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Pr 1 r en - —. u - u 7 RE * ur ee ana „. „’. m“ .- De len » nude Bo * 5 E - =. = ve u... . n e r > A 4 & - > | ra | - ns - - r Pa Se “ n m nnd > u Ein nu s u nz m e a rn S; er } u u 4 > nu nm u F Rap = er fee i er nu. Ar r 3 bu > . » -_. « A a ’ Ba u ” u n em ” _ ER b E > - = ” X. Ir 2 yo a “ - - R en w. E ar . + _ v » Pr Per ne - Nr u Sn - zum >» en. in nr . - — i ER ..€ ie we “ ı u a Pi Pr a =. En " s u er * - . nn . P R ka ” R x 3 [er ’ Klee ” .. ’ u. . 0% - + > 0 - a En ie B- RER - > \ . Ps - 4 Fr . 4 \ * u | N i pr . % - BIOLOGY Digitized by the Internet Archive in 2014 https’//archive.org/details/centralblattfurb4188unse nm ud -. an S. BILLINGS ." a. RIALTO BUILDING, CHICAGO. CENTRALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde. II. Jahrgang. IV. Band. IR RALLDE Ayung Dh DIE DR ELLE in PEN ER bist „77 Sunendek H CENTRALBLATI für Bakteriologie und Parasitenkunde. m—n In Verbindung mit Geh. Hofrath Professor Dr. Leuckart in Leipzig und Professor Dr. Loeffler in Greifswald herausgegeben von Dr. Oscar Uhlworm in Cassel. Zweiter Jahrgang. IV. Band. Mit 4 Tafeln und 38 Abbildungen im Texte. — — Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1888, e; + rw R er Bra Prarr Han:i „H 198891849 el ne iahiawS Tara Y i \ \ | ih QNTRALBLA Tr \ Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof. Dr. Leuckart und Stabsarzt Dr. Loeffler, in Leipzig Docent für Hygiene in Berlin, herausgegeben von Dr. ©. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. IV. Band.) No. 1. Preis für den Band (26 Nummern) i4 Mark. ; Jährlich erscheinen zwei Bände. —3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- 11. Jahrg. Die Redaction des „Centralblatts für Bacteriologie ete.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Vebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. ——m—mnn num nn 00000000000 = m m m — mel 0 nn men sonen nern Ueber eine neue Monadine, Endobiella Bambekii. Von Dr. C. De Bruyne, Präparator am histolog.-embryol. Institut in = Gent. Mit einer lithographischen Tafel. Während des verflossenen Aprils hatte ich die Vergünstigung, im kryptogamischen Laboratorium der Universität Halle unter der Leitung von Prof. Dr. W. Zopf über niedere Organismen arbeiten zu können. Derselbe stellte mir eine grössere Anzahl seiner Monadinen-Kulturen zur Verfügung. Nachdem ich in die in jenem Laboratorium üblichen Methoden eingeführt worden war und ver- schiedene der von Prof. Zopf aufgefundenen und beschriebenen Genera und Species von Monadinen und höheren Mycetozoen kennen gelernt hatte, fand ich in Rindenzellen von Chara vul- EM FNAN 1 RE“ x F s ee, 2 De Bruyne, garıs neben einer grossen Anzahl von Individuen der Diplophysalis Nitellarum (Cienk.) einen winzigen Organismus, der schon auf den ersten Blick hinreichend charakteristisch erschien, um von jenem relativ grossen Parasiten sofort als durchaus verschieden erkannt zu werden. Aehnliche Objecte beobachtete schon Prof. Zopf in Berlin 1882 in Zellen von Nitella mucronata. Nachdem er einige Stadien gezeichnet hatte, unterbrach er seine Untersuchungen, von anderen Objecten angezogen, welche er in seinen zahlreichen und interessanten Arbeiten über Monadinen veröffentlicht hat. Jedenfalls war es mir erlaubt, die Untersuchungen über dieses Object unter seiner Leitung fortzusetzen. Von den Stadien, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte, möge im Folgenden eine kurze Beschreibung gegeben werden. In den Charenzellen, die von der Diplophysalis Nitellarum in allen Stadien befallen und zum grossen Theil ihres Chlorophylis beraubt waren, trifft man Zoosporen, amoeboide Zustände und Ruhestadien in Form von Dauersporen an. Mit folgender Kultur-Methode liess sich der Zusammenhang dieser Entwickelungs- formen nachweisen. Ich isolirte zunächst möglichst bleiche Rinden- zellen der Chara vulgaris, welche die Parasiten meist zahlreich ent- halten (was bei der Grösse des Objects keine Schwierigkeiten hat), brachte dann die Rindenzellen in den Tropfen des Objectträgers unter Deckglas und legte das Ganze in eine feuchte Kammer, welche aus ineinandergreifenden Krystallisirschälchen gebildet war. Vor- her hatte ich für jedes Präparat eine bestimmte Stelle bezeichnet, wo gewisse Zustände des Organismus lagen; auf diese Weise wurde ein sicheres Wiederauffinden, und damit eine continuirliche Beobach- tung während mehrerer Tage ermöglicht. Um die Entwickelung von Spaltpilzen zu verhüten, wurden überdies einige grüne Algen zugefügt. Die beobachteten Stadien der Entwickelung treten in folgender Reihenfolge auf: Zoospore, Amoebe und Ruhezustand. Betrachten wir jeden Zustand in Kürze einzeln. Zoospore. Der Gesammtumriss derselben ist birnförmig, eiförmig oder kugelig, das cilientragende Ende bisweilen an einem Punkte etwas vorgezogen. Jeder Schwärmer besitzt nur eine Cilie, deren Länge das 1'/,fache bis 2!/,fache der Länge der Zoospore beträgt. Dabei erscheint sie so kräftig, dass sie bei starken Vergrösserungen unter Anwendung von Fixirungsmitteln gesehen wird. Im Uebrigen tritt sie bei Behandlung mit Jodkalium recht deutlich hervor. Der Vorgang des Schwärmers bietet keine Besonderheiten. Die Cilie wird vorgestreckt und bei lebhafter Be- wegung so geführt, dass sie einen Kegelmantel zu beschreiben scheint, während sie bei träger Bewegung peitschenartig hin und her schwingt. j Unter den gewöhnlichen Verhältnissen lässt der Körper der Zoospore nur 1—2 grössere contractile Vacuolen und zahlreiche kleine in das Hyaloplasma eingebettete Körner oder Tropfen er- kennen, aber keinen Kern. Letzterer tritt erst hervor, wenn man Ueber eine neue Monadine, Endobiella Bambekii. 3 das Object, nach vorheriger Fixirung mit Pierinsäure und Aus- waschen mit Alkohol und Wasser, mit einem Farbstoff (z. B. Gentiana- violett) behandelt. Jene Körner oder Tropfen bestehen der Mehr- zahl nach aus Fett, wie die Braunfärbung durch Osmiumsäure be- weist. Während die Gestalt der Zoosporenkörper bei lebhaften Schwärmern stets eine scharf abgerundete (kugelige oder birn- förmige) ist, treten in Momenten der Ruhe amoeboide Formver- änderungen auf, welche aber nur sehr schwach ausgeprägt erscheinen (Fig. 2 u. 3) und niemals in der Bildung von eigentlichen Pseudo- podien ihren Ausdruck finden. Wenn, wie es nicht selten der Fall ist, in derselben Charen-Rindenzelle neben den in Rede stehenden Zoosporen solche von Diplophysalis vorkommen, so lassen sich beide doch leicht und sicher durch Form, Grösse und Cilien- apparat unterscheiden. In manchen Rindenzellen fand ich zahlreiche, in manchen nur wenige Zoosporen. Wenn man die Zoosporen einige Zeit verfolgt, so vermindern sich ihre Bewegungen sehr allmählich. Sie bleiben nur auf derselben Stelle und machen nur noch dann und wann eine drehende Be- wegung, die meistens ruckartig erscheint und wobei man die Cilie - recht deutlich in gekrümmten Formen beobachtet. Nach mehreren Stunden, bisweilen auch erst nach einem Tage oder noch später, ist diese drehende Bewegung der Cilie nicht mehr zu sehen. Der Organismus. befindet sich jetzt in dem Uebergangsstadium zur Amoebenform. Amoebe. Der Körper derselben nimmt im Vergleich zur Zoospore im Ganzen mehr gestreckte Form an und die amoeboide Veränderung des Contours wird etwas ausgesprochener, als bei dem Schwärmer, insofern nämlich, als an einer Seite ein Hyalo- plasmasaum (Fig. 5—8) sich bildet, der sich verbreitern und ver- schmälern kann, bisweilen auch in Form eines breiten Pseudo- podiums vorgeschoben und wieder eingezogen wird, wobei auch der Contour des gesammten Körpers sehr langsame Veränderungen er- fährt. Die Ortsveränderungen sind infolge dessen sehr gering. Eine Bildung mehrerer oder gar spitzer Pseudopodien findet niemals statt. Der Nachweis eines Kernes ist nur mit Hilfe von Färbungs- mitteln nach vorhergegangener Fixirung möglich. So erscheint er, z. B. nach Tinction mit Gentianaviolett als ein ziemlich grosser Körper (Fig. 21 u. 22).. Ausserdem sind 1—2 ziemlich grosse Vacuolen und zahlreiche Körner und Tropfen vorhanden, die meist etwas grösser als in dem Schwärmer sind und von denen die stärker lichtbrechenden sich ebenfalls mit 1 °/, Osmiumsäure braun färben. Die Dimensionen der Amoebe schwanken zwischen 6—9 u in der Länge und 6—8 u in der Breite. Wenn man eine solche Amoebe, deren Lage man sich genau gemerkt hat, kürzere oder längere Zeit beobachtet, so lässt sich eine Abrundung des Körpers constatiren, die allmählich zur Kugelform oder Ellipsoidform führt. Hierauf wird eine Membran abgeschieden, die zunächst sehr zart ist (Fig. 11). Während dieses Vorgangs oder etwas später werden die Fetttröpfchen mehr zusammengedrängt, so dass eine | ve 4 De Bruyne, Ueber eine neue Monadine, Endobiella Bambekii. mehr oder weniger deutliche Scheidung des Hyaloplasmas zu Stande kommt. Die Fetttröpfchen fliessen dann allmählich zu grösseren zusammen (Fig. 12—15), bis sie schliesslich einen einzigen grossen runden Tropfen bilden, der meist excentrisch gelagert ist. (Fig1 e und 16). Durch diese Vorgänge ist bereits die Bildung des Ruhe- stadiums, der Spore, eingeleitet. Die weitere Entwickelung des- selben macht sich insbesonderein der Ausbildung der Membran geltend. Dieselbe wird verdickt (erhält einen doppelten Contour) und nimmt eine eigenthümliche Sculptur an (Fig. 17). Es bilden sich näm- lich auf der Oberfläche feine Verdickungsleisten, welche so mit einander verbunden sind, dass sie polygonale 5—-6eckige.zierliche Maschen darstellen (Fig. 18). Diese Sculptur erinnert z. B. an die Sporen von Cornuvia serpula und’ von Tilletia Caries. Eine Färbung ist an dieser Sporenmembran nicht vorhanden. Da ‘bei Behandlung mit Chlorzinkjodlösung höchstens eine schwach gelbe, aber keine violette Färbung eintritt, so kann dieselbe nicht a Cellulose bestehen. Durch Congoroth wird sie übrigens roth gefärbt. Was den Inhalt anbetrifft, so bemerkt man in demselben ausser der grossen Fettmasse noch kleine, schwach lichtbrechende Kügelchen, welche sich mit Osmiumsäure nicht färben, wohl aber mit Congo- roth. Sie sind also nicht fettartiger, sondern plasmatischer Natur. Die Sporen zeigen in der Regel Kugelgestalt, doch kommen auch hie und da ellipsoidische, selten etwas gekrümmte Formen vor, deren Sculptur mitunter nicht so gleichförmig netzartig erscheint, wie bei den gewöhnlichen kugeligen Sporen. Was nun die Stellung des vorliegenden Organismus im System betrifft, so möchten die dargelegten Entwickelungsstadien wohl darauf hindeuten, dass derselbe zu den Mastigophoren und zwar zu den Flagellaten im Sinne Bütschli’s gehört. In welche Unter- abtheilung der letzten Gruppe er aber zu stellen ist, lässt sich vorläufig noch nicht entscheiden; doch scheint er den Monadinen verwandt zu sein. Da er aber in keine der Familien und Generationen, welche bei Bütschli!) und Zopf?) zu finden sind, hineinpasst, so halte ich es für erlaubt, den Organismus einem neuen Genus „Endobiella“ zuzurechnen und ihn als E. Bambekii (nach meinem verehrten Lehrer, Prof. Dr. Van Bambeke zu Gent) zu bezeichnen. Die Auskeimung der Dauersporen, die Vermehrung der Schwärmer durch Theilung und das Eindringen derselben in die Wirthszellen zu beobachten, ist mir bisher nicht möglich gewesen. Ich behalte mir weitere Untersuchungen zur Ausfüllung dieser Lücke vor. Kryptogamisches Laboratorium der Universität Halle. 1) In Bronn’s Thierreich. Die Protozoen von Bütschli. 2) W. Zopf, Die Pilzthiere oder Schleimpilze. 1885. — W. Zopf, Zur Mor- phologie und Biologie der niederen Pilzthiere. 1885. — W. Zopf, Untersuchungen über Parasiten aus der Gruppe der Monadinen. Halle (Niemeyer) 1887. OF THE UNIVERSITY OF ILLINOIS Y Centralbl f. Bact. u. Parasıtenk. Bd. | Tafıd. rm u 2 N Be jolerer My, ORH@STES \HO0% de Bruyne del, Verl.v. Gustav Fischer idena. Lith.Anst.v. A.Giltsch, Jena « Bakterien in der Exspir ationsluft. ST Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. 450/,. Stück einer Chara-Rindenzelle: D.N. Dauersporen bildender Zustand von Diplophysalis Nitellarum. a—/ Entwickelungszustände von Endo- biella Bambekii: a Schwärmer mit langer Cilie, 5 rundliche Amoeben- stadien, ce die Amoeben haben sich schon in ihrer Form verändert. d—/ Verschiedene Zustände der Dauersporen. Fig. 2—4. 900/,. Ein und derselbe Schwärmer während einer Beobachtung von 30 Minuten. Fig. 5. 900/,. Schwärmer mit zwei Vacuolen. Fig. 6—7. °200/,. Zwei Stadien einer und derselben Amoebe mit seitlichem Hyaloplasmasaum. Fig. 8—9. °00/,. Eine andere, etwas grössere Amoebe während einer Be- obachtung von einer halben Stunde. Fig. 10. 900/,. Eine in Abrundung begriffene Amoebe. Fig. 11—14. 20°/,. Verschiedene Stadien der Entwickelung einer jungen Dauerspore, welche aus der Amoebe in Fig. 8—9 entstanden ist. (Continuirliche Beobachtungsreihe). Fig. 15. 900/,. Junge Dauerspore, deren Fetttröpfehen bereits zu ziemlich grossen Tropfen zusammengeflossen sind. Fig. 16. 900/ . Etwas älterer Sporenzustand. Die Fetttröpfchen sind zu einem grossen excentrischen Tropfen zusammengeflossen. Fig. 17. 700/,.. Reife Dauerspore mit ihrer charakteristischen Sculptur. Fig. 18. 700/,. Sporenhaut, von der Fläche gesehen, mit ihrer Netzsculptur. Fig. 19 u. 20. ?700/,. Zwei Beispiele von gestreckten und unregelmässigen Sporen. Fig. 21 u. 22. 700/,. Zwei Amoeben, deren Kern nach Behandlung mit Gentianaviolett gariz deutlich geworden ist. Straus, J., Sur l’absence de microbes dans l’air ex- pire. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1888. No. 4. S. 181.) - Von Tyndall war gezeigt worden, dass die Exspirations- luft, wenigstens die letzten Antheile derselben, optisch rein seien. Gunning fand dann, dass die Exspirationsluft auch bakterien- frei und daher unfähig sei, Fäulniss in sterilen Nährlösungen ein- zuleiten. Straus hatte, in Gemeinschaft mit Dubreuil, 1887 analoge Versuche angestellt und war zu den nämlichen Re- sultaten gelangt. Neuestens ist die Frage von Straus nochmal, mit Hülfe des neuen verbesserten, von ihm und Wurtz beschrie- benen Verfahrens der bakteriologischen Luftanalyse (s. das Re- ferat auf S. 27) der Prüfung unterzogen worden. Die Untersuchungen wurden angestellt in der sehr keimreichen Luft des Höpital Tenon. Einmal wurde der jeweilige Keimgehalt eines bestimmten Luftvolums mittelst des Straus- W urtz’schen Apparates festgestellt, und gleichzeitig mit einem zweiten analogen Apparat der Keimgehalt der ganzen vom Experimentator am gleichen Orte exspirirten Luft. Das Volum der letzteren ergab sich durch Ablesung einer Gasuhr, welche die exspirirte Luft nach Durch- tritt durch den Absorptionsapparat schliesslich noch zu passiren hatte. Das Resultat von 8 Versuchen ergab eine durchschnittliche Verminderung des Keimgehalts um das 600fache; wenn die inspi- rirte Luft in 50 Liter Hunderte von Keimen enthielt, fanden sich 6 | Typhus. . in der Exspirationsluft nur einige wenige; nur wenn die Luft der Säle ausserordentlich reich war an Keimen, stieg entsprechend auch der Gehalt der Exspirationsluft ein wenig höher. Uebrigens ist zu bemerken, dass die totale Exspirationsluft untersucht wurde; bei Beschränkung auf die letzten Portionen derselben wäre das Resultat ohne Zweifel noch günstiger. Immerhin zeigt sich, dass die Exspirationsluft nahezu als frei von Keimen gelten darf. Buchner (München). Simmonds, M., Der gegenwärtige Stand unserer Kennt- nisse über die Aetiologie des Abdominaltyphus. (Separat-Abdruck aus dem Centralblatt f. allgemeine Gesund- heitspflege. 1887. pag. 213—243.) In dem vorliegenden Referate wird das grosse im Verlauf des letzten Trienniums auf nahezu hundert einzelne Arbeiten ange- wachsene Material über die Aetiologie des Abdominaltyphus in übersichtlicher Weise zu einer trefflichen Darstellung des gegen- wärtigen Standes dieser Frage verarbeitet. Die bakteriologischen Befunde an Typhusleichen und Typhuskranken, die morphologischen und biologischen Eigenschaften des Typhusbacillus, die Thierexperi- mente mit demselben und epidemiologische Beobachtungen erfahren in der Arbeit eine eingehende Würdigung und bilden die Haupt- abschnitte, unter denen die wesentlichen Resultate des Inhaltes der zahlreichen einschlägigen Veröffentlichungen zusammengefasst werden. Es würde zu weit führen, das ausführliche Referat auch nur in Kürze wiederzugeben und wir dürfen hiervon wohl um so mehr Abstand nehmen, als ja auch in dieser Zeitschrift bereits im vori- sen Jahre ein nicht minder ausführlicher zusammenfassender Be- richt veröffentlicht wurde. (Seitz, d. Zeitschrift, Bd. H. No. 23 u. ff.) Goldschmidt (Nürnberg). Brouardel, P. et Chantemesse, Enquäte sur l’origine des epid&mies de fievre typhoide observ6&es dans les casernes de la marine de Lorient. (Annales d’hygiene publique et de medecine legale. 1837. No. 12.) Seit einer Reihe von Jahren herrschte in den Kasernen von Lorient, welche eine eigene Wasserbezugsquelle besitzen, im Frühjahr und Herbst in heftigster Weise unter den Truppen der Typhus, so dass in den letzten 5—6 Jahren mehr als 500 Soldaten davon befallen wurden. Die übrige Bevölkerung, die aus einer andern Quelle ihr Trinkwasser bezog, blieb meist vom Typhus verschont, so dass schon dieser Umstand die Aufmerksam- keit der zur Erforschung der Ursache der Epidemie entsandten Commission auf das Trinkwasser hinlenkte. Genauere Nachfor- schungen in dieser Hinsicht ergaben nun auch, dass die Quellen, aus denen das Leitungswasser stammt, welches die Kasernen mit Wasser versorgt, von Feldern rings umgeben sind, auf welche zwei- mal im Jahre, im Januar und Februar, sowie im August die Be- hälter entleert werden, welche die menschlichen Dejectionen ‚auf- Typhus. 7 nehmen; um dieselbe Zeit kommt es auch zu stärkeren Regen- güssen und der Regen spült von den Feldern die daselbst abge- lagerten schädlichen Keime, so auch die Typhusbacillen, dem Quell- wasser bei. Dafür spricht, dass unmittelbar nach stärkerem Regen- falle das Trinkwasser in den Kasernen sehr trübe und reich an organischen Substanzen war, und dass in die Monate März und October jeweils der Höhepunkt der Epidemie fällt, also einige Wochen nach der Zeit, in welcher die Felder mit den menschlichen Dejectionen gedüngt werden. Neben der Wasserversorgung spielte aber nach der Ansicht der Berichterstatter im vorliegenden Falle auch die Anlage der Aborte eine Rolle bei der Verbreitung des T'yphus‘, speciell die Aufstellung der zur Aufnahme der Fäkalien bestimmten Tonnen unter den Fenstern der Säle der Kasernen. Sobald diese Tonnen mit den Dejectionen der Typhuskranken inficirt sind, können sie Krankheitskeime an ihre Umgebung abgeben; speciell ein Fenster der 1. und 2. Etage der Kaserne lag direct über diesen Tonnen, und die in den Betten, welche an diesem Fenster standen, schla- fenden Soldaten erkrankten alle an Typhus, während die in dem- selben Saale liegenden übrigen Soldaten viel seltener erkrankten. Wasserversorgung und Abortanlagen dürften also die Ursachen der Typhusepidemie in den Kasernen von Lorient sein, und die hygienischen Maassnahmen, die zur Verhütung der Wiederkehr der Seuche vorzunehmen sind, ergeben sich daraus von selbst. Goldschmidt (Nürnberg). Pouchet, Du röle de l’eau potable dans l’&tiologie de la fievre typhoide; enquöäte faite a Joigny (Yonne). (Annales d’hygiene publique et de medecine legale. 1888. No. 2.) Von französischer Seite wurden in der letzten Zeit eine Reihe von Mittheilungen publicirt, welche für das epidemische Auftreten von Typhus die Wasserversorgung verantwortlich zu machen be- strebt sind. Wenn auch in der Mehrzahl dieser Fälle der scharfe Beweis für die Richtigkeit dieser Ansicht durch den Nachweis der Typhusbacillen in dem beschuldigten Trinkwasser nicht erbracht wurde, so sind die Beobachtungen über den Gang der Epidemieen und die bakteriologisch-chemischen Untersuchungen des Wassers doch so exact durchgeführt, dass ein Zweifel über den ursächlichen Zusammenhang der Seuche mit der Wasserversorgung nicht leicht aufkommen kann. Auch der vorliegende Bericht liefert einen interessanten Bei- trag zu dieser Frage: In Joigny herrscht der Typhus endemisch, doch zeigt eine Gruppe von Häusern des tief gelegenen Theiles der Stadt, die rings um einen Pumpbrunnen herumliegen und deren Bewohner sich dessen Wassers ausschliesslich bedienen, eine ganz auffallende Frequenz an Typhuserkrankungen. Die Untersuchung dieses Wassers ergab nun, dass dasselbe sehr stark durch orga- nische Substanzen verunreinigt war, und dass dieses Wasser von 8 | Typhus. seinem Ursprunge an, besonders aber auf seinem Wege durch die Stadt den mannigfachsten Verunreinigungen durch unzureichende Canalisation ausgesetzt ist. Auch hier gelang es nicht, im Wasser die Typhusbacillen nachzuweisen. Goldschmidt (Nürnberg). Ali Cohen, Ch. H., De Typhus-Bacil. Een experimeteel en kritisch onderzoek. (Proefschrift ter verkrijging van den Grad van Doctor in de Geneeskunde. Groningen (Wolters) 1888. Der Verf. liefert uns eine durch Fleiss, Gründlichkeit und Scharfsinn in gleich hohem Grade sich auszeichnende experi- mentelle und kritische Untersuchungüber den Typhus- bacillus. Wenn wir uns begnügen müssen, aus dem reich- haltigen Stoffe die wichtigsten Punkte hervorzuheben, so wären etwa folgende zu nennen: In dem 1. Kapitel: ‚Morphologie und Biologie des Typhus- bacillus‘‘ nehmen die Darstellungen und Erörterungen des Verf. über das Verhalten der „Kartoffelkulturen“ des Typhus- bacillus sowie diejenigen über Sporenbildung bei demselben unser Interesse vorzugsweise in Anspruch, Verf. macht darauf aufmerksam, dass die Typhusbacillen sich in viererlei Weise auf der gekochten Kartoffelscheibe entwickeln können: 1) Makroskopisch unsichtbares Wachsthum über die ganze Oberfläche. : 2) Makroskopisch sichtbares Wachsthum über die ganze Ober- äche. | | 3) Makroskopisch sichtbares Wachsthum auf das Centrum ein- geschränkt. 4) Makroskopisch sichtbares Wachsthum auf das Centrum be- schränkt, mit unsichtbarer Ausstreuung von Bacillen in der Pe- ripherie. Von diesen 4 Wachsthumsmodi erkennt Verf. allein den erst- genannten als typisch und absolut charakteristisch an; 2) und 5), obwohl unter Umständen häufiger vorkommend als 1), sind keines- wegs dem Typhusbacillus allein eigenthümlich; von grösserer dia- gnostischer Bedeutung ist die sub 4) beschriebene Uebergangsform. Verf. revidirt nun auf diese seine Erfahrungen hin die Angaben der verschiedenen Autoren über das Wachsthumsverhalten der Typhusbacillen auf Kartoffeln; er constatirt dabei, dass schon Eisenberg (Bakt. Diagnostik, tab. 25), sowie Fraenkel und Simmonds „atypische Kartoffelkulturen des Typhusbacillus“ be- schrieben, aber irrthümlich entweder auf absichtlich herbeigeführte (Alkalisirung Eisenberg) oder auf natürliche Verschiedenheiten der Kartoffeln bezogen hätten, während der wahre Grund des diffe- renten Wachsthums in den Bacillen gelegen sei; er urgirt aber dabei auch ferner, dass mehrere deutsche und französische Autoren das typische kulturelle Verhalten, wie es zuerst von Gaffky erkannt, nicht zutreffend geschildert; das, worauf es ankäme, sei nicht allein die Unsichtbarkeit der Kultur, sondern auch deren Ausbreitung über die gesammte Oberfläche. Typhus. ‚9 Was nun den Punkt der Sporenbildung anlangt, so hat sich der Verf. auf keine Weise weder auf dem Wege der morpho- logischen Untersuchung, noch auf dem.der biologischen Prüfung von dem Vorkommen echter (endogener) Sporen in den Typhus- - bacillen überzeugen können. Die seit Gaffky’s grundlegenden Mittheilungen über Sporenbildung bei den Typhusbacillen seitens späterer Autoren gelieferten bestätigenden Angaben unterwirft Verf. einer sehr scharfen (aber durchaus objectiven und wohlbegründeten Ref.) Kritik; speciell wird hierbei Chantemesse und Widal, sowie Birch-Hirschfeld abgesprochen, dass die von ihnen ge- sehenen und als Typhussporen gedeuteten Bildungen mit den Gaffky’schen Sporen der Typhusbacillen identisch gewesen und die von Birch-Hirschfeld zu Gunsten der Sporennatur der von ihm (B.-H.) beobachteten Gebilde (die auch Verf. in seinen Kulturen wahrgenommen zu haben scheint. Ref.) vorgebrachten Gründe als nicht ausreichend bezeichnet. | In dem 2. Capitel: „Der diagnostische Werth des Typhus- bacillus‘‘ erscheint zunächst die Kritik von hervorragendem Inter- esse, welche Verf. den in der Litteratur vorliegenden Angaben über das Vorkommen der Typhusbacillen im Trinkwasser an- - gedeihen lässt. Die oben besprochenen positiven bezüglichen Be- funde von Chantemesse und Widal, sowie von Thoinot erachtet Verf, namentlich wegen der nicht mit dem typischen Verhalten des Typhusbacillus sich deckenden Beschreibung der Kartoffelkulturen des aus den verdächtigen Wässern gezüchteten, als Typhusbacillus angesprochenen Mikrobions, nicht für ein- wandsfrei!). — Weiterhin liefert dieser Abschnitt der Arbeit ein sehr werthvolles Beweismaterial zur Entscheidung der (namentlich von Seite einzelner maassgebender Kliniker nicht nur noch als unentschieden betrachteten, sondern sogar mehr im Sinne des Unitätsstandpunktes beantworteten. Ref.) Frage nach der Identität oder Nichtidentität von Typhus abdominalis und Typhus exan- thematicus. Während bekanntlich in der Milz von an Abdo- minaltyphus Verstorbenen so gut wie constant durch das Kultur- verfahren die Gegenwart des Typhusbacillus festzustellen ist, ver- mochte Verf. durch genaue bakteriologische Untersuchung der Milz von Flecktyphusleichen die Abwesenheit des genannten Ba- cillus in derselben: darzuthun. — Dasselbe negative Resultat er- gab die Untersuchung der Leichentheile von anderen, nicht an Abdominaltyphus Verstorbenen, die Untersuchung der Luft, des. Trinkwassers u. a. m. Im 3. Abschnitt berichtet Verf. über mehr specielle Forschun- gen, die er bezüglich der dem Flecktyphus zu Grunde liegenden Mikrobien angestellt. In der Milz von 4 Flecktyphusleichen gelang es ihm, bestimmte Bacillen aufzufinden, über deren ätiologische Bedeutung er bis auf Weiteres das Urtheil suspendirt. 1) Gleichfalls skeptisch resp. ablehnend verhält sich Verf. gegenüber den einschlägigen positiven Angaben von Marpmann (Ergänzungshefte z. Centralblatt f. allg. Ge- sundheitspflege. 1883. Heft 4. p. 251) und Tryde (Semaine med. 1887. 5. annee, no. 18. p. 155. Lettres du Danemark par Adolph Levy.) 10 Bender, Im 4. Abschnitt behandelt Verf. die Frage nach der thier- pathogenen Wirkung des Typhusbacillu. Die Ergebnisse seiner eigenen Thierexperimente und die daraus gezogenen Schluss- folgerungen decken sich vollständig mit denjenigen des Ref. und Wolfowicz: dass die Typhusbacillen im Körper der benutzten Versuchsthiere nicht zur Wucherung gelangen, und dass die Bil- dung giftiger Stoffwechselproducte in den künstlichen Kulturen der Typhusbacillen keine constante Erscheinung ist. Die Resultate sämmtlicher mit dem Typhusbacillus angestellten Thierversuche kritisch überschauend, urtheilt Ali Cohen: . 1) Es besteht kein Grund, anzunehmen , dass der Typhus- bacillus für Thiere schädlich ist. 2) Als bewiesen kann angenommen werden, dass in vielen Fällen der Typhusbacillus für Thiere unschädlich ist (Fälle, wo auf den Kultursubstraten neben den Typhusbacillen keine giftigen Pro- ducte entstanden sind). 3) Die schädliche Wirkung von einigen Kulturen der Typhus- bacillen auf Thiere ist ein Intoxicationsprocess ohne specifische Bedeutung. Aus dem Umstand, dass der Typhusbacillus auf todten Nähr- böden schädliche Substanzen zu produciren im Stande ist, zu schliessen, dass der Typhusbacillus auch im inficirten Men- schenkörper solche Stoffe producirt und durch sie seine spe- cifisch pathogene Wirkung entfaltet, hält Verf., auf die Ueberein- stimmung mit den bez. Anschauungen des Ref. Bezug nehmend, für nicht zulässig. Baumgarten (Königsberg). Ueber den Erysipelcoccus (Fehleisen). Zusammenfassender Bericht über unsere Kenntnisse der ätiologischen Beziehungen desselben zur Rose. Von | Dr. med. Max Bender, I. Assistenzarzt a. d. Klinik des Herrn Geh. Rath Prof. Doutrelepont : ın Bonn. Während Chelius noch in seinem 1881 erschienenen Hand- buche sagt: „die eigentliche Ursache der ächten Rose ist: Gallen- reiz, Störung der Function der Leber, Anhäufung gastrischer Un- reinigkeiten u. Ss. w.“, hatte man in England bereits seit langer Zeit den contagiösen Charakter der Rose erkannt; erst im Jahre 1862 sprach sich in Deutschland als einer der Ersten Wernher für die Contagiosität des Erysipels aus. Auch in Frankreich waren es nur Wenige (Velpeau, Trousseau), die sich über die in- dividuelle Prädisposition und die constitutionellen Anomalieen, als Ursachen des Rothlaufs, hinwegsetzten. — Nachdem Volkmann Ueber den Erysipeleoceus (Fehleisen). 11 das Erysipel als ächte Wundinfectionskrankheit bezeichnet hatte, und Hüter die Natur des Giftes in Gestalt „kleiner, stark beweg- licher Kokken‘ gefunden zu haben glaubte, wurden sehr rasch nach einander Bakterienbefunde bei Erysipel von den verschiedensten Seiten mitgetheilt. Wenn nun auch keineswegs den diesbezüglichen Veröffentlichungen von Lukomsky, Billroth und Ehrlich, Tillmanns, M. Wolff u. A. eine gewisse Bedeutung abge- sprochen werden soll, so waren sie doch nicht geeignet, uns einen definitiven Aufschluss über das Wesen der Wundrose zu geben. Ob dies mit der Entdeckung Fehleisen’s erreicht wurde, darüber wird wohl die folgende übersichtliche chronologische Zusammen- stellung der seit damals erschienenen Publicationen Aufschluss geben. Soviel ist sicher, dass durch Fehleisen’s Fund die Frage nach der Aetiologie des Erysipels in eine Phase getreten ist, die als Wendepunkt in unseren Anschauungen bezeichnet wer- den muss; war doch F.’s Mikroorganismus der erste, der den von Koch gestellten Forderungen, um für die parasitäre Natur einer Krankheit beweisend zu sein, vollauf genügte. Wie bekannt, sind auch schon lange Uebertragungen mit dem Erysipelgift zum Zwecke der Heilung maligner Tumoren etc. ange- ‚stellt worden; die darüber bekannt gewordenen Erfolge sind nur in- soweit von uns berücksichtigt worden, als sie Untersuchungen über den Erysipelcoccus mit enthalten, da ohne diese Einschränkung die Gefahr zu naheliegend war, dass wir uns dann auf das grosse Ge- biet der Infectionskrankheiten überhaupt verirrten. Dieserhalb sind auch die seit Rosenbach erschienenen Publicationen über Mikro- organismen der Eiterung u. ähnl. nur mit in den Kreis der Betrachtung gezogen worden, wenn sie differentiell-diagnostische Merkmale dem Micrococcus erysipelatos (Fehleisen) gegenüber enthalten. ! Im Jahre 1881 fand Fehleisen!) in einem Falle von Ery- sipelas migrans Mikrokokken besonders zahlreich in den Lymph- gefässen der oberflächlichen Coriumschichten und zwar wesentlich beschränkt auf die Randzone der gerötheten Haut. Nur vereinzelt konnte er sie in den tieferen Coriumschichten und im subcutanen ‚Bindegewebe nachweisen, während die Blutgefässe sie überhaupt nicht zeigten. Hie und da konnte man beobachten, wie sich die Mikrokokken bis in die noch nicht geröthete Hautpartie weiter erstreckten, zum Theil in Ketten von 6—12 oder mehr Gliedern, zum Theil in Diplokokkenform, die ihrerseits noch in weiterer Theilung begriffen schienen. Schon bei dieser ersten Mittheilung sprach sich F. dahin aus, dass er den Befund als pathognomisch für das Erysipel erachte. Um dafür den exacten Beweis zu liefern, untersuchte er nicht nur weitere 11 Fälle, sondern er züchtete ?) auch den Micrococcus des Erysipels auf Lo effler’scher Fleischinfus- 1) Untersuchungen über Erysipel. (Aus den Sitzungsberichten der Würzburger phys.-med. Gesellschaft. 1881.) 2) Ueber die Züchtung der Erysipelkokken auf künstlichem Nährboden und ihre Uebertragbarkeit auf den Menschen. (Aus den Sitzungsberichten der Würzburger phys.- med. Gesellschaft. 1882.) 12 : Bender, Pepton-Gelatine, indem er aus der vorher natürlich sorgfältigst gereinigten Haut an deren Peripherie kleine Stückchen excidirte, mit denen er die Nährböden beschickte. Dabei bildeten die Kokken um das Impfmaterial einen weisslichen, dichten Rasen; während beim Weiterimpfen auf der Oberfläche der Gelatine um den Ein- stichpunkt ein zartes dünnes Häutchen sich bildet, erscheint der Stichkanal selbst mit einem dichten weisslichen Belage ausgekleidet. Dabei ist auffallend das ziemlich langsame Wachsthum der Kolo- nieen, ja bei Zimmertemperatur ist dasselbe bald ganz erloschen. Die mikroskopische Untersuchung der Kultur ergab natürlich die charakteristischen Kokken. — Um nun noch den Schlussstein in die Beweiskette, dass die gefundenen Kokken wirklich die Ursache des Erysipels seien, einzufügen, stellte F. auch Uebertragungsver- suche mit denselben an. Eine Reinkultur 4. Generation, vorher mikroskopisch als solche erkannt, wurde einer mit multiplen Fibro- sarkomen behafteten Patientin eingeimpft in Form von 5 ganz oberflächlichen Einstichen. Der Erfolg war ein eclatanter, es ent- wickelte sich ein typisches Erysipelas marginatum, dessen völlige Heilung am. 15. Tage erfolgte. — Auch auf Kaninchen konnte F. Erysipel übertragen, wobei die mikroskopische Untersuchung ganz analoge Resultäte wie beim Menschen ergab. Hier hatte F. also bereits den Beweis erbracht, dass nicht nur durch das klinische Krankheitsbild das Erysipel sich hinreichend als morbus sui generis charakterisire, sondern auch sich von den verwandten Krankheitsprocessen, wie. Phlegmone u. a. durch den eine eigene Species darstellenden Micrococcus unterscheide. Um den gefundenen Mikroorganismus mit absoluter Sicherheit als specifischen pathogenen Spaltpilz ansprechen zu können, er- weiterte F. seine Beobachtungen erheblich, deren Resultat im Jahre 1883 veröffentlicht wurde 3). Nach mehrfachen Misserfolgen gelang der Versuch, den Coccus ausserhalb des menschlichen Körpers zu züchten, in der Weise, dass die Hautstückchen, um möglichst innigen Contact mit dem Nährboden zu bewerkstelligen, bei 40° G in ge- schmolzene Fleischinfus-Gelatine gelegt wurden. Nachdem zunächst die Reagensgläser noch 2 Stunden der Brütofen-Temperatur aus- gesetzt waren, liess man die Gelatine erstarren, um sie dann bei einer Temperatur von ca. 20° C aufzubewahren. Nach 2 Tagen traten an der Schnittfläche kleine weisse Pünktchen auf, die schliess- lich, sich langsam immer mehr vergrössernd, einen zarten weissen Belag bildeten, welche Kultur, auf andere Gelatinegläser weiter geimpft, bereits nach 24—30 Stunden feine weisse Pünktchen bildete. Sie flossen bald zu einem die Impfstiche auskleidenden undurchsichtigen, weissen Rasen zusammen. Nach etwa 6 Tagen war das Wachsthum beendigt. Auf diese Weise wurden 14 Gene- rationen gezüchtet. Auch Koch und Gaffky gelang es, die Kul- turen durch viele Generationen zu erhalten und zwar besonders schön auf erstarrtem Blutserum bei Brütofentemperatur. Bei diesem Verfahren erreichen die Erysipelkokken, in Form eines leicht von 3) Die Aetiologie des Erysipels. Berlin 1883, . « Ueber den Erysipeleoccus (Fehleisen). 13 der Oberfläche abzuhebenden weisslichen Rasens, eine grössere Ausdehnung als auf der Nährgelatine. Die morphologische Verschiedenheit .des bei Erysipel regel- mässig vorkommenden Micrococcus von anderen, bei Pyämie bei- spielsweise, beobachteten kettenbildenden Mikrokokken war nach F. also erwiesen; denn wenn die letzteren auch in einzelnen Indivi- duen, oder auch als Ketten von den ersteren nur sehr schwer zu unterscheiden seien, so zeigten die beiden Arten, auf geeigneten künstlichen Nährboden gebracht, doch solch differente Wachsthums- verhältnisse, dass eine Verwechslung ganz ausgeschlossen er- scheine. | | Die jetzt in extenso mitgetheilten Impfversuche betreffend, so hatten die an neun Kaninchen angestellten Experimente bei acht derselben ein typisches Erysipel erzeugt, während ein Thier sich immun erwies. — In einem Falle wurde, behufs anatomischer Unter- suchung, das Ohr amputirt, wobei sich die gleichen Verhältnisse wie beim Erysipel des Menschen ergaben. Dies, sowie der Um- stand, dass bei sämmtlichen Thieren der Process in 6—10 Tagen abgeheilt war, sei genug Beweis, dass hier ächte Rose vorgelegen, während die früheren Autoren, nach denen bei derartigen Impfun- gen „der tödtliche Ausgang die Regel bilde“, offenbar kein reines Erysipel vor sich gehabt hätten. — Fs sei dies auch leicht er- klärlich, da Kaninchen, einerseits für Bakterienkrankheiten der ver- schiedensten Art ausserordentlich empfänglich seien, andererseits von Koch und Loeffler zwei durch Bacillen bedingte Krank- heitsprocesse beim Kaninchen beobachtet wären, die grosse Achn- _ lichkeit mit Erysipel zeigten, ohne damit identisch zu sein. Ausser der oben bereits angeführten Patientin hatte F. in- zwischen noch 6 andere Kranke mit Erysipelkokken geimpft, von denen nur einer, trotz dreimaliger Impfung, sich immun zeigte. — Es wurden dazu Reinkulturen der 4., 9., 14., 15., 16. und 17. Ge- neration benutzt. —- Dass die Erfolge in Form ‚legitimer‘“ Erysipele erreicht wurden, kann nach der vom Autor gegebenen ausführ- lichen Schilderung der Symptome keinem Zweifel unterliegen. Ueber die Natur der Erysipelkokken bemerkt dann schliesslich F. noch, dass sie vollständig unbeweglich seien und nur in den Lymphbahnen sich verbreiteten. Von den bei Lymphangitis beob- achteten Mikroorganismen unterscheiden sich die Erysipelkokken vor Allem morphologisch sehr wesentlich. Sodann scheinen die Kokken im ersteren Falle nur durch den Lymphstrom von der Pustel, dem gewöhnlichen Ausgangspunkte der Lymphangitis, an- geschwemmt zu sein, ohne sich in dem entzündeten Lymphge- fässe selbst zu vermehren. Beim Erysipel dagegen entwickeln sich zunächst die Bakterien in den Lymphgefässen und wuchern dann nach allen Seiten hin, bisweilen sogar nach einer dem Lymphstrom entgegengesetzten Richtung. — Auch Phlegmone müsse streng von - Erysipel getrennt werden und zwar nicht nur klinisch und anato- misch, sondern auch ätiologisch; Impfung mit putriden Stoffen erzeugt nie Erysipel, nach Injection von Erysipelkokken entsteht nie Phlegmone, 14 - Bender, Ueber den Erysipelcoccus (Fehleisen). ‚Wenn ‘auch die Verbreitung des Erysipels für gewöhnlich so geschieht, dass wir dasselbe als contagiös bezeichnen müssen, so wird es doch schon durch das epidemische Auftreten der Rose wahrscheinlich, dass die Kokken derselben sich auch ausserhalb des menschlichen oder thierischen Körpers fortpflanzen. — Dass die in den Körper eingedrungenen Bakterien ebenso rasch, als sie sich vermehren, wieder innerhalb des Körpers zu Grunde gehen, erkläre, warum die Gefahr einer Ansteckung durch Erysipelkranke nicht eben sehr gross sei; selbst der Inhalt der Erysipelblasen, die einzigen den Infectionsstoff enthaltenden Ausscheidungen, sei nicht sehr infectiös. — Uebrigens hatte F. inzwischen gefunden, dass sich die Erysipelkokken sogar schon bei gewöhnlicher Tem- peratur auf Kartoffeln züchten lassen. Auch über das Verhalten der Kokken einigen Antiseptieis gegenüber stellte F, Versuche an, die ergaben, dass eine 45 Se- cunden lange Einwirkung von 5proc. Carbolsäure-Lösung und eine 15 Secunden lange Einwirkung von einer 1 p. M. Lösung von Sublimat die Entwicklung der kleinen Lebewesen auf der Nähr- gelatine völlig verhinderte. — Die daraus gezogenen Schlussfolge- rungen, um eine Garantie gegen die Infection mit Erysipel wenig- stens während der Operation zu gewinnen, bedürfen keiner Erläu- terung. Sehr bald nach Fehleisen’s Publicationen konnten Cornil und Babes) des Ersteren Angaben in Bezug auf den Sitz der Mikroben des Erysipels: vollkommen bestätigen. Auch Whitney ’s?) Untersuchungen fallen in diese Zeit. Aber nur in 5 Fällen, im Ganzen standen 61 Patienten zur Verfügung, und zwar in den allerschwersten, wurden Mikrokokken gefunden. Mit Ueberimpfun- sen von Blut und Urin konnte der Autor bei Kaninchen nie Ery- sipel erzeugen. Das Wesentliche der Erkrankung liegt nach W. in Veränderungen der Blutkörperchen: die rothen zeigten gewöhn- lich einen geringeren Durchmesser als in der Norm, sie klebten in unregelmässiger Anordnung zo susammen, dass sie sich leicht zu Fäden ausziehen liessen. Die weissen, ebenfalls von geringerem Durchmesser, waren sehr vermehrt (1 weisses auf 30 ja 50 rothe). Wenn es auch gewiss richtig ist, dass Rosenbach’s clas- sisches Werk 6) sich schlecht zu einem Referate eignet, so sind doch die darin niedergelegten Anschauungen über den Strepto- coceus pyogenes so interessant einerseits und von einschneidender Bedeutung für spätere diesbezügliche Untersuchungen andererseits geworden, dass ein kurzes bingehen darauf nothwendig erscheint. 4) Note sur le sitge des bacteries dans la variole, la vaceine et l’erysipele. (L’Union med. No. 154.) 5) Notes on blood-changes in erysipelas. (Philad. med. Times. 10. March, ref. i. Virchow-Hirsch. 1883.) 6) Mikroorganismen bei den Wundinfectionskrankheiten des Menschen. Wies- baden. (J. F. Bergmann.) 1884. ' (Fortsetzung folgt.) Tollwuth. 15 Bardach, Nouvelles recherches sur la rage. (Annal. de !Institut Pasteur. 1888. No. 1. S. 9.) Roux, Note de laboratoire sur la pr&sence du virus rabique dans les nerfs. (Ann. de l’Institut Pasteur. 1888. No: 1.8.18.) Pasteur, Lettre & M. Duclaux. (Annal. de /’Institut Pasteur. 1888. No. 3. S. 117.) Högyes, Le virus rabique des chiens des rues dans ses passages de lapinä lapin. (Ann. de VInstitut Pasteur. 1888. No. 3. S. 133.) Aus der Arbeit von Bardach (Subdirector am bakterio- logischen Institut in Odessa) ist hervorzuheben der durch klinische Beobachtung und Experiment gelieferte Nachweis, dass die Nerven- bahnen es sind, auf denen das Wuthgift im Körper sich verbreitet. In zwei Fällen starker Verletzung der oberen Extremität durch. Wolfsbisse wurden bei der Obduction Stücke der betreffenden Ner- venstämme (Radialis, Medianus, Cubitalis) entnommen und mit deesen bei Kaninchen durch Trepanation wieder Wuth erzeugt. Ebenso wurde ferner der Beweis dafür erbracht, dass im Speichel von Menschen, die an Wuth verstorben sind, das Wuthgift sich - findet. 12—24 Stunden nach dem Tode der betreffenden Wuth- kranken wurden die Speicheldrüsen herausgenommen, und die daraus hergestellte Emulsion Kaninchen durch Trepanation beigebracht. In sämmtlichen 22 Fällen erlagen die Kaninchen der Wuthkrank- heit. Die dabei häufig beobachtete Verzögerung der Incubation bezieht B. auf die geringe Menge des in der Speicheldrüse vor- handenen Giftes. Immerhin sei hierdurch Pasteur’s Anschauung bestätigt, wonach der Biss wuthkranker Menschen die Infection zu übertragen vermag. Die experimentelle Mittheilung von Roux (aus dem Pasteur- schen Laboratorium) beschäftigt sich ebenfalls mit der Verbreitung des .‚Wuthgiftes auf dem Nervenwege. Als das wichtigste Experi- ment erscheint folgendes: fünf Hunde wurden an der Schwanz- spitze mit je 4 Tropfen Mark-Emulsion der 70. Passage geimpft. Nach 25 Tagen erkrankte eines dieser (sorgfältig überwachten) Thiere an Wuth und wurde getödtet. Mit dem verlängerten Mark, dem Brusttheil und dem Lendentheil des Rückenmarks dieses Thieres wurden nun Impfungen bei Kaninchen gemacht. Alle diese Tbiere erkrankten präcis und mit der gewöhnlichen Incubations- dauer an Wuth. Die Anwesenheit des Wuthgiftes im ganzen Rückenmarksstrang ist hierdurch erwiesen. Auffällig bleibt dabei nur, dass der Hund keine Lähmungserscheinungen der Hinterextre- mitäten, sondern die reine Form der rasenden (cerebralen) Wuth gezeigt hatte. R. erklärt dies durch Voranschreiten des Wuth- giftes auf den Bahnen bestimmter Nervenbündel, ohne dass eine allgemeine Ausbreitung über den ganzen Querschnitt des Marks zu Stande käme. Die motorischen Functionen können deshalb un- gestört bleiben. | Pasteur citirt in seinem Briefe an Duclaux zunächst zwei ihm zugegangene Berichte von Gamaleia (Vorstand der Wuth- 16 Tollwuth. ‚klinik im bakteriologischen Laboratorium zu Odessa) und Bujwid (Vorstand der Impfstation gegen Wuth in Warschau), welche sich günstig über die jüngsten von ihnen erhaltenen Resultate der Schutzimpfungen aussprechen. Hieran reiht Pasteur einige Be- merkungen von allgemeinem Interesse. In einem Briefe vom 27. Januar 1887 hatte er constatirt, dass die Incubationszeit seines „Virus fixe‘ bei fortgesetzter Uebertragung von Kaninchen zu Kaninchen immer noch 7 Tage betrage, wie zur Zeit der ersten Schutzim- pfung an dem Elsässer Meister, jedoch mit der Tendenz zum Herabgehen auf 6 Tage. Damals war man bei der 133. Passage angelangt; jetzt, bei der 178. Uebertragung, hat sich die gewöhnliche Incubationsdauer, seit einem Jahre etwa, auf 6 Tage ermässigt. Man kann annehmen, dass das Virus hiermit definitiv in seiner Wirk- samkeit constant geworden ist. Welch lange Zeit hatte es hierzu gebraucht! Nicht weniger als 4—5 Jahre unausgesetzter Ueber- tragungen. Auch die gewöhnliche Wuth der Hunde (die sogenannte „Strassenwuth“), meint Pasteur, müsse in dieser Weise, seit Jahrtausenden durch Bisse von Thier auf Thier übertragen, fixirt betrachtet werden. Aber der Unterschied zwischen dieser Wuth der Hunde und jener der Kaninchen ist ein sehr großer, sowohl was die Incubationsdauer als was die Symptome der Krank- heit betrifft. Der Unterschied sei etwa so gross, wie jener zwischen Variola und Vaccine. Auch diese seien wohl im Grunde das näm- liche. Allein um den Zusammenhang beider wirklich nachzuweisen, dürfe man sich nicht mit einer oder .zwei Uebertragungen des menschlichen Variolastoffess auf Kühe begnügen, wie dies die Kommission von Lyon 1865 gethan hat. Vielleicht wären Hunderte von Uebertragungen auf Kühe erforderlich um eine Kuhpocke zu erhalten, die sich dann mit constanten Eigenschaften von Arm zu Arm übertragen lässt. Ausserdem scheint auch die specielle Be- schafienheit des betreffenden Ausgangsvirus einen wesentlichen Ein- fluss zu üben. Eine zweite Parallelreihe von Uebertragungen des Wuthgiftes, die Pasteur schon vor langer Zeit anlegen liess, aus Besorgniss, die Hauptreihe könnte einmal zufällig zu Grunde gehen, hat bisher keineswegs einen der Hauptreihe vollständig ent- sprechenden Verlauf gezeigt, obwohl auch hier die allgemeine That- sache der wachsenden Virulenz durch die Abnahme des Incubations- stadiums sich manifestirt. \ Die Arbeit von Högyes bringt eine Wiederholung und Be- stätigung der Pasteur’schen Experimente über die. zunehmende Virulenz des Wuthgiftes bei fortgesetzter Uebertragung von Kaninchen auf Kaninchen. Das Mark eines in der Veterinärschule zu Budapest an Wuth verendeten Hundes diente zum Ausgangs- punkt einer Reihe von 77 Uebertragungen, bei denen im ganzen 476 Kaninchen zur Verwendung kamen. Die Resultate sind sehr ‚übersichtlich in einer Tabelle und Kurventafel mitgetheilt. Die Incubation, welche Anfangs 18 Tage betragen hatte, sank bald auf 12, dann auf 8, seit der 16. Uebertragung definitiv auf 7 Tage. Diese, im Verhältniss zu den Erfahrungen Pasteur’s sehr rasche Zunahme der Virulenz erklärt Högyes theils aus der Anwendung « Thierkrankheiten. 12 junger Kaninchen, die überhaupt eine kürzere Incubation zeigen, theils aus künstlicher Auslese, indem stets mehrere Kaninchen gleichzeitig geimpft und stets dasjenige, welches die kürzeste Incubation gezeigt hatte, zur weiteren Uebertragung gewählt wurde. H. vergleicht nun auf das sorgfältigste, unter Beigabe zahlreicher Tabellen, die Wirkungen des in Budapest hergestellten mit dem aus Paris bezogenen Virus fixe von Pasteur und kommt zu dem Schlusse, dass in jeder Hinsicht, namentlich bezüglich der Fieber- ‚kurve, welche dieselben erzeugen, und ferner aller übrigen Symptome volle Identität gegeben sei. Buchner (München). Metschnikoff: Pasteuria ramosa, un representant des bacteries ä division longitudinale. (Ann. de Y’Institut Pasteur. 1888. No. 4. S. 165. Mit 1 Tafel.) Pasteuria ramosa (nov. gen., nov. sp.) ist ein parasitischer Mikroorganismus, der sich in der Leibeshöhle von Daphnia pulex und D. magna vorfindet und dort eine tödtliche Erkrankung be- dingt. Der Parasit findet sich in Form rundlicher Kolonieen, deren einzelne Bestandtheile bei starker Vergrösserung ein blumenkohl- artiges Ansehen darbieten: ein centrales Stämmchen, das sich in -secundäre und tertiäre Aestchen verzweigt mit länglich ovalen, nach aussen abgerundeten Endgliedern. Während der Entwicklung lösen sich die einzelnen Verzweigungen allmählich auseinander, in- dem sich der Hauptstamm theilt, was zur Bildung von wiederum verzweigten Tochterkolonieen führt. Bei wiederholter Theilung kommt es zur Bildung zahlreicher kleiner Kolonieen, deren länglich ' ovale Glieder schliesslich nur durch eine Verbindung an der Basis zusammengehalten werden. Schliesslich trennen sich die nunmehr etwa Clostridium -artigen Glieder vollständig von einander, wobei aber Spitze und Basis noch zu unterscheiden sind. Alle diese Vor- gänge beruhen auf longitudinaler Theilung. M. macht darauf auf- merksam, dass diese Theilungsrichtung im Gebiet der Bakterien zwar selten sei, aber doch vorkomme, da bei Sarcina sogar drei Theilungsrichtungen existiren, von denen eine wohl als longitudinal betrachtet werden muss. | Den sichersten Beweis für die bakterielle Natur der Pasteuria ramosa erblickt M. in der Sporenbildung, die nach Art der en- dogenen Sporenbildung erfolgt. In den isolirten Gliedern bildet sich im vorderen breiteren Theil eine runde hellere Stelle im Pro- toplasma, und in dieser Art von Vacuole erscheint ein glänzender Punkt, der sich allmählich zu einer kugligen, stark glänzenden Spore ausbildet, umgeben von einer Hülle aus hellerer Substanz ; zugleich vergrössert sich die ganze Zelle. Bei Anwendung von Anilinfarben färbt sich die Spore, solange sie in der Entwicklung begriffen ist, verweigert aber die Annahme der Farbstoffe im fertig gebildeten Zustande. Mit Doppelfärbung (Tuberkelbacillenfärbung;) gelingt indess die Färbung und die Differenzirung von Spore und Membran. In den Daphnien, die dem Parasitismus der Pasteuria erlegen sind, findet man reichlich Sporen. Die Keimung derselben und 18 Thierkrankheiten. Entwicklung zu Kolonieen konnte indess bis jetzt nicht beobachtet werden. Auf Gelatine und Glycerinagar (den einzigen Nährmedien, die M. auf der Reise, Gouvernement von Kiew, bei sich hatte) fand keine Entwicklung statt. Das Vorkommen der Pasteuria scheint ein seltenes. M. fand dieselbe nur zweimal: 1884 und dann wieder 1887. Unter den von Leydig, Claus, Weismann und Moniez beschriebenen Parasiten der Daphnien ist dieselbe nicht erwähnt. Buchner (München). Seifert, Otto, Ueber Ankylostomum duodenale. (Aus: Verhandl. d. phys.-med. Gesellschaft zu Würzburg. N. F. Bd. XXI. No. 6. 12 pg. 8°. Mit 1 Taf. Würzburg 1888.) Nach kurzem Referat über die Verbreitung von Ankylostoma und die durch diesen Parasiten verursachte Krankheit wird ein Infectionsherd in einer Ziegelei in Heidingsfeld bei Würzburg geschildert, wo unter 12 italienischen Arbeitern zwei Fälle von An- kylostomiasis gefunden wurden; der eine, 20 Jahr alt, wenig ent- wickelt, hatte ein gealtertes Aussehen, der andere, 27 Jahre alt, fiel sofort wegen seiner wachsgelben Farbe auf. In ärztliche Be- handlung wollten beide nicht treten. Hierauf wird ein weiterer Fall aus Ungarn mitgetheilt, der in der Nothnagel’schen Klinik in Wien beobachtet wurde; 650 Parasiten wurden abge- trieben. Der klimatischen Verhältnisse wegen ist es sicher, dass von Italienern nach Deutschland geschleppte Ankylostomen resp. deren Embryonen bei uns im Winter zu Grunde gehen, falls sie nicht in Bergwerken deponirt werden; da nun weiterhin die Italiener als Ziegelarbeiter immer in geschlossenen Gruppen zu arbeiten pflegen, so ist die Gefahr für die Infection Einheimischer ziemlich gering; trotzdem dürfte es nach Seifert zweckmässig sein, alle fremden Arbeiter (d. h. doch wohl nur aus Süden kommende) auf Ankylostoma zu untersuchen und nur Gesunden den Aufenthalt zu gestatten, ferner gemeinsame Aborte herzustellen und endlich für gutes Trinkwasser zu sorgen. Die beigegebene Tafel enthält nur Copien, keine Original- zeichnungen. M. Braun (Rostock). blanchard, Raphael, Remarques sur le M&gastome in- testinal. (Bull. de la Societ& zoologique .de France. Vol. XIII. 1888. pg. 18—19.) Diese kleine Note bemerkt in Bezug auf die Nomenclatur, dass Lambl die von ihm als Oercomonas intestinalis bezeichnete Art, von der er eine zum Wiedererkennen vollkommen genügende Abbildung gegeben hat, irrthümlich zur Gattung Cercomonas ge- stellt hat. 1879 von Grassi wieder gefunden, erhielt sie den Namen Dimorphus muris; da jedoch der Gattungsname bereits 1878 von Haller an eine Arachnide vergeben war, so konnte er nicht beibehalten werden; Grassi selbst änderte den Namen in Megastoma entericum, richtiger muss die Art den Speciesnamen ihres ersten Beschreibens tragen, also Megastoma intestinale heissen. Babes, Ueber einige Apparate zur Bakterienuntersuchung. 19 Doch auch dieser Gattungsnuame kann nicht länger beibehalten werden, da er bereits viermal vergeben ist, zweimal an Mollusken, einmal an Vögel und einmal an Fische;- um Missverständnisse zu vermeiden und den Regeln der Nomenclatur gerecht zu werden, muss daher Megastoma als Flagellatengattung aufgegeben werden. Blanchard schlägt dafür den Namen Lamblia vor und nennt daher ganz richtig unsere Art Lamblia intestinalis (Lambl sp.). M. Braun (Rostock). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Ueber einige Apparate zur Bakterienuntersuchung '). Von Dr. V. Babes ın Bukarest. Mit 11 Abbildungen. 1. Thermostat: Im Jahre 1884 bestellte ich bei Dr. Robert M uencke einen Thermostaten, von 60 cm Höhe und 40 cm Breite, viereckig, mit Doppelwand, Wasserständer, Fig. 1 <, Hahn zum, Abfliessenlassen des zwischen den Wänden befindlichen Wassers, flach pyramidenförmigem Boden B, doppelter Glasthür und Venti- lationsvorrichtung. An der oberen Fläche liess ich 4 Oeffnungen anbringen, eine für den Thermoregulator, eine zum Ein- und Nach- füllen des Wassers und 2 für Thermometer. Die obere Fläche war in ihrer Mitte frei. Auf dieselbe liess ich einen zweiten leichten Glaskasten für Kulturen bei niedriger Temperatur anbringen. Die Wände des Kastens waren mit Filz- oder Asbestplatten be- legt, und ein Filz- oder Asbestschieber bedeckte die äussere Glas- thüre. Im Innern des Thermostaten befand sich ein hölzerner Kasten wie bei a, zwischen welchem und der innern Wand des Thermostaten Luft circulirt. Der Kasten kann aus dem Apparat leicht entfernt werden. Nach diesem Principe wurden seither mit mehr oder weniger Modificationen die meisten jetzt gebräuchlichen Thermostaten construirt. Ich selbst habe den Thermostaten auf die in der Abbildung Fig. 1 ersichtliche Weise modificirt. Der- selbe ist nunmehr viel grösser und besteht aus 2 gesonderten Fächern, welche durch Herausnahme der Einlagen A A vereinigt werden können, so dass hierdurch ein Innenraum von 65 cm Breite und 40 cm Höhe geschaffen werden kann. Der Apparat be- sitzt Doppelthüren mit je 2 Flügeln und einen verschiebbaren Asbestverschlus. Der Innenraum der Pyramide bei P ist zur 1) Die hier beschriebenen Apparate sind bei Gelegenheit des VI. internationalen Congresses in Wien ausgestellt gewesen. 2} 20 Babes, [M) HM AH Il INHNNN ] AHITHHNL A ’ LT E7 1" ph! IHHINI: =B > = A ae) Vlelalt r IY/HRHINN ; ı 7 [RENNEN NN &® ] RE: a 0 PIE => an NE ı®: — ki E I le Fig. 1. Aufnahme von Flüssigkeit bestimmt, die Feuchtigkeit im Innern kann durch theilweisen Verschluss der Löcher im Boden des Apparats bei pp regulirt und durch ein Hygrometer controlirt werden. Die Ventilation des Apparates erfolgt durch einen Luft- strom, welcher bei f eindringt, durch den Raum d erwärmt wird, in demselben circulirt und bei A aspirirt wird. Die Aspiration geschieht in der Weise, dass die durch die Flammen erwärmte Luft längs der äusseren Pyramide aufsteigt, durch einen Blech- mantel, welcher um den oberen Theil der Füsse des Apparates gehend denselben umgiebt, an der freien Ausstrahlung behindert, längs des Pfeiles nach g aufsteigt und bei A die Luft aus dem Apparate saugt. Die Gleichmässigkeit der Erwärmung im Innern des Apparates wird hierdurch, sowie durch die Grösse der Wasser- menge namentlich im oberen Theile des Wasserraumes, durch genauen Verschluss der Doppelthüren und durch. eine Asbestlage, welche den durchlöcherten Boden pp trägt, gesichert. 2. Elektrischer Thermoregulator: Die Regulirung des Apparates geschieht durch ein elektrisches Thermometer und Thermoregulatoren, das einzige, welches absolut sicher wirkt. In Fig. 7 ist die Wirkungsweise desselben, bei einem später zu beschreibenden Apparat, veranschaulicht. Derselbe ist mit dem elektrischen Thermometer in Verbindung!). Bei Berührung der 1) Die Schwierigkeiten, welche sich der Anfertigung eines geschlossenen regulir- baren elektrischen Thermometers entgegenstellen, konnten bisher nur zum Theil ge- hoben werden. Meine diesbezüglichen Versuche sind noch nicht abgeschlossen. x Ueber einige Apparate zur Bakterienuntersuchung. 91 Pole an einem bestimmten eingestellten Punkte wird der Strom geschlossen und hierdurch die Platte VY an den Elektromagneten angezogen. Hierdurch wird der Gaszufluss bei Z bis auf eine kleine Öeffnung in V geschlossen, wodurch die Flamme verkleinert wird. Bei: Aufhebung der Verbindung durch Sinken des Quecksilbers im Thermometer wird das Ventil V wieder geöffnet und das Gas fliesst wieder durch die Röhre z zur Flamme. Am Thermostaten (Fig. 7 R) ist noch eine Schraube angebracht, welche die durch den Regulirungsvorgang klein gewordene Flamme speciell regulirt. Skesulatoren für niedere Temperaturen: Der Thermostat kann mit Hülfe einer anderen Vorrichtung für Tempe- raturen, welche niedriger sind als die Aussentemperatur, gebraucht werden. Es brauchen die Vortheile einer derartigen exacten Regulirung wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Das charakteristische Aussehen der Gelatinekulturen gilt, wie bekannt, nur für gewisse Temperaturen. Im Sommer wird es z. B. oft schwer sein, die charakteristische Form der Cholerabacillenkulturen darzustellen. Ja manchmal werden wis zu unserer unangenehmen Ueberraschung die Gelatine geschmolzen finden. Auch’ für andere Zwecke, so z. B. zur Bereitung der Impfstoffserien gegen Rabies, - benöthigen wir eine constante Temperatur, welche oft niederer sein muss als jene des Aussenraumes. Zu diesem Zwecke bestellte ich bei Muencke den folgenden Apparat, Fig. 2. Der Schlauch einer Wasserleitung führt in ein Ge- fäss, aus welchem das Wasser durch eine - lange Röhre E in den Wasserraum der Ther- 'mostaten geleitet wird. Wenn die Temperatur des Wassers in diesem Raum über eine be- stimmte Grenze steigt, wird durch das in dem- selben angebrachte .elektrische Thermometer ein Strom geschlossen, welcher bei V eine Oeff- nung des Wasserzuflusses zum Wasserraum bewirkt; das Wasser wird in Folge dessen in den Wasserraum fliessen, bis das Quecksilber wieder sinkt und der Zufluss verschlossen wird. Auch mittelst eines anderen von mir augege- benen sehr einfachen Apparates wird dieser Zweck erreicht. Der Apparat ist in Fig. 4 abgebildet und stellt eigentlich eine Modifica- tion des Reichert’schen Thermoregulators dar; bei db befindet sich im Gaszuleitungsrohr ein durchlöchertes Diaphragma, in dessen Mitte ein kleines Ventil aus Glas angebracht ist, welches mittelst eines Drahtes mit einer kleinen hohlen Glaskugel D verbunden ist. Diese Kugel wird durch die Hebung der Quecksilber- säule gehoben, hebt das Ventil und zugleich den Verschluss. Wenn nun statt Gas Wasser durch den Apparat, und zwar in die Tiefe ‚des Wasserraumes, geleitet wird, so ist leicht Fig. 2, 22 Babes, ersichtlich, dass, sobald das Wasser das Quecksilber unter die gewünschte Temperatur abkühlt, die Kugel bei D fällt, das Ventil geschlossen wird, kein kaltes Wasser mehr zufliesst und in Folge dessen die Temperatur des Thermostaten geregelt wird. Wenn nun die Aussentemperatur den Apparat von neuem erwärmt, steigt das Qüecksilber und hebt den Verschluss des Ventils auf. Derselbe Apparat kann noch mit bedeutendem Vortheil als Sicherheitsvor- richtung bei Erlöschen der Flamme verwendet werden. Fig, 3. Fig. 4. 4. Modification des Reichert’schen Regulators: In Fällen, wo die Temperatur nicht ganz genau geregelt sein muss, leistet meiner Erfahrung gemäss der Reichert’sche Regulator mehr als andere. Ich habe denselben für den gewöhnlichen Ge- brauch in der in Fig. 4 bezeichneten Weise modificirt, indem ich die kleine Oeffnung im Zuleitungsrohr unterdrückte und an deren Stelle auf die ersichtliche, sehr einfache Weise eine Neben- leitung (db, c) mit Hahn herstellte, durch welche bei Verschluss des Zuleitungsrohres durch das Steigen der Quecksilbersäule das Gas noch zur Flamme strömt und durch den Hahn (bei ce) beliebig geregelt werden kann. Hierdurch kann man die klein gewordene Flamme dem Gasdruck gemäss regeln. 5. Sicherheitsvorrichtung: Die früher erwähnte Vor- richtung (Fig. 4) wirkt folgendermaassen als Sicherheitsventil. Durch die in das Quecksilber führende Schraube wird die Queck- silbersäule derart. geregelt, dass die Kugel bei D nicht mehr das Quecksilber berührt, sobald die Temperatur unter eine ge- wisse Grenze sinkt. Unterhalb dieser Grenze wird dann das Ventil und mithin der Gaszufluss geschlossen. Wenn z. B. der Apparat für eine Temperatur von 33° C eingestellt ist, so regulire ich die Quecksilbersäule derart, dass das Quecksilber die Kugel bei 37,5° C nicht mehr stützt und der Gaszufluss abgeschlossen wird. Diese so einfache Vorrichtung, welche den billigen Reichert’schen Apparat kaum vertheuern dürfte, ersetzt demnach meiner Er- - r Ueber einige Apparate zur Bakterienuntersuchung. 93. fahrung nach mit Vortheil die ziemlich complieirten und nicht immer zuverlässigen und ziemlich kostspieligen Sicherheitsvorrich- tungen zum Verschluss des Gaszuflusses bei Verlöschen der Flamme. 6. Drahtnetzboden für den Thermostat: Sehr empfehlenswerth als Beigabe zu meinem Thermostaten sind die für den Innenraum desselben angepassten, mit Drahtnetzboden und hinten angebrachten verstellbaren Füssen versehenen Tassen, deren 6—10 in einem Thermostaten Platz haben. Einestheils ersetzen dieselben mit grossem Vortheil (da die Erwärmung viel gleich- mässiger geschieht) den zum Erstarrenlassen des Blutserums verwendeten Apparat, in welchem nur wenige Eprouvetten Platz finden, anderntheils ist es vortheilhaft, die auf schief er- starrten Substanzen geimpften Bakterien bei schiefer Lage der Eprouvetten wachsen zu lassen. Für ersteren Zweck wird der Thermostat auf die zum Erstarren des Blutserums nöthige Tempe- ratur gebracht und die mit Eprouvetten belegten Tassen in die Fächer des Apparates eingeschoben. Zu Kulturzwecken werden die besäten Reagensgläschen auf den Tassen in den auf Körper- temperatur eingestellten Thermostaten gebracht (Fig. 5). 7. Heizbarer Öbjecttisch: Es ist unerlässlich, einen heizbaren Objecttisch zu besitzen, welcher leicht handlich und mehrere Tage hindurch auf constanter Temperatur gehalten werden kann. Einerseits ist es zwar zweckentsprechend, das ganze Mikroskop 24 Babes, mit einem Thermostaten zu umgeben, doch büsst man hierbei an Handlichkeit des Mikroskopes ein und es wird die hohe Temperatur oft lästig empfunden. Der Vignal’sche Apparat ist mit lästigen Nebenapparaten versehen und wirkt meiner Erfahrung nach nicht prompt. Der in Fig. 6 und 7 abgebildete Objecttisch wird mittelst 2 Schrauben (Sch) am Objecttisch des Mikro- skopes oder auf dem Reichert’schen ver- schraubbaren Objecttisch befestigt, welcher durch eine von mir angebrachte Modification (Nonius in der Richtung der Ver- schiebung von vorn nach hinten und von rechts nach links) zugleich ge- eignet ist, die sichere Auffindung einer Stelle im Präparat zu ermög- lichen. Der heizbare Ob- jecttisch besteht aus einem Kasten, weicher mit Was- ser oder Glycerin gefüllt und gut verschlossen ist. . Seitlich wird das Object (O) eingeschoben und kann beliebig bewegt und un- tersucht werden. Das Präparat findet sich der- artim Apparat, dass ober- halb und unterhalb des- selben sich noch erwärmte Theile des Kastens be- finden. Auch die Linse A und der Abbe’sche Ap- or = parat sind zum Theil von | Antheillen des Kastens umgeben. Die Erwär- mung geschieht durch einen dicken Kupferdraht (K), welcher im Innern des Wasserraumes eine | Serpentine bildet und sich a (durch eine Asbestlage von IH 8% der Wand des Kastens iso- “ Ä lirt) nach aussen in einen Stab fortsetzt, dessen Ende durch eine Gas- flamme -erwärmt wird, WR HISNNH NV K Ueber einige Apparate zur Bakterienuntersuchung. 295 Die Regulirung geschieht mittelst eines elektrischen Thermo- meters, welches in derselben Oeffnung, welche das mikroskopische Präparat aufnimmt, steckt und derselben Temperatur ausgesetzt ist wie das Präparat. Es wird also nicht das Wasser, sondern der Raum regulirt, welcher das zu untersuchende Object be- herbergt, so dass wir sicher sind, die Temperatur des Objectes selbst zu regeln. Die Drähte des elektrischen Thermometers gehen zu dem in Fig. 7 bei AR dargestellten Apparat, welcher durch ein kleines Leclanche’sches Element gespeist wird. Da hier eine augenblickliche Regulirung der Temperatur erfolgt, ist ein voll- kommen exactes Studinm der Lebensverhältnisse der Bakterien bei bestimmten Temperaturen ermöglicht. Ein Vortheil des Apparates besteht ferner darin, dass derselbe sehr einfach und billig ist. Das kleine elektrische Thermometer, welches ich geschlossen con- struirt habe, kann jederzeit herausgenommen und anderweitig be- nützt werden. Der Wärmekasten ist mit keinerlei vorstehenden unbequemen und gebrechlichen Apparaten versehen, und kann die gewünschte Temperatur in einigen Minuten hergestellt, Tage und Wochen lang erhalten werden. | 8. Instrumentenkasten: Fig. 8 zeigt einen nach meinen ‚Angaben verfertigten Kasten zum Sterilisiren von Instrumenten. Der Vortheil desselben anderen ähnlichen gegenüber besteht darin, dass derselbe mehrere Fächer beherbergt, welche isolirt heraus- gezogen werden können, wodurch die Gefahr einer Infection der übrigen ausgeschlossen ist. 34 9. Verschliessbares Gestell zur Demonstration von Bakterien, welches Infection und unbefugte Eingriffe ver- hüten soll (Fig. 9). 10. Flasche zur Aufbewahrung der zur Untersuchung von Bakterien dienen- den Reagentien. Dieselben sind eines- theils gegen den Eintritt von Bakterien geschützt . und ermöglichen anderentheils unmittelbar eine genaue Messung der Flüssigkeitsmenge. Das zum Ausfluss dienende Ansatzstück besitzt eine seit- Je liche Oeffnung. Die Flüssigkeit fliesst ab, wenn durch seitlichen Druck der be- 26 . Babes, Ueber Apparate zur Bakterienuntersuchung. deckende Kautschukschlauch von der Oeffnung ab- gehoben wird. Zunächst werden im Trocken- schrank die Glastheile, hierauf im Dampfsterili- sator der montirte Apparat sammt Kautschuk- theilen sterilisirt. Die Ausflussöffnung kann durch eine glockenartige Schutzvorrichtung steril gehalten werden. 1l. Kulturgefässe: Zu Anfang des Jahres 1885 beschrieb ich (Les bacteries) kleine, flache, leicht sterilisirbare Doppelschalen, welche ich statt der Plattenkulturen mit Erfolg verwendete. Nach- dem dieselben seitdem allgemein unter verschiede- ner Bezeichnung in Verwendung kamen, ist es kaum nöthig, die Vortheile derselben den Plattenkulturen gegenüber noch zu betonen. Seitdem habe ich dieselben modificirt. Zunächst fand ich es vor- theilhaft, den Rand der unteren Schale schief zu gestalten. (Fig. 11, a.) Agar-Agar gleitet in DENT WS aurtaptaun piennpuuanpunun pn Dat Fig. 11. Folge dessen bei Umdrehung der Schale behufs mikroskopischer Untersuchung nicht herab. Ferner tropft die Condensations- flüssigkeit nicht auf die Kultur, sondern in eine zwischen dem Rand der ‚oberen und der unteren Schale befindliche Rinne (bei c). Diese Schalen sind auch der endlichen Infection von aussen weniger ausgesetzt als solche mit parallelen Rändern. Die Kultur kann durch einen Gummiring c verschlossen und con- servirt werden. Behufs Durchleitung von Gasen durch Platten- kulturen verwende ich ähnliche Schalen mit gegenüberstehender seitlicher Tubulatur am senkrechten Rande der äusseren Schale. Der schiefe Rand der inneren Schale ist niedriger, so dass ein Theil der Oeffnung direct in den Innenraum sieht. Ein breites Kautschukband wird um die Seitentheile des ge- schlossenen Apparates gelegt und verschliesst denselben luftdicht. Derselbe Apparat kann auch als Ersatz von Plattenkulturen ver- wendet werden, wobei derselbe nicht geöffnet zu werden braucht und Theile der Kulturen durch die in den Innenraum führenden Tuben abgenommen und untersucht werden können. | 12. Grosser Instrumentenkasten durch Hitze sterilisir- bar, aus Blech und Asbest, jedes einzelne Instrument isolirt, für experimentelle Pathologie. In demselben befinden sich alle nöthigen Instrumente in sterilisirtem Zustande. Erwähnt sei unter denselben eine Modification des Collin’schen Trepans, indem derselbe Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 27 mit verschiedenen Bohrvorrichtungen versehen wurde, welche alle mit dem Schutzringe der Trepankrone verwendbar sind. Die Pravatz’schen, resp. Koch’schen Spritzen von 1—50 Gramm Inhalt, besitzen ausser den Känälen sehr feine, gerade und krumme Troicarts für Infectionen in Gefässe, Kanäle oder Höhlen, wobei das Steckenbleiben in der Gefässwand oder Verletzung der Wandung der Höhlen vermieden ist. Die Troicart, kaum dicker als die Pravatz’schen Kanüle, wird eingestochen, dann das Stilet ent- fernt und an Stelle desselben die Spritze eingesetzt. Die beschriebenen Apparate sind zum Theil bei Dr. R. Muencke in Berlin zu beziehen. Straus et Wurtz, Sur un proc&d& perfectionne d’analyse bacteriologique de l’air. (Ann. de l’Institut Pasteur. 1888. No. 4. S. 171.) Die Verff. besprechen zunächst die Haupttypen der bisherigen Methoden der bakteriologischen Luftanalyse (Pasteur, Miquel, Koch). Das Verfahren von Hesse bedeute einen wesentlichen Fortschritt, besitze aber auch Nachtheile. Der Apparat ist schwer zu sSterilisiren, die Keime werden nur auf der theilweise trocknen Oberfläche abgelagert, weshalb vielleicht manche nicht zur Ent- wicklung kommen. Namentlich aber könne die Luft nur langsam geleitet und daher nur wenig Luft auf einmal analysirt werden. Auch die neueren Methoden von Frankland und Petri seien nicht einwandsfrei. Bei Frankland bedinge der Pfropf von Glaswolle, der in der Gelatine vertheilt wird, eine störende Trübung der letzteren. Das Petri’sche Verfahren aber, mit dem die Verf. selbst gearbeitet haben, erfordere wegen des starken Widerstandes in dem aus feinem Sand bestehenden Auffangepfropfen eine starke Saugkraft, also eine Pumpe, um genügende Luftgeschwindigkeit zu erhalten. ‚ Die von Straus und Wurtz angewendete Methode be- steht in Durchleitung der Luft durch verflüssigte Nährgelatine mittels eines am Ende verjüngten Röhrchens, um feine Blasen zu erhalten. Dieses Prineip ist, wie die Verf. selbst bemerken, nicht neu und wurde unter anderm durch v. Sehlen angewendet. Neu ist nur der von S. und W. angewendete Kunstgriff, der Nährgelatine einen Tropfen sterilisirten Oeles zuzusetzen. Hierdurch wird das Schäumen, auch bei rascher Luftdurchleitung, vollständig verhindert. Der Apparat selbst besteht aus einer etwa 40 mm weiten, cylindrischen, unten geschlossenen Glasröhre von 20 cm Höhe. Der untere Theil ist bis auf einen Durchmesser von 15 mm verjüngt zur Aufnahme von 10 cm Nährgelatine. Am oberen, ebenfalls ver- jüngten Ende befindet sich ein in das Innere der Röhre bis auf den Grund hinabreichendes, unten sehr verjüngtes Glasrohr ein- geschliffen, welches zur Lufteinleitung dient. Diejenigen Keime, welche in der Gelatine nicht haften bleiben sollten, werden durch einen seitlichen, an der äusseren Röhre angebrachten, sterilen Watte- pfropf abgefangen, der schliesslich in die Gelatine hineingestossen 28 | Neue Litteratur. und darin hin und her bewegt wird. Die keimhaltige Gelatine kann am Ende des Versuchs entweder mittels der inneren Röhre, die als Pipette graduirt ist, herausgehoben und sofort auf Platten ausgegossen oder im Apparat selbst — nach Esmarch — auf den Wandungen ausgebreitet, erstarren gelassen werden. Die Luftein- leitung kann eine sehr rasche sein: 50 Liter in !/, Stunde. Eine Reihe vergleichender Versuche mit den Verfahren von Hesse und Petri und dem eben beschriebenen wird mitgetheilt, wobei die Zahlen der Bakterienkolonieen bei letzterem stets wesent- lich höher, meist über das Doppelte gefunden wurden. Die Verft. beweisen, dass dies nicht auf einer bereits während des Auf- steigens der Luftbläschen in der Gelatine („barbottage‘‘) statt- findenden Vermehrung beruhen kann. Man braucht den Versuch nur mit gelatinefreier Bouillon bei 0° anzustellen unter nachheriger Zugabe steriler Gelatine behufs Plattenkultur, um diese Annahme zu widerlegen. Dagegen dürfte nach Ansicht der Verff. eine voll- ständige Trennung der einzelnen Keime von einander durch die „barbottage“ erfolgen, gegenüber den Verhältnissen bei Hesse, Frankland und Petri, wodurch sich die grössere Zahl der ge- fundenen Keime erklärt. Buchner (München). Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. Cornil, V., A propos de la communication de Mm. H. 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Simmonds, M., Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse über die Aetiologie des Abdominaltyphus, p. 6. Straus, J., Sur l’absencee de microbes dans l’air expire, p. 5. Untersuchungsmethoden, Instru- mente etec. Babes, V., Ueber einige Apparate zur Bakterienuntersuchung. Mit 11 Abbil- dungen. (Orig.), p-. 19. Straus et Wurtz, Sur un procede per- fectionne d’analyse bacteriologique de Eair, p: =: Impfung und künstliche Infections- krankheiten, p. 28. Neue Litteratur, p. 28. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, ‚Ausgegeben am 30. Juni 1888, u u Zi m Zu Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof. Dr. Leuckart und Stabsarzt Dr. Loeffler, in Leipzig Docent für Hygiene in Berlin, herausgegeben von Dr. O0. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. "I. Jahrg. 1888. > IV. Band. No. 2. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände., —3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %&- — Die Redaction des „Ceniralblatis für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige VVünsche um Lieferung von Separalabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. a ————L—L——— Te - === Straus et Sanchez, D., Toledo, Recherches bacte&riologi- ques sur l’ut&rus apre&s la parturition physiologi- que. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVI. p. 1187 ff.) -_ Verf. haben mit den Weibchen verschiedener Thiere eine An- zahl von bakteriologischen Versuchen angestellt, welche sich auf den Zustand der Uterushöhle und ihres Inhalts nach dem Gebären beziehen. I. Der erste Theil derselben bestand in der Untersuchung der Uterushöhle und der Flüssigkeit, die sie einschliesst, verschiedene Zeitpunkte nach dem Gebären. Sie erfolgte an Kaninchen, Meer- schweinchen, Mäusen und Ratten. Die betreffenden Thiere wurden 3 Stunden bis 3 Tage nach der Niederkunft getödtet und unmittel- bar nach dem Tode wurden die Gebärmuttertuben und die Gebär- mutter selbst mit allen Vorsichtsmaassregeln geöffnet. Mit Hülfe eines mit einer Oese versehenen Platindrahtes nahm man Theilchen 3 34 Bakterien im Uterus. von dem blutigen Schleim, der diese Höhlen erfüllt, auf und über- trug sie in verschiedene Kulturmittel (als alkalische Kalbsbouillon, Bouillongelatine, Gelose), aber der Inhalt der Ballons und Probir- gläser, welche bei 20—37° gehalten wurden, blieb steril. Auch die mit dergl. Schleim hergestellten und auf verschiedene Weise gefärbten Deckglaspräparate zeigten keine Mikroorganismen; eben- sowenig wiesen Schnitte durch den Uterus und die Tuben solche ‚auf. Demnach ist zu schliessen , dass bei diesen Thieren weder die Uteruswand, noch der von ihr eingeschlossene Schleim Mi- kroorganismen beherbergen, und dass die zahlreichen Keime, welche sich in den vorderen Genitalienwegen befinden, nicht bis ins Innere des Uterus vordringen, oder dass sie, wenn dies der Fall, schnell darin zerstört werden. Analoge Beobachtungen hat Döderlein kürzlich an den Lochien entbundener Frauen gemacht. Die Lochien gesunder Wöchnerinnen schliessen darnach nie Bakterien ein und können ohne bemerkenswerthe Wirkung unter die Haut der Thiere verimpft werden, während die Lochien fiebernder. Mikroben enthalten und beim Verimpfen auf Thiere Erkrankung herbeiführen. II. In anderen Versuchen wurden zu verschiedenen Zeiten nach der Niederkunft verschiedene pathogene Mikroben (Bacillus an- thraecis, Vibrio septicus, Staphylococcus pyogenes aureus, Hühner- cholera) in die Gebärmuttertuben eingeführt. Meist geschah dies 3—6 Stunden, in einzelnen Fällen auch 1—2 Tage nach dem Ge- bären. Die Versuche zeigten, dass die Einführung von enormen Mengen (1—3 Pravazspritzen von Bacillus anthracis, Vibrio sep- ticus, Staphylococcus pyogenes aureus) ohne Schaden für die Thiere erfolgte (während die Controlthiere, denen die betreffenden Mikroben unter die Haut injicirt wurden, fielen). Nur ein Mikroorganismus machte eine Ausnahme: der der Hühnercholera. Es sind aber auch die Kaninchen, welche in diesem Falle als Versuchsthiere benützt wurden, gerade für diesen ausser- ordentlich empfindlich und inficiren sich damit sehr leicht durch alle natürlichen Körpereingänge, besonders den Verdauungskanal. Eine Erklärung für die Resistenz des wunden Uterus gegen pa- thogene Mikroben beim entbundenen Weibchen kann noch nicht gegeben werden. O. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Du > A a u u u ed Du nn a nd tn nn f kauf su u Bender, Ueber den Erysipelcoceus (Fehleisen). 35 Ueber den Erysipelcoccus (Fehleisen). Zusammenfassender Bericht über unsere Kenntnisse der ätiologischen Beziehungen desselben zur Rose. Von Dr. med. Max Bender, I. Assistenzarzt a. d. Klinik des Herrn Geh. Rath Prof. Doutrelepont in Bonn. (Fortsetzung.) Nach ausführlich gegebener Schilderung über die Kulturen und das Wachsthum des Streptococcus pyog.. betont R., dass echte Ery- sipelkokken in jeder Hinsicht damit übereinstimmten. Da nun auch in der Wirksamkeit beider Mikroorganismen Aehnlichkeit herrsche, insofern als bei ihnen die eiterbildende, destruirende Eigen- schaft schwächer sei und langsamer wirke, wenn sie auch beim Streptococcus pyogenes schliesslich nicht ausbleibe, so lasse dies auf eine Verwandtschaft der beiden Kettenkokken schliessen. . Doch mehr als eine Aehnlichkeit sei weder bei den Wundprocessen, noch bei den Kokken vorhanden. Nach Fehleisen’s schönen Beob- achtungen könne keine Rede davon sein, dass auch einmal ein Eitercoccus Erysipel machen könnte und auch umgekehrt 'schwer- lich, dass der Erysipelcoccus Eiterung verursachen könnte. Aller- dings vermuthet er, dass sich mit einem Erysipel gern der Strept. pyog. vergesellschafte und in den Körper dringe, und so einmal unter der vom Erysipel ergriffenen Cutis eine Eiterung veranlassen, ja auch Allgemeininfection bewirken könne. Auch in denjenigen Fällen, in denen das Erysipel über ein Gelenk hinzieht und eine eitrige Gonitis veranlasst, rührt dies, nach R.’s Ansicht, nur vom Eiter- coccus her. Bouillet’s Arbeit?) giebt zunächst eine geschichtliche Zu- sammenstellung der Meinungen, welche bei den Aerzten über die Rose geherrscht haben. Er selbst unterscheidet noch spontanes und traumatisches Erysipel. Alle möglichen Verhältnisse können nach ihm das Zustandekommen der Rose, die er für zweifellos epidemischer und infectiöser Natur hält, begünstigen. Wenn es sich bei Erysipel auch um einen Parasiten handle, so könne man, trotz Fehleisen, nur hypothetisch bestimmte Bakterien als Ur- sache der Rose ansehen. Trotzdem tritt er sehr entschieden für die Ansteckungsfähigkeit des Erysipels ein. Die durch ihren traurigen Ausgang bekannt gewordene Erysipel- impfung von Janicke und Neisser®) verdient um desswillen 7) Etiologie de l’erysipele. (Memoire couronne par la societeE de chirurgie de Paris. — Montpellier med. Avril, May, Aoüt, Sept.) 8) Exitus letalis nach Erysipelimpfung bei inoperablem Mammacarcinom und mikroskopischer Befund des geimpften Careinoms. (Centralblatt für Chirurgie. 1884. No. 25.) 3* 8b Bender, unsere Beachtung, einmal weil sie mit so eclatantem Erfolge, we- nigstens hinsichtlich des dadurch veranlassten Erysipels, ausge- führt wurde, sodann weil die nachträglich vorgenommene mikro- skopische Untersuchung in der That recht interessante Zustände erkennen liess. Es handelte sich um ein inoperables, äusserst schmerzhaftes Recidiv von Carcinom der linken Brustdrüse einer 40 Jahre alten Frau, bei der schon Krebsmetastasen in den Achsel- höhlen und Halsdrüsen vorhanden waren. J. impfte mit Fleisch- infus-Gelatine-Erysipelkultur, die von Fehleisen selbst bezogen war, in der Weise, dass in der Ausdehnung eines Quadratcenti- meters über dem Carcinom in die vorher horizontal und vertical scarificirte Haut ein stecknadelkopfgrosses Kulturpartikelchen ver- rieben wurde. Sehr bald entstand typisches Erysipel, das mit an- dauernd hohem Fieber sich schnell über Arme, Brust, Bauch, Hals und Rücken verbreitete und bereits am 4. Tage zum Tode führte. Die von N. angestellte mikroskopische Untersuchung zeigte eine massenhafte Einwanderung von Erysipelkokken in das Oarci- nom selbst. „Ursprünglich benutzten die Kokken die breiten Binde- gewebszüge als Bahn, um sodann von diesen aus in die Krebs- nester und schliesslich in die Krebszellen selbst zu propagiren. ‚Dabei schienen die Carcinomnester durch die directe Einwirkung der Kokken auf die Carcinomzellen zu Grunde zu gehen, denn entsprechend der Ausbreitung der Mikroorganismen liess sich eine Abnahme der Krebsnester constatiren.“ Während hier also arteficiell das Erysipel erzeugt wurde, um zu beweisen, dass in der That eine Heilung des Carcinoms durch die Rose stattfinde, konnte ein anderer Beobachter °) die Folge- zustände beschreiben, die sich an einem 4 Wochen vorher durch Orbital-Phlegmone in Folge von Erysipelas erblindeten Auge ent- wickelt hatten. Als Ursache derselben sieht Carl die Unter- brechung des Blutkreislaufes in den Centralgefässen an, welche ihrer- seits veranlasst sei durch Kokkeneinwanderung in die Lymph- bahnen, wodurch die davon umgebenen Gefässe im Sehnerv com- primirt. würden. Zwei recht interessante Fälle theilten damals ziemlich gleich- zeitig Kaltenbach!°) und Runge'!) mit, wonach die Mög- lichkeit der intrauterinen Uebertragbarkeit des Erysipels wohl als ziemlich sicher angenommen werden darf, wenn freilich auch Ery- sipelaskokken in beiden Fällen nicht nachgewiesen wurden. Eingehender mit der Frage nach den die Rose verursachen- den Mikroorganismen beschäftigt sich die im Jahre 1885 erschienene Arbeit von Rh Puinerdr) Während der Verfasser in einem Falle von helas traumaticum ausser den gewöhnlichen Zeichen der 9) Zur specielleren Aetiologie der nach Erysipelas faciei auftretenden Sehnerven- atrophie. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde. $. 113.) 10) Ist Erysipe] intrauterin übertragbar ? (Centralblatt f. Gynäkol. No. 44.) 11) Mittheilung über die intrauterine Uebertragbarkeit des Erysipelas. (Ebenda. No, 48.) 12) Beiträge zur pathologischen Anatomie des Erysipels. (Virchow’s Archiv. . C. Heft 2. 1885.) | Ueber den Erysipelcoccus (Fehleisen). 87 Dermatitis enorme Anschoppungen von Kokkenmassen in den Saft- kanälchen und Lymphspalten des subcutanen Binde- und Fettge- webes und des Coriums fand, wobei sämmtliche Kokken gleich gross waren, einzeln oder als Diplokokken oder in Ketten angeordnet waren, fehlten diese Mikroorganismen ganz in den analogen Gewebspartieen, die von 2 Erysipelaspatienten herrührten, deren Rose im Verlaufe von Typhus aufgetreten war. Wohl fanden sich Stäbchen, die genau mit den Klebs’schen Typhusbacillen übereinstimmten. Nach alle- dem hält Rh. an der alten Unterscheidung des E. traumaticum und idiopathicum fest, da die Bestätigung seiner Angaben in wei- teren Fällen eine solche Trennung gewiss rechtfertigen würde. Die bald darauf erschienene Arbeit Simone’s!?) suchte die Beziehung zwischen der Ursache des Erysipels und der Pyämie festzustellen. Veranlassung hierzu bot ein Kranker, der nach Ex- stirpation der scapula pyämisch geworden war, nachdem er ein Erysipel überstanden hatte. Aus einem geschlossenen Abscess wurde Eiter mit sehr zahlreichen Streptokokken gewonnen, die zu Kulturen und Impfungen von Thieren benutzt wurden; auf Grund dieser Versuche zieht der Verf. folgende Schlüsse: Pyämie und Erysipel werden durch denselben kettenförmigen Mikroorganismus hervorgerufen, der sich auch ausserhalb des Thierkörpers 'auf ver- schiedenen Nährmaterialien kultiviren lässt, und zwar gründet sich die Identität der bei beiden Krankheiten beobachteten Strepto- kokken auf ihre übereinstimmende Form, das Verhalten der Kul- turen, die gleichen Wirkungen auf Thiere. Die günstigste Tem- peratur für die Entwicklung der Streptokokken in Bouillon ist 23—28°, während sie bei längerer Einwirkung einer Temperatur von 39,5—41 ° absterben. Daraus erkläre sich auch der inter- mittirende und remittirende Charakter des Fiebers bei beiden Krankheiten. — Die Streptokokken sind unschädlich für Meerschwein- chen und Mäuse, sie tödten Eidechsen. Während sie bei Wachteln nur eine Temperatur-Erhöhung hervorrufen, tritt bei Kaninchen nach der Impfung eine Art Erysipelas auf, sodann ein subcutaner Abscess, dann der Tod. Erfolgt der letztere frühzeitig genug nach der Infection, so lassen sich die Streptokokken im Blute sowohl der Versuchsthiere selbst, als auch in dem der abortirten Foeten, sowie auf Schnitten der Milz und Leber nachweisen. Es macht unwillkürlich den Eindruck, als ob S., wenigstens nicht allein, die Fehleisen’schen Erysipelkokken vor sich ge- habt hätte, sondern diejenigen, welche auch Fränkel!*) in 2 Fällen von sog. phlegmonösem Erysipel fand und deren Aehnlich- keit mit den ächten Erysipelkokken er besonders hervorhebt. Die zeitlich nun folgende Monographie Passet’s!5) muss hier auch wenigstens zum Theil berücksichtigt werden, einmal als 13) Ricerche etiologiche su di una forma di piemia umana suai rapporte con Verisipelas. (Il Morgagni. 8—12. Nach Virchow-Hirsch 1885. I. p. 232.) 14) Casuistische Mittheilungen über das Vorkommen von Mikroorganismen bei verschiedenen Entzündungs- und Eiterungsprocessen. (Charite-Annalen. Jahrgang X.) 15) Untersuchungen über die Aetiologie der eitrigen Phlegmone des Menschen. (Friedländer, Fortschritte der Mediein. 1885. No. 2 u. 3.) 38 Bender, Ergänzung der Krause-Rosenbach’schen Untersuchungen, sodann weil P. die Identität des Streptococcus pyogenes mit dem Erysipelcoccus sogar durch das Impfexperiment nachgewiesen zu haben behauptet. Er bemerkt also bei dem fraglichen Mikroorga- nismus, dass er sich von dem Fehleisen’schen Erysipelcoccus nicht unterscheide, und dass er mit dem ersteren eine erysipelatöse Röthung am Kaninchenohr hervorgerufen habe. Damals auch äusserte sich Verneuil!®) über die Ursache des recidivirenden Erysipels, die er darin finden zu müssen glaubt, dass die Mikroben der Rose (welche? Ref.) sich in Berührung mit atmosphärischer Luft lange Zeit lebensfähig erhalten können. An den verschiedensten Stellen, nach dem Ablauf eines Erysipels, be- herbergt, könnte für die Mikroben durch Kratzen, durch Opera- tionen eine offene Pforte in der sonst schützenden Oberhaut ge- schaffen werden, von welcher aus sie in die Bindegewebsmaschen und Lymphbahnen gelangten, wo sie ein Erysipel-Recidiv zu veran- lassen im Stande wären. — Dass für die Verhütung der Rose seine Theorie nicht zu unterschätzende Wichtigkeit besitze, liege auf der Hand. — In der sich anschliessenden Diskussion bestreitet Despres die Contagiosität des Erysipels, während Trelat, der das Vorhandensein besonderer Mikroben als Ursache der Rose und damit die Contagiosität dieser Krankheit für zweifellos erklärt, nur bedauert, dass V. die betreffenden Mikroben in der anfallfreien 7eit auf der äusseren Haut etc. nicht nachgewiesen hat. Ein anderweitig gehaltener Vortrag Verneuil’s!t”?) rief eine lebhafte Diskussion in der Pariser Acad&mie de medecine hervor, bezüglich deren für uns nur von Wichtigkeit ist, was Hervieux. über die Aetiologie des Erysipels äussert. Auf Grund zahlreicher Beobachtungen spricht sich dieser Forscher für die Identität der Rose mit der Septikämie aus, insofern als die eine Krankheitsform durch die andere erzeugt werden könne und umgekehrt. Dem gegenüber betonte Gornil, dass stets ein und dasselbe Bacterium und dieses allein das Erysipel erzeuge, dass aber Krankheitsformen vorkämen, Mischformen, bei denen Kokken verschiedener Krankheiten zugleich beobachtet würden. Während Winkel’s Erfahrungen !®) dahin lauten, dass das puerperale Erysipel in engem Verein mit der puerperalen Sepsis vorkomme und dass es so wie diese als echte Wundinfectionskrank- heit, hervorgerufen durch eine locale Infection mit dem ketten- bildenden Micrococcus allein oder in Verbindung mit anderen Mi- krokokken, angesehen werden müsse, sieht Gusserow!°) in dem Auftreten des Erysipels bei Puerperalkranken lediglich eine acci- dentelle Erkrankung, die mit der puerperalen Sepsis nichts ge- mein hat. Er glaubt die Richtigkeit dieser Anschauung aus meh- 16) Essai sur la pathogenie des erysipeles & repetition. : (Bull. de la societe de chirurgie. 14., 21., 28. Oct. ref. i. Virchow-Hirsch. 1885. II. S. 46.) 17) L’erysipele et la methode antiseptique. (Bull. de l’Acad. de med. No. 8, 12, 13, 16, 19, 23, 24.) 18) Ueber das Puerperal-Erysipel. (Aerztl. Intellig.-Bl. No. 10.) 19) Erysipelas und Puerperalfieber. (Arch. f. Gynäk. Bd. XXV. Heft 2.) Ueber den Erysipelcoccus (Fehleisen). 39 reren Fällen seiner Beobachtung, darunter einige mit Sectionsbe- fund, hinreichend beweisen zu können. Auch Wolffberg’s Vortrag?) ist ‚hier wohl insofern zu er- wähnen, als nach W. die „Späterysipele“ gelegentlich durch die nachträgliche Infection mit dem Micrococcus Erysipelatos Fehl- eisen hervorgerufen werden, wenn es auch sehr wahrscheinlich bleibe, dass das sogenannte Späterysipel in einer Reihe von Fällen aufzufassen sei als vaccinale Hautaffection, die sich am 10. Tage nicht begrenzt, weil die Immunität der Haut aus irgend welchen Gründen nicht völlig hergestellt ist. — Hinsichtlich der Aetiologie des Früherysipels könne kein Zweifel bestehen, da dasselbe sicher- lich nur als accidentelle Wundinfectionskrankheit aufzufassen sei. Die Reihe der aus dem folgenden Jahre, 1886, stammenden Arbeiten glaube ich nicht würdiger eröffnen zu können, als durch Wiedergabe der Ansicht Flügge’s?!) über den Streptococcus Erysipelatos. Nach diesem Autor ist unser Micrococcus mikro- skopisch und in seinem Verhalten in Kulturen von dem Strepto- coccus pyogenes kaum zu unterscheiden. Auch die Differenz in den Strichkulturen, die darin bestehe, dass die Kolonieen etwas mehr Neigung hätten zu confluiren, mehr weisslich, undurchsichtig erschienen und an der Peripherie reichliche Auswüchse zeigten, die aus vorragenden Ketten bestehend, der Kultur ein farrenblatt- ähnliches Aussehen gäben, seien nicht constant genug, um durch dieselben eine sichere Unterscheidung beider Kulturen bewirken zu können. Während auch durch die Thierexperimente nur geringe Differenzen deutlich würden, bestünden dieselben offenbar in hohem Grade bezüglich ihrer Wirkung auf den Menschen: die Strepto- kokken des Erysipels kämen nur bei dieser relativ seltenen con- tagiösen Krankheit vor und seien im Stande, diese Krankheit bei Gesunden hervorzurufen. Als recht ausführliche, die anatomischen und ätiologischen Verhältnisse gleich erschöpfende Arbeit sei hier dann die Studie von Denuc&??) angeführt. Dem Autor standen 19 Fälle von Rose zur Verfügung. Bei den diesbezüglichen Untersuchungen ge- lang ihm in 3 Fällen in Schnittpräparaten und in 16 Fällen durch Kulturen, resp. mikroskopisch in der durch Stich erhaltenen Ge- websflüssigkeit der Nachweis des Erysipel-Coccus (Fehleisen). Nur 2mal fanden sich daneben noch andere Kokken;. dagegen er- gaben die an Hunden und Kaninchen vorgenommenen Impfungen stets positive Resultate. Das phlegmonöse Erysipel hält er für eine Mischinfection, entstanden durch die Mitwirkung eines anderen Bakteriums, z. B. des Staphylococcus pyogenes aureus. Die erysi- pelatöse Lungenentzündung könne entweder durch unmittelbare In- fection der Lunge, oder durch die Lymphbahnen, oder schliesslich dadurch entstehen, dass die Keime von irgend einem entfernten 20) Die Aetiologie des Impferysipels. (Vortrag in der Niederrheinischen Ge- sellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn, gehalten am 14. December 1885.) 21) Die Mikroorganismen. 2. Auflage. Leipzig 1886. p. 151, 22) Etude sur la pathogenie et l’anatomie pathologique de l’erysipele. Paris. (ref. i. Virchow-Hirsch. 1886. Bd. II. p. 49,) 40 | Meningitis cerebro-spinalıs. Herde aus durch das Blut nach der Lunge geschafft würden. Wäh- rend Fibrinausscheidungen bei der erysipelatösen Pneumonie nie beobachtet wurden, seien die Alveolen ausschliesslich mit Leuko- cyten und mit granulirten Epithelzellen erfüllt; dabei habe er die Mikrokokken in den Alveolen und im Gewebe der Lunge theils in Zoogloeaform, theils in Ketten gefunden. Einmal habe er Erysipel- Kokken in den feinen Blutgefässen der Lunge und neben einer Erysipel-Pneumonie eine Pneumonie gesehen, bei der sich Kokken nachweisen liessen, die den Friedländer’schen Kokken ähnelten. Für die Fälle, in denen das Auge in Mitleidenschaft gezogen wird, nimmt er wenigstens zum Theil eine bakterielle Embolie der Cen- tralarterie des Sehnerven an. — Die Blutkörperchen fand er weder in Form, noch in Grösse verändert; wohl waren sie in toto ver- ringert und die Zahl der weissen speciell bis auf die Hälfte und darunter vermindert. — Uebereinstimmend mit Fehleisen fand er nie in den Blutgefässen Bakterien, wohl aber in den Capillaren der Niere, der Lunge, eines Angioms der Leber und im Harn, in welchen sie, wie der Verf. gewiss mit Recht annimmt, doch nur vom Blute aus gelangt sein konnten. — Zweimal wies D. eine Pericar- ditis mit mässigem Erguss von Flüssigkeit und in dieser Strepto- kokken nach, zugleich in dem einem Falle rechtsseitige Pleuritis und in dem bezüglichen Exsudat ebenfalls Streptokokken. (Schluss folgt.) Foä, Pio, und Bordoni-Uffreduzzi, Guido, Ueber die Aetio- logie der „Meningitis cerebro-spinalis epidemica“. (Zeitschrift für Hygiene. Band IV. 1888. Heft 1.) Die Verfasser haben bereits im Jahre 1886 bakteriologische Untersuchungen über Meningitis cerebro-spinalis gelegentlich einer Epidemie vorgenommen. In einigen Fällen fand man bei der Section nur eine Meningitis, während in anderen eine Pneumonia lobaris hinzugetreten war. Sowohl im meningitischen wie auch im pneumonischen Exsudate fand sich stets nur eine einzige, von den Autoren als Meningococcus bezeichnete Bakterienart vor. Es hat sich nun herausgestellt, dass dieser Meningococcus unter anderem identisch sei mit dem Fränkel’schen Pneumonie-Diplococ- cus. Die Verfasserschlagen deshalb vor, dieser Art von Mikroorganismen den Gattungsnamen Diplococcus lanceolatus oder capsulatus beizu- legen und denselben je nach der Erkrankung durch den Zusatz pneumoniae, meningitidis cerebro-spinalis u. s. w. zu specificiren. Dieser Diplococcus wächst am besten bei 28 bis 37° C auf alkalischem Agar-Agar. Plattenkolonieen sind oval, glatt- randig, durchsichtig und wie aus glänzenden Körnchen zusammen- gesetzt. In Stichkulturen entsteht ein grauer unregelmässiger Be- lag längs des Impfstriches bei nur geringem Oberflächenwachsthum. Auf Blutserum ist das Wachsthum nicht charakteristisch. Dem Blute entnommenes Impfmaterial findet auf Gelatine keine Entwicklung, dagegen erfolgt eine allerdings schwache Ent- Meningitis cerebro-spinalis. 41 wicklung, wenn man Agarkulturen auf Gelatine überimpft. Auf Agar sind spätere Kulturen auch stets viel üppiger als die erste. Auch auf Kartoffeln, in Bouillon und Milch findet eine langsame Entwickelung statt. Reichlich erfolgt sie bei Uebertragung von Milchkulturen auf Agar. Wird der Diplococcus als Saprophyt in gewöhnlichen Nähr- medien kultivirt, so erfolgt eine bedeutende Abschwächung seiner pathogenen Wirkung, und zwar bereits viel früher, als seine Ent- wickelungsfähigkeit behindert wird oder ganz aufhört. Er besitzt aber auch an und für sich verschiedene, von allerlei Umständen (Temperatur, Sauerstoff) abhängige Virulenzgrade. Agarkulturen zeigten bei 2 bis 3° C keine Entwickelung;; wurden sie aber selbst nach 2-monatlichem Verbleiben bei dieser Temperatur einer Temperatur von 32 bis 35° C ausgesetzt, so erfolgte eine ebenso starke Entwickelung, wie wenn die Impfung denselben Tag gemacht worden wäre. Sodann wurden Meningokokken enthaltendes Kaninchenblut so- wie Agarkulturen von Meningococcus getrocknet und alle 14 Tage auf ihre Virulenz hin untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass das Blut und die Kulturen noch 45 Tage nach der Trocknung so entwickelungsfähige und für Kaninchen virulente Mikroorganismen enthielten wie am ersten Tage. In dieser Resistenzfähigkeit des Meningococcus gegen die Austrocknung besteht nach der Ansicht der beiden Verfasser wahrscheinlich die Erklärung für gewisse, anscheinend durch die Luft verbreitete Epidemieen von Meningitis cerebro-spinalis. (Dann wäre es allerdings nur als Zufälligkeit zu erklären, dass diese Erkrankung für gewöhnlich nicht noch viel häufiger und nicht in vielen Gegenden gleichzeitig auftritt.) Untersuchungen darüber, ob Kaninchen nach einmaliger Impfung mit Meningococcus der Wirkung von stärkerem Virus gegenüber refractär geworden seien, ergaben, dass, falls die Thiere alle 3 bis 4 Tage subceutan mit kleinen virulenten Kulturquantitäten geimpft wurden, dieselben subceutane Impfungen, ferner Impfungen ins Blut oder in die Bauchhöhle nach einiger Zeit gut vertrugen, während Controlethiere, bei denen keine Präventivimpfungen vorausgegangen waren, regelmässig zu Grunde gingen. Zu solchen Schutzimpfungen kann jedoch nur frischgewonnenes Kulturmaterial mit positivem Er- folge angewendet werden. | In den beim Menschen beobachteten Fällen von Meningitis cerebro-spinalis variirte die Menge des Exsudates ziemlich be- deutend. An der Leiche war dasselbe besonders an der Oonvexität des Gehirns verbreitet. Zuweilen war die Erkrankung mit Pneu- monie complicirt. Dabei fand sich seröse Infiltration des media- stinalen Zellgewebes, des subpleuralen Bindegewebes und bisweilen der Schleimhaut des Respirationstractus (Erscheinungen, auf welche bereits früher insbesondere Weichselbaum aufmerksam gemacht. hat). Des öfteren war mit der Pneumonie auch acute Pleuritis, Pericarditis oder Nephritis verbunden, endlich auch noch in einigen Fällen Polyarthritis, wobei sich in dem Exsudate der Gelenke Di- plokokken nachweisen liessen. Als Folge der croupösen Pneumonie 49 | Meningitis cerebro-spinalis. wurde in 2 Fällen Abortus beobachtet, welcher am 2. oder 3. Tage der Erkrankung erfolgte. In diesen Fällen fanden sich die Diplo- kokken in den Uterusvenen, in der Foetusplacenta, in der Leber und im Blute des Foetus sowie in der Milch der Wöchnerinnen vor. (Es sei hier nur vorübergehend hingewiesen auf die kürzlich mitgetheilten, sorgfältigen Untersuchungen Wolff’s bezüglich des Uebertrittes von Mikroorganismen von der Mutter auf den Foetus. Wenn in den Fällen von Fo& und Bordoni-Uffreduzzi der Nachweis der Mikroorganismen im Foetus nicht nur durch die Kultur, sondern wie anzunehmen ist, auch durch die mikroskopische Untersuchung geliefert worden ist, so müsste man daran denken, dass hier besondere Veränderungen vielleicht in der Placenta vor- handen gewesen sein mochten, welche einen Uebergang der Mikro- organismen von der Mutter auf den Foetus ermöglicht haben. Denn nach den Ausführungen Wolff’s erfolgt unter gewöhnlichen Ver- hältnissen ein solcher Uebergang von Mikroorganismen niemals.) Verfasser behaupten mit Bestimmtheit, dass jede mit der Me- ningitis cerebro.-spinalis complicirte croupöse Pneumonie immer durch denselben Diplococcus verursacht werde, welcher sich im Meningealexsudate befindet. Was die experimentelle Seite der in Rede en Unter- suchungen anbelangt, so wurden an Kaninchen Injectionen unter die Haut, in die Abdominalhöhle und in das Blut gemacht. Die Thiere gingen, wenn man es wirklich mit virulentem Impfmaterial zu thun hatte, stets binnen 1 bis 5 Tagen an acuter oder peracuter Septikämie zu Grunde. Bei jeder Applicationsweise traten Diar- rhöen auf; die Darmwand war mit flüssigen Massen erfüllt, in denen sich durch Kulturen sowie durch die mikroskopische Unter- suchung die Diplokokken nachweisen liessen. Nierenveränderungen zeigten sich nur in einigen weniger acut verlaufenden Fällen, und nur dann konnte man in dem Nierengewebe sowie im Harne Diplo- kokken coustatiren. Zuweilen fand man Hämorrhagien im Coecum, in der Pleura und im Pericard. Das Blut enthielt stets Diplo- kokken. Dieselben vermehrten sich in den ersten Stunden nach dem Tode sehr bedeutend. 10 bis 12 Stunden nach dem Tode nahm im Winter die Virulenz des Blutes in dem Grade zu, dass ein kleiner Tropfen Blut, subcutan injicirt, die Kaninchen in 24 Stunden tödtete. Leben subceutan geimpfte Kaninchen 5 bis 7 Tage, so ent- wickelt sich an der Impfstelle ein bösartiges Oedem. Gerade in solchen Fällen findet man häufig Pleuritis, Pericarditis und Peritonitis. Die Diplokokken sind hier im Blute viel geringer als bei acuter Sepsis. Die Milz war bei intravenöser oder subcutaner Impfung mit sehr virulentem Material hart, stark vergrössert, bei Impfung in die Abdominalhöhe wenig geschwollen, weich, bei subeutaner Impfung eines leicht geschwächten Virus entwickelte sich ein starkes subcutanes Oedem; die Milz blieb normal. Zuweilen fand sich bei den Versuchsthieren nach subcutaner Pleuritis. 43 Impfung Polyarthritis vor, welche durch den Diplococeus hervor- gebracht wurde. Meningitis entstand bei den Versuchsthieren nur dann, wenn die Impfung nach vorausgegangener Trepanation subdural vorge- nommen worden war. Auch experimentell wurde bei trächtigen Kaninchen gewöhnlich 30 bis 48 Stunden nach der Impfung Abortus bewirkt. Hinsichtlich des Bakteriengehaltes des Kaninchenfoetus gilt dasselbe, was früher betretfs des Bakteriengehaltes des menschlichen Foetus gesagt wurde. Junge Thiere, welche von dem inficirten Mutterthiere gesäugt wurden, starben nach einigen Tagen. Im Blute fand man Diplo- kokken. Nur bei directer Injection in die Lunge war die letztere ver- ändert. Es zeigten sich hämorrhagische Flecken und viele Diplo- kokken in deren Centrum oder acute hämorrhagische Pneumonie, wobei im Exsudate ebenfalls reichliche Diplokokken zu finden waren. Zuweilen entwickelten sich auch sowohl an der Oberfläche wie auch im Inneren der Lunge bis hanfkorngrosse, hellgraue, durchsichtige, knotige Entzündungsherde nach Art von Tuberkelknötchen. Tuber- culose musste jedoch zu Folge der mikroskopischen Untersuchung ausgeschlossen werden. Uebrigens hängt die Art der Verände- rungen an der Lunge von der Einführungsart der pathogenen Mi- kroorganismen, von der Wirkungsstärke des Virus und von der Thierspecies ab. Alle diese verschiedenartigen experimentell erzeugten Ver- änderungen zeigen, dass die Wirkungsweise eines und desselben Mikroben unter verschiedenen Umständen eine sehr mannigfache sein kann. Mehrere der Arbeit beigegebene, sehr sorgfältig ausgeführte Abbildungen zeigen uns die Veränderungen in verschiedenen Or- ganen der Versuchsthiere nach Impfung mit Meningokokken. Dittrich (Prag). Serafini, Contribuzione all’eziologia della pleurite acuta primaria. (Associazione dei naturalisti e medici di Napoli. Seduta 8 Marzo 1888.) Obgleich der Verfasser nur über einen einzelnen Fall von pri- märer Pleuritis berichtet, so ist seine Beobachtung doch, da sie vom bakteriologischen Gesichtspunkte aus streng durchgeführt worden ist, sowie wegen der nicht zweifelhaften experimentellen Resultate, die er erhalten, ein bemerkenswerther Beitrag zum Stu- dium der Biologie eines der verbreitetsten pathogenen Mikro- organismen, wie es eben der Fränkel’sche Diplococcus pneu- moniae sive meningitidis cerebro-spinalis (Foa und Bordoni-Uffreduzzi) ist. Verfasser hat besagten Mikroorganismus von dem serös-fibrinösen -Exsudat eines an doppelseitiger primärer Pleuritis (ohne Pneumo- nie) gestorbenen Individuums isolirt, und zwar mittelst subcutaner Einimpfung einer kleinen Quantität von Exsudat in Kaninchen. Die Kaninchen starben an’ der bekannten Form von Septikämie, die 44 | Pseudo-Tuberculose. durch jenen Diplococcus hervorgerufen wird, und aus dem Blute erhielt man Kulturen, welche die für den Diplococcus pneumoniae charakteristischen biologischen Eigenschaften besassen. (In Gelatine fand keine Entwicklung statt. Auf Agar erfolgte die Entwicklung bei 37° C, sowie frühzeitiges Verschwinden der pathogenen Eigen- schaften und des Reproductionsvermögens mit dem Aeiterwerden der Kultur.) Es wird somit bestätigt, was Referent bereits in seiner un- längst mit Fo&ä ausgeführten Arbeit über Meningitis cerebro- spinalis!) bezüglich der Vielfältigkeit der Krankheitsformen, welche dieser Mikroorganismus im Menschen und in den Thieren hervor- rufen kann, bewiesen hat, und es wird ferner bestätigt, dass die primäre Pleuritis nicht immer tuberculösen Ursprungs ist, wie von Vielen angenommen wird. Es wäre wünschenswerth gewesen, dass Verfasser den patho- logisch-anatomischen Befund der in Folge der Einimpfung des von ihm isolirten Diplococceus gestorbenen Kaninchen beschrieben hätte; denn jener Befund ist, besonders was die Veränderungen der Milz anbetrifit, für jene specielle Infection charakteristisch, wie es die vom Referenten und Foä ausgeführten Untersuchungen bewiesen haben. | Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Charrin et Roger, 6 H., Sur une pseudo-tuberculose bacillaire. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVI. 1838. p. 868 ff.) Im Laboratorium Professor Bouchard'’s fanden sich bei der Autopsie eines spontan verendeten Meerschweinchens Leber und Milz mit miliaren Granulationen erfüllt, ganz ähnlich denen der Tuberculose. Auf gewöhnliche (nicht Glycerin-) Gelatine verimpft, bildeten sich nach 48 Stunden weissliche Kolonieen, die sich an den folgenden Tagen in die Länge und Breite ausdehnten, ohne die Gelatine zu verflüssigen. Ebenso leicht wie auf Gelatine ent- wickelte sich das Mikrobion auf Agar, Kartoffeln, oder in Bouillon. Bei der mikroskopischen Untersuchung wurde in den Granulationen ein kleiner beweglicher Bacillus gefunden, der in den Gelatine- kulturen nicht 1 « erreichte, in Bouillon etwas länger, auf Kar- toffel aber 2 u bis 2,5 « lang wurde. In Mitteln, denen antisep- tische Substanzen, besonders Borsäure zugesetzt worden waren, entstanden oft sehr lange Fäden, bis 0,2 mm. Thiere, die mit dem Bacillus geimpft wurden, zeigten dieselbe Krankheit wie das verendete Kaninchen. Die pathogenen Eigenthümlichkeiten des be- treffenden Mikrobions liessen sich am besten am Kaninchen stu- dieren. Infolge einer subeutanen Inoculation entsteht ein localer Tumor, begleitet von einer Ueberfüllung der correspondirenden Ganglien mit Blut. Das Thier. magert ab und stirbt gegen den 13. Tag. Die Section zeigt eine angeschwollene Milz, erfüllt mit miliaren Granulationen. Zuweilen werden die Knoten dicker und erreichen die Grösse einer Linse; sie springen dann auf der Ober- 1) Zeitschrift für Hygiene. Band IV. Heft 1. 1888. Pseudo-Tubereulose. 45 fläche vor und verschaffen ihr ein bossirtes Aussehen. Die Gra- nulationen der Leber sind immer kleiner, aber meist zahlreicher. Die Lunge wird selten ergriffen, die Läsionen treten in der Ge- stalt eines miliaren Knotens, von einer broncho -pneumonischen Zone umgeben, auf. Die Nieren werden in ähnlichen Verhältnissen ergriffen, die Knoten sind aber weniger zahlreich — 2—3 in jedem Organe. | | Aehnlich sind die Läsionen, wenn die Injection ins Peritoneum gemacht wird. Eine Entzündung der Serosa wurde dann nicht beobachtet, während bei Injection in die Pleura manchmal eine fibrinöse Pleuritis auftrat. Auch die Impfung des Bacillus in die Nervencentren und in die vordere Augenkammer gaben die gleichen Krankheitsbilder. Bei intravenösen Einspritzungen hängt der Er- folg von der Menge der eingeführten Kulturflüssigkeit ab. 0,5 bis 1,0 ccm tödten das Thier in 1—2 Tagen und die Autopsie lässt alle inneren Läsionen vermissen, während jedes -Organ zur Er- zeugung neuer Kulturen mit Erfolg benützt werden kann. Die Einführung von 1—2 Tropfen aber tödtet Kaninchen nach 6—7 Tagen, und dann treten im Innern die vorhin erwähnten Erscheinun- sen auf. Ausser Meerschweinchen und Kaninchen konnten auch -Mäuse infieirt werden. Hund, Katze, Esel erwiesen sich refractär. Verff. halten die Krankheit für identisch mit der vor kurzem von Eberth beschriebenen Pseudo-Tuberculose. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Dor, L., Pseudo-tuberculose bacillaire. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVI. 1888. p. 1027 ff.) D. hat wie Charrin und Roger Beobachtungen über die ba- cilläre Pseudotuberculose gemacht und wünscht die Resultate der- selben, zu denen er, ohne Kenntniss von den Arbeiten der oben ge- nannten Forscher, gekommen sei, zur Mittheilung zu bringen. Seine Beobachtungen stützten sich auf 30 Autopsien, unter denen sich 10 spontan verendete Kaninchen, ferner 15 Kaninchen, 3 Meer- schweinchen und 2 weisse Ratten, die in Folge einer Inoculation gefallen waren, befanden. Junge Kaninchen starben nach 14 Tagen bis 3 Wochen, während ältere Kaninchen und Meerschweinchen ge- nasen, nachdem sie deutliche Symptome der Erkrankung gezeigt hatten. Die Krankheit war gekennzeichnet: 1. durch einen oft zur Eiterung gelangenden Tumor an der Impfstelle, und zwar fand man denselben bei spontaner Erkrankung an der Zunge oder an den inneren Wänden des Maules; 2. durch eine Erkrankung der Leistendrüsen, sobald die Verimpfung in ein Hinterbein erfolgt war, und der Halsdrüsen, wenn der ursprüngliche Abscess seinen Sitz im Maule hatte; 3. durch zahlreiche metastatische Granulationen von käsiger Beschaffenheit, welche entweder abgerundeten Tuberkeln oder blumenkohlähnlich zusammengesetzten Knötchenhaufen glichen. Das Volumen des einzelnen Knötchens variirte zwischen der Grösse eines Hirsekorns und einer dicken Erbse. Diese Knötchen befanden ’ 46 | Polymorphes Erythem. sich stets in grosser Zahl in der Milz, die ums Doppelte ver- grössert war, ferner in der Leber, in einem Drittel der Fälle auch in den Nieren, in einem Fünftel der Fälle in den Lungen und im Herzmuskel, in 2 Fällen im Gehirn. Zweimal gelangte eine Peri- tonitis zur Beobachtung: einmal sahen Mesenterium und Netz von den zahlreichen kleinen Knötchen wie besät aus, und es schien eine Allgemeinerkrankung an Tuberculose oder Krebs ein- getreten. Einmal war Pericarditis mit Symphyse und Hypertrophie des Pericardiums vorhanden, einmal Kpiegelenkentzündung mit speckartiger Veränderung des Gewebes und Entartung des Knor- pels; endlich wurde oft Leucocytose constatirt, welche einmal einen solchen Grad erreicht hatte, dass eine weisse Blutzelle auf 10 rothe kam. In den kranken Körperstellen wurde ein Bacillus gefunden, der in Bouillon Ketten bildete. Er verflüssigt die Gelatine nicht, sondern bildet eine kleine kreisförmige Kolonie, die von einem trüben, durch einen Gelatineniederschlag bewirkten Hof umgeben wird. Zwischen Hof und Kolonie findet sich eine helle Zone. Von der Kolonie gehen zottige Fortsätze aus. Die Bacillen zeigen am Ende je eine Spore. Verf. hält den Bacillus für identisch mit dem von Ch. et R. aufgefundenen. Leider waren Infectionsversuche mit der Reinkultur des Bacillus resultatlos. O. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Haushalter, Contribution ä l’&tude de l’eEryth&me poly- morphe. (Annales de Dermatologie et de Syphiligraphie. 1837. No. 11. p. 686—696.) | Nach einer geschichtlichen Einleitung über die verschiedenen Theorieen der Entstehung des polymorphen Erythems und dessen Zusammenhang mit dem Gelenkrheumatismus, wobei der Verf. sich zu der wohl richtigen Anschauung bekennt, dass die genannte Affection eine eigene infectiöse Krankheit sei und mit dem Gelenk- rheumatismus nichts zu thun habe,. schildert: Verf. zwei typische Fälle von multiplem Erythem mit genauer Wiedergabe der Kranken- geschichten ; der erste Fall zeigte die papulöse Form des Eıy- thems, in dem zweiten war es zu Blasenbildung gekommen und bei beiden wurde von den Efflorescenzen zur bakteriologischen Untersuchung auf Agar geimpft und mit den entstandenen Rein- kulturen wurden Thierversuche angestellt. In beiden Fällen wuchsen auf der Agaroberfläche dieselben Kolonieen, die bei Zimmertempe- ratur nach 3—4 Tagen sichtbar wurden, schmutzig-weisse, kleine Kolonieen darstellten, die Gelatine nicht verflüssigten und unter dem Mikroskop sich zusammengesetzt erwiesen aus kugelrunden Kokken, die meist zu zweien, des öfteren auch zu längeren Ketten aneinandergelagert waren. Diese Kokken bewegten sich sehr leb- haft rotirend und auch nach vorwärts und förbten sich mit allen Anilinfarben. Wurde Kulturaufschwemmung älteren Meerschwein- chen injicirt, so zeigten diese keine Erscheinungen; jüngere Thiere dagegen starben, und die injicirte Kokkenart fand sich im Blute reichlich wieder. Bei Kaninchen bewirkte Stichimpfung am Öhre Xerose. 47 keine Entzündung, keine Eiterung und es geht daraus wenigstens . hervor, dass der gefundene Mikroorganismus kein gewöhnlicher Eitercoccus ist; ob demselben eine ätiologische Bedeutung bei dem polymorphen Erythem zukommt, müssen weitere Untersuchungen erst darlegen. | Goldschmidt (Nürnberg). Ernst, P., Ueber den Bacillus xerosis und seine Sporenbildung. (Zeitschrift für Hygiene. IV. 1888. p. 25—46.) Ohne auf die klinische Seite der Xerosis conj. einzugehen und ohne die pathogene Rolle und Bedeutung des sog. Xerosebacillus einer eingehenden Prüfung zu unterziehen, macht Ernst in seiner Arbeit Mittheilungen über die rein bakteriologischen Resultate, zu denen er im Verlauf seiner Untersuchungen gelangt ist. Er ent- nahm von einem 12jährigen Jungen mit ausgeprägter Xerosis mit Hemeralopie kleine Spuren der xerotischen Plaques und übertrug dieselben auf Rinderblutserum und Hydrocelenflüssigkeit. Die so gewonnenen primären und weiteren Kulturen, die im Grossen und Ganzen mit denen von Fraenkel und Franke übereinstimmten, benutzte er zu seinen mikroskopischen Untersuchungen, deren . Schwerpunkt in dem constanten Nachweis von Sporen -mittelst eines modificirten Färbungsverfahrens liegt. „Auf die 3mal in üblicher Weise durch die Flamme gezogenen, noch warmen Deck- gläschen wird starke alkalische Loeffler’sche Methylenblaulösung geträufelt und zwar ziemlich reichlich. Dann an einer Ecke mit der Pincette gefasst, wird das Gläschen eine halbe Minute über der lichtslos brennenden Bunsen’schen Flamme hin und her be- wegt. Nur so weit darf die Erwärmung getrieben werden, als leichte Nebel von der Färbeflüssigkeit aufsteigen; sowie letztere ins Sieden kommt, ist das Präparat unrettbar verloren. Mit einer grossen Sorgfalt häbe ich daher die Gläschen der Flammenhitze nur auf 15—20 cm genähert. In Wasser tüchtig abgespült, kommt nun das Präparat auf Bismarckbraunlösung zu schwimmen. Hierfür genügen 1—2 Minuten, doch auch eine längere Einwirkung vermag der vorausgegangenen Blaufärbung nichts anzuhaben; Ueberfärbung ist nicht zu fürchten. Es ist dies die schonendste Nachfärbung. Wegen der grösseren Farbencontraste elegantere Bilder liefert eine Nachfärbung mittelst Fuchsinlösung, die aber so schwach genommen werden muss, dass 3—4 Tropfen der ge- wöhnlichen, üblichen (nicht concentrirten) Lösung auf ein Uhrglas mit Wasser geträufelt werden“. Die Bacillen erscheinen in ihrer ganzen Länge röthlich resp. gelblich gefärbt und enthalten in ihrem Innern 1—2—3, selten ganze Reihen von 6—8 tiefblau gefärbten Kügelchen. Nicht alle sind in Stäbchen eingebettet, eine ver- schwindend kleine Zahl ist frei im Gesichtsfeld zerstreut. Bei einfacher Färbung mit Fuchsinlösung erhielt Ernst ebenso wie Fraenkel und Franke Bacillen mit kolbigen Endgliedern, während nach der obigen Methode sich constant Sporen nach- weisen liessen, eine Differenz, die er mit .der Annahme zu er- klären versucht, dass eine Bacillenmembran, welche die stärkeren 48 Frettchenseuche. Anilinfarben auch aufnimmt, vom Bacillus auf das endständige Kügelchen übergeht, und die Farbe der Membrankappe das Kügel- chen maskirt. Dass die fraglichen Gebilde wirklich Sporen sind, sucht Verf. in gewissenhafter Weise noch durch andere Momente darzuthun. Bekanntlich ist der Xerosebacillus sehr wenig resistent; wenn nun sterilisirte Seidenfäden, die in Kulturen gelest und dann ge- trocknet wurden, nach 7%X24 Stunden implantirt ein positives Re- sultat ergaben, so kann es nur der Resistenzfähigkeit von Sporen zu verdanken sein. Weiterhin giebt auch die Färbemethode bei bekannter Species einen positiven Ausfall der Reaction auf Sporen. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass es Ernst gelang, mit seinem Verfahren auch in Kokken sporenartige Gebilde nachzu- weisen. Bezüglich dieser Versuche und der daran geknüpften Hoffnungen für die Lehre von der endogenen und arthrogenen Sporenbildung überhaupt sei hiermit dringend auf die inhaltreiche Originalarbeit verwiesen. Eine gut ausgeführte Farbentafel mit 9 instructiven Figuren erleichtert sehr das Verständniss der Mittheilung. Schlaefke (Cassel). Eberth und Schimmelbusch, Der Bacillus der Frettchen- seuche. (Fortschritte der Medicin. Bd. VI. 1888. S. 295.) Unter den Frettchen (Mustela furo), welche in der Gegend von Halle zur Jagd wilder Kaninchen verwendet werden, ist zu Anfang des verflossenen Winters eine Seuche ausgebrochen, bei welcher viele dieser Thiere zu Grunde gegangen sind. Zwei der- selben wurden von den Verfassern anatomisch und bakteriologisch untersucht. Die Section ergab Pneumonie und acuten Milztumor. Mikro- skopisch liessen sich in mit Loeffler’scher Methylenblaulösung ge- färbten Schnitten zahlreiche, in Nestern beisammenliegende Ba- cillen nachweisen. Die Entzündungserscheinungen der Lungen waren gering. Die Untersuchung von Leber-, Milz- und Herz- schnitten ergab bezüglich der Mikroorganismen ein negatives Re- sultat. Dagegen erhielten Verfasser aus allen genannten Organen Reinkulturen eines und desselben Bacillus. Derselbe zeigt auf Agar und Kartoffeln bei einer Temperatur von 37° schon nach 24 Stunden ein sehr üppiges Wachsthum, welches etwa am 3. Tage seinen Höhepunkt erreicht. Langsamer geht die Entwickelung bei gewöhnlicher Zimmertemperatur auf Gelatine und Kartoffeln vor sich. Rindsbouillon wird bei 37° und bei Zimmertemperatur binnen 24—48 Stunden diffus getrübt. In letzterem Nährsubstrate gezüchtet, zeigen die Bacillen lebhafte Eigenbewegungen. Durch Luftabschluss wird das Wachsthum nicht merklich verzögert. Durch einmaliges Aufkochen werden die Bacillen getödtet, dagegen ertragen sie hohe Kältegrade bis zu 20° bei 2stündiger Einwirkung ganz gut. Die Bacillen sind etwa um ein Drittel kleiner als die Typhus- bacillen und doppelt so lang als breit; an den Enden erscheinen Nephromyces in Molgulideen. 49 sie abgerundet. Sie färben sich am besten in wässerigen, schwach alkalischen Lösungen von Gentianaviolett und Methylenblau, wäh- rend sie bei Anwendung der Gram’schen Methode entfärbt werden. Schnittpräparate werden behufs Nachweises der Bakterien am zweckmässigsten !/, Stunde lang mit Loeffler’s Methylenblau- lösung gefärbt und sodann in mit Essigsäure angesäuertem Wasser abgespült. In Alkoholpräparaten der Lunge wurde häufig an jedem Ende der Bacillen eine wohlgefärbte Protoplasmakugel bei nur wenig ge- färbter Mitte, zuweilen auch 3 solche Protoplasmakugeln in einem Bacillus, beobachtet. (Ueber die Natur dieser Protoplasmakugeln sprechen sich die Verfasser nicht aus. Ob es sich hier etwa um Sporenbildung handelt, muss unentschieden bleiben, da, wie die Verfasser selbst angeben, diese Bilder in den von Kulturen ange- legten Trockenpräparaten niemals gefunden wurden. Vielleicht ist diese Erscheinung nur der Effect einer verschiedenen Intensität der Färbung?) Was die Pathogenität dieser Bakterien betrifft, so erwiesen sich dieselben Sperlingen gegenüber am virulentesten, indem schon ganz geringe Mengen von Kulturmaterial in den Brustmuskel dieser Tbiere überimpft binnen 24-36 Stunden den Tod derselben herbeiführten. Die Section ergab Abscessbildung an der Impf- stelle, ferner eiterige Pleuritis, Pericarditis und Hyperämie des Darmes. Im Blute fanden sich zahlreiche Bacillen vor. (Weitere Kulturen scheinen von diesen Versuchsthieren nicht angelegt wor- den zu sein.) Bei Kaninchen und Meerschweinchen zeigte sich nur eine locale Entzündung geringeren Grades an der Impfstelle, während sich Hühner refractär verhielten. Die Stellung dieser Mikrobenart gegenüber den Bakterien der Hühnercholera, der Kaninchenseptikämie, der Wildseuche und der schwedischen Schweinepest, mit welchen jene in mancher Be- ziehung übereinstimmen, soll erst weiter geprüft werden. Dittrich (Prag). Giard, A., Sur le Nephromyces, genre nouveau de Champignons parasites du rein des Molgulid6es. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVI. p. 1180 ff.) Seit Jahren schon beobachtete Verf. in den Nierenorganen ver- schiedener, zu den Molgulideen gehöriger Ascidien pflanzliche Ge- bilde, welche dem Tribus der Siphomyceten (Sorokin), und zwar der Familie der Chytridiaceen zugezählt werden müssen. Diese Pa- rasiten bewohnen mehrere Arten von Ascidien, aber so, dass in ein und derselben Art sich in der Regel nur eine Art des Parasiten in den drei verschiedenen Entwicklungsstufen vorfindet. Diese Pilze, welche Verf. unter dem Gattungsnamen Nephromyces zu- sammenfasst, stehen dem Sorokin’schen Genus Catenaria, deren typische Art „C. Anguillulae‘“ parasitisch in Nematoden lebt, nahe. Es wurden besonders 2 Arten von Nephromyces eingehender stu- 4 50 | Nephromyces in Molgulideen. dirt: Nephromyces 'Molgularum in Molgula socialis Alder und N. Sorokini in Lithonephrya eugyranda L.-D. Erstere bildet um die isolirten Concretionen, welche die Niere der Molgula socialis an- füllen, ein einzelliges Mycel, aus sehr zarten und dicht verflochtenen Fäden bestehend, deren freie Enden mit kugeligen Anschwellungen enden. Ein Ablösen derselben und ein den Conidien anderer Pilze ähnliches Verhalten wurde an ihnen nicht beobachtet. Dieses Mycel erzeugt eine grosse Zahl weit dickerer Hyphen von unregelmässig cylindrischer, mehr oder weniger ausgebauchter Form, die von einem feinkörnigen, opaken Protoplasma erfüllt werden, das sich mit Pikro- karmin stark färbt. Neben den Protoplasma - Ansammlungen ent- stehen in enormer Zahl Zoosporangien von sehr verschiedener Ge- stalt, oft an der freien Spitze gegabelt, in welchen zahllose, höchst bewegliche, aber ungemein kleine Zoosporen zur Entwicklung kommen. Vor der Zoosporenbildung erscheint das Protoplasma immer schaumig und das Sporogon schliesst sich durch eine dicke Scheidewand von dem übrigen Mycel ab. Die Zoosporen sind voll- kommen kugelig und mit einer ziemlich langen, aber sehr feinen Geissel versehen und enthalten am Anfange der Geissel ein stark lichtbrechendes Körnchen. Wahrscheinlich gelangen diese beweg- lichen Körper in die Branchien der jungen Molgulen und dringen durch Diapedesis in die Niere ein. Ende Sommers sind die Zoo- sporangien leer, vom Mycel abgelöst; gewöhnlich zeigen sie an verschiedenen Stellen ihrer Wände, besonders an den Enden, Aus- bauchungen, welche von einer dicken, nicht differenzirten Proto- plasmaschicht gebildet werden. Während der Herbstmonate hat bei den im Frühjahr geborenen Molgulen das Mycel eine sehr grosse Zahl Zygosporen aufzuweisen. Diese Reproductionsorgane, welche viel dicker als die Zoosporangien sind, nehmen entweder von verschiedenen, aber einander genäherten Punkten eines und des- selben Fadens ihren Ausgang, oder es verbinden sich mehrere (4 oder 5) Fäden des Mycels. Sie haben eine fein gekörnelte, vielleicht selbst leicht bestachelte Haut. Während des Winters, etwa Anfang Februar, keimen sie. Dabei senden die Sporen zwei gleiche, spitz zulaufende und ein wenig divergirende Keimschläuche aus, welche ihnen die Gestalt eines Zirkels verleihen. Die beiden Arme des Zirkels erweitern sich nach und nach immer mehr und das Compassstadium geht allmählich in ein Spindelstadium über, in dem die Spore nur noch als eine mediane Verdickung erscheint, die sehr bald verschwindet. Das ganze Jahr über treten noch ziemlich lange und breitere Schläuche auf, die sich vom Mycel leicht ablösen und an den Enden abgerundet sind. An ihren Wänden findet sich Plasma abgelagert, das eine Reihe sich längs der Wände hinziehender Vacuolen umlagert. Die Bedeutung der betreffenden Schläuche wurde dem Verf. nicht klar. Anurella Roscovi- tana schliesst einen ähnlichen Nephromyces ein, der aber doch von N. Molgularum specifisch verschieden ist. Nephromyces Sorokini ist durch seine birnförmigen Zoosporan- gien mit zwei lichtbrechenden Protoplasmaanhäufungen (die eine an der Spitze, die andere am Grunde, an der Infectionsstelle des Zettnow, Das Kupfer-Chrom-Filter. 51 Sporangiums am Mycel) scharfcharakterisirt. Bei den Lithonephryen ist die Niere fast gänzlich mit einer einzigen, sehr voluminösen Concretion angefüllt, weshalb für den symbiontischen Pilz sehr wenig Raum bleibt. Letzterer ist deshalb auch weniger üppig ent- wickelt, en seine Verwandten in den Molgulen. O0. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Das Kupfer-Chrom-Filter. Von Professor Dr. E. Zettnow Berlin. Im Februar dieses Jahres hatte ich Gelegenheit einigen mikro- ‚photographischen Aufnahmen beizuwohnen; benutzt wurden ge- wöhnliche Objective, Kupfer-Ammonfilter und Petroleumlampe. Bei der sorgfältigsten Einstellung gelang es nicht, Negative zu erzielen, welche hinsichtlich der Schärfe völlig tadellos waren. Dieser Uebel- stand veranlasste mich, statt einer gewöhnlichen eine Erythrosin- badeplatte !) vorzuschlagen, da eine solche in besonders hohem Maasse ausgezeichnet ist durch die Schärfe, mit welcher sie zarte schwarze Linien, z. B. die Fraunhofer’schen, wiedergiebt; dazu kommt, dass eine solche Platte eine sehr grosse Empfindlichkeit für gelbgrünes Licht besitzt und leicht aus jeder gewöhnlichen, gut und schleierfrei arbeitenden Platte hergestellt werden kann. Da dieselbe bei Petroleumlicht eine etwa 3—10mal höhere Empfind- lichkeit für die gelben als für die blauen Strahlen besitzt (bei Sonne ist das Verhältnis 1 :1), so war natürlich ein gelb- grünes Filter geboten. Nach einer Reihe systematischer Versuche gelang es mir, durch Mischung von Kupfersalzen mit Chromsäure resp. deren Salzen eine Flüssigkeit herzustellen, welche nur die- jenigen Strahlen durchlässt, welche auf die Erythrosinplatte am kräftigsten einwirken, alle übrigen jedoch völlig absorbirt. In seinem Artikel in dieser Zeitschrift hat Herr S tenglein von dieser Flüssig- keit, allerdings ohne meine Wissen, bereits Nachricht gegeben. Für bakteriologische Zwecke ist dieses Kupfer- Chrom-Filter sehr gut geeignet, da bei seiner Anwendung sowohl die roth wie die blau und violett gefärbten Bacillen völlig schwarz auf der Einstellscheibe Kr Herstellung derselben: A) 1 gr Erythrosin von Schuchardt in Görlitz (10 gr—=1 M) wird in 500 gr 95/, Spiritus gelöst. B) Zu 200 ccm frisch filtr. dest. Wasser setzt man 5—6 cem von Lösung A und badet die abgepinselte Platte 1—11/, Minute unter langsamem Bewegen der Schale. Nach dem Ablaufen auf Fliesspapier trocknet man die Platten frei oder im Trockenkasten. Die Entwicklung geschieht mit dem bekannten Soda-Pyrogallol-Entwickler. 4* DD 9° Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. erscheinen; es gelingt also mit Leichtigkeit, auch solche Baeillen, welche sich nur mit Methylenblau kräftig färben, desgl. blau gefärbte Schnittpräparate mit grosser Brillanz zu photographiren. Wünscht man z. B. bei Anwendung von Sonnenlicht eine sehr concentrirte Flüssigkeit, so löst man 160 gr Kupfernitrat und 14 gr reiner Chromsäure mit Wasser zu 250 cem und kann die Lösung nach Belieben verdünnen. Bequemer herzustellen und für die meisten Zwecke in 1—2 cm dicker Schicht ausreichend ist eine Lösung von 175 gr Kupfervitriol und 17 gr doppelt chromsaurem Kali zu 1 Liter. Gegenüber andern gelben resp. grünen Flüssigkeiten besteht der Vorzug des Kupfer-Chrom-Filters darin, dass es nur einen sehr beschränkten Theil des Spectrums durchlässt, je nach der Concentration nur gelbgrüne Strahlen- von A 580—4 560 resp. bei Verdünnung A 590 —4 545; bei grösserer Verdünnung treten orangefarbene Strahlen hinzu, für welche die Erythrosinplatte sehr geringe, die Azalinplatte bedeutend höhere Empfindlichkeit besitzt. Ein dem beschriebenen Filter dem äussern Ansehen nach sehr ähnliches erhält man, wenn man eine Mischung von Kupfer- salzen und chromsaurem Kali mit Ammoniak übersättigt; dieses Filter lässt jedoch nur solche grüne Strahlen durch, für welche die Erythrosinplatte die geringste Empfindlichkeit besitzt; Maximum und Minimum der Empfindlichkeit liegen bei dieser Platte dicht neben einander. Die praktische Benutzung des Kupfer-Chrom- Filters, sowohl bei Petroleumlicht und langer Exposition sowie, nachdem Herr Stenglein die Güte gehabt hatte, seinen Apparat in mein Laboratorium überzuführen, mit Kalk- und Zirkonlicht, ergab, dass es möglich ist, hinsichtlich der Schärfe tadellose Auf- nahmen mit gewöhnlichen Objectiven bis etwa zu 400facher Ver- grösserung zu erzielen. Darüber hinaus fangen eine Reihe von Schwierigkeiten an, welche besonders bei Bacillen nur mit Hilfe von Apochromaten und achromatischem Condensor nebst Lichtfilter zu überwinden sind. Letztere Erkenntniss zu gewinnen, ist mir ‘ nur durch das freundliche Entgegenkommen der Herrn Geh. Medizinalrath Dr. Koch, DDr. C. Fränkel und Pfeiffer mög- lich gewesen, und spreche ich diesen Herren meinen verbindlichsten Dank aus, Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. Galtier, V., Nouvelles exp&riences sur l’inoculation antirabique en vue depre6server lesanimaux herbi- vores de la rage ä la suite des morsures de chiens enrag&s. (Comptes rendus de l’Acad6&mie des sciences de Paris. Tome CVI. 1888. p. 1189 ff.) G. hatte schon 1880—81 eine Anzahl Versuche an Hammeln und Ziegen angestellt, aus denen hervorging, dass eine Injection von Tollwuthvirus in die Venen die Thiere nicht toll mache, sondern Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. 53 ihnen im Gegentheil Immunität gegen eine Verimpfung verleihe, die ähnliche Bedingungen erfüllt, wie sie beim Biss toller Hunde ein- treten, möge die Impfung nachher oder gleichzeitig oder kurz vor- her ausgeführt worden sein. Nocard und Roux bestätigten diese Wahrnehmung, und sie hat sich auch durch folgende weitere Ver- suche des Verf. als vollkommen richtig erwiesen. Den 13. Dec. 1887 wurde ein Stück verlängertes Mark von einem 3 Tage vorher verstorbenen tollen Hunde mit 100 ccm Wasser verrieben, um zu Inoculationen und Vaceinationen ver- wendet zu werden. Ein Hammel erhielt durch Trepanation davon 0,5 ccm und starb nach 9 Tagen an Rabies. Zwei Hammel em- pfingen 2 ccm unter die Haut des Halses, und bald nachher wurden ihnen 2 ccm in die Jugularis eingeführt. Beide zeigten am 13. Febr. 1883 keine Spur von Krankheitserscheinungen. Zweiandern Hammeln wurden an demselben Tage einem jeden 2 ccm in das Unterhautzell- sewebe des Bauches eingeführt. Den nächsten Tag, 24 St. nach der Inoculation injicirte man jedem in die rechte Jugularis 2 cem der oben erwähnten Melange (dass sie von ihrer Giftigkeit noch nichts eingebüsst, ging daraus hervor, dass ein durch Trepanation damit geimpfter Hund nach 12 Tagen toll wurde) und führte zwischen der 29. und 30. Stunde dieselbe Quantität in die linke ein. Beide Hammel waren völlig immun geworden, denn trotzdem man sie am 10. Febr. durch Injection in die Haut in der Gegend der Parotis mit einem sehr starken Virus, das 3 andere Thiere derselben Art getödtet hatte, impfte, blieben sie völlig gesund und waren es noch am 14. April, wo man sich ihrer entledigte. Ein 5. Hammel, den 14. Dec. durch Hautinjection an der Schenkel- fläche geimpft, starb den 30. Tag an Tollwuth. Den 10 Febr. wurden 3 Mutterschafe mit sehr starkem Wuthgift in die Gegend der Parotis geimpft, das eine, welches zur Controle diente, starb den 8. Tag an Tollwuth; die beiden andern, denen dasselbe Gift, das erste Mal den 11 Febr. und ein zweites Mal den 12. Febr., injicirt war, sind bis den 12. April, wo sie weggethan wurden, gesund geblieben. Demnach lässt sich nach einem Tage noch verhindern, dass ge- bissene Thiere toll werden, indem man ihnen nach und nach in Zwischenräumen von einigen Stunden oder einem Tage zweimal Rabiesgift in die Venen injieirt, das man von dem von Tollheit be- fallenen Hunde, der den Biss gemacht, oder von einem andern ge- wonnen hat, indem man den Hund tödtet, dem Cadaver ver- längertes Mark entnimmt und zu einer Emulsion verreibt, die man als Impfstoff für die Präventivimpfung verwendet. O0. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Chantemesse, A., et Widal, F., De l’immunit& contre le virus de la fievre typhoide confer&e par des sub- stances solubles. (Annal. de l’Institut Pasteur. Tome II. No. 2. 1888.) Die wichtigen Beobachtungen vonChamberlandundRouxt), welche sonst empfängliche Thiere gegen die Infection mit malignem 1) Ceutralbl. f. Bakt, u. Par. Band III. p. 769—770, 54 Impfung und künstliche Infeetionskrankheiten. Oedem oder mit Rauschbrand zu festigen vermochten, indem sie denselben Reinkulturen der betreffenden Mikroorganismen oder ödematöse bez. seröse Flüssigkeit injicirten, denen vorher die Ba- cillen vermittelst Filtration durch Thon entzogen oder in welchen die Bakterien durch Sterilisirung im Dampfkochtopf getödtet wor- den waren, haben C. und W. veranlasst, auch den Typhus abdo- minalis auf ähnliche Verhältnisse hin zu prüfen. Es lag dies um so näher, als schon durch die Versuche von Brieger, Beumer- Peiper und Sirotinin die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung solcher „substances solubles“ für die Aetiologie des Typhus abd., namentlich für die Erklärung der Thierexperimente gelenkt worden und das regelmässige Vorkommen dieser Stoffe in Kulturen von Typhusbacillen ausser Zweifel gestellt worden war. C. und W. treten, was diesen Punkt zunächst angeht, entschie- den der Ansicht von Fraenkel-Simmonds bei, welche be- kanntlich den löslichen Stoffen (vor allem dem Brieger’schen Typhotoxin) zwar eine wesentliche, aber nicht die Hauptrolle bei dem Zustandekommen der erfolgreichen Uebertragungen auf Thiere einräumen wollen, und sehen mit den eben genannten Forschern hier keine blosse Intoxication, sondern auch eine Infection vorliegen. Das wichtigste Beweisstück, welches C. und W. für diese ihre An- schauung beibringen, dass zur erfolgreichen Uebertragung vorher sterilisirter Kulturen erheblich grössere Mengen des Impfstoffs nöthig seien, als wenn man lebensfähige, nicht abgetödtete Kulturen verwendet, ist aber doch, worauf auch Fraenkel und Sim- monds schon hingewiesen haben, als sonderlich stichhaltig nicht anzuerkennen. Denn die Möglichkeit ist nicht ausser Acht zu lassen, dass durch das Kochen ein Theil der ausserhalb des Thierkörpers, eben in den Kulturen gebildeten und bei der Ueber- tragung vornehmlich wirksamen löslichen Stoffe, der Ptomaine, ver- nichtet, wieder zersetzt werde und sich so die geringere Giftigkeit der erhitzten Kulturen erkläre. Auf der anderen Seite bringen auch C. und W. keinen thatsächlichen Beweis gegen die von Beumer-Peiper und Sirotinin aufgestellte wichtige Behaup- tung bei, dass die Typhusbacillen sich in den Versuchsthieren durchaus nicht vermehren und eben deshalb — wenigstens für diese letzteren — als infectiöse Organismen nicht aufzufassen seien. C. und W. injieirten einer Anzahl von Mäusen je 4 Tropfen einer 3 Tage lang im Brütschrank gewachsenen Typhusbacillen- kultur in die Bauchhöhle und sahen die Thiere dann, nach den mitgetheilten Versuchsprotokollen, in kurzer Zeit, wenigen Stun- den bis Tagen, ausnahmslos zu Grunde gehen. (Die übrigen oben genannten Forscher hatten meist gerade mit Mäusen erheb- lich ungünstigere Erfolge aufzuweisen.) Spritzte man nun den Thieren vor der Impfung mit dem vollwirksamen Material an 6—8 aufeinanderfolgenden Tagen jedesmal !/,—!/, ccm einer 10 Minuten lang im Autoclaven bei 120° gehaltenen und damit, wie Controlversuche zeigten, sicher sterilisirten Kultur in die Bauch- höhle ein, so widerstand die Mehrzahl der so vorbereiteten Mäuse dem virulenten Infectionsstof. Am sichersten erreicht man dieses er. 5 EUER Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 55 Ziel, wenn man allmählich immer ältere Kulturen durch Erhitzen in den Impfstoff, den vaccin, verwandelt, denn „die Giftigkeit der Typhuskulturen nimmt mit dem Alter der Kultur, wenigstens wäh- rend der ersten Zeit, zu“. Freilich wächst hierbei auch die Gefahr, dass die Thiere schon in Folge dieser Impfungen zu Grunde gehen. Es wäre lebhaft zu wünschen, dass die Verff. ihre interes- santen Versuche nun auch auf andere Thiere ausdehnten und damit den Beweis für ihre allgemeinere Giltigkeit erbrächten. Carl Fraenkel (Berlin). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. | Martens, Beiträge zur Kenntniss der Antiseptica. (Virchow’s Archiv. Bd. CXIlI. Heft 2.) Martens hat eine grosse Reihe von chemischen Substanzen ‚auf ihre Einwirkung auf Eiterkokken (Staphylococcus pyogenes aureus, albus und citreus und Streptococcus pyogenes) hin unter- sucht. Das Hauptgewicht wurde auf eine rasche Abtödtung der Mikroben gelegt. Als Zeichen des Abgestorbenseins wurde der Verlust der Entwicklungsfähigkeit angesehen. Weniger Aufmerk- samkeit wurde der wachsthumshemmenden Wirkung der chemischen Agentien zugewendet. Die keimtödtende Kraft gegenüber den Eiterkokken wurde in der Weise geprüft, dass die wässerige oder ölige Lösung der be- treifenden chemischen Substanzen in sterilisirten Reagensgläschen bis zur Trübung der klaren Lösung gemischt und geschüttelt und sodann mit der Platinnadel nach ganz kurzer Zeit Tropfen auf die Nährfläche eines Agarröhrchens vertheilt oder in Gelatine- gläser übertragen wurden. Die Lösungen wurden vor dem Ge- brauche in sterilen Reagensgläsern oder in Kolben durch Kochen sterilisirt. Zur Prüfung der wachsthumshemmenden Kraft wurde eine Mischung von Agar und der chemischen Substanzen in bestimmter Concentration hergestellt. Das Resultat dieser Untersuchungen war folgendes: Jod tödtet Eiterkokken in einer Verdünnung von 1:10000. Jodwasser, mit einer grösseren Menge von Kokken vermischt, wird vollständig entfärbt und es bildet sich ein weisser Niederschlag von Jodalbuminat. Jodoform tödtet weder die Eiterkokken, noch verzögert es ihr Wachsthum. Bei Jodoformgelatinekulturen wird das Wachsthum der Kokken nicht verhindert, dagegen treten selbst nach wochenlangem Stehen im Lichte weder beim Staphy- lococcus aureus noch beim Micrococcus prodigiosus die charakte- ristischen Orange- und Purpurfärbungen auf. Jodkalium hat keine antiseptische Wirkung. 56 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Eine Thymollösung von 1:5000 tödtet die Eiterkokken in einer Minute, ein Zusatz von 1:10000 Agar-Agar verhindert jede Entwicklung derselben. | In einer Verdünnung von 1:1000 tödten die Eiterkokken Eau de Javelle in 45 Secunden, Argentum nitricum in 2 Minuten (in einer Lösung von 1:100 in 30 Secunden), Sal- petersäure in 2 Minuten (1% momentan), Salzsäure in 5 Minuten (1% in 45 Secunden), Schwefelsäure in 10 Minuten (1% ın 45 Secunden), Sublimat in 60 Minuten (1% momentan). Wenn jedoch von den Eiterkokken sämmtliches Nährmaterial ab- gespült wird, so werden dieselben vom Sublimate schon nach 15 Secunden getödtet. Eine kalt gesättigte Lösung von Benzo&äsäure (1:500) ver- nichtet die Eiterkokken in 7 Minuten, eine kalt gesättigte Lösung von Salicylsäure (1:300) in 1—2 Minuten. Durch eine 1% Lösung von Ferrum sesquichloratum werden sie in /, Minute, durch eine 1%-Lösung von Chlorkalk (unterchlorigsaurem Kalk) in 15 Secunden, durch eine 12 Lösung von Kali sulfuri- cum acidulicum (saurem oder primärem Kaliumsulfat) in 30 Secunden getödtet. 52 wässerige Carbollösung tödtet Eiterkokken momentan, 32 nach !/, Minute, 1% nach 1—3 Minuten, 1% Kalı hyper- manganicum nach 10 Minuten langem Schütteln, 1% Chinolin in 35 Minuten, 10% Resorcin momentan, 1% nach 3 Tagen. Aluminiumacetat (essigsaure Thonerde) in 10% Lösung tödtet Eiterkokken erst nach 48 Stunden, ihre Entwicklung wird aber schon nach 20 Minuten wenig, nach 60 Minuten wesentlich beeinflusst; 12 Lösung hatte nach 48 Stunden keinen Einfluss, nach 9 Tagen waren keine lebensfähigen Spaltpilze mehr vor- handen. 52 Essigsäure tödtet die Eiterkokken in 5 Minuten, 2% in 95 Minuten. Ein Zusatz von 1 Theil Essigsäure zu 500 Agar- Agar hindert das Wachsthum nur dann, wenn die Mikroorganismen durch Abspülen in Wasser von dem alten anhaftenden Nährmate- rial befreit sind. Eiterkokken, mit Terpentinöl verrieben, werden sofort ge- tödtet, in 50% Emulsion mit Eigelb in 5 Minuten, in 102 nach 24 Stunden, in 22 Terpentinemulsion mit Bouillon nach 5 Tagen, in 3% nach 4 Tagen. Ein Zusatz von Terpentinöl zu Agar-Agar hemmt die Entwicklung der Eiterkokken nur dann; wenn diese aus wässeriger Emulsion überimpft werden, dagegen findet keine Wachsthumsstörung bei Ueberimpfung von Reinkulturen statt. Terpentinbouillon und Terpentinemulsionen von verschiedener Con- centration tödten die Eiterkokken in verschieden langer Zeit, wenn eine hinlänglich innige Berührung der genannten Substanzen mit den Mikroben durch kräftiges Schütteln oder Verreiben erzielt wurde. Wurde reines Terpentinöl auf angetrocknetes Kultur- material gegossen, so war es nach 24 Stunden soweit einge- drungen, dass keine lebensfähigen Keime mehr zurückblieben, eine 202 Lösung dagegen nicht. u Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 57 5% Chlorzinklösung tödtet Eiterkokken in °/, Minuten, Borsäure in 4% Lösung nach 10 Tagen. Das Wachsthnm wird durch letztere erst in einem Verhältnisse von 2: 100 verhindert. In 10% Lösung wirken auf Eiterkokken deletär: Kalilauge nach 5 Minuten, Plumbum nitricum nach 10 Minuten, Cu- prum aceticum nach 21 Stunden, Chlorcalcium in 28 Stunden, Ferrum citricum in 24 Stunden, Antipyrin ın 10 Tagen. In 50% Lösung von Cadmiumsulfat werden die Eiter- kokken in 1!/, Minuten, von Plumbum aceticum in 15 Stun- den, von kohlensaurem Natron in 10 Tagen, von hydro- schwefligsaurem Natron in 10 Tagen, von Alkohol in 10 Minuten getödtet, durch absoluten Alkohol momentan. Deletär wirken ausserdem kaltgesättigte Lösungen von Wis- muthnitrat in 1 Stunde 40 Minuten, Kalkwasser in 20 Stunden, Salmiakgeist in 24 Stunden, Liquor ammon. caust. in6 Tagen und Ammoniumsulfid in 24 Stunden. Von den zu Folge der Untersuchungen des Verfassers gegen Eiterkokken indifferenten Substanzen wären besonders hervorzu- heben: Jodkali, Salpeter, Kochsalz, Borax, Chlorammonium, Zincum sulfuricum, Kampher, Tanninsäure, Alaun und Kali chloricum. Dittrich (Prag). Soyka, Zur Theorie und Praxis der Desinfection. (Pra- ger medic. Wochenschrift. 1888. No. 15 und 16.) Das wesentliche Princip, auf welchem die Desinfectionsappa- rate beruhen, ist die Hitze. Es werden jedoch nicht alle Pilze durch hohe Temperaturen bis 100 ® getödtet, und ausserdem ist auch die Wirkung hoher Temperaturen verschieden, je nachdem sie in der erwärmten Luft oder unter Vermittelung von Wasser- dampf einwirken. So macht Wasserdampf in relativ kurzer Zeit die widerstandsfähigsten Krankheitskeime unschädlich, während heisse Luft von 140° weniger desinficirend wirkt. Nachdem sich nun der strömende Wasserdampf als ein zuver- lässiges Desinfectionsmittel erwiesen hatte, wurde er auch in der Praxis bald zu diesem Zwecke verwendet. Auch der Desinfections- apparat (Patent Thursfield, Wien), welchen Soyka experi- mentell geprüft hat, beruht auf diesem Principe. | Derselbe besteht bekanntlich aus zwei in einander geschobenen Metalleylindern, welche den Wasser enthaltenden und Dampf bilden- den Kessel vorstellen. Der Innenraum dieses Doppelcylinderkessels wird als Desinfectionskammer benüzt. Der offene, unexplodirbare Kessel wird zur Hälfte mit Wasser gefüllt, welches, zum Sieden gebracht, die in der Desinfectionskammer befindlichen Effecten um- giebt. Der Dampf durchdringt nun die zu desinficirenden Gegen- stände und strömt durch eine in der Decke des Kessels ange- brachte Oeffnung ab. Ein mit einem Läutwerk versehener Signal- pyrometer zeigt an, wann die Temperatur im Inneren der Desin- fectionskammer 100° erreicht hat. | 58 60. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden. Um nun den Apparat auf seine Leistungsfähigkeit zu prüfen, liess Soyka aus Kissen, Matratzen und Betten einen Cylinder herstellen und legte in verschiedene Schichten desselben Proben der zu prüfenden Mikroorganismen ein. Der Ballen wurde sodann bald kürzere, bald längere Zeit in der Desinfectionskammer einer Temperatur von 100° ausgesetzt. Dabei gingen von den in An- wendung gezogenen Bakterienarten die Milzbrandsporen und Typhus- bacillen sehr bald zu Grunde, und nur ein Bacillus, der sich im Boden, in der Gartenerde, im Kehricht vorfindet und „Kehricht- bacillus“ genannt wird, widerstand dieser Temperatur selbst bei einer Einwirkung durch 2!/, Stunden. Auf Grund dieses Versuchsergebnisses kann man sonach, nach- dem bekanntlich die Milzbrandsporen die widerstandsfähigsten unter den pathogenen Mikroorganismen sind, annehmen, dass, wenn im Innern dieses Apparates durch mindestens 30 Minuten eine Temperatur von 100° angewendet wird, sämmtliche pathogene Bakterien vernichtet werden, ein Resultat, welches den Thurs- field’schen Apparat somit hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit als zufriedenstellend bezeichnen lässt. Der Umstand, dass der „Kehrichtbaeillus“ nicht getödtet wurde, stimmt überein mit den Angaben anderer Autoren, welche dahin lauten, dass Gartenerde und ähnliche Substanzen nur durch eine mehrstündige Einwirkung des Dampfes von 100° sterilisirt werden können. Dittrich (Prag). Harrington, Ch., Proper and improper methods of disinfeetion. (Boston Med. and Surg. Journ. 1888. Vol. I. No. 21. p. 516—519.) Hesse, W., Dampf-Sterilisirungsapparat für Laboratorium und Küche, insbeson- dere zur Sterilisirung von Kindermilch und zur Herstellung von Conserven. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 22. p. 431—432.) Maximoviteh, J., Nouvelles recherches sur les proprietes antiseptiques des naphtols « et ß. (Compt. rend. de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVI. 1888. No. 20. p. 1410 — 1443.) Berichte über Congresse. 60, Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden, vom 18, bis 24, September 1887. (Fortsetzung.) Herr Finger, Wien, weist auf die Thatsache hin, dass durch örtliche Einimpfung von Tuberculosis Formen von Hauterkrankung entstehen, die man als Leichenwarze, als Tuberculosis verrucosa cutis bezeichnet, und weist ferner auf die Analogie dieser Form mit dem Lupus verrucosus in anatomischer und klinischer Hinsicht hin. Herr Schütz, Frankfurt am Main, hat dem Lupus der Nasenschleimhaut häufig Erkrankungen des Thränennasenkänals vorangehen sehen. 60. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden. 59 Herr Caspary fragt, ob der Herr Vortragende Riesenzellen ohne Bacillen zur Differentialdiagnose für genügend erachtet, was derselbe verneint. 3. Herr Kühne, Wiesbaden: Demonstration mikrosko- pischer Präparate von Lepra und Mycosisfungoides. Zum besseren Verständniss meiner nachher zu demonstrirenden Präparate halte ich es für zweckmässig, einige erläuternde Be- merkungen vorauszuschicken. Das Material zu den Mycosispräparaten erhielt ich von Herrn Professor Firket in Lüttich. Es bestand theils aus den noch lebenden Kranken exstirpirten Hautgeschwulststücken, theils aus ihren Leichen entnommenen Stücken ulcerirter Hautgeschwülste, so- wie Theilen von Lungen, Leber, Nieren, Milz und Fibringerinseln aus dem Herzen. Spaltpilze überhaupt fand ich nur in den der Leiche entnommenen Theilen, die bekannten Streptokokken massen- haft in den ulcerirten Hautgeschwülsten, viel spärlicher dagegen in den inneren Organen. Das Motiv meiner heutigen Demonstra- tion wurde mir indessen durch den Befund eines sehr starken Ba- cillus in den inneren Organen gegeben, dessen Abwesenheit.in den Hautgeschwülsten wohl annehmen lässt, dass seine Einwanderungs- stelle mir nicht zur Untersuchung vorlag. Dieser Fall scheint mir besonders deswegen beachtenswerth, weil er einen weiteren Bei- trag zu der Thatsache der gleichzeitigen Einwanderung verschie- dener Spaltpilzarten in disponirtes Gewebe liefert, denn ich brauche wohl nicht hinzuzufügen, dass ich weder die Streptokokken noch den von mir gefundenen Bacillus als causa morbi ansehe. Die von mir ausgelegten Leprapräparate werden Ihnen die verschiedensten Uebergangsformen zwischen Quer- und Längs- schnitten von mit Leprabacillen ausgestopften Lymphgefässen zeigen. Diese Formen, welche die auffallendste Aehnlichkeit mit Anhäu- fungen von Koch’schen Mäusebacillen in Gefässen zeigen, sowie die Erwägung, dass es nicht allein die Form ist, welche zur Fest- stellung der Existenz der sogen. Leprazellen genügt, sondern dass auch die biologischen Verhältnisse berücksichtigt sein wollen, haben mich zu der Ueberzeugung geführt, dass der Begriff Leprazelle fallen zu lassen ist, weil ein gemeinsamer Haushalt zwischen®palt- pilzen und Zellen bis jetzt noch nirgends constatirt wurde. Herr Touton bedauert, nochmals auf dieses wohl zur Genüge besprochene Thema eingehen zu müssen. Er hat sich bis jetzt noch von keiner Seite durch Präparate von dem Gegentheil seiner früher kundgegebenen Anschauungen überzeugen lassen können. Die Gegner sehen deshalb noch nicht genug bacillenhaltige Zellen, weil sie keine genügend starke Protoplasmafärbung erzielen. Er besitzt Milzpräparate von Herrn Dr. Ortmann (Königsberg), die ja zur Demonstration des Verhältnisses von Bacillen zu Zellen bei weitem geeigneter sind, als solche von Nerven und auch von Haut, in welchen nur an solchen Stellen freie Bacillen zu sehen sind, wo unmittelbar daneben zerfallene Zellen liegen. 60 :- MW. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden. Herr Hochsinger freut sich, aus den Präparaten Kühne’s zu ersehen, dass Streptokokken im Gewebe von Granuloma fungoi- des auch von ihm gefunden wurden. Ob die Streptokokken für die Mycosis fungoides thatsächlich pathogen oder nur für den eiterigen Zerfall des Gewebes verantwortlich zu machen sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Hochsinger verwahrt sich auf das Energischste gegen die von Köbner in wiederholten Publicationen gemachten Angaben, in denen er behauptet, Hoch- singer hätte Streptokokken mit Mastzellen verwechselt und seine Schnitte exulcerirten Knoten entnommen. Sitzung vom Freitag, den 23. September, Vormittags 81/, Uhr. Vorsitzender: Herren Doutrelepont und Lewin. Schriftführer: Herren Grossmann und Rosenthal. 2. Herr Chotzen, Breslau: Gewebsveränderungen bei subcutanen Calomelinjectionen. Das verschiedenartige Schicksal der subcutanen Calomelinjec- tionen: unbedeutendes diffuses Infiltrat bis hühnereigrosse, fluc- tuirende Geschwulst gab Veranlassung zur stufenweisen Unter- suchung der Injectionsstellen. Als allgemeines Resultat ergab sich, dass das Calomeldepot als Entzündungserreger wirkt. Vermittelst der Gewebsflüssigkeit werden die Calomelpartikelchen unter Ab- scheidung von regulinischem Hg, welches auf der Oberfläche der Partikelchen als kleine Kügelchen auftritt, in Sublimat aufgelöst. Das Sublimat erzeugt Entzündung: Austritt von Serum und Eiter- körperchen. Gleichzeitig kommt es schon nach 24 Stunden zur Ablagerung von Fibrin, welches in breiten Balken selbst noch in weiter Entfernung von dem Calomeldepot zu finden ist, gleichsam nach der Peripherie fortgeschwemmt wird und an den Bindege- websbalken sich anzustauen scheint. Neben der serofibrinösen Ent- zündung und dem Gewebszerfall findet sich aber auch dünnflüssiger srüngelber Eiter; aber trotz sorgfältigster bakterieller Untersuchung (Quetschpräparate, Stich- und Plattenkultur, Färbung nach Gram und Loeffler) haben sich vom 1. bis 26. Tage in den Entzün- dungsproducten Bakterien nicht finden lassen; es kam also zur Eiterung ohne Bakterien. Die regulinischen Hg-Kügelchen werden beständig kleiner, bis sie sich gänzlich in Sublimat aufgelöst haben. Selbst wenn das Calomeldepot noch nicht vollständig aufgelöst ist, kommt es bereits zur Reparation des Gewebes in der Peripherie des Entzündungsherdes, der um so kleiner bleibt, je mehr Binde- gewebsbalken das subcutane Gewebe durchziehen. Eine Spontan- perforation stellt sich um so eher ein, je oberflächlicher das Calo- mel deponirt ist, je leichter das Rete Malpighii von der Peripherie des Entzündungsherdes erreicht wird. Neue Litteratur. 61 23. Section für Hygiene. Sitzung am Mittwoch, den 21. September, 9 Uhr Vormittags. 2. Herr Dr. Bockhart, Wiesbaden: Ueber eine neue Art der Zubereitung von Fleisch als fester Nährboden für Mikroorganismen. Der Vortragende macht eine kurze Mittheilung über die von ihm im Schmitt’chen Laboratorium, Abth. des Herrn Dr. Aug. Pfeiffer, angestellten Versuche, Fleisch als festen Nährboden für Mikroorganismen zu verwenden. Diese Versuche haben ein vorzügliches Resultat ergeben. Nachdem der Vortragende die Me- thode beschrieben hat, nach welcher er Fleisch sterilisirt und als festen Nährboden für Bakterien zubereitet, demonstrirt er eine Anzahl von Bakterienkolonieen, die auf solchem Nährboden ge- wachsen sind (Cholera, Typhus, Favus, Flüorescenz, Prodigiosus, rosa Hefe, Staphylococcus pyog. aureus etc.) | Der Vortragende bemerkt sodann, dass es ihm bisher gelungen sei, alle Bakterien — im Ganzen ca. 30 Arten — die er auf Fleisch zu züchten versuchte, auf diesem Nährboden wirklich auch zu üppigen Kolonieen gedeihen zu sehen. (Fortsetzung folgt.) Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Fuchs-Kappeln, E., Beiträge zur Kenntniss der parasitischen Pilzflora Ost- Schleswigs. (Schriften d. naturwissenschaftl. Ver. f. Schleswig-Holstein. Bd. VII. 1888. Heft 1. p. 1—17.) Laboulbene, A., Sur une mouche Tse-ts6 de l’Afrique australe. (Bullet. de Pacad. de med. 1888. No. 22. p.-721— 724.) Tomaschek, A., Ueber Bacillus muralis. (Botan. Centralbl. Bd. XXXIV. 1888. Heft 9. p. 279 —283.) Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Vignal, W., Note sur une des diastases s6cret6es par le bacille mesentericus vul- ‚gatus. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1888. No. 20. p. 502—503.) Wigand, A., Das Protoplasma als Fermentorganismus. Ein Beitrag zur Kennt- niss der Bakterien, der Fäulniss, Gährung und Diastasewirkung, sowie der Molecularphysiologie. gr. 8°. X, 294p. (Botanische Hefte. Forschungen aus dem botan. Garten zu Marburg. Begründet v. A. Wigand. Heft 3. Hrsg. v. E. Dennert.) Marburg (N. G. Elwert) 1888, 7M. 62 Neue Litteratur. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Nahrungs- und Genussmittel, Gebrauehsgegenstände. Tubereulose und Trichinose bei Schlachtthieren in Schwerin und Bernburg. (Ver- öffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 24. p. 361.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infectiöse Allgemeinkrankheiten. Allan, J. W., Brief remarks introductory to a course of clinical instruction in infectious disease at „City of Glasgow fever hospital“, Belvidere. (Glasgow Med. Journ. 1888. No. 6. p. 465 — 467.) a” A., Notification of infeetious disease. (Lancet. 1388. Vol. I. No. 22. p- L Mecklenburg-Strelitz. Verordnung, betreffend die Beerdigung der im Verlauf von ansteckenden Krankheiten Gestorbenen. Vom 13. März 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 23. p. 348—349.) Exanthematische Krankheiten. (Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Rötheln, Scharlach, Friesel, Windpocken.) Pissin, Bericht aus dem Impf-Institut für animale Vaccination der Jahre 1884— 1887 (20.—23. Jahrgang) mit einer Kritik der Retrovaccination. (Berlin. klin. Wochenschr. 1888. No. 24, 25. p. 485 —488, 506—509.) Pockenerkrankungen in Württemberg während des Jahres 1886. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 24. p. 357, 360.) Preussen. Anordnung, betreffend den Bezug und die Verwendung des in den staatlichen Anstalten erzeugten thierischen Impfstoffes.. Vom 16. April 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 24. p. 362-363.) Rapport general presente ä M. le ministre du commerce et de l’industrie, par Vacad&mie de medeecine, sur les vaceinations et revaccinations pratiquees en France et dans les colonies pendant l’annee 1886. 8°. 77 p. Paris (imprim. nationale) 1888. Seitz, J., Varicellen bei Erwachsenen. (Korrspdzbl. f. Schweiz. Aerzte. 1888. No. 9—11. p. 265—271, 303—313, 334— 344.) Wiebe, Noch einmal die animale Lymphe, mit Bezug auf Dr. Poelchen’s Ent- gegnung. (Berl. klin. Wochenschr. 1888. No. 23. p. 468-471.) Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest. Fitz, R. H., The origin of typhoid fever in hospitals, and the means suggested for its prevention. A contribution. (Boston Med. and Surg. Journ. 1888. Vol. I. No. 21. p. 513—516.) { Fratini, F., Acqua potabile ed ileo-tifo (epidemia di Fiere, 1887.) (Giorn. d. R. soc. ital. d’igiene. 1888. No. 4. p. 268—275.) \ Heinemann, C., Neue Beiträge zur Kenntniss des gelben Fiebers an der Ost- un, Mexicos. (Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. Bd. CXTI. 1888. Heft 3. . 449 —-469. Mäcs, E., an la presence du bacille typhique dans le sol. (Compt. rend. de ’’Academie des sciences de Paris. T. CVI. 1888. No. 22. p. 1564-1565.) Wundinfeetionskrankheiten. YA (Eiterung, Phlegmone, Erysipel, acutes purulentes Oedem, Pyämie, Septikämie, Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulniss.) Brieger, L., Zur Kenntniss des Tetanin und des Mytilotoxin. (Arch. £. pathol. Anat. u. Physiol. Bd. CXII. 1888. Heft 3. p. 549-551.) | Neue Litteratur. 63 Cornil, Note sur lidentit6 des difförentes formes de l’infection puerp6rale. (Bul- let. de P’acad. de med. 1888. No. 22. p. 729-734.) —, Rapport sur une communication du Dr. E.Doyen, intitulde: La fievre BT perale et l’6rysipöle. (Bullet. de Yacad. de med. 1888. No. 22. p. 725— 722.) Marsh, J. P., Aetiology of puerperal fever. (New York Med. Journ. 1888. No. 21. p. 568—572.) Infeetionsgeschwälste. (Lepra, Tubereulose [Lupus, Skrophulose], Syphilis [und die anderen venerischen Krankheiten].) Bangs, L. B., The limit of the period during which syphilis can be communi- cated by contagion or inheritance. [Amer. Med. Assoc.] (Med. Record. 1888. No. 21. p. 589—590.) Kidd, P., and Taylor, H. 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Giard, A., Sur le Nephromyces, genre nouveau de Champignons parasites du rein des Molgulidees, p. 49. Haushalter, Contribution & l’etude de l’erytheme polymorphe, p. 46. Serafini, Contribuzione all’ eziologia della pleurite acuta primaria, p. 43. Straus et Sanchez, D., Toledo, Recher- ches bacteriologiques sur l’uterus apres la parturition physiologique, p. 33. Untersuchungsmethoden, Instru- mente etc. Zettnow, E., Das Kupfer-Chrom-Filter. (Orig.), p. 51. Impfung und künstliche Infections- krankheiten. Chantemesse, A., et Widal, F., De l’im- munite contre le virus de la fievre ty- phoide conferee par des substances so- lubles, p. 53. Galtier, V., Nouvelles experiences sur V’inoculation antirabique en vue de pre- server les animaux herbivores de la rage & la suite des morsures de chiens enrages, p. 52. Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Martens, Beiträge zur Kenntniss der An- tiseptica, p. 55. Soyka, Zur Theorie und Praxis der Des- infection, p. 57. Berichte über Congresse. 60. Versammlung DeutscherNa- turforscher und Aerztein Wies- baden, vom 18. bis 24. September 1887. (Fortsetzung.) Bockhart, Ueber eine neue Art der Zu- bereitung von Fleisch als fester Nähr- boden für Mikroorganismen, p. 61. Chotzen, Gewebsveränderungen bei sub- cutanen Calomelinjectionen, p. 60. Kühne, Demonstration mikroskopischer Präparate von Lepra uud Mycosis fun- goides, p. 59. Neue Litteratur, p. 61. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Ausgegeben am 7. Juli 1888. | Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof. Dr. Leuckart und Stabsarzt Dr. Loeffler, in Leipzig Docent für Hygiene in Berlin, herausgegeben von Dr. O0. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. END IV. Band. No. 3. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. -—9%& Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Nittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. - Winogradski, S., Ueber Eisenbakterien. (Botanische Zeitung. 1888. p. 261-—270.) Unter dem Namen Eisenbakterien fasst W. die Faden-Bakte- rien zusammen, welche in normalen Wachsthumsverhältnissen rost- farbige Scheiden bilden. Die Färbung rührt von Eisenoxydverbin- dungen her, die in der Substanz der Scheidengallert reichlich und: gleichmässig eingelagert sind. Ueber den Vorgang dieser Ein- lagerung haben Cohn und Zopf Ansichten geäussert; nach Ersterem geschieht sie durch die Vegetationsthätigkeit der Zellen in ähn- licher Weise wie die Ablagerung der Kieselerde in den Diatomeen- panzern, nach Letzterem beruht sie auf rein mechanischen Vor- gängen. W. hat die Erscheinung einer experimentellen Unter- suchung unterworfen und ist zu einer äusserst interessanten Aus- führung und Begründung der Cohn’schen Anschauung gelangt. Das Hauptobject seiner Untersuchungen war Leptothrix ochracea Kützing. Sie findet sich zusammen mit anderen Eisen- bakterien constant in Eisenquellen und den Eisenockerablagerungen, 5 66 t Eisenbakterien. - welche man in Sümpfen oder Wiesen so häufig antrifft, und wird bequem erhalten, wenn man macerirtes und ausgekochtes Heu mit frisch gefälltem Eisenoxydhydrat und Brunnenwasser stehen lässt. Es gelang leicht, sie in natürlichem Eisenwasser (Pyrmont, Schwal- bach) oder in einer Lösung von kohlensaurem Eisenoxydul in Brunnenwasser zu kultiviren und zu beobachten. Die Fäden der Bakterie bestehen aus dünnen Stäbchen mit einer gemeinsamen Hülle, der Scheide, innerhalb welcher sie verschiebbar sind. Am einen Ende sitzen sie fest, während sie mit dem anderen frei ins Wasser ragen. Die an der Basis sehr dicke Scheide verjüngt sich nach diesem Ende hin und die letzten Stäbchen sind ganz scheiden- los. Sobald eine Scheide eine gewisse Dicke und Färbungsinten- sität erreicht hat, wird sie von den Stäbchen verlassen, die schwärmen können und schliesslich eine neue Scheide bilden. Durch Versuche stellte W. fest, dass die Färbung nicht etwa durch Niederschlag von sehr fein vertheiltem Eisenoxydschlamm zu Stande kommt, sondern durch Oxydation von im Wasser ent- haltenem Eisenoxydul in den lebendigen Theilen der Fäden. Diese Oxydation hängt mit den Lebenserscheinungen der Stäbchen eng zusammen und ist für die letzteren so nothwendig, dass sie ohne Zufuhr von Eisenoxydul überhaupt nicht wachsen. Durch die Oxydation wird im Protoplasma eine Eisenoxydverbindung erzeugt, die im Wasser löslich ist und nach dem Heraus-diffundiren sich um die Stäbchen nur anhäuft, weil sie von der Gallertscheide zurückgehalten wird. Sie ist wahrscheinlich das Salz einer organischen Säure und verwandelt sich in der Scheide allmäh- En in ein Eisenhydroxyd, welches in Salzsäure etwas schwer lös- lich ist. Die Deutung des merkwürdigen Verhaltens der Eisenbakterien durch den Verf. ist analog der von ihm in seiner Arbeit über die Schwefelbakterien vorgetragenen. Wie jene gedeihen sie noch üppig mit ausserordentlich geringen Mengen organischer Nähr- stoffe und wie bei jenen wird von ihnen nur ein ganz geringer Bruchtheil der oxydirten Substanz zum Aufbau des Körpers be- nutzt. Aehnlich wie bei den Gährungen ist die Quantität der chemisch umgewandelten im Verhältniss zur Quantität der assi- milirten Stoffe sehr gross. Die Leptothrixstäbchen können bei ganz ausserordentlich langsamer Vermehrung ihr hundertfaches Gewicht und Volum an eisenoxydhaltigen Scheiden bilden. Der ockerfarbige Schleim der Eisenwässer besteht wesentlich aus leeren Scheiden mit wenigen lebenden Zellen. Nach Allem erscheint der Schluss gerechtfertigt, dass die Lebensprocesse der Eisenbakterien ganz oder hauptsächlich auf Kosten der bei Oxydation von Eisen- age zu Eisenoxyd freiwerdenden Wärme im Gange erhalten werden. Die colossalen Ablagerungen von Eisenerz, welche als Sumpf-, See-, Wiesenerz, Raseneisenstein bezeichnet werden, sind wahr- scheinlich der Thätigkeit jener Organismen zuzuschreiben. Büsgen (Jena). Bakterien und Leichenfäulniss. 67 Strassmann und Strecker, Bakterien bei der Leichen- fäulniss. (Zeitschrift für Medicinalbeamte. 1888. No. 3.) Die Verfasser haben in 7 Fällen das Blut menschlicher Leichen auf das Vorhandensein von Mikroorganismen untersucht. Das Resultat war in 4 Fällen negativ, in 3 Fällen positiv. Die letz- teren betrafen ein halbjähriges, an Darmkatarrh verstorbenes Kind, einen erwachsenen Erschossenen und endlich einen erwach- senen Deliranten. Das zur Untersuchung gelangte Blut wurde im 1. Falle 4 Tage post mortem bei stark vorgeschrittener Fäulniss aus der Vena cava inferior, im 2. Falle 50 Stunden post mortem bei wenig bemerkbarer Fäulniss und im 3. Falle 4 Tage post mortem aus der Arteria femoralis entnommen. Im 1. und 3. Falle entwickelte sich eine und dieselbe Bak- terienart. Es waren dies °/, Mikren dicke und 21/),—6 Mikren lange Stäbchen, welche Eigenbewegung zeigten und sich nach Gram färbten. Gelatine wird durch sie unter Entwicklung eines intensiven Schwefelwasserstoffgeruches verflüssigt. In weiter vor- geschrittenen Kolonieen bemerkt man in deren Peripherie auf Platten Strahlenbildung. Auf Agar findet besonders bei höherer Temperatur ein sehr üppiges Wachsthum statt. Hier findet man wie in Bouillonkulturen ebenfalls deutlichen Fäulnissgeruch. Auf Kartoffeln bildet sich ein saftiger, schwach gelblich gefärbter, aus kleinen Körnchen zusammengesetzter Belag. Die angrenzenden Partien sind bläulichbraun gefärbt. Injectionen von 0,1 ccm einer verflüssigten und selbst einer durch Hitze sterilisirten Kultur unter die Schwanzhaut von Mäusen führten nach beiläufig 6 Stunden den Tod der Thiere herbei. Die Section ergab nur intensive Röthung und Schwellung der Darm- schleimhaut und Darmblutung. Mikroskopisch liessen sich im Herzblute, in den Blutgefässen und in den inneren Organen dicke Stäbchen von welchselnder Länge nachweisen. Züchtungen aus dem Herzblute gelangen, während Impfversuche mit letzterem er- folglos blieben. Meerschweinchen gingen bei subceutaner Injection von 0,3 ccm einer Kulturaufschwemmung nach 20 Stunden zu Grunde. Im 2. Falle entwickelten sich meist in Reihen angeordnete, 0,6 Mikren breite und 0,9 Mikren lange Stäbchen, welche sich ebenfalls nach der Gram schen Methode färbten, jedoch keine Eigenbewegung zeigten. Die Kulturen erschienen unter dem Mi- kroskope kreisrund oder elliptisch und punktirt. Die Verflüssigung der Gelatine geht hier viel langsamer vor sich als bei der erstge- nannten Art. Die Kulturen zeigen Fäulnissgeruch. Auf Agar bil- den die Bacillen einen gelben Belag. Bouillon wird durch sie leicht getrübt. Auf Kartoffeln wachsen sie in Form eines trockenen, citronengelben, körnigen Belages. Mehrere bei Mäusen angestellte Infectionsversuche blieben erfolglos. | Die Verfasser bezeichnen die erste Bakterienart als Bacillus albus cadaveris, die zweite als Bacillus citreus cadaveris. Dittrich (Prag). 5* 68 dt 708 Vererbung von Infectionskrankheiten. Wolff, Max, Ueber Vererbung von Infectionskrank- heiten. (Virchow’s Archiv. Bd. CXII. 1888. pag. 136.) Wolff ist in einer eigenen grösseren Versuchsreihe der be- reits von mehreren Autoren behandelten Frage nach der Vererbung von Infectionskrankheiten näher getreten. Es kann sich bei der Vererbung einerseits um eine germinative oder conceptionelle Infection, d.h. um eine Infection des Eies mit pathogenen Keimen schon vor der Befruchtung vom Ovarium her oder während des Befruchtungsactes durch das bacillär inficirte Sperma, und andererseits um eine placentare oder intrauterine Infection der bereits in Entwicklung begriffenen Frucht während der intrauterinen Entwicklungszeit handeln. Die von dem Autor bei seinen Untersuchungen in Betracht gezogenen Processe sind Milzbrand, Vaccine und Variola. Die bisherigen Experimente, welche behufs Entscheidung der Frage, ob Milzbrandbacillen von der Mutter auf den Foetus übergehen, angestellt wurden, haben zu ganz entgegengesetzten Resultaten geführt. Während nämlich ein Theil der Autoren (Brauell, Davaine, Bollinger und Koch) diese Frage in negativem Sinne beantwortet haben, haben Koubassoff, ferner Straus und Chamberland, welch letztere anfänglich eben- falls die Ansicht vertraten, dass ein solcher Uebergang von Milz- brandbacillen nicht stattfinde, sich später auf Grund einiger durch Kulturen erzielter, angeblich positiver Erfolge für eine fötale In- fection ausgesprochen. Verfasser hat 9 trächtige Meerschweinchen und Kaninchen subeutan mit Milzbrandsporen” geimpft. Die Thiere gingen sämmt- lich im Zeitraume von 36 Stunden bis zu 3 Tagen an Milzbrand zu Grunde 29 Junge wurden auf die Anwesenheit von Milz- brandbacillen untersucht. Dabei konnten in den verschiedenen Organen durch die mikroskopische Untersuchung niemals Milz- brandbacillen nachgewiesen werden. .In grosser Zahl wurden sie in der mütterlichen Placenta, niemals aber in den kindlichen Ohorionzotten gefunden. Von den inneren Organen der 29 Foetus wurden im Ganzen 156 Kulturen angelegt, von welchen 150 Keine Entwicklung von Milzbrandbacillen ergaben, dieselbe vielmehr nur in 6 Kulturen erfolgte. Endlich wurden von den Jungen 29 Con- trolethiere mit ziemlich grossen Organstücken geimpft. Von diesen Thieren gingen 3 (2 Meerschweinchen und eine weisse Maus) an Milzbrand zu Grunde. Wolff legt besonders Gewicht auf die gleichzeitige Anwen- dung aller 3 Untersuchungsmethoden, der mikroskopischen Unter- suchung, der Kulturmethode und des Thierexperimentes in jedem Falle. In der grössten Mehrzahl der Fälle war das Versuchsresultat ein negatives. Die wenigen positiven Resultate bei einzelnen Kul- turen und Impfungen führt W. zurück auf eine zufällige Infection durch Uebertragung minimaler mütterlicher Partikelchen mit den fötalen Gewebsbestandtheilen. Zum mindesten ist das Freibleiben des Foetus von Milzbrand der gewöhnliche Fall. Wenn aber ein- Vererbung von Infeetionskrankheiten. 69 mal ein Uebergang von Milzbrandbacillen von der Mutter auf den Foetus stattfindet, so müssen hier ganz besondere Fälle in Bezug auf placentare oder allgemeine Verhältnisse vorliegen. Die wenigen positiven Resultate von Straus, Chamberland und Koubas- soff sind nicht als beweisend anzusehen, weil dieselben nicht con- stant waren und ferner, weil Koubassoff sich bei der Unter- suchung der fötalen Organe fast ausschliesslich des Mikroskopes bediente und auch die beiden ersteren Autoren bei keinem Falle alle 3 Prüfungsmethoden gleichzeitig in Anwendung brachten. Mit besonderer Genauigkeit begegnet der Verfasser durch streng logische Schlussfolgerung allen Einsprüchen, welche gegen seine ‚Untersuchungen erhoben werden könnten. Er hebt dabei hervor, dass weder der Zeitpunkt der Schwangerschaft, in welchem der Versuch gemacht wird, noch die Dauer der Infection, der Bau der Placenta bei den verschiedenen Versuchsthieren und eben- sowenig durch Blutentziehung hervorgerufene anämische Zustände irgend welchen Einfluss auf den Uebergang der Milzbrandbacillen von der Mutter auf den Foetus haben. Gegenüber Koubassoff hat er durch Injectionen gezeigt, dass eine directe Communication zwischen dem Gefässsysteme des Mutterthieres und des Foetus nicht bestehe. Er hat weiter gezeigt, dass in der Regel die Pla- centa für nicht organisirte Körperchen, wie auch für Milzbrand- bacillen undurchgängig sei, dass ein Uebergang der letzteren von der Mutter auf den Foetus sonach nur unter pathologischen Ver- änderungen der Placenta stattfinden könnte. Die zweite nicht nur sehr interessante, sondern vom Stand- punkte des Praktikers auch äusserst wichtige Versuchsreihe W olff’s bezieht sich auf die Vaccine. Für den Fall, dass das Vaccinecontagium durch die Placenta in den Körper des Foetus übergehen könnte, könnte man durch Vaceination einer Schwangeren auch den Foetus vor der Infection mit menschlicher Variola schützen, eine Anschauung, welche be- reits früher von Bollinger vertreten wurde. Der Verfasser war bestrebt, durch experimentelle Impfungen am Menschen diesen Gegenstand zum Abschlusse zu bringen. Der Vorgang war der, dass schwangere Frauen mit reiner humani- sirter Lymphe geimpft und die Kinder kurze Zeit nach der Ge- burt ebenfalls geimpft wurden. Blieben die Neugeborenen nach erfolgreicher Impfung der Mütter gegen Vaccine immun, so war die in Rede stehende Frage im positiven, im entgegengesetzten Falle in negativem Sinne entschieden. Im Ganzen wurden 20 Schwangere geimpft. In 11 Fällen war der Erfolg der Impfung ein vollkommener, in 9 Fällen ein modi- fieirter und in 3 Fällen ein negativer. In den 9 Fällen ist jedoch, da es sich nicht um Erstimpfungen, sondern um Revaccinationen handelte, die Impfung auch als erfolgreich anzusehen. In den 17 Fällen von erfolgreicher Vaccination der Mutter wurden die Neugeborenen in der Zeit vom 1. bis 6. Tage nach der Geburt ebenfalls geimpft und es traten in allen 17 Fällen wohl ausgebildete Jenner’sche Bläschen mit Reaction der Haut im 70 Sr Bender, Bereiche der Impfstelle auf, Dieses Ergebniss beweist, dass, nachdem vom Autor in einer Reihe von eigens zu diesem Behufe angestellten Controllimpfungen gezeigt worden ist, dass der Zeit nach bei allen 17 Schwangeren die Möglichkeit einer intrauterinen Vaceci- nation auch ihrer Foeten vorlag, eine erfolgreich geimpfte Schwangere dem Foetus keinen Schutz gegen die Infection mit Vaccine und somit auch keinen Schutz gegen das Variolagift bietet, und dass die Placenta das Vaccinecontagium des mütterlichen Blutes vom kindlichen Organismus fernhält. Hinsichtlich der Beurtheilung der bisherigen experimentellen Untersuchungen und der am Menschen gemachten Erfahrungen hin- sichtlich des Ueberganges des Vaccinecontagiums von der Mutter auf den Foetus verweist Ref. auf die Originalmittheilung. Dass gelegentlich bei bestimmten Complicationen, so bei syphi- litischen Veränderungen der Placenta, vielleicht auch bei pyä- mischen oder septischen Zuständen in Folge der Vaccination, sich das neugeborene Kind einer erfolgreich geimpften Schwangeren wiederholten Impfungen mit guter Lymphe gegenüber immun ver- halten könne, stellt Wolff nicht in Abrede. Derartige sicher beobachtete Fälle sind jedoch bisher nicht bekannt. Was endlich die Variola anbelangt, so bildet nach den An- gaben in der Litteratur die intrauterine Infection des Kindes mit Variolagift ein sehr seltenes Ereigniss, und es frägt sich, welche Bedingungen im Verlaufe der Pocken vorhanden sind, die den Uebergang von Keimen auf den Foetus in diesen Fällen ermög- lichen können. In dieser Hinsicht weist der Verfasser auf die ge- rade beim weiblichen Geschlechte, speciell auch im Genitalsysteme häufig auftretenden Blutungen hin, bei denen im Falle der Gravi- dität gelegentlich auch Pockenkeime aus dem mütterlichen Blute in den foetalen Organismus hinübergespült werden könnten. Denk- bar wäre auch eine Infection des Foetus per contiguitatem von Seite der Schleimhäute der mütterlichen Geschlechtstheile, falls diese ebenfalls von der Variola ergiffen wären. Dittrich (Prag). Ueber den Erysipelcoceus (Fehleisen). Zusammenfassender Bericht über unsere Kenntnisse der ätiologischen Beziehungen desselben zur Rose. Von Dr. med. Max Bender, I. Assistenzarzt a. d. Klinik des Herrn Geh. Rath Prof. Doutrelepont in Bonn. (Schluss.) Von Giron’s Brief??) muss hier wenigstens das erwähnt werden, was der Verf. gegen die Lehre Verneuil’s (cf. oben No. 23) L’erysipele en province. Lettre & M. le professeur Verneuil. (L’Union med. No. 167. — Virchow-Hirsch 1886. II. S. 50.) Ueber den Erysipeleoccus (Fehleisen). 1 16) vorbringt. G. wurde selbst im März 1879 von Erysipel ergriffen, das von wunden Stellen in der Nase ausging; bis zum 1. August recidivirte die Rose dann noch 4mal in gleicher Weise, um schliess- lich aber definitiv auszubleiben, nachdem die wunden Stellen in der Nase zur Heilung gebracht waren. Die Annahme, dass die 4 späteren Erysipelerkrankungen etwa durch latent in seiner Nase zurückgebliebene Erysipelkokken verursacht worden wären, sei des- halb sicher auszuschliessen, weil der Patient nach der ersten Er- krankung an Rose täglich zweimal mittelst Nasendouche eine drei- procentige Chlorallösung habe durch die Nase hindurchlaufen lassen. — Freilich theilt der Verf. dann noch 3 Fälle von recidivirendem Erysipel mit, bei denen eine Selbstansteckung mit Mikroben, die in der Nähe von ekzematösen oder sonst wunden Stellen der Kopf- haut zurückgeblieben wären, ganz im Sinne Verneuil’s stattge- funden habe. Recht eingehend mit der Natur und dem Wesen des Strepto- coccus des Erysipels beschäftigte sich Hajeck?*), der das Ver- hältniss des Erysipels zur Phlegmone einer erneuten Untersuchung unterzog. Auch H. konnte keinen nennenswerthen Unterschied weder im Aussehen, noch in den Wachsthumsverhältnissen des Streptococcus des Erysipels von dem der Phlegmone constatiren. Auch die Züchtung auf verschiedenen Nährböden ergab keine Diffe- renzen. Um eventuelle Unterschiede in der pathogenen Wirkung dieser beiden Kokken zu eruiren, stellte er Parallelversuche an, die ausführlich zu schildern hier nicht angeht. Die Resultate sind in Kürze folgende: während der Erysipelcoccus in den meisten Fällen eine wandernde Entzündung ohne Schwellung erzeugte, rief der Streptococcus pyogenes meistens eine solche mit intensiver Schwellung hervor. Darnach war also mit grosser Wahrscheinlich- keit eine differente Natur der beiden Streptokokken anzunehmen, die aber erst durch die histologische Untersuchung zur nöthigen Bestimmtheit gelangen konnte. Die dieserhalb angestellten Unter- suchungen ergaben denn in der That, dass die Erysipelkokken an das Vorhandensein von Exsudatzellen geknüpft sind: deshalb findet man sie vorwiegend in den Lymphgefässen und nur ausnahmsweise in den Bindegewebsspalten. Der Streptococcus pyogenes dagegen bricht durch die Lymphgefässwand durch und wandert in die Ge- webe aus, so dass nach und nach die ganze Cutis und Subcutis von Streptokokken-Kolonieen durchsetzt sind. Während unmittel- bar um die Gefässe nur selten Erysipelkokken sich finden, sieht man Kokken der Phlegmone nicht nur um die Gefässe in Form von radiär angeordneten Zügen, ja sie dringen sogar in die Ad- ventitia, in die Muscularis und selbst in das Lumen der Blutge- fässe ein. — Bezüglich der Complicationen des Erysipels handle es sich darum, um den Zusammenhang der betreffenden Krankheit mit Erysipel sicherzustellen, in Zukunft den Erysipelcoccus in den betreffenden Organen nachzuweisen. 24) Ueber das ätiologische Verhältniss zwischen Erysipel und Phlegmone. (Wiener med. Presse. No. 48—51); dann Vortrag in d. K.K. Gesellschaft d. Aerzte zu Wien, gehalten am 5. November 1886. (Deutsche med. Wochenschr. 1886. No. 47,) 12 Air Bender, In der sich anschliessenden Discussion pflichtete von Eisel- berg dem Vortragenden darin bei, dass auch er keine Unterschiede in der Form und in den Kulturen der beiden Kokken finden könne. Aber auch seine Thierversuche haben, in Uebereinstimmung mit denen Passet’s (cf. oben No. 15), ergeben, dass auch in der pa- thogenen Wirkung gar kein Unterschied zwischen beiden Kokken existire. Sie dürften deshalb höchstens als Varietäten einer und derselben Species betrachtet werden. In einer kurzen Entgegnung präcisirt H. noch einmal, weshalb er v. E’s Ausführungen nicht beipflichten könne, und warum Passet’s Impfversuche nicht den Anspruch auf völlige Beweiskraft der Behauptungen P.’s erheben dürften. In Kürze mag hier Lebedeff’s?5) Beobachtung erwähnt werden, die eine Tmonatliche Schwangere betrifft, welche mit Ery- sipel der Beine behaftet war und ein mit Erysipel behaftetes Kind gebar. Die Mittheilung verdient schon deshalb unser Inter- esse, weil die Diagnose durch den Nachweis von Erysipelaskokken sichergestellt war. Pascale’s Fall?°) von Erysipel des Scrotums und des Penis interessirt uns nur wegen der Erklärung, die der Autor giebt, um es wahrscheinlich zu machen, dass von den vorhandenen Hämor- rhoidalknoten aus das Erysipel ausgegangen sei. P. sagt nämlich, die „fliessenden Hämorrhoiden“ bilden mit dem Blute, welches durch nichts weniger als aseptische Se- und Excrete verunreinigt werde, einen günstigen Absorptionsherd, sozusagen ein sehr geeig- netes Kulturterrain für den Micrococcus Erysipelatos. Auf der Berliner Naturforscherversammlung sprach Emme- rich???) über den Nachweis von Erysipelkokken in einem Sections- saal, in dem 2 Erysipelinfectionen vorgekommen waren. Es gelang, die echten Erysipelkokken in der Luft mit Bestimmtheit nachzu- weisen und durch Kultur- und Infectionsversuche zu identificiren. Der Infectionsherd befand sich wahrscheinlich auf oder unter dem Fussboden, da die Mauern, nach vielen Untersuchungen E.'s, in Folge des Aetzkalkgehaltes, die Entwicklung von Spaltpilzen un- möglich machen. | Wenn auch genau genommen zeitlich etwas früher erschienen, so soll doch erst jetzt Hoffa’s Arbeit ?8) hier besprochen werden, einmal weil sie ja nicht ausschliesslich mit dem Fehleisen’schen Erysipelcoccus sich beschäftigt, sodann weil wir in ihr wohl am schärfsten präcisirt ausgesprochen finden, welche Rolle man damals, wenigstens bei einem Theil deutscher Forscher, dem Rosenbach- 25) Ueber die intrauterine Uebertragbarkeit des Erysipels. (Zeitschr. f. Ge- burtsh. und Gynäk. Bd. XII.) 26) L’erysipela e la moderna patogenesi. (Il Morgagni. 1886. 9. — Ref. i. d. Vierteljahrsschr. f. Derm. und Syphilis. 1887. S. 559.) 27) cf. Tageblatt der 59. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte zu Berlin. 1886. (Section f. Hygiene.) S. 433. 23) Bakteriologische Mittheilungen aus dem Laboratorium der chirurg. Klinik des Prof. Dr. Maas in Würzburg. (Friedländer, Fortschritte der Mediein. 1886. No. 3. 8, 75.) Ueber den Erysipeleoccus (Fehleisen). 73 schen eitererregenden Coccus bei den secundär aufgetretenen Ery- sipelerkrankungen glaubte zuweisen zu müssen. Während bekamntlich Rosenbach (cf. oben No. 6) annimmt, dass als Ursache einer mit Erysipel complicirten Gelenkvereiterung nicht der echte, wahre Erysipelcoccus anzusehen sei, sondern der von ihm zuerst beschriebene Eiterkettencoccus, Streptococcus pyogenes, theilt H. einen Fall mit, bei dem er mit Sicherheit aus einer unter einem Erysipelas migrans entstehenden eitrigen Kniegelenksent- zündung den Fehleisen’schen Erysipelcoccus züchten Konnte. Die erhaltene Kultur glich genau der des Streptococcus pyogenes (Rosenbach), ebenso aber auch einer Kultur des Erysipelcoccus, die der Autor der Güte Fehleisen’s selbst verdankte: wohl aber ergaben sich Unterschiede durch Controllimpfungen auf Platten, die, mehrfach wiederholt, stets zu demselben Ergebniss führten. — Auch aus den angestellten Infectionsversuchen, die ausführlich mit- getheilt werden, gehe deutlich hervor, dass es der echte Erysipel- coccus war, der die eitrige Schleimbeutel- und Gelenkentzündung veranlasste. | Auch anatomisch lasse sich die Affection der Schleimbeutel und Gelenke ungezwungen erklären, denn da die ersteren mit dem Lymphgefässsystem in engem Zusammenhang stünden, könnten na- türlich die Erysipelkokken, deren actives Wucherungsvermögen ja bekannt Sei, von den oberflächlich gelegenen Lymphbahnen leicht in die tiefer gelegenen und von diesen in die Schleimbeutel hinein- wuchern. In diesen erzeugten sie zunächst eine sero-purulente, dann rein eitrige Entzündung und gelangten dann schliesslich in die Gelenke selbst. Auch ein ausländischer Forscher hatte einige Monate früher Untersuchungen publicirt, als deren Facit Ferraro?°) selbst Folgendes angiebt: . 1) Das Erysipelvirus wird durch einen Kettencoccus repräsen- tirt, welcher, wenn auch in geringer Menge, im Serum der Erysipel- blasen vorkommt. 2) Dieser Coccus wächst auf Koch’scher Nährgelatine bei ge- wöhnlicher Temperatur sehr langsam und bildet weissliche Kolo- nieen; rasch wächst er dagegen auf Fleischbrühe oder auf Blut- serum bei einer Temperatur von 37°. 3) Die Kulturen dieses Streptococcus rufen, unter die Ohren- haut eines Kaninchen injieirt, eine erysipelatöse Hautentzündung hervor, welche auf die angrenzenden Theile übergreift und von heftigem Fieber begleitet ist, ohne jedoch das Leben des Versuchs- thieres zu gefährden. 4) Der Streptococcus Erysipelatos bewahrt, auf Seidenfäden ge- trocknet und conservirt, noch nach 52 Tagen seine Lebensfähigkeit, denn er kann, unter günstige Bedingungen gesetzt, selbst nach so langer Zeit noch kultivirt und mit positivem Resultate auf Ka- ninchen verimpft werden. 29) Prima communicazione di aleune ricerche sullo streptococco del erysipela. (Il Morgagni. 1886, 6. — Ref. i. d. Vierteljahrsschr. f. Dermatol. und Syphilis. 1887. p: 1003.) 74 Re Bender, 5) Die lange Lebensfähigkeit dieser Kokken macht es erklär- lich, dass das Erysipel, welches eine contagiöse Krankheit ist, ein Individuum befallen könne, welches mit Erysipelatösen in gar keine Berührung gekommen war. 6) Der "Streptococeus Erysipelatos wird durch 21/,—Ö5percentige Carbollösungen, sowie durch Sublimatlösungen von 1: 1000-2000 getödtet, vorausgesetzt, dass er ihrer Wirkung durch mindestens 5 Minuten ausgesetzt wird. Wenn auch von Noorden’s Aufsatz ?°), der den Reigen der im verfiossenen Jahre erschienenen Publicationen eröffnen mag, be- reits in dieser Zeitschrift (Bd. I. 1887. 5. 529) besprochen wurde, so muss doch der Vollständigkeit halber hier noch einmal in Kürze das Wesentlichste desselben mitgetheilt werden. Eine an Bronchitis leidende Patientin erkrankt an Gesichts- erysipel, zu dem sich nach 8tägigem Bestande acute Pseudovagi- nitis und Morb. Brightii gesellen, mit tödtlichem Ausgange. Im Herzblute fanden sich 1) Stäbchen, sehr ähnlich denen des ma- lignen :Oedems; 2) kleine Stäbchen, 3) sehr. viel Streptokokken. Die eitrig-schleimige Flüssigkeit der Pseudovaginitis ergab Stäb- chen, weisslich gelbe Kokken und Streptokokken, welch’ letztere als identisch mit denen im Herzblute erkannt wurden. Um die Natur derselben zu bestimmen, wurde das Thierexperiment zu Hülfe genommen, das aber ebensowenig, als Parallelkulturen dieser Kokken, der Fehleisen’schen Kokken und des Streptococcus pyogenes (Rosenbach) zu einem positiven Ergebniss führte. — Trotzdem glaubt der Verf., da aus anderen Beobachtungen hervor- gehe, dass der Erysipelcoccus zuweilen in die Blutbahn gelangen könne, dass es sich in seinem Falle wirklich um eine Allgemein- infection durch den Erysipelcoccus gehandelt habe, wenn es auch immerhin fraglich bleibe, ob nicht eine Secundärinfection mit dem Strept. pyog. stattgefunden habe. Auch Metschnikoff’s Arbeit!) ist bereits hier (Bd. II. 18387. S. 41) besprochen und braucht deshalb nur noch kurz er- wähnt zu werden. Bei 2 mit Tod endigenden Fällen fanden sich in Cutis und Unterhautgewebe massenhafte Erysipelkokken, zerstreut in Ketten und in Einzelkokken, meist frei in Lymphräumen, niemals in Zellen liegend. Bei den zur Genesung führenden Fällen war die ent- zündliche Infiltration viel ausgesprochener, in den Leukocyten fan- den sich theils gut erhaltene Streptokokken, theils „Zerfallsproducte der Bakterien“. Andere Leukocyten waren ganz frei von Kokken. Im Gewebe fanden sich sehr wenige freie Kokken. Die vom Verf. aufgestellte Hypothese über den Kampf zwischen den Erysipelbak- terien und den Leukocyten ist gewiss allein nicht ausreichend, um eine befriedigende Erklärung für die Heilung resp. den tödtlichen 30) Ueber das Vorkommen von Streptokokken im Blut bei Erysipelas. (Mün- chener med. Wochenschrift. 1887. No. 3.) 31) Ueber den Kampf der Zellen gegen Erysipelkokken. (Virchow’s Archiv. Bd. CVU. 1887. S. 209—250.) Ueber den Erysipeleoceus (Fehleisen). 75 Ausgang bei Erysipel abzugeben: schon deshalb mag der einfache Hinweis darauf genügen. Von den 5 verschiedenen Bakterienarten, die Biondi??) aus dem Speichel isoliren konnte, interessirt uns nur der Streptococcus septo-pyaemicus, der nach dem Autor, verglichen mit dem des Ery- sipels, der Phlegmone, der puerperalen Metritis, keine Unterschiede erkennen lasse. Identisch sei das Aussehen der Kolonieen, die (auf Agar-Aegar) als ovaläre gelbgraue Kolonieen mit grob ausge- schnittenen Rändern geschildert werden, während sie im Impfstiche in Form von feinen, weissen Körnchen erscheinen. Ebenso sei die Entwicklung eine gleich langsame; nur in Bouillon erfolgt das Wachs- thum bei Bluttemperatur relativ rasch, während auf sterilisirten Kartoffelscheiben die einzelnen Kolonieen nie grosse Ausdehnung erreichen. Bei Thierinfectionen wurden dieselben inconstanten Re- sultate beobachtet: es zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Streptokokken von verschiedener Herkunft, sondern nur Unter- schiede nach der Art und Weise der Impfung; es traten meistens echte erysipelatöse Formen auf, durch Röthung, locale Hitze, Oedem, Bildung kleiner Bläschen, Temperaturerhöhung des Körpers cha- rakterisirt. Der fragliche Mikroorganismus wurde dreimal im Speichel an- getroffen: der Speichel stammte von kranken Individuen (Angina phlegmonosa, Larynxerysipel). _ Gelegentlich einer Untersuchungsreihe, die v. Eiselsberg?°?) anstellte, um qualitative Bestimmungen der in der Luft von Kran- kenzimmern vorhandenen Mikroorganismen vorzunehmen, isolirte der Verf. in einem Krankensaal, in welchem 4 Fälle von Erysipelas lagen, den echten Streptococcus Erysipelatos; mit diesem ange- stellte Impfversuche an Kaninchenohren ergaben unter 12 Mal 10- mal erysipelatöse Entzündung mit viermaliger mikroskopisch nach- weisbarer Streptococcuswucherung. Seine mit dem Streptococcus pyogenes (Rosenbach und Fehleisen’s Mikroorganismus) an- gestellten Kultur- und Impfexperimente lassen den Autor behaupten: weder in morphologischer, noch biologischer Hinsicht, noch in Be- zug auf ihre Pathogenität für Thiere existiren Unterschiede zwischen beiden Arten, vielmehr spricht noch für ihre Identität die beim Menschen häufig beobachtete Thatsache, dass erysipelatöse Haut- partieen vereitern und im Verlaufe von Erysipel sich. in entfernt ' von ihnen liegenden Theilen Abscesse entwickeln, welche durch Streptococcus Erysipelatos bedingt sind. Auch Winkel’s Fund von Strept. Erysipelatos im Herzblut einer an Puerperalperitonitis ver- storbenen Wöchnerin beweise dies. — Hinsichtlich des vom Verf. erbrachten Nachweises der Uebermittlung der Erysipelkokken vom Kranken in die Luft und auf die exponirten Platten beziehe ich mich auf das in dieser Zeitschrift schon früher erschienene Referat (Bd. II. 1887. S. 318). 32) Die pathogenen Mikroorganismen des Speichels. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. II. 1887. S. 194.) 33) Nachweis von Erysipelkokken in der Luft chirurgischer Krankenzimmer., (Langenbeck’s Archiv. Bd. XXXV. 1887. Heft 1. S. 1—17.) 76 RER Bender, Während Guarnieri’s3*) erste Untersuchung bereits hier besprochen ist (Bd. III. 1888. S. 205), müssen wir in Kürze wenig- stens die etwas später erschienene Publication 35) berühren, auf Grund deren der Verfasser zu folgenden Resultaten gelangte: 1) Die Erysipelkokken gelangten auf dem Wege der Blutge- fässe durch den gesammten „Gefässbaum“. Dabei mussten die Leu- kocyten im Kampfe gegen die Streptokokken schliesslich unterliegen. 2) Im Verlaufe des Erysipels können die dieser Krankheit eigenthümlichen Mikroorganismen eine Allgemeininfection bewirken, wozu gewisse Krankheiten, durch Schwächung des Organismus, die Vorbedingungen schaffen können. 3) Reinkulturen des Erysipelcoccus führten nur dann den Tod der Thiere herbei, wenn sie in die Blutgefässe injieirt wurden. Da in den letzteren Fällen einmal die Mikroorganismen in sämmtliche Organe eingedrungen waren, bei einem 2. Kaninchen der Tod durch Endocarditis ulcerosa erfolgte, so kann der Strept. Erysipelatos auch das pathogene Agens der Endocarditis ulcerosa des Menschen sein, I jener Endocarditis, die man häufig bei der Puerperalinfection antrıfit. 4) Die pathogenetische Potenz des Strept. Erysipelatos ist keine so eng begrenzte, wie Fehleisen meint. Die neueren Forschungen auf dem Gebiete der puerperalen Wundinfection, soweit sie sich auf das Erysipel beziehen, sind be- reits früher in diesem Blatte des Näheren besprochen ?®) und ge- nügt deshalb ein Hinweis darauf. Auch die Ansichten Emme- rich’s3°), Pawlowsky’s3®) und Meierowitsch’s3?) sind un- seren Lesern bekannt. Wir wenden uns deshalb sofort zu dem von Kaposi“°) ge- gebenen Referat, von dem freilich nur das angeführt wird, was K. über das Wesen und die Ursache des Erysipels mittheilt. Niemand zweifele heute mehr daran, dass der Gesichtsroth- lauf auf einer specifischen Infection beruhe. Man könne hierbei der Ansicht sein, dass es sich stets um das Eindringen von Fehl- eisen’s Micrococcus Erysipelatos handle, von dem es zweifellos sei, dass durch dessen Reinkulturen an Thieren wie Menschen ty- pischer Rothlaüf hervorgerufen werden könne; oder man könne, 34) Streptocoeco nella bronchopulmonita morbillosa. (Estratto dal Bullettino della R. Accademia medica die Roma. Anno XIII.) “f 35) Contribuzione allo studio dello streptococco dell’ erisipela. (Archivio per le secienze med. 1887. 2. Ref. i. d. Vierteljahrsschrift f. Dermatol. u. Syphilis. 1888. S. 249. “ Die puerperale Wundinfection von Bumm. Bd. II. S. 343. 37) Die Heilung des Milzbrandes. (Arch. f. Hygiene. Bd. VI. 1887. S. 442 bis 501); ebenda $. 425. 38) Heilung des Milzbrandes durch Bakterien und das Verhalten der Milzbrand- bacillen im Organismus. (Virchow’s Archiv. Bd. CVIII. 1887. S. 494—521); ebenda 8. 601. 39) Zur Aetiologie des Erysipels. St. Petersburg 1887. Bd. III. S. 406. 40) Referat über die rücksichtlich der vom 1. Mai 1882 bis 30. April 1884 im k. k. allg. Krankenh. in Wien vorgekommenen Erysipelerkrankungen gemachten Be- obachtungen. (Wiener med. Wochenschr. 1887. No. 30—35; Vierteljahrsschr. f. Dermatol. und Syphilis. 1888. S. 250 ff.) Ueber den Erysipeleoccus (Fehleisen). 71% wie K. selbst, meinen, dass auch andere pathogene Mikrophyten, wahrscheinlich aber auch chemische Zersetzungsproducte organischer Substanzen und abgesperrter Eiter als Quelle solcher, allein, ohne Vermittelung des Micrococcus Fehleisen, oder einer anderen Mikrobe, Rothlauf erzeugen könne. Eine Abgrenzung der Dermatitis phlegmonosa gegen Erysipel, so wünschenswerth sie an und für sich sei, liesse sich nicht er- reichen, denn der Micrococcus Fehleisen sei einmal, wie schon erwähnt, für Erysipel nicht absolut entscheidend, sodann könne er auch morphologisch und kulturell von anderen, Entzündung und Eiterung erregenden, pathogenen Organismen, namentlich vom Strept. pyogenes der Phlegmone und selbst dem Pneumoniecoceus nicht unterschieden werden. Von den „Schlussbemerkungen“ des Autors interessirt uns nur, dass er den Rothlauf für eine contagiöse Infectionskrankheit hält, die nicht nur durch directen Contact, sondern auch durch Ver- mittelung der Atmosphäre übertragen werden kann, wie die Er- fahrung zur Zeit epidemischen Erysipels lehre und der Nachweis des Erysipelcoceus in der Atmosphäre des Erysipel beherbergenden Krankenzimmers durch v. Eiselsberg (cf. oben No. 33) begründet. Die zweite Arbeit Pawlowsky’s*!) stammt erst aus diesem Jahre. Behufs Nachuntersuchung der Resultate Fehleisen’s senkte der Verf. eine Platinöse in eine kleine Schnittöffnung einer erysipelatösen Haut und übertrug dann sofort die Oese mit dem ihr anhaftenden Serum in die Gelatine. Mit den so gewonnenen Kulturen wurden an verschiedenen Thierspecies Versuche angestellt, aber nur bei Kaninchen typische Resultate erreicht: eine Eiterung allerdings trat bei keinem der mit Erysipelkokken behandelten Thiere auf. — Versuche, die unter- nommen waren, um zu finden, ob die Erysipelkokken immer nur den typischen Process auf allen Geweben und unter jeder Bedingung hervorrufen, oder ob sie bei besonderen Bedingungen, z. B. auf kranken oder irgendwie alterirten Geweben, etwa eine Eiterung, Gangrän etc. in der Folge haben können, ergaben nur die bekannten Erscheinungen des Erysipels. In den Pleurasack und in die Blutbahn eingeführte Erysipel- kokken machten auch nie Eiterungen; sondern nur fibrinöse Ent- zündungen der Pleura und des Pericardiums waren zu constatiren. Als weiteren Unterschied zwischen Erysipelcoccus und Strepto- coceus pyogenes registrirt der Verf., dass er, in Uebereinstimmung mit Fehleisen, die ersteren immer nur in den Lymphspalten und niemals in den Blutgefässen gefunden habe. Hinsichtlich der biologischen Rigenschaften unseres Mikroorga- nismus fand P., dass die Anwendung von Kälte die Entwicklung der Erysipelkokken fast gar nicht aufhält, desgleichen die Ab- schliessung von Licht. — Bewegung, besonders ungleichmässige, verhindert das Wachsthum der Kokken, während sie sich sehr 41) Ueber die Mikroorganismen des Erysipels. (Berliner klinische Wochen- schrift. 1888. No. 13, S. 255.) 18 E Bender, Ueber den Erysipelcoccus (Fehleisen). reichlich entwickeln in schwach alkalischer Bouillon. — Sublimat (1: 1000) tödtet sie bei 15—30 Secunden Berührung, dagegen Car- bolsäure (2pct.) nicht; 1proc. übermangansaures Kali tödtet bei 30 Secunden Berührung; Triehlorphenoi verhindert das Wachsthum be- trächtlich ; Alkohol (90 pet.) tödtet; Argent. nitr. und Lig. ferr. sesqui- chlorat. verhindern stark das Wachsthum, ebenso Chinin und Tr. Jod. Nun ist in diesen Tagen noch ein Aufsatz erschienen ?), der wohl auch berücksichtigt werden muss, da der Autor, Ziem, fast möchte man sagen leider, sich auch dahin ausspricht, dass morpho- logisch identische Streptokokken bei verschiedenen Affectionen sich fänden, dass erysipelatöse Dermatitis durch Impfung von Kulturen erzeugt werde, die von wahrem Erysipel, von Phlegmone und puer- peraler Metritis stammten, während andererseits der Streptococcus in manchen Fällen Erysipel, in anderen aber andere Affectionen erzeuge, so dass man an der Specifieität des Erysipelgiftes nicht mehr festhalten könne und der Meinung derer beipflichten müsse, weiche das Erysipel nicht durch ein einziges, specifisches, sondern durch verschiedenartige Krankheitsagentien entstehen lassen. Nach der gegebenen Uebersicht dürfen wir wohl behaupten, dass die Frage, ob der von Fehleisen entdeckte Mikroorganis- mus wirklich der wahre und alleinige Krankheitserreger des Ery- sipelas ist, und ob dieses Bacterium nur bei der Rose beobachtet wird, einen endgültigen Abschluss noch nicht gefunden hat. Wenn auch F.’s Schilderungen von einem grossen Theil namhafter Forscher vollinhaltlich bestätigt sind, die von gegnerischer Seite erhobenen Einwände gegen die Fehleisen’schen Behauptungen zum Theil wenigstens entkräftet wurden, so sind, wie wir gesehen, doch ge- rade wieder in der letzten Zeit Befunde mitgetheilt worden, deren Richtigkeit zu bezweifeln wir von vornherein nicht berechtigt sind, die die Anwesenheit des Erysipelcoccus auch bei anderweitigen Krankheitsprocessen darzuthun scheinen. Nachdem ähnliche Dinge auch schon früher vorgebracht waren, aber noch jedesmal als nicht beweiskräftig genug, um die Entdeckung Fehleisen’s in ihrer Bedeutung für die Aetiologie der Rose zu verringern, zurückge- wiesen wurden, dürfen wir wohl mit Recht erwarten, dass bei weiter fortgesetzten Untersuchungen über die Mikroorganismen des Ery- sipels und der Eiterung die Specifität des Fehleisen ’schen Mikroorganismus allgemeine Anerkennung finden wird. Bonn, 25. Mai 1888. Greenough, F. B., Clinical notes on Pediculosis. [Read in the eleventh annual meeting of the American Dermatological Association.) (Boston medical and surgical Journal. Vol. CXVI. No. 20. — Journal of the American medical Association. Vol. IX. No. 11.) Da die statistischen Berichte der Gesellschaft ergeben haben, dass die Fälle von Pediculosis in Boston zahlreicher sind, wie in 42) Zur Genese der Gesichtsrose. (Deutsche med. Wochenschrift. 1888. No. 19. S. 375.) ER a nn Thierische Parasiten. 19 den anderen grösseren Städten der Union, so hat G. diesen Gegen- stand genauer ins Auge gefasst. Auf Grund seiner Statistik über die Jahre 1878—1886 hat er ermittelt, dass in Boston während dieser Zeit unter 15551 Fällen von Hautkrankheiten 914 (= 51/,°/,) Fälle von Pediculosis zur Beobachtung gekommen sind, gegen 1!/, bis 3'/,°/, in 5 andern grossen Städten und in Canada. G. ist geneigt, dies Ergebniss nicht durch öfteres Vorkommen der Pedi- culosis in Boston, sondern dadurch zu erklären, dass eine Differenz unter den ärztlichen Beobachtern besteht, und dass Fälle, die in Boston als Pediculosis capillitii aufgefasst würden, anderswo als einfaches Kopfekzem registrirt würden. In tabellarischer Ueber- sicht giebt er dann die Fälle nach Alter, Geschlecht, Beobach- tungsjahren und Art des Parasiten an; und zwar sind 81 männl., 419 weibl. durch P. capitis, 196 resp. 141 durch P. corporis und 26 resp. 1 durch P. pubis erzeugt worden. Die grosse Ueberzahl von P. capitis kommt ausserdem in der Kindheit vor. Bei 26 resp. 24 Fällen war die Art der Parasiten nicht angegeben. G. bespricht nun ausführlich das Verhalten der Kopfläuse und ihrer Eier, die Beschaffenheit der consecutiven Veränderungen der Haut, sowie die Diagnose und Therapie (er bevorzugt eine Salbe von Carbolsäure und Unguentum petrolei, die nicht nur die. Para- Siten, sondern auch die Nissen sicher tödtet). Ebenso werden die beiden anderen Läusearten genau, bei der Kleiderlaus speciell die differentiell-diagnostischen Kennzeichen zwischen Pediculosis, Scabies und Pruritus besprochen. Was den Pediculus corporis anbetrifft, so ist G. der Ansicht, dass derselbe nur in den Kleidern, aber nicht auf der Haut lebt; er selbst hat denselben nur einmal bei einem sehr behaarten Patienten auf der Haut gefunden. Den Pe- diculus pubis hat er schliesslich ausser an den bekannten Stellen (Pubes, Axilla, Augenbrauen) auch in der Behaarung der Brust, sowie der Ober- und: Unterschenkel und selbst in den Haaren der Zehenrücken beobachtet. Die populäre Behandlung derselben mit Mercurialsalbe hält er für ‘nicht empfehlenswerth, sondern bevor- zugt auch hier Carbolsäure mit Ungt. petrolei. Zum Schluss er- örtert er das Zustandekommen der Infection. 8 In der Discussion vertritt Duhring (Philadelphia) ebenfalls die Möglichkeit, dass Kleiderläuse ‘auf der Haut leben können. White (Boston) hat Pediculi pubis in einem Falle im Haupt- haar gefunden; zur Behandlung verwendet er rohes: Petroleum. Unna (Hamburg) betrachtet es für einen Fehler, jeden Fall von pustulösem Ekzem der Kopfhaut als durch Pediculi verursacht an- zusehen. Sind sie dabei vorhanden, so können sie ganz gut auch eine secundäre Erscheinung darstellen, die auf dem guten, durch die erkrankte Haut dargestellten Nährboden sich leicht ansiedeln können. Hyde (Chicago) führt die Häufigkeit der Pediculi pubis in Chicago auf die Lebensweise der dortigen Seeleute zurück. Auf Anfrage von Bulkley erklärt der Vorsitzende, Piffard (New-York), dass das von Tilbury Fox angegebene diagnostische Kenn- zeichen für Kleiderläuse, der kleine Blutstropfen, der nach ihrer Entfernung sichtbar wird und später zu einer schwarzen Kruste 1510) Hueppe, Ueber die Verwendung von Eiern zu Kulturzwecken. eintrocknet, oft von beträchtlichem diagnostischen Werthe sei. Auch er gebraucht zur Behandlung rohes Petroleum, warnt da- gegen vor gereinigtem, das mitunter heftige Dermatitis hervorruft. Wesener (Freiburg i. B.) Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. — Ueber die Verwendung von Eiern zu Kulturzwecken. Von Ferdinand Hneppe in Wiesbaden. Der Wunsch, den hohen Nährgehalt und die günstige chemische Zusammensetzung der Eier zur Kultur von Mikroorganismen aus- zunützen, hat zu vielerlei Versuchen geführt, welche sich aber vor- wiegend in der Form der übrigen festen Nährböden bewegten. Seit etwa einem Jahre benutze ich die Eier in ihrem natür- lichen Verhalten, und zwar wurde ich dazu geführt, um annähernd die erschwerten Sauerstoffverhältnisse des Darmes nachzuahmen, und zwar mit einem Medium, welches keinerlei besondere chemische Alterationen erfahren hatte. Die frischen Eier werden äusserlich sorgilihie gereinigt, dann wird die Schale mit Sublimatlösung sterilisirt und darauf mit sterilisirtem Wasser abgespült und dann werden die Eier mit steriler Watte abgetrocknet. Nach dieser Präparation wird an der Spitze mit ge- glühtem Instrumente eine feine Oeffnung gemacht und durch diese hindurch mit Platindraht oder ev. mit Platinöse die Infection des Eies bewirkt. Vor dem Oeffnen und der Infection wurden in der Regel mehrere der verwendeten Eier gründlich geschüttelt, um eine bessere Mischung des Inhalts zu bewirken. Hierauf wird die Oeff- nung mit einem kleinen Stücke feinen sterilisirten Papiers bedeckt . und mit einem Collodiumhäutchen dicht geschlossen. In dieser Weise hat Dr. Lindenborn Versuche über Reduc- tion von Schwefelverbindungen zu Schwefelwasserstoff gemacht und, hierdurch angeregt, wurden weitere Versuche gemacht und seit einem halben Jahre etwa erhielten wir auch positive Versuche mit Cholera-Spirochäten. Die letzteren sind von Dr. Wood, der darüber weiter berichten wird, mit solchem gleichmässigen Erfolge ausgeführt worden, dass ich das Problem der Anaörobiose der Kommabacillen im Darm im Princip für gelöst halte. Es gelingt trotz dieser starken Beschränkung des Sauerstoffs — bei der etwa diffundirt gewesener Sauerstoff selbstverständlich sehr schnell ver- braucht wird und bei welcher der weiteren Diffusion von Sauerstoff in das Ei durch die im Ei sich bildenden Gase (Schwefelwasser- stoff!) entgegen gearbeitet wird, so dass also Anaörobiose immer Neuhauss, Die Entwickelung der Mikrophotographie. 81 vorhanden ist — eine üppige Entwicklung der Cholerabacillen in kürzester Zeit zu erhalten, und zwar unter energischer Spaltung der Albuminate bei unverhältnissmässig schneller, in wenig Tagen sich vollziehender Bildung von Toxinen, welche bei Luftzutritt sich viel langsamer, erst im Verlaufe von Wochen, anhäufen. Da die Methode von mir nie als Geheimniss behandelt und vielfach demonstrirt wurde, glaube ich sie auch auf diesem Wege den dafür sich Interessirenden mittheilen zu sollen. Wiesbaden, im Juni 1888. Die Entwickelung der Mikrophotographie in den letzten zwei Jahren mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Mikroorganismen. Von Dr. R. Neuhauss ın Berlin. Die letzten zwei Jahre brachten auf dem Gebiete der Mikro- photographie die erfreulichsten Fortschritte. Zunächst war es der optische Theil des mikrophotographischen Apparates, welcher durch Einführung der neuen Aprochromate von C. Zeiss in Jena die wesentlichste Verbesserung erfuhr. Obgleich man seit langer Zeit bemüht war, Gläser zu construiren, in denen der chemische Brenn- punkt mit dem optischen zusammenfällt, so wurde dies doch erst in zufriedenstellendster Weise durch die Apochromate erreicht. Letztere gewähren überdies eine sehr vollkommene Lichtconcentration und liefern fast ebene Bilder. Um die Uebelstände zu beseitigen, welche sowohl bei directer Projection des Bildes durch das Objectiv, wie auch bei Anwendung gewöhnlicher Oculare oder des Amplifiers eintreten, construirte Zeiss seine Projections-Oculare, die ge- statten, auf jede Entfernung hin ein ungemein scharfes Bild auf die lichtempfindliche Platte zu entwerfen. Gleichzeitig fanden die Ansichten über Anwendung der Licht- quelle auf das Object die nöthige Klärung. Geheimrath Koch, der berühmte Entdecker der Tuberkel- und Cholerabacillen, stellte fest, dass man zu den besten Resultaten kommt, wenn man das Bild der Lichtquelle möglichst scharf in die Objectebene projicirt. Um Letzteres in befriedigender Weise zu erreichen, erwies es sich als nothwendig, ein neues Beleuchtungssystem zu beschaffen, da der bisher angewendete A bbe’sche Beleuchtungsapparat dieser An- forderung nicht ohne Weiteres für alle Fälle entsprach. Hier war es wiederum Zeiss, der mit Hilfe seines genialen Mitarbeiters 6 aa, Neuhauss, Abbe die schwierige Aufgabe in glänzender Weise löste!). Sein neuer, mit Irisblendung ausgerüsteter Condensor gestattet jede be- liebige Oeftnung von 0,1 bis 1,0 num. Apertur, er entwirft selbst bei voller Oeffnung ein scharfes Sonnenbildchen und besitzt eine so grosse Brennweite, dass er ein Sonnenbild projicirt, welches nahezu das Gesichtsfeld des Apochromat 4 mm 0,95 num. Apertur ausfüllt. Für Oel-Immersionen mit sehr hoher Apertur (bis 1,40), welche besonders bei Bakterienaufnahmen Verwendung finden, con- struirt Zeiss einen eigenen Condensor mit gleich hoher Apertur, der auch für schräg einfallendes Licht erhebliche Vortheile bietet. Diesem Condensor sind halbmondförmige Blenden beigegeben, welche pur dem die äusserste Randzone treffenden Theile des Strahlen- bündels den Eintritt in das System gestatten. Ungemein fruchtbar war die jüngste Zeit im Construiren neuer Cameras und aller möglichen „Verbesserungen“. Dinge, deren Un- werth man bereits vor einem Vierteljahrhundert erkannt hatte, wurden als Neustes immer wieder aufgetischt. Wir müssen es uns versagen, auch nur einen kurzen Ueberblick über das auf diesem Gebiete Geleistete zu geben; nebenbei sei bemerkt, dass allein im Jahrgang 1887 des Journal of the royal microscopical society acht verschiedene Neuerungen beschrieben werden. Der Mikro- photograph bedarf, um Gutes zu leisten, keineswegs complicirter Vorrichtungen ; ein einfaches umlegbares Mikroskop und eine lange photographische Camera genügen vollständig. Einen wirklichen Fortschritt verdanken wir auch hier Zeiss, der in dem Special-Kataloge seinen ausserordentlich vervollkommneten, grossen Apparat eingehend beschreibt. Da letzterer als der vollendetste Typus. eines mikrophotographischen Apparates gelten muss, so wollen wir auf denselben näher eingehen. Anstatt Mikro- skop und Camera, wie bisher üblich, auf einem Brette zu ver- einigen, zog Zeiss es vor, dieselben mit beiderseitigem Zubehör jeden Theil für sich auf besonderem Stativ zu montiren. Dies ge- währt den Vortheil, dass man alle Vorrichtungen am Mikroskop anstatt in gebückter Stellung vor diesem sitzend in Ruhe und Bequemlichkeit ausführen kann. Durch eine sehr sinnreiche Vor- richtung wird die Verbindung der beiden Theile in denkbar schnellster und mühelosester Weise hergestellt. Der Mikroskoptubus wurde mit aussergewöhnlich grossem Durchmesser gebaut, theils zur Verminderung der Reflexwirkung an der inneren Wand, theils um die Möglichkeit der Benutzung ganz schwacher Objeetive zu geben, deren langer Focus ihre Verwendung innerhalb des Tubus nöthig macht. Das Stativ findet seine Aufstellung auf einem soliden, in der Höhe verstellbaren Mikroskopirtisch; ebendaselbst ist eine Einrichtung zur Anbringung einer elektrischen Bogenlampe. Der Zwischenraum zwischen Stativ und Lampe trägt folgende Nebenapparate für die Beleuchtung: zwei Blendungsträger, die zu- gleich als Ständer für die matte Scheibe zu benutzen sind, einen Planspiegel, eine Wasserkammer zur Absorption der Wärmestrahlen 1) Zeiss, Special-Katalog über Apparate für Mikrophotographie. Jena 1888. p- 12 etc, a Die Entwickelung der Mikrophotographie. 83 und ein Sammellinsensystem, bestehend aus drei, zur möglichst vollkommenen Ausnutzung der Lichtquelle construirten Crown-Glas- Linsen von 125 mm Durchmesser. Alle diese Dinge sind in der Höhe verstellbar. An dem Cameraende des auf drei Schrauben stehenden Metalluntersatzes für das Mikroskopstativ befindet sich eine nach Belieben ein- und ausschaltbare Einrichtung, welche die von der Camera ausgehende Bewegung eines Hooke’schen Schlüssels durch ein entsprechendes Zahnrad auf die gleichfalls mit Zähnen versehene Mikrometerschraube überträgt. Endlich ist am Tubus eine leicht aufsteckbare, doppelte Hülse, in deren Zwischenraum ein entsprechendes, am Mikroskopende der Camera angebrachtes Hülsenstück sich einschiebt, wodurch die lichtdichte Verbindung zwischen Mikroskop und Camera hergestellt wird, ohne dass letztere das Mikroskop berührt. Die Camera ruht auf einem soliden, mit Eisenschienen ver- sehenen Gusseisenstativ, auf welchem sie sich mittelst Rollen sanft und geräuschlos bewegen lässt. Die Gesammtlänge des Camera- balges beträgt 1!1/, m. Der Wunsch, den Apparat zugleich für Aufnahmen von flüssigen Präparaten einzurichten, führte zu einer Theilung der Camera in zwei Hälften, deren eine sich aufklappen und sowohl in senkrechter wie in jeder schiefen Stellung. fixiren lässt. Eine mattgeschliffene Einstellplatte dient zu oberflächlicher Orientirung über das Bild, eine durchsichtige mit Diamantstrich- kreuz versehene dagegen für feine Einstellung mittelst Einstelllupe. Die Cassetten sind für 24x 24 cm Bildgrösse; eine besondere Cassette dient dafür, behufs Eruirung der richtigen Expositions- zeit eine grössere Anzahl von Aufnahmen neben einander auf einer einzigen Platte auszuführen. Der Preis des bis in alle Einzelheiten aufs sauberste durch- gearbeiten Apparates beträgt mit allem Zubehör (mit Mikroskop- stativ und elektrischer Bogenlampe, aber ohne Objective und Oculare) 1410 M. Sehr brauchbar und preiswerth ist der von Klönne und Müller in Berlin (Luisenstr. 49) gelieferte mikrophotographische Apparat. Die lichtdichte Verbindung zwischen Camera und Mikro- skop findet auf dieselbe Weise statt, wie bei demjenigen von Zeiss; die Balgenlänge beträgt 1,30 m. Professor Th. Kitt in München, der mit Hilfe dieses Apparates eine Reihe vorzüg- licher Bakterienphotogramme fertigte, empfiehlt denselben aufs angelegentlichste2.. Der von M. Stenglein?) beschriebene Apparat ist eine ganz unwesentliche Modification desjenigen von Klönne und Müller. Die Hauptsache, die eigenartige Ver- längerung der Mikrometerschraube durch Schnüre, die über Rollen zum Ende der Camera geleitet werden, ist genau dem Apparat von Klönne und Müller nachgebildet. Zwei Anordnungen wollen wir schliesslich nicht unerwähnt lassen: Tursini*) empfiehlt als photographische Camera ein ver- 2) Oesterreichische Monatsschrift für Thierheilkunde. Wien 1888. Nr. 6. 3) Cf. diese Zeitschrift. Bd. III. 1888. Nr. 14. p. 456 u. Nr. 15. p. 471. 4) Apparecchio microphotografico. (Il Morgagni. 1886. Nr. 2. p. 10.) 6* 84 .: Neuhauss, Die Entwickelung der Mikrophotographie. dunkeltes Zimmer zu verwenden. Das Mikroskop steht auf dem Fenster- brett und erhält sein Licht durch einen Spalt in den Fensterladen. Woodward gab diese Methode, die aus verschiedenen Gründen sich niemals allgemeinerer Beliebtheit erfreute, bereits vor Jahren an. Dr. H. Möller?) setzt eine ganz leichte kleine Camera ohne jede Unterstützung oben auf das Mikroskop; er greift also auf die Uranfänge der Mikrophotographie zurück. Dabei muss er unter Anwendung von Auer’schen Gasglühlicht 4 bis 5 Stunden exponiren! Geübte mögen selbst auf die Weise brauchbare Photogramme erhalten, doch rathen wir Anfängern, lieber nach bewährteren Methoden zu arbeiten. Neben der Vervollkommnung des optischen Apparates und der photographischen Camera erstrebte man die Verbesserung der Licht- quellen. Ieserich®) empfiehlt das mit Hilfe eines Sauerstoff- Leuchtgas-Brenners hergestellte Kalklicht aufs wärmstee Wenn es auch sehr übertrieben ist, dass dieses Licht die Expositionszeit im Vergleich mit bestem Petroleumlicht auf das 500- bis 700fach geringere Maass herabsetzen soll, so wird doch das Kalklicht bei Mangel von Sonnenlicht für manche Zwecke recht brauchbar bleiben. Eine sehr viel grössere chemische Wirksamkeit als das Kalklicht besitzt das neue Zirkonlicht von Schmidt und Haensch. Da den bisher verwendeten Leuchtgas-Sauerstoff-Brennern der Fehler anhaftet, dass die Verbrennung der Gase schon innerhalb der Düse stattfindet, wodurch der Nutzeffect der höchsten Temperatur ausser- halb der Brennerdüse unangenehm beeinflusst wird, half man sich durch Construction eines Brenners folgender Art: Das in den hohlen Raum der Düse einströmende Leuchtgas umkreist einen Cylinder; in letzteren tritt der Sauerstoff unter 15mal höherem Druck wie das Leuchtgas ein, um dann mit grosser Vehemenz aus einer capillaren Durchbohrung am oberen Ende desselben zu entweichen. Die hierdurch erhaltene Flamme zeigt eine Einschnürung, an der die Hitzentwickelung so intensiv ist, dass in einen Kalkcylinder schon nach kurzer Zeit erbsengrosse Vertiefungen hineinschmelzen. Erst in der Zirkonerde fand man ein Material, das selbst dem heissesten Theil der Flamme dauernd gut Widerstand leistet. Ein solches in Platin gefasstes Zirkonplättchen giebt ein prachtvoll weisses Licht, dessen Spectrum von A bis H reicht und, durch keinerlei Linien unterbrochen, vollständig continuirlich ist. Dr. E. Roux, Subdirector in Pasteur’s Institut in Paris, em- pfiehlt*) ein Magnesia-Hydrooxygenlicht. Gewöhnliche pulver- förmige Magnesia wird mit Wasser zu einem steifen Brei ange- rührt, dann stark gepresst, in kleine Kügelchen gerollt und lang- sam getrocknet. Ein derartiges Kügelchen soll in einem Hydro- oxygenbrenner 15 Stunden ununterbrochenen Gebrauches aushalten. 5) Mikrophotographische Methoden. (Zeitschrift für wissenschaftl. Mikroskopie. Bd. V. 1888. p. 155.) | 6) Dr. Paul Ieserich, Die Mikrophotographie auf Bromsilbergelatine bei natürlichem und künstlichem Lichte, unter ganz besonderer Berücksichtigung des Kalk- lichtes. Berlin (Jul. Springer) 1888. 7) Photographisches Wochenblatt. Berlin, Febr. 1888. Nr. 5. p. 39.. (Schluss folgt.) Protopopoff, Zur Immunität für Tollwuthgift bei Hunden. 85 Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. Zur Immunität für Tollwuthgift bei Hunden. Von Dr. N. Protopopoft, Director der bakteriologischen Station 2 ın Charkow. Die künstliche Erreichung der Immunität für diese oder jene Infectionskrankheit ist ohne Zweifel eine der interessantesten Fragen der Pathologie. Pasteur hat sich ein grosses Verdienst um die Wissenschaft errungen, indem er durch vielfältige Versuche die Möglichkeit, eine solche Immunität künstlich zu erreichen, bezüg- lich einiger Infectionskrankheiten und darunter der Tollwuth be- wiesen hat. Die Controlversuche, welche in vielen Laboratorien gemacht worden sind, haben dies theils bekräftigt, theils aber sind sie nicht übereinstimmend selbst bezüglich der allerwichtigsten Thatsachen !) Pasteur’s in Bezug auf Tollwuth. Jedenfalls hat kein Forscher solche glänzenden Resultate erlangt wie Pasteur, obgleich alle Forscher, welche sich mit dieser Frage beschäftigten, sich bemüht haben, sich streng an die Anweisung Pasteur’s zu halten. Es ist natürlich schwer zu sagen, wodurch man eine solche Verschiedenheit in dem Werthe der erlangten Resultate erklären soll. Indessen ist die Möglichkeit, eine künstliche Immunität gegen Tollwuth bei Hunden zu erlangen, eine Thatsache, welche keinem Zweifel unterliegt. Es ist die Pflicht der Forscher, die Bedingungen zur Erreichung einer solchen Immunität festzustellen. Deshalb halte ich es auch für meine Pflicht, die Resultate meiner zwei Jahre dauernden Beschäftigung mit dieser Frage mitzutheilen. Bevor ich zur Beschreibung meiner Versuche schreite, halte ich es für nicht überflüssig, einige theoretische Betrachtungen vorauszuschicken. Untersuchungen haben bewiesen, dass das Tollwuthgift sich dem allgemeinen Gesetz des pathogenen Virus unterwirft: „alle (mehr oder weniger streng untersuchten) pathogenen Virus können künstlich in Bezug auf ihre Giftigkeit verstärkt oder geschwächt werden.“ Hierher gehören Pocken, Hühnercholera, Anthrax, Rausch- brand, Schweinrothlauf u. s. w. Untersuchungen ?) haben weiter bewiesen, dass die Temperatur für die Abschwächung des pa- thogenen Virus eine sehr wichtige Rolle spielt. Die Versuche von Babes?°) haben mit Sicherheit uns überzeugt, dass das Tollwuth- gift mehr oder weniger allmählich bei 56 ° C im Verlauf verschie- dener Zeitperioden abgeschwächt werden kann, sodass mit Hülfe des nach dieser Methode abgeschwächten Virus man die Immuni- tät für Tollwuth bei Hunden erreichen kann. Auf diese Weise 1) Dr. r. E. Abren, Untersuchungen über Hundswuth. (Ref. aus d. Portug. im Biologischen Centralblatt. Bd. VII. No. 4. 8. 111.) 2) Chauveau, Comptes rendus. T. XCVI. 1883. pp. 678 et 1471, 3) Babes, Virchow’s Archiv. Bd. CX. H. 3. S, 583, 36 E Protopopoff, zeigt das Tollwuthgift auch in dieser Beziehung eine Analogie z. B. mit dem Virus des Anthrax. Alles dieses giebt Veran- lassung, zu glauben, dass weitere detaillirte Untersuchungen über Tollwuthgift eine vollständige Analogie dieses Virus mit den oben genannten zeigen werden. Wenn wir uns an alle bis jetzt bekannten Schutzimpfungen erinnern, dann sehen wir, dass die Vaccination *) gegen Tollwuth sich von allen anderen scharf unterscheidet: hier sind bis 16 Im- pfungen nöthig, während bei anderen Infectionskrankheiten eine Impfung hinreichend ist (z. B. Pocken, Rauschbrand, Schweineroth- lauf), oder zwei Vacceinen (Anthrax) genügen. Bei allen Schutz- impfungen, mit Ausnahme der gegen Tollwuth, verhalten sich die Vaceinen zu diesem oder jenem zu vaccinirenden Thiere bei weitem nicht so indifferent, auch bei dem Anthrax z. B. kann selbst „premier vacein“ einen tödtlichen Ausgang’) bei Schafen liefern, besonders wenn dieselben durch vorausgegangene Krankheiten geschwächt sind. Indessen haben die ersten 6 oder 8 Vaccinen, welche bei Tollwuth angewendet worden sind, nicht nur keinen Einfluss bei Impfung unter die Haut sowohl gut genährter, als auch abgeschwächter Hunde, sondern auch bei Impfung von Kaninchen unter die dura mater keinen Einfluss, d. h. die Kaninchen bleiben ganz gesund. Alles dieses berechtigte mich zu glauben, dass als wirksame Vaccinen für die Erreichung der Immunität nur die weniger abgeschwächten Rückenmarke von mit Tollwuth befallenen Kaninchen erscheinen, d. h. solche Rückenmarke, welche während 1—6 Tagen in trockener Luft sich befunden haben, und dass es folglich nicht nöthig ist, eine so grosse Zahl von Vaccinen auszuführen, wie sie von Pasteur gemacht worden ist. Folgender Versuch hat meine Voraussetzung theilweise bekräf- tigt. Zuvor constatire ich eine Thatsache, welche von Pasteur festgestellt worden ist und welche für mich auch keinem Zweifel unterliegt, dass kein Hund eine natürliche Immunität für Tollwuth hat, wenn man das Gift ihm unter die dura mater einimpft (sei es Strassenwuthgift oder ein virus fixe); alle diese Hunde sterben unter den Erscheinungen der rasen- den oder paralytischen Form der Tollwuth. Versuch 1. Im Februar 1387 habe ich 1 cem Emulsion von gewöhnlicher Stärke nach Pasteur, welche er aus den folgenden Rückenmarken von an Tollwuthkrankheit gestorbenen Kaninchen ge- macht hat, unter die Haut zweier Hunde geimpft: 24 Februar 10tägiger Emul. ©) 25 „ Ba „ 26 ,„ 6, „ 27 „ A u ” 1 März Dr En DS 1 4) Ich habe hier nur die Vaceination bei Hunden im Auge. 5) Deutsche medicinische Wochenschrift. 1882, No. 2. 8. 24. 6) d. h. das Rückenmark von Kaninchen, welches in getrockneter Luft 10 Tage gewesen war. | e ’ EEE a 5 a Zur Immunität für Tollwuthgift bei Hunden. 87 Nach 19 Tagen sind diese beiden Hunde mit virus fixe unter die dura mater geimpft worden. Der eine von diesen Hunden ist 14 Tage nach der Impfung unter den Erscheinungen der paralytischen Form der Tollwuth gestorben, der andere hat Immunität erhalten und blieb bis jetzt ganz gesund unter meiner Beobachtung. Im Hinblick auf die oben angeführte Erwägung bezüglich des Werthes der Vacceinen, muss man annehmen, dass nur die letzten vier Vac- einen, vielleicht auch noch eine geringere Zahl derselben, im ge- sebenen Falle die Immunität bedingt haben. Eine ganze Reihe von Versuchen hat mich weiter zu der Ueberzeugung gebracht, dass irgendwelche besonderen Bedingungen für die Aneignung der unter die Haut eingeimpften Vaccinen in den Organismus des Thieres nöthig sind, damit der letztere Immunität für die Tollwuth erhalte, dass die Zahl der Vaccinen keine Bedeutung dabei hat, und dass ebenso Wiederholung der Serien von Vaccinen keinen Einfluss auf die Erhaltung einer vollständigen Immunität hat. Alles, was man durch diese beiden letzteren Bedingungen erreicht, ist nur die wahr- scheinliche Verlängerung der Incubationsperiode. Zum Beweise des eben Gesagten führe ich folgenden Versuch an”). Es wurden ö Hunde in nachstehender Weise geimpft: Zeit, während wel- | Zeit, während wel- Zeit der Im- ni cher dieRückenmarke| ee ge DH, diemiehehmarke BE getrocknet hatten pluns getrocknet hatten Versuch 2, | 12. Februar | 12 Tage 21. Februar 1 Tag 13. i4 9.47, 24. ; 10.47, 14. = 34 25. ns Bra un, 24, Bor, 6, 16. » ee? 27 „ 2. won;; Ari, 1. März 2, au, Dre Bun, | Bm Am 4. März wurde der eine dieser Hunde vermittelst Trepa- nation mit virus fixe eines Kaninchens geimpft. Am 23. März zeigten sich Symptome der paralytischen Tollwuth und am 26. März starb er, d. h. 22 Tage nach der Impfung mit einer Incubations- periode von 19 Tagen. Am 17. März wurde der andere Hund auch vermittelst Tre- panation mit virus fixe geimpft. Am 28. März erkrankte er und am 31. März starb er unter scharf ausgesprochenen Symptomen der paralytischen Tollwuth. Bei der Section dieser Hunde wurden im Gehirn keine sichtbaren Veränderungen gefunden. Der dritte Hund wurde zur Controle behalten und erfreut sich bis jetzt einer vor- trefflichen Gesundheit. Versuch. Zweien Hunden wurden Schutzimpfungen gemacht im November 1886 und dieselben wurden im December desselben Jahres jedes Mal zu 12 Impfungen wiederholt, anfangend mit 12- tägigem und endigend mit ltägigem Rückenmarke. Am 21. Juli 7) Bei der Impfung nicht vaceinirter Hunde unter die Dura mater mit Virus fixe sterben dieselben gewöhnlich nach 7—10tägiger Incubationsperiode. 38 | Impfung und künstliche Infeetionskrankheiten. 1837 wurden diese beiden Hunde mit virus fixe vermittelst Trepa- nation geimpft. Am 12. August erkrankte der eine von diesen und am 15. August starb er unter den Erscheinungen der para- Iytischen Tollwuth, d.h. 25 Tage nach der Impfung mit 22tägiger Incubationsperiode. Der zweite erkrankte am 1. September und starb am 3. September an rasender Tollwuth, d. h. 44 Tage nach der Impfung mit einer 4ltägigen Incubationsperiode. Aehnliche Versuche wurden an 17 Hunden mit denselben Resultaten gemacht, aber ich werde sie nicht beschreiben, weil die zwei angeführten Ver- suche genügen, um die oben ausgesprochene Meinung zu bestätigen. (Schluss folgt.) Wooldridge, Note on protection in Anthrax. (Proceed- ings of the Royal Society London. Vol. XLII. 1887. S. 312.) Wooldridge ist es gelungen, Kaninchen mittelst des folgen- den Verfahrens gegen Milzbrand immun zu machen. Milzbrand- bacillen werden in einer Eiweisslösung kultivirt, die aus Hoden- und Thymus-Substanz vom Kalbe mittels Alkali erhalten wird (nach einem früher vom Verfasser beschriebenen Verfahren). Diese Lösung wird sterilisirt durch wiederholtes Kochen, dann inficirt mit Milzbrandbacillen und 2—3 Tage bei 37° belassen. Die Ent- wicklung ist meist keine sehr starke; wenn dieselbe beendet er- scheint, wird filtrirt und von dem Filtrat genügt nun eine kleine Quantität bei Einbringung in den Kreislauf eines Kaninchens, um dasselbe gegen Milzbrand immun zu machen. Eine sofortige sub- cutane Infection mit virulentestem Material und zwei darauf folgende Impfungen nach 5 und 10 Tagen blieben gänzlich ohne Effect, während Controllthiere starben. Vier Kaninchen wurden auf diese Weise immunisirt. Der Rückstand jener Kulturflüssigkeit, welcher die Milzbrandbacillen enthält, hat keine immunisirende Wirkung. Werden andere Eiweissflüssigkeiten zur Kultivirung der Milzbrandbacillen ver- wendet, z. B. Blutserum, so bilden sich keine immunisirenden Stoffe. In einem Nachtrag theilt W. noch 2 Fälle mit, in denen nur ein partieller Schutz erfolgte. Die Milzbrandimpfung zeigte eine gewisse Wirkung, es kam zur Bildung von Oedemen an der Impistelle, die sich enorm vergrösserten. Aber es erfolgte Rückbildung und die Thiere blieben am Leben. Buchner (München). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Kitasato, Shibasaburo, Ueber das Verhalten der Typhus- und Cholerabacillen zu säure- oder alkalihaltigen Nährböden. Aus dem hygienischen Institut in Berlin. (Zeit- schrift für Hygiene. III. p. 408—426.) Verf. setzte zu den genau neutralen Nährböden verschiedene Mengen von Säure- resp. Alkalilösungen, impfte dann die betreffen- Physiologischer Verein zu Kiel. 89 den Mikroorganismen hinein und suchte einerseits die Dosen festzu- stellen, welche eben noch ein Wachsthum gestatten, anderseits diejenigen, welche genügen, um die Bacillen im Nährsubstrat zu tödten. Aus den dabei gewonnenen Resultaten sei Folgendes er- wähnt: Durch einen Zusatz von 0,2 Procent Salzsäure wurden die Typhusbacillen vollständig vernichtet, die Cholerabacillen durch 0,132 Proc. HCl. Ganz ebenso war das Verhalten gegenüber der Salpetersäure; die Phosphorsäure wirkt schwächer als die vorge- nannten Säuren, dagegen hatte Schwefelsäure 0,08procentig gegen- über den Typhusbacillen, 0,03procentig gegenüber den Cholera- bacillen tödtende Wirkung. Die Borsäure reichte erst in einer Concentration von 2,7 Procent zur Vernichtung der Typhusbacillen und von 1,5 Procent zur Tödtung der Cholerabacillen aus, von Carbolsäure genügte ein Zusatz von 0,28 resp. 0,14 Procent. (Ref. hatte bei seinen Desinfectionsversuchen an Typhusfäcalien auch Schwefelsäure und Carbolsäure am wirksamsten gefunden.) Auch gegenüber den anderen vom Verf. noch in Anwendung gezogenen Säuren zeigten sich die Cholerabacillen viel empfindlicher als die Typhusbacillen, umgekehrt erwiesen sich die Typhusbacillen weniger resistent gegen Alkalien als die Cholerabacillen; speciell gegen- über Aetzkalk war das Verhalten so, dass durch einen Zusatz von 0,0966 Procent CaO in Nährgelatine und Bouillon die Typhus- bacillen, durch einen Kalkgehalt von 0,1 Procent die Cholerakeime vernichtet wurden; es empfiehlt sich demnach der Aetzkalk als Desinfectionsmittel gegen Typhus- und Cholerabacillen. Versuche mit einigen Salzen (Kaliumjodid, Kaliumbromid, Kaliumchlorid) zeigten, dass diese gegen beide Bacillenarten so gut wie unwirk- sam sind. C. Seitz (München). d’Arsonval, A., Nouvelle &tuve auto-r&gulatrice entierement metallique. (Compt. rend. de la soc. de biol: 1888. No. 22. p. 530-533.) Du Mesnil, 0., La desinfection par la vapeur sous pression et les &tuves loco- mobiles dans le departement de la Seine. (Annal. d’hyg. publ. et de med. legale. 1888. No. 6. 489—501.) Städtische Desinfections-Apparate in Göttingen. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.- Amtes. 1888. No. 26. p. 397—398.) Original-Berichte gelehrter Gesellschaften. Physiologischer Verein zu Kiel. Sitzung vom 28. Mai 1888. Herr Privatdocent Dr. Fischer berichtet über Bakterienwachsthum bei 0° C sowie über das Photographiren von Kulturen leuchtender Bakterien inihrem eigenen Lichte. Aus Versuchen, welche unter F.’s Leitung von dem Marine- Assistenzarzt Herrn Jahn im bakteriologischen Laboratorium zu Be Physiologischer Verein zu Kiel. Kiel ausgeführt wurden, geht hervor, dass sich sowohl im Wasser des Kieler Hafens als auch im Erdboden Mikroorganismen finden, die in Nährgelatine bei der Temperatur des schmelzenden Eises d. h. bei 0° C wachsen. Veranlasst waren diese Versuche durch 2 im Laufe des vorigen Jahres erfolgte Veröffentlichungen. Während man früher annahm, dass bei Temperaturen über 50° C und unter 5° C Bakterienwachsthum nicht mehr stattfände, zeigte Globig!), dass eine ganze Reihe von Mikroorganismen bei Tempe- raturen von 50—70°zu wachsen vermögen, und theilte anderseits Forster?) mit, dass er bei einer von leuchtenden Seefischen ge- wonnenen lichtentwickelnden Bakterieuart bei 0° © Wachsthum be- obachtet habe. Um zunächst zu erfahren, ob die Leuchtbakterien Forster’s von den beiden, welche Fischer auf Fischen der Nord- und Ostsee, bezw. dem Wasser des Kieler Hafens gefunden hatte?) (Bacterium phosphorescens und einheimischer Leucht- bacillus), verschieden seien, wurden Kulturen von beiden genannten Leuchtbakterienarten einer gleichmässigen Temperatur von 0° © ausgesetzt, wobei nach 6—8 Tagen bei beiden deutliches Wachs- thum zu erkennen war. Im Uebrigen ergab sich, dass die Forster- schen Leuchtbakterien mit dem Bacterium phosphorescens von Fischer identisch sind. Hiernach lag es nahe, im Seewasser nach weiteren, der Temperatur gegenüber sich ähnlich verhaltenden Mikroorganismen zu suchen, und wurde, als mehrere bei 0° wachsende Bacillen im Kieler Hafenwasser gefunden waren, auch der Bodeu von verschiedenen Stellen Kiels auf solche Mikroorganismen unter- sucht. Nach Einbringen der Wasser- bezw. Bodenproben in die . verflüssigte Gelatine eines Reagensröhrchens wurden Rollkulturen angefertigt, und waren, nachdem dieselben 8—10 Tage lang einer gleichmässigen Temperatur von 0° C ausgesetzt worden waren, ge- wöhnlich stets mehrere der mit dem Boden resp. Wasser über- tragenen Keime zu punkt- bis zu stecknadelkopfgrossen Kolonieen herangewachsen. Auf diese Weise gelang es, in verhältniss- mässig kurzer Zeit im Ganzen 14 verschiedene bei 0° C wachsende Mikroorganismen aufzufinden. F. demonstrirt die Reinkulturen dieser-Mikroorganismen, deren Zahl sich bei weiterem Suchen voraus- sichtlich noch ganz erheblich steigern dürfte, und macht besonders darauf aufmerksam, wie die demonstrirten 14 verschiedenen Mikro- organismenarten sich schon bei der Besichtigung mit blossem Auge sehr gut auseinanderhalten lassen. Dem Kieler Hafenwasser ent- stammen ausser dem Bacterium phosphorescens und dem ein- heimischen Leuchtbacillus 3 nicht leuchtende Bacillen, von denen nur 1 die Gelatine, und zwar schnell und stark verflüssigt. Von den Strichkulturen der beiden nicht verflüssigenden Bacillen aus 1) Ueber Bakterienwachsthum bei 50 bis 70°. (Zeitschrift für Hygiene. Bd Ill. S. 294.) 2) Ueber einige Eigenschaften leuchtender Bakterien. (Centralblatt f. Bakteriologie DS. w..Ba. Al. 8.337) 3) Ueber einen lichtentwickelnden im Meerwasser gefundenen Spaltpilz. (Zeit- schrift für Hygiene. Bd. II. S. 92.) — Ueber einen neuen lichten Eule Bacillus. (Centralblatt für Bakteriologie u. s. w. Bd, III. S. 105.) Physiologischer Verein zu Kiel. 91 dem Hafenwasser lässt die eine eine dicke, schleimige, grauweisse Auflagerung erkennen, während die andere sich als dünner, durch- scheinender Ueberzug auf der Gelatine präsentirt. Unter den 9 aus dem Boden isolirten Kulturen befindet sich 1 Schimmelpilz, der noch nicht näher bestimmt werden konnte, da bisher noch keine Fructification beobachtet wurde. Auf Kartoffeln bildet er einen dicken hellbraunen Ueberzug. |Pilzmycelien kamen übrigens häufiger in den bei 0° © befindlichen Kulturen zur Entwicklung, leider wurden jedoch nur einmal Kulturen davon angelegt und weiter beobachtet] Von den 8 im Boden gefundenen Bakterien- arten besitzen 7 ausgesprochene Stäbchenform, während die 3. sich durch ihre kurz-ovale Gestalt der Kokkenform nähert. Vier der aus dem Boden isolirten Bacillen bewirken Fluorescenz der Gelatine (1 mit, 3 ohne Verflüssigung derselben); ein Bacillus ist durch die schmutzig-braungelbe Farbe der Kulturen sowie fauligen Geruch gekennzeichnet; die Kultur der erwähnten kurz-ovalen, fast kokken- artigen Stäbchen ist schwefelgelb, die Gelatine in der Umgebung der Kulturmasse dabei schön braunroth gefärbt; die letzten beiden Bacillen aus dem Boden, welche die Gelatine nicht verflüssigen, sondern grauweisse Auflagerungen bilden, unterscheiden sich durch Geruch, Wachsthum etc. leicht von den beiden mikroskopisch etwas ähnlichen, im Hafenwasser gefundenen Bacillen. Sämmtliche 14 Mikroorganismen wachsen auch bei Zimmertemperatur; auf krank- keitserregende Eigenschaften sind sie bisher noch nicht geprüft worden. Ueber die ganze Versuchsanordnung sowie die morphologischen Ver- hältnisse der demonstrirten Mikroorganismen und die Unterscheidungs- merkmale ihrer Kulturen wird Herr Jahn demnächst in der Zeit- schrift für Hygiene eingehendere Mittheilungen machen. Schon im Sommer 1886, bald nach Auffindung des west- indischen Leuchtbacillus, hatte F. die Absicht, die leuchtenden Kulturen des westindischen Leuchtbacillus sowie die damit künst- lich leuchtend gemachten, gekochten Fische in ihrem eigenen Lichte zu photographiren, in Folge vielfacher anderweitiger Beschäftigung sowie wegen Mangels eines Laboratoriums kam er indes erst im Herbst 1887 dazu, diese Absicht zur Ausführung zu bringen. In- zwischen war eine Mittheilung von Forster*) erschienen, wonach es Herrn Professor van Haren-Noman gelungen war, von Platten- und Strichkulturen der Leuchtbakterien, welche im völlig dunklen Raume der lichtempfindlichen photographischen Platte einige Stunden ausgesetzt wurden, ein sehr deutliches Bild zu be- kommen. Auch F. gelang es bald, gute Bilder von den Kulturen der 3 verschiedenen Leuchtbakterien zu bekommen. Erforderlich waren dazu recht intensiv leuchtende Kulturen, sehr empfindliche Trockenplatten und eine lange Exposition. Anfangs wurde 12—14, später 24 bis 36 Stunden exponirt. Die schönsten Bilder wurden mit Bacterium phosphorescens erhalten, dessen Kulturen bei der niedrigen Temperatur des Dunkelraumes (5—10° C) am intensivsten leuchteten. Auf den vorgelegten Photogrammen sind nicht nur die 4) a. a. OÖ. 2 | Neue Litteratur. Kulturen, soweit sie leuchteten, sehr scharf und deutlich abgebildet, sondern auch die Umrisse der Reagensröhrchen, der gläsernen Doppelschalen etc. der Kulturen gut zu erkennen. Besonders gut gelungen ist die Aufnahme eines mit Bacterium phosphorescens leuchtend gemachten Härings, an welchem die einzelnen Schuppen des Körpers mit voller Schärfe hervortreten. Der grösste Theil des Kopfes und des Schwanzes, welcher nicht leuchtete, ist auch auf dem Photogramm nicht zu sehen. Nachdem die Photographie der Kulturen lichtentwickelnder Bakterien so weit gut gelungen war, ging F. noch einen Schritt weiter und suchte auch photo- graphische Bilder von Gegenständen zu bekommen, die im dunklen Raume von leuchtenden Kulturen beschienen wurden. Wie F. bereits in seiner ersten Abhandlung über leuchtende Bakterien mit- theilte, ist es leicht, im dunklen Raum beim Schein leuchtender Kulturen die Uhr abzulesen. Als F. pun eine Taschenuhr im dunklen Raum durch 2 dicht davor gestellte Strichkulturen von Bacterium phesphorescens beleuchtete, erhielt er nach einer 24stündigen Expositionsdauer photographische Bilder, auf denen nicht nur die Strichkulturen nebst den Umrissen der Reagensröhrchen, sondern auch das Zifferblatt der Uhr so gut zu erkennen ist, dass man die Zeit ohne Mühe abzulesen vermag, da nicht nur die Zahlen, sondern auch die Zeiger (selbst der Sekundenzeiger) scharf hervor- treten. An den Vortrag schliesst sich noch eine Demonstration von Reinkulturen der von F. bisher gefundenen und beschriebenen licht- entwickelnden Bakterienarten (westindischer und einheimischer . Leuchtbacillus sowie Bacterium phosphorescens); von allen 3 Arten werden Kulturen in Röhrchen, auf Platten sowie auf gekochten Häringen gezeigt. Ausführlichere Mittbeilungen über das Photo- graphiren leuchtender Bakterien gedenkt F. demnächst in der Zeitschrift für Hygiene zu bringen. Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Beauregard, H., et Galippe, V., Guide pratique pour les travaux de micro- graphie, comprenant le technique et les applications du mieroscope & l’histo- logie vegetale et animale, & la bacteriologie, a la clinique, & Y’hygiene et & la medecine legale. 8°. 2. ed. VII. 901 p. avec 586 fig. Paris (en ne Straus, J., La medecine experimentale et la bacteriologie, legon d’ouverture du cours de pathologie experimentale et comparee de la faculte de medecine de Paris. 8°. 20 p. Paris (Administration des deux revues) 1888. | Neue Litteratur. 95 Morphologie und Systematik. Koch, A., Ueber Morphologie und Entwicklungsgeschichte einiger endosporer Bakterienformen. (Botan. Zeitg. 1888. No. 22. p. 341—350.) Dan Massalongo, C., Ueber eine neue Species von Taphrina. (Botan. Centralbl. Bd. XXXIV. 1888. No. 13. p. 389390.) Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Behring, Zur Kenntniss der physiologischen und der (choleraähnlich) toxischen Wirkungen des Pentamethylendiamins (Cadaverin L. Brieger.) (Deutsche med. Wochenschr. 1888. No. 24. p. 477—478.) Bouchard, Ch., Elimination par les urines, dans les maladies infoctieuses, des matieres solubles, morbifiques et vaccinantes, fabriquees dans le corps des ani- maux par les microbes pathogenes. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1888. No. 21. p. 513—515.) Maee, E., Sur les caracteres des cultures du Cladothrix dichotoma Cohn. (Compt. rend. de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVI. 1888. No. 23. p. 1622—1623.) Vechsner de Coninck, Contribution & P’&tude des ptomaines. (Compti. rend. de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVI. 1888. No. 23. p. 1604—1605.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. Charrin, Sur les consequences tardives de linfeetion. 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Juli 1888, un ggNTRALBLA4 u or Bakteriologie und Farasitenkunde, In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof. Dr. Leuckart und Stabsarzt Dr. Loeffler, in Leipzig Docent für Hygiene in Berlin, herausgegeben von Dr. O0. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. ON IV. Band. No. 4. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. 9% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Yu Die Redaction des „Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, elwaige V/Vünsche um Lieferung von Separalabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Bokorny, Ueber den Bakteriengehalt der öffentlichen Brunnen in Kaiserslautern. (Archiv für Hygiene. Bd. VIll. 1888. S. 105.) - Das Wasser der öffentlichen Brunnen in Kaiserslautern wurde vom Verfasser mittelst des Plattenverfahrens auf seinen Bakterien- gehalt hin untersucht. Die Untersuchung wurde sofort nach der Entnahme des Wassers, wie auch nach 10—12stündigem Stehen vorgenommen. Manche Brunnen enthielten keine Keime, andere Tausende und Millionen von Keimen in einem ccm Wasser. Nach längerem Stehen des Wassers war die Zahl der Keime in der Regel be- deutend höher. Jene Brunnen, welche den höchsten Bakterien- gehalt aufwiesen, befanden sich auf dem Terrain des Hospitals. Insbesondere waren es 2 Bakterienarten, welche am häufigsten gefunden wurden und zwar: 1) ziemlich dicke unbewegliche Stäb- chen, deren Kolonieen kreisrund, flach sind, glatten Rand und 7 98 Bakterien in Wasser. — Durchtritt v. Bakterien durch d. Lungenoberfläche. gelblichweisse Farbe besitzen und Gelatine sehr langsam ver- flüssigen; 2) lebhaft bewegliche, feine Stäbchen , welche Gelatine sehr rasch verflüssigen. Cholera-, Typhus- und Milzbrandbacillen wurden nicht vorge- funden. - | Dittrich (Prag.) Buchner, H., Untersuchungen über den Durchtritt von Infectionserregern durch dieintacte Lungen- oberfläche. . (Aus der hygienischen Station am Operations- cursus für Militärärzte in München. — Archiv für Hygiene. Bd. VIII. Heft. 2. S. 145—245.) Die vorliegende Arbeit zerfällt, was den experimentellen Theil anbelangt, in zwei Hauptabschnitte, von denen der eine: „Versuche über Inhalation trocken zerstäubter Milzbrandsporen“ vom Verf. ge- meinschaftlich mit Fr. Merkel, der andere: „Inhalation von nass zerstäubten Milzbrandsporen und Stäbchen und von Hühner- cholerabacillen“ gemeinschaftlich mit E. Enderlen bearbeitet ist. Ein weiterer Abschnitt erörtert die Consequenzen der erlangten Resultate und enthält ausserdem Inhalationsversuche mit Rotz- bacillen. Eine vorläufige Mittheilung der wesentlichsten Ergebnisse ist in der morphologisch-physiologischen Gesellschaft zu München und bei dem VII. Congress für innere Medicin zu Wiesbaden erfolgt). Das gleiche Thema war vom .Verf. schon früher (1830) in einer kleineren Experimentaluntersuchung mit wesentlich den näm- lichen Resultaten bearbeitet worden ?). Milzbrandsporen wurden damals an gut stäubende Pulversorten (Holzkohle, Talkpulver) an- getrocknet, dann in einem abgeschlossenen Raume, in dem sich weisse Mäuse befanden, zerstäubt. In 24 Fällen erfolgte hierbei, bei je einmaliger Einathmung von Kohlen- oder Talk-Sporenpulver in der Dauer von !/,—2 Stunden, der Tod an Milzbrand nach Ab- lauf von 1—3 Tagen. Die Gesammtzahl der Versuche mit diesen beiden Pulverarten war selbstverständlich etwas grösser, da bei nicht genügend vorsichtiger Bereitung des Pulvers die Einathmung ‚erfolglos blieb. Nun war freilich der Einwand gerechtfertigt, dass es sich hier nicht um Milzbrandinfection durch die Lungen, son- dern auf anderem Wege, durch Verletzungen der Oberhaut oder vom Darmkanale aus handeln könnte. Dieser Eventualität wurde durch zahlreiche Controlversuche mit schlecht stäubenden Pulver- sorten begegnet, an denen ebenfalls virulente Milzbrandsporen an- getrocknet waren. Obwohl die Thierchen am Ende des Versuchs oft ganz dicht mit diesen schlecht stäubenden Pulvern überdeckt waren, wodurch die Gelegenheit zum Verschlucken oder zu einer Infection durch oberflächliche Schleimhäute die nämliche war, wie bei den gut stäubenden Pulversorten, so erlag bei diesen Versuchen 1) Auf die vorläufige Mittheilung eines Theiles der erlangten Resultate bezog sich das Referat in No. 24. S. 757 des vorigen Bandes des Centralblatts für Bakteriologie u. Parasitenkunde. 2) H. Buchner, Versuche über die Entstehung des Milzbrandes durch Ein- athmung. (Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie der Wissenschaften, Math-phys. Classe. 1880. Heft III. Ferner in: Untersuchungen über niedere Pilze aus dem pflanzenphysiologischen Institut zu München. (R. Oldenbourg.) 1882. u a 5 Ku Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. 99 doch nur ein einziges Thierchen an Milzbrand. Ausserdem wurde noch eine grössere Zahl von directen Fütterungsversuchen mit den zerstäubten Sporenpulvern angestellt und bewiesen, dass allerdings, im Gegensatze zu einer Angabe von R. Koch, Mäuse vom Ver- dauungskanal durch Sporenfütterung milzbrandig werden können, aber nur bei Anwendung von sehr grossen Sporenmengen. Gleichzeitig wurde gezeigt, dass bei solcher Sporenfütterung der Koth der Mäuse sehr virulent ist, dass also die grösste Masse der Sporen unbeschadet passirt. Da nun bei den Einathmungsversuchen überhaupt keine so grosse Menge von Sporen verwendet wurde, als zu einer Infection vom Darm aus erforderlich wäre, so musste die Infection bei der Zerstäubung von der Lunge aus erfolgt sein. Dieser Schluss wurde noch speciell bestätigt durch einen Versuch, bei welchem eine bestimmte Staubportion zur Einathmung an 10 Mäuse zur Verwendung kam, die dreifache Menge des nämlichen Staubes aber an 10 Controlmäuse verfüttert wurde. Die 10 Ein- athmungsthierchen erlagen an Milzbrand, die 10 Controlmäuse blieben am Leben. Damit war der Schluss auf eine Lungeninfection gesichert. Diese Resultate wurden namentlich von Flügge bestritten, demzufolge aus Versuchen von Wyssokowitsch, die unter seiner Leitung angestellt wurden, „mit aller Bestimmtheit hervor- geht, dass weder Lungen- noch Darmoberfläche irgendwelchen Bak- terien den Uebergang ins Blut gestatten !)“. Dieser Widerspruch, der sich nicht aufklären liess, weil die Versuche von Wysso- kowitsch bis jetzt nur in ihrem Endergebniss mitgetheilt sind, veranlasste Verf. zu einer Wiederaufnahme der früheren Versuche, mit dem erweiterten Programm, nunmehr wenn möglich auch den directen Beweis für das Eindringen der Infectionserreger auf dem Lungenwege zu führen — während bisher nur per exclusionem auf diesen Infectionsort geschlossen worden war. Um zu zeigen, dass es sich um eine Passirbarkeit der in- tacten Lungenoberfläche handelt, wurden principiell solche Bakte- rienarten vermieden, die, wie z. B. Tuberkelbacillen, zu primären Ansiedelungen im Lungengewebe befähigt sind. Vielmehr wurden zunächst wieder Milzbrandbakterien gewählt, bei denen jene Mög- lichkeit ausgeschlossen erscheint. Die Methode der Versuche war eine zweifache: theils wurden Milzbrandsporen wie bei den früheren Versuchen an gut stäubende Pulversorten (Holzkohle und Sporen- mehl vom Riesenpulverschwamim) angetrocknet und dieser Staub in einem abgeschlossenen Raume aufgewirbelt; theils wurden Bak- terienflüssigkeiten (Milzbrandsporen, Milzbrandstäbchen, Hühner- cholerabacillen u. s. w.) auf nassem Wege fein zerstäubt und dieser Spray in den Athemraum der Thiere geleitet. Diese Methode der freiwilligen Einathmung von in der Luft suspendirten Keimen bietet 1) Flügge., ‚Mikroorganismen‘. 2. Aufl. $S. 606. : Neuestens bezweifelt auch Hildebrandt (Experimentelle Untersuchungen über das Eindringen pathogener Mikroorganismen von den Luftwegen und von der Lunge aus. Beiträge zur patholog. Anatomie und Physiologie von Ziegler und Nauwerck. Bd. II. XVIII) die Be- ' weiskraft der obigen Versuche, erhebt aber nur Einwände, die sich von selbst wider- legen würden, wenn Verf. das Original der Arbeit sich verschafft hätte, 7* 100 Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. den wesentlichen Vortheil eines möglichst naturgemässen Verfahrens, erlaubt aber zunächst den Einwand, dass die Infection nicht von der Lunge aus, sondern durch zufällig verschluckte Sporen be- dingt sei. Hiergegen wurde durch ausgedehnte Controlfütterungs- versuche Vorkehrung getroffen. Ausserdem aber wurde der directe mikroskopische Nachweis der Lungeninfection geliefert. Die Methode der nassen Zerstäubung bedarf einer besonderen Bemerkung. Die Thiere wurden dem Bakterienspray nicht direct ausgesetzt, sondern der Spray wurde in einem Vorgefäss ent- wickelt, in welchem die gröberen Antheile desselben zurückblieben, während nur ein feiner Nebel, bestehend aus den feinsten Anthei- len des Spray, in den Athemraum übertrat. Dieser Nebel ist so fein, dass er durch meterlange Röhren ohne Verlust hindurchge- leitet werden kann. Vorversuche ergaben, dass gleichwohl dieser Nebel die Bakterien der zerstäubten Flüssigkeit in reichlicher Menge mitbefördert. Mit dieser Methode wurden die meisten und überzeugendsten Versuche angestellt. Auf diese Weise konnten natürlich nur sehr kleine Mengen der zerstäubten Bakterienflüssigkeiten in die Lungen gelangen. Denn die Quantität des Nebels betrug nur !/,°/, der zerstäubten Flüssigkeit; wenn z. B. 40 ccm zerstäubt wurden, nur 0,2 cem =5 Tropfen. Ueberdies wurden die Thiere der Inhalation stets nur einmal ausgesetzt, meist für 30—45 Minuten. Der Athemraum hatte einen Inhalt von 50 Liter, und befanden sich stets mehrere Thiere gleichzeitig (3—10) in demselben (Meerschweinchen, Kanin- chen, Mäuse). Trotz dieser’anscheinend wenig günstigen Bedingun- gen waren die Resultate sehr präcise. | Im ganzen wurden den Versuchen (trockene oder nasse Zer- stäubung) unterstellt: 140 Inhalationsthiere; hiervon sind 96 erlegen binnen 2—4 Tagen an der betreffenden In- fection — Go10 155 79 Thiere wurden zur Controle gefüttert; biervon sind 7 erlegen an der betreffenden Infection — a Die Fütterung wurde principiell stets mit der gesammten Menge von Staub resp. Bakterienflüssigkeit ausgeführt, welche über- haupt in den Athemraum der Thiere gelangt war. Die Control- thiere bekamen auf diese Weise immer bei weitem mehr Keime in den Verdauungskanal als die Inhalationsthiere zufällig verschluckt haben konnten. Trotzdem erlagen von den Fütterungsthieren nur 8,9°/,; und selbst diese Zahl ist zu hoch, weil wesentlich durch einige Versuche mit maximaler Sporenfütterung bedingt, bei denen die Grenze für die Wirksamkeit dieser Infectionsart aufge- sucht werden sollte. Bei Meerschweinchen liegt dieselbe für Milz- brandsporen sehr hoch, wie schon von Koch, Gaffky und Loeffler gefunden wurde; d. h. es bedarf sehr grosser Mengen zur Infection. Die Berechnung ergab, dass ganz sicher min- destens 30000mal mehr Sporen vom Darme aus als von der Lunge zur Infection erfordert werden. | “ A Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. _ 101 Um die Präcision der Resultate bei Verwendung von Milz- brandsporen zu zeigen, sei ein Versuch erwähnt. Zerstäubt wurden 42 ccm einer Milzbrandsporenflüssigkeit (Kultur auf Oberfläche von alkal. Fleischwasseragar, ohne Peptonzusatz, abgestreift und in sterilem Wasser suspendirt) innerhalb 40 Minuten. Im Athemraum von 50 1 befanden sich 6 Meerschweinchen. Nach Schluss der Inhalation fühlen sich die Thierchen ganz trocken an (es traten nur 0,21 ccm als Nebel in den Apparat ein); dieselben sind sofort, sowie am folgenden Tag ganz munter. 48 Stunden nach der In- halation aber erliegen zwei und gegen Ende des zweiten Tages die vier übrigen fast gleichzeitig an acutestem Milzbrand. Bei der Section zeigen sich sämmtliche Lungen makroskopisch normal, ebenso der Darm. Mikroskopisch sind Lungen und Milz voll von Milzbrandbacillen, geradeso wie bei einem subcutan inficirten Thiere. . Jede Andeutung über die Eintrittsstelle der Infection fehlt; nach der anatomischen Untersuchung hätte man diese Fälle als Spon- tanmilzbrand auffassen müssen. Ganz übereinstimmend verliefen alle anderen Inhalationsver- suche mit Milzbrandsporen. Bei Meerschweinchen erscheint dieser Infectionsmodus ebenso sicher, als die subcutane Infection, ja. noch sicherer, weil wahrscheinlich schon geringere Mengen von Sporen senügen. Der Grund hierfür wird aus dem späteren erhellen. Es wäre nicht schwer, bei diesen Versuchen eine Mortalität von 100 Procent zu erlangen. Anstatt dies an einem grossen Thiermaterial empirisch zu erweisen, wurde dahin gestrebt, den directen Be- weis für die Lungeninfection zu führen. Zunächst wurden Inhalationsthiere in verschiedenen Zeiträumen nach der Inhalation mit Chloroform getödtet, und deren Lungen mittelst Plattenkulturen auf ihren Gehalt an Milzbrandkeimen unter- sucht. Mehr als 20 Inhalationsthiere wurden in dieser Weise be- handelt; stets fanden sich sogleich nach der Inhalation schon mehr oder weniger reichlich Milzbrandkeime in den Lungen; die darüber mitgetheilten Zahlen lassen ferner ein Anwachsen der Zahl von Keimen für die späteren Zeiträume deutlich erkennen. Es spricht dies für eine in der Lunge stattfindende Vermehrung. Doch ist dieser Schluss nicht absolut zuverlässig. Sicher dagegen ist der mikroskopische Nachweis der Infection auf dem Lungenwege, der in der That durch Schnittpräparate von Inhalationslungen geführt werden konnte. Die Aufgabe ist eine mühevolle, weil die kleinen Herdchen von Bacillen im Anfangs- stadium der Infection sehr schwer aufzufinden sind, und ferner wegen der Schwierigkeit des richtigen Zeitpunkts der Tödtung des Thieres, dadurch bedingt, dass die Infection in den verschiedenen Einzelfällen mit etwas verschiedener Schnelligkeit verläuft. Trotz- dem gelang es, vollkommen beweisende Präparate zu erlangen. Dieselben zeigen zunächst ein erstes Stadium der beginnenden Lungeninfection. Ein solches Präparat (die Abbildung ist beige- geben), herstammend von einer Maus, die 20 Stunden nach Inha- lation trockenen Milzbrandsporenstaubes durch Chloroform ge- tödtet wurde, zeigt ganz vereinzelt kleine herdförmige Anhäufungen 102 ‘ Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. von 20—25 Milzbrandbacillen theils auf, theils in der Alveolar- wand. Da nur trockene Sporen inhalirt wurden, so ist es sicher, dass diese Bacillen durch Auskeimung der Sporen entstanden sein müssen, und zwar an Ort und Stelle. Das letztere ergiebt sich aus der Lagerung der Bacillen, welche entschieden nicht in Ca- pillaren eingeschlossen sind und daher nicht von einer anderen Stelle aus zugeführt sein können. Ferner aus der Kürze der Zeit, welche gegen einen derartigen Umweg spricht, aus dem Freisein der Milz von Bacillen, was durch Plattenuntersuchung der ganzen Milz constatirt ist, endlich daraus, dass sogar bei einem der Herd- chen der Kohlensplitter am Alveolarrand haftend sich vorfand, der als Träger der Milzbrandspore gedient hatte. Nebenbei sei be- merkt, dass die Darminfection sich viel langsamer entwickelt, als die Lungeninfection. Die mit maximalen Sporenmengen gefütterten Meerschweinchen erlagen erst vom 4.—5. Tage, die Inhalations- thiere, trotz der ausserordentlich viel geringeren Sporenmenge, in der Regel bereits vom 2.—3. Tage. Der Mechanismus und die Bedingungen der Infection müssen daher in beiden Fällen sehr verschiedene sein. Die nämliche herdförmige Anordnung bleibt auch im späteren Stadium der Lungeninfection. Schnitte aus der Lunge eines Meer- schweinchens, das 23/, Stunden nach Inhalation von Milzbrand- sporen durch Chloroform getödtet wurde, ergaben wieder nur an ver- einzelten Stellen Ansammlungen von Milzbrandbacillen, während die übrige Lunge fast völlig frei war von solchen. Aber diese Herde bestehen jetzt bereits aus Hunderten von Bacillen, und ferner ist die Anordnung eine merkwürdige, indem jetzt zweifellos ein grosser Theil der Bacillen bereits innerhalb der Capillargefässe der Lunge sich befindet. Das Blutgefässsystem zeigt sich daher 23'/, Stunden nach der. Inha- lation bereits von den Milzbrandbacillen invadirt, während auch zu dieser Zeit noch die Milz völlig frei ist. In diesen Präparaten liegt somit das successive Werden des Infectionsprocesses bis zur beginnenden Allgemeininfection deutlich ‚vor Augen, und darin ist der directe und sichere Beweis für die Passirbarkeit der Lungenoberfläche für Infectionserreger zu er- blicken. Es frägt sich jetzt nur: auf welche Weise kommt der Durchtritt zu Stande? Hierfür giebt es zwei Möglichkeiten, einmal den Lymphweg und dann den directen Durchtritt durch die Oa- pillarwand. Beide Möglichkeiten schliessen sich gegenseitig nicht aus, beide sind vielleicht neben einander denkbar. Aber was die gegenwärtigen Versuche und die eben erwähnten Schnittpräparate anbelangt, so ist hier nur der directe Durchtritt durch die Capillarwand annehmbar. Das Zeitintervall zwischen dem Vorhandensein der kleineren, noch extracapillaren Herde bis zur Entwicklung der grösseren, theilweise intracapillären Ansammlungen ist zu gering, um einen indirecten Weg, eine Verschleppung der Milzbrandbacillen auf dem Lymphwege in die Lymphdrüsen und ins Blut und eine herdweise Wiederablagerung in der Lunge zu gestatten. Es hiesse dem objectiven Befunde Zwang anthun, wenn Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. 103 man denselben in anderer Weise, durch eine mittelbare Ver- schleppung erklären wollte. Der Durchtritt auf dem Lymphwege durch die Bronchialdrüsen ist zwar überhaupt möglich. Lymph- drüsen sind ein sicheres Filter nur gegen leblose Stäubchen, Kohle u.8s. w. (Arnold) und gegen saprophytische Bakterien. Pathogene Bakterien können unter Umständen dieses Filter passiren, aber nur auf Grund activer Thätigkeit, nicht einfach mechanisch. Und jedenfalls erfordert dieser active Vorgang längere Zeit; deshalb kann der rasche Uebertritt hier nur auf einem Durchdringen durch die Capillarwand beruhen. Dieses Durchdringen beruht nicht auf einem Durchbohren, sondern auf einem Hindurchwachsen durch Lücken, welche in der Capillarwand unter dem Einfluss krankhafter, entzündlicher Reize . entstehen, die nämlichen Lücken, welche den Leukocyten und rothen Blutkörperchen bei der Entzündung den Austritt ermöglichen. Jeden- falls ist sohin der Durchtritt von Bakterien durch die intacte Lungenoberfläche stets als ein activer Vorgang zu betrachten, da auch die Passage durch Lymphdrüsen durch active Thätigkeit ‘ der Infectionserreger bedingt sein dürfte. Deshalb gelangen leb- lose inhalirte Stäubchen und nicht-pathogene Bakterien niemals in - die Blutbahn, höchstens in die Bronchialdrüsen, wo die letzteren wohl bald zu Grunde gehen. Mit diesem activen Charakter des Durchtritts in innerem Zusammenhang steht folgendes: je grösser die Reizung des Lungengewebes ausfällt, um so geringer werden die Aussichten für eine Passirbarkeit der Lunge. Die Inhalationsversuche mit Milzbrand-Stäbchen lieferten einen ganz anderen Erfolg als jene mit Sporen. Auch im ersteren Fall er- lagen die Thiere rasch, nach 36—48 Stunden den Folgen der In- halation. Aber bei der Section fand sich anstatt der intacten Lungen bei Sporeninhalation eine colossale sero -fibrinöse hämor- rhagische Pneumonie. Die Schnittpräparate (Abbildung) geben ein höchst instructives Bild: die Alveolen ausgefüllt theils mit faser- stoffigem Exsudat, theils mit zelligen Elementen, theils aber mit ganzen Knäueln von Milzbrand-Stäbchen und Fäden. Das wichtigste aber ist, dass trotz dieser colossalen Infection der Lunge die All- gemeininfection äusserst gering war. Die Milz enthielt meistens nur vereinzelte Bacillen und schon in den Schnittpräparaten der Lunge ist das völlige Freisein der Capillaren und der grösseren Blutgefässe von Milzbrandbacillen höchst auffallend. Dieser grosse Unterschied gegenüber der Sporeninhalation erklärt sich aus folgen- dem: während Sporen an und für sich, im Zustande latenten Lebens, keinen chemischen Reiz bedingen und nur langsam und an verschiedenen Punkten successive auskeimen, wodurch es zu keiner allgemeineren stärkeren Reizung kommt, verursacht die Zu- fuhr grösserer Stäbchenmengen zur Lungenoberfläche durch die so- fort ins Leben tretende Wachsthums- und chemische Thätigkeit einen intensiven allgemeinen Reiz und entsprechend heftige Reaction. Sporeninhalation bedingt demnach rasche und heftige Allge- meininfection ohne merkliche Localaffeetion, Stäbcheninhalation da- 104 Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. gegen intensive Localaffection mit verzögerter und geringer All- gemeininfection. Der Grund des letzteren Zusammenhanges ist in dem activen Charakter des Durchtritts durch die Capillarwand 'zu suchen; für bloss passiven Transport wären auch entzündete Lungen - vielleicht ebenso wegsam. Aber gegen das active Eindringen der’ Milzbrandinfection leisten dieselben einen gewissen Schutz. Dies stimmt mit den analogen Resultaten von Ribbert-Lähr bei Staphylococcus p. aureus und erklärt anderseits die negativen Er- gebnisse von Flügge und Wyssokowitsch und besonders die neuesten von Hildebrandt, die sämmtlich von der Vorraus- setzung ausgingen, dass der Reizungszustand des Lungengewebes für die Passage von Infectionserregern mindestens gleichgültig sei, im Gegentheil dieselbe eher befördern müsste. Welche Arten von Infectionserregern erscheinen überhaupt geeignet zum Durchtritt durch die intacte Lungenoberfläche? Vor allem werden dies die Blutparasiten sein, da diese allein zum Durchwachsen durch Lücken der Capillarwand ins lebende Blut hinein befähigt sein können. Alle anderen Bakterienarten sind von diesem Modus der Infection ausgeschlossen. Zu den Blutparasiten gehören beim Thier namentlich Milzbrand, Hühnercholera, Kaninchen- septikämie, Schweinerothlauf. Mit allen diesen sind angestellte Inhalationsversuche positiv ausgefallen. Beim Milzbrand würde der analoge Versuch ganz sicher auch bei Rind und Schaf positive Resultate geben. Dies ist zu beachten bezüglich Erklärung des Spontanmilzbrandes der genannten grösseren Thiere, da einerseits die Invasionspforte bei Lungeninfection in der Regel verborgen bleibt, wie die Versuche gezeigt haben, und anderseits ein metastatischer Charakter der so häufig sich findenden Darmaffectionen nicht von vornherein auszuschliessen ist. Es wird gewiss Fälle von spontanem Darmmilzbrand geben, aber es ist noch nicht sicher, ob die Mehr- zahl der epidemischen Vorkommnisse auf diese Weise zu erklären ist. Beim Menschen gehören in die Kategorie der Blutparasiten die Spirillen von Febris recurrens und die Plasmodien (besser Coceidien) der Malaria. In beiden Fällen ist die Möglichkeit der Infection auf dem Lungenwege consequenter Weise gegeben. Tuberkel- und Rotzbacillen sind dagegen keine Blutparasiten. Dem- nach ist hier directer Uebertritt durch die Capillarwand ausge- schlossen, und thatsächlich führt die Inhalation von Tuberkel- bacillen nicht zu sofortiger Allgemeininfection, sondern zu primärer Localisation im Lungengewebe, an die sich erst secundär Locali- sationen in inneren Organen anreihen. Man hat sich das so vor- gestellt, dass von den primären. Herden aus Bacillen verschleppt werden und durch Vermittlung der Lymphbahnen ins Blut über- gehen. Zwei mitgetheilte Versuche mit Inhalation von. Rotzbacillen beweisen, dass diese Vorstellung unrichtig ist: es können infolge Inhalation miliare Rotzeruptionen in der Milz zu Stande kommen, ohne primäre Localisation in der Lunge. Die inhalirten Rotzbacillen wandern offenbar von vorneherein auf dem Lymphwege. Erysipel- und Eiterkokken nehmen eine vermittelnde Stellung ein, dieselben sind jedenfalls keine eigentlichen Blutparasiten und » Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. 105 daher zum directen Uebertritt in die Blutbahnen der Lunge nicht geeignet. Dagegen erscheint ein allmählicher Durchtritt auf dem Lymphwege wohl ‚möglich. Bei Kaninchen ist auch dies nicht an- zunehmen, weil dieselben für die genannten Mikroorganismen nicht disponirt sind, und weil auch der Durchtritt durch Lymphdrüsen nur als ein activer Vorgang gedacht werden kann. Auch hieraus erklären sich die negativen Resultate von Flügge und Lähr mit Staphylococcus aureus. Typhusbacillen und Choleravibrionen sind ebenfalls keine Blut- parasiten, wenn auch die Typhusbacillen in Capillaren sich anzu- siedeln vermögen. Ob auf Grund dessen an einen Durchtritt durch die Capillarwandungen der Lunge gedacht werden dürfe, ist un- gewiss. Thierexperimente bieten keine Aussicht, da die Thiere für Typhusbacillen nicht disponirt sind. Beim Choleravibrio lässt sich noch weniger etwas bestimmtes sagen, da über dessen Be- ziehungen zum Blute nichts bekannt ist. Versuche über Kultivirung desselben in steril aufgefangenem Kaninchenblute haben ergeben, dass eine gewisse Vermehrungsfähigkeit besteht. Die Annahme einer Vermehrungsfähigkeit desselben auch im lebenden mensch- lichen Blute ist daher nicht von vornherein auszuschliessen. Buchner (München). Hildebrandt, Experimentelle Untersuchungen über das Eindringen pathogener Mikroorganismen von den Luftwegen und. der Lunge aus. (Beiträge zur patho- logischen Anatomie und Physiologie von Ziegler und Nau- werck. Band II. 1888. — Aus der bakteriologischen Ab- theilung des pathologisch -anatomischen Instituts zu Königs- berg i. Pr.) Die vorliegende, von der medicinischen Facultät zu Königs- berg preisgekrönte Arbeit beansprucht Interesse hauptsächlich durch die darin enthaltenen Versuche über die Passirbarkeit der Lungenoberfläche. Es sind dies Einathmungsversuche mit zer- stäubten Sporen von Aspergillus fumigatus, ferner Versuche mit Injection von Septikaemiebacillen (Kaninchen-Septikaemie) und Milz- brandbacillen in die Trachea bei Kaninchen und Meerschweinchen. Die Aspergillensporen wurden in dichten Massen aufgewirbelt und von den Thieren eingeathmet; dieselben fanden sich nach dem Tode reichlich im Lungengewebe, indess war eine Auskeimung oder gar ein Uebertritt ins Blut nicht nachzuweisen. Beim Septikaemie- und Milzbrandbacillus wurden die Versuche nicht mittels Inha- lation, sondern mittels der, den natürlichen Verhältnissen wenig entsprechenden intratrachealen Injection, durch ein in die Trachea eingebranntes Loch, um Wundinfection zu vermeiden, ausgeführt. Hiervon gaben die drei mit Septikaemie angestellten Versuche po- sitives Resultat, d. h. Allgemeininfection, Uebertritt der Septi- kaemiebacillen durch die Lunge ins Blut und in die inneren Organe; die Thiere erlagen dem hierdurch bedingten allgemeinen Process. In zwei von diesen Versuchen waren nebenbei schwere pneumoni- sche Reizzustände erzeugt, im dritten Versuch dagegen, bei welchem 106 :. Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. bedeutend weniger Bakterienflüssigkeit injieirt wurde, fehlte die Pneumonie, trotzdem kam aber Allgemeininfection zu Stande, und im Blute fanden sich reichlich die. Infectionserreger, ein Umstand, welcher beweist, dass bei richtig angeordnetem Versuch der Durch- tritt durch die intacte Lunge erfolgen kann, durchaus unabhängig von pneumonischer Reizung, welche im Gegentheil (nach Resultaten vom Ref.) den Durchtritt erschwert. Während auf Grund dieser Versuche die Passirbarkeit der Lunge für Septikaemibakterien von Verf. als bewiesen betrachtet wird, folgert derselbe das Gegentheil aus seinen Versuchen mit Milzbrandbacillen. Verf. befindet sich hiermit im directen Gegen- satz zu den Resultaten der Untersuchungen des Referenten, was sich indess aus der Verschiedenheit der angewendeten Methode genügend erklärt. Zu bemerken ist dabei, dass Hildebrandt’s Arbeit, wie aus einer Anmerkung hervorgeht, bereits abgeschlossen war, als die ersten Mittheilungen über die neueren Untersuchungen des Ref. vorlagen. Verf.’s Resultate sind daher unter diesem Ge- sichtspunkt zu betrachten. Mitgetheilt werden 4 Versuche mit Injection von Milzbrand- stäbchen und 2 mit Milzbrandsporen. Jedesmal wurde die Kultur- flüssigkeit in die Trachea durch ein eingebranntes Loch injicirt. Bei Injection von Stäbchen (0,4—1,0 cc) blieben 3 von den 4 Ver- suchsthieren am Leben, d. h. es entwickelte sich kein Milzbrand, obwohl die Kulturen bei Controlthieren sich als virulent erwiesen hatten. Verf. schliesst hieraus, dass die Lunge für Milzbrand- bacillen als unpassirbar betrachtet werden müsse. In Wirklich- keit aber dürfte sich das Ausbleiben der Allgemeininfection aus dem Versuchsmodus erklären, indem an jenen Stellen des Lungen- gewebes, wohin die injieirte Milzbrandkultur gelangt, intensive pneumonische Reizung entsteht, welche zwar unter Umständen vom Thier überstanden wird, zugleich aber die Milzbrandbacillen am Uebertritt ins Blut verhindert. Ref. hat an Schnittpräparaten von Lungen nach Inhalation : grösserer Mengen von Milzbrandstäbchen (welche Präparate in München und dann in Wiesbaden beim dies- jährigen Congress für innere Medicin demonstrirt wurden) gezeigt, welche colossale Lungenreizung beim Eindringen grösserer Mengen virulenter Milzbrandstäbchen entsteht, wie lebhaft die Stäbchen in ihrem Wachsthum fortfahren, zu Fäden auswachsen, sich zu ganzen Klumpen im Alveolarlumen anhäufen können, und wie gering trotzdem der Uebertritt in die Blutgefässe bleibt. Die Versuche von Hildebrandt bestätigen daher zunächst nur die Thatsache der schützenden Bedeutung der Pneumonie gegen- über der Allgemeininfection. Unterstützt wird diese Annahme durch den Umstand, dass das vierte der oben erwähnten Versuchs- thiere am 7. Tage nach der Injection in die Trachea plötzlich er- lag, wobei sich die Lungen atelektatischh kaum aufblähbar, das Lungengewebe mikroskopisch „eigenthümlich infareirt“ fand. Es spricht dies für abgelaufene Pneumonie. Allerdings hat Verf., um über das Schicksal der injieirten Bacillen in’s Klare zu kommen, einige weitere Versuche unternommen, wobei die Versuchsthiere Durchtritt von Bakterien durch die Lungenoberfläche. 107 16—18 Stunden nach der intratrachealen Injection getödtet und die Lungen untersucht wurden, und allerdings ist dabei von pneu- monischen Erscheinungen keine Rede, sondern nur von degenera- tiven Vorgängen an den Milzbrandbacillen. Es besteht daher auch die Möglichkeit, dass Verf.’s Milzbrandstäbchen überhaupt zu wenig virulent und lebenskräftig waren. Jedenfalls aber können diese negativen Resultate gegenüber den jederzeit demonstrirbaren Prä- paraten des Ref. nicht als beweiskräftig angesehen werden. Mit Milzbrandsporen werden nur zwei Versuche mitgetheilt. Bei dem einen wurde eine sporenhaltige Kartoffelkultur von Milz- brandbacillen einem Meerschweinchen in die Trachea injicirt, was indess in Folge unvollkommener Zerkleinerung der Kartofiel- partikelchen hochgradige Dyspnoe hervorrief. Das Thierchen erlag unter den Zeichen schweren Lufthungers schon nach 10 Stunden. Beim zweiten Versuch an einem Kaninchen entwickelte sich enorme Pleuritis und lobäre Pneumonie, was indess, wie die spätere Unter- suchung der verwendeten Kartoffelkultur herausstellte, auf Ver- unreinigung der letzteren mit reichlichen Mengen von Staphylo- coccus beruhte, der sich auch in der Lunge in grösseren An- häufungen nachweisen liess. In diesem, wie in dem vorhergehenden Versuche konnte ein Auswachsen der injieirten Milzbrandsporen im Lungengewebe nicht constatirt werden, ebensowenig liessen sich Bacillen im Blute durch Kultur oder das Mikroskop nachweisen — was Alles unter den hier gegebenen Bedingungen durchaus zu er- warten ist. Schliesslich wendet sich Verf. zu einer kritischen Besprechung der bisherigen Arbeiten über Einathmung von Bakterien und be- spricht namentlich die früheren, 1880 publicirten Versuche des Ref., von denen er glaubt, dass eine Täuschung bei denselben unter- gelaufen sei, da die Versuchsthiere nach seiner Meinung nicht durch Inhalation, sondern durch zufällig verschluckte Sporen sich inficirt haben dürften. Dass diese Eventualität durch eine Reihe überzeugender Controlversuche mit Verfütterung weit grösserer Sporenmengen ausgeschlossen war, das berücksichtigt Hilde- brandt nicht, weil ihm, wie er selbst gesteht, die Arbeit des Ref. „bisher leider im Original nicht zu Gebote stand“. Es steht zu hofien, dass Verfasser, wenn ihm die neueren Untersuchungen des Ref. im Original vorliegen werden, sich zur Wiederholung einiger seiner Versuche nach besserer Methode entschliessen wird, und es ist vorauszusehen, dass die Resultate daun mit denen des Ref. übereinstimmen werden. Buchner (München). Roth, Otto, Ueber das Verhalten der Schleimhäute und der äusseren Haut in Bezug auf ihre Durch- lässigkeit für Bakterien. (Zeitschrift für Hygiene. Bd.IV. 1888. Heft 1.) | Für die Durchgängigkeit unversehrter Schleimhäute für Mikro- organismen sprechen ganz besonders Schleimhauterkrankungen, wie wir sie im Prodromalstadium mancher' acuter Exantheme, so bei 1n8 7° Durchlässigkeit der Bakterien durch die Haut. Masern und Scharlach vorfinden. Wie ferner die Versuche von Garre& zeigen, kann auch durch die unverletzte Haut eine Invasion von Mikroorganismen erfolgen. Ribbert, welcher Thieren von der Mundschleimhaut aus wässerige Emulsionen seines Bacillus der Kaninchendarmdiphtherie durch Injection oder Bepinselung bei- brachte, kam zu dem Schlusse, dass die nicht verletzte Mund- schleimhaut nur da für diesen Bacillus durchgängig ist, wo sie schon normaler Weise gelockert ist, nämlich an den Tonsillen. Auch Roth stellte mit diesen Mikroorganismen analoge Ver- suche an, indem er eine gewisse Menge von Kulturmaterial mit einem weichen Pinsel auf die Rachenschleimhaut von Kaninchen auftrug. Darnach traten keinerlei Veränderungen auf. Subcutane Injection bewirkte nach 3 Tagen starke Röthung der Impfstelle und ihrer Umgebung, am 9. Tage den Tod des Versuchsthieres. Bei der Section zeigte sich in Uebereinstimmung mit den von Ribbert angegebenen Veränderungen Röthung der Haut um die Impfstelle, Schwellung der submaxillaren Lymphdrüsen und der Mandibular- drüsen. In der Leber und der Milz fand man kleine, weisse, nicht prominirende Knötchen, in denen durch Kulturen und durch die mikroskopische Untersuchung grosse Mengen von Bacillen nach- gewiesen werden konnten. Eine weitere Versuchsreihe betraf die Nasenschleimhaut. Es wurden einem Kaninchen, zwei weissen Mäusen und 4 Meer- schweinchen kleine Mengen der Bacillen der Kaninchendarmdiphtherie in das eine Nasenloch gestrichen. _ Bei dem Kaninchen trat nur stärkere Secretion des Nasen- loches und des Auges der betreffenden Seite auf. Subcutane Im- pfungen führten Abscessbildung an der Impfstelle herbei, das Thier blieb jedoch am Leben. Bei den beiden Mäusen trat nach Bepinselung der Nasen- schleimhaut starke Secretion aus dem Nasenloche der betreffenden Seite und Conjunctivitis auf. Die Thiere starben und zwar das eine am 6., das andere am 11. Tage nach erfolgter Infection. Die Section ergab bei einer Maus kleine weisse Knötchen in der Milz, starke Schwellung der submaxillaren Lymphdrüsen, umschriebenen diphtheritischen Belag im Dünndarme, partielle Verdickung der Darmwand, an vielen Stellen Röthung und Ekchymosen. Bei der anderen fanden sich leichte Röthung der Nasenschleimhaut, starke Schwellung der submaxillaren Lymphdrüsen, geringe Schwellung der Mesenterialdrüsen, kleine weisse Knötchen in der Milz, den Nieren und der Leber, in der letzteren ausserdem ein grosser Knoten, kleine harte weisse Knötchen in der hier und da verdickten und gerötheten Darmwand, jedoch kein diphtheritischer Belag. Bei beiden Thieren fand man reichliche Bacillen im Blute, in der Leber und der Milz. 2 Meerschweinchen, welchen Kulturmaterial des Ribbert- schen Bacillus auf die Nasenschleimhaut gestrichen worden war, singen und zwar das eine 11 Tage, das andere 13 Tage nach der Impfung zu Grunde. Die Veränderungen waren analog denjenigen bei den Mäusen. Ein Meerschweinchen, bei welchem nach der Im- Durchlässigkeit der Bakterien durch die Haut. — Thierkrankheiten. 109 pfung ebenfalls krankhafte Erscheinungen aufgetreten waren, er- holte sich wieder und wurde am 59. Tage nach der Impfung ge- tödtet. Bei der Section fand man 2 weissliche Knötchen in der Leber, viele kleinere Knötchen in der Milz, geringe Schwellung der submaxillaren Lymphdrüsen. Aus Kulturen von der Leber und Milz erhielt man nur wenige Kolonieen des Ribbert’schen Bacillus. Beim vierten Meerschweinchen traten nur locale Krankheitser- scheinungen auf, während das Allgemeinbefinden keinerlei Störungen erlitt. Die 2 Monate nach der Impfung vorgenommene Section ergab keine pathologischen Veränderungen. Wahrscheinlich waren hier keine Bacillen in den Thierkörper eingedrungen. In keinem dieser 7 Fälle fanden sich makroskopisch wahr- nehmbare Verletzungen der Nasenschleimhaut, und trotzdem waren durch die letztere die Mikroorganismen in den Thierkörper ge- langt. Weiterhin wurde auch die Haut auf ihre Durchlässigkeit für die Ribbert’schen Bacillen, ferner für Mäuseseptikämie- und Milzbrandbacillen hin geprüft und zwar mittelst kleiner Mengen von Kulturen, welche mit Lanolin, Adeps suillus oder Olivenöl versetzt waren. Diese Mischung wurde nun Meerschweinchen und weissen Mäusen einerseits in die Haut eingerieben, andererseits ohne Reibung einfach aufgestrichen. Es stellte sich dabei heraus, dass die Mikroorganismen nur dann in den Thierkörper eindringen, wenn sie ausgiebig in die Haut eingerieben werden. Die Versuche mit Milzbrandbacillen ergaben, dass deren Ver- mischung mit Fett die Resorption begünstigt. Durch die mikroskopische Untersuchung liessen sich auch bei kräftigem Einreiben niemals Verletzungen der Epidermis wahr- nehmen. Daraus geht hervor, dass Mikroorganismen auch durch die unversehrte Haut hindurchgehen können. Dittrich (Prag). Galtier, Sur un microbe pathoge&ne chromo-aromati- que. (Comptes rendus de l’Acad&ömie des sciences de Paris. Tome CVI. 1888. p. 1368—1370.) Bei der Inspection des Schlachthauses von Vaise kam dem Verf. ein junges für den Consum geschlachtetes Schwein vor, das im Innern zahlreiche Läsionen, so wie sie bei katarrhalischer Pneu- monie, Pleuresie, Peritonitis, Enteritis auftreten, zeigte und beson- ders einen mit Blut überfüllten hämorrhagischen Zustand des Gangliensystems wahrnehmen liess. In den Ganglien fand sich ein besonderer Bacillus. Lungen- und Gangliensaft, einem Kaninchen . Intravenös injieirt, liess das Thier bald nach der Injection erkranken und tödtete es am 27. Tage unter den Erscheinungen einer aus- geprägten Pneumonie, verbunden mit Pleuresie und Pericarditis. Ueber die Hälfte der Lunge war krankhaft verändert, fest, grau- lich, ergriffen von fibröser Pneumonie: das Brustfell war mit dicken und graulichen Pseudomembranen belegt; das Pericardium erschien entzündet und in seiner ganzen Ausdehnung ebenfalls von einer feinen graulichen Pseudomembran bedeckt; das Blut wärd an der 110 Thierkrankheiten. Luft johannisbeerroth. Bacillen fanden sich reichlich in den kranken Lungenstellen, in den Pseudomembranen der Pleura und des Peri- cardiums, ebenso im Blut; nur erschienen sie in letzterem länger. Von 12 mit dem kranken zusammenwohnenden Kaninchen wurden 4 angesteckt und starben unter denselben Erscheinungen. Der Bacillus liess sich in Bouillon, auf Agar, Gelatine und Kartoffeln züchten, und die Kulturen waren in derselben Weise virulent, wie die aus kranken Thieren entnommenen Gewebssäfte Immer zeigten die Kulturen die eigenthümliche Erscheinung, dass in ihnen eine färbende und eine aromatische Substanz gebildet wurde. Im Brüt- ofen gehalten, trat nach 24-48 Stunden in den oberflächlichen Schichten eine grüngelbe Färbung auf, die später auch die tieferen ergriff, obwohl sie in den oberen deutlicher ausgeprägt blieb. Darauf wurde sie dunkler, grüner, ähnlich der einer schwachen Lösung von Kupfersulfat, um noch später sich wieder abzuschwächen und zu verändern, indem sie dunkelschieferfarbige und bräunliche Nuan- cen durchlief. Die Mikroben bilden in der Bouillon Häutchen und weissliche Haufen, die später zu Boden fallen. Auf Agar ent- stehen weissliche Kolonieen, die oberflächlich einen dünnen Ueber- zug bilden, während gleichzeitig eine grüne, nach und nach immer dunkler werdende Färbung des Mittels eintritt. Wie in Bouillon schreitet die Färbung von den oberen nach den unteren Schichten vor, bis die ganze Masse nach einiger Zeit dunkelgrün geworden ist. Bei Luftabschluss wird die Färbung hellbraun, während bei ungehindertem Zutritt filtrirter Luft sie einer Lösung von Kupfer- sulfat ähnelt. | In Gelatinekulturen tritt Verflüssigung ein. Der ganze ver- flüssigte Theil erscheint hellgelbgrün, gelblichweisse Häutchen schwimmen auf der Oberfläche und ebensolche Haufen von Mi- kroben lagern sich auf dem Grunde der Flüssigkeit ab; auch hier ist die grüne Färbung deutlicher in den oberflächlichen Schichten. Auf Kartoffeln bildet das Mikrob eine ziemlich dicke Schicht, welche die ganze Oberfläche überzieht und anfangs eine braune, etwas irisirende Färbung zeigt. Ehe die Oberfläche der Kartoffel im Umfange der Kolonie ergriffen wird, ergrünt sie. Sowie die Ko- lonie sich mehr verdickt, wird die braune Färbung dunkler und das Irisiren verschwindet. Was das Aroma der Kulturen anlangt, so ist der Geruch, den die in Bouillon angestellten aushauchen, ganz eigenartig stark, aber doch mehr angenehm, vergleichbar den aus Pferdeblut gewonnenen Fettsubstanzen. Der Geruch ist ziemlich andauernd. Kulturen, welche im Reagensglas einer langsamen Verdunstung ausgesetzt waren, bewahrten ihn ebenso wie ihre grüne Färbung 8 Wochen, ohne zu faulen, obwohl nichtfiltrirte Luft zutreten konnte. Der nach der Verdunstung verbliebene solide Rückstand zeigte den Geruch ein wenig schwächer, aber noch angenehmer. O. E. R. Zimmermann (Chemnitz). j ; Y Neuhauss, Die Entwickelung der Mikrophotographie. 111 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Die Entwickelung der Mikrophotographie in den letzten zwei Jahren mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Mikroorganismen. Von Dr. R. Neuhauss in Berlin. (Schluss.) Nach Zeiss) ist elektrisches Bogenlicht ebenso wie Magnesium- ( licht nicht direct, sondern nur vermittelst einer matten Scheibe anzuwenden, da der Lichtpunkt zu wenig constant bleibt. Man projieirt mit Hilfe eines Sammellinsensystems dies Licht auf die matte Scheibe und engt durch passende Blenden den leuchtenden Fleck derart ein, dass er durch das CGondensorsystem in das Object projieirt das Gesichtsfeld eben ausfüllt. Was speciell das Photographiren von gefärbten Bakterien- präparaten anbelangt, so wurden im Hoygienischen Institute zu Berlin unter Koch’s Leitung die hierfür geeignetsten Methoden ausgebildet. Man nahm die zur Bakterienfärbung verwendeten Lösungen vor das Spectroskop und ermittelte, auf welche Weise es gelingt, die betreffenden Spectra auszulöschen. Es ergab sich, dass das Spectrum von Bismarckbraun ausgelöscht wird durch eine Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd-Ammoniak, dasjenige von Methylviolett durch grüne Scheiben in Verbindung mit einer durch Pikrinsäure gelb gefärbten Flüssigkeit. Will man daher mit Bismarckbraun gefärbte Bacillen photographiren, so schiebt man eine mit blauer Kupferlösung gefüllte Cüyette zwischen Lichtquelle und Präparat und erhält schwarze Bacillen auf blauem Grunde. Ist das Präparat mit Methylviolett gefärbt, so kommen grüne Scheiben ' und die Pikrinsäure-Cüvette zur Anwendung. In letzterem Falle sieht man schwarze Bacillen auf grünem Grunde, zu deren Auf- nahme sich am besten orthochromatische Platten eignen. Nach Prof. Th. Kitt?) erhält man mit Petroleumlicht auf Eosinsilberplatten von Otto Perutz (München, Müllerstrasse) von roth und violett gefärbten Bacillen kräftige Negative ohne Anwendung eines Lichtfilters. Die verflossenen zwei Jahre brachten eine sehr bedeutende Vermehrung der Lehrbücher und Abhandlungen über Mikrophoto- 8) C. Zeiss, Special-Katalog. Jena 1888. p. 26. 9) Oesterreichische Monatsschrift für Thierheilkunde Wien 1888. Nr, 6. 112 :*:° Neuhauss, graphie. Ein grosser Procentsatz der letzteren entfällt allerdings auf die Beschreibung von Apparaten und sogenannten Verbesserungen. Während wir die wirklichen Fortschritte deutschen Forschern ver- danken, wurde in England und Amerika weit mehr über den Gegen- stand geschrieben, als in Deutschland. Das Americ. Monthly Microscop. Journal und das Journal of the royal microscopical society bringen in jeder Nummer etwas derartiges. Auch im Bulletin de la Soc. Belge de Microscopie räumt man der Mikrophotographie viel Platz ein. Eine eingehende Studie über das Photographiren von Bakterien schreibt Crookshank!°P). Wir werden später bei Besprechung der in letzter Zeit veröffentlichten Mikrophotogramme auf dies Werk zurückkommen. Von Arbeiten deutscher Autoren nennen wir: Dr. O. Israel „Ueber Mikrophotographie mit starken Objectivsystemen !!).“ Der Verfasser macht es sich zur Aufgabe, frische ungefärbte Objecte, insbesonders lebende Mikroorganismen, zu photographiren. Die der Abhandlung beigegebenen Lichtdrucke beweisen, dass der eingeschlagene Weg zu befriedigenden Ergeb- nissen nicht führt. | Das Buch von Stenglein und Schulz-Hencke!?) ist kein Lehrbuch der Mikrophotographie im eigentlichen Sinne des Wortes. Stenglein beschreibt darin den modificirten Israel- schen Apparat. Ueber die meisten den Mikrophotographen in- teressirenden Fragen erhält man keine Auskunft. Der zweite, von Schulz-Hencke bearbeitete Theil, welcher das Positiv- und Negativverfahren umfasst, ist zwar sehr klar geschrieben, jedoch im Verhältniss zum mikrophotographischen Theile zu umfangreich. Wie in diesem Buche, so räumte man fast in allen neueren Erscheinungen über Mikrophotographie der Beschreibung des Positiv- und Negativ- processes zuviel Platz ein. Man merkt es den Autoren an, dass sie zu diesem Punkte gelangt mit Wohlbehagen den Stoff breit- treten. In Anlehnung an berühmte Muster ist es hier leicht, einige Bogen zu füllen und dem Werke ein etwas ansehnlicheres Aeussere zu geben. Der Negativprocess mag auf drei bis vier Seiten kurz erläutert werden. Das Kapitel über den Positivprocess sollte man ganz streichen, da man das Kopiren der Negative wohl all- gemein dem Photographen überlässt. Wer sich dennoch mit diesen zeitraubenden Arbeiten befassen will, findet darüber Genaues in jedem Lehrbuche der Photographie. In der „Anleitung zur Mikrophotographie“ von Neuhausst3) wird das Hauptaugenmerk gerichtet auf die richtige Beleuchtung des Objects. Ein recht brauchbares Lehrbuch ist. die „Mikro- photographie“ von Dr. Paul Jeserich!*). Der Verfasser em- pfiehlt zur Beleuchtung das Drummond’sche Kalklicht.‘ In den en „Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope“ und 10) Crookshank, Photography of Bacteria. London (Lewis) 1888. 11) Virchows Archif Band CVI. 1886. p. 502. 12) Stenglein und Scehulz-Hencke, Anleitung zur Ausführung mikro- photophraphischer Arbeiten. Berlin (Oppenheim) 1887. 13) Verlag von Klönne u. Müller in Berlin (Luisenstr. 49). 1888. 14) Verlag von Jul. Springer. Berlin 1888. Die Entwickelung der Mikrophotographie. 113 „Die mikrophotographischen Apparate“ wird ein Ueberblick über die Hauptrepräsentanten der verschiedenen Oonstructionen gegeben. In dem Abschnitte: ‚Die Präparate“ citirt Jeserich die Aus- führungen R. Koch’s über Bakterienfärbung in Cohn ’s Beiträgen zur Biologie der Pflanzen. Daseit jenen Veröffentlichungen die Präpara- tions- und Färbungsmethoden grosse Fortschritte machten, so kann das damals Gesagte heute nicht mehr als Richtschnur aufgestellt werden. Auch in vorliegendem Buche räumte man dem Negativ- und Positiv- process zu viel Platz ein. Trotz dieser Mängel wird das Buch für Alle, die sich über den Gegenstand orientiren oder sich prak- tisch mit Mikrophotographie beschäftigen wollen, von grossem Nutzen sein. Der bereits angeführte Special-Kataloeg über Apparate für Mikrophotographie von Zeiss enthält ganz vorzügliche Aus- einandersetzungen über die bei mikrophotographischen Arbeiten leitenden Gesichtspunkte. Der Autor stützt sich dabei auf seine sehr bedeutenden eigenen Erfahrungen, wie auf diejenigen unserer ersten Mikrophotographen. Die Schrift gehört zu dem Besten, was über Mikrophotographie geschrieben wurde. Prof. Th. Kitt in München bringt in der Oesterreichischen Monatsschrift für Thierheilkunde '5) eine sehr lesenswerthe Ab- handlung über das Photographiren von Bakterienpräparaten. Aus jüngster Zeit datiren einige Aufsätze von M. Stenglein über Mikrophotographie. Die Abhandlung: „Der mikrophoto- graphische Apparat‘ 16) enthält im Wesentlichen die Beschreibung einer Camera, welche von derjenigen von Klönne und Müller nur im untergeordneten Punkten abweicht (s. oben). In seinen „Versuchen über Beleuchtung des Objects‘‘1?") kommt der Autor zu dem Schluss, dass man die grösste Helligkeit und die besten Bilder erzielt, wenn der zur Beleuchtung verwendete Lichtkegel ge- nau die Oefinung des Objectivs ausfüllt. Das ist nicht zutreffend. Nicht die Oeffnung des ÖObjectivs, sondern das aufzunehmende Ge- sichtsfeld soll, wie allseitig anerkannt, das scharfe Lichtbild genau ausfüllen. Seine „Versuche über mikroskopische Moment- Photographie“ 18) leitet Stenglein mit den Worten ein: „Auf die Mikrophotographie ist die Momentaufnahme bis jetzt mit Erfolg noch nicht übertragen worden.“ Dazu sei bemerkt, dass Jeder, der mit Sonnenlicht Mikrophotogramme fertigte, schon momentan exponirt haben wird; die Moment-Mikrophotographie ist daher Jahrzehnte alt. Vor Jahren construirte Nachet 19) einen eigenen Apparat für Moment-Eposition; auch Capranica??°) gab besondere Vorrichtungen an, um Aufnahmen in Bruchtheilen von Secunden zu machen. Stenglein empfiehlt zu Momentaufnahmen 15) Wien (Moritz Perles) 1888. No. 6. 16) Cf. diese Zeitschrift. Bd. III. 1888. No. 14. p. 456. No. 15. p. 471. 17) Of. diese Zeitschrift. Bd. III. 1888. No. 16. p. 511 18) Cf. diese Zeitschrift. Bd. III. 1888. No. 21. p. 670 u. No. 22. p. 702. 19) Nachet’s photographie mieroscope for instantaneous photographs. (Journ. R. Mieroscop. Soc. Ser. II. vol. VI. 1886. pt. 5. p. 842.) 20) Capranica, Fotografia instantanea dei preparati microscopici. (Rendic, della R. Accad. dei Lincei. Vol. IV. fase. 6, sed. del 18. marzo 1888.) 8 114 | Neuhauss, das Magnesium-Blitzlicht von Gaedicke und Miethe. Die grosse chemische Wirksamkeit dieses Blitzlichtes lässt dessen Anwendung für die Mikrophotographie sehr erwünscht erscheinen; doch bietet die praktische Ausführung grosse Schwierigkeiten, welche darin ihren Grund haben, dass man mit anderem Lichte das Präparat einstellen und die Stellung des Beleuchtungsapparates reguliren muss. Wenn sich nun, was schwer zu erreichen, das Blitzlicht nicht absolut genau auf demselben Flecke befindet, wie das vorher zur Einstellung verwendete Licht, wird man gute Photogramme nicht erhalten. Bevor also Stenglein nicht durch Publication brauchbarer, mit directem Blitzlicht hergestellter Mikrophoto- gramme den Beweis liefert, dass sich die angedeuteten Schwierigkeiten überwinden lassen, müssen wir vor Anwendung des Blitzlichtes nach der von ihm angegebenen Methode warnen. Gleichwohl lässt sich das Magnesiumblitzlicht gut verwenden, wenn dasselbe nicht direkt, sondern indirekt mit Zwischenschaltung einer matten Scheibe wirkt. Man verfahre dabei folgendermaassen : Die Anordnung wird in der bekannten Weise ?!) derart getroffen, dass das Korn einer in Verlängerung der Tubusaxe aufgestellten matten Scheibe im Mikroskop erscheint. Von dieser matten Scheibe ist durch Petroleumlicht unter Anwendung passender Blenden so viel erleuchtet, dass das in das Object projicirte Bild der leuchtenden Fläche gerade nur das abzubildende Gesichtsfeld ausfüllt. Nach scharfer Einstellung setzt man an die Stelle der Petroleumlampe den Behälter mit dem Magnesiumpulver, wobei es keineswegs noth- wendig ist, dass derselbe absolut genau den Ort der Petroleum- flamme einnimmt, da immer doch nur der bestimmt abgegrenzte Theil der matten Scheibe als Lichtquelle für das Object wirkt. Die chemische Kraft des Blitzlichtes wird durch diese Methode aller- dings abgeschwächt. Handelt es sich nicht um Aufnahmen von beweglichen Objecten, so kann man für dieselbe Aufnahme hinter einander mehrere Blitzpulver abbrennen. — Werfen wir zum Schluss einen Blick auf die in den letzten zwei Jahren veröffentlichten Mikrophotogramme. Die Leistungen sind ungeheuer ungleich: neben dem Vorzüglichsten die elendesten Stümpereien. Zur letzten Kategorie gehören „Stenglein’s Mikro- photogramme zum Studium der angewandten Naturwissenschaften“??). Die Blätter enthalten eine Musterkarte aller möglichen Fehler, die ein Mikrophotograph begehen kann: unscharfe Umrisse, Diffraktions- linien, Flecke u. s. w. Trotz des sehr umfangreichen Registers der in Aussicht genommenen Aufnahmen gedieh das Werk nicht über die erste Lieferung hinaus. Derartige Elaborate schaden der Mikrophotographie aufs Empfindlichste. Seit Jahren erstrebt man die Ersetzung der Zeichnungen in wissenschaftlichen Werken über Bakteriologie etc. durch Mikrophotogramme; die Stenglein’schen 21) Vergl. Neuhauss, Anleitung zur Mikrophotographie. Verlag von Klönne u. Müller in Berlin. p. 6. 22) Verlag von Parey. Berlin 1886. Lief. 1. 12 Blatt. Bl a U > u u Die Entwickelung der Mikrophotographie. 115 Bilder werden nur dazu beitragen, Autoren und Verleger von einer Aenderung der bisherigen Illustrationsmethode abzuhalten. Der Schrift: „Riedel, die Cholera“ 23) sind einige von Ge- heimrath Koch -und Dr. Plagge gefertigte Mikrophotogramme von Cholerapräparaten beigegeben. Die vortrefflichen Aufnahmen litten leider durch die nicht ganz zweckmässige Art der Verviel- fältigung. Koch gelang es, die ungemein zarten Geisselfäden einiger Mikroorganismen zu photographiren, eine Leistung, die wohl schwer- lich je wird übertroffen werden. Bei Klönne und Müller in Berlin erschien eine Serie von Neuhauss gefertigter Photogramme von Mikroorganismen (Cholera, Anthrax, Lepra, Tuberculose, Gonorrhoe, Oidium albicans, Tricho- phyton tonsurans etc.), aufgenommen in tausendfacher Vergrösserung mit den neuen Apochromaten von Zeiss; bei König eine ähn- liche von Dr. Karl Günther hergestellte Bilderreihe verschiedener Bakterien, besonders von Schnittpräparaten. Der wiederholt angeführte Special-Katalog von Zeiss enthält vorzügliche Probephotogramme, deren Vervielfältigung die Licht- druckanstalt von Kühl und Comp. in Frankfurt a./M. übernahm. Das mit Hilfe der Buchdruckerpresse hergestellte Bild steht der photo- graphischen Silberkopie kaum nach, und es wird dies Verfahren zweifellos die grösste Bedeutung für die Wissenschaft erlangen. Auch Prof. Th. Kitt giebt seiner Abhandlung über Mikro- photographie (s. oben) vier gute Bildproben von Milzbrand, Ge- flügelcholera und Rinderseuche bei. Die Probebilder in Dr. P. Jeserichs „Mikrophotographie“ (s. oben) von Milzbrandsporen, Milzbrandbacillen aus dem Blut und Spaltpilzen aus dem Wein was scharfe Contourirung anbetrifft, manches zu wünschen übrig. In seinem glänzend ausgestatteten Specialwerk: „Photography of bacteria“ (s. oben) veröffentlicht Crookshank 86 Photogramme der verschiedensten Bakterienarten, die theils an Deckglas-, theils an Schnittpräparaten aufgenommen wurden. Ein grosser Theil der Bilder wurde je nach der Färbung des Präparates blau, violett, braun oder roth in Druck gegeben. Hoffentlich findet diese Spielerei wenigstens in Deutschland keine Nachahmer. Das Tingiren der Bakterien mit bunten Farben ist nur ein Nothbehelf, da man schwarz leider nicht färben kann. Bei Lichtdrucken die natür- lichen Vortheile des schwarzen Kolorits aufzugeben, liegt um so weniger Grund vor, als hier der Umstand störend wirkt, dass nicht nur die Bacillen sondern auch der Untergrund Farbe annehmen, und daher keineswegs der Eindruck eines gut gefärbten und gut entfärbten Bacillenpräparates erzeugt wird. Sehen wir von dem äusser- lichen Blendwerk ab und betrachten wir die Einzelheiten genauer, so ergiebt sich, dass Crookshank’s Photogramme hinter denen, welche Koch im Jahre 1881 im ersten Bande der Mittheilungen aus dem Reichsgesundheitsamte veröffentlichte, weit zurückstehen. 23) Verlag von Th. Enslin. Berlin 1887. 8* 116 | Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Vor allen Dingen möge der Autor beherzigen, dass es ein grober Kunstfehler ist, Mikroorganismen in stärkerer Vergrösserung zu photographiren, als das klare Erkennen aller Einzelheiten unbe- dingt erheischt. Dass durch unnöthiges in die Länge Ziehen die Bilder nur schlechter werden, davon liefert das vorliegende Werk einige Dutzend lehrreicher Beispiele. Gleich auf der ersten Tafel wird ohne die beigedruckte Bescheinigung Niemand die unförmigen rothen Klexe für Mikrokokken halten. Leidlich scharf sind nur die allerleichtesten Objecte, wie Anthrax, Bacillus alvei, Spirillum tenue etc. Bei schwierigen Sachen, wie beispielsweise bei sporen- haltigen Tuberkelbacillen, versagen dem Autor die Kräfte gänzlich. Die verderbliche Wirkung des Kolorirens und der Ueberver- grösserung (2500 bis 3000 lin.) wird in. überzeugendster Weise dadurch veranschaulicht, dass Crookshank die auf den ersten 18 Tafeln enthaltenen Präparate auf den letzten vier Tafeln noch einmal im photographischen Bilde wiedergiebt, und zwar mit Schwarzdruck in 400 bis 600facher Vergrösserung. Man vergleiche beispielsweise Fig 2 auf Blatt 13 mit Fig. 29 auf Blatt 21 (Cholera asiatica) und Fig. 2 auf Blatt 14 mit Fig. 37 auf Blatt 22 (Spirillum Obermeieri)! — Wenn die Mikrophotographie in den nächsten Jahren dieselben Fortschritte macht, wie in dem soeben behandelten Zeitabschnitte, so können wir uns der Hoffnung hingeben, dass sie bald in der Wissenschaft die Stellung einnehmen wird, welche ihr gebührt. Mögen vor Allem endlich die Unberufenen, die sich auf diesem Felde breiter machen wie anderwärts, in ihren Mussestunden andere . Dinge misshandeln, als Mikroskop und lichtempfindliche Platte. Roux, De la culture sur pomme de terre. (Annales de Institut Pasteur. 1888. No. 1. S. 28. Mit 2 Figuren.) Seit mehr als Jahresfrist bedient sich R. folgenden Verfahrens zur Kultur auf Kartoffeln. Die Kartoffel wird ohne jede desinficirende Abwaschung in längliche Stücke geschnitten, welche in Reagens- röhren von circa 21/,. cm Durchmesser eingeschoben werden. Im untern Viertel dieser Röhren befindet sich eine Verengung, welche das Herabgleiten des Kartoffelstückes bis auf den Boden verhindert. Die vorher nicht sterilisirten Röhren werden mit Wattepropfen ver- schlossen und im Dampfkochtopf auf 115° während 15 Minuten erhitzt. Die Kartoffelstücke müssen etwas dick sein, um sich hierbei nicht zu biegen. Nach der Herausnahme aus dem Dampftopf ist die Oberfläche der Kartoffel feucht, trocknet aber innerhalb weniger Stunden bei Aufbewahrung in senkrechter Stellung im Brütkasten. Nun ist die Kartoffel zur Anwendung bereit. Mit einer Kautschuk- kappe bedeckt, können die Röhren auch beliebig lange aufbewahrt werden. Die Vortheile dieses Verfahrens erblickt Verf. haupt- sächlich in der Schnelligkeit, Einfachheit und Sicherheit der Be- reitung unter Verwendung des Dampftopfes. (Bei vielen deut- Protopopoff, Zur Immunität für Tollwuthgift bei Hunden. 117 schen Bakteriologen existiren ungerechtfertigte Vorurtheile gegen dieses Instrument. Ref.) Durch eine einfache, durch Zeichnung erläuterte Modification kann man auch Anaörobierkulturen auf Kartoffeln nach dieser Me- thode erhalten. Das Reagensrohr erhält zu diesem Zweck an seinem untersten Theil, unterhalb der erwähnten verengten Stelle, ein seit- liches Ansatzröhrchen. Nachdem die Kartoffel geimpft ist, wird oben das Reagensrohr zugeschmolzen, durch das seitliche Ansatz- rohr mittels Quecksilberluftpumpe alle Luft evacuirt und ebenfalls zugeschmolzen. Die Bacillen des malignen Oedems gedeihen bei diesem Verfahren sehr hübsch auf Kartoffeln. Buchner (München). Klemensiewiez, R., Ein Vegetationskasten für niedrige Temperatur. (Wiener klin. Wochenschr. 1888. No. 13. p. 283— 284.) Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. Zur Immunität für Tollwuthgift bei Hunden. Von Dr. N. Protopopoff, Director der bakteriologischen Station in Charkow. (Schluss.) Pasteur°) ist auf Grund seiner Versuche zu dem Schlusse gekommen, dass die Inoculation von Tollwuthgift in das Blutge- fässsystem auch unbedingt die Tollwuth bei geimpften Thieren, ebenso wie die Einführung desselben Giftes unter die Dura mater hervorruft. Diese Meinung Pasteur’s steht im vollen Gegensatz zu den Untersuchungen von Galtier?), welcher mit Impfungen in -die Vene (bei Schafen, Ziegen und Kaninchen) nicht nur keine Toll- wuth bei ihnen erzeugte, sondern mit dieser Methode die genannten Thiere immun machte; wenigstens konnte er nicht bei diesen Thieren die Tollwuth hervorrufen mit Hilfe subcutaner Einwirkung des Giftes 1%). Zu diesem Schlusse ist er auch auf Grund seiner neuen 8) Pasteur, Nouveaux faits pour servir & la connaissance de la rage. (Comptes rendus. T.XCV. 1882. p. 1187.) 9) Galtier, Les injections de virus rabique dans le torrent eireulatoire etc. (Comptes rendus. T. XCIII. 1881. p. 284.) 10) Man muss bemerken, dass diese Methode der Vergiftung eine durchaus un- zuverlässige Controle ist. iu © Protopopoff, Untersuchungen, welche er im Jahre 1888 gemacht hat, gekommen 11), Meine eigenen Beobachtungen und die Beobachtungen anderer Au- toren haben mir gezeigt, dass diese Methode der Vergiftung, d. h. Einführung des Giftes in das Blut, bei weitem nicht immer die Tollwuth bei inoculirten Thieren hervorruft. Ausserdem haben die Versuche mir gezeigt, dass Hunde eine Inoculation von sorgfältig bereiteter Rückenmarksemulsion in die Vene bis 1 ccm gut ver- tragen. Dieses gab mir Veranlassung, mich mehr detaillirt mit Untersuchungen über intravenöse Inoculationen des Tollwuthgiftes bei Hunden zu beschäftigen Schon a priori konnte man erwarten, dass die Einführung mehr oder weniger abgeschwächten Tollwuthgiftes in die Vene den Organismus des Thieres für ein weniger -abgeschwächtes Virus vorbereiten kann, da das Gesetz Pasteur’s, welches durch sichere Versuche an Hühnercholera und Anthrax bewiesen worden ist, dass „ein weniger abgeschwächtes Virus als Vaccine im Ver- hältniss zu stärkerem Gifte dient“, natürlich innerhalb gewisser Grenzen, keinem Zweifel unterliegt. Indem ich im gegebenen Falle das Gesetz Pasteur’s auf dem Wege des Versuches controliren wollte und indem ich die oben ausgesprochenen Meinungen bezüg- lich des Werthes der Vaccinen zur Erreichung von Immunität in Betracht zog, habe ich am 24. November 1887 einem Hunde in das Centralende der V. femoralis sin. eingeimpft: 1 ccm 9tägiger Emulsion Am 8. December 1 „, 5 „ ” „ 13. ) 1 „ 2 LE} r) Am 18. December wurden dieser und ein gesunder Hund zur Controle mit frischem virus fixe eines Kaninchens in die V. jugu- laris geimpft. Diese beiden Hunde befanden sich unter meiner Beobachtung bis zum 2. Februar 1888 und waren vollständig ge- sund.. Am 5. Februar wurde der vaccinirte Hund vermittelst der Trepanation mit virus fixe geimpft; mit demselben Gift wurde ein Kaninchen zur Controle geimpft, welches zur gesetzmässigen Zeit an paralytischer Tollwuth starb. Am 20. Februar erkrankte der Hund und am 23. Februar starb er unter den Erscheinungen der paralytischen Tollwuth. Im gegebenen Falle habe ich die Vacceinen vollkommen will- kürlich gebraucht. Wenn indessen das Gesetz Pasteur’s richtig ist, dann waren hier die Vaccinen entweder nicht zweckentsprechend ausgewählt (d. h. wenig wirksam an und für sich, oder nicht pro- portional eine der anderen), oder sie waren zu einer unrichtigen Zeit geimpft, da der letztere Umstand bei der Vaccination der Thiere eine grosse Rolle. spielt 1?). Versuch 5. Dreien Hunden eingeimpft: Am 22. Februar 1888 in die v. femor. dex. 1 ccm 6tägiger Emulsion Ep „ » 99m „ sm. „ 2) 11) Galtier., Nouvelles experiences sur l’inoculation antirabique, en vue de preserver les animaux herbivores etc. (Comptes rendus. T. CVI. 1888. p. 1189.) 12) Chauveau, Comptes rendus. T, XCVI. pp. 1242 et 1397. Zur Immunität für Tollwuthgift bei Hunden. 119 Am 29. Februar wurden alle diese Hunde und ein gesunder zur Controle mit virus fixe, gewonnen durch Trepanation, ge- impft. Am 7. März erkrankten der Controlehund und zwei vacci- nirte und starben, ersterer am 8. März, die letzteren am 12. März. Am 9. März erkrankte auch der dritte vaceinirte Hund; er verlor den Appetit und zitterte gleichsam wie vom Frost. Am 10. März lag er, die hinteren Extremitäten halb gelähmt, beim Versuche zu gehen wankte er und hielt sich schlecht auf den Füssen. Am 12. März war der allgemeine Zustand besser, er hatte einen munteren Blick und frass das vorgelegte Futter. Am 18. März war er wiederhergestellt und befindet sich bis jetzt vollständig gesund unter meiner Beobachtung. Am 135. März habe ich mit Gehirnsubstanz von einem der vaccinirten und gestorbenen Hunde ein Kaninchen zur Controle geimpft, welches am 21. März erkrankte und am 24. März an pa- ralytischer Tollwuth starb. Versuch 6. Dreien grossen Hunden eingeimpft: Am 15. März in die V. fem, sin. 1 ccm 6tägiger Emuls. BraD. » m» wann , „ Am 30. März wurden diese Hunde und ein gesunder zur Con- trole mit virus fixe durch Trepanation geimpft. Am 3. April starb der eine von den vaccinirten Hunden mit Erscheinungen von Ver- letzungen des Gehirns während der Trepanation. Bei der Section fand sich im grossen Gehirn entsprechend der Trepanationsstelle eine Blutergiessung von der Grösse einer Haselnuss, in deren Um- gebung sich ein weitverbreiteter Herd von rother Erweichung des Gehirns befand. Am 6. April erkrankten der eine von den vacci- nirten und der Controlehund und starben am 9. April an paraly- tischer Tollwuth. Bei der Section: wurde im Gehirn nichts beson- deres gefunden. Der andere vaccinirte Hund blieb bis jetzt voll- ständig gesund. Ich werde andere analoge Versuche, welche ich gemacht habe, nicht anführen. Aus den angeführten Versuchen ist es ersichtlich, dass man mit dieser Methode Immunität für die Tollwuth bei Hun- den erlangen kann, und folglich kann man auf Grund der Ver- suche sagen, dass das oben erwähnte Gesetz Pasteur’s sich auch hier bestätigt. Indessen ist aus denselben Versuchen er- sichtlich, dass augenscheinlich zwei Vaccinen nicht hinreichend sind, um eine zuverlässige, d. h. in Bezug auf grössere Procent- zahl der geimpften Thiere Immunität zu erlangen. Theoretisch muss man annehmen, dass der Nichterfolg von der unver- hältnissmässigen Stärke der angewendeten Vaccinen abhängt. In der That werde ich hier Versuche anführen, welche gemacht worden sind, mit der Absicht, den Grad der Abschwächung eines und desselben Rückenmarkes eines an Tollwuth verendeten Kanin- chens nach Pasteur zu bestimmen, aus welchen diese unverhält-. nissmässige Stärke ganz sicher ersehen werden kann. Der Genauig- keit wegen werde ich zwei Versuche anführen; 120 | | Protopopofft, | Zeit, während | R | Zeit der welcher die | Erkrankung Tag Incuba- Be Rückenmarke f tions- PUNE | getrocknet | a des Todes periode hatten frisches et. Ver- 28. März virus fixe | 3. April 4. April 6 Tagen Such 72 21 29.285 1 Tage 3. „morgens 5 „» „Abends Bar, rn BR} i „ | x ”„ ” : „ 2) : „ . ” ” . ” ” . ”„ ” „ 1. April Au, 3 Bu + 10. pe 4 7 ei NM 18 Br ID ar 1 ae de SIIRIRS! Bien gesund bis jetzt18®), mit frischem | h | Ver- |19. März virus fixe | 24. März 26. März 5 Tagen such 8. | 20. „, ı Tage | abs Aa | BBLV/ TEN Bl; . 21. „ 2 „ | 27 ”„ 29 „ 6 ” 23. Ile re | 31. 1% 2. April Bir v5 DD. us Bine 17. April 19,208 SBrıa 2 A ae LU | gesund bis jetzt. j Im allgemeinen kann man sagen, dass 6tägige Rückenmarke von an Tollwuth verendeten Kaninchen, wenigstens derjenigen, welche ich gebraucht habe, fast nicht giftig sind, während ein- und zweitägige sehr giftig sind. Daraus wird die unverhält- nissmässige Stärke der von mir angewendeten Vaccinen ver- ständlich, welche ich oben erwähnt habe. Bei dem folgenden Ver- such habe ich dazwischenliegende Vaccine einzuimpfen probirt, um diese sichtbar unverhältnissmässige Stärke des Giftes zu vermeiden. Versuch 9. Vier Hunden wurden eingeimpft: Am 4. Februar 1888 in die V. fem. sin. 1 ccm 6tägige Emulsion Pa © „ „ »n 9 a SIR. ER cn „ „ „10. „ „ „»» 9» a7. MoR. 0, arms ) Am 14. Februar wurden alle diese Hunde mit frischem virus fixe geimpft: zwei von ihnen in die v. fem. dext. und zwei andere in die v. jugular. sin. Bis zum 15. März blieben alle diese Hunde gesund. Am 15. März habe ich sie durch die Trepanation mit virus fixe geimpft. Zur Controle wurde mit demselben Gift ein nichtvaccinirter Hund geimpft. Am 24. März erkrankt der Con- trolhund, hält sich schwach auf den Füssen ; Reflexbewegungen ver- stärkt; am 25. März erhebt der Hund bei leichter Berührung des Rückens ein heiseres Geheul, welches an „aboiement rabi- que“ der rasenden Tollwuth erinnert; die hinteren Extremitäten sind vollständig gelähmt; am 26. März in der Nacht stirbt er. Alle vaccinirten Hunde sind bis jetzt gesund und befinden sich unter meiner Beobachtung. Dieser Versuch hat somit alle oben ausgesprochenen theore- tischen Voraussetzungen bestätigt. Es versteht sich von selbst, ‘dass es nöthig ist, den oben angeführten Versuch durch 13) Das Gewicht dieser Kaninchen schwankte zwischen 935 und 987 gr, das letzte hatte an Gewicht 835 gr. Zur Immunität für Tollwuthgift bei Hunden. 1921 weitere, eben so gemachte Versuche zu bekräftigen. Weiter ver- steht es sich von selbst, um bei einem weiteren Versuche eben so glänzende Resultate der Vaccination von Hunden zu erhalten, dass alle drei Vaccinen von derselben Stärke sind, wie wir sie bei dem Ver- such No.9 angewendet haben !*). Wenn sich alles dieses wirklich so verhält, so entsteht unwillkürlich der Gedanke von der Möglich- keit, die Vaccination gegen Tollwuth bei Hunden in grossem Maass- stabe auszuführen. Indessen hier stossen wir auf eine im hohen Grade wichtige Frage, deren Entscheidung durchaus nothwendig ist. Das ist — wie soll man eine Vaceine von fest bestimmter Stärke aufbewahren? Ich werde diese wichtige Frage etwas ge- nauer durchnehmen. Wenn wir uns an Pasteur’s Methode er- innern, so ist es klar, dass wir ein und dasselbe Thier in keinem Falle mit Rückenmark von einem und demselben an Tollwuth ver- endeten Kaninchen mit streng bestimmter Incubationsperiode vac- ciniren können, sogar wenn wir nur drei Vaccinen anwenden. Die Vaceination muss vielmehr mit den Rückenmarken verschiedener Kaninchen vorgenommen werden. » Die Rückenmarke von verschie- denen Kaninchen, selbst wenn sie von gleichem Gewichte und sichtbar gleichem Ernährungszustande sind, schwächen sich aber bei weitem nicht auf gleiche Weise ab, wie dieses ja aus zwei ‚angeführten Versuchen, No.7 und 8, ersichtlich ist. Es kann sich somit leicht ereignen, dass wir bei einer grossen Zahl von Vaccinen in den Organismus viele Vaccinen von einer und derselben Stärke einführen und ebenso einen Sprung von mehr zu weniger abge- schwächten Vaceinen machen. Die Vaccinen werden nicht im rich- tigen Verhältniss zu einander stehen, wie es bei einer streng wissenschaftlichen Vaccinationsmethode nöthig ist. Man muss eingestehen, dass in dieser Hinsicht die Methode Pasteur’s an einer grossen Ungenauigkeit leidet. Mir ist es gelungen, diese wichtige Frage bis zu einem gewissen Grade zu lösen. In gewöhn- liche, lange, sterilisirte, mit Wattepfropfen verschlossene Probir- cylinder giesse ich bis zur Hälfte sorgfältig abfiltrirte Bouillon mit Zu- satz von 10 °/, Glycerin und sterilisire diese Flüssigkeit in dem Dampf- apparat von Ohamberland nach gewöhnlicher Methode. Nach- dem die Bouillon eine gewisse Zeit bei Zimmertemperatur gestan- den hat, schneide ich ein Stück Rückenmark, welches bis zu einem gewissen Grade abgeschwächt ist, ab und lege es in einen Probir- cylinder mit der erwähnten Bouillon. Versuche haben mir gezeigt, dass selbst grosse Stücke (bis zu !/, cm lang) vom Rückenmarke eines an Tollwuth verendeten Kaninchens einige Monate sich erhalten können, ohne dass in der Bouillon irgendwelche Bak- terien sich entwickelt haben, d. h. die Bouillon bleibt ganz ebenso durchsichtig, wie sie vor Einlegung des Rückenmarkes war. Man kann nun von dem Rückenmarke eines an Tollwuth ver- endeten Kaninchens in allen Phasen der Trocknung, d. h. Ab- schwächung, ein Stück ausschneiden und in der Bouillon aufbe- 14) Ich werde nicht unterlassen, über die Stärke dieser Vaceinen nach erfolgten genaueren Untersuchungen Miftheilung zu machen. by Ss Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. bewahren. Man hat somit eine beliebige Zahl von Vaceinen ver- schiedener Virulenz zur Verfügung, welche aus einer und derselben Quelle stammen, und kann folglich die oben erwähnte Verhältniss- mässigkeit der Vaccinen hinsichtlich ihrer Stärke leicht bewahren, was, wie oben gesagt ist, eine grosse Bedeutung für die sichere Erzielung von Immunität hat. Alles dieses wäre so, wenn die auf diese Weise aufbewahrten Vaccinen die Virulenz nicht ver- ändern würden, welche sie hatten, während sie in der trockenen Luft nach der Methode Pasteur’s sich befanden. Mit dies- bezüglichen Versuchen bin ich jetzt beschäftigt. Ich werde nicht unterlassen, die erlangten Resultate mitzutheilen. Ich halte es für meine Pflicht, dem Herrn Prof. S. D. Kost- jJurine meinen innigsten Dank für seine beständige und liebens- würdige Bereitwilligkeit, mich bei meinen Arbeiten zu unterstützen, hiermit auszusprechen. Uharkow, 15. Mai 1888. Hueppe, Historisch-Kritisches über den Impfschutz, welchen Stoffwechselproducte gegen die virulen- ten Parasiten verleihen. (Fortschritte der Medicin. Bd. VI. 1888. S. 289.) In dem vorliegenden Artikel wendet sich Hueppe mit der. ihm eigenthümlichen objectiven Kritik gegen Pasteur, indem er diesem gegenüber hervorhebt, dass die Thatsache der Immunisirung durch sterilisirte Stoffwechselproducte, durch chemische lösliche Stoffe bereits vor 2 Jahren bekannt geworden ist und nicht erst in der letzten Zeit durch Roux und Chamberland, welche in Pasteur’s Institute gegen das maligne Oedem mit Hülfe der vorausgegangenen Injectionen mit den sterilisirten Kulturflüssig- keiten Impfschutz erzielt haben. Hueppe führt in übersichtlicher Kürze jene Erfolge an, welche man bisher auf dem Gebiete der Schutzimpfungen erreicht hat und würdigt bei dieser Gelegenheit insbesondere auch die Verdienste Pasteur’s hinsichtlich der Immunitätsfrage. Von den früheren Autoren, welche ihre Aufmerksamkeit diesem Gegenstande zugewendet haben, haben zuerst Chauveau den Wahrscheinlichkeitsbeweis , Salmon und Smith den direeten Experimentalbeweis dafür erbracht, dass die keimfreien Stoffwechsel- producte bei gewissen Krankheiten Schutz gegen die virulenten Krankheitserreger verleihen können. Alle späteren, in dieser Richtung mit positivem Ergebnisse vorgenommenen Untersuchungen erweisen sich sonach nur als eine Ergänzung und Bestätigung der bereits früher constatirten Er- scheinungen, so auch die von Roux und Chamberland mit- getheilte, an und für sich sehr wichtige Thatsache, dass man Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 193 Meerschweinchen auch gegen das maligne Oedem und zwar durch Verwendung der löslichen Stofiwechselproducte ihrer Parasiten immunisiren könne. 1 Dittrich (Prag). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Eisenberg, James, Ueber die desinficirende Wirkung und die praktische Anwendungsweise des CGreolin. (Wiener medic. Wochenschrift. 1888. No. 17, 18 und 19.) Eisenberg hat das Creolin, welches sich in letzter Zeit rasch eine ziemliche Verbreitung als Antisepticum erworben hat, in der Richtung geprüft, um zu eruiren, in welchen Percentver- hältnissen und binnen welcher Zeit es keimtödtend wirkt, und wie . es sich gesen den Thierkörper und das sonstige Gebrauchsver- fahren verhält. Das zu den Versuchen verwendete Präparat stammt _ von der Firma W. Pearson und Comp. in Hamburg. Es wurde seine Einwirkung auf verschiedene Arten von Mikroorganismen und zwar auf Streptococcus pyogenes, Streptococeus Erysipelatos, . Bacillus der Cholera asiatica, Milzbrandbacillen, Bacillus pyogenes foetidus, Typhusbacillen, Staphylococcus cereus flavus, Bacillus pyocyaneus, Staphylococcus pyogenes albus, Micrococcus tetragenus und Staphylococcus pyogenes aureus geprüft. Die Versuche wurden in der Weise angestellt, dass 5 ccm einer Bouillonkultur der betreffenden Mikroorganismen in Reagensröhr- chen gefüllt und dazu eine gleiche Menge einer Creolinflüssigkeit von bestimmter Concentration gegeben wurde. Nach bestimmten Zeiträumen wurde von dieser Mischung ein Tropfen in flüssiger Gelatine verrieben und nach der v. Esmarch’schen Rollmethode an den Wänden des Röhrchens vertheilt. In einer 2 pro mille haltigen Creolinflüssigkeit wurden nur der Streptococcus pyogenes und der Streptococcus Erysipelatos, sowie die Choleraspirillen be- reits nach einer Minute getödtet. Bei Bacillus pyogenes foetidus, Typhusbacillen, Staphylococcus cereus flavus, Bacillus pyocyaneus und Milzbrandbacillen liess sich eine Abnahme des Wachsthums constatiren, dieselben wurden jedoch selbst nach einer Stunde nicht getödtet. Aehnlich war das Resultat bei Anwendung einer !/,- procentigen Creolinlösung, obzwar hier ausser dem Micrococcus tetragenus und Staphylococcus pyogenes aureus nach einer Stunde alle Bakterien getödtet waren. In einer Iproc. Lösung war nach 10 Minuten 1 Theil der Mikroorganismen bereits getödtet, während ein anderer Theil eine wesentliche Beeinträchtigung im Wachs- thume erfuhr. Bei Anwendung von 2proc. Creolinlösung waren alle Mikroorganismen nach 15 Minuten, bei 3proc. Lösung nach 1 Mi- nute, bei 4proc. Lösung nach 20 Secunden und bei 5proc. Lösung nach 10 Secunden getödtet. 124 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die 5proc. Creolinlösung ist sonach ein Desinfectionsmittel, wel- ches bereits in kürzester Zeit alle pathogenen Mikroorganismen tödtet. In einer zweiten Versuchsreihe wurde das Verhalten verschie- dener Creolinlösungen auf Milzbrand- und Heubacillussporen ge- prüft. Zu diesem Behufe wurden die Sporen an Seidenfäden an- getrocknet, diese in ein mit der zu untersuchenden Desinfections- flüssigkeit gefülltes Schälchen gelegt, nach einer bestimmten Zeit in sterilisirtem Wasser abgespült und in Gelatineröhrchen ausge- rollt. Zum Vergleiche wurde in derselben Weise mit Carbol- lösungen von verschiedener Concentration verfahren. Beide Lösun- gen wurden im Verhältnisse von 2—8°/, angewendet. Dabei zeigte es sich, dass in sämmtlichen Creolinlösungen nach 2 Tagen die Milzbrandsporen und nach 6 Tagen die resistenzfähigsten Sporen des Heubacillus abgetödtet waren, während in Carbollösungen noch nach 7 Tagen ein ziemliches Wachsthum erfolgte. In einer dritten Versuchsreihe wurden die entwicklungs- hemmenden Eigenschaften des Creolins allein geprüft, in der Art, dass zu 10 ccm Gelatine je 2 Oesen von 1 pro mille Sublimat, und 2—5proc. Carbol- und Creolinlösung gebracht, sodann mit einem pathogenen Mikroorganismus geimpft und ausgerollt wurden. Dabei wurden sporenloser Milzbrand und Staphylococcus pyogenes aureus verwendet. Schon eine 2proc. Creolinlösung wirkte hier sehr entwicklungshemmend, während eine 5proc. Carbollösung in dieser Richtung nicht ausreichte. Nur vom Sublimat wird das Creolin in dieser Beziehung übertroffen. Fütterungsversuche ergaben, dass -das Creolin auf den Organis- mus in keiner Weise einen wesentlichen schädlichen Einfluss ausübt. Es ist zweckmässig, täglich neue Creolinlösungen zu bereiten und dieselben vor dem Gebrauche umzuschütteln. Auch die von der Fabrik chirurgischer Verbandstofie von Seidel und Hoenicke in Graz verfertigten, mit Creolin im- prägnirten Stoffe üben auf die Bakterien einen entschieden ent- wickelungshemmenden Einfluss. Die Ungiftigkeit sowie der niedrige Preis des Creolins bietet diesem vor anderen Desinfectionsmitteln gewisse Vorzüge. Immer- hin kann jedoch wohl nur der Umstand, wie sich das Creolin in der Zukunft bei seiner therapeutischen Anwendung bewähren wird, darüber entscheiden, ob es sich in der Reihe der Desinfectionsmittel eine feste, dauernde Stellung verschaffen kann. Dittrich (Prag). Born, Erfahrungen über das CGreolin. (Centralblatt für Gynaekologie. 1888. No. 20). Auch in der geburtshilflichen Klinik zu Breslau, aus welcher die vorliegende Publication hervorgegangen ist, wurden Versuche über die therapeutische Verwendbarkeit des Creolins gemacht. Mit demselben wurden in 124 Fällen Ausspülungen der Scheide und des Uterus vorgenommen und dabei niemals Erscheinungen be- obachtet, welche etwa als Intoxicationserscheinungen hätten gelten können. Auf Grund der gesammelten Erfahrungen stellt B. das Creolin den anderen in der Geburtshülfe gebräuchlichen des- Neue Litteratur. 125 infieirenden Mitteln, der Carbolsäure und dem Sublimat gleich. Zur Anwendung gelangten 1 und 2procentige Creolinlösungen. Eine 'styptische Wirkung wurde auch vom Verfasser nicht beobachtet, wohl aber eine bedeutende desodorisirende Wirkung. Das Creolin macht die Scheide im Gegensatze zu Carbol und Sublimat äusserst glatt und schlüpfrig. Dittrich (Prag). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Gaillard, 6&., De linfluence de la lumiere sur les micro-organismes. (These). 8". 59 p. Lyon (Gallet) 1888. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. Mace, L’analyse bacteriologique de P’eau. (Annal. d’hyg. publ. et de med. legale. 1888. No. 6. p. 501—528.) Wartanow, W., Ueber das Sterilisiren der Luft durch Elektrisiren derselben. (Russkaja mediecina. 1888. No. 3.) [Russisch.] Nahrungs- und Genussmittel, Gebrauchsgegenstände. Curdling of milk by micro-organisms. (Lancet. 1888, Vol. I. No. 25. p. 1257.) 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Hueppe, Historisch-Kritisches über den Hildebrandt, Experimentelle Untersu- Impfschutz, welchen Stoffwechselpro- chungen über das Eindringen patho- ducte gegen die virulenten Parasiten gener Mikroorganismen von den Luft- verleihen, p. 122. Aa wegen und der Lunge aus, p. 105. Protopopoff, N., Zur Immunität für Toll- wuthgift beiHunden. (Orig.) (Schluss.), Roth, Otto, Ueber das Verhalten der p. 117. Schleimhäute und der äusseren Haut in terien, p. 107. der Bakterien und Parasiten. Erfah ü d li Untersuchungsmethoden, Instru- an. 2 ahrungen AS mau etc. Eisenberg, James, Ueber die desinfiei- Neuhauss, R., Die Entwickelung der rende Wirkung und die praktische An- Mikrophotographie in den letzten zwei wendungsweise des Creolin, p. 123. Jahren mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Neue Litteratur, p. 125. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Poble) in Jena. Ausgegeben am 23. Juli 1888. aNTRAlBLAm, Bakteriologie und Parasitenkunde., In Verbindung mit Geh, Hofr. Prof, Dr. Lenckart una Professor Dr. Losiler in Leipzig in Berlin, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. ww IV. Band. No. 5. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. ; Jährlich erscheinen zwei Bände. —93% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Nittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Clado, a) Deux nouveaux bacilles isol&s dans les urines pathologiques. (Bulletins de la Societ@ anatom. de Paris. 1887. p. 339.) | —, b) Bact£riologie de la fievre urineuse. (].c.p. 631.) a) In der ersten seiner beiden Mittheilungen beschreibt Clado 2 Bakterien, welche er im Urin von Kranken, die an einer blen- norrhoischen Cystitis litten, gefunden und aus demselben kultivirt hat. Die eine Form — er nennt sie „Bacille cystiforme“ — wächst in durchscheinenden, runden, wenig gelblich gefärbten Herden, die später in der Mitte körnig werden; es handelt sich um sehr kleine, sporenbildende, bewegliche Bacillen. Der 2. Bacillus — „Bacille pedoncule‘“ — bildet runde, mattweisse Kolonieen, aus deren Mitte sich nach der Beschreibung Clado’s meist ein gelblich tingirter Stiel (daher der Name „pedoncule“) erhebt; er ist ebenfalls ein sehr kurzes, an den Enden abgerundetes Stäbchen. b) In dem 2. Vortrag macht Clado Mittheilung über einen Mikroorganismus, welchen er in 3 Fällen von Urinfieber — 2 mal 9 130 Urinfieber. durch Punction der Milz mit einem von ihm angegebenen, dem Dieulafoy’schen nachgebildeten Instrument am Lebenden — einmal gleich nach dem Tode in der Milz und der Leber — gefunden hat und den er sofort in völliger Reinkultur erhalten hat; derselbe ist ein langer, beweglicher, grosse Sporen bildender und die Gelatine ener- eisch verflüchtigender Bacillus, der bei Thierversuchen nicht patho- sen wirkt. (Ob sich nicht auch hier einer der in letzter Zeit bei Gelegenheit des „Carcinombacillus“ so viel besprochenen Sapro- phyten eingeschlichen hat? Ref.) Der Rest der Mittheilung ist der Dicussion über den im Folgen- den referirten Bakterienbefund Hall&’s (ebenfalls bei Urinfieber) gewidmet; der Verf. constatirt, dass seine Resultate keineswegs ab- schliessende sind ; jedenfalls ist von keiner der beschriebenen Arten der Beweis ihrer pathogenetischen Bedeutung geliefert. Jadassohn (Breslau). Halle, Recherches bact&eriologiques sur un cas de fievre urineuse. (Bulletins de la Societ& anatom. de Paris. 1887. p. 610.) Halle berichtet in sehr ausführlicher Weise über die Resul- tate, welche er bei der bakteriologischen Untersuchung eines Falles von Urinfieber erhalten hat. Es handelte sich um einen Patienten, der mit einer Strietur ins Hospital kam, und 6 Tage nach dem ersten Katheterisirungsversuche unter den combinirten Symptomen einer Allgemeininfection und einer Uraemie starb. Bei der Section fanden sich prostatische Abscesse, Blasenhypertrophie und Katarrh; die Ureteren gesund, in der Nierenrinde eine Anzahl miliarer Ab- scesse, die anderen Organe gesund. In dem eitrigen Bodensatze des Urins fand sich eine bestimmte Bakterienform, und dieselbe wurde bei der 22 (!) Stunden post mortem vorgenommenen Section aus den Nierenabscessen, dem Blut der Aorta, dem Nieren- und Milzparenchym kultivirt. In Schnitten von den Organen gelang ihr Nachweis mit Sicherheit nicht. Es handelte sich um ein kurzes, ovoides, oft der Kokkenform sich sehr näherndes, manchmal von einer Kapsel umgebenes, kleines, sich mit den Anilinfarben gut, nach Gram schlecht färbendes Bacterium, das die Gelatine nicht ver- flüssigt, auf den verschiedensten Nährböden gut wächst und den ‘ Harnstoff in Ammoniumcarbonat umzusetzen scheint(!) Ein- impfungen in die Pleuralhöhle von Kaninchen bewirkten einige Mal eine serös-fibrinöse Pleuritis, an der die Thiere starben und in deren Exsudat sich die beschriebenen Bakterien in Reinkultur fan- den —, im Unterhautzellgewebe wurde nur eine vorübergehende Induration bewirkt. Der Verf. vermag die Frage, ob der von ihm gefundene Mikro- organismus mit einem bereits beschriebenen (am meisten Aehnlich- keit hat er mit einer der von Leube beschriebenen Formen) iden- tisch ist, nicht mit Sicherheit zu entscheiden; bezüglich seiner ätiologischen Bedeutung für das Urinfieber drückt er sich vorsich- tig aus, eine Vorsicht, die, wie in der Discussion mit Recht her- vorgehoben wurde, schon wegen der erst 22 Stunden post mortem Bakterien im Urin. — Malaria. 131 vorgenommenen Section sehr nothwendig war. Immerhin ist der Befund derselben Bakterienform in dem Urinsediment, den Nieren- abscessen und dem Blut bemerkenswerth ; der fehlende Nachweis derselben in Schnitten ist allerdings für eine noch skeptischere Auf- fassung ausschlaggebend. Jadassohn (Breslau). Bouehard, Sur l’&limination par les urines dans les maladies infectieuses, de matieres solubles, morbi- fiques et vaccinantes. «(Comptes rendus de l’Acade@mie des sciences de Paris. Tome CVI. p. 1582—84.) Verf. hatte im November 1884 gezeigt, dass der Urin cholera- kranker Menschen, Kaninchen injieirt, Vergiftungserscheinungen her- beiführe, welche die charakteristischen Symptome der Cholera re- produciren. Er glaubt nun für eine andere Infectionskrankheit, die Pyokyanose (maladie pyocyanique) festgestellt zu haben, dass der Urin damit inficirter Thiere nicht nur lösliche Gifte enthalte, die im Stande seien, an gesunden Thieren verschiedene Symptome der Krankheit hervorzurufen, sondern dass er auch den gelösten Impf- stoff einschliesse, welcher die Thiere widerstandsfähig gegen eine spätere Einimpfung des Krankheitsgiftes selbst mache. Der Urin von Thieren, welchen der Bacillus pyocyaneus einge- impft worden war, wurde gesammelt, durch ein Porzellanfilter von den Baeillen befreit und in Dosen von ca. 30 cem in das Unter- hautzellgewebe gesunder Thiere injieirt. Drei Kaninchen empfingen auf diese Weise 205 ccm, 145 ccm und 140 ccm Urin. Die beiden - ersten zeigten nach 14 Tagen eine Lähmung der hinteren Glied- maassen ganz So, wie man sie bei Thieren beobachtet, denen der Bacillus pyocyaneus injicirt wurde. Das erste Thier starb durch einen Zufall. Die beiden überlebenden, denen man eine Kultur vom Bacillus pyocyaneus selbst (1,2 ccm dem einen, 1 ccm dem andern) in die Venen einspritzte, blieben bei bestem Wohlsein, während zwei Controlthiere, an denen jene Präventivimpfung nicht vorge- nommen worden war, zu Grunde gingen. Verf. zieht daraus den Schluss, dass ebenso wie im Kultur- glas im Thierkörper lösliche krankmachende und bez. der Krankheit: vorbeugende Stoffe durch Mikroben erzeugt werden, dass diese Stoffe aber nicht dauernd im Thierkörper bleiben, sondern durch den Urin ausgeschieden werden. O.E.R. Zimmermann (Chemnitz). Couneilman, W. T., Some further investigations on the malarialgermofLaveran. (Vorgetr. in der Pathologischen Gesellschaft von Philadelphia. — The Journal of the American medical Association. Vol. X. 1888. No. 2. p. 59.) Der Autor hat diese Organismen [bei uns mehr unter dem Namen Plasmodien bekannt] in jedem Falle von Malariafieber an- getroffen. Sie sind in hohem Grade polymorph und es können 10 verschiedene Formen aufgestellt werden, die theils verschiedene Entwicklungsstadien darstellen, theils einen solchen Zusammenhang nicht erkennen lassen. Es sind dies 1) nicht pigmentirte, kleine, amöbenähnliche Körper innerhalb der rothen Blutkörperchen ; 9%* 132 Malaria. 2) pigmentirte Gebilde, grösser als No. 1, ebenfalls in rothen Blut- körperchen; 3) pigmentirte Gebilde von der Grösse der rothen Blutkörperchen; 4) sich abschnürende Formen von No. 3; 5) kleine hyaline Körper, die in Folge dieser Theilung sich bilden; 6) ein halbmondförmiger Körper mit Pigment in der Mitte, die Hörner, oft durch eine feine Linie verbunden; 7) runde oder ovale Körper welche von No. 6 sich nur durch die Gestalt unterscheiden; 8) ein pigmentirtes Gebilde, mit zahlreichen langen, sich selbständig be- wegenden Geisseln versehen; 9) selbständig bewegliche, freie Geissel- fäden, offenbar von No. 8 abstammend; 10) ein pigmentirter Körper mit aktiver undulirender Bewegung seiner Peripherie. Die ersten fünf Formen fand C. blos bei Intermittens, No. 4 nur während des Frostanfalls, No. 6 und 7 in Fällen von Malaria- kachexie. Die interessantesten Formen sind No. 8 und 9. Sie fehlen gewöhnlich im Fingerblute, können jedoch bei jedem Typus der Erkrankung vorkommen. Im Milzblute hingegen wurden sie 15mal in 20 Fällen constatirt, und zwar 10mal unter 12 Malaria- kachexien und 5mal unter 8 frischen Wechselfiebern. C. betrachtet sie deshalb wie Laveran als die wichtigste Form des Parasiten. Chinindarreichung brachte die intracorpusculär gelegenen Formen zum Verschwinden; weniger, stellenweise fast gar nicht, wurden hierdurch die andern Formen beeinflusst. | Discussion. Osler hat Untersuchungen des Blutes verschie- dener Fische und Vögel angestellt, aber die Gebilde nicht gefunden, nur einmal im Blute einer Gans, die Malaria haben sollte, ein oder zwei pigmentirte Körperchen. Ausser den obigen zehn Formen hat er noch einen soliden Körper im Centrum eines hellen Raumes, sowie bei No. 1, öfter ein Austreten derselben aus den rothen Blut- körperchen beobachtet. Sonst kann er C.’s Angaben im Wesent- lichen bestätigen. Griffiths weist auf den diagnostischen Werth dieser Körper hin und erwähnt einen Fall, wo durch sie die Diagnose sichergestellt und durch den Erfolg der Therapie bestätigt wurde. Wood bezweifelt, ob diejenigen Formen der Körperchen, die durch Chinin nicht beeinflusst wurden, mit der Erkrankuug im Zusammen- hang ständen, und fragt, was aus diesen weiter würde. Formad fragt, ob diese Organismen mit den von Hüter früher beschriebenen identisch seien. Im Schlusswort verneint C. die letztere Frage; auf die Anfrage von Wood giebt er zu, dass auch ihm dies Factum auffallend erscheine, dass er jedoch an dem Zusammen- hang der Halbmondformen mit dem Malariaprocess festhalte, zumal dieselben auch nur in einigen Fällen dem Chinin widerstanden hätten. Wesener (Freiburg i/Br.). Marchiafava e Celli, Sulla infezione malarica. Memoria IV.'). (Archivio per le scienze mediche. Vol. XII. No. 8. pag. 155.) Diese Arbeit zerfällt in zwei Theile: der erste Theil enthält 1) Die vorhergehenden „Memorie« sind erschienen: I. in den Atti della R. Acca- demia dei Lincei 1884; — II. in Fortschritte der Mediein, 1885. No. 24; — II. in Archivio per le seienze mediche 1885. Malaria. 133 weitere von den Verfassern selbst beobachtete und untersuchte Ma- lariafälle, während der zweite Theil der Geschichte der Entdeckung des „Plasmodium malariae“ gewidmet ist und den Anspruch auf die Priorität dieser Entdeckung behandelt, der kürzlich von einem französischen Forscher angefochten wurde. Die Entdeckung der Hämoplasmodien ist nicht nur von meh- reren russischen, amerikanischen und deutschen Forschern bestätigt, sondern auch durch die Beobachtungen Golgi’s vervollständigt worden, indem dieser Letztere in der Febris tertiana und tertiana duplicata sowie in der Febris quartana einen bestimmten Entwick- lungskreis der Plasmodien beobachtet hat, der in beständiger Be- ziehung zu der Entwicklung der verschiedenen Phasen des Fieber- anfalls steht. Die Verfasser machen darauf aufmerksam, dass auch sie die Thatsache der Spaltung der pigmentirten Plasmodien, beobachtet und in einer der vorhergehenden Abhandlungen mitgetheilt haben, und bieten eine erste Serie von beobachteten Malariafieberfällen dar, in welchen das beständige Aufeinanderfolgen der Entwicklungs- stadien der von Golgi studirten Plasmodien sowie deren mit der Wiederkehr des Fieberanfalls gleichzeitig auftretenden Spaltung voll- . ständig bestätigt wurde, obgleich auch in den Perioden des fieber- freien Zustandes mitunter einige Formen von isolirter Spaltung wahrgenommen werden. Der Spaltungsvorgang bei den Hämoplasmodien lässt sich leichter in jenen Malariainfectionen verfolgen, die im Frühling und im Winter zur Erscheinung kommen (Febris tertiana und quartana), weil hier die pigmentirten Formen vorwiegen. Doch haben die Verfasser denselben Vorgang auch bei den acutesten Malariainfec- tionen des Sommers und des Herbstes beobachtet, in welchen die Formen pigmentloser Plasmodien vorwiegen, die mit lebhaften amö- boiden Bewegungen ausgestattet und in den rothen Blutkörperchen enthalten sind. Die Spaltung in diesen acuten Formen findet statt sowohl wenn das Plasmodium das ganze oder fast das ganze rothe Blutkörper- chen eingenommen hat, als auch dann, wenn von diesem noch eine gewisse Quantität Protoplasma um das darin eingeschlossene Plas- modium herum vorhanden ist. Diese Thatsache bestätigt sich. be- ständig bei den bösartigen Fiebern. — Der Spaltungsvorgang voll- zieht sich in mannigfacher Art, führt jedoch stets, als Endresul- tat, zur Bildung von Gruppen kleiner Körperchen, welche die neuen Plasmodien-Generationen sein sollen und bereit sind, die rothen Blutkörperchen zu überfallen, sobald sich ein neuer Fieberanfall einstellt. | Diese Ansicht findet eine Stütze in der Thatsache, dass in gewissen Fällen, in denen man vor dem Anfall nur in der Spal- tung begriffene pigmentirte Plasmodien beobachtet, während des Schüttelfrostes oder in den ersten Stunden des Anfalls Formen kleiner und pigmentloser Plasmodien in zahlreicher Menge im Blute wahrgenommen werden, welche die aus der Spaltung der alten Plasmodien hervorgegangenen neuen Generationen darstellen, 134 | Malaria. Die Verfasser haben beobachtet, wie die alten rothen Blut- körperchen, die sehr lebhaft sich bewegende Plasmodien enthielten, aus dem Organismus ausgeschieden wurden, ohne dass sie Pig- mentdegeneration erlitten hätten. — Sie sind geneigt, anzunehmen, dass die Vernichtung der Plasmodien durch das Dazwischen- treten der weissen Blutkörperchen bewerkstelligt werde (Phago- cyten), da sie im Blute von malariakranken Individuen Plasmodien enthaltende weisse Blutkörperchen beobachtet haben. Von dieser Thatsache konnten sie sich am Mikroskop einen directen Beweis verschaffen, indem sie die Incorporation eines Plas- modiums in ein weisses Blutkörperchen verfolgten. In schwereren Fällen von Malariainfection (Febris perniciosa comitata), wenn der Tod nach längerer Krankheitsdauer erfolgt, beobachtet man im Blute eine bis zum Tode fortschreitende Ver- minderung in der Zahl der Plasmodien: eine Thatsache, welche jener bereits bei den Krankheitserregern anderer Infectionskrank- heiten beobachteten analog ist. Dagegen zeigt sich bei denselben Formen mit einem schnelleren Verlauf, wo der Tod beim ersten Anfall eintritt, das Blut mit Plasmodien überladen, und die Ca- pillaren des Gehirns mit rothen Blutkörperchen angefüllt, in ‘welchen die pigmentirten oder pigmentlosen, und häufig in der Spaltung begriffenen Plasmodien sich eingeschlossen finden. Die ursprüngliche Idee, dass die angedeuteten Veränderungen der rothen Blutkörperchen beim Malariafieber nichts anderes wären als das Product ihrer Nekrobiosen, wurde in der Folge von den Verfassern aufgegeben; sie finden dagegen in diesen neuen Beob- achtungen eine weitere Bestätigung der Ansicht, dass das „Plas- modium malariae“ in der That das pathogene parasitäre Ele- ment der Krankheit darstelle. Die Thatsachen, die zu Gunsten dieser Theorie sprechen, sind: das Vorhandensein der amöboiden Bewegung und der verschiedenen Entwicklungsphasen in jenen Körperchen, die beständigen Beziehun- gen zwischen jenen Phasen und der Qualität und dem Stadium des Fiebers, die grosse Analogie mit einigen ähnlichen Mikropara- siten, und endlich die Thatsache, dass alle Untersuchungen, die bisher ausgeführt wurden, um andere Mikroorganismenarten in dem Blute der Malariakranken zu entdecken und zu kultiviren, negativ ausgefallen sind, während mit dem Blute jener Individuen die Krankheit auf gesunde Individuen übertragen werden kann. Das Auffinden dieses Organismus im Blut würde somit einen absoluten diagnostischen Werth haben, da die Anwesenheit von gleichen Formen im Blut solcher Individuen, die in Folge anders- artiger Krankheiten dem Fieber unterworfen sind, bisher nicht be- wiesen worden ist. Was nun den zweiten Theil dieser Arbeit betrifft, so sieht Ref. davon ab, den Verfassern in ihrer ausführlichen geschichtlichen Darlegung der bisher über diesen Gegenstand unternommenen Stu- dien und Forschungen zu folgen. Nur möchte er bemerken, dass aus den Angaben ihrer Publicationen im Vergleich zu jenen La- veran’s, der bekanntlich ebenfalls Arbeiten über die Malaria ver- Malaria. — Scharlach. — Grüne Diarrhöe. 135 öffentlicht hat, klar und deutlich hervorgeht, dass dieser Letztere in seiner ersten Untersuchung, die der Zeitfolge nach den Arbeiten Celli’s und Marchiafava’s vorausgeht, die hauptsächlichste Form der Plasmodien, welche eben die amöboide, pigmentlose, in den rothen Blutkörperchen enthaltene mit Bewegung ausgestattete Form ist, nicht gesehen hat, und dass er ausserdem den Flagel- latenformen (filements mobiles) die grösste Bedeutung beigemessen hat, die jedoch nur ein nebensächliches und durchaus nicht be- ständiges Moment des mikroskopischen Befundes im Blut der Ma- lariakranken bilden. Zweifellos gebührt Celli und Marchiafava das Verdienst, die pigmentlosen und mit amöboiden Bewegungen ausgestatteten Plasmodien in den rothen Blutkörperchen zuerst beobachtet zu haben, wie nicht minder Golgi das Verdienst zukommt, den Spal- tungsvorgang in jenen Körperchen genau studirt und mit der Ent- wicklung des Fieberanfalls in Beziehung gebracht zu haben. Die neuesten Beobachtungen der Autoren haben sodann die Ansicht immer wahrscheinlicher gemacht, dass das sogenannte „Plasmodium malariae“ das parasitäre Element darstelle, das, im menschlichen Organismus sich einnistend und entwickelnd, - die krankhaften Manifestationen der Malaria hervorruft. Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Blanc, Scarlatina and the cow. (The Lancet. 1888. Vol I. No. 9.) Eine zur Untersuchung. der Milchwirtschaften eingesetzte ärzt- liche Commission in Cannes fand in dem Stalle eines Milchhändlers sämmtliche Kühe mit Geschwüren an den Eutern erkrankt. Die- selben sollen aus Blasen entstanden und durch Ansteckung unter den Thieren verbreitet worden sein. Nachforschungen in der Stadt ergaben in der That, dass einige Personen, die von dieser Milch in ungeköchtem Zustande getrunken, an Scharlach erkrankt waren. Die Erkrankten wurden sorgfältig isolirt, der Verkauf der Milch untersagt, worauf die weitere Ausbreitung des Scharlachs sofort sistirte. Escherich (München). Lesage, A., Du Bacille de ladiarrh6e verte des enfants du premier age. (Archives de physiologie normale et patho- logique. 1888. No. 2.) .. Aus der vorliegenden ausführlichen Arbeit über die biologischen Eigenschaften des Bacillus der grünen Diarrhöe seien zu dem in Nr.1.d.v. Bandes 5.8 gegebenen Referate die wichtigeren Punkte nach- getragen. Verf. unterscheidet zwei Arten von Sporen, je nachdem dieselben in dem aussewachsenen Stäbchen oder in der Alters- form desselben, dem Faden vorhanden sind. Beiden kommt im un- gefärbten Zustande stärkere Lichtbrechung und im gefärbten’ Präparate vermehrte Tingirbarkeit mit Anilinfarben zu; sie unter- - scheiden sich somit in letzterem Punkte wesentlich von den bis jetzt bekannten Sporenformen (Ref.) Der sporentragende Bacillus zeigt etwa 2—-3 stärker gefärbte, etwa 1 u. im Durchmesser haltende - 136 1 Grüne Diarrhöe. Punkte, die durch schwächer tingirtes Protoplasma getrennt sind. Die in den Fäden enthaltenen Mutter-Sporen (spores meres) sind in grosser Zahl ähnlich den Milzbrandsporen darin enthalten, zeigen doppelte Contour, eine Breite von 1—1,5 und eine Länge von 2 u. Aus diesen wachsen dann durch Sprossung kleinere Tochter- Sporen (spores filles) hervor, die den im Stäbchen enthaltenen gleichen und zu je einem Bacillus auswachsen. Zur Entwicklung von Sporen kommt es am besten in alten Gelatine- und Flüssig- keitskulturen, nur ausnahmsweise auf der Kartoffel. Das Pigment wird sowohl von Bacillen als den Sporen produ- zirt. Die charakteristische grüne Färbung entsteht jedoch erst bei Zutritt von Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft, fehlt des- halb oft in den tieferen Partieen der Stichkulturen. Ausser dem Pigment erzeugt der Bacillus noch verschiedene andere noch nicht studirte Ptomaine; seine Kultur hat einen faden Geruch nach altem Urin. Mit besonderer Sorgfalt hat L. das Verhalten des Bacillus gegenüber den zur Desinfection des Darmkanals beim Kinde an- wendbaren Mitteln geprüft. Er fand, dass die Entwicklung des Bacillus in Bouillon gehemmt wurde, wenn auf ein Liter hinzuge- fügt wurde: Naphthalin 0,60 Calomel 0,10 Jodoform 1,00 Acid. salicylic. 0,80 Bismuth. salicyl. ° 1,20 Hydrargyr. bijod. 0,10 Salol 1,50 Glycerin 14,00 Acid. boric. 10,00 Sublimat 0,05 Bismuth. subnitric. 15,00 Natron bicarbonic. 15,00 Magnesia 12,00 Wirksamer Magensaft vom Hunde vermag die Kulturen nicht zu zerstören, sondern nur ihre Entwicklung zu verlangsamen. Von Milch- säure, Salzsäure und Citronensäure genügt !/, Cubikcentimeter einer 2°/, Lösung auf 3 Cubikcentimeter Gelatine, um das Wachsthum zu behindern. Aber erst 4—5 Tropfen reiner Milchsäure auf den Cubik- centimeter Gelatine bewirken den Tod der eingeimpften Bacillen. Bei der Austrocknung bildet der Bacillus ein grünes Pulver, das noch nach 5 Monaten virulente Kulturen liefert. In diesem Zustande gelangt derselbe in die Luft, welche das hauptsächlichste Agens zur Verbreitung desselben und der Entstehung von Epidemieen vorstellt. Wasser und Milch sind dabei nicht oder nur ausnahmsweise betheiligt. Prophylaktisch empfiehlt es sich daher, die mit den Stühlen der erkrankten Kinder beschmutzten Windeln durch 10 Minuten in Wasser zu kochen oder sie dem strömenden Dampfe auszusetzen, wodurch Bacillen und Sporen getödtet werden, Je ir | Dyspepsie und Diarrhöe. | Br; Die Resultate der Thierversuche sind in Uebereinstimmung mit dem früher Angeführten ausführlicher mitgetheilt. Bei Injection von 1—2 Pravazspritzen einer Kulturaufschwemmung in die Ohrvene eines Kaninchens tritt neben der durch Ausscheidung des Bacillus in den Darmkanal veranlassten grünen Diarrhöe auch Urobilinurie in Folge der zerstörenden Wirkung der Bacillen auf die rothen Blutkörperchen in Erscheinung. Injection von drei Spritzen hat den Tod des Thieres in wenigen Minuten zur Folge. Directe Injection ins Duodenum von jungen Hunden und Katzen blieb in 12 unter 30 Versuchen ohne Wirkung. In den andern trat die Diarrhöe am 3. Tage ein und dauerte 5—4 Tage. Mit auffälliger Kürze geht Verf. über das Vorkommen und den Nachweis in den Stühlen hinweg, so dass wir weder von Controlversuchen mit normalen und nicht gefärbten diarrhöischen Stühlen noch selbst von der Zahl der untersuchten Fälle unter- richtet werden. Die Menge der pathogenen Bacillen in den Stühlen schwankt in weiten Grenzen. In den leichten und mittelschweren Formen bildet er allein fast die ganze Masse der Fäces, in den schweren Fällen der infantilen Cholera ist seine Zahl weit geringer. Im Deckglaspräparate entfärbt er sich mit der Gram’schen wie der Ehrlich’schen Methode. Die einzig sichere Methode seines Nach- - weises ist die Plattenkultur, wobei die dunkelgrünen punktirten Kolonieen leicht erkannt werden. Escherich (München). Lesage, A., Dela dyspepsie et de ladiarrh6e verte des eniants du premier age. (Revue de medecine. Dec. 1887 und Fev. 1888.) Die sehr ausführliche Abhandlung von vorwiegend klinischem Interesse versucht eine Eintheilung der acuten Verdauungsstörungen des Säuglings auf rein ätiologischer Grundlage und unterscheidet 1) die Gährungsdyspepsie des Magens; 2) die Diarrhöen in Folge von Fehlern der Nahrung, die wieder in infectiöse, durch Zersetzungs- vorgänge in den Nahrungsmitteln und dabei gebildete Giftstoffe bedingt und in lienterische, mit ungenügender Verdauung der Milch- bestandtheile einhergehende getrennt werden; 3) reflectorische Diarrhöen (Zahnung, Erkältung); 4) grüne Diarrhöen, wobei wiederum, wie schon oben erwähnt, zwischen ‘der galligen und der bacillären - Form unterschieden wird. Sowohl gegen die Dyspepsie als gegen die bacilläre Form der grünen Diarrhöe stellt Milchsäure in 2 °/, Lösung (0,04—0,06 pr. die) das beste Antisepticum, geradezu | ein Specificum vor. Alle anderen Mittel lassen im Stich. | Verfasser unterscheidet demnach 2 Formen der infectiösen | Diarrhöe und scheint der auf dem Wege der Luftinfection durch Contagion sich verbreitenden bacillären grünen Diarrhöe die bei | weitem wichtigere Rolle zuzuschreiben, während im Gegensatz dazu | die in Deutschland herrschende Meinung die pathogenen Pilze in | der eingeführten Milch und in den abnormen im Darmkanal ab- laufenden Gährungsvorgängen vermuthet. Es mag dieser Unter- schied sehr wohl an der Verschiedenheit des Beobachtungsmaterials gelegen sein und die von L. beschriebene Erkrankung eine in den 138 | Tubereulose. Pariser Kinderspitälern oder Säuglingsspitälern überhaupt ende- mische Infectionskrankheit vorstellen, während unsere in der Poli- klinik und der Praxis gesammelten Erfahrungen mehr für eine in der Milchzufuhr gelegene Schädlichkeit sprechen. Escherich (München). Morel-Lavallee, Deux cas de tuberculose verruqueuse de la peau. — Du traitement jodoforme applique parlamethode hypodermiqueä la scrofulo-tuber- culosecutande non ulc&rative. (Annales de dermatologie et de syphiligraphie. 1888. No. 1 u. 2.) Der erste Fall betrifft einen 26jährigen, hereditär belasteten Mann, der seit seinem 6. Jahre an multiplen oft recidivirenden fungösen Knochenaffectionen litt. Seit 6 Monaten hatte sich auf einer alten Narbe des rechten Handrückens, die nach einer Östitis zurückgeblieben war, ein kleiner Knoten gebildet, der allmählich immer grösser wurde, so dass schliesslich die Affection den ganzen Handrücken und die Streckseite des Arms bis zum Deltoideus ein- nahm und sich theils als Scrophuloderm, theils als Lupus papillo- matosus, theils als tuberculöse Lymphangitis darstellte, die erst an den stark vergrösserten und schmerzhaften Axillardrüsen Halt machte. Die Lungen und übrigen Organe waren intact. Nach zwei- monatlicher Jod- und Arsenbehandlung, die das Hautleiden ganz unverändert gelassen hatte, kam es zu Hämoptoe und Spitzeninfil- tration beiderseits; im Eiter, der einem der lymphangitischen Knötchen entnommen worden war, wurden keine Tuberkelbacillen gefunden, auch zeigten Schnitte, die durch ein Lupusknötchen der Hand gelegt worden waren, zwar den typischen Bau des Lupus- tuberkels, doch konnten auch darin keine Bacillen nachgewiesen werden. Dagegen erkrankten zwei mit jenem Eiter geimpfte Meer- schweinchen an einer sehr langsam sich entwickelnden, fast nur ‚auf die Lymphdrüsen beschränkten Tuberculose, deren Producte spärliche Bacillen beherbergten. Der zweite Fall betraf ein 21jähriges Dienstmädchen, das seit dem 4. Lebensjahre schon an einem Lupus papillomatosus des linken Handrückens und an einem frischeren grösseren lupösen Plaque am linken Ellbogen litt. In diesen beiden Fällen, sowie in drei Fällen von Lupus des Gesichts hat nun M.-L. durch Injection von Jodoform, das in der flüssigen Vaseline Menier’s suspendirt war, günstige Resultate erzielt. Er injicirte täglich je eine bis zwei Spritzen in die Rücken- muskulatur und konnte constatiren, dass unter dem Einfluss dieser Injectionen der lupöse Process sehr bald sich zu involviren begann: das lupöse Gewebe wurde blasser, die wuchernden Partieen sanken ein, flachten sich ab und vernarbten theilweise, die Knoten der Lymphangitis des ersten Falles verkleinerten sich ebenfalls und vernarbten. Aber in dieser günstigen Wirkung, die stets in den ersten Tagen am deutlichsten ausgesprochen war, trat, nachdem ein gewisses Stadium der Rückbildung erreicht war, ein . Stillstand ein und so war stets zwar eine bedeutende Besserung, aber ‘nie Xerose. | 139 eine wirkliche Heilung zu constatiren. Es empfiehlt deshalb Verf. die fast absolut schmerzlosen Jodoforminjectionen auch nur als Unterstützung und besonders als Vorbereitung der radikalen chirurgi- schen Behandlung, (In zwei Fällen von eigentlicher Hauttubercu- lose an den Nasenflügeln erwiesen sich die Injectionen als wir- kungslos). Goldschmidt (Nürnberg). Neisser, Versuche über die Sporenbildung bei Xerose- bacillen, Streptokokken und Choleraspirillen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. 1888. p. 268—297.) Die eigenthümlichen, morphologisch wie biologisch ausserordent- lich interessanten Verhältnisse der Sporenbildung bei Xerosebacillen sind jüngst von Ernst in einer ausführlichen Arbeit besprochen ‚worden. Das Erscheinen dieser Arbeit gab Neisser Veranlassung, die Resultate seiner Untersuchungen über Sporenbildung in erster Linie bei Bacillenformen, welche mit denen der Xerose mörphologisch ganz übereinstimmen, welche also jedenfalls nahe verwandte Formen darstellen, zu publieiren. | Die Frage , ob die „Xerosebacillen“, d. h. durch besondere Wachsthumsformen wohl charakterisirte, zuerst von Neisser und. Kuschbert beschriebene, später namentlich von Fränkel und Franke untersuchte Bakterien wirklich eine specifische, pathogene- tische Bedeutung für die Xerosis conjunctivae haben, hält Neisser noch für durchaus ungelöst; er hat weitere Untersuchungen über dieselbe nicht angestellt und steht derselben sehr skeptisch gegen- über. Seine jetzt mitgetheilten bakteriologischen Studien beziehen sich auf Kulturen, welche er gelegentlich von einem Ulcus cruris, - aus der Vaccine und aus Vaginalsecret erhalten hat. Diese Bak- terien sind im Gegensatz zu den eigentlichen Xerosebacillen be- weglich, sehr gut auf Agar-Agar zu kultiviren (von den Xerose- bacillen ist nur Ernst eine primäre Agar-Agar-Kultur gelungen; auch secundäre Uebertragungen ergeben ein spärlicheres Resultat, als bei. den jetzt beschriebenen Arten); sie wachsen endlich auch auf Kartoffeln gut (Xerosebacillen nach Fränkel-Franke gar nicht) ; mikroskopisch aber stimmen sie — wie bereits erwähnt — vollständig überein. (Neisser hat ausser den 3 erwähnten, unter sich identischen, früher auch aus Ulcera mollia solche Formen ge- züchtet, die in ihrem kulturellen Verhalten geringe Abweichungen aufwiesen.) | Es handelt sich um kurze und schmale, bewegliche, meist aus 2 durch eine helle Lücke getrennten Theilen bestehende Stäbchen, die sich sowohl auf dem Wege der durch diese Lücke angedeuteten Theilung, als auf demjenigen der Sporenbildung fortpflanzen; und zwar wachsen einmal die kleinen Bacillen aus und es zeigen sich an beiden Enden scharf hervortretende, etwas dickere Kügelchen, oder sie entwickeln sich zu sehr langen, breiten, oft leicht ge- krümmten Fäden, die sich nach den Enden zu verbreitern und in denen sich häufig von der blassen Grundsubstanz dunkle „Körner“ und Scheiben abheben; diese — in der Grundsubstanz gelegen — wachsen dann weiterhin senkrecht auf die ursprüngliche Bacillen- Dann ös'2# Y D Sr fl 140 Xerose. richtung zu neuen Bacillen aus, so dass sich dann zu einander pa- rallele Bacillenreihen — „Bacillenbänder“ — in den ‚Präparaten vorfinden, deren einzelne Glieder senkrecht auf der Richtung des Bacillus, aus dem sie hervorgegangen sind, stehen. An diesen Körnerfäden tritt nun auch — aber nicht regelmässig , also nicht als eine nothwendige DBegleiterscheinung der Körnerbildung die Keulenbildung ein; — d. h. die Enden der Fäden schwellen eigenthümlich „hornartig“ an und die Körner selbst platten sich da- durch vielfach ab. Diese Formationen sind es, welche in ihrer Combination den Präparaten ihr ganz besonderes, höchst auffallen- des Gepräge giebt; sie sind es, welchen Neisser in seiner ersten Arbeit den Namen „Gonidienbildung‘“ gegeben hat, und auf ihre, sowie der Sporen genauere Untersuchung war auch jetzt sein Augen- merk wesentlich gerichtet. Die beschriebenen Mikroorganismen wachsen auf den verschie- densten Nährböden, besonders gut auf Agar-Agar, welchem Glycerin zugesetzt ist, und bei Brütofentemperatur; sie verflüssigen Gela- tine nicht; die Reaction des Nährbodens ist von geringer Bedeu- tung, nur bei stark saurer Reaction hört das Wachsthum auf. Für die mikroskopische Betrachtung sind die von dem Verf. nach den verschiedensten Richtungen hin angestellten Färbungs- versuche von besonderer Bedeutung; namentlich durch Doppelfär- bungen und durch die Vergleichung von doppelt gefärbten mit ein- fach tingirten Präparaten wird die Deutung der ausserordentlich mannigfaltigen und schwer mit einander in Uebereinstimmung zu bringenden Befunde sehr wesentlich erleichtert. Am geeignetsten zeigten sich folgende Verfahren: Färben in erwärmtem Carbol- fuchsin, kurzes Abspülen in 1°/, wässriger H,SO,, Nachfärben in wässrigem oder Löffler’schem Methylenblau; oder: Färben in er- wärmter- Anilinwassermethylviolettlösung, Abspülen in 1°/, wäss- riger H,SO,, Nachfärben in Säurebraun (G. extra, Berl. Fabr.). — Bei diesen Färbungen fanden sich 3 Formelemente: 1) Grundsubstanz, mattgefärbt im Tone der Nachfärbung; 2) die „Körner“, intensiv ge- färbt durch die N achfärbung; 3) an Stelle einzelner Körner oder Ba- cillentheile Kügelchen von runder oder ovaler Form, scharf in der Hauptfarbe tingirt. Sind diese Kügelchen nun wirklich Sporen, wofür die erste Betrachtung der Präparate bei jedem Unbefangenen sprechen muss ? Zweierlei Momente sind es, welche der Verf. bei der Erörterung dieser Frage wesentlich in Erwägung zog. Einmal nämlich das mikroskopische Verhalten, welches ihn zu dem Schlusse führte, dass es sich um endogen entstandene Sporen (nicht um Arthro- sporen, zu deren Annahme er zunächst auf Grund der „Gonidien- bildung“ geneigt war) handele. Denn wie mannigfaltig und wie vielfach in einander übergehend selbst bei derselben Färbung die Verhältnisse zu sein schienen, es zeigte sich doch, dass diese Kü- gelchen im Centrum des betreffenden Bacillentheils oder Kerns ent- stehen, dass sie sich stets scharf gegen die Umgebung absetzen, dass sie bei ganz schwacher Fuchsinfärbung als ungefärbte Gebilde in der mattrothen Bacillensubstanz auftreten, und dass sie erst Xerose. 141 später, wenn die letztere zu Grunde gegangen ist, wirklich frei liegen. Das ganze Bild wird so complicirt nur durch das gleich- zeitige Auftreten der einzelnen Bacillentheile — d. h. der Körner — und der Sporen; Farben gegenüber verhalten sich die letzteren zwar etwas anders als andere Sporen, insofern sie dieselben — aller- dings auch nur mit Hülfe von Anilin, Alkali ete. — leichter auf- nehmen; aber auch sie sind säurefester, als die Bacillen selbst. Der zweite Punkt, den Neisser einer sehr eingehenden Unter- suchung unterzog, war der, ob diese Sporen wirklich eine Dauer- form darstellen, also ob sie den Namen ,‚Sporen“ mit Recht er- halten können. Zur Lösung dieser Frage wurde ebenfalls eine sehr grosse Anzahl sehr verschiedentlich modificirter Versuche an- sestellt, bei denen sich zunächst das eine sichere Resultat ergab, dass es ausser in Gläsern, deren Reaction auffallenderweise eine stark saure geworden war, niemals gelang, absolut sporenfreie Kulturen zu erzeugen ; vielmehr liessen sich die Anfangsstadien der Sporenbildung mit der Methylenblau - Säurebraunfärbung in allen Fällen noch nachweisen; aber häufig eben auch wirklich nur die Anfangsstadien; namentlich bei Verminderung der Sauerstofi- zufuhr durch Uebergiessen der Nährböden mit sterilisirtem Oel - zeigte sich selbst nach vielen Tagen die Sporenbildung als eine quantitativ wie qualitativ — in der Ausbildung der einzelnen Spore — sehr geringe; bei totalem Sauerstoffabschluss fand über- haupt kein Wachsthum mehr statt. Während die Versuche mit der Trocknung sporenarmen oder -reichen Materials gar keine Unter- schiede ergaben, zeigten sich solche in zweifelloser Weise bei Er- hitzungsversuchen; bei der sporenärmsten Kultur gingen schon nach Erhitzung auf 54° gar keine Abimpfungen mehr an, bei sporen- - reicher trat die Ertödtung erst bei 64, 66, ja selbst bei 70° ein. In diesen Versuchen hat es sich also als zweifellos ergeben, dass der Sporenreichthum und der Grad der Entwicklung der Sporen Unterschiede in der Resistenzfähigkeit der betreffenden Kulturen bedingen, und wenn: diese Unterschiede auch nicht so .beträchtlich sind, wie bei den bisher als Typus angesehenen Milzbrandsporen, so genügen sie doch, um neben der morphologischen auch die physiologische Sporennatur der in Frage stehenden Gebilde so gut wie sicher zu stellen. — Auffallend ist auch noch, dass die Sporenbildung in unserem Falle mit der Zunahme günstiger Wachs- thumsbedingungen Hand in Hand geht, während sonst die Sporen- bildung doch erst bei einer gewissen Erschöpfung des Nährbodens sich geltend macht. Was nun die Keulenbildung angeht, von welcher Neisser ursprünglich geglaubt hatte, dass sie für die Fortpflanzung eine ganz besondere Bedeutung habe, so fasst er dieselbe nunmehr, nachdem er durch die Doppelfärbung und durch die Unter- suchung von Kulturen des verschiedensten Alters und der verschie- densten Wachsthumsbedingungen seine Erfahrungen wesentlich er- weitert, folgendermaassen auf: In nicht mehr ganz jungen Kulturen sind die „Keulen‘“ nichts anderes, als die einfache Folge der mit dem Wachsthum der Endsporen, resp. auch der Mittelsporen ein- | 142 | Xerose. hergehenden Aufblähung des Bacillenprotoplasmas, was besonders dann der Fall ist, wenn die Wachsthumsverhältnisse ganz beson- ders günstige sind. In ganz alten Kulturen aber stellen die sog. Keulen etwas von dem eben beschriebenen ganz verschiedenes dar: bleiben nämlich in solchen Kulturen aus irgend einem Grunde die Sporen zusammenliegen, so entwickeln sich die einzelnen derselben weiter in loco zu Bacillen von mehr oder weniger ausgebildeter Form; tritt diese Entwicklung wesentlich an den Enden der ganzen Reihe ein, so macht das Ganze bei einfacher Färbung eben den Eindruck einer in Segmente, in Scheiben zerlegten Keule; wachsen alle Sporen gleichmässig aus, so bildet sich einfach eine Reihe transversal und parallel zu einander gestellter Bacillen; immer aber sind die Sporen, aus denen sich diese Gebilde entwickeln, durch die Doppelfärbung nachzuweisen; Kulturen, welche reich an diesen Formen sind, lassen sich immer schlechter als andere übertragen, — diese Bildungen sind also doch der Ausdruck eines „gestörten Wachsthums“, wenn auch nicht gerade einer Degeneration (Fränkel- Franke). | Mehr anhangsweise berichtet dann Neisser noch über Ver- suche, welche er mit den Bacillen der Hühnercholera, mit Strepto- kokken und mit Choleraspirillen angestellt hat; bei den ersteren konnte er an der bekannten „Lücke“ nichts von einer Sporennatur nachweisen. Bei den Streptokokken beobachtete er namentlich in alten Kulturen auf festen Nährböden eine Verschiedenheit in der Intensität der Färbung und der Grösse der einzelnen Individuen, ferner auch eine eigenthümliche. Theilüng in der der Achse der Kette parallelen Richtung, ja selbst zu Viererformen, aber nirgends gelang es, etwas der Sporenformation analoges aufzufinden; trotz- dem muss man speciell auf Grund der klinischen Erfahrungen beim Erysipel eine Dauerform annehmen. Bei den Choleraspirillen endlich konnte Neisser selbst in den ältesten Kulturen noch eine Spur von Feuchtigkeit finden, und so lange diese vorhanden war (besonders bei alten Agarkulturen z. B. noch nach 22 Monaten) waren die Kulturen übertragbar, wenn auch nur durch Verimpfung grösserer Massen, resp. durch andere Hülfsmittel, z. B. Uebergiessen mit Bouillon; solche Kul- turen wachsen dann auch langsamer und zeigen eigenthümliche Wuchsformen, z. B. sehr lange, plumpe, korkzieherartig gewundene Spirillen; die Löcher- und Kügelchenbildungen in alten Agar- kulturen haben nach Neisser mit Sporen nichts zu thun. Aus- trocknungsversuche, welche er so anstellte, dass in Cholerabouillon getränkte Leinwandstücke durch einen Luftstrom getrocknet wur- den, und dass der letztere zugleich auf Agargläser gerichtet wurde, so zwar, dass losgerissene Partikelchen der Choleraleinewand auf den Nährboden hätten fallen müssen, ergaben nur, dass, so lange diese Stücke befeuchtet waren, der Luftstrom keine Keime von ihnen losreissen konnte; waren sie ganz trocken geworden, so war auch die Virulenz erloschen. Auch hier hat sich also nichts von Sporen auffinden lassen. Jadassohn (Breslau). Augenkrankheiten. — Thierische Parasiten. 143 Zehender, W. von, Die parasitischen Erkrankungen des Auges. (Deutsche med. Wochenschrift. 1887. No. 50. 51.) Z. giebt in seiner zu Ehren Bowman’s in London gehaltenen Vorlesung eine summarische Uebersicht über den jetzigen Stand unserer Kenntnisse von den thierischen und pflanzlichen Parasiten des menschlichen Auges und der von ihnen erzeugten Krankheiten. Es lag nicht in der Absicht des Redners, gerade Neues zu bringen, ebensowenig wie erwartet werden kann, dass das Thema in dem engen Rahmen eines Vortrages nach allen Seiten hin ausgeführt und erschöpft würde. Unter den thierischen Parasiten führt Z. zunächst die vor etwa 50 Jahren gemachten, seitdem aber, trotz der verbesserten Hilfsmittel zur Untersuchung, nicht wieder bestätigten Beobach- tungen von Mono- und Distoma an; dann folgen kurze Bemerkun- gen über Filaria nnd Echinococcus. Am häufigsten ist der Oysti- cercus beobachtet, jedoch variirt die Häufigkeit in 'auffallender Weise in geographischer Beziehung; denn während A. v. Graefe in Berlin und A. Graefe in Halle einen Oysticercus auf 1000 Patienten fanden, stellte sich das Verhältniss in Stuttgart wie 1 zu 40000, in Kopenhagen zu 70000, in Paris zu 60000, ja in Belgien wurde erst 1885 der erste und einzige intra-oculäre Cysti- _ cercus gesehen. Es folgen dann Bemerkungen über Einwanderung und Wachsthum des Parasiten, sowie über die Veränderungen des ihn beherbergenden Auges und über die operative Entfernung des Wurmes. Zu den pflanzlichen Parasiten übergehend, betont Verf. einer- seits die wichtige Rolle, welche dieselben auch in der Pathologie des Auges spielen, hebt andererseits aber auch die Lückenhaftig- keit unserer Kenntnisse ‘über die biologischen Verhältnisse dieser kleinsten Lebewesen hervor. Besonders besprochen werden so- dann die Beziehungen der Mikroorganismen zur phlyctänulären Conjunctivitis, zur Blennorrhoe, zum Trachom, zum Thränensack und zu einigen eitrigen Entzündungen der Hornhaut. Auch das Ein- dringen der Parasiten in die inneren Theile des Auges und deren entzündliche Reaction werden kurz angedeutet, „aber alles dieses ist noch nicht genügend aufgeklärt und erfordert noch viel müh- same und ausdauernde Arbeit. Das Resultat all dieser langen Arbeit wird aber sein, dass man eines Tages die Aetiologie der menschlichen Krankheiten und die Bakteriologie fast als eine und dieselbe Wissenschaft anerkennen wird“. Schlaefke (Cassel.) Berenger -Feraud, L. J. B., Lecons cliniques sur les Taenias de l'homme. 38°. avec 50 figur. dans le texte; XVIL u. 368 Seiten. Paris 1888. | Wohl eines der umfangreichsten Bücher,. die je über Taenia in klinischer Hinsicht geschrieben wurden. In der historischen Ein- leitung werden die Leistungen von Felix Plater, Thaddaeus Dunus (1571), Spigel, Andry und ganz besonders unseres Goeze gebührend hervorgehoben. In der 2. Tiecon beschreibt der Verfasser die einzelnen Species und hält sich in anatomischen Sachen an 144 | Thierische Parasiten. die Forschungen von Sommer-Landois. Taenia elliptica wird noch von T. cucumerina .getrennt. Unter den Taeniae inermes werden noch aufgezählt: T. tenella (Cob bo.ld), T. algerien (Redon), T. vom Cap (nach Davaine Varietät von T. saginata), T. abietina (Weinland), Varietät von T. Solium; T. Negre (Davaine 1875). Als dem intermediären Typus angehörig: T. lophosoma (Cobbold),- T. tropica (Schmidtmüller), eine nicht näher bestimmte Form; von den Bothriocephalen werden auch B. cordatus und cristatus (Davaine) behandelt. Die T. fenestrata (bekannte Monstrosität) wird sehr ausführlich geschildert. | Die 5. Lecon ist der Physiologie gewidmet (Bewegung, Er- nährung), dann folgt die Biologie mit den experimentellen. Belegen (Küchenmeister, Leuckart). Beim Bothriocephalus werden Braun’s Forschungen nur ungenügend gewürdigt. In der 6. Vorlesung werden die bekannten unhaltbaren Hypo- thesen Megnin’s über die Relationen der menschlichen Taenien be- sprochen. | Bezüglich der Geographie (7. Lecon) wird meist Bekanntes wiederholt. Irrthümliche Angaben (z. B., dass T. saginata in Deutsch- land selten sei) fehlen nicht. Die statistischen Angaben von Vierordt und dem Ref. sind ganz verkehrt reprodueirt, und ausser „Souabe“ noch eine Kategorie „Tubinge“ aufgestellt. Im Kapitel von den Ursachen wird der Einfluss des Alters, Geschlechts und der Profession betont; zum Ueberfluss auch die Heredität und die höchst unnöthige Frage, ob im Fötus Bandwürmer vorkommen, erörtert. Im nächsten Abschnitt kommt der Wohn- sitz im Darme, die Anzahl und die Länge zur Sprache, auch das Nebeneinandervorkommen mehrerer Species wird erwähnt. Das Gewicht soll 13 Gramm auf das Meter betragen. Ferner wird die Lebensdauer, die Jahreszeit in ihrem Einfluss auf Vorkommen berücksichtigt, ebenso die Frage, ob Taenien bei Autopsien gefunden werden. Der spontane Abgang und seine Veranlassungen werden ausführlich besprochen, auch die Expulsion durch den Mund, die ‘' Harnröhre und durch Abscesse. Die Symptomatologie umfasst 37 Seiten: | 1. Störungen der Empfindung und der höhern Sinne. 2. Neurosen der verschiedensten Art, vom Schwindel bis zur. Psychose. 3. Störungen der Athmung, Aphonie, Asthma etc. 4. Kreislaufstörungen: Herzklopfen, intermittirender Puls, Ohn- macht. 5. Digestionsstörungen: Anorexie, Heisshunger, Speichelfluss, Kolik etc. 6. Menstruationsleiden, Hysterie etc. — Die einzelnen Sym- ptome sind mit Exempeln aus der Litteratur und der eigenen Er- fahrung belegt. Interessant ist die Häufigkeit der Epilepsie und der Psychosen, von welchen je 8 Fälle erzählt sind. — Die Anämie, die in neuerer Zeit als Symptom des Bothriocephalus gesehen wurde, ist nicht aufgeführt. Dem Ref. scheint es, dass die Symptomatologie der verschiedenen Species getrennt zu untersuchen sein wird. a5 Thierische Parasiten. — Thierkrankheiten, 145 Während Bothriocephalus besonders die Erscheinungen der Blut- armuth hervorruft, dürften bei den Taenien vielleicht mehr die Reflexerscheinungen vorherrschen. Den Schwerpunkt des Buches bildet: die Therapie (pag. 204 bis 362) nebst Prophylaxis. Verfasser unterscheidet von den Mitteln: Taenifuges 1. Classe: Granatwurzel, Filix, Kürbissamen, Kousso, Kamala. 2. Oelige Mittel aus den 3 Reichen, worunter auch Ol. Terebinthinae. | 3. Mechanische Mittel: Zink, Eisen, Zinn, Kohle, Abführmittel. 4. Mechanisch-chemische Mittel: Wasser, Kochsalz etc. 5. Betäubende Mittel: Aether, Alkohol, Wein. 6. Abyssinische Mittel: Musenna, Tatze, Saoria, Ogkert, Bobilda, Habitsalim, Habitchugo, Tambuc etc. 7. Diversa (Ailanthus, Morus, Coco etc. etc.). Die verschiedenen complicirten Kurmethoden (39 an der Zahl) schildert Verfasser genau. Als Schlussresultat ergiebt sich ihm, dass die Punica Granatum, und besonders deren Quintessenz, das Pelletierin, am meisten Vertrauen verdient, an welche sich dem Werthe nach reihen: Filix, Kürbis, Kousso, Kamala, Terpentin, Zinn, Pflanzenkohle, Aether. | Die Arbeit des Autors zeugt von grossem -Fleisse und erhält besonderen Werth durch den Umstand, dass Berenger Feraud als Arzt der Marine in verschiedenen Gegenden Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen hatte. Ein Litteraturverzeichniss wird mit Bedauern vermisst werden. J. Ch. Huber (Memmingen). . Thaxter, Roland, The Entomophthoreae of the United States. (Memoirs of the Boston Society of Natural History. VI. April 1888. p. 135—201. Plate XIV— XXI.) Der bekannte amerikanische Mykologe hat in der vorliegenden, sehr beachtenswerthen Arbeit die Entomophthoreen der Vereinigten Staaten monographisch bearbeitet. Die ausführlichen, in entwick- lungsgeschichtlicher und systematischer Hinsicht vieles Neue bieten- den Beschreibungen, in welchen die gesammte Litteratur gewissen- haft benutzt ist und welche durch 429 Figuren auf 8 Tafeln gut erläutert werden, umfassen folgende Arten: Empusa Muscae Cohn: Diptera (Musca domestica, Lucilia Caesar, Calliphora vomi- toria und Verwandte, Syrphidae). Auf Syrphiden wurde der Pilz bekannt- lich von Ch. Brogniart und Maxime Cornu in Frankreich, vom Refe- renten in Deutschland gefunden; es waren hier besonders die Blüthenstände von Molinia coerulea, dann aber auch die von Phleum pratense, Dactylis glo- merata, Psamma arenaria, Festuca arenaria und Plantago lanceolata von den pilz- kranken Schwebfliegen erfüllt (vgl. Ludwig, Ueber die Verbreitung der Empusa- seuche der Schwebfliegen. Centralbl. für Bakteriologie und Parasitenkunde. 1887). Verfasser fand solehe Syrphiden und Museiden in Amerika an Solidago und Heracleum. Der Pilz findet sich in Europa, Nordamerika, Südamerika. Empusa Culicis A, Braun auf Culex und zahlreichen anderen Gattungen winziger Fliegen, z. B. Simulium molestum. Maine, New-Hampshire, Massachusetts. — Europa. 10 146 Thierkrankheiten. Empusa Grylli (Fres.): Entomophthora Callopteni Bessey, Lepidoptera (Raupen von Arctia, Orgyia nova), Orthoptera, Imago von Ceuthophilus, Tipulidae etc. Maine, New-Hampsbire, Massachusetts, New-York, Washington , D. C. North- ren Ohio, Jowa, Newfoundland. Europa. Empusa Tenthredinis (Fres): Hymenoptera (Tenthredinidae). Kittery, Maine. Europa. Empusa conglomerata (Sorok.)?: Diptera (Tipula). Mt. Washington, N. H.; Cul- lowhee, N. C.; Europa (auf Culex). Empusa apiculata nov. spec.: Lepidoptera (Raupen von Hyphantria textor, Imago von Tortrix, Petrophora etc.), Diptera, Hemiptera (Typhlocyba). Maine und North-Carolina. — Var. major: Coleoptera (Imago von Ptilodactyla serri- collis). Cullowhee, North-Carolina. Empusa Planchoniana (Cornu) ?: Aphiden. Kittery, Maine, Boston; Europa. Empusa papillata nov. spec.: Diptera auf Sphagnum. Mt. Washington, N. H.; Cullowhee, N. C. Empusa Caroliniana nov. spec.: Diptera (Tipula sp.). North-Carolina. Empusa (Triplosporium) Fresenii Nowakowski: Hemiptera (Aphis Mali u. a. Aphiden). Maine, Massachusetts, North-Carolina. Europa. Empusa (Triplosporium) lageniformis nov. sp.: Aphiden von Betula po- pulifolia. Maine, Massachusetts, North-Carolina. Empusa (Entomophthora) Lampyridarum nov. sp.: Coleoptera (Imago von Chauliognathus Pensylvanicus). Cullowhee N, C. Empu sa (Eutomophthora) geometralis nov. sp.: Lepziopeere (Petrophora, Eupithecia, Thera ete.). Kittery, Maine. Empusa (Entomophthora) occidentalis nov. sp.: Aphiden von Betula populifolia. Maine, Massachusetts. Empusa (Entomophthora) sphaerosperma Fres. (E. radicans Bref., E. Phytonomi Ar- thur): Lepidoptera (Imago von Colias philodice, Larv. v. Pieris),, Hymenoptera (Ichneumoniden , Halietus), Diptera (Larven von Musca domestica u. a. Musciden, Culiciden, Mycetophiliden, Tipuliden etec.), Coleoptera (Larven von Phy- tonomus punctatus, Imago von Lampyriden). Hemiptera (Aphis sp., Typhlocyba), Neuroptera (Limnophilus), Tripidae (Thrips auf Solidago). Maine, New-Hampshire, Massachusetts, New-York, North-Carolina; Europa. Empusa (Entomophthora) Aphidis Hoffmann: Aphiden zahlreicher Gattungen. Maine, New-Hampshire, Massachusetts, N.-Carolina, Washington, D. C.; Europa. Empusa (Entomophthora) dipterigena nov. sp.: Diptera (Tipula, Myce- tophilidae ete.). Maine, New-Hampshire, Massachusetts, North-Carolina. Empusa (Entomophthora) virescens nov. sp.: Lepidoptera (Larve von Agrotis fennica). Ottawa, Ontario. Empusa (Entomophthora) Americanan. sp.: Diptera (Musca domesti- ca, M. vomitoria, Lucilia Caesar etc) New-England, North-Carolina. Empusa (Entomophthora) montana nov. sp.: Diptera (Chironomus sp.). Alpine Region von Mt. Washington. N. H. Empusa (Entomophthora) echinospora nov. sp.: Diptera (Imago von Sapromyza longipennis). Maine, New-Hampshire, North-Carolina (hier besonders an der unteren Blattseite von Impatiens). Empusa (Entomophthora) sepulchralis nov. sp.: Diptera (Imago von Tipuliden). North-Carolina, E. Tennessee. Empusa (Entomophthora) variabilis nov. sp.: Diptera. North-Carolina. Empusa (Entomophthora) rhizospora mov. sp:: Neuroptera (Phryga- neidae). Kittery, Maine, North-Carolina. Empusa graeilis (Enthomophthora) gracilis nov. sp. auf sehr kleinen ‘- Dipteren. Cullowhee N. C. Empusa (Entomophthora) eonica Nowakowski: Diptera (Chironomus). Mt. Washing- ton, N. H., Nord-Carolina ; Europa. (Von europäischen Empusaarten wurden bisher in Amerika nicht gefunden: E. Jassi Cohn, Entomophthora colorata Sorok., E. Tipulae Fres., E. Calliphorae Giard, E. ovispora Now., E. curvispora ne Tarichium megaspermum Cohn, E. Phry- ganeae Sor., E. pellicnlosa Sor., Tarichium uvella Krassilstchik.) Massospora eicadina Peck: Larve, Puppe und Imago von Cicada septendecem. New- York, New-Jersey, Washington, D. C. Illinois, Michigan, Texas. Basidiobolus Ranarum Eidam auf Froschexerementen. Cambridge Mass., Europa. f u iu Pflanzenkrankheiten. 147 Die pflanzenbewohnenden Gattungen Completoria (z. B. C. com- plens Lohde auf Prothallien) und Conidiobolus (C. utrieulosus und C. minor auf Tremellineen) sind in Amerika bisher nicht gefunden worden. Der Verfasser gedenkt seine Untersuchungen auch auf andere insektenbewohnende Pflanzen Nordamerikas (Bakterien, Cordyceps etc., die in Myriapoden und Insektenlarven gefundenen Algen (?) Enterobryus etc.) auszudehnen und wünscht zu diesem Zwecke (be- hufs Beschaffung von Vergleichsmaterial etc.) mit anderen Forschern in Tausch und Korrespondenz !) zu treten (letzteres besonders, um seine Kenntniss der Ausbreitung von Pilzepizootieen unter den schädlichen Insekten zu vermehren). Ludwig (Greiz). Altum, Kleinere forstzoologische Mittheilungen. (Zeit- schrift für Forst- und Jagdwesen. 1888. p. 242—245.) A. giebt eine Reihe ihm im Jahre 1887 gemachter Mittheilun- gen bekannt. Im Reg.-Bez. Cassel trat 1875 eine starke Zerstörung der kei- menden Eicheln auf; der Wurzeltrieb derselben zeigte sich sehr gut entwickelt, der Höhentrieb aber war verschwunden und die Eicheln gingen nicht auf. Der Schädling wurde später in einem ‚Tausendfuss, Julus (terrestris?) erkannt, gegen dessen Angriffe Verf. ausgelegtes Obst auf den gefährdeten Saatflächen empfiehlt. Ferner theilt Verf. mit, dass Hylesinus micans, unser grösster Bastkäfer, der bis jetzt als ausschliessliches Fichteninsect bekannt war, auch in Kiefern vorkommt, weiter, dass Bostrichus typographus, ein Hauptfichtenfeind, im Nothfalle auch die Lerche annimmt und dass Bostrichus lineatus auch entrindete Fichten nicht verschont. Uhlitzsch (Tharand). Eckstein, Die Feinde der Coniferenzapfen. (Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. 1888. p. 239—42.) Wie die Waldbäume durch eine grosse Zahl von Thieren be- schädigt werden, so bleiben auch die Zapfen der Nadelhölzer nicht verschont, sondern sind manchen Angriffen ausgeseszt. Einige Kleinschmetterlinge wirken im Larvenzustand eifrig an diesem Zerstörungswerke mit, es sind dies: 1. Grapholitha strobilella L., der Fichtenzapfenwickler, der die "noch nicht reifen Fichtenzapfen mit mehreren Eiern belegt. Die gelb- lichweissen Raupen höhlen anfangs die Spindel aus, greifen später aber auch die Schuppenbasis und die Samen an; sie verpuppen sich erst im Frühjahr und erscheinen im Mai und Juni als Falter. 2. Phycis abietella W. V., der Fichtenzapfenzünsler, dessen vier- zehnbeinige, schmutzig grüne bis röthlich braune Raupe, mit Längs- streifen und einigen Borsten auf jedem Körperring, sowohl die Samen als auch die Schuppen benagt. Charakteristische Erkennungszeichen an den sich krümmenden Zapfen sind Austritt von Koth und Harzfluss und ferner die Art des Frasses, denn die einzelnen Schuppen sind am Grunde beider- 1) Adresse: Roland Thaxter, New-Haven Connecticut (vom 1. Juli ab, vorher: Cambridge Mass.). = 148 | Pflanzenkrankheiten. seits so ausgenagt, dass ein aus der Mittelrippe und der Spitze bestehendes Stück von Ankerform übrig bleibt. Diese Schuppen- reste fallen äusserst leicht auseinander. Die Raupen begeben sich im Herbst unter die Bodendecke, wo sie in’ einem lockeren Ge- spinnst überwintern und verpuppen sich im nächsten Frühjahr. Der Falter fliegt von Ende Juni bis Mitte Juli und belegt ausser Fichtenzapfen auch noch Chermesgallen, sowie Fichten- und Tannen- triebe mit seinen Eiern. 3. Ephestia elutella H., der Kiefernsamenzünsler, der im Vor- sommer die verschiedenartigsten, trockenen vegetabilischen Stoffe, u. a. auch Kiefernsamen, mit seinen Eiern belegt. Ihre Anwesen- heit verräth die Raupe durch ein feines Gespinnst, das sowohl Koththeile, als auch die ausgefressenen Samenkörner miteinander verbindet. Bei rechtzeitigem Entdecken kann durch Wegnahme jener zusammenhängenden Samen einem grösseren Verluste vorge- beugt werden. | Unter den Käfern ist 4. Pissodes validirostris Sch. als Kiefern- und 5. Anobium abietis Fabr. als Fichtenzapfenschädling bekannt geworden. Ersterer fliegt im Spätsommer und belegt die einjähri- gen Kiefernzapfen mit je einem Ei. Die beinlose Larve verpuppt sich im Innern desselben und verlässt als Imago durch ein kreis- rundes Flugloch den Zapfen, noch: bevor er zu Boden gefallen: ist. Letzterer belegt Anfang Sommers die Fichtenzapfen mit zahl- reichen Eiern, so dass diese kränkeln, Harz zwischen den Schuppen austreten lassen und abfallen. Die Larven zernagen die Spindel und Schuppen an ihrem Grunde, fressen über Winter in dem nun am Boden liegenden Zapfen weiter, um im nächsten Frühjahr ihre Metamorphose durchzumachen. Von Vögeln sind als Zapfenzerstörer bekannt: 6. Loxia pityopsittacus Bechst., der Kiefernkreuzschnabel, 7. Loxia curvirostra L., der Fichtenkreuzschnabel. 8. Picus major L., der grosse Buntspecht und 9. Nucifraga caryocatactes L., der Tannen- oder Nusshäher. Der Kiefernkreuz- schnabel hebt die Schuppen der festen Kiefernzapfen partieen- weise in ihren Anwachsungsstellen aus, während der Fichtenkreuz- schnabel die einzelnen Schuppen der Länge nach noch einmal, seltener zweimal spaltet. Der Buntspecht zerhackt die in Rinden- ritzen eingeklemmten Zapfen aller Nadelhölzer, wobei die Schuppen entweder nur gespalten, meist aber in viele zerschlissene Fäden zerfasert werden, der Nusshäher endlich, der als unregelmässiger Gast aus dem Osten nach Deutschland kommt, aber auch in den Alpenländern heimisch ist, verzehrt die Nüsse der Zirbelkiefern- zapfen, indem er die Schuppen aufreisst oder ganz abbricht und die dadurch freigelegten Nüsse sammt ihrer festen Schale heraus- nimmt. — Unter den Säugethieren sind es 10. die Mäuse und 11. das Eichhörnchen, welche den Coniferenzapfen eifrig nachgehen. Von Mäusen zerfressene Zapfen erkennt man daran, dass die einzelnen Schuppen in gerader Linie dicht an der Spindel abge- schnitten sind. Während sie die langen Fichtenzapfen oft nur ein- 1,5 Buchner, Eine neue Methode zur Kultur anadrober Mikroorganismen. 149 seitig benagen, vermögen sie die kürzeren leichteren Zapfen der Kiefern und Lärchen zu drehen, so dass die Schuppen derselben ringsum gleichmässig abgefressen werden können. Das Eichhörnchen findet in den Nadelholzsämereien wohl seine hauptsächlichste Nahrung. Die festen Nüsse der Zirbelkiefer öffnet es, indem es die Schuppen abreisst, an der Spindel die festen Samenschalen stehen lässt und zunächst ein kleines Loch in die- selben nagt; dann bricht es den oberen Rand der so geöffneten Schale aus und verzehrt den Samen. Bei Lärche und Fichte werden die Schuppen vom untern Ende der Spindel an nach ein- ander ausgebrochen und nur die letzten derselben, welche keinen Samen bergen, an der kahlen Spindel übrig gelassen. Bei den festeren Kiefernzapfen wird gleichzeitig mit den abgerissenen Schuppen ein Theil der Spindel losgelöst, so dass die übrig bleiben- den Reste derselben oft zerfasert erscheinen. Uhlitzsch (Tharand.) . Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Eine neue Methode zur Kultur anaerober ; Mikroorganismen. Von Dr. Hans Buchner, Stabsarzt und Privatdocent für Hygiene in München. Mit 1 Abbildung. Nachdem das Historische der Methoden zur Kultur anaörober Organismen und die Nothwendigkeit weiterer Verbesserungen erst vor Kurzem hier Besprechung gefunden !), kann ich mich sofort zur Beschreibung der neuen Methode wenden. Dieselbe besteht in der Absorption des Sauerstoffs durch alkalisches Pyrogallol. Es verbleibt eine Atmosphäre von Stickstoff und wenig Kohlensäure, gemischt mit einem sehr kleinen Bruchtheil von Kohlenoxyd, das nach den Angaben von Calvert und Cloöz und dann von Boussingault bei Absorp- tion des Sauerstoffs durch Pyrogallussäure neben der in Lösung bleibenden Essigsäure und Kohlensäure gebildet wird. Die Menge des Kohlenoxyds beträgt nach letzterem Autor 0,4 bis 3,4 Procent vom Volum des absorbirten Sauerstoffs; dieselbe nimmt ab mit der Intensität der Einwirkung, beträgt mehr bei der Absorption von 1) C. Fränkel, Ueber die Kultur anaörober Mikroorganismen. (Centralblatt f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. Bd. III. 1888. p. 735 u. ft.) 150 Buchner, reinem Sauerstoff als bei jener von Sauerstoff, gemischt mit einem indifferenten Gase. Die Menge des Kohlenoxyds ist also im vorliegen- den Falle jedenfalls gering. Von einem schäd- lichen Einfluss derselben auf die Kulturen der anaöroben Bakterien konnte ich mich bis jetzt nicht überzeugen. Vielmehr gedeihen auch die strengsten Anaöroben (Bacillus des malignen Öedems) recht gut in dem durch Pyrogallus- säure von Sauerstoff befreiten Raume. Die einfachste Anordnung des Versuches zeigt nebenstehende Figur, in reducirtem Ver- hältniss. Für gewöhnlich besitzt das äussere Rohr eine Länge von 22—24 cm und eine Weite von 3cm, das innere Rohr ebenfalls entsprechend grössere Dimensionen. Um eine Anaörobierkul- tur anzulegen, kommt in das äussere Rohr auf den Grund (bei ») 1g trockne, käufliche Pyro- gallussäure, hierzu mittelst Pipette 10 ccm einer 7, Kalilauge (1 Theil Liquor kali caust., 10 Theile Wasser), dann sofort auf einem kleinen Drahtgestell das vorher bereits inficirte Kultur- röhrchen mit Nährgelatine (n») oder Agar, Serum oder Kartofieln etc. Der Pfropf des letzteren kann nach dem Einführen mittelst Pincette et- ' was gelockert werden, um die Absorption des Sauerstoffs im inneren Rohre zu beschleunigen. Nothwendig ist dies keineswegs, da der Pfropf die Diffusion der Gase nur wenig behindert. Alsdann wird die äussere Röhre durch einen neuen, elastischen, fest schliessenden Kaut- schukpfropf, den man zweckmässig an seinen Seitenwandungen etwas benetzt, luftdicht ver- schlossen. Beträgt der Luftraum der äusseren Röhre 100 ccm, die Menge der Pyrogallussäure 1 g, jene der Zehntelkalilauge 10 ccm, so ist im Brütkasten bei 37° die Sauerstoffabsorption nach 24 Stunden vollendet. Von dieser That- sache überzeugte ich mich dadurch, dass in der. inneren Röhre anstatt des Nährmediums dünnwandige Glaskugeln mit alkalischer Pyro- gallollösung eingeschlossen und nach 24 Stunden alsdann durch Erschütterung zerbrochen wur- den. Das Hellbleiben der Lösung bewies die Abwesenheit von Sauerstoff. Schärfere Proben anzuwenden, schien mir nicht nöthig, weil die Thatsache, dass strenge Anaerobier in dem Apparat gedeihen, für die practische Ver- wendbarkeit desselben wohl genügt. Für rein Eine neue Methode zur Kultur anaörober Mikroorganismen. 151 theoretische Versuche, bei denen von vorneherein jede Spur von Sauerstoff auszuschliessen ist, muss ohnehin eine der bisher be- kannten Methoden verwendet werden, und namentlich müsste dann der Apparat zugeschmolzen werden. Aber gerade das Einschmelzen wollte ich vermeiden, um die schnelle Herstellung der Kultur und die rasche Wiederherausnahme zu ermöglichen. In der Kälte, im Eisschrank, erfolgt die Absorption des Sauer- - stoffs wesentlich langsamer. Aber bei 20° C geschieht dieselbe für das practische Bedürfniss wohl in der Regel genügend rasch. Wenigstens kann man dann nach 2 Tagen annehmen, dass der Sauerstoff völlig verschwunden ist. Schon nach 24 Stunden ist die Menge desselben unter diesen Bedingungen jedenfalls nur mehr eine geringe. Beschleunigend wirkt natürlich öfteres Umschütteln der Pyrogallussäure; namentlich aber wird die Absorption rascher, wenn man die Kalilauge in die äussere Röhre in kochend heissem Zustand einträgt, und die allzurasche Abkühlung durch Umwickeln mit Watte verhindert. Alle diese Kunstgriffie (auch das vorherige Auskochen der Nährgelatine etc.) werden indess in der Regel nicht nöthig sein; meist ist es ja gleichgültig, ob eine Anaörobierkultur nach 5 oder 6 Tagen auf dem Höhepunkt ihrer Entwickelung an- langt. Und lediglich für practische Laboratoriumszwecke möchte ich diese neue Methode empfehlen, bei denen es darauf ankommt, Zeit und Arbeit zu sparen. Wenn Gruber für seine Methode etwa 20 Minuten, Fränkel etwa 10 Minuten pro Kultur be- rechnet, so möchte ich für diese neue Methode, wenn alles Zuge- hörige zur Hand ist, höchstens die Hälfte der letzteren Dauer in Anschlag bringen. Schliesslich‘ versteht sich von selbst, dass mittelst der Es- march schen Rollmethode bei diesem Verfahren sehr leicht auch isolirte Kolonieen von Anaörobiern erhalten werden können. Ferner, dass auch gewöhnliche Plattenkulturen von Anaörobiern möglich sind, wenn unter eine luftdicht schliessende Glocke grössere Mengen von alkalischer Pyrogallollösung zugleich mit den Platten einge- bracht werden. München, den 9. Juli 1888. Dal Pozzo, Domenico, Das Eiweiss der Kiebitzeier als Nährboden für Mikroorganismen. (Medicinische Jahr- bücher. 1887. pag. 523 —529.) Die von Tarchanoff zuerst sefundene Thatsache, dass das Eiweiss der Vogeleier von Nesthockern im Gegensatz zu dem der Nestflüchter bei einer Temperatur, bei der das Eiweiss gerinnt, zu einer klaren, durchsichtigen, opalescirenden Masse erstarre, be- nutzte der Verf. zur Herstellung eines neuen Nährbodens und ver- wendete dazu das Eiweiss der Kiebitzeier nach folgendem Ver- fahren: Das Ei wird äusserlich sorgfältig gereinigt, dann geöffnet und die zunächst ausfliessende äussere dünnflüssige Fiweissmasse in einem sterilisirten Gefässe aufgefangen, diesem der vierte Theil 152 Plaut, Ueber eine Verbesserung meiner Wassersterilisationsflaschen. Wasser zugesetzt, das Ganze in Reagensgläschen eingefüllt und nach vorausgegangener discontinuirlicher Sterilisation schräg zum Erstarren gebracht. Aus einem Ei gewinnt man etwa für 4—5 Eprouvetten flüssige Lösung. Dem Nährboden kann man nach Bedarf auch Glycerin, Dextrin, Kleister u. s. w. zusetzen. Die den Dotter umgebende dichtere Eiweissmasse wird gleichfalls mit Wasser, zweckmässig auch mit Glycerin, versetzt, filtrirt und in derselben Weise behandelt wie die verdünnte Eiweissmasse. Die discontinuirliche Sterilisation ist nicht unbedingt nothwendig, da das Eiweiss sich als frei von Mikroorganismen erwies. Auf diesem so hergestellten durchsichtigen festen Nährboden wurden nun eine Reihe von Saprophyten und auch einige parasitäre Mi- kroben gezüchtet und es wuchsen dieselben mit allen ihren Eigen- thümlichkeiten, zuweilen unter Trübung des Eiweiss vom Impfstiche aus, zuweilen unter Verflüssigung desselben; manche gediehen nur langsam, manche auch gar nicht. Die Eiweissmasse liess sich auch zur Herstellung von Platten verwenden, indem zunächst das Impfmaterial in dem Eiweiss fein vertheilt und die Platte alsdann über Schwefelsäure getrocknet wurde; diese kam alsdann in die feuchte Kammer und bei Zimmer- temperatur ging die Entwicklung der Mikroorganismen gut von Statten. Goldschmidt (Nürnberg). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. — Ueber eine Verbesserung meiner Wassersterilisations- Flaschen. Von Dr. Hugo Plaut Leipzig. Die von mir im Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten- kunde Bd. III. 1888. No. 3 beschriebenen Wassersterilisationsflaschen leiden an dem Uebelstande, dass, falls der Verschluss zwischen Stöpsel und Hals vollständig luftdicht ist, ein Theil des in den- selben befindlichen Wassers herausläuft und zwar so weit, als das Glasrohr reicht. Leicht wird diese Störung vermieden, wenn man Kork zum Verschluss der Flasche verwendet, und das Glasrohr vor dem Sterilisiren soweit herauszieht, wie das Niveau des Wassers steht. Nach vollendeter Sterilisation wird die Glasröhre hinunter- geschoben, wodurch der Apparat wieder gebrauchsfähig wird. Will man den Glasstöpselverschluss beibehalten, so sorge man vor dem Einstellen in den Apparat nur dafür, dass derselbe nicht luftdicht Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 153 gemacht wird, was durch leichtes Emporziehen des Stöpsels unter der Watte sicher bewirkt wird. Für gewöhnlich wird allerdings die Lockerung desselben durch den sich. im Gefässe entwickelnden Dampfdruck hervorgerufen, manchmal aber erst, nachdem schon Wasser herausgelaufen ist, weshalb diese Vorsichtsmaassregel wohl zu beachten sein dürfte. Nach der Sterilisation kann dann der Verschluss durch Festerbinden des Bindfadens etc. wieder luftdicht gemacht werden. Ich werde zu diesen Zeilen dadurch veranlasst, dass ich kürz- lich bei einer gut schliessenden Flasche die Beobachtung machen musste, dass nach der Sterilisation stets der grösste Theil des Wassers herausgelaufen war undich daher annehmen kann, aass dieses Vorkommniss auch anderen Fachgenossen zugestossen sein Könnte. Leipzig, Juni 1888. Neuer Desinfectionsapparat von 6. van Overbeek de Meyer. „Nederl. Tydschrift voor Geneeskunde“ Jahrg. 1888. I. S. 197 und „Ihe Sanitary Record‘ IX. May 15, 1888. S. 498 enthalten eine ausführliche Beschreibung des von G. van Overbeek de Meyer gebauten Dampf-Desinfectionsapparates, der in der Nieder- landen schon vielfach in Verwendung steht und seiner Leistungs- fähigkeit und vergleichsweisen Billigkeit halber Aufmerksamkeit ver- dient. Für Ref. ist die Construction von besonderem Interesse, weil sie den von ihm gewünschten Versuch im Grossen, mit Einleitung des Wasserdampfes in die Desinfectionskammern von oben her bereits darstell. Van Overbeek hat schon auf dem inter- nationalen hygienischen Congresse in Wien im September v. J. seinen Apparat beschrieben. Es ist dies aber dem Ref. erst durch eine jüngst erhaltene briefliche Mittheilung Prof. van Over- beeks bekannt geworden, da er, in der Ill. Section des Congresses beschäftigt, den Verhandlungen über Desinfection nicht hatte bei- wohnen können und dem, dem Protokolle einverleibten Autor- referate van Overbeek’s nicht das Geringste über die Ein- richtung seines Apparats zu entnehmen ist. Der Desinfector besteht aus einem Kasten von galvanisirtem Eisenblech, von parallelepipedischer oder cylindrischer Gestalt, mit Kieselguhr oder einem anderen schlechten Wärmeleiter be- kleidet, in den ein zweiter, kleinerer Kasten eingeschachtelt ist. Der äussere Kasten ist mit einem Wasserstandsglase, einer Füllöffnung, einem Ausflusshahne und einem Tubus zur Aufnahme eines Thermo- meter versehen. Durch eine kreisrunde Oeffnung mit aufgekrämpten Rande in der Decke des inneren Kastens ist die Verbindung zwischen dem Hohlraume zwischen den Kastenwänden und der inneren Des- infectionskammer hergestellt. Eine zweite viel engere Oeffnung be- findet sich im Boden des inneren Kastens. Sie führt zu einem im Zwischenraume liegenden kupfernen Rohre, das seitlich ent- weder ins Freie oder in einen Schornstein mündet. Eine der senk- 154 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. rechten Wände des Apparates wird von der doppelwandigen, in ihrem Hohlraume mit Schlackwolle gefüllten Thüre der Desinfections- kammer eingenommen; eventuell können auch zwei Thüren an gegenüberliegenden Seiten angebracht werden. Der Zwischenwandraum dient als Wasserbehälter und wird bis zur halben Höhe gefüllt!). Wird das Wasser zum Sieden er- hitzt, so wärmt es zunächst die Wände der Desinfectionskammer und verhindert so aufs Wirksamste die Condensation. Der Dampf erfüllt und erwärmt zunächst den Hohlraum zwischen den 'beiden Kästen und tritt dann von oben in die Desinfectionskammer, die er durch das im Boden sich öffnende Rohr verlässt. Da die untere Oeffnung viel enger ist als die obere, so herrscht in der Kammer ein leichter Ueberdruck und wird darin eine Temperatur von 100,5 bis 101° C erreicht. Der Apparat kann für Gas-, Kohlen- oder eine beliebige andere Feuerung eingerichtet werden und in verschiedenen Dimensionen (1,5—4 cm nutzbarer Raum) angefertigt werden. Sein Preis ist relativ niedrig und beträgt, je nach der Grösse, 700—1200 holländ. Gulden. Er wiegt 1300—2300 kg und kann leicht transportabel gemacht werden. Das Ergebniss der mit kleinen und grossen Apparaten ange- stellten Versuche war sehr günstig. Bei einem Ofen mit 1,3 cm nutzbarem Raume dauerte es bei Kohlenfeuerung 1 Stunde und 20 Minuten, bis die Wassermasse von 600 Liter mit der An- fangstemperatur von + 7° C zum Sieden erhitzt war. Ist die Dampf- entwickelung einmal im Gange, dann erfolgt die Desinfection sehr . rasch. Matratzen, Polster, Bettdecken, Kleider werden binnen längstens 18 Minuten durch und durch auf 100° erwärmt, so dass also ungünstigsten Falles die Desinfection in °/, Stunden, vom Ein- bringen der Objecte an gerechnet, sicher erreicht ist. Ueberall im Raume herrscht sehr gleichmässige Temperatur. Die Gegen- stände werden wenig feucht und gar nicht beschädigt. | M. Gruber (Wien). Baumm, Das Creolin in derGeburtshülfe. (Centralblatt für Gynaekologie. 1888. No. 20). Verfasser fordert, gestützt auf seine Erfahrungen über die Verwendbarkeit des Creolins in der Geburtshülfe, zu weiteren Ver- suchen mit diesem Mittel auf. Zur Anwendung gelangten zumeist !/,procentige Lösungen. : Das Creolin eignet sich zur Verhütung und Bekämpfung puer- peraler Erkrankungen, ferner zur Heilung von Dammrissen und Schleimhautverletzungen sehr wohl. Schrunden und Excoriationen der Brustwarzen heilen bei An- wendung von !/,procentigen Creolinlösungen weniger gut als unter Sublimatbehandlung. 1) van Overbeek hat also diese zweckmässige Construction von Thurs- field angewendet. a En” Institute. 155 Stärkere als 2procentige Lösungen verursachen auf Schleim- häuten und Hautpartieen mit zarter iältei Brennen und können sogar ein Erythem hervorrufen. Die Ungiftigkeit des Creolins hält der Autor nicht für be- wiesen, da in einem Falle, in welchem UÜterusausspülungen mit Creolinlösungen vorgenommen worden waren, Erscheinungen auf- traten, welche nach der Analogie mit anderen Antiseptieis sehr wohl als Zeichen einer stattgehabten Intoxication aufgefasst werden könnten. Dieselben äusserten sich in Benommenheit, Schwindel, Ohren- sausen, Uebelkeit, Erbrechen und einer Schwarzfärbung des Harns. Der letztere war nicht untersucht worden. Diese alleinstehende Be- obachtung ist jedenfalls nicht darnach angethan, den Ruf der Un- giftigkeit des Creolins umzustürzen, doch wird es angezeigt sein, darnach zu trachten, in ähnlichen Fällen den Grund für diese Er- scheinungen zu eruiren und speciell sein Augenmerk auf eine exacte Untersuchung des Harns zu richten. Zur Desinfection der Hände sind 2procentige Creolinlösungen angenehmer als Carbol- und Sublimatlösungen. Zum Einlegen von Instrumenten eignet sich Creolin, wie dies jüngst auch von Eisenberg hervorgehoben wurde, .wegen seiner Undurchsichtigkeit nicht. Elastische Katheter werden durch das- selbe angegriffen. Eine blutstillende Wirkung des Creolins wurde von B. nicht beobachtet. Pediculi pubis werden durch eine 2procentige Lösung rasch getödtet. Dittrich (Prag). Berichte aus und über Institute. Emmerich, Mittheilungen über die im Jahre 1887 im hygienischen Institute zu München ausgeführten bakteriologischen Untersuchungen. (Münchener medi- ‘ einische Wochenschrift. 1888. No. 18. 19 und 20.) Verfasser giebt einen Bericht über die im verflossenen Jahre im hygienischen Institute zu München vorgenommenen bakterio- logischen Untersuchungen. Von diesen Arbeiten ist ein grosser Theil bereits publieirt worden. So hat C. Kraus im Archiv für Hygiene Bd. VI. seine über das Verhalten pathogener Bak- terien im Trinkwasser ausgeführten Untersuchungen publi- eirt. Da sich jedoch herausstellte, dass sich die Wasserbakterien in mit pathogenen Bakterien inficirten Wasserproben sehr rasch und stark vermehren, hat Emmerich die gleichen Versuche am Brunnen selbst angestellt, 156 | Institute. Es wurden dem Wasser von Agar- und Kartoffelkulturen ent- nommene und auf sterilisirtem Lycopodiumpulver angetrocknete Milzbrandsporen in dem Verhältnisse beigemengt, dass 1 ccm Wasser 300 Sporen enthielt. Auf Gelatineplatten entwickelten sich bald nachher 208, nach 12 Stunden 60 Milzbrandkolonieen pro 1 ccm Wasser, nach 36 Stunden gar keine Kolonieen mehr, während noch reichliche Lycopodiumsporen in dem Wasser suspendirt waren. Am 5. Tage nach der Beimischung der Milzbrandsporen zum Brunnen- wasser entwickelten sich nochmals 40 Kolonieen pro 1 ccm Wasser. Auf später angelegten Plattenkulturen konnten keine Milzbrand- kolonieen mehr nachgewiesen werden. Nach der Ansicht des Verfassers handelt es sich hier um einen Sedimentirungsprocess, in dem sich die Milzbrandsporen in kurzer Zeit zu Boden senken und so aus dem Brunnenwasser eliminirt werden. Diese Versuche werden weiter fortgesetzt. Weiter gedenkt Emmerich der Versuche Kurkanoff's, welche darthun, dass die Infection vom Magen und Darm aus viel schwieriger erfolgt als die Infection von den Lungen aus, sowie der Untersuchungen Muskathblüth’s über Infection von den Lungen aus. Bei der Besprechung der Arbeit Hartmann’s über die Ae- tiologie des Erysipels und des Puerperalfiebers erwähnt Verfasser, dass in der letzten Zeit Cantu durch Zählversuche die Mösglich- keit der Vermehrung der Erysipelkokken in natürlichen Nährsub- straten der Umgebung von München nachgewiesen hat. Cantu hat gefunden, dass die Erysipelkokken durch andere Spaltpilze nicht vernichtet werden, und dass ihre Vermehrungsfähigkeit in Bakteriengemischen nicht leicht beeinträchtigt wird. Sie können sich auf den Dielen eines Fussbodens bei genügender Feuchtigkeit, wenn auch wenig Nährmaterial vorhanden ist, neben anderen Mi- kroorganismen vermehren. Auf diese Weise können in Wohnräumen, in welche einmal Erysipelbakterien gelangt sind, Herde entstehen, von denen zeitweise Infectionen ausgehen. Emmerich selbst fand Erysipelkokken in der Luft eines Sectionssaales. Von sonstigen Arbeiten sind zu erwähnen eine von Utpadel über eine pathogene Bakterienart in einer Zwischendeckfüllung und eine zweite vom Verfasser über die Heilung des Milzbrandes, beide veröffentlicht in Bd. VI. des Archivs für Hygiene und endlich Weibel’s Untersuchungen über Vibrionen in Bd. II. dieses Cen- tralblattes. Endlich erwähnt Verfasser eines Unglücksfalles, welcher im Institute vorgekommen ist. Ein russischer Arzt hatte sich gelegent- lich einer an einem Kaninchen vorgenommenen subcutanen Injec- tion von Milzbrand infieirt. Es entstand eine Pustel am Daumen, und später traten Schwellung der Achseldrüsen und Anzeichen einer Allgemeininfection hinzu. Nach Exeision des primären Herdes am Daumen, Exstirpation der axillaren I,ymphdrüsen und gründlicher Neue Litteratur. 157 Desinfection erholte sich der Kranke und genas endlich vollständig. Die bakteriologische Untersuchung ergab, dass es sich in diesem Falle um reinen Anthrax gehandelt hatte. Dittrich (Prag). 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(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, Anchylostomum, Trichocephalus, Oxyuris.) Chronische Entzündung der Magenschleimhaut durch Gnathostoma hispidum. Der handschildrige Magenwurm (Csokor). — Magenwurmseuche bei einer Ziege. (Oesterreich. Zeitschr. f. wissenschaftl. Veterinärkunde. 1888. No. 1/2. p. 53—54.) Gregarinosis der Forellen. (Oesterreich. Zeitschr. f. wissenschaftl. Veterinärkunde. 1888. No. 1/2. p. 56—59.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Räthay, E., Die Gallenlaus im Versuchsweingarten am schwarzen Kreuze. (Wein- laube. 1888. No. 27. p. 316.) Viala, P., et Ravaz, L., Recherches exp6rimentales sur les maladies de la vigne. (Compt. rend. de Y’Academie des sciences de Paris. T. CVI. 1888. No. 25. p. 1711—1712.) | i Berichtigung. In Band IV. No. 1 ist auf $. 21 Zeile 13 von unten statt Fig. 4 zu lesen Fig. 3, auf derselben Seite Zeile 6 v.u. a statt D, desgl. S. 22 Zeile 2 v. o. wieder a statt D und auf derselben Seite Zeile 11 v. u. statt Fig. 4 Fig. 3 und Zeile 9 v. u. wieder a statt D. 7 —_——— — — — — — —— ——— Inhalt. Altum, Kleinere forstzoologische Mit- | Neisser, Versuche über die Sporenbildung theilungen, p. 147. | bei Xerosebaeillen, Streptokokken und Blanc, Scarlatina and the cow, p. 139. Choleraspirillen, p. 139. Berenger-Föraud, L. J. B., Legons eli- Thaxter, Roland, The Entomophthoreae niques sur les Taenias de l’homme, of the United States, p. 145. p. 148. Zehender, W. von, Die parasitischen Er- Bouchard, Sur l’elimination par les uri- krankungen des Auges, p. 143. nes dans les maladies infectieuses, de matieres solubles, morbifigques et vac- ceinantes, p. 131. Clado, Deux nouveaux bacilles isoles Untersuchungsmethoden, Instru- mente etc. Buchner, Hans, Eine neue Methode zur Kultur anaörober Mikroorganismen. Mit dans les urines pathologiques, p. 129. . = Er ; Ä e 1 Abbildung. (Orig.), p. 149. 2, en a u Dal Pozzo, Domenico, Das Eiweiss der Kiebitzejer als Nährboden für Mikro- Couneilman, W. T., Some further inve- organismen äp. 10H stigations on the malarial germ of La- veran, p. 131. Entwicklungshemmung und Vernichtung Eckstein, Die Feinde der Coniferenzapfen, der Bakterien und Parasiten. pP. M4.ong Baumm, Das Creolin in der Geburtshülfe, Halle, Recherches bacteriologiques sur p. 154. un cas de fievre urineuse, p. 130. Plaut, Hugo, Ueber eine Verbesserung Lesage, A., Du Bacille de la diarrhee meiner Wassersterilisations - Flaschen. verte des enfants du premier age, p- 135. (Orig.), p- 152. — _—, De la dyspepsie et de la diarrhee | van Oberbeek de Meyer, @., Neuer Des- verte des enfants du premier age, p. 137. infeetionsapparat, p- 153. Marchiafava e Celli, Sulla infezione ma- larica. Memoria IV, p. 132. Morel-Lavallee, Deux cas de tuberculose verruqueuse de la peau. — Du traite- ment jodoforme applique par la me- thode hypodermique & la serofulo-tu- ' bereulose eutande non uleerative, p. 138. Neue Litteratur, p. 157. Berichte aus und über Institute. Emmerich, Mittheilungen über die im Jahre 1837 im hygienischen Institute zu München ausgeführten bakteriolo- gischen Untersuchungen, p. 155. ’ Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, Ausgegeben am 28. Juli 1888. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. fr, Prof, Dr. Lenckart una Professor Dr, Loefler in Leipzig in Berlin, herausgegeben von Dr. O0. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. SD) IV. Band. No. 6. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. Ber Zu beziehen dureh alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die Redaction des „Centralblatis für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene bitte, elwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Zur Aetiologie der Hühnercholera, Nebst einigen Bemerkungen über die ESLUNZLODIHRENITAES- Von Dr. N. Gamaleia, Vicedirecetor der bakteriologischen Station ın Odessa. Zweimal bereits — während eines heissen Sommers — bin ich bei Cadavern von durch Intoxication mittelst nicht pathogener Bakterien getödteter Tauben auf Bakterien gestossen, welche so- zusagen spontan auftreten und bei einer Reihe von Üebergängen durch Tauben eine derartige Virulenz erlangen, dass ein einziger Tropfen aus dem Herzblute der todten Taube, bei subcutaner Impfung, binnen einiger Stunden die nächstfolgende Taube zu | 11 162 | | Gamaleia, tödten vermag. Anden Cadavern wurden Erscheinungen der acutesten Septikämie gefunden: keinerlei Reaction an der Impfstelle, Hyperämie des Darmkanals und eine Unmasse Bakterien im Blute. Diese Bakterien erschienen in Gestalt feiner Stäbchen mit schwer kolorirbarer Mitte, und glichen durch ihre Form und ihr Wachsthum in Bouillon, in Gelatine und Agar völlig den Bakterien der Hühnercholera. Erst neuerdings fand ich Gelegenheit, weitere Forschungen über die Natur und den Ursprung dieser unberufenen Eindringlinge anstellen zu können. Es galt festzustellen, da wir dazumal keine Hühnercholera in unserm Laboratorium hatten: Lassen sich die- selben mit den Bakterien der Hühnercholera identificiren? Lassen sich somit diese letzteren für in der Natur verstreut lebende halten, welche die Fähigkeit besitzen, ohne specifische Infection aufzutreten ? In der Litteratur giebt es einige Hinweise auf ein solches Verhalten der Hühnercholeramikroben. So spricht Toussaint z. B. die Meinung aus, die Hühner- cholera sei Septikämie, welche durch verschiedene gefaulte Stoffe hervorgerufen werden könne. Seine diesbezüglichen Arbeiten sind indess von geringem Belang, da er die Hühnercholera offenbar mit der Vibrionen-Septikämie verwechselt !). Marchiafava und Celli haben indess trotz mehrfacher Versuche die Hühnercholera im Wege fauler und eiteriger Substrate nicht wieder zu erzeugen vermocht ?). Zu negativen Resultaten führten auch die eigenen Versuche Kitts. Nichtsdestoweniger muthmaasste er, sich auf Fälle spontanen Erkrankens an Hühnercholera stützend, welche z. B. auf Verfütterung mit faulem Fleisch oder Fliegenlarven eintrat, dass der ungemein weit in der Natur verbreitete Mikrobe der Hühnercholera zufällig in eine Wunde des Huhns gelangen und somit Anlass zu der Epidemie geben könne. Solche Muthmaassungen lassen sich indess schwer mit den biologischen Eigenthümlichkeiten der Bakterien der Hühnercholera in Einklang bringen. Denn eine umfassende saprophytische Ver- breitung der Hühnercholeramikroben in der todten Natur ist durch- aus unvereinbar mit ihrer Unhaltbarkeit bei Einwirkung von Trocken- heit, Licht und Luft. Ich habe mir folgende Erklärung zurecht gelegt: Durch Intoxication beeinflusst, büsste der Organismus der Taube seine Fähigkeit ein, sich den vom Darmkanal aus anstürmenden Bakterien zu widersetzen, und diese letzteren gewannen mithin die Ober- hand im Blute Oder mit anderen Worten: ich glaubte, die Bakterien der Hühnercholera seien ‚stetige Parasiten des normalen Darmkanals eines Vogels. Behufs Lösung dieser Frage wurden folgende Versuche unter- nommen: 1) Toussaint, L’identit& de la septice&mie experimentale aigue et du cholera des poules. (Compt. rend. T. XCI. 1880. p. 301.) 2) S. Kitts Werth und Unwerth der Schutzimpfungen. p. 69. a ne a al Zur Aetiologie der Hühnercholera. 163 » Den 30./V. wurde eine gesunde Taube getödtet (die übrigen Tauben derselben Partie bekundeten auch späterhin keinerlei Spuren von Erkrankung). Der Inhalt des Magens, des Dünn- darms und Dickdarms wurde, mit sterilisirter Bouillon vermengt, einem frischen Kaninchen subcutan eingeführt. Am 31./V. Nachts erlag das Kaninchen. Die Autopsie er- gab an der Impfstelle ein gallertiges Oedem. Die Gedärme waren mit flüssigem Inhalt angefüllt; die Milz erschien kirschbraun. Im Herzblut fand sich eine bedeutende Anzahl feiner Stäbchen mit schwer kolorirbarer Mitte, welche vollkommen den Bakterien der Hühnercholera ähnlich waren. Mit diesem Blute wurde ein neues Kaninchen subcutan geimpft und aus dem Blute wurden Aussaaten auf Agar-Agar, Gelatine nnd Bouillon gemacht. Dieses Kaninchen fand man am Morgen des 1./VI. todt. An der Impfstelle befand sich ein gallertiges Oedem; die Milz war schwach hyperämisch. Viele Bakterien der Hühnercholera fanden sich im Herzblut, woraus Kulturaussaaten gemacht und ein frisches Kaninchen geimpft wurde. Dieses Kaninchen verendete am 2./VI. Nachts. An der Impfstelle zeigte sich ein kleines hämorrhagisches Oedem und die nämlichen Bakterien fanden sich im Blute des Herzens. Auch daraus wurde Verimpfung auf ein Kaninchen und eine Taube vor- genommen. Beide Thiere erlagen am 3./VI. Das Kaninchen wies die be- kannten Erscheinungen auf. Bei der Taube fand sich eine stark hyperämische und weiche Milz, in den Gedärmen eine blutdurch- setzte Flüssigkeit. Im Herzblut waren die nämlichen Bakterien wie bei den vorangegangenen Fällen. Das Blut wurde zwei Tauben eingeimpft und daraus zugleich eine Aussaat auf Gelatine, Agar-Agar und Bouillon gemacht. Am 4./VI. Nachts erlagen die Tauben. Bei der ersten fand sich ein blutiges Gerinnsel an der Impfstelle‘); eine hyperämische und weiche Milz, hyperämischer Dünndarm und viele Bakterien im Herzblute. Die andere Taube zeigte Blutergüsse in den Gedärmen und Diarrhöe, sehr weiche und dunkle Milz und sehr viele Bakterien im Blute. Dieses wurde auf zwei Tauben verimpft. Am 5./VI. gegen Morgen waren beide todt. Bei Autopsie der einen wie der anderen zeigte sich der nämliche Befund. Ich setze hinzu, dass sämmtliche erlegene Tauben ein durch- aus typisches Bild der Krankheit aufwiesen: aufgeblähtes Gefieder, Schlafsucht, Durchfall. Kulturen aus dem Blut oben erwähnter 1) Zu wiederholten Malen habe ich dieselben Veränderungen an der Impfstelle gefunden, die Kitt für charakteristisch für Cholera bei Tauben hielt. So wurde am 24/VI. eine Taube mit einer Kultur unserer Bakterien geimpft. Nachts erlag sie und wies — nebst anderweitigem typischem Befund — an der Impf- stelle gelbe, subeutane und intramusculäre Auflagerungen vor. 11* 164 Gamaleia, Thiere trugen alle gewöhnlichen Beschaffenheiten von Kulturen der Hühnercholera zur Schau: eine schwache Trübung in der Bouillon, ein tropfenartiges Wachsthum auf Gelatine, weisser Rasen auf Agar, Ausbleiben des Fortkommens in Bierwürze. Ein vollständiger Beweis einer Identität der von mir aufge- fundenen Bakterien mit Mikroben der Hühnercholera soll weiter- hin angeführt werden. 11. Am 3./VI. wurde eine gesunde Taube geopfert und secirt, | der Darminhalt aber subcutan auf einen Ziesel verimpft. Am 4./VI. erlag das Thier. Die Impfstelle, Gedärme und Milz boten keine erheblichen Abweichungen von der Norm und im Blute fand ich eine wenig beträchtliche Anzahl von Bakterien. Mit diesen wurde ein frischer Ziesel inficirt. Am 5./VI. Nachts erlag dieser. An der Impfstelle fand sich eine granulöse Entzündung mit Eiterung im Centrum, hyperämirte Milz und im Herzblut eine Anzahl typischer Bakterien der Hühner- cholera. Dies wurde auf eine Taube verimpft, welche am 26/.V. Nachts starb und stark hyperämische, weiche Milz und die Gedärme mit flüssigem Blutinhalt angefüllt zeigte. Im Blute, welches dem Herzen entnommen wurde, fand man die typischen Bakterien der Hühnercholera. Auch mit diesem Blut wurde wieder eine Taube inficirt, die am 27./V. Nachts verendete. Hyperämie der Gedärme und der Milz, typische Bakterien im Herzblute, woraus Aussaaten auf Bouillon, Gelatine und Agar gemacht wurden. Ueberall ge- wann man daraus charakteristische Kulturen der Hühnercholera. Als Ergebniss dieser zwei Versuchsreihen stellt sich heraus, dass der Darmkanal gesunder Tauben Bakterien einschliesst, welche in ihren sämmtlichen untersuchten morphologischen wie physio- logischen Kennzeichen mit den Mikroben der Hühnercholera identisch sind. Da indess den Bakterien der Hühnercholera bekanntlich auch die Bakterien der Kaninchenseptikämie durchaus ähnlich sind, so habe ich zur Vervollständigung meiner Argumentation beweisen müssen, dass meine Bakterien auch noch jene specifische Eigen- thümlichkeit der Hühnercholeramikroben besitzen, welche von Pasteur entdeckt worden ist, nämlich die Eigenschaft, unter entsprechenden Bedingungen für die Hühnercholera Immunität zu verleihen. Es sei mir gestattet, Einiges über die für die Vaccination unerlässlichen Bedingungen zu bemerken, insofern diese durch meine Untersuchungen über Schutzimpfungen gegen Anthrax klargelegt worden sind. Ich stellte fest — durch unmittelbare Versuche an über 300 Schafen, dass Anthraximpfungen nur dann — dann aber auch stets — dauernde Immunität verleihen, wenn ihre Wirkung sich in einem (etwa 2° über die Norm) erhöhten, doch nicht anhaltenden Fieber bei geimpften Thieren äussert !). 1) S. meine Mittheilungen in der „Landwirthschaftlichen Gesellschaft‘, Pa Januar u. Mai 1888. Zur Aetiologie der Hühnercholera. 165 Die Bedeutung dieses Vaccinalfiebers ist ebenfalls durch directe Forschungen klargelegt worden, und besteht darin, dass während dessen Dauer eine Vermehrung der Vaccinen sowie deren Zerstörung in den inneren Organen vor sich geht!). In diesem allgemeinen Sinne, wie ich ihn dem angeimpften Fieber beilege, war zu vermuthen, dass selbiges auch bei andern Schutzimpfungen ?) un- erlässlich sei. Weiterfolgendes rechtfertigt diese Voraussetzungen für die Hühnercholera. . III. Versuchsreihe. Schutzimpfung. Am 24./V. wurde Herzblut einer Taube (I. Serie), mit Bouillon vermengt, einem frischen Huhn unter die Flügelhaut in !/, ccm Quantität verimpft. Das Huhn blieb den folgenden Tag etwas matt, erholte sich aber bald wieder. Am 27./V. wurde das Herz- blut einer Taube (Tags zuvor mit einer Kultur geimpft, welche aus der I. Serie gewonnen worden — die Taube verendete Nachts), mit Bouillon vermengt, dem nämlichen Huhn in den Brustmuskel in der Menge eines !/, ccm verimpft. Diesmal wurde das Huhn offenbar krank, hatte zwei Tage schlechten Appetit, etwas dünnen, flüssigen Stuhl, kam aber wieder auf. Am 2./VI. wurde das Herzblut einer Taube (Tags zuvor mit einer Kultur geimpft, welche aus der I. Serie gewonnen worden — die Taube verendete Nachts), mit Bouillon vermengt, dem nämlichen Huhn in den Brustmuskel in Quantität eines vollen ccm verimpft. Das Huhn erkrankte gar nicht. Controle durch das Virus der Hühnercholera. Am 5./VI. wurde eine Kultur des Hühnercholeravirus, welche mir vom Laboratorium Pasteur zugesandt war, einem frischen Huhne verimpft, welches am 7./VI. Nachts starb. Sein Herzblut, typische Bakterien der Hühnercholera enthaltend, ward dem prä- servirten wie dem Controlhuhn in gleicher Menge (1 ccm) in die Brustmuskeln verimpft. Das Controlhuhn verendete in der nächsten Nacht an der typischen Hühnercholera, wie durch den Krankheitsverlauf, Leichenbefund, mikroskopische Beobachtungen und Kulturen bewiesen wurde, wäh- rend das präservirte nicht das geringste Uebelbefinden äusserte. und bis zur Stunde wohlauf blieb. Aufschluss zu diesen Thatsachen liefert folgende Temperatur- tabelle 3): | 1) „Sur la destruction des microbes dans les organismes febrieitants.‘‘ (Ann. de YInst. Pasteur. Mai 1888.) 2) Bis auf die Tollwuth, woselbst der nämliche Zweck auf anderem Wege er- reicht wird. S. „Sur la vaccination preventive de la rage.‘“ (Ann. de l’Inst. Pasteur. Mai 1887.) 3) Die Normaltemperatur der Hühner schwankt, nach meinen Untersuchungen, zwischen 41,5" und 42,5°. 166 Gamaleia, Erste Impfung 10 Uhr Morgens, den 24. Mai. 94. | 8 Me.|2 Nm. | 5Ab.| „, [8 Mg.|2 Nm. | 5Ab. | „, | 8 Mg. |2 Nm. | 5 Ab. "| a20 | 42,50 | 43 "| 48,70 | 42,70 | 42,40 "| 420 | 41,70 | 41,80 Zweite Impfung 10 Uhr Morgens, den 27./V. 07.8 Me.|2Nm.|5Ab. | ,„, | 8 Mg.|2Nm. | 5 Ab. "41,70 | 42,70 | 480 "| 42,8° | 43,20 | 42,20 99 8 Mg. |2 Nm. | 5 Ab. 90. 8 Mg. | 2 Nm. 31. 2 Nm. 42,80 | 420 | 41, 41,50 | 41,70 410 I. Controle mit demselben Virus 10 Uhr Morgens, den 2./VI. ..J8 Me.|2 Nm.| 5Ab.| , 8 Mg. |2 Nm.| 5 Ab. i 8 Mg. |2 Nm. | 5 Ab. "1 41,90 | 41,80 | 41,20 | ° | 42,30 | 41,6° | 41,50 "| 41,90 | 41,60 | 420 IH. Controle mit dem Pasteur’schen Virus 10 Uhr Morgens, den 7./VI. | 8 Mg.| 2 Nm.| 5 Ab. |: 8 8 Mg.|2 Nm. | 5 Ab. er ro 42,50 | 42,70 | 42,90 "1 42,80 | 42,50 | 42,50 Habe 0.5 8 Mg. |2 Nm. 5 Ab. 420 — |vollkommen gesund das Control- 7 8 Mg.| 2 Nm. | 5 Ab. | 8 8 Mg. | 2 Nm.| 5 Ab. 9 8 Mg. huhn 420 | 42,80 | 42,90 43,70 | 43,70 | 440 todt. Hieraus folgt, dass für Hühnercholera — sowohl wie für An- thrax — das Vaccinalfieber eine unentbehrliche und genügende Bedingung zur Erlangung der Immunität ist. Zu unserem Hauptthema zurückkehrend, dürfen wir den Schluss ziehen, dass unsere Hühnercholerabakterien, welche aus dem Darm- kanal einer gesunden Taube präparirt waren, die Eigenschaft be- sitzen, nicht nur gegen wiederholte Ansteckung durch sie selbst, sondern auch betreffs der zweifellosen Hühnercholerabakterien des Pasteur’schen Laboratoriums zu schützen. Mithin besteht in jeder Hinsicht eine vollständige Identität unserer Bakterien mit den grundechten Hühnercholeramikroben. Oder mit anderen Worten: Die Hühnercholerabakterien müssen für stetige Parasiten des Darmkanals der Tauben, vielleicht auch anderer Vögel anerkannt werden, ähnlich wie der septische Vibrione Stammgast der Säuge- thiere ist (Pasteur). Deshalb schlage ich vor, die in jeder Hin- N Zur Aetiologie der Hühnercholera. 167 ‚sicht unpassende Benennung von „Hühnercholerabakterien“ zu streichen, sie durch einen wissenschaftlicheren Namen — „Vogel- septikämie“ zu ersetzen, und die betreffenden Mikroben der Gattung Coccobacillus mit der Speciesbezeichnung avicidus beizu- ordnen. Parasitirt aber Coccobacillus avicidus ohne jeglichen Schaden für den Vogel in dessen Darmkanal, so erklärt sich dies nur dadurch, dass die Daseinsform nicht virulent genug ist und eine Erkrankung bloss bei empfänglichen Thieren — bei Kaninchen und Zieseln — hervorrufen kann. Zu wiederholten Malen verimpfte ich den Inhalt des Darmkanals von Tauben auf andere Tauben, doch kein einziges Mal führten diese Impfungen zu einer tödt- lichen Infection durch Hühnercholera. Gewöhnlich riefen sie keinerlei bemerkbare Störungen im Ge- sundheitszustand der Thiere hervor, und veranlassten nur in ein- zelnen Fällen eine Steigerung der Temperatur, Schlafsucht und Durchfall, worin die typischen Coccobacilli avieidi erkennbar waren. Diese Thatsache eines Vorhandenseins nicht virulenter Cocco- bacilli avicidi im normalen Darmkanal der Vögel liefert uns ein leichtes und praktisches Verfahren zur Zubereitung ihres Vac- eins. Dazu genügt es, so zu verfahren, wie dies in der ersten Versuchsreihe beschrieben worden, welche gerade zu diesem Zwecke in allen Einzelheiten behandelt worden ist. Im Wege eines Durch- gangs durch Kaninchen wird ein so mächtiges Virus gewonnen, dass es (bei Injection 1 ccm in den Brustmuskel) den Tag darauf Tauben und am 4.—5. Tag Hühner tödtet. Dieses Virus taugt zur Vaceinirung von Hühnern nach jenem Verfahren, welches von mir in der 3. Versuchsreihe auseinandergesetzt worden ist. Sodann tritt eine höchst wichtige Frage auf: unter welchen Bedingungen gelangen die für ihren Inhaber schadlosen Cocco- bacilli avicidi zu ihrer furchtbaren epidemischen Virulenz ? In meinen zu Anfang des Aufsatzes angeführten Versuchen diente als Anlass zu solcher Steigerung eine Intoxication durch Kartoffelbacillen und neapolitanische Stäbchen. In diesen Fällen kann ein Auftreten der Hühnercholera erklärt werden 1) durch allgemeine Intoxication mittelst chemischer Producte der Lebens- thätigkeit nichtpathogener Bakterien; 2) durch Gastroenteritis, welche hervorzurufen diese Bakterien die Eigenschaft haben; 3) durch Ablenkung aller Mesodermphagocyten vom Darmkanal, welche mit Verdauung der in grossen Mengen eingeführten Sa- prophyten beschäftigt sein müssen. Wenngleich mir vorläufig keine in dieser Hinsicht entscheiden- den Versuche zu Gebote stehen, bin ich, angesichts der negativen Resultate, wie sie die beiden ersten Punkte mir ergaben (künst- liche Gastroenteritis und Intoxication durch den Prodigiosussaft) die dritte Voraussetzung anzunehmen geneigt, und erlaube mir folgender- weise zu resumiren: Mikroben der Hühnercholera bevölkern in wenig virulenten Abarten den normalen Darmkanal des Vogels und müssen den 168 | Gährung. Entosaprophyten beigeordnet werden,‘ welche facultativ als Para- siten auftreten. Schutzimpfungen gegen Hühnercholera sind dem allgemeinen Princip des Vaccinalfiebers unterworfen. Odessa, im Juni 1888. Jodlbauer, Max, Ueber die Anwendbarkeit der alkoho- lischen Gährung zur Zuckerbestimmung. (Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie. 1883. Heft 15. April.) Durch die alkoholische Gährung ist es möglich, aus einem Ge- misch von vergährbaren und unvergährbaren Kohlehydraten erstere zu entfernen und letztere für sich zu gewinnen, und ferner aus den Gährungsproducten die Menge der vergohrenen Substanz zu ermitteln. Verf. stellte sich nun die Aufgabe, zu untersuchen, in- wieweit eine bestimmte, quantitative Beziehung zwischen den Gährungsprodukten besteht, unter welchen Bedingungen eine Con- stanz dieser Beziehungen eintritt, und suchte dadurch den Gähr- versuch als analytische Methode überhaupt auszubilden. Nachdem das regelmässige Auftreten der Nebenprodukte bei der alkoholischen Gährung, Bernsteinsäure, Glycerin u. a. fest- gestellt worden ist, entstand die Frage, wie sich die Mengenver- hältnisse der bei der Gährung sich bildenden Hauptproducte, Alkohol und Kohlensäure, gestalten. Diese Frage wird vom Verf. experimentell behandelt, und namentlich wird darüber Aufklärung gesucht, ob und unter welchen Bedingungen die vergährbaren Zuckerarten jene Producte in constanten Mengen geben und welcher von beiden Stoffen am zweckmässigsten als Maass für die ver- gohrene Substanz zu benutzen ist. Verf. spricht sich, aus den bekannten Gründen, gegen die Be- stimmung des Alkohols aus und wendet sich sogleich zur Anwendung der Kohlensäure. Diese wird in seinen Untersuchungen gewichts- analystisch bestimmt, und zu diesem Zwecke wird eine besondere Einrichtung getroffen, welche in der Abhandlung genau beschrieben und durch Abbildung der Apparate erläutert wird. In den erst beschriebenen Versuchen wurden 2 g reinen Rohr- zuckers, in 50 ce Brunnenwasser gelöst, mit 2 g reiner Presshefe bei 30° C in Gährung gebracht. In der ersten Versuchsreihe dauerte die Gährung 19, in der anderen 24 Stunden. Nach Pasteur liefert der Rohrzucker 49,12 °/, Kohlensäure; diese Zahl wurde in der ersten Reihe nicht erreicht, in der zweiten dagegen wieder- holt überschritten, doch war in den beiden Fällen aller Zucker vergohren. Die folgenden Versuche wurden mit geschlemmter und ge- presster Bierhefe gemacht. Zuerst wurde bestimmt, in welcher Zeit eine und dieselbe Menge Zucker durch verschiedene Hefen- mengen unter sonst gleichen Bedingungen (30° C, 4°/, Zucker- lösung) zur Vergährung gebracht wird. Es ergab sich, dass unter den eingehaltenen Bedingungen bei einer Verminderung der auf Gährung. 169 1 Theil Rohrzucker treffenden Hefenmengen die Gährdauer umgekehrt proportional der Hefenmenge verlangsamt wird, innerhalb der Grenzen 4 Theile bis etwa 0,9 Theile Hefe auf 1 Theil Zucker. Für kleinere Hefenmengen wirkten eine besondere Nährlösung, zur Zuckerlösung gesetzt, und ein Durchlüften der gährenden Flüssigkeit beschleunigend auf die Vergährung. Um das Temperaturoptimum für die gegebenen Versuchsbe- dingungen zu bestimmen, wurden Gährversuche mit gleichen Mengen Zucker und Hefe in 4°, ‚iger Lösung angestellt, bei 30, 32, 34, 36, 38, 40 und 45° C. Bei 34° C war aller Zucker in der kürzesten Zeit, 17 Stunden, vergohren; hier lag folglich das Temperatur- optimum. Versuche über den Einfluss der Concentration der Flüssigkeit auf den Verlauf der Gährung wurden in der Weise angestellt, dass je5 g Zucker durch 5 g Hefe mit verschiedenen Wassermengen und ohne Anwendung einer Nährlösung bei 34° U vergohren wurden. Die Beendigung der Gährung wurde durch Behandlung mit Blei- essıg und Fehling’scher Lösung constatirt. Resultat der ganzen Versuchsreihe war, dass bei Anwendung gleicher Theile Hefe (von c. 75°/, Wassergehalt) und Zucker 4—8/,ige Lösungen in der gleichen Zeit (17 Stunden) vergähren; das Optimum der Gähr- dauer liest somit innerhalb dieser Concentrationsverhältnisse. Beim Sinken der Concentration unter 3°/, nimmt die Gähr- dauer bedeutend zu; dies giebt eine Erklärung der Thatsache, dass bei Gährversuchen die letzten Antheile des Zuckers immer am hartnäckigsten der Vergährung widerstehen. Es wurden danach weitere Gährversuche mit je 2 g Rohr- zucker, gelöst in 25 cm Brunnenwasser (8 °/,), und 2 g gewaschener abgepresster, teigförmiger Hefe bei 34° C im Luftstrom vorge- nommen. Die in 8 Versuchen erhaltenen Kohlensäuremengen schwankten zwischen 47,5 und 50°/, des angewandten Zuckers. Die erhaltenen Minderwerthe lassen die Möglichkeit offen, dass bei der reichlichen Luftzufuhr Zucker zum Hefenwachsthum ver- braucht wurde, Es wurde dann versucht, den Gährungsprocess in einer möglichst sauerstofifieien Atmosphäre vor sich gehen zu lassen. Der Gährapparat wurde deshalb mit einem Kipp’schen Wasser- stoffentwickelungsapparat in Verbindung gesetzt. Die Zahlen der Tabellen über diese Versuchsreihe (mit denselben Bedingungen wie die vorige) zeigen wieder gegenüber der Angabe Pasteur’s (49,12 °/,) eine viel zu geringe Kohlensäureproduktion. Da die Kohlensäure in den einzelnen Versuchen eine constante Abnahme zeigte und die Gährdauer immer länger wurde, was offenbar mit dem zu- nehmenden Alter der verwendeten Hefe im Zusammenhang stand, so musste bestimmt werden, ob diese Erscheinung auch in einer vollständig bakterienfreien Hefe auftritt, oder ob dies den in der Hefenmasse bei Aufbewahrung sich vermehrenden fremden Organis- men zuzuschreiben sei, Es wurde deshalb nach Hansen’s Methode reingezüchtete Hefe (untergährige Brauereihefe) zu den folgenden Versuchen ver- wendet. Auch hier trat die constante Abnahme der Kohlensäure 170 | Gährung. mit dem zunehmenden Alter der Hefe hervor. Wenn die gleiche Hefe in sterilisirter .Bierwürze weiter gezüchtet wurde, so gab sie wieder 44,12—48,95°/, Kohlensäure. Neue Versuche mit reinge- züchteter Hefe, die längere Zeit aufbewahrt wurde, ergaben, dass die Hefe mit zunehmendem Alter sich in der Weise verändert, dass dieselbe 1) bei vollständiger Vergährung des Zuckers immer ge- ringer werdende Mengen Kohlensäure aus dem vergohrenen Zucker produzirt, und gleichzeitig der Gährungsprocess verlangsamt wird; 2) constant an Trockensubstanz verliert; 3) dass der Stickstoffge- halt in der Trockensubstanz bedeutend zunimmt, was nur durch eine entsprechende Abnahme von stickstofffreien Stoffen ae worden sein kann. Bekanntlich produzirt die Hefe bei Abwesenheit gährungs- fähiger Substanzen Alkohol und Kohlensäure; Verf. fand z. B., dass 2 g Presshefe in 25 cm Wasser bei 30° GC im Luftstrome nach 18 Stunden 2,05—2,42°/, (der teigförmigen Hefe) Kohlensäure hervorbringt, und er setzt die obengenannten Veränderungen der Hefe mit dieser „Selbstgährung“ in Verbindung. Der Verlauf dieser Selbstgährung wird vom Verf. genauer studirt, und es zeigt sich in dem referirten Versuche, dass nach 7 Tagen die Kohlensäureentwickelung noch nicht vollständig auf- gehört hat. Die Hefe war reingezüchtet und das Wasser sterilisirt und mit 0,02 °/, Schwefelsäure versetzt. Die in den früheren Versuchen erhaltenen zu ee und ungleichmässigen Zahlen des entbundenen Kohlensäurequantums be- . ruhten somit nach Verf. in dieser Veränderung der aufbewahrten Hefe durch Selbstgährung. Es wurde daher in der Folge immer nur frische Hefe ver- wendet, und die danach angestellten Versuche, übrigens unter den- selben Bedingungen wie früher, gaben auch eine gute Ueberein- stimmung in der entwickelten Kohlensäuremenge; die Zahlen kamen den von Pasteur angegebenen sehr nahe. Wurde aber die Gährung über den Zeitpunkt fortgeführt, wo aller Zucker vergohren war, so wurden auch höhere Kohlen- säurezahlen erhalten, z. B. nach 27 Stunden 49,95 °/,; der Ueber- schuss ist somit das Product der Selbstgährung der Hefe. Verf. hält es im Voraus für nicht unwahrscheinlich, dass diese sogenannte Selbstgährung der Hefe sich schon zu vollziehen be- ginnt, wenn die gährende Flüssigkeit gegen das Ende der Gährung relativ arm an Zucker geworden ist. Es wurde daher in Parallel- versuchen ohne Anwendung von Zucker die von der Hefe. allein: producirte Kohlensäuremenge von der aus dem Zucker erhaltenen abgezogen. Es zeigte sich erstens, dass die Mengen der produ- cirten Gesammtkohlensäure bei verlängerter Gährdauer um so grösser waren, je grösser die auf einen Gewichtstheil Zucker ent- fallende Hefenmenge war, und zweitens, dass die Kohlensäure- zahlen, nach Abzug der aus der Hefe allein producirten Kohlen- säure, nur um 0,6 °/, voneinander abwichen, trotz der Verschieden- heit des Gährdauerüberschusses und der stark variirten Hefenmengen. N — ru Gährung. 171 Durch neue, geänderte Versuche, wo die Kohlensäureproduction durch Selbstgährung der Hefe vermieden war, wurde als Durch- schnittswerth der aus dem Rohrzucker entstandenen Kohlensäure- menge 49,03%/, gefunden, was also Pasteur’s Angabe (49,12°/,) sehr nahe kommt. Ferner ergab sich, dass bei Anwendung relativ sehr grosser Hefenmengen — das Vierfache vom Gewichte des Zuckers in teigförmiger Hefe — eine Selbstgährung der Hefe schon eintritt, bevor aller Zucker vergohren ist; dies ist aber nicht der Fall, wenn die angewendete Hefenmenge geringer ist, und zwar nicht mehr beträgt als zwei Theile teigförmiger Hefe auf einen Theil Zucker. Betreffend die Schnelligkeit, mit welcher verschiedene Zucker- arten vergohren werden, fand Verf., dass a) Rohrzucker und reiner Invertzucker unter sonst gleichen Umständen zu derselben Zeit ver- gähren, b) ebenso sich Maltose und Dextrose völlig gleich unter- einander verhalten, und c) beim Temperaturoptimum Dextrose und Mal- tose doppelt so schnell als Rohrzucker oder Invertzucker vergähren. Quantitative Versuche mit Traubenzucker (2 g in Wasser: ohne Nährlösung bei 34° C mit 2 resp. 1 g Hefe vergohren) ergaben, wenn die Versuche ungefähr in dem Momente abgebrochen | ‚wurden, wo eben aller Zucker vergohren war, 46,55 — "46, He 46,50 — 46,55 — 46,57 |, Kohlensäure, also durchschnittlich 46,549 |,. Die für Rohrzucker gefundene Zahl 49 ‚03 auf Trauben- zucker übertragen (100: 95), ergiebt 46,58 9. Versuche wie die vorigen, aber mit Nährstoffzusatz und 1 g Hefe ergaben einen Durchschnittswerth von 46,6 °/,, und die einzelnen Grössen wichen nur wenig von einander ab. Für Maltose wurde als Mittel aller Kohlensäurezahlen 46,59 /, _ auf krystallwasserhaltige oder 49,04°/, auf wasserfreie Maltose berechnet. Die Richtigkeit der durch Vergährung dieser Zuckerarten erhaltenen Kohlensäurezahlen fand eine weitere Bestätigung durch das Resultat, welches die Bestimmung der übrigen Gährprodukte ergab. Alkohol wurde gefunden für Rohrzucker im Mittel 51,11, Dextrose 48,67, Maltose (kryst.) 48,37 °/,. — Ferner wurde Bern- steinsäure und Glycerin bestimmt. | Nachdem Verfasser eine Anleitung zur Anwendung der alkoho- lischen Gährung zur Zuckerbestimmung gegeben hat, werden die Resultate der ganzen Untersuchung folgendermaassen zusammen- gefasst: Die Produkte der alkoholischen Gährung sind unter gewissen Bedingungen constante. Diese Bedingungen sind: a) Die Anwendung einer kräftig entwickelten Hefe, die einem in Gährung begriffenen Substrate entnommen ist und deshalb noch keinen Verlust an ihren Geweben oder dem protoplasmatischen In- halt ihrer Zellen durch Selbstgährung erlitten hat; b) Das Einhalten eines gewissen Verhältnisses von Hefezusatz zur angewendeten Zuckermenge. Die Hefemenge darf 50°/, des angewendeten Zuckers nicht überschreiten; im anderen Falle tritt 172 Gährung. — Bakterien und Verdauung. nach vollständiger Vergährung des Zuckers eine Selbstgährung der Hefe ein, die eine Erhöhung der Gährprodukte bewirkt. c) Der Abschluss von freiem Sauerstoff. Das Wachsthum der Hefe, das immer zum Theil auf Kosten des vorhandenen Zuckers vor sich geht, wird auf solche Weise beschränkt. d) Die Anwendung einer geeigneten Nährflüssigkeit. Durch den im Verlauf der Gährung stattfindenden Stoffwechsel werden der Hefe Substanzen entzogen, die sie nicht weiter zum Zwecke der Ernährung verwenden kann. Die Hefezelle muss deshalb in der Gährflüssigkeit Stoffe vorfinden, die sie an Stelle jener aus- geschiedenen wieder in sich aufzunehmen vermag. Werden der Hefe- zelle die zu ihrer Ernährung und dem weiteren Aufbau ihrer eiweissartigen Bestandtheile nothwendigen Stoffe vorenthalten, so geht sie in einen Schwächezustand über, in dem sie den vorhandenen Zucker nur noch langsam und unvollkommen umzusetzen vermag. 3. Die günstigste Temperatur für den Verlauf der Gährung ist 34° C. 4. Als günstigste Concentration muss eine solche von 8°/, be- zeichnet werden. | 5. Von den bei der alkoholischen Gährung entstehenden Pro- dukten ist die Kohlensäure am leichtesten und genauesten be- stimmbar. 6. Der Rohrzucker und die wasserfreie Maltose liefern durch Vergährung 49,04, die Dextrose 46,54 °/, Kohlensäure. 7. Die Gährdauer ist wesentlich abhängig von der zur Ver- gährung gelangenden Zuckerart — der Rohrzucker bedarf der doppelten Zeit wie Dextrose uud Maltose. Jörgensen (Kopenhagen). Schulz, Hugo, Zur ‚Wirkung der Hefegifte. (Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein für Neu-Vorpommern und Rügen in Greifswald. Jahrg. XIX. Berlin 1888. S. 1 ff.) Verf. suchte die Frage zu lösen: Wie verhalten sich die Hefe- zellen, wenn von einem Gifte nur ein minimaler Theil einwirkt. Er arbeitete mit Sublimat, Jod, Brom, Arsen und Salicylsäure, und gelangte zu dem Resultate, dass mit zunehmender Verringerung der Menge der einzelnen Gifte die Thätigkeit der Hefe der normalen Arbeit immer näher komme. Eine noch stärkere Verdünnung ver- anlasste jedoch eine ausgiebigere Kohlensäureproduction, wie unter normalen Verhältnissen; es wurde aber bei weiterer Fortsetzung der Verdünnung die Arbeit der normalen wieder gleich. Das Op- timum der Wirkung hochgradig verdünnter Hefegifte lag für Subli- mat bei einer Verdünnung von 1 :500000—700000, für Jod bei 1: 600000, für Brom bei 1:400000, für Arsen bei 1: 40000, für Salicylsäure bei 1:2000. O.E.R. Zimmermann (Chemnitz). De Jager, L., Iets over den invloed van bacteriän op de digestie. (Inaug. Dissert.) Groningen 1888. Verf. hat in einer experimentellen und kritischen Arbeit eine Beantwortung folgender Fragen zu liefern versucht: Bakterien und Verdauung. — Tetanin. 208 1. Ist im Speichel ein diastatisches Ferment anwesend und kann dies isolirt dargestellt werden ? Die verschiedenen, bis jetzt angegebenen Methoden, welche eine Trennung von Fermenten und sonstigen Stoffen bezwecken, Hält Verf. für ungeeignet. Weder Absonderung mittelst voluminöser "Niederschläge, noch die Dialisation giebt reine Produkte. Insbe- sondere betont Verf., dass Fermentabscheidung mittelst Alkohol keine besseren Resultate giebt, indem andere in Alkohol unlösliche Körper den s. g. Fermenten anhängen werden (Dextrin, Glykogen, Pepton u. Ss. w.), und ausserdem die Fermente (wenigstens das Ptyalin) nicht in Alkohol unlöslich sind, wie bis jetzt geglaubt wird. Wurde Speichel mit einer überschüssigen Menge Alkohol absolut vermischt, der Alkohol nach 24 Stunden abfiltrirt, und das Filtrat bei niedriger Temperatur eingeengt, so war der so erhaltene Rückstand im Stande, aus Stärke Zucker zu bilden. Verf. glaubt die Annahme als ganz unbewiesen betrachten zu müssen, dass die sog. unge- formten Fermente bestimmte isolirbare Körper seien. 2. Kommt in den Speicheldrüsen ein Ferment vor, das ohne . Mitwirkung von Mikroorganismen diastatisch wirkt? Aus eigenen Versuchen, wie aus den von Goldschmidt er- _ haltenen Resultaten zieht Verf. den Schluss, dass die diastatische Wirkung ohne Mitwirkung von Bakterien zu Stande kommt. 3. Sind im Speichel Bakterien normaliter vorhanden ? Verf. giebt einen Ueberblick über die zahlreichen, wenigstens 50, bis jetzt in Speichel gefundenen Bakterien. Die vom Verf. erhaltenen Versuchsergebnisse waren folgende: In Speichel, unter der Zunge anwesend, wurden mikroskopisch keine Organismen ge- funden. Kulturen in und auf den verschiedensten festen Nähr- subtraten blieben immer steril, und zwar sowohl bei 15 bis 20° C als bei 30—40° C. Nur auf Stärkekleister und in einer Nähr- flüssigkeit (Pepton 1, Kochsalz 0,5, Extr. carnis Liebig 0,5, Kartoffel- stärke 1, Wasser 100) wurden bei 37—38° C nach 24stündiger Kultur Streptokokken gefunden, welche Ketten von grösserer Länge (200 uu und mehr) bilden können. Wurde statt Stärke Milch- zucker zugesetzt, so konnte zwar eine Kultur erhalten werden, aber die Wachsthumsenergie war bedeutend geringer. Verf. fand sie in seinem eigenen Speichel an 13 verschiedenen Tagen im Ver- lauf von 5 Monaten und hat sie nie vermisst. Auch aus Speichel anderer Personen wurden immer dieselben Kulturen erhalten. Eine zuckerbildende Wirkung kommt diesen Kokken nicht zu. Ali-Cohen (Groningen). Brieger, Ueber das Vorkommen von Tetanin bei einem an Wundstarrkrampf erkrankten Individuum. (Ber- liner klinische Wochenschrift. 1888. No. 17.) Während der Tetanusbacillus bereits vielfach erwiesen ist, war der Nachweis der Toxine dieses Bacillus im lebenden Organismus bisher noch nicht gelungen. B. konnte nun aus dem frisch amputirten Arme eines an Te- tanus erkrankten Individuums Tetanin darstellen. 174 | Tetanin. — Verbreitung der Staphylokokken. Muskeln und Haut des stark sulzig infiltrirten Armes wurden fein zerhackt und nach Ansäuerung mit Salzsäure mit’Alkohol aus- gekocht. Eiweisstoffe, anorganische Salze wurden von dem Ver- dunstungsrückstande ausgeschieden und mittelst alkoholischem Pla- tinchlorid gefällt. Es resultirte ein leicht lösliches Platindoppelsalz. Die physio- logischen Wirkungen und chemischen Reactionen des vom Platin- chlorid befreiten Chlorhydrates sicherten die bereits auf analytischem Wege ermittelte Thatsache von dem Vorhandensein des Tetanins. Theilchen der sulzigen Massen, noch verschiedene lange Ba- cillen, Staphylo- und Streptokokken enthaltend, erzeugten bei Mäusen, Meerschweinchen und Kaninchen ausnahmslos Tetanus, beim Hunde entstand weder hiervon noch vom Tetanin selbst Tetanus; ebenso entstand bei einem Pferde, welches von einer mit solchem sulzigen Gewebe beschickten Rindfleischbreikultur geimpft war, an der Injectionsstelle nur ein Abscess. Das sulzige Gewebe auf Rindfleischbrei, Fischbrei und Blut- serum ausgesät, producirte neben Ammoniak nur Tetanin, welch letzteres bei einem Pferde lange andauernde heftige Muskelzuckun- gen, aber keinen Tetanus auslöste. Aus Gehirn und Rückenmark zweier an Tetanus verstorbenen Personen konnte B. weder pathogene Mikroorganismen noch Toxine erhalten. Kronacher (München). Ullmann, E., Die Fundorte der Staphylokokken. (Zeit- schrift für Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 1.) | Ullmann, welcher sich der Ansicht zuneigt, dass es eine Eiterung ohne Mikroorganismen nicht gebe, hat Untersuchungen über die Verbreitung des Staphylococcus pyogenes aureus in der Luft, im Wasser, im Eise, an Wänden sowie in der Spitalswäsche vorgenommen. Er bediente sich dabei des Plattenverfahrens. Die Platten wurden mit Gelatine und Agar angelegt. Behufs der Untersuchung der Luft wurden solche Platten eine bestimmte Zeit, meist eine halbe bis eine Stunde lang, der Luft ausgesetzt. ‘Dabei konnte man erkennen, dass die absolute Menge von Staphylococcuskeimen in der Luft, sowie ihre relative Zahl gegen- über anderen Bakterien eine verschiedene ist und von verschiedenen Umständen abhängt. | In reinerer Luft nimmt die Zahl der Staphylokokken ab. Im Freien findet sich nur !/, bis !/, der in geschlossenen Räumen be- findlichen Staphylokokken. Ebenso nimmt ihre Menge in höheren Luftregionen bedeutend ab. Von wesentlichem Einflusse auf die Zahl der Staphylokokken ist ferner die Temperatur, indem jene im Sommer in einer 6 bis 8mal grösseren Menge vorhanden waren als im Winter, wenn auch durch die Kälte nicht sämmtliche Keime zu Grunde gingen. Wäh- rend der Nachtstunden beobachtete Verfasser eine relative Abnahme der Staphylokokken, wenn auch manche Bakterienarten in der Luft in dieser‘ Zeit eine Zunahme aufweisen. Werden durch Luftbe- Verbreitung d. Staphylokokken. — Bakterien in d. Lochien d. Uterus. 175 wegungen Bakterien aufgewirbelt, so steigt deren Menge in der Luft und damit auch, wenn auch nur unbedeutend, die Zahl der Sta- phylokokken. In viel benützten Räumen ist die Zahl der in der Luft ent- haltenen Bakterien überhaupt, sowie der Staphylokokken im Be- sonderen weit grösser als in unbewohnten Räumen, so ganz be- sonders auch in Kranken- und Operationssälen, zumal zur Zeit eines regeren Verkehres. In Räumen, wo Zersetzungen und Fäul- niss in hohem Grade vor sich gehen, ist die Zahl der Keime im allgemeinen sehr gross, jene der Staphylokokken jedoch sowohl ab- solut wie relativ gering. Was die Untersuchung verschiedener Trinkwässer, so auch des Wiener Hochquellenwassers betrifft, so ergab die Untersuchung auf Staphylococcuskeime ein vollständig negatives Resultat. In verun- reinigten Wässern, so in jenem der Spree und der Wien, war deren Menge sehr schwankend. Im Regenwasser fanden sie sich nur in den ersten Proben vor. Am reichlichsten waren sie im Spülwasser. Bei Kälteeinwirkung gehen die Staphylokokken grösstentheils zu Grunde, doch können einige Einzelindividuen auch bedeutende Kältegrade vertragen. Schimmelpilze haben sich auf Eisplatten niemals entwickelt. Im Boden wurden Staphylokokken und zwar bloss der Staphylo- coccus albus sehr selten und nur in den oberflächlichsten Boden- schichten vorgefunden. An Wänden von Wohnräumen konnten Staphylokokken nur selten und in geringer Menge, in sehr grosser Menge dagegen an den Wänden des Operationslocales nachgewiesen werden. Daraus resultirt die Nothwendigkeit der Desinfeetion der Wände in Kranken- und Operationssälen. Die Ursache des hohen Gehaltes dieser Wände an Staphylokokken erblickt der Autor in dem Umstande, dass beim Abspülen eiternder Wunden Eiterpartikel an die Wand m und daselbst eintrocknen. Auch Spitalshandtücher und Compressen scheinen sich reich an Keimen erwiesen zu haben. (Das Verhältniss der Staphylo- kokken ist hier nicht näher angegeben.) Diese Untersuchungen geben uns einen allgemeinen Aufschluss über die weite Verbreitung der Staphylokokken, und es wird zweck- mässig sein, ähnliche Untersuchungen auch hinsichtlich anderer pathogener Mikroorganismen anzustellen. Jedenfalls liessen sich daraus neue Anhaltspunkte dafür gewinnen, in welcher Weise die prophylaktischen Proceduren bei den Infectionskrankheiten zu er- weitern wären. Dittrich (Prag). Döderlein, A, Ueber das Vorkommen von Spaltpilzen indenLochien desUterus und der Vagina gesunder und kranker Wöchnerinnen. . (Archiv für Gynäkologie. Bd. XXI. ‚Heft 3. Habilitationsschrift.) Nachdem der Verf. in eingehendster Weise die geschichtliche Entwickelung der Anschauungen über die Entstehung des Kindbett- fiebers seit dem Erscheinen der Semmelweis’schen Arbeit im 176 Bakterien in den Lochien des Uterus. Jahre 1361 bis zur Gegenwart besprochen hat, schildert er in ge- drängter Form die Resultate seiner im hygienischen Institut zu Leipzig ausgeführten Arbeiten über den Keimgehalt der Lochien des Uterus und der Vagina gesunder und kranker Wöchnerinnen. Abweichend von den früheren Untersuchungen (Kehrer und Ka- rewsky), hat D. von vornherein den grössten Werth gelegt auf eine einwurfsfreie Methode der Lochienentnahme, da wohl anzunehmen war, dass ein gewaltiger Unterschied im Keimgehalt vorhanden sein müsse zwischen den Lochien des Uterus und denen der leicht zu- gänglichen Scheide. Bei der Entnahme von Lochien aus dem Uterus musste also mit. grösster Peinlichkeit ein Hinzukommen von Vaginalsckret vermieden werden, ohne dass durch die Manipula- tionen der Wöchnerin Schaden zugefügt wurde. Beiden Anforde- rungen ist der Verf. in vollstem Maasse gerecht geworden, wie es die Versuchsresultate einerseits und der weitere Verlauf der Wochenbetten andererseits zur Genüge darthun. Zur Aufsaugung der Lochien im Uterus wurden dickwandige Glasrohre, die einen Durchmesser von 3 mm, ein Lumen von 1 mm und eine Länge von 25 cm besassen, und an einem Ende die Krümmung einer Uterussonde aufweisen, verwandt. Eine grössere Anzahl dieser Rohre wurden in heisser Luft von 150—160° C zwei Stunden ste- rilisirt, und der sie aufnehmende Glascylinder nur bei der Ent- nahme von Rohren geöffnet. Die Einführung des Glasrohres, dessen eines Ende nicht mit keimhaltigen Gegenständen in Kontakt ge- kommen war, geschah unter Vermeidung der Vaginalwandungen und Secrete auf einem Untersuchungstische in der Steinschnittlage, nachdem der Muttermund mittelst eines zweiblättrigen Klappen- speculums eingestellt worden war. Vorher wurde noch mit steri- lisirter Watte das am Muttermund haftende Sekret vorsichtig ab- gewischt. Das knopfiörmige Ende des gekrümmten Glasrohres liess . sich stets ohne Schwierigkeiten ein Stück in den Uterus einführen, worauf mit Hilfe eines kleinen Saugballons, der am anderen Ende angesetzt worden war, das Sekret eingesogen wurde. Nach vor- sichtiger Herausnahme des Glasrohres erfolgte der Verschluss des- selben an beiden Oeffnungen durch Versiegelung. Unmittelbar vor der Untersuchung des Sekretes wurde das eine Ende des Glas- rohres abgebrochen, das Sekret mit geglühter Platinnadel in Nähr- gelatine und auf Agar übertragen und theils in Platten, theils als Reagensglaskulturen der weiteren Entwickelung überlassen, nebenher ging stets die mikroskopische Untersuchung des Sekretes im ge- färbten Deckglaspräparat. Den Wöchnerinnen sollen die Manipulationen bei de Entnahme weder Schmerzen verursacht, noch sollen dieselben einen schädi- senden Einfluss auf den weiteren Verlauf des Wochenbettes aus- geübt haben. In einem besonderen Abschnitte, „die ersten Versuche“ be- titelt, werden drei Versuchsreihen geschildert, die sich aus den Ergebnissen der täglichen Untersuchungen der Lochien vom 1. bis 8. Tage zusammensetzen. Das Untersuchungsmaterial hierzu stammte von drei Wöchnerinnen. Es ergab sich gleich bei den Bakterien in den Lochien des Uterus, 177 ersten Untersuchungen das überraschende Resultat, dass weder durch Kulturen noch durch das mikroskopische Präparat Mikro- organismen in den Uteruslochien nachzuweisen waren, während in den Lochien der Scheide massenhafte und verschiedenartige Keime zu finden waren. Dabei hatte aber auch das Wochenbett einen vollständig ungetrübten Verlauf, da sich die Körpertemperatur nie über 37,4% C erhoben hatte. Die beiden anderen täglich unter- suchten Wöchnerinnen hatten beide leichtere Störungen des Wochen- bettes, was sich durch die Temperatursteigerung über 33° C kund- gab. Interessant war nun die Beobachtung, dass die Temperatur- steigerung der Ausdruck für das Vorhandensein von Mikroorganismen war. Bei der einen wurden am 6. und 7. Tage Mikrokokken in den Uteruslochien nachgewiesen; das Vorhandensein derselben gab sich aber erst durch Anstieg der Temperatur am 7. Tage Abends kund. Schon am übernächsten Tag war die Temperatur zur Norm zurückgekehrt, das Allgemeinbefinden der Wöchnerin war dabei un- verändert gut geblieben. Bei der anderen Wöchnerin zeigten sich am 4. Tage zum ersten Male Mikroben in den Uteruslochien, um vom 6. Tage ab wieder zu verschwinden; der Temperaturanstieg erfolgte am 6. Tage Abends, am 7. Tage war der normale Zustand . ‚wieder eingetreten. Auf Grund der aus den Vorversuchen gewonnenen Resultate hat sich der Verf. bei seinen weiteren Untersuchungen die folgenden drei Fragen zur Beantwortung vorgelegt: 1) Sind bei normalen Temperaturverhältpissen im Wochenbette keine Spaltpilze in den Lochien des Uterus’? 2) Finden sich hier solche bei Temperaturerhöhungen ? 3) Finden sich Unterschiede im Spaltpilzgehalte der Uterus- lochien zwischen den vorübergehenden geringeren und zwischen den länger anhaltenden Temperaturerhöhungen, und welche? Im ferneren wurden die Untersuchungen nicht fortlaufend. täg- lich vorgenommen, sondern es kamen möglichst viele Wöchnerinnen an den verschiedensten Tagen nach der Entbindung und mit den verschiedensten Temperaturverhältnissen zur Beobachtung. Von 27 Wöchnerinnen, deren Körpertemperatur sich in den Grenzen der normalen hielt, entnahm D. 30 Mal Uteruslochien und 3 Mal Vaginallochien. Die Ergebnisse der drei Vorversuche fanden durch die weiteren Untersuchungen ihre volle Bestätigung, da die Uteruslochien in der grossen Mehrzahl (27) frei von Mikroorganismen und damit auch frei von fiebererregenden Produkten gefunden ‘ wurden. Nur in 3 Fällen konnte das Vorhandensein von Keimen konstatirt werden, trotzdem eine Temperaturerhöhung nicht zu beobachten gewesen war. Von diesen drei Wöchnerinnen war die eine mit der Zange entbunden worden, bei ihr waren viele Mi- kroben, darunter auch Streptokokken, nachzuweisen; in den Lochien der anderen beiden zeigte sich nur eine spärliche Anzahl von Keimen. Anschliessend an diese Versuche, sucht der Verf. durch Thier- experimente den Beweis dafür zu liefern, dass das fiebererregende 12 178 Bakterien in den Lochien des Uterus. Moment eben in dem Vorhandensein von Mikroorganismen zu suchen ist. Den zu den Versuchen benutzten Kaninchen wurden die Lo- chien subcutan oder durch Injektion in eine Vene beigebracht. Alle mit normalen Uteruslochien geimpften Thiere zeigten weder im Leben noch bei der Sektion Krankheitserscheinungen, wohin- gegen die mit Vaginallochien gesunder Wöchnerinnen inficirten Ka- ninchen Abscedirungen von der Impfstelle ausgehend aufwiesen. /ur Beantwortung der zweiten Frage übergehend, trennt Verf. die mit Temperaturerhöhung behafteten Wöchnerinnen in solche, die nur eine Störung des Wochenbettes erlitten, und solche, bei denen eine ausgesprochene längere Erkrankung eintrat. Auf diese Weise wird gleichzeitig mit der zweiten auch die.dritte Frage beant- wortet. Zur ersteren Kategorie gehörend lieferten 20 Wöchnerinnen mit vorübergehenden Temperaturerhöhungen über 38° © das nöthige Untersuchungsmaterial. Von diesen wurden 23 Mal Uteruslochien und 3 Mal Vaginallochien entnommen; letztere enthielten wiederum reichliche Mengen von Mikroorganismen verschiedenster Art. In den Uteruslochien dieser 20 Wöchnerinnen zeigten sich 15 Mal Mikroorganismen, 5 Mal aber keine. Diese letztgenannten 5 ne- gativen Resultate finden ihre Erklärung wie folgt: 2 Mal war gleichzeitig Infection der Brustdrüse von Schrunden ausgehend vorhanden, 1 Mal bestand ein Ulcus puerperale bei Anwesenheit von Staphylococcus pyogenes aureus und 2 Mal war die Unter- suchung erst nach Abfall der Temperatur vorgenommen worden, also zu einer Zeit, wo, wie andere Beobachtungen lehrten, die Keime schon wieder aus den Lochien verschwunden sind. Bei den 15 Wöchnerinnen, deren Uteruslochien Keime ent- hielten, war eine Verschiedenheit des klinischen Verlaufes der Wochenbettstörungen trotz der Anwesenheit der verschiedenartigsten Organisnıen nicht festzustellen. Sehr bemerkenswerth ist noch die Angabe des Verfassers, dass die keimfreien Uteruslochien sich schon durch ihre Qualität und Quantität von den keimhaltigen unterscheiden lassen. Der zweiten Kategorie konnten nur die 5 während des Som- mers in der Anstalt wirklich erkrankten Wöchnerinnen zugezählt werden. Bei allen wurde ausnahmslos in den Uteruslochien der speeifisch pathogene Wundinfektionskeim, Streptococcus pyogenes, aufgefunden. Dabei waren aber auch die heftigsten subjectiven Erkrankungssymptome regelmässig und längere Zeit vorhanden. Zur Entstehung der sogenannten Selbstinfektion im Wochen- bett kann der Verf. wohl zwei Fälle anführen, bei denen auch die Uteruslochien mit Keimen behaftet waren, eine genügende Erklä- rung über .den Eintritt der Selbstinfektion vermag er allerdings nicht zu geben. In einem letzten Abschnitt, „weitere Thierversuche‘“ über- schrieben, theilt der Verf. noch die Ergebnisse der an Kaninchen mit keimhaltigen Uteruslochien vorgenommenen Infektionsversuche mit. Es erhellt aus diesen Beobachtungen, dass die Virulenz der - Er a = ct Pflanzenkrankheiten. 179 _ Uteruslochien beim Thierversuch genau den klinischen Erschei- nungen entspricht. So wurde durch Lochien einer Wöchnerin mit ganz geringem Fieber, wo durch die Untersuchung nur ganz wenige Keime nachzuweisen waren, dem Versuchsthiere kein nachweisbarer Schaden zugefügt. Dagegen entstand schon durch Lochien von Wöchnerinnen, die einige Tage Temperatursteigerungen hatten, eine Infection, die die Thiere überstanden, deren Folgen sich aber bei der Section in der Gestalt von Abscessen kundgaben. Die Lochien von wirklich kranken Wöchnerinnen riefen aber stets eine Streptokokken-Infection hervor, wobei noch zu bemerken blieb, dass die Abscesse bei den Thieren stets wieder Streptokokken in Massen enthielten. Das Gesammtergebniss hat D. in 13 Schlusssätzen zusammen- gefasst, die in 8 zusammengezogen in dem zusammenfassenden Be- richt von Eisenberg Bd. III. Nr. 12. S. 374. nachzulesen sind. Durch diese wohldurchdachte und exakt ausgeführte Arbeit ist den Praktikern von neuem ans Herz gelegt, durch eine streng durchgeführte Scheidendesinfektion bei der Geburt das Eindringen von Keimen in den Uterus zu verhindern. Becker (Leipzig). Müller-Thurgau, H., Die Edelfäule der Trauben. (Landw. Jahrbücher. Bd. XVII. 1888. p. 83—159.) ‚Der von den Winzern als Edelfäule bezeichnete Vorgang ver- dient diesen Namen in zweierlei Hinsicht: Einerseits beginnen ge- rade die edelsten Trauben zuerst zu faulen und es tritt die Edel- fäule nur auf, wenn die Trauben reif sind, andererseits trägt die- selbe aber auch selbst zur Veredlung der Trauben bei. Es sind nur wenige Rebensorten, für welehe die Edelfäule von besonderer Wichtigkeit ist, aber gerade diese liefern die besten deutschen Weine. Vor Allem zu erwähnen ist der Riesling, dessen edelfaule Trauben gie herrlichen Weine des Rheingaues, . die besten Sorten der Mosel- und Saarweine, die feurigen Franken- und vollen Haardt- weine liefern. Ausserdem zeichnen sich an der Haardt die Syl- vaner und Oesterreicher Trauben in manchen Jahren durch vor- zügliche Qualität aus, welche sie einer hochedlen Reife und später eintretender Edelfäule verdanken. Auch an Elbing und Kleinberger hat man an der Mosel wiederholt gute Erfolge der Edelfäule zu verzeichnen gehabt. Der Eintritt der Edelfäule hängt von verschiedenen Kimstän; den ab. Er ist wesentlich bedingt durch die Rebsorte sowie durch den Bau der Trauben, da naturgemäss dichte, klumpige Trauben für die Keimung der "Sporen und für das Eindringen des Pilzes günstiger sind, als lockere. Auch das Alter der Weinstöcke und deren Pflege, sowie Bodenbeschaffenheit und Düngung kommen hierbei in Betracht. Die Witterung ist selbstredend ebenfalls von grossem Einfluss. Die auf faulen Traubenbeeren im Hehe auftretenden Pilz- rasen sind schon lange bekannt, und zwar gab man dem Pilze der gedrängten Sporenköpfchen wegen den Namen Botrytis, Trauben- schimmel, und um sein Vorkommen auf Traubenbeeren anzudeuten 1a 180 | Pflanzenkrankheiten. Botrytis acinorum (Pers... Auf absterbenden und verwesenden Pflanzentheilen findet sich ein vielfach mit diesem übereinstim- mender Pilz, Botrytis cinerea (Pers.), der auch regelmässig im Herbst auf abgefallenen Rebenblättern vorkommt. Es ist schon verschiedentlich die Vermuthung ausgesprochen worden !), dass diese beiden Pilze identisch seien, und dass die abweichende Art der Sporenbildung durch die verschiedene Ernährung hedingt würde. Auch der Verf. kommt auf Grund einer Reihe von Kulturversuchen mit den beiden Pilzen zu dem Schlusse, dass in der That der Pilz der edelfaulen Trauben nichts anderes als Botrytis cinerea sei. De Bary hat dann nachgewiesen 2), dass Botrytis cinerea noch eine andere Art der Sporenbildung besitzt, und dass der Pilz nach der letzteren eine Peziza sei. Er nannte ihn Peziza Fuckeliana. Gelangt eine Spore auf ein absterbendes Rebenblatt, so dringt der Keimschlauch in das Innere und entwickelt ein Mycel, das auf der Oberfläche des Blattes bald wieder neue Sporenträger mit Sporen erzeugt (Conidien. Die im Winter auf Blättern zu be- obachtenden schweren Pusteln sind ebenfalls Gebilde des Pilzes (Sklerotien), aus welchen sich unter günstigen Verhältnissen im Frühjahr eine andere Form von Sporen, die Ascosporen entwickeln. Der auf den Trauben wuchernde Pilz erzeugt nur Conidien. Da- für, dass dieser Pilz wirklich die gewöhnliche Botrytis cinerea ist, bringt der Verf folgende Beweise: „Mit Sporen der auf abgestor- benen Blättern lebenden Botrytis wurden gesunde, in ein Glas ein- geschlossene Beeren infieirt. Sie riefen in diesen die gleichen Er- scheinungen hervor wie der Edelfäulpilz, und die Erzeugung der Sporen (worin gerade der Unterschied liegen soll), geschah genau in derselben Weise wie bei diesem. Bei Reinkulturen der beiden Pilze in verschiedenen Substraten (Most, verdünnter Most, Gelatine mit Pflaumensaft) zeigten sie durchaus Uebereinstimmung. Die für den Edelfäulpilz charakteristische, gedrängte Anordnung der Sporen auf einer Anzahl kurzer, zweitheiliger Aestchen fand sich bei bei- den, wenn sie in Most kultivirt wurden, während in stark ver- dünntem Moste mehr die für Botrytis cinerea angegebene Form auftrat. — Aus Sporen beider Art habe ich in Reinkulturen auf mit Most durchdrängtem Filtrirpapier Sklerotien derselben Be- schaftenheit gezogen, und beide Pilze haben im Moste dieselben Veränderungen hervorgerufen. Die Becherfrüchte habe ich aller- dings noch nicht erhalten, doch dürften die erwähnten, überein- stimmenden Merkmale zu dem Ausspruche berechtigen, dass der Pilz der Edelfäule die Botrytis cinerea sei.“ In das Innere der Beeren dringt der Pilz am leichtesten durch Hautverletzungen ein, doch weiss er auch sich den Eintritt in un- versehrte Beeren zu verschaffen. Er benutzt dann mit Vorliebe entweder die Anhaftungsstelle der Beeren, oder er dringt an den kleineren Korkwärzchen in das Innere ein. Hier breitet der Pilz 1) Sorauer, Handbuch der Pflanzenkrankheiten. 2. Aufl. Bd. II. p. 299. — Leunis-Frank, Synopsis. 3. Aufl. Bd. III. p. 441. 2) De Bary, Morphologie und Physiologie etc. 1866. p. 39. Pflanzenkrankheiten. 181 sein mit Querwänden versehenes Mycel rasch aus, wobei er sich anfangs auf die äussersten Schichten der Haut beschränkt. Schliess- lich bildet das Mycel ein dichtes Geflecht von Pilzfäden, das die ganze Haut durchzieht. Die Fäden verlaufen ziemlich regelmässig parallel der Beerenobeirfläche und unter dem Mikroskop sieht man, wie die Hautzellen ihrer Masse nach immer mehr gegen die Masse des Pilzes zurücktreten. Ist die Haut ganz durchwuchert, so wachsen einzelne Fäden auch in das Innere der Beeren, aber die Wachsthumsbedingungen scheinen nach den Beobachtungen des Verf. hier ungünstiger für den Pilz zu sein. Anfangs ist die Anwesenheit des Pilzes nur an der Braunfär- bung zu erkennen. Bei gutem Wetter findet häufig keine Sporen- bildung statt, und es ist daher nicht zu verwundern, wenn die Winzer vielfach die Ursache der Edelfäule nicht in dem Pilz suchen, sondern diesen vielmehr als eine unangenehme Beigabe, als einen schädlichen Schmarotzer betrachten. In der Regel jedoch ist die Sporenbildung eine massenhafte. Besonders üppige Rasen von Sporenträgern entwickeln sich an verletzten Stellen der Beeren, doch vermögen die Sporenträger auch durch die unverletzte Haut durchzudringen. Bei trockner Witterung trocknen die Zellen der Conidienträger ein, um sich bei feuchtem Wetter wiederum mit Wasser zu füllen. Meistentheils theilen sich die Aeste des Sporen- trägers in zwei kurze Zweige, welche auf dünnen Stielchen die Sporen tragen. Sklerotien der Botrytis sind an den Trauben bisher noch nicht wahrgenommen worden. Verf. beobachtete, dass sie auf verletzten Beeren hin und wieder auftreten. Sie entstehen dann so, dass sich an einer Stelle der Beere, an der sich nach aussen gedrungener Saft ausgebreitet hat, zunächst eine Wucherung von Pilzmycel bildet, aus dem sich dann nach dem Absterben der Conidienträger Sklerotien entwickeln. Diese Sklerotien sitzen der Beerenhaut auf und lassen sich mit dem Messer leicht abheben. Auch die eigent- lichen Beerensklerotien, welche aus dem Innern der Beere hervor- treten, hat der Verf. auf Weinbeeren gefunden. Sie entwickeln sich jedoch nur auf abgefallenen, unter dem Laube liegenden Beeren. Künstlich konnte die Bildung derartiger Sklerotien dadurch hervor- gerufen werden, dass Beeren, welche mit Botrytis inficirt waren, in geschlossenen Glasgefässen aufbewahrt wurden. Sie stimmen mit den auf abgefallenen Blättern wachsenden vollkommen überein. Sie stellen schwarze Körperchen von kugeliger oder halbkugeliger Form dar, unter deren unebener, schwarzer Rinde sich das weisse Pilzmycel befindet. Auch auf Filtrirpapier, welches mit Most durchdrängt ist, lassen sich Sklerotien mit grosser Leichtigkeit ziehen. Bei derartigen Reinkulturen in Gläsern bot sich Gelegen- heit, ein weiteres bisher ungenügend bekanntes Organ des Pilzes kennen zu lernen, nämlich die Haftorgane. Dieselben bilden sich aus Mycelfäden, wenn diese auf glatte Flächen treffen, welche sie nicht durchdringen können, z. B. auf Glas. Sie verzweigen sich hier dicht büschelig und bilden dünne, am Rande selappte Haft- flächen, welche einen Durchmesser von 5 mm und mehr erreichen 183 | Pflanzenkrankheiten. können. Im Freien auf Trauben konnten diese Haftscheiben nicht aufgefunden werden. Die Veränderungen, welche der Pilz der Edelfäule in den Beeren hervorbringt, sind in einem eigenen Kapitel abgehandelt. Da hierbei jedoch auch secundäre Erscheinungen in Betracht kom- men, welche mit dem Stoffwechsel von Botrytis nicht in directem Zusammenhange stehen, so unterlässt Ref. es hier, auf diese sehr interessanten Verhältnisse näher einzugehen. Es sei nur erwähnt, dass in erster Linie folgende Vorgänge zu beachten sind: Zunächst wird durch das in Folge der Pilzwucherung eingetretene Absterben der Beerenhaut eine verstärkte Wasserverdunstung hervorgerufen und auf diese Weise der Beerensaft concentrirt. Nun verbraucht zwar der Pilz einen kleinen Theil des Zuckers, aber dieser Nachtheil wird dadurch wieder aufgewogen, dass die Säure noch rascher ver- schwindet als dieser. Durch diese Vorgänge erfährt also der Traubensaft in der That eine Veredlung. Ausserdem vermindert der Pilz die löslichen Stickstofiverbindungen im Beerensaft. Das nächste Kapitel behandelt den Stoffwechsel von Botrytis cinerea. Um denselben zu studiren, wurde der Pilz in Most kulti- virt und dann die Veränderungen bestimmt, welche hierbei in dem- selben hervorgebracht wurden. Die Kulturmethode musste so gewählt werden, dass dem Pilze eine günstige Unterlage geboten wurde, auf der er fortwährend Nahrung zugeführt erhielt, ohne dass es dem Mycel an dem nöthigen Athmungssauertoff fehlte. Eine übermässige Luftzufuhr musste jedoch verhindert werden. Dieses wurde dadurch erreicht, dass in eng- halsigen Rollfläschchen (Medieinfläschchen, breite Form) von etwa 180 ccm Inhalt eine Anzahl mehrfach längsgefalteter Streifen von Filtrirpapier geschoben wurden, die aufrecht neben einander stehend den Innenraum der Flasche locker ausfüllten. Nachdem sie ste- rilisirt waren, wurden sie mit 50 ccm sterilisirten Mostes beschickt und nochmals längere Zeit auf 100° erwärmt. Nach dem Ab- kühlen erfolgte dann die Aussaat der Sporen. Einige Gläser blieben ohne Pilzaussaat, um die Veränderungen festzustellen, die der Most etwa ohne den Pilz erfahren könnte. Es zeigte sich hierbei, dass sich der Most unverändert erhielt. Die unter dem Einfluss der Pilzentwickelung erfolgte Veränderung eines 1885er Rieslingmostes zeigt die folgende Tabelle: Zucker Säure . Stickstoff Gehalt |Abnahme| Gehalt | Abnahme | Gehalt | Abnahme pCt. pCt. [pro Mille| pro Mille | pro Mille | pro Mille Most ursprünglich 17,21 13,43 0,575 | jamach 15 Tagenalideranlata ll 0,85 ie : 2,96 3,70 0,130 RE RE 13,78 fie 4,74 Dis 0,222 & Lak ) ’ j ’ er Re 12,18 0.60 2,38 0.51 0,108 0.009 ar; ed Ei 1,87 Ser 0,099 7 14 ne le 11,25 ? 0,73 i _- a la nn u nun. a Pflanzenkrankheiten, | 183 Noch deutlicher treten die Veränderungen hervor, wenn man die Verluste in Procenten des ursprünglichen Gehaltes ausdrückt. Es sind von dem ursprünglichem Gehalte des Mostes verschwunden: an Zucker an Säure an Stickstoff pCt. pCt. pCt. in den ersten 15 Tagen Pi 37,2 38,8 vom 15. bis 18. Tag 17,2 27,5 22,6 ae 2 BL... 9,3 17,6 19,8 a a 3,5 3,8 1,6 a 28. m 2:9 8,5 u Summa | 34,6 | 94,6 | 82,8 Ein zweiter, mit einem 1882er Most angestellter Versuch er- gab folgendes: Zucker Säure Stickstoff Gehalt |Abnahme| Gehalt | Abnahme Gehalt Abualine pCt. pCt. |proMille| pro Mille | pro Mille | pro Mille Most ursprünglich 12,55 13,0 1,206 : „ nach 18 Tagen 11,80 | 0,75 8,49 | 4,51 0,834 0,372 ; 2,54 3,84 0,322 „ a „ 9,26 4,65 0,512 | 23 sag 28 3,75 30 “ R % a" j 0,55 2 0,57 0.117 I I b) „ „ 25 „ 7,93 3,18 0,395 0,84 1,45 0,125 bes 4,.,28 ee 6,09 1.96 1,73 0.65 0,270 0.077 Banazc0, u 4,13 : 1,08 } 0,193 3 Somit sind vom ursprünglichen Gehalt verschwunden: an Zucker an Säure an Stickstoff ‚pCt. pCt. pCt. in den ersten 18 Tagen | 6,0 34,7 | 30,8 vom 18. bis 21. Tage 20,2 29,5 26,7 et. 6,2 EB N, 1: Pe ae PR 4,4 4,4 } \ Ben. ;, 28 „ 4,7 7141 10,4 Be. ., 5,6 | 5,0 6,4 Summa | - A471. | 91,6 | 84,0 Da Verf. es nach seinen Beobachtungen an edelreifen Trauben für wahrscheinlich hielt, dass ein höherer Zuckergehalt die Wuche- rung von Botrytis einschränkt, so wurde ein Most mit einer be- stimmten Menge Zucker versetzt und dann der Verlauf der Zer- setzung an diesem und dem ursprünglichen Most constatirt. In diesen beiden Versuchsreihen ist ausser den: früheren Bestimmun- gen auch Rücksicht genommen auf die gebildete Trockensubstanz des Pilzes und auf seinen Gehalt an Stickstoff und insofern sind eure beiden Tabellen noch von besonderem Interesse. Es ergab or, 184 | Pflanzenkrankheiten. Zuckerarme Most. Tropen Stickstoff substanz m Pi: Zucker Säure Stickstoff | des Pilzes pre pro pCt. pMille | pMille | 100 ccm Bi Bar ost Most Most ursprünglich 13,40 11,55 0,479 — — 6 Tage nach der Aussaat 12:58 7,46 0,291 0,563 0,186 8 55 ns ee Ks 11,17 5,05 0,158 0,896 0.319 10 a hr hr 10,40 3,90 0,116 1,247 0,369 ae a 10,17 2,40 0,096 1,610 0,384 Ve CD 10,08 0,68 0,038 2,277 0,449 BO I ME | en 0,52 | 0,026 2,659 | 0,465 Zuckerreicher Most. Most ursprünglich | 23,67 | 11,63 .|...0,505 — | _ 6 Tage nach der Aussaat 23,50 9,20 | 0,419 0,151 | 0,087 BT NE 3 22,51 7,46 0,345 0,527 0,151 TE Re er 19,57 5,70 0,207 0,796: | 07297 ER ER] 1a 17,60 3,98 0,143 0,930 0,348 TEE AR a Jen 16,46 2,39 0,095 1,249 0,411 20: N a 15,68 | 0,9 0,056 | 1,581 | 0,455 Aus diesen Zahlen geht übereinstimmend hervor, dass Botrytis cinerea den Gehalt des Mostes an Säure, Stickstoff und Zucker bedeutend vermindert; jedoch stellt sich heraus, dass Stickstoff und Säure bedeutend rascher abnehmen und somit vom Pilze mit Vorliebe zur Ernährung benutzt werden als Zucker. Um dem Einwurfe zu begegnen, dass die Säure nicht verbraucht, sondern nur durch vom Pilze gebildetes Ammoniak neutralisirt sei, wurde der Most auf Ammoniak geprüft. Es zeigte sich, dass solches nicht vorhanden war. Ein zu hoher Zuckergehalt ist der Entwicklung des Pilzes hinderlich, wie aus den letzten beiden Tabellen geschlossen wer- den muss. Dass Luftmangel dem Wachsthum des Pilzes störend in den Weg tritt, lehrt die folgende Zusammenstellung: Most bei gewöhnlichem Luftzutritt. Trocken- | Stickstoff substanz im Pilze Zucker Säure Stiekstoff | des Pilzes £ pro pro pCt. pMille | pMille | ’100 ccm | 00Beem Most Most Most ursprimgheh UN 2B,08 | Tore a 0800 en 9 Tage nach der Aussaat | 18,65 | 7,65 | 0,660 | 0,553 | 0,219 RATEN DAT 18,07 5,59 0,579 1,026 0,302 ROSE 17,91 5,10 0,541 1,203 0,348 16 „ ”„ „ „ 17,46 | 4,05 0,463 1,759 0,420 N 17,13 | 3,79 rare 1,873 0,429 | Pflanzenkrankheiten. 135 Most bei beschränktem Luftzutritt. | Bi era Stickstoff Zucker Säure Stickstoff d : im Pilze es Pilzes R ? pro is pCt. pMille pMille 100 ken 1000 ccm Most ursprünglich 20,08 | 10,11 0,890 3 _— 9 Tage nach der Aussaat 18,99 | 9,26 0,740 0,159 0,148 0 03 DE) eig Ben 18,55 8,85 0,715 0,325 0,163 1. er tan, . 18,30 8,48 | 0,690 0,359 0,196 DE ds; RR: e 17,99 7,91 0,674 0,382 0,203 20 ,„ „on » | 17,81 7,65 | 0,660 0,412 0,219 Was das äussere Aussehen der unter so verschiedenen Bedin- gungen kultivirten Pilze betrifft, so sei bemerkt, dass sich bei dem Versuche mit gewöhnlichem Luftzutritt schon am 11. Tage Sklero- tien gebildet hatten, während sich bei beschränktem Luftzutritt selbst nach 20 Tagen noch keine Sklerotien entwickelten. Ausgehend von der Fähigkeit der Hefe, die Dextrose des Mostes rascher zu vergähren als die Levulose, wurden vom Verf. auch mit Botrytis Versuche in dieser Richtung unternommen. Es wurde ein frischer 1887er Most von Rieslingtrauben benutzt. Die polarime- trischen Bestimmungen wurden mit dem grossen Wildt schen Po- laristrobometer und zwar in einem 220 mm langen Rohr ausgeführt. Die mit Botrytis inficirten 50 ccm Most wurden nach Beendigung eines jeden Versuches filtrirt und das Filter mit der auf ihm zu- rückbleibenden Pilzmasse so lange mit destillirtem Wasser ausge- waschen, bis die Flüssigkeit 100 ccm betrug. Von diesem, auf das Doppelte seines ursprünglichen Volumens; gebrachten Moste wurden 50 cem mit 5 ccm Bleiessig versetzt, filtrirt und dann in das 220 mm Rohr eingefüllt.e. Der am Polaristrobometer abgelesene Winkel giebt dann direkt die Drehung einer 100 mm dicken Schicht des ursprünglichen Mostes an. Der Dextrosegehalt D wurde mit Hilfe der folgenden, früher vom Verf, aufgestellten, empirischen Formel eb a, 1,531 berechnet !). In derselben bedeutet a den Procentgehalt an Ge- sammtzucker, ermittelt auf gewichtsanalytischem Wege und b die Drehung der Polarisationsebene für eine 100 mm dicke Flüssig- keitsschicht. Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe sind in der fol- genden Tabelle zusammengestellt: 1) Das Kappen der Reben. (Weinbau. 1882. p. 100.) 186 | Pflanzenkrankheiten. MG 5 Drehung In 100 gr. Zucker Gresammt- der Dex- | Levu- | waren enthalten Zucker | -Polarisa- |: .trose... lose. | mssrzsee tionsebene ER Levü- Ct 0 Ct Ct trose lose ae R Be 2 Most ursprünglich | 16,57 | 40 1821 | 8,00 JsE | 50,5 il Tage nach der Aussaat 13,22 —3,33 6,46 6,76 48,9 51;1 15 „on „ 12,46 —3,4 5,92 | 6,54 47,5 52,5 17,» >: „ 11,98 —3,4 5,60 | 6,38 46,8 53,2 20 De?) „ 11,24 —3,5 5,05 | 6,19 44,9 55,1 22 „ „ „ „ 10,87 —3,7 4,68 6,19 43,1 56,9 24 ,„ Dan „ 10,45 —3,4 4,60 | 5,85 44,0 | 56,0 ZB A Dh »» „ 10,38 —3,66 | 4,39 | 5,99 42,3 | 57,7 28 „ on „ 9,80 —3,55 | 4,08-| 5,72 41,6 | 58,4 30.2, ne r 9,24 —3,50 | 3,75 | 5,49 40,6 59,4 33 2) „ „ „ 8,66 —2,9 3,76 4,90 43,3 56,7 36 , ART, 5 7,81 —2,9 3,21 | 4,60 41,1 58,9 40 5, „on » 6,83 —3,0 2,50 | 4,33 36,6 | 63,4 Es ergiebt sich hieraus, dass die Dextrose rascher verbraucht wird als die Levulose. Zum Schluss sei noch eine Versuchsreihe angeführt, welche der Verf. mit Penicillium glaucum in derselben Weise angestellt hat, wie die Versuche mit Botrytis. Die folgende Tabelle enthält die Ergebnisse: | Zucker Säure Stickstoff Gehalt Abnahme Gehalt |Abnahme) Gehalt |Abnahme pCt. | pCt. | pMille | pMille | pMille | pMille Most ursprünglich | 12,55 | | 13,0 1,206 | 16 Tage nach der Aussaat |, 7,77 | ° | 11,65 |..039 | o,a7g. | 9827 0,47 0,01 0,018 Ju REIT. Da De. 7,30 11,64 0,361 1,78 0,73 0,042 ER a A 5,52 10,91 0,319 2,19 3,41 0,138 REED 3,33 7,50 0,181 1,63 2,37 0,030 23 „ ” ” „ 1,70 0.86 5,13 1.68 En TE STETTEN ET Tea Em Rene ‚68 | 0,101. | Vom ursprünglichem Gehalt sind somit verschwunden: | an Zucker | an Stärke | an Stickstoff In den ersten 17 Tagen 41,8 pCt. 10,4 pCt. 70,0 pCt. Vom 17. bis 19. Tage 14.307. EIER saure u er „ 174 „ 26,2 114 „ ” 21. „ 23. ” 13,0 , 18,2 „ } 6.6 „ L) 23. ” 28. vl 6,8 ” 12,9 „ ? „ Summa | 93,2 1-37 Mall | 91,4 Abweichend von Botrytis, zieht Penicillium den Zucker zu seiner Ernährung der Säure vor. Zucker und stickstoffhaltige Sub- Stanzen nehmen in ungefähr gleichem Maasse ab. Beutell (Bonn-Poppelsdorf), ne ee A Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 187 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Ali Cohen, Ch. H., Zur Frage von der Cholerareaction. (Fortschr. d. Med. 1888. No. 6.) Ali Cohen wendet sich gegen die Ansicht Bujwid’s!t), wo- nach die vielbesprochene Cholerareaction, wenn sie auch durch die Untersuchungen Jadassohn’s, AliCohen’s, Salkowski’s und Bujwid’s selbst des ihr anfangs zugesprochenen speci- fischen Charakters entkleidet sei, doch nach wie vor als zu- verlässiges rasches Unterscheidungsmittel der Koch’schen Cholera- kacillen von anderen Bakterien benutzt werden könne. Zur Be- sründung der. gegentheiligen Ansicht weist Verf. zunächst auf seine früheren Beobachtungen hin, welche das Ausbleiben der Reaction bei Verwendung von ganz reinen Säuren ergeben hatten, wonach die, zum Eintreten der Reaction unbedingt noth- wendige, Anwesenheit von salpetriger Säure in den Cholerakulturen nicht als eine constante Eigenschaft der letzteren betrachtet wer- den könne; er beruft sich ferner auf Zäslein’s Erfahrungen, welche gezeigt hätten, dass die frisch dem Choleradarme ent- nommenen Koch’schen Bacillen und die ersten Generationen der- selben schneller Indol und salpetrige Säure bilden, als die späteren Generationen, sowie auf Zäslein’s und Jadassohn’s Beobachtungen über die Abhängigkeit der Cholera-Rothreaction vom Sauerstoffzutritt, woraus sich ergebe, dass die für das Gelingen der Reaction nothwendigen Factoren auch in den Cholerakulturen erheblichen graduellen Schwankungen würden unterworfen sein können; andererseits müsse aber auch aus den gleichen Gründen als sehr möglich gedacht werden, dass die Finkler’schen Spi- rillen und andere Bakterien unter Umständen reichlicher und rascher die das Eintreten der Reaction gewährleistenden Substan- zen (Indol und salpetrige Säure) erzeugen, als es durchschnittlich der Fall zu sein scheine, so dass .der, zugegebenermaassen nur quantitative und graduelle Unterschied zwischen der Reaction der Cholerakulturen einerseits, derjenigen der Kulturen von Finkler- Prior’s Spirillen und anderer Bakterien andererseits aufgehoben oder unpräcis werden könne. Seiner Ansicht nach könnten daher nur neuere Experimente mit dem Darminhalte frisch entnommener Koch’scher und Finkler’scher Spirillen über den Werth der zukünftigen Cholerareaction entscheiden. Bis dahin halte er sein früher ausgesprochenes Urtheil aufrecht, dass der von Bujwid gegebene Rath, die Reaction mit dem Plattenverfahren zu combi- niren, ohne das charakteristische Wachsthum abzu- warten, zu verwerfen sei, Baumgarten (Königsberg). 1) Ci. d. Zeitschr., Bd. III. 1888. p. 169. Ref, 188 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Soyka, J. und Kräl, F., Vorschläge und Anleitungen zur Anlegung von bakteriologischen Museen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. 1888. pg. 143.) Die von Soyka im Centralblatt für Bakteriologie (Bd. I. 1887. g. 542) gemachten. Mittheilungen eines Verfahrens, Reinkulturen auf festen Nährböden (Brod, Reisbrei, Kartoffeln) sowie Gelatine- plattenkulturen für Unterrichtszwecke zu conserviren, werden durch die vorliegende Arbeit vervollständigt. | Zur Herstellung von Dauerpräparaten auf Kartoffeln werden cylindrische Glasdosen mit dicht aufgeschliffenen Glas- deckeln oder Glascylinder mit Riunendeckeln verwandt. Die Kar- toffeln werden in bekannter Weise gereinigt, in Scheiben geschnitten, welche in die Glasdosen genau hineinpassen, mit den Glasdosen im strömenden Dampf sterilisirt. Nachdem sie geimpft und die Kulturen sich in erwünschter Weise entwickelt haben, werden die Dosen mit den vorher erhitzten Glasdeckeln, deren Ränder in flüssiges Paraffın getaucht waren, verschlossen; die Fuge wird mit einem Pinsel gänzlich mit Paraffin verstrichen und nach dem Er- kalten des Paraffins mit einem Weingeistfirniss überzogen. Zur Conservirung vonPlattenkulturen werden kreis- runde, flache Glasflaschen von 55 mm Durchmesser und 12 mm Dicke empfohlen, welche auf beiden Seiten plangeschliffen sind und durch einen cylindrischen Hals von 12 mm äusserem Durchmesser, der beim Uebergang in die Dose eine Verengerung des Lumens zeigt, mit der Nährlösung beschickt, sterilisirt werden. Bei der Impfung muss auf die nöthige Zahl Verdünnungen geachtet werden, da sich nur diejenigen Flaschen zum Conserviren eignen, in denen nur wenige Kolonieen sich entwickelt haben. Nach erfolgter Im- pfung lässt man die Gelatine erstarren, während die Flaschen auf einer Niveauglasplatte liegen. Sind die Kolonieen zu gewünschter Grösse ausgewachsen, so wird der Hals mit dem Wattepropf in geschmolzenes Paraffin getaucht und verschlossen. Weitere Einzelheiten der sehr genau beschriebenen Methoden sind im Original nachzusehen. Prausnitz (München). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Salkowski, E., Ueber die antiseptische Wirkung des Chloroformwassers. (Deutsche med. Wochenschrift. 1888. No. 16.) Salkowski beobachtete, dass Harn nach Chloroformzusatz sich beliebig lange Zeit unverändert erhält, und stellte anknüpfend an diese Beobachtung Versuche mit Chloroformwasser an, die zeigten, dass dasselbe alle durch die Lebensthätigkeit der Mikro- organismen bedingten Fermentationsvorgänge, so die alkoholische Neue Litteratur. 189 Gährung, amoniakalische Harnstoffgährung, fermentative Spaltung der Hippursäure, Milchsäuregährung etc. verhindert, während es die Wirkung der nicht organisirten löslichen Fermente,. z. B. die Wirkung des Speichelfermentes, des Pepsins, der Diastase u. s. w. ‚nicht stört. Zur Entfaltung dieses Wirkens ist stets vorausgesetzt, dass das Chloroform nicht durch Verdunstung aus der Mischung entweicht. Was die Wirkung auf pathogene Mikroorganismen be- trifft, so stellte S. Versuche mit denen von Milzbrand und Cholera an, wobei sich zeigte, dass ein Verweilen von ca. !/, Stunde in Chloroformwasser (5 ccm Chloroform oder 7,5 g auf 1 Liter Wasser) genügt, um an Seidenfäden angetrocknete sporenfreie Milzbrand- bacillen zu tödten, und die Wirkung auf Choleraspirillen eine noch schnellere ist, während die Sporen des Milzbrandes sich als unge- mein resistenzfähig gegenüber Chloroformwasser erwiesen. Nach der Ansicht des Verfassers lassen sich die conservirenden und desinficirenden Eigenschaften des Chloroforms in mannigfacher Weise verwerthen, so 1.) in der Laboratoriumstechnik zum Conser- viren von Harn, von Harnstofflösung, die zur Titerstellung der Quecksilberlösung dienen, von titrirten Oxalsäurelösungen, von pathologischen eiweisshaltigen Flüssigkeiten u. s. w. 2.) Zur Auf- bewahrung nicht zu umfangreicher anatomischer Präparate und 3.) weist S. auf einzelne Möglichkeiten der Anwendung zu Heil- zwecken hin, z. B. Sterilisirung der zu Injectionen benützten Flüssig- keiten, eventuell zur innerlichen Anwendung bei Cholera und end- lich als Mundwasser mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt. . Die Fälle, in denen die Anwendung desselben zu Heilzwecken innerlich nnd äusserlich oder zu pharmaceutischen Zwecken von Nutzen sein könnte, zu eruiren, sowie die Wirkung auf andere pa- thogene Mikroorganismen zu erforschen, betrachtet S. nicht als seine Aufgabe und will nur zur Prüfung nach dieser Richtung hin Anregung gegeben haben. Eisenberg (Wien). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin, Morphologie und Systematik. Hansgirg, A., Ueber Bacillus muralis Tomaschek nebst Beiträgen zur Kenntniss der Gallertbildungen einiger Spaltalgen. (Botan. Centralbl. Bd. XXXV. 1888. Heft 2. p. 54—57.) [Fortsetz. folgt.) Schröter, J., Pilze. Kryptogamen-Flora von Schlesien, herausgeg. von F. Cohn. Ba. III. Lief. 4. p. 385—512. 8°. Breslau (J. U. Kern) 1888. 3,20 M. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Bitter, H., Kommt durch die Entwickelung von Bakterien im lebenden Körper eine Erschöpfung desselben an Bakteriennährstoffen zu Stande? (Zeitschr, f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p. 291—298.) 190 Neue Litteratur. Neisser, A., Versuche über die Sporenbildung bei Xerosebacillen, Streptokokken und Choleraspirillen. (Zeitschr. £. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p. 165—196.) Nuttall, &., Experimente über die bakterienfeindlichen Einflüsse des thierischen „Körpers. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p. 353—394.) Sirotinin, Ueber die entwickelungshemmenden Stoffwechselproducte der Bakterien a 2 Retentionshypothese. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p- 262— 29. Smirnow, @.. Ueber das Wesen der Abschwächung pathogener Bakterien. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p. 231—261.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. Smart, Ch., On the microorganisms of water. (Med. News. 1888. No. 26. p. 709-714.) Nahrungs- und Genussmittel, Gebrauchsgegenstände. Tuberculose bei Schlachtthieren in München 1887. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.- Amtes. 1888. No. 28. p. 421.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infectiöse Allgemeinkrankheiten. Bitter, H., Ueber die Verbreitung der Vaceins und über die- Ausdehnung des Impfschutzes im Körper des Impflings. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p. 299—317.) — —, Kritische Bemerkungen zu E.Metschnikoff’s Phagocytenlehre. (Zeit- schr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p. 318—352.) Flügge, C., Studien über die Abschwächung virulenter Bakterien und die er- worbene Immunität. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p. 208—230.) Mittmann, R., Untersuchungen von Fingernägelschmutz auf Mikroorganismen. (Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. Bd. CXIII. 1888. Heft 1. p. 203 —208.) 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XLVIII. 1888. Heft 2. p.474—486, Bd. XLIX. 1888. Heft1. p. 104— 130 Niven, J «, A practical point in connexion with primary vaccination. (Lancet. 1888, Vol. II. No. 1. p. 13—14.) Neue Litteratur. 191 Pocken auf der Insel Cuba. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 28. p. 417.) Whitelegge, B. A., Notes of an outbreak of small-pox in Nottingham, 1887—88. (Practitioner. 1888 July. p. 6576.) Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest. Faleone, Sulla vaccinazione della febbre tifoidea. (Gazz. d. ospit. 1888. No. 55. p. 433.) Richter, Die Abdominaltyphen des Kreises Dessau im Jahre 1886. (Viertel- jahrsschr. f. gerichtl. Medic. Bd. XLIX. 1888. Heft 1. p. 73-83.) Infectionsgeschwälste. (Lepra, Tubereulose [Lupus, Skrophulose], Syphilis [und die anderen venerischen Krankheiten].) Villemin, P., Etude experimentale de Y’action de quelques agents chimiques sur le developpement du bacille de la tuberculose. (Bullet. gener. de therapeut. 1888. Juin. p. 550—554.) Diphtherie und Croup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, Mumps, Rückfallsfieber, Osteomyelitis. Derbys, Quelgues observations sur la meningite cer&bro-spinale survenue & Ni- cosie de Chypre. (Gaz. hebd. de Montpellier. 1888. 16 juin.) «olynetz, Ueber die Sterblichkeit an krupöser Pneumonie in Petersburg in den Jahren 1881—1886 in Beziehung zu den verschiedenen Altersgruppen der Be- - völkerung. (Wratsch. 1888. No. 22. p. 421—425). [Russisch.] Ueber die im Fünfkirchner Honvedlager beobachtete Epidemie von Meningitis cerebro-spinalis. (Honvedorvos 1888. No. 6.) [Ungarisch.] Vetlesen, H. J., Er den kroupsse pneumonie udelukkende at betragte som en infektionssygdom eller kan den ogsaa skyldes andre og specielt refrigeratoriske aarsagsforholde? (Norsk magaz. f. laegevidensk. 1888, .No. 7. p. 545 —564.) B. Infecetiöse Localkrankheiten. Verdauungsorgane. a Ueber Cholera nostras. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p- 207. ; Augen und Ohren. Blau, L., Otitis durch Infektion. (Arch. f. Ohrenheilk. Bd. XXVI. 1888. Heft 3/4. p. 229-230.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen und Thieren. Maul- und Klauenseuche. Preussen. Reg.-Bez. Marienwerder. Landespolizeiliche Verordnung, betr. Schutz- massregeln gegen die Einschleppung der Maul- und Klauenseuche aus Russisch- Polen. Vom 9. Juni 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 28. p. 422— 423.) Tollwuth. Protopopow, N. A., Ueber Immunität gegen Lyssa. (Wratsch. 1888. No. 23, 25. p. 444—445, 484—485.) [Russisch.] Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Thieren. Säugethiere. A. Infectiöse Allgemeinkrankheiten. Thierseuchen in Grossbritannien. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 28. p. 421.) r « 7 Me > u D fr f f Neue Litteratur, / Tr “ Krankheiten der Wiederkäuer. (Rinderpest, Lungenseuche, Texasseuche, Genickstarre, Ruhr und Diphtherie der Kälber, Rauschbrand, entozootisches Verkalben.) Mecklenburg-Schwerin. Bekanntmachung, betr. die Schafräude. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 28. p. 427.) 1888. Vom 29. Mai Preussen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Landespolizeiliche Anordnung, betr. Massregeln gegen die Rinderpest. Amtes. 1888. No. 28. p. 423.) Vom 27. Juni 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.- Krankheiten der Vielhufer. (Rothlauf, Schweineseuche, Wildseuche.) Mecklenburg-Schwerin. Rundschreiben, betr. Erhebungen über die Rothlauf- und Schweineseuche. 1888. No. 28. p. 427.) Vom 22. Mai 1888. (Veröffentl, d. kais. Gesundh.-Amtes. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Karsch, F., Eine Stelzenwanze als Zerstörerin des Zuckerrohres auf Java. (Entomol. Nachrichten. 1888. Heft 13. p. 205—207.) Kieffer, J. J., Beitrag zur Kenntniss der Gallmücken. [Fortsetz. folgt.] 1888. Heft 13. p. 200-205.) (Entomol. Nachrichten. Lais, Applicazione dei sali di rame al preservamento delle viti contro la perono- spora. Pammel, L. H., Some mildews of Illinois, No. 4/5. p. 36-38.) (Atti d. Accad. pontificia dei nuovi Lincei XL. sess. I—VI. Roma 1887.) (Journ. of mycology. 1888. Vol. IV. Inhalt. : Brieger, Ueber das Vorkommen von Te- tanin bei einem an Wundstarrkrampf erkrankten Individuum, p. 173. De Jager, L., Iets over den invloed van bacteriön op de digestie, p, 172. Döderlein, A., Ueber das Vorkommen von Spaltpilzen in den Lochien des Uterus und der Vagina gesunder und kranker Wöchnerinnen, p. 175. Gamaleia, N., Zur Aetiologie der Hühner- cholera. (Orig.), p. 161. Jodlbauer, Max, Ueber die Anwendbar- keit der alkoholischen Gährung zur Zuckerbestimmung, p. 168. Müller-Thurgau, H., Die Edelfäule der Trauben, p. 179. Schulz, Hugo, Zur Wirkung der Hefe- gifte, p. 172. Ullmann, E., Die Fundorte der Staphylo- kokken, p. 174. Untersuchungsmethoden, Instru- mente etc. Ali Cohen, Ch. H., Zur Frage von der Cholerareaction, p. 187. Soyka, J. und Kräl, F., Vorschläge und Anleitungen zur Anlegung von bakte- riologischen Museen, p. 188. Entwicklungshemmung und Vernichtung ‘der Bakterien und Parasiten. Salkowski, E., Ueber dia antiseptische Wirkung des Chloroformwassers, p. 188. Neue Litteratur, p. 189. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, Ausgegeben am 4. August 1888, 4 Pa u: ri u J,0m 22 Er r) DIA u ‚gNTRALB Le 77 Bakteriologie und Parasitenkunde. ' In Verbindung mit Geh. Hofr, Prof, Dr. Lenckart una Professor Dr, Losiler in Leipzig in Berlin, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. ER IV. Band. No. 7. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. BER Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen akt und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Ueber ein mit Cilien versehenes parasitisches Infusorium im Blute :von Carcinus maenas, Von Prof. Dr. Cattaneo in Pavia. Im Jahre 1852 fand Stein ein Infusorium mit Cilien (An- oplophrya branchiarum) in den Branchial-Lamellen des Gam- marus pulex. Balbiani entdeckte 1885 eine andere Art von Anoplophrya (A. circulans) im Blute von Asellus aqua- ticus. Im Mai dieses Jahres, 1883, fand ich ein neues Cilien be- sitzendes Infusorium, das als Parasit im Blute von Carcinus maenas vorkommt. In jedem Tropfen Blut, den ich aus dem 13 194 Cattaneo, Ueber ein mit Cilien versehenes Infusorium. Körper zog, sei es durch Amputirung eines Gliedes, sei es, indem ich in das Herz oder in das Rückengefäss stach, fauden sich neben den amöboiden Blutzellen zahlreiche Infusorien mit Cilien, mit Mund, und zu der Familie der Holotricha gehörend. Ich fand sie auch in Circulation, mit den Amöboidzellen laufend, in den Branchial-Lamellen des noch lebenden Careinus; es ist also kein Zweifel, dass es sich um ein Hämatozoon handelt. Sie gehören zu dem Genus Anophrys, das im Jahre 1366 von F. Cohn für zwei im Meerwasser zwischen Fragmenten von in Fäulniss übergegangenem Fleisch gefundene Formen, die er Anophrys ecarnium und A. sarcophaga nannte, aufgestellt wurde). Die specifischen Charaktere meines Infusoriums entsprechen aber nicht denjenigen der beiden genannten Arten, so dass ich, in ‚Anbetracht des Unterschiedes bezüglich der Grösse, Structur und der parasitischen Natur, es als eine neue Art aufstelle: Ord. Holotricha. Fam. Enchelyidae K. S. Gen. Anophrys Cohn. Anophrys Maggii nov. spec. Charakter: Ovaler, länglicher Körper, 35—45 u lang, 10 bis 12 « breit, hinten gerundet, vorderer Theil zugespitzt und rüs- selförmig gebogen ; vordere Cilie länger als die seitlichen und hin- teren; Nucleus in der Mitte und hintere contractile Blase; Mund- öffnung unter dem Rüssel mit einem Wulst von Cilien versehen; die transversalen und Jänglichen Streifen nicht sichtbar oder wenig deutlich. | Fundort: Im Blute von Carcinus maenas. Während die zu der Familie der Opalinen gehörende, also mundlose Anoplophrya sich vom Plasma des Blutes nährt, ver- zehrt die Anophrys mit Hilfe der lebhaften Bewegungen der Mund- cilien die amöboiden Blutzellen. Der Umstand, dass die beiden bis jetzt bekannten Arten (A. carnium und A. sarcophaga) auf Fleisch leben, erklärt auch die parasitische Lebensweise von Anophrys Maggii. Wahrschein- lich kann die Invasion des Parasiten weder durch das Eingeweide, noch durch die Branchien stattfinden, sondern durch zufällige ‘Wunden, die bei den Crustaceen, besonders zur Zeit der Mutirung sehr gewöhnlich sind. Nicht ohne Bedeutung ist der Umstand, dass der angegriffene Carcinus mir von Venedig ohne Scheeren zukam, an deren Ansatzstelle zwei alte, ganz zugeheilte und mit fester Haut bedeckte Narben zu sehen waren. Rezzonico, am Comer See, 20. Juli 1888. 1) F. Cohn, Neue Infusorien im Seeaquarium. (Zeitschrift für wissenschaft. Zool. Vol. XVI. 1866.) Schmelck, Bakteriengehalt im Wasser während d. Schneeschmelzens. 195 Steigerung des Bakteriengehalts im Wasser während des Schneeschmelzens. Von L. Schmelck, Chemiker bei dem Stadtphysicat ın Christiania. Die Versorgung Christianias mit Trinkwasser geschieht durch eine Leitung von dem See „Maridalsvandet“ aus, welcher ca. 6 km ‚nördlich von der Stadt und 160 m über dem Meere liegt. Dieses Wasserbecken hat einen Flächeninhalt von 3,67 Mill. qm und erhält durch Aufnahme zweier Bergströme reichlichen Zufluss von mehreren andern beträchtlichen Seen (mit einem gesammten Flächeninhalte von ca. 11 Mill. qm), die 20 bis 30 km von der Stadt entfernt, 300 bis 350 m über dem Meer und in einem wüsten, fast unbebauten, steinigen Walddistricte ‚„Nordmarken“ gelegen sind. Das eesammte Niederschlaesgebiet ist ca. 200 Mill. qm und die Wassermenge, die im Ganzen in den Seen gesammelt werden kann, ist ca. 44 Mill. kbm. Das Wasser, welches überall durch Syenit- oder Granitformation läuft und nicht durch Wohnplätze oder Fabriken verunreinigt werden kann, ist von sehr guter Be- schaffenheit. Es enthält nur ca. 0,03 g feste Bestandtheile pr. Liter und kann zu den meisten Zwecken anstatt destillirten Was- sers in den chemischen Laboratorien benutzt werden. Nach den Untersuchungen, die ich im Verlaufe der zwei letzten Jahre ausgeführt habe, variirt die Bakterienzahl unter normalen Verhältnissen zwischen 10—60 pr. ccm. Nach sehr starken Regen- güssen habe ich bis ca. 200 Bakterien pr. ccm gefunden. Die Anzahl steigt auch durch das Aufrühren des Schlammes, welchem die Flüsse während des einmal jährlich vorkommenden Holzflössens unterworfen sind. Die von oben genannten Ursachen hervorgerufenen Variationen in der Bakterienzahl sind jedoch verhältnissmässig unbedeutend und vorübergehend. Eine auffallende und dauernde Vermehrung der Bakterienzahl zeigt sich dagegen während der Schneeschmelze im Frühjahr, wie es aus den auf nachfolgender Tabelle zusammenge- stellten Beobachtungen zu ersehen ist. Zur Vergleichung habe ich neben dem bakterioskopischen Befund in dieser Tabelle auch die von dem meteorologischen Institute in Christiania erhaltenen Beobach- tungen über Temperatur und Regenhöhe an den hier in Betracht kom- menden Tagen notirt. Doch ist zu bemerken, dass diese Observa- tionen nicht für das ganze Niederschlagsgebiet vollgültig sind, da die Witterungsverhältnisse in Christiania und in den einige Meilen nördlich davon Geleggnan Gegenden mitunter sehr verschieden sein können, 13* 196 | Schmelck, Die Entnahme der Wasserproben (aus der Leitung in Christiania) geschah im Allgemeinen des Abends. Sie waren zu jeder Zeit ganz klar. Die Untersuchung wurde nach der üblichen Plattenkulturme- thode ausgeführt. Anzahl Regenhöhe d Temperatur der Luft ° C 8 Uh Dim er gem. r Kolonieen Morgens pr. cem Mittel | Min. | Max. I mm 1888 | Januar 5 50 0,9 | 0,5 1,5 0,0 7 30 — 15 | — 2,2 0,5 0,0 18 14 — 93| — 114 | — 70 0,0 24 40 — 21 — 46 3,6 0,3 Februar 3 30 — 77|-—-121| — 25 1,5 10 8 — 34 — 47| — 2,0 5,2 15 18 — 17,0 | — 21,1 | — 11,6 0,0 März 5 18 — 13,1 — 16,5 — 5,9 0,0 12 19 — 15,3 — 19,3 | — 11,0 0,0 19 13 — 5,7) 138 | — 47 0,0 20 18 — 03| — 77 9,3 0,0 21 23 — 24 | — 8,9 7,0 0,0 22 30 — 13|— 45 2,5 0,0 31 22 — 0,71 — 190 3,1 1,1 April’ 10° 90 07 — 13 4,3 0,0 14 3,7 178 8,4 0,0 15 3,0| —- 3,2 11,0 0,0 16 900 3,0 | — 2,8 94 0,0 17 2,9 1,4 6,0 0,5 18 2,9 1,4 5,0 1,6 19 2500 3,0 0,5 9,0 12,9 22 3,8 1,2 7,5 0,9 23 25 — 17 7,6 0,0 24 700 2,3 — 48 9,6 0,0 25 1100 29 — ı1 9,2 0,0 26 02 — 41 5,5 0,0 27 29 — 12 8,2 0,5 28 800 3,8.| 1,1 9,0 0,0 29 4,2 1,7 7,6 0,0 30 4,5 3,1 7,0 0,0 Mai 1 350 10,5 4,6 16,9 1,2 2 (Morgen) 390 2 Be 500 6,6 5,9 9,2 8,2 3 (Morgen) 480 4,8 | 3,2 6,6 1,2 jrühae, 50 4 (Abend) 700 6,9 4,2 14,1 9,2 5 (Morgen) 470 re 8,5 0,1 6 (Mittag) » 350 64 | — 0,6 11,9 0,0 .„T (Abend) 320 6,1 2,6 12,8 4,4 8 ae 860 8,9 3,4 18,5 0,0 i) S 300 8,6 3,9 12,8 0,0 10 (Morgen) 250 5,8 0,2 10,7 0,0 12 200 . 6,5 | — 0,4 13,3 0,3 13 175 er 4,4 16,0 0,0 15 180 6,71 — 12 14,6 0,0 16 170 8,2 0,7 16,1 0,0 19 95 15,8 8,7 23,3 2,3 N Bakteriengehalt im Wasser während des Schneeschmelzens. 197 Anzahl Regenhöhe a Temperatur der Luft X gem. 8 Uhr Datum Kolonieen Morgens pr. cem Mittel | Min. | Max. mm 11,8 25,4 0,0 5,6 17,0 0,0 3,4 13,9 0,0 2,5 18,5 0,0 7,1 12,9 1,5 1,2 16,1 29 0,8 16,7 0,8 5,1 8,3 0,0 11,5 13,4 1,6 11,8 27,5 0,0 13,9 26,0 0,0 11,8 ‚312 0,0 12,9 33,9 0,0 Eg- 15,4 32,5 0,0 253 13,7 30,8 0,0 EB: 14,3 28,6 0,0 Cha: Zur näheren Beleuchtung obenstehender Beobachtungen ist zu bemerken, dass der letzte Winter sehr streng und schneereich war und dass die Schneeschmelze erst spät anfing, aber. dann auch schneller vor sich ging als gewöhnlich. Bis Mitte April war die im Laufe des Winters gefallene Schnee- menge noch wenig angegriffen worden und in dem erwähnten Distriet nördlich von Christiania war vermuthlich die Schnee- schicht durchschnittlich ca. 1!/, m hoch. Gleichzeitig waren folglich die Seen auch noch zugefroren und das Eis (dessen Dicke 1/, bis ?2/, m betrug) mit Schnee bedeckt. Das Aufgehen des Eises geschah erst zwischen 15. und 20. Mai. Wie aus der Tabelle zu ersehen ist, stieg die Nachttemperatur gegen Mitte April über 0° und erst dann konnte die Schnee- schmelze mit Kraft vor sich gehen. Aus der Tabelle geht hervor, dass sich der Bakteriengehalt 5 bis 6 Wochen über dem Normalen hält. Am 19. April, dem Tage, der sich durch einen Maximumbefund von Bakterien aus- zeichnete, wurde der Schneeschmelzungsprocess durch einen sehr kräftigen Regen unterstützt. Später nimmt die Anzahl ab, bis dieselbe gegen Ende Mai wieder normal geworden ist: Dass im Verlauf dieser Zeit beträcht- liche periodische Schwankungen in den gefundenen Zahlen der Bakterienmenge vorkommen, ist nicht zu verwundern, wenn man wit den zahlreichen Factoren bekannt ist, die auf das Resultat dieser . Bestimmungen Einfluss haben können. Zur Zeit, wo die Variation zwischen zwei nach einander folgenden Beobachtungen am grössten ist, scheint eine Beziehung zwischen den bakterioskopischen und meteorologischen Beobachtungen stattzufinden, 198 Schmelck, Bakteriengehalt im Wasser während d. Schneeschmelzens, Es fehlt mir leider noch an Untersuchungsmaterial, um hinläng- lich erklären zu können, was die grosse Steigerung der Bakterien- menge während des Schneeschmelzens in dem hier erwähnten Falle verursacht. Es ist mir freilich bekannt, dass man in Deutschland an mehreren Stellen ähnliche Beobachtungen bei Wasseruntersuchungen während des Schnee- und Eisschmelzens gemacht hat. Zur Erklärung dieser Resultate hat man aber dann auf die Verunreinigungen des: Schnees in der Nähe der Städte und in den dicht bebauten Ge- genden oder das durch den Eisgang verursachte Aufrühren des Schlamms der Flüsse hinweisen können. Dass diese Erklärungen in dem hier erwähnten Falle kaum Anwendung finden, geht schon aus der vorstehenden Beschreibung der örtlichen Verhältnisse in dem Niederschlagsdistricete hervor. Es ist nicht möglich, dass der Schnee auf dem Plateau, wo die erwähnten Seen liegen, in einem beachtungswerthen Grade von der Stadtluft hat verunreinigt werden können !). Rings um „Maridalsvandet“, von wo aus die Leitung nach Christiania geführt ist, giebt es nur wenige Wohnplätze und die Ufer der übrigen nördlich gelegenen Gebirgsseen sind mit Wald bewachsen und fast unbewohnt. Auch ist hier wieder in Erinnerung zu bringen, dass sämmtliche Seen zur Zeit des grossen Bakterien- befundes mit dickem Eis bedeckt und nur die rasch fliessende Berg- ströme offen waren. Doch bilden sich auch auf mehreren Stellen in dem von Steinen und Felsbrocken angefüllten Flussbette Eisansammlungen, die in strengen Wintern ganz beträchtlich werden können, aber gewöhnlich im Frühjahr nach und nach schmelzen, ohne eigentlichen Eisgang oder davon resultirende Aufschlämmung des Flussgrundes zu verursachen. Es ist nicht unmöglich, dass diese Anhäufungen von Eis als Ansammler der suspendirten Stoffe des Wassers wirken können. Auf die Beantwortung dieser Fragen werde ich mich aber nicht näher einlassen, bevor ich ein hinlängliches Untersuchungsmaterial, das erst zum Frühjahr zu erhalten ist, gesammelt habe. Ich darf hier auch nicht auf eine Beschreibung der gefundenen Bakterien eingehen, nur mag bemerkt werden, dass ich ein ein- ziges Mal eine Bakterienart gefunden habe, welche mit dem von Plagge und Proskauer?) im Berliner Leitungswasser nach- gewiesenen, in schwarzblauen Kolonieen wachsenden Bacillus janthinus identisch scheint. Von andern chromogenen Bakterien sind M. pro- digiosus und B. violaceus öfters zu finden. | Zum Schluss will ich bemerken, dass der hohe Bakteriengehalt während des Schneeschmelzens vielleicht im Zusammenhange steht mit den von unsern Brauern gemachten Erfahrungen über die Un- 1) Fast im ganzen Verlauf des letzten Winters war die Windrichtung nördlich. 2) Zeitschr. f. Hygiene, Bd. II, S. 461. Mace. Ann. d’Hyg. 17, 354. Bakterien im Wasser. 199 regelmässigkeiten des Gährungsprocesses im Frühjahr. In der Schneeschmelzungsperiode sind 2 bis 3 Tropfen des Wassers ge- nügend, um in sterilisirter Bierwürze- nach einigen Tagen ein reichliches Bakterienwachsthum hervorzurufen. Christiania, den 11. Juli 1888. Maee, E., Sfur les caract&res des cultures de Clado- thrix dichotoma Cohn. (Comptes rendus de l’Academie des sciences de Paris. Tome CVI. 1888. p. 1622 ff.) Cladothrix dichotoma ist ein Fadenbacterium, das sich häufig in süssen oder brackigen stagnirenden Wässern findet. In Plat- tenkulturen, angestellt mit Wasser, welches sie einschliesst, er- scheinen ihre Kolonieen ziemlich spät, gegen den 4. oder 5. Tag, als sehr kleine gelbe Punkte, von einem braunen Hofe umgeben, der sich in die umgebende Gallerte verliert. Dieser Hof, welcher 1—2 mm breit wird, lässt die Cladothrix leicht erkennen, da nur wenige Bakterien eine ähnliche Erscheinung zeigen. Die in die Gelatine eingeschlossenen Kolonieen bleiben sehr klein, die an die Oberfläche -gelangenden bilden ein bräunliches Knöpfchen, bisweilen mit einem weisslichen Anflug. Der Hof wird nach und nach dunkler und etwas breiter; um die Kolonie tritt eine Einsenkung auf, und die Gelatine verflüssigt sich langsam. In der Stichkultur bildet sich auf Gelatine ein dünner graulicher Ueberzug, welcher die Ge- latine langsam verflüssigt. Die Bakterienanhäufung sinkt später auf den Grund der immer klar bleibenden Flüssigkeit nieder und häuft sich hier zu dicken flockigen Massen an, wie in der Bouillon. Die Gelatine, die von Anfang eine braune Färbung annimmt, wird nach der Verflüssigung dunkler, manchmal fast schwarzbraun. Auf Agar bei 35° im Brutkasten bildet die Cladothrix sehr bald eine ziemlich dicke, glänzende Haut, welche dem Substrat so fest an- hängt, dass man immer ein Stück Substrat miterhält, wenn man ein wenig von der Haut ablösen will. Die Kolonieen sind meist kreisförmig und zeigen gewöhnlich Faltungen, die gegen das Cen- trum hin convergiren. Zuweilen bedecken sie sich mit einem grauen, trocknen, leicht zerreiblichen Ueberzuge. Die Agarmasse wird von ihnen stark braun gefärbt. — In Bouillon erscheinen leichte weisse Flocken, an denen deutlich eine strahlenförmige Anordnung der Elemente hervortritt. Dieselben vergrössern sich im Brutkasten schnell und erreichen mehr als 1 cm im Durchmesser. Auch hier bleibt die Flüssigkeit klar, wird aber dunkler. Sämmtliche Kul- turen haben einen starken Schimmelgeruch. An den Fäden dieser Kulturen lässt sich eine wirkliche Ver- zweigung beobachten. Seitlich an dem beinahe 0,5 u breiten Fa- den erscheint als Anzeichen des sich bildenden Astes eine kleine Ausstülpung, die sich vergrössert und endlich einen cylindrischen Schlauch von derselben Breite wie der Mutterfaden bildet, der so lange senkrecht an letzterem sitzen bleibt, bis er eine ziemlich be- deutende Länge erreicht hat. Oft lässt sich an einem und dem- 200 Bakterien in Trink- und Nutzwässern. selben Faden eine ganze Reihe von Aesten in den verschiedensten Entwicklungsstadien und demnach eine Menge Umbildungen von der einfachen Knospe an bis zu einem Aste, der schon eine Länge von 4 u oder 5 u erreicht hat, beobachten. Für die Anordnung der Aeste scheint keine bestimmte Regel zu bestehen. Oft sitzen sie bloss an einer Seite, oft an beiden in unregelmässigem Wechsel. Indem sie sich vergrössern, nähern sie sich. dem Mutterfaden, mit dem sie schliesslich nur noch einen spitzen Winkel bilden.. Dann trennen sie sich an der Basis durch eine Scheidewand von letzterer und scheinen für einen Beobachter, der nicht der ganzen Entwick- lung gefolgt ist, dem Mutterfaden nur angeklebt, gewissermaassen eine falsche Verästelung, eine Dichotomie, vortäuschend. Die Cladothrix dichotoma ist ein saprophytisches Bacterium, unschädlich für Menschen und Thiere, die mit dem Trinkwasser be- deutende Mengen davon aufnehmen. Jedenfalls ist ihr zum grossen Theil die Bildung von Kalkkonkrementen zuzuschreiben, welche sich aus gewissen Wässern in die Wasserleitungsröhren abscheiden. Dies Bacterium legt sich an die Wand an und ‚veranlasst an der ganzen Länge seines Fadens die Ablagerung von Kalksalzen, ähn- lich wie Leptothrix buccalis die Ausscheidung von Kalksalzen aus dem Speichel und die Bildung des Zahnweinsteins veranlasst. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Adametz, L., Die Bakterien der Trink- und Nutz- wässer. (Mittheilungen der Oesterreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien. Heft I. Mit 2 bunten Tafeln.) Der Verfasser hat sich der gewiss dankenswerthen Aufgabe unterzogen, die Litteratur der nicht pathogenen Arten der für ge- wöhnlich in Trink- und Nutzwässern vorkommenden Bakterien in übersichtlicher Weise zusammenzustellen. Folgende Punkte finden auf Tabellen, die ähnlich wie die Eisenberg’schen Hülfstabellen angelegt sind, eingehende Erörterung: 1) Name der Mikroorganismen und der Entdecker, mikrosko- pische Beschreibung der ersteren, ihr Verhalten zu den gebräuch- lichsten Farbstoffen, morphologische und physiologische Bemer- kungen; 2) Beschreibung der Plattenkulturen ; 3) Beschreibung der Stichkulturen ; 4) Beschreibung der Kartoffelkulturen; 5) das Ver-. halten in Nährflüssigkeiten mit specieller Berücksichtigung der Gährungserscheinungen der Bakterien in Würze etc. Punkt 5 ist in Gemeinschaft mit Dr. Wichmann in Angriff genommen worden und enthält eine grosse Reihe eigner, werth- voller Untersuchungen. 22 Mikrokokken, 85 Bacillen und 2 Spi- rillen finden in angegebener Weise eine genaue Erörterung. Unter diesen sind von den Verfassern gemeinschaftlich entdeckt und ge- nauer untersucht worden zwei Micrococcus- und 7 Bacillusarten, nämlich: Micrococcus fervitosus (Adametz-Wichmann), Di- plococcus luteus (Adametz), Bacillus stolonatus (Adametz- Wichmann), blaugrün fluorescirendes Bacterium (Adametz), Bacillus flavocoriaceus (Adametz-Wichmann), goldgelber Was- serbacillus (Adametz-Wichmann), orangerother Wasserba- Bakterien in Trink- und Nutzwässern. — Milchkothbakterien. 201 cllus (Adametz-Wichmann), ziegelrother Wasserbacillus (A da- metz-Wichmann), brauner pigmentbildender Wasserbacillus (Adametz-Wichmann). Diplococcus luteus und das blaugrüne fluorescirende Bacterium wurden vom Verfasser schon früher entdeckt und sind in seiner Dissertation „Untersuchungen über die niederen Pilze der Acker- krume“ eingehend beschrieben worden !). Besonders interessant erscheint der Micrococcus fervitosus, welcher wohl seines langsamen Wachsthums wegen bis jetzt der Forschung entging; derselbe ruft in Würze energische Gährungserscheinungen hervor, sowohl Alko- hol-Essigsäure- als Milchsäuregährung. Auf die übrigen interes- santen Einzelheiten der neu beschriebenen Arten einzugehen, ver- bietet der enge Rahmen eines Referats, weswegen auf die Origi- nalarbeit verwiesen werden muss. Die beiden beigegebenen bunten Tafeln sind sowohl in der Zeichnung als Lithographie als äusserst gelungen zu bezeichen, kurz, dem Verfasser ist die Aufgabe, die er sich gestellt, in jeder Beziehung gelungen und das Werk jedem Fachmann zur Anschaffung warm zu empfehlen. Das Einzige, was vielleicht bei der gewiss nicht lange auf sich warten lassenden zweiten Ausgabe dieser Arbeit als Zusatz erwünscht wäre, ist 1) Eine genaue Angabe der Litteratur - Quellen, aus denen der Verfasser geschöpft hat; 2) Herstammung des Wassers, in dem der betreffende .Mikroorganismus gefunden ist, die Hauptresultate der chemischen Analyse des ersteren, bei den neuentdeckten Formen, und so. weit sie sonst bekannt. 3) Berücksichtigung der Schimmel- und Sprosspilze. _ Plaut (Leipzig). Baginsky, A., Zur Biologie der normalen Milchkoth- bakterien. (Zeitschr. f. physiolog. Chemie. Bd. XII. p. 454 bis 462.) Escherich?) hat in den normalen Milchfäces der Kinder zwei constant auftretende Bakterienformen gefunden, welche er als Bacterium lactis aörogenes und Bacterium coli commune be- zeichnete. Seine biologisch-chemischen, mit diesen Bakterien aus- geführten Untersuchungen führten zu dem Ergebniss, das B. lactis aörogenes unter Gasentwicklung ‘eine ausgiebige Spaltung des Zuckers bei geringem Eiweissconsum hervorruft, während B. coli commune weder auf den einen noch auf den anderen Nährstoff eine besondere Einwirkung zeigt. Beide Bakterien bringen steri- lisirte Kuhmilch unter Säurebildung zur Gerinnung. Die Säure soll Milchsäure sein. Verf. hat es unternommen, die bakterio- logischen Untersuchungen Escherich’s zu wiederholen, sowie die RAD IEERGERER Chen Wirkungen einer genaueren Prüfung zu unter- werfen Es gelang dem Verf. leicht, diese beiden, ausserordentlich ähnlichen Milchkoth-Bakterien in Gelatine- und Agarkulturen zu 1) Vergl. das Referat in dieser Zeitschrift. Bd. I. pag. 8. 2) Escherich, Die Darmbakterien des Säuglings. Stuttgart (Enke) 1886. 202 Milchkothbakteriei. züchten, und seine mikroskopischen Beobachtungen er. die von Escherich in vollem Umfange. Weniger gilt dies in Bezug auf die chemisch-biologische Unter- suchung. Zu dieser wurde ausschliesslich Bacterium lactis aero- genes benutzt, das auch als Darmmilchsäurebacillus bezeichnet wird. Der allgemeine Gang der Untersuchung war folgender: Die Nährlösungen wurden drei Tage hinter einander !/,—1 Stunde im Dampfstrom erwärmt. In die auf diese Weise völlig sterilisirten Lösungen wurde aus Reinkulturen der Bacillus übertragen. Die Gährung fand bei 35—37° C statt, während die Versuchsdauer naturgemäss nach den Versuchen variirte. Als Nährmedien wur- den vorzugsweise solche Substanzen benutzt, welche bei der Kinder- ernährung eine Rolle spielen. I. Wirkung des B. lactis (Escherich) aufMilchzucker. In kleine, bei 140 ® sterilisirte Kölbchen wurden 25 ccm destil- lirtes Wasser, 5 gr Milchzucker und eine kleine Menge Pepton gegeben. Das ganze wurde unter Watteverschluss im Wasser- dampfstrom in 3 auf einander folgenden Tagen je !/,—1 Stunde sterilisirt, wobei sich die Zuckerlösung braun färbte.e Am 3. Tage wurden die Kölbehen mit B. lactis inficirt-und in den auf 37° C erwärmten Brütofen gebracht. Schon am folgenden Tage ist die Flüssigkeit trüb, und es sind zahlreiche Gasblasen auf derselben. Die Trübung bleibt in den folgenden 4 Tagen bestehen, während die Gasentwicklung aufzuhören scheint. Am 5., 6. resp. 20. Tage wurden die Versuche unterbrochen und die Flüssigkeiten geprüft. Die Reaction ist bei allen 3 Versuchen sauer. Die Säure sättigt im ersten Versuch 1,7 ccm, im zweiten 4,4 ccm und im dritten Doppel- versuch 2,2 und 2,1 ccm Normalnatronläauge. Trotzdem sind nur äusserst geringe Mengen von Milchsäure entstanden, und daher ist die Hauptmenge der Säure nicht als solche anzusehen. Ausser- dem lassen sich in allen Gährflüssigkeiten geringe Mengen von Aceton nachweisen. In einem der Versuche, welche 20 Tage ge- dauert hatten, wurde der noch vorhandene Milchzucker durch Ti- triren mit Fehling’scher Lösung bestimmt. Es waren von dem- selben 78,2°/, vergohren, und das Gährungsvermögen von Bacte- rium lactis auf Milchzucker ist somit ein sehr beträchtliches. Um die Säure zu ermitteln, welche sich bei der Gährung ge- bildet hatte, ging Verf. zu Versuchen mit grösseren Mengen Nähr- flüssigkeit über. Es wurden 36 g Milchzucker in 750 g. destillirtem Wasser ge- löst und dazu noch 8 g Pepton siccum, 1,60 g Dikaliumphosphat, 0,15 g Chlorcalcium, 0,3 g Magnesiumsulfat und eine entsprechende Menge Calciumcarbonat gesetzt. Das Ganze wurde gut umge- schüttelt, in 8 sterilisirte Erlenmeyer 'sche Kölbchen vertheilt und unter Watteverschluss im Wasserdampfstrom. wie früher be- handelt. Nach der Infection mit B. lactis kamen sie in den Brüt- ofen. N RRRE > \ Milchkothbakterien. 203 Schon am nächsten Tage erscheint die Nährlösung in allen Kölbehen trüb und an der Oberfläche sind zahlreiche Gasblasen. Nach 9 Tagen wurde die Gährung unterbrochen und Plattenkul- turen aus den Bakterien der einzelnen Kölbchen angelegt. Sämmt- liche Versuche waren frei von anderen Bakterien und nun wurde die über dem Kalksalz stehende Flüssigkeit der sämmtlichen Kölbchen in einen grossen Kolben übergeführt. Bei dem Beginn der Destillation des unveränderten Kolbeninhalts treten auch hier geringe Mengen von Aceton auf. Der Rest wurde mit Salzsäure angesäuert, mit Wasser verdünnt und nochmals längere Zeit destillirt. Hierbei ging der grösste Theil der bei der Gährung gebildeten Säure in die . Vorlage über. Die Untersuchung ergab, dass Essigsäure vorlag. Milchsäure war auch in diesen Versuchen nur in äusserst geringen Mengen entstanden. Eine zweite, ganz in derselben Weise angestellte Versuchsreihe wurde nach 17 Tagen unterbrochen. Das Ergebniss war mit dem des vorigen Versuchs völlig übereinstimmend. Da es dem Verf. darauf ankam, festzustellen, welche Wirkung das aus den Milchfäces von Kindern gezüchtete B. im Darmkanal selbst auf die dargebotene Nahrung ausübt, und da nach den bis- ‚herigen Erfahrungen im Darmkanal freier Sauerstoff nicht vorhan- den ist, so wurden Gährversuche bei Luftabschluss: angestellt. Die Nährlösung von derselben Zusammensetzung wie in den eben be- schriebenen Versuchen wurde in einen Kolben, der mit einem doppeltdurchbohrten Kork verschliessbar .war, gebracht, wie ge- wöhnlich sterilisirt und darauf mit B. lactis inficirt. Um alle Luft E zu verdrängen, wurde Wasserstoff, welcher vorher durch Wasser gegangen war, längere Zeit durch den Kolben geleitet. Der nun- mehr luftdicht verschlossene Apparat wurde im Brütofen 20 Tage auf 37° C erwärmt. Dieser Versuch, sowie ein unter Zusatz von Galle. ausgeführter- ergab dasselbe wie alle früheren Versuche: der Milchzucker wurde bei ziemlich lebhafter Gasentwicklung unter Bildung von Essigsäure und geringer Mengen von Milchsäure und Aceton zersetzt. | Die constant, wenn auch in geringer Menge bei der Gährung beobachtete Milchsäure eröffnete die Möglichkeit anzunehmen, dass die Essigsäure erst ein secundäres, sich aus der zuerst entstan- denen Milchsäure bildendes Produkt sei. Um hierüber Aufschluss zu erhalten, wurde der folgende Versuch unternommen: 10 g neutrales, milchsaures Natron wurden in 1 1 Wasser ge- löst und diesem 2,5 g Pepton, 0,1 g Dikaliumphosphat, 0,02 g Chlorcalctum, 0,02 g Magnesiumsulfat und eine entsprechende Menge Caleiumcarbonat zugesetzt. Das Ganze wurde unter den- - selben Bedingungen wie früher 14 Tage in Gährung gelassen. Es entstand jedoch hierbei nicht Essigsäure, sondern Buttersäure. Es ist hiernach nicht wahrscheinlich, dass die Essigsäurebildung, welche bei der Einwirkung von B. lactis auf Milchzucker vor sich geht, von Hause aus mit einer reichlichen Bildung von Milchsäure ver- bunden ist, es scheint vielmehr, dass die Essigsäure direct bei der ‚Vergährung des Milchzuckers entsteht. ;., (1: Bi Milchkothbakterien. II. Wirkung des B. lactis (Escherich) auf Ayla 20 g zuckerfreies Amylum wurden mit 400 ccm Wasser zu Stärkekleister gekocht und je 50 ccm des Kleisters in ein vor- her sterilisirtes Erlenmeyer’sches Kölbchen gegeben. Einem Theil derselben wurde je 1 g Pepton, einem andern 10 ccm einer Lösung von 1 g Ammonsulfat und 1 g Kaliumphosphat in 100 ccm Wasser zugefügt. Nachdem die Kölbchen im Dampfstrom sterili- sirt waren, wurden sie in den Brütofen gebracht. Nach 4 Tagen konnte in keinem der Kölbchen Zucker nachgewiesen werden. Nach weiteren 4 Tagen, ebenso wie nach 14 Tagen ergab sich nach dieser Richtung der gleiche Erfolg. Freie Säure ist in sämmtlichen Kölbchen nachweisbar. Die nähere Untersuchung ergiebt auch hier, dass die gebildete Säure Essigsäure ist. Um zu sehen, ob der Sauerstoff auf den Verlauf der Gährung von Einfluss ist, wurden auch hier Versuche bei Luft- abschluss angestellt. Der Apparat ist der unten beschriebene. Als Nährflüssigkeit diente eine Lösung von 10 g Amylum, 0,1 g Ka- liumphosphat, 0,02 g Magnesiumsulfat, 5 g Pepton und 0,02 g Chlorcalcium in 1 1 Wasser. Ausserdem wird eine entsprechende Menge Calciumcarbonat zugesetzt. Nachdem die Flüssigkeit bereits 10-Tage bei 37° C im Brüt- ofen gestanden hatte, war noch keine sichtbare Veränderung mit derselben vorgegangen und es wurde daher eine zweite Impfung vorgenommen. Auch diese blieb scheinbar ohne Einwirkung auf die Nährflüssigkeit. Nach Verlauf von abermals 5 Tagen wurden Plattenkulturen angelegt, welche ergaben, dass die Kultur rein ge- blieben war, und dass sich die Bakterien sehr vermehrt hatten. Auch in diesem Versuche konnte in der Flüssigkeit kein Zucker nachgewiesen werden. Ihre Reaction war schwach sauer, und es liessen sich geringe Mengen einer Säure abdestilliren, welche als Essigsäure erkannt wurde. Der Nachweis von gebildeter Milch- säure gelang nicht sicher.. Aceton konnte nicht nachgewiesen werden. Es war also die Gährung mit Amylum bei Luftabschluss nur äusserst unbedeutend, obwohl ein reichliches Wachsthum der ver- impften Bakterien stattgefunden hatte. II. Einwirkung von B. lactis (Escherich) auf DaBgan und auf Milch. Das zu den Versuchen verwandte Casein war nicht rein, Son- dern enthielt noch Milchzucker. Je 20 g davon wurden in Erlen- meyer’sche Kölbchen gebracht, theils unter Zufügung von 20 ccm einer Nährlösung, theils mit 20 ccm Wasser versetzt. Nach 21 Tagen wurde die Gährung unterbrochen. Impfungen auf Fleisch- pepton zeigten, dass die Bakterien getödtet waren. Die Reaction der Flüssigkeit war intensiv sauer. Eine eigentliche Fäulnissgäh- rung des Caseins hatte jedoch nicht stattgefunden, denn Phenol Milchkothbakterien. 205 und Kresole konnten nicht nachgewiesen werden. Auch bei Gähr- versuchen mit Milch gelang dies nicht. Um die gasförmigen Gährungsprodukte der Milch kennen zu lernen, wurde eine Flasche von 150 ccm Inhalt bis an den Hals mit Milch gefüllt, sterilisirt und darauf mit B. lactis inficirt. Als Verschluss diente ein einfach durchbohrter Gummistopfen, in den ein Gasableitungsrohr eingesetzt war, welches gestattete, das ent- . weichende Gas direct unter Quecksilber aufzufangen. Die Analyse ergab, dass in 100 ccm des Gasgemisches ent- halten waren: ER. Ye 22: 1:.cem | ER ER 3 ‚la Pi Be IN Summa: 100,0 ccm. B. lactis ist somit im Stande, unter Zerlegung des Milchzuckers in Essigsäure die Weitergährung der Essigsäure zu CH, zu .be- wirken. IV. Andere biologische Eigenschaften des B. lactis. In diesem Capitel behandelt Verf. den Einfluss verschiedener, den Nährlösungen zugesetzter Verbindungen auf die Gährung. Er führt zunächst an, dass B. lactis das Wachsthum anderer Bak- terien, welche bei Verdauungsstörungen der Kinder eine nicht un- bedeutende pathogenetische Rolle zu spielen scheinen, verhindert, wenn ihm ein günstiger Nährboden geboten wird. Auf Fleisch- pepton, welches in 100 ccm 2,5 ccm Normälessigsäure enthielt, wächst B. lactis nicht mehr, und hieraus erklärt sich das unten erwähnte Absterben desselben’ bei länger dauernden Gährversuchen. Setzt man zu 100 ccm Fleischpepton 5 ccm Normalnatronlauge, so ge- deiht B. lactis sehr üppig, ja allem Anschein nach stärker als sonst. Bei Zusatz der doppelten Menge von Aetznatron ist jedoch die Entwicklung schon merklich gestört. 0,5 g Benzoesäure zu 100 cem Nährlösung zugesetzt, verhindern die Entwicklung, wäh- . rend die gleichen Mengen Resorcin und Borsäure noch ein lang- sames Wachsthum gestatten. 0,5 g Jodoform auf 100 ccm Gela- tine wirken kaum störend. Ä Bei Gegenwart von Naphthalin in gleicher Verdünnung wurde ein reichliches Wachsthum unter starker Gasentwicklung beob- achtet. Calomel hindert in dieser. Verdünnung die Entwicklung von B. lactis bereits recht bedeutend. Am Schlusse seiner Arbeit schlägt Verf. vor, dem Bacterium den Namen Bacterium aceticum zu geben. | Beutell (Bonn-Poppelsdorf). 206 Weichselbaum, Nachtrag. — Krebs. Nachtrag zum zusammenfassenden Berichte über ‚die Aetiologie der Tuberculose, Von Prof. A. Weichselbaum in Wien. In dem II. Abschnitte des oben genannten Berichtes!) (Nach- weis der Tuberkelbacillen in tuberculösen Exkreten und Organen) ist noch nachzutragen, dass Benda?) schon am 15. Februar 1884 in der Lage war, in der physiologischen Gesell- schaft zu Berlin ein Präparat zu demonstriren, welches das Vor- kommen von Tuberkelbacillen in dem wahrscheinlich thrombotischen Inhalte einer mikroskopisch kleinen Vene zeigte. Da das Präparat einem Falle von Nephrophthise entstammte, zu welcher sich später Miliartuberculose gesellte, so bildete dasselbe einen wichtigen Beleg für die von Weigert aufgestellte Behauptung, dass die acute Miliartuberculose durch eine plötzliche Ueberschwemmung des Blutes mit tuberculösem Virus in Folge Einbruches eines tuberculösen Herdes in die Blutbahn entstehe. Wien ım Juli 1888. Makara, L., A rak köroktanära vonatkozö vizsgälatok. [Untersuchungen über d. Aetiologie des Krebses.] (Gyögyaäszat. 1888. No. 21.) M. untersuchte im Ganzen 16 Neubildungen, darunter 2 Li- pome, 4 Sarkome und 10 Carcinome, auf Mikroorganismen durch Anfertigung von Platten-, Strich- und Stichkulturen. Die aus frischem Material angelegten Kulturen blieben durchweg steril, ausgenommen zwei Lippen- und einen Mastdarmkrebs. Aus einem der ersteren konnte der Staphylococcus pyogenes aureus, aus dem Mastdarmkrebs ein die Gelatine verflüssigender weisser Üoceus, endlich aus dem zweiten Lippenkrebs ein 1 u langer, 0,1—0,2 u breiter Bacillus gezüchtet werden, welch letzterer auf Agar-Agar einen Ueberzug bildet, die Gelatine verflüssigt, sich lebhaft bewegt und dessen Kulturen einen Geruch, ähnlich dem des Krebsgeschwüres verbreitet. Der Staphylococcus sowie die beiden Saprophyten müssen als zufällige Verunreinigungen des Krebsgewebes betrachtet werden. | F. Hutyra (Budapest). 1) Dieses Centralblatt. Bd. IH. No. 21. 2) Verhandlungen der physiol. Ges. zu Berlin, 22. Februar 1884 und Berliner klin. Wochenschr. 1884. No. 12. Aktinomykose. 207 Glaser, Ein Beitrag zur Casuistik und klinischen Beurtheilung der menschlichen Aktinomykose. (Inaugural-Dissertation.) Halle 1888. Verf. veröffentlicht nach einer eingehenden Besprechung des bisher vorliegenden casuistischen Materials über menschliche Aktinomykose, welche Neues nicht, das Bekannte aber in leicht übersichtlicher Form bringt, zwei Fälle der erwähnten Erkrankung aus der von Volkmann ’schen Klinik, welche durch ihre Loca- lisation und durch die diagnostischen Schwierigkeiten, welche sie darboten, bemerkenswerth sind. In dem einen Fall war ein Fibrom der Bauchdecken ange- nommen worden — bei der Operation zeigte es sich, dass es sich um eine colossale Granulationsgeschwulst handelte, in deren Mitte sich eine kleine, nur wenige Aktinomycesdrüsen enthaltende Höhle fand. Ein Zusammenhang mit dem Darm konnte nicht constatirt werden; das Leiden recidivirte nach der Operation und schien späterhin mit dem Inhalt der Abdominalhöhle in Zusammenhang zu stehen. Der Verf. spricht die Vermuthung aus, dass die In- fection des — viel mit Vieh beschäftigten — Patienten durch eine . Erosion der Bauchdecken zu Stande gekommen sei; ob dies der Fall gewesen ist oder ob nicht doch eine Einwanderung durch den Darmtractus stattgefunden hat, ist — bei der bekannten Thatsache, dass der Weg, den die Erkrankung nimmt, sehr häufig durch die Unscheinbarkeit der bleibenden Veränderungen unauf- findbar wird, — nicht mit Sicherheit zu sagen. — Bei dem 2. "Fall ist wohl zweifellos die Infection auf dem gewöhnlichsten Weg — durch die Mundhöhle — zu Stande gekommen; der am Schläfen- und Jochbein localisirte Tumor war für ein periosteales Sarkom gehalten worden; es ergab sich eine colossale Vergrösserung und Durchwachsung des M. temporalis; im Centrum der Schwielen fanden sich weiche, halbflüssige Herde von Granulationsgewebe mit Aktinomyceskörnern (histologisch neben den gewöhnlichen Veränderungen kleine, tuberkelähnliche Rundzellenherde — keine ‚Riesenzellen). Es trat Heilung ein. Mit Recht hebt der Verf. hervor, dass bei der mangelnden Kenntniss des klinischen Bildes der Aktinomykose und bei der Mannigfaltigkeit der Infectionsmodi jeder casuistische Beitrag von Werth ist. Jadassohn (Breslau). Afanassjew, Ueber die klinische Mikroskopie und Bakteriologie der Aktinomycosis. (St. Petersburger med. Wochenschrift. 1888. No. 9 und 10.) Die vorliegende Publication bildet zum grössten Theile eine übersichtliche Zusammenstellung der bereits vielfach bekannt ge- wordenen Erfahrungen hinsichtlich der Aktinomykose. Von den vom Verfasser selbst vorgenommenen Untersuchungen wäre hervorzuheben, dass es ihm in der letzten Zeit gelungen ist, Reinkulturen des Strahlenpilzes auf festem Blutserum, Agar- Agar und in Bouillon zu erhalten. Derselbe wächst in Form eben- solcher Kolonieen und Körner, beziehungsweise Drusen, wie sie 208 | Aktinomykose. sich in den verschiedensten aktinomykotischen Bildungen vorfinden. Die Kolonieen verkreiden wie die echten Drusen der Aktino- mykose. Wurden Meerschweinchen Reinkulturen der verästelten Faden- bakterien in die Bauchhöhle eingeführt, so erzeugten dieselben unzweifelhafte aktinomykotische Erkrankung des Peritoneums, des Mesenteriums und des Netzes, wodurch der Tod herbeigeführt wurde. Die bisherigen Kulturversuche anderer Autoren hält Verfasser für nicht gelungen und zwar ganz besonders deshalb, weil Im- Dr mit solchen Kulturen bis jetzt keinen Erfolg aufzuweisen atten. In Uebereinstimmung mit Boström hält auch Afanassjew den Actinomyces für eine sich verzweigende Fadenbakterie aus der Gattung Cladothrix und schlägt für dieselbe die Bezeichnung Bacterium actinocladothrix vor. Eine baldige ausführliche Arbeit über diese Untersuchungen wird vom Autor in Aussicht gestellt. Dittrich (Prag). Braatz, Zur Aktinomykose. Zweigbakterien im Harn. (St. Petersburger medic. Wochenschrift 1888. No. 14 und 15). Bei einer 47 Jahre alten Frau, welche an heftigen Durchfällen litt und lange Zeit in dürftigen hygienischen Verhältnissen krank darniederlag, hatte sich mit der Zeit in der unteren Kreuzbein- gegend, dicht über der Analfalte, ein rundes, tiefes, 7 cm im Durch- messer zählendes Loch mit unregelmässigen Wandungen und unter- minirten Rändern entwickelt. Die Wände der Höhle waren theils mit scheinbar bröckeligen, theils glasigen Granulationen überzogen. Die Umgebung der Wundhöhle war bretthart. Im Eiter fanden sich kleine gelbe Körnchen von der Grösse eines Stecknadelquerschnittes.. Die mikroskopische Untersuchung des Eiters mit den Körnchen ergab in denselben nebst anderen besonders eine Bakterienart. Dieselbe bestand vorwiegend aus Bacillen, welche meist dicker und beiläufig ebenso lang waren wie. Tuberkelbacillen. Viele von ihnen waren gekrümmt, häufig lagen 2 bis 4 parallel neben einander. Actinomycesdrusen Konnten nicht wahrgenommen werden. Die Keulen der Aktinomycesdrusen sind nur Degenerations- formen, welche sich niemals weiter entwickeln. Nach neueren Untersuchungen gehört bekanntlich der Actino- mycespilz zu den Bakterien und zwar nach seiner Entwickelung und wegen der dichotomischen Verzweigung zu der Gattung Cladothrix. Die Cladothrix dichotoma (Cohn) hat gerade und spiralig gewundene Aeste. Aus dem Zerfalle der ersteren resultiren Bacillen und Kokken, aus dem Zerfalle der letzteren Spirillen. Die Fäden sind von zarten Scheiden umgeben, welche jedoch oft fehlen. Aus ihnen treten die Bacillen reihenweise heraus. Die Scheide wächst selbstständig und entspricht in ihrer Form nicht immer der Form der von ihr eingehüllten Fäden und Bacillen. Degenerirte Fäden zeigen kolbige Verdickungen, welche sich viel schlechter Aktinomykose. -— Thierkrankheiten. 209 färben als die Fäden und Bacillen. An einer und derselben Clado- thrix zeigen die einzelnen Partieen bedeutende Grössendifferenzen. Verfasser fand in einem Sputumpräparate, welches behufs des Nachweises von: Tuberkelbacillen mit heissem Anilinfuchsin gefärbt und mit Malachitgrün nachgefärbt worden war, Cladothrixformen mit Bildern, welche er als endogene Sporen ansieht. Die letzteren erschienen als scharf umschriehene, intensiv roth gefärbte Stellen in den grünen Bacillen. In dem trüben, jedoch von Eiweiss, Zucker und Pepton freien Harne fand B. zahlreiche, gabelförmig verzweigte Fäden von ver- schiedener Länge bis zu 160 Mikren und daneben degenerirte Keulen, welche sich viel schlechter färbten als die Fäden. Scheiden waren nicht sichtbar. Die in diesem Falle im Eiter vorgefundenen Bacillen sieht Verfasser als Ursache der Actinomycose an. Er schreibt der wahr- scheinlich gesetzmässigen, parallelen Lagerung von 2 bis 4 Bacillen eine diagnostische Bedeutung zu. | B. nimmt an, dass in diesem Falle der Actinomycespilz höchst- wahrscheinlich aus der Streu, auf welcher die Patientin lange Zeit . hindurch gelegen war, in den oberflächlichen Decubitus gekommen - ist. Der Eiter nahm seinen Weg aus der Geschwürshöhle zum Damme und von hier aus in die Harnröhre und Harnblase. Mit der durch Anwendung einer aus Salicylpulver und absolutem Alkohol bereiteten Paste erzielten Ausheilung des Geschwürs verschwanden die Bakterien aus dem Harne. Dittrich (Prag). Arloing, S., Sur la pr&sence d’une matiere phlogogene dans les bouillons de culture et dans les humeurs naturelles ou ont v6&ecu certains microbes. (Comptes rendus de l’Acade@mie des sciences de Paris. Tome CVI. p. 1365 ff.) Verf. constatirte die entzündliche Wirkung von den durch Hitze sterilisirten Kulturen eines Mikroorganismus der contagiösen Peripneumonie der Ochsen. Der Mikroorganismus, der bei anderer Gelegenheit beschrieben werden soll, wächst in neutralisirter Ochsen- und Kälberbouillon ausserordentlich üppig und stirbt bei einer Temperatur von 55° in 15—20 Minuten ab. Wird dem Ochsen 1/,—1 ccm der intacten Kultur unter die Haut injicirt, da, wo das Bindegewebe locker ist, so entsteht eine handbreite, dicke, heisse, . Im Centrum schmerzhafte, an der Peripherie aber weiche Geschwulst. Die Krankheitserscheinungen nehmen an der Peripherie 2—3 Tage lang zu, dann gehen sie langsam wieder zurück. Oft findet man noch 20-25 Tage nach der "Impfung einen centralen Knoten. Es handelt sich offenbar um ein Entzündungsoedem, das von einem passiven Oedem umgeben wird. Ist die Kultur vorher durch Hitze sterilisirt worden, so folgen den Injectionen ähnliche Erscheinungen. Die Geschwulst ist meist ebenso ausgebreitet, aber sie ist ein wenig weicher an der Peripherie, ein wenig härter im Centrum und verschwindet schneller. Die entzündliche Eigenschaft beruht demnach wahrscheinlich auf einer amorphen, von den Mikroben | 14 210 | Thierische Parasiten. } secernirten Substanz. Dieselbe Substanz findet sich in den Säften, die die Organe des Ochsen durchtränken, in denen das Mikrob vegetirt, also in der Flüssigkeit, welche man aus der Lunge eines Tbieres, das von der Peripneumonie ergriffen war, oder aus dem Unterhautzellgewebe eines solchen, dem man künstlich das Mikrob injicirt hatte, gewinnt. Die entzündliche Substanz wird durch Porzellan- und Gipsfilter zum grossen Theile zurückgehalten. Das Maximum der Wirksamkeit tritt bei Erhitzung auf 80° ein, doch ist dieselbe noch beträchtlich, wenn die Substanz !/, Stunde auf 110° erhitzt wurde. Nicht alle Hausthiere werden in gleicher Weise ergriffen. Am empfindlichsten für die Einwirkung des Giftes ist das Bindegewebe des Ochsen, dann das der Ziege, hierauf das des Meerschweinchens, endlich das des Kaninchens. Der Hund reagirt nicht darauf. Es besteht also auch eine specifische Immu- nität- bei manchen Thieren gegen das von Mikroben abgesonderte Gift. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Pachinger, Alajos, Negyedik közlemeny bekäink pa- razitaihoz s üjabb adatok a Trematodäk boncz-&s &lettanähoz. [Neuere Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Trematoden.] (S.-A. aus Orv. Term. tud. Ertesitö. 1888. Term. t. scak. 18 pg. 2 lith. Taf.) Der Autor hat seine interessanten Beobachtungen einem weiteren Leserkreise dadurch zugänglich gemacht, dass der Arbeit ein Re- sume und die Tafelerklärung in deutscher Sprache beigegeben wurde. Als Untersuchungsobject diente Distoma clavigerum aus dem Duodenum der Frösche, D. cylindraceum aus der Lunge der- selben Thiere, ferner D. cygnoides vom Frosch und D. hepaticum und lanceolatum. Bei den beiden Arten aus dem Frosche ist die ganze Ober- fläche mit ziemlich starken, aber schmalen Chitinhaken besetzt. In Bezug auf die Exkretionsorgane wird angegeben, dass die Flimmertrichter, mit denen die Kanälchen in den Lücken des Parenchyms beginnen, nicht wandungslose Lücken im Parenchym seien, sondern dass sie äusserst kleinen Bläschen entsprechen, in deren elastischer Wand in zwei oder drei Richtungen verlaufende, mitunter ganz deutliche Fäserchen liegen. Was man bisher als Protoplasmafortsätze beschrieben hat, entspricht ganz feinen Capillar- röhrchen, welche die Verbindung der Bläschen unter einander her- stellen und ihnen ein sternförmiges Aussehen geben. Einen ganz analogen Bau besitzen auch die breiteren Röhren und die häufig vorkommenden Lakunen mit grossem Lumen, welche aber seitlich wieder in Capillaren übergehen. Im Innern der Bläschen, Gefässe und Lakunen befinden sich einzeln stehende, sehr lange Wimper- haare, die unter normalen Verhältnissen eine rasch flackernde Be- wegung zeigen. Die bisher beschriebenen Gefässe gehen schliesslich in solche mit musculöser Wandung über, die aber nirgends Wimper- flimmen tragen; ihr Lumen ist sehr verschieden und sowohl Ca- pillaren wie weitere Stämmchen können Muskelfasern bilden. Thierische Parasiten. 