fern 1 BETONEN BIBLIOTHEQUE DE | Lovis Agassız. UETTCTEHETEHERE (R.0.00.00.99.99.09.99.9 e M Fibrarn of tbe Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGR, MASS, Pounded by private subscripiion, In 1861. From the Library of LOUIS AGASSIZ. No. 27 ES, Hr322°/%% Ad PA / N AK Das | 2. Flözgebirge ü Würtembergs. Mit besonderer Rücksicht auf den Jura. 2 Von Fr, Aug. Quenstedt, Professor zu Tübingen. 223 08 D 2.0. — Tübingenm, Verlag der H. LAUPP’schen Buchhandlung. 1843. > "MCZ LIBRARY HARVARD UNIVERSITY CAMBRIDGE. MA USA Gedruckt in der P. Balz’schen Buchdruckerei in Stuttgart. Vorrede. Da die schwäbischen Flözformationen durch die Arbeiten eines Schübler (v. Alberti, die Gebirge des Königreichs Würtemberg, in besonderer Beziehung auf Halurgie. Stutt- gart 1826), v. Zieten (die Versteinerungen Würtembergs. Stuttgart 1830 — 33.), v. Alberti (Beitrag zu einer Mo- , nographie des bunten Sandsteins, Muschelkalks und Keupeis. Stuttgart 1834), v. Mandelsloh (Memoire sur la Con- stitution geologique de P’Albe du Wurtemberg 1834.), I Buch (Ueber den Jura in Deutschland. Berlin 1839.) und Anderer wiederholt die Aufmerksamkeit der Geologen auf sich gezogen haben, so musste ein Werk, das sämmt- liche Arbeiten zu vereinigen strebt, als ein Zeitbedürfniss erscheinen. Diess Bedürfniss steigert sich aber noch bei einem Lehrer, der berufen ist, durch jährliche Vorlesungen einen Kreis zum "Theil eifriger Freunde und Zuhörer in das Gebiet der Geognosie einzuführen. Er kann das nicht besser, als wenn er unmittelbar an Gegenstände anknüpft, die ihn umgeben und täglich zu Ausflügen einladen. So ist der lange gehegte Plan zur Reife gediehen: ein Buch, das Fusswanderer wie Stubengelehrte, und An- fänger wie Geübte in den Stand setzen soll, sich über die Flözgebirge Würtembergs klare und gründliche Kenntniss zu erwerben. Dieses IV Ür f Ziel nach Kräften zu erreichen, wurden, soviel es nur die Zieit erlaubte, in einem sechsjährigen Zeitraume zahlreiche Exkursionen gemacht, die den Verfasser durch eigene An- schauung über die abgehandelten Gegenstände belehrten. Denn gerade das ist der grosse Vorzug der Naturwissen- schaften, dass Jeder selbstständig mit dem Gegenstande in der Hand ohne grosse literarische Hilfsmittel das Ge- biet zu erweitern vermag. Es kann daher dem lesenden Beobachter nurzur Freude gereichen, wenn er ihm längst Bekanntes bestätigt findet. Die Form des Werkes ist nicht gewöhnlich. Die Ab- schnitte der Formationen sind scharf hingestellt, ihre Ge- steine kurz erwähnt. Dann folgen gleich die Petrefakten, zum Theil lang beschrieben, weil sie den wichtigsten Leit- faden liefern. Aber der Faden wird immer wieder auf- genommen, was für die Uebersichtlichkeit des Werkes und für das Gedächtniss von Vortheil ist. Zum Schluss folgt ein berichtigendes Verzeichniss der Zieten’schen Petre- fakten. Ueberdiess ist in der Beschreibung der Petrefak- ten so viel auf Zieten’s Abbildungen Rücksicht genommen, ihre Stellung so genau geordnet, dass für die Besitzer jenes Prachtwerkes die gewissenhafte Bezugnahme willkom- men sein dürfte. Tübingen, den 26. Juli 1843. Der Verfasser. Wie Gesteine der gekannten Erdkruste zerfallen in zwei grosse, wenn freilich zuweilen schwer zu unter- scheidende, Abtheilungen, in: 1. Geschichtete | 2. Ungeschichtete Das geschichtete Gestein ist den Gesetzen der Schwere zufelge aus einem Wasser-, Lava- oder Lufimeer "allmählig in aufeinanderfolgenden Bänken und Lagen ab- Gesteine, geseizt, so dass die untern ältern von den obern jüngern Schichten bedeckt werden; die ungeschichteten Fels- arten hingegen wurden vermöge der Reaction innerer Erd- kräfte quer durch die Schichten in festem oder heissflüs- sigem Zustande zur Oberfläche hinaufgetrieben, Letztere bilden daher die massigsten Bergformen, verdanken ihre Entstehung ausschliesslich den Feuerkräften, und bleiben der Petrefaktenkunde fremd, nur dass sie an ihren Grenzen zuweilen mit Petrefakten führenden Schichten in enge Ver- bindung treten. Daraus folgt, dass die ungeschichteten Gesteine zur Bestimmung der Formationsglieder un- brauchbarer sind, als die geschichteten, deren regel- voller Wechsel, so zerstörend auch die gewaltigen Kraft- äusserungen des Erdinnern darauf einwirkten, nie ganz der Beobachtung sich entzieht. Die einzelnen Gruppen (For- mationen) des geschichteten Gebirges wollen wir in Nachfolgendem beschreiben, die in Schwaben fehlenden kurz, die in Schwaben vorhandenen genauer, Quenstedt, Flözgebirge. 1 2 I. Urgebirge. I. Uebergangsgebirge. se 3. Urgebirge. ER Es führt, wie das ungeschichtete Gestein, niemals or- sanische Reste, und besteht ebenfalls aus Mineralen, die nur auf heissem Wege entstehen konnten. Gneus, Glimmer- (Talk-, Chlorit-) und Thonschiefer mit glänzend schimmriger Bruchfläche sind die drei wichtigsten Glieder. Der Gneus geht in oftmaligem Wechsel mit Glimmerschiefer bis zu unbekannter Tiefe. Da dieses Urgebirge nicht nur der heimathliche Boden der ersten Organismen war, sondern auch allen folgenden Schichten zur Unteriage diente, so musste es natürlich von sämmtlichen massigen Gebirgen durchbrochen und zerrüttet werden. Doch Begleiter der geschichteten Urgesteine sind vorwaltend auf der Oberfläche nur Granite, Sienite und deren Porphyre (rothe und grüne Porphyre). EI. Webergangsgebirge. Den Anfang machen schwarze, rothe oder grünliche Thonschiefer, welche sparsame Thierreste, auch Meeres- pflanzen enthalten. Zwischen Ur- und Uebergangsthonschie- fern konnte bislang keine scharfe Grenze gezogen werden, nur das Fehlen oder Vorhandensein organischer Reste musste entscheiden. Der Thonschiefer ist der erste Wasser- schlamm eines (anfangs heissen und später) temperirten Meeres, und vielleicht unterstützen auch fernere Erfah- rungen die Muthmassung, dass die ersten Meeresbecken erst allmählig sich belebt haben, folglich auch die ältesten Schlammniederschläge nicht gleich Geschöpfe umhüllen konnten, Wundern müssen wir uns jedoch über die grosse Vollkommenheit selbst der ältesten Typen von Muscheln. Wie auch später, so wechseln gleich in den tiefsten Abtheilungen des Uebergangsgebirges mit 'Thonschiefern Kalkbänke und Sandsteine (Grauwacken) ab, deren viele von Thierresten bereits wimmeln, Da sämmtliche Schichten zusammengenommen bei vollkommener Entwicklung eine IE Me a II. 1. Unt. Ueberg.Geb. in England, Frankreich, Deutschland. $ senkrechte Mächtigkeit von 12 — 20000 Fuss und darüber erreichen sollen, so zerfälle man sie der bestimmtern Orientirung: halber in ein Ä Unteres, Mittleres, Oberes, oder nach Art der Engländer in ein Kambrisches, Silurisches, Devonisches System, sogenannt von Cumberland, dem Wohnsitze der alten Cambrier; Wallis, dem altbrittischen Königreich der Siluren; und Devonschire, weil daselbst diese Unterab- theilungen am Besten entwickelt sind. 1) Unteres Vebergangsgebirge, eine Thonschie- ferformation mit untergeordneten Kalk- und Grauwacken- schichten. England verdankt ihm auf seiner Westseite die tiefen Baien und die vier weit nach Südwest vorspringenden Landspitzen mit den vorliegenden Inseln, denn die süd- westlichen Landspitzen von Süddevon und Cornwall, von Süd- und Nordwales d. h. von der Insel Ramsay bis Skerry, endlich der grösste Theil Cumberlands (die Gegend der Cumberlandseen im Flussgebiete des Derwent) mit der vor- liegenden Man gehören ihm an. Zunächst nehmen wir zu dieser untersten Abtheilung das ganze kambrische Sy- stem, welches Profess. Sedgewick im weiten Halbkreise der Cardigan- und Harlechbay (Wales) in folgende drei Gruppen theilt: a) Snowdongestein, Thonschiefer roth, blau oder durch Hornblende grün gefärbt (Killas), nebst fein- und grob- körnigen Grauwacken, welche im Süden von Caernarvon den höchsten Schiefergipfel Englands, den 3350 Fuss hohen Snowdon, bilden. Wenige Korallen, besonders Brachio- podenschalen sollen sich darin finden. b) Balakalkstein (in den Umgebungen der Stadt Bala, südöstlich des Snowdon), dunkelfarbig. mit Thonschiefer wechselnd, Trilobiten und Orthis sparsam einschliessend, die nach Murchison mit den untern silurischen Kalken überein- stimmen. 1* ’4 4 1.1. Unt. Veberg.&eb. in England, Frankreich, Deutschland. \ u c) Plynlymmon-Gesteine, den Snowdongesteinen zwar gleich, da sie aber südlicher im Quellgebiete des Severn am Plynlymmonberge auftreten, und sämmtliche Thonschiefer, dem Umrisse des Landes folgend, südwestlich Streichen aber südöstlich einfallen, so meint man, sie seien den Balakalken aufgelagert. Wenn schon aus England diese Bildungen nur unvoll- kommen bis jetzt gekannt sind, so darf die Parallelisirung derselben mit Schichten auf dem Kontinente nur vorsichtig vorgenommen werden. Indess droht abermals hier dieselbe Verwirrung einzubrechen, welche auf die Erkenntniss des Jura noch heute nachtheiligen Einfluss übt. Da die nor- mannische Halbinsel Frankreichs nicht nur der Lage. sondern auch den Gesteinen nach dem gegenüberliegenden Corn- wall verwandt ist, so meint man, dass die steil einfallenden Grauwackenschichten, deren Köpfe nach E, de Beaumont abweichend von Thonschiefern bedeckt werden, dem kam- brischen Systeme angehören möchten, weil auch in England das silurische System sich gewöhnlich dem kambrischen abweichend auflagert. Auch‘ Dumont’s Terrain ardoisier, in so weit es die untern petrefaktenleeren Thonschiefer des Ardennenwaldes von der Maas bei Mezieres, und die talkigen Schiefer des Hundsrück und Taunus vom Rhein bei Biengen durchbrochen umfasst, rechnet man wohl hierher. Sollte endlich auch der Unterharz in den Umgebungen von Harzgerode mit seinen petrefaktenarmen Thonschiefern und Kalken sich diesem untern System anreihen, so würde es Aufmerksamkeit verdienen, dass das im Allge- meinen hor. 3 streichende Schiefergebirge an seiner süd- östlichen Seite der untersten Reihe angehört, während es seiner Hauptverbreitung nach am nordwestlichen Gehänge der mittlern und obern Abtheilung zugezählt werden muss. Indess sind alle diese Bestimmungen nur Deutungen eines ersten Änlaufs, die wahrscheinlich bedeutend modificirt werden dürften, sobald wir den Mangel an Petrefakten ur en x m. 2. Mitt, Venen Ge. in England. 5 lien: zu beklagen ch: Schon Versuch Graf von Münster, die petrefaktenreichen Clymenienkalke von Elbersreuth (2 Meilen nordöstl. von Kronach im Fichtel- gebirge) dem kambrischen Systeme gleich zu stellen, und allerdings scheinen die Endosiphoniten (Clymenien, deren Sipho auf der Bauchseite liegt) dazu aufzufordern, denn auch in kambrischen Schiefern Cornwalls soll diess eines der Hauptmuschelgeschlechter sein. Bestätigt es sich dann ferner, dass auch die Clymenienkalke von Ebersdorf (Graf- schaft Glatz) wie im Reussischen und Waldeck’schen denen von Elbersreuth gleich sind, so wäre diess ein Kalkzug, wie ihn England nicht hat, Indess behauptet Murchison, die Kalke seien devonisch! Wäre letzteres der Fall, so würde an organischen Resten dem untern Uebergangs- systeme wenig bleiben, und nur die Mächtigkeit der Schiefer könnte uns bestimmen, dem kambrischen Systeme die Auszeichnung einer besondern Abtheilung zu gewähren. 2) Mittleres UVebergangsgebirge (Silurisches System). Es ist in England und der Bretagne dem Zuge des Untern abweichend auf- und angelagert. Seine Gesteine sind wieder Grauwacken und Thonschiefer, von den vorigen nicht zu unterscheiden, indess nehmen die Kalke an Mäch- tigkeit zu. Als Hauptpunkte führen die Engländer die Schiefer von Westmoreland, im Südost an das Cumberland- gebirge angelagert, besonders aber Wallis und Shropshire an, wo die silurischen Felsen in schmalem Gürtel südlich der St. Brides-Bay im Scomer Island beginnen, dem Thale von Towy bis weit über Liandeilofowr folgen, und fort- während im Süden und Südosten vom devonischen (Old red) System begleitet über Ludlow am Teme, Wenlock bis gen Shrewsbury ins Thal der Severn vordringen. Hier erreichen die Bildungen ihre grösste Entwicklung, werden aber im spätern Verlauf immer mehr durch das Kohlen- Sebirge beschränkt, bis sie sich an der Landzunge von Ormeshead im Meere verlieren. Ausserhalb dieses Gürtels 6 1I. 2. a. Mittl. Ueberg.Geb. in England. durchbrechen nur vereinzelte silurische Inseln den Old red von Herefordshire, besonders im Severnthale auf der Gränze des Old- und New red Sandstone, a) Unteres silurisches System, Dazu zählt Murchison: Die Llandeilo-Flags (Platten der Stadt Llandeilo), bestehend aus dunkelfarbigen Trilobitenschiefern, sandigen Platten mit Glimmer, auch Quadersteinen. Der Kalk wird oft vorherrschend. Achtgliedrige Trilobiten, Agnostus pisi- formis, Orthis etc.; und den Caradocsandstein (Sandstein der Caradoc- hügel zwischen Ludlow und Shrewsbury ,„ nach Caractacus, Anführer der Siluren, genannt), eine dunkele oder lichte Grauwacke, oft kalkig, und besonders nach oben in Thoen- schiefer (Wenlock-Thonschiefer) übergehend. Orthocera- titen mit grossem randlichen Sipho (Vaginaten), acht- und zehngliedrige Trilobiten, selten elfgliedrige mit Netzaugen, Reichtlium an Orthis, Mangel an Spiriferen und Encriniten. Bei Vergleichung dieser Schichten mit denen unseres Continentes muss es sogleich auffallen, dass in den Thon- shiefern Frankreichs und Deutschlands, von den Ardennen bis zu den Quellen der Oder, Vaginaten, acht- und zehn- gliedrige Trilobiten nirgends gefunden wurden. Nur ein einziges (aber deutliches) Bruchstück eines grossen Vagi- naten bildet &raf Münster (Beiträge zur Petrefaktenkunde, ötes Heft, tab. 9, fig. 3) als Orthoceratites interruptus aus den Ulymenienkalken von Gattendorf ab, die Zeichnung wenigstens ist ven den grossen Siphonen des schwedischen Orthoceratites vaginatus Schl. nicht zu unterscheiden! Diese Orthoceratiten sammt den Trilobiten finden sich aber in Menge unter den Geschieben der germanisch - sarmati- schen Tiefebene, anstehend auf der baltischen Landhöhe, von Reval den finnischen Meerbusen entlang bis St. Peters- burg, ja sie setzen von Reval den Inseln folgend zur scandinavischen Halbinsel über. Noch grösser wird die It, 3. a. Mittl. Veberg.Geb. in America und Europa. 7 Verbreitung in Nordamerika, südlich den eanadischen Seen vom Winnipeg- bis zum Ontariosee, wo ein schwarzer Kalk der Thalsenkung des Missisippi bis zum Busen von Mexico folgt. St. Joseph- und Drummond-Island (beide im Huronensee), Trentonfalls am Herkimer Mohawk, Glenn’s Falls am Hudsonfluss (beide im Staate New-York), Rippley, Newport, Cincinnati am Ohio etc. sind berühmte Fundorte. Alle diese petrefaktenreichen Kalke Europas und Americas sind horizontal gelagert, und von Sandsteinen und T'hon- schiefern unterteuft. Am finnischen Meerbusen ündet man als unterste Lage immer weissen und röthlichen quarz- reichen Sandstein mit Schwefelkies und von Unguliten schichtenweis wimmelnd, einem zwischen Lingula und Crania stehenden Brachiopodengeschlecht ; darüber folgen bitumi- nöse T'honschiefer mit Korallen; endlich jene Triobiten- Kalksteine, zuweilen Grünerde (wie in manchen Kreide- kalken) oder kleine Brauneisenlinsen (wie die sogenannten Eisenoolithe) eingesprengt. Auch in Schweden folgt auf einen Quarzsandstein trilobitenreicher Alaunschiefer, der von den mächtigen Vaginatenkalken bedeckt wird. Hin und wieder ruht darauf noch ein wahrer durch Grapto- lithen ausgezeichneter Thonschiefer, den endlich Kuppen von Grünstein (Trapp) überflossen haben. Die Alaun- schiefer von Andrarum an der Südostseite von Schonen (Mitte von Ystad und Christianstad), die Kinnekulle süd- westlich vom Wenernsee, der Osmundsberg, nördlich vom Siljansee, die Marmorbrüche von Ljung zwischen Wenern- und Roxensee etc. sind vielgenannte Orte. Vielleicht darf man auch die Trilobitenreichen Thonschiefer an der untern Loire (Nantes, Angers) und bei Cherbourg und Valogne hierherziehen, desgleichen die untern schwarzen Kalke von Christiania, Mit den schwedischen Alaunschiefern lassen sich die Grauwacken von Ginez, welche unter den Prager Orthoceratitenkalken an der von Przibram herab- kommenden Litawka anstehen, vergleichen, denn der 8. IH. 2. b. Wenlock- und Ludlowform. Trilobites paradoxissimus bildet hier wie in Schweden ganze Conglomerate. Die Zeit wird entscheiden, ob diese weit verbreiteten Bildungen sich wirklich se wesentlich vom untern Ueber- gangssystem durch ihre organischen Einschlüsse entfernen, dass man sie in eine besondere Abtheilung zusammenfassen muss, oder ob es nicht angemessener wäre, sie mit dem kambrischen Gebirge zu vereinigen, Bis jetzt sieht man wenigstens noch nicht klar ein, ob wirklich ausser letztern etwas Bedeutendes an Geschöpfen für das kambrische System überbleibt, b) Oberes silurisches System. Besteht in Eng- land aus der Wenlockformation (von Wenlockedge, einem schmalen Gebirgsrücken, der zwischen Coalbrookdale an der Severn und Halford am Onny im Südosten den Caradoc- hügeln parallel streieht) ein Thonschiefer mit dunkeln Kalk- platten, die von Korallen, Encriniten, Spiriferen, Trilobiten mit Netzaugen wimmeln, unter den Orthoceratiten die Coch- leati wichtig. Zu den Kalken gehören namentlich die be- rühmten Dudleyplatten, welche zwischen Birmingham und Wolverhampton inselartig in steiler Schichtenstellung aus dem Kohlengebirge auftauchen, Ferner aus der Ludlowformation (von der Stadt Ludlow im "Thale der Teme), unten Schiefer mit Kalksteinen (Untere Lud- iowformation), in der Mitte thonige Kalksteine, und oben grüne Glimmersandsteine (Obere Ludlowformation). Viele organische Reste hat die Abtheilung mit der vorigen ge- mein, allein der Reichthum an RBegularen Orthoceratiten und Flexuosen Lituiten zeichnen sie aus. In den obern Sandsteinen treten die ersten Wirbelthiere, Haifische, auf. Es ist nicht leicht, die Parallelen dieser Schichten in Deutschland nachzuweisen. Vor allem gehören hier indess die an Steinkernen so reichen Grauwacken hin, deren Hysterolithen (Steinkerne von Spiriferen und 'Terebrateln) IL. 2. b. Wenlock- und Ludlowform. 9 schon durch die ältesten Petrefaktologen berühmt geworden sind: der Rammelsberg bei Goslar, Ebersbach nördlich Dillenburg, Coblenz, Ober-Lahnstein an der Mündung der Lahn in den Rhein, Butzbach südlich Giessen a. d. Lahn, Kaisersteinel bei Sayu-Altenkirchen sind Orientirungspunkte, ausserdem Orthis umbraculum und Pentamerus Knightii noch Leitmuscheln darin, Vaginaten sind hier schon nir- gends mehr gefunden, Darüber folgen dann die bereits durch Schlotheim emsig ausgebeuteten Eifeler Kalke, deren Masse von Korallen (Favositen und Cyathophyllen), elf- gliedrigen Trilebiten mit Netzaugen, Regulären Orthocera- titen etc, in einzelnen Platten unwillkürlich an die von Dudley erinnern. Die Hauptmasse der ’Thonschiefer des Kontinents scheint hierhin zu gehören, so die Lysa Gora von Kielce bis Zandomirz an der ebern Weichsel, die südöstlichen Sudeten im Quellgebiete der Oder, das säch- sische Schiefergebirge zwischen Thüringerwald und Fich- telgebirge, welches sich in einem schmalen Zuge fast nahe zur Eibe erstreckt, der Hauptkörper des Harzes, das grosse Schiefergebirge zu beiden Seiten des Rheins, die böhmi- schen Thonschiefer im Flussgebiete der Beraunca etc. Unter den Norddeutschen Geschieben sind die blauen Grap- tolithenkalke und die Kalke mit Productus latus, die in Schonen ansiehen, obersilurisch. Gothlands Korallenkalke gleichen ganz denen von Dud!ey und aus der Eifel, und so schwarz auch die von Christiania gefärbt sein mögen, die obegn davon schliessen sich streng hier an. ' Auch in Livland und Esthland lassen sich die Lagen nachweisen, vo südlich von Reval Encriniten-, Spiriferen- und Korallen- kalke, theils kieselig, theils dolomitisch anstehen, worunter wahrscheinlich die obern der folgenden Abtheilung ange- hören, wenn auch in den Umgebungen der canadischen Seen, wo namentlich wie in Esthland die Cochleaten Ortho- ceratiten in so hohem Grade die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so muss man sich anderer Seits doch wieder hüten, 10 iM. 3. Oberes Uebergangsgebirge. nicht zu viel parallelisiren zu wollen. Dumonts Syst. quarzo- schisteux inferieur des Terrain authraxifere soll hier hin gehören, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Ortho- eeratitenreichen Kalke von Elbersreuth und Prag, welche Graf Münster über die Clymenienkalke setzt, ihre Stellung hier finden, 3) Oberes Uebergangsgebirge (Devonisches System). Die Engländer rechnen in neuern Zeiten alles dahin, was sie früher unter dem Namen Old red (alter rother, nämlich Sandstein, im Gegensatze zum New red) zusammen fassten. Da sie vom Kohlengebirge als der Hauptformation ausgehen, so nannten sie allen rothen Sandstein darunter Alt, und allen darüber Neu. In Deutschland ist dieser Sandstein eine wirkliche Grauwacke, wie es die Werner’sche Schule nannte, die nur zuweilen etwas rotheisenschüssig wird. So haben wir in Deutschland im Grunde schon längst ver- einigt, was man in England unnatürlich getrennt hatte, die Sucht Parallelen zu ziehen hat nur Verwirrung gebracht. In England beginnt der Oldred mithin das devonische Ge- birg mit dem Tilestone (Ziegelstein, d. h. Steinplatten, zum Dach- decken brauchbar) von röthlicher und grünlicher Farbe, mit Fischen und Muscheln, die sich noch eng an das silurische Gebiet anschliessen. Darüber lagert ein roth und grüngefleckter Mergel, in dem sich grosse Nieren von Kalkstein (Cornstone) ausscheiden, die durch ihre Fische so berühmt geworden sind: Cephalaspis mit grossem halbmondförmisem Kopfschilde; Holoptychus mit dicken gefalteten Schuppen, die man früher für Rep- tilienpanzer ansah; Dipterus, Diplopterus und Osteolepis mit dünnen rauhen gerundeten Schuppen ; Ichthyodorulithen d. h, Flossenstacheln grosser Haifische. Dieser mächtigen, den Keupermergeln so ähnlichen Formation, folgen wieder Sandsteine und grobe Quarzconglomerate, deren schroffe Wände die Mergelberge ruinenarlig krönen. 1. 3. Oberes Uebergangsgebirge. 11 Die Formation erreicht in Herfordshire zwischen Severn und Usk River die ungeheure Mächtigkeit von 10000 Fuss, wenn anders die Schätzungen zuverlässig sind. Sie tritt am rechten Ufer der Severn unter dem Kohlengebirge von Coalbrookdale hervor, folgt in einiger Entfernung der Severn, bis sie sich bei Newport am Usk unter dem Schuttgebirge des Meersandes verliert, zieht sich aber zu gleicher Zeit westlich von Usk in einem schmalen Gürtel zur Caermar- then-Bay durch Pembrokshire zur Insel Skokham. Abge- sehen von den vielen inselartigen Massen, die sich in England unter dem Kohlengebirge hervorheben, durch- schneidet ein breiter Gürtel im Süden der Grampiansberge von der Südküste bei Stonehaven und dem Frith of Tay bis zur westlichen Küste des Frith of Clyde die schottische Berginsel, und bildet die Unterlage der reichen Kohlen- gebirge von Glasgow. Lange unbekannt waren die rothen Konglomeraäte, Letten und Sandsteine Nordschottlands, namentlich die blauen Fische im dunkeln bituminösen Mer- gelschiefer, der in die rothe Sandsteinformation von Caith- ness und der Ornney’s Inseln eingelagert ist (Banniskirk, Pomona,...). Sie stimmen vollkommen in Form und selbst in Farbe mit Fischen des Old red von Herefordshire. Bei der starken Entwicklung in England muss die unbedeutende Entwicklung rother Gesteine unter dem Koh- lenkalke des Kontinents auffallen. Doch hat sich auch hier trotz der verschiedenen Farbe zweierlei herausgestellt: 1) Die trefflich erhaltenen Muscheln von Bensberg (östlich Köln) und wo sich am rechten Thalgehänge des Rheins bei Paffrath, Refrath, Gronau. Lustheide eine isolirte Kalkparthie an das Grauwackengebirge anlagert, unter welchen Muscheln sich vorzüglich Strigocephalus Burtini, Megalodon cucullatum und eine Menge der selten- sten Trachelipoden, die schon Schlotheim benannt, und mit euglischen Vorkommmissen verglichen hat, sind das wich- tigste Muschellager des untern devonischen Systems. Nach 12 U. 3. Bensberg. Schraubensteine. Dr. Beyrich kommen sie auch bei Soetenich an der Röhr (südwestlich Blankenheim in der Eifel) und oberhalb Vill- mar an der Lalın vor; 2) die kieseligen Grauwacken mit den berühmten Schraubensteinen (Steinkernen von Encrinites Epithonius Schl, etc.) auf dem Oberharz, im rheinischen Schieferge- birge etc. stimmen vollkommen mit den Chert beds (Kie- sellagern) von Derbishire überein, die eine ausgezeichnete Abtheilung des obern devonischen Gebirges bilden, Die bekannten Grauwackenschiefer von Dillenburg mit Posidonien, Orthoceratiten und Goniatiten mit getheilten Rückenloben stehen an der Grenze zum Kohlengebirge, auch die schwarzen Dachschiefer mit verkiessten sparsamen Muscheln von Gosslar und Wissenbach werden noch hoch gestellt, und jedenfalls sollen die eisenreichen Klymenien- kalke von Oberscheldt bei Dillenburg ächt Devonisch sein, Der Eisenreichthum wiederholt sich auch auf dem Oberharz unter ähnlichen Verhältnissen wieder, ob indess die petre- faktenreichen Korallenkalke vom Winterberge bei Grund ebenfalls hierher gehören, wird sich nicht so leicht ent- scheiden lassen. Doch sind alle diese Vergleichungen nur die ersten Versuche, und es wird noch langjährige gründ- liche Studien erfordern, ehe man hier zur Sicherheit kommt, obgleich von allen Seiten bereits vergleichende Beiträge geliefert werden (Cf. Bronn’s Jahrbuch 1841). Wenn wir ausserdem Muscheln des Uebergangsge- birges aus den Alpen und den Bergen Brasilien’s, von den Schneehöhen am "Titicatasee bis zum Tafelberge der Cap- stadt, ja selbst von Van Diemensland kennen, so lässt sich daraus wohl auf eine allgemeine Verbreitung dieses ältesten aller Flözgebirge schliessen, allein die genaue Stellung nach dem vorhandenen Material nur fragmentarisch bestimmen, II. Rothes Sandsteingebirge, 13 YEE. Rothes Sandstieingebirge. Drei durch Eisenoxyd rothgefärbte Sandsteine und Schieferthone (Letten und Mergel), die äusserst arm an Petrefakten sind, wechseln mit drei muschelerfüllten Kalk- gebirgen, und diese sechs zum Theil sehr mächtigen Bil- dungen sind ın folgender Weise aufeinander abgelagert: 1) Bergkalk (Kohlenkalkstein); 2) Kohlengebirge (sammi Todtliegendem); 3) Zechstein; 4) Buutersandstein; 9) Muschelkalk; 6) Keuper. Herr v. Alberti hat die obern drei (Buntensandstein, Muschelkalk und Keuper) passend unter dem Gesammt- namen Trias (Dreiheit) zusammengefasst. Da nun die untern drei, Bergkalk, Kohlengebirge und Zechstein eine ähnliche Trias bilden, so könnte man jene die neue (obere) diese die alte (untere) Trias nennen, welche zusammen eine Hexas (Sechsheit) bilden würden, Die alte Trias schliesst sich im allgemeinen noch eng an das obere Uebergangs- system an, während die neue schon viel selbstständiger ist, sobgleich man nicht läugnen kann, dass alle drei muschelreichen Kalkformationen durch ihre organischen Einschlüsse scharf von einander gesondert sind. Die ein- zelnen Abtheilungen dieser Hexas werden stellenweis wie- der so mächtig, dass wir sie abermals in eine untere, mittlere und obere Region zu trennen haben. Selten sind indess in einer Gegend alle vorhanden, sondern die einen entwickeln sich auf Kosten der andern. 1) Bergkalk , ein dunkel gefärbter Kalkstein mit vielen Produkten, Spiriferen und Eneriniten; Orthoceratiten und Trilobiten gibt man nur noch sparsam an, Uuter günstigen Verhältnissen kann die Gruppe über 1000 Fuss mächtig werden, und im mittleren England (Sommerset -, 14 III. i. Bergkalik. Monmouth-, Glamorgan-, Derbyshire, Nordwales etc.) lagert sich das Gebirge höchst regelmässig zwischen Koh- len- und oberes Uebergangsgebirge (Oldred). So schwie- rig es nun auch immer wurde, das devonische System an der Sambre und Maas, auf dem linken wie auf dem rechten Rheinufer scharf mit dem englischen zu parallelisiren, so sind doch die Produktenkalke, welche von der Schelde zur Röhr und vom Rheinthal bei Ratingen (nordöstlich Düsseldorf) über Elberfeld, Arnsberg, Meschede, Brilon bis sum Diemelthal streichen, von jeher ein Anhaltspunkt gewesen, der mit den Kohlenkalken Englands vollkommen sich vergleichen lässt. Freilich stellt sich auch hier bei genauer Untersuchung der Petrefacten heraus, wie wenig scharf der Kohlenkalk von seiner Unterlage getrennt ist, selbst Trilobiten und Orthoceratiten, jene Hauptleitmuscheln der ältesten Versteinerungen führenden Gebirge, sterben erst im Bergkalke aus, und Crinoideen vermehren sich noch dermassen, dass die Engländer ihn passend Encrinal- limestone genannt haben. Indess da alle Formations- abtheilungen bald mehr bald weniger künstlich sein müssen, und da der Bergkalk in England wie in Russland als die unzertrennliche Basis der Kohlenformation betrachtet wird, so ist es auch für das Gedächtniss bequem, den Bergkalk mit dem Todtliegenden zu einer Dyas zu vereinigen, welche uns die Steinkohlen liefert, während die zweite Dyas der Zechstein und Buntersandstein Kupfer, und die dritte Muschelkalk und Keuper Salz gibt. Ueberdiess verbinden sich unsere Kalklager mit den überliegenden Kohlensandsteinen im nördlichen England (Oberes Fluss- gebiet der Ribble, Ouse, Wear, T'yne) so innig, dass eine 1000 Fuss mächtige über dem reinen Kohlenkalke abgelagerte Gebirgsmasse von Philipps Yoredale Rocks (Felsen des Yorethales, rechter Tributar der Ouse) genannt wurden, Schieferthon und Kohlen gesellen sich zum Kalke und Sandsteine, welche das wilde Gebirge Nordenklands IH. 2. Kohlenf. und Todtliegendes. 15 bilden, das nur flach nördlich von Derby beginnt und bis zur Pietenmauer fortsetzt, überall nach Osten sanft geneigt, kehrt es im Westen dem Lune- und Edenfluss steile und zerrissene Felswände zu, die sich im 3100 Fuss hohen Crossfell gegen 2500 Fuss senkrecht über den New red des Edenthal erheben, Diesen von Höhlen durchzogenen vielberufenen Kalkbergen verdankt der Kalk seinen Namen Bergkalk (Mountain limestone). 2) Kohlengebirge und Todtliegendes,. Koh- len konnten sich überall bilden, wo Festland, also Süss- wasserabsatz, in der Nähe war. Findet sich im Urgebirge, wo jede Spur von Organismen fehlt, nur Graphit, so treten schen im Uebergangsgebirge entschiedene Pflanzenkohlen auf, doch mehren sie sich erst auf der Grenze zum rothen Sandstein zu bauwürdigen Flözen; und wenn auch zuweilen die Kohlen noch im Bergkaike und in dessen Sandsteinen Platz greifen, so erreichen sie doch vorzugsweise in der Region des Todtliegenden ihre grösste Massentwicklung. Todtliegendes (todt d.h. taubes oder erzleeres Gestein, wel- ches die Unterlage des kupferreichen bituminösen Mergel- schiefers bildet, seit mehreren Jahrhunderten die reiche Erwerbsquelle Thüringens) nennt der Mannsfelder Bergmann den rothen, oft mit Quarz- und Porphyrgeschieben erfüllten Quarzsandstein, der mehrere tausend Fuss mächtig das Liegende des Zechsteins bildet. - Ausser vielen Kiesel- holzgeschieben scheiden sich dunkle Schieferthone, reich mit kryptogamischen Gefässpflanzen erfüllt, in ihm aus, die in wiederholter Aufeinanderfolge nicht selten die gesuchte- sten Kohlenflöze einschliessen. Das kleine durch Porphyr- hebungen zerrüttete Kohlengebirge bei Wettin und Loebejün (unterhalb Halle an der Saale) hat 500 Fuss mächtige rothe Sandsteine, Schieferietten und Conglomerate zur Unterlage; dann folgt das Kohlengebirge mit schwachen Kalklagen 250 Fuss; endlich wieder rothe Sandsteine, Schieferletten, Conglomerate und Porphyrbreecien 2600 Fuss. 16 UT. 2. Kohlenflöze. Sobald sich Kohlen im Sandstein einstellen, tritt die rothe Farbe zurück, der Sandstein wird grau, die Letten schwarz, und dann betrachtet man die einzeinen Ablagerungen als besondere Formationstheile, wie sich das im südlichen und mittlern England (Sommersetshire, Südwales) so deutlich ausspricht. wo durchschnittlich auf den 900 Fuss mächtigen Kohlenkalkstein: a) derMillstone grit ‚ (Mühlsteinsandstein, wozu er verwendet wird), ein weissgrauer an zersetzten Feldspath- körnern reicher Quarzsandstein, oft mit Geschieben in dicken Bänken 600 Fuss mächtig sich ablagernd, ohne Koh- lenflöze; b) die Coal-measures (Kohlenflöze), ein Wechsel von Sandsteinen mit Schieferthonen und zwischen liegen- den Kohlenflözen, ebenfalls 600 Fuss mächtig, in drei Un- terabtheilungen gebracht: Die untern Schichten, kohlexarm, aber mit rei- . chen T'honeisensteinlagern, d. h. kohlensaurem Eisenoxydul mit Thon und Kalk vermischt. Das Eisen, was als Eisenoxyd die Sandsteine roth färbt, in den Kohlen- schichten als Schwefelkies auftritt, hat sich hier in grossen NierenZausgeschieden. die einen wichtigen Reichthum Eng- lands bedingen. Die mittlern Schichten (main ceal) die kohlen- reichste Formation, deren reine Kohlenflöze in mehrfacher Uebereinanderfolge durch pflanzenreiche Schieferthone von einander getrennt sind. Die obern Schichten, enthalten ebenfalls nech Kohlenflöze, allein nicht so reich und mächtig, und be- sonders bezeichnend ist eine ungefähr 7 Fuss starke Schicht Süsswasserkalkes, die sich jedoch: lokal in mehrere zer- spaltet. Cypris, Unio, Cyclas, Fische, namentlich der Megalichthys bezeichnen diese Schichten, welche man bei Shrewsbury (wo sie 6'/); Meilen verfolgt ist), bei Burdie- house (unweit Edinburg) etc. vorfindet, IH. 2. Kohlengebirge unseres Kontinents. 17 Wenn schon auf den brittischen Inseln diese bestimmte Folge nur an wenigen Orten wieder erkannt wurde, so ist auf dem Kontinente um so mehr mancherlei Abweichung zu erwarten. Zwar ist im Kohlengebirge zwischen Calais und Boulogne, welches vom Jura-, Kreide- und Tertiaer- gebirge bedeckt, erst von Valenciennes bis Eschweiler (zwischen Aachen und Jülich) in ununterbrochenem Zuge sich mit dem unterliegenden Kohlenkalke an das südlichere Thonschiefergebirge anlagert, der Millstone nur durch eine unbedeutende Alaunschieferschicht repräsentirt, erfüllt mit Goniatiten (Choquier an der Maas oberhalb Lüttich), allein um so mächtiger wird dieser Sandstein auf dem rechien Rheinufer in Westphalen (flözleerer Sandstein genannt), wo er im Flussgebiete der Ruhr eine ungewöhn- liche Mächtigkeit erreicht. Jemehr wir uns von diesem Nordeuropäischen Kohlengebirge entfernen und nach Süden gehen, desto schwerer lässt sich eine bestimmte Parallele ziehen. Das grosse Saarbrückner Steinkohlengebirge, welches zwischen Saar und Rhein im Flussgebiete der Glahn und Nahe nicht nur auf dem Kontinente den gröss- ten Flächenraum einnimmt, sondern das auch durch seine Anzahl bauwürdiger Kohlenflöze zu den reichsten gehört (denn nach Dechen steigt die Anzahl dieser Flöze auf 120, wenn man die Fuss starken Kohlenlager nicht mit zählt), ist nirgends durchsunken, das Liegende also nicht bekannt, nur die rothen Sandsteinmassen, welche in gewaltiger Mächtigkeit die obern Kohlentlöze von einander trennen, sind vom Mansfeld’schen Todtliegenden nicht zu unter- scheiden. Der Sandstein, mit Schieferthon und Dolomit- kalken wechselnd, bedeckt noch die obersten Kohlenschich- ten, es scheiden sich in ihm mehrere Lager von Thon- eisenstein aus, dessen eliptische Geoden bei Saarbrücken, Lebach (nördlich von Saarbrücken auf der linken Seite der Brems) und Börschweiler (nordöstlich von Oberstein an der Nahe) durch ihre Fische, Acanthodes und Amblypterus, Quenstedt, Flözgebirge, 2 18 IT. 3. Kohlengebirge unseres Kontinents. den Petrefaktologen bekannt sind. Hervorzuheben ist es, dass im edinburger Steinkohlengebirge zu Newhaven bei Leith (nordöstlich von Edinburg) vom Meer Thoneisen- steingeoden ausgespült werden, welche dieselben Fisch- geschlechter, wie im Saarbrückschen, enthalten. Agassiz hat ferner nachgewiesen, dass die von Quecksilbererzen durchdrungenen Palaeoniscusgeschlechter im bituminösen Schiefer zu Münsterappel (im östlichen saarbrückner Koh- lengebirge, mitten zwischen Kreuznach und dem Donners- berge); im schwarzen Mergel von Pont de Muse cbei Autun am Arroux, rechter Tributar der Leire); im Brack- wasserkalke von Burdie-House; im schlesisch-böhmischen Steinkohlengebirge, nordwestlich von Glatz bis zum Quell- lande des Bober, das wie bei Saarbrücken und Halle dem rothen Sandsteine untergeordnet ist, nämlich zu Scharfeneck (südöstlich von Neurode, nordwestlich von Glaiz) im schwarzen und zu Ruppersdorf (nordöstlick von Braunau auf böhmischem Gebiet) im rethen Schiefer, sämmtlich demselben Typus angehören, also einen gleichen geogno- stischen Horizont bekunden. Bei solcher Aehnlichkeit entfernter Gebirgsglieder ist zuletzt auch nicht zu über- sehen, dass wie im Gebiet von Derby und Nothingham die Thoneisensteinlager durch einen Reichthum von Süsswas- sermuscheln (muscle band genannt) bezeichnet sind, so auch in Westphälischen (Werden, Bochum), Niederländi- schen (Lüttich), Thüringischen (Kammerberg bei Ilmenau im Thüringerwald an der Ilm, Löbejin bei Halle), Schlesi- schen und vielen andern Schichten in den Umgebungen der Kohlenflöze sogenannte Unionen und Myaciten gekannt sind, die zwar ausgestorbenen Geschlechtern angehören, doch im Allgemeinen gleichen Typus haben. Dem ungeachtet darf man sich anderer Seits nicht ver- hehlen, dass vielleicht von keinem der ältern Sedimentär- gebirge das Liegende so schwer zu ermitteln ist, als beim Steinkohlengebirge, weil, zumal im Süden Frankreichs und ‚IN. 2. Steinkohlengebirge der Vogesen. 19 A, Deutschlands, die begleitenden Gebirgsarten sich nicht nur bei ihrer sporadischen Verbreitung plötzlich zu bedeuten- der Mächtigkeit entwickeln, sondern auch ‘unmittelbar an Urgebirgsabhängen abgelagert erscheinen, ' sv dass man aus der Lagerungsfolge allein den Zeitraum nicht ersehen kann, wo die ersten Niederschläge Statt fanden. Man muss, beim gewöhnlichen Mangel an thierischen Resten, die fossile Pflanzenwelt zu Hilfe nehmen, und so gut man auch aus deren Bau die Stellung der Schichten im grossen deuten kann, so bieten sie doch für die Unterabtheilungen nicht die sicheren Anhaltspunkte dar, wie die 'höher organi- sirten T'hierreste, Für die zahlreichen Kohlengebirgsgruppen, welche dem Granit- und Gneusgebirge Südfrankreichs sich auflagern, und die durch Linien, von Autiun über Lyon und Valence nach Narbonne am Meer, dann nordwestlich hinauf über Alby zur nördlichen Beugung der Vienne, und von hier nordöstlich über Nevers zurück nach Autun ge- zogen, in ein grosses Dreieck geschlossen sind, bleibt häufig ein grosser Spielraum. Denn wie die Basalte in sogenanntem Basalttuff, so sind die Granite, Grünsteine und Porphyre zu einem Schuttgesteine (Arcose, Conglo- merat) mit eckigen Bruchstücken von geringer Konsistenz aufgelöst, die das frische Gestein in mächtigen Schichten überlagern, und worin sich das Kohlengebirge ausscheidet. Diese Gebirgstrümmer mochten sich wahrscheinlich gleich bilden, sobald das zurückgeiretene Meer einer Sumpfvege- tation Platz machte, also zu einer Zeit, wo an vielen andern Punkten der Umgegend sich noch Uebergangsge- birge bildeten. Auch am Ostgehänge des Schwarzwaldes, und zwar auf würtembergischem Gebiet, ist die Steinkohlenformation® entschieden ausgebildet. Bei der grossen Analogie, in welcher die Vogesen sammt dem westlichen Lotharingischen- und der Schwarzwald sammt dem östlichen Schwäbischen- Becken stehen, müssen wir bei der Untersuchung stets | = 0 Ill. 2, Steinkohlengebirge der Vogesen. den vergleichenden Blick auf jene bekannteren Gegenden richten. _ Das reichste Kohlengebirge in den Oberrhein- gegenden war einst das am Südgehänge der Vogesen und den Thälern des Rohain und Oignon (linker Tributar der Saone),. wo namentlich bei Ronchamps (südwestlich von Giromasny) das obere Flöz 14 Fuss, das untere 4 Fuss mächtig wird. Die Flöze mit ihren Schieferthonen und Conglomeraten liegen abweichend auf dem steil ein- fallenden Thonschiefergebirge, und werden von rothen Conglomeraten, mit Quarz und Speckstein gemischt, be- deckt, die sich bis Masveaux im 'Thale des Dollern (Tri- butar des Ill) erstrecken, und auch hier im Liegenden Steinkohlen führen. Dem Würtemberger viel ähnlicher als dieses, ist das. früher nicht unbedeutende Kohlengebirge von St. Hippolite (südwestlich von Schlettstadt am II) und Roderen im Rheinthale, Granitgruss mit schmalen Schie- ferthonlagern erfüllt ein enges nach Osten geöffnetes Becken von Granit, dessen Felsen im Westen steil emporsteigen. An den Rändern des Bassıns ist das Kohlenflöz zwar nur 6 kis 7 Zoll mächtig, allein in der Mitte soll es stellen- weis bis 13 Fuss anwachsen. Stellt sich rother Quarz- sandstein ein, So ist es immer abweichend auf das Kohlen- gebirge abgelagert. Solcher kleinen abgeschlossenen Becken finden sich nordwestlich auf dem Wege nach St. Croix (am Lebure) die Vogesen entlang noch 5 bis 6, alle auf Granit! Die kleinen Becken erscheinen sogar im westlichen Stromgebiete der Vogesen in den Nebenthälern der Meurthe wieder (bei Lubine). Verfolgen wir unsern Weg weiter nach Norden, so stellen sich südwestlich von Wiler (Ville) bei Fouchy und Lallay abermals Brandschiefer und Kohlen ein, und nach Westen am Abhange des Ulimont (auf dem Wege nach Lubine) sind dem horizontal gelagerten Rothen- Sandsteine in seinen untern Schichten gelblich grüne krystallinische Dolomite in mächtigen Bänken eingelagert, die durch rothe Jaspisnieren sich besonders auszeichnen. IL. 2. Steinkohlengebirge der Vogesen. 21 Die Thatsache verdient um so mehr hervorgehoben zu werden, da auch auf dem würtembergischen Schwarz- walde (Schramberg, Alpirsbach) dieselben charakteristi- schen Dolomite, mit demselben rothen Jaspis durchzogen, dem rothen Quarzsandsteine untergeordnet und abweichend auf dem Kohlengebirge abgelagert sind. Nordöstlich von VillE (am Untersberge bei Erlenbach) ist endlich das Koh- lengebirge von jenen charakteristischen Thonsteinporphyren und deren losen Conglomeraten bedeckt, die so häufig dasselbe zu begleiten pflegen. Auch finden sich die Dolomite wieder, aber nicht mit rothen, sondern mit schwarzen Quarzen (lydischer Stein) erfüllt. Und wenn wir endlich schon im Breuschthale bei Lützelhausen durch ähnliche Porphyrgesteine die Kohlenformation angedeutet sehen, so leuchtet ein, dass so zerstreut auch letztere auftritt, sie dennoch zu manchen Hoffnungen berechtigen darf. (Cf. Geognostische Umrisse der Rheinländer von C. v. Oeyn- hausen, v. Dechen, v. La Roche. Essen 1825.) Wie auf der linken, so bietet auch der Rhein auf der rechten am westlichen Stielfaile des Schwarzwaldes gar manche Punkte. Gleich dem Kohlengebirge von Masveaux östlich gegenüber finden sich am Fusse des granitischen Blauen in der Nähe des schon durch seine Quelle den Römern bekannteı Badenweiler graues ÜConglomerat mit Schieferthonen und Pflanzenabdrücken. Viel ausgedehnter ist der rothe Sandstein, der zwischen Elz, Kinzig und Rench auf Gneus aufgelagert, an vielen Punkten Stein- kohlengebirge bedeckt, wo namentlich am Ausgange des Kinzigthales in den Umgebungen von Offenburg (Zuns- weiler, Berghaupten...) schon seit Jahren Versuche und Bergbau auf Steinkohlen betrieben werden. Da die Kinzig denKamm des Schwarzwaldes quer durchschneidet, so dringt sogar das Steinkohlengebirge in die obersten Nebenthäler desselben ein, und folgt dem östlichen Gebirgsgehänge. Im Thale der Schiltach (linker Nebenfluss der obern Kinzig) 22 | IH. 3. Zechstein. bedeckt bei Schiltach der horizontal geschichtete rotle Sandstein (Vogesensandstein) ein mit steilen Schichten einfallendes Kohlengebirge, das von Porphyren und 'Thon- steinen begleitet in einen nach Osten geöffneten Granit- busen eingelagert erscheint. Der Sandstein ruht demnächst auf einer zuweilen 100 Fuss mächtigen Delomitschicht mit rothem Jaspis durchzogen (denen des Climont gleichzu- stellen); darunter folgt dann ein mächtiger Thonstein-, Porphyr- und Granitschutt (Arcose), dessen Schichtung unverkennbar viel steiler steht, als die des obern Sand- steines. Ganz wie in den Vogesen und dem südlichen Frankreich scheiden sich in dieser losen Gebirgsmasse graue Sandsteine mit thonigem Bindemittel aus, die Schiefer- thone mit Farrenabdrücken der Kohlenformation enthalten. Wie bei Schramberg, wenn auch nicht ganz so deutlich, treten in den ardern Nebenthälern der Kinzig, dem Alpirs- bacher-, Reinerzauer-, Schappacher-Thale ganz ähnliche Gesteine auf, ferner im Murgthale bei Bulbach, Schwarzen- berg, besonders aber an der untern Murg bei Gernsbach, von wo aus sich ein sehr wichtiges Schuttgebirge nicht nur zu den Heilquellen von. Baaden, sondern auch über Loffenau nach Herrenalk erstreckt. Ueberall findet man, wenn nur die gehörigen Entblössungen vorhanden sind, unter den rothen Quarzsandsteinen in günstig gelegenen Busen das Koblengebirge ausgebildet, das vielleicht in der Tiefe mehr oder weniger bauwürdige Flöze enthält. — (F. v. Alberti, Beitrag zu einer Monographie des bunten Sandsteins, Muschelkalks und Keupers. Stuttgart 1834. Schwaben wie es war und ist. Karlsruhe 1842. pag. 285.) ‚3) Zechstein. Für Thüringen hat das kupfererz- reiche Zechsteingebirge ähnliche Bedeutung, wie für Eng- land die Kohlenformation. Darum legt man die Entwick- lung dieser Gebilde in den Umgebungen des Harzes und Thüringerwaldes denen anderer Gegenden am zweckmäs- sigsten zu Grunde. Ueber den petrefaktenleeren Quarz- II. 3. Zechstein. 23 sandsteinen des ro‘hen Todtliegenden zu Mannsfeld (süd- östlich am Harz), in dem sich nur sehr dünne Kalkbänke sparsam ausscheiden, wird der Sandstein nach oben grau- lich weiss, er wird a) Weissliegendes, hin und wieder mit Kupfer- erzen iniprägnirt, dem das 10 bis 18 Zoll mächtige Kup- ferschieferflöz aufliegt, das nicht bloss reich an Kupfer und Silber, sondern auch reich an Fischresten (Palaeoniscus, dem des Kohlengebirges überaus ähnlich) ist. Die Fische starben wahrscheinlich eines gewaltsamen Todes, denn sie liegen häufig konvulsivisch gekrümmt, als wären sie durch die eindringenden geschwefelten Kupfererze vergiftet. Mit ihnen erscheint der erste Saurier, den QGuvier vom lebenden Geschlecht Monitor nicht zu trennen wagie. Es folgt b) der eigentliche Zechstein (Name von Zähe oder Zach, bergmännischer Ausdruck für, hart), ein dunkel- grauer regelmässig geschichteter Kalkstein, welcher nach oben zu massigem Dolomite (Bauchwacke) wird, auch wohl Nesterweis zu einem Dolomitsande (Asche) zerfällt. Der mit langen Stacheln bedeckte Productus aculeatus (Schlotheims Gryphites, daher Gryphitenkalk) und die gefaltete Terebratula Schiotheimii aus der Familie der Pugnaceen sind zwar sparsam doch ziemlich allgemein darin zerstreut. Gegen die Regel stellen sich zuweilen auch zahlreiche Petrefakten ein, wie bei Glücksbrunnen (Südrand des Thüringerwaldes, eine Meile nordöstlich von Salzungen an der: Werra): die so selten versteinert gefundenen Gorgonien, Encrinites ramosus, Spiriferen und Terebrateln, Avicala speluncaria spielen dann darin die Hauptrolle. Die Dolomite streben in kühnen Felsen empor, und sind von -mannigfachen Höhlen durchdrungen, daher auch ‘in ihren Lagerungsverhältnissen schwer zu verfolgen, ' doch nimmt im Allgemeinen darüber c) Der Gyps Platz, welcher im Innern der Berge 24 II. 3. Zechstein. aus Anhydrit besteht, nur wenig mit Kalken und Mergeln durchsetzt, schwillt er zu den mächtigsten Gypsfelsen an, die wir in Deutshland kennen, was besonders am süd- westlichen und südöstlichen Saume des Harzes so sprechend hervortritt. Von den grossartigsten Höhlen (Schlotten) durchzogen, deren Wände mit den wohlgebildetsten Gyps- krystallen bekleidet sind (Wimmelburg bei Eisleben), hat er von jeher die Vermuthung erregt, dass ausgelaugte Salzlager den ersten Impuls dazu gaben. Mögen diese Höhlen dann auch durch die den Gyps noch fortwährend auflösenden Tagevwrasser vergrössert sein, so hat doch schon Glenk bei Langenburg (nördlich von Gera an der Elster) und die preussische Regierung bei Artern (an der Unstrut) durch Bohrversuche mächtige Salzlager in diesem Gypse (wenigstens im Gypse unter dem bunten Sandsteine) nachgewiesen, Petrefakten hat der Gyps nie, und fehlen nun zwar über dem Gyps dünne Kalkbänke nicht. die zuweilen sogar noch sehr petrefaktenreich werden (Scharz- feld am Harz), so nehmen doch sehr bald die rothen Sand- steine der folgenden Abtheilung überhand, Der nördlichste Punkt dieser Formation ist in England die Mündung der Tyne (Gränzfluss zwischen Northumber- land und Durham), wo die Küste der Grafschaft Durham fast ganz dieser Bildung angehört. Gyps oben und Schiefer unten finden sich zwar, doch herrscht der Dolomit (daher die Formation in England Magnesialimestone genannt) bei weitem vor, der bei Humbleton (bei Sunderland am Wear) dieselben Petrefakten als bei Glücksbrunnen führt, Un- unterbrochen, allen Buchten des Kohlengebirges folgend, verliert er sich erst mit dem Kohlengebirge bei Nottingham unter dem New red Sandstone Mittelenglands, Zwar treten überall, wo gen Süden das Kohlengebirge den New red durchbricht, auch wieder Dolomit und Dolomitconglo:nerate auf, Geschiebe der untenliegenden Formation enthaltend, doch gewinsnen sie nur sehr beschränkte Verbreitung, Verbreitung des Zechsteins. 25 beachtenswerth ist der Fund zweier Saurier darin, westlich von Bristol unfern Durdham Down am Avon. In Frankreich kennt man den Zechstein nicht; desto bedeutungsvoller wird er für Norddeutschland, zwischen dem Westphälischen -, Harzer- und Sächsischen Thonschiefer- gebirge. An dem Ostrand des Westphälishen Schiefer- gebirges hat er sich zwischen Eder und Diemel in den Umgebungen ven Frankenberg, Thalitter und Stadtberg abweichend aufgelagert; den Harz umgibt er von Nordosten bei Seesen längs dem Südrande bis zum Durchbruch der Saale und von hier zurück zum Steinkohlengebirge bei Opperode (südlich von Ballenstedt), ähnlich wird zwischen Unstrut und Helme der Kiffhäuser und die Nordwesthälfte des Thüringerwaldes zu beiden Seiten umsäumt. Vom Kohlengebirge im Quellland der Ilm zieht sich dann am Nordsaume des sächsischen Thonschiefergebirges nach Osten diese Formation fort, und wird von der Saale, Elster und Pleisse durchbrochen. Weiter gen Osten findet sie sich nur isolirt, bis sie in den nordöstlichen Vorbergen des Riesengebirges von der Queis, Bober und Katzbach durch- brochen, südöstlich von Goldberg bei Conradswalde sich im breiten Thal der Oder verliert. Noch isolirter ist das nordwestliche Vorkommen zwischen Hase und Ems, süd- westlich von Osnabrück und am Steinkohlengebirge von Ibbenbühren. Zwischen Werra und Fulda bricht aus der hessischen Buntensandsteinformation der Zechstein an vielen Punkten hervor, auch im Süden des Vogelsgebirges zwischen der Nidda und Asshaff (bei Aschaffenburg am Main) wird ernochmals von Bedeutung, doch geht er über den Spessart nicht gen Süden hinaus. Disseits des Mains im Bunten- sandstein des Odenwaldes fehlt jede Spur, dasselbe gilt von dem Buntensandstein des Schwarzwaldes, In Schwaben kennt man die in vieler Hinsicht merkwürdige Formation des Zechsteins nicht. "Die grosse rothe Sandsteinbildung, welche die Höhen 26 III 4, as Unt. bunt. Sandstein. des Schwarzwaldes, des Odenwaldes und der Vogesen bedeckt, kann daher wegen gänzlicher Abwesenheit an einer bestimmbaren Zwischenschieht ‚mit - den ähnlichen Sandsteinen des Nordens nur theilweis parrallelisirt werden. Man pflegt alle horizontal geschichteten Bänke zum: 4) bunten Sandstein zu rechnen. Ueberall, wo er auf dem Scheitel der Berge kis zum Urgebirge auf- gedeckt ist (Gneus- und Sandsteinplateau der Brigach- quellen bei Peterzell), oder wo in den tiefen Thalschluchten unter seinen festen Bänken das weiche, undeutlich ge- schichtete Gebirge der Kohlenformation auftaucht, in dem sich nach oben zuweilen jene Dolomite mit rothem Jaspis ausschieden (Schramberg, Alpirsbach, unterhalb Calw ete.), findet sich a) zu unterst ein äusserst harter Quarzsandstein, dessen Bindemittel rothfarbiges Eisenoxyd ist. Die Quarzkörner des in mächtigen Bänken horizontal abgelagerten Sand- steins sind häufig krystallisirt; ihre Krystallfiächen, wegen der Kleinheit des Korns im Innern des Felsens zwar nur durch den starken Glanz im Sonnenlichte zu erkennen, sind auf den Kluftflächen desto deutlicher, wo sich Dihe- xaeder ven mehreren Linien Durchmesser in grossen Drusen hervortreten. Entweder findet sich halbverwitterter, röthlich- weisser Feldspath, der durch seinen matten Glanz überaus dunkel zwischen den flimmernden Quarzkörnern hervortritt, als Bindemittel, oder die einzelnen Krystallkörner werden durch eine homogene Quarzmasse so zusammengebacken, dass das Gestein auf frischer Bruchfläche gefrittet aussieht und ein feuriger Einfluss unabweisbar scheinen würde, wenn man‘ nicht immer wieder oft in grösster Menge wallnuss- grosse Quarzgeschiebe darin zerstreut fände, die seit ihrer Abrundung durch Wasser keinem bedeutenden Temperatur- wechsel unterlegen haben dürften, da sie noch so ganz unver- änderten Flussgeschieben gleichen. Das rothe Färbungs- mittel dringtin den Quarz nicht ein, denn'dieser ist graulich- III. 4. a. Unt. bunt. Sandstein. 27 weiss, so unbedeutend es daher gegen das‘ ungefärhte Mittel ist, so ‚bleibt die rothe Färbe doch immer vorherr- schend, jede andere Färbung, namentlich das Weiss, findet sich durchaus nur sehr untergeordnet. Blos auf.den Klüften und auf. den Scheidungsgrenzen der Sandflächen ist das Eisenoxyd an eine grössere Masse von Thon gebunden, daher das’ vorherrschende Roth des Bodens, Die Schichtenfolge dieser mächtigen Bildung (man gibt wohl 800 Fuss'an); genau zu ermitteln, stellen sich die grössten Schwierigkeiten in den Weg. Einmal sind die Schichten so überaus gleichartig ohne irgend .eine Spur von Petrefakten, dass es kaum möglich ist, bestimmte Glieder festzuhalten, dann aber sind an den Gehängen der tiefen Thalschluchten die festern Sandbänke in grossen Quadern wild durcheinander gestürzt, worin beim gänz- lichen Mangel an nackten Steilwänden überall eine Wald- vegetation wuchern konnte, wie sie nicht gewöhnlich ist. Und kann man sich auch wirklich von der Natur dieser Gebirgsboden unterrichten, so ist doch ihre Aufeinander- folge nicht zu ermitteln. Sehr in die Augen stechen darunter die schwarzgefleckten Sandsteine, deren Flecke durch Manganoxyd gefärbt stets weicher sind als das übrige Gestein.: In der Regel nicht viel grösser 'als eine Eirbse können die Flecke doch zuweilen sich zu grossen Sandkugein entwickeln, die beim Zerschlagen des Gesteins herausfallen, aber dann selten durch und: durch schwarz gefärbt er- scheinen, sondern nur concentrische schwarze, mit rothen abwechselnde Schichten zeigen (oberhalb Schramberg, Knie- bis, Herrenalb). So scharf auch diese schwarzen Flecke auf‘ der rothen Grundfarbe besonders bei frischem Anbruche hervortreten mögen, so wird: der Farbenwechsel doch noch viel augenfälliger und greller, wenn die Grundfarbe des Sandstein sich dem Schneeweiss nähert. Im‘ sächsischen Quadersandsteingebirge hat man solche Abänderungen sehr passend mit einem Tigerfelle verglichen, und auch bei uns 28 II. 4. b. Ober. bunt. Sandstein. sind diese Tigersandsteine, welche gerne sich zu dünnen Sandplatten absondern, nicht nur so deutlich als irgendwo, sondern ihre Hauptablagerung pflegt sich auch unmittelbar über dem Urgebirge oder der Arkose zu finden (Schramberg, Herrenalb), so dass die Rothesandsteinformation damit beginnen würde. b) Nach oben werden die Sandsteine viel thoniger, es stellen sich Glimmerblättchen ein, die dann eine äusserst regelmässige Schichtung von Zolldicken Platten erzeugen können, doch bleiben im Allgemeinen die Bänke immer noch dick. Nur erst, wenn der Muschelkalk in der Nähe ist, stellen sich auf eine kurze Strecke blaue und grüne Thonmergel ein, die den Keupermergeln überaus ähnlich sehen, in denen auch Gypsstreifen vorkommen, indess nur als Ausnahme. | c) Bald jedoch werden die Thone schwarzgrau, es stellen sich Dolomite ein, voll von Petrefakten des Mushel- kalkes, doch schliessen sich dieselben so eng an den rothen Sandstein an, dass man sie nur künstlich davon trennen kann, in der Regel sind sie auch noch sehr sandig, und die Schwerspathgänge, die für den Sandstein so bezeich- nend sind, durchsetzen unverändert noch diese Dolomite (Ach im obern Glattthal, östlich von Freudenstadt; Oeschel- bronn, östlich von Pforzheim). Man pflegt sie in Würt- temberg unter dem Namen Wellendolomit als unterstes Glied des Muschelkalkes zusammenzufassen, doch hat schon Alberti auf die entschiedene Aehnlichkeit dieser Ablagerungen mit dem bunten Sandstein im Elsass und in Lothringen hingewiesen, und allerdings stimmen die La- gerungsverhältnisse, die organischen Einschlüsse und auch im Allgemeinen die Gesteinsbeschaffenheit mit den be- kannten Vorkommnissen von Sulzbad (westlich von Strass- burg und nördlich von Mutzig an der Breusch) oder Domptail (im Moselgebiet südwestlich von Lüneville) vollkommen überein. Um Missverständnisse zu vermeiden, müssen wir IE, 4. c. Wellendolomit. 29 uns daher für die eine oder die andere Ansicht entscheiden, auf keinen Fall dürfen wir, wie es zu geschehen pflegt, die französischen für bunten Sandstein und die Wür- tembergischen für Muschelkalk erklären. Die Wellen- dolomite lagern sich immer als feste, gelbbraune, von netzförmigen Streifen durchzogene Dolomitbänke auf die rothen Thone und stehen oft weit mit ihren unverwitterten Köpfen über das verfaulte Gebirge hervor. Die Kupfererze finden sich nur hier. Dann folgen kurzbrüchige schäckige Thone, worin sich sparsame Petrefakten einstellen. Darüber endlich die Petrefactenbänke, die in festen Platten liegen, welche zu rauhen eckigen Gesteinsbrocken auseinander- fallen, und den darüber liegenden Wellenkalken oft täu- schend ähnlich werden, nur sind sie braun, dolomitisch und rauher. | Besonders bezeichnend für die ganze Formation sind die Feldspath- und Quarzgänge mit Kupfererzen (Malachit, Kupferlasur, Fahlerz. Kupferglas), die nicht nur die Dolo- mitmergel noch durchsetzen, sondern Kupfererze finden sich überdiess zuweilen in die untersten Dolomitschichten eingesprengt (Nagold, Niedereschach), wodurch sie dem bituminösen Mergelschiefer des Zechsteins entfernt ähnlich werden. So wenig ausgezeichnet die Sandsteine durch Petrefakten sind, so reich sind die Dolomitenmergel an verhältnissmässig sehr wohl erhaltenen. Muscheln. Gleich diese ältesten Petrefakten führenden Schichten Würtem- bergs rechtfertigen vollkommen den Ruf, in welchem die schwäbischen Formationen bei den Geognosten stehen, denn bis jetzt hat man überall vergebens nach ähnlichen Fund- orten gesucht, Die Muscheln sind Steinkerne, nur bei manchen ist die äusserste Epidermis der Kalkschale erhalten, daher kommt die auffallende Erscheinung vor, dass die Steinkerne von schmarotzenden Austern, Serpulen etc. bedeckt sind. Diese Bedeckung beweist, dass wir schon jene, der ganzen 30 Petrefakten des \Vellendolomits. Muschelkalkformation eigenthümliche, Steinkernbildung vor uns haben. Es werden hier nicht, wie gewöhnlich blos die hohlen Räume der Muscheln ausgefüllt, sondern die Steinkernmässe tritt auch an die Stelle der frühern Schale. Durch ‘mechanische Erfüllung konnte die Bildung allein nieht vor sich gehen, sondern die Schale musste sich schon chemisch zersetzen, während der Kalkschlamm noch nach- drang. ‘Bei unsern Dolomiten würde die Erklärung der Thatsache um so leichter, jemehr wir von der Buch’schen Theorie der Dolomitenbildung überzeugt sind. Denn was ist wohl natürlicher, als dass bei der Verwandlung des Kaiksteins in Dolomit auch die Schale des 'TThiers mit in diesen Steinkern verwandelt wurde? Jedenfalls ist aber diese bis jetzt so wenig beachtete Beschaffenheit der Steinkerne eines der wichtigsten Merkmale für die Wieder- erkennung unserer Schichten, so wie der ganzen Muschel- kalkformation in vielen Ländern. Die Masse der kleinen Steinkerne ist im Durchschnitt gebräunter Schwefelkies, die der grössern vorherrschend Dolomit, in welchem wir einzelne Schwefelkiesparthieen, besonders da eingesprengt finden, wo früher starke Muskel- bänder lagen. Als Leitmuscheln führen wir folgende an: Ammonites Buchii, kleine, verkieste niemals einen Zoll Durchmesser erreicheude Steinkerne finden sich in Menge (Horgen, Rothfelden, vierundzwanzig Höfe, Althengstetten,. Schwedenschanze, südlich von Linningen a.d. Wirm). Man kann sich nun überzeugen, dass Loben vorhanden sind, allein ihre Beschaffenheit lässt sich durchaus nicht ermitteln. Stark involut und sehr komprimirt gleichen sie in vieler Hinsicht Brut von Falciferen, und dafür würde man sie auch halten, wenn man nicht im Voraus Ceratiten erwartete. Mit ihnen finden sich die ausgesprochenen Ceratiten (Ammonites nodosus) niemals, denn was man von ihnen erwähnt, stammt aus dem untern Muschelkalk des Odenwaldes. Nautilus bidorsatus Schl. trifft man aber an III. 4. ce. 'Melania Schlotkeimii. 31 vielen Punkten recht ausgezeichnet, durch den etwas tief eingesenkten Rücken treten zu den Seiten die beiden Rückenkanten sehr scharf hervor. Melania Schiotheimii, so dürfte man am passend- sten jene vielgefundenen Schnecken nennen, die Schlotheim (Nachträge zur Petrefaktenkunde Tab. 33 Fig. 7) trefflich abgebildet hat. Zieten Tab. 36. 1 führt sie als Rostellaria obsoleta auf, weil Goldfuss bei Dechen den entfernt ähn- lichen Buceinites obsoletus Schl. Tab. 32. 8 in den Mushel- kalk versetzt, allein dieser, so wie Strombites denticulatus Schl. Tab. 32. 9 stammen gar nicht aus dem Muschelkalk, sondern aus dem Portlandkalke, Schlotheim hatte die Fund- orte verwechselt, wie die Originalexemplare zu Berlin beweisen. Mir ist auch niemals eine dieser Formen im Muschelkalke vorgekommen. Zur Melania muss die Muschel wegen ihrer elliptischen, oben sich verengenden Mund- öffnung, und wegen ihrer gleichförmig gewölbten und ungerippten Umgänge gestellt werden, Diagnosen, die den Turritellen und Strombiten ganz entgegenlaufen. An diese Hauptform schliessen sich eine Menge kleiner Schnecken, zuweilen mit noch längeren, in der Regel aber mit kürzeren Spiren an. Im ietztern Falle nähern sie sich der Natica, wie z.B. das Buccinum gregarium Schl., und ist die Spira ganz verkürzt, So nennt man sie auch Natica. Ganz von diesem Typus verschieden ist Turritella scalata, die, wenn sie vorkommen sollte, gewiss zu den petrefaktologischen Seltenheiten in diesen Dolomitmergeln gehört. Trochus Albertinus, Ziet. 68. 5, ®Jı Zoll lang, zwei scharfe Kiele auf dem letzten Umgange, von denen einer auf den Umgängen der Spira verdeckt wird, be- zeichnen ihn sehr. Glatte Terebratulen, unter denen Musterexem- plare von T. vulgaris angetroffen werden, sind häufig, sie zeigen zuweilen jene merkwürdigen radialen Streifen, die wir bei Goldf. 98.9 a. so trefflich von Pleuronectes laevi- 32 III. 4. c. Plagiostoma lineatum. gatus gezeichnet finden; seltener glatte Lingulae, deren braune Schale man beim ersten Anblick für Schuppen von Fischen oder für andere braune Knochentheile hält. Die Conchiferen (Pelecypoda, Beilfüsser) zeichnen sich fast sämmtlich dadurch aus, dass ihre beiden Schalen gegen einander verschoben sind, was besonders aus der gegenseitigen Stellung der Wirbel hervorgeht. Da nun aber beide Schalen sich immer noch zusammen befinden, so mussten, bevor sie von einem ruhigen Wellenschlage begraben wurden, ihre Bänder bereits gänzlich verwest sein. Plagiostoma lineatum, in der Regel mehrere Zoll lang, aber bedeutend schmäler, weil sie vorn stark abgestutzt ist, gehört wegen ihrer Häufigkeit und der scharfen Kennzeichen zur Hauptleitmuschel der Formation. Die Streifung ist auf der abgestutzten Vorderseite in der Regel viel deutlicher als an dem elliptisch geschwungenen Hintertheil, doch ist keine Muschel zu Modifikationen ge- neigter, als diese. Ihre Streifen spalten sich, oder erheben sich gleichmässig ‚stark, und werden der Pl. striatum ähn- lich, ohne die Normalform zu erreichen, welche erst dem höherliegenden Muschelkalke angehört. Eben so findet sich die in den Vogesen so häufige Pl. inaequicostatum mit ihren feinen viel getheilten Rippen nicht. Bedeckt ist ihre Schale häufig mit Schmarotzern, worunter sich die liniengrosse, spiralförmig gewundene Serpula valvata Goldf. 67. 4. am bestimmtesten erkennen lässt. Flache Austern- schalen mit erhabenem Rande und deutlicher radialer Strei- fung auf der Innenseite stimmen mit Ostr. placunoides Goldf. 79. 1. Erhebt sich darauf noch die gewöhnlich ab- sefallene glatte Oberschale, so wird man durch die kreis- runde hohe Gestalt an Orbicula erinnert, selbst wenn die kleinen Austern markirt gestreift sind (Ostraea spondy- loides Goldf. 72. 5. ec. aber nicht 5. a und 5. b) so fällt zuweilen die Erhabenheit des Wirbels auf, die verbunden III. &. c. Gervillia socialis. Trigonia cardissoides. 33 mit der rundlichen Gestalt bei Austern sonst niemals vor- kommt. Eine andere rundliche aufgewachsene Auster hat die Streifung des Pecten Albertii. Gervillia socialis möchten wir Schlotheims Mytilus socialis nennen, die der Muschelkalkformation ausschliess- lich eigenthümlich ist. Die Schalen wölben sich nicht ein- fach empor, denn ihr Rand liegt in einer doppelt gekrümm- ten Ebene, wie es sich gleichen Grades bei keiner Muschel wieder findet. Die rechte Deckelschale ist ganz flach aber genau so gross als die gewölbte. Durch diese Ungleich- schaligkeit unterscheidet sie sich scharf von der gleich- schaligen Gervillia, mit welcher ihre Schlosszähne manche Verwandtschaft haben, nur dass bei der ungleichschaligen die Wirbelzähne mannigfaltiger und ausgeprägter erscheinen, und die kleinen Ligamentgruben hinter den Wirbeln nicht so zahlreich sind (3 bis 4), Die Exemplare erreichen nie die Grösse derin den obern Muschelkalkschichten, 1 Zoll lange gehören schon zu den grössern, ihre Schale ist im Durch- schnitt sehr gut erhalten. Wenn bei einem Individuum die Anwachsstreifen deutlicher hervortreten als bei andern, so möchte ich daraus keine besondere Species machen. Trigonia cardissoides Ziet. 58. 4., genau drei- seitig endigt sie nach hinten in eine scharfe Spitze, von der zu den Wirbeln hinauf eine schneidende Kante läuft. Wären ihre Wirbel nicht nach hinten gekehrt, und auf der geschwungenen Vorderseite die doppelten Muskelein- drücke durch die tiefe Schlossfurche vom Steinkern ge- trennt, so würde man sie leicht mit Cardium cucullatum Goldf. 143. 11. des mittleren Lias verwechseln. So aber wird die zierlichste Muschel des Wellendolomits bei ihrem überaus häufigen Vorkommen zum Hauptleiter, zumal da sie fast ausschliesslich auf diese Schichten beschränkt zu sein scheint. Andere, wie z. B. Tr. vulgaris, Tr. orbicularis, alle deutlich an der Schlossfurche auf der Vorderseite zu erkennen, fand ich nie in den Dolomiten. Quenstedt, Flözgebirge. 3 34 | Myaciten Schloth. Die Myaciten Schloth., zwar die häufigsten von allen, denn die verwitternden Felsen scheinen sich zuwei- len ganz in diese Bivalven aufzulösen, allein eine genaue Bestimmung derselben ist bis jetzt nicht gelungen, Am meisten dürften wenige grössere Exemplare mit Myacites ventricosus (Schl. 33. 2, Zieten die Versteinerungen Wür- tembergs 64, 3.) stimmen, nur die Vertiefung vom Wirbel zur Stirn liegt mehr nach der Mitte, diese und die deut- liche Area zwischen den gegeneinander gekrümmten Wirbeln erinnern uns immer mit Leop. v.Buch an die Familie der Arcaceen. Fehlt die Fläche , so nähern sich die Formen der Mya museuloides Schl. 33. 1, doch sind durch Ver- drückung die natürlichen Umrisse verschoben, Beide spielen dann zu einer dritten über, deren Schale und Wirbel- krümmung nach der weit vorspringenden Vorderseite an Telliniten (wie sie ungefähr Phillips Geology of Yorks- hire I. Tab. 11. Fig. 3. als Mya calceiformis aber aus dem braunen Jura abgebildet hat) erinnert. Am charakteri- stischten sind jene zur Walzenform verdrückten Muscheln, die man als Myacites elongatus Schl. 33. 3. (Arca inaequi- valvis Zieten 70, 10.) zu bezeichnen pflegt, aber schon die Lage der Wirbel, weit hinter dem vordern Drittel, lässt eine solche Bestimmung nicht zu (ef. Schloth. 34. 5.). Sind sie auch noch so verdrückt, so verhindern die nach Art der Posidonien markirten concentrischen Wellen, be- sonders auf der hintern Hälfte und der stark klaffende Hin- tertheil jede Verwechslung, Fehlen die concentrischen Streifen, und treten die Wirbel nach vorn, so wird die Hinterseite noch stärker klaffend, und man glaubt eine Normalform von Solen zu haben, Hiezu kommen nun aber noch ein ganzes Heer meist Zoll langer Muscheln, die zum grossen Theil schon Schlotheim nicht zu bestimmen vermochte, wie die namenlosen Umrisse auf den Nach- trägen Tab. 33 Fig. 5 bis 8, und Tab. 34 Fig. 4 bis 6 beweisen. Unter diesen, unter allen die häufigste, ist II. 4. co. Myaciten. Krebse. 35 Mya mactroides Schl, 33.4. Die Exemplare stimmen ziem- lich genau. Besonders eigenthümlich ist die Verschiebung der Wirbel, ganz wie sie auch Schlotheim abbildet, indem regelmässig sich einer unter dem andern versteckt, man könnte desshalb leicht verleitet werden, sie für ungleich- schalig zu halten, wenn nicht abwechselnd bald der rechte bald der linke Wirbel sich versteckten. Uebergehen müssen wir die grosse Mannigfaltigkeit von andern Muschelformen z. B. schmale mit einer hinten gefalteten Area, wie bei Tellina; sehr bombirte und mit dem Habitus der Nucula (oder Isocardia), treten dabei die Wirbel nach vorn, so denkt man an Venerupis; auch Arca fehlt nicht. Doch keine von allen diesen ist so deutlich, dass man sich be- stimmt entscheiden könnte, weil jede Spur eines innern Merkmales fehlt. Steinkerne von Dentalium (Schlotheim nennt ähnliche laevis) kommen in zahlreicher Familie. aber nicht allge- mein verbreitet vor, dasselbe gilt auch von Encrinites lilii- formis (2) und Cidarites grandaevis. Auffallend sind an vielen Punkten die runden mannigfach gekrümmten, theilweise sogar gedrehten Stängel, die man kaum, wenn sie orga- nisch sein sollten, für etwas anderes als Kucoidenreste halten kann. Alberti führt in diesen untern Schichten (bei Horgen) einen Palinurus Sueurii (Pemphix) an, der aber nach H. "v. Meyer’s (Neue Gattungen fossiler Krebse. Stuttgart 1840) trefflicher Zeichnung und Beschreibung als beson- dere Species Pemphix Albertii feststeht, denn sein Cepha- lothorax wird durch die Hauptfurche in sehr ungleiche Theile getheilt, wovon die vordere Kopfhalbe viel kleiner ist, als bei P. Sueurii und die hintere Halbe nur. cine Furche statt zweier zu haben scheint. Auch führt der Krebs auf dem Bauchschilde statt der rauhen Warzen nur feine. Grüb- chen. Wenn wir hier zugleich die Krebsreste von Sulz- bad (? Gebia obscura und ? Galathea audax nach Meyer) 3% 36 Fischreste. Pflanzen. Verbreit. der bunt. Sandsteinform. erwähnen, so wären diess die ältesten Lagerstätten der . Macruriten (langschwänzigen Krebse), Fischreste sind eben so selten. Alberti erwähnt Gau- menzähne von Konorpelfischen (Hybodus plicatilis) bei Horgen und Niedereschach, und Bruchstücke grosser Flos- senstacheln von Hayfischen (Ichthyodoruliten) fanden sich bei den 24 Höfen (westlich von Alpirsbach). Reptilienreste kommen insonders am nördlichen Schwarzwalde häufig vor, ein Ichthyosaurusskelet fand sich bei Simmozheim. Durch Pflanzen ist die Formation nicht ausgezeichnet. Dicotyledonenhölzer, undeutliche Calamitenreste etc. sind wiederholtin den thenigen Sandsteinen gefunden worden, auf- fallend ist die Aehnlichkeit mancher solcher Abdrücke mit den bekannten runden gern hufeisenförmig gekrümmten Stängeln des Muschelkalkes. Nur allein die grossen Sandsteinbrüche bei Durlach und überhaupt an der nördlichsten Grenze des . Schwarzwaldes verdienen in dieser Hinsicht erwähnt zu werden, weil Walchner darin neben vielen andern Pfianzen- resten die trefflichsten Exemplare von Anemopteris Mou- geotii, das eigenthümliche Farrenkraut des bunten Sand- steins, entdeckte. Der bunte Sandstein umgibt auf der würtembergischen Seite das cerystallinische Gebirge des Schwarzwaldes in einem ununterbrochenen Saume, und bedeckt mit seinen untern Abtheilungen bereits bedeutende Höhen. Nur die höchsten Punkte. das von vielen Granitgängen durchbro- chene Gneusgebirge des Feldberges, und das von hier nörd- lich über den Kandelberg bis jenseits der Elz zum Gebiete der den ganzen Schwarzwald halbirenden Kinzig ziehende, konnte er nicht erreichen. doch gehen wir von hier blos zwei Meilen nach Westen, so erscheinen schon auf den Höhen gen Neustadt und Triberg die quarzharten Sand- steine der untersten Abtheilung, während die Thäler noch tief in das krystallinische Gebirge einschneiden. Anfangs ist die Auflagerung nur dünn, sie wird aber immer mäch- Verbreitung der bunt. Sandsteinform. in Schwaben. 37 liger, je weiter wir nach Osten vorschreiten, bis zuletzt jede Spur des krystallinisclien Gebirges selbst in den tief- sten Thalschluchten verschwindet. Während dann auf der Thalsohle die Konglomerate der Kohlenformation oder doch die untersten Sandbänke unsers Sandsieines anstehen, stellen sich nach oben die oberu mehr thonigen Glieder ein, bis auch sie von den Dolomiten und Muschelkalken ver- drängt werden. Wir haben also auf den ersten Sandstein- höhen im Westen dieselben Glieder, welche wir weiter gen Osten in der Tiefe der Thäler finden, ‚der Feldberg mit seinen nördlichen Vorhöhen ist demnach der Mittel- punkt, an den sich stufenweis die jüngern Formationen, bald unter grössern bald unter kleinern Neigungswinkeln von ihm abfallend, anlagern. Näher betrachtet beginnt der Schwarzwald bei der gewaltigen Stromschnelle von Lauffenburg, wo die alte Burgruine im Orte, südlich vom Rhein noch auf Gneus- und Granitgebirge steht, und wo sich nördlich vom Strome an der Strasse nach Hauenstein breitstrahlige Hornblend- gesteine mit grossblättrigem Feldspathe im Gneuse ausschei- ‚den. Nieht lange, so stellt sich auf der Höhe Sandstein ein, der aber gen Süden und Osten vom Muschelkalke so bedeckt wird, dass man ihn in den Mühlsteinbrüchen bei Waldshut, welche von weissgrauer Farbe die wohlbekannten Quarz- drusen mit grossen Kalkspathkrystallen und kleinen wasser- hellen Flussspathwürfeln liefern, nur unterirdisch gewinnen kanı, Von hier setzt der Sandstein zwar ununterbrochen nach Norden über die Wutach fort, allein der Muschelkalk verdrängt ihn so, dass er häufig nur ein schmales Band, von Lauffenburg ger Bonndorf ziehend, bilden kann, und selbst dieses Band verschwindet, sobald die Granit- und Porphyr- massen vom hier so nahen Feldherge herab eingreifen, wie im Thal der oberen Schiücht bei Uehlingen und der Steina zwischen Birkendorf und Wellendingen. Es lagern . sich dann entweder die peirefaktenreichen Wellendolomite - 38 Verbreitung der bunt. Sandsteinform. in Schwaben. unmittelbar auf das krystallinische Gestein. oder es findet sich doch nur noch eine wenig mächtige rothe und grüne Thonsandschicht, mit harten weissgrauen Sandsteinbänken wechselud (den Waldshutern ähnlich), als unterstes Flöz- lager. Schon im Gebiete der Donau (Brege und Brigach) und der Kinzigquellen gewinnt der Sandstein eine bedeu- tendere Breite, doch kann er erst nördlich der Kinzig im Quelllande der Murg und Rench über die Höhen des Knie- bis, Rossbühl’s, Katzenkopf’s und der Hornisgrinde ununter- brochen hinwegsetzen, und gerade hier auf. der Grenz- marke zwischen Würtemberg und Baden erreicht diese Sandsteinformation in der Hornisgrinde (3502 Fuss) nicht nur die grösste Höhe in Mitteleuropa, sondern auch im Flussgebiete der Murg, Alb, Enz, Nagold, Glatt und Kinzig die grösste Ausdehnung am Schwarzwalde. Denn der Sandstein erstreckt sich nicht nur zwischen Baaden und Karlsruhe (an der Murg, Alb und Pfinz) unmittelbar bis an das Schuttland des Rrheinthales, sondern: auch öst- lich verflacht er sich über die Nagold hinaus, und: tritt noch im Würmthale bis über die alte Reichsstadt Weil hin, wo er unterhalb Schafhausen durch Steinbrüche auf- gedeckt wird. Obgleich das krystallinische Gebirge auf der Rhein- seite des Schwarzwaldes, zwischen Baaden und Kandern, im Allgemeinen vorherrscht, insonders die Höhen einnimmt, so wird es näher dem Strome hin, von zum Theil bedeu- tend einfallenden Flözgebirgen umwallt, unter denen der bunte Sandstein eine wichtige Rolle spielt. Gleich zwischen Wehr (a. d. Wehra) und Kandern (a. d. Kander) bei Schopfheim seiner Breite nach von der Wiesen durchbrochen, bildet der Sandstein beträchtliche Berge, und von der Kander aus setzt, von Muschelkalk und Keuper bedeckt, dem Granitgebirge des Blauen entlang ein schmaler Strich fort bis zur Grube Hausbaden, die in seinen untern Schichten Bleierze ausbeutet, und wo er aufhört, brechen Verbreitung des: \Wellendolomits. 39 die Thermen von Badenweiler am Kusse‘.des Blauen her- vor. ‚In sporadisch zerstreuten Bergen erscheint er jedoch bald wieder, wie bei Sölden und am St. Lorettoberge (südlich Freiburg) ete., gewinnt dann aber nördlich der Elz über die Schutter und Kinzig hinaus bis zum Gebiete der Rench eine bedeutende Längenerstreckung und ver- hältnissmässige Breite. Schon ihrer Mächtigkeit nach können die petrefacten- reichen Thondolomite für die Oberfläche des ‚Schwarzwal des nicht von der Bedeutung, wie der Sandstein, werden, doch bilden sie einen äusserst scharfen Grenzsaum : Der Schwarzwald hört da auf, wo diese Dolomite sich ein- stellen, Denn nur auf dem Sandsteine bilden die hohen Edeltannen dicht geschlossene Wälder, deren wogende Gipfel von ferne einer unabsehbaren Wasserfläche gleichen, sobald aber über dem rothen Thonboden die braunschwarzen Dolomitletten sich in runden Hügeln erheben, will die Hochtanne nicht mehr gedeihen, die Wälder lichten sich, und nur unterbrochen reihen sich einzelne Waldhöhen noch an den schwarzgrünen Hintergrund an. : Die Zahl und Bevölkerung der Ortschaften wächst, weil, der Ackerbau in. den flachen Wellenthälern einen, man darf‘ ‚sagen, er- giebigen 'Thonboden gefunden hat, der. einen ‚seltenen Kontrast gegen die steinreichen Felder des bald folgenden Muschelkalkes bildet. Blos die Gipfel der Höhen bieten nicht selten nur eine dürftige Weide, und zerrissen an ihren Gehängen durch die fluthenden Regenwasser finden sich Durchschnitte und Fundorte von Veisteinerungen in ungewöhnlicher Anzahl. Diese dem Wanderer so auffallende Grenzfläche beginnt zwischen dem Rheinstrom und dem Albfluss ‚nordwestlich von Birdorf und Waldkirch, und zieht von hier, durch die Schwarza und Mettma unterbrochen, nach Rindern, über die Granite der Schlücht nach Birkendorf, wo der runde isolirte Bühl weit sichtbar ist. und tritt auch von nur wenig 49 Verbreitung des Wellendolomits. mächtigen Sandsteinschichten bedeckt der Granit im T'hal der Steina gleich wieder zu Tage, so erreicht doch die Formation alsbald in den Umgebungen von Wellendingen schon wieder eine bedeutende Entwicklung mit ganz be- sonderem Reichthum von wohl erhaltenen Petrefakten. Von hier aus durch die dichten Wälder gen Abend und durch die schnell ansteigenden Muschelkalkhöhen gen 'Morgen scharf begrenzt, nimmt der schmale Saum eine schnelle Wendung nach Norden, streicht westlich von Bondorf und Liöffingen' vorüber. und erst auf der Wasserscheide zwi- schen Donau und Rhein nimmt er die gewohnte nordöst- liche Richtung über die Waldhäuser (westlich von Bräun- lingen) an, setzt quer über die Brege bei Wolterdingen, dem rechten Brigachufer entlang nach Villingen, und ge- langt gleich bei Weilersbach in das Gebiet der Eschach, wo die Hügel westlich von Kappel und Niedereschach so charakteristisch sind. Auf der Markung von Horgen tritt die Formation auf würtembergisches Gebiet, allein sie tritt hier nur in aufgeschlossenen Durchschnitten unter den mächti- sen Bänken des Muschelkalkes hervor, welchen die ver- sammelten Bäche der Eschach unterhalb des Orts in einem Querthale durchbrechen. Die Hügel des Wellendolomits selbst setzen von Niedereschach direkt nach Norden über Seedorf, die 24 Höfe, nach Grünthal an der Glatt. Ueber- haupt ist der weit nach Westen eindringende Busen der Glattquellen unterhalb Freudenstadt eine der beach- tenswerthesten Gegenden für unsere Formation, markirt durch den Waldsaum auf Sandstein, und aufgeschlossen durch die Thalschlucht der Glatt, welche tief in den bun- ten Sandstein einschneidet, trifft selbst der Neckar zwischen Horb und der Glattmündung noch die obern Schichten des bunten Sandstein, um so mehr muss er die Wellendolomite aufdecken. Von Freudenstadt aus folgt der Zug der Strasse über Ach, Pfalzgrafenweiler nach Egenhausen, wo er zwischen Verbreitung des Wellendolomits. 41 der Nagold und Waldach eine bedeutende überaus muschel- reiche Verbreitung einnimmt, denn unterbrochen durch den im ' Nagoldthale aufgeschlossenen rothen Sandstein setzt er in einem schmalen Bande bei Ebhausen über den Fluss, entwickelt sich aber auf der nach Süden gekehrten Win- kelspitze der Nagold zwischen Warth, Mindersbach und Neu Bulach zu einer bedeutenden Fläche, tritt selbst noch unter dem Muschelkalke im Thale der Stadt Nagold her- vor, folgt so den Thalgehängen weit hinab um nach Stamm- heim (südöstlich von Calw) überzusetzen, Mit dem Verflachen des Schwarzwaldes bleibt zwar der‘ Grenzsaum auf der Schwarzwaldseite immer noch scharf, man kann ihn über Alt-Hengstetten, Mettlingen, Münklingen, Heimsheim bis zu den nördlichen Thalgehän- gen’ der Enz in den Umgebungen Pforzheims leicht ver- folgen, wo er unter der alten Römerwarte, bei Brötzingen, Dietlingen, Obernhausen etc. hervortritt, von hier in vielen Buchten und Landzungen ein- und ausspringend: an dem durch seine Ruine weit erkennbaren Thurmberge bei Dur- lach zuerst das Rheinthal erreicht, allein mit dem Sand- stein gewinnt auch der Wellenkalk eine bedeutende Breite. Ueberall wo die Würm oder ihre Nebenbäche nur etwas tiefer einschneiden, ‘wie unterhalb Schafhausen, Simmoz- heim etc., tritt auch der Wellendolomit in 'kahlen Berg- buckeln zu Tage, und wenn die Gipfel: der Berge schon dem mittlern jaobern Muschelkalk angehören, sammelt man in den Thälern noch die trefllichsten Petrefakten des Wel- lendolomites (Oeschelbronnen, Mönsheim). Erst wenn der Keuperrand nahe tritt, oder die Lettenkohle sich ‚oben aufgelagert hat, vermögen selbst tiefe Flussbetten auch nur (die obersten Lagen dieser ausgezeichneten Bildung nicht zu erreichen, | Der bunte Sandstein erreicht auch im übrigen Deutsch- land eine bedeutende Verbreitung; zwar ist er am Schwarz- walde inselartig isolirt. denn nördlich von Pforzheim wird 42 Verbreit. des bunt, Sandst. in Deutschland. er durch -Muschelkalk, Keuper und Lias gänzlich vom Odenwalde getrennt, und scheint nur unterirdische Ver- bindung zu haben, desto mächtiger erhebt er sich wieder bei Wiesloch in den ersten Odenwaldhöhen und im Durch- bruch des Neckars zwischen Heidelberg und Neckarelz, setzt breit über den Main zum waldreichen Spessart, und gewinnt weiter nach Norden zwischen Thüringerwald und dem rheinischen Schiefergebirge im KFlussgebiete der Eder, Fulda und Werra eine ansehnliche Breite. Er um- säumt den Thüringerwald im Norden und, Süden, folgt im Süden den Schiefern des Frankenwaldes, schneidet den weissen Main und nördlich von Baireuth,: am Fichtelgebirge vorüber; erreicht er das linke Ufer der obern Naab. : Von den vulkanischen Gesteinen des Vegels- und Rhöngebirges durchbrochen und im weiten Umkreise Kassels von mehr als 50 isolirten Basaltkegeln durchlöchert, bildet er nach- her an der Weser (unterhalb hannöverisch Minden) , den Sollinger Wald, wird dann gen Westen zwar durch Muschel- kalk und Keuper von der Oberfläche verdrängt, tritt aber in den ‚Kesselthälern von Pyrmont uud Driburg, beide durch ihre Heilquellen berühmt, wieder aus der Tiefe her- vor, erscheint nochmals im Gebiete der Hase hinter Osna- brük und bei Ibbenbühren in einzelnen Hügeln, um dann unterm norddeutschen Schuttlande mit den übrigen Flöz- formationen zu verschwinden, Die Leine und Unstrut, welche ihre Thäler tief in Muschelkalk und Keuper eingegraben haben, schneiden die breiten Sandsteinflächen im Süden des Harzes zwar gänzlich ab, doch hängen letztere durch einen breiten Zug längs der Saale mit den Sandsteinen vom Nord- rande des Thüringerwaldes zusammen. Im Norden des steilen Harzrandes nimmt der Sandstein wegen des starken Wechsels und des steilen Einfallens der dortigen Flözforma- tionen zwar keine bedeutende Fläche ein, er bildet aber mit seinen steilaufgerichteten Schichtenköpfen eine Reihe markir- ter Hügelketten, die alle dem Harzrande von Nordwest nach Verbreit. des bunt. Sandst. in Deutschland. Rogenstein. 43 Südost parallelstreichend oft aus der Ebene hervortreten, und zur Gliederung der Gegend zwischen Braunschweig und Magdeburg nicht wenig beitragen, Diese bunte Sandsteinformation in den Umgebungen des Harzes ist, verglichen mit der Süddeutschen, wegen ihrer auffallend verschiedenen Gesteinsentwicklung noch besonders bemerkenswerth. Denn abgesehen davon, dass die weissgraue Farbe in den Sandsteinen oft überwiegend wird (Weissenfels an der Saale), entwickeln sich die 'obern Schieferletten von vorherrschend rother Farbe so bedeutend, dass sie den untern Sandsteinen das Gleichgewicht halten, und scheiden sich darin, wie gewöhnlich, dichte und fasrige Gypsschichten aus, so werden sie in vieler Hinsicht unsern Keupermergeln ähnlich, Gyps mit Schieferletten finden sich sogar noch in den untern Abtheilungen der Sandsteine, Doch sind in dieser untern Region die mitten in den tief- sefärbten Sandstein eingelagerten Rogensteine die bemer- kenswertheste Erscheinung. Da die mehrere Fuss mächti- gen Bänke einen trefflichen Baustein liefern, so sind sie überall gesucht und für das Studium bequem aufgeschlossen. Man denke sich rothgraue wohl gerundete Kalkkörner von Hirse- bis Erbsengrösse, durch äusserst wenig Cäment mit einander verbunden, die einzelnen Körner undeutlich concentrisch schalig und excentrisch fasrig an der Ober- fläche rauh durch Verwitterung sogar körnig werdend, alle aber so in den Bänken versammelt, dass nur die gleich grossen beisammen liegen, und man wird in der That kein treffenderes Bild erwecken können, als wenn man sich versteinerten Fischrogen darunter vorstellt, Demungeach- tet kaun man sich weder für organischen noch anorgani- schen Ursprung entscheiden. Wir würden uns in grosse Schwierigkeiten verwickeln, wollten wir es bei aller Aehn- lichkeit unbefangen für Fischrogen erklären, mehr schon könnte man geneigt sein, an Organismen wie z. B. Nummuliten oder Meloniten etc, zu denken, Doch die 44 Verbreitung des bunt. Sandst. in den Vogesen. am Meeresstrande erzeugten Oolithe der Juraformation oder die in heissen Sprudeln gebildeten Erbsensteine (Karlsbad) bieten im Aeussern zuviel Aehnlichkeit dar, als dass mau die Rogensteine nicht unter diese Gruppe von Gebilden zu stellen, am meisten geneigt sein sollte. Dabei gehen auch die Bänke zuweilen in wirklichen Faserkalk über. die mächtigen Lagen von Sprudelsteinen nicht unähnlich sind (Harliger Berg am linken Ockerufer, nordöstlich von Gosslar), auch Anfänge . von Stilolithen finden sich am nördlichen Harzrande zu wiederholten Malen mitten in diesen Rogensteinen. Das lokale Vorkommen: der Rogensteine überhaupt, spricht auch für besondere Bildungsverhältnisse (heisse Quellen?), die nur in den Umgebungen des Harzes stattfinden mochten. Versteinerungen sind auch im nord- deutschen Sandsteine selten, etwa Koprolithen und Reste von eckschuppigen Fischen bemerkenswerth (Süldorf süd- lich von Magdeburg). An den Vogesen erscheinen die bunten Sandsteine ungleich ausgedehnter, als am Schwarzwalde, werden aber statt dessen im Norden plötzlich viel beschränkter. Nach- dem sie im Süden des Urgebirgsstocks ohne continuirlichen Zusammenhang aufgetreten sind, wachsen sie gen Westen im Quellgebiete der Saone schnell an, und setzen dann breit bis zur Mosel bei Epinal fort. Von hier erhebt sich der Sandstein zu einer ausgezeichneten Gebirgskette, die gen Nordosten zum Donnon (an den Quellen der Breusch) streichend als ein selbstständiger Zug an die Urgebirgs- höhen im Südosten angelagert ist (Geognostische Umrisse der Rheinländer zwischen Basel und Mainz, von Oeynhausen, Dechen, La Roche. Essen 1825. 2 Th.). Wie im Schwarz- walde nördlich der Kinzig, so verschwindet in den Vogesen nördlich der ihr entsprechenden Breusch der Zug des Urge- birges unter dem Sandsteine, welch letzterer daher bald im Hardwalde eine ungemeine Verbreitung erreicht. Allein das Pfälzisch - Saarbrückische Steinkohlengebirge an der Verbreitung des bunt. Sandst. in den Vogesen. 45 Glahn und Nahe, und das Tertiaergebirge im Rheinthal wischen Mannheim und Mainz schmälert bald jene grosse Ausdehnung, n nur ein isolirtes Stück an der Nahe bei Kreuz- nach auf Porphyr und Grauwacke, und ein Felsen hart am Rhein unter dem Tertiaergebirge bei Nackenheim und Nierenstein (zwischen Mainz und Oppenheim) sind be- merkenswerth. Der zusammenhängende Sandsteinzug muss im Südwesten bei Saarbrücken das Kohlengebirge umgehen, und in schmaler Erstreckung der Saar bis Trier folgen, doch setzt er abweichend auf das Uebergangsgebirge aufgelagert in langgezogenen Mulden das Kylithal fort, geht sogar über die Wasserscheide der Eifel. wo er am nördlichen Gehänge des Schiefergebirges nur noch in einer ein- zigen Ablagerung zwischen Roer und Erft bekannt ist. Gerade dieser Punkt ist berühmt wegen seiner Bleierze bei Commern und Niedekken (an der Roer, südlich von Jülich), die als Bleiglanzknoten sich im graugewordenen Sandsteine auszeichnen, vergleichbar denen, welche auf diesem selbigen Zuge bei St. Avold (an der Rossel, westlich von Saarbrücken) in einem 40 Fuss mächtigen Lager vor- kommen. Wie schon erwähnt sind diese Sandsteine jenseits des Rheins besonders interessant durch ihre reichen Petrefacten- lager in den obern Teufen, und hier sind gleich die diesseits des wasgauischen Urgebirges im Rheinthale vorkommenden (Sulzbad, Sulz-les-Bains) die bekanntesten. Muscheln, mit denen im Wellendolomit übereinstimmend, liegen zu oberst vermischt mit Saurierknochen und wenigen Pflanzen. Tiefer folgen versteinerte Hölzer und Kalamiten, bald darauf Fahren und Coniferen, bis zu unterst eine graue, leicht spaltbare Mergelschichte die zartesten Organe einer in reicher Fülle angehäuften Flora erhalten hat. Voltz hat die organi- schen Reste sorgfältig gesammelt. Ad. Brongniart beschrie- ben, und neuerlich begannen W. P. Schimper und A. Mougeot eine Monographie des plantes fossiles du gr& bigarre de la 46 IH. 5. Muschelkalk. chaine des Vosges. Strassburg 1840, Wie im Keuper, so ist auch hier der feingestreifte Calamites arenaceus der häufigste, selbst Cicadeen, welche man bisher zuerst im Keuper fand, werden in der Monographie abgebildet. Am bezeichnendsten bleiben die Voltzien und Albertien, deren Zweige am häufigsten vorkommen, aber schwer von ein- ander zu unterscheiden sind. Beide sollen in Rücksicht auf Blatt- und Zweigstellung den ausländischen Aura- carien ähnlicher als den inländischen Coniferen sein. Die bunten Sandsteine von Toulon, oder im Innern von Frankreich am Rande des südfranzösischen Urgebirges an der Tarn, Vezere, Pardoire etc., die an der Katzbach zwischen Bober und Oder, die polnischen am Sandomirer- gebirge, nördlich von Kielze, die russischen bei Dorpat etc. übergehen wir entweder als unbedeutender oder uns zu fern liegend. 5) Muschelkalk. Haben wir, vom Rheinthale her gen Morgen zum Neckargebiet wandernd, den Walddickicht durehschnitten und die braunfarbigen Hügel der Dolomite erreicht, welche oft nur mit Mühe weit hin den rothen Thonboden zu bedecken vermögen, so erhebt sich schnell mit steilen Gehängen eine mächtige Kalkformation, deren geregelte Schichtenbänke, nur allmählig dem Neckar zu- fallend, in den nackten Querthälern durch die tief ein- schneidenden Flüsse hoch hinauf aufgeschlossen sind. Unter der Last dieser unverwitterbaren Kalkbänke versteckt sich eine Mergel-, Thon, Gyps- und Steinsalzbildung, deren Unterabtheilungen durch den Bergbau wohl aufgeschlossen sind, die aber an der Oberfläche bedeckt von Bergtrümmern und Steinhalden mit Vorsicht entziffert werden müssen, a) Zu unterst finden wir, unmittelbar auf die Dolomite aufgelagert, einen thonigen, dünngeschichteten, auf der Schichtungsfläche durch allerlei Unebenheiten, Wülste und Eindrücke bezeichneten Kalk, dessen blaugraue Färbung von der braunen Grundfarbe der Dolomite wesentlich ab- IV, 5. a. Wellenkalk. 47 sticht. Die Kalke sind überaus bituminös, werden durch Bitumen oft ganz schwarz gefärbt, bleiben fast immer arm an wohlerhaltenen Versteinerungen, verwittern sehr schwer, so dass ilıre Schichtenköpfe überall wohlerhalten hervor- stehen. Am Ödenwalde, wo diese Lagen thonärmer, fester und die Unebenheiten der Kalkschiefer nicht blos mit Wellenschlägen verglichen, sondern auch durch dieselben erzeugt worden sind, nannte man sie passend Wellen- kalke. Diese Odenwälder Wellenkalke, wenn freilich - nicht immer in gleicher Mächtigkeit, findet man auch recht ausgezeichnet am Schwarzwalde, an den Quellen der Glatt, und in deutlichen Profilen an der Waldach unterhalb Schwandorf (westlich von Nagold), Der Fuss der Berge gen Morgen des südlich von Egenhausen an der Freuden- stadt-Nagolder Strasse gelegenen Wirthshauses enthält zugleich einen grossen Reichthum an Petrefakten. Als Steinkerne wittern diese aus den Thonkalken heraus und können eben so wohlerhalten wie in den Dolomiten ge- sammelt werden, nur dass schon ihre rauchgraue Farbe sie leicht von den darunter gelegenen unterscheiden lässt. Da sich beide Abtheilungen so nahe treten, so kann eine Gleichheit gewisser Muscheln bei Verschiedenheit anderer nicht auffallen. Weiter nördlich hinauf am Schwarzwalde werden die beiden Abtheilungen, Wellendolomit und der darüberliegende Wellenkalk nicht nur mächtiger, sondern auch schärfer geschieden, In jeder kleinen Thal- schlucht, in jedem Hohlwege oder wunden Berggehänge, bei Stammheim, Münklingen, Pforzheim, Dietlingen, Durlach etc. etc, kann man den Unterschied zwischen beiden Ab- lagerungen nachweisen, Zuerst findet sich Plagiostoma lineatum mit ihren verwandten Abänderungen, die bekanntlich aber noch in dem ganzen folgenden Muschelkalke auftreten, in gleicher Häufigkeit, bedeckt mit derselben Serpula valvata; eben so zerstreute Bruchstücke von MelaniaSchlotheimii, 48 Trigonia. Mytilus costatus. . allein Trigonia cardissoides fehlt ganz. Statt dieser fällt die grosse Menge der Steinkerne von Trigonia vul- garis auf, die umgekehrt tiefer nicht vorkommt. Ihre Hinterkante ist durch eine flache Furche in zwei Rippen getheilt, und dadurch der Steilabfall der Hinterseite, auf welcher die Muskeleindrücke markirt hervortreten, gemildert. Die vordere dieser beiden Rippen kann bei ihrer Undeut- lichkeit leicht übersehen werden, doch tritt sie auf der linken Schale, besonders in der Wirbelgegend, stets schärfer hervor, als auf der rechten. Der markirte Saum, auf jeder Schale vom hintern zum hoch unter dem Wirbel gelegenen vordern Muskeleindrucke am geschwungenen Rande sich hinziehend, spricht für eine starke Anheftung des Thier- mantels. Die Dreiseitigkeit tritt aber noch scharf hervor, und dadurch ist sie von ihrer Begleiterin, der Trigonia orbicularis, leicht zu unterscheiden, Die orbicularis, eben so häufig, würde man wegen der Flachheit, Rundung und Rippenlosigkeit ihrer Steinkerne eher für einen Venu- liten als für eine Trigonia halten, wäre nicht der vordere hochgelegene Muskeleindruck durch eine tiefe Furche (auf der erhaltenen Schale also eine hohe Leiste) vom Schlosse getrennt, und wäre nicht zwischen den Wirbelkernen eine zweifach gebogene markirte Linie, welche den Grenzsaum des weit hinabgesenkten Schlosses andeutet. Uebrigens spielt die Form in bombirtere querovale über, die man lieber für Arcaceen halten möchte. Hier erscheint auch zuerst jener Mytilus cos- tatus, Schloth. Nachtr. 37, 2, in Masse, den ich tiefer nie fand, ob er gleich in Bronn’s Lethaea schon im bunten Sandstein von Zweibrücken citirt wird. Von zahlreichen Schriftstellern zu den verschiedensten Geschlechtern ge- stellt, kann man sich nur schwer von der einstimmigen Ansicht trennen, dass er mit Gervillia socialis Schl. zu einem Geschlecht gehöre, und doch will eine genaue Ana- lyse dafür keine scharfen Beweise liefern. Die charakteri- Mytilus costatus. Myaciten. 49 stischen Ligamentgruben sahe ich hierinie, nicht einmal die bei socialis so stark ausgebildeten Wirbelzähne. Da- bei ist die Muschel einfach gekrümmt, und die hoch- gewölbte rechte Schale nur um ein Weniges kleiner als die iinke, Viele Kennzeichen erinnern an Mytilaceen: so die bombirten Wirbel, die kleine Impression auf der Vorder- seite, und an der vordersten Schlossspitze: der kleine Muskeleindruck, von welchem herab eine tiefe Mantel- impression. zum hintern breiten, wenig eingeprägten und verzweigten Muskeleindrucke verläuft (vergl. den lebenden Mytilus polymorphus). Hinter den Wirbeln im Schloss eine lange nach hinten gerichtete Falie widerspricht der Ansicht nicht, desshalb musste sich auch das: Schloss und die Schlossschale nach hinten zu einer langen (aber meist abgebrochenen) Spitze entfalten, ein Merkmal, was mit der vorherrschenden Richtung der Schale nach hinten uns am meisten besticht, an Avicula zu denken. Die wie Schuppen stark hervortretenden Anwachsstreifen gaben die Veranlassung zum Namen, Die dunkeln schon oben (bei Terebratula) erwähnten radialen Streifen: wird man selten ausgezeichneter sehen als hier (vielleicht sind sie ein Fingerzeig für Färbung der Schale im lebendigen Zustande). ‚Auch Myaciten treten in reicher Anzahl auf, doch nicht so mannigfaltig .als tiefer (im Wellendolomit), nament- lich dürfte Myacites elongatus nicht heraufreichen, Gleich über diesen 'Thonkalken finden sich andere dunkele bituminöse Kalke von ochergelben Streifen netzartig durchzogen, die meist nur in plumpen Bänken anstehen. Mit ihnen zusammen erscheinen dolomitisirte Kalke stark mit Kiesel imprägnirt, der sich in Knollen als graugefärbter doch meist sehr bröcklicher Feuerstein ausscheidet, und nur seltener reine und lichtgefärbte Chalcedonkugeln mit zartem, feinsplittrigem Bruche bildet. Am charakteristischten sind die Zellendolomite (auch Zellenmergel ge- nannt), deren eckige Räume mit bröcklicher Erde, bei wohl- Quenstedt, Flözgebirge, 4 50 II. 5. b. Salzgebirge. erhaltenen Exemplaren aber mit eckigen Bruchstücken von Schieferletten erfüllt sind, welche dem Gestein ein so eigenthümliches Ansehen geben, dass man wähnt, ein durch elastische Kräfte zertrümmertes Lettengebirge vor sich zu haben, : das’ durch einen Dolomitstrom eingewickelt wurde. Diese Zellendolomite sind zugleich die Anzeichen von Gyps, welcher, wofern er nicht über Tage ansteht, in der Tiefe gewiss nur selten fehlt, und wo im Muschelkalk Gyps ist, darf man auch Salz und Salzthon im Innern erwarten, »b) Dieses für Schwaben so wichtige Gyps- und Salzgebirge soll also über jenem Wellenkalke und unter den eben genannten kieseligen und zelligen Dolomiten sich entwickeln. Anseinem Ausgehenden (d. h. an den zum bunten » Sandstein gewendeten Rande) wenig ausgebildet oder doch verdrückt, scheint es immer mächtiger zu 'werden, jemehr die Schichten vom Schwarzwalde weg dem Keuper zufallen, Bei einem so in der Tiefe entwickelten und ver- steckten Gebirge kann die Beobachtung über Tage wenig Thatsachen liefern, denn im glücklichsten Falle sind in den Thalsohlen der Bäche und Flüsse, welche die mächtig aufliegende Kalkmasse ganz zu durchschneiden' vermögen, einige Gypsbrüche aufgeschlossen, Salz aber niemals: Der Bergbau und die Bohrversuche auf Steinsalz ‘bleiben dem- nach hier. die einzigen Hülfsmittel. Glücklicherweise sind, seitdem Langsdorf 1812 in den Gypsgruben von Wimpfen am Neckar Glaubersalz entdeckte, und 1816 im Frühjahr wirklich das erste 60 Fuss mächtige Salzlager (worauf die Saline Friedrichshall bei Jagstfeld steht) auf würtember- gischem Boden angebohrt wurde, bereits eine grosse Zahl von Bohrlöchern hinabgestossen. ‘Oberhalb Hall (am Kocher) wurde sogar der Schacht Wilhelmsglück abgeteuft, der schon 1826 an 156000 Cir. reines Steinsalz lieferte, Der um würtembergische Naturkunde so hoch verdiente Prof. Schübler hat den Durchschnitt bekannt gemacht (über die Lagerungsverhältnisse des Steinsalzes zu Wilhelmsglück. Ill. 3. b. ' Salzgebirge. 51 Naturwissenschaftl.; Abhandl. I. Bd. »1827).: \:Der' Schacht geht leider ‚nicht bis. auf’ den Wellenkalk hinab, ran die: untersten Lagen sind: 5 hab alsnse Ti Anhydrit: «mit Fasergypsschnören und: MR} ‚Iain „durchzogen - ba Kuscheri Kalk, zum Theil ‚delomitisich nach oben: anbyar niiadoand ‘drit aufnehmend: >) [519% am 6 Dichtes Steinsalz, nach unten in SoRnen. Salkhonih ‚ads ingehullt alsb han dayıhol Tab” 97 U Thongyps mit Nestermiv von Kölbigehn and fasrigem u on ‚Salze, mit dünnen Lagen von Dolomit, Anhy=sih mim „„drit und: kleinen Schweifen rothen Sandesı .unu »:33' — Mächtiges Anhydritgebirge: mit dünnen Schichten u ior9.1 4 „von Kalk,»bituminösen Schiefern und ee ab noa -»Thonen, und: mehrere Fuss‘ REINE nn nie® -„bänken wechselnd ', rd m ® 92 44 Mergelschiefer, ‚zum Theil: ‚Hokömitisch ui, bis ynınlaunl ."tuminös mit! »Hornstein und: Chaleedonnestern;s110:130 7 „auch: unten. noch mit an dureh=; hasıdävr MEER ab 1alımon bh Idais aysı 294 94 ; Ueber; dägser, Gesammimasse des nee He: birges von; ’jshlid»e Haie eo 112020. gu Mächtigkeit, Holgt kat der, Kalkstein eigen Saline «von Friedrichshall. ‚590 .199 799% PS Kiel \s»4Ein: ‚Bohrloch’ kann: uotikch dei ie Bi ih Allgemeinen, kennen lehren ,: doch zeigen'„die; Bohrlöcher alle... dass inter einer stark durch: Kieselerde und: Dölomit geschwängerten Mergel- und 'Thonkalkformätion :sieh»ein gegen und “über: :200- Fuss» mächtiges» :Anhydritgebirge findet, das. im. günstigem.-K'alle von) beträchtlichen: :Stein- Bu Na rn äeäc Fuss und soch: ana, . wird. ‚nobnüsrsv ahmmarnf Nr Bobioiakten fehlen: eittitedeh nie ‚oder:sind) dich nur wenig ‚ausgezeichnet, Ueber .das(Lagerungsverhältniss: im Grossen «ist: «man ‘aueh noch: nicht | einverstanden;» "Die 4* 52 IM. 5. b. Salzgebirge, schnelle Zunahme in der Tiefe gegen den Keuperrand hin spricht für eine muldenförmige ‚Ablagerung, doch hat man wohl gemeint, da die Mächtigkeit oft so plötzlich‘ wieder ab- nimmt, dass’ein stock - und! gangförmiges Eindringen von Salz-, Anhydrit- und Dolomitstoffen aus der Tiefe die Erscheinung besser erkläre, :: Beachtenswerth "ist: dabei. dass“ der schwefelsaure Kalk (Ca S) meistkein Wasser enthält, wieoder Gyps (Ca'Sı+:2 H), sondern: wasserfrei ist, ‚wie der todtgebrannte Gyps. und daher Anhydrit genannt wird..''Erst in der Berührung‘ mit ‚feuchter Luft nimmt dieser\Anhydrit langsam Wasser‘ auf, bildet sich zu Gyps um, und daraus würde sich dann die merkwürdige Erscheinung’erklären, dass über Tage so selten Anhydrit-, sondern immer nur Gypsspath sich findet. ' Auch das Stein- salz unterscheidet sich nach H..Rose’s Untersuchung (Pog- «endorf’s Annalen 48. 353) von dem durch’ Wasserver- dunstung erzeugten Kochsalz dadurch, dass jenes natürliche Vorkommen:'des Salzes beim‘ Erhitzen nicht‘ verknistert, während dieses ' künstlich gewonnene: Salz verknistert. Und hieraus zieht der bewährte Chemiker den Schluss, „dass Steinsalz nicht durch Verdunstung aus einer wäss- rigen Lösung sich gebildet haben könne, sondern dass es entweder, wie geschmolzene Gebirgsarten, im feurigflüssigen Zustande aus Spalten hervorgedrungen, oder, wie’ am Vesuv, durch‘ Dämpfe: sublimirt sein müsse.“ Wenn man jedoch wieder den regelvollen Schichtenwechsel sieht, die Mischung von Thonschlamm ‘(der andernorts, wie zu Wielicka,' sogar Muscheln enthält) mit Salz; wenn man beachtet, dass das Salzgebirge ‘immer nur ’ diesen ’bestimmten Punkt in der Lagerungsfolge der Gebirgsmässen‘ einnimmt ‚zwischen entschieden neptunischen Flözgebirgen gelegen; wenn uns Reisende verkünden, dass in den asiatischen Steppen noch fortwährend ähnliche mächtige Ablagerungen 'aus den Salz- seen und 'Salzmeeren erzeugt werden '(Göbels Reise in die Steppen des südlichen Russlands) ::so sollte man meinen, IM. 5. b.: Salzgebirge. 53 dass das Salzgebirge höchstens durch eine Umwandlung, nicht durch eine ausschliessliche Erzeugung von Feuer seine heutigen bemerkenswerthen. Eigenschaften erhalten haben dürfte; wollten wir auch nicht in die Ansichten derer eingehen, welche vermuthen, dass die tief im Schosse der Erde begrabenen Gebirge durch den Druck der auf- liegenden Massen und durch die dieser Tiefe eigenthüm- liche Wärme und anderer, uns freilich noch unbekanuter Zuflüsse und Kräfte, im Verlaufe von Jahrtausenden all- mählig andere Eigenschaften erhalten haben möchten, als ein künstlicher Versuch den Gesteinen im Augenblick zu geben vermag. Der wasserfreie schwefelsaure Kalk (An- hydrit), woraus die Gypsberge im Innern bestehen, hat zwar bisher der Entstehung auf heissem Wege das Wort gesprochen, allein wir erinnern hier nur an Mitscher- lich’s Versuche (Poggendorf’s Annalen 49, 405), welche zeigen, dass das Bleioxyd auf nassem Wege sich wasserfrei ausscheidet, so bald es krystallisiren kann; mit Wasser verbunden, so bald die Bedingungen zum Krystallisiren nicht gegeben sind. Wir haben hier also ein Beispiel, wo die chemische Verwandtschaft eines Körpers zum Wasser durch die Krystallisationskraft aufgehoben wird. Vielleicht dürfte dasselbe Experiment auch: bald mit dem Anhydrit gelingen, dann würde gerade das, was bislang zum Gegenbeweise diente, in den Beweis umschlagen. Die Zellenkalke und Zellendolomite, die wie schon gesagt über dem Salzgebirge liegen, entwickeln sich besonders am nördlichen: Schwarzwalde zu grosser Mäch- tigkeit, und bilden daher für die Unterabtheilungen der Muschelkalkformation einen überaus wichtigen Anhaltspunkt. Besonders eigenthümlich sind darin die bituminösen Feuer- steinschichten , welche im Innern von einer Menge grauer Linsen erfüllt sind, die in vieler Hinsicht an die sogenannten Eisenoolithe erinnern. Wittern diese Linsen heraus, so meint man verkieselte Knochenstücke von Sauriern gefunden 54 IN. 5. ec. Hauptmuschelkalk. zu haben. «Den Kieselreichthum bezeugen auch die um und um krystallisirten , zuweilen Zolllänge erreichenden wohlge- bildeten Quarzkrystalle,, welche wegen ihrer rauchgrauen Farbe Rauchtopas genannt sind, aber bei weitem nicht die Durehsichtigkeit des edlern Quarzes erreichen. Es sind reguläre sechsseitige Säulen mit: beiderseits aufgesetzter Dihexaederspitze, selten einmal 'eine Rhombenfläche, die Krystalle dabei verzogen wie Spanische Eyacinthen von Compostella oder Marmaroscher Diamanten, Auf den Feldern von Oeschelbronn bis Pforzheim findet man sie nur in dieser Abtheilung aus den Thonmergeln in Begleitung von Feuersteinbruchstücken herausgewittert. c) Das Hauptmuschelkalk-Gebirge (Merian’s rauchgrauer Kalk, Alberti’s Kalkstein von Friedrichshall), dessen regelvoll geschichtete graufarbige Kalkbänke gleich in solcher Mächtigkeit auftreten, dass alle andern zu dieser Formation gehörigen Ablagerungen dagegen durchaus nur untergeordnet erscheinen, bildet für sich ein so zusammen- hängendes Ganzes, dass Versuchen für weitere Unterab- theilungen sich nicht nur die grössten Schwierigkeiten ent- segenstellen, sondern weitere Untersuchungen führen uns stets zu der Ueberzeugung zurück , wie wenig: die ver- meinten Unterabtheilungen sich durch die Natur der Sache begründen lassen, Ueberall die mehrere Fuss mächtigen Bänke rauchgrauen Kalkes mit homogenem Bruche; überall auf den Flächen der Bänke, wo sie durch eine dünne Thonschichte getrennt sind, Eindrücke und Wülste, Wellen- furchen und Wellenerhöhungen, netzartig durchflochtene oder schlangenförmig hinlaufende gerundete Stängel von Stroh - bis zur Daumen- oder Armdicke ; überall die Muscheln in den Kalkschlamm so eingeknetet, dass Mühe und Sorgfalt nur erkennbare Bruchstücke herauszuschälen vermag, wird selbst der eifrigste Geognost, wenn er immer wieder die grauen Felsenköpfe des unverwitterbaren Kalkes über den öden Steinfeldern sick erheben sieht, und Steinbrüche nur IIE. 5. c. Hauptmuschelkalk. 55 zur Oberfläche, nie recht zur Tiefe führen, zuletzt so er- müdet, dass er darüber leicht die wichtigern Schichten übersieht. Die Verbreitung einzelner Muscheln führt hier zu keinem Resultate mehr, und selbst Krebse, Fische und Saurier sind vermuthlich an keine bestimmte Schichte ge- bunden, Jedoch scheinen im Allgemeinen die untern Lagen mächtig, aber anfangs petre- faktenarm,, bald mit den späthigen Gliedern von Encrinites lhiliformis so angefüllt zu werden, dass einzelne Bänke fast ganz aus ihnen bestehen (Trochitenkalke), Sie wechseln dann mit trochitenleeren Kalken, kehren aber immer und oft noch lange wieder, so dass von. einer scharfen Grenze zwischen obern und untern Trochitenkalken nicht gesprochen werden kann. In dieser Region nehmen die Kalke ziemlich allgemein ein feinporöses Gefüge an (Schaumkalk genannt), die Poren oft nicht grösser als Nadelstiche, aber in solcher Zahl, dass sie nicht selten so viel Raum einnehmen, als derKalk selbst. Dabei lieben die Schaumkalke lichtere Farben, (sogar grelle zinnoberrothe Farbe kommt an der Gaucha, nord- östlich von Dittishausen, linke Wuttachseite, vor) lichtgelb bis strohgelb, bleiben jedoch trotz der Farbe sehr bituminös, liefern wegen ihrer Leichtigkeit, Trockenheit und Zähigkeit treflliche Bausteine, und sind ohne Widerrede die eigen- thümlichsten und unverkennbarsten Steine der ganzen For- mation. Auffallend genug sind die Löcher rund, als hätte darin ein feines Rogensteinkorn gelegen, und wenn man in dieser Region am Schwarzwalde (Marbach bei Villingen an der Bregach) wie am nordwestlichen Harze (Strasse von Langelsheim nach Seesen) noch wirkliche Oolithe findet, so fällt uns die Vermuthung ein, diese Schaumkalke dürften einst Oolithe gewesen sein, welche durch irgend einen Zerstörungsprozess die leichter zersetzbaren Oolith- körner verloren haben. Die Schaumkalke, insonders aber die Oolithe, sind oft reich an wohlerhaltenen Petrefakten, die sich aus dem verwitterten Gestein zuweilen vollkommen 56 II. 5. c. Hauptmuschelkalk. herauspräpariren lassen. Nach und nach nehmen die Bänke weiter nach oben wieder die rauchgraue Farbe an, ihre Mächtigkeit nimmt ab, und wir treten in die mittleren Lagen, welche in vieler Beziehung den Wellenkalken ähnlich werden. Thonreiche Schichten, jede weniger mächtig als ein Fuss, liegen in grosser Anzahl übereinander, ihre Flächen mit grossen Unebenheiten bedeckt, zwischen denen die Schalen leicht erkennbarer Muscheln hervorragen. Ammonites nodosus und Nautilus bidorsatus pflegen hier am gewöhnlichsten sich zu finden, aber auch die mit organischen Resten am reichsten bedeckten Kalk- platten von Crailsheim an der Jagst dürften hier noch hin- gehören, Einzelne Platten der Verwitterung ausgesetzt lassen immer mehr und mehr Muscheln zu Tage treten, und wenn irgendwo Kalkschichten den Namen Muschelkalk verdienen, so sind es diese, denn selbst den berühmten Dudleyplatten (pag. 8) möchten sie noch theilweis den Rang ablaufen, Doch nur stellenweis findet sich dieser Muschelreichthum , und vorzüglich trägt die Art der Zer- setzung viel dazu bei, diesen Reichthum zu Tage zu fördern. Zuweilen kann es auch kommen, dass die zwischenliegen- den Letten sich zu einem wahren Thongebirge entwickeln, besonders an der verwitterten Oberfläche, worunter dann die dunkeln krummflächigen Kalkplatten verbergen liegen. Ueber diesem Gebilde werden die Bänke abermals hart und mächtig. Diess deutet die obern Lagen an, welche häufig durch Stein- brüche aufgeschlossen nicht immer die charakteristische rauchgraue, sondern viel häufiger lichtere Farbe haben. Sie gehen (besonders am obern Neckar) bald in plumpe Felsenmassen über, die immer reicher an Bittererde werdend endlich in ausgezeichneten Dolomitfelsen sich erheben, fein- körnig und porös mit Drusenräumen von sattelförmig ge- krümmten Bitterspathrhomboedern, oder mit wohlgebildeten Quarzkrystallen. Ueberhaupt ist Kieselreichthum hier wieder 11,5. c. Stylolithen. 57 % sehr gewöhnlich, Kieselerde scheidet sich nicht blos in den Dolomiten in grauen spröden Feuersteinknollen aus, sondern selbst in den Kalken findet man Chalcedonkugeln mit Amethysten besetzt. Die Spalten der Kalke sind Fund- gruben für mehr als zolllange Dreiunddreikantner von Kalkspath mit vielen untergeordneten Flächen; Blende, Kupferkies, Malachit, auch wohl Bleiglanz findet sich hier eingesprengt. Hier, und zwar in den obern Bänken, scheinen sich die Krebse (Crailsheim. Obertürkheim etc.), hier die Saurier und Fischknochen nebst jenen merkwürdigen anorganischen Bildungen, welche Klöden (die Versteine- rungen der Mark Brandenburg. Berlin 1834) Stylolithen (orVAog Säule, Al9og Stein) genannt hat, bei weitem häufiger, als tiefer, zu finden. Einige quarzreiche Bänke in dieser obern Abtheilung können für die Petrefaktologie noch von grösster Wichtigkeit werden, weil darin die Muscheln sich dergestalt verkieselt finden, dass ihre innern Organe vollkommen freigelegt werden können (Gervillia socialis). Einer meiner jüngern Freunde und Zuhörer, Herr Rominger, hat bei seiner Vaterstadt, Waiblingen im Remsthale, bereits die erfreulichsten Erfunde in dieser Schicht gemacht. Doch gehören günstige Punkte zu den grossen Seltenheiten. Nicht überall sind diese drei Abtheilungen gleich scharf, und nicht überall ist ihre gegenseitige Mächtigkeit dieselbe, bald währt es länger bald kürzer, ehe man von oben herab die mittlern thonigen Lagen erreicht, und über das, was unter diesen letztern liegt, bleibt man gewöhnlich im Unklaren, weil Schutt und Steinhalden diese Region be- decken, oder weil man wegen der verwischten Grenzen sich nicht zurechtfinden kann. Dass die für den Muschelkalk so eigenthümlichen Sty- lolithen anorganischen Ursprungs sein müssen, ist andern- orts bewiesen (Wiegmanns Archiv 1837 pag. 137). Diesem Beweise zu folgen, muss man bei den deutlichen Formen beginnen, die sich in Schwaben leider nicht finden, wohl 58 III. 5. c. Stylolithen. aber das:Rüdersdorfer Muschelkalkgebirge auszeichnen, das unterteuft von buntem ‚Sandstein sich östlich von Berlin auf eine kurze Strecke mitten aus dem’Schutt- und Sand- lande erhebt. Hier sieht man zu Millionen fingerlange und meist, fingerdicke Säulchen den Schaumkalk und höhere Bänke senkrecht durchsetzen, die äussern Absonderungs- flächen regelmässig längs gestreift, die Streifung der Streifung ‚der sogenannten Rutschflächen zu vergleichen. Bei allen wohlgebildeten Formen schliesst die Säule oben mit einer Muschel (Pecten, Terebratula, Plagiostoma, My- tilus, Trigonia etc,), deren Umriss mit dem Querschnitte der Säule stets so vollkommen übereinstimmt, dass eine Wechselbeziehung zwischen beiden nicht geläugnet werden kann, Sieht man dann, wie alle Unebenheiten, Kerben, Streifen, Splitter, Ecken und Ohren der Muschel vollkommen genau auf die Säule übergetragen sind, so scheint die Ansicht, „diese Stylolithen seien durch organische Reste geleitete Absonderungen“ genugsam begründet. Vielleicht wird sich einst durch einen geschickten Versuch die Sache sogar bethätigen lassen. Bettete man eine Muschel (oder sonst einen festen Körper) in einen sich nach und nach zu ver- härtenden Schlamm, dessen specifisches Gewicht ein We- niges schwerer wäre als das jener Muschel, und hätte der Schlamm dabei ein Cohäsionsverhältniss, welches eine Bewegung der Muschel zuliesse, so müsste dieselbe sich langsam erheben, und würde erst dann stehen bleiben, wann wegen der angenommenen langsamen Erhärtung des Schlam- mes das Cohäsionsverhältniss nicht mehr zu überwinden wäre. Der Weg der Muschel wäre dann der Stylolith. * * Professor Rossmässler zu Tharand (Königreich Sachsen) theilte mir mündlich mit, dass im Eise sich wirklich auf diese Art Stylolithen erzeugten. Sind nämlich Blätter ins Eis gefroren, so entwickelt sich beim Aufthauen über dem dunkeln Blatte die Wärme, während die Wärmestrahlen neben dem Blattrande durch das diatherme Medium des Eises ungestört durchgehen. Es wird folglich über dem Blatte aur Eis geschmolzen, und das Blatt, specifisch leichter, muss auf dem III 5: ec. Stylolithen. 59 Wäre .die'Muschel ein wenig schwerer, so würde sie langsam zu Boden sinken, und: der 'Stylolith über ihr stehen. Ein Fall, der nur äusserst selten in ‚der Natur vorkommt (nur ein einziges Mal fand ich bei Rüdersdorf eine Muschel unten angeheftet). | ‚Dieses zur: Ueberzeugung gebracht, wird man dann bald weiter gehen, und auch allen unvollkommenen Formen eine verwandte Entstehungsweise zuschreiben. Wo der Kalkschlamm nicht geeignet war, durch die Muschel in Stylolithen gesondert zu werden, da reichten 'Thon und andere Unreinigkeiten noch hin, den Impuls zu den viel- gestalteten Absonderungen zu geben, die regelmässig parallel gestreift, bald oben bald unten von dem Gestein durch Thon abgesondert sind, und die alle, was sehr zu beachten ist, stets auf einer Seite mit der Gesammtmasse des Gesteins zusammenfliessen; ein rings abgesonderter 'Stylolith, und wäre er auch noch so unvollkommen, findet sich nie. In schwäbischen Muschelkalken sind diejenigen Formen am häufigsten, welche unregelmässig gespaltenen Tannenholzstücken gleichen, von einigen Zoll Länge. Nimmt die Länge ab, so greifen die gestreiften Stücke nur noch zackig, wie die Dutenmergel, in einander, und die Thonlage zeigt, was man für Stylolithen, und was man für Zwischenschicht zu nehmen hat. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass, wenn die Stylolithen gedrängt neben einander stehen, wie es so gewöhnlich ist, die zwi- schen den Stylolithen liegende Kalkmasse, obgleich mit sehr kantigen Umrissen, doch ebenfalls ein Stylolith zu sein scheint, wiewohl sie nur die Abdrücke der wirklichen Stylolithen zeigt, Es spricht für einen sehr ruhigen so entstandenen rings vom Eise eingeschlossenen Wasser schwimmen. Kommt jetzt zufällig wieder ein Frost, so wird das Wasser abermals frieren, und dieses frisch gefrorene Eis soll sich von dem ältern Eise nach Art: der Stylolithen absondern: wir hätten einen Eisstylo- lithen bedeckt von einem Blatte, und sähen hier leicht ein, wie die Form desselben durch die Bewegung des Blattes erzeugt wäre. 60 UI. 3. ec. Saurier, Absatz der Muschelkalkbänke, weıun sich hier vorzugs- weise nur die Stylolithen bilden konnten. Denn das Vor- kommen derselben im Zechstein (Grund am Harz), bunten Sandstein, in dem Keupermergel und im Jura ist tkeils nur unvollkommen, theils zu unbedeutend, als dass es gegen die im Muschelkalke in Vergleich zu bringen wäre. Mit Recht muss man daher die Stylolithen als eine über- aus eigenthümliche Bildung für diese grosse Kalkformation betrachten. Der Hauptmuschelkalk ist die Heimath von Cuvier’s Lüneviller Ichthyosaurus (die deutschen sollen von den französischen ein wenig verschieden sein), von dem so selten ganze Skelette, sondern nur immer einzeln zer- streute Knochenreste gefunden werden. Viele Knochen lassen auf eine Grösse schliessen, die im Allgemeinen der Grösse lebender Krokodille nichts nachgibt, eine genaue Bestimmung dieser "Theile fällt jedoch meistens sehr schwer. Am merkwürdigsten sind die Bewegungswerkzeuge, deren einzelne Knochen von der Fusswurzel an bis zur Zehen- spitze nicht nur in grosser Anzahl vorhanden, sondern sich auch alle ähnlich sind, nämlich: längliche Knochen, in der Mitte schmäler als an den beiden sich gleichenden Enden. Ein solcher Knochenapparat konnte nur einer Flosse zur Stütze dienen, das Thier musste sich also nach Art der Fische bewegen. Graf von Münster hat durch langes mühsames Sammeln in den knochenreichen Steinbrüchen des Leineker Berges bei Baireuth die Kenntniss dieser Thiere bedeu- tend erweitert. Er nannte sie Halidraconten (Seedrachen), zeigte, dass ausser dem Flossenapparat allen noch ein kleiner breitschnauziger Kopf mit 3 bis 4 aus der Kiefer- linie herausstekenden Fangzähnen und ein langer schlangen- förmiger Hals eigenthümlich wäre; er brachte sie ferner in zwei Geschlechter: Nothosaurus (Bastard-Saurier) und Dracosaurus (Drachen-Saurier), beide mit stark gestreiftem Email an den spitzigen Zähnen. 1m. 5. c. Fische. Pemphix Sueurii. 61 Fischreste kommen zwar vor, sind aber hier nicht so häufig und fast ganz dieselben, als in der folgenden Ab- theilung: nämlich die rauhflächigen (Acrodus) oder die punktirten (Psammodus) Pflasterzähne und die gestreiften spitzzackigen (Hybodus) Rachenzähne haifischartiger Ge- schlechter; 'ebenso die feingestreiften eckigen Schuppen (Gyrolepis), von denen man nicht nachweisen kann, ob sie Geschlechtern mit gleich- oder ungleichlobigen Schwanz- flossen angehören, Dabei findet sich niemals eine Gräthe, während Bruchstücke von Flossen und grossen Flossenstacheln (Ichthyodorulithen) nicht fehlen. Allein eigenthümlich dürften die Zollgrossen gerundeteckigen schwarzen Pflasterzähne von Placodus gigas sein, die mit glatter Oberfläche versehen zwar selten, aber dann auch recht schön gefunden werden. Pemphix Sueurii (Desmarest histoir. ‘nat. des crustaces foss, Paris 1822) von Desmarest wegen der Unebenheit seines Cephalothorax zum lebenden Palinurus gestellt, bekam durch H, v, Meyer den passendern Namen Pemphix (Blasenkrebs, sreugı5 Blase) von den blasenartig erhabenen Regionen seines Kopfbrustschildes. In der That sind diese Unebenheiten bedeckt mit hohen, meist aber abgebrochenen stachelartigen Warzen, die augenfälligsten Kennzeichen. Eine tiefe Querfurche theilt: den Cephalo- thorax''in "eine vordere schmalere, aber blasenreichere (Kopfhalbe) und eine hintere breitere aber blasenärmere (Brusthalbe)‘ Gegend. Die hintere Halbe ist abermals durch zwei 'nach hinten convexgeschwungene Furchen in drei ungleiche Theile getheilt, wovon der hinterste grösste den Haupttheil des Schildes (Bauchschild) ausmacht, der mittlere kleinste, in zwei kleinern, der vorderste, in zwei grössern ' nierenförmigen’ Wülsten sich erhebt. Diesen entsprechend wird auch die Kopfhalbe durch zwei aber nach vorn "Gonvexgeschwungene Furchen in drei Theile getheilt, und jederseits nach Aussen mit sechs spitzen Stacheln'bewaffnet‘, die von vorn nach hinten an gegen- 62 » - Pemphix Sueurii. seitiger Entfernung und Grösse abnehmen, Alle fünf Fur- chen sind besonders auf der. innern : Seite..des .Schildes scharf. ausgeprägt, wo die vielen Tuberkeln: weniger ‚deut= lich die allgemeinen Abtheilungen nicht verwischen. Die Hauptfurche entspricht der Furche beim: Flusskrebse, Die vor der vordersten Furche gelegene, scheinbar nicht sehr lange Stirnspitze, ist auf der Oberfläche jederseits durch eine. nach: aussen. concav gebogene tüberkulöse Rn sehr markirt. zılam \ ‚Unter. .der Stirnspilie ah die er kursigliedrikien Geisseln ‚hervor, davon’ die äussern einzeln und: sehr lang; die' innern 'paarig- und: viel kürzer; also» wie. :bei unserem Flusskrebs: | o auhnnst] a Von..den fünf Fusspaaren ‚ist. das- este, ein wenig länger,;aber «bedeutend: dicker. ‘Statt, der Scheere: endigt es in. eine. ‚kurze. wenig gekrümmte Spitze, die) gegen das vorletzte Glied, gebogen werden konnte, da sie schief; nach innen ‚artieulirt.». Von ‚den. vier übrigen 'gleichdicken und gleichlangen: (höchstens ist das. letzte etwas dee Kuss- Bee lässt sich wenig; sagen. noiasÄH nansdarhn ‘Da man «vom Schwanze.meist''nur trifft, so ist die, Zahl der. sieben RER nieht, ‚ohne Uchunt herauszufinden: 15 wi ‚nodsisanns fl Der Stieinkern. Zu h. die krite von der ‚obern Kruste) des ersten‘ Segments -ist; schmäler'' als ‚die folgenden ,. weiliihm zu. den Seiten der.‚klauenartige Fort- satz fehlt (beim: Flusskrebs ‚findet dasselbe Statt). -Er hat nur eine, grosse' Querfurehe auf der .Hinterseite,:.denn 'die angedeutete. vordere Querfurche fällt, fast genau. mit dem Vorderrande zusammen, ..Von' der. Hauptfurche, aus; setzt sich nach hinten eine meist',nur durch;künstlichen ‚Bruch- rand abgegrenzte Steinschuppe fort;.die sich auf die, vor- dere "Oberseite ‚des, folgenden: Steinkernsegments, auflegt und am schärfsten zeigt, wo jedes Segment aufhört, ‚Die vorhandenen. Zeichnungen sind. ‚hierin unvollkommen. (,.1 Pemphix Sueurii. 63 Der Steinkern des zweiten Segments ist der kräftigste und grösste. Von den doppelten Querfürchen ist die vordere nur um ein weniges flächer als die hintere, beide vereinigen sich in der Spitze eines nach hinten 'ge- krümmten klauenartigen Anhangs, "wodurch der mittlere zwischen beiden Furchen gelegene Querwulst er ge und am markirtesten hervorgehoben wird. | Die Steinkerüe des dritten bis fünften eg ments sind unter sich und dem zweiten sehr‘ verwandt, nur die vordere Furche setzt bei’jedem folgenden’ ‘weniger deutlich in die Klauenspitze hinab, der mittlere Querwulst verschmilzt daher’ immer mehr'mit 'der Vorderseite des Klauenanhanges. 'Ueberall zeigt der’Bruchrand der hintern Steinschuppe das Aufhören des Segments deutlich an.’ Der Steinkern des sechsten Segments ist (wie beim Flusskrebs) ‘viel schmäler aber länger als’ die vorhergehenden, der Klauenanhang breiter aber wenigerspitz, Die beiden Querfurchen weniger markirt und sehr kurz. Der Abdruck des Schwanzes ist’ dem Schwänze des Flusskrebses sehr ähnlich, die einzelnen Flossen'am äussern Rande sehr zierlich gefranzt. Ob’ die'unpaarige Schuppe noch ein Gelenk hat, war nicht zu ermitteln; desto deutlicher sieht man aber diess Kai an dem äussern Paare. m ' Liegt auf dem’ Steinkern die mit Grübehen versehene Schale, so lässt sich die Zählung der Schwanzglieder weit leichter bewerkstelligen, weil die Querfurchen nicht’ so verwirren, und die Vorderseite eines jeden en En anders gezeichnet ist, als die hintere, ' vn ' Vorstehender Krebs bezeichnet besonders die obersten durch Verwitterung gern grau werdenden Lagen des Kalkes, welche gleich unter den Dolomiten folgen,’ 'und'"wo diese sehr wenig mächtig sind, gleich unter dem: Lettenköhlen- Sandsteine. Nur diese eitwige Species ist’ in diesen Lagen bekannt. ' 'In der’ Schweiz dürfte eine zweite Species vor- 64 Ammon. nodosus. kommen, in denselben grauen Muschelkalken von Wiesen (nordwestlich der Schafmatt). Das vollständige von mir dort gefundene Exemplar ist leider am Cephalothorax sehr verwundet. Von den Cephalopoden ist Ammonites nodosus am ‚bemerkenswerthesten,, dessen einfach geschwungene Loben und Sättel ihn zwar an die Goniatiten des Kohlenge- birges noch anreihen, der aber doch durch die feinen (zuwei- len sogar verwischten) nur am untersten Lobenrande befind- lichenKerbensich wesentlich vonallen unterscheidet, und daher auch durch L. v. Buch’s klassische Arbeit (über Ammoniten und ihre Sonderung in Familien. Abhandlung. der Berl. Aka- demie 1832) als Repräsentant der Ceratitenfamilie aufgestellt wurde. Die auf Steinkernen sichtbare Linie der Quer- scheidewände ist auf dem Rücken unterbrochen, und die Enden etwas nach oben verlängert , zum deutlichen Beweise, dass hier der Sipho zwischen Querscheidewand und Schale durchging, ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, was bis auf obige aus scharfsinniger Combination und langjährigen gründlichen Untersuchungen hervorgegangene Arbeit gänz- lich. verkannt war. Die Normalform. dieser ziemlich for- menreichen Familie hat wellige Rippen, jede Rippe trägt zwei Knoten, die sich im günstigen Falle auch zu bedeu- tenden Stacheln entwickeln. In der Jugend ist der untere der Naht nahe gelegene Knoten allein ausgebildet, und dann schwellt die Schale hier an, während sie auf dem Rücken schmäler ist., Im Alter schwellt umgekehrt der obere dem Rücken angelegene Knoten und zwar so be- deutend an, dass der untere ganz verschwindet, wodurch nicht. nur der Rücken grosse Breite, sondern auch die ganze Form ein anderes Ansehn bekommt., Oft verschwin- den Knoten und Rippen ganz, die Schale ist dabei ganz glatt und wenig involut, oder die Mundöffnung wird sehr hoch und der Kiel bei grosser Involubilität der Schale ganz scharf. Bei allen Varietäten sind aber die Lobenverschie- Ammon. nodosus, Bhyncholichen. 65 denheiten ganz unbedeutend, man kann sie daher unge- trennt lassen, zumal da sie alle zusammen in den mittlern Lagen des Kalkes vorkommen, und bereits überall vorge- kommen sind, wo Muschelkalk gehörig entwickelt sich vorgefunden hat, Der stete Begleiter dieser. Hauptleit- muschelist Nautilus bidorsatus, dessen breiter Rücken gegen die flachen Seiten unter stark hervortretender.Kante sich neigt, und dessen versteinerter. Sypho.cd: h. die Duten, wodurch der‘Sypho geht), so gern aus der Schale 'heraus- witternd, einer’ Perlenschnur überaus ähnlich»sieht: Bemerkenswerth sind die braunen schnabelartigen, den Sepienschnäbeln vergleichbaren Knochenreste.;. Die eine und häufigste Form, Rihyncholithes avirostris (Gaillardoti Ziet.37.2) (övyxos Schnabel) genannt, gleicht wirklieh'einem Vogelschnabel mit einem breiten: federartig:-gestreiften Rücken; der''Kieferrand -faltig übergeschlagen'; und die Hinterseite zu breiten aber selten gefundenen Flügeln’ ent- wickelt, welche den Muskeln zum Ansatz dienten. .Die andere bei‘ uns'seltenere Form, Rh.; hirundo (Ziet.: 37. 3, hat einen kurzen glatten ‘Schnabel, der mit..einer drei- blättrigen gestreiften Fläche. verwachsen ist, und: weniger Vergleichungspunkte mit einem 'Sepienschnabel ‚darbietet. Seitdem Owen beim lebenden: Nautilus hormig kalkige Schnäbel fand, hat die alte Vermuthung,, dass auch diese Rihyncholithenschnäbel von Nautilus bidorsatus sein möchten, Unterstützung gefunden. Allein: sie könnten auch ieben: so gut den Ammöniten oder irgend: einem ‚andern Thier:'änge- hört haben. Auffallenderweise werden meist nur im. Muschel- kalke Reste dieser Art gefunden. | ba Von den Trachelipoden:ist. Ance Ort: Maris tella scalata die bemerkenswertheste, die aber in Schwa- ben äusserst selten gefunden werden muss. : Ihre Umgänge sind durchaus nicht bombirt, sondern flach, und. würden einen äusserst regelmässigen Kegel bilden, wären! sie: nicht;:ge- wöhnlich in Steinkerne verwandelt , die; zwischeni den ein- Quenstedt, Flözgehirge. D 66 Fusus Hehlii, Terebr. vulgaris. zelnen Umgängen einen bedeutenden Zwischenraum zeigen. Die ungestreifte Schale, der wahrscheinlich vorhandene Nabel, so wie überhaupt der ganze Habitus erinnert aller- dings an Nerineen, wie L. v. Buch vermuthet. Doch die Falten fehlen. Verbreiteter in den obern Kalken ist die grösste aller Muschelkalktrachelipoden der Fusus Hehlii, glatt und mit stark aufgeblähten Umgängen nimmt die »beträcht- liche Spira so schnell an Breite zu, dass der letzte Umgang alle frühern bedeutend an Grösse übertrifft. « Diess ist aller- dings ein ausgezeichnetes Merkmal aller Fususarten, auch der bedeutende Kanal, obgleich auf Steinkernen immer zerstört, hat doch wenigstens noch Spuren zurückgelassen. Es wäre diess daher eine beachtenswerthe Form, der ın den ältern Formationen so spärlich zerstreuten Zoophagen. Dabei ist er für die obern, noch über den Krebsen gelege- nen Muschelkalkbänke sehr bezeichnend, Rothenburg an . der‘ Tauber, Crailsheim an der Jagst sind bewährte Fund- orte. Neben diesen beiden Schnecken sind alle andern zwar häufiger, aber doch unbedeutender. Die schon im Wellen- kalke genannte Melania Schlotheimii, die mit kurzer Spira versehenen Natica ähnlichen Muscheln etc. sind auch hier wieder zu finden. Auffallend genug findet man in Schwaben die mit Buccinum gregarium erfüllten Kalkplatten nicht, welche in Norddeutschland (auch in der Schweiz bei St. Triphon im Rühonethal) so bezeichnend sind, obgleich die Muschel selbst zerstreut und undeutlich gefunden wird. Unter den Brachiopoden wird Terebratula vul- garis, Ziet. 39.1, in dieser Abtheilung am ausgebildetsten und findet sich höher hinauf nicht wieder. Auch der Spirifer fragilis mit seinen scharfen Falten entgeht dem aufmerk- samen Beobachter nicht (Euzthal unterhalb Vaihingen), doch die kleine glatte Lingula, wiewohl sie in der Krebs- schicht zuweilen sich findet, wird erst in der Lettenkohle Hauptleitmuschel. Zoologisch merkwürdig ist die glatte Orbi- eula mit’ kreisförmig und tiefgespaltener Unterschale, wegen Plagiostoma striatum. 67 ihrer tellerförmig gewölbten Oberschale von Schlotheim discoides genannt. Sie scheint immer in Haufen versammelt mitten im Kalke vorzukommen, Nur ein einziges Mal fand ich sie in den obersten Bänken unter dem’ Dolomit von Sulz, aber mit deutlich gespaltener Unterschale, wie sie in Wiegmann’s Archiv 1837 Tab. 3. Fig. 10 und 11 ab- gebildet wurde. Wir sehen also auch hier, wie in der ganzen Muschelkaikformation, dass die Pelecypoden (Beilfüsser, sweAexvg Beil) die wichtigsten Bivalven bleiben. Plagiostoma striatum mit ihren einfachen, allmählig dicker werdenden Rippen bildet sich in den thonigen Lagen am vollkommensten aus, mit ihr zollgrosse grobfaltige Austern (Ostraea crista difformis). Die seltenere Ostraea spondyloides Schl. mit feinen dicho- tomirenden, schuppig gestreiften Falten, sieht, wie der Name sagt, wohl einem Spondylus ähnlich, aber ob sie wirklich einer gewesen, lässt sich nicht beweisen, Der kleine, flache und glatte Pecten discites fällt überall auf, hat aber dabei durchaus keine durchgreifenden Unterschei- dungsmerkmale, Desto charakteristischer ist der vielfach grössere hoch aufgeblähte Pecten laevigatus , wenigstens gleicht die eine Schale einem wohlgerundeten Pectenculus mit hoch über der: Schlosskante gelegenem Wirbel, ein Kennzeichen das nicht den Pecten, sondern der Plagio- stoma zukommt. Diese Merkmale und die symmetrischen Ohren stehen in grossem Kontrast mit den ungleichen Ohren der andern sehr flachen Schale, wo unter dem vordern Ohre eine überaus tiefe Ausbuchtung mit gezähntem Unterrande einen starken Byssus heraus treten liess, der die Schale zu bedeutender Unsymmetrie heranszuwachsen zwang. Auch der kleine in Norddeutschland in grossen Familien verbreitete Pecten Albertii, mit sehr in die Breite gezogenen Ohren, diehotomirenden wellig unterbrockenen Streifen und concentrischen oft kaum merklichen Falten tritt sporadisch auf. Dabei hebt sich zwischen den Wülsten der Ü 5 Er 68 Encrinites liliiformis. dünnen 'Thonkalkplatte die Gervillia socialis (dass sie kein Mytilus, sondern eine Gervillia sei, zeigen die verkieselten Exemplare aufs Beste), mit ihrem doppelt gekrümmten Rücken in dicht gedrängten Reihen hervor, unter ihnen Trigonia vulgaris und viele andere meist undeutliche Muscheln. . Die breite mit gekerbtem Schloss versehene Perna vetusta findet sich nur selten und dann gewöhnlich undeutlich. Mehr fesseln die vielen, oft nur kleinen, kaum aus den Platten sich heraushebenden sogenannten Myaciten überall die Aufmerksamkeit, durch die oftmalige Begegnung wird man mit ihren Formen vertraut. erkennt daran sogar die Formation wieder, ohne .dass man im Stande wäre sie nach ihren Kennzeichen in das System einzureihen. Die Gattung Nucula dürfte darunter vorherrschen (bei günstigen Auswitterungen sieht man an einigen ganz kleinen Exem- plaren sogar die Zähne), Arca und Cucullaea lassen sich schon schwerer nachweisen, Formen von Isocardien, Venu- liten etc. meint man nach den Umrissen mit Bestimmtheit darunter zu finden. Die wohlerhaltenen,, glattschaligen Muscheln im Rogensteine von Marbach sind: sogar blos nach ihren Umrissen als Mactra trigona, Venus nuda, Gryphaea prisca, Trigonia laevigata bestimmt worden, ob- gleich man, die letztere ausgenommen , sich bis jetzt nicht einmal von ‚der Richtigkeit der Geschlechtsbestimmung hat überzeugen können. ‚Ungleich sicherer wird der Boden bei Bestimmung, der Strahlenthiere. Die Glieder des Encrinites liliiformis sind nirgends zu verkennen. Immer in glänzenden Kalkspath verwandelt, welcher der Axe des Thieres folgt, dabei die Glieder der Säule stilrund und ohne Hilfsarme,. ihre Articu- lationsfläche rings um den Nahrungskanal rauh und äusserlich mit. einem markirten Strahlenrande versehen, schwinden stets alle Zweifel über Schichtenstellung, sobald man diese Lagen erreicht. Mag es auch sein, dass diese merkwür- digen Reste schon im Wellendolomite sich einstellen, hier Encrinites liliiformis. 69 haben sie ihren Höhenpunkt erreicht, um dann gleich ganz von der Erde zu verschwinden. In lauter einzelne Täfel- chen auseinanderzufallen, ist das Bestimmende dieser ganzen Thierklasse, daher findet man zwischen den vorherrschenden Stilgliedern auch selten nur ganze Kronen, sondern immer, aber ebenfalls in Menge, nur die einzelnen Theile der- selben, wo man auch den Muschelkalk durchforschen mag. Nur einzelne Punkte (1'/, Stunden unterhalb Crailsheim im Jagstthale bei der Gaismühle, das Kocherthal oberhalb Hall, im Steinbruche bei Marbach unweit Villingen) sind durch wohlerhaltene Kronen und lange Säulenstücke bevorzugt. Die Säule beginnt dann mit einer dünnen feinfasrigen (wie die Schale der Inoceramen) muschelartigen Ausbreitung, die sich bald zu dem anfangs meist gekrümmten Stile ver- diekt, und nachdem sie durch einzelne weiter hervor- stehende Glieder knotig geworden, entfaltet sie sich zu einer zehnarmigen Krone, immer mit unendlich vielen aber ebenfalls gegliederten Tentakeln versehen. Im glücklichen Falle kann man auch in denselben Schichten kleine Ophiuren finden, mit fünf schuppig runden sehr beweglichen Strahlen, oder mit fünf breiten Strahlen und netzförmig gezeichneter Oberfläche versehen. Asterien, lange glatte Cidariten- stacheln, seltener einzelne Täfelchen mit deutlich durch- bohrter Warze (niemals aber ganze Individuen) gehören zwar nicht zu den gemeinsten, aber auch keineswegs zu den seltenen Erfunden. Von Korallen weiss man in der ganzen Muschelkalkformation nichts bestimmtes, und wenn die Stylolithen für Quallen erkannt wurden, so konnte diess nur durch eine Unkenntniss der wichtigsten dabei vor- kommenden Verhältnisse und Kennzeichen geschehen. Die vielen runden, gern hufeisenförmig gekrümmten Stängel kann man nicht mit Bestimmtheit zu den Pflanzen stellen, obgleich derartige Steinkerne Fucoiden ihren Ursprung verdanken könnten. Beachtenswerth ist ihre dichotomirende Längsstreifung, ja im günstigen Falle trennen sich diese 70 III. 5. d. Lettenkohlen. Streifen in fadenartig feine Büschel (Jena), die mit dem Polypenstock einer Gorgonie zu vergleichen vielleicht nicht ganz irrthümlich sein dürfte. Doch die Verkalkung aller Organismen ist im Muschelkalk so vorherrschend, dass dadurch noch lange viel markirtere Kennzeichen uns ver- borgen gehalten bleiben werden. d) Die Lettenkohlen. VÜeber den porösen dolo- mitischen oder mergelichen Kalkbänken treten stets licht dunkele Schieferleiten auf, die in der Regel schnell sandig werden, und dann viele zerstörte Pflanzen und Fischreste aufnehmen. Am Ausgehenden erscheinen diese zum Ver- wittern sehr geneigten Schiefersande nur unbedeutend, allein verfolgt man auf der breiten Fläche, welche sie bedecken, ihre Ablagerung nur etwas weiter, so finden wir sie stets zu einem grauen Sandsteine entwickelt, der in den mächtigsten Bänken abgelagert 40 bis 60 Fuss erreichen kann. Weil darüber sehr unreine Kohlenflöze (Lettenkohle) sich entwickeln, so hat man ihn Letten- kohlensandstein genannt, seiner konstanten F'arbe nach könnte manihn auch dengrauen Sandstein nennen. Dieser graue Sandstein, nach oben zwar weich und dünn geschichtet, ist jedoch nach der Tiefe hin, vermöge seiner mässigen Härte, der Gleichartigkeit seines feinen Korns und der Mächtigkeit seiner Bänke unstreitig der trefflichste Werk- stein, welchen wir in Schwaben besitzen, und ist daher auch überall gesucht, und trotz Seines grossen Abraumes im Ebenen aufgeschlossen (Ludwigsburg, Seebronn), wo man es nicht erwarten würde. Abgesehen von den Fisch- resten, welche sich in seinen untersten Lagen finden, wird er insonders durch seine Kalamiten und andere Pflanzen- reste dem höher folgenden grünen Keupersande (Bausand- stein von Stuttgart) so verwandt, dass man ihn erst durch Alberti’s Monographie richtig sondern lernte. Ueberdiess unterscheidet er sich von allen Keuperbildungen durch die grosse Gleichartigkeit seiner Verbreitung, wie der rothe % \ IT. 5. d. Lettenkohlen. 1 Sandstein und das Hauptmuschelkalkgebirge ununterbrochen den Schwarzwald umsäumt, so wird auch dieser nütz- liche Baustein im Neckargebiet nirgends fehlen, wo der Muschelkalk die Höhen des Schwarzwalds verlässt, um gegen den Keuperrand hin eine weite Fläche zu bilden. Die Thonletten über dem Sandstein sind stets durch Kohle sehr dunkel gefärbt, ja nicht selten bildet sich wirk- lich eine von Thon und Schwefelkies sehr verunreinigte, Kohle (desshalb Lettenkohle genannt) aus, die bereits zu vielen noch nicht gelungenen Versuchen Veranlassung gegeben hat (Gaildorf und Oedendorf am Kocher, Löchgau westlich von Besigheim ete.).,. Zum Glück können diese kohligen Schiefer wegen ihres Reichthums von Schwefel- kies zur Alaunbereitung (Alaunschiefer) vortheilhaft benützt werden. Doch wenn man selbst über Tage mehrere nicht unbedeutende Flöze in Steinbrüchen über einander gelagert sieht (Vaihingen an der Enz), so könnten doch noch irgend- wo günstigere Verhältnisse eine reichere Ablagerung erzeugt haben. Ueber der Letienkohle scheidet sich zwischen dünnen dolomitischen Schichten eine mehrere Fuss mächtige äusserst harte Dolomitbank aus, die von dunkeler Grundfarbe viel- fach von gelben Flammen- Streifen durchzogen ist. Ihre Struktur ist homogen, und mit ihrer Härte verbindet sie eine Sprödigkeit, dass bei einem sicher geführten Schlage die abgelössten Stücke sausend durch die Luft fliegen, Viele oft Kopfgrösse erreichende, in der Regel aber klei- nere, kugelförmige, hohle Räume, deren Wände mit wohlgebildeten Dolomitspat - Rhomboedern besetzt sind, fallen darin auf, Wenn man weiss, wie wenig konstant einzelne Bänke in den Formationen aushalten, so versichert man sich in jedem Bruche immer wieder mit Interesse dieses Flammendolomits, und untersucht man dann unmittel- bar darüber die dünne Dolomitschicht, so schält sich zu Tausenden eine kleine, wenige Linien grosse Posidonia 72 Lettenkohlen , Pflanzen. (P. minüuta Ziet. 54. 5) und in einzelnen Exemplaren eine zartschalige Lingula heraus, die in dieser Verbindung und Folge, obgleich ohne sehr hervorstechende Kennzeichen, doch zur schärfsten Grenzmarke der Muschelkalkformation werden, | Auffallend genug erscheinen darüber nochmals wenige dünne Bänke mit jener charakteristischen rauchgrauen Farbe des Hauptmuschelkalkes, es erscheinen nochmals die Muschelkalk Fische, nochmals in diesen Kalken oder doch in ihrer Nähe die Myaciten, Trigonien und die hier zur grössten Entwicklung gekommene Gervillia socialis, und später nicht wieder! Ist es, als wollte die Natur hier ihre letzten Glieder des Muschelkalkes, deren gemeinsame Merk- male auf eine kurze Zeit durch den Sandstein unterbrochen und an die folgende Keuperreihe geknüpft scheinen, nochmals durch das Gewicht aller ihrer Kennzeichen unzer- trennbar an sich schliessen. Denn gehen wir nur ein Weniges hinauf, so ersticken die mächtigen Gyps-, 'Thon- mergel- und Sandmassen alles Leben, nur Pilanzen gedeihen, und wenige grössere Thiere finden wir darin begraben, höch- stens deuten Spuren von Muscheln, aus weiter Ferne herbei geschwemmt, dass in fernen Gegenden noch Mollusken gesellig bei einander leben mochten. Bei Verschiedenheit im Einzelnen, wird man jedoch im Allgemeinen die grosse Verwandtschaft und Gleichheit der Thierreste mit denen des unterliegenden Muschelkalkes schon beim ersten Eindruck nicht verkennen. Dabei muss es allerdings auffallen, dass die Pflanzenreste im Sandstein fast bis auf alle Einzelnheiten mit denen im höher liegen- den grünen Sandsteine übereinstimmen. Allein man übersehe bei dieser Bemerkung nicht, dass die Pflanzen- reste. die wie die Süsswassermuscheln wenige ihnen be- sonders eigenthümliche Merkmale zeigen, gar häufig noch auf viel weitern Distanzen ähnlich, selbst gleich bleiben. Schon die häufigste Pflanze, der niemals verzweigte, Lettenkohlen, Pflanzen. 73 höchstens Armdicke erreichende Calamites arenaceus, durch die rauhen feinen Längsstreifen und die tief eingeschnitte- nen Knoten überall erkennbar, findet sich nicht blos im Grauen und Grünen, sondern selbst unterhalb des Muschel- kalkes in den rothen Sandsteinen vonSulzbad. Das Len- dendicke erreichende Equisetum columnare, mit deutlich gezeichneten Knotenscheiden und nie ohne deutliche Spuren von Verzweigung, tritt zwar im grauen Lettenkohlensand- steine zuerst auf (denn tiefer fehlen die wirklichen Equiseten), erscheint dann aber im grünen und weissen Keupersand- steine wieder, und bis jetzt ist es noch nicht gelungen, die scharf ausgebildeten Equisetensteinkerne im kohlen- führenden Sandsteine des braunen Jura von Whitby (York- shireküste) von den würtembergischen Vorkommnissen zu unterscheiden. Die lang gefiederten Cycadeenblätter (Ptero- phyllum longifolium), welche hier zum ersten Malie in grösserer Anzahl auftreten, und die zungenförmigen Blätter eines ophioglossenartigen Farrenkrauts (Taeniopteris vittata), das auch dem grünen Sandsteine nicht fehlt (Feuerbacher Haide bei Stuttgart), sind ohnehin nicht geeignet durch ihre, grossen Familien ähnlichen Formen scharfe Unterschiede zu begründen. Kann man nun auch nicht läugnen, dass manche seltenere Reste nur im grauen Sandsteine allein vorkommen, wie z. B. ein nach Art der Syringoden- dron gestreifter Calamit, der schon wegen der Knoten und wegen des Mangels an Blattnarben kein Syringodendron sein kann, oder seltne Fahrenwedel, so bleibt doch die Masse immer Flora des grünen Sandsteins. Von den Thierresten sind in dieser Abtheilung die Eneriniten ganz verschwunden, Gervillia socialis erreicht aber in den harten Flammendolomiten ihre bedeutendste Grösse. Der mehrere Zoll lange Steinkern zeigt den Abdruck des Schlosses schr vollkommen, die tiefen Löcher unter den Wirbeln deuien grosse Zähne, und die Erhöhun- gen am geraden Schlosse hinter dem Wirbel eben so viel 4 Trigonia Gold£ussii. Muskelfurchen an. Für die socialis möchten wir hervor- heben, dass sie klein und verkümmert im Wellendolomit begann, im Hauptmuschelkalke schon viei grösser war, bis sie endlich hier in den Flammendolomiten ihr Maximum erreicht und ausstirbt. Von den unzähligen sogenannten Myaciten, die flach gedrückt auf dünnen Dolomit- und Mergelplatten zerstreut liegen, gleicht der Umriss der meisten unseren Süsswasser Unionen, Muscheln, die auch noch unter dem Sandstein im Dolomite vorkommen, doch hier vielleicht der Venus zuzutheilen sind. Selbst in den Letten, weiche die Kohle bei Gaildorf begleiten, kommen solche wohlerhaltene Unionenabdrücke vor. Andere Myaci- ten, namentlich wenn sie als Steinkern aus dem Flammen- dolomite sich heraus schälen, gleichen der schon beim Wellendolomit erwähnten Mya musculoides (Zieten 71. 59) und M. ventricosus, nur sind sie immer kleiner, Von den vielen Muschelkalktrigonien, die über dem Sandsteine oft ganze Bänke bilden, da sie aus lauter sehr verdrückten Steinkernen bestehen, kann man neben Trigonia vulgaris vor allen die nach Art der Cardiaceen gestreifte Tr. Gold- fussii auszeichnen, Sie ist der Lettenkohlengruppe fast ausschliesslich eigenthümlich (selten und immer etwas anders geformt, findet sie sich im rauchgrauen Kalke); doch ge- lang es mir nur ein einzigesmal eine linke Schale aus der Gegend von Herrenberg nach allen ihren Theilen frei zu- legen. Das starke Schloss liegt an dieser linken Schale auf einer weit vorspringenden Fläche, die sich auf eine hohe, die Hinterseite des vordern Muskeleindrucks be- grenzende Leiste stützt. Wie bei den Astarten erhebt sich in der Mitte der Fläche der hoch hervorragende glatte Hauptzahn, vor ihm hart über dem tiefen Muskeleindrucke kaum vom vordern Schalenrande getrennt, steigt ein viel kleinerer auf, zwischen diesen beiden Hauptzähnen liegt eine tiefe dreieckige Grube, den andern Hauptzahn der rechten Schale aufzunehmen. Der Hinterrand ist von dem \ Koprolithenlager der Lettenkohlen. 75 Hauptzahne durch eine lange, schmale Furche getrennt, welche den eben so geformten Zahn der rechten aufnimmt, der Hauptrand selbst aber setzt so gleichmässig nach unten fort, dass es nicht recht passen will, diesen Rand, der übrigens durch eine markirte Furche aussen von der Schale getrennt ist (worin sich das Ligament festsetzte), für einen besondern Zahn anzuerkennen. Aussen ist die feiner als die übrige Schale gestreifte Lunula zwar nicht sehr deutlich aber doch abgegrenzt, dann folgen dreizehn nach hinten grösser werdende Rippen, ihrer ganzen Länge nach mit runden Knoten versehen, die namentlich nach unten sehr ‚deutlich werden. Hinter der markirten Hauptkante liegt die Area, durch eine Längslinie in einen vordern ge- streiften und hintern ungestreiften Theil halbirt. Die Muschel selbst erreicht niemals Zollgrösse. Die feingestreifte Lingula, wegen ihrer dünnen Schale tenuissima genannt, lässt sich nur durch ihr Vorkommen von der Lingula der übrigen Formationen unterscheiden, und liegt immer über dem Sandstein und HFlammendolomit zwischen der Posidonia minuta zerstreut. Diese selten mehrere Linien grosse querovale Muschel mit geradem Schloss, ist blos wegen ihren concentrischen Wellenstreifen zur Posidonia gestellt. So leicht sie hieran zu erkennen ist, so darf man sich doch nicht verhehlen, wie wenig Gewicht dieses Kenn- zeichen für die Geschlechtsbestimmung hat, verdrückte Astarten und manche andere Muscheln würden eben so aussehen. Uebergehen wir die weniger bezeichnenden Pectiniten, Dentalien, gewundene Schnecken mancher Art, und übersehen wir nicht, dass Nautilus und Ammonit schon ganz zu fehlen scheint, so hat die grosse Menge von überall in den Dolomiten und Sandsteinen zerstreuten Fisch- und Saurierresten ein ganz besonderes Interesse. Zertrümmert, abgerieben und in unzählbaren Brocken sammt den braunen Koprolithen (z07r008 Mist) durcheinander geschwemmt. möchte man vermuthen, alle 76 * Koprolithenlager der Lettenkohlen. diese Trümmer hätten schon irgend einem räuberischen Bewohrer der Vorwelt zur Nahrung gedient. Dazu kommt noch, dass sie wirklich in mehreren Zoll mächtigen Lagen von weiter Erstreckung sich ausscheiden, die nicht selten blos aus solchen thierischen Theilen mit stinkenden Bi- tumen durchdrungen bestehen (an der Jagst dicht unter- halb Crailsheim, bei Füzen nicht fern der Wutach, bei Heilbronn, Suiz etc. etc.). Die grössern und häufigern Reste sind die Koprolithen, mehr als cin Zoll lang, eylindrisch oder eiförmig. gern an einem Ende abgestumpft am andern oval sich schliessend, aussen nech mit sehr deutlichen Impressionen des Darms, welcher mehrere sehr markirte Querfurchen erzeugte, die nur bis zur Hälfte herumgehen (wie am Dickdarm der Säugethiere), jedoch niemals in Spiralen sich fortsetzen. Alle liegen sehr wohl- erhalten im Gestein, als hätten sie nicht die geringste Aenderung noch Reibung erlitten, allein beim Schlage zer- fallen sie leicht zu einer kurzbrüchigen steinmarkartigen Masse, die sehr stark an der Zunge klebt. Im Innern finden sich häufig noch unverdaute oder halbverdaute Fisch- schuppen, seltener Pflasterzähne, letzteres ist besonders bei grossen Exemplaren der Fall. Neben dieser Hauptform treffen wir dann noch kleinere und grössere Exemplare, besonders auch flachgedrückte oder Bruchstücke, aber alle von ein und derselben Masse, so dass man an der Natur der Reste nicht zweifeln kann. Hauptlager für die Kopro- lithen sind die untersten Schichten des Sandsteines selbst (Seebronn hinter Rottenburg am Neckar, Hofen nördlich von Besigheim, Biberfeld südlich von Hall etc.) oder eine dünne Schicht nicht weit über dem Sandstein in allen Gegenden der Lettenkohle. Stete Begleiter dieser Kopro- lithen sind dicke, sehr abgeführte rhombische Fisch- schuppen, welche in günstigen Fällen eine fein runzelig gestreifte Emailfläche zeigen, oben ein kleiner Zahn, vorn eine breite Harmoniefläche, beide ohne Email. Sie stammen Koprolithenlager der Lettenkohlen. 77 von unbekannten Fischen, welche man Gyrolepis tenuis- triatus zu nennen pflegt, und die mit schon früher im Muschelkalk erwähnten, und noch später im Keuper fol- genden sehr verwandt sein dürften. Am häufigsten er- scheinen jedoch die glänzenden bohnenförmigen Pflaster- zähne von Acrodus Gaillardoti (&x005 scharf, odovg Zahn), der Länge nach durch einen fadenartig erhabenen Kiel halbirt, von welchem aus feine Schmelzfalten nach dem Rande laufen. ‘Die Mitte des Kiels erhebt sich zu einem hervorragenden Buckel, durch dessen Entwicklung oft mannigfaltige Formen entstehen, aus denen:man aber nur vereilig neue Species gemacht hat. Der Buckel ist oftmals abgekaut. Werden die Zähne 6 bis 8 Linien gross, so entwickeln sich die Schmelzfalten stärker, und der Zahn ist immer wohler- halten, so weit der Schmelz reicht, die schmelzlose Wurzel zerbrökelt indess sehr leicht. Viel seltener sind die schmalen, länglichen, oben ebenen aber fein punktirten Zähne von Psammodus Cıbauuıos Sand, weil die Punkteindrücke Sand- körnern gleichen) , und ; wenn nicht »häufig, so doch: sehr leicht , erkennbar .die vielspitzigen ‘von Hybodus Cößog Buckel): auf einer porös knochigen sehr 'grossen Wur- zel erhebt sich in der Mitte die stark gefaltete rundliche Hauptspitze, vor und hinter ihr auf gleicher Wurzel eine Reihe viel kleinerer Spitzen, die ebenfalls stark gefaltet sind, daher H. plicatilis genannt. : Er-ist der Repräsentant einer in der Flözformation weitverbreiteten Haifischabthei- lung, die sich durch ihre gestreiften runden Spitzen: von den platten schneidenden der Squalusgeschlechter, welche erst im; weissen Jura auftreten, wesentlich unterscheiden. Von der Haut der. Haifische finden sich nur selten kleine Fetzen mit dicht. gedrängten feinen ‚Emailwarzen bedeckt, und da die übrigen knorpeligen Kuochentheile dieser Fische sich so selten erhalten, so dürften nur die oft: gefundenen hohen Damenbrettsteinen gleichenden Wirbelkörper noch Hai- fischen angehören. Die grossen Knochen, wie Rippentheile, re) Mastodonsaurus giganteus, Extremitätenstücke, kräftige Schilder, so wie auch die meisten Koprolithen deuten auf Saurier hin. die sich aber auch selten mit Gewissheit bestimmen lassen. Hier in der Lettenkohlenformation, und hier allein vorzugsweise, finden sich die zolllangen schlanken und gebogenen Zähne, mit scharfer Spitze und tief gefurchtem Email, die Graf von Münster seinem Dracosaurus Brounii zugetheilt hat. Häufiger als diese sind die kürzeren und gedrungeneren, gradkegel- förmigen, dabei viel stumpfspitzern Zähne, welche den im Knochenbett hart unter dem Liaskalk vorkommenden so überaus ähnlich werden. Ihre Emailstreifen, die in einem markirten Ringe abschneiden und die Spitze nicht (oder höchstens nur sehr undeutlich) erreichen, sind viel feiner und prägen dem Zahne eine soeben nur angedeutete Zwei- schneidigkeit auf. Ausserdem kommt noch mancher kleine Zahn vor, grössere dagegen sind ungleich seltener, aber von allen, darf man fast sagen, wollte es bis jetzt nicht gelingen, sie mit ihren zerstreuten Gebeinen zur ursprüng- lichen Einheit zurückzuführen. Nur ein einziger Fundort, die Kohlenschiefer von Gaildorf, liefern fortwährend noch zusammenhängende Reste von Mastodonsaurus giganteus (uegog Zitzen), der nicht nur bis jetzt in Würtemberg am vollkommensten gefunden wird, sondern der auch ohne Widerspruch zu den merkwürdigsten Thieren der Vorwelt gehört. Der flache Kopf bildet ein grosses Dreieck, dessen Länge reichlich 2Fuss und dessen Basis am Hinterhaupt 1'/, Fuss beträgt, in der Mitte fallen die zwei grossen sehr regelmässig ovalen Schläfengruben auf, die Gelenkfläche des Hinterhauptbeins ist tief gespalten in zwei hervorragende Condyli mit ovaler Oberfläche , was sonst unter allen Amphibien nur bei Batrachiern gefunden wird. Wahrhaft riesenhaft sind die grossen Fangzähne, deren Krone bei einer Basis von 1'/, Zoll über 3 Zoll Länge erreicht, aber nur einige wenige Eck- zähne haben diese Grösse, die übrigen dazwischenstehenden Mastodonsaurus giganteus. 9 sind ungleich kleiner. Schlagend ist die Aehnlichkeit, welche diese Fangzähne mit denen des Megalichthys Hib- berti im englischen Steinkohlengebirge zeigen. Wir finden an der vom Schmelz glänzenden Oberfläche dieselben rohen Längsfurchen, wodurch eine Art von Längsfalten erzeugt wird, die an Aehnliches bei Ichthyosaurenzähnen erinnert. Diese Falten schneiden aber unter der Kronenspitze plötz- lich in scharf markirtem Kreise ab, bleiben daher wenige Linien von der Spitze entfernt. Durch diese verschieden- artige Zeichnung hebt sich allerdings die wohlgerundete Spitze als ein schwarz glänzender Zitzen hervor, was den alten Namen vollkommen rechtfertigt. Da auch hier wie bei Ichthyosauren und andern, so weit der gefaltete Schmelzüberzug geht, sich verschieden gekrümmte schmelz- artige Lamellen in der innern Zahnsubstanz verzweigen, was hier um so mehr der Fall sein muss, weil nur die Spitze faltenfrei ist, so hat Owen das Thier Lahyrinthodon ge- nannt, und Zähne dieses Geschlechts auch in den War- wicker Sandsteinen: Englands nachgewiesen. Schon das blosse Auge kann an dem Querbruche grosser Zähne in der schwarzen Zahnsubstanz ein gelbes netzförmiges Geflecht erkennen. Die Wirbel gleichen Damenbrettsteinen, doch sind die Gelenkflächen der Wirbelkörper nicht so tief koncav als beim Ichthyosaurus ‚des Lias. Indess bei weitem die häufigsten und für die Orientirung wichtigsten Theile sind die grossen Panzerplatten, die stellenweis Zolldicke er- reichen, ganz knochenartig sind, auf ihrer Oberfläche durch längliche und rundliche Impressionen die manigfaltigsten Zeichnungen zeigen. Mit den kräftigsten derselben war der Kopf bedeckt. Gerade diese leicht erkennbaren Schild- platten scheinen auch in andern Gegenden wieder vorge- funden zu sein, und sind in Schwaben nicht blos auf die Letienkohlen beschränkt, sondern kommen vor allem aus- gezeichnet im grünen RN des Keupers ver Ko: bacher Heide, Tübingen). | > s0 Grenze des Muschelkalkes. ‚Man ist verschiedener Meinung geworden, ob man diese sogenannte Lettenkohlenformation, wie früher dem Muschel- kalke, oder wie jetzt demKeuper anreihen solle. Abgesehen davon, dass in Norddeutschland, wo der graue Sandstein fehlt, viele der bezeichneten organischen Einschlüsse nie dem Keuper, sondern immer dem ausgesprochensten Muschelkalk eigenthümlich sind, finden wir in Würtemberg diese ganze Bildung so eng an die unterliegende Kalkformation angeschlos- sen, dass man oft nur mit Mühe in der zusammenhängenden Fläche das Liegende der Lettenkohlenformation zu entdecken vermag. Schneidet ein Bach. oder Fluss ein, so trifft er alsbald den rauchgrauen Kalk, welcher an den steinreichen Flussgehängen wohl geschichtet zu Tage steht, während die Lettenkohlenformation auf der Höhe eine überaus frucht- bare’ Decke bildet. Erst: nach dem Rande des Schwarz- waldes hin ‚verschwinden diese jüngern Schichten von der Oberfläche‘, den unfruchtbaren mit Steinfeldern bedeckten Kalkbänken. bleibt. bis zu ‚den thonigen Wellendolomiten zum :Glück nur: ein sehmaler ‚Saum... Das Zusammen- gehörige..in ‘der. weiten‘ Muschelkalkebene blieb also auch räumlich verbunden, erst wenn wir uns der neueren For- mation dem Keuper nähern, verschwindet die Lettenkohle sogleich, und das grellfarbige Keupergebirg,, gen Norden mit düstern Wäldern, gen Süden mit freundlichen Reben bedeckt, steigt steil,aus der Ebene hinauf, um sich. über seine Unterlage gleich hoch empor zu heben, Es scheint daher zweckmässiger dieser Grenze zu folgen, und die weit. vom Keuperrande vorspringende Lettenkohlenbildung noch zum Muschelkalke zu rechnen. Der Keuper beginnt mit Gypsschiefern und Gyps- bänken,. die sich 'nicht selten gleich auf die Dolomite: der , Lettenkohle unmittelbar, auflagern, ' Greift nun dieser. im Wasser 'lösliche und folglich in den dargebotenen Spalten leicht wieder absetzbare Gyps in sein Unterlager über, so kommt auf der Grenze beider die merkwürdige Erscheinung Grenze des Muschelkalkes. S1 vor, dass die Schalen der Muscheldolomite vollkommen mit ihren feinsten Zeichnungen und Streifen in Gyps ver- wandelt worden sind (Asperg, Dürrheim am Donaumose nördlich von Donaueschingen, nördlich vom Schillingsfürst zwischen Rothenburg und Ansbach etec.). Immer sind es ' die organischen Reste der Lettenkohle: Trigonia Goldfussii, und grosse Exemplare von Trigonia vulgaris, Gervillia socialis, seltener Schnecken etc.; alles Muscheln, die bei Abwesenheit des Gypses sich häufig als Steinkerne zeigen, während die Fischschuppen, Saurier- und Haifischknochen, welche ebenfalls schichtenweis im Gypse vorkommen, stets unverändert, wie in den Dolomiten, geblieben sind. Die Sache zu erklären, muss man bei der deutlichsten Er- scheinung beginnen. Diese zeigt sich bei einzelnen festen Dolomitbänken, welche noch ganz unverändert sind, aber überall in ihre hohlen Räume, folglich auch in die der Muscheln, körnigen Gyps aufgenommen haben. Entfernt man den Gyps durch langes Auflösen im Wasser, so bleibt eine unveränderte Dolomitmasse zurück, ganz wie man sie in der Lettenkohle findet. Hier möchte man sagen, ist es handgreiflich, dass der Gyps nur durch Wasser in die Höhlen eingeführt wurde. Die Schwierigkeiten der Er- klärung steigern sich jedoch, wenn wir nicht blos die hohlen Räume der Dolomit- und Kalkmergel erfüllt, sondern die Bergmasse selbst, wenn auch höchst selten nur gänzlich, doch oftmals theilweise durch den Gyps verdrängt sehen, Hier gewinnt die Sache dann freilich den Anschein, als wäre das ganze Gebirge durch Einwirkung von Schwefel- säure zersetzt und verzehrt, und der Gyps nichts weiter als ein Produkt dieses chemischen Processes, der aber auffallend genug, die Reste der Wirbelthiere zu verzehren, nicht Kraft genug besass. Noch lässt sich über die Er- scheinung kein Endurtheil fällen, es würde jedoch gar nicht ungeräumt sein, beiderlei Erklärung nebeneinander gelten zu lassen. Jedenfalls aber wird durch das Eingreifen des Quenstedt, Flözgebirge. 6 82 Verbreitung; des Muschelkalkes. Gypses in die Lettenkohlenformation die Schärfe der Grenze zwischen beiden stellenweis bedeutend schattirt, wie das bei so verwandten Formationen nicht gut anders der Fall sein kann. Rechnen wir die braunen Weilendolomite mit Trigonia cardissoides nicht hierher, so bietet die Oberfläche der grossen Muschelkalkformation ein doppeltes Bild dar, davon das eine sich an den Hauptmuschelkalk, das andere an die Lettenkohlenablagerungen knüpft, während das Salzgebirge und die dasselbe unterteufenden Thonkalke zu geringe Selbstständigkeit haben, als dass sie sich scharf von der Hauptmuschelkalkformation trennen liessen. Das Kalkge- birge, welches ziemlich schnell über die braunen Wellen- dolomithügel in einer buckelförmigen Hochfläche empor- schwellt, bietet auf seinem Rücken, besonders wenn es thonarm ist, eine steinige und unfruchtbare Landschaft dar, die wegen ihrer Höhe dem kalten Winde zugänglich, mit dürren Weiden und oft nur mässig bestockten Waldhaiden abwechselnd, nicht geeignet ist, eine reiche Mannigfaltigkeit zu entwickeln. Ja keine Gegend Schwabens erinnert uns, wenn wir zwischen den hohen von den Feldern gelesenen Steinhalden einherwandern, auf denen kümmerliche Hecken Mühe haben Wurzel zu fassen, so lebendig an die dürftig aus- gestattete Hochfläche der rauhen Alb, als gerade diese, Glück- licherweise sind nicht nur schon die tief einschneidenden Flussthäler bevorzugt, sondern auch der Saum selbst ist nicht breit, Denn die Höhe neigt sich bald herab , oder breitet sich zu weiten Ebenen aus, wo überall die Lettenkohlen- gebirge den Kalk bedecken, Die Lettenkohlengebirge aber, worin Kalk (Dolomit), Thon und Sand in bessern Ver- hältnissen gemischt sind, erzeugten auf ihrer Oberfläche einen Fruchtboden, der für das Gedeihen der Cerealien im ganzen Lande der günstigste ist. Denn ersteigen wir einen der Keuperränder, und schauen von hier aus auf die meeres- gleiche Fläche, bedeckt mit den unabsehbaren Wogen der Verbreitung des Muschelkalkes. 83 üppigsten Felder, über denen sich die Keuperberge wie Inseln erheben, so werden wir einstimmen, dass die Be- wohner der lachenden Städte und Dörfer ihr Strohgäu und ihr Korngäu auf das Gebiet der Lettenkohlen nicht ohne guten Grund verlegten. "Trotz diesem grellen Gegensatze der Oberfläche sind die Thäler beider Abtheilungen ganz gleich, überall, wo der Fluss einzuschneiden vermochte, steigen steinige Gehänge über die wasserreichen frucht- baren 'Thalsohlen hinauf. In hochgelegenen Gegenden (am obern Neckar) haben diese Gehänge nicht immer wesent- liche Vorzüge vor der Kalkfläche (der Lettenkohlenfläche stehen sie natürlich weit nach), allein wo in tiefern Land- schaften die Rebe gedeiht, da wusste der betriebsame Weingärtner durch Kosten, Fleiss und Kunst selbst die steilsten Wände so zu bewältigen, dass sie weit die ge- suchtesten Weine des Landes liefern, Es versteht sich von selbst, dass die Oberflächenbeschaffenheit, namentlich deren Fruchtbarkeit von der Formation desto unabhängiger werden muss, jemehr Lehm und Löss, besonders in nied- rigen Gegenden sich darauf ablagern konnte, wie diess z.B. in der tiefen Einsenkung der Salza von Bruchsal her der Fall ist, die scharfe Grenzmarke zwischen Schwarzwald- und Odenwalderhebung. Niemals verläugnet das Kalk- gebirge seine rauhe und unfruchtbare Beschaffenheit, sobald es sich durch höheres Hervortreten von den Aufschwem- mungen frei halten konnte. Verfelgen wir nur den Zug des Hauptmuschelkalkes, welcher durch seine kurz begrasten kahlen Hügel eine der augenfälligsten Oberflächenscheiden bildet, so folgt von selbst, dass zwischen ihm und dem bunten Sandsteine der Raum für den Wellenkalk und zum Keuperrande hin die Fläche für die Lettenkohle liegen muss. Dieser Haupt- muschelkalk bildet ober - und unterhalb der grossen Strom- schnelle von Lauffenburg die steile Wand des linken Rhein- ufers. über der nicht fern die noch steilere Wand des 6* 84 Verbreitung des Muschelkalkes, weissen Jura sich erhebt, er setzt dann bei der Wutach und Aarmündung quer über den Rheinstrom, ohne ihn im Laufe zu hindern, und steigt gleich zu beiden Seiten der Steina über Bondorf zur Wutach, welche die unweg- samsten F'elsenschründe in ihn gerissen hat, Schründe, die sich weiter östlich zwischen Achdorf und Grimmelshofen durch die Steilheit und Kühnheit ihrer Felsenwände schon ganz an die wilden Naturscenen der nahen Schweiz er- innern. Ueber Löffingen hinaus erreichen die unwirthsamen Bergebenen bald das Gebiet der Donau, von der Brege bei Bräunlingen durchschnitten folgen sie oberhalb Donau- eschingen auf kurze Zeit der Brigach, ziehen sich dann bei Villingen am rechten Ufer der Eschach fort, in welcher sie von Horgen aus quer durchschnitten werden. Der Muschelkalk gewinnt hier zwar grössere Breite, allein seine Hauptfläche ist durch Lettenkohle befruchtei, nur die Bergreihen nach Dornhan und quer über die Glatt nach Dornstetten hinauf sind durch mächtige Steinhalden bezeichnet, die man der Waldach entlang bis Nagold ver- folgen kann. Die alte Schlossruine daselbst ist noch der südlichste Pfeiler einer Kalkablagerung, um welche der Nagoldfluss unter scharfem Winkel gen Norden sich krümmt, während die Hauptmasse auf dem rechten Ufer über Oberjettingen, Dorf Sulz, Althengstetten entlang zieht, hier sich zwar ausbreitet, aber doch über Schafhausen (an der Würm), Malmsheim, Perouse, Mönsheim, Wurmberg bis zur Römerwarte, östlich von Pforzheim, ihren mar- kirtesten Rücken bildet, Mag nun auch in der stets flacher werdenden Gegend zwischen Pfinz und Salza unter der oft mächtigen Decke des Löss der Rücken sich nicht scharf verfolgen lassen, so bleibt doch der Thurmberg bei Durlach der weit gesehene Grenzpunkt, von wo aus der Muschel- kalk gen Norden bis Bruchsal steil gegen das Rheinthal abfällt, nur bei Grötzingen und etwas nördlicher treten noch bunter Sandstein und Wellendolomite unter ihm IM. 6. Keuper. 35 hervor, die aber bald in der Tiefe verschwinden. Erst nördlich von Bruchsal am rechten Ufer der Salza im Rohr- bach (der erste Bach, welcher bei der obersten Mühle in die Salza mündet) bedeckt die Letteukohle, mit Bänken grauen Sandsteins und die Dolomite durch die kleine Posi- donia erfüllt, die hier niedrig gewordenen Kalkberge. Ehe wir jedoch über die weitere Verbreitung sprechen, mag noch kurz das letzte Glied des grossen rothen Sand- steingebirges betrachtet werden, nämlich 6) Keuper. Ein mehr als 800 Fuss mächtiges Lettengebilde, das durch seinen grellen Karbenwechsel von roth und grün, durch die schneeweissen Gypsfelsen, durch den grossen Vorrath von Bau- und Werksteinen, und besonders durch die eigenthümlich fahlfarbigen Mergel- bänke (sogenannte Steinmergel) überall die Aufmerksamkeit der Geognosten fesselt; ein fruchtbares Bergland, wo Wald, Korn und Wein gleich gut gedeihen, und wo in den weiten Thalgründen ein reich bewässerter Boden bevölkerte Städte nährt; eine Hochfläche, die zwar zur rauhen Alb hin all- mählig sich abdacht, gegen den Schwarzwald jedoch eine tief gebuchtete Steilwand kehrt, die nur von den T'erassen des Jura übertroffen auf ihrem Scheitel die lieblichsten Fernsichten gewährt. Keine Formation liefert uns so tiefe frische Einschnitte, als die Wasserrisse in den Mergel- schluchten, welche überall im Keuper vorherrschen, Denn mag auch einmal der Sandstein oder Gyps sich auf 100 Fuss Mächtigkeit entwickeln, so halten diese Zwischenschichten nie länger an, sie verschwinden oft schnell wieder der- gestalt, dass es erst lange Uebung erfordert, sie andern Orts auch nur angedeutet’ zu sehen. Gleich der Anfang der Keuperformation ist schwer zu ermitteln. In der Regel sind die festern Bänke des Letten- kohlendolomits mit einem braunfarbigen zelligen porösen dolomitisch rauhen Gestein bedeckt, was sich leicht zer- klüftet, verwittert und mit dunkeln Letten abwechselt. 86 II, 6. a. Keupergyps. Hohle, elipsoidisch geformte Geoden verschiedenster Grösse, immer mit Kalk -, oder :Bitterspathkrystallen ausgekleidet, wittern häufig-aus.dem Gesteine, das zuweilen den Schaum- kalken im Muschelkalke gleicht, so gar deutlich fein ooli- tisch : wird (pag. 55) (badisch- würtembergische Grenze zwischen Bretten. und ,Knittlingen), Darüber greifen dann sogleich. -; cdaV oa a) der .Gyps» mit. den untern Mergelletten Platz, die in bedeutender ‚Mächtigkeit schnell ansteigen. Wenn.der Gyps gut ausgebildet ist, so wechseln dünne Fasergypsschichten mit gleich. dünnen rothen oder dunkeln Letten, deren unendliche Blätterzahl.der Verwitterung starken Widerstand leistet, und da.sie "gewöhnlich auch Neigung zu. wellenförmiger Krümmung; zeigen, so sind die scharf abgeschnittenen Schichtenköpfe.. denen der Wellenkalke nicht unähnlich. Dazwischen lagern sich dann mächtigere Bänke von blendend weissem Alabastergyps, nicht selten mit einem. Stich ins Rothe, ‚ein. Farbengemisch,. das im. Einklang mit ‚der «Reinheit der. Masse die herrlichsten Handstücke liefert. - Bin und wieder, besonders nach. oben, entwickeln sich diese Bänke auch zu ungestalteten Felsen- massen,. welche über das Lettengebirge heraus ragen. Schmale Gänge und Trümmer von weissem Fasergyps durch- schwärmen. vorzugsweise die lettenreichen Lager, netz- förmig in einander gewebt scheinen sie erst später auf den Klüften des Gebirges durch die Tagewasser. abgesetzt zu sein: , So mächtig dieser Gyps an vielen Punkten (Schleit- heim östlich von Stühlingen an der, Wutach, Schwenningen, Wurmlingen bei Rottenburg am Neckar, Kayh bei. Herren- berg, Cannstadt, Heilbronn etc. etc.) :werden mag, so verschwindet er andern Orts doch wieder ganz ,; und seine Stelle uehmen rothe und graugefärbte Letten und Thonmergel ein, „die. wenige hervorstehende Kennzeichen darbieten, Auffallend ist der Mangel an festern Bänken, nur ‚selten findet man einmal eine festere Sandsteinschicht, und die 1.6.8. :Keupergyps. 87 oft mehr als ‚Fuss 'Mächtigkeit' erreichenden Mergelbänke (Steinmergel) lassen sich durch ihre, nur selten einen entschiedenen' Ton annehmenden Farben, und durch ihre Zerklüftung in eckige: Bruchstücke zwar leicht erkennen, sind aber, wie schon bemerkt, für einzelne Unterabthei- lungen nicht charakteristisch. Am meisten noch fallen dünne verschieden gekrümmte,:graulich weisse Quarzplatten auf, welche von feinstem Korn leicht beim ersten Anblick mit Gyps sich verwechseln lassen und die Letten nach verschiedenen Richtungen durchziehen, Zuweilen zerfallen sie zu dem feinsten Quarzmehl, oder 'sie bilden sich. auch wohl gar zu vollkommenen Quarzkrystallen aus, : Gyps: und Letten verhalten sich immer so: gegeneinander, dass entweder das eine Gestein das andere ganz verdrängt, oder: wenn sie beide zugleich auftreten, so liegen die Gypse unten, die Letten oben. Selten greift der Gyps noch über der fol- genden Abtheilung, dem Sandstein, Platz, Anhydrit soll sich nur in den Tiefen finden. Petrefakten sind in dieser Region so gut.als ver- schwunden. Was etwa stellenweis angeführt wird, sind Bruchstücke oder kümmerliche Brut, die keinen Anhalts- punkt mehr zu gewähren vermögen. Nur Knochen grosser Saurier (und Fische?) finden sich in den Steinmergeln des Gypses zuweilen in einer Häufigkeit, wie man es in andern Formationen zu beobachten nicht gewohnt ist (Ammerhof, Oberndorf, westlich von Tübingen). Allein die Knochen sind zerbröcklich, wie die Steinmergel selbst, doch deuten schon die biconcaven Wirbel einen Fischsaurier an. Wie im Muschelkalke,: so finden sich auch hier darunter jene merkwürdigen dreiseitigen porösen Knochenstücke zerstreut, auf deren Oberfläche sich 3. bis 4 scharfkantige. Falten, den Falten der Hahnenkammmuschel vergleichbar, erheben, und die Agassiz unter dem Namen Ceratodus zu den Fisch- zähnen zu stellen wagte. Kleine Muscheln fehlen in der Umgebung dieser Knochen nicht. Einzelne untergeordnete 88 III. 6. b. Grüner Sandstein. Minerale: Schwerspath, Schwefelkies, Kupfer- und Eisen- erze sind in den Steinmergeln selten. Am meisten werden wir uns daher durch die Lagerungsverhältnisse orientiren, denn über dieser oft die grösste Mächtigkeit erreichenden Abtheilung folgt: b) der grüne und rothschäckige Sandstein (Schilfsandstein, feinkörniger Bausandstein von Stuttgart). Schon das lettigmergelige Bindemittel, worin die feinen Sandkörner eingebacken sind, deutet an, dass diese oft mehr als 60 Fuss mächtige Sandsteinformation nichts als ein durch Sandreichthum modificirtes Lettengebirge: ist. Daher hat auch der Sandstein noch ganz die Farbe der Letten, in dem untern Lager schmutzig grün, in den obern dagegen durch Eisenoxyd roth. Nur die rothen sind durch horizontale unterbrochene Streifen schäckig gezeichnet, eine Farbe, die in ihrer Art einzig und überaus bezeichnend ist. Stellenweis werden diese Sandsteinbänke sehr mächtig, homogen und ohne Sprünge. Sie sind dann gesucht, in geräumigen Brüchen aufgeschlossen, liefern treflliche Werk- steine, die in den grössten Monolithen gewonnen werden können, und (die grünen) sogar zu Kunstwerken, wegen der grossen Feinheit des Korns und des gedämpften Far- bentons, ein nicht unbrauchbares Material liefern. Stein- brüche dieser Art sind jedoch nur bevorzugte Punkte (Stuttgart, Maulbronn, Heilbronn ete.), im Durchschnitt sind die Sandsteine weniger mächtig, zeigen grosse Neigung zu Schiefriger Absonderung, wo diekere Lagen von dunkelm Glimmer und kohligen Resten der Oberfläche ein schmutzi- ges Ansehn geben, verwittern leicht an der Luft, und zerfallen zu einem dünn geschichteten Sandletten. ‚Dann bedarf es grosser Umsicht, sich mit Bestimmtheit zu orientiren. Dazu kommt noch, dass auch die grüne und rothschäckige Farbe oft der grauen Platz macht (Keuer- bacher Haide bei Stuttgart, Wendelsheim bei Rottenburg am Neckar etc.), fänden sich dann nicht die rothen Equiseten. 