211 Die von manchen Autoren im Innern der Kanälchen wahrge- nommenen Bildungen, die bald als Endothel, bald als Drüsenzellen gedeutet wurden, hat der Autor auch gesehen, hält sie jedoch für Mündungen zahlreicher, auch die Hauptstämme verbindender Ca- pillaren, wodurch eine zellenähnliche Zeichnung auf der Wandung entstehen soll. Das Parenchym oder Grundgewebe, welches so sehr verschieden dargestellt wird, will der Autor eigentlich nur als eine structurlose . Gallertmasse ansehen, in welcher keine wahren Zellkerne vor- kommen. Es ist bei Distoma lanceolatum am besten zu sehen. Bei Distoma cylindraceum und clavigerum gelang es dem Autor, das Hervortreten von Pseudopodien aus den Darmepithelzellen zum Zwecke der Nahrungsaufnahme zu sehen, ganz ebenso, wie es zuerst: F. Sommer in seiner schönen: Arbeit über Distoma hepa- ticum (Zeitschr. f. wiss. Zool.) dargestellt hat. Bei den grossen, meist als Drüsenzellen angesprochenen Bil- dungen, die man bei vielen Arten nach innen von der Muskulatur - trifft, constatirt der Verfasser, dass sie eine stark geschichtete Wandung besitzen. Unter den untersuchten Arten hat das D. cygnoides die am “ stärksten entwickelte Muskulatur. Sehr gross sind die beiden Hirnganglien bei Distoma cla-- vigerum; unter der sie verbindenden Commissur liegt ein Bündel flaschenförmiger Zellen, die auch für nervöser Natur gehalten werden. Die peripheren Nerven werden besonders von D. cylindra- ceum behandelt. Bekanntlich liest bei D. clavigerum der Genitalporus seitlich, ein Verhalten, das nach Pachinger an Cestoden erinnert; bei dieser Art ist der Ductus ejaculatorius und der diesen ein- hüllende, drüsenreiche Muskelbeutel stark entwickelt; der ent- sprechende Theil ist bei D. cylindraceum einfacher, aber auch mit Drüsen reichlich versehen. Der mit Härchen (im Original steht „Flimmerhaare“) besetzte Penis ist nichts Anderes, als der hervor- stülpbare Endabschnitt des Ductus ejaculatorius. In Bezug auf die von F. Sommer angeregte Selbstbefruchtung der Trematoden, die derart zu Stande kommt, dass das Sperma aus dem Penis direct in die benachbarte Uterusmündung fliesst, schliesst sich Pachinger der Sommer’schen Anschauung an; Pärchen in copula, welche dann den Laurer’schen Kanal aJs Vagina benützen würden, sind. nie gesehen worden, auch ist der Laurer’sche Kanal bei D. clavigerum sehr eng und stets ohne Sperma ge- funden worden. Bei D. cygnoides ist derselbe dagegen lang und enthält auch stets Sperma, doch soll auch dieses in denselben nicht durch eine Begattung gelangen, sondern vom Uterus aus, in dem überall selbst zwischen den beschalten Eiern Spermatozoen sich finden. P. ist sogar der Ansicht, dass die letzteren sogar in die fertigen, also beschalten Eier eindringen, doch werden dafür in dem dem Ref. allein verständlichen Resume keine Gründe an- gegeben. | 14 * 212 Bartoschewitsch, Die feuerfesten Wattepfropfen f. Probirgläser. Eine besondere Schalendrüse (Mehlis’scher Körper) fehlt bei D. cylindraceum , statt derselben finden sich an der Innenwand des Oviductes Zellen, welche nach Bildung von bräunlichen Tropfen sich loslösen, im Lumen des Uterus platzen und so Material für die Schale entleeren, das die Eier zuerst an den Polen, dann an der übrigen Peripherie umgeben soll. M. Braun (Rostock). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Die feuerfesten Wattepfropfen für die bakterio- logischen Probirgläser. Von S. Bartoschewitsch ın Tiflis. Die Sterilisation der Wattepfropfen bei der Eröffnung der Bak- terienkulturen ist wenig bequem, weshalb ich mich genöthigt sah, eine Modification der Pfropfen anzuwenden, die darin besteht, dass ich sie, bevor ich dieselben sterilisire, mit kieselsaurem Kali (Was- serglas) benetze und dem äusseren Theile des Pfropfens mit den Fingern die beliebige Form gebe. Bei der Sterilisirung wird die Masse trocken und auf diese Weise entsteht eine feuerfeste Hülle, die sehr bequem (hart) von den Pfropfen loszulösen und tausende Male sterilisirt werden kann. Diese Modificirung hat noch den Vortheil, dass sie das Austrocknen der Nährböden verhindert, und viel bequemer anzuwenden ist, als die bisher gebräuchlichen Kaut- schuk-Kapseln. Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Freudenreich, E. de, De l’antagonisme des bact£ries etdel’immunit&qu’ilconfere aux milieux de culture. (Annales de /’Institut Pasteur. 1888. No. 4. S. 200.) Verf. sucht, in Analogie des Vorgehens von Garr&, der sich des festen Nährbodens hierzu bediente, experimentell festzustellen, ob Bouillon durch vorgängige Kultur einer bestimmten Bakterien- art zur späteren Ernährung der gleichen oder anderer Bakterien- arten ungeeignet wird oder nicht. Je 2—300 g Rindsbouillon, neutral, mit !/, Prozent Kochsalz, wurden sterilisirt und mit Rein- Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 213 kulturen verschiedener Bakterien inficirt 4—6 Wochen stehen ge- lassen. "Sodann wurde durch Chamberland’sche Filter filtrirt, die klar filtrirte Bouillon in eine Anzahl Kölbchen vertheilt und 'nun auf’s neue mit einer bestimmten Bakterienart inficirt. Eine Tabelle giebt die Resultate. Am ungünstigsten veränderten Bac. pyocyaneus und phosphorescens die Nährlösung. Bei ersterem konnte nur der Milzbrandbacillus noch ordentlich gedeihen, von den übrigen geprüften 20 Bakterienarten 13 nur schwach, 7 gar nicht. Sehr wenig alterirten dagegen der Milzbrandbacillus, der Typhusbacillus und Hühnercholera die Nährlösung. Der Milzbrand- bacillus wächst sogar sehr gut in einer Lösung, welche bereits zu seiner eignen Kultur gedient hatte!). [Dies könnte damit zusammen- hängen, dass durch die Procedur des Filtrirens die Lösung auf’s neue mit Sauerstoff gesättigt und daher für Milzbrandbacillen wieder günstiger wird, während in der früheren Kultur der Sauer- stoff möglicherweise theilweise verbraucht war. Ref.| Buchner (München). Gamaleia, Sur la destruction des microbes dans les - organismes febricitants. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888. No. 5. S. 229.) Die vorliegende Arbeit verlangt wegen der Wichtigkeit des darin behandelten Gegenstandes eine etwas eingehendere Wieder- gabe. Fieber ist in der Regel an die Anwesenheit pathogener Mikroorganismen im Körper gebunden, und man könnte sich vor- stellen, dass dasselbe durch eine Erhöhung des Stoffwechsels in Folge fermentativer Wirkung der Bakterien bedingt sei. Die Be- obachtung zeigt indess, dass bei verschiedenen Infectionskrankheiten, namentlich auch bei Milzbrand, die Entwicklung der Bakterien im Körper mit der Schwere der Erscheinungen im Leben nicht über- einstimmt. Systematische Versuche der Verf. über das „vaccinale Milzbrandfieber‘“ der Schafe (Fieber bei Milzbrandschutzimpfung) haben gezeigt, dass oftmals nicht ein einziger lebender Bacillus weder im Blute noch in den Organen anzutreffen ist bei Thieren, die während des hochgradigen Fiebers bis zu 41° getödtet wurden. Anderseits kann Fieber durch Einspritzung todter Bakterien erzeugt werden. Verf. theilt 3 Versuche mit an Kaninchen, bei denen sterilisirte Kulturen von Rotzbacillen und dann von Bac. prodigiosus bei intravenöser Injection Fieber bis zu 41,7% bewirkten. Auch die Enzyme der Bakterien können es in diesem Falle nicht sein, da diese bei der Sterilisation (Erhitzung auf 120°) ebenfalls ver- nichtet werden. Der nächste Gedanke ist, dass die Zersetzungs- stoffe, die Ptomaine der Bakterien, das Fieber erzeugen. Allein auch diese Möglichkeit widerlegt Verf. durch folgende Versuche. Milzbrandinfection bewirkt bei Kaninchen in wenig Stunden Bee der Temperatur auf 41 bis 41,5°; diese Eyhähung dauert 1) Dasselbe Ergebniss bezüglich der Milzbrandbacillen hat ein Versuch geliefert, welchen ich im Jahre 1881 im I. Bande der Mittheilungen aus dem Kaiserlichen Ge- sundheitsamt S. 146 mitgetheilt habe. Loeffler. 214 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. etwa 24 Stunden an, um dann einem rapiden Sinken unter die Norm Platz zu machen. Impfung mit abgeschwächten Milzbrand- bakterien erhöht im Gegensatze hierzu beträchtlich die Dauer des Fiebers, in dem mitgetheilten Experiment auf 3 Tage, wobei sich die Milz sehr hyperämisch findet. Inficirt man, anstatt mit Milz- brandblut, mit Milzbrand-Oedemflüssigkeit, so erscheint gar kein Fieber und die Milz zeigt sich anämisch und nicht vergrössert, während Blut und innere Organe reichlich Bacillen enthalten. Zu bemerken ist, dass in dem letzteren Falle die Injection ins Blut geschah und dass die Fälle äusserst acut verliefen (circa 5 Stunden). Verf. schliesst hieraus, dass sehr virulente Bacillen, welche den Tod in 5—8 Stunden herbeiführen, kein Fieber bewirken. Das nämliche ist bei der Pneumonie zu beobachten. Während Pneumonie- Bakterien von mittlerer Virulenz nach Pasteur und Fränkel ein Ansteigen der Temperatur bis 42,5° bewirken, das bis 2 Stunden vor dem Tode anhält, so tödten virulentere Bakterien (nach Passage durch Kaninchen) ohne stärkeres Fieber. Einige Experimente mit pneumonischem Blut der 14., 40. und 42. Passage illustriren diesen Satz. Die betreffenden Kaninchen erlagen der Inoculation bereits nach 6—8 Stunden und die Temperaturen sind im Ganzen weniger hoch als in einem Controlexperiment, bei welchem der Tod erst nach 4 Tagen erfolgte. Im letzteren Fall ist auch die Milz hyperämisch und geschwollen, bei rasch eintretendem Tode dagegen nicht. Man könnte sagen, bei voll virulenten Bakterien werde viel Ptomain producirt, und die Folge sei Coma und Tod, bei geringeren Ptomainmengen dagegen entstehe Fieber. Hiergegen sprechen nach Verf. die Versuche von Hoffa, der mit dem isolirten Alkaloid der Milzbrandbacillen auch in nichttödtlichen Dosen kein Fieber er- zeugen konnte, sondern nur somnolenten Zustand und Coma, ver- bunden mit minimalem Ansteigen der Temperatur. Wenn somit das Fieber nicht direct durch die Bakterien er- zeugt wird, so muss dasselbe als Reaction des Organismus gegen die Anwesenheit jener aufgefasst werden. Worin besteht die active Thätigkeit des Organismus? Dies ergiebt sich aus der directen Untersuchung der Organe fiebernder Thiere. Zunächst findet sich bei milzbrandigen Thieren, die im Fieberzustand ge- tödtet werden, eine Hyperämie der Nieren, der Leber, des Knochen- marks und der Milz, welch letztere sich auch vergrössert. Milz- schwellung findet sich übrigens auch auf der Fieberhöhe bei anderen tödtlichen Infectiunen, wie Pneumonie, Tuberculose u. s. w., sogar bei Injection nicht pathogener Bakterien. Und diese Milzschwellung erscheint bei Milzbrand, wie durch Versuche gezeigt wird, sogar -vor Eintritt der Temperaturerhöhung. Untersucht man nun aber mikroskopisch die Organe auf der Höhe des Fiebers, so zeigt sich, dass während des Fiebers ein activer Kampf mit den Bakterien stattfindet, dessen Phasen beim Milzbrandbacillus deutlich zu verfolgen sind. Die Baeillen zeigen in den inneren Organen fiebernder Thiere, namentlich im Knochenmark und in der Milz beträchtliche morphologische Ver- änderungen, Quellung und dann Zerfall der Stäbchen in kurze Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 215 Glieder, die sich abrunden und die Form von Kokken annehmen (Beobachtungen von Roloff! — auch von Ref. mehrfach beobachtet). Die kurzen Bruchstücke verweigern schliesslich die Aufnahme der Anilinfarben. Oder der Zerfall geht noch weiter, in ähnlicher Weise wie dies von Metschnikoff bei der intracellulären Verdauung der Bacillen beschrieben ist. Oder die Degeneration erfolgt in der Weise, dass die Bacillen sich in allen Durchmessern verkleinern, analog den abgeschwächten Milzbrandbakterien. Diese Degeneration der Milzbrandbacillen zeigt sich bei Kaninchen und Schafen, nicht nur bei intravenöser, sondern auch bei subcutaner Infection ; ferner ebenso bei wenig disponirten Thieren, weissen Ratten, Tauben, Hunden etc. Was die näheren Details des Vorganges betrifft, so fand Verf. bei allen seinen Versuchen, dass die Degeneration der Bacillen in der Milz in den von Metschnikoff sogenannten Makrophagen, Zellen der Milzpulpa, die mit einem grossen runden Kern aus- gestattet sind, stattfindet. Bei den nicht empfänglichen Thieren bleiben die Makrophagen endgültig liegen, während es ihnen in anderen Fällen nicht gelingt, alle die neu entstehenden Bacillen unschädlich zu machen. Sonach ist die fieberhafte Temperatur- ‚steigerung bei Milzbrand stets verbunden mit activer Thätigkeit der Makrophagen gegenüber den Bakterien. Das gleiche Verhält- niss fand Verf. bestätigt für verschiedene andere pathogene und nicht pathogene Bakterien. In allen diesen Fällen traf er die in den Körper eingebrachten Bakterien während der Fieberakme ent- weder noch lebend oder bereits vernichtet eingeschlossen in Makro- phagen. Anderseits konnte eine Beziehung zwischen Fieber und der Thätigkeit anderer Zellen, z. B. vielkerniger Leukocyten, nicht nachgewiesen werden. Verf. hält es daher für berechtigt, eine Beziehung zwischen Temperaturerhöhung und der Vernichtung der Bakterien in den Makrophagen anzunehmen. „Die pathologische Erscheinung des Fiebers bei den Infectionskrankheiten lässt sich demnach betrachten als die Gesammtsumme derjenigen Veränderungen im Circulationsapparat und im Drüsensystem, mittelst deren die Vernichtung und Ausscheidung der Bakterien sich vollzieht.“ Eine Reihe weiterer Experimente bei Schafen mit abge- schwächten Milzbrandbacillen (second vaccin), wobei regelmässig am 2. Tage eine 24stündige Temperatursteigerung eintritt, ergab folgendes: beim Ansteigen der Temperatur finden sich die Bakterien in lebensfähigem Zustand in der Milz, im Herzblut und in anderen inneren Organen; auf der Höhe des Fiebers beobachtet man in der Milz die verschiedenen Phasen der Degeneration der Bacillen, und nach dem Absinken der Temperatur enthält die Milz keine Bacillen mehr, dieselben finden sich. jetzt im Zerfall begriffen, hauptsächlich in den Nieren. Kultur- und Infectionsversuche mit den aus dem Thier entnommenen Bacillen ergeben sowohl in der Akme als nach dem Absinken der Temperatur negatives Resultat. Aus diesen - Ergebnissen folgert Verf.: der fieberhafte Process ist nicht das Resultat der Thätigkeit der Bakterien, im Gegentheil bedeutet 216 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. derselbe eine Reaction des Organismus gegen deren Anwesenheit und besteht in der Vernichtung und Elimination derselben. Schliesslich wird die Frage untersucht, ob eine Beziehung existirt zwischen der Thätigkeit der Makrophagen und der darauf folgenden Temperatursteigerung. Erklärt ‘sich die Temperatur- erhöhung lediglich durch den stärkeren Afflux zu den inneren Or- ganen ? Verf. antwortet: nein. Die Assimilation von 50 cm ins Blut infundirter Milch durch die. Makrophagen bewirkt keine Steigerung beim Kaninchen bis 41%; ebenso erzeugen 50 cm Kultur von „premier vaccin“ höchstens eine zweistündige Steigerung auf 41,5%, während schon 2 cm sterilisirter Kultur von Prodigiosus eine 8—1Ostündige Erhöhung auf 41° bewirkt. Offenbar steht somit die Intensität des Fiebers in Zusammen- hang mit der chemischen Beschaffenheit der von den Makrophagen zu verdauenden Substanz. Vielleicht wird bei dieser, obgleich in- tracellulären Verdauung, ein Enzym ausserhalb der Zellen ausge- schieden, welches eine Zersetzung der organischen Substanzen be- dingt und auf diese Weise die Temperaturerhöhung bewirkt. In der That gelang es Verf, aus der Milz fiebernder Thiere durch Extraction mit Alkohol eine Substanz zu gewinnen, welche im Kreis- lauf von Kaninchen eine beträchtliche und typische Temperatur- steigerung erzeugt. Einige mitgetheilte Versuchsprotokolle illu- striren dies. Die Temperatur steigt bereits 30 Minuten nach der Injection und erreicht ihr Maximum binnen einer Stunde. Verf. lässt die Frage offen, ob diese Substanz etwa identisch sei mit dem Histozym von Schmiedeberg, und macht zum Schluss darauf aufmerksam, dass nach dieser neueren Auffassung die Wirkung von Antipyreticis, die nicht direct gegen die Mikroben, sondern gegen das Fieber wirken, indem sie die Blutvertheilung modi- ficiren, in einem sehr zweifelhaften Licht erscheinen müsse. Indem dieselben das Blut von den inneren Organen ableiten, können sie nur den Process der Heilung verlangsamen, während anderseits das Fieber, als verdauende Thätigkeit der Makrophagen aufgefasst, heilsam und sehr erwünscht sein kann in manchen Fällen von zu schwacher Reaction gegen die Infectionserreger. Verf. will dieses höchst interessante Thema in einer späteren Arbeit weiter verfolgen. Buchner (München). Grancher et Chautard, Influence des vapeurs d’acide fluorhydrique sur les bacilles tuberculeux. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1883. No. 5. S. 267.) Die Verff. haben die Frage geprüft: welchen Einfluss übt die Aufnahme von Dämpfen der Fluorwasserstoffsäure durch die Re- spirationswege auf die Entwicklung der durch intravenöse Injec- tion bei Kaninchen erzeugten Tuberculose? Und ferner: welchen Einfluss übt die Fluorwasserstoffsäure auf Tuberkelbacillenkulturen ? In ersterer Hinsicht lautet die Antwort absolut negativ, d. h. es existirt durchaus kein Einfluss auf den Verlauf der Infection. "nt ui a Bu Entwieklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 217 Bei Kulturen von Tuberkelbacillen dagegen übt die directe und verlängerte Einwirkung von Dämpfen der Fluorwasserstoffsäure allerdings eine die Virulenz herabsetzende Wirkung, ohne jedoch die Bacillen zu tödten. Buchner (München). Samter, E., Desinficirende Eigenschaften der Salicyl- säure, des Thymols und einiger Antiseptica. Inaug.- Dissert. Berlin 1887. Samter hat unter der Leitung von Fehleisen Versuche über die antiseptische Wirkung von Salieylsäure, Thymol, Aseptol C,H,(OH)(HSO,), Aseptinsäure (Salicylaldehydwasserstoffsuper- oxyd) und das Lister’sche Säuresublimat angestellt, indem er das Verhalten pathogener Mikroorganismen in trockenem und feuchtem Zustande gegen die genannten Medicamente studirte und auch den kolyseptischen (xwAöw hindern, orsroucı faulen) Zustand bestimmte, d. h. nach seiner Bezeichnung den Punkt, wo die Bak- terien immun gemacht, in ihrer Entwicklung gehemmt sind. Es zeigte sich, dass die keimtödtende Wirkung der Salicylsäure in wässeriger Lösung eine sehr geringe, dass hingegen ein Zusatz von Salicylsäure in Substanz zu einem Nährboden im Verhältniss von 1: 1000 im Stande ist, denselben für Staphylococcus pyogenes aureus und Milzbrand unempfänglich zu machen. Das Thymol ist in antiseptischer Beziehung noch minderwerthiger, es zeigte jedoch absolut kolyseptische Eigenschaften gegenüber Eiterkokken und Milzbrandbacillen in einer Verdünnung von 1:3000. Das Aseptol zeigte sehr geringe anti- und kolyseptische Wirkung, während die Aseptinsäure immerhin besser antiseptische und ziemlich beträcht- liche kolyseptische Eigenschaften aufwies. Das Säuresublimat ent- behrt jeder keimtödtenden Fähigkeit. Eisenberg (Wien). Uspenskij, D., M.,. Desinfectionswerth des vegetabi- lischen Filzes (Sphagnum). [Aus dem hygienischen Labo- ratorium von Prof. Dobroslawin.]| (Wratsch. 1887. No. 32, 33. p. 613, 636.) [Russisch.] Das Sphagnum, Arten sehr hygrometrischer Moose, wächst in ungeheuren Mengen in manchen Gegenden Russlands sowie Sibi- riens in Wäldern und Mooren. Besonders häufig ist Sphagnum acutifolium. Infolge seiner grossen Hygroskopicität suchte man dasselbe als Austrocknungs- sowie Oxydationsmittel und folglich Desinficiens von Aborten und Senkgruben zu verwenden. Das Moos wird gewonnen, getrocknet, gepulvert und als solches einfach in die betreffenden Stellen eingestreut. Viele Eisenbahncompagnien be- nutzten dasselbe bereits. Auf die Excremente eines Menschen wird etwa 32 Zolotnik pro Tag oder 3 Pud pro Jahr gerechnet (136!/, g und 49 Ko Ref.). Die Untersuchungen im Warschauer Hospital zum heiligen Geist zeigten, dass bei Zugabe von Sphagnum 1/4 des Gewichts der Excremente, die Kohlensäure-Ausscheidung von 17501 auf 2265 stieg und dass 100 Pfund (41 Ko, Ref.) Sphag- num 1458 | Ammoniak binden. Nencky zeigte, dass 1 Pfund (409 g Ref.) Sphagnum bei 25 Procent Wassergehalt noch 7,5 Pfund 218 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Wasser aufnehmen könne, und dass dasselbe Excrementen in '!/,, an Gewicht beigemengt, dieselben in eine erdige, fast trockene, vollkommen geruchlose und leicht transportable Masse verwandle. Nach Mielzer enthält letztere 2.33 bis 2.66 Procent Stickstoff, und 0,96 bis 1,15 Procent Phosphorsäure, ist also gleichzeitig ein gutes Düngemittel. Doch war bislang der wahre Desinfections- werth — Ertödtung von Bakterien — nicht ermittelt. Verf. be- nutzte ein in bräunliche Tafeln gepresstes Sphagnum, welches sehr leicht war, sich leicht pulvern liess und 23,9 Procent Wasser und 5,38 Procent Asche enthielt. Seine Hygroskopicität (Schumacher und Schübler: bei 40 bis 50° getrocknet und 23 Procent wasser- haltig) erwies sich derartig, dass 1 Gewichtstheil desseiben 14 Ge- wichtstheile Wasser einsog. Die Fähigkeit, Ammoniak aufzunehmen, wurde nach Pielitz in der Weise ermittelt, dass auf ein gewisses Gewicht Pulver in einer Röhre ein gewisses Quantum verdüunten Ammoniaks aufgegossen und einen Tag lang stehen gelassen wurde. Darauf wurde das Ammoniak titrirt. Es erwies sich, dass 100 g Sphagnumpulver 44,077 g Ammoniak binden (bei 0° und 760 mm Barometerstand). Wurde ferner 1 Theil Exeremente mit Ehen Sphagnum vermischt, so verloren erstere bereits nach 10—12 Stunden vollkommen ihren Gestank und bildeten eine erdige trockene Masse. Doch trocknet eine solche Masse in freier Luft aufge- speichert bedeutend langsamer als Sphagnum mit Wasser allein vermengt. — Die bakteriologischen Untersuchungen zeigten weiter, dass 1 g Pulver etwa 700000 Keime an sich selbst enthielt und dass dasselbe, den Excrementen beigemengt, die Keim- zahl in den ersten 3 Tagen bedeutend vermehrt. Späterhin ver- minderte sich allmählich diese Zahl, was zum Theil wohl mit der Austrocknung der Excremente zusammenhängen mochte. Schon hieraus ergab sich die totale Unzulänglichkeit des Mittels, doch versuchte Verf. noch, den Gemischen Cholera- und Typhusbacillen- Kulturen in gewisser Zahl beizumengen. Obgleich er später die auf den angefertigten Platten wachsenden Kolonieen wegen Ver- flüssigung nicht genau zählen konnte, war er doch im Stande, die- selben lange Zeit qualitativ zu constatiren. So entwickelten sich noch Typhuskolonieen, nachdem Sphagnum 3, 7, 14, 21 und 28 Tage lang eingewirkt hatte (Kontrolle mit Kartoffelübertragung). Ganz das gleiche ungünstige Resultat gaben die Choleraspirochaeten. — Die Untersuchungsmethode war folgende: In breithalsige 2-Liter- flaschen wurden 5 g Sphagnumpulver, welches in 1 g 420000 Keime enthielt, mit 40 Abortflüssigkeit übergossen und gemischt, der Hals wurde hierauf mit einem Wattepropf verschlossen, durch welchen ein Glasrohr bis auf den Boden des Kolbens eingefügt war. Täglich wurde geschüttelt, sowie durch das Glasrohr ventilirt und Proben zum Zählen der Keime entnommen. Cholera- und Typhus- Kulturen, sowie Deneke und Prior’s wurden in der Weise zuge- mischt, dass zuerst 100 cc sterilen Wassers mit einer inficirten Pla- tinöse beschickt und von diesen dann 10 cc zu dem Kolbeninhalt beigemengt wurden. Anderseits wurde behufs Zählung 0,1 cc mit 10 ce 10 °/ tiger Nährgelatine vermengt und auf Platten ausgegossen, Entwieklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 219 So wurden 540000 Typhuskeime, 319 200 Choleraspirochaeten, 280 000 Prior’sche, sowie 425000 Denekespirochaeten einem jeden Kolbengemisch zugefügt. — Zur Diagnose von Choleraspirochaeten benutzte Uspenskij mit Vortheil die Choleraroth-Probe von Bujwid. L. Heydenreich (Wilna). Ahlfeld, Die Verhütung der infectiösen Augener- krankungenin der ersten Lebenswoche. (Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Bd. XIV. 1888. S. 435.) Verfasser theilt die infectiösen Augenerkrankungen der ersten Lebenswoche in 3 Classen ein und zwar: 1) Blenorrhöen, welche charakterisirt sind durch das Vorhandensein von Diplokokken und selten vor Ende der 2. Woche ablaufen. Bei nicht genügender Vorsicht wird die Cornea mit betroffen. 2) Eiternde Katarrhe. — Diplokokken fehlen ; statt dessen finden sich zahlreiche stäbchen- förmige Bakterien vor. Sie bewirken anfangs ähnliche Erscheinun- gen wie die Blenorrhöe und heilen stets längstens zu Anfang der 2. Woche ab. Die Cornea ist, wenn überhaupt, so doch nur sehr unerheblich betheiligt. 3) Leichte Conjunctivitis, kKatarrhalische Reizung. Ahlfeld hat während der letzten 3!/, Jahre keine Blenorrhöe und seit 15 Monaten keine schweren Katarrhe mehr beobachtet. Weiter hat sich herausgestellt, dass ohne Einträufelungen weniger Augenerkrankungen vorgekommen sind als bei Einträufe- lungen mit Argentum nitricum und Sublimat. Das so günstige Resultat in der letzten Zeit schreibt Ver- fasser gewiss mit Berechtigung den mit peinlichster Sorgfalt vor- genommenen prophylaktischen Manipulationen zu. Dahin gehören die präliminäre Scheidendouche, der Schutz der Augen in dem Momente, in welchem das Gesicht den Dammsaum passirt und in welchem der Kopf allein geboren ist, die Reinigung der Augen- lider mit Brunnenwasser sofort nach der Geburt und die verschie- denen vorsorglichen Maassregeln hinsichtlich der Mutter im Bade und während der ganzen Wochenbettzeit. Alle genannten Mo- mente bezeichnet Ahlfeld als in gleicher Weise bedeutungsvoll und hält sie alle für unentbehrlich, falls man Augenerkrankungen der Neugeborenen verhüten will. Dittrich (Prag). ink >= nr Notes on disinfection. (Bristol Medico-chir. Journ. 1888. June. p. 8—101. Esmarch, E. v., Die desinficirende Wirkung des strömenden überhitzten Dampfes. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 2. p. 197—206.) Preussen. Berlin. Bekanntmachung u. Polizei-Verordnung, betreffend Verpackung und Versendung von Gebrauchsgegenständen von Ortschaften ausserhalb Ber- lins an die hiesigen städtischen Desinfectionsanstalten. Vom 30. Juni 1888, (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 29. p. 437.) 220 R. Accademia di Medicina zu Turin. Original-Berichte gelehrter Gesellschaften. R. Accademia di Medieina zu Turin. Sitzung vom 24. Februar 1888. Prof. E. Perroneito sprach Ueber die Art der Verbreitung des Ger intestinalis. Die Frage der Verbreitung der Protozoenarten, welche als Parasiten im Darme des Menschen und der Thiere leben, hat eine grosse Bedeutung für die Erklärung der Aetiologie gewisser Krank- heiten und krankhafter Zustände, welch letztere dem Eindringen dieser Thiere in den Organismus, ihrer Vermehrung und ihren Lebenseigenheiten zugeschrieben werden müssen. Seit Langem bin ich damit beschäftigt, die letzten Entwick- lungsformen der verschiedenen Cercomonasarten zu studiren und im Mai vorigen Jahres machte ich der Kgl. Akademie Mittheilung über die Art der Einkapselung des Darm-Megastoms oder Megastoma intestinalis. In dieser meiner Mittheilung wies ich auf Beobach- tungen hin, welche beweisen sollten, dass die andern, insbesondere im Dickdarm lebenden Cercomonasarten einer analogen, wenngleich gewöhnlich weniger scharf hervortretenden Encystirungsform unter- liegen, um Dauerhaftigkeit und die Fähigkeit zu erlangen, als Ver- breiter der Parasitenart durch die Faeces, in denen sie enthalten sind, zu dienen und zwar durch die Verbreitung im Wasser und auf den Lebensmitteln im Allgemeinen. Ich behielt mir jedoch vor, diese ee weiter fort- zuführen, was ich denn auch in den letzten Monaten that, indem ich mich zu diesem Zwecke besonders der Meerschweinchen bediente, welche so häufig mit Cercomonas behaftet sind. In der That findet man in den Meerschweinchen häufig drei unterschied- liche Arten von Cercomonas, welche ich zur Vereinfachung der . Nomenclatur und unter Berücksichtigung ihrer Formen a) Cer- comonas ovyalıs,.b) TC. pisiformis und c) C. glo- bosus nannte. Speciell diese beiden letzteren Arten sind in einer gewissen Krankheit der Meerschweinchen so zahlreich, dass sie bei der Zucht dieser kleinen Nagethiere eine grosse Sterb- lichkeit verursachen. Insbesondere sind es die indischen Meer- schweinchen, welche, mit dieser Krankeit behaftet, sich zum Studium der letzten Evolutionsformen der Cercomonas am besten eignen. Und in der That werden, obwohl man früher in den Darm-Ent- leerungen nur schwer die letzten Dauerformen der Cercomonas finden konnte, die Cercomonas kurz nach dem Auftreten der Krankheit wegen ihrer grossen Zahl im Darme, reichlich ausge- Neue Litteratur. 221 schieden und erleichtern so die Erforschung der festzustellenden Thatsachen. Zahlreiche Beobachtungen haben nun nachgewiesen, dass die mit einem Geisselfaden versehenen Cercomonas sich in einen Kör- per verwandeln, welcher die Form des parasitären Protozoon wie- derholt, dessen Protoplasma aber durchscheinend ist und eine peri- pherische Verdunklung zeigt, welche die Anwesenheit einer Mem- bran oder Cyste beweist, die zum Schutze der Cercomonas dient. In diesem Stadium, welches man das der Dauerform oder der Eneystirung nennen könnte, bemerkt man gewöhnlich keine Geissel- fäden mehr, und es scheint, dass diese während der Einkapselung verloren gehen. Doch zeigen nicht alle Dauerformen die Cyste scharf mar- kirt, aber in allen sieht man gut die Transparenz des Plasma und erkennt deutlich die Transformation des Protozoon, welche demselben die Eigenschaft verleiht, den atmosphärischen Schwan- kungen und den veränderten Umständen besser zu widerstehen, welche die eingekapselten Cercomonas durchleben können und müssen, um neuerdings in den Mund des Menschen oder jener Thiere zu gelangen, in denen sie sich zum vollständigen Parasiten entwickeln können. Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Löw, F., Mittheilungen über neue und bekannte Cecidomyiden. (Verhandl. d. k. N. sl Bade -botan. Gesellsch. in Wien. Bd. XXXVIIl. 1888. I. Quartal. „ Norwegische Phytopto- und Entomoceeidien. (Verhandl. d. k. k. zoolog.- N Gesellsch. in Wien. Bd. XXXVIIL 1888, I. Quartal. p. 537—548.) Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) 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Jährlich erscheinen zwei Bände. - BR Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter .die ergebene Bitte, etwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Untersuchungen über Vibrionen. °(Aus dem bakteriologischen Laboratorium des hygienischen Instituts in München.) | Von Dr. med. Emil Weibel. Mit 10 Abbildungen. II. Im vorigen Jahrgang, Bd. II. No. 16, dieser Zeitschrift habe ich drei neue Vibrioarten beschrieben, deren Reinzüchtung mir in dem unter Dr. Emmerich’s Leitung stehenden bakteriologi- schen Laboratorium des Münchener hygienischen Instituts gelungen war, und von denen die erste aus dem Schleim der Nase, die zwei andern aus faulendem Heuaufguss stammten. Ich konnte seither, » 15 2% Weibel, da mir in höchst dankenswerther Freundlichkeit in derselben An- stalt Gelegenheit dazu gewährt wurde, meine Untersuchungen über Vibrionen fortsetzen und bin in der Lage, über einige neue Erfolge zu berichten. Zunächst sind bezüglich des bereits bekannten, in mehrfacher Hinsicht interessanten Nasenschleim-Vibrio einige spätere Beobach- tungen nachzutragen. Im Anschluss daran habe ich einen neuen, aus dem Belag der Zunge gewonnenen Vibrio zu beschreiben. So- dann werde ich über Untersuchungen und Züchtungsversuche mit Kanalschlamm berichten und von einigen, dabei reingezüchteten Vibrioarten die Beschreibung geben. — Im weiteren Theil sollen, soweit nach den bisherigen Erfahrungen möglich, einzelne wichtige Punkte aus der allgemeinen Naturgeschichte der Vibrionen (Mor- phologie, Involutions- und Dauerformen, Eigenbewegung und Ver- halten zum Sauerstoff, Wachsthum in sehr verdünnten Nährstoffen, hygienische Bedeutung) der Erörterung unterzogen werden. Nachträgliche Beobachtungen über den . Nasenschleim-Vibrio. Im Widerspruch mit früheren Erfahrungen, welche eine 5—6- wöchentliche Lebensfähigkeit der Kulturen des Nasenschleim-Vibrio gesichert zu haben schienen, gelang es von einem gewissen Zeit- punkt an nicht mehr, von. vierwöchentlichen Kulturen erfolgreiche Ueberimpfungen zu erzielen !). Alle neueren Uebertragungen blieben steril. Ich sah mich also genöthigt, wieder eine neue Rein- züchtung aus der Nase zu unternehmen. Nach wenigen ver- . geblichen Versuchen bekam ich wirklich (aus dem eigenen Nasen- schleim) auf Agarplatten reichliche Kolonieen der gesuchten Art, die bei der Weiterzüchtung alle Eigenschaften der früheren Kul- turen zeigten. In der zur Kultur verwendeten Schleimprobe waren übrigens, nach dem mikroskopischen Präparate, nur sehr wenige deutlich gekrümmte Stäbchen sichtbar gewesen, sondern vorwie- gend gerade, plumpe Kurzstäbchen. Dass dieselben trotzdem den Nasenschleim-Vibrio repräsentirten, ergiebt sich daraus, dass auf den Platten fast ausschliesslich Vibriokolonieen aufgingen, und zwar in einer der Menge jener Kurzstäbchen entsprechenden Zahl. Es wird diese Beobachtung für das Aufsuchen des Vibrio im Nasen-* schleim von Bedeutung sein. Hatte nun die erfolgreiche Neuzüchtung, etwa 5 Monate nach der ersten Auffindung, gezeigt, dass der Nasenschleim-Vibrio we- nigstens bei einzelnen Personen nicht nur als zufälliger Gast mit vorübergehendem Aufenthalt anzusehen sei, so wurde seine dauernde Anwesenheit bestätigt durch eine dritte, unbeabsichtigte Reinkultur. Ich hatte (in ganz anderer Absicht) eine weisse Maus mit ge- wöhnlichem Zungenbelag durch Impfung in eine Hauttasche inficirt. Das Thier starb nach 30 Stunden; auf den von Milz und Leber 1) Diese Kurzlebigkeit trat weiterhin noch in gesteigertem Maasse hervor, so dass es sich als nöthig erwies, den Nasenschleim-Vibrio längstens alle 10 Tage auf frischen Nährboden (am besten auf Agar) zu übertragen. Untersuchungen über Vibrionen. 227 angelegten Gelatineplatten fanden sich unter anderen Kolonieen auch einige des Nasenschleim-Vibrio. Hieraus ergab sich zunächst der Schluss, dass als Wohnstätte _ desselben nicht allein der Nasenschleim, sondern auch die Mund- höhle, vielleicht der Mund-Rachen-Nasenraum überhaupt, angesehen werden müsse. Ferner war dieses Resultat eine Aufforderung, die Frage der Pathogenität, deren frühere Verneinung auf wenig zahlreiche erfolglose Infectionsversuche gegründet war, einer nochmaligen Prüfung zu unterwerfen. Die erneuerten Versuche lieferten jedoch keine eindeutigen Ergebnisse. Von 4 weissen Mäusen, denen je eine hanfkorngrosse Menge Agarkultur (der Oberfläche entnommen) in eine Hauttasche gebracht wurde, starb eine nach 24 Stunden unter dem Bilde einer schweren Allgemeinerkrankung; die Platten- methode ergab aus den inneren Organen weder Vibrionen, noch einen andern wesentlichen Bakterienbefund. Die zweite Maus sah etwa 2 Tage lang deutlich krank aus, wurde dann wieder völlig wohl; die zwei übrigen liessen kein Zeichen einer Erkrankung er- kennen. Eine andere, die 1 ccm Bouillonkultur subcutan einge- spritzt erhielt, zeigte zwei Tage lang deutlich gestörtes Wohlbe- finden; eine solche, die 2 ccm erhalten hatte, starb nach 24 Stun- den. Dagegen wurden 2 ccm einer vorher sterilisirten (aufge- kochten) Bouillonkultur ohne jede schädliche Wirkung vertragen. (Dass die reine, sterile Nährbouillon, in solcher Menge Mäusen in- jicirt, absolut schadlos vertragen wird, ist im hiesigen Laborato- rium wiederholt festgestellt worden.) Eine Maus, die reichlich mit Bouillonkultur getränktes Brod gefressen hatte, schien auch einen Tag lang recht krank zu sein. Es ist klar, dass aus diesen Versuchen kein bestimmter Schluss zu ziehen ist. Manche der genannten Resultate lassen offenbar eher an Intoxication als Infection denken. Im Anschluss hieran führe ich die Beobachtung an, dass ältere Bouillonkulturen des Nasen- schleim-Vibrio häufig, aber nicht constant, mit concentrirter, salpeter- säurehaltiger Schwefelsäure eine Reaction geben, die der typischen Reaction des Brucin sehr gleich sieht. Es wäre denkbar, dass der Vibrio unter verschiedenen, für uns unerfindlichen, Bedingungen be- deutende Unterschiede in der Virulenz zeigte; auch könnte die indivi- duelle Empfänglichkeit der Versuchsthiere eine sehr verschiedene sein. Die Auffindung des Nasenschleim-Vibrio in jener mit Zungen- belag inficirten Maus ist selbstverständlich noch kein Beweis für eine pathogene Bedeutung, sondern wäre auch durch die Auffassung zu erklären, dass durch die schwere septische Erkrankung der Organismus secundär für sonst nicht invasionsfähige Bakterien zu- gänglich wurde. Dieselbe Auffassung ist wahrscheinlich anzuwen- den bezüglich eines anderen Vibrio, der auf dieselbe Weise zur Reinzüchtung kam, und nunmehr seine Beschreibung finden möge als Vibrio aus dem Zungenbelag. Auch dieser Vibrio fand sich einmal (unter anderen Bakterien) in einigen Kolonieen auf Gelatineplatten, welche von den Organen 15 * 28 Weibel, und der Impfstelle einer mit Zungenbelag tödtlich inficirten Maus angefertigt waren. In einfachster Form bildet er krumme Stäbchen (Fig 1), die an Grösse mit den Choleravibrionen übereinstimmen, sowie auch S-Formen. Häufiger aber pflegt er zu kürzeren oder längeren Fä- den auszuwachsen. Diese sind zum Theil schön und regelmässig wellig gebogen; \ ZEN oft bestehen diese „Wellen“ aus einer Reihe J fi J J a en Aa En u ie Biegungen so flach, dass der Faden \'r SR --[" fast oder ganz gerade erscheint. Als auf- “ 4 SF \ fallenden Befund trifft man zuweilen — in , © a manchen Kulturen als Regel — eine knopf- / förmige Anschwellung der Enden (Fig. 1 «), ei sowohl der Fäden als besonders der S- \e / > Formen. Dass diese Erscheinung nicht ‚’ “ etwa Folge der Präparation ‘ist, sieht man ( J daraus, dass sie im hängenden Tropfen ebenso deutlich sich zeigt. Daneben kom- men, einzeln oder zu zweien, runde kuglige Gebilde vor, die den Eindruck machen, als wäre die ganze Wuchsform (Komma oder S) auf jene „Knöpfe“ reducirt (Fig. 1 5b). Da diese Verdickungen den Farbstoff sehr stark aufnehmen, so kann es sich, nach der gewöhnlichen Erfahrung, nicht um Sporen handeln. Von allen anderen Vibrionen, die ich bisher untersucht habe, weicht der Zungenbelag-Vibrio darin ab, dass er die Gram ’sche Färbungsmethode sehr gut annimmt. In seinem Verhalten zu Gelatine reiht er sich den nicht verflüssigenden Arten an. Die Stichkultur bietet nichts Besonderes; er wächst dem Nasenschleim-Vibrio ähnlich, doch schneller. Auf Gelatineplatten hingegen sind seine Kolonieen charakteristisch. Sie erscheinen makroskopisch schmutzig-weiss, erreichen in wenigen Tagen einen Durchmesser von etwa 0,3—0,5 mm, nach einer Woche über 1 mm. Mikroskopisch zeigt sich, zumal bei den tiefer liegen- den Kolonieen, der Rand in feine, wirre Fasern aufgelöst, die sich mannigfach verschlingen und verfilzen, und zarte, unregelmässige Ausläufer treiben. Man wird durch dieses Bild einigermaassen an die Kolonieen des Milzbrandbacillus erinnert. Bei den oberfläch- lichen, die einen leicht gelbgrünen Schimmer zeigen, ist der Rand gewöhnlich deutlicher rund contourirt, aber stets mit einzelnen oder vielen, nicht radiär, sondern mehr tagential abgehende Ausfase- rungen besetzt. £ In Nährbouillon wächst die Kultur — ebenfalls an Milz- brand erinnernd — als flockiges, zusammenhängendes Sediment am Boden des Reagensglases, während die Bouillon darüber leicht ge- trübt ist. In jenen Flocken findet, wie Präparate zeigen, eine ausserordentlich dichte Verfilzung der Fäden statt (Fig. 2), so dass man kaum durch Gram’sche Entfärbung die dichten Knäuel einiger- maassen entwirren kann. Man findet hier die eigenthümliche Er- Untersuchungen über Vibrionen. 229 scheinung, dass häufig kürzere Stäbchen oder Fadenstücke sich etwa rechtwinklig an die _ längeren Fäden anlegen, woraus man den Ein- druck einer seitlichen Knospung gewinnen könnte Auch in Bouillon kommen kuglige Verdickungen vor, und zwar werden sie hier besonders gross, so dass sie fast an Hefezellen erinnern. Auf Agar wächst der Vibrio, im Stich: dem Nasenschleim-Vibrio ähnlich, als ziemlich dichter Streifen. Auf der Oberfläche bildet‘ sich ein schmutzig-weisser, nicht schleimiger, feinkörnig aussehender Belag. Eigenbewegung im hängenden Tropfen ist nicht zu beobachten. Von pathogener Wirkung scheint er nicht zu sein, wiewohl Versuche in beweisender Zahl noch nicht angestellt sind. Injec- tion von etwa 0,5 ccm jenes flockigen Sediments einer frischen Bouillonkultur unter die Haut zeigte bei einer weissen Maus nicht die geringste Wirkung, weder local noch allgemein. Die Auffin- dung des Vibrio in einer septisch verendeten Maus wäre also ebenso zu deuten, wie oben derselbe Umstand bezüglich des Nasenschleim- Vibrio. Ueber Vibrionen im Kanalschlamm. Die in den Röhren eines städtischen Kanalsystems sich ab- setzenden, in Zersetzung begriffenen Schlammmassen sind begreif- licher Weise ausserordentlich reich an Mikroorganismen. Darunter findet man stets auch die Vibrionen vertreten, und zwar, wie sich aus der mikroskopischen Beobachtung schliessen lässt, offenbar in verschiedenen Arten. Bald sind es kleine, feine Kommas, die dem früher beschriebenen „Heu-Vibrio 8“ vollständig gleichen, bald auf- fallend grosse, plumpe, wurst- oder schlangenförmige Gebilde, und endlich auch mittelgrosse Formen. Lässt man in einem weiten Gefässe solchen Schlamm ruhig stehen, so überzieht sich die Ober- fläche nach und nach mit einer Deckhaut, die zeitweise oder stellen- weise vorwiegend aus Vibrionen besteht. Nun aber gelingt es auch aus einer so günstig scheinenden Probe nicht ohne weiteres, durch Gelatineplatten reine Arten zu isoliren. Einmal zeigen die stets beigemengten- anderen Arten, wenn auch in Minderzahl vorhanden, eine erheblich grössere Wachsthumsenergie; ausserdem sind darun- ter stets solche, die die Gelatine rasch verflüssigen und somit, selbst bei geringer Zahl, die Platten zu schnell ruiniren. Endlich gewinnt man durch manche Beobachtungen den Eindruck, dass die Anwesenheit gewisser Kolonieen auf der Platte — etwa durch che- mische, in die Umgebung diffundirende Produkte — die Entwick- lung anderer Arten hindern könne!). So konnte ich wiederholt constatiren, dass Vibrionen, obgleich in dem ausgesäeten Material 1) Analoge Beobachtungen über ‚„Antagonismus‘‘ unter den Bakterien sind auch ‘von anderer Seite (Garr£) schon mitgetheilt worden. 330° | Wreibel, in Ueberzahl enthalten, auf der Gelatine gar nicht erschienen, wäh- rend sie später, nachdem sie auf umständlichere Weise rein gezüchtet waren, bei der Plattenkultur sehr gut wuchsen. Es ist also die Aufgabe, aus Schlamm oder ähnlichem Mate- rial Vibrionen zu isoliren, keine ganz einfache, und nur auf man- cherlei Umwegen, zum Theil probirender Weise, gelang es, zuweilen zum Ziele zu kommen. Vor allem musste, durch häufiges mikro- skopisches Untersuchen der verschiedensten Partieen des Schlammes, nach möglichst vibrionenreichem Material gefahndet werden; dann gelang es, durch Uebertragungen auf verschiedene Nährmedien, unter verschiedenen Bedingungen, manchmal Kulturen zu erzielen, in denen die andern Bakterien mehr zurücktraten; einige Male half auch die „Methode der stärksten Verdünnung des Impfstoßs“ (Brefeld), nach welcher womöglich nur je ein Keim in eine Reihe Kulturgläschen kommen soll, einen Schritt vorwärts. Auch die Beobachtung, dass viele Vibrionen in sehr verdünnter Nährflüssig- keit gegenüber anderen Bakterien in Prävalenz treten (worüber w. u.), würde, wenn ich sie nicht zu spät gemacht hätte, hauptsächlich Verwerthung verdient haben. — So oft nun die Bedingungen günstig schienen, wurde immer wieder die Plattenmethode versucht, zwar oft erfolglos, doch manchmal mit Resultat. Unter den. auf den Gelatineplatten gewachsenen Vibriokolo- nieen fand sich wiederholt eine Art, die sich bald als vollkommen identisch mit dem bereits bekannten „Heu-Vibrio «“ erwies. Daraus nahm ich Veranlassung, die provisorische und zu eng gefasste Be- nennung dieses Vibrio durch einen bezeichnenderen Namen zu er- setzen. Wenn man wieder von seiner Herkunft ausgeht, und zwar von dem verallgemeinerten Gesichtspunkte, dass der fragliche Vibrio überhaupt in faulenden Substanzen vorkommt, und in solchen be- sonders gut gedeiht — ich habe ihn z. B. wiederholt in sterilisirte und nicht sterilisirte Faulflüssigkeiten, die keine Vibrionen zeigten, eingeimpft und üppiges Wachsthum darin beobachtet — so scheint er mir am besten durch das Beiwort „saprophiles“ charakterisirt zu sein. Es möge also der bisherige „Heu- Vibrio «“* als „Vibrio saprophiles o“ PEN weitergeführt werden. Eine Beschreibung uhrsz #Z = desselben, die in meinem ersten Aufsatz über er) Vibrionen enthalten ist, brauche ich hier J EDEN ()) er . . . . . —&-S2r7r(y , nicht zu wiederholen; doch lasse ich in Fig. 3 if in J LEE EG r- „_ . > a bErBnRIUEL.T N die damals gegebene Abbildung reproduciren. g DIA g Mm, Zur Ergänzung sei bemerkt, dass- man in pe) { EoHT, älteren Bouillonkulturen nicht nur einzelne, sondern zahlreiche, und namentlich sehr lange, oft dicht verflochtene, gekräuselte Fäden findet. In diesen Fäden, aber auch in ein- zelnen Kommas, zeigen sich viele ungefärbte, sporenähnliche Stellen. Das Eintrocknen vertragen die Kulturen sehr gut und lange; auch in gewöhnlicher Weise sich ‚selbst überlassen, bleiben sie ausserordentlich lange lebensfähig. So konnte ich erst kürzlich von einer 9monatlichen Agarkultur erfolgreich abimpfen. De 7 er Gr “gs Untersuchungen über Vibrionen. 251 Die Bezeichnung „Vibrio saprophiles £“ dürfte mit Fug und Recht dem bisherigen „Heu-Vibrio £“ als definitiver Name beigelegt werden. Konnte ich ihn auch nicht aus Kanalschlamm ısoliren, so bin A 7 & ° . ° — 2 Ser Ha uU MEN ich sehr geneigt, jene feinen Kommas, die ERSKIRTT, . . .. . . IL ,r N AT IE stets darin zu sehen sind, für identisch „IE? mit ihm zu halten. Doch abgesehen von TTS, . = « W SUR So U A\ dieser Vermuthung genügt seine Abstam- 7,7 EIIEGN ; . „ pP: We ar vw mung aus faulendem Heu-Infus, und die 7 ea KENTO N experimentell bestätigte Thatsache seines N YPIURT. Nr NEE NEN > ) ER besonders guten Gedeihens in andern Faul- flüssigkeiten, jene Bezeichnung zu recht- fertigen. Bezüglich seiner Beschreibung Fig. 4. muss ich ebenfalls auf den früheren Auf- satz verweisen, füge aber auch hier, behufs Vergleichung mit den verwandten Arten, die frühere Abbildung bei (Fig. 4). Als „Vibrio saprophiles y“ beschreibe ich nunmehr eine neue Art, die aus Kanalschlamm ge- züchtet ist. Morphologisch ist dieser Vibrio dem V. saprophiles « ähnlich, doch übertrifft er dessen Dimensionen durchschnittlich etwa um die Hälfte und bildet etwas plumpere Kommas mit abgerun- deten Enden (Fig. 5). Längere Bildungen (gewundene Fäden) bildet er selten, wohl aber S-Formen. Was bei dieser Art besonders auf- fällt, ist die Neigung zu eigenthümlichen abnormen For- men, namentlich in älteren Kulturen. Dieselben bestehen im All- N A) IST ig \r \\ 1e I Di N ve rT Nm\ 7 IN anf 7 a — 7) UF SO AN REITEN ei, 7 N= Ras o\ON N X A mh NL BIN” Fig. 6. Fig. 5 gemeinen in der Bildung scharf begrenzter, rundlicher oder ovaler, meist etwas aufgetriebener Stellen, welche den Farbstoff gänzlich ablehnen (Fig. 6). So z. B. findet man häufig mässig vergrösserte Kommas, die aus einer Reihe rundlicher, ungefärbter, durch stark gefärbte Septa getrennter Segmente bestehen; Kurzstäbchen mit ungefärbter, geblähter Mitte; eiförmige Kugeln, deren gefärbte Pole wie Halbmonde einen kreisförmigen, ungefärbten Mittelraum einschliessen; Krummstäbchen mit aufgetriebenen, kugligen, farb- 232 Gährung. losen Enden u. Ss. w. Zuweilen erscheinen diese blassen Bildungen sehr in die Länge gezogen, oder man findet abnorm voluminöse, ganz ungefärbte Kommas. Letztere Formen lassen freilich nur an degenerative Bildung denken, währeud bei den erstbeschriebenen die Vermuthung, dass es. sich um Sporen handeln könnte, nicht ohne Weiteres sich abweisen lässt. | (Fortsetzung folgt.) Wasserzug, E., Sur les spores chez les levures. (Bulletin de la soc. botanique de France. T. CXXX. 1883. Comptes rendus des seances 2.) Verf. erwähnt die älteren Beobachter über Sporenbildung bei den Saccharomyceten und bemerkt, dass diese oft die in den Zellen vorkommenden Oeltropfen mit Sporen verwechselt haben. — Wie bekannt, fand aber E. Chr. Hansen die Gesetze für die Ent- wicklung der Endosporen, und man wurde erst dadurch in den Stand gesetzt, mit Sicherheit diese Bildungen bei den Hefezellen hervorzurufen, die überhaupt solche entwickeln können. Die wich- tigsten Bedingungen sind: Junge, kräftige Zellen, freier Zutritt der atmosphärischen Luft und hohe Temperaturen. Hansen hat spe- Kiel für 6 Arten die Temperaturkurven für diese Function ge- geben. Als Substrate hat man nach und .nach verschiedene Stoffe an- gewendet, wie Hefenwasser, destillirtes Wasser, von festen Sub- straten feuchte Objectträger, Gelatine mit und ohne Nährflüssigkeit, Mohrrüben, feucht gehaltene Gypsblöckchen u. s. w. Die letztge- nannten wurden seit dem Erscheinen von Hansen’s Arbeiten all- gemein benutzt. Der Verfasser hat im Anschluss hierzu und sich auf die Ar- beiten Hansen’s stützend, Experimente mit den Sporen gemacht. Als Substrat wurde sterilisirtes Filtrirpapier verwendet; als Grund wird angegeben, dass mehrere Species auf den Gypsblöckchen nur sehr schwierig Sporen bilden können. Es geht jedoch nicht aus der Mittheilung hervor, dass Verf. mit derselben Vegetation comparative Versuche auf Gyps und auf Papier ausgeführt hat. Dass die Gyps- blöckchen ebenso leicht wie die Papierstücken sterilisirt werden können, folgt von selbst. Die Aussaat auf Fliesspapier wurde schon vor einigen Jahren hier von Hansen geprüft; da sie aber nicht bessere Resultate als die Gypskulturen gab, wurden diese letzteren, weil viel bequemer, beibehalten. Verf. experimentirte mit zehn Arten von Hefen verschiedenen Ursprungs; sie wurden in Flüssigkeiten mit und ohne Zuckerzusatz kultivirt. Die Weinhefen zeigten sogleich eine Sporenbildung, wenn sie von der Zuckerlösung auf das feste Substrat überge- führt wurden; einige andere Hefen zeigten dagegen nur eine Ent- wicklung von Sporen, wenn Verf. sie vorher in Flüssigkeiten ohne Zuckerzusatz kultivirt hatte. Gährung. — Mischinfection. 233 Als Färbungsmittel wurde Methylenblau benutzt; nach Abspü- len mit destillirtem Wasser wurden die Präparate in 33 °/, Sal- petersäure oder in verdünnte Schwefelsäure eingetaucht; nach Be- handlung mit Eosin erscheinen dann die’ Hefezellen rosa und die Sporen blau gefärbt. In seiner Abhandlung über die Sporenbildung bei den Saccha- romyceten (1883), welche die Grundlage für alle Arbeiten dieser Art wurde, theilte Hansen auch die Resultate seiner Versuche über den Einfluss verschiedener Temperaturen auf Sporen und vegeta- - tive Zellen mit; er zeigte, dass die reifen Sporen im Wasser eine höhere Temperatur als die jungen vegetativen Zellen vertragen, und dass auch auf diesem Wege specifische Differenzen hervor- treten. Der Unterschied zwischen der Widerstandsfähigkeit der jungen Zellen und der Spore gegenüber der feuchten Wärme wurde jedoch als ziemlich gering gefunden. Die Richtigkeit dieser Resul- tate hat Verf. bestätigt und durch Versuche mit anderen Flüssigkeiten erweitert. Er fand, dass die Arten, in Hefenwasser ausgesäet, im vegetativen Zustande sich der Wärme gegenüber verschieden ver- halten. Die Weinhefe (Jura) wurde nach 5 Minuten bei 50° C und nach 15 Minuten bei 47° getödtet; eine Weinhefe aus Algier ver- trug dagegen eine Erwärmung von 64 ° während 5 Minuten, die Re- sistenz der Sporen war nur wenig höher. Wenn die Flüssigkeit alkalisch ist, so ist die Widerstandsfähigkeit geringer; dagegen ein wenig grösser, wenn die Flüssigkeit schwach’ sauer ist. Jörgensen (Kopenhagen). Stern, S. und Hirschler, A., Adatok a vegyes fertözes tanahoz. [Beiträge zur Lehre von der Mischinfection.| (Orvosi Hetilap. 1888. No. 21. 22.) Nachdem die Bakteriologie die Ursachen einzelner Infections- krankheiten in Form gut specificirter Bakterienarten nachgewiesen hat, mehren sich nun neuerdings die Beobachtungen, die darauf hinweisen, dass im Verlaufe der Krankheiten mehrere Bakterien- species in den Organismus eindringen und in demselben krank- hafte Veränderungen hervorrufen können. Es ist zwar schon bekannt, dass z. B. der Eiterungsprocess in den meisten Fäl- len durch die gleichzeitige Einwirkung mehrerer Bakterienarten hervorgerufen wird, doch üben letztere die gleiche pathologische Wirkung aus. Beim Tetanus finden wir ebenfalls mehrere Arten nebeneinander und wir kennen nur vermuthungsweise den eigent- lichen Erreger der Krankheit, während uns die Rolle der übrigen Arten noch unbekannt ist. Während nun auch hier, trotz der Anwesenheit mehrerer Bak- terienarten, der krankhafte Process ein einheitlicher ist, lenkte Ehrlich die Aufmerksamkeit auf jene Fälle, wo in den Organis- mus gleichzeitig oder nach einander mehrere Bakterienarten ein- dringen, die neben ihrer Specificität hinsichtlich ihrer morpho- logischen Eigenschaften, auch in ihrer pathogenen Wirkung wesent- liche Verschiedenheiten” zeigen, so dass hierdurch histologisch ver- schiedene krankhafte Processe an getrennten Orten neben oder 7%; ı: Mischinfeetion. nach einander in demselben Organismus verlaufen können und von denen die später auftretenden eben die Complicationen im Verlaufe der Infectionskrankheiten darstellen. Die Bakterien der Eiterung spielen in dieser Hinsicht eine hervorragende Rolle. Ehrlich glaubte für die Erklärung solcher „Mischinfectionen“ annehmen zu müssen, dass die primäre Krankheit den Organismus derart schwächt, dass später auch andere Bakterien in demselben ihre pathogene Wirkung entfalten können. Es mag dies wohl für manche Fälle zutreffen, in den meisten wird jedoch das Auftreten der Complicationen gewiss von dem Modus der Infection, von dem zufälligen Verluste der Schutzdecke, von der Eröffnung der Lymph- und Blutbahnen abhängig sein. Zur Lehre von diesen Mischinfectionen liefern nun St. und H. casuistische Beiträge, die wir im Nachstehenden kurz wiedergeben. 1. Mischinfection bei Typhus abdominalis. — Es war wohl schon lange, bevor die Bakteriologie die entsprechenden Belege hierfür lieferte, anzunehmen, dass die im Verlaufe des Bauchtyphus auftretenden Eiterungsprocesse von dem Wesen der primären Krankheit unabhängige, mehr zufällige Complicationen darstellen. Mit der Erkenntniss der Rolle der Mikroorganismen musste man auch an die Verschiedenheit der Erreger dieser pa- thologischen Processe denken, und bereits Recklinghausen und Eberth haben nachgewiesen, dass von typhösen Darmge- schwüren aus pyogene Kokken in die Mesenterialdrüsen und die Blutbahn gelangen und hier Eiterung hervorrufen können, während spätere Forscher auch die einzelnen Bakterienarten aus den Eiter- herden darstellten. Im Falle St. und H.s traten bei einem 19jährigen Kranken Ende der dritten Woche des Bauchtyphus Symptome einer beider- seitigen Parotitis auf. Die Section wies neben dem charakteristi- schen anatomischen Bilde des Typhus eine acute, theilweise eitrige Entzündung beider Ohrspeicheldrüsen nach. Das interacinöse Binde- gewebe enthielt neben rothen Blutzellen und Eiterkörperchen zahlreiche Mikrokokken und ähnliche wurden auch in den Eiterpfröpfen der Ausführungsgänge gefunden (Dr. Buday). Züchtungsversuche er- gaben Kulturen des Staphylococcus pyogenes aureus und des Ama coccus pyogenes. Die im späteren Stadium der Krankheit aufgetretene Drüsen- entzündung scheint, da in der Umgebung der Darmgeschwüre keine Eiterung stattfand, Folge einer Infection von der Mundhöhle aus gewesen zu. Sein, wie dies für einen ähnlichen Fall auch Fränkel annimmt. 2. Tuberculose und fibrinöse Pneumonie — Bei einem 5öjährigen Kranken, der schon früher an Haemopto& litt, trat eine lobäre fibrinöse Pneumonie auf, die aus ihrem typischen Verlaufe als solche sicher erkannt werden konnte. Während der- selben wurden in dem Sputum Koch’sche Tuberkelbacillen und Friedländer’sche Pneumokokken gleichzeitig nebeneinander nach- gewiesen. Die Section ergab neben chronischer Tubereulose mit Cavernen fibrinöse Pneumonie im rechten mittleren, chronisch ver- Mischinfection. — Typhus. 235 dichteten Lungenlappen. Bei der vom Ref. angestellten histo- logischen Untersuchung zeigten die infiltrirten Partieen theils das Bild einer desquamativen, theils das einer croupösen Pneumonie. In den luftleeren Partieen wurden Tuberkelbacillen und wenige Kokken nachgewiesen, während Friedländer’sche Diplokokken nicht zu finden waren. 3. Pneumonie und Lungenabscess. — Der Fall, von Terray im Jahrgang 1887 des Orvosi Hetilap und der Wien. med. Presse veröffentlicht, wurde bereits im Bd. II. No. 19 dieser Zeitschrift referirt. St. und H. haben im Anschluss an denselben nachgewiesen, dass Kulturen der Pneumokokken und des Staphylococcus pyogenes aureus, albus und citreus in 10°/,ige Fleischwasserpeptongelatine gleichzeitig geimpft, sich vollkommen normal entwickeln, ihr gegen- seitiges Wachsthum in keiner Weise behindern, und dass im Nähr- material, aus dem die Pneumococeuskulturen entfernt wurden, die Staphylokokken unbehindert wachsen. Hingegen zeigte es sich, dass der Pneumococcus das Wachsthum des Staphylococcus Erisy- pelatos merklich behindert. 4. Puerperale Mischinfection. — Bei einer 23jährigen - Wöchnerin traten am 9. Tage des Wochenbettes Symptome des Puerperalfiebers, am 20. Tage jenes einer exsudativen Pleuritis auf. Im Verlaufe der letzteren wurden aus dem Blute Kulturen ange- stellt, die sich sowohl in morphologischer Beziehung, als auch im Thierexperimente als Staphylococcus cereus albus erwiesen. Kurz darauf entleerte die Kranke mit heftigem Husten 150 cm eitrigen Sputums, in dem die bakteriologische Untersuchung den Staphylo- coccus pyogenes aureus und den Streptococcus pyogenes nach- weisen konnte. Der Husten und die Entleerung eines ähnlichen Sputums dauerte bis zur vollständigen Genesung der Kranken fort. In diesem Falle handelte es sich also um eine eitrige Pleuritis, die während des Puerperalfiebers auf metastatischem Wege entstand. F. Hutyra (Budapest). Anton, B. und Fütterer, 6., Untersuchungen über Typhus abdominalis. (Münchener medicinische Wochenschrift. 1888. No, 19.) Die Verfasser berichten zunächst über einen letal verlaufenen Fall von-Typhus abdominalis, in welchem eine beiderseitige eitrige Parotitis als Complication hinzugetreten war. Wenige Stunden post mortem wurden von dem Gewebssafte der beiden Parotisgeschwülste Impfungen auf Gelatine vorgenommen. In den Kulturen entwickelten sich 3 Arten von Mikroorganismen und zwar Typhusbacillen, Staphylococcus pyogenes aureus und Streptococcus pyogenes. - Nach der Section wurden von einer Mesenterialdrüse, der Leber, den Nieren, der Milz, dem Gehirne und von einer Parotis Kulturen auf schräg erstarrtes Agar angelegt. Ebenso wurde auch eine grosse Anzahl von Schnitten der genannten Organe mikroskopisch untersucht. 236 | Typhus (Mischinfection). Im Gegensatze zur ersten Untersuchung wurden mit Ausnahme der Parotis in sämmtlichen zur mikroskopischen Untersuchung gelangten Organen Bacillen vorgefunden, deren tinctorielle Eigenthümlich- keiten, deren morphologische Eigenschaften und deren Verhalten zu Kartoffeln und Gelatine dieselben als die Gaffky- Eberth- schen Typhusbacillen erkennen liessen. Ausserdem wurde aber ausser in der Mesenterialdrüse in afen Organen der Staphylococcus pyogenes aureus nachgewiesen; in grösster Menge fand sich derselbe in der Parotis vor. Somit handelte es sich hier um eine Mischinfection. Verfasser sind aus verschiedenen Gründen der Ansicht, dass die Invasion des Staphylococcus pyogenes aureus durch den Ductus Stenonianus und durch die Parotis erfolgt ist. Dafür spricht der Umstand, dass die Ausführungsgänge der Parotis mit diesen Kokken vollgepfropft waren, ferner, dass die grösste Menge von Kokken sich in den von der Parotis angelegten Kulturen entwickelte und endlich der Umstand, dass in der Mesenterialdrüse keine Kokken nachgewiesen werden konnten, somit der Darm nicht die Einbruchs- pforte abgegeben haben konnte. In zwei weiteren Fällen von Typhus abdominalis ohne Compli- cationen gelang der Nachweis von Typhusbacillen durch die mikro- skopische Untersuchung wie auch durch Kulturen in den Lungen, der Leber, der Milz, den Nieren, den Mesenterialdrüsen und dem Gallenblaseninhalte. Von den in der Galle nachgewiesenen Typhusbacillen nimmt Fütterer an, dass sie die Leber passirt haben und ‘durch diese ausgeschieden worden sind. Eine antiparasitäre Wirkung scheint der Galle nicht zuzukommen und es können, wie F. meint, dann solche Mikroorganismen, wenn sie mit der Galle in den Darm ge- langen, unter sonst günstigen Verhältnissen hier wiederum ihre pathogenen Wirkungen entfalten. In geschwollenen, aber geschlossenen Follikeln des Darmes ist Fütterer der Nachweis von Typhusbacillen niemals gelungen. Dittrich (Prag). Vaughan, Vietor C. und Novy, Frederick 6., Experimental studies on the causation of typhoid fever, with special reference the outbreak at Iron Mountain, Michigan. (Medical News. 1888. Vol. I, II. No. 4. p. 92.) Die Verfasser impften das Trinkwasser aus Iron Mountain auf sterilisirte Fleischpräparate und sterilisirte Milch mit den nöthigen Vorsichtsmaassregeln. Ebenso verfuhren sie mit Trink- wasser aus Lansing (Michigan), welches von einer mit Typhus infizirten Familie benutzt worden war. Es wurden sechs Kulturen von jedem Wasser und zwei Kontroleröhren angefertigt. 471], Stunden nach ‘der Impfung wurden zwei von jeder Art untersucht; die mit dem Wasser aus Iron Mountain behandelten Kulturen rochen sehr stark und zeigten üppige Bakterienentwicklung. Wieder- holte chemische Untersuchungen auf Alkaloide ergaben keine oder nur sehr schwache Reaktion. Die Extrakte hatten keine giftigen Typhus. — Gelbfieber. 237 Eigenschaften. Die Bakterienentwicklung war in den mit dem Wasser aus Iron Mountain inficirten Medien viel stärker, als in den mit dem Wasser aus Lansing hergestellten Präparaten. — Sieben Tage nach der Impfung reagirte das mit Iron Mountain- Wasser geimpfte Fleischpräparat stark alkalisch und roch stark nach Amin. Es wurde mit HCl angesäuert, auf dem Wasserbade abgedampft; der Rückstand mit absolutem Alkohol extrahirt und filtrirt. Das Filtrat gab mit einer alkoholischen Sublimatlösung einen Niederschlag, der sich jedoch bei geringem Ueberschuss leicht löste. Ausfällen des Hg mit Schwefelsäure; Filtriren, Abdampfen des Filtrats und Abgiessen der Kochsalzkrystalle vom syrup- artigen Rückstande. — Einige Tropfen dieses Syrups wurden in den Rücken von vier Katzen subcutan injicirt; bei einer wurde, nachdem sie sich erholt hatte, noch einmal injicirt. Bei den Ex- perimenten zeigte sich primäres Sinken und spätere Erhöhung der Temperatur. In den Eingeweiden wurden die charakteristischen Läsionen des Typhus abdominalis nicht gefunden. Der Syrup ent- hält offenbar ein giftiges Ptomain, das mit Brieger’s Typhotoxin nicht identisch ist, da bei Brieger’s Experimenten keine Tempe- raturerhöhung constatirt ist und Vaughan keine profuse Diarrhöe hervorrufen kann. Allerdings seien auch die Mehrzahl der Typhus- “fälle in Iron Mountain mit Obstipation aufgetreten. Der Unter- schied in der physiologischen Wirkung mag vielleicht auf der Be- nutzung verschiedener Thierarten beruhen. — Die Verfasser lassen dann eine Beschreibung der Typhusbacillen und Kulturen folgen, wobei die vorhandene Litteratur genau benutzt wird. Ihre ersten Kulturen enthielten neben den Typhusbacillen noch die gewöhn- lichen Wasserbakterien; die spätern aber nur den Typhusbacillus, welcher die nicht-pathogenen Bakterien zerstört oder überlebt hatte. Dies steht mit der Angabe von Kraus, dass die Wasserbakterien die Typhusbacillen vernichten, im Widerspruch. Das von Vaug- han und Novy benutzte Wasser wurde allerdings um ca. 10° C höher gehalten. — Auf den Fleischpeptonpräparaten bildete der Bacillus einen bläulich-grauen wie Perlmutter glänzenden Schaum, der nach einigen Wochen schwach bräunlich wurde. Ein wenig davon, mit 2 ccm Wasser verrieben, wurde in die Abdominalhöhle einer Katze injicirt. Es entwickelte sich ein für niedere Thiere typischer Abdominaltyphus (!). — Den Schluss der Arbeit bildet eine Beschreibung der Lage und der Wasserverhältnise von Iron Mountain und chemische Analysen des Trinkwassers. M. Toeplitz (New-York). Sternberg, &eorge M., Investigations relating to the etiology and prophylaxis of yellow fever. (Medical News. 1888. Vol. LII. No. 17. p. 449.) Sternberg wurde vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika beauftragt, die vom Congress (Repräsentanten- haus und Senat) angeordnete Untersuchung über die in Brasilien und Mexico von Dr. Domingo Freire resp. Dr. Carmona y Valle geübten Methoden der Schutzimpfung auszuführen. Er 238 Gelbfieber. veröffentlicht jetzt mit Erlaubniss des Präsidenten das Resultat dieser Untersuchungen. Freire giebt in seinem Hauptwerke: Doctrine micro- bienne de la fievre jaune an, dass sein Üryptococcus an- thogenicus im Gehirn, in den Muskeln, den Nieren, Lungen, im Urin, in der Galle, im Erbrochenen und sogar in der Cerebro- spinalflüssigkeit mit denselben Charakteren und derselben Entwick- lungsfähigkeit gefunden wird. Im Capillarblut sind die Bacillen zahlreicher als im übrigen Blute. Sternberg konnte den Crypto- coccus in den nach Freire’s Angaben behandelten Präparaten nicht finden; selbst Anilinfärbung, Kultur und Färbung von Schnit- ten brachten ihn nicht zum Vorschein. Sternberg fand aber Bakterien im Material von 9 Fällen, das ihm von Dr. Lacerda zur Verfügung gestellt wurde. Es sind kurze, in Ketten angeordnete Bacillen, die mit den schon von Babes und Lacerda beschriebenen identisch und be- sonders zahlreich in den Nierenkapillaren sind. Ihr ätiologischer Zusammenhang mit dem gelben Fieber ist schon von Babes zu- rückgewiesen worden; sie sind zufällige Beimischungen oder rühren von einer secundären Complication, vielleicht von Septikämie her. — Sternberg glaubt, dass Freire Reste von Blutkörperchen und sranuläre Trümmer von Gewebselementen irrthümlich für Mikro- organismen gehalten habe. Freire habe verschiedene Bakterien bei seinen Experimenten angetroffen und einen davon dem Ver- fasser in einer Reinkultur mit Agar-Agar als den Bacillus des gelben Fiebers übergeben, der jedoch durchaus nicht der Beschrei- bung Freire’s entsprach. Eine detaillirte Schilderung seiner Morphologie, Biologie, Classification, Entwicklung, Züchtung und Impfbarkeit ist vom Referenten in seinem „Originalbericht über die beim Intern. Med. Congress zu Washington gehaltenen bakteriologischen Vorträge im Centralbl. für Bakteriol. etc. Bd. II. 1887. No. 18 und 19 bereits geliefert worden. Stern- berg bestreitet den Vermehrungsmodus des Cryptococcus, welcher bei keinem anderen Bacteriam vorkommt. Der ihm übergebene Bacillus vermehre sich durch Zweitheilung und seine Morphologie weiche von einer grossen Anzahl von Bakterien, die sich überall vorfinden, in keiner Beziehung ab. Freire’s Reinkultur war aus dem Fingerblute eines sterben- den Patienten hergestellt. Sternberg konnte keine Keime im Blute finden. Die Bacillen stammen daher aus zufälligen Bei- mischungen von aussen oder von der Oberfläche des Fingers. Freire’s Kulturen, die nur in flüssigen Medien gemacht wurden, waren alle unrein. Er hat seine Bacillen nie gefärbt. Die Kul- turen producirten nicht die gelben und schwarzen Pigmente. Die Kolonieen in Esmarch’s, in Stichkulturen und in Agar sind alle milchweiss. Dass die Keime von aussen stammen können, beweisen die neueren experimentellen Untersuchungen von Kümmell und Fürbringer über die Sterilisation der Hände. — Freire’s Ex- perimente haben Sternberg nicht überzeugen können, dass. der Cryptococcus im Stande sei, gelbes Fieber auf Kaninchen und Meer- Gelbfieber. 259 schweinchen zu übertragen. In einem Experiment erfolgte der Tod durch eine Injection, bei welcher das injicirte Material mehrere Minuten lang einer Siedetemperatur ausgesetzt worden war. Sternberg'’s eigene Untersuchungen !) haben aber bewiesen, dass alle bekannten Bakterien durch Temperaturen, die weit unter dem Siedepunkte stehen, schnell zerstört werden. — Nachdem Sternberg bewiesen hatte, dass Freire’s Angaben über die specifische Ursache der wissenschaftlichen Grundlage entbehre, wäre es vielleicht über- flüssig gewesen, den Werth der Schutzimpfungen mit verdünnten Kulturen zu prüfen. Aber diese Impfungen sind in so grossem Maassstabe ausgeführt und ihre statistischen Resultate sind als so günstig dargestellt worden, dass es nothwendig war, diese Sta- tistiken zu analysiren. Im Jahre 1884 hat Freire 118 Personen, vorzugsweise Fremde geimpft, welche erst kürzlich in Brasilien angekommen waren, und damit das ehrliche Verlangen gezeigt, den Werth seiner Methode zu beweisen. In der Liste waren aber auch 63 Impfungen angeführt, die an Personen aus umliegenden Ortschaften vorge- nommen worden waren. Dieselben hatten während der Epidemie Gelegenheit, die Stadt zu besuchen und sind, wenn sie wirklich von der Krankheit befallen wurden, in den Mortalitätslisten der Stadt nicht aufgeführt. Von den übrigen 355 Personen verliessen jedenfalls eine grosse Anzahl die Stadt nach der Impfung oder bevor sie Gelegenheit hatten, sich zu inficiren. — Freire giebt ferner zu, dass viele geimpfte Personen während der epidemischen Jahreszeit von der Krankheit ergriffen wurden, dass aber die An- fälle ganz milder Natur gewesen seien. Trotzdem giebt er die Namen von 7 Personen an, die der Krankheit erlegen seien. Die Mortalitätsstatistik wurde von Dr. Goes, auf welchen Stern- berg das grösste Vertrauen setzt, dahin vervollständigt, dass von 60 in Morro da Vinva geimpften Personen 44 sich dem Einfluss der Epidemie aussetzten; 22 bekamen gelbes Fieber, woran 9 starben, also 40,9°/,. Die Mortalität betrug im Hospital, wo sich nur Patienten im 3. Stadium oder in moribundem Zustande be- fanden, nur 21 °/,. Obwohl der Misserfolg der Schutzimpfungen vom Jahre 1884 bewiesen ist, untersuchte Sternberg noch die Statistiken der folgenden Jahre, weil Freire seine Methode durch Anwendung der hypodermatischen an Stelle der endermatischen Einspritzungen modificirt hatte. Im Jahre 1885 setzte Freire die Impfungen in grösserem Maassstabe fort. Jetzt impfte er vorzugsweise Einheimische, wovon fast die Hälfte, welche während der gesunden Monate Mai bis Juli geimpft wurden, die unmittelbar vorhergegangene Epidemie mit durchgemacht hatten. Die Mortalität betrug im Allgemeinen 1°/,. Aber Freire hatte auch zwei Todesfälle unter den von Januar bis März geimpften 1760 Personen. 759 Personen hatten die Epi- demie von 1884 mit 1597 Todesfällen überstanden; es ist daher 1) Sternberg, Geo. M., The thermal deathpoint of pathogenic organisms. (Amer. Journ. Med. Science. Juli 1887. ) 240 Gelbfieber. — Puerperalfieber. nicht anzunehmen, dass sie durch die Impfung im Jahre 1885, wo nur 237 Todesfälle vorkamen, geschützt wurden. — Im Jahre 1886 will Freire eine zehnmal geringere Mortalität bei der ge- impften, als bei der nichtgeimpften Bevölkerung erhalten haben ; er hatte 1°/,.. Wenn man aber die Impfungen im Januar und Februar für sich betrachtet, so erhält man 5 Todesfälle unter 460 Impfungen, also 1°/,, was mit der allgemeinen Mortalitätsziffer übereinstimmt. Es liesse sich noch vieles Andere gegen die Sta- tistik anführen ; dies würde hier aber zu weit führen. Aus den angeführten Gründen kommt Sternberg zu dem Resultat, dass die Suche nach dem specifischen Keime des gelben Fiebers seine constante Gegenwart im Blute und in den Geweben nicht nachgewiesen hat, und die jetzt geübten Methoden der Schutz- impfung keinen prophylaktischen Werth besitzen. Was die Ent- deckungen und Impfungen des W. Carmona y Valle betrifft, so gelangt jeder competente Bakteriologe schon beim blossen Durch- lesen seines Werkes zur Ueberzeugung, dass Carmona auf Grund mangelhafter Technik und Unkenntniss in bakteriologischen For- schungen die gröbsten Fehler in der Beobachtung und Schluss- folgerung begeht. Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse von der Aetiologie anderer Infectionskrankheiten berechtigen uns zu der Annahme, dass auch das gelbe Fieber von einem lebenden Mikroorganismus verursacht werde, gegen den man durch Impfung geschützt werden könne. Gegen die Annahme, dass die Krankheit durch ein von den Keimen producirtes flüchtiges Gift verursacht werde, spricht die längere Incubationsdauer. Es ist nothwendig, dass exactere Untersuchungen als die bis- herigen angestellt werden, die auf der Höhe moderner Technik und Gründlichkeit stehen. Diese Untersuchungen haben ihr Augenmerk besonders auf den Nährkanal zu richten. Es ist wünschenswerth, dass Züchtungen auf verschiedenen Nährmedien vorgenommen werden, wozu das Material frischen Leichen entnommen werden muss. Leider konnte Sternberg, der vollständig dazu ausgerüstet war, während seiner Anwesenheit in Brasilien und Mexiko nicht das geeignete Material erlangen. Er hofft aber, in diesem Sommer in Havana die gewünschte Ge- legenheit zu haben, sich dem Studium der Bakterien des gelben Fiebers mit Energie widmen zu können. M. Toeplitz (New-York.) Fritsch, H., Zur Klärung in der Puerperalfieberfrage. (Deutsche medicinische Wochenschrift. Jahrg. XIV. 1888. No. 11. 0.1129 Der Verfasser unterzieht in seinem aus zwei Abschnitten be- stehenden Aufsatz den Begriff der puerperalen Infection nach der wissenschaftlichen und forensischen Seite einer eingehenden kri- tischen Betrachtung. Für den Bakteriologen als solchen hat der zweite Theil der Abhandlung wenig Interesse, für den Arzt ist der Standpunkt des Verfassers von grosser Wichtigkeit; Fritsch stellt BE IE [2 “ E Puerperalfieber. 241 nämlich drei Grundsätze bei der Beurtheilung der puerperalen In- fection in foro auf, nach dieser ist es nöthig: 1. dass die Quelle der Ansteckungsstoffe klargelegt sein muss; .2. dass die Unterlassung der Desinfection bewiesen werden muss, und 3. dass eine andere Todesursache als die Puerperalkrankheit geleugnet werden kann. Im ersten Theile giebt der Verfasser eine Uebersicht über die unter den Geburtshelfern herrschenden Ansichten betreffend die sog. „Selbstinfection“. Nach ihm theilen sich die Fachgelehrten in zwei Lager, von denen das eine fast alle Fälle von fieberhaften Wochen- betterkrankungen auf Selbstinfection bezieht, während das andere -eine Selbstinfection als Krankheit leugnet. Die differenten Ansich- ten scheinen aber nur auf verschiedener Deutung des Begriffes „Selbstinfection“ zu beruhen. Es ist allerdings ohne Weiteres klar, dass, wenn man bei Selbstinfection das inficirende Agens als im Kör- per der Wöchnerin schon vorhanden annimmt, der Begriff nicht mehr mit den durch die Bakteriologie geschaffenen Ansichten in Einklang zu bringen ist. Wenn aber der Infectionsstoff überhaupt nur als dem Körper anhaftend, sei es nun, dass er vor der Ein- wanderung in die puerperale Wunde auf der Körperoberfläche oder in von aussen leicht zugänglichen Höhlen seinen Sitz hatte, ange- nommen wird, dann kann der Begriff einer Selbstinfection zweifel- los aufrecht erhalten werden. Den Gegensatz zur Selbstinfection bildet dann die „Infection von aussen“, d. h. durch Uebertragung von Infectionsstoffen vermittelst der Hände oder Instrumente der Hilfe leistenden Personen. Gewiss kann man mit dem Verf. die Trennung in diese beiden Infectionsarten als nicht ganz correct und den jetzigen Anschauungen über Infectionskrankheiten ent- sprechend ansehen, aber ebensowenig ist mit der Mikulicz’schen Bezeichnung „Spontan- und Contactinfection“ oder gar der Ein- theilung in „nichtpathogene und pathogene Infection“ das Richtige getroffen, wenigstens in Bezug auf puerperale Infection. Es ist deshalb jedenfalls sehr zweckmässig, die obige Trennung so lange beizubehalten, bis der Wunsch des Verf., dass die einzelnen bei puerperalen Erkrankungen vorkommenden Bakterienarten genauer charakterisirt und die Wirkung der einzelnen besser differenzirt werden möchten, in Erfüllung gegangen ist. Wegen der Ungenauig- keit der obigen Begriffe die bisherige Eintheilung nach der Aetio- logie ganz fallen zu lassen und die " Wochenbettkrankheiten“ nach den klinischen Erscheinungen einzutheilen, bleibt natürlich Jedem ° unbenommen, indess dürfte es leicht zu Verwirrungen führen, wenn alte Angestammte Begriffe aufgegeben werden. Der Verf. zieht aus den bisherigen Einzelforschungen die fol- genden Nutzanwendungen für die Prophylaxis des Wochenbettes: 1. Gewissenhafte Desinfection der Hände und Instrumente, welche ohne grosse Mühe ausgeführt werden kann. 2. Möglichst genaue Desinfection der Kreissenden, welche aller- dings nicht so vollkommen, wie die unter 1 erwähnte erreicht wer- den kann. 16 242 Thierkrankheiten (Typhus). Bei den gewiss ganz zeitgemässen Betrachtungen des Verf. fällt dem Bakteriologen das Eine auf, dass stets nur von inficiren- den „Kokken“ bez. „Kokkenformen“ die Rede ist, wo doch min- destens ebenso viele „Bacillen“ in Frage kommen können. Aller- dings spielen ja bei den Erkrankungen des Puerperiums die Mikro- kokken die Hauptrolle, es ist aber doch von vornherein 'nicht aus- geschlossen, dass auch einmal pathogene Bacillen Erkrankung im Wochenbett hervorrufen können: es wäre wohl demnach dem so besonders betonten bakteriologischen Standpunkt entsprechender gewesen, an diesen Stellen von „pathogenen Bakterien“ zu reden. Becker (Leipzig). Semmer, E., Zur Frage über das Vorkommen des Ty- phus bei Thieren. (Virchow’s Archiv. Bd. CXII. 1888. p. 203.) Die Hauptsache dieser Mittheilung liegt in der Frage, ob bei Thieren überhaupt ein „veritabler Typhus oder eine typhusähnliche Krankheit vorkommt, oder nicht, und, wenn das der Fall ist, in- wieweit der Typhus der Thiere identisch mit dem Typhus des Menschen ist.“ Der Autor hat im Dorpater Veterinärinstitute bei der Section von Hunden und Pferden Veränderungen gefunden, welche er auf eine typhöse Erkrankung bezieht. Die wesentlichsten Erscheinungen waren Ausfluss blutiger Flüssigkeit aus der Mund- und Nasenhöhle, Hyperämie der inneren Organe, Schwellung der Milz und Mesen- terialdrüsen, Schwellung und Ulceration der Solitärfollikel des Darmes und der Peyer’schen Plaques. In den Lymphdrüsen, in der Milz, im Darme und im Blute fand man Bacillen, welche sich leicht mit alkalischer Methylenblaulösung färbten. Die Bacillen waren in gewissen Fällen grösser als die Typhusbacillen des Men- schen, und Semmer ist deshalb der Ansicht, dass diese Fälle zu dem menschlichen Abdominaltyphus in keiner näheren Beziehung stehen. In anderen Fällen waren die Bacillen etwas kleiner, und gerade diese Fälle scheint Verfasser als identisch mit dem Typhus ab- dominalis beim Menschen ansehen zu wollen. Leider sind aber von den Organen der Thiere keine Kulturen angelegt worden, so dass ein Urtheil darüber, ob es sich hier wirklich um die Eberth-Gaffky- schen Typhusbacillen gehandelt habe, nicht gefällt werden kann. Die mikroskopischen Befunde werden nur vorübergehend er- wähnt. Insbesondere fehlt jegliche Angabe über die Vertheilung der Bacillen speciell in der Milz. Es scheinen jedoch Bacillenherde, -wie sie zuerst von Gaffky beschrieben wurden und in der Typhus- milz wohl niemals vermisst werden, nicht vorhanden gewesen zu sein, da sonst Verfasser diesen Befund doch wohl besonders hervor- gehoben hätte. Somit hat Semmer, wie Ref. glauben möchte, den eigentlichen Zweck, uns Fälle von dem menschlichen Typhus identischenKrank- heitsprocessen bei Thieren vorzuführen, nicht erreicht. Wenigstens fehlt hierfür der Beweis. Für eine für die gesammte Lehre vom Ty- phus abdominalis so wichtige Frage scheinen dem Ref. die Untersu- chungen nicht mit der nöthigen Genauigkeit ausgeführt worden zu sein. nn Thierische Parasiten (Pflanzenkrankheiten). 243 Uebrigens stellt Verfasser eine eingehendere Arbeit über diesen Gegenstand in Aussicht. Vielleicht werden dann manche Lücken, _ welche uns bei der vorliegenden Publication nicht entgehen können, ausgefüllt erscheinen. " . Dittri@ielhrag). Horn, Paul, Die Aelchen-Gallen auf Phleum Boehmeri Wib. (Archiv des Vereins der Freunde d. Naturgeschichte in Mecklenburg. Jahrg. 1888. pg. 139 —155. Mit 2 lith. Taf.) Der Verf. bestätigt zuerst die Beobachtung von Al. Braun und Münter, dass die Blüthenstände von Phleum Boehmeri (einer Grasart) durch einen kleinen Nematoden, eine Tylenchus-Art, de- formirt werden, so’ dass der Blüthenstand einen ganz anderen Ha- bitus annimmt, wenigstens während der Blüthezeit. Statt einer schlanken, walzenförmigen Aehre trifft man eine breitere, sparrige, im Umriss spitz eiförmige. Hervorgerufen wird das rauhe Aus- sehen des ganzen Blüthenstandes durch die bedeutende Vergrösse- rung der sonst von den Aussenspelzen verdeckten Deckspelze; wäh- rend letztere im normalen Zustande zart und etwa 1,5 mm lang ist, ist sie inficirt bis auf 6 mm ausgewachsen und derb. Im Innern der hohlen Deckspelze findet sich ein flaschen- förmiger, rothbrauner Körper, die Galle, die man bisher immer als den veränderten Fruchtknoten betrachtet hat; doch muss diese Deu- tung aufgegeben werden, da nach directer Beobachtung der Ent- wicklung der Galle (cf. unten) diese als eine Neubildung des Blü- thengrundes aufzufassen ist. In ihrem Centrum trifft man, in Schleim eingebettet, meist ein Paar kleiner Nematoden und zwar ein grösseres, spiralig aufgerolltes Weibchen und ein schlankeres, gestrecktes oder ceircumflexartig gebogenes Männchen; nicht selten findet man 3—4 Weibchen und 2—3 Männchen, mitunter auch nur ein Weibchen oder ein Männchen. Die Länge der Weibchen beträgt 2—3 mm, die Dicke 0,2 mm, der Männchen 1,2—1,6 mm resp. 0,048 mm. In der Mund- höhle findet sich ein 0,009 mm langer, einer Stecknadel gleichen- der Stachel. Der Oesophagus zeigt die bekannte doppelte An- schwellung und der übrige Darm die gewöhnlichen Verhältnisse. Beim Weibchen finden wir die Geschlechtsorgane als einen Schlauch, der blind unterhalb der zweiten Oesophagus- Anschwellung beginnt, sich mehrfach windet und in den Eileiter (Uterus) übergeht; die Vulva ist bauchständig und liegt „ziemlich am Schwanzende‘“, vor dem After. Der Apparat des Männchens ist analog gebaut; es wurden noch erkannt eine sichelförmige Bursa am Hinterende und die beiden gleichen Spicula. Die 0,29 mm langen und 0,085 mm breiten Eier werden in Mengen in den Schleim der Galle abgesetzt und entwickeln sich zu 0,9 mm langen und 0,015 mm breiten, in Form einer 8 ge- lagerten Embryonen, welche die Eischale durchbrechen und sich spiralig aufrollen. In diesem Zustande verharren die Larven; die von ihnen be- fallenen Aehrchen trocknen wie die gesunden im Spätsommer ein und fallen zu Boden, wo sie den Winter überdauern; im Frühjahr 16* DAA Thierische Parasiten. — Pflanzenkrankheiten. müssen die Jungen frei werden und sich selbst eine neue Wohn- pflanze aussuchen; Horn traf wenigstens am 22. April 1887 inner- halb der den jungen Blüthenstand umgebenden Blattscheiden ein- wandernde Aelchen in grosser Zahl. Einige Tage später waren die Seitenährchen vollständig angelegt und an den Specialährchen waren die Kelchspelzen bereits erkennbar. In einem solchen Aehrchen fand der Autor die Einwanderer mit ihrem Kopf in der weichen Zellmasse des Vegetationspunktes; die Kelchspelzen solcher Aehrchen waren etwas vergrössert, die Aehrchen selbst weisslich. Mitte Mai trat dies noch deutlicher hervor; der Blüthengrund erschien als eine halbkuglige Erhebung mit flachem Scheitel, in welchem die Würmer mit dem Kopf ein- gebohrt sassen. Staubgefässe, die in freien Aehrchen desselben Blüthenstandes bereits angelegt waren, fehlten in den befallenen. Ende Mai war die Deckspelze- bereits derart vergrössert, dass sie die Kelchspelzen überragte; der Blüthengrund war emporgehoben und die Ränder desselben überwallten die eingedrungenen Würmer, so dass diese nun in einer noch nicht ganz geschlossenen Höhlung lagen. Der Verschluss der Höhle, der bis auf eine kleine, nach oben liegende Oeffnung stattfindet, kommt erst zu Stande, wenn der ganze Blüthen- stand über die ihn umhüllenden Blätter emporgewachsen ist. Die so entstandenen Gallen färben sich nun roth, die einge- schlossenen Würmer sind gewachsen und zeigen die Anlage der Geschlechtsorgane; Anfang Juni, wo die Galle dunkelroth wird, sind die Parasiten geschlechtsreif und die Eiablage beginnt. Mitte Juni trifft man die ersten aus den Eiern geschlüpften Jungen ; bis Anfang August ist die Eiablage meist beendet, die alten Thiere sterben ab und die Brut erfüllt die Galle, die gewöhnlich nun braun- gelb geworden ist und endlich abfällt. Der Autor hat auch einige Beobachtungen über die Lebens- zähigkeit der Parasiten angestellt; es gelang ihm, die Würmer in 2—3 Jahre alten, dem Herbar einverleibt gewesenen Pflanzen nach mehrstündigem Einweichen der Gallen in lauem Wasser wieder zu Lebensäusserungen zu veranlassen. Wie bereits erwähnt, ist der Parasit schon bekannt gewesen; er führt bei Al. Braun den Namen Anguillula Phalaridis, weil das Gras früher Phalaris phleoides L. genannt wurde. Gegen die Verweisung dieser Form zur Gattung Tylenchus (also Tylenchus Pha- laridis [Braun sp.] Horn) dürfte nichts anzuführen sein, wohl aber scheint ein Umtaufen der Species, das Horn vornehmen will, weil die Pflanze heute unter dem Namen Phleum Boehmeri Wib. geht, in Ty- lenchus Phlei Horn nicht gerechtfertigt. M. Braun (Rostock). Warburg, ©., Beitrag zur Kenntniss der Krebs- krankheit derChinabäume aufJava!). (Sitzungsber. d. Gesellsch. f. Botanik zu Hamburg. HI. 1887. p. 62—72). Die Kanker- oder Krebs- Krankheit der Chinabäume ist in dem Süd- und Nordwesten der Insel Java schon weit verbreitet 1) In etwas veränderter Form auch holländisch erschienen in Tijdschrift van Nijverheid en Landbouw te Batavia. August 1887. Ref. Pflanzenkrankheiten. 945 und dehnt sich immer weiter aus, fehlt jedoch noch in den Plan- _ tagen Ost- und Mitteljava’s. Sie äussert sich im allgemeinen in dem Schlaffwerden und Herabhängen der jungen Blätter, die sich bald herbstlich verfärben, und endet gewöhnlich mit dem Tode des Baumes. Man muss hauptsächlich zwei Arten der Krankheit unter- scheiden: 1) den Wurzelkrebs und 2) den Stammkrebs. Beim Wurzelkrebs findet man an der Stammbasis unter der Rinde ein Mycelgeflecht, welches sich in späterem Alter um den Stamm herum ausdehnt. Dasselbe verursacht, dass die Rinde grün wird und später, braun werdend, abstirbt. Das Mycel wächst sowohl in der Rinde weiter, als auch von ihr längs der Markstrahlen in das Holz hinein, durchzieht hier die Gefässe, durchbohrt die Zell- wände und zerstört das Gewebe, von den todten Stellen aus immer weiter wachsend.. Von der befallenen Stammbasis erstreckt sich das Mycel nach oben einige Fuss weit, nach unten aber an den Wurzeln entlang oft bedeutende Strecken. Im Verlaufe der Krankheit entstehen natürlich die verschiedensten Risse und Sprünge in der Rinde, echte Krebsrisse, oder man findet pockenartige Wucherungen der Rinde, einige Millimeter grosse und mit einem Längsspalte versehene Erhebungen, die z. T. mit einander zu längeren Spalten verbunden. sind. Die Krankheit ist zu vergleichen mit derjenigen, welche der Hallimasch, Agaricus melleus, in Europa verursacht. Es finden sich auch bei dem Wurzelkrebs Rhizomorphen, und die Verbreitung der Krankheit deutet darauf hin, dass dieselbe weniger durch Sporen, als vielmehr durch das unter der Erde fort- kriechende Mycel stattfindet. Fruchtkörper des betr. Pilzes sind bis jetzt noch nicht aufgefunden. Das Mycel vegetirt wahrscheinlich in den Stümpfen der abgeschlagenen Waldbäume. In kräftigen, wohlgepflegten Pflanzungen vermögen die Chinabäume der Seuche Widerstand zu leisten. Der Stamm- oder Ast-Krebs tritt nicht in den basalen Partieen des Baumes, sondern in verschiedener Höhe am Stamm oder an den Aesten auf, meist unter einem Aststumpf beginnend. Auch hier finden sich in den Zellen der angegriffenen Theile Pilz- fäden. Die Ausdehnung der Krankheit geschieht ringartig um den Ast oder jungen Stamm herum und bewirkt Austrocknung des oberen Theiles des Astes oder Baumes, während der unter dem Krankheitsring gelegene Teil keine weiteren Siechthumser scheinungen zeigt. Vom unteren gesunden Cambium wird die kranke Stelle zu überwallen gesucht; der Ast erscheint hier also angeschwollen und zeigt an der kranken Stelle scheinbar eine Einschnürung, welche noch stärker erscheint, da die Rinde an der kranken Stelle ab- stirbt, vertrocknet und abfällt. Dabei treten vielfach Krebsrisse auf oder das Austreten eines gelblich-grünen, beim schnellen Er- härten sich braun bis gelbroth färbenden Saftes, offenbar die Inhalts- massen der länglichen Gewebselemente zwischen primärer und se- cundärer Rinde. Diese Krankheit, wahrscheinlich eine durch Pilz- sporen erzeugte Infectionskrankheit, zeigt viel Aehnlichkeit mit unserem Lärchenkrebs. Verf. hat auch einige Male kleine, gelbe 946 ; Impfung und künstliche Thfectionskrankheiten. Pilzfruchtkörper von der Grösse eines Stecknadelkopfes constatiren können, die, vorbehaltlich genauerer Bestimmung, der Gattung Peziza angehören und namentlich an P. Willkommii erinnern. Ob aber dieselben die Ursache der Krankheit sind, müssten erst In- fectionsversuche ergeben. Verbreitung der Krankheiten. Der Stammkrebs ist weit verbreitet und ist wohl identisch mit der von Morris be- schriebenen ceylonischen Kinakrankheit. Der Wurzelkrebs ist auf Java bisher nur in einem scharf begrenzten Gebiete beobachtet worden, Kommt aber wohl auch in Ceylon und im Himalaya vor. Anfänglich hie und da auftretend, schreitet er von einem Centrum, einem zuerst befallenen Baume, aus vor. Besonders werden die Kulturen auf neuen, aus Waldboden urbar gemachten und feuchten Gründen befallen. Das Fortschreiten der Krankheit geschieht hauptsächlich zur Zeit des regnerischen Westmonsums. Zur Bekämpfung empfiehlt Verf. allgemein sorgfältige und schleunige Vernichtung der inficirten Stellen resp. Bäume. Recht- zeitig aufgefundene, kranke Bäume besitzen noch eine grosse Menge Chinin, welche beim Absterben ganz verschwindet. Beim Astkrebs kappe man 20 cm über und unter der kranken Stelle, verbrenne das Mittelstück, ernte den oberen Theil und lasse das untere Stück wieder ausschlagen. Astwunden und Aststümpfe sind mit Theer, Harz und dergl. zu verstreichen. Beim Wurzelkrebs kappe man 30 cm oberhalb der kranken Stelle, ernte den oberen Theil und grabe die Wurzein sorgfältig aus und verbrenne sie an Ort und Stelle. Ist die Krankheit an den Wurzeln weit vorgeschritten, so ist der Baum resp. ganze Baumpartieen durch einen Graben von 50 cm Tiefe zu isoliren. Der Boden ist während des trockenen Ost- monsums mit dem Patjol gründlich zu bearbeiten. Gut ist es auch, an gesunden Bäumen, um Rindenrisse zu vermeiden, die Stammbasis mit den Wurzelansätzen in der Regenzeit blosszu- legen und das Anhäufeln von Erde zu vermeiden. — Ein weiteres Vorbeugungsmittel ist die Züchtung starker Varietäten. Cinchona suceirubra erweist sich z. B. widerstandsfähiger gegen den Wurzel- krebs als ©. Ledgeriana. Brick (Hamburg). Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. Chauveau, A., Sur lem&canisme de l’’immunite. (Annales de Y’Institut Pasteur. T. II. 1888. No. 2). Nach Chauveau’s Meinung kommt die erworbene Immunität nach dem erstmaligen Bestehen einer bestimmten Infectionskrank- heit durch gewisse lösliche Stoffe zu Stande, welche durch die Lebensthätigkeit der Infectionserreger im Innern des befallenen Organismus erzeugt werden, dauernd in demselben zurückbleiben hs Fe rn Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. 947 und die wiederholte Entwickelung der gleichen Bakterienart un- möglich machen. Ch. verficht diese Ansicht schon seit dem Jahre 1880 und zwar wesentlich mit denselben Gründen, welche er auch in der vor- liegenden Arbeit, freilich besonders ausführlich und genau, wieder- giebt. Ch. stützt sich nämlich auf die bemerkenswerthe That- sache, daß die Jungen von Schafen, welche während der letzten Wochen ihrer Schwangerschaft mit Milzbrand inficirt werden, sich ihrerseits regelmässig immun gegen die Krankheit zeigen. Ch. selbst hat während der Zeit von 1880—1887 etwa 40 trächtige Schafe zuerst mit abgeschwächtem, dann mit vollwirksamem Milz- brand geimpft und bei den später geworfenen Jungen Unempfäng- lichkeit für die genannte Affection feststellen können, gleichgiltig ob die betreffenden Thiere der aligierischen oder der einheimischen Race angehörten. Im ersterem Falle blieben die Jungen von der Impfung mit virulentem Material sogar vollständig unberührt, im letzteren zeigten sich mehr oder minder ausgesprochene Krankheits- erscheinungen, Steigerung der Temperatur, Schwellung der Lymph- drüsen in der Nachbarschaft der Infectionsstelle u. s. w., aber niemals trat der Tod des Thieres ein. Kontrolversuche an Jungen, welche von nicht geimpften Müttern stammten, ergaben, dass die einheimischen regelmässig der Infection zum Opfer fielen, während von den algierischen einige gleichfalls zu Grunde gingen, alle übrigen aber doch wenigstens sehr erhebliche Störungen des Allgemeinbefindens aufwiesen. Die Thatsache der so erlangten Immunität kann also nicht bezweifelt werden, und dieselbe müsste allerdings als besonders beweiskräftig im Ch.’schen Sinne angesehen werden, wenn es mit Sicherheit festzustellen gelänge, dass man es hier mit der Folge- wirkung „gelöster Stoffe“ zu thun habe und diese Immunität nicht etwa durch den Uebergang von Milzbrandbacillen von dem infieirten Mutterthier durch die Placenta auf den Fötus zu Stande komme. Die Ch.’sche Theorie berührt damit unmittelbar die wichtige Frage von der Durchlässigkeit der Placenta für lebende Bakterien, eine Frage, welche eine endgiltige Entscheidung immer noch nicht gefunden hat. Es ist bekannt, dass Brauell, namentlich aber Davaine auf Grund zahlreicher Versuche mit Milzbrand an Rindern und Schafen das „Gesetz“ aufstellen zu können glaubten, die Placenta sei eine „barriere infranchissable“ für Mikroorganismen jeder Art. Dieser Satz blieb lange Zeit unbestritten, allmählich aber entstanden Zweifel an seiner allgemeinen Giltigkeit, und vor kurzem erklärten Kubassof und besonders Chamberland und Straus sogar das gerade Gegentheil der Davaine’schen Anschauung für das Richtige und sprachen der Placenta die Fähigkeit, geformte Gebilde filtrirend zurückzuhalten, mehr oder weniger vollständig ab. Neueste Untersuchungen endlich, unter denen die von Malvoz ausge- führten in erster Linie zu nennen sind, machen es wahrschein- lich, dass wieder diese von Straus etc. aufgestellte Behaup- tung in ihrer. Verallgemeinerung nicht zutreffe, dass die von 248 Impfung und künstliche Infeetionskrankheiten. den genannten Forschern mitgetheilten Ergebnisse keineswegs ganz zuverlässige und einwandsfreie seien, dass sich vielmehr nach Thier- art und Bakterienart, um welche es 'sich im gegebenen Falle handelt, sehr wesentliche Unterschiede und wechselnde Verhältnisse bemerken liessen, welche jedesmal des näheren festgestellt werden müssen. Danach sind bestimmte Mikroorganismen so gut wie regel- mässig im Stande, bei gewissen Thierarten die Placenta zu durch- dringen (z. B. Hühnercholerabacillen beim Kaninchen), während dieselben Bakterien sich andern Thieren gegenüber völlig ver- schieden verhalten können. Kommt es zum Uebergang der Bakterien, so geschieht diesim Anschluss an kleinste Gefässzerreissungen und Gewebsnekrosen in der Placenta selbst, und Anne diese Lücken passiren dann die fremden Elemente. Wie stellt sich nun, um auf die Ch.’sche Theorie Ahle zugreifen, der Milzbrandbacillus zur Placenta der Schafe. Ch. selbst sucht hierauf eine Antwort zu geben, indem er von Experimenten berichtet, welche sich damit beschäftigen, die Milz- brandbacillen in den Foetus von 11 mit virulentem Milzbrand inficirten trächtigen Thieren nachzuweisen. In 2 Fällen gelang dies, die übrigen 9 ergaben ein negatives Resultat. Ch. meint, wenn man dieses Verhältniss zu Grunde legt, von den 40 (s. oben) immunisirten jungen Schafen „höchstens 7“ als durch ein derartiges Ueberwandern von Milzbrandbacillen unmittelbar refraktär geworden anzunehmen seien, während die übrigen 53 die neu erworbene Eigen- schaft der Einwirkung der gelösten Substanzen zu verdanken hätten. Es kann zweifelhaft erscheinen, ob ‘man diese Rechnung ohne weiteres annehmen darf. Zunächst ist die Thatsache, dass die Milzbrandbacillen beim Schafe auf den Fötus übergehen können, von Ch. selbst zugegeben, und es fragt sich nun, ob und wie er diese Möglichkeit für diejenigen Fälle mit Sicherheit ausgeschlossen hat, die nach den oben mitgetheilten Zahlen die Mehrheit bilden, mit anderen Worten, ob das angewendete Untersuchungs- verfahren ein derartiges gewesen ist, dass man sich auf das Ergebniss desselben unbedingt verlassen kann. Der Nachweis der Bacillen in den Embryonen kann auf dreierlei verschiedenen Wegen geführt werden: entweder durch die Kultur auf künstlichen Nährböden, indem man Platten von Organstücken, Blut ete. anlegt und eventuell das Auswachsen von Milzbrandkolonieen auf denselben beobachtet, oder durch die Ueber- tragung und Weiterimpfung wieder von Blut u. s. f. auf neue empfängliche Thiere oder endlich drittens durch die mikroskopische Untersuchung, welche in den Blut-(Ausstrich), namentlich aber in den Gewebs-(Schnitt)präparaten auf das Vorkommen von Milz- brandstäbchen achten muss. Die drei genannten Mittel sind nicht von gleichem Werthe; führen die beiden zuerst erwähnten zu positiven Resultaten, so kann gegen die Sicherheit dieses Ergeb- nisses doch der Einwurf erhoben werden, selbst die grösste Sorg- falt sei nicht im Stande, die Möglichkeit völlig auszuschliessen, dass bei der Uebertragung etc. irgendwie Theile des mütterlichen Organismus mitgewirkt hätten, eine Thatsache, für welche beispiels- Impfung und künstliche Infectionskrankheiten. 249 weise die neuestens mitgetheiten ausführlichen Versuche von M. Wolff als Beleg dienen können. Erhält man negative Resultate, so können diese so erklärt werden, dass bei einer nur geringen An- - zahl von übergegangenen Bacillen das untersuchte Gewebsstückchen, die verimpfte Menge Blut zufälligerweise frei von Stäbchen gewesen sei und deshalb nicht genügt habe, um dieselben auf diesem Wege nachzuweisen. Dass zudem gerade das Blut während eines grossen Theils des Verlaufes der Milzbrandaffection frei von Bacillen zu sein pflegt, muss hier gleichfalls in Betracht gezogen werden. Das einzig sichere und gegen jeden Einwand geschützte Verfahren wird durch die mikroskopische Untersuchung geboten. Gelingt es z. B., bei Anwendung der Gram’schen Methode in einem Ge- websschnitt aus Lunge oder Leber des Fötus die Milzbrandbacillen in einer Capillarschlinge etc. zu entdecken, so kann ein Zweifel an der Thatsache, dass es sich um einen regelrechten Uebergang, wenn auch nur vereinzelter Stäbchen gehandelt habe, füglich nicht mehr bestehen; auf der andern Seite wird das Gegentheil dann als völlig sicher erwiesen, wenn sich bei genauer Durchsicht der be- treffenden Schnitte nirgendwo Bacillen auffinden lassen. Ch. hat sich nun bei seinen Untersuchungen nur auf das zweit- genannte Verfahren, auf die Weiterimpfung des Bluts der Föten beschränkt. Entweder wurde eine „beträchtliche Menge“ desselben auf Meerschweinchen übertragen, oder mit 1 ccm ein Hammel inficirt. Die Ch.’schen Ergebnisse können aus den eben entwickelten _ Gründen deshalb von uns nicht als völlig einwandsfreie ange- sehen werden; doch mag zugegeben sein, dass dieselben einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich haben und dass die ge- wichtige Rolle, welche sie den gelösten Stoffen nach dieser Richtung hin zuweisen, wohl im Einklange steht mit der jüngst von Roux festgestellten Bedeutung der substances solubles für die Immunität. Carl Fränkel (Berlin). '_Yersin, A., Etude sur le d&veloppement du tubercule experimental. (Annales de lInstitut Pasteur. T. II. 1888. No. 5. S. 245. Mit 5, theilweise farbigen Tafeln.) Nach einer Besprechung der Arbeiten von Koch, Baum- garten und Cornil wendet sich Verf. zu seinen eigenen Ver- suchen, die -ausschliesslich mit intravenöser Injection von auf glyce- rinhaltigen Medien (nach Roux und Nocard) gezüchteten Tu- berkelbacillen bei Kaninchen angestellt wurden. Die hierdurch er- haltene Form der Tuberculose differirt wesentlich von der durch die erwähnten Autoren beschriebenen; eine Differenz, von der Verf. glaubt, dass sie vielleicht durch einen Unterschied in der Virulenz der Kulturen bedingt sei. Intravenöse Injection von 1—10 Tropfen einer Suspension von Tuberkelbacillen aus Glycerin-Serum oder Agar oder Bouillon bei Kaninchen tödtet dieselben im Mittel in 17—18 Tagen unter starker Abmagerung;; die Temperatur steigt gegen Ende der ersten 350 Impfung und künstliche Infectionskrankheiten, Woche und namentlich in den letzten Tagen. Bei der Section findet sich die Milz sehr vergrössert, ebenso die Leber. Tuberkel sind nirgends sichtbar. Dagegen zeigt sich manchmal geringe sero- fibrinöse Peritonitis und fettige Degeneration der Adductoren der Unterextremität. Die mikroskopische Untersuchung von Schnitten der inneren Organe (Gentianaviolett und Picrocarmin nach Orth) ergiebt für die Milz ein auffallendes Hervortreten der Malpighi’schen Kör- perchen, und in diesen sowie in der Pulpa eine reichliche Menge von hyalinen Knötchen (nodules hyalins). Diese Knötchen be- stehen aus epithelioiden Zellen mit ein oder mehreren Kernen und stellen die jungen Tuberkel dar. Bei 500facher Vergrösserung findet man zahlreiche Bacillen in Leukocyten und Riesenzellen, in letzteren häufig radiär angeordnet. Freie Bacillen finden sich nur in geringer Zahl. In der Leber zeigen sich die gleichen Knöt- chen; die Structur des Organes ist verändert, die Lobuli sind schwer zu unterscheiden. Die Capillaren erscheinen sehr erweitert und stellenweise verschlossen durch grössere, rundliche oder cylindrisch gestaltete Knötchen, welche aus epithelioiden Zellen, Leukocyten und Riesenzellen bestehen, in denen sich die Bacillen finden. In den Leberzellen selbst sind keine Bacillen zu sehen; ihr Kern färbt sich gut. Die Nieren und Lungen zeigen keine Veränderung. Um nun die allmähliche Entwicklung der erwähnten patho- logischen Befunde zu studiren, wurden gleichzeitig 9 Kaninchen geimpft und dann alle 2 Tage eines derselben getödtet. Das letzte derselben, das am Leben gelassen wurde, erlag am 21. Tag. Die zum Versuch dienende Kultur von Tuberkelbacillen, ursprünglich von einem tuberculösen Kalbe stammend, war zuerst auf ein Meerschweinchen übertragen und dann 6mal auf Glycerin-Agar ge- züchtet worden. Die letzte Kultur war 1 Monat alt. Verf. giebt nun ausführlich die Befunde bei den einzelnen Thieren unter Bei- fügung von Diagrammen des Temperaturganges und der Gewichts- abnahme. Das Resume der Ergebnisse ist folgendes: Bei Kaninchen ent- steht durch intravenöse Injection von Kulturen auf glycerinhaltigem Medium eine nach Verlauf, Dauer und pathologischen Veränderun- gen eigenthümliche Form der Tuberculose. Die injieirten Bacillen bleiben hauptsächlich in den Capillaren der Milz und der Leber : stecken, bewirken hier die Bildung eines kleinen Fibringerinnsels, in welchem sie sich bis zum 5.—7. Tag vermehren, ohne dass es bis dahin zu einer Reaction von Seiten des Organismus kommt. Erst vom Ende der ersten Woche ab bemerkt man eine active Proliferation der Zellen der Milz und freie Leukocyten in den Ge- fässen, gleichzeitig mit Ansteigen der Körpertemperatur. In der Leber finden sich die Kolonieen der Bacillen dann umgeben von Wanderzellen, den Phagocyten Metschnikoff’s; es bilden sich so kleine Knötchen, welche die Capillaren am Ort ihrer Entstehung erweitern. Hier und da bemerkt man Wanderzellen erfüllt mit Bacillen, frei in den Capillaren. Niemals beobachtet man eine Karyokinese oder eine Degeneration der Leberzellen, te ln aa ln nt Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 251 Gegen die Mitte der zweiten Woche sind beinahe alle Ba- cillen in Zellen eingeschlossen, wo sie fortfahren, sich lebhaft zu vermehren. Wahrscheinlich unter dem Einfluss eines Enzymes, welches sie ausscheiden, sieht man die betreffenden Leukocyten sich mit einer Hülle von Fibrin umgeben, welche, sich retrahirend, denselben das Aussehen epithelialer Zellen verleiht. Bald wird ferner ein gewisser Theil der Leukocyten durch die Bacillen gänz- lich zerstört, so dass letztere aufs neue frei werden. Nunmehr aber gehen die Phagocyten aufs neue zum Angriff vor, und dies- mal in grösserer Zahl und gleichsam mit einer neuen Taktik; die- selben sammeln sich in einem Halbkreis um die. Bacillenkolonie und bewirken eine Retraction des Fibrins und die Abgrenzung (delimitation) des körnigen Detritus, in welchem die Kolonie sich eingebettet befindet: hiermit ist die Riesenzelle gebildet (?). Diese Erscheinung tritt ein am Ende der zweiten und im Beginn der dritten Woche; dieselbe ist begleitet von einer neuen und starken Temperatursteigerung. Schliesslich erliegen die Thiere, bevor der Tuberkel zu verkäsen beginnt. Bei der Section findet man keine sichtbaren Tuberkel, sondern nur eine enorm vergrösserte Milz und eine sehr vergrösserte Leber. Schliesslich erwähnt Verf. der Uebereinstimmung, in welcher sich seine Resultate bezüglich der Rolle der Wanderzellen mit jenen von Koch und Cornil befinden, ferner des Widerspruchs hinsichtlich der Entstehung der epithelioiden Zellen mit den For- schungen von Baumgarten. Eine Reihe von klar verständlichen Abbildungen unterstützt die Darstellung der histologischen Details. Buchner (München). De 2 A a ie * Legrain, E., Sur une septic&mie gangreneuse des grenouilles. (Rev. med. de Vest. 1888, 1. juin.) Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Lübbert, A, Die «-Oxynaphto &säure. (Fortschritte der Mediein. 1888; No. 2). Die «@-Oxynaphtoösäure wird durch Zusatz von Mineralsäuren zu einer Lösung ihres Natriumsalzes gewonnen, welches letztere wiederum durch Erhitzen von «-Napthol-Natrium mit CO, entsteht. Lübbert schildert zunächst die chemische Constitution der ge- nannten Säure, deren Präparate er aus der von Heyden ’schen Fabrik in Radebeul bei Dresden bezog. Des weiteren geht er dann auf die physikalischen und chemischen Eigenschaften des ge- nannten Körpers ein, von denen nur die gleiche Stellung zum ' a-Naphtol, wie sie die Salicylsäure zum Phenol einnimmt, erwähnt sein mag. Der Prüfung der antibakteriellen Eigenschaften der ge- 359 ‚Entwieklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten nannten Säure kommt der grösste Theil der Arbeit, die in drei Haupttheile zerfällt, zu. Im ersten Theile wird behandelt die Einwirkung der Säure auf Mikroorganismen, die in geeigneten Nährsubstanzen wachsen, und in zweiter Linie die Frage nach dem eventuellen Einfluss der chemischen Beschaffenheit des Nährbodens, der Temperatur und der Lichtverhältnisse auf die aseptische Wirkung derselben. Als Nährmedien- wurden 5°/, Nährgelatine, rohe Hühnereier und robes frisches Rindfleisch benutzt und die «-Oxynaphtoösäure in Sub- stanz von !/,—15°/, zugemischt. Die ersten beiden Nährsubstrate wurden der Luftinfection ausgesetzt, während das Rindfleisch mit Leitungswasser verrührt wurde; in jedem Falle waren mehrere Kon- trolpräparate ausgestellt. In allen F ällen ergab sich das gleiche Resultat, nämlich in den mit der Säure versetzten Nährmedien kam keine Entwickelung von Mikroorganismen zu Stande, während die Kontrolpräparate bald die Zeichen der massenhaften Bakterien- entfaltung an sich trugen. Mit Rücksicht auf die Resultate dieser Vorversuche wurde nun die Wirkung der «-Oxynaphto&säure, welche in Substanz und in Lösung zugesetzt war, bei Zimmer- und höherer Tempe- ratur geprüft. Zunächst kam eine grössere Anzahl Proben von Harn, der mit 2°/, der Säure vermischt worden war und wovon die einzelnen Kolben bei verschiedenen mittleren Temperaturen bez. bei verschiedener Lichteinwirkung gehalten wurden, in den Versuch. Sodann wurden Lösungen von Liebigschem Fleisch- extract (2°/,), die mit kohlensaurem Natron neutralisirt und einen Zusatz von 10°/, Rohr- oder Trauben- oder Milch- zucker erhalten hatten, hinzugenommen und endlich wurde noch von eiweisshaltigen Flüssigkeiten eine mit Hühnerei vermischte Rind- fleischbouillon, sowie nicht abgerahmte rohe Kuhmilch verwandt. Der Gehalt an «-Oxynaphto&säure war der soeben angegebene und die Infection aller Proben erfolgte durch Eintragung von Tropfen faulenden Harns oder sonstiger Faulflüssigkeiten. Auch hierbei blieben alle mit der Oxynaphtoösäure versetzten Nährmedien steril und die mit kleinen Proben beschickten Gelatineplatten zeigten keine Entwickelung, während die Kontrolpräparate alsbald in Fäul- niss übergingen. Dieselben Versuche wurden im weiteren bei höheren Tempe- raturen angestellt, indem die obigen Nährflüssigkeiten mit der an- gegebenen Säuremenge theils auf 50° C, theils auf 70° C, theils nur wenige Minuten auf 100° C erwärmt wurden. Die Infection geschah in der geschilderten Weise. Auch unter diesen Bedingungen - wurde der Nährwerth der Medien durch die Säure aufgehoben. Mit «-Oxynaphtoäsäure-Lösungen machteL. die Erfahrung, dass dieselben ebenfalls eine Bakterienentwicklung in den früher er-' wähnten Nährsubstanzen zu verhindern im Stande sind, indessen sind schon die Löslichkeitsverhältnisse sowie das grössere zur Steri- lisirung erforderliche Quantum der Säure unbequeme Faktoren. Es konnten alkoholische, ätherische etc. Lösungen nicht in Frage kommen wegen der durch den Zusatz dieser Substanzen eintretenden Verände- Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 253 rungen in den Nährmedien ; neben Glycerin und Boraxlösungen wurde vor allem das phosphorsaure Natron zur Auflösung der Säure in Wasser benutzt und zwar kamen 1°/, wässerige Lösungen der Säure und 2°/, Na,HPO, zur Verwendung. Darin eingelegte frische Fische wurden auf längere Zeit vor Fäulniss bewahrt, hingegen hatten Lösungen mit geringerem Gehalt an Säure diesen Effect nicht mehr. Aus dem ersten Theile der Untersuchungen geht demnach hervor, dass die «-Oxynaphtoösäure recht wohl im trockenen wie gelösten Zustande die Entwicklung von Mikroorganismen in ge- eigneten Nährböden hintanzuhalten im Stande ist, ohne dass die Zusammensetzung der Nährböden, Temperatur und Lichtverhält- nisse von Einfluss dabei wären. Von praktisch hygienischem Werth wäre der Vorschlag des Verf, zum Bestreichen der Tapeten oxynaphto&säurehaltigen Kleister zu benutzen, um die Entwick- lung von Bakterien und Schimmelpilzen darauf zu verhindern. Im zweiten: Hauptabschnitt der vorliegenden Arbeit berichtet L. über die Versuche, welche in Bezug auf die Fähigkeit der «-Oxynaphtoösäure, feuchte und trockene vegetative Zellen zu ver- nichten angestellt worden sind. Zunächst wurde eine Faulflüssig- keit aus Harn und Fleischbrühe mit 0,75 /, der Säure geschüttelt, nach zweitägigem Stehen kamen in Gelatineplatten, denen eine Oese der Flüssigkeit beigemengt war, keine Mikroorganismen mehr zur Entwicklung. Der nächste Versuch wurde mit Kulturen von Staphylococcus pyogenes aureus unternommen, aus diesen und trockener Säure wurde eine dicke Masse geknetet und dieselbe in kleine Kügelchen getrennt. Von den letztgenannten wurden in bestimmten Zeiträumen einzelne in grossen Mengen von steriler Bouillon aufgelöst, andern Thieren unter die Haut gebracht. Man fand, dass nach 2. bis 3tägigem Stehen eine Entwicklung der Kokken weder im Nährsubstrat noch im Thierkörper stattfand. In einer weiteren Versuchsreihe wurden neben den Eiterkokken auch noch sporenfreie Milzbrandbacillen dazugenommen und zwar wurde jetzt noch die Einwirkung von Lösungen der Säure auf die genannten Organismen geprüft. Dabei stellte sich heraus, dass ein Wasser, welches die Säure im Verhältniss von 1:30000 ent- hält, auf die Bakterien nicht schädlicher wirkt, als das gewöhnliche destillirte Wasser, nur unter Einfluss höherer Temperaturen wirkte die Säurelösung stärker .ein. Eine Auflösung von 4°/, der Säure in 10°/, phosphorsaurer Natronlösung dagegen bewirkte ein Ab- sterben der Milzbrandbacillen nach 5 Stunden, der Eiterkokken nach 2 bez. 3 Stunden Aufenthalt in den Lösungen. Die Prüfung der Lebensfähigkeit der Mikroorganismen geschah in der Form des Thierexperimentes. In einem dritten und letzten Theil bespricht der Verf. noch die Einwirkung der «-Oxynaphtoösäure in Lösungen auf Milzbrand- bacillensporen und stellt die Ergebnisse in 7 Tabellen zusammen. Man ersieht daraus, dass nur allein die wässrigen Lösungen der Säure bei gleichzeitiger Anwesenheit von phosphorsaurem Na merk- lichen Einfluss auf die Lebensfähigkeit der Sporen gehabt haben und diese auch nur bei höheren Temperaturen (37° bez. 55° C), 254 | Neue Litteratur. während alkoholische, rein wässrige Auflösungen, sowie solche in Glycerin und Borax überhaupt unwirksam gefunden wurden. Auch hier bildete das Thierexperiment den Prüfstein für die Wirkung. Die am Ende der Arbeit noch beigefügten Bemerkungen über prak- tische Verwerthung lassen erkennen, dass man in der «-Oxynaphtoe- säure wohl ein Antisepticum gefunden hat, das aber an Wirksam- keit anderen, bekannteren bei weitem nachsteht. Dazu wirkt es ‚noch, in den Verdauungskanal von Thieren gebracht, giftig, dagegen werden subeutan grössere Mengen ohne Nachtheil für die Gesund- heit vertragen. Am brauchbarsten soll sein eine Kaliseife, der die genannte Säure beigemischt ist, sowie ein 0,5 °/, Collodium derselben. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. —93%2 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Untersuchungen über Vibrionen. (Aus dem bakteriologischen Laboratorium des Ayeleuipchen Instituts in München.) Von Dr. med. Emil Weibel. Mit 10 Abbildungen. (Fortsetzung.) Auf Gelatineplatten wachsen die tiefliegenden Kolonieen, makroskopisch weiss, im Laufe einer Woche bis zu !!, mm Durch- messer heran. Bei schwacher Vergrösserung zeigen sie sich aniso- diametrisch, der Rand scharf, das Gefüge etwas körnig; fast con- stant ist von einem orangefarbenen Centrum eine hellgelbe Rand- zone scharf abgegrenzt. Auf älteren Platten wird der Farbenton 17 258 Weibel, dunkler bis zum vollständigen Verschwinden des durchfallenden Lichts (während bei Vibrio saprophiles « auch alte Kolonieen stets hell durchscheinend bleiben). Charakteristischer sind die oberflächlichen Kolonieen. Dieselben sind flach ausgebreitet (bis zu 5 mm Durch- messer in einer Woche), schmutzig-weiss, etwas opalescirend, mit prominentem, weisserem Mittelpunkt. Bei schwacher Vergrösserung ergeben sie ein Bild, welches an die Kolonieen des Bacterium coli com- mune einigermaassen erinnert. Der Rand ist unregelmässig ausge- buchtet und gekerbt; die dem Rand nächstliegende Zone erscheint rein weiss, von zahlreichen, sehr feinen, anastomisirenden Furchen durchzogen. Dann folgt eine mittlere Zone, licht ockergelb, mit dunklerer, verwaschener, fleckigstreifiger Zeichnung. Das Centrum ist gelbbraun, ebenfalls mit zarten, dunkeln, verschlungenen Linien. Fe wird die Randzone gelblich, die übrigen Zonen "entsprechend dunkler. In der Gelatine-Stichkultur wächst er, ähnlich dem V.saprophiles «, als anfangs zarter, später dichterer Streifen, mit mä- ssiger Ausbreitung auf der Oberfläche. Die Farbe bleibt immer ziem- lich weiss, während bei « ältere Kulturen schmutzig gelbröthlich sich färben. — Gleich den andern saprophilen Arten verflüssigt auch diese die Gelatine nicht. Bei Züchtung auf Nähr-Agar bleibt im Stichkanal jede Ent- wicklung aus; auf der Oberfläche breitet sich langsam das Wachsthum über die Fläche aus, so dass dieselbe nach einigen Wochen ganz mit einer schmutzig-weissen Masse von breiiger Consistenz bedeckt ist. Auf Kartoffeln erhielt ich auffallend inconstante Bilder, wiewohl die Reinheit der Kultur durch constante Prüfung unzwei- felhaft festgestellt wurde. Das erste Mal entwickelte sich ein dun- kelbrauner, sehr trockener, zäher Ueberzug von filzigem Aussehen ; ein anderes Mal ein gelbbrauner, gewöhnlich aber ein mahagoni- brauner Belag von feuchtem Glanze, jenem des V. saprophiles « ähnlich, aber an Consistenz deutlich zäher und trockener. In Bouillon beobachtet man reichliche Entwicklung sowohl innerhalb der Flüssigkeit, als auch besonders an der Oberfläche, wo sich eine dicke, feste Haut bildet, die durch Schütteln des Gläschens zu Boden sinkt, sich aber bald wieder erneuert. — In künstlichen Nährlösungen nach Nägeli ist die Entwicklung nur dürftig. Dagegen tritt in sterilisirter Faulflüssigkeit (mit sehr ge- ringem Zusatz von Nährbouillon) ein sehr gutes Wachsthum ein, unter Bildung schöner, normaler Formen. Zumal Anfänge von längeren Verbänden (langgezogene Schrauben mit 4—5 Windungen) konnte ich nur in diesem Nährsubstrat beobachten. Auch Vibrio saprophiles y verhält sich gegen die Gram’sche Färbemethode ablehnend. Im Anschluss an die saprophilen Arten, weil vorwiegend gleicher Herkunft (Schlamm), folgen weiterhin einige Formen von Vibrionen, welche mit gelber Farbe wachsen. Auf den Gelatineplatten, die bei den Züchtungsversuchen aus Kanalschlamm angefertigt wurden, fanden sich wiederholt gelbe Ko- Untersuchungen über Vibrionen. . 259 lonieen, welche aus Vibrionen bestanden. Dazu kam noch ein gleicher, ganz zufälliger Fund, vielleicht als Verunreinigung aus der Luft, auf einer Plattenkultur von Nasensekret. Die von diesen Kolonieen fortgeführten Kulturen zeigten in der Morphologie ihrer Individuen eine so vollständige Uebereinstimmung, dass hiernach eine Trennung sich nieht durchführen lässt und die morpho- logische Beschreibung für alle gemeinschaftlich gegeben werden kann. Aehnlich wie bei den meisten Vibrioarten zeigt sich auch hier ausserordentliche Mannigfaltigkeit der Wuchsformen, theils in ver- schiedenen Kulturen, theils nebeneinander in derselben Kultur. Als constant ist bloss die Dicke anzusehen, welche etwa das Andert- halbfache von der Dicke des Choleravibrio beträgt. Typische Kommas und einfache S-Formen, ziemlich plump mit abgestumpften Enden, treten meistens zurück an Zahl vor kürzeren und längeren Bildungen (Fig. 7). Die Verkürzung geht häufig bis zur Ovalform, doch nie bis zur völlig isodiametrischen Kokkenform. Andererseits sieht man die Kommas zu sehr verschiedener Länge ausgewachsen, und zwar entweder in regelmässige Spiralen mit langgezogenen Windungen, oder in Fäden, bei denen eine gesetzmässige spiralige Bildung kaum, oder selbst gar nicht zu sehen ist. Die Tendenz zur Krümmung scheint überhaupt geringer zu sein als bei anderen Vibrionen. Auch degenerative Formen finden sich, zumal in künst- lichen Nährflüssigkeiten. Dieselben zeigen jedoch weniger den Cha- rakter des Grotesken, als den der Verkümmerung (Fig. 8). Man sieht z. B. Kommas von unschöner, dürftiger Gestalt, kleineren Dimensionen, schlecht gefärbten Enden; Ketten aus solchen, sehr locker zusammenhängend;; langgezogene dünne S-Formen; kürzere oder längere Fäden, regellos geknickt, unterbrochen, von sehr un- gleichmässiger Dicke. Ferner zeigen sich häufig eigenthümliche hromboide Stäbchen (Fig. 8 a), von denen später im Allgemeinen die Rede sein wird. Aber gerade unter diesen Missformen trifft man nicht selten die schönsten, regelmässigen Spiralen (Fig. 8 b), freilich von auffallender Dünnheit. 2? 260 | Weibel, Trotz dieser einheitlichen Morphologie drängte. sich bei Be- obachtung der Kulturen die Annahme auf, dass man es nicht mit nur einer Art zu thun habe, Die Differenzirung war indessen nicht sehr leicht; einmal: waren die Unterschiede in den Kulturen nicht gerade ausserordentlich eclatant; ferner zeigten die einzelnen „Stämme“ eine gewisse Inconstanz der Eigenschaften, die wenigstens Anfangs die Orientirung erschwerte. Doch bin ich schliesslich nach. wiederholten, vergleichenden Untersuchungen dazu gekommen, drei Arten gelbwachsender Vibrionen anzunehmen, die bei den Plattenkulturen, unter genau übereinstimmenden Bedingun- gen (gleiche Gelatine, gleiche Art der Aufbewahrung, möglichst gleiche Dichtigkeit der Kolonieen u. s. w.), stets sich verschieden zeigen. Immerhin möge diese Trennung mit einer gewissen Re- serve gemacht sein und die Möglichkeit, dass ‘es sich bloss um Va- rietäten handle, nicht ganz von der Hand gewiesen werden. Ich bezeichne diese 3 Formen, entsprechend ihrer Farbenver- schiedenheit, als Vibrio aureus, flavus und flavescens. Vibrio aureus wächst auf Gelatineplatten (wie auch die zwei andern Formen) in tiefliegenden und oberflächlichen Kolonieen. Die tiefliegenden messen nach einigen Tagen etwa 0,5 mm, nach 10 Tagen annähernd 1,0 mm im Durchmesser. Die oberflächlichen breiten sich schneller aus, sind flach-convex , haben nach 3 Tagen schon 1 mm, nach 10 Tagen schon 3—4 mm im Durchmesser er- reicht. Die Farbe der Kolonieen (makroskopisch) erscheint so- wohlauf hellem als auf dunklem Grund schön und rein goldgelb. Mit schwacher Vergrösserung sieht man die tiefliegenden Kolonieen meist anisodiametrisch, breit wetzsteinförmig, ziemlich grob granulirt; die Mitte ist anfangs goldgelb, der Rand heller; später tritt in der Mitte, der Längsaxe entsprechend, eine spindelförmige Verdichtung auf, die zunächst braun, zuletzt ganz schwarz wird, während zu beiden Seiten der Rand goldgelb durch- scheinend bleibt. Die oberflächlichen Kolonieen erweisen sich mikroskopisch kreisrund, scharfrandig, deutlich granulirt, in der Mitte goldgelb, nach dem Rande abblassend. Vibrio flavus wächst, was Form und Grösse der Kolonieen betrifft, ähnlich und ebenso schnell wie aureus. Makroskopisch er- scheint die Farbe der Kolonieen auf dunklem Grund schmutzig graugelb, auf weissem Grund strohgelb. Bei schwacher Vergrösserung sehen die tiefliegenden Kolonieen schön hellgelb, später goldgelb aus, und zwar in gleichmässiger Nuance auf der ganzen Kolonie, ohne Verdunklung in der Mitte. Dabei erscheinen sie sehr zart granulirt, mit feiner, netzförmiger Schraffirung. Die oberflächlichen Kolonieen sind (mikroskopisch) blassgelb, mit mattgrauen, verwaschenen Flecken; am Rand bleibt meist eine weisse Zone. Vibrio flavescens stimmt ebenfalls, was Form der Ko- lonieen und Geschwindigkeit des Wachsthums betrifft, mit den vorigen überein. Die Farbe der Kolonieen ist auf dunklem. Grunde denen des flavus sehr ähnlich, auf hellem Grunde hingegen schmutzig gelbgrün, wodurch sie sehr Untersuchungen über Vibrionen. 261 deutlich von den Kolonicen des flavus und aureus abstechen. Auch tritt die Gelbfärbung häufig etwas später in voller Deutlichkeit ein. Bei schwacher Vergrösserung sehen die Kolonieen ähnlich aus wie die des aureus; so zeigen die tiefliegenden auch den centralen, spindelförmigen Schatten. Aber der Grundton ist deutlich ver- schieden: die Nuance des Gelb ist heller, matter, weniger rein. Stichkulturen in Gelatine wachsen, bei allen dreien übereinstimmend, im Stichkanal als ziemlich dichter Streifen von feinkörniger Zusammensetzung. An dem Saum sieht man bei älteren Kulturen einen Besatz von gröberen Körnern. Auf der Oberfläche breitet sich die Entwicklung nach und nach einige Millimeter weit in die Umgebung des Einstichs aus, und zwar bei favus und aureus mehr als rundliche Kuppe, bei flavescens als flachere Auflagerung mit gelappt aussehendem Rande. Stichkanal und Oberfläche sind ockergelb, bei flavescens etwas heller als bei den zwei andern. Auf Agar findet bei allen nur Entwicklung. auf der Ober- fläche statt. Zuerst bildet sich eine schmutzig-weisse Auflagerung, die allmählich die ganze Oberfläche bis zum Rande des Gläschens überzieht; dann treten darin rundliche, erhabene Inseln von gelber Farbe auf, die sich vergrössern, zusammenfliessen, und schliesslich ‘ eine etwa 2 mm dicke, gleichmässige, breiige Schicht bilden. Im Farbenton lassen sich hier meist die gewöhnlichen Unter- schiede wahrnehmen: aureus ist goldgelb bis orangefarben; flavus etwa ockergelb; flavescens noch matter gelb, und gewöhnlich längere Zeit noch graue Stellen zeigend. | Auch auf Kartoffeln, wo sie üppige, dicke, breiige Auf- lagerungen bilden, erscheinen die Farben in ähnlicher Weise ver- schieden. In Bouillon und Nägeli’scher Nährlösung wachsen sie ohne besondere Eigenthümlichkeiten, im allgemeinen nicht sehr üppig. Sie bilden Trübungen und Niederschläge, nie eine Haut auf der Oberfläche. Was den Einfluss der Temperatur betrifft, so scheinen sie bei Zimmerwärme fast ebenso gut und schnell zu wachsen wie im Brütschrank. Eigenbewegung konnte nie beobachtet werden. — Bei Behand- lung nach Gram entfärben sie sich. Nachdem nunmehr eine nicht ganz kleine Zahl von Vibrio- Arten reingezüchtet und beschrieben vorliegt, können wir uns ge- trauen, einer richtigen Kenntniss und Beurtheilung der allgemeinen Eigenschaften dieser interessanten Bakterienclasse allmählich näher zu treten. In diesem Sinne werde ich nachstehend, auf Grund längerer Beschäftigung auf diesem Gebiete, einige allgemein e Betrachtungen über Morphologie und Biologie der Vibrionen anfügen. Selbstverständlich soll damit keine erschöpfende, ab- geschlossene „Naturgeschichte “ dieser Classe beabsichtigt sein; DOSE ©, Weibel, vielmehr bezwecke ich bloss, einzelne interessantere Punkte her- vorzuheben und zu versuchen, wie weit dieselben, durch Zusammen- fassung fremder und .eigener Beobachtungen, entweder eine schärfere Fassung oder erweiterte Ausdehnung, oder die An- knüpfung neuer, zum Theil freilich hypothetischer Gesichtspunkte gestatten. Was zunächst den Begriff „Vibrio“ betrifft, so ergiebt sich derselbe aus der Morphologie. Wir sahen stets, dass die Vibrionen sich durch eine grosse Mannigfaltigkeit der Wuchs- formen auszeichnen. Aus dieser Vielgestaltigkeit lässt sich eine charakteristische Eigenthümlichkeit des Wachsthums herausfinden, ein Princip, welches die Vibrionen als solche kennzeichnet; das- selbe ist in einfachster Grundform repräsentirt durch das „ge- krümmte Stäbchen“, das „Komma“. Dieser Grundform müssen wir zwei nothwendige Eigenschaften zuerkennen: 1) eineKrüm- mung, 2) eine Torsion um die Längsaxe. Erst durch Com- bination dieser beiden Eigenschaften lassen sich die eigenthüm- lichen Wuchsformen der Vibrionen erklären. Es ist klar, dass ein einfach in der Ebene gekrümmtes Stäbchen beim Weiterwachsen eine in sich geschlossene Kreislinie bilden müsste. Nur wenn ausser der seitlichen Krüm- mung auch eine gesetzmässige Axendrehung zum Ausdruck kommt, tritt das wachsende Stäbchen aus der Ebene heraus und setzt sich in den Raum fort, als Schraube. (Vergl. Fig. 9 a und 5; der Querschnitt des Stäbchens ist, um die Torsion deutlicher zu zeigen, viereckig ge- zeichnet.) Diese zweifache Eigenschaft, seit- liche Krümmung und Torsion der Längsaxe, D_---- ik iS ae 6 muss jedem kleinsten Theil einer Schraube, also auch jedem „Kommabacillus“ schon immanent sein; dasselbe gilt von den S-Formen, die Fig. 9 auch nur Bruchstücke einer Schraube dar- stellen. Die sog. welligen Fäden sind ebenfalls stets Spiralen. Der Grad der Krümmung und der Torsion, und das Verhält- niss zwischen beiden bedingt die Form der Schraube. Ist die Krümmung bedeutend, die Torsion sehr gering, so bilden sich jene enggewundenen Schrauben mit dicht an einander liegenden Win- dungen, die namentlich der Nasen-Vibrio so schön zeigt. Ist im Gegentheil die Krümmung gering, die Torsion bedeutend, so er- geben sich langgezogene Spiralen, wie z. B. beim Vibrio aureus, Bei manchen Vibrionen ist dies Verhältniss ziemlich constant; diese bilden immer annähernd gleiche Spiralen, so der Vibrio sapro- philes «&. Bei anderen wieder ist es sehr wechselnd (Nasenvibrio), und zwar ohne dass man über die Ursache dieses Wechsels sich irgend welche Vorstellung machen könnte. Die Freiheit in den Formen bei dieser Inconstanz geht soweit, dass die spiralige Bil- dung zuweilen in eine ganz gestreckte Fadenform übergeht, was leicht zu erklären ist, wenn man sich die Krümmung allein, oder Untersuchungen über Vibrionen. 265 Krümmung und Torsion auf Null reducirt denkt. Thatsächlich haben wir gestreckte, resp. regellos gebogene Fäden bei allen jenen Vibrionen gefunden, welche zwischen Krümmung und Torsion : kein gesetzmässiges Verhältniss zeigen (Nasenvibrio, Zungenbelag- Vibrio, gelbwachsende Vibrionen). — Bei diesen so regellos wach- senden Vibrionen herrscht auch eine vollständige Regellosigkeit im Längenwachsthum, und zwar nicht nur im Sinne der Verlänge- rung, sondern auch der Verkürzung; daher beobachten wir bei ihnen einerseits Spiralen und Fäden von der verschiedensten Länge, ‚andererseits: auch Kurzstäbchen und Ovalformen. Dagegen zeigen die andern, mehr gesetzmässig wachsenden Arten eine besondere Vorliebe, meist in Einzelkommas aufzutreten (Vibrio saprophiles «, Vibrio Koch etc.), ohne aber an diese Regel ausnahmslos ge- bunden zu sein. Eine besondere Beachtung verdienen noch — vielleieht als Uebergang zu den später zu besprechenden Involutionsformen — jene eigenthümlichen rhromboiden Formen, welche uns oben bei Beschreibung der gelbwachsenden Vibrionen begegnet sind (Fig. 8 «). Dort erschienen sie unter ungünstigen Kulturbedingungen, wenigstens in Gesellschaft notorischer Degenerationsproducte ; sie dürften aber wohl nicht allgemein für solche gehalten werden. Was ihre mor- phologische Deutung betrifft, so sehe ich in ihnen veränderte S- Formen. Denkt man sich ein solches Schraubenfragment, bei gleich- bleibender Länge, in der Dicke stark gebläht, gleichsam aufge- dunsen, so wird man leicht zu einer (in der Projection) rhomboiden Ge- staltung kommen (Fig. 10 a dürfte schematisch die Idee versinnlichen). Thatsächlich findet man Uebergänge, . die für die Zulässigkeit dieser Ab- leitung sprechen. Häufig auch findet man solche Rhomboide halbirt, also in Theilung begriffen, wobei dann die Hälften entweder mit den Spitzen 'diametral entgegengesetzt streben (Fig. 10 b), wie es noch der Rhom- boidform entspricht, oder convergiren (c), oder in neutraler Stellung (d) Fig. 10. stehen. Trifft man die Hälften ge- | trennt (e), so sind sie an sich von halbirten Kommas kaum zu unterscheiden. | Ich erachte diese Gestaltungen einer besonderen Besprechung werth einmal deshalb, weil sie manchmal den Vibrio - Charakter maskiren. Man sieht in manchen Fällen notorische Vibrionen unter gewissen Bedingungen vorwiegend diese Formen zeigen; es scheint sich jedoch keineswegs. immer um ungünstige Bedingungen zu handeln. — Sodann giebt es andere Bakterien, bei denen ge- rade diese Formen die typischen sind. Sie werden wohl stets als Kurzstäbchen betrachtet werden, da sie die eigentlichen Charaktere BEN Gährung. der Vibrionen nicht zeigen. Man könnte sie, weil sie entschieden den Vibrionen nahestehen, als „Vibrioniden“ zusammenfassen. Meine Untersuchungen hierüber sind jedoch nicht so umfassend, dass ich mir mehr als einen blossen Hinweis erlauben möchte. _ Sie sind offenbar in fliessenden Wässern, sowie in faulendem Schlamm u. s. w. sehr verbreitet, und zeichnen sich zum Theil durch rasche Verflüssigung der Gelatine aus. Vielleicht, dass einzelne oder alle unter bestimmten Bedingungen echte Vibrionen- formen bilden können; manche Beobachtungen schienen mir sehr dafür zu sprechen. (Schluss folgt.) 6rehant et Quinquaud, Sur la respiration de la levure de grains a diverses temp&@ratures. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. T.CVI. 1888. No. 9. p. 609.) Sich auf die Arbeiten Pasteur’s, Schützenberger’s und Quinquaud’s stützend, stellten die Verf. eine Untersuchung an, um die Volumina Sauerstoff, welche absorbirt, und die Volumina Kohlensäure, welche producirt wurden, festzustellen, wenn die Hefe sich in destillirtem Wasser in Berührung mit einem bestimmten Volumen Luft befand. 2 Das Resultat war, dass das Verhältniss ne mit der Tempe- ratur variirte; die isolirten Hefezellen verhielten sich nicht wie die Pilze, mit welchen Bonnier und Mangin experimentirten, bei | { welchen nämlich gefunden wurde, dass das Verhältniss er für dieselben Individuen derselben Species ein constantes war, gleich- eültig wie hoch die Temperatur war. Emil Chr. Hansen (Kopenhagen). Grehant et Quinquaud, Dosage de solutions &tendues. de glucose par la fermentation. (Comptes rendus de l’Academie des sciences de Paris. T. CVI. 1888. No. 17. p. 1249). Wünscht man durch einen Gährungsversuch eine quantitative Bestimmung des Zuckergehaltes (in dem vorliegenden;Falle der Glykose) einer Flüssigkeit auszuführen, so darf man, wenn man hierzu eine Bestimmung der entwickelten Kohlensäure anwendet, nicht übersehen, dass die Kohlensäure, welche von den Zellen selbst ausgeschieden wird, sich mit der durch die Gährung ge- bildeten vereinigt. Dies findet auch statt, wenn die Gährung ohne Sauerstoffzufuhr durchgeführt wird. Um die Kohlensäure- menge festzustellen, welche subtrahirt werden muss, wird es daher nothwendig sein, zwei parallele Versuchsreihen anzustellen, die eine mit, die andere ohne die betreffende Glykose-Einmischung: Emil Chr. Hansen (Kopenhagen). A a ee net ice ee re ee es Meere Ptomaine. — Unterste Wärmegrenze pathogener Mikroorganismen. 265 Oliver, J. €., Ptomaines. (Medical Record. Vol. XXXII. 1888. No. 20.) Oliver’s Arbeit ist eine Vorlesung "über Ptomaine, welche ‘keinen Anspruch auf Originalität erhebt. Er verweilt darin länger bei der Besprechung der ersten epochemachenden Arbeiten Selmi’'s, der RA. der Cholera und des Puerperalfiebers. M. Toeplitz (New-York). Sternberg, George M., The thermal death-point of pathogenic organisms. (American Journal of the Medical Sciences. 1887. July. p. 146.) Die genaue Kenntniss der untersten Wärmegrenze, bei welcher pathogene Organismen absterben, ist für Biologen und Hygieniker wichtig: die Ersteren wollen wissen, ob die Vitalität der Keime bei einer gleichförmigen Temperatur zerstört wird und bei welcher dies geschieht; die Letzteren, bei welcher Temperatur die Keime in den Exkreten des Typhus, der Cholera und anderer Affectionen zer- stört werden können und ob Kochen von infieirter Kleidung, von Trinkwasser, ein sicheres Desinfeetionsmittel etc. sei. — Sternberg dehnte die Untersuchung auf alle bis jetzt be- kannten Organismen aus. Er wandte dabei nur feuchte Hitze an, da er flüssige Kulturen verwendet. Die Wirkung von trockner Hitze auf ausgetrocknete Kulturen ist schon von Koch und Wolf f - hügel studirt worden. Die Resultate seiner Untersuchung sind von Sternberg übersichtlich in zahlreichen Tabellen zusammengestellt. Man er- . sieht daraus, dass sie für denselben Organismus nicht absolut gleich- förmig sind. Diese Differenzen bewegen sich jedoch nur innerhalb verhältnissmässig geringer Grenzen. Es wurde kein Versuch ge- macht, die Grade, bei welchen die Keime absterben, innerhalb engerer Grenzen als 2° C zu fixiren. Sternberg gelangte zu folgenden Resultaten: ' 1. Die für die Zerstörung der Vitalität der pathogenen Organismen erforderliche Temperatur variirt für die verschiedenen Organismen. 2. Wo keine Sporen vorhanden sind, schwanken die Grenzen um ca. 10° C. 3. Eine Temperatur von 56° G tödtet die Bacillen des Typhus abdominalis, die von Rotz und Anthrax, die Spirillen der Cholera asiatica, den Erysipelcoccus, das Virus von Schutzblattern, Rinder- pest, Schafpocken und wahrscheinlich das mehrerer anderer In- fectionskrankheiten. 4. Eine Temperatur von 62° C vernichtet alle pathogenen und nichtpathogenen Bakterien, wenn keine Sporen vorhanden sind (mit der alleinigen Ausnahme von Sarcina lutea, welche sich, bei einem Versuche noch, nachdem sie dieser Temperatur ausgesetzt worden war, entwickelte). 966 Bakterien®in Luxus- und Mineralwässern. 5. Eine Temperatur von 100° C zerstört, wenn sie fünf Minuten lang einwirkt, die Sporen aller pathogenen Organismen. 6. Es ist wahrscheinlich, dass einige Bacillen, welche bei 60° © vernichtet werden, endogene Sporen bilden, welche bei dieser Temperatur auch getödtet werden (diese Frage bedarf noch weiterer experimenteller Forschung). M. Toeplitz (New-York),. Beinl, Die gebräuchlichsten kohlensäurehaltigen Luxus- und Mineralwässer vom bakteriologischen Standpunkte aus betrachtet und der Einfluss der. Füllungsweise aufden Keimgehalt derselben. (Wiener medie. Wochenschrift. 1888. No. 22 und 23). R. hat mehrere reine alkalische Säuerlinge, so die Giesshübler König Otto-Quelle, die Krondorfer Stephanie-Quelle, die Franzens- bader Stephanie-Quelle und Apollinaris in der Weise, wie sie in den Handel kommen, auf ihren Pilzgehalt hin untersucht. ' Die Flaschen wurden unmittelbar vor der Eröffnung der Korke durch einige Minuten intensiv geschüttelt, sodann ein’ bestimmtes Quantum des betreffenden Wassers in 10 0, Fleischwasserpepton- gelatine gebracht und diese hierauf auf Platten ausgegossen, welche bei Zimmertemperatur gehalten wurden. Ausser Schimmelpilzen, welche besonders im Apollinaris- brunnen in grosser Menge sich vorfanden, fand R. noch 5 ver- schiedene Bacillenarten. Der Autor nimmt an, dass es sich durch- gehends um Luft- und Wasserpilze‘ gehandelt hat. Auf ihre . Pathogenität wurden dieselben nicht untersucht. Die grösste Menge von Mikroorganismen enthielt der Kron- dorfer Sauerbrunnen, die kleinste der Apollinarisbrunnen. Nach der Ansicht des Verfassers ist es unwahrscheinlich, dass diese Pilze den Quellen als solchen innewohnen. Doch sei hier hervorgehoben, dass keine der genannten Quellen an Ort und Stelle bakteriologisch untersucht worden ist. Der geringe Keim- gehalt anderer an der Quelle untersuchter Wässer spricht zwar eher zu Gunsten der Anschauung Reinl’s, darf jedoch, wie Ref. glaubt, nicht als beweisend angesehen werden. Hierzu wäre viel- mehr eine Untersuchung auch der in Rede stehenden Wässer an der Quelle notwendig, umsomehr, als sonst der Grund für den hohen Pilzgehalt, wie auch Verfasser selbst anführt, nur ent- weder auf Zufälligkeiten bei der Füllung oder auf einen Pilzge- gehalt der zur Versendung der Wässer benützten Gefässe zurück- geführt werden könnte. R. neigt sich auch in der That dieser Anschauung zu. Die Manipulation bei der Füllung lässt allerdings manches zu wünschen übrig. Ob jedoch der hohe Keimgehalt “der von Rein] unter- suchten Wässer nur dieser zugeschrieben werden darf, muss wohl vorläufig dahingestellt bleiben, da Momente, welche die Entwicklung von Mikroorganismen im Wasser fördern, so die Temperaturver- hältnisse nicht die volle, andere, wie. beispielsweise der Kohlen- säuregehalt überhaupt keine Berücksichtung gefunden haben. Der Cholera. — Harnblasenemphysem. 967 | Einfluss der Kohlensäure auf die Vermehrungsfähigkeit der Bakterien im Wasser ist zwar gegenwärtig noch nicht vollkommen sicherge- stellt, doch hat dieselbe nach Gärtner bei manchen Bakterienarten eine wachsthumshemmende Wirkung. Es wäre daher wohl zweck- _ mässig gewesen, auch bei den in Rede stehenden Bakterien den etwaigen Einfluss der Kohlensäure mit in Betracht zu ziehen. Dittrich (Prag). 1) Armstrong and Kinyoun, Observations on the Cholera Bacillus as a means ofpositive diagnosis. (New-York . Medical Journal. Vol. XLVI. 1887. No. 20. p. 546.) 2) Biggs, H., The diagnostic value of the Cholera Spiril- lum, as illustrated bythe investigation ofa case at the New York Quarantine Station. (Ibid. p. 548.) - 1) Auf zwei italienischen Auswanderschiffen, die im September und October 1887 in New-York ankamen, waren während der Ueber- fahrt Cholera verdächtige Erkrankungen, theilweise mit tödt- lichen Ausgange, aufgetreten. Die Dampfer mussten deshalb Quarantäne halten, während welcher unter den Passagieren des zweiten noch eine Anzahl von Erkrankungs- und Todesfällen auf- trat. Da die Autopsieen öfters keine charakteristischen patholo- gischen Läsionen aufwiesen, so wurde von A. und K. in allen zweifelhaften Fällen intra vitam und post mortem auf Komma- ° bacillen mikroskopisch und durch das Kulturverfahren untersucht, und durch die Entwicklung der charakteristischen Kolonieen in sämmtlichen Fällen die Diagnose sichergestellt. 2) B., der einen dieser Fälle bakteriologisch zu untersuchen Gelegenheit hatte, bestätigte ebenfalls durch Anlegen von Kulturen die Diagnose Cholera asiatica.. Da sich das Koch’sche Verfahren mithin zum ersten Male in Nordamerika zur raschen und, sichern Constatirung der Natur der Erkrankung so ausgezeichnet bewährt hat, empfiehlt B. dasselbe als bei zweifelhaften Fällen ausschlag- gebend. Wesener (Freiburg i./B.) Eisenlohr, W., Das interstitielle Vaginal-, Darm- und Harnblasenemphysem zurückgeführt auf gasent- wickelnde Bakterien. (Beiträge zur pathologischen Anatomie ‘ und zur allgemeinen Pathologie,, herausgeg. von Ziegler und Nau- ‘ werck. Band III. Heft 1. Seite 103). Verfasser untersuchte. bakteriologisch einen. Fall von Harn- blasenemphysem, sowie Spirituspräparate eines Falles von Luft- cysten in der Vagina und im Darm. Klebs hat bereits früher auf das Vorkommen von Mikro- . organismen aufmerksam gemacht und die Ansicht ausgesprochen, dass zwischen diesen und den Lufteysten ein ursächlicher Zusammen- hang bestehen dürfte. "Ohne hier auf die rein histologischen Details einzugehen, sei hier nur jener Befunde gedacht, welche sich auf die Bakterien beziehen. | 268 Harnblasenemphysem. Solche fanden sich in der Vagina sowohl im interstitiellen Gewebe, als auch in den Lymphgefässen. Hier und da konnte man das Einwandern der Mikroorganismen aus den Lymphgefässen in das interstitielle Gewebe verfolgen. Um die in dem letzteren ge- legenen , Bakterien war das interstitielle Gewebe stets Sitz einer kleinzelligen Infiltration. Die Lymphcapillaren waren stellenweise durch die Bakterien vollständig verstopft und dann zuweilen stark dilatirt. Im allgemeinen jedoch enthielten grössere Cysten weniger Bakterien als kleinere. Die Mikroben stellen äusserst kleine Ge- bilde dar, deren Längendurchmesser den Querdurchmesser nur sehr wenig übertrifft. Durch reihenweise Anordnung derselben werden leicht Bacillen vorgetäuscht. Analog war die Vertheilung der Bakterien im Darme und in der Harnblase. Dieselben stimmten in Bezug auf Grösse und Gestalt mit den in der Scheide vorge- fundenen Mikroben überein. | Verfasser hat das ihm zu Gebote stehende. Leichenmaterial zur Anlegung von Kulturen benützt, und es ist ihm gelungen, eine Mikrobenart zu züchten, welche auf Gelatine grauweissliche Kolonieen bildete und Gelatine nicht verflüssigte. Auf Agar und Blutserum wuchsen diese Bakterien bei 38° C sehr rasch und boten mikro- skopisch dasselbe Aussehen dar, wie die im Gewebe vorgefundenen Bakterien. | Im Stichkanale von Gelatinekulturen entwickelte sich allmählich eine Gasblase, welche innerhalb mehrerer Wochen Dattelgrösse er- reichte und endlich die obere Gelatinedecke durchriss. In Agar- kuituren entwickelten sich bei 35—37° C binnen 12—24 Stunden reichliche kleinere und .grössere Blasen, welche vom Stichkanal ausgehend ' die ganze Agarmasse durchsetzten, und endlich die ganze Agarsäule von unten nach der Oeffnung hin emporhoben. Auch bei Abschluss von Sauerstoff entwickelten sich die Bakterien auf den verschiedenen Nährmedien. “ Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass die Bakterien - eine organische Säure bilden, welche bei fortwährendem Zunehmen an Menge schliesslich der weiteren Entwickelung der Bakterien im Wege steht. Bei gleicher Temperatur und gleichem Barometerstande, aber verschiedenem Drucke wurden in gleichen Zeiten verschieden grosse Gasmengen producirt. Die Gasproduction nahm: mit steigendem Drucke zu. Vermehrter Druck förderte den Lebensprocess der Bakterien. Bei den Versuchen, durch subcutane, sowie durch Injectionen in die Vagina und das Rectum mit oder ohne Verletzung Emphysem zu erzeugen, wurden Kaninchen und Meerschweinchen verwendet. Ebenso wurden intraperitoneale Injectionen vorgenommen. Als Injectiousmasse dienten Emulsionen von Reinkulturen. Alle diese Versuche blieben jedoch erfolglos und es zeigten die genannten Thierspecies auch nach intravenösen Injectionen,. Fütterungsver- versuchen und Impfungen in die vordere Augenkammer absolut keine Krankheitserscheinungen. Tubereulose. 269 Gleichwohl ist fassen, mit Rücksicht auf den analogen Be- fund bei Vaginal-, Darm- und Harnblasenemphysem, geneigt, die Bakterien als die Erreger des Emphysems .anzusehen. Nach des Verfassers Meinung hätte man sich vorzustellen, dass die Bakterien, welche sich besonders in den Lymphgefässen aufhalten, sich in diesen vermehren und in ihnen zuerst ihre deletäre Wirkung auf das Gefüge der Gewebe entfalten. Die - Bakterien produceiren Gas, dieses treibt die. Lymphgefässe auf und drängt einen Theil der Lymphe nebst einer Anzahl von Bakterien in das angrenzende Gewebe. Dittrich (Prag). Cornet, Experimentelle Untersuchungen über Tuber- culose. (Internationale klinische Rundschau. 1888. No. 19.) Verfasser hat im hygienischen Institute zu Berlin Unter- suchungen von Wänden in Privatwohnungen, Irrenanstalten und Krankensälen, welche mit Phthisikern belegt waren, experimentell auf den Gehalt an Tuberkelbacillen hin angestellt. Im Ganzen wurden bei 311 Thieren Injectionen mit Staub aus von Phthisikern bewohnten Räumen vorgenommen. Von diesen Thieren blieben 85 gesund, 167 starben bald nach der Injection und 59 wurden tuberculös. Von Wichtigkeit ist der Umstand, dass in keinem einzigen Falle, in welchem die Benutzung des Taschentuches oder das Bodenspucken bestimmt in Abrede gestellt wurde, trotz reichlicher Bacillen im Sputum sich der Staub als infectiös erwies. Weiter hat Verfasser die bereits von Koch gemachte Beobach- tung, dass stets die der Eintrittsstelle des tuberculösen Virus be- nachbarten Lymphdrüsen, abgesehen von der Eingangspforte, selbst zuerst ergriffen werden und die weitesten Veränderungen zeigen, ‚ausnahmslos bestätigt gefunden. Versucke mit Heilmitteln, welche den Versuchsthieren nach erfolgter Infection in grösstmöglicher Dosis subeutan beigebracht wurden, ergaben, dass dadurch keine Sterilisirung der thierischen Gewebe erreicht werden könne. Eine ausführlichere Publication dieser Untersuchungen stellt der Autor in Aussicht. Dittrich (Prag). Hofmann, E., Ueber die Verbreitung der Tuberculose durch unsere Stubenfliege. (Correspondenzblatt der ärztlichen Kreis- und Bezirksvereine im Königreiche Sachsen. 1888. No. 12.) Nachdem Ranvier im vergangenen Jahre mitgetheilt hatte, dass Stubenfliegen aus dem Auswurfe Tuberculöser. Tuberkelbaeillen aufnehmen und dieselben weiterverbreiten, hat Verfasser in dieser Richtung 6 Fliegen untersucht, welche sich in einem Zimmer auf- gehalten hatten, in welchem ein Patient an Tuberculose gestor- ben war. Im Darminhalte von 4 dieser Fliesen, sowie in den den Wän- den anhaftenden Ausleerungen der Fliegen wurden Tuberkelbacillen in verschiedener Menge vorgefunden, während an Fliegen, welche 270 Tuberceulose. — Schweineseuche. sich in anderen Räumen aufhielten, der‘ Befund hinsichtlich der Bacillen negativ ausfiel. Künstliche Fütterung anscheinend gesunder Fliegen mit dem Sputum Tuberculöser ergab ein positives Resultat. Dabei erfolgten die Ausleerungen sehr häufig, die Thiere gingen nach einigen Tagen zu Grunde. Bei 5 Meerschweinchen wurden mit dem bacillenhaltigen Darm- inbalte von Fliegen Impfungen in die vordere Augenkammer vor- genommen. Die Tuberkelbacillen erwiesen sich dabei als lebensfähig, indem sich bei einem Meerschweinchen von der Infectionsstelle aus eine frische allgemeine Tuberculose entwickelte. Ueber die Ursache des negativen Ergebnisses der Impfung bei den übrigen 4 Meer- schweinchen lässt sich nichts Bestimmtes aussagen. Es erhellt . jedoch schon aus dem einen positiven Falle die Gefahr, welche den Menschen von Seiten solcher infieirter Fliegen drohen kann. H. empfiehlt dringend, die grösste Sorgfalt auf eine sichere Vernichtung des Auswurfes Tuberculöser zu verwenden. Dittrich (Prag). Rietsch et Jobert, L’eEpid&mie des porcsä Marseille en 1887. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Vol. CVI. 1888. p. 1096 ff.) ‘ Am 28. Januar 1887 hatten die Verf. die Resultate ihrer Untersuchungen über die in und um Marseille herrschende Schweine- seuche der Akademie mitgetheilt. Nachdem "ihnen die analogen Untersuchungen von Loeffler, Schütz und Salmon bekannt geworden waren, versuchten sie, festzustellen, ob nicht etwa die Marseiller Epidemie, die Schweineseuche Deutschlands und die Hog Cholera Amerikas identisch seien. Nach den Publicationen der” betreffenden Autoren schien die Marseiller Epidemie der „Hog Cholera“ Salmons ähnlich, jedoch von der „Schweineseuche“ ver- schieden, und zwar 1) durch das Vorherrschen von Läsionen im Darmkanal; 2) durch die Beweglichkeit ihres Mikrobs und die langsamere Wirkung desselben; 3) durch den Mangel jeglicher Reaction an der Impistelle. Nachdem Verff. von Salmon und dem Assistenten Prof. Koch’s, Dr. Frank, diesbezügliche Sendungen erhalten, begannen sie die Mikrobien der genannten drei Krankheiten vergleichsweise zu unter- suchen. Gelatine-Strichkultur: Nach 24 Stunden hatte sich“ das Marseiller Mikrob beträchtlich entwickelt, der Strich der Hog Cholera ward mit blossen Augen kaum bemerkt, der der Schweineseuche war erst nach 48 Stunden zu sehen. Diese Ver- schiedenheiten erhielten sich auch ferner. Nach einigen Tagen bildete der Marseiller Bacillus einen undurchsichtigen, dem blossen Auge gelblichweiss erscheinenden Strich, der unter der Lupe im durch- gehenden Lichte braun, im reflectirten bläulichweiss erschien. Der Strich von Loeffler-Schütz’s Mikrob war viel heller, nicht so dick und nicht so undurchsichtig, er wurde von kleineren, kaum gefärbten Kolonieen gebildet. Das Mikrob der Hog Cholera hielt zwischen beiden die Mitte. Schweineseuche. — Thierische Parasiten. >71 Auf Gelatineplatten waren die Kulturen weniger charak- teristisch, doch zeigten die Mikrobien hier ebenfalls Verschieden- heiten, an denen man sie leicht wiedererkannte. Auf Blutserum, Agar und Glycerin-Agar bei 37°, 30°, 20° und 16° vermehrte sich der Marseiller Bacillus schneller als der amerikanische, der deutsche wuchs am langsamsten. Die Auflagerung, die der erstere bildete, war weiss und undurch- sichtig mit bläulichen und röthlichen Reflexen, welche dem der Hog Cholera fehlten; der Loeffler-Schütz’sche war noch feiner und durchsichtiger. Auf Kartoffelschnitten bildete der Marseiller Bacillus einen dicken, hervorspringenden, undurchsichtigen, gelblichen Belag, der amerikanische einen weit feineren Ueberzug; die Entwicklung des deutschen war fast gleich Null. Die Kulturen stimmten durchaus nicht mit den Kulturen des Typhus überein, welchen die des Bacillus der Selander’schen Schweinepest so ähnlich sind. In nicht peptonisirter Bouillon gab Loeffler- Schütz’s Bacillus nach 3 Tagen bei 37 keine Trübung, während der Marseiller in 24 Stunden eine trübe Flüssigkeit erzeugte, die auf der Oberfläche der Flüssigkeit ein Häutchen und auf dem Boden einen Niederschlag bildete. "Das Mikrob Salmon’s endlich rief eine geringere Trübung hervor. In peptonisirter Bouillon erzeugte der Marseiller Bacillus bei 20° eine deutliche Trübung, der der Hog Cholera eine weit geringere, der Loeffler-Schütz’sche eine ganz leichte. Bei 37° sind die beiden ersten Kulturen nach 16 Stunden trübe, während die dritte noch hell geblieben ist. Letztere trübt sich erst nach 22 Stunden. Bei den Inoculationsversuchen traten ebenfalls Verschiedenheiten zu Tage. Nach der Injieirung einer halben Pravaz-Spritze mit dem Loeffler-Schütz’schen Bacillus waren die beiden Versuchs- Kaninchen bereits nach 16 Stunden verendet; nach Einspritzung des Hog Cholera-Bacillus starben sie am 4., nach Injection mit dem Mar- seiller starb eins am 6. Tage, während das andere am Leben blieb. Die Marseiller und amerikanischen Bacillen zeigen ferner in den Kulturen grosse Beweglichkeit, was bei den deutschen nicht der Fall ist. Die amerikanischen sind kürzer und feiner als die Marseiller, die deutschen sird noch zarter und weniger lang als die amerikanischen. Demnach handelt sich’s bei diesen drei Krank- heiten um drei verschiedene Bakterienarten, von denen keine mit mit der von Salmon studirten Schweinepest, ‚deren Kulturen auf Kartoffeln dem Typhusbaeillus ähnlich sind, zu vergleichen ist. O0. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Blanchard, Raphael, Les ennemis de l’esp&ce humaine; conference faite le 25 fevrier 1888 ä l’association frangaise pour l’avancement des sciences. Paris 1888. 8°. 23 pg. Mit 1 Holzschnitt. (S.-A. aus Revue scientifique.) Dieser Vortrag bespricht in anziehender Form und eigenartiger Anordnung einige der wichtigeren Parasiten des Menschen, ihr 212 . Thierische Parasiten. - Vorkommen, ihre Entwicklung und die Infectionsquellen für den Menschen. Abgehandelt werden Ascaris lumbricoides, Trichocepha- lus, Ankylostoma, Filaria sanguinis, F. medinensis, Distoma hepa- ticum, Bilharzia haematobia, Pentastoma taenioides, Taenia solium u. saginata, sowie Bothriocephalus latus. Die Anordnung basirt auf den Infectionswegen — directer Import, Import mit Vegetabilien und mit Fleisch. Der beigegebene Holzschnitt ist. die Copie eines Schnittes von Pigafetta vom Jahre 1593, auf welchem ein Eingeborener vom Congo bei der Extraction des Medinawurmes dargestellt ist. M. Braun (Rostock). Blanchard, Raphael, Vers. (Dictionnaire encyclopedique des sciences medicales. Paris 1888. pg. 35—53: Mit 20 Holzschnitten.) Da in diesem Lexicon die parasitischen Würmer grösstentheils unter besonderen Stichworten abgehandelt sind, beschränkt sich der vorliegende Artikel fast ganz auf die freilebenden Würmer, deren Charaktere dargestellt werden; nur die Abtheilung der Dieyemiden und Orthonectiden, über welche wir ausführlich im Centralblatt f. Bakt. u. Paras. Bd. II. No. 9. berichtet haben, werden von den para- sitischen Würmern hier mit abgehandelt. M. Braun (Rostock). 1) Fürbringer, Rudolph, Die Häufigkeit des Echino- coccus in Thüringen. Diss. 8°. 23 Seiten. Jena 1887. Die Arbeit erstreckt sich über alle seit 1866 in Jena secirten Fälle (42) von Echinococcus. Es berechnen sich 8,4 pro mille der untersuchten Leichen (4998). Von den 42 Erkrankten waren 24 Männer, 18 Weiber, darunter 22 Personen, die viel mit Hunden verkehrten. Die Häufigkeit des Echinococcus nimmt mit dem Alter zu; das jüngste Individuum war 11 Jahre alt. Die anatomische Casuistik wird in Kürze mitgetheilt. 2) Kamla, Friedrich, Behandlung des Echinococecus des Unterleibs. Diss. 8° 34 Seiten. Halle a./S. 1888. Es werden 178 operative Fälle tabellarisch zusammengestellt und es wird die Operationsmethode von Volkmann als die beste erklärt und überdem werden 5 eigene Fälle erzählt, bei welchen die Punction mit der Pravaz’schen Spritze günstig wirkte. 3) Kessler, Richard, Einige Fälle von Echinococ.cus hepatis mit Berücksichtigung der Aetiologie und Therapie. Diss. 8°. 35 Seiten. Greifswald 1887. Es werden 5 Fälle aus der Helferich’schen Klinik berichtet, und zwar 14j. w.; 39]. m., 5j. m. 17j. m. 29). m. — Als beste Operations-Methode gilt die Lindemann’sche, welche 1879 in der Dissertation von A. Kirchner (Berlin) näher beschrieben wurde. 4) Weber, Robert, Beitrag zur Statistik der Echino’ coccuskrankheit. Diss. gr. 8%. 20 Seiten. Kiel 1887. Es werden 11 Kieler Fälle aus den Jahren 1865—1886 und eine Anzahl von Präparaten beschrieben. No. 1 (Fall von Bartels), Thierische Parasiten. 273 ein Echinococcus der Dura spinalis, ist schon im Deutschen Archiv. V. publicirt; No. 2 in der Dissertation von Dütsch. Kiel 1869. — In Fall 6 wurde die klinische Diagnose auf Echinococeus multilocu- laris gestellt, Section fehlt. Höchst wahrscheinlich ein dia- enostischer Irrthum. Fall 18 ist ein verkalkter Herz-Echinococcus bei einem 82j. Mann. 5) Nahm, Nicolaus, Ueber den multiloculären Echino- coccus der Leber mit specieller Berücksichtigung seines Vorkommens in München. (Münchn. med. Wochenschrift. 1887. No. 35 u. 36). Dieser unter Bollinger’s Aegide geschriebene Aufsatz er- zählt zunächst, dass von 1879—87 im Ganzen 9 Fälle secirt ‚wurden, welche noch nicht publieirt sind; diese Fälle werden be- schrieben. Es wurden von 1855—1887 in München 21 Fälle von multilo- culärem Echinococcus beobachtet; bei 15 davon ist Alter und Ge- schlecht bekannt; es betrafen die Fälle 6 Männer von 29 bis 68 Jahren und 12 Weiber von 19—61 Jahren; daneben werden 26 Fälle von Echinococcus cysticus gezählt. Zu bemerken ist noch, dass ein Fall von Brinsteiner (Diss. München 1884) in Vierordt’s Monographie nicht berück- sichtigt wurde. 6) Boeckel, Jules, Etude sur les kystes hydatiques du rein au pointde vue chirurgical. Avec2 Photogravures. au ar Seiten. "Paris 1887. In Anschluss an einen eigenen Fall (38j. Frau, bei der Ovarial- cyste vermuthet wurde) wird die Geschichte, die Aetiologie, die Anatomie, der Verlauf, die Symptome, die Diagnostik und die Be- handlung in ziemlich ausführlicher Art erörtert. | In historischer Hinsicht ist die These von Beraud (1861) und die bedeutende Arbeit von Simon (Stuttgart 1877) besonders hervorzuheben. In Frankreich war Pean bisher der einzige Chirurg, der einen operativen Fall aufzuweisen hatte (1886), ein weiterer Fall wurde dann von Brodeur in seiner These über Nierenchirurgie (1387) bekannt gemacht. Die Diagnose und Therapie sind sehr gründlich behandelt. Schliesslich werden die dem Verfasser bisher bekannten 20 weiteren operativen Fälle mehr oder weniger ausführlich mitgetheilt; 13 davon sind von deutschen Beobachtern. 7) Ruszezynski, Napoleon, Ein Fall von Echinococcus derrechten Niere. Dissert. 8°. 29 Seiten. Greifswald 1886. Diese Abhandlung, welche. zu allem Ueberfluss mit einer Definition des Begriffes „Parasiten“ anhebt, beschreibt den Fall eines 31j. Kaufmanns aus Stralsund, welcher ohne Operation klinisch behandelt wurde. Die Diagnose wurde nach Abgang von Hydatiden per urethram gestellt. 8) Albert, F., Kysteshydatiquesmultiples dela cavit&6 .periton&ale. These. 4°. 63 pp. - Paris 1887. Die Geschichte, Anatomie, Diagnose und Therapie werden be- 18 274 Thierische Parasiten. sprochen und eine meist ausführliche Casuistik. von 8 Fällen an- gereiht. 9) Audiat, Charles, Kystes hydatiques des muscles. These (No. 18.) 4°. 70 pp. Paris 1887. BR Besonders betont wird hier der Einfluss des Traumatismus und die Experimente von Klenke (Archiv für die gesammte Medicin) werden als wichtig hingestellt. Als Beweise für die ätiolo- gische Bedeutung der Verletzung werden 28 Fälle kurz erzählt. . Auf- fallend ist, dass der Autor die 1884 erschienene These von Bourel- Ronciere über Muskelhydatiden nicht zu kennen scheint. 10) Bobowiez, Arthur, Des hydatides du coeur chez l’homme et en particulierdeshydatides flottantes. These (No. 287.) 4°. 63 pp. Paris 1887. Der geschichtliche Theil betont die Leistungen von Griesinger (1846), dem das Verdienst gebührt, die erste Zusammenstellung gemacht zu haben, ferner Budd (1858), Davaine (1860) und Welling (1872). Die tüchtige Arbeit von Mosler (1883) kennt er nicht. An einen eigenen neuen Fall schliesst sich eine Casuistik von 7 weiteren Fällen, von denen die von Bourceret, Rendu, Lhonneur und Renault bei Mosler fehlen. Die Sympto- matologie betont besonders die Erscheinungen, welche durch die in die Ventrikelhöhlen ragenden, flottirenden Parasiten entstehen. 11) Freund, W. A., Gynäkologische Klinik 1885. In dem Artikel über das Bindegewebe im Becken wird auch die Echinokokkenkrankheit besprochen. Nebst 19 eigenen Fällen sehr wichtige Bemerkungen über Sitz, Diagnose und Therapie. J. Ch. Huber (Memmingen). Meinert, Fr., En Spyflue,’Lueilia nobilis, snyltende hos Mennesket. [Eine Schmeissfliege, Lucilia nobilis, para- sitirend beim Menschen.] (Entomologiske Meddelelser. I. Binds, 3. Hefte. Kjöbenhavn 1888. p. 119—122.) Schon längst ist es allgemein bekannt, dass die Maden ver- schiedener Schmeiss- und Fleischfliegen (Sarcophaga, Lucilia, Calliphora) ausser in todten Körpern. gelegentlich auch in den Körpern lebendiger Thiere oder Menschen parasitirend gefunden werden können. Der Verfasser berichtet hier über einen neuen Fall dieser Art aus Dänemark, wo die Maden von Lucilia nobilis Meig. in Menge aus den Ohren eines Patienten herausge- nommen wurden, der wegen Öhrenflussess in das Kommunen- . hospital gebracht war. Die betreffende Person hatte am 17. August 1837 nahe bei Kronborg zuerst ein Bad genommen und sich dann auf einem sonnigen Rasenfleck beim Ufer schlafen gelegt. Beim Erwachen fühlte sie ein starkes Ohrensausen und eine Empfindung, als hätte sie Wasser in den Ohren; in den nächsten Tagen stellten :sich heftige Schmerzen ein, so dass sie nicht schlafen konnte, sowie Ausfluss von Blut und Eiter aus beiden Ohren, besonders dem linken, und aus der Nase. Den 21. August wurde Pat. in das Kommunenhospital gebracht, klagte dann über heftige Schmer- zen in beiden Ohren, aus welchen ein blutiger, eitriger Aus- Thierische Parasiten. 275 -fluss bemerkt wurde; durch Ausspülen kamen namentlich aus dem linken Ohr einige weisse Fliegenmaden, die den Ohrgang zu erfüllen schienen. Die Nasenlöcher trieften von Koaelen. Wahrscheinlich Perforation wenigstens des linken Trommelfells. Der Patient Konnte nicht eine Taschenuhr hören, die nahe an die äussere Gehöröffnung gehalten wurde. Auch die Augen zeigten sich etwas angegriffen (Ausspülen mit Sublimatlösung). Er klagte am 22. August fortdauernd über heftige Schmerzen namentlich im linken Ohr, das sich von lebendigen Maden erfüllt zeigte, von denen beim Ausspülen immer einige abgingen; im rechten Ohr waren keine zu entdecken (Aus- spülen mit lauwarmem Borwasser).. Am 23. August ging nur eine einzige grosse Made ab, die der Patient selbst für die letzte hielt (Eingiessen von Spiritus). Das Otoskop zeigte starke Verengung beider Ohrgänge; vom linken Trommelfell war nur ein stark injieirtes Segment zu sehen, am rechten frische Granulationen. Patient klagte noch nur über einiges Ohrensausen; das Gehör war sehr geschwächt. Der Ausfluss hörte bald ganz auf, und der Patient wurde am 3l. August entlassen. — Einige der herausgenommenen Maden wurden gezüchtet und entwickelten sich zur oben genannten Art, Lucilia nobilis Meig., die eine der seltensten der in Dänemark vorkommenden 8Lucilia-Arten ist. W.M.Schöyen (Christiania). Bergsöe, Wilh. og. Meinert, Fr., St. Hans-Oldenborren, Rhizotrogus solstitialis,og dens snyltende Hvepse- larve (Tiphia femorata?) (Entomologiske Meddelelser. Bd. I. H. 3. Kjöbenhavn 1888. p. 125—139.) Durch Fr. Brauer, „Zwei Parasiten des Rhizotrogus solstitialis aus der Ordnung der Dipteren“, wissen wir schon, dass die Larven der genannten Maikäferart von zwei Fliegenmaden angegriffen wird; dass aber irgend eine Maikäferlarve von Para- siten aus der Ordnung der Hymenopteren geplagt werde, davon hat man bisher nichts gehört. Die Verff. berichten indessen hier über den Fund einiger ganz eigenthümlichen Wespenlarven, die schmarotzend aussen an den Engerlingen von Rhizotrogus solstitialis lebten. Die Larven, die beschrieben und abge- bildet werden, scheinen sowohl, was das Aussehen als was die Lebensweise betrifft, mit der Scolia-Larve, so wie diese schon von Passerini 1840 beschrieben und abgebildet worden, viel ' gemein zu haben. Da jedoch keine Scolia in Dänemark vorkommt, hält Meinert diese Larven für die in Dänemark verbreitete und der Gattung Scolia verwandte Art Tiphia femorata. — (Wenn indessen der Verf. anführt, dass die Gattung Scolia über- haupt nicht höher in Europa hinauf als bis gegen Paris gehe, dann hat er übersehen, dass eine Art — Scolia unifasciata Cyril., melanoptera Klug — auch im südlichen Schweden (Halland, etwas südlich von Gothenborg) 1859—61 von Westring in einer Anzahl von Exemplaren gefunden worden ist, und Ref. kann hinzufügen, dass dieselbe Art auch schon 1855 im südlichen Norwegen bei der Stadt Risör gefunden worden ist.) | W. M. Schöyen (Christiania). en (08 276 Untersuchungsmethoder, Instrumente ete. Sadebeck, R, Ueber einige durch Protomyces macro-. sporus Ungererzeugte Pflanzenkrankheiten. (Sitzungs- berichte d. Gesellsch. f. Botanik zu Hamburg. III. 1887. p. 80—81.) Protomyces macrosporus Unger hatte im Algäu im Sommer 1887 fast sämtliche wildwachsenden und kultivirten Mohrrüben- pflanzen befallen. Die Blätter wurden gelb und an den vom Mycel durchzogenen Blattstielen wurden hie und da Fruchtkörper an- gelegt, welche in Pusteln von 1—2 mm Länge hervorbrachen. Da sämmtliche Blätter befallen waren, so waren die Blüten sehr selten zur Anlage gekommen, nie aber zur Fruchtbildung vorgeschritten und die Wurzel war sehr kümmerlich entwickelt. Auch der Mardaun, Meum Mutellina Gärtn., ein wichtiges Futterkraut des Algäu, von 1500—2200 m oft ganze Strecken allein einnehmend, wurde von diesem Pilz stellenweise vernichtet. Ausser im Algäu wurde der Pilz auch bei Partenkirchen und unterhalb der Alpspitz am Stuiben- Dee beobachtet. Auf die bedrohliche Verbreitung desselben ist daher aufmerksam zu machen. Brick (Hamburg). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Miquel, P., Dixieme m&moire sur les poussieres orga- nis&des de l’air et des eaux. (Annuaire de Montsouris pour 1883.) | . Seit einer Reihe von Jahren veröffentlicht Miquel im An- nuaire de Montsouris die Resultate der täglichen bakteriologischen Luft- und Wasseruntersuchungen, die im Observatorium zu Mont- souris in Paris von ihm ausgeführt werden. Die diesjährige Ver- öffentlichung benutzt er zunächst, um seine diesbezügliche Methodik eingehend zu besprechen und die seiner Methode von Seiten anderer Forscher (Petri, Meade Bolton u.a. m.) gemachten Vorwürfe zu widerlegen. Es dürfte daher eine Berichterstattung über diese Arbeit den Lesern des Centralblattes eine willkommene Ergänzung und Vervollständigung des in No. 5 und 6 des II. Bandes dieser Zeitschrift erschienenen zusammenfassenden Berichtesvon Dr. Petri über Nachweis und Bestimmung der pflanzlichen Mikroorganismen in der Luft bilden. Wie sich die Leser des Centralblattes erinnern werden, be- ruht die Methode Miquel’s für die Luftanalyse auf dem Princip der fractionnirten Einsaat der gesammelten Luftkeime in Bouillon. Zu diesem Zwecke leitet Miquel eine bestimmte, je nach Um- ständen variirende Luftmenge in einem zu diesem Zwecke eigens construirten Apparate, dessen genauere Beschreibung im citirten Berichte von Dr. Petri zu lesen ist, durch ca. 30-40 ccm steri- lisirtes Wasser hindurch. Wird die Durchleitung der Luft vor- Untersuchungsmethoden, Instrumente ete. | 977 schriftsgemäss ausgeführt, so werden meistens alle Luftkeime vom Wasser zurückbehalten. Letzteres wird nun unter den nöthigen Cautelen in eine grössere Anzahl (30—40) steriler Bouillonconser- ven vertheilt, wobei die Anzahl der Bouillonconserven so zu be- messen ist, dass höchstens 15—25°/, derselben bei dem nach- herigen Aufbewahren im Brütofen durch Bakterienvegetationen ge- trübt werden. Aus der Anzahl der getrübten Röhrchen ergiebt sich dann ohne Weiteres die Anzahl der in dem zur Aussaat ge- brauchten Wasser, resp. dem durchgesaugten Luftvolumen ent- haltenen Bakterien. Miquel betont dabei, dass der Versuch nur dann als gelungen zu betrachten sei, wenn die Anzahl der ge- trübten Kulturfläschehen das erwähnte Verhältniss nicht übersteigt, denn es ist klar, dass, je grösser ihre Anzahl,. desto grösser auch die Wahrscheinlichkeit wird, dass bei der Einsaat mehrere Keime in jede Bouillonconserve gelangt waren. Diesem Verfahren gegenüber ziehen die deutschen Forscher die Anwendung fester Nährböden vor. Die neueste Methode in dieser Hinsicht ist diejenige von Petri, der die Luft durch Sand- filter saugt und den mit Keimen beladenen Sand in flache Glas- schalen vertheilt und mit flüssiger Gelatine übergiesst. Die Haupt- einwürfe, die dem Miquel’schen Verfahren der „ensemencements fractionnes“ gemacht werden, sind folgende: .„ 1. dass trotz aller beobachteten Vorsichtsmaassregeln die ein- zelnen Einsaaten nicht einen, sondern mehrere Keime enthielten, so dass jede getrübte Conserve nicht als ein einziger Keim ge- rechnet werden dürfe; 2. dass in Folge des geringen Luftvolumens, den man durch eine Flüssigkeit saugen könne (einige Liter), der Multiplicator für einen Cubikmeter zu gross werde und daher der kleinste Fehler hundert Mal-oder mehr multiplicirt werde. 3. Dass die Methode zu zufälligen Verunreinigungen Anlass gebe. Um letzterem Einwande zu begegnen, hat Miquel schon früher genaue Berechnungen über die Wahrscheinlichkeit einer solchen zufälligen Verunreinigung gemacht. Sie beträgt im Laboratorium der Lobau-Caserne, im Innern der Stadt, !/,,., Im Laboratorium zu Montsouris !/,;,, und bloss !/,,,o, wenn man in freier Luft im Park Montsouris operirt. Miquel glaubt daher mit Recht, dass eine so geringe Fehlerquelle nicht von Belang sei. : Um die Begründetheit des ersten Einwandes zu erforschen, wandte Miquel ein von ihm zur Analyse sehr keimreicher Luft öfters gebrauchtes Verfahren an, welches er proc&d& mixte nennt und eine Combination der fractionnirten Einsaat mit den Platten- kulturen darstellt. Statt nämlich das die Luftkeime enthaltende Wasser in Bouillon zu vertheilen, fractionnirt er es zu diesem Zwecke in 30-40 mit steriler Gelatine beschickte Kulturgläser. Die letzteren erhalten in diesem Falle eine conische Form, haben an der Basis einen Durchmesser von 12 cm mit einer Höhe von ' D cm und sind mit dem gleichen Verschluss (aufgeschliffener Helm) versehen wie seine Bouillon-Kulturgläser. Vor der Einsaat wird die Gelatine flüssig gemacht und dieselbe dann mit dem einge- 278 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. säten Wasser gründlich durchgemischt und zum Erstarren ge- bracht. Diese Platten haben den Vortheil, da jede Verunreinigung aus der Luft ausgeschlossen ist, sehr lange aufbewahrt werden zu können und geben also den eingesäten Keimen alle Zeit sich zu entwickeln. Unter Anwendung dieser combinirten Methode machte nun Miquel vier Serien von je zehn Luftanalysen, jede mit 44 der erwähnten Gelatinebehälter, und zwar so, dass bei der ersten Versuchsserie die nöthige Quantität Luft aspirirt wurde, um unter 100 Conserven bloss 15—25 zu alteriren, was von ihm als die richtige Proportion hingestellt wird. Die zweite Serie betrifft Ana- lysen, bei welchen 25—-50 °/, der Röhrchen eine Bakterienentwick- lung zeigten, die dritte Serie die Fälle, in welchen. dieses der Fall für 50—75°/, der Röhrchen war, die vierte Serie endlich die Fälle, in welchen mehr als 75 °/,, jedoch weniger als hundert Röhrchen alterirt wurden. Sa Die Resultate waren nun folgende: . Unter den in der ersten Serie mit Luftkeimen besäten 440 Gelatine-Conserven zeigten 85 (20°/,) eine Bakterienvegetation. In 82 von diesen 85 Fällen war nur eine Kolonie zur Ent- wicklung gekommen, dreimal bloss enthielt die Platte zwei Kolo- nieen. Von den 440 Conserven der zweiten Serie alterirten sich 176 (40 °/,), darunter befand sich 162mal eine einzige Ko- lonie in der Gelatine, in 14 Fällen enthielt die Platte mehr als eine Kolonie. In der dritten Versuchsserie enthielten von den 440 ‘Platten 271 Organismen (62 °/,), und zwar 185 eine einzige Ko- lonie, 86 mehrere. In der vierten Serie zeigten 81 °/, der Con- serven, nämlich 358, Bakterienentwicklung. Davon enthielten 136 Platten eine einzige Kolonie, 87 Platten zwei, 75 Platten drei und die übrigen Platten mehr als drei Kolonieen. Auf diesen Resul- taten fussend, glaubt Miquel den Einwand, als ob bei seiner Methode der fractionnirten Einsaat öfters mehr als ein Keim ein- gesäet werde, als unbegründet zurückweisen zu sollen, da bei rich- tiger Anwendung derselben (15—25°/, Trübungen) unter 440 be- säten Conserven nur 3mal zwei Kolonieen sich entwickelten. Dieser kleine Fehler werde übrigens reichlich durch den Umstand aufge- wogen, dass bei Anwendung der fractionnirten Einsaat in Bouillon die. etwaige Einbringung mehrerer an einem Luftstäubchen haftenden Keime verschiedener Art sich bei der nachherigen mikroskopischen Untersuchung leicht wahrnehmen lasse, während bei der Anwen- dung von Gelatineplatten die aus verschiedenen zusammenhängen- den Keimen hervorgehende Kolonie bloss als ein Keim gezählt werden könne. Dass dieses denn auch auf den Gelatineplatten, wie sie in Deutschland zur Luftuntersuchung verwendet werden, häufig der Fall sei, beweist Miquel dadurch, dass er hundert Kolonieen von der Platte mittelst Platindraht entnahm, in Brühe - übertrug und bei der: darauf folgenden mikroskopischen Unter- suchung der Kulturen feststellte, dass aus diesen hundert Kolonieen 134 verschiedene Organismen sich entwickelt hatten. In ähnlicher Weise verfährt Miquel, um darzuthun, wie un- begründet auch die Einwände seien, welche Meade Bolton (Zeit- a A Zn Be Di a m 5 a Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 279 schrift für Hygiene. Bd. I. p. 76) gegen die Anwendung der Me- thode .der fractionnirten Einsaat bei Wasseruntersuchungen erhoben hatte. Bekanntlich vertheilt Miquel das zu untersuchende Wasser in der nöthigen Verdünnung tropfenweise in eine grössere Anzahl Bouillonconserven — über den zu gebrauchenden Grad der ‘ Verdünnung kann man sich durch einen orientirenden Versuch leicht Gewissheit verschaffen, da nach 24 Stunden im Brütapparat nach Miquel’s Erfahrungen der vierte Theil der im Wasser ent- haltenen Bakterien sich entwickeln, während welcher Zeit das zu untersuchende Wasser bei Null Grad aufbewahrt wird —, und be- rechnet dann wiederum die Anzahl der Keime aus der Anzahl der getrübten Röhrchen, verglichen mit dem Grade der Verdünnung und der Anzahl der eingesäten Tropfen. Da nun nach Angabe Meade Bolton’s durch das Plattenverfahren dargethan werde, dass die ein- zelnen eingesäten Tropfen öfters mehrere Kejme enthielten, so führt Miquel eine stattliche Reihe von 25 Versuchen auf, ausgeführt nach seiner methode mixte, woraus sich ergiebt, dass bei richtig ge- wählter Verdünnung (15—25 °/, Trübungen) aus der Einsaat eines Tropfens in seine Gelatine-Conserven kein einziges Mal mehr als eine Kolonie sich entwickelte; erst wenn drei oder noch mehr Tropfen als Einsaat dienen, weisen eine grössere Anzahl der inficirten Conser- ven eine Vielheit von Kolonieen auf. Bei diesen 25 Versuchen wandte übrigens Miquel neben der m6thode mixte gleichzeitig das Koch’sche Plattenverfahren und die fractionnirte Einsaat in Bouil- lonconserven an. Nachfolgende Tabelle enthält die Resultate: Anzahl der Bakterien in Cubikcentimeter des gleichen Wassers En a er men bei Anwendung bei Anwendung bei Anwendung Koch’scher Platten der methode mixte der Brühe 1. Versuch i 58 171 : 232 2. b "100 190 128 3 i 330 375 385 4. ;. 215 285 310 5. r 285 271 582 6. 2; 44 57 57 Ve it Ess 143 1285 525 8. = 178 500 516 9. = 72 320 330 10. r 107 107 215 kr 54 89 250 230 12 = 710 2850 3160 13 = 125 335 138 14 = 89 320 416 15 2e 1430 2590 1800 16 . 57 46 57 17 = 250 250 320 18 -; 128 285 290 19 = 740 885 1010 20 nr 3390 10890 15500 21 s; 10000 15710 13210 22 F 6070 4285 6875 23 ne 1250 1600 2780 24 “ 2500 7850 6670 380 | Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Auf den ersten Blick mag es auffallen, dass Miquel’s sog. proc&ede mixte, welches doch eine sesonderte Entwicklung der etwa in grösserer "Anzahl bei einer einzelnen Einsaat in die Ge- latineconserven hineingelangten Keime zulässt, doch schwächere Resultate aufweist als die Methode der Bouillonconserven. Dieses rührt, wie schon bemerkt, davon her, dass in den Fällen, wo eine Agglomeration von Keimen in die Bouillonconserven hineingelangt, die spätere mikroskopische Untersuchung die Vielheit der Keime erkennen lässt, während bei Anwendung. der Gelatine, also auch bei Anwendung des proc&de& mixte, die aus der Agglomeration hervorgehende Kolonie nur für einen Keim gilt. Was endlich die zweite oben angeführte angebliche Fehler- quelle seiner Methode der fractionnirten Einsaat anlangt, dass nämlich ein zu kleines Luftvolumen, resp. zu starke Wasser- verdünnungen gebraucht würden, der kleinste Fehler daher auch bei der Berechnung des Resultates stark multiplieirt werde, so er- giebt sich nach Miquel die Unbegründetheit dieses Einwandes aus den Controlexperimenten, die er z. B. bei Wasseranalysen mit dem gleichen Wasser in etwas höherer Verdünnung stets vor- nimmt und welche die Genauigkeit der Methode in überzeugender Weise darthun. Für die Fälle übrigens, in denen es erwünscht scheint, ein grösseres Luftvolumen zu "analysiren, empfiehlt Miquel Filtration durch Salzfilter, ähnlich den Sandfiltern Petri’s, mit nachheriger Auflösung des Salzes in sterilisirtem Wasser und fractionnirter Einsaat des letzteren in ungesalzene Bouillon- oder Gelatineconserven. Seinerseits richtet nun Miquel einige Kritiken gegen die Gelatine- Methode, wie sie in Deutschland üblich ist: 1. Erstens könne die Gelatine nicht bei Brüttemperatur ge- halten werden, welche die Entwicklung gewisser Keime am meisten begünstige. 2. Zweitens sei dieselbe für gewisse Keime kein günstiges Nährmedium. 3. Endlich würden die Gelatineplatten verflüssigt oder von den Kolonieen überwachsen, bevor ein beträchtlicher Theil der einge- säten Keime Zeit habe, sich zu entwickeln. In dieser Beziehung weist Miquel in einer Tabelle, welche das Resultat von 60 000 parallelen Beobachtungen zusammenfasst, nach, dass 10°/, der Wasserkeime in der Gelatine erst zwischen dem 15. und 30. Tage sich entwickeln. Es ist freilich nicht zu leugnen, dass, gegenüber dem von Miquel aufgeführten inhaltsreichen statistischen Materiale, die zwei von Petri vorgenommenen vergleichenden Experimente, die. übri- gens zu contradictorischen Resultaten führten, sowie die fünf Versuche, welche Meade Bolton nach Miquel’s Methode an- stellte und .unter welchen, wie er selbst zugiebt, drei völlig un- verwerthbar waren, weil in Folge unrichtiger Verdünnung des Wassers alle Bouillonröhrchen sich trübten, während. die zwei anderen vielmehr zu Gunsten der Miquel’schen Methode aus- fielen, ziemlich mager aussehen. Es dürfte daher jetzt auch kaum Untersuchungsmethoden, Instrumente ete. >81 zu bezweifeln sein, dass wir in der fractionnirten Einsaat die zuverlässigste und genaueste Methode der bakteriologischen Luft- und Wasseranalyse besitzen. Wegen den Anforderungen jedoch, die sie an den Experimentator stellt, wohleingerichtetes Laboratorium, grosser Vorrath von Kulturgläsern u. s. w. (was freilich nur vom praktischen, nicht vom wissenschaftlichen Stand- punkte aus in Erwägung zu ziehen ist), wird sie die leichter zu handhabende Gelatine-Methode für die Fälle, wo es nicht auf ganz genaue Statistik, sondern mehr auf blosse Orientirung und Iso- lirung der Keime ankommt, wohl nie ganz und gar verdrängen und dürfte ‘letztere auch fernerhin bei ähnlichen Untersuchungen ein werthvolles Hülfsmittel bleiben. Im Ferneren geht Miquel zu den Resultaten seiner letzt- jährigen Luft- und Wasseruntersuchungen über. Die interessanten Daten über Zu- und Abnahme der Luftorganismen zu verschiedenen Jahreszeiten, sowie die Angaben über den Einfluss der Winde, der Temperatur u. s. w., möge man im Annuaire selbst nachlesen. Einen Augenblick dagegen müssen wir bei den Wasseranalysen verweilen, welche manche interessante Erörterungen bieten. Zu- nächst behandelt der Verfasser die Frage der schnellen Zunahme der Bakterien im Wasser. Schon im Jahre 1879 hatte Miquel auf diesen Punkt aufmerksam gemacht, und die Experimente, die er in seinem diesjährigen M&moire veröffentlicht, bestätigen vollauf diejenigen Meade Bolton’s. In einem Falle z. B. steigerte sich der Bakteriengehalt des Wassers nach 72 Stunden, bei ca. 20° auf- bewahrt, von’48 auf 590000 per ccm. Dabei beobachtete Miquel, dass, je reiner das Wasser ursprünglich, desto schneller die Zu- nahme war, während anfänglich sehr bakterienreiches Wasser ein viel geringeres Wachsthum aufwies. Andererseits ist die Infection letzteren Wassers eine lang dauernde, während auf die rasche Zu- nahme des Bakteriengehaltes im Quellenwasser wiederum eine Ab- nahme folgt. So enthält z. B. das Seine-Wasser nach 10 Jahren noch die Hälfte oder den dritten Theil der Bakterien, die bei der Entnahme vorhanden war, während gleich altes Quellenwasser nach dieser Zeit 330mal weniger Organismen aufweist. Besonders neu sind die Untersuchungen über die Immunität, welche das Wasser durch eine vorherige Bakterienvegetation erhält. Bakterien- arten, die in Quellenwasser äusserst rasch zugenommen hatten und wieder abgestorben waren, konnten, in das von ihnen inficirte Wasser frisch gesät, sich nicht mehr entwickeln. Diese Wirkung führt Miquel auf die von diesen Bakterienarten abgesonderten Giftstoffe zurück und in der That gelang es ihm, diese Ptomaine zu isoliren und mittelst derselben andere Wasser immun zu machen. /u bemerken ist jedoch, dass diese Immunität durch Kochen wieder aufgehoben wird. Erwähnenswerth sind noch mit Rücksicht auf die Beurtheilung der Frage der Irrigation des Bodens mit Cloakenwasser, die Re- sultate der Analyse der auf der Halbinsel Gennevilliers bei Paris drainirten Cloakenwasser. : Dieselben, bei der Ankunft 23 Millionen Bakterien per ccm im Mittel enthaltend, verlassen die 289 Erwiderung auf den Artikel von Dr. Neuhauss. Drainage-Röhren mit einem Reichthum von bloss noch 1600 Bak- terien im Cubikcentimeter. Die rasche Reinigung des Wassers durch den Boden wird dadurch klar nachgewiesen. von Freudenreich (Bern). Loomis, H. P., Simple and rapid staining of the tuberclebacilli, forthegeneralpractitioner. (Medical Record. Vol. XXXII. 1888. No. 28. p- 631.) Loomis empfiehlt zur Schnellfärbung von Tuberkelbacillen die Ziehl’sche Lösung, wie er sie von Koch in seinem Labora- torium hat gebrauchen sehen, und wendet zur Kontrastfärbung Fränkel’s Methylenblaulösung an. Die Methode habe den Vor- theil der Einfachheit und Schnelligkeit und mache die Anwendung von Säuren unnöthig. M. Toeplitz (New-York). Kühne, H., Praktische Anleitung zum mikroskopischen Nachweis der Bakterien im thierischen Gewebe. 8°. VI, 44 p. Leipzig (E. Günther) 1888. 1,50 M. Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Erwiderung auf den Artikel von Dr. Neuhauss: Die Entwicklung der Mikrophotographie in den letzten zwei Jahren, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Mikroorganismen. Von M. Stenglein. In bezeichnetem Artikel auf 8.81 No.3 und 8. 111 No. 4 im 4. Bande des Centralblatts für Bakteriologie u. Parasitenkunde nimmt Dr. Neu- hauss verschiedentlich auf meine Publikationen Bezug, lässt sich aber dabei verschiedene Ungenauigkeiten zu Schulden kommen; auch scheint er über die Sachlage keineswegs hinreichend unterrichtet zu sein, da ich sonst wohl annehmen müsste, dass er einen Theil seiner Bemerkungen anders formulirt haben würde. Dass der von mir in No. 12. Bd, III dieser Zeitschrift beschrie- bene mikrophotographische Apparat eine modifieirte Nachbildung des Apparates von Klönne und Müller ist, ist unriehtig, indem mein Appa- rat wesentlich älteren Datums, als jener von Klönne und Müller ist. Der von mir angewandte Schnurlauf zur Uebertragung der Mikrometer- schraubenbewegung hat eine vollkommen andere Anordnung, als wie jener Bemerkungen zu Stenglein’s Erwiderung. 283 Apparat von Klönne und Müller. Betreffs der von mir mit Schulz- Hencke herausgegebenen „Anleitung zur Mikrophotographie “, so scheint dieselbe doch nicht ganz jene Mängel zu besitzen, welche Neuhauss an derselben monirt, da ich nach Jahresfrist bereits in der ' angenehmen Lage bin, an einer zweiten Auflage dieser Anleitung ar- beiten zu können. Betreffs meiner Angaben über direkte Anwendung von Magnesiumblitzlicht scheinen doch eine ziemliche Anzahl von Mikrophotographen die Ansicht von Neuhauss nicht zu theilen, da ich gleich nach Publikation meiner Ergebnisse Gelegenheit nehmen konnte, verschiedenen Herren meine Versuche praktisch vorzuführen, und diese nach ihren Mittheilungen dieselbe auch mit Erfolg anwenden. Nachdem die Disloeirung meiner Apparate ausgeführt und dieselben wieder von neuem aufgestellt sind, bin ich jederzeit gern bereit, com- petenten Persönlichkeiten die Sache vorzuführen. Auch über das weitere Erscheinen meiner Mikrophotogramme zum Studium der an- gewandten Naturwissenschaften scheint Neuhauss nicht so ganz richtig berichtet zu sein, da ich eine zweite Lieferung derselben bereits im Negativ vor längerer Zeit fertig gestellt und mit der Herausgabe . derselben demnächst beginnen werde. Bemerkungen zu Stenglein’s Erwiderung. | Von Dr. R. Neuhauss. Ad I: Es ist unzutreffend, dass der in Band III dieser Zeitschrift von Stenglein beschriebene Apparat „wesentlich älteren Datums“ sei, als derjenige von Klönne und Müller. Beweis: Im Januar 1887 betheiligte sich Stenglein an einem der von mir abgehaltenen Kurse über Mikrophotographie und lernte bei dieser Gelegenheit u. a. die von mir angegebene Schnurlauf-Verlängerung der Mikrometerschraube kennen. Um dieselbe Zeit brachten auf meine Veranlassung Klönne und Müller an ihrem neuen Apparate besagte Vorrichtung an. Der im September 1887 auf der Wiesbadener Ausstellung von Klönne und Müller ausgestellte Apparat war bereits mit dieser Neuerung ausgerüstet. Stenglein publicirte seine in Frage stehende Arbeit im III. Bande dieser Zeitschrift erst im Frühjahr 1888. Alles Andere ergiebt sich von selbst. Ad II: Es ist unzutreffend, dass an dem Stenglein’schen Apparate der zur Uebertragung der Mikrometerschraubenbewegung an- gewandte Schnurlauf „eine vollkommen andere Anordnung hat“, als an dem Apparate von Klönne und Müller. Sowohl an letzterem wie an demjenigen von Stenglein läuft die Schnur über Rollen längs der Kamera bis zur Einstellscheibe und wird dort mit Hilfe eines leichten Gewichtes straff angezogen. Dass Stenglein, um die Verbindung dieser Schnur mit der Mikrometerschraube herzustellen, anstatt der zangenartigen Klemmen von Klönne und Müller einen Messingring 284 Neue Litteratur. mit Messingstäbchen verwendet, hat gänzlich untergeordnete Bedeutung; die zangenartigen Klemmen bewährten sich auf’s Beste. Ad III: Der Umstand, dass Stenglein angeblich an einer zwei- ten Auflage seiner Anleitung zur Mikrophotographie arbeitet, ändert nichts an der Mangelhaftigkeit der uns zur Beurtheilung vorliegenden ersten Auflage. Auch Prof. Kitt in München äussert sich über das Buch folgendermassen: „trotz möglichst getreuer Nachahmung der darin geschilderten Proceduren kamen wir in der Bakterienphotographie nicht weit‘ (Oesterreichische Monatsschrift für Thierheilkunde. 1888. No, 6) !). Ad IV: Was die direkte Anwendung von Magnesium-Blitzlicht anbelangt, so können nur brauchbare Mikrophotogramme als Beweis gelten. So lange Stenglein diesen Beweis schuldig bleibt, müssen wir aus den auf S. 114. Band IV. dieser Zeitschrift dargelegten Grün- den vor der Anwendung des Blitzlichtes nach der von Stenglein angegebenen Methode warnen. Ad V: Meine Angaben über „Stenglein’s Mikrophotogramme zum Studium der angewandten Naturwissenschaften“ sind durchaus der Wahrheit entsprechend. Das Werk (Berlin 1886. Parey) gedieh nicht über die erste Lieferung hinaus. Der Verleger lehnte die Fortsetzung ab. Ob die Negative zu einer zweiten Lieferung bereits fertig sind, und ob sich nach langer Frist ein anderer Verleger fand, können wir hier nicht untersuchen. van Overbek de Meijer, @&., Nouvelle &tuve ä desinfection. (Mouvement hygien. 1888. Juillet. p. 257 —267.) % Neue Litteratur - zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Miller, Beiträge zur Kenntniss der Mundpilze. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 30. p. 612.) Röder, V. v., Ueber eine Abnormität von Callidium violaceum L. und die Para- siten dieser Art. (Entomol. -Nachrichten. 1888. Heft 14. p. 219—220.) Strubell, A., Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung der Rüben- nematoden, Heterodera Schachtii Schmidt. (Bibliotheca zoologica. Original- Abhandlungen aus dem Gesammtgebiete der Zoologie. Hrsg. v. R. Leuckart u. C. Chun. Heft2.) 4°. 52 p. m. 2 Taf. Cassel (Theodor an in 1) Dem von anderer Seite erhobenen Einwande, dass die dem Stenglein- schen Buche beigegebenen beiden Lichtdrucke ein ehrenvolles Zeugniss ablegen für die Leistungsfähigkeit des Verfassers, sei mit der Bemerkung begegnet, dass diese Mikrophotogramme nach Negativen hergestellt wurden, die nicht Stenglein, son- dern ich fertigte, und die ich wegen der zahlreichen ihnen anhaftenden Mängel aus der grossen Zahl meiner Negative seinerzeit ausmerzte. Neue Litteratur. 285 Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Mya, 6., Sulla quistione dei fermenti esistenti nell’ urina umana. (Gazz. d. ospit. 1888. 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Demogr. über Pasteur's Schutzimpfungsverfahren gegen die Hundswuth. (Deutsche Vierteljahrsschr. f. ö. Gesundheitspfl. 1888. No. 3. p. 419—425.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Thieren. Säugethiere. B. Infectiöse Localkrankheiten. Der Kälberdurchfall als ansteckende Stallkrankheit. (Mösers landwirthschaftl. Umschau. 1888. No. 14. p. 55—56.) Zorn, Ein seuchenartig auftretender acuter Kehlkopfs-Luftröhrenkatarrh beim Pferde. (Wochenschr. f. Thierheilk. u. Viehzucht, 1888. No. 29. p. 249— 252.) 288 ui Kay, va 4, J / E £ Neue Litteratur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Cieslar , Forstwesen. 1888. Juli. p. 327 —331.) Beiträge zur Kenntniss der Baumkrankheiten. (Centralbl. f. d. ges. Thümen, F. v., Die Ansteckung des Weizens durch den Steinbrand. [Oesterr. landw. Wochenbl] (Möser’s landwirthschaftl. Umschau. 1888. No. 14. p. 55.) Inhalt. Albert, F., Kystes hydatiques multiples de la cavite peritoneale, p. 273. 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Stenglein, M., Erwiderung auf den Ar- tikel von 2 Neuhauss: Die Entwick- lung der Mikrophotographie in den letzten zwei Jahren. (Orig.), p. 282. Neuhauss, R., Bemerkungen zu Steng- lein’s Erwiderung. (Orig.), p. 283. Neue Litteratur, p. 284. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, Ausgegeben am 25. August 1888. ‚gNTRALB 14 7 ? Bakteriologie und Parasitenkunde, In Verbindung mit Geh. Hofr, Prof, Dr. Lenckart una Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Berlin, herausgegeben von Dr. ©. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. ONADO IV. Band. No. 10. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. —3%2 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die hedaction des „Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richlet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. — Untersuchungen über Vibrionen. (Aus dem bakteriologischen Laboratorium des hygienischen Instituts in München.) Von Dr. med. Emil Weibel. Mit 10 Abbildungen. (Schluss.) Nach den gegebenen morphologischen Ausführungen sind also alle Bakterien, bei denen das Princip des schrau- bigen Wachsthums (sei es vorwiegend in Einzelkommas, sei es mehr in längeren Spiralwindungen) deutlich zum Aus- 19 290 Weibel, druck kommt, unter dem Begriff „Vibrio“ zusammen- zufassen!). Eine wissenschaftliche Classificirung der Vibrionen er- scheint zur Zeit, noch verfrüht. Wollte man, der Uebersichtlich- keit halber, eine Eintheilung machen, so könnte man zunächst unterscheiden zwischen solchen, welche die Gelatine verflüssigen, und solchen, die sie nicht verflüssigen. Oder man könnte, wie oben schon angedeutet, eine Trennung machen zwischen solchen, die bei der Schraubenbildung ein annähernd constantes Verhältniss zwischen Krümmung und Torsion zeigen, und solchen, die sich hierin sehr weiten Spielraum lassen. Ausserdem ergeben sich von selbst einzelne „Gruppen“, innerhalb welcher die Eigenschaften auf eine nahe Verwandtschaft der Arten hinweisen. So hätten wir die alte Trias der Vibrio Koch, V. Finkler-Prior, V. Deneke, ferner die drei von mir beschriebenen saprophilen Vibrionen «, ß, y; ob sich das Spirillum rubrum von Esmarch und das Sp. con- centricum von Kitasato, welche beide ebenfalls aus gefaulten Substanzen gewonnen wurden, diesen anschliessen, kann ich mangels eigener Untersuchung nicht entscheiden. Eine weitere Gruppe formiren die gelbwachsenden Vibrionen. Endlich dürften sich der Nasenschleim -Vibrio und der Zungenbelag-Vibrio nicht nur auf Grund ihrer Herkunft, sondern auch sonstiger Aehnlichkeit neben einander stellen lassen. Was die Stellung der Vibrionen überhaupt im System der Spaltpilze betrifft, so stellen sie entschieden eine höhere Stufe der Entwicklung dar, als die Kokken und Bacillen. Die Fähigkeit resp. das Gesetz des spiraligen Wachsthums bezeichnet offenbar eine complicirtere vegetative Anlage. Es bilden hierin die Vibrionen einen Uebergang zu jenen eigenthümlichen, hauptsächlich von Zopf untersuchten Wasserpilzen, Crenothrix, Oladothrix, Beggiatoa, welche man wohl auch noch den Spaltpilzen zurechnet, und welche eben- falls einen sehr ausgedehnten Formenkreis, darunter auch schrau- biges Wachsthum zeigen. Zum Unterschied von diesen fehlt aber bei den Vibrionen u. A. eine (Pseudo-) Verzweigung und im Wachs- thum der Gegensatz zwischen Basis und Spitze. Die Frage der Sporenbildung bei Vibrionen ist, trotz vielfachen Untersuchungen, noch immer nicht befriedigend zu be- antworten. Bei keiner der bis jetzt reingezüchteten ?) Arten konnte meines Wissens eine wirkliche Sporenbildung unzweifelhaft nach- gewiesen werden. Bekanntlich sind z. B. betreffs des Cholera- vibrio, wo die Frage ganz besonderes Interesse darbot, sowohl ver- 1) Wenn von anderen Bakteriologen synonym dafür das Wort „Spirillum“ gebraucht wird, so ist dies Sache der Gewohnheit. Dagegen halte ich es für ungerecht- fertigt, die Ausdrücke ,‚Spirillum, Spirochaete, Spirulina“ u. a. als Unterabthei- lungen oder als Artbegriffe anzuwenden. Dieselben sind höchstens statthaft zur Bezeichnung gewisser Wuchsformen, die, wie wir gesehen, bei den meisten Vi- brionen sich mehrfach combinirt vorfinden. 2) Ich sehe also ab von Vibrio Rugula, der durch die jetzt übliehen Züchtungs- methoden noch nicht isolirt wurde; — ebenso von dem, unlängst von Sorokin beschriebenen ‚‚Spirillum endosporagogicum‘‘, aus dessen Beschreibung nicht zu ent- nehmen ist, dass es wirklich isolirt und weitergezüchtet worden wäre. Untersuchungen über Vibrionen. 291 neinende (Koch u. A.) als bejahende Ansichten (Hueppe) ver- treten worden. Gerade bei den Vibrionen wird die Untersuchung auf Sporenbildung complicirt durch eine weitere charakteristische Eigenheit derselben — eine besondere -Neigung zur Bildung von Involutionsformen. Man fasst diese Bildungen — denen wir früher bei Beschreibung der einzelnen Vibrioarten schon so viel Aufmerksamkeit geschenkt haben, dass hier eine neue Schil- derung umgangen werden kann — als degenerirte todte Produkte auf. Es finden sich unter ihnen nun allerdings viele, die den Cha- rakter der Entartung, ja des Untergangs deutlich genug verrathen. Daneben aber sehen wir häufig auch solche, deren Form so sehr an das Aussehen von Sporen errinnert, dass es fast einer gewissen Selbst- überwindung bedarf, sie als Sporen zu verleugnen. Wie oben be- schrieben, trifft dies besonders bei Vibrio saprophiles y (siehe Fig. 6) zu. Ich gestehe, dass ich überhaupt bei den saprophilen Vibrionen die Bildung von Dauerformen für sehr wahrscheinlich halte. Hierfür sprechen mir, ausser dem ‚mikroskopischen Bilde, mehrere biologische Thatsachen. Einmal vertragen sie, nach zahlreichen Versuchen, das Eintrocknen lange Zeit hindurch. Ferner halten sich ihre Kulturen sehr lange lebens- fähig (Vibrio saprophiles & nachweislich 9 Monate lang), wo dann ‘gerade die sporenähnlichen Bildungen besonders reichlich beobachtet werden. Auch die Concurrenz mit anderen Bakterien, zumal den Fäulnissbakterien, ertragen sie ausserordentlich gut, wobei die Beobachtung betont werden muss, dass sie im Anfang der Fäul- niss oft gar nicht gefunden werden, später aber (ohne dass ein neuer Zutritt von Keimen möglich war) reichlich auftreten. Ihre Keime müssen also von Anfang vorhanden gewesen und unter den massenhaften Fäulnisspilzen bis zum geeigneten Zeitpunkt ent- wicklungsfähig geblieben sein. Somit wäre eine genügende Wider- standsfähigkeit gegen die wichtigsten natürlichen Gefahren bewiesen. Die Siedehitze freilich vertragen sie nicht, es erschiene aber unberechtigt, eine Resistenz gegen diese, in der Natur so sut als nie vorkommende Schädigung von jeder Spore zu verlangen. Uebrigens ist zu constatiren, dass Vibrio saprophiles «, einer Temperatur von 53° C durch 24 Stunden ausgesetzt, nicht ge- schädigt wird. Endlich muss ich ‘zwar bekennen, dass es mir nicht gelingen wollte, mit der üblichen „Sporenfärbung‘“ bei den saprophilen Vibrionen Erfolg zu erzielen; ich halte aber auch nicht für bewiesen, dass diese Eigenthümlichkeit allen Dauerformen gleich- mässig zukommen müsse. Beim Stadium der Involutionsformen konnte ich mich des Ge- dankens nicht entschlagen, dass zwischen „Involution“ und Sporen- bildung vielleicht ein gewisser Zusammenhang bestehe, wenn schon beide Vorgänge in ihren Folgen diametral_ auseinandergehen. Es könnte nämlich die Bildung einer Entartungsform eigentlich und ursprünglich einen Anlauf zur Fructification darstellen, der aber nicht zum Ziele führt, sei es, weil gewisse äussere Bedingungen fehlen, sei es, dass die betreffende Art im Laufe der Generationen diesen Modus der Fortpflanzung ganz oder theilweise „verlernt‘ 19* 292 | Weibel, hat !). Wir hätten nach dieser Anschauung in den Invo- lutionsformen, welche in ihrem Aussehen an Sporen erinnern, die Produkte einer fehlgeschlagenen Fructification, gleichsam „taube“ Sporen, zu sehen. Eigentlich stellt auch die wirkliche Sporenbildung eine gewisse „Involution“ des Plasmas, wenigstens ein Zurücktreten der vegetativen Thätigkeit dar. Dass beide Bildungen die gewöhnlichen Färbeflüssigkeiten gleichmässig ablehnen; dass beide sich unter denselben Verhältnissen (ungünstige Existenzbedingungen) vorwiegend sich zeigen, wäre nach der vor- getragenen Auffassung wohl verstänlich. Mit derselben wäre so- dann die Möglichkeit vereinbar, dass in einer Kultur Involutions- formen und wirkliche Sporen neben einander vorkommen; oder dass statt der blossen Entartung unter anderen, passenderen Um- ständen die Ausbildung von Dauerformen “gelingt. Ich möchte gerade das Vorkommen von Involutionsformen für eine Aufforde- rung ansehen, die Möglichkeit der Sporenbildung, auch wenn eine solche bei vielfacher Untersuchung vermisst wird, nicht allzu be- stimmt in Abrede stellen. Eine deutliche, lebhafte Eigenbewegung in flüssigen Nähr- medien zeigen, wie bekannt, die 3 verflüssigenden Arten Koch, Finkler-Prior und Denecke; nicht minder ist dies bei den 3 Arten von Vibrio saprophiles der Fall. Damit ist verbunden ein ausgesprochenes Bedürfniss nach Sauerstoff, welches sich in Nährflüssigkeiten durch lebhaftes Schwärmen nach der freien Oberfläche zu äussert. Die „gelbwachsenden“ Arten, denen Eigen- bewegung abgeht, scheinen doch bei Sauerstoffzutritt besser zu ge- deihen; dadurch würde sich erklären, dass sie in Flüssigkeiten weniger reichlich, dagegen auf der Oberfläche fester Nährböden sehr üppig wachsen. — Nasenvibrio und Zungenbelag-Vibrio zeigen keine Eigenbewegung, sind aber offenbar nicht sehr auf reichliche Sauerstoffzufuhr angewiesen. Man könnte sie fast zu den facul- tativen Anaöroben zählen. Verschiedene in der freien Natur verbreitete Vibrionen, jeden- falls aber die reingezüchteten saprophilen Arten, scheinen mittelst dieser zweifachen Eigenschaft, Eigenbewegung und Sauerstoff- Appetenz, eine bestimmte Leistung im Naturhaushalt zu vollbringen, die von hygienischer Bedeutung wäre. Es handelt sich hier um ihre Beziehung zur Fäulniss. Bekanntlich hat zuerst Pasteur schärfer unterschieden zwischen den Fäulnissvorgängen bei Sauer- stoffabschluss und denen bei Sauerstoffzutritt. Bei den meisten 1) Eine gewisse Berechtigung findet letztere Annahme in neueren Beobachtungen über den Milzbrandbacillus, dessen Sporenbildung für typisch gilt und aufs genaueste studirt ist. Von verschiedener Seite (Hochstetter, Heim, Lehmann) wurde mitgetheilt, und auch ich konnte mich von der Thatsache überzeugen, dass es eine Varietät des Milzbrands giebt, die in fortlaufenden Generationen niemals charakte- ristische Sporen liefert; dafür beobachtet man kleinere, weniger scharf contourirte, verschieden grosse Bildungen, welche meist in den Fäden liegen bleiben; manchmal auch kolbige, unförmliche Auftreibungen — also, kurz gesagt, Involutionsformen an Stelle der Sporenbildung. Dem entsprechend ist die Widerstandsfähigkeit dieser Kul- turen eine geringe, bei übrigens erhaltener Virulenz und unveränderten sonstigen Eigenschaften. Untersuchungen über Vibrionen. 295 fauligen Zersetzungen in der freien Natur sieht man nun beide Processe gleichzeitig, bezw. Hand in Hand mit einander sich ab- spielen. Im Innern einer faulenden Substanz, wohin der Sauer- stoff der Luft nicht dringen kann, finden durch die Thätigkeit von Anaörobien Spaltungen der organischen Stoffe in einfachere, aber theilweise noch relativ complicirte Verbindungen statt, die man in specie als ‚„Fäulnissprodukte‘ betrachtet (gewisse aromatische Ver- bindungen; Amidosäuren; übelriechende Gase, SH, und H; Pto- maine u. S. w.). Die Anaörobien beziehen dabei den für sie noth- wendigen Sauerstoff aus den Molekülen der zerlegten Verbindungen ; sie wirken also vielfach chemisch reducirend. In den äusseren, der Luft zugänglichen Schichten erfolgt nun die weitere Zer- setzung jener ersten Spaltungsprodukte, indem sie durch den Sauer- stoff der Luft oxydirt, und mehr oder weniger vollständig zu an- organischen Endprodukten verbrannt werden. Diese Vorgänge lassen sich sehr gut beobachten und unter- scheiden, z. B. an einer faulenden Schlammmasse. In den tieferen Schichten sieht man eine missfarbige, zähe Substanz, von Gas- blasen durchsetzt und höchst widerliche Gerüche ausstossend; es liegt auf der Hand, dass in diesen Regionen keine Existenz für sauerstoffbedürftige Organismen möglich ist. Bleibt die Masse ruhig sich selbst überlassen, so setzen sich bald die trüben, com- pacteren Theile einigermaassen, und es scheidet sich darüber eine ziemlich klare, wässerige Schicht aus, auf deren Oberfläche sich ein Häutchen bildet Letzteres besteht zum grossen Theil, oft vor- wiegend aus Vibrionen, und auch in der wässrigen Oberflächen- schicht sind sie zahlreich zu finden. Der Geruch, der sich jetzt spontan bemerklich macht, ist bei weitem nicht so stark und so widrig, wie der aus der aufgewühlten Tiefe. Da nun, wie man sich stets überzeugen kann, die Zersetzung in den tiefen Schichten eine fortdauernde und lebhafte ist, und somit stinkende Gase sich fortwährend reichlich entwickeln, so ist an eine rein physikalische Zurückhaltung derselben durch Absorption nicht zu denken; son- dern die Abschwächung des übeln Geruchs ist nur durch che- mische Beseitigung jener Stoffe in den oberen Schichten zu er- klären. Zum Theil mag es sich um eine directe Oxydation der Fäulnissprodukte durch den Sauerstoff der Luft handeln; zum grösseren Theil aber werden wir diesen Effect durch Vermittlung der so zahlreich anwesenden, Sauerstoff verbrauchenden Bakterien uns hervorgebracht denken müssen. Dass darunter die Vibrionen nicht am wenigsten betheiligt sind, legt schon ihre numerische Stärke nahe. Auch folgender Versuch, der die betrachteten Ver- hältnisse künstlich schaffen sollte, spricht für diese Leistungs- fähigkeit der Vibrionen: zwei Bouillonproben wurden mit gleichen Mengen Gartenerde geimpft, eine derselben ausserdem mit einer klei- nen Menge Reinkultur von Vibrio saprophiles « und %; am folgenden Tage war in beiden deutliche Fäulniss erkennbar, doch entwickelte die mit Vibrionen versetzte Probe entschieden weniger Gestank. Sodann ist darauf hinzuweisen, dass die saprophilen Vibrionen gerade in faulenden Substanzen, sowohl wenn sie spontan darin 294 Weibel, Untersuchungen über Vibrionen. erscheinen, als wenn sie künstlich eingesetzt worden sind, sowie auch in sterilisirter Faulflüssigkeit, am üppigsten gedeihen, und gemeiniglich schönere, wohlgebildetere Formen zeigen als in reiner Nährbouillon. Im Heuaufguss erscheinen sie erst, wenn der Fäul- nissprocess eine gewisse Höhe erreicht hat, und an ihr Auftreten knüpft sich dann wiederum eine entschiedene Abnahme des übeln Geruchs. Sie werden also offenbar in bereits faulenden Substanzen ihren adäquaten Boden und ihre specifischen Nährstoffe finden, letztere ihrem Stoffwechsel einfügen und zuletzt, da sie viel Sauer- stoff verbrauchen, verbrennen. Es möge hier gleich beigefügt werden, dass ich nicht aus- schliesslich den Vibrionen diese Function zuschreiben will; ins- besondere scheinen sich hierin jene oben beschriebenen, vibrionen- ähnlichen Kurzstäbchen, die ebenfalls sehr zahlreich an der Ober- fläche von Schlamm vertreten sind, den Vibrionen an die Seite zu stellen. Auch diese zeichnen sich durch Sauerstoffbedürfniss und lebhafte Eigenbewegung aus, und würden damit die physiologischen Vorbedingungen für den gedachten Zweck darbieten. Die Rolle, welche den „Fäulnissvibrionen“ in der Natur zugetheilt erscheint, ist demnach nicht Erregung von Fäulniss, sondern Beseitigung der Produkte der- selben, jener unangenehmen Stoffe, welche nicht nur grossen- theils auf den thierischen Organismus direct giftig wirken, sondern auch indirect bekanntlich von weitgehendster hygienischer Bedeu- tung sind. Wir dürfen also in dem häufigen Vorkommen von Vibrionen in faulenden Substanzen, im Kanalinhalt, in Jauche- sruben, Senkgruben, stagnirenden Wässern u. s. w. einen für Reinhal- tung von Erde, Wasser und Luft sehr wichtigen Umstand erkennen. Als eine andere interessante Eigenschaft vieler Vibrionen fiel mir deren Fähigkeit auf, in sehr verdünnten Nähr- flüssigkeiten noch zu wachsen: und vor allem in solchen die Concurrenz mit anderen Bakterien leichter zu bestehen. Impft man aus einem vibrionenreichen Material, z. B. Kanal- schlamm, in gewöhnliche Nährbouillon, so findet bald eine Ueber- wucherung und fast völliges Verschwinden der Vibrionen statt. Nimmt man dagegen eine sterilisirte Mischung von Bouillon mit 40—50 Theilen Wasser, so bleiben die Vibrionen in Mehrzahl, oder gewinnen wenigstens im Laufe weniger Tage wieder die Oberhand. Auch aus Substanzen, die bei der mikroskopischen Prüfung wenig Vibrionen aufwiesen, z. B. Zungenbelag, Darminhalt, liess sich in sehr verdünnter Bouillon eine vorwiegende Vermehrung der Vi- brionen beobachten. So liess sich der in den Schleimflocken diarrhoi- scher Entleerungen ‚häufig vorhandene, fein geschlängelte Vibrio coli, der auf Gelatineplatten niemals wächst und in gewöhnlicher Bouillon sofort vom Bacterium coli commune verdrängt wird, in sehr verdünnter Bouillon zum sichtlichen Wachsthum (natürlich unrein) bringen. Endlich fand ich durch diese Methode, dass im hiesigen Lei- tungswasser (welches übrigens bakteriologisch sich sehr wenig ver- f E 2 $ Perroncito, Chytridium elegans n. sp. 295 unreinigt zeigt) ebenfalls Vibrionen enthalten sind. Daneben sind auch jene schon mehrfach erwähnten rhomboiden Kurzstäbchen („Vibrioniden“) vertreten. Auch diesen kommt nämlich dieselbe Fähigkeit zu, in wenig concentrirten Nährflüssigkeiten zu vegetiren. Leider kann ich vorläufig über weitere Ausdehnung dieser Untersuchungen auf andere Wässer nicht berichten. Es wäre jeden- falls sehr interessant, wenn sich mit Hülfe des eben besprochenen Verfahrens (Anwendung sehr verdünnter Nährlösung) ein allge- meines Vorkommen von Vibrionen und Vibrioniden in den natür- lichen Wässern constatiren liesse. Gerade bei der merkwürdigen Anspruchslosigkeit dieser Organismen an den Nahrungsgehalt der Flüssigkeit erscheint ein positives Resultat nicht unwahrscheinlich. Man würde alsdann der Fähigkeit derselben Organismen , orga- nische Zersetzungsstoffe zu beseitigen, eine weitergehende Bedeu- tung zuerkennen: es wäre ihnen eine Stellung einzuräumen in dem noch nicht genau erforschten Vorgang der „Selbstreinigung“ der Gewässer. Chytridium elegans n. sp. Eine parasitäre Chitridinee aus der Classe der Räderthiere. Von Prof. Dr. Edoardo Perroneito ın Turin. Beim Studium der sogenannten Schimmelbildungen der Ther- men von Vinadio!) und Valdieri?) fand ich unter den grösseren Räderthieren sehr gemein und zahlreich die Philodina roseola von Ehrenberg, deren Kennzeichen der Entdecker wie folgt angiebt: „Philodina roseola, aut carnea, laevis, ocellis ova- tis, pedis corniculis“ Es sind dies Räderthiere von 320 bis 350 u Länge, 35—50 u Stärke, prächtig röthlicher Farbe, mit zwei grossen vorderen, symmetrischen, äusserst beweglichen und mit gekrümmten, an der Basis keulenförmigen Wimpern besetzten Räderorganen. Wenn man die Disposition des vorderen Theiles ändert, so erhält man einen länglichen Kopf, welcher nach vorne zu gleichfalls mit Wimpern besetzt ist; innere Bewimperung bis zum Schlunde, welche in senkrechter und schiefer Richtung auf- sitzt und in Steter Bewegung ist; mit gegliederter und einigen kurzen Borsten versehenen Taströhre oder Vorsprung des Kopfes 1) E. Perroncito, Össervazioni fatte alle Terme di Vinadio. (Annali della R. Accademia di Agricoltura. Vol. XXVIII. 1885. Adunanza del 12. Febbraio.) } 2) E. Perroncito eL. Varalda. Intorno alle cosidette Muffe delle Terme di Valdieri. (Atti del Congresso Nazionale di botanica cerittogamica in Parma. Fasec. 2. Varese 1887. pag. 14.) 296 | Perroneito, gleich einem 26 u langen Rüssel; diese Taströhre dient als vorderes Locomotionsorgan. Der Rumpf ist unvollständig gegliedert, man zählt 14—15 Segmente; er besteht aus einem stärkeren Vordertheile und einem dünneren Schwanztheile. Im stärkeren Vordertheile folgt auf den chitinösen Schlund, der — bei den jungen Thieren durch ein schwarzes Pigment, welches sich in Zellen befindet, mit denen die Darmwand besetzt ist, deutlich geschiedene — Darm. Das grösste Segment nimmt ein körniges, gelblich-rothes Drüsen-Organ ein. In den reifen Weibchen befindet sich ein ein- ziges ovales, dünnschaliges Ei, in verschiedenen Graden der Ent- wicklung mit einem gleichfalls röthlichen Inhalte. Die Eier be- finden sich in den Präparaten in den verschiedenen Graden der Segmentation und der embryonalen Entwicklung; sie sind oval, 70—86 u lang, 50—55 u stark, mit einem röthlichen Inhalte. Das letzte Segment des Schwanzes trägt einen gabelförmigen Fortsatz und mehr nach unten zu eine den Anus abgrenzende Rosette aus vier schiefen Fortsätzen, so dass man einen halben Stern sieht, in dessen Mitte sich der After befindet. Diese vier Papillen formen eine Art Fuss, mit welchem sich die Thiere wie mit einem Saugnapfe fixiren. Im Rumpfe bemerkt man manch- mal, mit der Cuticula verschmolzen, orangengelbe, in schönen Zeich- nungen vertheilte Körner. Diese Tbiere sind beweglich im vollsten Sinne des Wortes, bil- den bald eine sphärische Form oder einen kugeligen, röthlichen Körper, der 120—130 u X 90 u misst, und verlängern sich zu einem äusserst dünnen Körper bis über 350 u Länge. Ihr Gang gleicht dem der Larven von Geometrinen, d.h. sie befestigen sich mit dem Fusse (Schwanztheile), verlängern den Rumpf so weit als möglich, indem sie sich mit dem Rüssel des Nackens fixiren und ziehen dann den Rumpf, nach Art der Blut- egel, nach. Der Rüssel am Nacken bewegt sich gleich einem Fühlhorn zuerst nach vorwärts, wie um das Terrain für die Reise auszu- spüren, so dass er als Tastorgan zu functioniren scheint. Ihre Entwicklung geschieht ohne Metamorphose. In den in dem Moor und Schwefelschlamme zerstreuten, ganz reifen Eiern beobachtet man die vollständig entwickelten Thiere, in der Schale rotirend, wie die lebhaftesten Ausgewachsenen. Sie wachsen nicht viel mehr, weder in Länge noch in Stärke. Man bemerkt Philodinen mit einem Ei im Wege der Entwick- lung, andere mit einem vollständig entwickelten, aber nicht geglie- derten Ei, andere wieder in verschiedenen Graden der Segmen- tation und Entwicklung des lebenden Räderthieres, welches von der Schale befreit, in sehr lebhafte Bewegungen geräth. Von diesen Rotatorien, welche sich gewöhnlich zwischen den grünen Oscillarien, den Leptothricheen und im Moore zahlreich vor- finden, sterben fortwährend einige ab, weshalb man die auf eine schmutzigrothe, körnige Substanz reducirten und verschiedenartig gehogenen oder gedehnten Kadaver mit dem noch gut erhaltenen ‘a Chytridium elegans n. sp. 297 chitinösen Schlunde in der Cuticula des Thieres stets vortindet; man findet ferner Kadaver in verschiedenen Graden inneren Zer- falles, bis endlich das chitinöse Skelett des Schlundes ganz frei wird. Oft sterben diese Rotatorien an verschiedenen Krankheiten, von denen einige besondere durch pflanzliche Parasiten verursacht werden. Eine dieser Krankheiten hatte ich Gelegenheit in den letzten vier Jahren zu studiren, eine zweite Krankheit beobachtete ich voriges Jahr ein einziges Mal. Die erstere wird durch eine immer langsamer werdende Be- wegung des Räderthieres charakterisirt ; der Körper contrahirt sich sewöhnlich und bildet eine kugelige Masse, welche im Innern lang- same Bewegungen mit Ausdehnung und Retraction vollzieht. Bei einer 350—500fachen linearen Vergrösserung bemerkt man im Körper des Thieres zellige Elemente mit dickem Kern und scharf abgegrenzten Kernkörperchen; es sind dies sphärische Zellen, oval oder birnförmig mit scharfem Rande und 20—30 u Durchmesser. Diese Zellen, mit concentrischer Disposition ihres stärkeren Theiles, bilden ein schönes, kugeliges, sternförmiges, aus zahl- reichen rosig angehauchten Elementen bestehendes Gebilde und füllen vollständig die Cuticula des Thieres aus, indem sie in ihrer Mitte oder gegen die Mitte zu den Schlund des Thieres umfassen, das allmählich zu leben aufgehört hat. Man beobachtet so Zell- massen, die aus 8S—20 und mehr Elementen bestehen und 60—100 — 110 u messen, rosig-roth und von einer nach vorn und rück- wärts gefalteten Membran umgeben sind, welche die Cuticula des Räderthieres ist. Manchmal geschieht es, dass sich zugleich mit dem schönen Stern des Parasiten das Ei des Opfers an derselben Seite befindet. Die Haut des Räderthieres wird schliesslich von den Fortsätzen der parasitären Zellen durchbohrt; Fortsätze, welche fortschreitend sehr lange (von 5—60—100 «u und mehr) röhren- förmige, 3—4 u starke und aus feinkörnigem Protoplasma bestehende Fäden bilden, die sich an ihrem freien, erst convexen Ende öffnen, um den Inhalt der parasitären Zellen oder besser gesagt die Zoo- sporen freizugeben. Der Inhalt des Nucleus dieser Zellen ist fein granulirt. Mit Jod- wasser behandelt, färbt sich der Parasit gelb, während bei einem Zusatze von Schwefelsäure sich der granulirte Inhalt des Kernes intensiv dunkel roth-violett färbt, wie die Bruchstücke der Oscilla- rien und der Inhalt der Elemente von Cosmarium, welches sich gleichfalls reichlich vorfindet. Diese Sporen, die zur Zeit der Reife den Inhalt der parasi- tären Zellen bilden, sind 2 u, selten 3—4 u stark, reflectiren ein leicht gelbliches, wenig starkes Licht und füllen die Höhlung des Elementes aus, welches sich bei seiner Reife in einen Schlauch verwandelt, der mit einem hohlen, mehr oder weniger langen, faden- förmigen Fortsatze mit doppelter Contour versehen ist und die Structur und Anordnung der höher entwickelten Schwämme zeigt. Die reifen Sporen sind röthlich angehaucht, werden oval, sehr beweglich, mit Rotationsbewegungen und Ortswechsel. In der para- sitären Zelle kann man 30—50 und mehr, 4—5 u lange, 2—3 u RE ie Ki ee EN r x A 298 - Perroncito, Chytridium elegans n. sp. starke, mit zwei langen und sehr feinen, bis zur grösstmöglichsten Grenze divergirende Geisselfäden versehene Zoosporen beobachten. Die äusserst lebhaften Zoosporen wimmeln wie ein Ameisenhaufen, und freigeworden, sieht man sie Schnell-Bewegungen vollziehend, im umgebenden Präparate und in der Flüssigkeit äusserst lebhaft herumschwimmen und sich immer mehr und mehr im Gesichtsfelde des Mikroskopes verlieren. Jedoch nur selten gelingt es, den Pa- rasiten im Zustande vollständiger Reife zu sammeln, wo die Sporen in den parasitären Zellen wimmeln und frei gemacht, sich im Prä- parate mit grosser Schnelligkeit herumbewegen. Es handelt sich also um eines der schönsten Beispiele des Parasitismus, nicht nur in der Philodina roseola, sondern noch in einigen anderen Arten von .Rotatorien. Nun handelt es sich darum, die Eigenschaft dieser Parasitenart festzustellen. Prof. Friedrich von Stein aus Prag brachte in der Natur- forscherversammlung zu Leipzig 1872 ein Infusorium zur Kennt- niss, welches als Parasit an Rotatorien und zwar in der Leibes- höhle des Rotifer vulgaris lebt, und von ihm Trypano- coccus rotiferum benannt wurde. Doch beschrieb es Stein, der es doch studirt hatte, nicht in besonderen Arbeiten und man erhält darüber Kenntniss nur aus jener von Zacharias reprodu- cirten Mittheilung, welcher die Entwicklungsgeschichte des Para- siten in einem seiner jüngsten Berichte beschrieb. Aber auch ich fand den Trypanococcus oder eine doch sehr analoge Species und conservirte sie durch längere Zeit lebend in Räderthieren ver- schiedener Gattungen in meinem Laboratorium. Dieser Parasit ist farblos, erfüllt manchmal die Körperhöhle des Räderthieres, zeigt aber nie die schöne, multipolare Vegetation, welche den von mir beobach- teten und beschriebenen Parasiten charakterisirt. Wie aus diesen meinen Beobachtungen erhellt, würde es sich hier um eine andere parasitäre Gattung handeln, welche bisher weder von Stein, noch von Zacharias oder einem anderen Naturforscher beobach- tet wurde. Die Stern- und Bogenform meines Mikrophyten erinnert ein wenig an die Form der Einkapselung und Sporenbildung der von Cienkowsky beschriebenen Nassula viridis Duj. Doch scheint es mir, dass, wenn es sich um ein so grosses Infusorium handeln würde, welches den contrahirten Körper des Räderthieres ausfüllen müsste, man doch wenigstens manchmal das vollständige Protozoon vor seiner Einkapselung und Sporenbildung hätte sehen müssen. Ferner schliessen sowohl die Länge als die vegetale Structur der Röhren oder Fadenfortsätze der einzelnen Elemente, welche meinen Parasiten bilden, absolut die Möglichkeit aus, dass es sich hier um eine Evolutionsform einer Nassula-Art oder eines beliebigen anderen Infusoriums handle. Thatsächlich „bilden sich im Inhalte der Nassula zahlreiche lichte Kreise mit dunkeln Zwischen- räumen.“ Diese Contouren verschwinden, indem sie deutlicher werden, während der Inhalt sich in viele kleine Zellen theilt, welche viel Analogie haben mit den Reproductionszellen oder Sporen der Kryptogamen. Wenn die Sporenbildung eintritt, sieht man häufig j r e iM Gährung. 299 noch den Zahn; später verschwindet er vollständig. Die Membran der Kapsel ist sehr dünn; an einigen Punkten bildet sie einen läng- lichen gefurchten Körper, welcher durch die Sporen durchbrochen wird; so erhält man die Sternform der von Cienkowsky be- schriebenen Figuren. Form, Structur und Entwicklung des beschriebenen Parasiten haben grosse Aehnlichkeit mit dem Leben einiger Chytridineen ; ihre Zoosporen aber sind geradezu identisch und haben dieselbe Entwicklungsart. Mit den bekanntesten Chytridineen verglichen, würde sich der beschriebene Parasit durch die einfache Art der Wucherung seiner Fadenfortsätze unterscheiden, welche bei ersteren ramificirt sind. Doch halte ich dieses Kennzeichen nicht für ge- nüsend, um ein neues Genus aufzustellen, weshalb ich glaube nicht gefehlt zu haben, wenn ich diese neue Species wegen der hübschen Form der parasitären Vegetationen Chytridium ele- sans nannte; man findet sie in den Räderthieren in den erwähnten Thermalwässern oder zwischen deren Schimmelbildungen. Es ist ferner sehr wahrscheinlich, dass einzelne Elemente in . den Körper der Philodina eindringen und sich in Sternform rings um den chitinösen Schlund des Gastes gruppiren, um sich dort zu entwickeln und unsere schöne Parasitenform zu bilden. Turin, den 8. Juli 1888. Jacquemin, Georges, Du Saccharomyces ellipsoideus et de ses applications industrielles ä la fabrica- tion d’un vin d’orge. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVI. 1888. No. 10. p. 643.) Verf. stellte einige vergleichende Versuche mit einer Weinhefe und einer Bierhefe an, theils in Würze von Gerste mit ein wenig Weinstein, theils in gehopfter Bierwürze, und kommt dadurch zu dem Resultate, dass die beiden Hefen verschiedene constante Spe- cies sein dürften. Die Differenzen, die er beobachtete, scheinen hauptsächlich chemischer Natur zu sein, genauere Angaben fehlen aber. Verf. geht von der unrichtigen älteren Anschauung aus, dass unter den Namen Saccharomyces ellipsoideus und Sacch. cerevisiae zwei bestimmte Species bezeichnet werden, und weiss nicht, dass diese Namen höchstens als Bezeichnungen für zwei Gruppen gelten können. Von dem Gerstenweine, welchen er durch Gährung mittelst reiner Weinhefe in der ersten der genannten Würzen erhielt, giebt er eine chemische Analyse. Derselbe war folgendermaassen zusammengesetzt: Alkohol 4,80 0, Redueirender Zucker 1,00 „, Dextrin 3,00 Albuminstoffe 1.28 ;, Glycerin 0,20 „ Bernsteinsäure 0,04 „, Essigsäure 0,02 „, Weinstein 0,25 ’ Mineral. Bestandtheile der Gerste 0,23 Wasser 89,18 300 Gymnosporangium. — Keuchhusten. Er empfiehlt sehr diesen Gerstenwein seines angenehmen, wein- artigen Geschmackes, sowie seiner Nahrhaftigkeit wegen. Wünscht man, dass der Wein alkoholreich sein soll, so kann man entweder eine extraktreiche Würze verwenden oder Saccharose zugeben. Emil Chr. Hansen (Kopenhagen). kienitz-Gerloff, F., DieGonidien von Gymnosporangium clavariaeforme. (Botanische Zeitung. 46. Jahrg. 1888. No. 25. S. 389—393 und Taf. VII.) Für die Uredineengattung Gymnosporangium hat Verf.j.die Uredogeneration aufgefunden, die bisher bei dieser Gattung ver- misst wurde. Die Untersuchung der Fruchtkörper von G. clava- riaeforme auf Wachholder zeigte, dass zwei deutlich unterscheidbare Gonidienformen, die eine vorzugsweise im Innern, die andere am Rande der Fruchtkörper vorkommen. Beide sind Doppelsporen, bei beiden ist die Länge ziemlich die gleiche und beträgt bei den grössten Exemplaren ungefähr 0,09 mm. Dagegen zeigen sich folgende Unterschiede: Die im Innern liegenden Sporen sind meist stiellos, d. h. ihre Stiele sind zur Zeit bereits zu der Gallerte zer- flossen, die den hygroskopischen Fruchtkörper bildet. Sie spitzen sich beiderseits gleichmässig zu und sind in der Mitte stark einge- schnürt. Ihre Wand ist farblos und ungefähr 0,67 u dick. Bei der Keimung scheint sich die ganze Haut der Gonidie hervorzu- wölben und zum Keimschlauch auszuwachsen. Sie sind als die bisher vermissten, freilich von den Teleutogonidien noch wenig differenzirten Uredogonidien zu betrachten. Die äusseren, als die echten Teleutogonidien anzusprechenden Sporen besitzen dagegen stets einen Stiel, dessen Aussenschicht ebenfalls zur Gallertbildung neigt. Das Stielende ist fast immer stärker zugespitzt als das entgegengesetzte. Diese Sporen besitzen eine kaum merkbare Ein- schnürung in der Mitte, ihre Wand ist dunkelbraun, etwa 1,48 u dick, der Inhalt nicht körnelig. Sie bilden meist nur 1—2 Keim- schläuche, welche dem Endosporium angehören, das Exosporium durchbrechen und zu dem charakteristischen Promycel heranwachsen. Keimungsversuche auf Pomaceen und Wachholder sind für beide Sporenformen noch in Aussicht gestellt. Bemerkt sei noch, dass Verf. an den Gymnosporangien eines Wachholderbusches massen- hafte Ameisen traf, welche sich eifrig an den Fruchtkörpern um- hertummelten und dieselben zu belecken schienen. Verf. vermuthet, dass sie zur Verbreitung des Pilzes beitragen. Ludwig (Greiz). Ssemetschenko, Zur Frage der Keuchhusten-Bakterie. (St. Petersburger medicinische Wochenschrift. 1885. No. 23.) Verfasser hat die von Afanassjew im Jahre 1886 be- gonnenen bakteriologischen Untersuchungen über den Keuchhusten wieder aufgenommen. Im Ganzen wurden hierzu 4 Leichen von an Keuchhusten verstorbenen Kindern verwendet. 2 dieser Fälle waren rein, bei einem fand sich nebstdem auch Lungentuberculose und bei einem Falle Diphtherie des Pharynx und Larynx vor. u a > #1 [ } Keuchhusten. 301 Die Untersuchung auf Mikroorganismen wurde an Luftröhren- und Bronchialschleim, an Lungen-, Leber-, Nieren- und Milzsaft, sowie am Herzblute vorgenommen. Auf Plattenkulturen entwickelten sich Mikroorganismen, welche sich hinsichtlich ihres Wachsthums und ihrer morphologischen Be- schaffenheit als mit den Keuchhustenbakterien Afanassje w’s identisch erwiesen. Das Wachsthum erfolgte bei höherer Tempe- ratur etwas rascher. Die einzelnen Kolonieen waren rund, blass- gelb, feinkörnig, von verschiedener Grösse und zeigten deutliche Umrisse. Ein Theil derselben wurde mit der Zeit bräunlich, jedoch niemals dunkelbraun. Die mikroskopische Untersuchung ergab,den Befund von Stäbchen, welche den Keuchhustenbakterien Afa- nassjew’s glichen und sich in wässriger Gentianaviolettlösung bei leichter Erwärmung gut färbten. In den broncho-pneumonischen Herden, ferner in der Leber, der Milz, den Nieren und im Blute fanden sich die Bakterien in srosser Menge, im Schleime der Luftröhre nur sehr spärlich vor. Der letztere war durch andere Mikrobenarten stark verunreinigt. In den beiden einerseits mit Tuberculose, andererseits mit Diphtherie complicirten Fällen gelang es nur aus den Bronchien und den broncho-pneumonischen Herden Keuchhustenbakterien zu “ züchten. In Stichkulturen bildete sich auf Gelatine und Agar ein ober- flächlicher Belag, dessen Flächenausdehnung und Dicke von der Aussentemperatur und der Menge der überimpften Bakterien abhing. Auf Kartoffeln bildete sich bei 18 bis 21° R schon am nächsten Tage ein weisslicher oder gelblicher, glänzender, thauähnlicher, blasiger Belag. Derselbe wurde nach einer Woche dunkelbraun. Das Wachsthum der Keuchhustenbakterien scheint am 6. Tage seinen Höhepunkt zu erreichen. Auch aus frisch ausgehustetem Auswurfe gelang die Züchtung der Keuchhustenbakterien und zwar desto leichter, je weniger Schleim und Speichel demselben beigemengt waren und eine je grössere Menge gelblichgrauer Klümpchen derselbe enthielt. Im Auswurfe bei Pneumonia crouposa, Asthma bronchiale, Bronchitis, Pneumonia catarrhalis und Tuberculose fanden sich in den angelegten Platten niemals Kolonieen von Keuchhustenbak- terien vor. Hinsichtlich des Verhaltens der letzteren gegenüber einigen antiseptischen Mitteln zeiste sich, dass Sublimat in einer Lösung von 1: 6000, Resorein und Carbolsäure in einer Lösung von 1: 1200, und salzsaures Chinin in einer Lösung von 1:800 nicht nur das Wachsthum derselben verhinderten, sondern sie sogar tödteten. Der früheste Zeitpunkt nach dem Beginne der Erkrankung, in welchem Verfasser seine Untersuchungen aufnehmen konnte, war der 4. Tag; es fanden sich dann ausnahmslos in dem Auswurfe Keuchhustenbakterien vor. S. kommt zu dem Schlusse, dass die Bakterien Afanassjew’s für den Keuchhusten specifisch sind, dass sie sich vielleicht schon von dem 4. Tage (wenn sie wirklich die Ursache der Erkrankung 302 | Malignes Oedem. sind, wohl schon zu Beginn derselben) im Auswurfe vorfinden und sich allmählich im Organismus vermehren, dass sie ferner vor dem gänzlichen Aufhören der Hustenanfälle verschwinden, dass Compli- cationen von einer bedeutenden Vermehrung der Bakterien im Aus- wurfe begleitet sind und dass die Pneumonie bei Keuchhusten ver- schieden ist von den uns bisher bekannten Formen von Pneumonie. (Experimentell wurde die Pathogenität der in Rede stehenden Bakterien vom Autor nicht geprüft.) Dittrich (Prag.) Bremer, L. Malignant oedema and fat embolism. (Amer. Journ. of the Medical Sciences. 1888. Juni. p. 594.) Bremer’s Patientin, 35 Jahre alt, war eine dem „Sport“ er- gebene, von ihrem Manne geschiedene Frau, -welche die Gewohn- heit hatte, Aborte an sich selbst durch Einführung von Instrumenten in die Gebärmutter herbeizuführen. Sie bekam Erbrechen, das einen Tag dauerte, geringen blutigen Ausfluss aus der Vagina, mässige Vergrösserung und Druckempfindlichkeit der Leber mit Icterus. Die ganze rechte Pectoralgegend und ein Theil des rechten ÖOberarms geschwollen, blau und auf Druck krepitirend. Aus den incidirten Schwellungen wird blutig-seröse Flüssigkeit und stinkendes Gas entleert. Das Emphysem verbreitete sich schnell über die ganze Brust bis zum Halse. Cyanose, Herzparalyse, Tod 24 Stunden nach der Aufnahme ins Hospital bei vollem. Bewusstsein. Die Section ergiebt Emphysem der vorher beschriebenen Stellen und aller Organe der Brust- und Bauchhöhle. Oberarmmuskeln breiig, rothbraun und zahlreiche Fettkugeln enthaltend. Venae comites braechii thrombosirt. Die parenchymatösen Organe infarzirt, in Flüssigkeit frei flottirend und zum Theil wie von Würmern zer- fressen. Uterusschleimhaut von schwarzer Masse bedeckt. Gehirn unverändert. — Mikroskopisch wird fettige Degeneration der zerfal- lenen Muskeln und des sie umgebenden areolären Gewebes gefunden. Die ganze Masse wimmelt von Bacillen, welche sich durch Anilin- färbung leicht demonstriren lassen. Gentianaviolett liefert die besten, die Gram’sche Methode wenig zufriedenstellende Präparate. Es lassen sich zwei Bacillenformen unterscheiden: a) Schlanke, an den Enden abgerundete Stäbchen, welche bedeutend kleiner sind als Anthraxbacillen — die Bacillen des malignen Oedems; b) Die zweite Form ist im Durchmesser nach beiden Richtungen doppelt so gross als die erste — Pseudooedembacillen von Flügge und Liborius. c) Ausserdem werden im Uteringewebe kleine Mikro- kokkenkolonieen gefunden, die nichts Charakteristisches darbieten. Aus dem ausführlichen mikroskopischen Befunde sollen hier nur einzelne Punkte berührt werden. Die Bacillen sind in den oben erwähnten Muskeln, den parenchymatösen Organen und deren Ueberzügen vorhanden. In den Lungen befinden sie sich in grosser Zahl in den Wänden der Alveolen, aber nicht in den Gefässen. Die Capillaren sind durch Fettmassen verstopft und ausgedehnt. In der fettig degenerirten Leber sind die Capillaren mit Keimen gefüllt. Einige Venen sind durch Gas ausgedehnt. Der Rinden- theil der Nieren ist durch die Bacillen fast ganz zerstört. Fett- u Malignes Oedem. — Lepra. 303 embolie in den Glomeruli, in den Vasa recta und in den gewun- denen Kanälchen erster Ordnung. Im Rindentheile breiten sich lange Züge von Bakterienkolonieen im interstitiellen Gewebe in der Richtung der Harnkanälchen aus; in den letzteren sind sie nur vereinzelt. Die Kanälchen sind amyloid degenerirt und zer- fallen; Henle’sche Schlingen intact. Einige Tropfen der blutig-serösen Flüssigkeit aus den zerfal- lenen Muskeln und etwas abgeschabtes Material vom Peritoneal- überzuge der Leber und Milz wurden bz. zwei Meerschweinchen in die Bauchwand geimpft. Die Thiere starben nach 24 resp. 30 Stunden. Es wurden keine Reinkulturen zu den Experimenten verwandt. In der Epikrise geht Bremer auf die Arbeiten von Koch und Gaffky, von Brieger und Ehrlich und von Trifaud näher ein. Das Vorhandensein von Bacillen in den Capillaren sei eine postmortale Erscheinung oder durch die enorme Erweiterung der Venen herbeigeführt. Bisher sind nur zwei Fälle von nicht- traumatischem malignem Oedem publieirt. Bremer’s Fall ist durch seine Complication mit Fettembolie ohne offene Fractur oder eine lazerirte Wunde noch von besonderem Interesse. In seinem Falle ging die Infection vom Uterus aus. Zwei Fälle von Fettembolie bei Geisteskranken, die von Jolly im Arch. f. Psych. 1880 vor Koch’s Untersuchungen beschrieben worden sind, waren, der Be- schreibung nach zu urtheilen, von malignem Oedem begleitet; beide zeigten auch Icterus. Bremer erinnert sich eines Falles bei einem Paralytiker, der unter den Erscheinungen eines ausgedehnten Em- physems und blau-rother Sugillationen über der Brust und dem Abdomen, von einem Decubitus der rechten Hüfte ausgehend, zu Grunde gegangen war, dessen Todesursache er heute als malignes Oedem mit Fettembolie bezeichnen würde. Das maligne Oedem tritt beim Menschen nur da auf, wo das System durch schlechte Ernährung, chronische Geisteskrankheiten und besonders durch vorangegangene Infectionskrankheiten herun- tergekommen ist. Die Gasentwicklung deutet in Bremer’s Fall auf Fäulnissbakterien hin, die vielleicht mit den im Uterus gefun- denen Mikrokokkenkolonieen in Verbindung zu bringen sind. Der Fall wäre dann auch als Mischinfeetion aufzufassen. | M. Toeplitz (New-York). Sudakewitsch, Beiträge zur pathologischen Anatomie der Lepra (Lepra Arabum). Il. Veränderungen der Pacini’schen Körper. (Beiträge zur pathologischen Ana- tomie und Physiologie. Herausgegeben von Ziegler und Nau- werck. Band II. 1888. Heft 3. p. 337.) Verfasser hat vor nicht langer Zeit die Befunde mitgetheilt, welche er durch die mikroskopische Untersuchung bei der Lepra an den peripheren Nerven erhalten hat!). In dem nunmehr vor- liegenden zweiten Theile seiner Arbeit berichtet er über die bei 1) Vergl. das Referat in diesem Centralblatte. Band III. 8. 439, 304 | Lepra. — Impfrotz. dieser Krankheit beobachteten Veränderungen der Pacini’schen Körper. Ref. kann auch hier wiederum nur die Befunde, welche mit den Leprabacillen im Zusammenhange stehen, berühren. Verfasser untersuchte mehr als 50 Pacini’sche Körperchen aus der Haut der Handteller und der Finger bei 2 leprösen Leichen. Dieselben wurden theils in Müller’scher Flüssigkeit, theils in Osmiumsäure gehärtet und in Alkohol nachgehärtet. Die mikroskopische Untersuchung ergab parasitäre Infiltrate an den Körperchen. In frühen Stadien fanden sich wenig Lepra- bacillen zwischen den einzelnen Platten und längs der Gefässe. Die Kerne der Endothelien der Platten und der Zellen des die Blutgefässe umgebenden Bindegewebes waren vermehrt. Waren grössere Mengen von Bacillen vorhanden, so lagen sie auch in der Centralhöhle, und man fand Anhäufungen von Granulationszellen, welche die Centralhöhle vollständig ausfüllten. Die Centralnerven- faser war zu Grunde gegangen. In grösseren Infiltraten lagen die Leprabacillen in Haufen beisammen. S. sieht die Veränderungen der Pacini’schen Körperchen haupt- sächlich als Folge unmittelbarer Fortpflanzung des leprösen Pro- cesses von der umgebenden Haut und dem Zellgewebe auf die Körperchen an. Die Bacillen regen, in den Zwischenplattenräumen und in der Centralhöhle angelangt, eine Wucherung von Granula- tionszellen an, welche durch Druck die Centralnervenfasern ver- nichten. Dittrich (Prag). Kitt, Ueber Impfrotz bei Wühlratten. (Oesterreichische Monatsschrift für Thierheilkunde. 1888. No. 1.) Verfasser hat Wühlratten (Arvicola terrestris) auf ihre Em- pfänglichkeit für Rotz hin untersucht. Im Ganzen wurden 14 Thiere theils mit Reinkulturen von Rotzbacillen, theils mit Rotz- eiter, theils mit Milzsaft von rotzkranken Thieren subcutan ge- impft. Dieselben gingen sämmtlich in der Zeit vom 4. bis zum 10. Tage nach der Impfung an Rotz zu Grunde. Die Infection haftete schon nach Uebertragung einer minimalen Quantität des Impfstoffes. Erst 24—30 Stunden vor dem Tode nimmt die Fresslust der mit Rotz inficirten Wühlratten ab, sie sitzen zusammengekauert und die Haare sträubend ruhig im Glase, legen sich dann auf die Seite und ver- enden meist ohne heftigere agonale Symptome. | Anatomische Veränderungen findet man an der Impfstelle, in den Lymphdrüsen, in der Milz und zuweilen auch in den Lungen. Dass die Thiere in der That an Rotz zu Grunde gegangen sind, wurde stets durch Kulturen sichergestellt, wobei Kartoffelkulturen wegen ihres charakteristischen Aussehens den Vorzug verdienen. Auch Igel sind, wie Kitt bereits früher gefunden hat, für Pferderotz ausserordentlich empfänglich. Immerhin hebt jedoch der Verfasser hervor, dass für diagnostische Rotzimpfungen die besonders empfänglichen Meerschweinchen am besten verwendbar sind, weil sie für zufällige Septikämieinfectionen weniger vulnerabel sind, als beispielsweise Feldmäuse und Wühl- ratten, Dittrich (Prag). Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten), 305 Lindeman, K., Die schädlichen Insekten des Tabaks in Bessarabien. (Bulletin de la Societe Imperiale des naturalistes de Moscou. Ann6e 1888. No. 1. S. 10-77.) 1. Geschichtliches und Einfleitung. Da infolge von dauernden Missernten des Tabaks im Kreise Orgojew des Gouver- nement Bessarabien eine grosse Anzahl Landwirte in hohem Maasse verschuldet wurden und verarmten, hatte das Ministerium auf Ver- anlassung des im Jahre 1885 in Charkow tagenden Entomologen- Congresses den Verf. beauftragt, die in Bessarabien auftretenden Tabakskrankheiten genauer zu untersuchen. Freilich war die Sache nicht so leicht, da es gar keine Unterlagen für dergl. Untersuchungen gab. In Russland waren bis dahin die Beschädiger des Tabaks noch niemals speciell untersucht worden; aber auch die west- europäische Litteratur hatte nur wenig über die sechsfüssigen Feinde des Tabaks aufzuweisen. L. unterscheidet 3 verschiedene Krankheiten: 1) Siechthum oder Schwindsucht, 2) Thripskrank- heit und 3) Mosaikkrankheit. | Die wichtigste und gefährlichste Krankheit ist die Schwind- sucht der Tabakpflanzen. Dieselbe äussert sich in verschiedener Weise. a) Im Falle starker und schnell ablaufender Schwindsucht wird das Wachsthum der Pflanzen kurz nach dem Uebertragen aufs ‘ Feld sistirt und bleiben letztere 6—7 Wochen in dem Zustande, in dem sie ausgepflanzt wurden, mit 4—5 kleinen Blättern und wenig oder gar nicht verästelten Wurzeln. Nach dieser Zeit tritt ein Absterben der Blätter von unten nach oben fortschreitend und damit zugleich ein Ableben der ganzen Pflanze ein. b) Bei weniger schnell fortschreitender Entwicklung der Krankheit fahren die Pflanzen, obschon auffallend siech, doch fort, zu wachsen und bilden 7--9 kleinere Blätter und einige wenige Blüten, um nach dem Ab- blühen plötzlich zu verwelken. c) Im günstigsten Falle entwickelt sich die Schwindsucht, obwohl ebenfalls nach dem Auspflanzen be- sinnend, sehr langsam. Die kranken Pflanzen treiben etwa 8 Blätter, behalten ihre grüne Farbe, bleiben aber bez. der Grösse bedeutend hinter den gesunden zurück (am 9. Aug. waren die schwindsüchtigen Pflanzen eines am 20. Mai bepflanzten Feldes 15—16 cm hoch und hatten nur 8-—-9 Blätter, deren grösstes 6cm mass. Die gesunden Pflanzen desselben Feldes waren bis 6 Fuss hoch und hatten 21 Blätter, deren längstes beinahe 1 !/, Fuss mass). Die Thripskrankheit wird durch Thrips Tabaci verursacht, ein kleines Insekt, das längs dem Mittelnerv und den Seiten- adern Löcher in die Blattfläche bohrt, den Saft aussaugt und ein Absterben der von ihm angegriffenen Gewebe verursacht, welches durch das Auftreten charakteristisch geformter weisser Flecke bemerkbar wird. Die Thripsflecken umranden in Gestalt schmaler, sägerandiger Säume oder Bänder die Blattadern. Sie erlangen ihre grösste Ausgeprägtheit im Juni an den 5 untersten und im August an den mittleren Blättern, welche natürlich ab- sterben und infolgedessen fast oder ganz unbrauchbar werden. Die 3. Krankheit war in Holland schon längst als Mosaik- krankheit bekannt. Sie äussert sich an den Blättern durch das 20 306 Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten). Auftreten weisser oder gelber Flecken, die, an Zahl und Grösse wachsend, untereinander verschmelzen und ebenfalls das Absterben des Blattes herbeiführen. Erst in der 2. Hälfte des Juni auf- tretend, lässt sie sich von der Thripskrankheit besonders dadurch unterscheiden, dass die Flecken gewöhnlich unabhängig von den Haupt- nerven in den Zwischenräumen auftreten und meist die Gestalt regelmässiger, rundlicher, weisser Ringe haben, die sich zuweilen in concentrische Kreise auflösen oder in der Mitte einen kleinen weissen Augenfleck zeigen. Das Blatt wird durch gegenseitiges Verschmelzen der Flecke ebenfalls getödtet, wobei es sich bräunt, zuweilen auch ein glasiges Ansehen gewinnt, obwohl es auch nach dem Absterben die mosaikartige Zeichnung beibehält. Die kranken Blätter haben gar keinen Werth. Mit der krankhaften Verände- rung der Blätter tritt nicht selten auch eine Fäulniss des Stengels ein. Die Ursache dieser Krankheit ist noch völlig dunkel. Für die andern beiden aber sind Insekten die Veranlasser. Die Schwindsucht hat ihren Grund darin, dass einige Käfer- larven den unterirdischen Theil des Stengels und die Wurzeln des- selben benagen. Verf. hat 4 verschiedene Käferarten nachgewiesen, deren Larven die Tabakspflanzen angreifen. Von diesen 4 Species haben die grösste Bedeutung die Tabakswürmer, die Larven von dem speciell südrussischen Käfer Opatrum intermedium Fisch.; dann folgen die Maiswürmer, dem in ganz Europa auftretenden Pedinus femoralis F. angehörig. Hieran schliessen sich endlich die Larven von Platyscelis gages Fisch. und Opatrum pusillum F. Alle 4 Arten gehören derselben Familie (Melasomen) an und sind die Larven in Aeussern wie in den Hauptzügen ihrer Lebensweise einander sehr ähnlich. Dass den beiden letztern eine geringere Schädlichkeit zukommt, liegt nur in der grössern Seltenheit ihres Auftretens. Ferner ist dem Tabak der kleine Thrips Tabaeci schädlich, der die Blätter bewohnt. Ausserdem werden dem Tabak noch schädlich die Raupen der Ackereule (Agrotis segetum), die den Stengel hart unter der Bodenfläche benagen, der Engerling (Melolontha vulgaris), der an den Wurzeln zehrt, fünf verschiedene Arten von Drahtwürmern (Elateriden-Larven), nämlich die Larven von Agriotes lineatus, Melanotus rafıpes, Athous niger, Athous scrutator, Agriotes pilosus. Im Frühjahr werden die Blätter ferner von einem Blattfloh, Haltica sinuata, ausgenagt und im Juli oft von den Raupen der Botys sticticalis abgefressen. Merkwürdigerweise giebt es unter den be- treffenden Insekten keines, das dem Tabak allein angehört und mit diesem aus Amerika eingewandert ist; sämmtliche sind südrussische Autochthonen. 2. Opatrum intermedium Fisch. Der hier genannte Käfer ist der grösste Feind des Tabaks. Er offenbart seine schäd- liche Thätigkeit schon in den Saatbeeten, wo er die noch dünnen Tabaksstengel geradezu durchbeisst. Die Stengel der ausgepflanzten Pflanzen, an denen schon holzige Gefässbündel entwickelt sind, werden nur oberflächlich benagt und zwar am unterirdischen Theile des Stengels wie an den Wurzeln. Es hat dies aber die lang- wierige Krankheit zur Folge, die man am besten als „Schwindsucht“ is N Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten). 307 bezeichnet. Dass die Krankheit unmittelbar nach dem Versetzen beginnt, liegt darin, dass die Felder zu dieser Zeit schon mit beinahe vollwüchsigen Larven besetzt sind. Der Unterschied im Verlaufe der beiden ersten Schwindsuchtsformen hängt wahrscheinlich davon ab, dass im 2. Falle die Pflanzen in einer späteren Periode er- griffen werden und demnach Zeit gehabt haben, sich etwas mehr zu entwickeln, ehe sie die tödtliche Verwundung durch die Larven erlitten. Es kann aber auch das weniger stark ausgeprägte Siech- thum in der zufällig weniger ausgebreiteten Verwundung be- gründet sein. Ist eine Wunde noch geringer oder gelingt es der Pflanze, oberhalb der Wurzel Adventivwurzeln zu bilden, so nimmt die Schwindsucht einen noch langsameren Verlauf; die Pflanze stirbt nicht, sondern bleibt nur zwergenhaft. Die Krankheit, welche die Larven von Opatrum intermedium veranlassen, kann durch ver- schiedene allgemeine Faktoren, wie z. B. allgemeine Dürre u. dergl. verstärkt werden. Larve und Käfer von Opatrum intermedium sind Polyphagen. Als ihre Hauptnährpflanzen hat man eigentlich die Melde (Atriplex) und Convolvulus arvensis anzusehen. Nur zeitweise und zufällig werden diese gegen Tabak vertauscht. Die in Gefangenschaft gehaltenen Käfer benagten auch die Stengel von Kürbis, Lepidium, Babaraea vulgaris. Ferner wurde be- obachtet, dass sie auf Saatfeldern die Mais-, Roggen-, Weizen- körner auffressen und zwar stets: vom untern Ende an, wo der Embryo liegt, doch geschieht dies nur vor der Keimung; aus- keimende Körner lassen sie unberührt. Infolgedessen sind sie be- sonders auch in den Maisfeldern sehr schädlich aufgetreten. Die Zahl der Larven von Opatrum intermedium ist in den Mais- und Tabakfeldern Bessarabiens unglaublich gross, und es hält schwer, einen Fleck darin zu finden, an dem es nicht Larven gäbe. Die Käfer führen eine nächtliche Lebensweise. Am Tage sitzen sie unter der Erde und erst nach Sonnenunt'rgang kommen sie her- vor, nagen an dem Stengel ihrer Nährpflanzen oder flattern auch an demselben empor und fressen von den Blättern derselben. Am liebsten wählen sie für ihr Versteck ziemlich kahle Stellen, weil die Erde während der Nacht sich hier nicht so stark abkühlt und diese Stellen weniger von Thau benetzt werden und trockner bleiben. Hier setzen sie auch mit Vorliebe ihre Brut ab. Obwohl die Käfer bereits im Juli aus ihren Puppen hervorgehen, legen sie ihre Eier doch erst im nächsten Frühjahr ab. Sie scheinen nämlich sehr viel Zeit zu bedürfen, ihre Geschlechtsdrüsen auszubilden und Eier und Samenfäden zur Reife zu bringen. Nach überstandener Meta- morphose enthalten die Samendrüsen junger Männchen noch keine Spur von Samenfäden, und die Eierstöcke der Weibchen zeigen wohl Eikeime, aber keine ausgebildeten Eier. Auch andere Organe, z. B. der Fettkörper, sind noch wenig ausgebildet. Eine grosse Zahl ausgeführter Untersuchungen der Geschlechtsorgane von Männchen und Weibchen, die his in den September furtgesetzt wurden, lassen Verf. den Schluss ziehen, dass die Käfer während des Herbstes ihre volle geschlechtliche Entwicklung nicht erlangen. Da die wärmsten Monate nicht im Stande waren, die Ausbildung 20* 308 Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten). der betreffenden Organe wesentlich zu fördern, sei anzunehmen, dass die Herbstmonate einen grössern Einfluss in dieser Richtung auch nicht ausüben. Im August und Seplämber (solange Verf. in Bessarabien weilte) wurden auch niemals junge Larven gefunden, was doch der Fall hätte sein müssen, wenn die Weibchen bald nach dem Erscheinen des ausgebildeten Käfers ihre Eier ablegten. Aus verschiedenen Umständen schliesst Verf. weiter, dass die Eierablage gegen Mitte April bis Mitte Mai stattfindet, also etwa einen Monat dauert, dass aber die Hauptmasse der Weibchen das Leggeschäft schon in der ersten Hälfte dieser Periode beendigen. In die Tabaksfelder werden sie eingebracht, ehe der Tabak (oft erst nach Mitte Juni) dahin verpflanzt wird. Die Larven leben bis zu dieser Zeit auf Kosten der vorhandenen Unkräuter. Das Absetzen der Eier erfolgt nur an solchen Stellen, die von Mitte April bis Mitte Mai frei von einer geschlossenen Pflanzendecke und gehörig locker sind, und das sind besonders die zum Anbau vorgerichteten Mais- und Tabaksfelder, niemals geschieht es an Stellen, die eine geschlossene Pflanzendecke tragen. Die bald nach Mitte April aus den Eiern entstehenden Larven leben in den oberflächlichsten Bodenschichten, ca. 3 cm unter der Oberfläche. Nach einem Regen kommen sie nahe an dieselbe, zuweilen auch auf dieselbe. Die Larven sind ebenfalls nächtliche Thiere. Ihre Verpuppung beginnen sie Ende Juni; die meisten verpuppen sich jedoch in den ersten 3 Wochen des Juli. Die Entwicklung der Puppe währt 14 Tage, während auf das Larvenleben ca. 2'/, Monat kommen. : Der Käfer erscheint von Mitte Juli ab und lebt demnach ungefähr 9 Monate. Nach über- standener Winterruhe verlassen die Käfer die bis dahin von ihnen bewohnten Felder und fliegen (wahrscheinlich des Nachts) dahin, wo sie von den warmen Ausdünstungen der aufgelockerten und pflanzenleeren Bodenoberfläche angelockt werden. Von Opatrum intermedium wurden bisher wenig Feinde bekannt. In der Bauch- höhle verschiedener Exemplare fand sich eine Mermis, in den Ei- leitern und Samenbehältern gab es massenhafte spindelförmige Bakterien. In einer Opatrumlarve wurde eine parasitische Tachina- larve beobachtet, die aber unbestimmt blieb, ein Hauptfeind für die Larven scheint nur der Pelor blaptoides zu sein. Die Larve von Opatrum intermedium wird 15—16 mm lang. Sie ist bräunlich, glänzend, etwas ins Bläuliche schimmernd, vorn etwas dunkler, unterseits hellgelb.» Der Körper ist regelmässig walzenförmig, auf der Unterseite etwas abgeflacht, mit zerstreuten gelblichen Härchen besetzt und besteht aus 12 Ringen, deren erster doppelt so lang als der 2. ist. Das Analsegment ist an der Spitze mit acht kurzen und dicken Dornen bewaffnet, die dicht aneinander stehend einen Halbkreis bilden, unter dem an den Seiten des Segments jederseits 3 oder 4 ähnliche Dornen befindlich sind. Neben der Analöffnung trägt jede Seite einen kegelförmigen, fleischigen Nachschieber. Athemlöcher fehlen nur am ersten und letzten Segmente. Von den drei Beinpaaren“ist das erste am stärksten entwickelt; jeder Fuss ist mit einer starken braunen Kralle be- Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten). 309 waffnet. Der Kopf ist rundlich, frei, dunkel gefärbt, am Scheitel mit heller Gabellinie. Charakteristisch für Opatrum sind die beiden dicken Dornen in den Gruben des Epistems, sowie die beiden Dornen auf der Oberlippe. Die Fühler sind dreigliedrig, das letzte mehrmals kürzere trägt eine lange Borste. Die Kiefertaster sind ebenfalls dreigliedrig, die Lippentaster aber nur zweigliedrig. Die Larven erscheinen sehr beweglich und schnellen beim Laufen den Hinterleib wie verschiedene Tenthredinenlarven. Die Puppen sind 10 mm gross, weiss, mit nach unten etwas eingebogenem Bauche und verhältnissmässig kleinen Beinen. Der Bauch besteht aus 8 Segmenten, von denen die acht ersten an ihrem Hinterrande einen viereckigen Zahn tragen, der am 8. Segmente fast dreieckig wird. Das Analsegment ist kegelförmig, an der Spitze mit zwei auseinanderstehenden, farblosen oder blassbräunlichen Hörnern be- setzt. Der junge Käfer ist anfangs weiss; er braucht zum Aus- färben bis zu 3 Tagen. Völlig erwachsen ist der Käfer 9 mm gross, schwarz, mattglänzend, unbehaart. Der Kopf wird bis zu den Augen ins Halsschild eingezogen, die Oberseite des Körpers bedecken ziemlich dicht kleine runde Körper. Jede Flügeldecke zeigt drei feine durchgehende Längsrippen und eine nur bis zur Mitte reichende und weniger ausgeprägte, längs dem Seitenrande - verlaufende Rippe. Naht und Längsrippen werden von grossen rund- lichen, unregelmässig angeordneten Warzen besetzt. Die Unterseite des Käfers ist punktirt und längsrunzelig. Der Kopfschild ist recht- eckig, quer, das Halsschild an den Vorderecken abgerundet, während die Hinterecken sich nach hinten in Gestalt dreieckiger Zahnfort- sätze verschieben. Die Mitte des 1. und 2. Bauchringes ist beim Männchen zu einer breiten Längsfurche eingedrückt, beim Weibchen aber emporgewölbt. Der Käfer gehört Südrussland an, ist 1844 von Fischer von Waldheim diagnosticirt, seitdem aber nicht wieder beschrieben ‚bez. erwähnt worden. Als vorbeugende Maassregel wird empfohlen, das künftige Tabak- feld in der 2. Hälfte des März umzupflügen und mit Senf oder Raps zu besäen, da diese Pflanzen Anfang April eine üppige Pflanzendecke bilden und das Feld vor der Eierablage seitens der Opatrum-Weibchen schützen. Mitte Mai könne die Pflanzendecke abgemäht und eingepflügt werden, worauf der Acker noch drei Wochen Zeit habe, um die fürs Einpflanzen des Tabaks nöthige Gare zu erlangen. Auf kleinen Parzellen könne auch der Boden durch Begiessen mit heissem Wasser oder Petroleum von den Käfern gereinigt werden. 3. Pedinus femoralis F. Die Lebensweise dieses Käfers ist der des vorgenannten sehr ähnlich. Er schadet in Bessarabien aber mehr dem Mais als Tabak, letzterem nur dann nachdrück- licher, wenn die Tabakfelder nahe an Maisfeider stossen. Die Hauptnahrung seiner Larven bilden ebenfalls Melde und Acker- winde, Der Tabak wird von ihnen in derselben Weise beschädigt wie von den Opatrum-Larven, auch die Maiskörner werden in gleicher Weise ausgefressen. Der Pedinus femoralis ist wie der vorige ein nächtliches Insekt. Am Tage findet man ihn paarweise 310 - Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten). oder zu mehreren unter Erdschollen, nachts läuft er rasch umher. Das Weibchen legt die Eier an pflanzenfreie, stark erwärmte Stellen in die Erde ab. Die Legzeit währt ziemlich lange — einige Monate — wenn auch die meisten Weibchen gleichzeitig im Früh- jahr die Eier absetzen. Die Begattung erfolgt immer bald nach der Verwandlung, obwohl das Eierlegen erst im nächsten Früh- jahr stattzufinden scheint. Die Befruchtung im Herbst ist sicher für das füügellose Thier von grossem Vortheil, da sich nach der Winterruhe die Geschlechter nicht so leicht wieder zusammenfinden würden. Die Larve von Pedinus femoralis erreicht eine Länge von 22 mm. Sie ist hellbraun, unten weisslich, an Kopf, Brustringen und den letzten Körperringen etwas dunkler, mit glänzender Oberfläche. Die Ringe sind am Vorder- und Hinterende-fein längs geritzt und zerstreut behaart. Am Kopfe befinden sich jederseits 2 in einem hellen Flecke gelegene Augen. Das Halsschild ist beinahe doppelt so lang, als das 2. Brustsegment. Von den Bauchsegmenten sind das 8. und 9. länger, als die übrigen; das letztere zeigt an der kegelförmig abgerundeten Spitze 4 gleichmässig abstehende Borsten, an deren Stelle bei vollkommener Ausbildung 4 ebenso gelagerte Höcker treten. Die Oberfläche dieses letzten oder Analgliedes bedecken gelbe Haare, und neben dem After besitzt es 2 dicke, fleischige Nachschieber. Die Unterkiefer sind mit viergliedrigen Tastern versehen. Die Vorderbeine sind stärker, als die übrigen. Hüfte, Schenkel, Schienen tragen bei ihnen Dornen, bei den übrigen nur einfache Borsten. Erschreckt, stellen sich die Larven todt, bleiben aber nur kurze Zeit unbeweglich. Die Puppe ist 10—12 mm lang, 5 mm breit. Von der des Opatrum intermedium unter- scheidet sie sich durch die dreizähnigen Seitenfortsätze der Abdominalsegmente und die stark entwickelten grossen Hinter- scheukel. Die Puppenruhe dauert wenigstens 12 Tage (10. Juli bis. 22. Juli in einem Falle). 4. Platycelis gages Fisch. Die Larven dieses Käfers wie des folgenden sind in derselben Weise schädlich, wie die der vorherbeschriebenen, treten nur seltener auf. Sie sind 22—24 mm gross, sehen jung oder eben gehäutet blassgelb, erwachsen dunkel- braun glänzend aus. Die Oberfläche der Segmente ist fein quer- geritzt, neben dem Vorder- und Hinterende längsrissig. Das Hals- schild übertrifft an Länge das folgende Segment, die Bauchringe nehmen nach hinten allmählich an Länge zu, der siebente und achte Ring sind länger als breit. Am Analsegmente, das kürzer als breit ist, sitzen in regelmässigen Abständen 12 (selten nur 10 bis 8) lange dicke Borten; ausserdem ist es noch dünn behaart. Die Vorderbeine sind stärker, als die übrigen Paare; die Bewaffnung des Innenrandes gleicht der von Opatrum intermedium, die Dornen werden aber von besonderen Vorsprüngen der Glieder getragen. Die 9 mm lange Puppe ist der von Pedinus femoralis ähnlich, nur sind die Seitenfortsätze der Bauchringe sehr klein, und ihre Spitze ist abgestutzt, nicht gezähnt; ausserdem sind sie an den händern farblos. Die Hinterleibsspitze trägt zwei kurze, bräunliche, weit Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten). all auseinanderstehende Hörner. Die jungen Käfer sind anfangs eben- falls weiss und färben sich sehr langsam aus. Sie erscheinen von Mitte Juli ab und begatten sich im August, womit gleichzeitig die Ausbildung der Eier beginnt. - 5. Opatrum pusillum Fr. Die kleine, im ausgewachsenen Zustande nur 12 mm lange Larve ist blassgelb, bloss die Hinter- ränder der Körperringe sehen dunkler aus. Kopf, Halsschild und Analsegment werden ziemlich dicht mit langen, gelben Haaren be- deckt. Das Halsschild ist breiter als lang, der zweite und dritte Brustring kürzer. Der 8. Bauchring verschmälert sich nach hinten und ist breiter als lang. Das kegelförmige Analsegment, wenig kürzer als das achte, trägt an der abgerundeten Spitze eine Reihe dicht aneinanderstehender dunkeler Borsten; ausserdem ist jeder Seitenrand mit 2 kleinen Körnchen bewaffnet. Die Puppen sind 6 mm lang, durch Gestalt und Ausbildung der Hinterschenkel der Puppe von ©. intermedium ähnlich, aber kleiner und an den Seiten- fortsätzen der Abdominalringe mit dreizähnigen Spitzen versehen, von denen die sehr kleine mittlere eine Borste trägt. Die Puppen- ruhe beträgt ca. 16 Tage. 6. Die Drahtwürmer der Tabaksfelder. Die in Bessa- rabien dem Tabak schäalichen Drahtwürmer waren bisher noch nicht bestimmt. Verfasser erkannte in ihnen folgende Elateriden- Species: Melanotus rufipes, Athous niger, A. scrutator, Agriotes pi- losus. Diese Drahtwürmer fressen sich einzeln in den Tabak- stengel ein und höhlen ihn zu einer langen Röhre aus, infolgedessen er welk wird und abstirbt. Junge Pflanzen unterliegen natürlich schneller als ältere. Die Larven von Melanotus rufipes und Athous niger waren schon von anderwärts als arge Schädiger des T’abaks bekannt. Den Athous scrutator, der gewöhnlich als Var. von A. niger angesehen wird, betrachtet Verf. als gute Art, da auch seine Larven durch constante Merkmale von denen des A. niger ver- schieden sind. 7. Der Tabaksblasenfuss(Thrips TabaciLindem.). Obwohl die Blasenfüsse die Tabakspflanze nicht tödten, bleiben sie doch ein sehr schädliches Insekt. Zuerst lassen sie sich an den unteren, dann an den mittleren und endlich an den oberen Blättern nieder und stechen das Gewebe derselben an. Sie hemmen dadurch die Entwicklung der befallenen Blätter und führen ein baldiges Absterben derselben herbei, so dass die kranken Blätter nicht die Eigenschaften erlangen können, die ihren Werth als Waare be- stimmen. Ein äusseres Merkmal dieser inneren, technisch wichtigen Veränderungen sind die in der Einleitung beschriebenen Thrips- flecken. Dabei erlangen die kranken Blätter nie die Grösse der gesunden uud bleiben auch dünner als die letzteren. Hundert Schnüre aus gesunden Blättern wiegen 6—8 Pud, hundert aus thripskrauken nur 3—4, und während das Pud gesunder Blätter mit 15 Rubeln bezahlt wird, kostet das kranker nur 3, ja ist dafür oft noch nicht abzusetzen. Der Thrips befällt die Tabaks- blätter erst, wenn sie einen gewissen Entwicklungsgrad erreicht 3 Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten). haben. An ganz jungen Blättern würde das kleine Thier keine Stelle finden, wo es bis an die Oberfläche gelangen kann, da ihm überall Drüsenhaare entgegenstarren, an denen es kleben bleibt und sterben muss. Erst wenn das Blatt 10 cm lang geworden, können Blasenfüsse frei darauf herumgehen. Demnach erscheinen die Blasenfüsse, von der Flugzeit abgesehen, au den verschiedenen Blättern der Tabakspflanze mit einer gewissen Regelmässigkeit: im Mai und Juni am 1.—5. Blatt, im Juli und Anfang August am 6.—10., später erst an den oberen Blättern und an den Seiten- zweigen. Die einzelnen Individuen verbringen ihre Lebenszeit na- türlich auf demselben Blatt, welches vom Weibchen mit Eiern be- legt wurde. Hier leben die Larven, hart an die Hauptnerven und Seitenadern geschmiegt, unter deren Schutze sie die Gewebe des Blattes anstechen und aussaugen. Die Folgen der Stiche werden oft erst nach längerer Zeit (4 Wochen) sichtbar. Die einzelnen Blätter leiden nach ihrem Entwicklungszustande mehr oder weniger stark: die unteren am stärksten, weil sie noch in sehr jungem Zu- stande angegriffen werden, die mittleren, die bei den Angriffen schon entwickelter sind, weniger. Natürlich hängt die Schädigung der Blätter auch von der Zahl der angreifenden Blasenfüsse ab. Während die Blasenfüsse in der Regel die Unterseite der Blätter bewohnen und nur ausnahmsweise die Oberseite betreten, ändert sich nach dem 20. August dieses dahin, dass nun Larven wie Er- wachsene auf die Oberseite übersiedeln (vermuthblich, um bei den eintretenden kühlen Nächten am Tage die directere Einwirkung der Sonnenstrahlen zu geniessen). Thrips Tabaci bewohnt auch andere Solaneen. Die elliptischen, röthlicher, !/, mm messenden Eier werden an der Unterseite des Blattes (nur Ende Sommers an der Oberseite) abgesetzt und den Nerven angeklebt. Zehn Tage darauf schlüpfen die jungen Larven aus. Die Ausbildung derselben erfolgt in 30 Tagen; im Nymphenzustande verbringen die Thiere nur 5—7 Tage, so dass die ganze Entwicklung in 47 Tagen vollendet ist. Die erwachsenen Thiere scheinen bloss einige Tage zu leben. Blasenfüsse findet man während des Sommers stets am Tabak, doch lassen sich drei Flugperioden unterscheiden, während welcher die Anzahl der Individuen plötzlich und sehr stark anwächst: die erste Mitte Mai, die zweite Ende Juni, die dritte in der 2. Augusthälfte. Die erste Generation erscheint im Saatbeet und setzt ihre Eier an den fünf Blättern ab, mit denen die jungen Pflanzen aus den Saat- beeten in die Felder verpflanzt werden. Die zweite Generation belegt das 6.—10. Blatt mit Eiern; ihre Larven saugen im Laufe des Juli und in der ersten Augusthälfte. Die 3. Generation er- scheint gegen den 20. August und setzt die Eier auf der Oberseite der Blätter ab. Die Larve ist 1 mm gross, gelblich, opalisirend. Sie ist spärlich mit kurzen Härchen besetzt, trägt aber am ganzen Körper mit Ausnahme des Kopfes, der anderen Hälfte des Hals- schildes und der beiden hinteren Bauchringe kleine Dornen, welche regelmässig in dichte Querreihen angeordnet sind. Der Bauch ist zehnringelig; die beiden letzten Ringe stellen eine Art Schwanz- anhane vor, der ins 8. Segment eingezogen werden kann und se re Pflanzenkrankheiten (Thierische Parasiten). 213 als Nachschieber dient. Die Fühler sind sechszliederig, die Beine einfach, unbedornt, die Füsse eingliedrig, ohne Blasen. Bei voll- wüchsigen Larven wird der Bauch vom Thorax deutlich durch eine Einschnürung abgeschieden. Die Nymphen unterscheiden sich von den Erwachsenen beim Männchen nur durch das Fehlen der Samentasche bez. beim Weibchen den Mangel der Legeröhre. Der erwachsene Thrips ist 1 mm gross oder etwas grösser, blassgelb, an Augen und KRüsselspitze schwarz, die Hinterränder der Bauchringe sind in der Mitte schwarz. Am Körper finden sich spärlich Haare, doch keine Dornen. Am Scheitel stehen 3 kleine Ocellen. Die Fühler sind siebengliedrig. Die farblosen Flügel erreichen den Hinterrand des 6. Bauchringes und sind an Oberfläche fein gedornt. Der Vorderflügel hat zwei, der Hinter- flügel eine Ader. Der Bauch des Weibchens besteht aus 10 Ringen; die beiden letzten sind allmählich nach hinten zugespitzt. Der frei vorstehende Legeapparat besteht aus 4 säbelförmigen gelben Platten mit gesägtem Rande. Die Samentasche liegt im 6. Bauch- ringe als birnförmiges, braunes Bläschen. Die Männchen sind kleiner als die Weibchen, ihr Bauch ist neungliedrig. Im 6. und 7. Bauch- ringe liegen ein paar brauner löffelförmiger Chitinplatten von un- bekannter Bedeutung. An der Spitze des Bauches findet sich das Copulationsorgan, dessen Spitze zwei farblose Haken trägt und das von unten durch eine halbrunde Platte zugedeckt wird. Die Larven sind langsam, die Erwachsenen dagegen hurtig, springen weit, scheinen sich aber ihrer Flügel wenig zu bedienen. Für die Bekämpfung der Blasenfüsse sind folgende Thatsachen wichtig: 1) die Blasenfüsse werden aus den Saatbeeten mit den Pflanzen selbst in die Felder übertragen; 2) Anfang August leben die Larven _ der 2. Brut nur am 6.—10. Blatt, sehr selten an höherstehenden. Demnach werden die Setzlinge vor dem Auspflanzen gründlich zu desinficiren sein, was am besten durch Einlegen derselben in einen Kasten und Ueberstäuben mit persischem Insektenpulver oder aber durch kurzes Eintauchen in eine Petroleum - Emulsion geschehen kann. Später muss von stark befallenen Pflanzen das 6.—10. Blatt abgepflückt und sammt den Bewohnern zerstört werden. 8. Die Mosaikkrankheit des Tabaks. Die krankhaften Veränderungen, welche die ebengenannte Krankheit hervorruft, wer- den zunächst auf der Blattoberseite wahrnehmbar (die Thrips- krankheit beginnt auf der Unterseite). Sie erscheinen hauptsäch- lich an den mittleren Blättern und zwar zu Anfang der Blüthezeit. Später zeigt auch der Stengel krankhafte Veränderungen ; im Marke treten Höhlungen mit faulen, bräunlichen Wänden auf. Die Krank- heit zeigt sich besonders häufig und stark ausgeprägt auf lockerem, humusreichem Boden, wo die Pflanzen dicht stehen und üppig ge- wachsen sind. Die primären Ursachen davon sind noch unbekannt. Weder von Thümen, noch Meyer, die sie untersuchten, haben pflanzliche Parasiten nachgewiesen. OÖ, E.R. Zimmermann (Chemnitz), 314 | Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Thümen, Felix von, Ueber den Mehlthau der Weinreben (Peronospora viticola de By). (Aus dem Laboratorium der k k. chemisch-physiologischen Versuchsstation für Obst- und Weinbau zu Klosterneuburg bei Wien. No. 9. 1. Oct. 1887.) Ein sehr lesbar geschriebenes, allgemein verständliches Schrift- chen, welches über die Krankheit selbst und den sie veranlassenden Schmarotzer nach jeder Beziehung hin orientirt. Für Bekämpfung des Schmarotzers wird als wirkungsvollstes Mittel Kupfervitriol (bez. daraus bereitete Mischungen) empfohlen. Eine schädliche Wirkung der bei Anwendung des Kupfervitriols in den Wein über- gehenden Kupfermengen habe man noch nirgends beobachtet, da die betreffenden Kupfermengen zu gering seien, um einen nach- theiligen Einfluss auf die menschliche Gesundheit ausüben zu können. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Rosenthal, J. und Schulz, O., Ueber Alkali-Albuminat als Nährboden bei bakteriologischen Untersuchun- gen. (Biologisches Centralblatt. Herausgeg. von J. Rosenthal. Bd. VIII. 1883. No. 11. p. 307—311.) Herr Tarchanoff in Petersburg ‚hatte gefunden, dass Eier- eiweiss unter Umständen glasig und durchsichtig gerinne,: und dass man diesen Zustand bei gewöhnlichem Hühnereiweiss durch Zusatz geringer Mengen von Aetzkali oder Aetznatron künstlich herstellen könne. Davon gingen Verff. aus, um einen festen Nährboden für Bakterienkulturen herzustellen, der sich wie Blutserum verwenden lasse. Es ist ihnen dies gelungen, und sie haben dabei gefunden, dass das durchsichtige, vollkommen klare Eiweiss, mit etwas Pep- ton und etwas Fleischinfus versetzt, vor dem Blutserum noch die Vortheile hat, dass es überall leichter beschafft werden kann, dass es durchsichtiger ist, und dass man es leichter zu sterilisiren ver- mag. Einen weiteren Vortheil scheint ihnen die Einführung dieses Nährbodens aber noch dadurch zu gewähren, dass es die Mittel der differentiellen Diagnostik vermehrt. Ferner könne die einmal fest- gewordene Masse auf jede passende Temperatur erhitzt werden, eigne sich also vorzüglich zur Züchtung von Bakterien bei höherer Tem- peratur, und endlich gestatte sie die Beimischung verschiedener Stoffe, von Salzen aller Art oder: Extractivstoffen des Fleisches, und dadurch eine Veränderung der Zusammensetzung im breitesten Maasse. Auch könne die Gerinnung des Albuminats in flachen Schalen, Erlenmeyer’schen Kölbchen und dergl. vorgenommen werden u. s. w. Die Zubereitung ist folgende: Das frische Hühnereiweiss wird zunächst mit der Hand unter Anwendung eines geringen Druckes langsam durch ein beutelartig zusammengesetztes dünnes nn Untersuchungsmethoden, Instrumente ete. 315 Filtrirtuch oder besser durch eine doppelte Lage von Musseline gepresst. Dem vollkommen klaren und von Luftblasen freien Fil- trat setzt man nun in einem mit eingeschliffenen Stopfen versehenen Messcylinder 1°/, Natron- oder Kalilauge und destillirtes Wasser zu und zwar auf 5 com Eiweiss 3 ccm Alkalilösung und 2 ccm Wasser. Um die Bildung eines zähen, bleibenden Schaumes zu vermeiden, der durch starkes Schütteln erzeugt wird, empfiehlt sichs, die Flüssigkeit einige Stunden stehen zu lassen und durch wiederholtes Hin- und Herneigen des Cylinders innig zu durch- mischen. Mit dem so zubereiteten Alkalialbuminat werden die Reagenz- gläser und andere Kulturgefässe beschickt und in 95—98° heisses Wasser gebracht, in dem sie kurze Zeit verweilen. Nach wenig Minuten gerinnt die Eiweisslösung zu einer gleichmässig festen Gallerte, die in dünnen Schichten vollkommen klar erscheint, in stärkeren etwas opalisirt, stets aber die für einen Nährboden er- forderliche Consistenz und Durchsichtigkeit behält. (Bei Erhitzung auf 100 zerstören die in grossen Blasen entweichenden Wasser- dämpfe den Zusammenhang der Gallerte; deshalb ist diese Tempe- ratur zu vermeiden.) In vielen Fällen genügt die angegebene Zu- sammensetzung für die Ernährung der Bakterien. Andrerseits kann aber auch eine Abänderung, z. B. eine Erhöhung des Gehaltes an bestimmten organischen Salzen oder eine Verringerung der Alkali- menge wünschenswerth sein. In dieser Richtung sind nun viele Modifieationen möglich, über die nächstens von anderer Seite aus- führlich berichtet werden soll. Es wird nur noch hervorgehoben, dass der Alkaligehalt um ?/, der angegebenen Menge verringert werden könne, dass demnach eine Mischung von 5 cem Eiweiss mit 2,4 ccm 1°/, Natron- oder Kalilauge und 2,6 ccm Wasser noch eine verwendbare Albuminatgallerte liefere, dass ferner der Zusatz von anorganischen‘ Salzen (NaCl, KÜl, Na,CO,, K,CO,, Na,SO,, Na,HPO,) im allgemeinen aufhellend, aber auch erweichend wirke, weshalb bei Anwendung einer !/, oder 1°/, Kochsalzlösung anstatt des Wassers die Alkalimenge geringer sein dürfe. Den gleichen Erfolg habe das NaUlhaltige Pepton-Fleischinfus, das zur Ver- dünnung des Alkali-Albuminates besonders geeignet erscheine. Be- sonders gute Resultate wurden erhalten bei Mischung von 5 ccm Eiweiss und 2,2 cem 1°/, Alkalilauge und 2,3 ccm Fleischinfus (nach Flügge, Mikroorganismen, S. 649; nach Fränkel, Bak- terienkunde, S. 97 bereitet), das etwa zur Hälfte mit destillirtem Wasser verdünnt war. Bei den vorhergehenden Auseinander- setzungen wurde angenommen, dass die Eiweiss-Alkali-Mischung durch Erhitzen auf 98° zum Erstarren gebracht und dadurch zu- gleich sterilisirt werde, um als Impfsubstrat dienen zu können. Die Sterilisirung sei immer leicht zu erreichen, falls mit sterili- sirten Gefässen gearbeitet werde, da das frisch den Eiern ent- nommene Eiweiss in der Regei keimfrei sei und die übrigen Flüssig- keiten, als Kali- bez. Natronlauge, Fleischinfus vor dem Gebrauch für sich sterilisirt werden könnten. Bei diesem Nährboden lasse sich noch ein anderes Verfahren einschlagen, das unter Umständen 316 Entwieklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. von Vortheil sein könne. Mische man dem Albuminat vor dem Erhitzen eine infectiöse Flüssigkeit zu, die verschiedene Mikroben enthalte und erhitze dann, so würden während des Erstarrens die hinzugefügten Bakterien wohl getödtet, aber nicht die etwa vor- handenen Dauersporen. Die letzteren entwickeln sich dann weiter, wenn das Probirglas bei passender Temperatur im Wärmekasten aufbewahrt werde. Es lasse sich dies Verfahren gewiss oft mit Vortheil zur Trennung von Dauersporen und anderen beigemengten Bakterien verwenden. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Trudeau, E. L., Hydrofluoric acid as a destructive agent to the tubercle bacillus. (Medical News. Vol. LII. 1888. Nr. 18. p. 486.) Trudeau untersuchte experimentell das Verhalten der Fluss- säure gegen die Tuberkelbacillen, um ihren Wert als Antiparasiticid bei der Behandlung der Lungentuberculose, wozu sie von franzö- sischen Autoren (Bastien, Charcot, Bouchard, Garcin, Herard) und von Thompson empfohlen wurde, festzustellen. Er stellte folgende Experimente an: 1. Er injieirte Mischungen von Bacillenkulturen mit wässerigen Lösungen der HF] von 1:100, 1:200, 1:400, 1:8300 und 1:1600 in Kaninchenlungen. Zwei mit Lösungen von 1:100 und 1:200 seimpfte Kaninchen starben am 17. Tage nach der Impfung. Ihre I,ungen waren gangränös, die Pleuren enthielten ausgedehnte fibri- nöse Exsudate; es waren jedoch keine Tuberkel und keine Bacillen zu finden. Trudeau schreibt den Tod der Thiere der ätzenden Wirkung der Säure zu. Die übrigen zehn Thiere befanden sich noch nach zwei Monaten offenbar wohl. Nur die mit Lösungen von 1:1600 behandelten Thiere und eins von den mit der Lösung von 1:800 geimpften Kaninchen boten leichte tuberculöse Läsionen dar. Lösungen von 1:400 bis 1:800 sind daher als Grenze für die Zerstörung der Keime anzusehen. — Kulturen, mit Lösungen von HFI versetzt, blieben, mit Aus- nahme der mit Lösungen von 1:1600 behandelten, steril. 2. Einwirkung von mit Flusssäure angesäuerter Luft auf Tu- berkelbacillen. a) Ein mit den Bacillen durchtränktes Leinwand- stückchen wurde einem Luftstrome, welcher vorher durch 33'/,ige wässerige Flusssäurelösung getrieben wurde, eine Stunde lang ausge- setzt. Die davon hergestellten Kulturen entwickelten sich nicht. b) Mi- schung von Tuberkelbacillen mit sterilisirtem Wasser unter denselben Bedingungen behandelt. Kulturen und Impfungen damit ohne Re- sultat. c) Serumröhren mit Bacillenkulturen wurden einen Tag um den andern '/, Stunde lang wie vorher behandelt, wobei die Tem- Neue Litteratur, 317 peratur möglichst constant erhalten wurde. Die Kulturen blieben steril. Das Serumeiweiss wurde durch den Process coagulirt. Ueber- pflanzte Kulturen entwickelten sich nicht. Auch bei stärkerer Ver- dünnung der Säure (vorher war eine Lösung von 2:5 Wasser an- gewandt worden) in Wasser im Verhältniss von 1:7, 1:9, 1:16, 1:30, 1:50 wurden die Bacillen nach dreimaliger Application zer- stört; nur Lösungen von 1:50 erweisen sich bei einmaliger An- wendung als zu schwach. 3. Fäulnissbakterien wurden durch die Dämpfe von HFl eben- falls zerstört. 4. Trudeau liess schliesslich zwei Kaninchen, welche nebst zwei andern zur Kontrole benutzten, durch Einspritzung von Rein- kulturen von Tuberkelbacillen in die rechte Lunge und in die vor- dere Augenkammer infizirt worden waren, täglich drei Stunden lang die Dämpfe der Säure einathmen. Eins starb nach 3'/, Wochen unter diarrhoischen Symptomen. In der Bauchhöhle keine Tuberkel. Das zweite wurde nach 4!/, Wochen getödtet. Beide Thiere hatten Tuberkel und Bacillen in der Lunge und Pleura. Aber die Tuberkel waren von der Impfstelle weiter entfernt als bei den Kontrolethieren. Die geringe Anzahl der Fälle und die unbestimmten Erscheinungen - liessen keine Schlüsse zu. Jedenfalls sei aus den Experimenten erwiesen, dass die Tu- berkelbacillen durch die Flusssäure zerstört werden. Es seien weitere Versuche mit dem Mittel anzurathen. Wo die Säure zu kaustisch wirke, könne man auch die Natron- und Ammonium- verbindungen versuchen. M. Toeplitz (New-York). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Bary, A. de, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze. 1. Reihe. 2. Abdr. (Sep.-Abdr.) 4°. 94 p. m. 6 Taf. Basel (Benno PERS, 1888. M. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. Buchner, H., Specielle Bedingungen des Durchtritts von Infectionserregern durch die intacte Lungenoberfläche. (Arch. f. Hygiene. Bd..VIlI. 1888. Heft 2/3. p. 217—245.) 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Prof, Dr. Lenckart mna Professor Dr. Loefler in Leipzig in Berlin, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. SER) IV. Band. No. 11. Preis für den Band (26 Nummern) 14Maık. Jährlich erscheinen zwei Bände. -3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $e+- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Pleuro-Pericarditis und Gerebro-Spinal-Meningitis Serofibrinosa durch einen dem Diplococcus pneumo- nicus sehr ähnlichen Mikroorganismus erzeugt. |Anatomisch-pathologisches Institut der Universität Turin (Prof. Pio Foä).] Beobachtungen von Dr. A. Bonome, Privatdocent u. Assistent am pathol. anat. Institute. In diesem Jahre hatte ich mehrmals Gelegenheit, mich mit der Isolirung des Diplococcus pneumonicus aus frischen fibrinösen Exsudaten bei menschlichen Leichen zu beschäftigen. Bei einem dieser Versuche gelang es mir, einen Mikroorganismus zu isoliren, 21 322 Bonome, Pleuro-Pericarditis und Cerebro-Spinal-Meningitis. der durch seinen morphologischen und biologischen Charakter und hauptsächlich durch das anatomische Bild, das er beim Menschen hervorgebracht hatte, sehr dem Diplococcus pneumonicus glich. Die differentialen Merkmale traten nur nach eingehendem Studium der Kulturen nach wiederholten Versuchen an Thieren hervor. Das von mir seeirte Individuum kam von der medicinischen Klinik, wo es Symptome von Pneumonieinfection mit Meningitis cerebrospinalis gezeigt hatte. Bei der Section fand man keine wirkliche Pneu- monie, es war aber dabei multiple fibrinöse Serositis an der 'Pleura und an der Pia mater sowohl des Gehirns wie des Rücken- markes vorhanden mit einem acuten Milztumor. In den frischen untersuchten Exsudaten, auf den Deckgläsern, habe ich ovale Mikrokokken beobachtet, die zwei zu zwei oder in kleinen Ketten von 5—6 Gliedern vereinigt und manchmal mit einer unfärbbaren Kapsel versehen waren. — Solche Mikrokokken widerstanden der Behandlung nach der Gram’schen Methode und man konnte die- selben nicht von denen der Pneumonie unterscheiden. Die frischen Exsudate konnte man auf den verschiedenen Nährmitteln kultiviren ; und ich bemerke gleich, dass der Mikroorganismus besser in peptonisirter Bouillon und in Gelatine wuchs, als in Agar-Agar, das, wie bekannt, ein noch günstigerer Boden für den Diplococcus pneumonicus ist. Auf der Gelatine entwickelt er sich in 24—48 Stunden in Form sehr kleiner Kolonieen längs des Impfstiches; die- selben erreichten nie die Grösse eines Hirsekorns, auch schmelzen sie die Gelatine nicht. In Bouillon entwickelte sich der Micro- coccus Schneller; er schien mehr abgerundet, und von der Kul- tur stieg ein starker Schweissgeruch auf; sie besass eine intensiv- sauere Reaction. Die Entwickelung dauerte in Agar länger und war eine weniger üppige. Auf Blutserum entwickelte sich der Micrococeus in 24 Stunden bei einer Temperatur von 35° in Form von feuchten Rasen. Bei der Kartoffelkultur war die Entwickelung eine langsamere; der Pilz erschien als eine Reihe von weissgrauen Kolonieen, die sich in Form eines feinen Rasens bildeten und die man nur mit grosser Mühe von der Farbe des Grundes unter- scheiden konnte. Wurden von den frischen Exsudaten des Menschen sowie von der Gelatine- und Bouillonkultur, die von denselben angestellt worden, sehr kleine Quantitäten unter die Haut oder in das Bauchfell von Kaninchen, Mäusen und Meerschweinchen eingespritzt, so konnte man den Tod derselben hervorrufen. Das anatomische Bild war identisch mit dem beim Menschen; d. h. mit den multiplen fibrinösen Serositiden. Beim Kaninchen entstand auch eine fibrinöse hämorrhagische Pleuropneumonitis, wenn bei der Impfung der Kulturgelatine in die Pleurahöhle sehr kleine Mengen eingespritzt worden waren. Bei den Versuchsthieren bemerkte man eine Septikämie, die identisch ist mit der, welche der Diplococcus pneumonicus hervorbringt, aber es fehlte der harte, charakteristische Milztumor. Alle Thiere zeigten eine ausgedehnte Wassergeschwulst, die sich von der Impfungsstelle bis zum Unterhautbindegewebe, auf die vorderen Pfoten und die abdominalen Wände und zum Brust- fell erstreckte. Durch die Thatsache, dass der Micrococcus auf " 4 Ir ER, « En ur 34 i MW 7 u Ca h sur Er nd h. “act Do h; ” Ludwig, Der braune Schleimfluss. 325 Gelatine wirksame Kulturen giebt, sowie durch die Abwesenheit des charakteristischen Milztumors und durch die Pathogenicität für die Meerschweinchen bin ich zu der Meinung gelangt, dass der von mir isolirte Mierococcus kein echter"Diplococcus pneumonicus, sondern ihm nur sehr ähnlich sei. Ich nenne ihn daher Pseudo- diplococeus pneumonicus. y Turin, 26. Juli 1888. Der braune Schleimfluss. Eine neue Krankheit unserer Apfelbäume etc. oo... Mittheilung, von Prof. Dr. F. Ludwig Greiz. Die anhaltend feuchte Witterung im Juli dieses Jahres hat nicht nur in unseren Waldungen eine grosse Anzahl von Pilzformen zu Tage gefördert, sondern auch verschiedene Pilzkrankheiten der Kulturgewächse besonders begünstigt. So hat z. B. die Kartoffel- krankheit stellenweise bedenkliche Dimensionen angenommen. Auch die Alkoholgährung und der Schleimfluss der Eichen sind stellen- weise üppig aufgetreten, so um Leipzig, wo nach den mir zuge- gangenen Mittheilungen besonders das erste Stadium der Alkohol- gährung solche Schaummassen zu Tage förderte, dass der Laie darauf aufmerksam wurde und die Spaziergänger das merkwürdige Phaenomen anstaunten. Spärlich trat diese Eichenkrankheit bei Greiz am 6. Juni und am 12. Juli (hauptsächlich auch an dem seit 1884 regelmässig beobachteten Baume) auf, sie fand sich auch zwischen Penig und Rochsburg im Muldenthal und — an Eichen, an denen ich seit einigen Jahren nach den Rindenzerstörungen die Pilze vermuthete, aber vergebens suchte — am Kohlberg bei Schleu- singen und an derWeibachshöhe bei Schmalkalden. Die Erscheinung dauerte aber an den letzten Orten nur kurze Zeit an; die kalten Tage hemmten trotz der anhaltenden Feuchtigkeit die Entwicklung der Pilzelemente (des -—- oft in wachsartigen weissen Massen auf- tretenden — Endomyces Magnusii, des Saccharomyces und des gallertartigen Leuconostoc Lagerheimii). Eine neue Art von Schleimfluss entdeckte ich in den letzten Julitagen in den Kreisen Schleusingen und Schmalkalden, besonders aber um Schmalkalden selbst. Nachdem es mir vielfach aufge- fallen war, dass die Apfelbäume ähnliche (bereits mehrfach ver- narbte) Schädigungen der Rinde und des Holzes zeigten, wie ich sie von der Eiche her genau kannte, und dass in den Obstgärten Schmalkaldens eine ganze Anzahl kürzlich abgestorbener Bäume mit denselben Kennzeichen sich fand, traf ich zunächst am Blech- hammer und hinter dem Lutherkeller bei Schmalkalden, sowie bei 5 31* 324 | Ludwig x Der braune Schleimfluss. Näherstille eine Anzahl von Apfelbäumen, bei denen aus dem Holze des Stammes ein gelb- bis rostbrauner, zäher, aber nicht galler- tiger Schleim in grosser Menge ausfloss und die Rinde durch- brechend oft fast meterhoch und bis 20 cm breit am Stamm her- unterfloss. In den meisten Fällen war auch die Rinde gänzlich zerstört, der braune Schleimfluss hatte jedoch nicht wie der weisse der Eiche seinen Sitz in der Rinde und dem Cambium, sondern im Holz. Der Schleim wie auch das morsche, in Zersetzung begriffene Holz hat einen Buttergeruch und enthält 'nach einer Untersuchung meines Freundes, des Herrn Apotheker Matthias in Schmal- kalden, freie Buttersäure. Der mikroskopische Befund zeigte auch hier eine Symbiose eines endomycesartigen Pilzes (von ähnlicher Mycelverzweigung und Sporenabgliederung wie E. Magnusii) mit Bakterien, denen aber hier wohl der Hauptantheil der eigenthüm- lichen Zersetzung des lebenden Apfelbaumes zufäll. Die braune Färbung des wässrigen, nicht gallertigen Schleimes rührt her von den perlschnurartig zusammengereihten, öfter verzweigten Gonidien- reihen des Hyphomyceten. Die einzelnen Zellen der Perlschnüre sind kuglig oder elliptisch, etwa 5—8 u im Durchmesser. Der eingetrocknete Schleim zeigt eine schwärzliche Färbung und der gonidienbildende Pilz zeigt an solchen Stellen ein schwärzliches bis aschgraues Aussehen, mikroskopisch eine intensivere Braun- färbung als der im austretenden Safte (wo er meist fast farblos erscheint). Schliesslich habe ich an Kastanien bei Schleusingen und Schmal- kalden noch einen ähnlichen röthlichen bis rothbraunen Schleim- fluss beobachtet, der gleichfalls Bakterien und kuglige Gonidien in perlschnurartiger Anordnung zu Tage förderte. Hier fand ich auch dunkelbraune, ca. 13 u lange und 7—8 u breite Sporen in Schleim eingebettet, welche an die Ascosporen der bekannten Endomyces- arten erinnerten. Ob aber diese Sporen zu dem Pilz mit den Goni- dienschnüren, ob ferner der Kastanienschleimfluss, welcher viel ge- ringere Dimensionen annimmt, wie es scheint vorwiegend kuglige . Gonidien und oft baumartig verzweigte Gonidienschnüre enthält, mit dem Apfelfluss identisch ist, das müssen erst weitere Untersuchungen ergeben. Manche Eigenthümlichkeiten dieser nicht unbedenklichen, wie es scheint stellenweise verheerenden Krankheit erinnern an die gefürchtete „Pear blight‘‘-Krankheit der Amerikaner. Ob aber die Bakterien unserer Apfelbaumkrankheit gar mit dem Micrococcus amylovorus identisch sind, kann nach den bis- herigen flüchtigen Untersuchungen nicht entschieden werden. Wir brachten trotz der bisher nur mangelhaften Untersuchun- gen diese Mittheilungen, weil sie dazu dienen können, der Krank- heit noch in diesem Jahre hier und da Einhalt zu thun. Weitere Mittheilungen über ihr etwaiges Vorkommen in anderen Gegenden würden uns sehr willkommen sein. Greiz, den 14. August 1888. a Sporenbildung der Bakterien. 335 Prazmowsky, Adam, Ueber Sporenbildung bei denBak- terien. (Biologisches ‚Centralblatt, herausgegeben von J.Rosen- thal. Bd. VIH. 1888. No. 10. p. 301—307.) In Anbetracht der hohen theoretischen und praktischen Be- deutung, welche der Fructification der Bakterien zukommt, sah sich Verf. veranlasst, die Art der Sporenbildung eingehender zu untersuchen. Da nun aber die Verhältnisse der endogenen Sporen- bildung bereits ziemlich klar vorliegen, in dieser Beziehung ihm auch ein reiches Beobachtungsmaterial von früher verfügbar war, wandte er sein Augenmerk besonders auf die Gattungen Micro- coceus und Bacterium, welche von deBary wie von Hueppe, der sich Ersterem anschliesst, zu den arthrosporen Bakterien ge- stellt werden. Aus der Gattung Micrococcus wählte er das be- kannte Ferment der ammoniakalischen Harngährung, Micrococcus ureae Cohn, aus der Gattung Bacterium eine Form, welche dem Bacterium lineola Cohn sehr nahe steht und ihres Vorkommens wegen kurzweg als „Mistbakterie“ bezeichnet wird. In Kulturen auf Fleischpeptongelatine erzeugt das Harnferment die bereits von Leube beschriebenen charakteristischen, gelblich- weissen Kolonieen. Im sterilisirten Harn treten zunächst am Boden des Gefässes unregelmässig dreieckige Flocken auf, die an Umfang rasch zunehmen und sich schliesslich zu einer schmutzig - weissen Schicht ansammeln, welche den ganzen Boden überzieht und nach der Wandung einen dicklichen Wall bildet, von dem der Wandung entlang strahlenartige, zum Theil verzweigte Fortsätze nach oben verlaufen, die aber in einiger Entfernung von der Oberfläche der Flüssigkeit endigen. Einige Tage später sinkt die Kultur zu Boden und bildet einen schmutzig-weissen, gallertartigen Absatz. Dabei bleibt der Harn immer klar und zeigt eine stark alkalische Reaction unter Entwicklung von kohlensaurem Ammon. So lange die Gährung energisch verläuft, finden sich in den Kulturen ovale oder elliptische Kokken von 1,5 u — 2,2 u Länge und 0,8 u — 1,2 u Breite. Sie theilen sich regelmässig über das Kreuz und bilden somit Diplokokken und Tetraden, aus welchen letzteren unregelmässige Haufen und kürzere bez. längere Ketten hervorgehen. Nähert sich aber die Vegetation ihrem Ende, so er- scheint im Bodensatz nicht mehr die verhältnissmässig grosse Form der vegetativen Kokken, sondern es treten viel kleinere und bei- nahe kugelrunde Zellen auf, die auch in ihrem Aussehen und Ver- halten von den eben beschriebenen verschieden sind. Ein Theil davon ist grösser, stärker lichtbrechend, glänzend und von einer derben, dunkeln Membran umgeben, die übrigen zeigen sehr ver- schiedene Grösse, haben einen blassen Inhalt und unbestimmte Conturen. Infolge weiterer Untersuchung erweisen sich die glän- zenden Kügelchen als wirkliche Sporen, die blassen Zellen als ab- gestorbene vegetative Kokken. Die Sporen sind gegen äussere Einflüsse sehr widerstandsfähig: ' sie widerstehen einem längeren Austrocknen, ertragen ein Erwärmen auf 80° C (2 Min.) und 90° GC (1 Min.) sehr gut und werden erst durch Siedehitze getödtet. Auf dem Deckglas eingetrocknet, 326 | - Sporenbildung der Bakterien. zeigen sie doppelten Contur: einen äusseren dunkeln und einen inneren zarten und feinen. In frischen Harn gebracht, verblassen sie, nehmen die Form und Grösse der vegetativen Kokken an und vermehren sich durch Spaltung übers Kreuz. Ein Abheben der Sporenmembran kam bei der Keimung nicht zur Beobachtung. Bezüglich der Entstehungsweise der Sporen liess sich direkt nur soviel wahrnehmen, dass die vegetativen Kokken vor der Fructi- fication in kleinere Kokken zerfallen, von denen ein Theil keine weitere Veränderung eingeht und abstirbt, während die übrigen sich noch etwas vergrössern, durch Contraction des Protoplasmas glänzender werden und sich mit einer dunkeln derben Membran umhüllen, also Sporen werden. Ueber die Entstehung der Sporen- membran, ob durch Verdickung der Membran der Mutterzelle oder durch Ausscheidung einer neuen Membran um den verdichteten Sporeninhalt unter Verquellung der Mutterzellmembran oder ohne diese Verquellung konnte nichts festgestellt werden. Da aber die Sporen des Harnmicrococcus in sämmtlichen Eigenschaften und Merkmalen mit den endogenen Sporen anderer Bakterien überein- stimmen, hält es Verf. für gerechtfertigt, ihnen einen endogenen Ursprung zuzuschreiben. Auch die Sporenkeimung spreche nicht dagegen, da bei vielen unzweifelhaft endogenen Sporen wegen früh- zeitiger Verquellung der Membran eine Abhebung derselben nicht zur Erscheinung gelange. Noch mehr werde aber die Ansicht einer endogenen Sporen- bildung im Harnmicrococcus durch die Beobachtungen an der Mist- bakterie bekräftigt. Dieselbe kann leicht aus frischen Rindvieh- excrementen rein kultivirt werden. In jugendlichem Zustande bildet sie 2,5—4 u lange und 1,0—1,5 u breite Stäbchen, welche einzeln oder zu zweien, selten zu Ketten vereinigt, lebhaft herumschwärmen. Zuweilen wachsen sie jedoch auch in Fäden aus von der sechs- bis achtfachen Länge eines einzelnen Stäbchens. Längere Fäden und . Fadenknäuel kommen nicht vor, aber Kolonieen von unregelmässiger Anordnung. In sterilisirten Aufgüssen von frischen Rindviehexere- menten bildet das Bacterium am 3. oder 4. Tage nach der Aus- saat auf der Oberfläche ein zartes, irisirendes und mit schmutzig- weissen Punkten besprengtes Häutchen, das nach einiger Zeit zer- fällt und zu Boden sinkt. In diesem geht die Sporenbildung vor sich: die Stäbchen werden dicker, nehmen Birnform an, und in der birnförmigen Erweiterung entsteht die kugelrunde, stark licht- brechende Spore. Oft löst sich nach der Sporenbildung die Mutter- zellenmembran auf, oft bleibt sie auch erhalten. Die Sporenkeimung stimmt völlig mit der des Harnfermentes überein, von einer Mem- branabhebung ist ebenfalls nichts zu sehen. Auch getrocknet sind die Sporen sehr stark lichtbrechend, und zeigen, wie die Harn- fermentsporen, einen doppelten Contur, von denen der äussere dick und schwarz, der innere zart und fein erscheint. Auch in der Widerstandsfähigkeit stimmen sie mit dem Harncoccus überein. Diese Uebereinstimmung in Struetur, in der Art und Weise der Auskeimung, sowie in den übrigen Eigenschaften beweist nach dem Verf., dass ein Unterschied zwischen den Sporen der Mistbakterien - Re ar a A WE PrT an ha 0 ee \ ' . k " Eiterung und Ptömaine. 327 und des Harnferments nicht besteht oder mit andern Worten, , dass auch letztere endogen entstehen müssen. Ein anderer Beweis sei bei der Kleinheit der Objekte und der gegenwärtigen Leistungs- fähigkeit der Mikroskope nicht denkbar: Dass eine bisher zu den arthrosporen Arten gestellte Bakterie als endogen fructificirend er- wiesen worden sei, habe natürlich die Frage noch nicht zur Ent- ‚scheidung gebracht, ob es nicht auch Bakterien gebe, die nach einem andern Modus fructifieiren. Werde aber das zur Zeit vor- _ handene Beobachtungsmaterial einer kritischen Sichtung unter- worfen, so finde sich kein triftiger Grund, einen zweifachen Fruc- tifications-Modus bei den Bakterien anzunehmen. Von Crenothrix abgesehen, das nicht zu den Bakterien gehöre, könne man bei allen grösseren oder solchen Bakterien, die den Sporenbildungsvorgang genau controliren lassen, nur endogene Sporenbildung beobachten. Die angeblichen Fälle eines abweichenden Modus bezögen sich allein auf Arten, bei denen es wegen der Kleinheit oder der besonderen Form der vegetativen oder fructificirenden Zellen unmöglich .. sei, den ganzen Vorgang in den morphologischen Details genau zu ver- folgen. Man müsse demnach die frühere Ansicht, die nur eine Fructificationsweise der Bakterien, die endogene Sporenbildung, kannte, so lange für die richtige halten, so lange nicht überzeugende - Gegenbeweise erbracht seien. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Scheurlen, Weitere Untersuchungen über die Entste- hungderEiterung;ihrVerhältnisszudenPtomainen und zur Blutgerinnung. (Langenbeck’s Archiv. Bd. XXXVI. 1888. p. 925—934). Von dem Gedanken ausgehend, dass die Spaltungs- und Um- setzungsprodukte der Bakterien in erster Linie für die von diesen erzeugten Krankheiten verantwortlich zu machen seien, experi- mentirte der Verfasser mit einem aus faulem Fleisch hergestellten und eingedichteten Extract. Dasselbe wurde in feine Glasröhrchen gefüllt, sterilisirt, und dann vermittels einer Hohlnadel in derselben Weise wie bei den früheren Versuchen des Verfassers (cf. dieses Central- blatt Bd. I. p. 632) Thieren unter die Haut geführt. Später wur- den auch etwas grössere Röhrchen . direct unter die Haut gebracht und dort weiter vorgeschoben. Die kleine Wunde heilte jedesmal p. primam. Sobald dies geschehen war, wurden die Röhrchen sub- cutan zerbrochen. Wurde dann nach 3—4 Wochen das Thier ge- tödtet, so zeigte sich das Röhrchen auf beiden Seiten durch eine gelbweise, dickbreiige Masse verstopft, die auch mikroskopisch sich wie Eiter verhielt. Mikroorganismen waren in ihr weder durch das Mikroskop, noch durch das Kulturverfahren nachzuweisen. Zu bemerken ist, dass dieser Art der Eiterung ganz und gar der pro- grediente Charakter fehlt, da die Eiterung nie auf das umliegende Gewebe überging. Weiterhin ergab sich nun, dass das zur Anwendung gekom- mene Fäulnissextract die Gerinnung verhindert, was von besonderer Wichtigkeit ist, weil ja auch das eitrige Exsudat nicht gerinnt, 3938 R ‘ Syphilis und Smegmabacillen. Ein aus Kulturen von Staphyloccoccus aureus hergestelltes Extract “ verhielt sich sowohl bei Thier- wie bei Gerinnungsversuchen ganz gleich und dasselbe war bei Putrescin und Cadaverin der Fall. von Kahlden (Freiburg). Markuse, Julian, Ueber den jetzigen Stand der Sy- philis- und Smegmabacillen-Frage. (Vierteljahres- schrift für Dermatologie und Syphilis. 1883. Heft 3.) Der Verfasser machte es sich zur Aufgabe, sowohl die gegen Lustgartens Entdeckung von Matterstock und Alvarez und Tavel erhobenen Einwände zu prüfen, als auch möglicher Weise diagnostisch - klinisch verwerthbare Unterschiede zwischen Smegma- und Luesbacillen zu finden. Deshalb stellte er unter Leitung von Neisser hauptsächlich Secretuntersuchungen an. 161 verschiedene Secrete in etwa 780 Objectträgerpräparaten er- gaben folgendes Resultat: Unter 23 Sklerosen fand er nur 10mal Bacillen. Dagegen waren von 57 Papeln und breiten Condylomen der Genitalien in 43 Fällen Bacillen nachweisbar. Bei 19 Papeln der Mundschleimhaut und des Rachens fand er nur in einem ein- zigen Bacillen. Dagegen fehlten sie völlig in 8 Fällen von Pro- ducten der Tertiärperiode, ebenso in 2 Fällen von vesiculärem und pustulösem Syphilid des Abdomen und Rücken. Besonderes Inter- esse beanspruchte ein Patient, der ein als Ulcus molle imponirendes Geschwür zeigte; die nach Lustgarten gefärbten Präparate er- gaben eine grosse Zahl von Bacillen. 14 Tage später neuerdings angefertigte Präparate ergaben bedeutende Abnahme der Bakcillen, ohne dass eine specifische Behandlung eingeleitet worden war. Da- gegen waren jetzt bereits deutliche Spuren” eines braunrothen Exan- thems am Rumpfe vorhanden. Die ferneren pathologischen, nichtluetischen Secrete beinaniee 12 Fälle von Ulcus molle, mit positivem Befunde in Einem. 3 Fälle von Balanitis, positiv Einer. 2 Fälle von Phimoseneiter, beide negativ. 2 Fälle von Papillomata acuminata am Anus, beide negativ. 4 Fälle von Geschwüren der Achselhöhle, Finger etc. ohne Erfolg. 8 Fälle von Erosionen, positiv Vier. In jedem der circa 125 Smegmapräparate, die natürlich ganz gesunden Menschen entnommen waren, fand M. die von Matter- stock, Alvarez und Tavel beschriebenen Bacillen. — Dagegen konnte der Verfasser in einer untersuchten Sklerose — die Schnitte wurden theils nach Lustgarten, theils nach Doutrelepont gefärbt — keine Bacillen nachweisen, was M. selbst auf die Schwierigkeit, in Schnitten Syphilisbacillen aufzufinden, zurück- führt. — Auch der Versuch, Smegmabacillen zu kultiviren, misslang völlig. — Die Lues- und Smegmabacillen wurden von M. in der Weise gefärbt, dass er die Trockenpräparate in die Färbelösung tauchte und sie über die Flamme hielt, bis Dämpfe aufstiegen. Während M., in Uebereinstimmung mit Lustgarten und Doutrelepont, fand, dass Syphilis- und Smegmabacillen weder 2 Syphilis und Smegmabaeillen. 399 Salpeter- und Salzsäure, noch Schwefelsäure vertragen, konnte er die von Gottstein angegebene Modification, Entbehrlichkeit der schwefligen Säure, nicht bestätigen. Ferner fand er, dass die beiden Arten Bacillen, nach Lustgarten gefärbt, eine darauf folgende Einwirkung von Alcohol absolutus während 15—20 Secunden ganz gut ertragen, was auch Bitter zur Zeit betonte, entgegen den Angaben Lustgarten’s und Doutrelepont’s. Freilich seien die diesbezüglichen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. — Die beste Methode sei die Alvarez’sche, bei einer Einwirkung der 331/,-procentigen Salpetersäure von 10—15 Secunden für Sy- philisbacillen, von 30 bis 45 Sekunden für Smegmabacillen, von 60 Sekunden für Tuberkelbacillen. — Auch dieser Autor erhielt sehr schöne Doppelfärbungen (mit Eosin) bei Syphilis- wie Smegmabacillen; dagegen war Ueberfärben der Anilinfuchsinpräparate mit Methylenblau ohne Erfolg, da, bei alleinigem Zurückbleiben der Lustgarten’schen resp. Matter- stock-Alvarez’schen Bacillen, einzelne roth geblieben waren, während andere eine völlig blaue Färbung angenommen hatten; sonstige Differenzen boten sie nicht dar. Die Beschreibung der Lustgarten’schen Bacillen stimmt völlig mit der von früheren Autoren gegebenen überein, dagegen - hält M. eine Differenzirung derselben von den Smegmabacillen, wenigstens bei reinem Smegma und reinem Secret von Sklerosen oder Papeln, für nicht unmöglich: die letzteren seien chärakterisirt durch die ungeheuren Haufen, die in einem Felde zusammen liegen, ferner durch ihre kurze, ziemlich dicke, zum Theil plumpe Form. Hinsichtlich der Differenzen zwischen Smegma- und Tuberkelbacillen fand M., dass bei Behandlung mit 33!/,-procentiger Salpetersäure erst nach 2 Minuten die Smegmabacillen völlig erblassen, während Tuberkelbaeillen sich sogar erst nach 16 Minuten entfärben (Klemperer hatte für Smegmabacillen 1!/, Minuten, Bitter 10 Minuten angegeben). Diese grosse Widerstandskraft gegen Säuren mache eine Verwechslung mit Smegmabacillen ganz un- möglich. — Allerdings müsse man Tuberkelbacillenpräparate nach 2 Minuten langer Einwirkung der Säure mindestens 1 Minute in absoluten Alkohol bringen, denn Smegmapräparate, in gewöhnlicher Weise gefärbt, zeigten, nachdem sie !/, Minute in absolutem Al- kohol gewesen waren, die Bacillen noch zahlreich und deutlich ge- färbt. Als letzten Punkt hat der Verfasser versucht, etwaige che- mische Unterschiede zwischen Syphilis- und Smegmabacillen fest- zustellen. Besondere Gewissenhaftigkeit war hier um so noth- wendiger, als bisher nur Unterschiede zwischen Smegma-Secret- Bacillen und Syphilis-Gewebs-Bacillen bekannt waren. M. verwandte zu den vergleichenden Versuchsreihen Präputial- smegma und Secret, das von Sklerosen am inneren und äusseren Präputialrande und von breiten Condylomen der grossen Scham- lippe stammte. — Die in Anilinfuchsin gefärbten Präparate wurden, nachdem sie in 331!/,procentiger Salpetersäure entfärbt und in Wasser abgespült waren, zunächst darauf untersucht, ob überhaupt 330 | Tetanus. Bacillen vorhanden: im Bejahungsfalle wurden sie zunächst ent- fettet und nun methodischer Säureeinwirkung unterzogen, bis völlige Entfärbung eingetreten war. Eine alle 2 Secunden vorgenommene Prüfung ergab, dass nach 35—40 Secunden die Syphilisbacillen völlig entfärbt, oder zum Theil verschwunden waren, während die Smegmabacillen erst nach 2 Minuten verschwanden. Da dies Resultat sich stets ergeben hat, trotz der mannig- fachsten Modificationen, so ist nach M. damit ein diagnostisch ver- Wh ie Unterschied zwischen Smegma- und Syphilisbacillen ge- geben. — Gewiss kann man den vom Verfasser gezogenen Schlussfolge- rungen, dass die Identität der Smegma- mit den Syphilisbacillen nicht bewiesen sei, dass wir aber auch noch nicht mit Bestimmtheit die Lustgarten’schen Bacillen als den Träger des Syphilisgiftes anseben dürfen, nur beipflichten. Es sei vor Allem nötig, ein neues für die Bacillen der Syphilis specifisches Tinctionsverfahren zu finden, um das eigentliche Virus kennen zu lernen; auch er könne nach seinen Untersuchungen sich nur den Ausführungen Doutre- lepont’s anschliessen: „das Vorkommen der Bacillen bei Syphilis aller Stadien, sowie ihre häufige charakteristische Gruppirung sprechen dafür, dass dieselben mit der Syphilis in irgend welchem Zusammenhange stehen“. Max Bender (Bonn). Eiselsberg, A., Freiherr von, Experimentelle Beiträge zur Aetiologie des Wundstarrkrampfes. (Wiener klinische Wochenschrift. 1888. No. 10, 11, 12 und 13.) Nach einem Ueberblicke über die bisherigen bakteriologischen Untersuchungen über den Tetanus berichtet Eiselsberg über 6 Fälle von Wundstarrkrampf, in welchen er selbst Gelegenheit hatte, experimentelle Untersuchungen hinsichtlich der Aetiologie dieser Erkrankung anzustellen. Wenn auch diese Untersuchungen der Hauptsache nach nur bereits bekannte Thatsachen bestätigen, so sei ihrer hier doch wegen der exacten Durchführung derselben und wegen des Interesses, welches einzelne Details darbieten, gedacht. Der Tetanus schloss sich in allen Fällen an theils schwere, theils ganz unbedeutende Verletzungen an und trat im Zeitraume von 8—16 Tagen nach erfolgtem Trauma auf. In 2 Fällen gingen demselben complicirte Fracturen der Extremitäten, in einem Falle eine Abreissung des Daumens mit nachfolgender Gangrän desselben und in 3 Fällen Weichtheilverletzungen durch eingedrungene Holz- splitter voraus. Die Wunden waren zumeist durch Sand, Erde und Koth stark verunreinigt. Im Ganzen wurden 4mal Hautstücke aus der nächsten Um- gsebung der Wunde, Secret und Blut untersucht und auf verschiedene Versuchsthiere und zwar Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse und Ratten überimpft, während 2mal die extrahirten Holzsplitter als Impfmaterial in Verwendung kamen. Kulturen wurden auf Gelatine, Agar und Blutserum angelegt. Reinkulturen von Tetanusbacillen konnte Verfasser ebensowenig Tetanus. — Wurmkrankheit des Rindviehs. 331 erhalten wie die früheren Autoren. Stets entwickelten sich neben diesen Mikroorganismen auch noch Eiterkokken und zuweilen andere Arten von Bacillen. Tetanusbacillen wurden, wenn überhaupt vor- handen, nur in der Tiefe des Impfstiches vorgefunden. Im Blute konnten in keinem Falle, weder durch die mikro- skopische Untersuchung, noch durch Kulturen, noch auch endlich durch Uebertragung auf Versuchsthiere Tetanusbacillen nachge- wiesen werden. In einem Falle ergab auch die Untersuchung des Sekretes und der Haut in jeder Beziehung hinsichtlich der Tetanus- bacillen ein negatives Resultat. In den übrigen 3 Fällen gelang der Nachweis dieser Mikroorganismen im Sekrete. Das letztere selbst, sowie weitere Generationen desselben und Hautstückchen erwiesen sich als exquisit tetanogen. In einem Falle hat sich der Patient seine Verletzung in einem Keller zugezogen und es hatte auch die betreffende Kellererde, auf Thiere übertragen, typischen, letal verlaufenden Impftetanus zur Folge. Die Wirkung blieb aus, wenn die Erde vor der Ueber- tragung 10 Minuten lang auf 110° erhitzt wurde. Die Untersuchung der beiden Holzsplitter, deren einer 2°/, Jahre, deren zweiter 14 Monate hindurch in trockenem Zustande aufbewahrt worden war, erzeugten bei Thieren typischen Wund- starrkrampf mit tödtlichkem Ausgange. In einem dieser beiden Fälle gelang der Nachweis von Tetanusbacillen in dem Holzsplitter auch auf dem Wege der Kulturen. Mit Rücksicht auf den Umstand, dass die kleinsten Verletzun- gen als Eingangspforte für die Tetanusbacillen dienen können, em- pfiehlt Eiselsberg mit Recht in prophylaktischer Hinsicht die sorgfältigste Behandlung auch ganz unbedeutender Wunden und Einhaltung der strengsten Antisepsis. Dittrich (Prag). Nocard, E., Note sur la maladie des boeufs de la Guadeloupe connue sous le nom de Farcin. (Annal. de ’Inst. Pasteur. 1888. No. 6. S. 293. Mit 2 Tafeln.) Die von früheren Autoren bereits beschriebene „Wurmkrank- heit“ des Rindes ist eine chronische Affection, charakterisirt durch Entzündung und Vereiterung der oberflächlichen Lymphgefässe und Lymphdrüsen, die selten zum Tode, wohl aber mit der Zeit zu Abmagerung führen kann, mit den Symptomen tuberculöser Phthise. Die Wurmkrankheit des Rindes, einst häufig in Frankreich, tritt gegenwärtig dort nur noch selten auf; dagegen scheint sie in Guadeloupe häufig aufzutreten. Mit dem Rotz der Pferde ist die- selbe sicher nicht identisch. Zuerst bilden sich umschriebene Kno- ten und Stränge unter der Haut der Extremitäten und am Bauch der Thiere. Dieselben sind hart oder wenig fluctuirend und schmerz- los. Die Knoten können aufbrechen und es entleert sich dann eine weisse, dickem Rahm ähnliche Masse. Dieser Zustand kann lange andauern; manche Thiere können sogar nebenbei gemästet werden. Bei anderen tritt Abmagerung ein, und es entwickeln sich Symptome von Phthise. Sectionen sind noch wenige gemacht; nur Couzin hatte Gelegenheit zu solchen, und fand ausser den bereits erwähnten 332 _ Wurmkrankheit des Rindviehs. Veränderungen die inneren Organe, Lungen, Leber, Milz und Lymph- drüsen erfüllt mit pseudo-tuberculösen Knoten, deren Centrum in eitriger oder käsiger Metamorphose begriffen war. Die Untersuchung des Eiters nach Ehrlich’s Methode er- gab keine Tuberkelbacillen. Ebenso ergab das Gram’sche Ver- fahren negatives Resultat bei Entfärbung mit Alkohol; wenn aber statt dessen nach Weigert mit Anilinöl entfärbt wird, so findet sich zwischen den mit Eosin oder Carmin gefärbten Eiterkörperchen in beträchtlicher Menge ein specifischer Mikroorganismus, verschie- den von allen bisher beschriebenen. Es sind dies Gruppen von feinen und langen Bacillen, dicht in einander verfiltzt, mit einem opaken Centrum, von dem zahllose Fädchen ausgehen, deren Mehr- zahl anscheinend verzweigt ist. Am besten lässt sich der Anblick mit einem Blumenkohlkopf, mit einem dornigen Reisigbündel oder mit dem Samen der Klette vergleichen. Derselbe Bacillus, dessen Grösse etwa jenem des Schweine- rothlaufbacillus entspricht, wurde in den krankhaften Organen, im erweichten Centrum der Knoten in grossen Mengen nachgewiesen. Die Kultur dieses Bacillus gelingt leicht auf allen festen und flüssigen Nährböden bei Luftzutritt und einer Temperatur von 30 bis 40°. Bei Zimmertemperatur dagegen findet auf Gelatine kein Wachsthum statt. Auf Agar bilden sich kleine, unregelmässig ge- rundete, über die Oberfläche hervorragende, undurchsichtige Kolo- nieen, die an den Rändern dicker sind, von gelblicher Farbe, trocken und wie bestäubt aussehen. Diese Kolonieen fliessen später zusammen, und verleihen der ganzen Kultur das Aussehen einer dicken, stark gefalteten Membran. Einige wohlgelungene Photo- gramme von Kulturen geben eine deutliche Vorstellung hiervon. Auf Kartoffeln findet ebenfalls reichliches Wachsthum unter der Form kleiner schuppiger, sehr hervorragender und trockener, blassgelb- licher Kolonieen statt. Das Verhalten auf Serum, in Bouillon, Milch u. 8. w. wolle im Original eingesehen werden. Merkwürdiger Weise erscheinen in allen diesen Nährmedien die Bacillen immer wieder in den nämlichen verfilzten Gruppen, wie im Eiter und Gewebe, die sich nur am Rande in die einzelnen Bacillen auflösen lassen. Die nähere Untersuchung der letzteren ergab, dass die Verzweigung nur eine anscheinende ist, wie etwa bei Cladothrix. Verf. glaubt auch, sehr feine Sporen in den Fäden, in Form ovaler, nicht gefärbter Partieen nachgewiesen zu haben. Die Kulturen behielten, 4 Monate im Brütkasten bei 40° auf- bewahrt, ihre Virulenz und Lebensfähigkeit. 10 Minuten lange Erwärmung auf 70° genügte zur Tödtung. Die pathogene Wirksamkeit dieses Wurmbacillus ist sehr ver- schieden je nach der Thierspecies und je nach dem Impfverfahren. Am empfänglichsten zeigten sich Meerschweinchen, dann Rinder und Schafe. Kaninchen, Hunde, Katzen und Pferde können als refractär bezeichnet werden. Intravenöse und intraperitoneale In- jection bewirken bei Meerschweinchen constant in einem Zeitraum von 9—20 Tagen Veränderungen, ähnlich der Miliartubereulose. Bei der Section von intraperitoneal inficirten Meerschweinchen - Y 70 NR Wurmkrankheit des Rindviehs. — Entencholera, 333 zeigt sich der seröse Ueberzug der Bauchhöhle dicht besetzt mit Knötchen, in denen sich der Bacillus in den oben erwähnten Formen findet. Im Netz sind diese Knötchen zusammengeflossen und die- ses ist dadurch in eine Masse von höckerigen Klumpen verwandelt. Bei Druck entleeren sich aus diesen Klumpen einige Tropfen eitriger, sehr dicklicher Substanz, in welcher eine beträchtliche Menge von bacillären Gruppen sich vorfindet. Ebenso zeigen sich die inneren Organe (Leber, Milz, Nieren, Darm) besetzt mit Pseudo- tuberkeln, aber nur an ihrer peritonealen Fläche, nicht im Innern. Die Brustorgane sind niemals ergriffen. Bei intravenös inficirten Meerschweinchen ähneln die Erscheinungen mehr jenen der allge- meinen Tuberculose; überall, auch in den Lungen, finden sich jetzt Pseudotuberkeln. Die entsprechenden Angaben für Rind und Schaf wollen im Original eingesehen werden. Die subeutane Infection entspricht mehr dem natürlichen Infectionsmodus, und erzeugt, analog dem letzteren, einen äusserst langsamen Verlauf, auch beim Meerschweinchen. An der Impf- stelle bildet sich stets ein Abscess, dessen Eiter sehr reich ist an den specifischen Mikroorganismen. Aber, während dieser Abscess bei den refractären Thierarten klein bleibt, sich öffnet, entleert und vernarbt, persistirt derselbe lange Zeit bei den disponirten 'Thierarten. Beim Schaf und Rind bleibt derselbe zwar klein, ulce- rirt von Zeit zu Zeit, verhärtet sich und scheint zu verschwinden, aber nach einigen Wochen oder Monaten sogar zeigt sich ein neuer Abscess in der Nachbarschaft. So kann es lange fortgehen, und es kann vielleicht Jahre dauern, bis innere Organe ergriffen werden. Beim Meerschweinchen sind die Veränderungen in Folge sub- cutaner Infection schwerer und treten rascher auf; der Abscess ist grösser, in einigen Tagen schwellen die benachbarten Lymphge- fässe und Drüsen, verhärten sich und werden der Sitz einer enormen Phlegmone. Die sehr abgemagerten Thiere scheinen zu erliegen, erholen sich aber wieder, nehmen an Gewicht zu, und es bleibt als Rest der überstandenen Wurmkrankheit nur eine Verhärtung der zuerst befallenen L,ymphapparate. Buchner (München). Cornil, V. et Toupet, Sur une nouvelle maladie bact6- rienne ducanard. Chol&ra des canards. (Comptes ren- dus de l’Acadömie des sciences de Paris. Tome CVI. 1888. p. 1747 ff.) Verfi. erhielten aus dem Jardin d’acclimatation Enten, welche an einer durch Diarrhöe, zunehmende Schwäche, Muskelzittern und nach 2—3 Tagen plötzlich eintretenden Tod charakterisirten Epi- demie zu Grunde gegangen waren. Im Herzblut dieser Thiere fanden sich kurze, an beiden Enden abgerundete, stabförmige Bak- terien von 1 u — 1,5 u Länge und 0,5 «u Dicke, die, mit Anilin- farben tingirt, an den Polen dunkler gefärbte Stellen zeigten und in Form und Grösse den Mikroorganismen der Hühnercholera und Kaninchenseptikämie glichen. Dieselben waren ausserdem im Blut der Leber, Milz, des Knochenmarks und in den blutigen Darm- sekreten spontan sterbender Thiere vorhanden, Sie färbten sich in ‚4 Be FT Maut, PO SE a nn de ° vi: RR Wr EINS 5 » En 3 , an. ur 334 | Entencholera. Präparaten von Kulturen, Blut und Gewebssaft sehr gut mit Vio- lett 6 B, Methylenblau, Safranin und blieben auch nach Gram ge- färbt. Schnitte freilich entfärbten sich nach dieser Methode, wie nach den neuesten von Weigert und Kühne angegebenen. Als beste ‚Schnittfärbung erschien die einfache Färbung mit Violett 6B oder Safranin oder Loeffler’schem Methylenblau. In Gelatine-Stichkulturen entsteht an der Oberfläche ein dünner grauer Belag, und im Stichkanal treten kleine, halbdurch- scheinende, etwas gelbliche und vollkommen abgerundete Körnchen von !/,—!/, mm Durchmesser (nach Verlauf mehrerer Tage) auf, die von kugeligen, nur im Mikroskop sichtbaren Kolonieen umgeben werden; die Gelatine wird dabei nicht verflüssigt. In Gläschen mit schräg erstarrter Agarmasse erscheinen bereits nach 12 Stun- den längs des Impfstrichs kleine, linsenförmige Kolonieen, die am nächsten Tage 1—2 mm, später 3—4 mm im Durchmesser er- reichen und ein wachstropfenähnliches Aussehen haben. AufGlycerin- Agar gedeihen die Kulturen nicht immer; sie bilden breite, dünne Streifen mit unregelmässigen Rändern. Auf Kartoffeln vereinigen _ sich die abgerundeten, gelblichen Kolonieen zu einer scheiben- förmigen Auflagerung mit ausgeschweiftem Rande, die später bleich- gelb wird und etwas einsinkt. Bouillon wird 12 Stunden nach der Aussaat trübe, und zeigt nach 8 Tagen eine weissliche Haut auf der Oberfläche. Durch alle diese Kulturmerkmale lässt sich die neue Krank- heit nicht sicher von der Hühnercholera unterscheiden. Bei der Autopsie spontan verendeter Thiere fanden sich deut- liche Ecchymosen an der Oberfläche des Pericardiums, zuweilen selbst Pericarditis, Congestionen in der Leber und eine fettige Degeneration. Die peritoneale Oberfläche des Darms war ebenfalls mit Congestionen, oft auch mit kleinen Ecchymosen versehen. Das Peritoneum liess, selbst wenn es fürs blosse Auge keine sichtbaren Läsionen aufzuweisen hatte, an seiner Oberfläche eine Menge Ba- cillen beobachten, welche quer durch die Wände des Verdauungs- apparates wanderten. Die Mucosa des Darmkanals war ebenfalls sehr congestionirt, besonders in der Gegend des Dickdarms, welcher mit blutig-schleimigen Sekreten erfüllt war. Die Krankheit liess sich experimentell an zahmen Enten da- durch erzeugen, dass man das Gemisch von einer Bouillonkultur . an sie verfütterte oder ihnen die Kulturflüssigkeit in der Gegend des Brustmuskels unter die Haut einspritzte. Im weiteren Ver- lauf wurden dann genau dieselben Erscheinungen beobachtet, wie an von selbst erkrankten Thieren, nur dass die unter die Haut geimpften Thiere stets eine Schwellung der Haut an der Impfstelle und meist einen ausgebreiteten Infarkt des Brustmuskels aufzu- weisen hatten, ganz wie bei der Hühnercholera. In beiden Fällen aber starben die Thiere 1—3 Tage nach der Infection. Im Jar- din d’acclimatation war beobachtet worden, dass die Epidemie alle Hausenten (die Labradorenten inbegriffen) tödte, aber die wilden und exotischen Species verschone. Die angestellten Ver- Reblauskrankheit. 335 suche zeigten aber, dass bei künstlicher Infection die letzteren ebenfalls nicht widerstandsfähig seien. Eigenthümlich erscheint, dass Tauben und Hühner, die mit Kulturen der Entencholera geimpft wurden, nicht erkrankten, während sie, mit Hühnercholera geimpft, sehr bald erlagen. Ka- ninchen und Meerschweinchen reagirten auf Einspritzung von 1/,—1/, cem einer Kultur von Entencholera nicht, starben aber, nachdem 2 ccm gegeben worden waren. Danach ist die Enten- cholera unschädlich für Hühner und Tauben und nur in grösseren Gaben tödtlich für Kaninchen; sie schützt weder Hühner noch Tauben gegen Hühnercholera und ist im ganzen bedeutend geringer activ als diese. Demnach ist nach den Verff. die Entencholera als von der Hühnercholera verschieden anzusehen. O. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Zehnte Denkschrift betreffend die Bekämpfung der Reblauskrankheit 1837/88, herausgegeben vom Deutschen Reichskanzleramt. 4°. 76 Seiten nebst 3 Karten, darstellend die im Jahre 1887 innerhalb des Deutschen Reiches als von der Reblauskrankheit angesteckt erkannten Bodenflächen. Berlin 1888. Die Denkschrift berichtet über die Organisation der "Reblausbekämpfung im Deutschen Reich und über die Fortschritte, welche die Reblauskrankheit des Wein- stocks in dem letzten Jahre gemacht hat. Was die Verbreitung der Krankheit innerhalb Deutsch- lands anlangt, so sind in Preussen auf dem rechten Rheinufer 49 neue Herde in den Gemarkungen Ockenfels, Linzhausen, Linz, Leubsdorf, Obercasbach (von dem 1884 aufgedeckten Stammherd am Ockenfels aus) aufgefunden worden. Auf dem linken Rhein- ufer, an der Ahr sind im Ganzen 54 Herde in den Gemarkungen Heimersheim, Lohrsdorf und Westum ermittelt. In der Provinz Hessen-Nassau und in den grossherzoglich hessischen Gemarkungen Castel und Kostheim förderten die Untersuchungen 1887 53 neue Reblausherde zu Bibrich, Hailer, Wiesbaden, Höchst, Rambach, Sonnenberg und Nassau — in gefährlicher Nähe des Rheingaues zu Tage. Auch in der Provinz Sachsen wurde ein ausgedehnteres Infectionsfeld in den Fluren Freyburg, Zscheiplitz, Dobichau, Pöde- list, Gräst, Eulau im Kreise Querfurt aufgedeckt. In den Fluren Schönberg und Possenhayn des Kreises Naumburg sind vereinzelte Infeetionen ermittelt worden, während in dem oberen Saalthal die zum Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt gehörigen Gemarkungen Tauschwitz und Fischersdorf und die angrenzende reussische Ge- markung Kaulsdorf (Kreis Ziegenrück) in erheblichem Maasse ver- seucht sind. Endlich hat sich in dem Garten der königlichen Gärtnerlehranstalt zu Potsdam die Reblaus gezeigt. Die räumlich bedeutendste Infection innerhalb Deutschlands wurde im August 1887 in den Weinbergen der königlich sächsischen Gemeinden Oberlössnitz, Niederlössnitz, Hoflössnitz, Wahnsdorf, Naundorf und Zitzschewig aufgedeckt. Die darin be- findlichen Weinberge nehmen eine Fläche von etwa 80 ha ein, wo- 396 | Reblauskrankheit. von bisher mehr als die Hälfte mit ungefähr 70000 Reben von der Krankheit ergriffen ist. Ueber den Ursprung der theilweise über ein Jahrzehnt alten Infectionen liess sich Sicheres nicht ermitteln, doch scheint die Seuche 1871—74 durch französische Wurzelreben, die aus Boll- weiler im Elsass bezogen wurden, eingeschleppt zu sein. Im Königreich Würtemberg wurden neue Infectionsstätten in der Umgebung von Stuttgart aufgedeckt. In Elsass-Lothringen wurden während des Berichtjahres die Untersuchungen gesondert nach 2 Gruppen vorgenommen, deren eine die sämmtlichen Reb- schulen, Sortimente, Anpflanzungen fremder beziehungsweise ver- dächtiger Reben umfasste, während die andere sich auf die in den Vorjahren inficirt befundenen Gebiete erstreckte. Die Reb- schulen zeigten sich hierbei durchgängig frei von der Reblaus, dagegen wurden in der Umgebung der älteren Herde einige neue Herde entdeckt, deren Entstehung mit Wahrscheinlichkeit auf geflügelte Insekten zurückzuführen ist. Es gilt dies nament- lich von den Markungen Lutterbach und Hegenheim. In Lutter- bach wurden in der Nähe der 1886 aufgefundenen und desinfi- cirten 19 Herde zunächst 8, sodann noch 4 mit zusammen 393 befallenen Stöcken entdeckt. In Hegenheim treten zu den 21 Infectionsstätten des Jahres 1836 acht neue Herde mit 132 be- fallenen (2170 vernichteten) Stöcken hinzu. Ferner sind im Land- kreise Metz zu Vallieres, in der Nähe der früher verseuchten Markung Plantieres, zu Ancy und zu St. Julien neue Infectionen hervorgetreten. Was den Stand der Reblaus im Auslande anlangt, so sind in Frankreich die durch Präsidialdekret vom: 12. Juli 1887 für verseucht erklärten Arrondissements 60 Departements angehbörig. Neu ermittelt wurde die Phylloxera 1886 in den Arrondissements von Issoire, Montlucon, Nevers, Cosne, Auxerre, Sens, Corbeil, 1887 in dem Arrond. von Gien (Loiret). 1886 wurden 2000 ha durch die Reblaus gänzlich zerstört, 9000 ha neu befallen, indessen ist eine Verlangsamung in dem Vordringen der Reblaus deutlich er- kennbar. Unter den Bekämpfungsmitteln hat das Unterwasser- setzen der Weingärten bei reichlicher Düngung derselben fortge- setzt günstige Ergebnisse geliefert. Als wirksamstes Mittel zur Tödtung des Insektes hat sich fortgesetzt der Schwefelkohlenstoff bewährt. — In Algier hat sich die Sachlage verschlimmert — In Spanien greift die Phylloxera in den Provinzen Malaga, Almeria, Granada, Gerona, Salamanca und Catalonien um sich. Die Wein- berge von Alpujarra und in der östlichen Zone der Provinz Ma- laga sind vollständig oder fast vollständig verwüstet. Von der 112000 ha einnehmenden Weinbergsfläche wurden in der Provinz Malaga nur noch 20000 ha für gesund gehalten. Im Distriet Adra der Provinz Almeria fanden sich vor dem Eindringen der Phylloxera 2534 ha, wovon 1886 nur noch etwa 126 ha intact waren. Ebenso hat in Portugal die Reblausplage trotz aller Anstrengungen immer weiter um sich gegriffen: 1836 waren 110873 ha in 113 Gemeinden infieirt und 27622 ha zerstört. — In der Schweiz wur- Pflanzenkrankheiten. 337 den 1887 im Kanton Zürich, 1886 in den Kantonen Neuenburg, Genf und Waadt neue Infectionen nachgewiesen. — In Italien hat sich die Lage 1886 bedeutend verschlimmert. 1886 waren verseucht 114 Gemeinden in 12 Provinzen (wovon Novara und Bergamo neu). — Auch in Oesterreich und Ungarn ist die Lage schlimmer geworden. In Ungarn waren 1834 gegen 10000 ha in 246 Gemeinden, 1886 48000 ha in 582 Gemeinden verseucht, wovon ein Drittel bereits zerstört war. Hier, wie in anderen Staaten hat man der Kultur amerikanischer Reben grössere Aufmerksam- keit zugewendet. — In Russland wird der Ursprung der in Kischinew und in anderen Gemeinden Bessarabiens aufgefundenen Infection auf den 1875 erfolgten Bezug von Wurzelreben aus einer Handelsgärtnerei in Erfurt zurückgeführt. Auch in der Krim und in einzelnen Bezirken der kaukasischen Gebiete wurden Reblaus- herde aufgedeckt. In Rumänien ist das Insekt 1887 auch im Distriet von Botuschani aufgetreten. In Bulgarien wurden vor 4 Jahren zum ersten Male kleine Verwüstungen durch die Reblaus (etwa 15--20 km von Widdin gegen Westen entfernt) beobachtet, gegen die die Regierung sofort energische Maassregeln ergriff. — In Australien hatte die Phylloxera in der Kolonie Victoria bis Ende Juni 1886 den Distriet von Geelong nicht überschritten. In “ der Kolonie Neu-Süd-Wales ist der Distriet von Camden inficirt. In Deutschland betragen die durch den Reblausschaden von 1875—1887 verursachten Kosten zusammen 1182791,31 Mark. Ludwig (Greiz). Dietel, Paul, Verzeichniss sämmtlicher Uredineen nach Familien ihrer Nährpflanzen geordnet. 8°. 58 Seiten. Leipzig (Serig’sche Buchhandlung) 1888. 1 M.50Pf. Das Verzeichniss der sämmtlichen Uredineen, die aus der sehr zerstreuten Litteratur des In- und Auslandes dem Verfasser be- kannt geworden sind, dürfte nach dem Urtheile des Referenten, der zu dieser Arbeit die erste Anregung gab und über die Quellen, welche Verf. benutzt hat, unterrichtet ist, ein nahezu vollständiges sein. Verf. hat es an kritischer Sichtung, z. T. auf Grund eigener Untersuchung, der ausländischen Arten nicht fehlen lassen, wenn er auch der dunklen Synonymik vieler ausländischer Uredineen hilflos gegenüberstand. Die aufgeführten Uredineenarten vertheilen sich in folgender Weise auf die Nährpflanzenfamilien: Pteridophytae 6, Coniferae 35 (Aecidium Bermudianum auf Juni- perus Bermudiana u. J. virginica fehlt), Gnetaceae 1; Liliaceae 52, Amaryllidaceae 7, Juncaceae 6, Iridaceae 7, Haemadoraceae |, Commelinaceae 1, Typhaceae 1, Araceae 5, Cyperaceae 21, Gramineae 52, Cannaceae 1, Orchidaceae 6, Alismaceae 3, Cupuliferae 2, Betulaceae 3 (Melampsora), Salicaceae 12 (Melampsorae), Urticaceae 3, Moraceae 2, Artocarpeae 3, Polygonaceae 16, Chenopodiaceae 7, Amarantaceae 5, Phytolaccaceae I, Nyctaginaceae 1, Caryophyllaceae 10, Portulaccaceac 4, ‚Lauraceae 1, Berberidaceae 7, Anonaceae 1, Ranunculaceae 41, Nymphaeaceae 1, Papaveraceae 1, Fumariaceae 3, Cruciferae 12, 22 “* RE, ET nt LS jr 338 van Overbeek de Meyer, Capparidaceae 2, Violaceae 8, Hypericaceae 2, Frankeniaceae 1, Tamaricaceae 1, Malvaceae 18, Geraniaceae 8, Tropaeolaceae 1, Oxalıdaceae 3, Linaceae 1, Balsaminaceae 4, Rutaceae 4, Zygophyllaceae 1, Anacardiaceae 5, Sapindaceae (Hippocast.) 6, Aceraceae 3, Malpighiaceae 2, Polygaleae 3, Celastraeeae 1, Ampelidaceae 3, Rhamnaceae 8, Euphorbiaceae 25, Buxaceae 2, Empetraceae 1 (Caeoma, nach Schröter Chrysomyxa Empetri!), Umbelliferae 37, Araliaceae 2, Cornaceae 1, Crassulaceae 6 (4 Puceinia u. 2 Endophyllum), Saxifragaceae 19, Hama- melidaceae 1, Loasaceae 1, Onagraceae 20, Halorrhagidaceae 3, Lythraceae 1, Melastomaceae 1, Myrtaceae 4, Thymelaeaceae 1, Rosa- ceae: a) Pomeae 11 (1 Melampsora sowie Aecidien zu der den Phrag- midien nahestehenden Gruppe Gymnosporangium-Hamaspora), b) Spiraea- ceae 4, c) Potentilleae 7 (3 Phragmidien), d) Rubeae 11 (7 Phragmidien), e) Roseae 5 (Phragmidien), f) Poterieae 3 (2 Phragmidien), Amygdaleae 4 (Puceinia, Melampsora), Papilionaceae 43 (darunter von selbständigen Formen 19 Uromyces, 6 Puccinia, 1 Triphragmium, 4 Ravenelia), Mimosaceae 3 (3 Uromyces, 1 Triphragmium, 5-6 Ravenelia), Caesal- piniaceae 1, Aristolochiaceae 2, Santalaceae 6, Loranthaceae 2, Ericaceae 10 (2 Puce., 3 Melamps., 3 Chrysomyxa), Diapensiaceae 1, Primulaceae 10, Plumbaginaceae 3, Sapotaceae 1, Ebenaceae 1, Oleaceae 8, Gentianeae 7, Salvadoraceae 1, Apocynaceae 5, Asclepiadeae 10, Convolvulaceae 14, Polemoniaceae 6, Hydrophyllaceae 2, Borraginaceae 6 (Coleosporium Cerinthes Schröt. fehlt), Solanaceae 12, Scerofulariaceae 17, Labiatae 20 (nur Puecinia), Bignoniaceae 3, Acanthaceae 9 (darunter 1 heteröcisch, II und III auf der Graminee Pollinia bildend), Globulariaceae 1, Verbenaceae 1, Plantaginaceae 1, Campanulaceae 4, Lobeliaceae 2, Goodeniaceae 1, Cucurbitacese 6, Rubiaceae 22 (Puccinia, Melamps., Coleosporium, Hemileia), Caprifoliaceae 6, Valerianaceae 4, Dipsaceae 5, Compositae 120. Bei der Untersuchung verwandtschaftlicher Beziehungen der Uredineen, bei biologischen Fragen wird diese Arbeit dem Myko- logen eine willkommene Unterlage bilden, wie sie auch dem Forst- mann, Landwirth und dem Gärtner von Nutzen sein wird. Ludwig (Greiz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Bemerkungen zu dem Referate des Herrn Professor Gruber über meinen neuen Desinfectionsapparat, Von Prof. Dr. @. van Overbeek de Meyer Utrecht. Ich bin meinem hochverehrten Kollegen, Herrn Prof. Dr. Max Gruber in Wien, zu grossem Danke verpflichtet, dass er die Güte gehabt hat, in Folge meiner brieflichen Mittheilung vom 25, + a ’ Bemerkungen zu dem Referate (les Herrn Professor Gruber. 339 4. Juni 1888 meinen Dampf-Desinfectionsofen in Bd. IV. No. 5 dieses Blattes, Seite 153, zu beschreiben. Die Bemerkung in einer Note, Seite 154, kann aber zweideutig aufgefasst werden; der Satz „van Overbeek hat also diese zweckmässige Construction von Thursfield angewendet“ kann nämlich zu der Meinung Veranlassung geben, dass ich dem Herrn Thursfield einen Theil der Construction meines Ofens verdanke. Gerade das Gegentheil ist der Fall. In dem alten Thursfield’schen Apparate, als „Durch- dämpfungswagen“ kurz beschrieben in einer Mittheilung über Ap- parate der Firma Schäffer & Walcker in Berlin, im „Gesund- heits-Ingenieur“ vom 1. April 1837, Seite 2335, und von Herrn Prof. Dr. Max Gruber im „Gesundheits-Ingenieur“ vom 1. Mai 1888, Seite 282, näher beschrieben und besprochen, ist die Des- infectionskammer nicht in dem Dampfentwickler eingeschachtelt. In der mit dem internationalen hygienischen Congresse in Wien im September 1887 verbundenen Ausstellung war ein Thurs- field’scher Desinfector in Thätigkeit, an welchem diese Ein- schachtelung gleichfalls fehlte. Erst nach dem Congresse, also nach meinen Mittheilungen in der ersten Section des Congresses und besonders nachdem Herr Prof. Dr. Max Gruber diesen = Thursfield’schen Desinfector als für die Desinfectionspraxis rt eignet bezeichnet hatte (auf Grund seiner Versuche im No- vember 1887), hat Herr Thursfield mir die zweckmässige Con- struction entnommen, den Wasserkessel zugleich den Mantel des Desinfeetionsraumes bilden zu lassen. Ein kleiner Apparat nach meinem Systeme hat seit August 1886 (also mehr als ein Jahr vor der Zeit, wo Herr Thurs- field daran dachte, seinen neuen Apparat zu machen) behufs Untersuchung und Prüfung auch Seitens meiner Assistenten in meinem Laboratorium gestanden. Am 9. Februar 1887 hat der medicinae doctorandus, Herr J. Meyers, angefangen, diesen Ap- parat unter meiner Leitung genau zu erproben, solches ist in der Dissertation über Desinfectionsöfen, welche genannter Herr am 2. December 1887 vor der medicinischen Facultät der Reichs- Universität Utrecht vertheidigt hat, deutlich auseinandergesetzt. Der erste grosse, nach meinem Systeme erbaute Apparat ist schon im August 1887 von einer von den Ministern des Innern und der Kolonieen ernannten Kommission in Rotterdam erprobt worden. Schon im September 1837 wurde mein Ofen in England patentirt. Leider meinte ich, dass die Internationale Patent-Convention auch für Oesterreich-Ungarn Gültigkeit habe, und unterliess ich also in jenem Lande, wie in den anderen, ein Patent anzufragen, so dass ich leider nicht im Stande war, das theilweise Nachahmen meiner Erfindung in Oesterreich zu verhindern, obschon seitdem die an- deren Vortheile meines Apparates auch dort zum Patente ange- meldet worden sind. Hieraus geht also sehr deutlich hervor, dass die Priorität nicht Herrn Thursfield, sondern mir gehört. 22 * % "rar Ve 73 ’ IL Bi el, Er ; UHREN. IR £ vn “H 8 R . . N Kr Ru: f in 340 En Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Es sei mir erlaubt, noch hinzuzufügen, dass in den jetzt ge- lieferten Oefen meines Systemes die Heizungszeit sehr bedeu- tend abgekürzt wird, indem dadurch eine starke Vergrösserung der Heizungsfläche erzielt wird, dass der Apparat liegend, an- statt stehend, gemacht wird, während ausserdem der Herd so ein- gerichtet ist, dass wenig Brennstoff verbraucht wird. Durch eine höchst einfache Einrichtung ist es auch gelungen, einen Druck von 1—3 Atmosph. in dem Desinfectionsraume zu erzielen, wenn solches gewünscht wird, und zwar ohne die besonderen Vortheile des Ofens, wie Strömen des Dampfes, gleichmässige Temperatur in allen Theilen, Abwesenheit von Condensation, bei einfacher Bedienung, grösster Billigkeit, Schnelligkeit und Sicherheit der Wirkung, zu verlieren. Pawlowski, Culture des bacilles de la tuberculosesur 1% pomme de terre. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1888. No. 6. 309.) Verf. ist es gelungen, Kulturen von Tuberkelbacillen auf der Kartoffelfläche zu erzielen und damit die bisherige Anschauung zu widerlegen, dass es unmöglich sei, die Tuberkelbacillen auf vege- tabilischem Nährsubstrat zum Wachsthum zu bringen. Die eihzig nothwendige Vorsichtsmaassregel beruht darin, dass die Kartoffel- stücke in einer zugeschmolzenen Röhre luftdicht eingeschlossen werden, um auf diese Weise jede, auch nur spurenweise Austrock- nung des Nährbodens unmöglich zu machen. Darin, dass bei dem gewöhnlichen Verfahren Austrocknung der Kartoffelfläche eintritt, erblickt Verfasser den Grund der negativen Resultate von Koch, der ausdrücklich angiebt, auf der Kartoffelfläche kein Wachsthum er- halten zu haben. Das Verfahren ist folgendes: Man schneidet mit einem sil- bernen Messer die Kartoffel in Stücke und verbringt letztere, ohne vorhergängige Sterilisirung, in Proberöhren, welche ein paar Centi- meter über dem unteren Ende eine Verengerung besitzen, um das Herabgleiten des Kartoffelstückes bis auf den Boden zu verhindern (entsprechend den von Roux kürzlich zur Kartoffelkultur ange- gebenen Röhren) !). Die so beschickten Röhren werden im Dampf- kessel während 25—30 Minuten bei 115° sterilisirt und dann für einige Stunden im Brütkasten bei 30° belassen behufs Ablaufens des Niederschlagswassers von den Kartoffelstücken. Die Oberfläche der Kartoffelstücke wird nun besät entweder mit Reinkultur von Tuberkelbacillen oder mit tuberculösem Ge- webe. Die Aussaat geschieht durch Einreiben des Kulturmateriales in die Kartoffelfläche mittels Platinspatel. Tuberkelknoten kann man auch vorher, z. B. mittels sterilisirten Glasstabes an der Innen- wand einer sterilisirten Glasröhre zerquetschen und so zur Aus- 1) Siehe Referat in No. 4 dieses Bandes S. 116. Untersuchungsmethoden, Instrumente ete. 341 saat bringen. Nach geschehener Aussaat werden die Kartoffel- röhren oben durch Ausziehen an der Gaslampe luftdicht verschlossen und bei 39° aufbewahrt. Geht man von Glycerin-Agarkulturen aus, so ist in den ersten 10 Tagen von der gemachten Aussaat nichts zu bemerken. Am 12. Tage aber zeigen sich grauliche, etwas trocknere Partieen auf der Kartoffelfläche, am 20. Tage wird die Kultur ganz charak- teristisch: die besäte Oberfläche ist trocken, weisslich, glatt und lässt sich leicht von der Unterlage mit dem Spatel ablösen. Nach einem Monat sind die Kulturen noch reichlicher entwickelt. Wei- tere Uebertragung auf Kartoffel ist ebenfalls von positivem Erfolg begleitet. Wesentlich gleichartige Kulturen erhielt Verf. ausgehend von tuberculösem Knochenmark von Kaninchen. Verf. hatte gelegentlich anderer Untersuchungen in das Knochenmark des Kaninchenfemur Tuberkelbacillen von Glycerinagar-Kultur injicirt. In 6 Wochen erlagen die Thiere an allgemeiner Tuberculose. Das Knochenmark wurde in der oben beschriebenen Weise auf Kartoffeln ausgesät und lieferte nach zwei Wochen vollkommen charakteristische Kul- turen, während gleichzeitige Kulturen auf Serum steril geblieben waren. Auch von diesen Kartoffelkulturen der Tuberkelbacillen wurden wiederholte Uebertragungen auf Kartoffeln mit positivem Erfolg gemacht. Nebenbei erwähnt Verf. auch einiger Versuche mit Zusatz von Glycerin zur Kartoffel (Benetzung der Oberfläche mit 5proc. Glycerinlösung). Die Entwicklung der Tuberkelbacillen war hier eine etwas raschere, sonst übereinstimmend. Die chemische Reaction der Kartoffelstücke, auf denen man Tuberkelbacillen kultivirt, und jene des am Grunde der Röhren an- gesammelten Wassers ist schwach alkalisch. Mikroskopisch zeigen sich die auf Kartoffeln kultivirten Tu- berkelbacillen am 8.—12. Tag homogen, ohne Sporen, nach Ehrlich leicht färbbar und viel breiter, als die auf Serum kultivirten Ba- cillen. Später sieht man neben regelmässigen Stäbchen viele längere und breitere, mit sehr deutlichen Sporen, welche sich als schwach ovale, helle, nicht gefärbte Gebilde darstellen. Leicht überzeugt man sich davon, dass dies wirkliche Sporen sind, nicht „Granu- lationen“. (?) In manchen Bacillen findet man bis zu 4 Sporen. Diese sporentragenden Bacillen sind selten. In alten Kulturen (6 Wochen) bemerkt man auch Gebilde, die Verf. für junge Keim- linge von Sporen hält. Versuche mit intravenöser Injection der auf Kartoffeln kulti- virten Tuberkelbacillen bei Kaninchen ergaben nach 18 Tagen Tod an allgemeiner Tuberculose, aber ohne Entwickelung makroskopisch sichtbarer Tuberkel, genau wie dies für die intravenöse Injection der auf Glycerinagar "kultivirten Tuberkelbacillen durch Nocard, Roux und a A nachgewiesen ist. Buchner (München). 342 Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Wooldridge, L. C., Versuche über Schutzimpfung auf chemischem Wege. (Archiv für Anatomie und Physiologie. Physiologische Abtheilung. Bd. III. 1888. S. 527.) Bereits im vorigen Jahre hatte Verf., noch vor den ahalogen Arbeiten der französischen Forscher, ein Verfahren publieirt, um Kaninchen durch intravenöse Einspritzung der Zersetzungsstoffe von Milzbrandbakterien, nach Tödtung der darin befindlichen Keime, gegen Impfung mit virulentem Material zu immunisiren !). Die gegenwärtige Mittheilung bedeutet einen neuen, höchst bemerkens- werthen Fortschritt auf diesem Gebiete, da es sich jetzt nicht mehr um die Zersetzungsstoffe von Milzbrandbacillen, sondern lediglich um eine dem thierischen Körper entnommene che- mische Substanz handelt, durch deren Einspritzung, ohne jede vorgängige Veränderung durch Bakterienwachsthum, Immunität gegen Milzbrand erzeugt worden ist. Allerdings ist die Zahl der Ver- suche noch eine geringe, die Mittheilung soll nur als eine vor- läufige gelten. Verf. giebt zunächst eine kurze Uebersicht seiner vorgängigen, hierher bezüglichen Versuche: 1) Wirkung des Gewebsfibrinogen auf das Blut. Jedes wässrige Extract frischer Gewebe (am besten Thymus oder Testis) kann als eine Lösung von Gewebsfibrinogen betrachtet wer- den. Zur Reinigung der Rohlösung fällt man mit etwas Salzsäure, wäscht den Niederschlag und löst ihn in sehr verdünntem Alkali (Natronhydrat oder Soda). Die Infusion dieser gereinigten, schwach alkalischen Lösung in die Vene eines Kaninchens bringt eine totale Thrombosirung des gesammten Gefässgebietes hervor. Beim Hunde dagegen treten Thrombosen nur an gewissen bevorzugten Orten auf, insbesondere im Gebiet der Vena portae. Die Hunde er- holen sich daher meistens von diesem Eingriff und sind nun für einige Zeit immun gegen erneute Infusion von Gewebsfibrinogen. Das Blut ist in einen Zustand von Ungerinnbarkeit versetzt, den es auch ausserhalb des Körpers aufweist. Dieser Zustand kann einige Tage andauern. Zwei mitgetheilte Versuchsprotokolle illustriren diese Beobachtungen. 2) Verwendung gekochten Gewebsfibrinogens als Kulturflüssigkeit. Versuche mit Anthrax. Die Lösung des Gewebsfibrinogens wird behufs Aussaat von Milzbrandbacillen vorher gekocht, wobei Aenderungen ihrer chemischen Beschaffen- heit wie ihrer physiologischen Wirksamkeit eintreten. Die gekochte Lösung hat die Fähigkeit verloren, innerhalb des kreisenden Blutes Gerinnung zu erzeugen, dagegen bleibt ihre Wirksamkeit auf extra- ar Plasma erhalten. Ausserdem wird beim Kochen ein ı) S, Referat hierüber in Nr. 3 dieses Bandes. $. 88. BIT Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. 345 Theil des Gewebsfibrinogens coagulirt, und dieses Coagulum besitzt die Fähigkeit, in Peptonplasma Gerinnung einzuleiten. In Bezug auf die Menge und Beschaffenheit des Coagulums verhalten sich verschiedene Lösungen durchaus nicht gleichartig; ebensowenig sind dieselben in gleicher Weise geeignet, bei Aussaat von Milz- brandbacillen zur Bildung immunisirender Stoffe zu dienen. Die hierüber gemachten Detailangaben müssen im Original eingesehen werden. Die beste Methode, Immunisirung durch gelöste Zersetzungs- stoffe von Milzbrandbacillen zu erzeugen, ist nach Verf. folgende: Man kocht den wässrigen Organauszug der Thymus, oder die sehr schwach alkalische Lösung des Essigsäureniederschlags, verdünnt mit Wasser und filtrirt durch Leinen. Hierauf wird Anthrax aus- gesät und die Kultur zwei bis drei Tage im Brütkasten gelassen. Nun wird ohne vorheriges Filtriren gekocht, um die Bacillen zu tödten. Zeigt hierbei die Flüssigkeit Neigung, fest zu gerinnen, so muss Alkali zugesetzt werden. Nach dem Kochen wird abermals durch Leinen filtrirt. Damit ist die Flüssigkeit zur Schutzimpfung fertig. Mit derartig zubereiteten Flüssigkeiten hat Verf. in einer Versuchsreihe von neun Kaninchen acht gegen Milzbrand geschützt. Die schützende Wirkung dauert sehr lange, bei einem Thiere konnte - dieselbe noch nach 15 Monaten nachgewiesen werden. Zur Erläuterung wurden 2 Versuche näher mitgetheilt, aus denen hervorgeht, dass den Kaninchen je 25—40 ccm der sterilen Kulturflüssigkeit in die Jugularvene injieirt, und gleichzeitig eine subeutane Impfung mit virulentem Milzbrandstotf vorgenommen wurde. Die so behandelten Thiere blieben am Leben, während subcutane Injection der Fibrinogenlösung nicht schützt. (Nach den gemachten Angaben scheint Verf. stets gleichzeitig mit der Infusion der Fibrinogenlösung subcutan, zur Controle des Resul- tats, mit Milzbrand zu impfen. In diesem Falle ist zwar die mo- mentane Schutzwirkung der Infusion zweifellos, aber für die noch bleibende dauernde Immunisirung muss auch die, unter diesen Um- ständen vielleicht nur abgeschwächte Wirkung der Milzbrandim- pfung in Rechnung gebracht werden, deren Schutzkraft etwa der- jenigen einer Impfung mit abzeschwächten Bakterien entsprechen kann. Ref.) 3) Veränderungen des Gewebsfibrinogens durch Kochen. Schutzimpfung ohne Anthrax. Die schützende Wirkung der Fibrinogenlösungen ist durchaus nicht proportional der Vermehrung der Pilze. Im Gegentheil sind diejenigen Kulturen, in welchen die Pilze am üppigsten gedeihen, oft ganz wirkungs- los. Dies und der weitere Umstand, dass eine gewisse in der Flüssigkeit restirende Menge des Fibrinogens behufs Erzielung eines Schutzes sich als nothwendig erwies, brachten Verf. auf die Ver- muthung, es könnten die Pilze ihre Wirkung dadurch entfalten, dass sie das vorhandene Proteid in einer gewissen Weise modificiren. Eine Veränderung der Lösung des Gewebsfibrinogens durch die Milzbrandbacillen tritt thatsächlich ein, die Lösung wird gegen das Kochen wieder empfindlich, d. h. es "entsteht wieder theilweise 344 Entwieklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Coagulation. Bei der ausserordentlich labilen Beschaffenheit dieser Proteide schien die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dieselbe Mo- dification, d. h. leicht fällbares Fibrinogen auch ohne Anthrax zu erhalten. Dies gelang durch Kochen von Fibrinogenlösung bei möglichst geringem Zusatz von Alkali, wodurch dieselbe in einem hitzeempfindlichen Zustand sich befindet; man darf aber nicht so fest coaguliren lassen, dass ein fibrinogenfreies Filtrat entsteht. Verf. sagt: „die Vorschrift muss so unbestimmt gehalten sein, weil die wässrigen Extracte selbst schon nicht als einheitlich angesehen werden können. So lange es nicht gelingt, die wirksamen Proteide zu isoliren, wird man in jedem Falle etwas anders verfahren müssen und man wird auch nicht erwarten können, dass die Resultate ganz Sichere sein werden.“ In den ersten Versuchen, welche nun Verf. mit der so be- reiteten Fibrinogenlösung, ohne vorherige Milzbrandaussaat, anstellte, waren die Thiere zwar nicht immun geworden, erlagen aber dem Impfmilzbrand später als gewöhnlich. Die Incubationsdauer dehnte sich unter Umständen auf eine Woche aus. In zwei Fällen gelang es aber dann, Kaninchen gegen Impfmilzbrand vollständig immun zu machen durch Injection von gekochtem Gewebsfibrinogen, in dem kein Anthrax ausgesät worden war. Das Fibrinogen ist hier- bei in ziemlich stark coagulirtem Zustand injieirt worden, d. h. das durch Kochen erhaltene Coagulum wurde durch Leinwand gedrückt, so dass die colirte und zur Injection verwendete Flüssigkeit zahl- reiche Theilchen des geronnenen Fibrinogen suspendirt enthielt. Buchner (München). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Leopold, Weiterer Beitrag zur Verhütung des Kind- bettfiebers. (Deutsche medicinische Wochenschrift. 1888. No. 20.) Eine statistische Zusammenstellung der während der letzten Jahre in der königlichen Frauenklinik zu Dresden vorgekommenen Todesfälle in Folge von puerperalen Infectionsprocessen weist be- sonders für das Jahr 1887 ein sehr günstiges Verhältniss auf. Die Mortalität in Folge von Infectionen, welche in der Anstalt selbst erfolgt waren, betrug im Jahre 1884:0,3°/,, im Jahre 1885:0,14°/,, im Jahre. 1886:0,14°/, und endlich im Jahre 1887 :0,07 °/,- Leopold schreibt den Umstand, dass in der letzten Zeit eine Infection von grösseren Reihen nach einander Entbundener nicht vorgekommen ist, einer systematischen Arbeitseintheilung und der von ihm seit einiger Zeit eingeführten Desinfectionsordnung zu. Das erstgenannte Moment umfasst die Trennung der Geburts- hilfe von der Gynäkologie, der geburtshilflich normalen Fälle von Israel, Bemerkungen zu Dr. R. Neuhauss. 345 allen zweifelhaften oder sicher inficirten, der Beschäftigung mit mikroskopischen oder Präparatuntersuchungen von jeder geburts- hiltlichen Thätigkeit und besonders die strenge Trennung des Dienstes auf dem Gebärsaale von dem auf der Wöchnerinnenstation. Der von verschiedenen Seiten in neuerer Zeit wieder geltend gemachten Hypothese der Möglichkeit einer Selbstinfection schliesst sich Leopold bis jetzt gewiss mit Recht nicht an. Es fehlt in der That auch bisher an positiven Gründen für die Annahme dieser Anschauung und es liegt gewiss auch in der Mittheilung Leopold’s eher ein Beweggrund gegen die Berechtigung dieser Lehre von der Selbstinfection, welche, wie der Verfasser treffend bemerkt, falls sie eine grössere Verbreitung finden würde, für die Fern- haltung der Infection einen Rückschritt erwarten liesse. Dittrich (Prag). Bemerkungen zu Dr. R. Neuhauss: „Die Entwicklung der Mikrophotographie in den letzten zwei Jahren mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die ‚Lehre von den Mikroorganismen.“ Von Privatdocent Dr. 0. Israel, l. anatom. Assistenten am pathologischen Institut zu Berlin. Im „Schluss“ seines Berichtes (No. 4. Bd. IV dieser Zeitschrift) erwähnt Herr Neuhauss meine Abhandlung ‚Ueber Mikrophoto- graphie mit starken. Objectivsystemen“ (Virch. Arch. Bd. CVI. 1886). Er hält sich zu einem kurz absprechenden Urtheil berechtigt, das er, ohne eine sachliche Begründung, in die Worte zusammenfasst: „die der Abhandlung beigegebenen Lichtdrucke beweisen, dass der einge- schlagene Weg zu befriedigenden Ergebnissen nicht führt.“ Diejenigen, welche sich mit der in jener Arbeit von mir ge- übten, bis jetzt noch wenig kultivirten Seite der Mikrophotographie persönlich beschäftigt haben, werden durch Herrn N.’s Urtheil schwer- lich irritirt werden; wenn ich trotzdem eine Klarstellung unternehme, so geschieht es, weil unter den zahlreichen Lesern dieser Zeitschrift die nicht direct Interessirten sonst vielleicht der Vorstellung Raum geben könnten, dass auch ich zu denen gehöre, welche nach Herrn N.s Ausdrucksweise „in ihren Mussestunden Mikroskop und licht- empfindliche Platte misshandeln.“ Ich wünsche nicht, dass meine wissenschaftliche Thätigkeit aus diesem Gesichtspunkte erörtert wird; deshalb verwahre ich mich zu- nächst dagegen, dass jene Abbildungen, auf welche Herr N. hinweist, ohne Weiteres als Beweise für die Leistungsfähigkeit des Verfahrens herangezogen werden. Zwei von den sechs Beispielen habe ich aus- drücklich als Illustrationen möglicher Fehler bezeichnet, die bei der 346 Neuhauss, Entgegnung auf Dr. Israel’s „Bemerkungen“. Besonderheit der abzubildenden Objecte noch anderen Quellen ent- stammen können, als den bei der Aufnahme gefärbter Objeete zur Geltung kommenden. Wenn ferner Herr N. bei anderen Publieationen die Schwierig- keiten der Vervielfältigung in Betracht zieht, so hätte er auch hier sich sagen können, dass, wenn ihn meine Ergebnisse nicht befriedigten, dies vielleicht auf den ihm vorliegenden Abdruck zurückgeführt wer- den müsse, um so mehr, als die andere, ihm als Mitarbeiter der be- treffenden Zeitschrift wohl bekannt gewordene Kritik, welche ein längst bewährter Mikroskopiker, Herr Prof. Baumgarten in Königs- berg, an demselben Object bereits früher übte, gerade das Gegen- theil ausspricht: „Die Abbildungen geben der Leistungsfähigkeit der Methode rühmliches Zeugniss.. Zum Belege dafür, dass auch feinere Structuren anderer frischer Objeete als Mikroorganismen durch das mikrophotographische Verfahren des Autors gut zur Anschauung ge- bracht werden können, ist das Bild eines in Kochsalzlösung zer- zupften quergestreiften menschlichen Muskels hinzugefügt“. (Zeit- schrift f. wissenschafti. Mikroskopie etc. Bd. III. 1886. 8. 532 £.) Da die photographische Abbildung frischer Objecte von grossem Interesse für die verschiedenartigsten mikroskopischen Studien ist, so werde ich eine Reihe von Diapositiven, welche meine Versuche ver- anschaulichen, während der Naturforscher-Versammlung in Köln zur Ausstellung bringen; es würde mich freuen, wenn N. einen Weg an- geben wollte, dessen Ergebnisse mehr befriedigen, — die grossen technischen Fortschritte der letzten zwei Jahre würden ihm dabei zu Statten kommen. Berlin, 29. Juli 1888. Entgegnung auf Dr. Israel’s „Bemerkungen“, Von Dr. RB. Neuhauss. Obgleich es wegen der grossen Zahl der möglichen Fehlerquellen ungemein schwierig ist, bei einem mangelhaften Photogramm die Ur- sachen des Misslingens jedes Mal mit Sicherheit herauszufinden, so will ich doch nicht unterlassen, auf zwei Dinge hinzuweisen, die zweifel- los mit dazu beitrugen, dass der von Dr. Israel eingeschlagene Weg zu befriedigenden Resultaten nicht führte: Dr. Israel muss bei seinem Ver- fahren ungewöhnlich lange („15 Minuten bis mehrere Stunden“!) expo- niren. Je länger nun die Exposition, um so grösser die Gefahr des Verderbens der Aufnahme, theils durch die (besonders in einer Gross- stadt) niemals ganz zu vermeidenden Erschütterungen, theils durch den Umstand, dass sich, vorzüglich bei Anwendung starker Objective, die Einstellung mit der Zeit häufig spontan ändert. Ferner entwirft Dr. Israel das aufzunehmende Object mit Hilfe des Objectivs direct auf die lichtempfindliche Scheibe. Nun berechnet 1) Virchow’s Archiv. Band CVI. 8. 512. 60. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden. 347 aber der Optiker seine Objective nur für eine bestimmte Tubuslänge, ‚in der Regel für eine solche von 160 oder 250 Millimetern. Dann müssen die Strahlen entweder durch ein Projections-Ocular oder durch eine achromatische Concavlinse von Neuem gesammelt werden. Dass . man mit ÖObjectiven, die nicht speciell für photographische Zwecke gearbeitet sind (beispielsweise mit Hartnack No. VII, dasDr. Israel bei einer der vorliegenden Photogramme anwandte), bei directer Pro- jection befriedigende Bilder nicht erhält, erwähnt schon Geheimrath _ Koch in seiner vor 11 Jahren veröffentlichten Arbeit, in welcher er unter Beifügung trefflicher Photogramme zuerst auf den hohen Werth der photographischen alte rarekng lebender und ungefärbter Mikro- organismen hinweist ). Dr. Israel giebt, um die Vorzüge seines Verfahrens recht deut- lich zu demonstriren, seiner Abhandlung eine Reihe von Lichtdrucken bei, und nun verwahrt er sich dagegen, dass jene Abbildungen als Beweise für die Leistungsfähigkeit des Verfahrens herangezogen werden! Wenn auch zwei von den sechs Photogrammen als Illustration möglicher Fehler dienen sollen, welchen Zwecken dienen denn die übrigen vier? Die Mangelhaftigkeit der Photogramme lediglich durch die Un- vollkommenheit des mir vorliegenden Abdruckes zu erklären, bin ich leider ausser Stande, da es mir schwer wird zu glauben, dass Dr. Israel, als er mir einen Separatabdruck seiner Abhandlung über- sandte, für mich ein besonders mangelhaftes Exemplar ausgesucht haben sollte. Durch das im vorliegenden Falle von der Lichtdruckanstalt (Frisch in Berlin) angewandte Verfahren werden alle Einzelheiten des Negativs im Bilde correet wiedergegeben. Es bedarf wohl keines Wortes darüber, dass. sich meine Kritik nur auf die in jener Arbeit publieirten Photogramme bezieht, und nicht auf Bilder, welche Dr. Israel, unter Benutzung der grossen technischen Fortschritte der letzten zwei Jahre, nachträglich anfertigte, und die er später zur Ausstellung bringen will. Berichte über. Congresse. 60. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden, vom 18. bis 24. September 1887. (Fortsetzung.) Fleisch als fester Nährboden für Mikroorganismen sei in vielen Beziehungen vortheilhafter als die zu gleichem Zwecke bisher an- gewandte Kartofiel. Auf Fleisch wachsen die Bakterien weit üppiger als auf irgend einem anderen Nährboden. Auf Fleisch gezüchtete . Bakterienkolonieen seien daher zu Demonstrationen besonders ge- eignet, Auf Fleisch gezüchtete Bakterien zeigen manche Entwick- 1) Cohn, Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. II. 1877. p. 412, 348 60. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden, lungs- und Wachsthumsformen, die man bei den gleichen Bakte- rien auf anderen Nährböden nicht beobachtet. So sehe man z. B. in Cholerakulturen auf Fleisch die von Hueppe als Sporen der Choleraspirochaete beschriebenen Kügelchen weit besser, als auf irgend einem anderen Nährboden. Ferner eigne sich die Kultur von Bakterien auf Fleisch als festem Nährboden wahrscheinlich ganz ausgezeichnet zum Studium der Stoffwechselprodukte der Bakterien. Um in dieser Beziehung nur eins hervorzuheben, macht der Vortragende auf die Bildung von Tyrosinkrystallen aufmerk- sam, die in Fleischkulturen weniger — aber nicht aller — Bak- terien sich entwickelten; ferner auf das eigenthümliche Erweichen des Fleisches durch einige Bakterienkolonieen (z. B. Cholera) und auf das Hartwerden desselben durch andere Bakterienkolonieen (z. B. Favus). Bei der vom Vortragenden befolgten Methode der Sterilisation des Fleisches tritt eine Verunreinigung der Fleischkulturen nicht häufiger, eher seltener, als bei Kartoffelkulturen ein. 3. Herr Professor Dr. Pöhl, St. Petersburg: Die chemischen Eigenschaften des Wassers und die Beziehungen derselben zur Lebensthätigkeit der Mikroorga- nismen. | Entgegen der herrschenden Ansicht steht die Lebenstliätigkeit der Mikroorganismen im directen Zusammenhang mit dem che- mischen Charakter des Wassers, dieses folgert Redner: 1) aus der quantitativ verschieden verlaufenden Vermehrung der Wasserbakterien in Wässern von verschiedener chemischer Zu- sammensetzung bei Einhaltung gleicher Versuchsbedingungen ohne Berücksichtigung der Bakterienarten ; 2) aus dem quantitativ und qualitativ verschiedenen Vermeh- rungsgang der Bakterien bei Beimpfung sterilisirter Wässer ver- schiedenen chemischen Charakters mit gleichen Mengen derselben Bakterien; 3) aus dem Zusammenfallen bestimmter chemischer Momente mit einem bestimmten Charakter des Vermehrungsganges. So z. B. verringert der Gehalt an doppelt kohlensauren Erden im Wasser wesentlich die Lebensthätigkeit der Mikroorganismen im Wasser und der Gehalt an leicht oxydablen organischen Sub- stanzen befördert die Lebensthätigkeit der Bakterien. Redner kommt auf die Bedeutung dieser Erscheinungen bei der centralen Sandfiltration. Es erweist sich, dass weiches Wasser zur Sandfiltration meist nicht geeignet ist und in bakteriologischer Hinsicht durch die Sandfiltration verunreinigt wird. Herr Apotheker Wollmar, Dresden: Ueber rationelle Des- infection von Aborts-Anlagen. (Mit Demonstrationen.) Redner giebt, ausgehend von den natürlichen Vorgängen bei der Magen- und Darmverdauung, eine wissenschaftliche Begründung der von ihm an der Hand 1ljähriger praktischer Erfahrung ver- tretenen Desinfectionsmethode für Aborte und weist nach, dass che- 60. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden. 349 misch und physiologisch keinerlei wirklicher Erfolg mit Desinfec- tionsmitteln zu erzielen sein wird, so lange nicht eine gesetzmässige Regelung der Desinfectionsarbeit eingeführt werde. Als Beweis, wie wenig den hygienischen Anforderungen entsprechend der Aetz- kalk in Abortgruben. wirke, mischt Wollmar ein Stückchen Handkäse (fettsaures Ammoniak enthaltend) mit Aetzkalk, wodurch starke Ammoniakentwickelung eintrat. Ferner beweist Wollmar an einem völlig in Eisenhydroxyd übergegangenen Birkenstamme die verwesende Kraft des Eisenhydroxyds, die auch bei Desinfec- tion von Abtrittsröhren mit Eisensalzen zur Geltung kommt. Endlich zeigt Wollmar seine Ausstellungsobjecte vor: Harn mit seinem Fabrikate conservirt, verschiedene Closetwässer, nach seiner wissen- schaftlich begründeten Methode mit Chlorverbindungen des Eisens sereinigt. Eine 14 Monate aufbewahrte Probe von Closetwasser aus dem Königlichen Polytechnicum in Dresden war völlig klar und ge- ruchlos. 24. Section für medicinische Geographie, Klimato- logie und Tropen-Hygiene. Sitzung am Mittwoch, den 21. September, 11 Uhr Vormittags. Vorsitzender: Dr. med. Wibel. 2. Herr Sanitätsrath Dr. Lender, Berlin: Zur dynamischen Prophylaxe der Malaria. Die prophylaktisch bisher angewandten Mittel: Chinin, salicyl- saures und benzoösaures Natron, Arsenik, versagten, weil sie ein zu hohes Moleculargewicht (das des Chinins ist 324) und Atomge- wicht (das des Arseniks ist 75) haben. Jean Baptiste Dumas erkannte 1834, dass „Chlor die merkwürdige Kraft besitze, das Wasserstofigas Atom für Atom zu verdrängen und zu ersetzen“. Mit der Erkenntniss, dass der Wasserstoff von dem Chlor aus Ver- bindungen herausgestossen wird, weil Chlor ein 35,5mal höheres Atomgewicht hat, als der Wasserstoff, war der erste Schritt ge- than, um das grosse Gesetz der Substitutionen zu finden. Gemäss dem Gesetze der Substitutionen können ganz allgemein Atome leichten Gewichtes durch Atome höheren Gewichtes verdrängt wer- den. Weil unser Organismus aus Stoffen sehr geringen Atomge- wichtes (Wasserstoff 1, Kohlenstoff 12, Stickstoff 14, Sauerstoff 16, Phosphor 31, Schwefel 32, Calcium 40) besteht, dürfen Stoffe hohen Atom- und (wenn sie nicht zersetzt werden, wie das Chinin) Mole- culargewichtes nur in möglichst kleinen Gaben möglichst kurze Zeit genommen werden, wenn sie nicht schliesslich ätzend auf die lebendigen Gewebe einwirken sollen. Die ätzende Wirkung des Eisens, des Quecksilbers auf die Zähne ist eine Substitutions- wirkung; dass Kalisalze im Vergleich zu den Natronsalzen Gifte sind, erklärt sich zum Theil daraus, dass das Atomgewicht des Kalium 39, das des Natrium 23 ist, ebenso ist Blei (207) bekannt- lich giftiger als Zink (65,2). Der hohe Gehalt unserer Gewebe an gebundenem Wasserstoff (1), der 6—7 Gewichtsprocent im Ei- weissmolecül beträgt, niuss sie um so verletzbarer machen, je mehr 350 Lu | Neue Litteratur. sie durch Krankheiten, Strapazen geschwächt sind. Das Gesetz der Substitution beherrscht den Chemismus auch des thierischen Lebens genau in dem Maasse, als die Lebensenergie, die vitale Kraft des lebendigen Eiweissmolecüles abgenommen hat. In der Prophylaxe der Malaria würde sich unter den festen Körpern am meisten Bor empfehlen, weil sein Atomgewicht 11 ist; allein es gilt nicht blos zu desinfieiren, sondern den Zellen gleichzeitig Kraft zuzuführen, und eine Kraftzufuhr ist nur durch Gase möglich, welche von den Zellen assimilirt werden, zu ihrer Gewichtszunahme beitragen, vor Allem elektrische Ladungseinheiten enthalten. (Fortsetzung folgt). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Günther, C., Die wichtigsten Vorkommnisse des Jahres 1887 auf dem Gebiete der Bakteriologie. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 32, 33. p. 658—660, 675—677.) [Fortsetz. folgt.] Morphologie und Systematik. Hansgirg, A., Beiträge zur Kenntniss der Kellerbakterien nebst Bemerkungen zur Systematik der Spaltpilze (Bacteria). (Oesterreich. botan. Zeitschr. 1888. No. 7, 8. p. 227—230, 263—267.) Biologie. ' (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Colpi, &. B., Il bacillo e la fermentazione dell’ jequirity. (Morgagni. 1888. No. 8. p. 465— 474.) Vaughan, V. C., and Novy, F. @., Ptomaines and leucomaines or the putre- ee and physiological alkaloids. VIII, 316p. Philadelphia (Lea Brothers & Co.) 1888. 1,75 $. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. Ernst, M., Zur Phagocytenlehre. Eine orientirende Studie. (Wien. medic. Blät- ter. 1888. No. 33, 34. p. 1031—1033, 1060 — 1062.) Ferguson, E. D., The relation of the animal alkaloids to disease. (New York Med. Journ. 1888. Vol. HI. No. 5. p. 113—117.) Sahli, H., Ueber den modernen Stand der Immunitätsfrage. (Korrespdzbl. f. Schweizer Aerzte. 1888. No. 16. p. 4839—497.) 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Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahre. 1888. ID IV. Band. No. 12. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. : -—3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die Redaction des „Centralblattis für Bakterıo- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbacillen. Von s Dr. H. Buchner ın München. Mit 1 lithographischen Tafel. Seit Gaffky’s Untersuchungen über den Typhusbacillus wird die Existenz von echten, endogenen Sporen bei dieser Bakterienart allgemein angenommen. Schon die ersten Bemühungen, diese Ge- bilde zu Gesicht zu bekommen, vor mehreren Jahren, hatten mir indess lebhafte Zweifel an der Berechtigung der Bezeichnung als Sporen erweckt, denen ich seinerzeit auch Ausdruck verliehen habe, 23 354 “2 Buchner, Neuere Untersuchungen nun, an verschiedenem Material aus ver- schiedener Bezugsquelle und unter den verschiedensten Bedingungen, führen mich zu der sicheren Ueberzeugung, dass diesen Körnern, die unter bestimmten Verhältnissen in den Typhusbacillen auf- treten, der Charakter als Dauersporen weder in morphologischer noch in physiologischer Hinsicht zuerkannt werden kann. Hiermit fallen alle die Schlussfolgerungen hinweg, welche aus der ange- nommenen Existenz von Sporen für die Verbreitungsweise des Typhus gezogen worden sind. Gerade in dieser Beziehung, nicht nur in rein bakteriologischer, ist deshalb die endgültige Entschei- dung der Frage von Bedeutung. Von Gaffky wurde die Erscheinung der vermeintlichen Sporen- bildung in der Weise dargestellt), dass auf besäten, bei ca. 37° gehaltenen Kartoffeln regelmässig am 3. oder 4. Tage in den Typhus- bacillen sich stark glänzende, runde Körperchen bilden, welche die ganze Breite der Bacillen einnehmen und regelmässig endständig sind. In je einem Stäbchen fand sich stets nur an dem einen Ende ein solches gut entwickeltes Körnchen, am entgegengesetzten Ende höchstens eine Andeutung von einem solchen. Wie sich diese Körner bei der Färbung am Deckglas verhielten, wird nicht direct gesagt, es erhellt dies aber aus folgender Angabe:. „Nach längerem Stehen der Kultur finden sich neben den sporentragenden Baeillen auch freie, runde Sporen, welche sich als solche durch ihre gleichmässige Grösse und ihr starkes Lichtbrechungsvermögen, so- wie ihr Unvermögen, Anilinfarbstoffe aufzunehmen, charakterisiren.“ Gaffky vindicirte somit den von ihm aufgefun- denen Sporen der Typhusbacillen die nämliche Resistenzfähigkeit gegen Farbstoffe, wie sie beispielsweise den Milzbrandsporen eigen- thümlich ist. Wir werden sehen, dass hierin ein fundamentaler Irrthum vorliegt. Von weiteren Angaben Gaffky’s ist noch zu erwähnen, dass die Temperatur von 30—40° der Sporenbildung am günstigsten schien. Unter diesen Bedingungen wurde auch in Fleischpepton- gelatine und in erstarrtem Blutserum Sporenbildung beobachtet, während bei Zimmertemperatur auf Gelatine solche niemals ein- trat. Endlich findet sich die Angabe, dass in Blutserum gezüchtete Sporen, in dünnen Schichten eingetrocknet, selbst nach einem Zeit- raum von mehr als drei Monaten bei der Aussaat in Fleisch- wasserpeptongelatine auskeimten und dieselben Kulturen beweg- licher Bacillen ergaben, wie sie aus der Milz von Typhusleichen gewonnen waren. Ein Controlversuch mit sporenfreien Bacillen findet sich nicht verzeichnet. Derselbe würde ergeben haben, dass auch die sporenfreien Bacillen der Austrocknung unter sonst gleichen Umständen ebensolange Widerstand leisten können. Im Gegen- theil fand ich bei verschiedenen bezüglichen Versuchen die sporen- d. h. körnerhaltigen Bacillen stets weniger widerstandsfähig als die sporen- resp. körnerfreien. 1) Gaffky, Zur Aetiologie des Abdominaltyphus. (Mittheilungen aus dem Kais. Gesundheitsamte. Bd. II. 1884. $. 389.) (entralti.f Bact.u.Furasitenk. BAM E Taf U Buchner: del. Verl.v.Gusta® Fischer i.JJena Lith. Anst.v. A:Giltsch Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbaeillen. 355 Zunächst muss nun, um Klarheit in die Sachlage zu bringen, der schon erwähnte Grundirrthum Gaffky’s aufgeklärt werden, welcher darin besteht, die farblosen Lücken der gefärbten Bacillen identisch zu setzen mit den glänzenden Körnern der ungefärbten Bacillen im frischen Präparat. (Die Körner zeigt Fig. a, die farblosen Lücken Fig. c der beifolgenden Tafel) Dass dies die Meinung Gaffky’s war, erhellt auch aus folgendem Satze!): „In mehreren der von mir untersuchten Fälle hatten die in den inneren Organen gefundenen Bacillen unzweifelhafte Sporen, welche sich als runde, ungefärbt bleibende und die ganze Breite der Bacillen einnehmende Partieen markirten.“ Gaffky schloss somit aus dem Vorhandensein runder, ungefärbt bleibender Partieen im gefärbten Stäbchen auf das Vorhandensein der glänzenden Körner im frischen Präparat, auch wenn, wie hier, das frische Präparat gar nicht unter- sucht wurde. Dieser Schluss ist irrig, denn Lücken und Körner sind etwas total verschiedenes, letztere bestehen, wie ich im folgen- den zeigen werde, aus verdichtetem Plasma, die farblosen Lücken aber sind wirkliche Lücken im Plasma, entstanden durch theil- weise Retraction des Plasmaschlauchs der Bakterienzelle. Aller- dings ist der Irrthum in diesem Falle sehr entschuldbar; denn es ist in der That sehr bestechend, an der nämlichen Stelle, an wel- cher im frischen Präparat bei vielen Stäbchen das glänzende Korn erscheint, also endständig, in dem gefärbten Präparat, wiederum endständig, farblose Lücken wahrzunehmen. Und doch existirt re der mindeste Zweifel, dass beide Dinge etwas verschiedenes sind. Wir müssen daher im folgenden die glänzenden Körner im frischen Präparat und die farblosen Lücken im gefärbten Präparat vollkommen auseinander halten. Nur den ersteren könnte mög- licherweise die Bedeutung von Sporen zukommen. Wir wollen uns daher zunächst mit ihnen beschäftigen. Die erste Frage ist: Unter welchen Bedingungen bilden sich in den Typhus- bacillen diese glänzenden, rundlichen Körner, die wir wegen ihrer regelmässig endständigen Lage kurz als Polkörner bezeichnen können? Das geeignetste Nährmedium hierzu ist, wie schon Gaffky angiebt, und wie ich durchaus bestätigen kann, die Oberfläche der Kartoffel bei 37°. Aber es ist nicht die Kartoffel als solche, sondern nur deren saure Reaction, was die Polkörner hervorruft. Kartoffelstücke, die vor der Sterilisirung im Wasserdampf für 10 Minuten in eine 5- oder 10procentige Sodalösung eingelegt wurden, deren Oberfläche daher alkalisch oder mindestens neutral reagirt, sind ungeeignet zu ihrer Erzeugung. Zwar die Vermeh- rung der Typhusbacillen erfolgt auf alkalischer Kartoffel sehr üppig, bei weitem reichlicher als auf unveränderter, und die Farbe der Kultur wird in Folge dessen eine ganz andere als die bekannte, für Typhusbacillen als charakteristisch geltende, sie wird intensiv gelbbraun. Aber die mikroskopischen Wuchsformen bleiben kurz, die Typhusbacillen erscheinen nicht als Langstäbchen, wie das auf 1) A. a. O. 8. 381. 23 + 356 | | Buchner, unveränderter Kartoffel die Regel ist, sondern als Kurzstäbchen und Ovalformen, wie etwa bei Kultur auf alkalischer Fleischpepton- agar im Brütkasten. Dem entsprechend zeigt sich auch keine An- deutung von Polkörnern !). Demnach ist es lediglich die Säure, welche zur Bildung der Polkörner führt, und müssen letztere als Degenerationserscheinung aufgefasst werden, in Zusammenhang mit dem Längerwerden der Wuchsformen, was auf behinderte Theilungsvorgänge hinweist, und namentlich mit den später zu besprechenden Retractionserscheinun- gen am Plasmaschlauch. Wenn man sich Kartoffelstücke von ver- schiedener Reaction herstellt und auf diesen bei 37° Typhusba- cillen zur Aussaat bringt, so verlängern sich die Wuchsformen mit zunehmender Acidität, und schliesslich erscheinen in den verlängerten Stäbchen dann mit grosser Regelmässigkeit die runden, glänzenden Polkörner. Ohne Zweifel giebt es noch verschiedene andere ‚Mittel, um diese eigenthümliche Form der Degeneration hervorzurufen. Eines davon ist mir bekannt, und das ist Entziehung des Sauerstoffs. Bei Kultivirung auf alkalischer Fleischpepton-Glycerinagar bei 37° unter Sauerstoffabschluss ercheinen schon am dritten Tage in den mässig verlängerten Stäbchen der Typhusbacillen die glänzenden Polkörner. Auch das spricht für den degenerativen Charakter des Vorgangs. Ein anderes Mittel zur Erzielung der Polkörner ist neuestens von Birch-Hirschfeld angegeben, der die interes- sante Beobachtung machte, dass Milzbrand- und Typhusbacillen, in gefärbten Nährlösungen sich vermehrend, Farbstoffe einzulagern vermögen ?). Unter bestimmten Bedingungen kommt es hier bei den letzteren zur Bildung der Polkörner, die von diesem Autor im Gaffky’schen Sinne noch als Sporen aufgefasst werden. Die beste Polkörnerbildung gab Kultur im hängenden Tropfen von mit Phloxin- roth gefärbter Gelatine bei 30-—40° C während zwei oder mehrerer Tage. Der degenerirende Einfluss dürfte hier in der Anwesenheit des Farbstoffs zu erblicken sein. Wie verhalten sich die Polkörner gegen Anilin- farben? Gaffky hatte geglaubt, dass die Polkörner die Farbe nicht aufnehmen. Gerade das Gegentheil ist der Fall: Die Pol- körner sind derjenige Theil des plasmatischen In- 1) Bemerkt sei für hierhergehörige Studien, dass die Reaction der unveränderten Kartoffel nicht immer die gleiche ist, dass die Säurequantität je nach der Sorte und, wie es scheint, auch je nach der Jahreszeit, d. h. nach dem Keimungszustand der Kartoffel gewissen Schwankungen unterliegt. Dieser Thatsache wird für gewöhnlich keine Beachtung geschenkt, und doch zeigt sich der Erfolg einer Aussaat häufig vom Grade der Acidität wesentlich mitbedingt. Eine in meinem Besitze befindliche Kul- tur eines typhusähnlichen Baeillus, der seinerzeit aus der Dejection eines Typhus- kranken isolirt wurde, zeigt auf manchen Kartoffelsorten vollständig typhusartiges Wachsthum, auf anderen aber bildet sie einen dieken, blassgelblichen Belag, wie solchen die echten Organ-Typhusbaeillen nur auf künstlich neutralisirten Kartoffeln zu Stande bringen. In diesem Falle würde also die Verwendung der einen oder anderen Kartoffelsorte auf die Frage, ob man es mit echtem Typhus zu thun habe oder nicht, entscheidend sein. 2) Birch-Hirschfeld, Ueber die Züchtung von Typhusbacillen in gefärbten Nährlösungen. (Archiv für Hygiene, Bd. VII. 1887. S. 341.) | Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbaeillen. 357 halts der Zelle, welcher den Farbstoff zuerst und am stärksten aufnimmt und am längsten bei entfärbender Einwirkung zurückhält. Hiervon kann man sich allerdings nicht durch in gewöhnlicher Weise durch Antrocknen am Deckglas her- gestellte Präparate überzeugen, sondern man muss den Process der Färbung im Werden verfolgen, man muss den Farbstoff zum frischen Präparat allmählich zufliessen lassen. Es genügt hierzu eine blosse wässrige Lösung von Gentianaviolett, von der man eine kleine Quantität dem frischen, mit sterilisirtem Wasser bereiteten Präparat von Polkörner-haltigen Typhusbacillen (aus Kartoffelkultur) vom Rande her zufliessen lässt. Man beob- achtet diejenigen Stellen des Präparates, wo die Flüssigkeit noch nicht violett gefärbt ist, aber im Begriff steht, in Folge des weiter vordringenden Farbstoffs, es allmählich zu werden. Dann zeigt sich ausnahmslos, dass zuerst die Polkörner den violetten Farbenton annehmen und bereits intensiv gefärbt erscheinen, während das übrige Stäbchen noch ganz oder beinahe farblos ist (Fig. a). Die nämliche Thatsache constatirt bereits Birch-Hirschfeld, indem er angiebt, bei schwächerem Zusatz von Farbstoff (Phloxinroth) Bacillen erhalten zu haben, in denen nur die „Sporen“ farbig hervortreten. Besonders eignet sich ferner nach dem gleichen Autor für die isolirte Sporenfärbung das Benzoäpurpurin, da in Gelatine mit diesem Farbstoff bei 38° C die Typhusbacillen üppig wuchsen, wobei aber nur die Sporen hellbraune Färbung annahmen, während die Stäbchen im übrigen ungefärbt blieben !). Aus dieser Erscheinung, die jederzeit leicht zu constatiren ist und die auch in Dauerpräparaten, unter Anwendung sehr ver- dünnter Farbstofflösungen, fixirt und demonstrirt werden kann, er- giebt sich zweierlei: Einmal bestehen die Polkörner offenbar aus einer chromophilen Substanz, also nicht etwa aus Fett, sondern aus Plasma; und dieses Plasma muss in dichterem Zustand sein als das übrige des Zellinhalts, wie theils die stärkere und raschere Farbstoffabsorption, theils das optische Verhalten im frischen Zu- stand beweist. Zweitens können diese Körner keine eigene Mem- bran besitzen; der Beweis hierfür liegt in dem raschen, unge- hemmten Eindringen des Farbstoffs. Eben darin liegt auch der morphologische Gegenbeweis gegen die Annahme, dass wir in den Polkörnern Sporen vor uns haben. Denn Sporen besitzen, soweit wir wissen, stets eine eigene Membran, welche dem Eindringen von Farbstoffen, so lange die Spore lebensfähig ist, einen grossen Widerstand entgegensetzt. Hieran seien die physiologischen Gegenbeweise gegen die Sporennatur der Polkörner sogleich angereiht. Hierher gehört hauptsächlich die mangelnde Keimfähigkeit und die Widerstands- losigkeit gegen Austrocknung. In ersterer Beziehung liegen von Gafiky keine Angaben vor; ich habe mehrfach polkörnerhaltige Typhusbacillen in frisches, gutes Nährmaterial übertragen und die weitere Entwicklung beobachtet. Anstatt dass eine Keimung der IA, a. 0:8. 350, = EN RL EEE ER % i | f 358 Morphologie und Entwicklungsgeschichte endosp. Bakterienformen. etwa vorher freigewordenen Polkörner einträte, sieht man von einem Freiwerden überhaupt nichts, und die weitere Entwicklung geht lediglich von den vegetativen Stäbchen aus, indem dieselben weiter wachsen und im Theilungsvorgang fortfahren, während die Polkörner in den Stäbchen gleichzeitig undeutlicher werden und verschwinden, offenbar in Folge von Auflösung und Mischung mit dem übrigen Plasma der Zelle. (Schluss folgt.) Koch, A., Ueber Morphologie und Entwicklungsge- schichte einiger endosporer Bakterienformen. (Bo- tanische Zeitung. 1888. No. 18—22. Mit 1 Tafel.) Der Verf. theilt, auf alle Einzelheiten eingehend, die ausführ- liche Entwicklungsgeschichte von 4 endosporen Bakterien. mit, welche er als Verunreinigung oder auf feucht gelegten, abgekochten Wur- zeln von Daucus Carota L. erhielt. Dieselben liessen sich sämmtlich in hängenden Tropfen einer einprocentigen Fleischextract- lösung kultiviren, gediehen aber nur zum Theil in grösseren Flüssig- keitsmengen. Auf festen Nährsubstraten, namentlich auch auf Nährgelatine, die schneller oder langsamer verflüssigt wird, bilden sie charakteristische Kolonieen, auf Flüssigkeiten, soweit sie über- haupt darauf gedeihen, Häute, wodurch sie sich als Aörobionten charak- terisiren. Vor der Sporenbildung schwellen bei allen die Zellen mehr oder weniger stark an und auch die Keimung erfolgt bei allen nach demselben Modus, indem nämlich das Keimstäbchen durch ein äquatoriales Loch der sich meist deutlich abhebenden Membran austritt. Nur bei Bacillus carotarum n. sp., der zuerst und am ausführlichsten beschriebenen Form, verquillt die Sporenmembran mitunter völlig vor der Keimung, so dass die letztere hier bald der des B. subtilis, bald der des B. An- thracis ähnlich sieht. B. carotarum u. B. inflatus n. sp., wie es scheint, auch B. ventriculosus n. sp., unterscheiden sich von B. tumescens A. Koch (wohl identisch mit der von Zopf früher unvollständig unter demselben Namen beschriebenen Form) und B. Megate- rium de Bary u. A. dadurch, dass bei der Sporenbildung ihr Inhalt ganz oder fast ganz homogen bleibt. Die Spore tritt bei jenen Formen in der homogenen oder ganz schwach granulirten Masse als nicht scharf umschriebener Fleck auf, der später stark lichtbrechend wird und dann noch an Volumen zunimmt. Um die Spore herum bemerkt man einen hellen Hof, der sich von dem übrigen Inhalt ihrer Mutterzelle scharf absetzt. Den hervor- stechendsten Unterschied zwischen B. inflatus und B. ventri- culus findet Verf. darin, dass die sporenbildenden Stäbchen des letzteren in den Kulturen nicht wie die des ersteren wirr durch- einander liegen, sondern häufig zu 4- bis Ögliedrigen Reihen an- geordnet bleiben, in welchen die Längsachsen der einzelnen Stäb- chen gegen die Längsachse der Reihe um einen für alle Stäbchen Gährung. 359 derselben Reihe ungefähr gleichen Winkel geneigt sind. Interes- sant ist, dass bei B. inflatus hin ‚und wieder 2 Sporen in einer Zelle gebildet werden und zwar unter Umständen, welche ein etwaiges Uebersehen einer Scheidewand ganz ausschliessen. Von biologischen Daten sei hervorgehoben, dass B. carota- rum bei 4—7° CO noch keimt und wächst, bei 30—33 die Länge seiner Stäbchen in 43 Minuten, bei 40° in 18 Minuten, bei 45° in 22 Minuten verdoppelt. Bei 1—3stündigem Verweilen bei 50° sterben die Stäbchen ab; ebenso beim Eintrocknen in Nährlösung, selbst wenn sofortiges Aufweichen stattfindet. Die Sporen ver- tragen Austrocknung und in trocknem Zustande mehrstündiges Er- hitzen auf 120°, während sie halbstündiges Aufkochen in Gelatine bereits nicht überstehen. Den Schluss der Arbeit bildet eine Vergleichung der beschrie- benen Bacillen mit anderen aörobiontischen Formen, welche vor der Sporenbildung anschwellen, namentlich mit B. alvei Cheyne und Chesire, den der Verf. ebenfalls züchtete, und endlich eine tabellarische Zusammenstellung vom Verf. u. A. an jenen ausge- führter Messungen. Sie beziehen sich auf B. carotarum, B. Brassicae Pommer, B. Megaterium de Bary,B. infla- tus, B. ventriculus, B. alvei Cheyne und Chesire, B. butyricus Hueppe und B.tumescens. Büsgen (Jena). Holm et Poulsen, Jusq’a quelle limite peut-on, par la methode de M. Hansen, constater une infection de „levüre sauvage“ dans une masse de levüre basse deSaccharomyces cerevisiae? Deuxieme communication. (Meddelelser fra Carlsberg Laborator. Bd. II. Heft 5. Dän. Text p. 211—219; franz. Res. p. 137—142.) Kopenhagen. (Hagerup’s Buchhandl.) 1888. Die obengenannte Frage wurde von den Verff. in ihrer ersten Abhandlung für die Carlsberger Unterhefe No. 1 behandelt; im vorliegenden Aufsatze werden eine Reihe anderer untergähriger Kulturhefenarten in derselben Weise untersucht. Den Ausgangs- punkt bildete die von Hansen gemachte Beobachtung, dass die Carlsberger Unterhefe No. 2 nicht so wie die No. 1 bei 25° C analysirt werden kann, dagegen bei 15—16° C. Ausser dieser No. 2 wurden 18 andere in der Praxis geprüfte, reingezüchtete Hefenarten in die Untersuchung eingezogen. Als Einmischung von wilden Hefen wurden die von Hansen diagnosticirten Krankheits- keime Sacch. Pastorianus I und III und Sacch. ellipsoideus II be- nutzt; die Entwicklung der Hefe ging selbstverständlich genau so vor sich, wie dies von Hansen früher festgestellt wurde (Compt. rend. du Laborat. Carlsberg. 1883). Die Hefenarten wurden bei 30°, 25°, 15° und 12° C untersucht, und es zeigte sich, dass eine Gruppe der Hefen bei jeder von diesen Temperaturen analy- sirt werden konnte. Das Hauptresultat war jedoch, dass die sämmtlichen bisher untersuchten 20 Kulturhefenarten bezüglich ihrer Analyse nach Hansen ’s Methode sich in zwei Hauptgruppen eintheilen lassen, von welchen die eine am besten bei 25° C nach 360 Bakterien im Wasser. — Allgemeines über Infectionskrankheiten. 40 Stunden, die andere bei 15° C nach 72 Stunden analysirt wird, und dass man in beiden Fällen eine so geringe Einmischung wie 1°/, und !/,°/, wilder Hefen nachweisen kann. Von den Arten der erstgenannten Gruppe können auch einige, aber nicht alle, bei 15° C untersucht werden. Diese Regeln gelten auch für zwei andere, genauer studirte wilde Hefenarten, und die Methode hat folglich auch in dieser Richtung eine ausgedehnte Anwendbarkeit. Jörgensen (Kopenhagen). Rinatoro Mori, Ueber pathogene Bakterien im Kanal- wasser. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 1. pag. 47.) "= Der Verfasser hat in fünf Versuchsreihen 30 Thiere, darunter 24 Mäuse und 6 Meerschweinchen, mit 3 bis 5 Tropfen respect. 1 bis 3 ccm einer frisch entnommenen Kanalwasserprobe (Pump- station des Systems V der Berliner städtischen Kanalisation) in- fieirt. Während bei der Section der Thiere an der Impfstelle stets verschiedene Bakterien im bunten Durcheinander zu finden waren, traf der Verf. im Blute und in den inneren Organen jedesmal nur drei bestimmte pathogene Bakterienarten gewissermaassen in Rein- kultur an. Es sind dies: 1) der Bacillus murisepticus Koch, 2) ein dem Bacillus pneumoniae Friedländer nahe verwandter Bacillus, welcher in der Abhandlung kapseltragender Kanal- bacillus genannt wird, und 3) ein Bacillus, welcher mit keiner der bis jetzt bekannten Arten zu identificiren ist, und dem der Verf. der Bequemlichkeit halber die Bezeichnung des kurzen Kanalbacillus beilegt. Die Uebertragung der Organismen von einer Generation der Versuchsthiere (im Ganzen 99 Mäuse, 12 Kaninchen, 12 Meer- schweinchen und 2 Tauben) auf die andere geschah in der ge- wöhnlichen Weise, dass einige Oesen voll Blut oder ein kleines Organstückchen gesunden Thieren wieder unter die Haut gebracht wurde. Die charakteristischen Kennzeichen der neuen Bakterien, nämlich des kapseltragenden und des kurzen Kanalbacillus sind übersichtlich angegeben und aus den ganzen Untersuchungen geht hervor, dass das Vorkommen der pathogenen Bakterienarten im Kanalwasser von den Jahreszeiten unabhängig ist — eine That- sache, welche sich auch bei des Referenten Untersuchungen der Leitmeritzer Kanaljauche ergab. Den Schluss der werthvollen Arbeit bildet die vergleichende Betrachtung des kapseltragenden Kanalbacillus mit dem B. pneu- moniae Friedländer, dem B. pseudopneumonicus Passet und dem Rhinosclerom-Bacillus von Paltauf und von Eiselsberg. Maschek (Leitmeritz). Jaubert, L6on, Du parasitisme microbien latent. 8°. 241 p. Paris (Ollier-Henry) 1886 !). Die Bezeichnung „Parasitisme microbien latent“ stammt von Verneuil, welcher darunter einen durch das Vorhandensein pa- 1) Leider verspätet eingelaufen. Red. Allgemeines über Infectionskrankheiten. 361 thogener Mikroben in verschiedenen Theilen des Organismus, sowohl auf der äusseren als der inneren Körperoberfläche, in Höhlen mit oder ohne Communication mit der äusseren Luft, im Gefässsystem, den Interstitien des Bindegewebes u. s: w. bedingten pathologischen Zustand versteht, bei welchem die Bakterien Monate, Jahre und Jahrzehnte lang, ohne ihre Anwesenheit zu verrathen, unthätig bleiben, bis sie, durch irgendwelche Gelegenheitsursache veranlasst, eine Störung der Gesundheit hervorrufen. Als Verneuil’ss Schüler hat Jaubert versucht, mit dieser Theorie unter Bezugnahme auf die heutigen Kenntnisse über die Lebenserscheinungen der Bakterien klinische Thatsachen von bisher unbekannter Pathogenese zu er- erklären, wobei, wie er selbst zugiebt, die Hypothese eine grosse Rolle spielt. Zunächst wird in einleitenden Kapiteln die Morphologie und Biologie der Bakterien in Kürze behandelt. Beim Versuch der Eintheilung derselben in verschiedene Gruppen folgt J. dem Cohn- schen Princip. Ein besonderes Gewicht wird zwar mit Recht auf die Sporenbildung gelegt, diese Eigenschaft aber Mikroorganismen zugeschrieben, bei welchen eine solche noch nicht bekannt ist, so verschiedenen Kokkenarten, dem Syphilisbacillus, selbst den Plas- modien der Malaria und den Erregern des Croup. Die Sporen vergleicht er mit Thieren, welche Winterschlaf halten, nennt sie spores dormantes, und nimmt von ihnen an, dass sie gewisser- maassen eingekapselt in diesem latenten Zustande so lange im Körper verharren, bis sie ein günstiges Medium für ihre weitere Entwicklung fänden. Daraus erklärt er sich den Umstand, dass viele Infectionskrankheiten (ausgenommen die acuten, welche nur einmal den Menschen zu befallen pflegen) die Fähigkeit haben, nach acuten Initialerscheinungen jahrelang im Organismus zu schlummern, und nachher wieder aufzutreten; während der zwischen- liegenden Zeit scheinbarer Gesundheit schütze das normale Epithel und die vitale Widerstandsfähigkeit des Körpers diesen vor dem erneuten Eindringen der die Krankheiten erregenden Bakterien in den Kreislauf und die verschiedenen Organe. Dies finde statt, sowie die Bakterienkeime einen durch ein Trauma, eine Erkältung . oder sonst ein den Organismus schwächenden Moment, wodurch derselbe mindestens eines der genannten beiden Faktoren verlustig gehe, für ihr Eindringen und ihre Fortentwicklung günstigen Boden fänden. Derartiges sei der Fall bei Malaria, Syphilis, Osteomyelitis und Erysipel. Im Gegensatz zur Allgemeintuberculose sieht Verf. die locale Tuberculose, die Skrophulose und den Lupus als Zu- stände an, bei welchen die Krankheitserreger im latenten Zustande sich im Körper befänden; da hierbei aber bekanntermaassen Tuberkelb acillen gefunden werden, macht er mit der Tuberculose eine Ausnahme, bei welcher nun nicht die Sporen, sondern die ausgewachsenen Bacillen gewissermaassen eingekapselt im Binde- gewebe, welches durch die reizenden Eigenschaften der Tuberkel- bacillen sich reichlicher entwickle und so dieselben isolire, liegen blieben, bis durch eine Verletzung dieser isolirenden Schicht (z. B. bei Operationen) den Bacillen der Uebertritt in den Blutkreislauf 362 & Allgemeines über Infectionskrankheiten. gestattet und so Allgemeintuberculose hervorgerufen werde. Dieser Ausnahmerubrik werden ferner die chronischen Eiterungen, alten offenen Abscesse, Fisteln, die eiternden, jauchigen Herde angereiht, in welchen pathogene Bakterien, speciell die Eitermikroben und der vibrion septique im ausgewachsenen Zustande auf die Gelegen- heit warteten, bis sie durch Verletzung der schützenden Abscess- wand oder Uebertragung auf eine ihres Epithels beraubte Stelle in den Körper eindrängen und Allgemeininfection bedingten. In diesem Sinne wird der erste Fall einer Puerperalfieberepidemie an einem sonst gesunden Orte durch Uebertragung der Infectionskeime von einer eiternden Fistel aus erklärt, welche die Kreissende seit 18 Monaten am Oberschenkel hatte. Im Anschluss daran bespricht Verf. die verschiedenen Formen des Kindbettfiebers, welche er in 5 Klassen theilt, jenachdem dasselbe durch den vibrion septique, den Streptococcus pyog., den Staphylococcus, den Diplococcus, genannt microbe pyogene de Pasteur, oder durch Ptomaine ver- anlasst sei. Richtig an diesem Schema ist, dass Puerperalfieber durch ver- schiedene Bakterien bedingt sein können, aber als durchaus unbe- wiesen muss der Effekt angesehen werden, der hier den einzelnen Mikroben zugeschrieben wird; den Ausführungen Dol&ris’ fol- gend, lässt nämlich J. den vibr. sept. durch das Eindringen in die verletzten Geburtswege die foudroyante Septikämie, den Strepto- coccus die pyämische Form, den Staph. die parametrische, den Diplococc. Pasteur’s eine gutartige, hauptsächlich auf die Uterus- musculatur beschränkte Form, die durch faulende Placentarreste u. dgl. entstandenen Ptomaine eine putride Form des Kindbett- fiebers hervorrufen. Endlich wird noch eine Gruppe von Kiakheken aufgeführt, deren Bakterien im normalen Zustand, oder wenigstens unter nor- malen Erscheinungen im Blute sich befinden sollen, ohne Störungen hervorzurufen, welche aber spontan oder in Folge eines Traumas in die Gewebe eindringend, die ihnen entsprechenden Krankheiten verursachten, nämlich Tuberculose, Eiterung ohne Verletzung der Hautdecken etc., wobei auffallender Weise auch die Cysticerken genannt werden. Bei der nun folgenden speciellen Beschreibung der einzelnen Krankheiten beginnt Verf. mit der Osteomyelitis, deren wieder- holtes Auftreten in Intervallen von 10—40 Jahren durch das Liegenbleiben von Sporen des Staph. im Organismus erklärt wird, welche bei geeigneter Gelegenheit wieder auskeimten, während in ähnlicher Weise Recidive fötider Abscesse ohne Verletzung der Haut auf Wiederauskeimung zurückgebliebener Sporen des vibrion septique oder des Streptococcus zurückgeführt werden. Ein Vor- handensein von Bakterien im normalen Blute wird zwar als un- möglich bezeichnet, aber doch die Möglichkeit zugegeben, dass aus dem Mund, dem Magen, der Vagina u. s. w. Bakterien durch ver- letzte Stellen ins Blut übertreten können, wo sie, da sie hier zwar noch existiren, aber sich nicht entwickeln könnten, so lange latent blieben, bis sie einen günstigen Boden zur Entwicklung fänden, Allgemeines über Infeetionskrankheiten. 363 Diesen Widerspruch sucht Verf. dadurch zu beseitigen, dass er ein Bakterien führendes Blut nicht mehr als normales ansieht, wenn sich auch der Träger desselben gesund fühle. Ausser im Blute lässt Verf. auch in anderen Organen, hauptsächlich in den Lungen, die Bakterien latent bleiben, und zwar in ersterem die Bakterien der Tubereulose, der Osteomyelitis, der Eiterung und die Ecchino- kokken, in den Lungen die Mikroben der Pneumonie und des Croups; lauter Annahmen, wie sie willkürlicher kaum gedacht werden können. Uebergehend zur Malaria, hält J. die Plasmodien von Marchia- fava und Celli für die wirklichen Erreger dieser Krankheit und lässt sie ebenfalls im Sporenzustande latent bleiben, nachdem ihre vegetativen Zellen, sei es durch Chinindarreichung oder wegen un- senügender Existenzbedingungen im Organismus, zu Grunde ge- gangen seien, während die Sporen erst durch Arsen vernichtet werden könnten. Von den verschiedenen als Erreger der Syphilis beschriebenen Mikroorganismen sieht Verf. als den richtigen den Lustgarten- schen Bacillus an, den er fälschlicherweise mit den von Klebs und Martineau gezüchteten Stäbchen identificirt. Die Recidive dieser Krankheit erklärt J. in seiner einfachen Weise so, dass die Bacillen durch die Quecksilber- und Jodbehandlung getödtet wür- den, während die Sporen zurückblieben, um bei günstiger Gelegen- heit wieder auszukeimen. Zu welchen Resultaten das blinde Ver- folgen einer Hypothese, der zu Liebe den Thatsachen oftmals Ge- walt angethan wird, führen kann, zeigt das Folgende: J. leitet die Syphilis eines 29jährigen Menschen, welcher u. a. luetischen Er- scheinungen ein ausgedehntes fressendes Geschwür am Penis auf- wies, von der Syphilis des Vaters her, der auf seinen Nachkommen Sporen der S.-Bakterien in latentem Zustande übertrug, welche dann erst nach 29 Jahren ihre Wirkung entfalteten! Daran wird noch die weitere Hypothese geknüpft, dass es sich möglicherweise in Fällen, wo die Syphilis kurz nach der Geburt zu Tage trete, um Uebertragung von Bacillen, hingegen, wenn jene erst in späteren Jahren sich manifestire, um Uebertragung von Sporen von den Eltern auf die Frucht im Momente der Zeugung handle, jenach- dem die Syphilis der Eltern im floriden oder latenten Stadium sich befunden habe. Um die Recidive des Erysipels zu begreifen, giebt es für den Verf. nur ein Mittel, die Annahme des Zurückbleibens der (noch von niemandem gesehenen. Ref.) Sporen der Erysipelkokken in oder auf dem Körper. Recidive der Conjunctivitis granulosa und des serpiginösen Ge- schwürs der Hornhaut werden in ähnlicher Weise erklärt und die Entstehung phlegmonöser Entzündungen der Parotis, des Rachens, der Mandeln, die Caries der Zähne von Bakterien hergeleitet, die sich im latenten Zustande in der Mundhöhle befinden. Ferner werden die Bakterien der Eingeweide verantwortlich gemacht für das Auftreten von Fieber, welches sie dadurch, dass 364 # Gelbfieber. sie an irgend einer des Epithels verlustig gegangenen Stelle ein- wanderten, hervorrufen sollen. Endlich wird noch dem latenten mikrobischen Parasitismus ausserhalb des Körpers ein Kapitel gewidmet, wobei auf die den Gegenständen unserer Umgebung, den Dielen und Wänden, nament- lich in Spitälern, anhaftenden Keime hingewiesen wird, welche noch nach jahrelanger Latenz in eine Wunde kommend, inficiren können; es werden die Bodenumgrabungen hier angeführt als Ursache der Malaria, sowie des Milzbrands, wobei der Regenwürmertheorie nicht vergessen wird. Das letzte Kapitel handelt von der Bekämpfung der in und ausserhalb des Körpers befindlichen latenten Parasiten und schliesst mit der Angabe von Desinfecetionsverfahren bei inficirten Wohn- räumen, wofür als bestes Mittel die Anwendung überhitzten Dampfes von 120° genannt wird, leider ohne dass Verf. sagte, wie er es fertig bringt, diese Temperatur auf jede Stelle des Rau- mes wirken zu lassen; in Ermangelung des Dampfes aber wird die schweflige Säure, in Unkenntniss der bekannten, die Unzulänglichkeit dieses Gases als Desinfectionsmittel beweisenden Versuche Koch ’s, als parasitentödtendes Mittel ersten Ranges empfohlen. Heim (Berlin). Heinemann C., Neue Beiträge zur Kenntniss des gel- ben Fiebers an der Ostküste Mexico’s. (Virchow’s Ar- chiv. Band CXH. p. 449.) Aus den geschichtlichen Daten, welche der Verfasser dem Berichte über seine eigenen Untersuchungen vorausschickt, geht herver, dass die Verbreitung des gelben Fiebers an der Ostküste von Mexico keine ständige, sondern eine mit den Verkehrsverhältnissen wechselnde sei, daß ferner wahrscheinlich das gelbe Fieber keine Mexico ur- sprünglich eigenthümliche Erkrankung bilde, sondern dass es daselbst beständig von aussen eingeführt werde. Was die Aetiologie dieser Krankheit anbelangt, so herrscht hierüber bis heute noch vollständiges Dunkel. Zwar glaubte Car- mona y Valle, ein Arzt in Mexico, den Keim der Krankheit in einem von ihm Peronospora lutea genannten Schimmelpilze ge- funden zu haben. Er giebt an, dass derselbe im Blute, im Urin und in allen Organen vorhanden gewesen sei. Was nun die Untersuchungen Heinemann’s betrifft, so er- streckten sich dieselben ebenfalls auf das Blut und den Urin, welche stets frisch und zwar vom Tage der Aufnahme bis zum Ende der Krankheit untersucht wurden, und endlich auch auf die inneren Organe. In keinem Falle konnte der Autor Bakterien nachweisen. Nur einmal fand er im Urin den Carmona’schen Schimmelpilz. Die- ser Befund fand seine Erklärung darin, dass der zur Urinentleerung verwendete Katheter nicht rein war. Die Untersuchung einer An- zahl älterer Kautschuksonden des Hospitals ergab, dass dieselben inwendig von bräunlich-grünen Pilzrasen, welche mikroskopisch fast ganz aus grossen Sporenfrüchten zusammengesetzt erschienen, Gelbfieber. — Tuberculose (Phagocytose). 365 förmlich inerustirt waren. Es stellte sich ferner heraus, dass sich dieser Schimmelpilz in jedem beliebigen saueren Urin oft schon nach wenigen Stunden, besonders reichlich aber in sauerem eiweiss- haltigem Urin entwickeln könne. Zum gelben Fieber steht jedoch der in Rede stehende Schimmelpilz in keinem Zusammenhange. Ebenso wie die Untersuchung des Blutes und des Urins ergab auch jene der inneren Organe hinsichtlich des Nachweises von Bak- terien ein vollständig negatives Resultat. Trotzdem es sonach dem Autor nicht gelungen ist, beim gel- ben Fieber irgendwelche Bakterien nachzuweisen, so unterliegt es seiner Ansicht nach doch keinem Zweifel, dass es sich dabei um einen specifischen Krankheitsstoff handle. Für weitere diesbezügliche Untersuchungen empfiehlt der Autor, die Aufmerksamkeit besonders dem Magen und dem Magenin- halte zuzuwenden. Dittrich (Prag). Metschnikoff, E., Ueber die phagocytäreRolle der Tu- berkelriesenzellen. (Virchow’s Archiv. Band OXIII. 1888. pag. 63). Die vorliegende Arbeit behandelt speciell den Kampf der Rie- senzellen gegen die Tuberkelbacillen. Die Tuberkelbacillen bilden nicht ein Endstadium, sondern einen Zustand im Entwicklungscyclus einer Fadenbakterie. Die Bacillen und Fäden können ausnahmsweise recht dick sein. Dies fand Verfasser in Lungentuberkeln bei einem 6 Monate nach der Impfung in die vordere Augenkammer getödteten Kaninchen. Sehr mannigfaltig ist die Gestalt der Tuberkelbakterien in Kulturen. Zumeist findet man allerdings die gewöhnliche Bacillen- form, daneben aber auch kurze, zu zweien vereinigte, abgerundete, ferner ovale und lanzettförmige Glieder. Noch viel auffälliger sind die Formveränderungen bei fortge- setzter Kultur unter höheren Temperaturen. Schon nach 20 Tagen findet man zwischen gewöhnlichen Bacillen mehrere stark ver- längert und etwas verdickt. Die letzteren färben sich viel inten- siver. Ihre Enden werden aufgetrieben und es kommt zur Knos- penbildung. Diese Involutionsformen bilden ein normales Stadium der Weiterentwicklung der Tuberkelbakterien, indem die Knos- pungsvorgänge ein regelmässiges Stadium bei Tuberkelbakterien vorstellen. | Die Resistenzfähigkeit der Tuberkelbakterien Farbstoffen ge- senüber deutet auf das Vorhandensein einer sehr festen Membran. Die intensivere Färbung der knospenden Stadien der Tuberkelbak- terien (mit der Grundfarbe) gestattet sonach den Schluss, dass die Hülle der relativ sehr grossen Formen viel fester ist als diejenige der Bacillen. An den Knospungsstadien konnte Metschnikoff nichts von einer bestimmten Gliederung wahrnehmen. Das so oft beobachtete Zerfallen der Tuberkelbakterien in einzelne, durch ungefärbte Zwischenräume getrennte Körner fasst er in der Weise auf, dass sich in den Bacillen eine Reihe körnerartiger Reservestoffe bildet, 366 | Tubereulose (Phagocytose). welche keine Anilinfarben aufnehmen. Solche ungefärbte Körner finden sich häufig in den in Sputis, aber auch in den in den Tu- berkelmassen selbst enthaltenen Tuberkelbacillen. Diese ungefärbten Lücken als Sporen anzusehen, hält Verfasser nicht für gerechtfer- tigt. Wohl aber hält er andere kleine, rundliche Körper, die sich stärker färben, als der umgebende Zelleninhalt, und welche er des Öefteren in Kulturen und in Sputis vorfand, für Sporen. Von den früher erwähnten Körnchen unterscheiden sich die Sporen durch ihr regelmässigeres Auftreten und ihre schärfere Begrenzung. Den Namen Tuberkelbacillus hält Metschnikoff nicht für berechtigt. Er selbst schlägt für die Gattung die Bezeichnung Sclerothrix, für die Species der Tuberkelbakterien den Namen Sclerothrix Kochii vor. Bei hohen Temperaturen von 43 bis 44° werden die Tuber- kelbakterien abgeschwächt, so dass sie endlich nur locale Eiterung bewirken, ohne eine allgemeine Infection hervorzurufen. ‚Schon in gewöhnlichen Kulturen können einzelne Tuberkelbakterien zu Grunde gehen. Einige Zeit nach dem Absterben ändert sich dann auch ihr tinktorielles Verhalten, indem sie sich entweder mit der Grund- farbe ‚nur sehr schwach färben oder sogar den zur Nachfärbung verwendeten Farbstoff aufnehmen. Keineswegs sind aber alle sich normal färbenden Tuberkelbacillen noch lebensfähig, indem viele derselben sich in Kulturen nicht mehr weiterentwickeln. (Die ne- gativen Ergebnisse der Kulturen dürften hier vielleicht nicht allein massgebend sein, vielmehr wäre dabei wohl auch das Thierexperi- ment mit zu berücksichtigen). Als geeignetstes Object für die Erforschung der Riesenzellen, ihres Kampfes gegen Tuberkelbacillen erwies sich dem Autor der gepelzte Ziesel, Spermophilus guttatus Temminck. Diese Thierspe- cies kann selbst grosse Dosen von Tuberkelbacillen lange vertragen. Bei der Sektion mit tuberculösem Virus inficirter Ziesel findet man in keinem Organe Tuberkelknoten, wohl aber sehr reichliche Riesen- zellen in allen möglichen Entwickelungsstadien. Beim Ziesel ent- stehen die Riesenzellen durch Auswachsen von Epithelioidzellen unter einer eigenthümlichen Knospung des Kernes. Man findet in den Tuberkelherden sehr viele Epithelioidzellen mit mitotischen Kernen, und zwar unter den letzteren ausschliesslich die Monaster- form. Die Mitose führt hier nicht zur Zellenvermehrung, sondern die einzelnen Radien des Kernsternes werden zu Kernen, während sich gleichzeitig das Protoplasma der Epithelioidzellen stark ver- mehrt, jedoch keine Theilung erfährt. Ausserdem kommt aber auch eine einfachere Entwicklung der Riesenzellenkerne vor, indem sich der gelappte Kern einer Epithelioidzelle in mehrere Tochterkerne fragmentirt. Ebenso wie sich Riesenzellen theilen können, so können auch mehrere Riesenzellen zu einem grösseren Complexe mit ein- ander verschmelzen. Die Riesenzellen, sowie die dieselben erzeugenden Epithelioid- zellen sind ausgesprochene Phagocyten. Mit dem Aufiressen der Tuberkelbacillen durch Epithelioidzellen beginnt der Kampf der Makrophagen gegen die Parasiten. Zuweilen werden die Mikroben Tubereulose. — Kuhpocken. 367 dabei getödtet. Heftiger als durch Epithelioidzellen wird der Kampf durch fertige Riesenzellen geführt, indem man hier sehr oft verschiedene Degradationserscheinungen der aufgefressenen Tuber- kelbacillen vorfindet. Neben normalen. Tuberkelbacillen beobachtet man zuweilen im Centrum der Riesenzellen angehäufte Bacillen, welche sich entweder abnorm färben oder sich durch eine eigen- artige Configuration auszeichnen. Viele der in Riesenzellen befind- lichen Tuberkelbacillen haben einen hellen Raum und gleichen dann Kapselbakterien. Die Bacillen selbst erscheinen dann gewöhnlich blasser und dünner und sind zuweilen an den Enden verdickt. Oft verlieren sie ihre Färbung vollständig, zeigen aber scharfe, bei durchfallendem Lichte schwarze Contouren. Später verschwinden die Bacillen, die Kapseln treten dann desto schärfer hervor und werden zu einer compacten, gelblichen, bernsteinähnlichen Masse vereinigt. Nach der Ansicht Metschnikoff’s handelt es sich hier um ein intracelluläres Absterben der Tuberkelbacillen, wie man es we- der in Kulturen, noch auch extracellulär im Gewebe vorfindet. Dass die von den Riesenzellen aufgenommenen Tuberkelbacillen unter deren Einflusse zu Grunde gehen, dafür spricht nach M. der Um- stand, dass man in Riesenzellen oft ausschliesslich die gelb degra- dirten Bacillen vorfindet und ferner der Umstand, dass man im Innern der gelben Massen niemals Sporen beobachtet. Oefter gelangen in diesem Kampfe aber auch die Tuberkel- bacillen zum Siege. So fand der Autor selbst nach langer Dauer der Infection in den Riesenzellen der Netzdrüsen äusserst reichliche, meist vollkommen normal aussehende Bacillen; nicht selten fand man im Centrum abgestorbene, an der Peripherie normale Bacillen. Durch den Einfluss der Bacillen abgestorbene Riesenzellen waren sehr selten. Käsige Detritusmassen konnte Verfasser bei Zieseln niemals wahrnehmen. Je länger der Zeitraum zwischen der Infection und der Unter- suchung des Thieres war, desto ausgesprochener waren die Degra- dationserscheinungen der Tuberkelbacillen. Dittrich (Prag). Crookshank, An investigation of an outbreak of cow- pox in Wiltshire. (British medical Journal. 1888. No. 1436 und 1437). Verfasser giebt die ausführliche mit Farbentafeln versehene Be- schreibung der schon mehrfach erwähnten Kuhpocken-Epidemie in Wiltshire (vergl. d. Ztschft. Bd. III. No. 11, 16, 24). Die Gegend ist ausgezeichnet durch häufigere Ausbrüche dieser Epidemie unter den Kühen und die Erkrankung selbst, sowie die Schutzkraft, die sie gegenüber den Menschenpocken verleiht, von Alters her wohlbekannt. Der letzte Ausbruch begann Ende September, dauerte bis Mitte December 87 und fiel zeitlich zusammen mit einer kleinen Pockenepidemie in dieser Gegend. Betreffs des Ausgangspunktes liess sich nur feststellen, dass die Epidemie in einer Farm begann und sich dort von Thier zu Thier verbreitete. Auf Anordnung des 368 ) | Kuhpocken. Verwalters wurden die Kühe der ergriffenen Farm in benachbarte Stallungen vertheilt und so die Erkrankung weiter verbreitet. Fast alle milchenden Kühe (120 Stück) wurden davon ergriffen, während Stiere und nicht milchende Kühe verschont blieben. In allen Fällen war die Erkrankung auf das Euter beschränkt und durch die Hand der Melkenden übertragen. Nur einMal hatte Cr. Gelegenheit, eine ganz frische Eruption zu sehen. Die Zitzen waren sichtlich geschwellt und entzündet, theils roth, theils bläulich ; darauf Blasen, die zum Theil schon eröffnet, zum Theil eben in Bildung begriffen schienen. An anderen Stellen hatten sich bereits Krusten gebildet. In den späteren Stadien, in welchen man die Thiere gewöhnlich zu Gesicht bekommt, ist das Euter mit dunkel- braunen bis schwarzen Borken bedeckt, die beim Melken abgelöst werden und offene, blutende oder eiternde Geschwürsflächen dar- unter zeigen. An jedem Euter befinden sich 4—6 solcher Stellen, ihre Form ist rundlich, die Grösse schwankt zwischen. der eines Schillings- und eines Guldenstückes. In Zeit von 4-6 Wochen tritt Heilung ein, die Borken fallen ab und es bleiben unregel- mässige Narben am Euter zurück. Das Allgemeinbefinden der Thiere bleibt dabei ungestört, nur die Michproduktion wird um ein Geringes vermindert. Ausser von Thier zu Thier wurde die Erkrankung auch auf die mit dem Melken der Thiere beschäftigten Personen übertragen. Mit Vorliebe wurde die Rückseite der Finger, aber auch andere Körperstellen befallen, an denen kleine Verletzungen der Oberhaut vorhanden waren. Bei einem der Bediensteten hat Cr. Gelegenheit, die Entwicklung und Abheilung der Pusteln an der rechten Wange und später am Daumen der linken Hand aufs genaueste zu ver- folgen und abzubilden. Von beiden Stellen wurde Lymphe ent- nommen. Im Ganzen hatten sich 8 Schweizer im Alter zwischen 17—55 Jahren an den Kuhpocken infieirt. 7 davon waren in ihrer Kind- heit, seitdem jedoch nicht wieder geimpft. Die einige Monate nach Ablauf der Kuhpockeninfection vom öffentlichen Impfarzt mit frischer Lymphe vorgenommene Revaccination blieb ohne Erfolg; dagegen hatte bei 3 Schweizern, welche von der Infection verschont ge- blieben waren, die Impfung ein Mal vollständigen Erfolg, ein ander Mal eine starke locale Reizung zur Folge. Die von den ersterwähnten Patienten entnommene Lymphe wurde auf 3 Kälber verimpft, von denen zwei typische Pustelent- wicklung und Temperätursteigerung zeigten. Dennoch gelang es nicht, aus diesen Impfungen einen anderen Lymphstock zu erzielen, da verabsäumt wurde, direkt von den Pocken der Kühe auf Kälber zu impfen und auch die Weiterimpfung der oben erwähnten Vaceine äusserer Hindernisse halber erst zu einer Zeit geschehen konnte, als bereits die eitrige Umwandlung der Impfblattern eingetreten war. Das eine der zwei damit geimpften Kälber starb am zweiten Tage nach der Impfung unter den Erscheinungen der Septikämie, das zweite zeigte lebhafte Röthung und leichte Seh Wellen schon am dritten Tage Eiterung der Impfstellen. Kuhpocken. — Maul- und Klauenseuche (Scharlach). 369 Des’ Weiteren bemüht sich Verf., die (von Klein bestrittene, Rf.) Identität der von ihm beschriebenen Epidemie mit der von Jenner und Ceely geschilderten Epidemie echter Kuhpocken durch An- führung der von diesen gegebenen Schilderungen und Beobachtungen zu erweisen, und berichtet in ausführlicher Weise über mehrere ähnliche Beobachtungen, die in Frankreich in Passy und Eysines gemacht worden waren. Eine Zusammenstellung derjenigen Erkran- kungen des Euters der Kühe, die mit den echten Kuhpocken ver- wechselt werden könnten, bildet den Schluss der Abhandlung. Escherich (München). Stickler, J. W., Foot- and mouth disease as it af- fects man and animals, andits relation to human scarlatina as a prophylactic. Also, remarks upon the transmission of human scarlatina to thelower animals, and the use of virus thus cultivated asa preventive agent. (Medical Record. Vol. XXXIL 1887. Rn Fr p. 725—732 und Medical News. Bd. LI. 1887. No. 24. p. 688.) Die Maul- und Klauenseuche ist durch die Milch erkrankter Kühe oder durch die Einführung des Virus in Wunden oder Ge- schwüre der Haut auf den Menschen übertragbar. Die Symptome der durch beide Infectionsarten hervorgerufenen Affectionen weichen in manchen Fällen von einander ab; dies wird durch Kranken- geschichten illustrirt. -— Von der Ansicht ausgehend, dass die Maul- und Klauenseuche eine gewisse Aehnlichkeit mit Scharlach beim Menschen darbietet, liess Stickler bei den im Jahre 1884 in Dover (England) durch inficirte Milch erkrankten Personen zwei Jahre später nachforschen, ob sie vor oder nach der Epidemie Scharlach gehabt hätten, um zu bestimmen, wie weit die Consti- tution durch eine Erkrankung gegen die andere geschützt würde. Es stellte sich heraus, 1) dass von den noch eruirbaren 183 Fällen kein einziger seit der Epidemie von Scharlach ergriffen worden war, 2) dass diejenigen Mitglieder von 8 Familien, welche vor der Epidemie Scharlach hatten, während der Epidemie der Infection entgingen, während die übrigen erkrankten, 3) dass 16 inficirte Personen vorher Scharlach hatten, 4) dass 4 derselben während der Epidemie nur eine milde Halserkrankung durch- machten, 5) dass 2 Fälle in früher Jugend Scharlach hatten, und 6) dass es bei 10 Fällen zweifelhaft war, ob Scharlach vorher stattgefunden hatte. — Um festzustellen, ob das Virus der Maul- und Klauenseuche einen Schutz gegen menschlicheu Scharlach böte, impfte Stickler drei Kinder mit etwas Virus aus dem Blasen- inhalt leicht erkrankter Kühe und setzte sie nachher dem Schar- lacheontagium aus, indem er sie auf die von Scharlachkranken be- nutzten Kopfkissen legte und sie den Athem von Patienten ein- athmen liess. Ausser leichter Schwellung der Halsdrüsen bei allen drei Kindern und milden Halssymptomen bei einem traten keine Scharlacherscheinungen auf. — Stickler bespricht dann die Symptomatologie der Maul- und Klauenseuche und geht auf die 24 | e N OR AN Rn Fer 370 | Manl- und Klanenseuche (Scharlach). Arbeiten von Klein, in welchen die Organismen der Maul- und Klauenseuche und des Scharlachs der Kühe beschrieben sind, näher ein. — Stickler hält seine eigenen Experimente an jungen Kühen und Kälbern, besonders die an Kühen während und nach der Trächtigkeit vorgenommenen, wobei er Blut und Rachenschleim von Scharlachfieberkranken in die Jugularvene, unter die Haut und in das Euter der Thiere injieirt, für beweisend, dass eine Affection hervorgerufen wird, die als Scharlach, u. zw. als eine milde Form desselben angesehen werden muss ‘und die mit dem von Klein beschriebenen Scharlach des Rindviehs (Hendon cow disease) iden- tisch sei. — Die Frage, ob das durch Impfung von Thieren er- haltene Virus dazu benutzt werden könne, durch Ueberimpfung als Mittel zur Verhütung des Scharlachfiebers beim Menschen zu dienen, sucht Verf. auf folgende Weise zu lösen: Er impfte 1883 zwölf Personen mit Virus von Pferden, die vermuthlich an Schar- lach litten. Die geimpften Fälle haben seitdem, auch ‚nicht nach Impfung mit Scharlachfieberblut vom Menschen, keinen Scharlach gehabt. Von 13 ausserdem im Sommer 1883 mit Virus geimpften Kindern, welche eine mit Athem und Ausdünstungen von Schar- lachpatienten verunreinigte Luft eingeathmet hatten, blieben fünf frei von Infection, die übrigen erkrankten aber bald nach der Impfung (eins schon nach fünf Stunden); keins war schwer er- krankt. Im Jahre 1886 bekamen vier mit Virus von einer infizirten Kuh geimpfte Kinder leichte Scharlachattacken ohne kontistutionelle Symptome. — Diese Resultate sind jedenfalls wichtig genug, um zu weiteren Forschungen in dieser Richtung anzuregen. — In der Diskussion des vor der N.-Y. Academy’ of Medicine am 1. December 1837 gehaltenen Vortrags bemerkt AndrewH. Smith, dass die Kinder allen Gefahren der unmodifieirten Krankheit unter- worfen werden, wenn sie nicht mit Virus von Kühen, die mit dem Contagium des menschlichen Scharlachs geimpft sind, behandelt werden. Dr. Finley betrachtet die in Schottland auftretende Maul- und Klauenseuche als epizootische Aphthen, deren einmaliges Auftreten, wenigstens beim Rinde, durchaus keine Immunität herbei- führt; Schafe werden jedoch immer durch einen Anfall geschützt. Professor Law (Cornell University) verhält sich gegen die Annahme des gegenseitigen Schutzes beider Krankheiten sehr skeptisch. Scharlach müsste dann in England wegen des häufigen Vorkommens der Maul- und Klauenseuche viel seltener sein. Im- munität trete nicht ein, daher werde Impfung auch nichts nützen. Auch die Ansteckungsfähigkeit bei der Erkrankung sei verschieden. Die Impfung von Thieren mit lebenden Bakterien diene nur dazu, die Krankheiten nur noch weiter zu verbreiten; dies ist durch das jetzt häufigere Vorkommen von Anthrax und Rabies bewiesen. Law bedauert, dass die Veterinärärzte eine nicht-contagiöse, mit Röthung des Mundes einhergehende Erkrankung der Kühe Schar- lach genannt haben, wodurch sehr viel Verwirrung angerichtet worden sei. — Die übrigen Redner bestreiten das Vorkommen von echtem Scharlach bei Kühen. M. Toeplitz (New-York). Thierische Parasiten. 371 Lampa, Sven, Om fluglarversförekomst i tarmkanalen hos menniskan. [Ueber das Vorkommen von Fliegenmaden im Darme des Menschen]. (Entomologisk Tidskrift, Stock- holm 1887. p. 5—20.) Sowohl aus älterer als auch aus neuerer Zeit liegen viele Be- richte vor über Fälle, wo lebende Fliegenmaden im Magen oder Darme beim Menschen gefunden worden, und wiewohl freilich in vielen Fällen berechtigter Zweifel über die Zuverlässigkeit des Sachverhältnisses erhoben werden kann, so bleiben deren dennoch genug übrig, deren Wahrheit gar nicht bezweifelt werden darf. Indessen sind die meisten dieser Berichte insofern mangelhaft, dass sie keine sichere Auskunft darüber liefern, welchen bestimmten Fliegenarten die betreffenden Maden angehört haben. Entweder sind die Maden nicht zur Entwicklung gebracht, oder selbst wenn dies der Fall, sind die Bestimmungen der gezüchteten Fliegen wenig zuverlässig. Nachdem der Verfasser zuerst eine ganze Reihe der wichtigsten Zufälle dieser Art, diezum Theil in der älteren schwedischen und zum Theil in der übrigen europäischen Litteratur verzeichnet sind, erwähnt hat, berichtet er über einen Fall, wo eine zu seinem Hausstande gehörende Person im Sommer 18386 von Fliegenmaden im Darme sehr geplagt wurde, wovon es ihm gelang, eine ganze An- zahl zu züchten und somit die Arten sicher zu bestimmen. Es war am 4. Juli Morgens, dass die betreffende Person in einer dünnflüssigen und schwarzbraun gefärbten Abführung eine grosse Menge von durcheinander kriechenden Thierchen fand, die natürlich sowohl Erstaunen als Entsetzen hervorriefen. Ein kleiner Theil des Excrets wurde glücklicher Weise sogleich Herrn Lampa zur Untersuchung gebracht, und er fand darin mindestens 30 stachelige Maden von 5—8 mm Länge, die langsam umher krochen und den schmalen, ausdehnbaren Kopf nach beiden Seiten hin be- wegten. Nachdem sie in Wasser gereinigt worden, wurden sie in eine zur Hälfte mit Erde gefüllte und mit Glasdeckel versehene Papp- schachtel untergebracht, wo als Futter versuchsweise ein Löffel Grützbrei und Milch eingelegt wurde. Einige Maden bohrten sich freilich auch mit ihrem spitzigen Kopfe in den Brei hinein, kamen aber bald wieder heraus und krochen wie die meisten ihrer Genossen in die Erde herab, wo sie sich binnen wenigen Tagen verpuppten. Der Sicherheit wegen wurden noch mehrere derselben Maden einge- ‚tragen und nebst einer Portion ihres ursprünglichen Nahrungs- mittels in einem Glas für sich aufbewahrt. Am 19. Juli erschienen in der erstgenannten Pappschachtel 6 Stück Fliegen, und in den folgenden Tagen schlüpfte eine ganze Menge sowohl hier als auch im Glasbehälter aus, im Ganzen über 100 Stück. Nach Prof. A. E. Holmgren’s Bestimmung gehörten die meisten Stücke zu Aricia (Homalomyia) scalaris Fab. und manicata Meig.; ausserdem wurden zwei abweichende Männchen als möglicherweise zu A. incisurata Zett. gehörend bezeichnet. Mitte August zeigten sich wieder ähnliche Maden in einer ziemlich dünnen Abführung derselben Person, und die dann sogleich 24 * 372 | Thierische Parasiten. — Pflanzenkrankheiten. wiederholten Untersuchungen bestätigten völlig die früher gemachten Beobachtungen. Sowohl im ersten wie im zweiten Falle wurde der Versuch gemacht, durch Laxiermittel mehrere Maden auszu- treiben; es gelang aber nicht, und es erscheint somit unzweifelhaft, dass die ganze Kolonie auf einmal abging und zwar dann erst, wo die Maden erwachsen geworden waren und daher einen neuen, zur Verpuppung geeigneten Aufenthaltsort suchen wollten. Der Verfasser glaubt überhaupt, dass in solchen Fällen die Maden sich nicht leicht durch Medikamente vorzeitig austreiben lassen, sondern dass sie meistens im Darme verweilen, bis sie vollwüchsig geworden, um sich dann gleich nach dem Abgang ausserhalb des Körpers zu verpuppen. Dieselben beiden Madenarten (Aricia scalaris und mani- cata) wurden im Laufe des Sommers auch vom Verfasser in einem Schafskranium gefunden und zur Entwickelung gebracht. Hier- durch bestätigt sich also die Vermuthung einiger Autoren, dass die Eier gewisser Fliegen an thierischen Nahrungsmitteln abgesetzt und mit diesen zufälliger Weise in den Darm eingebracht werden. Wenn die Ueberbleibsel der Mahlzeiten ohne sorgsames Zudecken aufbewahrt und dann später kalt gegessen werden, dann sind sie wahrscheinlich oft genug mit den Eiern solcher Fliegen besetzt, die von faulenden thierischen Stoffen leben. Wegen ihrer Klein- heit aber werden die Eier nicht bemerkt, und deshalb sollten der- gleichen Nahrungsmittel, die während der wärmeren Jahreszeit ohne völlig zweckentsprechendes Zudecken gestanden, vor deren An- wendung höherer Temperatur ausgesetzt werden. Schliesslich liefert der Verfasser auch Abbildungen und Be- schreibungen beider Larvenformen, wodurch es in der Folge leicht werden dürfte, die Arten schon nach den Maden sicher zu be- stimmen, wenn sie sich nächstens im Darme beim Menschen zeigen möchten, W. M. Schöyen (Christiania). Dangeard, P. A., Notes mycologiques. (Soc. Bot. et myc. de France. Paris 1388. p. 21—--25.) Verf. beschreibt in der ersten Note die neuen Chytridiaceen Chytridium Brauni auf Apiocystis Brauniana, Ch. zoophthorum auf Räderthierchen. Ch. globosum A. Br., welches von A. Braun auf Oedogonium fonticola A. Br., Oed. rivulare, Melosira varians, Eunotia amphyoxys, von Cohn auf Closterium Dianae, Cl. Digitus und - Navicula viridis gefunden wurde, fand Verf. von sehr geringen Di- mensionen bei Chlamydomonas. Zur Gattung Rhizidium stellt Verfasser Rh. mycophilum Braun Rh. intestinum Schenk Rh. Euglenae Dangeard Rh. xylophilum (Cornu) Rh. Schenckii Dangeard Rh. Lagenaria (Schenk) Rh. Zygnematis (Rosen) Dentigera F. Rosen I dentatum (Rosen) Rh. quadricorne (De By). Rhizidium sens. Strict. Ar ART Pflauzenkrankheiten. — Schutzimpfung u. künstl. Infeetionskrankheiten. 373 Seine früheren Beobachtungen über Sphaerita endogena Dan- geard in Rhizopoden und Flagellaten fand Verf. bestätigt, so dass eine innere Sporenbildung dieser letzteren nicht existirt, vielmehr das, was bisher dafür gehalten wurde, zu den Fortpflanzungsorga- nen jener Chytridiacee gehört. Eine zweite Notiz beschäftigt sich mit einem neuen Pilz der Gattung Pleospora, welcher in der Normandie die Salicornia herbacea var. procumbens befällt, der Pleospora Salicorniae Dang. Ludwig (Greiz). De Seynes, La moisissure de l’Ananas. (Soc. Bot. et myc. de France. Paris 1888. p. 26—30.) Verf. theilt weitere Beobachtungen über den von ihm entdeck- ten Schimmelpilz der Ananasfrucht, Sporoschisma paradoxum De Seynes mit, dessen Kultur auf anderen Früchten bisher misslang. Ludwig (Greiz). Vuillemin, Paul, Sur une maladie des Amygdalces ob- serv&e en Lorraine en 1887. (Soc. bot. et myc. de France. 1888. p. XL—XLII.) Verf. beschreibt eine Krankheit der Kirschbäume, Pflaumen- -bäume und Aprikosen, die aber in verschiedenem Grade auch an- dere Amygdaleen befällt und im Jahre 1887 in ganz Lothringen - und dessen Nachbarschaft auftrat. Die Blüthe der Bäume war in diesem Jahre noch eine üppige, aber Anfang Mai fingen die Bäume an zu kränkeln, die meisten Blätter bedeckten sich mit Flecken und vertrockneten zum grossen Theil, so dass die übrig bleibenden grünen Theile nicht mehr zur Ernährung hinreichten und die Ernte im Allgemeinen vernichtet wurde. Während des Monates Mai, so lange es feucht war, breitete sich die Krankheit rapid aus, endete aber mit dem Eintritt wärmerer Witterung, die eine neue gesunde Belaubung brachte. Die Krankheit wird durch einen Pilz verursacht, dessen Sporen auf den Blättern, Blattstielen, Früchten keimen und in die Inter- cellularräume eindringend, jene Flecken verursachen. Verf. glaubt, dass dieser Pilz, dessen Perithecien vermuthlich erst im Frühjahr auftreten, das von Beyerinck als Ursache der Gummose der Amygdaleen nachgewiesene Coryneum Beyerinckii Oud. ist. Ludwig (Greiz). Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. =— 1. @amaleia, N., Ueber präventive Anthraximpfungen. (Vortrag, gehalten in der Sitzung der kaiserl. landwirthschaftl. Gesellschaft Südrusslands am 20. Januar 1888.) 2. Bericht der Commission zur Anstellung von Ver- suchen von Schutzimpfungen der Schafe gegen 374 | Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Anthrax. (Verlesen in der Sitzung der nämlichen Gesellschaft am 18. Mai 1888 vom Vorsitzenden der ÜskbiEnipsLUEE Nebst ] Temperaturtabellen.) 3. @amaleia, N., Ueber Anthraximpfstoffe,. [Mitgetheilt in der Sitzung der landw. Gesellsch. am 18. Mai 1888.] (Memoiren des kaiserl. Vereins für Landwirthschaft Share find 1888. Februar, Mai, Juni, Juli.) [Russisch.] Im erstgenannten Berichte erwähnt Gamaleia zunächst der ersten Versuche einer Anwendung des Pasteur’schen Vaceins in Russland, welche Versuche schon im Jahre 1881 begonnen, bisher nur negative Resultate ergeben haben; hierauf erwähnt er Koch’s negative Ansicht über Pasteur’s Anthraximpfungen !), und theilt schliesslich mit, dass, dank der Bereitwilligkeit Pasteur’s und dessen Gehülfen, des Dr. Roux, es ihm nunmehr gelungen sei, sich mit der Zubereitung und Erhaltung des Pa steur schen Vaceins vertraut zu machen. Das allgemeine Princip der Erhaltung der Vaceinalkraft be- steht in der Durchleitung des Vaccins durch kleinere, für diese Krankheit empfängliche Thiere. Mittelst stetigen Durchführens durch eine Reihe von Thieren lässt sich ein Impfstoff von allmäh- lich gesteigertem Grade gewinnen. Die wesentlichste Frage besteht aber darin: was soll als Krite- rium bei Wahl des Impfstoffs gelten, d. h. welchen Stärkegrades müssen die Vaccins sein, und welcher Art Erscheinungen haben sie beim geimpften Thiere hervorzurufen, damit man sicher ist, dass sie Immunität gegen Anthrax verleihen ? Diesbezüglich bietet bis- lang die Litteratur keine directen Hinweise. Laut Untersuchungen des Berichterstatters sind Vacceins nur in dem Falle wirksam, wenn sie eine allgemeine Erkrankung beim geimpften Thiere her- ‘ vorrufen, d. h. der Vaccinmikrobe muss sich an der Impfstelle ver- mehren, ins Blut gelangen und eine Erkrankung des Thieres zuwege bringen, nebst einer gewissen Steigerung seiner Temperatur. Dieses bezieht sich sowohl auf das erste als auf das zweite Vaccin. Als exactes Kriterium dieses Erkrankens gilt das Vaccinalfieber. Die meisten Misserfolge, sagt Gamaleia, erklären sich eben dadurch, dass die Vaccins, welche die vaccinale Erkrankung hervor- rufen, nicht angepasst gewesen sind. Mit Hülfe obengenannter Principien ist es dem Berichterstatter nach einer bestimmten Reihe von Versuchen gelungen, einen Impfstoff für unsere südrussischen Schafe herzustellen. Demnächst wurden Versuche mit diesem Impfstoff zur Winters- zeit 1887 im Odessaer Kreis an hundert Schafen unternommen. Das erste Vaccein wurde am 27. November eingeimpft, sämmtliche Thiere blieben scheinbar gesund, wennschon ihre Temperatur sich gesteigert hatte. Das zweite Vaccin wurde am 13. December ein- geführt, und nach der Impfung zeigten die augenscheinlich frischen Thiere eine hohe, obgleich nicht andauernde Temperatursteigerung. 1) Besprochen in Bd. I und II der Mittheilungen. Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. 375 Den 27. December wurde 10 geimpften sowohl wie 3 Control- schafen das starke Virus verimpft. Keines von den 10 Schafen erkrankte, keines zeigte auch nur die geringste Steigerung der Temperatur, wogegen die drei Controlschafe alle krank wurden, und zwei davon am 3. und 4. Tage starben, das dritte sich nach achttägigem Kranksein erholte. Aus den Debatten in der Sitzung stellte sich heraus, dass im Süden Russlands alljährlich 10—12/, der Gesammtzahl der Schafe dieser Seuche zum Opfer fallen. Darauf beantragte Gamaleia, und dem Antrag schloss sich M. E. Metschnikoff an, die Pasteur’sche Impfmethode seitens der „Gesellschaft‘‘ einer wieder- holten Prüfung zu unterwerfen. Der Präses der „Gesellschaft“ schlug vor, die Frage vor das Vereinsconseil zu bringen, was denn auch von der Versammlung genehmigt wurde. Laut Gutachten des Vereinsconseils vom 9. Februar sollten in einer von der Gesellschaft erwählten Kommission Versuche von Schutzimpfungen unternommen werden, wozu die erforderlichen Mittel sofort angewiesen wurden. Die Versuchsthiere stellten die Herren N. Suchomlinoff und J. Kuris. Am 18. Mai 1888 verlas der Vicepräsident des „Landwirth- Schaftl. Vereins“, Vorsitzender der obenerwähnten Commission, den Bericht dieser letzteren den Mitgliedern des Vereins. Der Commission gehörten an: zwei Professoren der neurussi- schen Universität, die Herren A. Kowaleffsky und P. Meli- koff, mehrere Aerzte, darunter der Oberarzt des Odessaer städti- schen Krankenhauses, N. Stroganoff, viele Veterinäre, unter ihnen auch der Kreis-Veterinär des Odessaer Militärbezirks, Herr N. Bykoff, einige Gutsbesitzer: der Vorsitzende der Commission, Herr N. Suchomlinoff, Fürst Gagarin-Stourdza u. A, der deutsche Generalkonsul, Mitglied des Gouvernement-Landamts des bessarabischen Gebiets, Baron Stuart u. A., nebst dem ge- sammten Personalbestand der bakteriologischen Station. Die Commission versammelte sich am 31. März, und beschloss, Schafe jeglichen Alters der Impfung zu unterwerfen; die Veterinäre vertheilten unter sich die Beobachtung der Temperatur und des Zustandes der geimpften Schafe. Für die Impfungen wurden 60 Schafe bestimmt : 40 dreijährige, 10 zweijährige und 10 einjährige. Bei Untersuchung derselben stellten sich 4 als matt und schwächlich heraus, wurden aber trotz- dem aus der Anzahl der zu impfenden .nicht ausgeschlossen, da man bei Vaccinirung grösserer Herden wahrscheinlich auch Schwäch- linge zu impfen haben wird. Bei allen Schafen wurde vor der Impfung die Temperatur ge- messen; alle wurden gezeichnet. Das erste Vacein wurde den dreijährigen Schafen am 5. April verimpft; den später angelangten — zwei- und einjährigen — den 9. April. Nach erfolgter Impfung wurde die Temperatur zweimal des Tags gemessen, wobei sich herausstellte, dass trotz des strammen Aussehens der Schafe die Temperatur bei allen eine gesteigerte. 376 Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. . war, und zwar bei den dreijährigen bis 42°, bei den zweijährigen bis 40, 9°, den einjährigen bis 41,49 stieg. Die Verimpfung des 2. Vaceins geschah am 19. und 21. April. Auch diese Vaccination übte keine starke Wirkung auf den Ge- sundheitszustand der ‚Schafe aus, doch steigerte sich die ‚Tempe- ratur bei den dreijährigen bis 41 8 den zweijährigen bis 42,1, den Jahresschafen bis 42°. Sodann — am 3. Mai — schritt die Commission zu Prüfungen der Immunität bei den geimpften Thieren. — Das Blut eines dem Anthrax erlegenen Schafes wurde mit Bouillon vermengt und der Farm des „Landw. Vereins‘ zugestellt, woselbst damit 10 dreijährige geimpfte, 10 zweijährige und 10 einjährige, sowohl wie 5 Control- schafe jeden Alters inoculirt wurden. Nach der Impfung wiesen die vaccinirten nicht die geringste Veränderung in ihrem Gesundheitszustand auf, die Temperatur überschritt nicht die Norm. Die Controlschafe dagegen verriethen alsbald ein krankhaftes Aussehen, einige streckten sich nieder, frassen nicht, und in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai veren- deten 6 Stück. Im Laufe des 5. Mai kamen noch drei um, eines verendete nachts; am 6. Mai erlagen zwei, am 9. eins. Von 15 Controlschafen gingen im Ganzen 13 zu Grunde; zwei jedoch kamen nach längerem Kranksein wieder auf. Selbstverständlich wurde jedes der erlegenen Schafe secirt, und in jedem Leichnam liessen sich alle Kennzeichen des Anthrax constatiren, während eine mikroskopische Untersuchung im Blute sämmtlicher Schafe den charakteristischen Bac. anthracis ergab. Die vaccinirten wie die Controlschafe wurden die ganze, auf Einimpfung des starken Virus folgende Zeit, in einem ziemlich engen Schoppen zusammengepfercht gehalten, so dass sie abge- sehen von Verimpfung des starken Virus einfach durch Nähe der gefallenen Controlschafe hätten angesteckt werden können, und dennoch blieben sie heil und gesund. Daraufhin kam die Commission zum Beschluss, dass 1) die Impfungen an und für sich völlig schadlos sind, da weder nach dem 1. noch nach dem 2. Vaccin von all den 60 Schafen ein einziges erkrankte, und 2) dass die Impfungen Schutz gegen das starke Virus verleihen. Diesem Bericht sind 8 Tabellen der Temperatur der Schafe vor und nach der Impfung beigefügt, ebenso wie Protokolle der Leichenbefunde eines am 3. Mai früh verendeten Schafes, dessen Blut als Material für Controlimpfungen gedient, und Sectionsproto- kolle dieser letzteren Controlschafe, In derselben Sitzung machte Dr. Gamaleia seine zweite Mittheilung über Anthraximpfungen. „Vorgehends habe ich gesagt, dass das ganze Ziel der Im- pfungen im Hervorrufen eines Vaccinalfiebers besteht, während dessen Dauer das Contagium alle Organe überfluthet und wird Schutzimpfung und künstliche Infeetionskrankheiten. 3977 energisch in denselben zerstört. Je höher und anhaltender das Vaccinalfieber ist, desto sicherer und dauernder ist auch die er- langte Immunität.“ „Damit aber dieses nothwendig gesteigerte Fieber sich ge- fahrlos selbst für die allerschwächsten erweise, wird dasselbe in zwei Anfälle getheilt. Die zumeist empfänglichen fiebern mehr vom 1. Vaccin. Die Mächtigkeit des Impfstoffs muss eine derartige sein, dass jeder dieser Anfälle unschädlich werde, und beide vereint zu völliger Immunität führten“. Sodann untersucht Verfasser die Ergebnisse der Versuche der Commission. 1) sind die Schafe 1—4jährig gewesen; 2) stammten sie aus sowohl von Anthrax heimgesuchten wie davon freien Ort- schaften, so dass einige wahrscheinlich partielle Immunität auf- wiesen; 3) wurden viele der zu vaccinirenden Schafe schon vor der Impfung für krank erklärt: ein 3jähriges und ein 2jähriges wiesen die Temperatur von 40,9° auf, vier ljährige waren matt und schwach mit chronischem Fieber, das bis zu 41° stieg; 4) be- fanden sich die Schafe in den allerungünstigsten hygienischen Be- dingungen, zusammengepfercht in einem engen, dumpfen Schoppen hatten sie bei 30° im Schatten noch elende Stallfütterung, — so dass genannte Bedingungen zu den allerübelsten gehören, auf die ‘man in der Praxis nur stossen kann. Und dennoch ergab die Verimpfung beider Vaccins keinen einzigen Todesfall, und die geimpften Thiere erwiesen sich resistent gegen ein Virus, welches 86 °/, Controlschafe niederwarf. Weiterhin erinnert Verf. die Versammlung an die 100 Schafe des Grundbesitzers Herrn D. Kusnezoff’s, an die 200 Schafe des Herrn Falz-Feins, und weist auf die Stetigkeit dieser Vaccinen hin. Ausser der zutreffenden Wahl der Vaccins muss dieses durch- aus noch in dem ursprünglich angepassten Stärkegrad erhalten werden. Autor benutzte dazu die Methode Kitt’s, ein Aufbe- wahren des Impfstoffes in Form von Sporen, was auch dem natür- lichen Ansteckungsverfahren näher kommt, so dass im Laufe eines Halbjahres die Vaccins sich nicht im geringsten abschwächten. Ferner sagt Verf.: „das mächtige Anthraxvirus und dessen Vacecins, in künstlichem Nährboden aufbewahrt, büssen nach und nach ihre Virulenz ein. Hingegen gewinnen sie an Kraft, sobald sie durch eine Reihe von für das Virus empfänglichen Thieren geleitet worden sind. Eine Maus z.B., die für das erste Vaccin empfänglich, steigert es allemal, ebenso wie ein Kaninchen, das empfindlich für das 2. Vacein, es immerwährend verstärkt. Ein Hund dagegen, eine Taube, eine Ratte, ein Ziesel, die in weit minderem Grade dem An- thrax zugänglich, schwächen das Virus und dessen Vaccins so weit ab, dass sie, natürlich als unempfängliche Thiere, keinesfalls zur Controle des Virusgrades oder des Vaccins dienen können —.“ Indem Verfasser ferner seine Experimente denen Pasteur’s aus den Jahren 1881—1882 entgegenhält, führt er aus, dass die hiesigen Versuche in ihren Resultaten den Pasteur’schen nicht nachstehen. In Frankreich hat dies Verfahren bereits eine 6jährige Prüfung überstanden. Dort ist das Sterblichkeitsprocent vom na- RR ne ve © SR 378 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. türlichen Anthrax in geimpften Herden bis zu zehn Mal im Ver- hältniss zu ungeimpften gesunken. Von nicht unerheblicher Bedeutung ist im praktischen Leben auch der Preis der Impfungen. Die Odessaer bakteriologische Station vermag jetzt Vaceinirungen für 3 Kop. per Schaf (für beide Vaccins) zu unternehmen. Im Falle aber die Zahl der zu impfen- den Schafe im Laufe eines Jahres bis 100—200000 steigen sollte, wird es möglich werden, ein Schaf für 2—1'!/, Kop. zu impfen. Verfasser resümirt seinen Bericht folgenderweise: die Impfstoffe der Odessaer bakteriologischen Station haben alle Anwartschaft für praktisches Fortgedeihen, — sie sind schadlos, sicher, constant und wohlfeil. Schor (Odessa). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Jeffries, J. Amory, On the sterilization of milks and foods for infants. (The American Journal of the Medical Sciences. 1888. Mai. p. 486.) Es ist jetzt als feststehend zu betrachten, dass die Sommer- diarrhöe der Kinder durch Bakterien verursacht wird, die sich in der Nahrung zuerst entwickeln. Schon lange bevor dies bekannt war, hatte die Behandlung eine entschieden antiparasitäre Richtung. Es ist jedoch merkwürdig, dass die Nahrung älterer Leute meist sterilisirt ist, während die der Kinder durch ihre Zusammensetzung und ihren flüssigen Zustand eine günstige Heimstätte für Bakterien ist. Da die Sterilisation der Milch unmittelbar nach ihrem Ein- treffen eine sofortige Besserung herbeiführte, so hat sich Verfasser mit der Frage beschäftigt, auf welche Weise die Milch am prak- tischsten im Hause sterilisirt werden könne. Dazu ist nur die Hitze in Form von Dampf von 100° C. zu verwenden, da chemische Parasiticidien wegen ihrer Nebenwirkungen auszuschliessen sind, Kälte die Bakterien in ihrer Entwicklung einfach hemmt, sie aber nicht zerstört. In den ersten zwanzig Versuchen unterwarf Jeffries a) Probir- röhrchen mit frischer Milch, b) Agar-Agar-Kulturen mit conden- sirter Milch versetzt, c) Mischungen von Mellin’s Kindermehl und Wasser (8,5:131) und d) Mischungen von Rahm, Milch, Kalk- wasser und Milchzuckerlösung — je 15 Minuten lang der Ein- wirkung von Dampf. Die letzteren wurden in Folge der Wirkung des Kalkes auf den Milchzucker braun. Das Resultat dieser Ver- suche ist, dass die Milch durch eine einmalige Einwirkung von Dampf oft nicht sterilisirt werden kann. Die Mehrzahl der zweimal mit Dampf behandelten Portionen veränderte sich gar nicht; die nicht 60. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden. 379 steril gebliebenen gerannen zu derselben Zeit, wie die nur einmal dem Dampf ausgesetzten Röhren. Agar-Agar-Röhren, mit Milch versetzt, können durch Dampf sterilisirt werden, selbst wenn die Milch sieben bis zehn Tage alt ist. Bei Anwendung von einen Tag alter Milch blieben alle mit Dampf behandelten Röhren steril. Auf manchen Röhren traten die Kolonieen erst am 10. Tage auf. In den letzten Versuchen wurden a) Esmarch’sche Gelatin- kulturen mit einem Tropfen Milch oder einer Mischung hergestellt, b) wurden Flaschen, welche 100 ccm. der Substanz enthielten, 15 Minuten lang dem Dampf ausgesetzt, und schliesslich wurde c) ein Theil derselben wohlverschlossen beiseite gesetzt. Nach 24 Stunden wurden Esmarch’s von allen mit einem Tropfen hergestellt. — Die Resultate sind in einer Tabelle übersichtlich zusammengestellt. Von dem angedampften Material wurden unter 21 Versuchen nur in 8 Bakterien gefunden, und unter letzteren befanden sich 5, bei welchen sich nur 1 Kolonie entwickelte. Die Zählungen von Ko- lonieen in frischen Mischungen oder solchen, die schon einen Tag alt waren, ergaben in der Milch im Durchschnitt 75, in Mellin’s Kindermehl von 30 bis 1644 und darüber. Zum Schluss empfiehlt Jeffries die Anwendung von Dampf zur Sterilisation von Milch im Hause, wozu sich ein Kochdampf- apparat mit durchbrochenem Boden und einem genau eingefügten Deckel oder der untere Theil des Chamberland’schen Dampf- apparates benutzen lässt. M. Toeplitz (New-York). Esmarch, E. v., Nachtrag zu der Abhandlung: „Die desinficirende Wirkung des ein er, Dampfes.“ (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 3. p. 398—401. Smith, Th., Recent advances in the disinfeetion of dwellings as illustrated by the Berlin rules. (New York Med. Journ. 1888. Vol. II. No. 5. p. 117—120.) Berichte über CGongresse. 60. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden, vom 18. bis 24. September 1887. (Fortsetzung.) Das Molecül des Luftsauerstoffs (O,) ist zweiatomig, ferner, weil er bei der Körpertemperatur (37,6° C) keine Oxydationen, z. B. des Fettes, des Zuckers, des Alkohols, verursacht, inactiv, nach von Helmholtz elektrisch neutral und mit zwei positiven und zwei negativen elektrischen Ladungseinheiten ausgestattet, also 03:70. N 4 1 , ’ > ” 380 60. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden. Der zweiatomige Sauerstoff ist der Mutterkörper zweier activer Sauerstoffformen: 1) des atomistischen, einatomigen Sauerstoffs (O1), der freien Sauerstoffatome. Die freien Sauerstoffatome haben keine Dauer, sie existiren nur „in der Zeiteinheit“, sie haben je- doch die stärkste verbrennende Kraft, weil sie Wasser (H,O) zu Wasserstofisuperoxyd (H,O,), den Stickstoff der Luft zu salpetriger Säure (N,O,), den Sauerstoff der Luft (O,) zu dem dreiatomigen, dem elektrischen Sauerstoff (O,) oxydiren. Der elektrische Sauer- stoff (O,) hat nach von Helmholtz sechs elektrische Ladungs- einheiten; seine Formel ist, da er nach Schönbein (Poggendorfs Annalen 74. S. 244) und Schulze-Berge (Wiedemanns Annalen 12. S. 293) sich elektronegativ verhält, wu - + 0—:—O | Dieser dreiatomige, elektrische Sauerstoff ist die stark ver- brennende Dauerform des activen Sauerstoffs und hat in der Luft und im Wasser deshalb relative Dauer, weil er Stickstoff, inactiven Sauerstoff (O,), Wasser (H,O) nicht zu oxydiren vermag. Der eingeathmete Luftsauerstoff ändert im Blute seinen zwei- atomigen und daher inactiven Charakter nicht; im Schweiss, Speichel u. s. w. hat Casimir Wurster Wasserstofisuperoxyd nachgewiesen. Da Wasserstoffsuperoxyd (H,O0,) nur durch die oxydirende Kraft der freien Sauerstoffatome entsteht, so ist die Gegenwart des oxydirten Wassers (H,O,) in den genannten Se- creten eine der Thatsachen, aus denen sicher zu schliessen ist, dass ausserhalb des Blutstromes innerhalb der Gewebezellen freie Sauerstoffatome (O,) vorhanden sind. Da Dimethylparaphenylen- diaminsalz im thierischen Organismus sofort völlig verbrannt wird, während Wasserstoffsuperoxyd (H,O,) und concentrirte Salzsäure dieses Salz erst beim Kochen oxydiren, so ist auch durch diese Thatsache die fortwährende Bildung von freien Sauerstoffatomen (O,) im Organismus erwiesen. Der Kampf gegen die kleinsten Organismen wird demnach durch den zweiatomigen, inactiven Blutsauerstoff sicher insoweit mit Erfolg geführt, als er ausserhalb des Blutstromes von der Zellkraft in Atome zerrissen wird. Das Wesentliche des Lebensvorganges ist daher nicht in der Ueber- tragung von ponderabelen Stoffen, sondern in der Uebertragung von Kraft auf die Zellen zu suchen. a‘ Der Begriff Kraft wird neuerdings von Clausius, Hirn, Maxwell als gleichbedeutend mit Elektricität formulirt und durch von Helmholtz wissen wir, dass das Molekül des elek- trisch neutralen Sauerstofis 4, das des elektrischen, dreiatomigen Sauerstoffs 6 elektrische Ladungseinheiten besitzt. Die Thätigkeit der freien Sauerstoffatome (O,) geht unter Gluth und Licht vor sich; will man sich hiervon überzeugen, SO beobachte man mit der Lupe ein leuchtendes Johanniswürmchen (Lampyris), man sieht dann die sogenannten „Lebensfackein“ im dunkeln Körper der Lampyris als scharf begrenzte Lichtpunkte, Neue Litteratur, 381 In den wandernden farblosen Lymphzellen werden die Malaria- bacillen zerstückelt, zerkleinert, nach drei und mehr Tagen selbst durch Farbstoffe nicht mehr erkennbar. Der Entdecker dieser Lehre von den Fresszellen ist Metschnikoff; drittens werden die Malariabacillen durch Schweiss und Harn als solche entfernt; die Kraft unserer Zellen. im Kampfe gegen die Malariabacillen zeigt sich daher als verbrennende, mechanische und ab- sondernde Kraft. Dass wir die mechanische Kraft der Zellen am besten durch OÖ, erhöhen, zeigt Berthelot, nach welchem in einem Molekül O, 14,8 kleine Calorien aufgespeichert sind, d.h. also eine Kraft, welche 14,8 g 424 m hoch zu heben vermag. Dass wir die absondernde Kraft der Zellen am besten durch O, und OÖ, erhöhen, zeigt von Helmholtz, nach welchem, sobald OÖ, und O, eine Spaltung erleiden und ein Austausch ihrer elek- trischen Ladungseinheiten nach aussen stattfindet, ein elektrischer Strom entsteht, und dieser ist ja das stärkste Erregungsmittel der absondernden Nerven, welches wir kennen. Es ist daher begreif- lich, dass es mir gelang, einen Fall der immer tödtlich verlaufen- den fulminanten Form des Malariafiebers durch 500 Liter O, ge- fahrlos ablaufen zu sehen (Deutsche Klinik. No. 48. 1870). Das Gesetz der Substitution verlangt, dass das Desinfectionsmittel der thierischen Zellen ein möglichst geringes Atomgewicht hat. Als die Steinniere der Luetischen als durch zugeführtes Quecksilber verursacht wurde, war ihre Erklärung im Gesetz der Substitution gegeben, nach welchem einem Theile des Knochen-Calciums, weil es ein Atomgewicht von 40 hat, das Quecksilber, welches ein Atom- gewicht von 200 hat, substituirt wird. OÖ, oxydirt nur mit einem Atom, dessen Atomgewicht 16 ist. — Chinin ätzt mit einem Mole- culargewicht von 324, weil sein Molecül nicht zersetzt wird, die thierischen Gewebe; auch Arsenik eignet sich nicht als prophylac- tisches Mittel, weil er ein Atomgewicht von 75 hat. (Schluss folgt.) Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Bergsöe, W., og Meinert, Fr. St. Hans-Oldenborren, Rhizotrogus solstitialis, og dens snyltende eure (Tiphia femorata?). (Entomologiske meddelel- ser. Bd. I. 1888. Hefte 3. Kjobenhavn. p. 125— 139.) Pfeiffer, L., Beiträge zur Kenntniss der pathogenen Gregarinen. II. Die Psoro- spermienschläuche (Sarco- und Myxosporidia), speciell von der Speiseröhre des Schafes, und die Myositis gregarinosa der Warmblüter. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 1888. Heft 3. p. 402—439.) 382 Neue Litteratur. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. 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(Fortsetzung), p. 379. as it affeets man and animals, and its relation to human scarlatina as a pro- Neue Litteratur, p. 381. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Ausgegeben am 15. September 1888. a den ne En Baktoriologie une Bee, In Verbindung mit Geh, Hofr, Prof, Dr. Leuckart una Professor Dr. Loeiler in Leipzig in Berlin, herausgegeben von Dr. O0. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. NAD IV. Band. No. 13. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. —9%2 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbacillen. Von’ Dr. H. Buchner München. Mit 1 lithographischen Tafel. . (Schluss.) Was die Austrocknung betrifft, so ist von Gaffky ein Ver- such mitgetheilt, jedoch, wie erwähnt, ohne Controlversuch. Gaffky Scheint vorausgesetzt zu haben, dass körnerfreie Typhusbacillen durch Austrocknung rasch zu Grunde gehen müssten, etwa wie sporenfreie Milzbrandbacillen. Das ist aber durchaus nicht der Fall, und Controlversuche sind deshalb nothwendig. Bei denselben 25 386 | Buchner, zeigt sich merkwürdiger Weise, dass im Gegentheil die körner- haltigen Stäbchen weit weniger widerstandsfähig sind als die körnerfreien, normalen Typhusbacillen. Ich habe mehrere Versuche hierüber angestellt, stets in der Weise, dass von zwei gleichalten Kulturen der nämlichen Abstammung, deren eine, körnerlose auf Nährgelatine bei Zimmertemperatur, deren andere, körnerhaltige auf Kartoffel bei 37° gewachsen war, kleine Mengen auf sterili- sirten Deckgläschen angetrocknet wurden. Die so behandelten Deckgläschen kamen dann in einen Trockenschrank bei 50 oder 60° C, für verschieden lange Zeit. Nachher wurde ein Tropfen steriler, schwach alkalischer Bouillon auf die angetrocknete Bak- terienschicht verbracht und im hohlgeschliffenen Objectträger mittelst Vaselin eingeschlossen. Nach 24stündigem Stehen bei Zimmer- temperatur kann nun unter dem Mikroskop beobachtet werden, ob die angetrocknete Schicht noch unverändert daliegt, oder ob weitere Entwicklung eingetreten ist. Die letztere kennzeichnet sich durch das Vorhandensein lebhaft beweglicher Typhusstäbchen, namentlich aber durch grosse Mengen sehr langer, meist mit Eigenbewegung begabter Fäden, von denen sich vielfach unmittelbar constatiren lässt, dass sie aus den angetrockneten Massen hervorgewachsen sind. Bei niederer Temperatur in Bouillon erscheinen die Typhus- bacillen überhaupt sehr gerne in Fadenform ; vielleicht wirkt hier die vorhergegangene Austrocknung noch begünstigend durch eine geringe zurückgebliebene Schwächung nach. Diese vergleichenden Versuche haben nun gezeigt, dass nor- male, körnerfreie Typhusbacillen eine 20 Minuten lange Trocknung bei 60° und eine °/,stündige bei 50° C ohne Aufhebung der Lebens- fähigkeit ertragen können. Typhusbacillen von Kartoffelkultur aber, mit wohl ausgebildeten Polkörnern, wurden theils schon durch das blosse Antrocknen am Deckglas bei Zimmertemperatur, sicher aber durch eine nur 5 Minuten dauernde Trocknung bei 60° C getödtet. Nach diesen Resultaten kann ich sohin nicht anders, als den Polkörnern auch in physiologischer Hinsicht die Eigenschaft als Dauersporen vollständig abzusprechen. Dieselben sind weiter nichts, als eine eigenthümliche Degenerationserscheinung, welche an und für sich eine verminderte Widerstandsfähigkeit gegen äussere schädliche Agentien bedeutet. Alle ätiologischen und epidemio- logischen Folgerungen, welche aus der vermeintlichen Existenz von Dauersporen gezogen wurden, sind somit hinfällig. Es bleibt noch die Frage zu entscheiden: auf welche Weise entstehen die farblosen Lücken im gefärbten Präparat? Auch hierüber kann man durch Beobachtung der sich entwickelnden Färbung beim Zufliessenlassen des Farbstoffs zum frischen Präparat ein sicheres Urtheil gewinnen. Man be- merkt dann, wenn der Moment der blossen Polkörnerfärbung vor- über, gleichsam als zweites Stadium nunmehr auch eine stärkere Farbstoffaufnahme von Seiten des übrigen Inhalts der Stäbchen. Sobald dieser Process aber eine gewisse Intensität erreicht hat, treten mit einem Male meist an beiden Enden die farblosen Lücken Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbacillen. 387 hervor (Fig. c). Darin, dass diese Lücken in der Regel an beiden Enden des Stäbchens sich zeigen, während die Polkörner meist unipolar sind, lag von vornherein eine Andeutung, dass beide Er- scheinungen nicht identisch sein können. Die aufmerksame Be- trachtung des Zufliesspräparates lehrt, dass es sich unzweifelhaft um eine Retraction des Plasmaschlauches von beiden Enden des Stäbchens handelt, wodurch die polaren Lücken entstehen. Der gefärbte retrahirte Plasmaschlauch besitzt gegen beide Enden hin eine convexe Contour, wie sich bei starker Vergrösserung in vielen Fällen deutlich constatiren lässt. Dies wäre nicht möglich, wenn die ungefärbte Stelle einem Korn entsprechen würde. Wo befinden sich aber nun die Polkörner ? Die Beobachtung im Zufliesspräparat zeigt deutlich, dass in der Regel die gefärbten Polkörner durch die Retraction des Plasma aus ihrer polaren Lage entfernt und weiter gegen die Mitte des Stäbchens hinein verschoben werden. Da die Polkörner von vorn- herein im Plasma liegen, so ist es nur natürlich, dass sie den Ortsveränderungen desselben folgen müssen. Dieselben liegen noch immer am Ende des Plasmaschlauches, aber nicht mehr am Ende des ganzen Stäbchens, wie dies Fig. b deutlich ‘erkennen lässt. Dies ist die Regel. Es kommen aber ausserdem verschiedene Fälle in Zufliesspräparaten zur Beobachtung, wie solche durch Fig. b’ b“ b dargestellt sind, ohne dass es näherer Beschreibung bedarf. Das Polkorn folgt nicht immer dem sich retrahirenden Plasma. Der sichere Beweis für die Verschiedenheit der Polkörner und der farblosen Lücken liegt also darin, dass im gleichen Stäbchen beide Objecte neben einander deutlich gemacht werden können. Im gewöhnlich gefärbten Deckglaspräparat sind die Polkörner aller- dings nicht zu sehen, weil sie in der intensiven Färbung des übrigen Plasma verschwinden. Aber im Zufliesspräparat, bei noch unvoll- kommener Färbung, ist der Sachverhalt deutlich ; und ebenso kann derselbe deutlich gemacht werden bei jedem in gewöhnlicher Weise gefärbten Präparat durch nachträgliche theilweise Entfärbung. Das Polkorn erscheint dann als intensiv gefärbte Partie im Plasma- schlauch (Fig. c’). Unter welchen Bedingungen retrahirt sich das Plasma? Nach meinen Beobachtungen entsteht die Retraction für gewöhnlich durch das Antrocknen am Deckglas. Aber das Antrocknen ist hierzu nicht nothwendig. Auch im frischen Zufliesspräparat zeigt sich, wie erwähnt, die Schrumpfung, wenn eine giftige Farbe, z. B. wäss- riges Gentianaviolett zum Zufliessen gewählt wird. Bei ungiftigen oder wenig giftigen Farben, wie z. B. Phloxinroth, wurde beim Zu- fliessenlassen keine Färbung und keine Retraction beobachtet. Da- gegen zeigt sich beides innerhalb 15 Minuten, wenn die Bacillen vorher aufgekocht wurden. Die Erscheinung der Retraction muss sonach durch das Absterben der Zelle bedingt sein. Nebenbei sei bemerkt, dass die Retraction unter gewissen Umständen und bei manchen Kulturen sogar mit Vorliebe in der Weise eintritt, dass die farblosen Lücken nicht am Ende der Stäbchen, sondern mehr gegen die Mitte desselben sich bilden, und zwar oft mehrere in 25 * 388 | Buchner, einem Stäbchen. Fig. d, d‘ zeigt derartige Formen. Ich besitze Präparate von Typhus-Kartoffelkulturen, in denen fast alle Stäb- chen und Fäden die Erscheinung in dieser Weise zeigen. Auf- fallend ist hierbei auch die ovale Form der Lücke, die ganz den Eindruck macht, als ob es sich etwa um eine ungefärbte Spore handle. Es wurde bereits genügend nachgewiesen, dass letzteres nicht der Fall ist. Aber die Erscheinung kann nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, dass auch die Vacuolen in Mycel- fäden oder Sprosspilzen, die schliesslich auch nichts anderes be- deuten als eine Retraction des Plasma, in dieser Weise sich dar- stellen. Auch der anscheinend etwas grössere Breitendurchmesser der ungefärbten Lücke ist nicht unerklärlich, wenn man annimmt, dass die Schrumpfung des Plasmaschlauches bei der Antrocknung nicht nur in der Längen- sondern auch in der Breitendimension sich geltend macht. Der gefärbte Theil des Stäbchens muss darum etwas schmäler erscheinen als der ungefärbte. Die nämliche Er- scheinung, aus den gleichen Gründen, ist auch bei den endstän- digen Retractionslücken sehr häufig zu beobachten, wie dies die Fig. b, c, ce‘ an mehreren Exemplaren erkennen lassen. Das Stäb- chen erscheint dann an seinem farblosen Ende etwas aufgetrieben. Fassen wir die Resultate des Voranstehenden übersichtlich zusammen, so ergiebt sich, dass von den drei Kennzeichen echter endogener Sporen, nämlich 1) Widerstand gegen das Eindringen von Farbstoffen, 2) Resistenz gegen Austrocknung, 3) Keimfähigkeit, keines für die Polkörner der Typhusbacillen ale Dieselben können deshalb nicht als Sporen betrachtet werden. Man könnte einwenden, die Polkörner seien zwar keine vollwerthige, aber doch rudimentäre, unvollkommen ausgebildete Sporen. Unvollständig entwickelte Sporen lassen sich bei Milzbrand erzielen durch Aus- saat der direct aus der Milz gewonnenen Bacillen in Lösung von 1 Proc. Liebig’s Fleischextract und 5 Proc. Rohrzucker bei 37°, Auf dem Grunde dieser an sich schwach sauren Lösung entstehen Stäbchen und gekrümmte Fadenstücke mit unregelmässig ange- ordneten, runden, glänzenden Körnern, manche davon sehr klein. Nach dem Aussehen könnte man sagen, es sind keine Sporen, weil die ovale Form und die regelmässige Anordnung fehlt. Allein die Untersuchung im frischen Präparat bei Zufliessenlassen von Gentianaviolett zeigt, dass diese Körner keine Färbung annehmen, während sich das Stäbchen intensiv färbt. Ebenso entsteht keine Färbung dieser Körner beim gewöhnlichen Färbungsverfahren am Deckglas; dagegen entsteht Färbung bei vorhergehender Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure auf das Deckglaspräparat. Die Körner verhalten sich also durchaus wie echte Sporen; trotz ähn- lichen Aussehens und analoger Entstehungsweise zeigen sie die grössten Unterschiede im Verhalten gegenüber den Polkörnern der Typhusbaeillen. Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbacillen. 389 Wenn man sich die Frage vorlegt: wie müsste überhaupt eine eventuelle Sporenbildung der Typhusbacillen beschaffen sein, so scheint mir folgende Beobachtung von Interesse. In Münchener Grundwasser wurde in letzter Zeit wiederholt ein Bacillus vorge- funden, dessen Kolonieen auf Gelatine ein durchaus Typhus-ähn- liches Ansehen boten. Deshalb wurde Veranlassung genommen, diesen Bacillus durch Kartoffelkulturen u. s. w. auf seine etwaige Identität zu prüfen, eine Aufgabe, welcher sich Herr Dr. Seegall unterzog. Das Resultat war, dass kein Typhusbacillus vorlag, sondern ein Bacillus, der auf alkalischer Kartoffel oder Fleisch- wasseragar bei 37° sehr schöne, grosse endogene Sporen bildet. Die Art der Bildung dieser Sporen aber besteht darin, dass die Stäbchen sich spindelförmig in der Mitte verdicken, und dass dann hier in der Mitte die stark ovale, den Durchmesser des Stäbchens weit übertreffende Spore entsteht. Die Sporen dieses Bacillus, der keine Gährungsfähigkeit besitzt, zeigen nun gegen die Färbung ähnlichen Widerstand wie Milzbrandsporen, sind resistent gegen Austrocknung und können drittens unter dem Mikroskop zur Aus- keimung gebracht werden. Also das .sind wirkliche Sporen, und in dieser Weise müsste man, wie ich glaube, erwarten, dass even- tuell auch Sporen von Typhusbacillen sich verhalten würden. Die Polkörner bestehen allerdings, wie erwähnt, aus verdich- tetem Plasma; es ist dies eine, aber auch die einzige Eigenschaft, die sie mit den Sporen gemein haben. Behandelt man ein Deck- - glaspräparat von polkörnerhaltigen Bacillen vor der Färbung für einige Secunden mit concentrirter Schwefelsäure, so zeigen sich die ‘ Stäbchen blass, die Polkörner dunkel gefärbt. Das gleiche lässt sich durch Erhitzung des Deckglaspräparates vor der Färbung er- reichen. Das beweist eine grössere Resistenz des Polkorns, aber nur eine relativ grössere, gegenüber der sehr geringen Resistenz des verdünnten Plasma der auf saurem Nährsubstrat gewachsenen Langstäbchen. Schliesslich sei eine kleine Uebersicht der häufigsten, bei bak- a Untersuchungen vorkommenden Körnerarten hier an- gereiht: 1) Körner aus verdichtetem Plasma. Dieselben nehmen Farb- stoffe begierig auf und halten dieselben ziemlich fest, wie dies die voranstehenden Beobachtungen über die Polkörner der Typhus- bacillen zeigen. Ein Analogon sind die Körner, in welche die Milzbrandbacillen bei Sauerstoffabschluss nach 2—3 Tagen zer- fallen. Auch diese färben sich rasch und intensiv beim einfachen Zufliessen der Farbe. 2) Ebenfalls aus verdichtetem Plasma bestehen die Sporen. Der Unterschied liegt aber darin, dass hier beim einfachen Zu- fliessen der Farbe keine Färbung eintritt, sondern erst nach Tödtung der Spore. 3) Eine dritte Kategorie von Körnern findet sich beispiels- weise in den Zellen von Bierhefe, die auf Rüben kultivirt ist. Diese Körner färben sich weder beim Zufliessen von Farbe zum frischen Präparat, noch auch nach dem Aufkochen in verdünnter 390 Gährung. Farbstofflösung. Dieselben bestehen somit nicht aus chromato- philer Substanz, nicht aus Plasma (zum Theil vielmehr aus Fett). 4) Der Vollständigkeit halber seien schliesslich die Vacuolen im Plasma erwähnt, Räume, die mit wässrigem Zellsaft ausgefüllt sind. Im frischen Präparat sind dieselben leicht zu erkennen durch ihr optisches Verhalten, welches demjenigen der vorher er- wähnten, optisch dichteren Objecte gerade entgegengesetzt ist. Im gefärbten Präparat erscheinen die Vacuolen als ungefärbte Lücken und könnten zunächst mit Sporen verwechselt werden. Der Unter- schied ist, dass Vacuolen naturgemäss auf keine Weise zur Färbung gebracht werden können. Die vorstehenden Untersuchungen haben ergeben, dass unter Umständen Vacuolen erst im Moment des An- trocknens oder überhaupt des Absterbens der Zelle entstehen können, ein Umstand, der ebenfalls zu berücksichtigen ist. München, 29. Juli 1388. Hansen, Emil Chr., Recherches sur la physiologie et la morphologie des ferments alcooliques VI. (Meddelelser fra Carlsberg Laboratoriet. Bd. II. Heft 5. Mit Textabbild. Dän. Text p. 220—256; franz. Resume p. 143—167). Kopenhagen (Hagerups Buchh.) 1888. Diese siebente Reihe von des Verfassers Untersuchungen über die Physiologie und Morphologie der Alkoholhefenpilze enthält. Mittheilungen über das Verhältniss dieser Pilze zu den Zuckerarten. Die sehr umfassenden Untersuchungen wurden mit den vier Zucker- arten: Saccharose, Maltose, Lactose und Dextrose angestellt und es wurde mit beinahe 40 Pilzspecies experimentirt, nämlich: den sechs Saccharomyces-Species, welche Verf. im Jahre 1883 in die Litteratur einführte, ferner mit Sacch. Marxianus, Sacch. exiguus, Sacch. membranaefaciens, 10 Arten von Saccharomyces cerevisiae (untergährige Brauereihefe), Mycoderma cerevisiae, Saccharomyces apiculatus, 7 Arten von Pasteur’s sogen. Torula, Monilia candida, Mucor erectus, M. spinosus, M. Mucedo, M. racemosus, einige nicht näher beschriebene Mucorspecies und Oidium lactis. Die Untersuchungen haben zu folgenden Hauptresultaten ge- führt: Die sechs erstgenannten Saccharomyceten ent- wickeln alle Invertin; sie verwandeln die Saccharose in Invert- zucker und vergähren diesen; sie vergähren Dextrose und Maltose, dagegen nicht Lactose. Dasselbe gilt von allen bisher untersuchten, in der Industrie verwendeten Untergährungshefenpilzen und über- haupt von allen vom Verf. untersuchten Alkoholgährungspilzen. Saccharomyces Marxianus n.Sp., welcher sich dadurch aus- zeichnet, dass er auf festem Substrate ein Mycelium entwickeln Kann, ruft in Maltose und Lactose keine Gährung hervor; er invertirt Saccha- rose und ruft in Lösungen dieser Zuckerart eine Gährung hervor; auch Dextrose, in Hefenwasser gelöst, wurde vergohren. Saccha- romyces exiguus, eine Art, die vom Verf. genauer beschrieben wird, verhält sich den Zuckerarten gegenüber wie die vorige. Kr, Gährung. 391 Saccharomyces membranaefaciensn.sp. bildet, auf Würze entwickelt, sehr schnell eine continuirliche Haut auf der Oberfläche der Flüssigkeit; er entwickelt sehr reichlich Sporen, sowohl unter den allgemein bekannten Bedingungen, -als auch in den Häuten. Er ruft weder in Bierwürze, noch in Saccharose, Dextrose, Maltose oder Lactose eine Alkoholgährung hervor, auch vermag er die Saccha- rose nicht zu invertiren. Die frühere Auffassung des Genus Saccha- romyces wurde also durch diese Untersuchungen wesentlich ge- ändert: physiologisch dadurch, dass Species entdeckt wurden, die eine Alkoholgährung nicht hervorrufen können; morphologisch da- durch, dass wenigstens einige Arten ein Mycelium hervorbringen können. Die Thatsache, dass die meisten dieser Pilze die Maltose vergähren können, erklärt, dass sie eine so grosse Rolle in der Gährungsindustrie spielen, da sie nicht nur bei der Fabrikation von Fruchtweinen, sondern auch in dem Brauerei- und Brennerei- betriebe Verwendung finden können. Ferner lernt man aus des Verf.’s Untersuchungen, dass immer eine Auswahl für den be- stimmten Zweck getroffen werden muss. Die Untersuchung der Arten mit Saccharomyces-ähnlichen Zellen, d. h. sprossenden Zellen, welche endogene Sporen nicht hervorbringen können, ergab, dass Mycoderma cerevisiae keine Alkoholgährung in den vier Zuckerarten und keine Inversion der Saccharose hervorbringt. Saccharomyces apiculatus siebt in Bierwürze eine geringe Alkoholmenge; er vergährt die Mal- tose nicht, Kann die Saccharose nicht vergähren und auch nicht in- vertiren; dagegen werden Dextroselösungen ziemlich kräftig ver- sohren. Von den Torulaformen untersuchte Hansen früher (1883) fünf Arten; drei von diesen konnten kaum zu den Alkohol- hefenpilzen gerechnet werden, die eine von diesen drei Arten ent- wickelte Invertin; die zwei übrigen gaben in den beschriebenen Würzekulturen c..1 Vol. °/, Alkohol und die eine invertirte Sac- charoselösungen. Auch andere Forscher haben Beiträge zur Phy- siologie solcher Pilze gegeben; die Angaben sind jedoch so un- sicher, dass man nicht sehen kann, ob diese Autoren mit Rein- kulturen arbeiteten, und auch ist es unmöglich, zu bestimmen, ob sie mit den hier besprochenen oder mit ganz anderen Arten operirt haben. Die neuen von Hansen untersuchten Torula-Arten zeigten folgendes Verhalten: Die erste gab in Würze eine deut- liche Gährung und bis zu 1,3 Vol. °/, Alkohol; Maltose vergährt sie nicht; sie invertirt Saccharose und bringt kräftige Gährungen in Saccharose — und namentlich in Dextrose — Nährlösungen her- vor. Die zweite giebt in Bierwürze 1 Vol. °/, Alkohol, vergährt nicht Maltose und Saccharose, invertirt auch nicht diese letztere ; dagegen werden Dextrose-Nährlösungen vergohren, doch weniger stark als von der ersten Art. — Solche Torulaformen, die nicht Invertin ausscheiden können, die in Bierwürzekulturen nur c. 1 Vol. °/, Alkohol geben und nicht Maltose vergähren können, sind in der Natur sehr verbreitet. — Monilia candida, welche schon im Jahre 1883 vom Verf. behandelt wurde, wird in dieser Abhandlung Gegenstand einer eingehenden neuen Behandlung und 392 | | Gährung. die sämmtlichen Resultate werden übersichtlich dargestellt: Be- kanntlich sind die Gährungsphänomene dieses Organismus höchst eigenthümlich, und die hefenartigen Zellen entwickeln nach und nach auf der Oberfläche der Flüssigkeit ein Mycelium, welches ab- gebildet wird. Es wird hervorgehoben, dass die morphologische Untersuchung zur Speciesbestimmung nicht genügt; dass diese Art dagegen durch ihre physiologischen Eigenschaften sehr deutlich charakterisirt ist. In Bierwürze bringt sie eine Gährung hervor, erreicht jedoch bei Zimmertemperatur sehr langsam die höheren Alkoholprocente im Vergleich zu den echten Saccharomyceten. Dextrose wird leichter als Maltose von diesem Pilze vergohren. In reiner Maltoselösung vermehrt sich die Monilia, ruft aber keine Gährung hervor; dies findet zuerst statt, wenn die Lösung zugleich Stickstoffverbindungen und Nährsalze enthält. Verf. hat hierdurch einen wichtigen Beitrag zur Frage über die direkte Vergährbarkeit der Maltose gegeben: Eine vorhergehende Umbildung dieser Zuckerart zu Glycose ist nach diesen Untersuchungen jedenfalls nicht nothwendig, um darin eine Alkoholgährung hervorzurufen; diesem Pilz fehlt nämlich das invertirendeFerment. Doch vermager auch die Saccha- rose zu vergähren; also ist diese Zuckerart unter gewissen Umständen direkt vergährbar. Ref. verweist hier auf die umfangreichen, in verschiedener Weise variirten Versuche des Ver- fassers. Ein Blick auf diese ganze Gruppe von Sprosspilzen zeigt wieder, dass Arten, welche morphologisch nicht unterscheidbar sind, physiologisch scharf charakterisirt werden können; ferner lehren diese Untersuchungen, dass die sämmtlichen Arten ohne praktische Bedeutung für die Brauerei und Brennereibetriebe sind, dass sie dagegen wahrscheinlich an der Vergährung von Trauben- und anderen Fruchtweinen theilnehmen. Eingehende Studien des Genus Mucor zeigten, dass bisher nur eine geringe Zahl von Arten untersucht worden und dass die vorliegenden Beschreibungen in den meisten Fällen für eine genaue Speciesbestimmung unzureichend sind; selbst über die anscheinend bekannten Arten M. Mucedo und racemosus herrscht noch grosse Unklarheit. Verf. behandelte die folgenden Arten: Mucoreerectus Bainier (beschr. in Ann. d. sc. nat. Bot. 1884 und Krypt. Fl. Schles. III), gehört zu den kräftigen Alkoholhefenpilzen dieses Genus und übertrifft sogar in gewissen Richtungen die gewöhn- lichen Brauereiunterhefen in Kulturen in Bierwürze (bis zu 8 Vol. °/, Alkohol). Er ruft auch in Maltose- und Dextroselösungen Alkohol- gährungen hervor, dagegen nicht in Saccharoselösungen, invertirt auch nicht diese Zuckerart. Besonders ausgezeichnet ist dieser Pilz dadurch, dass er in Dextrinlösungen eine Alkoholeährung hervorbringen kann und dass er Stärke zu reducirendem Zucker umbildet. Weder diese, noch die übrigen untersuchten Arten können Lactose vergähren. Mucor spinosus van Tiegh. gab in Bier- würze bis zu 5,5 Vol. °/, Alkohol; in Maltoselösung wurden deut- liche Gährungsphänomene beobachtet und nach 8 Monaten enthielt die Flüssigkeit 3,4 Vol. °/, Alkohol. Rohrzucker wurde weder invertirt Gährung. | 395 noch vergohren; dies war dagegen mit Dextrose der Fall, aber die Art entwickelte in allen Fällen eine schwächere Gährungsenergie, als die vorige. Mucor MucedoL. gehört zu den Arten, welche eine verhältnissmässig geringe Gährwirksamkeit ausüben, sowohl in Würze, wie in Maltose und Dextrose; Saccharose wird nicht in- vertirt und nicht vergohren, dagegen giebt diese Art wie die übrigen in einer solchen Flüssigkeit eine starke Vegetation. M. race- mosus Fres. vergährt Würze, Maltose, aber nicht stark, und Dextrose; diese Art enwickelt Invertin, kann also den Rohr- zucker zu Invertzucker verwandeln und danach vergähren. Auch eine ‚andere Art oder Varietät, welche diese letztere Eigenschaft besitzt, wurde vom Verf. gefunden; und Verf. hebt hervor, dass man, wie die Sachen im Augenblicke stehen, hierin eins der wichtigsten Charaktere zur Speciesbestimmung unter den Mucorarten besitzt. — Schliess- lich macht Verf. auf die verschiedenen interessanten physiologischen. Verhältnisse der sogenannten Gemmenbildungen aufmerksam. Oidium lactis Fres. wurde unter denselben Verhältnissen wie die vorigen Arten geprüft. Das Resultat war, dass dieser Pilz eigentlich nicht zu den Alkoholgährungspilzen gerechnet werden kann; Gährungsphänomene traten nicht hervor, und nach längerer Zeit wurden nur durch die Tropfen- und Jodoform-Reaction schwache Spuren von Alkohol gefunden. Die Hauptresultate dieser Untersuchungen können folgender- maassen zusammengefasst werden: Die Saccharomyceten zerfallen in zwei Gruppen, jenachdem sie Invertin entwickeln und Alkohol- gährung hervorrufen oder nicht (S. membranaefaciens); die erste Gruppe wird wieder in zwei Abtheilungen gespalten, indem einige wenige die Maltose nicht vergähren können, während die grosse Mehr- zahl diese Zuckerart mit Kraft vergährt. — Die folgende Gruppe, welche Sprosspilze ohne endogene Sporenbildung umfasst, zeichnet sich dadurch aus, dass nur eine Art (Monilia candida) die Maltose vergährt; Arten ohne Invertin und Arten mit geringer oder gar keiner Gährfähigkeit kommen hier häufig vor; mehrere rufen jedoch in Dextrose und Invertzuckerlösungen eine starke Gährung her- vor, und die Monilia vergährt die Saccharose ohne vorherige In- version. Für Inversionsfähigkeit und Gährung findet man unter diesen Pilzen alle möglichen Combinationen. Die Mucorarten fallen in zwei Gruppen: einige besitzen Invertin, die meisten nicht. Die Arten, welche überhaupt eine deutliche Alkoholgährung hervorrufen, vergähren auch die Maltose. Schliesslich wird im des Verfassers Resume das Verhältniss der Zuckerarten kurz recapitulirt, und die Bedeutung dieser Untersuchungen für die analytische Chemie wird erwähnt, wenn es z. B. die Aufgabe ist, Lösungen zu untersuchen, welche mehrere verschiedene Zuckerarten enthalten, wie dies häufig in der Praxis vorkommt. — Zur Speciesfrage enthält diese neue Abhandlung des Verfassers demnach werthvolle Beiträge, und es wer- den gleichzeitig die Aufgaben für die künftige Forschung angezeigt: Das Studium der Natur des Protoplasmas, welches die Grundlage für die sehr verschiedene physiologische Wirksamkeit der anscheinend ganz gleichartigen Zellen bildet. Jörgensen (Kopenhagen), 394 | Bakterien Milch. — Bakterien im Wasser. Warrington, Curdling ofmilkby microorganisms. (The Lancet. 1888. Vol. I. No. 25.) In der Sitzung der chemischen Gesellschaft in London vom 7. Juni sprach Warrington über die Ursachen der Gerinnung der Milch unter der Einwirkung von Mikroorganismen. Dieselbe erfolgt entweder durch Entstehung von Milchsäure oder durch die Bildung eines labartigen Fermentes. Die Quantität der Säure, welche die Milch zu ihrer Gerinnung bedarf, ist um so geringer, je höher die Temperatur ist. Fünf der von ihm untersuchten Mikroorganismen bewirkten deutliche Säuerung der Milch, jedoch in sehr verschiedener Intensität. So erzeugte der Staphylococceus candidus so wenig Säure, dass die Milch selbst beim nachträglichen Kochen nicht gerann. Der Bacillus der Kinder- diarrhöe und Bacterium Termo produciren etwas mehr Säure, SO dass die Milch bei 32° rasch gerinnt, während die Gerinnung bei 22° noch unvollständig ist. Micrococcus gelatinosus macht die Milch bei 22° und noch bei 10° in wenigen Tagen gerinnen. Da- gegenbringen der Bacillus fluorescens liquefaciens und der Koch’sche Vibrio das Casein zur Gerinnung, ohne dass eine wahrnehmbare Säure entsteht; der letztere bewirkt sogar in der mit Soda alkalisirten Milch Gerinnung, ohne die alkalische Reaction zu zerstören: lab- artige Gerinnung durch ein von den Bakterien erzeugtes Ferment. Diese Fermentwirkung ist sicherlich auch bei zwei der säurebildenden Organismen, dem Micrococcus gelatinosus und dem Micrococcus ureae, an der Gerinnung der Milch betheiligt, da die von denselben erzeugte Säuremenge allein nicht ausreichen würde, die Milch bei dieser Temperatur zur Gerinnung zu bringen. Eine Bodenprobe von einem Ackerfeld in Milch gebracht, bewirkt rasche Gerinnung, selbst bei niederer Temperatur, ohne dass eine wahrnehmbare Menge Säure entstand. Zugleich wird lebhafte Gasentwicklung be- obachtet. Die untersuchten Mikroorganismen erzeugten mit Aus- nahme eines Experimentes mit dem Bacillus der Kinderdiarrhöe bei ihrem Wachsthum in der Milch kein Gas. Escherich (München). Weigmann, Zur Untersuchung und Beurtheilung der Trinkwässer. (Zeitschrift für Medieinalbeamte. Jahrg. I. 1888. Heft 3. pag. 84—90.) Verfasser geht von der Thatsache aus, dass in vielen Fällen eine Übereinstimmung der Resultate der chemischen und bakterio- logischen Wasseruntersuchungen nicht stattfindet. Die Grösse der Zahl der in 1 cem Wasser aufgefundenen Bakterien harmonirt mit dem chemischen Befunde meistens nicht, weshalb man von der Zählung der Keime nicht erwarten darf, dass sie der chemischen Analyse ein ausschlaggebendes Kriterium bietet. Aus der Ver- mehrung der Bakterien im destillirten Wasser schliesst Weigmann, dass von einer Abhängigkeit der Bakterienzahl von den accessori- schen Bestandtheilen des Wassers überhaupt nicht die Rede sein Kann. Das Studium des Verhältnisses der pathogenen Bakterien gegenüber den gewöhnlichen Wasserbakterien führt den Verfasser Bakterien im Fingernägelschmutz. — Wechselfieber, 395 zur wohl nicht ganz begründeten Ansicht, dass die Auffindung von Infectionskeimen im Wasser überhaupt nicht wahrscheinlich ist und in den Bereich der seltensten Ausnahmen gehört. Nach eingehender Besprechung des. hohen Werthes der chemi- schen Trinkwasseranalyse erörtert Weigmann auch die Wichtig- keit derselben für die Untersuchung des filtrirten Wassers und ge- langt zum Schlusse, dass die chemische Untersuchung eine sicherere Methode für die Beurtheilung der Trinkwässer ist, als die bakterio- logische. Dennoch aber verzichtet der Verfasser wohlweislich nicht ganz auf dieselbe, sondern hebt doch hervor, dass die Bestimmung der Gattung und Art der in einem Trinkwasser gefundenen Bakterien bei der hygienischen Beurtheilung eines Trinkwassers in Frage kommen muss. Schliesslich wird die Ansicht ausgesprochen, dass, jemehr durch fortgesetzte Forschung die Kenntuiss der schädlichen und unschädlichen Wasserbakterien erweitert wird, desto mehr eine . Uebereinstimmung der chemischen und bakteriologischen Unter- suchungsmethode zu erwarten sein dürfte. Maschek (Leitmeritz). Mittmann, R., Untersuchungen von Fingernägel- schmutz auf Mikroorganismen (Virchow’s Archiv. Band CXII. pag. 203). Die Bedingungen für die Entwicklung von Mikroorganismen im Fingernägelschmutze, besonders die Feuchtigkeit und die Temperatur, welch letztere nach den Angaben von Kunkel an dieser Stelle durchschnittlich + 28° C. beträgt, sind sehr günstig. Mittmann hat durch Kulturen auf Gelatine, Agar-Agar und Hammelblutserum, welche vom Fingernägelschmutze von 25 Indi- viduen (Lumpensortirern, Köchinnen, Kellnerinnen, Gymnasiasten, Barbieren und Leichenwärtern) angelegt wurden, im Ganzen 78 verschiedene Arten von Mikroben rein gezüchtet. Er fand unter diesen 35 mal Mikrokokken, 21 mal Diplokokken, 18 mal Stäbchen, 3mal Sarcinen und 1 mal Sprosspilze. Ausserdem fand er auch Schimmelpilze in grosser Anzahl vor. Viele dieser Pilze produ- eirten rothe, grüne, braune, gelbe und blaue Farbstoffe. Eine Bestimmung der einzelnen Arten von Mikroorganismen wurde nicht vorgenommen. | Dittrich (Prag). Schneller, Ueber die Verbreitung des Wechselfiebers inBayern und dessenAbnahmein den letzten Jahr- zehnten. (Mit 2 Karten. Inauguraldissertation. 8%. 23 Seit. München (Finsterlin) 1887. S. giebt in der vorliegenden Dissertation eine genaue Dar- stellung der geographischen Verbreitung des Wechselfiebers speciell in Bayern für die Jahre 1857—1883 nach dem Generalbericht über die Sanitätsverwaltung im Königreich Bayern, nach den Provinzen geordnet, aus denen sich eine durchgängige Abnahme der geogra- phischen Ausbreitung. mit Sicherheit ergiebt. Besonders beweisend sind die für die Garnisonen Ingolstadt und Germersheim in den Jahren 1854—1886 angegebenen Zahlen der beobachteten Fälle, 396 Keuchhusten. — Geschwüre im Verdauungsapparate. welche eine stetige und ganz bedeutende Abnahme der Erkrankungs- ziffer (von 14,6 °/, in 1854 bis auf 0,11 °/, 1885 resp. 38,07%), 1854 bis 0,45 °/, 1886) ergeben. Die Ursache der Abnahme wird in Bodenveränderungen, wie Moorkultur, Eisenbahnbau, Flusscor- rection, bessere Baumanlagen, Wiesenentwässerung gefunden. A. Gottstein (Berlin). Genser, von, Zur Pathologie und Therapie des Keuch- hustens. (Sep. Abd. aus Wiener med. Wochenschrift. 1888. No. 18—24.) Verf. gibt eine übersichtliche Darstellung der neueren For- schungen auf dem Gebiete der Aetiologie, Pathologie und Therapie des Keuchhustens, worunter namentlich eine vollständige Zusammen- stellung der bakteriologischen Untersuchungen auf diesem Gebiete. Unter diesen scheinen ihm die von Afanassiew durchgeführten (vgl. d. Zeitschrift. Bd. III. S. 14), die zur Entdeckung des Bacillus tussis convulsivae führten, das meiste Vertrauen zu verdienen. Seine eigenen therapeutischen Versuche, von instructiven Cur- ventafeln erläutert, auf denen die Zahl der täglichen Anfälle gra- phisch dargestellt ist, ergaben in Bezug auf die von Michael empfohlenen Insufflationen in die Nase ein negatives, dagegen für . die innerliche Anwendung von Antipyrin entschieden günstiges Resultat, indem meist mit Verabreichung dieses Mittels die Anfälle an Zahl und Heftigkeit rasch abnahmen und dadurch der Verlauf der Krankheit abgekürzt erschien. Die Wirksamkeit des Antipyrin ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf die antimykotischen Eigenschaften desselben, sondern auf die Herabsetzung der Reflexerregbarkeit zurückzuführen. Escherich (München). Letulle, Maurice, Origine infectieuse de certains ul- ceres simplesdel’estomacoududuod&num. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVI. 1888. p. 1752 ft.) I. Verf. konnte verschiedentlich eine Wechselbeziehung zwischen infectiösen Krankheiten und der Entwicklung von Geschwüren im Verdauungsapparat constatiren. Aus seinen diesfallsigen Beobach- tungen hebt er zwei Fälle hervor: Ein Mensch von 28 Jahren, nicht Alkoholiker, zieht sich in Cochinchina Dysenterie zu, wird während der Rückkehr von multiplen subcutanen Abscessen befallen und erleidet nach einem Zwischenraume von 32 Monaten in Paris 3 Rückfälle. Einen Monat nach dem letzten bekommt der Kranke Bluterbrechen und epigastrische Schmerzen, welche ein einfaches Magengeschwür diagnosticiren lassen. Während einer darauf fol- genden dreimonatlichen Milchkur traten noch 2 neue Anfälle von Dysenterie ein, gelegentlich welcher Chantemesse und Widal in Cornil’s Laboratorium aus den blutigen Stühlen das Bäcterium der Dysenterie isolirten, von dem Reinkulturen,; auf Meerschweinchen verimpft, specifische Läsionen des Verdauungskanals und zwei Mal Magengeschwüre hervorriefen. Der‘'zweite Fall betrifft den Zu- Geschwüre im Verdauungsapparate. — Rhinosklerom. 397 sammenhang eines Geschwürs im Duodenum mit vorhergegangener chronischer Septikämie. I. Verf. hebt in Folge seiner Beobachtungen hervor, dass Infectionskrankheiten, welche in jedem Stadium ihrer Entwicklung Anlass zu Mikrobien-Embolieen geben können, manchmal ihre Ko- lonieen im Bereiche der gastro-duodenalen Region anhäufen. Die Bildung derartiger Herde unter der Mucosa setzt diese um so schneller einer ulcerativen Zerstörung aus, als der vorhergängige functionelle Zustand des betreffenden Organes weniger regelmässig war oder der Säuregehalt den normalen Zustand bedeutend überschritt. Bei einer neuerdings gemachten Autopsie in einem Falle von puer- peraler Septikämie fand Verf. zwei frische hämorrhagische Ulce- . rationen des Magens und beobachtete darin eine grosse Menge von ebensolchen Streptokokken, wie sieihm in den Venenausbuchtungen des Uterus entgegengetreten waren. Für den behaupteten Zu- sammenhang sprachen auch verschiedene mit Meerschweinchen an- gestellte Versuche, bei welchen mittelst Reinkulturen nicht bloss von Dysenterie, sondern auch von Staphylococcus pyogenes aureus dieselben Läsionen auf der Mucosa und Submucosa erzeugt wurden, die von Ecchymosen bis zu weit verbreiteten Ulcerationen variirten, geeignet, die Wände des Magens zu perforiren. Der Mechanismus, durch welchen die ulcerativen Läsionen infectiösen Ursprungs ent- stehen, kann ein doppelter sein: In den seltensten Fällen gelangen jedenfalls die pathologischen Keime durch den Verdauungskanal auf die Oberfläche der gastro-duodenalen Mucosa, meist werden sie mittelst der Blut- bez. Lymphbahnen zufällig in die Maschen des submukösen Bindegewebes eingeführt werden. Hier, wo sie einen ‚günstigen Boden für ihre Entwicklung finden, hemmen sie den Zu- tritt von Nährflüssigkeiten und setzen die damit correspondirende Mucosa der Corrosion durch die sauren Säfte aus, welche sie um- spülen. — Verf. glaubt, dass die mitgetheilten Thatsachen einige dunkle Punkte aufhellen, welche noch heutzutage in der Geschichte des einfachen Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüres bestehen. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Nikiforow, M., Ueber das Rhinosklerom. (Archiv für ex- perimentelle Pathologie und Therapie. Bd. VI. 1888. S. 424.) Verf. hatte Gelegenheit, in einem Falle von Rhinosklerom, in welchem der Process an der Grenze zwischen Nasenschleimhaut und Öberlippe localisirt war, bakteriologische Untersuchungen vor- zunehmen. Ausserdem zeigten sich Wucherungen auch im Arcus palatoglossus der rechten Seite. 2 kleine Stückchen des Rhinos- kleromgewebes wurden behufs genauerer Untersuchung excidirt. Die mikroskopische Untersuchung desselben ergab, dass die Epidermisschicht unverändert war. Die papilläre Schicht der Haut aber und besonders die tieferen Lagen derselben bestanden aus einem sehr zellenreichen Gewebe. Die Zellen hatten das Aussehen von epithelioiden Zellen mit gut entwickeltem bläschenförmigem Kerne. (Ref. möchte hier betonen, dass wohl der grösste Theil der Zellen des Rhinoskleromgewebes, wie er sich des öfteren über- 398 Rhinosklerom. zeugen konnte, Rundzellen sind und die „epithelioiden Zellen“, deren Nikiforow Erwähnung thut, denjenigen Gewebselementen entsprechen dürften, welche er im 8. Bande der Zeitschrift für . Heilkunde als Zwischenglieder zwischen den gewöhnlichen Rund- zellen und den grossen, homogenen sogenannten Mikulicz’schen Zellen bezeichnet hat. Die letzteren hat wohl Verf. auch vor- gefunden. Offenbar entsprechen denselben jene „Protoplasma- schollen‘“, welche der Autor als Riesenzellen aufgefasst wissen will, welche jedoch ihre Kerne eingebüsst haben. Dem gegenüber möchte Ref. auf die Uebergangsbilder, die sich ihm bei seinen Untersuchun- gen dargeboten haben und die die Entwicklung der kernlosen Zellen aus gewöhnlichen Rundzellen anschaulich machen, hinweisen. Die Annahme, es handle sich hier um Riesenzellen, entbehrt seiner . Ansicht nach jeglicher Berechtigung.) Für die Darstellung der Rhinosklerombakterien im Gewebe empfiehlt Verf. die Färbung der Schnitte in Ziel’scher Carbol- Gentianaviolettlösung !/, bis 1 Stunde lang, Uebertragung in Jod- Jodkalilösung für 1 Minute und Entwässerung in absolutem Alkohol. Zur Differenzirung der Farben kommen die Schnitte sodann in mit Fluoresein gesättigtes Nelkenöl. Die Stäbchen fanden sich am zahlreichsten in den dilatirten Lymphgefässen vor. Die Kulturen ergaben dieselben Charaktere, wie sie schon von früheren Autoren angegeben wurden. Die in Gelatinestichkulturen sich entwickelnde Nagelform erinnerte sehr an die Kulturen der Friedländer’schen Pneumoniebakterien. Doch hebt Verf. als Unterschied hervor, dass das Köpfchen nicht den: eigenthümlichen Porzellanglanz zeigt, wie dasjenige der Pneumoniekulturen‘ ein Umstand, auf welchen Ref. seiner Zeit a. a. O. bereits hingewiesen hat, indem er die Kulturen der Rhinosklerombakterien als „durch- scheinend“ bezeichnete. Eine weitere Differenz zwischen diesen beiden Arten von Mikroorganismen besteht nach Angabe des Verfassers auch darin, dass die Rhinosklerombakterien entgegengesetzt den Friedländer’schen Bakterien in Schnitten sich verhältnissmässig schwer färben lassen und bei Jodbehandlung nach Gram die Farbe nicht verlieren, während die Pneumoniebakterien auf diese Weise vollständig entfärbt werden. An und für sich unterliegt jedoch auch der Nachweis der Rhinosklerombakterien in Schnitten keinerlei Schwierigkeiten. Thierimpfungen wurden vom Verf. nicht vorgenommen. Ueber- haupt sind dieselben, soviel dem Ref. bekannt ist, bisher niemals von einem positiven Erfolge begleitet gewesen. Ref. selbst hat die Ueberimpfung auf Versuchsthiere in mannigfacher Weise modificirt, ohne auch nur einmal eine dem Rhinosklerom beim Menschen ana- loge Affection hervorrufen zu können. Sein Kulturmaterial ist mittler- weile zu Grunde gegangen, so dass er die Thierexperimente für so lange Zeit unterbrechen musste, bis sich ihm die Gelegenheit bietet, neuerlich hinreichendes und geeignetes Material zu erhalten. Dittrich (Prag). Aktinomykose. 399 Münch, A., Actinomycosis hominis. II. (Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte. 1888. No. 8.) Münch bringt weitere Mittheilungen über einen Fall von Aktinomykose, über welchen er bereits im Jahrgange 1887 des Correspondenz-Blattes berichtet hat. Der Fall ist mittlerweile letal abgelaufen. Von besonderem Interesse ist der Fall, abgesehen von den weitverbreiteten und hochgradigen, durch den Actinomycespilz ge- setzten Veränderungen, ganz besonders durch den Umstand, dass dem Obductionsbefunde gemäss der Exitus letalis als direkte Folge der Pilzinvasion aufzufassen ist. Nirgends fanden sich von der Mykose unabhängige Veränderungen, welche die Ursache des Todes hätten abgeben können. Bei der Section fand man ausser einer interstitiellen chro- nischen Hepatitis eine rechtsseitige aktinomykotische Pleuritis und Parapleuritis, communieirend mit einem Bronchus, ferner Aktino- mykose der Intercostalmuskeln und der benachbarten Haut, des prävertebralen Zellgewebes, der Wirbelsäule, des Herzbeutels und des Myocards mit Wucherung in die Herzhöhlen und in die Co- ronarvene des Herzens, aktinomykotische Herde in den Lungen, den Muskeln, im rechten Hoden und in der Submucosa des Jeju- num. Leber, Milz und Nieren, sowie die Lymphdrüsen zeigten keine Veränderungen. Nach dem Verlaufe des Processes und dem Grade der anatomischen Veränderungen zu schliessen, handelte es sich hier um einen Eall von primärer Lungenaktinomy- kose. In allen erkrankten Abschnitten des Körpers liessen sich mehr oder weniger reichliche Actinomycesrasen nachweisen. Dittrich (Prag). Langhans, Th., Drei Fälle von Aktinomykose. (Corre- spondenzblatt für Schweizer Aerzte. 1888. No. 11 und 12.) Im 1. Falle fand man bei der Section eines 50jährigen Mannes einen zum grössten Theil im linken Leberlappen situirten grossen Herd, welcher zahlreiche Hohlräume enthielt, die mit zähem Eiter erfüllt waren, in welchem man kleine, meist isolirte schwarze Körner wahrnahm. Der Processus vermiformis erschien an seinem unteren Ende wie quer durchschnitten und mündete in einen in der Tleocoecalgegend gelegenen Abscess. Die erwähnten schwarzen Körner erwiesen sich mikroskopisch als Actinomycesdrusen. | Züchtungsversuche hatten einen negativen Erfolg. 3 Kaninchen, welche mit dem Eiter geimpft worden waren, gingen an Phlegmone zu Grunde, in deren Eiter sich Kokken und Bruchstücke von hohlen Fäden vorfanden. Ein viertes Kaninchen ertrug die Einpflanzung von 7 Körnern unter die Haut des Ohres und von 16 Körnern in den Hoden ganz gut. Verfasser ist der Ansicht, dass in diesem Falle die Erkrankung wahrscheinlich vom Processus vermiformis ausgegangen sei. Auch im 2, Falle war der Ausgangspunkt nach. der Meinung des Autors in der Gegend des Coecums gelegen. 400 ! Aktinomykose. — Coryza und Ozaena. Die mikroskopische Untersuchung des intra vitam entleerten Eiters ergab in demselben reichliche Actinomycesdrusen. Beim Zerdrücken isolirten sich reichliche bewegliche Stäbchen. In nach der Gram’schen Methode gefärbten Deckglaspräparaten fand man sehr lange feine Fäden. Im 3. Falle handelte es sich um eine kleine Geschwulst an der Insertio mastoidea des Musculus sternocleido mastoideus. Auf einem Durehschnitte durch den Tumor zeigten sich 3 kleine Abscesse, in deren jedem ein grösseres Actinomyceskorn sichtbar war. Mit Rücksicht auf das Ergebniss der mikroskopischen Unter- suchung des Eiters kam der Autor zu der Anschauung, dass das Actinomyceskorn mehrere Pilzformen enthalten könne. Er fand nämlich neben dem „eigentlichen Actinomyces“ auch Kokken, Stäbchen und Fäden und meint, dass dieser Umstand auf eine Combination der Aktinomykose mit anderen Pilzformen hindeute, Dittrich (Prag). Hajek, M., Die Bakterien bei der acuten und chro- nischen Coryza sowie bei der Özaena und deren Be- ziehungen zu den genannten Krankheiten. (Berliner klinische Wochenschrift. 1888. No. 33. Seite 659.) Verf. untersuchte zunächst den normalen Nasenschleim auf Bakterien: die dabei vorgefundenen Arten sind constante Luftbe- wohner und deshalb ohne weiteres Interesse. Im Beginne des acuten Schnupfens ist entweder nur eine Art von Bakterien vor- handen, oder — wenn noch andere da sind — zum mindesten prävalirend. Es sind dies an den Enden abgerundete Diplokokken, welche gewöhnlich in nicht zu dichten Gruppen im Sehfelde vor- kommen und mitunter einen hellen Hof (Kapsel?) zeigen. Auf Gelatineplatten wachsen sie in Form weisser, glasiger, ein wenig über das Niveau erhabener Kolonieen schon bei Zimmertemperatur ziemlich gut, während sie auf Agar-Agar einen an der Oberfläche diffusen Ueberzug bilden. — In Stichkulturen zeigt der Diplococcus Coryzae anfangs ein dem Friedländer’schen Pneumoniebacillus ähnliches Wachsthum, unterscheidet sich jedoch durch die nach einigen Tagen eintretende Verflachung der Oberfläche. Die Ver- muthung, dass dieser Mikroorganismus mit dem acuten Schnupfen in genetischer Beziehung stehe, werde zwar durch das überwiegende Vorkommen desselben gerade im Beginne des Processes unterstützt, sei aber durch das Experiment nicht zu erhärten: auch Klebs habe sich bereits früher so ausgesprochen !), Nach mehr oder weniger langem Bestehen des Leidens lassen sich 4—5 verschiedene Bakterien im Sekrete nachweisen, die eine besondere Rolle jedenfalls nicht spielen. Von Interesse ist jedoch, dass H. in 4 Fällen von acutem Schnupfen am 3.—5. Tage in dem Nasenschleim den Friedländer’schen Pneumoniebacillus fand (Identität durch Kultur und Thierexperiment erwiesen). — Mit dem 1) Allgemeine Pathologie. Jena 1886. 8. 326. Coryza und Ozaena. 401 Abklingen der acuten Entzündungssymptome verringern sich gra- datim die Bakterien. Bei der Rhinitis chronica sind die Verhältnisse gewöhnlich die ' gleichen wie beim vorgeschrittenen acuten Katarrh; dass gelegent- lich auch pathogene Bakterienarten (Staphylococceus pyogenes aureus, Streptococeus des Erysipels) auftreten, kann füglich nicht Wunder nehmen. Bei der typischen Ozaena, „katarrhalische, zur Atrophie führende Entzündung der Nasenschleimhaut, bei welcher durch Retention eines zur Vertrocknung neigenden Sekretes ein charakteristischer übler Geruch entsteht“, sind wohl für die Annahme einer speci- fischen Bakterienart, die den Process von Anfang an unterhalten soll, einige Bedenken (keine Uebertragung von Individuum zu In- dividuum, Fehlen jedweder inficirenden Eigenschaft seitens der von zahlreichen Bakterien erfüllten Borken, Keine Bakterien in der atrophischen Schleimhaut) geltend zu machen; nur bei einem Symptom, dem penetranten Gestanke, kommen die Bakterien in Betracht. »” Die Untersuchung des Sekretes bei der Ozaena Sreht min- destens 4—5 Arten von Bacillen und Kokken, an welch letzteren häufig — H. fand sie in 10 Fällen Smal — eine Kapsel zu be- merken ist. Bei 7 an Ozaena Leidenden gelang auch H., wie dies schon von Thost (cf. Deutsche med. Wochenschrift. 1886. No. 1.) behauptet war, der Nachweis des Friedländer’schen Pneumonie- bacillus; eine causale Beziehung desselben zur Ozaena besteht jeden- falls nicht, einmal weil er auch bei solchen Erkrankungen der Nasenschleimhaut vorkommt, wo von Atrophie nichts vorzufinden ist (cf. oben), sodann weil auch Infectionsversuche an der Nasen- schleimhaut des Kaninchens stets negativ ausfallen. Nach dem Autor verdient besondere Aufmerksamkeit ein Ba- cillus, der die Gelatine unter Bildung eines grünlichen Farbstoffes zersetzt. H. züchtete diesen Mikroorganismus bei chronischer Rhi- nitis des Oefteren, aber auch aus der vollständig normalen Nase, sowie zu wiederholten Malen bei der Ozaena. Für die letztere ist dann noch ein Bacillus von Belang, der wahrscheinlich beim Ent- stehen des penetranten Gestankes betheiligt ist; ein kaum merk- liches länger als breit, hat der Bacillus die Neigung, paarweise in Diplokokken - Form aufzutreten, bisweilen auch längere Ketten, aus 6—10 kurzen Bacillen bestehend, zu bilden; die Züchtung gelang 7mal bei im Ganzen 10 Beobachtungen. — Ueber die Wachsthums- und färberischen Eigenthümlichkeiten des Mikro- organismus bemerkt H., dass ersteres in Nährgelatine schon bei Zimmertemperatur sehr gut vor Sich gehe, nach 36 Stunden seien auf der Platte grünlich-gelbe Kolonieen von kaum sichtbarer Grösse, nicht ganz rundlicher Gestalt und scharfer Begrenzung zu sehen. Dabei verflüssigt sich die Gelatine und die Kolonie sinkt, zuweilen von einer Luftblase bedeckt, auf den Grund der verflüssigten Stelle. Nach einigen Stunden, wenn die Luftblase geplatzt ist, löst sich die Kolonie in kurze Schlingen und Fortsätze auf; bei weiterer Ver- flüssigung der Kolonie erscheint der Rand der Gelatine krater- 26 4. 402 : | Coryza und Ozaena. förmig begrenzt. Auch in dem Reagensröhrchen, wo die Gelatine sich längs des Stichkanals verflüssigt, fällt der ganze Inhalt in 8—-14 Tagen der Verflüssigung anheim. Daneben bildet sich ein widerlicher, einen süsslichen Beigeschmack besitzender Gestank, der nur bei niedrigerer Temperatur weniger auffällt. Ob man den Gestank als identisch mit dem der Ozaena bezeichnen könne, sei nicht von Belang schon wegen der verschiedenen Zusammensetzung der Nährgelatine und des Ozaena-Sekretes. Auch auf Agar-Agar, wo der Bacillus foetidus Ozaenae einen schleimig-feuchten Ueberzug bildet, ist dieser widerliche Geruch zu erkennen. Auf der Agar- platte wachsen die Kolonieen zu eben sichtbaren rundlichen Körn- chen an, die nur am Rande, mikroskopisch betrachtet, eine faserige Schichtung zeigen. Am intensivsten ist der Gestank auf Blut- serum, wo der Bacillus sehr rasch wächst und einen weisslichen, über die ganze Oberfläche sich ausbreitenden Belag bildet. Auf Kartoffeln, wo sich nach etwa 24 Stunden ein gelbbrauner Ueber- zug nachweisen lässt, entsteht ein kaum noch stinkender Fäulniss- geruch. Ein sehr durchdringender Gestank, der wohl mit dem penetranten Fötor der Ozaena identisch ist, bildet sich, wenn vor- her sterilisirtes rohes Fleisch mit dem Bacillus foeditus der Ozaena infieirt wird. Die Färbung unseres Bacillus gelingt in wässrigen Anilinfarb- stofflösungen nur mangelhaft, dagegen intensiver bei Zusatz von Anilinwasser und in alkalischem Methylenblau, während die Gram- sche Methode den Bacillus fast vollständig entfärbt. Sehr interessant sind die vom Verf. angestellten Uebertragungs- versuche. — Einige Tropfen einer verflüssigten Gelatinekultur, unter die Rückenhaut injieirt, richteten Mäuse in den ersten 5 Tagen zu Grunde; sowohl mikroskopisch als durch die Kultur wurden im Herzblut, Leber und Milz die Bacillen nachgewiesen. Kaninchen reagiren auf 0,2—0,6 ccm subcutan einverleibter verflüssigter Ge- latinekultur mit einem ausserordentlich intensiven, zur Eiterung und Nekrose führenden Entzündungsprocesse. Das Resultat dieser progressiven Gewebsnekrose ist gewöhnlich Heilung durch Narben- bildung; bisweilen verenden die Thiere in den ersten 48 Stunden, wo sich dann nur eine geringfügige Milzschwellung findet; das Blut und die Gewebssäfte sind frei von Bakterien. — Einige Zehntel Cubikcentimeter der aufgeschwemmten Kultur erzeugen, in die Pleurahöhle des Kaninchens injieirt, stets letal endende jauchige Pleuritis; auch hier bleiben die Blutgefässe frei von Bacillen. Wenn nun aus den angeführten Versuchen auch hervorgeht, dass der Bacillus foetidus der Ozaena jedenfalls pathogen und wahrschein- lich der Urheber des Gestankes ist, so sprechen doch schon die Untersuchungen anderer Autoren (Klamann, Rohrer und Strauch) dafür, dass wahrscheinlich auch noch andere Fäulniss- bakterien mitwirken. Nach H. ist die 2. der von Klamann be- schriebenen Arten wohl mit dem von ihm vorgefundenen Mikro- organismus zu identifieiren. Die negativ ausgefallenen Uebertragungen auf die Nasenschleim- haut des Kaninchens, sowie der Umstand, dass der am Kaninchen- Milzbrand (Phagocytose). 403 ohre hervorgerufene entzündliche Process keineswegs als analog mit der menschlichen Ozaena aufgefasst werden könne, bewiesen zur Genüge, dass die Bakterien der Nasenhöhle höchstens beim Ent- stehen des Fötors herangezogen werden dürften. Warum aber bei der atrophischen Entzündung der Föter ge- wöhnlich vorhanden ist, während er bei der hypertrophischen fehlt, sei weniger auf die qualitative Veränderung der atrophischen Schleimhaut, als vielmehr auf rein mechanische Momente zurück- zuführen: in dem ersteren Falle ist die zur Zersetzung nothwendige Zeitdauer für die Bakterien vorhanden, in letzterem dagegen nicht. — Auf das eigentliche Wesen der Ozaena lässt sich indess keinerlei Einfluss der Bakterien constatiren. Max Bender (Bonn). Karg, Das Verhalten der Milzbrandbacillen in der pustula maligna, ein Beitrag zur Phagocytenlehre. (Fortschritte der Medicin. 1888. Nr. 14.) Der Mensch besitzt im allgemeinen eine relative Immunität gegen den Milzbrand, insofern nämlich, als der letztere in der weitaus grösseren Zahl der Fälle als Localerkrankung in Form der pustula maligna auftritt und nur sehr selten das Bild einer tödtlichen Allgemeininfection darbietet. Wenn die pustula maligna in Heilung ausgeht, so müssen die zunächst an der Einimpfungs- stelle wuchernden, sowie die eventuell in die regionalen Lymph- drüsen vorgedrungenen, endlich auch die in die Blut- und Lymph- bahnen gelangten Milzbrandbacillen wieder unschädlich gemacht und aus dem Organismus eliminirt werden. Der Frage, auf welche Weise dies geschieht, ist der Verfasser durch die mikroskopische und bakteriologische Untersuchung einer pustula maligna näher getreten. Der betreffende Fall bezog sich auf einen Mann, welcher aus Russland importirte Thierfelle auf der rechten Schulter trug. Dadurch war es zu einer Infection gekommen, in deren Folge sich an der rechten Halsseite eine typische Milzbrandpustel entwickelte. Der Fall lief letal ab und es wurde die bald nach dem Tode aus- geschnittene Pustel behufs mikroskopischer Untersuchung in Alkohol gehärtet. Die Section ergab acuten Milztumor, ferner im Dünndarme vereinzelte bis erbsengrosse, die Schleimhaut durchsetzende Knötchen mit nekrotischen Belage, sowie im untersten Tleum und im Colon einzelne bis 1 qem grosse Geschwüre mit wallartigen scharfen Rändern und ausgebreitetem Oedem in der Umgebung, endlich Schwellung und hämorrhagische Infiltration der mesenterialen und der Halslymphdrüsen. Von mehreren mit Pustelsekret geimpften Versuchsthieren ging nur eine Maus 2 Tage nach der Infection zu Grunde, jedoch nicht an Milzbrand, sondern infolge einer Kokken- invasion. Die übrigen Thiere blieben gesund. Auch durch Kulturen liessen sich in dem Pustelsekrete nur Kolonieen von Staphylokokken und von Streptococeus pyogenes, jedoch keine Milzbrandbacillen nachweisen. 26 * 404 Milzbrand (Phagocytose.) Die mit Blut geimpften Thiere überstanden sämmtlich die Impungs die aus demselben angelegten Kulturen blieben vollkommen steril. Auch die mikroskopische Untersuchung des intra vitam ent- nommenen Blutes und Pustelsekretes ergab hinsichtlich der Milz- brandbacillen ein negatives Resultat. Dagegen erhielt man nach dem Tode aus dem Blute der Vena jugularis einige Kulturen von Milzbrandbacillen, welche sich als infectiös erwiesen. In der Pustel selbst fand man grosse Mengen von Staphylo- kokken und Streptokokken und nur an einer kleinen umschriebenen Stelle in den oberen Schichten der kleinzelligen Infiltration und nahe der Peripherie der Pustel stiess man auf einen Herd von Milzbrandbacillen, welcher von dicht beisammenliegenden Rund- zellen umgeben und von den auf der Oberfläche gelegenen Bakterien durch einen grösseren Zwischenraum getrennt war. An dieser Stelle lagen die Milzbrandbacillen ausnahmslos in Zellen und erschienen theils blass, theils nach der Gram’schen Methode dunkelviolett gefärbt. Viele derselben zeigten körnige Degeneration, andere nur blasse, geschlängelte Contouren. In den Darmgeschwüren lagen die Milzbrandbacillen ebenfalls in den tieferen Schichten der hochgradig zellig infiltrirten Mucosa und Submucosa, während an der Oberfläche der Geschwüre eine starke secundäre Ansiedlung anderer Bakterien erfolgt war. Die Milzbrandbacillen lagen auch hier meist intracellulär und zeigten dann oft Degenerationserscheinungen, ausserdem lagen sie aber auch frei im Gewebe. Die Lymphdrüsen enthielten zahlreiche Herde theils intra-, theils extracellulär gelagerter Milzbrandbacillen mit reichlicher kleinzelliger Infiltration in der Umgebung. In der Milz waren die Milzbrandbacillen durchwegs in Zellen eingeschlossen. In den Lungen fand man zahlreiche Kokkenballen, sowie spärliche Herde von Milzbrandbacillen. In der Leber fehlten die letzteren; dagegen fand man in den Leberzellen Körnchen, welche Eisenreaction ergaben. Aus diesen Untersuchungen scheint sonach hervorzugehen, dass beim Menschen der weitaus grösste Theil der Milzbrand- bacillen in Zellen aufgenommen wird, innerhalb welcher die Bacillen verschiedene Degenerationsstufen durchmachen. Den im vorliegenden Falle eingetretenen Exitus letalis führt Verfasser mit Wahrscheinlichkeit auf eine zu heftige Infection zurück, ist aber ausserdem der Meinung, dass auch die secundäre Kokkeninvasion an diesem Ausgange mitbetheiligt sei. Dittrich (Prag). Palm, Zur Histologie des äusseren Milzbrandkar- bunkels. (Inaugural-Dissertation.) Tübingen (Laupp) 1887. P. hatte Gelegenheit, einen Milzbrandkarbunkel, der von Bruns am 6. Tage der Entstehung excidirt war, mikroskopisch zu unter- suchen. Derselbe stellte sich als eine umschriebene zellige, z. Th. fibrinöse, z. Th, hämorrhagische Entzündung des Papillarkörpers, Rotz, 405 Coriums und subeutanen Gewebes mit beginnender centraler Nekrose dar. Er enthielt zahlreiche Milzbrandbacillen, einzeln oder in Ketten, ohne Sporenbildung, von denen anscheinend ein Theil ab- gestorben oder im Absterben begriffen. war; die Bacillen fanden sich im Exsudat des Papillarkörpers und Coriums, nicht im Bereich der Epidermis, hie und da in Lymphgefässen, vereinzelt in den Haarbälgen. Kein einziges Stäbchen fand sich, trotzdem der Fall pro- genostisch entschieden günstig lag, intracellulär, auch keines von den abgestorbenen. Die massenhaft vorhandenen Zellen spielten also nicht die geringste Rolle im Sinne der Phagocytentheorie von Metschnikoft. A. Gottstein (Berlin). Rieck, M., Zur Diagnose der Rotzkrankheit. (Deutsche Zeitschrift für Thiermedicin. 1888. S. 107). Für die Diagnose der Rotzkrankheit am lebenden Pferde war bislang mit dem Versuche direkten Nachweises der Rotzbacillen durch Mikroskop oder Kulturaussaat nicht viel zu erreichen, da bei Aufsuchung der Rotzbacillen im Nasensekret das Bakteriengemisch dieses Products sowohl der Kultur wie der mikroskopischen Prüfung grosse Schwierigkeiten entgegenstellte und aus dem Schatze der - Erfahrungen, welche die Bakteriologie über die Rotzkrankheit gebracht hat, waren es vornehmlich nur die Impfversuche an kleinen Thieren, welche zur klinischen Erkennung des Rotzes Succurs gewährten. Man konnte wohl bei Hautrotz und am todten Thiere bei Lungen- rotz leicht durch Aussaat des Beulen- oder Knötcheninhalts auf Kartoffel, wenn innerhalb einiger Tage die rothbraunen Kolonieen auf diesen dann entstanden, die Diagnose durch Mikroskop und Kultur sichern, aber in solchen Fällen war der Rotz auch ohne diese beiden Hülfsmittel erkennbar. Durch Rieck’s Mittheilungen ist auf einen Modus hingewiesen, mittelst dessen die bakteriologische Untersuchung der klinischen Diagnose besonders nutzbar gemacht werden kann. Die bereits von Bollinger empfohlene Exstirpation der Kehlgangslymphdrüsen des Pferdes, um an diesen den Nach- weis der Rotzerkrankung anatomisch zu erbringen, bietet nach Rieck dadurch eines der einfachsten und sichersten Hülfsmittel zur Feststellung der Rotz-Diagnose, als es hier besonders leicht ist, durch mikroskopische Prüfung der im Parenchym der sub- maxillaren Lymphknoten eingebetteten Rotzheerde und noch besser durch Aussaat von Partikelchen derselben auf Kartoffel und Agar die Anwesenheit der Rotzbacillen präcis zu erkennen. Da zur Kultur der Rotzbacillen ein Brütofen nicht unbedingt nothwendig ist, sondern dieselben auch bei einer Zimmertemperatur von circa 22° auf Kartofieln und Agar gedeihen, wobei allerdings das Wachs- thum etwas langsamer ist, aber dennoch in ebenso charakte- ristischer Weise z. B. auf ersteren die erst honiggelben, dann braunen Rasen in Erscheinung treten, und da solche und noch höhere Temperaturen (25—28°) zur Sommerszeit oft zur Verfügung stehen (namentlich auf Dachböden, d. Ref.) ist die Möglichkeit diagnostischer Verwerthung des Kulturverfahrens für den prak- 406 Rotz. — Reblaus (Pflanzenkrankheiten). tischen Thierarzt eine grössere geworden, als ehedem anzunehmen gewesen. Der von Rieck beschriebene Fall betraf ein Pferd, welches als rotzverdächtiges Symptom nur eine schmerzlose, mässige, durchaus nicht charakteristische Anschwellung der rechts- seitigen Submaxillardrüse zeigte; sonst boten sich keinerlei ver- dächtige Erscheinungen dar, namentlich fehlte der Nasenausfluss, wenigstens anfangs gänzlich, auch war weder Husten noch eine sonstige Abweichung vom normalen Lungenbefunde nachzuweisen. Es gründete sich der Verdacht fast nur auf die stattgefundene Cohabitation mit wirklich rotzkranken Pferden. Es wurden die geschwollenen Lymphdrüsen exstirpirt und unter allen bakterio- logischen Vorsichtsmassregeln zur Gewinnung von Rotzkulturen verarbeitet. Mikroskopisch fanden sich 2 grauweisse, weiche, erbsen- grosse, aber nicht zerfallene, zellige Herde in der Drüse, und aus der Aussaat von deren Partikelchen kamen typische Rotzbacillen- kolonieen zur Entstehung (Agar und Kartoffel). Da hierdurch die Diagnose Rotz als gesichert betrachtet werden konnte, wurde -das Pferd getödtet und es bestätigte die Sektion die Richtigkeit. Es fand sich exquisiter Lungenrotz und auch Nasenrotz vor. — Die Be- deutung dieser Handhabung bakteriologischen Nachweises für die Praxis ist sicher eine grosse, umsomehr als bei gleicher Unter- suchung in zweifelhaften Fällen die Differentialdiagnose zwischen Druse und Rotz durch Auffindung der Drusenstreptokokken einen Halt findet, doch möchte der Referent, welcher in analoger Weise schon solche exstirpirte Lymphdrüsen von Pferden prüfte, als erwähnenswerth erachten, dass nur der positive Nachweis die Diagnose sichert, dass aber umgekehrt, bei Nichtauffindung der Rotzbacillen in verhärteten Kehlgangslymphdrüsen. der Ausspruch, das Pferd sei nicht rotzkrank, wohl das Wahrscheinliche trifft, aber nicht oder nur mit Reserve zu geben ist. Kitt (München). Kessler, H. F., Weitere Beobachtungen und Unter- suchungen über die Reblaus, Phylloxera vastatrix Planchon. 8°. 58 S. Cassel (Ferd. Kessler) 18883. Schon im Jahre 1886 hat der Verf. seine bis dahin an der Reblaus gemachten Beobachtungen in einer besonderen Brochüre dem interessirten Leserkreise unterbreitet. Die neue Arbeit darf als eine Vervollständigung der früheren angesehen werden. Ihr Werth liegt in der Berichtigung einer Reihe von schweren Irr- thümern, welche sich durch die ganze Phylloxeralitteratur hindurch- geschleppt haben, weil man statt der eigenen Beobachtung fast immer die eigene Idee vortrug. Zunächst weist Kessler nach, dass die Reblaus ebenso wie die Blutlaus erst nach verhältnissmässig längerer Zeit, sicher erst nach Jahren, sich als gefährlicher Pflanzenfeind erweist. Die Ge- fahr, die dem Weinbau resp. dem Obstbau droht, ist deshalb bei Weitem überschätzt worden. Es gilt daher in dem Kampfe nicht die Thiere zu vertilgen, sondern nur das richtige Einvernehmen zwischen Schädling ‘und Wirthspflanze herzustellen, damit beide ein Reblaus (Pflanzenkrankheiten). 407 biologisches Consortium darstellen, in welchem der Schädling nicht die Prävalenz erlangt. Wie die Blutlaus befällt die junge Reblaus fast ausschliesslich schon vorhandene Wundstellen. Neue Infectionsstellen können nur an den jüngsten Pflanzentheilen entstehen. Hier documentirt sich die Krankheit durch fast ausschliessliche Production von Wund- pareuchym. Es sitzen auch immer an den Wundstellen die Thiere in grösserer Menge dicht beisammen, oft bis drei Generationen. Die Ueberwinterung geschieht nicht in Eiform, sondern durch die lebenden Individuen der letzten Generationen des Jahrescyelus. Die ganze Frage nach dem Winterei und seiner Bedeutung wird danach (wenigstens für unsere heimischen Phylloxeren) hinfällig. Verf. beweist ferner durch directe Beobachtung, dass eine vier- malige Häutung der Phylloxeren statt hat, dass die Entwicklung einer Generation mindestens drei Wochen erfordert (von der Eiab- lage bis zum Ausschlüpfen der jungen verfiiessen 11 Tage, weitere 11 Tage sind nöthig, bis das junge Thier zeugungsfähig ist). Von besonderer Wichtigkeit ist die Beobachtung der Lebens- gewohnheiten der Thiere. Kessler fand, dass die jungen Phyl- loxeren, ohne geeigneten Nährort gefunden zu haben, höchstens 24 Stunden leben können. Haben sie einen geeigneten Ort gefunden, - dann bleiben sie an diesem ihr ganzes Leben hindurch sitzen, falls sie nicht gezwungen werden, diesen Ort zu verlassen. Ein leb- haftes Wandern von Weinstock zu Weinstock ist dadurch schon ausgeschlossen, noch mehr aber durch die ganze Körperbeschaffen- heit der wehrlosen und unbehülflichen Thiere; ein Wandern im Boden ist ganz undenkbar. Verf. wendet sich hier besonders gegen die von Rösler, auch die von J. Lichtenstein gemachten An- gaben, welche gar nicht auf exakter Beobachtung beruhen können. Die Bedeutung der geflügelten Phylloxeren ist bisher auch missverstanden worden. Nach Kessler haben die geflügelten Thiere uicht den Zweck, die Phylloxera zu verbreiten, denn auch das einzelne geflügelte Individuum ist nicht im Stande, eine Wund- stelle zur Entwicklung zu bringen. Ueber die Nymphen und ge- flügelten Thiere giebt Verf. folgende Zusammenstellung der Resul- tate seiner Beobachtungen: 1) Die Nymphen entwickeln sich nur an Nodositäten und Tu- berositäten der Wurzeln. 2) Man findet sie an diesen Orten meistens in Gemeinschaft mit anderen ungeflügelten Thieren. 3) Ihre Anzahl ist verhältnissmässig gering. 4) Die Nymphen häuten sich an ihrer Ernährungsstelle oder ganz in der Nähe derselben, und bleiben nach der Häutung an diesem Ort oder lassen sich nicht weit davon wieder nieder. 5) Sie machen deshalb keine grossen Wanderungen an den Wurzeln. 6) Die Nymphen sind gegen Nässe sehr empfindlich. 7) Nach der letzten Häutung der Nymphe bleibt das geflügelte Tbier entweder an seinem Geburtsort oder es kehrt an die Nähr- stelle der Nymphe zurück. 408 | Pflanzenkrankheiten. 8) Das geflügelte Thier kommt in dem Boden zur vollständigen Ausbildung. 9 Es nährt sich an den Nodositäten oder Tuberositäten. 10) Die Eibildung beginnt erst nach der letzten Häutung. 11) Das seflügelte Thier bleibt bis zur Reile seiner Eier an dem Geburtsorte regungslos sitzen. 12) Den geflügelten Thieren sind feuchte Niederschläge bei der Fortbewegung sehr hinderlich. 13) Die geflügelte Reblaus ist wegen ihrer körperlichen Ein- richtung, sowie wegen ihrer Entwicklungs- und Ernährungsweise nicht im Stande, auch gar nicht in der Lage, gesunde Weinstöcke zu inficiren, kann also zur Verbreitung der Wurzelkrankheit nichts beitragen, wohl aber zur Erhaltung derselben an den Orten, wo sie einmal ist. In den Text ist auch ein Brief J. Lichtenstein’s einge- druckt, in welchem die Wanderung der Blattläuse behauptet, aber nicht erwiesen wird. Mit Recht fusst Kessler aber auf Beob- achtungen, nicht auf angenommene Ideen oder Möglichkeiten. Wo- hin die Wissenschaft mit letzteren kommt, erweist Verf. auch noch an seinem Schlusswort, in welchem er Donnadieu’s Mittbeilung referirt, nach welcher die gallicole Phylloxera als eine gar nicht zu Phylloxera vastatrix gehörige Form nachgewiesen wird. Die gallenbildende Phylloxera ist eine besondere, als Phylloxera pemphigoides bezeichnete Art. C. Müller (Berlin). Eidam, Untersuchungen über zwei Krankheitser- scheinungen, die an den Wurzeln der Zuckerrübe in Schlesien seit letztem Sommer ziemlich häufig vorgekommen sind. (Berichte d. Bot. Sect. d. schles. Ge- sellschaft f. vaterl. Kultur. 1887. S. 261—263.) Die eine Erkrankung der Zuckerrüben, in deren Be- ginn man an den Rübenwurzeln äusserlich dunkelbraune Flecken bemerkt, die sich rasch vergrössern und ins Innere vordringen, wird durch Rhizoctonia Betae Kühn verursacht. Bei Kul- turen des Pilzes gelang es dem Verf. nicht, eine Sporenform zu züchten, jedoch erkrankten gesunde Rüben und Rübenkeimlinge, die mit dem Mycel inficirt wurden und starben ab. — Eine zweite Krankheitserscheinung der Zuckerrübe wird auf ungünstige physi- kalische Verhältnisse zurückgeführt. Ludwig (Greiz). Eidam, Ueber einen neuen Schimmelpilz. (Ber. d.schles. Ges. f. vaterl. Kultur. 1887. S. 262—263.) Beschreibung eines neuen Schimmelpilzes, der auf feuchtgelegten alten Pferdedecken gefunden wurde, Coemansia spiralis Eid. n. sp. Das Mycelium dieses Pilzes, der wahrscheinlich ebenso wie Kicksiella, Martensella, Dimargaris und Dispaira den para- sitisch auf Mucoraceen lebenden Pilzen zugerechnet werden muss, ist reich verzweigt und septirt, farblos, im Alter schwach hell- bräunlich, an einzelnen Stellen mit klammerartigen kleinen Aus- stülpungen versehen. Die Conidienträger erheben sich, in Gruppen Schutzimpfung und künstliche Infeetionskrankheiten. 409 beisammenstehend, als septirte, an der Basis gerade aufstrebende, dann aber in „schraubiger Spirale“ gedrehte unverzweigte Hyphen mit unten breiten, nach oben zu immer schmäleren Windungen. Rings am ganzen Umfang der Spirale stehen wie an einer Wendel- treppe dicht beisammen nach allen Seiten die eigentlichen conidien- tragenden Basidien von merkwürdiger Zusammensetzung. Jedes Basidium besitzt eine horizontal von der Spirale abgehende Stiel- zelle, an deren Ende sich fast senkrecht 4—5 würfelförmige Ba- sidialzellen erheben. Von diesen ist immer die höhere gegen die vorhergehende verschmälert, die oberste Zelle am kleinsten und oft noch mit kurzem hakenförmigen Fortsatz. Sämmtliche Basidial- zellen treiben nach aussen in horizontaler Richtung je eine grössere - Anzahl von feinen Sterigmen mit je einer farblosen langspindel- förmigen Gonidie. Die Spiralhyphe des Gonidienträgers endet an ihrer Spitze mit einem Gonidien tragenden Basidium. Ludwig (Greiz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. _ Schimmelbusch, C., Eine Modification des Koch’schen Plattenverfahrens. (Fort- schr. d. Med. 1888. No. 16. p 616—619.) Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Celli, A. e de Blasi, L., Stazionedivaccinazioneantirab- biche; relazione delsuo primo anno di vita (1887 —1888). 8%. 52 p. Palermo 1888. Bericht über die Erfolge der in Palermo für Schutzimpfungen gegen Wuth gegründeten Station während des ersten Jahres ihres Bestehens. Eingeleitet wird derselbe durch statistische Nach- weise, dass in Sicilien im letzten Decennium 82 Fälle von Wuth- krankheit beim Menschen zu verzeichnen waren. Von 357 Ge- meinden der Insel, an deren Behörden Anfragen darüber ergangen waren, haben 325 Auskunft gegeben und entfallen 82 Fälle auf 52 dieser Gemeinden. Nach der letzten Zählung (1881) beträgt die Volkszahl von ganz Sicilien 2933 154 Personen, von den 325 Ge- meinden 2637035 Personen, so dass die 82 Wuthfälle procentual zu letzteren wie 0,30 zu 10000 stehen. Die Statistik der Jahre 8 giebt als Todesfälle an Wuth beim Menschen folgende Ziffern : in ganz Italien in Sicilien 1881 29 ni 1882 22 2 1883 28 4 1884 27 3 1885 36 6 410 Schutzimpfang und künstliche Infectionskrankheiten. An der Station stellten sich vom März 1887 bis Februar 1888 131 Personen zur Impfung ein. Für 56 derselben war es sicher erwiesen, dass sie von wuthkranken Hunden gebissen waren. Es wurden nämlich die Köpfe der betreffenden Hunde — 24, welche 47 Personen gebissen hatten — dem Institut eingesandt, woselbst durch experimentelle Prüfung (mittelst Impfung von Mark auf Kaninchen) das Vorhandensein der Wuth bei jenen 24 Hunden festzustellen gewesen ist, und weiter wurde für 9 Fälle durch den Tod dreier Menschen offenbar, dass auch die Hunde wuthkrank gewesen sein mussten. Von den erwähnten 47 Personen waren 39 vor mehr als drei Monaten gebissen worden, 30 hatten Bissverletzungen an entblössten Körpertheilen und bei 25 war die Wunde nicht oder nur ungenügend behandelt worden; alle diese schutzgeimpften blieben am Leben. Von den 75 Personen, die Bisse empfangen hatten von Hunden, deren Wuth man nicht exact nachweisen konnte, waren eigentlich nur 10 von bloss wuthverdächtigen Hunden verletzt, denn für 65 konnte man nach ihren eigenen Angaben und denen glaubwürdiger Personen als bestimmt annehmen, dass die beissenden Thiere die gewöhnlichen Symptome der Wuth geäussert hatten. Es kamen drei Methoden der Schutzimpfung zur Anwendung. 29 Personen wurden in zehntägiger Behandlung geimpft, wobei mit 14tägig getrocknetem Mark begonnen und mit 6tägigem, ausnahms- weise 5- oder 4tägigem Marke die Inoculationen beendigt wurden. 37 Personen wurden in 11—14tägiger Behandlung geimpft, zuletzt mit Mark von fünf Tagen Trockenzeit, für 65 Personen dauerten die Impfungen 17 Tage und erhielten dieselben zuletzt Virus von 5 Tagen Trockenzeit. Bei diesen letzten war kein Misserfolg zu verzeichnen, von den nach erster und zweiter Methode geimpften starben je eine Person: 1) Ein 42 Jahre alter Mann, er war ge- bissen worden am 13. März 1837 (von dem nämlichen Hunde waren noch 6 Personen gebissen, welche sich ebenfalls der Impfung unter- zogen), wurde geimpft am 16.—27. März, erkrankte am 5. Mai, und starb am 7. an Wuth. 2) ein 82jähriger Mann, er wurde am 24. Mai 1887 gebissen (am Daumen, wobei die Wunde stark blutete und mit Carbolwasser und Jodoform verbunden wurde), kam an die Station am 4. Juni und stand in Behandlung bis 14. Juni, am 8. Juli erkrankte er und starb am 12. an Wuth. Zur Fest- stellung, ob diese Todesfälle Folge der Impfung oder des Bisses gewesen, wurden mit dem verlängerten Marke beider Männer je 2 Kaninchen geimpft. Diese starben unter den typischen Symptomen paralitischer Wuth erst nach 18—20tägiger Inoculation, einer Periode also, welche der sog. Strassenwuth zukommt. CGelli und de Blasi haben eruirt, dass das sogenannte fixe Virus, wenn es zuweilen in Folge Abschwächung die Incubationsdauer verlängert zur Schau kommen lässt, dann bei weiterer Verimpfung (2. Generation) wieder auf die 7—Stägige Incubation zurückkehrt. Als von einem der beiden nach 18—20tägigem Termin krepirten Kaninchen weiter auf zwei neue geimpft wurde, starben diese beiden wieder nach 17tägiger Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. 411 Incubation. Es ist demnach der Tod der beiden Männer auf Strassenwuth zu beziehen und soll nach den Angaben der Autoren die Ursache des Misserfolges wahrscheinlich darin zu suchen sein, dass in beiden Fällen mit den Impfungen nur bis auf 6- und 5tägig trocknes, nicht besonders wirksames Mark gegangen wurde, statt bis auf 3- oder 2tägiges wie bei der dritten, zuletzt angewendeten Methode. Ganz interessant ist folgendes von Celli und de Blasi er- zählte Vorkommniss: der Sohn des Vicenzo Manno aus Camarata war an der Hand, welche eine Ritzwunde trug, von einem wuth- kranken Hunde beleckt worden, ohne dessen zu achten; Vicenzo Manno selbst wurde dann von jenem Hunde in die Unterlippe ge- bissen. Nach 20 Tagen, während der Vater den siebenten Tag in Behandlung der Station war, kam der Sohn als wuthkrank ins Hospital und starb den folgenden Tag. Es sind nun neun Monate verflossen und der Vater V. Manno befindet sich noch in bestem Wohlsein. Im Anschluss an die Kaninchenimpfungen, welche zur Erlangung der Impfstoffe für die Behandlung der Gebissenen in- scenirt werden mussten, haben Gelli und de Blasi noch einige Experimente zur Lösung intercurrirender Fragen unternommen. Es wurde, um zu sehen, ob die Emulsion des sogenannten fixen Virus in Fleischbrühe irgend welche toxische lösliche Substanz ent- hält, solche Emulsion durch Filter von COhamberland gelassen und das Filtrirte 4 kleinen Kaninchen in die Bauchhöhle (4 ccm) und subcutan (1 ccm) injieirt. Die Thiere blieben 40 Tage gesund und zeigten sich später nicht immun gegen intracranielle Wuthimpfung. Versuche, auf dem Wege der Trepanation und intraperitoneal Herz- blut soleher Kaninchen, welche sich 2, 4, 6 Tage im Incubations- stadium der Wuth (fixes Virus) befinden, zu verimpfen, um nachzu- weisen, ob im Blute das Virus latent eirculire, verliefen negativ; ebenso brachten Kulturversuche auf diversen Nährböden, mit solchem Blute unternommen, nichts von Mikroorganismen zu Tage. Gelegentlich dieser Experimente legten Celli und de Blasi dar, dass die Injection des fixen Virus in die Bauclhhöhle (2 ccm der Fleisch- brüheemulsion) bei Kaninchen prompt in 10—20 Tagen tödtliche Wuth hervorbringt. Celliund de Blasi machten ferner darüber Beobachtung, dass junge Kaninchen, welche geboren und gesäugt wurden, als ihre Mütter in Incubations-Stadium der Wuth sich befanden, durch die Milch dieser nicht inficirt wurden und dass auch intracranielle Injection solcher Milch keinen Effect hatte. Fütterungsversuche an Kaninchen und Meerschweinchen mit virulentem Marke eine Zeit lang fortgeführt, gaben weder Anlass zur Erkrankung der Thiere noch zur Immunisirung. Es ist ein gewöhnliches Vorkommniss, dass trächtige Kaninchen, welche durch Trepanation geimpft werden, hernach in 5—6 Tagen abortiren; die Masse des Centralnervensystenis solcher Föten erwies sich bei intracranieller Impfung auf Kaninchen wirkungslos. — Die Verfasser berichten noch über einige Versuche, welche den Eiufluss diverser Chemikalien und verschiedener Temperaturen auf den Bestand der 412 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Virulenz des Wuthgiftes (Mark) verfolgten und sind der lesens werthen Brochüre noch statistische Tabellen, Formulare und Schrift- stücke, welche auf die Impfungen und die Einrichtung der Sta- tion Bezug haben, beigegeben. Kitt (München). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Marcus, Zur Prophylaxe der Tuberculose. (Deutsche medicinische Wochenschrift. 1888. No. 15.) Verfasser macht aufmerksam auf das Vorkommen von spon- taner Tuberculose bei Hunden, welches in der thierärztlichen Hoch- schule in Hannover wiederholt durch Obductionen constatirt wurde. Am reichlichsten fanden sich die Tuberkelbacillen in den Lungen der Thiere. Mit Rücksicht auf diese Beobachtungen warnt M. vor dem Verkehr auch mit anscheinend gesunden Hunden, da die Tuber- culose bei denselben eine Zeit lang ohne deutliche Symptome ver- laufen kann. Dittrich (Prag). Flint, Austin, On the elimination of sulphuretted hy- drogen artificially introducet into the body und Grauer, Frank, On the action of sulphuretted hydro- sen on certain microorganisms. (Medical News. Bd.LI. 1887. No. 24. p. 670.) Im zweiten Theile der Arbeit, der allein uns hier interessirt, schildert Grauer den Einfluss des Schwefelwasserstoffs auf ge- wisse Mikroorganismen, besonders auf den Bacillus der Tuberculose und die darauf hinzielenden Experimente, in welchen Leinwand- lappen, mit verschiedenen Bakterien getränkt, Probirröhrchen mit Bakterien, Wasserleitungswasser und Reinkulturen von Tuberkel- bacillen in Blutserum, — einem starken Strome von H,S eine Zeit lang ausgesetzt wurden. Der Erfolg war negativ. Es folgt daraus, dass die Theorieen, auf die sich die Bergeon’sche Methode stützt, keine thatsächliche Grundlage haben. M. Toeplitz (New-York). Guttmann, P., Statistisches über Desinfection bei contagiösen Krankheiten in Berlin. (Berliner klinische Wochenschrift. 1888. No. 22.) G. stellt die in dem Zeitraum vom 1. April bis 31. December 1887 der Berliner Desinfectionsanstalt zugeführten Fälle gegenüber der Zahl der in jenem Zeitraum überhaupt zur polizeilichen An- Neue Litteratur. 413 meldung gelangten Infectionserkrankungen. Er kommt unter Berück- sichtigung der bei diesem Vergleich nothwendig sich ergebenden Fehlerquellen zu dem Ergebniss, dass trotz der leichten Benutzung der Anstalt dieselbe in viel zu wenig Fällen und dann mit einer ungenügenden Zahl von Objekten in Anspruch genommen werde. Uebrigens hält er dafür, dass auch Scharlach im Gegensatz zu dem bisherigen Gebrauch unter die Gruppe der unbedingt eine Des- infection erfordernden Erkrankungen aufzunehmen sei. Bei Ge- legenheit dieser Statistik tritt G. warm für sein Verfahren zur Desinfection von Wohnräumen ein (ref. diese Zeitschr. Bd. I. 8. 573), welches sich durch die Praxis als unschädlich und leicht ausführbar erwiesen habe. A. Gottstein (Berlin). Neue Litteratur zusammengestellt von DR. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Dietel, P., Verzeichniss sämmtlicher Uredineen nach Familien ihrer Nährpflanzen geordnet. 58 p. Leipzig (Serig) 1888. 1,60 M. Halsted, B. D., Notes upon Ustilagineae. (Bullet. from the botan. department of the State Agriceult. College Ames Jowa. 1888. Febr. p. 92.) — —, Tripple-celled spores of rust. (Bullet. from the botan. department of the State Agriceult. College Ames Jowa. 1888. Febr. p. 95.) — —, California parasitic fungi. (Bullet. from the botan. department of the State Agricult. College Ames Jowa. 1888. Febr. p. 114.) Wachtl, F. A., Vorläufige Beschreibung einer neuen Gallmücke. (Wiener ento- mol. Zeitg. 1888. Heft 6. p. 205 —206.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Harmlose Bakterien und Parasiten. Straus, J., et Sanchez-Toledo, D., Recherches microbiologiques sur Y’uterus A reanon physiologique. 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September 1888. TE RW UEN I NTRA BLU? Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh, Hofr, Prof, Dr, Lenekart una Professor Dr. Loeiler in Leipzig in Berlin, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. CAD IV. Band. No. 14. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. —3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %e- Die hedactıon des „Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richlet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, elwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Monuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Ein weiterer Zwischenwirth des Bothriocephalus latus. Von Dr. F. Zschokke Basel. Die Nachforschungen der letzten Jahre haben uns eine ganze Reihe von Süsswasserfischen als Zwischenwirthe des breiten Band- wurms kennen gelehrt. Von Braun zunächst in verschiedenen Organen von Esox lucius entdeckt, sind seither die Finnen von Bothriocephalus latus von anderen Forschern nachgewiesen worden in: Lota vulgaris, Perca fluviatilis, Onchorhynchus Perryi, Salmo umbla, Trutta vulgaris und Thymallus vulgaris. Leuckart be- merkte schon früher in dieser Zeitschrift (Bd. I. p. 39), dass die 27 418 Zschokke; Ein weiterer Zwischenwirth des Bothriocephalus latus. Zahl der Zwischenwirthe von B. latus durch unsere bisherigen Er- fahrungen nicht abgeschlossen sein dürfte; besonders, so vermuthete damals der berühmte Leipziger Helminthologe, dürfte sie aus der Gruppe der Salmoniden bald weiteren Zuwachs erhalten. Wenn ich im ersten Band des Centralblatts f. Bakteriologie und Parasitenkunde (pg. 379 u. 380) Salmo umbla, Trutta vulgaris und Thymallus vulgaris als Zwischenwirthe von B. latus bezeichnen durfte, kann ich ihnen heute als weiteren Salmoniden die Trutta lacustris beigesellen. Ein ausgezeichnet schönes Exemplar dieses Fisches wurde mir im Monat Juni laufenden Jahres zugestellt. Es war im Rhein, mitten in der Stadt Basel gefangen worden. Wie die Untersuchung ergab, war der Fisch in ausgiebigster Weise mit Bothriocephalusfinnen besetzt. Aus der Leber allein schälte ich bei fünfzig Würmer. Ausserdem waren reichlich inficirt die Milz, die Nieren, die Wandungen des Verdauungstractus — be- sonders Schlund und Magen — und die Rückenmusculatur. Im Ganzen trug der Fisch mindestens 200 Finnen. Viele bewegten sich frei in der Leibeshöhle, andere waren offenbar auf der Wan- derung in den verschiedenen Organen begriffen, wie dies förmliche in der Leber und Milz ausgehöhlte Gallerieen bewiesen. In den Darmwandungen schienen sie zu ruhen; sie waren dort von aller- dings sehr schwachen Kapseln umschlossen, die vom Wirth aus gebildet wurden. Eine genaue Vergleichung dieser Finnen mit den von mir früher in Genf gesammelten, und den mir in liebens- würdigster Weise von Prof. Braun zugesandten Exemplaren von Larven des breiten Bandwurms ergab eine so vollkommene Ueber- einstimmung, dass ich keinen Augenblick anstehen konnte, die Würmer aus Trutta lacustris als Jugendstadien von B. latus zu betrachten. Es sind die betreffenden Finnen wiederholt und ein- gehend beschrieben worden. Neues habe ich heute nicht beizu- fügen. Bemerken will ich nur, dass die sehr lebenskräftigen und beweglichen Thiere, welche den Kopf fortwährend ein- und aus- stülpten, je nach dem Contractionszustand eine Länge von 6—18 mm hatten. Da der Lachs hier ausserordentlich häufig auf den Fischmarkt gebracht wird, benützte ich die gute Gelegenheit, um auch in diesem Fisch, der ja bekanntlich von Küchenmeister als Zwischenträger des Bothriocephalus latus verdächtigt worden ist, Finnen des breiten Bandwurms zu suchen. Vom 5. November 1887 bis 20. Januar 1883 konnte ich 35 Exemplare von Trutta salar genau auf ihre Parasiten untersuchen. Sowohl frei im Darme lebend als eingekapselt in verschiedenen Organen fand ich in der Regel zahlreiche Vertreter der verschie- denen Gruppen parasitischer Würmer. Nur einmal — 16. December 1887 — stiess ich auf einen Körper, den ich mit einiger Sicherheit als Finne einer Bothrio- cephalusart in Anspruch nehmen durfte. Es handelte sich um ein Würmchen von 4—5 mm Länge, das in der Darmwandüng einge- schlossen war und im mässig warmen Wasser, nachdem es aus seinem Wohnsitz herausgeschält war, träge Bewegungen ausübte. Sorokin, Ueber Algophaga pyriformis (gen. et spec. n.). 419 Das Thier war spindelförmig, zeigte an einem Ende zwei sehr schwach angedeutete, longitudinale Sauggruben, besass eine ziem- lich dicke und glatte Cuticula und ausserordentlich zahlreiche runde und ovale Kalkkörperchen, die im ganzen eher etwas grösser waren als diejenigen der Larven des breiten Bandwurms. Zum Entwicklungsgange welcher Art von Bothriocephalus diese Finne von Trutta salar gehört, ist fraglich; der vereinzelte Fund einer kaum bestimmbaren Bothriocephalusfinne berechtigt uns indessen wohl keineswegs, den Lachs als Zwischenwirth von B. latus zu betrachten. Es ist eine kleine Ironie des Schicksals, dass ver- schiedene Salmoniden als Zwischenträger des breiten Bandwurms unzweifelhaft nachgewiesen worden sind, während gerade der Lachs, den man a priori und mit vielem Nachdruck als Hauptsünder in dieser Hinsicht bezeichnete, immer wieder freigesprochen werden musste. Dass Trutta salar vielleicht gelegentlich als Zwischen- wirth des B. latus auftreten kann, ist möglich, dass viele andere Fische diese Rolle wirklich spielen, ist sicher. Die Liste der Zwischenwirthe des breiten Bandwurms dürfte übrigens auch heute noch lange nicht definitiv geschlossen sein. Die Basler werden inzwischen gut thun, sich den Genuss ihres Fest- und Leibge- richtes „Lachs a la baloise‘‘ aus parasitologischen Gründen nicht verkümmern zu lassen. Im Vergleich zum Lachsconsum — in jeder Form — müsste der B. latus hier ausserordentlich verbreitet sein, wenn der Lachs wirklich Zwischenwirth wäre. Dem ist aber nicht so. Es sind mir bis jetzt nur ganz vereinzelte Fälle — meist zugewanderte — des Vorkommens von Bothriocephalus latus in Menschen und Hunden in Basel bekannt geworden, während z. B. an Taenia saginata kein Mangel herrscht. n] = Ueber Algophaga pyriformis (gen. et spec. n.). | Prof. N. Soröktn in Kasan. Mit 1 lithographischen Tafel. Den genannten Organismus habe ich bereits im Jahre 1886 gefunden, damals aber nur in Monadenform; im vorigen und in die- sem Sommer gelang es mir nun, auch die übrigen Phasen zu beob- achten, so dass es mir jetzt möglich ist, alle Entwicklungsstadien eines der interessantesten niedrigen Organismen zu beschreiben. Die Algophaga findet sich in den seichten morastigen Stellen unseres botanischen Gartens. Heisse, helle Sommertage und klares (reines) Wasser scheinen ungünstig auf die Entwicklung des Orga- nismus einzuwirken ; im Verlaufe von drei Jahren bemerkte ich ihn nur zwischen den Algen an solchen Stellen des Bodens, wo 27° 420 Milk Sorokin, die im Herbst abgefallenen Blätter sich zumeist angehäuft hatten, und wo eine dichte, undurchsichtige Schicht von frischen und ab- gestorbenen Fadenalgen an den niedrigen und sumpfigen Ufern lag. Näher nach der Mitte des Sees zu, wo das Wasser klarer ist, ist der Organismus nicht zu bemerken, trotzdem dort dieselben Algen vorkommen!). Das Interessanteste aber ist, dass die kräf- tigste Entwicklung dann beobachtet wird, wenn anhaltender Regen und kaltes Wetter herrschen, die Sonne fast nicht hinter den Wolken zum Vorschein kommt und die Temperatur des Wassers nicht über 10—12° R steigt. In diesem Sommer konnte ich meine Beobachtungen nur in der ersten Hälfte des Monats Juni bei kalter Witterung fortsetzen, als aber die heissen Sommertage begannen, während derer die Tem- peratur des Wassers 13—19° R erreichte, war die Algophaga nur in der Monadenform zu sehen, die Bildung der Dauerzellen hörte aber auf. Nach dieser Vorbemerkung gehe ich zu den Einzelheiten der Entwicklungsgeschichte des erwähnten Organismus über. 1. Schwärmzustand. Dieser Zustand ist, wie früher schon gesagt, der gewöhnlichste. Fast alle Schlammproben, welche aus dem sumpfigen Boden des Sees entnommen wurden, enthielten kleine, farblose, monadenartige Körperchen, die sich langsam bewegen und ihre Cilien resp. Pseudo- podien vorwärts lenken. (Fig. 1.) Ihre Aehnlichkeit mit den echten Monaden war wahrschein- lich die Ursache, dass sie bisher unbemerkt blieben. Jedes dieser Körperchen besteht aus 2 Theilen: einem Köpf- chen und langen Fortsätzen. Die Grösse des Köpfchens ist sehr verschieden (von 2—4 u), ebenso ihr äusserer Contour: bald ist es völlig rund (Fig. 1a), bald oval, bald wird es mehr oder weniger birnförmig (Fig. 1b, c). Während die monadenartigen Körperchen zwischen Massen von Infusorien oder anderen einzelligen Organismen langsam hin- gleiten, entgehen sie leicht wegen ihrer Durchsichtigkeit und Farb- losigkeit der Beobachtung des Untersuchers. Nur wenn man auf- merksam ein und dasselbe Exemplar des Schwärmers (wir erlau- ben uns den monadenartigen Körper so zu nennen) beobachtet, kann man sich überzeugen 1. von der Veränderung des Umrisses des Köpfchens, und 2., dass die feinen und langen Cilien, welche sich immer vorwärts bewegen und nichts anderes als Pseudopodien sind, in verschiedener Zahl erscheinen, bald 1 (Fig. 1a, b), bald 2 (Fig. 1 c),bald 3 (Fig. 1.d, e). Sie ziehen sich ein, verkürzen oder verlängern sich und betasten die Gegenstände, welche dem Schwär- mer im Wege stehen. Bisweilen kann man sehen, wie etliche Schwärmer sich an eine einzellige Alge fest ansaugen (Fig. 2). Dabei scheint es, als 1) Diese Thatsache kann ihre Erklärung in dem Mangel an einer entsprechen- den Nahrung daher nicht finden. Ueber Algophaga pyriformis (gen. et spec. n.). 421 ob alle drei Pseudopodien die bequemste Stelle zum Ansaugen aus- suchten; ist eine solche Stelle gefunden, so werden zwei Pseudopo- dien eingezogen und es bleibt nur noch eines, der Schwärmer be- ruhigt sich und fängt an, das Chlorophyll aus der Wirthszelle in sich aufzunehmen (Fig. 2). Noch muss bemerkt werden, dass ein solcher Schwärmer (d.h. ü sein Köpfchen), bei starker Vergrösserung (!?75/, Wasserimmersion F Seibert) beobachtet, keine glatte Oberfläche darstellt, vielmehr wer- c den hier und da aus ihm sehr feine und sehr kurze Pseudopodien hervorgestossen, welche sich bald wieder einziehen, folglich nie- mals eine bedeutende Länge erreichen, und bei relativ schwachen Vergrösserungen völlig unbemerkbar bleiben (Fig. 27). Der Inhalt des Schwärmers ist durchsichtig, farblos; nur in der Mitte be- x merkt man grössere Plasmakörner, Vacuolen und Oeltropfen ver- d schiedener Grösse; es existirt keine pulsirende Vacuole und keine % Körner. Auf dem vorderen Ende streckt der Schwärmer lange Pseudo- podien aus, wovon schon früher die Rede war; manchmal zeigen - dieselben eine starke Krümmung, ähnlich einer Peitsche; die Plasma- körner der Letzteren verändern fast beständig die Lage in ihrer “ ganzen Länge, sie kriechen wie auf Schienen fort bis zum Ende des Fortsatzes und kehren von da abermals ins Köpfchen zurück. Mit einem Worte, das Bild ist sehr ähnlich dem, was Jeder beim Beobachten verschiedener Formen von Radiolarien sehen kann. Eine solche Construction der Pseudopodien überzeugt uns, dass diese Fortsätze nicht als den Cilien der Schwärmsporen an- derer Kryptogamen analoge Organe betrachtet werden dürfen. 2. Verschmelzung der Schwärmer. grössere finden (Fig. 4, 7, 18—26), die sich von der ersteren nur durch ihre Grösse unterscheiden. Sie entstehen durch die Ver- schmelzung einiger kleiner Schwärmer. Dabei giebt es keine 3 Regel bezüglich der Zahl der Monadenkörperchen, d. h. es giebt i Fälle, wo die Verschmelzung zwischen 10, 9, 8, 7 u. s. w. Körper- ’ chen ne 3 a) stattfindet, oder an derselben vier (Fig. 3 d), drei (Fig. 3 c), sogar nur zwei (Fig. 3 db) theilnehmen. Dessen unge- achtet wird die Verschmelzung immer durch den erweiterten Theil des Köpfchens vollzogen, was man auf Fig. 3 gut sehen kann. Es ist begreiflich, dass aus einer Verschmelzung von zwei oder drei Körperchen nur Schwärmer entstehen, welche sich sehr wenig durch ihre Grösse von den kleinen unterscheiden, wogegen sich, wenn an diesem Processe 9, 10 u. s. W. theilnehmen, sehr grosse Schwärmer bilden !). Sofort nach der ersten Berührung fangen die Pseudopodien an sich einzuziehen, die Grenze zwischen den einzelnen monaden- 4 £ R Fast beständig kann man neben den kleinen Schwärmern auch 1) Die grösste Zahl der verschmolzenen Schwärmer, welche ich beobachten konnte, war 22, viel öfter sind ihrer nicht mehr als 10. nn 422 A Sorokin, artigen Körperchen wird immer undeutlicher und schliesslich er- scheint ein gräuliches Kügelchen (Fig. 3 d, 9). Während der Verschmelzung bewegen sich die Schwärmer nicht; kaum hat sich aber das Kügelchen gebildet, so fängt es so- gleich an, Pseudopodien auszutreiben und von einer Stelle zur an- deren zu "gleiten DIENEN. Den Verschmelzungsprocess kann man als eine „einfache Ver- schmelzung‘“ (aber durchaus nicht als einen „Befruchtungsprocess“) ansehen, ähnlich dem, den wir bei der Verschmelzung amöben- artiger Keime der Schleimpilze bemerken, sobald aus iknen sich Plasmodien bilden. : Die in der eben erwähnten Weise erzeugten grossen Schwär- mer besitzen ein eben solches birnförmiges Köpfchen, welches seine Umrisse etwas verändert und auf dem vorderen Ende auch nicht mehr als drei lange, von der Oberfläche aber eine’ Menge kurzer und sehr feiner Pseudopodien treibt, welche bald sichtbar werden, bald schnell verschwinden (Fig. 8). Die grossen Schwärmer ernähren sich auch durch Aussaugen der grünen Algen. 3. Die Bildung der Mikrocysten. Saugt sich ein kleiner Schwärmer z. B. an eine einzellige Alge an, so zieht er, wie schon oben erwähnt, zwei Pseudopodien ein und bleibt ruhig mit einem stehen. Das Chlorophyll tritt nach und nach in sein Köpfchen über und sammelt sich im Anfange nur an dem schmalen Theile, d.h. an dem Punkte an, aus welchem die Pseudopodien hervorkommen. Da, wo der Parasit sich festgesaugt, wird die zur Nahrung dienende Pflanze immer farbloser und demgemäss die grüne Farbe des Köpfchens des monadenartigen Körperchens intensiver (Fig. 4) und verbreitet sich in den ganzen Lumina der Zelle. Nach drei oder vier Minuten wird das ganze Köpfchen grün, das einzige Pseudopodium zieht sich ein und: der Parasit bedeckt sich mit einer farblosen, gallertartigen und sehr dicken Membran, welche das grüne birnähnliche Centrum mit einer breiten weissen Areole umgiebt (Fig. 5a, b). In diesem Zustande stellt der Schwärmer den „Mikrocystenzustand“ dar und kann sehr leicht mit ‘einer Palmellacee (Alge) verwechselt werden. Nach 3—5 Stunden verschwindet jedoch die grüne Farbe, das Protoplasma wird wiederum fast farblos und der Schwärmer schlüpft durch eine besondere Oeffnung, welche an dem breiteren Ende der Cyste erscheint, hinaus (Fig. 6 a—c). Die Reste des verdauten Chlorophylis sind als ein länglicher, hellrother Fleck sichtbar. Dabei ist noch hinzuzufügen, dass während des Ausschlüpfens des monadenartigen Körperchens durch die Membran der Cyste zuerst immer das Pseudopodium hervorgetrieben wird. Einen Fall, in dem das Köpfchen zuerst herausgekrochen wäre, habe ich niemals beobachtet. Ueber Algophaga pyriformis (gen. et spec. n.). 