89 und gypsigen Leiten im Liegenden, so würde man leicht in den Irrthum gerathen, sie mit den gleichgefärbten grauen Sandsteinen der Lettenkohlenformation zu verwechseln. Und in der That findet sich hier, wiewohl seltener, abermals ein Lettenkohlenlager, das über den Sandsteinen in dunkelgefärbte Thone gebettet ist. Hehl fand es zuerst auf den Kriegsbergen bei Stuttgart, noch deutlicher ist das Lager am Rothenberge bei Cannstadt, auch bei Wen- delsheim sind Spuren im Sandstein. Sie deuten den grossen Pflanzenreichthum an, der namentlich in dem obern Lager des grünen Sandsteins, wo sich die Bänke zerklüften und zu dünnen Platten sondern, sogleich auffällt. : Aber auch dem rothschäckigen Sandstein fehlen die Pflanzen: nicht, besonders wenn er auf Kosten des grünen mächtig wird. Man kann es wohl nicht in Abrede stellen, dass in diesen Sandsteinen überhaupt die an Individuen reichste Keuper- Flora sich findet, obgleich übereinstimmend mit den Pflanzen des grauen Lettenkohlensandsteins treffen wir jedoch: in den Sammlungen immer mehr die Pflanzen des grünen Sandsteins als die des grauen. Vor allen vorherrschend sind die dicken Stämme von Equiseten, deren Bruchstücke und Scheiden häufig zerstreut liegen. Es kommen Stücke von 6 bis 8 Fuss Länge vor, die an beiden abgebrochenen Enden noch fast gleich dick sind, was auf eine bedeutende Grösse schliessen liesse. Bei aller Ungleichheit: der Internodien wird man doch im Allgemeinen selbst bei kleinen Stücken finden, dass dieselben nach dem einen Ende hin sich: allmählig verkürzen, während sie sich nach dem:andern hin ver- längern ; das Ende mit kürzern Internodien pflegt zur Wurzel gekehrt zu sein (Wurzelseite), das mit längern zur Krone (Kronenseite). Stellen wir ein Bruchstück von mehreren Knoten aufrecht, so sieht man wie ein Inter- nodium aus dem andern herausgeschoben ist, denn der obere Rand des ‚Internodiums bedeckt in der Kuctenlinie den 9% Equiseten. Unterrand des folgenden gewöhnlich: so deutlich, dass man rings einen linienbreiten Ring abtrennen kann, unter wel- chem der Unterrand des folgenden Knoten verborgen liegt. "Die kleinern Höcker für die unregelmässig: wirtelstän- digen Nebenzweige brechen niemals an’der Unter- sondern stets an der Oberseite des Internodiums hart unter der Knotenlinie'hervor, nur wenn diese Höcker der Ausbruchs- punkt für grössere Nebenzweige bilden, unterbrechen sie die Knotenlinie ‘und ragen:'noch ein gutes Stück in die Unterseite des’ folgenden Internodiums hinein. Die den Untertheil der Internodien umgebenden Scheiden sind ent-- weder gar nicht oder doch ‘nur schwach angedeutet, ja für den Anfänger ist es eine Schwierigkeit, sich in der Deutung dieser "Organe nicht zu irren.’ '/Man sehe sich zunächst nach 'abgefallenen Scheiden ‘um, die in den schiefrigen Sandbänken' stellenweis ausserordentlich häufig sind, zum Beweise 'dass die Pflanzen erst rotteten ehe sie eingehüllt wurden. Diese‘isolirten: Scheiden 'endigen an ihrem Ober- rande’ mit spitzen Zähnen, welche‘ oft kaum doppelt so lang 'sind ‘als die Breite ihrer‘ Basis, Zwischen‘ diesen Endspitzen laufen längs der Scheidenoberfläche nadelför- mige: und sehr markirte 'Furchen hinab, die nach unten in einer langen und feinen Spitze‘ endigen ‘(doch sind die Spitzen häufig zerstört), und oft mehr als die vierfache Länge jener Endspitzen erreichen. Einen Theil dieser nadelför- migen F'urchen, und zwar ungefähr die untere Hälfte, fin- det sich auf den Steinkernen der Equisetenschafte vollkom- men. ausgeprägt; sie erscheinen als jene bekannten Streifen, welche in der Knotenlinie beginnen, und nach unten spitz endigen. Solange die Internodien noch kurz sind, erreichen diese Endspitzen nicht nur die nach unten zunächstfolgende Knotenlinie,' sondern’ sie’ 'können sogar noch länger sein, lassen sich dann aber nicht bis zu ihrer Endspitze ver- folgen. Internodien dieser Art sehen den Calamiten des Stein- kohlengebirges sehr ähnlich. Werden die Internodien aber Equiseten. 91 länger, so können die Spitzen die unten folgende Knoten- linie nicht mehr erreichen, es bleibt auf der Oberfläche ein nicht selten viermal so grosser glatter Zwischenraum. Von dieser Beschaffenheit finden sich ‘die Equiseten bei weitem am häufigsten, Man siekt nämlich ganz in der Nähe der Knotenlinie Furchen entstehen, welche nach unten allmählig in feiner Spitze endigen. Erst bei Unter- suchung vieler Individuen findet sich,: dass diese Furchen wie wohl etwas undeutlicher, oberhalb der Knoten immer breiter werdend, so weit’ fortsetzen, als die Endspitzen unter der Knotenlinie lang sind. Alle hören an einer wenig ausgeprägten eerhabenen Linie auf, die den zwei angren- zenden: Knotenlinien concentrisch parallel läuft. Ist das Exemplar vollkommen, so,’ erheben sich obige bei den Scheiden erwähnten Endspitzen schwach mit ihren Umrissen hervor. Vergleichen wir demnach die Schaftzeichnung mit den isolirten Scheiden, so geht deutlich hervor, dass die untere Hälfte der nadelförmigen Furchen unter der Kno- tenlinie liegt und nur (die Zeichnung von der Oberhaut des Internodiums bildet, : Erst: wenn:'die Furchen über die Kno- - tenlinien hinausgehen, trennen sie sich von der Oberhaut und laufen auf der Aussenseite der Scheide bis in die Kerben . der Endzähne. Sie sind mithin der sicherste Beweis vom V or- handensein der Scheiden. Da aber die Furchen nur selten’über den Knotenlinien beobachtet werden, 'so folgt daraus, dass die Scheiden in: der Knotenlinie sich häufig lostrennten , wo- durch die grosseZahl isolirt im Gebirge zerstreuter Scheiden erklärlich: wird. ‚Die. Scheiden. sind demnach nicht: blos kurze ‚Zähne,; welche über die Knotenlinie hervorragen, sondern sie bilden ganz,nach Art der lebenden Equiseten rings geschlossene nur an ihrem Oberrande gezähnte Cylin- der welche 'bei Individuen von 3 Zoll'Durchmesser 1 Zoll über die Knotenlinie hinaus gehen. Diese Scheiden schei- nen sich in vielen Fällen so eng an die Oberhaut des eingeschlossenen Internodiums anzuschliessen, dass zwischen 92 Kquiseten. beiden gar keine Gebirgsmasse eindringen konnte. Ge- winnen die Individuen diesen Anschein, so ist die Kno- tenlinie sehr markirt, die Furchen unter den Knotenlinien | sind es nicht minder, allein die ‚Zeichnung der über die Knotenlinie hinausragenden Scheide bleibt ziemlich verwischt. Dann kommen aber wieder Fälle vor, wo sich zwischen Scheide und Oberhaut des Internodiums so viel Gebirgs- masse gesetzt, dass man Sandplatten mit darauf befindlicher Zeichnung der Scheide von der darunter liegenden Ober- haut des Internodiums lostrennen kann. Der Zwischen- liegenden Bergmasse kann so viel werden, dass der Ab- stand der Scheiden von dem Internodium verhältnissmässig eben so bedeutend war, als bei lebenden Equiseten. Selten sind die Fälle. wo das Internodium auf dem Grunde der Scheide abbricht, dann sieht man nicht nur die Scheide in der beschriebenen Weise blos gelegt, son- dern man findet zuweilen noch eine scheibenförmige dünne Membran erhalten, welche die hohle Röhre des Schaftes in Kammern theilte. Nur ein einziges Stück (im Besitze des Herrn Professor Märklin) ist mir bekannt, welches aus dem grauen Sandsteine der Lettenkohle von Sulz stammend rings um diese Membran etwas von der Struktur der Wand des Schaftes zeigt. Es läuft nämlich ausserhalb des Kreises, an welchem die Membran sich anheftet, noch ein zweiter concentrischer Kreis. Der von diesen beiden Kreisen eingeschlossene ringförmige Raum (der Ring ist 2 Tänien dick, der Schaft hat 2'/; Zoll Durchmesser) ist durch wirtelständige, eine gute Linie von einander entfernte Streifen regelmässig abgetheilt. Es ist also wahrscheinlich der Querschnitt von Längsröhren, die die Wand des hohlen Schaftes ähnlich der Länge nach durchzogen, wie bei Le- benden. Dass die Wände dieser Röhren nur äusserst dünn erscheinen, hat in der durch die Versteinerung erzeugten Veränderung seinen Grund. Mit diesem Bau stimmt auch die Längsstreifung überein, welche zuweilen unter der Equisetum columnare. 93 Oberfläche des Steinkerns hervortritt, und viele Aehnlichkeit mit der Streifung von Calamiten hat. Bei gut erhaltenen Steinkernen gewahrt man hart unter der Knotenlinie zwischen je zwei nadelförmigen Furchen oftmals eine nadelkopf grosse Vertiefung. Ohne Zweifel hatten hier Gefässe ihren Durchbruch, ob aber die Gefässe die Scheide zu ernähren hatten, oder ob darauf besondere kleine Blattwirtel sassen, lässt sich nicht ent- scheiden. Obiges Stück des Herrn Märklin scheint für kleine Blätter zu sprechen. Schliesslich erinnern wir noch an die mehr als faustgrossen kugelförmigen Knollen, mit deutlicher Ansatzfläche, welche Botaniker für angeschwollene Wurzeln halten, die zur Fortpflanzung dienen (etwa wie Kartoffeln). Fruktifikationswerkzeuge, wie sie in Franken vorkommen, habe ich nie gesehen. Durch obige vier Kriterien: Internodienlänge, Interno- dienrand, Zweigdurchbruch und Scheidenstreifung sind wir stets in den Stand gesetzt, das Oben und Unten selbst der kleinsten Bruchstücke zu bestimmen. Werden die Schaftbruchstücke nach unten dünner, so sind wir dem Wurzelende (und diess ist am häufigsten der Fall), werden sie hingegen nach oben dünner, so sind wir der Kronen- region näher. Zuweilen kommt es auch vor, dass die Nebenzweige, unten eine entschiedene Richtung nach unten (Natur der Wurzeln), oben eine nach oben haben (Zweignatur). Im Allgemeinen sind wir jedoch darüber noch ganz im Dunkeln, ob wir einen ober- oder unter- irdischen Stamm vor uns haben, Indess bin ich geneigt, die weniger gestreckten und unförmlich gekrümmten für unterirdische Stämme zu ‚halten, während die schlanken, gerade emporstrebenden der Lichtseite angehörten. Unter den vielen vorkommenden Species zeichne ich nur zwei Hauptformen aus: Equisetum columnare, in wenig flachgedrückten Exemplaren werden die Schafte gegen !/, Fuss breit, die 94 Equisetum coluinnare. Breite aber meist grösser als die Länge der Internodien. So lange die Internodien kurz sind, brechen am Oberrande derselben zwei. bis vier unregelmässig gestellte Neben- zweige hindurch, unter denen einer die übrigen bedeutend an Grösse zu überflügeln pflegt. Doch übersteigt der Durch- messer eines Nebenzweiges selten einen Zoll. Wo der Zweig aus dem Hauptstamme hervorbricht, schwillt letzterer an, der dadurch entstandene Wulst zeigt sowohl abwärts zur Wurzelseite, als aufwärts zur Krone Furchen, die zwar nach Art der Scheidefurchen gebildet, aber viel grösser, gröber und weitläufiger sind, Zuweilen brechen aus einem solchen ungestalteten Wulste zwei, ja noch mehr Zweige hervor. Dann hat aber auch jeder Zweig wieder für sich jene Furchen, die bis zur wunden Stelle des Zweigdurehbruchs herangehen. Erst wenn nach oben die Internodien länger werden, nimmt die Zahl und Grösse der Nebenzweige ab, der Schaft wird grader und schlanker, es stellen sich Internodien ein, die gar keine oder doch nur sehr unbedeutende Nebenzweige haben. Nur das unterste Wurzelende nimmt schnell unter einem Winkel von 30° bis 40° ab, und endigt zuletzt mit stumpfer Spitze. Dabei stehen die Knotenlinien so gedrängt, dass sich die Scheidefurchen zu berühren pflegen, und da beide überdiess noch durch die unförmigen Zweigwülste verdeckt und ent- stellt werden, so erfordert es Uebung, das Gesetz zu er- kennen, Equisetum sp. ind. Es erreicht nicht ganz die Dicke des vorigen, die Länge der Internodien überflügelt sehr bald die Dicke um ein Bedeutendes, Die Zweig- knoten, mithin die zugehörigen Zweige, bleiben viel kleiner und zeigen eine entschiedene Neigung zur symmetrischen Wirtelstellung. Ein einziger Internodienrand kann acht solcher Zweigknoten haben, in der Regel aber nur vier bis sechs. Die Scheidefurchen nicht so deutlich als bei voriger Species, auch schwellen die Knoten zuweilen > Calamiten, Cycadeen. 95 unter der Knotenlinie etwas an. Das Gewächs war schlanker und länger, Das Wurzelende verschmälert sich nur sehr langsam: zu einer Spitze, die Scheidefurchen werden hier aber wieder deutlicher, zugleich aber auch die Knoten für die Nebenzweige unförmlicher, Manche Individuen kaum Zoll dick. An Mittelformen fehlt es nicht, namentlich dürften die Equiseten des grauen Sandsteins mit keiner der im grünen Sandsteine gefundenen sich vereinigen lassen. Der Schaft im ersteren ist viel dicker und unförmlicher, die Knoten- linien sind gern schief, und die Scheidefurchen sehr ver- wischt, Auffallend von den Equiseten verschieden scheint Calamites arenaceus. Keine Spur von Blattschei- den, die Schafte viel dünner, selten Armdicke erreichend, die Internodien viel schlanker, nicht selten drei bis vierfach, so lang als dick, Die Knotenlinie schnürt den Schaft be- deutend ein. Sehr markirte Längenstreifen, welche von Knotenlinie zu Knotenlinie gehen. Diese Streifen dringen an beiden Enden der Knoten ziemlich tief in das Gestein ein, so dass sie als die Reste wirtelständiger Lamellen betrachtet werden könnten. Jeder Streifen durch eine flache Längslinie halbir. Wir haben schon oben bemerkt, dass unter der Epidermis der Equiseten ähnliche Streifen zum Vorschein kommen, nur fehlt diesen Streifen die Längslinie. Grosse Mannigfaltigkeit von Formen, indess lange nicht so verbreitet als die Equiseten. Cycadeen ziehen nächst den genannten Pflanzen die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Von Stämmen kennt man zwar nichts, allein ihre harten lederartigen Wedel haben sich trefflich erhalten, Gegen eine Hauptaxe stehen bandförmige Blätter unter rechtem Winkel, diese einzelne Blätter haben nach Art der Grashalme parallele Längs- nerven. Ein Wedel nicht selten: gegen zwei Fuss lang (Pterophyllum Jaegeri), Es gibt 'eine breit- und eine 96 Fahren. schmalblättrige Varietät, Die Fiederblätter der ersten sind kürzer, die der letztern länger. Viel seltener, und daher für Geognosten unwichtiger, sind die Fahren. Unter ihnen ist die den lebenden Ophioglossen bis zum Verwechseln verwandte Tänio- pteris vittata die gewöhnlichste. Ihre Blätter lang zun- genförmig. Im grauen Sandsteine der Letteukohle, so wie im grünen Sandsteine (Feuerbacher Haide nordwestlich Stuttgart), An letzterem Orte kommt zugleich auch eine Pecopteris vor, welche Professor Jäger entdeckt und ab- gebildet hat, und deren Wedel Brongniart als Pecop. Stuttgartdiensis aufführt. Sie soll daselbst gar nicht selten sein. Kein Schichtensystem im Keuper verschwindet so plötzlich bis auf einige sandige Mergel und wächst dann nahe dabei wieder zu einem so mächtigen Sandgebirge an, keines trägt daher so entschieden den Charakter der Lokalbildung an sich, als dieses. Demungeachtet ist das schnelle Verschwinden und Wiederauftreten des Sandstei- nes allgemein in Süddeutschland zu finden. Demnach können nicht lokale Süsswasserströmungen, sondern nur die sich weitererstreckenden Wellen des Meeres an seiner Bildung Antheil haben; der Sand setzte sich da in grösserer Menge ab, wo Vorgebirge oder tief einspringende Busen ihm gegen die Gewalt der Wogen Schutz gewährten. Anbei müssen wir auch die Aufmerksamkeit auf die Struk- tur der Sandsteinbänke richten, die nirgends deutlicher als im Keupersandsteine sich ausspricht, Die Struktur im Kleinen nämlich geht nie (oder doch nur ausnahmsweise) der Schichtungsfläche der Bänke im Grossen parallel, sondern verwittert eine Sandsteinbank , so sondert sie sich in lauter dünne Platten, welche mit der Bankschichtung einen schiefen Winkel machen, der Winkel ist an ver- schiedenen Stellen bald mehr bald weniger scharf, und III. 6. c. Grellfarbige Ketten mit Steinmergeln. 97 gerade diese Struktur gibt im frischen Zustande dem Gesteine das bekannte schuppige Ansehen. Ueber diesem Sandsteine lagert sich ein für den Keu- per überaus bezeichnendes Schichtensystem: c) Die grellfarbigen Letten und Steinmer- gelplatten, in welchen sich die sogenannten krystallisirten (kieseligen) Sandsteine ausscheiden. Im. Allgemeinen sind diese Letten und Steinmergel zwar denen des ganzen Keupers verwandt, allein sie scheinen besonders reich an Bittererde zu Sein, beide verwittern daher nur sehr schwer, zerfallen niemals zu einem plastischen Thon, sondern die rothen und grünen Letten zerbröckeln zu kleinen Bruch- stücken, welche in langen Halden am steilen Berggehänge herabrutschen, und die Steinmergelbänke, selten einen Fuss Mächtigkeit erreichend , aber der Verwitterung mehr wider- stehend, ragen mit ihren mattfarbigen Köpfen über das bunte Farbengemeng der durcheinander gefallenen Letten- brocken hervor. Oft kann man 10 bis20 solcher einzelnen homogenen, aber doch dolomitischen Mergelbänke distan- zenweis übereinander gelagert zählen, sich selbst überlassen kann keine Vegetation dauernd zwischen ihnen Wurzel fassen, und wenn selbst der Fleiss sie bewältigt hat, so zerklüften die Köpfe in geregelte Säulenstücke und legen unverhofft durch ihren Sturz die bunten Farben der Mergel wieder blos. Auf keine Region des Keupers passt daher der bezeichnende Name marnes irisees (regenbogenfarbig) oder varieted marls (bunte Mergel) mehr, als auf diese. Wenn in andern Lagen das dunkele Roth der Mergel immer bei weitem das Uebergewicht behält, so wird hier das Roth nicht nur lichter, sondern auch vom Grün oft bis zur Hälfte verdrängt. Das Gemisch beider: Complementär- farben, das durch keine Verwitterung getrübt noch ver- wischt, sondern nur gehoben wird, lernt man daher bei einiger Uebung bald von allen andern Vorkommnissen leicht unterscheiden. Die Steinmergel, besonders wenn sie mächtig Quenstedt, Flözgebirge, 2 98 000 Krystallisirter Sandstein. werden, sind Fundgruben für einzelne Minerale. Ueberali findet sich Schwerspath und Stronthspath in feinen Kry- stallblättern zu''zierichen Rosen gruppirt mit einer zarten Farbe von Eisenoxyd' oder strahlig und erdig, Dreikantner von Kalkspath und sattelföormige Bitterspathrhomboeder. Seltener ist schon smaragdfarkiger Malachit, oder wohl gar blaue Kupferlasur. Auch Kupferkies, durchsichtige Quarze etc. fehlen nicht. Hierzu kommt nun noch’ fast allgemein eine kieselige Sandsteinlage, die, wenn sie gut ausgebildet ist, sich in eine unzählige Menge dünner und wellenförmig gekrümmter Platten absondert. Die Oberfläche der einzelnen Platten zeigt deutliche Wellenschläge, allerlei Wülste und Uneben- heiten, namentlich aber auch auf der Unterseite jene netz- förmig durcheinander laufenden Erhöhungen, welche in die Sprünge der zwischenliegenden Letten hinabragen, und offenbar nichts weiter sind, als Ausfüllungen durch Sand- stein, der noch zwischen die durch Trockniss erzeugten Risse des Lettens einzudringen vermochte. Die weit ge- kannten würfelähnlichen (vielleicht auch rhomboedrischen, denn eine Schärfe der Winkel ist bei der Undeutlichkeit der Krystalle nicht zu erwarten) Krystalle, welche in unzählbaren Individuen dichtgedrängt auf den Platten zer- streut liegen, gewöhnlich mit dem Gestein zur Hälfte verwachsen sind, selten sich ganz ablösen lassen, kommen einzig und allein in dieser Ablagerung vor. Die einzelnen Krystallflächen sind bedeutend vertieft, wodurch die Kanten schärfer hervortreten, doch zeigen auch die Kanten gewöhn- lich sattelförmige Krümmungen, überhaupt sind Uneben- heiten aller Art Regel bei den kleinsten wie bei Krystallen von 1 Zoll Durchmesser, eine Grösse die sie aber freilich nur selten erreichen. Das feine Korn des Sandsteins verschwimmt in dem kieseligen Bindemittel, wodurch der Sandstein nicht nur sehr hart wird, sondern auch auf frischem Bruche ein Thierfährten im Keuper. 99 gefrittetes Ansehn erhält. Dieser Sandstein, welcher oft auf weite Strecken die gleichartigsten, mehrere Zoll dicke Platten liefert, ist eine der ausgezeichnetsten Uferbildungen, wie die regelmässigen Wellenschläge auf dem Sandsteine, und die netzförmigen, durch Trockniss erzeugten Sprünge in zwischenliegenden Thonletten beweisen. Kurz sie erin- nern in vieler Hinsicht an die durch ihre handförmigen Fusstritte und andere Thierfährten berühmt "gewordenen Sandsteinplatten von Hessberg an der Werra (östlich von Hildburghausen), die neuerlich zwar (Jahrbuch von Leon- hard und Bronn 1837. pag.379) zum Keuper gestellt sind, aber entschieden zum obern bunten Sandstein gehören, wie die ursprüngliche Ansicht war. Denn 'abgesehen davon, dass die Hauptmasse des Thüringer bunten ' Sandsteins unmittelbar unter den Hessberger Platten ansteht, und dass nahe dabei (Bergfelden) der Wellenkalk mit vielen seiner Leitmuscheln darüber liegt, ist das ganze Land von der fränkischen Alb, an den Ufern des Mains bis zur Werra ein dem 'schwäbischen so analoges und gleichmässiges Stufenland, dass’ wir allen denjenigen nur wenig Sach- keuntniss zutrauen können, die jene alte Ansicht in Frage gezogen haben. Indess ist eine grosse Gesteinsähnlichkeit zwischen den Hessberger Platten und gewissen Platien des krystallisirten Sandsteines vorhanden, nicht nur Wellen- schläge und erhabene Streifennetze finden sich vor, sondern Professor Plieninger hat bei Stuttgart darauf, wiewohl viel undeutlicher als bei Hessberg, Thierfährten entdeckt. ' Wenn wir nach Analogie der Hessberger Vorkomm- nisse auch bei uns Fusstritte von vorweltlichen Thieren auf den Sandsteinen zu finden ausgehen, so müssen wir dabei folgendes betrachten: Die Thiere wateten oft in grosser Menge an seichten Stellen, von denen das Wasser zeitweilig ganz zurück- treten konnte, im nassen Thonsande und Thonletten herum, | En 100 Thierfährten im Keuper. und drückten so ihre Fährten dem nachgiebigen Medium ein. ‘Die Sonne hatte in der Regel! den Boden schon so weit getrocknet, dass, wie noch heut zu Tage, der Thon bereits in netzartig vertheilten Spalten aufklaffte und um so vollkommener den schweren Fusstritt abzuformen ver- mochte, Plötzlich stellte sich aber wieder eine Fluth ein, vertrieb die Thiere und führte Sand und Thon herbei, welche natürlich in alle Vertiefungen des halbgetrockneten Bodens einsanken und rach und nach sich zu einer Bank vermehrten, die mit abnehmender Fluth durch eine Thon- schicht bedeckt wurde, auf der abermals nach der Trocken- legung die Thiere herumwandelten, Heben wir jetzt die durch Thonschichten von einander gesonderten Bänke ab, so findet sich auf der Unterseite der Sandsteinschicht ein reliefartiger Abguss von allen Eindrücken, welche in jenen Zeiten durch Kunst oder Natur auf der Thonfläche erzeugt wurden. Auf der gegen die Reliefs gewendeten Oberseite finden sich natürlich nur Eindrücke, die aber viel undeut- licher zu sein pflegen. Abgesehen von den durch die Thon- sprünge erzeugten Leistennetzen sind die Fusstritte zu Hessberg in einer bewundernswürdigen Deutlichkeit gefun- den worden, Dem Gesagten zu Folge erheben sie sich als sehr markirte Reliefs aus der Sandsteinebene, und zeigen uns also die wahrhafte Form des vorweltlichen Thierfusses, der in vieler Hinsicht einer wirklichen. Men- schenhand gleicht. Der zweigliedrige stark abgesetzte: Daumen durch eine wohlgeformte Maus unterstützt zeigt keine Spur von Nagel, hingegen sieht man an der Spitze der vier übrigen Finger immer frische Bruchflecke, wo beim herausheben der Bänke der krallenartig hervorstehende Nagel abbrach. Der Mittelfinger ist der längste und dickste von allen. Uebrigens sind zwar alle 4 Füsse mit abge- setzten Daumen versehen, doch erreicht das eine Paar (aller Analogie zu Folge das vordere) nicht die Hälfte der Länge des andern, die bei grossen Thieren 1 Fuss (in der II. 6. d. Weisser Sandstein. 101 Regel nur ?/; Fuss) betragen kann, Die Fährte ist so, dass der Daumen überall nach aussen steht. Nur ein einzigmal fand sich im krystallisirten Sand- stein des Michelsberges, westlich von Bönnigheim, ein ähnliches Fussrelief, aber nur mit vier Zehen, das man jedoch so lange für Naturspiel erklären muss, bis sich gleiche in Fährtenreihen finden sollten. Der Sandstein ist von ähnlichen Wülsten voll, aber leider wegen seiner Unbrauchbarkeit zu wenig aufgeschlossen. Zwar fehlen auch den übrigen Keupersandsteinen allerlei, wenn auch nicht immer, gesetzlich wiederkehrende Unebenheiten nicht. Besondere Beachtung verdienen in dieser Hinsicht die oberen dünnplattigen Schichten im Grauen Sandsteine unter der Lettenkohle (Vaihingen an der Enz), auf denen Wülste von bestimmter scharfer Form immer und in grosser Zahl sich vorfinden, doch gesetzliche Fährtenreihen kann man darunter nicht erkennen. | Besondere Schwierigkeit macht auch die Erklärung der würfelartigen Krystalle, welche nicht nur im Sandstein, sondern auch in den blauen Mergeln dieser Region sich vor- finden sollen. Sie verdanken ohne Zweifel ihre Form einer Substanz, die früher den Sandsteinschichten beigemischt war, später aber durch irgend einen Prozess wieder ent- zogen wurde, jetzt folglich nicht mehr darin zu finden ist. Als Seltenheit trifft man in den Lettenbänken hin und wieder Muscheln. Wir wollen hier nur die kleinen 'zierlich gerunzelten Schalen auszeichnen, welche der Posidenia minuta in den Dolomiten der Lettenkohle gar sehr ähneln, nur etwas grösser und länglicher werden. In der grossen Grube am Oesterberge (östlich Tübingen), welche das Material zur neuen Universitätsstrasse lieferte, hat einer meiner Freunde sie in den berggrünen Mergeln nn zZ unter den krystallisirten Sandsteinen entdeckt. d) Die weissen Sandsteine. Sie verdanken ihre Farbe den groben hirsekor ngrossen Quarzkörnern (daher 102 I. 6. d. Weisser Sandstein. auch grobkörnige Sandsteine genannt), die häufig nur durch ein grauweisses thoniges Bindemittel, was von ver- wittertem 'Feldspath herrührt, schwach zusammen gehalten sind. Sie werden überall ausgehöhlt und zu Stubensande benutzt. Schichtenweis jedoch findet sich weisser Kalk- spath als Bindemittel mit ein, welcher oftmals so ungestört zwischen den Quarz eingedrungen ist, dass überall sein deutlich blättriger Bruch hervor glänzt. Lagen dieser Art werden dann sehr hart, und liefern wegen ihres groben Korns weit versendete Mühlsteine. Zu dieser Mischung gesellen sich in der Regel wenig zerundete und wohler- haltene fleischrothe Keldspathkörner, die an Grösse das Quarzkorn zwar übertreffen, an Masse jedoch meist unter- geordnet bleiben. Sämmtliche Theile sind dabei so frisch und scharfeckig, dass man, so bald der rothe Feldspath zunimmt, ausnahmsweise Handstücke finden kann, die Granitabänderungen täuschend ähnlich werden. In dieser Hinsicht gleichen sie der Arcose A. Brengniart’s, nur dass sie viel quarzreicher, lichtfarbiger und reingewaschener sind. Die Mächtigkeit dieser Sandsteinschichten ist be- deutend, und sie kehren mit rothen Letten wechselnd, oftmals selbst in den höchsten Keuperablagerungen, wieder, freilich mannigfaltig modificirt. Die untern und bei weitem mächtigsten Ablagerungen liefern einen brauchbaren und daher vielseitig aufgeschlossenen Baustein, nur nach oben herrscht die Neigung, sich in dünne unbrauchbare Platten zu sondern, vor. Hier wird dann auch die weisse Grund- farbe durch weichen lavendelblauen Sandstein sehr augen- fällig. verdrängt, darüber kommen: zwar wieder weisse Sandbänke vor, allein sie nehmen viel Steinmergelbruch- stücke und gelbe Kalkgeschiebe oft in solcher Menge auf, dass sie einer wirklichen Nagelfluhe gleichen. Die harten Kalkgeschiebe scheinen besonders desshalb merkwürdig, weil sie vielmehr dem erst spät folgenden weissen Jurakalke gleichen, als dem unterliegenden dunkelfarbigen Muschel- Gagatkohle. 103 kalke. Zwischen Allem kommt aber die trübe lavendel- blaue Farbe immer wieder zum Vorschein, die erst nach und nach durch das allgemeine Roth der obersten Letten verdrängt werden kann. Pflanzen fehlen diesen Sandsteinen nicht, aber sie sind viel seltener und bei weitem undeutlicher. Ein kurzglied- riges starkes knotiges Bruchstück erinnert an Equisetum columnare. Bezeichnender als diese sind die nicht selten hier zu findenden äusserst homogenen Gagatkohlen, welche durch viele mit Mineralmasse erfüllte Spalten zwar sehr zerklüftet sind, ‚doch liegen sie immer als lange nackte Stämme horizontal im Sandsteine zerstreut. Sie gleichen ganz der Gagatkohle im Lias, und sind wie diese Floss- hölzer, die lange auf dem Meere herum. getrieben sich endlich hier zu Boden setzten. Tiefer als hier kommt Gagatkohle nicht vor, in den Spalten derselben findet sich häufig Bleiglanz, der sonst auch in den weissen Sandstein- bänken nach Art der Knotenerze zuweilen nicht in unbe- trächtlicher Menge zerstreut liegt (Derendingen bei Tübin- gen). Strahligen Schwerspath und Stronthspath trifft man oft sehr schön. Die Gegend von Löwenstein ist durch ihre Breccien mit eckigen Bruchstücken von rothem Horn- stein, Jaspis und Chalcedon bekannt. | Ausser den zu Gagat verwandelten Flosshölzern oder mit ihnen zusammen kommen im weissen Sandsteine ver- unreinigte schwefelkiesreiche Kohlenschichten vor, die besonders in Gegenden, wo der Sandstein sehr mächtig wird (Esslingen, Löwenstein etc.) manche Hoffnungen rege gemacht haben. Dazu kommt, dass kein Sandstein in Würtemberg so grosse Aehnlichkeit mit dem Steinkohlen- sandsteine hat, als gerade dieser weisse Keupersandstein. Dennoch zeigten sich die Vorkommnisse in dieser Region auch immer nur als unbauwürdige Nester, welche sich in einer weiter verbreiteten mit Pflanzenbruchstücken und allerlei kohligen Theilen geschwängerten Sandschicht , die 104 Phytosaurus. auch wohl zu mehreren Malen über einander wiederkehrt, zeitweise ausscheiden. Doch lässt es sich nicht in Abrede stellen, dass sich nicht irgendwo in diesem mächtigsten der Keupersandsteingebirge eine grössere Masse von Floss- hölzern niedergelassen haben sollte, die eine bauwürdige Ablagerung liefern könnte. Wenigstens erregt in Hand- stücken die äusserst brauchbare Gagatkohle mehr Hoffnung, als irgend ein Kohlenfund im grauen oder grünen Sand- steine. | Mit der Masse der Sandsteine im Einklang entwickeln sich zuweilen in den untern Lagen (zwischen Uhlbach und Obertürkheim am Neckar) die grauen Steinmergel zu wirklichen massigen Dolomitbänken, deren rauhe Ge- steinsbrocken mit Drusenräumen von Dolomitspath erfüllt auf den Feldern zerstreut liegen, sich auch wohl gar zu niedrigen Felsen erheben. Von Thierresten sind nur die gelben Knochenbruch- stücke und gestreiften Zähne (Löwenstein, Prümgebiet zwischen Frittlingen und Altingen etc.) im weissen Sand- stein bemerkenswerth, ausserdem der glückliche Fund eines sonderbaren Gebildes in dem oben erwähnten Nagel- fluh ähnlichen Gestein hart am linken Neckarufer 1 t/; Stunde unterhalb Tübingen (südlich von Rübgarten, wo der Weg zum Einsiedel hinauf führt). Die Sache ist von Professor Jaeger (Fossile Reptilien Würtembergs. Stuttg. 1828) zuerst bekannt geworden, und unter dem Namen Phytosaurus (Pflanzensaurier) in das Reich der Thiere versetzt. Unter den Bruchstücken mannigfaltigster Art ist der sogenannte Phytosaurus cylindricoidon das vollständigste und merkwürdigste. Auf einer durch einen dünnen Anflug von braunem Glaskopf schwarzgefärbten Fläche erhebt sich einer- seits eine 51/a Zoll lange dichtgedrängte Reihe von siebzehn 5/ı Zoll langen und 3'/, Linien breiten äusserst regelmässig geformten Cylindern, die alle oben fast in einen Niveau in wenig gerundeter Oberfläche abgestumpft sind. Sie werden Phytosaurus. 105 von einem eigenthümlichen adernartigen Geflecht bedeckt, dessen Stämme aussen nach der Spitze hin grösser sind, als nach der Basis, und auf der Innenseite im letzten Drittel der Höhe erstreckt sich den Cylindern entlang ein horizontaler Stab von der Dicke eines mässigen Strohhalms, während an der innern Basis der Cylinder viele Gefässe sich er- heben, die aber unten stärker als oben sind. Die Zwischen- räume zwischen den einzelnen Cylindern sind unbedeutend, aber deutlich ungleich, und .die Reihe macht eine schwache Concavität nach aussen, In der Mitte der schwarzen Fläche erhebt sich bis zu halber Zoll Höhe eine stellenweis fast liniendicke Lamelle senkrecht aus der Fläche, da sie grade ist, so muss sie den Basen der Cylinder in der Mitte etwas näher treten, als an den beiden Enden. Zwischen dieser Mittellamelle und der Cylinderreihe erhebt sich hart an der innern Base der fünf hintern Cylinder eine ähnliche aber feinere Lamelle, welche sich weiter nach vorn immer mehr von den Cylindern entfernend und unmerklich zur Mittellamelle gekrümmt dieselbe unter einem scharfen Winkel (10°) schneiden würde, wenn das Stück vorn nicht abge- brochen wäre. Dieser zweiten Lamelle entsprechend sind zur andern Seite der Mittellamelle Spuren einer der zweiten ähnlichen dritten Lamelle vorhanden, mit correspondirender Neigung und Richtung, allein leider ist das Stück nach dieser Seite hin abgebrochen, doch reicht gerade die Spur noch hin, folgendes Bild grosser Symmetrie auf der schwar- zen Fläche zu erwecken: „zwei dünnere Lamellen schneiden sich nach vorn unter einem Winkel von 20° der durch die dickere Mittellamelle halbirt wird; nach hinten schneidet die Mittel- lamelle plötzlich auf dem Gestein ab, wo die schwarzeBrauneisensteinfläche am frischen An- bruch desGesteins abschneidet und etwas con- cav sich hinabsenkt.“ Ausserhalb der Cylinderreihe von der äussern Cylinderbasis ab scheint die schwarze Fläche aus 106 Phytosaurus. der Horizontalebene schön gewölbt zur Spitze der Cylinder noch weit hinaufgetreten zu sein, doch ist sie leider hier abgebrochen. Was aber sehr auffällt, die Cylinder Steigen nicht senkrecht aus der Ebene herauf, sondern sie neigen sich gegen die senkrechte Mittellamelle unter einem Winkelvon 30° bis 40°. | Besonders merkwürdig ist die Struktur dieser Formen im Einzelnen. Nirgends auch nur eine Spur von Organi- schem. Das Ganze besteht aus Kalk- und Mergelge- schieben, die durch schmutzigen Quarz - und verwitterten Feldspathsand cämentirt sind. Frischer und verwitterter Kupferkies durchzieht diese Masse, erzeugt Malachit, der sich namentlich auf den erhabenen Lamellen und Cylindern in dunkelgrünen strahligen Kugeln abgesetzt hat. Bricht man einen Cylinder ab,. so zeigt er durch und durch das erwähnte Steingefüge, der Inhalt des aderartig verzweigten Gewebes ist feiner Mergelthon. Nirgends dringen die Formen ins Gestein: ein, sondern sie sind wie auf die Fläche geklebt. Hätten wir nicht die Reihe Cylinder, und nicht die damit symmetrisch verbundenen Lamellen, so würden wir nicht im entferntesten an Thierzähne, sondern an eine Reihe regelmässig neben einander gewachsenen Schwammkorallen des Jura oder lebender Zoanthinen erinnert werden. Wollen wir aber in den Lamellen eine Kiefersymmetrie erblicken, und dafür spricht doch wohl die grosse Regel, so sind zwei Deutungen möglich: Entweder sind die Lamellen und Cylinder Ausfül- lungen hohler Räume am ursprünglichen Knochenskelet, dann geben sie uns kein Bild von der Form der Knochen- theile des Thieres; oder die Lamellen und Cylinder sind Steinkerne früherer Knochen, welche durch einen Um- wandlungsprozess zerstört sind, und dann würden nament- lich die Cylinder uns dem Abguss der frühern Zähne dar- stellen. Phytosaurus. 107 Nach letzterer Ansicht sind ‚die Reste..bislang gedeutet worden. ‘Allein. man kennt bis. jetzt ‚kaum ‚einige Beispiele, dass feste mit. Email bedeckte Zähne in Steinkerne. mit srobem ‚Sandmaterial. verwandelt worden wären, der: Fall ist auch nur bei hohlen ‘oder mit leicht zerstörbaren ‚Zell- geweben erfüllten‘ Irganen (z. B. Pflanzen) denkbar, wie es im Keupersande gewöhnlich vorkommt: (vergl. indess die Knochenreste in den Eisenerzen von Aalen). Und ge- setzt auch, die Steinkerne wären auf diese Weise erzeugt, so wäre es wunderbar, dass von den übrigen Knochen, ausser den Lamellen und Cylindern, nicht die Spur in Steinkern verwandelt sein sollte. Gleichen Theilen hätte Gleiches wiederfahren müssen, denn auf den Ausweg, die Cylinder nach der einen und die Lamellen nach der andern Weise zu erklären, kann man sich nicht wohl flüchten. Ja, geben wir auch die Möglichkeit der Steinkernbildung zu, so kann man die hohen Lamellen nicht einmal osteo- logisch deuten. Abgesehen von andern Schwierigkeiten, müsste also die Spitze des Cylinders die Spitze des ur- sprünglichen Zahnes sein, welche gegen die senkrechte Lamelle unter 35° convergirt. Die Zahnreihen beider Seiten würden also mit ihren Spitzen unter einem Winkel: von 70° convergiren! Offenbar eine naturwidrige Stellung der Saurier- und anderer Thierzähne, die umgekehrt mit ihren Spitzen gesetzlich divergiren, wie der Bau der Kiefer- knochen es mit sich. bringt. . Wir müssen uns demnach zur ersten Ansicht wenden. Nehmen: wir an, dass nach dem Tode des Thieres: die Zähne aus ihren Alveolen fielen: (was bei einfachen Zahn- wurzeln so häufig geschieht. man. -erinnere sich nur der Cetaceen), so konnten die hohlen Räume derselben, so wie die Räume zwischen den klaffenden Näthen leicht von grober Sandmasse erfüllt werden. Später wurden dann durch die sauren Dämpfe, welche die in der Gebirgsmasse zerstreuten salinischen Erze erzeugten, die Knochen- 168 Phytosaurus. ‚substanzen, worin die Alveolen und Nähte sich hinabsenkten, zerstört, die Abgüsse der hohlen Räume blieben allein noch im continuirlichen Zusammenhange mit der allgemeinen Gebirgsmasse als hohe Reliefs stehen. Die Sache von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet ist nicht nur sehr wohl möglich, sondern hebt auch alle? (Widersprüche auf. Wir erklären jetzt so: Der sonderbare Rest ist der Abguss eines seiner Zähne beraubten Unterkiefers (nicht Ober- kiefers), Die Spitzen der Cylinder sind nicht die Spitzen der Zähne, sondern die tiefsten Punkte der ursprünglichen Alveolenlöcher, ihre Convergenz zeigt an, dass die darin stehenden Zähne dem allgemeinen Gesetze zufolge mit ihren Spitzen divergirten. Die grosse Mittellamelle ist die in der Harmonie der beiden Deckbeine (operculaire) ein- gedrungene Steinmasse, die an der frischen Bruchfläche absetzt, wo der Fels zwischen den beiden Schenkeln des Unterkiefers eindrang. Die beiden Seitenlamellen deuten die Naht zwischen dem Deckbein und Zahnbein an, Die flache Concavität der Zahnreihe nach Aussen deutet auch an, dass die Zähne der hintern Region angehören, wo die Unterkieferarme nach aussen zu streben pflegen. Ueber- haupt ist die Analogie, besonders durch den scharfen Winkel _ des Deckbeins, mit dem des lebenden Gavials (Cuv. re- cherch. sur les ossem. foss. V. 2. tab. 3, fig. 7) gross. Die ganze schwarze Fläche gibt uns also den Umriss des hintern . Theils der Mundfläche des Unterkiefers, dafür spricht dann auch die Wölbung der Fläche an der Aussenseite der Cy- _ linder, Sehr versucht ist man, das netzförmige Aderge- webe für die Form der wirklichen Gefässe zu halten, wenig- stens die Art, wie sie die Alveolen umgeben, und auch ihre Gestalt widerspricht der Natur nicht, ja ganz der Natur gemäss sieht man in den Zwischenräumen der Cylinder die Hauptgefässe sich hinauf erstrecken, auch das stroh- halmähnliche Stäbchen auf der Innenseite der Cylinder III, 6. e. Rothe Thonletten. Gelber Sandstein. 109 würde der, Lage nach wohl mit dem Canale der Unter- kiefernerven stimmen, Alles vereint sich zur regelvollsten Harmonie, und hilft uns mit über die Schwierigkeit hinweg, in den scharf ausgebildeten Reliefs die Ausfüllung der hohlen Räume eines Unterkiefers zu erkennen, was bei aller Wahrschein- lichkeit bis jetzt dennoch anderswo noch. nicht bekannt geworden ist. Selbst die sehr veränderten Knochenreste in: den Eisenerzen' von Aalen. lassen doch: immer noch etwas von dem Knochengewebe erkennen! Der Leser mag nun selbst urtheilen, was, ‚über die Lebensart eines durch so dürftige Reste bekannten Thieres (wenn anders es ein Thier sein sollte) sich erschliessen lässt. Jedenfalls müssen wir es dahingestellt sein.lassen, ob dasselbe sich von animalischen oder pflanzlichen Theilen nährte, ja für die Annahme, dass es sich von Pflanzen nährte, ist nicht der geringste Grund vorhanden, da wir nicht einmal mit Sicherheit vermuthen können, ob. es ein Fisch, Amphibium oder Säugethier war. | Die andern mit diesem Hauptstücke vorkommenden Theile sind abgesehen von ihrer Form ganz von derselben Beschaffenheit, allein zu unvollkommen und zur.Zeit zu unwichtig, als dass wir uns darüber in vage Hypothesen einlassen sollten. Kehren wir zu unserer ie ehrlair, so .ent- wickeln sich in dem Maase, als die weissen ;Sandsteine abtreten, in beträchtlicher Mächtigkeit e) die rothen Thonletten, ganz oben; deckt vom geiben Sandstein, Die dunkelrothe Eisenoxyd- färbung der thonigen Letten ist sehr. intensiv, und zeigt überall einen schwachen Stich ins Blaue, also .dieselbe trübe Farbe, welche so vielen Gegenden desältesten rothen. _ Sandsteins (Old red) eigenthümlich ist. Untergeordnete Schichten fehlen hier fast ganz, und die an 50 bis 80 Fuss anschwellenden Leiten theilen einem breiten fruchtbaren 110 III. 6. e. Rothe Thonlette. Gelber Sandstein. Landsaume ihre"durch 'keine Kultur vertilgbaren Farben mit, so dass die letzte Ablagerung der grossen rothen Sandsteinformation nochmals’in ihrer ausgezeichnetsten Cha- räkterfarbe 'als Schlussglied 'auf ‘ihre Unterlage hinweist. Deun sobäld die erste Bank des gelben Sandsteins eintritt, so verschwindet plötzlich alles Roth, 'und'auch nicht’eine einzige Lettenschicht erinnert in dem dunkeln Lias an die herrschende Farbe des dicht unter ihm liegenden Gebirges. Der gelbe Sandstein selbst- hesteht’aus einer "Reihe äusserst feinkörniger‘, harter, oftmals’ gefritteter Sandstein- bänke, die"in mannigfachem’ Wechsel niemals durch’ rothe, sondern stets ‘durch gelbgraue Letten ‘von einander ge- schieden sind: (Im Luxemburgischen werden diese Lagen sehr mächtig, daher auch’ wohl 'luxemburger Sandstein ge- nannt.) Wie in'den rothen Letten, so findet man auch in den untern Lagen dieses Sandsteins niemals Petrefakten. In’den obern Lagen zeichnen sich schwarze fasrige Kohlen- reste, die in kleinen eckigen Brocken im Sandsteine zer- streut liegen, sehr aus, und immer begegnet man in ‚grosser Menge mehrere Zoll langen runden Stängeln, welche schwach gekrümmt die Sandsteinplatten 'nach 'Art der Stylolithen dürchsetzeh; aber niemals Längsstreifung‘ haben.‘ Endlich finden sich in’den obersten Schichten, wo, wenn nicht un“ mittelbar darüber, doch sehr bald die ersten dunkelu Lias- bänke von grauschwarzem Thon eingehüllt, reich an Petre- fakten 'erscheinen, auch einige Muscheln ein: eine"'kleine Modiola (Modiola minuta Goldf.) der Form nach mit Schlot- heims 'Mytilus modiolatus, welcher bisher 'nie gesehen, der Juräformation aber besonders eigenthümlich ist; eine glatte Aviculä (cf. Avieula gracilis Goldf. 11, 7'und'7 aus dem Liassandstein von Banz, 'von der sie Beau sich unter- scheiden dürfte), die, weın sich ihre Schlossflügel erhalten haben, uns an Juraformen erinnert, auch lässt der gänzliche Mangel an doppelter Krümmung gar keinen Vergleich mehr mit 'Gervillia' socialis zu; mehrere Myaciten,' aber 'nicht Bone-bed im gelben Sandsteine, 11 mehr jene dünnschaligen des Muschelkalkes, wo die Ab- wesenheit jeglicher Zahnspur die Bestimmung unmöglich machte, sondern äusserst dickschalige mit starken Muskeln und Zähnen bewaffnete Formen, ‘die wir weiter unten unter Dr. Bergers Namen Thalassites an die Spitze der Leitmuscheln des untern Lias stellen müssen. "Endlich vielleicht auch der Ammonites angulatus Schl. (A. 'colu- bratus Ziet., Steineberg nördlich ‘von Tübingen) ‘wegen seiner'tiefgezackten Loben und Sättel der erste Verkün- diger der neuen Weltordnung, mit welcher wir durch die gänzlich veränderte Fauna im Lias plötzlich überrascht werden. In ‘diesen Bänken fand man in Franken’ (Banz, Coburg) und Norddeutschland (Neindorf, zwischen Oschers- leben und Helmstedt) in Sandstein verwandelte Asterien, und ‘auch bei uns erinnern undeutliche Formen auf den Ab- lösungsflächen an organische Reste der Art, überhaupt ist die Menge von Unebenheiten, Erhöhungen, Wülsten ünd Eindrücken bemerkenswerth, doch lassen sich ‘darin: kaum Gesetze entdecken. Ay Unläugbar geht aus dem Charakter aller dieser Muscheln hervor, dass in der Zeit, wo die petrefaktenarmen Schichten der Keuperbildung sich in unsern Gegenden niederschlugen, andernorts die Meeresgeschöpfe allmähl:g andere Formen annahmen. Denn wenn es schon vorkbrmink‘ dass 'zwei sehr nahe stehende Muschelformen sehr verschiedene Thiere beherbergen, um wie ferne?‘ mussten sich die’ (uns vielleicht auf immer unbekannten) Thiere SEAL ünähn- licher Muscheln stehen! Ä nich ‘Dennoch erinnert der gelbe Sandstein, und zwar meist in seiner äussersten Schicht auf der Oberseite, wo sich unmittelbar die erste Liaskalkbank auflagert, durch die Masse ihm beigemischter Trümmer von Knochen, Zähnen, Schuppen und Koprolithen auffallend an das oben (pag. 6), in der Lettenkohle erwähnte Bone-bed. Die Koprolithen, braun und bröcklich, weichen nicht wesentlich ab, viele 112 Bone-bed im gelben Sandsteine. der Fischschuppen sind eben so fein gestreift als der Gyro- lepis tenuistriatus, während andere dick, plump und grob gefurcht werden, wie man sie im Keuper und Muschelkalk nicht gewahrt. Auch die vielspitzigen Zähne des Hybodus in abgeführten Exemplaren scheinbar glatt, erhalten aber feingestreift oder tiefgefurcht, erinnern uns an Muschel- kalkformen, und von den feingestreiften gradkegelförmigen Zähnen haben wir schon angeführt, wie sehr sie in ähnliche der Lettenkohlen hinüberspielen. Bei aller scheinbaren Verwandtschaft der vorbenannten Reste sind aber folgende Unterschiede überaus scharf: Der. gefurchte Zahn eines Dracosaurus kommt nie vor, sondern wenn sich ihm ähnliche Formen finden, so deuten sie durch zarte und feine Streifung Verwandtschaft mit Ichthyosaurenzähnen an. Ja diese Zähne erreichen mehr als Zollläinge, an der Basis 3 bis 4 Linien Dicke, und zeigen trotz der Grösse nie die grobe Furchung; des kleinen nadelspitzigen Dracosauruszahns. Vielleicht gehören zu diesen Zähnen grosse Wirbel (21), Zoll breit, 11 lang), welche den Ichthyosaurenwirbeln im Allgemeinen gleichen, nur ganz flach concav sind. Ebenso hat man bis. jetzt die tiefer so verbreiteten Pflasterzähne des Arcodus Gail- lardotii hier überall vergebens gesucht, statt ihrer tritt im gelben Sandstein ein anderer äusserst schmaler Acrodus- zahn auf, der an beiden Enden in eine scharfe Spitze ausläuft. Von Spitze zu Spitze erhebt sich der glänzende Email zu: einem markirten Längskiel, gegen welchen in der Mitte ein wenig deutlicher Querkiel sich ausbildet, der zu den Seiten ebenfalls in sehr hervorrragenden Punkten beginnt. Da wo sich beide Kiele in der Mitte der Zahn- fläche schneiden, ragt ein spitzer Buckel hoch hervor. Obgleich ich diese organischen Reste höherer Thiere nicht allgemein, sondern nur von einigen zerstreuten Punkten (Dautmergen an der Schliechem, südlich von Rosenfeld, Waldhäuser Höhe bei Tübingen, Filder bei Stuttgart an Keuperlandschaft. 113 vielen Stellen) bis jetzt gefunden weiss, so verdienen sie doch als der Uebergangspunkt von einer grossen For- mation zur andern besondere Aufmerksamkeit. Auch im südlichen England nennt man im Tiefsten des Lias nach der Menge der darin zerstreuten Knochenbruchstücke eine durch Kalk cämentirte Sandlage Bone-bed (Knochenschicht), und behauptet von ihr, dass sie 2 bis 9 Zoll dick mit Koprolithen, gerollten Zähnen, Schuppen und Knochen von Fischen, abgeführten Bruchstücken von Knochen grösserer Saurier gänzlich erfüllt sei (Buckland’s and Conybeare’s ob- servations on the South-western Coal Distriet of England in den Transact. of the Geol. Societ. II serie 5 Vol. I. pag. 301. London 1824). Offenbar eine ganz ähnliche Erschei- nung, wenn gleichwohl diese Knochenschicht unmittelbar auf dem rothen Mergel liegt, weil in England die gelben Sandsteine gänzlich fehlen sollen. Dieses Bonebed, ob es gleich oft schwarz gefärbt wie viele Knochenlager im Muschelkalk, gleicht, nach Handstücken zu urtheilen, voll- kommen unserm Keuperbonebed, namentlich auch durch den Mangei an Acrodus Gaillerdotii, während der kleine schmale Acroduszahn ebenfalls zahlreich darauf liegt. Man muss sich daher hüten, dieses Lager nieht für den Repräsentanten des englischen Muschelkalkes zu halten, wie geschehen zu sein scheint. Die mächtige Keuperformation, zwischen den Wald- höhen des bunten Sandsteins und der unwirthbaren Hoch- fläche des Jurakalkes eingelagert, hat auf die grosse Manmnigfaltigkeit der Landschaft im obern Neckargebiet den wesentlichsten Einfluss ausgeübt. Ueberall, wo der Keuper auftritt‘, steigt er 400 bis 500 Fuss in steilem Ge- hänge über die Fläche der Lettenkohle empor, und verdeckt so auf weite Strecke den hinterliegenden Jura, indem er selbst als ein wohlbegrenzter Wald-, Obst- oder Reben- saum die Ebene beherrscht. Sein weiches Lettengebirge konnte von den kleinsten Flüssen tief und weit zernagt Quenstedt, Flözgebirge. 8 114 Verbreitung des Keuper. werden, daher die Menge und Manmnigfaltigkeit von Buchten und Vorsprüngen, welche die Formationen im Liegenden umsäumen und die von Ferne gesehen die Keuper so leicht _ erkennen lassen; daher überall die umfangreichen und frucht- baren Auen, sobald der weiche Leiten den Flüssen nur geringen Widerstand entgegen zu setzen vermochte. Man verfolge den Neckar in sein schmales Muschelkalkthal oberhalb Rottenburg, wo aus den Tiefen des Kalkes die Heilquellen von Niedernau und Obernau entspringen. Nach- dem der Fluss in der schmalen Gebirgsspalte kaum allein Platz hatte, erweitert sich im Keuper zwischen Rottenburg und Tübingen das Thal zu breiter Aue, und verfolgen wir dieses Thal bis zu der bevölkertsten Landschaft zwischen Esslingen, Stuttgart und Cannstadt, \wo der merkwürdigste Ueberfluss von Säuerlingen abermals die Nähe des Muschel- kalkes andeutet, so ist unterhalb der Heilquellen zwischen Münster und der Ziegelhütte beim ersten Kalkfelsen der Einfluss der Formation auf die Beschaffenheit des 'Thales ebenso unverkennbar. Wie der Neckar so verhalten sich eine Reihe von Flüssen, daher ist der Keuper auch so vielfach zerschnitten, isolirte Höhen mit der lachendsten Aussicht (Wurmlinger Kapelle bei Tübingen, Wartberg bei Heilbronn, der Rotheberg bei Stuttgart, Weibertreue bei Weinsberg etc. etc.) sind von den Gebirgszügen rings los getrennt, das Ganze, obgleich viel offener und freier bietet so manche Aehnlichkeit mit dem weiter hinaufstrebenden Jura dar. Verschieden von den freundlichen Thälern sind die Höhen. Gewöhnlich düster bewaldet und den rauhen Winden offen, erzeugen sie, zumal von Ferne gesehen, einen scharfen Kontrast zwischen den zu beiden Seiten gelegenen Fruchtebenen der Lettenkohle und des Lias. Ja wenn, wie zwischen Rems und Kocher, der Keuper eine grosse Flächenausdehnung erreicht, wird keine Land- schaft dem Schwarzwalde ähnlicher, als diese. Der Keuper beginnt südlich am Schwarzwald bei Basel Mb Verbreitung des Keuper. 115 zwischen Birs und Rhein. Er erhebt sich bei der Neuen Welt (südöstlich von Basel an der Birs) über der Let- tenkohle in ausgezeichneten Berghöhen, die das Rheinthal begrenzen, bis der Muschelkalk unter ihm mächtiger her- vor tritt, auf dessen Rücken er seine Richtung parallel dem Rhein beibehaltend, in erkennbarer Terasse bis zum Winkel zwischen Aar und Rhein fortsetzt. Von Kadelburg am Rhein biegt er schnell der Wutach zur Linken (östlich) gen Norden hinauf, ist in den Umgebungen von Schlaitheim durch den Reichthum an Gyps, der von hieraus weit - verführt wird, sehr ausgezeichnet, wird dann aber bald durch die steile Schichtenstellung an der Wutach zwischen Grimmelshofen und Achdorf, wo der Jura bis hart zur Wutach vorspringt, auf einen schmalen Saum reducirt. Erst über Achdorf hinaus, nach Unadingen und Pforen, wo die Donau die ersten Keuperfelsen bespült, gewinnt er schnell wieder an Breite, begränzt mit steilen Gehängen gen Osten das sumpfige Moor, welches zwischen den Quellen der Donau (in Donaueschingen) und des Neckars (südlich von Schwennigen) durch seinen Salzreichthum in der Tiefe so ausgezeichnet ist. Der Neckar selbst ent- springt auf dem Gebiete der Lettenkohle, und sein wenig eingeschnittenes Wiesenthal verwundet an mehreren Stellen die Dolomitschichten mit Posidonien, während nicht fern davon zur rechten Thalseite der scharf begrenzte Keuper- rücken über die Prim hinüber östlich von Rottweil hindurch streift, Von Rottweil an verfolgt der Neckar westlich seinen Weg, die Lettenkohle auf der Höhe und der Mu- schelkalk auf der Thalsohle, erreicht er sogar bei Epfen- dorf schon den Gyps des Muchelkalkes und in diesem Niveau noch weit über Sulz fortfliessend schneidet er beim Winkel von Fischingen selbst den Wellendolomit, und unterhalb der Glattmündung den thonigen bunten Sand- stein, der jedoch "nur an einem Punkte vom Flusse berührt wird. Ersteigt man die Höhe des Thalrandes, so 5. 116 Verbreitung des Keuper. sehen wir jenseits Diettingen, Bochingen, Bergfelden den hervorragenden Keupersaum ununterbrochen über die Let- tenkohle hinziehen, wir sehen ihn hinter Haigerloch tief ausgebuchtet, dann aber zur Weilerburg (südlich von Rot- tenburg)) gerade fortziehen, von wo aus der Neckar ihn quer durchschneidet und bis Cannstadt nicht wieder ver- lässt, Hier bilden die dem Tübinger wohl bekannte Wei- lerburg und die Wurmlinger Kapelle die äussersten Eck- pfeiler, von denen sich die Rottenburger Warte, und der Tannenrain, welcher im Hintergrunde das Ammerthal von Tübingen aus gesehen schliesst, sich losgetrennt haben. Steil erhebt sich das Sandgebirge über dem linken Ammer- ufer von Roseck über Hohen-Entringen zur Schlossruine von Herrenberg, der nordöstlich die. Warte bei Leonberg correspondirt, wo im torfreichen Busen von Böblingen und Sindelfingen die Würm ihren Ursprung nimmt. Die Soli- tuder Bergreihe, der Hasenberg und Bopser zur Linken und Rechten des Stuttgarter Nesenbach, der Rothenberg zwi- schen Rems und Neckar, so wie die Berghöhen zwischen Rems und Murr, sammt dem bedeutendsten unter allen, dem Löwensteiner Bergrücken, welcher mit seinen nach Nordwesten immer weiter greifenden Armen endlich im Wartberg bei Heilbronn den Neckar wieder erreicht, sind, von dem isolirtesten aller Keuperberge der Festung Asperg auf grünem Keupersandstein gesehen, zu scharf gezeich- net, als dass man über ihre Natur im Zweifel sein könnte. Nur der Neckar selbst, der zwischen Bietigheim und Neckarsulm zu einem bedeutenden Strom gewachsen dem Keupergebirge sich nähert, kann auf seiner Thalsohle kaum die Lettenkohle, nirgends aber die wirklichen Keupermergel erreichen, diese treten vielmehr in weniger scharfen Um- rissen zu beiden Seiten weit zurück, erheben sich noch- mals zwischen Neckar und Rhein zu einer isolirten, weit gesehenen Insel empor, die zum Neckar hin zwar steiler abfällt, aber auch zum Rhein hin scharf über der Letten- Verbreitung des Keuper. 117 kohle abschneidet. Der Löwensteiner Bergreihe nämlich correspondirend streben von Süden nach Norden der Säu- berg, Burgberg, der südliche und nördliche Stromberg und endlich der. entferntere Heuchelberg immer weiter zum Neckar hinüber, und da ihre bewaldete Stirn hoch über das Neckarthal emporragt, so erkennt man es als wehl be- gränztes Gebirge von allen Fernsichten, selbst von den Höhen der Alp aus mit Leichtigkeit wieder, Nur zum Rhein hin greift der Keuper in ziemlich undeutlichen Höhen weit über die Letienkohle, erreicht sogar theilweis bedeckt von Lias und braunem Jura zwischen Bruchsal und Wiesloch das Schuttgebirge des Rheinthals, und wird so zur Grenzscheide zwischen Schwarz- und Odenwalde. Jenseits des Kochers und der Jagst im Quellgebiete der Tauber, Wörnitz, Altmühl und der fränkischen Rezat gewinnt die Fortsetzung des Keuperzuges nicht unbedeutend an Breite, sondern erhebt sich sogar im Schillingsfürst (zwischen Altmühl- und Tauberquelle) auf 1800 Fuss Höhe. Die steile Seite zum Odenwalde gekehrt, und vielfach durch Flüsse zu weit geöffneten 'T'hallandschaften zer- schnitten, bildet er von Uffenheim bis Hassfurth am Main das Randgebirge des Steigerwaldes, setzt in das Cobur- gische über, folgt der Biegung des rothen Mains, hat wesentlichen Antheil an den malerischen Umgebungen Baireuths, und verliert sich endlich mit bedeutendem Schich- tenfall südlich von Amberg unter braunen Sandsteinen auf den Granitabhängen des Böhmerwaldes. Diese grösste aller "bekannten Keuperablagerungen umfasst mithin in parabolisch nach Süden geöffneter Biegung den ganzen fränkischen Jura. Auch auf der Westseite des Schwarzwaldes fehlt der Keuper nicht, nur verbirgt er sich in steiler Schichten- stellung gewöhnlich unter der Juraformation, wie zwischen Nebenau (südlich von Kandern) und Badenweiler, oder unter dem Juragebirge. südlich von Freiburg, vergleichbar 118 Verbreitung des Keuper. den Ablagerungen am Ostabhange der Vogesen bei Bux- weiler und Gundershofen nordwestlich von Strassburg. Aehnlich den Ablagerungen diesseits des Rheines folgt jenseits im lothringer Becken der Keuper sammt dem unter- gelagerten Muschelkalke dem Rande des Vogesengebirges. Zwar ist es schwer, ohne eigene Anschauung aus Schriften alle Unterabtheilungen ermitteln zu wollen, doch sind die _ Hauptabschnitte denen im schwäbischen Becken schon längst als sehr ähnlich erkannt worden. Unter Jura ver- steckt dringen Keuper und Muschelkalk im Süden und Westen in alle Buchten und Vorsprünge des bunten Sand- steins ein, anfangs ungefähr in gleicher Ausdehnung, wie an den gen Osten entsprechenden Stellen Schwabens. Im Gebiete der Seille, Nied und Saar erreichen sie eine ansehnliche Breite, und gerade auch hier ist die Umgebung von Vic an der Seille durch den Reichthum an Salzquellen längst bekannt, wie schon der Name des Flusses Seille, gleichbedeutend dem deutschen Sale, vermuthen lässt. Bohrversuche haben gezeigt, dass das Salz, nicht wie in Schwaben dem untern Muschelkalke, sondern den obern Lagen unmittelbar unter der Lettenkohle anzugehören scheint. Sobald jedoch die Nebenflüsse der Mosel und Saar das Salzgebirge verlassen haben, verlieren Muschel- kalk und Keuper schnell an Breite, sie setzen zwar noch an der Ur, Prim und Kill ein Stück hinauf, können aber nicht wie der bunte Sandstein die Höhen des Thonschiefer- gebirges erreichen, noch viel weniger darüber hinüber setzen. Beide Formationen gewinnen’ also jenseits des Rheins bei weitem nicht die Bedeutung, wie auf deutschem Gebiete. Zwar müssen sie auch hier vor den Höhen des Thüringer - und Frankenwaldes zurückweichen, doch er- scheinen sie jenseits alsbald wieder, füllen das ganze gotha- weimarsche Becken im Gebiete der Unstrut und Ilm, eine Gegend, die durch Schlotheims Untersuchung zu klassischem Boden geworden ist. Sie ziehen alsdann der Liene entlang, Verbreitung des Keuper. 