423 4. Entwicklung der Makrocysten. Die Bildung der Makrocysten habe ich nur in diesem Jahre (1888) beobachtet und nur bei solchen Schwärmern, welche aus der Verschmelzung von etlichen kleinen entstanden waren. Es fängt irgend ein monadenartiges Körperchen, welches sich an eine Alce festgesaugt hat, an, das Ohlorophyll in sich aufzu- nehmen (Fig. 7, 8). Letzteres sammelt sich gewöhnlich im An- fange nur im unteren schmalen Theile des Köpfchens (ganz so wie es bei kleinen Schwärmern beschrieben war). Darauf ziehen sich die Pseudopodien (sowohl die kleinen, die Oberfläche des Köpfchens bedeckenden, wie das grosse, Nahrung aufnehmende, durch welches _ die Nahrung jetzt aus der Wirthspflanze in den Parasiten übergeht) ein und der Schwärmer wird von einer ziemlich deutlich bemerk- lichen, durchsichtigen Membran bedeckt (Fig.9), wieder ganz ähnlich dem, was wir bei den Mikrocysten gesehen haben. Der Unterschied besteht folglich nur in der Grösse: während die letzteren 4 « in der Länge und 2 « in der Breite kaum übersteigen, erreichen die Makrocysten die Länge von 20—25 u und von 10, 12—15 u in der Breite. Nach Bildung der Membran entstehen sehr interessante Ver- änderungen innerhalb der Cyste, welche wegen der Grösse der Zelle sehr leicht beobachtet werden können. Der farblose Inhalt, anfangs aus Vacuolen, Oeltropfen und Kernen bestehend, wird einförmiger, die Vacuolen verschwinden, die Oeltropfen zerstückeln sich mehr und mehr; alles dies vereinigt sich in der Mitte des oberen, ausgedehnten Theiles des Köpfchens, und rings herum bleibt nur ein heller und durchsichtiger Saum von Protoplasma. Der untere schmale Theil der Zelle ist durch eine grüne Masse angefüllt. Zwischen dem gefärbten und dem farblosen Protoplasma bemerkt man eine ziemlich scharfe Abgrenzung, so dass man hier noch eine leicht concave Scheidewand vermuthen kann (Fig. 9). Schon eine halbe Stunde nach dem Incystiren nehmen die Veränderungen ihren weiteren Fortgang: der Inhalt des oberen Theiles der Zelle wird noch kleinkörniger, die grüne Hälfte aber ragt jetzt in die farblose Partie, ähnlich der Columella des Mucor- sporangiums, hinein (Fig. 10). Noch 20—25 Minuten später hat das ungefärbte Protoplasma seinen früheren grobkörnigen Charakter gänzlich verloren und sich in eine homogene, graue Masse ver- wandelt; weder grobe Körner noch Oeltropfen sind weiter sichtbar. Zwischen dieser Partie des Protoplasmas und dem grünen Theile der Cyste bleibt jedoch ein ziemlich heller, durchsichtiger Strich, durch welchen grünliche Strahlen durchscheinen, welche aus dem vom verschlungenen Chlorophyll besetzten Theile ausgehen (Fig. 11). Ein solches Bild erinnert theilweise an das, was jeder Bota- niker beim Untersuchen von Siebröhren verschiedener Pflanzen, welche auf bekannte Weise bearbeitet werden, gesehen hat. Auch hier scheint etwas wie eine Art von Siebplatte zu bestehen, durch zer” ar 424 en Sorokin, deren Oeffnungen das grüne Protoplasma einer Zelle in die andere farblose. übergeht. Aber schon nach 10—12 Minuten, nach Erscheinung der ersten . grünen Strahlen, nehmen diese an Zahl so zu, dass der durch- sichtige neutrale Streifen, welcher durch den Aequator der Cyste geht, auch grün gefärbt wird, und nach 5 Minuten wird das graue Segment des oberen erweiterten Theiles der Zelle auch grün. Auf diese Weise bekommen wir endlich eine birnartige, ziemlich grosse Cyste, deren Inhalt völlig grün ist (Fig. 12). Dem Durchdringen der erwähnten grünen Strahlen leistet der äquatoriale oder neutrale Strich, wie es scheint, einen ziemlich grossen Widerstand. Jedoch konnte ich nirgends, trotz aller Bemühungen, eine Scheidewand, welche die Cyste in eine obere und untere Etage theilte, bemerken. Wahrscheinlich ist es indessen, dass hier etwas wie eine Art Haut- schicht liegt, vielleicht sogar mit besonderen Oeffnungen. Die Makrocyste fängt fast sogleich an, das Genossene zu ver- dauen, sobald der Inhalt sich gefärbt hat, und mir gelang es so- gar, solche Exemplare zu beobachten, welche noch grün waren und doch den rothen Fleck (Reste der unverdauten Speise) hatten (Fig. 12). Nach 10—12 Stunden ist die Cyste wieder farblos, das Chloro- phyli scheint völlig verschwunden (Fig. 13), und jetzt fängt sogleich eine weitere Veränderung des Protoplasmas an: es zertheilt sich in viele runde Partieen (Fig. 14). Ungefähr 35 Minuten später er- scheint eine grosse Oeffnung in der Membran des erweiterten Theiles der Cyste, durch welche das zerfallene Protoplasma, wel- ches in einer feinen und durchsichtigen inneren Haut eingeschlossen ist, heraustritt (Fig. 15). Gewöhnlich zerreisst dieser Inhalt, der noch nicht aus der Oefinung herausgetreten ist, die innere Haut, und es werden So Theilchen des Plasmas frei, welche die Form der oben beschrie- benen Monadenkörperchen behalten (Fig. 16). Während der ersten Minuten nach dem Hervortreten scheint die Mehrzahl der monadenartigen Körperchen durch ihre Pseudo- podien vereinigt zu sein; sie müssen sich so einrichten, dass sie die genannten fadenförmigen Fortsätze vorwärts richten und nur nachdem letzteres geschehen, können die Schwärmer nach verschie- denen Seiten auseinandergleiten. Nach 4--5 Minuten verschwinden alle Monaden aus dem Sehfelde des Mikroskops. | Die auf solche Weise entstandenen Schwärmer unterscheiden sich durch nichts von den auf Fig. 1 dargestellten: sie treiben auch 1—3 Pseudopodien und verändern ebenfalls die Umrisse des Köpfchens (Fig. 17). 5. Das „Marschiren“ der Schwärmer. Unter den interessantesten Eigenheiten, welche an der Algo- phaga beobachtet werden, ist besonders das „Marschiren“ der Schwärmer merkwürdig, während sie auf der Oberfläche irgend Ueber Algophaga pyriformis (gen. et spec. n.). 425 einer Alge sich vorwärts bewegen und eine Stelle suchen, wo sie die Membran der Wirthspflanze zu durchbohren anfangen. Ich hatte Gelegenheit, ein solches Monadenkörperchen zu be- obachten, welches mir auf einem Confervafaden während 12 Mi- nuten seine Exercitien zeigte (Fig. 20—26). Fangen wir mit dem Momente an, wo der Schwärmer auf allen drei Pseudopodien steht (Fig. 20). Um sich fort zu bewegen, hebt er einen von den Fortsätzen auf (Fig. 21), wirft ihn weit vorwärts und befestigt ihn an der Oberfläche des Substrats (Fig. 22); später scheint es, als ob der ganze Schwärmer weiter springe und sich mit seiner ganzen Schwere auf das vorwärts geworfene Pseudo- podium lehne. Die zwei hinteren Fortsätze heben sich jetzt (Fig. 23) und werfen sich nochmals vorwärts, während der Schwärmer sich auf dem ersten Pseudopodium umdreht, so dass die hinteren zwei wie Hände sich ausstrecken (Fig. 24). Hierauf kann entweder das Vorige sich wiederholen, d. h. nur eine von den ausgestreckten Händen saugt sich an der Oberfläche der Wirthsalge fest, oder beide Hände lassen sich mit einem Male herunter, das Köpfchen lehnt sich darauf, das hintere Pseudopodium aber hebt sich, um vorwärts geworfen zu werden (Fig. 25). Mit einem Worte, der Schwärmer macht wunderliche Evolutionen durch, schreitet vor- wärts und dreht sich sehr gewandt um, einem Akrobaten ähnlich. Allein, sobald die Zeit sich nähert zur Nahrungsaufnahme oder, richtiger gesagt, sobald die Monade eine bequeme Stelle ge- funden, um die Membran der Alge zu durchstechen, bleibt der Schwärmer stehen, zieht zwei Pseudopodien ein und bleibt unbe- weglich auf dem mittleren, welches das Chlorophyll ansaugt, stehen . (Fig. 4,7, 8, 26). Manchmal gelingt es, zu sehen, wie der Schwärmer, auf einem Fortsatze stehend, mit den anderen rund um sich tastet, gerade so, wie ein Blinder, der den verlorenen Weg mit seinem Stock sucht (Fig. 19 links), oder das Köpfchen eines der Pseudopodium stark zurückzieht, sich fast auf das Substrat legt und die beiden übrigen Fortsätze in verschiedenen Richtungen streckt, die Alge betastend (Fig. 19 rechts). In seltenen Fällen sah ich, wie der Schwärmer sich an einer Makrocyste festsaugte, aber ob er in der That das von seines Gleichen angesammelte Chlorophyll gefressen, lasse ich unent- schieden, weil ich im Köpfchen des Parasiten keine Spur von grüner Farbe gesehen habe (Fig. 18). 6. Dauerzustand. In diesem Jahre gelang es mir auch, die Art und Weise der Bildung der Dauerzellen, welche sich durch nichts von man- chen Zygosporen der Pilze unterscheiden, zu beobachten. In die- sem Falle stiessen zwei Schwärmer mit ihren spitzen Enden zusammen und fast in demselben Augenblicke verschwanden ihre Pseudopodien (Fig. 28 a), An der Ansaugestelle erschien eine 426 Sorokin, Ueber Algophaga pyriformis (gen. et spec. n.). kaum bemerkbare völlig runde Zelle (Fig. 28 b); später nimmt die Zelle mehr und mehr an Grösse zu (Fig. 28 c, d) und der Inhalt der beiden Schwärmer ergiesst sich in dieselbe (Fig. 28 e, f, 9). Endlich bemerkt man unter der neugebildeten Dauerzelle, mit einer vergleichsweise dicken, doppeltconturirten Membran zwei leere dünne Hüllen der copulirenden Schwärmer (Fig. 28 e, f, g, h, ü). Daraus ergiebt sich, dass die Monaden während des beschriebenen Processes mit eigener Membran versehen wurden, aber wann geschieht es? in dem Berührungsmoment oder etwas später? — das kann ich ‚nicht entscheiden. Es ist für mich auch ganz unerklärlich, wie das Keimen der Dauerzellen stattfindet. Entsteht aus jeder nur ein Schwärmer oder mehrere? Die Dauerzellenbildung erinnert an einen ähnlichen Process bei den Entomophthoreen, so sonderbar das auf den ersten Blick scheint. Wenn man Thaxter’s Abbildungen in seiner soeben er- schienenen Monographie!) mit den meinigen vergleicht, so tritt die Aehnlichkeit auffallend hervor. Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich unzweifelhaft, dass die Algophaga pyriformis eine völlig neue Form der interessantesten Organismen ausmacht. Figuren-Erklärung. Fig. 1. Monadenzustand der Algophaga pyriformis. « rundes Köpfchen mit einem Pseudopodium ; 5 das Köpfchen ist birnförmig geworden; c es erschienen zwei Pseudopodien; d das Köpfchen ist oval, mit drei Pseudopodien ; e die Pseudopo- dien sind etwas gebogen. Alle beschriebenen Veränderungen sind in einem Zeitraume von 17 Minuten (von 11 Uhr bis 11 U. 17 M. Morgens) auf einem und demselben Exemplare wahrgenommen (Vergrösserung 800/,. Seibert.) R Fig. 2. Sieben Schwärmer, welche eine einzellige Alge angegriffen haben. Drei von ihnen fingen an, das Chlorophyll anzusaugen und stehen auf einem Pseudopodium ; die übrigen setzen ihr Marschiren auf der Oberfläche der grünen Zelle fort. (Ver- grösserung °00/,.) Fig. 3. Verschmelzung der Schwärmer. a etliche Schwärmer berühren sich mit den breiteren Theilen ihrer Köpfchen und die Pseudopodien sind noch nicht einge- zogen; 5 Verschmelzung zweier Schwärmer; ce Verschmelzung dreier Schwärmer; d vier verschmolzene Schwärmer haben ihre Pseudopodien eingezogen; e etliche Schwärmer mit eingezogenen Pseudopodien ; f eine völlige Verschmelzung von etlichen Schwärmern; g ein Protoplasmaklümpchen, das durch Verschmelzung etlicher Schwärmer entstanden und welches für eine Zeit ruhig geblieben und kugelförmig geworden ist; h ein Klümpchen mit zwei Pseudopodien ; © dasselbe mit drei Pseudopodien. (Ver- grösserung 600], .) Fig. 4. Ein grosser Schwärmer, der das Chlorophyll aus einer einzelligen Alge saugt; der grüne Farbstoff ist schon in den unteren Theil des Parasiten übergegangen. (Vergrösserung °00/,.) Fig. 5. a 5 Mikrocystenzustand (Vergr. 500/,.) Fig. 6. a Mikrocyste, deren Chlorophyll schon verdaut ist (das Protoplasma ist nochmals grau geworden, die Reste der Speise liegen rechts von der Zelle als ein länglicher rother Fleck ; 5 das Ausschlüpfen des Schwärmers; c die leer gebliebene Hülle. . (Vergr. 000) 1) Thaxter, The Entomophthoreae of the United States. (Memoirs of the Boston Society of Natural History. Volume IV. Number VI. Plate XVI. Fig. 129 bis 138. Empusa [Triplosporium] Fresenii). — Vergl. Centralbl. f. Bakteriol. und Pa- rasitenkunde. Bd. IV.p. 145, Lth. Anst.v.A.Giltsch ‚Jena. = S = m oo = gar} u LE es S i 5 > — S De LIBRARY UF THE UNIVERSITY OF ILL INOIS Gährung. | 427 Fig. 7. Ein grosser Schwärmer im Momente des Aufnehmens der Nahrung aus einer Fadenalge. An der Stelle, wo das Pseudopodium sich befestigte, sieht man in der Chlorophylimasse der Wirthspflanze einen hellen Fleck. Der grüne Farbstoff geht in das Köpfchen des Parasiten über und sammelt sich in seinem unteren Theile. (Vergr. 500/,.) Fig. 8. Ein grosser Schwärmer bei der Vergrösserung 1875/, (Wasser-Immersion. Seibert). Der obere Theil des Köpfchens hat ein farbloses, schäumiges Protoplasma und oberflächliche kurze Pseudopodien ; unten sieht man den aufgenommenen grünen Farbstoff. Fig. 9. Die Makrocyste. Der obere Theil ist von einem grobkörnigen Proto- plasma angefüllt, mit peripherischem farblosem Saum ; unten mit Chlorophyll besetzt. (Vergr. 1378) .) Fig. 10. Eben eine solche Makrocyste. Das grobkörnige Protoplasma ist fein- körnig geworden und das grüne Segment dringt in den oberen Theil als eine ziem- lich bemerkbare Convexität. (Vergr. 1375/,.) Fig. 11. Eben eine solche Makrocyste. Das Protoplasma hat eine homogene feinkörnige Consistenz erworben ; aus dem Chlorophylisegment gehen grüne Strahlen hinaus. (Vergr. 1375], Fig. 12. Makrocyste, deren ganzes Protoplasma durch das Chlorophyll ein- förmig grün gefärbt ist. Die Flecken (links) zeigen den Anfang des Verdauungsprocesses. (Vergr.; 1375]/.. Fig. 13. Makrocyste, deren Chlorophyll schon völlig verdaut ist; die Reste der Speise als ein rother Fleck. (Vergr. 1375/,.) Fig. 14. Makrocyste, deren Inhalt in Schwärmer auseinander fällt. (Vergr. °00/, .) Fig. 15. Das Herausschlüpfen der Schwärmer aus der Makrocyste. (Vergr. °00/,.) Fig. 16. Schwärmer, welche durch Pseudopodien noch vereinigt sind. (Vergr. 600 Fig. 17. Ein Schwärmer, der den auf Fig. 1 dargestellten ähnlich ist. Die Veränderung eines und desselben im Zeitraume von 10 Uhr bis 10 Uhr 15 Minuten Morgens. (Vergr. 80°|,.) Fig. 18. Ein Schwärmer, der auf der Makrocyste sitzt. (Vergr. °00/,.) Fig. 19. Das ‚Marschiren‘ zweier Schwärmer auf der Spirogyraoberfläche. Bressr. 0090|.) Fig. 20—26. Das Marschiren eines und desselben Schwärmers, in einem Zeit- raume von 12 Uhr bis 12 Uhr 12 Minuten Morgens. (Vergr. 600/, Fig. 27. Ein kriechender Schwärmer, der den auf Fig. 1 dargestellten ähnlich ist.. .(Vergr. 1375/.. Fig. 28. a—i die Entwicklungsweise der Dauerzelle (von 1 Uhr Mittags bis 2 Uhr 18 Minuten). (Vergr. °00/,.) Lindner, Paul, Die Sarcina-Organismen der Gährungs- gewerbe. (Inaug. Dissert.) Berlin 1888. In der Einleitung zu dieser Abhandlung, welche werthvolle Beiträge zur Biologie der genannten Organismen enthält, hat Verf. weniger richtig hervorgehoben, dass Hansen die von ihm in der Gährungsindustrie hervorgerufene Reform durchgeführt hat, in- dem er „das Gelatineverfahren insofern weiter ausbildete, als er es mit dem Princip der Reinkultur aus einer Zelle combinirte“. Das richtige Verhältniss ist jedoch dieses, dass Hansen schon im Anfange des Jahres 1832 in den Comptes rendus du Laboratoire de Carlsberg, Kopenhagen, eine exakte Methode zur Darstellung von Reinkulturen in Flüssigkeiten veröffentlicht hatte, nämlich durch eine Verdünnung und Beobachtung der Anzahl der am Boden der Kolben gebildeten Hefenflecke. Nach dieser Methode hatte Hansen alle seine Reinkulturen dargestellt, welche die Grundlage für seine Arbeiten über die Saccharomyces-Arten, über die Asco- 428 Gährung. sporenbildung u. s. w. bildeten, und erst ein Jahr nach dem Hervor- kommen dieser Methode erschien die mit Recht berühmte Gelatine- methode von Koch. — Nachdem Verf. die grossen Wirkungen der Entdeckungen Hansen’s auf das Gährungsgewerbe und den erzielten gewaltigen Fortschritt betont hat, bemerkt er, dass die Bakterien der Gährungsgewerbe in anderen Richtungen auch ein weites Forschungsgebiet bilden; seine Arbeit ist ein Beitrag zur Aufklärung der Lebensverhältnisse einer Gruppe dieser Organismen. Der Pediococcus cerevisiae, welcher nach allem Anscheine die einzige Sarcina ist, die im Biere Krankheiten hervorrufen kann, wird zuerst vom Verf. behandelt. Ob diese Art dieselbe wie die von S. von Huth untersuchte ist, ist zweifelhaft, da deutliche specifische Charaktere zum Theil noch fehlen; gute Fortschritte wurden jedoch in dieser Richtung von Lindner gemacht. Durch Kulturen auf Fleischsaftpeptongelatine, welche zum Theil mit Gyps- blättchen bedeckt waren, zeigte sich , dass Zutritt der Luft das Wachs- thum der Kolonieen dieses Bacteriums fördert; es zeigten sich immer auf der Gelatine nur Kokken, Diplokokken oder Tetraden. In den ersten Tagen waren sämmtliche Kolonieen farblos, später zeigte sich in denselben der Beginn einer gelblichen, resp. gelblich-bräun- lichen Färbung. Die Gelatine wurde nicht verflüssigt. Auf Fleisch- saftgelatine bei Strichkultur gab dieser Organismus einen grau- weissen, feuchten, in dünnen Schichten lebhaft irisirenden Streifen mit ziemlich glatten Rändern; im Impfstrich entwickelte er sich in allen Theilen desselben und bildete auf der Oberfläche der Gelatine ein weisses Köpfchen, welches sich blattartig ausbreitete. Auf gekochten Kartoffelscheiben gedeiht der Pediococcus nur Spär- lich; in solchen älteren Kulturen treten eigenthümliche Involutions- formen auf. In Fleischsaftgelatine wurde der Organismus nach 8 Minuten langer Einwirkung bei 60° C getödtet, dagegen nicht bei 50—55° C nach 12 Minuten. Als Flüssigkeiten wurden u. a. verwendet: peptenisirte Bouil- lon, peptonisirte Malzextractlösung, gehopfte Bierwürze; auf dieser letzteren bildete der Organismus eine Haut. Die Säure- bildung in der Flüssigkeit war sehr schwach, und Verf. vermuthet, dass Spuren von Milchsäure entwickelt werden; die durch diesen Organismus im Biere hervorgerufenen Umsetzungen sind noch un- bekannt. In Heudekokt wurden niemals die für die übrigen Sar- einaformen charakteristischen Packetformen, welche sich auch in. dieser Flüssigkeit entwickeln können, beobachtet; hierauf stützt Verf. die vorläufige Bezeichnung Pediococcus. Da der Organismus einen sehr fest haftenden Wandbeleg in den Flaschen bildet, so empfiehlt Verf. eine sehr gründliche Flaschenreinigung, wenn das Bier von dieser Bakterie inficirt ist. Der Pediococcus wurde gefunden in ober- und untergährigen Bieren, in Hefenwasser, dickbreiiger und gepresster Hefe, in Luft und Wasser und im Malzstaube, sowie in feuchten Trebern; die Hauptfrage, wo dieser Organismus seinen eigentlichen Entwicklungs- herd hat, ist jedoch noch nicht beantwortet worden. TUT Gährung. — Streptokokken bei Gesunden. 429 Der Pedicoccus acidi lactici n. sp. giebt, in neutraler Malz- extraktlösung, bei 41° C kultivirt, eine stark sauere Reaktion; so- wohl in nicht sterilisirter Lösung dieser Art, wie in nicht sterili- sirtem Heudekokt entwickelte diese Bakterie sich bei der genannten Temperatur so stark, dass alle anderen Organismen in ihrer Ver- mehrung unterdrückt wurden. Auf chemischem Wege wurde be- stätigt, dass die grösste Menge der reichlich gebildeten Säure Milchsäure war. Wenn eine Malzmaische oder Malzroggenmaische bei 41° C gehalten wird, so entwickelt sich dieser Organismus sehr stark und die stäbchenförmigen Milchsäurebakterien treten zurück. Verf. empfiehlt daher, diesen Organismus in der Praxis zu verwenden. In neutraler Malzextraktlösung wird 'der Pedio- cocceus acidi lactici nach 5 Minuten langer Einwirkung von 62° C getödtet. Auf Gelatinen kommt er schwierig fort, nur im Impfstriche in neutraler Malzextraktgelatine bilden sich in der Tiefe ganz kräf- tige Kolonieen von weisser Farbe; er scheint in des Verf. Ver- suchen überhaupt besser bei Abschluss der Luft, als bei Luftzutritt zu gedeihen. Ein dritter Pediococcus (P. albus n. sp.) giebt in den besprochenen Lösungen eine schwache Säuerung. Ferner werden über die fol- senden Arten biologische Details gegeben: Sareina candida n. Sp., S. rosea Schröter, S. aurantiaca n. sp.,S. flavadeBary und S. maxima n. sp. ad int. Von diesen Arten zeigten S. candida, S. rosea und S. aurantiaca nur in Heudekokt ein dreidimensionales Wachsthum, während S. flava und maxima fast ausschliesslich in der typischen Sarcinaform wachsen. Alle diese Pediococeus- und Sarcina-Arten (mit Ausnahme von S. maxima) zeigten sich als Säurebildner, be- sonders jedoch Pediococcus acidi lactici. Eine Verflüssigung der Gelatine wurde durch alle untersuchten Arten, mit Ausnahme von P. cerevisiae und P. acidi lactici, bewirkt. Jörgensen (Kopenhagen). Netter, Pr&sence du streptococque pyogene dans la salive de sujets sains. (Bulletin mödical. Annde II. 1888. No. 59.) Während man bisher den Streptococcus pyogenes nur in dem Mundsekret erkrankter Personen gefunden, glaubt Netter der Erste zu sein, der ihn auch in dem Speichel gesunder Personen nachgewiesen hat. Er fand ihn bei 7 unter 127 untersuchten Per- sonen = 5,512; häufiger als den Friedländer’schen, der in 3,93, und seltener als den Fränkel’schen Pneumoniecoccus, der in 202 der Fälle vorhanden war. Bei zwei Personen enthielt der Speichel zugleich den Streptococcus und den Pneumoniecoccus. Er kann eine Zeit lang fehlen und dann wieder vorhanden sein; so wurde er bei der nämlichen Person nur in 6 unter 60 Untersuchungen gefunden. Netter bediente sich zum Nachweise der von Pasteur angegebenen Methode: Einimpfung des Speichels unter die Haut und Kultur aus dem Herzblut der dieser Impfung erliegenden Thiere, Escherich (München), 430 Gährungen im kindlichen Darmkanal. 1) Baginsky, A., Ueber Gährungsvorgänge im kind- lichen Darmkanal und die Gährungstherapie der Verdauungskrankheiten. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 20 u. 21.) 2) Escherieh, Die Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 24.) 1) Verf. wiederholt in Kürze die Bd. IV. No. 7 mitgetheilten Resultate seiner Untersuchungen über die Biologie der normalen Milchkothbakterien. Aus den Stühlen diarrhöisch erkrankter Kin- der hat B. zwei die Gelatine verflüssigende Bakterienarten isolirt. Die eine derselben sondert einen grünlichen Farbstoff ab, ist aber sicherlich nicht, wie B. meint, mit dem von Lesage beschriebenen Bacillus der grünen Diarrhöe identisch, da dieser die Gelatine fest lässt. Die andere verflüssigt die Gelatine langsam unter Bildung einer weissen Decke und wird, soweit die Erfahrungen des Autors reichen, constant in den diarrhöischen Stühlen gefunden. Sie wirkt pathogen auf Thiere. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Pilz in der Pathogenese der Diarrhöen eine wesentliche Rolle spielt. Impft man denselben gleichzeitig mit dem sog. Bacterium aceticum in milchzuckerhaltige Gelatine, so wächst nur das Letztere unter Entwicklung mächtiger Gasblasen, während die Verflüssigung der Gelatine ausbleibt. In diesem Versuche sieht Verf. einen ausser- ordentlich wichtigen Fingerzeig für die Pathologie, weil er die Be- deutung des Bacterium aceticum für anderweitige und insbesondere für feindselige Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal darthut, und gründet darauf, sowie auf das früher erwähnte Absterben des Bacteriums in den Gährlösungen in Folge der von ihm selbst ge- bildeten Säure nach einer abfälligen Kritik der bisher bestehenden Anschauungen eine neue Theorie über die Entstehung der acuten Verdauungsstörungen beim Säugling. Wir haben in der Essigsäure- gährung des Bacterium aceticum das Mittel erkannt, dessen sich der Organismus bedienen kann, um pathogene Bakterien von der Darmwand fernzuhalten. Es ist nun leicht zu verstehen, dass unter dem Einflusse einer zu reichlich gebildeten Essigsäure Störungen der Verdauung und locale Reizungen der Darmwand entstehen, die zu mancherlei functionellen Störungen des Verdauungsvorganges, Umkehr der Saftströmung und reichliche Ausfuhr Iymphoider Zellen führt und dass dann unter der Masse der gebildeten Essigsäure das als Wächter und Schutz gegen pathogene Bakterien dienende Bacterium aceticum selbst abstirbt. Die aufgelockerte und katarrha- lisch afficirte Schleimhaut stellt alsdann, wenn durch die lebhafter ergossene Galle oder Darmflüssigkeit wieder die alkalische Reaction hergestellt ist, den günstigsten Nährboden für andere mit der Nah- rung in den Darmkanal eingedrungene pathogene Keime dar. Den Beweis für diese neue Theorie, für die Annahme einer durch Excess der normalen Gährung veranlassten selbstthätigen und bis zur Vernichtung der vorher darin enthaltenen Bakterien getriebenen Sterilisirung des Darmkanals, wobei der Inhalt des- Gährungen im kindlichen Darmkanal. 431 selben in eine mindestens 0,15 °/, Essigsäurelösung verwandelt werden müsste, wird B. erst noch zu erbringen haben; denn in dem oben angeführten Versuche im Reagenzglase kann man eben doch nicht wohl etwas Anderes erblicken, als das Ueberwuchern des auf zuckerhaltigem Nährboden sehr kräftig wachsenden Bacterium lactis aörogenes, welches dann durch die gebildete Säure das gegen saure Reaction empfindliche, verflüssigende Bacterium an der Entwicklung behindert. \ Des Weiteren wendet sich Verf. gegen die vom Ref. vorge- schlagene Gährungstherapie, die auf dem Wechsel resp. dem Ver- schwinden gewisser Bakteriengruppen je nach der Beschaffenheit des Nährmaterials beruht. Obgleich B. selbst, wie aus dem Vor- stehenden hervorgeht, den ausgiebigsten Gebrauch macht von dem darin entwickelten Antagonismus der Bakterienarten des Darmkanals, so wird dieselbe dennoch aus klinischen Gründen als praktisch un- durchführbar und mit der Natur der Dinge im Widerspruch stehend hingestellt, worauf Ref. an anderer Stelle erwidern wird. Therapeutisch ermahnt Verf. wiederholt, über den Gährungs- vorgängen im Darminhalt nicht der Erkrankung der Darmwandungen zu vergessen, die in sehr früher Periode Veränderungen zeigten. Die antibakterielle Therapie ist nur im Beginne der acuten Störung indicirt und Verf. schliesst sich hier durchaus den vom Ref. in dieser Zeitschrift Bd. II. No. 21. niedergelegten Anschauungen an. Insbesondere wird die vernichtende Einwirkung des Calomel auf die Kohlehydrate vergährende Arten, insbesondere auch auf das Bacterium aceticum hervorgehoben, während es die Eiweissfäulniss, deren Intensität durch die Menge der im Harn ausgeschiedenen Aetherschwefelsäure gemessen werden kann, ungleich weniger be- einflusst. 2) Ref. beschränkt sich an dieser Stelle darauf, gegen die Aenderung des Namens des Bacterium lactis aörogenes Verwahrung einzulegen und einige missverständliche Annahmen Seitens B. zu- rückzuweisen. Er vermag in den Resultaten der chemischen Unter- suchungen B.’s, die Richtigkeit derselben vorausgesetzt, nicht so sehr eine Widerlegung, als eine Weiterführung seiner eigenen Untersuchungen zu erkennen, indem es bei Abfassung seiner Arbeit sich nur um den Nachweis der Entstehung jener Verbindungen handelt, welche man damals als durch die Mikroorganismen des Darmkanals entstandene Spaltungsprodukte betrachtete, also Milch- säure CO, u. H,. Indess auch nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse erscheint die Aenderung des Namens des Bac- terium lactis aörogenes (nicht lactis oder acidi lactici) durchaus willkürlich und ungerechtfertigt, indem er die charakteristische, biologisch wie physiologisch wichtigste Eigenschaft des Spaltpilzes, die Fähigkeit, bei Luftabschluss aus der Milch Gase zu erzeugen, in zutreffender Weise hervorhebt. Dagegen ist gerade der von B. ge- wählte Name des Bacterium aceticum, abgesehen davon, dass auch andere Spaltpilze diese Eigenschaft theilen, schon längst an das be- kannte Essigsäureferment vergeben. Escherich (München). 432 Gährungen im Darmkanal. — Blauer Eiter. Hochsinger, Neues über Physiologie und Pathologie der Verdauung im Säuglingsalter. (Allgem. Wiener med. Ztg. Jahrg. XXXLHI. 1888.) Verf. bespricht in klarer übersichtlicher Darstellung zunächst die Verdauungsvorgänge bei Frauen- und Kuhmilch, sodann die verschiedenen, mit normalen und diarrhöischen Stühlen gezüchteten Bakterien und die zu Gunsten der infectiösen Natur der Ver- dauungsstörungen sprechenden Beobachtungen von Heubner, Pieiffer, Lesage u. A. In Bezug auf die Therapie empfiehlt er prophylaktisch die Sterilisirung der Milch nach Soxhlet, worüber er eigene, günstige Resultate mittheilt, gegen die ausgebrochene Erkrankung die cum- binirt mechanisch -antiseptische Behandlung. Da sich die Aus- führungen des Verf. im Wesentlichen auf die Wiedergabe der ein- schlägigen, in dieser Zeitschrift schon besprochenen Arbeiten be- schränken, so kann auf ein näheres Eingehen an dieser Stelle ver- zichtet, jedoch der im Selbstverlage des Verf. erschienene Separat- abdruck für den diesem Gebiete ferner Stehenden zur Orientirung in dieser in vollem Flusse befindlichen Frage bestens empfohlen werden. Escherich (München). Ledderhose, &., Ueber den blauen Eiter. (Deutsche Zeit- schrift für Chirurgie. Bd. XXVIIH. 1888. S. 201.) Durch die Untersuchungen von Ernst!) haben wir erfahren, dass die blaue Eiterung durch 2 Varietäten von Mikroorganismen hervorgerufen wird, welche er Bacillus pyocyaneus « und ß nannte. Nur der Bacillus $% producirt den blauen, der Bacillus « dagegen einen gelbgrünen, lebhaft fluorescirenden Farbstoff, -aus welchem Grunde der Verfasser den Bacillus $ als Bacillus pyocyaneus, den Bacillus « als Bacillus fluorescens bezeichnet. Nur die Kulturen des Bacillus pyocyaneus haben den charakteristischen, aromatischen Geruch des blauen Eiters. Ledderhose ist der Ansicht, dass wahrscheinlich meistens bei der blauen Eiterung beide Mikrobenarten im Spiele sind, wobei bald die eine, bald die andere überwiegt. Mit Sicherheit konnte der Autor diese Frage jedoch nicht entscheiden. Er hat bei seinen Untersuchungen nur jene Form des blauen Eiters berücksichtigt, bei welcher der Bacillus pyocyaneus allein oder gleichzeitig mit dem Bacillus pyofluorescens betheiligt war. Der blaue Farbstoff findet sich vorzugsweise in den äusseren Schichten der Verbände, an den Rändern derselben. Häufig zeigt die dicke Epidermis in der Umgebung blau eiternder Wunden eben- falls eine deutliche Verfärbung. Das Pyocyanin tritt am reich- lichsten dort auf, wo die atmosphärische Luft einen möglichst freien Zutritt hat. Der Bacillus pyocyaneus findet sich aber auch auf Wunden mit rein serösem Sekrete, ausserdem aber auch in Verbänden, welche überhaupt kein Wundsekret enthalten, sowie in mit Schweiss durchtränkten Stoffen. Die Production des Farb- 1) Vergl. das Referat in diesem Centralblatte. Bd. II. 1887. S. 276, | | | | Blauer Eiter. 433 stoffes kann unter Umständen trotz der Anwesenheit dieses Ba- cillus fehlen. Es erscheint im höchsten Grade wahrscheinlich, dass zunächst ein Leukofarbstoff gebildet wird, welcher erst durch die . Einwirkung des Sauerstoffes der Luft in das blaue Pyocyanin über- geführt wird. In Kulturen des Bacillus pyocyaneus auf 10°/,iger Gelatine beginnt nach 24—48 Stunden bei einer Temperatur von 20—25° eine Verflüssigung des Nährbodens. In der Umgebung dieser Wachsthumsbezirke hat die Gelatine eine schwach blaugrüne Ver- färbung. Allmählich verflüssigt sich die ganze Oberfläche der Ge- latine. Diese ist von einer zarten, aus Bacillen bestehenden Haut überdeckt, auf welche zunächst eine blaugrüne Schichte inner- halb der verflüssigten Masse folgt, während die tieferen Schichten keine derartige Tinction aufweisen. Am Boden des Glaskolbens entsteht ein dickes, aus Bacillen bestehendes Sediment. | Beim Schütteln des Kolbens verschwindet zunächst die blaue Färbung, um jedoch bald von Neuem desto intensiver aufzutreten. Wird nun das Schütteln unterbrochen und die Kultur im Brutofen gehalten, so tritt wiederum eine vollständige Entfärbung ein. Dieses Verhalten führt nach der Ansicht des Verfassers zu der Annahme, dass die in den tieferen Lagen der verflüssigten Gelatine und auf dem Boden des Kolbens befindlichen lebenden Bacillen das Pyocyanin, das in ihren Bereich kommt, durch Umwandlung in einen Leuko- farbstoff unsichtbar machen. Ein Theil der chromogenen Substanz wird anscheinend von den am Boden des Gefässes situirten Bacillen direkt gebildet. Mit dem Wachsthum und der Vermehrung des Bacillus pyo- cyaneus ist nicht immer die Bildung des Pyocyanins oder seiner Leukoverbindung verbunden, sondern die letztere ist an gewisse Ernährungsverhältnisse geknüpft. Der Autor hält es fernerhin für wahrscheinlich, dass in Fällen, wo die Anwesenheit des Pyocyanins nur auf die äusseren Verband- lagen beschränkt bleibt und wo nach Entfernung des Verbandes in dem frisch secernirten Wundsekrete eine abnorme Färbung nicht erfolgt, das in die Verbandstoffe eingedrungene Hautsekret von den Bacillen zur Bildung des Pyocyanins benutzt wird. Die mensch- lichen Hautsekrete, speciell der Schweiss, scheinen besonders günstig zu sein als Nährboden für die Entwicklung des Bacillus pyocyaneus und für die Production des Pyocyanins. Intraperitoneale Injectionen von !/, bis 1 ccm einer ziemlich concentrirten Aufschwemmung von Kulturen des BacilHus pyocyaneus oder pyofluorescens bewirkten bei Meerschweinchen deren Tod nach 24--48 Stunden. Bei der Section fand man eine serös-hibrinöse Peritonitis und Entzündung des subcutanen Gewebes. Aus den Exsudatmassen erhielt man durch Kulturen grössere oder geringere Mengen der betreffenden Bacillenart und auch aus Leber, Milz und Nieren liessen sich dieselben rein züchten. Bei Kaninchen führten intraperitoneale Injectionen von 2—4 cem Bacillenaufschwemmung innerhalb 24 Stunden ebenfalls zu letaler Peritonitis. Meistens war nur wenig Exsudat in der Bauchhöhle. 28 454 - Recurrensfieber. — Chorea $t. Viti. Das Peritoneum zeigte jedoch lebhafte Injection und geringen fibri- nösen Belag. Auf seiner Oberfläche liessen sich grosse Mengen der injicirten Mikrobenart constatiren. Subcutane Injectionen riefen bei Meerschweinchen, Kaninchen und Hunden Entzündungen des subcutanen Gewebes hervor. Die A enthielten mehr oder weniger reichliche Ba- cillen. Im allgemeinen bekam Verfasser den Eindruck, als ob der Bacillus pyocyaneus in seinen phlogogenen Eigenschaften dem Ba- cillus pyofluorescens überlegen wäre. Auch im Leber-, Milz- und Nierensafte, sowie im Herzblute der Versuchsthiere fanden sich des Oefteren Bacillen vor, sehr selten und nur in sehr geringer Menge auch im Harne. Die Aufschwemmungen der in Rede stehenden Bacillen hatten auch dann noch entzündungserregende Eigenschaften, wenn die Mikroorganismen durch Einwirkung hoher Temperaturen abgetödtet worden waren. Die Wirkung war jedoch weniger constant und viel geringer, als bei nicht sterilisirten Aufschwemmungen. Was die Wirkung des Bacillus pyocyaneus und pyofluorescens beim Menschen anbelangt, so ist der Autor der Ansicht, dass die- selben auch hier wahrscheinlich Entzündung und Eiterung erzeugen. Aus den chemischen Untersuchungen, hinsichtlich welcher Ref. auf die Originalarbeit verweist, schliesst der Verfasser, dass das Pyocyanin wahrscheinlich in die Gruppe der aromatischen Sub- stanzen gehört und in näherer Beziehung zu der Anthracengruppe steht. Dittrich (Prag). Naunyn, B., Ein Fall vonFebris recurrens mit constan- tem Spirochaeten-Gehalt. (Mittheilungen aus der medi- cinischen Klinik zu Königsberg in Preussen. 1888. S. 300.) Bemerkenswerth erscheint der vorliegende Fall insofern, als gegenüber den bisherigen Angaben, denen entsprechend die Spiro- chaeten im einzelnen Recurrensanfalle mit dem Fieber auftreten und mit der Krise wieder aus dem Blute verschwinden, hier die Spirochaeten täglich durch 14 Tage gefunden wurden. Dieselben wurden zwar nach stattgehabtem kritischen Temperaturabfall spär- licher, verschwanden jedoch nicht vollständig aus dem Blute. Dittrich (Prag). Naunyn, B., Ein Fall von Chorea St. Viti mit Pilzbil- dungen in der Pia mater. (Mittheilungen aus der medi- cinischen Klinik zu Königsberg i. Pr. 1888. S. 296.) In einem letal abgelaufenen Falle von Chorea fand man bei der Obduction starken Bronchialkatarrh und frische Endocarditis an der Mitralklappe, sowie an den Aortenklappen. Die Pia mater zeigte in der Gegend des Chiasma und an einzelnen Stellen der Fossa Sylvii eine braunrothe Verfärbung, welche, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, durch Pilz- massen bedingt war. Die rostbraunen Fäden gaben mit Schwefel- ammonium starke Eisenreaction. Tuberculose. — Pneumonie. 435 Nach der von Zopf in Halle vorgenommenen Qlassifieirung gehören die Pilze einer Species an, welche zwischen den Olado- thricheen und Leptothricheen steht. Dieselben Pilzfäden fanden sich in den Auflagerungen der Herz- klappen vor. Naunyn bringt hier die Erscheinungen der Chorea mit der Anwesenheit der Pilze in ursächlichen Zusammenhang. Dittrich (Prag). Kolb, Die Virulenz der Tuberculose. (Münchener medi- einische Wochenschrift. 1888. No. 25.) An der Hand des einer Strafanstalt entstammenden Kranken- materials sucht Verfasser darzauthun, dass ein grosser Antheil an den Schwankungen hinsichtlich der Mortalität in Folge von Tuber- culose der verschiedenen Virulenz der Tuberkelbacillen zukomme. Kolb’s statistische Zusammenstellungen erstrecken sich auf einen Zeitraum von 27 Jahren und betreffen nur Fälle von Lungen- tuberculose. Eine rasche Zunahme der Mortalität bei gleichbleiben- den hygienischen Verhältnissen führt Verfasser auf den Umstand zurück, dass geraume Zeit vor dieser Steigerung der Mortalitäts- ziffer ein Transport von zum Theile kranken Sträflingen aus den verschiedensten Bezirken in diese Strafanstalt erfolgte. Er stellt sich dabei vor, dass, nachdem in späteren Jahren die Erkrankungs- fälle von Lungentuberculose in der Anstalt viel häufiger wurden, die Sterblichkeit dagegen wieder abgenommen hat, nicht so sehr die grössere Menge, sondern vielmehr die grössere Stärke des durch den Transport kranker Sträflinge neu hinzugekommenen Infectionsstoffes jene Steigerung der Sterblichkeit an Lungentuber- culose herbeigeführt habe. Wenn auch dieser Anschaunng die Angaben des Verfassers nicht widersprechen, so dürfte sie doch nur als eine Vermuthung gelten, da wir wohl nach dem heutigen Stande der bakteriologischen Forschung erwarten dürfen, dass bei der Frage nach dem Grade der Virulenz von pathogenen Bakterien dieselbe durch das Thier- experiment geprüft werde. Dittrich (Prag). Monti, A., Sull’ etiologia della polmonite fibrinosa. un dal Giornale „La Riforma Medica“. Anno IV. Giugno 888.) Vorliegende, aus dem Laboratorium Prof. Golgi’s stammende Arbeit bildet einen werthvollen und ergänzenden Beitrag zur Lehre von der Aetiologie der croupösen Pneumonie. Der Verf. hatte sich zwei Ziele gesteckt: 1) den Einwand, dass die bei der Pneumonie bisher gefundenen Mikroorganismen erst secundär von den Luftwegen aus in die entzündete Lunge eingewandert seien, zu zerstreuen, und 2) die in der experimen- tellen Beweisführung noch bestehenden Lücken auszufüllen. Die erste Aufgabe suchte er dadurch zu lösen, dass er sein Untersuchungsmaterial nur den Lebenden entnahm, indem er mittelst einer sterilisirten Pravaz’schen Spritze aus der Lunge 28 * 436 Croupöse Pneumonie. einige Tropfen Exsudates aspirirte und diese zu Platten- und Eprouvettenkulturen verwendete. Auf solche Art erhielt er unter 21 Fällen von Pleuropneumonie ‚19mal ein positives Resultat, und zwar fand er 15mal den Diplo- coccus pneumoniae allein und Amal neben letzterem noch den Staphylococcus pyogenes aureus (ömal) oder den Strep- tococcus pyogenes (lmal). Die gleichzeitige Anwesenheit der letzteren hält er in prognostischer Beziehung für ein ungünstiges Zeichen, da 3 von diesen Fällen letal endigten. Diese an Lebenden gewonnenen Befunde widerlegen, wie Verf. glaubt, den Einwand, dass die Pneumoniebakterien vielleicht nichts anderes als erst secundär in die bereits entzündete Lunge eingewanderte Saprophyten seien. (Ref. will die Wichtigkeit dieser Befunde, welche er übrigens auch schon früher in mehreren Fällen machen konnte, nicht unterschätzen, glaubt aber, dass sie allein noch nicht genügen, um obigen Einwand definitiv zu beseitigen, da man sich noch immer vorstellen kann, dass auch intra vitam von den Luftweger aus bestimmte Bakterien in die entzündete Lunge eindringen und in ihr einen sehr günstigen Boden für ihre Entwicklung finden, ja sogar ins Blut und in andere Or- gane gelangen können. Viel wichtiger in dieser Beziehung ist die andere, bereits vom Ref. hervorgehobene und jetzt neuerdings vom Verf. bestätigte Thatsache, dass die Pneumoniebakterien um so reichlicher vorkommen, je jünger der Process ist, während sie nach der Krisis vollständig aus der Lunge schwinden, wohl aber noch im Sputum, wenn es rostfarben bleibt, sich erhalten können, wie Verf. in 5 Fällen durch Ueberimpfung auf Kaninchen ermitteln konnte.) Was die zweite, auf den experimentellen Theil sich be- ziehende Aufgabe des Verf. betrifft, so brachte er zunächst für die bereits von A. Fränkel und dem Ref. aufgestellte Behauptung, dass die Virulenz des Diplococcus pneumoniae noch in der mensch- lichen Lunge sich abschwächen könne, neue Belege bei. Weiter klärte er gewisse Abweichungen in den von einzelnen Autoren erzielten Resultaten auf. Während nämlich nach A. Fränkel (und dem Ref.) der Diplococcus pneumoniae auch bei Meerschweinchen sich als pathogen erwies, fanden Foa und Bor- doni-Uffreduzzi diese Wirkung nur in einem Falle, und Biondi gab an, dass Meerschweinchen gegen seinen Bacillus salivarius septicus ganz refractär seien. Verf. klärt nun diese Differenzen durch die von ihm gefundene Thatsache auf, dass nur die erwachsenen Meerschweinchen refractär sind, während die jungen Meerschweinchen gegen voll- virulente Kulturen sich so verhalten, wie Kaninchen gegen abge- schwächte. Was die Wirkung auf Hunde betrifft, so hatten A. Fränkel sowie Foä und Bordoni an solchen nicht experimen- tirt (Verf. behauptet das Gleiche irrthümlicherweise auch vom Ref., während Letzterer in Wirklichkeit auch bei Hunden positive Resul- tate erzielt hatte) und Biondi gefunden, dass gegen seinen Ba- cillus salivarius septicus auch Hunde refractär seien. Verf. ver- TEL 5 Din © Pneumonie. — Puerperalfieber. 437 mochte aber durch eine 1 Tag alte Kultur des Diplococcus pneu- monicus, welche einer menschlichen Meningitis cerebro-spinalis ent- stammte, das typische Bild letzterer Krankheit zu erzeugen, wenn er dieselbe unter die Dura mater von Hunden einspritzte. Er hält daher den Bacillus Biondi’s für identisch mit dem Pneu- moniecoccus. Von besonderer Wichtigkeit ist aber die weitere Thatsache, dass es dem Verf. gelang, durch Einspritzung von 3-—5 Tage alten Kulturen in die Trachea von Kaninchen typische Pneumonie her- vorzurufen ; hierdurch erscheint nämlich die letzte Lücke, die in den Beweismomenten des Thierexperimentes noch bestand, aus- gefüllt. Weichselbaum (Wien). Naunyn, B., Ueber primären und secundären Infect am Beispiele der Lobärpneumonie. (Mittheilungen aus der medicinischen Klinik zu Königsberg i. Pr. Herausgegeben von B. Naunyn. 1888. Leipzig (F. C. W. Vogel) Seite 1.) Neben dem Fränkel’schen Pneumoniecoccus, welcher zumeist der Erreger der acuten lobären Pneumonie zu sein scheint, findet man in den Lungen bei dieser Erkrankung oft auch Eiterkokken, welch letztere zuweilen in den Produkten complicirender Entzün- dungsprocesse allein vorgefunden werden. In Naunyn’s Klinik wurde in 5 Fällen das Exsudat bei Pneumonie in dieser Richtung untersucht. In 2 Fällen fand man den Staphylococcus pyogenes aureus, in den 3 übrigen Fällen den Streptococcus pyogenes vor. Das Auftreten der Eiterkokken ist eine secundäre Erscheinung. Die pneumonische Erkrankung der Lunge bietet denselben einen geeigneten Nährboden dar. An der Hand: dieses Beispiels schränkt Verfasser die Bezeich- nung „Infection“ ein. Er nennt den krankhaften Zustand, in wel- chen der Organismus im Ganzen oder ein einzelnes Organ durch die Infection versetzt wird, Infect. Handelt es sich darum, das Organ oder den Organismus selbst als in dem besonderen, durch die Infection hervorgerufenen krankhaften Zustande befindlich zu bezeichnen, so nenne man das Organ oder den Organismus in- fect. Dittrich (Prag). Karlinski, Zur Aetiologie der Puerperalinfection der Neugeborenen. Vorläufige Mittheilung. (Wiener medicinische Wochenschrift. 1888. No. 28.) K. untersuchte die Milch einer fiebernden, an Gesichtserysipel erkrankten Wöchnerin, deren Mammae keinerlei Veränderungen zeigten, sowie die Leiche ihres Kindes auf den Befund von Mikro- organismen. Aus der Milch erhielt K. durch Plattenkulturen Kolonieen von Staphylococcus pyogenes aureus, Staphylococcus pyogenes albus, Staphylococcus cereus albus, Staphylococcus pyogenes eitreus und Staphylococcus cereus flavus. 438 Carcinom und Sarkom. Die Section des Kindes ergab das Bild eines sephthaemischen Processes. Dabei fand man eine katarrhalische Gastritis und Enteritis, Peritonitis und Pleuritis, lobuläre Pneumonie und beider- seitige Parotitis. { Im Blute, sowie im Darminhalte des Kindes fanden sich die- selben Mikroorganismen vor wie in der Milch der Mutter. Ausser- dem wurden im Darminhalte noch Bacterium coli commune, Ba- cillus fuorescens liquefaciens und endlich ein unbestimmtes Gemenge von Stäbchen- und Kugelbakterien nachgewiesen. Auch im Peritonealexsudate fanden sich Staphylococcus pyogenes albus und Staphylococceus cereus flavus vor. Ueber die Art der Infection des Kindes spricht sich der Autor nicht mit Bestimmtheit aus. Ob dieselbe nicht etwa vom Darm- kanale aus erfolgt ist, scheint dem Ref. nicht gewiss, da es aus der Mittheilung nicht mit Sicherheit hervorgeht, dass die Affection des Darmtractus nur als Symptom der sephthaemischen Allgemein- infection aufzufassen ist. Wie der Verfasser auch selbst angiebt, erscheint dieser Fall allein nicht geeignet, die Frage zu entscheiden, ob das Säugen bei fiebernden Müttern im allgemeinen statthaft sei oder nicht. Dittrich (Prag). Nepveu, Contribution ä l’&tude des bacteriens dans les tumeurs. (Gazette hebdom. de med. et de chir. 1888. No. 18. N. hi eine Reihe von Tumoren, wie Carcinome, Fibrome, Li- pome auf ihren Gehalt an Bakterien mikroskopisch untersucht; der Befund war bald negativ, bald positiv, in letzterem Falle boten die gefundenen Arten nichts Charakteristisches. Seine Schlussfolgerung geht dahin, dass zwar möglicherweise einmal ein Krebsbacillus ge- funden werden könne, dass aber gegenwärtig für einen positiven Befund noch andere Ursachen in Frage kämen, nämlich ausser Epithelverletzungen, wie sie die Krankheit (Ulceration) oder Ein- grifte (Injectionen, Vesicatoren etc.) schufen, das Haften von Bak- terien aus anderen Regionen und dem Blute in dem durch die Ge- schwulst gegebenen günstigen Nährboden oder die Aufspeicherung solcher in Drüsen durch vorangegangene Ekzeme und Entzündungen, die ihrerseits wieder eine Ursache für die Entstehung der späteren Geschwulst abgegeben hätten. Möglicherweise sei jedoch die Er- weichung der Geschwulst in Zusammenhang mit Bakterien zu bringen. A. Gottstein (Berlin). Fortes, Carcinom und Sarkom. (Separatabdruck) !). F. kommt zu einer eigenthümlichen Hypothese über die Ent- stehung von Carcinomen und Sarkomen auf Grund der Unter- suchung mikroskopischer Präparate, die er durch Anwendung stark zerstörender Agentien, wie salzsaures Pepsin, 33°/, Kalilauge, 1) Quelle nicht angegeben | Ei Aktinomykose. 439 1°/, Osmiumsäure mit nachfolgender Oxalsäure (je 24 Stunden) erhielt. Er fand dann als allein vorhanden grosse Kugeln, deren Umfang der Grösse eines Krebsnestes -entspricht; dieselben hatten eine strukturlose, an einer Stelle durchbrochene Kapsel und als Inhalt eine Anzahl kleinerer Kugeln zwischen feinem Netzwerk oder dieses allein, welches eine regelmässige Anordnung zeigte Er folgert aus diesem Befunde, dass diese Geschwülste keine epithelialen oder Bindegewebsgeschwülste sind, sondern auf der Einwanderung und Wucherung von Parasiten, eben jenen Kugeln, beruhen und zwar von Blasenthieren, die sich durch endogene Frucht- bildung fortpflanzen und mit dem Echinococcus Aehnlichkeit zeigen; diese Thiere seien bisher irrthümlich für Organzellen gehalten worden. Ausserdem berichtet noch F., dass der Scheurlen’sche Bacillus in jedem „auch nur einigermaassen krebsig-kachektischen Körper“ durch Impfung aus der Geschwulstmasse oder aus dem Blute nachzuweisen, mikroskopisch aber in der Geschwulst selbst kein Bacillus oder Coccus zu finden sei. Gottstein (Berlin). Bulhöes, Oscar und Magalhäes, Pedro S. de, Ein Fall von Actinomycosis humana. (Brazil-Medico I. No. 2. Rio de Janeiro 1888.) Der vorliegende Fall ist wahrscheinlich der erste, welcher aus Südamerika publicirt wurde. Er betraf einen 22jährigen Mulatten aus Cearä, der früher als Knecht auf einer Pflanzung gedient hatte, wo besonders Viehzucht getrieben wurde, später als Gärtner in Rio de Janeiro beschäftigt war. Bei seiner ersten Aufnahme im Spital der Hauptstadt (10. Mai 1886) gab Pat. an, vor 10 Jahren durch Sturz von einem Pferd eine Contusion des rechten Hypochondriums erlitten zu haben, worauf sich daselbst ein Abscess bildete. Derselbe sei incidirt worden, doch hätte er damals das Spital vor Vernarbung der Incision verlassen. Letztere sei nachträglich eingetreten; später hätten sich aber mehrere Fistel- öffnungen mit eitrigem Ausflusse gebildet. Damals wurde folgender Befund aufgenommen: In der vordern und untern Thoraxseite linkerseits, entsprechend der Grenze der falschen Rippen und ihrer Knorpel, findet sich eine längliche, transversal gelegene Hautpartie von 4 cm Breite und 10—12 cm Länge, welche 10 kleine Fistelöffnungen zeigt; aus diesen fliesst ein serös eitriges- Sekret. Daneben existiren mehrere Narben, theils von Incisionen, theils von ähnlichen Fisteln. Alle Gewebe dieser Zonen zeigen sich infiltrirt, verhärtet und etwas empfindlich; doch bewahrte die Haut ihre natürliche Färbung und Temperatur. Bei der Sondirung zeigte sich, dass die Fistelgänge zum Theil communicirten, zum Theil getrennt verliefen, aber nirgends auf Knochen führten. Es wurde damals eine Hauttuberculose diagnostieirt. Am 25. Mai wurden unter Chloroformnarkose die Fistelgänge theils blossgelegt, theils exeidirt. Die Wunde wurde mit Jodoform und Listerverband behandelt und heilte, trotz abendlicher Fieberanfälle, bis zum 3. August vollständig zu, doch bildeten sich drei neue Fisteln 440 Aktinomykose. unter der Narbe und später noch andere. Am 19. August, sowie am 8. und 17. October, wurden durch neue Fisteln weitere chirurgische Eingriffe nöthig, dann traten auf der Höhe der erkrankten Partie heftige, immer zunehmende Schmerzen auf, zu denen sich im November noch Respirationsstörungen gesellten. Bis zum Ende Januar 1887 wurde der Kranke immer schwächer, während die Verhärtung der Gewebe zunahm und an Stelle der sich schliessenden Fistel neue auftraten. Durchfall wechselte mit Stuhl- verstopfung und heftige, immer zunehmende Schmerzen in der er- krankten Gegend quälten den Patienten sehr, während die innerlich gebrauchten Mittel resultatios blieben. Am 28. Februar verliess er das Spital, jedoch nur, um sich am 6. März wieder, in noch schlech- terem Zustande, aufnehmen zu lassen. Im Mai wurden die beiden Ver- fasser zugezogen und der erstere kam nach einiger Beobachtung auf die Vermuthung, es möchte sich um Aktinomykose handeln. In der That gelang es dem andern Verf., Dr. M., im Fistelsekret kleine, steck- nadelkopfgrosse, weisslichgraue Körper zu finden, die als Strahlenpilze durch die mikroskopische Untersuchung festgestellt wurden. Später traten blutige Sputa auf, welche ebenfalls reichlich Actinomyceskörner enthielten. Nach äusserster Abmagerung und langer Agonie starb der Kranke. Die Autopsie wurde am 6. October (16 St. p. m.) gemacht und ergiebt Folgendes: Es findet sich eine Infiltration der linken Pleura costalis und me- diastinalis; auch die Pleura diaphragmatica zeigt einige Herde, von denen einer das Zwerchfell bis zu gewisser Tiefe zerstört hat. In der linken Lunge finden sich mehrere Eiterherde im Unterlappen; einer derselben von Eigrösse liegt am innern untern Saum desselben ; seine Wandung wird durch eine 4—5 cm dicke Schicht von gelblichem, in- filtrirtem Lungengewebe gebildet. In der Umgebung zerstreut liegen andere kleine Infiltrationsherde. An der Grenze von Herzbeutel und Zwerchfell zeigt sich derselbe pathologische Process. Das Herz ist nahe der Spitze am Pericardium adhärent; daselbst findet sich ein nussgrosser, vorspringender, im Centrum erweichter Knoten von gelblicher Farbe, an der vorderen Fläche sind andere kleine Herde und ein weiterer im oberen Theil des Septum interven- triculare, welcher das Endocardium mitergriffen hat. Rechterseits sind Lunge und Brustfell völlig frei. Die Leber, vergrössert und etwas degenerirt, zeigt an der Convexität und den Rändern zahlreiche, zertreute, gelbliche Herde von verschiedener Grösse, welche im Centrum eine der eitrigen ähnliche Erweichung zeigt. Die Milz etwas derber und kleiner als normal, zeigt an mehreren Punkten ähnliche Veränderungen; zahlreiche entsprechende Herde fin- den sich auch in der Rindenschicht der vergrösserten, stark hyperä- mischen Nieren. Die übrigen Bauchorgane und das Skelett sind frei; nur das Netz adhärirt der linken Bauchwand und zeigt einige Eiter- herde. Die schon beschriebenen Fisteln der äusseren Haut erstrecken sich bis auf die Intercostalmuskeln; zwischen denselben finden sich kleine Abscesse und zum Theil communicirende, granulirende Hohlräume. Nach Eröffnung der Schädelhöhle findet sich an der linken Con- vexität eine 2 cm lange, 1 cm breite Infiltration der Hirnhäute und | Thierkrankheiten. 441 der Rindenschicht, die mit einander verklebt sind. An der Oberfläche des linken Scheitellappens finden sich zahlreiche kleine Herde, zum Theil die Pia mater mitbetheiligend; einige sind auf die graue Sub- stanz beschränkt, andere, zahlreichere, erreichen die weisse Masse der Hirnwindungen. Der grösste, etwa vom Volumen einer Haselnuss, zeigt eine centrale Höhlung mit glatter, infiltrirter Wand und gräu- lichem, eiterartigem Inhalt. In allen afficirten Organen fanden sich die Strahlenpilze und ausserdem Infiltrationen von Iymphoiden Zellen, welche öfters kleinen Abscessen gleichen. Bei den mikroskopischen Untersuchungen fanden sich keine ver- kalkten Körner und nur zwei Mal die Degenerationsformen (Keulen- form); dagegen wurden die Verzweigungen der Pilzfäden auf’s Deutlichste wahrgenommen. Lutz (S. Paulo). Neumann, L. 6., Traite des maladies parasitaires, non microbiennes des animaux domestiques. 8°. XV, 673 pag. Avec 306 fig. Paris 1888. ‘Der Verfasser, durch parasitologische Schriften bereits vor- theilhaft bekannt, hat uns auf Grund bedeutender Litteratur- kenntniss und eigener Untersuchungen in diesem Werke eine Ab- handlung über parasitische Thierkrankheiten geschenkt, wie sie in gleicher Vollständigkeit bisher nicht existirte. In zoologischer Hin- sicht beschränkt er sich, wie sein Vorbild Davaine (Traite des Entozoaires), auf das Nothwendige und benützte hier das in Frank- reich sehr angesehene Werk des berühmten Alforter Professors Railliet: Elements de zoologie me&dicale et agricole.. 1885. Die parasitischen Affectionen der Säugethiere und Vögel werden wie bei Davaine nach den physiologischen Systemen des Körpers eingetheilt. Das erste Buch behandelt die Hautparasiten, welche in Dipteren, Flöhe, Läuse und Milben zerfallen ; bei den ersteren werden auch die im Larvenzustande schmarotzenden (Lucilia, Hypo- derma etc.) geschildert. Vortrefilich sind die Milbenkrankheiten (Acariases) auf 154 Seiten behandelt, wobei auch das praktische Bedürfniss (Therapie) voll berücksichtigt wird. Bei den Milben folgt N. den Gerlach’schen Bezeichnungen, nur. statt Dermato- dectes gebraucht er den Namen „Psoroptes“. Ein eigenes Kapitel ist den Milben der Vögel geweiht, wobei die Forschungen Troues- sart’s berücksichtigt werden. Die durch Sarcoptes mutans er- zeugte Affection ist durch eine treffliche Abbildung versinnlicht (Gale de pattes). Unter dem Kapitel „Helminthiases cutandes“ findet sich vieles Interessante, z. B. die Filaria haemorrhagica (Railliet), die in Frankreich bei ungarischen Pferden beobachtet wurde, ferner eine Nematoden-Larve (Filaria irritans Riv.), welche bei Pferden die sogenannten „Plaies d’&t&“ erzeugt. — Unter den Dermatomykosen werden Tinea tonsurans, Favus und Onychomykosis (letztere bei Pferden) sorgfältig geschildert (pag. 246—289). Es folgen die Schmarotzer des Verdauungsschlauches (pag. 290 bis 481). Aus dem reichen Inhalt dieser Kapitel kann nur einiges un BT TE ER ® h s POE DENV, r N j R a u‘ 442 Thierkrankheiten. hervorgehoben werden. Topographisch wird bier eingetheilt nach dem Sitze: 1) Mund- und Rachenhöhle, 2) Speiseröhre und Magen, 3) Darm, 4) Leber, Milz ete. — Die Haemopis sanguisuga eröffnet den Chor der Mundparasiten. Ueber diesen Wurm (auch Hirudo vorax genannt) wären genauere geographische Data sehr erwünscht. — Der Soor bei Kälbern, Fohlen und Hühnern wird genau er- örtert; hierauf folgt die Aktinomykose (pag. 310—319), und die Gutturomykose der Pferde nach Rivolta. Bei den Magenschma- rotzern findet der Gastrophilus der Pferde genaue Schilderung (pag. 324—5334). Die Infusorien des Ruminanten-Magens, das Amphistomum des Pansens, der Strongylus contortus, die Spiroptera dentata schliessen sich an. Der Magen des Schweins beherbergt merkwürdige Gäste: Gnathostoma hispidum und die Simondsia paradoxa, an Sphaerularia erinnernd. Spiroptera sanguinolenta des Hundes (mit instructiver Illustration) und Ollulanus der Katze, letztere nach R. Leuckart, und Strongylus strigosus des Kanin- chens schliessen die Parasiten des Säugermagens. Die Insassen des Darmkanals pag. 346—441 erhalten natür- lich den Löwenantheil. Von denen der Pferdegattung ist Globidium Leuckarti, Gastrodiscus Sonsinoi und Oxyuris mastigodes hervor- zuheben. Perforationen durch Ascaris megalocephala werden als möglich bezeichnet. Von den Ascaris-Arten unterscheidet N. die A. vituli, ovis und suilla genau von einander. Abbildungen des männlichen Schwanz- endes wären hier erwünscht gewesen. Den Riechstoff erwähnt N. nicht. Das Schaf besitzt 10 Arten von Tänien, von denen 5 Rari- täten sind. Dem Hunde werden 8 Tänien zugetheilt. Bei der Katze wird erwähnt, dass Dochmius Balsami — Uneinaria trigono- cephala ist. | In der Leber werden die Coceidien nach Balbiani be- schrieben (unsern grossen Forscher Bütschli findet man nicht ge- nannt). Der Echinococcus und die Distomatose werden vortreftlich abgehandelt, letztere pag. 460 —481. — Bei den Affectionen des Athmungsapparates finden wir Pentastomum und die Oestriden aus- führlich behandelt, ebenso die Strongylen der Säugethiere. Der Syngamus trachealis ist genau geschildert (pag. 529—533). Von den Gästen des Circulationsapparates wird Sclerostomum armatum besonders berücksichtigt; die Blutparasiten des Hundes: Spiroptera sanguinolenta, Strongylus vasorum und Filaria immitis folgen (pag. 549—557). — Bei den Muskelkrankheiten finden wir die Sarcocystis Miescheri, Balbiania gigantea, und besonders die Finnenkrankheit und die Trichinose entsprechend, immer mit Rück- sicht auf praktische Ziele, sorgfältig besprochen. — Die Rindsfinnen werden speciell betrachtet. Der Coenurus (pag. 632—641) wird nach Verdienst gewürdigt; ihm folgen mehrere Nematoden, welche das Sehorgan bewohnen. Von den Parasiten des Urogenitalsystems ist der Eustrongylus Gigas am genauesten abgehandelt (pag. 696 —660). Wenn ich Neumann’s vortreffliches Buch hiermit allen Aerzten bestens empfehle, so bin ich weit davon entfernt, die aus- N Re a a a Pflanzenkrankheiten. 443 gezeichnete Arbeit unseres Zürn (die thierischen Parasiten. 1882. 2. Aufl.) in den Schatten stellen zu wollen; ebensowenig die gleichzeitige fleissige Publication Perroncittos, bei der leider noch die alten Tafeln des Dubini verwendet wurden. J. Ch. Huber (Memmingen). Prillieux, Maladie vermiculaire des Avoines. (Comptes rendus de s6eances de l’Acad&mie des sciences de Paris. Vol. CVIL 1888. p. 51 fi.) Seit langem schon klagten die Landwirthe von Brie über die beträchtlichen Verluste, welche ihnen eine Krankheit des Hafers verursacht. Die ergriffenen Stöcke treiben am Grunde aus und bilden Büschel von Sprossen, ohne aber in Halme auszuwachsen. Dabei zeigen sie ein ganz besonderes Aussehen: die Halmrudimente wie die unteren Theile der Blattscheiden, welche das Halmrudiment umgeben, bauchen sich aus, so dass sie eine Art Knollen bilden; aber auch die jungen Wurzeltheile verbiegen und missbilden sich in der Regel an ihrer Basis. In den knollig gewordenen Stengeln des kranken Hafers findet der Landwirth der Umgegend von Ferte- sous-Jouarre, wo die Krankheit in den Alluvionen des Marneufers sehr grossen Schaden anrichtet, eine Aehnlichkeit mit der Lauch- pflanze und sagt: der Hafer ist verlaucht. Man schrieb das Uebel dem wenig bindigen Boden, der Trockenheit, der Düngeart zu; auf die wirkliche Ursache kam man aber nicht, bis P. fand, dass die Alteration der Halme durch winzig kleine Nematoden verursacht wird, die im Gewebe des jungen Stengels und der Basis der Blatt- scheiden leben, dass die Krankheit also eine Aelchenkrankheit ist, wie sie Kühn in Deutschland an Karden und am Roggen, J. Cha- tin an der gemeinen Zwiebel und Verf. selbst an der Hyazinthe beobachtet hat. Die Aelchenkrankheiten der Kulturpflanzen werden durch Nematoden erzeugt, die entweder zum Geschlecht Tylenchus oder Heterodera gehören. Beide sind im Larvenzustand faden- förmig, im geschlechtsreifen Zustande aber behalten bei ersteren die Weibchen ihre Fadenform, während sie bei letzteren die Form einer mit Eiern gefüllten Kugel oder Citrone annehmen, so z. B. bei dem Runkelrüben-Aelchen. Unter den Aelchen des Genus Tylen- chus, soweit dieselben Kulturpflanzen angreifen, lassen sich zwei Typen unterscheiden. Die des einen Typus leben im Larvenzu- stande an der Oberfläche von Blättern und jungen Stengeln, bilden aber im Innern derselben Gallen, in denen sie die geschlechtsreife Form annehmen und sich vermehren, wie das Weizenälchen. Die andern Tylenchus dringen in das Innere von Stengel und Blättern, worin sie leben und sich vermehren, wobei sie natürlich das Ge- webe in einen krankhaften Zustand überführen. Im verlauchten Hafer sind die Zellen des Stengels und der Blattbasen kurz, aufgetrieben, unter einander wenig zusammenhängend und bilden grössere Höhlungen, in denen sich die geschlechtsreifen Männchen und Weibchen, sowie Eier und Larven in allen Ent- wicklungsstadien befinden. Ob die Aelchen, die Zwiebeln, Karden, Klee und Roggen schädigen, einer oder verschiedenen Species an- a Mn 3 444 ! Neue Litteratur. gehören, ist noch nicht sicher. Kühn hat nur nachgewiesen, dass das Aelchen, welches die Kardenköpfe zerstört, auch die Weizen- stengel angreift. In Ferte-sous-Jouarre wurde nirgends beobachtet, dass die betreffende Haferkrankheit auch auf andere Pflanzen über- ging. Da, wo die Krankheit am intensivsten auftrat, wurden Hafer und Weizen abwechselnd gebaut; jedes zweite Jahr trat der Hafer wieder auf. Das musste der Krankheit Vorschub leisten. Um sie los zu werden, ist jedenfalls das wirksamste Mittel, auf den be- treffenden Feldern Pflanzen zu kultiviren, auf denen das Aelchen parasitisch nicht zu leben vermag, wie Runkelrüben oder Kartoffeln. Klee und Luzerne werden von einem Tylenchus befallen, der als besondere Art, als T. Havensteinii, beschrieben worden ist. Doch müssen erst besondere Kulturversuche erweisen, ob das Haferälchen nicht auch auf Klee und Luzerne sowie auf andere Pflanzen über- seht. Dergleichen Versuche, die die besten Aufschlüsse über die auf den von der Aelchenkrankheit befallenen Feldern einzuhaltende Fruchtfolge zu geben versprechen, hat Verf. in grösserer Zahl an- gestellt und wird nächstens darüber berichten. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Davidsohn, H., Wie soll der Arzt seine Instrumente desinficiren? (Berliner klin. Wochenschr. 1888. No. 35. p. 697— 703.) vanäOverbeek de Meijer, &.,. Une &tuve ä desinfection. (Rev. d’hygiene. 1888. No. 8. p. 677688.) Preussen. Reg.-Bezirk Posen. Polizei-Verordnung, betr. die Reinigung und Des- infektion von Gastställen. Vom 6. Juli 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.- Amtes. 1888. No. 36. p. 534.) Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Baumgarten, P., Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den pa- thosenen Mikroorganismen, umfassend Bakterien, Pilze und Protozoen. 3. J ahrg. 1887. gr. 8°. VII, 517 p. Braunschweig (H. Bruhn) 1888. 2M Mac6, E., Traite pratique de bacteriologie. 16°. III, 716 p. avec 173 fig. Paris (J. B. Bailliere et fils) 1888. Morphologie und Systematik. Hansgirg, A., Ueber Baecillus muralis Tomaschek nebst Beiträgen zur Kenntniss der Gallertbildungen einiger Spaltalgen. (Botan. Centralbl. Bd. XXXV. 1888. Heft 3/4. p. 102—109.) [Schluss.] ei ei. u I N I en >. 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Verfügung, betr. die Schliessung der Schulen bei ansteckenden Krankheiten. Vom 27. Juni 1888. (Veröffentl. d. kais. Ge- sundh.-Amtes. 1888. No. 32. p. 485—486.) | | Exanthematische Krankheiten. (Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Rötheln, Scharlach, Friesel, Windpocken.) Chalybaeus, Th., Die animale Vaccination im kgl. Impfinstitut zu Dresden (Deutsche Medicinal-Zeitg. 1888. No. 70. p. 839—840.) [Fortsetz. folgt.) Obtulowiez, F., Kilka uwag o epidemijach duru plamistego i sposobach rozwle- kania tej zarazy. (Przeglad lekarski. 1888. No. 35, 36. p. 453—456, 466 468.) Pocken auf der Insel Cuba. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 32, 37. p. 480, 547.) Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest. Brown, B., Septie dysentery. (Journ. of the Amer. Med. Assoc, 1888, Vol. II. No. 7. p. 223— 227.) 446 Neue aihtärabker. Cholera-Epidemie in Chile. (Veröffentl, d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 32. p. 480.) nl ve bacteriology of yellow fever. (Lancet. 1888. Vol.II. No. 9. p- — 446. 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Bulhöes, Oscar und Magalhäes, Pedro S. de, Ein Fall von Actinomycosis hu- mana, p. 439. Escherich, Die Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal, p. 430. Fortes, Carcinom und Sarkom, p. 438. Hochsinger, Neues über Physiologie und Pathologie der Verdauung im Säuglings- alter, p. 432. Karlinski, Zur Aetiologie der Puerperal- infection der Neugeborenen, p. 437. Kolb, Die Virulenz p- 435. Ledderhose, G., Ueber den blauen Eiter, p- 432. Lindner, Paul, Die Sarcina-Organismen der Gährungsgewerbe, p. 427. Monti, A., Sull’ etiologia della polmonite fibrinosa, p. 435. Naunyn, B., Ein Fall von Febris recur- rens mit constantem Spirochaeten-Ge- halt, p. 434. der Tuberculose, Naunyn, B., Ein Fall von Chorea St. Viti mit Pilzbildungen in der Pia mater, p. 434. — —, Ueber primären und secundären Infect am Beispiele der Lobärpneumo- nie, p. 437. Nepveu, Contribution a l’etude des bacte- riens dans les tumeurs, p. 438. Netter, Presence du streptococque pyo- gene dans la salive de sujets sains, p- 429. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. —3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und ;aus- giebigst unterstützen zu wollen. Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allgemeinen und im Besondern auf die krankheitserzeugenden. | Vorläufige Mittheilung Dr. Vincenzo Tassinari, erstem Assistenten des hygienischen Instituts an der Universität Pisa. Mit 2 Abbildungen. Viele und interessante Arbeiten sind über die Wirkung des Tabaks, die er direct oder indirect auf den menschlichen Orga- nismus ausübt, geliefert worden. Aber, soviel mir bekannt, ist noch nicht untersucht worden, welchen Einfluss der Tabaksrauch 29 6 ER ER NE E Re Bl ©. 450 | | . Tassinari, auf die verschiedenen Bakterien und besonders auf diejenigen äussert, welche auf den Menschen krankheitserzeugend wirken. Im Hinblick auf die Wichtigkeit dieser Frage, besonders mit Rücksicht auf die hygienischen und vielleicht selbst therapeutischen Schlüsse, die man daraus ziehen könnte, habe ich auf Rath des Prof. Giaxa in dessen Institute eine Reihe von Untersuchungen angestellt, um womöglich diese Frage zu lösen. Obgleich ich noch nicht am Ende meiner Forschungen ange- kommen bin, halte ich es doch für nicht uninteressant, die bis jetzt erhaltenen Resultate mitzutheilen. Was die Art und Weise betrifft, die verschiedenen Bakterien der Wirkung des Rauchs zu unterwerfen, so habe ich “versucht, möglichst den Vorgang nachzuahmen, welcher in der Mundhöhle des Menschen stattfindet, wenigstens soweit es die Räumlichkeit und die Feuchtigkeit angeht. Zu diesem Zweck habe ich mich zweier Glastrichter (Fig. 1 a b) bedient, welche mit den Mündungen durch Paraffın an einander be- festigt waren. Auf diese Weise erhielt ich eine Höhle von ungefähr 140 ccm Inhalt, welche während des Rauchens gegen die äussere Luft vollkommen abgeschlossen war. SI [ ", Mm77 I 2 il! Mf Mi rg —— Fig. 1. In einer der Trichterröhren (Fig. 1 d) wird die Cigarre befestigt, deren man sich bedient; die andere Röhre (Fig. 1 c) dient zur Aspiration. In ihr befindet sich an dem Punkte e (Fig. 1) ein kleiner Baumwollenballen, welcher als Filtrum dient, um die aspi- rirende Person zu schützen. — Im Innern des kleinen Raumes, welchen die beiden Trichter einschliessen, befindet sich ein kleines Gestell aus Platindraht (Fig. 2 a), woran ein kleines leinenes Streif- chen mit der zu untersuchenden Kultur hängt (Fig. 2 db); um die umgebende Luft feucht zu erhalten, ist ein in Wasser getauchtes Baumwollenbäuschchen angebracht. a az dd ae Die Wirkung des Tabaksrauches auf die -Mikroorganismen, 451 Das leinene Bändchen (Fig. 2), welches an seinem Ende ungefähr zwanzig Fäden trägt, taucht man seiner Länge nach etwa !/, cm tief in eine Verdünnung (1:9) mit der zu untersuchenden Kultur sterili- sirter Fleischbrühe. Nachdem nun die Kammer geschlossen und die Aspiration ausgeführt ist, befin- det sich also die Kultur in dem Strome von Tabaksrauch (Fig. 2). Nach einiger Zeit wird die Kammer geöffnet, und man lässt das Band mit den Fäden in eine Röhre mit flüssiger Gelatine fallen, mit welcher man sodann nach der Koch- schen Methode verfährt. Zur Gegenprobe wird andere Gelatine mit einigen der genannten Fäden inoculirt, ehe sie der Wirkung des Tabaksrauches ausgesetzt worden sind. Die Wirkung des Tabaksrauches auf die verschiedenen Bakte- rien beurtheilt man je nach der Entwickelung oder Nichtentwicke- ya ALSTSIIIS > D N DAR \ Y a N N N N ÄRA Fig. 2. - Jung der Kolonieen in der inoculirten Gelatine, wobei die Gelatine des Gegenversuchs zum Vergleich dient. Die bis jetzt benutzten Tabakssorten sind unter den in Italien gebräuchlichsten gewählt worden, nämlich: | 1. Die-grosse Virginiacigarre. — 2. Die grosse Cavoureigarre. — 3. Die kleine Cavourcigarre. — 4. Der beste Cigarettentabak. Die Dauer der Einwirkung des Rauchs auf die verschiedenen Kulturen hat immer 30—35 Minuten betragen, und die Menge des verbrauchten Tabaks 31/,—4!/, g. Durch die Aspirationen wurde die kleine Kammer. innerhalb der Röhren immer mit Rauch wohl gefüllt erhalten. . Bis jetzt habe ich die Wirkung des Tabaksrauchs auf sieben Arten von Bakterien untersucht, nämlich: Spirillum cholerae asiaticae. H Finkler et Prior. Bacillus anthraecis. - ® typhi abdominalis. Be, pneumoniae (Friedländer). . Staphylococcus pyogenes aureus. . Bacillus prodigiosus. Ich gebe nun kurz die bis jetzt erhaltenen Resultate an: Bei den Kontroleversuchen haben sich die verschiedenen Bak- terien immer innerhalb der ersten 12—-24 Stunden entwickelt und Alles ist wie gewöhnlich verlaufen. Die dem Tabaksrauch unter- worfenen Kulturen verhielten sich, wie folgt: 1) Grosse Cavoureigarre. NSQPVDM a. Verzögerung der Entwickelung für B. prodigiosus um 72 Stunden „ „ „ „ B. pneumoniae „» 12m „ „ » „ St. pyogenes aureus „ 73 „ „ „ Ä „ B: anthracis :200n12°;; 452 Tassinari, Die Wirkung d. Tabaksrauches auf die Mikroorganismeu, b. Keine Entwickelung der B. cholerae asiat. nach 128 Stunden 5 5 „ B. Finkler et Prior „ 128 „, $ 2 „» B. typhi abdomin. „ 128 „ 2) Kleine Cavourcigarre a. Verzögerung der Entwickelung für B. cholerae nostr. um 24 Stunden PR E* > „ DB. prodigiosus „» sed Ar = 5 „ DB. anthraeis PR 10° » > = „ DB. pneumoniae „=. 080% b. Keine Bi der B. cholerae asiat. nach 93 „, „ DB. typhi abdominalis „ 90 Der Staph. Dyokenes aureus hat sich nach 15 Stunden entwickelt 3) Grosse Virginiacigarre. a. Verzögerung der Entwickelung für B. prodigiosus um 72 Stunden Y > = ‚„, Staph. pyogenes aur. „ 73 ,„ En ” 2 „ DB. anthraeis » BT, b. Keine Entwickelung der B. cholerae asiat. nach 128 ,, % 5 „ B. Finkler et Prior „ 128 „ bin er „ B. pneumoniae Pe EEE N . y; „ B. typhi abdom. GBA 4) Cigarettentabak. a. Verzögerung der Entwickelung für B. prodigiosus um 24 Stunden EA 5a + „, B. cholerae asiat. En a “ n „ DB. Finkler et Prior * „ma R Rn 5: „ B. typhi abdom. „, PEST } wenige Y F r „ DB. pneumoniae „ 48 ,, f Kolonieen „ „ „ „ Staph. pyogenes aur. „ 24 „ 28 . < „ B. anthraeis „7: OB. ,.28 Wenn man bedenkt, dass die mit den verschiedenen Kulturen inoculirten Gelatineröhren immer in einer zwischen 20 und 26° C schwankenden Temperatur erhalten worden sind, welche einer schnel- len Entwickelung höchst günstig ist, wie auch die Kontroleversuche bewiesen haben, so kann man, glaube ich, in Anbetracht der bis jetzt erhaltenen Resultate folgenden allgemeinen Schluss ziehen: „Der Tabaksrauch besitzt die Eigenschaft, die Entwickelungeiniger Arten von pathogenen Bakterien zu verzögern und die einiger andern ganz zu Ver- hindern.“ (Dies gilt wenigstens für eine Zeit von 100 bis 150 Beobachtungsstunden.) Dies ist die Wirkung des Tabaksrauchs; was die Art dieser Wirkung betrifft, so glaube ich, wenn ich in Betracht ziehe: 1) dass die Umgebungen der Kulturen niemals eine wahrnehmbare Temperaturerhöhung zeigten, 2) dass immer ein bedeutender Feuchtigkeitsgrad vorhanden war, 3) dass der Rauch, wenn er durch Wasser geleitet worden war, ehe er auf die Kulturen einwirkte, allen Einfluss auf dieselben verlor, so glaube ich mit Sicherheit schliessen zu können, dass der Rauch in Folge der chemischen Beschaffenheit der ver- schiedenen Stoffe wirkt, aus denen er besteht. Bei ferneren Untersuchungen behalte ich mir vor, die Prüfung auf eine grössere Zahl von Tabaksarten und Bakterienspecies aus- zudehnen und werde ich meine -Aufmerksamkeit vorzüglich auf die Tuberkelbacillen richten. Ich werde auch die Grenzen der Wirkung ee a ° verschiedener Tabakssorten zu bestimmen suchen, sowohl was die Dauer, als was die Menge betrifft, und mich bemühen, zu erfor- schen, ob es unter den verschiedenen ‘Stoffen, aus welchen dieser Rauch besteht, einen giebt, der eine besondere Wirkung äussert. Wenn ich zahlreiche und genaue Beobachtungen gesammelt haben werde, werde ich sehen, ob und welche hygienischen Schlüsse sich aus denselben ziehen lassen werden. Pisa, den 28. Juli 1888. Ludwig, Weiteres über den Schleimfluss der Bäume. 453 Weiteres über den Schleimfluss der Bäume. Von Professor Dr. F. Ludwig. Unserer Mittheilung in No. 11 des Centralblattes für Bakterio- logie über den Schleimfluss der Apfelbäume und der Kasta- nien fügen wir hinzu, dass der Hyphenpilz, welcher an ein- getrockneten Stellen der erkrankten Baumstämme sich findet, To- rula monilioides Corda oder eine dieser sehr nahe verwandte Species ist. Die in dem Schleime so ausserordentlich häufigen Perl- ‘ schnüre kugliger und z. Th. hyaliner Gonidien dürften nach einer brieflichen Mittheilung von P. A. Saccardo gleichfalls eine Form (etat submerg& ou hydrobiotique) dieses Pilzes sein, der nach meiner bereits früher ausgesprochenen Vermuthung vielleicht zu einem Endo- myces gehört. — G. von Lagerheim hat einer freundlichen Mit- theilung zufolge in Würzburg in der Promenade am Schloss an den Bäumen (Ulmus?) gleichfalls einen sehr auffälligen und starken Schleimfluss beobachtet. Der Schleim war aber fast schwarz, sah beinahe wie Stiefelwichse aus und enthielt, wie eine flüchtige Unter- suchung ergab, eine zahllose Menge Bakterien. Hyphenpilze wurden hier nicht beobachtet. Ebenderselbe Forscher hat an mehreren alten Birken im Thiergarten bei Berlin Schleimfluss beobachtet. Einen Schleimfluss von dunkelgelbbrauner Farbe hat nach einer weiteren mir zugegangenen Notiz noch E.Bachmann am 11. August an Pappeln (Populus nigra) im Frankenwald (am Wege von der Specksteingrube bei Töpfersgrün nach Thiersheim) gefunden, an einer der Pappeln „von enormer Menge wenigstens 30 cm lang, 6—8 cm breit und sehr dick.“ Leider fehlt auch hier eine mikro- skopische Untersuchung des Befundes. Greiz, den 19. September: 1888. Manfredi, Boccardi e Jappelli, Influenza dei microorga- nismi sull’inversione del saccarosio. (Giornale Inter- nazionale delle Scienze Mediche, Nov. 1887.) Die Verff. haben mittels der neueren bakteriologischen Methoden die schon bekannte Thatsache bestätigt, dass die Invertirung von Rohrzuckerlösungen oder von krystallisirtem Zucker, welche der Luft ausgesetzt sind, durch die Lebensthätigkeit von Mikroorga- nismen, theils Mycelpilzen theils Bakterien verschiedener Art, be- ah: > 454 | Bacterium Balbianii. dingt ist. Beim krystallisirten Zucker leben dieselben an der meist feuchten Oberfläche. Da bei pulverisirtem Zucker die Oberfläche grösser wird, so steigt auch die invertirende Wirkung. Als ein- faches Mittel zum Intakterhalten von Zuckerlösungen wird daher die Aufbewahrung in sterilisirten Gefässen und in sterilisirtem Zustand (wiederholtes Erhitzen im Dampf bei 100 °) empfohlen. Buchner (München). Billet, A., Sur le cycle evolutif d’une nouvelle Bact&- riac&e chromogene et marine, Bacterium Balbianii. (Comptes rendus des s&ances de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVIH. 1888. p. 423 ff.) In einige Wochen alten Macerationen von Laminarien in See- wasser fand Verf. sowohl an der Oberfläche der Flüssigkeit, als an den Gefässwänden eine neue Bacteriacee, deren Färbung und Zooglöenzustand sie leicht von anderen Bacteriaceen unterscheiden liess. Die Färbung variirte vom Bleich- bis zum Orangegelb. Die Zoogloea setzte sich aus einer grossen Anzahl kleiner, mehr oder weniger Kugeliger, kapselförmiger Gebilde mit feiner, gelatineartiger Umhüllung zusammen. Das Innere der Kapseln bestand aus geraden Stäbchen, feinen Bakterien von 1u—2u Länge, meist zu zweien vereinigt oder in der Theilung begriffen, in der Form von Diplo- bakterien. Die Theilung war sehr lebhaft, sie vollzog sich nach 3 Richtungen, und sehr oft liess sich ein Stadium beobachten, wo die Bakterien zu je 4 und 4 angeordnet waren. Dieses transi- torische Stadium entsprach der Form, welche unter dem Namen Sarcina meist als besondere Gattung beschrieben wird. Die Kapseln nahmen rasch an Volumen zu, rückten einander näher, vereinigten sich und bildeten schliesslich eine Masse mit Krümmungen und Windungen, die der Zoogloea ein gehirnartiges Aussehen gaben. Verf. übertrug die Zoogloea in verschiedene sterilisirte Mittel, um den Entwicklungsverlauf des Bacterium Balbianii festzustellen. Als festes Mittel benutzte er eine mit 1,5 °/, Agar-Agar hergestellte Gelose, als flüssiges eine Abkochung von Laminarien in Meerwasser, die filtrirt und bei 120° sterilisirt worden war, mit einem speci- fischen Gewicht von 1,029. Er beobachtete dabei nun Folgendes: 1. Die gehirnartigen Zooglöen, in Reinkulturen gehalten, be- wahren diesen Zustand so lange, als sich das Mittel nicht ändert; nur die Färbung wird mit jeder neuen Generation schwächer; schon bei der 3. oder 4. ist sie »kaum mehr wahrnehmbar. Ent- wicklung und Färbung vollziehen sich am besten bei 20°—25°. 2. Wird die eben beschriebene Zoogloea in Laminarieninfus über- tragen, so zerfliesst sie, und es bildet sich nach 24 Stunden an der Oberfläche der Flüssigkeit ein zartes, farbloses Häutchen, in dem dieselben feinen Bakterien wie in der Zoogloea auftreten: die einen isolirt, die andern zu zweien verbunden, noch andere in Ketten von 3 oder 4 Gliedern als Streptobakterien. Zwischen 36 und 48 Stunden verlängern sich die kurzen Stäbchen in mehr oder weniger lange Fäden, welche keine Bewegung zeigen. Nach zwei bis drei Tagen sind dieselben in der Kultur vorherrschend und bilden damit ein u ur a na Bacterium Balbianii. — Mundpilze. 455 zweites Stadium des Bacteriums, den Fadenzustand. Dadurch, dass sich diese Fäden nach und nach in ein unentwirrbares Gewebe ver- filzen, entsteht ein drittes Stadium, der Gewebezustand. In der Tiefe aber begegnet man nur isolirten oder zu zweien oder zu 3—4gliederigen Ketten verbundenen Bakterien und Bacillen, die mit Eigenbewegung begabt sind. Sie stellen im 4. Stadium den Zustand der Auflösung bez. Vereinzelung dar. 3. Bringt man einen Tropfen aus der Kultur mit Laminarien- infus auf Agar-Agar, so erscheinen bei 20—25 ® rundliche Kolonieen, die anfangs aus den gleichen Formen, wie sie das 4. Stadium aufweist, bestehen. Anfangs sind sie farblos, aber schon den 2. Tag lassen sie eine orangegelbe Nuance beobachten, welche die folgenden Tage immer schärfer hervortritt. Jetzt findet man neu isolirte Bakterien, die sich etwas verdickt und beinahe abgerundet haben; ‘da dieselben fast so dick als lang geworden, so lassen sie sich als Kokken ansehen. Sie sind beweglich und stellen wahrscheinlich die Reproductionsorgane dar (?). Ueberträgt man sie in Laminarien- infus, so ergeben sie wieder den Zustand der Fadenbildung und der Auflösung. 4. Fügt man zu Laminarieninfus ein gleiches Volumen steri- lisirten Seewassers und bringt darein etwas von der Agar-Agar- Kultur, so erhält man bei 35 °—37° nur freie, isolirte, bewegliche Bakterien, von denen einzelne bogenförmige Krümmungen zeigen: es ist das Stadium der Auflösung, das mit Ausschluss der anderen Wachsthumsformen auftritt. 5. Ein Tropfen von dieser letzteren Kultur giebt bei 200°—25° auf Agar-Agar kleine, rundliche, orangegelbe Kolonieen, welche sich nach 48 Stunden verdicken, unter einander verschmelzen und schliess- lich wieder eine Zoogloea von gehirnartigem Aussehen bilden. Verf. zieht aus seinen Beobachtungen folgende Schlüsse: a) Das Bacterium Balbianii durchläuft einen Entwicklungs- cyklus, welcher deutlich 4 Stadien erkennen lässt: den Fadenzu- stand, den Zustand der Auflösung, den Gewebezustand, den Zoogloea- zustand. b) Der Zoogloeazustand zeigt eine gehirnartige Anordnung seiner Elemente, welche beständig und für die Art charakteristisch ist. c) Die verschiedenen Phasen, welche den Entwicklungscyklus bilden, werden durch Modification der Nährmittel hervorgerufen. Die Temperatur spielt dabei eine untergeordnete Rolle. d) specielle Färbung tritt nur in gewissen Phasen auf. Es ist dies eine Er- scheinung, die Bacterium Balbianii mit mehreren anderen chromo- genen Bakterien, ebenso wie dem Bacillus pyocyaneus zukommt. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Miller, Beiträge zur Kenntnissder Mundpilze. Vorläufige Mittheilung. (Deutsche medicinische Wochenschrift. 1888. Nr. 30.) Verfasser hat seit längerer Zeit Untersuchungen über Mund- pilze angestelllt und dabei besonders auch ihr Verhalten gegen Jod berücksichtigt. Er kommt zu folgenden Resultaten: Zu der als Leptothrix buccalis- bezeichneten Gruppe a m 456 Mundpilz. — Fliegen und Bakterien. — Malaria. gehören 3 verschiedene Arten, welche constant in der Mundhöhle vorkommen, und zwar 1) Leptothrix buccalis, 2) Lepto- thrix maxima buccalis, welche sich beide mit Jod gelblich färben, und 3) Bacillus maximus buccalis, welcher bei Ein- wirkung von angesäuerter Jodlösung eine violette Farbe annimmt. Ausser dem letzteren färben sich mit Jod tiefblau oder violett ein Coccus, welcher Ketten von 3 bis mehr als 10 Gliedern bildet, violett ferner eine vom Verfasser als Jodococcus magnus und eine als Jodococcus parvus bezeichnete Art von Mikro- organismen. Ferner fand M. einen Micrococcus, welcher sich mit Jod rosaroth färbte. Ebenso hat er 2 auf Jod charakteristisch reagirende Sprosspilzarten aus dem Munde rein gezüchtet. Auf ihre pathogenen Eigenschaften hin wurden jene Pilze ge- prüft, welche in gangränösen Zahnpulpen und bei Zahngeschwüren vorkommen, sowie diejenigen, welche Verfasser bei der Alveolar- pyorrhoe vorgefunden hat. Ausser dem Staphylococcus pyogenes aureus und albus fanden sich bei diesen Erkrankungen noch viele Pilze, welche pyogene Eigenschaften besitzen. Eine ausführlichere Publication dieser Untersuchungen ist in Aussicht gestellt. Dittrich (Prag). Celli, A., Trasmissibilitä dei germi patogenimediante le dejezioni delle mosche. (Bulletino della Societä Lan- cisiana degli ospedali di Roma. 1888. Fasc. 1.) Auf Veranlassung des Verf. wurden Fliegen mit phthisischem Sputum, ferner mit Reinkulturen von Cholera nostras, Abdominal- typhus, Milzbrand und Staphylococcus pyogenes aureus gefüttert. Die betreffenden Infectionserreger konnten dann in den Dejectionen der Fliegen theils mikroskopisch, theils durch Plattenkultur oder durch Impfung auf Thiere nachgewiesen werden. Letzteres gelang besonders bei Tuberkel- und Milzbrandbacillen. Somit bleibt auch die Virulenz erhalten. Bei den Vibrionen von Cholera nostras lieferten die eingetrockneten Dejectionen naturgemäss keine ent- wicklungsfähigen Keime mehr. Verf. schliesst aus diesen Resultaten, dass den Fliegen bei Verbreitung von Infectionskeimen grössere Bedeutung zukomme, als man bisher glaubte, dass namentlich zu Epidemiezeiten diese Gefahr zu berücksichtigen sei, und dass ferner die rasche Beseitigung resp. Desinfection pathologischer Produkte gerade wegen der Gefahr der Verbreitung durch Fliegen dringend erforderlich sei. Buchner (München). 1) Couneilman, W. J., Neuere Untersuchungen über Laveran’s Organismus der Malaria. (Fortschritte der Medicin. 1888. No. 12 und 13.) 2) Marchiafava und Celli, Bemerkungen zu der Arbeit von Dr. Councilman. (Ibid. No. 16.) Der in No. 5 dieses Blattes referirte Vortrag Councilman’s st seitdem ausführlich in deutscher Sprache publicirt worden. Da enes Referat zur Vorlage nur einen Bericht über den Vortrag hatte, Malaria. 457 so erscheint es bei der Wichtigkeit des behandelten Gegenstandes wünschenswerth, hier auf die Uebersetzung der Originalarbeit noch- mals einzugehen. In der kurzen geschichtlichen Einleitung vindieirt der Autor das Verdienst der Entdeckung dieser Organismen Laveran, dessen Beobachtungen ihm verschiedentlich übersehen worden zu sein scheinen. Er beschreibt dann ausführlich die zehn Formen des Organismus. Körper No. 1 ist nicht pigmentirt, besitzt amöboide Bewegung und erscheint im Mikroskope als ein kleines Gebilde, das nicht scharf von der Substanz des ihn enthaltenden rothen Blutkörper- chens abgegrenzt ist. Er kann seine Form und Lage mannigfach verändern, namentlich wird in gefärbten Präparaten eine ringartige Form beobachtet, in der wahrscheinlich der Parasit einen Theil der Blutkörpersubstanz in sich eingeschlossen hat. No. 2. sind pigmentirte amöbenartige Körper im Innern der rothen Blutkörper- chen. Sie finden sich viel häufiger und werden wegen des Pig- mentes leicht gesehen. Dasselbe kommt in der Form feinster tief- schwarzer Stäbchen vor, die eine molekulare Bewegung zeigen. Die diese Organismen enthaltenden Blutkörperchen sind blasser, und zwar hat die Farbe im Verhältniss zur Menge des Pigmentes abgenommen. Diese Parasiten färben sich leicht mit fast allen Anilinfarben, am besten mit Methylenblau oder Fuchsin. Eben- solche Gebilde frei im Blute sind die Körper No. 3. Diese hat man früher wahrscheinlich für pigmenthaltige Leukocyten gehalten. Davon unterscheiden sie sich jedoch durch ihre hyaline, nicht gra- nulirte Beschaffenheit, den fehlenden Kern und die Form der Pig- mentkörnchen. Der Körper No. 4 steht in bestimmtem Verhält- nisse zum Schüttelfroste, da er nur kurz vor, während und nach demselben gefunden wird. Er zeigt die verschiedensten Formver- änderungen, welche zur Segmentation führen, und zwar wird er zuerst grobkörnig, wobei die Körner selbst sehr blass sind. Die Pigmentstäbchen verlieren ferner ihre Molekularbewegung und fliessen zu grösseren runden Körnern zusammen, die sich schliess- lich in der Mitte des Körpers ansammeln. Im weiteren Verlaufe zertheilt sich der Körper in eine Anzahl kleiner rundlicher Massen von verschiedener Anzahl, 8—18, die schliesslich aus der sie um- schliessenden Membran frei werden. Letztere stellen dann den Körper No. 5 dar. Sie sind nicht pigmentirt und leicht mit Blut- plättchen zu verwechseln, doch von ihnen durch ihre regelmässige Grösse und den bestimmten Umriss zu unterscheiden. Gewöhnlich sind sie nicht beweglich, jedoch kann man bei längerer Beobach- tung leichte Formveränderungen constatiren. Ausserdem finden sich noch ähnliche Körperchen, die in einem Kreise um die Peripherie herum vertheilt eine kleine Menge feiner Pigmentkörner zeigen. Diese 5 Formen betrachtet C. als aufeinanderfolgende Ent- wicklungsstadien eines Organismus; sie werden nur bei intermit- tirendem Fieber gefunden, aber hierbei ohne Ausnahme. Jedoch sind die Körper No. 3 reichlicher vor, No. 5 und 1 hingegen nach dem Schüttelfroste zu beobachten. Der Organismus erscheint also 458 Malaria. zuerst innerhalb der rothen Blutkörperchen als nicht pigmentirter Körper; er wächst dann und wird pigmentirt, indem er das Hämo- globin des Blutkörperchens aufzehrt. Schliesslich theilt er sich entweder noch innerhalb des rothen Blutkörperchens oder nachdem er frei geworden ist. Was den Körper No. i anbetrifft, so ist er nicht mit verschiedenen anderen Veränderungen der rothen Blut- körperchen zu verwechseln. Die Behauptung Mosso’s, dass in den Blutkörperchen des Hundes nach Uebertragung in die Bauch- höhle des Huhnes dieselben Formveränderungen auftreten, wie sie von Marchiafava, Celli und Golgi bei Malaria beschrieben worden sind, weist C. zurück, da er bei Wiederholung der Experi- mente Mosso’s niemals den Malariaveränderungen ähnliche Forma- tionen gesehen hat; auch die Mittheilungen Pfeiffer’s beweisen nichts gegen die parasitische Natur dieser Körper bei Malaria. Die folgenden Formen werden bei der Malariakachexie ge- troffen. Der Körper No. 6 ist halbmondförmig, leicht zu erkennen, von einer durchschnittlichen Länge von 1!/, und einer Breite von !/j, des Durchmessers eines rothen Blutkörperchens. Diese Körper sind nicht granulirt, enthalten kleine Pigmentstäbchen im Centrum, mitunter auch in sich durch den Körper erstreckenden Linien. Es findet sich ferner an diesem Körper eine zarte, stark lichtbrechende Linie, die durch die concave Fläche, und zwar nicht von Ende zu Ende, sondern in einer bestimmten Richtung über das Centrum hinläuft. Körper No. 7 hat dasselbe Aussehen wie die Halbmonde, ist aber ganz rund oder oval. Sie haben dasselbe Pigment, häufig auch die feine Linie und zeigen alle Uebergänge zu den halb- mondförmigen Körpern. Wurden diese Formen zusammen mit den intracorpusculären gefunden, so handelte es sich um Fälle von intermittirendem Fieber, in welchem die Frostanfälle von selbst oder nach Chinin aufge- hört hatten. Die Halbmonde fanden sich nie beim Vorhandensein typischer Schüttelfröste. Körper No. 8 ist rund oder etwas oval, besitzt die Hälfte bis zwei Drittel des Durchmessers eines rothen Blutkörperchens, ent- hält immer in molekulärer Bewegung befindliches Pigment und ist mit lebhaft sich bewegenden Geisseln versehen. Die Bewegung der letzteren ist peitschenartig, ihre Zahl schwankt von 1—6. In getrockneten und gefärbten Präparaten diese Körper nachzuweisen, gelang C. niemals; ob sie sich nicht färben oder durch das An- trocknen zu Grunde gehen, war nicht zu entscheiden. Körper No. 9 sind freie Geisseln mit lebhaften, schlangenartigen Bewegungen. Diese beiden Formen werden nicht oft im Blute gefunden und zeigen keinen Zusammenhang mit einem bestimmten Typus der Er- krankung. Körper No. 10 wurde nur in einem Falle im Milzblute beob- achtet. Er war von demselben Aussehen wie die Halbmonde, zeigte aber eine schnelle wellenförmige Bewegung der Peripherie. Eine Verbindung zwischen den fünf ersten und den fünf letzten Formen konnte nicht constatirt, noch konnten Halbmonde inner- halb der weissen oder rothen Blutkörperchen aufgefunden werden, * ‚ Pe 45 pa ul Malaria, — Pleuritis. 459 Auch die am inneren Rand derselben vorhandene feine Linie ist nicht als der Rand eines Blutkörperchens anzusehen. C. meint, dass die Halbmonde eine viel zähere Form des Parasiten, in Art der Sporen, darstellen, da 1 gr Chinin dreimal des Tages durch zwei aufeinanderfolgende Tage genügend war, um die intracorpus- culären Form&n zu tödten, die Halbmonde hingegen der Darreichung des Mittels in grossen Dosen und durch lange Zeit fortgesetzt widerstanden. Die Resistenzfähigkeit der geisseltragenden Körper zu eruiren, gelang nicht. Ausser dem Fingerblut wurde in 21 Fällen auch Milzblut unter- sucht. In diesem waren alle Formen viel reichlicher vorhanden, namentlich die segmentirenden. Ausserdem schien die Milz speciell der Aufenthaltsort der geisseltragenden Form zu sein, da sie in 6 von 9 frischen Intermittensfällen und 10 von 12 Kachexieen ge- funden wurde, während sie im Fingerblute nur in ca. 10 Procent der Fälle vorhanden waren. Dass diese Körper zu irgend einer Zeit der Krankheit häufiger vorkommen, konnte nicht festgestellt werden, doch ist der Autor auf Grund der obigen Befunde sehr geneigt, den geisseltragenden Körpern eine viel wichtigere Stellung einzuräumen, als ihnen von manchen Beobachtern zugestanden wurde. Zum Schluss hebt er hervor, dass es ihm in 150 Fällen von Malaria, die kein Chinin erhalten hatten, stets gelang, diesen Kör- per nachzuweisen. In solchen Fällen, wo kein Chinin gegeben war und trotzdem kein Körper gefunden wurde, bewies der Verlauf stets, dass keine Malaria vorlag. C. setzt deshalb den diagnosti- schen Werth dieser Methode nur dem des Tuberkelbacillus nach. Ein bestimmtes Verhältniss der Zahl der Körper zur Schwere der Erkrankung oder zur Zahl der rothen Blutkörperchen konnte indess nicht festgestellt werden, nur wurden in drei Fällen von perniciöser Malaria die intracörpusculären Formen stets sehr reichlich aufge- funden. Kultivirungsversuche schlugen fehl und ist deshalb der vollständige Beweis, dass die Organismen die Ursache der Malaria sind, noch nicht erbracht; doch meint C. wohl mit Recht, dass ihr constantes Vorkommen mit aller Wahrscheinlichkeit dafür spreche. Auf 2 Tafeln finden sich Abbildungen sämmtlicher Formen, gefärbt und ungefärbt, sowie von einem Hirnschnitt aus einem Falle von perniciöser Malaria. 2) Gegenüber der Angabe C.’s, dass die Entdeckung der Orga- nismen allein Laveran gebühre, betonen M. und C.,dass Laveran nur eine Form des Parasiten erkannt und auch diese nicht richtig gedeutet habe, während sie sämmtliche auch von C. geschilderten Formen zuerst beschrieben hätten. Wesener (Freiburg i. B.) Fränkel, A., Ueber die bakterioskopische Untersuchung eitriger pleuritischer Ergüsse und die aus denselben sich ergebenden diagnostischen Schlussfolgerun- gen. (Charite-Annalen. Jahrgang XII. 1888. Seite 147.) Nach einer Zusammenstellung der Ergebnisse der bisherigen bakterioskopischen Untersuchung pleuritischer Exsudate überhaupt EU ER L n. Ei 460 Pleuritis. berichtet Verfasser über analoge Untersuchungen in 12 Fällen von Empyem, welche er in 4 verschiedene Gruppen eintheilt, und zwar 1) Empyemfälle mit zweifelhafter Pathogenese, 2) Empyeme im Gefolge von Pneumonie, 3) tubercu- löse Empyeme und 4) Empyeme im Anschluss an ausserhalb der Pleurahöhle gelegene Infectionsherde. Die erste Gruppe umfasst 3 Fälle, in welchen zwar eine vor- ausgegangene Pneumonie nicht vollkommen ausgeschlossen, aber ebensowenig mit Sicherheit constatirt werden konnte. In allen 3 Fällen fand sich im Eiter ausschliesslich der Strepto- coccus pyogenes. Auch die nach Pneumonieen auftretenden Em- pyeme können gelegentlich nur durch die Einwanderung von Strepto- kokken in die Pleura bedingt sein. Dieser Umstand findet seine Erklärung darin, dass, wie dies insbesondere aus den Untersuchun- gen von Weichselbaum hervorgeht, zuweilen auch im Exsu- date bei der primären lobären Pneumonie Streptokokken gefunden werden, welche jedoch nicht als die Erreger der Pneumonie ange- sehen werden dürfen, sondern erst secundär in die bereits erkrankte Lunge eingewandert sind. In den 3 Fällen, welche der zweiten Gruppe von Empyemen angehören, fand Fränkel ebenfalls nur eine einzige Mikrobenart, welche ihrem mikroskopischen Verhalten und ihren Kultureigen- schaften nach vollständig dem ovalären Diplococcus entspricht, welcher vom Verfasser als der Erreger der genuinen fibrinösen Pneu- monie bezeichnet worden ist. Dabei ist noch besonders hervor- zuheben, dass der Autor seinen Pneumoniediplococcus bisher aus- schliesslich in solchen Fällen von Empyem vorgefunden hat, welche sich im Anschlusse an Pneumonieen entwickelt hatten. An diese Gruppe schliessen sich 4 Fälle von tuberculösem Empyem an, von welchen sich das eitrige Exsudat in 2 Fällen erst zu einem Pneumothorax hinzugesellte. In einem Falle wurde bereits intra vitam mit Rücksicht auf den Lungenbefund die Diagnose auf tuberculöse Pleuritis gestellt und später durch die Section bestätigt. In dem eitrigen Exsudate der Pleurahöhle fanden sich Streptokokken in grosser Anzahl vor. Dagegen konnten Tuberkelbacillen in demselben nicht nachgewiesen ‚werden. Es ist bekannt, dass gerade bei den durch die Tuberkel- bacillen hervorgerufenen Eiterungen der Nachweis der Bacillen in dem Eiter nur sehr schwer gelingt. Und doch lässt sich der Ge- halt eines solchen Eiters an tuberculösem Virus aus dem positiven Ergebnisse des Thierexperimentes erschliessen. Einige Autoren sind der Meinung, dass ein derartiger Eiter überhaupt keine Tu- berkelbacillen mehr, sondern nur noch Sporen von solchen enthalte. Wenn auch Verfasser diese Möglichkeit nicht vollends ausschliesst, so glaubt er andererseits, dass der Grund für diesen negativen Befund hinsichtlich der Bacillen ausserdem in der Methode der Färbung zu suchen sei. Fränkel empfiehlt für den Nachweis von Tuberkelbacillen in Exsudaten folgende, ihm von Ehrlich angegebene Methode: Fär- bung der Präparate in einer gesättigten wässerigen Fuchsin-Anilin- Pleuritis. 461 lösung bis zum Kochen der Flüssigkeit. Darnach bleiben die Prä- parate noch 1 bis 24 Stunden in der Farbe liegen. Die Ent- färbung geschieht in Sulfanil-Salpetersäurelösung (1:3), wobei das Deckglas stets nur für 1—2 Secunden in die Säuremischung ge- taucht und sofort in einer grösseren Menge Wasser abgespült wird. Diese abwechselnde Einwirkung der Säure und des Wassers wird bis zur completen Entfärbung fortgesetzt. Zur Nachfärbung be- dient man sich einer wässerigen, leicht mit Essigsäure angesäuerten Methylenblaulösung, die aber nur kurze Zeit einwirken darf, da- mit das Fuchsin aus den Bacillen nicht verdrängt werde. Aber selbst trotz der Anwendung dieser Methode, welche sich dem Verfasser bei seinen Untersuchungen als sehr zweckmässig erwiesen hat, wird man noch häufig genug tuberculösen Empyemen begegnen, bei welchen der Nachweis der Tuberkelbacillen nicht ge- lingt. (In der Folge wird man wohl in dieser Richtung auch auf etwaige Degenerationsformen der Tuberkelbacillen, auf welche jüngst Metschnikoff aufmerksam gemacht hat, Rücksicht nehmen müssen, falls dessen Untersuchungen sich in dieser Hin- sicht als richtig herausstellen.) Fränkel geht in seiner strengen Schlussfolgerung sogar so weit, dass er sagt, ein negativer Befund von Bakterien überhaupt, wie er sich in zwei Fällen ergab, spreche mit grösster Wahrscheinlichkeit für die tuberculöse Natur eines ‚Empyems und das tuberculöse Virus sei in dem Fxsudate vor- wiegend oder ausschliesslich in Form von Sporen vorhanden. Zur Sicherung der Diagnose wird man schliesslich noch zur Ueber- impfung auf empfängliche Versuchsthiere, besonders Meerschwein- chen, schreiten müssen. Welche Bedeutung dem Streptokokkenbefunde in dem einen Falle von tuberculösem Empyem beizulegen ist, darüber spricht sich der Autor nicht mit Sicherheit aus. Er hält es jedoch für wahrscheinlich, dass das Primäre eine tuberculöse Pleuritis war, und dass durch ihr Bestehen die Möglichkeit einer Ansiedelung von Streptokokken in der Pleurahöhle gegeben war. Die ausschliessliche Anwesenheit von Streptokokken gestattet keinen Schluss auf den primären Ausgang des Pleuraexsudates. In einem Falle von tuberculösem Pyopneumothorax und in einem Falle von tuberculösem Empyem war der Bakterienbefund negativ. In einem zweiten Falle von tuberculösem Pyopneumo- ae wurden ausschliesslich Tuberkelbacillen im Eiter vorge- unden. | In den beiden Fällen der letzten Gruppe wurde die eitrige Pleuritis wiederum durch den Streptococcus pyogenes erzeugt. Der- selbe hatte sich in dem einen Falle von der Unterleibshöhle aus durch das Zwerchfell in die Pleurahöhle, im zweiten Falle von einer nekrotisirenden Entzündung der Halsorgane aus durch das retropharyngeale Zellgewebe in das Mediastinum posticum und von hier aus gleichfalls in die Pleurahöhle verbreitet. Aus diesen Untersuchungen Fränkel’s geht sonach hervor, dass in den Empyemen meistens Mikroorganismen verschiedener Art sich vorfinden. Streptokokken kommen sowohl in primären, en > >, 462 | Careinom. — Eirysipel. wie auch in secundären Empyemen vor, weshalb ihnen eine dia- gnostische Bedeutung nicht zukommt. Das Vorhandensein von Pneumoniemikrokokken deutet auf eine dem Empyem vorausge- gangene Pneumonie hin. Ein vollständig negativer Bakterienbefund spricht mit grösster Wahrscheinlichkeit für die tubereulöse Natur des Empyems. Hinsichtlich der übrigen interessanten und eingehenden, meist klinischen Ausführungen des Verfassers, insbesondere auf die prak- tische Verwerthung derselben und das Verhältniss der Bakterien- befunde zu dem Verlaufe der verschiedenen Arten von Empyem, und endlich hinsichtlich der Ausführungen des Autors über die nicht eiterigen Formen der Pleuritis muss auf die Originalarbeit verwiesen werden. Dittrich (Prag). Scheurlen, Zur Carcinomfrage. (Deutsche medicinische Wochenschrift. 1888. No. 30.) Scheurlen bespricht die Ausführungen Senger’s hinsicht- lich der Mittheilungen des Verfassers über die Aetiologie des Car- cinoms und des Sarkoms. Er wendet sich insbesondere dagegen, dass bei seinen Untersuchungen Verunreinigungen die Veranlassung zu Irrthümern gegeben hätten, und weist gleichzeitig auf das mit seinen Resultaten übereinstimmende Resultat anderer Autoren hin. Er hält daran fest, dass sein „Krebsbacillus“ constant oder we- nigstens sehr häufig im Carcinom vorkomme. Derselbe erzeugt bei Hunden, subcutan injicirt, eine chronische Entzündung, wie sie auch nach Injection von Krebsmilch oder nach Implantation von Oarcinomstücken entsteht. . Ausserdem hebt. Verfasser nochmals hervor, dass zwischen seinem „Krebsbacillus“ und allen auf verschiedenen Nährmedien gezüchteten Bakterien Unterschiede constatirt werden konnten. Trotz der bisher nicht in erwünschter Weise ausgefallenen Thierexperimente verharrt Verfasser bei seiner ursprünglichen An- schauung, dass sein Bacillus die Ursache des Carcinoms bilde. Er hält nur die bisher üblichen Arten der Uebertragung nicht für ausreichend, um Carcinom experimentell zu erzeugen. Wenn der Autor sagt, das Carcinom sei „die ausschliessliche Erkrankung bestimmter Altersklassen“, womit jedenfalls das höhere Alter gemeint sein dürfte, so muss dem gegenüber denn doch her- vorgehoben werden, dass Krebs, wenn auch selten, schon in der frühesten Jugend beobachtet worden ist. Dittrich (Prag). Manfredi, L. e Traversa, 6, Sull’ azione fisiologica e tossica dei prodotti di coltura dello Streptococco dell’Erisipela. (Giornale Internazionale delle Scienze Mediche. Anno X. 1888.) Die Verff. haben Erysipelkokken in Pepton-Fleischbrühe bei 25—30° kultivirt, dann durch Chamberiand’s Filter filtrirt und mit dem Filtrat Injektionsversuche bei Fröschen, Meerschwein- chen und Kaninchen angestellt. Die Wirkungen waren zweifacher Art, theils lähmungs-, theils krampfartige. Beide Erscheinungs- u Erysipel. — Aktinomykose. 463 reihen werden ausführlich, unter Beigabe von Curventafeln, her- rührend theils vom Gastrocnemius, theils vom Herzen des Frosches, geschildert. Das Nähere hierüber wolle im Original eingesehen werden. Die Verff. suchen nachzuweisen, dass diese Resultate mit gewissen Erscheinungen im klinischen Bild des {Erysipels wohl übereinstimmen. Der Grad der Giftigkeit der verwendeten Kulturen zeigte sich von verschiedenen Bedingungen abhängig. Die Menge des Giftes ist in älteren Kulturen nicht grösser; im Gegentheil kann eine 10tägige Kultur giftiger wirken als eine 20- oder 30tägige. Da- gegen zeigen sich gleich lange bei 37° gehaltene Kulturen weniger giftig, als solche bei 28—30 °, weil erstere nach den Ermittelungen von de Simone auch weniger Keime enthalten. Ferner wächst‘ die Giftigkeit der Kulturen bei Ausschluss von Sauerstoff. Damit steht die Beobachtung im Zusammenhang, dass in älteren Kulturen keine Anhäufung des Giftes stattfindet, weil eben der Einfluss des Sauerstofis dasselbe zerstört. Die Verff. nehmen auch eine wesent- liche Wirkung des lebenden Körpers in dieser Hinsicht an. Schliess- lich wird ausgeführt, dass die Empfänglichkeit verschiedener Thier- species für das Erysipelgift ein verschiedenes ist. Auch die Meer- schweinchen sind übrigens für dasselbe empfänglich, obwohl die- selben für die Erysipelbakterien keine Disposition zeigen. Die Empfänglichkeit für eine pathogene Bakterienart und für das Gift derselben ist somit etwas verschiedenes. Buchner (München). Petroff, N. W., Ein Beitrag zur Lehre von der Aktino- mykose. (Berliner klinische Wochenschrift. 1888. No. 25.) Verfasser berichtet über einen Fall von augenscheinlich primärer Aktinomykose der Lunge, in welchem die am weitesten vorge- schrittenen Veränderungen in der einen Lungenspitze nachzu- weisen waren. Ausserdem fanden sich gleichsam metastatische Herde, welche mit ziemlich ausgedehntem Gewebszerfalle einher- gingen, in den Nieren und in dem Lendenmuskel, sowie an einem Ellbogengelenke. Der centrale Theil der frisch untersuchten Aktinomycesdrusen erschien als körnige Masse und nur nach Zerzupfung in 3 pro- centiger Aetzkalilösung gelang es, die dichotomisch sich verzweigenden Pilzfäden zur Ansicht zu bringen. Für die Darstellung der Pilze im Gewebe empfiehlt sich nach Petroff die Gram’sche Methode, wenn die Schnitte vorher mit einer Aetzkalilösung behandelt werden oder bei Anfertigung der Schnitte nach Celloidineinbettung, sobald nachher das Celloidin durch Alkohol und Aether entfernt wird. Die Actinomycesfäden werden auf diese Weise intensiv, die keulenförmigen Anschwellungen gar nicht oder nur schwach bläulich gefärbt. ‚ Auch mit Loeffler’scher Methylenblaulösung liessen sich die Actinomyceskörner recht gut färben. Hervorzuheben ist eine Anordnung der Actinomycesfäden, welche der Autor für die Erklärung verwerthet, auf welche Weise sich die Fäden im Gewebe weiterverbreiten. Er fand nämlich in der Um- a ae aha Ku. “an Fr .. 4 464 | Aktinomykose. — Milzbrand. gebung der Drusen Fäden, welche radiär nach verschiedenen Richtungen ausstrahlten, sich wanden, dichotomisch theilten und oft auf recht weite Strecken hin verfolgt werden konnten. Ausser- dem fand er aber von :den vollkommen entwickelten Actinomyces- drusen entfernte kleine, wie er sich ausdrückt, „fötale‘“ Drusen, welche aus wenigen, sich theilenden und knäuelförmig gewundenen Fäden oder nur aus einem einzigen, mehrfach gewundenen Faden bestanden. Verfasser stellt sich mit Rücksicht auf diesen Befund vor, dass die vollständig entwickelten Drusen nach allen Richtungen Fäden aussenden, welche das Gewebe durchsetzen und wahrscheinlich stellenweise günstige Bedingungen für ihr Wachsthum finden. An solchen Stellen bilden sich die Fäden wieder zu vollständig ent- wickelten Drusen aus. Dittrich (Prag). Perdrix, L., Sur la transformation des matieres azotees dans les cultures de bact6ridie char- bonneuse. (Annales de /’Institut Pasteur. 1888. Nr.7. S. 354.) Verf. untersucht die Veränderungen der stickstoffhaltigen Be- standtheile von Nährsubstraten unter dem Einfluss der Vegetation von Milzbrandbakterien. Angewendet wurde schwach alkalische Kalbsbouillon in stärkerer und schwächerer Concentration (gleiche Theile Fleisch und Wasser oder doppeltes Gewicht von Wasser), ferner flüssiges Rinderblutserum, sterilisirt durch successives Er- wärmen bei 56°, endlich Milch. Bei allen Versuchen dienten nicht-inficirte, übrigens gleiche Lösungen zur Controle. In Kalbsbouillon wurde zunächst nachgewiesen, dass bei 49—Tötägiger Kultivirung von Milzbrand das specifische Gewicht der Flüssigkeit sich in geringem Grade (z. B. 1,0113 auf 1,0103) vermindert. Da andere Ursachen ausgeschlossen sind, resultirt diese Abnahme der Dichtigkeit aus Zersetzung stickstoffhaltiger Substanz in Kohlensäure und Ammoniak, wie noch näher erörtert wird. Ebenso vermindert sich infolge der Kultivirung der Trocken- rückstand (in maximo von 2,87 °/, auf 2,20 °/,), ferner der Stick- stoff — bestimmt nach der Methode von Kjeldahl — (in maximo von 0,097 g auf 0,088 g). Dagegen wächst der Ammoniakgehalt (in maximo von 0,015°/, auf 0,064 °/,). Eine genaue Bestimmung mittels Platinchlorids ergab in der That reines Ammoniak, keine Amine. [Die Production von reinem Ammoniak durch Milzbrandbakterien aus eiweisshaltigem Nährmaterial wurde durch Referent schon vor 8 Jahren angegeben.] Von diesem Ammoniak konnten °/, durch Auskochen aus der Flüssigkeit erhalten werden, der Rest blieb zurück, gebunden an Säuren, hauptsächlich Phosphorsäure, wie sich ergab, da die Krystalle von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia nachgewiesen werden konnten. Die Quantität des im Ammoniak enthaltenen Stickstoffs be- trug zu Ende der Kultur bei der verdünnteren Bouillon etwa 1/, vom Gesammtstickstoff, bei der concentrirten etwa -;. Diese Verhältnisszahl wird immer kleiner, je concentrirtere Lösungen man verwendet, weil offenbar das sich ansammelnde Ammoniak \ ke (aa NER Milzbrand. 465 zum Theil die Entwicklung der Milzbrandbakterien hindert. Verf. beweist letzteres durch besondere Versuche, ebenso auch für das i Trimethylamin als Repräsentant zusammengesetzter Ammoniake. Br Entfernt man das flüchtige Ammoniak aus der Kulturflüssigkeit durch Auskochen im luftverdünnten Raum bei gewöhnlicher Tempe- ratur, so kann das bereits gehemmte Wachsthum der Milzbrand- bakterien wieder weitergehen. Die Versuche mit sterilem, aber flüssigem Rinderblutserum er- gaben zuerst eine Art Gerinnung des Serums. Dasselbe wurde durch die Entwicklung der Milzbrandbacillen undurchsichtig und fest, so dass man das Gefäss umkehren konnte. Später, nach 1—1!/, Monaten, löste sich dasselbe jedoch von selbst wieder völlig, was Verf. mit den verschiedenen Entwicklungszuständen der Bakterien, zuerst Fäden, dann Sporen, in Zusammenhang bringt(?). Auch hier wurde eine geringe Abnahme des specifischen Gewichts constatirt und ferner Abnahme des Stickstoffs. Dagegen fand bedeutende Ammoniakbildung statt (von 0,02 /, auf 0,29 °/,), ebenso Bildung von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia. Das Serum wurde hierauf mit Wasser bedeutend verdünnt und . mit Essigsäure coagulirt. 100 g normales Serum lieferten bei dieser Behandlung 5,90 g trockene, stickstoffhaltige, coagulirbare Substanz, 100 & durch Milzbrandbakterien zersetztes Serum da- gegen nur 3,55 g. Der Verlust beträgt somit 2,55 g auf 100 g. Die Filtrate enthielten kein nachweisbares Pepton; gleichwohl nimmt Verf. mit Recht an, dass die Albuminate vor der Ueber- führung in Ammoniak peptonisirt worden waren. Ein Versuch, das von den Milzbrandbakterien aus Blutserum producirte Ammoniak auch im lebenden Körper nachzuweisen, gab negatives Resultat. Aus 10 ccm Blut eines soeben an Milzbrand erlegenen Kaninchens konnte nicht mehr als etwa !/, mg Ammoniak erhalten werden. Dieses negative Ergebniss kann, schon in An- betracht der Lungenventilation, nicht in Erstaunen setzen. Weitere Versuche bezogen sich auf die Kultur von Milz- brandbakterien in sterilisirter Milch. In der inficirten Milch lassen sich bald zwei Zonen unterscheiden, eine obere, aus Fett be- stehende, und eine untere vorzüglich aus Serum bestehend. In späterer Zeit ist es schwer, durch Schütteln das Fett wieder zu emulsioniren. Von den chemischen Veränderungen ist haupt- sächlich wieder die starke Ammoniakproduction erwähnenswerth (in maximo 0,301 g auf 100) und Bildung von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia. Auch hier erscheint reines Ammoniak, keine anderen Amine. Das Verhältniss des im gebildeten Ammoniak ent- haltenen Stickstoffs zum Gesammtstickstoff betrug hier durch- schnittlich 2- d. h. fast die Hälfte des überhaupt vorhandenen Stickstoffs war in Form von Ammoniak vorhanden. Die Umwand- lung der stickstoffhaltigen Substanz in Ammoniak war daher relativ stärker als bei der Bouillon und beim Blutserum. ß Milchzucker und Fette wurden nur in geringem Grade durch die | Kultur der Milzbrandbakterien zersetzt. Buchner (München). 30 ad KT le u nn a a aa 466 'Thierkrankheiten. Galippe, Sur l’existence d’une maladie analogueäla gingivite arthrodentaire infectieuse, chez ]’&le- phant d’Asie. (Comptes rendus des seances de l’Academie des sciences de Paris. Tome CVI. 1888. p. 1370 ff.) Verf. fand bei Untersuchung des Backenzahnes eines verende- ten Elephanten, der im trockenen Zustande 1,792 kg wog, dass die Wurzel mit einer weissen Kruste von verschiedener Dicke be- deckt war (3—4 mm). Die äusserste Spitze derselben schien der Sitz eines ziemlich intensiven pathologischen Processes zu sein und zeigte scharfe Kanten, wie sie im normalen Zustande nicht vor- kommen. Die weisse Masse wurde von Zahnweinstein gebildet, den durch Mikroorganismen gebildeten Ablagerungen von im Spei- chel gelösten Kalksalzen. Der Zahnschmelz liess alle Stufen der Zerstörung erkennen, von den oberflächlichsten Alterationen bis zum vollständigen Verschwinden. Die Mikroorganismen bedeckten nicht bloss die Oberfläche, sondern waren auch ins Innere gedrungen. An den Stellen, wo die Dentine bloss lag, sah man die gewundenen Aushöhlungen mehr oder weniger von Mikroorganismen bedeckt; ja es liessen sich diese Organismen bis tief in die Dentine hinein verfolgen. Alle diese Läsionen erschienen völlig übereinstimmend mit den auch an menschlichen Zähnen auftretenden, und Verf. schliesst, dass der in Gefangenschaft befindliche Elephant von derselben Krankheit ergriffen werde, die er beim Menschen unter dem Namen der infectiösen arthrodentären Gingivitis beschrieben habe. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Meinert, Fr., Carabus clathratus og Tachina pacta. (Entomologiske Meddelelser. Bd. I. H. 3. Kjöbenhavn 1888. p. 114 —118.) Das Vorkommen von Tachinalarven in Carabusarten war früher nur zweimal publicirt, und zwar 1830 aus Dänemark (Seeland) von Drewsen und Boie und 1882 aus Russland von Cholod- kowski. Der Verf. erwähnt hier eines dritten Falles, wo an einem Stück von Carabus clathratus, der frisch und weich, aber im todten Zustande in Jütland 11. Juni 1887 gefunden und an eine Nadel gespiesst worden, etwa einen Monat darauf die Köpfe von 2 Tachinaen, wahrscheinlich T. pacta, am Ende des Hinter- leibs zwischen dem letzten Bauch- und dem letzten Rückenring hervorragend bemerkt wurden. Die Fliegen waren aber dann todt und vertrocknet. Verf. meint, dass der Käfer erst als Imago mit den Larven behaftet sein dürfte und wahrscheinlich in demselben Frühling, wo er gefunden wurde. W. M. Schöyen (Christiania). 1 15 a > A _Untersuchungsmethoden, Instrumente et, 467 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Kowalski, Ueber bakteriologische Wasseruntersuchun- gen. (Wiener klinische Wochenschrift. 1888. No. 10, 11, 14, 15 und 16.) Verfasser wurde im Jahre 1885 mit der bakteriologischen Untersuchung des Wassers aus dem Wiener-Neustädter Steinfelde betraut und war bemüht, dieselben in qualitativer wie in quan- titativer Richtung vorzunehmen. In der Folge hatte er Gelegen- heit, auch andere Wässer in dieser Richtung zu untersuchen. Im Allgemeinen ging er dabei nach den Principien von R. Koch vor. Die Missstände des Plattenverfahrens suchte er durch die Anwen- dung der gedeckten Platten zu beseitigen. Diese letzteren bestehen in Glasgefässen, welche einen runden, dünnen, vollkommen glatten, 10 cm im Durchmesser haltenden Boden besitzen, deren Wände sich unter einem rechten Winkel vom Boden bis zu einer Höhe von 1 cm erheben, dann trichter- - förmig nach oben bis zu einer Höhe von 10 cm verlaufen, um bei einer Höhe von 20 cm wie ein gewöhnliches Eprouvettengläschen zu endigen. Diese Glasgefässe werden mit Nährgelatine so weit gefüllt, dass der Boden derselben 1 cm hoch bedeckt ist. Dass dabei sämmtliche Utensilien, ebenso wie auch die zur Entnahme des zu untersuchenden Wassers nöthigen Gegenstände, wie Pipetten, Eprouvetten u. s. w. sicher sterilisirt sein müssen, ist selbstverständlich. Das Wasser muss unter denjenigen Cau- teien entnommen werden, welche für die Verhütung einer Verun- reinigung von aussen her erforderlich sind. Eine bestimmte, an Ort und Stelle entnommene Wassermenge wurde mit der bei 30 bis 37° C flüssig gemachten Gelatine in dem vorerwähnten Glasgefässe vermischt, im Eiswasser zum Erstarren gebracht und theils im Brutapparate, theils bei Zimmertemperatur gehalten. Die verwendete Nährgelatine bestand aus Fleischinfus, 1°/, Pepton, !/,°/, Kochsalz, 3%/, Zucker und 10°/, Gelatine. Aus den Untersuchungen Kowalski’s geht hervor, dass in jedem Fluss-, Brunnen- oder Leitungswasser entwicklungsfähige | Keime enthalten sind, dass aber deren Zahl bedeutenden Schwan- | kungen unterworfen ist. Während beispielsweise das Minimum in | einer Wasserprobe 2 Kolonieen in 10 ccm Wasser betrug, ent- hielten andere über 1000 Kolonieen in 1 ccm. Allerdings war auch der Keimgehalt der verschiedenen Wassersorten an verschie- denen Orten und zu verschiedenen Zeiten bald grösser, bald ge- ringer. Sehr hoch belief sich der Keimgehalt im Wasser des Wienflusses, des Donaukanales, sowie das Wasser in offenen Be- hältern. Grosse Schwankungen zeigte das Wasser der Wiener Hochquellenleitung. Dieselben fanden ihre Erklärung in der Bei- mengung von Wasser aus dem offenen Gerinne des Schwarzaflusses. 30 * Fr TE 468 Schutzimpfung und künstliche Infeetionskrankheiten. Nach den Erfahrungen des Verfassers scheint die Höhe der Temperatur von keinem wesentlichen Einflusse auf die Zahl der Mikroorganismen zu Sein. Unter 60 verschiedenen Eisproben war keine keimfrei. Der Keimgehalt schwankte zwischen 10 und über 1000 Kolonieen in 1 ccm Eis. Was die qualitative Bestimmung der Mikroorganismen anbe- langt, so kommen verschiedene Arten ziemlich constant, andere dagegen sehr selten vor. Die meisten Arten enthielten von allen vom Autor untersuchten Wässern dasjenige des Wienflusses und des Donaukanals Aus dem Wiener Hochquellwasser konnte Ver- fasser 76 verschiedene Arten, theils Kokken, theils Bacillen rein züchten. Unter mehr als 2000 Wasserproben gelang es Kowalski nur in 5 Proben, Typhusbacillen nachzuweisen. Dittrich (Prag). Schimmelbusch, C., Eine Modification des Koch’schen Plattenverfahrens. (Fortschritte d. Mediecin. 1888. Nr. 16.) S. verwendet zwei gleichgrosse, 1 mm dicke Glasplatten, welche durch einen Rahmen von Pappe getrennt übereinanderliegen und durch federnde Metallklammern an den Seiten leicht an den Papp- rahmen angepresst werden. Der Apparat wird im Ganzen sterilisirt, dann abgekühlt horizontal gelegt und auseinandergenommen, die Gelatine wird auf die untere Platte gegossen, die obere Platte auf- gelegt und nach der Erstarrung durch die Klammern festgehalten. Als Vorzüge rühmt S. die Vermeidung der Luftinfection, das Horizontalliegen der Gelatinefläche, durch welches verflüssigende Kolonieen die Platte nicht so schnell unbrauchbar machen, und die Möglichkeit der Anwendung mittlerer Vergrösserungen. A. Gottstein (Berlin). Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Bitter, H., Ueber die Verbreitung des Vaccins und über die Ausdehnung des Impfschutzes im Körper des Impflings. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. 1888. S. 299.) Die Kenntniss der unmittelbar nach Schutzimpfungen auf- tretenden Erscheinungen ist für die Lehre von der Immunität von der grössten Bedeutung. Die in dieser Richtung wesentlichen Fragen hat Verfasser für den Milzbrand durch einige Versuche zu beantworten gesucht. Die bisherigen diesbezüglichen Untersuchungen ergeben bloss, dass Impfungen mit abgeschwächten Milzbrand- bacillen selten bedeutendere allgemeine oder locale Erscheinungen nach sich ziehen. Die Versuche Bitter’s erstreckten sich zunächst auf die Ver- breitung der Pasteur’schen Milzbrandvaccins (Reinkulturen ab- geschwächter Milzbrandbacillen) und die durch dieselben hervor- gerufenen pathologischen Veränderungen im Thierkörper. Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. 469 Der erste Vaccin war sehr stark abgeschwächt, der zweite viel weniger. Es wurdenun 3 Hammeln zuerst eine bestimmte Menge (0,12 ccm) von Vaccin I subcutan injieirt. Nachdem sich danach weder locale noch allgemeine Infectionserscheinungen gezeigt und sich kurze Zeit darauf keine Milzbrandbacillen im Blute vorgefunden hatten, wurde denselben Thieren 11 Tage später die gleiche Menge von Vacein II subeutan injicirt, ohne dass auch jetzt Symptome einer Allgemeininfection sich eingestellt hätten. Alle 3 Thiere erwiesen sich später als völlig immun gegen virulente Milzbrandbacillen. Ein Hammel, bei welchem eine subcutane Injection von Vac- ein I gemacht worden war, wurde, nachdem sich bei ihm weder locale noch allgemeine Erscheinungen gezeigt hatten, 10 Stunden später getödtet und die Haut von der Impistelle, die regionäreu Lymphdrüsen, ferner Leber, Milz, Nieren und Herzblut sowohl mikroskopisch, als auch auf dem Wege des Plattenverfahrens auf die Anwesenheit von Milzbrandbacillen hin untersucht. Das Re- sultat war in dieser Richtung vollständig negativ ausgefallen. Ein anderer Hammel, welcher nach der Injection mit Vaccin I ebenfalls gesund blieb, wurde nach 20 Stunden getödtet und in ‘ der gleichen Weise untersucht wie der vorige. An der Injections- stelle zeigte sich eine leichte Hyperämie und seröse Durchtränkung des subceutanen Gewebes. Nur auf der Platte vom hyperämischen Bindegewebe entwickelten sich einige hundert Kolonieen von Vac- cin I. In Trockenpräparaten vom subcutanen Gewebe fand man zwischen reichlichen polynucleären Leukocyten sehr viele lange Milzbrandfäden. Die Bacillen waren zumeist hochgradig degenerirt. Nur sehr wenige von ihnen waren von Leukocyten aufgenommen. Bei einem dritten, 48 Stunden nach der Injection getödteten Hammel ergaben die angelegten Platten bezüglich der Anwesenheit von Milzbrandbacillen wiederum ein negatives Resultat. Die mi- kroskopische Untersuchung der Impfstelle liess in den unteren Schichten der Cutis eine bis auf eine Entfernung von 3 cm von der Impistelle reichende, vom Centrum gegen die Peripherie stark zunehmende Ansammlung von Leukocyten erkennen. Die letzteren waren iast ausschliesslich echte polynucleäre Leukocyten, während die Leukocyten in den höher gelegenen Schichten meistens nur einen runden oder ovalen blassen Kern besassen. In einer Ent- fernung von 3—5 cm von der Impfstelle nahm die Ansammlung von Leukocyten allmählich wieder ab. Im Centrum der Impfstelle fanden sich die Bacillen nur ganz vereinzelt zwischen den Leukocyten vor. ‘Sehr reichlich waren sie bis 21/, cm weiter nach aussen, und zwar hier ausschliesslich in den Bindegewebsspalten der an das subcutane Gewebe grenzenden Schicht. Weiter nach der Peripherie nahm die Zahl der Bacillen wieder rasch ab, bis man 4 cm von der Impfstelle entfernt über- haupt keine Bacillen mehr wahrnahm, während die Infiltration mit Rundzellen noch 1 cm weiter nach aussen sich erstreckte. Bacillenhaltige Leukocyten waren äusserst selten zu sehen. Ein anderer Hammel, bei welchem eine bestimmte Menge von 470 Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten, Vacein I subeutan injieirt worden war, zeigte gleichfalls keine All- gemeinsymptome; die Temperatur war 48 Stunden nach der Injec- tion kurze Zeit erhöht, local fand sich eine geringe Röthung um die Impfstelle. Nach 3 und 4 Tagen vom Blute angelegte Platten blieben steril. 5 Tage nach der Injection wurde das Thier ge- tödtet. Die Haut war auf 2 cm Entfernung im Umkreise der Impf- stelle geröthet und verdickt. Auf keiner der von der Haut, vom Blute, von den Lymphdrüsen, von Leber, Milz und Nieren ange- legten Platten entwickelten sich Kolonieen von Milzbrandbacillen. Die mikroskopische Untersuchung der Haut ergab im Gegensatze zum vorigen Falle, dass die Rundzellen im unteren Stratum der Cutis meist nur einen runden oder ovalen Kern besassen. Aus dem negativen Ergebnisse der Kulturen, sowie aus dem Umstande, dass in der Haut und in den inneren Organen Milz- brandbacillen nicht aufzufinden waren, schliesst Verfasser, dass die eingeimpften und etwa weiter gewachsenen abgeschwächten Ba- cillen schon vollständig vernichtet waren. Die geringe kleinzellige Infiltration und das fast ausschliessliche Vorkommen von Zellen mit einem runden oder ovalen Kern deuten auf eine Rückbildung des Reactionsprocesses hin. Einem Hammel, welcher nach Empfang des ersten Vaccins gesund geblieben war, wurde 15 Tage später Vacein II injicirt. Derselbe zeigte auch jetzt keine besonderen krankhaften Erscheinun- gen und wurde 3 Tage nach dieser zweiten Impfung getödtet. An der Impistelle hatte sich ein erbsengrosser Abscess mit verdickter Wand entwickelt. Im Eiter fand sich zwischen den Zellen eine ziem- lich bedeutende Zahl nur stark degenerirter Milzbrandbacillen vor; nur selten waren die letzteren von Zellen aufgenommen. Im übrigen Kör- per konnten jedoch Milzbrandbacillen nirgends nachgewiesen werden. Aus diesen Versuchen geht sonach hervor, dass die Vermeh- rung der abgeschwächten Milzbrandbacillen im Körper der Hammel nur eine sehr beschränkte ist. Es war nunmehr noch festzustellen, ob die präventiv geimpften Hammel einer Infection von jeder Stelle der Haut Stand hielten, ob die Thiere auch gegen das Eindringen der Milzbrandbacillen auf jedem anderen Wege, insbesondere auf dem Wege der Blut- bahn immun waren, und endlich ob sie auch Injectionen von grossen Mengen virulenter Sporen gut überstanden. Es wurden deshalb 3 Hammel 6 Wochen nach der Injection von Vaccin II mit Milzsaft einer an virulentem Milzbrand gestor- benen Maus subcutan geimpft. Am folgenden Tage fanden sich in dem spärlichen Wundsekrete reichliche Leukocyten und Milzbrand- bacillen vor, von welch letzteren viele bereits der Involution ver- fallen waren. Auch nach einer zweiten, 4 Tage später vorge- nommenen Injection blieben die Thiere gesund, ebenso nach intra- venöser Injection von 1 ccm sporenfreier Bouillonreinkultur von virulentem Milzbrand. Nach einer 9 Tage später erfolgten intra- venösen Injection einer concentrirten sporenhaltigen Aufschwemmung von virulenter Milzbrandkultur zeigten sich ebenfalls keine wesent- lichen Krankheitssymptome, Schutzimpfung und künstliche Infeetionskrankheiten. 471 Die Untersuchung der nach einiger Zeit getödteten Hammel ergab, dass im Körper keine Abnahme lebensfähiger Sporen ein- getreten war. i Durch die Schutzimpfung mit den Pasteur’schen Vaccins ist somit eine volle, durch den ganzen Körper sich erstreckende Immunität gegen Milzbrand erzielt worden. Dittrich (Prag). Nocard et Roux, Expe&riences sur la vaccination des ruminants contre la rage par injections intra- veineuses de virus rabique. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888. No. 7. S. 341.) Galtier war bereits 1881 auf Grund von Versuchen zu dem Schlusse gelangt, dass die intravenöse Injection von Wuthgift bei Schafen keine Wuth erzeuge, dagegen Immunität zu bewirken scheine Während aber Galtier zu seinen Impfungen sich nur des Speichels wuthkranker Hunde bedient hatte, wodurch die Re- sultate nothwendig an Präcision verloren, begannen die Verff. seit 1884 zahlreiche Versuche über die Schutzimpfung, wobei sie, Dank der im Laboratorium Pasteur’s unterdessen gemachten Fort- schritte, das Rückenmark wuthkranker Kaninchen und Hunde zu “ ihren Inoculationen verwendeten. Das wichtigste Resultat dieser Versuche ist: die intravenöse Injection von Rückenmark wuthkranker Thiere verursacht bei Schafen und Ziegen keine Rabies, bewirkt aber Immunität. Gleich- zeitige Kontrolversuche ergaben, dass die intravenöse Injection mit geringeren Dosen der gleichen Markemulsion bei Hunden und Kaninchen tödtliche Wuth erzeugte. Den Schafen und Ziegen muss somit eine wesentlich grössere Widerstandsfähigkeit gegen das Wuthgift zugeschrieben werden, merkwürdiger Weise indes nur bei Injection in das Blut. Bei Impfung in die vordere Augenkammer, bei subcutaner Inoculation oder auch beim Bisse wüthender Hunde erliegen diese Thiere sehr leicht dem Wuthgift. Das Blut scheint somit hier eine Abschwächung des Giftes zu be- wirken, und diese ist so bedeutend, dass selbst ziemlich grosse Dosen Markemulsion von Passage-Kaninchen, deren Gift auf Hunde bekanntlich viel heftiger wirkt als originäre Strassenwuth, ohne Nachtheil ertragen werden. . Die durch intravenöse Injection erlangte Immunität der Schafe und Ziegen ist bedeutend genug, um eine nachträgliche Inoculation von Wuthgift ins Auge, die schärfste Probe, der man die Thiere unterwerfen kann, unschädlich zu machen; diese Immunität dauert 9 Monate und etablirt sich sofort nach der vorgenommenen Schutz- impfung, wie im weiteren noch gezeigt wird. Zur Prüfung der Immunität wurde übrigens mit Strassenwuth geimpft, weil diese allein praktisch in Frage kommen kann. Ein Versuch an 11 schutz- geimpften Schafen mit dem virulenteren Gift von Passage-Kaninchen ergab dagegen zahlreiche Verluste an Wuth; nur 4 Thiere zeigten sich resistent. Einige Versuche über Schutzimpfung an Kühen und Kälbern hatten bis jetzt ungenügendes Resultat. Die intravenöse Injection 472 Sehutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. musste hier, wie es scheint, mehrmals und in grösseren Dosen wiederholt werden. Ein in dieser Weise schutzgeimpftes, von einem wüthenden Hunde vorher in die Nase gebissenes Pferd blieb nach 70 Tagen gesund. Doch beweist ein solcher Einzelfall, wie die Verff. selbst erwähnen, höchstens die Unschädlichkeit der Schutz- impfung. Die Verff. behandeln schliesslich die praktisch wichtigste Frage: ob es möglich ist, bereits gebissene Schafe durch die Schutz- impfung noch zu retten? Zur Entscheidung dieser Frage müsste eigentlich von einer grossen Zahl von gebissenen oder subcutan mit Wuth inficirten Schafen die Hälfte schutzgeimpft, die andere Hälfte aber zum Vergleich ohne Behandlung gelassen werden. Die Zahlen müssten möglichst gross sein, weil weder der Biss durch Hunde noch die subeutane Infection die Wuthkrankheit mit Sicher- heit hervorruft. Um diese Schwierigkeit zu umgehen, wurde be- schlossen, die Infection der Schafe mit Wuthgift durch die absolut sıcher wirkende intraoculäre Methode zu bewirken. Wenn gegen eine derartige Infection durch die Präventivimpfung Schutz gewährt wird, dann ist sicher anzunehmen, dass letztere auch gegen die subcutane Infection wirksam zu schützen im Stande sei. 4 algerische Schafe wurden intraoculär mit 3 Tropfen Markemulsion von einem an Strassenwuth verendeten Hunde geimpft. Zwei Tage danach erhielten 3 dieser Schafe je 1 ccm Markemulsion von einem Kaninchen der 153. Uebertragung. Das Kontrolthier wurde 14 Tage nachher von Wuth befallen, während von den schutzgeimpften zwei nach 19 und das dritte nach 23 Tagen an Wuth erkrankten. Der Er- folg äusserte sich hier bloss durch Verlängerung der Incubations- dauer. Auch ein weiterer Versuch an 4 Schafen hatte ungenügendes Resultat. Die Verff. schritten daher zu einem grösseren Versuch, um die. vorhandenen verschiedenen Möglichkeiten, namentlich in Betreff der zwischen Infection und Schutzimpfung verstrichenen Zeit gleichzeitig in das Experiment einzubeziehen. 12 Schafe wurden intraoculär mit je 2 Tropfen Markemulsion von einem an Strassenwuth verendeten Hunde geimpft. Ein weiteres Schaf, in gleicher Weise intraoculär infieirt, diente zur Kontrole, es erlag 13 Tage nachher an Wuth. Die 12 Thiere wurden in 3 Ab- theilungen getheilt, jede zu 4 Thieren. Bei der ersten Abtheilung begann die Behandlung 24 Stunden, bei der zweiten 48 und bei der dritten 72 Stunden nach der Infection. Die Behandlung be- stand in je zweimaliger Injection von Markemulsion von Kaninchen der 185. Uebertragung mit einem Intervall von 48 Stunden, und zwar erhielt je das erste Thier einer Abtheilung !/, ccm, das zweite 1 ccm, das dritte 2 ccm und das vierte 3 ccm Emulsion bei jeder Injection. Das Resultat dieses Versuches war, dass sämmtliche Schafe der ersten Abtheilung am Leben blieben, mit Ausnahme von Nr. 3, welches 29 Tage nach der intraoculären Infection erlag. Dagegen verendeten alle Thiere der 2. und 3. Abtheilung an Wuth inner- halb 12—21 Tagen. Hieraus ergiebt sich zunächst, dass ein Schutz überhaupt möglich ist, dass aber die Dosirung bei der Schutz- impfung keinen Einfluss übt, wohl aber in hervorragendem Maasse Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. 473 die Zeit, welche zwischen Infection mit wirksamem Gift und Schutz- impfung verstrichen ist. Schliesslich folgen noch Bemerkuigen über die Technik der Schutzimpfung, Bereitung der Emulsion, die im Original eingesehen werden wollen. Der Einstich in die Jugularvene geschieht durch die Haut, bei vorheriger centraler Compression der Vene. Die In- jecetion muss langsam geschehen; Zufälle wurden dabei nicht be- obachtet. . Buchner (München). Gamaleia, [Acad&mie des sciences, seance 20 aoüt 1888.] — (Semaine me6dicale. 1888. Nr. 34.) Löwenthal, W., Virus et vaccin chol6&rique. (Semaine med. 1888. Nr. 35.) In der Sitzung der Akademie vom 20. August theilte Pasteur die folgenden Entdeckungen von Gamaleia in Odessa in dessen Auftrage mit, von welchen sich G. verspricht, dass sie die Grund- lage für ein Schutzimpfungsverfahren gegen die Cholera asiatica abzugeben im Stande seien und zu deren weiterer Verfolgung G. seine eigene Person anbietet. Das Verfahren beruhe auf den Prin- cipien der progressiven Virulenz und der chemischen Vaccine. Es sei bekannt, dass die gewöhnlichen Cholerabacillenkulturen nur äusserst geringe Giftigkeit besässen, es sei aber leicht, ihnen eine äusserste Giftigkeit zu verleihen, wenn man sie nach der Passagedurch ein Meerschweinchen auf Tauben ver- impft; dann sterbe die Taube unter Choleraerscheinungen und der Mikroorganismus finde sich sogar im Blute der Taube. Nach einigen Passagen erlange er eine solche Giftiekeit, dass 1—2 Tropfen des Taubenblutes in 8—10 Stunden Tauben und noch kleinere Dosen auch Meerschweinchen tödteten. Mit diesem absolut giftigen Taubenblute nun constatirte G. die Thatsache der Immunität: Wenn er eine Taube zuerst mit der Kultur der gewöhnlichen Cholera impfte, so war sie dem durch die „Passage“ verstärkten Impfstoffe gegenüber refractär geworden. — Ferner ergab sich die weitere Thatsache, dass, wenn dies verstärkte Virus in Bouillon gezüchtet und die Kultur durch 20 Minuten auf 120° erhitzt wurde, so dass alle Keime abgetödtet waren, die Bouillon eine giftige Substanz gelöst enthielt, welche Tauben und Meerschweinchen in 20—24 Stunden unter Temperaturabfall und Erscheinungen der Hyperämie von Magen und Darm tödtete, und zwar Meerschweinchen in der Dose von 4 ccm, Tauben in der von 12 ccm. Spritzte man aber die tödtliche Dose nicht auf einmal ein, sondern ver- theilte sie auf mehrere Tage, so starben die Thiere nicht und wurden durch dies Verfahren refractär gegen die spätere Impfung mit dem starken Choleragift. Auf dieser einer strengen Dosirung zugänglichen Methode beruhe also das Verfahren der Schutzimpfung gegen die Cholera. Zu dieser vorstehenden Untersuchung macht Löwenthal eine vorläufige Mittheilung über seine im Koch’schen Laboratorium angestellten, bisher nicht zum Abschluss gekommenen Unter- suchungen über den Cholerabacillus, die ihn z. Th. zu ähnlichen 474 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Resultaten geführt haben. Er setzt als bekannt voraus, dass die im Laboratorium fortgezüchteten, ursprünglich virulenten Cholera- bacillen durch die mehrjährige Züchtung auf künstlichen Nähr- böden ihre Virulenz und ihre Giftigkeit verloren haben, es sei aber leicht möglich, ihnen beides wieder zu verleihen, und zwar gelang dies L. auf anderem Wege als Gamaleia, nämlich durch Züchtung auf einem besonderen Nährboden, der aus Fleisch, Pancreassatt, Leguminosensaft etc. zusammengesetzt war; doch bleibt noch fest- zustellen, welchem dieser Bestandtheile die Wirkung zukommt, welche Mengenverhältnisse und wie viel Zeit für die . erste Kultur erforderlich; nur so viel stehe fest, dass die Giftigkeit schon der ersten Generation nach 24 Stunden auftritt und mit der Dauer der Kultivirung und der Zahl der Generationen zuzunehmen scheint. Natürlich hat sich auch L. die Frage nach der Immunität durch lösliche Substanzen vorgelegt und mehrmals beobachtet, dass Mäuse, die sich von der ersten, schwächeren Injection erholten, sich refractär gegen eine spätere erwiesen; eine Maus, welche zwei Injectionen sterilisirter Bouillon ertragen hatte, blieb sogar gegen zwei weitere Injectionen einer äusserst starken Kultur refractär, aber sie erlag einer dritten Einspritzung (im Ganzen der fünften), welche 14 Tage später erfolgte, während die ersten Injectionen von Kultur 2 resp. 4 Tage nach der Schutzimpfung erfolgt waren. Eine andere Maus, die sich gegen Injectionen als refractär erwiesen hatte, erlag einer Infection vom Verdauungscanal aus. Danach wären also in Be- zug auf die Immunität noch zwei wichtige Fragen erst aufzuklären, ehe man an therapeutische Verwendung dächte, nämlich erstens, ob die Immunität sich nicht auf einen begrenzten, vielleicht sehr kurzen Zeitraum beschränkte, und zweitens, ob sie nicht macht- los sei gegenüber einer Infection vom Magen aus, demjenigen Wege, welcher bei der Cholera im Gegensatz zur Lyssa in Frage käme. L. beabsichtigt seine Versuche nach dieser Richtung fortzusetzen. A. Gottstein (Berlin). Entwickiungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Smirnow, 6., Ueber das Wesen der Abschwächung pa- thogener Bakterien. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. 1888. Seite 231.) Die verschiedenen Agentien, durch welche bisher eine Ab- schwächung pathogener Bakterien erreicht‘ wurde, besitzen sämmt- lich die Eigenschaft, die Bakterien bei mässiger Anwendung abzu- schwächen, bei forcirter Anwendung dagegen zu tödten. Daraus kann man mit grosser Wahrscheinlichkeit schliessen, dass bei einer solchen Abschwächung eine direkte Schädigung und eine Degene- ration der pathogenen Bakterien stattfindet. Bisher, hat man die en Lu nn Entwicklungshommung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten, 475 Abschwächung meistens als den Verlust einer bestimmten Eigen- schaft der Bakterien, nämlich der Virulenz gegen Thiere, aufge- fasst und deshalb den Degenerationsveränderungen derselben Keine weitere Aufmerksamkeit zugewendet. Die Wachsthumsverlang- samung abgeschwächter Bakterien wurde von den Autoren, welche sich bis jetzt mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, theils gar nicht bemerkt, theils falsch gedeutet. Smirnow hat nun eiue Reihe von Untersuchungen angestellt, welche klarlegen sollten, ob es sich bei der Abschwächung um einen allgemeinen Degenerationsvorgang handelt. Die Untersuchun- gen wurden mit den Bacillen des Milzbrandes, des Schweineroth- laufes und der Hühnercholera vorgenommen. Zur Gewinnung abgeschwächter Milzbrandkulturen bediente sich Verfasser der Toussaint-Chauveau’schen Methode der kurz dauernden Erwärmung. Schon nach einer 10—15 Minuten dauernden Bohn ätnrihe auf ‚50° C war eine durch Impfungen von Thieren sichergestellte Ab- schwächung der Milzbrandbacillen eingetreten. Dieselbe war je- doch sehr wenig haltbar, denn, wurden von diesem abgeschwächten Material Kulturen angelegt, so hatte meistens schon in erster Ge- neration volle Rückkehr der Virulenz stattgefunden. ‚Eine haltbare Abschwächung wurde erst bei einer 30—35 Minuten währenden Erwärmung auf 50° erreicht. Bei längerer Erwärmung wurden die bacillen regelmässig abgetödtet. ‘ Um feine Abstufungen in dem Grade der Abschwächung zu erhalten, wandte Verfasser die Methode von Pasteur an, welche auf einer langdauernden Erwärmung auf 42,4 C beruht. Je länger die Erwärmung dauerte, desto bedeutender war die Abschwächung. Sie wurde verschieden lang, von 16 bis zu 35 Tagen vorgenommen. Die durch 35 Tage dauernde Erwärmung gewonnenen Vaccins tödteten Mäuse niemals mehr, während Kaninchen schon gegen- über Milzbrandvaceins von 16 und 18 Tagen sich refractär verhielten. Die Versuche, Vaccins des Schweinerothlaufes durch die Pasteur’sche Methode der Abschwächung durch Uebertragung auf Kaninchen zu erhalten, misslangen. Versuche mit 2 Vaccins von Schweinerothlauf, welche Verf. aus dem Pasteur’schen La- boratorium erhielt, zeigten, dass dieselben viel weniger virulent waren als die aus den Organen des Schweines gezüchteten Bacillen. Bedeutendere Unterschiede in dem Abschwächungsgrade des I. und II. Vaceins konnten durch Thierversuche nicht constatirt werden. Ebenso verwendete Verf. virulente und abgeschwächte Kulturen von Hühnercholera. Die Wachsthumsunterschiede der virulenten und der abge- schwächten Bacillen treten schon in Kulturen in flüssigen, ganz besonders aber auf festen Nährmedien (10°/,ige Nährgelatine und Agar) deutlich hervor. Verfasser versuchte auch durch Bestimmung der Vermehrungs- geschwindigkeit der einzelnen Bakterien durch Zählen der Kolo- nieen die verminderte Proliferationsenergie der abgeschwächten Bacillen, und zwar der Milzbrandbacillen, nachzuweisen. Dabei 476 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. traten jedoch Verhältnisse auf, welche einen Vergleich der aus verschiedenen Versuchen stammenden Resultate nicht zuliessen. Dagegen ging aus jedem einzelnen Versuche hervor, dass die Vac- cius bedeutend langsamer sich vermehrten als die virulenten Bacillen, und dass die letzteren die am stärksten abgeschwächten Vaceins um das Doppelte bis Vierfache an Wachstliumsenergie übertrafen. Ausserdem verglich Verf. zur Bestimmung der Wachsthums- energie auch die Grösse gleich alter Kolonieen auf Plattenkulturen. Das Resultat war analog demjenigen, welches durch die Zählung der Kolonieen erzielt worden war. Schliesslich prüfte Smirnow die Resistenz der virulenten und abgeschwächten Bacillen gegen Desinficientien, und zwar gegen Carbolsäure und Salzsäure. Diese Versuche bezogen sich einerseits auf die Entwicklungshemmung und andererseits auf die Tödtung der Mikroorganismen. Die Tödtungsversuche wurden nur an Milzbrand- bacillen, die Entwicklungshemmungsversuche an den Bacillen des Milz- brandes, des Schweinerothlaufes und der Hühnercholera vorgenommen. Aus diesen Untersuchungen ging hervor, dass im Allgemeinen die Empfindlichkeit gegen die Desinfectionsmittel sich proportional dem Grade der Abschwächung steigert. Bei der Abschwächung handelt es sich sonach um eine wirk- liche allgemeine Degeneration der Bacillen, welche in einer ver- minderten Wachsthumsenergie und in einer grösseren Empfindlich- keit gegen schädigende Einflüsse ihren Ausdruck findet. Die Viru- lenz geht einher mit der höchsten Lebens- und Widerstandskraft der pathogenen Mikroorganismen. Dittrich (Prag). Bitter, H, Kommt durch die Entwicklung von Bak- terien im lebenden Körper eine Erschöpfung des- selben an Bakterien-Nährstoffen zu Stande? (Zeit- schrift für Hygiene. Bd. IV. 1888. Seite 291.) Bitter führt mehrere Thatsachen an, welche die Unzulässig- keit einer Erklärung der Immunität durch Erschöpfung des Nähr- bodens darthun. Selbst wenn bei Infection mit virulenten Mikroorganismen diese sich im Blute sehr stark vermehren, so tritt trotzdem keine merk- liche Erschöpfung der Körpersäfte an Nährstoffen ein. Dies konnte Verfasser für das Blut von auf der Höhe einer Erkrankung an Milzbrand, Schweinerothlauf und Hühnercholera stehenden Thieren nachweisen. Als Versuchsthiere kamen für Milz- brand und Hühnercholera Kaninchen, für Schweinerothlauf Tauben in Anwendung. Bei den in Folge dieser Infectionen verendeten Thieren wurde vor oder gleich nach dem Tode die Menge der im Blute vorhan- denen Bacillen durch die mikroskopische Untersuchung annähernd fest- gestellt und sodann eine geringe Blutmenge in einer feuchten Kam- mer bei 35 bis 37° continuirlich unter dem Mikroskope beobachtet. Dabei stellte sich heraus, dass im Blute der an Milzbrand verstorbenen Kaninchen gleich nach der Blutabnahme stets ziem- F f » | Neue Litteratur. 477 lich reichliche, aber nur kurze oder mittellange Milzbrandbacillen sich vorfanden. Schon nach einer Stunde wurde eine Verlängerung der Bacillen zu Fäden wahrgenommen und nach 8 bis 10 Stunden war der ganze Bluttropfen von einem dichten Filz von Milzbrand- bacillen vollständig durchwachsen. Die Zahl der Milzbrandbacillen war während dieser Zeit enorm angewachsen, ein Beweis dafür, dass selbst beim Tode der milzbrandkranken Thiere in deren Blute noch reichliche Nährstoffe für die Milzbrandbacillen vorhanden waren. Analog gestalteten sich die Verhältnisse beim Schweineroth- laufe und bei der Hühnercholera. Ausserdem verglich der Autor die Wachsthumsverhältnisse von Milzbrandbacillen und Schweinerothlaufbacillen einerseits auf Nährsubstraten, welche aus dem Fleische gesunder Thiere, und andererseits auf solchen, welche aus dem Fleische inficirter Thiere hergestellt worden waren. Das Ergebniss war, dass dar Bacillus anthraeis in er bouillon und Milzbrandgelatine ohne Peptonzusatz die gleiche üppige Entwicklung zeigte, wie auf den analogen Nährböden aus nor- malem Kaninchenfleisch, und dass bei Peptonzusatz das Wachs- thum in beiden Fällen in gleicher Weise nur wenig besser wurde. Auch das Blut, sowie das flüssige und erstarrte Blutserum von gegen Milzbrand immunisirten Hammeln und Kaninchen er- wiesen sich für Milzbrandbacillen als ebenso gute Nährmedien wie das Blut und das Blutserum von für Milzbrand empfänglichen Thieren. Aus diesen Versuchsresultaten geht sonach hervor, dass die Immunität gegen die 3 acuten Septikämien, Milzbrand, Schweine- rothlauf und Hühnercholera, nicht durch Erschöpfung der Körper- säfte an irgend einem Nährstoff bedingt sein kann. Dittrich (Prag). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin, Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Günther, C., Die wichtigsten Vorkommnisse des Jahres 1887 auf dem Gebiete RAN (Deutsche medie. Wochenschr. 1888. No. 37. p. 757 —758.) chluss Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Nahrungs- und Genussmittel, Gebrauchsgegenstände. Mecklenburg-Schwerin. Ministerialerlass, betr. die Ausübung der ee 500) 7. Juni 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888, No. 33. Be 478 Neue Litteratur. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infectiöse Allgemeinkrankheiten. 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Jahrg. 1888. SED) IV. Band. No. 16. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. —9% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die Redaction des „Centralblatis für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Neue Studien über die Pebrine-Krankheit der Seidenspinner, Von Kreisphysikus Dr. A. Tenholt in Nordhausen. Im vorigen Jahre wurden die hiesigen Seidenraupen-Züchtereien von der unter dem Namen „Fleckenkrankheit der Seidenraupen“ bekannten Seuche heimgesucht. Nach Verlauf von wenigen Wochen war die Zucht fast ganz ruinirt; in einem einzigen Zuchtlocale fielen z. B. innerhalb einer Woche viele Tausend Stück. Die Thiere faulten, unter der Entwicklung der bekannten gelb- braunen bis schwarzen Flecken auf der Haut, sozusagen bei leben- al 482 | Tenholt, digem Leibe, die Kadaver gingen noch schneller in putride Zer- setzung über. Meine diesbezüglichen Beobachtungen und Studien, veröffent- licht in den Correspondenzblättern des Allg. ärztl. Vereins von Thüringen, No. 11. 1887 und No. 2. 1888 konnten, wenngleich sie beim ersten Eindruck, den der pathologisch -anatomische Befund machte, durchaus verneinend ausfielen, die nicht mehr neue Streit- frage nach der pathogenen Natur der Pebrine — Cornalia’s Kör- perchen, Nosema: Bombycis, Panhistophyton ovatum — zu einer definitiven Lösung nicht befördern. Ich musste vielmehr, gestützt auf die Arbeiten von Balbiani (Lecons sur les Sporozaires, Paris 1885) und L. Pfeiffer (Beitrag zur Kenntniss der pathogenen Gregarinen, Zeitschrift für Hygiene. Bd. III. 1883) mit dem Ge- danken vertraut werden, dass die polyedrischen Körperchen, welche ich bei allen kranken Raupen fand, bei den gesunden aber vermisste und daher als pathogene betrachtete, keine Organismen sui generis, sondern nur Stufen in der sehr complieirten Entwick- lung der Pebrine, der Microsporidien Balbiani’s seien. Bei beginnender diesjähriger Saison hatte ich nun, gemein- schaftlich mit dem Züchter, Herrn Tuch, dem ich an dieser Stelle für seine Mühe und Sorgfalt meinen Dank abstatte, einen besimmten Plan entworfen, um in erster Linie die Züchterei vor einer Wiederkehr der Seuche zu bewahren, in zweiter Linie aber das Pebrine-Räthsel zur endgültigen Lösung zu bringen. Es wurden zwei Zuchtreihen hergestellt, in der ersten nur Eier von pebrinefreien Schmetterlingen, in der zweiten nur Eier von pebrinösen Schmetterlingen. Es liegt auf der Hand, dass der erste Versuch, falls nämlich die von pebrinefreien Schmetterlingen abstammenden Raupen von der Fleckenkrankheit verschont blieben, noch nicht die pathogene Natur der Pebrine beweisen würde; da- hingegen musste der Beweis ein schlagender sein, wenn, ausser diesem negativen Ergebnisse der ersten Reihe, die zweite Reihe die charakteristische Fleckenkrankheit, bei gleichzeitigem Vorhanden- sein der Körperchen, bringen würde. Hierbei muss ich als be- kannt voraussetzen, dass erfahrungsgemäss die Pebrine-Körperchen von den Schmetterlingen auf ihre Eier und von den Eiern auf die Raupen übergehen. Wir durften also, wenn, wie es die franzö- sischen Forscher annehmen, die Pebrine die Ursache der Flecken- krankheit ist, das vorhin angedeutete Resultat unserer Versuchs- reihen erwarten. Allein es kam anders. Um die Mitte Februar erhielt die hiesige Züchterei eine an- sehnliche Sendung Cocons der Saturnia Pernyi aus China, ausser- dem hatten wir ein kleines Lager Cocons hiesiger 2. Zucht vorigen Jahres überwintert. Das letzte stammte von Raupen, welche die Seuche nicht gehabt hatten. Aus diesem Material wurden unsere Versuchsreihen aufgebaut, ganz nach dem Muster der von Pasteur in Frankreich eingeführten Zellen-Grainage. Das Auskriechen der Schmetterlinge begann Anfangs Mai; nach erfolgter Copulation wurde jedes Paar in einem freihängenden Beutel von Gaze, bis nach vollbrachtem Eierlegen, isolirt, hierauf jedes Paar mikrosko- Neue Studien über die Pehrine-Krankheit der Seidenspinner. 483 pisch untersucht, um schliesslich die Eier von den nicht pebrinösen Schmetterlingen in der Versuchsreihe I, die von den pebrinösen in der Versuchsreihe II unterzubringen. Dabei machte ich schon die erstaunliche, auch anderen Forschern nicht entgangene Wahrneh- mung, wie ungemein häufig der Pebrine-Parasit unter den Schmet- terlingen verbreitet ist. Am 5. Mai fand ich beispielsweise unter einer Anzahl derselben 12°/,, am 8. Mai 16°/,, am 12. Mai 7°/,, am 14. Mai 41°/,, am 18. Mai 47 °/, und Ende Mai sogar 80 °/, pebrinös. Ich habe kaum zu erwähnen, dass die Untersuchungen unter bakterioskopischen Cautelen vorgenommen wurden, dass ich namentlich sämmtliche Instrumente, welche pebrinöse Körper be- rührt hatten, vor fernerem Gebrauch ausglühte. Die pebrinösen Schmetterlinge waren äusserlich, durch die makroskopische Besichtigung, von gesunden nicht zu unterscheiden; selbst bei sehr stark inficirten habe ich schwarze Flecke nicht wahr- genommen, wie solche von Maillot (Lecons sur le ver ä soie du Murier, Paris 1885) beschrieben werden. „Chez les sujets le plus profondement envahis.... les flancs sont noiratres‘ (S. 240). — Vielleicht könnte ich sagen, dass die pebrinösen Schmetterlinge etwas kleiner waren, als die pebrinefreien. Diesem Umstande möchte - ich auch die Thatsache zuschreiben, dass die später untersuchten Thiere, d. h. also die später ausgekrochenen, zu einem höheren Procentsatze befallen waren, als die früheren; in Folge ihrer durch den Parasiten geschwächten Constitution gebrauchten sie längere Zeit zur Reife und zum Durchbruch der Cocons. Die Entwicklung der Eier beider Reihen, die selbstredend unter gleichen äusserlichen Bedingungen, Licht, Luft, Temperatur, nur räumlich getrennt gehalten wurden, ging, wie vorauszusehen, nicht ganz gleichmässig vor sich. Wenn überhaupt auch in allen Züch- tereien regelmässig. ein nennenswerther Procentsatz der Eier die Reife nicht erlangt, so war doch hier dieser Procentsatz in Reihe II erheblich grösser als in Reihe I. In einigen Fällen hatte ich das Glück, das Auskriechen resp. das misslungene Auskriechen zu beobachten. Das junge Räupchen durchnagte die Eischale — ich konnte wahrnehmen, wie es allmählich erlahmte und schliesslich von seiner Arbeit abliess; das hinreichende Lumen der Ausgangs- pforte wurde trotz 24stündiger Arbeit nicht fertig, das Thierchen ging unter in seiner Schale. Die Untersuchung ergab einen ziem- lich starken Gehalt des Körpers an Pebrine, auch die innere Fläche der Eischale, die Eihaut, enthielt Pebrine-Körperchen. Es kann also, wie ich beiläufig bemerke, auch eine Infection mit Pebrine durch das Auskriechen stattfinden, selbst wenn nicht der Embryo, sondern bloss die Schale die Körperchen enthält. Sämmtliche junge Raupen I. und II. Reihe behielten in der weiteren Entwicklung gleichen, äusserlich wenigstens nicht zu unter- scheidenden Schritt bis über die zweite Häutung hinaus. Von hier an aber gestaltete sich die Entwicklung merklich verschieden. Die Raupen von den nicht pebrinösen Schmetterlingen erreichten die 3. und 4. Häutung ganz regelmässig und lieferten gute Cocons; von 100 Raupen I. Reihe gingen nur 8 Stück ein, ein sehr günstiges 31* 484 Tenholt, Resultat. Von diesen 8 Stück waren 7 frei von Pebrine, das 8. enthielt diese Körperchen, jedoch keine Spur von Flecken. Auf welche Weise dies einzelne Individuum hier pebrinös geworden ist, bleibt räthselhaft. Mit der II. Zuchtreihe, der von den pebrinösen Schmetterlingen, ging es sehr misslich — es gingen 83°, zu Grunde. Aber durchaus nicht, wie wir zuerst erwarteten, an der Fleckenkrankheit, auch nicht unter dem rapiden, foudroyanten Ver- lauf jener Seuche, sondern nach und nach, im Verlauf von 5—6 Wochen, indem sich die Periode der einzelnen Häutung in die Länge zog. Ein Theil ging zwischen 3. und 4., der grössere Theil aber erst nach 4. Häutung, kurz vor dem Einspinnen zu Grunde. Das Bild dieser Krankheit war mehr das eines Siechthums, als einer Seuche; die Thiere blieben in der Entwicklung zurück, be- hielten aber ihre grüne Farbe, von Flecken war niemals eine Spur zu entdecken, selbst nach eingetretenem Tode nicht. Die Ver- wesung ging viel langsamer vor sich, als bei der vorjährigen Epi- zootie; viele Kadaver zeigten noch am 3. Tage die grüne Farbe. In einzelnen Fällen waren die Kopfpfröpfe etwas weich, in vielen Fällen zeigten sie die normale Furchung, kurzum das Bild war diesmal ein ganz anderes. Unter den gefallenen waren nur 4°), pebrinefrei, bei den übrigen fanden sich, bald in geringerem Maasse, bald herdenweise, oder gar wie in Reinkulturen die Pebrine-Kör- perchen. Auch die Vegetativ-Formen der letzteren, vom Sarcode- Klümpchen bis zur reifen, mit den ausgebildeten Mikrosporidien gefüllten Kapsel wurden häufig beobachtet. Ganz auffällig war es, dass fast bei allen pebrinösen Raupen das Spinnorgan in der Ent- wicklung derartig zurückgeblieben war, dass man es nur mit Mühe aufzufinden vermochte. Wahrscheinlich verhindert bei den von Geburt an inficirten Raupen die Pebrine-Invasion die Weiterent- wicklung dieses Organs, und es gehen daher diese Thiere erst kurz vor dem Einspinnen zu Grunde, da sie des natürlichen Werkzeuges der weiteren Entwicklung beraubt sind. Bei denjenigen Indivi- duen aber, welche dem parasitären Gast gegenüber hinreichende Widerstandskraft besitzen, gelangt das Spinnorgan zur Ausbildung und das Insekt, trotz Pebrine, zum Schmetterling. Dass nur wenige Exemplare unserer zweiten Reihe dies erreichten, erscheint nicht wunderbar, da sie doch unzweifelhaft sämmtlich von Geburt an pebrinös waren und dem Parasiten die denkbar günstigste Gelegen- heit zu seiner Entwicklung darboten. Wenn trotzdem die Flecken- krankheit nicht auftrat, so ist hierdurch, meines Erachtens, un- zweifelhaft bewiesen, dass die Pebrine das pathogene Agens jener Seuche nicht ist. Die wenigen (12°/,) zur Puppe gelangten Raupen 2. Reihe zeigten in den Puppen sämmtlich, in jedem Präparat, Pebrine-Körperchen. - Nach der Ansicht Pasteur’s (Maillot |. c.. p. 100) liefern von pebrinösen Raupen nur die erst nach 4. Häu- tung befallenen noch fertige Cocons. Unsere Versuche sprechen hiergegen; denn ich müsste sonst annehmen, dass jene 12 Raupen nicht, wie die übrigen Generationsgenossen, von Geburt an, son- dern erst später, etwa durch den Koth der inficirten, befallen wur- den, eine Annahme, die sich durch nichts unterstützen lässt. Die EEE A pr Neue Studien über die Pebrine-Krankheit der Seidenspinner. 485 Verbreitung der Pebrine durch das Futter ist zwar möglich, aber, worauf ich noch zurückkommen werde, gewiss sehr selten. Dann aber dürfte es geradezu unmöglich sein, den Zeitpunkt der Infection festzustellen. Meine diesjährigen Beobachtungen, im Anschlusse an die vor- jährigen, berechtigen mich zu dem Ausspruche: Pebrine-Krankheit und Fleckenkrankheit sind nicht identisch, sondern zwei ganz ver- schiedene Krankheiten. Der Pebrine-Parasit ist unter den Seiden- spinnern vielleicht mehr verbreitet als bei irgend einem anderen Insekt, aber er ist, in mässiger Zahl vorhanden, ein ziemlich harm- loser Gast seines Wirthes; nur wenn er Zeit hat, sein ganzes Da- sein in der Raupe zu entwickeln, namentlich wenn schon die Eier pebrinös sind, gelingt es ihm, seinen Wirth zu ruiniren, indem in Folge seiner Invasion die Darmmuskulatur fettig degenerirt und auch die übrigen Organe, namentlich die Spinndrüsen, die Haut, das Blut einem destructiven Processe anheimfallen. Jene Thatsache meiner vorjährigen Beobachtung, dass zahl- reiche mit der Fleckenkrankheit behaftete Raupen keine Pebrine- Körperchen nachweisen liessen, ist nicht wegzuleugnen. Den Aus- weg, welchen ich damals, eingenommen von den erwähnten ausge- zeichneten Werken Maillot’s und Balbiani’s, einschlug, um diese Erscheinung zu deuten, indem ich die polyedrischen Körper- chen für Zwischenstufen in der Entwicklung der Mikrosporidien hielt, war ein Irrweg. Ich habe jene Körperchen und die damit gefüllten Kapseln um die Tracheen bei meiner diesjährigen Unter- suchung nicht wieder beobachtet. Es kommt auch nicht vor, dass pebrinöse Raupen ausschliesslich die vegetativen Formen und nicht gleichzeitig die Dauerformen darbieten. Wenn man bei einge- gangenen Raupen zuweilen nur wenige Pebrine-Körperchen findet, dann zeigt sich aber in der Regel eine hochgradige fettige Dege- neration der Muskulatur so eigenthümlicher Art, dass man hier eine voraufgegangene Einwanderung jener Körperchen annehmen muss. Man findet unter solchen Umständen psorospermienförmige Streifen und Schläuche, welche massenhaft die Muskulatur durch- ziehen. Nach Mittheilungen zuverlässiger Züchter sollen überall, hier sowohl wie in China, durchschnittlich ca. 20 °/, der Raupen über- haupt richt zum Einspinnen gelangen. Vielleicht ist die Pebrine die Hauptursache dieser Erscheinung. Wenn man bisher bei der Fleckenkrankheit so häufig Pebrine fand, so erklärt sich dies ein- fach aus der grossen Verbreitung dieses Parasiten beim Seiden- spinner und aus der a priori zulässigen Annahme, dass die durch Pebrine bereits geschwächten Individuen eher der Flecken-Seuche unterliegen als die pebrinefreien. Die Fleckenkrankheit ist eine Infectionskrankheit mit exan- thematischem Charakter. Das Bild, welches Maillot davon ent- wirft, entspricht ganz unserer vorjährigen Seuche, aber durchaus nicht dem diesjährigen Siechthum unserer zweiten Reihe. Ich vermuthe, dass das pathogene Agens der Fleckenkrank- heit irgend ein Spaltpilz ist; der rapide Verlauf der Seuche spricht 486 Tenholt, Neue Studien über die Pebrine-Krankheit der Seidenspinner, dafür. Die langsame, complicirte Fortpflanzung der Mikrosporidien macht es unwahrscheinlich, dass sie das Wesen einer so foudroyant verlaufenden Seuche sein können. Für den Seidenbau aber ergiebt meine Beobachtung die Lehre, dass die mikroskopische Untersuchung der Schmetterlinge auf Pebrine in Bezug auf die Fleckenkrankheit von keinem prophy- laktischen Werth ist; sie ist lediglich geeignet, das Pebrine-Siech- thum zu verhüten, was ich keineswegs unterschätzen will. Es ge- hört jedoch dazu ein gutes Mikroskop, mindestens von der Güte eines Zeiss DD Oc. 2, sowie auch ein geschulter Sachverständiger. Es giebt unter den Uraten der Raupen krystallinische Körperchen, die zuweilen erst durch Anwendung von !/,, homogen von Pebrine unterschieden werden können. Vielleicht wird durch die naturgemässe Züchtung der Raupen im Walde die Widerstandsfähigkeit derselben gegen Pebrine er- höht, zumal wir sehen, dass schon bei der Local-Züchtung die Empfänglichkeit bei verschiedenen Individuen verschieden ist. Ich hatte, um das Balbiani’sche Experiment zu wiederholen, ganz junge von pebrinefreien Schmetterlingen stammende Räupchen mit Pebrine gefüttert in der Weise, dass ich Eichenblätter an den Rändern mit einem stark pebrinehaltigen Brei bestrich. Die Thiere verzehrten sämmtlich vor meinen Augen die bestrichenen Ränder. Von den 8 Raupen blieben vier ganz frei von Pebrine, eine wurde durchaus pebrinös, die drei übrigen zeigten ganz vereinzelte Kör- perchen und Vegetativformen. Im Kothe sämmtlicher Räupchen fanden sich, wenngleich sehr vereinzelt, die Körperchen wieder. Der Ansicht Maillot’s, dass die Verbreitung der Pebrine durch das Futter stattfinde — c'est toujours par le tube digestif de l’animal que le parasit s’introduit (l. c. p. 99) kann ich nicht zustimmen, ich glaube vielmehr, dass die Vererbung die Haupt- rolle spielt. Sonst würde auch die mikroskopische Untersuchung der Schmetterlinge auf Pebrine nicht den Werth haben, den sie thatsächlich hat. Nordhausen, 5. September 1888. Malerba, P., e Sanna-Salaris, @, Ricerche sul Gliscro- batterio. (Rendiconto della R. Accademia delle Scienze fis. e mat. di Napoli. 1888. Fasc. 6.) Die Verff. fanden in einem schleimig beschaffenen, zähflüssigen, übrigens geruchlosen und sauer reagirenden Harn einer 50jährigen Frau eine Bakterienart, welche sie als „Gliscrobatterio“ (von yAioxgogs Schleimig) bezeichnen. Derart beschaffener Harn wird von der übrigens gesunden Frau schon seit 2 Jahren ohne Be- schwerden abgesondert. Die schleimige, fadenziehende Beschaffen- heit ist durch das Gliscrobacterium bedingt, da dieselbe nicht nur durch Uebertragung in jedem beliebigen Harn, sondern auch in anderen Nährmedien, z. B. Fleischbrühe, Milch u. s. w., hervor- gerufen werden kann, Bakterien im Harn. — Abscesse. 487 Das Gliscrobaeterium bildet Ovalformen von 0,57—1,14 u Länge und 0,41 u Breite. Dasselbe wächst reichlich auf allen ge- bräuchlichen Nährmedien und färbt sich nach den gewöhnlichen Methoden. Das Verhalten auf den verschiedenen Nährböden wird genau beschrieben, ebenso der Einfluss der Temperatur, der Aus- trocknung u. s. w. Auffallend ist die grosse Unempfindlichkeit gegen Säuren. Sogar im Magensaft des Hundes vermag diese Bakterienart sich zu vermehren. Die mitgetheilten Thierversuche haben zu einem bestimmten Resultate bisher nicht geführt. Eine Tafel mit guten Abbildungen erläutert die mikroskopische und die Kolonieenform des Gliscrobacterium. Um die Beschaffenheit der schleimigen Substanz zu erforschen, wurden grössere Mengen stark schleimigen Harnes durch Chamber- land’sche Filter gepresst, um auf diese Weise die schleimige Sub- stanz von den Bakterien selbst zu trennen. Aus dem Filtrat wurde mittels Alkohol die schleimige Substanz gefällt, ausgewaschen und schliesslich getrocknet. Dieselbe zeigte sich löslich in Mineral- säuren und nebenbei stickstoffhaltig, hinterliess beim Glühen kalk- haltige Asche, war also nicht rein. Die Verff. wagen daher kein Urtheil über die Substanz abzugeben, glauben aber, dass es sich nicht um etwas den Bakterien selbst Angehöriges, sondern um ein Produkt der chemischen Thätigkeit der letzteren handeln müsse, weil es möglich ist, durch Chamberland’s Filter ein schleimiges und doch keimfreies Filtrat zu gewinnen. [Den Verffn. scheint un- bekannt, dass das Schleimigwerden auf übermässiger Membranent- wicklung, z. B. bei Leuconostoc mesenterioides — und theilweiser schleimiger Metamorphose der äusseren Schichten der Membran be- ruht. Diese schleimig gewordenen Membrantheile können durch das Filter gehen, während die Bakterien selbst zurückbleiben. Ein solcher Schleim ist durch Auswaschen natürlich sehr schwer rein zu bekommen. Ref.] Buchner (München). Hohnfeldt, E. A, Ueber die Histogenese der durch Staphylococcus-Invasion hervorgerufenen Binde- gsewebsabscesse. (Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Redigirt von Ziegler und Nauwerck. Bd. II. 1888. S. 343.) Verf. hat sein Augenmerk ganz besonders auf die Abstammung der den Eiter zusammensetzenden zelligen Elemente gerichtet. Er ging in der Weise vor, dass er Aufschwemmungen von Kulturen von Staphylococcus aureus Kaninchen subcutan injicirte, wodurch er typische Abscessbildung erzielte. Die infiltrirten Stellen wurden verschieden lange Zeit nach der Injection exceidirt und mikroskopisch untersucht. Es stellte sich dabei heraus, dass die Staphylokokken bei ihrer Wucherung ganz diffus und regellos in das Gewebe eindringen und sich daselbst verbreiten. Die Kokken gelangen schon frühzeitig in die Wandung der den Infectionsherd umgebenden Blutgefässe. Die Wirkung der Kokken ist wesentlich eine chemische; sie ist direkt in dem Lebensprocesse der Mikroorganismen begründet, | 488 Abscesse. — Tuberculose. Die pyogene Wirkung der Kokken ist hauptsächlich dadurch zu erklären, dass sie den Zellen der sie umgebenden Gewebe, also auch der Gefässwände, die zu ihrer Erhaltung nothwendige Ernährungs- flüssigkeit entziehen und für sich verbrauchen. Anfangs wird die Zufuhr von Nahrungssäften gesteigert, die Zellen und Bindegewebs- balken werden stärker mit Ernährungstlüssigkeit getränkt. In Folge dessen vermehren sich die Kokken desto stärker. Die Zellen ver- lieren dadurch ihren Gehalt an Flüssigkeit, sie schrumpfen und zer- fallen schliesslich zu einem körnigen Detritus. In diesem gehen die Kokken selbst in Folge ungenügender Nahrung ebenfalls zu Grunde. Die Kokken wirken aber ausserdem auch durch Decomposition der Stoffe, von denen sie sich nähren. Nach den Untersuchungen des Verf. bestehen die pathogenen Wirkungen der Staphylokokken in der Herbeiführung einer Emi- grationsentzündung, welche ihre Erklärung in der mit der Kokken- wucherung direkt zusammenhängenden Ernährungsstörung der Ge- fässwandung findet, und ausserdem in der Verhütung der Ge- rinnung des austretenden, an sich gerinnungsfähigen Exsudates und der Einschmelzung und Verflüssigung des infiltrirten Gewebes. Diese letztere Erscheinung könnte durch die Annahme erklärt werden, dass die Kokken den Faserstoff und die leimgebende Substanz des Bindegewebes peptonisiren; andererseits käme hier aber auch die Möglichkeit in Betracht, dass die proliferirenden Kokken aus den Geweben, welche sie bei ihrer Thätigkeit zerlegen, ein peptonisiren- des Ferment abspalten. Die den Staphylokokkeneiter zusammensetzenden Zellen waren durchwegs Leukocyten und zwar mehrkernige, protoplasmareiche Leukocyten und stammten sämmtlich aus den durch die Kokken alterirten Gefässen. Den Leukocyten eine phagocytäre Rolle zuzusprechen, ist Ver- fasser nach seinen Untersuchungen nicht in der Lage. Er ist viel- mehr der Ansicht, dass die Kokken in den Eiterkörperchen einen guten Nährboden finden und sie schliesslich vernichten. Dittrich (Prag). Piskacek, Ueber die Tuberculose der Brustdrüse. (Wiener medic. Jahrbücher. 1887. S. 613.) | Piskacek hat von 8 klinisch beobachteten Fällen von Tu- berculose der Brustdrüse in 2 Fällen, in welchen die erkrankte Mamma amputirt worden war, eine histologisch-bakteriologische Untersuchung vorgenommen. Die histologische Untersuchung ergab stets das Bild einer typischen infiltrirten Tuberculose, wobei sich inmitten des Granu- lationsgewebes auch zahlreiche, central verkäste Miliartuberkel mit Riesenzellen vorfanden. In einem dieser beiden Fälle waren aller- dings nur sehr spärliche Tuberkelbacillen in dem diffus von Rund- zellen infiltrirtem Gewebe, ferner in den umschriebenen tubercu- lösen Herden und auch in den Riesenzellen vorhanden gewesen. Im zweiten Falle ergab die Untersuchung auf Tuberkelbacillen ein vollständig negatives Resultat. Tubereulose, 489 In den übrigen Fällen wurde Eiter auf Tuberkelbacillen unter- sucht, jedoch immer mit negativem Erfolge, welchen Umstand P. darauf zurückführt, dass der Process, als die betreffenden Indivi- duen zur klinischen Beobachtung kamen, stets bereits sehr weit vorgeschritten war. Dittrich (Prag). Lesser, von, Zur Impftuberculose von der Haut aus. (Deutsche Medicinische Wochenschrift. 1888. Nr. 29.) v. Lesser führt zu den bekannten einen neuen Fall von Hauttuberculose an, der durch Infection zu Stande gekommen sei, und knüpft hieran einige Betrachtungen über die Bedingungen eines derartigen Zufalles. Ein Wäscherin hatte eine paronychia tuberculosa des Ringfingers und einen kirschgrossen Tumor am unteren Theil der Ulnarseite des Vorderarmes, der exstirpirt wurde; die Narbe brach nach 17 Tagen unter käsiger Granulationsbildung auf und musste ausgelöffelt werden. Der Mann war seit !/, Jahr phthisisch und sie hatte viel von seiner Wäsche zu besorgen ge- habt. — L. sieht ein begünstigendes Moment für das Zustande- kommen von Impftuberculose von der Haut aus, für welche es besonderer Bedingungen zu erfordern scheine, in längerer Maceration derselben durch Flüssigkeiten, wie solches z. B. auch bei den Leichentuberkeln der Anatomen gegeben sei. Weitere Momente seien persönliche (anderweitige tuberculöse Erkrankung) und erbliche Disposition. Die Hauttuberculose sei zur allgemeinen Infection sehr wenig geeignet, das Gift könne daselbst Monate bis Jahre abgelagert bleiben, ein wesentlicher Unterschied gegenüber der Syphilis. A. Gottstein (Berlin). Krzywicki, C. von, Neunundzwanzig Fälle von Uroge- nitaltuberculose, darunter ein Fall von Tuber- culose beider Ovarien. (Beiträge zur pathologischen Ana- tomie und zur allgemeinen Pathologie. Redigirt von Ziegler und Nauwerck. Band III. 1888. Seite 297.) Die vorliegenden Mittheilungen des Verfassers gewähren uns neuerdings einen Einblick in die Häufigkeit der Urogenitaltuber- culose. Nach der statistischen Zusammenstellung im Stadtkranken- hause zu Dresden beträgt dieselbe beiläufig 5°/, der Tuberculose im Allgemeinen und vertheilt sich auf beide Geschlechter an- -nähernd gleich. Sie kann in jedem Alter und in jedem Stadium der Phthise auftreten. Zuweilen kann aber die Urogenitaltuber- culose auch primär auftreten und eventuell selbst die Quelle für eine acute allgemeine Miliartuberculose abgeben. Die bei weitem häufigere secundäre Urogenitaltuberculose kann entweder durch directe Fortpflanzung des Processes von einem benachbarten Organe oder von einem entfernten Organe auf dem Wege der Blutbahn entstehen. Innerhalb des Urogenitalsystems kann die Tuberculose con- tinuirlich oder sprungweise sich verbreiten. Beim Manne scheint nur die Prostata niemals übersprungen zu werden. Die Erkrankung kann weiterhin auch von einer Seite zur anderen springen, 490 Tuberculose, — Tetanus. Die Verbreitung der Tuberculose innerhalb des Urogenital- tractus kann entweder in der Weise erfolgen, dass die Bacillen mit dem Lymph- oder Blutstrom in den Wänden der Harn- oder Samenwege fortgespült werden und sich stellenweise festsetzen, um an diesen Stellen ihre pathogenen Eigenschaften zu entfalten, oder die Bacillen können auch vom Lumen aus in das Gewebe eindringen und sich dann in die tieferen Schichten weiter ver- breiten. Für den ersteren Verbreitungsmodus sprechen jene Fälle, in welchen die Tuberkelknötchen im subepithelialen oder musculären Gewebe sitzen, für den letzteren diejenigen Fälle, in welchen die Bacillen augenscheinlich zunächst in die Epithelzellen eindringen, dieselben zerstören und sich dann weiter in dem tiefer gelegenen Gewebe verbreiten. Beim männlichen Geschlechte befällt die Tuberculose von den Organen des Urogenitalapparates am häufigsten die Prostata, und es scheint gerade in dieser die Tuberculose des Urogenitalsystems sehr häufig zu beginnen. Nebst der Prostata erkranken am häufigsten die Samenblasen und die Nebenhoden, selten die Harnblase und das Vas deferens, die Ureteren und Nierenbecken. Beim weiblichen Geschlechte finden wir die Tuberculose des Genitaltractus am häufigsten in den Tuben, nächstdem im Uterus, selten in den Ovarien. Die letzteren zeigten unter den 29 Fällen von Urogenitaltuberculose nur einmal makroskopisch sichtbare Veränderungen. Dittrich (Prag). Rietsch, Sur le tetanos expe&rimental: (Comptes rendus des s&eances de l’Academie des sciences de Paris. Tome CVL. 1888. p. 400 ff.) Verf. operirte mit dem Staube von Heu, welches im Garten des Krankenhauses von Marseille gewonnen worden war. Derselbe wurde 4 Meerschweinchen unter die Oberhaut gebracht, die den 4. und 5. Tag an Tetanus verendeten, und zwar unter folgenden Symptomen: Steifigkeit und Streckung des an der Impfseite be- findlichen hinteren Gliedes, Eintritt der Steifigkeit an dem ent- sprechenden vorderen Gliede, dem andern hinteren und gleichzeitig an den Rückenmuskeln. Opisthotonus. Mehr oder weniger ausge- prägter Trismus. Das Gehen, das Anfangs mit den 3 noch nicht ergriffenen Beinen ziemlich leicht zur Ausführung kommt, wird immer schwieriger, und das Thier kann sich, auf eine Seite oder den Rücken gelegt, nicht wieder erheben. Berührt man das Tbier nur leicht oder schlägt man auf die Tafel, auf welcher es liegt, so treten convulsivische Bewegungen ein, und unter solchen stirbt es. Bei der Autopsie schienen die inneren Organe, als Leber, Milz, Lunge etc, gesund. An der Impfstelle fand man bei den be- treffenden Thieren ein wenig Eiter, der zur Verimpfung an 2 andere Meerschweinchen benutzt wurde, die 30 Stunden später unter den- selben Symptomen wieder zu Grunde gingen. Der Eiter von einem der letzteren wurde für neue Inoculationen und zu Aussaaten auf Gelatine und Serum verwendet. Tetanus. 491 Bei der dritten Impfung, die an 2 Meerschweinchen vorge- nommen ward, gelangten nur sehr geringe Eitermengen zur Ver- wendung. Das eine Thier blieb gänzlich unberührt, das andere zeigte am 4. Tage gut ausgeprägte tetanische Erscheinungen, die sich jedoch nach einigen Tagen verringerten, worauf es gesundete. Die Gelatinekultur ergab, wie bei Nicolaier und Beumer, ein _Mikrob, ähnlich dem langen, dünnen Bacillus mit endständiger an- za geschwollener Spore, den man bisher schon als Ursache des Tetanus ansah. Aber die Kulturen auf festem oder flüssigem Serum wiesen, bei 35° gehalten, nach einigen Tagen ein Gemisch von Mikroben auf, in dem der feine gerade Bacillus vorherrschte. Nachdem die Kulturen während einiger Minuten einer Temperatur von 100° ausgesetzt und dann in den Brutraum von 35° zurück- gebracht und darin gehalten worden waren, begann in dem durch die Hitze coagulirten Serum nach 48 Stunden die Verflüssigung, und in den zu dieser Zeit gemachten Präparaten erschienen vor- zugsweise dicke Bacillen. Dagegen war 5 Tage später der Tetanus- bacillus mit den endständigen angeschwollenen Sporen in den 4 be- schickten Röhrchen ausserordentlich reichlich vorhanden; das Serum zeigte sich theilweise verflüssigt. f Der flüssige Theil der 4 Röhrchen wurde mit dem 5—6fachen 3 Volumen Wasser verdünnt, und von dieser Mischung wurden 2 ccm einem 10jährigen Esel am rechten hinteren Schenkel unter die Haut injieirt. Zunächst entstand an der Impfstelle ein harter, heisser und bei Berührung schmerzhafter Knoten von der Grösse B eines Hühnerejes, welcher sich nach und nach verkleinerte, ohne er. völlig zu verschwinden. Gegen den 5. Tag verringerte sich der Appetit; doch fehlten in der nächsten Zeit noch alle weiteren Symptome. Am 15. Tage hörte das Thier plötzlich auf zu fressen. Die hinteren Beine, besonders das mit der Impfstelle, zeigten eine ge- wisse Steifigkeit, die sich die folgenden Tage vermehrte. Gleich- zeitig war ein deutlicher Trismus zu beobachten. Das Thier er- griff die dargebotene Nahrung mit den Lippen, war aber unfähig, sie zu kauen. Die Erscheinungen des Tetanus traten nunmehr am Kopfe mit seinen verschiedenen Organen immer schärfer her- vor, die Steifigkeit pflanzte sich von da nach den oberen Theilen der Brust fort, die Athmung wurde ausschliesslich abdominal, und am 22. Tage nach der Impfung trat der Tod ein. Bei der Autopsie fand sich an der Impfstelle ein kleiner Eiterherd von der Dicke einer Nuss. Der Eiterherd war in dem stark von Fett infiltrirten Unterhautzellgewebe localisirt. Die inneren Organe, als Gehirn, Lunge, Leber, Milz, Verdauungsapparat, Verdauungskanal, erschienen gesund, nur coagulirte das schwarze asphyctische Blut schwer und röthete sich an der Luft nicht. Deckglaspräparate von der Leber und dem Gehirn zeigten keine Bacillen; im Blute fanden sich solche, aber wenig zahlreich und von den tetanischen verschieden. Letztere wurden nur im Eiter mit anderen Mikroben vermischt beobachtet. Besonders waren viele eiförmige Körperchen vorhanden, die sich bloss an den Enden färbten und vielleicht die Sporen vom Tetanusbacillus darstellen. Der Esel bot noch Material zu folgenden Experimenten; 492 Puerperalfieber. — Xerose, 1. Zwei Kaninchen, a mit 5 ccm Blut und b mit dem Nerv. ischiadicus inoculirt, blieben gesund. 2. Zwei Kaninchen, a mit Leber, b mit Gehirn inoculirt, starben den 11. Tag an Septikämie ohne tetanische Symptome. 3. 4 Kaninchen, mit dem Eiter und dem den Abscess um- schliessenden Gewebe inoculirt, zeigten nach 36 Stunden tetanische Erscheinungen. Die beiden ersten starben am 5., die beiden letzten am 6. und 7. Tage. Demnach scheint der Experimentaltetanus der Equiden nicht von dem spontanen verschieden zu sein. Ferner erhellt, dass das tetanische Virus in Erde und Staub äusserst verbreitet ist. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Brieger, L., Ueber bakteriologische Untersuchungen bei einigen Fällen von Puerperalfieber. (Charite- Annalen. Jahrgang XIII. 1883. Seite 198.) Brieger und Herrlich haben in 7 Fällen von Puerperal- fieber bakteriologische Untersuchungen von Eiter vorgenommen. Derselbe stammte in einem Falle aus dem Gehirne, in 2 Fällen aus der Pleurahöhle, in 2 Fällen aus der Bauchhöhle und in 1 Falle aus einem Kniegelenke. Stets fanden Verfasser nur Eiterkokken, und zwar den Staphylo- coccus pyogenes albus, Staphylococcus pyogenes aureus und Strepto- coccus pyogenes vor. Ausserdem fand sich nur in einem Falle auch eine Bacillenart vor, welche nicht näher bestimmt wurde. Die in allen 7 Fällen vorgenommene Untersuchung des Blutes ergab hinsichtlich des Befundes von Mikroorganismen stets ein negatives Resultat. Subcutane Einspritzungen von Blut riefen bei Thieren keinerlei Krankheitserscheinungen hervor. Mit Rücksicht auf diese Untersuchungsresultate spricht Brieger die Ansicht aus, dass es wahrscheinlich Toxine sind, welche bei den schweren Fällen von Sepsis den Tod bedingen. Dittrich (Prag). Schreiber, Ueber die Bedeutung der sogenannten Xerosebacillen. (Fortschritte der Medicin. 1888. S. 650.) Verfasser hat 5 Fälle von sicher constatirter Xerosis conjunc- tivae bakteriologisch untersucht und dabei der Frage nach der Bedeutung der sogenannten Xerosebacillen für die Xerosis con- junctivae seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Diese Fälle betrafen 5 Knaben im Alter von 9 bis 13 Jahren, welche im übrigen ganz gesund waren. ZN Als Untersuchungsmaterial dienten sowohl die xerotischen Massen als auch das Conjunctivalsekret. Hiervon wurden Kulturen auf Blutserum, Glycerin-Agar-Agar und gewöhnlichem 1!/, %/,igem Agar-Agar angelegt. Nach 24 bis 48 Stunden hatten sich im Brut- schranke bei 37,2 bis 37,4 rosettenförmige Herde von sogenann- ten Xerosebacillen entwickelt. Ausser den letzteren entwickelten sich zuweilen auch andere Bakterienarten, darunter der Staphylo- coccus pyogenes aureus, Auch mikroskopisch konnten in den xero- FR 2 Xerose. — Schafpocken. 493 tischen Massen grosse Mengen von Xerosebacillen nachgewiesen werden. Weitere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass diese Bacillenart in grosser Menge auch bei anderen Augenaffectionen vorkommen. So hat sie Schreiber bei Pannus scrophulosus, bei phlyctänulärer Conjunctivitis, bei chronischer Conjunctivitis, bei Trachom und bei acuter Conjunctivitis vorgefunden. Endlich wurden sie auch auf der gesunden Conjunctiva in geringer Zahl angetroffen. Mit Rücksicht auf dieses Ergebniss der Untersuchung spricht Verfasser die Meinung aus, dass die sogenannten Xerosebacillen sich auf der Conjunctiva und in ihrem Sekrete sowohl bei kranken als ge- sunden Augen sehr häufig vorfinden, dass sie aber weder bei der Xe- rose noch bei anderen Augenkrankheiten eine besondere Rolle spielen. Impfungen mit Xerosebacillen ergaben stets ein negatives Resultat. I | Gleichwohl hält Schreiber die Xerose für eine parasitäre Erkrankung, deren wahre Ursache uns noch unbekannt ist. Dittrich (Prag). Peuch, Sur la contagion de la clavel&e. (Comptes rendus des seances de l’Academie des sciences de Paris, Tome CVI. 1883. p. 425 ff.) I. Die Virulenz der Milch von pockenkranken Schafen. — Die Milch von einem Mutterschaf, welches 14 Tage vorher mit Schafpocken geimpft worden war, aber an dem Euter keinen Ausschlag zeigte, wurde 3 Schafen unter die Schenkelhaut injieirt, und zwar empfing das eine 15 gr, das andere 16 gr, das dritte 20 gr. Die Thiere bekamen zunächst an der Impfstelle eine grosse Pustel, dann trat ein allgemeiner Ausbruch der Krankheit ein, die sich besonders stark bei dem Thiere zeigte, das 20 gr erhalten hatte. 2 andere Schafe, die mit derselben Milch geimpft wurden, und zwar mittelst 15 Stichen, die den Thieren mit einer Lanzette in das Unterhautzellgewebe applicirt wurden, blieben gesund, ob- wohl sie, wie sich später zeigte, nicht refractär waren, Verf. schliesst: 1) dass während der Pockenkrankheit die Milch virulent ist, 2) dass die Wirkung der Virulenz sich nur bei der Verimpfung einer grossen Quantität Milch zeigt und die Inten- sität der Virulenz proportional der Quantität der verimpften Milch ist. IH. Thierarten, welche für das Schafpockengift empfänglich sind. — Nach Zündel ist dasselbe auf Ziege, Rind und Kaninchen übertragbar. Aber der grösste Theil der Veterinär-Schriftsteller sieht die Krankheit als der Species „Schaf“ eisenthümlich an. Galtier, der diese Ansicht im Allgemeinen theilt, meint, dass sie sich, wenn auch schwer, doch auf genannte Thiere übertragen lasse. Um die Streitfrage zu entscheiden, ver- impfte Verf. frische und sehr virulente Schafpocken auf eine trächtige Ziege, auf 4 Färsen von ungefähr 3—10 Monaten und auf 16 Ka- ninchen. Die Impfung geschah unter die Oberhaut und in das sub- cutane Gewebe. Mit Ausnahme der Ziege, die nur an der Impfstelle eine Pustel erhielt, blieben alle von den Schafpocken frei. Aller- A494 IR Bujwid, dings bildeten sich bei den meisten an der Impfstelle kleine, furunculöse Bläschen, deren Inhalt bei Verimpfung auf 3 Schafe aber keine Pocken zu erzeugen vermochte. Die Schafpocken lassen sich also, wenigstens nicht durch Einstich unter die Oberhaut oder ins Unterhautzellgewebe, weder auf Rinder, noch auf Kaninchen verimpfen. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Hess, W., Tabelle zum Bestimmen der dem Rettig, Raphanus sativus, und dem Radieschen, Raphanus radiola, schädlichen Insekten. (34. bis 37. Jahresbe- richt der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover. 1888. S. 66.) Nach Hess schädigen die Wurzel eine Anzahl fusslose Fliegenmader, nämlich die Made der Gemüsefliege, Cystoneura stabulans Fall, der Wurzelfliege, Anthomyia radicum Meig., der Kohlfliege, Anthomyia Brassicae Bouch., der Rettigfliege, Anthomyia floralis Fall., der gemeinen Blumenfliege, Homalomyia canalicularis L., ferner die Larve vom Maikäfer, Melolontha vulgaris L., und der vielfüssige getüpfelte Tausendfuss, Iulus guttulatus Fabr. Den Stengel verletzt die Larve des Rapsflohs, Psylliodes chrysoce- phalus L. Die Blätter verzehren die Raupen vom Kohlweiss- ling, Pieris Brassicae, vom Rübenweissling, Pieris Rapae L., vom Rübsaatweissling, Pieris Napi L., vom Kresseweissling, Pieris Daplidice, ferner die Afterraupe der Rübenblattwespe, Athalia spinarum Fabr. In den Blättern minirt die Larve des ge- streiften Erdflohs, Haltica nemorum Fabr. An Blättern und Blütenständen saugt die Kohlblattlaus, Aphis Brassicae L., und die Nelkenblattlaus, Aphis dianthus Schr. Die Blüthen zer- stört der Raps-Erdfloh, Psylliodes chrysocephalus L., und der ähn- liche Verborgenrüssler, Ceuthorrhynchus assimilis Germ. In den Schoten leben, um den Samen zu benagen: die Larve des ähn- lichen Verborgenrüsslers, Ceuthorrhynchus assimilis Germ., und die Larve des Rübsaatpfeifers, Orobena Extimalis Scop. O. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Neue Methode zum Diagnostieiren und Isoliren der Cholerabakterien. (Aus dem eigenen Laboratorium.) Von Dr. 0. Bujwid Warschau. Wie bekannt, hat Schottelius zuerst bemerkt, dass die Cholerabakterien an der Oberfläche der Nährflüssigkeiten eine oberste | £ 2 \ E u SE 1 A a EU ZU ET ne I w Dana Zmo. 2 a 0 Fu u A Methode zum Diagnosticiren und Isoliren der Cholerabakterien. 405 Schicht bilden, welche aus einer ganz reinen Kultur der Cholera- bakterien besteht. Die Cholerabakterien bilden, in alkalischer 1—2°/, Pepton und 0,5°/, Kochsalz enthaltender Lösung 24 Stunden bei 37° © kultivirt, ein Häutchen, welches sehr ähnlich dem ist, welches Bacillus subtilis bildet. Wie ich gezeigt habe, geben die Cholerabakterien mit Salzsäure und einigen anderen Mineral- und organischen Säuren eine ganz besondere Reaction, welche, wie das Salkowski bewiesen hatte, von der Bildung von Indol und einer Spur von Nitrit abhängt. Unreine, d. h. mit anderen Bakterien gemischte Cholerabak- terien, sowie auch einige andere mikroskopisch den Cholerabakte- rien ähnliche Bakterien, wie die Prior-Finkler’schen, Miller- schen und Denecke’schen sowie noch einige audere Bakterien, welche Indol bilden, geben dieselbe, aber viel weniger intensive Reaction, und erst nach viel längerer Zeit. | Unreine Cholerabakterien sowie auch verschiedene andere Bak- terien in 2°/, schwach alkalischer Peptonlösung, während 24 Stun- den bei 37°/, unter gleichen Umständen kultivirt, geben nicht die merkwürdige Farbenreaction, während reine Cholerabakterien schöne purpurrothe Färbung unter Salzsäureeinwirkung annehmen. Nehmen wir in eine 10 ccm 2°/, Peptonlösung enthaltende Eprouvette eine Mischung von verschiedenen Bakterien: alle in 1 ccm Flusswasser vorhandene Bakterien, je eine Platinöse von Prior-Finkler’schen, Miller’schen und Denecke’schen Bak- terien (in 2°/, Peptonlösung kultivirt), und geben wir eine Platinöse von einer Cholerakultur zu, so bekommen wir nach 24stündigem Stehen im Thermostaten bei 37° eine trübe, stark übelriechende Flüssigkeit. Nehmen wir von der Oberfläche eine Oese und impfen wir sie in eine neue Eprouvette, nach 24 Stunden davon eine Oese in eine dritte, nach 24 Stunden davon wiederum eine Oese in eine vierte, so bekommen wir am 4. oder 5. Tage eine wenig trübe Flüssigkeit, an deren Oberfläche sich ein Häutchen gebildet hat. Prüfen wir jetzt diese letzte Kultur mit Salzsäure, so er- halten wir die ganz charakteristische rothe Farbe, welche nur eine reine Kultur von Choleraspirillen giebt. So ist es ermöglicht, ohne Mikroskop und Plattenkultur, nur mit Anwendung von roher Salzsäure sich zu überzeugen, eb man es mit einer Cholerakultur oder mit einigen anderen Bakterien zu thun hat. Dies Verfahren ist von besonderem Interesse für die praktischen Aerzte. Man muss sich nur gewöhnen, ziemlich rein und vorsichtig zu arbeiten, und einige Male dieselbe Reaction mit reinen Cholerabakterien gesehen haben. Von grösster Bedeutung ist es, dass man ein gutes Pepton hat. Die besten Resultate sind mit dem von Witte aus Rostock stammenden Pepton zu erzielen. Aus Berlin und Petersburg stam- mende Peptone gaben viel weniger intensive Reaction. Ich muss noch zufügen, dass die Cholerareaction nicht eine qualitative, sondern eine quantitative ist; wenn wir mit schlechten Peptonen oder bei gewöhnlicher Temperatur und mit ungleicher resp. 3—4mal längerer Zeit arbeiten, so bekommen wir ganz dieselbe 496 Untersuchungsm ethodenr, Instrumente ete. Färbung durch Salzsäure auch mit Finkler’schen und besonders mit den Millerschen Bakterien. Wenn Herr Ali-Cohen bis jetzt von den unseren abweichende Resultate bekommt, so kann ich das nur oben erwähnten Umstän- den zuschreiben. Warschau, im September 1888. Miquel, P., Des proc&d&s usites pour le dosage des bact&eries atmosph&riques. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888. No. 7. S. 364.) Ä Seit 1876 hat Miquel in Paris regelmässige Luftuntersuchun- gen ausgeführt und bediente sich hierzu luftleerer Ballons, welche Nährlösungen enthielten, von 100—150 cem Inhalt. Die zuge- schmolzene Spitze der Ballons wurde mittels geglühter Pincette ab- gebrochen und der Ballon mit der zu untersuchenden Luft gefüllt. Wenn 4 Liter Luft in 30—40 Ballons 10 Bakterien ergaben, durfte man schliessen, dass die betreffende Luft im Liter mindestens 2,5 Keime enthalte. Später ersetzte M. dieses Verfahren durch ein anderes, welches gestattete, ein beliebiges Luftvolum mit den Nähr- lösungen in Contact zu bringen. Seit 1884—85 war Verfasser auf weitere Verbesserungen bedacht und verwendet neuerdings Kolben mit öfachem Ansatz, von denen der eine bis zum Grunde der Flüssigkeit hinabreicht und hier in einer capillären Spitze endet, um die aspirirte Luft in kleinen Bläschen aufsteigen zu lassen. Von den beiden anderen Ansätzen ist der eine mit doppeltem Baum- wollpfropf verschlossen und dient zur Verbindung mit dem Aspi- rator, der andere ist schwach nach abwärts gekrümmt und besitzt eine ausgezogene und zugeschmolzene Spitze, deren Zweck im Fol- senden erwähnt wird. Zum Versuch wird der Kolben mit 30-40 ccm destillirten Wassers gefüllt, dann für 2 Stunden auf 110° er- hitzt. Hierauf verbindet man denselben mit einem Aspirator durch die erwähnte Ansatzröhre, öffnet den Verschluss der bis auf den Grund des Wassers reichenden Röhre, durch welche nun die Luft eintritt und in feinen Bläschen aufsteigt. Sobald die Durchsaugung vollendet ist, sind nun alle Keime im Wasser des Apparates zu- rückgehalten. Durch eine besondere Manipulation werden auch die in der Einleitungsröhre etwa haften gebliebenen Keime heraus und in das Wasser befördert, und letzteres wird hierauf in 30—40 Por- tionen steriler Fleischbrühe vertheilt. Das angewendete Luftvolum soll so bemessen sein, dass ®/, oder */, dieser Portionen bakterien- frei bleiben. Zum Schluss werden in die Saugflasche selbst 25 ccm sterile Fleischbrühe gegeben, und der innere der beiden Pfropfen, durch welche die Luft ausgetreten war, in letztere hineingestossen. Anstatt der zahlreichen Portionen von Bouillon können auch Platten von Gelatine angewendet werden, doch ist M. von letzteren wenig befriedigt, da die überwuchernden Schimmelpilze sehr häufig die Constatirung des Resultats unmöglich machen. Uebrigens wird die Ah a Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 497 Verwendung der Gelatine zur Züchtung von Luftkeimen noch im weiteren kritisch beleuchtet. Seit 1884 benutzten Miquel, Freudenreich und Moreau bei Untersuchung von Luftproben fern vom Laboratorium Glasröhren mit einem oder mehreren Pfropfen von Baumwolle oder Asbest, welche bei hoher Temperatur sterilisirt sind. Diese Pfropfen wur- den nach Durchsaugung mehrerer Cubikmeter Luft alsdann in ste- rilisirtem Wasser stark bewegt, und dann der Bakteriengehalt dieses Wassers bestimmt. Diese in der Wissenschaft sehr alte Verwen- dung von Pfropfen aus Asbest oder Baumwolle sei neuerdings in Aufnahme gekommen durch Percy, Frankland und Petri. Frankland habe das nämliche Verfahren angewendet wie Verf. selbst, Petri dagegen habe den Asbest durch Sand ersetzt. Frankland und Petri verbringen nach der Durchsaugung den Pfropf in Gelatine, Miquel dagegen in steriles Wasser, dessen Bakteriengehalt alsdann ermittelt wird. [Zur historischen Ergänzung sei erwähnt, dass Ref. im Jahre 1880 ein Verfahren zur Luftanalyse mit Verwendung steriler Baum- wollpfropfen beschrieb unter Beigabe von Abbildungen, ein Ver- fahren, welches vollkommen das Nämliche leistet, wie das von Miquel seit 1884 geübte!). Ebenso machte Ref. in einem am 15. Juli 1884 in der Morphologisch-physiologischen Gesellschaft zu München gehaltenen Vortrag: „Ueber eine neue Methode zum Nach- weis der Luftpilze‘“ Mittheilung von einem Verfahren der Luft- analyse, wobei die compacten Baumwollpfropfen durch solche von Schlackenwolle ersetzt wurden. Letztere .werden nach der Durch- saugung mit ausgeglühtem Draht aus dem Glasröhrchen heraus- gestossen und in flüssiger Gelatine vertheilt. Es war dies somit die nämliche Methode, welche nachher von Percy, Frankland und Petri angewendet wurde. ] Gegenwärtig hat Miquel die unlöslichen Filterpfropfen ver- lassen und verwendet lösliche Pfropfen, wie solche schon vor 25 Jahren durch Pasteur angegeben wurden. Gautier empfahl zu diesem Zweck getrocknetes Glaubersalz, Fol getrocknetes und sterilisirtes Seesalz. Jede lösliche, nicht antiseptisch. wirkende, in trocknem Zustand sterilisirbare Substanz kann angewendet werden. In der Verwendung löslicher oder unlöslicher Pfropfen zur Filtration der Luft erblickt Miquel das universellste Verfahren der bakteriologischen Luftanalyse, da weder Temperaturschwankun- gen unter Null oder über 30° u. s. w. den Pfropfen etwas anhaben können. Die einzige Aufgabe sei nur die richtige Dosirung der in den Pfropfen aufgefangenen Keime. In dieser Beziehung nun sucht Miquel nachzuweisen, dass die Nährlösung der Nährgela- tine überlegen sei. Die zur Entwicklung der Keime nöthigen Be- dingungen sind dreierlei: geeignetes Nährmaterial, Temperatur von etwa 30° und genügend lange Beobachtungsdauer (30—40 Tage). Aus vielen Versuchen, bei denen die Bedingungen für Nähr- gelatine und Nährlösung völlig gleich gehalten wurden, hat sich 1) Aerztliches Intelligenzblatt. 1880. No. 50, 51 und 52. 32 498 Untersuchungsmethoden, Instrumente ete. ergeben, dass die Nährgelatine das Wiederaufleben vieler Keime verhindert. Wasser, welches Luftkeime enthielt, zu gleichen Theilen in Peptonbouillon und Peptongelatine vertheilt, ergab im Mittel aus 300 Versuchen nach 30tägiger Beobachtung: Bakterien Schimmel Bouillon bei 18° 100 100 Gelatine bei 1890 57 69 Ferner ist die Temperatur von grossem Einfluss. Die Mittel- zahlen der betreffenden Versuche lauten: Bakterien Schimmel Bouillon bei 30° 100 100 Gelatine bei 18— 20° 47 60 Die Gelatineplatten liefern daher nur etwa die Hälfte der in einem Luftvolum wirklich enthaltenen Keime. [Ref. ist nach seinen eigenen Erfahrungen von dem: grossen diesbezüglichen Unterschied zwischen Nährgelatine und Nährlösung längst überzeugt.] Die Beobachtungsdauer endlich muss weit länger bemessen sein, als gewöhnlich angenommen wird. Miquel giebt nach früheren Untersuchungen folgende Zahlen für Nährlösung bei 30°: Vom 1.— 5. Tag entwickeln sich 66 /, der Luftkeime. „ 6.—10. „ „ ” 1 „ ” „ „ 11.—15. „ „ ” 6 ” ” ”„ „ 16.—40. „ ” „ 7 „ „ „ Für Nährgelatine bei 18—20° ist die Entwicklung noch lang- samer: Vom 1.—15. Tag entwickeln sich 72°/, der Luftkeime „ 16.—30. ” ” ” 28 ”„ EE) „ Es ist klar, dass bei so langer Beobachtungsdauer die Ueber- wucherung durch Schimmelpilze allerdings sehr oft störend werden muss. Verf. schliesst denn auch, nach einigen Bemerkungen über die von Petri gegen die Kultur mit Nährlösungen erhobenen Ein- wände, mit der Behauptung, dass die Gelatineplattenmethode für die Luftanalyse unverwendbar sei in allen jenen Fällen, wo die Luft mehr Schimmel- als Bakterienkeime enthält, also namentlich auf dem Lande und in den Vorstädten. (Im Innern von Paris überwiegen die Bakterien.) Buchner (München). A Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 499 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung des Tuberkelbacillus bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Mediein und I, Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. Es dürfte wohl keine zweite menschliche Erkrankung existiren, die über einen so reichen Schatz von allen möglichen zu ihrer Be- kämpfung vorgeschlagenen und angewendeten Heilmitteln und Be- handlungsmethoden verfügt, wie die Lungenschwindsucht. Zwei Umstände sind es hauptsächlich, die man zur Erklärung dieses Vorkommnisses heranziehen kann. Bekanntlich ist es ein ziemlich allgemein anerkanntes Axiom, dass die Heilbarkeit einer Krankheit in umgekehrtem Verhältnisse steht zu der Anzahl der gegen dieselbe versuchten Medicamente und therapeutischen Maassnahmen. Der Arzneischatz der Malaria z. B. besteht wesentlich nur aus Chinin und Arsenik, der der Sy- philis aus Quecksilber und Jod; dabei ist die Therapie dieser beiden Krankheiten eine. der erfolgreichsten, über die die Medicin verfügt. Umgekehrt ist, je mehr Arzneimittel und therapeutische Maassregeln gegen eine Erkrankung angewendet wurden und noch werden, um so gerechtfertigter der Schluss, dass wir noch kein wirksames Heil- mittel dieser Erkrankung kennen. So verhält es sich auch mit der Lungenphthise. Zahlreiche Mittel und Kurmethoden wurden gegen die mörderische Krankheit angepriesen, in jedem Jahre werden neue Vorschläge zur Bekämpfung derselben beigebracht, oder alte, die man schon längst abgethan wähnte, wieder hervorgesucht, die ganze physikalische Heilmittellehre ist ins Feld geführt worden, und dabei harrt das Problem der Heilung der Lungenschwindsucht noch immer und wohl noch für lange Zeit der Lösung. Gewiss kennen wir Mittel, die den Lauf der Erkrankung günstig zu be- einflussen im Stande sind, wir beobachten häufig, dass bei geeig- neter sorgfältiger und zweckmässiger Behandlung die Krankheit für kürzere oder längere Zeit zum Stillstand kommt, es ist ferner unzweifelhaft, dass die Schwindsucht öfter, als man früher glaubte, vollkommen ausheilen kann. Trotzdem wir also der Erkrankung nicht mehr so hoffnungslos und ohnmächtig wie in früheren Zeiten gegenüber stehen, müssen wir doch gestehen, dass wir noch kein specifisches Heilmittel kennen, das die Fähigkeit besitzt, die 32 * 500 | Wesener, Krankheit in der Mehrzahl der Fälle mit Sicherheit zur Heilung zu bringen. Mithin sind die immer aufs Neue auftauchenden Ver- suche, ein wirksames Mittel gegen die Lungentuberculose aufzu- finden, wohl erklärlich. Ein zweiter Grund liegt darin, dass früher über die Aetiologie und das Wesen der Lungenschwindsucht die verschiedensten und widersprechendsten Ansichten herrschten. Der Werth einer früh- zeitigen Prophylaxe und geeigneter symptomatischer Behandlung war zwar allseitig anerkannt, aber darüber, was die Indicatio cau- salis und die Indicatio morbi erforderte, gingen die Meinungen weit auseinander. Wer z. B. das Wesen der Krankheit in einer Entzündung der Lungen erblickte, musste die antiphlogistische The- rapie, die Anwendung der Derivantia und Revulsiva, die Hydro- therapie bevorzugen; wer ungenügenden Luftzutritt zu den Lungen und ungenügende Entfaltung derselben für das wichtigste ätiolo- gische Moment der Erkrankung ansah, empfahl Pneumatotherapie oder Lungengymnastik; diejenigen, die für die Ursache der Krank- heit Eindickung und Verkäsung von bronchitischem Sekret oder Blut (nach einer Hämopto&) hielten, verordneten expectorirende Medicamente, liessen auch wohl Bäder- und Brunnenkuren ge- brauchen; sah einer das Einathmen schlechter, verdorbener Luft für ein wichtiges Moment bei der Entstehung der Affection an, so war er Anhänger der Klimatotherapie, hielt er sie für eine Allge- meinerkrankung, so legte er das Hauptgewicht auf allgemeine und diätetische Behandlung und so fort. Die Combinationen mehrerer Behandlungsmethoden wurden ebenfalls viel in Anwendung gezogen. Diejenigen Therapeuten schliesslich, die schon vor 1882 die Er- krankung für eine Infectionskrankheit ansahen, traten energisch für Anwendung einer antiseptischen Behandlung ein. Durch die Entdeckung des Tuberkelbacillus wurde nun in die Aetiologie wenigstens in einer Hinsicht definitive Klarheit gebracht. Damit zog auch die Therapie insofern einen Gewinn davon, als es jetzt unumstösslich feststand, dass eine wirkliche Heilung der Krankheit nur mittelst einer antibakteriellen Therapie aussichts- voll sei. Die antiparasitäre Therapie kann nun bekanntlich in zwei Richtungen sich entfalten; entweder sucht sie direkt auf den Pa- rasiten zu wirken, ihn zu zerstören, oder sie versucht den Nähr- boden für sein weiteres Fortkommen untauglich zu machen. Letz- teres kann je nach der Beschaffenheit des Nährsubstrates in ver- schiedener Weise vor sich gehen; ist der Nährboden nur ein todtes Substrat, wie bei den künstlichen Reinkulturen, so wird die Un- tauglichmachung mittelst chemischer Agentien vor sich gehen müssen, man wird darnach streben müssen, entweder dem Nähr- boden Substanzen zuzusetzen, die der Entwicklung des Mikro- organismus feindlich, oder solche daraus zu entfernen, die für die- selbe nöthig sind. Handelt es sich dagegen um einen lebenden Organismus, so tritt zu diesen beiden noch eine dritte Möglichkeit, nämlich den Nährboden, in diesem Falle also die Körperzellen, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 501 in seiner Lebensenergie so zu beeinflussen und zu stärken, dass er die eingedrungenen Parasiten überwindet und unschädlich macht. Die letzteren Beeinflussungen des Nährbodens kann man als in- direkte antibakterielle Therapie bezeichnen gegenüber der direkten Therapie, der Zerstörung der Parasiten selbst. Eigentlich hätte man, nachdem die Bedeutung des Bacillus für die Aetiologie der Tuberculose erkannt war, erwarten müssen, dass diejenigen therapeutischen Maassnahmen, die auf anderer ätiologischer Basis fussten, verlassen worden wären. Dies war je- doch keineswegs der Fall, und zwar sowohl deshalb, weil dieselben wirklich sich in vielen Fällen als wirksam bewährt hatten und zweitens, weil ihre Anhänger, nachdem sie das Vergebliche ihres Kampfes gegen die neue Aetiologie eingesehen hatten, sich ganz oder theilweise auf den neuen Boden stellten, die jetzt als falsch erkannte Begründung ihrer Behandlungsmethode in den Hintergrund treten liessen, und dafür die letzterer zukommende indirekte anti- bakterielle Wirkung betonten. Fassen wir unter diesen Gesichtspunkten nun die Therapie der Lungenschwindsucht auf, so wird dieselbe — abgesehen von der Prophylaxe — eine vierfache sein können. Zunächst eine allgemeine diätetische und hygienische. Man wird die Kranken in eine möglichst günstige und gesunde Um- gebung bringen und den Wirkungen der Erkrankung durch gute Ernährung entgegenzutreten suchen. Weiter eine indirekte antibakterielle Behandlung, zu dieser ge- hören: 1. Die Pneumatotherapie. 2. Die Klimatotherapie. 3. Die Lungengymnastik. 4. Die Hydro- und Balneotherapie. 5. Die specielle diätetische Behandlung (Leberthran, Milchkur, Glycerin, Uebernährung). 6. Die Behandlung mit speciell in dieser Richtung wirkenden Medicamenten. Alle diese therapeutischen Methoden verfolgen den Zweck, das Gewebe des Organismus und besonders der Lungen zu kräftigen und in den Stand zu setzen, den Kampf gegen die ‚Parasiten sieg- reich zu bestehen, beeinflussen die letzteren selbst jedoch nicht. Diesen gegenüber sucht die direkte antiparasitäre Therapie die Bacillen selbst mittelst einer Anzahl von für dieselben giftigen Medicamenten zu vernichten. Als vierte würde dann noch die rein symptomatische Therapie sich anschliessen. In der nachfolgenden Zusammenstellung sollen nun nur die Fortschritte und Leistungen der direkten antiparasitären Therapie der Lungenschwindsucht besprochen werden und die übrigen, als dem Rahmen dieses Blattes zu fern liegend, unberücksichtigt bleiben. Nur die indirekte antiparasitäre Behandlung durch Medicamente soll noch mit eingeschlossen werden, da eine genaue Abgrenzung dieser Abtheilung vorläufig noch undurchführbar erscheint, 502 Wesener, Wir können die antibakterielle Wirkung einer Substanz auf einen bestimmten Organismus auf dreierlei Weise prüfen: an Kulturen, an Thieren und am Menschen; hier soll fast ausschliess- lich die am Menschen erprobte und verwerthete Therapie be- sprochen werden, zumal die Experimente an Kulturen und Thieren in dem Berichte von Weichselbaum!) eingehende Berück- sichtigung gefunden haben. Nur einige experimentelle Arbeiten, die für die menschliche Phthiseotherapie von grosser Wichtigkeit sind, müssen ganz kurz Erwähnung finden. Der Uebersichtlichkeit halber habe ich in diesem Bericht eine Anzahl Unterabschnitte nach der Art der Application und der einzelnen Medicamente hergestellt, und zwar die Behandlung durch Darreichung per os, die percutane und subcutane Behandlung, die Inhalationen, die Behandlung vom Rectum aus, die intraparenchymatöse Behandlung, die eigentliche Lungenchirurgie. Zum Schluss soll dann eine Uebersicht über die hierher ge- hörigen Lehrbücher, Monographieen, Vorlesungen etc. gegeben werden, I. Interne Phthiseotherapie. 1) Arsen. 1) Buchner, Die ätiologische Therapie und Prophylaxis der Lungentuber- culose. München und Leipzig (Oldenbourg) 1883. — 2) Derselbe, Zur ätiologischen Therapie der Lungenschwindsucht. (Aerztliches Intelligenzblatt. 1883. No. 21. p. 221 und No, 22. p. 233.) — 3) Derselbe, Zur Therapie der Lungenschwindsucht. (Centralblatt für klin. Mediein. 1883. No. 25. p. 401.) — 4) Derselbe, Zu den Mittheilungen von Dr. Stintzing über Anwendung von Arsenik bei Lungen- tubereulose. (Aerztl. Intelligenzblatt. 1883. No. 34. p. 373.) — 5) Demuth, Casuistische Beiträge zur Behandlung der Lungentuberculose mit Arsenik. (Ibid. 1884. No. 9. p. 87.) — 6) Eloy, Larsenisation systematique dans le traitement de la tuberceulose pulmonaire et la theorie de Buchner. (L’union medicale. 1884. No. 5. p- 49.) — 7) Ganghofner, Ueber die Behandlung der Tuberculose nach Buchner’s Methode. (Prager mediein. Wochenschrift. 1884. No. 20—24.) — 8) Jacobi, Ar- senie and Digitalis in Phthisis. R. bef. the Med. Soc. of the State of New York. (The Medical Record. 1884. I. No. 8. p. 199.) Discussion: Drake. (Ibid. No. 9. p. 238.) — 9) Kempner, Ueber die Behandlung der Tuberculose mit Arsen. (Berl. klin. Wochenschr. 1883. No. 31. p. 467.) — 10) Derselbe, Referat über die Behandlung der Phthise mit Arsen. Vorg. in dem Verein für innere Mediein zu Berlin. (Deutsche med. Wochenschr. 1884. No.6. p. 86.) Discuss.: a)Guttmann, b) Fräntzel,c)W.Lublinski, d)Karewski, e) Thilenius, f}Leyden,g) Kempner. (Ibid. No. 8. p. 120 u.No. 9.p. 136.)— 11)Kurz, Zur Phthiseotherapie. Memorabilien. 1883. p. 385. 12) de Lada Noskowski, Etude sur l’arsenic et en partieulier sur la valeur de ses preparations facilement solubles dans le traite- ment preservatif et curatif des malades tuberceuleux. These de Lyon 1883. — 13) Leyden, Ueber die Arseniktherapie der Lungentuberculose. (Charite Annalen. 1884. p. 164.) — 14) Lindner, Ueber Behandlung der Tuberculose mit Arsen. (Deutsche med. Wochenschr. 1883. No. 34 p.499.)— 15) Mühe, Arsen bei Tubereulose. (Aerztl. Intelligenzblatt. 1884. No. 7. p. 71.) — 16) Neumann, Zur Arsentherapie bei Tubereulose (Aerztl. Mitth. aus Baden. 1883. No. 17. p. 160.) — 17) Stintzing, Zu Buchner’s ätiologischer Therapie der Lungentuberculose. Vortr. in der morphol.- ne: | SE ee Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 503 physiol. Ges. zu München. (Aerztl. Intelligenzblatt. 1883. No. 30. p. 331.) — 18) ' Derselbe, Zu H. Buchner’s Therapie der Lungenschwindsucht. Vorl. Mittheil. (Centralblatt für klin. Med. 1883. No. 32. p. 513.) — 19) Derselbe, Entgegnung auf Herrn Dr. Buchner’s Bemerkungen zu meinen Mittheilungen über die Wirkung des Arseniks bei Lungentuberculose. (Aerztl. Intelligenzblatt. 1883. No. 37. p. 401.) 20) Derselbe, Beitrag zur Anwendung des Arseniks bei chronischen Lungen- leiden, insbesondere bei der Lungentuberculose. München (Rieger) 1883. Auf Grund theoretischer Erwägungen !) versuchte H. Buch- ner (1) (2) (3) die Arsenpräparate (die früher schon von verschiedenen Therapeuten, zuletzt noch von Isnard gegen Phthise angewandt worden waren) aufs Neue als Heilmittel der Schwindsucht. Er ging von der Ansicht aus, dass in dem Kampfe des Organismus gegen die Iniectionsträger ein direktes Einwirken auf die letzteren durch Darreichung innerer Antiseptica nicht möglich, es vielmehr geboten sei, die Widerstandsfähigkeit des lebenden Gewebes gegenüber den Spaltpilzen zu erhöhen, und auf solchem Wege die Ausbreitung der Spaltpilze zu verhindern und die Vernichtung der bereits vor- handenen zu erreichen. Als Mittel, geeignet widerstandserhöhende Wirkungen auf die Gewebe und Zellen auszuüben und dieselben zu reactiven Entzündungen anzuregen, empfahl er Arsen, Phosphor und Antimon, und erprobte den ersteren an 6 Fällen von Schwind- sucht. Er liess die arsenige Säure in einer wässerigen Lösung nehmen, begann mit einigen mgr pro Tag und stieg auf 5 bis 1O mgr pro die. Bei sämmtlichen Fällen trat bedeutende Besserung ein: das Fieber und die Nachtschweisse cessirten, die Appetitlosig- keit verringerte sich beträchtlich, Husten und Auswurf nahmen ab. Einigemale wurden freilich auch üble Nebenwirkungen auf den Darm und das Nervensystem beobachtet, die nach Erniedrigung der Dose aber bald verschwanden. B. schloss aus diesen Resultaten, dass zwar keine Heilungen vorlägen, dass jedoch wenigstens durch den Arsenik ein entschiedener Stillstand des Processes eingetreten und damit die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit allmählich weiter- schreitender Besserung gegeben sei. Die Diagnose war in sämmt- lichen Fällen durch den Nachweis der Tuberkelbacillen im Sputum gesichert; über ihr Verhalten während der Kur wurden anscheinend keine Untersuchungen angestellt. Zu wesentlich anderen Resultaten kam Stintzing (17) (18) (20). Er verwendete das Mittel in der von Buchner angegebenen Dosirung, mit Aq. cinnamomi gemischt, bei 22 Kranken, davon 16 ab- solut sichere Fälle von Lungentuberculose. Hierbei wurde die Tempe- ratur niemals merklich beeinflusst, der Ernährungszustand in den meisten Fällen erheblich geschädigt, während er nur in wenigen sich gleich blieb. Auch der locale Process in den Lungen bildete sich in keinem Falle zurück, machte dagegen meistens erhebliche Fortschritte. Schliesslich wurde nur ein einzigesmal ein Ver- schwinden der Bacillen im Auswurf beobachtet, das aber nicht als eine Folge des Arsengebrauches zu betrachten war. Buchner (4) suchte diese von den seinigen abweichenden 1) Eine neue Theorie über Erzielung von Immunität gegen Infectionskrankbheiten. (Vortr. geh. in der morphol.-physiol. Ges. zu München). München (Oldenbourg) 1883, 504 Wesener, Resultate dadurch zu erklären, dass Stintzing solche Patienten angetroffen habe, von denen das Mittel nicht vertragen wurde, sondern üble Nebenerscheinungen hervorrief und deshalb seine heilende Wirkung nicht entfalten konnte. Dagegen konnte Stint- zing (19) geltend machen, dass auch in den Fällen, wo der Arsenik gut vertragen wurde, eine bessernde Wirkung desselben ausblieb, und dass bei den Schwankungen im Befinden der Phthisiker, die, in günstigere Lebensbedingungen versetzt, selbst unter einer indif- ferenten Behandlung sehr häufig eine Besserung ihres Zustandes erfahren, günstige Resultate einer Behandlungsmethode weniger als constante Misserfolge bewiesen. Zu etwas bessern Resultaten für Buchner kam Kempner (9). Er versuchte die Behandlung bei 12 Phthisikern, sämmtlich ziem- lich weit vorgeschritten. Der Localbefund erfuhr zwar meistens keine wesentliche Aenderung, auch wurden Husten und Auswurf nur inconstant (über das Verhalten der stets vorhandenen Bacillen ist nichts gesagt), das Fieber wenig beeinflusst. Dagegen hob sich das subjective Befinden schnell und wesentlich, der Appetit wurde günstig beeinflusst, das Körpergewichtnahm zu. Vier Patienten starben. K. empfahl deshalb die Methode zu weiterer vorurtheils- loser Prüfung. Aehnliche Resultate erhielt Lindner (14) bei einer Anzahl Fälle von vorgeschrittener Lungentuberculose: keine wesentliche Veränderung des Localbefundes, dagegen günstiger Einfluss auf Qualität und Quantität des Sputums (die im Beginn stets con- statirten Bacillen änderten anscheinend ihr Verhalten nicht), Besserung des subjectiven Befindens, des Appetites, der Körper- kräfte. Freilich ist diese Besserung keine anhaltende, so dass Stintzing (20) mit Recht darauf hinweisen konnte, dass beide Autoren nur eine Besserung von subjectiven Symptomen der Kranken, dagegen keine der mit den physikalischen Mitteln zu constatirenden objectiven Veränderungen hätten constatiren können. Auch in seiner spätern Mittheilung (10) konnte Kempner — bei 31 Kranken inclusive der erwähnten 12 — wieder nur con- statiren, dass Arsen auf die Gesammternährung und den allge- meinen Krankheitszustand der Phthisiker einen sehr heilsamen Einfluss auszuüben scheine; die Misserfolge von Stintzing suchte er zwar durch die Methode der Darreichung zu erklären, musste aber eingestehen, dass eine deutliche Beeinflussung des Lokalbe- fundes nicht eintrat, dass eine Aenderung im Bacillenreichthum der Sputa nicht constatirt werden konnte. Die an diesen Vortrag sich anknüpfende Debatte gab den Berliner Klinikern Gelegenheit, ihre Erfahrungen mitzutheilen. Guttmann (10a), der 44 Phthisiker so behandelte, wollte dem Arsenik unr die eine Wirkung einräumen, öfters eine Zunahme des Körpergewichts zu veranlassen, dagegen werde der Krankheits- process absolut nicht beeinflusst. Fräntzel (10b) behandelte 59 Patienten mit Arsen, die Erfolge waren negativ, speciell auch was die Menge und Beschaffenheit der Bacillen anbetrift. W.Lu- blinski (10c) probirte bei 46 Phthisikern die Buchner’sche Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 505 Methode mit vollkommenem Misserfolge, Karewski (10d) sah eine Patientin, die aus anderer Ursache mit Arsen behandelt wurde, trotzdem an Phthise zu Grunde gehen, so dass also die prophy- laktische Wirkung des Mittels sich ebenfalls nicht bestätigte. Thilenius (10e) sprach ihm auf Grund seiner Erfahrungen jeden Einfluss als Antiphthisicum ab. Leyden (10f) kam auf Grund seiner Resultate zu dem Schlusse, dass dem Arsenik in der Be- handlung der Schwindsucht kein reeller Werth beizumessen sei. Ausführlicher veröffentlichte er seine Erfahrungen später (13). Es wurden 20 Fälle theils mit Fowler’scher Lösung, theils mit arseniger Säure behandelt. Dabei wurde der physikalische Zu- stand der Lungen und das Verhalten des Auswurfes, der in sämmt- lichen Fällen Tuberkelbacillen enthielt, in keinem Falle derart be- einflusst, dass das Resultat auch nur mit Wahrscheinlichkeit als günstiger Erfolg der Arsentherapie hätte verzeichnet werden können. Demuth (5) versuchte das Mittel in 15 Fällen; er konnte keine besonderen Besserungserscheinungen constatiren. Auch Mühe (15), der öfter Arsen angewandt hatte, konnte von entschiedenen Erfolgen nichts berichten. Ganghofner (7) versuchte die Darreichung von Arsenik bei 24 Phthisikern.. Er kam zu dem Schlusse, dass er die von Buchner behauptete Wirkung auf den tuberculösen Localprocess nicht constatiren konnte, sondern nur eine Besserung des FEr- nährungszustandes erreichte. Einmal wurde ein starkes Abnehmen der Bacillen im Auswurf, aber nie Verschwinden derselben beob- achtet. Sehr warm empfahl Jacobi (8) das Arsen; nach ihm „ver- mindern sich unter dem fortgesetzten Gebrauch des Mittels die Infiltrationen, elastische Fasern verschwinden aus dem Auswurf, die Kräfte bessern sich und das Körpergewicht nimmt zu“, ein Resultat, das er jedoch nur bei beginnender Phthise in vielen Fällen erhielt. In späteren Stadien hat es zwar eine ähnliche günstige Wirkung, aber es tritt keine vollkommene Heilung ein, und werden die Symptome, speciell das Fieber nur wenig beein- flusst. Die Art der Darreichung ist irrelevant. In gleich günstigem Sinne sprach sich Drake aus. De Lada Noskowski (12) legt das Hauptgewicht auf eine leichte Löslichkeit des Arsenpräparates. Er hat die arsenige Säure in Lösung oder in besonders zubereiteten Pillen (Acid. arsenicos., Alkohol. Extract von Fol. Juglandis und Jodoform) an sich selbst erprobt, sowie 96 Patienten damit behandelt; davon sind 28 gestorben, die übrigen theils absolut, theils relativ geheilt. Er theilt eine Anzahl von Krankengeschichten mit, meist vor 1882 beob- achtet, weshalb auch der Nachweis des Bacillus fehlt; aber auch sonst sind dieselben theilweise sehr kurz und unvollständig ge- halten, so dass die Richtigkeit der Diagnose sehr oft nicht un- zweifelhaft ist. | Hingegen betonte Eloy (6), dass die Arsenikdarrreichung in der Lungenphthise eine solche sein müsse, wie sie die fran- 506 Wesener, zösischen Aerzte schon lange ausübten, als Nervinum und Tonicum, aber nicht als Antiparisiticum. Neumann (16) versuchte das Arsen in einer Anzahl von Fällen; in vier der bessern Praxis war bis zur Publication der Er- folg ein „durchaus günstiger“, dagegen bei drei der Armen- praxis nur ein vorübergehender Erfolg zu constatiren. Kurz (11) hält nach seinen Erfahrungen den Arsenik für kein Heilmittel der Phthise — bei seinen Kranken machte trotz Darreichung des Mittels die Erkrankung stetige Fortschritte —, sondern nur für ein werthvolles Palliativmittel, da er die Er- nährung verbessert, die Kraft erhält und der Consumption hemmend in den Weg tritt. Und das ist jetzt wohl allgemein das Urtheil über das Arsen als Heilmittel in der Phthise. 2) Phosphor. 21) Thorowgood, Observations on the use of hypophosphites in the treat- ment of phthisis pulmonalis. (The Brit. med. Journal. 1882. II. 1. July. p. 11.) — 22) Derselbe, Phosphorus in tubercular disease. (Ibid. 1884. I. 21.June. p. 1206.) Buchner (1) empfahl ihn, wendete ihn jedoch nicht gegen Phthise an. Weiter wurde er von Philipps!) gegen tuberculöse Processe, besonders Meningitis tuberculosa angepriesen; specielle Fälle, aus denen man die etwaige Wirksamkeit ersehen könnte, sind nicht mitgetheilt. Von verschiedenen Seiten wurden ausserdem die unterphos- phorigsauren Salze (Hypophosphite) angepriesen, besonders von Thorowgood (21); ihre antibakterielle Unwirksamkeit ist wohl zweifellos. Auch ist Th. später (22) der Meinung, dass der Tuberkel- bacillus selbst der Phosphorbehandlung Trotz biete und letztere deshalb nur in rein entzündlichen (?) Schwindsuchtsfällen helfe. Der vielfach angepriesene Syrup von Hypophosphites (Fellow) ist nichts weiter wie ein gewöhnliches Geheimmittel, und sind die mit demselben angeblich erhaltenen Resultate bei Schwindsucht darnach zu beurtheilen. 3) Antimon. 23) Bucquoy, Le tartre stibie dans la phthisie. (Gazette des höpitaux. 1885. No. 80. p. 633.) Bucquoy (23) gab bei Phthisis Tartarus stibiatus, zuerst in grösseren Dosen, 0,1--0,15 pro die, um die Kranken an das Mittel zu gewöhnen, dann, wenn sie nicht mehr brachen, 0,05 pro die. Er hat darnach — NB. in einem (!) Falle — Fallen des Fiebers, Vermehrung des Appetites, Aufhalten des Fortschrittes der Er- krankung beobachtet. Ueber das Verhalten der Bacillen ist nichts gesagt. 1) Phosphorus in the treatment of tubereular diseases. (Med. Times and Gazette, 1884. II. 4. Oct. p. 477.) Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 507 4) Jod. 24) Delmis, Action antidiathesique du protojodure de fer contre la tuber- eulose pulmonaire. (Gaz. des höp. 1884. No. 5. p. 35.) — 25) Demuth, Die Con- tagiosität der Tuberculose mit Beiträgen aus der Praxis pfälzischer Aerzte, (Aerztl, Intelligenzblatt. 1883. No. 44. p. 473, No. 45. p. 486, No. 47. p. 509.) — 26) Dreschfeld, Jodoform in Phthisis. Vortr., geh. auf der Manchester Mediec, So- eiety. (The Brit. med. Journ. 1882. II. p. 169, 29. Jnly.) — 27) Derselbe, The treatment of Phthisis by Jodoform,. Delivered at the Manchester Med. Society. (Ibid. 1883. I. p. 817. 28. April.) — 28) Mackenzie, G. Hunter, The treatment of Tubereulosis. (Ibid. 1884. II. p. 711. 11. Oct.) — 29) Derselbe, The treat- ment of Tuberculosis. (Ibid. 1884. II. p. 1131. 6. Dec.) — 50) Möller, Jodoform bei Lungentuberculose. Aus: Discussion über das Jodoform in der K. K. Gesell- schaft der Wiener Aerzte. (Anzeiger der K. K. Gesellschaft der Wiener Aerzte. 1882/3. No. 12. p. 85.) — 31) Derselbe, Einige Versuche von interner Behandlung der Lungentubereulose mit Jodoform. (Wiener med. Presse. 1882. No. 53. p. 1676.) — 32) Schnitzler, Jodoform bei Krankheiten der Athmungs- werkzeuge. Aus: Discussion über das Jodoform in der K. K. Ges. der Wiener Aerzte. (Anzeiger der K. K. Ges. der Wiener Aerzte. 1882/3. No. 10. p. 71 und No. 12. p. 81.) — 33) Semmola, Das Jodoform und dessen Nutzen bei Behand- lung bronchopneumonischer Erkrankungen und insbesondere der käsigen Broncho- Alveolitis. (Allg. Wiener medic. Zeitung. 1882. No. 30. p. 323.) Dass. unter dem Titel: Del jodoformio nella cura delle affezioni bronco-pulmonari e piü specialmente della bronco-alveolite caseosa. (Giorn. internaz. delle scienze med. 1882. Fasc. 7 e 8. p. 848.) — 34) Smith, Shingleton, On the use of Jodoform in the treatment of tubereular Phthisis. Vortrag gehalten auf dem 8. internationalen medicinischen Congress zu Kopenhagen. (Congres periodique international des sciences medicales 8me session. Copenhague 1884, Compte-rendu p. p. U. Lange. 1886. T. II. p. 33.) — 35) Derselbe, The treatment of Tubereulosis. (The Brit. med. Journal. 1884. II, p. 906. 8. Nov.) — 36) di Vestea, Il jodoformio nella tisi dei polmoni e sua influenza sul ricambio materiale. (Il Morgagni. 1884. Fase. 5. p. 293.) Schon vor 1882 waren die Jodpräparate, speciell das Jodo- form, nachdem es sich in der Chirurgie gut gegen tuberculöse Erkrankungen bewährt hatte, auch der antiphthisischen Therapie dienstbar gemacht worden. Auch Semmola hatte die bronchopneumonischen, speciell die mit Verkäsung einhergehenden Processe schon seit Jahren mit Jodo- form behandelt. Er empfahl (33) die Anwendung desselben aufs wärmste Nach ihm vermindert das Jodoform den Husten und die Expectoration, desinficirt die in den Bronchien und Cavernen enthaltenen Sekrete, setzt durch seine desinficirende Wirkungsweise das Fieber progressiv herab, beeinflusst den Localprocess günstig und bessert das Allgemeinbefinden der Kranken zusehends. Er behauptete keineswegs, ein Heilmittel der primären Tuberculose oder auch der käsigen Processe des Respirationstractus gefunden zu haben, bat jedoch, weitere Versuche mit dem Mittel anzustellen. Er gab es in Pillen mit Extract. Gentianae oder einem andern Extract., 0,05—0,5 pro die, eventuell auch zur Inhalation in Terpentin gelöst. Zu gleicher Zeit verwendete Dreschfeld (26), geleitet von den guten Wirkungen des Jodoforms bei der Scrophulose, da Koch’s Entdeckung die ätiologische Identität derselben und der Tuberculose bewiesen hatte, das Mittel gegen Phthise innerlich (mit Kreosot in Pillen & 1 gr) und als Inhalation (mit Ol. Eucalypti und Kreosot zusammen); die Resultate waren „zufriedenstellend“, 508 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Später (27) konnte er mittheilen, dass er damit 64 Schwindsüchtige ambulatorisch behandelt habe. Von den verwerthbaren 28 Fällen zeigten 10 keine Besserung oder Verschlimmerung, 6 in vorge- rückteren Stadien befindliche dagegen deutliche Besserung (Zu- nahme des Gewichts und Besserung bis zu vollkommenem Schwinden der Krankheitssymptome); die Bacillen verschwanden jedoch nicht aus dem Sputum. Auch bei beginnender Phthise (6 Fälle) war die Besserung nur zweimal unverkennbar; in einem derselben wurde das Sputum sehr gering und konnten keine Bacillen mehr ge- funden werden, während sie früher sehr zahlreich waren. (Fortsetzung folgt). Prillieux, Traitement efficace du Black Rot. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVII. 1888. p. 355 fi.) Der Black Rot, welcher erst vor wenig Jahren im Hochthal des Herault entdeckt worden ist und von dem man hoffte, dass er auf enge Grenzen beschränkt bleiben werde, hat sich doch weiter verbreitet. Verf. konnte im letztvergangenen Jahre neue Herde im Thal der Garonne zwischen Agen und Aiguillon im Hochthal des Lot und in dem des Tarn bei Millau und Saint- Affrigque nachweisen, und im laufenden Jahre ist er in der Nähe der ergiebigen Weingelände von Aigues-Mortes seitwärts von Lunel und in der Gironde bei C£rons, nicht weit von Santernes aufge- funden worden. In der allerneusten Zeit zeigte er sich endlich noch in einer bisher völlig freien Gegend, bei Chazelles in des Charente. Da die Krankheit ganz bedeutenden Schaden anrichtet, da sie mit grösster Schnelligkeit eine reiche Ernte vernichtet, sind — ob- a wohl sie bisher nur an einzelnen Punkten aufgetreten — Befürchtungen für die Zukunft ganz berechtigt. Es ist infolgedessen dringlich, nach Mitteln zu suchen, mit denen sie wirksam bekämpft werden kann. Verf. hatte schon früher die Gründe dargelegt, die ihn zu der Annahme nöthigten, dass dieselben Mittel, mit denen man den Mildew bekämpft, auch gegen den Black Rot mit Erfolg ange- wendet werden könnten. Er setzte daher, um die Richtigkeit seiner Annahme zu erproben, mit Hilfe eines Weinbergsbesitzers, unter Assistenz eines Apothekers und bei einer Unterstützung aus Staats- mitteln, verschiedene Versuche ins Werk. Als Versuchsfeld diente ein kleiner, seit 1885 stark inficirt gewesener Herd bei Aiguillon an der Mündung des Lot in die Garonne. Dasselbe umfasste 11 zusammenhängende Rebstockreihen, jede mit 50 Stöcken. Drei Reihen (6. 7. 8.), welche die Mitte des Feldes durchquerten, blieben als Kontrolreihen ohne jede Behandlung, die drei folgenden (9. 10. 11.) wurden mit Bouillie bordelaise (6 Kilo Kupfersulfat und 6 Kilo F E-- Neue Litteratur. 509 Kalk auf das Hektoliter Wasser) behandelt. Von den 3 vorher- gehenden aber wendete man in den beiden ersten (3. 4.) „Eau c@leste“ und in der letzten (5.) eine einfache. Lösung von Kupfersulfat, 2—-3 pro mille, in den noch übrigen Reihen aber verschiedene Puder (Mischung von Schwefelpulver mit Specksteinpulver, pulveri- sirten Kupfervitriol, Poudre Carrere) an. Die Behandlung wurde mehrmals wiederholt. Die Resultate, welche eine am 25. Juli vorgenommene Unter- suchung ergab, waren folgende: In den 3 nicht behandelten Reihen war die Ernte fast völlig vernichtet. Die 7. Reihe hatte unter 100 Trauben 10 gesunde und 90 kranke, die 8. 2 gesunde und 98 kranke, die 9. 0,23 gesunde und 99,77 kranke, während in den (am 22. Mai, 22. Juni, 2. Juli und 19. Juli) mit Bouillie bordelaise behandelten die 9. Reihe von 100 Trauben 86 gesunde und 14 kranke, die 10. 78 gesunde und 22 kranke, die 11. 75 gesunde und 25 kranke aufzuweisen hatte. Etwas weniger günstig waren die Versuche mit Eau celeste ausgefallen, da in der günstigsten Reihe auf hundert 42 gesunde und 58 kranke Trauben kamen. Noch schlechtere Resultate hatte die Anwendung der betreffenden Puder ergeben. Unter 100 Trauben befanden sich hier 15 gesunde “ und 85 kranke. Verf. zieht aus den Versuchen den Schluss, dass man durch Kupferbehandlung auch das Auftreten des Black Rot werde verhindern können, in gleicher Weise, wie man dadurch das Umsichgreifen des Oidium und Mildew verhindert habe. Es komme nur darauf an, dass man das Kupfer zur rechten Zeit und in der rechten Form anwende. 0. E. R. Zimmermann Chemnitz). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. Juliano, &., Quelques considerations sur le mecanisme de limmunite. (Bullet. de la soc. d. med. et des naturalistes de Jassy. 1888. No. 5. p. 142—148.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infeetiöse Allgemeinkrankheiten. Cimbali, L’antisepsi e l’antipiresi nelle malattie acute da infezione. (Gazz. d. ospit. 1888. No. 75. p. 593—594.) 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Vuillemin, P., Sur une maladie des am (Soc. bot. et myc. de France. 1888. p ee observ6e en Lorraine en 1887. 1. X1AE) Berichtigung. In der Anmerkung in Bd. IV. p. 154 dieser Zeitschr. ist statt von Thurs- field zu lesen vor Thursfield. Inhalt. Brieger, L., Ueber bakteriologische Un- tersuchungen bei einigen Fällen von Puerperalfieber, p. 492. Hess, W., Tabelle zum Bestimmen der dem Rettig, Raphanus sativus, und dem Radieschen, Raphanus radiola, schäd- lichen Insekten, p. 494. Hohnfeldt, E. A., Ueber die Histogenese der durch Staphylococcus - Invasion hervorgerufenen Bindegewebsabscesse, p- 487. Krzywicki, C. von, Neunundzwanzig Fälle von Urogenitaltuberculose; darunter ein Fall von Tuberculose beider Ovarien, p. 489. Lesser, von, Zur Impftuberculose von der Haut aus, p. 489. Malerba, P, e Sanna-Salaris, G., Ri- cerche sul Gliserobatterio, p. 486. Peuch, Sur la contagion de la clavelee, p: 493. Piskacek, Ueber die Tuberculose der Brustdrüse, p 488. 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Band. No. 17. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. “r Jährlich erscheinen zwei Bände. —3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen: Ueber eine neue pathogene Bacterium-Art, entdeckt im Tetanusmaterial'). [Aus der allgemeinen medicinischen Klinik zu Turin unter Leitung des Herrn Prof. Bozzolo.] Von den Assistenzärzten Belfanti und Pescarolo. Am 25. Aprild.J. trat in die allgemeine medicinische Klinik zu Tu- rin eine Frau von ungefähr 50 Jahren ein, welche an heftigen Convul- siv-Anfällen mit Starrkrampf-Charakter litt. Nur mit Mühe konnte man die Thatsache feststellen, dass die Krankheit 6 Tage zuvor mit Störungen beim Schlucken, Genicksstarrheit, Trismus begonnen habe; daher die Krampfanfälle besonders tonische, an den Extre- 1) Mittheilung, vorgelesen am 22. Juni in der Königl. medieinischen Akademie zu Turin. 33 514 Belfanti und Pescarolo, mitäten, Opisthotonus und bisweilen Aufhebung der Athmungs- thätigkeit. | Zwei Monate vorher hatte sie einen Fusstritt an das linke Schienbein erhalten, wodurch eine Wunde entstand, die durch Ver- nachlässigung eiternd und stinkend wurde. Unabhängig davon entwickelten sich andere Wunden, eine am Hintertheile, eine andere am Untertheile desselben Beines und eine dritte die am wenigsten gefährliche, an der Kniekehlenhöhle an derselben Seite. Die Kranke war äusserst schmutzig, und während mar (ungefähr eine Stunde nach ihrem Eintritt in die Klinik) ihr ein warmes Bad bereitete, wurde sie von einem heftigen Starrkrampfanfall mit Starrkrampf des Zwerchfells und Einstellung der Functionen des Herzens ge- troffen, dem sie erlag. Angesichts dieses klinischen Bildes und unter Betrachtung der Wunden, die die Kranke aufwies, stellte man die Diagnose auf Wundstarrkrampf, welche durch die Untersuchung des Exsudats der verschiedenen Wunden ihre Bestätigung erhielt. Hierbei ent- deckte man in den letzteren, begleitet von einer Menge verschie- dener Mikrokokken und Bacillen, auch borstenähnliche Formen vom wohl bekannten Charakter des Nicolaier-Rosenbach’schen Ba- cillus, der als Ursache des Starrkrampfes, sowohl des traumatischen beim Menschen, als auch des geimpften bei Thieren angesehen wird. Der Zweck unseres vorliegenden Berichtes ist nun, über eine neue Form von Bacterium zu berichten, welche einen von allen bisher beschriebenen Bakterienarten ganz verschiedenen Charak- ter aufweist und sich äusserst pathogen für Thiere erweist. Es gelang uns, diese Form aus dem Materiale zu isoliren, das wir aus verschiedenen Wunden und dem Unrath von uns unbe- kanntem Ursprunge sammelten, welcher sich nicht nur in den ver- schiedenen Wunden, sondern anch auf entfernten Stellen über die Oberfläche des Schenkels unserer Kranken ausgestreut fand. Aus dem Blute wurde kein Material entnommen. Es kann nicht Zweck unseres Berichtes sein, unsere lange Arbeit ausführlich zu beschreiben, die darauf ausging, eine mög- lichst reine Nicolaier’sche Bacillenkultur zu erzielen, indem. wir das Ziel durch einzelnes Studium der sie begleitenden Arten zu erreichen suchten. Zum aufmerksamen Studium dieser verschiedenen Formen, nicht nur vom morphologischen, sondern auch vom pathologischen Stand- punkte aus, wurden wir veranlasst durch die Thatsache, dass, als wir gleich im Anfange Material aus den Wunden und auch von dem an entfernteren Hautstellen der Kranken haftenden Unrathe tief unter die Haut von Mäusen, Meerschweinchen, Kaninchen ein- spritzten, die Thiere innerhalb 10—12 Stunden bis zu 8—10 Tagen unter überwiegend paralytischen Erscheinungen starben, wobei sich Krampfanfälle von vielfach ausgebreitetem Charakter nur eine Stunde vor dem Tode zeigten; und dies trotzdem, dass wir immer in dem am Injectionspunkte gesammelten Material, das bisweilen aus einer unter der Haut und zwischen den Muskeln ent- nommenen blutigen Wassergeschwulst, ein anderes Mal aus ein Ueber eine neue pathogene Bacterium-Art, 515 wenig dickem, in dem Bindegewebe und den Muskeln angesam- meltem Eiter bestand, ausser verschiedenen Kokken und Bacillen auch Formen, die ohne Zweifel borstenähnlich waren, vorfanden. Die Unregelmässigkeit im Verlaufe einer Krankheit, die wir mit Recht a priori „Impftetanus“ nennen könnten, darf nicht in Erstaunen setzen, da bereits viele Andere, die in ausgedehntem Maasse Injectionen mit Tetanusmaterial bei Thieren vorgenommen haben, Aehnliches beobachtet hatten; aber die Beständigkeit, womit sich diese überwiegend paralytische Form darstellte, und obendrein der totale Mangel an mechanischer Erregbarkeit bei den Thieren, in denen man die Krampfanfälle fast nie durch Schläge auf Muskeln und Sehnen provociren konnte, blieb uns unerklärlich. Unter den verschiedenen Mikroorganismen, die sich in unserem Materiale neben einander vorfanden, sei es, dass es der Wunde oder dem Unrathe entnommen war, fand sich ein Bacterium, dessen Reinkultur uns in allen Nährmitteln (Gelatine, Agar-Agar, Blut- serum, Kartoffeln) gelang und welches, in Reinkultur unter die Haut oder in das Bauchfell, die Adern oder den Magen von Ka- ninchen, Mäusen und Sperlingen eingeimpft, solche tödtete. Der Bacillus, dessen Entwicklung wir in den verschiedenen Stadien im hängenden Tropfen verfolgten, stellt sich als ein kleines Stäb- chen dar, mehr lang als breit, beinahe wie der Bacillus der Hühnercholera; es ist Veränderungen nicht in seiner Breite, sondern in seiner Länge unterworfen, besitzt rundliche Enden, ist starker Bewegungen fähig, auch bei 23—25° C Zimmertemperatur, besonders in den ersten Stunden der Tropfenuntersuchung. Seine Vermehrung erfolgt durch Spaltung. Der Spaltungscyclus geht in einer Stunde vor sich; der Bacillus verlängert sich, wird mit einer deutlichen Hülle umgeben, schnürt sich in der Mitte ein, theilt sich, und schliesslich werden die beiden Tochterzellen nur noch von der Hülle zusammengehalten, welche zu allerletzt zerreisst und beide Zellen frei giebt. Bemerkenswerth ist die Thatsache, dass, wenn man in dem Tropfen eine grosse Menge von Mikroorganismen erzielt, diese zur Ruhe gelangen, und dass man dann viele der Organismen augen- scheinlich nicht mehr als Stäbchen, sondern fast als Kokken und Diplokokken sieht, d. h. mit einem Längsdurchmesser, der dem Querdurchmesser beinahe gleich kommt. Der Bacillus färbt sich mit den gewöhnlichen Methoden, meistens wird er seiner ganzen Länge nach stark farbig, manchmal bleibt er dagegen in seinen Mitteltheilen farblos, so dass dann nur seine Extremitäten gefärbt erscheinen. Der Gram’schen Methode unter- worfen, entfärbt er sich in 2 Minuten nicht, Bei der Entwicklung in reinem Agar-Agar bei einer Tempe- ratur von 35° kommen bereits nach 12 Stunden die Kolonieen zum Vorschein, die die charakteristischsten sind; es sind dies kleine Kolonieen, die mandelförmig in der Dicke des Agars eingefügt sind, von weisser Farbe, wenn man sie in der Durchsicht, und gelbbraun, wenn man sie unter dem Vergrösserungsglas betrachtet, 33 * 516- ‚Belfanti und Pescarolo, mit doppelten, sehr deutlich sichtbaren Umrissen, die den Tricho- cephaluseiern sehr ähnlich, aber ohne Deckelchen sind. Auf der Agaroberfläche entwickelt sich der Bacillus in anderer Weise in Kolonieen von weissgrauer Farbe, runder und mehr breiter Form. Bei der Entwicklung auf Platten in 10°/, Nährgelatine ent- stehen ganz runde Kolonieen mit glatten Umrissen, gelbgrau, sehr feinkörnig und ohne Verflüssigung. Stich in Gelatine: Wenn man mit der Platinnadel eine sehr kleine Menge von Material entnimmt, so stellen sich die kleinen Kolonieen sehr genau getrennt von einander längs des Impfkanals dar. Wenn dagegen das Material zu reichlich ist, so sieht man längs des ganzen Kanals des Stiches eine sehr grosse Kolonieen- entwicklung, die nicht mehr getrennt ist, während man an den Rändern des Stichs eine feine Zackenbildung beobachtet. Auf der freien Oberfläche bildet sich eine weissgraue Schicht von glänzen- der Farbe, ein wenig erhaben, irisirend und von runder Form. Keine Spur von Verflüssigung, aber eine ziemliche Gasentwicklung, dabei nichts von üblem Geruch. Die Entwicklung der Kolonieen erhält man bereits nach 24 Stunden längs des ganzen Impfkanals bei einer Temperatur von 18—25°. Der Organismus ist facultativ anaörob. Strich im Agar: Isolirte, erhabene, graue, glänzende Kolo- nieen bei geringem Material, sonst ein graues glänzendes Band den ganzen Strich entlang, das fast keine Neigung zur Ausdehnung, sondern vielmehr zur Verdickung hat. Das Band hat weniger als !/, cm Breite. Im Agar, der schon mehrere Tage alt ist, be- merkt man einen leicht säuerlichen Geruch, der durchaus nicht unangenehm ist und an nichts Faules erinnert. Strich auf Blutserum: Dünne, weisse Schichten den Strich entlang. Kartoffeln: Leicht gelblich gefärbte, firniss - glänzende Schichten. Die Widerstandsfähigkeit unseres Bacillus in der Wärme ist sehr bedeutend, weil ich bei einem bis auf 80 p. 10° gebrachten Material, und nach meinen bisher gemachten Erfahrungen zu schliessen, behaupten kann, dass dieser Widerstand geringer ist, wenn es Sich um reine Kultur, als wenn es sich um eine mit anderen Mikroorga- nismen gemischte handelt. ‚Wie wir bereits gesagt haben, ist dieses Bacterium unge- mein pathogen für die Thiere. Bei den Experimenten verwendeten wir 50 Kaninchen, 30 Meerschweinchen, 25 weisse Mäuse, 2 Sper- linge, 1 Staar, 2 Tauben, 1 Huhn, 2 Gänse, 1 Hund und viele Frösche, und sämmtliche Kaninchen, Meerschweinchen, eines ausgenommen, alle Mäuse, die Sperlinge und der Staar star- ben. Die Tauben, das Huhn und die Gänse widerstanden, der Hund erholte sich nach einem heftigen zweitägigen Unwohlsein mit Erbrechen, Diarrhöe und Fieber; ganz frei blieben die Frösche. Die Thiere wurden theils in die Adern, theils in den Bauch, theils unter die Haut geimpft. Die in die Adern Geimpften star- Ueber eine neue pathogene Bacterium-Art, 517 ben in dem Zeitraum von einigen Stunden bis zwei Tagen, die- “ jenigen, welche in den Bauch und die Haut geimpft waren, erlagen in einem Zeitraum von ca. 12 Stunden bis mehreren Tagen. Ein Kaninchen, dem wir zwei Spritzen voll reiner Kultur in den Magen durch die Speiseröhre eingeimpft hatten, starb nach 2 Tagen unter Krampfanfällen, die eine Stunde vor dem Tode begannen. Anatomisches Bild: Im Impfungspunkte bemerkt man bei den Meerschweinchen unter der Haut und zwischen den Muskeln blutige Oedeme, die bisweilen vollständig generalisirt sind, bei den Kaninchen, besonders wenn die Einimpfung tief zwischen den Muskeln stattfand, dicken Eiter in geringer Quantität, und dieser Eiter ebenso wie die Oedeme enthalten eine grosse Menge unserer Bacillenformen in den verschiedenen Entwicklungsstadien. War die Einimpfung in den Bauch geschehen, so fand man stets eine blutige Flüssigkeit, leicht fibrinös, in geringer Menge frei in der Bauchhöhle angesammelt; zuweilen auch kleine blutige Flecken, ‘besonders auf dem Darmfelle zerstreut. Geschah die Einimpfung in die Adern, so fanden wir keine locale Veränderung vor. Alle diese Thiere wiesen eine grosse schwarze und weiche Milz auf, deren Substanz reich an unseren Mikroorganismen war. Der grösste Theil von ihnen wies blutige Nebennieren auf; die Lungen waren gesund, das Herz systolisch zusammengezogen, in dem centralen Nervensystem nichts Wesentliches. Das in die Speiseröhre geimpfte Kaninchen, welches nach 2 Tagen starb, bot ein eigenthümliches anatomisches Bild dar: Der Magen war voll unverdauter Nahrung und der Zwölffingerdarm und besonders der Obertheil des Dünndarms Sitz einer Enteritis acuta, hier und da blutig, voll klebrigen Materials, sehr reich an unseren Bacillenformen, mit ein wenig blutigem, faserigem Serum in der Bauchhöhle; die Milz war normal. Die bakterioskopische Untersuchung des Blutes und der Milz bewies aufs beständigste, dass unser Bacterium stets vorhanden war, aber nie das von Nikolaier; bisweilen indessen waren auch die unsrigen so selten, dass es uns nicht gelingen wollte, sie mit dem Mikroskop aufzufinden; man erzielte dann einen positiven Erfolg mit den Kulturmitteln ; manchmal indessen waren sie ebenso im Blute wie auch in den Eingeweiden derart zahlreich, dass wir mit Sicherheit die Vermehrung des Bacillus im Blute feststellen konnten. | Klinisches Bild: Man kann unter den geimpften Thieren zwei Kategorien unterscheiden: die, welche convulsive Phänomene .darbieten, und die, welche solche nicht aufweisen. Das erste erschei- nende Phänomen ist ein eigenthümlicher Gang des Thieres, das von ‚Paresis der Muskeln in den Hinterextremitäten und am Hintertheil des Rumpfs ergriffen zu sein scheint und was sich dann bis auf die Streckmuskeln des Kopfes und der Vordertheile ausdehnt. Dieser paralytische Zustand wird bei einigen Thieren in ihren ‚letzten Lebensstunden von Convulsionen unterbrochen, meistens von ‚ganz allgemeinem und sehr oft mit Opisthotonus - Charakter, die ‚völlig von: selbst entstehen; indessen bemerkt man eine bedeutende 518 Belfanti u. Pescarolo, Ueb. eine neue pathogene Bacterium-Art. Dyspno&, Beschleunigung des Pulses und Temperatursteigerung. Durchfall ist nie vorhanden, sondern nur reichlicher Urin. Von diesem Bilde ist ein Hund von mittlerer Grösse auszu- nehmen, der, mit Material von 2 Strichen in Agar in die Adern geimpft, zwei Tage lang galliges Erbrechen, Durchfall, 37—41° Fieber und mehrere Tage lang Appetitsverlust aufwies. Der Sperling, welchem wir einige Tropfen Material in die Brustmuskeln eingeimpft hatten, bot nach 5 Stunden eine wahr- haft vorzügliche Form von Starrkrampf dar, mit Ueberreizbarkeit, Opisthotonus und bald klonischen, bald tonischen Muskelkrämpfen, von der Dauer einer Stunde, worauf der Tod eintrat. Der Staar, der ebenfalls in die Brust geimpft wurde, starb am dritten Tage nach einem Starrkrampfanfall, welcher Zustand ungefähr drei Stunden dauerte. Die mit zerstückelten Eingeweiden (Milz und Leber) sowie mit dem Blute soeben verendeter Thiere gemachten Einimpfungen gelangen ebenso als die mit Reinkulturen. Was die Widerstandsfähigkeit der Thiere der Infection gegen- über, sowie auch die Verschiedenheit der sich darbietenden kli- nischen Formen, mit oder ohne CGonvulsionen, betrifft, so scheint es uns, dass, je mehr die anatomischen Veränderungen local beschränkt sind, desto länger das Leben des Thieres dauert und desto länger und heftiger die Starrkrampf-Phänomene sein werden; und dass je ausgedehnter die anatomischen Phänomene und je reichlicher die Vermehrung der Mikroorganismen, desto mehr die vollständig paralytische Form vorwiegt. Die Frösche können eine auch für sie verhältnissmässig grosse Quantität ohne Folgen vertragen; als wir nur eine halbe. Stunde nach der Impfung ihr Blut, sowie die Flüssigkeit des IJymphatischen Rückensacks (Einimpfungspunkt) untersuchten, waren wir über den Anblick der Leukocyten erstaunt, welche voll von Bacillenformen waren. Wie man daraus sieht, nähert sich unser Bacterium jener Gruppe, welcher die Hühnercholeramikroben, die Kaninchensepti- kämien von Koch und das Bacterium der Wildseuche von Hueppe angehören, unterscheidet sich aber von jeder dieser Arten durch bedeutende Charakterverschiedenheiten, wie Beweglichkeit, Entwick- lungsart und seine besondere krankheitserregende Kraft bei den verschiedenen Thieren. Obwohl wir im Blute der von Starrkrampf befallenen Frau, die als Ausgangspunkt unserer Untersuchungen diente, keine Mi- kroorganismen entdecken konnten, da, wie bereits gesagt, solche sehr selten sind und uns daher vielleicht haben entgehen können, So tritt trotzdem die Bedeutung unseres Bacillus hervor, besonders mit Rücksicht auf die Erfolge der verschiedenen Forscher, welche im Blute von Krampfkranken Mikroorganismen (Kokken und Ba- cillen) entdeckten, ohne sie indess völlig zu studiren. Ueberdies fanden sie dasselbe Blut tetanuserregend, während andere und sehr competente Forscher ihm jede inficirende Kraft absprechen, Tubereulose. 519 Wir glauben, nicht mit Unrecht behaupten zu können, dass die im Blute aufgefundenen diversen Formen nichts anderes sind als unser Bacillus in seinen verschiedenen Stadien, und dass die damit erzielten Starrkrampf-Manifestationen dem von uns beschrie- benen Phänomenenbilde angehören, und es scheint uns daher uner- lässlich, auf dem Factum zu bestehen, dass man als charakte- ristisch für den Impftetanus der Thiere das auch bei dem Wund- starrkrampf des Menschen Beobachtete annehmen muss, nämlich die Hypererregbarkeit der Nerven und Muskeln, welche fast immer bei den mit unserem Bacillus geimpften Thieren fehlt. Turin, im September 1888. Etudes exp6&rimentales et cliniques sur la tubereu- lose, publides sous la direction deM. le professeur Verneuil. Fascicule II. 8°. Paris (Masson) 1888. Rasch ist dem ersten Hefte dieser Studien !) das zweite gefolgt und liest damit der erste Band in der Stärke von 686 Seiten vor. Auch dieses Heft enthält eine Anzahl interessanter und anregender Aufsätze, 22 an der Zahl, die geeignet sind, wichtige Beiträge zur Lehre von der Tuberculose zu liefern. Das Referat muss sich na- türlich auf diejenigen beschränken, die rein oder vorwiegend bak- teriologischen Inhalts sind, und auch diese können nur in allge- meinen Zügen hier wiedergegeben werden. In Betreff des Näheren . der Experimente, der Versuchsanordnungen, der Resultate etc. muss auf das Studium des Originals verwiesen werden. 1) Texier et Cochez, La tuberculose bovine dans V’Afrique du nord. Die Verff. wenden sich gegen die Behauptung Lydtin’s, dass die Perlsucht überall, und zwar in warmen Ländern mehr wie in kälteren verbreitet sei, indem sie, sich auf die Angaben einer Anzahl von ihnen ausführlich eitirter französischer Veterinäre stützend, nachweisen, dass im Gegentheil die Perlsucht des ein- heimischen Rindviehes, trotzdem es bei den schlechten hygienischen Verhältnissen zu der Erkrankung .disponirt sein müsste, im Norden Afrikas (Algier, Tunis, Senegal, Aegypten) eine sehr seltene Krank- heit sei. Ueber die Ursachen dieser Erscheinung wagen sie, zumal die Ansichten der erwähnten Thierärzte selbst hierüber stark diffe- riren, keine bestimmte Meinung zu äussern, doch fragen sie sich, ob nicht vielleicht eine Immunität analog der, die die algerischen Schafe gegenüber dem Milzbrand darbieten , vorliege, eine Frage, der sie experimentell näher zu treten sich vornehmen. 2) Vibert, Siatistique relative a la frequence de la tuber- culose pulmonaire et de sa guerison. Der Verf., der seit 8 Jahren gerichtliche Sectionen in der Morgue vorzunehmen hat, theilt seine Beobachtungen über geheilte Tuberculose mit. Bei 131 Autopsien fand er 25mal Tuberkel in 1) Referat desselben im II. Band dieses Blattes. S. 444 ff. 520 | Tuberculose. den Lungen; dies Factum ist um so bemerkenswerther, als es sich ausschliesslich um gewaltsame Todesarten handelte, und diejenigen Fälle sorgfältig ausgeschlossen wurden, bei denen die Lungentuber- culose möglicherweise einen Antheil an dem Tode haben konnte. Hiervon sind 17 verkreidete oder fibröse, 8 käsige, aber schon stark eingedickte Tuberkel, so dass man wohl mit Recht alle als geheilt betrachten kann. Die genaueren Befunde sind übersichtlich in einer Tabelle zusammengestellt. 3) Martin, Recherches ayant pour but de prowver qwapres un sejour variable dans un organisme refractaire les microbes tuberculeux peuvent conserver encore a des degres divers leurs pro- prietes infectieuses. Entgegen den Mittheilungen Bollinger’s, Koch’s, No- card’s und Anderer fand M. bei seinen Impfversuchen auf Ge- flügel, dass die Thiere sich gegen Tuberculose refractär erwiesen. Er impfte 14 Hühner, 2 junge Hähne und 2 Tauben theils mit tuberculösen Organstückchen von Meerschweinchen oder Menschen, theils mit dem ausgespressten Saft solcher Stücke in die Peri- tonealhöhle. Trotz mitunter wiederholten Injectionen wurden alle Thiere bei der Section frei von Tuberculose gefunden. Da also die Bacillen in dem Organismus der Thiere sich nicht entwickeln können, so fragt er sich, ob ihre Virulenz nicht vielleicht latent bleibt, so dass sie, auf einen anderen empfänglichen Organismus übertragen, dort wieder ihre Wirkung entfalten können, und ver-. suchte diese Frage durch Ueberimpfung des Blutes dieser Vögel auf Meerschweinchen zu lösen. Im Ganzen wurden 41 Meerschweinchen in die Peritonealhöhle geimpft mit dem Blut von 7 Hühnern, 1 Hahne und 2 Tauben, ausserdem wurde Gehirn und Leber eines dieser Hühner zur In- oculation 5 weiterer Meerschweinchen verwendet. Von diesen 46 Inoculationen verliefen 10 positiv, 2 zweifelhaft, der Rest negativ. Die Versuchsbedingungen, sowie der anatomische Befund sind genau und- weitläufig beschrieben, doch muss in dieser Hinsicht auf das Original verwiesen werden. Hier sei nur noch bemerkt, dass der Versuch dann als positiv galt, wenn sich die gefundenen Verände- rungen in Serien weiter verimpfen liessen, dass hingegen der Ba- cillennachweis durchgehends unterlassen wurde. Bei den zweifel- haften Ergebnissen handelte es sich einmal um Knötchen in den Lungen, wobei die Ueberimpfung versäumt wurde, ebenso aber die mikroskopische Untersuchung, das zweitemal um eine Umwandlung der Mesenterialdrüsen in enorme Tumormassen, wobei gleichfalls die Eröffnung einer Serie unterlassen wurde, die Untersuchung auf Ba- cillen aber zweifelhafte Resultate ergab. (Aber auch die angeblich sicheren Fälle von Tuberculose zeigen mehrfache Unregelmässig- keiten; einmal fand sich anscheinende Tuberculose (Vergrösserung der Mesenterial- und Bronchialdrüsen, gelbe Knötchen der Leber), aber die Ueberimpfung blieb erfolglos, ein andermal war der Be- fund gelbe Knötchen der Leber und der Milz, käsige Degeneration Ä A ao ru Tuberculose. 521 der Mesenterialdrüsen, Schwellung der Bronchialdrüsen, Granulationen des Peritoneums, der Tod des Seriethieres erfolgte am 7. Tage nach der Impfung ohne tuberculöse Veränderungen in Folge Oeff- nung der Bauchwunde, ein drittes Mal fanden sich überimpfbare tuber- culöse Veränderungen, zugleich aber die Zeichen einer älteren chro- nischen Peritonitis. Diesen drei, doch mindestens ebenfalls sehr zweifelhaften Ergebnissen gegenüber, meint Verf., dass es sich trotz- dem um Tuberculose gehandelt habe, da eine Pseudotuberculose wohl keine ähnlichen Veränderungen geben könne, und schliesst aus Seinen Resultaten, dass die Tuberkelmikroben in dem Organis- mus verschiedener refractärer Thiere mehrere Wochen oder Mo- nate verweilen, und daselbst in latentem Zustande ihre infectiösen Eigenschaften bewahren können, welche sich dann bei späterer Uebertragung auf ein geeignetes Medium bemerkbar machen. Da- bei ist die Virulenz unabhängig von der Zeitdauer des Aufenthaltes der Mikroben im refractären Körper. Zur Erklärung dieses merk- würdigen Punktes bringt er nur vage Vermuthungen vor; er hat nicht einmal versucht, zu ermitteln, ob das Wirksame Bacillen oder etwa die Sporen sind. Er sieht freilich selbst ein, dass seine Er- gebnisse nicht einwandfrei sind, und vertheidigt sich deshalb ein- gehend gegen den Vorwurf, dass es sich um accidentelle Inocula- tionen gehandelt habe. In einer Schlussanmerkung wird dann noch ‚mitgetheilt, dass die vorliegende Arbeit im wesentlichen schon vor 2 Jahren geschrieben sei. M. muss zugeben, dass seitdem sowohl die Infection vom Darmkanal als vom Peritoneum aus bei Hühnern ‚oft experimentell erzeugt werden konnte. Obwohl sich also seine Prämisse als falsch erwiesen hat, hält er seine Schlussfolgerungen doch aufrecht. 4) Martin, Note sur quelques premiers essais de vaccination antituberculeuse. Nach Anführung der einschlägigen Versuche Falk’s berichtet M. über seine eigenen, in denen er versuchte, die Tuberkelbacillen durch Hitze abzuschwächen. Er bereitete sich Saft aus ausge- pressten tuberculösen Organen vom Meerschweinchen und setzte ihn im Thermostaten durch 1—5 Stunden einer Temperatur von 51,5° aus; derselbe wurde dann auf 15 Meerschweinchen intraperitoneal verimpft. Eine Anzahl starb an acuter Peritonitis, von den über- lebenden wurden einige mit frischer Tuberculose reinoculirt, aber sowohl die einmal wie die reinoculirten starben an Tuberculose. In einer zweiten Reihe wurde die virulente Flüssigkeit 4—7 Stun- den auf 73—75° erhitzt und damit 16 Meerschweinchen infieirt; von diesen starben drei an geringer, aber virulenter Tuberculose, die übrigen 13 erwiesen sich als frei. Schliesslich wurde Saft, der 24 Stunden auf 78° und auf 62°, sowie solcher, der 48 Stunden auf 62 ° erwärmt worden war, auf je ein Meerschweinchen verimpft. Das erste zeigte nur einige Knötchen, die aber weiter. verimpft sich als infectiös erwiesen, auch das zweite war tuberculös und nur das dritte frei. Zum Schlusse kommt Verf. nochmals auf die Re- ‚sultate der vorigen Arbeit zurück. 592 Tuberculose. [Bekanntlich war Hippolyte Martin derjenige, der als einer der Ersten vor der Entdeckung des Tuberkelbacillus darauf hinwies, dass die durch Impfung mit tuberculösem Material er- zeugte Tuberculose sich von den durch Inoculation mit nicht spe- cifischen Stoffen erhaltenen tuberculoseähnlichen Knötcheneruptionen dadurch unterscheide, dass sie sich unbegrenzt weiter verimpfen lasse, was den letzteren nicht zukomme. Diese Forschungen waren gewiss seiner Zeit sehr wichtig und epochemachend; seitdem haben wir jedoch in dem Tuberkelbacillus das eigentliche Agens kennen gelernt und sind in Folge der Beobachtung, dass sich in den tu- berculösen Produkten stets — mit verschwindenden Ausnahmen der Bacillus nachweisen lässt, auf den Standpunkt gelangt, ihn als das diagnostische Kriterium der Tuberculose anzusehen. Es ist also absolut unzulänglich, heutzutage eine Tuberculose nur aus der Ueberimpfbarkeit diagnosticiren zu wollen, auch in Anbetracht der vielen Fehlerquellen, die bei der Inoculation und in Folge spon- taner Erkrankung unterlaufen können, und des Umstandes, dass es Erkrankungen giebt, die makroskopisch und in Betreff der Ueber- tragbarkeit sich ganz wie die bacilläre Tuberculose verhalten. Aus diesen Gründen und weil Martin es geflissentlich, beinahe osten- tativ, unterlassen hat, die Diagnose durch den Bacillennachweis zu verificiren, sind seine Resultate durchaus nicht beweiskräftig, wo- bei die Möglichkeit solcher Ergebnisse und seiner Schlussfolgerun- gen an sich nicht angefochten werden soll. Auch das, was er gegen die Nothwendigkeit des Bacillennachweises und für die Zu- verlässigkeit seiner Methode vorbringt, ist keineswegs stichhaltig. Er betont zwar, dass er nie unter seinen Thieren spontane Tuber- culose beobachtet habe, und dass die Ueberimpfung unter den peinlichsten aseptischen Cautelen geschehen sei; dass aber trotz letzteren Umstandes accidentelle Infectionen möglich sind, ist be- kannt, und M. hat selbst acute Peritonitiden, wenn auch selten, er- halten. Wenn der Verf. dann gegenüber der Möglichkeit der Spon- tantuberculose den charakteristischen Verlauf seiner Impftuberculosen betont, so ist dieser in seinen Fällen keineswegs immer ausgeprägt. Und wenn er endlich verschiedene Male die Meinung ausspricht, dass eine Pseudotuberculose niemals ähnliche Veränderungen setzen könne, wie die geschilderten, so ist diese Ansicht durch die Ar- beiten von Eberth, Manfredi, Charrin und Roger, Dor heute widerlegt. Es muss also das Endurtheil über die beiden Arbeiten Martin’s in dem obigen Sinne dahin lauten, dass durch dieselben die Schlussfolgerungen des Autors sich keineswegs recht- fertigen lassen. Ref.] 5) Jeannel et Laulanie, Tentatives experimentales sur la guerison de la tuberculose. Die Autoren haben an einer Anzahl Kaninchen die Einwirkung von Jodoform - Aetherinjectionen (1:10) auf die Entwicklung der Drüsentuberculose studirt. Die Thiere wurden durch Injection von Tuberkelflüssigkeit in das Unterhautzellgewebe des Ohres inficirt, und nun die Wirksamkeit des Medicamentes geprüft, indem das- Tubereulose. 523 selbe entweder gleich mit der Impfflüssigkeit gemischt oder in Zwischenräumen von 1—6 Tagen injicirt wurde. Bei den über- lebenden Thieren erschien die Adenitis der präauriculären Drüse nach 6 Tagen; theils wurden sie dann mit interstitiellen Injectionen von Jodoformäther behandelt, theils wurde die Drüse exstirpirt, oder es wurden mit Theilen (Blut, Drüse, Lunge, Leber) von ihnen andere Thiere geimpft. In Summa kamen 21 Kaninchen zur Verwendung. Die erhaltenen Resultate sind, zumal einige Thiere rasch starben oder augenscheinlich zu früh getödtet wurden, vollständig zweifel- haft, doch jedenfalls nicht für die Wirksamkeit der Methode sprechend, da drei Thiere, die genügend lange am Leben blieben, Visceraltuberculose bekamen. 6) Jeannel, Nouvelles recherches experimentales sur la tuber- culose et sa curabilite. Der Autor hat die eben referirten Versuche weiter fortgesetzt ; er suchte zunächst zu ermitteln, welchen Gang die experimentelle Tuberculose bei den Versuchsthieren nimmt, wie lange sie local bleibt und wann sie allgemein wird, da die bisherigen Angaben über diese Punkte unbestimmt und einander widersprechend lauten. Zu diesem Zwecke infieirte er zunächst 17 Kaninchen an der Ohr- spitze mit tuberculösem Safte und amputirte nach 1—17 Tagen das Ohr, indem er von der Annahme ausging, dass diese Operation vor der Generalisirung des Virus ausgeführt, das Tbier retten, nach derselben aber den Tod desselben an Tuberculose nicht würde hindern können. Die Resultate (genauer im Original einzusehen) sind nun keineswegs eindeutig, sondern sehr variabel, doch schiebt er dies auf Differenzen in der Art der Inoculation. Er modificirte deshalb dieselbe und erhielt durch Einimpfen von tuberculösen Gewebsstückchen bei den geimpften Thieren, falls sie die Inocu- lation genügend lange überlebten, stets eine allgemeine Tuberculose, selbst wenn das Ohr schon nach 24 Stunden, ja nach 10—20 Mi- nuten amputirt wurde, wogegen bei Amputation nach 5 Minuten keine Erkrankung eintrat. Er bekämpft dann die (l. c. S. 444 re- ferirten) Ansichten von Gosselin [indem er nach Ansicht des Ref. mit Unrecht eine Inoculation in das subeutane Zellgewebe für gleichwerthig mit einer in das Kniegelenk hält], und machte des- halb Meerschweinchen und Kaninchen Injectionen von grossen Men- gen Blut von so inoculirten Meerschweinchen in die Bauchhöhle. Das — übrigens nicht constante, auch in der Ausdehnung der In- fection häufig grosse Unregelmässigkeiten zeigende — Resultat war, dass schon nach 4 Tagen das Blut im Stande war, Tuberculose zu erzeugen. Er schliesst daraus, dass auch die sogenannten lo- calen Tuberculosen des Menschen nur eine kurze Spanne Zeit local seien, dass hingegen sehr bald der Bacillus in den Kreislauf hinein- gelange und dort einen „allgemeinen latenten Parasitismus‘“ hervor- rufe, so dass eine Operation wohl den localen Herd entfernen, aber nicht die latente Tuberculose hindern könne, sich zu locali- siren, d. h. in Organen, die zu einer Zeit eine verminderte Wider- standsfähigkeit darbieten, neue tuberculöse Herde zu erzeugen, 524 Tubereulose. Die Zeit dieser Latenz, von dem Hineingelangen in den Kreislauf bis zum Auftreten des ersten Tuberkels in den inneren Organen kann sehr variiren, bei Kaninchen von 20—30 Tagen. Diese Er- klärung erscheint ihm plausibler für die Fälle von Allgemeinin- fection nach Operation localer Tuberculose, wie die von Verneuil (l. c. p. 449). Er ist der Meinung, dass in solchen Fällen durch das Trauma der Operation ein „dyskrasischer‘“ Zustand geschaffen werde, der das Manifestwerden der latenten allgemeinen Tuber- culose in den inneren Organen ermögliche und begünstige. Freilich gesteht er selbst zu, dass alle diese Erwägungen sehr theoretischer Natur sind; auch scheint niemals eine mikroskopische Untersuchung vorgenommen zu sein, so dass diesen Experimenten gegenüber eben- falls grosse Reserve am Platze erscheint. In zweiter Reihe prüfte er nochmals die Wirkung des Jodo- forms; er versuchte eine locale, weiter eine locale und allgemeine, schliesslich eine allgemeine Behandlung allein gleich oder bedeutend später nach der Inoculation, indem er den Jodoformäther entweder in den Primärtuberkel oder einfach unter die Haut des Rückens injicirte. DBei letzterer -Therapie erhielt er einigemale „kalte Abscesse“ an der Injectionsstelle (höchst wahrscheinlich accidentelle tuberculöse Infectivnen, ein Umstand, der den Werth der Resultate sehr beeinträchtigt. Ref.). Die Details der Versuche können hier nicht geschildert - werden; soweit die Thiere nicht an Jodoform- vergiftung oder zu früh an accidentellen Krankheiten starben, konnte keine Wirkung der Behandlung constatirt werden, da die grosse Mehrzahl der Thiere tuberculös wurde. Zum Schluss weist J. auf die geringe Uebereinstimmung seiner Resultate mit denen Gosselin’s (l.c. p. 444) hin, und betont ver- schiedene Lücken und Unklarheiten in der Arbeit desselben; dem gegenüber hält Letzterer in einer Note seine Ergebnisse aufrecht und verspricht weitere Mittheilungen. 7) Cavagnis, Sur Vimmunite de la tuberculose obtenue ar- tificiellement. Indem er den Organismus der Versuchsthiere mit einer Anzahl von Medicamenten sättigte, versuchte der Verf. zu ermitteln, ob dieselben gegen Tuberculose immun würden. Die Thiere waren Meerschweinchen und Kaninchen, die gegebenen Medicamente Jod- kalium (in die Bauchhöhle injicirt), Jodnatrium (desgl.), Arsenik (in- tern), Sublimat, Phenol und ätherisches Eucalyptusöl (theils in- tern, theils subeutan). Die Infection geschah mit bacillenhaltigem Sputum, das den Thieren theils nach längerer Dauer der Behand- lung, theils vor derselben subcutan eingeimpft wurde. Die Resul- tate waren sehr inconstant, indem häufig bei derselben Behandlung ein Theil der Thiere tuberculös wurde, ein anderer gesund blieb und dann sich an der Stelle der tuberculösen Inoculation eine weiss- liche, eingedickte, keine Bacillen enthaltende Masse vorfand, die auf andere Thiere verimpft keine Tuberculose hervorrief — ein Theil der letzteren ist übrigens noch in Beobachtung —. Nur das ee Ze, or u. nes f' B A: 7 h; i Tubereulose. 525 Jodkalium ergab ein anscheinend günstiges Resultat, beide Thiere wurden nicht tuberculös. 8) De Souza, Notes sur quelgues antiseptiques nowveauz. Der Autor hat Versuche mit Benzo@säure-Aethyläther und Methyläther, sowie Quecksilberäthyl angestellt. Nach Schilderung der chemischen und physiologischen Eigenschaften der drei Stoffe werden die Wirkungen mitgetheilt, die sie — und einige andere Substanzen zum Vergleich — der Luft beigemengt, auf die Ent- wicklung von einigen Pilzen in verschiedenem Nährboden haben. Dabei entfaltet das Quecksilberäthyl die stärksten antiparasitären Eigenschaften, weniger die beiden andern. Da der erste Stoff aber stark ätzend ist und die giftigen Eigenschaften des Quecksilbers besitzt, empfiehlt de S. die beiden letzteren zum Gebrauche bei Lungentuberculose. Es scheint auch der Benzo&säure-Aethyläther als Inhalation bei Phthise sich als Hülfsmittel anderer Medicationen nützlich gezeigt zu haben; allein bei tuberculösen Thieren ange- wandt, hat er jedoch keine bedeutenden Resultate ergeben. 9) Hanot et Lauth, Sur le foie gras des tuberculeux. Da die interessante Arbeit vorwiegend pathologisch-anato- mischen und histologischen Charakter trägt, so kann hier nicht näher auf dieselbe eingegangen werden. Nur das sei erwähnt, dass die Autoren sich [übereinstimmend mit der Meinung des Ref.] gegen die Ansicht von Brissot und Toupet (l. c. p. 447) wen- den, dass man in Lebertuberkeln nur ausnahmsweise die Tuberkel- bacillen finde Sie haben in 33 Fällen nur 3mal — bei fibrö- sen Tuberkeln — die Bacillen vermisst, sonst aber sie stets gefun- den. Freilich waren sie häufig nur in sehr geringer Zahl, ein oder zwei im Tuberkel, aber deutlich vorhanden. Sie glauben da- her, dass gegentheilige Resultate auf Uebersehen in Folge dieses Umstandes oder auf nicht genügender Färbung beruhen. 10) Valude, De la tuberculose oculaire, etude experimentale sur Vinoculation tuberculeuse des. parties baignees par les larmes. Da die spontane Tuberculose der Conjunctiva eine sehr seltene Erkrankung ist, während bekanntlich andere Spaltpilze leicht eine Affection derselben hervorrufen, versuchte V. zu ermitteln, wo- durch diese Immunität der Augenbindehaut gegen den Tuberkel- bacillus begründet sei. Er impfte Reinkulturen oder tuberculöses Material von Thieren in den normalen Conjunctivalsack, auf kleine gesetzte Wunden der Conjunctiva, ferner in die Thränen- drüse und in das subconjunctivale Bindegewebe. Die Inoculationen auf die normale Conjunctiva hatten stets ein negatives Ergebniss, bei 5 Inoculationen auf die eine kleine Wunde besitzende Conjunctiva bildete sich einmal eine kleine Ulceration, die tuberculös zu sein schien, aber rasch vernarbte. Die Impfungen in die Thränendrüse hatten das Ergebniss, dass sich in dem periglandulären Bindegewebe tuberculöse Knötchen bildeten , die Drüse selbst aber vollkommen 526 Tuberculose, intact blieb, während Impfungen in das subconjunctivale Zellgewebe stets gelangen. Der Verf. führt diese Resultate auf die grosse Empfindlichkeit des Tuberkelbacillus zurück, und meint, dass viel- leicht die Thränenflüssigkeit geeignet sei, das Wachsthum der Mi- kroben zu verhindern und dass jedenfalls die grosse Zahl von Mikroorganismen, die im Conjunctivalsack verweilen, den Tuberkel- bacillen gegenüber als Antagonisten wirken. 11) Montaz, D’un Mode de debut freyuent et non deerit de l’orchi-epididymite tuberculeuse aigue. Hauptsächlich klinische Schilderung jener Form der Tuberculose des Hodens und Nebenhodens, die sich direkt an eine gonorrhoische Epididymitis anschliesst. Zur Differentialdiagnose von der rein tuberculösen Hodenentzündung wird die Untersuchung auf Neisser- sche Gonokokken empfohlen. 12) Daremberg, Notes sur la me£ningite tuberculeuse ex- perimentale et la duree variable de l’evolution de la tuberculose. Verf. hat seine früheren Untersuchungen (]. c. p. 445) wieder- holt und erweitert. Er hat bei Kaninchen durch Einimpfung von Reinkulturen unter die Dura stets tuberculöse Meningitis und Bacillen in der Leber ohne tuberculöse Läsion, bei Meerschwein- chen dagegen Tuberkelbacillen in Leber und Milz ohne meningi- tische Affectionen erhalten, binnen 20—30 Tagen. Bei einem Huhn und einer Taube erzielte er die tuberculöse Meningitis erst nach 6—7 Monaten. Ferner theilt er einen Fall mit, wo sich bei einem Kaninchen nach einem Jahre bloss ein Abscess . des Schädels bil- dete, der Tuberkelbacillen enthielt, und Meerschweinchen und jungen Kaninchen eingeimpft, dieselben in circa 4 Wochen tödtete, grosse Kaninchen aber gesund liess [seit der Impfung der letzteren sind übrigens erst 4 Monate verflossen. Ref.]. 13) Metaxas et Verchere, De la meningite tuberculeuse post-traumatique. Die Arbeit behandelt vorzugsweise vom klinischen Stand- punkte aus die nach Traumen oder Operationen auftretende tuber- culöse Meningitis. Die ätiologische Rolle des Tuberkelbacillus ist vollständig gewürdigt, doch glauben die Verf. zur Erklärung des Auftretens der Krankheit in gewissen Fällen ausserdem noch eine besondere latente Diathese annehmen zu müssen, die durch das Trauma gemacht wird. Die Casuistik erstreckt sich auf 55 Fälle. 14) Ricochon, De la tuberculose dans le campagnes (frag- ments d’etudes) de la pleuresie dite a frigore. Studie wesentlich klinischen Inhalts. Auf Grund seiner Be- obachtungen (32 Fälle) gelangt Verf. zu dem Schlusse, dass die sogenannte Erkältungspleuritis ausschliesslich tuberculösen Ur- sprunges sei. Ueber die Art und Weise des Zustandekommens der Infection verbreitet er sich ausführlich in theoretischen Er- örterungen, ohne dabei wesentlich Neues vorzubringen, Tubereulose. 