119 umgehen den Sollingerwald, um quer über die Saale nach Pyrmont zu setzen, dessen Kesselthäl im Keuper und Muschelkalk, dem auf der Sohle im bunten Sandstein die bekannten Heilquellen entspringen, durch Friedrich Hoff- mann’s Untersuchungen so bekannt geworden ist, gewinnen sogar hier nochmals solche Breite, dass sie fast den ganzen Raum zwischen Weser und Teutoburgerwald erfüllen, und bis Cassel nach Südost, und über Osnabrück hinaus nach Nordwest sich erstrecken. Endlich zersplittert sich die Masse im Nordosten des Harzes in eine grosse Zahl ein- zelner meist steilgehobener Züge, die oft aus der Fläche emportauchend sämmtlich dem Steilrande des Harzes parallel ziehen, und die zwischen Braunschweig, Magdeburg und Halberstadt eine Gliederung der Oberfläche erzeugt haben, die in Rücksicht auf Formationswechsel kaum irgendwo einen Vergleichspunkt finde. Der Keuper kann jedoch hier nirgends mehr die Mächtigkeit wie im Süden gewinnen, oft zeigt er sich nur als eine dünne Ueberlagerung mit bunten Farben, England, was fast mit allen bekannten Formationen der Erde gesegnet ist, hat allein die so ausgezeichnete Muschelkalkformation nicht aufweisen können, Zwar treten die bunten, insonders die rothfarbigen, Mergel in grosser Mächtigkeit unter dem Lias hervor, es finden sich in der Tiefe die gleichkörnigen quarzreichen bunten Sandsteine, doch liefert zwischen beiden keine bedeutendere Kalkbank einen Anhaltspunkt, man kann also in jenem Lande bunten Sandstein und Keuper nicht füglich von einander unter- scheiden, fasst sie vielmehr immer unter dem Namen „New red Sandstone‘ zusammen, der im Gegensatz zum „Old red‘ das Steinkohlengebirge bedeckt. Steinsalz ist trotz dem Mangel des Muschelkalkes in grösstem Ueber- flusse vorhanden, und mitten im New red mehr als 200 Fuss mächtig (Nortwich am Wever in Cheshir) im reinsten Zustand abgelagert, quellt im Herzen von England im 120 Verbreitung des Keuper. Gebiete der Wewer, Severn und Trent an vielen Punkten hervor, und kann daher bei den ungeheuern Hilfsmitteln des Landes in solcher Masse gewonnen werden, dass aus dem Welthafen von Liverpool die meisten Küstenvölker | Nordeuropas ihren Bedarf erhalten. Im südlichen England ist die Ablagerung des New red von Exeter bis Bristol unbedeutend, wird aber zwischen dem Avon und der Severn plötzlich: breiter, füllt das grosse Viereck zwischen Wor- cester, Leicester, Derby und Shrewsbury, in dessen Mitte Birmingham vom Steinkohlengebirge umgeben, fast gänz- lich aus, setzt von hier breit zum Ocean nach Liverpool, und:dem Trent und der Ouse entlang zur Teesmündung in: die Nordsee. Rothe Sandsteine erscheinen im Edenthale (nordwestlich England) in grösserer Ausdehnung wieder, aber 2000 Fuss tiefer als die Höhen der Kohlenkalkstein- gipfel, welche im Osten mit steiler Wand über 3000 Fuss emporgehoben sind, und vielleicht schon zu einer Zeit, noch ehe der Sandstein abgelagert war. Diese Sandsteine finden sich im nördlichen Irland von Basalt durchbrochen, umlagern im nordöstlichen Schottland den Golf von Dornech und Murray, und bilden die geognostische Constitution sämmtlicher Orcaden. Da aber in diesem nordschottischen Sandstein selbst die Zwischenlagerung der Kohlenformation fehlt, so haben,nur an einzelnen Punkten die Fischreste erwiesen, dass die tiefern Lagen selbst nock dem Old red (Devon. Form.) angehören. Der Schweizer Jura von Regensberg am Lägern (öst- lich des Limmatdurehbruchs) bis zum queren Durchbruch der Rhone im Norden der Dauphine, besteht aus mehreren neben einander laufenden Parallelketten, in deren Mitte der Muschelkalk und Keuper in senkrechten Schichten blos gelegt ist. Die Muschelkalke sammt den Oolithen und dem weissen Jurakalke treten mit ihren nakt hervorragenden Schichtenköpfen einander so nahe, dass man nur mit grosser Aufmerksamkeit und Sachkenntniss die einzelnen Forma- IV. Juraformation. 121 tionen zu sondern vermag. Die Letten des Keuper hinge- sen sind gewöhnlich mit Wiesen bekleidet, nur hier und da erinnert ein Sandstein- oder Gypsbruch an mächtige Ablagerungen. | Mit dem Keuper beurbliceress wir die so mächtige Ab- lagerung der in sechs Unterabtheilungen gebrachten grossen rothen Sandsteinformation, die auf europäischem Gebiet nicht blos in England und De sondern auch in Spanien, in der Krimm, im Norden des Kaukasus, und in der weiten Ebene des grossen russischen Reichs, zwischen Ostsee, Ural und Kaspimeer zum Theil sehr entwickelte Glieder aufzuweisen hat, welche aber theils zu wenig gekannt, theils uns zu fern liegen, als dass wir sie in den Kreis unserer Bemerkungen hineinziehen dürften. Wir gehen vielmehr gleich zur folgenden grossen Juraformation über, die zwar nicht von gleicher Mächtigkeit ist, deren Unterab- theilungen aber scharf durch organische Einschlüsse charak- terisirt, bereits bis in die unbedeutendsten Zersplitterungen unter besondern Lokalnamen gerathen sind. Die Schwie- rigkeit, einzelne solcher Ablagerungen selbst naheliegender Gegenden mit Bestimmtheit zu parallelisiren, erhellt schon aus der grossen Reihe misslungener Versuche, und da keine Formation Schwabens, wegen der Schönheit und Mannig- faltigkeit ihrer Petrefakten, so zu Untersuchungen einladet, als diese, so wollen wir auf ihre Darstellung besondere Sorgfalt mit gebührender Ausführlichkeit verwenden. IV. Juraformation. Das plötzliche Auftreten der blauschwarzen Farbe in Verbindung mit der grossen Menge tiefer nirgends gefundener Organismen bildet einen Abschnitt, der in gleicher Schärfe bei andern Formationsgliedern noch nicht festgestellt werden konnte. Fast alle Merkmale, je näher man sie beleuchtet, sprechen für eine gänzlieh veränderte Naturordnung, und ] 122 IV. Juraformation. wollte man ‚sämmtliche Petrefaktenführende Sedimentär- gebirge in natürliche Gruppen bringen, so müsste man auf diesen Abschnitt das grösste Gewicht legen. Die Eng- länder haben gerade diese Formation zuerst mit besonderem Fleiss studirt, allein schon in ihrem eigenen Lande ist es ihnen nicht gelungen, alle einzelnen Unterabtheilungen richtig zu bestimmen und wieder aufzufinden. Doppelt schwer musste es daher auf dem Kontinente werden, jene Parallelisirung weiter fortzuführen, die anfangs nicht einmal in den Hauptabschnitten gelingen wollte. Wir müssen uns demnach vor allen Dingen von diesen Fesseln befreien, und eine selbstständige Entwicklung versuchen, Dazu haben wir in Deutschland um so mehr das Recht, da im deutschen Jura die Unterabtheilungen mit ganz besonderer Klarheit abgegränzt sind. Zum Glück hat auch hier, wie in so vielen Punkten, der grösste aller deutschen Geologen, Leopold von Buch, die Bahn gebrochen (über den Jura in Deutschland. Berlin 1839. Eine in der königlichen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin den 23. Febr, 1837 gelesene Abhandlung). Es zerfällt naturgemäss das ganze deutsche Juragebirge nach seiner bezeichnenden Farbe in: 1. Schwarzen Jura (Lias). 2. Braunen Jura (Oolithe). 3. . Weissen Jura (Oxfordthon und Coralrag). Eine Eintheilung, auf deren Grunde wir weiter fortbauen wollen, indem wir die einzelnen Abschnitte entweder durch „unterer, mittlerer und oberer“ von einander trennen, oder da, wo bekannte Muscheln ausschliesslich auftreten, nur durch den Speciesnamen derselben an die bestimmte Schicht erinnern. Eine weitere Untersuchung würde dann die Parallelisirung der beschriebenen Schichten mit bereits bekannten anderer Gegend sein, was jedoch vorläufig nur Nebensache bleiben muss. Graf Friedrich von Mandelslohe: Memoire sur la constitution geologique de ’Albe du Wür- temberg, gelesen bei der Versammlung der Naturforscher IV. 1. Schwarzer Jura. 123 zu Stuttgart im November 1834, und Major von Zieten: Die Versteinerungen Würtembergs. Stuttgart 1830 —33, sind zwei Werke, welche den Jura Würtembergs zuerst in weiterer Ausführlichkeit kennen gelehrt haben, und auf die wir uns im Verlauf der Untersuchung oft beziehen. Der Name Jura kommt vom Schweizer Jura. welcher der Hauptsache nach, wie wir bereits erwähnt, aus Gliedern dieser Formation besteht. 1. Der schwarze Jura (Lias). Der Wechsel von Kalken, auch wohl lockern Sand- steinen, Steinmergeln und oft sehr bituminösen Schiefern, die alle in ein durch Verwitterung kurzbrüchiges und grauschäckiges Lettengebirge eingebettet sind, erreicht im Allgemeinen die Mächtigkeit von 100 Fuss, greift mit seinen untern Gliedern noch über die höhern Keuperberge weg, erlangt aber in dem Maase, als er sich dem braunen Jura nähert, bald die ihm gebührende Selbstständigkeit. Je nach Beschaffenheit der Schichten fruchtbar und un- fruchtbar, zeigt er viele petrefaktenreiche Stellen, seine grauschäckigen Letten von Bächen tief durchschnitten ge- währen oftmals eine Einsicht in die gesetzmässige Schichten- folge, und da er gewöhnlich eine bedeutende oberflächliche Verbreitung hat, so kann man sich in ihm am leichtesten und schärfsten orientiren. Die drei Unterabtheilungen, welche der Willkühr wenig Raum lassen, werden wir nachfolgend besonders abhandeln. a) Der untere schwarze Jura. a) Sand- und Thonkalke. Ueber dem gelben Sandstein, und da wo dieser Knochen führt, unmittelbar über der Knochenschicht lagern sich einige wenige Fuss mächtige dunkele Kalkbänke ab, hauptsächlich mit Leitmuscheln des Lias erfüllt, wie: Plagiostoma gigan- teum, Thalassites Listeri (Unio), sparsam Gryphaea arcuata, 124 , IV.1.a.a. Coneinnensandstein und Arcuatenkalk. glatte Arieten (Ammonites psilonotus), Austern, Pentacri- niten, Cidaritenstacheln, Astarten, auch wohl Pleuroto- maria anglica und viele andere, Ueber den Kalken liegen dunkele Thone mit Dutenmergeln, in den Thonen findet sich zuweilen ein sehr wohlerhaltener Amm. angulatus, worauf dann, wie schon Graf v. Mandelslohe richtig be- merkt, 20 bis 40 Fuss mächtige graublaue harte sandige Kalke sich einstellen, deren Muscheln im unzersetzten Gestein sehr vollkommen erhalten sind, und unter denen ganze Bänke von Thalassites concinna (Unio) sich auszeich- nen. Arieten sind hierin noch ungewöhnlich, auch Gryphaea arcuata tritt noch nicht in solcher Menge auf, wie höher. Wenn diese Gesteine verwittern und ihren Kalkgehalt verlieren, so verwandeln sie sich in einen gelben lockern und sehr zerklüfteten Sandstein, theils in Bänken, theils in Platten abgelagert, stellenweis reich an trefflich erhal- tenen Muscheln, die mit: erkennbaren Schlössern heraus- wittern. Nur wenn die Verwitterung ihren höchsten Grad erreicht hat, haben selbst die Austern und Gryphaeen ihre Schalen verloren, und der hohle Raum im Gestein mit einem klappernden Kern zeigt ihren eingenommenen Ort an, Diesen sogenannten unternLiassandstein mit dem gel- ben Sandstein des Keupers zu verwechseln, kommt man oft in Gefahr. Jener ist jedoch viel weicher und kalkhaltiger, dieser härter und kieseliger. Wo übrigens der untere Lias- sand in Steinbrüchen zu Tage gelegt ist, darüber wird man selten Arcuatenkalke (Kalke mit Gryphaea arcuata) ver- missen, wo aber der gelbe Keupersandstein ansteht, bleibt man immer noch eine Zeit lang im Sandsteine, und sieht sich vergebens nach Gryphaeen um, Durch die verschie- denen Mengen von Sand und Kalk sind übrigens diese Schichten so mannigfaltigen Modifikationen selbst auf kurzen Strecken unterworfen, dass nur die den Gesteinen beige- mengten Petrefakten entscheiden können, In dieser Hin- sicht erscheint der Amm. angulatus (colubratus Ziet.) von IV. 1. a. «. Concinnensandstein und Arcuatenkalk. 185 besonderer Wichtigkeit, denn ich habe ihn noch nirgends das Niveau der sandigen Schichten überschreiten sehen. Ehe der Sandstein in die quarzfreien Kalke übergeht, erfüllt er sich besonders auf seinen Ablösungsflächen mit grashalmdicken zweigartig getheilten (organischen) Resten, die mit verzweigten Hornkorallen manche Aehnlichkeit dar- bieten, sich. aber gern, wo sie Raum hatten, zu weit ver- zweigten Netzen ausbreiten, deren einzelne Fäden fast Armdicke erreichen können. Bei ihrer Verwitterung findet sich immer, dass die Netzfaden nur Convolute von kleinen Zweigen sind. Man hat diese Dinge Fucoiden genannt, kann aber für die Ansicht nur wenig Gründe anführen. Jedenfalls sind namentlich die grossen Netzzeichnungen hier am augenfälligsten, wenn sie gleich wohl an ver- schiedenen Stellen des Jura wiederkehren. Sie greifen noch ganz in den blauen Kalk über, der durch seine Härte und durch seine regelvolle Schichtung ein gesuchtes Bau- und Strassenmaterial geworden ist. Die Hauptfarbe dieses Thonkalkes ist bläulich schwarz, wenn er nicht durch Ver- witterung gelbbraun geworden ist, und erreicht dieser Stein auch nicht immer die Mächtigkeit der lichtern Sand- kalke, so sind die Schaaren von Gryphaea arcuata und die wie Pflaster ausgebreiteten scharfgerippten Ammoniten aus der F'amilie der Arieten immer ein untrügliches Er- kennungsmittel. Nach oben wird dieser Kalk bald so thon- reich, dass er leicht zu Letten verwittert und verfriert, dann fallen namentlich die Gryphaeen wohlerhalten heraus, mit denen zugleich die ersten kurzscheidigen Belemniten auftreten, Bänke von späthigen Pentacrinitenstielen (aus der Familie der Basaltiformen) fesseln die Aufmerksamkeit, auch Pholadomya ambigua (häufiger in den darüberfolgenden Thonen) findet sich hier in den trefflichsten Exemplaren, bis zuletzt die Thonbänke alles Leben ersticken, welche in grosser Mächtigkeit mit nackten Rissen sich über den Kalken erheben. 126 IV. 1. a. a. Organische Einschlüsse. Im Allgemeinen fällt der Mangel an Schwefelkies in dieser untern Abtheilung auf, zwar kommt er in Knollen eingesprengt vor, auch überziehen sich manche Muscheln mit einer dünnen Kiesschicht, aber sogenannte verkieste Muscheln finden sich selten, sondern ihre Schalen sind erhalten und nur späthig und spröde geworden, alle hohlen Räume entweder mit weissem Kalkspath oder mit der um- gebenden Bergmasse erfüllt, die häufig so fest mit der Schale verkittet erscheint, dass man nicht ohne starke Verletzung die einzelnen Individuen herausschälen kann. Kupferkies, Schwerspath, stahliger Cölestein, auch Blende und Schwefelkies finden sich in den Kammern der Arieten auch des Amm. angulatus nicht selten vereinigt, eine nicht wenig befremdende Erscheinung, da man diese Minerale an andern Punkten dieser Abtheilung so selten findet. Von technischem Interesse ist stellenweiss der grosse Reich- thum an Kisenoxyd (am obern Neckar, Wutachgegend) in den Arcuatenkalken, die zuweilen sogar förmlich oolithisch werden, aber nirgends die Bedeutung erlangen wie z, B. im nördlichen Deutschland (Sommerschenburg südöstlich von Helmstedt). Nur jenseits Aalen und im Ries bei Ellwän- gen etc. nehmen die Liaskalke nicht nur viel Schwefelkies auf, sondern sie werden häufig auch dergestalt von groben Quarzkörnern erfüllt, dass Handstücke einem sehr grobkör- nigen Sandsteine gleichen. Organische Einschlüsse. In den Arcuatenkalken kommen zwar gar nicht sellen Knochen grösserer Wirbel- thiere (Strasse von Tübingen nach Spaichingen überall) vor, allein es lässt sich nicht einmal bestimmt vermuthen, dass sie den später so wichtig werdenden Ichthyosauren angehören sollten. Das Bonebed ist indessen so eng an die untersten muschelreichen Kalkbänke angeschlossen, dass die Knochen noch ganz in die Kalkbänke hinaufrei- chen. Getüpfelte Faltenzähne von Ceratodus und grosse Saurierwirbel sind bemerkenswerth., Dagegen verdienen IV. 1.2. a. Amm. psilonotus, Ichthyodorulithen. 127 die grossen Flossenstacheln (Ichthyodorulithen) riesenhafter Haifischgeschlechter besondere Aufmerksamkeit, die am meisten mit Hybodus curtus (Agassiz recherches sur les poissons foss. Tom. III, Tab, 8. b. Fig. 4 bis 6) überein- stimmen, Das emailfreie Wurzelende ist bedeutend lang, und die grossen Emailfalten mit feinen Runzeln bedeckt ziehen parallel zur Spitze hinauf. Zerschlagen haben sie ein braunes faseriges Ansehen, ganz ähnlich den Holzstücken, welche mit ihnen zusammen in den Kalk eingebacken sind. Daher übersieht man die Flossenstacheln sammt den übrigen Knochen leicht. Leider sind die Knochen nur schlecht er- halten, man spaltet sie gewöhnlich beim Zerschlagen der Gesteine, die glatten zeigen dann gar gern eine excent- risch strahlige Struktur , die an Struktur von Fischgräten erinnert, man dürfte sich daher im Allgemeinen wenig irren, wenn man Reste der Art mehr mit Fischen als mit Sauriern in Verbindung zu bringen sucht, In den Arietenkalken hat Alberti bei Frittlingen (Strasse von Schömberg; nach Spaichingen) das Bruchstück eines Krebses entdeckt, welchen Herrm. v. Meyer (neue Gattungen fossiler Krebse Tab. 4, Fig. 27) Glyphaea gran- dis nennt, durch dessen Namen der bewährte Kenner der Krebse schon andeutet, dass er sich durch seinen Typus von tiefer gefundenen Formen trennt und nachfolgenden sich anschliesst. enden sind aueh durch Leopold von Buchs allgemein anerkannte Bestimmungen zu den wichtigsten Leitmuscheln gewerden. Gleich in der unter- sten Kalkbank findet sich auf den Deren von Tübingen überall Ammonites psilonotus (Wılog glatt, vorog Rücken), eine flache Scheibe, von wenigen Zolien Durchmesser, aber mit vielen kaum komprimirten und nur unmerklich involuten Umgängen. In seiner extremsten Form ganz glatt und kaum merklich feingestreift, nach Art der Falei- 128 IV. 1.a. a. Amm. psilonotus. Arieten. feren, aber viel dickschaliger. Er spielt oft in eine Varietät mit starken Falten über, wodurch die Scheibe den ge- wöhnlichen Arieten überaus ähnlich wird. Allein die Falten erreichen weder Nath (wo sich je zwei Verbindungsum- gänge zusammenlegen) noch Rücken, der Rücken bleibt vielmehr ohne Kiel und ohne Furchen glatt, wie der Name andeutet. Hierin liegt vielleicht der Grund, warum die Loben so häufig schief stehen, indem der Rückenlobus ganz nach einer Seite hingeschoben erscheint. Denn bei dem Mangel irgend einer Kielvertiefung auf der Innenseite der Schale, worin der verhältnissmässig sehr dicke Sipho eine sichere Lage hätte erreichen können, war eine Verschiebung des Sipho nach irgend einer der Seiten viel eher möglich, als im entgegengesetzten Falle. Die Lobenbeschaffenheit ist bei unverrückter Stellung die der Arieten: der Rücken- lobus zwar breit und wenig tief gespalten, aber meist länger als der schmale Seitenlobus, die bedeutende Höhe des ersten Seitensattels insonders bemerkenswerth, denn von ihm sinken die Lobenspitzen sowohl nach dem Bauch als nach dem Rücken hin so bedeutend hinab, dass die Form der Querscheidewand durch ihn die augenfälligste Convexität erhalten hat. Der schmale Bauchlobus zwei- spitzig. Sie bilden demnach eine ausgezeichnete Sipp- schaft der Arieten, die man die Kiellosen nennen kann, welche nur in der untersten Kalkbank auftreten ,„ wo die gekielten Arieten noch fehlen, deren haupt- sächliche Heimath erst die obern blauen Kalke werden, Ihre dünnen Schalen, welche eine pelagische Muschel andeuten, sind so markirt gefaltet, dass die Steinkerne eben so scharfe Rippen, wie die Schalen zeigen. Die Rippen sind einfach (niemals gespalten), entspringen erst etwas oberhalb der Nath, werden aber plötzlich sehr scharf, und verschwimmen, sobald sie sich in der Rückengegend nach vorn biegen, in einem mehr oder weniger ausgeprägten Kiel, der jederseits längs des Rückens fortzieht. Da, wo IV. 1.a. a. Arieten. 129 die Rippen nach vorn biegen, schwellen sie häufig zwar nicht zu Stacheln, aber zu selbst auf Steinkernen sehr erhabenen Tuberkeln an (Ziet. 26. fig. 1 und fig. 3 sind zwar deutlich, aber es gibt noch viel extremere Formen). Obgleich diese Tuberkeln der Scheibe ein ganz verschiedenes Ansehen gewähren, so müssen wir doch nach Leopold v. Buchs vieljährigen Erfahrungen auf diese Organe nur ein untergeordnetes Gewicht legen.. Und in der That wird der sorgfältige Sammler zu jeder beliebigen Arietenform auch die Abänderungen mit tuberkulirten Rippen sich leicht verschaffen. In dem Maase als die beiden Seitenkiele, worin die Rippenspitzen verschwimmen, sich erheben, wird der Rücken ausgefurcht, in der Mitte dieser Furchen zieht der Hauptkiel, worin der Sipho liegt, fort, so dass bei wohlausgebildeten Exemplaren zwei tiefe Kurchen den Syphonalkiel von den Seitenkielen trennen, die Normalform für Schlotheims Amm. arietis. Bei andern Exemplaren verschwinden Furchen und Seitenkiel, es bleibt nur der über dem runden Rücken um so erhabener hervorragende Siphonalkiel stehen, allen Formen bleibt aber die zuerst durch L. v.Buch ins Licht gesetzte Lobenstellung gemein: Ein bis zur Hälfte gespaltener, weit in den Rücken- furchen herabgehender schmaler Dorsallobus wird von Rückensätteln begrenzt, deren Dorsalwand steil hinaufsteigt. Der kurze obere Seitenlobus ist breit, und oft kaum halb so tief als der Dorsal. Die Mitte der Seitenflächen nimmt der hoch über alle hinaufragende (obere) Seitensattel ein. Ihm folgt der zweite, kleiner als der erste, Seitenlobus, durch den kleinen zweiten (uniern) Seitensattel von den schief an der Naht hinabgehenden Hilfsloben getrennt, Unter der Naht (vom Rücken des vorhergehenden Umgangs verdeckt) steigen eine Reihe ähnlicher Hilfsloben hinauf, die Spitze des untersten steht aber immer tiefer, als die Spitze des aussen sichtbaren Hilfsloben. Alle diese Hilfs- loben zusammen, die aussen schief hinab-, und die innen Qvenstedi, Ylözgebirge. 9 130 IV. 1. a. a. Arieten, steil und hoch hinaufsteigenden, bilden die Wände eines sehr grossen, bald mehr bald weniger symmetrischen Lobus, den wir Sutturlobus (Nahtlobus) nennen können, weil er sich gerade in der Naht mit sichtbarer Dorsai- und un- sichtbarer Ventralhalbe befestigt, Hoch hinauf steigen abermals die sehr schmalen, durch die Umgänge verdeckten Bauchsättel, zwischen denen sich eben so ‚tief, als der gespaltene Rückenlobus, der schmale ungespaltene, aber in zwei einfache Spitzen endigende Bauchlobus hinabsenkt, eben so symmetrisch gebaut als der ihm correspondirende Rückenlobus. Die Zacken der Loben und Sättel sind selbst bei sehr grossen Arieten doch verhältnissmässig sehr unbedeutend. Um diese6Loben sammt den zweiSutturalleben kennen zu lernen, muss man sich durch sorgfältiges Zerschlagen eine Querscheidewand frei zu legen suchen. Wir werden dann finden, dass bei keinen Ammoniten die Convexität der Scheidewand so entschieden nach Aussen geht, als bei den Arieten; hoch über dieser Convexität ragen noch zu jeder Seite ein breiter Seitensattel empor, darüber, in der Rückengegend, zwei weniger breite und hohe Rückensättel, darunter in der Bauchgegend zwei hohe aber sehr schmale Bauchsättel. Zwischen den Bauchsätteln ist ein schmales tiefes Loch für den Bauchlobus, zwischen Rücken- und Seitensattel jederseits das Loch für den obersten Seiten- lobus, endlich zwischen Bauch- und Seitensattel das breiteste Loch von allen, welches durch den zweiten Lateral- und durch den breiten Sutturallobus, die beide durch den niedrigen untern Lateralsattel getrennt sind, erzeugt worden ist. * * Gewöhnlich zeichnet man die unter der Naht von dem Rücken der nächst vorhergehenden Windung bedeckten Loben nicht, weil es allerdings meist grosse Mühe macht, sie zu entblössen, Ja die Entblös- sung in manchen Fällen gar nicht gelingt. Wir werden in unsern Untersuchungen oftmals darauf Rücksicht nehmen. Demgemäss nennen wir, um Verwechslungen zu vermeiden, den zweispitzigen (die zwei Spitzen sind jedoch immer zwei einfache Zacken) weit hinabgehenden schmalen Lobus, der unmittelbar auf dem Kiele der vorhergehenden Amm. Bucklandi, 131 So markirt der Rückenkiel auch immer sein mag, so ist der Sipho selbst darin niemals (oder doch nur sehr undeutlich) zu sehen, wenn die Kammern mit homogenem hartem Kalkstein erfüllt sind. Hat sich aber in den Kam- mern krystallinischer Kalkspath ausgeschieden, so darf man nur auf den Steinkernen eine dünne Kalkspathschicht von dem Kiele entfernen, um den wie ein rundes Gefäss am Rücken fortlaufenden Sipho blos zu legen. Der Sipho lief also frei am Rücken der Schale fort, ist von einer braunen Gvielleicht hornigen?) Schicht umgeben, und schnürt sich da, wo er die Querscheidewand etwas nach vorn aufrichtet, um zwischen Scheidewand und Schale hindurch zu gehen, bis zur Hälfte ja zum Drittel seiner Dicke zusammen, er war also, wie die Kammern gegliedert. Bis auf L, v. Buch’s Beschreibung (über den Jura in Deutschland pag.27) wollte es Niemanden gelingen in der Formenmannigfaltigkeit einen bestimmten Faden zu finden. Wir stellen daher dessen drei Haupttypen hier hin: „1) Amm. Bucklandi Sw. 130 schlechter als Ziet. 2, 2 und 27, 1, Loben Schriften der Akadem. d. Wiss. in Berlin v, J. 1830. Tab.3.1. Ihm allein eigen ist die grosse Breite des Laterallobus, die so gross ist, dass sie häufig der Tiefe gleich wird, oder auch sie wohl über- trifft. Ebenso ist der Lateralsattel eben so breit, oder auch wohl breiter, als hoch, Der Durchmesser zur letzten Windung wie 100 ::25. Die Windungshöhe ist 55 bis 60; so viel nämlich würde die vorletzte Win- Windung ruht, Bauchlobus. Zur Seite dieses Bauchlobus erheben sich die ebenfalls immer verdeckten schmalen Bauchsättel, welche gewöhnlich sehr hoch hinaufsteigen. Die Sutturalloben sind schon zur Hälfte sichtbar, obgleich sie bei den meisten Familien sehr tief und breit sind, folglich sehr umgrenzte Loben bilden, so zerspalten sie sich bei andern (Falciferen) doch nur in einer Reihe neben einander liegender Hilfsloben. Wir wollen daher den Sutturallobus nur als Hilfslobus ansehen, der Verlauf der Untersuchung wird jedoch zeigen, wie zweckmässig und fruchtbar ein Festhalten dieses Unterschiedes in den meisten Fällen bleibt, “ Pya 9:3 132 Amm. Conybeari, Brookii. dung von der letzten abschneiden, diese zu 100 gesetzt. — Die Breite ist nicht immer der Höhe gleich; in grossen Stücken ist die leiztere grösser, in kleinern hat die Breite das Uebergewicht. Doch wird die Mundöffnung die vier- eckige Gestalt nicht leicht verändern,“ „Stücke von 5 bis 9 Zoll Durchmesser erreichen die grösste Zahl von Rippen auf den Windungen, nämlich 40 Rippen für die letzte Windung, Werden sie grösser, so vermindert sich diese Zahl, wie bei allen Ammoniten, und die Zahl der Kammern nimmt zu. Es ist daher einleuchtend, wie sehr man abweicht von dem, was uns die Natur lehrt, wenn man ohne Grössenangabe, nach Menge der Rippen neue Arten aufstellen will, wie A. multicostatus Sw., A. Kridion Hehl und andere.“ Die Furchen zu den Seiten des Siphokiels sind für Normalformen des Bucklandi (Schlotheim’s arietes) sehr ausgezeichnet. Doch kommen bei Rommelsbach (zwischen Metzingen und Tübingen; und Betzgenrieth (zwischen Göppingen und Kirchheim) sehr ausgezeichnete Formen ohne Furchen und mit scharfen Tuberkeln auf der Biegung der Rippen nach vorn vor., „2) Amm. Conybeari Sw. 131, Ziet. 26, 2 mit Loben, Das geringe Anwachsen dieses Ammoniten bringt eine Menge Umgänge zur Ansicht und dieses unter- scheidet ihn bald von A. Bucklandi. Die vorherige Win- dung hat noch die Höhe von Dreiviertheilen der letzten Windung, alle Loben sind bedeutend tiefer als breit, und so sind auch die Sättel ganz schmal gegen ihre Höhe. Der Durchmesser verhält sich zur letzten Windung wie 100 : 20. In 7 Zoll Grösse findet man 42 Rippen auf einer Windung. A. obliquecostatus Ziet. 15, 1 gehört offenbar hier hin, und von A, rotiformis Sw. 453 ist es sehr zweifelhaft, ob er als eigene Art betrachtet werden könne.“ „3) Amm. Brookii Sw, 190 Ziet. Tab. 27. Fig. 2. ı Amm. angulatus. 133 mit Loben. Das schnelle Anwachsen macht ilın bemerklich. Der Durchmesser verhält sich zur letzten Windung wie 100 : 42. Die Loben haben Aehnlichkeit mit denen des A, Bucklandi, der Sipho steht hervor über die Rinne, in welcher er liegt.“ Die Mundöffnung des A. Brookii ist in der Bauch- gegend gewöhnlich am breitesten und verengt sich nach dem Rücken hin oft so bedeutend, dass der Querdurch- messer am Rücken oft kaum die Hälfte des Querdurch- messers am Bauch erreicht, der grosse untere Seitenlobus geht dann viel bedeutender zur Tiefe hinab. Der Am. Brookii kommt noch flach gedrückt in dem dunkelgefärbten Schieferletten unmittelbar über den Taas- kalken vor (Steinlach bei Dusslingen), bekommt zuweilen sehr zierliche Knoten, die wie Perlen sich auf den Rippen erheben, kann jedoch den mittlern Lias mit T'erebr. numis- malis nirgends erreichen. Unterhalb der Arieten in den sandigen Kalken oder in Schichten, die deren Stelle vertreten, nur Ausnahmsweise mit den Arieten zusammen findet sich die ausgezeichnete Form von Amm. angulatus Schl. (bei Ziet. Tab, 3. Fig. 1. A. colubratus genannt). So lange er jung ist und nur wenige Zoll Durchmesser hält sind seine Rippen scharf und einfach, und biegen sich, ihre ganze Schärfe bei- behaltend, über den Rücken hinweg zum Kiel, wo sie unter einem Winkel von 80°, der seine Spitze nach vorn kehrt, zusammenstossen (daher der Name). Nur eine un- bedeutende Abplattung oder Rinne verwischt die Schärfe der Winkelspitze. Allein kaum hat er einen halben Fuss Durchmesser erreicht, so wird die Wirbelspitze durch die Rinne undeutlicher, die Rippen verlieren an Schärfe, ja können wechselsweise die Naht nicht mehr erreichen, zwischen je zwei längern setzen sich nach dem Rücken hin 1 bis 2 kürzere ein, und man kommt in grosse Gefahr, 134 Nautilus aratus. ihn mit Amm. Parkinsoni Sw. 307 zu verwechseln (Geo- gnosie von De la Beche übersetzt von Dechen pag. 417). Bis endlich zuletzt bei mehr als 1 Fuss Durchmesser be- sonders auf Steinkernen die Rippen so verschwinden, dass man Mühe hat, auch nur die ersten Andeutungen davon zu finden. Die Loben sind nicht die der Arieten. denn der obere Lateral reicht doppelt so tief hinab ais der breite Dorsal. Auch überflügelt der untere Lateral an Grösse be- deutend sämmtliche Hilfsloben, welche die Dorsalwand des Suttural bilden, und da überdiess der obere Lateralsattel viel höher hinauf steigt, als der Dorsalsattel, dessen Scheitel nur durch unbedeutende Nebenloben gespalten ist, so wei- chen sie auch von den Planulaten ab; wiewohl der Suttural- lobus denen der Planulaten ähnlich ist, denn seine Wände steigen so schnell nach unten, dass die tiefste Spitze, welche unterhalb der Suttur liegt, eben so tief steht als der grosse Seitenlobus. Dabei ist der Suttural wenig un- symmetrisch, denn seine Ventralwand steigt mit ähnlich gebildeten nur um weniges kleineren Hilisloben bis zum Scheitel des Ventralsattel empor, an dessen steiler Wand der Bauchlobus mit seiner Spitze fast noch tiefer ais der Suttural reicht. Wegen des kürzern Weges auf der Bauch- seite des Umganges dringen die Bauchloben sehr tief in einander ein, denn die absolute Länge eines Bauchlobus ist noch nicht um Einfünftheil kürzer als der lange Seiten- lobus (die Höhe der Mundöffnung des beschriebenen Exem- _ plars beträgt über 3 Zoll). Ein starkes Drittel, sogar die Hälfte ist durch die Umgänge verdeckt, Höhe zur Breite der Mundöffuung — 10:4, Windungshöhe 45 bis 50, Windungsbreite 30. Er hat oft mehr als ein Fuss im Durchmesser. Nautilus aratus Schl. der stete Begleiter der Arieten, wegen seiner markirten Längslinien, die durch die Anwachsstreifen häufig von ihrem Wege abgelenkt werden, so genannt. Sowerby Tab. 182 nennt ihn N, Erste Belemntten. 135 striatus, und lenkt ebenfalls die Aufmerksamkeit auf diese Linien, welche den breiten radialen Streifen der Plagiostoma giganteum nicht unähnlich sehen. Besonders zierlich sind diese Streifen auf den innern Windungen, die man sich leicht durch zerschlagen der grössern Exemplare verschaffen kann. Wird er gross, bis zu 1 Fuss Durchmesser, so fällt die Schale leicht ab, man hat ihn dann giganteus Ziet. Tab. 17. genannt. Die Loben sind schwach geschwun- gene Linien, ein kleiner spitziger Bauchlobus findet sich selbst noch auf den letzten Querscheidewänden grosser Exemplare, Ein treffliches Unterscheidungsmerkmal L. v. Buchs, denn obgleich dieser kleine Bauchlobus auf den innern Windungen selbst beim lebenden N. Pompilius vor- kommt, so verschwindet hier doch im Alter jede Spur. Die Mundöffnung ist trapezoidal, ein Drittel breiter als hoch, aber alle Umgänge sind sichtbar, denn seine Invo- lubilität beträgt nicht über zweiDritttheile. N. intermedius Sw. 125, N. truncatus Sw. 123, N. astacoides Phillips 12. 16 weichen sämmtlich nicht wesentlich vom aratus ab, und ihr Vorkommen ist dabei nur auf die dunkeln Arietenkalke beschränkt. Mag es auch sein, dass er schon in den sandigen Schichten sich findet, so ist doch dieses Vorkommen durchaus nicht gewöhnlich. Belemniten, die im Keuper und tiefer nirgends zu finden sind, fehlen selbst den sandigen Kalken noch durchaus, erst oben, wo Gryphaeen und Arieten überhand nehmen, stellen sich die ersten aber immer noch kurz- scheidigen Belemniten ein, die man als B. brevis Blain. zu citiren pflegt. Belemniten sind wegen ihrer grossen Formenähnlichkeit nicht sehr geeignet Leitmuscheln zu werden, und da die Alterszustände die verschiedensten Modificationen erzeugen, so müssen Bestimmungen mit . grosser Vorsicht und Umsicht festgesteilt werden, Dieser älteste aller Belemniten wird selten über 2 Zoll lang und spitzt sich von der breiten Basis an schnell aber zu einer > 136 Brachiopoden. langgedehnten Spitze zu. Die Spitze selbst, ohne merk- liche Furchen und Falten (blos bisweilen sieht man ganz feine Streifen), krümmt sich bedeutend zur Bauchseite, seine Seiten sind merklich abgeplattet durch .eine breite aber flache Einsenkung, welche unterhalb der Spitze be- ginnend zur Basis verläuft. Diess wenigstens sind die Normalexemplare, alle andern sind blosse Modificationen. Brachiopoden, die weiter nach oben von so ent- schiedener Wichtigkeit werden, sind im untern Lias von geringerer Bedeutung. Auffallen aber muss, dass alle glatten Terebrateln, die vorzugsweise in den obersten Lagen der blauen Kalke gefunden werden, nur Cincten sind, d.h. Bauchschale correspondirt in Rücksicht auf Form der Rückenschale genau. Sie sind die Vorläufer der im mittlern Lias alles beherrschenden Terebratula numismalıs. Terebratula lagenalis Schl., Zietens marsupialis 39. 9. Ein längliches oft 1!) Zell langes Oval, aber mit genauer Correspondenz. Die zwei correspondirenden Rippen können aber oft sehr undeutlich werden, Sie kommt auch noch verkiest in den Numismalismergeln vor (wie bei Chel- tenham in England). Pforen bei Donaueschingen, Achdorf, Göppingen. Vergleiche auch T. bidentata Ziet. 44. 3. Terebratula vicinalis Schl. (Sowerby’s T. cor- nuta 446. 4, indentata 445. 2, triquetra 445. 1 meist aus braunem Jura stammend, in Würtemberg aber nur im Lias, sind hier zu vergleichen). Eine ausgezeichnete Pentagonform, denn die grösste Breite fällt genau in die Mitte der Seite. Sie ist viel dieker als numismalis, die zwei correspondirenden Rippen beider Schalen stehen stärker hervor, bilden an der Stirn zwei grosse Hörner, zwischen welchen die Stirnlinie stark ausgebuchtet ist. Pforen, Ofterdingen,, Göppingen. Die gestreifte Terebratula triplicata Phillip’s I. tab. 13 fig. 22, _ eine häufig flachgedrückte Pugnacea, Vorläuferin der ri- mosa. mit freiem Schnabel und deutlich umfassendem Del- Brachiopoden. 137 tidium, selten die Grösse einer Haselnuss übersteigend, kommt in den obern Kalken bei Dusslingen (in der Stein- lach), Schömberg, Pforen ete. schaarenweis vor, vereinzelt liegt sie bei Bebenhausen nördlich von Tübingen, während sie in den untern Kalken auf der Waldhauser Höhe noch nicht erscheint, wo aber wohl schon T. vicinalis vereinzelt auftritt (cf. v. Buch über Terebrateln, Abh. der Berl. Aca- demie der Wiss. pag. 60). Sie ist nie so aufgebläht als die verkieste (Ziet. 42.6) nur mit T.rimosa vorkommende, und hat in der Regel mehr Falten im Sinus, verbindet demnach die T. triplicata mit T. tetraedra. Sie findet sich immer nur in Schichten, wo die Muscheln verkalkt sind. Spirifer Walcotti Sw. 377.2. Der Kanal der Schna- belschale, welcher scharf bis in die äusserste Schnabel- spitze verläuft, ist tief und durch die zwei grössten Fal- ten begrenzt. Jederseits folgen noch vier allmählig kleiner werdende Falten. Der Wirbel der Bauchschale steht über die Schlosskante weit hervor, wo sich die Oeffnungsmus- keln, die auf der dreieckigen Area der Schnabelschale sich ausbreiteten, ansetzten. Die grösste Breite der Schalen fällt in die Mitte und ist bedeutend grösser als die Breite der Area. Das punktirte Gefüge der Schale fällt sehr auf. Die Normalexemplare sind so gross als eine kleine Wall- nuss, dabei fast so lang als breit mit gerundetem Umriss, und diese sind hauptsächlich auf den‘ obern Liaskalk 'be- schränckt. Pforen ist ein reicher Fundort, im Neckarge- biet finden sie sich zwar an vielen Punkten, doch immer nur sparsam. Varietäten kommen vor, deren Breite die Länge bei Weitem überflügelt, dabei werden die Rippen viel schärfer. Zieten Tab. 38. Fig. 6 hat sie als Sp. oc- toplicatus abgebildet, mit der sie allerdings sehr viel'Achn- lichkeit hat, zumal da ihre Area oft fast die ganze Breite der Schalen einnimmt. Sie ist die letzte der gestreiften Spiriferen, die höchstens noch in den Numismaliskalk hinauf- dringt. 138 Gryphaea arcuata. Unter den Conchiferen (Pelecypoden) sind viele sehr bemerkenswerth., Vor Allen Gryphaea arcuata Lmk. (Gr. incurva Sw. 112), die zwar in den untersten Schich- ten schon vorkommt aber erst in den obern Lagen mit Arieten in solcher Häufigkeit sich einstellt, dass kein Punkt hier zu finden ist, wo sie nicht in grossen Familien be- haglich neben einander gediehen wäre. Man hat daher nach ihr den Kalk wohl Gryphitenkalk ‚genannt, ein Name den Schlotheim jedoch schon früher auf den Zech- stein anwendete (pag. 23). Unzweideutiger kann man den Namen Arcuatenkalk gebrauchen. Obgleich ihre Form so ausgezeichnet ist, so hat sie Schlotheim doch früher mit Lamark’s G. Cymbium verwechselt, jetzt ist diese Verwechslung längst berichtigt und vergessen. Sind die Exemplare gut ausgebildet, so macht die Krümmung der grossen Unterschale mit Hilfe des Wirbel einen ganzen Umgang, die Schnabelspitze zur Seite des tiefen Muskel- eindruckes gerichtet, der sich auf der tiefen Furche befe- stigt, welche deutlich bis in die äusserste Spitze des Schnabels verläuft (v. Buch in Bronn’s Jahrbuch 1836. pag. 251). Nur in der frühesten Jugend ist die Schnabel- spitze an Felsen gewachsen, wie eine kleine bleibende Narbe zeigt, sie reisst sich bald los, bildet sich eine rings freie Schale, deren Anwachsstreifen, bald glatt bald runzelig, die lamellöse Struktur der Ostraceenschalen nicht verkennen lassen. Daher auch die gestreiften Schlossrinnen und Muskeleindrücke. Die Deckelschale ist flach, der Wirbel abgestutzt, und‘ nur in günstigen Fällen zeigt eine geringe Einbiegung der;Anwachsstreifen die Linie an, in welcher der darunter gelegene Muskel fortrückte. Trotz der mannigfaltigen Modifikationen, bald durch Dimensions- unterschiede, bald durch stärkere Verdrückung der Wir- belspitze oder durch tiefere Furchen erzeugt, darf man doch nur eine Speeies anerkennen. Gr. suilla Schl. wuchs mehr in die Breite als in die Länge, und Sowerby selbst Ostr. irregularis. Plag, giganteum. 139 hat als Gr. Macullochii 547. 3 eine junge Gr. Cymbium abgebildet, während 547. 1 eine entschiedene Varietät von Gr. arcuata ist. In dem Sandsteine sind die Varietäten des Gr. suilla verbreiteter, und merkwürdiger Weise kommen sie hier (Göppingen, Gmünd, Schurwald etc.) gewöhnlich in ausgezeichneten Steinkernen vor, was bei schwer verwitterbaren Austerschalen nicht gewöhnlich ist. Ostraea irregularis Goldf. 19. 5 kommt bei Tü- bingen gleich in der untersten Kalkbark vor. Gewöhnlich nicht über ein Zoll gross, meist kleiner. Sie befestigt sich auf andern Muscheln (Pecten, Plagiostoma), und ihre Unter- schale steigt von ihrer Befestigungsfläche senkrecht empor. Ihr Mantel ist so beweglich, dass die flache Deckelschale genau dem Eindrucke cerrespondirt, welchen die Unter- schale durch den fremden angewachsenen Körper erhalten hat. Man muss daher hier mit grosser Vorsicht Species machen, zumal da man bei dieser Brut leicht verführt werden kann, junge Gryphaeen mit. jungen Austern zu verwechseln. Ja das schnelle Emporwachsen der Schale nach der Anheftung führt zu der vielleicht begründeten Vermuthung, dass die O. irregularis nur eine Gryphaea suilla sei, die sich stärker als andere Individuen an äussere Gegenstände befestigt hat. In den obersten Kalken kommt an mehreren Punkten eine gefaltete Auster vor, die flach, dünnschalig und elliptisch geformt in ihrem Habitus der Ostraea difformis Schloth. aus dem Muschelkalke überaus gleicht, nur ist die breite glatte Fläche, womit die Muscheln sich anheften, regelmässiger ausgebildet. Plagiostoma giganteum Sır. 77 eine im ganzen untern Lias gleichmässig verbreitete Muschel, am hintern Scharfkantigen Rande ellipiisch gerundet, vorn, wo die Schale sich auffallend verdickt, etwas schief abgestumpft, und hier in der merklich eingesenkten Lunula klaffen die Schalen in, einem langen bauchigen Spalt (Goldf. 101. 1), während sie auf der Hinterseite vollkommen schliessen, Die Wirbel 140 Plagiost. giganteum. duplieatum. stehen von einander entfernt, die Schlossrinne liegt daher auf einem freien Vorsprunge, wie bei der lebenden Lima. ‘(Die lebende Lima klafft jedoch hinten und vorn, auch springt die Lunula weit hervor, es ist daher zweckmässig für die fossilen Formen den Namen Plagiostoma (Schiefmaul) beizubehalten.) Sehr eigenthümlich sind die Streifen, sie dichotemiren nie, sind glatt und sehr wenig erhaben, werden dabei durch die feinen Anwachsstreifen stetig von ihrer radialen Richtung abgelenkt. In der Mitte, wo sich con- centrische und radiale Streifen schneiden, liegt ein vertiefter Punkt. Punkt und Streifung sind einer ganzen Reihe von Plagiostomen gemein, welche im tiefsten Lias beginnend hinaufreichen bis zur Pl. Hoperi der weissen Kreide. Wir wollen sie unter dem gemeinsamen Namen der Punctaten zusammenfassen, ein Namen, der von Sowerby und Nilson für verschiedene Formen dieser Gruppe vorgeschlagen ist. Bei Pl, giganteum sind diese Streifen und Punkte besonders in der Jugend gleichmässig über die ganze Schale ver- breitet, im Alter verschwinden sie auf dem mittleren Theile, treten aber dann um so markirter auf dem hintern und vordern Rande hervor. Sehr gut ausgebildete Exemplare bilden vollkommen den Quadraten einer länglichen Ellipse, wobei der Längendurchmesser die Breite sehr überflügelt. Die stärkste Formenverschiedenheit ist die, wo die Breite um ein Bedeutendes grösser wird als die Länge. Sie er- reichen einen Fuss Durchmesser, und sind in den Sand- steinen schon eben so gross zu finden, als in den Kalken. Plagiostomen mit duplicaten Rippen (Pl. du- plicatum Sw. 559. 3) bilden die ausgezeichnetste, überall im würtembergischen schwarzen und braunen Jura ver- breitete Sippschaft. Der kräftige Schalenbau erlaubt es oft, das Schloss freizulegen, dann kommen bei jungen Indivi- duen auf der Schlosskante zu den Seiten der Muskelver- tiefung zierliche kurzfaltige Zähne zum Vorschein (Limaea Lmk.). die beim ersten Anblick den Zähnen der Arcaceen Peck, textorius. 141 sehr gleichen, Näher betrachtet sind es jedoch nichts als die Endpunkte scharfer, auf den Ohren nochmals erschei- nender Rippen, die besonders bei verwitterten Schalen mit ihren Enden auf der Innenseite zahnartig hervortreten, aber dennoch nicht so scharf als auf der Innenseite des Unter- randes (ein ähnlich gekerbter Unterrand kommt auch bei den Astarten, Cardien etc, vor), Die grossen strahligen Rippen sind nämlich sehr scharfkantig, und zwischen je zwei solchen grössern setzt sich in der Tiefe eine ebenfalls scharfkantige aber viel feinere ein, welche an der Innen- seite des Unterrandes zahnartig hervortritt, wie schon Sowerby trefflich bemerkt. Gleich in den Liaskalken (beson- ders schön bei Balingen, Spaichingen und Donaueschingen) werden sie am grössten, erreichen 1!/, Zoll Länge, und sämmtliche Rippen sind dabei mit äusserst zarten aber scharf ausgeprägten Streifen bedeckt. Die Balinger Varie- tät finde ich nirgends abgebildet, wenn nicht Phillip’s 14. 18 abgebildete Plagiostoma aus dem untersten Lias von York- shire dieselbe ist. Vergl. Pl. pectinoides Ziet. 69.2. Gleich in der untersten Liaskalkbank bei Waldhausen findet man Bruchstücke von Muscheln, deren flache grosse Streifen mit mehreren zwischenliegenden feinen, ziemlich häufig vom graden Wege abgelenkt, schon an Plagiostoma Her- manni erinnern. Meist rühren sie von sehr flachen Schalen her, die unmittelbar zum Pecten hinüberspielen, und durch den ganzen Lias hindurch, obwohl selten gut erhalten, uns häufig begegnen. Die bombirte Hermanni suche in den Amaltheenthonen. | Pecten textorius Schl. vielleicht der einzige aus- gezeichnete Pecten, der schon in den untersten Lias- Schichten auftritt, aber durch den braunen Jura hindurch bis in die obersten Schichten des weissen hinauf reicht. Im Lias hat er immer einen Schlosskantenwinkel von 90° und darüber, während im Jura der Winkel oft kaum mehr als 60° beträgt. Das starke Byssusohr mit stark ausge- 142 Monot. inaequivalvis. buchteten Anwachsstreifen auf der Vorderseite der rechten Schale fällt auf. Zwischen den scharfen Rippen setzen sich in unbestimmten Zwischenräumen kleinere ein, daher die Rippen bis in die Spitze der Wirbel ausgeprägt. Durch . die Anwachsstreifen bekommen sie eine höchst regel- mässige scharfschuppige Struktur. Im Liaskalk von Beiz- genrieih fand sich ein Exemplar von !/), Fuss im Durch- messer. So allgemein er auch in Würtemberg ist, so findet er sich in Zieten nicht abgebildet, die treffl. Zeich- nung bei Goldf. 89. 9. von Exemplaren fränkischer Ge- genden stimmen vollkommen mit den würtembergischen überein. Desto unwichtiger sind die vielen glatten Pecti- niten, welchen wir, wie im ganzen Jura, so im Lias in grosser Menge begegnen. Man kann sie kaum von Pecten corneus Sw. 204 unterscheiden, doch pflegt man sie ge- wöhnlich als P, glaber Hehl zu citiren, das vordere Ohr etwas kleiner als das hintere, fast kreisrund und etwas bombirt, aber ohne alle markirte Zeichnung. In allen Lagen desLias. Der glatte Pecten im braunen Jura ist wesentlich verschieden. Monotis inaequivalvis Sw. 244, fig. 2 und 3 (Avicula). Die erste jener merkwürdigen radiirt gestreiften der Juraformation fast ausschliesslich eigenthümlichen Avi- culaceen, deren Ungleichheit der Schale so auffallend ist. Gewöhnlich sieht man nur die grosse Klappe mit einem breiten in einer Spitze endigenden sehr scharf hervor- stehenden hintern Ohre, während das vordere Ohr klein und undeutlich ist (daher der Name Einohr). Das Feld zwischen den grossen radialen Rippen ist durch eine Reihe kleinerer Streifen, von denen sich die mittlere durch ihre Grösse hervorhebt, gezeichnet. Der Schlossmuskel liegt in einer Deltaförmigen Vertiefung der geraden Schlosskante. Die rechte kaum halb so grosse Schale hat vorn ein kleines linienartiges Ohr, das durch einen tiefen Byssusausschnitt von der Schale getrennt ist. Am grössten und häufigsten Thalassites. 143 bedeutend über 1 Zoll lang findet sich diese Muschel im Liaskalk, wird, je weiter sie hinaufsteigt, desto kleiner, ihre Schale aber um so kräftiger. Von allen seit der Ostraea irregularis genannten Mu- schein heben wir hervor, dass sie in den Liaskalken und Liassandsteinen zwar am schönsten, häufigsten und aus- gebildetsten vorzukonmen pflegen, dass sie sich aber oft in verkümmerten Formen noch höher hinauf erstrecken, zuweilen sogar noch in den weissen Jura hinaufreichen, nirgends jedoch eine grössere Wichtigkeit bekommen, als in den genannten Lagern. | Den untersten Liasablagerungen wieder ausschliesslich eigenthümlich sind: Pinna Hartmanni, Ziet, 55 fig, 5—7 (P. folium Phill. 14. 17) gewöhnlich als Steinkerne, die auf jeder Schale eine tiefe Längsfurche zeigen, wodurch sie einer vierseitigen Pyramide ähnlich werden, an der Spitze mit dem tiefen Muskeleindruck. Die Schale verhältnissmässig dünne, lamellös blättrig (selten senkrecht fasrig) auf der Oberfläche mit schwacher radialer Streifung, Die wichtig- sten und im untersten Lias allgemein verbreiteten Leit- muscheln enthält das Geschlecht: Thalassites Berg. (9&/c00« Meer). Im allgemeinen haben sie die Ferm unserer Süsswassermuscheln, pflegten daher auch Unio genannt zu werden, allein schon ihr viel kräftigerer Schalenbau unterscheidet sie. Desshalb kann auch ihr Schloss und der Eindruck ihrer noch stärkern Muskeln leicht aus dem harten Gestein herausgearbeitet werden. Auf der rechten Schale erhebt sich unmittelbar über dem starken vordern Muskeleindrucke auf breiter Unterlage ein spitzer Zahn, der gewöhnlich mit dem Zahne der lebenden Unio vergliehen zu werden pflegt, Allein er ist glatt, weiter vom vordern Wirbel entfernt, und erhebt sich nicht unmittelbar auf der Unterstützungsleiste, sondern es bleibt über, unter und hinter ihm ein freier Platz, nur 144 Thalassites. zum vordern Muskeleindruck, wo er übrigens seine grösste Breite hat, fällt er senkrecht zur Tiefe hinab. Dabei findet sich hinter seiner Basis der markirte Eindruck eines Hilfs- muskel, welcher bei Unio ganz an der entgegengesetzten Seite liegt. Diesem entsprechend hat die linke Schale bei gleichliegenden Muskeln eine tiefe Grube, die ebenfalls auf freier Fläche liegt, kaum ist der Ober- und Unterrand der Grube etwas aufgerichtet, um sich an die Wurzeln des Zahns der rechten Schale sicherer anlegen zu können, @ie Grube fehlt der Unio ganz, der Zahn der rechten Schale versteckt sich unter zwei gefurchten horizontal hervorstehenden Zähnen). Während bei Unio die Zahn- lamellen hinter den Wirbeln kaum eine Basis haben, so hat sich bei unsern Liasmuscheln eine sehr breite Basis erzeugt, auf der sich unterhalb der Wirbelspitze einige schwache Falten, oblitterirten Zähnen vergleichbar, schief nach hinten ziehen. Die Hauptfalte, welche sich lang nach hinten zieht, ist nicht etwa scharfkantig, wie bei Unio, sondern es ist nur eine breite Kläche, am obern Rande durch eine nach hinten allmählig breiter werdende tiefe Furche begrenzt, in welcher das Ligament sich fest- setzte. An der rechten Schale wird diese lange Schloss- falte plötzlich gar schmal, die Ligamentgrube wird dadurch sehr breit, doch zieht ein stumpfkantiger Rücken ununter- brochen fort und verliert sich ‘oberhalb des hintern Mus- keleindruckes im Rande der Schale (Sw. 185). Dagegen bildet sich unter dem Ende dieser Falte unmittelbar ‘vor dem Muskeleindrucke eine tiefe etwas längliche Grube aus, deren Unterrand zahnartig hervorspringt. An der linken Schale verliert sich die lange Schlossfalte nicht am Hinterrande der Muschel, sondern sie endigt unmittelbar über dem Muskeleindruck in einen Zahn, Sw. 223. 2, der, ähnlich gebildet, wie auf der rechten, ebenfalls über sich eine Grube zeigt, aber auch unter sich eine flache Ver- tiefung, worin der Zahn der rechten Schale ruht. Besonders Thalassites concinna, crassiuscula. 145 tief sind die Muskeleindrücke, so dass die Steinkerne denen von Trigonien oder Crassatellen gleichen, und unter den Wirbeln liegt eine kleine tiefeingedrückte, aber durch ihre Anwachsstreifen stark begrenzte Lunula;: In Schwaben werden diese Muscheln nur in den untersten Schichten des schwarzen Jura gefunden , aber in den mamnigfachsten Formen. Die Gruben vor und hinter den Wirbeln erinnern an Cyrena. | | 18 ‚ Thalassites concinna Sw.223, wo in Fig 2 das Schloss der linken Schale etwas undeutlich abgebildet ist. . Ziet. 60, Fig 5 ist ganz falsch gezeichnet, da das Exem- plar nicht: gehörig vom Sande gereinigt ist: Goldf. Tab. 132. Fig. 2. b der Steinkern vorzüglich gezeichnet, wo über den Muskeleindrücken die Erhöhungen die Form und Lage der Schlossgruben andeuten. Die Form der Muschel ist länglich eiföormig und der Form unserer Süsswasser- unionen durchaus verwandt. In den untersten Sandsteinen des Lias, wenn alle Muscheln, selbst die Austern, Stein- kerne sind, so hat sich ihre dieke Schale noch wohl er- halten. In den norddeutschen Liassandsteinen von Rocklum : (zwischen Osterwiek und Schöppenstedt) finden sich mit Amm. Bucklandi und Gryphaea arcuata zusammen die trefflichsten Exemplare. Thalassites crassiuscula Sw. 185, wo‘ das Schloss wieder erkennbar ist, wenn’ man es in Muster= exemplaren studirt hat, besonders ist auch in der obern Dublette die kleine Lunula deutlich. Die Muschel ist viel kürzer und gedrungener. Nicht alle Exemplare sind so gross als Ziet. 60. 1, gewöhnlich finden sie sich viel kleiner. Waldhäuser Höhe, Stuttgart ete. in der untersten Kalkbank unter den Sandsteinen. Bei Ohrsleben (zwischen Magde- burg und Wolfenbüttel) kommt im untersten Lias eine Bank vor, wo diese Species sich so vollkommen aus der Muschelbreccie herausschält, wie man es in dem Tertiär- gebirg nur anzutreffen pflegt. Quenstedt, Flözgebirge, 10 4146 on» Thalassites Listeri. os, Thalassites Listeri Sw: 154, die allem Anscheine nach: sämmtlich ‚nieht aus dem Zechstein, sondern.aus dem Lias ‚stammen.: ‚Sie stimmen vollkommen mit! den Schwä- bischen.; Die Anwächsstreifen sind ganz besonders runzelig, und der Unterrandetwas ausgebuchtet. 'Th. hybrida: 154. 2. ist, davon «nicht ‘wesentlich verschieden , nur: so ' gross wie: Fig. 1 und 4: werden sie in Schwaben nicht. Zieten’s Unio depressus 61. 1 stimmt damit ebenfalls vollkommen überein. Wir haben dem Namen Listeri den Vorzug ge- geben. ..Auf den | Bergen von: Tübingen häufig. ' Wellte man-aus allen den:geringen ' Formenabänderungen Species machen, so müsste man sie zur Unzahl vermehren. Wir halten ‚däher auch‘'Unio Nilsoni: 'und U. trigonius (Koch und Dunker ‚Beiträge zur Kenntniss des norddeutschen Oolithengebildesünd dessen Versteinerungen,, Braunschweig 1837) nicht wesentlich verschieden, die bei Exter’unfern Rinteln in Begleitung von Östraea irregularis im untersten Lias' ganz wie‘ bei: Tübingen’ vorkommen. Der Steinkern Ziet. Tab. 57. 5, einer Nucula zugeschrieben, gehört eben- falls hierher. Wenn man noch andere dünnschalige Muscheln Unionen genannt hat, so beruht diess auf entschiedenem Irrthum. So z. B. ist Zieten’s Unio liasianus '61. 2,’ eine junge Pholadomya ambigua, deren radiale Streifen nicht recht ausgebildet sind, Unio abductus 61. 3, hat Ai MARIN mit Unio gemein etc. «Astarte complanata Römer (die RE des norddeutschen Oolithengebirges, Hannover 1836 Tab. 6-Fig. 28), besser und vollkommen mit‘ der Würtember- gischen übereinstimmend , Goldf. 134: 6 (excavata Sw. 233 genannt, mit der sie allerdings Aehnlichkeit hät). In allen Alterszuständen hat die flache Muschel: die Form eines . fast, symmetrischen Trapezes, dessen Schlosskante bedeu- tend kürzer ist als die etwas bauchig vorspringende Unter- kante. Lunula und Ligamentgrübe ‘scharf ausgeprägt. Mit den Thalassiten zusammen in den untersten Kalkstein- Pholadomya ambigua. 147 bänken. Uebrigens kommen ähnliche Formen noch in braunem Jura vor. Wenn nicht die Posidonien in den ältern Ge- birgen theilweis Astarten sind, so ist. es die erste Astarte, welche sich: in würtembergischen Formationen findet. Bis hierher war es leicht die Geschlechter der Pele- cypoden zu bestimmen, allein es folgen nun eine ganze Reihe sehr dünnschaliger Muscheln, an deren generischer Bestimmung man bis jetzt ohne Erfolg sich versucht hat. Gleich in den untern Kalken mit Thalassiten zusammen kommt \eine':sehr bombirte Muschel vor, deren runzelige Anwachsstreifen sammt den hochhervorstehenden Wirbeln ziemlich gut mit Corbula cardioides Phill. I. Tab. 14. Fig. 12. übereinstimmen, wie auch schon Zieten 63. 5 ange- nommen hat. Jede Spur von: Schloss fehlt, dass es eine Corbula sei, dafür hat man gar keine Gründe. Die hoch hervorragenden Wirbel und die einföormig gerundete Schale bringt sie in die Nachbarschaft der sogenannten Bucarditen (Isocardien), von denen man bis jetzt auch nur wenig weiss.‘ In England warden diese Muscheln um ein Drittel grösser als kei uns, aber sie kommen dort ebenfalls in den untersten Liaslagen vor. Mit ihr zusammen auf den Bergen nördlich von Tübingen Amphidesma donaciformis Phill. von denen wir später handeln, die näher beleuchtet den Pho-+ ladomyen doch sehr. verwandt zu sein scheinen. Denn auch von der tsaoto 20 107? Pholadomya ambigua Sw. 227. Zieten 65.1 gibt es eine glatte und gestreifte Varietät. Die glatte, bei Zieten 61. 2, Unio liasianus genannt, wird oft noch grösser als die gestreifte, beide sind aber durch Vorkommen und Uebergänge so mit einander verbunden, dass man sie nicht von einander trennen darf. Die gegen einander gekrümmten Wirbel, das starke Klaffen der Hinterseite, so wie das viel schwächere der vordern, in Verbindung mit den 8 bis 10 radialen Rippen, die nur so weit zum Unterrande strahlen, als die Schalen nicht klaffen, erinnern an die Form | 10 * 148 Helicina polita. der Pholas. Zwei scharfe markirte Kanten begrenzen die hintere lauge Area, so wie die vordere viel kürzere tief eingesenkte Lunula, welche Kanten aber häufig so ver- letzt sind, dass die Muschel selbst nicht einmal zu klaffen scheint. Die Schale immer überaus dünn, von Muskel- eindrücken auf den Steinkernen kaum Spuren zu finden. Die Breite ein wenig geringer als die Höhe, die Länge erreicht noch nicht die doppelte Breite. Sie kommt in Würtemberg nur in den obersten thonigen Kalken vor, erreicht die Numismaliskalke (Belemnitenschichten) niemals, obwohl sie in Norddeutschland (am Rauthenberge bei Schöppenstedt) in dem höhern Niveau häufig, und zwar sowohl glatt als gestreift sich findet. Balingen, Ofterdingen, Vaihingen bei Stuttgart, Göppingen etc. sind viel genannte Fundorte. Das Vorkommen glatter Aviculen, Modiolen etc. übergehen wir. Unter den Gasteropoden gehört Helicina po- lita Sw. 285 zu den wichtigsten, wegen ihrer leichten Erkenntlichkeit und Häufigkeit in den Sandsteinen. Obgleich sie mit keinem der lebenden Geschlechter übereinstimmt, so mag sie doch vorläufig diesen Namen behalten. Die Spira ist wenig hervorstehend, und endigt auf ihrem Rücken mit einer bandartigen Kante, welcher die Umgänge folgen, und die eine zierliche Spirale über der Naht derselben bildet. Es ist das Band der Pleurotomarien, denn die zarten Anwachsstreifen machen, sobald sie in die Nähe dieses Bandes kommen, eine starke Biegung nach hinten. Dabei ist aber-der weite Nabel mit einer mehr oder weniger er- habenen ausgezeichneten Kalkschwüle bedeckt, welche durch eine markirte Spiralfurche von der übrigen Schale getrennt ist. Diess ist der Charakter der Natica, viel weniger der Rotella, mit der sie nur desshalb in Form übereinstimmt, weil durch das Band die Schale in einer Kante hervorgezogen ist. Auch Helicina hat einen ähn- lichen Kalkwulst, daher mag der Name so lange bleiben, Trochus anglicus. 149 bis man sich entschliesst,, sie unter einem besondern Namen in die grosse Abtheilung der Pleurotomarten zu stellen. Nicht mit Unrecht hat sie Sowerby polita genaunt, weil allerdings auf ihr die feinen Spirallinien viel weniger deut- lich sind, als in der höher vorkommenden H. expansa, von der sie sich übrigens durch die weniger hervortretenden Kanten überdiess noch leicht unterscheidet. Die ziemlich hervorragende Spitze an der Basis, in welcher der Kalk- wulst endigt, bleibt in der Regel im Gestein stecken. ' Trochus anglicus Sw. 142, in den Liaskalken zwar sehr verbreitet, ist dennoch weniger ausgezeichnet, weil sie immer nur als Steinkern äusserst selten mit unver- letzter Schale erhalten werden kann, die wegen ihrer rauhen Oberfläche so fest mit dem harten Gestein verwachsen ist, dass sie beim Zerschlagen immer zersplittert. Die kreisel- förmige deutliche genabelte Muschel ist auf den Umgängen an der untern und obern Kante mit Knoten versehen, die selbst auf den Steinkernen nur selten verlöschen. In der bedeutenden Einsenkung zwischen diesen Knotenreihen läuft ein zuweilen sehr erhabenes Band fort (Charakter ‘der Pleurotomarien), welches auf Steinkernen noch durch einen rippenartigen Kiel angedeutet sein kann, oft jedoch so undeutlich wird, dass man sich vergeblich bemüht, auch nur Spuren davon zu entdecken. Die bedeutende Zurück- beugung der Anwachsstreifen in der Gegend des Bandes lässt einen eben so geformten Ausschnitt des Mundes ver- muthen. Ueber die Aussenseite der erhaltenen Schale laufen sehr markirt hervorstehende Streifen hinweg. Die von Zieten 35. 