527 15) Reclus, Traitement des absces tuberculeuxr par les in- Jections d’ether jodoforme. Im Anschluss an den Aufsatz von.Verch&re (l. c. p. 449) werden 16 weitere Fälle von tuberculösen, mit Jodoform behandelten Abscessen mitgetheilt; von diesen wurden 8 geheilt, 2 nicht ge- heilt, die übrigen gebessert. 16) Verneuwil, Tuberculose de lappareil wurinaire. Casuistischer Beitrag der betreffenden Erkrankung. 17) Verneuil, Un mot sur le tubercule anatomique. Der Verf. theilt mit, dass Maisonneuve und er sich bei einer Operation an der Leiche gleichzeitig verletzten und beide einen Leichentuberkel acquirirten. Der seinige verschwand, als er in Folge anatomischer Arbeiten zufällig zwei Monate hindurch täg- lich während mehrerer Stunden die Hände fortwährend mit einem Gemisch von Wasser, Alkohol und Terpentinöl befeuchtet hatte. 18) Verchere, Morsure par un sujet tuberculeux, apparition au point blesse d’un tubercule anatomique. Die Ueberschrift giebt den Inhalt des Artikels an. 19) Fleur, Inoculation de la tuberculose par plaie externe. Ebenfalls ein kurzer casuistischer Beitrag, dessen Deutung übrigens keineswegs einwandsfrei ist. | 20) Guinard, Note sur le traitement de T’hemoptysie par la revulsion hepatique. Mittheilung eines Falles. 21) Verneuil, Ulcerations tuberculeuses sur les moignons d’ampulation. V. glaubt, dass in dem mitgetheilten Falle eine Infection der Amputationswunde durch die virulente Substanz während der Operation erfolgt sei, hingegen nicht, weil im Stumpfe noch tuber- culöses Gewebe zurückgelassen worden sei; das letztere Vorkomm- niss hat er mitunter beobachtet. 22) Verneuil, Du traitement post-operatoire chez les tuber- culeux. Diese Arbeit bildet eine Ergänzung zu dem Aufsatze desselben Autors über die präoperatorische Behandlung (l. c. p. 449). Er empfiehlt, sich nicht mit der Operation zu begnügen, sondern nach derselben, um keine weiteren tuberculösen Erkrankungen zu er- halten, eine antidiathetische Therapie, — medicamentöse Behandlung und hygienische Maassnahmen — einzuleiten. Letztere bestehen vor allem darin, dass der Operirte eine gesunde, nicht mit Tu- berkelkeimen inficirte Umgebung aufsuchen muss — Land- oder Waldluft, Seeklima ete. —. Als Beispiel werden 5 Fälle geschildert. Wesener (Freiburg i. B.) en m? 528 | Tuberceulose. — Pflanzenkrankheiten. Johne, Ein Fall von Uebertragung der Tuberculose vom Menschen auf den Hund, sowie einige casui- stische Bemerkungen über die Infection des Men- schen durch zufällige cutane Infectionen. (Deutsche Zeitschrift für Thiermediein und vergleichende Pathologie. Bd.XIV. 1883: p. 1113 Johne obducirte einen Hund, bei welchem er Lungentuber- culose und Tuberculose der bronchialen und mesenterialen Lymph- drüsen vorfand. Leber, Milz, Nieren und Darm zeigten keine Spur eines tuberculösen Processes. In den erkrankten Geweben fanden sich grosse Mengen von Tuberkelbacillen vor. Beim Hunde kommt spontane Tuberculose überhaupt nur sehr selten vor und auch der Impfung gegenüber ist er viel wider- standsfähiger als andere Thiere. Das in Rede stehende Thier war der fortwährende Gesell- schafter einer hochgradig phthisischen Frau. Er nahm mit Vor- liebe deren Sputa auf, welcher Umstand Johne zu der Ansicht führte, dass hier eine Uebertragung der Tuberculose vom Menschen auf den Hund stattgefunden habe. 3 Der Infectionsmodus scheint dem Ref. in diesem Falle nicht voll- ständig klargelegt zu sein. Verf. ist geneigt, eine Doppelinfection durch die Respirations- und Verdauungsorgane anzunehmen. Wenn der letztere Infectionsmodus hier stattgefunden hätte, es sich so- mit um eine Contactinfection handeln würde, so wäre jedenfalls der vollständige Mangel einer tuberculösen Erkrankung des Darmes auffällig. Andererseits könnte man sonst eine Infection der mesen- terialen Lymphdrüsen nur auf dem Wege der Blut- und Lymph- bahnen annehmen. Dann aber hätten wir, wie Verf. meint, auch in den übrigen inneren Organen tuberculöse Veränderungen zu er- warten. Diese Verbreitung der Tuberculose nach den Mesenterial- drüsen auf dem Wege der Circulation ist aber wohl einerseits auch ohne eine tuberculöse Affection der inneren Organe denkbar; andererseits können dieselben aber auch so klein sein, dass sie sich der Wahrnehmung mit dem freien Auge entziehen. Jedenfalls dürfte die Anschauung, dass im vorliegenden Falle die Infection durch die Respirationswege erfolgt sei, grössere Wahr- scheinlichkeit besitzen. Dittrich (Prag). Dangeard, P. A, Sur unnouveau genre deChytridinees parasite des Algues. (Comptes rendus de l’Acad&ömie des sciences de Paris. Tome CVII. 1888. p. 50 ff.) Verf. fand in einzelnen Zellen von der Gattung Zygogonium zugehörigen Algen, welche in der Umgegend von Caen gesammelt worden waren, eigenthümliche Gebilde, die er als Chytridineen an- sprechen musste. Da sie sich aber von den bisher bekannten wesentlich verschieden zeigten, gründete er auf sie ein neues Genus, das er wegen der Geringfügigkeit der bei dieser Form zum Aus- druck kommenden Dimensionen als Micromyces bezeichnete. In einem und demselben Faden fanden sich oft mehrere Zellen von den Schmarotzern besetzt, Im normalen Zustande enthält die Pflanzenkrankheiten. 529 Alsenzelle einen centralen Kern und zwei Stärkekörner, und das Chlorophyll färbt beinahe das ganze Protoplasma. Die Gegenwart des Parasiten bewirkt im mittleren Theile der Zellwand eine Aus- bauchung, in welcher die beiden Stärkekörnchen innerhalb einer unregelmässigen grünen Masse Platz nehmen. Der Parasit sitzt unmittelbar unter ihnen. Je, nachdem er sich vergrössert, tritt die Ausbauchung der Wand schärfer hervor, und die Chlorophyllan- häufung verschwindet; sie wird von der Oberfläche ab allmählich aufgezehrt. Der Parasit ist kugelig; er lässt eine fein granulirte centrale Partie und eine mehr oder weniger gerunzelte äussere Zone erkennen. Erstere wird durch eine Zellwand sehr bald ab- gegrenzt. Dieselbe trägt lange Dornen, die auf Kosten der äusseren Zone gebildet scheinen. Die bedornte Zelle hat einen Durchmesser von 8 u bis 10 u. Behufs Vermehrung tritt das gesammte Proto- plasma aus der Zelle hervor und bildet neben der leeren Hülle ein zusammengesetztes Sporangium, indem sich das Protoplasma mit einer Membran bekleidet und in 4 Portionen theilt, die ebenso- viele Sporangien bilden. In jeder derselben entstehen massenhafte Zoosporen, die durch einen Riss am oberen Theile des zusammen- gesetzten Sporangs hervorschlüpfen und sich ruckweise, ähnlich wie die von Chytridium, bewegen. Sie sind mit einer langen Cilie versehen und lassen im Innern ein Oeltröpfchen erkennen. Zu- weilen bleiben eine Anzahl Zoosporen im Sporangium zurück, und an diesen lässt sich die Art der Bewegung leicht beobachten. Da die Wirthspflanzen Orte bewohnen, die einem steten Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit unterworfen sind, encystirt sich Mikromyces ziemlich häufig. Die dornigen Zellen verdicken, anstatt unmittelbar ein Sporangium zu erzeugen, ihre Membran und nehmen sammt den ebenfalls verdickten Dornen eine braunrothe Färbung an. Oft begegnet: man diesen Cysten in Gruppen von 5—4 in einer Zelle. Nach ihrem Wirth bezeichnet Verf. die betreffende Species als Mikromyces Zygogonii. .E. R. Zimmermann (Chemnitz). Lagerheim, 6. von, Mykologiska Bidrag. V. Ueber eine neue Peronospora-Art ausSchwedisch-Lappland. (Botaniska Notiser. 1888. p. 49—51.) Beschreibung einer neuen, Peronospora lapponica be- nannten Pilzspecies, welche auf Euphrasia officinalis schma- rotzt. Auf Euphrasia ist schon eine Peronospora - Art bekannt, nämlich P. densa Rbh., welche aber zu der Schröter ’schen Gattung Plasmopara gehört und auch durch ihr äusserliches Aus- sehen von P. lapponica weit verschieden ist. Jene Art bildet Schneeweisse, dichte Rasen, diese aber sehr lockere, graue Rasen. Die Gonidienträger jener Art brechen büschelig aus den Spalt- öffnungen hervor, die von P. lapponica einzeln. Ihre Gonidien sind fast doppelt so gross als die jener Art. Grösse der Gonidienträger und Verzweigung sind ebenfalls verschieden. Auch von den anderen auf Scrofulariaceen vorkommenden Peronospora-Arten ist P. lapponica n. sp. wohl unterschieden. P. Antirrhini Schröt. hat dichte 34 . 530 Pflanzenkrankheiten. Rasen, violettbraune Gonidienträger und hakenförmig gekrümmte Endzweige; P. Linariae Fckl. hat gebogene Zweige mit langen gekrümmten Endästchen, P. grisea Ung. hat sparrig verzweigte Gonidienträger mit gebogenen Endästchen, P. sordida Berk., der P. lapponica am meisten ähnelt, hat dichte Rasen und Gonidien- träger, welche zu mehreren aus den Spaltöffnungen herausbrechen, gebogene Zweige und kleinere Gonidien mit abgerundeten Enden haben. Oosporen sind bei dieser Art nicht bekannt. Die Diagnose dieser neuen Art lautet: „Peronospora lapponica Lagerh. P. conidiophoris arborum modo repetite dichotomis ramulis rectis vel subrectis, membrana achroa, singulis erumpentibus, stratum rarum, griseum formantibus; ramuli terminales recti; conidia citriformia, membrana pallide violacea praeditae, Long. conidioph. 658 — 700 u; lat. conidioph. 12 u; long. con. 30 bis 36 u; lat. con. 19—24 u; diam. oosp. 27 u. Hab. Sueciae ad Qvikkjokk Lapponiae Lulensis in foliis vivis Euphrasiae officinalis parasitica (Jul. 1883). Ludwig (Greiz). Farlow, W. &. and Seymour, A. B., A provisional host- index of the fungi of the United-States. Part I. Polypetalae. 8°. 57 Seiten. Cambridge 1888. Bei der gegenwärtigen Ueberhandnahme der Pilzlitteratur ist es oft von grosser Schwierigkeit, festzustellen, ob eine Pilzkrank- heit einer Pflanze bereits beschrieben worden ist oder nicht. Von deutschen Mykologen sind deshalb bereits mehrfach übersichtliche Zusammenstellungen gemacht worden — meist jedoch in der Un- gewissheit, ob auch für die neuen amerikanischen Arten — und in Amerika hat ja jetzt die Mykologie einen ganz besonderen Auf- schwung genommen — eine gewisse Vollständigkeit erreicht wor- den ist. Eine Bearbeitung der amerikanischen Pflanzenkrankheiten, die durch Pilze erzeugt werden, nach Wirthsspecies geordnet, ist daher eine sehr verdienstliche Arbeit, zumal wenn sie von Männern wie Farlow und Seymour unternommen wird. In dem vorliegenden I. Theil sind zunächst die Polypetalae bearbeitet. Die Pilze sind nach den Arten der Nährpflanzen, diese innerhalb der Familie alphabetisch geordnet. Synonyme Namen und Formkreise derselben Pilzspecies sind durch Klammern als zusammengehörig gekenn- zeichnet. Zu den am meisten von Pilzen heimgesuchten Pflanzen ge- hören in Amerika u. A.: Liriodendron Tulipifera L. (mit 86 Species), Magnolia glauca L. (63), Vitis Labrusca L. (51), Acer rubrum L. (48), Prunus Persica Jess. (28), Rubus strigosus Michx. (20), Pirus com- munis L. (26), P. Malus L. (80), Liquidambar Styraciflua L. (68). Ludwig (Greiz). Be ei e Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht, 531 Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Babes, V., Sur une &l&vation de temperature dansla periode d’incubation de la rage. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888. No. 7. S. 374.) Verf. hat bereits an anderem Orte (Journal des connaissances medicales. 26. Mai 1837) mitgetheilt, dass bei Kaninchen, die mit Strassenwuth geimpft sind, sehr regelmässig eine ein- bis zwei- tägige Temperaturerhöhung auf 39,9—40,5° zu beobachten ist, die weder mit dem Fieber, welches der Trepanation folgt, noch mit jenem, welches den nervösen Endsymptomen unmittelbar vorher- geht, verwechselt werden darf. Diese Angabe hält derselbe gegen- über einer kritischen Bemerkung von Högyes aufrecht und bringt neue Belege für dieselbe. Buchner (München), Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung der Tuberkelbacillen bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Mediein und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Fortsetzung. Schnitzler (32) hatte vom Jodoform bei der Lungenphthise keine schlechten Resultate, ein wirklicher Heileffectt wurde jedoch nicht erzielt. Er gab es entweder in Pillen, später mit Leberthran in Kapseln, oder liess es in ätherischer Lösung inhaliren. Durch Semmola’s Mittheilung angeregt, behandelte Möl- ler (30, 31) 17 Fälle von Lungenschwindsucht intern mit Jodo- form nach S.’s Angaben. Die Erfolge waren nicht glänzend; eine nennenswerthe Besserung des physikalischen Befundes kam nur zweimal vor. Dagegen war öfters eine Zunahme des Körperge- wichts zu constatiren, während das Fieber nicht beeinflusst wurde. Auch andere Forscher hatten nur ungenügende Resultate zu verzeichnen. Demuth (25) gab 6 Schwindsüchtigen das Mittel innerlich und als Inhalation mit Aether, Bei 5 trat nicht der mindeste, | 34 * 532 Wesener, nur bei einem voller Erfolg ein. D. wagt jedoch nicht zu be- haupten, dass die Behandlungsweise allein am Erfolge schuld war. Nach innerlicher Darreichung sah Kurz (11) Verminderung des Auswurfs, aber nur im Anfange; der Krankheitsprocess machte jedoch Fortschritte, auch traten mitunter Intoxicationserschei- nungen ein. Di Vestea (36) behandelte 4 Kranke — davon 3 mit, einen ohne Bacillen im Auswurfe — innerlich und äusserlich mit Jodo- form. Es wurde keinerlei bedeutende Besserung, im Gegentheile theilweise Verschlimmerung erzielt. Deshalb und da er fand, dass das Mittel den Zerfall der Körpersubstanz steigert, rieth er von seiner Verwendung bei Phthisikern ab. Shingleton Smith wollte hingegen günstigere Resultate er- halten haben. Er (34) gab Jodoform 46 Kranken, bei denen mit Ausnahme von 7 die Diagnose Phthise durch den Bacillenbefund sicher- gestellt war, intern. Er beobachtete in Folge der Medication nun: starke Gewichtszunahme, mitunter bis zu 30 und mehr Pfund, in 29 Fällen, bei den übrigen war geringe Abnahme vorhanden; öfters Sinken der Fiebertemperatur, Verminderung des Hustens und Auswurfs. Die Tuberkelbacillen in letzterem nahmen in vielen Fällen stark ab, ja verschwanden einigemal gänzlich resp. es hörte die Expectoration auf. Die Gabe war 1—3 gran mehrmals täglich ; leichte Intoxicationserscheinungen wurden mitunter beobachtet. In dem Bericht sind seine Resultate auf Tabellen übersichtlich zusammengesetzt; nach letzteren scheint dem Ref. der Erfolg jedoch nur in wenigen Fällen als ein solcher, dass man eine dauernde Heilung annehmen könnte, auch wird eine Angabe, wie lange diese Besserungen und Heilungen angehalten haben, fast durch- weg vermisst. Das Verhalten und die Abnahme der Bacillen ist auch, wie Guttmann richtig in der Discussion bemerkte, kein sicherer Beweis für die In- und Fxtensität des tuberculösen Processes. Auch Mackenzie (28) bemerkte gegenüber dieser Mittheilung, dass Gewichtszunahme und Besserung der Symptome nichts für eine Heilung der Phthise besage, solange Bacillen im Auswurf vor- handen wären; und was das Verhalten der letzteren anbetrifft, so sah er bei Jodoformgebrauch, selbst in hohen Dosen, keine Be- einflussung derselben, so dass er dem Mittel keinen curativen Werth zuschreiben kann. Smith (35) erwiderte, dass er speciell auf das Verhalten der Bacillen geachtet und das Verschwinden derselben in mehreren Fällen ganz zweifellos constatirt habe; in anderen Fällen — von denen er nochmals 3 vorführt — habe die Expectoration gänzlich sistirt, so dass nach Bacillen nicht mehr gesucht werden konnte. Er halte deshalb die keimtödtende Wirkung des Jodoforms auf- recht. : Als Gegenstück beschrieb Mackenzie (29) kurz drei Fälle, wo durch Jodoform keine Wirkung erzielt und die Krankheit und die Bacillenmenge im Auswurf nicht beeinflusst wurden. ut Er I} Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 533 Ein anderes Jodpräparat, das Jodeisen, wurde von Delmis (24) als heilendes und prophylaktisches Mittel der initialen Lungenphthisis, in Folge seiner „antidiathetischen Wirkung“ angepriesen. Als Be- weis hierfür werden ein paar ältere Aerzte angeführt. 5) Quecksilber. 37) Kalloch, On the use of bichloride of mereury in Phthisis. (Med. News. 1885. I. No. 11. p. 291. Ref. in Virchow-Hirsch, Jahresbericht für 1885. II. p. 163.) K. gab Phthisikern Sublimat in einer Lösung von Wasser, Glycerin und Alkohol, anscheinend mit gutem Erfolge. 6) Schwefel. 38) Wood, Artifieial sulphur water, as a substitute for Bergeon’s treatment: of | Phthisis. (Med. and surg. Reporter. 1887. I. No. 22. p. 673.) Schon seit langer Zeit waren, besonders in Frankreich (Can- dell&!), Senac-Lagrange?) u.a.), Schwefelwässer zur Cur der Phthise empfohlen. Hierauf und auf der Bergeon’schen Methode (Ss. sp.) fussend, empfahl Wood, um die Unzuträglichkeiten der letzteren zu vermeiden, künstliches Schwefelwasserstoffwasser mit kohlensaurem Wasser vermischt zu trinken. Er will damit die- En Resultate wie bei der Bergeon’schen Methode erhalten aben. 7) Aluminium. h 39) Pick, Julius, Aluminium gegen Lungentuberculose. (Wiener med. Woch. 1883. No. 19. p. 581.) | i Er gelangt zu dem Schlusse, dass das Aluminium den tuber- culösen Process günstig beeinflusse, um so günstiger, in je niedrigerer chemischer Verbindung es einverleibt wird. Es er- scheint ihm in höchstem Grade wahrscheinlich, dass durch die Ein- wirkung des Aluminiums der Koch’sche Bacillus in seiner Ent- wicklung derartig gehemmt wird, dass schliesslich die ganze Krank- | heit ihren specifischen Charakter verliert. Er giebt das Mittel in Pillen 0,1 pro die. Zum Schlusse wird ein (!) Fall mitgetheilt, in | dem nicht einmal auf Bacillen untersucht wurde. 8) Wasserstoffsuperoxyd. 40) Huguenin, Ueber die Therapie der tubereulösen Lungenaffectionen, Vor- trag, gehalten in der Wintervers. der Med.-chir. Ges. des Cantons Bern. (Corre- spondenzblatt für Schweizer Aerzte. 1886. p. 45.) Der Vortr. verbreitet sich über die Aetiologie, dann über die Therapie der Phthise. Er bespricht die verschiedenen Klimate, dann eine Anzahl specifischer Mineralwässer. Zum Schluss be- 1) Du traitement de la phthisie pulmonaire par les eaux sulfureuses et en parti- eulier par celles de Canterets. (Bull. gen. de ther. 1882. Livr. 8 et 9.) 2) L’etiologie constitutionelle de la phthisie recherchee dans ses formes et leur euration aux eaux Sulfureuses, notamment les eaux sulfureuses de Canterets. (Ibid, 1886. Livr. 7—9.) 534 Wesener, tont er die günstige Wirkung des Weissenburger Mineralwassers und schreibt dieselbe dem darin enthaltenen Wasserstoffsuper- oxyd zu und empfiehlt Collegen, Phthisiker damit intern zu be- handeln. 9) Terpentinöl und seine Derivate. Oleum Terebinthinae selbst ist gegen Schwindsucht innerlich wohl kaum gegeben worden. Dagegen soll hier kurz erwähnt werden, dass das von L&pine zuerst geprüfte Terpin von G. S&e!) bei der von ihm sogenannten katarrhalischen Form der Schwindsucht, wo es die Schleimab- sonderunge und damit den Husten und die Expectoration ver- mindert, mitunter ganz aufhebt, empfohlen wurde. Eine specifische Wirkung auf den Krankheitsprocess vindicirte er ihm nicht. Die gleiche Wirkung beobachtete Brugnatelli?), während Kien?) nur mässige oder gar keine Erfolge sah. Ebenfalls nur eine symptomatische Wirkung auf Husten und Aus- wurf, die dazu noch nicht einmal sicher ist, hat das Terebin #). 10) Kreosot. 41) Fräntzel, Ueber den Gebrauch des Kreosots bei Lungentuberculose. Vortrag, gehalten in dem Verein für innere Medicin zu Berlin. (Deutsche medicin. Wochenschr. 1887. No.14. p.277.) Disc.: a aGuttmann, b) Thorner, e) Lub- linski (Zur Behandinng der Lungen- und Kehlkopftuberculose. Ibid. No. 38. p. 829), d) Rosenheim, e) Fräntzel. (Ibid.No.21. p.456u. No.22. p. 482.) 42) Gutt- mann, Die antiseptische Wirkung des Kreosots und seine Empfehlung gegen Lun- genschwindsucht. (Zeitschrift für klin. Med. Bd. 13. Heft 5..p.488) — 43) Hop- mann, Kurze Bemerkung zu der Frage grosser Kreosotdosen bei Kehlkopf- und Lungenschwindsucht. (Berl. klin. Wochenschr. 1887. No. 52. p. 985.) — 44) Pick,R,, Das Kreosot bei Erkrankungen der Luftwege. (Deutsche med. Wochenschrift. 1883. No. 13. p. 189 u No. 14. p. 204.) — 45) Reuss, Quelques nouvelles observations a propos de l’emploi de la cr&osote dans les affections des voies respiratoires. (Journ. de therapeutique. 1883. p. 685.) [Nicht zugänglich.) — 46) Riehardson, Spiritus pyroxylicus rectifieatus in consumption. (The Brit. med. Journal. 1885. I. p. 483. 7. March.) — 47) Sahli, Ueber den Ersatz des Buchenholztheerkreosotes in der Behandlung der Phthise durch Guajakol. (Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte. 1887. No. 20. p. 616.) — 48) Sommerbrodt, Ueber die Behandlung der Lun- gentuberculose mit Kreosot. (Berlin. klin. Wochenschr. 1887. No. 15. p. 258.) — 49) Derselbe, Weitere Notiz zur Behandlung der Lungentuberculose mit Kreosot. (Ibid. 1887. No. 48. p. 910.) — 50) Turban, Kreosot gegen Lungen- tuberculose. (Aerztl. Mittheil. aus Baden. 1887. No. 21. p. 165.) Das Buchenholztheerkreosot wurde neuerdings zuerst von Bou- chard und Guimbert wieder gegen Lungenschwindsucht em- 1) Traitement de la phthisie catarrhale, des h&moptysies et des bronchites chroniques par la terpine. (Bull. de l’acad. de med. Ser. II. T. XIV. 1885. No. 30. p. 978.) 2) Sulla terpina. (Annali universali di medieina et chirurgia. 1887. Agosto. p. 126.) 3) De la terpine et de son emploi dans les bronchites chroniques et les catar- rhes des phthisiques. (Gaz. med. de Strasbourg. 1885. No. 12. p. 133.) 4) Murrell, Pure Terebene in the treatment of winter cough. (The Brit. med. Journal. 1885. II. p. 1103. 12. Dec.) — Derselbe, Pure Terebene and Terpene. (Ibid. 1886 I. p. 392. 27. Febr.) — Suckling, Pure Terebene in the treatment :of winter cough. (Ibid. 1886. I. p. 541. 20. March.) — Cammann, Terebene in diseases of the Jungs. (The Med. Record. 1887. II. p. 476. 8. Oct.) Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 53 pfohlen. Vor der Entdeckung des Bacillus noch wurde es in Deutschland von Fräntzel!) zuerst versucht. Nach Koch’s Entdeckung verwendete dasselbe zuerst Pick (44) äusserlich und innerlich; zum äusserlichen Gebrauch bediente er sich einer Inhalationsmaske, innerlich gab er es entweder mit Leberthran (2 : 180) oder nach der von den französischen Autoren angegebenen Formel: Rp. Kreosot. fagin. 13,5, Tinct. Gentian. 30,0, Spirit. vini 250,0, Vini Malag. (s. Xerens.) q. s. ad 1000,0. MDS. 2—5mal tägl. 1 Esslöffel voll in Wasser zu nehmen. Ueble Nach- wirkungen hat er nicht gesehen. Seine Beobachtungen datiren aus den vorhergehenden 3—4 Jahren. Er theilte 16 Fälle mit; unter der Behandlung wurden Husten und Auswurf meist rasch ver- mindert, häufig trat Herabsetzung resp. Beseitigung des Fiebers und Besserung des Allgemeinbefindens ein. Diejenigen Fälle, in welchen die Anwendung von Kreosot nur einen unbedeutenden oder gar keinen Erfolg hatte, theilte er freilich nicht mit; sie gehörten sämmtlich einem weit vorgeschrittenen Stadium der Lungenschwindsucht an. P. ist weit davon entfernt, in allen seinen Fällen an eine definitive Heilung zu denken, will es auch nicht entscheiden, ob dem Kreosot eine specifische Wirkung gegen Lungen- schwindsucht zukomme; doch hält er seine Erfolge für derart, dass sie dringend zu weitern Versuchen auffordern. Auf dem Wiesbadner Congress für innere Medicin theilte ferner Fräntzel (94a, 80 s. sp.) mit, dass er mit Kreosot intern — Inhalationen leisteten nichts — gute Erfolge gesehen habe, Besserung des Allgemeinbefindens, sowie eine Abnahme, ja vollständiges Ver- schwinden des Auswurfes und Rückgang der physikalischen Er- scheinungen. Solange freilich die Patienten noch expectorirten, war eine Abnahme der Bacillen nicht zu constatiren. Einige Zeit hörte man wenig von dem Mittel; erst im Jahre 1887 wurde dasselbe beinahe zu gleicher Zeit von Fräntzel und Sommerbrodt aufs neue empfohlen. Ersterer (41) wollte die Behandlung nur bei einer bestimmten Kategorie von Schwindsüchtigen angewandt wissen, nämlich bei solchen, die gar nicht oder nur mitunter sehr wenig fiebern und nur wenig Bacillen im Auswurf zeigen. Bei solchen Patienten hat das Mittel ihm aber bei genügend langem Gebrauche gute Resultate gegeben, die sich in Besserung des Appetites, Hustens und der Dyspno&, Abnehmen des Auswurfs, Gewichtszunahme und Besserung des physikalischen Befundes documentirten. Eine Abnahme oder ein Verschwinden der Bacillen war freilich nur selten zu con- statiren, eher noch ein Verschwinden des Sputums. Diese Erfolge hat er jährlich bei eirca 15 Kranken — von etwa 400 Phthisikern pro anno überhaupt — erzielt. Er kommt deshalb zu der Folgerung, dass Kreosot zwar kein Specificum sei, aber doch mehr leiste als alle andern Mittel. Bei 100 Schwerkranken dagegen gab es fast ausnahmslos Misserfolge, nur solche mit Höhlenbildung bei ein- 1) Charite-Annalen IV, Band, 536 | Wesener, seitiger Erkrankung schienen günstig beeinflusst zu werden. Die Resultate der Privatpraxis waren ähnliche. Noch günstiger sprach sich Sommerbrodt (48) über das Medicament aus; er behandelte damit mehrere Tausend Phthisiker, alle freilich ambulatorisch. Er reichte das Mittel in Kapseln (& 0,05 Kreosot und 0,2 Tolubalsam), begann mit 1 Kapsel und stieg zu 9 täglich; letztere Dosis liess er dann Monate fortge- brauchen. Er hatte hiervon in sehr vielen Fällen einen sehr günstigen Einfluss auf den Gesammtprocess der Lungentuber- culose, sowie auf die hervortretendsten Symptome constatiren können; bei sehr vorgeschrittenem Krankheitsprocess war die Wirkung eine minimale oder fehlende, dagegen waren Erkrankungen, die erst kurze Zeit bestanden oder geringe Symptome machten, der Behandlung am zugänglichsten. Er will ebenfalls nicht be- haupten, dass die Tuberculose durch diese Behandlung ganz sicher geheilt werde, wohl aber, dass man sehr vielen Tuberculösen da- durch ausserordentlich nützen kann. In einer späteren Mittheilung (49) empfahl er, von dem Satze „Je mehr Kreosot vertragen wird, desto besser die Wirkung“, aus- gehend, über die Dosis von 0,45 pro die hinauszugehen bis zu 0,45 gr: Guttmann (41a) gab in Folge dieser Anregungen das Kreosot bei 52 Kranken, sah aber keine so günstigen Resul- tate. Er studirte ferner die Wirkung des Kreosots auf Rein- kulturen einer Anzahl von Mikroorganismen und fand, däss das Mittel stark antiseptisch wirke, selbst noch in einer Verdünnung von 1:3000—4000. Später publicirte er die letzteren Versuche ausführlicher (42). Die antiseptische Kraft des Kreosots übertraf sogar die der Karbolsäure. Zwar kann man es dem Organismus nicht in der zur Tödtung des Tuberkeibacillus nöthigen Concen- tration — dazu ist 1: 2000 erforderlich — einverleiben; doch ist es immerhin leicht möglich, dass es in der im Körper möglichen Verdünnung 1: 4000 wenigstens wachsthumshindernd auf denselben einwirkt. Er gab es in Kapseln & 0,05 bis zu 0,6 pro die ohne üble Nebenwirkungen und sah günstige Wirkungen davon. Thorner (41b) konnte über 10 Fälle berichten. Gabe in Pillenform; bei einigen recht gute Resultate. W. Lublinski (41c) verordnete es über 400 Patienten; 210 hiervon können zum Vergleiche herangezogen werden, davon 74 im Initial-, die andern in vorgeschrittenen Stadien. Von den ersteren wurden 18, von den letzteren 4 geheilt, erheblich gebessert von allen 28. Bei den Geheilten verschwand Husten und Aus- wurf; dagegen nahm bei den Gebesserten die Bacillenmenge nicht auffallend ab. Das Mittel wurde entweder in Lösung (Alkoh. ab- solut., Aq. Menth. pip. 40) oder in Leberthran verordnet. Rosenheim (41.d) theilte mit, dass bei der Darreichung üble Nebenwirkungen häufig beobachtet würden, was Fräntzel (41 e) auf mangelnde Güte und Reinheit des Präparates zurückführen zu müssen glaubte, be ar ei Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 537 Turban’s (50) Resultate entsprechen den obigen. Bei 27 verwerthbaren Fällen wurde eine Besserung erzielt in 17, nicht in 10. Bei 2 war deutliche Abnahme der Bacillen zu constatiren. Er gab es in spirituöser Lösung. Er hielt es für kein Specificum, sondern meinte, dass es die Ernährung verbessere und die Zellen widerstandsfähiger gegen das tuberculöse Virus mache. Hopmann (43) reichte es in Tropfenform (1:2 Gentiana- tinetur) und war mit den Erfolgen sehr zufrieden. Selbst in vor- geschrittenen Fällen sah er öfter noch Besserung zu Stande kommen. Auch er erklärt die Wirkung durch Hebung des Appetites und der Ernährung und damit Steigerung der Widerstandskraft des Organisnius gegen die Ausbreitung der Bacillen. Für das Buchenholztheerkreosot, das häufig mit dem Stein- kohlentbeerkreosot verwechselt wird und dessen Zusammensetzung eine grosse Unsicherheit zeigt, verwendete Sahli (47) den Haupt- bestandtheil desselben, das Guajakol, und fand, dass die thera- peutischen Eigenschaften des Kreosots auch dem Guajakol zu- kommen. Er verschreibt: Rp. Guajacoli puriss. 1,0—2,0, Ag. 180,0, Spirit. vini 20,0, MD in vitro nigro, S. 2—3mal täglich 1 Kaffee- löffel bis ein Esslöffel in 1 Glas Wasser oder auch in Leberthran. Die Wirkung ist die nämliche, wie die des Kreosots. Anhangsweise mag noch erwähnt werden, dass Richard- son (46) versuchte, den Spiritus pyroxylicus rectificatus — Aceton, Naphtha (Hastings) — der verdienten Vergessenheit zu entreissen durch Mittheilung eines die Wirkung gar nicht beweisenden Falles. 11) Tannin. 51) Bertrand, Essai critigque sur le traitement etiologique de la tuberculose. These de Paris. 1886. — 52) Raymond et Arthaud, Sur les moyens de rendre l’organisme refractaire & la tuberculose. (Etudes experim. et clin. s. 1. tuber- eulose publ. p. Verneuil. Paris 1887. Fase. I. p. 36.) Die beiden letzteren Autoren versuchten, nachdem sie gefunden hatten, dass mit Tannin gefütterte Kaninchen gegen Impftuber- culose immun geworden waren, das Mittel auch beim Menschen. Sie gaben an, danach eine Besserung der Symptome erzielt zu haben. Fünf Fälle von diesen wurden von Bertrand (5l) in einer ausführlichen These genauer mitgetheilt und als geheilt beschrieben. Von anderer Seite ist eine Bestätigung der Wirksamkeit des Mittels bisher nicht erfolgt. 12) Salicin. 53) Johnston, Phthisis, its etiology and treatment. (The Lancet. 1882. II. p- 1003. 9. Dee.) Der Autor empfahl zur Behandlung der Schwindsucht das Salicin, von dem er annahm, dass von ihm im Körper Carbolsäure abgespalten werde, welche dann auf die Bacillen deletär wirke. Er theilte einen Fall mit, bei dem nach Darreichung des Mittels — übrigens erhielt der Patient auch noch Leberthran, medi- Vu N TE ee % S \ * ER Mm A 538 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. camentöse Inhalationen ete. — bedeutende Besserung eintrat; wie lange dieselbe angehalten hat, wird nicht gesagt. 13) Vegetabilische Mittel. 54) Almes, De l’emploi de la phellandrie dans le traitement des affecetions di- tes de poitrine. (Gaz. med. de Paris. 1884. No. 31. p. 362.) — 55) Bampton, Treatment of Phthisis. (The Brit. med. Journ. 1884. Il. p. 1074. 29. Nov.) — 56) Quinlan, A note upon the use of the Mullein plant in the treatment of pulmonary consumption. (The Brit. med. Journ. 1883. I. p. 149. 27 Jan.) — 57) Derselbe, The Verbascum thapsus. (Ibid. 1883. I. p. 379. 24. Febr.) — 58) Derselbe, A remarkable case of increase of weight in pretubereular Phthisis, (Ibid. 1883. II. p. 1123. 8. Dec.) — 59) Derselbe, On the treatment of pretuber- cular and of advanced Phthisis pulmonalis by the Mullein plant. Vortrag, gehalten auf dem internationalen mediein. Congresse zu Kopenhagen. (Congres period. internat. des sciences med. 8mMe session. Copenhague. Compte remdu p. p. Lange. Tome II. p. 43. and The Dublin Journal of Medical Sciences. Vol. 78. 1884. p. 193.) — 60) Derselbe, Treatment of Phthisis. (The Brit. med. Journ. 1884. II. p. 1189. 13. Dec.) — 61) Richardson, Mullein-leaves in Phthisis.. (Ibid. 1884. II. p. 907. 8. Nov.; — 62) Thomas-Caraman, Note sur le miel eucalypte naturel secrete par les abeilles noires sauvages de Tasmanie (Australasie) dans des ruches enormes construites par elles au sommet d’eucalyptus gigantesques. (Progres med. 1884. No. 16. p. 318.) Quinlan empfahl die Blätter der „Mullein plant“, Verbascum Thapsus, als ein in Irland seit undenklichen Zeiten gebräuchliches Volksmittel gegen Schwindsucht. Die Blätter sollen (frisch oder getrocknet) in Milch gekocht, letztere ‘dann durchgeseiht und warm getrunken werden. In der ersten Mittheilung (56) führt er 7 Fälle an, aus denen jedoch nur hervorgeht, dass der Husten sich besserte und das Gewicht mitunter zunahm. In dem zweiten grösseren Vortrage (59) theilte er mit, dass er 127 Fälle in den letzten zwei Jahren so behandelt habe — kleine Mittheilungen über einzelne derselben finden sich schon früher (57, 58) publieirt —, und dass bei incipienter Phthise regelmässig Gewichtsvermehrung und rasche Besserung, ja Heilung sich einstellte, bei schon länger be- stehender besonders der Husten, die Appetitslosigkeit und die Diarrhöe sehr günstig beeinflusst wurden. (Fortsetzung folgt.) Nuttal, 6, Experimente über die bakterienfeindlichen Einflüsse des thierischen Körpers. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. 1888. p. 353.) Verfasser hat zunächst festzustellen gesucht, ob die Phago- cyten lebende Milzbrandbacillen aufnehmen und ob sie es allein sind, welche zur Bacillenvernichtung befähigt sind. Die Versuche bildeten zunächst eine Wiederholung der Metsch- nikoff’schen Experimente am Frosche. Es wurden halblinsengrosse Lungenstückchen von eben an virulentem Milzbrand gestorbenen Mäusen, theils aseptisch, theils ohne Desinfection der Haut Fröschen unter die Rückenhaut ge- bracht und daselbst verschieden lange Zeit belassen. Die Thiere 220) 2 a Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten, 539 wurden am Tage bei 16° C, bei der Nacht nicht unter 10° © gehalten. Das Impfstück hatte schon nach wenigen Tagen seine natürliche Farbe verloren und {war von einem gallertigen, grau- gelben Exsudate umgeben und durchsetzt, welches zur weiteren Untersuchung verwendet wurde. In Präparaten aus dem Impfstücke fanden sich reichliche Leukocyten mit vielfachem oder gelapptem Kerne und ausserdem Zellen mit einem grossen blassen Kerne vor. Zählungen liessen das Procentverhältniss zwischen von Leukocyten aufgenommenen und nicht aufgenommenen Bacillen ziemlich genau feststellen. Es stellte sich heraus, dass die Aufnahme der Bacillen von Seiten der in das Impfstück eingewanderten Leukocyten ziemlich langsam erfolgte. Nach 16stündigem Verweilen des Impfstückes unter der Haut hatte noch keine, nach 22 Stunden schon eine ziemlich bedeutende Aufnahme von Bacillen stattgefunden. In einem Falle wurden 27°/,, in anderen nur 1°/, aller vorhandenen Bacillen aufgenommen. Das Verhältniss stieg bei bis zu 120 stün- digem Verweilen des Impfstückes unter der Froschhaut auf 50 bis 70°/,. Schon vom 3. Tage angefangen erfolgte eine absolute Ab- nahme der Bacillen. Am 16. Tage wurde von den spärlich vor- handenen Bacillen keiner in den Leukocyten gefunden. Bedeutendere Unterschiede in der Schnelligkeit oder Intensität der Degeneration zwischen den aufgenommenen und freien Bacillen waren nicht zu constatiren. Die Degenerationsformen wurden um so en, je länger das Impfstück unter der Froschhaut ver- weilte. | Da die Bacillen innerhalb und ausserhalb der Leukocyten gleichmässig degenerirten, so scheinen beide nicht durch die von Metschnik off angenommene intracelluläre Verdauung, sondern in Folge anderer, uns noch nicht bekannter schädlicher Einflüsse abzusterben und zu zerfallen. Aus mehreren Infectionsversuchen an Mäusen geht hervor, dass eine Abnahme oder ein Verlust der Virulenz der unter der Froschhaut dem Einflusse der Leukocyten preisgegebenen Bacillen nicht stattfindet. Noch nach 17 Tagen waren virulente Milzbrand- bacillen in den Impfstücken vorhanden. Durch höhere Temperaturen scheint die Thätigkeit und Fress- lust der Leukocyten gesteigert zu werden. Auch findet unter diesen Verhältnissen in den ersten Tagen nach der Impfung eine starke Wucherung der im Impfstücke enthaltenen Bacillen statt. Immer- hin lag jedoch höchstens die Hälfte der vorhandenen Bacillen in Leukocyten. Bei höherer Temperatur gehen schliesslich die Ba- cillen rascher zu Grunde als bei niederer Temperatur. Dies gilt sowohl für die von Leukocyten aufgenommenen, als auch für die freien Bacillen, weshalb das Zugrundegehen eines grossen Theiles der letzteren nicht der Verdauung durch Leukocyten zugeschrieben werden darf. In einer Temperatur von 29 bis 37° GC lebten die geimpften Frösche höchstens 14 Stunden. Um das Impfstück hatte ein üppiges Wachsthum der Bacillen stattgefunden. Bei den meisten waren auch im Herzblute Milzbrandbacillen aufzufinden, a 540 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Im Gegensatze zu Metschnikoff geht sonach aus dieser Versuchsreihe hervor, dass mindestens ebensoviele Bacillen, wie aufgenommen waren, auch ausserhalb der Leukocyten einer vollständigen Degeneration verfallen. Eine Abschwächung der noch am Leben gebliebenen Bacillen war niemals zu constatiren. Wurden Kaninchen mit abgeschwächtem Milzbrand subcutan geimpft, so fand ebenfalls eine Ansammlung von Leukocyten statt und die Bacillen gingen theils innerhalb, theils aber auch ausser- halb der Leukocyten zu Grunde. Impfungen mit virulentem Milz- brand ergaben, dass, wenn Bacillen im Exsudate zu Grunde gehen, dies meistentheils ausserhalb der Zellen geschieht. Weiter wurde unter dem Mikroskope das Verhalten der dem Körper entnommenen Leukocyten zu Bacillen durch längere Zeit hindurch beobachtet. Die Untersuchungen wurden in der Weise angestellt, dass ein Tropfen Froschlymphe, Froschblut oder Blut von Warmblütern auf ein Deckglas gebracht, am Rande mit einer kleinen Menge frischer, lebenskräftiger Milzbrandbacillen geimpft und mit Paraffin auf einem hohlen Objectglase eingeschlossen wurde. Die Präparate vom Blute von Warmblütern wurden bei der Bluttemperatur des betreffenden Thieres beobachtet. Die Veränderungen der freien Bacillen liessen sich sehr gut, diejenigen der aufgenommenen Bacillen schwerer verfolgen. Immerhin konnte Verf. aber auf diesem Wege ermitteln, dass zwar ein Theil der Bacillen von den weissen Blutkörperchen auf- genommen wird und in denselben degenerirt, dass aber andererseits die Zerfallsprocesse in gleicher Weise auch an den freien Bacillen erfolgen. Von Bedeutung ist auch der Umstand, dass in leuko- cytenarmen Flüssigkeiten, so im Liquor pericardii und im Humor aqueus ebenfalls in kurzer Zeit eine vollständige Degeneration der Bacillen eintrat. Diese Befunde sprechen dafür, dass das eigentliche bakterien- feindliche Moment in der die Zellen umgebenden Flüssigkeit zu suchen ist. Je rascher die Degeneration der freien Bacillen er- folgte, um so mehr Bacillen fanden sich in Leukocyten vor. Durch Kulturversuche und Zählungen wurde ferner klargelegt, dass das Blut bei verschiedenen Thierspecies in verschiedenem Grade die Fähigkeit besitzt, eine ziemlich bedeutende Anzahl von Bakterien zu vernichten. Die bakterienvernichtende Kraft des Blutes lässt jedoch nach einiger Zeit nach und das Blut bildet dann einen guten Nährboden für die Bacillen. Auch für Liquor pericardii, Humor aqueus und ein zellarmes pleuritisches Exsudat vom Menschen wurden bedeutende bakterienvernichtende Eigen- schaften constatirt. Aus den zahlreichen, vielfach modificirten Versuchreihen des Autors ergiebt sich sonach, dass die Milzbrandbacillen unter dem Einflusse von Blut und anderen Gewebsflüssigkeiten unabhängig von den Leukocyten eine morphologische Degeneration erleiden, dass ferner ein grosser Theil der mit diesen Flüssigkeiten in Be- rührung gebrachten Bacillen in relativ kurzer Zeit vollständig ab- getödtet wird. TI ae u a Neue Litteratur. 541 Auf Grund dieser Versuchsresultate muss daher, wie Verfasser anführt, die Behauptung Metschnikoff’s, dass die Vernichtung der Bacillen im lebenden Körper ausschliesslich durch Phago- cytenthätigkeit erfolgt, als nicht erwiesen bezeichnet werden. Dittrich (Prag). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Roux, F., Traite pratique des maladies des pays chauds; maladies des syst&mes lymphatique et cutan6; parasites; animaux nuisibles: T. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. -—3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $e— Die Redaction des „Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, elwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Eine Gletscherbakterie. (Vorläufige Mittheilung.) Von L. Schmelck Christiania. Mitte Juli d. J. besuchte ich verschiedene norwegische Städte, um daselbst bakteriologische Wasseruntersuchungen anzustellen, und machte auf dieser Reise auch einen Ausflug nach dem im west- lichen Theile des Landes gelegenen „Jostedalsbrä“. Dieser Gletscher, der ausgedehnteste unter den europäischen, erhebt sich, einen Flächeninhalt von ca. 1600 qkm einnehmend, zu einer Meereshöhe 35 N 546 Schmelck, Eine Gletscherbakterie. von ca. 2000 m und sendet durch die anstossenden Thäler seine Eis- ströme bis zu etwa 100 m über dem Meere hinab. Während des kurzen Besuches, den ich dem Gletscher machte, benutzte ich die Gelegenheit, um einige bakteriologische Versuche mit dem Wasser der vom schmelzenden Eise gespeisten Ströme und mit dem Schnee des Gletschers anzustellen. Die Kulturversuche wurden nach dem Esmarch ’schen Rollen- re Zi URN verfahren vorgenommen und die Proben sogleich nach der Auf- nahme untersucht. I. 18. Juli, 1 Uhr Nachmittags. Wasser von dem Flusse in Vetledalen (Sogn), ca. 5 km von dem Gletscherarm. Temperatur des Wassers 10° C. Versuch 1. 170 Bakterienkolonieen u aa 10, nA pr. ccm. I. 18. Juli, 6. Uhr Nachmittags. Wasser von einem Bache, ca. 50 m unterhalb seines Ausflusses von dem Gletscher und ca. 1600 m über dem Meere. Temperatur des Wassers 2° C. Versuch 1. 4 Bakterienkolonieen a oe r pr. ccm, überdies zahlreiche Schimmelpilze. III. 18. Juli, 8 Uhr Abends. Schnee von dem Gletscher, 1800—2000 m über dem Meere. Ca. 1 1 Schnee von einer Fläche von ca. 1 qm gesammelt. In 1 cm? des geschmolzenen Schnees: 2 Bakterienkolonieen und 2 Schimmelpilze. Nachdem der Schnee vollständig geschmolzen war und das Wasser 5—6 Stunden in einem warmen Zimmer gestanden hatte, wurden in derselben Probe nach einem einzelnen Versuche 70—80 Bakterienkolonieen pr. ccm gefunden. Selbst dem unbewaffneten Auge zeigte sich die Oberfläche des Schnees nicht ganz rein. Unter dem Mikroskope wurden Reste von Pflanzen und Insekten nebst rothem Schnee, Schimmelpilzen und hefenartigen Formen gefunden. IV. 18. Juli, 9 Uhr Abends. Schnee von dem Gletscher, 1800—2000 m über dem Meere: 2 Bakterienkolonieen pr. ccm. V. 19. Juli, 9 Uhr Morgens. Wasser von dem Flusse in Haukedalen (Söndfjord). Tempe- ratur des Wassers 10° C. Versuch 1. 9 Kolonieen SERFE RAR = In allen untersuchten Schnee- und Wasserproben waren die meisten Kolonieen von einer Bakterienart, welche während ihres Wachsthums einen grünen fluorescirenden Farbstoff bildete. Die Bakterien zeigten sich unter dem Mikroskope als kurze, beweg- Janowski, Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. 547 liche Stäbe und waren in ihrem Wachsthum auf den verschiedenen Nahrungssubstanzen dem. Bacillus fluorescens liquefaciens sehr ähn- lich. (In Stichkulturen bilden sie eine trichterförmige Vertiefung mit fluorescirender Färbung der Gelatineoberfläche. Dasselbe Farben- spiel nimmt die ganze Masse nach der Verflüssigung an.) Der letztgenannte Bacillus kommt, wie bekannt, häufig in fau- lenden Substanzen und in weniger reinem Wasser vor, er wird aber meiner Erfahrung nach in reinem Wasser von Flüssen und Seeen verhältnissmässig spärlich gefunden. Die hier beobachtete Bakterienart scheint dagegen constant und den andern gegenüber vorherrschend in dem Schnee- und Eiswasser unserer Gletscher zu sein. Später habe ich sie auch in Proben (in sterilisirten Flaschen hierher gesandt) des Eiswassers vom „Folgefond“, einem andern der grossen norwegischen Gletscher, und von dem „Jotun- gebirg‘‘ gefunden. ° Der Gedanke liegt daher nahe, dass das constante Vorkommen dieser Bakterienart in den Eisregionen mit der eigenthümlichen srünen Farbe des Gletscherwassers in Verbindung steht. Schliesslich will ich erwähnen, dass der unter Ill aufgeführte Versuch auf eine ganz ausserordentliche Vermehrung der Bakte- rien während des Schneeschmelzens zu deuten scheint. Dieses wird vielleicht zur Erklärung meiner in den Untersuchungen des Wassers von Christiania gewonnenen Resultate dienen (die in dieser Zeitschrift Bd. IV. No. 7 mitgetheilt sind). Leider kann ich mich aber nur auf diesen einen Versuch stützen. Christiania, im August 1888. Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. (Aus dem bakteriologischen Laboratorium zu Kiew.) Von Th. Janowski. Mit einer Abbildung. In’vielen Ländern, wie bei uns in Russland, stellt der Schnee während einiger Monate die natürliche Decke des Bodens dar. Excremente, Wirthschaftsüberreste und verschiedene Unreinigkeiten‘ die man in unseren Dörfern und manchen Städtchen direct auj den Boden wirft, treten in diesem Zeitraum in die Schneeschicht, welche die Rolle des Bodens im Sinne der Aufnahme der verun- reinigenden Stoffe auf sich nimmt. Im Frühling dringt das vom Schmelzen des Schnees herkommende Wasser in den Boden und mit demselben auch die von ihm empfangenen Unreinigkeiten, die bisweilen pathogener Natur sind. Ob diese letzteren durch das lange Verbleiben im Schnee einige Veränderungen erleiden, oder ob sie in den Boden unverändert eintreten, ist selbstverständ- lich in hygienischer Hinsicht eine Frage von grosser Wichtig- keit, und wenn Bordoni-Uffreduzzi der bakteriologischen Untersuchung des Eises eine grosse Wichtigkeit beilegt, so ist 35 * 548... Janowski, meines Erachtens die Untersuchung des Schnees nicht minder wichtig. Indessen finden sich in der Litteratur meines Wissens keine Untersuchungen des Schnees, ausser einigen Analysen des Schnees von Pöhl?!), die er in seiner Arbeit über das Newa- wasser mittheilt; die Untersuchungen von C. Fränkel, Bi- schoff, Prudden, Bordoni-Uffreduzzi aber beziehen sich auf das Eis und können keine nähere Anwendung in der Lehre über den Bakteriengehalt des Schnees finden, weil die Verhält- nisse des Entstehens des Schnees und seines ferneren Verbleibens auf der Oberfläche des Bodens auch einen anderen Bakteriengehalt vermuthen lassen. Bei Erforschung des Bakteriengehalts des Schnees muss man ihn vor allem in reinem Zustande, wie er sich auf grossen Flächen, entfernt von jeglicher Verunreinigung befindet, untersuchen. In dieser Richtung habe ich unter Leitung des Herrn Prof. Trütschel im Februar dieses Jahres, in dessen Verlaufe die Temperatur niedrig war und öfters Schnee fiel, folgende Unter- suchungen angestellt: Da man a priori vermuthen konnte, dass der eine Zeit lang unter Wirkung der niedrigen Temperatur liegende Schnee einen Unterschied von dem frisch gefallenen Schnee darstellen werde, so untersuchte ich deshalb beide Arten des Schnees besonders. Zur Untersuchung des ersten, d. i. des frisch gefallenen Schnees, nahm ich denselben in die Eprouvetten von der oberen frisch gefallenen Schneeschicht während des Schneefallens; die Eprouvetten mit Watteverschluss wurden natürlich vorher sterilisirt und dann un- mittelbar vor der Aufnahme des Schnees auf einer Gasflamme ab- gebrannt. Der in den Eprouvetten gesammelte Schnee wurde im Wasserbade bei 30° geschmolzen und von dem erhaltenen Wasser nahm ich 0,5 ccm in die Eprouvetten mit geschmolzener Gelatine; ferner wurden auf gewöhnliche Weise die Platten bereitet; aus jeder Portion des Wassers bereitete ich drei Platten mit gleichem Wassergehalt — 0,5 ccm in jeder. Von den Ziffern, welche bei der Zählung der auf drei Platten gebildeten Kolonieen erhalten wurden, wurde das Mittel gezogen, welches die Menge der in 1 ccm dieses Wassers gefundenen Bakterien bezeichnete. Jedesmal nahm ich zwei Portionen Schnee an zwei verschiedenen Orten, die fern von jeder Wohnung und frei von jeglicher Verunreinigung waren. Diese letztere konnte leicht beim einfachen Anblick der Schneeschicht bemerkt werden. Die Resultate der Analysen sind folgende: max. + 0,30 C I. den 2. Februar 1888; t° äusserer Luft in ge mittlere tägliche Temperatur — 7,2° C., Niederschläge 0,1. 1) in der 1. Portion des Schnees sind 34 Bakterien pro 1 ccm des vom Schmelzen des Schnees entstandenen Wassers gefunden. 2) in der 2. Portion 38. die 1) Die chemischen und bakteriologischen Untersuchungen bezüglich der Wasser- versorgung von Petersburg. (Wratsch 1884. No. 9.) [Russisch]. Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. 549 — 42. R II. den 20. Februar; te, — 125 mittl. tägl. — 11,1, Nieder- schläge 1,1. 1) in der 1. Portion 203, 2) in der 2. Portion 384. III. den 28. Februar; t? nn mittl. tägl. — 12,2, Nieder- schläge 0,9. 1) in der 1. Portion 140, 2) in der 2. Portion 165. Obgleich diese Ziffern in grossen Grenzen variiren, weisen sie dennoch auf den bedeutenden Bakteriengehalt im fallenden Schnee hin. Vergleicht man diese Ziffern mit der Bakterienanzahl, welche von Fränkel!) und Bordoni-Uffreduzzi?) im Eise gefunden wurde, so ist leicht zu ersehen, dass, wenngleich diese letztere in noch grösseren Grenzen variirt, sie dennoch weit grösser ist, als die von mir im Schnee gefundene. Ein Theil der Bakte- rien findet sich im Schnee schon bei seiner Bildung, ein anderer, wahrscheinlich grösserer, wird vom Schnee aus der Luft während des Fallens mitgerissen. In Folge dessen kann die Anzahl der Bak- terien in der Luft vermindert werden, und es kann eine ähnliche Reinigung der Atmosphäre geschehen, wie sie Miquel?) gleich nach dem Regen fand; man kann annehmen, dass die physische Struc- tur der Schneekrystalle die Reinigung der Atmosphäre in noch höherem Grade besorgt. Den 19. Februar habe ich den Schnee zur Untersuchung wäh- rend eines Schneegestöbers (bei t? gg: mittl. tägl. — 3,9, Niederschläge 11,7) genommen. 1) in der 1. Portion sind 139 Bakterien gefunden, 2) in der 2. Portion 463. Der Unterschied in den Ziffern der einzelnen Portionen lässt sich leicht dadurch erklären, dass während des Schneegestöbers dem Schnee Verunreinigungen beigemengt wurden, welche von verschiede- nen in der Nähe der Entnahmestelle gelegenen Gebäuden herrühren. Nun gehe ich zu dem eine Zeit lang gelegenen Schnee über. Die Untersuchungen von Prudden!) und Bordoni-Uffre- duzzi behandeln u. A. die Frage über die Veränderung der Bak- terienanzahl des Eises bei dessen längerem Verbleiben unter der Wirkung der niedrigen Temperatur. Die Resultate beider Forscher stehen aber mit einander im Widerspruch. Dieselbe Frage wollte ich bezüglich des Schnees lösen, weshalb ich den Schnee eine Zeit nach seinem Fallen untersuchte; und zwar nahm ich den 1) Ueber den Bakteriengehalt des Eises. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. I. 1886. Heft 2. 2) IR biologische Untersuchung des Eises in seiner Beziehung zur Öffentlichen Gesundheitspflege. (Centralbl. für Bakter. und Paras. Bd. II. 1887. No. 17.) 3) Les organismes vivants de l’atmosphere. 4) On bacteria in ice and their relations to disease. Cit. aus: (Centr. für Bakter. und Paras. Bd. I. No. 22.) 550 Janowski, Schnee aus der oberen Schicht, die sich vor einigen Tagen gelegt und seitdem um keine neue Schicht vergrössert hatte. Da es für die Beurtheilung dieser Frage von grosser Wichtigkeit ist, auch den Gang der Temperatur zu kennen, deren Wirkung die Schnee- schicht ausgesetzt war, d. i. der äusseren Temperatur, so will ich die Curve der Temperatur im Februar darstellen. Diese Curve JENE L_—— Side / a E \ - u : Em af N SS > NS S RS N FEN BIENEN: BR IN I N) BOESBISERRBERIFE \ ES EEBEBENZEINIENN ZZ’ B S Fein Hi; Sr rl E EN re a nee Kit BEIN 44 NCOESERLMEREN FREE SSerBfl dass ee Fa SIENESEENERE KM Ben Fr zii Dr NV » n “ F Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. 551 wurde nach den Tabellen des Meteorologischen Observatoriums zu Kiew aufgezeichnet. Die Technik der Untersuchung bot nichts besonderes dar. Mit Hülfe einer sterilisirten Glasplatte entfernte ich die oberste, 0,5 cm dicke Schicht, auf die sich der Staub aus der Luft setzt. Aus der dadurch entblössten Schicht nahm ich den Schnee nach der oben erwähnten Weise, bereitete aus dem vom Schmelzen ent- standenen Wasser Platten und zählte nach einigen Tagen die auf den Platten entwickelten Kolonieen. In Folgendem theile ich die Resultate der Analysen mit: I. Den 11. Februar ; einen Tag vorher fiel kein Schnee, weil der Schnee vom 10. Februar (mit 2,2 Niederschlägen in der Ta- belle) am frühen Morgen gefallen war. 1) In der ersten Portion sind 2 Bakterien pro 1 ccm Wasser gefunden, 2) in der 2. Portion 4. II. Den 15. Februar; 4 Tage kein Schnee. 1) In der 1. Portion 18, 2) in der 2. Portion 20. III. Den 24. Februar; 3 Tage kein Schnee, starke Fröste. 1) In einer Portion 228. IV. Den 2. März; 3 Tage kein Schnee. 1) In der 1. Portion 145, 2) in der 2. Portion 212. Diese Resultate weisen also darauf hin, dass auch der eine Zeit lang gelegene und der Wirkung der niedrigen Temperatur aus- gesetzte Schnee immerhin viele Bakterien enthält; man kann daher annehmen, dass die niedrige Temperatur im Winter keine be- deutende Wirkung auf die im Schnee befindlichen Bakterien aus- übt; so enthielt z.B. sogar nach dreitägiger Wirkung einer mittleren täglichen Temperatur von — 16° C (21., 22. und 23. Februar) der Schnee den 24. Februar 228 Bakterien pro 1 ccm aus Schnee ent- standenen Wassers. Was die Arten der Bakterien des Schnees betrifft, so kann zuerst bemerkt werden, dass auch hier viele Arten vorkommen. Es giebt hier Gelatine verflüssigende und nicht verflüssigende Arten; die einen finden sich in grösserer, die anderen in geringerer Anzahl vor. Einen Umstand aber habe ich bei meinen Unter- suchungen beständig bemerkt: während die Platten aus frisch ge- fallenem Schnee, ebenso wie die aus Flusswasser, viele verflüssigende Gelatine-Kolonieen enthalten, bieten die aus Schnee, der einige Zeit gelegen, bereiteten Platten viel weniger solcher Kolonieen dar; viele Platten sind sogar frei von diesen Kolonieen und enthalten nur die nicht verflüssigenden. Von den einzelnen Arten will ich hier nur drei beschreiben ; zwei derselben, die ich in grösserer Anzahl auf den Platten aus Schnee fand, sind Arten, die meinen Untersuchungen nach auch im Dnieprwasser am häufigsten vorkommen: 1) Weisse oder graulichweisse, sich leicht erhebende Kolonie mit glatten Rändern; sie wächst ziemlich langsam, breitet sich 552 Janowski, Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. nach zwei Tagen im Durchmesser bis 1—2 mm aus; so lange sie noch in der Tiefe der Gelatine liegt, scheint sie von gelblicher Farbe zu sein; bisweilen bewahrt sie dieselbe Farbe auch nach dem Austreten auf die Oberfläche; meistens aber ist ihre Farbe auf den Gelatineplatten graulichweiss. Der Impfstich in Gelatine bildet dem Stich entlang einen feinen weissen Faden, der bei sorg- fältigem Untersuchen sich als aus einzelnen Pünktchen bestehend erweist. Der Impfstrich auf der schräg erstarrten Gelatine bildet eine weisse Auflagerung, die zackige Ränder hat und sich ziem- lich: schnell ausbreitet; die mittlere Linie ist etwas erhöht; auf Agar-Agar stellt der Impfstrich eine weisse Auflagerung dar, ebenfalls mit zackigen Rändern; auf Kartoffeln eine Auflagerung von bräun- lichgelber "Farbe. Bei mikroskopischer Untersuchung zeigen sie kleine Kokken, die oft zu zweien, bisweilen zu mehreren angeordnet sind. Wenn man einen Tropfen verdünnter alkoholischer Lösung von Me- thylenblau einem getrockneten Präparat aus der Kultur (ohne Erwär- mung) zusetzt, kann man leicht energische Eigenbewegung beobachten. 2) Kolonieen zweiter Art, die sich in etwas geringerer Anzahl vorfinden, verflüssigen rasch die Gelatine; daher muss die Platten- kultur, die viele solche Kolonieen enthält, am 3. Tage untersucht werden, weil in den folgenden Tagen diese Kolonieen schon zu breit sind und viele andere überschwemmen, so dass eine Berech- nung aller entwickelten Kolonieen schwer oder gar unmöglich ist. Die Kolonie ist von leicht grünlicher Farbe, die nach 2—3 Tagen etwas stärker hervortritt. Die Gelatine ist dem Stiche entlang ver- flüssigt; die Impfstichkultur hat am dritten Tage die Gestalt eines Sackes, der sich nach oben erweitert; auf seinem Boden liegt ein weisser klümperiger Niederschlag; am 4.—-5. Tage ist die ganze Gelatine in der Eprouvette verflüssigt; auf dem Boden liegt der- selbe Niederschlag. Auf Agar-Agar bildet der Impfstrich eine blasse graulichweisse Auflagerung; auf Kartoffeln stellt sich die Kultur als eine ziemlich dichte weisse Auflagerung dar. Bei mikro- skopischer Untersuchung sieht man Diplokokken; jedes Glied aber ist nicht kreisförmig, sondern von ovaler Form ; seine Grösse ist viel ‚bedeutender als die des vorigen Coccus; er besitzt Eigenbewegung. 3) Diese Art habe ich nur im Schnee gefunden; sie bietet auf den Platten mässig grosse, sich leicht erhebende Kolonieen von schöner rosa Farbe dar. Im Impfstiche wird die Gelatine fast nicht verflüssigt; dem Stiche entlang bemerkt man einen feinen rosarothen Faden mit kleinem Kreise auf der Oberfläche; ich sage, dass die Gelatine „fast“ nicht verflüssigt ist, weil die Verflüssigung so spät beginnt und so langsam fortschreitet, wie ich es bei keiner anderen Art gesehen habe; die Verflüssigung kann erst nach etwa drei Wochen bemerkt werden. Der Impfstrich auf der Gelatine bildet einen ziemlich schmalen Streif, ebenfalls von rosa Farbe; auf Agar-Agar bildet der Impfstrich einen breiten Streifen von weisser Farbe, ein wenig in rosa übergehend. Morphologisch sind es sehr grosse Kokken, die mit allen Anilinfarben gut gefärbt werden können. Kiew, 28. September 1888. Vibrio Metschnikovi und Cholera. 553 6Gamaleia, N, Vibrio Metschnikovi (n. sp.) et ses rap- ports avec le microbe du chol6ra asiatique. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888. No. 9. p. 482.) Gamaleia hateine Krankheit des Geflügels näher untersucht, welche in Odessa im Sommer häufiger vorkommt als die Hühner- cholera (Septikämie der Vögel), und namentlich entsprechend dem Ansteigen der Luft- und Bodenwärme sich auszubreiten scheint. Die Symptome dieser Krankheit, welche Verf. als „Gastroenteritis cholerica der Vögel“ zu bezeichnen vorschlägt, und die besonders Jüngere Hühner ergreift, differiren wenig von jenen der Septikämie (Hühner- cholera). Die kranken Vögel bleiben unbeweglich, wie im Schlafe, mit gesträubtem Gefieder und haben Diarrhöe. Nur die Dauer ist länger (48 Stunden und mehr bei ausgewachsenen Hühnern) und die Temperatur niedriger (41—38°) als bei Hühnercholera (43— 44°). Bei der Section findet sich constant Hyperämie des ganzen Darm- kanals und viel flüssiger Inhalt von gelbgraulicher Farbe mit Blut- beimengung. Die übrigen Organe sind normal, namentlich keine Hyperämie der Milz, wie bei Septikämie; vielmehr bleibt die Milz immer klein und blass. Mikroskopisch findet sich im Blute in der Regel nichts, wenig- stens bei ausgewachsenen Hühnern; das Blut ist steril, nicht in- fectiös. Aber bei jungen Hühnern lässt sich durch Verimpfung des Blutes auf Tauben bei letzteren eine Krankheit erzeugen, welche dieselben in 12—20 Stunden unter den nämlichen Symptomen tödtet, die soeben für die Hühner beschrieben wurden. Im Blute dieser Tauben finden sich nun in enormer Menge Bakterien, welche das Aussehen von Koch’schen Kommabacillen besitzen. Die näm- lichen Bakterien finden sich auch gemischt mit anderen im Inhalt des Kropfes und Darmes der Tauben und ebenso der Hühner, die an Gastroenteritis cholerica erlegen sind. Das Blut. aber enthält diese Mikroben rein und liefert sofort Reinkulturen. Diese Komma- bacillen, welche manchmal auch in Spiralformen erscheinen, besitzen im Taubenblut die gewöhnlichen Dimensionen der Koch’schen Komma’s, während sie bei Uebertragung von Taube zu Taube doppelt so gross werden. In schwach alkalischer Kalbsbouillon, mit oder ohne Pepton, vermehren sich dieselben sehr rasch, bilden eine Decke, wie Choleravibrionen, und zeigen im hängenden Tropfen lebhafte Eigenbewegung. Die Kulturen besitzen keinen ausge- sprochenen Geruch. Reaction mit Schwefelsäure giebt bei pepton- haltigen Kulturen orangerothe Farbe. Im Gelatine-Impfstich (5°/,) ist die Vermehrung sehr langsam, nach 2—3 Tagen bildet sich eine Luftblase, die allmählich grösser wird und sich nach unten durch einen Cylinder von verflüssigter Gelatine verlängert, in dessen Axe ein weissliches spiralförmiges Band sich befindet. Später verschwindet die Luftblase, indem die Verflüssigung allmählich die ganze Oberfläche der Gelatine ergreift. Auf Gelatineplatten entwickeln sich die Kommabacillen in Form von verflüssigten, durchsichtigen, kreisrunden Kolonieen mit einem weissen centralen Punkt. Mikroskopisch lassen sich’ 3 Zonen unter- scheiden, eine äussere blasse homogene, eine mittlere von wellen- 554 Vibrio Metschnikovi und Cholera. förmigem Contour und granulirtem Aussehen, während das Centrum braun und undurchsichtig erscheint. Auf Kartoffeln tritt bei Temperaturen über 25° Wachsthum ein in Form eines gelblichbraunen Belags, der im Centrum tiefer (wie Braunbier) gefärbt ist. In Milch entwickeln sich die Komma’s sehr leicht; dieselbe coagulirt bei 35° nach einer Woche, die Milch wird stark sauer und die Vibrionen gehen zu Grunde. Die Kulturen in Eiern sind typisch. 10 Tage nach der Aussaat findet sich das Weisse gelöst und von unbestimmt gelblicher Farbe, wäh- rend das Gelbe unter Beibehaltung seiner Form und Consistenz ganz schwarz geworden ist. Gegen Temperaturerhöhung sind die Vibrionen sehr empfind- lich. 5 Minuten bei 55° tödtet dieselben. Unter gewissen Be- dingungen bilden dieselben Sporen, charakterisirt durch Doppel- färbung. Hierüber will Verf. demnächst Genaueres’ mittheilen. Die grösste Virulenz zeigt dieser „Vibrio Metschnikovi“ — den Verf. zwar für nahe verwandt, aber nicht für identisch mit einem der drei wohlbekannten Vibrionen (Choleravibrio, Finkler und Prior, Denecke) hält — für Tauben. Einige Tropfen Kultur, subcutan oder in die Muskeln verimpft, genügen, um dieselben nach 8—12 Stunden zu tödten. Allerdings besitzen die von Hühnern erhaltenen Vibrionen nicht immer diese hochgradige Virulenz, aber man kann ihnen dieselbe durch Uebertragung von Taube zu Taube verleihen. Mit dieser Zunahme der Virulenz parallel geht eine Veränderung im Darminhalt der Tauben. Dieser Inhalt besteht immer in einer röthlichen Flüssigkeit mit grauen Flocken; aber diese Flocken bestehen beim schwächeren Virus hauptsächlich aus Leukocyten, beim stärkeren dagegen ausschliesslich aus desquamir- ten Epithelien. Vom Darmkanale aus können Tauben durch Verfütterung selbst grosser Massen von Vibrionen nicht inficirt werden. Hühner da- gegen erliegen trotz ihrer viel grösseren Resistenz bei subcutaner oder intramusculärer Impfung leicht der Infection durch den Nah- rungskanal. Indess will Verf. damit über den Modus der natür- lichen Infection noch keine definitive Anschauung geäussert haben. Kaninchen und Ziesel sind sehr resistent gegen den Vibrio, können aber durch grosse Dosen getödtet werden. Meerschweinchen sind dagegen sehr empfänglich und wider- stehen bei keiner Art der Uebertragung, auch nicht durch den Nah- rungskanal. Es ist nicht einmal nöthig, den Magensaft durch Soda zu neutralisiren oder Opium anzuwenden; es genügt, die Meer- schweinchen einige Kubikcentimenter einer virulenten Kultur mit der Nahrung fressen zu lassen. Verf. erwähnt folgendes Beispiel: am 13. August wurden an 2 Meerschweinchen 4 ccm Bouillonkultur vom 11. August verfüttert; am folgenden Tag waren beide todt. Bei der Section fand sich die Milz anämisch, der Darm erfüllt mit Flüssigkeit, die Flocken von exfoliirtem Epithel enthielt. Eines da- von hatte ausserdem ein seröses pleuritisches Exsudat. Die Vibrio- nen fanden sich im Herzblut und im Darminhalt, Vibrio Metschnikovi und Cholera. h55 Verf. folgert aus seinen Resultaten bezüglich der pathogenen Wirksamkeit der Vibrionen, dass dieselben eine Prädilection für die Localisation im Darmkanal besitzen, wo sie Desquamation des Epithels bewirken; diese Localisation bildet sich in gleicher Weise bei subcutaner, intramusculärer oder intraperitonealer Infection; die wenig disponirten Thierspecies werden lediglich durch die lo- calisirte Vermehrung der Vibrionen getödtet, wahrscheinlich in Folge von Ptomainbildung; bei den empfänglichen Thieren dagegen treten die Vibrionen ins Blut über und erlangen dort eine Steige- rung ihrer Virulenz. Man müsse erstaunt sein, sagt Verf., über die ausserordentliche Aehnlichkeit dieses Mikroben mit dem Choleravibrio von Koch: das nämliche morphologische Aussehen, kein wesentlicher Unter- schied im Kulturverhalten, die nämlichen pathogenen Eigenschaften. Gamaleia hat sich die Frage vorgelegt, ob eine nähere Ver- wandtschaft existire, und hat in der That gefunden, dass man mit dem specifischen Erreger der Gastroenteritis Immunität gegen den Choleravibrio bei Tauben und Hühnern bewirken kann und umge- kehrt. Es werden Versuche mitgetheilt, welche das beweisen. Verf. hält deshalb den neu entdeckten Vibrio und den Choleravibrio für physiologische Varietäten der nämlichen Species !). Der eine, mehr dem menschlichen Organismus angepasst, würde nur in Indien ent- stehen, vielleicht auf dem Wege der Passage durch irgend ein dort einheimisches Thier; der andere wäre in Europa einheimisch. Anderseits hält Verf. es für möglich, dass der von ihm ent- deckte Vibrio in Beziehung stehe zu gewissen Affectionen des Men- schen, namentlich Cholera nostras und Sommerdiarrhöen der Kin- der. Ein Beispiel wird zu Gunsten dieser Annahme angeführt. Ein Reiswasserstuhl von Cholera nostras, dessen Flocken aus des- quamirten Epithelien bestanden, wurde an ein junges Huhn ver- füttert. Dasselbe erlag nach 3 Tagen mit allen Symptomen der Gastroenteritis cholerica. Im Kropf und Darm und im Blute wur- den die für diese Krankheit charakteristischen Vibrionen gefunden, die übrigens nur geringe Virulenz zeigten. Verf. behauptet auf Grund dessen, dass die bisherigen nega- tiven Befunde bei Cholera nostras, insbesondere jene von Koch und Frank keine Beweiskraft hätten, und zwar deshalb, weil der Nachweis in allen diesen Fällen nur durch das Kulturverfahren versucht wurde, das bei Anwesenheit anderer Bakterien leicht im Stiche lässt. Die Uebertragung auf junge Hühner würde zu besseren Resultaten führen. Ferner könnten die specifischen Mikroben bei Cholera nostras, nach Analogie von Verf.’s Resultaten bei der crou- pösen Pneumonie, vielleicht sehr rasch aus dem Darmkanal wieder verschwinden, in Anbetracht der starken Auswanderung von Leuko- cyten, die gerade bei gutartigen Affectionen stattfindet. Die Aetio- logie der Cholera nostras bedürfe daher erneuter Durcharbeitung. Buchner (München). 1) Gamaleia spricht dem Choleravibrio die Fähigkeit zu, endogene Sporen zu bilden, wovon andere Beobachter sich bisher nicht überzeugen konnten, [Ref.) 556 Pneumonie. Gamaleia, N., Sur l’etiologie de la pneumonie fibri- neuse chez l’homme. (Annales de I’Institut Pasteur. 1888. No. 8. 85. 440). Verf. giebt zunächst einen historischen Ueberblick, dem folgendes zu entnehmen ist: 1881 wurde im Pasteur’schen Laboratorium zuerst der Diplococcus der Pneumonie aus dem Speichel eines an Wuth verstorbenen Kindes isolirt und in dem ausgezeichneten Nähr- material, welches eine Mischung von Kalbsbouillon mit Kaninchen- blut darstellt, kultivirt. Er wurde beschrieben als Diplococcus, um- geben von einem hellen Hofe, und es wurde gezeigt, dass der Diplo- coceus nicht infectiös ist für Vögel, beim Kaninchen dagegen eine acute Septikämie bewirkt und sich im Blute nachweisen lässt. Der Tod erfolgte in weniger als 36 Stunden und bei der Section fand sich keine Veränderung der Impfstelle, dagegen Oedem der Lungen, Hyperämie der Trachea und eine Menge von Mikroben im Blut. Ferner wurde festgestellt, dass der Diplococcus in seiner Entwicklung sehr leicht durch den Sauerstoff der Luft gehemmt wird und unter dessen Einfluss zu Grunde geht, ferner dass vor seinem Absterben eine Abschwächung eintritt, und dass die mit abgeschwächten Kulturen geimpften Kaninchen nicht sterben, sondern immunisirt werden. Pasteur fand dann den Diplococcus im Speichel von Kindern, die an Bronchopneumonie gestorben waren, und endlich im Speichel gesunder Personen. Letzteres wurde bestätigt durch Vulpian und Sternberg. 18853 fand dann Salamon in der Klinik von G. S&e in allen Fällen von tödtlicher fibrinöser Pneumonie in den infiltrirten Lungen einen lanzettförmigen Diplococcus; ebenso in dem aspirirten Lungensaft eines Kranken und ferner im Blut während der Agonie. Experimente mit diesem Diplococcus bei Kaninchen ergaben eine acute Septikämie, manchmal Pleuritis und sero-fbrinöse Peritonitis. Hunde und Meerschweinchen schienen immun. 1884 fand Salvioli den lanzettförmigen Diplococcus mit Kapseln im Exsudat pneumonischer Lungen, und erzeugte durch Impfung bei Kaninchen acute Septikämie. Klein zeigte im gleichen Jahre, dass durch Injection der Sputa Pneumonischer bei Kaninchen eine Septikämie erzeugt werden könne, die durch Anwesenheit kapseltragender Diplokokken im Blut charakterisirt ist. Da aber die gleiche Krankheit manchmal durch den Speichel gesunder Menschen hervorgerufen wurde, so glaubte Klein die ätiologische Bedeutung des Diplococcus bezweifeln zu müssen. 1885 bestätigte A. Fränkel die Identität des Mikroben der „maladie nouvelle“ von Pasteur mit dem lanzettförmigen Diplo- coccus von Salamon. Er isolirte die Mikroben des Speichels und der Pneumonie, bewies ihre Uebereinstimmung und beschrieb die wichtigsten morphologischen und physiologischen Eigenschaften. Abgeschwächte Kulturen bewirkten zuweilen bei Kaninchen sero- fibrinöse Pleuritis mit Hepatisation der Lungen und Peritonitis. 1886 erschien die Arbeit von Weichsel b aum, deren Resultate bekannt sind. Unter 129 Fällen von Pneunomie fand derselbe 94mal den Diplococcus. Die späteren Untersucher, Fo& und Me Bw -.. Pneumonie. 557 Bordoni-Uffreduzzi, Petit und Netter bestätigten lediglich die Resultate von Fränkel und Weichselbaum. Netter fand den lanzettförmigen Diplococcus bei 75°/, der Pneumonischen während der Krankheit; im Speichel von genesenen Kranken in 66 %/,; bei Gesunden in 15°/,. Ausserdem wurde constatirt, dass unmittelbar nach der Genesung der Speichel weniger virulent sei und manchmal die Immunisirung von Kaninchen bewirke. Gamaleia beschreibt hierauf die Eigenschaften des Diplo- coccus der Pneumonie, und schlägt vor, denselben unter das Genus Streptococcus einzureihen und als Streptococcus lanceolatus Pasteuri zu bezeichnen !). Zu Gunsten der ätiologischen Be- deutung dieser Mikroben spreche bisher nur das beinahe constante Vorkommen bei Pneumonie, und zwar im Sputum, in der Lunge und im Blute nach dem Tode. Gegen die ätiologische Bedeutung gebe es dagegen vier wesentliche Einwände: 1) das nicht ab- solut constante Vorkommen bei Pneumonie; 2) in vielen Pneumonie- fällen findet sich in Sputum und Lunge der Bacillus von Fried- länder; 3) während letzterer bei Inoculation in die Mäuselunge daselbst pneumonische Hepatisation bewirkt, verursacht der Strepto- coccus bei Kaninchen Septikämie ohne Localisation in der Lunge; 4) der Streptococcus findet sich auch im Speichel Gesunder. Die Untersuchungen und Experimente von Gamaleia zielen darauf ab, diese vier Einwände zu beseitigen. Zunächst wurde das constante Vorkommen des Streptococceus lanceolatus bei der eroupösen Pneumonie geprüft. G. behauptet, dass derselbe con- stant und in allen Fällen zu finden sei, und zwar theils auf Grund seiner eignen Untersuchungen, theils auf Grund kritischer Analyse der entgegenstehenden Resultate der bisherigen Untersucher. G. hat 12 Leichen untersucht, ohne besondere Auswahl, wie dieselben der Reihe nach zur Section kamen. In Folge dessen waren die pneumonischen Affectionen sehr verschiedene, zum Theil complicirt mit Cerebrospinalmeningitis und Endocarditis; ferner auch war das Stadium ein sehr verschiedenes. Von jedem Fall wurden Kulturen auf Agar angelegt, mikroskopische Präparate angefertigt und Impfungen bei empfänglichen Thieren vorgenommen. Die Kultur führte nur selten zum Ziel, weil die Sectionen zu spät nach dem Tode gemacht wurden, und weil die Kultur des Streptococcus auf festem Nährboden bei viel anderen Keimen immerhin schwierig ist. Die mikroskopische Untersuchung dagegen ergab stets den lanzettförmigen Streptococcus mit hellem Hofe, bei Gra m ’scher Färbung die violette Farbe zurückhaltend. Uebrigens erschien die typische Form nicht immer in der Lunge, sondern in drei Fällen in anderen Theilen der Leiche (pleuritisches Exsudat, Milz, Dura mater des Rückenmarks.) Ebenso können bei Kaninchen und Mäusen, die an pneumonischer Septikämie erlegen sind, die Mikroben in Blut und Milz in Form einfacher Kokken ohne Kapseln erscheinen, 1) Da der Pneumonieerreger thatsächlich sehr oft in Kettenform erscheint, be- sitzt die Bezeichnung als „Streptococcus‘‘ Berechtigung und soll im folgenden Referat beibehalten werden (Ref.) 558 Pneumonie. während Leber und Nieren die typischen Doppelkugeln enthalten. Ferner kann entweder die Kapsel gefärbt oder im Gegentheil das sanze Gebilde ungefärbt sein, letzteres namentlich bei den durch Leukocyten aufgenommen; man bemerkt dann nur kleine regel- mässige Vacuolen in den Zellen. Am sichersten und stets von Erfolg begleitet war die Impfung auf Thiere (Kaninchen und Maus). Diese Thiere erliegen stets der pneumonischen Septikämie, und in den inneren Organen findet sich der Streptococcus. Besonders geeignet ist dies Verfahren für den Nachweis im Sputum. Goldberg, der diese Unter- suchungsmethode in Odessa anwendete, konnte den Streptococcus im Sputum von 40 Pneumonieen der Reihe nach ohne Ausnahme nachweisen. Am empfindlichsten zu diesem Zwecke sind Mäuse. Subcutan mit einer Emulsion von pneumonischem Sputum injieirt, erliegen dieselben nach 22 Stunden und weisen im Blut und den Organen eine Menge typischer Diplokokken auf. In einer Anmerkung sagt Verf., man könnte Angesichts dessen daran denken, die Mäuse als Verbreiter der Pneumonie ins Auge zu fassen. Dagegen spreche jedoch, dass die Thiere durch Fütterung mit pneumonischem Material nicht inficirt werden. Auf Grund dieser mit dem Impfverfahren bei Mäusen stets erhaltenen positiven Resultate bestreitet Verf. die Giltigkeit der theilweise negativen Resultate von Weichselbaum und dessen Annahme einer mehrfachen Aetiologie der Pneumonie. Vielmehr sei die Pneunomie stets gebunden an den Streptococcus von Pasteur. Den Bacillus von Friedländer erklärt Verf. lediglich für einen Saprophyten, der manchmal die kranke Lunge nach dem Tode invadirt. Weichselbaum hat denselben nur in 7°/, der Fälle nachgewiesen und nur in 3 Fällen rein gefunden. Bei den mikroskopischen Untersuchungen aber wurde derselbe sehr oft mit dem Streptococcus verwechselt, dem er durch die ungefärbte Kapsel ähnlich sieht, obwohl das Verhalten der Gram schen Färbung gegenüber verschieden ist. Auch die Erzeugung von Pneumonie durch Injection des Friedländer’schen Bacillus in die Lungen beweist nichts für dessen ätiologische Bedeutung, da bei dieser In- fectionsart verschiedene Mikroorganismen das Gleiche bewirken. Verf. theilt Versuche mit, in denen bei Hunden durch Injection von Milzbrand in die Lungen Pneumonie bewirkt wurde. Von besonderem Interesse ist die Frage, ob der Streptococcus, wie man bis jetzt geglaubt hat, unfähig ist, bei Thieren Pneumonie zu erzeugen. Gamaleia hat im Gegentheil gefunden, dass in der That bei Hunden und Hammeln Pneumonie bewirkt wird. Die Versuche wurden mit sehr virulentem Streptococcus angestellt, aus menschlichen Leichen oder pneumonischem Sputum, verstärkt durch mehrfache Passage durch Kaninchen. Letztere erhöht deut- lich die Infectiosität, wenn die Inoculation ins Blut geschieht; die Tbiere erliegen successiv in kürzerer Zeit. Während Anfangs 48 und 36 Stunden bis zum Tode verstreichen, sinkt diese Zeit auf 24, 12, sogar auf 5 Stunden. Auch der Charakter der Krankheit ist Pneumonie. 559 geändert: an Stelle längeren Fiebers mit meningitischen Affectionen tritt eine Intoxication, die sofort mit der Impfung beginnt und zu einem ruhigen Tode führt mit allmähliehem Nachlass der Kräfte. Ebenso fehlt die für das gewöhnliche Virus typische Hyperämie und Schwellung der Milz. Das Herzblut ist erfüllt mit Doppel- kugeln, die häufig gefärbte Kapseln zeigen. Mit diesem Blute oder davon angelegten Kulturen in Bouillon mit Eiereiweiss wurden Ver- suche gemacht an Tauben, weissen und grauen Ratten, Ziesel (Spermophilus guttatus), Schafen, Hunden und Katzen. Die genannten Thierspecies können nach ihrer Empfänglich- keit für das pneumonische Virus in eine Reihe geordnet werden, deren unterste Stufe die absolut unempfängliche Taube repräsentirt; hierauf folgt der Hund, dann Schaf und Ratte; die höchste Empfäng- lichkeit zeigen Kaninchen und Maus. Mäuse (weisse oder graue) sterben ohne Ausnahme an der Infection in 12—24 Stunden unter den Symptomen einer acutesten Septikämie. Bei der Section findet sich geringes sulziges Oedem an der Impftstelle, mehr oder weniger hyperämische Milz und eine enorme Menge von Doppelkugeln im Blut und in allen Organen. Die Virulenz des Infectionserregers wächst durch die Passage von Thier zu Thier. Die Experimente erstrecken sich auf mehr als 30 Mäuse. Beim Kaninchen sind die Charaktere der Krankheit die gleichen, die Milz ebenfalls vergrössert und sehr hart, beim Durch- schneiden eine glatte Schnittfläche zeigend wie eine hepatisirte Lunge. Das abgeschwächte Virus bewirkt eine Pneumonie, sero- fibrinöse Pleuritis und fibrinöse Peritonitis, wie bereits von A. Fränkel constatirt ist. Die Virulenz wächst beträchtlich von Kaninchen zu Kaninchen. Es wurden mehrere Impfserien durchge- führt, darunter eine bis zu 42 Passagen. Im Ganzen wurde an 200 Kaninchen mit pneumonischem Virus experimentirt. Die weissen und grauen Ratten sind auch sehr empfänglich und sterben regelmässig, bedürfen aber zur Infection einer weit stärkeren Dosis. Die locale Reaction ist sehr bedeutend, erstreckt sich oft über den ganzen Leib, die Milz findet sich stark ge- schwollen. Im Blute ist der Mikrobe oft in sehr geringer Zahl und in Form von Einzelkokken. Die Krankheit lässt sich von Thier zu Thier übertragen, aber der Infectionserreger scheint sich dabei nicht zu verändern. Das Erscheinen der starken localen Reaction bei der verhältnismässig resistenteren Ratte ist bemerkens- werth. Die nämlichen localen Veränderungen werden hervorge- rufen durch intrapulmonäre Inoculation durch die Thoraxwand. Es entsteht seröse und serofibrinöse doppelseitige Pleuritis und eine rothe Hepatisation der geimpften Lunge, die mehr oder weniger auf die andere übergreift, häufig auch serofibrinöse Pericarditis. Die Versuche erstreckten sich auf 32 Ratten. Hammel sind viel widerstandsfähiger als die bisher er- wähnten Thiere, die tödtliche Dosis ist daher weit grösser und die localen Veränderungen entsprechend beträchlicher. Subcutane Ein- spritzung bewirkt locales Oedem mit theils fibrinösem, theils sulzigem, 560 Pneumonie. theils zelligem Inhalt, manchmal über die ganze Bauchfläche. Im Blut ist der Infectionserreger sehr selten, und fortgesetzte Ueber- tragung von Thier zu Thier ist unmöglich. Intrapulmonäre In- jection bewirkt stets eine typische, meist tödtliche croupöse Pneu- monie. Diese meist lobäre Pneumonie ist begleitet von reichlichem faserstofthaltigem Pleura-Exsudat. Die Mikroben sind sehr zahl- reich im kranken Lungengewebe und im Exsudat. Der Tod er- folgt am 3., 4. oder 5. Tage der Krankheit. Die Gesammtzahl der zu den Versuchen verwendeten Hammel beträgt 50. Der Hund ist noch weniger disponirt. Die Reaction an der Impfstelle erstreckt sich hier sogar in das intramusculäre Binde- gewebe und verbreitet sich über die ganze Brust und den Bauch. Im Blut sind die Mikroben stets sehr wenig zahlreich, und die Uebertragung von Thier zu Thier ist unmöglich. Injection in die Lungen bewirkt stets eine selten tödtliche Pneumonie. Dieselbe heilt meist in 10-15 Tagen und zeigt dabei alle Stadien der rothen und grauen Hepatisation wie beim Menschen. Experimen- tirt wurde an 12 Hunden. Ziesel und Katze, an denen nur wenige Versuche angestellt wurden, stehen nach ihrer Empfänglichkeit für den Streptococcus zwischen Kaninchen und Ratte. Gamaleia recapitulirt die aus diesen Versuchen hervor- gehenden hauptsächlichen Resultate und schliesst: die Pneumonie ist nicht eine Allgemeininfection, die sich in der Lunge als ihrem Prädilectionsort localisirt, sondern sie ist die Localreaction an der Eintrittsstelle des Infectionserregers. Der Pneumonie-Streptococcus findet sich zwar in Milz, Leber, Nieren und Knochenmark, aber er gelangt dahin nur in sehr geringen Mengen, um in den Makro- phagen der inneren Organe vernichtet zu werden. Die sehr em- pfänglichen Thierspecies, wie Kaninchen und Mäuse, bekommen keine Pneumonie, weil keine locale Reaction stattfindet, sondern der Infectionserreger verbreitet sich im ganzen Körper und tödtet durch acute Septikämie. Der Mensch gehört nach seinem Ver- halten zum pneumonischen Virus zu den wenig empfänglichen Spe- cies. Dies ergiebt sich aus der schwachen Mortalität an Pneumonie (10,8°/,), aus der ausgedehnten Localaffection, die sich in Form der Lungenentzündung darstellt, aus der Seltenheit der Mikroben im Blut. Die Resultate beim Hund und Schaf sind direct anwend- bar auf die menschliche Pathologie, da hier durch Einspritzung in die Lungen eine typische croupöse Pneumonie bewirkt wird. Schliesslich behandelt Gamaleia die Frage des Vorkommens des Pneumonie-Streptococcus beim gesunden Menschen. Die häufige Anwesenheit im normalen Speichel ist nach ihm Thatsache. So- gar die Annahme Mancher, dass die Menge der Pneumonieerreger dort stets geringer sei als im pneumonischen Sputum, ist nicht zutreffend. Im Gegentheil gehörten die zwei Fälle, in denen die grösste Menge dieser Mikroben im Sputum angetroffen wurde, nicht-pneumonischen Fällen an. Goldberg, der. sich beson- ders mit dieser Frage beschäftigt hat, fand den Streptococcus in mehr als der Hälfte der normalen Speichelsorten. Die bakterio- Pneumonie, 561 logische Untersuchung des Sputums besitzt daher keinen diagno- stischen Werth. Höchstens bleibt noch festzustellen, ob seine Ab- wesenheit die Diagnose auf Pneumonie -ausschliesst. Es fragt sich nun, wie die Thatsache des so häufigen Vor- kommens des Streptococcus beim Gesunden mit seiner ätiologischen Bedeutung zusammenzureimen ist. Pasteur hat vor langer Zeit eine Krankheit der Seidenraupe studirt, die Schlaffsucht (flacherie), die durch einen gewöhnlichen Mikroben bedingt ist, der sich überall in der Nahrung der Seidenraupen findet, unschädlich für diejenigen, die eine gute Verdauung besitzen, tödtlich dagegen für allgemein oder in ihren Verdauungswegen erkrankte Thiere. Pasteur hat ferner den Bacillus des malignen Oedems als ständigen Bewohner des Darms der Säugethiere nachgewiesen, ohne dass deren Ge- sundheit darunter litte.e Gamaleia ferner hat constatirt, dass der Mikrobe der Hühnercholera sich constant, wenn auch abge- schwächt und wenig zahlreich, in den Eingeweiden der Vögel findet, und dass eine Intoxication durch nicht-pathogene Bakterien genügt, um demselben den Weg ins Blut zu eröfinen!). In ähn- licher Weise wäre anzunehmen, dass auch der Streptococcus lan- ceolatus in den Organen gesunder Personen Bedingungen antrifft, - die eine schädliche Wirkung desselben verhindern. Ueber diese Frage wurden auch Experimente angestellt. Während der virulente Streptococcus, ins Lungengewebe von Hammeln eingeführt, hier stets eine tödtliche Pneumonie bewirkt, bleiben die Thiere am Leben bei intratrachealer Infection. Von 20 Hammeln, denen bis zu 10 ccm von pneumonischer Kultur in die Trachea injieirt wurde, erlag keiner. Eine Läsion des Lungen- gewebes und die Einführung des pneumonischen Virus in das ver- letzte Gewebe sind daher nöthig zur Erzeugung der Pneumonie bei den Hammeln.: Zwei dieser intratracheal inficirten Hammel wurden getödtet und genau untersucht. Es fand sich 10 Stunden nach der Injection starke Hyperämie in verschiedenen Theilen der Lungen; diese hyperämischen Partieen enthielten reichlich den Streptococcus, aber zumeist eingeschlossen in die reichlich vor- handenen, einkernigen und besonders in vielkernige Leukocyten. Freie Streptokokken waren selten. Ein zweiter Hammel, 30 Stunden nach der Injection getödtet, war bereits fieberlos geworden. Es fand sich noch Hyperämie und Katarrh der Bronchien; das Lungengewebe enthielt keine Streptokokken mehr; eine Impfung damit blieb erfolglos. Nur im Bronchialschleim waren die Mikro- ben noch, gemischt mit anderen, nachzuweisen. Zum Beleg, dass die im Bronchialschleim restirenden In- fectionserreger unter begünstigenden Bedingungen nachträglich zu einer Pneumonie führen können, theilt G. mit, dass einer der Hammel der obigen Versuche nach mehrwöchentlichem Wohlsein ins Auge mit Wuthgift geimpft wurde, erlag und bei der Section dann eine typische Pneumonie mit starkem Faserstofiexsudat auf- 1) 8. dieses Centralblatt. Bd. IV. S. 161. 86 562 | Pneumonie. — Milzbrand. wies, in dem sich ungeheure Massen des Streptococcus der Pneu- monie fanden. Um weitere Aufklärung über die Ursache der Immunität ge- sunder Lungen zu erhalten, wurden die Sputa einer Person mikro- skopisch untersucht, die unter G’s Beobachtung im December 1887 eine Pneumonie durchgemacht hatte und die seither an chronischer Bronchitis leidet mit massenhafter Expectoration von Pneumonie- kokken, die für Kaninchen virulent sind. Diese zähen Sputa bestehen mikroskopisch aus einer Menge von specifischen Strepto- kokken, vielkernigen Zellen und Endothelien (Staubzellen) mit grossem granulirtem Kern. Letztere Zellen enthielten massenhaft den Streptococcus in allen Stadien der Degeneration, während die vielkernigen Leukocyten viel weniger davon aufgenommen hatten. G. erklärt in Folge dessen die Immunität als eine Wirkung der Endothelzellen, die allerdings durch den bestehenden Kampf ebenfalls mortificirt und desquamirt werden können. Man begreife auch, dass der Ausgang dieses Streites durch jene minimalen Ursachen bedingt sein könne, die man als prädisponirende bezeichnet, wie Verkältung, bestehende Bronchitis, Contusion der Brust, Einathmen reizender Dämpfe u. s. w. Das Bestehen eines solchen Kampfes würde auch die langen Zwischenräume erklären, welche nicht selten zusammen- gehörende Fälle von infectiöser Pneumonie von einander trennen. Gamaleia erklärt sich auf diese Art, weshalb bei der Aetiologie der Pneumonie zwei Faktoren betheiligt sind: Contagion _ und der Einfluss der Jahreszeiten mit seiner Wirkung auf die Zellen der Lunge. Zur Unterstützung dieser Auffassung wurden Versuche unternommen mit vorgängiger Injection von Substanzen in die Trachea, die im Stande sind, die Makrophagen der Lunge zu tödten. Sechs Hammel erhielten eine tracheale Injection von Tartarus stibiatus. Hiervon wurde bei vieren eine Injection von pneumonischem Virus ebenfalls intratracheal ausgeführt. Einer davon starb am nächsten Tag mit rother Hepatisation mehrerer Partieen der rechten Lunge, ein zweiter machte eine typische Pneunomie durch, wie sich aus den Temperaturen ergab, die beiden anderen zeigten ebenfalls Fieber. Die zwei Kontrollthiere, die nur Tartarus stibiatus erhalten hatten, blieben dagegen gesund. In ähnlicher Weise, wie hier der Tartarus stibiatus, glaubt G., dass auch andere schädliche Einflüsse begünstigend für Entstehung der Pneumonie wirken können. Die Schwierigkeit für die ätiologische Auffassung der Pneumonie, welche darin liegt, dass auch bei völlig gesunden Personen sich der Pneumonieerreger vorfindet, glaubt G. hierdurch gelöst. Hiermit sei der letzte Einwand beseitigt, welcher bisher der Anerkennung des Streptococcus lanceolatus als Erreger der croupösen Pneumonie beim Menschen gegenüber erhoben werden konnte. Buchner (München.) Petruschky, J., Untersuchungen über die Immunität des Frosches gegen Milzbrand. (Beiträge zur patho- logischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Redigirt von Ziegler und Nauwerck. Bd. III. 1888. pag. 357.) Milzbrand (Entwicklungshemmung). 563 Die wesentlichsten Resultate dieser aus Baumgarten’s bak- teriologischem Laboratorium zu KOniBrBAaTE in Pr. hervorge- gangenen Arbeit sind folgende: Bei Injection von Milzbrandkulturen in den Rückenlymphsack des bei Zimmertemperatur gehaltenen Frosches und bei Einführung von Bacillen in den Lymphsack innerhalb einer diffiusiblen Mem- bran erfolgt kein Wachsthum der eingeführten Bacillen und Sporen. Ein selbständiger Uebergang der in den Lymphsack injicirten Ba- cillen ins Blut findet nicht statt. Die Leukocyten nehmen den grössten Theil, bei Injection grösserer Mengen niemals sämmtliche Bacillen auf; trotzdem übersteht der Frosch stets die Infection. Degenerationserscheinungen finden sich zuerst an den extracellu- lären Bacillen vor. Milzbrandfroschlymphe ist bereits am 2. Tage für Kaninchen nicht mehr virulent, für Mäuse ein abgeschwächtes Virus und vom 3. Tage ab fast stets auch gegen Mäuse unwirk- sam. Von den eingeführten Milzbrandbacillen ist nach 24 Stunden nur noch ein kleiner Theil, nach 4 Tagen sind nur einzelne Ba- cillen auf Agar bei höherer Temperatur wachsthumsfähig. Bei Injection von Milzbrandkulturen in einen bei 25—30° C gehaltenen Frosch wachsen die Bacillen unter Bildung von Spi- - rulinenformen aus und übergehen spontan in das Blut und die Organe, besonders in die Lungen. Phagocytismus ist im Blute sehr spärlich, in der Lymphe reichlicher, aber geringer als in der Lymphe des kalten Frosches zu finden. Die im Frosche ausge- wachsenen Bacillen tödten Mäuse erst in 2 Tagen. Bei Injection von sporenhaltigen Kulturen nach Abtödtung der darin befindlichen Bacillen in einem bei 28—30° C gehaltenen Frosche werden die abgetödteten Bacillen durch Leukocyten incor- porirt. Die Sporen keimen unter Bildung von Spirulinenformen aus und die Keimlinge der Sporen gehen unter Degenerationser- scheinungen bald wieder zu Grunde, meistens ohne durch Leuko- cyten incorporirt zu werden. Verfasser schliesst aus diesen Untersuchungen, dass den Leu- kocyten hinsichtlich der Abschwächung und des Absterbens der Milzbrandbacillen im Froschkörper keine Bedeutung zukommt, son- dern dass dieselben nur die Fixation und Forträumung unbelebter oder lebensunfähiger Partikelchen aus den Körperflüssigkeiten be- werkstelligen. Die Leukocyten nehmen die Milzbrandbacillen nur deswegen auf, weil sie im Froschkörper nicht zu leben vermögen. Die Immunität des Frosches gegen Milzbrand könnte nach der Meinung des Autors ihren Grund in dem Mangel eines geeigneten Nährmaterials oder in dem Vorhandensein bacillenfeindlicher Sub- stanzen, oder endlich in dem Zusammenwirken mehrerer derartiger Momente ihre Ursache haben. Dittrich (Prag). 564 Schutzimpfung und künstliche Infeetionskrankheiten. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Soyka, J., Bakteriologische Untersuchungsmethoden mit besonderer Berücksich- tigung quantitativer bakteriologischer Untersuchungen. (Prager medic, Wochen- schr. 1888. No, 40. p. 429—430.) Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Roux et Chamberland, Sur l’immunit& contre le charbon confer&e par des substances chimiques. (Annales de YInstitut Pasteur. 1888. No. 8. S. 405.) Toussaint beschrieb bereits 1880 ein Verfahren der Schutz- impfung gegen Milzbrand, wobei Milzbrandblut während 10 Minuten auf 55° erwärmt als Impfstoff diente. 3—6 ccm dieses Blutes ge- nügten bei subcutaner Injection, um Hammel nach 12 Tagen immun gegen Milzbrand zu machen. Toussaint hielt dies für eine Schutzimpfung auf chemischem Wege, es wurde jedoch später be- ‚ wiesen, dass die Erwärmung auf 55° nicht im Stande ist, die Milzbrandbakterien binnen 10 Minuten zu tödten, sondern nur - eine Schwächung bedingt; es handelt sich also auch hier um Schutz- impfung durch abgeschwächten Anthrax. In Wiederholung der Experimente von Toussaint haben sich aber die Verff. schon 1881 überzeugt, dass eine Schutzimpfung auf chemischem Wege gleichwohl möglich ist. Milzbrandblut eines Hammels wurde in zu- geschmolzenen Röhren auf 55° erwärmt, und nach 10, 15, 18 u. s. w. bis zu 40 Minuten je eine Röhre aus dem Wasserbad genommen. Nur die 40 Minuten-Röhre erwies sich als dauernd steril. Dieses Blut wurde nun zu je 3 ccm zwei Hammeln subcutan injieirt, ohne bemerkbare Wirkung. Allein eine darauffolgende Impfung mit virulentem Milzbrand bewirkte bei beiden Thieren zwar hochgradiges Fieber, tödtete dieselben aber nicht mehr. Dem weiteren Verfolg dieser Experimente stellte sich nun die Schwierigkeit entgegen, dass die hohe Temperatur, welche erforder- lich wäre, um die Milzbrandbakterien mit Sicherheit zu tödten, gleichzeitig die chemischen Stoffe des Blutes zu sehr alterirt. In einem Versuch wurde das Extract von Milzbrandmilz und Blut auf 115° erhitzt und in der Quantität von 80 ccm einem Hammel subeutan injicirt, ohne jede schützende Wirkung. FEbensowenig wirksam zeigten sich die bei 100° sterilisirten Extracte, wie aus mehreren weiteren Versuchen an Hammeln hervorgeht. Es war somit nöthig, bei der Temperatur von 55—58° zu verbleiben. Allein die Tödtung der Milzbrandbakterien erfolgt hier unsicher; manchmal gelingt dieselbe in 20 Minuten, in anderen Blutsorten sind nach mehr als 1 Stunde noch lebende Bacillen Schutzimpfung und künstliche Infeetionskrankheiten. 565 vorhanden. In einem Fall starb ein Kaninchen, das mit 1!/, Stunden auf 55° erwärmtem Milzbrandblut geimpft worden war, nach 7 Tagen an Anthrax. Die Bakterien in solchem Blut sind zwar äusserst spärlich, meist sehr geschwächt und darum schwer nachweisbar. Allein eben darin liegt die Schwierigkeit, weil bei Verwendung solchen Blutes niemals sicher behauptet werden könnte, dass der eventuell eintretende Schutz nicht durch Einimpfung abgeschwächter Milzbrandbakterien erzeugt sei. Man kam nun auf die Idee, die Milzbrandbakterien durch Sauerstoffentziehung zu tödten. Bei Sauerstoffmangel cessirt Ver- mehrung und Sporenbildung, die Bacillen zerfallen in Körner und gehen allmählich zu Grunde. Ein an beiden Enden ausgezogenes sterilisirtes Glasrohr wird durch die Herzwandung eines soeben an Milzbrand verendeten Hammels gestossen und das Blut bis zu voller Füllung der Röhre aspirirt, dann letztere an beiden Enden möglichst dicht über der Flüssigkeit zugeschmolzen. Die geringe hier eingeschlossene Sauerstoffmenge verschwindet alsbald durch die im Blut ablaufenden Oxydationsvorgänge, und jede Vermehrung der Milzbrandbakterien ist hierdurch unmöglich gemacht. Bei 17° aufbewahrt, bleiben die Milzbrandbakterien in einer solchen Röhre über einen Monat lang lebend, bei 45° dagegen gehen dieselben rasch, etwa in 10 Tagen zu Grunde. Da nun aber auch hier der Einwand möglich wäre, dass in der verwendeten Blutprobe gleich- wohl noch Bacillen am Leben geblieben seien, so verzichteten die Verff. darauf, mittelst dieses Verfahrens die Schutzimpfung durch chemische Stoffe als eine neue Thatsache zu begründen. Sie suchten vielmehr nach einer anderen Krankheit, bei der es mög- lich sei, die Produkte der Bakterien behufs sicherer Sterilisirung auf hohe Temperaturen zu erhitzen. Dies ist der Grund, weshalb von Roux und Chamberland zuerst die analogen Resultate bei malignem Oedem mitgetheilt wurden, obwohl die Experimente mit Milzbrand grossentheils früher angestellt waren. Das nunmehr endgültig bei Milzbrand eingeschlagene Ver- fahren besteht darin, das Herzblut milzbrandiger Hammel, wie oben erwähnt, in Röhren einzuschmelzen und dann dasselbe an 5 auf einander folgenden Tagen je 1 Stunde lang in einem Wasserbade von 58° zu erwärmen. Bei dieser Temperatur gehen die Bacillen rasch und sicher zu Grunde, ohne dass eine Coagulation des Albumins erfolgt. So oft eine Röhre zum Gebrauch geöffnet wurde, wurden auf 10 ccm Blut je 2 ccm entnommen und behufs Kontrole ausgesät. Niemals entwickelten sich Milzbrandbacillen. Da aber bei 58° auch die vaccinalen Eigenschaften des Milzbrandblutes verringert werden, war es nöthig, grössere Mengen davon zu injiciren. Zum Zweck der Impfung wurden die Röhren geöffnet, das Blutcoagulum herausgenommen und mittelst geglühten Platinspatels auf einem geglühten Drahtnetz zerdrückt. Die im darunter | stehenden sterilen Gefäss gesammelte Flüssigkeit wurde zu den i Injectionen verwendet. Alle Experimente wurden an Hammeln f ausgeführt, weil diese Thiere, obwohl sehr empfänglich gegen den Milzbrand, leicht immunisirt werden können. Nach der Schutz- N h | DA. a DT A 566 Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. impfung wurden die Hammel mit sehr virulentem Stoff geimpft, um ihre Immunität über allen Zweifel sicher zu stellen. Zwei derartige Versuche sind ausführlich mitgetheil. In dem einen erhielten 2 Schafe 70 resp. 90 cem des bei 58° sterilisirten Blutes subcutan in 6 Einspritzungen im Laufe einer Woche. Nach jeder Einspritzung trat für 24 Stunden Temperaturerhöhung um 1 Grad auf. 12 Tage nachher wurden beide Thiere mit 0,2 ccm frischer Milzbrandkultur subcutan inficirt, gleichzeitig mit 2 intacten Kontrole- thieren. Letztere erlagen binnen 30 Stunden an Milzbrand, die schutzgeimpften zeigten nur starkes Fieber während 2 Tagen und erholten sich vollständig. Beim zweiten Versuche wurden 9 Hammeln steigende Mengen von 8—104 ccm sterilisirten Milzbrandblutes injicirt. Bei der nachherigen Impfung mit virulentem Milzbrand erlagen ausser den Kontrolethieren von den 9 schutzgeimpften zwei Thiere, die 16 resp. 32 cem Blut erhalten hatten. Bei letzterem ver- zögerte sich der Tod um 20 Stunden gegenüber den Controlethieren. Die 7 übrigen vaccinirten Thiere, von denen nur eines weniger, die anderen weit mehr :-Blut erhalten hatten als die erlegenen, zeigten während zwei Tagen sehr heftiges Fieber, blieben aber am Leben. Die Verff. verzichten auf Anführung weiterer analoger Ver- suche, weil dieselben ein mit den vorigen übereinstimmendes Resultat ergeben haben. Aus diesen Versuchen geht also hervor, dass grosse Dosen bei 58° sterilisirten Milzbrandblutes die Schafe zu immunisiren ver- mögen. Aber die Verff. bemerken, dass auch bei den grössten Dosen die Thiere sehr krank wurden, und dass die erzielte Im- munität weniger solid zu sein scheint, als die durch die Pasteur- schen Vaceins zu erlangende. Auch die Dauer des Schutzes ist geringer. Es wird ein Versuch angeführt, aus dem hervorgeht, dass 14 und 17 Tage nach Ausführung der chemischen Vaccination der Schutz noch andauerte, nach 24 Tagen aber bereits nahezu verschwunden war. Von 3 Thieren widerstand nach dieser Zeit nur noch eines. Ausser diesen Versuchen wurde noch eine Experimentalreihe unternommen mit intravenöser Injection des erwärmten Milz- brandblutes. Die Einspritzung geschah in eine Vene der Knie- kehle. In einem Versuche wurde 3 Hammeln injieirt 80, 92 und 80 ccm bei 58° sterilisirten Milzbrandblutes. Die darauf folgende Temperaturerhöhung betrug circa 1 Grad. Nach 8 Tagen wurden ‘ die Thiere mit virulentem Milzbrand inficirt: nur ein Thier über- stand, die beiden anderen erlagen am Milzbrand mit verlängerter Krankheitsdauer. Der auf diese Weise zu erzielende Schutz ist somit ungenügend. Die Verff. vermuthen, dass die direct ins Blut eingeführten Ptomaine dortselbst rasch oxydirt oder durch die Nieren ausgeschieden werden. Des weiteren wurde die Filtration des Milzbrandblutes durch Porcellan versucht. Die Procedur dauert wegen der dick- flüssigen Beschaffenheit des Blutes sehr lange und man muss des- halb bei niederer Temperatur arbeiten. Die Resultate mit dem filtrirten Blut waren ungünstig. Ebenfalls negatives Resultat gaben Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht, 567 weitere Versuche, die wirksamen Substanzen aus Milzbrandmilz durch Behandlung mit absolutem Alkohol und dann mit Wasser in Lösung zu erhalten. Das wässrige Extract bewirkte Temperatur- erhöhung, aber weder dieses noch das alkoholische Extract ge- währte einen Schutz gegen Milzbrand. Als schliessliches Resultat aller dieser Versuche bezeichnen somit die Verff., dass es schwer sei, bei Milzbrand die chemische Schutzimpfung in entscheidender Weise zu demonstriren. Die chemischen Substanzen, auf die es ankommt, scheinen zu leicht zersetzlicher Art zu sein. Das beste Resultat gebe immerhin die Methode von Toussaint, die von den Verff. in oben beschriebener Weise modificirt wurde. Buchner (München). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung des Tuberkelbacillus bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Mediein und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Fortsetzung.) Richardson (61) erhielt nach einfachem Milchgebrauch eben- falls Gewichtszunahme bei einem Theile seiner Patienten; da die Blätter ferner den Appetit verschlechterten, kam er zum Schlusse, dass das Mittel in der Therapie der Phthise nutzlos sei, worin ihm Bampton (55) beipflichtete, während Quinlan (60) dem entgegentrat. Von Alm&s (54) wurde ferner das Phellandrium als ein Mittel gegen Lungenschwindsucht empfohlen. Es soll bei leichten und mittelschweren Fällen den Gang und die Entwicklung der Krankheit aufhalten und dem Organismus so Gelegenheit geben, dieselbe zu überwinden; in schweren sollen wenigstens die Symptome gebessert und ein zeitweiliger Stillstand der Affection erzeugt werden. ‚Die angeführten Fälle sind wegen ihrer Kürze jedoch nicht be- weisend, abgesehen davon, dass der Autor anscheinend stets neben dem Mittel auch Arsen, Antimon und Eisenpräparate gegeben hat. Zum Schluss mag hier noch der Eucalyptushonig erwähnt werden, der von Thomas-Caraman (62) als Mittel gegen Bronchitis, Fieber, Blenorrhagien etc., und auch gegen Phthise an- gepriesen wurde; die dürftigen casuistischen Mittheilungen lassen keinen Schluss auf die etwaige Wirksamkeit des Mittels zu. 568 Wesener, 1. Pereutane und subeutane Therapie. 63) Ball, Du traitement de la phthisie pulmonaire par les injeetions hypo- dermiques d’eucalyptol. (Bull. de l’acad. de med. 1887. No. 12. p. 341.) Discussion: a)Dujardin-Beaumetz. (Ibid. No. 13. p. 369.) — 64) Biot, Quelques notes sur les injections hypodermiques d’eucalyptol. (Lyon med. 1887. No. 21. p. 113.) — 65) Bouveret et Pechadre, Les injections sous-cutandes d’eucalyptol dans le traitement des phthisies. (Lyon med. 1887. No. 7—9. p. 213, 247, 284.) — 66) Bremond fils et Gouöl, Traitement de la phthisie pulmonaire par l’huile es- sentielle de terebenthine. Paris 1886. — 67) Filleau, De Il’emploi de l’acide phenique en injections hypodermiques dans le traitement de la phthisie pulmonaire. Paris 1886. — 68) Derselbe et L&eon-Petit, Sur le traitement de la phthisie pulmonaire. Paris 1886. — 69) Guiffart, Injections hypodermiques d’eucalyptol dans la tubereulose pulmonaire. (L’union medic. 1887. No. 73.) [Ref. Deutsche med. Zeit. p. 693.] — 70) Lefaivre, D’un nouveau traitement de la phthisie pulmo- naire. (Gaz. des höp. 1887. No. 59. p. 471.) — 71) Leven, La phthisie pulmo- naire traitee au moyen de l’huile essentielle de ter&benthine.‘ [Observations re- euillies par M. Provost, interne.] (Ibid. 1886. No. 35. p. 274.) — 72) Ley, Des injections hypodermiques antiseptiques & base d’huile minerale et vegetale dans le traitement des affections pulmonaires. (Bull. gen. de therap. 1887. Livr. 6. p. 246.) — 73) Maigret, De la creosote en therapeutique. Injections sous-cutanees de peptone cr&osotee. These de Paris 1884. — 74) Roussel, Traitement de la tuberculose pulmonaire par les injections sous-cutanees d’eucalyptol. (Gaz. des höp. 1886. No. 118. p. 942.) — 75) Derselbe, Antisepsie pulmonaire hypodermique. Traitement antimicrobien de la phthisie. (Ibid. 1887. No. 144. p. 1219.) Eine weitere Art der Application ist die durch die Haut und das Unterhautzellgewebe. Dieselbe bietet vor der Darreichung per os bekanntlich mehrere Vorzüge, u. A. dass die Medicamente rascher und gleichmässiger resorbirt werden, und dass eine Be- lästigung des Magens und Darmes vermieden wird. Besonders aus letzterem Grunde hat man die Methode auch in der antibak- teriellen Phthiseotherapie zu verwerthen gesucht. Br&mond fils und Gouäl (66) empfahlen zur Behand- lung Terpentinöl in der Art anzuwenden, dass die Patienten in Kisten gesetzt wurden, aus denen nur der Kopf hervorschaute, und man dann mit Terpentinöl gesättigte Wasserdämpfe auf den Körper einwirken liess. Das Terpertinöl wird durch die Haut resorbirt und kann, von der Lungenoberfläche wieder ausgeschie- den, auf derselben seine antiseptischen Eigenschaften entfalten. Sie wollten mit dieser Behandlungsweise gute Resultate erzielt haben, Besserung aller Symptome und öfters auch des Local- befundes. Sie glauben, dass die Wirkung bedingt sei durch Um- bildung des Sauerstoffs im Blute in Ozon. Dieselbe Methode wurde von Leven (71) bei 2 Kranken an- gewendet. Bei beiden trat beträchtliche Besserung ein, die sich speciell durch Gewichtszunahme markirte; die Bacillen, vorher im Sputum reichlich, nahmen ganz beträchtlich ab, ja verschwanden in dem einen Falle nach einem abermaligen Spitalaufenthalte gänzlich. Filleau (67) behandelte Phthise mit Carbolsäure, intern oder subeutan, hielt jedoch letztere Methode für die vortheilhaftere. Er gebrauchte eine 1°/,ige Lösung in Wasser und neutralem Glycerin, jedesmal bis zu 5 gr zu injieiren. Intern gab er es in Glycerin Pe) - Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 569 -(2:400) kaffeelöffelweise ein. Er berichtete über einige günstige Resultate, die er der antiseptischen Wirkung der Carbolsäure auf die Tuberkelbacillen zuschrieb. In einer zweiten, mit L&on-Petit (68) zusammen publieirten Broschüre verbreiteten sie sich zunächst ausführlicher über ihre Experimente mit verschiedenen Antisepticis an Thieren, sowie über die Technik der Bakterienuntersuchung, die Diagnose und Prognose der Phthise (nur Bekanntes). Ihre Be- handlung bestand jetzt ausschliesslich in subcutanen Injectionen einer 2%/,igen Phenollösung, ferner verwendeten sie auch öfters Verbindungen von Phenol mit Jod, Thymol oder beiden zusammen. Die Resultate waren gute, wie aus den mitgetheilten Krankenge- schichten hervorgehen soll; doch sind letztere viel zu unbestimmt gehalten, um einen sicheren Schluss über den Werth der Methode zu ermöglichen, abgesehen davon, dass in der Mehrzahl ein voll- ständiges, gesichertes Verschwinden der Bacillen nicht eintrat. Maigret (73) behandelte 3 Phthisiker mit Injectionen einer Verbindung von Kreosot mit Pepton. Es trat leichte Besserung ein, doch sind die Beobachtungen viel zu lückenhaft, um beweisend zu sein. Subceutane Injectionen von Eucalyptol wurden zuerst von Roussel (74) empfohlen. Er behandelte in der Erwägung, dass dieses Mittel durch die Bronchien wieder ausgeschieden wird und so seine Wirkung direct local entfalten kann, ca. 20 Phthisiker damit und beobachtete danach rasche Besserung der Symptome, sowie angeblich nach etwa 30 Injectionen stets eine beträchtliche Verminderung der Bacillen im Auswurf; nach einer Behandlung von 2—3!/, Monaten Dauer war das mikroskopische Examen ab- solut negativ. Da R. selbst zugab, dass diese Angaben noch der Bestätigung und Nachprüfung bedürften, so versuchte Ball (63) auf R.’s Bitte diese Behandlung bei 21 Phthisikern. 6 davon starben, 10 ver- liessen das Hospital beträchtlich gebessert, und 5 waren noch in Behandlung. Das Medicament schien ihm hauptsächlich auf die septischen Phänomene der Krankheit günstig einzuwirken ; in einem Falle verschwanden ausserdem die Bacillen aus dem Auswurfe. Die Gabe war 20 Theile Eucalyptol in 80 Theilen Ol. Olivarum, davon eine Pravaz’sche Spritze, und wurde mit einer Ausnahme gut vertragen. Ueber den eigentlichen Heilungswerth des Mittels sprach B. sich jedoch sehr reservirt aus. Hingegen sah Dujar- din-Beaumetz (63a) die Bacillen bei dieser Behandlung nie- mals aus dem Auswurf verschwinden. Er verwendete das Mittel mit sog. flüssigem Vaselin vermischt und konnte dem Eucalyptol nur eine balsamische, den Kartarrh und die Secretion beschrän- kende, keineswegs eine specifische Wirkung vindiciren, sowie er auch manche Inconvenienzen danach beoachtete. Bouveret und P&chadre (65) behandelten 16 Kranke . (deren sorgfältig geführte Krankengeschichten mitgetheilt werden) mit Eucalyptol in Petrovaselin. Bei 6 fiebernden, sowie einem von Roussel behandelten Falle zeigte sich keine Besserung, mit- unter trat Verschlimmerung und Tod ein, die Bacillen in den Sputis x w 570 Wesener, blieben unbeeinflusst; bei 10 fieberfreien Patienten wurde einiger Erfolg erzielt, der in den meisten Fällen in Besserung der Symptome, Zunahme des Körpergewichtes etc. bestand. Aber einmal wurde auch Verschlimmerung beobachtet, und was die Hauptsache ist, die Bacillen blieben auch hier unbeeinflusst, und wurde nur ein- mal ein Verschwinden derselben — freilich wurden nur zwei Un- tersuchungen gemacht — notirt. Die Verfasser vermochten hier- nach der Methode nur einen beschränkten therapeutischen Werth zuzuerkennen. Ley (72) gebrauchte als Vehikel zu den Injectionen ebenfalls das sog. flüssige Vaselin (Petrovaselin) und verwendete bei Phthi- sikern Jod (Besserung, keine Beeinflussung der Bacillen), Eucalyptol (gute Besserung, aber nur im Anfang, keine Abnahme der Bacillen) und Phenol (Resultate gut, öfters Verschwinden der Bacillen im Auswurf, freilich fraglich ob für immer). Auch Lefaivre (70) empfahl das Eucalyptol (und zwar ein vom Harz befreites Präparat: Eucalyptin Le Brun). Die mit- getheilten Beobachtungen — von fremden Aerzten, keine eigenen — sind jedoch sowohl, was Diagnose, als die Zeitdauer der angeb- lichen Heilung anbetrifft, zu dürftig geschildert, um die Anpreisung zu rechtfertigen. Guiffart (69) sah bei 3 von 5 Kranken Verminderung der Dyspnoö und der Schlaflosigkeit, keine solche der Expectoration. Biot (64) schob die von anderen Aerzten beobachteten üblen Nebenwirkungen (Schmerzen, Abscesse etc.) auf unrichtige Art der Behandlung. Er wollte gute Resultate mit dieser Methode bei seinen — übrigens wenigen — Patienten erzielt haben. Trotzdem also die Resultate der Eucalyptolbehandlung keines- wegs glänzende waren, pries Roussel (75) es wiederholt als spe- cifisches Antiparasiticum bei der Lungenschwindsucht an, in Ver- bindung mit Strychninum arsenicicum, guter Ernährung und Inha- lationen von Eucalyptusdämpfen. Mit dieser Behandlung wollte er indurative Phthisis in 3 Monaten, von mittelschweren Fällen die Hälfte in 6 Monaten, und von den allerschwersten immer noch ein Viertel in einem Jahre heilen. Die Misserfolge der anderen Therapeuten er- klärte er mit der billigen Ausrede, dass sie nicht das richtige Präparat verwendet hätten. Seine Statistik ergab bei 145 Kranken 53 Todesfälle, 45 Heilungen — seit wenigstens einem Jahre, bei 12 hiervon (nur bei diesen?) im Sputum keine Bacillen mehr — der Rest noch in Behandlung; Angaben, die den negativen Resul- taten der anderen Beobachter gegenüber wohl kaum ins Gewicht fallen. III. Inhalationstherapie. 1) Inhalationen im Allgemeinen. 76) Bowditch, The treatment of pulmonary disease by means ofpneumatic dif- ferentiation. (Boston med. and surg. Journ. 1885. IL. p. 55. 16. July.) [Nicht erhältlich.] — 77) Derselbe, Ten months experience with pneumatic differentiation. (New-York med. Journ. 1886. II. No. 14. p. 370 und 15. p. 400.) [Nicht erhältlich.) — 78) v. Brunn, Der Werth der Inhalationen bei der Behandlung chronischer _ Lungenkrankheiten, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 571 (Allg. med. Ceutralztg. 1886. No. 41. p. 705 und No. 42. p. 729.) — 79) Dutoit, Behandlung von Lungenkrankheiten durch sog. Differenzirung des Luftdrucks. (Cor- respondenzblatt für Schweizer Aerzte. 1885. p. 416. 1. Nov.) — 80) Fräntzel, Wieweit können wir den Nachweis von Tuberkelbacillen bis jetzt praktisch ver- werthen? Vortrag, gehalten in der Berlin. militärärztl. Gesellschaft. (Deutsche Militärärztl. Zeitschrift. Heft 8.) — 81) Hassall, A. Hill, On the comparative inutility of antiseptie inhalation as at present practised in Phthisis and other di- seases of the lungs. (The Lancet. 1883. I. p. 765. 5 May.) — 82) Derselbe, Antiseptic inhalation and Phthisis. (Ibid. p. 1067. 16. June) — 83) Derselbe, On inhalation, more particularly antiseptic inhalation in diseases of the lungs. Read in the section of Med. in the annual Meeting of the Brit. med. Association. (The Brit. med. Journ. 1883. II. p. 869.) — 84) Ketehum, The physies of pneumatic differentiation. Read before the Section of practice of the New-York Academy of Med. (The Med. Kecord. 1886. I. p. 31.) Discussion: a) Hudson, Present status of the pneumatic treatment of respiratory diseases. (Ibid. p. 29.) b) Smith, e) Put- nam-Jacobi. d) Loomis, e) de Watteville. (Ibid. p. 52.) — 85)Derselbe, The theory of the pneumatic cabinet. (New-York med. Journ. 1886. I. p: 691.) [Nicht erhältlich.] — 86) Kroczak, Die Inhalationstherapie bei den Krankheiten der Re- spirationsorgane. Wien 1885. — 87) Lee, Antiseptie inhalation in Phthisis. (The Lancet. 1883. I. p. 844. 12 May.) — 88) Derselbe, Antiseptic inhalation in Phthisis. (Ibid. p. 1148. 30. June.) — 89) Me Caskey, Clinical report of six months’ experience with the pneumatie cabinet with twenty-seven cases. (Boston med. and surg. Journ. 1887. I. No. 15. p. 345.) — 90) Mac Namara, Respiratory therapeutics in the treatment of Phthisis pulmonalis. [New-York County med. Asso- ciation. 16. May.] (Boston. med. and surg. Journ. 1887. II. No. 3. p. 60.) Dise.: Janeway, Biggs. — 90) Otis, The treatment of Phthisis by inhalation of antiseptics trough compressed air vapor. Report of eight cases. (Boston med. and surg. Journ. 1887. I. p. 628. 30. June.) — 92) Platt, On the practical application of the pneumatic cabinet. (New-York med. Journ. 1886. I. p. 719.) [Nicht erhältlich.] — 83) Reichert, Ueber eine neue örtliche Behandlung der chronischen Lungen- tuberculose und der chronischen Bronchitis. (Deutsche Ztschr. für klin. Med. Bd. 37. p. 465. 1885.) — 94) Smith, Solomon, The antiseptic inhalations, (The Brit. med. Journ. 1884. 1. p. 353. 23. Febr.) — 95) Tiegel, Ueber das pneu- matische Cabinet der Herren Dr.H,F, Williams und J. Ketehum und über die mit demselben bis jetzt gewonnenen Resultate. (Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte. 1886. p. 222.) — 96) Ueber Tuberculose. (Verhandlungen des zweiten Congresses für innere Mediein zu Wiesbaden. 1883.) Discussion: a) Fräntzel, b) Hiller, ec) Schott. (p. 46, 57 und 71.) — 97) Westbrook, Pneumatic differentiation, (New-York med. Journ. 1886. I. p. 717.) [Nicht erhältlich.) — 98) Williams, Anti- septic treatment of pulmonary disease by means of pueumatie differentiation. (The Med. Record. 1885. I. p. 57.) — 99) Derselbe, Pneumatic differentiation. (New-York med. Journ. 1885. II. p. 370.) — 100) Derselbe, A clinical report of cases treated by pneumatic differentiation, (Ibid. 1886. II. p. 291 und 318.) [Nicht erhältlich.) — 101) Yeo, J. Burney, Clinical lecture on the antiseptic treatment of pulmonary con- sumption. [Delivered at Kings College Hospital.] (The Brit. med. Journ. 1882. II. p. 7. 1. July.) — 102) Derselbe, The contagiousness of pulmonary consumption and its antiseptic treatment. London (Churchill) 1882. — 103) Derselbe, An adress on the antiseptie treatment of diseases of the lungs. [Del. at the inaugural Meeting of the West London Medico-chirurgical Society.) (T'he Lancet. 1882. U. p- 605. 14. Oct.) — 104) Ziffer, Aphorismen zur Aetiologie und Therapie der chronischen Lungenkrankheiten. (Wien. med. Presse. 1885. No. 26—28. p. 835, 870 und 902.) Obwohl man schon früh versucht hatte, die Schwindsucht mit Einathmungen von Gasen und Dämpfen zu behandeln, so kam die Inhalationstherapie doch erst allgemein in Aufnahme, als es ge- lungen war, durch Construction geeigneter Apparate die früheren technischen Schwierigkeiten zu überwinden. (Fortsetzung folgt). 572 Sternberg, Bemerkungen. Bemerkungen zu dem Referate in Bd. IV, No, 8 dieses Centralblattes, | Von Dr. 6. M. Sternberg ın Baltimore. Mit einer Abbildung. Der Bericht über meine Untersuchungen im Centralblatt Bd. IV. No. 8 enthält einige Irrthümer, welche leicht die Verwirrung ver- mehren könnten, die jetzt in Bezug auf die in Gelbfieberfällen ge- fundenen Mikroorganismen herrscht. Darum beeile ich mich, fol- sende Richtigstellungen zu machen. Auf Seite 238 sagt der Berichterstatter: „Sternberg fand aber Bakterien im Material von 8 Fällen, das ihm von Dr. La- cerda zur Verfügung gestellt wurde.“ In der That aber fand ich den hier besprochenen Bacillus in dem Material von nur zweien dieser neun Fälle und in meinem Aufsatz in den Medical News (28. April 1888) sage ich: „In zweien dieser Fälle finde ich in den Capillaren der Leber und Niere einen von Baker und Lacerda beschriebenen Orga- nismus, welche ihn in Material fanden, das zu derselben Zeit ge- sammelt war. und wahrscheinlich von den- selben Fällen herstammt, worin ich ihn jetzt finde.“ Auf derselben Seite wird der Orga- nismus, welchen mir Dr. Freire als seinen Cryptococcus xanthogenicus mit- theilte, ein Bacillus genannt. Dies ist ein Irrthum; er ist ein Micrococeus und als solchen habe ich ihn beschrieben. Er ver- flüssigt Gelatine sehr langsam und bildet auf der Oberfläche von Agar-Agar eine milch-weisse Schicht. Seine Morphologie ist aus der beigehenden Abbildung ersichtlich, welche nach einem Präparat aus Dr. Freire’s Laboratorium in Rio de Janeiro ange- fertigt ist. Die Vergrösserung beträgt ungefähr 1000 Durchmesser. Auf Seite 239, in der 13. Zeile von oben muss es heissen: 418 Personen, statt 118. Baltimore, 2. September 1888. Vogt, F., Desinfektionskasse til stremmende eirkulerende damp. (Tidsskr. f. prakt. med. 1888. No. 19. p. 450—453.) ! a Kae Neue Litteratur, 573 Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Hericourt, J., Les microbes. (Rev. des deux-mondes. 1888. 1. sept.) Morphologie und Systematik. Smith, E. F., A date palm fungus (Graphiola Phoenicis Poit.) (Botan. Gazette. ‚1888. August. p. 211—213.) Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Mösnin, P., Developpement et propagation de l’Ascaris mystax chez les tout jeunes chiens. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1888. No. 28. p. 655—659.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. A. P. F., Het bacteriologisch onderzoek van drinkwater. (Nederl. tijdschr. v. geneesk. 1888. No. 12. p. 284—286.) Hill, A., Polluted drinking water and the closure of wells. (Practitioner. 1888. October. p. 313—320.) Janowski, F. G., Bakteriologische Untersuchungen des Schnees. (Wratsch. 1888. No. 37. p. 727—"129.) [Russisch.] Kiener et Aldiber, Remarques sur les procedes de determination quantitative Gm En contenus dans Yair. (Rev. d’hygiöne et de police sanit. 1888. No. 9. p- 768— 787.) Nahrungs- und Genussmittel, Gebrauchsgegenstände. Gärtner, Ueber die Fleischvergiftung in Frankenhausen a. Kyfth. und den Er- reger derselben. (Korrspdzbl. d. allgem. ärztl. Ver. v. Thüringen. 1888. No. 9. p. 573—600.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. Emmerich, R., u. 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Fabre, P., Sur les tenias multiples, a propos de V’observation d’un enfant qui a expulse huit t&enias solium. (Gaz. med. de Paris. 1888. No. 38. p. 447—448.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen und Thieren. Tollwuth. Ein OEm E., Los inoculaciones preventivas de la rabia. gr. 8°. 40 p. Mexico Roux, E., Notes de laboratoire sur Yimmunit& conferee aux chiens contre la one intra-veineuses. (Annal. de I’Institut Pasteur. 1888. No. 9. p- #9 401. / Aktinomykose. Bulhöes, 0., u. de Magalhäes, P. S., Ein Fall von Actinomycosis humana. (Brazil Medico. 1888. II. No. 2.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Thieren. Säugethiere. Infeetiöse Allgemeinkrankheiten. Stand der Thierseuchen in der Schweiz im März und April 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 41. p. 599.) | Wernicke, R., Laboratorio para el estudio de las enfermedades contagiosas en los animales 1884 & 1887. Informe sobre los trabajos llevados a cabo. gr. 8°, 47 p. Buenos Aires 1888. 576 Neue Litteratur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Baudisch, F., Ueber „Phytophthora omnivora“ als Schädling des Buchenauf- schlages. (Centralbl. f. d. ges. Forstwesen. 1888. Heft 8/9. p. 382—385.) Eckstein, K., Der Erlenrüsselkäfer, Phyllobius alneti Fabr. (Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen. 1888. Heft 10. p. 627— 628.) Eekstein, C., Der weisse Kieferrüsselkäfer, Cleonus turbatus, Fahrs. (Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen. 1888. Heft 10. p. 628—629.) Klebahn, H., Beobachtungen und Streitfragen über die Blasenroste. (Abhandl. d. naturwissenschaftl. Ver. zu Bremen. Bd. X. 1888. Heft 1. p. 145—155.) Marshall, Disease of Lilies, Peronospora elliptica. (Gardener’s Chronicle. Ser. III. Vol. IV. 1888. No. 86. p. 184.) Proces-verbaux des s6ances du comite d’&tudes et de vigilance du phylloxera du departement de la Loire-Inferieure. Comptes rendus des seances des 9 jan- vier, 9 avril, 14 mai, 9 juillet et 15 octobre 1887. 8°. 74‘p. Nantes (impr. Mellinet et Ce.) 1888. Report on the experiments made in 1887 in the treatment of the downy mildew and the black-rot of the Grape vine Prepared by F. Lamson Scribner (Department of agriculture, botanical division. Bulletin No.5.) 8°. 113 p. Washington (Government printing office) 1888. Rimedi contro la peronospora, sperimentati per cura del Comizio agrario di Lecco. 8°. 17 p. Lecco 1888. 0,50 L. Schollmayer, Beitrag zur Kenntniss der Eichenschildläuse. (Centralbl. f. d. ges. Forstwesen. 1888. Heft 8/9. p. 385 —389.) Sorauer, P., Die Schäden der einheimischen Kulturpflanzen durch thierische und pflanzliche Schmarotzer, sowie durch andere Einflüsse. gr. 8°. VII, 250 p. Berlin (Paul Parey) 1888. 5 M. Traitement du mildew et autres maladies eryptogamiques de la vigne par la sul- fosteatite cuprique et la sulfosteatite soufree, proc&des de M. le baron de Chef- debien. 8°. 23 p. Toulouse (impr. Marque&s et Co.) 1888. Inhalt. Gamaleia, N., Vibrio Metschnikovi (n. sp.) et ses rapports avec le microbe du cholera asiatique, p. 553. — —, $ur l’etiologie de la pneumonie fibrineuse chez l’homme, p. 556. Janowski, Th., Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. Mit einer Abbildung. (Orig.), p. 547. Petruschky, J., Untersuchungen über die Immunität des Frosches gegen Milz- brand, p. 562. Schmelck, L., Eine Gletscherbakterie. (Orig.), p. 545. Untersuchungsmethoden, Instru- mente etc., p..564. Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Roux et Chamberland, Sur l’immunite contre le charbon confere par des sub- stances chimiques, p. 564. Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Wesener, F., Die antiparasitäre Behand- lung der Lungenschwindsucht. (Orig.) (Fortsetz.), p. 567. Erwiderung. Sternberg, G. M., Bemerkungen zu dem Referate in Bd. IV. No. 8 dieses Cen- tralblattes. Mit einer Abbildung. (Orig.), p- 572. Neue Litteratur, p. 573. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Ausgegeben am 31. October 1888, Bakteriologie und Parasitenkunde, In Verbindung mit Geh. Hofr, Prof, Dr. Leuckart una Professor Dr, Loeiler in Leipzig in Greifswald, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. END IV. Band. No. 19. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. —3% Zu beziehen dureh alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Traubenzucker als die Ursache der Eiterung neben Staphylococcus aureus. (Aus dem eigenen Laboratorium.) Von Dr. u Au en Vor zwei Jahren habe ich eine Patientin beobachtet, bei der sich an der linken Sacralgegend ein grosser Abscess gebildet hatte. Nach einer tiefen Ineision entleerte sich etwas Eiter, woraus ich in 2 mit Agar-Agar beschickten Eprouvetten eine reichliche Staphylococcus aureus-Reinkultur bekommen habe. Während der ersten 2 Tage befand sich die Patientin besser, Am dritten Tage entstand an einer etwas tieferen Stelle, wie vor- 37 578 | Bujwid, her eine schmerzhafte Röthung, aus welcher sich allmählich nach 7 Tagen ein neuer Abscess bildete. Die Temperatur während des Tages war schwankend von 37,5—39,5. Der Eiter des Abscesses enthielt, wie der erstere, reichliche Mengen von Staph. aureus. In ähnlicher Weise begann auch ein dritter Abscess sich zu bilden. Die Patientin, eine etwa 50 Jahre alte kräftige Frau, magerte ab, hatte keinen Appetit und einige Male während des Tages Fröste. Ihr allgemeiner Zustand war sehr schlecht, es drohte eine Pyämie. Die Analyse des Harns, welche ich vornahm, ergab, dass der- selbe 5°|, Zucker enthielt. Es war also Diabetes mellitus vor- handen, welcher wahrscheinlich schon ziemlich lange bestand. Die gesammte Harnmenge betrug über 21|, Liter in 24 Stunden. EineKur, welche wir mit Dr. Matlakowski einleiteten, hatte nach 5 Tagen einen glücklichen Erfolg, so dass während 5 Tagen die Zuckermenge sich bis auf Spuren verminderte und dann gänz- lich verschwand. Die Kranke erhielt ihre Kräfte wieder, die ge- bildeten Abscesse verschwanden und neue kamen nicht zur Bildung. Geschwüre und Abscesse während des Diabetes sind schon all- gemein bekannte Erscheinungen, nur entsteht die Frage, in welcher Verbindung stehen die Geschwüre mit dem Traubenzucker im Or- ganismus? Man kann zwei Hypothesen aufstellen: Der Staphylococcus aureus bildet den Traubenzucker. Ich habe aber verschiedene Substrate, wie Agar-Agar, Fleischpepton- gelatine und Bouillon, nachdem in denselben Staphylococcus einige Tage gewachsen war, auf den Traubenzucker vergeblich geprüft; es entwickelte sich davon keine Spur. So muss man annehmen entweder, dass der Staphylococcus aureus besser wächst auf zuckerhaltigem Nährboden, — oder dass die Gewebselemente bei Anwesenheit des Zuckers nicht im Stande sind, den Staphylococcus aureus zu vernichten. Ich habe zunächst geprüft, ob Staphylococcus aureus besser wächst in zuckerhaltigem Fleischpepton- Agar-Agar. Zu diesem Zwecke habe ich in 5 Eprouvetten mit 5 °/, Traubenzuckerzusatz ‚und in 5 ohne einen solchen Staphylococcus aureus (Strichkul- turen) angelegt und im Thermostaten bei 37 ° stehen gelassen. Schon nach 24 Stunden konnte man sehen, dass im zuckerhalti- gem Nähr-Agar der Staphylococcus viel spärlicher als im gewöhn- lichen und auch ohne Farbebildung wächst. Dasselbe gilt auch für längere Zeit. Es liegt also auf der Hand, dass nur die zweite Annahme richtig sein kann, dass also Zucker derart auf die Gewebs- elemente wirkt, dass er deren Widerstandsfähigkeit vermindert. Um die Richtigkeit dieser Annahme zu prüfen, haben wir mit stud. med. Grodecki 39 Thierversuche an Kaninchen, weissen Mäusen und Ratten angestellt. Alle haben uns gezeigt, dass Traubenzucker ohne Weiteres auf die Eiterung und die Abscessbildung einwirkt, Ani ir na Eh, Pe" 5 “B 1 Traubenzucker als die Ursache der Eiterung. 579 Wir haben zuerst geprüft, wie viel Staphylococcus aureus der Organismus ohne Schaden ertragen kann. Mittelst Gelatineplatten- kulturen haben wir gezählt, dass ein Milligramm einer 3 Tage alten Staphylococcus-Agarkultur ca. 8 Billionen lebender Kokken enthält (die Rechnung Kann selbstverständlich ziemlich grossen Schwankungen unterworfen sein). Bei unseren Untersuchungen er- hielt ein Kaninchen 1 Billion, eine Ratte von 100 Millionen bis 1 Bill. und eine Maus bis 100 Millionen Kokken unter die Haut ohne Schaden und ohne Abscessbildung. Das Kaninchen erträgt wohl selbst alle 8 Billionen, für eine Ratte wirkt diese Quantität oft tödtlich, für eine Maus genügt dazu 1 Billion. Wenn das Thier in Folge der Staphylococcusimpfung stirbt, so ergiebt die Kultur und mikroskopische Untersuchung seine Anwesenheit in allen Ge- weben des Organismus. Dieselbe Menge, welche in reinem Zustande gar nicht schädlich ist, wirkt schädlich mit Trauben- zucker. Ich führe folgende Versuche an: I. Serie. (15. September 1887.) Thier No.1. Ein Kaninchen erhielt unter die Haut einen ccm in sterilisiirtem Wasser mit 0,5% Kochsalzzusatz zerriebene Agar- kultur, welche nach obiger Rechnung ca. 1 Billion Kokken enthielt. Es blieb gesund und ohne Abscess. Thier No. 4. Ein Kaninchen erhielt dasselbe Quantum in einer sterilisirten 259 Lösung von Traubenzucker. Nach 5 Tagen hat sich ein grosser Abscess gebildet, dessen Eiter, wie der Kultur- versuch ergab, ganz reinen Staphylococcus aureus enthielt. No. 7 und 8: Eine Ratte und Maus, welche 25# sterilisirte Traubenzuckerlösung zur Kontrole ohne Staphylococcus bekamen, blieben ganz gesund, ohne Abscessbildung. Serie III. (22. September.) Wenn die Gewebe bei Anwesenheit des Staphylo- coccus mittelst Zuckerlösung irritirt werden, so be- kommen wir auch einen Abscess. No. 12. Ein Kaninchen bekommt unter die Haut 1 ccm sehr verdünnter Staphylococcuskultur in 12% Traubenzuckerlösung (etwa 0,5 Mill. Kokken). No. 13. Ein zweites Kaninchen desgleichen. Kaninchen No. 12 bekam während 4 Tagen täglich eine Pra- vaz’sche Spritze von der 129 Traubenzuckerlösung, No. 13 0,59 Kochsalzlösung. Bei dem Kaninchen No. 12 hat sich ein grosser Abscess ge- bildet, No. 13 ist gesund geblieben. Wie man hieraus sieht, ruft - einmalige Impfung mehr verdünnter Lösungen von Staphylococcus mit verdünnten (5—12% enthaltenden) Traubenzuckerlösungen mei- stens Abscesse nicht hervor. 37# u SET WERE BET 580 Bujwid, Traubenzucker als die Ursache der Eiterung. Serie IV. (2. Oktober.) Eine Irritation mittelst Zuckerlösung nach dem völligen Verschwinden von Staphylococcus aus den Geweben, was bei Kaninchen nach ca. 3 Tagen ge- schieht, bleibt ohne Erfolg. No. 16. Ein Kaninchen erhielt subcutan eine Staphylococcus- kultur in 12% Zuckerlösung. Nach 3 Tagen findet sich an der Impfstelle eine kleine Härte. Nach 4 Tagen erhielt das Thier 122 Traubenzuckerlösung täglich eine Spritze während 3 Tage. Ein Abscess hat sich nicht gebildet. Serie X. (22. November.) Nach der Einspritzung des Zuckers in die Ohrvene und Einspritzung des Staphylococcus unter die Haut bildet sich bei dem Kaninchen locale Hautgangrän, welche an die Geschwüre der Diabetiker erinnert. No. 23. Ein starkes schwarzes Kaninchen erhielt in die Ohr- vene 10 Spritzen einer 102 Traubenzuckerlösung eingespritzt und dann unter die Haut eine Spritze von der Staphylococcus- Agarkultur (circa 1 Billion). Am folgenden Tage ist das entsprechende Hautstück ödematös geworden, nach 5 Tagen hat sich eine locale Mortification des Hautstücks gebildet. Nach 25 Tagen ist das abgestorbene Stück abgefallen und hat sich eine Narbe gebildet. Bei unseren weiteren Untersuchungen sind wir zu dem Schlusse gekommen, dass auch einige andere chemische Stoffe zur Abscess- bildung führen. So führt z. B. eine subcutane Einspritzung von 1 cm einer 1, Sublimatlösung oder 22 Karbollösung, wenn man danach Staphylococceus einführt, zur Abscessbildung. Warschau, im September 1888. [Ich habe an 12 Versuchsthieren (5 Kaninchen, 2 Meerschwein- chen und 5 Mäusen) die Angaben Bujwid’s geprüft und kann dieselben bestätigen; es gelang mir stets, Eiterung mit kleinen Mengen von Kulturen zu bekommen, ja es schien sogar, als ob bei Zuckerzugabe die locale Reaction des Gewebes gegen Staphylo- coccusinvasion befördert wäre, da es bei Mäusen stets zur Bil- dung eines kleinen Abscesses und nachheriger Hautnekrose ohne allgemeine Blutinfection kam, wogegen dieselben Mengen einer ver- flüssigten Gelatinekultur bei 5 Kontrolethieren 2mal erfolglos blieben und 3mal zu allgemeiner pyämischer Infection führten.] Karlinski (Innsbruck). Dubois, Raphael, Sur le röle de la symbiose chez cer- tains animaux marins lumineux. (Comptes rendus de l’Academie des sciences de Paris. Tome CVII. 1888. p. 502 fi.) Verf. hatte bereits am 12. Mai a. c. der Gesellschaft für Bio- a rn ee Zu un 4 Bacillus Pholas und Bacterium Pelagia. 581 logie die Mittheilung gemacht, dass er in den Siphonen der ge- meinen Bohrmuschel (Pholas dactylus) einen Mikroorganismus (Ba- cillus Pholas) gefunden habe, welcher in einer mit den Geweben des lebenden Thieres hergestellten Bouillonkultur prächtig phosphorescire. In den Geweben sei eine Substanz enthalten, für die der Name „Luciferin“ vorgeschlagen wird, auf der die Thätigkeit des Fer- mentes (Mikroorganismus) beruhe. Dieselbe könne sich nur in einem passenden Mittel bilden, das in bestimmten Verhältnissen salzhaltig und alkalisch sei. Das Thier habe die Fähigkeit, das Mittel zu modificiren ; letzteres sei ein anderes bei dem ruhenden Weichthier, das nicht glänze, ein anderes bei dem erregten, welches eine reichliiche Menge phosphorescirender Flüssigkeit absondere. Pholas dactylus erscheint dem Verf. danach als ein neuer Fall von Symbiose. Im Juni ist ihm ein zweiter ähnlicher Fall ent- gegengetreten. Er fand nämlich in dem vom Mantel einer Pelagie (Pelagia noctiluca) der Bucht von Villafranca abgesonderten Schleime wiederum einen Organismus, der jenach Abänderung des Kulturmittels beliebig zum Leuchten oder Verlöschen gebracht werden konnte. Wie der Bacillus Pholas zeigte dieser Mikroorganismus der Pelagie (Bacterium Pelagia) eine grosse morphologische Beständigkeit. Die Gelatine wurde von ihm sehr bald trichterförmig verflüssigt. In der verflüssigten Masse fand man reichlich lange Fäden, in regelmässigen Abständen von kleinen runden Sporen erfüllt, welche sich binnen mehrerer Stunden nach Ehrlich’scher Methode färbten. Neben ihnen gab es freie Sporen und bewegliche Fäden, die wieder zu sporentragenden wurden. In reiner Gelatine leuch- teten diese Fäden nicht, übertrug man sie aber in alkalisch ge- machte salzige und mit stickstoff- und phosphorhaltigen Verbindungen (Nuclein, Lecithin) versehene Bouillon, so entwickelte sich in den mit der atmosphärischen Luft in Berührung stehenden Theilen ein schöner bläulicher Lichtschimmer. Man begegnete dann in der leuchtenden Masse kaum mehr sporenhaltigen und beweglichen Fäden, sondern beinahe ausschliesslich Sporen. Diese leuchtende Brühe fand nun Verf. unter denselben Einflüssen befindlich wie das leuchtende Gewebe phosphorescirender Thiere. Er sah in ihr die charakteristische doppeltbrechende Substanz sich ansammeln, welche die kreidige Lage in den leuchtenden Geweben der Pyro- phoren, Lampyren, Poduriden bilde, in den Gewebsmaschen der Streifen von den Siphonen der Bohrmuscheln, im Epithel des Verdauungskanals phosphorescirender Myriapoden beobachtet wer- den könne, und die er selbst im phosphorescirenden Meerwasser des Hafens von Menton erkannt habe. Diese Substanz, deren Zusammensetzung sich der des Leucin nähere, weise in den Bouillonkulturen dieselben Formen auf, denen man bei den erwähnten Thieren begegne: feine abgerundete, doppelt- brechende, homogene oder im Centrum mit einer glänzenden, eine Vacuole darstellenden Partie versehene Körnchen; abgerundete, im polarisirten Lichte funkelnde Körperchen (Sphärokrystalle); end- lich kleine prismatische, strahlig angeordnete oder isolirte Nädel- chen. Neben ihr findet man eine beträchtliche Menge Krystalle 582 Gährung. von phosphorsaurem Ammoniak, Magnesia und Kalk und phosphor- saure Alkalien in Lösung. Diese Phosphate seien beinahe allein durch Oxydation der in der Bouillon enthaltenen stickstoff- und phosphorhaltigen Verbindungen gebildet. Aus Gründen, die Verf. nächstens veröffentlichen werde, müsse er aber annehmen, dass die erwähnten Verbindungen nicht direct für die Luft oxydirbar seien, sondern dass unter dem Einflusse eines Ferments erst eine Substanz gebildet werde, welche diese Eigenschaft besitze. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Hansen, Emil Chr., Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie. München (Oldenbourg) 1888. (Eine dänische Ausgabe nebst kurzgefasstem französ. Resum& findet sich in: Meddelelser fra Carlsberg Laboratoriet. Bd. II. Heft 5. 1888.) Wie die experimentellen Studien der Bakterien zu praktischen Aufgaben in der Arzneiwissenschaft führten, so müssten auch in ganz natürlicher Weise Hansen’s Studien über die Gährungs- organismen zu praktischen Problemen führen, wie dies aus allen seinen Abhandlungen in den letzten zehn Jahren hervorgeht. Da jetzt nicht nur Aufgaben vorliegen, sondern abgeschlossene Re- sultate, die schon eine vollständige Reform im praktischen Brauerei- betriebe hervorgerufen haben, so wurde dadurch die Theilung der Publicationen gerechtfertigt: Die eine Reihe von Hansen ’s Arbeiten, die wesentlich rein theoretischen Inhalts sind, wird wie früher als „Untersuchungen über die Physiologie und Morphologie der Alkohol- gährungspilze“ publieirt werden, die andere Reihe liegt jetzt vor unter dem Titel: „Untersuchungen aus der Praxis der Gährungs- industrie“ in autorisirter und vollständiger deutscher Ausgabe. Der erste Abschnitt der jetzigen Publication behandelt die Hefereinzucht im Dienste der Industrie. Bekanntlich war die praktische Frucht von Hansen’s Entdeckungen eine neue analytische Methode für die Untersuchung der Hefe und die bestimmte Darlegung, dass einige der allgemeinsten und schlimmsten Krankheiten im Biere, wie unangenehme Geschmacksänderungen und Hefetrübung, nicht von Bakterien, sondern von gewissen Hefenarten herrühren. Hieraus folgte, dass die Stellhefe nur aus einer einzigen Art be- stehen dürfe, nämlich aus der für die betreffende Brauerei gün- stigsten. Es wird vom Verf. eine historische Darstellung der Ent- wicklung der eingeführten Reform gegeben. Nachdem das neue System sich in der Praxis vollständig bewährt hatte, trat von selbst die nächste Aufgabe hinzu: Die grösseren Brauereien müssten wo möglich selbst, auf fabrikmässige Weise, die absolut reine Hefe darstellen können. Verf. beschreibt, wie man zuerst und auch jetzt in vielen Brauereien ohne besondere Apparate die vom Labora- torium bezogene Reinkultur entwickelt und giebt danach eine voll- ständige, detaillirte Beschreibung des Baues und der Function des vom Verf. und dem Brauereidirector Kühle in Alt-Carlsberg kon- struirten Apparates zur kontinuirlichen, fabrikmässigen Darstellung von Reinkulturen der zuerst planmässig ausgewählten Hefenrasse. Dieser Apparat wurde schon jetzt in vielen der grössten Brauereien Gährung. 583 in den verschiedenen Ländern eingeführt; ein Verzeichniss derselben wird im Text gegeben. Endlich wird auch eine Anleitung zur Darstellung der Reinkulturen für den genannten Apparat, zum Versand der Hefe im Grossen und zum Versand kleiner Mengen absolut reiner Hefe zum Gebrauche im Laboratorium gegeben. Ein besonderer Abschnitt behandelt die Filtration. Eine Filtration der Würze durch die Chamberland’schen Filter, um diese keimfrei in den Hefenpropagirungsapparat einführen zu können, war mit sehr grossen Schwierigkeiten verknüpft und be- wirkte zugleich eine ungünstige Veränderung in der Zusammen- setzung der Würze. Der Verf. kann daher nicht anrathen, eine Sterilisation im Grossen auf diesem Wege anzustreben. Für Laboratoriumsversuche sind aber diese Filter in vielen Fällen zu empfehlen. — Eine Sterilisation der Luft, welche in die zwei Cylinder des Propagirungsapparates hineingepresst wird, geschieht in der natürlichsten und sichersten Weise durch die schon längst bekannte Filtration mittelst Baumwolle. Es wurde eine grosse Reihe von Versuchen für den speciellen Zweck gemacht, wo- durch die passende Menge von Baumwolle für Cylinder der angewendeten Grösse gefunden und durch sehr scharfe Ver- suche festgestellt wurde, dass Filter der beschriebenen Art wenigstens mehrere Monate mit vollständiger Sicherheit verwendet werden können. Endlich findet man detaillirte Angaben über die Luftmenge, die unter verschiedenem Drucke in bestimmter Zeit durch diese Filter geht. In der dritten Abhandlung publicirt Hansen seine Beob- achtungen über Brauezreihefenarten, nachdem in kurzen Zügen die verschiedenen Methoden der Analyse recapitulirt worden sind: Die Temperaturkurven für die Entwicklung der Sporen, die Abtödtungstemperaturgrenzen, die Formen der Zellen — der Charakter liegt nicht in der Form an und für sich allein, wie man dies früher annahm, sondern zugleich in den äusseren Be- dingungen, welche sie hervorrufen —, das Verhältniss zu den Zuckerarten und überhaupt die durch die Species hervorgerufenen chemischen Aenderungen in der Nährflüssigkeit — Krankheits- formen —, die Differenzen, welche durch Färbung hervorgerufen werden können, die Differenzen im anatomischen Baue der Endo- sporen. Planmässige Studien über die Konstanz dieser Charaktere wurden in den letzten Jahren in grossen Reihen ausgeführt, namentlich mit den sechs bekannten Arten, später auch mit verschiedenen anderen. Das Resultat war, dass es ziemlich leicht ist, vorläufig oft tief eingreifende Variationen in verschiedener Richtung hervorzurufen, dass diese jedoch bei passender Kultur wieder verschwanden, wonach die Art zu ihrem ursprünglichen Zu- stande wieder zurückkehrte; es gelang nicht, neue Arten hervor- zubringen. Als Beispiel wird die Carlsberger Unterhefe No. 1 her- vorgezogen; wenn von einer absoluten Reinkultur dieser Art eine Kultur in der feuchten Kammer gemacht wird, so findet man Kolonieen, welche aus sehr langgestreckten (Pastorianen), andere, welche aus eiförmigen Zellen bestehen, und doch gehören beide 584 Gährung. — Eiterung. Formen derselben absoluten Reinkultur an. Nach Kultur in Würze durch mehrere Generationen verschwinden nach und nach die „Pastorianen“ Formen und gehen in die gewöhnlichen Formen über. Der Versuch wurde in verschiedener Weise variirt. | Seit 1884 wurden auch planmässige Versuche zur Entscheidung der Frage, ob die in den Brauereien verwendete ober- und unter- gährige Hefe aus einer oder aus mehreren Arten besteht, ge- ‘macht. Von einer grösseren Anzahl untergähriger Arten wurden zahlreiche Generationen bei Zimmertemperatur und ab und zu auch bei 25>—30° G entwickelt; es traten aber niemals Obergährungs- phänomene ein. In ähnlicher Weise wurden zwei ausgeprägte Ober- gährungsformen seit 1884 bei Untergährungstemperatur (5—7° C) entwickelt, und alle 14 Tage wurde die Nährflüssigkeit erneuert. Die Gährung war bei dieser Temperatur schwach; doch zeigten die Kulturen immer, auch nach vierjähriger Behandlung in dieser Weise, wieder Obergährungsphänomene, wenn sie bei Zimmertemperatur oder bei 25° C propagirt wurden. Diese Versuche sind somit die einzigen, welche wirkliche Beweiskraft zur Entscheidung dieser wichtigen Frage besitzen. Im Laufe der Jahre, seitdem durch Hansen’s Untersuchungen die sogenannte Saccharomyces cerevisiae eine wirklich bekannte Grösse geworden war, zeigte sich ferner durch desselben Forschers Entdeckungen, dass sich unter diesem Namen mehrere morphologisch und physiologisch verschiedene Formen bergen, welche mit dem- selben Rechte, wie dies für zahlreiche andere wohl charakterisirte Mikroorganismen geschah, mit besonderen Artnamen bezeichnet werden können. Hansen hat namentlich die zwei Unterhefen: Carls- berghefe No. 1 und No. 2 genauer studirt, von anderen Forschern wurden verschiedene andere Hefen biologisch untersucht und es wurden die chemischen Wirkungen von nicht wenigen Arten als recht verschieden gefunden. Sowohl die theoretischen wie die praktischen Untersuchungen haben also gezeigt, dass es verschiedene Saccharomyces-Arten giebt, nicht nur die sogenannten wilden Hefenarten, sondern auch gut charakterisirte Ober- und Unter- hefenarten, welche in dem PBrauereibetriebe Verwendung finden. So lange diese letzteren unter den Brauereiverhältnissen kultivirt wurden, zeigten sie nur geringe Schwankungen. Hieraus folgt, dass man mit diesen als mit constanten Arten in der Praxis rechnen darf und muss, und dass wir unsere Methode danach einrichten sollen. Die letzte Abhandlung dieser Serie giebt Aufklärungen über die praktische Untersuchung des Bieres in den Lagerfässern mit Rücksicht auf seine Haltbarkeit. Jörgensen (Kopenhagen). Christmas, J. de, Recherches expe6erimentales sur la suppuration. (Annales de l’Institut Pasteur. 1838. No. 9. 5.469.) Verf. hat (im Laboratorium von Cornil und Duclaux) Ver- suche über die schon so vielfach erörterte Frage angestellt, ob Eiterung unabhängig von Bakterienthätigkeit eintreten könne. Die Versuche haben theils negatives, theils positives Resultat ergeben, 2a OR a IE BR nd) ü Eiterung. — Malaria (Phagocytose). 585 | Keine Eiterung wurde erzeugt durch subcutane Injection (unter antiseptischen Cautelen) bei Kaninchen von: Terpentin, Quecksilber, | Petroleum, Chlorzink 10 °/,, Glycerin, Silbernitrat 5°/, (je 0,5 ccm). Bei Quecksilber, Terpentin und Petroleum bildete sich zwar eine geringe Infiltration, aber keine Eiterung. Das gleiche negative Resultat gaben 40 Versuche mit Injection der nämlichen Stoffe in die vordere Augenkammer von Kaninchen (2 Tropfen), mit Ausnahme des Quecksilbers. Bei Injection von 0,05 g Quecksilber (bei 160° sterilisirt) in die Vorderkammer bildet sich stets innerhalb 24 Stunden eine gelbliche Wolke von Eiter um das injieirte Tröpfchen, die in den nächsten Tagen noch zunimmt ; mikroskopisch besteht dieser Eiter aus Fibrin und weissen Blutkörperchen; Mikroorganismen sind auf keine Art, auch nicht durch Kultur, in demselben nachzuweisen. Positive Resultate gaben ferner die Versuche an Hunden. Das Zellgewebe der Hunde ist sehr zu Eiterungsvorgängen dispo- nirt. Bakterienfreie Eiterungen wurden bei Hunden erzielt durch Terpentin, Silbernitrat und Quecksilber. Die Injectionen wurden dabei stets unter allen Vorsichtsmaassregeln ausgeführt, um die Einschleppung von Keimen zu vermeiden, und ebenso wurde der Eiter aus den gebildeten Abscessen vorsichtig entnommen und in verschiedene Nährmedien ausgesät. Es zeigte sich jedoch keine Entwicklung. 24 Stunden nach Injection von 0,5 cem Terpentin oder 10°/, Silbernitratlösung bildet sich eine ödematöse Schwellung von der Grösse eines Zehncentimes-Stückes mit Röthung der über- liegenden Haut und Temperaturerhöhung. Der Inhalt der Ge- schwulst ist zu dieser Zeit nur Serum und Lymphkörperchen, noch kein wahrer Eiter. Nach 24 Stunden aber ist reichlicher Eiter vorhanden. Bei Quecksilberinjection entwickelte sich die Eiterung etwas langsamer. Verf. schliesst Angesichts der Thatsache, dass nicht nur Eite- rung, sondern auch Processe, ähnlich einem acuten Abscess durch chemische Reize erzeugt werden können, es müsse auch die von Bakterien hervorgerufene Eiterung von diesen durch chemisch reizende Produkte erzeugt werden. Versuche, um dies zu be- weisen, hat Verf. bereits begonnen, und theilt vorläufig mit, dass Kulturen von Staphylococcus aureus in Kalbsbouillon, bei 100° er- hitzt, subeutan bei Hunden Abscesse, in die vordere Augenkammer bei Kaninchen injieirt Eiterbildung bewirken können. | Buchner (München). Golgi, I fagocitismo nell’ infezione malarica. (Riforma medica. Anno IV. 1888. Maggio.) Vereinzelte Beispiele von rothen Blutkörperchen, die ganze Plasmodien oder einfaches Pigment enthielten und von weissen Blutkörperchen aufgenommen worden waren, hatten bereits Lave- ran und später Celli und Marchiafava beobachtet; diese -Letzteren konnten sogar in einem Falle mittelst des Mikroskops direkt wahrnehmen, wie ein Plasmodium von einem weissen Blut- körperchen verschlungen wurde. 586 Malaria (Phagocytose). Golgi, der Entdecker des Gesetzes, welches die Entwicklung der Hämoplasmodien in Uebereinstimmung mit der Entwicklung der Phasen der Febris tertiana und quartana beherrscht, hat nun eine regelrechte und vollständige Arbeit ausgeführt über die in Ueber- einstimmung mit der Entwicklung der Fieberanfälle in den oben- genannten Malariatypen von den weissen Blutkörperchen ausgeübte phagocytäre Thätigkeit. Auf Grund dieser Studien hat Golgi eine sehr wichtige That- sache feststellen können, nämlich dass die weissen Blutkörperchen eine wirkliche und regelmässige Function ausüben, die gänzlich an den typischen Verlauf der Malariaprocesse gebunden und vielleicht auch bestimmt ist, einen Einfluss auf denselben zu haben. . Es ist ihm gelungen, auf Grund seiner Beobachtungen folgendes Gesetz zu formuliren: „Der Phagocytismus ist ein Process, der als regelmässige Function der weissen Blutkörperchen periodisch verläuft; diese Function vollzieht sich mit genau zu bestimmenden Modalitäten in Uebereinstimmung mit bestimmten Phasen des Evolutionscyclus der Malariaparasiten und in bestimmten Perioden eines jeden Fieberanfalls.“ — | Und in der That hat er bei fortgesetzter Prüfung des Blutes in typischen Fällen von Febris tertiana und quartana gefunden, dass die Periode, in welcher die Manifestationen des Phagocytis- mus beginnen, mit dem Auftreten des Anfalls zusammenfällt; der- selbe ist nach 3 oder 4 Stunden am ausgeprägtesten (wahrschein- lich in Folge der Wirkung der erhöhten Temperatur, welche die. amöboiden Bewegungen der weissen Blutkörperchen lebhafter ge- staltet) und hört einige Stunden nach Beendigung des Anfalls auf. In der Periode, in welcher der Anfall beginnt, im Zusammen- hang mit dem Reifwerden und der Segmentation der Hämoplas- modien, die zu dieser Zeit stattfindet, enthalten auch die weissen Blutkörperchen entweder ganze Malariaformen, die im Begriffe stehen sich zu theilen (Gänseblümchen- oder Rädchenformen) oder schon getheilte Formen, oder endlich isolirte Pigmentmassen, welche, wie bekannt, nach vollendeter Segmentation frei bleiben. — Diese letztere Art der Melano-Phagocyten ist stets in viel grösserer An- zahl vorbanden als die der plasmodischen Phagocyten, welche sich dagegen reichlich nur in Fällen von sehr intensiver Infection vor- finden. — Sowohl die einen als die anderen trifft man jedoch stets nur in spärlicher Menge im eirculirenden Blute an. Dieses beobachtet man im ersten Stadium des Anfalls und also in der Anfangsperiode des Phagocytismus. Einige Stunden später dagegen findet man weisse Blutkörperchen, welche zwar die- selben Formen enthalten, jedoch in immer weiter vorgeschrittenem Zertheilungszustand, bis sie sich zuletzt auf ganz feine Pigment- granulationen reduciren. Nach 10 oder 12 Stunden verschwinden die Phagocytenformen, um mit denselben Evolutionsphasen beim folgenden Anfall wieder zu erscheinen. Dieses Gesetz einer bestimmten und constanten Aufeinander- folge der Phagocytenformen bei der typischen Febris: tertiana und quartana bildet, gleich dem Entwicklungsgesetze der Hämoplas- ee 9 Malaria (Phagocytose). 587 modien, ein charakteristisches Merkmal des Malariaprocesses. In der That kann man auf Grund dieser gegebenen Thatsachen durch einfache Prüfung des Blutes feststellen, ob ein Fieberanfall vorher stattgehabt hat, und kann dabei auch annähernd den Zeitpunkt desselben bestimmen. Bei febris intermittens duplicata oder triplicata oder bei un- regelmässigem Wechselfieber verliert auch die Entwicklung der phagocytären Manifestationen den oben beschriebenen regelmässigen periodischen Charakter. Golgi hat gleichfalls gezeigt, dass das mittelst Stiches aus der Milz gezogene Blut die Phagocytenformen (besonders die Melanophagocyten) in verhältnissmässig viel reich- licher Menge enthält als das circulirende Blut. Die Beobachtungen, welche er über den durch Verabreichung von Chinin auf den Phagocytismus ausgeübten Einfluss gemacht hat, gestatten vor der Hand noch keinen endgültigen Schluss be- treffs der Frage, ob nämlich die Wirkung des Chinins eine ge- steigerte phagocytäre Thätigkeit der weissen Blutkörperchen zur Folge hat, oder ob dasselbe im Gegentheil — gemäss den Experi- menten von Binz, welcher zeigte, dass das Chinin eine paralysirende ‘ Wirkung auf die amöboiden Bewegungen der weissen Blutkörper- chen ausübe — den Phagocytismus vermindert oder ganz auihebt. In einzelnen Fällen kann man in der That, selbst während der Wirkungsthätigkeit des Chinins, sehr schöne Phagocytenformen im Blute beobachten; mitunter scheinen jene Formen vermindert, während wiederum in anderen Fällen der Phagocytismus in Folge der Verabreichung von Chinin sich später zu manifestiren scheint als unter gewöhnlichen Bedingungen. Höchst wahrscheinlich tritt in diesen Fällen die phagocytäre Thätigkeit der weissen Blutkörper- chen auf, nachdem die Malariaformen durch die Wirkung des Chinins getödtet worden sind. Die durch diese ausgezeichneten Golgi’schen Untersuchungen sichergestellte Thatsache der regelmässigen periodischen und con- stanten Zerstörung einer grossen Anzahl activer Malariaformen innerhalb der weissen Blutkörperchen hat eine hohe physiologisch- pathologische Bedeutung. Wenn alle Malariaparasiten, welche beim Wechselfieber während der fieberfreien Zeit periodisch zur Reife gelangen, ihren Entwicklungscyklus vollziehen könnten, so dass alle aus ihrer Segmentation resultirenden jungen Plasmodien (8—12) ebenso viele rothe Blutkörperchen überfallen müssten, um dortselbst ihren Entwicklungsgang von neuem zu beginnen, dann müsste sich allerdings jede Form von Malariafieber progressiv verschlimmern und sogar zu einem bösartigen gestalten. Aber bei jedem Anfall zerstören die weissen Blutkörperchen, darin wahrscheinlich von der Steigerung der Temperatur begünstigt, eine grosse Anzahl Parasiten, so dass der Infectionsprocess pro- gressiv geschwächt werden und selbst spontan erlöschen kann, wie dies zuweilen geschieht, wenn das Individuum unter Bedingungen gehalten wird, die eine weitere Einführung neuer Infectionselemente unmöglich machen, 588 Cholera nostras. — Sommerdiarrhöen. Was nun die besonders zwischen W eigert und Metschni- koff erörterte Frage über den Phagocytismus anbetrifft, ob näm- lich die weissen Blutkörperchen nur die todten oder absterbenden parasitären Elemente, oder auch die lebenden und activen ver- schlingen können, so dürfte die Beobachtung Golgi’s bezüglich der weissen Blutkörperchen, die reife und in Segmentation be- griffene Plasmodien enthalten, zu Gunsten der Ansicht Metschni- koff’s sein. Doch fügt Verfasser selbst hinzu, dass jene teleologische Frage, wenigstens vorläufig, keine sichere objective Lösung haben kann. Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Frank, 6&., Ueber cholera nostras. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. pg. 205.) | F. hat bei 7 Fällen von Cholera nostras den Darminhalt bez. die Darmentleerungen untersucht, ohne bei einem einzigen den seiner Zeit von Finkler und Prior beschriebenen und als Er- reger der Cholera nostras bezeichneten Bacillus zu finden. Die Untersuchung ergab nur das Vorhandensein der gewöhnlich im Darm vorkommenden Bakterien, denen zuweilen einige andere Arten beigesellt waren. Die geringe Anzahl der in einzelnen Fällen neu gefundenen Arten sowie ihr Fehlen bei anderen ty- pischen Fällen kennzeichneten sie als zufällige Vorkommnisse. Prausnitz (München). Vaughan, V., Experimental studies on some points connected with the causation and treatment of the summer diarrhoeas of infancy. (Medical News. 1888. 9. Juni). Verf. giebt eine zusammenfassende Darstellung seiner An- schauungen und Studien über die Ursache und Behandlung der Sommerdiarrhöen der Kinder in Form von 6 Thesen. 1. Die häufigste Ursache in der Erkrankung liegt in der Nahrung und zwar in einer Zersetzung derselben, wie sie durch eine 60° F übersteigende Temperatur hervorgerufen wird. 2. Dieselbe ist durch Mikroorganismen bedingt und kann schon vor dem Genuss ausserhalb des Körpers oder erst im Darm- tractus selbst eintreten. Die geringere Morbidität und Mortalität der Brustkinder ist durch die keimfreie Nahrung bedingt. Dagegen werden mit zersetzter Kuhmilch grosse Massen von Bakterien eingeführt. Andere Infectionswege sind von geringer Bedeutung. 3. Die schleimigen und katarrhalischen Diarrhöen der Kinder werden durch gewöhnliche Fäulnisskeime, dagegen die serösen und choleriformen durch pathogene Keime hervorgerufen, die ein chemisches Gift produeiren, dessen Resorption die Symptome der Erkrankung auf nervösem Wege erzeugt. Die Mannigfaltigkeit der Symptome weist darauf hin, dass die chol. inf. ätiologisch keine einheitliche Krankheit vorstellt. ‚4. Dieses Gift entsteht durch Spaltung komplicirter Moleküle durch Bakterien und ist wahrscheinlich identisch mit dem vom Far ba Sommerdiarrhöen. —- Pneumoniekokken bei Meningitis. 589 Verfasser dargestellten Tyrotoxicon, das durch Zersetzung der Milch unter besonderen, die Fäulniss begünstigenden Bedingungen entsteht und auch bereits in der Milch gefunden wurde, von der ein Säugling unmittelbar vor der Erkrankung an Cholera infantum getrunken. Die durch Darreichung des Giftes an Thiere erzielten klinischen Symptome, sowie der Sectionsbefund stimmen mit dem bei Cholera infantum beobachteten durchaus überein. 5. Die wirksamste Prophylaxe gegen diese Erkrankung be- steht darin, dem Kinde nur leicht verdauliche und möglichst keim- freie Nahrung zu reichen und es unter möglichst günstige hygienische Verhältnisse zu bringen. Am meisten zu empfehlen ist die Fr- nährung durch die Brust der Mutter. 6. Die Behandlung der Sommerdiarrhöe muss eine anti- bakterielle sein, auf die Vernichtung des die abnorme Gährung bedingenden Bacteriums gerichtet. Am sichersten geschieht dies durch Entziehung der Milch, in der dasselbe die günstigsten Bedingungen zur Entwicklung findet. Von antiseptischen Mitteln erwies sich Sublimat am wirksamsten, das noch in einer Verdünnung von 1: 24000 Theilen Milch die Entstehung des Giftes hinderte. Dagegen erwies sich Naphthalin als gänzlich unwirksam. Salieyl- saures Natron und Resorcin wirkten im Verhältniss von 1: 200. Escherich (München). Tomkins, H., Bacteriological researches in connection withsummerdiarrhoea. (Brit. med. Journal. No. 443. 1888. p. 417—418.) Verf. fügt seinen in Bd. II. S. 530 bereits mitgetheilten Unter- suchungen über die Ursachen der Sommerdiarrhöen in Leicester die Beobachtung hinzu, dass nach den meteorologischen Aufzeich- nungen der Jahre 1885—87 der Ausbruch derselben in den tief gelegenen Quartieren immer erst erfolge, wenn die Bodentemperatur 1 Fuss unter der Oberfläche gemessen 62° F erreicht oder über- schritten habe. Escherich (München). Hauser, Kurze Mittheilung über das Vorkommen der Fränkel’schen Pneumoniekokken in einem Falle von Meningitis cerebro-spinalis. (Münchener medi- cinische Wochenschrift. 1888. No. 36.) Nach den Untersuchungen von Fränkel, Weichselbaum u. A, liegt der von Fränkel entdeckte Pneumoniecoceus nicht allein der croupösen Pneumonie und der an diese sich anschliessen- den eiterigen Cerebrospinalmeningitis, sondern auch der genuinen Cerebrospinalmeningitis zu Grunde. In einem vom Verf. untersuchten Falle konnten die Fränkel- schen Pneumoniekokken in ausserordentlicher Menge nachgewiesen werden. Es handelte sich um einen 13 Monate alten Knaben, bei dem die Section eine eitrige Leptomeningitis der Convexität mit Uebergreifen auf die Gehirnbasis, lobuläre pneumonische Herde im rechten und linken Unterlappen der Lungen ergab, 590 Pneumoniekokken bei Meningitis. — Lepra. Nach Schilderung des makro- und mikroskopischen Verhaltens der erkrankten Theile des Gehirns und seiner Häute — die Lungen waren nicht zur Verfügung gestellt worden — kommt Verfasser auf den sehr interessanten bakteriologischen Befund. Die eitrig infiltrirten Gehirnhäute sind massenhaft von Kokken ohne Beimischung einer anderen Bakterienart durchsetzt; dieselben stimmen in ihrem morphologischen Verhalten vollständig mit den Fränkel’schen Pneumoniekokken überein, sie haben die charakte- ristische lancettförmige Gestalt und sind mit ihren stumpfen Enden in der Form von Diplokokken an einander gereiht, zuweilen sieht man Ketten bis zu 6 und 8 Gliedern; alle sind von einer Kapsel umgeben. Am zahlreichsten finden sich die Kokken in dem eitrigen Exsudat; die meisten liegen zwischen den Eiterzellen, nicht selten auch in letzteren eingeschlossen ; Veränderungen der eingeschlossenen, auf ein Absterben hindeutend, sind nicht wahrzunehmen. In der Umgebung der Gefässe, in der Gefässwand selbst und im Innern der Gefässe sieht man die Kokken sowohl vereinzelt als auch wieder zahlreich, auch in vielen der feinsten Gefässe der Ge- hirnrinde sind solche zu sehen, im Innern sowohl als in der Ge- fässwand lagernd und bis zur Piascheide vordringend; in den tieferen Schichten der weissen Gehirnsubstanz findet man sehr vereinzelte Kokken in den Gefässen. In der Gehirnsubstanz selbst konnten nir- gends Kokken aufgefunden werden. Kronacher (München). Rake, Beaven, Reporton cultivationexperiments with I a Leprae. (The British medical Journal. 1888. . Aug.) Verf. hat sich durch 4 Jahre mit der Kultur der Leprabacillen aus den Organen Lepröser beschäftigt, ohne dass es ihm bisher trotz der mannigfachsten Variation der Nährböden gelungen, eine solche zu erhalten. Ebensowenig gelang es ihm, aus den oft für tuberculös angesehenen Knötchen in den Lungen dieser Kranken Tuberkelbacillenkulturen zu erhalten und er neigt sich daher der Anschauung Arning’s zu, dass diese Lungenveränderungen nicht durch den Tuberkelbacillus, sondern durch Invasion der Lepra- bacillen hervorgerufen seien. Impfversuche auf Hunde, Katzen, Hühner und einen Papagei erwiesen sich als erfolglos, insofern nirgends locales Wachsthum oder Verbreitung der Bacillen im Körper constatirt wurde. Die Angabe Arning’s, dass die Lepra- bacillen nach dem Tode im Gewebe sich erhalten, ja zu vermehren und Sporen zu bilden scheinen, konnte er nicht bestätigen. Obgleich in den durch .4—6 Wochen in die Erde vergrabenen leprösen Örganen sowohl als den anstossenden Erdschichten Stäbchen ge- funden wurden, welche nach Einwirkung von Salpetersäure ihre Färbung bewahrten, so erschienen ihm dieselben doch zu gross, als dass sie für Leprabacillen angesprochen werden könnten. Die Resultate der Kultur wie der Impf- und Fäulnissversuche sind übersichtlich in Tabellenform zusammengestellt, die im Original einzusehen sind. Escherich (München). Bakterien in den Lochien. 591 Ott, D. von, Zur Bakteriologie der Lochien. (Archiv für Gynäkologie. Bd. XXXIL 1888. S. 456.) Verfasser untersuchte die Lochien : von 9 gesunden und einer Wöchnerin, welche an einer putriden Endometritis leichteren Grades erkrankt, schliesslich aber vollkommen genesen war, mikroskopisch, sowie mittelst Kulturen auf den Gehalt an Mikroorganismen, Das Untersuchungsmaterial wurde theils der Vagina, theils dem Uterus entnommen. Die Kulturen wurden auf Gelatine, Agar und Blut- serum angelegt und bald im Thermostaten, bald bei gewöhnlicher Zimmertemperatur gehalten. Die Lochien der gesunden Wöchnerinnen erwiesen sich als voll- kommen frei von Mikroorganismen, während diejenigen der kranken Wöchnerin zahlreiche Bakterienarten, meistens Diplokokken, selten Streptokokken und andere Formen enthielten. Normale Lochien sind sonach für Wöchnerinnen unschädlich und es sind unter solchen Verhältnissen auf eine Desinfection ge- richtete Massregeln streng zu vermeiden, da auf diese Weise eher die Gefahr einer von aussen stattfindenden Infection gesteigert wird. Dittrich (Prag). Straus, J. et Sanchez-Toledo, D., Recherches microbio- logiques sur l’uterus apres la parturition physio- logique. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888. No. 8. 8. 426.) Döderlein (Archiv für Gynäkologie 1887. S. 412) hat be- reits durch Einführung sterilisirter Pipetten in den Uterus fest- gestellt, dass die Lochien gesunder Wöchnerinen keine Mikro- organismen enthalten und ungestraft Kaninchen subcutan oder intra- venös injieirt werden können. Bei fiebernden Wöchnerinnen da- gegen enthielten die Uterin-Lochien stets Keime, besonders den Streptococcus pyogenes, und ihre Verimpfung auf Thiere hatte infectiöse Wirkungen zur Folge. Die Verff. haben analoge Untersuchungen bei Weibchen von Nagern (Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse, Ratten) theils un- mittelbar, theils bis zu 3 Stunden nach dem Wurfe ausgeführt. Die Thiere wurden zu diesem Zwecke getödtet, unmittelbar nach dem Tode Vagina, Uterus und die Hörner desselben vorsichtig geöffnet, und der Inhalt und kleine Partikelchen der Schleimhaut theils mikroskopisch, theils durch Kultur in Nährgelatine, Agar und Bouillon bei verschiedenen Temperaturen untersucht. Das ‚Resultat war durchaus negativ. Weder die Hörner noch der Uterus enthalten bei den erwähnten Nagern irgend welche Keime. Des weiteren wurde die Frage geprüft, wie sich die Uterus- innenfläche der Nager nach dem Wurfe gegenüber der Einführung pathogener Keime verhält? Zu diesem Zwecke wurde eine 1 cm weite Glasröhre nach Art eines Speculums in die Vagina, und durch diese in das, mittelst Augenspiegels beleuchtete Orificium uteri ein elastischer Katheter eingeführt. Durch letzteren geschah dann die Injection von 1—3 Pravazspritzen infectiöser Kulturen. Diese Versuche ergaben das unerwärtete Resultat, dass grosse Mengen von Milzbrand, malignes Oedem, Rauschbrand, Staphylo- 592 Bakterien in den Lochien. — Echinococeus. coccus aureus auf diese Weise eingeführt werden konnten, ohne Infection zu bewirken. Nur Hühnercholera machte eine Ausnahme, was die Verf. durch die enorm hohe Disposition der Kaninchen für diesen Infectionserreger erklären. Diese ausserordentliche Widerstandsfähiskeit der Uterusinnen- fläche beim Nager gegenüber der hohen Empfänglichkeit für An- siedlung pathogener Keime beim menschlichen Weibe glauben die Verff. durch anatomische Verhältnisse erklären zu können. Bei sofort nach dem Wurfe vorgenommener histologischer Unter- suchung der Uterushörner bei zahlreichen Meerschweinchen und Kaninchen fand sich stets die Mucosa in ihrer ganzen Ausdehnung mit normalem Epithel bedeckt, mit Ausnahme der äusserst be- schränkten Stellen der Placentaransätze. Diese auffallende That- sache findet ihre Erklärung durch die neueren embryologischen Studien von Selenka und Mathias-Duval; die Verff. geben eine ausführliche, von letzterem Forscher herrührende, durch Ab- bildungen unterstützte Darstellung der Placentarentwicklung beim Meerschweinchen, welche im Original eingesehen werden wolle. Im Moment der Geburt findet sich thatsächlich die Innenfläche des Uterus bei den Nagern fast in toto mit normalem Epithel bedeckt, und die Heilung der kleinen Wunde an Stelle der Placentaransätze scheint ausserordentlich rasch vor sich zu gehen. Ganz anders sind die Bedingungen beim menschlichen Weibe, wo eine vollständige Abstossung des Epithels stattfindet und hiermit eine wahre und ausgedehnte Wundfläche gegeben ist. Buchner (München). Wiegandt, A., Ein Fall von Echinococcus im Wirbel- kanal. (Annalen des Ujäsdowschen Hospitals in Warschau. 1888. Heft III.) [Russisch. ] Ausführliche Krankengeschichte und Sectionsbefund eines Falles, der mit den Erscheinungen einer Druckmyelitis verlief. Die Krankheit dauerte gegen 10 Monate und endete durch Er- schöpfung tödtlich. Die Diagnose intra vitam war auf eine Neu- bildung innerhalb des Wirbelkanals in der Gegend des 4.—5. Brust- wirbels gestellt. An dieser Stelle fand sich bei der Section, so- wohl an der vorderen als hinteren Seite des Rückenmarks ein Haufen von 10—12 erbsen- bis wallnussgrossen Echinococceusblasen und noch einige von Hanfkorngrösse. Die Wirbel selbst waren nicht verändert, aber das Rückenmark in einer Länge von 2 cm in einen ganz dünnen Strang verwandelt. Es werden aus der Litteratur noch 13 Fälle von Echinococcus im Wirbelkanal eitirt; von diesen werden aber 7 Fälle als eigentlich nicht hierher ge- hörig gerechnet, da in ihnen die Blasen sich nicht primär im Wirbelkanal gebildet hatten, sondern erst nachträglich von aussen her hineingewachsen waren. OÖ. Bujwid (Warschau). ! Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten, 593 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Soyka, J., Ueber Milchreis, einen neuen festen Nährboden. (Deutsche medic. Deal) 1888. No. 41. p. 833. — Prager medic. Wochenschr. 1888. No. 41. p- 439—440. Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. — Flügge, C., Studien über die Abschwächung virulen- ter Bakterien und die erworbene Immunität. (Zeit- schrift für Hygiene. Bd. IV. pg. 208.) Zur Aufklärung der Probleme der Abschwächung der viru- lenten Krankheitserreger und der durch Schutzimpfung mit solchen abgeschwächten Erregern erzielten Immunität hat Flügge in den letzten Jahren Untersuchungen ausführen lassen, deren Resultate er in oben genannter Arbeit im Allgemeinen bespricht. Im An- schluss daran veröffentlicht er die nach seinen Angaben und unter seiner Kontrole ausgeführten Arbeiten von Smirnow, Sirotinin, Bitter und Nuttall. Zur Abschwächung virulenter Bakterien lassen sich im Allgemeinen zweierlei Verfahren anwenden. Entweder züchtet man dieselben längere Zeit, durch mehrere Generationen unter anderen Bedingungen, sei es auf todten nach verschiedenen Rich- tungen zu variirenden Nährsubstraten, sei es in lebenden Thieren, welche einer für die betreffenden Erreger wenig empfänglichen Rasse angehören, oder man setzt sie der Einwirkung intensiv schädigender Momente, wie Hitze, chemische Gifte u. dergl., aus. Bei der erstgenannten Art findet allmählich eine Anpassung der virulenten Bakterien an das veränderte Nährsubstrat und an sapro- phytische Lebensbedingungen statt, der Stoffwechsel erfährt eine entsprechende Aenderung, die Bakterien gedeihen zwar besser, ver- lieren jedoch dabei die Fähigkeit, im thierischen Organismus zu wachsen und siegreich vorzugehen. Eine derartige Abschwächung scheint bei Erysipelkokken, Rotzbacillen, Leprabacillen, Meningo- kokken zu entstehen und ist von verschiedenen Autoren beobachtet worden. Andere Arten jedoch, und zwar gerade die im praktischen Leben so wichtigen Erreger von Milzbrand, Schweinerothlauf, Hühnercholera, Tuberculose, scheinen ein so weitgehendes Anpas- sungsvermögen oder eine so ausgesprochene Neigung zum Variiren nicht zu besitzen; bei ihnen bedient man sich zur Herstellung abge- schwächter Kulturen des zweiten Verfahrens, indem man kürzere oder längere Zeit mehr oder minder hohe Temperaturen anwendet oder chemische Agentien, zumeist verdünnte Carbolsäure resp. Kaliumchromatlösung einwirken lässt, 33 594 Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Von den nach beiden Verfahren entstandenen Vaccins hat man bisher geglaubt, dass sie sich nur durch Einbüssung der Virulenz von ihren Stammkulturen unterscheiden, während gerade der Ent- stehungsmodus der zweiten Art darauf hinführen musste, dass es sich um eine allgemeine Degeneration des Protoplasmas, entstanden durch die Einwirkung jenes schädigenden Moments, handelt. So musste, wie Flügge vermuthete, ein Unterschied sein zwischen den durch Kultur erhaltenen Varietäten und den durch schädigende Mittel hergestellten; erstere werden ein stärkeres, letztere ein schwächeres Wachsthum, sowie eine geringere Resistenz gegen schädigende Momente zeigen. Die Richtigkeit dieser Annahme ist durch Smirnow’s Unter- suchungen erwiesen, aus welchen zweifellos hervorgeht, dass die künstliche Abschwächung virulenter Bakterien aufeiner allgemeinen Degeneration des Protoplasmas beruht. Die Untersuchungen Smirnow’s haben weiterhin die Er- kenntniss der erworbenen Immunität beeinflusst. Während man früher glaubte, bei den in den vorliegenden Untersuchungen bearbeiteten Septikämien, speciell Milzbrand, den Sieg der Bakte- rien auf energische Giftproduction, das Unterliegen der abge- schwächten Bacillen auf eine Verminderung der Giftproduction zu- rückführen zu müssen, hat man sich jetzt die Infection als einen Kampf zwischen Körper und Bakterien vorzustellen, dessen Aus- gang von deren Lebensenergie abhängig ist; ist diese herabgesetzt, so wird der Körper als Sieger und für spätere Angriffe besser ge- rüstet zurückbleiben. Ueber den Verlauf dieses Kampfes und die durch denselben im Körper entstandene Immunität sind zahlreiche Hypothesen auf- gestellt worden. Eine derselben, nach welcher der Körper im Stande sein sollte, eingedrungene Bakterien durch Darm oder Nieren wieder auszuscheiden, welche Fähigkeit durch eine leichte Invasion eventuell gesteigert werden könnte, hat F. auf Grund der unter seiner Leitung unternommenen Arbeit von Wyssoko- witsch!) schon früher zurückgewiesen und dabei gezeigt, dass die Vorgänge, welche bei der Infection und bei der erworbenen Immunität in Frage kommen, innerhalb des Blutes und der Ge- webe sich abspielen. Von den weiteren zur Erklärung der erworbenen Immunität aufgestellten Hypothesen sind folgende 4 die verbreitetsten: „l. Stoffwechselprodukte der Bakterien, welche ihnen selbst feindlich sind und bei einer gewissen Anhäufung ihre Vermehrung hemmen, bleiben nach der ersten Invasion im Körper zurück und hindern bei einer zweiten Invasion der gleichen Bakterien deren sieg- reiches Vorgehen = Retentionshypothese (Chauveau, Wernich). 2. Bei der ersten Invasion wird ein für das Wachsthum der Bakterien nothwendiger Nährstoff consumirt und der Körper wird dadurch ungeeignet, ein zweites Mal als gutes Nährsubstrat zu dienen —= Erschöpfungshypothese (Klebs, Pasteur). 1) Zeitschrift für Hygiene. Pd. I. pg. 1. N 3,2 1 Se a a RE Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten, 59% 3. Unter dem Einfluss der ersten Invasion bildet sich eine reactive Aenderung desjenigen Organs aus, welches von der In- vasion hauptsächlich betröffen wird, und diese Aenderung macht eine zweite Ansiedelung derselben Bakterien unmöglich (Buchner, Wolffberg). 4. Gewisse Zellen des Körpers, namentlich Leukocyten, be- kommen durch die erste Invasion ein gesteigertes Vermögen. ein- gedrungene Bakterien der gleichen Art aufzunehmen und zu ver- nichten = Metschnikoff’s Phagocytenlehre.“ Die Retentionshypothese entstand auf Grund der Er- fahrung, dass in Reinkulturen von Bakterien Stoffe gebildet wer- den, welche das weitere Wachsthum sistiren. Es war also auch möglich, dass bei dem Leben der pathogenen Bakterien Stoffe ge- bildet werden, welche ihrer weiteren Verbreitung hinderlich sind. Diese Stoffe sollen dann beim Ueberstehen der Krankheit resp. bei der Schutzimpfung im Körper zurückgehalten werden, um bei einer neuen Invasion die Entwicklung der Bakterien zu verhindern. Ob diese Annahme richtig, war zu entscheiden, wenn Bakterien-Rein- kulturen durch Erhitzen oder Filtration von den darin gewachsenen Bakterien befreit wurden und dann untersucht wurde, ob sie der Entwicklung einer neuen Kultur derselben Art hinderlich wären. Diese von Sirotinin angestellte Untersuchung hat nun ergeben, dass nur die durch den Stoftwechsel der Bakterien eingetretene sauere oder stark alkalische Reaction, in anderen Fällen die Er- schöpfung an Nährstoffen die Ursache der entstandenen Wachs- thumshemmung war; wurde die Reaction geändert, oder wurden die verbrauchten Nährstoffe ersetzt, so trat wieder das ursprüngliche Wachsthum ein. Da nun aber weder freie Säure noch freies Alkali im Körper längere Zeit zurückgehalten werden können, ist die Retentionshypothese als genügend widerlegt zu betrachten. Die Berechtigung der Erschöpfungshypothese wurde von Bitter durch besondere Versuche geprüft, aber auf Grund derselben zurückgewiesen. Ebenso kann die dritte Hypothese, nach welcher unter dem Einfluss der ersten Invasion sich eine reactive Aenderung des- jenigen Organs ausbildet, welches von der Invasion hauptsächlich betroffen wird, wodurch eine zweite Ansiedelung derselben Bakte- rienart unmöglich gemacht werden soll, durch die Untersuchung Bitter’s: „Ueber die Verbreitung des Vaccins und über die Ausdehnung des Impfschutzes im Körper des Impflings“ als allgemein gültig nicht anerkannt werden. Der günstigsten Aufnahme hat sich in den letzten Jahren die von Metschnikoff aufgestellte Hypothese zu erfreuen gehabt. Dieselbe verlegt den angeborenen resp. erworbenen Schutz gegen pathogene Bakterien in die Leukocyten, vom mittleren Keimblatt abstammende Körperzellen, welche fähig sein sollen, eingedrungene Bakterien aufzunehmen und intracellulär zu verdauen. „In diesem „Gefressenwerden“ der Bakterien durch Phagocyten soll der Schutz des Körpers gegen Infection begründet sein; und natürliche oder - erworbene Immunität soll durch das — von vorn herein vorhandene 38 + 596 Wesener, bez. durch die Gewöhnung mit Hülfe des Vaccins erworbene — Vermögen der Phagocyten, die specifischen infectiößsen Bakterien zu fressen und zu vernichten, bedingt sein.“ F. erkennt die Be- rechtigung der Hypothese bei manchen Arten von Infection in ge- wisser Ausdehnung an, verlangt jedoch vor Allem, ehe sie allge- meine Geltung erhalten kann, den Beweis, dass die Phagocyten im Moment der Gefahr eine für den Ausgang des Kampfes entscheidende Zahl von Infectionserregern im lebenden Zu- stande aufnehmen, welcher Beweis in überzeugender Weise von M. bisher noch nicht geführt worden ist. Von weiteren über das Wesen der erworbenen Immunität auf- gestellten Hypothesen harmonirt die Ansicht Emmerich’s, dass der Impfschutz aus einer gesteigerten Activität der Körperzellen ohne besondere Betheiligung der Phagocyten hervorgehe, am meisten mit den von Flügge gegebenen Darlegungen. Nach Emmerich sollen die activer gewordenen Körperzellen durch Production schäd- licher Stoffe oder durch energische Inanspruchnahme des Nähr- materials die Infectionserreger bekämpfen, während F. sein Urtheil über die eventuelle Qualität und Wirkungsart des reactiven Vor- gangs zurückhalten will, bis weitere Beobachtungsresultate genauere Aufklärung gegeben haben. Prausnitz (München). Dominguez, S., Tuberculosis experimental. (Rev. Argentina de ciencias med. 1888. No. 2. p. 51—53.) Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht, Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung der Tuberkelbacillen bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Mediein und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Fortsetzung. Die Beurtheilung des neuen Zweiges der Therapie war und ist noch, was die Behandlung von Lungenkrankheiten anbetrifft, eine getheilte; während die einen sie für die einzig rationelle Be- handlung der Phthise erklären, wird von anderer Seite behauptet, dass sie ihren Zweck, Medicamente in das erkrankte Lungenge- webe zu bringen, gar nicht oder nur höchst unvollkommen erfülle. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 597 Einer der eifrigsten Verfechter, Burney Yeo (101), der schon seit lange Inhalationen von antiseptischen Stoffen anwandte, fasste in einer gleich nach der Koch’schen Entdeckung gehaltenen Vor- lesung die therapeutische Aufgabe als eine zweifache auf, das viru- lente Agens zu zerstören und die begleitende Entzündung zu heben. Er warnte jedoch davor, von der antiseptischen Behandlung zu viel zu erwarten; wie Wasser wohl Feuer löschen, aber nicht das vom Feuer Zerstörte wieder aufbauen könne, so vermögen Anti- septica wohl die Wirksamkeit septischer Einflüsse aufzuheben, aber nicht die schon bewirkten Nachtheile ungeschehen zu machen. Deshalb könne eine antiseptische Behandlung auch nicht in den letzten Stadien der Schwindsucht etwas erreichen. Er beschreibt dann seinen Respirator (ci. Original); als Inhalationsmaterial hat er versucht Phenol, Kreosot, Terpentinöl, Eucalyptol, Thymol, Kampher, Theer etc. Von diesen zieht er Kreosot vor, verwendet jedoch auch Phenol und Eucalyptol, mitunter mit Kampher oder in anderen Combinationen gemischt. Hiermit will er die besten Resultate gehabt haben und führt als Paradigma zwei Kranken- geschichten an, die freilich nicht beweisend sind, denn in einem Falle wurde nur beträchtliche Besserung erzielt, im anderen ist der Hauptantlieil der Besserung möglicherweise der gleichzeitigen sorgfältigen diätetischen und klimatischen Behandlung zuzuschreiben. Dieser Vortrag erschien mit einigen Nachträgen, besonders einer Anzahl von Krankengeschichten, auch in Buchform (102). Einige Zeit später hielt Y. abermals eine ausführliche Vorlesung über denselben Gegenstand (105). Er trug zunächst dasselbe, wie oben, vor und stellte dann als zu lösendes Problem hin: Besitzen wir oder können wir ein Agens entdecken, das wir in der Form von Gasen oder Dämpfen oder Lösung in die Lungen einführen können und welches dem Leben der Mikroorganismen feindlich ist? Oder ferner, können wir unsere Patienten unter solche Lebensbe- dingungen bringen, welche dem Wachsthum und der Entwicklung des Virus sich als feindlich erweisen? Unter diesen Gesichts- punkten erörtert er die Therapie und redet dann der Inhalation anti- septischer Stoffe warm das Wort, wobei er freilich betont, dass solche Stoffe, die den Tuberkelbacillus sicher in den Lungen tödten, noch nicht bekannt sind. Zum Schluss erörtert er noch die Prophylaxis. Hassall (81) unternahm eine Reihe von Versuchen, um zu ermitteln, ob antiseptische Inhalationen in Lungenkrankheiten nützlich wirkten, und zwar mit Phenol, Kreosot, Thymol und Jod. Er konnte constatiren, dass die drei ersteren weder frei noch in Lösung sich bedeutend verflüchtigten, und dass deshalb bei An- wendung der gebräuchlichen Respiratoren nur so geringe Mengen dieser Mittel in die Lungen gelangen, dass sie nicht antiseptisch wirken können. Was das Jod anbetrifft, so verflüchtigt sich das- selbe zwar, wird aber beim Einathmen in eine nicht antiseptisch wirkende Verbindung übergeführt. Er kam zu dem Schluss, dass die (damals) vielbeliebte Einathmung antiseptischer Stoffe mittelst Respiratoren unwirksam sei, und ein Erfolg nur durch Verwendung von Inhalationskammern erzielt werden könne, 598 Wesener, Lee (87) wendete sich gegen Hassall, indem er darauf hinwies, dass die Nutzlosigkeit der Inhalationen mittelst der von H. beschriebenen Respiratoren schon längst bekannt sei, dass er dagegen nachgewiesen habe, dass bei Vermischung von ätherischen OÖelen und Phenolderivaten mit Wasser und Verdampfenlassen desselben die ersteren gleichfalls verflüchtigt würden. Hassall (82) berichtigte darauf kurz, dass seine Behaup- tungen der Nutzlosigkeit antiseptischer Inhalationen sich, wie er ausdrücklich hervorgehoben habe, nur auf das Tragen der viel gebräuchlichen Mund- und Nasenmund-Respiratoren bezogen, er sich hingegen über Spray- und Inhalationsapparate gar nicht ge- äussert habe, Auf diese Replik pries Lee (88) in einer kurzen Duplik die Inhalationen von antiseptischen Stoffen nochmals an. Später stellte Hassall (83) weitere Experimente mit Ter- pentinöl und Eucalyptol an mit demselben Resultate, wie er es früher erhalten hatte. Auch Bestimmungen der bei der Anwen- dung von Heisswasserinhalationen und der Dampf- und Spray- Inhalationsapparate nicht in die Lungen gelangenden Menge ver- schiedener antiseptischer Substanzen ergaben, dass bei allen Inha- lationsmethoden nur äusserst geringe Mengen wirklich in die Lun- gen gelangen können. Smith (94) meinte, um die günstige Wirkung der antisep- tischen Inhalationen bei verschiedenen Lungenkrankheiten, speciell bei der Lungenschwindsucht, wie sie nach ihm unzweifelhaft be- obachtet wird, zu erklären, dass diese Stoffe es zwar nicht ver- möchten, die Mikroorganismen am Hineingelangen in die Lungen zu verhindern (im Respirator) oder die Bakterienkeime zu zer- stören, sondern dass diese Inhalationen, da die Menge der in die Lungen gelangenden Stoffe zu gering sei, einerseits in der Art der Sterilisation durch discontinuirliches Erhitzen (Tyndall) auf die sich entwickelnden jungen Bakterien tödtend einwirkten, andererseits das noch erhaltene Lungengewebe durchsetzten und zu einem schlechten Nährboden für die Bakterienentwicklung heranbildeten, indem sie von demselben in Folge seiner Vitalität im Kampfe gegen den eingedrungenen Mikroorganismus unterstützt würden. Deshalb brauche auch die Menge des antiseptischen Stoffes nicht so gross zu sein, wie sie behufs Sterilisirung abgestorbener Massen, z. B. des Bronchial- und Caverneninhaltes, nothwendig sei. Auf diese Indicationen müsse die Art und Weise der antiseptischen Inhalationen, sowie der verwendeten Stoffe Rücksicht nehmen. Eine grosse Anzahl von Inhalationsversuchen stellte Fräntzel (96a, 80) an mit einer Anzahl Stoffe, die nach Koch’s Fest- stellungen im Reagensglase eine bedeutende Giftigkeit auf die Tuberkelbacillen ausübten. Er wählte von diesen diejenigen aus, welche sich in Dampfform mit der Athmosphäre mischten und so- mit wohl am sichersten und ohne Gefahr in den Respirations- apparat hineingelangen konnten. Die Methode bestand darin, dass ein Luftstrom durch einen Blechkasten, der das Mittel enthielt, durchgeleitet und von den Kranken eingeathmet wurde. Letztere, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 599 27 an der Zahl, wurden genau in ihrem Befinden und speciell im Verhalten der Bacillen im Auswurfe kontrolirt. Aber es wurden nur negative Resultate erzielt mit Menthol, Kampher, Naphthalin, Kreosot, roher Carbolsäure, Quecksilber, Anilin, ja letzteres wirkte anscheinend sogar direkt schädlich. F. schloss daraus, dass es durch Inhalationen von Medicamenten überhaupt nicht gelinge, dieselben mit den Bacillen in den Lungen in ausreichenden Con- tact zu bringen, und weitere therapeutische Inhalationsversuche -deshalb als nutzlos aufzugeben seien. Dagegen sah er von Kreosot intern gute Erfolge (s. 0.). Reichert (93), ebenfalls von der Nutzlosigkeit der gewöhn- lichen Inhalationsmethoden überzeugt, empfahl die directe Ein- spritzung medicamentöser Flüssigkeiten in die Trachea resp. den Bronchus der afficirten Lungenseite mittelst eigener, mit Hülfe des Kehlkopfspiegels einzuführender Spritzen. Als Medicament ver- wendete er eine !/,—!/,°/,ige Lösung von Chlorzink, später eine Lösung von Eucalyptusöl, ferner in einzelnen Fällen Ol. Myrrhae oder Ol. pini pumilionis, weiter Thymol, Ol. Menth. piperit., Men- thol und Salicylsäurelösung. Der therapeutische Effect, von ihm an 60 Fällen erprobt, war angeblich stets ein günstiger, besonders auf die Expectoration, aber auch auf Fieber, Allgemeinbefinden und Körpergewicht. Eine Untersuchung der Sputa auf Bacillen wurde in der Mehrzahl der Fälle freilich vorgenommen, konnte jedoch nicht oft genug durchgeführt werden, um den Einfluss der Methode auf Verminderung resp. Verschwinden derselben im Aus- wurf klarzulegen. In allen den Fällen, wo Expectoration zurück- blieb, verschwanden sie anscheinend nicht. von Brunn (78) hielt die Inhalation zerstäubter Flüssig- keiten bei Lungenkrankheiten ebenfalls für nutzlos, plaidirte da- gegen für die Einathmung von Dämpfen und Gasen entweder als medicamentöse Atmosphären oder mittelst Inhalatorien oder Re- spiratoren; von letzteren empfahl er besonders den Feldbausch- schen Nasalinspirator und wollte bei Einathmungen von Carbol und Kreosot gute Erfolge damit erzielt haben. Von Lehrbüchern der Inhalationstherapie ist aus dieser Zeit in deutscher!) Sprache nur das von Kroczak (86) zu erwähnen (das grosse Oertel’sche Handbuch ist noch vor der Koch’schen Entdeckung verfasst). Der Autor nennt bei Lungentuberculose die Inhalationsmethode die einzig richtige Behandlung, freilich einst- weilen, bis das richtige Mittel gefunden ist, nur dadurch wirkend, dass sie durch Verflüssigung und Expectoration des Sputums auf die Abstossung und Eliminirung der Bacillen hinwirkt. Er em- pfiehlt den Dampfzerstäuber und setzt dem Wasser irgend ein Alternans und Desinficiens zu. Letzterem vindicirt er freilich keine besondere specifische Wirkung auf den tuberculösen Process. Einzelne Therapeuten versuchten die Lungenschwindsucht gleichzeitig mit Inhalationen von comprimirter Luft und von Medi- 1) Die grossen fremdsprachlichen Lehrbücher der Inhalationstherapie (z. B. das englische von Hill Hassall u. a.) waren dem Ref. nicht zugänglich. ee Er Tun et J u 600 Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. camenten zu behandeln. So Ziffer (104), der eine 2°/ ige Car- bollösung oder Kieferlatschenöl etc. in unmittelbarer Nähe des pneumatischen Apparates, und während derselbe mit Luft gefüllt wurde, zerstäubte. Er meinte freilich selbst, dass der grössere Theil davon mit dem zu Boden sinkenden Wasser in Verlust gehen würde. Beobachtungen theilt er keine mit, sondern nur theore- Betrachtungen über die antiseptische Behandlungsweise der thise. Otis (91) behandelte 3 Patienten mit Einathmung von com- primirter Luft und Antisepticis, einer Lösung von Carbolsäure und Borax oder Jodtinctur in Glycerin und Wasser. In vorgeschrittenen Fällen von Phthise — das Vorhandensein von Bacillen ist nur einmal erwähnt — war keine Besserung zu constatiren, dagegen mitunter in beginnenden. Doch sind die Krankengeschichten zu aphoristisch und deshalb nicht verwerthbar. Ebenfalls comprimirte Luft in Verbindung mit einem anschei- nend ziemlich complicirten Sprayapparat, der eine ganz feine Ver- theilung des Flüssigkeitsnebels bewirken sollte, verwendete Mac Namara (90). Als antiseptische Flüssigkeiten gebrauchte er die verschiedensten, Alkalien, Carbolsäure, Jod etc. enthaltenden Mischun- gen. Von 50—60 so behandelten Kranken gaben diejenigen, die sich genügend lange der Kur unterzogen, meist gute Resultate. Husten und Auswurf besserten sich, doch verschwanden die Tu-- berkelbacillen nur einmal aus dem Auswurfe. Zum Schlusse möge noch kurz ein therapeutisches Verfahren besprochen werden, welches zwar eigentlich zur . Pneumatotherapie gehört, aber auch vielfach benützt wurde, um medicamentöse Stoffe local auf die Lungen wirken zu lassen. Es ist dies die antiseptische Lungentherapie mittelst der pneumatischen Differenzirung. Das Wesen dieser Behandlung besteht ebenfalls darin, die in die Lungen eindringende Luft unter höheren Druck zu setzen als die auf den Körpergeweben lastende und damit ein besseres Eindringen der Athemluft und der ihr beigemengten antiseptischen Substanzen in die Alveolen zu erzielen. Während in der Pneu- matotherapie dazu comprimirte Luft angewendet wird bei norma- lem Luftdruck auf die Körperoberfläche, wird bei dieser Methode derselbe Effect erzielt dadurch, dass die zu inhalirende Luft von normalem Drucke, die auf der Körperoberfläche lastende hingegen verdünnt ist. Dies geschieht mittelst eines besonderen Apparates, der von Ketehum construirt wurde; die Beschreibung desselben gehört nicht hierher, ebensowenig die Erklärungen über seine physikalische und physiologische Wirksamkeit, nur sei bemerkt, dass das Princip ähnlich ist, wie bei der von Hauke schon in den 70ger Jahren angegebenen „Pneumatischen Wanne“. Diese (mithin nur angeblich neue) Methode wurde von Wil- liams angegeben. In seiner ersten Publication (98) wollte er von über 30 Phthisen mit Inhalationen von Antisepticis (Hydrargyrum bichloratum und bijodatum, Carbolsäure, Jod etc.) 10 geheilt, 10 gebessert haben. Der Rest blieb ungeheilt oder starb. Das Ver- halten der Bacillen wurde genau verfolgt, doch sagt der sonst Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 601 sehr weitläufige Bericht hierüber nur, dass in einigen Fällen die Bacillen verschwanden, in anderen vermindert wurden. Es erschienen über die neue Methode eine Anzahl Publica- tionen, die sich, soweit dem Referenten bekannt geworden, in der Litteraturübersicht angeführt finden. Da dieselben dem Ref. jedoch nur zum kleinsten Theil zugänglich waren, so kann auf den Inhalt derselben hier nicht näher eingegangen werden und lässt sich über die Resultate wenig sagen, doch scheinen dieselben einer unbe- fangenen Kritik gegenüber nicht Stich gehalten zu haben. Jeden- falls ist es gegenwärtig davon ziemlich still geworden; auch hat die Methode in Europa anscheinend gar keinen Eingang gefunden. . (Fortsetzung folgt.) 1. Esmarch, E. von, Die desinficirende Wirkung des strömenden überhitzten Dampfes. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. Heft 2. S. 197.) 2. Esmarch, E. von, Nachtrag zu der Abhandlung „Die - _ desinficirende Wirkung des strömenden über- hitzten Dampfes“. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. Heft 3. S. 398.) Ad 1) Zur Prüfung der desinficirenden Wirkung des unge- spannten strömenden überhitzten Dampfes bediente sich Verf. des folgenden Apparates: Ein 3-Literkolben wurde mit Wasser gefüllt und durch 3 Bunsenbrenner erhitzt. Der entwickelte Dampf wurde durch ein kurzes Knierohr aus Glas in ein 40 cm langes, 1!/, Zoll weites eisernes Gasrohr geleitet, das durch eine Reihe von Bunsenschnittbrennern beliebig hoch erhitzt werden konnte. Von hier strömte der Dampf in ein kurzes Glasrohr, das am Aus- strömungsende durch einen doppelt durchbohrten Kork verschlossen war. In der einen Bohrung steckte ein nach unten gebogenes enges Glasröhrchen, durch welches der Dampf ins Freie entweichen konnte, in der anderen ein Thermometer, dessen Kugel 10—12 cm weit in die weitere Glasröhre hineinragte. Um die Thermometerkugel war ein kleiner Platinkorb befestigt, welcher die Bakterienproben (Milzbrandsporenfäden und gesiebte schwarze Gartenerde in stets gleich grosse Filtrirpapierstückchen gewickelt) aufzunehmen hatte. Alle Verbindungen waren sorgfältig gedichtet. Das ganze Röhren- system war ein wenig gegen die Horizontale geneigt, so dass das Condensationswasser in den Kolben sogleich wieder zurückfliessen konnte. Der Apparat functionirte nach Wunsch. Aus dem engen Glasröhrchen entwich ein stärkerer Dampfstrahl. Das Thermometer zeigte stundenlang annähernd constant jede beliebige Temperatur von 100 bis über 200°. Sofort nach beendeter Desinfection wurden die Bakterienproben in bekannter Weise in Bouillon resp. Gelatine ausgesäet und da- durch auf ihre Keimfähigkeit uutersucht. Die Temperaturen des Dampfes betrugen bei den verschiedenen Versuchen 110—160°. 602 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Mit demselben Bakterienmateriale wurden Kontroleversuche mit ein- fach strömendem (gesättigten) Dampfe gemacht. Es diente dazu derselbe Apparat unter Weglassung des heizbaren eisernen Rohres. Das Ergebniss der Versuche war sehr schlagend. Während — wie schon aus früheren Versuchen bekannt — im gesättigten Dampfe von 100° die Milzbrandsporen binnen 5, längstens 10 Minuten ohne Ausnahme getödtet waren, war die Sterilisation nicht er- reicht bei bis 20 Minuten langem Verweilen iin strö- mendem Dampfe von 110°, bis 30 Minuten langem in Dampf von 120 und 123°, ja selbst nach 10 Minuten langem Verweilen in Dampf von 150°. Erst bei noch längerer Einwirkungsdauer war voller Erfolg zu erzielen. Versuche mit Gartenerde ergaben übereinstimmend, dass der einfach strömende Dampf viel schneller desinficirt als der überhitzte. — Bakterienproben, die zufällig oder ab- sichtlich durchnässt der Einwirkung der Dämpfe ausgesetzt wur- den, waren auch im Dampfe von 110 resp. 120° nach 5 resp. 10 Minuten abgetödtet. Verf. erklärt die geringere Wirksamkeit der überhitzten Dämpfe aus ihrer Trockenheit, welche die Condensation von tropfbar flüs- sigem Wasser auf den Desinfectionsobjecten hintanhält. Auf 120 bis 130° überhitzter Dampf ist trockener als ein auf 110% erwärmter, damit auch weniger wirksam. Erst bei 140—150° und darüber wirkt überhitzter Dampf wie heisse Luft vermöge seiner hohen Tempe- ratur rasch zerstörend, bei Temperaturen also, bei denen die Des- infectionsobjecte selbst beschädigt werden. Verf. theilt ferner Versuche mit, die er mit Hülfe desselben kleinen Apparates (ohne Heizrohr) über den Einfluss der Schnellig- keit des Strömens des 100gradigen Dampfes auf den Desinfections- erfolg angestellt hat. In einer Versuchsreihe wurde durch Heizen mit3 Bunsenbrennern dauernd ein starker Dampfstrom unterhalten ; in einer zweiten das Wasser zunächst zum Kochen erhitzt, dann aber durch eine einzige Flamme nur eben im Sieden erhalten, so dass der Dampf aus der verengten Ausströmungsöffnung nur in ganz schwachem Strome entwich. Als Desinfectionsobject dienten wieder Milzbrandsporen. Das Resultat der 9 Versuche war, dass im schwachen Dampfstrome die Sporen erst nach 10 Minuten ge- tödtet worden waren, im starken dagegen schon nach 5 resp. 7 Minuten. Verf. fordert demnach für die Desinfectionspraxis mög- lichst schnelles Durchströmen des Desinfectionsapparates mit Dampf von 100°. Ad 2) Verf. ergänzt seine früheren Mittheilungen über die Desinfectionskraft des überhitzten strömenden Dampfes durch das Ergebniss von 3 Versuchen im Grossen, die er mit einem modi- fieirten Henneberg’schen Desinfector ausgeführt hat. Die Abän- derung des Apparates besteht darin, dass die Heizgase, bevor sie in den Schornstein entweichen, eine Reihe von Eisenrippen erhitzen, die sich über dem Wasserkessel befinden. Der Dampf streicht über diese Rippen und wird dabei überhitzt, ehe er in den Des- infectionsraum gelangt. Die Versuche wurden in hergebrachter Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 603 Weise so ausgeführt, dass Maximumthermometer, Signalthermo- meter und Milzbrandsporen in und auf einem Bündel von Flanell- decken vertheilt wurden. Sobald im Innersten des Bündels die Temperatur von 100° erreicht war, wurde der Dampf abgestellt und dann die weitere Untersuchung vorgenommen. Die Versuchs- dauer betrug 36 resp. 24 resp. 22 Minuten. Die dem Dampfe frei ausgesetzten Maximumthermometer zeigten 105—141° C, die im Innern des Bündels 100—101°. Sämmtliche Sporenproben im Innern des Bündels waren getödtet, während von allen an der Aussenseite des Bündels befestigten Sporenproben, die doch dem Dampfe ungleich länger ausgesetzt gewesen waren, nur eine einzige sterilisirt worden war. Verf. erklärt dieses ungleiche Verhalten damit, dass im Innern des Bündels Condensation des Dampfes und damit Durchfeuchtung der Sporenproben eingetreten war, während die frei liegenden vollkommen trocken geblieben waren. Verf. warnt auf Grund seiner Versuche die Techniker vor Verwendung des überhitzten ungespannten Dampfes. [Ref. erlaubt sich darauf aufmerksam zu machen, dass er be- reits in seinem Aufsatze: „Erklärung der Desinfectionskraft des Wasserdampfes‘“ (Centralbl. f. Bakteriol. und Parasitenk. Bd. II. No. 20. S. 638) darauf hingewiesen hat, dass die Condensation des Wasserdampfes eine entscheidende Wichtigkeit für die Desinfection hat, und dass „der gesättigte Wasser- dampf dadurch dem ungesättigten in der Desinfectionskraft über- legen ist“. Für die Praxis der Desinfection hat dies insofern weniger Bedeutung, als der ins Innere der Objecte eindringende Wasser- dampf stets eine zur Condensation ausreichende Abkühlung erfährt und die Desinfectionsobjecte bei geordnetem Betriebe wohl stets in Hüllen eingebracht werden. Immerhin wird man sich durch die Esmarch’schen Versuche vor der auf jeden Fall überflüssigen Ueberhitzung des Dampfes gewarnt sein lassen. Was die Versuche E.’s anbelangt, welche zu Gunsten der For- derung des starken Strömens des Dampfes verwerthet werden, so beruht die raschere Wirkung des starken Dampfstromes bei der Versuchsanordnung E.’s höchst wahrscheinlich auf der rascheren Ausspülung der Luft. Einen Beweis für die grundsätzliche Bedeutung des Strömens können sie nicht liefern. Die Annahme einer solchen ist durch die Versuchsergebnisse des Ref. über die Wirkung eines stark strömenden Heissluftdampf-Gemisches (siehe a. a. OÖ.) uud andere Versuche endgiltig widerlegt. Es ist dies so leicht einzusehen, dass weitere Ausführungen darüber überflüssig sind.] Max Gruber (Wien). Bitter, Kritische Bemerkungen zu Metschnikoff’s Phagocytenlehre (Zeitschrift für Hygiene. Band IV. p. 318.) Nachdem Bitter alle Arbeiten Metschnikoffs, welche auf die Phagocytenlehre Bezug haben, eingehend besprochen und die in denselben entwickelten Ansichten auseinandergesetzt hat, wendet er sich zu den Forschern, welche die Metschnikoff’sche Lehre 604 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. nachgeprüft haben und theils für (Hess, Ribbert, Lubarsch, Pawlowsky) theils gegen Metschnikoff (Baumgarten, Weigert, Christmas-Dirkinck-Holmfeld, Emmerich) aufgetreten sind. Hieran schliessen sich die kritischen Bemerkungen B.’s; welche hauptsächlich auf Grund der von Bitter und Nuttal angestellten Untersuchungen ausgesprochen und in folgenden Schlusssätzen zu- sammengefasst werden: „Nirgendswo finden wir jedenfalls in den Arbeiten Metschni- koff’s und seiner Anhänger wirklich bindende Beweise dafür, dass die Phagocyten lebenskräftige und dem Körper gefährliche Infectionserreger aufnehmen und vernichten. Dagegen sprechen die neueren Beobachtungen über die intensive Degene- ration virulenter Bacillen in den Körpersäften ohne Mithülfe der Zellen; die späte Aufnahme der injieirten Bacillen durch die Zellen; die vermehrte Aufnahme bei grösserem Reichthum der nijicirten Kultur an involvirten Exemplaren; endlich das Auftreten und die Wirksamkeit der Phagocyten wesentlich zu solcher Zeit und an solchen Stellen des Körpers, wo der Angriff der Infectionserreger und die dringendste Gefahr für den Körper bereits vorüber ist; — dafür, dass die Phagocyten ihre fressende Thätigkeit nur ausüben gegenüber Bacillen, welche bereits in ihrer Lebensenergie ge- schädigt sind. Welche Momente in Wirklichkeit den Untergang pathogener Bakterien im Organismus bewirken, darüber müssen weitere Unter- suchungen Aufklärung schaffen. Möglicherweise sind diese Momente nicht einmal einheitlicher Natur und bei verschiedenen Infections- krankheiten nicht in gleicher Weise wirksam. In manchen Fällen mag auch die Eiteransammlung um kleine Häufchen von Mikro- organismen an der Vernichtung derselben betheiligt sein, sei es dadurch, dass, wie Christmas-Dirkinck-Holmfeld will, die Ernährungsbedingungen der Bakterien verschlechtert werden, sei es in der Weise, dass die Zellen ein für die Bakterien deletäres Produkt liefern. In diesem Sinne sind jedenfalls die Beobachtungen Ribbert’s über die zellige Umzingelung und Vernichtung von ge- keimten und ungekeimten Schimmelpilzen von hohem Interesse. Auch die Möglichkeit, dass die Phagocyten zuweilen im Sinne Metschnikoff’s wirken, möchte Ref. keineswegs als ausgeschlossen betrachten, nur ist eben der Beweis für die allgemeine Gültig- keit der Phagocytenlehre bis jetzt in keiner Weise erbracht. „Will Metschnikoff der Hypothese, dass es wesentlich die Phagocyten sind, welche den Organismus gegen die Infections- erreger schützen, weitere Anerkennung verschaffen, so muss er vor allem überzeugend darthun, dass die Phagocyten zur Zeit der Ge- fahr lebende und mit voller Lebenskraft begabte pathogene Bakterien aufnehmen und dass eine irgend erhebliche Schädigung der letzteren ohne Mitwirkung der Zellen nicht statt- findet. Diesen Beweis ist Metschnikoff bis jetzt schuldig geblieben.“ Prausnitz (München). Neue Litteratur, 605 Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. —3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $e- Die Redaction des „CGentralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Beiträge zur Kenntniss des Entwicklungseyclus von fünf Parasiten des Hundes (Taenia cucumerina Goeze; Ascaris marginata Rud.; Spiroptera sanguinolenta Rud,; Filaria immitis Leidy und Haematozoon Lewis)'). Von Professor Battisto Grassi 1 Catania. Der Pulex serraticeps oder Floh des Hundes ist, we- nigstens in Italien, der gewöhnliche ‚Zwischenwirth der Taenia cu- 1) Diese Note fasst den Inhalt von drei von mir in italienischer Sprache ver- öffentlichten kl. Abhandlungen zusammen, I. La pulce del cane & l’ordina- 39 610 Grassi, cumerina s. elliptica (Batsch), doch gelang es mir, mit Herrn Dr. Rovelli, festzustellen, dass auch der Floh des Menschen als solcher functioniren kann. In den vollständig entwickelten Flöhen — niemals aber in ihren Larven, so eifrig ich auch bis jetzt danach geforscht habe, — findet sich ein junger Bandwurm in verschiedenen Ent- wicklungsstadien, vom mit 6 Haken versehenen Embryo an bis zum völlig entwickelten Oysticercoiden. Es ist leicht, zu constatiren, dass in letzterem die Saugnäpfe und der hakentragende Rüssel mit denen der Taenia cucumerina vollständig correspondiren und folglich auch mit denjenigen des von Metschnikoff im Trichodectes gefun- denen Cysticercoiden. Es giebt Flöhe, welche bis 50 dieser jungen Taenien beherbergen: diejenigen, welche sich in einem einzelnen Wirthe befinden, gehören alle zu einer ähnlichen Ent- wicklungsperiode!). Sie leben frei in der Abdominalhöhle, und wenn man den Floh in einer Flüssigkeit öffnet, z. B. in stark mit Wasser verdünntem Eiweiss, so treten sie aus derselben heraus, und erscheinen dem blossen Auge wie ein feines, weisses, in die Flüssigkeit gestreutes Pulver. Zu meiner Verwunderung habe ich bemerkt, dass die reifen, in dieser Flüssigkeit erhaltenen Cysti- cercoiden, wenn sie Hunden zu verschlingen gegeben wurden, in der Regel in deren Magen sterben, ohne sich weiter zu ent- wickeln. Diese Thatsache könnte es beim ersten Blick zweifelhaft erscheinen lassen, dass dieselben zu der Taenia cucumerina gehören, doch kann man diese Zweifel leicht durch folgende Untersuchung beseitigen. Ich hielt einen mit vielen Taenia cucumerina behaf- teten Hund angebunden in einer Kammer, in welcher sich durch- aus keine Eier von Taenien befinden konnten; nach 20 Tagen untersuchte ich die Flöhe und fand deren viele, welche sechs- hakige Embryonen, nicht viel grösser als diejenigen, welche noch im Ei eingeschlossen waren, enthielten. Ich liess viele neugeborene, von Müttern ohne Taenia cucumerina, ohne Läuse und mit sehr wenigen Flöhen geborene Hündchen zahlreiche von Hunden mit vielen inficirten Flöhen herrührende Flöhe verschlucken und erhielt beständig die Ansteckung. Beständig fand ich im Dünndarme dieser Hündchen Taenien von einer Länge, welche vollkommen mit den seit der Uebertragung vergangenen Tagen correspondirte. Ich füge noch hinzu, dass andere Hündchen, Kinder derselben Mütter und zusammenlebend mit den Angesteckten, welche keine inficirten Flöhe verschluckt hatten, keine Taenia aufwiesen. Ich glaube daher, dass der Floh ganz oder doch nur wenig zerquetscht verschluckt werden muss, um einen Hund infieiren zu können. Ferner ist zu bemerken, dass man in unseren gewöhnlichen Thieren keine einzige Taenia findet, auf welche wir auch nur mit der ent- rio ospite intermedio della Tenia ellittiea. II Cielo evolutivo della Spiroptera sanguinolenta II. Ancora sul cielo evolu- tivo della Spiroptera e sulle larve di Nematodi delle pulci. Ich füge ausserdem noch viele Einzelheiten aus neuen Beobachtungen und Versuchen hinzu. 1) Wenn die in Rede stehenden Cysticereoiden in einem Flohe in grosser Anzahl vertreten sind, so sind sie kleiner. Beitr, z. Kenntniss d, Entwicklungsceyclus von fünf Parasiten d. Hundes. 611 ferntesten Wahrscheinlichkeit die Cysticercoiden der Flöhe beziehen könnten, mit Ausnahme der Taenia cucumerina. Schliesslich bitte ich auf folgendes von mir gemachte und zweimal wiederholte Ex- periment zu achten: Man isolirte zwei dem Ende der Schwanger- schaft nahe Hündinnen, eine ohne Läuse und mit Flöhen, die ver- muthlich stark inficirt sind (man vermuthet dies nach dem Ergebniss der Untersuchung von ungefähr 50 Flöhen), die andere mit ver- muthlich nicht inficirten Flöhen (erstes Experiment) oder besser noch ohne Flöhe (zweites Experiment) und ohne Taenia cucume- rina. Nach 5—10 Tagen beherbergen die Jungen der ersten Hündin schon einige Taenien und nach einem Monat weisen sie deren schon zahllose auf; die Jungen der zweiten Hündin erweisen sich dagegen beständig taenienlos, trotzdem dass man Tag für Tag Sorge getragen hatte, sie zahlreiche Eier der in Rede stehen- den Taenia verschlucken zu lassen (was ich sorgfältig bei den Jungen der ersten Hündin verhütete). Beim Anstellen dieser Ex- perimente trug ich natürlich stets Sorge, die Hündinnen an solchen Orten zu halten, wo sich weder Arthropoden, ausser den Fliegen, noch Würmer und Weichthiere aufhielten, sie nur einfach mit . gekochter Nahrung zu nähren und mit gekochtem Wasser zu tränken. Es versteht sich von selbst, dass die Hündinnen stets an kurzen Ketten gefesselt blieben; auch bemerke man, dass die kleinen Hündchen mit dem 30. Tage sich noch nicht aus ihren Körben entfernten. So wird jede Möglichkeit einer Entwicklung ohne Zwischen- wirth ausgeschlossen, eine Möglichkeit, welche ich in einer früheren Mittheilung vermuthete, um mir zu erklären, wie nicht mit Läusen inficirte Hunde zur Taenia cucumerina kommen könnten und wie diese Taenia in manchen Gegenden, z. B. im Süden Ita- liens, sc gewöhnlich sei, trotzdem dort der Trichodectes, wenn er sich auch vorfindet, doch äusserst selten ist: ich meinestheils habe ihn dort nie gefunden !). Dass die Verbreitung des Tricho- deetes in Widerspruch mit derjenigen der Taenia cucumerina ist, erhellt übrigens auch aus den Studien Hellers’s in Deutsch- land, Costa’sin Neapel, R. Blanchard’s in Paris etc. Mich zu entschuldigen, dass ich nicht schon früher im Floh den Zwischen- wirth der Taenia cucumerina gefunden habe, wirken viele Umstände zusammen. So ist vor Allem diese Thatsache viel erfahreneren Forschern, z. Be Leuckart, entgangen, und ich dachte in der That niemals an die Flöhe, weil ich annahm, dass, wenn diese die gesuchten Zwischenwirthe wären, würde dies Leuckart schon entdeckt haben. Dazu kommt noch, dass Lutz gleichzeitig mit meinen positiven Resultaten ausschloss, dass der Floh der Zwischenwirth der Taenia cucumerina sei. Auch fand ich den 1) Der Hämatopinus kann, nach den von mir und Dr. Rovelli gemachten Nachforschungen, nicht Zwischenwirth der Taenia cucumerina sein. In Mailand und in Rovellasca findet sich der Trichodectes, ist jedoch wenig verbreitet. Tausende von Versuchen haben mich überzeugt, dass auch die Fliegen nicht Zwischenwirth der Taenia cucumerina sein können. Im Menschen wurde die Taenia eucumerina in Italien niemals gefunden. '39%* 612 | Grassi, Cysticercoiden im Flohe erst, nachdem ich mehr als tausend der- selben vergebens untersucht hatte. Man muss nämlich wissen, dass (oft sind es nicht die Hunde mit Taenia cucumerina, welche die Flöhe mit Cysticercoiden besitzen) die Flöhe den Instinct haben, ihren Wirth zu ändern, d. h. sie springen viel öfter von einem Hunde auf einen andern, als man glauben möchte, so dass manch- mal ein langer Spaziergang genügt, um einen Hund, der viele inficirte Flöhe besitzt, mehr oder minder vollständig von seinen Parasiten zu befreien. Da ich mit Dr. Rovelli sorgfältig die verschiedenen Ent- wicklungsstadien der in Rede stehenden Cysticercoiden studirt habe, und wir im Begrifte stehen, eine ausführliche Abhandlung über diesen Gegenstand zu veröffentlichen , so gehe ich hier nicht auf weitere Einzelheiten ein. Diese Forschungen über die Taenia cucumerina, welche ich noch in Mailand und Rovellasca bestätigen konnte, brachten mich darauf, auch den Entwicklungscyclus einiger parasitischer Nematoden des Hundes zu studiren. Die vielen von mir, in einem früher nie von Hunden bewohnten Locale gemachten Experimente mit Hunden, die nur mit gekochten Speisen genährt und mit gekochtem Wasser getränkt wurden, führten mich zu der Ansicht, dass nicht nur die Taenia cucumerina, sondern auch Ascaris marginata entweder die Flöhe zu Zwischenwirthen haben oder sich auf directem Wege entwicklen. Da ich nach der Untersuchung vieler tausender von Flöhen erstere Möglichkeit ausschliessen konnte, muss ich mich nothgedrungenerweise zur zweiten bekennen, obwohl mir die directen Versuche gerade so wie bei der Taenia cucumerina nie- mals ganz positiv gelangen. Hier einige der vielen Thatsachen, welche mich zu dieser Schlussfolgerung brachten. Eine schwangere, mit Ascaris inficirte Hündin wurde von mir angebunden und sehr schmutzig gehalten, ohne jemals die Faeces aus der ihr zur Lagerstätte dienenden, Stroh enthaltenden Kiste, welche letztere sich in einer Kammer des Laboratoriums befand, die nicht von Insekten, ausser Fliegen, oder Mollusken oder Würmern, ausser freilebenden Nematoden, heimgesucht wurde, zu entfernen. Sie wurde genährt mit gekochtem Brode und getränkt mit reinem Wasser der Reitana (ausgezeichnetes Trink- wasser, dessen sich jetzt Catania erfreut). Nach einem Monat und fünf Tagen gebar sie, und wurde dann alsbald mit ihren Jungen entfernt, während man an ihre Stelle eine ‘andere schwangere Hündin brachte, welche ihrerseits nach weiteren 20 Tagen gebar. Zur Zeit dieser zweiten Geburt zeigten die Fäces der ersten Hün- din, welche sich noch in der Kiste befanden, viele Ascariseier mit vollständig entwickelten Embryonen und alle drei Jungen der zweiten Hündin zeigten, 28 Tage nach ihrer Geburt, d. h. ehe sie an- gefangen andere Nahrung als Milch zu nehmen, und ehe sie angefangen Wasser zu trinken, ohne je aus ihrer Kiste herausgekommen zu sein, bereits in ihren Fäces Ascariseier. Nach 45 Tagen (sie hatten ihre Kiste noch immer nicht verlassen) fand sich in ihren Därmen Beitr. z. Kenntniss d. Entwicklungseyelus von fünf Parasiten d. Hundes. 613 eine ungeheure Menge von Ascaris. Das Stroh der Kiste wurde sorgfältig untersucht, um nachzusehen, ob sich daselbst vielleicht In- sekten oder andere Thiere eingebürgert hätten, doch fand man nur freilebende Nematoden und Fliegenlarven. Man untersuchte darauf sämmtliche dort gefundene Nematoden und Fliegen, und kam zu dem Schlusse, dass weder die einen, noch die anderen Zwischenwirthe sein können; dasselbe geschah mit den Flöhen der Mutter und der Jungen. Fast zur gleichen Zeit wurde eine andere Hündin unter fast gleichen Verhältnissen, nur dass sie keine Ascaris hatte, in einer anderen Kiste gehalten, so dass sich in der Kiste keine Ascariseier befanden; die in derselben geworfenen 45 Tage alten Jungen zeigten keine Ascariseier in den Fäces, und als man sie nach 5 Tagen tödtete, fand sich auch in ihrem Darm keine Ascaris. Wie man voraussehen durfte, konnten in den Kammern des Laboratoriums, welche ich für diese Experimente benutzte, nach 6 Monaten, trotz aller möglichen Reinlichkeit, die Ascariseier mit Embryonen nicht fehlen, hauptsächlich nicht in den Kisten, welche für die Hunde mit Ascaris gedient hatten. Infolgedessen waren denn auch sämmtliche in den letzten beiden Monaten meines Aufenthaltes in Catania (Mai und Juni) gehaltenen Hunde voller Ascaris, sie be- herbergten sämmtlich in ihren Därmen viele Exemplare in den ver- schiedensten Entwicklungsstadien. Wenn es einen Zwischenwirth gäbe, so hätte es jetzt leicht sein müssen, ihn zu finden; ich suchte und suchte, aber ich fand ihn nicht t). Daher glaube ich, dass die Ascaris des Hundes wie die des Menschen (Grassi bestätigt von Calan- druccio und Lutz) sich auf direkte Weise ohne Zwi- schenwirth entwickelt. Während ich die Flöhe der Hunde untersuchte, entdeckte ich in denselben Nematodenlarven, Larven, welche ich zuerst für As- carislarven hielt, dann aber in Folge meiner Experimente aus- schliessen musste. Während ich zu bestimmen suchte, zu welch anderem Parasiten des Hundes diese Nematoden gehören könnten, kam ich dazu, eine Reihe von Studien an anderen Parasiten des Hundes zu machen. Vor allem wurde es mir leicht, zu constatiren, dass eine grosse 1) Die von mir und Calandruccio gemachten direkten Experimente mit ver- schluckten Eiern von Ascaris marginata mit gut erhaltenen Embryonen gaben stets nega- tive Erfolge. Auch wurde Keiner der das Laboratorium in diesen zwei Monaten Besu- chenden von Ascaris marginata infieirt. Diese Thatsachen bestätigen meine Vermuthung, dass die Ascaris marginata s. mystax sich nicht im Menschen entwickeln könne. Bei dieser Gelegenheit möchte ich hinzufügen, dass meine darauf bezügliche Note (Gazz. Med. Lomb. 1879) oft (von Leuckart, Küchenmeister etc.) eitirt, aber schlecht verstanden wurde. Ich habe die bis jetzt bekannten Fälle von Ascaris mystax im Menschen streng geprüft und experimentell bewiesen, dass verschluckte Ascaris mystax noch unversehrt mit den Fäces eliminirt werden können und habe geschlossen : Ich beabsichtige nicht, einem vermuthlichen mensch- lichen Parasiten die Leichenrede zu halten, ich beabsichtige nur zu behaupten, dass der Beweis fehle, dass es sich hier um einen wirklichen Parasiten des Menschen handele. Dieser Beweis kann uns auch nicht durch den Fall von Kelly (Amer. Jour. of Med, Science. October 1884) geliefert werden, | 614 Grassi, Aehnlichkeit zwischen den von mir in den Flöhen gefundenen Larven und denjenigen, die von Manson aus Culex pipiens beschrieben und als zum Entwicklungscyclus der Filaria Bancrofti gehörend betrachtet wurden, existirt; es finden sich in den Flöhen oft 30, 40 und mehr dieser Larven und meistens in verschiedenen Entwicklungsstadien. Das jüngste Stadium correspondirt mit den bekannten Embryonen der Filarien (mir scheint, es findet sich nicht nur im Darm, sondern auch schon frei in der Abdominalhöhle des Flohes); dann folgen Stadien, die mit allen jenen von Manson ge- fundenen correspondiren, von welchen hauptsächlich charakteristisch dasjenige ist, in welchem die Larve würstchengleich, mit einem Stachel am Schwanze ist, und jenes mit drei Schwanzpapillen. Die verschiedenen Larven sind so charakteristisch, die Ordnung, in welcher sie einander folgen, ist so eigenthümlich, dass ich mich bald für berechtigt hielt, zu schliessen, dass die von mir im Flohe ge- fundenen Larven einer Filaria des Hundes angehören müssten, oder dass auch die Manson ’schen Larven — wie schon Mancher ver- muthet — nichts mit der Filaria Bancrofti zu thun haben. Da ich in den Hunden, welche viele Flöhe mit Nematoden be- sassen, ziemlich beständig Haematozoen (den Embryonen der Filaria ähnlich) und zahlreiche Exemplare von Spiroptera sanguinolenta fand, niemals aber die Filaria immitis, und da ich wusste, dass Lewis zugegeben, dass die Haematozoen des Hundes von der Spi- roptera sanguinolenta herstammen könnten (später zog er diese Mei- nung zurück, wie ich aus den vollständigen Werken dieses Autors ersah), so vermuthete ich, dass die Larven der Flöhe der Spiroptera sanguinolenta angehören. Diese Vermuthung wurde jedoch durch eine Reihe von Thatsachen entkräftet. Ich fand z. B. Hunde mit Flöhen, die fast alle voller Nematoden, aber mit Haematozoen ohne Spiroptera waren, und wiederum Hunde mit Spiroptera ohne Haema- tozoen und ohne Nematoden enthaltende Flöhe. Ich beobachtete, dass die Embryonen der Spiroptera (welche, wie man weiss, OVoviVvi- par sind) verschieden waren von denjenigen jüngeren, welche sich in den Flöhen befanden, und zwar hauptsächlich am Schwanze, welcher viel weniger zugespitzt ist etc. Aber den Todesstoss sollte diese Vermuthung durch folgende Experimente bekommen: Eines Tages kam mir die Vermuthung, dass gewisse, einen jungen Nema- toden enthaltende Oysten, welche ich in einer Blatta gefunden hatte, und welche gewiss nicht zur Spiroptera der Mäuse gehörten, der Spiroptera sanguinolenta angehören könnten. Ich stellte sofort die nöthigen Versuche an, und alle wurden durch ein glückliches Re- sultat belohnt. Indem ich die Hunde nach dem Verlaufe von 5, 10 bis 15 Tagen (von dem Tage an gerechnet, an welchem ich ihnen die in Rede stehenden Cysten zu verschlucken gegeben) tödtete, er- hielt ich junge Spiropteren noch im Magen oder der Speiseröhre entlang und mehr oder weniger tief in die Wände derselben (Speise- röhre) eingegraben. Die in Rede stehenden Cysten sind ziemlich gross, so dass man sie leicht zählen kann; soviel man deren ein- giebt, ebenso viele Spiropteren entwickeln sich. Hunde, welche zum Vergleiche gehalten wurden, besassen keinen dieser ‚Parasiten, Beitr. z. Kenntniss d. Entwicklungscyclus von fünf Parasiten d. Hundes, 615 Obiges Experiment wurde von mir auch in Rovellasca (Como) wie- derholt (Gegend, in welcher die Spiroptera sanguinolenta fehlt), und zwar an einem Hündchen von kaum vier Wochen. 15 Tage, nachdem dasselbe fünf ziemlich kleine Cysten verschluckt hatte, fand ich in seinem Magen 5 junge Spiroptera sanguinolenta; das Männchen hatte bereits die charakteristischen Papillen. Die Spi- roptera sanguinolenta gelangt also vermittelst der Blatta orientalis in den Hund. In Catania ist die Spiro- ptera in den Hunden allgemein verbreitet und die Blatta ist zum mindesten der gewöhnliche Zwischenwirth derselben; ob auch andere Insekten als Zwischenwirth dienen können, bleibt zu beweisen. Das, was ich behaupten kann, ist, dass viele Hunde gern Jagd auf die Blatta machen; in Italien kommt die Blatta orientalis übrigens weit häufiger vor als in Deutschland. Dies erklärt vielleicht, warum die Spiroptera in Deutschland fehlt; im Süden Italiens sind die Blatten eine wahre Geissel durch ihr massenhaftes Vorkommen, und die Spiropteren sind daselbst sehr gemein. Diese Thatsachen, welche die Vermuthung, dass die bei den Flöhen vorkommenden Nematodenlarven der Spiroptera angehörten, ‘zu nichte machen, waren also die Ursache, dass ich die Ueber- tragungsweise eines schädlichen Parasiten des Hundes entdeckte, ohne mir jedoch Mittel an die Hand zu geben, zu bestimmen, was die be- treffenden Larven seien. Sonsino, welcher als Ausgangspunkt seiner Studien meine Präliminarnote!) nahm, fand ohne Schwierigkeit die- selben Thatsachen, die ich in den Flöhen gesehen, und schloss daraus, dass die Nematoden der Flöhe junge Filaria immitis und nicht Spiroptera sanguinolenta sein müssten. Herr Sonsino er- laube mir, ihm zu sagen, dass er sich die Frage doch weit leichter vorstellt, als sie in Wirklichkeit ist. Er beschränkt sich darauf, aus- zuschliessen, dass sie zu Spiroptera gehören, nur weil, wenn dies so wäre, sie nicht so zahlreich sein könnten in einem einzelnen Flohe, und weil im Darm des Flohes niemals weder die Eier der Spiroptera, noch die Schalen dieser Eier gefunden wurden. Aber wie kommt es denn, frage ich, dass der Floh der Zwischenwirth der Taenia cucumerina sein kann, trotzdem er keine geringere Anzahl von Oysticercoiden als diejenige der in Rede stehenden Nematoden beherbergt, und trotzdem, dass weder Rovelli noch ich jemals das Vergnügen gehabt haben, die Eier im Darm der Flöhe zu finden? Und doch haben wir wohl mehr als 30000 Flöhe und nicht, wie Sonsino, weniger als 200 untersucht. Sonsino rieth nur, dass die Larven der Flöhe nicht der Spiroptera angehören, aber er hat es durchaus nicht bewiesen!- Die Behauptung, dass sie der Filaria immitis angehören, ist daher nicht weniger gewagt, und diesmal hatte Sonsino nicht das Glück, richtig zu rathen, so dass sie folglich falsch ist, wie man aus folgendem ersehen wird: Ä 1) Atti Soc. Toscana Seienze Natur. Seduta 1 Juglio 1888. Der Separatabdruck erschien am 12. Juli gleichzeitig mit meiner dritten obenerwähnten Note, 616 Grassi, Das, was ich schon längst feststellen konnte, ist, dass die Embryonen und die Larven der Flöhe von jenen von Lewis in Indien im Blute des Hundes entdeckten Haematozoen herstammen müssten ; sie ähneln sehr den Embryonen der Filaria immitis, aber sie unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, dass sie die Eigenthüm- lichkeit besitzen, . sich sehr häufig für lange Zeit mit dem Oralende an das Deckgläschen oder den Objectträger zu befestigen; wenn sie befestigt sind, erscheint dieses Ende ziemlich vergrössert, fast als ob es zusammengepresst wäre. Die in Rede stehenden Embryonen gehören nach meinem Dafürhalten gewiss nicht zur Filaria immitis, und ist diese meine Behauptung nicht nur auf die Untersuchung eines Paares von Hunden, wie die- jenige Sonsino’s, basirt, sondern ich secirte deren nicht weniger als 250! Ich werde nun ein wenig ausführlicher meine Beobachtungen und Experimente mittheilen, erlaube mir jedoch vorher eine wichtige bibliographische Notiz. Lewis fand s. Z. in Calcutta die von ihm beschriebenen Haematozoen in sehr vielen Hunden, konnte jedoch niemals die Filaria immitis sehen, welche er nicht nur im Herzen, sondern auch unter der Haut etc. suchte. Es ergibt sich daher, dass sich in Calcutta wohl die Haematozoen von Lewis finden, aber nicht die Filaria immitis. Die Zahl der von mir bis jetzt in Cata- nia getödteten Hunde überschreitet 200; in vielen fand ich die Hae- matozoen von Lewis, inkeinem aber die Filaria immitis, welche ich in jedem Theile des Körpers und hauptsächlich im Herzen, im subcutanen und intermusculären Bindegewebe, in den Lymphdrüsen etc. etc. suchte. Gewisse mit Haematozoen behaftete Hunde wurden in kleine Stückchen, deren grösstes nicht mehr als acht Kubik- centimeter hatte, zerschnitten, und trotzdem fand ich niemals auch nur die Spur einer Filaria. Drei Hunde, welchen ich eine grosse Menge von Flöhen mit Larven in der höchsten Entwicklung eingab, zeigten bei der Autopsie weder die Filaria noch die Haema- tozoen; einer dieser Hunde wurde erst nach drei Monaten, nachdem er die Nematoden der Flöhe genommen, getödtet. In Pisa secirte ich zusammen mit Dr. Sonsino einen Hund mit Lewis’schen Haematozoen, doch fanden wir darin keine einzige reife Filaria. In Rovellasca (Como) wollte ich mich zunächst üben, Filarien zu finden, ich verschaffte mir daher elf Raben (Corvus frugi- legus), welche seit vergangenem Winter gezähmt in verschiedenen Häusern lebten; neun derselben besassen die Haematozoen (Embryo- nen von Filaria), und in allen neun fand ich auch die Filariae attenuatae, welche gewiss deren Eltern sind. Ich constatirte, dass diese Filarien die verschiedensten Teile des Körpers bewohnen, sich hauptsächlich jedoch unter der Haut und im intermusculären Bindegewebe aufhalten. Dieser Befund deutet darauf hin, dass Kahane (bei Leuckart) und Sonsino die Filaria attenuata in vielen Raben mit Embryonen im Blute nicht gefunden haben, nicht gut gesucht haben !'). Nach dieser Uebung secirte ich ein 1) Dass die incystirten Larven, welche schon von verschiedenen Autoren in Raben gefunden wurden, nicht zu der Filaria attenuata gehören, ist leicht in den von Beitr. z. Kenntniss d, Entwicklungscyelus von fünf Parasiten d. Hundes, 617 siebenjähriges, in der Lombardei geborenes und aufgewachsenes Hündchen, welches die Le wis’schen Haematozoen und die Larven in den Flöhen aufwies; es wog nicht mehr als ein Kilo. Niemals hatte ich früher ein solch passendes Material besessen. Ich se- cirte das Thierchen oder besser gesagt, ich zerschnitt es in tausende und abertausende von Stückchen, arbeitete zwei Tage im Ganzen viel- leicht 16 Stunden, liess mir auch von Dr. Rovelli helfen, suchte überall, selbst in den Knochen, zwischen den Muskeln, in. den Augen etc. Da ich beobachtet hatte, dass, wenn ich die einzelnen Stücken der Raben unter Wasser brachte und hielt, es mir leichter wurde, die Filaria zu finden, so wandte ich dasselbe Mittel mit dem Hündchen an. Ich war überzeugt, die Eltern der Haematozoen finden zu müssen, deshalb wurde ich nicht müde zu suchen, suchte mit wahrer Begeisterung und doch war auch in diesem Fall das Resultat ein negatives. In Rovellasca dehnte ich meine Unter- suchungen noch auf weitere 30 Hunde aus, fand jedoch in keinem mehr weder die Lewis’schen noch andere Haematozoen. In Mailand secirte ich dann im Laufe des Monats Juli 24 Hunde; hier fand ich zum ersten Male die Haematozoen, Kinder der . Filaria immitis; diese hängen sich niemals mit dem Oralende an das Deckgläschen und den Objectträger, und sind immer in viel grösserer Anzahl als die Lewis’schen Haematozoen ver- treten. Drei Hunde besassen deren; zwei zeigten die Filaria immitis sehr zahlreich im Herzen, beim dritten konnte ich, durch einen Zufall verhindert, die Autopsie nicht sorgfältig machen, und fand nichts. Während des Monats August hatte Herr Prof. Piana von der Thierarzneischule in Mailand, welchem ich zu grossem Danke verpflichtet bin, da ich ohne ihn die in Rede stehenden Versuche in Mailand nicht hätte machen können, die Güte, die Hunde zu untersuchen, welche ertränkt werden sollten, und wählte deren vier aus, welche Haematozoen aufwiesen. Nachdem ich mich versichert hatte, dass es sich hier um die Embryonen der Filaria immitis handele, tödtete ich zwei der Hunde, und fand in allen beiden ohne Mühe die Filaria immitis im Herzen und unter der Haut (diese letzteren voller Embryonen, aber kleiner als die im Herzen). Die anderen beiden Hunde verwahre ich für weitere Experimente. Folglich fand ich, wenn ich den verunglückten Fall nicht in Rechnung bringe, welchen ich jedoch, um Alles zu sagen, nicht ver- schweigen wollte, in vier Fällen die charakteristischen Haematozoen der Filaria immitis und in allen vier Fällen ohne Mühe auch die Eltern. Das, was noch wichtiger ist, besteht darin, dass ich vom ersten Hunde ungefähr 250, vom zweiten 30, vom dritten 20 und vom vierten 5 Flöhe sammelte, sie alle untersuchte, aber nur todte Haematozoen in den Därmen derselben vorfand, aber keine Larve, keinen Embryo von Nematoden in der Abdominalhöhle. mir untersuchten Raben zu ersehen: zwischen diesen ineystirten Nematoden und den Haematozoen fehlt jedes Zwischenstadium. Ich bestätige daher hierdurch die Ansicht Leuckart’s. 618 Grassi, Nun wohl, wenn die von mir in Catania, in Rovellasca und in Pisa gefundenen Haematozoen dieselben wären, wie die in Mai- land, so hätten die Flöhe doch inficirt sein müssen, um so mehr, da die Haematozoen in den Hunden in Mailand bei weitem zahl- reicher waren als in den Hunden der anderen oben genannten Orte. Meine Nachforschungen in Rovellasca und in Sicilien waren viel minutiöser als die in Mailand; wie ist es nun, dass ich in Mailand die Filaria leicht und beständig vorfand, während ich sie an- derorts niemals fand? Herr Sonsino kann gut sagen, es Sei mir entgangen, ich meinestheils kann eben nur an die Richtigkeit der Thatsachen glauben und schliesse daher, die Filaria immitis ist gewissnicht die Mutter der Lewis’schen Haemato- zoen; ich bestätige folglich, was ich bereits in meiner ersten Notebehauptet hatte und das, wasSonsino mit zu grosser Eile als falsch hingestellt hatte. Ich kann noch hinzufügen: die geographische Verbreitung der Filaria immitis ist eine solche, um a priori annehmen zu lassen, dass sie nichts mit den Flöhen zu thun habe. In Mailand findet sie sich entweder nur in Jagdhunden oder in Hunden aus der Umgebung der Stadt, welche reich an oberflächlich laufendem Wasser ist und viel mit Reis bebaut wird. Ebenso ist die Filaria immitis gemein in Pisa (Rivolta und Sonsino), dessen Umgebung, wie mir gesagt wurde, nicht wesentliche Verschiedenheiten von der von Mailand darbietet. Sie fehlt dagegen vollständig in den in Catania vom Schinder ge- fangenen und nicht von ihren resp. Besitzern reclamirten Hunden, welche fast alle in der Stadt aufgewachsen und nie Jagdhunde sind, an einem Orte, wo das oberflächlich laufende Wasser äusserst spärlich ist; sie fehlt auch in Rovellasca, das zur trockenen lom- bardischen Ebene gehört (hier fehlen im Menschen auch die Anchy- lostomen und die Anguilluliden, auch sind die Trematoden in allen Thieren überaus selten und die Gordien fehlen). Ich schliesse daraus: die Filaria immitis ist den Gegenden eigen, welche reich an Krustenthiere und Mollusken enthaltenden Gewässern sind. Man findet sie gewöhnlicher in Jagdhunden, welche häufiger von diesem Wasser trinken (nicht selten kommt sie zusammen mit dem Eustron- gylus gigas vor, welcher in Mailand und Pisa nicht sehr selten ist, aber niemals von mir in Catania oder Rovellasca gefunden werden konnte). Dagegen sind die Lewis’schen Haematozoen überall ver- breitet, geradeso wie die Flöhe; ich fand deren in Mailand, in Rovellasca, in Pisa, in Neapel und in Catania; jedoch sind sie im Norden Italiens weniger vertreten, wie übrigens auch die Flöhe daselbst weniger zahlreich sind. So viele Thatsachen berechtigen mich, dem Leser vielleicht einige Hypothesen vor zu führen, Hypothesen, welche mir Antrieb zu weiteren Forschungen sein sollen. Es bleibt nun zu be- stimmen, was die Haematozoen von Lewis sind. Gehören sie wirk- lich einem Parasiten an, welcher reif im Hunde wohnt? und welchem? Vier Formen könnten in Betracht gezogen werden: Der Strongylus subulatus (Cobbold), Strongylus va- sorum (Baillet), Strongylus canis bronchialis (Osler), Beitr. z. Kenntniss d. Entwicklungseyclus von fünf Parasiten d. Hundes. 619 auch 8. Osleri (Cobbold) genannt, und Filaria trispinu- losa (Diesing). Aufrichtig gesagt, glaube ich, dass die Haema- tozoen von Lewis mit keiner dieser Formen etwas zu thun hat, vor allem nicht mit dem ersten, welcher noch in vielen Bü- chern als Parasit des Hundes gilt, von dem man jedoch schon lange weiss, dass er ein Pseudoparasit ist, ein freilebender Nematode, der sich zufällig im Hunde nach dessen Tode entwickelt hatte. Ich habe den Strongylus Osleri vergebens in vielen Hunden gesucht und ist es überhaupt sehr wenig wahrscheinlich, dass seine Embryonen in das Blut dringen; der Strongylusvasorum wurde niemals von mir in Sicilien gefunden und hat ganz ver- schiedene Embryonen (Laulani6); die Filaria trispinulosa wurde ein einzigesmal im Auge gefunden und ist nur unvoll- ständig bekannt; ich hatte niemals Gelegenheit, sie anzutreffen. Um die Gegenwart der Lewis’schen Haematozoen zu erklären, be- oa es also andrer Hypothesen. Folgende zwei scheinen mir die esten: I. Die Lewis’schen Haematozoen gehören einer kleinen Filaria an, welche vielleicht in den kleineren Blutgefässen wohnt. I. Oder sie gehören einem Nematoden an, welcher ge- schlechtlich reif im freien Leben wird ; aus den Eiern, welche er depo- nirt, schlüpfen, wenn diese von Hunden verschluckt wurden, Em- bryonen aus, die in die Blutgefässe eindringen, dann aber, wenn sie von den Flöhen mit dem Blute gesaugt werden, wandern sie in deren Abdominalhöhle und erdulden die oben angedeutete Metamorphose; auf einer gewissen Entwicklungsperiode (Larve mit drei Schwanz- papillen) angelangt, durchbrechen sie den Körper der Flöhe und werden frei, um im freien Leben zu reifen. Kurz, es handelt sich um einen Parasiten wie der Gordius und dieMermis, mit der Eigenthümlichkeit, dass, da der Floh von Blut lebt, sie, um zu dem Flohe gelangen zu können, in das Blut eindringen. Gegen die erste dieser beiden Hypothesen ist einzuwenden, dass sich die Filarien im Allgemeinen sehr wahrscheinlich der Krustenthiere als Zwischenwirthe bedienen, dass die vermuthete Filaria nicht auffindbar, und dass schliesslich das Eingeben der in- fieirten Flöhe an Hunde ein Erscheinen der Haematozoen im Blute nicht zur Folge hat. Gegen die zweite Hypothese sind nur ge- ringere Einwürfe da, darunter hauptsächlich das Fehlen eines jeden Arguments von naher Analogie. Die oben referirten Thatsachen erinnern an andere die Filaria Bancrofti angehende Hypothesen. Es ist eine Thatsache, dass Myers die Experimente Manson’s an den Culex nicht hat be- stätigen können; es ist gewiss, dass von Hunderten von Culex verschluckten Embryonen kaum ein Dutzend sich weiter entwickelt, und es ist bemerkenswerth, dass die Filaria Bancrofti nur sehr selten gefunden wurde, obgleich sie sehr viel gesucht wurde; man erinnere sich nur daran, dass die Filaria Bancrofti fast dieselben Sitze im Körper und auch sonst grosse Aehnlichkeit mit der Filaria immitis hat. Wenn ich alles dies in Betracht ziehe, halte ich die Vermu- thung nicht zu sehr gewagt, dass es auch im Menschen zwei Arten 620 Allgemeines über Bakterien. von Haematozoen gibt, eine vergleichbar mit denen von Lewis, die Gastfreundschaft in Culex findet, die andere Sohn der Filaria Bancrofti, welcher durchaus nichts mit Culex zu thun hat). Rovellasca, 12. September 1888. Raulin, Observations sur l’action desmicro-organis- mes sur les matieres colorantes. (Comptes rendus de l’Academie des sciences de Paris. Vol. CVII. 1888. p. 445 ff.) Hefewasser, Bierwürze, künstliche Zuckerlösung, sämmtlich leicht sauer, entfärben sich nach Färbung mit Indigo-Carmin lang- sam und fortschreitend bei Abwesenheit aller Organismen, aber unter Zutritt von Luft, binnen einiger Tage. Es beruht dies auf einer Oxydation, denn Kohlensäure hindert die Entfärbung. Letztere Wirkung zeigen auch verschiedene a&robe Organismen, wie Asper- gillus niger, Mycoderma vini, Mycoderma aceti, da sie die Luft ab- halten. Gährende Bierhefe thut dasselbe. Doch entfärbt sich nach einigen Wochen mit gewöhnlicher Brauhefe versetzte gefärbte Bier- würze durch Reduction mittelst Bildung von Wasserstofiver- bindungen; hier tritt die Färbung bei Berührung mit der Luft wieder auf. Diese Reduction geht mit der Entwicklung mikro- skopischer Organismen Hand in Hand. Um die Entfärbung des Indigo-Carmins so sicher und schnell als möglich herbeizuführen, muss man Hefewasser bei etwa 24° einige Tage sich selbst über- lassen. Es ist dann von Bakterien erfüllt und hat einen fauligen Geruch. Die mit Eigenbewegung versehenen Bakterien zeigen eine schnelle und zuverlässige Vermehrung, wenn man sie in neues Hefewasser aussät. Färbt man dieses Hefewasser mit Indigo- Carmin, so tritt eine mehr oder weniger schnelle Entfärbung ein. Unter günstigen Verhältnissen genügt eine Viertelstunde, und in einigen Stunden lassen sich 500 mgr trocknen Indigo-Carmius in einem Liter Flüssigkeit reduciren. Diese Entfärbung steht in enger Beziehung zur Vermehrung und Entwicklung der Mikroorganismen; je grösser die Zahl derselben, je schneller geht sie vor sich. Hitze und Antiseptica, welche die Organismen tödten, wehren auch der Entfärbung. Da eine filtrirte Flüssigkeit unwirksam ist, während 1) Manson glaubt die Embryonen der Filaria immitis im Darm des: Tricho- dectes canis gefunden zu haben; wahrscheinlich hat er den Haematopinus eanis für einen Trichodectes gehalten (der Haematopinus canis ist eine andere in Italien sehr häufige Läuseart). Sonsino hatte in Läusen, welche er zuerst für Trichodeetes hielt, dann aber unbestimmt liess, nicht allein die Embryonen, sondern auch die Larven gefunden, wie bei den Flöhen. Da ich in Catania sehr viele Haematopinus untersucht, jedoch niemals etwas anderes als die Haematozoen im Darme vorfand, so könnte man, wenn der Befund Sonsino’s richtig ist, die Hypothese aufstellen, dass sich die Filaria immitis vermittelst der Läuse verbreite und die vermuthete Filaria etc, zu der die We wis’schen Haematozoen gehören, vermittelst der Flöhe, Ich hatte bis jetzt Gelegenheit, in Mailand nur sechs Haematopinus von mit Filaria immitis infieirten Hunden zu untersuchen, in keinem derselben fand ich die Larven oder die Embryonen in der Abdominalhöhle. Daher vermuthe ich, dass auch diese letzte Hypothese für jetzt wenigstens unhaltbar’ ist. Da Na P} « u Abscesse und Eiterung. 621 der flüssige Rest auf dem Filter seine Wirksamkeit behält, so kann die Entfärbung nicht das Resultat einer durch die Mikroben ge- bildeten Substanz sein, da sich diese in der Flüssigkeit anhäufen würde, sondern sie muss die direkte oder indirekte Wirkung der Mikroben selbst sein und an deren Leben haften. Wahrscheinlich hängt sie mit ihrer Athmung zusammen. Uebrigens sind die Formen, welche diese Wirkung ausüben, bestimmter Art, wenn es auch mehrere solcher giebt. Aehnliche Erscheinungen wie beim Indigo-Carmin hat man auch an andern Farbstoffen beobachtet. Blauholzextract, Orseille, Safranin entfärben sich ziemlich schnell, wenn auch weniger schnell, als Indigo-Carmin und färben sich wieder an der Luft. Gewisse stickstofffreie Derivate: Ponceau 3 RB von Meister Lucius, Orange 2Poirrier, Bordeauxroth entfärben sich ziemlich schnell, ohne die ursprüngliche Farbe an der Luft wieder anzunehmen. Nicholsen- Blau, Kaiser-Violett entfärben sich in einigen Tagen. Fuchsin, Cochenille, der Farbstoff des Weines widerstehen mehrere Wochen. Verf. glaubt, dass die betreffenden Mikroben möglicherweise ein ge- eignetes Reagens werden könnten, um im Weine künstliche Farb- stoffe nachzuweisen. O0. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Verneul, Microbisme et abc&s;, classification de ces abces. (Comptes rendus de ’Acad&mie des sciences. Tome CV, 1888. p. 461—467). Die Lehre von dem gewöhnlichen Abscess, den man seit Jahren beobachtet und beschrieben habe, sei Jedem als ziemlich abgeschlossen erschienen, und doch habe sie durch die Mikrobiologie eine völlige Umgestaltung erfahren. Dieselbe habe in Beziehung darauf folgendes erwiesen: 1. Der Eiter wird vom anatomischen Gesichtspunkte ausschliess- lich durch seine Inhaltskörperchen charakterisirt, unter denen es besonders gestaltete Flemente giebt, die man willkürlich reprodu- ciren und vermehren kann — im Glas wie in den lebenden Geweben der Thiere. Diese Elemente müssen den Mikrobien zugezählt werden. 2. Die betreffenden Mikrobien sind darin, wo nicht beständig, so doch mindestens so häufig, dass sie untrennbar von der Eiter- bildung und deren einzige wirkliche Ursache zu bilden scheinen — eine Hypothese, die dadurch bewiesen wird, dass, sobald die ver- dächtigen Mikroben in einen Organismus eingeführt werden, Eiterung und Abscesse darin entstehen. 3. Der Eiter ist bald mono-mikrobiontisch, d. h. eine Art von Mikroorganismen zeigend, bald poly-mikrobiontisch, d. h. mehrere Arten derselben enthaltend. Im ersten Falle würde kein Zweifel über die pyogenen Eigenschaften des beobachteten Mikrobion mög- lich sein, aber im zweiten wäre zu entscheiden, ob sämmtliche der constatirten Mikrobien fähig sind, Eiterung hervorzurufen oder nur einige von ihnen. Bis zu dieser Entscheidung erschien es rathsam, die bis jetzt in den Abscessen beobachteten Mikrobien in zwei Kategorieen zu theilen: 1) In solche, welche man so oft, so regel- mässig und so allein in den oberflächlichen, interstitiellen und cavitären Eiterungen begegnet, dass man genöthigt ist, sie darin 622 Abscesse und Eiterung. für normal, wenn nicht für ausschliesslich zu halten. Hierher zählen die sogenannten pyogenen Mikroben (die verschiedenartige Kolonieen erzeugenden und verschiedenartig angeordneten Mikrokokken und Diplokokken, Streptokokken, Zooglöen, der orangefarbene, gelbe und weisse Stophylococcus). 2) In solche, denen man zufällig und unregelmässig im Eiter be- gegnet, die bei Abwesenheit aller pyogenetischen Prozesse und ausserhalb jeglichen Eiterherdes im Organismus existiren, sei es, dass sie direkt von aussen kommen, oder dass sie die natürlichen Körperhöhlen bewohnen oder auch, dass sie den ganzen Körper er- griffen haben, wie nach dem Befallen mit einer Infectionskrankheit, im Gegensatz zu den pyogenen wohl als pyocole Mikroben zu be- zeichnen. Verf. glaubt nach seinen Untersuchungen unterscheiden zu müssen : 1. Einfache Abscesse, die unter dem alleinigen Einflusse normaler pyogener Mikroben entwickelt werden und nur einen Mikroorganis- mus einschliessen. 2. Infectiöse Abscesse, die unter dem Einflusse normaler oder pyocoler (vielleicht zufällig pyogener) Mikroben entstanden sind, aber jedenfalls durch die Anwesenheit der letztern, mit allen Folgen dieses Nebeneinander-Vorkommens, charakterisirt werden. Seit un- denklichen Zeiten habe man schon von einem echten, milden, reinen, gutartigen, ferner einem unreinen, ansteckenden, giftigen Eiter ge- redet, habe idiopathische Eiter, symptomatische Abscesse, letztere wieder als rotzige, pyämische, puerperale, variolöse, typhoide unter- schieden; aber ohne die mikrobiologischen Studien, wie sie heut- zutage betrieben werden, wäre es selbst dem fleissigsten pathologischen Anatomen unmöglich gewesen, mit Hilfe des Mikroskops oder che- mischer Reactionen gutartigen von infectiösem Eiter zu unterscheiden, während jetzt ein wohlunterrichteter Student nach wenig Tagen bez. Stunden Ursprung und Eigenschaften eines von ihm unter- suchten Eiters werde angeben können. Eine Reihe von Abscessen decke sich mit allgemein contagiösen, virulenten oder infectiösen Krankheiten, deren Keime sie enthalten. Schon Cornilund Babes hätten darauf aufmerksam gemacht, aber die Zahl derselben sei seit den Untersuchungen jener wieder bedeutend gewachsen. Man kenne jetzt erisypelatöse, puerperale, pyämische, septikämische, septische oder gangränöse, saprogene, morvöse und farcinöse, typhoide, malarische, urinöse, blennorrhagische, tetanische, lepröse, filariöse, aktinomykotische Abscesse; mit diesen 16 Arten sei die Liste aber gewiss noch nicht abgeschlossen. Es figuriren darin noch nicht die Abscesse, die man bei Blattern-, Scharlachkranken, Syphilitikern beobachtet habe, ebenso wie die, welche den weichen Schankern folgen, weil bei diesen Krankheiten Mikroben noch nicht isolirt wurden und man bei ihnen noch nicht die virulenten Eigenschaften ihres Eiters mittelst der Methode der Inoculation habe untersuchen können, indem man, die erwähnte Krankheit auf Thiere übertrug. Schliesslich berichtet Verf. noch über eine Beobachtung, die er vor kurzem in Dr, Clade’s Laboratorium gemacht habe. Es sei von x A Pleuritis (Thierkrankheiten). . 625 ihm behufs Eiteruntersuchung der Abscess an einem Fingergliede geöffnet und zu seiner Ueberraschung mit dem gewöhnlichen pyogenen Mikrobion das Speichel-Spirillum gefunden worden. Um die That- sache aufzuklären, habe er den Kranken sorgfältig ausgefragt und erfahren, dass der Abscess infolge einer Hautschürfung eingetreten sei, die der Kranke sich durch ein Häkchen an der von ihm ge- tragenen Garnitur künstlicher Zähne zugezogen habe. 0. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Rivolta, Sebastiano, Pleurite infettiva nel gatto e nel cane. (Estr. dal Giorn. di Anat., Fis. ec. No. I. Gennaivo-Febbraio 1888.) Verfasser fand bei einer an Pleuritis gestorbenen Katze im Exsudate und im Blute zahlreiche Bakterien, welche er mit jener Art identificirt, die er schon in einem andern Falle im Blute einer Katze vorgefunden und als „cocco-bacterium felis“ beschrieben hatte. Um zu beweisen, dass diese die Ursache der Pleuritis gewesen sei, impfte er einem Kaninchen das Exsudat unter die Haut; das Thier starb in weniger als 24 Stunden und zeigte bloss an der Impfstelle ein leichtes Oedem und sowohl hier als im Blute zahl- reiche „Kokkobakterien“. Das gleiche Resultat erzielte er durch Uebertragung der Oedemflüssigkeit oder des Blutes von dem nach der Impfung zu Grunde gegangenen Thiere auf andere Kaninchen. Bei einem Meerschweinchen war nach subcutaner Einverleibung ein Abscess entstanden, das Thier aber starb erst am 10. Tage und wies ausser einer Hyperämie der Bauchorgane und zahlreichen „Kokkobakterien“ keine Veränderungen auf. Auch Kulturen hatte der Verf. angelegt, von denen er aber nur anzugeben weiss, dass sie sehr lebhaft sich bewegende, aus 2 oder 3, gleichsam unter einander verschmolzenen Zellen von 0,00142—0,00285 mm Länge bestehende „Kokkobakterien“ enthielten. Im pleuritischen Exsudate der Katze hatte er theils „Kokko- bakterien‘“ gefunden, die aus 3—4 sehr kleinen, kettenförmig ange- ordneten Zellen zusammengesetzt waren, theils aus 2 oder 3 etwas grösseren Zellen bestanden. Aus diesen spärlichen ae ist daher weder zu entnehmen, ob das pleuritische Exsudat eine oder mehrere Arten von Bakterien ent- hielt, noch ob die Kulturen rein waren. Da auch durch die Thier- experimente, die Verf. sonderbarerweise nicht an Katzen vorge- nommen hatte, keine Pleuritis erzeugt wurde, auch von den Krank- heitsprodukten der Versuchsthiere keine Kulturen angelegt worden waren, so kann die Behauptung des Verf.'s, dass sein „Ooccobac- terium felis“ die Ursache der von ihm beobachteten Pleuritis war, durchaus nicht als bewiesen angesehen werden. /um Schlusse erwähnt er, dass er bei einem an eitriger Pleu- ritis zu Grunde gegangenen Hunde in nach Gram gefärbten Schnitten von der Pleura zwei Varietäten von Bakterien nach- weisen konnte, ohne aber anzugeben, ob er sie als die Ursache der Erkrankung ansieht oder nicht. Weichselbaum (Wien). 624 Pneumonie. Massalongo, R., Etiologia e pathogenesi delle bronco- pneumoniti acute. (Estratto della Gazzetta degli Ospitali. No. 86. 18837.) # Verf. weist zunächst darauf hin, dass schon Cornil und Lombroso bei Bronchopneumonie mikroskopisch dieselben Kokken fanden, wie sie bei der genuinen, lobären Pneumonie vorzukommen pflegen, und dass er selbst im Jahre 1885 bei Bronchopneumonieen von Kindern und Greisen nebst anderen Bakterien constant, manch- mal fast ausschliesslich, Kokken vom Aussehen der Friedländer- schen und Talamon’schen Pneumoniekokken mikroskopisch nach- weisen Konnte. Seit dieser Zeit hatte er wiederholt Gelegenheit, bei verschie- denen Bronchopneumonieen die erwähnten Befunde zu bestätigen, und zwar fand er vorwiegend den Fränkel’schen Pneumonie- coccus und nur in wenigen Fällen den Friedländer’schen Ba- cillus pneumoniae. Auf Grund dieser Befunde hält er sich für berechtigt, die ätiologische Einheit der croupösen, lobären Pneu- monie und der acuten Bronchopneumonie, wenigstens in den meisten Fällen der letzteren, zu behaupten, und findet, dass diese Behaup- tung auch in Uebereinstimmung sei mit den Untersuchungen Pip- ping’s und des Ref. (Ref. kann aber nur für einen Theil der acuten Bronchopneumonieen zugeben, dass sie mit der croupösen Pneumonie die gleiche Aetiologie haben.) Die anatomischen Verschiedenheiten, welche zwischen lobärer und lobulärer Pneumonie bestehen, und die übrigens nach der An- sicht des Verf.’s auch nur unbedeutend sind, erklärt er aus der verschiedenen Art des Wirkens einer und derselben Ursache und den verschiedenen Bedingungen, unter denen letztere wirkt, sowie aus dem wechselnden Grade der Virulenz. In einer Einschaltung spricht er noch die Ansicht aus, dass die sporadische Pneumonie durch den Friedländer’schen Ba- cillus, die epidemische aber durch den Fränkel’schen Coccus verursacht zu werden scheine. (Ref. bedauert nur, dass Verf. seine Behauptungen bloss auf mikroskopische Untersuchungen und nicht auch auf Kultur- versuche — wenigstens ist von letzteren in der vorliegenden Arbeit nirgends die Rede — basirt, denn dadurch entbehren sie eines sehr wichtigen Beweismomentes.) Weichselbaum (Wien). Serafini, Alessandro, Sulla causa della febbre nella pneu- monite fibrinosa generata dal microorganismo di Friedlaender. (Estratto dalla „Rivista Internazionale“. Anno IV. 1887.) Verf. stellte sich die Aufgabe, zu erforschen, ob das Fieber in der Pneumonie durch die Anwesenheit von Mikroorganismen im Blute oder durch andere Factoren bedingt sei. Zu diesem Zwecke unternahm er eine grosse Anzahl von Ver- suchen und zwar ausschliesslich an Hunden, an denen er schon vor den Experimenten Temperaturmessungen im Rectum angestellt hatte. PER in & 5 Pneumonie, — Tuberculose, 625 Zunächst spritzte er den Thieren theils in die Brusthöhle, theils in die Trachea Kulturen des Bacillus pneumoniae (Fried- länder) ein; die Hunde fieberten zwar, aber das Blut erwies sich während des Fiebers stets frei von Mikroorganismen. Er injicirte ferner sterilisirte Kulturen des Bacillus pneumoniae. Auch diese erzeugten Fieber, während bei Kontroleversuchen mit Kulturen des Bacillus subtilis, mit sterilem Wasser oder sterilisirter Fleisch- brühe sowie mit pleuritischem Exsudate, welches er durch Ein- spritzung von Argentum nitricum in die Pleurahöhle erzeugt hatte, kein Fieber entstand. Da endlich nach Einspritzung grosser Quantitäten von Kulturen des Bacillus pneumoniae ins Blut selbst die Bacillen schon nach einer halben Stunde aus dem Blute verschwunden waren, das Fieber aber erst nach einer Stunde auftrat (Einspritzung von sterilisirtem Wasser oder Bouillon ins Blut hatte keine Temperaturerhöhung be- wirkt), so kam Verf. zum Schlusse, dass das bei Infection mit dem Bacillus pneumoniae entstehende Fieber weder durch die Entzün- dungsprodukte an sich, noch durch ein Eindringen der Bakterien ins Blut bewirkt werde, sondern bloss durch die Resorption von chemischen, durch die Bakterien gebildeten Substanzen; dass ferner die Friedländer’schen Bakterien bei kräftiger Herzaction im Blute nicht existiren können, sondern nur bei Adynamie oder Col- lapstemperatur, weshalb Blutentziehungen bei Pneumonie zu ver- werfen seien. (Gegen die Anwendung des letzten Schlusses auf alle Pneu- monieen wäre nur einzuwenden, dass sie sich nicht aus den Ver- suchen des Verf. ergiebt, da er nur mit dem Bacillus pneumoniae, dem viel minder häufigen Erreger! der Pneumonie, experimentirt hatte, obwohl vielleicht von anderen Gesichtspunkten aus die Blutentziehung bei jeder Pneumonie als schädlich und unnütz er- achtet werden könnte. Ref.) Weichselbaum (Wien). Predöhl, A., Die Geschichte der Tuberculose. 8°. 502 Seiten. Hamburg 1888. Verf. hat sich in diesem Buche der gewiss dankenswerthen Aufgabe unterzogen, uns eine übersichtliche Darstellung der Tuber- culosenlehre zu geben, wie sie sich in den letzten hundert Jahren unter der rastlosen Mitwirkung besonders französischer und deutscher Forscher entwickelt hat. Dem Plane der Arbeit, die eben in erster Linie eine geschichtliche sein soll, bleibt der Verf. durch- weg treu, indem er überall bemüht ist, in streng objectiver Weise jeder Leistung gerecht zu werden, dem Leser es überlassend, sich er den Acten ein Urtheil über die Verdienste des Einzelnen zu ilden. Nachdem Verf. in kurzer Skizze das Wenige, was im Alter- thum, im Mittelalter und der neueren Zeit bis zum Ende des letzten Jahrhunderts über die Tuberculose mitgetheilt worden ist, darge- stellt hat, nachdem er in pietätvoller Weise der Verdienste von Stark und seiner Nachfolger gedacht, nachdem er die weiteren durch Baillie, Portal, Vetter u.A. erzielten Fortschritte be- 40 a ss; ; ä Li ». 5 r 14 626 ‚Tuberculöse, | sprochen, giebt er eine genaue Analyse der durch Bayle und be- sonders durch Laennec völlig veränderten Lehre, die jetzt erst die modernen Bahnen betritt. Zahlreiche Arbeiten aus Frankreich, Deutschland und England beschäftigen sich im Wesentlichen mit dem weiteren Ausbau der Laennec’schen Lehre, bis endlich durch die Untersuchungen Reinhardt’s und Virchow’s eine tiefgreifende Umgestaltung der bisherigen Auffassung erfolgt. Das ist der Inhalt des ersten Abschnittes. Der zweite be- schäftigt sich mit der Epoche bis zur Entdeckung des Tuberkel- bacillus. In diesem gedenkt Verf. der experimentellen Arbeiten, die zur Förderung der Tuberculosenlehre beigetragen haben und die seit den ersten Versuchen Villemin’s in überraschender Zahl und unter Anwendung der mannigfaltigsten Infectionswege veranstaltet wurden, er gedenkt der langen Reihe mühsamer, zum Theil klassischer Arbeiten über die Histologie und Histogenese des Miliartuberkels und giebt sodann eine Uebersicht der vor Koch’s Entdeckung verbreiteten Anschauungen über Pathologie, Epidemio- logie und vor Allem Aetiologie der Krankheit, sowie über ihre Localisation im Körper. Das Kapitel schliesst mit einer vorzüg- lichen Darstellung der Koch’schen Entdeckungen. Der dritte Abschnitt des Buches behandelt den kurzen Zeit- raum seit jener neuen Errungenschaft. Immer zahlreicher, immer mannigfaltiger werden die Untersuchungen und Veröffentlichungen, doch mit gleicher Sorgfalt hat der Verf. das mit jedem Tage an- wachsende Material bis zum letzten Augenblick verfolgt und in übersichtlicher Weise registrirt, eine Leistung, die Dank und An- erkennung verdient. Die Benutzung des an historischen Daten so reichen Buches wird durch eine einleitende genaue Uebersichtsangabe sowie durch ein angefügtes vollständiges Namen- und Sachregister wesentlich er- leichtert. Simmonds (Hamburg). Thomas, Walley, Animal tuberculosis on relation to consumption in man. (Edingburgh Medical Journal. 1888. No. 95. p. 984—997 u. 96. p. 1073—1089.) Die sehr umfangreiche Arbeit giebt eine übersichtliche Dar- stellung des Vorkommens und der Verbreitung der Tuberculose unter den Thieren, insbesondere den Hausthieren. Es ist bekannt, dass unter allen das Rind am häufigsten mit Tuberculose behaftet ist. Der Grund dieser Disposition ist ganz dunkel, wenn man nicht annehmen will, dass der complizirte Verdauungsapparat des Rindes einen günstigen Platz für die Ansiedlung der Tuberkel- bacillen darbietet. Am wenigsten leidet das Schaf an Tuberculose und auch beim Pferde ist sie eine seltene Affection Doch hat man neuestens bei der als Lymphadenoma bezeichneten Krankheit Tuberkelbacillen gefunden. Bei Hund und Katze ist keine der Tuberculose ähnliche Erkrankung bekannt, wenngleich sie letzteren experimentell beigebracht werden kann. Das Schwein ist sehr zur Tuberculose geneigt; auch bei den Vö- geln wird sie häufig gefunden, jedoch sind die bei denselben gesetzten Tuberculose. 627 Veränderungen von den beim Menschen wie beim Rinde vor- kommenden sehr verschieden. Die im Wasser lebenden Vögel (Gänse, Enten) werden seltener befallen als die andern, die körner- fressenden häufiger als die fleischfressenden und letztere inficiren sich meist, indem sie Fleisch tuberculöser Thiere verzehren. Unter den theils frei, theils im Hause lebenden Thieren nimmt der Hase als Träger der Tuberculose die erste Stelle ein. Meer- schweinchen sind besonders für Impftuberculose empfänglich und ebenso-Affen, bei denen die tuberculösen Veränderungen am meisten Aehnlichkeit mit den beim Menschen vorkommenden haben. Unter den wilden Thieren kommt Tuberculose selten vor, so lange sie in Freiheit sipd, dagegen fallen sie in der Gefangenschaft derselben seradeso leicht zum Opfer, wie die Hausthiere. Es giebt wahr- scheinlich keine Krankheit, welche mit mehr Recht eine panzootische genannt werden kann, als die Tuberculose. Die Verbreitung der Tuberculose erfolgt auf verschiedene Weise: sie kann angeboren oder vererbt, durch infieirte Nahrung oder Wasser, durch Einathmung oder Impfung erworben sein. Die An- nahme einer Vererbung der Disposition, welche die Ansiedlung der Tuberkelbacillen erleichtern soll, hält Verf. für unzulässig und glaubt, dass der Keim der Krankheit sehr wohl durch viele Jahre im Körper latent bleiben kann. Der wichtigste Verbreitungsmodus ist die Aufnahme der Tuberkelbacillen mit der Nahrung sowohl für den Menschen: Milch tuberculöser Kühe, ungenügend gekochtes Fleisch tuberculöser Hühner, als für das Thier. So kann das Schwein durch die Milch perlsüchtiger Kühe, die Kuh durch das mit den Fäces tuberculöser Hasen inficirte Grünfutter an- gesteckt werden und in der That hat man schon beobachtet, dass gerade die nach bestimmten Weideplätzen getriebenen Rinder an Tuberculose erkrankten. Verf. bespricht sodann die tuber- culösen Organveränderungen bei den verschiedenen Thieren und spricht sich für die Identität der Tuberculose des Menschen und der Thiere aus. Schliesslich fordert er die Ergreifung von Mass- regeln zur Bekämpfung dieser Zustände, welche die ausgiebigste Quelle für die Entstehung der menschlichen Tuberculose darstellen. Escherich (München). Troup, Franeis, The diagnosis of early phthisis by the microscope. 8°. 8 pg. Edinburgh 1888. Verfasser schickt seinem eigentlichen Thema einige allgemeine Bemerkungen über die Entstehung der Phthisis voraus, die aber durchaus nichts Neues enthalten. Bezüglich der Anwesenheit der Tuberkelbacillen im Sputum gibt er an, dass die körnig aussehenden (sporenhaltigen, Ref.) Ba- cillen besonders reichlich bei sehr acut verlaufender Phthise vor- kommen, während er in Fällen mit sehr protrahirtem Verlaufe Haufen von Körnchen sah, die er für Reste von Tuberkelbacillen ansieht. Seine Bemerkungen über die Färbung von Tuberkelbacillen und die Nichtverwerthbarkeit der letzteren für die Prognose ent- halten nur Bekanntes. 40 # 628 . Tuberculose. Eine besondere Bedeutung in diagnostischer Beziehung legt er dem Nachweise von elastischen Fasern im Sputum bei, welche er in keinem Falle von Lungentuberculose, selbst in sehr frühen Stadien derselben, wo Percussion und Auscultation noch keine Ver- änderungen ergeben konnten, vermisste. Er behauptet sogar, dass die elastischen Fasern schon früher im Sputum vorhanden seien als die Tuberkelbacillen (? Ref.), weshalb er die Untersuchung auf erstere in diagnostischer Beziehung noch für wichtiger hält, als die Untersuchung auf Tuberkelbacillen, umsomehr, als die elastischen Fasern im Beginne der Tuberculose in viel grösseren Mengen vor- handen seien, als die Tuberkelbacillen und ihr Nachweis auch viel leichter und einfacher sich gestalte, als der der letzteren. Diese Anpreisung wird freilich dadurch abgeschwächt, dass Verfasser selbst zugeben muss, dass elastische Fasern nicht allein bei Tuberculose vorkommen, und man daher zur völligen Sicher- stellung der Diagnose doch auch nach Tuberkelbacillen fahnden müsse. Hierdurch wird Verfasser, obwohl er die Untersuchung des Sputums auf elastische Fasern, besonders im Anfangsstadium der Tuberculose, sehr warm empfiehlt, unabsichtlich zu einem Ver- theidiger der Untersuchung auf Tuberkelbacillen. Weichselbaum (Wien). Dittrich, P., Ein Beitrag zur Pathogenese der acuten allgemeinen Miliartuberculose. (8.-A. aus der „Zeit- schrift für Heilkunde“. Bd. IX.) Verf. beobachtete einen Fall von acuter Miliartuberculose bei einem 12jährigen Knaben, in welchem der Ausgangspunkt der All- gemeininfection von einer Aortentuberculose gebildet wurde. Der hinteren Wand der Aorta ascendens lag nämlich eine tu- berculös erkrankte Lymphdrüse an, von welcher der tuberculöse Process auf alle 3 Häute der Aorta sich fortgepflanzt hatte. So- wohl in der Lymphdrüse als in dem tuberculösen Gewebe der Aorta wurden zahlreiche Tuberkelbacillen gefunden. Man muss daher annehmen, dass letztere von der Intima der Aorta fort und fort in die Blutbahn gelangten und so zur Entstehung der acuten allgemeinen Miliartuberculose Veranlassung gaben. Der vorliegende, sehr genau beschriebene Fall ist somit ein neuer Beleg für die von Weigert aufgestellte Behauptung, dass die acute allgemeine Miliartuberculose in sehr vielen Fällen durch den Einbruch tuberculöser Herde in Venen oder Arterien entstehe. Weichselbaum (Wien). Williams, Ch. Th, Pulmonary consumption, its etio- logy, pathology and treatment. 2. Auflage. Mit 4 colo- rirten Tafeln und 10 Holzschnitten. 8°. 446 pg. London 1887. In der vorliegenden 2. Auflage des oben genannten Werkes sind die meisten Kapitel gegenüber der 1. Auflage neu oder be- deutend umgestaltet, wie dies bei der inzwischen erfolgten Ent- deckung des Tuberkelbacillus selbstverständlich ist. Uns interes- sirt hier nur jener Theil, welcher von der Aetiologie der Tu- Tubereulose. 699 berculose und der klinischen Verwerthung der Untersuchung des Sputums auf Tuberkelbacillen handelt. In ersterer Beziehung, soweit es sich um die Bedeutung der Tuberkelbacillen handelt, steht Verf. zwar ganz auf dem Stand- punkte der Koch’schen Schule, nur meint er, dass die Tubercu- lose keine ansteckende Krankheit im gewöhnlichen Sinne des Wortes sei, da trotz der zahlreichen Gelegenheiten für Ansteckung Bei- spiele von ersterer ausserordentlich selten seien und selbst in diesen wenigen Fällen noch besonders günstige Bedingungen vorhanden sein müssen. Im Uebrigen gibt er noch eine Uebertragung der Krankheit durch den Coitus und durch den Genuss von Milch tu- berculöser Kühe zu. Sein Ausspruch, dass durch gute Ventilation und durch Sepa- ration der Kranken von den Gesunden wie durch Ueberwachung der Milch jede Gefahr von Ansteckung leicht hintangehalten werden könne, muss wohl als ein sehr sanguinischer bezeichnet werden. Auch eine andere Angabe des Verf.’s ist zu beanstanden, näm- lich dass in der Exspirationsluft von Phthisikern Tuberkelbacillen . vorhanden seien. Er beruft sich zwar zum Beweise hierfür auf eine von ihm angestellte Untersuchung, die darin bestand, dass er in den Ventilationsschläuchen eines mit Tuberculösen belegten Krankenzimmers mit Glycerin bestrichene Glasplatten anbrachte und auf denselben nach einiger Zeit Tuberkelbacillen nachweisen konnte. Allein durch dieses Resultat ist nicht die Anwesenheit von Tuberkelbacillen in der Exspirationsluft, sondern über- haupt nur in der Luit des Krankensaales erwiesen, wohin sie durch Verstäubung von Sputum etc. gelangt sein konnten. Eine besondere Bedeutung misst Verf., und zwar mit Recht, der Untersuchung des Sputums auf Tuberkelbacillen zu. Hier- durch könne nicht nur die Tuberculose der Lunge und des Kehl- kopfes schon in einem sehr frühen Stadium erkannt, sondern auch von anderen Krankheiten mit Sicherheit unterschieden werden. Auch konnte er häufig einen innigen Zusammenhang zwischen der Menge der Tuberkelbacillen und der Ausbreitung des Processes in der Lunge beobachten. Weichselbaum (Wien). Marianelli, A, Ulcerazione cutanea tubercolare pe- rianale. (Estratto dal Giornale Italiano delle Malattie Veneree e della Pelle. Fasc. I. Marzo 1888.) Verf. beobachtete bei einem 42jährigen Manne ein Geschwür in der Nähe der Analöffnung, dessen tuberculöse Natur dadurch sichergestellt werden konnte, dass einerseits, nachdem im Ge- schwürssekrete keine Tuberkelbacillen aufgefunden werden konnten, in dem Geschwürsrande entnommenen Gewebspartikelchen nach Härtung in Alkohol Riesenzellen und spärliche Tuberkelbacillen, andererseits durch Einimpfung von Sekret und Gewebspartikelchen bei Meerschweinchen Tuberculose hervorgerufen wurde. Weichselbaum (Wien), m ee 630 Weseter, Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Roux, E., Note de laboratoire sur l’immunit& con- fer&e aux chiens contre la rage par injections # Re, eineuses. (Annales de I’Institut Pasteur. 1888. No. 9. Kürzlich hat Protopopoff gezeigt!), dass Hunde durch intravenöse Injection von Rückenmark geringer Virulenz sehr rasch gegen Wuth immunisirt werden können. Aus Anlass dieser Mit- theilung berichtet Verf. über eigne parallele Versuche aus dem Jahre 1886, bei denen durch eine einzige intravenöse Injection von sehr schwach virulentem Rückenmark (vom 8.—11. Tag) eben- falls Hunde gegen Wuth immunisirt worden waren. Aber der Er- folg war damals nicht constant. Verf. glaubt, dass die Resultate besser werden, wenn anstatt einmaliger eine mehrmalige Injection von noch schwächerem Virus gemacht wird, und das ist es eben, was neuerdings Protopopoff gethan hat. Buchner (München.) Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die | antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung des Tuberkelbacillus bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Mediein und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Fortsetzung.) 2) Inhalation von Sauerstoff. 105) Albrecht, Ueber methodische Einathmungen chemisch reinen Sauerstofls gegen Tuberculose. (Deutsche med. Wochenschr. 1883. No. 29. p. 430.) — 106) von Timowski, Beitrag zur Therapie der Tubereulose. (Wiener med. Presse. 1884. NEPAL Albrecht (105) hatte schon seit 1881 Lungenkranke mit hochgradiger Dyspno& mit Sauerstoffinhalationen behandelt. Da es ihm auffiel, dass hierbei die Tuberculösen an Gewicht zunahmen und gleichzeitig sich eine Abnahme der Bacillen im Auswurf zeigte, 1) Centralbl. für Bakter. Bd. IV. S. 85. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 631 empfiehlt er die Behandlung, zumal er gleiche Resultate bei Thier- experimenten erhielt. Dass der zugeführte Sauerstoff die Bakterien in ihrer Entwicklung direct hindert, will er gerade nicht behaupten, doch ist es für ihn ausser Zweifel, dass der Sauerstoff hierbei eine Rolle spielt, indem er den Stoffwechsel beeinflusst. Auch Timowski (106) plaidirte für Inhalationen reinen Sauerstoffs, da derselbe sowohl den Stoffwechsel der Kranken auf- bessere, als auch durch die Bildung von activem Sauerstoff im Blute eine directe antibakterielle Wirkung entfalte (seine Angabe, dass im Blute keine Tuberkelbacillen gefunden werden, ist seitdem widerlegt worden). Zur Unterstützung giebt er Terpentin 5—10 Tropfen intern. Danach beobachtete er Besserung des Befindens und öfter Abnahme der Bacillen im Auswurf. 3) Inhalation von Stickstoff. 107) Holzhauer, Ueber den Werth und die Bedeutung der Inhalationen von Stickstoff resp. sauerstoffarmer Luft. (Aerztl. Mittheil. a. Baden. 1887. No. 8—12. p. 57, 65, 73, 84, 97.) -— 108) Wilmer, Zur Casuistik der mit Dr. Treutler’s N.-Inhalationen behandelten chronischen Lungenkrankheiten. (Berl. klin. Wochenschr. 1886. No. 29. p. 481.) — 109) Wolf, Behandlung der Tubereulose der Lungen mit stickstoffüberhaltiger Luft. (Aerztl. Mittheil. aus Baden. 1883. No. 11—15. p- 107, 120, 126, 131, 139) — 110) Derselbe, Ueber die Behandlungsmethode der Lungentuberculose, (Ibid. 1885. No. 8. p. 57.) Wolf (109) empfahl die Treutler’schen Stickstoffinhala- tionen gegen Schwindsucht aufs eindringlichste und theilte kurz 48 Fälle mit, die zum Theil überraschend günstige Resultate auf- weisen. Doch sind dieselben keineswegs einwandfrei. Die Diagnose ist anscheinend in keinem Falle durch Nachweiss der Tuberkel- bacillen gesichert, trotzdem der Verf. eine deletäre Wirkung der Inhalationen auf die Bacillen in den Lungen annimmt. Es ist nicht zu ersehen, wie die Gewichtszunahme kontrolirt wurde, es ist nur ein Theil der Patienten nach Beendigung der Kur genügend lange beobachtet worden, auch sind die grosse Mehrzahl der Fälle anscheinend ganz leichte beginnende Erkrankungen, während die vorgeschritteneren auch bei dieser Behandlung vielfach tödtlich endeten. In einer zweiten Mittheilung desselben Autors (110) findet sich die Angabe, dass von 102 Kranken in jedem Stadium der tuberculösen Lungenerkrankung er 75 Genesene (?) verzeichnet hat, 19 starben, 3 sind trotz der Phthise noch am Leben. Wie der Verf. sich die Einwirkung auf das Virus und die Heilung der Er- . krankung zu Stande kommend denkt, ist im Original nachzusehen. Wilmer (108) behandelte 10 Fälle von tuberculösen Lungen- erkrankungen — meist anscheinend leichte Fälle, nur einer mit Cavernenbildung — mit den Inhalationen. Die im Anfangsstadium befindlichen wurden „geheilt“, die schwereren zeigten nur tem- poräre Besserung. Holzhauer (107) verwendete eine pneumatische Kammer, in die Stickstoff eingeleitet wurde. Er hielt für das Wirksame nicht die N-Vermehrung, sondern die relative O-Verminderung. 