3 abgebildete Pleurotomaria tuberculosa ist der anglica sehr verwandt, nur die Spirallinien sind weniger markirt, auch soll sie in den untern Thonen des braunen Jura, im Teufelsloch bei Eckwälden unfern Boll gefunden sein, Schwefelkieskerne kommen aber dort nicht vor. Nach der Art des Gesteins zu schliessen, dürfte sie aus dem Amal- theenthone stammen. Trochus undosus Ziet. 34. 3 hingegen ug 150 Straklthiere. ist dem anglicus zwar äusserlich verwandt, allein der Winkel des Kreisels ist bedeutend schärfer, das Band zwischen den Knotenreihen ist kaum mehr als eine breite Streifung, ähnlich denen, welche der Windung entlang über Schale und Knoten hinziehen, und die bei anglicus nie- mals so dick werden. Dieser undosus &ehört aber auch nicht dem Liaskalk an, sondern er stammt aus den blauen Kalken des mittleren braunen Jura vom Stuifen bei Wis- goldingen. Andere Trochelitenformen übergehen wir, viel- leicht dürfte Trochus princeps Koch und Dunker (Beiträge zur Kenntniss des norddeutschen Oolithengebirges , Braun- schweig 1837, Tab. 1. Fig. 18), welcher sich undentlich im Liaskalke von Göppingen gefunden hat, dereinst noch | interessant werden. Reich an kleinen 'einschaligen Schnecken ist beson- ders noch der Liassandstein bei Gmünd, Bremerhöfle (west- lich von Hohenstaufen), auf dem Schurwald zwischen Esslingen und Schorndorf, Bempflingen an der Mündung der Erms etc. Mit Thalassiten, Gryphacen, Helicina polita etc. zusammen kommen lange turritellenartige Gewinde vor, mit Spiralstreifen auf der Schale, andere sind glatt, (Ziet. 36, 8) mit tiefem Nabel, wie bei der Scalaria. Bei manchen erheben sich die Umgänge zu einem scharfkantigen Kiele, so dass das Gewinde einer Schraube gleicht. Alle sind sehr zerbrechlich, und zerfallen wie der Sandstein selbst. Ja da ausserdem in diesem Gestein noch Brut von vielen andern Muscheln vorkommt (Exogyren, Ostraea irregularis, Pecten etc.), die theils bekannt, theils unbekannt sind, so kann hier ein glücklicher Fund noch reiche Aus- beute liefern, zumal da das poröse Gestein es häufig zu- lässt, die Muscheln mit einem Federmesser vollständig heraus zu arbeiten. M Von den Strahlenthieren ‚kommen gleich Cidariten in der untersten Liaskalkbauk (Tübingen, Dusslingen an der Steinlach, Bempflingen an der Erms etc.) Basaltiforme : Pentakriniten. 151 vor, sind. im Allgemeinen aber doch selten. Zoll lauge aber dünne mit ‚sehr feinen rauhen lJiängsstreifen ver- sehene Stacheln, kaum von denen des Cidarites gran- daevus im Muschelkalke zu unterscheiden, nur dass sie zuweilen mehrere Zoll lang und verhältnissmässig dick werden, finden wir bei Tübingen auf der Waldhäuser Höhe und an der Strasse nach Stuttgart öfter, Bei Bebenhausen liegen in den obersten Kalkbänken auch Asseln, die denen des Cidarites maximus im braunen Jura sehr gleichen. 'In der querelliptischen glatten Scheibe erhebt sich auf einem gestreiften Kreise die kugelförmige Articulationsfläche, mit einem: grossen vertieften Punkte auf dem Scheitel. Die Wärzcehen zwischen den glatten Scheiben sind mit sehr deutlichen Kreisen kleinster Warzen umgeben, Die Pentakriniten des Jura verdienen grosse Auf- merksamkeit. Sie sind in der Regel bankweise vertheit, und wechseln nach oben stetig in ihren Formen. Dem auf- merksamen Beobachter entgehen sie nie, er lernt sie daher auch leicht unterscheiden, obgleich in der Bestimmung vieler Species grosse Verwirrung herrscht. Die bankweise ver- sammelten sind viel bestimmter, als die einzeln zerstreuten. Ich habe in manchen Schichten Stilstücke zu vielen Tau- senden aufgelesen, alt und jung, alle waren ähnlich ge- zeichnet und geformt. Wenn wir es umgehen können, so benennen 'wir sie nicht mit neuen Namen, sondern unterscheiden sie durch die Lagerungsverhältnisse. Die grösste Familie bilden die Basaltiformen, eine Säule mit fünf heresrinktenden Kanten und eben so viel vertieften Flächen zeichnet sie aus. Ihre Hilfsarme sind sehr kräftig und zahlreich, und scheinen sich auf Kosten der Kronenglieder entwickelt zu: haben. Jedenfalls musste der Büschel der Krone nur verhältniss- mässig sehr unbedeutend sein, da man von ihm ausser .den kräftigen Armgliedern kaum etwas findet, während die kleinen runden Glieder der Hilfsarme nicht nur an Zahl 152 Basaltiforme Pentakriniten. den Gliedern der Säule unendlich überlegen sind, sondern selbst an Kalkmasse ihnen fast gleich kommen. Die Artikulationsflächen gleichen einem zierlichen fünfseitigen Sterne, dessen Blätter genau den Säulenkanten folgen. Dabei treten die hohen Blätterränder so scharf an die Aussenfläehe, dass sie hier sichtbare Kerbung erzeugen. Nur wenn das Säulenglied 5 Hilfsarme trägt, ist dieser Stern an der untern Artikulationsfläche und der obern des daran- liegenden Gliedes sehr undeutlich ausgebildet. Nirgends brechen daher die Säulen leichter entzwei, als an dieser Stelle. Sämmtliche Glieder mussten ausserordentlich leicht auseinanderfallen, denn wir finden in den doch öfter sehr aufgeschlossenen Encrinitenbänken niemals etwas Ganzes. Sie sind daher aueh sehr unvollkommen gekannt, bezeichnen den Jurakalk vorzugsweise, denn schon im weissen Jura werden sie seltener, und in der Kreide fand man die Ba- saltiformen noch nicht. | | Hauptpentakrinitenbank des untern Lias, von Basaltiformen erzeugt. Diese Bank bildet den Schlussstein unserer Abtheilung, Ueber den Arcuatenkal- ken stellt sie sich als eine selten mehr als t/, Fuss mächtige Bank oftmals ein. Die Grundmasse dieser Bank ist schon ein Mergelthon, und alles was sich von Kalk in ihm findet, verdankt er diesen Pentakriniten, womit er überfüllt ist. Die Säulenglieder gehören zu den grössten, welche wir überhaupt kennen. Die Säulenkanten sind durchaus nicht scharf, sondern gerundet, und stimmen mit Goldf. P. sca- laris tab. 52 fig. 3. d ziemlich genau (die übrigen Formen unter diesem Namen gehören wohl andern Thieren an), nur sind die Glieder in der Vertiefung der Säulenflächen nicht glatt, sondern rauh punktirt. Glatte Abänderungen, die ich auch zu dieser Species zählen möchte, kommen zwar vor, aber nicht in dieser Schicht, sondern zerstreut in höhern oder tiefern Ablagerungen, sie spielen dann in eine Form hinüber, die ich unter dem Namen P. scalaris später iv. 1. 3. Turnerithone. 153 auszeichnen werde. Die in Unzahl zerstreuten Hilfs- armglieder sind nur in den äussersten Spitzen länger als breit, gewöhnlich sind sie so lang als breit, ihren Nah- rungskanal umgibt eine kreisförmig geschwungene Linie, einerseits mit zwei Hakenfortsätzen, nur die der Säule zunächst ansitzenden sind elliptisch mit einem Querstriche auf der Artikulationsfläche. Ihr glatter Umfang ist nur an einer Stelle von rauhen Punkten unterbrochen, die oft zu einer hohen Wulst anschwellen, was sie alle sehr kenntlich macht. Zwischen je zwei Gliedern mit Hilfsarmen lagen wenigstens zwölf Glieder, die Säule bricht an allen Stellen mit gleicher Leichtigkeit. Alle Theile sind in den schönsten Kalkspath verwandelt, die Hauptkrystallaxe folgt der Längs- richtung der Säule, der blättrige Bruch hat aberin verschiede- nen Theilen eine verschiedene Lage zu der Säule des Penta- kriniten (ob er sich spiralförmig dreht?}. Gewöhnlich be- steht diese Säule aus zwei verschiedenen Kalkspathindi- viduen, von denen das eine um das andere um 30° ver- dreht sein dürfte, 60° können es wenigstens nicht sein, denn sonst müssten die Kanten des einen Individuums sich symmetrisch aus den Flächen des andern erheben, was nicht der Fall ist. Ä Basaltiforme Pentakriniten kommen auch schon in den untersten Concinnenkalken bei Waldhausen und auf der Strasse nach Stuttgart vor, zwar scheinen sie viel scharf- kantiger an der Säule, auch die Hilfsarme sind länglicher, doch alles zu wenig deutlich, als dass wir sie besonders auszeichnen könnten, Die braunen Hölzer im Liaskalke, und was sich sonst von Pflanzen vorfindet, sind bis jetzt noch keiner besondern Charakteristik würdig (Coniferen). 2) Thone mit verkiesten aber sparsam vertheilten Muscheln. Kaum hat man die Hauptpentakrinitenschicht verlassen, so stellen sich dunkelgefärbte Schiefer ein, die local ge- wissen Uebergangsthonschiefern ähnlich werden können, nur durch ihren Bitumenreichthum sich leicht unterscheiden. 154 IV. 1. #8. Turnerithone. Allein die Konsistenz dieser Schichten währt nicht lange, das ganze Gebirge zerfällt sehr bald in lauter eckige graue schwarzschäckig gefärbte Bruchstücke von Schieferthon, welche plötzlich steil ansteigend und von nackten Schluchten zerstörender Platzregen durchschnitten durch eine Mächtig- keit von 50 bis SO Fuss (und darüber) die volle Aufmerk- samkeit auf sich ziehen, Zu reichen Fundorten von Petre- fakten werden sie selten, so aufgeschlossen sie auch sein mögen. Ausser Geoden von T'honeisenstein, durch Ver- witterung in Brauneisenocker verwandelt, und einzelnen zersetzten Schwefelkiesknollen scheint der überall gleiche Schiefer kaum etwas zu verbergen. Zwar ziehen sich in die untern Lagen noch einige festere Bänke hinein, die Pecten tectorius, Thalassiten, Terebrateln aus der Ramilie der Cineten und andere bald den verlassenen, bald den kommenden Muscheln verwandte, enthalten; doch nicht lange, so schwinden auch diese, und dann dürfen wir nichts weiter als einzelne zerstreute Ammoniten, die sämmtlich durch 'anklebende Kiesknollen bis zur Unkenntlichkeit ent- stellt sind, und sparsam vertheilte kurzscheidige Belem- niten zu finden hoffen. Jene Ammonitenknollen liegen frei in schwarzem oder grauem Schiefer, verwittern leicht zu Brauneisenocker, und wer nicht durch längere Uebung an derartige Erfunde gewöhnt ist, wird sie leicht übersehen. Vorzüglich ziehen Amm. Turneri, Amm. armatus und Amm. capricornus die Aufmerksamkeit auf sich. | Ueber diesen Thonen folgt gewöhnlich eine nicht selten bis 10 Fuss mächtige Ablagerung von harten schwarzen an der Oberfläche braungelben Steinmergeln. Man darf sie nicht mit den Numismalismergeln verwechseln. Sie sind in Schwaben die Hauptfundgrube für Teerebr. vicinalis und lagenalis, Spirifer Walcottii, Pholadomya ambigua, aber auch Pleurotomaria anglica und Gryphaeen kommen darin vor, selbst verkieste Nuculen und manche andere kleine Muscheln fehlen’ nicht, so dass man sie als ein Verbin- Verwitterung der Kiesmuscheln. 155 dungsglied zwischen Arietenkalken und den ROHR Nu- mismalismergeln ansehen muss. Darüber macht endlich eine zwar nur behenals aber gie durch Petrefakten bezeichnete T'honmergellage den Schluss. Ammonites oxynotus, raricostatus, bifer, Penta- crinites scalaris lebten hier allein. Ueber ihnen entwickeln sich überall die grauen Steinmergel der 'Tercebratula numis- malis, die durch Farbe und Einschlüsse wieder den WERNE: eines neuen Mittelpunkts bilden. Das auffallendste Phänomen dieser Schichten ist die Verkiesung der Muscheln. Obgleich der. Lias durch seine verkiesten Muscheln sehr ausgezeichnet ist, so fand sich in der vorigen Abtheilung («) noch nichts der Art, höchstens dass einige Arieten Steinkerne mit einer dünnen gelben Kiesschicht überzogen sind. So bald man aber die eben beschriebenen 'Thone (£P) erreicht, so ist umgekehrt alles, was sich an organischen Resten vorfindet, nur durch den Schwefelkies erhalten. Der Schwefelkies ersetzt zwar die festen Kalktheile niemals, sondern er dringt nur in die hohlen Räume der Muscheln ein, und erzeugt sich da in grossen Knollen und Klumpen, wo das weiche Thier ver- weste. Allein dieser Kieskern, leider nur zu oft durch die unförmlichen‘ Klumpen verunstaltet, kann uns, solange der Schwefelkies unzersetzt ist, den vollkommensten Ab- guss der Muschel geben. Ueber und zwischen diesem Kiese liegt zuweilen noch die wirkliche gebleichte, Kalkschale erhalten, gewöhnlich aber klebt, an dieser Schale so. viel Thon und andere verunreinigende Masse, dass. von Struktur der Schale wenig zu entdecken ist. Mit der, Verwitterung des T'hons fällt daher auch die Schale in kleinsten Brocken auseinander. Dazu kommt noch, dass ‚der Schwefelkies selbst sich nicht immer mit glatter: Oberfläche den hohlen Räumen gefügt. hat.; Sobald diese Schale Umfang genug hat, um grössere Quantitäten von Kies aufzunehmen, so behielt der Kieskern zwar. noch .die allgemeine Form der N 156 Amm, Turneri. Muschel bei, allein seine Oberfläche ist rauh, verunreinigt und nach allen Richtungen hin mit tiefen Sprüngen ver- sehen. Das Ganze erscheint wie eine gegohrene Masse, die bei ihrer Aufblähung die Schale zertrümmerte und folglich auch die Form verunstaltetee Kommt nun ein ‚solcher Kern an die Luft, so ergreift der Oxydationsprocess schnell die rauhen Spalten, der erzeugte Eisenvitriol und die freie Schwefelsäure bemächtigen sich auch der festern Theile, und das baldige Resultat ist ein Klumpen erdiger Brauneisenocker. Derselbe Kies, welcher die Form uns erhalten hat, wird auch wieder die Ursache schneller Zer- störung durch die Atmosphärilien! Nur ein Zusammen- wirken günstiger Umstände kann uns daher eine vollstän- dige Form solcher Muscheln in die Hände spielen. Von Ammoniten finden wir in der Regel die innersten Theile der Windungen erhalten, die grössern Umgänge sind immer zerstört, oder im glücklichsten Falle findet sich davon nur ein Bruchstück erhalten. Hier ist bei der Beschreibung der Formen noch eine grosse Lücke auszufüllen, aber hier stellten sich auch gegen das Ermitteln der zusammenge- hörigen Theile und der Bestimmung = Species nicht un- bedeutende Schwierigkeiten ein. Ammonites Turneri Sw. 452 obere Figur, ein ausgezeichneter Ariet, der aber, wie auch nach Sowerby in England, immer nur verkiest sich findet. Wäre diess nicht. so würde man ihn leicht mit Brookii verwechseln, Seinem Habitus nach gleicht er dem mit ungezackten Rip- pen versehenen A. costatus, auch schwillt der hervor- stehende Siphonalkiel zwischen je zwei Rippen, wiewohl undeutlich, an, aber die Furche, welche den Kiel von den Rippen trennt, fehlt ganz, Die Rippen sind scharf, gehen in gerader Linie über die Seite hinweg, und biegen sich selbst auf dem Rücken, wo sie um ein Weniges sich ver- dicken, unbedeutend nach vorn. Die flache nach vorn gekehrte Convexität der Rippen auf der Seitenregion, Amm. armatus. 157 welche Zieten Tab. 11 Fig. 5. so scharf hervorhebt, und die auch Sowerby in seiner Figur angedeutet hat, ist wider- natürlich, und auf den vielen von mir verglichenen Exem- plaren nirgends zu finden. Sie mag vielleicht durch Ver- drückung entstanden sein. Die Umgänge liegen frei, und bedecken wenig über ein Viertheil ihrer vorhergehender Windung. Loben und Sättel sind wenig gezackt. Rücken- lobus sehr lang aber auch bedeutend breit. Der Seitensattel ganz besonders hoch. Am Sutturlobus ist die Halbe über der Naht sehr flach, während die unter der Naht fast so tief als der: Bauchlobus hinabreicht, eine Unsymmetrie, die in gleichem Maase sich bei keinem Arieten wiederfindet, Die Kammern unter dem Schwefelkies sind hohl und mit weissem Kalkspath erfüllt. Er gehört zu den wenigen Ammoniten, die, ob sie gleich mehr als ®/ı Fuss Durch- messer erreichen, bis zur Wohnkammer hinaus im ver- kiesten Zustande ihre Form erhalten haben, wiewohl der letzte Umgang; gewöhnlich sehr rauh und entstellt ist. Der Ammonit ist in den beschriebenen Thonen so verbreitet, dass wir dieselben am bezeichnendsten Turnerithone nennen, In der Erms bei Betzingen, in den nächsten Um- gebungen von Balingen, im Bollerbach zwischen Heiningen und Betzgenrieth etc. Ammonitesarmatus Sw, 9. mit rundlicher Mund- öffnung und ganz frei liegenden Umgängen, Feine faltige Streifungen gehen über Seiten und Rücken, durch welche in der Nähe des Rückens dicke und hohe Knoten jederseits hervorbrechen, die die Falten in ihrem Verlauf wenig stö- ren, Die Mundöffnung wird aber stark hervorgedrückt, und bekommt ein vierseitiges Lumen. Die Anzahl der Knoten (8 bis 10 auf einem Umgange) ist bei den Schwä- bischen viel geringer als bei dem Englischen, aber desto grösser sind auch die Knoten. Die Loben stimmen jedoch genau, und schliessen sich an die gewisser Capricornier (natrix) enger an, als an andere. Der Rückenlobus hat 158 Amm. ctapricornus. einen sehr breiten Stiel; von dem die langen ‚schmaleu Ziacken 'auslaufen, um so schmaler‘ ist der Stiel des etwas längern Seitenlobus, der sich in zwei grosse Zacken spaltet, von denen der untere etwas tiefer hinabreicht als der obere. Der zweite Seitenlobus erreicht nicht die Grösse "eines dieser Zacken. Der Hilfslobus tritt schief aus der Naht. Die Loben unter der Naht 'sind mir nicht ‘bekannt. Der Ammonit ist: selten, und bislang nur in den ’Thonen mit A. Turneri' vorgekommen, wo ihn Herr Wittlinger jun. 'zu Heiningen (im Bollerbach zwischen Heiningen und Betz- genrieth) entdeckt hat, dessen Sammlung in Beziehung auf Prachtexemplare und auf genaue Fundorte der Göppinger Umgegend von besonderer en für Würtember ae Vorkommnisse ist. 'Ammonites capricornus Schl. JE, Wi Buch. | Ueber Ammoniten. Berlin. Acad, der .Wissensch. 1832 Tab. 4. Fig. 4. b bis d. Loben von einem jungen Exemplar). Der Repräsentant einer ausgezeichneten Familie. Die nie- mals, gespaltenen Rippen werden auf dem Rücken so breit, dass sie einem erhabenen Rhoembus gleichen, daher A. planicosta Sw. 73 genannt. 'Zieten 4. 8: Mundöffnung fast breiter als hoch, geringe Jnvolubilität. »Rückenlobus solang als der Seitenlobus. Am Sutturlobus ist der Zweig‘ über der Naht sehr. flach, während der unter der Naht schmal und tief hinabgeht. Die Breite der Rippen: auf dem Rücken ist -mannigfaltigen Abänderungen unterworfen. .; Die: Varietät mit .breitesten Rippen auf dem Rücken fand ich nur: in Begleitung: des Turneri (woher auch das Zietensche Exemplar stammt, nicht von Gammelshausen, wo gar kein Lias mehr ansteht). Erst! ganz oben unter dem Numismalismergel kommt eine Varietät vor, deren Rippen auf. dem; Rücken nicht. merklich. breiter sind als auf den Seiten (Amm. ma- eulatus Phill. 13. 11), aber mit einer entschiedenen Biegung nach vorn, Sie sind häufig, bleiben aber sämmtlich nur klein, begleiten und gehen über in den Amm. raricostatus. 159 ‚Ammonites raricostatus»Ziet. 13. 4. fast nicht involut gleicht er. einer Scheibe, ‘deren innere Umgänge meist fehlen. Selten wird er grösser als ein Thaler, ‚doch finden ‚sich Bruchstücke, die auf einen doppelten und drei- fachen Durchmesser hindeuten, Nur in den Geoden an der Eyach oberhalb: Balingen habe ich solche Exemplare ganz erhalten gefunden. Seine Rippen treten auf den Sei- ten um. so schärfer hervor je älter er wird, und ‚gehen ohne irgend eine Biegung zu machen auf den breiten Rücken: Ehe: sie jedoch den Kiel erreichen, verflachen sie sich be- deutend, verschwinden aber nicht ganz. Der Kiel: selbst ist durch eine feine aber sehr ‚deutliche Linie: 'bezeichnet (bei Zieten gleicht sie einem dicken Kiele, so; istires: in der Natur nicht), welche längs des Rückens fortläuft, und die Schale zu einer bedeutenden Zahl feiner aber zier- licher Querwellen ' erhoben hat, welche zu lang und .breit sind, ‘als dass sie mit einem knotigen Kiele verwechselt werden könnten, Dabei ist die Mundöffnung so deprimirt, dass sie: im:ausgebildeten Zustande! oft;kaum halb so hoch ist-als breit, wozu..die Schärfe der Kanten auf den Seiten ein, bedeutendes beiträgt. Mit Recht sind die Ammoniten sparsamrippig genannt, denn der Zwischenraum zwi- schen den hervorragenden Rippen ist mehr als doppelt: so breit als die Rippen selbst, wodurch ‚der Ammonit ein: sehr ungewohntes Ansehen bekommt. Untersucht man die; wenig zerschnittenen :Loben in. etwas herangewachsenen;Exem- plaren, so'sind es die eines ausgezeichneten Arieten,»»Der schmale 'Rückenlobus entschieden länger als der Lateral: Der Lateralsattel sichtlichhöher hinaufragend als der Rücken- sattel! Am Sutturalloebus geht die unter der Naht ';ver- borgene Hälfte entschieden tiefer. hinab ‚: und: deri:schmale in Spitzen endigende Bauchlobus ist wenigstens dreimal so lang als breit. Nach den Loben zu urtheilen kommen meh- rere Varietäten vor, die jedoch nur durch Zeichnung deutlich gemacht werden können, Mit ihm zusammen findet sich stets 160 Amm. bifer. Ammonites bifer (der zweigestaltete). Eine Menge von Merkmalen vereinigen sich, diesen mit zu den ausge- zeichnetsten Muscheln der ganzen Liasformation zu machen. Solange seine Röhre nicht dieker als ein Rabenkiel ist, ist er ohne Rippen, und hat eine fast kreisrunde Mundöff- nung, nur feine kaum sichtbare Streifen, auf dem Rückeh ein wenig nach vorn gekrümmt, bedecken die glatte Schale. Häufig ist er dann excentrisch gewunden mit weitem Nabel von Planorbis oder Euomphalus. Kaum wird er aber grösser, so erheben sich die Streifen auf dem Rückey zu gröbern Falten, und noch hat er nicht die Grösse eines Thalers erreicht, so gleichen diese Falten schon hohen comprimirten Stacheln, auf denen nicht selten noch eine doppelte Spitze angedeutet ist. In Folge dieser Falten ist die Mundöffnung mehr als von doppelter Breite der Mund- höhe, und bei der geringen Involubilität gleicht sie einer halben Ellipse, deren grosse Axe in der Bauchlinie liegt, so ansehnlich erhebt sich der Rücken empor. Auf dem Rücken fehlt jede Spur von Kiel, auch die Seitenrippen ver- schwinden gänzlich, und lösen sich nur in eine grosse Anzahl feiner Linien auf, welche die glatte Convexität des breiten Rückens leicht unterbrechen. Er ist viel zerbrech- licher als raricostatus und seine noch höhern aber kürzern Rippen haben an der KNahtseite eine eigenthümliche Krümmung nach vorn. Dabei sind seine Loben niemals im gleichen Maase deutlich, weil sie tief gezackt mit ihren Spitzen sich in den verschiedenen Reihen berühren. Der Dorsal- nur ein wenig kürzer als der Seitenlobus, der Rückensattel durch zwei schmale Nebenloben tief gespalten. Es ist das der Charakter der Capricornier, wo alle Loben schmal und mit langen Zacken hinabgreifen. Der Suttural- lobus über der Naht zwei lange gespreizte Zacken, unter der Naht nur einen Zacken. Das grösste Stück, was ich kenne, hat in der Mundöffnung 7 Linien Breite und 4 Li- nien Höhe. Er bleibt daher viel kleiner als der raricostatus. Amm. oxynotus. 161 Amm. oxynotus (o&vg scharf, vorog Rücken). Es ist der scharfkantigste Ammonit, den ich kenne. Der erste Eindruck ist der eines Falciferen, etwa eines jungen Opa- linus. Eine gründliche Analyse stellt ihn aber ‘zu den Amaltheen. Ich zweifle kaum, dass Zietens A. maeandrus tab. 9 fig.6 a bis c ihm angehört (der aber bei Gammels- hausen nicht vorkommen kann). Zu vergleichen wäre auch noch A. clevelandicus bei Phillips tab. 14 fig.6. Die deut- lichen Falten der Seiten gehen fast gerade hinauf, biegen sich aber in der Rückengegend ganz bedeutend nach voru (nach Buch ein Hauptmerkmal für Amaltheen). Sobald ihre Biegung; beginnt, verschmälert sich ihr Rücken schnell zu einer hoch hinaufragenden scharf schneidenden Kante (in grössern Exemplaren wird sie fast so scharf als die Kanten der Axinitkrystalle), die Zieten im Querschnitte (c) noch zu wenig hervorgehoben hat, und wenn man auf- merksam beobachtet, so erhebt jede feine Falte den Kiel zu einem feinen Knoten hinauf, wodurch die Schneide fein gesägt wird. Gewöhnlich liegt der vierte Theil der Umgänge (bei grossen Exemplaren nur noch !/s) frei, und da die Mundhöhe oft gegen das Dreifache der Breite beträgt, so nehmen sie schnell ein scheibenförmiges Aussehen an. Die Loben sind ziemlich tief zerschnitten, und auffallend genug hängt der breite Rückenlobus viel tiefer als der kaum halb so breite Seitenlobus hinab. _Der Seitensattel ist schmal aber eben so hoch als der fast doppelt sa hreite Rückensattel. Höchst eigenthümlich ist die Bildung des zweiten Laterallobus: die obere Wand dieses Lobus geht senkrecht zum hohen Seitensattel hinauf, die untere Wand erreicht nicht die Hälfte dieser Höhe, die Lobenlinie bricht vielmehr unter einem rechten Winkel plötzlich ab, und ob sie gleich noch mehr als ein Dritttheil der ganzen Seitenbreite bis zur Naht der Umgänge zurückzulegen hat, so bildet sie doch auf dem ganzen Wege kaum mehr als eine einfache Ziekzacklinie. nur der einzige grösste Quenstedt, Flözgebirge. 11 162 Amm. oxynotus. Lobus darunter hat drei einfache Zähne. Dabei läuft diese Linie noch merklich bergan. Demungeachtet erreicht eine gerade Linie vom Punkte, wo sich die Lobenlinie mit der Naht des Umgangs schneidet, zur Spitze des Rückenlobus geführt die Spitzen des Seitenloben nicht, diess ist noch eine auffallende Verwandtschaft mit Arieten. Der Zickzacklinie entsprechend läuft die Lobenlinie unter- halb der Naht fort, und bildet nur, ehe sie den kurzen schmalen Bauchlobus erzeugt, jederseits desselben einen etwas bedeutenderen, aber auch immer nur kleinen Loben. Die Brut desselben ist oft dick und wohl genährt, je älter sie wird, desto schmaler, gewöhnlich kaum grösser als ein Guldenstück, unter allen Ammoniten dieser .Thone bei weitem die häufigsten. Der Oxynotus kommt in England . (Cheltenham) ganz wie in Schwaben vor, wie vom Lord Cole geschenkte Stücke beweisen. » Letztere drei Ammoniten, häufig die Kammern mit Schwerspath erfüllt, finden sich überall vereinigt bei Balingen, Ofterdingen, Metzingen, Esslingen etc. etc. und nehmen immer die oberste Region der Turnerithone ein, weder höher noch tiefer habe ich je eine Spur davon ent- decken können. Sobald sich die ersten Numismalismergel einstellen, darf man nur unmittelbar in den schwarzen Thonen darunter wühlen, um welche zu finden. Mit Recht grenzen wir daher hier den untern Lias ab. Gewöhnlich findet sich mit ihnen noch allerlei Brut vereinigt, besonders A. capricornus und A. natrix, die zwar nicht mit bifer, aber wohl mit raricostatus verwechselt werden können, denn ihr äusseres Ansehen, namentlich auch die scharfen Rippen sind bei allen Dreien ganz gleich, doch hat der raricostatus einen deutlichen, wenn auch sehr schwachen Kiel; der capricornus auf dem Rücken sehr breite Rippen, die durchaus nicht unterbrochen sind; der natrix zu den Seiten des Rückens auf den Rippen sehr deutlich aus- gedrückte Punkte, und zwischen diesen Punkten spalten Pentacr. scalaris. 163 sich die Rippen auf dem Rücken in kleine Falten, wie bei raricostatus, nur fehli der Kiel. Die capricornus und natrix erreichen ihre Hauptentwicklung erst in den fol- genden Steinmergeln. Hiezu, und nur zu diesen drei Ammoniten, gesellen Sich gewöhnlich einzelne Säulenstücke von Pentacrinites scalaris, so möchten wir nur die- jenigen Säulerstücke nennen, welche bei Goldfuss tab. 52 fig. 3. g und h abgebildet sind, nur mit dem Unterschiede, dass sie bei uns gewöhnlich die doppelte Breite erreichen. Sie gehören entschieden zu den ausgezeichnetsten Glieder- stücken unter den Basaltiformen. Die Seiten der Säule sind so tief eingedrückt, dass das Mittelstück nur wie eine dicke Axe erscheint, an welcher die fünf Kanten sich gleich wirtelständigen Flügeln anlagern. Der Raum zwischen je zwei wechselständigen Seiten ist oft kaum halb so breit, als der zwischen je zwei wechselständigen Kanten. Da wo der Eindruck der Seite am tiefsten ist, erhebt sich auf jedem einzelnen Trochiten ein markirter Querwaulst. Bei einem Säulenstück wechseln daher Wülste mit Gruben ab, wodurch die Säulenfurchen ein treppenförmiges Ansehen erhalten, Merkwürdiger Weise bestehen die einzelnen gefundenen Säulenglieder gewöhnlich aus 7 oder 8 einzelnen Trochiten, selten kommen 6, niemals 5 oder 9 vor, und diese Regel gilt sowohl für junge, als alte Individuen, und hängt von der Vertheilung der Hilfsarme ab. Dasjenige Glied nämlich, welches 5 Hilfsarme trägt, hat eine ganz glatte (pag. 152) Articulationsfläche, während die übrigen Articulationsflächen nicht nur in der Mitte jeder der 5 Blätter ausserordentlich vertieft sind, sondern die Blattränder haben auch sehr scharfe Kerben, wodurch eine so innige Verbindung der Glieder bewerkstelligt wurde, dass die Säule selbst im fossilen Zustande nur ausnahmsweise an Stellen verbricht, wo das abgetrenute Stück keine Hilfs- arme trägt. Sind wir auf diese Merkmale achtsam, so | 11* 164 IV. 1. y. Namismalismergel. wird dadurch die Bestimmung der Species wesentlich er- leichter. Denn wir können jetzt noch hinzufügen, die Hilfsarme sind durch 6 bis 7 Zwischenglieder von einander getrennt. Es ist das eine sehr gedrängte Stellung. Die Glieder der Hilfsarme sind ungemein kurz, ihre Länge kommt kaum der Stärke eines Kartenblatts gleich. Zwar finden sich in den Thonen des Turneri wie des oxynotus noch manche andere Muscheln, Austern, Serpulen, Terebrateln, ovale Nuculen etc,, auch Pholadomya de- corata und Gryphaea cymbium können bis zum Amm. oxynotus hinabgehen, alle jedoch streifen, möchte ich sagen, nur hindurch, und hatten entweder schon tiefer, oder be- kommen erst höher ihre hauptsächlichste Entwickelungs- periode. Schmalblättrige Fucoiden (den spätern des Lias sehr ähnlich). welche sich gleich bei Bebenhausen finden, heben wir als unbedeutend nicht hervor. b) Der mittlere schwarze Jura. y) Grauschäckiger Steinmergel mit Terebratula numismalis. Wenn man auch für einen Augenblick sich in den petrefaktenarmen Thonen nicht orientiren könnte, so ordnet sich das Ganze sehr leicht, sobald die charakteristischen grauen Steinmergel erreicht sind. Gleich unten stellen sich oft mehrere Fuss mächtige feste Bänke ein, reich an Spiriferen, Terebrateln, Belemniten und gewöhnlich fehlen auch einige Exemplare von Gryphaea cymbium nicht, jene charakteristische Muschel, die, wenn auch nicht wie die G. arcuata für die untern Kalke, doch immer eine wichtige Leitmuschel für diese mittleren Lagen des Lias bleibt. An- fangs können nicht alle Steinlagen genug Konsistenz er- reichen, um festere Schichten zu bilden. Die weissen schiefern und blättern sich mit unebener Oberfläche a», zerfallen auch sehr leicht besonders durch den Frost, kön- nen daher zum Mergeln der Felder noch wohl benuzt werden. IV. 1. y. Numismalismergel. 165 Allein obige lockern Rutschen der 'Thonletten bilden sie nie, immer brechen an nackten Stellen die übereinander gelagerten Schichten hervor, und wenn sie auch zu Brocken zerfallen, so bilden diese nur eine rauhe Oberfläche mit wenig knet- barem Thone. Obgleich in dieser Abtheilung die Petre- fakten nicht fehlen, so sind sie doch noch nicht reich. Erst wenn man den festeren Bänken nahe kommt, erreicht man die wichtigste Fundgrube der Liaspetrefakten. Die einzelnen Schichten der obern festen Bänke erreichen selten mehr als ein Fuss Mächtigkeit, ihr Querbruch ist äusserst homogen verbunden mit grosser Sprödigkeit, die Grundfarbe licht grau mit vielen wolkigen schwarzblauen Punkten durchsäet. Ein solcher Kalk ist daher auch unverwitterbar, zerberstet zu äusserst regelmässigen Bruchstücken, die wie künstliche Pflaster auf den Rasen und Feldern hervortreten. Ja die Regelmässigkeit der Bruchstücke ist zuweilen so gross, dass man sie allen Ernstes für Krystallsäulen ge- halten hat, welche die grosse Krystallisationskraft der Erde bekunden sollen, in Wahrheit aber beweisen können, dass die Krystallisationskraft um so geringer war, je regelmäs- siger die Klüfte in diesen homogenen Bänken mechanisch sich erzeugten. Die grosse Sprödigkeit und Homogenität der Kalke bringt es mit sich, dass alle Muscheln, welche damit umhüllt und erfüllt werden, für uns fast verloren sind. Der Stein verwittert nur äusserst schwer. Die ein- geschlossenen Muscheln herauszuschälen gibt es kein Mittel, sie zerspringen, wie das Gestein. Daraus ist die Verwü- stung der in Masse darin zerstreuten Belemniten erklärlich, alles nur Bruchstücke, nirgends ein ganzes Exemplar, und obgleich die Thone und Kalke Belemnitenschiefer genannt sind, so sind es nur Trümmerfelder, wo selbst der emsigste Sammler wenig erfreuliche Ausbeute macht, Dagegen wurde auch ein anderer Theil Muscheln vor dem Untergange gerettet. Der Schwefelkies, welcher bedeutend den Schichten beigegeben ist. häufte sich besonders unter 166 IV. 1. y. Numismalismergel. der Schale der kleinen Muscheln an. Bei der Zerberstung des Gesteins fängt der Kies an zu rosten, der braune Eisen- rost nagt ein Loch in den Kalk, und die Muschel befreit sich auf diese Weise von ihrer Umgebung, leider aber oft nur zu spät, denn die grossen Exemplare darunter haben Sewöhnlich durch die Verwitterung bedeutend gelitten. Die Menge dieser braunen Kiesknollen, durch Regen her- aus gewaschen und zusammengeschwemmt, gibt einen Maasstab, wie viel diese scheinbar armen Steinmergel davon bergen müssen. Kein Feld im Lias ist so rauh, keine Schicht so unfruchtbar, als diese. Nirgends kann sich eine bedeutendere Humusdecke auf weitere Strecken darauf erhalten, immer brechen die wunden Stellen, selbst mitten auf den Fruchtfeldern, besonders aber auf Triften und Strassen hervor, und können wir auch auf diesem petre- fakterreichen Boden nur Weniges von dem Untergange retten, Vieles gar nicht wieder erkennen, so liefert selbst das Wenige noch Ausbeute genug, um uns zu der ÜUeber- zeugung zu bringen: dass diese Region der Stein- mergel Petrefaktensammlern im ganzen Gebiet des Lias die liebste und wichtigste ist. In der Regel haben wir mit diesem Fundort die hauptsächlichste Terasse im Lias erstiegen. Dahinter steigen abermals Thonschichten an, welche bald den Feldern ihre gewohnte Fruchtbarkeit wieder verleihen und die uns zu der folgenden Abtheilung hinüber führen. Wenn daher auch diese grauen Steinmergel nur eine geringe Mächtigkeit haben (im Durch- schnitt 50 Fuss), so ist der Reichthum an organischen Einschlüssen und insonders auch das augenfällige Hervor- treten an der Oberfläche Grund genug, hier einen Ruhe- punkt zu machen. Organische Einschlüsse. Wirbelthiere, sowohl Saurier als Fische, sind hier noch nirgends, diese gehören erst höhern Schichten an, Auch Krebse fand man darin nicht, und nur Ausnahmsweise sind die Muscheln mit Ammon. natrix. 167 schmarotzenden Serpulen bedeckt. Also bleiben auch hier, wie in so vielen Lagen die | Ammoniten das Wichtigste. Nur die innern ver- kiesten Windungen findet man ganz, oft hat der Ammonit noch nicht einen halben Zoll Durchmesser erreicht, so lösen sich seine Kammern schon ab, von andern kommen dagegen die innern Windungen fast gar nicht vor, weil der Kies bis dorthin nicht dringen konnte. Demnach stellt sich uns hier eine Aufgabe eigener Art entgegen: die vielen zerstreuten Bruchstücke wieder zur ursprünglichen Species zu vereinigen. Man sollte diess Geschäft für leicht halten, und doch ist es, weil darin fast gar nicht vorgearbeitet ist, so schwierig, dass man sich über die wenigsten Stücke mit Bestimmtheit ent- scheiden darf. Man würdigt hier erst recht, wie mannig- faltig die Zeichnungen und Dimensionen der Schale sich in den verschiedenen Alterszuständen modificiren, und wären die Loben bei etwas herangereiftem Alter nicht ein sicherer Anhaltspunkt, so würde vieles Mühen vergeblich sein. Gerade aber die Loben sind auf den verkiesten Stücken ringsum trefillicher erhalten, als wir diess in irgend einem Punkte des Jura wieder finden, So werden einzelne Bruchstücke werthvoller als wohlerhaltene Exemplare mit dem Reichthum ihrer Windungen. Dabei sind die Kies- kerne von Individuen die fast gegen einen Fluss im Durchmesser haben mussten, so glatt und vollkommen, dass sie in Rücksicht auf Vollständigkeit und äussere Schönheit wenig zu wünschen übrig lassen, ein Fall, der sich in andern Kiesregionen so selten ereignet. Ammonites natrix Schloth. bei Zieten tab. Afig.5. Zwar ist das graue verkalkte Schlotheimische Original- exemplar des Berliner Museums, das schon der Verfasser des systematischen Verzeichnisses der Petrefaktensamm- lung des verstorbenen wirkl. Geh.Raths Freiherrn von Schlotheim (Gotha 1832) richtig mit Amm. Conybeari Sw. 168 Ammon. natrix. vergleicht, nicht das Schwäbische. Allein da schon L. v. Buch (über Ammoniten pag. 12) die Zieten’sche Be- stimmung aufnahm, und den Ammonit wegen seiner Loben zu den Capricorniern stellte, so wird man den auch für unsere Form sehr bezeichnenden Namen gern darauf über- tragen, zumal da jener ursprüngliche natrix doch der Sower- by’schen Autorität sich fügen müsste. In der That gleicht die junge flache Scheibe einer spiral gewundenen Schlange, deren zahlreiche Umgänge sämmitlich scharf abgegränzt sind. Die Rippen sind sehr deutlich, treten aber in keiner Periode des Lebens scharf hervor. Ehe sie über den Rücken gehen, bewaffnen sie sich mit einem starken Knoten, welcher auf Kieskernen das Ansehen gewinnt, als wäre seine Spitze mit einer Feile abgeraspelt. Zwischen diesem Knoten theilen sich die Rippen auf dem Rücken in mehrere kleine Falten, doch so, dass sie eine Gesammterhebung bilden, die aller- dings an das Breitwerden der Rippen bei capricornus sehr erinnert. Der Seitenlobus hat einen schmalen Stil, und ist bei ausgebildeten Individuen in drei sehr schmale Arme gespalten, die fast die ganze Breite der Seiten einnehmen. Der zweite Seitenlobus kann sich kaum selbstständig von dem Sutturlobus trennen, bei jungen Exemplaren verschmelzen beide fast zu einem, bei alten Exemplaren lagert er sich jedoch schief. an den Sutturlobus an, der ebenfalls sehr schmal ist, und kaum etwas von den Zacken der Unterseite noch unter der Naht verbergen kann. Der Stil des Bauch- lobus ist so breit als der des grossen Seitenlobus und zwar unten breiter als oben, Seine beiden Endspitzen spreitzen sich sehr auseinander. Der Ammonit gehört zu den wenigen, deren Bauchlobus fast immer sichtbar ist. Seitenlobus bald fast so lang, bald bedeutend kürzer als der Rückenlobus. Die wichtigsten Modifikationen sind folgende: 1ste Var. Rückenlobus fast so lang als der Seitenlobus, Mundöffnung nur wenig komprimirt, Knoten auf den schwar- zen Kieskernen ganz flach und breit. Die Brut von diesen Ammon. lataecosta. 169 ist leicht mit A. raricostatus zu verwechseln, mit denen sie schon vorkommen. Sie sind meistens schwarz und gehen nur selten in die Steinmergel hinauf. Ziet. 4. 5. scheint hierhin zu gehören. Selten haben die Mundöffnungen $/, Zoll Durchmesser, dann werden aber auch die Knoten wie Stacheln. 2te Var. Die Mundöffnung höher als breit, im Ver- hältniss von 3:2. Es sind gewöhnlich Stücke von 3, Zoll Mundhöhe ,„ die nur im Numismalismergel vorkommen. Rückenlobus bedeutend kürzer als der grosse Seitenlobus. Dem A. natrix sehr verwandt, und mit ihm sich viel- leicht gar mischend ist Ammonites lataecosta Sw. 556. 1. Ziet. 27. 3. Mit Zietens Figur stimmen unsere Exemplare vollkommen überein, ermitteln lässt es sich aber nicht, ob diess auch wirklich Sowerby’s Species seien. Die Rippen sind meist jederseits mit zwei Stacheln bewaffnet, von denen die obere aber immer stärker ist, als die untere, doch kommen auch Varietäten mit einem Stachel vor, ja im Alter schei- nen beide Stacheln zu verschwinden. Die Rippen gehen über den runden Rücken unzertheilt, werden aber breiter und flacher. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal sind die Loben: Der kleine Sattel, welcher den Rückenlobus spaltet, macht einen grössern Winkel. Der Seitenlobus ist tief in zwei Arme gespalten, von denen sich abermals jeder Arm dichotomirt. Der Nahtlobus liegt sehr sym- metrisch gegen die Naht, denn er sendet auf den Bauch eben so viel Arme, als auf die Seite. Der Bauch- lobus endigt in zwei ausgespreitzten Spitzen, die sogar noch kleine Nebenspitzen haben. Sämmtliche Lobenarme und Lobenstile sind verhältnissmässig schmaler, als bei irgend einem Capricornier, Sie bilden insofern einen der wich- tigsten Hauptrepräsentanten. Die jugendlichen Exemplare kann man sehr leicht mit natrix verwechseln, nur sind sie immer etwas mehr involut. Die unbewaffneten bekommen häufig eine rundliche Mundöffnung, und verlieren sich dann 170 Amm. Jamesoni. unter dem wahrhaften capricornus, besonders in der Varie- tät A. maculatus, die in den Numismaliskalken zwar nicht häufig, aber doch recht ausgezeichnet vorkömmt. Hier ist dann auch Amm. brevispina Sw. 556. 2 zu vergleichen, eine Varietät, die nur durch das Zurücktreten der Stacheln sich unterscheidet. Desgleichen Zietens Hamites spiniger 16.7. Wäre durchaus keine Bauchimpression vorhandes, so müsste man sich allerdings entschliessen, ihn zu den Ha- miten zu stellen. Allein der Bogen zeigt entschieden, dass es ein. Ammonitenbruchstück ist, und das ist wichtiger! denn die verkalkten Enden verdrücken sich gewöhnlich so, dass von der Bauchimpression nur eine Linie zurückbleibt. Vergleiche mit H. spiniger auch den Amm. Jaınesoni. Der Lataecosta ist auch am Rauthenberge eine ausge- zeichnete Leitmuschel, wo er eine in Schwaben seltene Grösse erreicht. Ammonites Jamesoni Sw. 555. 1. Die stark komprimirte Mundöffnung und die einfachen Rippen, welche schon auf den Seiten eine deutliche Biegung nach vorn machen, auf dem Rücken aber noch viel stärker dahin gehen und dabei nur unbedeutend breiter werden, bezeichnen ihn sehr. Loben von ihm zu erhalten, ist sehr schwer, weil gewöhnlich der innere Theil der Schale in harten Brauneisenocker verwandelt ist, welcher die Lobenlinier verdeckt. Mit Lataecosta verglichen sind die Arme und Stile der Loben breiter, die Lobeneinschnitte weniger tief, der Sutturlobus steht symmetrisch auf der scharfen Suttur- kante. Es gibt zwei scharf gesonderte Varietäten: 1) einer mit breiterem Rücken, und mit starken Rippen, wie er bei Sowerby abgebildet ist; 2) ein anderer mit schmalerem Kücken (Mund- öffnung fast doppelt so hoch als breit), dichter gestellten kleinern Rippen. Dabei die Rippen auf dem Rücken fast unterbrochen, wodurch er auffallend an A, angulatus erinnert, nur dass bei ihm niemals eine dichotome Rippe vorkommt. Amm. lineatus. 171 Die erste‘ Varietät scheint viel grösser geworden zu sein, doch verkalkt sie gern in grössern Exemplaren, während die innern jüngern Windungen verkiest darin liegen, Diese Sippschaft von Ammoniten, von denen wir bei weitem nicht ‘alle, sondern nur die wichtigsten Abände- rungen aufgeführt haben, kommt nur als Brut ganz, grösser geworden jedoch nur in Bruchstücken vor, aber in grösster Menge. Auffallen muss es, dass auch Sowerby von diesen Formen nur Bruchstücke abbildet, welche in England eben- falls den mittlern Lias bezeichnen, ' Nicht so häufig, aber doch überall und in Spielarten selbst in den braunen Jura hinaufragend, ist ein anderer höchst eigenthümlicher Capricornier: Ammonites lineatus Schl. (Varietät von A. fim- briatus Sw. 164). Eine kreisrunde Mundöffnung, mit einer unbedeutenden Impression auf der Bauchseite, wo allein der verhältnissmässig sehr breite dreizackige Bauchlobus Platz hat, der sogar mit seinem grössten Neben- zacken noch auf die Seiten übergreift (das einzige Beispiel der Art). Daher ist auch der Sutturlo- bus nur zu einem sehr unbedeutendenHilfslobus geworden. Feine haarförmige Rippen, senkrecht auf der Naht stehend, gehen ununterbrochen über den rund- gewölbten Rücken. Exemplare mit Rippen, welche auf der Vorderseite gezähnt sind, finden sich selten. Ver- kieste Bruchstücke sind nicht gewöhnlich, sie verkalken meist. Manche Varietäten haben selbst im hohen’ Alter nur feine haarförmige Streifen. Bei andern entwickeln sich die Streifen zu Bindfaden dicken Rippen, welche auf dem Rücken regelmässig dichotomiren. Er wird sehr gross. Verkalkte Exemplare mit '; Fuss im Durchmesser der Mundöffnung sind mir bekannt. Die Zunahme der Mundöff- nung beträgt auf einem Umgange immer mehr als das Doppelte. Ammonites Davoei Sw. 350, Ziet. 14. 2. Eben- 172 Amm. Davoei. falls alle Umgänge frei, allein wie L. v. Buch richtig be- merkt, ist die Mundöffnung immer niedergedrückt, dabei bildet er eine sehr flache Scheibe, denn der Querdurch- messer der Mundöffnung ist auf dem folgenden Umgange kaum um ein Fünftheil breiter geworden. Die feinen ein- fachen Rippen sind sehr scharf, haben schon in der Naht- gegend eine entschiedene Richtung nach vorn, und gehen dann gerade über den gerundeten Rücken. Eigenthümlich sind auf den Seiten einzelne stumpfe Knoten, die so wenig hervorbrechen, dass in den meisten Fällen kaum die Rippen durch sie versammelt und unterbrochen werden. Er bildet mit dem armatus (pag. 157) die Familie der Dorsaten v. B. Wenn schon beim armatus der grosse Seitenlobus, dem der Capricornier verwandt, so tief eingeschnitten war, dass sein Stil nur sehr kurz blieb, so ist beim Davoei dieser Einschnitt noch tiefer, wodurch zwei gesonderte Loben entstanden sind, von denen die Spitze des untern tiefer steht als die des obern. Verfolgte man hier nicht aufmerksam die Uebergänge von den Capricorniern durch den Armatus, so würde man versucht werden, den obern kürzern für den ersten Seitenlobus, den zweiten längern für den zweiten Seitenlobus zu halten, diess gäbe dann ein auffallendes Beispiel von Ammoniten, deren zweiter Seitenlobus länger und kräftiger ausgebildet wäre, als der erste. Für eine solche Ansicht spräche dann auch noch der Sutturlobus, dessen zwei obere Zacken genau den zwei untern Zacken unter der Naht correspondiren, nur dass letztere etwas kleiner sind. Die zwei Endspitzen des Bauchlobus sind nicht mehr recht deutlich ausgebildet, letzterer reicht fast so weit als der grösste Seitenlobus hinab, doch unter allen der längste ist der breite sehr tief gespaltene Rückenlobus. \ Dieser nebst dem vorigen Ammoniten findet sich selten in verkiesten Bruchstücken. Vielmehr nehmen beide gern die obern Lagen über den Mergeln mit verkiesten Muscheln Amm. Birchi. 173 ein, und hier sind sie so innig mit den homogenen spröden Kalkbänken verwachsen, dass sie nirgends sich ablösen, sondern immer mit dem Gestein zerspringen. Daher die Exemplare, trotz ihrer Häufigkeit, so selten in Kabinetten zu finden. Bei Füzen und Achdorf an der Wutach findet man sie sehr häufig in Bruchstücken mit trefflichen Loben. Eine neue Reihe von Bruchstücken beginnt mit dem Ammonites Birchi (Sw.267. eine andere Varietät), . dessen Kiel aber nicht, wie Sowerby von seiner Species angibt, gerundet ist, sondern in nie fehlender Schärfe hervorsteht. Die Seitenzeichnung ist aber ganz gleich: zwei scharfe Stacheln, von denen der untere kleiner bleibt, als der obere, sind durch eine Rippe verbunden, welche von dem obern Knoten aus sich durch eine Anzahl schwa- cher Sichellinien im Kiele verliert. Seine Mundöffnung ist doppelt so hoch, als breit, und nimmt nur sehr langsam zu, daher müssten ganze Exemplare eine flache Scheibe bilden. Er ist der Typus einer Nebenfamilie der Armaten, denn sein Rückenlobus erreicht nicht die Länge des grossen Seitenlobus mit breitem Stile und weniger tiefem Einschnitte (wodurch er sich gleich von den Capricorniern unterschei- det), doch steht er nur wenig über der Mitte der Seiten, diess gibt dem Rückensattel eine bedeutende Breite. Der zweite Seitenlobus ist‘sehr klein, und schliesst sich an den kaum tiefer reichenden Sutturlobus an, der durch die Sutturkante halbirt wird. Auch der Bauchlobus ist viel kürzer, als er bei den Armaten des obern braunen Jura zu Sein pflegt. Die Loben sämmtlicher Kammern stehen frei und das zweigartige Ineinandergreifen der Zacken, was bei den Capricorniern in so hohem Grade ausgebildet ist, fehlt hier ganz, daher kann er auch mit lataecosta nicht verwechselt werden. Die Bauchloben sind bei dieser Species nur sehr schwer zu erhalten, weil sie mit festem Kies bedeckt sind, während die übrigen Loben in seltener Reinheit frei liegen. 174 Amm. Backeriae. Verwandter den Capricorniern durch seine tief ge- spaltenen Loben ist ein Ammonit, den wir vorläufig als unbewaffneten Birchi anreihen wollen. Beim ersten Anblick gleicht er durchaus dem A. radians, auch sein Kiel steht eben so scharf, und folglich viel schärfer als beim bewaffneten Birchi hervor. Sein übriger Habitus ist jedoch völlig der des Birchi, denn seine Rippen spalten sich von dort an, wo der oberste Knoten stehen sollte, und gehen in Sichelwellen zum Kiel. Von ihm finden sich viel grössere Bruchstücke. Zwischen beiden Extremen, dem bewaffneten und unbewafineten sind mamnigfaltige Uebergänge, die durch die Andeutung von Stacheln be- dingst werden. Sind sie ganz unbewaffnet, so ist der Stil des Seitenlobus völlig so schmal, als bei Capricorniern. Alle Arme spreitzen sich breit aus: Der Bauchlobus äusserst schmal, nimmt nicht mehr als den schmalen Raum der Kielfurche ein. Dabei hängt der Sutturlebus sehr tief herab, was bei einem Falciferen niemals der Fall sein kann. Viel näher den Armaten im braunen Jura steht der nur klein gefundene Ammonites Backeriae Bronn Lethaea 23. 12, Wie schon Bronn behauptet, eine gar mannigfaltige Gestalt. Ehe sich seine Stacheln zu den Seiten des Rückens ent- wickeln (und diese scheinen sehr oft ganz auszu»leiben), findet er sich in dreierlei Varietäten, deren ungespaltene Rippen auf dem schmalen Rücken einen Winkel wie bei angulatus bilden. Kaum bilden diese Rippen einen knotigen Kiel, was sehr ‘an die Form des Lamberti erinnert, nur dass niemals eine Rippe gespalten ist. 1) Die ab- weichendste aller Varietäten hat nur feine haarförmige überall gleiche Streifung. Wären nicht die Loben, so würde man sie für Brut der zweiten Varietät von Ja- mesoni halten; 2) die Falten werden grösser, und mit den grössern wechseln schon einige kleinere ab; 3) die Falten werden so gross, dass der kleine Ammonit perio- L) Amm. aiphus. 175 disch eingeschnürt zu sein scheint, wie die aus- gezeichnete Varietät von A. hireinus Schl. ‘Alle drei sind jedoch durch die mannigfaltigsten Uebergänge unter sich so verbunden, dass man sie nur in den Extremen fest halten kann. Einen Schritt weiter so erhalten wir 4) die Va- rietät mit grossen weit stehenden Rippen, zwischen welchen viele haarfeine liegen, Endlich entwickelt sich 5) auf den grossen Rippen in der Nähe des Rückens jederseits ein langer Stachel. Wenn bei den vorigen Formen der Rücken schmal war, die Mundöffnung folglich einen ovalen Umriss hatte, so wird jetzt der Rücken desto breiter, die Mundöffnung trapezoi- dal, und die grossen Rippen gehen entweder breit über den Rücken hinweg, oder zerspalten sich auf dem Rücken in mehrere kleinere. Der Rückenlobus ist bei allen sehr breit und so tief als der schmalere Seitenlobus. Zwischen beiden steht der sehr breite Rückensattel, auf der untern Halbe durch einen eben nicht bedeutenden Secundärloben eingeschnitten. Der zweite Seitenlobus sehr klein, ist mit den ihn begrenzenden Sätteln gern nach der Mundöffnung hingezogen, wohin auch die Lobenlinie aufsteigt, ehe sie sich unter der Naht verliert. Eine seltene Abänderung ist Ammonites ziphus Ziet. 5. 2, ganz jung zeigt er eine kreisrunde Mundöffnung, wie der A. lineatus, dem er dann im Habitus sehr gleicht, nur dass die einfachen Rippen über den runden Rücken viel dicker hinweglaufen. Bald aber bekommt er zu den Seiten so grosse Stacheln, die, weil sie weit auseinander stehen, seinen Mund ganz verzerren. Ich würde diese Modification dennoch für unwe- sentlich halten, wären die Loben nur nicht viel gezackter, der Rückensattel schmal, der zweite Rückenlobus schief an den Sutturlobus gelehnt. Im Liassandstein kommt die Form nicht vor, sondern mit Backeriae zusammen in den Numismalismergeln. 176 Amm. Bronniü, Taylori. Wenn die Bronnische Bestimmung die richtige ist, so kommt der Backeriae in Würtemberg nur im mittlern Lias vor, auch am Rauthenberge bei Schöppenstedt ist er eine ausgezeichnete Leitmuschel für diese Schichten. Höher hinauf wird man ihn nirgends bei uns finden, Ich habe mich viel bemüht, grössere Bruchstücke von ihm zu be- kommen, allein nur selten übersteigt die Grösse der Mund- öffnung wenige Linien. Es kommen viel grössere Bruch- stücke vor, welche im Allgemeinen den Typus des unbe- waffneten A. lataecosta annehmen, aber mit den Loben der Armaten, allein alle die vielen Abänderungen durch Be- schreibungen deutlich zu machen, würde uns nicht gelingen, wir müssen daher auf zukünftige umfassendere Behand- lungen verweisen. Bemerkenswerth ist hier noch der kleine Ammonites Bronnii Römer (die Versteinerung des Norddeutschen Oolithengebirges, tab. 12 fig. 8), geringe Involubilität, scharfe gerade Rippen auf den Seiten, Zähne in den Rückenkanten, ein hervorstehender Kiel stimmen vollkommen überein. Einzelne Abänderungen erinnern an die Form des Natrix, aber mit den Loben der Armaten (vergleiche auch die Dentati). Bei uns stets klein und sehr selten, im Hildesheimischen desto häufiger und schöner. Mehr vereinzelt, aber dabei doch gar nicht selten, finden sich folgende sehr markirte 4 Formen: 1) Amm. Taylori Sw. 514.1 der einzige, aber auch sehr ausgezeichnete Ornat des Lias. Normalform. ist nicht Sowerby’s Zeichnung, sondern das .trefflich abgebildete Exemplar bei Zieten 10. 1, welches Amm. proboscideus genannt wird. Allein Sowerby’s A. proboscideus 310. 5, ob- gleich er oberflächlich nach der Figur zu urtheilen voll- kommen mit unsern Liasammoniten übereinstimmt, soll aus den Kreidemergeln von Folkstone herrühren, auch will Sowerby’s Beschreibung sowie tab. 310 fig. 4 viel weniger stimmen. Da es nun immer unwahrscheinlich bleibt, dass so scharf gezeichnete Ammoniten in so entfernten Schichten, Aımm. striatus. 177 wie Lias und Kreide, sich gleich bleiben sollten, so müssen _ wir erst von gründlichern Untersuchungen die Entscheidung erwarten. Zieten’s proboscideus, sowie Sowerby’s Taylori haben beide eine kreisförmige, wenig involute Mundöffnung. Einzelne, aber dieke Rippen beginne in der Naht, und erheben sich: a) entweder schon auf der Mitte der Seite zu einem platten Knoten, dann verschwindet die Rippe plötzlich und statt ihrer erhebt sich, etwas’ nach vorn gerichtet. zu jeder Seite des Rückenlobus ein noch grösserer Knoten (A. pro- boscideus), der Ammonit hat also dann vier Reihen dicker Knoten, die sowohl der Quere als der hänge nach in ge- nauen Reihen stehen; b) oder die Erhebung der Rippe zu einem Knoten - beginnt erst auf dem Rücken, dann fehlt immer.der Seiten- knoten, der Ammonit hat nur zwei Knotenreihen auf dem Rücken, aber desto ausgeprägtere Rippen, die jedoch. nie auf dem Rücken zusammenschliessen , sondern hier zwischen den Knoten eine tiefe Furche lassen (A. Taylori). An Verbindungsgliedern beider Formen fehlt es nieht, zwischen den grössern Rippen kommen namentlich auf der Rücken- gegend noch kleinere Querrunzeln vor. Der Rückenlobus nur wenig kürzer als der Seitenlobus, der sich zwischen den Knotenreihen mit sehr scharfer Spitze einsenkt. Unter den Seitenknoten der ebenfalls bedeutende zweite Seiten- lobus, der Sutturlobus viel flacher als letzterer, Zunahme der Mundöffnung in Höhe und Breite bei Exemplaren, die gewöhnlich nicht viel über einen Zoll Durchmesser haben, beträgt immer mehr als das Doppelte. Er kommt gleich in den untersten Lagen der Numismalismergel un- mittelbar über A. raricostatus vor. 2) Amm. striatus Reinecke (Maris protogaei Nau- tilos et Argonautas. Coburg 1818. Tab, 8, Fig. 65 und 66), A. Bechii Sw. 280; Zieten 28. 4. und 5.6. Er wächst so Schnell wie ein Macrocephalus in die Dicke, und weil Quensted:, Flözgebirge. 12 178 Amm., pettos. dabei die Umgänge sichtbar bleiben, so bildet sich ein tiefer Nabel aus. Zwei ausgezeichnete Knotenreihen, von denen die untere höher hinaufragt als die obere, bewaffnen die Seiten, und zwar fällt der grösste Theil des untern Seitenlobus noch unterhalb dieser am höchsten gelegenen Knotenreihe (wesshalb ihn Leop. v. Buch mit Recht zu den Coronariern gestellt hat). In beiden Reihen stehen die Knoten gleich eng, daher gehen von den untern Knoten gewöhnlich dichotomirende Rippen nach den obern, welche sich dann auf dem Rücken abermals, ganz wie bei den Coronariern, in mehrere sehr deutlich hervorstehende Rip- pen spalten. Bemerkenswerth sind die fadenartigen Längs- streifen, nach welchen schon Reinecke den Ammonit be- nannt hat, Streifen, die wir später beim Amaltheus so ausgezeichnet beobachten können. Bruchstücke finden sich sehr gross in den obern geflammten Kalkbänken , sind danı aber immer verkalkt, bei etwas mehr komprimirter Mundöffnung. Bei uns gehören sie zu den sparsamen Muscheln, am Rauthenberge bei Schöppenstedt kommen sie in grösster Menge vor. Wir wollen hierauf die pa- tellenartigen mehrkantigen feingestreiften Kegel, kaum eine Linie im Durchmesser erreichend, aufmerksam machen, die so häufig die verkalkten Ammoniten bedecken. Man möchte sie für etwas Organisches halten, wenn sie nur nicht durch und durch aus späthigem Kalk beständen. 3) Amm. pettos (nerrog der Stein im Brettspiel) so möchten wir eine Form nennen, die den Damenbrett- steinen ähnlicher wird, als irgend ein anderer Ammonit. Zuieten 1. 4 hat ihn zwar unter dem Namen A. crenatus abgebildet, allein crenatus Rein. gehört dem untern weissen Jura an, und steht dem A. coronatus Schl. (Blagdeni Sw.) sehr nahe. Der pettos hingegen kommt nur im mittlern Lias vor, in einer Konstanz der Form, wie sie bei wenigen Ammoniten statt findet. Die Breite erreicht kaum das Doppelte der Höhe der Mundöffnung, welche beim Coro- Amm. ibex. 179 natus stets mehr beträgt. Die Rippen entspringen einfach und diek in der Naht und erheben sich zu einem zuweilen nadelspitzigen Stachel (der jedoch aufden Steinkernen immer wie abgefeilt aussieht). Zwischen den Stacheln auf dem flachrunden Rücken spalten sich die Rippen in viele kleine und undeutliche, welche alle einen bedeutenden Bogen nach vorn schlagen, was ganz der Bildung des coronatus entgegen ist. Von der stacheligen Seitenkante fällt die Seite zur Suttur auch viel weniger steil. Die Loben sind übrigens die eines ausgezeichneten Coronaten. Der Seiten- lobus, nur weniger lang als der Rückenlebus steht noch über der Dornenkante, der zweite Seitenlobus ist äusserst schmal. Der Ammonit wird selten viel über 1 Zoll im Durchmesser. Sparsam. | Eine Abänderung, aber nur selten über einen halben Zoll, kommt häufig vor. Statt der Stacheln finden sich sehr scharfe Seitenrippen, wodurch die Seiten zwar viel flacher werden, doch so, dass am Rücken durch die Schneide der Rippen die Mundöffnung ihre grösste Breite erreicht. 