632 | Wesener, Er meinte, dass die atmosphärische Luft, die für die gesunde Lunge passend sei, für die kranke „zu hart oder auch zu rei- zend“ wirke. Resultate natürlich gut: Besserung des Hustens, Abnahme resp. Verschwinden des Auswurfs — über Bacillen ist nichts gesagt — theilweise Resorption von Infiltraten, Zunahme des Körpergewichts. Die Krankengeschichten werden nur ganz kurz mitgetheilt. 4) Inhalation von Kohlenstoff. 111) Warnant, Sur le traitement de la phthisie pulmonaire. Rapport de la commission. (Bull. de l’acad. royale de med. de Belgique. 1883. No. 8. p. 956.) Ausgehend von der — bekanntlich vielfach bestrittenen — Beobachtung, dass die Arbeiter der Kohlengruben von Phthise ver- schont bleiben, schlug W. vor, die in den Kohlengruben herrschende, 22—25° warme, mit Feuchtigkeit gesättigte und fein vertheilte suspendirte Kohle enthaltende Luft künstlich zwecks Inhalation durch Phthisiker zu erzeugen. Die physiologische Begründung der Wirkung ist freilich, wie vom Referenten Barella, und in der Discussion betont wurde, nichts wie eine märchenhafte Hypothese. 5) Inhalation von Kochsalz. 112) Tobold, Das Einathmen von trockenem Salzstaube bei chronischen Krank- heitsprocessen der Lunge. (Deutsche med. Wochenschr. 1883. No. 47. p. 681.) Empfehlung des methodischen Einathmens trockenen Salz- staubes mittelst eines besonderen Apparates. Praktische Versuche sind anscheinend nicht gemacht worden. | 6) Inhalation von Jodpräparaten. 113) Fränkel, B., Ueber die Anwendung des Jodoforms auf Schleimhäute. (Berl, klin. Wochenschr. 1882. No. 17. p. 252.) — 114) Gnocchi, Del jodoformio per inalazione e per la via stomacale nella cura della tubercolosi. (Gazz. degli ospitali. 1884. No. 32. p. 251.) — 115) Küssner, Ueber die Bedeutung des Jodoforms für die Behandlung tuberculöser Affectionen. (Deutsche med. Wochenschr. 1882. No. 17. p. 233.) — 116) Derselbe, Ein Apparat zur Jodoforminhalation. (Ibid. No. 46. p. 620.) — 117) Laganä, Le inalazioni d’jodoformio nelle malattie croniche dei bronchi e dei polmoni. (Giornale internaz. delle scienze med. 1883. fasc. 3 e 4. p. 333.) — 118) Schäffer, Zur Jodoformfrage. (Deutsche medice. Wochenschr. 1882. No. 29. p. 397.) — 119) Sormani, Etiologia, patogenesi, cura e profilassi della tubercolosi polmonare. — Le inalazioni di jodoformio come mezzo terapeutico. (Annali universali di med. e chir. 1883. Settembre. p. 201.) — 120) da Vezac, Note sur le gavage et les inhalations ‘jodoformees chez les phthisiques. (Journ. de med. de Bordeaux. 1882/3. p. 238.) [Nicht erhältlich.) Schon bei der internen Jodoformbehandlung wurde erwähnt, dass Verschiedene ausser der innerlichen Darreichung auch Jodo- form inhaliren liessen. Andere verordneten ausschliesslich das Jodo- form local oder betrachteten diese Application wenigstens als Haupt-, die Darreichung per os aber als Nebensache. Gleichzeitig mit der Koch’schen Entdeckung theilte Küss- ner (115) mit, dass er bei Lungenphthise Jodoform habe inhaliren lassen und zwar eine Emulsion einer 10 °/,igen alkoholischen Lö- sung in Wasser mittelst eines besonderen Apparates (116). Er Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 633 erhielt einen entschieden günstigen Eindruck, da mitunter die Ein- athmungen den Hustenreiz und die Menge des Auswurfs herab- setzten ‘und das Fieber schwand. In anderen Fällen liess es ihn freilich im Stich. Fränkel (113) liess Jodoform in ätherischer Lösung inha- liren (5 Fälle); der Husten besserte sich, die objectiven Symptome schwanden jedoch nicht. -Schäffer (118) bestritt die Wirksamkeit des Jodoforms bei Lungenphthise, sowie dass bei der Küssner’schen Methode das Mittel in hinreichender Menge in die Lungen gelange. -Kurz’s (11) Versuche, Jodoform inhaliren zu lassen, schlugen sämmtlich fehl. Gnocchi (114) theilte einen Fall mit, in dem er die Jodo- forminhalationen nach da Vezac und ausserdem zeitweise Jodo- form intern anwendete. Aus der ausführlich beschriebenen Kranken- geschichte geht hervor, dass unter der Behandlung subjective Besserung des Hustens, Auswurfs, Appetits etc., aber keine Hei- lung eintrat. Laganä (117) veröffentlichte 8 Krankengeschichten von Phthi- sikern, die er Jodoform, zuerst in Aether, später, als letzterer üble Nebenwirkungen erzeugte, in Terpentinöl gelöst, inhaliren liess. Die Resultate waren sehr schlecht ; nur bei zwei Fällen von Spitzen- katarrh war geringe Besserung zu verzeichnen, in den übrigen trat keinerlei Besserung, eher Verschlimmerung ein. Sormani (119) liess von Phthisikern mittelst eines Walden- burg’schen Apparates comprimirte Luft einathmen, die vorher durch eine mit Jodoform gefüllte Woulf’sche Flasche gegangen war und einen Theil des Pulvers mit sich gerissen hatte. Drei solcher Fälle werden ausführlich mitgetheilt; in allen trat eine be- deutende Besserung der Beschwerden, Zunahme des Gewichts etc. ein, aber die physikalischen Zeichen der Lungenerkrankung blieben oder schritten weiter fort, die Bacillen persistirten im Auswurf. Doch hofft S., dass die in der Lunge zurückgebliebenen Bacillen in ihrer Propagationsfähigkeit gehemmt seien; freilich kann er sich der Befürchtung nicht erwehren, dass nach dem Aufhören der Jodoformbehandlung innerhalb einer gewissen Zeit die zurück- gebliebenen Bacillen oder Sporen von neuem zu Br anfangen werden. 7) Inhalation von Quecksilberverbindungen. 121) Porteous, The topical treatment of tubereular Phthisis. (Edinburgh Med. Journ. 1887. May. p. 1006.) Der Autor behandelte mehrere Fälle mit Inhalationen von Sublimat mittelst eines Spray-Apparates und ist von den Erfolgen sehr befriedigt. 3 Krankengeschichten, darunter 2 Lungenphthisen, werden ausführlich mitgetheilt. Die Resultate sind sehr bestechend, in kurzer Zeit jedesmal Heilung, die in einem Falle nach einem Jahre noch bestand; von den beiden anderen wird über den Be- stand der Heilung nichts gesagt. 634 Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 8) Inhalation von Schwefelpräparaten 122) Cantani, Versuche mit Schwefelwasserstoff bei Tubereulose. (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1882. No. 16. p. 277.) — 133) Dujardin-Beaumetz, Des inhalations sulfureuses dans le traitement de la phthisie pulmonaire, (Bull. et mem. de la soc. de ther. 1887. No. 21. p 200.) — 124) Rombro, Behandlung der Phthisis mittels Inhalation von Schwefeldämpfen. (Wratschebnija wedomosti. 1883. No. 17. Ref. in The London med. Record. Vol. XI. p. 323). — 125) Sollaud, Phthisie pulmonaire et atmosphere sulfureuse. (Gaz. des höp. 1887. No. 65. p. 519 und No. 70. p. 558.) Die zur Inhalation verwendeten Sehwiefelverbindinese sind das Schwefelwasserstoffgas und die schweflige Säure. Ersteres verwendete Cantani (122) theils innerlich als H,S- Wasser, theils und zwar hauptsächlich auf dem Wege der Ein- athmung. Letztere wurde gut vertragen, es trat Entfieberung und Verminderung des Auswurfs ein. Ü. "wollte jedoch die Versuche noch fortsetzen, um festzustellen, ob es sich nicht um blossen Zu- fall handle. Schott (96c) berichtete über Inhalationsversuche mit schwef- liger Säure. Die Resultate waren in einem Falle temporäre Besse- rung, in einem zweiten, der freilich diagnostisch nicht ganz sicher war, Heilung. Rombro (124) hat in 4 Fällen mit Inhalationen von Schwefel- dämpfen sehr befriedigende Resultate erhalten, Besserung der subjectiven und physikalischen Symptome. Die Beobachtungszeit ist jedoch zu kurz und deshalb die Dauer dieses Erfolges fraglich. Solland (125) theilte ausführlich einen Fall von geheilter Phthise mit. Es handelte sich um einen Sergeanten, der deutliche Schwindsucht hatte — reichliche Bacillen im Auswurf — und in Folge einer grossen Desinficirung der Kaserne (unter anderm mit schwefliger Säure) genöthigt war, wochenlang in dieser Atmosphäre zu verweilen. Nachdem diese ihn zuerst belästigt hatte, trat bald Gewöhnung an dieselbe und in 2 Monaten vollständige Heilung — Verschwinden der physikalischen Symptome und der Bacillen im Auswurf — ein. $S. schreibt die Heilung der schwefligen Säure zu, will sich aber über die Art ihrer Wirkung noch nicht äussern. Dujardin-Baumetz (123) fand hingegen bei seinen Be- obachtungen, dass die schweflige Säure absolut nicht gegen die Bacillen wirke; sie besserte bei einigen Kranken einige Symptome, bei anderen aber auch gar nichts. Weitere Versuche mit diesem Desinficiens sind abzuwarten. 9) Borverbindungen. 126) Canio, Die Behandlung der Lungentuberculose mit Borax. (Centralbl. f. d. med. Wiss. 1887. No. 41. p. 769.) — 127) Schoull, Du traitement de la tuberculose pulmonaire. (Gaz. hebd. de med. et de chir. 1887. No. 47. p. 776.) Canio (126) berichtete über Inhalationen von fein vertheiltem Boraxpulver mittelst des Waldenburg’schen Apparates. Bei 5 damit behandelten Kranken zeigte sich Besserung der Schwind- suchtssymptome. Wie sich die Bacillen verhielten, ist nicht gesagt, Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 635 Schoull (127) liess seine Patienten Borsäure inhaliren; zu- gleich gab er jedoch intern Pillen von Kreosot, Jodoform und Natr, arsenic.e. Er will damit günstige Resultate — Verminderung des Hustens und Auswurfs, Gewichtszunahme, Besserung des Appetits und des physikalischen Befundes — erhalten haben. Uebrigens han- delte es sich in mehreren der sehr cursorisch mitgetheilten 6 Fälle anscheinend nur um ganz leichte Spitzenaffectionen, ferner ist bei keinem über 8 Monate seit der „Heilung“ verflossen und wurde auf Tuberkelbacillen nicht untersucht. (Fortsetzung folgt). Wolfheim, P., Ein weiterer Beitrag zur Phagocyten- lehre. (Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allge- meinen Pathologie. Redigirt von Ziegler und Nauwerck. Bd. III. 1888. pag. 403.) Verfasser hat in Baumgarten’s bakteriologischem Labora- torium zu Königsberg in Pr. die seinerzeit von Hess ange- - stellten Versuche wiederholt. Die Cornea von Kaninchen wurde im Centrum mittelst eines Lanzettstiches mit Staphylococcus pyogenes aureus geimpft und der Bulbus nach verschieden langer Zeit behufs mikroskopischer Unter- suchung enucleirt. Wolfheim fand nach 4 Stunden mässige Kokkenwucherung an der Impfstelle ohne Eiterinfiltration. Die Kokken lagen extra- cellulär. Das Cornealgewebe befand sich im Stadium der beginnen- den Nekrose. Nach 24 Stunden zeigte sich eine herdweise Infil- tration mit Leukocyten in der Umgebung der Impfstelle. Die Kokken durchsetzten das Gewebe der Cornea von der Impfstelle aus, lagen aber der grössten Mehrzahl nach ebenfalls extracellulär. Nach 2—6 Tagen war die Phagocytose im Bereiche der Impfstelle trotz gleich schwerer Erkrankungsformen bald ganz gering, bald sehr hochgradig. Zu dieser Zeit zeigte die grösste Zahl aller Leu- kocyten das deutliche Gepräge des Zerfalls. Die Leukocyten können sonach, da die Kokkenwucherung der Eiterung vorangeht, prophylaktisch nicht wirksam sein. Aus der intracellulären Lagerung der Kokken allein lässt sich nicht folgern, dass die Kokken vernichtet sind. Gegen den günstigen Einfluss der Betee auf den Ver- lauf der Erkrankung spricht ein Fall von sehr schwerer Keratitis, in welchem W olfheim deutliche Phagocytose vorfand. Dass mit dem Fortschreiten des Heilungsprocesses die Zahl der intracellulär gelagerten Kokken zunimmt, konnte Verfasser nicht bestätigen. Der Umstand, dass die Leukocyten frühzeitig, bevor noch Veränderungen an den Kokken wahrzunehmen sind, zu Grunde gehen, spricht dafür, dass die Kokken in den Leukocyten einen guten Nährboden finden, welchen sie überleben, um schliesslich selbst zu Grunde zu gehen. Dittrich (Prag). 636 Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Sirotinin, Ueber die entwicklungshemmenden Stoff- wechselproductederBakterien und die sog. Reten- tionshypothese. (Zeitschrift für Hygiene. Band IV. S. 262.) Die Erfahrung, dass einmaliges Ueberstehen einer Infections- krankheit Immunität gegen Recidive derselben Krankheit schafft, hat zur Aufstellung einer Hypothese geführt, nach welcher von den krankheitserregenden Spaltpilzen bei ihrer Thätigkeit im Organismus Stuffe geliefert werden, welche durch ihr längeres Verweilen im Körper letzteren gegen eine spätere Invasion und Vermehrung derselben Bakterien schützen. Gestützt wurde diese Annahme durch die Beobachtung, dass bei verschiedenen Gährungen (Milchsäure-, Buttersäure-, Harngährung) das Wachsthum der Pilze und die weitere Zerlegung der gährfähigen Substanz aufhört, so- bald ein bestimmter Gehalt der Nährflüssigkeit an Gährungs- produkten erreicht ist, auch wenn dann noch neue Nährstoffe zu- geführt werden. Um nun zu erfahren, welche Art von Stoffwechselprodukten einen ungünstigen Einfluss auf Wachsthum und Gedeihen der Bakterien ausüben, und in welcher Ausdehnung sich dieser Ein- fluss geltend macht, wurde durch besondere Versuche festzustellen gesucht | 1. „inwieweit saprophytische und pathogene Bakterienarten durch ihre eigenen Stoffwechselprodukte am Wachsthum ge- hindert werden, und 2. in welcher Weise Stoffwechselprodukte saprophytischer und pathogener Bakterienarten oder auch die in Gemischen von Bakterien (faulende Flüssigkeiten u. s. w.) producirten Stoffe das Wachs- thum anderer Mikroorganismen beeinflussen.“ Die Methode der Untersuchung bestand darin, dass die Rein- kulturen oder Bakteriengemische durch Sterilisation oder Filtration mit dem Pasteur-Chamberland’schen Porcellanfilter von den in ihnen lebenden Bakterien befreit wurden und die so erhaltenen Lösungen, welche höchstens mit Ausnahme einiger gasiger oder sehr flüchtiger Stoffe sämmtliche Stoffwechselprodukte enthielten, neuen Nährlösungen zugesetzt wurden. Auf diesen so erhaltenen Nährböden wurde dann das Wachsthum der gleichen sowie anderer Bakterienarten geprüft. Zur Untersuchung wurden verwandt die Stoffwechselprodukte von Proteus vulgaris, Bac. fluorescens lique- faciens, Bac. Indicus ruber, Bac. acidi lactici, Spirillum Cholerae Asiaticae, Bacill. Anthracis, Bac. Typhi, Bac. murisepticus, Bac. fluorescens putidus, Bac. pyogenes foetidus, Bac. sputigenus crassus. Die mannigfach variirten Versuche zeigen deutlich, dass eine Wachsthumshemmung der Bakterien nur eintritt in Folge Er- schöpfung des Nährsubstrats an irgend einem wesentlichen Nähr- stoff, oder durch einige von Bakterien gebildete Stoffwechselprodukte, in merklichem Grade und bei zahlreichen Bakterienarten nur freie Säure oder eine zu grosse Menge alkalisch reagirender Produkte. Wurde der verbrauchte Nährstoff ersetzt und die überschüssige Säure bez. das Alkali neutralisirt, so zeigte sich gewöhnlich, ne Neue Litteratur, 637 keinerlei Störung mehr in der Entwicklung neuer Kulturen auf dem alten Substrat. Ebenso ergaben Züchtungen auf Nährgelatine, welche mit faulem Fleischwasser und stark alkalischer Abtrittsjauche gemacht wurden, dass nur die Reaction der letzteren das Wachsthum fast durchweg schädigend beeinflusste; wurde die alkalische Reaction der Jauchegelatine durch Zusatz von Salzsäure gemildert, so war von einer auffallenden Behinderung oder gar Hemmung des Wachs- thums nichts mehr zu bemerken. Einige Versuche über die Einwirkung der Kohlensäure auf das Wachsthum der Bakterien zeigten, dass diese Säure zwar das Wachsthum hemmt, die Bakterien aber nicht dauernd abtödtet. Die gesammten Resultate der vorliegenden Arbeit haben somit ergeben, dass für eine Wachsthumshemmung der Bakterien durch Stoffwechselprodukte vorzugsweise freie Säure, Alkaliüberschuss und eventuell noch CO, in Betracht kommen. „Es ist nun aber völlig undenkbar und mit den physiologischen Erfahrungen unvereinbar, dass diese selben Stoffe, nachdem sie etwa von den Vaccins in einer gewissen Menge gebildet sind, im ‘ lebenden Körper für längere Zeit zurückgehalten werden und dort in Bereitschaft bleiben, um neu eindringende Bakterien an der Entwicklung zu hindern. Wir finden somit in dem Verhalten der Bakterien in den Kulturen keinerlei Stütze für die Retentionshypothese; und man müsste, wollte man an der- selben festhalten, schon die Annahme machen, dass die Bakterien im lebenden Organismus ganz andere Stoffwechselprodukte bilden, als auf dem todten Nährsubstrat.“ Prausnitz (München). Uspensky, D., Die Desinfeetion der Eisenbahn-Waggons zu Friedens- und Kriegs- zeiten. 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Prof, Dr, Lenckart una Professor Dr. Loefler in Leipzig in Greifswald, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. ID IV. Band. No. 21. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark, Jährlich erscheinen zwei Bände. —3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Ye— Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Parasitologische Skizzen. Von Prof. N. Sorokin Kasan. Mit 1 lithographischen Tafel. 1. Saccharomyces Allii sp. n. (Fig. 1—5). Ende Juni und Anfang Juli dieses Jahres herrschte in unserer Gegend anhaltender Regen bei verhältnissmässig niedriger Ten- peratur. Darauf trat schönes Wetter ein, während dessen die Temperatur der Luft 40° R erreichte. Unter solchen Umständen bemerkte ich im botanischen Garten am 26. Juli etliche Zwiebeln von Allium Cepa, welche weich, fast 41 642 Sorokin, gallertartig waren. Man konnte sie aus der Erde nur ganz vor- sichtig herausnehmen, weil sie beim Berühren in einen gelben Brei zerflossen, welcher einen ungewöhnlich widrigen Geruch hatte. Neben drei solchen Zwiebeln faulten einige andere, welche, obwohl auch nicht fest, aber doch noch an den Blättern aus der Erde herausgezogen werden konnten. Bei mikroskopischer Untersuchung der ersten zerfliessenden Exemplare konnte man eine völlige Zerstörung der Häute (Schüpp- chen), sogar des zarten unterirdischen, stammigen Theiles consta- tiren. Eine grosse Menge Bakterien, runde sowohl als stabförmige, welche verschiedenen Arten der parasitären Formen anzugehören schienen, füllte die breiartige Masse. Beim Uebertragen durch einen Nadelstich eines Tropfens dieser Masse auf andere gesunde Zwiebeln erfolgte immer das Erkranken der letzteren, — Bacteriosis entwickelte sich am dritten Tage und 2 Er eine schnelle Zersetzung mit Ausscheidung stark riechen- er Gase. Es ist aber zu bemerken, dass man, um eine künstliche An- steckung hervorzubringen, den Brei in den Centraltheil der Zwiebel übertragen musste, d. h. die Nadel musste von oben nach unten zwischen den zarten, jungen Häutchen eingeführt werden. Das- selbe Bild entwickelte sich, wenn man die stinkende Masse in Wasser löste und mit letzterem eine Zwiebel, deren Oberfläche vor- läufig mit irgend etwas Scharfem angestochen worden war, begoss. Liess man aber die Bakterien auf den äusseren, älteren nnd festen Blättchen, so gelang der Versuch sogar bei reichlichem Wasser- begiessen nicht immer. Diese Beobachtungen haben aber keinen besonderen Werth; viel wichtiger ist die Thatsache, welche ich beim Untersuchen der gesunden Zwiebel neben der zersetzten beobachtete. Auf dem Längsdurchschnitt der schon erkrankten, mehr oder weniger er- weichten Zwiebel, welche aber weder einen unangenehmen Geruch hat, noch in einen gelben Brei verwandelt ist, kann man leicht weisse gallertartige Erhöhungen von der Grösse eines Stecknadel- kopfes bemerken. Diese Protuberanzen liegen immer im Zwischen- raume der centralen, jungen Schüppchen der Zwiebel. Manchmal finden sie sich in einer solchen grossen Menge und so nahe eine an der anderen, dass sie zusammenfliessen, und weisse Körperchen von der Grösse einer Erbse bilden. Das Mikroskop zeigt, dass diese Körperchen nichts anderes als Gährungspilze sind, und beobachtet man den Anfang der Krank- heit, so sind die Pilze von anderen Mikroorganismen frei, als hätten wir eine Reinkultur von Saccharomyces. Die Pilzzellen sind rund oder oval. Die Grösse schwankt stark, zwischen 3—15 «in der Länge und 3—4 u in der Breite, die Zelle hat eine grosse Vacuole oder viele kleinere, und ausserdem ein oder zwei feste, sehr kleine Körperchen, welche wie dunkle Punkte aussehen (Fig. 1). Ob die letzteren eine einfache Verdichtung des Protoplasmas, welches keinen Werth für die fernere Entwicklung des Organismus hat, darstellen, Parasitologische Skizzen. 645 oder ob wir in diesem Fall physiologische Kerne vor uns haben, lasse ich unentschieden. Die Zellen des Saccharomyces vermehren sich bei reichlichem Begiessen schnell durch Knospung (Fig. 2). Dabei erscheinen am Ende der Zelle ein oder zwei Tochterzellen (Fig. 1); manchmal fällt die Knospe nicht von der Mutterzelle ab, wächst aber weiter, erreicht ihre normale Grösse und bildet dann den Anfang einer neuen Knospe. Oft kann man ziemlich grosse Gruppen von Gährungspilzen finden, welche sich strahlenförmig von einem Cen- trum aus ausdehnen (Fig. 2). Wenn man eine erkrankte Zwiebel mit der Erde in feuchte Luft oder unter eine Glasglocke hinstellt, so fangen die Pilze schon . am zweiten Tag an sich auszudehnen; die Zeilen nehmen die Form verlängerter Cylinder an und an jeder Stelle ihrer Oberfläche zeigen sich runde oder ovale Knospen (Fig. 3). Oft ist eine solche Zelle von allen Seiten von einer jungen Generation bedeckt, welche ihrerseits kleine kugelförmige Knospen entwickeln (Fig. 4). Seltener gelang es mir, Ketten von Cylinderzellen zu finden, deren Enden mit runden Zellen vereinigt waren (Fig. 5). Solche Präparate konnte ich nur am dritten Tag nach dem Inficiren (in den Versuchen) beobachten; leider aber entwickelte sich zu dieser Zeit neben den Saccharomyceten eine so grosse Menge verschie- dener Bakterienformen, dass die Gährungspilze den Kampf ums Dasein auszuhalten nicht im Stande waren, und völlig umkamen. Das ist in Kürze alles, was ich bei Beobachtung dieser son- derbaren Krankheit an der Zwiebel bemerken konnte. In der Litteratur gelang es mir nicht, eine Beschreibung solcher Gährungs- pilze, welche in den Pflanzentheilen selbst Gährung hervorrufen, zu finden. Prof. Sorauer, an welchen ich mich brieflich wandte, antwortete mir, „die Krankheit durch Saccharomyces ist mir un- bekannt.“ Alles dieses erlaubt es, den beschriebenen Pilz als eine neue Parasitenform anzusehen, obwohl ich sie niemals in den Ge- webszellen fand; sie entwickelt sich vielmehr immer im Zwischen- raume der Zwiebelschüppchen. Der ganze Verlauf der Krankheit kann folgendermassen er- klärt werden: das Regenwasser sammelt sich im Ueberflusse zwi- schen den Schuppen der Zwiebel, zieht aus den Zellen den Zucker, welcher sich in Allium Cepa, wie bekannt, fast bis 6°/, findet, aus’); Saccharomyceten, welche aus der Luft in solche Reservoire ge- langen, fangen hier an, sich zu entwickeln und rufen Gährung her- vor. Aber am Ende des zweiten Tages gesellen sich gewöhnlich zu den Gährungsformen auch Bakterien, welche allmählich die Oberhand nehmen und endlich Fäulniss und Zersetzung in den schon abgeschwächten Pflanzengewebszellen hervorrufen. 1) Nach König besitzt Allium Cepa lutea 5,78 und Allium Cepa rosea 2,56 Zuckergehalt. (Landwirthsch. Jahrbücher. 1874. S. 321 und 723; 1875. S. 613.) Chemische Zusammensetzung der menschlichen Nahrungs- und Genussmittel. 1882. 2. Auflage. S. 138. 41* 644 | Sorokin, Trägt man von einer Zwiebel auf die andere die in Fäulniss übergegangene Masse, so kann man immer Gährungspilze erhalten, weil, wie es selbstverständlich ist, die Lebensbedingungen für die Saccharomyceten dabei gar nicht passend sind und umgekehrt kann man nicht lange eine Reinkultur von Hefen behalten, ohne dass sie von Spaltpilzen verdrängt würden. Endlich kann ich noch hinzufügen, dass man auf dem Längs- durchschnitte einer Zwiebel, welche Gährungspilze enthält (im Anfange der Krankheit), die betroffenen Stellen durch die blass- rosa Farbe, welche schnell in die braune übergeht, erkennen kann. In der 3. Folge des „Atlas der Pflanzenkrankheiten“ von Prof. Sorauer wird die Abbildung einer solchen kranken Zwiebel dargestellt werden. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Saccharomyces Allii, aus dem Zwischenraume der Schuppen einer er- krankten Zwiebel genommen. Vergr. 800 Fig. 2. Eine Kolonie von Gährungspilzen während des energischen Wachsthums. Vergr..000].. Fig. 3. Gährungspilze, welche sich in feuchter Luft ausgezogen haben. Vergr. 600 Fig. 4. Ausgezogene Pilzzelle, von runden Knospen bedeckt. Vergr. 800/, Fig. 5. Ketten von langen Zellen des Saccharomyces Allii. Vergr. 800],. 2. Sorosporella Agrotidis gen. et spec. n. (Fig. 6—18). Zu den Unglücksfällen, welche den Ackerbau am meisten be- drohen, muss man unstreitig die Vernichtung des Getreides durch verschiedene Raupen zählen, welche unter dem Volke mit dem Namen „Würmer“ bezeichnet werden. Vor kurzem war man bei uns in Russland vielseitig beschäftigt, Mittel zu finden, die Raupen des Brodkäfers (Anisoplia austriaca) zu vernichten, der schonungslos in den südlichen Gouvernements die Felder verwüstet. Jetzt hat aber der Getreidewurm eine ebenso traurige Berühmtheit erlangt, der unsere Felder in Nord- Östen verheert und nichts Anderes als die Raupe des Schmetter- lings Agrotis segetum ist. Gegen Anisoplia austriaca hat man viele, mehr oder minder geeignete Mittel vorgeschlagen. Unter anderen ist hervorzuheben, dass Prof. Metschnikoff unter den Raupen des Insektes eine durch die Entwicklung eines besonderen Pilzes entstandene Epi- demie entdeckte!). Dieses brachte ihn auf den Gedanken, ganze Felder, auf denen die Raupen sich zeigten, künstlich mit den Parasiten zu inficiren und dadurch die Vernichtung dieses zahlreichen Feindes zu erzielen. Der verstorbene Prof. Cienkowsky hatte ebenfalls zu die- sem Zwecke eine ganze Reihe von Versuchen angestellt und kam zu dem Schlusse, dass es möglich sei, einen grossen Vorrath von 1) Metharizium Anisopliae mihi. (Isaria destructor Metschn., Entomophthora Ani- sopliae Metschn.) in: N. Sorokin, Die pflanzlichen Parasiten der Menschen und Thiere. 1883. Bd. II. S. 168. Parasitologische Skizzen. 645 Pilzinfectionen zu bekommen, welche man an solchen Stellen, wo die Raupen sich zeigen, ausstreuen kann. Es ist selbstverständlich, dass, um eine solche wichtige Frage in praktischer Hinsicht zu lösen, es vor Allem für jeden Land- wirth von grossem Interesse sein musste, die ungefähre Menge und folglich den Werth des für eine Dessätine nöthigen „Pilzpulvers“ zu bestimmen !). " Um diese Zahl zu finden, wandte Cienkowsky folgendes Mittel an: aus der Länge und Breite einer einzigen Pilzspore kann man leicht die Zahl finden, welche ein [Jmm enthält, und folglich wie viel Sporen auf einer Dessätine liegen können; auf diese Art ist es auch leicht, die Zahl, den Kubik-Fuss oder -Arschin, welche diese Organe einnehmen werden, zu berechnen. Nach Prof. De-la-Rue’s Berechnungen muss man, um eine Dessätine mit einer Schicht von 0,008 mm Dicke (die doppelte Breite der Sporen) von reinem Pilzpulver zu bedecken, un- gefähr !/,—!/, Kubik-Arschine haben. Ferner musste man bestimmen, wie viel auf eine Dessätine Muscardineerde (nicht reines Pilzpulver) kommt. In guten Pflegeapparaten kann man so viele Sporen erhalten, dass dieselben alle Zwischenräume der Erdpartikelchen ausfüllen ; folglich wird die Summe des Umfanges der Erdzwischenräume dem Umfange, welchen die Sporen im Pflegeapparate einnehmen, gleich sein. Nach Prof. Saikewitsch’s Berechnungen kann man durch- Schnittlich annehmen, dass der leere Raum die Hälfte des Um- fanges einer kubischen Einheit des Erdreichs einnimmt. Darum sind im Musterpflegeapparate alle Sporen gleich der Hälfte des Erdumfanges, und folglich wird man von solcher Erde zwei Mal mehr als von absolut reinem Pilzpulver bedürfen, nämlich — ?/, Kubik-Arschinen auf eine Dessätine?). Das sind die Schlussfolgerungen, zu welchen uns die scharf- sinnigen Untersuchungen von Metschnikoff und Cienkowsky führen, und Jedermann wird einsehen, dass es sich nicht um blosse Ideen, sondern um praktisch ausführbare Dinge handelt. Dasselbe kann man auch mit Raupen thun, welche von anderen pflanzlichen Parasiten befallen werden, z. B. mit Tarichium. Die Möglichkeit eines solchen Vernichtungskampfes hängt nur da- von ab, ob der Pilz, der eine Epidemie unter diesen schädlichen Insekten hervorruft, gefunden ist oder nicht. 1) Cienkowsky richtete zur Gewinnung des Pilzpulvers in grösserer Menge besondere Pflegeapparate ein. Er legte die durch den Pilz infieirten Raupen in Kasten von einiger Grösse, welche mit Erde gefüllt waren, und fügte, je nachdem die Raupen umkamen, neue Partieen Würmer hinzu. Ferner vermischte er die Erde mit den vernichteten und ausgetrockneten Leichen, und auf diese Weise enthielt jede Portion Erde aus dem Pflegeapparate ausser den Erdpartikelchen noch eine grosse Menge Sporen der grünen Muscardine (Muscardineerde, Pilzpulver). Ein solches Pilzpulver streute man auf dem Felde aus und infieirte damit die gesunden Raupen. 2) Dessätine ist eine Oberfläche, welche in die Länge 80 Sagen und 30 Sagen Breite hat; d. h. — 2400 Quad.-Sagen. Eine Sagen = 3 Arschin und 1 Arschin == 2,266 Fuss, 646 Sorokin, In unserem kasanischen Gouvernement ist schon lange die Rede von dem schädlichen Getreidewurme. Bei der hiesigen Natur- forsch. Gesellschaft giebt es ein besonderes entomologisches Co- mite, wohin man aus verschiedenen Orten den Getreidewurm und auch andere feindliche Insekten sendet, und zugleich um Mittel gegen dieselben bittet. Als ich die schmeichelhafte Einladung erhielt, an diesem Co- mite Theil zu nehmen, war meine erste Sorge, die Leute, welche z. B. den Getreidewurm einsandten, zu ersuchen, auf die todten Exemplare Rücksicht zu nehmen. Ich hatte dabei die mumificirten Raupen im Auge, in welchen sich die Sporen des Tarichium be- finden; konnte ich solche Würmer bekommen, so wollte ich auch mit diesem Pilze Versuche bezüglich der künstlichen Infection vornehmen. Doch waren bisher alle meine Nachtorn umsonst. Endlich lieferte mir der Secretär des Comites, Herr M. Russkich, etliche lebendige, aber dunkelfarbige Würmer. Als ich sie in eine besondere Schachtel legte, starben sie schon nach wenigen Tagen. Die Untersuchung der Leichen zeigte, dass die Haut der Würmer geschrumpft, der Körper zusammengezogen und gekrümmt war (Fig. 6). Die Farbe des ganzen Körpers erinnerte nicht an die schwarzen Mumien, die F. Cohn!) als Folge des Todes der Raupen durch Tarichium beschreibt, sondern erschien bräunlich mit einer starken rosarothen Nüance. Als die Leichen genügend ausgetrocknet waren, nahm ich die innere Untersuchung vor. Sie waren sehr brüchig. Zerbrach man einen Wurm, so sah man, dass seine Haut dünn und durchsichtig wie Maispapier war; aus dem Letzteren liess sich, wie aus einem Sacke, ein dunkelrothes Pulver herausschütteln (Fig. 7). Es bestand aus mehr oder weniger gleich grossen, gefärbten Körnchen von runder Form (Fig. 8). Bei nicht starker Vergrösserung bestand das Pulver aus einer Menge runder Sporen, welche dem Aussehen nach (nicht aber der Farbe nach) an Sorosporium, Tuburcinia und u. m. A. sehr erinnerte. Jede Spore ist durchsichtig, zusammengenommen aber haben sie eine leicht erkennbare Rosafarbe (Fig. 9). Eine 600malige Vergrösserung erlaubt schon sehr gut zu be- merken, dass die Sporen eine glatte Membran und farblosen Inhalt haben (Fig. 10). Die Grösse der Sporen ist 4—7 u Bisweilen gelang es mir, solche Haufen von Sporen zu finden, auf deren Peripherie man Reste von Fasern bemerken konnte (Fig. 12). Wahrscheinlich sind es Reste von Mycelfäden. Zerdrückte man einen Sporenhaufen, so konnte man sich über- zeugen, dass die Zellen zu 2, 3 (Fig. 13), 4 und mehr (Fig. 14) unter einander sehr fest verbunden waren. An der Berührungs- stelle bilden die Membranen manchmal eine gerade Linie (Fig. 14, 18). Endlich sind oft auf der Oberfläche einiger Sporen besondere Erhöhungen bemerkbar (Fig. 15, 16), deren Bedeutung mir ganz 1) Ferd. Cohn, Biologie der Pflanzen. Bd. I. Tafel V. Fig. 17—19. Parasitologische Skizzen, 647 unerklärt geblieben ist; vielleicht sind es die Befestigungsstellen der Mycelfäden. 2 Bei sehr starken Vergrösserungen (Immers. 1375/,) erscheint der Zelleninhalt nicht homogen, sondern mit Oeltropfen und Va- euolen erfüllt (Fig. 17, 18). Dies ist der Parasit, den ich nun endlich gefunden habe. Leider aber erlaubte mir der Mangel an Material (etliche Würmer) nicht, die Infectionsversuche anzustellen und die Entwicklung desselben zu studiren. Durch diese Mittheilung möchte ich daher die Aufmerksamkeit der Gelehrten, wie auch der Landwirthe auf die Möglichkeit eines Kampfes gegen den Feind richten, der durch seine Zahl und Ge- frässigkeit stark und gefährlich ist. Es findet sich also endlich die Waffe gegen denselben in unseren Händen. Ich erlaube mir, diesen Parasit Sorosporella zu nennen, weil die Sporenhaufen sehr an Sorosporium erinnern, obwohl er vielleicht mit Ustilagineen nichts gemein hat. Erklärung der Abbildungen. Fig. 6. Eine Raupe der Agrotidis segetum, welche durch Sorosporella umkam. (Sehr schwach vergrössert.) Fig. 7. Abgebrochene Hälfte des Körpers einer Raupe, aus deren Innern ein Sporenpulver sich ausschüttet. (Sehr schwach vergrössert.) Fig. 8. Sporenpulver in natürlicher Grösse. Fig. 9. Sporenpulver bei Vergrösserung 8°0]|,. Fig. 10. Dasselbe bei Vergrösserung 600|,. Fig. 11—12. Sporenhaufen mit Resten der Mycelfäden. (Vergr. 800/, .) Fig. 13—14. Einzelne Sporen und Sporenhaufen. (Vergr. 800/,.) Fig. 15—16. Sporen, auf deren Oberfläche Erhöhungen bemerkbar sind. (Vergr. er Fig. 17—18. Theile des Sporenhaufens bei Vergrösserung '!875/,. (Wasser- Immersior..) 3. Polydesmus petalicolor sp. n. (Fig. 19—34). Auf den Astern unseres botanischen Gartens (Cocarden-Astern, Kronen-Astern, Victoria- und Chrysanthemum-Astern) erschien im August dieses Jahres eine höchst sonderbare Krankheit. Auf den grossen Blumen, deren Krone gerade dem Zenith zugerichtet war, zeigte sich ein schwarzer, ziemlich breiter Streifen, da, wo die Röhrenblumen enden und die Zungenblumen anfangen. Allmählich breitet sich dieser Streif nach beiden Seiten aus, bis alle Theile der Blumenkrone schwarz werden und verwelken. Das Auftreten dieses kreisförmigen Streifens ist sehr charak- teristisch und erklärt sich, wie es mir scheint und wovon noch später die Rede sein wird, ziemlich einfach. Nehmen wir eine Röhren- oder Zungenblume oder irgend einen anderen Theil der erkrankten Blumenkrone, so können wir nach vorläufigem Aufweichen in Wasser unter dem Mikroskope folgendes wahrnehmen: Auf der Oberfläche der Röhrenblume, dort, wo das Regen- wasser am längsten zurückgehalten war, befindet sich ein farbloses, verzweigtes Mycelium. Seine Fasern bestehen aus Zellen von der - a | 648 Sorokin, verschiedensten Grösse und Umrissen, welche mit einem grob- körnigen Protoplasma, das reichliche Oeltropfen enthält, gefüllt ist. Das Mycelium dringt niemals in das Gewebe der Wirthspflanze ein, sondern liegt epiphytisch auf der Oberfläche (Fig. 19, 20). Oft bilden die Fasern eine ziemlich dicke Schicht, welche aus ver- wickelten Fäden besteht, aber auch in solchen Fällen bleibt das Mycelium ganz farblos. Aus dem farblosen Mycelium erheben sich gefärbte braune Hyphen, meistentheils unverzweigt, obwohl man in seltenen Fällen auch solche finden kann, welche seitliche Zweige, dann übrigens nur sehr wenige, entwickeln (Fig. 21). Letztere scheinen unfruchtbar zu sein, denn auf ihren Spitzen habe ich niemals sitzende Sporen angetroffen. Die Hyphen entspriessen fast immer bündelförmig aus irgend einem Puukt des Myceliums (Fig. 19); sie sind durch Scheide- wände in Abtheilungen verschiedener Länge getheilt, deren obere, wo die Spore erscheint, immer farblos und zuweilen kugelförmig bleibt (Fig. 19, 20, 22 x, x). Aber die Kugelform der letzten Abtheilung ist keine Nothwenigkeit, weil die Sporen unmittelbar auf den Hyphen sitzen können (Fig. 23—26). Die jungen Sporen bleiben farblos, bis sie sich durch horizon- tale und verticale Scheidewände zu theilen anfangen (Fig. 27). Bald werden sie länglich, dann erscheint eine Scheidewand, welche sie in zwei Etagen theilt (Fig. 24); später erscheint schnell eine nach der anderen, und ohne sichtbare Ordnung die übrigen Scheidewände, welche die jungen Sporen in zellige Körper- chen mit einer scharfen, langen Spitze verwandeln (Fig. 22—29). Da, wo die Scheidewand ist, bemerkt man auf der Oberfläche eine Vertiefung, so dass die Spore ebenso viele Einschnitte (Einsen- kungen) hat, wie sie Etagen zählt. Ist die Spitze allzusehr aus- gezogen, so kann sie ebenfalls durch horizontale Wände getheilt werden (Fig. 29); gewöhnlich aber ist dies nicht der Fall (Fig. 28). Schliesslich erscheinen auf dem breiteren Theile der Spore zahl- reiche Protuberanzen, welche die Oberfläche rauh machen (Fig. 26, 28, 29). An Difformitäten ist kein Mangel, so kann man z. B. Sporen beobachten, die doppelt so gross als die gewöhnlichen sind und ohne scharfe Spitze, oder umgekehrt, sehr kurze, welche nur aus zwei Zellen mit Erhöhungen bestehen (Fig. 30, 31). Die erwähnten Ver- mehrungsorgane sind bis 25 u lang und von 7—8 u breit. Bei dem Keimen im Wassertropfen bildet jede Abtheilung der Spore einen Keimschlauch (Fig. 32). Man muss bemerken, dass Polydesmus petalicolor auch in einer anderen, Selteneren Form erscheinen kann, indem die Sporen sich in Ketten zu 2, 3, oder sogar 5 zusammenlegen können, wobei die oberste auch die jüngste ist (Fig. 33, 34). Solche Ketten sind auf- fallend der Alternaria ähnlich, aber sie sind schwer zu finden, weil sie sehr leicht zerfallen. Andere Vermehrungsorgane habe ich bei dem Polydesmus petalicolor nicht finden können, obwohl ich überzeugt bin, dass er eine Conidienform irgend eines Pyrenomycetern bildet. Der Um- sw Centralbl f Bact.u.Parasitenk.Ba.lM/ VA ot, Sorosporella Agrotidis. Sorok. .o- aan > N Polydesmus pelalicolor 50rok. = “ A.Giltsch, Jens. N.Sorokin ad nat.del. Verl.v.Gustav Fischer ı. Jena. .g Parasitologische Skizzen. 649 stand, dass die Krankheit nur diejenigen Blumen trifft, welche sich völlig gerade halten, und sich niemals auf denen findet, welche etwas geneigt sind, kann, wie es mir scheint, dadurch erklärt werden, dass das Regenwasser in den Röhrenblumen stark zurück- gehalten wird; die am Rande befindlichen, dicht neben einander sitzenden Zungenblumen erlauben dem Wasser nicht abzufliessen, und darum erfüllt es den centralen Theil der Aster wie einen schwammigen Körper. Letzteres begünstigt selbstverständlich das Keimen der Polydesmussporen. Was die Frage betrifft, warum im Anfange der Krankheit das Centrum der Aster nicht erkrankt, so erkläre ich dies dadurch, dass das Centrum bei den von mir beobachteten Formen etwas convex war, während der Porus je näher den Zungenblumen eine Höhle bildete, in der die Feuchtigkeit hauptsächlich zurückgehalten wurde. In der Litteratur habe ich keine meinen Polydesmus betreffende Beschreibung gefunden. Am nächsten steht ihm Polydes- mus exitiosus (Rapsverderber), der auch zwei verschiedene Varietäten — luxuriosum und alternarioides bildet). Letztere Varietät hat ebenfalls Aehnlichkeit mit meinem Polydes- mus petalicolor. Dessen ungeachtet existirt zwischen den erwähnten Pilzen noch ein wesentlicher Unterschied: 1. Polydesmus exitiosus ist ein echter Parasit, der in die Ge- webe der Nährpflanze eindringt, während Polydesmus petalicolor ein Epiphyt ist. 2. P. exitiosus hat glatte Sporen, P. petalicolor ist mit Pro- tuberanzen bedeckt. 3. Bei P. exitiosus sitzen die Sporen einzeln auf den Hyphen, während bei meiner Art je 2 und 3 sich gruppiren, und endlich 4. die Sporen des P. petalicolor sitzen niemals auf so kur- zen Hyphen, wie bei dem Rapsverderber; nur in seltenen Fällen kann man beim letzteren todte Hyphen finden. Erklärung der Abbildungen. Fig. 19. 20. Das Mycelium des Polydesmus petalicolor mit aufrechtstehenden Hyphen. x x Anheftungsstellen der Sporen. Vergr. 600/,. Fig. 21. Verästelte Hyphen. Vergr. 600/, Fig. 22, Junge Spore, welche auf einer runden Zelle sitzt. Vergr. 800/,. Fig. 23—24. Junge Sporen, zu zwei und drei auf Hyphen gruppirt. Vergr. Fig. 25. Spore, unmittelbar auf den Hyphen sitzend; eine runde Zelle (wie in Fig. 22) ist nicht zu bemerken. Vergr. 600/, Fig. 26. Drei reife Sporen auf den Hyphen. Vergr. 600/,. Fig. 27. Sehr junge Spore. Vergr. 800/,. Fig. 28. Reife abgefallene Spore. Vergr. 600/,. Fig. 29. Reife Spore mit sehr langer Spitze. Vergr. 890/,. Fig. 30—31. Monströse Sporen. Vergr. 600/,. Fig. 32. Keimende Spore. Vergr. 800), Fig. 33. Sporen in Form einer Kette vereinigt (Alternaria-Form). Vergr. 800],. Fig. 34. Zwei vereinigte Sporen aus einer solchen Kette. Vergr. 800],. Kasan, im September 1888. 1) Kühne, Krankheiten der Kulturgewächse. Taf. VL S. 165. 650 | Gährung. Amthor, Carl, Ueber den Saccharomyces apiculatus. (Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. XII. 1888. Heft 6.) | Die Beobachtung Hansen’s, dass es verschiedene Arten von Saccharomyceten giebt, welche biologisch und physiologisch wohl charakterisirt sind, veranlasste den oben genannten Verf. dazu, auch chemische Untersuchungen der von verschiedenen Saccharomyceten vergohrenen Flüssigkeiten anzustellen; das Resultat war, dass die Arten sich auch in dieser Richtung verschieden verhalten. Vor- liegende Arbeit hatte den Zweck, zu untersuchen, ob auch von Sacch. apiculatus eine Anzahl von Rassen existirt. Es wurden die Wirkungen zweier aus Mosten verschiedener Gegenden stammenden Formen dieses Pilzes auf Nährflüssigkeit derselben Zusammen- setzung studirt. Die Reinkulturen, nach Hansen’s Methode dar- gestellt, wurden unter denselben Bedingungen in sterilisirten Trauben- most eingeführt und zur Gährung hingestellt. - Nach ca. 2monat- licher Gährung wurde der Inhalt der zwei Kolben ältrirt und chemisch untersucht. Die Zusammensetzung der vergohrenen Flüssigkeiten war folgende: Sacch. apic. Sacch. apic. In 100 em bei 15° C: Rheinhessen: Heilbronn: Alkohol "VO1"9] EN 02, 4,20 4,56 3 wIRT AMENDTHE 3,65 Glycerin (asche- und zuckerfrei). . 0,3112 0,3533 Extract (Bchultze) . ....: ...27.71609 13,80 ri. , Direet. bestimmt. es 44, — 13,4340 AnvBrtzucker ea EN TEA 28 11,20 Saure... Su. u Ne nn), 20270 SH Fe Fixe Säure. . 1 0,8925 0,8756 Flüchtige Säure (is Essigs ber. «0,1305 0,1065 Asche BuE: 0,1984 0,1902 Phosphersiire”. RER ea vo een. > VERTSETEEIENS 0,0277 Stickstoff . . A 0,0379 Farbintensität (nach Stammer) 1255 1,89 Specif. Gew. bei 150 C nach dem Eintgeisten, ; ....niiig.t 4 ale sgreprli0017T - 1,05188 Verf. zieht aus diesen zwei Untersuchungen den Schluss, dass von Saccharomyces apiculatus wirklich verschiedene Rassen existieren. Auffallend ist der hohe Gehalt an fixer und flüchtiger Säure. Verf. bespricht ferner das Verhalten dieses Pilzes gegenüber der Maltose. Nach Ueberführung der in Bierwürze (worin der Pilz nur 0,93 Vol. °/, Alkohol gab) befindlichen Maltose in Dextrose wurde bei derselben Temperatur und !/, der Zeitdauer c. 3mal mehr Alkohol gebildet als in gewöhnlicher Bierwürze. Aus diesen Versuchen schliesst Verf., dass die Maltose direkt durch Sacch. apiculatus nicht vergohren wird !), und ferner, dass die in der ur- sprünglichen Würze gebildete geringe Menge Alkohol aus Dextrose entstanden sein muss. Verf. spricht demnach dieselbe Anschauung aus, wie Hansen in seiner oben citirten Abhandlung, dass in der angegebenen 1) Ein ähnliches Resultat erhielt auch Hansen; siehe das Ref. in dieser Zeitschrift Bd. IV. p. 391. Eiterige Entzündung. — Flecktyphus. 651 Eigenschaft des Sacch. apiculatus sich auch ein Mittel bietet, kleine Mengen von Dextrose neben viel Maltose (z. B. in Bierwürzen) quantitativ durch die erzeugte Alkoholmenge zu bestimmen. Alfred Jörgensen (Kopenhagen). Leber, Ueber die Entstehung der Entzündung und die Wirkung der entzündungserregenden Schäd- lichkeiten. (Fortschritte der Medizin. 1838. No. 12.) Leber stellt sich auf die Seite derjenigen Forscher, welche auch eitrige Entzündung durch rein chemische Substanzen ent- stehen lassen. So übt bei der durch Aspergillus erzeugten Horn- hautentzündung der Pilzherd eine gewisse Fernwirkung aus, welche nur durch die Annahme zu erklären ist, dass gelöste Stoffwechsel- produkte in die Umgebung diffundiren und auf die benachbarten gefässhaltigen Theile entzündungserregend wirken. Ferner fand auch Leber, dass Injection einer sterilisirten Aufschwemmung des Staphy- lococcus aureus in die vordere Augenkammer intensiv eitrige Ent- zündung erzeugt, welcher die Fähigkeit zu weiterer Verbreitung fehlt. Völlig neu ist die Gewinnung einer krystallisirbaren Substanz aus diesen Kokken, welche höchst intensive, bis zur Nekrose führende eitrige Entzündung hervorruft. Diese Substanz, durch Anwendung von Wasser, Alkohol und Aether gewonnen und von Leber als Phlogosin bezeichnet, ist nicht identisch mit dem von Brieger gewonnenen Stoff und ist stickstofffrei. Von dem weiteren rein pathologischen Inhalt des Aufsatzes ist hier noch hervorzuheben, dass Leber eine Gewebsauflösung (Einschmelzung) auch durch kokkenfreien Eiter constatirte, eine fermentative Wirkung der Eiter- körperchen, welche sich ferner auch darin zeigte, dass mikrobien- freier Hypopioneiter vom Menschen die Eigenschaft hat, die Gelatine local zu verflüssigen. A. Gottstein (Berlin). Obtulowiez, F., Einige Bemerkungen über die Fleck- typhusepidemieen und die Verschleppungswege dieser Krankheit in Ostgalizien (Przeglad lekarski. 1888. Nr. 35—36). [Polnisch.] Der Autor, ein vielbeschäftigter Bezirksarzt in einem der süd- östlichsten Bezirke Galiziens, veröffentlicht hiermit seine auf 10jährige Beobachtung basirten Wahrnehmungen über die Epidemieen des Fleck- typhus. Nach den statistischen Erhebungen starben im Zeitraume zwischen 1879—85 1,489,884 Personen überhaupt — von dieser Zahl entfallen auf Infectionskrankheiten 404,853 — an Typhoidkrankheiten 58,505 und von den letzteren die Hälfte an Fiecktyphus. Die ost- galizischen Flecktyphusepidemieen werden entweder aus Oberungarn oder aus der Bukowina eingeschleppt, einen ständigen Infectionsherd bildet die zusammengepferchte dichte Bevölkerung der bei Petroleum- gewinnung beschäftigten Arbeiterkolonie Borystaw. In dem beispiel- losen Schmutz, in der Unsitte, Todtenschmäuse zu feiern — sich in Erkrankungsfällen in die eigne Heimath zu begeben — im Abschieben der Sträflinge aus durchseuchten Provinzialgefangenanstalten — wie 652 Flecktyphus. — Madurafuss, auch in dem directen Verkehr mit den Erkrankten sieht Autor die Verschleppungswege der Krankheit, was er auch mit einigen recht eclatanten Beispielen bekräftigt. So z. B. berichtet O. über einen Fall, wo ein an Flecktyphus erkrankter Gutsbesitzer durch einen Ver- wandten besucht, welcher Besuch für die andere Ortschaft, aus der jener stammte, verhängnissvoll wurde, da nach dessen Erkrankung !/. Theil der Bevölkerung am Flecktyphus erkrankte; zwei ebenfalls angesteckte Dienstboten des Ersterkrankten, die, schon krank, ihre Heimath besuchten, erzeugten dort kleine Epidemieenherde, denen im einen Fall 46, im zweiten 21 Personen zum Opfer fielen. In einem 2. Falle wurde die kleine Gefängnissepidemie in Monasterzyska durch einen einzigen Sträfling erzeugt, und da wegen Ueberfüllung des Spitals ein- zelne Sträflinge nach ihrer Heimath abgeschoben wurden (!), entstand die Epidemie nicht nur im Städtchen selbst, sondern auch in den be- nachbarten Ortschaften. Die Mortalität war in den vom Autor be- schriebenen Fällen noch durchschnittlich gering (bis 15°/,). Das grösste Procent entfällt auf Personen zwischen 50—60 Jahren, die häufigsten Erkrankungsfälle fielen auf das 15.—40. Lebensjahr. Unterschiede der Häufigkeit bei den verschiedenen Geschlechtern konnte er nicht wahrnehmen. Bei wiederholten Erkrankungen konnte er einen milderen Verlauf constatiren. Die einzige Möglichkeit, um den fort- während auftretenden Epidemieen mit Erfolg entgegenzutreten, da jede Desinfection problematisch wäre, sieht Autor mit Recht in strenger Handhabung der Vorschriften, ähnlich wie diese gegen die herrschen- den Viehseuchen mit Erfolg durchgeführt werden, in Isolirung der Erkrankten und in Absperrung des Verkehrs zwischen intacten und durchseuchten Ortschaften. D. Karlinski (München). Bassini E., Un caso di micetoma al piede o piede di madura. [Ein Fall von Mycetom am Fuss oder Madurafuss.] (Archivio per le scienze mediche. Vol. XII. Nr. 15. pag. 309 ff.) Eine Schimmelpilzform, die sich als Parasit im Innern der Gewebe des menschlichen Organismus zu entwickeln vermag, wurde zuerst im Jahre 1874 von Carter beobachtet. Dieser Forscher hatte Gelegenheit, sie in Indien zu studiren und gab der durch die Entwicklung dieses Pilzes hervorgerufenen Krankheit den Namen Madurafuss. Der von Bassini beschriebene Fall dieser Krankheit würde nun der erste in Europa beobachtete sein. — Besonders interessant ist die klinische Geschichte der Entwicklung und des Ablaufens dieser Krank- heit. Ein Bauer aus der Umgegend von Padua stach sich in einen Fuss mit einer Mistgabel, als er gerade dabei war, einen ÖOchsenstall zu reinigen. Die Wunde heilte zu, aber nach einiger Zeit stellte sich auf dieser Stelle eine schmerzhafte Geschwulst ein, die allmählich an Grösse zunahm, bis sie nach 7—8 Monaten das Gehen unmöglich machte. Pat. wurde nach der chirurgischen Klinik in Padua gebracht, und hier trug Bassini von der Fusssohle dieses Individuums eine pomeranzengrosse knotige Geschwulst ab; dieselbe hatte einige kleine RER PERHRENER CHR PR dh Fu j Madurafuss. 653 Fistelöffnungen, aus welchen wässeriger Eiter floss, der kleine, schwarze, undurchsichtige Körnchen enthielt. — Es folgte wiederholte Neubildung mit denselben Merkmalen, nur nahm die’ Geschwulst eine grössere Aus- dehnung an und vertiefte sich, so dass die Amputation des Fusses noth- wendig wurde. Nach dieser Operation trat kein Rückfall mehr ein, Die makroskopische Untersuchung der Geschwulst zeigt eine gegen die Hautoberfläche knotige Neubildung von teigiger Consistenz, welche sich auf alle Gewebe des Fusses, mit Einschluss der Knochen verbreitet hat, und welche aus einem Haufen schwarzbrauner, harter und zerreibbarer Körperchen von der Grösse einer Nadelspitze bis zu der einer Haselnuss besteht, die wie in ein grau - rosenfarbiges Gewebe von Bindegewebsgranulationen eingeschachtelt erscheinen. — Die die Geschwulst bedeckende Haut wird von vielen Fistel- höhlen durchsetzt, aus welchen, wenn man darauf drückt, ein mit oben beschriebenen schwarzen Körperchen vermischter Eiter austritt. Um diese Körperchen zu untersuchen, muss man sie 24—36 Stunden in einer 20—30°/,igen Kalilösung liegen lassen, damit sie aufweichen,. Sodann können sie dem Dilacerationsprocess unter- worfen und in Wasser oder Glycerin untersucht werden. Auf diese Weise präparirt, erscheinen jene schwarzen Körnchen aus einem dichten Netz von Myceten zusammengesetzt, die in einer formlosen gelb-bräunlichen Masse eingeschlossen sind und vom Centrum nach der Peripherie der Körnchen ausstrahlen, wo sie sich verzweigen und mit keulenförmigen Anschwellungen endigen. Der grösste Theil dieser Myceten, die einen verschiedenen Durchmesser haben und häufig von Anschwellungen unterbrochen sind, findet sich knotenartig mit oben beschriebener, strahlenförmiger Richtung angeordnet; andere hingegen bilden Schnüre von verschiedenem Durchmesser, unterbrochen von 100—200 u im Durchmesser messen- den Knötchen, von denen neue Verzweigungen des Pilzes ausgehen. Alle diese Eigenschaften können bei den isolirten und zer- faserten Körnchen gut beobachtet werden, doch treten sie deutlicher in den gleichfalls mit warmer oder kalter Kalilösung behandelten Schnitten der Geschwulst hervor. Das Gewebe, in welchem sich die bisher beschriebenen Elemente des Pilzes eingeschlossen finden, scheint aus gewöhnlichem jungen, an Blutgefässen reichen Binde- gewebe, sogenanntem Granulationsgewebe zu bestehen. Verf. hat in diesem Pilze nie Spuren eines sporenhaltigen Re- productionsapparats wahrnehmen können. Die Vermehrung des- selben in den thierischen Geweben wird also wohl einfach durch Keimung erfolgen, wie dies ja auch bei anderen Schimmelpilzen der Fall ist, die ebenfalls die Fähigkeit besitzen, sich als Parasiten im thierischen Organismus zu vermehren. Da es dem Verf. nicht gelungen ist, diesen Pilz in den ge- wöhnlichen Nährsubstraten zu kultiviren, so lässt er es vorläufig noch unentschieden, zu welcher Pilzspecies derselbe zu zählen sei, ob er nämlich zu den Aspergillen oder zu den Mucorineen oder zu- einer andern Familie gehöre. Doch hält Verf. es für wahrschein- 654 Gonorrhöe. — Reratitis. lich, dass der von ihm beschriebene Pilz mit der Chionyphe Carteri identisch sei, da der vorliegende klinische Fall mit dem von Carter unter dem Namen „Madurafuss“ beschriebenen überein- stimme. Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Schuurmans Stekhoven, Der Neisser’sche Gonococcus. (Deutsche medic. Wochenschrift. 1888. No. 35.) Der Autor stellt die Behauptung auf, dass auch, wenn man specifische Gonokokken annimmt, eine morphologische Diagnose der- selben zu den Unmöglichkeiten gehört. Er stützt jedoch diese Be- hauptung nicht durch Angabe von Befunden, sondern durch eine Kritik an einzelnen dem Werke von Bumm entnommenen Sätzen. Dem gegenüber darf die bekannte Thatsache betont werden, dass nicht eine einzelne morphologische Eigenschaft, wohl aber das Zu- sammentreffen einer Reihe derselben, Form, Färbungsverhalten, intracelluläre Lagerung allerdings eine Diagnose ermöglicht. Schliess- lich aber behauptet S., dass weder bewiesen, noch ausserdem wahr- scheinlich sei, ob die Gonorrhöe wirklich auf Infection mit einem specifischen Mikroorganismus beruht; auch hierfür werden nur Betrachtungen, nicht der Versuch einer thatsächlichen Widerlegung durch neues Beweismaterial beigebracht. A. Gottstein (Berlin). Gallenga, C., Contribuzione allostudiodelle cheratiti superficiale infettive. (Giorn. della R. Accademia di Med. 1887. No. 3—4.) Gallenga isolirte aus Pusteln (Phlyctaenen) der Conj. und Cornea 2 Mikrokokken, von denen der grössere sich in Kolonieen von schmutziggelber Farbe und kreisrunder Form mit regelmässigen Rändern, ohne die Gelatine zu verflüssigen, entwickelte. In ge- mischten Kulturen gewinnt er die Oberhand; er ist nicht pathogen. Der kleinere Coccus (etwas grösser als der Staph. pyogen. aureus) entwickelte sich auf den gewöhnlichen Nährmedien in Kolonieen von blassgelber Farbe, wellenförmiger Begrenzung und mit langsamer Verflüssigung der Gelatine. Längs des Impfstriches mit der Platinnadel sieht man sich kleine Kügelchen entwickeln, die bei grösserem Wachthum zusammenfliessen und allmählich das Nährmedium verflüssigen. Dieser Coccus erweist sich als pathogen: wenn er auf traumatischem Wege auf die Conj. oder Cornea eines Kaninchens übertragen wird, entwickelt sich eine reichliche Secretion und gleichzeitig bildet sich an der Infectionsstelle schon nach 24 Stunden ein mehr oder weniger diffuses Infiltrat, das am nächsten Tage das Aussehen eines kleinen Knötchens gewinnt. Aus diesem Knötchen lassen sich die zum Experiment benutzten Kokken in Reinkulturen gewinnen. Die Infiltration bleibt meistens oberflächlich und bildet sich dann unter Gefässentwicklung vom Rande her schnell zurück. Diese Form von Keratoconjunctivitis, bei der die erwähnten Kok- ken nachgewiesen werden konnten, ist häufig mit einem Ekzem des Gesichts und einer Blepharitis ciliaris complicirt. Die Wurzeln Keratitis. — Thierkrankheiten, 655 der Wimpern des erkrankten Cilienbodens sind verdickt und ge- schwollen, zwischen den Epithelzellen reichliche Leukocyten, Eiter- zellen etc. angehäuft, zwischen denen man durch Färbung eine meistens sehr grosse Menge von Mikrokokken findet, die zu kleinen Ketten von 2—4 Gliedern, selten traubenförmig angeordnet sind. Die Kulturen dieser Kokken sind dieselben wie die aus dem Pustel- inhalt gewonnenen, und Impfungen mit ihnen ergaben ebenfalls wieder Pusteln. Versuche am Menschen, wie sie zu einem abschliessenden Ur- theil über die Bedeutung des gefundenen Coccus für die phlyctänuläre Erkrankungsform des menschlichen Auges nöthig sind, fehlen !), auch dürften die biologischen Beobachtungen über den gefundenen Coccus wohl noch etwas ausführlicher mitgetheilt werden müssen. Schlaefke (Cassel). Zürn, A. u. Plaut, H., Die pflanzlichen Parasiten auf und in dem Körper unserer Haussäugethiere, sowie die durch erstere veranlassten Krankheiten, deren Behandlung und Verhütung. 2. Aufl. 2. Hälfte [Schluss]. Mit 2 Tafeln. Weimar (B. Fr. Voigt) 1889. Von dem bekannten Parasitenwerke Zürn’s, dessen 2. Auflage im Centralblatt Band II. S. 25 Besprechung gefunden, ist nunmehr die 2. Hälfte des Theiles „Die pflanzlichen Parasiten“ erschienen. In dieser über 600 Seiten starken Schlusshälfte sind alle bis jetzt bekannt gewordenen Epiphyten und Entophyten der Haussäuge- thiere und die von ersteren veranlassten Krankheiten geschildert. Der Inhalt des Buches ist eine Aufreihung so ziemlich der sämmt- lichen beachtenswertheren litterarischen Arbeiten alten und neuen Datums, welche über parasitäre Krankheiten erschienen sind, denen der Verfasser seine eigenen reichen Erfahrungen zugesellte. Die Darstellung ist demnach nicht bloss einer Richtung zugewendet, sondern der Verfasser trägt auch den schwebenden Fragen und Controversen, selbst schroffsten Gegensätzen der Anschauungen Rechnung durch rein sachliche Ausführungen. Es ist dies am Platze, soweit das Buch die Bestimmung eines Nachschlagebuchs hat, namentlich von Bakteriologen und Medicinern Benutzung erfährt, welche sich über die parasitären Thierkrankheiten und ihre Litte- ratur orientiren wollen; ob jene Form der Beschreibung die Lehren von der Aetiologie parasitärer Krankheiten ohne genügende Sich- tung der wahren Thatsachen von den wahrscheinlichen und un- wahrscheinlichen Deutungen vorzutragen, jedoch für das eigentliche Lesepublikum des Werkes, für Thierärzte und Landwirthe, vortheil- haft ist, kann sehr fraglich erscheinen. . Wenn z. B. zwischen ganz richtige Schilderung der Milzbrand- bacillen und des Milzbrandes Absätze eingeschoben sind, wie folgende, so muss das solche Leser ganz confus machen: „Im 1) C£. Centralblatt für Bakteriologie. Bd. I. p. 392. (Burckhardt). 656 T'hierkrankheiten. Blute verschiedener, an Milzbrand erkrankter oder dieser Seuche erlegener Thiere finden wir nicht immer dieselben Baeillen, nicht immer denjenigen Bacillus, den man als specifisch für Milzbrand erachtet. Hieraus ist zu schliessen, dass nicht der „specifische‘“ Bacillus anthracis nothwendig oder uner- lässlich zur Erzeugung von Milzbrand ist“ u. s. w. Oder: „Be- trachtet man Milzbrandblut von verschiedenen Thieren, und zwar von Thieren aus verschiedenen Gegenden, so wird man recht ver- schiedene Bacillenformen kennen lernen, und man wird sich bald überzeugen, dass die Natur in einem einzigen und Spe- cifischen Bacillus allein!) die Macht gegeben hat, den Milzbrand zu erzeugen.“ Es ist nicht zu leugnen, dass Zürn in seinen Anschauungen über die Aenderung, resp. Anpassung Sapro- phytische Spaltpilze zu pathogenen, in seiner Auffassung von „Bacillaemieen“ einen weiten Blick und zum Theil das Richtige ge- troffen hat, allein in dem Bestreben, den heterogensten Anschau- ungen der verschiedenen Forscher gerecht zu werden, sind solche Angelegenheiten, wenn man sagen darf, zu kritiklos vorgebracht, und machen sicher einen, der nicht den ganzen Gang der Forschung und die Originalarbeiten kennt, verwirrt. Hätte Zürn z. B. er- läutert, dass es mehrere Infectionskrankheiten giebt, bei denen milzbrandähnliche, aber durchaus nicht ihnen gleichwerthige oder sich umwandelnde Organismen eine Rolle spielen, die Unterschiede der Milzbrandbacillen nach den durch mikroskopische Untersuchungs- methoden u. s. w. bedingten Variationen genau beschrieben und den Begriff Milzbrand in üblicher Weise präcisirt, so wäre dem Landwirth und Thierarzt, der das Buch sieht, eine klare Anschauung möglich. So aber wirft Zürn Milzbrand und Septikämie zusammen, bespricht in einem Athem mit den fundamentalen Arbeiten Koch’s und Anderer die Umwandlung der Heubacillen zu Milzbrandbacillen als vollendete Thatsache und dergleichen mehr. In ähnlicher Weise sind bei verschiedenen anderen Thierkrank- heiten (z. B. Schlämpemauke, Katarrh, Lupinose, Osteomalacie, Lungenseuche, Rinderpest) Bakterien- und Pilzfunde sehr zweifel- hafter Art und alle erdenklichen älteren und neueren Ansichten darüber ins Breite beschrieben ohne festen Halt für den Leser, der am Ende der Lectüre dieser sich oft widersprechenden Erörte- rungen sich fragen muss: wem von allen den zahlreichen Autoren, Bakterien- und Pilz-Entdeckern soll ich denn eigentlich glauben! Vom Standpunkte des Historikers, der eine Zusammenstellung der sämmtlichen Anschauungen über die parasitäre Krankheitslehre unvermittelt geben will, mag also die Aufführung des Inhaltes die richtige sein; ebenso sind sämmtliche Erörterungen, welche der Verfasser über die Prophylaxis der Infectionskrankheiten giebt, Den- jenigen, welche damit zu thun haben, als sehr lesenswerth und be- herzigenswerth zu bezeichnen. Kitt (München). 1) In gesperrter und Frakturschrift im Original gedruckt. Kälber- und Lämmerpneumonie. — Thierische Parasiten. 657 Semmer, E., Ueber die Kälber- und Lämmerpneu- monie und die Mikroorganismen bei denselben. (Deutsche Zeitschrift für Thiermediein und vergleichende Patho- logie. 1888. Seite 242.) Bei Kälbern beobachtete Verfasser mehrere Fälle von chro- nischer Pneumonie, welche sich durch eine gleichmässige rothgraue Hepatisation mit theilweisem eiterig käsigem Zerfalle des Lungen- gewebes charakterisirte.e Von tubereulösen Veränderungen war nichts wahrzunehmen. Der ausgepresste Lungensaft enthielt Kokken von 0,5 « Durch- messer, Diplokokken von 1,0 «. Länge und Bacillen von 1,0 u Länge und 0,5 « Dicke. Im Thermostaten entwickelten sich hauptsächlich die Diplokokken, welche mit den Pneumoniebakterien Fränkel’s am meisten Aehnlichkeit hatten. Die käsigen Herde enthielten ausserdem Eiterkokken und sehr kleine Bacillen. Injectionen des Lungensaftes und der Diplokokken in die Nasenhöhle, Luftröhre und Lungen eines Kalbes ergaben ein nega- tives Resultat. Verfasser setzt für das Zustandekommen der Pneu- monie eine Disposition voraus. Ebenso beobachtete Semmer Pneumonieen in verschiedenen Entwickelungsstadien bei Lämmern. In den entzündeten Partieen fanden sich 6 verschiedene Arten von Mikroorganismen vor und zwar: 1) grosse Kokken und Diplo- kokken von 0,5 u. Durchmesser, 2) mittelgrosse Kokken und Diplo- kokken von 0,2 u Durchmesser, 3) kleine Kokken, Diplokokken und Streptokokken von O,1 u Durchmesser, 4) Kurzstäbchen von 0,5—1,0 u Länge und 0,5 u Dicke, 5) kleine Bacillen von 05 uw Länge und 0,1 « Dicke und 6) Streptobakterien, aus ganz kurzen, 0,2 u langen und 0,1 « dicken Bacillen bestehend. In Bouillon, auf Gelatine und Kartoffeln entwickelten sich im Thermostaten weisse, aus grossen Einzelkokken, gelbweissliche, aus dicken kurzen Kapselstäbchen bestehende und auf Kartoffeln grau- braunrothe, vorherrschend aus längeren Bacillen bestehende Ko- lonieen. Besonders gediehen die grösseren Kokken und Bacillen. In den rothen hepatisirten Lungenabschnitten fanden sich Kokken und Bacillen neben einander, in den gelben, eiterig käsigen Herden vorherrschend Kokken. Dieses Moment deutet, wie der Autor meint, darauf hin, dass bei der Pneumonie nicht immer ein einziger specifischer Mikroorganismus, sondern verschiedene Mikroben neben oder nach einander wirken. Impfungen wurden mit diesen verschiedenen Arten von Mikro- organismen nicht vorgenommen. Nach unseren bisherigen Kenntnissen muss wohl für einen grossen Theil der von Semmer gefundenen Mikroorganismen eine secundäre Invasion angenommen werden. Dittrich (Prag). Jaksch, R. von, Ueber das Vorkommen von thierischen Parasiten in den Faeces der Kinder. (Wiener klin. Wochenschrift. 1888. No. 25.) Jaksch berichtet über einige Befunde von Darmentozoen in 42 658 fhierischefParastian; den Faeces von Säuglingen und älteren Fleischnahrung geniessenden Kindern. | Im Stuhle älterer Kinder wurden fast stets Eier von As- caris lumbricoides, Oxyuris vermicularis und Tricho- cephalus dispar gefunden. Taenien scheinen sehr selten zu sein. Nur zweimal beobachtete Verfasser das Vorkommen von Taenia saginata bei nicht anämischen Kindern. In grosser Anzahl fanden sich Infusorien ähnliche Gebilde vor und zwar Monadinen, ferner in dünnflüssigen Stühlen häufig Ge- bilde, welche Jaksch als encystirte Formen von Cercomonas intestinalis ansieht. Es sind dies stark lichtbrechende, in Aether unlösliche, gegen Säuren, Kälte und Fäulniss sehr resistente, ellipsoide Körperchen, welche Anilinfarbstoffe in wässeriger Lösung nicht aufnehmen. Sie besitzen eine scharf contourirte Hülle und einen gleichmässigen, dunkler gefärbten Inhalt und sind 3- bis 4mal so lang und 1- bis 2mal so breit, als rothe Blutkörperchen. Im Innern findet man einen parallel der Längsachse des Körperchens verlaufenden, zuweilen S-förmigen, dicken Faden. Bei einem Kinde beobachtete Verfasser dünnflüssige, leicht röthlich gefärbte Entleerungen, welche sich beim Stehen in eine obere, wenig getrübte, gelbliche und eine untere, aus leicht röthlich gefärbten Flocken bestehende Schichte schieden. Mikroskopisch fanden sich in den frisch entleerten Fäcal- massen neben rothen und weissen Blutkörperchen Mikroorganismen, Monadinen und die als Cercomonas intestinalis gedeuteten Formen in spärlicher Anzahl auch grosse, kugelige, homogene, contractile Gebilde mit einem dunkleren halbmondförmigen Einschnitte an der Peripherie, ferner diesen Formen ganz analoge Bildungen nur mit dem Unterschiede, dass an Stelle des halbmondförmigen Raumes eine granulirte, gelblich gefärbte Masse zu sehen war, welche nur eine leichte centrale Delle zeigte. Diese beiden Formen nehmen wässerige Anilinfarbstoffe auf und sind gegen Aether resistent. Am reichlichsten waren in diesem Falle jedoch kugelige Ge- bilde mit einem deutlichen halbmondförmigen Raume an der Pe- ripherie, deren Inneres mit zelligen Elementen, amorphen Massen und Vacuolen erfüllt war. Sie besitzen einen 5- bis 6mal so grossen Durchmesser, als rothe Blutkörperchen, nehmen Anilinfarb- stoffe auf und sind in Aether unlöslich. Verfasser ist geneigt, gerade diese Gebilde, welche er als Infusorien anspricht, mit den Krankheits- symptomen dieses Falles in Zusammenhang zu bringen, welche einem dyssenterischen Processe entsprachen, während er die übrigen Befunde nur als zufällig und nebensächlich ansieht. Dittrich (Prag). Johne, A., Der Trichinenschauer. Leitfaden für den Unter- richt in der Trichinenschau und für die mit der Kontrole und Nachprüfung der Trichinenschauer beauftragten Veterinär- und Medizinalbeamten. 2. durchges. Auflage. Berlin (Paul Parey) 1888. Johne’s Trichinenschauer ist nach Jahresfrist in II. Auflage erschienen. Das Centralblatt hat in Bd. I. 1887. 8. 12 über Thierische Parasiten. 659 die voraufgegangene Ausgabe dieses ausserordentlich praktischen, nach jeder Richtung hin befriedigenden Buches ein Referat gebracht, dessen Inhalt auch für die II. Auflage vollgültig ist. Es ist ein Leitfaden, welcher ausser für den Trichinenschauer auch dem Stu- dierenden der Thier- und Menschenmediein und jedem Beamten, der mit Trichinenschau zu thun hat, geradezu unentbehrlich sein dürfte. Die Wiederholung eines schon in der I. Auflage störenden Druckfehlers, dass die Trichinenkapsel 4 mm lang sein soll (S. 30 statt 0,4), hätte vermieden werden und die Beschreibung des Haplo- coccus reticulatus, der kein parasitärer Mikroorganismus des Schweines ist, sondern als Lycopodiumspore sich entpuppte (die zufällig Zupf- präparate verunreinigte und in Verkennung ihrer Natur besonders nominirt und entdeckt wurde), hätte wegbleiben können. Kitt (München). Linstow, O0. von, Report on the Entozoa. (Report on the scientific results of the voyage of H. M. S. Challenger during the years 1873—76 etc. Zoology. Vol. XXIII. Part LXXL) Fol. 20 pg. 2 plat. London 1888. Gegenüber der enorm reichen Ausbeute der berühmten Challenger-Expedition, die heut nach 20 Jahren noch nicht völlig bearbeitet werden konnte, ist die Zahl der gesammelten Entozoen eine sehr bescheidene; dies rührt daher, dass die Expedition sich vorzugsweise auf hoher See aufhielt, während die Existenz der Helminthen mehr an die die Küsten bewohnenden Thiere geknüpft ist. Hochseewirbelthiere sind relativ frei von Eingeweidewürmern, weil hier (die Zwischenwirthe fehlen. Es werden beschrieben und abgebildet: 1. Ascaris simplex Rud. aus Otaria jubata, erbeutet bei den Kerguelen; die Untersuchung ergab, dass diese auch an den euro- päischen Küsten im Delphin lebende Form nicht identisch ist mit der von Dujardin als Asc. simplex bezeichneten. 2. Ascaris spiculigera Rud. aus dem Magen von Phalaero- corax verrucosus, ebenfalls bei den Kerguelen erbeutet. Dieser Wurm lebt im Oesophagus und Magen einer grossen Zahl von Wasservögeln ; man kennt ihn aus Europa, Asien, Afrika, Brasilien und der antark- tischen Region. 3. Ascaris biloba n. sp. Wirth unbekannt, das betreffende Glas trägt den Vermerk: Januar 1876, Magellanstrasse. 4. Ascaris Diomedae n. sp. aus dem Magen von Diomedea brachyura. 5. Ascaris Macruri n. sp. aus Macrurus rudis, einem Fische, der in 600 Faden Tiefe gefangen wurde. 6. Ascaris macruroidei n. sp. aus demselben Wirth wie Nr. 5, jedoch in Exemplaren gefunden, die in 1600 Faden Tiefe ge- fangen waren. 7. Filaria (Spiroptera) cirrohamata n. sp. aus dem Magen von Phalacrocorax verrucosus. 42# 660 Thierische Parasiten. 8. Filaria flabellata n. sp. unter der Haut und im Cavum abdominis von Paradisea apoda (Aruinseln) lebend. 9. Filaria Paradiseae n. sp. mit der vorigen Art zusammen. 10. Prothelmins profundissima n. gen. n. sp, ein frei- lebender Nematode aus 1950 Faden Tiefe und mit Gordius und Mer- mis verwandt. 11. Taenia clavulus n. sp. aus dem Darm von Philorhis Al- berti vom Cap York. 12. Taenia increscens n. sp. aus Haematopus unicolor, Neu- Seeland. 13. Taenia Dromedeae n. sp. (?) aus dem Magen von Dro- medea brachyura, vielleicht identisch mit T. suleiceps Baird aus einer anderen Sturmvogelart. 14. Taenia Trichoglossi n, sp. aus den Eingeweiden von Trichoglossus Swainsoni vom Cap York. | 15. Tetrabothrium torulosum n. sp. aus Diomedea bra- chyura. 16. Tetrabothrium auriculatum n. sp. aus Thalassoeca glacialoides (antarktischer Ocean) und Daption capensis (südatlantischer Ocean). Andere Bearbeiter des Challenger-Materials beschreiben noch: Echinorhynchus corrugatus $ars, eine Larvenform aus der -Leibeshöhle eines Krebses (Euphausia pellucida); Distomum filiferum Sars, ebenfalls Larve in verschiedenen Krebsen; Disto- mum glauci Bergh, Larve in mehreren Meeresnacktschnecken gefunden. | M. Braun (Rostock). Rovelli, Giuseppe, Ricerche sugli organi genitali degli Strongyloides (Anguillula, Rhabdonema). Fol. 12 pe. 1 tav. Como 1888. Die Untersuchungen wurden unternommen, um zu entscheiden, ob Strongyloides (Grassi 1879) = Rhabdonema (Leuckart 1882) während des parasitischen Lebens Hermaphrodit ist oder sich par- thenogenetisch vermehrt; zum Studium dienten die Arten aus der Wanderratte und dem Schweine. Der Genitalapparat besteht aus 2 Övarien, zwei Uteri und einer Vagina; wie gewöhnlich, ist das eine Ovarium und der zugehörige Uterus nach vorn, das andere nach hinten gerichtet. Untersucht man den Darminhalt der Wirthe, so bemerkt man zahlreiche, längere oder kürzere, perlschnurförmige Stränge von Eiern, die in einer structurlosen Hülle liegen; die Eier trifft man in verschiedenen Entwicklungsstadien. Alle diese Stränge entstehen durch Zerfall eines continuirlichen und geschlossenen Stranges, den man aus der Vagina eines Strongyloides heraustreten und eine Zeit lang am Thiere selbst hängend findet. Diese interessante Beobach- tung, dass die beiden reife Eier beherbergenden Uteri nach aussen treten, steht nicht isolirt da; abgesehen davon, dass die Simondsia paradoxa aus dem Magen des Schweines am hinteren Körpertheile Untersuchungsmethoden, Instrumente ete. 661 einen rosettenförmigen Anhang trägt, der wohl nichts anderes als der vorgetretene Uterus ist, Kennen wir durch Leuckart ein ent- sprechendes Verhalten bei Sphaerularia bombi und Atractonema gibbosum. Die weitere Untersuchung des Genitalapparates von Strongy- loides zeigt nun aber, dass in diesen ganz hellen Strängen ausser Eiern gar kein Inhalt, namentlich Keine Spermatozoen vorhanden sind, welche bei anderen Nematoden sich sehr leicht constatiren lassen. Die Thiere müssen also als Weibchen bezeichnet werden, die sich während des parasitischen Lebens parthenogenetisch ver- mehren; dafür spricht auch noch die Thatsache, dass ihren Uteri das Receptaculum seminis fehlt. Unter Berücksichtigung anderer Formen ergiebt sich nun fol- gende Reihe: die Rhabditis-Arten, welche zweifellos sehr primi- tive Formen sind, leben frei und sind mit wenigen Ausnahmen ge- trennt geschlechtlich;; die Gattung Angiostomum, welche als Parasit in den Lungen von Amphibien, Reptilien und Vögeln lebt, aber eine freilebende Rhabditis-Generation entwickelt, ist in der letzteren getrennt geschlechtlich, im parasitischen Zustande Zwitter, d.h. Weibchen, welches zuerst Spermatozoen und nachher Eier ent- wickelt. Bekanntlich sind bei den Arten dieses Genus die Nach- kommen der parasitischen Form stets freilebend und erst die Nachkommen der letzteren werden wieder Parasiten. Bei Stron- gyloides ist die Anpassung an die parasitische Lebensweise noch mehr ausgesprochen, indem hier die freilebende Rhabditis-Generation seltener auftritt oder so gut wie ganz unterdrückt sein kann, wäh- rend die parasitischen Thiere parthenogenetisch sich vermehrende Weibchen sind. M. Braun (Rostock). Untersuchungsmethoden, Instrumente eitc. Babes, V., Ueber isolirt färbbare Antheile von Bakterien. (Zeitschr. f. Hygiene Bd. V. 1888. Heft 1. p. 173—190.) Celli, A., Delle nostre sostanze alimentari considerate come terreno di coltura di ‚germi oe (Bullett. d. Reale accad. med. di Roma. 1888. Aprile/Maggio. h 2 Soyka, J., Bakteriologische Methoden mit besonderer Berücksichtigung quanti- tativer u oeneler Untersuchungen. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 43. p. 875-—876.) 662 | Wesener, Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung der Tuberkelbacillen bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Mediein und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Fortsetzung.) 10) Fluorwasserstoffsäure. 128) Chevy, De l’acide fluorhydrique et de son emploi en therapeutique. (These de Paris 1885 und [auszugsweise] Bull. gen. de therap. T. CIX. 1885. Livr.3. p. 108.) — 129) Garcin, Sur le traitement de la tuberculose pulmonaire, par Yinhalation de solutions titrees d’acide fluorhydrique. Lu & l’academie de med, le 20. Sept. (Bull. de l’acad. de med. 1887. Serie II. T. XVII. p. 419.) — 130) He- rard, Rapport sur les memoires de M. le Dr. Seiler et deM. le Dr. Garein relatifs & l’action de l’acide fluorhydrique dans le traitement de la phthisie pulmo- naire, au nom d’une Commission composee de MM. Fereol, Proust et H. (Ibid. p. 626, 22. Nov.) — 131) Seiler, Sur l’emploi d’inhalations d’acide fluorhydrique chez les malades atteints de phthisie pulmonaire, (Bull. de l’acad. de med. 1885.) — 132) Derselbe, Traitement de la phthisie. Vortrag, geh. auf dem Congres de l’Assoec. franc. p. Y’avanc. des sciences zu Nancy. (Gaz. hebdomadaire de med. et chir. 1886. No. 35. p. 577.) Discussion: Bouchard. Auch diese Behandlung war schon lange vor der Entdeckung des Tuberkelbacillus versucht worden, hatte aber nur negative Resultate ergeben. Von neuem verwendete sie Chevy (128) bei 6 Tuberculösen. 2 gaben die Behandlung rasch auf, einer trat nach 8 Tagen aus, einer zeigte keine Veränderung, 2 „merkliche Besserung“. Doch sind die Resultate sehr oberflächlich geschildert und deshalb nicht verwerthbar. Seiler (132) wendete die Behandlung ebenfalls an. Es wurde Luft durch eine Guttaperchaflasche, die 100 Wasser, 50 Acid. fiuorhydr. enthielt, durchgeleitet und sättigte sich mit den Dämpfen der Fluorsäure. Diese Luft gelangte dann in den Saal, in dem die Kranken verweilten, in dem Verhältniss von 10 Liter auf den Cubikmeter. Darnach verschwand die Dyspnoe, die Hustenanfälle und die Schweisse, der Appetit und das Körpergewicht hob sich, die Processe in den Lungen besserten sich langsam. Ueber die Angaben von Seiler (131) sowie von Garcin (129) erstattete im Namen der zur Prüfung eingesetzten Commission Herard (130) Bericht. Er ging in demselben ausführlich auf die Geschichte des Medicamentes, auf die Versuche von Martin über Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 663 die antibacilläre Wirksamkeit der Fluorsäure und des Fluor- ammoniums an Thieren und auf die verschiedenen Inhalations- methoden ein. Was schiesslich die therapeutischen Resultate an- betrifft, so wird hervorgehoben, dass Appetit, Nachtschweisse, Husten, Dyspnoe, sich bessern, das Körpergewicht zunimmt. Was die Bacillen anbetrifft, so ist von Seiler nur ein Fall untersucht worden, bei dem die Bacillen abnahmen; von Garcin’s Kranken verschwanden bei 17 darauf untersuchten 16mal die bacillen aus dem Auswurfe. Doch ging dieses Verschwinden sowie die Besserung des objectiven Lungenbefundes nur ganz allmählich und viel lang- samer wie die Besserung der oben angeführten Symptome von Statten. Die Statistik Garcin’s — von Seiler lag keine vor — ergab 35 Heilungen, 41 Besserungen; 14 blieben stationär, 10 starben. Doch glaubt H., dass von den 35 Heilungen nur ein kleiner Theil definitiver Art sei; indessen betrachtet er auf jeden Fall die neue Methode als therapeutisch werthvoll, falls die Schwindsucht nicht zu weit vorgeschritten ist. 11) Aethereo-oleosa (Terpentinöl, Menthol, Eucalypto)). 133) Loomis, Evergreen forests as a therapeutical agent in pulmonary Phthisis. Read before the Amer. Climatolog. Associat. (Med. News. 1887. 1I. No. 4. p. 88.) — 134) Robson, The treatment of Phthisis by means of the Eucalyptus athmosphere. (The Brit. med. Journal. 1884. I. p. 1204. 21. June.) — 135) Rosen- berg, A., Zur Behandlung der Kehlkopf- und Lungentuberculose. (Berliner klin. Wochenschr. 1887. No. 26. p. 466.) Discussion: a) $S. Rosenberg, b) Für- bringer. (Ibid. No. 19. p. 347.) — 136) Rosenberg, S., Zur Behandlung der tubereulösen Phthisis mit Menthol. (Therapeut. Monatshefte. 1887. H. 3. p. 84.) — 137) Sandras, Traitement et guerison du croup et de la phthisie par les inspi- rations antimicrobiques et medicamenteuses. Paris 1884. — 138) Yeo, Clinical lec- ture on a case of Phthisis, treated by antiseptic inhalations. (The Brit. med. Journ. 1884. I. p. 43. 12. Jan.) Sandras (137) empfahl als unfehlbares Mittel gegen Croup und Phthise die Inhalationen von antiparasitären Substanzen mittelst eines besonderen von ihm angegebenen Apparates. Als Substanz preist er bei Phthise Terpentinöl, weniger Theer an. Beweise ausser allgemeinen Speculationen und Angaben über die Wirkung bringt er nicht. Loomis (133) versuchte die Aufmerksamkeit der Phthiseo- therapeuten auf die immergrünen Wälder zu lenken. Nach ihm ist für Phthisiker eine Respirationsluft nothwendig, die nicht nur wie die Höhenluft aseptisch, frei von Keimen, oder wie die Seeluft antiseptisch, verderblich für Keime ist, sondern beide Eigen- schaften in sich vereinigt. Dies thut nach seiner Meinung die Luft der Nadelholzwälder. In theoretischen Erwägungen versucht er, diese Wirkung als das Produkt der atmosphärischen Oxydation der Terpentindämpfe, die von den Bäumen entwickelt werden, darzustellen; es sollen sich hierbei ausser Terpentin Terpin, Ozon und Wasserstoffsuperoxyd bilden. S. Rosenberg (136) hat darauf fussend, dass das Menthol Tuberkelbacillenkulturen rasch zum Absterben bringt, Phthisiker da- 664 Wesener, mit behandelt. Er liess sie dasselbe in völliger Lösung mittelst des Schreiber’schen Inhalationsapparates einathmen, theils gab er es auch innerlich; von subcutaner Application kam er bald zurück. Der Effect war starke Steigerung des Appetits, Nach- lass der Schweisse, Verminderung des Hustenreizes und Abnahme der Secretion, dagegen war keine Veränderung des localen Be- fundes und des Fiebers und keine Beeinflussung der Bacillen zu beobachten. A. Rosenberg (135) spritzte Menthol in 5—20 °/,iger öliger Lösung auf Kehlkopfgeschwüre und auch mitunter in die Lungen; hauptsächlich jedoch liess er es inhaliren. Er hatte durchaus günstige Resultate bei beginnender Tuberculose, bei weiter vorge- schrittener dagegen nur Besserung der Erscheinungen. Er konnte ferner im Sputum eine allmähliche Abnahme bis mitunter zum vollständigen Schwund der Bacillen constatiren und vindicirte dem Menthol deshalb kräftige antibacilläre Eigenschaften. In der Debatte wiederholte S. Rosenberg seine eben erwähnten abweichenden Resultate; auch Fürbringer bezweifelte, dass das Menthol die Tuberkelbacillen tödte. Yeo (138) theilte zwei Fälle mit, die durch antisep- tische Inhalationen — von Eucalyptol und Kreosot, übrigens er- hielt der eine noch Kreosot intern — geheilt sein sollten. Bacillen waren bei dem einen, der nicht expectorirte, nicht erhältlich, über ihr Verhalten beim zweiten ist nichts bemerkt. Zum Schluss trat der Autor energisch dafür ein, dass die Antiseptica bei seiner Methode auch wirklich in die Lunge gelangen, ohne jedoch neue Beweise oder eine Widerlegung der Versuche Hill Hassall’s (s. 0.) beizubringen. Robson (134) hielt es für erforderlich, die von Phthisikern eingeathmete Luft mit einem Antisepticum zu sättigen, das sowohl Bacterium Termo tödte und der Fäulniss in den Cavernen Einhalt thue, als den Tuberkelbacillus in den Höhlen und im umgebenden Gewebe vernichte oder wenigstens im Wachsthum hindere. Als solches empfahl er Eucalyptusöl und liess es im Freien durch einen Orfer zei! Respirator, im Zimmer aber in der Luft zerstäubt ein- ind die , Er will damit „augenscheinlich dauernde“ Heilungen er- Zieıu haben, theilt aber nur einen Fall in ausserordentlicher Kürze mit. 12) Theer. 139) Delmis, Le goudron et son mode d’action dans les affeetions des voies respiratoires. (Gaz. des höp. 1883. No. 137. (Ref. Virchow-Hirsch, Jahresbericht. II. p. 189.) Dem Verf. erwiesen sich Inhalationen von Theerdämpfen als nicht durchführbar. Er empfahl deshalb die Gerandel’schen Theerpastillen, die im Munde zergehen und den Theer verdunsten lassen, der dann eingeathmet wird. Die Wirkung soll eine Er- leichterung der Expectoration und eventuelle Zerstörung N Produkte sein {?), a me m Kb A = 2 2 ea BP TA Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 665 13) Phenol]. 140) Brügelmann, Zur Behandlung der Tuberculose. (Berl. klin. Woch. 1882. No. 37. p. 570.) -- 141) Hamilton, The local treatment of Phthisis by carbolie acid. (The Brit. med. Journ. 1887. II. p. 10. 1. July.) — 142) Hartigan, Antiseptie inhalations. (Ibid. p. 875. 4. Nov.) — 143) Heron, Summary of a leeture on the treatment of lung tubercle. (The Lancet. 1884. II. p. 397.) Brügelmann (140) theilt die zur Behandlung der Lungen- schwindsucht zur Anwendung kommenden Mittel in curative und palliative. Unter erstere rechnet er reine Luft, ferner Inhalationen mit dem Dampfzerstäubungs- oder dem Waldenburg ’schen Apparat oder der Curschmann’schen Maske, mittelst deren Antiseptica, in erster Reihe Carbolsäure in die Lungen gebracht werden sollen. | Hamilton (141) versuchte Carbolinhalationen mittelst eines Respirators; über die erhaltenen Resultate findet sich nichts an- gegeben. Hartigan (142) theilte 3 Fälle von Phthise mit, bei denen nach Gebrauch von Carbolinhalationen mittelst Respirator beträcht- liche Besserung eintrat. Nachdem Heron (143) davor gewarnt hat, jede Besserung einer Phthise als durch die angewandte Medication verursacht anzusehen, da häufig im Verlaufe der Schwindsucht spontane Besserungen, ja Heilungen vorkommen, theilt er mit, dass er durch die bekannten Versuche von Schill und Fischer über Des- infection der Sputa angeregt, Carbolsäure auf einer Abtheilung des Hospitals in einem besonderen Inhalationsraum hat einathmen lassen. Durch eine besondere Einrichtung wurde es ermöglicht, dass sich der‘ Atmosphäre Carbolsäuredampf beimengte — die Menge desselben wurde auf ca. „45 °/, (!) bestimmt. Ueber die erhaltenen Resultate wird nichts mitgetheilt, da die Zahl der Versuche noch zu gering ist. 14) Pikrinsäure. 144) Hue et Bru&re, Traitement de la tuberculose pulmonaire par inhalations des vapeurs d’une solution d’acide pierique & l’ebullition. (Gaz. hebd. de med. et chir. 1887. No. 19. p. 312.) af a ng brin;, Da ein phthisischer Arbeiter, der in Folge seiner Besch Pikrinsäure inhalirte, genas, schlagen die Verff. vor, die Krankneit durch Einathmen von Dämpfen einer wässerigen kochenden Lösung des Mittels zu behandeln. Vorläufig werden vier Fälle von Heilung, jedoch nur ganz kurz, mitgetheilt, ebenso dürftig sind die Berichte über ihre Thierexperimente. 15) Kreosot. 145) Morgan, Parasitieides in the treatment of pulmonary Phthisis. (The Brit. med. Journ. 1885. I. p. 1038. 23. May.) — 146) Schüller, Zur Guajakolbe- handlung tuberceulöser Processe. (Wiener med. Presse. 1887. No. 50. p. 1707.) Ein Theil der Autoren, die Kreosot intern darreichen, ver- suchten es auch inhaliren zu lassen, jedoch meist ohne Resultate (Ss. 0.) 666 Wesener, Morgan (145) beobachtete, dass die schottischen Hochländer, die in Hütten leben, in denen der Rauch des Feuers nur sehr mangelhaften Abzug findet, nicht an Phthise erkranken, hingegen auch der Krankheit verfallen können, sobald sie diese Wohnungen auf- geben. Er meinte, dass die im Rauch enthaltenen Stoffe (Kreosot, Theer etc.) dem Tuberkelbacillus feindlich seien und seiner Ent- wicklung vorbeugten, hingegen ihn nicht vernichten könnten, sobald er sich einmal eingenistet habe, da die Rückkehr der er- krankten Personen in ihre väterlichen Hütten von keiner Besserung gefolgt war. Schüller (146) verwendete das Guajakol (nach Sahli’s Vor- gang) aber zu Inhalationen — 25—50 gtt: 1000 gr Ag. dest. — Intern gab er frisch bereitetes Guajakholz-Extract in Pillen und beobachtete danach Besserung. 16) Anilin. 147) Bericht der vom II. Congresse der Gesellschaft russ. Aerzte gewählten Commission zur Prüfung der Prof. Kremjanski’schen Methode der Phthisisbehandlung. (Wratsch 1887. No. 10. — Ref. St. Petersb. med. Woch. 1887. No. 11. p. 89.) — 148) Bertalero, Cura della tubercolosi coll’ anilina. (Gazz. degli ospitali. 1887. No. 96. p. 764.) — 149) Kremjanski, Ueber die Behandlung der Schwindsucht auf Grundlage ihres parasitären Ursprungs. Congress russischer Aerzte in Moskau. (St. Petersburger med. Woch. 1887. No. 5. p. 42.) Discussion: Ssubotin, Sakrszewski. — 150) Derselbe, Von der falschen Ansicht einzelner Personen über meine Kampfesweise gegen die Schwindsucht und über meinen Aufsatz „Die Ansteckungen und die Schwindsucht‘“. (Ibid. No. 42. p. 350.) — 151) Nesterow, Behandlung der Phthise mit Anilininhalation. (Russkaja Medieina. Ref. ibid. No. 9. p. 75.) — 152) Poehl, Medieinisch-chemische Betrachtungen über das von Prof. Kremjanski in Vorschlag gebrachte Heilverfahren für Schwindsüchtige. Vortr. geh. im Vereine St. Petersburger Aerzte. (Ibid. No. 32. p. 265.) — 153) Sseslawin, Beobachtungen über Anilininhalationen bei Schwindsüchtigen nach Prof. Kremjanski. (Protokol. Kaukask. medicinska obschtschestwa. Ref. ibid. Beilage. p. 385.) — 154) Stangejew, Ein Fall von parenchymatöser Nephritis in Folge der Behandlung mit Anilin nach Angabe von Prof. Kremjanski. (Jeshenedeln. klinitsch. Gaseta. Ref. ibid. Beilage. p- 35.) Trotzdem Fraentzel (s. 0.) vor der Anwendung des Anilins schon 1883 gewarnt hatte, wurde dasselbe von Kremjanski (149) als Mittel gegen Lungentuberculose empfohlen. Seine Me- thode bestand in der Darreichung von Medicamenten, die er für geeignet hielt, die Mikroben zu vernichten, und zwar Säure ent- haltende Substanzen, ferner Natrium salicylicum und benzoicum, Antifebrin — das im Organismus in Anilin und Essigsäure zerlegt werden sollte —, schliesslich als Hauptmittel und Specificum Ani- linölinhalationen mittelst eines besonderen Apparates. In Folge dieser Behandlung trat bei 2 Patienten vollkommene Genesung ein, mit Verschwinden der Bacillen in dem einen Falle, in dem gleichzeitig tuberculöse Peritonitis und Meningitis (!) vorhanden war. Diese Angabe erregte Aufsehen und fand gleich Widerspruch. Es wurde deshalb eine aus 6 Mitgliedern bestehende Commission von der Section des Congresses beauftragt, diese Behandlungs- methode an Kranken des Arbeiterhospitals zu Moskau unter Lei- tung Kremjanski’s selbst zu prüfen, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 667 Diese Commission kam nun, nachdem Nesterow (151) schon vorher unter dieser Behandlung bei einer Patientin innerhalb 14 Tagen den Tod hatte eintreten sehen und Poehl (152) die anti- Septische Wirkung des Anilins auf Tuberkelbacillen auf Grund seiner Beobachtungen, dass das Mittel auf verschiedene Fäces- bacillen und Bac. subtilis noch viel geringere antiseptische Eigen- schaften entfalte als Phenol, energisch bestritten hatte, auf Grund ihrer Experimente und Prüfungen am Krankenbett zu dem Resul- tate (147), dass das Anilin die ihm zugeschriebenen wohlthätigen Wirkungen bei Lungenschwindsucht nicht entfalte, wohl aber keines- wegs ungefährlich sei. Kremjanski suchte zwar in einem längeren Eingesandt (148) ‚die Wirksamkeit seiner Methode aufrecht zu erhalten, indem er die gegentheiligen Mittheilungen theils auf Missverständnisse und falsche Anwendung, theils auf Böswilligkeit zurückzuführen suchte, allein weitere Versuche ergaben entweder ebenfalls nur negative Resultate, wie 5 von Sseslawin (153) behandelte Fälle, oder üble Ausgänge, wie der Fall von Stangejew (154). In den andern Ländern wurde wohl wegen der raschen Wider- legung der neuen Methode dieselbe von den Aerzten wohl kaum versucht; nur Bertalero (148) wollte gute Resultate erzielt haben. Er behandelte 8 Kranke, 4 im Beginn, 4 in vorgeschrittenem Stadium der Schwindsucht und erzielte stets beträchtliche Besse- rung, — Verschwinden der Krankheitssymptome, Besserung des physikalischen Befundes, starke Abnahme der Bacillen —. Er gab Anilin (aus Steinkohle, nicht aus Nitrobenzin bereitet) intern bis zu 12 Tropfen und zu Inhalation bis zu 30 Tropfen. Ernstere Ver- giftungserscheinungen beobachtete er nicht. 17) Naphtha. 155) Korshenewski, Zur Behandlung der Schwindsucht mittelst Naphtha. (Wratsch. 1887. No. 17. — Ref. St. Petersburg. med. Woch. Nr. 28. p. 231.) — 156) Schtscherbakow, Ueber Antifebrin und Naphtha bei Phthisis. II. Congress russischer Aerzte zu Moskau. (Ibid. No. 12. p. 98.) Letzterer Autor wendete Inhalationen von Benzindämpfen an; bei einem Kranken verbesserte sich nach langer Behandlung der Allgemeinzustand, das Körpergewicht nahm zu, die Bacillen im Sputum ab. Auf Grund seiner Beobachtungen in Baku in der Naphtha- fabrik leugnet hingegen Korshenewski (155) die Wirkung der Naphthainhalationen auf Schwindsüchtige. Im Gegentheil sah er daselbst häufig Schwindsucht entstehen und sehr bösartig verlaufen ; bei einem Patienten speciell, der zur Kur nach Baku gesandt worden war, nahm während derselben die Zahl der Bacillen be- deutend zu. (Fortsetzung folgt.) a 668 Entwieklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Villemin, Etude experimentale de l’action de quel- ques agents chimiques sur le developpement du bacille de la tuberculose. (Bulletin general de thera- peutique. 1888. p. 550.) Der Verfasser hat die Absicht gehabt, eine Anzahl von Stoffen auf ihre Wirkung gegen den Tuberkelbacillus im Thierkörper zu ver- suchen und theilt mehr in der Form einer vorläufigen Mittheilung die Resultate von Vorversuchen mit, welche er mit einer grossen Anzahl von sehr verschiedenen Substanzen an Kulturen von Tuberkel- bacillen erzielt hat. Er theilt diese Substanzen nach ihrer Wirk- samkeit in 4 Klassen: 1) solche, welche gar keine Wirkung haben; darunter finden sich: Benzoe-, Salicyl-, Harnsäure; Phosphor, Chloral etc. ete.; 2) solche, welche nur eine mässige Entwicklungs- hemmung hervorrufen, z. B.: Jodkali, Resorein, Terpin, Acetanilid, Eucalyptol, Terpentin etc.; 3) solche, weiche selbst in schwacher Dosis das Wachsthum so schädigen, dass dasselbe oft kaum zu constatiren ist: Aether, Alkohol, Picrin-, Bor-, arsenige Säure, Chloroform, Kreosot, Salol, Menthol, Benzin, Nitrobenzin; — unter diesen auch das Jodoform — Inoculationsversuche mit Bacillen unter Jodoformeinfluss haben trotzdem ein positives Resultat gegeben; endlich 4) vollkommen sterilisirende Agentien und zwar: Fluor- wasserstofisäurc, Ammoniak, Eisenfluorsilicat, Kaliumfluorsilicat, Natriumsilicat, „Polysulfure de potassium.“ Die letzterwähnten Stoffe sind es, welche der Verf. nun weiterhin an Thieren prüfen will. — Gegenüber den von Klinikern so vielfach empfohlenen Stoffen, welche Villemin kein positives Resultat ergeben haben, hebt er mit Recht hervor, dass bei der Phthise Mischinfectionen klinisch zweifellos eine grosse Rolle spielen und dass die Erfolge mancher Mittel nicht auf eine Zerstörung der Tuberkelbacillen, sondern auf eine Unterdrückung derjenigen Mikroorganismen zurückzuführen sind, welche die ersteren bei ihrem destructiven Vorgehen wesentlich unterstützen. Leider fehlen der Arbeit alle näheren Angaben über den Prüfungsmodus der verschiedenen Stoffe. Jadassohn (Breslau). 6Gschirhakl, Ueber Isolirräume für infectiöse Kranke. (Wiener klinische Wochenschrift. 1888. No. 20 und 21.) Verfasser giebt zunächst einen Ueberblick über die Geschichte und Entwickelung der Krankenbaracken und betont sodann die hohe Bedeutung dieser provisorischen Unterkunftsräume im Ver- gleiche zu den Isolirspitälern und Isolirpavillons. Dabei kommt er zu folgenden Schlüssen: Die transportable Baracke ist bereits technisch soweit ver- vollkommnet, dass sie auch unter ungünstigen klimatischen Ver- hältnissen allen hygienischen Anforderungen entspricht. Sie besitzt vor stabilen Gebäuden den Vorzug, dass sie rasch aufgestellt und abgebrochen werden kann und dass in Folge der leichten Ver- mehrung von Baracken jeglichem erhöhten Bedürfnisse an Kranken- betten während einer En- oder Epidemie Rechnung getragen werden. kann. Solche Baracken eignen sich zur Erweiterung von Isolir- ge Sue Neue Litteratur. . 669 pavillons oder Isolirhäusern einer stabilen Krankenanstalt, sowie von Epidemiespitälern in grösseren Gemeinwesen. Der Hauptwerth der Baracke besteht jedoch nach des Ver- fassers Meinung darin, dass sie die Epidemiespitäler kleiner Ge- meinwesen ersetzen kann, da dadurch jedem Schwanken der Er- krankungsziffer während der ganzen Dauer einer En- oder Epidemie durch entsprechende Vermehrung oder Verminderung der Baracken- zahl Rechnung getragen werden kann. Dittrich (Prag). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Manfredi, L., Boccardi, &., e Jappelli, G., Sul fermento inversivo nell’ orga- nismo animale. (Giorn. internaz. d. scienze med. 1888. No. 10. p. 417-448.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. Waller, E., What place in nosography should be assigned to bacteria, ptomaines, leucomaines, and extractives, respectively; (a) from bio-chemical, (b) from a clinical point of view. (Med. Record. 1888. Vol. II. No. 15. p. 455—456.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infeetiöse Allgemeinkrankheiten. Lee, B., Should not the national government defend our ports against tlıe na- tional enemy, contagious disease? (Journ. of the Amer. Med. Assoc. 1888. Vol. D. No. 14. p. 469— 477.) - Malariakrankheiten, Günther, C., Der gegenwärtige Stand der Frage von der Aetiologie der Malaria. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 43. p. 879—881.) Exanthematische Krankheiten. (Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Rötheln, Scharlach, Friesel, Windpocken.) Hessen. Ministerialerlass, betr. das Auftreten einer ansteckenden Ausschlags- krankheit (impetigo contagiosa) im Zusammenhange mit der Schutzpocken- Bang. gen) 26. September 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. 0. 44. p. 647. Heubner, 0., Ueber die Scharlachdiphtherie und deren Behandlung. (Sammlung klinischer Vorträge, hrsgeg. v. R. v. Volkmann, No. 322. p. 2919—2940.) Leipzig (Breitkopf u. Härtel) 1888, 0,75 M, 670 - Neue Litteratur. Mecklenburg-Strelitz. Erlasse der Landesregierung, betr. die im Zusammenhange mit der re a ylae: auftretende ansteckende Ausschlagskrankheit. u September 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44. p. 647. Pocken und Typhus in Port-Bou (Spanien). (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44. p. 637.) Scarlet fever in London. (Lancet. 1888. Vol. II. No. 16, p. 779—780.) Voigt, Ueber Impfschäden. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 43. p. 890— 891.) [Fortsetz. folgt.] Württemberg. Verf. des Ministeriums des Innern, betr. die polizeilichen Mass- regeln beim Ausbruch der Menschenpocken. Vom 28. April 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44. p. 643—646.) Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest. Cholera in Ostindien. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44. p. 637.) Enteric fever at Kilham. (Lancet. 1883. Vol. II. No. 16. p. 782.) Nivet, V., Rapport sur l’&pid&mie de fievre typhoide de Clermont-Ferrand en 1886. 8°. 148p. et planch. Clermont-Ferrand (impr. Mont-Louis) 1888. Passerini, Un novello tentativo di vaccinazione anticolerica. (Gazz. d. ospit, 1888. No. 85, 86. p. 673—674, 681—682.) Vincenzi, L., Ricerche sperimentali col bacillo virgola del Koch. (Bullett. d. reale accad. med. di Roma. 1888. Aprile/Maggio. p. 315—328.) Wundinfeetionskrankheiten. (Eiterung, Phlegmone, Erysipel, acutes purulentes Oedem, Pyämie, Septikämie, Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulniss.) Manfredi, L., e Traversa, G., Sull’ azione fisiologica e tossica dei prodotti di coltura dello streptococco dell’ erisipela. (Giorn. internaz. d. scienze med. 1888. No. 10. p. 456—473.) Infeetionsgeschwülste. (Lepra, Tuberculose [Lupus, Skrophulose], Syphilis [und die anderen venerischen Krankheiten].) Fabry, Ueber die gonorrhoische Schleimhautaffeetion beim Weibe. (Deutsche medic. Wochenschr. 1888. No. 43. p. 876—878.) Neumann, J., Lehrbuch der venerischen Krankheiten und der Syphilis. I. Theil: Die blennorrhagischen Affectionen. gr. 8°. XIV, 614p. mit 69 Abbildgn. u. 2 Taf. Wien (W. Braumüller) 1888. Petersen, O., Ueber die Verbreitung der Lepra in Russland. (Monatsh. f. prakt. Dermatol. 1888. No. 20. p. 1011—1017.) Diphtherie und Croup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, Mumps, Rückfallsfieber, Osteomyelitis. Beesi, @., Die Croup-Epidemie vom Jahre 1888. (Orvosi hetilap. 1888. No. 42.) [Ungarisch.] Brbı A., Se nature and treatment of diphtheria. (Med. Age. 1888. No. 19. p- — 442. Lipari, @&., Contributo sperimentale alla natura infettiva della pneumonite fibri- nosa. (Morgagni. 1888. No. 8—10. p. 523—544, 575 —604, 651—672.) 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Landespolizeiliche Anordnung, betreffend die Schutzmassregeln gegen die Maul- und Klauenseuche. Vom 26. Sept. 1888. [Amtsbl. d. kgl. Reg. z. Liegnitz. S. 306.] (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44. p. 641.) * Preussen. Regierungsbezirk Oppeln. Verordnung, betr. Schutzmassregeln gegen die Maul- und Klauenseuche. Vom 9. October 1888. [Amtsbl. d. königl. Re- aierıng z. Oppeln. S. 308.] (Veröffentl, d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44, p- 641.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Thieren. Säugethiere. A. Infectiöse Allgemeinkrankheiten. Deutsches Reich. Rundschreiben, betr. die Thierseuchenstatistik. Vom 16. Oc- tober 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44. p. 641.) Elsass-Lothringen. Bekanntmachung, betr. die Ausführung des Gesetzes vom 25. Februar 1876 über die Beseitigung von Ansteckungsstoften bei Viehbeför- derung auf Eisenbahnen, welche der Aufsicht der Landesverwaltung von Elsass- Lothringen unterstellt sind. Vom 23. Juni 1887. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.- Amtes. 1888. No. 44. p. 648—649.) Pollet, Rapport adresse & M. le prefet du Nord sur les maladies contagieuses et Epizootiques parues dans le departement du Nord pendant l’annde 1887. 8%. 43 p. Lille (impr. Danel) 1888. Report, annual, of the Agricultural Department, Privy Council Office, on the contagious diseases, inspection and transit of animals for the year 1887 with an appendix. gr.8°. 207p. London (Eyre and Spottiswoode) 1888. 2 sh. 6.d. Stand der Thierseuchen in Oesterreich in den Monaten Juli und August 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44. p. 640.) Stand der Thierseuchen in Ungarn während der Zeit vom 3. April bis 3. Juli 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 44. p. 640.) u Krankheiten der Einhufer. (Typhus, Influenza, Beschälkrankh., Septikämie, Druse.) Lustig, Das Contagium der Influenza der Pferde. (Arch. f. wissenschaftl. u. prakt. Thierheilk. 1888. No, 6. p. 423—455. — Schütz, Bemerkungen hierzu, p. 456-458.) | 672 Neue Litteratur. ' Krankheiten der ande, Rabe, C., Ueber einen neuentdeckten, pathogenen Mikröorganismus bei dem Hunde. (Berl. thierärztl. Wochenschr. 1888. No. 43. p. 65—68.) (Fortsetz. folgt.] B. Infectiöse Localkrankheiten. Hinrichsen, Nachtrag zu dem Artikel: „Ueber einen neuen Parasiten im Rücken- markskanal des Rindes“. (Arch. f, wissenschaftl. u. prakt. Thierheilk. 1888, No. 6. p. 459—460.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Hazai szölöszetünk €&s a phylloxera. Miklös Gyula Kir. Tanäcsos orszägos borä- szati Kormänybiztosnak. Budapest 1888. Konert, M., Nutzen und Pflege, Krankheiten und Feinde des Obstbaumes. 2 Conferenzvorträge. 8°. 32 p. Luxemburg (Erpelding) 1888. 0,20 M. Poli, A., Peronospora dei grappoli, black-rot e Coniothyrium diplodiella Sacc. ..15p. con 2tav. Bologna 1888. IL. ne ee Inhalt. : Amthor, Carl, Ueber den Saccharomyces merpneumonie und die Mikroorganis- - apieulatus, :p. 650. | men bei denselben, p. 657. { Bassini, E., Un caso di micetoma al piede | Sorokin, N., Parasitologische Skizzen. o piede di madura, p. 652. | Mit 1 lithographischen Tafel. (Orig.), Gallenga, C., Contribuzione allo studio p- 641. delle cheratiti superficiale infettive, Zürn, A. u. Plaut, H., Die pflanzlichen p. 654. Parasiten auf und in dem Körper un- ‚Jaksch, R. von, Ueber das Vorkommen serer Haussäugethiere, sowie die durch "von thierischen Parasiten in den Faeces erstere veranlassten Krankheiten, deren der Kinder, p. 657. Behandlung und Verhütung 2. Aufl. Johne, A., Der Trichinenschauer. 2. Aufl, 2. Hälfte, p. 655. p- 658: Leber, Ueber die Entstehung der Entzün- Untersuchungsmethoden, Instru- ; dung und die Wirkung der entzündungs- mente etc., p. 661. erregenden Schädlichkeiten, p. 651. Linstow, O0. von, Report on the Entozoa, Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. -..p. 659. . Obtulowiez, F., Einige Bemerkungen über | @schirhakl, Ueber Isolirräume für infec- die Flecktyphusepidemieen und die Ver- tiöse Kranke, p. 668. schleppungswege dieser Krankheit in Villemin, Etude experimentale de l’action Östgalizien, p. 651. de quelques agents chimiques sur le Rovelli, Giuseppe, Ricerche sugli organi developpement du bacille de la tuber- genitali degli Strongyloides (Anguillula, culose, p. 668. h Kehl | Rhabdonema), p. 660. Wesener, F., Die antiparasitäre Behand- lung der Lungenschwindsucht. | (Orig.) Schuurmans Stekhoven, Der Neisser’sche (Fortsetz.), p. 662. Gonococeus, p. 654. Semmer, E., Ueber die Kälber- und Läm- Neue Litteratur, p. 669. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, Ausgegeben am 17. November 1888. MEER Dieser Nummer liegt ein Prospekt von der Hirsehwald’schen Buchhandlung, Berlin N. W. Unter den Linden 68, bei. ze 2 . A CF NRALBLAT, Bakteriologie und Parasitenkunde, In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof, Dr. Lenekart una Professor Dr. Loefler in Leipzig in Greifswald, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Te Verlag von Gustav Fischer in Jena. II. Jahrg. 1888. ES IV. Band. No. 22. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. —3%2 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $%e- Die Redaction des „Gentralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. | Heyroth, Anton, Ueber den Reinlichkeitszustand des künstlichen Eises. (Arbeiten aus dem Kaiserlichen Ge- sundheitsamte. Band IV. 1888. Seite 1—27.) Verf. berichtet in dieser Abhandlung über Versuche, welche er in Gemeinschaft mit Stabsarzt Dr. Riedel in den Jahren 1885 bis 1888 ausgeführt hat, wobei er die Ergebnisse früher oder gleichzeitig von anderen Forschern unternommener Arbeiten mit den selbst erlangten Resultaten zu einer einheitlichen Darstellung verschmilzt. Der Bericht zerfällt in folgende Theile: I. Untersuchungs- methoden. II. Ergebnisse der Untersuchung von Natureis. (1. Die chemische Analyse. 2. Die bakteriologische Untersuchung.) III. Er- gebnisse der Untersuchung von Kunsteis. IV. Anforderungen an das zur Eisbereitung dienende Wasser. V, Schlussfolgerungen. 43 674 Bakterien und Eis. — Farus. In Bezug auf den I. Abschnitt (Untersuchungsmethoden) ist zu erwähnen, dass die chemische Analyse der Schmelzwässer nach den im Gesundheitsamt für Trink- und Nutzwasser gebräuchlichen Methode ausgeführt wurde und dass die bakteriologische Unter- suchung nach dem bekannten Verfahren der Gelatinekultur auf Glasplatten geschah. Die „Ergebnisse der Untersuchung von Natureis“ werden durch eine Reihe eigener und fremder Analysen gegeben, welche in ihrer Gesammtheit zeigen, 1) dass das zu Eis werdende Wasser beim Gefrieren zwar stets einen Theil seiner chemischen und organisirten Bestandtheile aus- scheidet, 2) dass gewisse organische Substanzen hiervon weniger be- troffen werden als die Salze unorganischer Säuren, 3) dass vor Allem aber die Mikroorganismen und unter diesen keineswegs nur die gewöhnlichen, unschädlichen Wasserbakterien, sondern auch krankheitserregende Arten den natürlichen Gefrier- process und selbst eine längere Aufbewahrung in gefrorenem Zu- stande ohne Aufhebung ihres Fortpflanzungsvermögens und be- ziehungsweise auch ohne Einbusse ihrer Virulenz ertragen können. Die Untersuchungen von Kunsteis ergaben durchaus nicht die- selben günstigen Ergebnisse, und zwar weder die chemische Analyse noch die bakteriologische Prüfung. Es zeigte sich, dass erstlich nicht stets — wie von Heyroth im IV. Abschnitt mit Recht ver- langt wird — nur Wasser von solcher Beschaffenheit, wie sie für ein Trinkwasser erforderlich ist, zur Fabrikation von Kunsteis ver- wandt wird, und zweitens, dass noch nachträglich Verunreinigung stattfindet durch Stoffe, die aus der die Kälte erzeugenden bezw. übertragenden Flüssigkeit oder vom Apparat selbst (Rost, Schmier- und Dichtungsmittel) herrühren; in Uebereinstimmung damit wurden denn auch in vier Proben von Kunsteis 528, 960, 1323 und selbst 1610 Bakterienkeime im cem nachgewiesen, während andere Proben allerdings als keimfrei befunden wurden. In Folge dieser Ergebnisse werden am Schlusse des Berichtes als Forderungen aufgestellt: 1) Das zur Konservirung der Nahrungsmittel und zur Kühlung der Getränke in den Handel gebrachte Eis darf, gleichviel ob durch den natürlichen Gefrierprocess entstanden oder auf künstlichem Wege hergestellt, nur solchen Wässern entstammen, deren Reinlich- keitszustand zuvor festgestellt ist und mindestens denjenigen der natürlichen, zur Wasserversorgung geeigneten Fluss- und Binnen- seewässer erreichen muss. 2) Behufs fortlaufender Kontrolle der Beschaffenheit sind die Eissorten des Handels einer periodisch wiederkehrenden Unter- suchung zu unterwerfen. Benecke (Leipzig-Gohlis). Munnich, A. J., Beiträgezur Kenntniss des Favuspilzes. (Archiv für Hygiene. Band VIII. 1838. S. 246.) Verf. hat sowohl auf nicht neutralisirter als auf schwach alkalischer Loeffler’scher Gelatine und Agar mit 1°/, Trauben- 2 Favus. — Diphtherie. 675 zucker, auf Hydrocele-Agar und auf Rinderblutserum schöne Kul- turen des Favuspilzes erhalten. Am schnellsten und üppigsten wuchs derselbe auf neutralisirter Fleisch-Pepton-Agar, die mit Milchsäure angesäuert war. Als Verfahren zur Reingewinnung des Achorion bewährte sich die Plattenmethode und Aussaat von kleinen Borkentheilchen nicht; stets fand hierbei Ueberwucherung durch andere Pilze statt. Dagegen bekam Verf. fast ausnahmslos positive Resultate, wenn er die mit aller möglichen Vorsorge abgeschnittene Wurzel der frisch aus der sorgfältig gereinigten Kopfhaut gezogenen Haare in Reagensgläser mit flüssiger Nährgelatine und Agar hinein- fallen liess. Das Wachsthum erfolgt bei 22° äusserst langsam, am besten bei 30°. Die makroskopische Form der Kulturen stimmte im Allgemeinen mit den Angaben von Grawitz; ebenso in der Hauptsache auch die mikroskopischen Bestandtheile, von denen Verf. eine grössere Anzahl wohl gelungener Photogramme beigiebt. Es fanden sich hauptsächlich: Mycelfäden von verschiedener Länge und Dicke; kugelförmige oder etwas abgeplattete Knöpfchen, die das Ende eines Mycelfadens bilden, oder zu zweien mehr oder weniger gabel- förmig aus einander weichen, ähnlich den Oogonien von Saprolegnia; - endlich grosse und kleinere, platte, rundliche, ei- oder nierenförmige Gebilde, vielleicht Sclerotien. Das Nähere muss im Original ein- gesehen werden, ebenso die Beziehuugen dieser Befunde zu jenen von Boer und Quincke. Zahlreiche Impfversuche mit den Kulturen beim Menschen, ferner bei Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Mäusen und Hühnern schlugen sämmtlich fehl, ohne dass Verf. dies als einen endgültigen Beweis gegen die Ueberimpfbar- keit der Kulturen ansieht. Buchner (München). Barnes, An adress on the etiology ofDiphtheria. (The British Medical Journal. 1888. 28. Juli.) Die Erfahrungen, die Verfasser während einer dreizehnjährigen Praxis über das epidemische Auftreten der Diphtherie gesammelt hat und die 233 Fälle in 50 Einzelausbrüchen umfassen, führen ihn zu dem Schlusse, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen der Entstehung und Ausbreitung der Diphtherie und der anderen contagiösen Erkrankungen, wie Scharlach, Pocken etc. besteht. Während bei diesen der Ausgang des epidemischen Auftretens von einem eingeschleppten Falle aus sich stets und sicher nachweisen lässt, gelingt dies bei dem ersten Diphtheriefalle in der Regel nicht, während die weitere Verbreitung durch Ansteckung sich meist verfolgen lässt. Verfasser schliesst daraus, dass das Gift sich auch ausserhalb des menschlichen Körpers und zwar beson- ders begünstigt in feuchten und unsauberen Häusern entwickeln kann, die dann immer wieder Ausgangsstätte einer Epidemie werden. Die geologische Formation des Bodens scheint darauf ohne Ein- fluss. Die Morbidität an Diphtherie zeigt eine regelmässige Steigerung während der Wintermonate, obgleich diese Jahreszeit der Entwicklung der Mikroorganismen nicht günstig ist (diese Thatsache ist durch die von Gerhardt auf dem II. Congress für 43 * 676 | Diphtherie. — Tuberculose, innere Medicin mitgetheilten Curven für die deutschen Städte längst festgestellt. Ref.) 3) Während die meisten Infectionskrank- heiten in den Städten einen schlimmeren Verlauf und grössere Ausbreitung annehmen als in den ländlichen Distrieten, ist dies bei der Diphtherie nicht der Fall. Die Erleichterung der Ueber- tragung durch das engere Zusammenwohnen in den Städten ist hier ausgeglichen durch ein anderes schädigendes Moment: der Anwesenheit sich zersetzender Substanzen, verbunden mit der Feuchtigkeit des Bodens. | Den Diphtheritisepidemieen geht in der Regel ein gehäuftes Auftreten von Rachenerkrankungen vorher, die noch nicht den echten diphtheritischen Charakter zeigen. Das Gift scheint sich demnach unter schlechten sanitären Verhältnissen erst allmählich zu entwickeln. Auch darin liegt ein Unterschied von den anderen durch specifische Mikroorganismen erzeugten Infectionskrankheiten. Escherich (München). Bollinger, O., Ueber Entstehung und Heilbarkeit der ee; (Münchner Medic. Wochenschrift. 1888. No. 29 u. 30.) In den einleitenden Bemerkungen zum vorstehenden Thema hebt Verf. hervor, dass die Tuberculose viel häufiger sei, als man gewöhnlich anzunehmen pflege. In grösseren Städten seien 40—50°/, aller Todesfälle ent- weder direct auf Tuberculose zurückzuführen, oder es lassen sich bei denselben wenigstens Spuren älterer oder latenter Tuberculose nachweisen. Bezüglich der Entstehung der Tuberculose nimmt er 4 Modi an: Infection ohne erbliche und erworbene Disposition, In- fection mit erblicher, Infection mit erworbener und Infection mit erblicher und erworbener Disposition. Den 1. Modus hält er für sehr selten. Bei derartig erkrankten Individuen bleibt der Process häufig local mit Neigung zur Latenz oder Heilung. Der 2. Modus, welchen zwar Einige nur für eine sehr geringe Anzahl von Fällen gelten lassen wollen, ist nach dem Verf. ausser- ordentlich häufig. Den sogenannten phthisischen Habitus und andere physische Degenerationsformen erklärt er für ein Produkt der erblichen Belastung. Der 3. Modus besteht beispielsweise bei den Arbeitern der Staubgewerbe, in Gefängnissen, in städtisch-industriellen Bezirken u. 8. w. Er wird mit dem fortschreitenden Alter immer häufiger, während zugleich der 2. Modus abnimmt. Bezüglich des 4. Modus glaubt Verf., dass, je ausgesprochener die erbliche und erworbene Disposition ist, um so geringer die In- fection zu sein braucht und umgekehrt. Bei den Erwachsenen ist aber die Gefahr der Infection viel geringer anzuschlagen, als die Gefahr der Disposition. | Ueber die Infectiosität der Milch und des Fleisches perl- süchtiger Rinder wurden im Institute des Verf.’s ‚neuerdings Ver- Tubereulose. -—- Rhinosklerom. 677 suche angestellt. Hierbei erwies sich die Milch in 55 °/, der unter- suchten Fälle infectiös, obwohl der Nachweis von Tuberkelbacillen unter 20 Fällen nur einmal gelang. Da nun 5-—-8°/, der zur Schlachtung kommenden Kühe perlsüchtig sind, so liegt die Ge- fahr auf der Hand, wobei zu bedenken ist, dass auf den Genuss von solcher Milch nicht bloss die Darmtuberculose, sondern auch die Localaffectionen von Lymphdrüsen, Knochen u. s. w. bezogen werden können. Dagegen ist die Gefahr von Seite des Fleisches tubercu- löser Rinder viel geringer, da durch solches Fleisch in einer grossen Anzahl von Versuchen keine Infection bewirkt werden konnte. Im 2. Theile der Arbeit behandelt Verf. die Heilbarkeit der Tuberculose, wobei er vorwiegend die Spitzenaffectionen der Lunge in Betracht zieht. Aus den diesbezüglich angestellten Versuchen ergab sich, dass von 26 Fällen suspecter Spitzenaffection bloss 27°/, nicht infectiös waren. Er glaubt daher, dass jede Spitzenaffection der Lunge als nicht geheilt anzusehen sei, so lange sie noch käsige oder käsig-kalkige Produkte enthalte; es spräche dies für die enorme Tenacität des tuberculösen Virus im Organismus. Da nach der Ansicht des Verf.’s die Disposition bei der Ent- stehung der Tuberculose eine viel wichtigere Rolle spielt, als die Ansteckung, so legt er auch auf die Bekämpfung der ersteren ein viel grösseres Gewicht als auf die Hintanhaltung der Infection. (Dieser Ausspruch könnte leicht missverstanden werden. Es ist zwar richtig, dass bei der so grossen Verbreitung der Tuberculose Ansteckungen schwer hintan zu halten sein werden und daher die Bekämpfung der Disposition mehr Aussicht auf Erfolg zu bieten scheint, aber daraus darf nicht gefolgert werden, dass etwa die gegen die Ansteckung selbst gerichteten prophylaktischen Maass- regeln ais nutzlos und überflüssig wegfallen können. Ref.) Weichselbaum (Wien). Melle, G., Ibacilli del Rinoscleroma,. (Resoconto della Accademia medico-chirurgica di Napoli. Sitzung am 28. August 1887.) | Hebra und Kaposi classificirten zuerst das Rhinosklerom unter die Granulome, indem sie es für das Produkt einer langsamen Entzündung hielten, eine Ansicht, die noch heutzutage in Geltung ist. Erst Cornil verdanken wir die genaue histologische Be- schreibung dieser bindegeweblichen Neubildung, die besonders durch das Vorhandensein grosser, einen oder mehrere Kerne enthaltender Zellen mit theilweiser oder gänzlicher hyaliner Degeneration der protoplasmatischen Substanz charakterisirt wird. Frisch und Pellizzari entdeckten im Innern jener grossen Zellen bacillenförmige Mikroorganismen, und der Erstere erhielt auch Kulturen davon. Später konnten Cornil, Alvarez und Babes durch ihre Untersuchungen die parasitäre Natur des Rhino- skleroms bestätigen, die dann nachträglich auch durch die Be- obachtungen Paltauf’s, v. Eiselsberg’s und Anderer festge- stellt wurde. 678 Rhinosklerom. — Puerperalfieber. Verf. berichtet nichts über die Merkmale der Kulturen, die er von einem der von ihm studirten Fälle erhielt, mit denen er sich jedoch wegen Krankheit nicht eingehend beschäftigen konnte. Vorzugsweise hat er sich mit den Methoden zur Färbung der Bacillen in den Geweben beschäftigt. Nachdem er mit geringem Erfolge die einfache Färbungsmethode, d.h. mit wässeriger Gentiana- oder Methylviolett-Lösung und Entfärbung in Alkohol, die Gram- sche Methode sowie die von Cornil benutzte (Färbung durch 24—48 Stunden langes Liegenlassen in wässeriger Gentianalösung und Entfärbung in Alkohol 1 oder 2 Tage) versucht hatte, wählte Verf. eine neue Methode, mit welcher er, wie er angiebt, gute Resultate erzielte. Er legt nämlich die Schnitte zur Färbung 10—15 Minuten lang in eine wässerig-alkoholische Gentianaviolettlösung (2 Theile Gentiana, 15 Alkohol, 100 Wasser), taucht sie dann auf die Dauer von 2—3 Minuten in Jod-Jodkaliumlösung und entfärbt sie in ab- solutem Alkohol. Aus diesem bringt er die Schnitte sodann, um die Entfärbung zu beendigen, 1—2 Minutnn lang in 30—40 °/,ige Salpetersäure und schliesslich wieder in Alkohol. Wird nun das Gewebe zur Färbung auf 4—5 Minuten in eine wässrige Safranin- lösung gelegt, so sieht man die: violett gefärbten Bacillen inner- halb der hyalinen Zellen sich deutlich von dem rothen Hinter- grunde abheben. Verf. sagt, dass die Färbelösungen in Anilinwasser die Ba- cillen nicht färben, und dass diese sich somit weder nach der Gram'’schen, noch nach der Weigert’schen Methode färben lassen. |Ref. bemerkt hierzu, dass Loeffler, Cornil und Andere hin- gegen angeben, die Färbung der (eingekapselten) Bacillen nach der Gram’schen Methode erhalten zu haben, und dass Ref. selbst Gelegenheit gehabt hat, diese Thatsache in einem ihm von Cornil gegebenen rhinoskleromatösen Gewebsstück zu bestätigen. ] Mit der oben beschriebenen Färbungsmethode hat Verf. nie die Kapsel um die Bacillen herum beobachten können; dieselben waren in den grossen hyalinen Zellen in einer Zahl von 10—40 unregelmässig aufeinandergehäuft. Bemerkenswerth ist die That- sache des grossen Widerstandes, den die Bacillen des Rhinoskle- roms analog den Lepra- und Tuberkelbacillen der entfärbenden Wirkung der Salpetersäure leisten sollten; obgleich die mikro- skopische Untersuchung und die Kulturen das Vorhandensein anderer Merkmale, die sie etwa mit diesen letzteren Bacillenformen gemein haben könnten, gänzlich ausschliessen. Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Pfannenstiel, Kasuistischer Beitrag zur Aetiologie des Puerperalfiebers. (Centralblatt für Gynäkologie. 1888. No. 38.) Die Untersuchungen des Autors erstrecken sich auf 4 Fälle von Puerperalfieber, welche sämmtlich letal abgelaufen sind. Die bakteriologischen Untersuchungen wurden von Bitter in Breslau vorgenommen. en Puerperalfieber. — Aktinomykose. 679 Letzterer fand in 2 Fällen in der aus Einschnitten, welche in diffuse Infiltrationen des Vorderarmes bei Lebzeiten gemacht waren, quellenden trüben Flüssigkeit neben wahrscheinlich nach dem Tode der Frauen eingedrungenen Saprophyten eine Art von Kokken, welche auf Platten unter dem Mikroskope eine gewisse Aehnlich- keit mit dem Streptococcus pyogenes (Rosenbach) und dem Streptococcus Erysipelatos (Fehleisen) zeigten. Doch schienen hinsichtlich der Farbe der Kolonieen, der Wachsthumsgeschwindig- keit und der Empfindlichkeit gegen Säuren und Alkalien einige Differenzen gegenüber diesen bekannten Kokkenarten vorhanden zu sein. In Stichkulturen bestanden keine auffallenden Unter- schiede gegen Streptococcus pyogenes und Streptococcus Erysipelatos. Cutane Injection von einer Stichkultur der 5. Generation des in Rede stehenden Coccus bewirkte bei einem Kaninchen Schwellung und Röthung des Ohres, welche sich bis auf den Nacken hin aus- dehnten ; auch Allgemeinsymptome stellten sich ein. Nach 14 Tagen war der Process abgelaufen. Das Thier genass. Kontroleimpfungen mit alten Kulturen von Streptococcus pyo- genes und Streptococcus Erysipelatos riefen weder locale, noch all- gemeine Reactionserscheinungen hervor. Ein anderes Kaninchen zeigte am Tage nach einer Injection von 1 ccm einer 3 Tage alten Bouillunkultur des Streptococcus in eine Ohrvene verminderte Fresslust und war traurig. Vom 2. Tage an stellten sich Schwellung und Röthung des Ohres ein. Das Thier magerte stark ab und starb 10 Tage nach der Injection. Bei einem 3. Kaninchen, welchem 1 ccm einer 24 Stunden alten Bouillonkultur von dem Puerperalfieber-Streptococceus in die Ohrvene injicirt worden war, trat ebenfalls Schwellung des Ohres und Verklebung des Auges der betreffenden Seite ein. Nach 5 Tagen starb das. Thier. In Leber, Milz und Nieren fand man spärliche Streptokokken. Im Kniegelenke wurde eiterige Entzün- dung mit Streptokokken constatirt. Injectionen von alten Bouillonkulturen von Streptococcus pyo- genes und Streptococcus Erysipelatos führten keine nennenswerthen Störungen herbei. Verf. sieht als Quelle dieser Fälle von Puerperalfieber eine vorausgegangene Epidemie von Tonsillarangina an, welche in der Breslauer Gebäranstalt vorgekommen war. In der Vagina und im Uterus fand man bei allen 4 an Puer- peralfieber erkrankten Wöchnerinnen diphtheritische Entzündung. Pfannenstiel hält den von Bitter gefundenen Strepto- coccus in diesen Fällen für die Ursache des Puerperalfiebers, glaubt aber, dass das letztere gelegentlich auch durch andere Mikroorga- nismen hervorgerufen werden könne. Dittrich (Prag). Bertha, Ueber einige bemerkenswerthe Fälle von Aktinomykose. (Wiener med. Wochenschrift. 1888. No. 35.) Auf Wölfler’s Klinik kamen drei Fälle von Aktinomykose zur Beobachtung, welche ätiologisch und topographisch von Interesse sind. Im ersten Falle verschluckte ein Tagelöhner eine Kornähre, 680 Aktinomykose. — Oberhautpilze. welche ihm beim Trinken in der Scheune in den Krug gefallen war. Die ersten Zeichen der Erkrankung traten hier schon nach 6 Wochen auf. In den beiden anderen Fällen handelte es sich um Localisationen an den Händen. Von den Betroffenen hatte der eine beim Haferschneiden sich eine Blase an der Hand zugezogen, die er mit der Sichel öffnete, um dann weiter zu arbeiten, der andere hatte einige Wochen vorher Getreide gedroschen; hier trat erst ein Knötchen auf, das sich später in ein stark eiterndes, nirgends über das Unterhautzellgewebe hinausgehendes Geschwür um- wandelte. Es ist nach B. nicht unwahrscheinlich, dass die Aktinomy- kose an den Händen nicht so selten ist und nur bisher nicht ge- nügend beobachtet wurde. Hervorzuheben ist noch die Rolle, die hierbei das Getreide spielte. A. Gottstein (Berlin). Koettnitz, A., Ein Fall von Aktinomykose. (Allgemeine medicinische Central-Zeitung. 1888. No. 38.) Verfasser berichtet über einen Fall von sichergestellter Aktinomykose in der Gegend der linken Parotis. Was die Infectionspforte betrifft, so ist mit Wahrscheinlich- keit als solche eine Verletzung des Zahnfleisches, welche sich der Kranke bei der Nahrungsaufnahme zugezogen hatte, anzusehen. Hervorzuheben wäre besonders, dass, wie der Autor angiebt, nach Anwendung des Höllensteinstiftes eine Schrumpfung der Ge- schwulst und vollständige Ausheilung der Fisteln erfolgte, ohne dass innerhalb eines Zeitraumes von 8 Monaten Recidive ein- getreten wären. Verfasser schreibt diesen Ausgang des Processes dieser thera- peutischen Massnahme zu. Dittrich (Prag). Unna, P. 6., Die Züchtung der Oberhautpilze. (Monats- hefte für praktische Dermatologie. 1888. No. 10.) Bei der Untersuchung der Schuppen und des Sekretes in 12 typischen Fällen von Seborrhoea sicca (Eczema seborrhoi- cum nach Unna) ergab die mikroskopische Untersuchung von beiläufig 60, mittelst des Koch 'schen Plattenverfahrens gewonnenen Kulturen u. a. 50 verschiedene Mucoren, über 20 verschiedene Penicilliumarten, 5 Aspergillen, etwa ein Dutzend zu der Oidium- und Saccharomycesgruppe gehöriger Pilze, 3 gewöhnliche Hefepilze und eine grosse Zahl theils bekannter, theils unbekannter Kokken und Bacillen. Unna hat diese Pilze aus bestimmten Gründen nur auf Peptongelatine und Peptonagar und zwar bloss bei Zimmertempe- ratur gezüchtet, da man unter gleichen Wachsthumsbedingungen die verschiedenen Arten am sichersten von einander trennen kann. Gerade die Oberhauterkrankungen (Parakeratosen) schädigen im Allgemeinen die Gesundheit nur wenig und eigentlich nur durch begleitende Nervenreize. Man darf hinsichtlich der Ober- hautpilze, wenn es sich um Uebertragungsversuche handelt, die Impfungen auch wieder nur auf die Oberhaut, und bei Dermatosen des Menschen bloss auf die menschliche Oberhaut vornehmen. ai Oberhautpilze. — Thierische Parasiten. 681 Bisher ist noch keine sichere Methode der Einimpfung höherer Pilze in die Oberhaut bekannt. Man kann nur annehmen, dass die Bedingungen für erfolgreiche Uebertragungen verschiedener, ätiologisch wichtiger Pilze, der Art und Localisation der betreffen- den Dermatosen entsprechend, verschieden sein werden, Nach der Ansicht des Autors spielt gerade bei den parasitären Parakera- tosen die Individualität eine wesentliche Rolle. Unna ging bei seinen Impfversuchen in der Weise vor, dass er sporenhaltige Reinkulturen auf die mit Seife, Wasser und Alko- hol gereinigte, intacte Haut sanft einrieb, die Stelle mit einem Stückchen sterilisirtem Guttaperchapapier bedeckte und dieses festleimte. Nach 3—4 Tagen wurde der Leimverband entfernt und die Hautstelle sich selbst überlassen. Für die makroskopische Differenzirung der verschiedenen Arten von Oberhautpilzen sind von Bedeutung die Farbe des Pilzes, die ‚Ausbreitung des Pilzrasens, das Wachsthum im Impfstiche und in den Nährboden hinein, und endlich die Peptonisirung der Gelatine, wobei auch das Verhalten des Pilzrasens zur verflüssigten Gela- tine, je nachdem die Rasen als compacte Masse auf der Flüssig- keit schwiminen oder zu Boden sinken, zu berücksichtigen sind. Von entscheidender Wichtigkeit für die systematische Ein- reihung der Pilze ist die mikroskopische Untersuchung und zwar insbesondere die Untersuchung der lebenden Pilze. Dies suchte Verf. durch die Verwendung durchbohrter Object- träger, bezüglich deren Beschaffenheit ich auf die Originalmitthei- lung verweise, zu bewerkstelligen. Dieselben sind besonders zweck- mässig für hoch wachsende Pilzformen. Dittrich (Prag). Marguet, Kystes hydatiques des muscles volontaires. Histoire naturelle et clinique. (These. No. 255.) 4°. 370 pp. Avec 4 planches. Paris 1888. Diese den Rahmen einer Dissertation weit überschreitende genaue und gründliche Arbeit eines 35jährigen Mannes behandelt die Echinococcuscysten, welche an und in den willkürlichen Muskeln beobachtet wurden. Als Basis dient eine Sammlung von 130 Fällen, von denen 101 aus der Litteratur (15 aus der deutschen) entnommen sind, 25 direct von Beobachtern mitgetheilt sind und 4 dem Autor ‚ eigen angehören. Diese Casuistik wird pag. 208—358 genau reprodueirt. Indem wir die Generalitäten (pag. 1—64) übergehen, bemerken wir, dass der Autor als „point de repere“ die Fascia annimmt. Das historische Kapitel hebt als ersten Fall den von Jannin E: (1805) hervor; die Arbeiten von Despr&s (Tumeurs des muscles | 1866), von Orillard (Kystes hydatiques 1869), Bergmann | 1870—71 (Dorpater Zeitschrift) Brassart und Martinet (Kystes externes 1877 u. 1880), ferner von Bourel-Ronciere (1884), Tavel (1880) werden erwähnt. Ueber die Beziehungen des Trauma- tismus zu den Hydatiden haben Boncour (1878) und Danlos (1879) geschrieben. 682 Thierische Parasiten. — Thierkrankheiten. Im Kapitel der path. Anatomie lesen wir, dass von den 130 Fällen 18 auf die Adductoren des Femur kommen, 14 auf die_ Lendenmuskeln, 9 auf die Gefässmuskeln, je 8 auf Biceps brachii und Pectoralis, je 7 auf Trapezius, Deltoides, Dorsalis und Rectus femoris; seltener ist das Vorkommen in andern Muskeln. Die Form und die Grösse der Cysten, ferner die verschiedene Qualität des Inhalts (wasserklar, gelblich, opalin, eiterig) werden erörtert. Aetiologisch merkwürdig ist das Vorherrschen beim Weibe, 75 Weiber, 54 Männer, das Alter der Erkrankten schwankt zwischen 6 und 68 "Jahren: von sämmtlichen Hydatiden sollen 1,90 °/, dem Muskelsysteme angehören. Als traumatisch werden 17 Fälle aufgeführt. Das Trauma wirke entweder als Fixationsmoment, oder als Reiz zur schnelleren Entwicklung. Die Symptome (pag. 152—171) sind subjective. und objective. Indolent waren 45 Fälle. Die Grösse erreicht die eines Manns- kopfes. Das Wachsthum war in 28 Fällen langsam, 12mal wird rapide Zunahme verzeichnet. Nun folgt die Beschreibung von Consistenz (Fluctuation) und Form. In 24 Fällen war die Cyste vereitert. Das Fremissement (p. 165 fi.) beobachtete zuerst Blatin (1801), genauer aber Briancon (1828). Dieser Erscheinung und der Crepitation amidonnede (Stärkemehlknirschen) werden besondere Excurse geweiht. Unter den Complicationen wird besonders die Urticaria (p. 172 ff. ) genau betrachtet (Debove, Intoxication hydatique, Schmidt’s Jahrb. Band 219). Die Diagnose machte oft Fiasco, Verwechslungen mit Lipom, Sarcom, Abscess sind natürlich nicht selten, auch Syphilome und die von Fa rabeuf beschriebene Muskelhernie (Ruptur), sowie Haematome können hier in Betracht kommen. — Abgesehen von der oft lästigen Breite der Darstellung kann die Arbeit Marguet’s als musterhaft bezeichnet werden. J. Ch. Huber (Memmingen). Grill, Claes, Svampbildningar hos insekter. (Föredrag vid entomologiska föreningens sammankomst, den 2 Mars 1888. — Entomologisk Tidskrift. 1888. p. 19—27. ) Eine Uebersicht der bisher bei den verschiedenen Insekten- ordnungen bekannten Insektenpilze oder Entomophyten. Am meisten werden die Coleopteren, Lepidopteren und Hymenopteren von dergleichen Pilzen heimgesucht. Unter den Coleopteren sind es hauptsächlich die Abtheilungen Carnivora, Lamellicornia und Rhynchophora, unter den Lepidopteren ausschliesslich die Heterocera, und unter den Hymenopteren wesentlich die Acu- leata, bei denen Insektenpilze beobachtet wurden. Unter den Hemipteren sind die Larven mehrerer Cicada-Arten pilztragend und von Dipteren mehrere Arten der eigentlichen Musciden, wäh- rend unter den Orthopteren bisher nur ein vereinzelter Fall (eine Gryllotalpa in Nord-Amerika) und unter den Neuropteren noch kein einziger Fall bekannt ist. Die meisten von diesen Pilzen Hausschwamn. 683 angegriffenen Insekten sind ausschliesslich pflanzenfressend, wiewohl sich auch einige wenige finden, die von thierischen Stoffen leben. Es muss angenommen werden, dass die Pilzsporen mit der Nahrung in den Körper der Insekten einwandern, was äusserst leicht wegen der ausserordentlichen Kleinheit dieser Sporen geschehen kann, wo- gegen die Sporen von aussen her durch die Körperoberfläche kaum eindringen dürften. Die Sporen keimen im Thiere und zwar ge- wöhnlich erst dann, wenn das Insekt durch lange dauerndes Regen- wetter von Nässe durchdrungen und somit in einen krankhaften Zustand gebracht ist. W. M. Schöyen (Christiania). Hartig, R., Der Hausschwamm, Merulius lacrymans. (Allgem. Forst- und Jagdzeitung. 1888. p. 49—52.) Verf. theilt an seinen früheren Artikel!) und an seine Schrift „Der echte Hausschwamm, Berlin 1885“ anschliessend in Kürze die Hauptresultate seiner Untersuchungen mit: Der Hausschwamm ist eine Kulturpflanze, die aber auch im Walde noch nicht ganz ausgestorben ist, denn neuerdings wurde er von Krieger bei Königstein in Sachsen an alten Nadelholz- - stöcken gefunden. Dass er nur an bereits gefälltem, todtem Holze wächst, scheint zweifellos zu sein, da Versuche, ihn durch Insekten an lebenden Bäumen im Walde hervorzurufen, bisher immer fehl- geschlagen sind. In den Häusern findet er sich in der Regel am Nadelholz, doch ist Eichenholz seinen Angriffen ebenfalls sehr aus- gesetzt, während Rothbuchenholz ihm länger widersteht. Der vegetative Theil des Pilzes besteht aus feinen Fäden, die im Innern der Holzzellen leben, deren Wandungen durchbohren, aus den plasmaführenden Zellen der Markstrahlen und des Holz- parenchyms die erforderlichen Eiweissstoffe zum Wachsthum be- ziehen und den Wandungen durch Contact den Kalk entziehen. Aus dem Plasma der lebenden Pilzfäden wird ferner eine Ferment- substanz ausgeschieden, die auf grössere Entfernungen hin die Zell- wände durchdringt und die zur Ernährung geeigneten Stoffe in löslichen Zustand versetzt. Indem der Pilz diese Stoffe, und zwar zuerst Coniferin und Cellulose, aus den Holzwandungen aufnimmt, verwandelt er das Holz in eine vorwiegend aus Holzgummi und Tannin bestehende Substanz. Das Holz wird dadurch braun gefärbt, verliert einen Theil seiner organischen Substanz, an dessen Stelle Wasser tritt, so dass das Volumen zunächst dasselbe bleibt. Trocknet derartiges Holz aus, so tritt ein bedeutender Schwindeprocess ein, durch welchen es meist rechtwinklig aufeinanderstehende Risse erhält, ja in Würfel zerfallen kann. Für Wasser ist es sehr leicht durchdringbar, ja schon in weniger zerstörtem Zustande erhält das Holz die Eigenschaften eines Badeschwammes, der mit der grössten Begierde Wasser aufsaugt. Der Hausschwamm hat nun, mehr wie andere Holzpilze, die Befähigung, über das ernährende Substrat hinauszuwachsen, wenn 1) Allgem. Forst- und Jagdzeitung. 1887. November. RT 5 Sa 5 ’ Ai b , ‚ac EL 684 | Hausschwamm. nur die umgebende Luft constant feucht genug ist. Die anfangs schneeweissen, wolligen Fäden, die sich auf dem Holze fächer- artig ausbreiten, werden bald aschfarben, von ihnen heben sich aber vielfach lockere Partieen ab, die gelbliche Färbung an- nehmen. Durch diese aschgraue Farbe unterscheidet sich Merulius lacrymans sehr gut von Polyporus vaporarius, dessen Mycel- bildungen immer schneeweiss bleiben. In den fächerartigen Aus- breitungen treten bald sich reichlich verästelnde Pilzstränge von gleicher Farbe hervor, die oft Fingerdicke erreichen und für die Lebenserscheinungen des Pilzes grosse Bedeutung besitzen. Die- selben sind mit Organen ausgefüllt, welche den Gefässen der höheren Pflanzen ganz analog gebaut sind. In diesen gefässartigen Organen wird offenbar von dem Holz- werk aus dem ausserhalb wachsenden Mycel Wasser und Nahrung zugeführt. Jene strangartigen Mycelkörper erreichen oft Längen von vielen Metern und wachsen von einem Wohnraum zum andern. Gelangt das Pilzmycel bei seiner Wanderung wieder an Holzwerk, dann dringen die zarten Pilzfäden in dasselbe ein und zerstören es. Charakteristisch für den Hausschwamm ist, dass er auch trocknes Holz zu zerstören vermag, dem er vor dem Zerstörungs- werk erst soviel von dem ihm zugeführten Wasser abgiebt, bis es angrifisfähig geworden ist. In dumpfen Räumen, wenn kein Holz vorhanden, scheidet er das Wasser in Form von Tropfen und Thränen ab. Wo sehr üppige Pilzwucherungen stattfinden und genügend Raum und Licht vorhanden sind, entwickeln sich die mannigfach gestalteten Fruchtkörper. Die anfänglich lockere, weisse Pilzmasse färbt sich hier und da röthlich und zeigt wurmartige Faltungen, die bald mit rostfarbigen Sporen bedeckt sind. Die bräunlichen Sporen zeigen an dem einen Ende in der Wand eine Keimöffnung, die durch ein hellleuchtendes, farbloses Knöpfchen verschlossen ist. Die Keimung der Sporen gelang Verf. aber erst nach Zusatz von etwas Urin oder Ammoniak, Kali oder Natronsalzen. Der Hausschwamm hat im frischen Zustande einen sehr an- genehmen Geschmack und Geruch, doch lässt es Verf. dahinge- stellt sein, ob demselben an sich giftige Eigenschaften innewohnen. Sobald er indes anfängt zu faulen, verbreitet er einen höchst widerwärtigen Geruch und es ist zweifellos, dass die Entwicklung der Gase für die Gesundheit der Menschen, welche solche Räume bewohnen, höchst nachtheilig ist. Es kommt auch noch hinzu, dass der Hausschwamm grosse Wassermengen ausdünstet und da- durch die Wohnräume feucht macht. Zum Schluss erörtert Verf. noch die Möglichkeiten der Ein- schleppung des Hausschwammes und kommt zu dem Resultat, dass der Pilz wohl selten aus dem Walde direct stammen dürfte, sondern durch Verschleppung aus alten, mit Schwamm behafteten Holztheilen durch die Zimmerleute in die Neubauten gelangt. | Uhlitsch (Leipzig). 3 EEE EEE TEE WETTE . v. Sehlen, Kleine Beiträge zur bakteriologischen Methodik. 685 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Kleine Beiträge zur bakteriologischen Methodik. (Aus dem Laboratorium von Dr. Brehmer’s Heilanstalt zu Görbersdorf.) Von Dr. von Sehlen. Mit 1 Abbildung. I. Zur Fixirung von Objecten auf dem Deckgläschen für Trockenpräparate. Während die Untersuchung von thierischen Gewebssäften, wie Blut, Eiter etc. in Trockenpräparaten nach dem Koch’schen Verfahren wegen ihres natürlichen Gehaltes an coagulabelem Ei- weiss keine Schwierigkeiten bereitet, werden Objecte ohne dieses fixirende Bindemittel nach der Trocknung häufig ganz oder grössten- theils durch die Diffusionsströmungen der Farbflüssigkeiten etc. vom Deckgläschen abgespült und sind daher dieser bequemen Art der Untersuchung nicht immer leicht und sicher zugänglich. Die Prüfung von Flüssigkeiten auf Bakterien, wie die Unter- suchung von Culturen oder von pulverförmigen Substanzen (feste Partikelchen, Staub etc.) auf ihren Gehalt an Mikroorganismen ist aus diesem Grunde mitunter erschwert. Zur Fixirung solcher Ob- jecte auf dem Deckgläschen für Trockenpräparate bediene ich mich seit längerer Zeit einer Methode, welche dem beregten Uebelstande durch künstlichen Zusatz von coagulabelem Eiweiss abhilft und für die Untersuchung so mancherlei Vortheile bietet, dass ich nicht anstehe, sie hiermit weiteren Kreisen bekannt zu geben. Ich benutze zu dem Zwecke eine Eiweisslösung mit Borsäure- zusatz. Die Lösung wird mit dem Untersuchungsmateriale ge- mischt und gleichmässig auf dem Deckgläschen ausgebreitet. Nach dem Trocknen an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur wird das Eiweiss durch Erhitzen über der Flamme in der üblichen Weise coagulirt. Es bildet dann eine dünne festhaftende Schichte, die sich selbst bei längerem Liegen in wässrigen Medien nicht ablöst. Unter dem Einfluss von Säuren und Alkalien oder bei häufigerem Wechsel von Flüssigkeiten verschiedener Dichte kommt mitunter eine Aufquellung und gänzliche oder theilweise Abhebung des Ei- weisses vor. Durch einige Vorsicht der Handhabung lassen sich jedoch derartige Vorkommnisse verhüten. Färbungen und Ent- färbungen erfolgen bei den so zubereiteten Präparaten in gleicher Weise wie mit Trockenpräparaten von Flüssigkeiten, welche an sich Eiweiss enthalten, durch dessen Coagulation sie am Deck- gläschen angeklebt werden. 686 von Sehlen, Natürlicherweise lässt sich auch jedes frische coagulable Eiweiss, wie Augenkammerwasser oder Lymphe oder Eiereiweiss zu gleichem Zwecke verwenden, doch muss für die bakteriologische Tauglich- keit die Abwesenheit von Bakterien darin gesichert sein. Zu öfterer Benutzung ist es aber empfehlenswerth, an Stelle der stets frisch herzustellenden und jedesmal neu zu prüfenden Zusätze eine Dauer- lösung zur Hand zu haben. Auf Grund von Versuchen, die ich schon vor einigen Jahren in Neapel mit P. Mayer zur Gewinnung einer Fixirlösung für Mikrotomschnitte auf dem Objectträger anstellte und später allein fortsetzte, habe ich am meisten eine Mischung von Hühnereiweiss mit Borsäure geeignet gefunden. Die P. Mayer’sche Fixirlösung habe ich gelegentlich an anderer Stelle beschrieben, auch ist sie vom Autor in den Mittheilungen der zoologischen Station zu Neapel veröffentlicht worden. Sie besteht aus einem Gemisch von Eiweiss und Glycerin zu gleichen Theilen mit einem maximalen Borsäure- zusatz. Für die Herstellung von Trockenpräparaten ist diese Mischung nicht recht geeignet, weil der Gehalt an Glycerin ein völliges Austrocknen der Präparate an der Luft verhindert — eine Eigenschaft, die für die Technik der Mikrotompräparate gerade be- sonders schätzenswerth ist. Eiweiss ohne Glycerin lässt sich aber durch die gewöhnlichen Papierfilter nur schlecht filtriren und gibt nach der Vermischung mit Borsäure nur eine geringe Ausbeute von wenigen Tropfen der klaren Lösung. Verdünnung mit destil- lirtem Wasser beseitigt diesen Uebelstand. Zur Gewinnung eines maximalen Borsäuregehaltes wird die Lösung .am besten in der Weise hergestellt, dass das Weisse eines Hühnereies mit der gleichen Gewichtsmenge destillirten Wassers versetzt, gepulvertes Borax im Ueberschuss zugefügt und das Ganze durch kräftiges Schütteln innig vermischt wird. Von der stark schaumigen Mischung lässt sich alsdann die klare Eiweisslösung verhältnissmässig leicht abfiltriren. Für die Haltbarkeit der Lösung genügt indessen ein Gehalt von 2°/, Borsäure vollkommen. Neuerdings stelle ich dieselbe daher durch eine einfache Mischung des Eiweiss mit gleichen Theilen kalt gesättigter Borsäurelösung her, welche an 4 °/, Bor- säure gelöst enthält. Die Lösung geht klar und ohne Schwierig- keit durchs Filter und hält sich unbegrenzt ohne Zersetzung. Zu- fällig binein gerathene Keime finden offenbar keinen adäquaten Nährboden, so dass die Lösung durchaus bakterienfrei bleibt. Mit- unter scheidet sich nach einiger Zeit ein geringer Bodensatz von ausgefällter Eiweisssubstanz (Serumglobulin ?) ab, der durch erneute Filtration leicht zu beseitigen ist. Zum Gebrauch bringe ich von der Lösung mit einem Glasstäbchen oder Pipettenröhrchen resp. mittelst Platin-Oese einen kleinen Tropfen auf das gereinigte Deckglas und verreibe das zu fixirende Object mittelst Platin-Dese oder -Spatelchen aufs innigste damit. Nachdem die Schichte möglichst gleichmässig über den Raum des Gläschens ausgebreitet und lufttrocken geworden ist, wird sie durch Erhitzen fixirt und das Trockenpräparat ist zur weiteren Untersuchung durch Färbung etc. fertig. Farbstoffen und Entfärbungsmitteln gegenüber Kleine Beiträge zur bakteriologischen Methodik. 687 verhält sich die künstliche Eiweissschichte ganz gleich der natür- lichen albuminösen Bindesubstanz der Gewebssäfte. Sie bleibt dem- entsprechend bei Anwendung der gebräuchlichen Bakterienfärbungen entweder ungefärbt oder wird leicht entfärbt, so dass sie unter Condensorbeleuchtung unsichtbar ist und die Schärfe des Farben- bildes nicht im geringsten beeinflusst. Mit besonderem Vortheil habe ich die Boreiweisslösung ausser zu dem vorgedachten Zwecke des mikroskopischen Bakteriennach- weises in Culturen und festen Substanzen noch zur Fixirung von Sedimenten verwendet. Für die Untersuchung des Sputumsedi- mentes auf Tuberkelbacillen und elastische Fasern nach Biedert ist sie an Stelle des vorgeschriebenen frischen Eiweisses zu em- pfehlen. Zur mikroskopischen Prüfung der Harnsedimente auf Bakterien wird die angegebene Eiweisslösung ebenfalls mit Nutzen angewandt, da dieselben ohne dieses Hülfsmittel meist nur schlecht am Deckglase fixirt werden, wenn die Harne nicht an sich stark eiweisshaltig sind. II. Zur mikroskopischen Harnuntersuchung auf Bakterien. Von der antiseptischen Eigenschaft der Borsäure, welche im Gegensatz zu anderen Desinfectionsmitteln eine Coagulation der Eiweissstoffe zu unlöslichen Niederschlägen nicht bedingt, habe ich mit Erfolg zur Sedimentirung von Urinen für ihre mikroskopische Untersuchung auf Bakterien Gebrauch gemacht. Gleichzeitig ge- lingt es durch den Zusatz einer besonderen Borsäuremischung, in der Kälte ausgeschiedene Salze des Harns (Harnsäure und deren Verbindungen), welche oft durch ihre Menge die mikroskopische Untersuchung störend beeinflussen, wieder in Lösung zu bringen. Versuche, die ich darüber im hiesigen Laboratorium anstellte, ergaben, dass von den in Frage kommenden Substanzen die zu beschreibende Borsäuremischung das geeignetste Mittel ist, da es auf einmal drei verschiedenen Anforderungen genügt, indem es die Vor- züge der Conservirung mit der Lösung der Salze verbindet und die Integrität der gelösten wie der geformten Eiweissstoffe sichert. Ich versetzte eine künstliche Lösung von 2°/, Eiweiss mit Harn- säure und harnsauren Salzen in unlöslichem Ueberschuss mit ab- gemessenen Mengen verschiedener Lösungs- und Conservirungs- mittel 1/, bis 2/, der Gesammtmenge und liess die Proben längere Zeit in Spitzgläsern unter leichter Bedeckung an der Luft stehen. Zu den Versuchen zog ich ausser der Borsäure 1 °/,, Sublimat-, 5°/, Carbol-Lösung, Salicylsäure und salicylsaures Natron, sowie Pikrin- säure und Lithion carbonicum in kalt gesättigter Lösung heran. Von diesen verursachten die stärkeren Antiseptica, Sublimat und Carbol ebenso wie das salicylsaure Natron und die Pikrinsäure, einen voluminösen Eiweissniederschlag und erwiesen sich dadurch für den gedachten Zweck, wie vorauszusehen, als unbrauchbar. Salicylsäure dagegen, welche nur eine geringe Eiweissfällung be- wirkte, liess die überschüssige Harnsäure ungelöst. Lithion car- "FE 688 v. Sehlen, Kleine Beiträge zur bakteriologischen Medothik. bonicum löste zwar die Harnsäure auf und liess das Einweiss un- coagulirt, konnte aber die Mischung nicht vor Zersetzung schützen. Vielmehr entwickelte sich darin ebenso wie in einer Kontrolprobe mit einfachem Zusatz destillirten Wassers schon nach kurzer Zeit eine starke Trübung von Bakterien und Schimmelpilzen. Die mit Borsäure im Verhältniss von 2°/, der Gesammtmenge versetzten Gläschen blieben dagegen auch nach Wochen noch völlig klar und hielten die überschüssige Harnsäure in Lösung. Ebensowenig trat in den Proben durch 10tägige Bebrütung im Wachsthumsoptimum von 35° C keine Bakterienentwicklung ein. Um über das Mass der Löslichkeit der Harnsäure, deren Steigerung auch für therapeutische Zwecke wichtig erschien, einen zuverlässigen Anhaltspunkt zu gewinnen, stellte ich noch einige besondere Versuche mit Borsäurelösung an. Die Menge der darin aufgelösten Harnsäure wurde einerseits aus dem Glühverlust des Abdampfrückstandes eines gemessenen Volumens der Lösung nach Ersatz des Krystallwassers der Borsäure berechnet. Andererseits wurde der Gewichtsverlust einer abgewogenen, bei 110° C. ge- trockneten Harnsäuremenge nach Auflösung in einer abgemessenen Menge Borsäurelösung mittelst Auffangen auf gewogenem Filter nach Trocknung bestimmt. Beide Methoden ergaben in gegen- seitiger Kontrole nahezu übereinstimmend, dass eine 2°/, Bor- säurelösung etwa die 1Ofache Harnsäuremenge löst wie reines Wasser. Demnach war in der Borsäure ein vortreffliches Mittel für die conservirende Sedimentirung eiweisshaltiger Harne gefunden. Für die praktische Anwendung des Verfahrens ist es jedoch nicht thun- lich, aufs Gerathewohl Borsäure dem Urine zuzusetzen, da einer- seits ein Ueberschuss davon unlöslich im Sediment sich absetzen und so die Untersuchung wie andere Salze erschweren würde. Andererseits würde aber ein zu geringer Zusatz den Erfolg der erstrebten Conservirung in Frage stellen. Man muss also entweder jedesmal bestimmte Gewichtsmengen (am besten in Form abge- wogener Pulver) zusetzen, oder aber — was für die praktische Anwendung als bequemer vorzuziehen ist — den zu conservirenden Harn mit gemessenen Mengen einer concentrirten Borsäurelösung versetzen. Da die letztere jedoch im kalten Zustande einer ein- fachen Wasserlösung höchstens 4°/, enthält, so würde davon zur Erzielung einer haltbaren 2 °/, Lösung die gleiche Menge wie der Harn, also unverhältnissmässig viel erforderlich sein, ohne dass dadurch bei starkem Gehalt an ausgeschiedenen harnsauren Salzen jedesmal eine völlige Klärung erfolgen würde. Noch stärkere Ver- dünnungen des Harnes durch vermehrten Zusatz sind aber wegen der erschwerten Sedimentirung der geformten zelligen Elemente zu vermeiden, wenn die letzteren nicht in sehr grosser Menge im Urin vorhanden sind. Die Borsäure ist nun in bedeutend beträchtlicherer Con- centrationsin einer Boraxlösung als in einfachem Wasser löslich. Nach bezüglichen Bestimmungen, welche vom Chemiker des La- boratoriums, Herrn Wendriner, ausgeführt wurden und über Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. 689 die derselbe genauere Angaben sich vorbehält, lösen sich in einer kalt gesättigten Boraxlösung von ca. 9°/, etwa 10—12/, Bor- säure auf; da im Salzgemisch auch die Löslichkeit für Borax sich etwas erhöht, so sind in einer maximal gesättigten Lösung beide Körper zu annähernd gleichen Theilen vorhanden. Die Herstellung einer solchen Lösung geschieht nach Wendriner’s Angaben am schnellsten und sichersten im heissen Zustande derart, dass zu- nächst in heissem Wasser 8 °/, Borax gelöst, dann 12 °/, Borsäure zugesetzt und schliesslich noch 4°/, Borax hinzugefügt werden. Nach dem Erkalten scheidet sich der überschüssige Theil der Salze krystallinisch wieder aus. Nach Abfiltrirung derselben setzt sich der Krystallisationsprocess noch eine Zeit lang fort, ohne für die Anwendung störend zu sein, da die Krystalle an den Wandungen des Gefässes festhaften. (Schluss folgt.) Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Emmerich, R. und di Mattei, E., Untersuchungen über die Ursache der erworbenen Immunität. (Fortschritte der Medicin. 1888. Seite 729.) Die Verfasser wählten zu ihren Versuchen den Rothlauf der Schweine, für welchen die gewöhnlichen Versuchsthiere disponirt sind. Sie stellten sich zunächst die Fragen, welche Zeit nöthig ist, bis der durch Schutzimpfung immunisirte Thierkörper die in den- selben eingeführten Rothlaufbacillen vernichtet hat, und ferner, ob bei diesem Vernichtungskampfe des immunisirten Thierkörpers gegen die Rothlaufbacillen den Phagocyten im Sinne Metschnikoff’s ein Antheil zukommt oder nicht. Die Schutzimpfung wurde bei den Kaninchen in der Weise vorgenommen, dass 1 ccm einer 2 bis 3 Tage alten Bouillonrein- kultur von Rothlaufbacillen den Thieren in eine Ohrvene injicirt wurde. An den folgenden Tagen zeigten sich unbedeutende Krank- heitserscheinungen. Die Thiere genasen jedoch vollständig. Nach 14 Tagen bis 3 Wochen wurden ihnen dann mehrere ccm Bouillon- kultur von Rothlaufbacillen subeutan injicirt. Zeigten die Kaninchen daraufhin keinerlei Krankheitssymptome, so hatten sie vollständige Immunität gegen Rothlauf erlangt. Solche immunisirte Thiere vertragen sehr grosse Mengen von Bacillen. Die Untersuchungen haben nun ergeben, dass in dem durch Schutzimpfung gegen Schweinerothlauf immunisirten Kaninchen- körper die zu wiederholten Malen eindringenden Rothlaufbacillen und zwar sowohl geringe als auch sehr bedeutende Mengen der- selben, binnen 15 bis 25 Minuten vernichtet, bereits nach 10 Minuten aber hochgradig geschwächt werden. 44 15 Wi 690 Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Ferner zeigte sich, dass die Rothlaufbacillen von dem immuni- sirten Thierkörper an der Injectionsstelle von den Zellen des sub- cutanen Gewebes vernichtet werden. Der Mechanismus der Immunität vollzieht sich ohne jegliche Beihilfe der Phagocyten. Die Verfasser gehen dann weiter ein auf die Frage nach der wirklichen Ursache, durch welche die rasche Vernichtung der Ba- cillen zu Stande kommt. ' 8Sie nehmen an, dass es lösliche Stoffe sind, durch welche der Zellenreiz verursacht wird, der zur Immunität führt. Dafür spricht die Thatsache, dass bei der subcutanen intravenösen Injection alle Zellen des Organismus in gleicher Weise immun werden und ausser- dem der Umstand, dass es gelungen ist, durch die von den Bakterien abgetrennten gelösten Stoffe Thiere zu immunisiren. Nach der Ansicht der beiden Autoren ist anzunehmen, dass die Immunität in der Reaction bestehe, welche von Seite der immunisirten Körperzellen auf die Einwirkung des von den Bakterien gesonderten gelösten Zellengiftes erfolgt und durch welche die Bildung und Absonderung eines heftigen, für die Körperzellen selbst unschädlichen antibakteriellen Giftes zu Stande kommt. Das Ba EU ONE Gift wird wahrscheinlich ausserhalb der Zellen gebildet. Erfolgte die Entfernung der Bacillen aus dem Körper 25 Minuten nach der Injection von Bouillonkulturen, so floss die Bouillon aus dem herausgeschnittenen Gewebe heraus, so dass ein inniger Contact sämmtlicher Bacillen mit den Gewebszellen nicht stattgefunden haben konnte. Da nun trotzdem alle Bacillen todt waren, so kann die Vernichtung nur durch gelöste, von den Körperzellen abge- sonderte, oder durch dieselben im intercellulären Saftstrom erzeugte, giftige Stoffe zu Stande gekommen sein. | Weitere Versuche haben gezeigt, dass ein präformirtes Bakterien- gift im immunisirten Organismus nicht vorhanden ist. In das Blut gebrachte lösliche Stoffe gehen auch in das Kammerwasser des Auges über. Enthält der immunisirte Kaninchen- körper zu jeder Zeit ein schon fertig gebildetes Bakteriengift, so wird es sich auch in der vorderen Augenkammer vorfinden. Es müssten sonach die in diese injicirten Rothlaufbacillen in kurzer Zeit zu Grunde gehen. Die diesbezüglichen Versuche haben jedoch ergeben, dass die Rothlaufbacillen in der vorderen Augenkammer 24 Stunden und länger lebendig bleiben, während sie von allen anderen Geweben des immunisirten Thierkörpers schon in 25 Minuten getödtet werden. Sonach ist das antibakterielle Gift im immunisirten Thierkörper nicht präformirt, sondern es erscheint wahrscheinlich, dass dieses Gift, welches die Körperzellen erzeugen, erst auf den specifischen Zellenreiz hin entsteht, welchen die abermals in den Thierkörper eindringenden Rothlaufbacillen verursachen. Die Untersuchung des Kammerwassers ergab niemals Befunde, De Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 691 welche für die Richtigkeit der Metschnikoff’schen Phagocyten- lehre gesprochen hätten. } Verfasser wollen ihre Untersuchungen hinsichtlich der Im- munitätsfrage weiter fortsetzen. Dittrich (Prag). Solles, Vaccination tuberculeuse du cobaye. (Journ. de med. de Bordeaux. 1888/89. No. 13. p. 113—115.) Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung des Tuberkelbacillus bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Mediein und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Fortsetzung.) 18) Inhalationen von Fäulnissbakterien. 157) Ballagi, Zur Bakteriotherapie der Lungenschwindsucht. (Allg. med. Centralzeit. 1886. Nr. 28. p. 461.) — 158) de Blasi, Risultati della batterioterapia in otto infermi. (Giorn. internaz. delle scienze mediche. 1886. Fasc. 3. p. 237.) — 159) Cantani, Versuch einer Bakteriotherapie. (Centralbl. f. d. med. Wiss. 1885. No. 29. p. 513.) — 160) Eye, A new method of treating Phthisis. [International Medical Congress at Washington, Section for General Medicine] (The Med. Record. 1887. II. Nr. 12. p. 391.) — 161) Flora e Maffucci, Dell’ azione del batterio termo sugli animali tubercolotiei. (Rivista internaz. di med. e chir. 1886. No. 9. e 10. p. 523.) — 162) Fuckel, Zur Therapie der Lungentubereulose. (Allg. med. Centralzeit. 1885. No. 61. p. 973.) — 163) Karassik, Zur Bakteriotherapie der Lungentuberculose. (Ibid. 1885. No. 86. $. 1453.) — 164) Laaser, Zur Bakterio- therapie der Lungenschwindsucht. (Ibid. 1886. No. 34. p. 573.) — 165) Lambart, Eighteen months’ trial of Cantani’s treatment of consumption. (Lancet. 1887. II. p-. 439. 27. Aug.) — 166) Salama, Applicazione di un tentativo di batterioterapia alla eura della tubercolosi polmonale. (Riforma medica. 1885. 14./VIII. — Ref. Gazz, degli ospitali. No. 68. p. 542.) — 167) Sormani, Sulla batterioterapia. — Esperimenti e considerazioni. (Annali univers. di med. e chir. 1886. Aprile. p. 306.) — Sta- ehiewicz, Zur Bakteriotherapie der chronischen Lungenschwindsucht. (Allg. med. Centralzeit. 1886. No. 82. S. 1402.) — 169) Testi e Marzi, Cura della tuber- colosi colle inalazioni del bacterium termo. (Gazz. degli ospit. 1886. No. 60. p. 474 und No. 61. p. 482.) — 170) Troup, Note on Bacteriotherapy. (The Brit. med. Journ. 1886.1I. p. 1164. 19. June.) — 171) Wells, Five cases of pulmonary Phthisis treated by the „Bacterium termo‘“ Spray. (Ibid. 1886. II. p. 1211. 18. Dec.) — 172) Sa Osservazioni sulla batterioterapia. (Lo Spallanzani. 1886. Fasc. 9, e 10. p. 488. | Ausgehend von der bekannten Thatsache, dass gewisse Bak- terien die Kulturen anderer und namentlich auch pathogener 44 %* 692 Wesener, Schizomyceten zerstören, wenn sie in dieselben gelangen, kam Can- tani (159) auf die Idee, diese Erfahrung für die Therapie der Tuberculose zu verwerthen. Er wählte sich Bacterium Termo und liess, nachdem er die Unschädlichkeit des letzteren für thierische Organismen constatirt hatte, eine phthisische Patientin mit zahl- reichen Tuberkelbacillen im Auswurf mehrere Wochen lang Inha- lationen einer Reinkultur von Bacterium Termo in verflüssigter, mit Fleischbrühe verdünnter Nährgelatine mittelst eines Zerstäubungs- apparates vornehmen. Der Erfolg war glänzend, insofern als sämmtliche Krankheitssymptome sich bedeutend besserten und be- sonders nach 4 Wochen langer Behandlung die Tuberkelbacillen definitiv aus dem Sputum verschwanden, während Bacterium Termo in immer grösserer Menge darin vorkam, und die Sputa ihre Viru- lenz — durch Impfversuche geprüft — verloren hatten. C. for- ar deshalb zu weiteren Versuchen auf, die dann auch’ nicht aus- ieben. Zunächst theilte Fuckel (162) mit, dass er ebenfalls einen Versuch mit solchen Inhalationen gemacht habe, und bei dem Pa- tienten unter dem Einflusse der Behandlung eine starke Abnahme der Tuberkelbacillen, sowie eine Besserung des Allgemeinbefindens habe constatiren können. In dem Falle von Salama (166) trat nach 5 Tagen Besse- rung ein; zwei Wochen nach Beginn der Kur waren die Bacillen im Auswurf ganz verschwunden und der Kranke begann an Ge- wicht und Wohlbefinden zuzunehmen. Auch Karassik (163) erhielt Besserung der Krankheit und eine Abnahme der Bacillen, so dass schliesslich nur noch mit Mühe einige zu finden waren. Andere Autoren kamen hingegen zu ganz differenten Resultaten. Ballagi (157) konnte bei 8 Patienten der Brehmer’schen Heilanstalt weder eine Verminderung der Bacillen, noch eine Ab- nahme der subjectiven und objectiven Krankheitssymptome durch die Behandlung erzielen. Laaser (164) verwendete das neue Mittel bei 7 Patienten; darunter erhielt er eine Heilung (mit Verschwinden der Tuberkel- bacillen), zwei Besserungen — nur temporären Charakters —; trotz- dem er sich über die übrigen 4 Fälle nicht äusserte, also wohl Misserfolge hatte, scheint der Eindruck der Methode auf ihn ein günstiger gewesen zu sein. De Blasi (158) prüfte die Methode an 8 Kranken der Klinik zu Palermo. Er kam zu dem Resultate, dass in allen Fällen sich die Bacillen im Sputum verminderten, aber in keinem vollständig verschwanden, während Bacterium Termo beträchtlich zunahm. Husten und Auswurf besserten sich mitunter, hingegen wurden Fieber und objective Lungenveränderungen niemals günstig be- einflusst. Sormani (167) behandelte 3 Patienten auf diese Weise; bei keinem trat Besserung ein, nur in einem Falle wurde der Husten gelindert. Die Bacillen im Auswurf blieben gleich, nahmen in einem Falle sogar an Zahl zu. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 693 Troup(170) kann nicht zugeben, dass Bacterium Termo den Tu- berkelbacillus tödtet oder in seiner Entwicklung hindert, da er in seit 14 Monaten faulendem Sputum noch vermehrungsfähige (?) Tuberkel- bacillen nachweisen konnte; er meint, dass die behaupteten guten Resultate dieser Therapie deshalb auf einem anderen Grunde be- ruhen müssten. Von Testi und Marzi (169) wurde die Behandlung bei 3 Patienten angewendet. Bei einem verschwanden die Bacillen für kurze Zeit aus dem Sputum, kehrten aber bald wieder, bei den anderen beiden wurde zwar Verringerung — die bekanntlich nichts bedeutet — aber kein Verschwinden erzielt, obwohl Fäulnissbak- terien reichlich im Auswurf auftraten. Auch war keinerlei Besse- rung der subjectiven und objectiven Krankheitserscheinungen zu verzeichnen. Auch bei Thieren (11 Kaninchen und 7 Meerschweinchen), denen sie mit Impfung in ein Kniegelenk eine locale Tuberculose erzeugt hatten, konnten Flora und Maffuceci (161) durch Injec- tionen von Bacterium Termo-Kulturen in das erkrankte Gelenk keinen Heileffecet erzielen; weder verschwanden die Tuberkelbacillen, noch wurde ihre Virulenz vermindert, noch in den meisten Fällen eine Allgemeininfection der Versuchsthiere vermieden. Zanda (172) erprobte die Cantani’sche Methode an 9 Kranken. Fünf entzogen sich der Behandlung bald, da sie keine Besserung verspürten; von den übrigen 4 zeigte nur einer Besse- rung, die übrigen Verschlechterung resp. Tod. Die Bacillen nahmen in dem einen Fall ab, doch blieben sie stets vorhanden. Z. kann deshalb den Inhalationen keine Heilwirkung zuerkennen, auch die mitunter auftretende Besserung einzelner Symptome schreibt er nicht dem Bacterium Termo zu, da ein Fall mit Inhalationen von ein- facher Nährbouillon behandelt ebenfalls eine Besserung — Vermeh- rung des Körpergewichtes, Sinken der Temperatur, Abnahme der Sputa etc. — darbot. Stachiewicz (168) probirte die Methode in der Brehmer- schen Heilanstalt nochmals an drei Patienten mit demselben nega- tiven Ergebniss wie Ballagi. Im Anschlusse an ein Referat des British medical Journal (1886. II. p. 641) über eine Mittheilung von Filipovitsch in Odessa, der bei 6 Fällen gar keine günstige Beeinflussung der Krankheit, sondern nur eine Verschlimmerung erzielt hatte, theilte Welis (171) mit, dass er unter 5 Fällen bei 2 bedeutende sub- jective Besserung — über das Verhalten der Bacillen ist nichts gesagt, auch die physikalischen Befunde werden nur ganz kurz skizzirt — bei den anderen hingegen keine Besserung oder sogar Verschlimmerung beobachtet habe. Gegenüber diesen in der grossen Mehrzahl ungünstigen Resul- taten fällt es wenig ins Gewicht, dass Lambart (165) in vielen Fällen ausgezeichnete Erfolge von der Kur gesehen haben wollte; den Hauptwerth legte er auf Reinheit der Kulturen des Bacte- rium Termo. a. 40. | 694 | Wesener, In letzterem Punkte scheinen zwar unter den verschiedenen Autoren die mannigfachsten Differenzen vorgekommen zu sein. Be- kanntlich ist Bacterium Termo keine wohldefinirte Schizomyceten- art, sondern das, was man bisher damit bezeichnet hat, ein Ge- menge der verschiedensten, zum Theil noch wenig gekannten Fäul- nissbakterien. Die meisten der obigen Forscher geben zwar an, dass sie ihre Kulturen entweder von Cantani selbst erhalten oder genau nach seinen Angaben dargestellt haben. Andere hingegen haben sie auf andere Weise — aus Wasser, Fleischaufguss ete. — vermittelst des Plattenverfahrens gezüchtet, während schliesslich einige gar keine Angaben über die Gewinnung ihrer Kulturen machen. Es muss deshalb noch in suspenso bleiben, ob den ver- schiedenen Fäulnissbakterien verschiedene therapeutische Wirksam- keit zukommt, und dadurch die widersprechenden Resultate zu er- klären sind. So will Eye (160), der die Unwirksamkeit der eigent- lichen Bacterium Termo-Inhalationen annimmt, folgende Behandlung angewendet wissen. Er vermischte 6—8 Unzen Wasser mit dem Weissen eines Eies und liess dieselbe 5—6 Tage stehen, bis das Ganze den Geruch von faulen Eiern zeigte. Hiervon wurden dann täglich !/,—2 Unzen vermittelst eines Sprayapparates inhalirt. Danach verringerten sich die Tuberkelbacillen im Auswurf, um schliesslich ganz zu verschwinden. Der Autor glaubt, dass sich in der Lösung 15—20 Arten Bakterien bilden, von denen einige wahr- scheinlich eine antagonistische Wirkung auf den Tuberkelbacillus besitzen. Auch die klinischen Erfolge sollen gute sein (werden je- doch nicht näher mitgetheilt! Möglicherweise ist übrigens ein Theil der Wirkung auf die H,S-Wirkung zu setzen ?). Mit.der Bergeon- schen Methode (s. daselbst) hat Eye nur Besserungen, aber keine Heilungen der Schwindsucht erzielt. Einstweilen hat jedoch die Bakteriotherapie die seinerzeit auf sie gestellten Hoffnungen nicht erfüllt. III. Behandlung vom Reetum aus. 173) Bardet, Appareil pour les injections d’acide carbonique dans le rectum, [Soc. de ther. 10. Nov.] (Gaz. hebdom. de med. et de chir. 1886. No. 48. p. 787.) Disc.: a) Dujardin-Beaumetz, b) C. Paul, c) Tanret, d) Dally (24. Nov.). Ibid. p. 817. — 174) Derselbe, Emploi des injections gazeuses rectales dans le traitement des affeetions pulmonaires. (Les nouveaux r&medes. 1886. No. 22. p- 506.) — 175) Derselbe, Des resultats eliniques du traitement clinique par les injeetions gazeuses rectales dans les affeetions pulmonaires. (Ibid. 1887. No. 1. p. 3.) — 176) Bennet, Observations on Dr. Bergeon’s treatment of chronie disease of the lungs and air passages by medicated gaseous enemata. (The Brit. med. Journ. 1886. II. p. 1207. 18. Dez.) — 177) Bergeon, Sur les injeetions de medicaments gazeux dans le rectum. (Comptes rendus de l’Acad&mie des Sciences. T. CIII. No. 2. 1886.) — 178) Derselbe, Injection d’acide sulfhydrique contre la phthisie. (Asso- ciation frang. p. l’avancement des sciences, Nancy. — Progres med. 1886. No.35.) — 179) Derselbe, Injection de me&dicaments gazeux dans le rectum. (Comptes ren- dus de l’Acad. des sciences. T. CIH. 1886. No. 15.) — 180) Derselbe, Resultat de la methode des lavements gazeux dans les affections tuberculeuses des voies re- spiratoires superieures, phthisie laryngee, ulceres du larynx. (Soc. anatom. 29. Oct. 1886. — Progrös med. 1887. p.51.) Discussion: a) Chauffard, b) Cornil. — 181) Derselbe, Sur les resultats de la methode des injections rectales gazeuses dans le traitement des maladies des voies respiratoires. (Bull. de l’Acad. de med. 1886. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 695 No. 44. p. 380.) — 182) Derselbe, Lavements gazeux dans le traitement des maladies des voies respiratoires. (Gaz. des höp. 1886. No. 132. p. 1066.) [Ist ein Auszug von 199.] — 183) Derselbe, Sur le traitement de la tuberculose pulmonaire par les injec- tions rectales. (Soe. nat. de med. de Lyon. 10. Jan. 1887. Lyon med. 1887. No. 3. p. 85.) Diseussion: a) Cl&ment, b) Bondet, ec) Poullet. Forts, d. 17. Jan.: d) Delore, e) Bondet, f) Delore. Ibid. No. 4. p. 123. Schluss d. 24. Jan.: g) Bergeon. Ibid. No. 5. p. 161. — 184) Derselbe, Contra-indications et dangers de la möthode des injections rectales gazeuses. (Etudes exp. et elin. sur la tubereulose par Verneuil. 1887. p. 217.) — 185) Derselbe et Cornil, Sur le traitement de la tubereulose pulmonaire par les injeetions gazeuses sulfureuses' rec- tales. [Soc. anatom. 13. Mai 1887.] (Le Bull. med. 1887. p. 362.) — 186) Derselbe, Traitement de la phthisie pulmonaire par les injections gazeuses rectales. |Soc. anatom. 20. Mai 1887.] (Ibid. p. 374.) — 187) Derselbe, Sur la methode de traitement des affections des voies respiratoires par les lavements gazeux. [Versamml. deutscher Naturf. und Aerzte zu Wiesbaden. 1887.] (Tagebl. der Vers. etc. p. 288.) — 188) Der- selbe, Action des lavements gazeux. [Assoc. frang. p. l’avanc. des sciences & Toulouse 1887.) [Gaz. des höp. 1887. No. 119. p. 987.] — 189) Derselbe, Lave- ments gazeux dans la phthisie. (Lyon med. 1887. No. 49. p. 463.) — 190) Bla- chez, Injections rectales gazeuses. [|Soc. de therap. 22. Dez. 1886.] |Gaz. hebd. de med. et. de chir. 1886. No. 53. p. 869.) Dise.: a) Petit, b) Dujardin-Beau- metz, c) E. Lubb&,d) C. Paul. — 191) Blanc, Gaseous rectal injection in consumption. (The Lancet. 1887. I. p. 1008.) — 192) Brandt, Bergeon’s treatment for Phthisis. (Med. Record. 1887. I. p. 710. 25. June.) — 193) Bruen, The treatmeut of pulmonary diseases by gaseous enemata. (Med. News. 1887. 2. April.) [Ref. im Centralbl. für klin. Med. No. 39. p. 731.] — 194) Derselbe, Gaseous enemata. [Amer. Climatolog. Assoc. 31. May 1887.] [Med. Record. I. p. 698.] Dise.: a) S. Solis-Cohen, b) Whittaker, c) Curtin, d) Musser, e) Shat- tuck. — 195) Derselbe, Bergeon’s Method of treating Phthisis. [Assoc. of the Amer. Physie. 3. June 1887.] (Med. News. 1887. II. No. 1. p. 2.) — 196) Coghill, Dr. Bergeon’s treatment in pulmonary affecetions. (The Brit. med. Journ. 1887. I. p. 1095. 21. May.) — 197) Collon, Die Methode Bergeon der Behandlung der Lungenphthise. [Med.-pharm. Bezirksverein von Bern. 17. Mai 1887.] (Corresp.- Blatt für Schweizer Aerzte. 1887. No. 18. S. 558.) Disc.: a) Sahli, b) de Gia- comi. — 198) Colombo, Cura della tisi coi elisteri di Gas acido carbonico e di idrogeno solforato. (Gazz. med. ital.-lombard. 1887. No. 22. p. 213.) [Referat über den Stand der Frage | — 199) Cornil, Les lavements gazeux dans la therapeutique des maladies respiratoires. (Bull. de l’Acad. de med. 1886. No. 42. p. 328.) — 200) Der- selbe et Faucher, Appareil pour injecetions gazeuses rectales. (Le Progres med. 1887. No. 23. p. 472.) — 201) Dana, Gaseous injections in the treatment of Phthisis. [Praet. soc. of New-York. 1. April 1887.] (Med. Record. 1887. I. p. 532.) Dise.: a) Robinson, b) Hudson. — 202) Delaroche, De l’antisepsie dans le traitement des maladies des voies respiratoires (Methode du Dr. Bergeon). (Lyon med. 1886. No. 48. p. 409.) — 203) Desplats, Traitement de la phthisie par la methode des lavements gazeux. (Journ. des science. med. de Lille. 1887. p. 121.) [Ref. D. Med. Zeitung. No. 62. S. 693.] — 204) Discussion on the treatment of pul- monary aflections by gaseous enemata, with exhibition of apparatus. (Chicago med. society. 18. April 1887.) [The med. and surg. Reporter. 1887. I. No. 22. p. 682.] a) Belfield,b)Crane, Bergeon’s method oftreating Phthisis by gaseous enemata, ce) Belfield, d) Babcock, e) Weaver, f)Me. Arthur, g) Tilley, h) Wal- ter Fitch, i) Belfield, k) C. M. Fitch. — 205) Dubois, Demonstration eines einfachen Apparates zur Anwendung der Kohlensäure-Schwefelwasserstoffklystiere. (Med.-pharm. Bezirksverein von Bern. 1. März 1887.) [Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte. 1887. No, 15. p. 463.] — 206) Dujardin-Beaumetz, Presentation d’un appareil destine & pratiquer les injections gazeuses rectales. (Bull. de l!’Acad. de med. 1886. No. 95. p. 387.) — 297) Derselbe, Des injections gazeuses rectales. (Soc. de therap. 24. Nov. 1886.) [Gaz. hebd. de med. et de chir. 1886. No. 50. p. 817.] Dise.: a) Fer&ol, b) Blondeau, ce) Dally, d) C. Paul; Forts. den 8. Dee.: e) Limousin, f) C. Paul, g) Dujardin-Beaumetz, h) Rougon, i) Du- pont. (Ibid. No. 51. p. 836.) — 208) Derselbe, Sur le traitement des affeetions pulmonaires par les injections rectales gazeuses. (Bull. gen. de ther. 1886. II. 10 livr. p- 449.) — 209) Dupont, Des inhalations et des injections d’acide carbonique. (Ibid. 1887, I. 1 livr. p. 24.) — 210) Guyard, Du traitement des affections pul- 696 | Wesener, monaires par le gaz sulfocarbone. (These de Paris. 1886.) — 211) Hamon du Fougeray, Des injections rectales gazeuses. Modifications. (Gaz. des höp. 1886. 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No. 43—45. p. 488, 494, 506.) — 226) Morel, Nou- veau traitement des affections des voies respiratoires et des intoxications du sang par les injections rectales gazeuses d’apres la methode du Dr. L. Bergeon..... Paris 1886. — 227) Motheau, Traitement de la tuberculose pulmonaire par les injections intestinales de gaz carbonique charge de vapeurs medicamenteuses. (These de Paris. 1887.) — 228) Pavay-Vajna, Ueber den therapeutischen Werth der Bergeon’schen Kohlensäure-Gasinjectionen in den Mastdarm bei lungensüchtigen Kranken. (Pressburger ärztl. Verein. 19. Oct. 1887.) [Centralblatt f. d. ges. Therapie. 1887. Dec. p. 673.] — 229) Pepper (and Griffith), The treatment of Phthisis by gaseous enemata. [Assoc. of the Am. Phys. 3. June 1887.] (Med. News. 1887. II. p. 10.) Discussion: a) Wood, b) Robinson, c) Peabody, d) Forchheimer, e) Whittaker. (Ibid. p. 21.) — 230) Perret, Traitement de la tuberculose par les injections rectales d’acide carbonique et d’eucalyptol. (Lyon med. 1887. 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No. 35—38, 44—49.) — 237) Schnirer, Die Behandlung der Lungentuberculose und anderer Krankheiten der Athmungsorgane mittelst Gasinjectionen in den Darm. (Wiener med. Presse. 1887. No. 46 und 47.) |Referat.] — 238) Schultz, Bergeon’s treatment of tubereulosis. (Amer. Praetit. and News. 1887. p.33. July. [Nicht zugängl.] — 239) Shattuck (and Jackson), Six cases of Phthisis and one of chronie bronchitis with Emphysema and Asthma treated by rectal gaseous enemata. (Assoc. of the Amer. Physic. 3. June 1887. Med. News. 1887. II. p. 7.) — 240) Solis-Cohen, J., The treatment of affections of the re- spiratory passages and of blood-poisonings by gaseous enemata. (Philadelphia eounty med. soc. Med. News. 1887. I. 2. April.) [Ref. Centralbl. f. kl. Med. No. 39. S. 731.] — 241) Spillmann et Parisot, De la valeur therapeutique des injections ga- zeuses rectales d’acide carbonique et d’acide sulfhydrique dans la tuberculose pulmo- . u a Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 697 naire. (Rev. med. de l’est. 15 fev. 1887.) |Ref. in Deutsche Med.-Zeitung. No. 62. S. 693.] — 242) Statz, Ueber die Resultate der Bergeon’schen Methode bei der Behand- lung von Lungenschwindsucht. [Verein f. innere Med, zu Berlin. 4. Juli 1887.] (Deutsche med. Woch. 1887. No. 32. S. 707.) Disc.: a) Ewald, b) Fraentzel. (lbid. 8. 777.) — 243) Szerlecki, Etude theorique sur l’action physiologique des injections rectales de melanges de gaz acide carbonique et de vapeurs medicamenteuses. (Lyon med. 1887. No. 5. p.156.) — 244) Die Therapie der Phthisis. (Verhandlungen des 6. Con- gresses für innere Medicin zu Wiesbaden, 1887.) Disc.: Thieme. 8. 67. — 245) Thieme, Ein neuer Versuch zur Heilung der Lungentuberculose mittelst Local- behandlung der Läsionen. (Deutsche med. Wochenschr. 1887. No. 9. p. 176.) [Historisch- kritisches Referat.| — 246) Townsend and Hennessy, Report on nine cases of phthisis treated by gaseous enemata after Bergeon’s method. (Albany med. Annals. 1887. No. 7. p. 202.) — 247) Trudeau, A case of phthisis treated for eight weeks by rectal injections of gas. (Med. News. 1887. I. No. 17.) |Ref. Centralbl. f. klin. Med. S. 731.] — 248) Waugh, The treatment of pulmonary Phthisis. [Med. soc. of the state of Pennsylvania. 30. June 1887.) (Philadelphia Med. Times. 1887. No. 517. p. 815.) — 249) White, Some queries concerning Bergeon’s treatment of Phthisis. (Med. Record. 1887. II. p. 229.) — 250) Williamson, Gaseous rectal injection in consumption. (Lancet. 1887. I. p.850.) — 251) Wood, The treatment of phthisis by sulphuretted hydrogen. (The Therapeutic Gazette. 1887. No.4. p. 217.) — 252) Wyss, Ueber Dr. Bergeons (von Lyon) neue Behandlung von Krankheiten der Respira- tionsorgane und von Blutvergiftung mittelst Injeetionen von Gasen in das BRectum. (Der Fortschritt. 1887. No. 2.) [Ref. London Med. Record. 1887. p. 85.] — 253) Yeo, Burney, A lecture on the new method of treatment of consumption and other diseases of the respiratory organs by gaseous rectal injections. (Lancet. 1887. I. -+ 764.) Auf dem physiologischen Principe, das Claude Bernard gefunden hatte, dass 1) Gase, die in das Rectum eingeführt werden, durch die Lungen wieder ausgeschieden werden, und 2) die Auf- nahme und Ausscheidung derselben so allmählich erfolgt, dass selbst toxische Substanzen keinerlei Vergiftungserscheinungen hervorrufen, und seiner Beobachtung, dass Kohlensäure unter den nöthigen Cautelen in unbegrenzter Menge in das Rectum ohne Beschwerden einge- führt werden kann, basirend, begründete Bergeon, fr. Professor zu Lyon, eine neue. locale antiparasitäre Behandlung der Schwind- sucht (und anderer Lungenkrankheiten). Er versuchte verschiedene parasitentödtende Sustanzen und gab den Vorzug dem Schwefel- wasserstof. Unter dieser Behandlung — Einleitung eines Ge- misches von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff in das Rectum — beobachtete er (177) eine bedeutende, fast Heilung zu nennende Besserung verschiedener an Lungenphthisis leidender Kranken. Der ersten Mittheilung folgte eine zweite (179), er trug ferner über diese Methode der Association francaise pour l’avancement des sciences zu Nancy vor (178), und liess durch Cornil (199) der Academie de medecine später seine bisherigen Resultate mittheilen. Danach hatten sowohl er als zahlreiche andere Aerzte in Folge der Behandlung im allgemeinen eine rasche, fast wunderbare Besserung aller Beschwerden und Krankheitssymptome beobachtet, ferner eine Besserung der physikalischen Zeichen, indem nur noch die auscultatorischen Erscheinungen von alten Cavernen oder narbigen Veränderungen zurückblieben. Die Tuberkelbacillen freilich ver- schwanden nicht aus dem Auswurf, doch blieb die Besserung con- stant. Cornil fügte noch bei, dass auch Chantemesse bei 9 Tuberculösen mit der Behandlung eine ganz beträchtliche Besserung der Krankheit, ebenfalls ohne Verschwinden der Bacillen, 698 Wesener, erzielt habe. Nach Demonstration der Methode etc. schloss er damit, dass es nothwendig erscheine, diese klinischen Resultate durch Experimente an Thieren zu stützen und dass solche im Gange seien. Weiter verbreitete sich Bergeon über seine Methode in der Societe anatomique zu Paris (180), und in der Acad&mie de medecine (181) und liess dann eine ausführliche Publication über seine Methode durch seinen Schüler Morel (226) folgen. Letztere zerfällt in 6 Kapitel. Im ersten werden im Allgemeinen die Ziele einer antiseptischen Behandlung der Phthise abgehandelt. Im zweiten werden die Principien der neuen Methode, welche sich, wie schon erwähnt, auf die Claude-Bernard’schen Beob- achtungen stützt, genauer dargelegt. Im dritten Absatz wird der von Morel angegebene Apparat (Gazo-injecteur) beschrieben und mit Abbildungen erläutert. Er besteht aus 2 Theilen, bestimmt, Kohlensäure zu produ- ciren, und dieses Gas durch ein flüssiges oder flüchtiges Medicament in das Rectum zu leiten. Die Kohlensäure wird in einer Flasche (flacon gazogene) aus Natrium bicarbonicum und verdünnter Schwefel- säure (20 °/,) erzeugt und in einem Kautschukballon, der 6 Liter fassen kann, aufgefangen. Der zweite Theil besteht aus dem mit Kohlensäure gefüllten Sack, einem birnförmigen Kautschukgebläse mit 2 Ventilen, einer mit der medicamentären Flüssigkeit gefüllten und mit einer besondere Ventile besitzenden T-förmigen Röhre (barboteur) versehenen Flasche, an der mittelst eines Schlauches die Rectum-Canüle befestigt ist. Durch Pression des Gebläses wird die Kohlensäure durch die medicamentöse Flüssigkeit hindurch, wobei sie sich mit den flüchtigen Bestandtheilen derselben be- ladet, in den Darm getrieben (Näheres cf. Original). Im 4. Capitel werden die bei der Injection zu beobachtenden Vorsichtsmaassregeln geschildert; auf dieselben wird weiter unten kurz eingegangen werden, und hier nur erwähnt, dass dieselben von sachverständiger Hand, langsam und mit Ausschliessung der atmosphärischen Luft von dem Gasgemenge gemacht werden sollen. Hierauf wird die Anwendung der Mineralwässer und anderer Medi- camente zu den Injectionen besprochen: Bergeon verwendete als Schwefelwasserstoffquelle meist das Mineralwasser von Eaux- Bonnes, selten Schwefelkohlenstoff oder Eucalyptol. Den Schluss bildet eine Zusammenstellung der bisher er- haltenen therapeutischen Resultate, die im wesentlichen dasselbe mittheilt, wie der Cornil’sche Vortrag. Hier wird auch genauer auf das Persistiren der Bacillen im Auswurf eingegangen. M. ver- sucht zu ermitteln, ob diese Bacillen ihre Propagationsfähigkeit bewahrt haben, und meint, dass die constante Anwesenheit von Bacillen in den Sputis von Phthisikern, die sonst ihre Gesundheit wiedererlangt haben, zweierlei anzeigt, einmal, dass die schädliche Action dieser Bacillen auf lange Zeit in Folge der Medication neutralisirt sei, zweitens jedoch, dass während der Dauer ihrer An- wesenheit immer ein Recidiv zu fürchten sei und deshalb die Gasinjectionen bei anscheinender Heilung doch nicht ganz zu unter- Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 699 lassen seien. Er erklärt daun, dass bei Tuberculose nicht so sehr der Bacillus zu fürchten sei, als die Septikämie, die durch die Absorption der von den Bacillen an der Cavernenoberfläche ge- bildeten Infectionsstoffe erzeugt wird, und dass letztere speciell durch die Gasausscheidung bekämpft werde. Zum Schlusse wird die neue therapeutische Methode auch gegen Asthma, Keuchhusten, Bronchitis als wirksam anempfohlen. Diese Neuheit, sowie die Originalität der Behandlung erregte, speciell in Frankreich, grosses Aufsehen und bildete eine Zeitlang das stehende Thema der grossen medicinischen Gesellschaften. Von anderen Nationen waren es besonders die Amerikaner, die sich viel und eifrig damit beschäftigten, während sie in England und Deutsch- land nur wenig Nachprüfer fand. Es ist deshalb erklärlich, dass in ganz kurzer Zeit eine ziem- lich beträchtliche Litteratur über diesen Gegenstand entstanden ist. Um nicht zu weitläufig zu werden und vielfache Wiederholungen zu vermeiden, erscheint es vortheilhaft, die einschlägigen Publi- cationen nicht der Reihe nach zu besprechen, sondern eine zu- sammenfassende Uebersicht über die ganze Methode, ihre Basis, die Apparate, Art der Application, therapeutische Wirkung, Neben- wirkungen etc. zu geben. Wie schon erwähnt, beruht die Methode auf dem Grundsatz, dass selbst giftige Gase durch das Rectum in beträchtlich grösserer Menge aufgenommen werden, als auf anderen Wege, da sie nicht in den arteriellen Kreislauf gelangen, sondern durch die Lungen wieder ausgeschieden werden. Diese Ausscheidung konnte öfters direct nachgewiesen werden. So vermochten verschiedene Forscher durch Ausathmenlassen in mit Bleiacetatlösung gefüllte Flaschen Schwärzung — durch Schwefel- blei — hervorzurufen, andere, z.B. Dujardin-Beaumetz (207), vermochten durch mit Bleiacetatlösung getränktes Papier den Sch wefel- wasserstoff in der Exspirationsluft zu constatiren, bei Hunden schon nach 20 Minuten (207 8). Dana (201) constatirte durch den Geruch bei einem von drei Patienten den Schwefelwasserstoff in der Exspirationsluft, und wurde auch von diesem Patienten der charakteristische Geschmack deutlich empfunden. Andere hingegen hatten negative oder nur theilweise positive Ergebnisse; Bruen (194, 195) hat den Geruch im Athem nur bei 20 °/, nachweisen können, Statz (242) fand, dass seine Kranken zwar den H,S beim Husten schmeckten, doch war er nicht im Athem nachweisbar. Den Schwefelkohlenstoff konnte Dully (207 c) im Athem einen Tag lang riechen, und Chantemesse’s (222) Patienten schmeckten ihn meistens, wie auch ein Kranker von Delaroche (202) deut- lichen Eucalyptusgeschmack verspürte. Doch waren diese Befunde So inconstant, dass es Ewald (69 a) fraglich erschien, ob der Schwefelwasserstoff überhaupt von der Darmschleimhaut resorbirt werde. Dass die durch die Lungen ausgeschiedene Gasmenge aber nicht beliebig gross sein kann, ist einleuchtend. Einmal kann die eingeführte Menge an sich zu gross sein, zweitens aber auch die 700 Entwieklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. respiratorische Oberfläche den Lungen sich als zu klein zur Aus- scheidung erweisen. In Betreff des ersten Punktes zeigte Peyrou (232) durch Experimente an Hunden, dass nach Injectionen von grösseren Mengen H,S, trotzdem dasselbe im Athem nachweisbar war, binnen kurzer Zeit der Tod eintrat, indem der grösste Theil im Gewebe zurück- blieb, und dass deshalb die Dosirung stets eine vorsichtige sein müsse. Morel (232) hob demgegenüber hervor, dass so grosse Quantitäten beim Menschen nie zur Verwendung kämen, sondern noch viel geringere, wie sie P. ohne Gefahr bei Hunden applicirte. Der zweite Punkt kommt dann besonders in Betracht, wenn die Lungen durch die Erkrankung hochgradig zerstört sind, und die respiratorische Oberfläche dann beträchtlich vermindert ist. In einem solchen Falle beobachtete Delaroche (202) starke Con- gestion der Lungen. Was nun die verwendeten Apparate anbetrifft, so ist der Morel’sche schon oben geschildert (genaue Beschreibungen des- selben mit Abbildungen finden sich ausserdem bei Lecomte (222), Motheau (227), Thieme (245). Modificationen desselben wurden angegeben von Delaroche (202), der anstatt des Barboteurs eine Flasche mit doppelt durchbohrtem Kautschukpfropfen, Crane (204 b), der eine Woulff’sche Flasche verwendete. Auch der Apparat von Dubois (205) hat statt des kostspieligen Barboteurs eine Woulff- sche Flasche, als G@nerateur ein gewöhnliches, Natriumbicarbonat- lösung enthaltendes Gefäss, in die ein Leinwandsäckcken mit krystallisirter Weinsäure gehängt wird. (Fortsetzung folgt). Landerer, Eine neue Behandlungsweise tuberculöser Processe. (Münchener medizinische Wochenschrift. 1888. No. 40 bis 41.) Verfasser stellt seit dem J. 1882 Beobachtungen über Heilung tuberculöser Affectionen an, welche theils auf experimentellen, theils klinischen Untersuchungen beruhen. Tuberculöse Affectionen zeichnen sich durch ihre Gefässlosigkeit aus, haben meist geringe Tendenz zur Heilung, welcher Missstand mit dem Fortschreiten des Processes wächst; es muss daher zur Heilung — Vernarbung um die gefäss- armen, erkrankten Gewebe herum künstlich eine entzündliche Reaction geschaffen werden, wie es nach Emmerich’s u. A. Vorgang durch die Bakteriotherapie angestrebt wird. Verfasser selbst wählt einen anderen Weg, als den der bak- teriellen Entzündung, er will auf chemischem Wege eine aseptische Entzündung schaffen, wie es zum Theil durch das Jodoform ge- schieht. Von diesem sowohl als von anderen Mitteln — Bismuth. subnitr. u. s. w. — nicht genügend befriedigt, wählt er den Peru- balsam, welcher ihm als Antituberculosum schon bekannt ist. Der- selbe wurde ganz rein, als Pflastermasse, mit 3—5 Theilen Aether verdünnt, und schliesslich als alkalische Emulsion mit 0,7 °/, Koch- 2230 Jin Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. 701 salz — im Verhältniss von 1: 100 — 500 — verwendet, und zwar äusserlich auf Geschwürsflächen, zur Tamponade in Wundhöhlen, als Injection in Fisteln, Gelenkhöhlen u. s.’w., und schliesslich in die Blutbahn (Venen), wozu nur die Emulsion Verwendung fand. (Ueber die weitere Technik bei der Behandlung s. d. Original.) Nachdem nun die Ungefährlichkeit der Injeetionen von kleineren Dosen an Menschen, grösseren an Thieren (Kaninchen) subcutan und intravenös erprobt war, wurde mit intravenösen Injectionen an Kaninchen begonnen: es wurden hierzu vom Jahre 1884—1886 im Ganzen 16 Kaninchen mit Tuberculose inficirt; 11 mit tuberculösen Massen — Lungen, Lymphdrüsen, käsigen Tuberkeln —, 3 Kontrol- thiere gingen hiervon nach 1!/,—3 Monaten tuberculös zu Grunde; 8 wurden mit intravenösen Injectionen von Perubalsam behandelt, hiervon gingen 4 nicht zu Grunde — von diesen sind zwei wieder- holt geimpft und behandelt — von den verwendeten gehen 2 ohne nachweisbare Ursache nach ganz kurzer Zeit, eines nach 2!/, Monaten ohne Section, eines nach 7!/, Monaten mit geringer Tuberculose zu Grunde. Ausser diesen elf waren noch 5 mit Reinkultur inficirt, sie gingen sämmtlich zu Grunde; das Kontrolthier am 23. Tage, von den 4 anderen das erste am 35., das letzte am 63. Tage. - Interessant ist bei den zwei zuletzt verendeten Thieren der patho- logisch-anatomische Befund. Es waren in Lungen und anderen Organen noch einzelne, frische tuberculöse Herde, doch glich der Lungenbefund einer in Ausheilung begriffenen Tuberculose — ver- kreidete Herde, schwieliges Bindegewebe u. s. w. —, die Zahl der Bacillen sehr gering in den noch vorhandenen Herden. (Es wäre sehr wünschenswerth im Interesse der Sache, wenn Verfasser bald über eine grössere Reihe von Thierexperimenten günstige Mittheilungen machte; die hier in Betracht kommenden Experimente sind von zu geringer Anzahl; auch ist der Erfolg noch sehr zweifelhaft. Wenn von den ersten 11 Thieren auch 4 am Leben blieben, so waren dieselben nicht mit Reinkulturen inficirt; hei den mit Reinkulturen inficirten Thieren ist, wenn auch totale Mortalität, doch der pathologische Befund bei zweien von Interesse. Anmerkung des Referenten.) Von weit grösserem Erfolge sind die klinischen Beobachtungen. Es waren 51 an der Zahl; darunter 16 an Drüsentuberculose, zum Theil sehr lange Zeit, erkrankt, 2 an Weichtheilabscessen tuber- culöser Art; unter vorausgegangenen chirurgischen Eingriffen bei einigen wenigen heilten alle in der Zeit von 4—12 Wochen aus. Ferner wurden 29 Knochenaffectionen behandelt. Es handelte sich um Erkrankung der Wirbelsäule, der Hüft-, Knie-, Fuss-, Ellenbogen-, Handgelenke, Erkrankung einzelner Röhrenknochen, Rippen, Fusswurzelknochen. Auch hier musste häufig ein chirur- gischer Eingriff vorausgeschickt werden, mit Perubalsamverband wurde dann nachbehandelt; überraschend ist die rasche Ausheilung bei einer ganzen Anzahl selbst ohne jeglichen chirurgischen Eingriff. Bei einzelnen wurden zugleich intravenöse Injectionen wegen gleichzeitiger Lungenerkrankung gemacht; die heruntergekommenen Patienten erholten sich rasch, 702 Neue Litteratur. Bei zwei weiteren Patienten mit vorgeschrittener Lungenaffection wurden 2 bis 3mal wöchentlich intravenöse Injectionen, bei einem 4 Wochen lang, bei dem anderen 12 Wochen lang, gemacht. Beide erholten sich rasch; doch ging einer davon nach 4 Monaten zu Grunde, des anderen Schicksal blieb unbekannt. Schliesslich wurde noch eine sehr hartnäckige Blasentuber- culose mit 2maliger Injection einer 21/, °/, Emulsion (jedesmal 10 ccm) rasch gebessert. (Wenn auch unter den mitgetheilten klinischen Fällen mancher Erfolg dem Messer und scharfen Löffel gehören dürfte, so ist doch nach dem Gesagten in einer grossen, überwiegenden Anzahl die günstige Einwirkung des Perubalsams nicht zu verkennen. Anmer- kung des Referenten.) Kronacher (München). Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Ludwig, F., Ueber einige merkwürdige Rostpilze. (Humboldt. 1888. Heft 8.) Biologie. 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(Ver- öffentl, d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 45. p. 657.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Fernbach, A., De Pabsence des mierobes dans les tissus vegetaux. (Annal. de YInstitut Pasteur. 1888. No. 10. p. 567—570.) Kieffer, J. J., Beitrag zur Kenntniss der Gallmücken. (Entomol. Nachrichten. 1888. Heft 20. p. 310—314.) [Schluss] Kühn, J., Die Wurmfäule, eine neue Erkrankungsform der Kartoffel. [Mitth. d. el Instit. d. Universität Halle.] (Milch-Zeitg. 1888. No. 44. p. 864— Preussen. Reg.-Bez. Schleswig. Polizei-Verordnung, die Vertilgung des Kirsch- blattpilzes betr. Vom 4. Sept. 1888. (Amtsbl. d. kgl. Reg. zu Schleswig. 1888. Stück 43. p. 429 —430.) Sorauer, Ueber Stengelfäule der Kartoffeln. [Der Landwirth.] (Zeitschr. f. Spi- ritusindustrie. 1888. No. 44. p. 335.) Inhalt. Barnes, An adress on the etiology of | Unna, P. @., Die Züchtung der Ober- Diphtheria, p. 675. | hautpilze, p. 680. Bertha, Ueber einige bemerkenswerthe Fälle von Aktinomykose, p. 679. 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Beobachtung kernartiger Körper im Innern von Spaltpilzen. Von Professor Dr. M. Schottelius ı1n Freiburg i./Br. Der feinere Bau der Spaltpilze ist entsprechend der ausser- ordentlichen Kleinheit dieser Körper noch wenig bekannt. Auf Grund ihrer Lebensäusserungen werden die Bakterien als Zellen be- trachtet, und man legt ihnen die anatomischen Merkmale der pflanz- lichen und der thierischen Zelle mehr oder weniger vollständig bei. Jedenfalls ist überall an den Spaltpilzen deutlich zu unterscheiden ein protoplasmatischer Inhalt und eine diese umschliessende Zellhaut, 45 N 706 Schottelius, „welche wohl in allen Fällen nur die innerste festere Schicht einer gelatinösen Hülle“ 1) darstellt. Sieht man von der Sporenbildung im Innern von Bacillen ab und von den kürzlich von Babes?) beschriebenen „isolirt färbbaren Antheilen von Bakterien“, so bleiben als Einzelheiten, welche man im Innern von Spaltpilzen bisher gesehen hat, nur die Bildung von Granulose- und Schwefelkörnchen bei einigen Arten, sowie die meist ausserhalb des Körpers auftretende Farbstoffbildung übrig. Darüber hinaus ist die Einsicht in den feineren Bau der Bakterien bisher nicht vorgedrungen, und de Bary’s°) classische Beschreibung dieser Organismen kann noch heute als erschöpfend und muster- giltig hingestellt werden. Mit Recht aber weist de Bary darauf hin, dass unsere histologischen Kenntnisse über die innere Structur der Spaltpilze nicht als abgeschlossen aufzufassen seien, sondern dass man bei fortgesetzter und vervollkommneter Untersuchung mit der Zeit mehr kennen lernen werde. Gerade der Vergleich der Bakterien mit pflanzlichen und thierischen Zellen, welcher sonst nach allen Richtungen hin analoge Verhältnisse aufweist, lässt eine wesentliche Verschiedenheit — das Fehlen des Kernes bei den Spaltpilzen — stark hervortreten. Gewiss wurde vielfach auch in diesem Punkt die Uebereinstimmung des Spaltpilzkörpers mit der Zelle so zu sagen stillschweigend vorausgesetzt, ohne dass man aber bisher in der Lage gewesen wäre, den thätsächlichen Beweis hierfür zu erbringen. Die folgenden Untersuchungen haben den Zweck, die Frage nach der Existenz eines Kernes bei den Spaltpilzen ihrer Lösung näher zu rücken. Unter entsprechenden, weiter unten näher erörterten Verhält- nissen sieht man, dass der Körper — namentlich der grösseren Bacillenarten — sich in drei deutlich von einander abgegrenzte Schichten optisch zerlegen lässt: zunächst in eine äussere homogene und ganz farblose Hülle; darauf folgt scharf abgegrenzt eine hell- graue, ebenfalls fast homogene Zone und schliesslich im Centrum, der Längsaxe des Bacillenkörpers folgend, erkennt man einen feinen dunklen Streifen, der sich etwa ausnimmt wie der Axencylinder in der Markscheide einer Nervenfaser. Nur mit dem Unterschiede, dass dieser hier in Rede stehende Faden nicht die ganze Länge des Bacillus besitzt, sondern vorn und hinten von einer Schicht der ihn umgebenden zweiten Zone eingehüllt wird. Sowohl im ungefärbten lebenden Präparat lässt sich dieser Be- fund constatiren, als auch an geeiguet gefärbten Objecten. Für die Untersuchung im lebenden Zustand stellt man sich das Material so her, dass man die Spaltpilze in einem hängenden Tropfen Gelatine suspendirt oder noch besser in ganz klarer Agarlösung, deren Herstellung ich seiner Zeit beschrieben habe). Es fällt dadurch die sog. Molekularbewegung weg, welche auch an un- 1) de Bary, Vorlesungen über Bakterien. 1887. pg. 5. 2) Babes, Zeitschr. f. Hygiene. Bd. 5. Heft 1. 3) l. ec. pg. 3 ff. 4) 8. d. Bl, Bd. II. 1887. No. 4. ee D R N DR N 2 Beobachtung kernartiger Körper im Innern von Spaltpilzen. 107 beweglichen Spaltpilzen eine Untersuchung der feineren Structur- verhältnisse erschwert oder unmöglich macht; andererseits kann man auch im hängenden Agartropfen stark bewegliche Bak- terien, wie Cholera- und Heubacillen, derart fixiren, dass sie für diese Beobachtungen zugänglich werden. Wenn man sich in solcher Weise z. B. ein Milzbrandbacillen- präparat hergestellt hat, so sucht man ein Gesichtsfeld auf, in welchem einige Bacillen der unteren Fläche des Deckgläschens un- mittelbar anliegen und demnach mit ihrer ganzen Länge in einer Ebene zur Anschauung zu bringen sind. Durch die Differenz des Lichtbrechungsvermögens zwischen der Gelatine- resp. Agarlösung und der Aussenschicht der Bacillen wird letztere sehr deutlich hervorgehoben, so dass die Milzbrandbacillen von einer nach aussen und innen scharf abgegrenzten Kapsel umschlossen erscheinen, welche zwar nicht die Dicke der Hülle des Tetragonus, der Rhinoskleron- oder Pneumokokken besitzt, übrigens aber kaum weniger prägnant hervortritt. Um die äusseren und inneren Grenzen der folgenden zweiten Schicht des Bacillus zu erkennen, bedarf es nun einer äusserst genauen Einstellung und dem entsprechend einer ganz be- sonders vorsichtigen Anwendung der Mikrometerschraube Der “ innere Kern des Bacillus ist nämlich so dünn, dass ein Minimum von zu viel oder zu wenig ihn aus der Sehfläche bringt. Mit anderen Worten: man sieht sehr leicht über den central gelegen Längs- streifen hinweg oder sieht unter ihm durch. Ich habe für diesen in der Längsaxe der Bacillen gelegenen Faden den Ausdruck „Kern“ gebraucht, habe aber damit vor- läufig nur die centrale Lage dies Bestandtheiles bezeichnen wollen. Es ist jedoch nicht unmöglich, dass, wenn einmal die Aufmerk- samkeit diesem Gegenstande sich zuwendet, immer mehr Aehnlich- keiten zwischen einem Zellkern und dem Bacillenkern sich ergeben werden. Zunächst tritt seine optische Differenzirung von dem um- gsebenden Protoplasma hervor: der Kern hebt sich als dunklerer Körper von der helleren, fast homogenen Umgebung ab; auch eine Art von Granulirung des Kernes scheint mir vorhanden zu sein. Ich kann aber nicht genau erkennen, ob es sich um seitliche seichtere und tiefere Einschnürungen eines homogenen dunklen Materials handelt oder um allerfeinste, in Stäbchenform zusammengebackene Körnchen. | Dem Zerfall des Bacillus in zwei Individuen geht stets eine Theilung des Kernstäbchens voraus. An den in oben beschriebener Weise hergestellten Präparaten kann man einen isolirt fixirten Bacillus ohne Schwierigkeit so lange beobachten, bis seine Theilung erfolgt ist. Zu einer gewissen Zeit werden die erwähnten Einschnürungen des Kernstäbchens an einer Stelle —- meist in der halben Länge — unregelmässiger und tiefer; es bilden sich förmlich Höcker und Knollen, und zwischen diesen sieht man pötzlich die Verbindung der einen Hälfte des Kern- stäbchens mit der anderen unterbrochen: dann umgibt das graue Protoplasma zwei Kernstäbchen, die von einer gemeinsamen Hülle | 45 708 Schottelius, umschlossen sind. Nun concentrirt sich das Protoplasma um die beiden Kerne: zwischen ihnen entsteht, anfangs optisch kaum differenzirbar, allmählich deutlicher werdend, eine schmale, helle Brücke von der einen Seite der Hülle oder Kapsel quer durch den Bacillus zur anderen. Die Zeit, in welcher dieser Process verläuft, ist sehr ver- schieden, und zwar nicht nur je nach der jeweils untersuchten Species, sondern auch abhängig vor Allem von dem Stadium des Wachsthums, in welchem sich der Bacillus bei Beginn der Beobachtung befindet, ferner von der individuellen Lebensenergie des gerade vorliegenden Bacillus und endlich von der Art des Nährbodens und von der Temperatur. Zahlreiche Fragen, welche sich an diese Beobachtungen un- mittelbar anschliessen, namentlich die Sporenbildung betreffend, konnten noch nicht so weit gefördert werden, dass sich die Resultate der Untersuchungen zur Veröffentlichung eignen; ich kann vorerst nur constatiren, dass ein Kern resp. ein kernartiger im Innern der Spaltpilze gelegener, scharf differenzirbarer Körper bei allen mir zugänglichen Arten zu sehen ist und dass der oben beschriebene Theilungsvorgang bei allen grösseren Bacillen (besonders gut bei Milzbrandbacillen) sich verfolgen lässt. Noch deutlicher als im lebenden ungefärbten Präparat ist das Kernstäbchen im gefärbten Zustande zu demonstriren. Es eignet sich am besten die einfachste Färbung mit wässriger Gentiana- violettlösung, welche man auf das angetrocknete Deckglaspräparat 1/, bis !/, Minute einwirken lässt. Von den anderen Anilinfarben leistet das Fuchsin am meisten, ebenfalls in wässriger Lösung oder als Anilinwasserfuchsin. An so gefärbten Präparaten lassen sich alle die beschriebenen Einzelheiten noch deutlicher erkennen als im ungefärbten Zustand. Die Kapsel, der Protoplasmakörper und das Kernstäbchen treten scharf von einander getrennt hervor. Die Vertheilung der Farbe im Bacillus findet in der Art statt, dass die umhüllende Schicht absolut farblos ist und sich dadurch von dem leicht tingirten Untergrund — sei es Blutseram oder Bouillon — in welchem die Bacillen suspendirt waren, wie eine glasige Kapsel abhebt. Darauf folgt ein homogener Farbniederschlag auf der äusseren Fläche des Protoplasmas; dieses selbst hat gar keine oder nur sehr wenig Farbe aufgenommen. Im Centrum liegt dann das sehr dunkel, fast schwarz gefärbte Kernstäbchen, häufig genug nicht glattrandig, sondern granulirt, wie aus einer Masse feiner Körnchen zusammengesetzt. Es ist zu beachten, dass alle diese Erscheinungen nur an frischen lebenskräftigen Individuen zu be- obachten sind: mit dem Absterben des Bacillus oder wohl sogar ihm vorangehend scheint ein Zerfall des Kernstäbchens in einzelne Stücke, Körner und Schollen einzutreten. Versuche, die Spaltpilze im lebenden Zustande zu färben, führten nicht zu deutlicherer Darstellung des Kernstäbchens, höchstens kann man durch noch- maliges Färben lebend gefärbter und dann angetrockneter Bacillen den sonst farblosen Protoplasma-Inhalt farbig darstellen. Die Formen der Kerne bei Kugelbakterien entsprechen im Ganzen der _ SEE n Beobachtung kernartiger Körper im Innern von Spaltpilzen. 709 Form dieser Spaltpilze, besonders interessante Theilungsvorgänge der Kerne scheinen bei Micr. tetragonus und einigen ganz kurzen Stäbchen des Darminhaltes und des Sputum vorzukommen, welche mit ihren Längsaxen in langen Reihen vor einander liegen. Hoffentlich wird es gelingen, auf dem Wege der photographischen Reproduction die beschriebenen Erscheinungen zur Anschauung zu bringen. Selbstverständlich müssen die äusseren Bedingungen, unter denen die Beobachtung des feineren Baues der Spaltpilze allein möglich ist, ganz besonders günstige sein. Ich benutzte zu meinen Untersuchungen die neuen apochromatischen Linsen von Seibertin Wetzlar, und zwar die Objective 2 mm Apertur und namentlich das Objectiv von 1,5 mm Apertur nebst den dazu gehörigen Ocularen 4, 6 und 8. Mit diesen Systemen kann man sowohl bei sehr gutem natürlichen als auch bei künstlichem Licht alles Mitgetheilte sehen. Als Lichtquelle für künstliches Licht bediene ich mich seit mehreren Jahren des Gasglühlichtes von Auer, welches in seiner Intensität genau regulirt werden kann und an Farblosigkeit dem Tageslicht gleichkommt. Da das natürliche Licht selbst an günstigen Tagen nicht dauernd gleichmässig ist, so ist künstliches Licht durchschnittlich vorzuziehen, und der in manchen Laboratorien herrschende Gebrauch, auch bei Tage die mikroskopischen Untersuchungen mittels künstlichen Lichtes — und zwar immer des gleichen — vorzunehmen, hat viel für sich. — Das für die bakteriologische Untersuchung gefärbter Präparate vielfach eingeführte Gesetz: „Je mehr Licht, um so mehr ist zu sehen!“ ist wohl oft genug zu modificiren. Gerade für die vorliegenden Beobachtungen ist ein sorgfältiges Abmessen der Lichtmenge zur Erreichung des Zweckes durchaus nothwendig. Die volle Lichtmasse des Abbe’schen Beleuchtungs- apparates gibt entschieden zu viel Licht, man hat bei Benutzung des schwachen Oculars eine ziemlich enge, bei Ocular 6 eine mittlere und bei Ocular 8 eine weite Blendung zweckmässiger Weise einzuschalten. Werden aber alle erwähnten Hilfsmittel und sonstigen Mass- regeln angewandt, so ist es nicht schwer, sich von dem Vorhanden- sein eines centralen Kernstäbchens bei Bacillen und eines kugeligen Kernes bei Kokken zu überzeugen. Ueber andere Eigenschaften dieser Körper und ob dieselben für die Spaltpilze völlig die gleiche Bedeutung haben, wie der Kern für die pflanzliche und thierische Zelle, darüber werden weitere Untersuchungen Aufschluss zu geben haben. Freiburg i./Br., 26. October 1888. 710 Frank, Ueber den Untergang der Milzbrandbacillen im Thierkörper. (Aus dem bakteriologischen Laboratorium der zoologischen Station zu Neapel.) Von Dr. med. Georg Frank derzeit in Neapel. Die Beobachtung, dass Amöben, Schwämme und einige Mol- lusken andere niedere Organismen, besonders Bakterien in sich aufzunehmen und zu verdauen vermögen, führte Metschnikoff dazu, in dem gleichen Verhalten der dem Mesoderm entstammen- den Zellen der höheren Thiere gegenüber eingewanderten Bakterien, das Wesen der durch Bakterien erzeugten Krankheitsprocesse zu ergründen und klarzulegen. Nach Metschnikoff’s Anschauung besteht der durch Bakterien erzeugte Krankheitsprocess in diesem Gegensatze zwischen den Mesodermzellen und den Bakterien, einem Kampfe derselben, der sich in folgender Weise vollzieht. Dringen Bakterien in einen thierischen Körper ein, so treten denselben Mesodermzellen entgegen, mit dem Bestreben, diese Eindringlinge in ihren eigenen Zellleib aufzunehmen, darin zu verdauenp und so zu zerstören. Gelingt dies den Mesodermzellen, werden die Bak- terien auf diesem Wege vernichtet, so bleibt der befallene Thier- körper erhalten; sind dagegen die Mesodermzellen nicht im Stande, diese ihre aufnehmende und verdauende Eigenschaft den Eindring- lingen gegenüber voll zu entfalten, so unterliegen die Mesoderm- zellen im Kampfe gegen die Eindringlinge, es geht der Thierkörper zu Grunde. In einem zusammenfassenden Berichte in den Annales de I’In- stitut Pasteur. T. I. pag. 331 über seine verschiedenen Arbeiten und seine daraus gewonnenen Anschauungen über diesen von ihm „Phagocytose“ genannten Gegensatz zwischen Mesodermzellen und Bakterien spricht Metschnikoff demselben eine ganz allge- mein gültige Bedeutung zu: „Ce bref expose des faits acquis nous fait admettre que le röle prophylactique des phagocytes, au lieu d’ötre un phenomene exceptionel, se manifeste au contraire, comme une regle generale pour tout le regne animal.“ Metschnikoff selber ist auch so glücklich gewesen, für diese seine Lehre ausser in einer Sprosspilzkrankheit der Daphnien auch noch weitere Be- weise beizubringen bei Milzbrand, Erysipel, Malaria, Recurrens und letzthin für Tuberculose einzelner Thierarten. Von vielen Forschern ist diese Lehre von der Phagocytose, die das Wesen der durch Bakterien im thierischen Organismus her- vorgerufenen Veränderungen durch einen so einfachen directen Gegensatz zwischen Bakterien und Zellen erklärt, mit voller Be- Ania); Ueber den Untergang der Milzbrandbacillen im Thierkörper. 711 geisterung aufgenommen worden; experimentelle Bestätigung haben insbesondere Hess und Lubarsch geliefert. Ablehnend zu dieser Lehre aber, zum Theil aus theoretischen Gründen, zum Theil auf Grund besonderer Nachprüfung verhalten sich insbesondere Baum- garten, Ziegler, Weigert, Flügge, Strauss, Christmas- Dirckinck-Holmfeld, Emmerich, Bitter und Nuttal. Gemäss dieser Anschauung Metschnikoff’s müssen wir also bei allen Thieren, welcher Art auch immer sie sein mögen, die von einer Bakterienkrankheit befallen und von derselben nicht vernichtet werden, zu einer gewissen Zeit des Krankheitsprocesses diese Bakterien innerhalb der sogenannten Phagocyten aufgenommen und darin zerstört sehen. Ob nun diese Lehre, wie Metschni- koff selber annimmt, als eine allgemein gültige angesehen werden muss, oder derselben nur eine theilweise, vielleicht sogar bloss ge- ringe Bedeutung bei Beurtheilung der durch Bakterien erzeugten Veränderungen im thierischen Organismus zugeschrieben werden darf, diese Frage kann nur durch möglichst viele Untersuchungen von Bakterienkrankheiten der verschiedensten Thierspecies ent- schieden werden. In diesem Sinne möge auch folgende Mittheilung beurtheilt werden. Aus der älteren bakteriologischen Litteratur liegen Angaben vor von Uebertragungen von Milzbrandbakterien auf die Cornea von Kaninchen, die diese Methode als eine sehr geeignete zur Ent- scheidung dieser Frage zu empfehlen schienen. Ebertht), ins- besondere aber Frisch?) haben diese Methode der Milzbrand- übertragung am genauesten studirt. Nach des Letzteren Angabe vermehren sich die in die Cornea eingeimpften Milzbrandbacillen an den Impfstellen sehr energisch und verbreiten sich von dort aus in weiter Ausdehnung über die Cornea; niemals aber geht eines der so geimpften Thiere an Milzbrand zu Grunde. Mit diesem Verfahren der Einimpfung von Milzbrandbacillen in die Cornea schien es also möglich zu sein, eine Milzbrandaffection zu erzeugen, die mit den deutlichsten klinisch verfolgbaren Erscheinungen ein- hergeht, jeder Zeit einer Beobachtung leicht zugänglich ist und vor allen Dingen in Heilung ausgeht. Ich wiederholte nun diese Impfungen in die Cornea von Kaninchen, meist mit Milzbrand- bacillen, die Reinkulturen in Bouillontropfen oder Gelatine, in einem Falle auch aus der Milz einer wenige Stunden vorher verendeten Maus entnommen waren. Niemals aber wollte es mir gelingen, eine ähnlich charakteristisch verlaufende Erkrankung zu erzielen, wie sie Eberth und Frisch geschildert haben. Ob ich mit der Lancette Stiche oder oberflächliche Schnitte, ob ich nur einen oder sehr viele in die Cornea machte, ob ich mit Milzbrand inficirten Instrumenten arbeitete oder nachträglich 1) Eberth, Zur Kenntniss der bakteritischen Methoden. Leipzig (Engelmann) 1872. 2) Frisch, Experimentelle Studien über die Verbreitnng der Fäulnissorganismen _ in den Geweben ete. Erlangen (Enke) 1874. u. Ders., Die Milzbrandbakterien und ihre Vegetationen in der lebenden Hornhaut. (Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie ' der Wissensch, LXXIV. 3. p. 123.) 712 Frank, Ueber d. Untergang d. Milzbrandbacillen im Thierkörper. mit der Platinöse Milzbrandbakterien in die Wunde einrieb, nie- mals konnte ich eine weitergehende Veränderung an der Cornea beobachten. Von den Impfstellen ausgehend bildeten sich nur ganz unbedeutende grauliche Trübungen, die selbst in den Fällen, wo ich durch sehr energische und tiefgehende Verletzungen der Cornea eine weitergehende Erkrankung hatte erzwingen wollen, nach 2, längstens 3 Tagen vollständig zurückgegangen waren; nur leichte Unebenheiten in der Oberfläche der Cornea deuteten dann noch die Stellen an, wo die Impfungen erfolgt waren. Niemals ent- _ stand jene heftige Entzündung der Cornea mit Hypopyon und Iritis, wie sie Frisch geschildert hat; stets blieben die Reac- tionserscheinungen noch weit hinter dem zurück, was Eberth be- obachten konnte. Niemals auch weder am Auge des lebenden Thieres, noch an der ausgeschnittenen und frisch untersuchten Cornea konnte ich jene Sternfiguren beobachten, die insbesondere Frisch als so leicht kenntlich und so charakteristisch geschildert hat. Auch in Schnittpräparaten durch inficirte Corneen, die zu den verschiedensten Zeiten nach der Infection von wenigen Stunden an bis nach mehreren Tagen exstirpirt und in absolutem Alkohol gehärtet waren, konnte ich niemals eine deutliche Vermehrung der eingeimpften Milzbrandbacillen feststellen. Nur in den Impfwunden selber, niemals aber auch nur in einiger Entfernung davon konnten Milzbrandbacillen mikroskopisch nachgewiesen werden; auch waren sie meistens nur noch am ersten, zuweilen bloss am zweiten Tage nach der Infection noch auffindbar; sie färbten sich dann auch stets nur unvollkommen. Niemals aber fanden sich die Milzbrand- bacillen im Innern einer Zelle gelegen. Die Milzbrandbacillen blieben in den Spalten der Cornea liegen, in die sie bei der Impfung eingebracht waren, ohne sich anscheinend zu vermehren und mit dem umgebenden Gewebe in Beziehung zu treten und gingen äusserst rasch zu Grunde. Dass also bei der Impfung von Milzbrandbacillen in die Cornea von Kaninchen (wenige Impfungen bei Meerschweinchen mit gleichem Resultate wurden ebenfalls gemacht) die eingeimpften Bakterien zu Grunde gehen, ohne von den Phagocyten selber vernichtet zu wer- den, darf jedoch nicht als ein stringenter Beweis gegen die Lehre Metschnikoff’s angesehen werden. Denn bei diesen Versuchen wurde ja niemals eine Veränderung constatirt, die man dem Wirken der eingeimpften Bakterien zuschreiben könnte. Die geringe Trübung der Cornea um die Impfwunden, die ja sehr rasch wieder ver- schwand, darf wohl viel eher, wie auf einen Einfluss der Milzbrand- bacillen, auf die Verletzung der Cornea selber zurückgeführt wer- den, die, wie ich hier nochmals betonen will, in einzelnen Fällen, wo ich ein den Angaben Frisch’s mehr entsprechendes Resultat erzwingen wollte, eine sehr energische gewesen ist. Die Milzbrand- bacillen in die Cornea vön Kaninchen verimpft, verhalten sich also etwa so, als habe man sie in dünnster Schicht auf unfruchtbarem Boden, etwa Eisen oder Stein, ausgebreitet, wo sie nun wegen Mangels an Nährsubstanz direct zu Grunde gehen. \ Fehlen der Bakterien in pflanzlichen Geweben. 7113 In einer zweiten Versuchsreihe untersuchte ich dann das Ver- halten solcher Thiere, die für Milzbrand nur eine relative und zwar sehr geringe Empfänglichkeit besitzen, gegenüber einer Impfung mit Milzbrandsporen. Zu diesen Versuchen diente mir eine grössere Anzahl ausgewachsener weisser Ratten. Gegenüber Christmas- Dirckinck-Holmfeld!), der gleiche Versuche auch an weissen Ratten angestellt hat, machte Metschnikoff?) den Einwand geltend, dass die Wahl dieser Thiere eine sehr unglückliche gewesen sei. Dieser Einwand ist jedoch durchaus nicht be- rechtist. Ist nämlich die Lehre von der Phagocytose von all- gemein gültiger Bedeutung, wie Metschnikoff angibt, so muss jede Thierspecies, die für eine Milzbrandinfection empfänglich ist, aber nicht an derselben zu Grunde geht, den Vorgang der Phagocytose zeigen und also für Untersuchungen dieser Frage ge- eignet sein. Nun hat schon Loeffler?) in seiner grossen Arbeit über die Immunitätsfrage gezeigt, dass weisse Ratten für Milzbrand empfänglich sind und in nicht unbedeutender Zahl der Infection erliegen können. Von 63 von ihm mit Milzbrand inficirten Ratten erlagen 22 der ersten, weitere 30 wiederholten Impfungen. In ‘früheren Versuchen, durch die ich erst auf die stete Empfänglich- keit der weissen Ratte für Milzbrand aufmerksam wurde, erlag keines der Thiere der Infection; von den 22 geimpften Thieren, über die ich hier berichte, starb nur eine grosse Ratte am Impfmilz- brand. Von 5 jungen, etwa 6 Wochen alten Ratten dagegen er- lagen 3 und zwar alle am drittten Tage. (Schluss folgt.) Fernbach, A., De l’absence desmicrobes danslestissus vegetaux. (Annales de !’Institut Pasteur. 1888. Nr.10. October. S. 567.) In Bestätigung früherer Angaben von Laurent und Duclaux, und im Gegensatze zu den Resultaten von Bernheim und Galippe weist Verf. nach, dass im Innern von Tomaten (Paradies- äpfel), Steckrüben, Gelbrüben, Runkelrüben und Kartoffeln keine lebenden Keime vorkommen. Die Oberfläche dieser Vegetabilien wurde zuerst mittelst Thermocauters bis zur leichten Verkohlung erhitzt, dann wurden mittelst eines geeigneten Instruments die Proben aus dem Innern entnommen und theils in neutrale Kalbs- bouillon, theils in Zuckerrübensaft zur Aussaat gebracht. Die ver- einzelten positiven Resultate erklärt Verf. als Verunreinigung durch Luftkeime, in anderen Fällen als Folge von Insektenstichen ins Innere der Vegetabilien. Buchner (München). 1) Fortschritte der Mediein. Bd. V. 1887. Heft 13. 2) Fortschritte der Mediein. Bd. V. 1877. Heft 17. 3) Loeffler, Zur Immunitätsfrage. (Arbeiten aus dem kaiserl. Gesundheitsamte. Bad. I. pag. 162.) 714 Vibrio Metschnikovi. Gamaleia, N, Vibrio Metschnikovi, son mode naturel En j 5 5 ction. (Annales de lInstitut Pasteur. 1883. Nr. 10. Die von Gamaleia entdeckte neue Krankheit der Hühner — Gastroenteritis cholerica, verursacht durch den Vibrio Metschnikovi !) — zeigt im klinischen und pathologischen Verhalten ungemein viel Uebereinstimmung mit der Cholera des Menschen: Temperatur- abnahme, Diarrhöe, Würgbewegungen, acute Entzündung des Darm- kanals, namentlich Dünndarm, reichlich flüssiger Inhalt mit Flocken von exfoliirtem Epithel, Milz klein, blass, vollständiges Fehlen der Infectionserreger im Blut der ausgewachsenen Thiere. Ausserdem stimmt das Verhalten des Infectionserregers völlig mit jenem des Cholera-Vibrio überein. Gamaleia hält deshalb beide Krank- heiten für nahe verwandt, und darin liege das Interesse der Kennt- niss des natürlichen Infectionsmodus der einen Infection, weil hieraus auch auf die andere geschlossen werden könne. Nun habe die Koch’sche Entdeckung des Choleravibrio zu einem Zwiespalt geführt zwischen Bakteriologie und Epidemio- logie. Verf. erblickt die Hauptschwierigkeit der bakteriologischen Auffassung in der Existenz des sauren Magensaftes, in dem die Choleravibrionen leicht zu Grunde gehen. Die Aetiologie der Cholera sei daher noch weit davon entfernt, durch die Entdeckung des Kommabacillus aufgeklärt zu sein. Was nun die neue Cholerakrankheit der Hühner betrifft, so ist dieselbe nicht contagiös. Die in den gleichen Stallungen mit infieirten Thieren untergebrachten zahlreichen Tauben, Hühner, Meerschweinchen erkrankten niemals spontan, obgleich spätere Impfung dieselben als nicht immun erwies. Aber auch sub- cutane oder intramusculäre Injection tödtet zwar Tauben leicht, ausgewachsene Hühner aber nur bei grossen Dosen, selbst bei verstärktem Virus. Es kann dies also nicht der natürliche In- fectionsmodus sein. Ebensowenig kann die natürliche Infection durch Verschlucken mit der Nahrung zu Stande kommen. Junge Hühner können zwar auf diesem Wege inficirt werden, aber schon etwas ältere erkranken nur mehr, ohne zu erliegen, und ausgewachsene Hühner können durch Verfütterung selbst grosser Quantitäten nicht inficirt werden, auch nicht bei Anwendung von virus de passage. Wenn man nur die bisherigen Infectionsarten in Betracht zieht, bleibt daher, wie bei Cholera asiatica, die natürliche Entstehung der tödtlichen Infection unerklärt. Und doch beobachtet man nach Gamaleia Epizootien unter ausgewachsenen Hühnern mit 10°/, Mortalität. Um dies zu erklären, muss ein wirksamerer In- fectionsmodus angenommen werden, und dies ist nach Verf. die Lungeninfection. In die Trachea oder direct in die Lunge eingespritzt, tödtet Vibrio Metschnikovi die widerstandsfähigsten Thiere, ausgewachsene Hühner und Kaninchen. Eine Anzahl mitgetheilter Versuche beweist, dass bei In- 1) Ref. Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenk. Bd. IV. p. 553. Hadernkrankheit. 715 jection von 1/,—1 cm Blut von Passagetauben die Hühner bereits nach 20 Stunden, also schr rapid, der Infection erlagen. [Ref. möchte bemerken, dass nach seinen „Untersuchungen über den Durchtritt der Infectionserreger durch die Lungen“ bei Milzbrand, gewöhnlicher Hühnercholera und Rotz der Lungeninfectionsweg sich ebenfalls als weit gefährlicher erwies als der Fütterungsweg.] Vibrio Metschnikovi besitzt nun eine besondere Prädilection für den Verdauungskanal. Bei intrapulmonärer Infection ebenso wie bei jeder anderen ist es der Darminhalt, in dem sich die Vibrionen hauptsächlich vermehren, um hier die Cholera-Intoxication zu bewirken. Ein Paar Versuchsbeispiele illustriren diesen Satz, der, wie Verf. hervorhebt, direct den Aufstellungen von Wisso- kowitsch widerspricht. [Von Ref. ist auch für die Cholera- vibrionen erwiesen, dass dieselben bei subcutaner Injection in den Darm gelangen und sich dort vermehren. ] Gamaleia schliesst, die natürliche Infection vollziehe sich wahrscheinlich durch die Luftwege. Die Analogie spreche dafür, dass auch bei der Cholera asiatica das nämliche der Fall sei, und dass die epidemiologische Auftlassung der Cholera- ätiologie die richtige sei. Demnächst will Gamaleia diese An- - schauung durch directe experimentelle Untersuchungen als richtig erweisen. Buchner (München). Paltauf, R., Zur Aetiologie der „Hadernkrankheit“. (Wiener klinische Wochenschrift. 1888. No. 18—26.) Unter Hadernkrankheit versteht man eine eigenthümliche, rasch verlaufende Infectionskrankheit, welche Individuen befällt, die mit dem Sortiren von Hadern beschäftigt sind. Hauptsächlich be- gegnet man derselben in Papierfabriken, während sie sonst wohl nur äusserst selten beobachtet wird. Es sei deshalb diesem Pro- cesse auch an dieser Stelle eine eingehendere Besprechung ge- widmet, zumal die genaue Darstellung des Verfassers uns einen Einblick in das klinische und anatomische Bild der Hadernkrank- heit gewährt und ausserdem von ihm auch die Aetiologie der letzteren aufgeklärt wird. Die Krankheit beginnt mit Frostanfällen, Uebelkeit und Mattigkeit. Gewöhnlich "besteht Kopfschmerz, Schwindel, Druck in der Magengegend, Brechreiz, Temperatursteigerung bis 40° ©. Der Tod tritt in der Regel nach 2- bis 4-tägiger Krankheitsdauer unter heftiger Präcordialangst, Zunahme der Prostration und Cyanose, zuweilen Sopor bei rapidem Fallen der Temperatur bis auf 36° C, Kaltwerden der Extremitäten, Pulslosigkeit, Auftreten kalter Schweisse ein. Selten geht die Erkrankung in Genesung über. Auffallend ist die schnell eintretende und ausgebreitete Fäulniss der Leichen. Constant findet man bei der Section seröse Ergüsse in den Pleurahöhlen, sulzige Infiltrate des mediastinalen Zellgewebes mit Schwellungen der Bronchialdrüsen, ausserdem Veränderungen der inneren Organe, wie solche überhaupt bei mit hohem Fieber einhergehenden acuten Infectionskrankheiten vorkommen, 716 Hadernkrankheit. Die früheren Anschauungen hinsichtlich der Aetiologie der Hadernkrankheit lauten verschieden. Klob (1870) fand „Bakterien, wie sie bei Milzbrand vor- kommen“. Seine Thierversuche ergaben ein negatives Resultat. Frisch (1878) hat in dem Blute eines Hundes, dem Hadern- leichenblut injicirt worden war, durch Kulturen und Thierimpfungen Milzbrandkeime nachgewiesen. Rembold und Kundrat (1878) fanden Bacillen im Blute. Krannhals (1886) beobachtete eine Epidemie dieser Krank- heit und fand Bacillen, welche am meisten Aehnlichkeit mit den Bacillen des malignen Oedems hatten. Paltauf hatte Gelegenheit, 2 Fälle von Hadernkrankheit ge- nau zu untersuchen. Der erste Fall betraf eine 29jährige Hadernarbeiterin aus einer Papierfabrik. Bei der Section fand man Erguss einer blutig-serösen Flüssig- keit in den rechten Pleuraraum, ebenso gefärbtes Oedem der Pseudo- membranen der linken Pleura und des mediastinalen Zellgewebes und Schwellung der bronchialen Lymphdrüsen. Mikroskopisch fand man in der Pleuraflüssigkeit zahlreiche, theils fadenförmige, theils kürzere, ruhende, glashelle Bacillen, ferner kleinere Bacillen und Kokken. Im Bilute konnten nur ‚spärlich kleinere Bacillen nachgewiesen werden. Das intermeningeale Extra- vasat enthielt eine grosse Menge längerer, fadenförmiger Bacillen. Nach Injection des pleuralen Serums und Impfung mit dem blutigen Meningealinfiltrate gingen weisse Mäuse zu Grunde, und man fand bei der Section ein mässiges Infiltrat an der Impfstelle, zuweilen von hier sich ausbreitendes Oedem und einen Milztumor. An der Impfstelle und im Blute fanden sich nur wenige Ba- cillen, sehr reichlich jedoch waren sie in der Milz. Dieselben glichen mikroskopisch den Milzbrandbacillen. Dies wurde dann auch durch Kulturen und Thierversuche bestätigt. Bei einem mit Milzflüssigkeit eines an Milzbrand zu Grunde gegangenen Meerschweinchens geimpften Schafe fand man besonders in den Nierenglomerulis und Lungencapillaren äusserst reichliche Bacillen vor. An der Impfstelle wurden eine mässige Zelleninfil- tration, Blutextravasate im Cutisgewebe und Bacillen constatirt. In einem zweiten Falle von Hadernkrankheit, welcher eine im 5. Monate schwangere Arbeiterin betraf, wurden Lunge, Leber, Uterus sammt Placenta, Herzfleisch, sowie die Lunge des Foetus mikroskopisch untersucht. In allen Organen der Mutter wurden Milzbrandbacillen nach- gewiesen. Die subpleuralen Lymphgefässe waren stark erweitert und mit einer sehr grossen Menge fadenförmiger Bacillen ausgefüllt; ebenso fanden sich zahlreiche Bacillen im Lungengewebe selbst vor, spär- lich waren sie dagegen in den Alveolen, sowie in den Lungen- capillaren und den grösseren Gefässen. Einzelne Bacillen wurden auch‘ in der Lunge des Foetus an- getroffen. . Bas . u . Je v Bi, - 4 u EEE ET Hadernkrankheit. 717 Morphologisch glichen die Bacillen vollständig den Milzbrand- bacillen. Mit der Hadernkrankheit hat die in England bekannte „Krank- heit der Wollsortirer‘‘ (wool sorters disease) die grösste Aehn- lichkeit. Von Greenfield wurde durch Leichenuntersuchungen con- statirt, dass es sich bei diesem Processe um eine Milzbrandinfection handle. Dabei wurde aber neben den pathologischen Veränderungen im Innern des Körpers häufig auch Pustula maligna, zumal an den Händen, vorgefunden. Wenn auch bisher keine Untersuchungen über den Gehalt der Wolle und der Hadern an Milzbrandkeimen vorliegen, so liegen doch Thatsachen vor, welche mit grösster Wahrscheinlichkeit für eine Infection durch diese Stoffe sprechen, so das ausschliessliche Erkranken von Personen, welche direct mit der Wolle und den Hadern nach Eröffnung der Ballen zu manipuliren haben oder welche in stauberfülltem Raume arbeiten. Besonders infectiös sollen gewisse Wollsorten, welche von wahrscheinlich natürlichem Milzbrand erlegenen Thieren herrühren, und Hadern sein, bei denen ‚eine Berührung mit Abfällen milzbrandkranker Thiere wahrscheinlich ist. Seitdem in England die Wolle vor dem Sortiren in heissem Wasser gewaschen wird, soll daselbst die Erkrankung seltener vor- kommen. Um nun auch der Frage näher zu treten, auf welche Weise bei Hadernarbeiterinnen und Wollarbeitern die Milzbrandinfection erfolgt, hat Paltauf, da er die Meinung gefasst hatte, dass die Infection vielleicht auf dem Wege der Respirationswege erfolgen könnte, eine Reihe von Versuchen angestellt, welche zeigten, dass durch blosse Einathmung von zerstäubten Milzbrandkulturen eine Allgemeininfection von Milzbrand von den Lungen aus sich ent- wickeln könne. Er ist der Ansicht, dass auch bei der Hadern- krankheit dieser Infectionsmechanismus obwalte. Was diejenigen Fälle von Hadernkrankheit betrifft, in denen pustulöse Eifflorescenzen in der Haut gefunden wurden, so liegt wohl die Annahme am nächsten, dass hier die Infection von der Haut aus erfolgt sei. Paltauf hält dem gegenüber aber auch die Möglichkeit aufrecht, dass diese Efflorescenzen auch secundärer, vielleicht embolischer Natur sein könnten. Hinsichtlich der übrigen interessanten Details in den Unter- suchungen des Verfassers über die Milzbrandinfection im Allge- meinen verweist Ref. auf die Originalmittheilung. Dittrich (Prag). Eppinger, H., Pathologische Anatomie und Patho- genesis der sogenannten Hadernkrankheit. — Vor- läufige Mittheilung. (Wiener medicinische Wochenschrift. 1888. No. 37 und 38.) Eppinger hat in 8 Fällen von Hadernkrankheit, die regel- mässig binnen 3 bis 7 Tagen letal abläuft, anatomische und bak- teriologische Untersuchungen vorgenommen. r 7118 Hadernkrankheit. Er gibt an, dass die Erkrankung zumeist jüngere, seltener auch ältere Personen befällt. Hinsichtlich der klinischen Symptome und des anatomischen Befundes bei der Hadernkrankheit verweist Ref. auf die Angaben von Paltauf!). In einem Falle fand Verfasser ebenso wie Kund rat nekro- tische Herde der Schleimhaut der Trachea und der Bronchien. Die Lungen waren entweder pneumonisch hepatisirt oder zeigten hochgradige ödematöse Durchtränkung bis zu vollständiger Er- weichung und Verflüssigung des Gewebes. Die Bronchialdrüsen sind geschwollen, markig, die inneren Organe parenchymatös oder fettig degenerirt. Eppinger fand in allen Fällen Milzbrandbacillen in den Transsudaten und Exsudaten und konnte dieselben mit Ausnahme eines Falles, welcher erst 60 Stunden nach dem Tode zur Ob- duction gelangte, auch stets rein züchten. Durch Ueberimpfung des Kulturmateriales auf weisse und graue Mäuse gelang auch der experimentelle Nachweis, dass es sich um Milzbrandbacillen handelte. Die seit dem Jahre 1885 von zwei Fällen weiter kultivirten Milzbrandbacillen hatten seit dem Frühjahre d. J. ihre Virulenz eingebüsst. Bei Injectionen wurden sie von Phagocyten aufge- nommen, während die Allgemeininfection ausblieb. Diese Bacillen konnten nicht mehr zur Sporenbildung gebracht werden und zeigten degenerative Vorgänge bis zum vollständigen Zerfall. Eppinger vermuthet, dass der Grund hierfür in einer Ueberhitzung der Agar- kulturen im Brütofen zu suchen sei. VerfasserkommtaufGrund seiner Untersuchungen zu dem Schlusse, dass die Hadernkrankheit eine Milzbrandaffection sei. In allen 8 Fällen traten die Veränderungen in den Lungen in den Vordergrund. Ueberall fanden sich Staubinfiltrationen und bacilläre Invasion vor, letztere als bacilläre Thrombose der Saft- spalten und Lymphbahnen der Pleura. Ferner fand man Bacillen in den Bronchien, Lungenalveolen und relativ spärlich in Gefässen. In den pneumonisch infiltrirten Lungenpartieen lagen auch Bacillen in den Exsudatpfröpfen. Neben der Erweichung des Lungengewebes schienen die milz- brandhaltigen Lymphangioitiden der Pleura und des Lungenbindege- webes mächtiger ausgebildet zu sein als neben der pneumonischen Infiltration. Die bronchialen Lymphdrüsen enthielten immer sehr reichliche Milzbrandbaeillen. Nach Ueberimpfung der aus den Leichen der an Hadernkrank- heit verstorbenen Individuen kultivirten Milzbrandbacillen fand Eppinger bei Mäusen leichtes Oedem mit sehr zahlreichen Ba- cillen an der Impfstelle. Sonst fand man dieselben in den Blut- gefässen sämmtlicher Organe. Eppinger ist der Ansicht, dass es sich bei der Hadern- 1) Vergl, das Referat in diesem Centralblatte. Band IV. Seite 715. Hadernkrankheit. — Puerperalfieber. 7119 krankheit um primären Lungenmilzbrand handelt, von welchem aus sich dann die Allgemeininfection entwickelt. In 2 Fällen handelte es sich um an Milzbrand gestorbene schwangere Frauen. In den Gefässen des Uterus, knapp hinter der Decidua serotina fanden sich sehr reichliche Bacillen vor, spär- lich waren sie in den Drüsenräumen. Niemals jedoch konnten Bacillen in den Chorionzotten oder ihren Gefässen, sowie in den Organen des Fötus nachgewiesen werden, ein Befund, welcher mit den Angaben mehrerer Autoren übereinstimmt, welche dahin lauten, dass unter gewöhnlichen Verhältnissen eine Uebertragung der Milz- brandbacillen von der Mutter auf das Kind nicht stattfindet. Eine entschiedene Abhilfe für solche Erkrankungsfälle erblickt Eppinger nur darin, dass Hadern aus Gegenden, in denen über- haupt Milzbrand herrscht, nicht verarbeitet werden. Dittrich (Prag). Czerniewski, Zur Frage der Puerperalerkrankungen. (Archiv für Gynäkologie. Bd. XXXIL.) In der Reihe der in letzter Zeit erschienenen Arbeiten über die Aetiologie des Puerperalfiebers (Döderlein, Winter) bildet die von Czerniewski einen gewissen Abschluss und bietet in ihren zahlreichen Versuchen neben vielem Bekannten auch neue wichtige Resultate, indem besonders der Ursache der‘ leichten Puerperalerkrankungen nachgegangen wird. Zur Untersuchung dienten theils Lochien, theils Blut, welches durch Stich oder durch Eröffnung der vena mediana gewonnen wurde, sowohl von leicht als schwer erkrankten Wöchnerinnen; es wurden auch Kulturen aus dem Blute und der Flüssigkeit der verschiedenen Körperhöhlen angelegt. Im Lochialsekret der Wöchnerinnen mit regelmässig ver- laufendem Puerperium wies ©. nur in Ausnahmefällen die Anwesen- heit von Mikroorganismen nach, und im Wochenfluss Leichterkrankter fanden sich in den meisten Fällen Streptokokken ohne Beimengung anderer Organismen, in einigen im Verein mit anderen, und nur in einigen wenigen waren Staphylokokken. In einer grösseren Anzahl fand keine Entwicklung von Kulturen statt, was C. aber durchaus nicht als Beweis ansieht, dass in diesen Fällen wirklich keinerlei Mikro- organismen im Sekret vorhanden seien und glaubt dieses Fehlen in Versuchsungenauigkeiten suchen zu müssen. In schweren tödt- lich verlaufenden Fällen erhielt C. stets Streptokokken sowohl von der Lebenden durch Impfung mit Lochialsekret, als auch von der Leiche aus den verschiedenen Organen. C. konnte sich auch über- zeugen, dass die von den gefundenen Streptokokken aus Lochien leichter wie schwerer Puerperalfieberfälle im Stande sind, sowohl eine blosse Eiterung als auch eine erysipelatöse Entzündung hervor- zurufen und kommt zum Schlusse seiner Untersuchungen zu folgen- den Ergebnissen: 1) In den Lochien gesunder Wöchnerinnen findet man in der Uterushöhle Mikroorganismen höchst selten und nur ausnahmsweise; daraus folgt | 720 | - Puerperalfieber. — Trachom. 2) dass die Lochien gesunder Wöchnerinnen weder pyogene noch phlogogene Eigenschaften besitzen (Ott, Döderlein). 3) In den meisten Fällen lassen sich in den Lochien aus Br Uterushöhle bei leicht erkrankten Wöchnerinnen Streptokokken nach- weisen, was sich durch Kontrolversuche und Einspritzungen von Lochien beweisen lässt. 4) Bei tödtlich verlaufenden Puerperalfällen entwickeln sich Streptokokken in den Kulturen aus den Lochien und auch nach dem Tode aus allen Gewebsflüssigkeiten und Organen. 5) Die Streptokokken bei leicht und auch bei tödtlich ver- laufenden Puerperalerkrankungen sind vollständig dieselben. 6) Die bei Puerperalerkrankungen vorhandenen Streptokokken können sowohl Abscesse als auch erysipelatöse Entzündung der Haut hervorrufen. 7) Im erkrankten Organismus führen die Streptokokken zu einer Entartung der parenchymatösen Organe und zur Hyperämie der Serosa mit grösseren und kleineren Exsudaten. J. Eisenberg (Wien). Otembra, 6., Socor, 6. et Neyel, V., Sur la conjonctivite epid&mique, quiaseviädassy dans le courant de l’annee 1887. (Bulletin de la Societe des medecins et naturalistes de Jassy. 1888. No. 1 und 2.) Von August bis Mitte November 1887 herrschte unter den Soldaten und Schülern von Jassy eine epidemische Augenentzündung, nämlich das Trachom. Verff. unterscheiden klinisch 3 Stadien der Erkrankung: im ersten bestehen fast nie subjective Beschwerden, aber objectiv lassen sich auf der Schleimhaut des unteren Augen- lides stecknadelkopfgrosse, schmutzig-gelbe Flecke nachweisen neben einer der Anzahl dieser Flecke entsprechenden, sammetartigen In- jection der Bindehaut; im zweiten entwickeln sich an Stelle der Flecke halbkugelige Granulationen, besonders auf der unteren Uebergangsfalte; im dritten besteht reichliche Secretion mit Pannus und theilweis Geschwürsbildungen der Hornhaut. — Verfasser be- nutzten nur zu ihren mikroskopischen und kulturellen Untersuchungen das sehr spärlich auftretende Sekret des ersten Stadiums; das- selbe wurde auf Gelatineplatten übertragen. Bereits nach 2 Tagen hatten sich Kolonieen in Gestalt von Pünktchen und Flecken ent- wickelt (Temperatur ?), von denen die letzteren aus Mycelium, die ersteren, von grünweissem Aussehen, durchscheinend und scharf contourirt, aus Kokken bestanden. Die Kokken hatten eine Grösse von 2—3 u, zeigten sehr geringe Rotationsbewegung und waren öfter zu Diplokokken vereint. Von diesen primären Kokkenkulturen wurde nun weiter ge- impft auf Gelatine- und Agarröhrchen und auf Kartoffeln, und die Kulturen wurden unter einer Temperatur von etwa 20 ° C. gehalten. Die Gelatinestichkulturen zeigten schon nach 24 Stunden ein ausge- sprochenes Wachsthum, wurden an den nächsten Tagen merklich deutlicher und breiteten sich am 3. Tage besonders auf der Ober- fläche aus. Die Farbe war weisslich und die Tiefe des Stichkanals Trachom. — Thierische Parasiten. 721 von aneinander gereihten Körnchen besetzt. Nach 10 Tagen spielte die Farbe mehr ins Gelbliche. Im Gegensatz zu Michel’s Angaben !) war die Gelatine an ihrer Oberfläche bereits am 10. Tage leicht eingezogen und fing am 20. an, sich von der Oberfläche her nach der Tiefe zu zu verflüssigen; nach 54 Tagen war die Verflüssigung eine vollständige. Etwas anders war die Entwicklung in den Agarröhrchen. Die Kulturen hatten (an welchem Tage?) eine glänzende Oberfläche, elliptische Form, ausgeschweifte Contouren, im Centrum ein gelb- liches, in der Peripherie ein weisses Aussehen. Unter der Lupe erschien die Oberfläche, die im Centrum leicht eingezogen war, wie aus kleinen glänzenden Hervorragungen zusammengesetzt; von unten betrachtet, hatte sie das Aussehen „d’un drapeau triangulaire“ und setzte sich nach dem Fundus des Tubus zu in einen 2 cm langen Stiel fort, an den sich ein membranartiges, sich nach unten verjüngendes und ausgefranstes Gebilde anschloss. Auch der unter- halb der Oberfläche befindliche Theil der Kultur war bedeckt mit „granulations tres-petites jaunätres et plus foncees que le terrain sur lequel elles sont placdes.“ Sämmtliche Tubenkulturen bestanden aus den eleichen Kokken wie die Plattenkulturen. Von den Kartoffelkulturen ging nur eine einzige an, und zwar zeigte diese am 2. Tage kleine weisse Flecken, welche später noch etwas deutlicher wurden. Sie enthielten ebenfalls die obigen Kokken. Impfungsversuche wurden an 4 Kaninchen gemacht; nur bei einem, dem nach der Impfung die Lidspalte vernäht wurde, trat am 5. Tage eine Conjunctivitis auf, in deren Sekret sich die ur- sprünglichen Kokken mikroskopisch und kulturell nachweisen liessen (von Körnern wird nichts erwähnt). Am Menschen wurden keine Versuche angestellt. Verff. schliessen, dass die von ihnen beobachtete Epidemie anolog sei der von Michel in Aschaffenburg beobachteten und der von ihnen gezüchtete Coccus derselbe sei wie der von Michel beschriebene Trachomcoccus. Die Abbildungen, namentlich der Tubenkulturen lassen an Deutlichkeit zu wünschen übrig. _ Schlaefke (Cassel). Ritzema Bos, J., De dierlijkeparasieten van den mensch en de huisdieren. 8°. 262 p. mit 100 Holzschnitten. Zwolle 1888. [Holländisch.] Der Verfasser, Lehrer an der landwirthschaftlichen Schule zu Wageningen (nicht zu verwechseln mit dem Entomologen 0. Rit- sema), will durch sein Buch gebildete Laien aus dem Stande der Landwirthe über ökonomisch wichtige Schmarotzer unterrichten. Es sei nicht für Aerzte oder Veterinäre bestimmt, auch mache es keinen Anspruch auf Mittheilung neuer Entdeckungen von Belang. Als Quellen giebt er an: Leuckar t, Küchenmeister, Brass, Heller, Pütz, Zürn, Davaine, Cobbold; merkwürdiger 1) Vergl. Centralblatt für Bakteriologie. I. p. 22. 46 722 | von Sehlen, Weise fehlt van Beneden. Es lässt sich nicht leugnen, dass er die Quellen mit Verständniss benutzt hat. Was wir erwartet haben, sind gelegentliche Mittheilungen über die geographische Verbreitung gewisser Parasiten in seinem engeren Vaterlande. Hiervon ist jedoch leider wenig zu finden, so z. B. heisst es bei Bothriocephalus latus, er komme in Östpreussen, Pommern, Schleswig-Holstein und den Niederlanden vor, sei aber doch seltener als die beiden grossen Taenien. Bei Haemopis vorax finden wir jedoch, dass er in den Nieder- landen ziemlich allgemein vorkomme (hoffentlich keine Verwechs- lung mit Aulastomum). Die Einleitung, welche vielfach die Ideen van Beneden’s reproducirt, umfasst 33 Seiten. Am besten sind die Arthropoden bedacht, welchen 97 Seiten gewidmet sind. Am ausführlichsten sind hier die Oestriden abgehandelt. Einige land- wirthschaftlich wichtige Thiere, z. B. das Distomum hepaticum („leverbot‘), der Coenurus, die Trichine, die Schweinsfinne („gortig- heit“ = Finnenkrankheit), der Strongylus Filaria Rud. werden mit besonderer Ausführlichkeit betrachtet, wobei auch Prophylaxis und Therapie nicht zu kurz kommen. Die Abbildungen sind meistens aus deutschen Werken ohne Nennung der Quelle entnommen. — Die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig. J. Ch. Huber (Memmingen). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Kleine Beiträge zur bakteriologischen Methodik, (Aus dem Laboratorium von Dr. Brehmer’s Heilanstalt zu | Görbersdorf.) Von Dr. von Sehlen. Mit 1 Abbildung. (Schluss.) Die stärkere Concentration dieser Lösung erhöht die Anwend- barkeit des Borsäureverfahrens nicht unwesentlich. Zur Gewinnung eines Gehaltes von 2—4 Theilen Borsäure auf 100 Theile der Harnmischung genügen 20—30 Theile der Lösung, d.h. also !/, bis 1/, der Gesammtmenge, mithin ein viel geringerer Zusatz, als bei einer einfach wässerigen concentrirten Borsäurelösung. Zum Gebrauche wird der zu untersuchende Urin in einem Spitzglase mit der Lösung vermischt, wobei sich in kurzer Zeit bei gewöhnlicher Temperatur die ausgeschiedenen harnsauren Salze auflösen und die dadurch bedingte Trübung verschwindet. Nur bei grösseren Mengen kann es erforderlich werden, das abgeschiedene Sediment nach Abgiessen der überstehenden klaren Harnflüssig- keit aufs Neue mit der Borsäurelösung zu mischen und wieder ab- FRPAND Kleine Beiträge zur bakteriologischen Methodik. 123 sitzen zu lassen. Die amorphen Concremente der phosphorsauren Erden, die Krystalle des Tripelphosphates und des oxalsauren Kalkes bleiben jedoch selbst dann ungelöst, stören aber die Unter- suchung nicht wesentlich, da sie selten in so erheblicher Menge vorhanden sind. Die so hergestellte Harnmischung bleibt vollständig klar und kann Wochen und Monate lang stehen, ohne sich zu zersetzen. Eine leichte Bedeckung durch Glasplatte oder Fliesspapier schützt genügend vor dem Hineinfallen von Staubtheilchen. In einigen Proben sah ich nach längerer Zeit bei geringem Zusatz eine un- bedeutende oberflächliche Schimmelbildung, die jedoch durch stärkeren Zusatz völlig zu verhüten ist. Das Bakterienwachsthum und damit die Zersetzung des Harnes wird aber durch den Zu- satz vollkommen aufgehoben. Für die mikroskopische Untersuchung frisch gelassenen Urines auf seinen Gehalt an Bakterien neben den sonstigen zelligen Elementen für Diagnostik von Blasen- und Nierenleiden ist daher die Methode durchaus empfehlenswerth. Zur Constatirung bakterieller Erkrankungen der Harnwege resp. des Uebergangs von Bakterien durch die Nieren mittelst $ mikroskopischer Untersuchung ist das Verfahren aber um so werth- voller, als es sowohl eine Vermehrung der ursprünglich im Harn enthaltenen Bakterien als auch eine Verwechslung derselben mit Abkömmlingen von später zufällig hineingerathenen Keimen aus der Luft in die Geschirre etc. sicher ausschliesst, die Anwendung bakterienreiner Untersuchungsgefässe vorausgesetzt. Versuche mit eiweisshaltigen Urinen fiebender Nephritiker, deren mikroskopische Untersuchung auf Harncylinder und Tuberkelbacillen im Sediment durch reichlich ausgeschiedene harnsaure Salze sehr erschwert war, ergaben ebenso günstige Resultate wie Urine verschiedener Blasen- katarrhe von gonorrhoischer, tuberculöser und anderweitiger Infection. Zur Untersuchung auf Tuberkelbacillen kann man überdies die Sedimente noch mehr concentriren, wenn man dieselben abpipettirt und aüs mehreren Proben sammelt. Durch Wasserverdunstung über Schwefelsäure im luftverdünnten Raume lässt sich das Sedi- ment bei gewöhnlicher Temperatur sehr einengen. Deckglas- trockenpräparate mit Zusatz der unter I. beschriebenen Eiweiss- lösung oder bei eiweissreichen Urinen ohne solchen hergestellt und nach den üblichen Verfahren gefärbt, ergeben einen viel leichteren und sicheren Aufschluss über die An- oder Abwesenheit von Tuberkelbacillen, als die in gewöhnlicher Weise gewonnenen Harn- sedimente. In einem Falle von Blasentuberculose erreichte ich durch diese Methode den sicheren Nachweis einer grösseren Zahl. von Bacillen in Folge der Zusammendrängung auf kleinem Raume als durch die direkte Untersuchung des Sedimentes, bei welcher trotz zahlreicher Präparate nur äusserst spärlich Bacillen einzeln oder in Gruppen angetroffen wurden. In anderen Fällen von Nephritis mit reichlichen “Cylindern im Harn Tuberculöser habe ich in dem concentrirten Sediment vergeblich nach Tuberkelbacillen gesucht. Einige dieser Fälle kamen zur Section, welche dem in 46 * 724 von Sehlen, vivo erhaltenen Befunde entsprechend die Abwesenheit tuberculöser Veränderungen in den Nieren und Harnwegen nachwies. Auch zur besseren Conservirung der nach Biedert sedimentirten Sputa habe ich die Borax-Borsäurelösung mit Nutzen angewendet, da dieselben ohne solchen Zusatz leicht in lebhafte Fäulniss über- gehen. Wenn dadurch auch der Nachweis der Tuberkelbacillen nicht verhindert wird, so kann doch für die mikroskopische Unter- suchung frischer Sputa auf anderweitige Bakterien die Combinirung der Biedertmethode mit dem Borsäurezusatz unter Umständen von Werth sein. Ebenso lassen sich Gewebsstückchen wie Granulationen, Lupus- knötchen u. a. m. nach dem gleichen Princip der Auflösung der albuminösen Gewebselemente durch kochende verdünnte Kalilauge erfolgreich auf Tuberkelbacillen im Sediment untersuchen. Auch für die Aufsuchung anderweitiger Bakterien im Gewebe bietet dieser Weg mitunter leichteren und schnelleren Aufschluss, als die um- ständliche Anfertigung und Durchmusterung von Schnittpräparaten, welche ihrerseits den grossen Vortheil bieten, zugleich mit dem Befund von Bakterien auch deren Verhalten zu den histiologischen Componenten der Präparate darzustellen. Wo es aber nur auf den Befund an sich ankommt zur Entscheidung der Frage, ob Bakterien vorhanden sind oder nicht, sowie zur vorläufigen Constatirung der- selben ist das Biedert’sche Princip in Verbindung mit der Bor- säureconservirung mit Nutzen zu gebrauchen. Für die Zwecke der klinischen und experimentellen Beobachtung erscheint demnach die Methode in gleicher Weise wie zur Stellung einer Differentialdiagnose in zweifelhaften Fällen praktisch ver- wendbar. Ueber therapeutische Versuche, zu denen die Borax-Bor- säurelösung wegen ihres hohen Gehaltes an einem relativ ungiftigen Antisepticum und ihrer lösenden Einwirkung auf die Harnsäure und harnsauren Salze besonders geeignet scheint, und die ich aus diesen Gesichtspunkten im hiesigen Laboratorium anstellte, aber noch nicht zu einem endgültigen Abschluss brachte, beabsichtige ich an einer anderen Stelle zu berichten. II. Zum bakteriologischen Instrumentarium. Beim bakteriologischen Arbeiten bediene ich mich für manche Zwecke anstatt der einfachen Hakenöse aus Platindraht, deren Gestalt und Grösse sehr leicht veränderlich ist, einer Platindraht- schlinge von dem Aussehen der Fig. 1a. Die Enden eines zu- sammengebogenen feinen Platindrahtes werden in bekannter Weise mit Einschaltung eines Emailletröpfchens in einen passenden Glas- stab eingeschmolzen und die Drahtschlinge nach dem Erkalten mit einem runden Stäbchen fest um einander zusammengedreht, so dass nur der oberste Theil frei bleibt. Die Endschlinge erhält dadurch eine ganz bestimmte und gleichbleibende Grösse. Unter- schiede der Configuration, welche durch Zusammendrücken der Schlinge entstehen, lassen sich durch erneute Einführung des Kleine Beiträge zur bakteriologischen Methodik. 725 Stäbchens wieder beseitigen, so dass das Kaliber immer gleich bleibt. Durch diese Vorrichtung ist eine grössere Gleichmässigkeit für Probeentnahmen bakterienhaltiger Flüssigkeiten zur Bestimmung der Keimzahl, Verdünnungen, Vermischungen etc. gesichert. Eine absolute Genauigkeit ist jedoch damit allein nicht zu erreichen, selbst wenn der Draht jedesmal bis zu der gleichen Tiefe (nach einer bestimmten Marke) in die Flüssigkeit eingetaucht wird. Die Grösse der entnommenen Tropfen differirt immer ein wenig nach der Dicke der anhaftenden Schichte, der Cohärenz der Flüssig- keit etc. Dieser Uebelstand lässt sich bis zu gewissem Grade durch grössere Feinheit des Platindrahtes beseitigen. Die Tor- quirung des Stieles ermöglicht dabei eine ziemlich grosse Festig- keit, so dass feinster Platindraht noch gut zu verwenden ist. Die Aichung des kleinen Instrumentes ist einmal durch das Kaliber des festen Stäbchens aus Glas oder Metall (Eisendraht- stift etc.) gegeben, mit dem die Oese gedreht wurde. Ausserdem ist aber auch eine gewichtsanalytische Kontrole für die durch- schnittliche Tropfengrösse leicht ausführbar. Man befeuchtet zu . dem Zweck ein gewogenes Stück Filtrirpapier mit einer bestimmten Anzahl von Oesenfassungen, wobei die Oese nach jeder Entnahme auf dem Papier gut abgetrocknet und sodann wieder geglüht und erkaltet wird. Die Gewichts- zunahme dividirt durch die An- zahl der Entnahmen gibt die Durchschnittsgrösse der Oese an. Eine weitere Kontrolbe- stimmung ist durchRückwägung der vorher festgestellten Menge der Flüssigkeit möglich. Mit der geaichten Oese las- sen sich kleine Mengen von Flüssigkeiten und festen Sub- stanzen zur mikroskopischen Untersuchung oder zur Ermit- telung ihres Bakteriengehaltes durch Kultur in einer für viele Zwecke hinreichenden Genauig- keit und gleichmässigen Grösse entnehmen. Eine andere Modification der gewöhnlichen Platinnadel (Fig. 1 b) stelle ich zu mancherlei Ver- wendung passend durch An- näherung der Form an Spatel- gestalt her. Dicker Platindraht wird an seinem freien Ende durch Hämmern auf einer; har- ten Unterlage zu verschiedener 126 Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Gestalt in Form von Messerchen oder Schaufeln verbreitert, wie es die Fig. 1c und c, wiedergibt. Für die Entnahme von Bodenproben, Gewebsstückchen u. S. w., zur Impfung von Oberflächenkulturen auf Agar resp. Gelatine und Kartoffeln etc., sowie zur Ausbreitung der Objekte auf dem Deckgläschen oder zum Verreiben in Kultur- gemischen bietet diese Spatelform gewisse Vortheile vor den ge- bräuchlichen Impfnadeln dar, welche ich ausser zur Stichkultur nur für einige Zwecke wie der Entnahme besonders kleiner Proben oder zum Fischen der Reinkulturen von Plattenkolonieen unter dem Mikroskop verwende. Görbersdorf, den 25. October 1888. Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Behring, Ueber die Ursache der Immunität von weissen Ratten gegen Milzbrand. (Centralblatt für klinische Medicin. 1888. No. 38.) Verfasser berichtet über Versuche, welche einen rein chemischen Gesichtspunkt behufs einer möglichen Erklärung nach dem Zu- standekommen der Immunität gegen Infectionskrankheiten hervor- kehren. Unter den warmblütigen Thieren mit sehr geringer Em- pfänglichkeit gegen Milzbrand nehmen weisse Ratten die erste Stelle ein und B. beantwortet die Frage für diese: auffallende That- sache, er fand, dass es ein basischer Körper ist, welcher den Ratten diese Immunität verleiht, und zwar: 1) Das aus Rattenblut gewonnene Blutserum ist für Milzbrand kein geeigneter Nährboden. 2) Das Rattenblutserum unterscheidet sich vom Blutserum solcher Thiere, die für Milzbrandinfection empfänglich sind, durch eine beträchtlich höhere Alkalescenz. 3) Durch Zusatz von Säuren zum Rattenblutserum wird das- selbe ein vorzüglicher Nährboden für Milzbrand. 4) Das Blutserum von solchen Ratten, welche während des Lebens mit Mitteln behandelt wurden, die die Alkalescenz des Blutes vermindern, gestattet ein üppiges Wachsthum von Milz- brand. B. ging auch daran, die Natur des nach ihm die Immunität hervorrufenden basischen Körpers näher zu untersuchen und stellte Versuche mit fixen Alkalien und Erden beziehungsweise den Salzen, sowie Amoniakalien an, denen allen eine gewisse antiseptische Kraft zukommt, fand aber , dass diese letztere im Blutserum all- mählich aufhöre und legte sich die Frage vor, ob es organische Basen sein könnten, welche die Immunität hervorrufen. Indem er deren Verhalten, besonders von Cadaverin, Piperidin, Coniin studirte, zeigte sich , dass ihnen im Blutserum und Blut eine sehr beträchtliche antiseptische Kraft zukomme. B. macht auf- 1 Ze u 4 Wal Er r n - Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 727 merksam, dass diese Basen in ihrer Wirkung sehr unterschätzt wurden, so lange man deren Kraft in Bouillon und Gelatine unter- suchte und um wie vielmehr ihre Leistungsfähigkeit im Blutserum gesteigert werde. Zum Schlusse stellt B. eine Reihe der wichtigsten Körper neben einander, deren entwicklungshemmender Werth gegen- über Milzbrand in sterilisirtem Rinderblutserum untersucht wurde. Welcher Art die organischen Basen, denen eine sehr beträchtliche antiseptische Wirkung zuzuschreiben ist, sind, und in welcher Ver- bindung sie im Blute existiren, behält sich B. vor, in weiteren Versuchen festzustellen. J. Eisenberg (Wien). Sirotinin, W. N., Versuche der Uebertragung des Unterleibstyphus auf Thiere. (Wojenno medicinski shurnal. 1888. Januar.) [Russisch.] Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und | Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung der Tuberkelbacillen bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Mediein und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Fortsetzung.) Eine weitere Modification stellt der Bardet-Galante’sche Apparat dar. Er wurde von Dujardin-Beaumetz (206) der Academie präsentirt, und besteht aus 1) dem Gen£rateur (Kohlen- säureerzeuger), 2) dem Reservoir, 3) dem Barboteur, 4) dem Injecteur. Die Schläuche sind in letzterem, der ein metallisches Mittelstück darstellt, vereinigt. Alles befindet sich zusammen in einem Kasten, aus dem beim Gebrauche nur das Gebläse und die Kanüle mit ihrem Schlauche herausgeht. Letztere ist von Kautschuk und mit einem beweglichen Index versehen, der gestattet, sie in einer be- stimmten Tiefe zu fixiren. Beschreibungen des Apparates mit Abbildungen finden sich bei Bardet (174), Dujardin-Beaumetz (208), Lecomte (222), Burney Yeo (253). Die Vortheile desselben, ausser der durch die Vereinigung in einem Kasten bedingten Bequemlichkeit, sollen darin bestehen, dass das Gebläse zwischen Barboteur und Kanüle sich befindet. Letzteres 128 Wesener, hielt F&r&ol (207 a) zwar für einen Nachtheil, da so die Stösse direkt die Rectumschleimhaut treffen, doch meinte C. Paul (207 d), dass man auf diese Weise den Widerstand des Darmes besser abschätzen könne. Die Kautschukkanüle sollte ferner weniger reizend sein, als eine von Metall oder Knochen, doch meinte Bergeon (184), dass dieselbe durch das Bestreichen mit Oel leicht rissig werde. Ein weiterer Apparat ist der von Cornil (200, mit Abbildung) empfohlene. ‘Er besteht aus 1) einer Flasche, in die Schwefel- wasserstoffwasser und Natriumbicarbonat kommt, sowie 2) aus einem in dieselbe tauchenden Reservoir, welches man mit Weinsteinsäure füllt; letzteres ist an einer beweglichen Röhre, die durch den die Flasche schliessenden Kautschukpfropfen geht, befestigt; 3) dem die Kanüle tragenden Kautschukschlauch. Will man den Apparat funktioniren lassen, so lässt man das Reservoir herab, bis es in die Alkaliflüssigkeit taucht, will man die Gasentwicklung aufhalten, so hebt man es heraus. Die Vortheile dieses Apparates sind seine leichte Handlichkeit; er funktionirt automatisch, die Patienten können ihn selbst bedienen. Die Entwicklung des Gases geht ferner nur langsam vor sich. Beschreibung mit Abbildung des Apparates findet sich ferner bei Dujardin-Beaumetz (282 s. sp.) Diesem Apparat nachgebildet ist der von Rothziegel (236) verwendete Altmann’sche, sowie eine Modification des letzteren, deren sich Pavay-Vajna (228, mit Abbildung) bediente. Das verwendete gasförmige Vehikel war stets Kohlensäure; die medicamentösen flüchtigen Beimischungen Schwefelwasserstoff- gas, Schwefelkohlenstoff, Jodoform, Eucalyptol oder Terpinol. Zur Erzeugung der Kohlensäure verwendete Bergeon-Morel Natriumbicarbonat und verdünnte Schwefelsäure ; Salzsäure ist nicht empfehlenswerth, da sich ihre Dämpfe leicht der CO, beimischen und den Darm reizen können. Aus diesem Grunde verwendete Bardet (174) Weinsteinsäure, und zwar Patronen, die genau die Menge der Salze (Acid. tartar. 16, Natr. bicarb. 20) enthielten, um 4 l Kohlensäure zu erzeugen. Hamon de Fougeray (211) gebrauchte gewöhnliche Sodawasser-Siphons, die umgedreht wurden; sie liefern 2—3 ] Gas, das gut gewaschen und sehr rein ist. C. Paul (207 f) verwendete Siphons mit 6 1 Kohlensäure unter Pression, die mit Manometer versehen sind; Limousin (207e) hielt sie für unpraktisch, da die Spannung ungleichmässig sei, wes- halb C. Paul eine Mikrometerschraube anbringen liess, die das Entweichen und die Spannung nach Belieben zu regeln gestattete. Auch Dana (201) benützte vom Sodawasserhändler bezogene Kohlen- säure, comprimirt in Cylindern; Me Arthur (204f) empfahl die transportabeln Lachgascylinder zur Füllung zu verwenden. Der Schwefelwasserstoff wurde entweder aus natürlichem Schwe- felwasser entnommen oder künstlich 'bereitet. Bergeon empfahl nur die ersteren; er verwendete mit Vor- liebe das Wasser von Eaux-Bonnes (Menge des H,S nach Petit (22a) 3 ccm in !/, D. Von C. Paul (207d) wurde das Wasser von Challes empfohlen (enthält vorzugsweise Schwefelnatrium 0,22 gr. ih 32:60 9 Ba : E r ig Y Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 7129 auf 1 I). Von anderen wurden das Schwefelwasser von Enghien u. Ss. w. angewendet. Die Amerikaner gebrauchten entweder auch französische Quellen oder ihre einheimischen Wässer; Dana (201) und Hays (214) das Sharonwasser, Robinson (201a) und Roeth (235) das von Blue lick Springs, Crane (204b) das von Ypsilanti, Kinnicutt (219) das von Richfield Springs etc.; Statz (242) bediente sich des Weilbacher Brunnens. Wie aus Zusammenstellungen von Petit (190a) hervorgeht. und Limousin (207e) betont, enthalten die natürlichen Wässer sehr unbestimmte Mengen von H,S, wozu noch der Verlust bei der Füllung hinzukommt. Deshalb wurden künstliche Schwefelwasser- stoffgemenge vorgeschlagen. Bardet’s (174) Mischung besteht aus einer Solution sul- furee (Natr. sulfurat. 10 gr, Ag. dest. q. s. ad 100 ccm) und einer Solution sulfhydrogene (Acid. tartar. 25,0 Acid. salicyl. 1,0, Ag. dest. q. s. ad 100 ccm) Ein ccm der ersten Mischung mit einem ccm der zweiten liefert 10 ccm H,S. Bruen (194, 195) nahm als Lösung 5 grain (= 0,2 gr) - Schwefelnatrium und ebensoviel Chlornatrium auf 1!/, Pint (= ca. 21) Wasser (stärkere Lösungen erzeugten üble Erscheinungen). Durch die Kohlensäure wird aus dieser Lösung Schwefelwasserstoff entwickelt. Coghill (196) empfahl einfaches künstliches Schwefelwasser- stoffwasser. Bergeon erhob gegen die künstliche Schwefelwasserstoffer- zeugung verschiedene Bedenken. Er erhielt mit demselben stets schlechte Resultate; er sollte ferner das Rectum reizen, und zwar, weil er nicht so rein darstellbar sei, wie der Schwefelwasserstoff der natürlichen Schwefelwässer (2202). Dagegen betonten Andere, dass der letztere Vorwurf nicht zutrefie — Tanret (173c) — und dass es ganz gut vertragen werde. — Bardet (175) —, ausserdem, dass die stärkeren Mischungen besser wirkten wie die schwachen natürlichen — J. Solis-Cohen (194a). Gleich künstlich H,S und CO, zusammen zu erzeugen, schlug Cazeneuve (220b) vor. Dieser Vorschlag wurde befolgt von Cornil (200), von Dubois (205), indem er in der zur Erzeugung der CO, dienenden Flasche dem Natriumbicarbonat Schwefelkalium zusetzt; letzterer Zusatz wird auch von Rothziegel (236) und Pavay-Vajna (228) angewendet. Pepper und Griffith (229) liessen die Kohlensäure aus Cylindern durch Schwefelwasserstoff- wasser streichen und fingen die Mischung in Gummiballons auf. Statt des Schwefelwasserstoffs wurde vielfach Schwefelkohlen- stoff entweder in einer besonderen Röhre oder Flasche auf Watte geträufelt oder im Barboteur in wässriger Lösung [0,2% Lecomte (222)] angewendet, und waren mit seiner Wirkung sehr zufrieden u. a. Chantemesse (222) und Robinson (201a). Jedoch hat er verschiedene unangenehme Eigenschaften: er reizt das Rectum stark nach C. Paul (173b), weshalb Dally (173d) empfahl, nur sehr wenig zu verwenden, er ist leicht entzündlich (C. Paul), er 130 Wesener, giebt bedeutend schlechtere Resultate wie Schwefelwasserstoff nach Dujardin-Beaumetz (207g), Dana (201) u. a. Vergiftungs- symptome haben Williamson (250) und C.M. Fitch (204k) be- obachtet. Jodoform in wässriger Emulsion gab Dujardin-Beaumetz (207g) schlechte Resultate, bessere Bardet (175) bei fötidem Auswurfe. | Ebenso bekam Dujardin-Beaumetz (207g) schlechte Ergebnisse von Eucalyptol, ebenso Lecomte (222), gute hingegen Delaroche (202) in einem Falle. Terpinol leistete Lecomte ziemliche, Bardet (175) bei fötidem Auswurfe gute Dienste. Die Dosis der Gasmischung ist verschieden. Im Allgemeinen beginnen alle Autoren mit einer einmaligen Injection von einer ge- ringen Menge (143—2 |) und steigen, wenn diese gut vertragen wird, zu grösseren Mengen zweimal täglich. Bardet (175) z. B. beginnt mit 2 und steigt höchstens bis zu 41; andere, z. B. Kinnicutt (219) giebt schliesslich 5 1 ein-, auch zweimal täg- lich, Bruen (195) geht sogar bis 14 gallons = ca. 6 |). Als das wirksame bei der Injection in Folge seiner antipara- sitären Eigenschaft sah Bergeon den Schwefelwasserstoff an und betrachtete, wie oben erwähnt, die Kohlensäure nur als unwirksames Vehikel. Derselben Meinung sind J. Solis-Cohen (194a), der die besten Resultate bei starken Schwefelwasserstoffmischungen sah, sobald die Patienten das Gas deutlich schmeckten, Whittaker (194b), der gleichfalls die Kohlensäure für belanglos hielt, Statz (242), der nach Injectionen von Kohlensäure allein schmerzhafte Spannung im Unterleibe beobachtete. Der entgegengesetzten Meinung sind Dujardin-Beaumetz (207), der die Kohlensäure für das eigentlich wirkende Agens an- sah und ihr eine calmirende Action zuschrieb, da dieselbe Wirkung eintrat, auch wenn die Schwefelwasserstoffmenge so gering war, dass sie nicht im Athem nachweisbar war. Auch Hill Hassal (213) wies auf die Verschiedenheit der natürlichen Schwefelwasser- stoffwässer und der künstlichen Mischungen (Eaux Bonnes z. B. 1,6 cem, Bardet’s Mischung 100 ccm) hin bei den angeblich gleich guten Erfolgen. Derselben Meinung ist Blondeau (207b). Mit purer Kohlensäure hatte freilich Dujardin-Beaumetz (207) nur Kolikanfälle, aber keine Besserung erzielt. Auch Dupont (209) hält die Kohlensäure für ein Antisepticum und für das wirksame Princip, ebenso Hamon de Fougeray (212), Spillmann und Parisot (241) u. a. Ballet (234a) erhielt mit Schwefelwasser- stoff gar keine Resultate, dagegen gute mit Schwefelkohlenstofi. Schliesslich meinte Ewald (242a), dass die Gase überhaupt nichts wirken, sondern der mechanische Effekt der Darmausdehnung das wirksame Agens darstelle, wie auch Shattuck (239) auf den phy- sischen Eindruck der Behandlung hinwies. Von den üblen Nebenwirkungen, die bei den Injectionen auf- treten können, sind zunächst kolikartige Leibschmerzen anzuführen. Bergeon erklärte das Auftreten derselben dadurch, dass die inji- u u U > Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 731 cirte Kohlensäure mit Luft vermischt sei, und wurde diese Angabe durch Beobachtungen von Dujardin-Beaumetz (207) und Le- comte (222) bestätigt. Die Autoren betonen deshalb die Noth- wendigkeit, jede Beimischung von Luft auszuschliessen und machten Limousin (207e) und Delaroche (202) besonders darauf auf- merksam, dass der mit CO, gefüllte Kautschuksack durch Osmose Luft hindurch lasse, weshalb die CO, möglichst bald, jedenfalls am Tage, an dem sie fabricirt worden sei, verwendet werden müsse. Forchheimer (229d) hielt die Luftbeimengung für irrelevant, da ihm Injectionen von einfacher Luft ohne Beschwerde gelangen. Eine weitere Ursache der Koliken bestehtin dem Umstande, dass die Injectionen zu rasch oder in zu grosser Quantität gemacht werden. Deshalb empfahl Dujardin-Beaumetz (207) wenigstens eine halbe Stunde auf die Injection, Bruen (194) sogar eine Stunde zu ver- wenden. F&r&ol (207a) erhielt durch zu rache Injection ausserdem noch bei einem Kranken Diarrhöe und Erbrechen. Roeth (255) setzte die Koliken auf Rechnung einer zu starken Ausdehnung der Darmwand und wurde es allseitig angerathen, mit einem Liter die Injection zu beginnen. Limousin (207e) empfahl eine Vorrich- tung, um die überflüssige Gasmenge wieder aus dem Rectum ent- weichen lassen zu können; Bruen (195) sah, wenn die H,S-Lösung zu stark war, Appetitverlust eintreten. Aber auch bei angeblich richtiger Application der Injectionen traten oft Beschwerden auf. Bondet (183b) musste bei 5 unter 12 wegen starker Schmerzen aussetzen, die 6 Fälle von Shattuck (239) zeigten fast alle Abdominalbeschwerden — Erbrechen, Schmer- zen, Diarrhöe — ja Collaps, Wyss (252) sah heftige Koliken und Diarrhöen eintreten bei einem Patienten, dessen Behandlung Bergeon selbst leitetee Auch Motheau (227) sah mitunter Diarrhöer, sowie blutige Sputa auftreten; Pepper (229) beobachtete in vielen Fällen, trotzdem in dem Gasgemenge keine Luft enthalten war, Koliken, so dass mitunter die Behandlung ausgesetzt werden musste. Dasselbe passirte Delaroche (202) in einem Falle von Hämorrhoiden und Fistula ani. Statz (242) sah bei zwei Kranken mit anscheinend tuberculösen Darmgeschwüren ebenfalls solche Kolikanfälle auftreten, dass ausgesetzt werden musste; Peabody (229c) glaubte, dass überhaupt die Koliken durch latente, ohne Diarrhöen verlaufende Darmgeschwüre erzeugt würden. Bergeon (186) fand, dass mitunter Meteorismus entstehe und dann das Gas nicht resorbirt werde; er muthmaasste, dass darauf die Misserfolge Vieler zurückzuführen seien. Bardet (175) bemerkte, dass einigen Kranken das Sistiren des Auswurfs ein peinliches, an ÖOpression streifendes Gefühl verursache. Dyspno&, so dass die Be- handlung ausgesetzt werden musste, sah einmal Robinson (201a), unangenehme Ructus mit Verminderung des Appetits Guyard (210), Shattuck (194e) mehrmals Collapse, mit schwachem Puls, Nausea, Erbrechen. Aehnrliches berichtet Babcock (204d) und Pepper (229). (Fortsetzung folgt.) 7132 Königl. Ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest. Original-Berichte gelehrter Gesellschaften. Königl, Ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest. Sitzung am 15. October 1888. Herr Högyes erstattete Bericht über die Ergebnisse seiner mehrjährigen Unter- suchungen über den Werth der Pasteur’schen Lyssa- Schutzimpfungen. Zunächst gelang es H., ein fix virus darzustellen, das, wie dies vergleichende Versuche bewiesen haben, mit jenem Pasteur’s vollkommen identisch war!). Mit dem getrockneten Rückenmarke der mit diesem Virus geimpften und an Wuth umgestandenen Kaninchen wurden nun Hunde auf Pasteur’s bekannte Art prä- ventiv geimpft. Das Resultat war, wie seinerzeit auch bei den Versuchen von Fritsch, ein durchgehends negatives. H. erklärt dies daraus, dass er zu seinen Versuchen Kaninchen von verschie- dener Grösse verwendet hatte, während Pasteur zu diesem Zwecke eine eigene Kaninchen-Race züchtet und die Thiere stets im gleichen Alter impft. Eine successive Serie in der Virulenz der verschieden dicken Rückenmarke konnte darum durch Trocknen kaum erreicht werden. Als jedoch H. später seine Versuche in der Weise anstellte, dass er aus dem frischen Rückenmarke eines an Wuth umgestandenen Kaninchens mit Salzwasser verschieden starke Dilutionen anfertigte?) und diese dann in kurzen Zeit- räumen successive unter die Haut der Hunde spritzte, da ge- staltete sich das Resultat vollkommen anders. Es gelang durch dieses Verfahren schon im vorigen Jahre, vier Hunde nicht nur gegenüber dem Bisse wüthender Hunde, sondern auch gegenüber der stärkeren und tödtlichen subduralen Infection, vollkommen immun zu machen. Seitdem wurden noch 25 Hunde auf diese Art immunisirt und ist das Verfahren derart sicher, dass sämmt- liche 29 Hunde gegenüber dem natürlichen Infectionsmodus durch Biss immun wurden, und der subduralen Infection nur 4 Hunde erlagen. Es muss demnach Pasteur’s Behauptung, dass durch präventive Impfung den Folgen einer späteren Infection vorgebeugt werden kann, als eine experimentell vollkommen bewiesene That- sache betrachtet werden. | Zu einem ähnlich günstigen Resultat führten die Impforsuehe nach erfolgter Infection.e So lange H. nur mit den. getrockneten 1) Vergl. d. Centralblatt. Bd. I. p. 92. 2) Vergl. d. Centralblatt. Bd. UI. p. 580. De ud r & Königl. Ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest. 133 Rückenmarken arbeitete, konnte er zwar keinen Erfolg aufweisen, als er jedoch später auch hier die Dilution der Marksubstanz und die Einspritzung der successive immer stärkeren Dilutionen an- wandte, da erreichte er ein wesentlich günstigeres Resultat. Der Ausbruch der Wuth nach subduraler oder intraoculärer Infection konnte zwar auch auf diese Art nur in wenigen Fällen verhindert werden, nach der natürlichen, durch Biss erfolgten Infection aber waren die Schutzimpfungen entschieden wirksam. Von 16 Hunden, die durch wüthende Hunde stark gebissen waren, sind 8 mit den fix-virus-Dilutionen behandelt worden, die übrigen 8 blieben ohne jede Behandlung. Erstere blieben ausnahmslos gesund, ja sie er- litten auch eine nachträgliche intraoculäre Infection mit Strassen- virus ohne Schaden, während von den nicht geimpften 8 Hunden 5 an der Wuth erkrankten und 4 daran auch umgestanden sind. H. hält demnach auch jene Behauptung Pasteur’s, wonach der Ausbruch der Wuth durch Schutzimpfun- gen nach erfolgter Infection verhindert werden kann, für eine experimentell vollkommen begründete Thatsache. Der Umstand, dass die Impfungen mittelst der Dilutionen in einzelnen Fällen auch gegen die Folgen der für ge- wöhnlich nie vorkommenden subduralen und intraoculären Infection Schutz gewähren, beweist die Wirksamkeit dieses Verfahrens. Dass dies nicht in jedem Falle gelingt, spricht für die Unzuläng- lichkeit der Methode gegen diese Art der Infection, kann aber als Gegenbeweis gegen den Nutzen nach dem Bisse nicht gelten. Weiterhin referirte H. über das Loos der aus Ungarn zu Pasteur gereisten und dort geimpften Patienten. Es wurden seit 1885 im Ganzen 51 Personen behandelt und in 45 Fällen war die Wuth der Hunde constatirt. Die Bisswunden kamen zumeist nur spät oder überhaupt nicht in Behandlung. Von den 51 be- handelten Personen ist bisher nur ein einziger an Tuberculose ge- storben. Nachdem aus den bisherigen statistischen Daten von 1881—1885 sich eine Mortalität von 59°/, ergiebt, so wurden durch die Impfungen mindestens 3—4 Personen am Leben er- halten. Pasteur’s Statistik spricht auch für den Nutzen der Impfungen. Bisher wurden im Ganzen 4909 Patienten geimpft, davon starben trotz der Behandlung 54, d. i. 1,1°/, an der Wuth. Angenommen, dass die Mortalität für gewöhnlich mindestens 5], beträgt, so hat die Schutzimpfung 196 Personen vom Tode ge- rettet. (Dieser Berechnung liegt die Annahme zu Grunde, dass sämmtliche Geimpfte von thatsächlich wüthenden Hunden gebissen wurden, was aber, wie dies Pasteur selbst in seinem letzten Ausweis zugiebt, in vielen Fällen zweifelhaft ist. Ref.) Die Schlussfolgerungen fasst der Vortragende in folgenden Sätzen zusammen: 1. Das Pasteur’sche antirabische Heilverfahren besitzt eine vollkommen bewiesene thier-experimentelle Grundlage. 2. Seine bisherige praktische Anwendung hat statistisch nach- weisbar günstige Erfolge erzielt, BER ETN 134 Neue Litteratur. 3. In wissenschaftlicher Hinsicht liefert es einen neuen posi- tiven Beitrag für den Nutzen der Schutzimpfungen gegen Infections- krankheiten. 4. In die Methodik der Schutzimpfungen führt er eine neue Richtung — die Schutzimpfung nach erfolgter Infection — ein. Hutyra (Budapest). 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Jährlich erscheinen zwei Bände. —93% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %«— Die Redaction des „Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richlet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige VVünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direct an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Ueber den Untergang der Milzbrandbacillen im Thierkörper. (Aus dem bakteriologischen Laboratorium der zoologischen Station zu Neapel.) Von Dr. med. &eorg Frank derzeit in Neapel. (Schluss.) Bei allen meinen Versuchen konnte ich beobachten, dass sämmtliche weisse Ratten ohne Ausnahme, die mit Milzbrand- sporenfäden unter die Rückenhaut dicht über der Schwanzwurzel 47 138 Frank, geimpft werden, in deutlichster Weise an Milzbrand erkranken. Von der Impfstelle ausgehend bildet sich ein entzündliches Oedem, das zuweilen verhältnissmässig grosse Ausdehnung gewinnen kann. Besonders deutlich kann dies bei Rattenböcken werden, wo es sich zuweilen auf das Scrotum ausbreitet und dasselbe sehr bedeutend vergrössert. Ein zweiter Einwand, den Metschnikoff gegen Holm- feld macht, richtet sich gegen dessen Untersuchungsverfahren, welchen Holmfeld in einer Replik zurückweist. Um nun für meine Resultate dem Vorwurfe zu entgehen, dass ich ein nicht ge- eignetes Untersuchungsverfahren befolgt hätte, sehe ich mich ver- anlasst, dasselbe ausführlicher mitzutheilen, als ich dies sonstwie thun würde, da das von mir befolgte durchaus nichts abweichen- des von dem aller anderer Untersucher wie auch dem Metschni- k off’s darbietet. Die ersten Impfungen von weissen "Ratten habe ich mit alten Sporenfäden angestellt, die im März 1887 im hygienischen Institute zu Berlin von mir angefertigt wurden, Da von diesen Fäden mir nur poch eine geringe Zahl zur Verfügung stand und ich mir diese älteren zu weiteren anderen Versuchen aufbewahren will, so habe ich mir neue Sporenfäden von diesen in üblicher Weise von Kar- toffelkulturen bereitet. Bei allen weiteren Untersuchungen habe ich mich dann dieser Sporenfäden bedient, die von einer im Juli 1885 aus der Leiche eines an Milzbrand verstorbenen Mannes ge- züchteten Kultur herstammen. Dieser Milzbrand tödtet Mäuse inner- halb 24 Stunden, Meerschweinchen in weniger .als 2 X 24 Stunden. Unter den üblichen Vorsichtsmassregeln gegen das Eindringen anderer Bakterien wurde den Thieren eine Hauttasche dicht über der Schwanzwurzel angelegt und in dieselbe einer der Fäden ein- geführt. Die Wunde blutete für gewöhnlich nicht oder doch nur wenig und war nach wenigen Stunden schon vollständig verklebt. Da jedoch diese sehr ungeberdigen und wilden Thiere dieser kleinen Operation sehr energischen Widerstand entgegensetzten, so sind in einigen Fällen Haare in die Impfwunde mit hineingelangt. In wenigen Fällen wurden neben den Milzbrandbacillen, oder nach- dem diese schon geschwunden waren, noch andere Mikroorganismen nachgewiesen. Diese lagen jedoch meist in dichten Haufen, ähnlich zusammengeballten Wolken in dem nekrotischen Gewebe, und glaube ich deswegen zu der Annahme berechtigt zu sein, dass dieselben zum Theil erst nachträglich in die Wunde eingedrungen und in dem abgestorbenen Gewebe zu besonders guter Entwicklung ge- kommen sind, dass sie aber keinen Einfluss auf die Entwicklung des Krankheitsprocesses gehabt haben. Die so mit Sporenfäden inficirten Thiere wurden die ersten nach 8 und 16 Stunden, die weiteren dann nach 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 7 Tagen nach der 'Infection vermittelst Chloroforminhalation getödtet. Sofort nach dem Tode wurden die Gewebe mikroskopisch unter- sucht; stets fertigte ich Präparate vom Gewebssafte der Impf- stelle, Milz, Lunge, Leber, Niere und Herzblut, in einigen Ueber den Untergang der Milzbrandbacillen im Thierkörper. 7139 Fällen auch aus einer benachbarten Lymphdrüse und dem Knochen- marke an. Es wurden stets zuerst Präparate im hohlen Object- träger, und zwar ohne jeden Zusatz angefertigt und untersucht; andere wurden in dünner Schicht auf dem Deckglas angetrocknet und dann, wie es Hess empfiehlt, ohne sie durch die Flamme zu ziehen, mit den Farbstoffen behandelt. Mit Vorliebe bediente ich mich einer wässerigen Methylenblaulösung, daneben aber auch noch der sonstwie gebräuchlichen Anilinfarben !). Ein grosses Stück Haut der Impfstelle mitsammt dem unter- liegenden Bindegewebe und der Musculatur und Theile der inneren Organe wurden in Alkohol eingelegt und nach gehöriger Erhärtung mit dem Mikrotom in feine Schnitte zerlegt. Die Schnitte wurden nach dem einfachen Verfahren mit Anilinfarben gefärbt; neben den sonstwie gebräuchlichen bediente ich mich hauptsächlich einer wässerigen Lösung von Magentaroth (arsenig-saurem Fuchsin). Mit dieser Farblösung konnte ich nämlich am raschesten eine Ueberfärbung erzielen, wie sie bei den vielfach schon abgestorbenen Bakterien, die nur schwer mehr tingirbar waren, durchaus erforder- lich war. Die Doppelfärbung nach dem Gram schen oder Weigert- schen Verfahren habe ich überhaupt gänzlich unterlassen, da ich mich durchaus nicht der Ansicht?) derer anschliessen kann, die das- selbe als das Geeigneteste für den Nachweis der Milzbrandbacillen angeben. Das Gram’sche Verfahren hat mich bei Untersuchungen von Menschenmilzbrand im Stiche gelassen, wo ich mit den ein- fachen Färbemethoden mit Leichtigkeit zu guten Resultaten ge- langt bin. Auch wandte ich bei der mikroskopischen Untersuchung der Schnittpräparate mit Zeiss’scher Oelimmersion (Apochromat 2,0 m und Ocular 4) mit ganz offenem Condensor daneben auch stets noch Blenden an, da erst so im Strukturbilde manche sonst ganz schattenhäfte Bacillen sichtbar wurden, die bei der alleinigen An- wendung des Farbenbildes wegen ihrer nur sehr schwachen Fär- bung der Beobachtung entgangen waren. Die am Seidenfaden in den Körper der Ratte eingeführten Milzbrandsporen keimen stets sofort aus. Schon nach 3 Stunden findet man in der nächsten Umgebung des eingeführten Sporen- fadens ein geringes aber deutliches Oedem?) sowie einzelne kleine Ekchymosen in dem Binde- und Muskelgewebe der allernächsten 1) Bei meiner litterarischen Abgeschiedenheit hier in Neapel hatte ich meine Untersuchungen schon grösstentheils beendigt, als ich erst durch den Baumgarten- schen Jahresbericht von 1887 auf die Holmfeld’sche Arbeit und seinen Streit mit Metschnikoff aufmerksam wurde. Deswegen habe ich es auch nicht ver- mocht, in allen Fällen die frischen Präparate mit Farblösungen zu behandeln. Jedoch habe ich einen besonderen Versuch zu dem Zwecke gemacht, bei diesem Färbever- fahren aber auch keine anderen Resultate erhalten wie sonst. Auch Holmfeld berichtet in seiner Replik dasselbe negative Resultat. (Fortschrittte der Mediecin. 1887. pag. 584.) 2) Karg, Das Verhalten der Milzbrandbacillen in der pustula maligna, ein Beitrag zur Phagocytenlehre. (Fortschritte der Medicin. Bd. VI. 1888. Heft 14. und Bitter, Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. pag. 311.) 3) Während meine Untersuchungsresultate sonst nur geeignet sind, die Angaben Holmfeld’s zu bestätigen, muss ich in diesem Punkte von ihm abweichen, dass ich niemals bei meinen Thieren eine wirkliche Eiterung beobachten konnte. 47# 740 Frank, Umgebung. In dem Oedem, das bis jetzt nur wenige Lymph- zellen enthält, finden sich schon, wenn auch in geringer Menge, freie Bacillen. Auf Schnittpräparaten durch die Haut und das Bindegewebe der Impfstelle finden sich die Milzbrandbaeillen in nächster Nähe zum Faden gelegen theils einzeln oder in kleinen Haufen zusammengeballt. Die ausgekeimten Milzbrandbacillen ver- mehren sich weiterhin sehr rasch; nach 16 Stunden findet man die- selben sehr viel zahlreicher an der Impfstelle. Daneben hat auch die Zahl der Leukocyten bedeutend zugenommen. Im hohlen Ob- jectträger sowie im gefärbten Deckglaspräparat liegen die Milz- brandbacillen frei neben und zwischen den Zellen. Auf Schnitt- präparaten erkennt man, dass sie, von dem Impffaden ausgehend, den sie in vollen Massen einhüllen, in dichten Zügen in das um- gebende Bindegewebe hineinziehen. Dort, wo die Milzbrandbacillen dicht gedrängt neben einander liegen, erkennt man keine Zellen, erst wo sie anfangen vereinzelter zu liegen, sieht man zwischen den einzelnen Bacillen Zellen mit wohlerhaltenen Kernen; zuweilen zeigt derselbe aber auch jetzt schon beginnende Zerstörung. 24 Stunden nach der Impfung hat der Process seinen Höhe- punkt erreicht, das Oedem seine grösste Ausdehnung gewonnen. Sehr zahlreiche freie Milzbrandbacillen liegen neben und zwischen vielen Leukocyten. Im Bindegewebe finden sich häufige Ekchymosen. Die Muskulatur unter der Impfstelle zeigt eine eigenthümlich gelbe Farbe. Die Zahl der Milzbrandbacillen hat sich noch bedeutend vermehrt. Die Massen, die den Impffaden umhüllen, ebenso die Ausläufer, die von demselben ausgehend das nächste Bindegewebe durchziehen, sind dichter geworden. Das Allgemeinbild ist aber nicht geändert; stets liegen die Milzbrandbacillen neben den Zellen, die jetzt auch in bedeutend grösserer Menge wie vorher die Zeichen der Degeneration aufweisen. In weiterer Umgebung von der Impf- stelle dagegen, im Bindegewebe und zwischen den Muskelbündeln finden sich reichliche wohlerhaltene Leukocyten. Damit hat nach 24 Stunden der Process der Vermehrung und Einwanderung der Milzbrandbacillen in das Gewebe der Infectionswunde seinen Höhe- punkt erreicht, und nun beginnt der entgegengesetzte Vorgang, die Vernichtung und das Verschwinden der Milzbrandbacillen. Nach weiteren 24 Stunden, also 2 Tage nach der erfolgten Infection, hat sich das äussere makroskopische Ansehen der In- fectionsstelle nicht wesentlich verändert. Das Oedem ist noch ebenso ausgedehnt wie vorher; gleich verhalten sich auch noch die unterliegende Muskulatur und das Bindegewebe. Einige Male fand ich in diesem Stadium die Milzbrandbacillen in Deckglas- präparaten noch ebenso zahlreich wie am vorhergehenden Tage; andere Male aber waren sie nur äusserst spärlich in der Oedem- flüssigkeit, die Leukocyten in grösster Menge enthielt. Die Milz- brandbacillen lagen auch jetzt stets frei; niemals konnte ich mit Sicherheit feststellen, dass auch nur einer derselben innerhalb einer Zelle Aufnahme gefunden hätte. Dagegen zeigten sie fast alle deutlichste Zeichen degenerativer Veränderung, nur wenige hatten nt Span BEE ET dr # »" ’ y j Ueber den Untergang der Milzbrandbacillen im 'Thierkörper. 741 noch die normale Form, die meisten waren aufgequollen, gekrümmt und färbten sich nur noch ungleichmässig. Noch viel deutlicher wird das Verhalten der Milzbrandbaeillen zu den Leukocyten durch Untersuchung auf Schnittpräparaten. Jene Ausläufer von Bacillen, die von der Impfstelle ausgehend sich in das Bindegewebe verbreiteten, sind fast gänzlich geschwunden ; nur ausnahmsweise trifft man noch Stellen, in denen sehr blasse und in ihrer Form veränderte Milzbrandbacillen zwischen den Leu- kocyten liegen. Hauptsächlich finden sie sich nur noch am Rande . der Impfwunde; hier liegen sie in dichten Haufen zusammenge- ballt. — Ausserordentlich charakteristisch ist der Aufbau dieser Milzbrandhaufen. Während in den vorhergehenden Stadien die Milzbrandbacillen mehr in einer der Impfwunde entgegengesetzten | Richtung gelagert waren und in dieser ihrer Richtung gewisser- massen das Bestreben ausdrückten, von dort aus weiter in das benachbarte Gewebe einzuwandern, verhalten sie sich jetzt gerade umgekehrt. Die am Rande des Haufens gelagerten Milzbrand- bacillen sind nach Innen zu gekrümmt, gleich als ob sie wie Schutz suchend sich in das Innere des Haufens zurückziehen wollten; so nehmen diese Haufen eine fast gleichmässig abgerundete Begren- zung an. Das zunächst umgebende Gewebe, das in den früheren Stadien von zahlreichen Milzbrandbacillen durchsetzt war, ist in- zwischen einer vollständigen Nekrose anheimgefallen; nur noch ganz vereinzelt werden innerhalb desselben Kerntrümmer und de- generirte Bacillen aufgefunden. Durch diese breite Zone nekro- tischen Gewebes sind also diese Milzbrandhaufen abgegrenzt von dem übrigen Gewebe, in dem sich reichlichst Leukocyten ange- sammelt haben. Nach weiteren 24 Stunden (3 Tagen) ist das ODedem meist fast ganz geschwunden. Im hohlen Objektträger sowie im Deckglas- präparate konnte ich niemals mehr Bacillen auffinden; in Schnitt- präparaten dagegen wurden, wenn auch erst nach langem Suchen, Milzbrandhaufen im nekrotischen Gewebe constatirt. Nach 96 Stunden gelang es mir nur noch in einem Schnittpräparate Milz- brandbacillen, die in ihrer Form sehr verändert waren und sich auch nur noch sehr schlecht färbten, aufzufinden. Späterhin 5, 6 und 7 Tage nach der Infection konnte ich aber trotz sorgfältigsten Suchens weder in Ausstrichpräparaten noch auf Schnitten in dem nekrotischen Gewebe, das noch die deutlichsten Spuren des über- standenen Processes zeigte, Milzbrandbacillen mehr auffinden. In den inneren Organen der untersuchten Thiere konnte ich niemals, ebenso wenig wie Holmfeld, weder in Ausstrich- noch in Schnittpräparaten Milzbrandbacillen nachweisen. Dagegen zeigten die cellulären Elemente, besonders der Leber und Niere, deutlichste Veränderungen (beginnende parenchymatöse Degeneration), welche hier weiter zu verfolgen ich als ausserhalb des Rahmens dieser Betrachtung ansehe. | Fassen wir die bei Milzbrandinfection der weissen Ratten ge- fundenen Resultate kurz zusammen, so finden wir, dass Milzbrand- _ sporen, unter die Haut weisser Ratten eingeführt, daselbst zu Ba- | 0ER 142 Frank, cillen auszukeimen vermögen, dass diese sich dann local üppig vermehren, das benachbarte Gewebe in nur geringer Ausdehnung durchsetzen, aber im höchsten Grade zerstören, und dass sie dann nach kurzer Blüthezeit und ohne mit Zellen in direkte Berührung zu treten, wieder zu Grunde gehen. Dass die Milzbrandbacillen im Körper der weissen Ratten sehr rasch zu Grunde gehen, wird noch durch folgenden Versuch be- stätigt: Von dem Sekrete der Impfwunde legte ich in Intervallen von je 24 Stunden bis zum 7. Tage je eine Bouillonkultur im hohlen Objektträger an und überimpfte gleichzeitig damit jedes . Mal auf ein Kaninchen. 24 Stunden und ebenso am zweiten Tage nach der Infection wuchsen die Milzbrandbacillen in der Kultur in typischer Weise aus und bildeten Sporen; in den späteren aber zeigte sich kein Wachsthum mehr. Nur das erste Kaninchen, das mit dem 24 Stunden alten Sekrete geimpft war, wurde am dritten Tage nach der Infection an typischem Milzbrande verstorben todt im Stalle gefunden. Alle übrigen Thiere blieben ganz gesund, waren aber durch diese Impfung nicht immun geworden; denn sie alle erlagen späteren Impfungen mit Milzbrand. Höchst eigenthüm- licher Weise geht also auch im Thierkörper der weissen Ratte!) die Virulenz der Milzbrandbacillen rascher verloren als die Ver- mehrungsfähigkeit. Warum. aber werden die Milzbrandbacillen so rasch im Thier- körper der weissen Ratte vernichtet, der doch alle Bedingungen für ihr Wachsthum, wie es ihr rasches Auskeimen aus den Sporen und ihre schnelle Vermehrung beweist, enthält? Sicherlich ist ja dieser rasche Untergang nicht verursacht durch einen direkten Kampf zwischen Bakterien und Zellen, durch ein Aufgefressen- werden der ersteren von den letzteren. Ebenso wie das nächste Gewebe in der Umgebung der Milzbrandbacillen einer Nekrose an- heimfällt, ebenso gehen auch die Leukocyten, die sich um den Infectionsherd ansammeln, sehr rasch zu Grunde und erst in einiger Entfernung, durch einen breiten Streifen nekrotischen Gewebes von den Bacillen getrennt, finden wir Anhäufungen von wohlerhaltenen Leukocyten. Holmfeld ist mehr geneigt, das Absterben der Ba- cillen auf Grund von Sauerstoffmangel zurückzuführen; die Stofi- wechselprodukte, die sich gebildet und ringsum angehäuft haben, kämen wohl weniger in Betracht, denn in Kulturen könnten sich Milzbrandbacillen monatelang halten, obgleich die Nährsubstanz vollständig aufgebraucht und die Flüssigkeit mit ihren Stoffwechsel- produkten erfüllt sei. Ribbert hat in mehreren Arbeiten, zuletzt in einer zusammen- fassenden: „Der Untergang pathogener Schimmelpilze im Thier- körper‘ darauf hingewiesen, dass bei „manchen der durch Spait- pilze hervorgerufenen Infectionskrankheiten eine Umhüllung der Mikroben (durch Leukocyten) in ähnlicher Weise vor sich gehe wie bei Schimmelpilzen, und dass diesen eine ähnliche Beschrän- kung des Wachsthums der Bakterien zugeschrieben werden müsse, 1) Lubarsch, Fortschritte der Mediein. Bd. VI. Heft 4. Ueber den Untergang der Milzbrandbacillen im Thierkörper. 743 sei es nun, dass er in ähnlichem Sinne wirke wie bei den Schimmel- pilzen (wachsthumhemmend), sei es, dass er eine Ansammlung wachsthumhemmender Zersetzungsprodukte in seinem Inneren be- günstige. Ich bin im Allgemeinem geneigt, mich dieser Ansicht Ribbert’s anzuschliessen bis auf den Punkt, dass nicht, wie Ribbert meint, der Hauptantheil der Vernichtung der Bakterien der intracellulären Verdauung zugeschrieben werden müsse, welche Anschauung durch Holmfeld’s und meine Untersuchung für Milzbrandbacillen als nicht zu Rechte bestehend erwiesen ist. Ich erkläre mir den Vorgang in folgender Weise: Weisse Mäuse, Meer- schweinchen und Kaninchen, die so rasch einer Milzbrandinfection erliegen, zeichnen sich aus durch eine sehr dünne Haut und ein sehr lockeres Unterhautzellgewebe, in denen die Bacillen sehr leicht auf weiteren Umfang verbreitet werden können. Bei weissen. Ratten dagegen ist die Haut sehr fest, das Unterhautzellgewebe ausserordentlich straff. In diesen straffen Geweben findet dann eine Ausbreitung üppig wuchernder Bacillen energischen Widerstand und so bleiben diese in ausserordentlich reicher Masse angewachsenen Bacillen in dichten Haufen in nächster Nähe der Impfwunde liegen. Den Leukocyten aber ist es ein Leichtes, diese nur in geringem Umfange verbreiteten Bacillen zu umzingeln und in einen dichten Mantel einzuhüllen. In diesem eng abgeschlossenen Umkreise wirken nun die Stoffwechselprodukte im höchsten Grade zerstörend auf das Gewebe und die Leukocyten, aber auch in gleicher Weise auf die Bacillen selber. So möchte ich denn annehmen, dass die Milzbrandbacillen im Körper der weissen Ratte durch ihre eigenen Stoffwechselprodukte vernichtet werden, indem in Folge der straffen Beschaffenheit des Bindegewebes die Verbreitung derselben eine sehr erschwerte ist, sie local angehäuft und noch durch Umwallung der Leukocyten vom. übrigen Körper abgeschnitten werden. Die Anschauung Metschnikoff’s also, dass Bakterien im thierischen Organismus einzig und allein durch intracelluläre Ver- dauung vernichtet werden können, muss als viel zu weitgehend zu- rückgewiesen werden. Ausser durch intracelluläre Verdauung sind wenigstens noch zwei andere Formen ihrer Vernichtung denkbar. 1) Milzbrandbacillen können im Körper direkt zu Grunde gehen, ohne sich vermehrt zu haben und ohne mit den Zellen desselben in Berührung getreten zu sein. (Dasselbe hat Bitter!) für Milz- brandsporen bei vaccinirten Hammeln nachgewiesen.) 2) Die Milzbrandbacillen vermehren sich an der Impfstelle, bleiben aber wegen des anatomischen Aufbaues local, sie werden daselbst von ausgewanderten Leukocyten eingeschlossen und gehen zu Grunde, wahrscheinlich weil sie ebenso wie das Gewebe von ihren eigenen Stoffwechselprodukten zerstört werden. So besteht also ein Kampf zwischen Bakterien und Zellen, der sich aber in sehr viel compli- cirteren Vorgängen wie ein einfaches Auffressen der Bacillen durch Phagocyten abspielt. e2 Zeitschrift für Hygiene, Bd. V. pag. 316. a a , ? ne " 1) Y 744 Ferrari, Ueber das Verhalten von pathogenen Mikroorganismen in den subceutan einzuspritzenden Flüssigkeiten, (Vorläufige Mittheilung.) Von Dr. P. Ferrari Genua. Die Frage nach dem Verhalten von pathogenen Mikroorga- nismen in Substanzen, welche bestimmt sind, irgendwie in den Organismus eingeführt zu werden, ist besonders in den jüngsten Zeiten der Gegenstand von Untersuchungen gewesen. Von diesen seien erwähnt die Studien von Loeffler!) über die Milch, diejenigen von C. Leone?), Wolffhügel und Riedl?) über natürliche Trinkwässer, und von M. Hochstetter über künstliche Selterwässer *). Die genannten Autoren beschäftigten sich indessen mit Sub- stanzen, welche als Nahrungsmittel indirekt in das Blut eingeführt werden; diejenigen Flüssigkeiten dagegen, welche durch intra- vasculäre Injectionen direkt ins Blut eingeführt werden, sind bis jetzt noch nicht untersucht worden. ; Die Wichtigkeit der letzterwähnten Frage geht nicht blos aus theoretischen Betrachtungen, sondern auch aus klinischen Be- obachtungen hervor. Bekanntlich sind locale Infectionen nach subeutanen Injectionen keine sehr seltene Vorkommnisse, ja selbst allgemeine Infectionen sind nach solchen Eingriffen beobachtet worden °). Deswegen hielt ich es für angebracht, dieser Frage etwas näher zu treten und zu sehen, wie diejenigen Flüssigkeiten, welche für subcutane Injectionen gebraucht zu werden pflegen, sich pa- thogenen Mikroorganismen gegenüber verhalten. Einige von diesen Substanzen sind schon bezüglich ihrer anti- septischen Eigenschaften untersucht worden. 1) Loeffler, Ueber Bakterien in der Milch. (Berliner klin. Wochenschrift. 1887. | No. 33. 2) 2 Leone, Untersuchungen über die Mikroorganismen des Trinkwassers und | ihr Verhalten in kohlensauren Wässern. (Gazzetta clinica italiana. Bd. XV. 1885. Uebersetzt von Dr. v. Schlau. (Archiv für Hygiene. Bd. IV. 1886. Heft 2.) 3) Ss. Wolffhügel und O. Riedl, Die Vermehrung der Bakterien im Wasser. (Arbeiten aus dem k. Gesundheitsamte. Bd, I. Berlin 1886.) 4) M. Hochstetter, Ueber Mikroorganismen im künstlichen Selterwasser. (Ibid. Bd. I. II.) 5) L. Brieger und P. Ehrlich, Ueber das Auftreten des malignen Oedems bei Typhus abdominalis. (Berliner klinische Wochenschrift. 1886. No. 44.) % u In Be PO BE Das Verhalten v. pathogenen Mikroorganismen in den Flüssigkeiten. 745 So z. B. hat Koch die antiseptischen Eigenschaften der ver- schiedenen Mittel speciell in Bezug äuf Desinfection untersucht und zu diesem Behufe die Wirkung derselben auf die widerstands- asyen Mikroorganismen resp. auf Milzbrandsporen festzustellen gesucht. Die tödtliche Wirkung auf Milzbrandsporen, welche zweifellos für die Brauchbarkeit eines Desinfectionsmittels das sicherste Kenn- zeichen ist, als Maassstab anzulegen, schien mir für unseren Zweck zu keinem praktischen Ergebnisse zu führen; denn die antiseptische Wirkung der meisten gewöhnlich zum Zweck der subcutanen In- jectionen gebrauchten Flüssigkeiten ist, wie schon a priori anzu- nehmen, so gering, dass von einer Wirkung auf Sporen keine Rede sein kann. Ich zog es also vor, mich bei meinen Versuchen auf sporen- freie Mikroorganismen zu beschränken. Von einem praktischen Gesichtspunkte aus musste dies um so mehr genügen, als ja bekanntlich die wichtigsten der specifischen Wundinfectionskrankheiten sporenfreie Mikroorganismen sind. Von den verschiedenen pathogenen Mikroorganismen wählte - ich den Staphylocuccus pyogenes aureus, da derselbe auf Nähr- gelatine wie auf Agar-Agar leicht wächst, und seine Kolonieen auf der Platte leicht zu unterscheiden sind. Auch ist ja seine Wider- standsfähigkeit gegen Antiseptica überhaupt, wie durch andere Untersuchungen erwiesen !), grösser als bei den meisten übrigen sporenfreien Mikroorganismen. Die Flüssigkeiten, mit welchen ich die Versuche ausführte, waren folgende: destillirtes Wasser, Glycerin, Aether, 10°/, Co- cain, 0,10 °/, Atropin, !/,, 1, 2%/, Morphium, gesättigte Lösungen von Chininum bisulphuricum und hydrochloricum, und Tinctura Moschi. Das destillirte Wasser untersuchte ich lediglich zur Kontrole; Glycerin, da dasselbe für verschiedene Substanzen als Lösungs- und Suspensionsmittel (Morphin, Ergotin, Calomel) gebraucht zu werden pflegt. Die übrigen Substanzen, welche bekanntlich im täglichen Ge- brauche vorkommen, wendete ich in derselben Concentration an, in welcher man sie subcutan zu brauchen pflegt. Von den zu untersuchenden Flüssigkeiten wurden je 10 ccm in sterilisirte Reagensgläser gebracht, mit einer frischen Bouillon- kultur von Staphylococcus pyogenes aureus (2 Oesen) geimpft und dann in bestimmten Zeiträumen vermittelst des Gelatineplatten- kulturverfahrens untersucht. Besondere Sorgfalt verwendete ich darauf, jede Verunreinigung der geimpften Flüssigkeiten zu vermeiden. Die Flüssigkeiten wurden zu einer Temperatur von 16—18° © aufbewahrt. | 1) & ärtner und Pl agge, Ueber die desinfieirende Wirkung wässeriger Car- bolsäurelösungen. (Langenbeck’s Archiv. Bd. XXXII. Heft 2.) — G. M. Sternberg, The thermal death-point of ri organisms. (American Journal of med, sciences, 1887. p. 146.) und ver- Vor jeder Impfung schüttelte ich die Lösungen ordentlich um, um die Keime, welche in ruhenden Flüssigkeiten zu Boden sinken, gleichmässig in denselben zu vertheilen. Die Resultate dieser Versuche waren folgende, 746 Ferrari, Das Verhalten v. pathog. Mikroorganismen i. d. Flüssigkeiten. weise ich bezüglich der Einzelheiten auf die nachstehende Tabelle. Zahl der entwickelten Kolonieen nach Art der Flüssigkeit Be ; 5 } 1 > B 5 ’ S : a r En | an | Min. | Std. | Std. | Tag |Tagen|Tagen |Tagen Rap Tagen/Tagen Tagen Tagen | Tagen ET Dest. Wasser 10-18 15 850 4500 | 6600 | 3000 | 7500 112 000|17 780| oo) | | | Glycerin „15400! 3360 | 5400 | 3550 | 3000 | 4500 2000 | 766 | 390 | © — —_ — Aether „ 0 — _ — — _ > — — — — — — Tinetura Moschi „ 0 —— — — -— — —_— u _ — — _— _ Cocain 10°], . 6160 | 65 0 = — — — _ a Atropin 1°), . 6600 [10 500| 7500 [10 ) 780 8100 20 000 9800 00 Morphium 1/,%, Tr 4200 | 3880 | 5000 | 5544 | 9170 | 8400 |10 780/20 000 a 10). 3 5037 | 6600 | 3360 | 5560 | 390 | 3000 |5500 | 3500 1200 7700 121000] oo Si 20, » 4550 | 5000 | 490 | 65 0 — — — — — u | — Chininum bisulphu- ricum. Gesättigte Lösung 5 0 _ i — = Le = u“ ui = 83 En In Chininum hydrochl. | | | | | | | | Gesättigte Lösung ge 0 —_ = — nn = 4120 1) oo bedeutet unzählbar. ig. In der 10°/, Co- Stunden lebensfäh anismen starben also sofort in Aether, Tinctura gesättigten Chininlösungen. Die Mikroorg Moschi und in den cainlösung waren sie noch über 2 Isolirt färbbare Theile von Bakterien. 147 In der 2°/, Morphiumlösung starben sie erst nach 24 Stunden ab. In Glycerin dauerte das Leben der Staphylokokken 6 Tage; während dieser Zeit starben sie allmählich ab. Dagegen im destil- lirten Wasser, in der Atropinlösung, sowie in der !/,°/, und 1°/, Morphiumlösung blieben die Mikroorganismen nicht nur wochen- lang am Leben, sondern vermehrten sich sogar in einem Grade, dass binnen 5—8 Tagen die Kolonieen auf den Platten unzählbar geworden waren. Ich behalte mir vor, die Versuche in grösserer Ausdehnung fortzusetzen und noch andere pathogene Mikroorganismen in den Kreis derselben zu ziehen. Doch scheint es mir schon jetzt ge- stattet, aus dem Ergebnisse der gemachten Versuche einige prak- tische Nutzanwendungen für die Ausführung der subcutanen In- jatnen zu ziehen, die sich in folgenden Sätzen zusammenfassen assen: 1) Zur Vermeidung einer Infection durch subcutane Injectionen müssen ausser den Spritzen und Stichkanülen auch die Gefässe, in denen die zur Verwendung bestimmten Arzneilösungen aufbe- wahrt weren, sowie die letzteren selbst, soweit es die Natur der- selben gestattet, sterilisirt werden. 2) Es empfiehlt sich die Anwendung so concentrirter Lösungen, als die Widerstandsfähigkeit der Gewebe nur irgend zulässt. Babes, Ueber isolirt färbbare Antheile von Bakterien. (Zeitschrift für Hygiene. Band V. 1888. S. 173—190.) Mittelst einer neuen Methode, welche darin besteht, dass Loeffler’sches Methylenblau möglichst concentrirt auf das die Bakterien in kaum getrocknetem Zustande haltende Deckgläschen getropft und etwa !/, Stunde bis zur beginnenden Austrocknung gelassen, dann leicht abgewaschen wird, hatte Babes bei Cholera- bacillen am Ende oder in der Mitte der im übrigen.schwach blau gefärbten Stäbchen dunkelroth oder violett gefärbte Kügelchen gefunden, welche er als identisch mit den später von Ernst!) beim Xerosebacillus beschriebenen und mittelst Erwärmung und Contrastfarbe sichtbar gemachten Kügelchen erklärt, dagegen nur zum Theil identisch mit den nach Hueppe’s Vorschrift darge- stellten als dessen „Arthrosporen“ anzusprechenden Gebilden. Die betreffenden Kügelchen sieht Verfasser (mit Recht, Ref.) als einen Farbstoffien gegenüber sich eigenthümlich verhaltenden Formbe- standtheil der Bakterien, aber nicht wie Ernst als Dauerzustand an, da sie weder gegen Austrocknung und Hitze sich widerstands- fähiger zeigten, noch immer gefunden wurden, wenn es sich um auf- 1) Das Ref. dieser Arbeit s. d. Centr.-Blatt. Bd. IV. 8, 47, a FR - 748 Isolirt färbbare Theile von Bakterien. fallend widerstandsfähige Kulturen handelte. Ausser bei Cholera- bacillen fand Verf. dieselben bei einem kolbigen oder hantelförmigen Bacillus, welchen er gelegentlich seiner Untersuchungen über Rabies aus dem Gehirn züchtete, beim Loeffler’schen Diphtheriebacillus und einer von diesem sich nur durch vorhandene Sporenbildung unterscheidenden Bakterie, sowie bei den den letzteren ähnlichen Bacillen der Xerose, des normalen Conjunctivalsackes (Fick)!) und einer 3mal bei Trachom gefundenen, ebenfalls auf Blutserum am besten wachsenden Art. Die kolbigen Enden, welche die zu dieser Gruppe gehörigen Bacillen zeigen, konnte Babes, entgegen der Ernst’schen Angabe, mit seiner Methode, wenn auch nicht immer, sichtbar machen. Ausser bei der Gruppe der Kolben und Scheiben bildenden Bacillen, deren bereits bekannte Vertreter Verf. um einige neu entdeckte vermehrt, wurden die Kügelchen vorzugs- weise gefunden bei den Kommabacillen und Spirillen, besonders schön beim Cholerabacillus, ferner einigen im Gehirn oder Blut von Rabies-kranken Thieren gefundenen krummen Bacillen, manchmal auch bei den Bacillen von Finkler, Denecke und Miller, ferner bei Bakterien, welche zur Proteusgruppe gezählt werden und im Exsudat bei tuberculöser Meningitis sich fanden, sowie bei einer Gruppe von sehr dünnen Bakterien, welche charakterisirt ist durch das Auftreten spitz auslaufender Enden in gewissen Stadien der Entwicklung, deren Vertreter sowohl in den Achselhaaren wie auch, hier als sehr pathogen sich erweisend, in den Organen bei Keratomalacie mit dem Ausgang in tödtliche Sepsis gefunden wurden, weiter bei pathogenen und saprogenen Bacillen, aus den Organen Septikämischer stammend und einigen bei Gangrän ge- fundenen Bakterien, ausserdem bei einem besonders für Mäuse sehr pathogenen, auf künstlichem Nährboden ähnlich dem Proteus vulg. wachsenden Bacillus, welchen B. in 2 Fällen von Dysenterie in der Tiefe der Schlauchdrüsen des Dickdarmes fand, bei einem dem Heubacillus ähnlichen Stäbchen und beim Typhusbacillus, endlich auch bei Sarcinen, wo die Kügelchen gewöhnlich durch einen hellen Hof von dem blaugefärbten Antheil getrennt sind, bei Strepto- kokken verschiedener Herkunft und einem grossen, runden „Luft- pilz“, so dass Verf. zu dem Schlusse kommt, dass diese eigen- thümlichen Gebilde, welche er durch eine Reihe von Abbildungen illustrirt hat, bei allen Formen der Bakterien verbreitet sind und gewöhnlich verkommen, wo sich die Bakterien nicht in dem für ihre Entwicklung günstigsten Nährboden befinden, aber wahrschein- lich keine Degenerationsformen sind, sondern zum Theilungsprocess und möglicherweise auch zur Sporenbildung in irgend welcher Beziehung stehen. Die Kügelchen werden manchmal auch nach der Ehrlich’schen Methode gefärbt und sind Säuren gegenüber resistenter als andere Antheile der Bakterien, doch immer weniger resistent, als Tuberkel- und Leprabacillen. Heim (Berlin). 1) S. Ref, im III. Bd. S. 147 d. Centr.-Bl. Eiterung (Abscesse), 749 Mazza, A., Le iniezioni ipodermiche di colomelano. Ricerche anatomiche e sperimentali come coutri- buto all’ eziologia del pus. [Die subcutanen Kalomel- Injectionen. Anatomische und experimentelle Untersuchungen als Beitrag zur Aetiologie der Eiterung.] (Gabinetto di Patologia generale dell’ Universitä di Genova. Pavia 1887.) Es giebt in der Bakteriologie wenige Fragen, die so zahlreiche Schwankungen durchgemacht haben, wie die der Aetiologie der Eiterung. Ehemals, als man sich noch nicht mit bakteriologischen Studien beschäftigte, war man der Meinung, dass jener Process durch den von chemischen Substanzen erzeugten Reiz verursacht werde. Später zeigten die Untersuchungen Oghston’s und Ro- senbach's, dass jede acute Eiterung beim Menschen von beson- deren Mikroorganismen begleitet war, welche, wenn man sie kul- tivirte und in Thiere injicirte, auch bei diesen Eiterbildungen her- vorriefen. Nach diesen Arbeiten wurden viele andere veröffentlicht, durch welche dargethan werden sollte, ob in jedem einzelnen Falle die Eiterung nothwendigerweise an das Vorhandensein von Bakterien gebunden sei, oder ob auch Eiterbildung ohne Mikroben statt- finden könne. Hierbei ging aus den Beobachtungen Ruys’, Scheurlen’s, Klemperer’s und anderer Forscher hervor, dass die subcutane Injection sterilisirter, reizender, chemischer Substanzen (wie Cro- tonöl, Terpentinöl, Brechweinstein), so oft sie an Thieren mit den nothwendigen Vorsichtsmassregeln vorgenommen wurde, keine Eiterung hervorrief; während andere Forscher (Councilman, Orthmann, Grawitz u. A.) mit den gleichen Substanzen ent- gegengesetzte Resultate erzielten, nämlich Eiterung, jedoch ohne dass es möglich gewesen wäre, die Existenz von Mikroben im Eiter nachzuweisen. > Wenn wir aus allen diesen Studien einen vernünftigen Schluss ziehen wollen, so sind wir gezwungen, zu folgern, dass aller Wahr- scheinlichkeit nach sowohl die eine als die andere dieser entgegen- gesetzten Ansichten auf Wahrheit beruht, und dass der Eiter so- wohl durch die Wirkung gewisser Mikroorganismen wie nicht min- der durch jene reizender chemischer Substanzen erzeugt werden kann. Man könnte sogar in allgemeiner Weise sagen, dass der Eite- rungsprocess seinen Ursprung von der reizenden Wirkung che- mischer Substanzen herleitet, welche als solche in den thierischen Organismus eingeführt werden können, oder aber durch die Ent- wicklung gewisser Bakterien in diesem erzeugt werden. Die Ver- schiedenheit der von den verschiedenen Experimentatoren erhaltenen Resultate wird dadurch erklärt, dass die verschiedenen Thiere auf die Einführung der reizenden chemischen Substanzen in ungleicher Weise reagiren, sowie durch die Thatsache der beim Experimen- tiren angewendeten grösseren oder geringeren Vorsichtsmassregeln. Eine der besten Arbeiten, die bis jetzt wenig bekannt sein dürfte und die zu beweisen sucht, dass es Eiterung ohne Mikroben geben könne, ist eben jene, über die Ref. kurz berichten will. a 150 Eiterung (Abscesse). Der Verf. ist ausgegangen von dem Abscess, den man zu the- rapeutischem Zwecke mittelst Kalomelinjection im subcutanen Ge- webe der Schläfengegend des Menschen, in Fällen von endoculärer Entzündung, erzeugt. Er hat den Eiter von sechs solchen Ab- scessen untersucht und zwar hat er den Eiter und die nekrotischen Gewebsstücke, die den Inhalt des Abscessraumes bilden, mikro- skopisch untersucht und dann auf Agar und Gelatine kultivirt. — Die mikroskopische Untersuchung zeigte nie Vorhandensein von Bakterien im flüssigen Eiter, während in den nekrotischen Ge- websstücken mitunter Mikrokokkenkettchen beobachtet wurden. — Die Kulturen auf Agar bei 35° C gaben stets ein negatives Re- sultat, während auf Gelatine in drei Fällen Entwicklung von Staphylo- kokken erzielt wurde, die bei den ersten Kulturen zwar gering war, jedoch bei den weiteren Uebertragungen sich immer ergiebiger gestaltete. Verf. hebt ganz richtig die Thatsache hervor, dass solche Ab- scesse beim Menschen, so umfangreich sie auch sein mögen, nie einen bösartigen Charakter haben und auch nie von allgemeinen krankhaften Erscheinungen (Fieber) begleitet werden. Verf. hat sodann mit dem Produkt der Gelatinekulturen (sub- cutan und ins Auge) Kaninchen geimpft, jedoch nie Eiterung beobachtet. Er hat ferner Experimente an Hunden gemacht, indem er auf verschiedene Weise mit Glycerin versetztes Kalomel subcutan in- jicirte. Er versuchte zuerst sterilisirte Kalomel enthaltende Glas- röhrchen unter die Haut der Hunde zu bringen, um sie dann nach Heilung der Wunde zu zerbrechen; doch erzielte er mit dieser Methode keine befriedigenden Resultate. Zum grössten Theil hat er seine Experimente in der Weise vorgenommen, dass er mit Glycerin versetztes Kalomel mit den nöthigen Vorsichtsmassregeln mittelst einer Pravaz’schen Spritze subcutan injicirte. In allen Fällen erhielt er reichliche Eiterung; doch haben weder die mikro- skopische Untersuchung noch die Kulturen auf Agar oder Gelatine das Vorhandensein von Bakterien ergeben. Er hat sodann dieselben Experimente wiederholt, ohne das Material und die Instrumente zu sterilisiren, und hat auch active Kulturen von pyogenen Staphylokokken dem Kalomel beigemischt; aber immer hat er die oben erwähnten Resultate erhalten, nämlich Eiterbildung, ohne dass man durch die mikroskopische Unter- suchung oder durch Kulturen Mikroorganismen im Eiter hätte nach- weisen können. Der klinische Verlauf dieser mittelst Kalomelinjection erzeugten Absesse ist beim Menschen ein anderer, als bei den Thieren (Hunde); denn bei ersterem ist er nicht progressiv, während er beim Hunde den Charakter des Fortschreitens hat, wie die durch pyogene Kokken erzeugten Abscesse. Aber sowohl beim Menschen als bei den Thieren fehlen die Zeichen einer allgemeinen Reaction des Organismus. Eine interessante Thatsache ist die, dass der Eiter solcher Abscesse, obwohl er keine Bakterien enthält, doch dieselbe Eigen- Eiterung (Abscesse). h 751 schaft des Nicht-Gerinnens besitzt, welche Klemperer als cha- rakteristisch für den Bakterien enthaltenden Eiter nachgewiesen hat. Verf. glaubt, dass diese Thatsache mit der Existenz eines diastasirenden Ferments in jenem Material in Beziehung stehe, dessen Vorhandensein durch die zuckerbildende Wirkung, die der durch Kalomelinjection erzeugte Eiter auf Stärkekleister übt und die in diesem Falle die Bildung von Fibrin verhindern würde, be- wiesen wäre. Verf., der zwar die Frage der Eiterbildung durch specifische Bakterien noch für eine offene erklärt, glaubt dennoch, dass die durch Kalomelinjection erzeugte Eiterung durch die reizende Wir- kung dieser Substanz erzeugt werde, oder aber durch jene des Quecksilberchlorids, das sich in Chlornatrium enthaltenden Ge- weben bildet, und nicht durch Mikroorganismen. (Ref. bemerkt dazu, dass die Beobachtungen des Verf.’s eine solche Schlussfolgerung in absoluter Weise nicht gestatten. Vor allem ist hervorzuheben, dass, obgleich im Allgemeinen der Kulturversuch einen grösseren Werth hat, als einfache mikroskopische Untersuchung, doch die mikroskopische Untersuchung im vorliegenden Fälle eine überwiegende Bedeutung gewinnt; denn in den Kulturen müsste das Vorhandensein einer der Entwicklung von Mikroben so ausserordent- lich feindlichen Substanz, wie es das Aetzsublimat ist, das sich ohne Zweifel dem Produkt jener Abscesse, welches man kultiviren wollte, beigemischt fand, nothwendigerweise die Entwicklung der Bakterien, die sich im Eiter befinden konnten, verhindern. Und in der That beobachtete man in drei Fällen eine ganz geringe Ent- wicklung von Bakterien in den ersten mit Eitermaterial auf Gela- tine gemachten Kulturen, während in den darauffolgenden Ueber- tragungen, wo jene antiseptischen chemischen Substanzen nicht mehr vorhanden waren, stets eine kräftige Entwicklung stattfand. Zwar erwiesen sich selbst diese Kulturen nicht wirksam bei den Thieren; doch kann das von einem durch die Wirkung des Kalo- mels oder des Aetzsublimats erzeugten Abschwächungsphänomen abhängen. Die mikroskopische Untersuchung ergiebt sodann in einigen Fällen das Vorhandensein von Streptokokken. Bei den Experimenten des Verfassers ist die Möglichkeit nicht ausge- schlossen, dass die pyogenen Bakterien, je mehr sie sich entwickeln und, die Eiterung erzeugend, wirken, durch die Wirkung des Aetz- sublimats, das sich durch allmähliche Umwandlung des Kalomels bildet, zerstört werden.) Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Park, Boswell, Apeculiar abscess, pusfrom which con- tained the micrococcus tetragenus. (Medical News. Vol. LIIH. 1888. No. 14.) Park berichtet über eine 18jährige Patientin mit einer hoch- gradigen Schwellung der linken Gesichtshälfte und des entsprechenden Unterkiefers. Die Schwellung bestand eine Woche und ging vom dritten untern linken Backzahne aus, der ganz cariös war. Es bestand eine feste, mit dem Finger kaum eindrückbare, schmerz- lose carbunculäre Phlegmone, welche sich vom linken Ohr nach 152 3 ’ Careinom. oben und dem Warzenfortsatz nach hinten, bis zu dem Zungen- bein nach unten und der Mitte der Haut nach vorn erstreckte. Park hätte, von der Lage der Geschwulst abgesehen, die Affection wegen der Induration und Indolenz für eine Angina Ludovici an- gesehen. Temperatur nie über 100°. Der Mund konnte nicht ge- öffnet werden. Nach dreiwöchentlicher vergeblicher Anwendung von heissen Umschlägen wurden in der Narkose Incisionen gemacht, wobei sich nur wenig Eiter entleerte. | Die davon hergestellten Kulturen enthielten die beiden ge- wöhnlichen Formen von Staphylococcus und den nicht gewöhn- lichen Micrococcus tetragenus. Der letztere wurde bisher beim Menschen nicht für pathogen gehalten. Park lässt es dahinge- stellt sein, ob der Micrococcus tetragenus in seinem Falle die Hauptquelle der Infection war oder ob er überhaupt im Stande sei, eine solche Wirkung hervorzubringen. Vielleicht‘ beruhe die Induration und die Verlangsamung der Lösung darauf. M. Toeplitz (New-York). Rosenthal, Untersuchungen über das Vorkommen von Mikroorganimen in Geschwülsten, namentlich Car- cinomen mit besonderer Berücksichtigung des Scheurlen’schen Carcinombacillus. (Zeitschrift f. Hy- giene. Bd. V. 1888. Heft 1. S. 161—172.) Auch Rosenthal erklärt in der vorliegenden Arbeit, welcher schon eine vorläufige Mittheilung durch Baumgarten!) vorauf- ging, in Uebereinstimmung mit Senger, van Ermengem und A. Pfeiffer, dass der Carcinombacillus Scheurlen’s nicht als der Erreger der Carcinombildung angesehen werden kann, sondern ein ganz harmloser Saprophyt ist, und zwar auf Grund von Züchtungs- versuchen aus den beiden Brüsten eines trächtigen Meerschweinchens der Brust einer an Perforationsperitonitis verstorbenen Frau, 8 Carcinomen mit und ohne Exulceration der Brust, Lippe, des Magens und der Leber, des Mastdarıns, des Zwerchfells, 1 Mamma- sarkom, 1 Osteosarkom, 1 Fibromyom und endlich den Epidermis- schüppchen von der gesunden Mamilla einer Frau und eines Mädchens. Da nach denselben der fragliche Bacillus nicht ausschliesslich im Krebsgewebe zu finden war, in demselben auch nicht regelmässig nachgewiesen werden konnte, dagegen sein Vorkommen auf normaler Haut constatirt wurde, da, wie Verf. weiter anführt, Scheurlen nicht oder nur selten Bacillen, dagegen immer nur Sporen fand, deren Deutung wohlberechtigten Zweifel zulässt, endlich in Berück- sichtigung der negativen Uebertragungsversuche des Bacillus auf Thiere durch Senger und der zweifelhaften Deutung des von Scheurlen erhaltenen Impfresultates erscheint die Eingangs er- wähnte Erklärung vollkommen begründet. Erwähnung verdient noch der mitgetheilte Befund von Mikroorganismen im gesunden Mammagewebe. Heim (Berlin). 1) Dieses Centr-Bl. Bd. IH. S. 397. Benecko, Ueber die Mykorhiza, 153 Ueber die Mykorhiza. Zusammenfassender Bericht von Dr. F. Benecke Gohlis-Leipzig. Mit dem Ausdrucke „Mykorhiza“ oder „Pilzwurzel“ hat B. Frank einen Körper bezeichnet, der weder Wurzel allein noch Pilz allein, sondern ähnlich wie der Thallus der Flechten eine Vereinigung zweier verschiedener Wesen zu einem einheitlichen Organ ist. Ueber das Vorkommen und die Bedeutung dieser Pilz- wurzel sind in den letzten Jahren folgende Abhandlungen !) er- schienen, die hier gemeinsam besprochen werden sollen: 1) B. Frank, Ueber die auf Wurzelsymbiose beruhende Ernährung gewisser Bäume durch unterirdische Pilze. (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Jahrgang III. 1885. Seite 128—145 mit 1 Tafel.) 2) M. Woronin, Ueber die Pilzwurzel (Mykorhiza) von B. Frank. (a.a. 0. Jahrgang III. 1885. Seite 205 u. 206.) 3) B. Frank, Neue Mittheilungen über die Mykorhiza der Bäume und der Monotropa Hypopitys. (a.a. O. Jahrgang III. 1885. Seite XXVII—XXXII.) 4) P. E. Müller (Kopenhagen), Bemerkungen über die Mykorhiza der Buche. (Botanisches Centralblatt. Bd. XXVI. 1886. Seite 22—26 mit 5 Holz- schnitten.) 5) R. Hartig, Ueber die symbiotischen enden im Pflanzenleben. (a.a. O. unter 4), Bd. XXV. 1886. S. 350—352.) 6) B. Frank, Ueber die physiologische Bedeutung der Mykorhiza. (a. a. O. unter 1). Jahrgang VI. 1888. Seite 248—269 mit 1 Tafel.) 7) Alb. Schlicht, Ueber neue Fälle der Symbiose der Pflanzenwurzeln mit Pilzen. (a. a. O. unter 5). Seite 269—272.) Vor Veröffentlichung aller dieser Arbeiten sind schon von anderen Forschern ähnliche Wurzelpilze beobachtet und ist auch eine Deutung derselben im Frank’schen Sinne bereits früher von Fr. Kamienski?) gegeben. Hierauf haben schon Woronin (2), de Bary?°), Rees?), Hartig (9) u. a. aufmerksam gemacht. Kamienski hatte allerdings das Bestelien eines Zusammenlebens des Wurzelpilzes mit der Phanerogamenwurzel nur fir Monotropa Hypopitys angenommen, während Frank dies zuerst für Cupuli- feren und andere Baumarten gethan hat. Der Schöpfer des Ge- dankens eines Zusammenlebens von Pilz und Wurzel ist also un- 1) Bei näherer Besprechung des Gegenstandes werden der Einfachheit wegen die oben aufgeführten Abhandlungen durch die entsprechenden in Klammern gesetzten fettgedruckten Zahlen gekennzeichnet werden. . 2) Fr. Kamienski, Les organes vegetatifs du Monotropa Hypopitys L. (Extrait des Memoires de la Societe nationale des sciences naturelles et mathem. de Cherbourg. T. XXIV.) 3) Botanisches Centralblatt. Bd. XXIV, 1885. Seite 155. 48 754 Benecke, Ueber die Mykorhiza. zweifelhaft Kamiernski, während es das hohe Verdienst Frank ’s ist, durch eine Anzahl ausgedehnterer Arbeiten den Versuch zu machen, die einen einzelnen Fall betreffende Annahme Kamienski’s zu einer bedeutsamen allgemeinen Lehre zu erheben. Die „Pilzwurzel“ ist nach Frank (1) folgendermassen be- schaffen : In der Oberflächenansicht gleicht die Pilzwurzel im feineren Bau den meisten Pilzsklerotien; sie zeigt ein aus regellos und sehr dicht verschlungenen Hyphen gebildetes Pseudoparenchym, welches selten nur einschichtig ist, sondern meist einen ziemlich dicken Mantel bildet, welcher der Wurzelepidermis überall fest auf- liegt und sogar meist durch die Zellwände derselben hindurch Hyphen bis zur oder auch in die äusserste Rindenlage entsendet. Auch die äussersten Spitzen der Wurzeln sind vollständig vom Wurzelpilz umsponnen, aber ein Eindringen in dieselben findet hier nicht statt. Es ist dies ein Punkt, welcher hervorgehoben werden. muss, denn er spricht gegen den parasitischen Charakter des Pilzes oder wenigstens für eine Anpassung, denn es ist ja selbstverständlich, dass das Wachsthum der Wurzel aufhören würde, wenn die Pilz- fäden die Urgewebe verletzten. Die Pilzwurzel ist natürlich frei von Wurzelhaaren; oft aber ist zu beobachten, dass Hyphen von dem Pilzmantel ausgehen und sich durch weite Strecken des Erd- bodens verbreiten, was ausser von Frank auch von P.E. Müller (4) nachgewiesen ist. In Bezug auf die Entstehung der Verbindung zwischen Wurzel- pilz und Wurzel theilt Frank (1) mit: Die Keimwurzel des Samens ist selbstverständlich frei von Pilzfäden. Auch in den ersten Stadien der Keimung zeigt sich die Pfahlwurzel pilzfrei. Bald ent- wickelt die letztere ihre Seitenwurzeln, welche ziemlich dünn bleiben und in ihrer ganzen Länge sich mit zahlreichen, kurz und wieder- holt verzweisten, daher fast korallenartig erscheinenden Saug- wurzeln bekleiden. An diesen Seitenwurzeln erster und folgender Ordnung kann man die allmähliche Verpilzung eintreten sehen. An einzelnen Punkten setzen sich zunächst Hyphen eine Strecke weit in die Wurzelepidermis an und indem sie nun Zweige ent- wickeln, die auf der Wurzel weiter kriechen und mit dieser und mit einander in Verband treten, baut sich von solchen Ausgangs- punkten aus allmählich der Pilzmantel auf. Die pilzumgebene Wurzel zeigt ein sehr verlangsamtes Wachs- thum, ist aber stärker als die pilzlose Wurzel und hat eine grössere Neigung zur Verzweigung. Daher rührt das korallen- artige Aussehen der Pilzwurzeln (1). Mit dem Wachsthum der Wurzeln hält das des Wurzelpilzes unter von Frank als normal aufgefassten Verhältnissen gleichen Schritt; bei beiden geht die Weiterentwicklung von der Spitze aus. Bei Bildung von Nebenwurzeln bleibt die aus der Epidermis der Mutterwurzel hervorbrechende Tochterwurzel vom Pilzgeflecht um- schlossen (]). Die Pilzwurzel behält ihre Lebensfähigkeit mehrere Vegetations- perioden hindurch und wird nicht früher als unverpilzte Saug- wurzeln abgestossen (1 und 6). gi Pflanzenkrankheiten. 755 Nachdem schon früher der Wurzelpilz von Kamienski an MonotropaHypopitys nachgewiesen war, zeigte Frank, dass derselbe an Cupuliferen allgemein vorkomme, und sprach aus, dass die Wurzelpilze eine besondere Eigenthümlichkeit sämmt- licher Cupuliferen seien (1). Auch an Salicaceen und Coni- feren hatte Frank die Mykorhiza beobachtet, während er sie auffallender Weise nicht bei Betulaceen fand, wie auch nicht bei vielen, anderen Familien angehörenden Bäumen. In seiner ersten Arbeit betont ferner Frank, dass die krautartige Vegetation selbst da keine Pilzwurzeln aufweist, wo die Wurzeln krautiger Ge- wächse dicht neben einem Buchen-Mykorhizabüschel oder durch _ ein solches hindurchgewachsen sind. Die Cupuliferen — Wurzelpilzefand Frank inallen Lebens- altern und in allen Wurzeln des Baumes, gleichviel, welche geographische Lage oder welche geognostische Beschaffenheit der Ort besass, wo die untersuchten Cupuliferen ihren Standort hatten (1), aber — als eine unbedingte Voraussetzung für das Vor- handensein der Mykorhiza, also für das Gedeihen des Wurzelpilzes erwies sich der Humusgehalt des Bodens (3 und 6)! Woronin (2) fand den Wurzelpilz an Coniferen, Salici- neen, Cupuliferen (Corylus Avellana und — Betula alba), sowie auch an Gramineen; für letzteres führt Woronin an, dass eine Nachuntersuchung erforderlich sei. (Schluss folgt.) Klebahn, H., Beobachtungen und Streitfragen über die Blasenroste. (Abhandl. d. naturw. Vereins zu Bremen. X. 1. p. 145—155. Taf. IL) Verf. beobachtete in der Umgegend von Bremen eine sehr ver- breitete Erkrankung von Pinus Strobus durch einen Rinden be- wohnenden Blasenrost. Andere daneben kultivirte Pinusarten, wie P. silvestris, P. nigricans, P.Cembra, P. Mughus u.a. waren frei davon, und nur einmal wurde an der verwandten P. Lambertiana der Pilz noch gefunden. Auch die die Nadeln der Kiefern bewohnende Form Peridermium Pini acicolum ist bisher bei Bremen noch nicht be- obachtet. Verf. kam daher zu der Ansicht, dass der Pilz eine der Weymouthskiefer und ihren Verwandten eigenthümliche Form sei. Durch Vergleichung der Sporen fanden sich auch zwar’ feine, aber doch constante und wohl definirbare Unterschiede zwischen den 3 Formen. Gemeinsame Merkmale der Sporen: Grösse und Gestalt sehr veränderlich. Der körnige Inhalt zeigt orangegelbe Tropfen und 2 Zellkerne (nach Färbungen sichtbar). Die dicke Membran be- steht aus 2 Lagen; die innere ist parallel der. Oberfläche ge- schichtet, die äussere zeigt senkrecht zur Oberfläche gestellte und parallel derselben geschichtete Stäbchen, durch welche die Spore dieht warzig wird. Die Membran färbt sich mit Jod und Schwefel- säure nicht blau. Sie zeigt einige vorgebildete Keimporen (nament- 48* 756 Pflanzenkrankheiten. lich nach Behandlung mit Kali und Chlorzinkjod). Unterschiede der 3 Formen: 1. Peridermium Pini acicolum. Sporen überwiegend länglich, seltener rundlich. Stäbchen der Oberfläche gleichmässig über dieselbe vertheilt. Auf den Nadeln von Pinus silvestris.. Nach Wolff und Cornu Aecidiumgeneration des Coleosporium Senecionis. 2. Peridermium Pini corticolum. Sporen mehr rundlich. An einer Stelle der Oberfläche werden die Stäbehen durch breitere Platten ersetzt, so dass die Membran hier in der Flächenansicht eigen- tümlich areolirt erscheint. Auf der Rinde von Pinus silvestris.. Ge- nerationswechsel noch strittig: nach Wolff die keimenden Sporen auf Senecio das Coleosporium Senecionis erzeugend, nach Cornu auf Cy- nanchum Vincetoxicum das Cronartium asclepiadeum hervorrufend. 3. Peridermium Strobi n. sp. (sive forma?). Gestalt und Grösse der Sporen wie bei voriger. An einer ziemlich grossen Stelle (!/,—?/; der Flächenansicht) sind die Stäbchen zu einem gleich- mässigen, völlig glatten Ueberzuge verschmolzen, der meist einige Risse zeigt, aber nicht areolirt ist (höchstens nur sehr wenig am Rande). Auf der Rinde von Pinus Strobus. Generationswechsel noch unbekannt. Aecidien im Mai, Spermogonien im September; letztere als gelbliche Flecken durch die Rinde schimmernd. Zur Bekämpfung der Krankheit wird sorgfältige Ausrottung der Krankheitsübertrager, also Senecio resp. Cynanchum in den Pflan- zungen und deren Umgebung, und Verbrennung der kranken Stämme oder Zweige möglichst vor der Sporenentleerung empfohlen. Brick (Karlsruhe). Prillieux, Expe£rience sur le traitement de la maladie de la Pomme de terre. (Comptes rendus de l’Academie des sciences de Paris. Tome CVII. 1888. p. 447 ff.) Seit man mit der Kupferbehandlung so erfolgreich gegen die Peronospora-Krankheit des Weinstocks zu Felde gezogen ist, hat man auch gemeint, es werde sich dieselbe bei Bekämpfung der Kartoffelkrankheit nützlich erweisen. Seit 1885 wandte Jouet die bouillie bordelaise bei Behandlung kranker Tomaten an, die von ‚ derselben Peronospora wie die Kartoffeln ergriffen werden, und Verf. war bereits im Oktober des genannten Jahres in der Lage, über den Erfolg dieser Behandlung an das Ackerbau-Ministerium zu be- richten. Jetzt ist dieses Mittel in den grossen Tomate-Kulturen des Midi in allgemeiner Anwendung. Betreffs der Kartoffelkrank- heit hatte man bisher noch keine zuverlässigen Versuche angestellt.. Am öftersten hatte man ein schon gänzlich von der Krankheit er- sriffenes Stück Land zu behandeln versucht, ohne ein ähnliches zur Kontrole unberührt zu lassen und hatte nur das allgemeine Aussehen der Belaubung im Vergleich mit benachbarten Stücken beurteilt. Da im laufenden Jahre die Krankheit in den Feldern des agronomischen Institutes Ioinville-le-Pont den Beginn einer starken Entwicklung zeigte, beschloss Verf., sobald er dies in Er- fahrung gebracht, durch einen kleinen, aber mit Präcision durchzu- N BERREN, 2 u BT: u a Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. 157 führenden Versuch unter genau festgestellten Bedingungen die Wirksamkeit der bouillie bordelaise auf die kranke Kartoffel fest- zustellen. Die Behandlung wurde den 5. August an den Stücken einer früh reifenden Sorte, la Quarantaines des Halles, vorge- nommen. Obgleich das Uebel nur eben erst begonnen, erschienen die schwarzen Flecke doch schon zahlreich auf den Blättern. 9 Stücke unterlagen der Behandlung, 6 andere dienten zur Kontrole, die übrigen wurden aus dem Boden entfernt. Die zur Verwendung kommende bouillie bordelaise enthielt auf 100 Wasser 6 Kupfer- sulfat und 6 Kalk. Mit Hilfe eines Pulverisators gelang es, die Flüssigkeit so sorgfältig zu verteilen, dass alle Blätter benetzt wurden. Die Ernte der Kartoffel fand am 16. August statt. Eine aufmerksame Untersuchung der Knollen bei ihrer Herausnahme aus dem Boden ergab folgende Resultate: Von 9 behandelten Stücken wurden 115 Knollen, darunter O kranke geerntet — 0°/, kranke; Von 6 nicht behandelten Stücken wurden 53 Knollen, darunter 17 kranke geerntet — 32,07 °/, kranke, Am 16. wurde ferner constatirt, dass unter den am 5. August - aus dem Boden genommenen Kartoffeln sich 16 °/, kranke befanden, von denen P. meint, dass sie beim Ausnehmen durch die von den befallenen Blättern abgelösten Sporen inficirt worden seien. Trotz der kleinen Zahl der zu Versuchen benutzten Stücke hält er die wohlthätige Wirksamkeit des Kupfersulfates für bewiesen und glaubt, dass es bei Anwendung im Grossen einen durchgreifenden Er- folg haben werde, wenn es präventiv oder wenigstens beim ersten Erscheinen des Uebels angewendet werde. OÖ. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Hahn, E., Ueber Transplantation von carcinomatöser Haut. (Berliner klinische Wochenschrift. 1888. Nr. 21.) Verfasser giebt an, dass er in einem Falle disseminirte Car- cinomknötchen und carcinomatöse Haut durch einen Scheerenschnitt entfernt und auf ausser dem Bereiche der Erkrankung liegende Stellen transplantirt habe. Dabei will der Autor eine in der vierten Woche nach dieser Ueberimpfung an der Grenze der transplantirten Gewebsstückchen beginnende und sich auf die anliegende Haut er- streckende Carcinomwucherung wahrgenommen haben. Hahn ist der Meinung, dass die Transplantion von carcino- matöser Haut auf gesunde Stellen der Haut unter Umständen eine Carcinombildung hervorrufen könne, welche von dem transplantirten Stücke aus auf gesunde Partieen der Haut übergreift. Deshalb hält es Verfasser für dringend geboten, bei der Ex- Stirpation von Carcinom ausser auf die vollständige Entfernung alles Krankhaften insbesondere auch darauf zu achten, dass dabei 258 Wesenet, von den zu entfernenden Theilen keine Implantation in der gesunden Umgebung stattfinde. In Fällen von Localrecidiven, in welchen „sicher alles Krank- hafte“ entfernt wurde, hält Hahn eine Uebertragung durch Im- plantation für möglich. Hier muss jedoch wohl darauf hingewiesen werden, dass häufig die Verbreitung des Carcinoms weit über die Grenzen der makroskopisch als pathologisch erkannten Gewebs- partieen hinausgeht, so dass gerade in Fällen von Localrecidiven die Möglichkeit, dass eben nicht alles Krankhafte entfernt wurde, nicht mit Bestimmtheit wird ausgeschlossen werden können. Iınmerhin wird es sich empfehlen, solange die Aetiologie des Carcinoms nicht klargelegt ist, die vom Verfasser anempfohlenen Vorsichtsmassregeln hinsichtlich des ferneren Gebrauches und der Desinfection von Instrumenten, welche mit carcinomatösen Gewebs- partieen in Berührung gekommen sind, einzuhalten. Hahn ist ferner der Ansicht, dass nicht allen Stadien des Carcinoms die gleiche Kraft der Uebertragbarkeit und nicht allen Geweben die gleiche Aufnahmefähigkeit innewohnt. In dieser Hinsicht einen Vergleich zwischen dem Carcinom und der Tuberculose anzustellen, wie Verfasser dies thut, erscheint dem Ref. nicht einwandfrei, da beim Carcinom ein der Verkäsung bei Tuberculose analoger Vorgang, wenn er sich vielleicht einmal vorfindet, keineswegs als dem Carcinom eigenthümlich bezeichnet werden darf. Hahn empfiehlt schliesslich, bei Untersuchungen über die Aetiologie des Carcinoms ganz junge, disseminirte Knötchen der Haut zu verwenden. Dittrich (Prag). Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung 'der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung des Tuberkelbacillus bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Medicin und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Fortsetzung.) Aus diesem folgt, dass verschiedene Zustände der Patienten Contraindicationen für die Anwendung der Methode bilden. Solche sind Hämopto& (Bergeon 184, Motheau 227), zu grosse Aus- dehnung der Lungenläsionen (Bergeon 183g), Perforation der Pleura, Aneurysmen etc. (184). Umgekehrt haben freilich Poullet ‘Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 159 (183c) und Hamon de Fougeray (212) Hämoptoö in Folge der Behandlung cessiren sehen. Wegen dieser üblen Nebenwirkungen und der Umständlichkeit der Methode, wurden verschiedene Versuche gemacht, sie durch interne Darreichung oder auch Inhalationen zu ersetzen. White (249) vermuthete wegen der guten Wirkung der H,S-Klystiere, dass vielleicht in der Phthise ein Mangel von Schwefel (?) im Gewebe vorhanden, und deshalb schwefelhaltige Nahrung, Eigelb, Bohnen, Ochsengalle angebracht sei. Wood (251) gab Schwefelwasserstoff- wasser intern in Sodawasser und wollte, ebenso wie Curtin (194c) damit die gleichen Erfolge erzielt haben, wogegen Bergeon einen grossen therapeutischen Unterschied zwischen seinen Injectionen und der Darreiehung per os oder Inhalation behauptete. Die letz- tere wurde von Whittaker (229e) mit gleichem Erfolg verwendet. Dupont (207i) liess Kohlensäure inhaliren und hielt diese Methode für empfehlenswerther. C. Paul (190d) hält hingegen Inhalationen von Schwefelwasserstoff oder Kohlensäure in der Therapie der Phthise für ungenügend. Szerlecki (243) meinte, dass das Wirk- same der Methode in der Combination von Kohlensäure mit den medicamentösen Dämpfen liege und schlug vor, Kranke eine Atmo- sphäre von 1% Kohlensäure mit -.—;, Schwefelwasserstoff einathmen zu lassen. Maccallum (223) endlich versuchte Schwefelwasser- stoffwasser ins Rectum zu injiciren und war mit den Resultaten „zufrieden“, trotzdem er dreimal Intoxicationserscheinungen sah. Was nun die erhaltenen therapeutischen Resultate anbetrifft, so geben die meisten Autoren eine Besserung des Hustens, Aus- wurfes und der Dyspno& an. Dies Symptom erhielten ziemlich constant Dujardin-Beaumetz (207), Bruen (195)in 61 Fällen, Guyard (210) in 9 Fällen, Daremberg und Thieme (2443), M&neau (225), Shattuck (239), Pritchard (233) in 2 Fällen u. S. w., dagegen nur in geringem Maasse Pepper (229). Diese Besserung des Hustens und Auswurfes tritt nach Guyard (210) gleich nach den Injectionen ein, dauert aber nur 4—5 Stunden; um dauernd zu werden, muss die Behandlung wiederholt werden. Dasselbe giebt Wood (251) an und auch Statz (242) sah gleich nach der Injection eine Erleichterung der Athmung sich einstellen. Diese Besserung ist aber, wie erwähnt, nicht von Dauer, was auch Dujardin-Beaumetz (207g), Bardet (185b), M&neau (225), Bennett (176) und andere bestätigten. Selbst Bergeon (183) musste zugestehen, dass nach Aussetzen der Behandlung die Krank- heit sich weiter entwickle. Gewichtszunahme sah Henry (216). Ausserdem noch Besse- rung des Allgemeinbefindens, des Appetits, der Kräfte beobachteten Blanc (191), Musser (194d) u. a. Erniedrigung des Fiebers heben hervor Collon (197), Hays (214), Pepper (229) Statz (242), Bruen (19). Umgekehrt keine Beeinflussung desselben sahen Bondet (183e), Perret (230). Besserung des Fiebers, der Schweisse, des Oppressionsgefühls und des Allgemeinbefindens erhalten zu haben, betonen Dujardin- Beaumetz (207g), Lamaller&e (220), Burney Yeo (253), 2160 Wesenet, Dana (201), Johnson (218), Ecroyd (218), Delore (183d) und andere, Besserung aller Symptome, theilweise in so bedeutendem Grade, dass dieselbe einer Heilung nahe kam, wollten, ausser Ber- geon (186, 189 u. a.) selbst, erhalten haben Chantemesse (182), Delaroche (202), Petit (231), Bruen (193) bei einem Theile, Crane (204b), Fitch (204k), Blachez (190) und einige andere. E Weniger günstig dagegen lauten die Angaben von Poullet (185 c), Statz (242), Kinnicutt (219), Roeth (235), Pavay- Vajna (228), Jenkins (217). Wenig positive Erfolge hatten J. Solis-Cohen (240), Sahli (197a), deGiacomi (197b) Ab- solut keine Besserung erhielten Cl&ement (183a), Wyss (252), Desplats (2035), Heron (215), Townsend und Hennessy (246), Mays (224), Rothziegel (236), Waugh (248). Was speciell die physikalischen Erscheinungen der Percussion und Auscultation anbetrifft, so beobachteten angeblich ein langsames Schwinden Lamaller&e (220), eine Besserung Ecroyd (213), Bruen (193) einigemale, ferner öfter Bergeon (189). Die grosse Mehrzahl der übrigen Therapeuten konnte hingegen keine wesent- liche Besserung in dieser Hinsicht constatiren. Die Tuberkelbacillen verschwanden niemals aus dem Aus- wurfe, sondern konnten in allen Fällen, in denen darauf untersucht wurde, gefunden werden. Zwar wollte Pepper (229) und einige andere in einigen Fällen eine Abnahme derselben beobachtet haben und meinte Petit (231), dass ihre Wirkung vielleicht abgeschwächt oder aufgehoben sei, doch liegt bisher noch absolut kein Beweis dafür vor, dass der Bergeon’schen Methode irgend eine anti- parasitäre Wirkung gegen den Tuberkelbacillus zukommt, wie im Anfang Bergeon gemeint hatte. Was den therapeutischen Effect der Behandlung noch mehr verringert, ist der Umstand, dass auch die günstigeren Ergebnisse meist nur in einer kleineren oder grösseren Anzahl der überhaupt behandelten Personen auftraten. Von Bruen’s (195) 61 Patienten zeigten 44 eine gewisse Besserung, in 15 Fällen war das Resultat negativ; er meint, dass katarrhalische Fälle am besten, weniger reine Infiltrationen beeinflusst werden. Bondet (183e) sah nur bei 2 von 7, M&neau (225) von 9 Patienten bei einem dauernde, bei 4 passagere Besserung. Auch Motheau (227) beobachtete Besserung nur bei einer Anzahl, bei anderen trat Verschlimmerung ein. Perret (230) und Collon (197) hatten Erfolge bei apyre- tischen, dagegen keine bei fiebernden Kranken. Statz (242) hatte 6 mal Besserungen, 2 mal keine Besserung, 2mal Tod unter seinen 10 Fällen. Lamaller&e (220) meint, dass die Methode nützlich sei bei der Behandlung des ersten und zweiten Stadiums, dagegen nutzlos im dritten Stadium der Schwindsucht. Auch Brandt (19%) erhielt keine Resultate bei vorhandenen Cavernen und Compli- cation mit Meningitis, bessere, wenn auch nur vorübergehende, bei chronischen Inhalationspneumonieen mit Phthise, Up ya Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 761 Gegenüber Bergeon, der am Lebenden die Vernarbung von Cavernen wollte beobachtet haben, führte Bruen (196) das Resul- tat einer Section an, wo nichts dergleichen gefunden wurde. Da, wie erwähnt, der Tuberkelbacillus gänzlich unbeeinflusst bleibt, so sprachen einige Autoren, um die vorliegenden günstigen Resultate zu erklären, die Muthmaassung aus, dass die Behandlung auf die septischen Processe im Körper wirke — Chauffard (180a), Cornil (180b). Auch Delaroche (202) meinte, dass der Schwe- felwasserstoff gegen die in den Lungencavernen statthabende Sepsis wirke, ebenso Belfield (204i). Andere meinten, dass die hy- gienischen und diätetischen Momente die Hauptwirkung ausmachten, so Wyss (252). Was die Thierexperimente anlangt, deren Nothwendigkeit Cor- nil (199) urgirt hatte, so wurden dieselben von ihm und Bergeon (185) vorgenommen. Es wurden 6 Kaninchen durch Inhalation von gepulvertem Sputum tuberculös gemacht. Zwei blieben in Paris, sie starben an Tuberculose; vier kamen aufs Land in die Nähe von Lyon. Eines blieb Kontrolthier und starb an Tuberculose. Drei wurden nach der Bergeon’schen Methode 13 Tage lang behandelt; sie erholten sich und wurden anscheinend gesund. Nach der Tödtung zeigten sie zwar keine frischen Tuberkel, aber ver- käste Herde mit Bacillen in beiden Lungen, einige davon ver- kreidet, waren mithin nicht geheilt worden, wenn auch die Er- krankung zum Stillstand gebracht war. Mithin heilt die Methode nicht, sie wandelt nur rasch fortschreitende Processe in langsam fortschreitende um. Lamaller&e (220) inficirte Hühner durch Füttern mit tu- berculösem Sputum; dies gelang nicht bei Thieren, die mit Spu- tum von nach Bergeon behandelten Patienten gefüttert wurden. Trudeau (247) wies die Unwirksamkeit des Schwefelwasser- stoffgases an Kulturen von Tuberkelbacillen, sowie an anderen Spalt- pilzen nach. e Aus Allem geht hervor, dass die hochgespannten Erwartungen, die sich an die neue Methode geknüpft haben, sich nicht erfüllt haben. Musste doch der Erfinder, Bergeon (188, 187), selbst auf den Congressen zu Toulouse und Wiesbaden zugestehen, dass seine Behandlungsmethode nur geeignet sei, eine beträchtliche Besserung der Phthise herbeizuführen, aber keine Heilung. Kann sie aber letzteres nicht leisten, so ist ihre Berechtigung damit hin- fällig; denn um eine einfache Besserung der Schwindsucht herbei- zuführen, stehen dem Therapeuten andere Mittel und Methoden zu Gebote, die weniger unangenehm, zeitraubend, unsicher und ge- fährlich sind, als die Methode Bergeon. IV. Intraparenchymatöse Injeetionen. 254) Gouguenheim, Sur le traitement intraparenchymateux de la tubereu- lose pulmonaire par les injeetions de sublime. [Soc. med. des höp. 8. Jan.] (Gaz. hebd. de med. et chir. 1886. No. 3. p. 41.) Discussion: Dieulafoy. — 255) Phi- lipps, Intra-pulmonary injections with on account of two cases. (New York med. Journ. 1885. I. No. 25. p. 688.) [Ref. Med. Times and Gaz. 1885. II. p. 129.] — 762 Wesener, 256) Riva, Sulla cura locale della tubercolosi. (Il Morgagni. Anno XXIX, Parte I. No. 12. p. 151. März.) — 257) Derselbe, Sulla cura diretta della tubercolosi polmonare coll’ inondazione del polmone malata. (Gazz. degli ospitali. 1887. No. 24. p. 186.) — 258) Robinson, Beverley, On the utility to patients suffering from pulmonary phthisis of intrapulmonary injections. |Pract. society of the state of New York.] (Med. Record. 1885. I. p. 29 und 49.) — 259) Derselbe, Case of Phthisis pulmonalis with large cavity at right apex treated with intrapulmonary injectionps of dilute Churchill’s tineture of Jodine, compound creosote inhalation etc. (Med. Record. 1886. I. p. 581.) — 260) Smith, Singleton, On intrapulmo- nary injections. [Sect. of Med. at the ann. Meet. of the Brit. med. assoc.] (Brit. med. Journ. 1885. I. p. 817.) — 261) Derselbe, Notes on the treatment of - Phthisis more particularly that by intrapulmonary injection. (Internat. Congress of Washington, Sect. in gen. Med.] (Med. Record. 1887. II. p. 367.) — 262) Truc, Des injections intra-parenchymateuses dans la tuberculose pulmonaire. (Lyon med. 1885. No. 18. p. 5.) — 263) White, Eleven cases of Phthisis treated by intra- pulmonary injection of carbolized Jodine. (Med. Record. 1886. I. p. 593.) — 264) Derselbe, The treatment of consumption by intrapulmonary MESSEN Report of a case of recovery. (Ibid. 1886, II. p. 536.) Eine weitere Art der localen Behandlung ist diejenige, die antibacillär wirkenden Arzneimittel direkt in die erkrankten Stellen der Lungen einzuspritzen, die intraparenchymatöse oder intrapul- monäre Injection. Da frühere Versuche ergeben hatten, dass diese Procedur bei allen nöthigen Vorsichtsmaassregeln ziemlich unge- fährlich sei, so war sie schon vor 1882 mitunter versucht worden. Robinson (258) behandelte auf diese Weise 18 Patienten mit in summa 38 Injectionen von verdünnter Carbol- oder Lugol- scher Lösung in Cavernen oder das verdichtete Lungengewebe. Die Injectionen wurden meistens — doch nicht immer — gut ertragen]; die Resultate waren einige Male gut, in anderen Fällen traten je- doch unangenehme Nebenerscheinungen auf. Eine Heilung wurde nicht erzielt. In einer späteren Mittheilung (259) berichtete er, dass er einen Phthisiker mit einer Caverne mit Injectionen von Jodtinetur und Inhalationen von Jod, Carbol und Kreosot behandelt habe. Es zeigte sich Besserung, nach der letzten Injection jedoch Hämoptysis. True (262) injieirte 15 Phthisikern Kreosot in Alkohol ge- löst. Bei einigen war eine leichte objective und subjective Besse- rung zu verzeichnen; doch waren im Allgemeinen die Erfolge gering. Philipps (255) theilt zwei Fälle mit. Bei dem einen Injec- tion von 10 Tropfen verdünnter Lugol’scher Lösung 2 Tage vor dem Tode; die Dyspnoö und die Schmerzen wurden sehr gebessert. Die andere Kranke erhielt 5 Injectionen in wenig Tagen; danach ebenfalls Besserung des Hustens und der Dyspno&. Smith (260) verwendete zu den intraparenchymatösen Injec- tionen Jodoform, in Ol. Olivarum oder Aether gelöst. Er theilte 5 Fälle, davon 3 tuberculöse Lungenleiden, kurz mit; die Erfolge waren nicht sehr bedeutend. Später (261) versuchte er auch Jodo- form in Eucalyptusöl, fand aber, dass letzteres zu reizend wirke, und auch dem Aether verschiedene unangenehme Eigenschaften an- haften, so dass er schliesslich Vaselin als Lösungsmittel verwendete. Freies Jod oder Sublimat enthaltende Lösungen empfahl er nicht. Bergeon’s Methode (s. 0.) ergab ihm nur Misserfolge, weshalb er bald davon Abstand nahm. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 7163 Gouguenheim (254) machte Injectionen von Hydrargyrum bichloratum in Lösung 1:2000—500. Von 33 Fällen zeigten 21 günstige Resultate, bei zweien musste die Behandlung zu bald aus- gesetzt werden, 10 starben und es boten von diesen bei der Autopsie 3 Zeichen localer Besserung dar. In der Debatte bemerkte Dieulafoy, dass er Phenolglycerin in Cavernen injieirt habe, ohne Erfolg. White (263) schilderte ausführlich 11 Fälle, wo er eine Mischung von Carbol und Jod in Glycerin und Spiritus dilutus in Cavernen injieirte. Er plaidirte sehr warm für diese Behandlungs- methode und erklärte sie für eine sehr rationelle und gute Resul- tate versprechende. Seine eigenen sind jedoch nur mässig; die subjectiven Erscheinungen wurden zwar öfters gebessert, eine Hei- lung jedoch nur in einem Falle mit Wahrscheinlichkeit erzielt. Er schloss in diesem Falle auf Heilung wegen der — später (264) ge- nau geschilderten — Veränderung des physikalischen Befundes, der für eine Vernarbung der Caverne sprechen sollte, doch ver- misst man eine Mittheilung über das Verhalten der Tuberkel- bacillen. Riva (256) versuchte, nachdem er sich durch Thierexperimente davon überzeugt hatte, dass die injicirte Menge — Anilinfarbstoffe, die freilich vielleicht zu diffusibel sind — die ganze Lunge oder den kranken Theil durchdrang, am Menschen Terpentinöl, Kreosot, Sublimat, Milchsäure, Chlorzink. Die Erfolge waren freilich nicht besonders. R. hielt jedoch diese Kur für die augenblicklich einzig rationelle und schrieb die geringen Erfolge der ungenügenden anti- septischen Kraft der injieirten Substanzen zu. Da er meinte, dass bei der gewöhnlichen Injection zu wenig von der letzteren in die Lunge und nicht an alle Stellen des Krankheitsherdes gelange, so construirte er einen Apparat (257), mittelst dessen es ihm ermöglicht wurde, 10, 30, ja 75 ccm in die kranke Lunge zu injiciren, und zwar einer Sublimatlösung (1: 3000—5000). Ueble Zufälle hat er nicht beobachtet, wohl aber unmittelbar befriedigende Wirkung; freilich ist das Endresultat, bei der geringen Zahl der beobachteten Fälle, noch ungewiss. Auch sind die Bacillen, obwohl sie im Aus- wurf sehr oft stark abgenommen haben, nie ganz verschwunden. V. Operative Cavernenbehandlung. (Eigentliche * Lungen-Chirurgie.) 265) Adams, The surgical treatment of pulmonary cavities. (Lancet. 1887. I. p. 799.), — 266) Bull, Ueber operative Eröffnung von Lungencavernen. Vor- trag, gehalten auf dem Internat. medic. Congress zu Kopenhagen. (Berl. klinische Wochenschr. 1884. No. 42. p. 672.) — 267) de C&renville, De l’intervention operatoire dans les maladies du poumon. (Revue med. de la Suisse romande. 1885. No, 8. p. 441.) — 268) Godlee, Lectures on the surgical treatment of pulmonary cavities. (Lancet. 1887. I. p. 457, 511, 666, 714.) — 269) Mosler, Ueber Lun- genchirurgie. [2. Congress für innere Medicin zu Wiesbaden.] (Verhandlungen des Congr. für innere Med. Wiesbaden. 1883. p. 82.) — 270) Derselbe, Dasselbe. Erweitert durch eine Uebersicht der gesammten Literatur des Gegenstandes. Wies- baden 1883. — 271) Neve, On a case of ineision and free drainage of the lung for phthisical cavities. (Lancet. 1887. I. p. 263.) — 272) von Sokolowski, 764 Wesener, Die antiparasıtäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Beitrag zur localen Behandlung der Lungencavernen. (Deutsche medic. Wochenschr. 1882. No. 29. p. 397.) — 273) Wunderlich, The surgical treatment of lung cavities. (New-York med. Journ. 1885. I. p. 35.) [Nur genaue Zusammenstellung der Casuistik.] Zur Lungenchirurgie wird von verschiedenen Autoren’ auch die intrapulmonäre Injection gerechnet; hier soll unter dieser Rubrik nur die operative Eröffnung der Cavernen mit Messer oder Ther- mokauter einerseits, sowie die Lungenresection umfasst werden. Mosler (269), der auch eine genaue Zusammenstellung der bisherigen Casuistik verfasste (270), empfahl die Lungenchirurgie dringend, doch sprach er auch den Satz aus, dass „alle Cavernen, die von Tuberculose herrühren oder damit complicirt zu sein pflegen, so lange ein noli tangere für die operative Behandlung sein müssen, bis die Prüfung antiseptischer Mittel an besonderen pa- thogenen Pilzen auch für den Bacillus tuberculosus von praktischem Erfolge begleitet sein wird. | Andere Autoren huldigten dieser Ansicht nicht. So hielt von Sokolowski (272) grosse mit einem Bronchus in Verbindung stehende Cavernen bei Phthisikern, die sonst keinerlei Symptome darbieten und keine Sputa produciren, so dass die Annahme auf Absackung der Höhlen gerechtfertigt erscheint, für geeignet zur chirurgischen Behandlung. Seine Resultate waren jedoch wenig zufriedenstellend. Bull (266) meinte, dass tuberculöse Cavernen in der Regel nicht für operative Behandlung geeignet seien; ganz zu verwerfen erschien ihm die Behandlung, die er freilich nur als eine palliative ansah, nicht. De C&erenville (267) hat ausser anderen Fällen von Höhlen- bildung auch drei von tuberculösen Cavernen mit Incision, Rippen- resection und Tamponade der Höhle mit Watte resp. Jodoform- tampons behandelt; die Patienten starben sämmtlich. Der Kranke von Neve (271) bot die Erscheinungen einer phthisischen Caverne in rechten Oberlappen — elastische Fasern und Bacillen im Auswurf — während die rechte Basis und der grösste Theil der linken Lunge gesund waren und nur die linke Spitze eine Verdichtung zeigte. Die Cavernen wurden eröffnet und ein Drainrohr eingelegt, durch das die Wunde mit Sublimat und Eucalyptusöl täglich ausgewaschen wurde; ausserdem inhalirte er fortwährend Kreosot und Eucalyptusöl, mit denen der Verband befeuchtet erhalten wurde. Die Expectoration verminderte sich (Verhalten der Bacillen ?), die Localerscheinungen besserten sich, die Kräfte nahmen zu, anscheinend jedoch auch die Erkrankung der linken Spitze. Zur Zeit der Publication war der Patient noch am Leben. (Schluss folgt.) Dandrieu, Influence de la lumiere dans la destruction des bacteries pour servir & Petude du „tout A Tegout“. (Annal. d’hygiene publ. 1888. Novembre. p. 448—451.) Neue Litteratur, 7165 Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Hartog, M., Recent researches on the Saprolegnieae, a critical abstract of Rothert’s results. (Annals of Botany. Vol. II. 18388. No. 6.) Miquel, P., Monographie d’un bacille vivant au-dela de 70° centigrades. (An- nal. de micrograpkie. 1888. Octobre.) Mittmann, R., Formen, Herkunft und allgemeine Lebensbedingungen der Bak- terien. (Naturwissenschaftl. Wochenschr. 1888. p. 25.) Morphologie und Systematik. Maggi, L., Intorno alla determinazione delle specie batteriche secondo Pflüger, ossia mediante i caratteri desunti dalla loro cultura. (Bollett. scientifico. 1887. Dicembre.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. Bujwid, 0., Wyniki poszukiwan bakteryjologieznych nad woda i powietrzem miasta Warszawy. (Przeglad lekarski. 1888. No. 44. p. 561—562.) Bakterio- logische Untersuchungen über Wasser und Luft in der Stadt Warschau. Nahrungs- und Genussmittel, Gebrauchsgegenstände. Freudenreich, de, Note sur les essais de sterilisation du lait dans !’alimentation de Penfant. (Annal. de micrographie. 1888. Octobre.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infeetiöse Allgemeinkrankheiten. Röux, F., Trait& pratique des maladies des pays chauds (T. 1er: Maladies in- fectieuses.) 8°. XVI, 543 p. et 2 tabl. statist, color. Paris an 1888, Fr. Exanthematische Krankheiten. (Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Rötheln, Scharlach, Friesel, Windpocken.) Boxall, R., Scarlatina during pregnancy and in the puerperal state. (Transact. of the Obstetr. Soc. of London. Vol. XXX. 1888. Part I. p. 11—77.) Hygiene publique. Contagion de la variole & distance. (Extrait de la Gazette ee du 11 septembre 1888.) 8°. 7p. avec plan. Paris (impr. 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Ferrari, P., Ueber das Verhalten von pathogenen Mikroorganismen in den subcutan einzuspritzenden Flüssigkeiten. (Orig.), p- 744. Frank, Georg, Ueber den Untergang der Milzbrandbacillen im Thierkörper. (Ori- gin.) (Schluss), p. 737. Klebahn, H., Beobachtungen und Streit- fragen über die Blasenroste, p. 755. Mazza, A., Le iniezioni ipodermiche di colomelano. Ricerche anatomiche e spe- rimentali eome contributo all’ eziologia del pus, p. 749. Park, Boswell, A peculiar abscess, pus from which contained the mierococeus tetragenus, p. 751. Prillieux, Experience sur le traitement % la maladie de la Fesmunp, de terre, . 756. ar Untersuchungen über das Vor- kommen von Mikroorganismen in Ge- schwülsten, namentlich Carcinomen mit besonderer Berücksichtigung des Scheurlen’schen Careinombacillus, p. 752. Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Hahn, E., Ueber Transplantation von car- einomatöser Haut, p. 757. Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Wesener, F., Die antiparasitäre Behand- lung der Lungenschwindsucht. (Orig.) (Fortsetz.), p. 758. Neue Litteratur, p: 765. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Ausgegeben am 12. December 1888, Bakteriologie und Parasitenkunde, In Verbindung mit Geh. Hofr, Prof, Dr. Lenekart una Professor Dr, Loefler in Leipzig in Greifswald, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. I. Jahrg. 1888. ED IV. Band. No. 25. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. —3% Zu beziehen dureh alle Buchhandlungen und Postanstalten. $e- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Zur Sporenbildung der Typhusbaecillen. Oberstahsarzt Dr. Pfuhl in Trier. Die Arbeit von Buchner in Band IV. No. 12 und 13. des laufenden Jahrgangs dieser Zeitschrift veranlasst mich zu nach- folgenden Mittheilungen: Im Frühjahr 18386 habe ich mich auf dem hygienischen Institut zu Berlin unter gütigem Beirath der Herren Geheimrath Koch und Stabsarzt Weisser eingehend mit der Frage nach der Sporen- bildung der Typhusbacillen beschäftigt und die betreffenden Unter- suchungen später in meiner damaligen Garnison Hamburg-Altona weiter fortgesetzt. Es kam mir vor Allem darauf an, festzustellen; 49 Pan u 77 . «HE 770 Pfuhl, 1. ob die seit dem Bekanntwerden der Gaffky’schen Unter- suchungen im kaiserl. Gesundheitsamte fast allgemein als Sporen angesehenen Bildungen in der That als solche aufzufassen seien, und 2. die Bedingungen aufzufinden bezw. herzustellen, unter denen jene Sporenbildung vor sich gehe. Hieran sollten sich Studien über die Keimungs- und Wachsthumsverhältnisse der fraglichen Sporen resp. Bacillen anschliessen. Es ist mir indess trotz vieler Bemühungen nur gelungen, den ersten Theil meiner Aufgabe zu lösen; und zwar stimmen meine Untersuchungsresultate in der Hauptsache mit den Buchner’schen überein: Die vermeintlichen Typhussporen sind in der That keine Sporen; ja sie stellen nicht einmal das Analogon einer sporenähnlichen Dauerform des betr. Bacillus dar. Alles spricht vielmehr für einen rückgängigen Zustand, eine Art Involutionsform. Bei der Beurtheilung der fraglichen Bild muss man zunächst, wie Buchner vollkommen richtig hervorhebt, zwei von einander gänzlich verschiedene Zustände streng aus einander halten: Bei dem einem handelt es sich um wirkliche kleine Hohl- räume oder Vacuolen innerhalb der Stäbchenzelle, zwischen Membran und Protoplasmaschlauch, oder in letzterem selbst; bei dem zweiten dagegen, den „Polkörnern“ Buchner’s, welche im ungefärbten Präparat am auffälligsten einer wirklichen Spore gleichen, haben wir thatsächlich ingewisser Weise verändertes oder angeordnetes (verdichtetes) Protoplasma vor uns. Jede Form kann getrennt für sich vorkommen; häufig finden wir aber auch beide in einem Stäbchen oder Faden gleichzeitig vor. Ob Buchner mit seiner Erklärung der Entstehungsweise jener Hohlräume das Richtige getroffen hat, will ich dahingestellt sein lassen. Dass es sich um Retractionsvorgänge am Plasma handelt, scheint allerdings aus dem optischen und tinc- toriellen Verhalten der Lücken unzweideutig hervorzugehen. Zweifel- haft bleibt indess, meiner Meinung nach, ob dieser Vorgang an sich schon ein Absterben der Zelle bedeutet. Wenn dies der Fall wäre, würde er wohl viel häufiger auch bei anderen Bacillenarten nach ähnlichen schädigenden Einwirkungen, wie Buchner sie Seite 387 aufführt (Antrocknen am Deckglas, Zu- fliessenlassen giftiger Farben zum frischen Präparat etc.), beobachtet werden. Es scheint vielmehr, dass dies auffällige Verhalten etwas dem Typhusbacillus besonders Eigenthümliches ist, bedingt durch die Besonderheit seines Protoplasmas. Ich wenigstens habe noch bei keinem der mir bekannten Spaltpilze solche selt- samen Formen gesehen, wie man sie fast ausnahmslos an jeder älteren Kartoffelkultur beim Typhusbacillus beobachten kann. Es stehen mir Präparate zur Verfügung, in denen kaum ein Stäbchen ohne eine oder mehrere der charakteristischen Lücken erscheint. Ja viele der Langstäbchen und Fäden gleichen ziemlich genau einem Stückchen Gummidrainrohr en miniature mit seinen runden oder ovalen Löchern; nur dass eben hier die Wand, dort der Zell- inhalt die Lücken trägt. — Ferner aber sind, soviel ich erfahren Fe er Re » FE Zur Sporenbildung der Typhusbacillen. 111 habe, die lückentragenden Kulturen, auf frischen Nährboden ver- impft, nicht minder fortpflanzungsfähig, wie junge, lückenlose Bacillen. Zur Feststellung der event. Sporennatur der runden, glänzenden „bolkörner“ habe ich mich im Wesentlichen derselben Methoden bedient, wie Buchner. Es war ja zu prüfen: 1) das Verhalten derselben Farbstoffen gegenüber ; 2) die Widerstandsfähigkeit gegen Austrocknung und nament- lich höhere Temperaturen; und 3) endlich die Keimfähigkeit derselben. Was den ersten Punkt betrifft, so gelang es in keinem Falle, bei Anwendung der gewöhnlichen Milzbrandsporenfärbung (einstündiges Erhitzen in Anilinwasser-Fuchsin, Entfärbung, Nach- färben mit Methylenblau), wie erwartet wurde, an Trockenpräparäten die bekannte Doppelfärbung herzustellen. Meist blieb ein schmutziges Violettroth am ganzen Bacillus übrig; oder aber das „Polkorn“ erschien allein mehr oder minder roth gefärbt, der übrige Bacillus blass. Mitunter trat überhaupt keinerlei Färbung auf, oder nur die Vacuole blieb weiss. Auch bei einfacher Färbung mit irgend ‚einem Farbstoff zeigten sich am Deckglastrockenpräparate die Stäbchen ziemlich gleichmässig gefärbt. Wiederholt trat indess die Färbung auch an den Polkörnern am intensivsten hervor. Bei versuchsweisem Zusatz von Fuchsin zu frischen Präparaten erhielt ich oft genau solche Bilder, wie sie die Tafel 2 Buchner’s auf- weist. Ich habe indess diesem Verhältniss keine besondere Be- achtung geschenkt, da die betreffenden Beobachtungen Birch- Hirschfeld’s ja noch nicht bekannt waren. Die Prüfung des Verhaltens sporenfreier oder sporenhaltiger Typhusbacillen der Austrocknung gegenüber ergab Folgendes: Es wurde eine grössere Anzahl steriler Deckgläschen mit sporenfreiem und sporenhaltigem Material bestrichen und dieses bei Zimmertemperatur unter Glasglocke antrocknen gelassen. Nach 5, 6, 7 etc. Wochen wurden die Deckgläschen mit einem Tröpfchen Bouillon angefeuchtet, im hohlen Objektträger bei 37,5° C im Brütschrank angesetzt und nach 1 bis 3X 24 Stunden unter- sucht. Hierbei zeigte sich, dass die sporen- bezw. körnerhaltigen Stäbchen nach 5 Wochen regelmässig nicht bloss ihre Beweglich- keit eingebüsst hatten, sondern auch nicht mehr im Stande waren, sich weiter zu entwickeln; sie mussten also als abgestorben gelten. Auch Kontrolversuche mittelst des Plattenverfahrens lieferten dasselbe Ergebniss: Die aus den sporenhalten Bouiliontröpfchen geimpfte Gelatine ergab stets sterile Platten. Bei einem vorherigen gelegentlichen Probeversuch waren sogar die körnerhaltigen Stäbchen schon 14 Tage nach dem Antrocknen entwicklungsunfähig, was in- dess nur als ein zufälliges Vorkommniss angesehen wurde. Anders die sporenfreien Deckgläschen. Sie erwiesen sich, mit einigen Ausnahmen, noch nach 8—10 Wochen als gut vermehrungs- fähig. Ja es gelang mir, aus dem am 1. Juni angetrockneten Material noch am 11. September, also nach 14 Wochen, reichliche Typhuskolonieen in einer Plattenkultur zu erzielen, wie die Kontrole 49* 112 | Pfuühl, auf der Kartoffelfläche unzweifelhaft ergab. Mit diesem Material habe ich noch längere Zeit hindurch Versuche angestellt. Die Widerstandsfähigkeit der Polkörner gegen höhere Temperaturen wurde abweichend von Buchner nicht bei trockener, sondern bei feuchter Wärmeeinwirkung beobachtet. Ein zur Gewinnung reinen Sporenmaterials angestellter Vor- versuch, bei welchem sporenhaltiges Material in Bouillon zur Ab- tödtung der Bacillen bei 80 und 90° im Wasserbade eine Stunde hindurch erhitzt worden war, hatte wider Erwarten sterile Kontrol- platten ergeben. Ich liess daher nunmehr eine Anzahl Reagens- gläschen mit körnerhaltigen Bacillen zunächst in 50, alsdann in 60grädigem Wasserbade je 10, 20, 30 bis 50 Minuten lang. Die ersteren (50°) zeigten stets sehr reichliche Bacillen und Fäden- bildung und überaus lebhafte Beweglichkeit. In den bei 60° ge- haltenen Röhrchen liess dagegen nur No. I (10 Minuten lange Ein- wirkung) fast regelmässig Beweglichkeit und Vermehrung erkennen. In allen übrigen war völlige Abtödtung eingetreten. Mitunter aber zeigte auch No. I nur eben noch wahrnehmbare Beweglich- keit, aber keine deutliche Vermehrung der Bacillen mehr. Alle diese Versuche wurden selbstverständlich wie oben noch durch das Plattenverfahren kontrolirt, da es sich ja möglicherweise nur 1 eine hochgradige Wachsthumshemmung der Bacillen handeln onnte. Dies Verhalten sprach also ziemlich bestimmt gegen fertige Sporen und unterschied sich in Nichts, wie weitere Versuche lehrten, von dem sporenfreier Stäbchen derselben Schädlichkeit gegenüber. Ja letztere hielten mitunter einer 20 Minuten langen Einwirkung 60grädigen Wassers Stand. Der dritte der obigen Punkte bildete zugleich den Uebergang zum zweiten Theile meiner Aufgabe. Vergeblich hatte ich nämlich versucht, die Weiterentwicklung jener sporenähnlichen Körner zu sehen: Niemals kamen dieselben, auch in frisches Nährmaterial verbracht, über ein bestimmtes Stadium hinaus. Niemals war an ihnen eine eigentliche Membranbildung zu constatiren; und niemals konnte weder ein Freiwerden eines Kornes aus der untergegangenen muthmasslichen Fruchtzelle, noch ein wirklich freies Korn beobachtet werden. Ebensowenig machte sich jemals eine Andeutung eines Keimungsvorganges, etwa eine Streckung, eine Trübung des Inhalts, eine Quellung des Kornes oder etwas dem Aehnliches bemerklich. Alles, was beim Beobachten körner- tragenden Materials auf dünnsten Schichten des Nährbodens (im hohlen Objektträger) zu sehen war, blieb auf eine einfache Ver- mehrung der Stäbchen, anscheinend lediglich durch weitere Theilung derselben, beschränkt. Dass die Körner hierbei in Folge von „Auf- lösung und Mischung mit dem übrigen Plasma der Zelle“ allmählich verschwunden wären, wie Buchner mittheilt, habe ich niemals deutlich wahrnehmen können. Bei älteren Kulturen, namentlich denen auf Agar-Agar, ist es mir allerdings aufgefallen, dass einzelne, kurze Zeit vorher noch stark glänzende Körner, diesen Glanz ver- loren hatten und sich nicht mehr so deutlich wie früher von dem a Zur Sporenbildung der Typhusbaeillen. 173 übrigen Zelleninhalt abgrenzten. Ganz verschwanden dieselben in- dessen nie. Da aus allen diesen Beobachtungen nur zu schliessen war, dass möglicherweise unter anderen als den gewöhnlichen Verhält- nissen der gewünschte Fruktificationsvorgang eintreten könnte, so habe ich verschiedenerlei Modificirungen und Variirungen der äusseren Einflüsse und Bedingungen vorgenommen und auf den betreffenden Bacillus einwirken lassen. Ich bin indess auch so keinen Schritt weiter gekommen. Zur Verhütung von unnöthiger Arbeit und Zeitverschwendung bei etwaigen einschläglichen Untersuchungen von anderer Seite halte ich es daher nicht für überflüssig, in Kürze eine Zusammenstellung der wesentlichsten von mir angewandten Versuchsanordnungen hier folgen zu lassen. 1) Kulturversuche bei verschiedenen Temperaturen: a) Kartoffelscheiben (nach Esmarch) b) Bouillonröhrchen bei 30°, 37,5°, 40°, 42° c) hohle Objektträger und 45° gehalten. .d) Agar-Agar-Röhrchen (schräg erstarrt) a, b und c, sowie Gelatineplatten bei Zimmertemperatur. Die Polkörnerbildung war nach 3 bis 4 Tagen, in Ueberein- stimmung mit allen bisherigen Beobachtungen, stets am schönsten an den Kartoffelscheiben bei 30° und 37,5° vor sich gegangen; weniger gut auf dem Agar-Agar bei denselben Temperaturen. Die Kartoffelkulturen bei 42 und 45° liessen meist eigenthümliche, wohl als Involutionsformen höheren Grades aufzufassende Bildungen er- kennen: Längere und kürzere Fäden mit ganz kleinen, glänzenden Körnchen an den Enden oder mehreren solchen im Innern (der Mitte) des Plasmaschlauches. Daneben leicht spindelförmige oder trommelschlägelförmige Langstäbchen. Bei den meisten gelang die Färbung nur schlecht und nur theilweise; doch waren die Lücken im Innern meist ganz unregelmässig gestaltet. Auch die Beweglichkeit erschien deutlich verlangsamt. Indessen war die Ent- wicklungsfähigkeit derartiger Kulturen erhalten geblieben, wie Ueber- tragungen auf frisches Nährmaterial ergaben. 2) Vergleichende Versuche zwischen neutralen bezw. leicht alkalischen und sauren Nährböden (bei verschiedenen Tem- peraturen). a) Es wurden zunächst kleine, etwa 10 ccm Flüssigkeit haltende Glasröhrchen mit 5 ccm neutraler Bouillon von 1°/, Pepton- gehalt beschickt und je 5 derselben mit Schwefelsäure von be- stimmtem (1,840) specifischem Gewicht und Normal - Natronlauge (beide in Verdünnung von 10:200) durch Zusatz von je 2, 4 bis 10 Tropfen angesäuert bezw. alkalisirt. Die in bekannter Weise sterilisirtten Röhrchen wurden dann mit frischem Typhusmaterial infieirt und bei 30° und 37,5° gehalten. In der sauren Bouillon war stets das Wachsthum ein verlang- samtes und unvollkommenes; die Bacillen dünn, Fädenentwicklung 774 | Pfuhl, kaum vorhanden, Beweglichkeit vermindert. Polkörner traten nie- _ mals deutlich hervor. Alles dies proportional der Acidität. Auch in den alkalischen Röhrchen gedieh der Bacillus nur in I und U gut und zeigte die bekannte Beweglichkeit. In den letzten Röhrchen ebenfalls deutliche Wachsthumsbehinderung und keine _Sporen- bezw. Körnerbildung. Ein ähnliches Ergebniss hatte die gleiche Ansäuerung der Bouillon mit Salz- und Milchsäure Zur Körnerbildung namentlich kam es auch hier nicht. b) In neutraler Milch sehr gutes Wachsthum; weniger in saurer. In beiden (bei 30°, 37,5° und 40°) keine .deutliche Ent- wicklung von Körnern. c) Auf saurem Brode (in Erlenmeyer’schen Kölbchen) bei Zimmertemperatur langsam (nach 4—6 Tagen), schneller bei 80 und 37,5° Körnerbildung (reichliche Trommelschlägelformen). Bacillen und Fäden sehr gross, daneben zahlreiche, vielgestaltige Involutionsformen. Oberfläche des Brodes in den ersten Tagen makroskopisch unverändert; in der zweiten Woche hie und da mit einem weissen, schleierartigen Belage versehen. d) Da die von mir benutzten Kartoffeln stets eine mehr oder minder saure Reaction ergaben, so alkalisirte ich eine Anzahl derselben (d. h. nach Esmarch bereitete, sterilisirte Scheiben von ca !/, cm Dicke) mit 10°/, Natronlauge, welche ich mittelst Pipette auf die Oberfläche brachte. Die erhaltenen Typhuskulturen zeigten makroskopisch (ich bemerke das gegenüber den abweichenden Be- obachtungen Buchner’s, S. 355, und Eisenberg’s, Bakt. Diagnost. Tab. 25) genau dasselbe Verhalten, wie auf gewöhnlichen Kartoffeln, d. h. eine besondere Farbenveränderung ist mir an den- selben niemals aufgefallen. Möglich, dass meine Alkalisirung nicht genügend war, und mit dem Eindringen des Alkali in die Tiefe wieder verschwand. Freilich waren die Bacillen an sich sehr gut gewachsen, wenn nicht reichlicher als auf gewöhnlichen Kartoffeln. Sie waren im Allgemeinen kürzer und Fädenbildung seltener als sonst. Die Körnerbildung blieb dagegen aus, oder trat nur hin und wieder andeutungsweise auf. Hiernach scheint es in -der That, dass bei der Kartoffel der Grad des Säuregehalts auf diese Bil- dungen von Einfluss ist, während, wie erwähnt, bei anderen Nähr- medien ein derartiges Verhältniss nicht mit solcher Deutlichkeit hervortrat und oft ganz vermisst wurde. - e) Unter Berücksichtigung der Hypothese, dass die „Er- schöpfung des Nährsubstrats“ resp. die Anhäufung ihrer eigenen Stoffwechselprodukte, durch welche das Wachsthum erschwert werde, die Bacillen zur Bildung von Dauerformen, oder zur Sporen- bildung veranlassten, habe ich ferner?die nachstehenden Versuchs- arten angewandt: Sterile Deckgläschen wurden in reichlicher Zahl mit möglichst dünnen (capillaren)) Schichten von Bouillon, Gelatine, Agar- Agar und Rinderblutserum versehen, inficirt und im hohlen Objektträger bei 30 |und 37,50 angesetzt. Es zeigten die Agar- kulturen regelmässig die beste Körnerbildung in den gut entwickelten Zur Sporenbildung der Typhusbacillen. | 775 + Kurzstäbchen, und zwar schon am 3. oder 4. Tage. Bei mehr- wöchentlicher Beobachtung wurde die Sporenähnlichkeit der Pol- körner immer grösser: der Lichtglanz trat immer stärker hervor und die scheinbare Sporenhautbildung wurde fast unzweifelhaft, während die Stäbehen selbst sich fast ganz aufgehellt hatten. Eine „ Anzahl dieser Präparate wurde auch von Herrn Professor Gaffky mehrmals begutachtet, und er fand dieselben mit den von ihm selbst. früher erzielten fast genau übereinstimmend. Aber hiermit hatte die Entwicklung eben ihr Ende erreicht! In den Bouillon-, Gela- tine- und Blutserumschichten kam es überhaupt nur hin und wieder zu einer kümmerlichen Andeutung der Polkörner. Ferner wurden je 5 ccm destillirten sterilen Wassers in Reagensgläschen mit je 1, 2, 3 bis 5 Tropfen neutraler Bouillon ver- setzt und nach nochmaliger Sterilisirung inficirt. In keinem derselben kam es bei verschiedenen Temperaturen nach vielen Wochen auch nur zu einer guten Körnerbildung. Ebensowenig in den aus derartigen Röhrchen hergestellten hohlen Objektträgern mit möglichst dünner Wasserschicht. Von ausserdem in oben beschriebener Weise und ebenfalls mit negativem Erfolge zur Verwendung gekommenem Nährmaterial will ich noch anführen: Hammel- und Rinderblutserum; neutrale, alkalische und saure Bouillon, sowie Agar-Agar, beide mit verschiedenem Traubenzucker- gehalt; rein wässerige Milch- und Traubenzuckerlösung von 1 bis 10°/,; verschiedene Fruchtgelees und Erdarten. (Erstere wurilen, wie die Kartoffelscheiben nach Esmarch, in kleinen Glasschälchen aufgenommen und mittelst einer Anzahl Strichen inficirt; letztere in Reagensgläschen mit infieirter Bouillon angefeuchtet.) Schliesslich wurde noch der Einfluss des Luftabschlusses in der fraglichen Richtung kennen zu lernen versucht. Ich habe hier ziemlich alle damals gebräuchlichen einschläglichen Methoden eingehend geprüft: 1) Luftabschluss mittelst Auflegens von Glimmerplättchen auf Plattenkulturen und Paraffinumrandung; 2) durch Aufgiessen hoher Schichten erstarrenden Nährmaterials (Gelatine und Agar) in gewöhnlichen Reagensgläschen, sowie in 20—25 cm langen, 5—6 mm weiten Glasröhren; 3) Entfernung der Luft in Liborius’schen Röhrchen mittelst Hindurchleitung von Kohlensäure und Wasserstoff durch das ver- flüssigte Nährmedium. Das Wachsthum des Typhusbacillus war in No. 1 und 2 nur wenig verändert, höchstens etwas verlangsamt; in No. 5 trat dies noch deutlicher hervor, namentlich bei Anwendung des Kohlensäure- stroms. Eine Andeutung von Polkörnerentwicklung konnte ich niemals an den schmächtigen, kümmerlichen Bacillen, welche be- sonders in den winzigen Kolonieen bei No. 3 ‘gewachsen waren, auffinden. Nach alledem müssen wir auch heute noch die Fortpflanzungsart des Typhusbacillus als eine offene Frage betrachten. — Dass er vom teleologischen Standpunkte aus nicht nothwendig der en- 776 Grassi, Nachtrag. dogenen Sporenbildung zur Erhaltung seiner Art bedarf, geht zur - Genüge aus der Widerstandsfähigkeit der vegetativen Zelle gegen Wasserentziehung hervor. Denn unter gewöhnlichen Verhältnissen wird in unseren Breitegraden der Bacillus wohl selten öfters, selbst im trockenen Zustande, Temperaturen über 50° zu ertragen haben, diese aber beeinträchtigen, wie gesagt, seine Existenz in keiner Weise. Ferner aber besitzt gerade der Typhusbacillus in seinem ausgesprochenen Vermögen, auf allen Nährböden sich fortzupflanzen und sich den verschiedensten äusseren Bedingungen anzupassen, das beste Mittel, auch ohne einen Dauerzustand sich als den bekannten gefährlichen Feind der Menschheit zu erhalten. Trier, November 1888. Nachtrag zu meinem Aufsatze: „Beiträge zur Kenntniss des Entwicklungseyclus von fünf Parasiten des Hundes (Taenia cucumerina Goeze; Ascaris marginata Rud.; Spiroptera sanguinolenta Rud.; Filaria immitis Leidy und Haematozoon Lewis) '). Von Professor Battista Grassi in Catania. Während sich obige Note bereits im Druck befand, hatte ich Gelegenheit, weitere Hunde zu untersuchen und mich zu über- zeugen, dass diejenigen Hunde, welche im Blute die von mir als zur Filaria immitis gehörenden Embryonen besassen, stets die Filaria immitis aufwiesen. Auch konnte ich wieder be- stätigen, dass sich die Embryonen der Filaria im- mitis weder im Floh noch im Haematopinus ent- wickeln. Sonsino’s ausführliche Arbeit ist indessen auch erschienen und zwar mit leider sehr mangelhaften Bildern der Embryonen und Larven der Nematoden der Flöhe. Es findet sich keine weitere neue Thatsache in derselben. Die Embryonen der Filaria attenuata des Raben können sich in dessen Läusen nicht weiter entwickeln. Diese letzteren saugen übrigens, soweit ich beobachtet habe, niemals Blut. Embryonen, die wahrscheinlich derselben Filaria-Art angehören, finden sich auch im Blute von Garrulus glandarius. Verschiedene 1) In Folge zu späten Einlaufens der Korrekturen des Herrn Verfassers haben diese Nachträge leider nicht mehr in obigem Aufsatze berücksichtigt werden können. Uhlw. Rückfallfieber. — Otitis media. 177 andere Läusearten dieses Vogels saugen Blut, aber auch in diesen konnte ich die Weiterentwicklung der Filaria-Embryonen nicht fest- stellen. Catania, 4. November 1888. Puschkareff, W., Zur pathologischen Anatomie der Febris recurrens. Auf Grund der Epidemie der Jahre 1885/86 in St. Petersburg. (Virchow’s Archiv. Bd. CXIH. S. 421.) Die Untersuchungen des Verfassers beziehen sich auf eine Epidemie von Febris recurrens in St. Petersburg, welche im Oktober 1885 begann und bis Decemher 1886 dauerte. Dieselbe umfasst 794 Erkrankungsfälle, von denen 579 auf Männer, 215 auf Frauen entfallen, welche fast sämmtlich der Arbeiterklasse angehörten. Als Hauptherde der Epidemie erschienen die Nachtasyle. Das Sterblichkeitsverhältniss war in der Entwicklungsperiode ‘ der Epidemie am grössten, auf der Höhe derselben mittelgross und nahm gegen das Ende der Epidemie bedeutend ab. Die Gefahr des letalen Ausganges wurde mit der Zahl der Anfälle geringer. In 6 tödtlich verlaufenen Fällen fand man ausser Fettdegene- ration des Herzens gar keine, in 7 weiteren Fällen nur sehr ge- ringe anderweitige pathologische Veränderungen. In 30 Fällen hat Puschkareff eine genaue Untersuchung der inneren Organe vorgenommen, hinsichtlich deren Ergebniss Ref. auf die Originalarbeit verweisen muss. Die Veränderungen bestanden hauptsächlich in parenchymatöser Degeneration der Organe. Dittrich (Prag). Moos, Zur bakteriellen Diagnostik und Prognostik der Mittelohreiterungen. (Deutsche medicinische Wochen- schrift. 1888. No. 44.) Es ist zuerst von Zaufal darauf hingewiesen worden, dass bei der Entstehung der genuinen Otitis media acuta höchst wahr- scheinlich der Friedländer’sche Pneumoniebacillus und der Diplo- coccus von A. Fränkel-Weichselbaum eine Rolle spielen, sowie dass der Streptococcus pyogenes die von der Otitis media abhängigen ernsten resp. lebensgefährlichen Complicationen veran- lasst, und sonach der Nachweis desselben im Mittelohrsekrete prognostisch von der grössten Wichtigkeit ist. Moos theilt nun das Resultat seiner in 2 Fällen von chronischer und einem Falle von acuter eiteriger Otitis vorgenommenen bakterio- logischen Untersuchungen mit, welche die Angaben Zaufal’s be- stätigen. In dem einen Falle von chronischer Otitis fand Moos in dem aus dem Warzenfortsatze entleerten Eiter zahlreiche Streptokokken 173 Otitis media. — Thierkrankheiten. und den Diplococeus Fränkel-Weichselbaum, in dem zweiten, letal abgelaufenen und mit Polypen- und Cholesteatombildung com- binirten Falle von chronischer Otitis grosse Mengen von Strepto- kokken in den cholesteatomatösen Massen. In dem Falle von acuter Otitis media hat Verfasser in dem entleerten Eiter viele Streptokokken und Diplokokken Fränkel- Weichselbaum nachgewiesen. Ebenso wie Zaufal ist auch Moos der Ansicht, dass die Otitis und die dabei aufgetretenen Complicationen in zwei seiner Fälle durch den Diplococeus, in dem letal abgelaufenen Falle durch den Streptococcus pyogenes hervorgerufen worden seien. Dittrich (Prag). Babes, V., Sur l’h&moglobinurie bact&rienne du boeuf. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVL. 1888. p. 692 ff.) Die betreffende Krankheit ist in Rumänien epidemisch, besonders in den niedrigen sumpfigen Gegenden in der Nähe der Donau. Früher wurde sie mit der Rinderpest identificirt, hat sich aber als eine besondere Krankheit erwiesen. Jedes Jahr tritt sie an gewissen Orten, von vernachlässigten Brunnen oder alten Seucheherden aus- gehend, auf und pflanzt sich innerhalb bestimmter Grenzen fort, geht aber schnell vorüber. Der Schaden, den sie anrichtet, ist ganz enorm; es fallen ihr jährlich 30000—50000 starke Ochsen zum Opfer. Kühe gesunden wieder und Kälber bleiben verschont. Die Krankheitssymptome bestehen in Abgeschlagenheit, Appetit- losigkeit und Gangbeschwerden. Das Fieber ist hoch, Puls und Athmung sind frequent. Der röthliche Urin enthält Albumin und oft auch Hämoglobin. Bald ist Verstopfung, bald Diarrhöe vorhanden. In diesem Stadium der Krankheit tritt bei einzelnen Thieren Besserung ein, auf die später Gesundung folgt, andere dagegen werden schwächer, magern ab, bleiben am Boden liegen, zeigen ein Anwachsen der Fiebererscheinungen, lassen dunkel- rothen Urin, bekommen Muskelzittern, Thränenfluss und etwas sub- cutanes Oedem. Die Autopsie zeigt eine leichte Hyperämie von Larynx und Pharynx und eine von Katarıh und Ekchymosen der Mucosa begleitete gastro-intestinale Congestion. Immer findet man bei dieser Krankheit ein charakteristisches, glänzendes Baeterium von 0,5 u Durchmesser, das in Folge von Scheidewandbildung in der Mitte oft Zwei-, ja durch Auftreten von Querwänden auch Viertheilung zeigt. Im Aussehen gleicht es dem Gonococcus. Durch basische Anilinfarben wird es sichtbar; nach der Gram schen Methode färbt es sich schlecht, es entfärbt sich bei Behandlung mit Alkohol. Am besten färbt es sich in Trockenpräparaten oder in Schnitten, wenn dieselben mit dem Loeffler’schen Methylenblau vorgefärbt, mit concentrirter alkoholischer Methylenblau-Lösung nach- gefärbt und darauf mit Anilinöl und Xylol behandelt werden. Im Herzen und den grossen Blutgefässen sitzen sie den rothen Blut- Di : nn Thierkrankheiten. 7119 zellen an oder finden sich im Innern derselben. Zahlreicher sind sie in den hämorrhagischen Anschwellungen und in den Nieren. Hier lässt sich ihre Anwesenheit in den rothen Blutkörperchen leicht constatiren. Ferner kommen sie in den oberflächlichen er- weiterten Gefässen des Magens vor, erscheinen massenhaft in den Gekrösganglien und den Nierencapillaren, lassen sich aber, mit Aus- nahme der Leber (die gewöhnlich keine enthält), auch in den Ca- - pillaren anderer Organe und den Muskeln nachweisen. Wird einem gesunden Ochsen eine schwache Dosis Blut von einem kranken ein- geimpft, so verfällt derselbe gewöhnlich der Krankheit nicht. Die Fütterung der Krankheitsprodukte ruft ebenfalls nur eine vorüber- gehende Indisposition mit Fieber hervor. Die Verimpfung von Blut, ödematöser Flüssigkeit, Urin oder auch von Kulturen des Mikrobs an Schöpse, Schweine, Meerschweinchen, Hühner, Tauben erzeugt die Krankheit nicht, während Ratten und Mäuse für die Impfung empfänglich sind; besonders ist letzteres mit dem Ka- ninchen der Fall, das sowohl durch Einimpfung von Blut oder öde- matöser Flüssigkeit, als auch durch Verzehren der Krankheits- produkte oder von Kulturen des Mikrobs eine fieberhafte, oft tödt- liche Krankheit erwirbt. Bei der Autopsie constatirt man dann “ eine Hyperämie, Schwellung und Blutergüsse im Peritoneum und den Wänden des Darmkanalis, Diarrhöe und oft Pericarditis und fibrinöse Pleuritis. Die Bakterien befinden sich in den kleinen Ge- fässen, besonders in denen der Leber, sowie in den Exsudaten und Anschwellungen. Ott werden sie von den Blutzellen eingeschlossen, die dann durch sie alterirt werden. — Man hat die Bakterien auf Nährsubstanzen bei Körperwärme kultivirt. Trotzdem es nicht ge- lang, beim Ochsen eine tödtliche Krankheit durch Verimpfung des Blutes kranker Ochsen hervorzurufen, scheint es doch nicht zweifel- haft, dass die beschriebenen Bakterien die Krankheitsursache sind. O. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Hericourt, J. et Richet, Ch., Sur un microbe pyogene et septique (Staphylococcus pyosepticus) et sur la vaccination contre ses effets. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris; Tome CVII. 1888. p. 690 ff.) In der nicht ulcerirten Hautgeschwulst eines Hundes fanden Verfi. einen Mikroorganismus in reichlicher Vermehrung, welcher durch Gestalt, Dimension, Farbenreaction und die Gesammtheit seiner biologischen Charaktere dem Staphylococcus pyogenes albus nahe stand, sich aber durch folgende Merkmale von ihm unterschied: 1) in flüssigen Kulturen (peptonisirte Ochsenbouillon) wuchert er auf der Oberfläche, indem er weissliche Ansammlungen bildet, die zum Zerfall in schleimige Fäden neigen, während der St. pyogenes albus die Flüssigkeit gleichmässig trübt und sich nicht besonders an der Oberfläche anhäuft. 2) Er ist septischer und virulenter als St. albus. Ein oder zwei Tropfen unter die Haut geimpft, tödten ein Kaninchen von 2 kg in ca. 24 Stunden, manchmal schon in 12 Stunden, während der St. albus Kaninchen nur bei stärkeren Dosen und nach längerer Zeit tödtet. 3) Die schwache Dosis von 1—2 780 Thierkrankheiten. — Thier. Parasiten. Tropfen unter die Haut geimpft, verursacht ein oft mehr als faust- grosses gelatinöses, durchscheinendes Oedem. Dasselbe beginnt seine Entwicklung 2—3 Stunden nach der Impfung und erreicht nach 24 Stunden sein Maximum. St. albus ruft Eiterung hervor, beinahe ohne ödematische Anschwellung. — Bei den Thieren, welche in den beiden ersten Tagen nach der Impfung nicht erliegen, verzehrt sich das Oedem theilweise, und es bildet sich eine ähnliche Eiter- ansammlung wie bei den durch St. albus hervorgerufenen Abscessen. Beim Hund tritt weder der Tod ein, noch zeigt sich Oedem, son- dern es erscheint nur der grosse Absces. Um die pyogene und zugleich septische Wirkung des Mikrobs zu kennzeichnen, nannten die Verff. es Staphylococcus pyosepticus. Zur Schutzimpfung gegen den St. pyosepticus genügte die ein- oder mehrmalige Einverleibung solcher Kulturen, deren Mikroorganismen durch verschiedene Pro- cesse weniger virulent geworden waren, sei es, dass man sie in weniger geeigneter Fleischbrühe gezogen, oder dass man Kulturen verwendet hatte, die bei höheren oder niedereren Temperaturen, als das Optimum betrug, gezogen worden waren. Die Vaceine- wirkungen bestanden nicht bloss im Ueberleben des Thieres, son- dern auch in Verringerung des Oedems, das bei den vaccinirten Thieren unbedeutend war und dem Fehlen des Fiebers, das bei den nicht vaceinirten sehr stark auftrat. O. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Bollinger, O., Ueber Cysticercus cellulosae im Gehirne des Menschen. (Münchener medicinische Wochenschrift. 1888. No. 31.) Bollinger weist auf die grosse Seltenheit des Vorkommens von Cysticerken in Süddeutschland hin. Er bringt diesen Um- stand in Zusammenhang mit dem seltenen Genusse rohen Schweine- fleisches, mit der zweckmässigen Organisation und Ausführung der Fleischbeschau und mit der Seltenheit der Schweinefinnen. Bei 14000 Sectionen, welche während der letzten 35 Jahre ge- macht wurden, sind die beiden vom Verfasser mitgetheilten Fälle von Cysticercus die ersten, welche in München beim Menschen be- obachtet wurden. Der Cysticercus bildete in beiden Fällen einen zufälligen Sectionsbefund. Der eine war in Rückbildung begriffen, sass auf der convexen Fläche des rechten Stirnlapfens an der Grenze zwischen der mittleren und unteren Stirnwindung in einer entsprechenden doppelt- erbsengrossen Einsenkung der Hirnrinde und war mit dem Maschen- werke der Arachnoidea lose verbunden. Intra vitam hatte der Cysticercus in diesem Falle gar keine Störungen verursacht. In dem 2. Falle fand sich am Boden des stark erweiterten vierten Ventrikels ein in der Cerebrospinalflüssigkeit frei beweg- licher Cysticercus vor. In der letzten Zeit seines Lebens litt der Patient wiederholt an Schwindelanfällen und an stechenden Kopfschmerzen bei Husten- 'Thierische Parasiten. 7s1 anfällen. Wesentlichere Symptome wurden jedoch nicht beob- achtet. Bollinger hebt hervor, dass hinsichtlich der Erscheinungen während des Lebens neben dem Sitze der Parasiten gewiss auch die Zahl derselben eine wichtige Rolle spielt. Er fand bei der Section eines Hundes, welcher im Leben ähnliche Erscheinungen zeigte wie bei der Drehkrankheit der Schafe, in allen Theilen des Gehirns und in den Hirnhäuten zerstreut beiläufig 70 bis 80 Cysticercusblasen. Dittrich (Prag). Wierzejski, A., Kleiner Beitrag zur Kenntniss des Psoro- spermium Haeckelii. (Zoologischer Anzeiger. Jahrg. XI. 1888. pg. 230— 231.) Der Autor hält diesen Parasiten für einen constanten Bewohner der Flusskrebse, nur jungen Thieren fehlt er. Im Ruhezustand ist derselbe von drei in einander geschachtelten Kapseln umschlossen ; die äusserste „ist sehr fein geschichtet, sehr stark hyalin“, un- färbbar und wahrscheinlich ein Produkt des Gewebes des Wirthes. Die mittlere Kapsel färbt sich mit Anilin sehr stark; gegen Jod- kali und Schwefelsäure verhält sie sich wie Cellulose. Sie ist es, welche die von verschiedenen Autoren gesehene maschenartige Zeichnung aufweist; letztere beruht nach W. darauf, dass zwischen unregelmässig aufgelagerten Verdickungsschichten feine Gänge, d.h. unverdickte Stellen zurückgeblieben sind. Die dritte, innere Kapsel ist am dünnsten ; sie liegt dem Parasiten direkt an und färbt sich nicht. Uebt man bei Untersuchung des eingekapselten Parasiten einen stärkeren Druck auf das Deckglas aus, so platzen die äusseren Kapseln, die innere bleibt als Hülle des Organismus selbst erhalten, der — wohl zur Vermehrung — in einzelne Ballen zerfällt, wie es etwa Coccidien thun. Wie man sieht, sind wir noch weit von einer richtigen Er- kenntniss des Parasiten entfernt, der, wie es auch W. betont, keinen schädigenden Einfluss auf seinen Wirth ausübt und darum vielleicht von geringerem praktischen Interesse ist. M. Braun (Rostock). Zr u Ueber die Mykorhiza. Zusammenfassender Bericht von Dr. F. Benecke in Gohlis-Leipzig. (Schluss.) In seiner zweiten Arbeit bestätigt Frank (8) das Vorkommen der Mykorhiza bei Monotropa Hypopitys. OÖ, E. Müller (4) betont, wie Frank, das allgemeine Vor- kommen der Mykorhiza an Buchenwurzeln, wohingegen R. Hartig (5) 182 Benecke, dieses allgemeine Vorkommen in Zweifel zieht, weil er die voll- ständige Abwesenheit der Pilzmycelien im forstlichen Versuchs- garten zu München nachweisen konnte. Diesen Einwand ent- kräftet Frank (6), indem er daran erinnert, dass er ausgesprochen, ein humoser Boden sei zum Gedeihen des Wurzelpilzes nothwendig und diese Bedingung sei im forstlichen Versuchsgarten zu München nicht erfüllt. Hinzuzufügen ist noch, dass auch von Gibellit) das Vorkommen von Wurzelpilzen an Cupuliferen in Italien nachgewiesen ist. Von Frank werden schliesslich noch (6) Betulaceen, Ericaceen und Epacrideen genannt als Symbiose mit Wurzel- pilzen eingehende Pflanzen, sowie nach einmaliger Beobachtung: Linde und Prunus spinosa. Es war damit die Zahl der Pilzwurzel tragenden Pflanzen schon eine ganz ansehnliche geworden. Neuerdings nun sind aber noch eine grosse Reihe weiterer Pflanzen, welche hierher gehören, genannt. Alb. Schlicht (7) fand eine wohl ausgebildete Mykorhiza in den feinen Nebenwurzeln von Ranunculus acris L,, die in ihrer Form am meisten an die auch längst bekannte Orchideen- mykorhiza erinnert, indem auch hier die Hauptmassen der Pilz- fäden in erweiterten Rindenzellen liegen. Bei weiterem Suchen ge- lang es Schlicht, an nicht weniger als 47 krautigen Pflanzen die Mykorhiza aufzufinden; dieselben gehören folgenden Familien an: Leguminosae, Rosaceae, Oenothereae, Umbelliferae, Geraniaceae, Oxalideae, Hypericaceae, Violaceae, Ranunculaceae, Primulaceae, Borragineae, Labiatae, Plantagineae, Campanulinae, Rubiinae, Compositae, Dipsaceae, Valerianaceae, Smilaceae und Gramineae?), Ein so verbreitetes Vorkommen ist selbst von Frank nicht geahnt worden, da er ja — wie schon erwähnt — ursprünglich die Mykorhiza- -Bildung geradezu als 'eine Eigenthümlichkeit der Cupuliferen bezeichnete. Es sind also seit Kamienski, der die erste Pflanze im Sinne Franks mit Mykorhiza behaftet er- klärte, grosse und schnelle Fortschritte nach dieser Richtung hin in der Mykorbizakenntniss gemacht worden. Sehr im Argen dagegen liegt noch die Frage nach der Species der Wurzelpilze.e Es wird kaum anzunehmen sein, dass man es mit einer Art zu thun hat. Mehr als Vermuthungen sind noch nicht aufgestellt. Frank ist geneigt, bei den Tuberaceen die Wurzelpilze zu suchen (1), während Woronin an Boletus- Arten denkt (2). Mit Recht bemerkt Woronin, dass die Species- frage nur auf direktem Wege entschieden werden kann, d. h. ent- weder dadurch, dass aus der Mykorhiza ein Boletus (resp. eine Trüffel etc.) erzogen wird, oder dass man durch Aussaat be- 1) Gibelli, Nuovi studi sulla mallatia del castagao detta dell’ inchiostro. Bologna 1883. 2) Schlicht fand andererseits auch eine Adrah krautiger Pflanzen frei von Mykorhizen. — Der Bericht von Schlicht ist ein vorläufiger und enthält im Wesent- lichen nur die Aufzählung der Pflanzenarten; eine ausführliche Mittheilung ist in Aussicht gestellt. FA ud Ueber die Mykorhiza. 183 stimmter Sporen die Mykorhiza auf einer Wurzel erhält. Beides ist weder ihm, noch Frank, noch einem anderen Forscher ge- lungen, resp. es ist nicht der Versuch dazu bisher gemacht worden. Das ist eine von den wesentlichen Lücken in der Mykorhizafrage. Für die physiologische Bedeutung und die Bedingungen des Auftretens der Mykorhiza hat Frank in seiner zweiten Veröffent- lichung (3) die nachfolgenden Thesen aufgestellt, für welche theil- weise schon in der ersten seiner Abhandlungen (1) die Grundlage gegeben war; von diesen Thesen erklärte Frank ausdrücklich, dass sie noch des Beweises bedürftig seien, jedoch hat er durch seine dritte Arbeit (6) bereits zum Theil diese Beweise erbracht. Die Thesen lauten: 1. Die Mykorhiza ist ein symbiotisches Verhältniss, zu welchem vielleicht alle Bäume unter gewissen Verhältnissen befähigt sind. 2. Sie bildet sich nur in einem Boden, welcher humöse Be- standtheile oder unzersetzte Pflanzenreste enthält; mit der Armuth oder dem Reichthum an diesen Bestandtheilen fällt oder steigt die Entwicklung der Mykorhiza. 3. Der Pilz der Mykorhiza führt dem Baum ausser dem nöthigen Wasser und den mineralischen Bodennährstoffen auch noch organische, direkt aus dem Humus und den verwesenden Pflanzenresten ent- lehnte Stoffe zu. Zu dieser unmittelbaren Wiederverwerthung organischer vegetabilischer Abfälle für die Ernährung wird der Baum nur durch die Mykorhiza befähigt. 4. Die in der pflanzlichen Ernährungslehre veraltete Theorie der direkten Ernährung grüner Pflanzen durch Humus wird daher durch die Mykorhiza der Bäume, wenn auch in damals ungeahntem Sinne, wieder erneuert. 5. Die Bedeutung des Humus und der Laubstreu für die Ernäh- rung des Waldes erlangt hierdurch eine neue theoretische Begründung. 6. Wie die Mykorhiza-Ernährung hauptsächlich da von Be- deutung ist, wo es, wie bei der Ernährung der pflanzlichen Riesen- körper, also der Bäume, auf die Production grösster Quantitäten vegetabilischen Stoffes ankommt, und wo also die unmittelbare Wiederverwerthung der unvermeidlichen vegetabilischen Abfälle, wenn auch nicht nothwendig, aber doch äusserst vortheilhaft ist, so kann die Mykorhiza ihren Dienst auch da leisten, wo diese Er- nährung aus Humus wegen Chlorophylimangels der Pflanze zur Nothwendigkeit wird, z. B. bei Monotropa Hypopitys. Die wichtigste Schlussfolgerung, welche Frank aus seinen umfangreichen Studien zieht, ist unzweifelhaft die, dass das Ver- hältniss zwischen Wurzel und Wurzelpilz kein parasitisches ist, sondern ein dem Flechtenleben analoges! Wie schon erwähnt, hatte vor Frank schon Kamienski ein solches Verhältniss für Monotropa angenommen, dasselbe aber für die Cupuliferen nicht gelten lassen, und auch später soll Kamierski sich da- gegen ausgesprochen haben !), indem er behauptet, die Wurzel 1) Nach „Botan. Centralblatt“. Bd. XXV. 1886, p. 136—137: Besprechung (seitens Praämowski’s) eines Referates von $. Grossglik über eine Mittheilung von Kamienski. 754 Benocke, Ueber die Mykorhiza. der Buche werde durch den Pilz krankhaft verändert und der Wurzelpilz sei daher ein Parasit. Woronin (2) will gerade nicht Frank widersprechen, lässt aber seinen Zweifel an der Richtigkeit der Frank’schen Ansicht deutlich durchblicken. P. E. Müller (4) ist geneigt, Frank beizupflichten und führt selbst Gründe für des- selben Ansicht an. Am entschiedensten erklärt sich R. Hartig (5) gegen ein symbiontisches Verhältniss bei der Mykorhiza. Selbst an 12jährigen Exemplaren des forstlichen Versuchsgartens zu München war keine Spur von Mykorhiza zu beobachten. Unzweifel- haft beweist diese Thatsache, dass die Cupuliferen auch ohne Wurzelpilze unter Umständen gedeihen können. So weit hat Hartig vollkommen Recht, aber sicherlich ist es nicht richtig, daraus, dass der Wurzelpilz ganz oder theilweise fehlt, folgern zu wollen, dass der Wurzelpilz als Parasit zu betrachten sei. Frank hat die Mykorhiza mit dem Flechtenthallus verglichen — nun, der Umstand, dass die Bestandtheile einer Flechte für sich gedeihen können, spricht doch auch nicht dagegen, dass die Flechte eine Symbiose von Alge und Pilz sei; Hartig fügt allerdings noch hinzu, dass ein Absterben der Mykorhiza zu beobachten sei; der Angabe in dieser Fassung hat Frank sehr entschieden wider- sprochen und dagegen Thatsachen ins Feld geführt. Für den Unparteiischen stehen sich hier Angaben gegenüber, die beider- seits auf Thatsachen beruhen sollen; da muss denn die Zukunft lehren, wer Recht behält; einstweilen muss es dem Einzelnen über- lassen bleiben, Hartig oder Frank zu glauben. Gegen den Parasitismus spricht das von Frank u. a. angegebene regelmässige Vorkommen von Mykorhiza, insbesondere bei Cupuliferen. Frank führt auch noch das langsame Wachsthum des Wurzelpilzes und die Länge der Lebensdauer der Pilzwurzel für seine Annahme der Symbiose an. Aber eine schwache Seite hat Frank’s Hypothese, was er auch selbst am Schluss seiner letzten Arbeit (6) freimüthig ein- gesteht: Ist man zur Annahme der Frank’schen Hypothese ge- neigt (und sie hat sicherlich viel für sich!) so kann man sich zwar deutlich vorstellen, welchen Nutzen die Phanerogame durch das Zusammenleben mit dem Wurzelpilz hat, schleierhaft aber bleibt der Vortheil für den Wurzelpilz! Frank sagt darüber zum Schlusse: Hierüber lässt sich gegenwärtig noch keine bestimmte Vorstellung begründen; dass es reine Ernährungsbedürfnisse des Pilzes sein sollten, ist nicht wahrscheinlich. Zwar wäre denkbar, dass bei den mit Chlorophyll versehenen Bäumen der Pilz organische Kohlenstoffverbindungen von der Pflanze erhielt, während er viel- leicht nur den Humusstickstoff für den Baum assimilirte; allein diese Vorstellung ist wenigstens bei der Mykorhiza der Monotropa ausgeschlossen und überhaupt auch nicht wahrscheinlich, da der Pilz ja doch auch den Humuskohlenstoff zu verarbeiten vermag. Aber es liessen sich mancherlei andere Möglichkeiten eines Vor- theils denken, den der Pilz durch seinen Sitz auf der Baumwurzel erreichte, sowohl chemischer als physikalischer oder auch mecha- nischer Natur. Vielleicht könnte es auch darauf abgesehen sein, ee 2 AS j Petri, Apparat z. Einspritzen v. Flüssigkeiten f. bakteriol. Zwecke. 785 dass die Mykorhiza, wenn sie wie alle Saugwurzeln der Bäume nach Beendigung ihrer Function abstirbt, dem Pilze, der ihr vorher Ernährungsdienste geleistet, als eidlicher sicherer Preis gänz- lich anheimfällt, wie ja alle anderen, später zu Humus werdenden Pflanzentrüämmer ebenfalls diesen Humuspilzen zur Beute werden. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass dieser Erklärungsversuch nicht sehr stark ist. Es leidet übrigens unter diesen letzten Sätzen der Frank’sche Vergleich zwischen Flechte und Mykorhiza, denn bei ersterer spielen Ernährungsverhältnisse eine sehr bedeutende Rolle und für letztere ist nunmehr Frank geneigt, jenen wenigstens keine wesentliche Rolle beizumessen. So lange als man noch so sehr im Unklaren über die Species des Wurzelpilzes ist und so lange als man noch keinen Anhalt hat über den Nutzen, den der Wurzelpilz bei der behaupteten Symbiose geniesst, hat die Mykorhiza-Frage noch zwei mächtige Lücken! Hierüber werden wir zunächst noch Aufklärung erwarten müssen, einstweilen freilich dürfen wir Frank in erster Linie recht dankbar sein für das, was er bereits auf diesem Gebiete uns darge- boten. Von allen Forschern, auch seinen Gegnern, ist sein hohes Verdienst anerkannt und gewürdigt worden, und seine Arbeiten werden bleibenden Werth behalten, auch wenn sich seine Hypothese wider Erwarten als irrig erweisen sollte. Untersuchungsmethoden, Instrumente ete. Einfacher Apparat zum Einspritzen von Flüssigkeiten für bakteriologische Zwecke, Von Dr. R. J. Petri, Kustos des Hygiene-Museums in Berlin. Mit 1 Abbildung. Den zum Einspritzen von Flüssigkeiten im bakteriologischen Laboratorium gebräuchlichen Apparaten haften noch immer einige Mängel an, welche eben so bekannt wie lästig sind. Die alten Stempelspritzen waren schwer zu sterilisiren. Der Lederkolben wurde durch Asbestschnur ersetzt. Die so veränderten Pravaz- spritzen, welche noch vielfach in Gebrauch sind, werden aber leicht undicht und die mit Metallfassung versehenen Spritzenröhrchen zerspringen sehr leicht beim Sterilisiren. Beide Uebelstände wer- den durch die von Koch angegebene Spritze auf ein geringes Maass eingeschränkt, wenn auch nicht vollkommen beseitigt. Koch ersetzte bekanntlich den Stempel durch einen kleinen Gummiballon, der vermittelst einer Metallfassung auf das unten in eine Spitze ausgezogene Spritzenröhrchen luftdicht aufgepasst wird. 50 a 74 Br 786 Petri, Apparat z. Einspritzen v. Flüssigkeiten f. bakteriol. Zwecke. Zwischen Ballon und Spritze befindet sich ein kleiner Metallhahn. Nur das Glasröhrchen braucht sterilisirt zu werden, da die Injec- tionsflüssigkeit mit den übrigen Theilen der Vorrichtung nicht in Berührung kommt. Die mit einer Theilung versehenen Glasröhrchen springen beim Sterilisiren oder beim Aufpassen des Ballonaufsatzes gelegentlich aber doch einmal. Ausserdem muss man für jedes Kaliber einen besonderen Aufsatz mit Ballon haben. Ferner ist die Hand- habung der Spritze etwas unbequem. Beim Vollsaugen gelangt aller Vorsicht zum Trotz doch zuweilen Flüssigkeit in den Metall- theil oder gar bis in den Ballon, der alsdann nicht ganz leicht, ohne Schaden zu nehmen, wieder zu sterilisiren ist. Die gefüllte Spritze muss besonders vorsichtig hingelegt werden, wenn man gezwungen wird, sie vor der Injection noch einmal aus der Hand zu geben, und beim Einspritzen erfordert das rechtzeitige Oeffnen und Schliessen des Hahnes bei der gleichzeitig vorzunehmenden Regulirung des Druckes auf den Ballon eine gewisse Geschicklich- keit. Auch der Preis der Spritze ist nicht ganz niedrig. Alle diese kleinen Uebelstände fallen weg bei Anwendung einer Vorrichtung, welche ich mir aus einfachen, wohl in jedem Labora- torium vorhandenen Geräthen improvisirt habe. An Stelle der Spritzenröhrchen benutzte ich die bekannten kleinen Glaspipetten mit kurzem Ausflussrohr (Fig. 1), von 1, 2 oder 5 ccm Inhalt, deren leicht konisch zulaufende Spitzen in die meisten Kanülen luftdicht passen. Diese nur we- nige Pfennige kostenden Vollpi- petten springen beim Sterilisiren fast nie. Die Aichung gilt von der Marke «a bis zur Spitze. Nun bleibt letztere allerdings im An-- satzstück der Metallkanüle ver- borgen, so dass man nicht sehen kann, wann die Pipette vollkom- men entleert ist, und unter Um- ständen Gefahr läuft, Luft mit einzuführen. In den meisten Fällen wird zwar nichts darauf ankommen, vor dem Ausfliessen des letzten Tropfens die Ein- spritzung zu unterbrechen. Will man aber genau dosiren und das Nachdringen von Luft sicher vermeiden, so benutzt man mit Vortheil die etwas abgeänderte Pipette (Fig. 2), die ich mir von Dr. Müncke habe machen lassen. Das Ansaugerohr ist etwas verkürzt, die Spitze etwa 3 cm lang und bei 5b ebenfalls mit einer Marke versehen. Die Aichung gilt für den Raum zwischen den beiden Marken a und b. Die Spitze ist zum besseren Aufpassen der Kanülen leicht angeschliffen. Die Pipette wird Prötopopoff, Ueber die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth., 787 durch einen kurzen Gummischlauch mit einem kleinen Hahn von Glas oder Metall verbunden. Durch Ansaugen am freien Ende desselben füllt man die Pipette bis etwas über die obere Marke und stellt durch langsames Abtropfenlassen auf dieselbe ein. Der Hahn wird jetzt geschlossen und auf sein oberes Rohr der Schlauch eines Handgebläses aus Kautschuk gezogen. Man benutzt dazu die allbekannten kleinen Doppelballons, welche an den Zerstäubungs- apparaten, Sprays, Gefriervorrichtungen verwendet werden und wohl ebenfalls überall zur Hand sind. Während der Hahn noch geschlossen ist, pumpt man den mit dem Netz umsponnenen Ball voll Luft. Nachdem die Kanüle (oder Schlundsonde) eingeführt ist, steckt man die Spitze der gefüllten Pipette in das Ansatzstück und öffnet nun langsam den Hahn, während man das Ausfliessen der Flüssigkeit beobachtet. Sobald dieselbe bis zur unteren Marke ab- gelaufen ist, schliesst man den Hahn, und die Einspritzung ist be- endet. Eine einmalige Füllung des Netzballons liefert genügende Spannung zur Austreibung von 5 cem Flüssigkeit (und mehr) sowohl in die Körperhöhlen als auch in ein Blutgefäss oder in das Unterhaut- zellgewebe. Fig. 3 zeigt die ganze Vorrichtung im Zusammenhang. Das Gebläse liegt beim Ausführen der Injection auf dem Tische und man hat beide Hände frei zur bequemen Handhabung des Hahns. In Ermangelung des Gebläses kann man auch durch einen in den Mund genommenen Gummischlauch das Ausblasen der Pipette bewirken, doch ist dies nicht so bequem, weil man doch gleichzeitg das Abfliessen der Flüssigkeit beobachten muss. Für kleinere Mengen von Flüssigkeit benutzt man Röhren- pipetten von entsprechend engem Kaliber und Eintheilung. Ich habe Herrn Dr. Müncke veranlasst, in einem kleinen Holzkästchen einen Satz von 5 solcher Injectionspipetten (1 zu 5 ccm, 1 zu 2, 2 zu 1 cem und eine in !/,, getheilte Röhrenpipette von 1 ccm Inhalt) nebst einem Hahn in leicht transportabler Form unterzubringen. Berlin, im November 1888. Soyka, J., Bakteriologische Untersuchungsmethoden mit besonderer Berücksich- tigung quantitativer bakteriologischer Untersuchungen. (Allg. Wiener med. Zeitg. 1888. No. 42, p. 507—509.) Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Ueber die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth. Von Dr. N. Protopopoff, Vorsteher der bakteriologischen Station Charkow. Ich habe in No. 3 und 4 dieses Blattes die Resultate meiner Untersuchungen über die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth | 50* 188 Protopopoff, mitgetheilt. Einige neue Versuche, welche ich in der letzten Zeit gemacht habe, bekräftigen noch mehr die früher ausgesprochene Thatsache. Ueber diese Versuche werde ich hier nur Folgendes anführen. Versuch 1. Vier Hunde waren mit einer Emulsion, welche von dem Marke an Tollwuth verendeter Kaninchen zubereitet war, vaccinirt am 16. Mai in die V. femor. dex. 1 ccm 6tägiger Emuls. BO en ii „ sin. 1cem3 „ „ ”„ 23. ”„ „ ” ” Jugul. ” 1 ccm 1 „ ” Mit der ersten und dritten Vaccine wurden vermittelst Tre- panation die Kaninchen geimpft, um die Stärke derselben festzu- stellen. Das Kaninchen, welches mit der ersten Vaceine geimpft war, erkrankte am 26. Mai und starb am 28., Incubationsperiode ist 10 Tage; von der dritten Vaccine erkrankte das Kaninchen am 29. und starb Abends am 30., Incubationsperiode ist 6 Tage. Am 30. Mai wurden drei von diesen Hunden mit virus fixe ver- mittelst Trepanation geimpft. Zur Kontrole wurden ein gesunder Hund und ein Kaninchen mit demselben Virus geimpft. Bei dem vierten vaccinirten Hunde ist das Gehirn in dem Moment der Trepanation ganz zufällig tödtlich verletzt worden. Das Kontrolekaninchen erkrankte am 5. und starb am 8. Juni, der Kontrolehund erkrankte am 6. und starb am 11. unter charakteristischen Erscheinungen an para- Iytischer Tollwuth. Alle vaceinirten Hunde sind gesund gewesen und bis zum 22. August unter meiner Beobachtung geblieben. Der angeführte Versuch zeigt noch einmal, dass für die Er- haltung der Immunität gegenüber dem stärksten Gifte — virus fixe von Kaninchen — nur drei gut gewählte Vaccinen ganz hinreichend sind, und zwar unter einer Bedingung — Einführung dieser Vaccine gerade in die Blutbahn. Einige Parallelversuche haben mir gezeigt, dass die Einführung von solchen Vaccinen unter die Haut der Hunde keine Immunität zu virus fixe erzeugt, jedoch bei Einführung von solchen Vaccinen direkt in den Kreislauf eine volle und starke Immunität erreicht wird. Merkwürdig ist es, dass die Hunde weder in dem einen noch in dem anderen Falle bis zur Impfung mit nicht abgeschwächtem Virus durch Trepanation keine einzigen pathologischen Symptome zeigen. Die Ausmessungen der Temperatur bewiesen, dass die Ino- culation in das Blut sogar des eintägigen Rückenmarkes von an Tollwuth verendeten Kaninchen keine Erhebung derselben verur- sacht. Zum Beweise führe ich hier nur einen Versuch an. Versuch 2. Ich vaccinirte einen Hund unter die Haut mit Emulsion, welche aus folgendem Rückenmarke zubereitet wurde, jedes Mal 1 ccm. am 9. Juli 1 Uhr Nachm. 5tägig. | t0 vor der Vaceinat. 38,60 (in recto) EEE 6 ,, Abends 4 „, am 9. Juli 5 Uhr Abends 38,7 02 5 Mita een „ 10. „1/,12 ,„ Mittags 38,20 „10. 10201107 3 1,7, Abende 2, 5; a 6 ,, Abends 38,79 a nr en NR iu ae Ka 12 ,„, Mittags 33,20 „1. a ee „ 13.» 12 „ „88,50 Br. Aulraief n Ueber die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth. 189 Dem anderen Hunde wurde inoculirt: am 9. Juli um 1 Uhr Nachm. in die V. femor. sin. 1 ccm ötägig. er Abends, null 3 in. deaı.k. com 1 ,„ t0 vor der Vaceination 39° (in recto) am 9. Juli 5 Uhr Abends 390 am 12. Juli 12 Uhr Mittags 38,9 El RR "Mittags 38,69 rau) 12760 % 390 BR 6 Abends 899 HT, N 38,80 „a il. „ 12. „. Mittags 88,60 Die 5- und Itägigen Vaccinen sind für diese beiden Hunde von gleicher Wirkung gewesen. Am 14. Juli wurden diese beiden vacci- nirten Hunde mit virus fixe durch Trepanation geimpft. Zur Kontrole wurden ein gesunder Hund und ein Kaninchen auf demselben Wege geimpft; das letzte erkrankte am 20. und starb am 24. Juli; am 21. erkrankte der Kontrolehund und der Hund, welcher unter die Haut vaccinirt war; diese beiden Hunde starben an paralytischer Tollwuth, der erste am 25., der zweite am 24. Der ins Blut vacci- nirte Hund blieb bis jetzt gesund. Zur Erhaltung der Immunität ist es nöthig, dass das Verhält- niss zwischen der Giftigkeit der Vaccinen und die absolute Stärke derselben von einer bestimmten Grösse ist. Es ist leicht zu ver- stehen, dass man bei Anwendung von drei Vaccinen (6-, 3- und ltägiges Rückenmark nach Pasteur), deren Giftigkeit vorher nicht aus- gemessen war, solche Vaceine zufällig nehmen kann, welche diesen Anforderungen nicht entsprechen. Dabei sind Zufällig- keiten möglich: 1) entweder die erste Vaccine ist ganz ungiltig, 2) oder die zweite steht in ihrer Stärke näher zur dritten und 3) diese zwei Zufälligkeiten bestehen zusammen. Unter allen diesen Zufälligkeiten wird die Immunität nicht immer erhalten; einige vaceinirte Hunde werden an Tollwuth nach der Impfung vermittelst Trepanation mit dem nicht abgeschwächten Virus sterben, was einmal in einem meiner Versuche stattfand, wobei ich einen von zwei vaccinirten Hunden verloren habe. Die Versuche haben mir eine interessante und für die Vacci- nation sehr praktische Thatsache gezeigt: je weniger die Rücken- marke nach Pasteur austrocknen, desto minder bemerken wir schwankende Bewegungen in der Gradation der Abschwächung ihrer Giftigkeit; 6tägiges Rückenmark von an Tollwuth verendeten Ka- ninchen zeigt sehr grosse Schwankungen in dieser Hinsicht, was schon ersichtlich ist aus früher mitgetheilten Versuchen; obgleich Stägiges Rückenmark solche Schwankungen zeigt, so sind dieselben doch nicht bedeutend, denn es tödtet gewöhnlich erwachsene Kanin- chen mit 10—12tägiger Incubationsperiode nach der Impfung durch Trepanation. Eintägiges Rückenmark wirkt im Gegentheil sehr regelmässig und tödtet solche Kaninchen unter denselben Bedingungen in der Zeit mit 5—6tägiger Incubationsperiode. Auf solche Weise konnte ich schon a priori annehmen, dass man mit Hülfe von nur zwei entsprechend gewählten Vaccinen eine Immunität erhalten kann. Alle bis jetzt von mir gemachten Versuche gaben folgendes Resultat: ich habe keinen einzigen von mir auf solche Weise vacci- nirten Hund nach der Impfung mit virus fixe und mit Strassen- wuthgift durch die Trepanation verloren. 190 Protopopoff, Ueber die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth. Ich führe hier noch zwei Versuche an. Versuch 3. Vier Hunden wurde geimpft: am 2. April in die V. femoral. sin. 1 cem 5tägig. Emuls. 1 Bi a en „ dex. 1 cemi „ 2) Mit der ersten Vaceine war ein Kaninchen geimpft, welches mit 10tägiger Incubationsperiode gestorben ist. Am 28. April wurde der eine von diesen Hunden und ein nicht vaceinirter Hund zur Kontrole mit virus fixe, welches durch Trepanation gewonnen war, geimpft. Am 4. Mai erkrankte der Kontrolehund und starb am 8. Mai unter den Erscheinungen der paralytischen Tollwuth. Der vaccinirte Hund ist bis zum 23. August unter meiner Beobachtung geblieben und ganz gesund gewesen. Am 21. Mai habe. ich einen anderen vaceinirten Hund und einen gesunden zur Kontrole mit Strassenwuthgift geimpft; am 4. Juni erkrankte der letztere und starb am 8. unter den charakte- ristischen Erscheinungen der rasenden Tollwuth mit der scharf ausgesprochenen Neigung zu beissen; der vaceinirte Hund ist bis zum 15. August unter meiner Beobachtung geblieben und gesund gewesen. Am 14. Juli habe ich den dritten vaccinirten und einen ge- sunden Hund mit virus fixe geimpft. Der Kontrolehund erkrankte und starb in dem gewöhnlichen Zeitraum; der vaceinirte Hund ist bis jetzt gesund. Der vierte vaccinirte Hund ist ohne Vergiftung zum Zwecke der allgemeinen Kontrole gelassen; dieser Hund ist bis jetzt ganz gesund. Man muss noch bemerken, dass ich bei diesem letzten Hunde vor 8 Jahren eine Niere exstirpirt habe. Versuch 4. Vier Hunden wurde eingeimpft: am 15, Mai in die V. femor. dex. 1 cem 5tägig. Emuls,. Pen. Kr a r „ „Sin. 1 ccmi „ „ Ein Kaninchen, welches mit der ersten Vaccine durch Trepa- nation geimpft war, starb mit 12tägiger Incubationsperiode; ein anderes starb von der zweiten Vaccine mit 6tägiger Incubations- periode. Am 21. Mai wurden drei von diesen vaccinirten Hunden und ein gesunder mit Strassenwuthgift geimpft; der Kontrolehund ist zu ‘der gesetzlichen Zeit gestorben; am 27. Mai morgens. erkrankte der eine vaccinirte Hund unter den Erscheinungen der Verletzung des Gehirns; am 8. Juli war er wieder ganz gesund. Alle diese Hunde sind bis zum 8. August unter meiner Beobachtung geblieben und gesund gewesen. Der vierte vaccinirte und ein gesunder Hund sind am 14. Juli mit virus fixe geimpft; der Kontrolehund erkrankte am 21. und starb am 25. Juli; der vaccinirte Hund ist bis jetzt ganz gesund. Aus den angeführten Versuchen geht eine sehr interessante Thatsache hervor: Zur Erreichung der Immunität ist es nothwendig, dass die Giftigkeit der ersten Vacecine zu der zweiten im Verhältniss wie 1:2 steht; dazu kommt noch, dass die absolute Stärke der ersten Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 791 Vaccine eine solche war, welche erwachsene Kanin- chen bei Impfung vermittelst Trepanation nach 10—12tägiger Incubationsperiöde tödtet. Wie grossen Schwankungen diese hier angeführten Verhältnisse unterworfen sind, kann ich jetzt nicht sagen, weil ich noch keine genügende Zahl von Versuchen habe. Jeden Falls glaube ich, dass diese Schwankung nicht so gross ist, Es ist merkwürdig, dass gerade solche Verhältnisse zwischen den Vaccinen gegen Anthrax nach Pasteur und Cienkowsky auch existiren. Ob das von mir gefundene Verhältniss zwischen den Vaccinen gegen Tollwuth und das von Pasteur und Cien- kowsky zwischen den Vaccinen von Anthrax gefundene ein all- Semeines Gesetz ist, oder nur ein zufälliges Zusammentreffen — das werden zukünftige Versuche zeigen. Man muss hier bemerken, dass, wie mir zwei Versuche gezeigt haben, wenn das früher angeführte Verhältniss gestört wird, besonders wenn die erste Vaccine ihre Giftigkeit schon ver- loren hat, die vaccinirten Thiere selbst von der zweiten Vaccine an Tollwuth fallen. Daher ist eine For- derung unbedingt nothwendig: Zur Erreichung der Immunität unter den er- wähnten Bedingungen Soll der Grad der Giftig- keit der Vaccinen gegen Tollwuth vorher genau be- stimmt werden, bevor wir an den guten Erfolg der Vaccination denken können. In der nächsten Zeit werde ich zeigen, auf welche Weise wir diese Anforderung erreichen können. Charkow, 20. October. Entwickiungshemmung und Vernichtung der Bakterien und | | Parasiten. Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. Zusammenfassender Bericht über die seit der Entdeckung der Tuberkelbacillen bis Ende 1887 erschienenen einschlägigen Arbeiten. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Medicin und I. Assistenzarzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Schluss.) Godlee (268) hielt chirurgische Behandlung von tubercu- lösen Cavernen für angezeigt, wenn sie vereinzelt seien bei sehr quälendem Husten, da Injectionen die Symptome erleichtern, aber nicht curativ wirken könnten. Unter Anderem theilt er einen so 192 Wesenet, behandelten Fall von tuberculöser Basiscaverne mit, der jedoch an seiner Tuberculose bald zu Grunde ging. Als Curiosum sei schliesslich noch der Vorschlag erwähnt, den Adams (265) machte. Da er einen Fall von Schwindsucht ge- sehen hatte, bei dem in Folge eines Pneumothorax eine bedeutende Besserung sich einstellte, so schlug er allen Ernstes vor, behufs Heilung der Schwindsucht einen künstlichen Pneumothorax anzu- legen, eine nach ihm bei richtigen aseptischen Cautelen ganz un- gefährliche Operation. Ebenso phantastisch wie die Therapie selbst ist auch die Art und Weise, in der er sich den Heileffect zu Stande kommend denkt. Die Lungepresection am Menschen ist bisher noch nicht Gegen- stand einer wissenschaftlichen Publication gewesen und wird wohl auch niemals ein Glied der Phthiseotherapie werden. VI. Lehr- und Handbücher, Monographieen, Vorlesungen, Referate ete. über die antiparasitäre Therapie der Schwind- sucht im Allgemeinen. 274) (Bamberger), Ueber Tuberculose, Aus der medic. Klinik des Hofraths Professor von — (Allgem. . Wien. med. Ztg. 1884. No. 13—15, 17—23. 25—26.) — 275) Brügelmann, Die Lungenschwindsucht und deren Behandlung. (Deutsche med. Zeit, 1884. No. 41. p. 445. 22. Mai.) — 276) Brugnatelli, Studi sperimentali sulla terapia della tubercolosi. (Gazz. degli ospitali. 1884. No. 70. p- 554.) — 277) Calmon, La medication de la tuberculose. (Gaz. des höp. 1884. No. 50. p. 398.) -— 278) Chioti, Ricerche sperimentali per la diagnosi e terapia della tisi pulmonale. (Morgagni. 1882. p. 497. Agosto.) — 279) Coze et Simon, Recherches de pathologie et de therapeutique experimentales sur la tuberculose. (Bull. gen. de therap. 1884. p. 241.) [Auszug in 276.] — 280) Debove, Legons eliniques et therapeutiques sur la tubereulose parasitaire. (Rec. par Faisans. Paris. 1884.) — 281) Dujardin-Beaumetz, De la medication pulmonaire antiseptique. (Bull. gen. de therap. 1885. p. 385. 15. Mai.) [Einfaches Referat über den Stand der Frage] — 282) Derselbe, Nouvelles methodes antiseptiques pulmonaires. (Ibid. 1887. p. 145. 30. aoüt.) — 283) Durrant, Du traitement antiseptique des maladies de l’appareil respiratoire et en particulier de la tuberculose pulmonaire. (Gaz. des höp. 1887. No. 147. p. 1247.) — 284) Eichstädt, Die Tuberculose. Ihre Ursachen, Entwicklung und Heilung. Berlin 1884. — 285) Eloy, L’antisepsie medicale dans la tubereulose pulmonaire. (Gaz. hebdomad. de med. et de chir. 1887. No. 9. p. 142.) — 286) Ewald, Aetiologie, Diagnose, Prognose und Be- handlung der Tuberculose. [Internat. med. Congress zu Kopenhagen.] (Berl. klin. Wochenschr. 1884. No. 44 und 45.) — 287) Green, Lecture on the treatment of Phthisis in its earlier stages. (Lancet. 1884. I. p. 149 und 193.) — 288) Jacobi, Zur ätiologischen Phthiseotherapie. (Deutsche Med. Zeit. 1887. No. 23. p. 261.) — 289) Jaccoud, Bacille de la tuberculose et traitement de la phthisie. (Gaz. des höp. 1884. No. 42 et 43.) — 290) Derselbe, Influence de la decouverte du bacille tubereuleux sur le traitement de la phthisie pulmonaire. [Internat. med. Congress zu Kopenhagen. 1884.] (Congres period. intern. des sciences med. Compte rendu p. par Lange. 1886. Tome II. p. 33.) — 291) Jouret, Traitement curatif de la phthisie pulmonaire et de la phtlisie laryngee. Bruxelles 1886. — 292) Kaatzer, Zur Phthiseotherapie. [Balneol. Section d. Ges. für Heilkunde zu Berlin.] (Verhandlungen der Ges. für Heilkunde. 1886. p. 109.) — 295) Koränyi, Lungenschwindsucht. (Eulenburg’s Realeneyclopädie d. ges. Heilkunde. 2. Aufl. Bd. XII. p. 240.) — 294) Meissen, Ueber Lungenschwindsueht und ihre Behandlung. Berlin (Grosser) 1884. — 295) Pollock, Croonian lectures on modern theories and treatment of phthisis. (Lancet. 1883. I. p. 348, 442, 530, 583, 717.) — 296) de Renzi, Sulla tubercolosi polmonare. (Rivista clin. e terapeut. 1885. p. 377.)— 297) Derselbe ,Sulla cura della tubercolosi. (Morgagni. 1887. No. 12. p. 775.) — 298) Ricklin, Le traitement Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 7193 antiparasitaire de la tuberculose. — Chirurgie pulmonaire antiseptique. (Gaz. med, de Paris. 1888. No. 38. p. 451.) [Kritisches Referat über (96b) (105) und die Lungenchirurgie.] — 299) Rühle, Die Lungenschwindsucht und die acute Miliar- tubereulose. (V. Band. 3. Theil des Handbuchs der speciellen Path. und Ther. Hrsg. von v. Ziemssen. Leipzig 1887.) — 300) Schnitzler, Der gegenwärtige Stand der Kehlkopf- und Lungentuberculose. (Wiener med. Presse. 1884. No. 15. 18. 20—22. 26.) — 301) See, Germain, Die bacilläre Lungenphthise. (Deutsche ' Ausgabe von M. Salomon. Berlin. 1886.) — 302) Solis-Cohen, $., Recent ad- vances in the treatment of pulmonary consumption. (Medical News. 1887. IL p. 381.) — 303) Sormani e Brugnatelli, Ricerche sperimentali sui neutralizzanti de baeillo tubercolare a scopo profilattico e terapeutico. (Annali univ. di med. e chir. 1885. p. 97. Febr.) — 304) Yeo, Burney, Clinical lectures on the treatment of disease. V. The treatment of Phthisis. (Med. Times and Gazette. 1885. L p. 407.) Bekanntlich war S&e einer der Ersten, der sich mit einer grösseren Arbeit rückhaltlos auf den Boden der Koch’schen Ent- deckung stellte. Dies, ferner der fliessende Stil, die vollständige Beherr- schung des Stoffes und auch der fremden Litteratur, und die Aus- führlichkeit — das Werk hat 528 Seiten, von denen über ein Drittel der Therapie gewidmet sind — zeichnet sein Lehrbuch (301) aus; andererseits wird freilich die Ausführlichkeit oft zur Weit- . schweifigkeit, die Uebersichtlichkeit leidet Noth und es finden sich theils zahlreiche Wiederholungen, theils Sachen, die mit dem Thema nur sehr locker im Zusammenhang stehen. Die Therapie theilt er in eine klimatische und eine antivirulente ; unter letzterer gruppirt er die Arzneimittel in vier Classen: 1. Necrophytica, Trophica und Respiratoria: Jod und Arsen; 2. Sparmittel oder Stofiverluster- mässiger; 3. necrophytische ozonisirende und pulmonale Substan- zen: Sauerstoff, Ozon, Benzoösäure, Kreosot, Terpentin, Schwefel und seine Verbindungen; 4. mineralische Nährmittel. Auch die dritte Auflage des Handbuches der Lungenschwind- sucht in dem Ziemssen’schen Sammelwerke fusst natürlich ganz auf der bacillären Aetiologie. Die frühere Eintheilung in Lungen- schwindsucht, acute Miliartuberculose und chronische und acute Tuberculose ist weggefallen und behandelt Rühle (299) den Ge- genstand in einem gegen früher wesentlich verkleinertem Bande. Dabei ist aber freilich die Therapie äusserst stiefmütterlich be- dacht; es kommen auf sie 15 von 163 Seiten. Sie ist deshalb auch nur sehr allgemein behandelt; von antiseptischen Behandlungs- methoden sind nur kurz die Inhalationen und die Lungenchirurgie, dann die Arsenik- und Kreosotbehandlung erwähnt. Etwas mehr wird die Monographie von Koränyi (293) der Phthiseotherapie gerecht; von der antibakteriellen finden Erwäh- nung die Cantani’sche und Bergeon’sche Methode, sowie das Kreosot. Debove (250) plaidirt bei der Unzulänglichkeit der bisherigen parasiticiden Mittel für eine indirekte Einwirkung auf den Krank- heitserreger (Climatotherapie, Suralimentation etc.) Bamberger (274) bespricht die Therapie der Phthise und speciell die antibakterielle nur kurz. Nach ihm erwartet man vom Jod heutzutage gar nichts mehr, auch das Arsen hat direkt auf die Tuberculose keinen Einfluss, Kreosot hat sich gleichfalls nicht 194 Wesener, bewährt. Inhalationen von Stickstoff wirken beruhigend ein, einen direkten Einfluss auf die Krankheit haben sie aber nicht; ebenso sind Inhalationen mit Antimycoticis ganz erfolglos geblieben. Der grösste Theil der Vorlesungen von Pollock (295) ist ebenfalls der Geschichte und Pathologie der Tuberculose gewidmet. Was die Therapie angeht, so hält er nicht viel von der gewöhn- lichen Art der Inhalation, empfiehlt hingegen, die Patienten in Zimmern, deren Luft mit medicamentösen Dämpfen (Carbol, schwef- lige Säure, Jodoform u. del.) imprägnirt ist, stundenlang verweilen zu lassen, wie es in dem Hospital for consumption and diseases of the chest zu Brompton geschieht. Eröffnung und chirurgische Be- handlung hält er nur bei Basiscavernen, dagegen nicht bei Höhlen in den Lungenspitzen für prognostisch einigermaassen günstig. Nach Green (237) bedingen drei Umstände die Lungenschwind- sucht :die constitutionelle Sch wäche, die dasIndividuumzur Erkrankung und Weiterverbreitung derselben geneigt macht, gewisse Zustände der Lungenspitzen, die die Entwicklung des phthisischen Processes begünstigen, und die Einführung von Mikroorganismen — des Tu- berkelbacillus — von ausserhalb. Die Therapie gegen die beiden ersten Punkteist eine diätetisch-klimatischeu.s.w. Was den dritten Punkt anbetrifft, so muss man versuchen, sowohl die Ansiedlung des Bacillus zu verhindern, als auch ihn nach seinem Eintritte in den Organismus zu zerstören. Für am rationellsten zu letzterem Zwecke hält @. antiseptische Inhalationen und zwar am besten die Behandlung mittelst einer mit Medicamenten imprägnirten Atmo- sphäre, eine Therapie, die freilich noch sehr vernachlässigt sei. Schnitzler (300) bespricht der Reihe nach die in den letz- ten Jahren empfohlenen Mittel und seine Erfahrungen mit den- selben. Arsen hält er für kein specifisch wirkendes Mittel; vom Phosphor sah er keine nennenswerthe Wirkung. Sublimat ergab bei Inhalationen, wie auch Inunctionskuren schlechte Resultate. Zum Gebrauche bei Inhalationen empfiehlt er die sich leicht ver- flüchtigenden Mittel, Terpentin, Perubalsam, Fichtennadel- und Latschenöl, Karbolsäure und betont als Wirksamkeit dieser Be- handlung besonders die Behebung des Katarrhs und die Modifi- eirung und Entfernung des Secretes, wodurch den Spaltpilzen der Boden für ihre Entwicklung und Vermehrung entzogen werde. In seiner Monographie, die eine gute gedrängte Uebersicht über den damaligen Stand der Kenntnisse der Schwindsucht dar- stellt, giebt Meissen (294) an, dass er mit Arsenik keine günsti- sen Resultate gesehen habe, erwähnt kurz die Kreosotbehandlung und verbreitet sich ausführlicher über die Inhalationen, Klimato- therapie etc. Im Anschluss an diesen Aufsatz erörtet Brügel- mann (275) die Frage der Inhalationen, die er sehr vertheidigt, etwas eingehender. Burney Yeo (304) bespricht die medicamentöse Phthiseo- therapie. In dieser Hinsicht theilt er die Schwindsucht in drei Gruppen: eine heilbare, eine unheilbare, aber besserungsfähige, in der die Krankheit zum Stillstand gebracht werden kann, und eine weder zu heilende, noch zu bessernde, Einfluss auf den Erfolg Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht, 7195 der Therapie hat ferner die Widerstandskraft des Organismus; ein - Mittel, das gegen die Schwindsucht in frühen Stadien sehr wirk- sam sein kann oder bei dem einen Kranken, ist oft in vorgeschrit- tenem Stadium oder bei einem anderen Kranken ohnmächtig. Er statuirt dann als allein richtiges Prineip das, den Bacillus selbst zu bekämpfen und seine Weiterverbreitung auf noch gesunde Theile der Lunge und auf andere Organe zu hindern, und zu diesem Zwecke das Mittel auf demselben Wege, auf dem die Infection zu Stande kam, einzuverleiben. Weiter vertheidigt er die Inhalations- methode gegen die ihr gemachten Vorwürfe und führt eine grosse Anzahl von Autoren an, die mit Inhalationen von Antisepticis — Kreosot, Thymol, Terpentin, Eucalyptol ete. — mittelst seines oro- nasalen Respirators gute Erfolge erzielt haben. Jacobi (285) kommt am Schlusse seiner Uebersicht über die Versuche auf dem Gebiete der ätiologischen Phthisistherapie des Jahres 1886 zu dem Schlusse, dass dieselbe zur Zeit noch aus- sichtslos, und deshalb nicht mit ihr die Zeit zu verlieren, sondern der Kranke möglichst schnell an einen klimatischen Curort zu diri- giren sei. Auch Eloy (285) kommt zu dem Resultate, dass weder die Inhalationen, noch die parenchymatösen Injectionen, noch die „Ve- hiculation du sang“ (darunter begreift er die subcutane Injection und die Methode Bergeon) bis jetzt sichere Erfolge aufzuweisen habe, da eben das sichere Desinficiens fehle, und dass man deshalb auf die diätetische und hygienische Behandlung recurriren müsse. Ebenso lest Ewald (286), da die Entdeckung des Bacillus für eine eigentliche bakterielle Therapie noch keinerlei Resultate geliefert habe (auch nicht das Arsen), den Hauptwerth auf die Prophylaxe der Tuberculose. Jaccoud (290) ist gleichfalls der Ansicht, dass der Einfluss der Entdeckung des Baecillus auf die Behandlung der Schwind- süchtigen gleich Null ist. Alle seitdem empfohlenen Methoden — Arsen, Kreosot, Carbol ete. — sind schon vor der Entdeckung des Bacillus ausgiebig angewendet worden. Die praktische Mediecin verdankt, wie er in dem früheren Aufsatze (289) hinzufügt, „der Entdeckung nur die unglücklichen‘ zu Berlin gemachten Versuche und die intraparenchymatösen Injectionen“, die er scharf ver- urtheilt. Eichstädt (284) ist der Ansicht, dass die Tuberculose vom Darmkanal aus entstehe. Um die „sauren Gährungen“ (?!), die zur Tuberculose disponiren, zu beseitigen, giebt er Natronlösungen, ferner Calomel (?) — um Sublimatwirkung zu entfalten — und Jodkalium. Durrant (283) empfiehlt die Meunier’schen antiseptischen Kapseln — mit Phenol, Eucalyptol, Jodoform, Kreosot, Menthol etc. allein oder combinirt —, ohne ihre Wirksamkeit zu begründen. Jouret (291) behandelt die Phthise mit so ziemlich allen gegen dieselbe empfohlenen Methoden gleichzeitig. Gegen den localen Process giebt er Kreosot intern und als Inhalation, ferner Aörotherapie, Nutrientia, Suralimentation, Cauterisation etc. Unter 796 Wesener, dieser Behandlung sind ihm von über 100 Phthisikern bloss drei gestorben, die anderen sind geheilt (?), wenn auch nicht radical, so doch so, dass sie ihre Beschäftigung wieder aufnehmen konnten. Freilich ist der Autor selbst so vorsichtig, dass er nicht für eine Heilung für das Leben garantirt. Kaatzer (292) verwirft die Inhalationsmethode, redet da- gegen der Kreosotbehandlung — er hat 61 Patienten mit der Fraentzel’schen Mischung mit ganz ausgezeichnetem Erfolge behandelt — und der Klimatotherapie das Wort. Hiller (96b) führte an 81 Tuberculösen Versuche mit anti- septischen Behandlungsmethoden durch. Er verwendete Inhalationen von Gasen, Dämpfen und zerstäubten Flüssigkeiten, direkte intra- parenchymatöse und subcutane Injection, schliesslich interne Dar- reichung; von antiparasitären Substanzen kam zur Anwendung Sublimat, Jodoform, Brom, Aethylalkohol, Methylalkohol, Schwefel- wasserstoff, arsenige Säure, Borsäure, salicylsaures Natron. Die Patienten waren nur solche, bei denen der phthisische Process und die Consumption noch nicht zu weit vorgeschritten war. Es gelang ihm niemals, den Krankheitsprocess in den Lungen zu hemmen, oder die Bacillen aus dem Sputum zum Verschwinden zu. bringen. Verhältnissmässig die besten Resultate gab noch die subcutane Behandlung mit Sublimat; doch trat auch hierbei nur eine Besserung, aber nie eine vollkommene Heilung ein. De Renzi (296) behandelte 31 Schwindsüchtige mit Anti- septicis; davon wurden 1 ganz bedeutend, 2 beträchtlich, 3 ziemlich, 10 nur leicht, 12 gar nicht gebessert, 3 starben. Von diesen wurden 13 mit Ozoneinathmungen, 3 mit Einathmung ver- dichteter Luft und Joddämpfen, Ausathmung in verdünnte Luft, 4 mit Dämpfen von salpetriger Säure, 7 intern mit kohlensauren Alkalien behandelt. Die Besserung bestand in Hebung des Körper- gewichtes, Besserung des Hustens, Auswurfes und Allgemeinbe- findens. Fieber, Schweisse und der Lungenbefund wurden nicht wesentlich beeinflusst; über das Verhalten der Bacillen ist nichts gesagt. In einem späteren Aufsatz (297) formulirt de Renzi seine Erfahrungen folgendermaassen: Die Carbolsäure hat in den klinischen und experimentellen Untersuchungen keine Wirkung gegen Schwind- sucht bethätigt, hingegen haben sich die Inhalationen von Jodo- form, Terpentin, Jod, Schwefelwasserstoff, Acidum sulfurosum, Ozon und Salpeterdämpfen als nützlich erwiesen; das Kreosot, in starken Dosen verordnet, lässt das Bronchial- und Cavernensekret be- trächtlich abnehmen und bessert die Allgemeinernährung; die In- jectionen von Kohlensäure ins Rectum haben sich in der Bekäm- pfung des Hustens wirksam gezeigt, einen curativen Effect auf die Schwindsucht jedoch nicht entfaltet; die besten Resultate sind vom Gebrauche des Jods und Jodoforms, letzteres mitunter in der Dose bis zu 3 gr pro die, erhalten worden, in leichteren Fällen manchmal eine vollständige Heilung. Dujardin-Beaumetz (282) musste in seinem Vortrage constatiren, dass die antiseptischen Inhalationen nicht das gehalten Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 7197 hätten, was sie versprachen. Er berichtet dann über verschiedene Methoden. Injectionen von Phenol hat.er auf seiner Klinik ver- sucht mit ziemlich guten Resultaten. Mit der Bergeon’schen Me- thode hat er Besserung, aber kein vollständiges Verschwinden der Krankheitssymptome gesehen. Die subcutanen Injectionen von sonst unlöslichen Mitteln, in „fHüssigem Vaselin“ gelöst, gaben ebenfalls keine Heilung; Schwefelwasserstoff und Schwefelkohlenstoff nur vorübergehende Besserung, Eucalyptol Besserung im Befinden, aber Persistenz der Bacillen. Zum Schlusse werden die neuen In- halationsmethoden besprochen: Pikrinsäure, ferner das Jacobelli- sche Atmiometer (bei 5 Tuberculösen trat danach Besserung der Expectoration, aber keine Beeinflussung der Bacillen auf), die In- halationen von schwefliger Säure (er hat sie verwendet, doch ist die Zeit noch zu kurz, um ein abschliessendes Urtheil zu gestatten), schliesslich die subcutanen Injectionen von Acidum sulfurosum in Vaselinum liquidum, wobei die Resultate schlechter sind wie bei der Inhalation. Calmon (277) fasst seine Resultate folgendermaassen zu- sammen: 1) Jodoform hat ihm nichts geleistet, die Bacillen sind ‚nicht aus dem Sputum verschwunden; 2) die Rectalinjectionen haben ebenfalls wenig gewirkt; 3) Anilin in Lösung, Pillen etc. hat schlechtere Resultate wie Theer gegeben; 4) Natrium sulfurosum und die Sulfite zerstören die Bacillen nicht; 5) die subcutanen In- jectionen von Eucalyptol geben keine besseren Resultate. Er ist deshalb zum Kreosot zurückgekehrt und hat danach Besserung, und einige Male vollständiges Verschwinden der Bacillen beobachtet. Solis-CGohen (302) behandelt die Phthise diätetisch, hy- gienisch und tonisirend. Er bespricht die Kreosot- und Jodoform- behandlung — letztere hat ihm in einem Falle gute Dienste ge- leistet — dann die Inhalationen, von denen er für nützlich hält Kreosot, Aethyljodid, Terebin, Terpentinöl, Benzoötinctur, Thymol ünd Chloroform, während Eucalyptol ihm kein Resultat ergab. Weiter geht er auf die Inhalationen von schwefliger Säure und die Me- thode Bergeon ein (über seine Resultate mit dieser s. 0.). Letztere ist seiner Meinung nach besonders. dann indieirt, wenn septische Processe die Tuberculose begleiten. Zum Schlusse noch zwei experimentelle Arbeiten. Chioti (278) suchte an vier mit tuberculösem Sputum ge- impften Kaninchen die Wirkung des Sublimats, der Carbolsäure und des Terpentinöls. Das erste, sowie das Kontrolethier starben; die zwei anderen waren zur Zeit der Publication noch lebend. Doch wollte Verf. hieraus noch keine Schlüsse ziehen, sondern hoffte Seine Untersuchungen fortsetzen zu können. Coze und Simon (279) injicirten unter anderen Versuchen auch Meerschweinchen tuberculöse Sputa und behandelten die Thiere gleich darauf oder erst nach Entwicklung der Tuberculose mit verschiedenen Medicamenten — Sublimat, Eucalyptol, Schwefel- wasserstoff, Kreosot, Helenin, Thymol ete. Sämmtliche Versuche fielen negativ aus, die Tuberculose wurde nicht beeinflusst, 7198 Neue Litteratuf. Die Arbeiten von Sormani und Brugnatelli sind schon im III. Bande dieses Blattes S. 723 und 724 erwähnt und hier nur der Vollständigkeit halber nochmals angeführt. Fränkel, C., Die Einwirkung der Kohlensäure auf die Lebensthätigkeit der Mi- kroorganismen. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. 1888. Heft 2. p. 332—362.) Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. ARTHUR WÜRZBURG, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Feroei, C. A., Brevi notizie intorno al tyrotoxicon. (Annali univ. di med. e chir. 1888. Ottobre. p. 241—251.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. Haudring, E. von, Ueber den Bakteriengehalt einiger Gebrauchswässer Dorpats. (Petersb. medic. Wochenschr. 1888. No. 45. p. 385 —386.) - Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur, Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. Hanau, A., Einige Bemerkungen über den heutigen Stand der Lehre von der Heilung und der Immunität. (Fortschr. d. Medic. 1888. No. 22. p. 849—860.) Mericourt, J., et Richet, Ch., De la transfusion peritoneale et de limmunite qu’elle confere. (Compt. rend. de ’Academie des sciences de Paris. T. CVII. 1888. No. 19. p. 748—750.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infectiöse Allgemeinkrankheiten. Sachsen. Verordnung des Rathes der Stadt Dresden, die Verhütung der Ver- breitung ansteckender Krankheiten in der Schule betr. Vom 25. Juni 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 48. p. 704.) Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest. Geissler, A., Bericht über den Typhus. (Schmidts Jahrb. Bd. CCXX. 1888. No. 11. p. 185—216.) Yvert, A., D’un nouveau mode de traitement curatif et prophylactique du’ cho- lera asiatique. (Gaz. hebdom. de med. et de chir. 1888. No. 44—46. p. 694— 696, 710-713, 726— 728.) Neue Litteratur. 199 Wundinfeetionskrankheiten. (Eiterung, Phlegmone, Erysipel, acutes purulentes Oedem, Pyämie, Septikämie, Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulniss.) Napier, A. D. I.., Puerperal fever a preventable disease. (Brit. Med. Journ. No. 1455. 1888. p. 1132 —1133.) Infeetionsgeschwülste. (Lepra, Tubereulose [Lupus, Skrophulose], Syphilis [und die anderen venerischen Krankheiten].) Cornet, G., Die Verbreitung der Tuberkelbacillen ausserhalb des Körpers. (Zeit- schr. f. Hygiene. Bd. V. 1888. Heft 2. p. 191—331.) Cutler, C. W., Gonorrhoeal infection of the mouth. (New York Med. Journ. 1888. Vol. II. No. 19. p. 521.) Di Bella, G., e Ingria, V. E., Sulle blennorrhagie muliebri. (Gazz. d. ospit. 1888. No. 89-92. p. 706—707, 714—715, 722—724, 730 —731.) Traey, J. L., Prevention of syphilis. (Med. Standard. 1888. Nov. p. 132—135.) Diphtherie und Croup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, Mumps, Rückfallsfieber, Osteomyelitis. Anand, TER de, Strict quarantine in diphtheria. (Med. Standard. 1888. Nov. p. 134—135.) Deichler, Ueber den Ursprung des diphtherischen Giftes. (Deutsche Medicinal- Zeitg. 1888. No. 94. p. 1119—1120.) B. Infectiöse Localkrankheiten. Harn- und Geschlechtsorgane. Perret, L., Nephrite bacterienne primitivee (Lyon med. 1888. No. 45, 47. p. 319-326, 411—423)) C. Entozootische Krankheiten. ° (Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, Anchylostomum, Trichocephalus, Oxyuris.) Mastin, W. M., The history of the Filaria sanguinis hominis, its discovery in the United States, and especially the relationship of the parasite to chylocele of the tunica vaginalis testis. (Annals of Surg. 1888. November. p. 3321—362.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen und Thieren. Milzbrand. Montgomery, D. W., Anthrax. (Pacific Med. and Surg. Journ. and Western Lancet. 1888. No. 10. p. 583—586.) \ Rotz. Kühne, H., Ueber Färbung der Bacillen in Malleusknoten. (Fortschr. d. Medie. 1888. No. 22. p. 860 —863.) Tollwuth. Högyes, A., Die Erfolge der Pasteur’schen Schutzimpfung gegen Lyssa. (Termes- zettudomänyi közlöny. 1888. November-Heft.) [Ungarisch.] 800 Neue Litteratur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Thieren. Säugethiere. A. Infeetiöse Allgemeinkrankheiten. Jahresbericht über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reiche Bearb. im kais. Gesundh.-Amte zu Berlin. 2. Jahrg. Das J. 1887. gr. 8° XII, 326 p. m. 7 Karten. Berlin (Julius Springer) 1888. 12 M. Stand der Thierseuchen in der Schweiz im Juli und August 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1883. No. 48. p. 702.) Stand der Thierseuchen in Belgien im zweiten Vierteljahr 1888. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 48. p. 703.) Tubereulose (Perlsucht). Mecklenburg-Strelitz. Bekanntmachung, betr. Erhebungen über Stand und Ver- breitung der Perlsucht unter dem Rindvieh. Vom 27. Sept. 1888. (Veröffent!. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1888. No. 48. p. 705.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Giard, A., Sur la castration parasitaire du Lychnis dioica L. par l!’Ustilago an- therarum Fr. (Compt. rend. de ’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVII. 1888. No. 19. p. 757—759.) Inhalt. Babes, V., Sur l’hemoglobinurie bacte- | Grund der Epidemie der Jahre 1885/86 rienne du boeuf, p. 778. in St. Petersburg, p. 777. Benecke, F., Ueber die Mykorhiza. (Orig.) Wierzejski, A., Kleiner Beitrag zur Kennt- (Schluss), p. 781. niss des Psorospermium Haeckelii, Bollinger, O., Ueber Cysticercus cellulo- p. 781. sae im Gehirne des Menschen, p. 780. Grassi, Battista, Nachtrag zu meinem Untersuchungsmethoden, Instru- Aufsatze „Beiträge zur Kenntniss des a mente etc. 2 Entwieklungscyclus von fünf Parasiten | Petri, R. J., Einfacher Apparat zum Ein- des Hundes (Taenia cucumerina Goeze; spritzen von Flüssigkeiten für bakte- Ascaris marginata Rud.; Spiroptera riologische Zwecke. Mit 1 Abbildung. sanguinolenta Rud.; Filaria immitis (Orig.), p. 785. Leidy und Haematozoon Lewis.) (Orig.), Schutzimpfung und künstliche D- HAB, i i Infectionskrankheiten. Höriconrt, J. et Bichet, Ch., Sur) unlmz Protopopoff, N., Ueber die Vaceination Grobe upyoe ze er erlune er der Hunde gegen Tollwuth. (Orig.) coecus pyoseptieus) et sur la vacceina- : tion contre ses effets, p. 779. p- 787. Moos, Zur bakteriellen Diagnostik und Entwicklungshemmung und Vernichtung Prognostik der Mittelohreiterungen, der Bakterien und Parasiten. RER: Wesener, F., Die antiparasitäre Behand- ae ur Se A TE lung der ungen (Orig.) bacillen. (Orig.), p- 769. ' (Schluss), p. 791. Puschkareff, W,, Zur pathologischen ? Anatomie der Febris recurrens. Auf Neue Litteratur, p. 798. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, Ausgegeben am 15. December 1888, NTRALBLATZ Bakteriologie und Parasitenkunde, In Verbindung mit Geh, Hofr, Prof, Dr, Leuckart una Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifswald, herausgegeben von Dr. OÖ. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. | II. Jahrg. 1888. END IV. Band. No. 26. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. -—3% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $%e- Die Redaction des „Centralblatts für Bakteriologie etc.“ richtet an die Herren Fachgenossen und Forscher, welche auf den Gebieten der Bakteriologie und Parasitenkunde ar- beiten, die ergebene Bitte, sie durch rasche Uebersendung von Separat-Abdrücken ihrer Veröffentlichungen, sowie durch einschlagende Mittheilungen baldigst und aus- giebigst unterstützen zu wollen. Systematisches Inhaltsverzeichniss. I. Originai-Mittheilungen. Babes, Ueber einige Apparate zur Bakte- rienuntersuchung. Mit 11 Abbild. i9 Bartoschewisch, Die feuerfesten Watte- pfropfen für die bakteriologischen Pro- birgläser. 212 Belfanti u. Pescarolo, Ueber eine neue pathogene Bacterium-Art, entdeckt im Tetanusmaterial. 513 Bender, Ueber den Erysipelcoceus (Fehl- eisen). 10. 30.2. 70 Benecke, Ueber die Mykorhiza. 753. 781 Bonome, Pleuro-Pericarditis und Cerebro- Spinal-Meningitis serofibrinosa durch einen dem Diplococcus pneumoniecus sehr ähnlichen Mikroorganismus er- zeugt. 321 Buchner, Eine neue Methode zur Kultur anaörober Mikroorganismen, Mit1 Ab- bildung. 149 —, Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbacillen. Mit einer lithogra- phischen Tafel. 353. 385 802 Be Bujwed, Neue Methode zum Diagno- stieiren und Isoliren der Cholerabakte- rien. (Orig.) 494 —, Traubenzucker als Ursache der Eite- rung neben Staphylococcus aureus. 577 Cattaneo, Ueber ein mit Cilien versehenes parasitisches Infusorium im Blute von Carcinus maenas. 193 De Bruyne, Ueber eine neue Monadine, Bambekia cornuviospora. Mit einer lithographischen Tafel. 1 Ferrari, Ueber das Verhalten von patho- genen Mikroorganismen in den subeu- tan einzuspritzenden Flüssigkeiten. 744 Fischer, Ueber Bakterienwachsthum bei 0° C, sowie über das Photographiren von Kulturen leuchtender Bakterien in ihrem eigenen Lichte. 89 Frank, Ueber den Untergang der Milz- brandbacillen im Thierkörper. 710.737 Gamaleia, Zur Aetiologie der Hühner- cholera. 161 Grassi, Beiträge zur Kenntniss des Ent- wicklungscyclus von fünf Parasiten des Hundes (Taenia cucumerina Goeze; Ascaris marginata Rud.; Spiroptera sanguinolenta Rud.; Filaria immitis Leidy und Haematozoon Lewis). 609 —, Nachtrag zu obigem Aufsatze. 776 Hueppe, Ueber die Verwendung von Eiern zu Kulturzwecken. 80 Israel, Bemerkungen zu Dr. R. Neuhauss: „Die Entwicklung der Mikrophoto- graphie in den letzten zwei Jahren mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Mi- kroorganismen.‘ 345 Janowski, Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. Mit einer Abbildung. 547 Ludwig, Der braune Schleimfluss. Eine neue Krankheit unserer Apfelbäume. 323 —, Weiteres über den Schleimfluss der Bäume. 453 Neuhauss, Die Entwicklung der Mikro- photographiein den letzten zwei Jabren mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Mikroorganismen. 81. 111 —, Entgegnung auf Dr. Israel’s „Be- merkungen‘. 346 —, Bemerkung zu Stenglein’s Erwide- rung. 283 Perroncito, Ueber die Art der Verbreitung des Cercomonas intestinalis. 220 Perroneito, Chytridium elegans n. sp. 295 Petri, Einfacher Apparat zum Einspritzen von Flüssigkeiten für bakterivlogische Zwecke. Mit 1 Abbildung. 788% Zfuhl, Zur Sporenbildung der Typhus- bacillen. 769 Plaut, Ueber eine Verbesserung meiner Wassersterilisationsflaschen. 152 Protopopof, Zur Immunität für Tollwuth- gift bei Hunden. 85. 117 — , Ueber die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth. 787 Schmelck, Steigerung -des Bakterienge- halts im Wasser während des Schnee- schmelzens. 195 —, Eine Gletscherbakterie. 545 Schottelius, Beobachtung kernartiger Kör- per im Innern von Spaltpilzen. 705 Sehlen, v., Kleine Beiträge zur bakterio- logischen Methodik. Mit 1 Abbildung. 685. 722 Sorokin, Ueber Algophaga pyriformis (gen. etspec. n.) Mit 1 lithographischen Tafel. 419 —, Parasitologische Skizzen. Mit 1 litho- graphischen Tafel. 641° Stenglein, Erwiderung auf den Artikel von Dr. Neuhauss: Die Entwicklung der Mikrophotographie in den letzten zwei Jahren. 282 Sternberg, Bemerkungen zu dem Referate | in Bd. IV. No. 8 dieses Centralblattes. Mit einer Abbildung. 572 Tassinari, Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allge- meinen und im Besondern auf die krankheitserzeugenden. Mit 2 Abbil- dungen. 449 Tenholt, Neue Studien über die Pebrine- Krankheit der Seidenspinner. 481 Van Overbeek de Meyer, Bemerkungen zu dem Referate des Herrn Professor Gruber über meinen Desinfectionsapparat. 338 Weibel, Untersuchungen über Vibrionen Mit 10 Abbildungen. 225. 257. 289 Weichselbaum, Nachtrag zum zusammen- fassenden Berichte über die Aetiologie der Tuberculose. 206 Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 499. 531. 567. 596. 630. 662. 691. 727. 758. 791 Zettnow, Das Kupfer-Chrom-Filter. 51 Zschokke, Ein weiterer Zwischenwirth des Bothriocephalus latus. 417 Il. Zusammenfassende VUebersichten. Bender, Ueber den Erysipeleoccus (Fehl- eisen). 10. 35. 70 Benecke, Ueber die Mykorhiza. 753. 781 Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. 499. 531. 567. 596. 630. 662. 691. 727. 758. 791 ui, 2 By. Un ara © Se ee III. Allgemeines über Bakterien und andere pflanzliche Mikro- organismen, Babes, Ueber isolirt färbbare Antheile von Bakterien. 747 Raulin, Observations sur l’action des miero-organismes sur les matieres co- lorantes. 620 Sorokin, Parasitologische Skizzen. Mit 1 lithographischen Tafel. (Orig.) 641 Straus, Sur l’absence de microbes dans l’air expire. 5 Geschichte der Bakteriologie etc. Bender, Ueber den Erysipeleoccus (Fehl- eisen). (Orig.) 10. 35. 70 Hueppe, Historisch-Kritisches über den Impfschutz, welchen Stoffwechselpro- dukte gegen die virulenten Parasiten verleihen, 122 Neuhauss, Die Entwicklung der Mikro- photographie in den letzten zwei Jahren mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Mikroorganismen. (Orig.) sr 111 Predöhl, Die Geschichte der Tuberculose. 625 Simmonds, Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse über die Aetiologie des Abdominaltyphus. 6 Weichselbaum, Nachtrag zum zusammen- fassenden Berichte über die Aetiologie der Tuberceulose (Orig.) 206 Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. (Orig.) 499. 531. 567. 596. 630. 662. 691. 727. 758. 791 Schriften zur Systematik und Bio- logie der Bakterien und anderer pflanzlicher Mikroorganismen. Adametz, Die Bakterien der Trink- und Nutzwässer. 200 Afanassjew, Ueber die klinische Mikro- skopie und Bakteriologie der Aktino- mycosis. 207 Al Cohen, Zur Frage von der Cholera- reaction. 187 —, De Typhus-Bacil. Een experimeteel en kritisch onderzoek. 8 Amthor, Ueber den Saccharomyces api- eulatus. 650 Arloing, Sur la presence d’une matiere phlogogene dans les bouillons de cul- Register. _Benecke, Ueber die Mykorhiza. 803 Pflanzliche Mikroorganismen. ture et dans les humeurs naturelles oü ont vecu certains microbes. 209 Babes, Ueber isolirt färbbare Antheile von Bakterien. 747 —, Sur l’hemoglobinurie bacterienne du boeuf. 778 Baginsky, Zur Biologie der normalen Milchkothbakterien. 201 —, Ueber Gährungsvorgänge im kind- lichen Darmkanal und die Gährungs- therapie der Verdauungskrankheiten. 4307 Belfanti und Pescarolo, Ueber eine neue pathogene Bacterium-Art, entdeckt im Tetanusmaterial. (Orig.) 513 Bender, Ueber den Erysipelcoccus (Fehl- eisen). (Orig.) 10.,38:°70 (Orig.) 753. 781 Bület, Sur le cycle evolutif d’une nou- velle Bacteriac&e chromogene et marine, Bacterium Balbianii. 454 Bitter, Kommt durch die Entwicklung von Bakterien im lebenden Körper eine Erschöpfung desselben an Bakterien- Nährstoffen zu Stande? 476 —, Ueber die Verbreitung des Vaceins und über die Ausdehnung des Impf- schutzes im Körper des Impflings. 468 Bonome, Pleuro-Pericarditis und Cerebro- Spinal-Meningitis serofibrinosa durch einen dem Diplococcus pneumonicus sehr ähnlichen Mikroorganismus er- zeugt. (Orig.) 321 Born, Erfahrungen über das Kreolin. 124 Braatz, Zur Aktinomykose. Zweigbakte- rien im Harn. 208 Brieger, Ueber das Vorkommen von Te- tanin bei einem an Wundstarrkrampf erkrankten Individuum. 173 Buchner, Untersuchungen über den Durch- tritt von Infectionserregern durch die intacte Lungenoberfläche. 98 — ‚Eine neue Methode zur Kultur anaö- rober Mikroorganismen. Mit 1 Abbil- dung. (Orig.) 149 — , Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbaeillen. Mit 1 lithographischen Tafel. (Orig.) 353. 385 Bujwid, Traubenzucker als die Ursache der Eiterung neben Staphylococeus au- reus. (Orig.) 577 Chotzen, Gewebsveränderungen bei sub- eutanen Kalomelinjectionen. 60 Clado, Deux nouveaux bacilles isoles dans les urines pathologiques. 129 —, Bacteriologie de la fievre urineuse. 129 Dr“ 804 Councilman, Some further investigations on the malarial germ of Laveran. 131 —, Neuere Untersuchungen über Lave- ran’s Organismus der Malaria. 456. Dangeard, Notes mycologiques. 372 —, Sur un nouveau genre de Chytri- dinees parasite des Algues. 528 De Jager, lets over den invloed van bacteriön op de digestie. 172 Dietel, Verzeichniss sämmtlicher Uredineen nach Familien ihrer Nährpflauzen ge- ordnet. 337 Dubois, Sur le röle de la symbiose chez certains animaux marins lumineux. 580 Eberth und Schimmelbusch, Der Baeillus der Frettchenseuche. 48 Eidam, Ueber einen neuen Schimmelpilz. 408 Eisenberg, Ueber die desinfieirende Wir- kung und die praktische Anwendungs- weise des Kreolin. 123 Eisenlohr, Das interstitielle Vaginal-, Darm- und Harnblasenemphysem zu- rückgeführt auf gasentwickelnde Bak- terien. 267 Ernst, Ueber den Bacillus xerosis und seine Sporenbildung. 47 Escherich, Die Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal. 430 Farlow and Seymour, A provisional host- index of the fungi of the United- States. 530 Ferrari, Ueber das Verhalten von pa- thogenen Mikroorganismen in den sub- cutan einzuspritzenden Flüssigkeiten. (Orig.) 744 Fischer, Ueber Bakterienwachsthum bei 00 C. sowie über das Photographiren von Kulturen leuchtender Bakterien in ihrem eigenen Lichte. 89 Foa, Pio und Bordoni-Uffreduzzi, Ueber die Aetiologie der „Meningitis cerebro- spinalis epidemica‘*. 40 Frank, Ueber den Untergang der Milz- brandbacillen im Thierkörper. (Orig.) STE Freudenreich, De l’antagonisme des bac- teries et de l’immunite qu’il confere aux milieux de culture. 212 Galtier, Sur un microbe pathogene chro- mo-aromatique. 109 Gamaleia, Sur l’&tiologie de la pneumonie fibrineuse chez l’homme. 556 —, Sur la destruction des mierobes dans les organismes febrieitants. 213 —, Zur Aetiologie der Hühnercholera. (Orig.) 161 —, [Academie des sciences, seance 20 aoüt 1888]. 473 —, Vibrio Metschnikovi, son mode na- turel d’infection. 714 Register. Gamaleia, Vibrio Metschnikovi (n. sp.) et ses rapports avec le microbe du cholera asiatique. 553 Giard, Sur le Nephromyces, genre nou- veau de Champignons parasites du rein des Molgulidees. 49 Grancher et Chautard, Influence des va- peurs d’acide fluorhydrique sur les ba- eilles tuberculeux. 216 Grehant et Quinquaud, Sur la respiration de la levure de grains & diverses tem- peratures. 264 — —, Dosage de solutions etendues de glucose par la fermentation. 264 Hajek, Die Bakterien bei der acuten und chronischen Coryza sowie bei der Ozaena und deren Beziehungen zu den genannten Krankheiten. 400 Hansen, Recherches sur la physiologie et la morphologie des ferments alcooli- ques. VI. 390 Hartig, Der Hausschwamm, Merulius la- erymans. 683 Hericourt et Richet, Sur un microbe pyo- gene et septique (Staphylococcus pyo- septicus) et sur la vaccination contre ses effets. 779 Hildebrandt, Experimentelle Untersuchun- gen über das Eindringen pathogener Mikroorganismen von den Luftwegen und der Lunge aus. 105 Hohnfeldt, Ueber die Histogenese der durch Staphylococcus-Invasion hervor- gerufenen Bindegewebsabscesse.. 487 Iueppe, Historisch-Kritisches über den Impfschutz, welchen Stoffwechselpro- dukte gegen die virulenten Parasiten verleihen. 122 Jaubert, Du parasitisme microbien latent. 360 Jodlbauer, Ueber die Anwendbarkeit der alkoholischen Gährung zur Zuckerbe- stimmung. 168 Karg, Das Verhalten der Milzbrandba- eillen in der pustula maligna, ein Bei- trag zur Phagocytenlehre. 403 Kienitz-Gerlof, Die Gonidien von Gym- nosporangium clavariaeforme. 300 über die Blasenroste. | 755 Kitasato, Ueber das Verhalten der Ty- phus- und Cholerabaecillen zu säure- oder alkalihaltigen Nährböden. 88 Klebahn, Beobachtungen und Streitfragen Koch, Ueber Morphologie und Entwick- lungsgeschichte einiger endosporer Bak- terienformen. 358 Lagerheim, von, Mykologiska Bidrag. V. Ueber eine neue Peronospora-Art aus Schwedisch-Lappland. 529 Ledderhose, Ueber den blauen Eiter. 432 Lindner, Die Sarcina- Organismen der Gährungsgewerbe. 427 ER EIEEZTWEEEERLTNN Zöwenthal, Virus et vaccin et cholerique. 473 Ludwig, Weiteres über den Schleimfluss der Bäume. (Orig.) 453 Lübbert, Die «-Oxynaphtoösäure. 251 Mae, Sur les caracteres des cultures de Cladothrix diehotoma Cohn. 199 Malerba e Sanna-Salaris, Ricerche sul Gliserobatterio. 486 Manfredi, Boccardi e Jappelli, Influenza dei microorganismi sull’ inversione del saccarosio. 453 Marchiafava und Celli, Bemerkungen zu der Arbeit von Dr. Couneilman. 456 — —, Sulla infezione malarica. Memo- ria IV. 132 Martens, Beiträge zur Kenntniss der An- tiseptica. 55 Martin, Recherches ayant pour but de prouver qu’apres un sejour variable dans un organisme refractaire les mi- erobes tubereuleux peuvent conserver encore A des degres divers leurs pro- prietes infectieuses. 520 Metschnikof , Pasteuria ramosa, un re- presentant des bacteries & division lon- gitudinale. 17 Miler, Beiträge zur Kenntniss der Mund- pilze. 455 Monti, Sull’ etiologia della polmonite fibrinosa. 455 Müller-Thurgau, Die Edelfäule der Trau- ben. 179 Munnich, Beiträge zur Kenntniss des Fa- vuspilzes. 674 Neisser, Versuche über die Sporenbildung bei Xerosebacillen, Streptokokken und Choleraspirillen. 139 Nikiforow, Ueber das Rhinosklerom. 397 Nocard et Roux, Experiences sur la vac- eination des ruminants contre la rage par injections intraveineuses de virus rabique. 471 Nocard, Note sur la maladie des boeufs de la Guadeloupe connue sous le nom de Farcin. 331 Nuttal, Experimente über die bakterien- feindlichen Einflüsse des thierischen Körpers. 538 Oliver, Ptomaines. 265 Otembra et Neyel, Sur la conjonctivite epidemique, qui a sevi & Jassy dans le courant de l’annee 1887. 720 Pamwlowski, Culture des bacilles de la tuberceulose sur la pomme de terre. 341 Perdrix, Sur la transformation des ma- tieres azotees dans les cultures de bac- teridie charbonneuse. 464 Register. 505 Perroneito, Ueber die Art der Verbrei- tung des Cercomonas intestinalis. 220 — , Chytridium elegans n. sp. (Orig.) 295 Pfuhl, Zur Sporenbildung der Typhus- bacillen. (Orig.) 769 Pöhl, Die chemischen Eigenschaften des Wassers und die Beziehungen derselben zur Lebensthätigkeit der Mikroorga- nismen, 348 Prazmowski, Ueber Sporenbildung bei den Bakterien. 325 Rake, Report on cultivation experiments with the Baeillus Leprae. 590 Raulin, Observations sur l’action des micro-organismes sur les matieres co- lorantes. 620 - Rietsch et Jobert, L’epidemie des pores a Marseille en 1887. 270 Samter, Desinfieirende Eigenschaften der Saliceylsäure, des Thymols und einiger Antiseptica. 217 Scheurlen, Weitere Untersuchungen über die Entstehung der Eiterung; ihr Ver- hältniss zu den Ptomainen und zur Blutgerinnung. 327 Schmelck, Steigerung des Bakterienge- halts im Wasser während des Schnee- schmelzens. (Orig.) 195 —, Eine Gletscherbakterie. (Orig.) 545 Schottelius, Beobachtung kernartiger Kör- per im Innern von Spaltpilzen. (Orig.) 705 Schulz, Zur Wirkung der Hefegifte. 172 ‚Sirotinin, Ueber die entwicklungshem- menden Stoffwechselprodukte der Bak- terien und die sog. Retentionshypothese. 636 Smirnow, Ueber das Wesen der Ab- schwächung pathogener Bakterien. 474 Sorokin, Parasitologische Skizzen. Mit 1 lithographischen Tafel. (Orig.) 641 —, Ueber Algophaga pyriformis (gen. “et spec. n.). ‘Mit 1 lithographischen Tafel. (Orig.) 419 Ssemetschenko, Zur Frage der Keuch- husten-Bakterie. 300 Sternberg, The thermal death-point of pa- thogenie organisms. 265 Strassmann und Strecker, Bakterien bei der Leichenfäulniss. 67 Tassinari, Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allge- meinen und im Besondern auf die krankheitserzeugenden. Mit 2 Abbil- dungen. (Orig.) 449 Thaxter, The Entomophthoreae of the United States. 145 Ullmann, Die Fundorte der Staphylo- kokken. 174 806 Register. Unna, Die Züchtung der Oberhautpilze. 680 Uspenskij, Desinfectionswerth des vege- tabilischen Filzes (Sphagnum). 217 Vaughan und Novy, Experimental studies on the causation of typhoid fever, with special reference to the outbreak at Iron Mountain, Michigan. 236 Wasserzug, Sur les spores chez les le- vures. 232 Weibel, Untersuchungen über Vibrionen. Mit 10 Abbildungen. (Orig.) 225. 257. 289 Winogradski, Ueber Eisenbakterien. 65 Wolfheim, Ein weiterer Beitrag zur Phago- cytenlehre. 635 Fäulniss. Müller-Thurgau, Die Edelfäule der Trau- ben. 179 Strassmann und Strecker, Bakterien bei der Leichenfäulniss. 67 Weibel, Untersuchungen über Vibironen. Mit 10 Abbildungen. (Orig.) 225. 257. 289 Gährung. Adametz, Die Bakterien der Trink- und Nutzwässer, 200 Amthor, Ueber den Saccharomyces apicu- latus. 650 Baginsky, Zur Biologie der normalen Milchkothbakterien. 201 — , Ueber Gährungsvorgänge im kind- lichen Darmkanal und die Gährungs- therapie der Verdauungskrankheiten. 430 De Jager, lets over den invloed van bac- teriöen op de digestie. 172 Escherich, Die Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal. 430 Grehant et Quinquaud, Sur la respiration de la levure de grains & diverses tem- pe€ratures. 264 — —, Dosage de solutions &etendues de glucose par la fermentation. 264 Hansen, Recherches sur la physiologie et la morphologie des ferments alcooliques. vn. 390 — , Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie. I. 582 Hochsinger, Neues über Physiologie und Pathologie der Verdauung im Säuglings- alter. 432 Holm et Poulsen, Jusq’a quelle limite peut-on, par la methode de M. Hansen, constater une infeetion de ‚‚levüre sau- vage‘ dans une masse de levüre basse de Saccharomyces cerevisiae ? 359 Jacquemin, Du Saccharomyces ellipsoideus et de ses applications industrielles & la fabrication d’un vin d’orge. 299 Jodlbauer, Ueber die Anwendbarkeit der alkoholischen Gährung zur Zuckerbe- stimmung. 4168 Lindner , Die Sareina- Organismen der Gährungsgewerbe. 427 Ludwig, Der braune Schleimfluss. Eine neue Krankheit unserer Apfelbäume. (Orig.) 323 — , Weiteres über den Schleimfluss der Bäume. (Orig.) 453 Manfredi, Boccardi e Jappelli ,. Influenza dei microorganismi sull’ inversione del saccarosio. 453 Prazmowsky , Ueber Sporenbildung bei den Bakterien. 325 Schulz, Zur Wirkung der Hefegifte. 172 Warrington, Curdling of milk by micro- organisms. 394 Wasserzug, Sur les spores chez les levures. ? 232 Beziehungen der Bakterien und anderer pflanzlicher Parasiten zur unbelebten Natur. Bakterien etc. und Luft. Miquel, Dixieme memoire sur les poussieres organisees de Flair et des eaux. 276 —, Des procedes usites pour le dosage des bacteries atmospheriques. 496 Straus, Sur l’absence de microbes dans l’air expire. 5 Straus et Wurtz, Sur un procede per- fectionne d’analyse bacteriologique de l’air. 27 Troup, The diagnosis of early phthisis by the microscope. 627 Ullmann, Die Fundorte der Staphylo- kokken. 174 Bakterien etc. und Wasser. Adametz, Die Bakterien der Trink- und Nutzwässer. 200 Bokorny, Ueber den Bakteriengehalt der öffentlichen Brunnen in Kaiserslautern, 97 Brouardel et Chantemesse, Enquete sur l’origine des epidemies de fievre typhoide observees dans les casernes de la ma- rine de Lorient. 6 Emmerich, Mittheilungen über die im Jahre 1887 im hygienischen Institute zu München ausgeführten bakteriolo- gischen Untersuchungen. 155 Ferrari, Ueber das Verhalten von pa- thogenen Mikroorganismen in den sub- eutan einzuspritzenden Flüssigkeiten. (Orig.) 744 Fischer, Ueber Bakterienwachsthum bei 0% C, sowie über das Photographiren von Kulturen leuchtender Bakterien in ihrem eigenen Lichte. 89 Heyroth, Ueber den Reinlichkeitszustand des künstlichen Eises. 673 Janowski, Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. Mit einer Abbildung. (Orig.) 547 Kowalski, Ueber bakteriologische Wasser- untersuchungen. 467 Mace, Sur les caracteres des cultures de Cladothrix dichotoma Cohn. 199 Miquel, Dixieme memoire sur les poussie- res organisees de l’air et des eaux. 276 Rinatoro Mori, Ueber pathogene Bakte- rien im Kanalwasser. 360 Pöhl, Die chemischen Eigenschaften des Wassers und die Beziehungen derselben zur Lebensthätigkeit der Mikroorga- nismen. 348 Pouchet, Du röle de l’eau potable dans l’etiologie de la fievre typhoide; en- quete faite & Joigny (Yonne). 7 Reinl, Die gebräuchlichsten kohlensäure- haltigen Luxus- und Mineralwässer vom bakteriologischen Standpunkte aus be- trachtet und der Einfluss der Füllungs- weise auf den Keimgehalt derselben. 266 Schmelck, Eine Gletscherbakterie. (Orig.) 545 — , Steigerung des Bakteriengehalts im Wasser während des Schneeschmelzens. (Orig ) 195 Vaughan und Novy, Experimental studies on the causation of typhoid fever, with special reference to the outbreak at Iron Mountain, Michigan. 236 Weibel, Untersuchungen über Vibrionen. Mit 10 Abbildungen. (Orig.) 225. 257. 289 Weigmann, Zur Untersuchung und Be- urtheilung der Trinkwässer. 394 Winogradski, Ueber Eisenbakterien. 65 Bakterien etc. und Wohnungen. Hartig, Der Hausschwamm , Merulius laerymans. 683 Ullmann , Die Fundorte der Staphylo- kokken. 174 Bakterien etc. in Nahrungs- und Genussmitteln. Baginsky, Ueber Gährungsvorgänge im Register. 807 kindlichen Darmkanal und die Gäh- rungstherapie der Verdauungskrank- heiten... 430 — , Zur Biologie der normalen Milch- kothbakterien. 201 Bollinger, Ueber Entstehung und Heilbar- keit der Tuberculose. 676 Escherich, Die Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal. 430 Fernbach, De l’absence des mierobes dans les tissus vegetaux. 713 Hansen, Recherches sur la physiologie et la morphologie des ferments alcoo- liques. VI. 390 — , Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie. I. 582 Heyroth, Ueber den Reinlichkeitszustand . des künstlichen Eises. 673 Hochsinger , Neues über Physiologie und Pathologie der Verdauung im Säuglings- alter. 432 Jeffries, On the sterilization of milks and foods for infants. 378 Lindner, Die Sarcina - Organismen der Gährungsgewerbe. 427 Manfredi, Boccardi e Jappelli, Influenza dei mieroorganismi sull’ inversione del saccarosio. 453 Reinl, Die gebräuchlichsten kohlensäure- haltigen Luxus- und Mineralwässer vom bakteriologischen Standpunkte aus be- trachtet und der Einfluss der Füllungs- weise auf den Keimgehalt derselben. 266 Tassinari, Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabakrauches auf die Mikroorganismen im Allgemei- nen und im Besondern auf die krank- heitserzeugenden. Mit 2 Abbildungen. (Orig.) 449 Texier et Cochez, La tuberculose bovine dans l’Afrique du nord. 519 Thomas, Animal tuberculosis on relation to consumption in man. 626 Vaughan, Experimental studies on some points connected with the causation and treatment of the summer diarrhoeas of infancy 588 Warrington, Curdling of milk by miero- organisms. 394 Bakterien etc. in Gebrauchs- gegenständen. Paltauf, Zur Aetiologie der „Hadern- krankheit‘, 715 -Uspenskij, Desinfectionswerth des vege- tabilischen Filzes (Sphagnum). 217 808 Register. IV. Thierische Parasiten. Albert, Kystes hydatiques multiples de la cavite peritoneale. 273 Altum, Kleinere forstzoologische Mitthei- lungen. 147 Audiat , Kystes kydatiques des musecles. 274 Berenger-Feraud, Legons cliniques sur les Taenias de !’homme. 134 Bergsöe og Meinert, St. Hans-Oldenborren, Rhizotrogus solstitialis, og dens snyl- tende Hvepslarve (Tiphia femorata ?) 275 Blanchard, Remarques sur le Megastome intestinal. 18 — , Les ennemis de l’&spece humaine; conference faite le 25 fevrier 1888 & ’association frangaise pour l’avancement des sciences. 271 —, Vers. 272 Bobowiez, Des hydatides du coeur chez l’homme et en particulier des hydatides flottantes. 274 Boeckel, Etude sur les kystes hydatiques du rein au point de vue chirurgical. 273 Bollinger, Ueber Cysticercus cellulosae im Gehirne des Menschen. 780 Cattaneo, Ueber ein mit Cilien versehenes parasitisches Infusorium im Blute von Carcinus maenas. (Orig.) 193 De Bruyne, Ueber eine neue Monadine, Bamibekia cornuviospora. Mit einer lithographischen Tafel. (Orig.) 1 Dubois, Sur le röle de la symbiose chez certains animaux marins lumineux. 580 Eckstein, Die Feinde der Coniferenzapfen. 147 Fortes, Carcinom und Sarkom. 438 Freund, Gynäkologische Klinik 1885. 274 Fürbringer, Die Häufigkeit des Echino- cocceus in Thüringen. 272 Grassi, Beiträge zur Kenntniss des Ent- wicklungseyclus von fünf Parasiten des Hundes (Taenia cucumerina Goetze; Ascaris marginata Rud.; Spiroptera sanguniolenta Rud.; Filaria immitis Leidy und Haematozoon Lewis.) (Orig.) 609. 776 Greenough, Clinical notes on Pediculosis. 78 Hess, Tabelle zum Bestimmen der dem Rettig, Raphanus. sativus, und dem Radieschen, Raphanus radiola, schäd- lichen Insekten. 494 Horn, Die Aelchen-Gallen auf Phleum Boehmeri Wib. 243 Jaksch, Ueber das Vorkommen von thie- rischen Parasiten in den Faeces der Kinder. 657 Johne, Der Trichinenschauer. 2. Aufl. 658 Kamla, Behandlung des Echinococcus des Unterleibs. 272 Kessler, Einige Fälle von Echinococeus hepatis mit Berücksichtigung der Aetio- logie und Therapie. 272 —, Weitere Beobachtungen und Unter- suchungen über die Reblaus, Phylloxera vastatrix Planchon. 406 Lampa, Om fluglarvers förekomst i tarm- kanalen hos menniskan. 371 Lindeman, Die schädlichen Insekten des Tabaks in Bessarabien. 305 Linstow, Report on the Entozoa. 659 Marguet, Kystes hydatiques des muscles volontaires. 681 Meinert, En Spyflue, Lucilia nobilis, snyltende hos Mennesket. 274 —, Carabus clathratus og Tachina pacta. 466 Nahm, Ueber den multiloculären Echino- coccus der Leber mit specieller Be- rücksichtigung seines Vorkommens in München. 273 Neumann, Trait€ des maladies parasi- taires, non microbiennes des animaux domestiques. 441 Pachinger, Negyedik közlnemeny bekäink parazitaihoz s tjabb adaiok a Trema- todak bonez-es elettanähoz. 210 Perroncito, Ueber die Art der Verbreitung des Cercomonas intestinalis. 220 Prillieux, Maladie vermiculaire des Avoi- nes. 443 Ritzema Bos, De dierlijke parasieten van den mensch en de huisdieren. 721 Rovelli, Ricerche sugli organi genitali degli Strongyloides (Anguillula, Rhab- donema). 660 Ruszezynski, Ein Fall von Echinococeus der rechten Niere, 273 Seifert, UeberAnkylostomum duodenale. 18 Weber, Beitrag zur Statistik der Echino- coceuskrankbeit, 272 Wiegandt, Ein Fall von Echinococeus im Wirbelkanal. 592 Wierzejski, Kleiner Beitrag zur Kenntniss des Psorospermium Haeckeliü. 781 Zehender , von, Die parasitischen Erkran- kungen des Auges. 143 Zschokke, Ein weiterer Zwischenwirth des Bothriocephalus latus. (Orig.) 417 Register. 809 V. Bakterien und andere Parasiten als Krankheitserreger bei Menschen und Thieren. a. Infectiöse Krankheiten im Allgemeinen. Blanchard, Les ennemis de l’espece hu- maine; conference faite le 25 fevrier 1888 & l’association frangaise pour l’avancement des sciences. 271 Buchner, Untersuchungen über den Durch- tritt von Infectionserregern durch die intacte Lungenoberfläche. 98 Celli, Trasmissibilitä dei germi patogeni mediante le dejezioni delle mosche. 456 Ferrari, Ueber das Verhalten von pa- thogenen Mikroorganismen in den sub- cutan einzuspritzenden Flüssigkeiten. (Orig.) 744 Flügge, Studien über die Abschwächung virulenter Bakterien und die erworbene Immunität. 593 Gamaleia, Sur la destruction des micro- bes dans les organismes febricitants. 213 Gschirhakl, Ueber Isolirräume für infec- tiöse Kranke. 668 Guttmann, Statistisches über Desinfection bei contagiösen Krankheiten in Berlin. 412 Heyroth, Ueber den Reinlichkeitszustand des künstlichen Eises. 673 Hildebrandt, Experimentelle Untersu- chungen über das Eindringen patho- gener Mikroorganismen vön den Luft- wegen und der Lunge aus. 105 Janowski, Ueber den Bakteriengehalt des Schnees. Mit einer Abbildung. (Orig.) 547 Jaubert, Du parasitisme microbien latent. 360 Miller, Beiträge zur Kenntniss der Mund- pilze. 455 Mittmann , Untersuchungen von Finger- nägelschmutz auf Mikroorganismen. 395 Rinatoro Mori, Ueber pathogene Bakte- rien im Kanalwasser. - 860 Naunyn, Ueber primären und secundären Infeet am Beispiele der Lobärpneu- monie. 437 Neisser, Versuche über die Sporenbildung bei Xerosebacillen, Streptokokken und Choleraspirillen, 139 Netter, Presence du streptococque pyo- gene dans la salive de sujets sains. 429 Nuttal, Experimente über die bakterien- feindlichen Einflüsse des thierischen Körpers. 538 Pöhl, Die chemischen Eigenschaften des Wassers und die Beziehungen derselben zur Lebensthätigkeit der Mikroorga- nismen. 348 Reinl, Die gebräuchlichsten kohlensäure- haltigen Luxus- und Mineralwässer vom bakteriologischen Standpunkte aus be- trachtet und der Einfluss der Füllungs- weise auf den Keimgehalt derselben. 266 Roth, Ueber das Verhalten der Schleim- häute und der äusseren Haut in Bezug auf ihre Durchlässigkeit für Bakterien. 107 Samter , Desinficirende Eigenschaften der Salicylsäure, des Thymols und einiger Antiseptica. 217 Stern und Herschler, Adatok a vegyes fertözes tanähoz. 233 Sternberg, The thermal deathpoint of pa- thogenie organisms. 265 Strauss, Sur l’absence de microbes dans l’air expire. 5 Weigmann, Zur Untersuchung und Beur- theilung der Trinkwässer. 394 Wolf, Ueber Vererbung von Infections- krankheiten. 68 Zürn und Plaut, Die pflanzlichen Para- siten auf und in dem Körper unserer Haussäugethiere, sowie die durch erstere veranlassten Krankheiten, deren Be- handlung und Verhütung. 2. Aufl. 2. Hälfte. 655 b. Einzelne durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten. Abscesse. Hericourt et Richet, Sur un microbe pyo- gene et septique (Staphylococeus pyo- septicus) et sur la vaceination contre ses eflets. 779 Hohnfeldt, Ueber die Histogenese der durch Staphylococeus-Invasion hervor- gerufenen Bindegewebsabscesse. 487 Reclus, Traitement des absces tubereu- leux par les injections d’ether jodo- forme. 527 810 Register. Verneul, Microbisme et abees; classifi- cation de ces abec®s. 621 Aktinomykose. Afanassjew, Ueber die klinische Mikro- skopie und Bakteriologie der Actino- mycosis. 207 Bertha, Ueber einige bemerkenswerthe Fälle von Aktinomykose. 679 Braatz, Zur Aktinomykose. Zweigbak- terien im Harn. 208 Bulhoes und de Magalhaes, Ein Fall von Actinomycosis humana. 439 Clado, Deux nouveaux bacilles isoles dans les urines pathologiques 129 Glaser, Ein Beitrag zur Casuistik und klinischen Beurtheilung der mensch- lichen Aktinomykose. 207 Koettnitz, Ein Fall von Aktinomykose. 680 Langhans, Drei Fälle von Aktinomykose. 399 Münch, Actinomycosis hominis. II. 399 Petrof, Ein Beitrag zur Lehre von der Aktinomykose. 463 Blennorrhöe. Clado, Deux nouveaux bacilles isoles dans les urines pathologiques. 129 Carcinom. Fortes, Carcinom und Sarkom. 438 Hahn, Ueber Transplantation von careci- nornatöser Haut. 757 Makara, A räk köroktänara vonatkozö vizsgälatok. 206 Nepveu, Contribution & l’etude des bacte- riens dans les tumeurs. 438 Rosenthal, Untersuchungen über das Vor- kommen von Mikroorganismen in Ge- schwülsten, namentlich Carcinomen mit besonderer Berücksichtigung des Scheur- len’schen Careinombacillus 753 Scheurlen, Zur Carcinomfrage. 462 Cholera. Ali Cohen, Zur Frage von der Cholera- reaction 187 Armstrong and Kinyoun, Observations on the Cholera Bacillus as a means of positive diagnosis. 267 Biggs, The diagnostice value of the Cho- lera Spirillum, as illustrated by the investigation of a case at the New York Quarantine Station. 267 Bujwid, Neue Methode zum Diagnostieiren und Isoliren der Cholerabakterien. (Orig.) 494 Celli, TrasmissibilitäA dei germi patogeni mediante le dejezioni delle mosche. 456 Gamaleia, [Acad&mie des sciences, seance 20 aoüt 1888]. 473 —, Vibrio Metschnikovi, son mode natu- rel d’infection. 714 —, Vibrio Metschnikovi et ses rapports avec le microbe du cholera asiatique. 553 Kitasato, Ueber das Verhalten der Typhus- und Cholerabaeillen zu säure- oder alkalihaltigen Nährböden. 883 Löwenthal, Virus et vacein cholerique. 473 Neisser, Versuche über die Sporenbildung bei Xerosebaeillen, Streptokokken und Choleraspirillen. _ 139 Salkowski, Ueber die antiseptische Wir- kung des Chloroformwassers 188 Tassinari, Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allgemei- nen und im Besondern auf die krank- heitserzeugenden. Mit 2 Abbildungen. (Orig.) 449 Cholera nostras. Frank, Ueber cholera nostras. 588 Chorea. Naunyn, Ein Fall von Chorea St. Viti mit Pilzbildungen in der Pia mater. 434 Coryza. Hojek, Die Bakterien bei der acuten und chronischen Coryza sowie bei der Ozaena und deren Beziehungen zu den genann- ten Krankheiten. 400 Diarrhöe, Cholera infantum etc, Bagimsky, Ueber Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal und die Gäh- rungstherapie der Verdauungskrank- heiten. 430 Escherich, Die Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal. 430 Hochsinger, Neues über Physiologie und Pathologie der Verdauung im Säuglings- alter. 432 Lesage, Du Bacille de la diarrhee verte des enfants du premier age. 135 — , De la dyspepsie et de la diarhee verte des enfants du premier age. 137 Tomkins , Bacteriological researches in connection with summer diarrhoea. 589 } Vaughan, Experimental studies on some points eonnected with the causation and treatment of the summer diarrhoeas of infaney. 588 Diphtherie, Barnes, An adress on the etiology of Diphtheria. 675 Dyspepsie. Lesage, Du Bacille de la diarrhee verte des enfants du premier age. 135 — , De la dyspepsie et de la diarrhee verte des enfants du premier age. 137 Eiterung. Arloing, Sur la presence d’une matiere j phlogogene dans les bouillons de cul- ture et dans les humeurs naturelles oü “ ont vecu certains microbes. 209 Bender, Ueber den Erysipelcoccus (Fehl- eisen). (Orig.) 10. 35. 70 Born, Erfahrungen über das Creolin. 124 Brieger, Ueber bakteriologische Untersu- ehungen bei einigen Fällen von Puer- peralfieber. 492 Bujwid, Traubenzucker als die Ursache der Eiterung neben Staphylococcus aureus. (Orig.) 577 Chotzen, Gewebsveränderungen bei subeu- tanen Calomelinjectionen. 60 Christmas, de, Recherches experimentales sur la suppuration. 584 Eisenberg, Ueber die desinficirende Wir- kung und die praktische Anwendungs- weise des Creolin. 123 Hericourt et Richet, Sur un microbe pyo- gene et septique (Staphylococcus pyo- septicus) et sur la vaceination contre ses effets. 779 Hohnfeldt, Ueber die Histogenese der durch Staphylococceus-Invasion hervor- gerufenen Bindegewebsabscesse. 487 Leber, Ueber die Entstehung der Entzün- dung und die Wirkung der entzündungs- . erregenden Schädlichkeiten. 651 Ledderhose, Ueber den blauen Eiter. 432 Martens, Beiträge zur Kenntniss der An- tiseptiea. 55 Mazza, Le iniezioni ipodermiche di calo- melano. Ricerche anatomiche e spe- rimentali come contributo all’ eziologia del pus. 749 Moos, Zur bakteriellen Diagnostik und Prognostik der Mittelohreiterungen. 777 Register. sıl Park, A peculiar abscess, pus from which eontained the micrococeus tetragenus. 5 751 Scheurlen, Weitere Untersuchungen über die Entstehung der Eiterung; ihr Ver- hältniss zu den Ptomainen und zur Blutgerinnung. 327 Ullmann, Die Fundorte der Staphylo- kokken. 174 Verneul, Microbisme at abces; classifi- cation de ces abees. 621 Wolfheim, Ein weiterer Beitrag zur Pha- gocytenlehre. 635 Endocarditis. Naunyn, Ein Fall von Chorea St. Viti mit Pilzbildungen in der Pia mater. 434 Entencholera. Corniü et Toupet, Sur une nouvelle mala- die bacterienne du canard. Cholera des canards. 333 Erysipel. Bender, Ueber den Erysipelcoceus (Fehl- eisen). (Or:g.) 10. 35. 70 Emmerich , Mittheilungen über die im Jahre 1887 im hygienischen Institute zu München ausgeführten bakteriologi- schen Untersuchungen. 155 Manfredi e Traversa, Sull’ azione fisio- logica et tossiea dei prodotti di coltura dello Streptococco dell’ Erisipela. 462. Erythem. Haushalter , Contribution & l’etude de l’erytheme polymorphe. 46 Favus. Munnich , Beiträge zur Kenntniss des Favuspilzes. 674 Fibrom. Nepveu, Contribution & l’eEtude des bacte- riens dans les tumeurs. 438 Flecktyphus. Obtulowiez, Einige Bemerkungen über die Flecktyphusepidemieen und die Ver- schleppungswege dieser Krankheit in Östgalizien, 6öl 812 Frettchenseuche. Eberth und Schimmelbusch, Der Bacillus der Frettchenseuche. 48 Gastroenteritis. @amaleia, Vibrio Metschnikovi, son mode naturel d’infection. 714 Gelbfieber. Heinemann, Neue Beiträge zur Kenntniss des gelben Fiebers an der Ostküste Mexico’s. 364 Sternberg, Investigations relating to the etiology and prophylaxis of yellow fever. 237 — , Bemerkungen zu dem Referate in Ba. IV. No. 8 dieses Centralblattes. Mit einer Abbildung. (Orig.) 572 Gelenkrheumatismus. Haushalter, Contribution & l’etude de l’erytheme polymorphe. 46 Gonorrhoe. Schuurmans Stekhoven, Der Neisser’sche Gonococeus. 654 Hadernkrankheit. Eppinger, Pathologische Anatomie und Pathogenesis der sogenannten Hadern- krankheit. 717 Paltauf, Zur Aetiologie der ,‚‚Hadern- krankheit‘‘. 715 Haemoglobinurie. Babes, Sur l’hemoglobinurie bacterienne du boeuf. 778 Harnblasenemphyscm. Eisenlohr, Das interstitielle Vaginal-, Darm- und Harnblasenemphysem zu- rückgeführt auf gasentwickelnde Bak- terien. 267 Hühnercholera. Biüter, Kommt durch die Entwicklung von Bakterien im lebenden Körper Register. eine Erschöpfung desselben an Bakte- rien-Nährstoffen zu Stande ? 476 Buchner, Untersuchungen über den Durch- tritt von Infectionserregern durch die intacte Lungenoberfläche. 98 Gamaleia, Zur Aetiologie der Hühner- cholera. (Orig.) 161 Smirnow, Ueber das Wesen der Ab- schwächung pathogener Bakterien. 474 Keratitis. Gallenga, Contribuzione allo studio delle cheratiti superficiale infettive. 654 Keuchhusten. Genser, von, Zur Pathologie und Terapie des Keuchustens. 396 Ssemetschenko, Zur Frage der Keuch- husten-Bakterie. 300 Kuhpocken. Blanc, Scarlatina and the cow. 135 Orookshank, An investigation of an out- break of cow-pox in Wiltshire. 367 Lepra. Kühne, Demonstration mikroskopischer Präparate von Lepra und Mycosis fun- goides. 59 Rake, Report on cultivation experiments with the Bacillus Leprae. 590 Sudakewitsch, Beiträge zur pathologischen Anatomie der Lepra (Lepra Arabum). II. Veränderungen der Pacini’schen Körper. 303 Madurafuss. Bassini, Un caso di micetema al piede o piede di madura. 652 Malaria. Oouncilman, Some further investigations on the malarial germ of Laveran. 131 — , Neuere Untersuchungen über Laveran’s Organisınus der Malaria. 456 Golgi, Il fagocitismo nell’ infezione ma- larica. 585 Lender, Zur dynamischen Prophylaxe der Malaria. 349 Marchiafava und Celli, Bemerkungen zu der Arbeit von Dr. Councilman. 456 — —, Sulla infezione malarica. Me- moria IV. 132 Register. 813 Schneller, Ueber die Verbreitung des Wechselfiebers in Bayern und dessen Abnahme in den letzten Jahrzehnten. 395 Malignes Oedem. Bremer, Malignant oedema and fat em- bolism. 302 Maul- und Klauenseuche. Stickler, Foot and mouth disease as it affeets man and animals, and its rela- tion to human scarlatina as a pro- phylactic. Also, remarks upon the transmission of human scarlatina to the lower animals, and the use of virus thus cultivated as a preventive agent. 368 Meningitis. Bonome, Pleuro-Pericarditis und Cerebro- Spinal-Meningitis serofibrinosa durch einen dem Diplococcus pneumonicus sehr ähnlichen Mikroorganismus er- zeugt. (Orig.) 321 Daremberg, Notes sur la meningite tu- berculeuse experimentale et la duree variable de l’evolution de la tubercu- lose. 526 Foa und Bordoni-Ufreduzzi, Ueber die Aetiologie der ,‚‚Meningitis cerebro- spinalis epidemica‘*., 40 Hauser, Kurze Mittheilung über das Vor- kommen der Fränkel’schen Pneumonie- kokken in einem Falle von Meningitis cerebro-spinalis. 589 Metaxas et Verchere, De la meningite tuberculeuse post-traumatique. 526 Milzbrand, Bericht der Commission zur Anstellung von Versuchen von Schutzimpfungen der Schafe gegen Anthrax. 373 Behring, Ueber die Ursache der Immu- nität von weissen Ratten gegen Milz- brand. 726 Bitter, Kommt durch die Entwicklung von Bakterien im lebenden Körper eine Erschöpfung desselben an Bak- terien-Nährstoffen zu Stande? 476 —. Ueber die Verbreitung des Vaceins und über die Ausdehnung des Impf- schutzes im Körper des Impflings. 468 Buchner, Untersuchungen über den Durch- tritt von Infeetionserregern durch die intacte Lungenoberfläche, 98 Celli, Träsmissibilita dei germi patogeni mediante le dejezioni delle mosche. 456 Chauveau, Sur le mecanisme de l’im- munite. 246 Emmerich, Mittheilungen über die im Jahre 1887 im hygienischen Institute zu München ausgeführten bakteriolo- gischen Untersuchungen. 155 Eppinger, Pathologische Anatomie und Pathogenesis der sogenannten Hadern- krankheit, 217 Frank, Ueber den Untergang der Milz- brandbacillen im Thierkörper. (Orig.) - 710. 737 Freudenreich, De l’antagonisme des bac- teries et de l’immunite qu’il confere aux milieux de culture. 212 Gamaleia, Sur la destruction des micro- bes dans les organismes febrieitants. 213 — , Ueber präventive Anthraximpfungen. 373 —, Ueber Anthraximpfstoffe. 374 Hildebrandt, Experimentelle Untersu- chungen über das Eindringen patho- gener Mikroorganismen von den Luft- wegen und der Lunge aus. 105 Karg, Das Verhalten der Milzbrandba- ceillen in der pustula maligna, ein Bei- trag zur Phagocytenlehre. 403 Nuttal, Experimente über die bakterien- feindlichen Einflüsse des thierischen Körpers. 538 Palm, Zur Histologie des äusseren Milz- brandkarbunkels. 404 Paltauf, Zur Aetiologie der „Hadern- krankheit‘‘. 715 Perdrix, Sur la transformation des matieres 'azotees dans les cultures de bacteridie charbonneuse, 464 Petruschky, Untersuchungen über die Im- munität des Frosches gegen Milzbrand. 562 Roux et Chamberland, Sur l’immunite contre le charbon confere par des sub- stances chimiques. 564 Salkowski, Ueber die antiseptische Wir- kung des Chloroformwassers, 188 Smirnow, Ueber das Wesen der Ab- schwächung pathogener Bakterien. 474 Tassinari, Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allgemeinen und im Besondern auf die krankheits- erzeugenden. Mit 2 Abbildungen. (Orig.) 449 814 Register. Wolf, Ueber Vererbung von Infections- krankheiten. 68 Wooldridge, Note on protection in An- thrax. 88 —, Versuche über Schutzimpfung auf chemischem Wege. 342 Mykosis fungoides. Kühne, Demonstration mikroskopischer Präparate von Lepra und Mycosis fun- goides. 59 Otitis. Moos, Zur bakteriellen Diagnostik und Prognostik der Mittelohreiterungen. 777 Ozaena. Hajek, Die Bakterien bei der acuten und chronischen Coryza sowie bei der ÖOzaena und deren Beziehungen zu den genannten Krankheiten 400 Pebrine. Tenholt, Neue Studien über die Pebrine- Krankheit der Seidenspinner. (Orig.) 481 Pediculosis, Greenough, Clinical notes on Pedieulosis. 78 Pleuritis, Fränkel, Ueber die bakterioskopische Untersuchung eitriger pleuritischer Er- güsse und die aus denselben sich er- gebenden diagnostischen Schlussfolge- rungen. 459 Rieochon, De la tubereulose dans les campagnes (fragments d’etudes) de la pleuresie dite & frigore. 526 Riwvolta, Pleurite infettiva nel gatto e nel cane. 623 Serafini, Contribuzione all’ eziologia della pleurite acuta primaria. 43 Pneumonie. Arloing, Sur la presence d’une matiere phlogogene dans les bouillons de cul- ture et dans les humeurs naturelles oü ont vecu certains microbes. 209 Eberth und Schimmelbusch, Der Bacillus der Frettchenseuche. 48 Foa und Bordoni-Ufreduzzi, Ueber die Aetiologie der ‚Meningitis cerebro- spinalis epidemica‘, 40 Fränkel, Ueber die bakterioskopische Untersuchung eitriger pleuritischer Er- güsse und die aus denselben sich er- gebenden diagnostischen Schlussfolge- rungen. 459 Galtier, Sur un microbe pathogene chro- mo-aromatique. 109 Gamaleia, Sur la destruction des micro- bes dans les organismes febricitants. 213 —, Sur l’etiologie de la pneumonie fibri- neuse chez l’homme. 556 Hauser, Kurze Mittheilung über das Vor- kommen der Fränkel’schen Pneumonie- kokken in einem Falle von Meningitis cerebro-spinalis. 589 Massalongo, Etiologia e pathogenesi delle bronco-pneumoniti acute. 624 Monti, Sull’ etiologia della polmonite fibrinosa. 455 Naussig, Ueber primären und secundären Infect am Beispiele der Lobärpneumonie. 437 Semmer, Ueber die Kälber- und Läm- merpneumonie und die Mikroorganis- men bei denselben. 657 Serafini, Sulla causa della febbre nella pneumonite fibrinosa generata dal miero- organismo di Friedlaender. 624 —, Contribuzione all’ eziologia della pleurite acuta primaria. 43 Stern und Hürschler, Adatok a vegyes fertözes tanähoz. 233 Tassinari, Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allge- meinen und im Besonderen auf die krankheitserzeugenden. Mit 2 Abbil- dungen. (Orig.) 449 Pocken. Crookshank, An investigation of an out- break of cow-pox in Wiltshire. 367 Peuch, Sur la contagion de la clavelee. 493 Wolf, Ueber Vererbung von Infections- krankheiten. 68 Pseudotubereulose. Dor, Pseudo-tuberculose bacillaire. 45 Puerperalfieber. Baumm, Das Creolin in der Geburtshülfe. m Velle Br A A een te N 154 u; Brieger, Ueber bakteriologische Unter- suchungen bei einigen Fällen von Puerperalfieber. 492 Ozerniewski, Zur Frage der Puerperaler- krankungen. 719 Döderlein, Ueber das Vorkommen von Spaltpilzen in den Lochien des Uterus und der Vagina gesunder und kranker Wöchnerinnen. 175 Fritsch, Zur Klärung der Puerperalfieber- frage. 240 Karlinski, Zur Aetiologie der Puerperal- infection der Neugeborenen. 437 Leopold, Weiterer Beitrag zur Verhütung des Kindbettfiebers. 344 Ott, Zur Bakteriologie der Lochien. 591. Pfannenstiel, Kasuitischer Beitrag zur Aetiologie des Puerperalfiebers. 678 Stern und Hürschler, Adatok a vegyes fertözes tanähoz, 233 Straus et Sanchez, Recherches bact£rio- logiques sur l’uterus apres la partu- rition physiologique. 33 — —, Recherches microbiologiques sur V’uterus apres la parturition physio- logique. 591 Rhinosklerom. Melle, I bacilli del Rinoscleroma. 677 Nikiforow, Ueber das Rhinosklerom. 397 Rotz. Kit, Ueber Impfrotz bei Wühlratten. 304 Rieck, Zur Diagnose der Rotzkrankheit. 405 Rückfallfieber. Naunyn, Ein Fall von Febris recurrens mit constantem Spirochaeten-Gehalt. 434 Puschkaref, Zur pathologischen Anatomie der Febris recurrens. 777 Sarkom. Fortes, Karcinom und Sarcom. 438 Scheurlen, Zur Karcinomfrage. 462 Schafpocken. Peuch, Sur la eontagion de la clavelee. 493 Register. 815 Scharlach. Blanc, Scarlatina and the cow. 135 Stickler, Foot- and mouth disease as it affeets man and animals, and its re- lation to human scarlatina as a pro- phylactic. Also, remarks upon the transmission of human scarlatina to the lower animals, and the use of virus thus cultivated as a preventive agent, 369 Schweinerothlauf. Bitter, Kommt durch die Entwicklung von Bakterien im lebenden Körper eine Erschöpfung desselben an Bak- terien-Nährstoffen zu Stande ? 476 Emmerich und di Mattei, Untersuchun- gen über die Ursache der erworbenen Immunität. 689 Smirnow, Ueber das Wesen der Ab- schwächung pathogener Bakterien. 474 Schweineseuche. Rietsch et Jobert, L’epidemie des pores & Marseille en 1887. 270 Septikämie. Hildebrandt, Experimentelle Untersuchun- gen über das Eindringen pathogener Mikroorganismen von den Luftwegen und der Lunge aus. 105 Syphilis. Markuse, Ueber den jetzigen Stand der Syphilis- und Smegmabacillen-Frage. 328 Tetanus. Belfanti und Pescarolo, Ueber eine neue pathogene Bacterium-Art, entdeckt im Tetanusmaterial. (Orig.) 513 Brieger, Ueber das Vorkommen von Te- tanin bei einem an Wundstarrkrampf erkrankten Individuum. 173 Eiselsberg, von, Experimentelle Beiträge - zur Aetiologie des Wundstarrkrampfes. i 330 Rietsch, Sur le tetanos experimental. 490 Tollwuth. Babes, Sur une elevation de temperature dans la periode d’incubation de la rage. 531 816 Bardach, Nouvelles recherches sur la rage. 15 Celli e Blasi, Stazione di vaccinazione antirabbiche; relazione del suo primo anno di vita (1887 —1888). 409 Galtier, Nouvelles experiences sur l’ino- eulation antirabigque en vue de pre- server les animaux herbivores de 1a rage & la suite des morsures de chiens enrages. 52 Högyes, Le virus rabique des chiens des rues dans ses passages de lapin & la- pin. 15 —, Ueber die Ergebnisse seiner mehr- jährigen Untersuchungen über den Werth der Pasteur’schen Lyssa-Schutzimpfun- gen. 732 Nocard et Roux, Experiences sur la vac- eination des ruminants contre la rage par injections intraveineuses de virus rabique- ari Pasteur, Lettre a M. Duclaux. 15 Protopopof, Zur Immunität für Tollwuth- gift bei Hunden. (Orig.) 851 117 —, Ueber die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth. 787 Roux, Note de laboratoire sur la pre- sence du virus rabique dans les nerfs. 15 —, Note de laboratoire sur l’immunite conferee aux chiens contre la rage par injections intra-veineuses. 630 Tubereulose. Bollinger, Ueber Entstehung und Heil- barkeit der Tuberculose. 676 Cavagnis, Sur l’immunite de la tubercu- lose obtenue artificiellement. 524 Celli, Trasmissibilita dei germi patogeni mediante le dejezioni delle mosche. 456 Cornet, Experimentelle Untersuchungen über Tuberculose. 269 Daremberg, Notes sur la meningite tu- berculeuse experimentale et la duree variable de l’Evolution de la tubercu- lose. 526 De Souza, Notes sur quelques antisepti- ques nouveaux. 525 Ditrich, Ein Beitrag zur Pathogenese der acuten allgemeinen Miliartubercu- lose. 6283 Dor, Pseudo-tuberculose baecillaire. 45 Etudes experimentales et cliniques sur la tuberculose, publiees sous la direc- tion de M. le professeur Verneuil. Fasc. II. 519 Fleur, Inoculation de la tuberculose par plaie externe. 527 Register. Flint, On the elimination of sulphuret- ted hydrogen artificially introduced into the body. 412 Fränkel, Ueber die bakterioskopische Untersuchung eitriger pleuritischer Er- güsse und die aus denselben sich er- gebenden diagnostischen Schlussfolge- rungen. 459 Grancher et Chautard, Influence des va- peurs d’acide fluorhydrique sur les ba- eilles tuberculeux. 216 Grauer, On the action of sulphuretted hydrogen on certain microorganisms. 412 Guinard, Note sur le traitement de l’he- moptysie par la revulsion hepatique. 527 Hanot et Lauth, Sur le foie gras des tu- bereuleux. 525 Hofmann, Ueber die Verbreitung der Tuberculose durch unsere Stubenfliege. 269 Jeannel, Nouvelles recherches experimen- tales sur la tuberculose et sa curabi- lite. 523 Jeannel et Laulani€, Tentatives experi- mentales sur la guerison de la tuber- culose. 522 Johne, Ein Fall von Uebertragung der Tuberculose vom Menschen auf den Hund, sowie einige casuistische Be- merkungen über die Infeetion des Menschen durch zufällige cutane In- fectionen. 528 Kolb, Die Virulenz der Tuberculose. 435 Krzywicki, von, Neunundzwanzig Fälle von Urogenitaltuberculose, darunter ein Fall von Tuberculose beider Ovarien. 489 Landerer, Eine neue Behandlungsweise tuberculöser Processe. 700 Lesser, von, Zur Impftuberculose von der Haut aus. 489 Loomis, Simple and rapid staining of the tubercle bacilli, for the general practitioner. 282 Marcus, Zur Prophylaxe der Tuberculose. 412 Marianelli, Ulcerazione cutanea tuberco- lare perianale. 629 Martin, Note sur quelques premiers essais de vaceination antitubereuleuse.. 521 — , Recherches ayant pour but de prou- ver qu’aprös un sejour variable dans un organisme refractaire les microbes tuberculeux peuvent conserver encore a des degres divers leurs proprietes infectieuses. 520 Metaxas et Verchere, De la meningite tuberculeuse post-traumatique. 526 Metschnikof, Ueber die phagocytäre Rolle der Tuberkelriesenzellen. 365 Register. Montaz, D’un mode de debut fröquent et non deerit de l’orchi-epididymite tu- berculeuse aigue. 526 Morel-Lavallde, Deux cas de tubereulose verruqueuse de la peau. — Du traite- ment jodoform& appliqu& par la me- thode hypodermique A la serofulo-tu- berculose cutande non ulcerative. 138 Pawlowski, Culture des bacilles de la tuberceulose sur la pomme de terre. 340 Piskacek, Ueber die Tuberculose der Brustdrüse. 488 Predöhl, Die Geschichte der Tuberculose. 625 Reclus, Traitement des absc&s tubereu- leux par les injections d’ether jodo- forme&. 527 Rieochon, De la tuberculose dans les campagnes (fragments d’etudes) de la pleuresie dite & frigore. 526 Sehlen, von, Kleine Beiträge zur bakterio- logischen Methodik. Mit 1 Abbildung. (Orig.) 685. 722 Stern und Hirschler, Adatok a vegyes fertözes tanähoz. 233 Texier et Cochez, La tubereulose bovine dans l’Afrique du nord. 519 Thomas, Animal tuberculosis on relation to consumption in man. 626 Troup, The diagnosis of early phthisis by the microscope. 627 Trudeau, Hydrofluoric acid as a destruc- tive agent to the tubercle bacillus. 316 Valude, De la tubereulose oculaire, etude experimentale sur l’inoculation tubercu- leuse des parties baignees par les lar- mes. 525 Verchere, Morsure par un sujet tubercu- leux, apparition au point blesse d’un tubercule anatomique. 527 Verneuil, Tuberculose de l’appareil uri- naire. 527 —, Un mot sur le tubereule anatomique. 527 —, Ulcerations tuberculeuses sur les moig- nons d’amputation. 527 —, Du traitement post-op£&ratoire chez les tubereuleux. 527 Vibert, Statistique relative A la frequence de la tuberceulose pulmonaire et de sa guerison. 519 Villemin, Etude experimentale de l’action de quelques agents chimiques sur le developpement du bacille de la tuber- culose, 668 Weichselbaum, Nachtrag zum zusammen- fassenden Berichte über die Aetiologie der Tuberculose. (Orig.) 206 Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. (Orig.) 499 _Tassinari, 817 531. 567. 596. 630. 662. 691. 727. 758. 791 Williams, Pulmonary consumption , its etiology, pathology and treatment. 628 Yersin, Etude sur le developpement du tubercule experimental. 249 Typhus. Ali Cohen, De Typhus-Baeil. Een expe- rimeteel en kritisch onderzoek. 8 Anton und Fütterer, Untersuchungen über Typhus abdominalis. 235 Brouardel et Chantemesse, Enquete sur l’origine des epidemies de fievre ty- phoide observees dans les casernes de la marine de Lorient, 6 Buchner, Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbacillen. Mit 1 litbogra- phischen Tafel. (Orig.) 353. 385 Celli, Trasmissibilita dei germi patogeni mediante le dejezioni delle mosche. 456 Chantemesse et Widal, De l’immunite contre le virus de la fievre typhoide conferee par des substances solubles. 53 Kitasato, Ueber das Verhalten der Ty- phus- und Cholerabaeillen zu säure- oder alkalihaltigen Nährböden. 88 Pfuhl, Zur Sporenbildung der Typhus- bacillen. (Orig.) 769 Pouchet, Du röle de l’eau potable dans l’etiologie de la fievre typhoide; en- quete faite & Joigny (Yonne). u Semmer, Zur Frage über das Vorkommen des Typhus bei Thieren, 242 Stern und Hirschler, Adatok a vegyes fertözes tanähoz. 233 Simmonds, Der gegenwärtige Stand un- serer Kenntnisse über die Aetiologie des Abdominaltyphus. 6 Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allge- meinen und im DBesondern auf die krankheitserzeugenden. Mit 2 Abbil- dungen. (Or:g.) 449 Vaughan und Novy, Experimental studies on the causation of typhoid fever, with special reference the outbreak at Iron Mountain, Michigan. 236 Urinfieber. Clado, Bacteriologie de la fievre urineuse. 129 Halle, Recherches bacteriologiques sur un cas de fievre urineuse. 130 52 818 Register. Varıola. Wolff, Ueber Vererbung von Infections- krankheiten. 68 Wurmkrankheit des Rinües. Nocard, Note sur la maladie des boeufs de la Guadeloupe cunnue sous le nom de Farcin. 331 Xerose. Frnst, Ueber den Baeillus xerosis und seine Sporenbildung. 47 Neisser, Versuche über die Sporenbildung bei Xerosebacillen, Streptokokken und Choleraspirillen. 139 Schreiber, Ueber die Bedeutung der sog. Xerosebacillen. 492 c. Durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten einzelner Organe. Augen. Ahlfeld, Die Verhütung der iufectiösen Augenerkrankungen in der ersten Le- benswoche. 219 Ernst, Ueber den Bacillus xerosis und seine Sporenbildung. 47 Gallenga, Contribuzione allo studio delle cheratiti superficiale infettive. 654 Otemdra et Neyel, Sur la conjonctivite epidemique, qui a sevi A Jassy dans le courant de l’annde 1887. 720 Schreiber, Ueber die Bedeutung der sog. Xerosebacillen. 492 Valude, De la tubereulose oculaire, etude experimentale sur l’inoculation tuber- vuleuse des parties baignes par les larmes. 525 Zehender, von, Die parasitischen Er- krankungen des Auges. 143 Darm. Baginsky , Ueber Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal und die Gäh- rungstherapie der Verdauungskrank- heiten. 430 — , Zur Biologie der normalen Milch- kothbakterien. 201 De Jager, lets over den invloed van bacteriön op de digestie. 172 Escherich, Die Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal. 430 Hochsinger, Neues über Physiologie und Pathologie der Verdauung im Säug- lingsalter. 432 Lampa, Om fluglarvers förekomst i tarm- kanalen hos menniskan. 371 Lesage, Du Bacille de la diarrhee verte des enfants du premier age. 135 —, De la dyspepsie et de la diarrhee verte des enfants du premier age. 137 Letulle, Origine infeetieuse de certains ulceres simples de l’estomac ou du duodenum 396 Tomkins, Bacteriological researches in connection with summer diarrhoea. 589 Vaughan, Experimental studies on some points connected with the causation and treatment of the summer diarrhoeas of infancy. 588 Gehirn. Bollinger, Ueber Cysticercus cellulosae im Gehirne des Menschen. 780 Harn- und Geschlechtsorgane. Braatz, Zur Aktinomykose. Zweigbakte- rien im Harn. 208 Clado, Deux nouveaux bacilles isoles dans les urines pathologiques. 129 —, Bacteriologie de la fievre urineuse. 129 Özerniewski, Zur Frage der Puerperaler- krankungen. 719 Döderlein, Ueber das Vorkommen von Spaltpilzen in den Lochien des Uterus und der Vagina gesunder und kranker Wöchnerinnen. 175 Eisenlohr, Das interstitielie Vaginal-, Darm- und Harnblasenemphysem zu- rückgeführt auf gasentwickelnde Bak- terien. 267 Frisch, Zur Klärung in der Puerperal- fieberfrage. 240 Giard, Sur le Nephromyces, genre nou- veau de Champignons parasites du rein des Molgulidees. 49 Halle, Recherches bacteriologiques sur un cas de fievre urineuse. 130 Krzywicki, von, Neunundzwanzig Fälle von Urogenitaltuberculose, darunter ein Fall von Tubereulose beider Ovarien. 489 Malerba e Sanna-Salaris, Richerche sul Gliscrobatterio. 486 Register. 819 Markuse, Ueber den jetzigen Stand der Syphilis- und Smegmabacillen - Frage. 328 Montaz, D’un mode de debut frequent et non deerit de l’orchi-epididymite tuber- euleuse aigue. 526 Ott, von, Zur Bakteriologie der Lochien. 591 Sehlen, von, Kleine Beiträge zur bakte- riologischen Methodik. Mit 1 Abbil- dung. (Orig.) 685. 722 Straus et Sanchez, Recherches bacterio- logiques sur l’uterus apres la parturi- tion physiologique. 33 — — , Recherches microbiologiques sur l’uterus apres la parturition physiolo- gique. 591 Verneuil, Tuberculose de l’appareil uri- naire. 527 Haut, Greenough, Clinical notes on Pediculosis. 178 Kühne, Demonstration mikroskopischer Präparate von Lepra und Mycosis fun- goides. 59 Lesser, von, Zur Impftuberculose von der Haut aus. 489 Morel-Lavallee, Deux cas ce tuberculose verrugneuse de la peau. — Du traite- ment jodoforme appliqu&e par la me- thode hypodermique & la scrofulo-tuber- culose cutanee non ulcerative. 138 Roth, Ueber das Verhalten der Schleim- häute und der äusseren Haut in Bezug auf ihre Durchlässigkeit für Bakterien. 107 Unna, Die Züchtung der Oberhautpilze. 680 Leber. Hanot et Lauth, Sur le foie gras des tuberculeux. 525 Lunge. Buchner, Untersuchungen über den Durch- tritt von Infectionserregern durch die intacte Lungenoberfläche. 98 Hildebrandt, Experimentelle Untersu- chungen über das Eindringen patho- gener Mikroorganismen von den Luft- wegen und der Lunge aus. 105 Mund und Nase. Galippe, Sur l’existence d’une maladie analogue & la gingivite arthrodentaire infectieuse, chez l’&lephant d’Asie. 466 Hajek, Die Bakterien bei der acuten und chronischen Coryza sowie bei der Ozaena und deren Beziehungen zu den genann- ten Krankheiten. 400 Mace, Sur les caracteres des cultures de Cladothrix diechotoma Cohn. 199 Miller, Beiträge zur Kenntniss der Mund- pilze. 455 Netter, Presence du streptocoeque pyOo- gene dans la salive de sujets sains. 429 Weibel, Untersuchungen über Vibrionen. Mit 10 Abbildungen. (Orig.) 225. 257. 289 Ohren. Moos, Zur bakteriellen Diagnostik und Prognostik der Mittelohreiterungen. 777 Zähne. . Miller, Beiträge zur Kenntniss der Mund- pilze. 455 VI. Durch pflanzliche und thierische Parasiten verursachte Krankheiten der Thiere. Ali Cohen, De Typhus-Baeil. Een experi- meteel en kritisch onderzoek. 8 Arloing, Sur la presence d’une matiere phlogogene dans les bouillons de cul- ture et dans les humeurs naturelles ou ont vecu certains microbes. 209 Babes, Sur l’hemoglobinurie bacterienne du boeuf. 778 Bardach, Nouvelles recherches sur la rage. 15 Bitter, Kommt durch die Entwicklung von Bakterien im lebenden Körper eine Erschöpfung desselben an Bakterien- Nährstoffen zu Stande ? 476 — , Ueber die Verbreitung des Vaceins und über die Ausdehnung des Impf- schutzes im Körper des Impflings. 468 Blanc, Scarlatina and the cow. 135 Cattaneo, Ueber ein mit Cilien versehenes parasitisches Infusorium im Blute von Carcinus maenas. (Orig.) 193 52* 820 Chauveau, Sur le mecanisme de l’immunite. 246 Cornil et Toupet, Sur une nouvelle mala- die bacterienne du canard. Cholera des canards. 333 Crookshank, An investigation of an out- break of cow-pox in Wiltshire. 367 Dangeard, Notes mycologiques. 372 Daremberg, Notes sur la meningite tuber- culeuse experimentale et la duree va- riable de l’evolution de la tuberculose. 526 Eberth und Schimmelbusch, Der Bacillus der Frettchenseuche. 48 Frank, Ueber den Untergang der Milz- brandbacillen im Thierkörper. (Orig.) 710. 737 Galippe, Sur lexistence d’une maladie analogue a la gingivite arthrodentaire infectieuse, chez l’eleEphant d’Asie, 466 Galtier, Nouvelles experiences sur l’ino- culation antirabique en vue de pre£ser- ver les animaux herbivores de la rage a la suite des morsures de chiens en- rages. 52 -—, Sur un microbe pathogene chromo- aromatique. 109 Gamaleia, Vibrio Metschnikovi (n. sp.) et ses rapports avec le microbe du cholera asiatique 553 —, Sur l’etiologie de la pneumonie fibri- neuse chez l’homme. 556 — , Zur Aetiologie der Hühnercholera. (Orig.) 161 —, Vibrio Metschnikovi, son mode natu- rel d’infection. 714 Giard, Sur le Nephromyces, genre nou- veau de Champignons parasites du rein des Molgulidees. 49 Grassi, Beiträge zur Kenntniss des Ent- wieklungsceyelus von fünf Parasiten des Hundes (Taenia cucumerina Goeze; Ascaris marginata Rud.; Spiroptera sanguinolenta Rud.; Filaria immitis Leidy und Haematozoon Lewis). (Orig.) 609. 776 Grül, Svampbildningar hos insekter. 682 Hericourt et Richet, Sur un microbe pyo- gene et septique (Staphylococcus pyo- septicus) et sur la vaceination contre ses effets. 779 Högyes, Le virus rabique des chiens des rues dans ses passages de lapin & la- pin. 15 — , Ueber die Ergebnisse seiner mehr- Jährigen Untersuchungen über den Werth der Pasteur’schen Lyssa-Schutzimpfun- gen. 732 Hofmann, Ueber die Verbreitung der Tuberculose durch unsere Stubenfliege. 269 Register. Johne, Ein Fall von Uebertragung der Tubereulose vom Menschen auf den Hund, sowie einige casuistische Bemer- kungen über die Infection des Men- schen durch zufällige cutane Infectionen. 528 Kit, Ueber Impfrotz bei Wühlratten. 304 Linstow, von, Report on the Entozoa. 659 Meinert, Carabus clathratus og Tachina pacta. 466 Metschnikof , Pasteuria ramosa, un re- presentant des bacteries & division lon- gitudinale. 17 Neumann, Traite des maladies parasitaires, non microbiennes des animaux domesti- ques. 441 Nocard, Note sur la maladie des boeufs de la Guadeloupe connue sous le nom de Farein. 331 Nocard et Roux, Experiences sur la vac- cination des ruminants contre la rage par injections intraveineuses de virus rabique. AaTı Pasteur, Lettre a. M. Duclaux. 15 Perroncito, Chytridium elegans n. sp. (Orig.) 295 — , Ueber die Art der Verbreitung des Cercomonas intestinalis. 220 Petruschky , Untersuchungen über die Immunität des Frosches gegen Milz- brand. 562 Peuch, Sur la contagion de la clavelee. 493 Protopopof, Zur Immunität für Tollwuth- gift bei Hunden. (Orig.) 85.117 —, Ueber die Vaceination der Hunde gegen Tollwuth. (Orig.) 787 Rieck, Zur Diagnose der Rotzkrankheit. 405 Rietsch et Jobert, L’epidemie des pores a Marseille en 1887. 270 Ritzema Bos, De dierlijke parasieten van den mensch en de huisdieren. 721 Rivolta, Pleurite infettiva nell gatto e nel cane. 623 Roux, Note de laboratoire sur la presence du virus rabique dans les nerfs. 15 Rouz et Chamberland, Sur limmunite contre le charbon confere par des sub- stances chimiques. 564 Roveli, Ricerche sugli organi genitali degli Strongyloides (Anguillula, Rhab- donema). 660 Semmer, Zur Frage über das Vorkommen des Typhus bei Thieren. 242 — , Ueber die Kälber- und Lämmer- pneumonie und die Mikroorganismen bei denselben. 657 Smirnow, Ueber das Wesen der Ab- schwächung pathogener Bakterien. 474 Register. 821 Sorokin, Parasitologische Skizzen. Mit 1 lithographischen Tafel. (Orig.) 641 Stickler, Foot- and mouth disease as it affects man and animals, and its relation to human scarlatina as a prophylactic. Also, remarks upon the transmission of human scarlatina to the lower ani- mals, and the use of virus thus culti- vated as a prevensive agent. 399. Tenholt, Neue Studien über die Pebrine- Krankheit der Seidenspinner. (Orig.) 481 Texier et Cochez, La tuberculose bovine dans l’Afrique du nord. 519 VII. Thaxter, The Entomophthoreae of the United States. 145 Thomas, Animal tuberculosis on relation to econsumption in man. 626 Wierzejski, Kleiner Beitrag zur Kennt- niss des Psorospermium Haeckelii. 781 Zschokke, Ein weiterer Zwischenwirth des Bothriocephalus latus. (Orig.) 417 Zürn und Plaut, Die pflanzlichen Para- siten auf und in dem Körper unserer Haussäugethiere, sowie die durch erstere veranlassten Krankheiten, deren Be- handlung und . Verhütung, 2. Aufl. 2. Hälfte. 655 Durch pflanzliche und thierische Parasiten verursachte Krankheiten der Pflanzen. Altum, Kleinere forstzoologische Mit- theilungen. 147 Benecke, Ueber die Mykorhiza. (Orig.) 153. 781 * Dangeard, Sur un nouveau genre de Chytridinees parasite des Algues. 528 —, Notes myeologiques. 372 De Bruyne, Ueber 'eine neue Monadine, Bambekia cornuviospora. Mit einer lithographischen Tafel. (Orig.) 1 Zehnte Denkschrift betreffend die Bekäm- pfung der Reblauskrankheit 1887/88. 335 De Seynes, La moisissure de l’Ananas. 373 Dietel, Verzeichniss sämmtlicher Uredineen nach Familien ihrer Nährpflanzen ge- ordnet. 337 Eckstein, Die Feinde der Coniferenzapfen. 147 Eidam, Untersuchungen über zwei Krank- heitserscheinungen, die an den Wur- zeln der Zuckerrübe in Schlesien seit letztem Sommer ziemlich häufig vor- gekommen sind. 408 Farlow and Seymour, A provisional host- index of the fungi of the United-States. 530 Hess, Tabelle zum Bestimmen der dem Rettig, Raphanus sativus, und dem Radieschen, Raphanus radiola, schäd- lichen Insekten. 494 Horn, Die Aelchen-Gallen auf Phleum Boehmeri Wib. 243 Kessler, Weitere Beobachtungen und Unter- suchungen über die Reblaus, Phylloxera vastatrix Planchon. 406 Kienüz-Gerlof, Die Gonidien von Gymno- sporangium clavariaeforme. 300 Klebahn, Beobachtungen und Streitfragen über die Blasenroste. 755 Lagerheim, von, Mykologiska Bidrag. V. Ueber eine neue Peronospora-Art aus Schwedisch-Lappland. 529 Lindeman, Die schädlichen Insekten des Tabaks in Bessarabien 305 Ludwig, Der braune Schleimfluss. Eine neue Krankheit unserer Apfelbäume. (Orig.) 323 —, Weiteres über den Schleimfluss der Bäume. (Orig.) 453 Müller-Thurgau, Die Edelfäule der Trau- ben. 179 Prillieuxz, Maladie vermiculaire des Avoi- nes. 443 —, Traitement efficace du Black Rot. 508 —, Experience sur le traitement de la maladie de la Pomme de terre 756 Sadebeck, Ueber einige durch Protomyces maerosporus Unger erzeugte Pflanzen- krankheiten. 276 Sorokin, Parasitologische Skizzen. Mit 1 lithographischen Tafel. (Orig.) 641 — , Ueber Algophaga pyriformis (gen. et spec.n.) Mit 1 lithographischen Tafel. (Orig.) 419 Thümen, von, Ueber den Mehlthau der Weinreben (Peronospora viticola de By.) 314 Vuillemin, Sur une maladie des Amyg- dal&ees observee en Lorraine en 1887. 373 Warburg, Beitrag zur Kenntnis der Krebs- krankheit der Chinabäume auf Java. 244 822 Register. VIII. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Ali Cohen, Zur Frage von der Cholera- reaction. 187 Babes, Ueber einige Apparate zur Bak- terienuntersuchung. Mit 11 Abbil- dungen. (Orig.) 19 —, Ueber isolirt färbbare Antheile von Bakterien. 747 —, Sur I’hemoglobinurie bacterienne du boeuf. 778 Baginsky, Zur Biologie der normalen Milchkothbakterien. 201 Bartoschewitsch, Die feuerfesten Watte- pfropfen für die bakteriologischen Probirgläser. (Orig.) 212 Bender, Ueber den Erysipelcoccus (Fehl- eisen.) (Orig.) 10. 35. 70. Bericht der Commission zur Anstellung von Versuchen von Schutzimpfungen der Schafe gegen Anthrax. 373 Bitter, Ueber die Verbreitung des Vaceins und über die Ausdehnung des Impf- schutzes im Körper des Impflings. 468 Bockkart, Ueber eine neue Art der Zu- bereitung von Fleisch als fester Nähr- boden für Mikroorganismen. 61 Buchner, Eine neue Methode zur Kultur ana@rober Mikroorganismen. Mit 1 Ab- bildung. (Orig.) 140 — , Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbaeillen. Mit einer lithogra- phischen Tafel. (Orig.) 353. 385 —, Untersuchungen über den Durchtritt von Infectionserregern durch die intacte Lungenoberfläche. 98 Bujwid, Neue Methode zum Diagnostieiren und Isoliren der Cholerabakterien. (Orig.) 494 Oelli e de Blasi, Stazione di vaceinazione antirabbiche ; relazione del suo primo anno di vita (1887—1888). 409 Chauveau, Sur le mecanisme de l’im- munite. 246 Dal Pozzo, Das Eiweiss der Kiebitzeier als Nährboden für Mikroorganismen. 151 Döderlein, Ueber das Vorkommen von Spaltpilzen in den Lochien des Uterus und der Vagina gesunder und kranker Wöchnerinnen. 175 Ernst, Ueber den Bacillus xerosis und seine Sporenbildung. 47 Esmarch, von, Die desinfiecirende Wir- kung des strömenden überhitzten Dam- pfes. 601 —, Nachtrag zu der Abhandlung ‚Die desinfieirende Wirkung des strömenden überhitzten Dampfes“. 601 ‚Fischer, Ueber Bakterienwachsthum bei 0° C, sowie über das Photographiren von Kulturen leuchtender Bakterien in ihrem eigenen Lichte. | 89 Flügge, Studien über die Abschwächung virulenter Bakterien und die erworbene Immunität. 593 Foa und Bordoni-Ufreduzzi, Ueber die Aetiologie der „Meningitis cerebro- spinalis epidemica‘*, 40 Fortes, Carecinom und Sarkom. 438 Fränkel, Ueber die bakterioskopische Untersuchung eitriger pleuritischer Er- güsse und die aus denselben sich er- gebenden diagnostischen Schlussfolge- rungen. 459 Gamaleia, |Acad&mie des sciences, seance 20 aoüt 1888]. 473 -——, Ueber präventive Anthraximpfungen. 373 —, Ueber Anthraximpfungen. 374 Hajek, Die Bakterien bei der acuten und chronischen Coryza sowie bei der Ozaena und deren Beziehungen zu den genannten Krankheiten. 400 Hansen, Untersuchungen aus der Praxis der Gähruugsindustrie. I. 582 Hildebrandt, Experimentelle Untersuch- ungen über das Eindringen pathogener Mikroorganismen von den Luftwegen und der Lunge aus. 105 Holm et Poulsen, Jusgq’a quelle limite peut-on, par la methode de M. Hansen, eonstater une infection de „levüre sau- vage“ dans une masse de levüre basse de Saccharomyces cerevisiae? 359 Hueppe, Ueber die Verwendung von Eiern zu Kulturzwecken. (Orig.) 80 Israel, Bemerkungen zu Dr. R. Neu- hauss: ‚Die Entwicklung der Mikro- photographie in den letzten zwei Jahren, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Mikro- organismen.‘“ (Orig.) 345 Jodlbauer, Ueber die Anwendbarkeit der alkoholischen Gährung zur Zuckerbe- stimmung. 168 Kowalski, Ueber bakteriologische Wasser- untersuchungen. 467 Loomis, Simple and rapid staining of the tubercle bacilli, for the general practitioner. 232 Löwenthal, Virus et vaccin cholerique. 473 Markuse, Ueber den jetzigen Stand der Syphilis- und Smegmabacillen-Frage. 328 Melle, i bacilli del Rinosceleroma. 677 Register. 823 Miquel, Des procedes usites pour le dosage des bacteries atmospheriques. 496 —, Dixieme me&moire sur les pous- sieres organisdes de l’air et des eaux. 276 Müller-Thurgau, Die Edelfäule der Trau- ben. 179 Neisser, Versuche über die Sporenbildung bei Xerosebaeillen, Streptokokken und Choleraspirillen. 139 - Neuhauss, Die Entwickelung der Mikro- photographie in den letzten zwei Jahren mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Lehre von den Mikroorganismen. (Orig.) 81. 111 —, Bemerkungen zu Stenglein’s Er- widerung. (Orig.) 283 — , Entgegnung auf Dr. Israel’s „Be- merkungen‘‘. (Orig.) 346 Pawlowski, Culture des bacilles de la tuberculose sur la pomme de terre. 340 Petri, Einfacher Apparat zum Einspritzen von Flüssigkeiten für bakteriologische Zwecke. Mit 1 Abbildung. (Orig.) 785 Petrof, Ein Beitrag zur Lehre von der Aktinomykose. 463 Pfuhl, Zur Sporenbildung der Typhus- bacillen. (Orig.) 769 Plaut, Ueber eine Verbesserung meiner Wassersterilisations - Flaschen. (Orig.) 152 Protopopof, Zur Immunität für Tollwuth- gift bei Hunden. (Orig.) 85.117 Rieck, Zur Diagnose der Rotzkrankheit. 405 Rietsch, Sur le tetanös experimental. 490 Roux, De la culture sur pomme de terre. 116 Rosenthal und Schulz, Ueber Alkali-Al- buminat als Nährboden bei bakterio- logischen Untersuchungen. 314 Roth, Ueber das Verhalten der Schleim- häute und der äusseren Haut in Bezug auf ihre Durchlässigkeit für Bakterien. 107 Schimmelbusch, Eine Modifieation des Koch’schen Plattenverfahrens. 468 Schottelius, Beobachtung kernartiger Kör- per im Innern von Spaltpilzen. (Orig. ) 705 Sehlen, von, Kleine Beiträge zur bakte- riologischen Methodik. Mit 1 Abbil- dung. (Orig.) 685. 722 Soyka, Zur Theorie und Praxis der Des- infection. 57 Soyka und Kral, Vorschläge und Anlei- tungen zur Anlegung von bakteriolo- gischen Museen. 188 Stenglein, Erwiderung auf den Artikel von Dr. Neuhauss: Die Entwicklung der Mikrophotographie in den letzten zwei Jahren. (Orig.) 282 Straus et Wurtz, Sur un procede per- feectionne d’analyse bacteriologique de l’air. 27 Straus et Sanchez, Recherches bacterio- logiques sur l’uterus apres la parturition physiologique. 33 Tassinari, Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des: Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allgemei- nen und im Besondern auf die krank- heitserzeugenden. Mit 2 Abbildungen. (Orig.) 449 Troup, The diagnosis of early phthisis by the microscope 627 van Overbeek de Meyer, Neuer Desinfec- tionsapparat. 153 — —, Bemerkungen zu dem Referate des Herrn Professor Gruber über mei- nen neuen Desinfectionsapparat. (Orig.) 358 Uspenskij, Desinfeetionswerth des vegeta- bilischen Filzes (Sphagnum). 217 Weibel, Untersuchungen über Vibronen. Mit 10 Abbildungen. (Orig.) 225. 257. 289 Wooldridge, Versuche über Schutzimpfung auf chemischen Wege. 342 .—, Note on protection in Antrax. 88 Zettnow, Das Kupfer-Chrom-Filter. (Orig.) 51 Vergl. auch 409. 564. 593. 661. IX. Schutzimpfung und künstliche Infectionskrankheiten. Afanassjew, Ueber die klinische Mikro- skopie und Bakteriologie der Actino- mycosis. 207 Ali Cohen, De Typhus-Bacil. Een experi- meteel en kritisch onderzoek. 8 Babes, Sur une elevation de temperature dans la periode d’incubation de la rage. 531 —, Sur l’hemoglobinurie bacterienne du boeuf. 778 Bardach, Nouvelles recherches sur la rage. 15 Behring, Ueber die Ursache der Immu- nität von weissen Ratten gegen Milz- brand. 726 Belfanti und Pescarolo, Ueber eine neue pathogene Bacterium-Art, entdeckt im Tetanusmaterial. (Orig.) 513 Bender, Ueber den Erysipeleocceus (Fehl- eisen). 10. 35. 70 824 Bericht der Commission zur Anstellung von Versuchen von Schutzimpfungen der Schafe gegen Anthrax. 375 Bitter, Ueber die Verbreitung des Vaceins und über die Ausdehnung des Impf- schutzes im Körper des Impflings. 468 —, Kritische Bemerkungen zu Me- tschnikoff’s Phagocytenlehre. 603 — , Kommt durch die Entwicklung von Bakterien im lebenden Körper eine Erschöpfung desselben an Bakterien- Nährstoffen zu Stande? 476 Cavagnis, Sur l’immunite de la tuber- eulose obtenue artificiellement. 524 Celli e de Blasi, Stazione di vaceinazione antirabbiche; relazione del suo primo anno di vita (1887—1888). 409 Chantemesse et Widal, De l’immunite contre le virus de la fievre typhoide conferee par des substances solubles. 53 Charrin et Roger, Sur une pseudo-tuber- culose bacillaire. 44 Chauveau, Sur le mecanisme de l’immunite. 246 Cornil et Toupet, Sur une nouvelle mala- die bacterienne du canard. Cholera des canards. 333 Daremberg, Notes sur la meningite tu- berculeuse experimentale et la duree variable de l’evolution de la tubercu- lose. 526 Dor, Pseudo-tuberculose bacillaire. 45 Eberth und Schimmelbusch, Der Bacillus der Frettchenseuche. 48 Emmerich und di Mattei, Untersuchungen über die Ursache der erworbenen Immunität. 689 Flügge, Studien über die Abschwächung virulenter Bakterien und die erworbene Immunität. 593 Foa und Bordoni-Ufrreduzzi, Ueber die Aetiologie der ‚‚Meningitis cerebrospi- nalis epidemica“. 40 Frank, Ueber den Untergang der Milz- brandbacillen im Thierkörper. (Orig.) 710. 7837 Freudenreich, de, De l’antagonisme des bacteries et de l’immunite qu’il confere aux milieux de culture. 212 Galtier, Nouvelles experiences sur l’inocu- lation antirabique en vue de preserver les animaux herbivores de la rage & la suite des morsures de chiens enrages. 52 Gamaleia, Zur Aetiologie der Hühner- cholera. (Orig.) 161 —, Sur l’etiologie de la pneumonie fibri- neuse chez l’homme. 556 —, Sur la destruction des microbes dans les organismes febrieitants. 215 — , Vibrio Metschnikovi (n. sp.) et ses rapports avec le microbe du cholera asiatique. 553 Register. Gamaleia, Ueber präventive Anthrax- impfungen. 373 —, Ueber Antraximpfstoffe. 374 — , [Academie des sciences, seance 20 aoüt 1888]. 473 Hahn, Ueber Transplantation von carei- nomatöser Haut. 757 Hajek, Die Bakterien bei der acuten und chronischen Coryza sowie bei der Ozaena und deren Beziehungen zu den genann- ten Krankheiten. 4090 Halle, Recherches bacteriologiques sur un cas de fievre urineuse. 130 Haushalter, Contribution & l’etude de l’eryteme polymorphe. 46 Hericourt et Richet, Sur un microbe pyo- gene et septique (Staphylococcus pyo- septicus) et sur la vaceination contre ses effets. 779 Högyes, Le virus rabique des chiens des rues dans ses passages de lapin & la- pin. 15 — , Ueber die Ergebnisse seiner mehr- jährigen Untersuchungen über denWerth der Pasteur’schen Lyssa-Schutzimpfun- gen. 732 Hwueppe, Historisch-Kritisches über den Impfschutz, welchen Stoffwechselpro- ducte gegen die virulenten Parasiten verleihen. 122 Johne, Ein Fall von Uebertragung der Tu- bereulose vom Menschen auf den Hund, sowie einige casuistische Bemerkungen über die Infection des Menschen durch zufällige eutane Infectionen. 528 Karg, Das Verhalten der Milzbrandba- eillen in der pustula maligna, ein Bei- trag zur Phagocytenlehre. 403 Kitt, Ueber Impfrotz bei Wühlratten. 304 Ledderhose, Ueber den blauen Eiter. 432 Lesage, Du Bacille de la diarrhee verte des enfants du premier age. 135 Löwenthal, Virus et vacein cholerique. 473 Manfredi e Traversa, Sull’ azione fisio- logica e tossica dei prodotti di coltura dello Streptococco dell’ Erisipela. 462 Martin, Note sur quelques premiers essais de vacceination antituberculeuse. 521 Monti, Sull’ etiologia della polmonite fibri- nosa. 435 Nocard, Note sur la maladie des boeufs de la Guadeloupe connue sous le nom de Farcin. 331 Nocard et Roux, Expe£riences sur la vac- cination des ruminants contre la rage par injections intraveineuses de virus rabique. 471 Nuttal, Experimente über die bakterien- feindlichen Einflüsse des thierischen Körpers. . 538 Pasteur, Lettre a M. Duclaux. 15, Petruschky, Untersuchungen über die Register. 825 Immunität des Frosches gegen Milz- brand. 562 Pfannenstiel, Kasuistischer Beitrag zur Aetiologie des Puerperalfieberss.. 678 Protopopof', Zur Immunität für Tollwuth- gift bei Hunden. (Orig.) 85. 117 —, Ueber die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth. (Orig.) 787 KRietsch, Sur le tetanos experimental. 490 Rouxz et Chamberland, Sur l’immunite contre le charbon confere par des sub- stances chimiques. 564 Roux, Note de laboratoire sur la presence du virus rabique dans les nerfs. 15 — , Note de laboratoire sur l’immunite con- fere aux chiens contre la rage par injec- tions intra-veineuses. 630 Serafini, Sulla causa della febbre nella pneumonite fibrinosa generata dal mi- eroorganismo di Friedlaender. 624 — , Contribuzione all’ eziologia della pleurite acuta primaria. 43 Sirotinin, Ueber die entwicklungshem- menden Stoffwechselprodukte der Bak- terien und die sog. Retentionshypothese. 636 Stickler, Foot- and mouth disease as it affects man and animals, and its relation to human scarlatina as a prophylactic. Also remarks upon the transmission of human scarlatina to the lower ani mals, and the use of virus thus cul- tivated as a preventive agent. 369 Smirnow, Ueber das Wesen der Ab- sehwächung pathogener Bakterien. 474 Sternberg, Investigations relating to the etiology and prophylaxis of yellow fever. 237 Straus et Sanchez-Toledo, Recherches bac- teriologiques sur l’uterus apres la par- turition physiologique. 33 — — , Recherches microbiologiques sur l’uterus apr&s la parturiton physiolo- gique. 591 Unna, Die Züchtung der Oberhautpilze. 680 Valude, De la tuberculose oculaire, etude experimentale sur l’inoculation tuber- culeuse des parties baigndes par les larmes. 525 Weibel, Untersuchungen über Vibrionen. Mit 10 Abbildungen. (Orig.) 225. 257. 289 Wolf, Ueber Vererbung von Infections- krankheiten. 68 Wooldridge, Versuche über Schutzimpfung auf chemischem Wege. 342 Yersin, Etude sur le developpement du tubercule experimental. 249 Vergl. a. Seite 28. X. Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiteu. Ahlfeld, Die Verhütung der infectiösen Augenerkrankungen in der ersten Le- benswoche. 219 Baginsky, Ueber Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal und die Gäh- rungstherapie der Verdauungskrank- heiten, 430 Baumm, Das Creolin in der Geburtshülfe. 154 Behring, Ueber die Ursache der Immu- nität von weissen Ratten gegen Milz- brand. Tom 1 Berenger-Feraud, Lecons celiniques sur les Taenias de l’homme. 143 Biüter, Kommt durch die Entwicklung von Bakterien im lebenden Körper eine Erschöpfung desselben an Bakterien- Nährstoffen zu Stande ? 476 — , Kritische Bemerkungen zu Me- tschnikoff’s Phagocytenlehre. 603 — , Ueber die Verbreitung des Vaceins und über die Ausdehnung des Impf- sehutzes im Körper des Impflings. 468 Bollinger, Ueber Entstehung und Heilbar- keit der Tuberculose. 676 Born, Erfahrungen über das Creolin. 124 Chantemesse et Widal, De l’immunite contre le virus de la fievre typhoide conferee par des substances solubles. 53 Chauveau, Sur le mecanisme de l’im- munite. 246 Oouneilman, Neuere Untersuchungen über Laveran’s Organismus der Malaria. 456 Zehnte Denkschrift betreffend die Bekäm- pfung der Reblauskrankheit 1887/88. 335 De Souza, Notes sur quelques antisepti- ques nouveaux. 525 Eisenberg, Ueber die desinficirende Wir- kung und die praktische Anwendungs- weise des Creolin. 123 Emmerich und di Mattei, Untersuchungen über die Ursache der erworbenen Immu- nität. 689 Escherich, Die Gährungsvorgänge im kindlichen Darmkanal. 430 Esmarch , von, Die desinficirende Wir- kung des strömenden überhitzten Dam- pfes. 601 — —, Nachtrag zu der Abhandlung „Die 826 Register. desinfieirende Wirkung des strömenden überhitzten Dampfes‘“. 601 Ferrari, Ueber das Verhalten von pa- thogenen Mikroorganismen in den sub- cutan einzuspritzenden Flüssigkeiten. (Orig.) 744 Flint, On the elimination of sulphuretted hydrogen artificially introducet into the body. 412 Flügge, Studien über die Abschwächung virulenter Bakterien und die erworbene Immunität. 593 Frank, Ueber den Untergang der Milz- brandbacillen im Thierkörper. (Orig.) 710. 737 Freudenreich, de, De l’antagonisme des bacteries et de l’immunite qu’il con- fere aux milieux de culture. 212 Fritsch, Zur Klärung in der Puerperal- fieberfrage. 240 Goaltier, Nouvelles experiences sur l’ino- culation antirabique en vue de preser- ver les animaux herbivores de la rage a la suite des morsures de chiens en- rages. 52 Gamaleia, Zur Aetiologie der Hühner- cholera. (Orig.) 161 —, Sur la destruction des microbes dans les organismes febrieitants. 213 Genser, von, Zur Pathologie und Thera- pie des Keuchbustens. . 396 Golgi, Il fagocitismo nell’ infezione ma- larica. 585 Grancher et Ohautard, Influence des va- peurs d’acide fluorhydrique sur les ba- eilles tuberculeux. 216 Grauer, On the action of sulphuretted hy- drogen on certain microorganisms. 412 @schirhakl, Ueber Isolirräume für infec- tiöse Kranke. 668 Guttmann, Statistisches über Desinfection bei contagiösen Krankheiten in Berlin. 412 Hartig, Der Hausschwamm, Merulius lacrymans. 683 Hochsinger, Neues über Physiologie und Pathologie der Verdauung im Säug- lingsalter. 432 Hueppe, Historisch - Kritisches über den Impfschutz, welchen Stoffwechselpro- dukte gegen die virulenten Parasiten verleihen. 122 Jeannel, Nouvelles recherches experimen- tales sur la tuberculose et sa curabi- lite. 523 Jeannel et Laulani£, Tentatives experi- mentales sur la guerison de la tuber- culose. 522 Jeffries, On the sterilization of milks and foods for infants. 378 Karg, Das Verhalten der Milzbrandba- eillen in der pustula maligna, ein Bei- trag zur Phagocytenlehre. 403 Kitasato, Ueber das Verhalten der Ty- phus- und Cholerabacillen zu säure- oder alkalihaltigen Nährböden. 88 Landerer, Eine neue Behandlungsweise tuberculöser Processe. 700 Lesage, Du Bacille de la diarrhee verte des enfants du premier age. 135 —, De la dyspepsie et de la diarrhee verte des enfants du premier age. 137 Lender, Zur dynamischen Prophylaxe der Malaria. 349 Lübbert, Die «a-Oxynaphto&säure. 251 Marcus, Zur Prophylaxe der Tuberculose. 412 Martens, Beiträge zur Kenntniss der An- tiseptica, 55 Martin, Note sur quelques premiers essais de vaccination antitubereuleuse.. 521 Metschnikof, Ueber die phagocytäre Rolle der Tuberkelriesenzellen, 365 Morel-Lavellee, Deux cas de tuberculose verruqueuse de la peau. — Du traite- ment jodoforme appliqu&e par la m&- thode hypodermique & la scrofulo-tu- berceulose cutande non ulcerative. 138 Nocard et Roux, Experiences sur la vac- cination des ruminants contre la rage par injections intraveineuses de virus rabique. 471 Nuttal, Experimente über die bakterien- feindlichen Einflüsse des thierischen Körpers. 538 van Oberbeek de Meyer, Neuer Desinfec- tionsapparat. 153 —, Bemerkungen zu dem Referate des Herrn -Professor Gruber über meinen neuen Desinfectionsapparat. (Orig.) 338 Petruschky, Untersuchungen über die Immunität des Frosches gegen Milz- brand. 562 Plaut, Ueber eine Verbesserung meiner Wassersterilisations - Flaschen. (Orig.) 152 Priülieux, Traitemeut efficace du Black Rot. 508 —, Experience sur le traitement de la maladie de la Pomme de terre. 756 Protopopof, Zur Immunität für Tollwuth- gift bei Hunden. (Orig.) 85. 117 — , Ueber die Vaccination der Hunde gegen Tollwuth. (Orig.) 787 Reclus, Traitement des abees tubercu- leux par les injeetions d’ether jodo- forme. 527 Roux et Chamberland, Sur l’immunite contre le charbon confere par des sub- stances chimiques. 564 Salkowski, Ueber die antiseptische Wir- kung des Chloroform wassers. 188 Samter, Desinfieirende Eigenschaften der u di ua Register. 827 Salicylsäure, des Thymols und einiger Antiseptica. 217 Schulz, Zur Wirkung der Hefegifte. 172 Sirotinin, Ueber die entwicklungshem- menden Stoffwechselprodukte der Bak- terien und die sog. Retentionshypothese. 636 Smirnow, Ueber das Wesen der Ab- schwächung pathogener Bakterien. 474 Soyka, Zur Theorie und Praxis der Des- infection. 57 Sternberg, The thermal deathpoint of pa- thogenic organisms. 265 Tassinari, Experimentaluntersuchungen über die Wirkung des Tabaksrauches auf die Mikroorganismen im Allge- meinen und im Besondern auf die krankheitserzeugenden. Mit 2 Abbil- dungen. (Orig.) 449 Thümen, von, Ueber den Mehlthau der Weinreben (Peronospora viticola de By.). 314 Trudeau, Hydrofluorie acid as a destruc- tive agent to the tubercle bacillus. 316 Uspenskij, Desinfectionswerth des vege- tabilischen Filzes (Sphagnum). 217 Vaughan, Experimental studies on some points connected with the causation XI. Originalberichte Physiologischer Verein zu Kiel. 89 R. Accademia di Medicina zu Turin. 220 and treatment of the summer diar- rhoeas of infaney. 588 Viellemin,. Etude experimentale de l’action de quelques agents chimiques sur le developpement du bacille de la tuber- eulose. 668 —, Du traitement post - operatoire chez les tuberculeux. 527 Vibert, Statistique relative A la frequence de la tuberculose pulmonaire et de sa guerison. 519 Warburg, Beitrag zur Kenntniss der Krebskrankheit der Chinabäume auf Java. 244 Wesener, Die antiparasitäre Behandlung der Lungenschwindsucht. (Orig) 499. 531. 567. 596. 630. 662. 691. 727. 758. 791 Wolfheim, Ein weiterer Beitrag zur Phago- cytenlehre. 635 Wollmar, Ueber rationelle Desinfection von Aborts-Anlagen. 348 Wooldridge, Versuche über Schutzimpfung auf chemischen Wege, 342 —, Note on protection in Anthrax. 88 Yersin, Etude sur le d&voleppement du tubercule experimental. 249 Vergl. auch 444. gelehrter Gesellschaften. Kgl. Ungar. Akademie in Budapest. 732 XII. Congresse. 60. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden, vom 18. bis 24. September 1887. 59. 348. 379 XIII. Institute. Celli e de Blasi, Stazione di vaceinazione antirabbiche; relazione del suo primo anno di vita (1887 —1888). 409 Emmerich, Mittheilungen über die im Jahre 1887 im hygienischen Institute zu München ausgeführten bakteriolo- gischen Untersuchungen. 155 Soyka und Kral, Vorschläge und An- leitungen zur Anlegung von bakterio- logischen Museen. 188 XIV. Neue Litteratur. 28. 61. 92. 125. 157. 189. 221. 254. 284. 317. 350. 381. 413. 444. 477. 509. 544. 573. 605. 637. 669. 702. 734. 765. 789. 828 Autorenverzeichniss. XV. Autorenverzeichniss. Adametz, L. 200 Afanassjew 207 Ahlfeld 219 Albert, F. 273 Ali-Cohen, Ch. H. 8. 187 Altum 147 Amthor, Carl 650 Anton, B. 235 Arloing, 8. 209 Armstrong 267 Audiat, Charles 274 Babes, V. 19. 531. 747. 778 Baginsky, A. 201. 430 Bardach 15 Barnes 675 Bartoschewitsch, S. 212 Bassini, E. 652 Baumm 154 Behring 726 Belfanti 513 Benda 206 Bender, Max 10. 35. 70 Benecke, F. 753. 781 Berenger-Ferand, L. J. B. 143 Bergso&, Wilh. 275 Bertha 679 Biggs 267 Billet, A. 454 Bitter 468. 476. 603 Blanc 135 Blanchard, Raph. 18. 271. 272 Bobowicz, Arthur 274 Boccardi 453 Bockhart 61 Boeckel, Jules 273 Bokorny 97 Bollinger, O. 676. 780 Bonome, A. 321 Bordoni-Uffreduzzi, Guido 40 Born 124 Bouchard 131 Braatz 208 Bremer, L. 302 Brieger, L. 173. 492 Brouardel, P. 6 Buchner, H. 98. 149. 353. 385 Bujwid, Odo 494. 577 Bulhoes, Oscar 439 Caspary 59 Cattaneo 193 Cavasnis 524 Celli 132 CelliÄ, A. 409. 456 Chamberland 564 Chantemesse, A. 6. 53 Charrin 44 Chautard 216 Chauveau, A. 246 Christmas, J. de 584 Chotzen 60 Clado 129 Cochez 519 Cornet 269 Cornil, V. 333 Councilman, W. F. 131. 456 Crookshank 367 Czerniewski 719 Dal Pozzo, Domenico 151 . Dangeard, P. A. 372. 528 Daremberg 526 De Blasi, L. 409 De Bruyne, Ü. 1 De Jager, L. 172 Denkschrift 335 De Seynes 373 De Souza 529 Dietel, Paul 337 Di Mattei, E. 689 Dittrich, P. 628 Döderlein, A. 175 Dor, L. 45 Dubeis, Raph. 580 Eberth 48 Eckstein 147 Eidam 408 , Eiselsberg, A. Freih. v. 330 Eisenberg, James 123 Eisenlohr, W. 267 Emmerich 155. 689 Eppinger, H. 717 Ernst, P. 47 Escherich 430 Esmarch, C. v. 601 Farlow, W. S. 530 Fernbach, A. 713 Ferrari, P. 744 Finger 58 Fischer 89 Fleur 527 Flint, Austin 412 Flügge, C. 593 Foa, Pio 40 Formad 132 Fortes 438 Fränkel, A. 459 Frank, Georg 588. 710. 737 Freudenreich, E. de 212 Freund, W. A. 274 Fritsch, H. 240 Fürbringer, Rud. 272 Fütterer, G. 235 Galippe 466 Gallenga, C. 654 Galtier, V. 52. 109 Gamaleia, N. 161. 213. 373. 374. 473. 553. 556. 714 Genser, v. 396 Giard, A. 49 Glaser 207 Grancher 216 Grassi, Batt. 609. 776 Grauer, Frank 412 Grehant 264 Greenough, F. B. 78 Griffiths 132 Grill, Claes 682 Golgi 585 Gschirhakl 668 Guinard 527 Guttmann, P. 412 Hahn, E. 757 Hajek, M. 400 Halle 130 ‚Hanot 525 Hansen, Em. Chr. 390. 582 Hartig, R. 683 Hauser 589 Haushalter 46 Heinemann, C. 364 Hericourt, J. 779 Hess, W. 494 Heyroth, Ant. 673 Hildebrandt 105 Hirschler, A. 233 Hochsinger 60. 432 Högyes 15. 732 Hofmann, E. 269 Hohnfeldt, F. A. 487 Holm 359 Horn, Paul 243 Hueppe, Ferd. 80. 122 Israel, OÖ. 345 Jacquemin, Georges 299 Jaksch, R. v. 657 Janowski, Th. 547 Jappelli 453 Jaubert, L&on 360 Jeannel 522. 523 Jeffries, J. A. 378 Jobert 270 Jodlbauer, Max 168 Johne, A. 528. 658 Kamla, Friedr. 272 Karg 403 Karlinski 437 Kessler, H. F. 406 Kessler, Rich. 272 Kienitz-Gerloff, F. 300 Kinyoun 267 Autorenverzeichniss. Kitasato, Shibasaburo 88 Kitt 304 Klebahn, H. 755 Koch, A. 358 Koettnitz, A. 680 Kolb 435 Kowalski 467 Kräl, F. 188 Krzywicki, C. v. 489 Kühne 59 Lagerheim, G. v. 529 Lampa, Sven 371 Landerer 701 Langhans, Th. 399 Laulanie 522 Lauth 525 Leber 651 Ledderhose, G. 432 Lender 349 Leopold 344 Lesage, A. 135. 137 Lesser, von 489 Letulle, Maurice 396 Lindeman, K. 305 Lindner, Paul 427 Linstow, O. v. 659 Loomis, H. P. 282 Löwenthal, W. 473 Ludwig, F. 323. 453 Lübbert, A. 251 Mace, E. 199 Magalhaes, P. S. de 439 Makara, L. 206 Malerba, P. 486 Manfredi 453. 462 Marchiafava 132. 456 Marcus 412 Marguet 681 Marianelli, A. 629 Markuse, Julian 328 Martens 55. Martin 520. 521 Massalongo, R. 624 Mazza, A. 749 Meinert, Fr. 274. 275. 466 Melle, G. 677 Me6taxas 526 Metschnikoff, E. 17. 365 Miller 455 Miquel, P. 276. 496 Mittmann, R. 395 Montaz 526 Monti, A. 435 Morell-Lavall&e 138 Mori, Rinataro 360 Moos 777 Müller-Thurgau, H. 179 Münch, A. 399 Munnich, A. J. 674 830 Autorenverzeichniss. Nahm, Nic. 273 Naunyn, B. 434. 437 Neisser, A. 139. 776 Nepveu 458 Netter 429 Neuhauss, R. 81. 111. 283. 346 Neumann, L. S. 441 Neyel, V. 720 Nikiforow, M. 397 Nocard, E. 331. 471 Novy, F. G. 236 Nuttal, G. 538 Obtulowiez 651 Oliver, J. C. 265 Ösler 132 ÖOtembra, G. 720 O4, D. 8. 591 Overbeek de Meyer, G. van 153. 338 Pachinger, Alajos 210 Palm 404 Paltauf, R. 715 Park, Roswell 751 Pasteur 15 Pawlowski 341 Perdrix, L. 464 Perroneito, E. 220. 295 Pescarolo 51 Petri, R. J. 785 Petroff, N. W. 463 Petruschky, J. 562 Peuch 493 Pfannenstiel 678 Pfuhl 769 Piskacek 488 Plaut, Hugo 152. 655 Pöhl 348 Pouchet 7 Poulsen 359 Prazmowski, Ad. 325 Predöhl, A. 625 Prillieux 443. 508. 756. Protopopoff, N. 85. 117. 787 Puschkareff, W. 776 Quinquand 264 Rake, Beaven 590 Raulin 620 Reclus 527 Reinl 266 Richet, Ch. 779 Rieck, M. 405 Ricochon 526 Rietsch 270. 490 Ritzema Bos, J. 721 Rivolta, Seb. 623 Roger, G. H. 44 Rosen 314. 752 Roth, Otto 107 Roux, E. 15. 116. 471. 564. 630 Rovelli, N 660 Ruszczynski, Sadebeck, R. 276 Salkowski, E. 188 Samter, E. 217 Sanchez-Toledo, D. 33. 591 Sanna-Salaris, G. 486 Scheurlen 327. 462 Schimmelbusch 48. 468 Schmelck, L. 195. 545 Schneller 395 Schottelius, M. 705 Schreiber 492 Schütz 58 Schulz, Hugo 172 Schulz, O0. 314 Schuurrmans Stekhoven 654 Sehlen, von 685. 722 Seifert, Otto 18 Semmer, E. 242. 657 Seraffini, Aless. 43. 624 Seymour, A. B. 530 Simmonds, M. 6 Sirotinin 636 Smirnow, G. 474. Socor, G. 720 Sorokin, N. 419. 641 Soyka, J. 57. 188 Ssemetschenko 300 Stenglein, M. 282 Stern, S. 233 Sternberg, Ge 237. 265. 572 36 Stickler, J. W Strassmann 67 Straus, J. 5. 27. 33. 591 Strecker 67 Sudakewitsch 303 Tassinari, V. 449 Tenholt, A. 481 Texier 519 Thaxter, Roland 145 Thomas, Walley 626 Thümen, Fel. v. 314 Tomkins, H. 589 Toupet 333 Touton 59 Traversa, S. 462 Troup, Francis 627 Trudeau, E. L. 316 Ullmann, E. 174 Unna, P. G. 680 Uspenskij, D. M. 217 Valude 525 Vaughan, Victor C. 236. 588 Verch£re 526. 527 Verneuil 519. 527. 621 Vibert 519 apol. 273 u a an Autorenverzeichniss. 831 Villemin 668 Williams, Ch. Th. 628 Vuillemin, Paul 373 Winogradski, S. 65 wen Dre Warburg, 0. 244 olfheim, P. 635 Warrington 394 Wollmar 348 Wasserzug, E. 232 Wooldridge, L. (©. 88. 342 Weber, Rob. 272 Wurtz 27 Weibel, Emil 225. 257. 289 Weichselbaum, A. 206 Yersin, A. 249 Weigmann 394 Wesener, F. 499. 531. 567. 596. 630. Zehender, W. v. 143 662. 691. 727. 758. 791 Zettnow, E. 51 Widal, F. 53 Zschokke, F. 417 Wiegandt, A. 592 Zürn, A. 655 Wierzejski, A. 781 Berichtigung. Auf Seite 739 Zeile 15 v. oben ist statt arsenigsaurem Fuchsin zu lesen „arsenhaltigem Fuchsin‘“. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, Ausgegeben am 24. December 1888. ‘ R 7 Pr ar: 3 IE. 4 JIIRKEI ern | be ae a ride, ae SAH Br K TOR m nabaadaN il WwoaN rin. BR IT NN (KLEE u ul UN hart: ERBE. tesa te kr BR. 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