4) Amm. ibex. Auf dem Rücken ganz nach Art des Steinbockhorns geknotet. Mundöffnung doppelt so hoch als breit. Die Seiten falten sich zu breiten kaum sicht- baren Rippen mit feinen Streifen bedeckt, und zwischen je zweien dieser Faltenrippen findet sich auf der Mitte der Seite eine freilich oft sehr undeutliche Impression. Ohne mit den Falten im engern Zusammenhange zu stehen bilden sich auf dem Kiele durch wellenförmige Einbuchtung; jene dicken Knoten aus, deren auf einem Umgange von 1 Zoll Durchmesser kaum mehr als 20 sich finden. Die höchst eigenthümlichen Knoten sind also nur durch, wellenförmige Einschnürung der Schale entstanden, Es ist nicht sowohl ‚ ein knotiger Kiel, als vielmehr eine knotige Schale. Sei- ner Lobenstellung nach ein ausgezeichneter Amalthee. Der breite Rückenlobus ist bedeutend kürzer als der grosse Seitenlobus, und zwischen beiden steht der durch Secun- ) 12 * 180 Amm. ibex. därloben tief zerschnittene Rückensattel. Vom zweiten bedeutend kleinern Seitenlobus, der kaum zur Mitte der Seiten hinabreicht, kann man noch fünf Hilfsloben über der Naht beobachten, die in gerader Reihe stehend all- mählig an Grösse abnehmen. Er ist gar nicht selten, findet sich aber immer nur in Bruchstücken. Seine Brut von Exemplaren, die zur Gruppe der Heterophyllen gehören, schwer zu unterscheiden, Zwar kommt der eigentliche A. heterophyllus hier noch nicht vor, denn dieser findet sich erst in den Amaltheen- thonen, Allein Formen, die ihm so nahe treten, dass es gewagt wäre, sie zu trennen, stellen sich bereits ein. Die grössern Bruchstücke von mehreren Zollen Mundhöhe zeigen die eigenthümlichen blattförmig gezackten Sättel. Unter dem zweiten Seitenlobus stehen noch 6 allmählig kleiner werdende Hilfsloben in gerader Reihe, von denen die drei ersten bedeutend grösser sind. Gerade in der Suttur liegen blos zwei einzelne Zacken, ven hier nehmen die Loben auf dem Bauch eben so allmählig wieder zu, gleich nach den ersten Zacken stellen sich ebenfalls wieder drei grössere ein, bis endlich der sehr schmale nur mit zwei Seitenspitzen versehene und in zwei lange Spitzen endende Bauchlobus sämmtliche Bauchhilfsloben bedeutend an Länge überflügelt. Der Rücken ist schwach ‚gerunzelt. Beide, ibex und heterophylius durch Loben so verwandt, stehen durch eine Reihe von Zwischengliedern in Ver- bindung, deren Brut namentlich schwer zu unterscheiden ist. Ihre Mundöffnung ist immer viel komprimirter, als es bei der Heterophyllenbrut anderer Gegenden zu sein pflegt. Allein jene merkwürdigen periodischen Einschnürungen der Mundöffnung finden sich auch hier auf vielen Exemplaren. Der Reichthum an Ammoniten ist so gross, dass wir noch eine Reihe unbestimmter Formen anführen könnten. So gehört auch z. B. die kleine gleichmässig dicke Form hierher, welche Zieten 28.2 als A, globosus abgebildet hat. Nautilus. 181 Allein das Gesagte reiche hin. Wie selten man ganze Ammoniten hier finde, dafür spricht allein die Thatsache, dass es fast niemals gelingt, die Ammoniten mit ihrer Wohn- kammer zu erhalten. Ueber das Maas der Grösse bleibt man daher immer im Ungewissen, und doch ist im Grunde genommen ein Ammonit dann erst möglicher Weise ge- kannt, wenn wir wiederholt durch Beobachtung der letzten Wohnkammer uns von seiner wahrhaften Grösse überzeugt haben. Ich sage möglicher Weise, denn selbst die Schalen mit letzter Wohnkammer könnten noch jungen Thieren angehören. Nautilus. Gewöhnlich erreichen die kleinen ver- kiesten Nautiliten nur 1 bis 2 Zoll Durchmesser, ihre Schale musste sehr stark mit Längsstreifen versehen sein, weil dieselben noch auf den Steinkernen zumal in der Jugend eingefurcht sind. Der breite Rücken und der kleine Bauch- lobus sind noch ganz wie bei N. aratus (pag. 134). Es würde daher widernatürlich sein, wollte man sie von die- sen trennen. Finden sich grössere Stücke verkiest, so ist ihre Form immer bedeutend zerstört, man muss sich hüten, hieraus neue Species machen zu wollen. Verkalkte Exem- plare finden sich von mehr als '/, Fuss Durchmesser (Ach- dorf an der Wutach), und diese stimmen vollkommen mit dem Nautilus des Liaskalk. Zieten’s N. squamosus 17. 3, muss daher gestrichen werden, denn er gehört hieher Güber- diess hat er mit N. squamosus Schl. wenig Aehnlichkeit, da der Schlotheimische zu den Undulaten der Kreide gehört, und von N. elegans kaum verschieden ist). Ebenso N. dubius Ziet. 17. 4, es ist nur der Anfang von der Windung derselben Species. Denn er wächst im Anfange so schnell in die Dicke, dass bei der Verkiesung gewöhnlich ein Loch durch den Nabel geht. Aus dem braunen Jura stammt die Species wohl nicht, da ohnehin im braunen und weissen Jura Schwabens ver- kieste Nautili grosse Seltenheiten sind. Uebrigens stimmen die Bruchstücke von dubius vollkommen mit denen überein, © 182 Belemnites clavatus. welche sich in so ' grosser Menge in den Numismaliskalken südlich von Tübingen und an tausend andern Punkten finden. Belemniten. Obgleich die Kalkmergel und Kalk- schiefer Belemnitenschiefer genannt werden, so sind es gerade die Belemniten, welche man daraus in den Sammlungen am Wenigsten findet, weil hier alle nur in Bruchstücken zerstreut liegen, so fern sie nicht mehr jung waren. Wahr- scheinlich hat Zieten nicht einen einzigen aus diesen Schich- ten abgebildet, und doch ist die Mannigfaltigkeit der Formen gross, wiewohl nicht eigenthümlich, denn viele schliessen sich an die Form höherer Schichten eng an. Die grossen gehören alle zu den Paxillosen, wesentlich sind ihnen an der Spitze der Scheiden zwei symmetrisch zu den Seiten gelegene deutliche Furchen, die aber der Rückenseite immer etwas genäherter liegen als der Bauchseite (daher Dorsolateralfurchen). Denn wir wollen mit andern Schriftstellern denjenigen Theil Bauch nennen, wo die Alveole vom Sipho durchbrochen ist, ob- gleich die entgegengesetzte Bestimmung besser sein würde, da die meisten Belemniten an ihrer Spitze sich entschieden von der Siphonalseite wegkrümmen. Andere kleine Rauhig- keiten an der Spitze sind durchaus unwesentlich. Diese beiden Dorsolateralfurchen unterscheiden die Belemniten dieser Schicht leicht von den kurzscheidigen des Liaskalk (pag. 135). Ihr Studium wird überdiess immer sehr erschwert, weil‘ sie gewöhnlich an der Oberfläche mit harten Mergel- streifen bedeckt sind, wovon man sie nur schwer befreien kann. Eine stumpf- und scharfspitzige Varietät zeichnen sich aus. Um nicht noch die Verwirrung zu vermehren, vermeiden wir alle neuen Benennungen. Belemnites clavatus Schl. Er bleibt nur klein, aber wenn er gut ausgebildet ist, so gleicht er einer Keule, denn seine Basis verengt sich nicht selten so bedeutend, dass die aufgeschwollene Mitte einem sphärischen Rllipsoid gleicht, welches oben entweder abgestumpft ist, oder mit scharfer Terebratula numismalis, 183 "Spitze endigt. Gerade bei dieser Species, welche stellen- weis zu Millionen in den Steinmergeln mit T. numismalis vorkommt, ‚sieht man deutlich, wie wenig constant Be- lemnitenformen überhaupt sind. Unten an der Basis ist er gewöhnlich abgebrochen, daher von Alveolarloch nichts zu sehen (Actinocamax). In Sammlungen kann man ihn leicht mit der Brut von Canaliculaten verwechseln, diese gehören jedoch dem weissen Jura an. Ob er klein bleibt, weiss man nicht, manche gehen in den B, ventroplanus über, der nur etwas komprimirt ist, dabei aber seine Säulen- form nicht verleugnet. Bei allen die Spitze durchaus ohne Furchen. Der Clavatus wiederholt sich in den Amaltheen-, selbst in den Opalinusthonen. Brachiopoden. Zwei Terebrateln sind es, die wir vor allen an die Spitze stellen müssen; Terebratula numis- malis, bei weitem die häufigste, wonach wir die ganze Abtheilung am liebsten benennen möchten, und Tere-. bratula rimosa, zwar nicht ganz so häufig, aber doch immer noch häufiger und allgemeiner als jede andere Muschel im mittlern Lias. Terebratula numismalis Lmk. Encycl. method. 240.1. und Zieten 39. 5 die ausgezeichnetste Normalform. Ganz flach und die Pentagonform zu den Seiten so kreis- ähnlich gerundet, dass sie einer Münze nicht unähnlich sieht. Auch hier ist der Charakter der Cincten bei allen glatten Terebrateln noch so durchgreifend zu finden, dass alles, was sich von letztern vorfindet. durchaus nur als eine Modifikation der wahrhaften Numismalis anzusehen ist. Die Stirn ist bei allen gerad, und springt gern jederseits etwas da hervor, wo die auf beiden Schalen von den Wirbeln herabkommenden schwachen Wülste endigen. Die zwischen diesen Wülsten gelegene flache Einsenkung der Mitte jeder Schale folgt daraus.‘ Die Schnabelschale steht nur wenig in der Schlossregion über die Bauchschale hervor, und die Area hat scharfe Kanten. welche immer 184 Terebratula rimosa. schneidender werden, je näher sie dem Schnabelloche kommen. Zietens orbicularis 39.4 ist nur eine sehr wenig verschiedene Varietät davon, denn sie ist noch so lang als breit, und dabei sehr flach. Allein es kommen (wie- wohl nur ausnahmsweise) Formen vor, die nicht nur dick aufgebläht werden, sondern deren Länge auch bedeutend die Breite überflügelt (cf. Terebr. lagenalis pas. 136). Römers T. subovoides 2. 9 und T. subovalis 2. 11 gehören hier hin. Wollte man so das natürlich Zusammengehaltene zerspalten, So müsste man die Speciesanzahl ins Unend- liche vermehren. ‘In England gehört Terebr. punctata Sw. 15. 4 dieser Schicht an. Sie ist nur eine Spielart der numismalis, welche auch in Würtemberg: die numismalis häufig begleitet. Die feinen Punkte auf der Schale, welche zwischen den zarten welligen Anwachsstreifen wie Reihen von Nadelstichen stehen, finden sich bei allen glatten, - Terebrateln (v. Buch). Der Grad ihrer Sichtbarkeit hängt von der Grösse der Punkte und besonders von der Art der Verwitterung der Schale ab. So zeigen z.B. die Cincten im Liaskalk die Punkte sehr deutlich, während sie bei den verkiesten in den Numismalismergeln sehr un- deutlich zu sein pflegen. Terebratula rimosa L. v. B. (über "Terebrateln pag. 62) Ziet. 42. 5. Eine Pugnacee von der Grösse und Form einer kleinen Hasselnuss. Dicke Falten bilden den Rand, welche nach der Wirbelgegend zwei oder mehrfach gespalten sind. Mit der Art der Spaltung dieser Rippen hängen alle wesentlichen Modifica- tionen zusammen: Erste Varietät. Die Rippen sind nirgends gefaltet, ihre Anzahl ist daher sehr gering (6 bis 10 auf einer Schale), aber alle sind sehr hoch und dachförmig. Gestalt klein und flach. Ter, variabilis bei Ziet. 42. 6. Zweite Varietät. Die Falten des Randes spalten sich nach den Wirbeln hin einfach, aber nur die seitlich Spirifer verrucosus. 185 gelegenen, während die im Wulst und auf dem Sinus in ihrem ganzen Verlauf ungespalten bleiben. Die Formen sind besonders in der Wirbelgegend sehr bombirt. Dritte Varietät. Sämmtliche Randfalten sind nach den Wirbeln hin ein- oder zweifach gespalten. Schalen im Alter fast kugelrund. In der Jugend sind sie flach und einfach gestreift, weil die einzelnen Falten an dem Rande sich noch nicht vereinigt haben. Var. 2 und 3 sind bei weitem die häufigsten, und überall in unendlicher Anzahl zu treffen. Fehlt auch in Norddeutschland am Rauthen- berge nicht. Die Randfalten sind gewöhnlich etwas lang. Vierte Varietät (Terebr. furcillata v. Buch pag. 63). Die Randfalten sind sehr kurz und gross, und spalten sich nach den Wirbeln hin zweifach bis vielfach. Die Gestalten werden dabei viel flächer als die vorige. Ziemlich selten. Fünfte Varietät. Die dicken Randfalten verlängern sich etwas nach den Wirbeln hinauf, die gespaltenen Rippen werden aber so fein, dass die Schale der Wirbelgegend ganz platt erscheint. Sie scheinen die Normalformen von Terebr. bidens Phill. 13. 24 und Ter. triplicata Phill. 13. 22 zu sein. Auch ist zu untersuchen, ob Ter. acuta Phill. 13.25 nicht eine ganz unwesentliche Modification derselben ist. Denn die Zahl der Falten auf dem Wulst und im Sinus ist bei allen diesen Formen sehr unbestimmt, sie varürt von i bis5. Andere Modificationen übergehen wir. Somit werden wir nicht zuweit gehen, wenn wir be- haupten, dass alle Terebrateln, welche Würtembergs Nu- mismalismergeln angehören, nur Modificationen dieser beiden Formen sind, ob sie gleich in grösster Anzahl vorkommen. Zwar etwas seltener als die Terebrateln, aber immer doch noch häufig damit vergesellschaftet ist: Spirifer verrucosus v. Buch. Ziet, 38.2. Länger als breit, mit aufgeblähten Schalen, dabei nur wenig grösser als eine ausgewachsene rimosa. Die Furche der Rücken- schale wird immer schärfer, je näher sie der Schnabel- 186 Spirifer octoplicatus. spitze kommt, ihr correspondirt der Wulst, welcher nament- lich im Bauchwirbel markirt hervortritt. Auf den Flügeln stehen radiale Falten, die aber nur wenig hervortreten. Das gerade Schloss ist immer viel kürzer, als die grösste Breite der Muschel (Charakter der Rostrati L. v. Buch). _ Nur ein einziges Mal gelang es mir, die Spiralen im Innern der Bauchschale zu sehen, sie haben nicht mehr als sieben Umgänge, die Spitzen nach Aussen gekehrt. Das innere Knochengerüst nur selten zu finden: Eine kräftige Längs- lamelle erhebt sich über dem Sinus der Rückenschale, ihr zu den Seiten parallel weniger hohe Lamellen, welche die Zähne tragen. Die äussere Schale ist rauh punktirt, und zwar wechseln einzelne gröbere Punkte mit den feinern ab, wie das Zieten’s vergrösserte Fig. 2. f auf tab. 38 schön zeigt. Doch scheint es nicht bei allen gleich zu sein. Es dürfte schwer halten, zwischen Zieten’s Sp. Hartmanni 38. 1, rostratus 38.3 und dieser bestimmte Un- terschiede zu finden. Die Falten verlieren sich allmählig, die Flügel werden glatt, ja zuletzt sogar der Sinus und Wulst undeutlich, und man würde kaum in der Gestalt noch einen Spirifer vermuthen, wenn nicht der lange über- ragende Schnabel die Verwandtschaft andeutete. Umge- kehrt entwickeln sich dann die Falten auch stärker, und wir erhalten durch Walcotti hindurch, welche den tiefern Schichten besonders angehörte, Verbindungsglieder zum Spirif. ocetoplicatus Ziet. 38. 6, der allerdings nicht wesentlich nach Form von Sowerby’s tab. 562. fig. 2 bis 4 verschieden sein dürfte. Die Länge wird bei weitem von der Breite überflügelt. Die grosse Area, die dicken Falten fallen auf, dabei ist der gerade Schlossrand fast eben so lang als die grösste Breite der Muschel, eine ungewöhnliche Erscheinung bei den Spiriferen des Lias. Wenn auch unter den Pelecypoden keine so wichtige Gryphaea, als die arcuata für den Liaskalk war, sich findet, so gehören doch die Gryphaea cymbium. 187 Gryphaea cymbium Lmk. Goldf. 84. 3 und die bei Zieten als G. Maculochii 49. 3 abgebildeten Exemplare zu den Leitmuscheln. Leop. v. Buch (deutscher Jura pag. 34) hat zuerst auf ihre grosse Wichtigkeit aufmerksam gemacht. Sie ist bei weitem nicht so zahlreich, als die arcuata , es hält daher viel schwerer gut erhaltene Exemplare von ihr zu bekommen. Ihre Anwachsstreifen sind immer glatt, nie runzelig; sie hat viel grössere Neigung in die Breite zu wachsen, und macht auch der Schnabel oft noch eine be- deutende Krümmung, so ist nach L. v. Buch’s trefflicher Beobachtung die Furche der Unterschale weniger deutlich, die Furche lenkt immer seitlich ab, und geht nie bis in die Spitze des Schnabels. Dabei breitet sich die Schale schief nach dieser Furchengegend aus. Das ist für viele schwäbische Varietäten sehr aus- gezeichnet, und von Goldfuss (G. obliqua tab. 85.2) treff- lich abgebildet. Gryph. gigas, Schl. Goldf. 85. 1, aus Franken, ist eine ausgezeichnete Abweichung derselben, ‘welche sich in Würtemberg nicht findet, wohl aber in der Schweiz wieder (Wasserfalle) recht ausgezeichnet im mitt- lern Lias auftritt. Vergleiche auch ‘Phillips Gryphaea de- pressa 14. 7 und Ziet. 49. 2. Wohlgebildete Austern sind nirgends hier zu finden, nur als junge Brut sind sie zuweilen auf Muscheln ange- wachsen. Ausgezeichneter Pecten aequivalvis Sw. 136. 1. Ziet. 52. 4. Der Pecten kann zwar !/;, Fuss im Durchmesser erreichen, allein er ist nur höchst selten ganz aus den -spröden Steinmergeln herauszubringen, Beide fast gleichgewölbte Schalen tragen 20 einfache Rippen, welche vom Wirbel nach dem Rande allmählig an Breite zunehmen. Dabei sind die Zwischen- räume der Rippen nur unbedeutend breiter, als die Rippen selbst. Die jungen finden sich meist in den Steinmergeln. Viel häufiger dagegen, und steter Begleiter der Terebrateln ist der kaum Zollgrösse erreichende 188 Pecten priscus. Pecten priscus Schl., wenigstens sollte man diesen Namen für diese so wichtige Muschel bewahren. Sein ausgezeichnetes Byssusohr ist meist verbrochen , die vor- deren Ohren viel grösser als die hintern sind mit starken rauhen Rippen bedeckt, ebenso die kleinern hintern. 20 Rippen ist ebenfalls die Mittelzahl, diese Rippen sind aber schmaler als die Zwischenräume, und durch die scharfen concentrischen Anwachsstreifen zierlich rauh gezeichnet. Dabei ist er aber dem aequivalvis so verwandt, dass man oft in Gefahr kommt, sie beide im jugendlichen Zustande zu verwechseln, nur die breiten Rippen des aequivalvis bleiben die einzigen Unterscheidungsmerkmale. Gründliche Untersuchungen zeigen, dass eine Menge Pectiniten durch Vorkommen und Form ihm angehören. So Pect. sublaevis Phill. 14. 5, der ebenfalls im englischen Mergelsteine des mittlern Lias vorkommt. Zieten’s Pect. costulatus 52. 3, Pect. priscus bei Goldf. 89. 3, auch Pect. acutiradiatus Goldf. 89. 6, bieten alle kein schlagendes Merkmal zur Trennung dar. Wöächst er weiter heran, was übrigens selten der Fall ist, so nennt ihn Ziet. 53. 6, Pect. acuti- costatus. Bruchstücke findet man von diesem grössern häufig, die eine Schale ist etwas flacher als die andere, auch tritt die Rauhigkeit der Rippen nicht so scharf her- vor, als bei priscus. | Glatte Pectiniten kommen oft vor, namentlich sehr bombirte Formen, sie haben aber nichts ausgezeichnetes. Häufiger jedoch, und wegen ihrer zierlichen Formen mit zu den interessantesten Leitmuscheln gehörig, finden sich Plagiostomen mit duplicaten Rippen, meist kleiner als die im Liaskalk (pag. 140), aber viel wohler- haltener. So lange sie nur wenige Linien im Durchmesser halten, schälen sie sich mit erhaltener Schale vollkommen heraus, oder fällt diese ab, so bilden sie nette Kies- kerne, bei beiden kann man aber die Schlosszähne deutlich beobachten. Oft scheinen die kleinen Zwischenrippen zu Duplicate Plagivstomen. 189 _ fehlen, oft treten sie wieder recht ausgezeichnet auf, es stellen sich auch zarte Zwischenstreifen ein, und vergleicht man die Hunderte von Exemplaren, welche man sich leicht verschafft, so gewinnt die Ueberzeugung immer festern Boden, dass die grossen im Liaskalk erwähnten nicht wesentlich davon verschieden sind. Einzelne Exemplare, die Goldfuss als Limaea acuticostata 107.8 aus ähn- lichen Lagen abbildet, stimmen ganz, auch Phillips Pla- giostoma pectinoidum 12. 13 ist durch Form und Vorkom- men ihr durchaus gleichzustellen. Wenn es Unterschiede gibt, so dürfte eine glattrippige und eine knotig- rippige Species am schärfsten geschieden sein, letztere findet sich aber viel seltener. Andere Plagiostomen fehlen ganz, nur dass selten ganz kleine Individuen aus der Familie der Punctaten (pag. 140) (wahrscheinlich nur junge Exemplare von Pl. giganteum) verkiest in den Steinmergeln angetroffen werden. Näher zu erwähnen sind vielleicht die durch ihre feinen völlig schuppigen Streifen so ausgezeichneten Pectiniten- formen, von denen Goldfuss, wahrscheinlich mit Recht, viele zum Spondylus gestellt hat. Sie sind dünnschalig, denn nur die äussere Schicht dürfte sich erhalten haben, während die innere, vorzugsweise die Schlosszähne for- mende dicke Masse gänzlich zerstört ist. Sehr verwandt mit Lima inaequistriata Goldf. 114. 10, die aber höher vorkommt, ist Lima decorata Goldf. 114. 11, wenigstens stehen zwischen den hervorstechendsten fadendicken Streifen ebenfalls eine Anzahl feine, kaum sichtbare, deren mittlere allemal am grössten ist. Die Unterschale ist ziemlich stark gewölbt, die Oberschale dagegen ganz flach, hat nur dichte gleiche Streifen, wie Goldf. 114. 9 (von welcher Figur ich den Namen nicht finden kann). Es ist diess ein Avi- culencharakter, und in der That sind die Vorkommnisse immer so undeutlich, dass ich noch nicht gewiss weiss, ob es Lima oder Avicula sei! cf. Pecten tumidus Ziet. 1% Plicatula spinosa. 52. 1, papyraceus Ziet. 53. 5. Auch in den Amaltheen- thonen wiederholen sich ähnliche Sachen. Daran schliesst sich dann der Spondylus velatus, der aber erst später erscheint. Plicatula spinosa Lmk. Goldf. 104 fig. 1 bis 4. Sw. 245. . Placuna nodulosa Ziet. 44. 5. Obgleich selten 1 Zoll Länge erreichend, so ist es doch eine überaus wichtige Muschel. Die Unterschale flach, sogar etwas concav nach Aussen, die Oberschale dagegen ein wenig convex. Die Unterschale mit anliegenden Stacheln besetzt, jeder Stachel entspricht auf der Oberschale einer undeutlichen Vertiefung. In der Jugend ist die Unterschale am Wirbel festgewachsen, daher pflegt sich hier ein fremdartiges Schalenstück noch angeklebt zu finden, wenigstens ist immer ein unregelmässig; vertiefter Eindruck vorhanden. Der Mantel des Thieres ist so beweglich, dass nicht blos auf der Oberschale eine diesem Eindrucke des Schalenstücks entsprechende Convexität sich findet, sondern alle feinen Eindrücke des fremden Schalenstückes wieder- holen sich hier. Die Zeichnung eines Pecten, einer Avi- cula, die Windung eines Ammoniten oder eines kleinen Gasteropoden sieht man gar häufig auf der Wirbelgegend der Oberschale mit allen feinen Zeichnungen abgebildet. Ja, wächst die Plicatula nicht aus, so können diese Zeich- nungen so vollkommen werden, dass man meint Bruchstücke jener Thierschalen vor sich zu haben. Bei glatten Unter- lagen bleibt auch die Oberschale in der Wirbelgegend glatt, wird auch wohl besäet mit rauhen Punkten, wozu dann auch noch Ohren treten. Pl. sarcinula ‚Goldf. 107. 2 und Pl. ventricora Goldf. 107.3 sind auf diese Weise ent- standen. Zwar ist diese Bildungsart die Natur der Austern, allein sie hat eine den Austern entgegengesetzte Krümmung. Legt man nämlich die Muschel auf ihre mit dem Eindruck versehene Unterschale, und das Schloss von sich weg, so krümmt sich Plicatula zurBRechten, Inoceramus. 191 Ostraea zur Linken. Die Krümmung hängt genau mit dem Muskeleindruck zusammen, der bei Plicatula hart am rechten Rande liegt (bei Ostraea am linken), aber hoch in der Nähe des Schlosses (siehe Zeichnung bei Goldf. 107. fig. 1. g von der Unterschale). Von hier aus zieht sich eine markirte Linie in einem der Schale ent- sprechenden Bogen zum linken Rande, welche dem Mantel zur Anheftung diente, und die Lage des die Schale bei weitem nicht erfüllenden Thieres zeigt. Das Schloss beider Schalen bildet ein V förmiger Zahn, zwischen dem der schmale Muskel liegt. Das V der Unterschale ist weiter geöffnet, als das der obern, beide haben aber äusserlich noch eine Grube, daher sieht man auch an der Oberschale noch zwei aber viel kleinere Zähne. Schon L. v. Buch beweist mit Recht, dass es nur eine Species im Lias gibt, alle andere sind nur ganz unbedeutende Modifikationen dieser einzigen Form, welche in dieser Abtheilung zuerst auftritt, in den Amaltheenthonen sich noch recht häufig findet, aber den Posidonienschiefer schon nicht mehr er- reicht. Wegen ihrer grossen Häufigkeit in den homogenen Steinmergelbänken dürfen wir die kartenbiattdicken Schalen- stücke nicht übergehen, deren Form zwar äusserst schwer zu ermitteln ist, deren feine und senkrechte Faser aber vollkommen mit der Struktur des Inoceramus überein- stimmt. Ihre concentrischen Anwachsringe erzeugen keine Runzeln, sondern Schuppen auf der glatten Schale. Ob sie gleich meist ganz im Gestein liegen, so ist ihre bom- birte Schale doch nicht herauszubringen. Sie scheinen vorn schnell abzufallen, hinten sich auszubreiten, dabei können sie 1), Fuss im Durchmesser erreichen. Dem Inoceramus nobilis Goldf. 109. 4 und I. pernoides Goldf. 109. 3 sind sie sehr ähnlich , radiale Streifen fehlen oder sind doch undeutlich. Sie gleichen vollkommen den Inoceramen im White Lias von England, Handstücke davon kann man fast von schwäbischen 192 - Cucullaea Münsteri. nicht unterscheiden. Goldfuss hat nur Individuen gezeich- net, mir gelingt es nicht, darnach Species zu erkennen, die Engländer citiren aus diesen Schichten den Inoceramus dubius, ich vermag diesen nicht von dem schwäbischen zu unterscheiden. Die englischen Exemplare zeigen das gekerbte Schloss trefflich! Die kleinen verkiesten Modiolen, gestreiften Monotis, denen im Liaskalk (pag. 142) ähnlich, übergehen wir, und kommen zu den: Arcaceen. Im Allgemeinen müssen wir darüber be- merken, dass in allen Thonen, wo verkieste Muscheln vor- kommen, namentlich hier und im obern braunen Jura, die Formen der Arcaceen zumal in Kieskernen sich nicht nur nahe treten, sondern auch absolut gleich werden. Es sind dadurch mannigfaltige Verwechselungen entstanden, die nur durch genaue Sonderungen der Fundorte gehoben werden können. Cucullaea Münsteri Ziet. 56. 7. Diesen Namen, dem Manne zu Ehren, welcher durch den Reichthum seiner Sammlung schon so viele Aufschlüsse in der Petrefakten- kunde gegeben hat, wünschten wir auf diejenige Muschel zu beschränken, die allein in diesen Schichten überall sich wiederfindet (bei Gammelshausen und noch weniger über den Schichten des Teufelsloch können sie sich daher nicht finden, denn hier ist gar kein Lias mehr!). Ihr verkiester Kern ist glatt, Schale findet sich nie mehr erhalten, und bei ihrer einfachen Form würde sie daher schwer erkenn- bar sein, wenn nicht ihr Vorkommen so leitend wäre. Man muss sie immer in Hinblick auf C. concinna des braunen Jura betrachten, der sie sehr ähnlich wird, nur ihre Ohren weniger gross, die hintere Kante, ob sie gleich noch sehr hervorsteht, ist demnach viel stumpfer. Die Grösse bei beiden dieselbe. Es fällt uns auf, dass Goldfuss die C. Münsteri 122.11 mit so vielen radialen Streifen ge- zeichnet hat, sie kommen in Würtemberg nicht vor, denn Nuculae. 193 die radialen Streifen, welche auf den Steinkernen etwa sichtbar werden, sind unbestimmt und wenig leitend. Muskeleindrücke wenig ausgezeichnet. Ob Zietens C. sub- ‚laevigata 56. 3 und ©. parvula 56. 4 der Concinna oder Münsteri angehören, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, weil man sich auf die Fundorte nicht verlassen darf, auch könnte die sublaevigata Formen im blauen Kalke angehören. Eine ganz kleine Cucullaea, deren Bandfeld zwischen den Wirbeln und kleine Ohren oft so undeutlich sind, dass man ‘sie mit einer Nucula verwechseln könnte, lässt sich ohne ' Zeichnung nicht deutlich machen, obgleich sie oft vor- kommt. Doch scheint es, dass sie nur die Brut von der Münsteri ist. Wenigstens werden die Ohren immer deut- licher, je grösser sie wird. Noch eine zweite verkieste Cucullaea kommt mit ihr vor, deren Form der ©. elongata bei Goldf. 123. 9 gleicht, nur ist sie viel länger und weniger hoch. Bezeichnend kann sie nicht werden, da auch im braunen Jura sich ähnliche finden. Sie gehört zu einer Abtheilung, die sich der lebenden Arca noae anschliessen. Nucula complanata Phill. 12. 8. Zieten 57. 3. Schlotheim Petrefaktenkunde pag. 185 hat sie als Tellinites rostratus aufgeführt, und sie ist allerdings die erste einer grossen Abtheilung, die man nach der sehr langen vordern schnabelartigen Spitze am passendsten Rostrales nennt. Dass die lange Spitze mit dem darauf sitzenden Muskel- eindruck nach vorn gehe, beweisen die ebenfalls dahin ge- kehrten Wirbelspitzen cf. N. elaviformis. Nach hinten ist sie elliptisch gebogen, und viel kürzer, sie gehört mit zu den flachsten Nuculen, die vorkommen, und. zwar ist sie it den Numismalismergeln am flachsten, etwas dicker wird sie in den Amaltheenthonen, endlich in den Lagen un- mittelbar über dem Lias, wo sie Sowerby passend clavi- formis nennt, ist sie am dicksten. Die eigentliche com- Quenstedt, Flözgebirge, 13 “ 194 Nuculae. planata kommt in den Schichten des Teufelsloch durchaus nicht mehr vor. Rostrales hat Sowerby auf tab. 476 vereinigt: Nucula ovum fig. 1 die grösste, bombirte, deren Schnabel im Alter wahrscheinlich viel länger wird. Ober- Lias ; Nuecula lacryma üg.3 klein, aber bezeichnend für die Schichten des Amm. Parkinsonii im braunen Jura; Nu- cula mucronata fig. 4 aus denselben Schichten ist nur ein junges Exemplar davon, denn erst im Alter, und oft erst später, bekommen diese Muscheln den langen Schnabel; Nucula angulata fig. 5 aus der mittlern Kreide- formation in England; cf. Sw. 554; endlich im Subapenninen- gebirge; Nucula minuta Lmk., mit kleinem Schnabel, die auch noch lebend im Mittelmeere sich findet. Die Lobatae bilden eine andere durch L. v. Buch (deutscher Jura pag. 48) begründete Abtheilung. Eine sehr bombirte glatte, aber dicke perlmutterglänzende Schale, auf der dem blossen Auge feine radiale Streifen kaum sicht- bar werden, hinten eiförmig verlängert, vorn gerade unter den Wirbeln donaxartig abgestumpft, und auf der vordern Hälfte eine von den Wirbeln nach dem untern Rande gehende Impression, welche der Muschel eine fussähnliche Form geben (L. v. Buch), zeichnen alle aus. Also umgekehrt wie bei den Rostrales, sind sie vor den Wirbeln am kürzesten. Nucula Hammeri ist die Nor- malform, die jedoch erst im braunen Jura Zolllänge er- reicht. In den Numismalismergeln bleibt sie klein, wie die N. variabilis Sw. 475. 2, daher ist sie bei ihrer grossen Häufigkeit überaus leicht mit verkiesten Formen im braunen Jura zu verwechseln. Mitteninne zwischen beiden stehen die so zahlreich im ganzen Jura verbreiteten Formen, welche wir nach ihrem Umriss Nuculae. 195 Ovales nennen wollen. Der Wirbel tritt, wenn auch nicht immer ‘ganz genau,‘in‘die Mitte, Impression und schnabelartige Verlängerung fehlen, gewöhnlich sind sie flach. Nucula Palmae Sw. 475. 1 (die gewiss nicht aus dem Uebergangskalke in Martin’s Kabinet gekommen ist, die weisse Schale deutet vielmehr auf Jura), wäre nicht die vordere Schlosszahnreihe kürzer als die hintere, so würde man sich oft in den Seiten irren, so genau liegen die Wirbel in der Mitte. Koch und Dunker, tab. 2.9, nennen sie daher auch Tellina aequilatera. Nucula subo- valis, Goldf. 125. 4, von Balingen aus den "T'honen des A. bifer und oxynotus ist dieselbe. Auch dürfte es nicht gelingen, sämmtliche von der N. amygdaloides: Sw. 554.4. zu trennen, so vollkommen gleichartig ist der ovale Umriss, mögen sie im mittlern Lias oder im braunen'Jura vorkom- men. Nur einen, und zwar sehr hervortretenden Unter- schied finde ich von Niemand erwähnt: die einen sind über der ganzen Schale glatt, die andern zeigen tiefe Muskeleindrücke, welche durch eine eben so tiefe Mantelfurche verbunden sind. Mantelfurche und Muskeleindrücke sind auf den Steinkernen letzterer kleinen Muscheln so ausgeprägt, dass ich in glei- eher Deutlichkeit bei andern nichts Aehnliches kenne. Vorn; und zwar nur etwas unter der Wirbelspitze, heftet: sich ‘der kleine Nebenmuskel an, von hier läuft die tiefe Mantellinie in einem zum ‘Schloss gekehrten Bogen zur>grossen‘ Ver- tiefung: des Vordermuskel,, die Linie folgt dann dem ovalen Rande zum grossen hintern Muskeleindruck , läuft aber auch darüber hinaus, der hintern Zahnreihe noch ein gut: Stück ' parallel, bis’sie hart am Schloss hinter den: Wirbeln: in einem kleinen aber markirten Muskelpunkte endigt. Auch diese Form ist im ganzen Jura verbreitet, wir ‘wollen sie aber doch nur als Varietät der erstern unterscheiden. Denn bei manchen der kleinen Cucullaeen, die wir für Brut der Münsteri hielten, kommt auch etwas Aehnliches vor. 13 * 196 Pholadomyen. : Cardien. Nucula'inflexa Römer 6, 15 länglich oval, Wirbel im vordern Dritttheil, durch eine schwacke Erhöhung, die von den Wirbeln nach Hinten verläuft, bekommt der Hintertheil einen flachen Vorsprung, welcher die Ovalform unterbricht. Schwarzer :und brauner Jura. Pholadomya decorata Ziet. 66. fig.2und 3. Lethaea 20.20. Beim ersten Anblick der Ph. Marchisoni des braunen Jura ähnlich, kurz und bombirt : mit wenigen"tuberkulirten Rippen. Leider aber immer so verdrückt, dass ihre wahrhafte Form nur schwer erkannt wird. Ist sie erhalten , so ist der Umriss von der Wirbelspitze über den Vorderrand zur klaffen- den Hinterspitze ein elliptischer Bogen, dessen grosse Axe die Verbindungslinie jener beiden Spitzen ist. Diess gibt ihr auf der Vorderseite ein sehr schiefes Ansehn. Die Bronn’sche ‚Figur führt hier etwas irre, wäre der Bogen eonvexer, so würde Zietens Figur 2. b gut sein. Vorn; aber insonders hinten bleibt ein grosser ungestreifter Raum. In: den dunkeln Thonen, unmittelbar unter den Numismalis- mergeln, erreicht sie eine stattliche Grösse von 1/, Fuss Durchmesser (Achdorf an der Wutach), im Heimbach bei Betzgenried wird sie nicht so gross. Geht sie; höher in die grauen Mergel hinauf, so ist sie viel kleiner, und man würde sie für eine andere Species erklären, liesse nur die Verdrückung eine bestimmte Erkenntniss der Form zu. Einzelne, dem Geschlecht nach schwer zu bestim- mende Muscheln, aber theilweis durch ihre Formen sehr ausgezeichnet, sind folgende kleine verkieste Muscheln: Cardiwm cucullatum Goldf. 143. 11, zeigt mit Cardium jedoch nur geringe Verwandtschaft, denn Biegun- gen der Schlosslinie auf den Steinkernen finden nur unter den Wirbeln statt. Sie ist bombirt dreiseitig, der Trigonia eardissoides (pag. 33) ähnlich, namentlich durch die zwei hohen Kanten ‚der Hinterseite, doch fehlt vor den stark nach aussen gebogenen Wirbeln auf Steinkernen der allen Trigonien gemeinsame tiefe Einschnitt. Gasteropoden. 197 Cardium multicostatum Phill. 13.21 nicht sonder- lich gelungen, aber trefflich bei Goldf, 143. 9 gezeichnet. Der Biegung der Schlosslinie nach zu urtheilen, scheint sie einen spitzen Zahn unter den Wirbeln gehabt zu haben. Ihre Form ist viereckig, sehr feine radiale Streifen meist sichtbar, doch verschwinden diese auf platten Steinkernen. Daher Isocardia inversa Goldf.. 140. 17 nur eine geringe Abänderung dieser Muschel, noch weniger ist Isocardia eingulata Goldf. 140. 16 verschieden. Alle drei kommen immer zusammen vor. Wenigstens ist kein Grund ver- handen, sie in zwesierlei Geschlechtern unterzubringen, Cardium truncatum Phill, 13. 14, aber kleiner, ganz wie es Goldf. 143. 10 abbildet. Es ist die erste der eigenthümlichen Cardiaceen, deren vordere Hälfte radiale, deren hintere grössere Hälfte aber concentrische Streifen zeigt. Sie kommen nicht nur an vielen Punkten des Jura vor, wo sie Schwer unterschieden werden können, sondern treten auch noch einmal recht ausgezeichnet als Cardium hillanum Sw. im Quadersandstein auf. Es fehlt ausserdem nicht an vielen andern zum Theil sehr schönen Bivalven: kleine Isocardien , sogenannte Mya- citen, glatte Astarten mit tief eingedrückter Area, allein sie sind nicht leitend, auch würde es ohne Zeichnung nicht deutlich werden. Die Gasteropoden sind von geringer Bedeutung. Tro- chus anglicus fehlt zwar nicht, aber er ist selten. Helicina expansa Sw. 2731 bis3, Ziet. 33. 5, mit ihren kantigen Nähten und feinen Spiralstreifen auf der Schale zwar selten zu finden (die schönsten kommen erst in dem Amaltheen- thone), denn meist ist sie nur Steinkern, gehört dennoch zu den bezeichnendsten (pag. 150). Sowerby hat tab. 273.4 eine kleine H. solarioides unterschieden, so wenig sie von der expansa verschieden sein mag, so ist ihre Spira doch immer viel höher, Steinkerne derselben bei weitem am häufigsten. Bei den übrigen sogenannten Turbiniten und 198 Gasteropoden. | Trochiliten ist man wieder grossen Verwechslungen aus- gesetzt weil diese meist kleinern Formen (denn die grössern erhalten sich bei der Verkiesung nicht) ähnlich auch im braunen Jura wiederkehren. Auszuzeichnen sind etwa; 1) Trochus Schübleri Ziet. 34. 5, 5 Linien lang, ein ausgezeichneter Kreisel, grosser Nabel, scharfe Kanten und feine Streifen auf den Umgängen., Nach der Ver- kiesung zu urtheilen, stammt das Zieten’sche Exemplar aus den Numismaliskalken, und hier findet sich derselbe auch häufig, jedoch nicht mit der Schale, sondern nur als Steinkern, wo dann die Kanten der Umgänge wegfallen, die Mundöffnung überhaupt kleiner werden muss, Auch im nördlichen Deutschland ist diese Muschel sehr verbreitet, bei Quedlinburg, am Hainberge bei Göttingen ete. hat sie sich gefunden, vom letzten Orte bilden sie Koch und Dunker tab, 1. 12 als Trochus glaber ab, Zwei Varietäten: mit kleiner und mit grosser Mundöffnung. Ä 2) Trochus imbricatus Sw. 272, fig. 3 und 4. Die Kieskerne erreichen zwar nur Linienlänge, allein die scharfe Kante, welche über jeden folgenden Umgang her- vorsteht. zeichnet ihn sehr aus, Weiter Nabel. Schliesst sich an Tr. Schübleri eng an. 3) Trochus umbilicatus Koch und Dunker 1. 17. Seine Kante steht weniger scharf hervor, weil sie durch eine unter ihr stehende Nebenkante, die jedoch nur auf dem letzten Umgang sichtbar ist, an Schärfe verliert, An diese schliessen sich noch viele ähnliche an, die wir über- gehen. 4) Turbo cyclostoma Ziet. 33. 4. Wären die lebenden Cyclostomen nicht Landschnecken, so würde man sie für eine Cyclostoma erklären, so ähnlich sieht sie den lebenden. Bombirte Umgänge, und besonders auch die allen Cyclostomen eigene Spiralstreifung. Die Umgänge stehen ganz frei, die Mundöffnung elliptisch hat oben die Gasteropoden. 199 den Paludinen und Cyclostomen eigenthümliche kleine Bucht. Koch und Dunker tab. 1. 13 haben dieselbe als Turbo cyclostomoides abgebildet, und es fragt sich, ob dann Turbo littorinaeformis 1. 16 davon verschieden ist. Das Gewinde ist mannigfaltigen Modificationen unterworfen, doch niemals bildet sich irgend eine hervorstehende Kante auf den Umgängen aus. Sie geht noch in die Amaltheen- thone hinauf, woraus Zieten’s Exemplar stammen dürfte. Phasianella paladinaeformis Ziet. 30 fig. 12 und 13 sind dieselben Exemplare, nur durch Verkiesung etwas entstellt. 5) Turbo heliciformis Ziet, 33. 3 und 29. 4, eine meist nur klein gefundene weit genabelte Schnecke, mit einer deutlichen Kante, die gerade in die Naht der Umgänge fällt, und darüber eine zweite ihr parallele, welche über der Naht sichtbar bleibt. Ueber letzter Linie zeigen selbst noch die Steinkerne zierliche Querfalten, die jedoch in der vergrösserten Figur bei Zieten 33. 3. b un- natürlich gezeichnet sind. Warum übrigens diese Brut sich bestimmt von Trochus anglicus unterscheidet, lässt sich nicht ermitteln. Vielleicht sind die Varietäten ohne deut- liche Zeichnung (Zieten 29, 4), wonach die beiden Linien auf den Umgängen deutlicher hervortreten, die Brut der- selben. 6) Turbo undulatus? Phill. 13. 18. Die Art der bombirten Umgänge stimmt, die Schale ist mit feinen Spiralstreifen und Querfalten bedeckt. Nicht häufig. 7) Turritella Zieteni, Ziet. 32. 6. So mögen die Muschelbruchstücke genannt werden, deren Windungen unter so stumpfem Winkel gegen eine senkrecht auf die Spindel gedachten Ebene sich hinaufziehen, dass selbst die kleinsten Bruchstücke überaus leicht erkannt werden. Ob es wirklich eine Turritella ist, lässt sich nicht entscheiden. Die gerundeten Umgänge und die 1» ‚gelliptische Mundöff- nung ist eher Melaniencharakter. Feine Spiralstreifen werden von zierlichen Querfalten (quer gegen den Umgang, 200 Pentacrinites basaltiformis. .was andere auch Längsfalten nennen!) geschnitten. Ziem- lich häufig. t Ihr näher steht eine andere, deren Umgänge jedoch nicht so schief hinauflaufen „ die Querwülste grösser und dicht, ef. Turritella quadrilineata Röm. 12. 14, Andere zum Theil sehr ausgezeichnete Formen übergehen wir, da sie nur Selten, und bis jetzt nirgends abgebildet sind. Die meisten der vorgenannten Muscheln werden gross, allein der Schwefelkies zerstört sie dann bis zur absoluten Unkenntlichkeit, in der Regel sitzt auf einem solchen Kies- knollen nur die Spitze der Spira mit mehreren Umgängen erhalten. Verwittert der grosse Knollen, so fällt diese Spitze ab, und wird nicht von der Zersetzung ergriffen. Solche Vorgänge erschweren daher die Untersuchung be- deutend, und nimmt man darauf nicht genaue Rücksicht, so wird man oft irre geleitet. Bei Abbildungen pflegt man diess unberücksichtigt zu lassen, was es von vorn herein unmöglich macht, etwaige Fehler zu berichtigen. Pentacriniten finden sich hier mannigfaltiger, als irgendwo in der ganzen Juraformation, theils bilden sie Bänke, theils kommen sie nur zerstreut vor, allein da es so selten gelingt, etwas Ganzes zu erhalten, so ist ihre genaue Bestimmung eine grosse Schwierigkeit. Unter allen Basaltifermen (pag. 151.) der ausgebildetste ist Pentacrinites basaltiformis Mill. Goldf. tab. 52 fig. 2. c de. Er hat fünfseitige Säulen mit etwas einge- drückten Seitenflächen. Auf der Seite jedes Gliedes kommt eine Querreihe zierlicher Knötchen ver, die wechselsweise auf den einzelnen Gliedern an Anzahl zu- und abnehmen. Indess sind mannigfaltige Modificationen vorhanden. Aus- gezeichneter sind die Säulenkanten, sie werden durch eine plötzlich eintretende Compression schneidend scharf, und zwar ist diese Schneide nur wenig durch die Articu- Jationsfläche unterbrochen, Zwischen je zwei Trochiten mit Hilfsarmen liegen 13 bis 14 Glieder. Die Glieder der Peuntacrinites basaltiformis. 201 Hilfsarme sind ringsum glatt, schlank, im Allgemeinen doppelt so lang als breit, nur im Anfange, wo sie sich an die Säule setzen, sind sie kürzer. Dieser Pentacrinit bildet in der mittlern und obern Abtheilung der Numis- malismerge! mehrere Zoll mächtige Bänke, worin besonders die schlanken Glieder der Hilfsarme vorherrschen, die Hilfsarme müssen daher bedeutend gross gewesen sein. Schon die jungen Säulen haben eine ganz ähnliche Gestalt, dabei fällt auf, dass die Glieder schon eben so.lang sind, als bei ausgewachsenen Individuen, das Wachsthum der Glieder müsste daher später hauptsächlich nach der Breite stattfinden. | Neben diesen finden sich noch viele zerstreute Spe- cies, z. B.: 1) Glatte Säulen, vollkommen mit P. subsulcatus Goldf. 53. 4 übereinstimmend, allein die Blumenblätter getrennt. Die Blumenzeichnung bei Goldfuss von diesen fällt sehr auf, da diese Zeichnung erst im obern Jura auf- zutreten pflegt. Vielleicht sind die Exemplare zu klein. In Würtemberg kommt er sehr gross vor, aber immer mit getrennten Blumenblättern auf der Articulationsfläche. 2) Die Säulenglieder bekommen einen sehr markirten Querwulst, der mit einem Tuberkel in der Kante endigt. Seiten bedeutend vertieft. 14 Glieder zwischen den mit Fühl- armen sgewaffneten Gliedern. Articulationssaum stark gezähnt. 3) Der Querwulst. wird sehr hervorstehend, mit dar- aufstehenden Knötchen. Der Saum der Articulationsflächen ist oben und unten mit einer feinen Knotenreihe verseken, cf. Pentacrinites moniliferus Goldf. 53. 3, Goldf. tab. 52 fig. 3. a. b, wenig davon verschieden, aber Blumenblätter getrennt. | 4) Die Säule mit wenig hervortretenden Kanten, die Kanten feinknotig , der Articulationssaum aus der Seiten- fläche hervortretend, die Seiten mit feinen zerstreuten Punkten besetzt. 202 Pentacrinites subangularis. Und noch mehrere andere Formen. Pentacrinites subangularis Mill. Goldf. 32. 1. Der Repräsentant einer besondern Abtheilung, dessen runde Säulenglieder einen Durchmesser von’2/; Zoll erreichen können. Dabei treten die Hilfsarme bis zum Verschwinden zurück, während die Kronenarme eine Entwicklung erlangen, wie man sie bei keinem andern Pentacriniten kennt. Die Enkrinitenbänke haben daher ein von den Basaltifor- men ganz verschiedenes Ansehen, denn sie enthalten nur Säulenglieder, zwischen denen Millionen kleiner Kronen- bruchstücke breiartig aufgelöst liegen. Goldfuss hat sie bereits trefflich beschrieben. Die Säule ist fast ganz rund, kaum dass den fünf Blattspitzen ein kleiner Vorsprung entspricht. Zwischen den schmalen Blättern der Articula- tionsflächen bleibt ein grosser mit hoch hervorragenden Knötchen besetzter Raum. Die Säulenglieder sind ab- wechselnd gross und klein. Die kleinern zerfallen in 5 Stücke, welche oft den Kreis nicht zu schliessen vermögen, sondern in 5 besondern Stücken auf den Kanten der Säule hervorstehen. Eine auf der Säule rauh hervortretende Substanz hüllt sie ein. und schliesst den Kreis. Merk- würdig ist der grosse Mangel an Hilfsarmen. Unter mehr als 20 Säulenbruchstücken, keine unter i/, Fuss lang, kann ich kaum eine Articulationsfläche für einen Hilfsarm finden (dadurch unterscheiden sie sich wesentlich von Goldfuss tab. 52 fig. 1. a). Entweder haben sie gar keine gehabt, oder sie haben dieselbe abgestossen, nachdem sie ausge- wachsen waren. Doch kommen andere Bruckstücke, so- wohl von alten als jungen Individuen, vor, welche nicht nur die vertieften Articulationsflächen für Hilfsarme, aber stets auf den kleinern Gliedern, zeigen, sondern auch selten den kurzen Hilfsarm noch selbst tragen. Säulen- glieder der Art dürften von andern zu unterscheiden sein, welche in jedem vierten und künftigen Gliede Hilfsarme haben, doch finden sich diese ungleich seltener, Von den IV. d. Amaltheenthone. 203 Kronen lässt sich ausser den kräftigen Armen nicht viel erkennen. Auf den Platten liegt ein Brei von kleinen Gliedern, an die man gern die Vermuthung knüpfen möchte, dass sie die getäfelte Decke der Bauchhöhle gebildet haben dürften, wie sie Buckland (Geologie and Mineralogie tab. 51 fig. 2) von Pentacr. Briareus abgebildet hat. Jedoch Gewissheit konnte ich darüber noch nicht erlangen. Einen ähnlichen Pentacrinit treffen wir später nochmals im Posi- donienschiefer, wo er aber nirgends so mächtige Bänke zu bilden scheint, als hier. In den Steinmergeln ist ein häufig vorkonımender kleiner Fucus nicht zu übersehen, dessen einfache Verzweigungen dem Fucus Targioni in der Kreide überaus ähnlich sind, nur sind die einzelnen Blätter sichtbar breiter. Umgekehrt wird in den Posidonienschiefern seine Farbe dunkler als das Gestein, wodurch er sich scharf hervorhekt. Diess sind. die wesentlichsten organischen Einschlüsse in den Steinmergeln der Ter. numismalis. Es folgen darauf: ö) die dunkeln Thone mit Ammonites amaltheus, der nur hier, und nirgends anders gefunden wird. Die Thonletten selbst sind in der Regel dunkel, nur ausnahms- weise noch von der grauen Farbe der Steinmergel (welche Graue erst durch Verwitterung an der Oberfläche eintritt). Eine Menge Geoden von Thoneisenstein finden sich darin zerstreut, die vorzugsweise viel Blende und Stronthspath (oder Schwerspath) enthalten. Zwar sind sie nicht sehr mächtig, allein die Bäche schneiden häufig in sie Schluchten ein, wodurch ihr petrefaktologischer Reichthum aufge- schlossen wird. Nach oben, ehe die Posidonienschiefer kommen, finden wir wieder mehrere Steinmergelbänke mit Terebratula tetraedra, Pentacrinites basaltiformis, runden Mu- scheln, über denen einzelne Lagen von Belemniten überfüllt ausgezeichnet sind. Denn wir müssen es als ein besonderes Kennzeichen dieser Thone hervorheben, dass es im ganzen 204 Ammonites amaltheus. Jura keine Lage gibt, die mit so viel wohlerhaltenen Be- lemniten erfüllt wäre, als diese. Diese Belemniten sind eine Zierde aller Sammlungen, und am meisten bekannt. Man suche an den verwitterten Wänden, wo irgend eine Spitze oder Basis eines Individuums hervorsteht, und räume mit dem Hammer die bröcklichen Letten weg, so kann man immer der wohlerhaltenen Form sicher sein, wenn sie auch in Stücke zerbrechen sollte. Frei zwischen diesen Lettenschichten liegen in gleicher Weise die verkiesten Amaltheen (aber unter den besagten Steinmergelbänken) die man ebenfalls am vollkommensten durch Graben sich verschafft. Andere Muscheln sind selten, und finden sich am reichlichsten dort, wo der Regen weggewaschen hat. Gleich über diesen leicht zerstörbaren Thonletten folgen die Posidonienschiefer, die gewöhnlich in derselben Bach- schlucht anstehen. Allein so nahe sie treten, so enthalten sie doch eine ganz andere Welt von Geschöpfen. Desshalb wollen wir auch mit letztern den dritten Abschnitt des Lias beginnen und zuvor die wenigen Reste aus den Amaltheen- thonen anführen. ' Ammonites amaltheus Schl. Ziet.4 fig. 1 und ®. A.rotula Reinecke fig.9 und 10, A. Stockesi Sw. 191 und unter manchem andern Namen, Knotiger Kiel, dessen Knotenzahl die wenig gebogenen Sichelfalten mehr als um das Doppelte übertrifft, flache Scheibengestalt, mit hoher Mundöffnung, und bis zur Hälfte involut. Die Schale oft noch erhalten, gewöhnlich auf dem Kiele mit raulen parallel laufenden Streifen bedeckt, die niemals die Naht erreichen, sondern nur die Hälfte der Seiten bedecken, so weit die Involubilität geht. Je weiter nach vorn, desto dünner wird die Lage dieser Streifen, bis endlich schief von den Seiten nach dem Kiel hin die Linien dergestalt aufhören, dass sie auf dem Kiel etwas weiter nach vorn ragen, als die untersten der Naht näher gelegenen. Wo diese Streifen ein solches Ende Ammonites amaltheus, 205 nehmen, da kann man sicher sein, dass das Exemplar ausgewachsen ist. Denn so lange die Streifenlage noch dick ist, so ist sie der Bauchtheil der Schalenröhre selbst, von welcher der BRückentheil weggebrochen ist. Nur das äusserste dünne Ende zeigt an, dass der Ammonit ein ähnliches Organ als der Nautilus hatte, welcher immer erst eine Schicht unterbreitet, ehe der übrige Theil der Schale nachrückt. Die Loben sind der Typus einer ausgezeich- neten Familie. Die Seiten erscheinen dicht mit Loben- zeichnungen besetzt, und zwar so gleichmässig, dass die Zaacken nach allen Theilen der Kammerwände eingreifen, aber ohne dass sich die Loben und Sättel gegenseitig in ihrem Verlauf stören. Der breite Rückenlobus, aus dessen Seitenwänden ein grosser Nebenlobus schief heraustritt, ist im Allgemeinen eben so lang als der Seitenlobus; der zweite Seitenlobus viel kleiner. Der bedeutend hinab- tretende Sutturlobus hat 3 Zacken über, und 3 Zacken unter der Naht; der schmale Bauchlobus endigt in zwei Spitzen. Es ist sehr schwer die Bauchseite blos zu le- gen, weil die gestreifte Schicht, welche wie schon er- wähnt die Bauchseite der Röhre bildet, verkiest, und folglich die Lobenlinie bedeckt, Obgleich der Ammonit gewöhnlich ganz verkommt, ohne dass ihm etwas we- sentliches fehlt, so ist doch der Rand der Mundöffnung immer verbrochen. Seine Kammern sind Fundgruben für Schwerspath und Blende, daher das grosse Gewicht der Ammoniten: der Durchmesser gewöhnlicher Exemplare be- trägt 2 bis 3 Zoll, Doch kommen Exemplare von 2/; Fuss Durchmesser vor, die noch Streifung fast kis zum Rande der Mundöffnung zeigen, also wenigstens 1 Kuss Durch- messer haben mussten. Die Modificationen dieser Species sind überaus gross: 1) sind sie ganz glatt, so sind sie äusserst flach, die Mundöffnung sehr hoch, fast die Hälfte des ganzen Durchmessers betragend,, stark involut. 206 Ammonites costatus. 2) Werden Sie erst glatt wenn der Durch- messer über einen Zoll beträgt, so ist ihre Mund- öffnung weniger flach und hoch. Diese Exemplare schei- nen die bedeutendste Grösse zu erreichen. Sie werden aber ebenfalls im hohen Alter flach und scheibenförmig, und der knotige Kiel schwindet endlich ganz. Am auffal- lendsten ist das Missverhältniss der Mundöffnung in der Jugend. Die Stacheln der Seiten verzerren ihn so, dass seine Mundbreite grösser als die Mundhöhe werden kann, und wenn dann der knotige Kiel nicht recht ausgebildet ist, so bekommen Exemplare der Art ein ganz verschie- denes Ansehen. 3) Die Stacheln bleiben das ganze Leben, fehlen sogar in der Jugend und kommen erst im Alter. Dann kann die Mundhöhe nie ein bedeutendes Ueberge- wicht über die Mundbreite bekommen, ja wollte man die 3 bis 4 Linien langen Stacheln mitrechnen, so wäre die Breite immer grösser als die Höhe. Dabei ist der knotige Kiel sehr dick, Die ganze Form nähert sich dem A. co- satus, Man pflegt diesen wohl A. Amaltheus gibbosus zu nennen. Schlotheim verstand jedoch darunter die zweite Abänderung. Er kannte diesen gar nicht. Ich fand ihn bis jetzt nur bei Wasseralfingen. Das verkrüppelte Exem- plar bei Zieten 11.6, dessen knotiger Kiel schief zur Seite gedreht ist, gehört ebenfalls hier hin. Bei Heiningen kom- men zwar ähnliche vor, allein die Stacheln sind doch immer nur auf den ersten Windungen versammelt. Alle Abänderungen bezeichnen aber den gleichen geognostischen Horizont. In Schwaben ist amaltheus so häufig, dass man "ihn mit Recht den schwäbischen Ammoniten nennen könnte, wie Schlotheim einen andern Amaltheen franconicus nannte, den Reinecke tab. 68 als Ammonites costatus abbildet (Ziet. 4. 7), weil seine Rippen scharfkantig über die Seiten gehen, oben sich mit 2 Stacheln bewaffnen, von denen jedoch meist. die Ammonites costatus. 20% untere nur schärfer spitz ausgebildet ist (daher A. spinatus genannt). Die Rippen erheben sich auf dem Rücken so hoch, dass der knotige Kiel in einer tiefen Einsenkung fortläuft. Die Schärfe der Rippen trägt wesentlich zur viereckigen Gestalt der Mundöffnung bei. Die Loben und Sättel greifen nicht so stark in einander ein, als bei Amal- theus, Ueber der Naht steht nur ein einziger kleiner Hilfs- lobus, dem unter der Naht ein anderer correspondirt, dann folgt auf dem Bauche noch ein Lobus, der dem’ zweiten Lateral entspricht, ehe wir den schmalen zweispitzigen Bauchlobus erreichen, welcher blos die Kielfurche einnimmt, aber so lang ist, dass die aufeinanderfolgenden fast zur Hälfte in einander eingreifen. In Würtemberg gehört dieser Ammonit nicht zu den häufigsten. In dem Amaltheenthone an der Strasse von Hechingen, Balingen, bei Achdorf an der Wutach etc. kommt er vor, Zieten führt ihn auch von Heiningen an. Er verhält sich daher umgekehrt, wie in Franken, wo der A. costatus bei weitem der vorherrschende ist, während A. amaltheus nur selten auftritt. In Wür- temberg geht costatus auch noch, wiewohl undeutlich ver- drückt, in die obern Steinmergel der T. numismalis hinab, wo er mit A. lineatus und striatus verkalkt vorkommt, fällt aber nirgends so auf, als der Fränkische, kann daher leicht übersehen werden. Da der Fränkische in Geoden vorkommt, worin seine Lobenkammern zwar häufig verdrückt sind, wo hingegen die Wohnkammer, weiche in der Regel mehr als der letzte Umgang einnimmt, vollkommen erhalten ist, so kann man von ihnen zuweilen das völlig erhaltene Ende der Mund- öffuung bekommen. Dieses Ende hört mit der letzten Rippe auf den Seiten unter grader Linie auf, hingegen springt der knotige Kiel noch 2); Zoll (bei einem Exemplar von 12/, Zoll Durchmesser) allein über die Seiten hervor. Daraus geht die Wichtigkeit dieses Organes, welches dazu bestimmt ist, den Sipho aufzunehmen, deutlich hervor. 108 Ammonites heterophyllus. Es zeigt auch (wie schon Leop. v. Buch erwiesen hat), dass der Sipho auf dem Nacken des 'Thieres entspringen musste. Ammonites heterophyllus Sw. 266. Buckland Geologie und Mineralogie tab. 38 und 39, besonders für die Loben wichtig. In vieler Einsicht der schönste aller Ammoniten, findet sich in Exemplaren, die mit den Engli- schen wetteifern in den Amaltheenthonen , aber sehr: spar- sam. Die Mundöffnung ist comprimirt oval, aber fast ganz involut, so dass nur ein sehr kleiner Theil der Umgänge auf dem kleinen Nabel sichtbar bleibt. : Feine fadenförmige Streifen bedecken die ganze Schale, unter der die äusserst zierlichen Loben mit blattförmig gezeichneten Sätteln (woher der Name) in grösster Deutlichkeit hervortreten. Die tief eingeschnittenen Lobenarme und Lobenzähne greifen mit ihrer Spitze wie die zartesten Gefässnetze ineinander, und nur zwischen den beiden Rückenloben bleibt ein glatter Raum, wo sich keine Zeichnung findet. Der erste nahe am Rücken- lobus anliegende Seitenlobus breitet sich mit drei Haupt- armen aus, und ist bei weitem der Grösste von Allen. Von ihm aus nehmen die folgenden allmählig ab. Der Stamm des zweiten Seitenlobus liegt noch ein wenig über der Mitte, denn es folgen unter ihm in grader Reihe noch 6 Hilfsloben, den ?ten auf der Nabelseite nicht mitgezählt. Alle diese Loben der Seiten sind unter sich durchaus ähn- lich, und nur durch die Grösse verschieden. Die Linien, wo die Stämme aller Loben ausgehen, geben der Schale ‚ eine geringe Impression, folglich der Seitenfläche eine sirahlenförmige Zeichnung. Jeder einzelne vom Nabel zum Rücken vorlaufende Strahl hat eine merkliche Con- vexität nach vorn. Vom heterophyllus der Numismaliskalke (pag. 180) unterscheidet er sich durch seine grössere Flach- heit, und namentlich fällt auch seine grösste Mundbreite mehr nach der Mitte, während sie bei jenen hart in der Nähe der Naht liegt. Belemnites paxillosus. 209 Nur zwei Exemplare habe ich bis. jetzt selbst ge- funden, in einem Risse des Breitenbachs, t/, Stunde oberhalb Betzingen und südwestlich von Reutlingen. Das grössere Rxemplar enthält 5%, Zoll Durchmesser. Ein ganz ähnliches fand ich, wahrscheinlich von Schübler gefunden, im Universitätskabinet vor. Dieses die drei wichtigen Ammoniten der Amaltheen- thone. Von den vielen so nahe darunter gelegenen der Numismalismergel reicht nicht ein einziger mehr herauf, und wie wichtig eine einzelne Muschel für gewisse Schichten werden kann, zeigt der Amaltheus, denn ich habe ihn niemals, selbst in Abänderungen, wo anders sefunden, als hier, während die meisten der übrigen Muscheln, in der Regel Schon tiefer, viel seltener noch höher vorkommen. Belemnites paxillosus Schl, Ziet. 23. 1. Voltz. Observat. sur les Belemn. 6. 2, Lethaea 21. 16. Hier allein kommt jener bekannte mehr als '/, Fuss Länge und 1 ZollDicke erreichende Belemnit vor, den man in neuern. Zeiten vorzugsweise B. paxillosus zu nennen pflegt. Er ist zu gleicher Zeit der grösste des Lias, und auch an ihm sind die beiden Dorsolateralfurchen (pag. 182) das. wesentlichste Kennzeichen. Zwar finden sich an der Spitze schon _in der Jugend wie im Alter noch mehrere feinere Linien, allein sie erweisen sich nur wenig konstant, aus- genommen die Furche des Bauches, die sich sogar zuweilen zu einer tiefen Spalte (wie bei Digitalis) entwickelt, wir haben jedoch dieselbe Spalte auch auf der Rückenseite gesehen, während der Bauch ganz glatt war, und halten demnach die Erscheinung für wenig bedeutend. Jedoch dürfte damit eine allgemeine Thatsache in Verbindung stehen: der Belemnit spaltet sich immer nach seiner Medianebene. Mehr als die Hälfte aller dieser Belemniten zeigt nämlich auf der Rückenseite, und immer nur auf der Rückenseite, einen Sprung, der Quenstedt, Wlözgebirge. 14 210 Belemnites paxillosus. nicht selten von der Spitze zur Basis reicht. Es bedarf‘ nur eines geringen Stosses, So springt er nach dieser - Richtung in zwei Hälften auseinander, von dem Sprunge aus dringt verunreinigende Masse (Eisenoxyd, Erde etc.) bis zur Scheitellinie (von der die Strahlen ausgehen), selten darüber hinaus, und diese Verunreinigung zeigt sich selbst, weun auch Aussen kein Sprung sichtbar ist. Offenbar hängt diese Erscheinung mit der Organisation des 'Thieres zusammen, sie steht auch nicht vereinzelt, wie wir später noch sehen werden. _Die Scheitellinie ist nach der Rücken- seite hin schwach gebogen und steht dem Bauche näher. Alveolen finden sich von dieser Species sehr gross und trefflich erhalten, doch die Zeichnungen, von Voltz auf der Alveolarschale entdeckt, sind immer undeutlich. Im Allgemeinen sieht man dem Sipho gegenüber auf der Rücken- seite eine feine Linie vom Scheitel zur Basis sich aus- zeichnen, jederseits von ihr einen Achtelskreis entfernt erheben sich jedoch die deutlichsten, zwischen welchen auf dem ganzen Viertel der Alveolarschale feine von der Spitze zur Basis verlaufende Längsstreifen vorherrschend sind. Die übrigen drei Viertheile auf dem Bauche haben tief concave Linien (die Concavität zur Basis gekehrt), deren äussere Schenkel besonders deutlich in der Nähe jener zwei Längslinien werden. Diese Linien erscheinen wie feine Nadelrisse, zwischen welchen jedoch die con- centrischen Anwachsstreifen immer noch sichtbar bleiben. Wahrscheinlich gehören die Belemniten Alveolen, welche Sowerby 60.1 bis 3 als Orthocera coniea abbildet, hier hin. Es ist nicht gut möglich, allen von Zieten gezeichneten Belemniten ihre richtige Stellung anzuweisen, da viele derselben sich nicht als Leitmuscheln eignen, jedoch ist B. bisulcatus 24.2 die recht ausgezeichnete hier vorkom- mende Form. Daran schliessen sich B. laevigatus 21. 12, B. carinatus 21. 6, auch wohl B, subaduncatus 21. 4 (ob auch tumidus? 20, 4) unmittelbar an. Mit Vorsicht muss Bel. breviformis. 211 man aus Formen wie B. crassus 22. 1, B. turgidus 22. 3, B. apieicurvatus 23. 4, B. quadrisulcatus 24. 4, besondere Species machen, wenn specifische Gruppen mehr sein sollen als einzelne Individuen oder erkrankte Geschöpfe. Wir können wenigstens auf alle diese Formen erst dann ein Gewicht legen, wenn sie sich durch häufiges und konstantes Vorkommen, als besondere Species erwiesen haben, das ist bis jetzt entschieden nicht der Fall. Bel. breviformis bei Ziet. 21.7, seine Kürze, seine scharfe Spitze, die sich zuweilen zitzenförmig verlängert, seine grosse Neigung zur Vierseitigkeit, indem die beiden Dorsolateralfälien eine deutliche Compression der Seiten erzeugen, Sowie sein häufiges Vorkommen zeichnen, ihn aus. Modificationen von ihm kommen schon im Numis- malismergel vor, doch kann man ihn mit ähnlichen kürzern im Liaskalk und braunen Jura nicht verwechseln. B. rostratus Ziet. 23. 5, B. papillatus 23. 7 und B. subpapillatus 23. 8 sind ssehneie und sehr gross gewordene Varietäten desselben nur aus diesen Schichten. Neben diesen beiden findet sich noch recht ausgezeich- net B. clavatus. Alle Belemniten dieser Lage lassen sich leicht an dem Anfluge von Gypskrystallen erkennen, welcher sie oft bedeckt, auch wohl noch schimmernd in den Strahlenkalk eingedrungen ist, Es findet sich der Nautilus aratus, Plicatula spinosa, die gern mit Serpulen auf Belemniten aufklebt. Nuculae, sowohl Rostrales, wie Lobatae und Ovales (pag. 194) sammt Cucullaeen und viele andere Pelecypoden, alle denen im Numismalismergel gleich, fehlen nicht, und be- kunden nur die grosse Verwandtschaft dieser beiden Abtheilungen. Hier findet sich auch eine Varietät der Plagiostoma Hermanni Voltz. Goldf. 100. 5, Ziet. 51. 2, ihre bombirte Schale mit den breiten, wellig gebogenen Radialstreifen, zwischen denen eine Menge 14 # 212 Terebratula tetraedra. feinerer liegen, lassen sie leicht erkennen. Sie ist fast kreisförmig. Die im untern Lias sind viel flacher und Pec- tenartiger. Sie liegt nur in den harten Steinmergelbän- ken, nie in den Thonen, und ist daher schwer gut zu bekommen. Hier kommen noch Pectiniten vor, namentlich die grossen P, aequivalvis, grössere Exemplare von glatten Modiolen, Aviculen, Plagiostomen mit duplicaten Rip- pen etc., alles jedoch ist für die geognostische Bestimmung so unwichtig, dass wir es leicht übergehen können. Unter den Brachiopoden findet sich die ächte T. rimosa nicht mehr, wohl allerlei Abänderungen davon, die man T. triplicata nennen mag. Doch überaus charakteristisch für die Steinmergel sind die Wallnuss grossen Exemplare von Terebratula tetraedra Sw. 8. 4. Von Zieten trefflich aber als T. quinqueplicata 41. 2 und triplicata 41. 4 abgebildet. Diess ist die Form, die zwar nicht vollkommen aber doch am meisten mit Sowerby’s Figur übereinstimmt, auf sie allein passt daher der Name. Sie erreicht 1'/, Zoll Länge und über 1 Zoll Breite. Die Ohren, welche auf der Area die Zähne tragen, sind sehr hoch. Der breite Wulst der Bauchschale steigt sehr allmählig an, und springt sammt dem entsprechenden Sinus weit über die Seiten hervor, wodurch sie ziemlich von der Sowerby’schen Figur. varirt, und wäre sie nicht durch Mödificationen mit ihr verbunden, so würde man sie allerdings als besondere Species unterscheiden müssen. Die Falten auf Sinus und Wulst sind bei Weitem am hervorstechendsten, auf dem Wulst ist immer eine mehr als im Sinus, und im Sinus erscheinen 2% bis 5, folglich auf dem Wulste 3 bis 6 Falten. Man müsste also mit Zieten wenigstens 4 Species daraus machen. Die Falten der Seiten sind nur wenig ausge- zeichnet, sie vereinigen sich nach Art der Rimosa, auch wohl zu 1 oder 2 grossen Falten am Rande. Die sparsame Form gehört zu den schönsten Formen im ganzen Jura. IV. », Posidonienschie fer. | 213 Hier kommt in den Steinmergelbänken auch der letzte Spirifer vor. Es ist ein sehr bombirter Rostrat, dessen tiefer Sinus zuweilen den Wulst auf der Stirn der Bauch- schale wie bei einer Pugnacee herauf drängt. Der kleine Sp. verrucosus scheint schon ganz zu fehlen. Mit ihm wäre also das merkwürdige Geschlecht der Spiriferen ganz von der Erde verschwunden. | Von Gasteropoden haben wir nur die Helieina expansa auszuzeichnen (pag. 197), die hier schöner als irgendwo vorkommt, auch Turbo cyclostoma hebt sich hervor, den Turbo heliciformis und andere nicht zu erwähnen. Pen- tacrinites basaltiformis bildet ebenfalls Bänke, kurz das Ganze kann sich an manchen Punkten wie ein Numismalismergel- Gebilde ausnehmen, würde nicht der Mangel an Ter. numis- malis und rimosa, an Bruchstücken von Ammoniten, und dagegen das Auftreten von Amaltheus und grossen Belem- niten uns immer auf das Bestimmteste überzeugen, dass wir die Grenze des mittlern Lias erreicht haben, den dann unmittelbar die mächtige gefährlich zerklüftete Last der folgenden Schiefer bedeckt. c) Der obere schwarze Jura. e) Posidonienschiefer mit Stinksieinen. Es gibt nur wenige Gesteine, welche durch eine Reihe so eigenthümlicher Merkmale ausgezeichnet sind, dass man sie überall gleich wieder erkennt, ohne sich vorher von den organischen Einschlüssen überzeugt zu haben. Die Grundmasse ist ein bituminöser mit Säuren ziemlich stark brausender Mergel, welcher seinen grossen Reichthum an Bitumen bestimmt nur den verwesten Fleischtheilen von Wirbel- und andern Thieren verdankt, deren feste Kör- pertheile, wiewoh! oft in kleinste Brocken zertrümmert, noch in Masse darin erkennbar sind. Der Bitumen hat die Steinmasse so zusammen gebacken, dass sie in vieler Hin- sicht stärker der Verwitterung widersteht, als viele harte 214 IV. s. Posidonlenschiefer. Steinfelsen. Gerade dieser Art von Verwitterung verdankt das Schiefergebirge seine auffallendste Eigenschaft. Denn der Posidonienschiefer zerfällt nicht etwa, wie die andern, beim Zutritt der Atmosphäre in kurzbrüchige Letten, welche nackte Bergrutschen bildeten, sondern die Verwitterung . blättert die im Erdinnern sonst ziemlich kompakte Masse nur parallel der Schichtenfläche um so mehr auf, jemehr die Verwitterung vor sich schreitet. Ein Zerbrechen der einzelnen Blättchen nach der andern Dimension, senkrecht auf die Schichtungsflächen, findet gar nicht statt. Die ein- mal gebildeten Gebirgswände behalten daher immer ihre steilen Umrisse bei, denn keines der Blätter kann heraus fallen, sie alle liegen von einander gesondert wie Perga- menttäfelchen eines Buches übereinander. Nimmt man ein einziges solches noch dünnes Blatt heraus, so hat man nicht etwa ein mürbes, sondern ein sehr konsistentes Täfelchen in Händen, welches beim Zerbrechen noch einen merklichen Widerstand leistet, wie schon aus dem Tone folst, mit welchem sich die Theile trennen. Demungeachtet ist der Schiefer nicht hart, man kann ihn schneiden und formen wie Holz, der Hammer aber kann an den Blätter- wänden wenig nützen, ihre Elasticität hemmt die Kraft des Schlages. Müssen die Schiefer endlich doch der Gewalt der Atmosphärilien weichen, so trennen sich von den durch hohes ‚Alter ergrauten Wänden mittelst grosser Spalten einzelne Partieen allmählig los, drücken herab, drohen aber noch lange auf schwacher Unterlage mit ihrem Sturz, gleich alten Ruinen auf festen Felsen, und nur als Stücke stürzen sie in den nahen Bach, die zur Fluthzeit leicht bewältigt werden, ohne dass an ihrem Fusse eine Böschung den Felsen schützen, noch den darunter anstehenden Amal- theenthon verdecken könnte. Niemals fehlen in diesem Schiefer einzelne sehr harte Bänke, die von der Masse Bitumen mit Recht den Namen Stinkstein erhalten haben. Im Grunde sind es langgedehnte Geoden von mehr IV. e. Posidonienschiefer. 215 als Fussmächtigkeit, die zeitweilig den Schiefer auf weite Strecken verdrängen, bei der Verwitierung sich nicht blät- tern, sondern nur an der äussersten Oberfläche parallele Streifen bekommen, welche die Schichtungsrichtung des Gebirges andeuten. Ein kräftiger Hammerschlag spaltet sie in Bruchstücke mit feinsplittrigem „ röthlichschimmern- dem Bruch, und die Sprödigkeit bekundet sich dadurch, dass häufig dabei kleinere Stücke sausend durch die Luft fliegen, Wesentlicher Bestandtheil der Schiefer ist fein ver- theilter Schwefelkies, der eben desshalb so fein vertheilt das ganze Gebirge durchzieht, weil er sich der flachge- drückten Muscheln nicht bemächtigen konnte, Zu glei- cher Zeit sind die feinen Theile der Grund, warum so leicht ein Zersetzungsprozess eingeleitet ist, der jedoch in der Regel nur das Gebirge zu blättern vermag. Es schwitzen dabei feine Gypskrystalle überall auf den Wän- den und Schieferungsflächen aus, und dass dieser Prozess nicht nur durch den Zutritt der Luft, sondern auch mit durch den des Wassers eingeleitet wird, beweist überall der Geruch nach Schwefelwasserstoff, der in der Feuch- tigkeit des Schiefers enthalten sein muss. Nur der durch- dringende Bitumengeruch mildert den nach Schwefelwasser- stoff. Daher auch nirgends ein gleicher Reichthum von Schwefelquellen, als hier. Aalen, Boll, Reutlingen, Hechin- gen etc, beweisen es. Denn das Regenwasser darf nur die Schiefer auslaugen, um den bereits gebildeten Schwefel- wasserstoff mit fortzunehmen. Tritt zu diesem Schwefelkies noch ein grosser Bitu- mengehalt, der bei vielen mehr als 30 Procent betragen soll, in welchem Falle man sie sogar als Brennmaterial mit günstigem Erfolg benutzt hat, so kann es sich leicht ereig- nen, dass beim Zutritt der Atmosphärilien das Gebirge in Brand geräth, olıne dass Vorräthe von Steinkohlen davon der Grund sind. Die Schiefer brennen sich dann roth, 216 IV. s. Posidenienschiefer. backen auch wohl zusammen. Spuren solcher Prozesse, namentlich rothgebrannte Schiefer, finden wir häufig in dieser. Region (Boll, Pliensbach). Wenige Schiefer sind so aufgeschlossen, als Posido- nienschiefer. Sobald auch nur die kleinsten Bäche in ihr Gebiet kommen, so. nagen sie sich unter senkrechtsteilen Wänden ein. Anfangs gleicht das Bachbett einer gediehl- ten Tenne, weil jede einzelne Schieferplatte dem Bache Widerstand leistet, jede breitet sich mit glatter Oberfläche unter dem Wasser aus, und macht erst allmälig der fol- genden Platz. Sind auf diese Weise die kleinen Terassen alle durchschnitten, so wühlt sich der Bach um so schnel- ler häufig unter Wasserfällen in den weichen Amaltheen- thon ein, während ihn oben noch auf weite Strecken die Posidonienschiefer mit ihren steilen Schichteuköpfen be- gleiten. Dennoch findet man an der aller Zerstörung trotzenden Anbrüchen so wenig von erhaltenen Resten, dass ıman nicht den grossen Reichthum vermuthen sollte, welchen sie im Innern verschliessen. Aber es fehlen diese Reste kaum irgendwo, wie nach genauerer Untersuchung die zerstörten Bruchstücke beweisen. Demungeachtet wür- den alle unsere Sammlungen sehr arm sein, wenn nicht glücklicher Weise die untern Lagen eine wenige Zoll mäch- üge Schicht enthielten, die sich äusserst regelmässig in 2 bis 3 Platten spaltet. Bei der bekannten Eigenschaft des Schiefers kann man diese Platten durch Hobeln, Hacken und Sägen fast wie Holz formen, und ihnen in trockner Atmosphäre eine Anwendung geben, die in mancher Hin- sicht noch die der Bretter übertrifft, Die Platten dürften sich noch an vielen Orten in diesen Lagen finden, bis jetzt jedoch scheint man sie nur in den Umgebungen von Boll (Ohmden, Zell. Holzmaden, zu Heiningen sind sie schon nicht so gut) aufgesucht zu haben. Aber hier wird die Gewinnung auch in so grossem Umfange betrieben, dass kein Bewohner der Umgegend es versäumt, auf Seinen IV, :. Posidonienschiefer. 217 Feldern dieses.‘ Bezirks von dem unterirdischen Schatze Nutzen zu ziehen. Mit einer: Axt bewaffnet schrammt er sich einen viereckigen Raum ab, hebt die einzelnen regel- vollen Schieferlagen ab, bis er endlich in einer Tiefe von ungefähr 8 Fuss den gesuchten Fleins, wie er die brauch- bare Schicht nennt, erreicht hat. Ist diess geschehen, so verliert er nichts mehr von seinem Fruchtfelde, denn wäh- rend er .nun weiter arbeitet, füllt, er mit dem Abfall das erste Loch wieder zu bis zur Höhe des Feldes, worauf dann bald wieder Frucht gedeiht, wenn die gehörige Erde darauf geführt ist. Bei der Arbeit kommt die natürliche Zerklüftung des Gesteins sehr zu Statten, denn diese Zer- klüftung ist so vollkommen und regelvoll, dass die Platten auf weite Strecken wie künstlich zertheilt erscheinen, man braucht sie daher nur nach einer Richtung zu zerhacken, um sie abheben zu können. Auf (diese Weise wird nach und nach mit Leichtigkeit der Boden auf weite Strecken durchwühlt, ohne dass sich hohe. Steinhalden erheben, und so allein ist es erklärlich, welche Vorräthe 'vorweltlicher Thiere von jenen Fruchtfeldern ans Licht gezogen werden konnten. Wenn auch an manchen Orten die Schiefer mehr als 8 Fuss, ja an 50 Fuss mächtig werden können, so muss es doch auffallen, dass in einem so unbedeutenden Gebirgs- abschnitt, wie namentlich der von 8 Fuss bei Ohmden, noch ein so gesetzlicher Wechsel in der Lagerungsfolge der Thierreste sich bestätigt. Wir können in dieser all- gemeinen Uebersicht nicht auf die kleinsten Einzelnheiten eingehen, erst müssen die grossen Grenzen richtig gesteckt sein, auch gehört ein bedeutender Aufwand von Zeit dazu, sich von der Wahrheit der Aussagen zu überzeugen. In- dess verdient es nur im Ganzen hervorgehoben zu werden, dass die Arbeiter nieht nur jede einzelne Schicht kennen, sondern auch im Voraus schon wissen, was sie in dieser oder jener Schicht an Ausbeute von Thierresten zu 218 Ichthyosaurus. erwarten haben. Denn auf die organischen Einschlüsse geben sie besonders Acht, seitdem so viele Freunde der Wissen- schaft sich darum bemühen, sind die Erfunde nicht selten die Quelle eines Hauptverdienstes geworden. Von Wirbelthieren sind Saurier und Fische ge- funden. Das Knochenskelett der Saurier ist zwar theilweis stark verdrückt, allein die festeren Theile, wie Wirbel, Beinknochen etc., sind noch vollkommen nach ihren Umrissen erhalten, und sind auch einzelne Theile etwas zerrissen, so darf man doch als Regel annehmen, dass die zusammengehörigen Knochen ungefähr ihre natürliche Lage beibehalten haben. Ske- lette, woran alle Knochen noch vollkommen in Ordnung lägen, gehören zu den grossen Ausnahmen. Daraus geht hervor, dass die Thiere, ehe sie vom Schlamme ein- gebettet ‘wurden, an ihren weichen Theilen verfaulten, selbst Sehnen und Knochenbänder theilweis sich lösten, wodurch eine Zerstreuung der Knochen in der Nähe herum möglich wurde. Im Allgemeinen vermochte es jedoch die Kraft der Wellen nicht, die Knochen gänzlich durcheinan- der zu werfen. Es setzt diess eine grosse Ruhe an der alten seichten Meeresküste voraus, wenn man bedenkt, dass diese Posidonienschiefer nieht nur ganz Deutschland, sondern England und Frankreich durchziehen. Und doch musste es so sein. Wie hätte sich auch der Bitumen so gleichmässig im ganzen Schiefer absetzen können, wenn die klaren Fluthen des Oceans freie Kommunikation mit der alten Küste gehabt hätten? Doch ehe wir darüber et- was Näheres sagen, wollen wir die Haupterfunde anführen, Ichthyosaurus König (Fisch-Saurier). Wenn gear- beitet wird, so vergeht keine Woche, worin nicht we- nigstens ein Skelett zu Tage gefördert wird. Nur sind nicht alle brauchbar. Denn entweder sind sie zu stark von hartem Schwefelkies durchdrungen und dick damit überzogen, den kein Meissel zu trennen vermag, oder sie Ichthyosaurus. 219 liegen in einem festen Klumpen von eisenreichem Stink- steinnergel, der das Reinigungsgeschäft wenigstens zu mühsam macht, wenn auch Fleiss und kunstgeübte Hände es vermöchten, Es bleiben daher nur diejenigen Stücke übrig, welche auf Posidonienschiefer von gewöhnlicher Härte liegen, wo meist um den Knochen sich nur wenig hete- rogene Masse abgelagert hat. Schon mancher hat sich nach Ankauf getäuscht gesehen, der nicht auf diese Um- stände achtete. Die wichtigsten Merkmale sind ‚folgende: Die Schnauze ist lang und delphinartig zugespitzt. Doch haben sich die 4 Hauptknochen derselben (2 Zwi- schenkiefer und 2 Unterkiefer) in ihren Harmonien getrennt, und meist einzeln auseinander gelegt, was die Schnauze sehr entstellt, und das Wiedererkennen der einzelnen Kno- chen schwierig macht. Jeder der Schnauzenknochen hat auf der äussern convexen Seite eine tiefe Längsfurche, auf der Zahnseite eine tiefe kanalartige Rinne, worin die Zähne frei in Fleische liegen, desshalb sind letztere auch so häufig heraus- oder umgefallen. Die sechs verschiedenen Knochen der schwerdiförmigen Unterkieferhälfte lassen sich nicht mehr erkennen, am deutlichsten ist der dickste Hintertheil (das Gelenkbein) mit gerundeter aufgeschwol- lener Articulationsfläche. Verfolgt man am Zwischenkiefer jene äussere Längsfurche, so trifft man ganz hinten auf das schmale Nasenloch, welches hinter einer kleinen Gabe- lung des Zwischenkiefers liegt, hinten vom "Thränenbein, unten vom Oberkiefer, oben vom Nasen- und Stirnbein begräönzt wird. Dahinter sind die grossen längsovalen Augenhöhlen nicht zu verkennen, welche wenigstens 1/ der Kopflänge betragen, und innen jenen merkwürdigen Knochenring zeigen, der aus einzelnen (man sagt 13) vier- seitigen Schildern gebildet ist. Sind die Köpfe von oben niedergedrückt, so zeigen sie ganz hinten über den Augen die grossen Schläfengruben, wie die Augenhöhlen durch die Stirnbeine, so sind die Schläfengruben durch die Schei- 220 Ichthyosaurus. telbeine getrennt. Eine grobe in der Medianebene gelegene Längsfurche trennt nämlich Stirnbein und Scheitelbein in zwei Hälften. Ueber die genauen Umrisse aller dieser Knochen kann man sich jedoch an den würtembergischen Skeletten nicht ‚leicht belehren. Als sehr erkennbar heben wir nur noch das Basilarbein am Occiput hervor, ein dicker, vierseitiger Knochen mit dem fast kugelrunden Condylus, welcher mit dem Atlas articulirt. Dieser Condylus zeigt keine Spur von Furche, welche ihn symmetrisch theilte. Der Schmelz der Zähne ist matter als bei andern Sauriern, an der Krone glänzender als tiefer der Wurzel zu. Die Krone könnte man eher glatt als gestreift nennen, wenig- stens findet sich auf kleineren Zähnen keine Streifung, auf grösseren finden sich feine längliche Unebenheiten, Erst in der Mitte, wo der Zahn am dicksten ist, stellen sich weitläufige tiefe Furchen ein, die besonders auf grossen Zähnen sehr markirt sind, Die äusserst spröden Zähne erhält man nicht häufig gut. Grosse Schwierigkeiten treten beim Zählen der Zähne ein, weil die meisten nicht nur von ihrer Stelle gerückt sind, sondern die Ersatzzähne neben den alten Zähnen so häufig und so erstarkt her- vorbrechen, dass, bei der Undeutlichkeit des Ganzen Ver- wechslungen unvermeidlich bleiben (35 bis 40 in jeder Kieferhälfte). Die Wirbelkörper sind sehr kurz, rund, stark biconcav, und werden passend mit Damenbrettsteinen verglichen. Ein vollständiges Skelett zeigt 125. Davon gehören 80 dem Schwanze an und 45 dem Rumpf und Halse, wie viel aber ton letztern auf den Hals kommen, lässt sich nicht ermitteln. Vielleicht haben nur den ersten vier Wirbeln die Rippen gefehlt, und davon sind noch Atlas und Epistro- pheus mit einander so -innig verwachsen, dass man kaum die Grenze der Verwachsung genau verfolgen kann. Die auf diese verwachsenen folgenden 6 sind oben, wo der Ringtheil articulirt, sehr breit, und nähern sich dadurch Ichthyosaurus. 221 der Dreiseitigkeit. Der Ringtheil war nirgends mit dem Wirbelkörper verwachsen. Er besteht aus einer einfachen Gabel, die an beiden Spitzen runde Articulationsflächen zeigt, und aus einem breiten Spiralfortsatze. Es ist diess ein fischartiger Bau, wodurch eine grosse Beweglichkeit der Wirbelsäule erlangt wurde. Die Spinalfortsätze neh- men vom Halse ab sehr allmälig bis zum 23sten Wirbel an Länge zu, und dann werden sie wieder kleiner, so dass der Spinalfortsatz des ersten Schwanzwirbel fast nur halb so lang ist, als der längste des Rückens. Diese Spinal- fortsätze des Schwanzes sind anfangs noch sehr breit, werden aber mit dem 16ten Schwanzwirbel schnell schmal, und scheinen mit dem 40 bis 50sten ganz zu verschwin- den, so dass wenigstens die letzten 30 keine sehr merk- lichen Spuren mehr davon hätten. Alle Spinalfort- sätze des Schwanzes sind viel schärfer nach hinten gekehrt, als die des Rückens, wel- che viel aufrechter stehen, so dass diess als ein wich- tiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Schwanz und Rücken besonders hervorgehoben zu werden verdiente, wenn nicht die ersten Schwanzwirbel unter dem Wirbel- körper einen ausgezeichneten Sparrenknochen zeigten. Es ist eine ähnliche Gabel, als der Ringtheil, doch bei weitem nicht so kräftig gebildet, denn der Spinalfortsatz (untere Spinalfertsatz)) ist nicht länger-und kaum halb so breit, als der ihm entsprechende obere. Diese Sparren- knochen dürften kaum über den 1öten Schwanzwirbel hinausreichen. Rippen sind über 40, sie sind besonders auf der einen Seite tief gefurcht, während die Furche auf der andern oft ganz verschwindet. Durch diese Furchen be- kommt die Rippe ein comprimirtes Ansehen, dreiseitige Ripp&h finden sich nicht, Die Gelenkköpfe sind ein wenig 'gegabelt,. doch verschwinden die Gabeln bei den hintern immer mehr. Merkwürdig sind die kleinen runden Rippen, welche gewöhnlich nicht den 5ten Theil der Dicke der 222 Ichthyosaurus. übrigen erreichen, und der Länge des Körpers nach (also quer über die Hauptrippen) liegen. Nur bei guterhaltenen Exemplaren sieht man dieselben. Ob sie eine ähnliche Function und Lage, wie die Bauchrippenbogen bei Plesiosau- rus oder dem lebenden Chameleon und Anolis hatten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit ermitteln. Die Höcker der Wirbelkörper sind nach der Verschiedenheit der Rippen- articulation verschieden, Die Wirbelkörper der Halsgegend haben jederseits nur einen einzigen aber sehr dicken Höcker, welcher sich zuweilen so stark entwickelt, dass der Kör- per sich der dreiseitigen Form nähert. Dieser Höcker zer- spaltet sich nach und nach in zwei: einen obern und einen untern. In der Mitte der Bauchgegend, wo die Spinalfort- sätze am längsten sind, werden diese beiden Höcker jeder- . seits zu zwei stark hervorstehenden Leisten, welche so lang als der Wirbelkörper sind. Am 20sten bis 30sten Wirbel sind diese Längsieisten am stärksten, sie verkürzen sich dann aber bald wieder zu runden Hügeln, die hoch an den Oberrand des Wirbelkörpers treten, und von denen - der untere stärker ist und weiter nach vorn steht als der obere. An den 5 letztenRippen führenden Wirbeln nähern sich diese Hügel plötzlich dem Unterrande, und in den ersten 10 Wirbelkörpern des Schwanzes sind sie nicht nur wieder zu einem verschmolzen, sondern sie liegen auch ganz tief hart über der Articulationsfläche des Sparren- knochen. Erst vom 10ten ab erheben sich die Hügel wie- der hinauf, und sind besonders durch eine runde napfförmige Grube ausgezeichnet, die auf keinem Wirbelkörper so her- vortritt, als auf dem 11 bis 25 Schwanzwirbel. Da diese Unterschiede in einzelnen Wirbelkörpern scharf sich wieder finden, so dürfte man sie passend in folgende Gruppen bringen: 1) Halswirbel, mit einem dicken Knoten hoch oben am Ringtheile; Ichthyosaurus. 223 2) Rückenwirbel, mit zwei übereinandergelegenen Knoten oder Längsleisten; 3) Lendenwirbel, mit zwei schief übereinander gelegenen Knoten; 4) Vordere Schwanzwirbel, mit einem unmittel- bar über der Articulationsfläche des Sparrenknochens ge- legenen Knoten; 5) Mittlere Schwanzwirbel, mit einem nach der Mitte hinaufgerückten Knoten, der eine sehr ausgeprägte napfförmige Vertiefung zeigt; 6) Hintere Schwanzwirbel, die hauptsächlich nur ‚auf den runden Körpertheil des Wirbels reducirt sind, und zuletzt kaum 3 Linien Durchmesser erreichen, Vom Brustbein sieht man ausser dem T förmigen Knochen wenig. Die vordern Extremitäten viel kräftiger als die hintern, sämmtliche Knochen desselben sehr compakt und platt. Am schönsten pflegt der Oberarm erhalten zu sein, seine dieke dreikantige obere Gelenkfläche articulirt nur schwach mit den kräftigsten und breitesten aller Knochen, dem Schulterblatte, dessen vordere und hintere Seite, wenn auch nicht so stark als bei den Englischen, doch sehr sicht- lich ausgeschweift sind. Der untere Theil des Oberarms ist ebenfalls breit mit zwei gleichen Gelenkflächen, woran sich kurze flache Polygonalknochen anlegen, die mit allen folgenden ähnlichen Knochen eine schaufelförmige Flosse bilden, Sämmtliche Knochen, die wie die Steine eines Mosaikbodens mit einander harmoniren, sind unter sich so ähnlich, dass sie sich kaum anders als durch ihre nach der Fussspitze allmälig abnehmende Grösse unterscheiden. Nur ein Unterschied ist scharf: in der Vorderreihe sind die ersten 3, und das sind gerade die kräftigsten der ganzen Flosse, an ihrem Vorderrande tief ausge- kerbt. Von dort ab spaltet sich der Fuss erst in 5 Fin- ger, so dass man den ersten für die Ulna, die beiden übri- gen für Mittelfuss erklären müsste. 224 | Ichthyosaurus. - Da man nichts von Schildern oder Schuppen sieht, so meint man, sie wären nackt wie die Fische gewesen. Coprolithen fand ich noch nicht in der Gegend ihrer Ein- geweide, wie diess in England so gewöhnlich der Fall sein soll. Species sind wahrscheinlich mehrere unter den Knochen in Schwaben begriffen, doch darf man sich die Schwierig- keiten nicht verhehlen, welche bei der Bestimmung ent- gegentreten. Da sich alle Knochen in sämmtlichen Thieren sehr ähnlich sind, so werden die Dimensionsverhältnisse des Körpers das wichtigste Unterscheidungsmerkmal bleiben. Die kleinen im Mittel 4 Fuss Länge erreichenden Indivi- . duen pflegt man I. tenuirostris zu nennen. Die vor dem Augapfel gelegene Schnautzenspitze ist viermal so lang als der Durchmesser des Augapfels selbst. Die gröss- ten citirt man als I. platyodon, wohin das vollständige 24 engl. Fuss lange Skelett im brittischen Museum aus dem Posidonienschiefer von Lyme Regis gehört. Die ersten 13 Schwanzwirbel sind 3 Fuss lang. Von Heinin- gen ist eine grosse Wirbelsäule für das hiesige Univer- sitätskabinet erworben, wo nur 12 Schwanzwirbel auf die- selbe Länge gehen, das Thier wäre nach demselben Mass- stabe wenigstens 26 Fuss gewesen. Herr Dr. Hartmann in Göppingen hat mir einen Schwanzwirbel geschenkt, der noch um ein Viertheil grösser ist, als der entsprechende der erwähnten Wirbelsäule. Das Thier war also wenig- stens 34 Fuss. Diess sind aber noch nicht die grösst be- kannten. Das Mass ist demnach wohl nicht übertrieben, wenn man die riesenhaftesten Individuen gegen 40 Fuss schätzt. Zwischen beiden Extremen stehen Formen von 6 bis 12 Russ Länge. Ein ziemlich vollständiges Skelett von 6! Fuss hat einen Schwanz, der allein so lang ist als die ganze übrige Wirbelsäule nebst dem Hinterkopf bis zum Auge. Er stimmt am meisten mit I. intermodius. Schon von H. v. Meyer wird die bemerkenswerthe Teleosaurus Chappmanni. 225 Thatsache hervorgehoben, dass sich kein Plesiosaurus auf deutschem Boden mit ihm zusammengefunden hat, das- jenige Thier, was ihm am verwandtesten ist, und in dem englischen Lias so oft als Begleiter erscheint. Dagegen findet sich häufig ein Saurier, den ich gewöhnlich mit dem im englischen Lias ebenfalls häufig vorkommenden Teleosaurus Chappmanni Kön. (Buckland Geol. and Mineral. tab. 25) zu vergleichen pflege. Die Knochen sind viel kräftiger gebaut, wären sie nicht spröde geworden, so würde man sich leicht die einzelnen Theile präpariren können. Er zerfällt vielleicht in eben so viel Species als der Ichthyosaurus, doch habe ich bis jetzt weniger Gele- genheit gehabt, ihn zu studiren, da leider die schönsten Exemplare desselben ausser Lands gekommen sind, zum Glück aber in Hände, von wo aus wir bald eine gründ- liche Belehrung über ihn erwarten dürfen. (Bronn und Kaup über gavialartige Reptilien des Lias.) Die augen- fälligsten Kennzeichen sind die lange gavialähnliche Schnauze, welche zum Fischen besonders geschickt war. Darin stecken spitze Zähne, welche man auch häufig ein- zeln im Posidonienschiefer findet. Ihr Schmelz ist sehr stark schwarzglänzend mit markirten fein er- habenen Längsrunzeln bedeckt, die nach der Spitze hin allmählig aufhören. Vorn und hinten erhebt sich eine etwas scharfe und starke Runzel, die bis in die äusserste Spitze verläuft, und dem Zahne ein zweischneidiges An- sehen gibt. Auf der Oberseite des Schädels finden wir vier Löcher: zwei vordere kleinere, die Augenhöhlen, durch das ziemlich breite Stirnbein von einander getrennt, mit rauher Oberfläche und mit ähnlichen Impressionen, wie auf den Schildern, und zwei hintere bei weitem grössere, die Schläfgruben, durch ein schmales aber kräftiges, in der Mitte mit einer Schärfe endigendes Scheitelbein geschie- den. Der rundliche Condylus des Hinterhauptbeins zeigt, wie bei den Crocodilen, eine schwach angedeutete Vertikal- Quenstedt, Flözgebirge. 15 226 Fische. furche, welche ihn in zwei symmetrische Hälften theilen würde, wenn sie tiefer wäre. Besonders eigenthümlich sind die viereckigen dicken Platten, welche die Oberseite des Körpers bedeckt haben. Es sind kräftige Schilder, deren Oberfläche mit dieht neben einander stehenden Gruben bedeckt ist, wie wenn Kinder - ihre Fingerspitzen in Thon drücken. Die Wirbelkörper sind länglich, auf beiden Seiten sehr breit, aber ebenfalls mit flacher Concavität versehen (was bei lebenden Gavialen nicht vorkommt), und in sofern gleichen sie den Wirbel- körpern von Plesiosaurus. Allein ihr Ringtheil ist viel kräftiger, mit langen Quer- und Dornfortsätzen versehen, Trotz der. biconcaven Wirbelkörper scheinen die Thiere doch Bewegungsorgane, wie unsere heutigen Crocodile, gehabt zu haben, denn sowohl die Ober- als Unterbein- knochen sind sehr lang, und daran sassen vorn fünf- und hinten vierzehige Füsse. Diess sind die Thiere, die H. v. Meyer als Macro- spondylus Bollensis unterschieden hat. Wenn die grössern Exemplare nicht wirklich mit Teleosaurus Chappmanni übereinstimmen, so dürften sie als T. Bollensis unterschie- den bleiben. Ob die kleinern Thiere, die nicht über 4 Fuss Länge haben, mit sehr schlanken und dünnen Wirbelkör- pern besondere Species sind, muss die Zukunft entscheiden. Die sogenannten Gaviale Cuvier’s, die theils als neue Geschlechter Leptocranius, Metriorhynchus, Mystriosau- rus etc. unterschieden sind, dürften sich nicht wesentlich von unserm Liasgeschlecht unterscheiden. Fische sind im Posidonienschiefer von solcher Be- deutung geworden, dass man letztere mit Recht auch wohl Fischschiefer zu nennen pflegt. Denn untersucht man die Schiefer genauer, so ist das Ganze mit schwarz- glänzenden aber sehr bröcklichen Theilen von Fischschuppen und Kopfknochen durchzogen, seltener sind Gräten und Flossen. Es erscheint wie ein Schlamm, in welchem die Fische. 227 Fische verwesten, wenn man‘ es nicht als die unverdauten Theile vom Kothe räuberischer Thiere ansehen will. Man darf sich darüber bis jetzt noch nicht entscheiden. Wohl- geformte Coprolithen mit unverdauten Fischtheilen, wie man sie in England so häufig in diesem Gebiete findet, gehören entschieden zu den Seltenheiten in Würtemberg. Doch kommen Coprolithen im Posidonienschiefer vor. Es sind gewöhnlich längliche oder eiförmige Cylinder, durch kleine Risse spröde geworden, innen wie braunes Stein- mark, aussen aber schwarz gefärbt. Also ganz den im Keuper erwähnten ähnlich. Was nun die Fische selbst anbelangt, so haben sich, wie bei den Sauriern, ihre Theile meist schon etwas getrennt, ja ihre Stücke sind nicht selten ganz zerfetzt und auseinander gestreut. Doch kommen dabei wieder viele ganze Exemplare vor. Nach den Thei- len, welche erhalten sind, unterscheiden wir vorzüglich dreierlei Vorkommnisse: 1) Fische mit dicken, glänzenden Email- sehuppen ohne Gräten. Die Schuppen sind alle scharf viereckig, und hängen durch einen Zahn so fest mit ein- ander zusammen, dass oftmals nicht eine einzige Schuppe herausgefallen ist. Ausser den Schuppen und schuppen- artigen Kopfknochen findet sich nichts vor. Der Fisch verwittert innerlich so stark, und wurde so fest zusammen- gedrückt, dass &ewöhnlich die Schuppen beider Seiten mit ihren innern matten Flächen hart aufeinander liegen. Nur wenn die Fische sehr gross sind, so kann man Spuren von Gräten wahrnehmen. Sie liegen gern im Schiefer. 2) Fische mit Gräten, auf denen die dünnen Schuppen nach ihren Umrissen kaum erkannt werden. Sämmtliche Gräten sind zwar sehr kräftig ent-- wickelt, doch lässt sich ihre Ineinanderfügung gewöhnlich schwer erkennen. Denn sie liegen meist in den harten Stinksteinen, wo ein Herausarbeiten, ohne die Gräten zu zerbröckeln, ein äusserst mühsames Geschäft ist. \ 15% 228 Lepidotus Elvensis. 3) Mittelformen, wo Gräten und Schuppen im Gleichgewicht stehen.‘ Sie liegen gewöhnlich im Schiefer, und sind die Umrisse der Schuppen auch deutlicher als bei Nro. 2, so erreichen sie doch niemals die Deutlichkeit als bei Nro. 1, während umgekehrt die Gräten ebenfalls nie so kräftig sind als in Nro. 2. Diese Erscheinungen können nicht durch die verschie- dene Art der Zersetzung erklärt werden, es geht viel- mehr daraus hervor, dass Gräten und Schuppen in einer Wechselbeziehung stehen. Sind die Schuppen am stärk- sten, so fehlt das Grätenskelett, werden hingegen die Grä- ten kräftig, so verlieren die Schuppen allmählig an Stärke (Nro. 3), bis endlich das Grätenskelett sich so ausgebildet hat, dass die Schuppen nur noch den dünnen Platten unsrer Süsswasserfische vergleichbar sind. Die Fische sind sämmtlich Weich- und Bauchflosser, und scheinen alle wie die lebenden einen symmetrischen Schwanz zu haben (homocerci). Agassiz BRecherches sur les poissons fossiles, Tom. II. ist das Hauptwerk für ihre Bestimmung. Leider aber sind bis jetzt nur wenige darin beschrieben, und die Ueber- sicht in der Einleitung ist dabei so dürftig, dass es unmög- lich ist, Alles darnach zu bestimmen, abgesehen von den neuen Formen, welche sich jährlich in den Schiefern finden. Lepidotus Elvensis Blainv. (L. gigas Agass. II. Fig. 28 u. 29.) Zwar nicht der grösste, aber doch mit der wichtigste Fisch im Lias. Indess gehören 2 Fuss lange Individuen schon zu den grossen Exemplaren, gewöhnlich bleiben sie unter diesem Mass. Man findet sie ausschliess- lich in den spröden Stinksteinschichten, besonders wenn dieser Neigung hat, grosse Geoden zu bilden, wo die gelb- braunen Emailschuppen ihn leicht von den schwarzgefärb- ten Fischen im Schiefer unterscheiden. Nach seiner Form und Flossenstellung gleicht der Fisch einem grossen Kar- pfen, wesshalb ihn Blainville auch Cyprinus nannte, Sein Lepidotus Elvensis. 229 Bauch mit elliptischem Umrisse hängt tief hinab, denn eine Linie von der Schnauze zur untern Schwanzwurzel gezo- gen, halbirt seine grösste Höhe. Ob er gleich aus dem Stinkstein sich bedeutend emporzuwölben scheint, so ist diese Wölbung doch nur Folge der convexen Lage, zwi- schen den dicken Schuppen seiner Flanken finden sich nur wenige innere Theile, er gleicht demnach einer dicken Platte, welche auf der einen Seite convex auf der andern aber concav ist. Wahrscheinlich dürfte die convexe Fläche, welche sich am leichtesten absondert, immer nach oben liegen, so dass die Concavität durch den Druck des Fisches entstanden wäre. Die längste und kräftigste Flosse ist die Brustflosse, obgleich sie etwas schmaler als die nächst- grösste Rückenflosse ist; ihr folgt an Grösse die After- flosse, von allen die kleinste ist aber die Bauchflosse, gleich hinter der grössten Tiefe des Bauches stehend, während die Rückenflosse dem Raume zwischen Bauch - und After- flosse gegenüberliegt. Der nur wenig gegabelte Schwanz hat gleich lange Loben, allein da die Schuppen an der obern Schwanzwurzel etwas weiter nach hinten reichen, als die der untern, so sind die Flossenstrahlen des obern Lobus sichtlich kürzer als die des untern. Alle Vorder- strahlen sind geschuppt. und verfolgen wir einen einzigen Strahl von der Wurzel, so zerspaltet er sich bald nach Art der Weichflossen in 6 bis 8 kurzgliedrige Nebenstrah- len, deren Zahl in den Spitzen noch viel bedeutender wird. Die Strahlen der unpaarigen Flossen stehen unter sich viel entfernter als die der paarigen. Die wichtigsten Kopfknochen sind folgende: Das Operculum, von allen der grösste, ein senk- recht stehendes Rechteck, dessen hintere Seite sich mit der obern und untern unter ovaler Linie verbindet, wäh- rend die vordern beiden Ecken zwar gerundet, aber doch viel schärfer sind. Er ist für die Orientirung der wichtigste Knochen. 230 Lepidotus Elvensis. Das Suboperculum liegt genau darunter, 'und um- fasst den vordern Winkel des’ 'Operculum so, dass ein schmaler Arm fast bis zur Hälfte dessen Vorderseite hinauf- läuft, während der übrige Theil einem horizontalen Recht- eck gleicht, mit: gerundeter ‚Unterseite. Der vordere spitze Fortsatz bedeckt das Operculum, während die Oberseite des Rechtecks von der Unterseite des Operculums bedeckt wird. | Das Praeoperculum gleicht einem Halbmonde, des- sen viel längerer aufsteigender Arm, schmal aber sehr dick, mit der Vorderseite des Operculum und Suboperculum har- monirt. Nur zum untern Vorderwinkel des Suboperculum reicht es nicht ganz herab, sondern der Oberspitze des Interopereulum einen schmalen Raum gewährend geht sein horizontaler Arm schnell nach vorn und gewinnt bedeutend an Breite. Das Interopereulum ist'ein Dreieck; die Ober- spitze desselben dringt zwischen Praeopereulum und Sub- operculum ein. die Hinterspitze reichtüber die Vorderspitze des Suboperculum hinaus, bedeckt also die Kiemenbögen, während die Vorderspitze mit der des’ Praeoperculums zum Insertionspunkte des Unterkiefers geht. Jetzt ist es auch leicht, die Lage der Kiemenbögen zu verfolgen. Unter dem Suboperculum reihen sich näm- lich noch drei breite Knochenlamellen an, die von oben nach unten etwasan Grösse abnehmen, und zwar so, dass Oper- culum, Suboperculum und diese 3 Kiemenbögen in senk- rechter Reihe liegen; weiter nach vorn folgen darunter noch 4 kleinere. ‘Die vordern Spitzen sämmtlicher Bögen verlieren sich unter dem Interoperculum, um sich an das Zungenbein zu heften. Alle diese Knochen zeigen eine matte Oberfläche, und so kräftig namentlich die Opercularknochen sind, sie kön- nen 3 Linien Dicke erreichen, so matt und dünn ist die Emailschicht. Lepidotus Elvensis. 231 Einen zweiten Ausgangspunkt bilden die Augen. Eine Längslinie von der Mitte des Opercularknochens gezogen, durehschueidet die Augenhöhle in der Mitte. Letztere ist von einem rings geschlossenen Knochenringe umgeben, der aus 11 einzelnen Platten besteht; davon umlagern 9 kleine Platten den Vorder-, Unter- und Hinterrand, die übrigen 3 grossen nehmen die Oberseite ein, und werden von dem grössten aller Schädelknochen,, dem Stirnbeinknochen, be- grenzt, der nach vorn ein gut Stück über sie hinausragt. Sie sind, wie die Schädelknochen, mit einzelnen Tuberkeln bedeckt, und weit matiglänzender, als die 9 übrigen, weiche eben so matt sind. als das Operculum. Der vordere dieser 3 Knochen ist der grösste und diekste, trapezoidal geformt, wendet seine untere Spitze dem vordern der 9 zu, so dass nach vorn ein tiefer Ausschnitt bleibt, wo sich eine andere trapezoidale Platte einschiebt, der nach vorn noch drei an- dere allmählig schmaler werdende Platten zur Nase hin folgen. Diese 4 Platten bedecken mit ihrem Unterrande den Oberkiefer. Eine andere ausgezeichnete Plattenreihe begrenzt den vordern Bogen des Praeoperculum, es sind vier grosse Platten, welche den ganzen Raum zwischen Praeopereulum und dem Augenringe (die Backen desshalb Backenplatten) einnehmen, sie reichen daher ebenfalls vom Schädel bis zur Insertionsfläche des Unterkiefers. Der oberste davon ist der schmalste, der zweite der längste, mit deutlich ausgeschweiftem Unterrande und am hintern Oberwinkel bedeutend zugespitzt; der dritte trapezoidale ist wieder kleiner als der vierte ähnlich geformte. Ueber diesem vierplattigen Bogen und dem Praeoperculum liegt unmittelbar das Scheitelbein, aus zwei Knochen bestehend, wovon Agassiz den untern Zitzenbein nennt. Dahinter über dem Operculum noch zwei kleinere Platten, welche das Hinterhauptsbein bedecken würden. Es kommen Ab- änderungen vor, welche auf den Schädelknochen einzeln zerstreute Perlknötchen zeigen. 232 Lepidotus Elvensis. Ueber die Umrisse der Kieferknochen lässt sich nur schwer Rechenschaft geben. Das Maul ist nicht tief ge- spalten, und wir finden seine Ränder mit eylindrischen aber spitzen Zähnen besetzt. Die Dicke dieser Kopf- knochen lässt sich schon daraus beurtheilen, dass viele derselben (der Augenring, das Praeoperculum etc.) von verkiessten Gefässen parallel den Platten durchbohrt sind, die eine halbe Linie Durchmesser haben. Der grosse Brustgürtel bricht tief unter der Vertical- reihe des Operculum und Suboperculum und der 3 grossen Kiemenbögen hervor. Der Obertheil desselben steckt zwi- schen zwei grossen langen Schuppen, von denen folglich die obere hinter dem Operculum, die untere hinter dem Brustgürtel selbst liegt. Diese beiden Schuppen (darunter liegt sogar oft noch eine dritte lange) sind, wie der untere rundliche Winkel des Brustgürtels, selbst auf ihrer Hinter- seite mit demselben Email bedeckt, der auch die Schuppen auszeichnet, was an keinem der Kopfknochen stattfindet. Unmittelbar hinter diesen langen Schuppen liegt die erste Schuppenreihe, welche vom Rücken zum Bauch reicht, und folglich die ganze Breite der Seite einnimmt. Wir wollen sie als die erste Hauptreihe bezeichnen. Vor ihr im Nacken dürften nur noch zwei kurze Nackenreihen liegen, vor ihr in der Kehlgegend vermuthe ich noch an i4 Kehlreihen, die leider aber zu oft durch das Verdecken der Brustflosse undeutlich gemacht sind. Unter der achten Hauptreihe inserirt schon die Bauch -, unter der 16ten die Afterflosse, über der 20sten die ersten Strahlen der Rücken- flosse, das Unterende der 30sten hat schon die untere Schwanzwurzel erreicht, so dass wir im Ganzen nicht viel über 30 Hauptreihen annehmen dürfen. Es folgen sodann noch bis zur obern Schwanzwurzel 12 bis 14 Schwanzreihen. Die einzelnen Schuppen sind in der Mitte der ersten 20 Reihen am grössten, und der Schmelz darauf nimmt eine rechteckige Platte ein, oben wie unten, nament- Lepidotus Elvensis. 233 lich aber in der Schwanzgegend, werden wie bei allen Eckschuppern die Schuppen merklich kleiner, und der Schmelz zeigt eine genau rhombische Gestalt. Die Anzahl der Wirbel in der Wirbelsäule scheint doppelt so gross zu sein, als die der Schuppen, wenigstens sieht man unge- fähr doppelt so viel obere Dornfortsätze zwischen den Schuppen blosgelegt. Die Dornfortsätze sind rund und stark, aber nicht so stark als die ungemein dicken Gräten, welche den kräftigen Schwanz an die Wirbelsäule be- festigen. Ä Die Schuppen der Seitenlinie sind nur theilweis, "meist abwechselnd von einem Schleimkanale durchbohrt, es ist ein grosses halbmondförmiges Loch, mit scharf ab- fallendem Vorder- und allmählig geneigtem Hinterrande. Die Form der Schuppen ist an den verschiede- nen 'Theilen des Körpers sehr verschieden. Die grössern auf den Flanken haben eine viereckige Platte mit braunem Schmelz bedeckt. Vor dieser Schmelzplatte dehnt sich der Knochentheil der Schuppen aber noch bedeutend nach vorn und oben aus und endigt zuletzt in zwei Spitzen, welche durch 'einen Bogen von einander getrennt sind. Durch diesen Fortsatz wird die Schuppe bedeutend länger als hoch, zeigt oben einen einspringenden und unten einen ausspringenden Winkel, welche beide genau mit den En- den des vordern Schmelzrandes zusammenfallen. Einen Zaahnvorsprung an der Oberseite habe ich nie gesehen. Der Untertheil des scharfen Hinterrandes ist fein gezahnt, allein wie weit sich die Zähne auf die übrigen erstrecken, lässt sich schwer ermitteln. Denn in der Regel ist der Schmelz der Schuppen wenn nicht ganz so doch bedeutend verletzt, so dass man diese Kennzeichen leicht übersehen kann. 8 bis 12 feine Zähne zählt man auf vielen. Bei den rhombenförmigen Schuppen ist der vordere Fortsatz sehr verkürzt, es ist nur eine schiefe Harmoniefläche. Wenn irgend Schuppen einen obern Zahn haben sollten, 2341 Lepidotus semiserratus. so sitzen diese auf dem Rücken. In der Bauchgegend endet der vordere Fortsatz nur in einer Spitze, und zwar ist es die obere, die sehr schief nach oben steht. Die unpaarigen Schuppen auf dem Rücken haben in der Me- dianebene einen schwachen Kiel, und spitzen sich nach hinten stark zu. Die Stärke sämmtlicher Schuppen ist sehr bedeutend, sie erscheinen auf der Innenseite wie con- vexe Knochenwülste. Jede einzelne Schuppe ist, ausge- nommen die Schmelzplatte, rings von einem schwarzbrau- nen Mergel umgeben, der sie regelmässig eingekapselt hat. Die Fläche dieses Mergels ist so glatt und so regelmässig zu finden, dass man sie mit blassem Schmelz verwechseln könnte. Der Mergel ist an die Stelle des Schleimes ge- treten, der die Schuppen umgab, daher ist er auch viel bituminöser als das übrige Gestein. » Dimensionen. Bei einem 2 Fuss langen Exemplar misst der Kopf 5'% Zoll; grösste Höhe des Bauches 8 Zoll; Höhe hinter dem Kopf 6 Zoll; kleinste Höhe vor dem Schwanze 3 Zoll; Länge des grössten Brustflossenstrabls 4 Zoll; Länge des grössten Rückenflossenstrahls 3Zoll Linien; Schwanzhöhe 7 Zoll; Mittlere Schwanzlänge 4 Zoll. Nach Agassiz findet er sich im Lias Deutschlands, Frankreichs und Englands. Lepidotus semiserratus Agass. II. tab. 29 a. Es ist eine erfreuliche T'hatsache, wenn auf so ferne Punkte. wie Whitby (Yorkshire Küste) und Boll (im Herzen von Süddeutschland) so scharf markirte Species unter ganz ähnlichen Verhältnissen sich wieder finden. Wie in Eng- land so kommt auch bei uns diese Species nicht im Stink- stein sondern in den Schiefern vor. Der Schuppenschmelz ist daher nicht bloss schwarz, sondern auch immer voll- Lepidotus semiserratus. 235 kommen erhalten: Sie schälen sich, wie in England, einer- seits dick aus dem Schiefer heraus, leider aber fehlen auch bei uns ausser der Brustflosse sämmtliche Flossen. ‘Wäre der Kopf nicht etwas länger, so würde man ihn kaum vom ersten unterscheiden. Der Augenring scheint "weniger Knochen zu haben, und die einzelnen Knochen sind grösser als beim vorigen, Besonders ist auch der Körper viel schlanker, der Bauch hängt nicht hinab, obgleich die ein- zelnen Schuppen verhältnissmässig grösser und kräftiger sind, als bei vorigem. Das wichtigste Kennzeichen findet sich an der untern Hälfte des Hinterrandes der dieken Schmelzschuppen. Diese endigt in eine oder meh- rere lange dornförmige Stacheln, die zwar oft abgebrochen sind, doch immer noch an zu vielen vorkommen, als dass man sie übersehen könnte. In der Unterhälfte der vordern Reihen zeigt die. einzelne Schuppe 3 bis 4 Stacheln, in der Oberhälfte und besonders auch in der Schwanzgegend finden wir meist nur 2, aber diese sind dann auch desto länger.‘ Ja die Neigung auf der Hinterseite Stacheln zu bilden geht so weit, dass selbst die rhombenförmigen Schuppen der Schwanzgegend an dem untern Hinterwinkel sich in eine lange Spitze endigen, welche gewöhnlich dem Rhombus eine ganz verzogene Form gibt. Ein 2 Fuss langer Fisch hat Kopflänge '6'% Zoll; Grösste Bauchhöhe 63/, Zoll. Wegen seinen kräftigen und wohl erhaltenen Schmelz- schuppen gehört er zu den schönsten Fischen der Posido- nienschiefer. "Die Seitenlinie ist auch bei ihm unterbrochen, denn kaum die Hälfte der Schuppen zeigen Schleimkanäle. ' Bei den Bestimmungen der übrigen Formen treten grosse Schwierigkeiten ein, theils sind zu’ viel Species nach un- vollkommenen Bruchstücken gemacht, die allerdings existiren mögen, welche aber wieder zu erkennen man einem Zweiten nieht gut zumuthen kann, theils sind die kreirten Species ; 236 Lepidotus dentatus. schon seit Jahren. im Umlauf, allein oft weder abge- bildet noch beschrieben. Was erkennbar und wichtig ist, wollen wir anführen, man mag es uns aber nicht für Unkenntniss auslegen, wenn wir Benamntes als neu auf- führen sollten. Denn jeder, der sich gründlich mit Be- stimmung der Fische abgegeben hat, wird uns beistimmen, dass gerade die besten vorhandenen Hilfsmittel im Einzelnen nicht so scharf ausgeführt sind, als es die Natur erlaubt hätte, und dass gerade:die wichtigsten Theile, wie Kopf- knochen, nach ihren Umrissen nur zu unbestimmt abge- bildet zu sein pflegen. Lepidotus dentatus von den auf dem Hinterrande gezähnten Schuppen so genannt. Ein ausgezeichneter Fisch, der flach gedrückt im Schiefer liegt. Zwar sind seine Kopfknochen nicht so stark als bei dem vorigen gebaut, doch sind sie immer noch stark genug, der Zerstörung mehr zu widerstehen, als diess ‚bei andern Geschlechtern der Fall zu sein pflegt. Der grosse Opercularknochen ist ganz glatt, wie bei Elvensis, allein die Unterseite geht viel schiefer nach Oben und Hinten, wodurch der vordere Unterwinkel stärker her- vortritt. Das Suboperculum umfasst diesen Winkel, doch reicht sein schmalspitziger Fortsatz lange nicht zur Hälfte der Vorderseite des Operculums hinauf. Vorn, wo das Interoperculum sich anlegt, ist es in schiefer Rich- tung nach Hinten abgestumpft. Die Hinterseite des: Inter- operculums ragt nicht nach unten über das Suboperculum hervor, sondern das Interoperculum ist ein schmales fast gleichschenkliches Dreieck, dessen Endspitze an der In- sertion des Unterkiefers liegt. Einige glänzende Perl- knötchen erscheinen am Unterrande des Suboperculum und Interoperculum. Dass beide Unterränder in einer ununter- brochenen fast geraden Linie fortsetzen, ist dieser Species ganz eigenthümlich. Das die ganze Vorderseite dieser drei Opereularknochen begrenzende Praeoperculum ist schmal, Lepidotus dentatus. 237 und auch der untere horizontale Ast weniger breiter als bei den vorigen Species. 11 Platten umgeben das Auge, davon sind namentlich die 3 grossen des Oberrandes mit vielen Perlknoten bedeckt. Der vordere von den 3 obern ist trapezoidal, allein seine Vorderspitze ist viel stumpfer als bei den vorigen Species, und mit dem grössten Theile des Unterrandes harmonirt der unterliegende kleinere Kno- chen des Augenringes, welcher durch seine scharfen Zähne am Oberrande sehr ausgezeichnet ist. Die 4 Platten (zwi- schen Nasen - und Oberkieferbein), welche zur Nase gehen, sind sehr gross. Von den 4 Backenplatten zwischen Prae- operculum und Augenring sind die beiden obersten glatt, die untere geperlt. Die 4 Backenplatten, der untere Augen- ring und ‚die 4 Opercularknochen sind bedeutend dünner als die Schädelknochen, sammt den 3 obern Augenplatten. Das Stirnbein über letztern springt auf der rechten Kopf- seite hinten bedeutend über die Medianlinie hinüber (was Agassiz zuerst bei semiserratus beobachtet, aber auch bei Elvensis vorkommt). Auch das dahinter liegende Schei- telbein hat dieselbe Form, nur ist es bedeutend kürzer. Unter diesem Scheitelbeine (über den 4 Backenplatten) liegt ebenfalls eine kräftige nach oben stark convexe Platte (Zitzenbein Agass.), und hinter diesen beiden Scheitelbein- platten eine grosse Nackenplatte mit einer nach vorn ge- "kehrten Spitze. Alle sind tuberkulirt,-die Kiefer haben lange spitze Zähne und in der Vorderreihe und dahinter stehen viel kürzere kugelförmig aufgeblähte, aber ebenfalls mit einer scharfen Spitze. | Die Schuppen sind am ausgezeichnetsten. Auf den Flanken der ersten Reihen haben die grossen Schuppen 8 bis 10 feine Zähne, welche die untern Dreiviertheile des Hinterrandes einnehmen. Diesen Zähnen entsprechen feine Linien, welche die Schuppen diagonal nach vorn und oben durchsetzen. Schon in der 13ten Hauptreihe sind diese auf 3bis2 reducirt, welche aber um so spitzer und grösser 238 Tetragonolepis pholidotus. an dem Untertheile des Hinterrands hervortreten. Zuletzt in der Schwanzgegend endigen die rhombenförmigen Schup- pen noch in einem einzigen langen nach unten gebogenen Spitzwinkel. Die Seitenlinie ist ebenfalls unterbrochen. Der. Bauch hängt sehr tief herab. Die Grösse der Schuppen in der Schwanzpartie gleicht im Allgemeinen dem L. undatus Agass. II. fig. 33. Es kommen im Bollerschiefer noch mehrere Species vor. Auszuzeichnen wäre vielleicht noch Lep. ornatus Asgass. I. fig. 32. Ich kenne nur zerstreute Bruchstücke davon. Sämmtliche Schädelknochen sind stark granulirt (wie bei Tetragonolepis) , die Schuppen, auf ihrem vordern Emailrande mit vertieften Streifen versehen, haben oben einen kurzen Zahn, der in eine aussen sichtbare Ausker- bung des Unterrands fällt. Tetragonolepis pholidotus Agass. tom. IL, pag. 207 beschrieben, aber noch nicht abgebildet. Es ist der Hauptrepräsentant dieses Geschlechts im schwäbischen Lias. und bei weitem der häufigste. Sein Körper hat die rhom- bische Form der Schollen. Im Mittel 8 bis 9 Zoll lang. Ein 9 Zoll langer Fisch hat 42); Zoll zu Seiner grössten Höhe, die ungefähr in die Mitte des Körpers fällt. Ehe jedoch die Schwanzflosse sich einstellt, schnürt sich der breite Körper auf 1 Zoll Höhe zusammen. Dadurch be- kommt der ganze Körper eine zierliche Ovalform. Die kleine Brustflosse mit ungefähr 20 feinen Strablen liegt sehr hoch, im Umfange des untern Drittels. Die ebenfalls kleine Bauchflosse, ungefähr unter der 9ten Hauptreihe gelegen, fällt auch noch in die vordere Hälfte der Bauchlinie. Ueber ihr auf dem Rücken beginnt die lange Rückenflosse, die noch ein wenig in die vordere Hälfte der Rückenlinie über- greift und lang auf dem Rücken fortziehend erst da auf- hört, wo der Schwanz sich ganz schmal zusammenzieht. Die Afterflosse ist kaum halb so lang, beginnt später und reicht auch nicht so weit zum Schwanz hin. Das kräftigste Tetragonolepis pholidotus. 239 Bewegungsorgan ist der Schwanz, mit wenigstens 20 und dabei ziemlich langen Hauptstrahlen. Die Schuppen sind’ an diesem Fische das Eigenthümlichste. Sie sind viel dünner als bei Lepidotus, und der Schmelz wird in den scharfen Rändern lamellös und matt. Auf der Unterhälfte der Flanken ist diese Schmelzfläche vollkommen doppelt so hoch als lang. Legen wir uns aber einzelne Schuppen davon bloss, so zeigen sie auf der Vorderseite einen ziem- lich bedeutenden Vorsprung, mit matter Farbe, concaver Vorderseite, oben mit einem spitzen, unten mit einem stumpfen zahnartigen Ende. Dieser Vorsprung ist durch eine tiefe Furche von der Schmelzfläche geschie- den, und hinter dieser Furche erhebt sich am obern Schmelzrande ein spitzer Zahn, welcher in eine entspre- chende Vertiefung der Unterseite der darüberliegenden Schuppe eingreift. Die Furche wird von dem Hinterrande der vorliegenden Schuppe vollkommen bedeckt, ist dabei aber so markirt, dass sie auf dem Hinterrande der be- deckenden Schuppe noch unterm Schmelze sichtbar ist, während vor der Furche durch den Rand des Schuppen- vorsprungs der dünne Schmelz zu einer erhabenen Linie hervorgehoben ist. In der Rückengegend sind die Schup- pen sehr klein, der Oberrand wird dann stark convex, die obere zahnartige Spitze des Vorsprungs sehr ausgebildet, und dem entsprechend durch das herabhängende Ende des untern Vorsprungs der Unterrand concav. Die Schwanz- schuppen sind wie bei allen Tetragonolepen klein und rhom= bisch. Die Seitenlinie liegt im Anfang des obern Drittels, ‘ aber kaum der dritte Theil der Schuppen ist durchbohrt. Der Kanal ist ein langer Spalt in der Mitte der Schuppe, und leicht zu erkennen, weil sich ein blaues Mondchen davor zu lagern scheint, was nur Folge des durchgehen- den Lichtes ist. Blau sind auch alle die isolirten und läng- lichen Knötchen, welche die Kopfknochen bedecken, es setzt diess eine grosse Durchscheinenheit derselben voraus. 240 Tetragonolepis.semicinctus. Solche Knötchen fehlen auch der untersten Linie der Bauch- und Rückenschuppen, welche vor der Bauch- und Rücken- flosse liegen, niemals, und zwar sind sie meist sehr gross und dick. Die Kopfschuppen und Kopfknochen sind ent- weder ganz zerstört oder abgeschält, selten gut erhalten. Das Operculum bleibt der Hauptknochen. Sein oberer vor- derer Winkel springt stark hervor, der obere hintere ist oval abgerundet. Darunter das kleine Suboperculum, des- sen aufsteigende die Vorderseite des Praeoperculum be- deckende Spitze, so wie der aufsteigende Arm des Prae- eperculum unter den Backenplatten versteckt liegt. Letzteres tritt nur mit seinem horizontalen Arme etwas hervor, dem unten das etwas breitere Interoperculum parallel läuft. Die Zähne sind lang cylindrisch und spitz, nie gespalten, wie nach Agassiz bei Dapedius der Fall sein soll, Es fällt uns auf, dass Agassiz in seiner Beschreibung namentlich die beschriebene Form der Schuppen nicht hervorhebt. Sein T. pholidotus könnte daher wohl die zweite Form sein, welche den beschriebenen gewöhnlich begleitet. Die Schuppen sind etwas dicker, die Furche fehlt, und der Fisch wird in der Regel etwas grösser. Ein Bruchstück eines dünn schuppigen hieher gehöri- gen Fisches ist vielleicht interessant, weil Stücke der Wir- belsäule an ihm sichtbar sind. Sämmtliche Schuppen haben eine tuberculirte Oberfläche, sind aber so zerbrechlich, dass sich wenig daran erkennen lässt. » Tetragonolepis semicinctus Bronn. Agass. I. tab. 22. fig. 2 und 3. Ein kleiner aber häufiger Fisch, so- wohl in den Stinksteinen, als in den Schiefern, allein lei- der in beiden Zuständen so wenig erhalten, dass man sich über die einzelnen Theile nur schwer Rechenschaft zu geben vermag. Die Schuppen sind so dünn geworden, dass nicht nur Gräten, sondern selbst die Wirbelkörper noch theilweise sichtbar sind. Die grössten Exemplare erreichen kaum 3 Zoll Länge, und sind dabei über 1% Zoll hoch. Ptycholepis Bollensis. 241 Davon fällt ein Theil über dieWirbelsäule und drei "Theile fallen darunter. Diess erzeugt eine fast kreisförmige Bauch- linie, welche den kleinen Kopf ganz 'nach 'vorn und oben drängt. Nach den Dornfortsätzen des Rückens zu urthei- len, würde ich 26 bis 28 Wirbel zählen. Diese obern Dorn- fortsätze sind immer deutlicher, weil die: Schuppen über der Wirbelsäule viel kleiner sind als darunter. Am gröss- ten sind die Schuppen unter der Wirbelsäule auf den vor- dern Flanken. Ihre Form lässt sich. am leichtesten an zerfetzten Fischen erkennen. Man sieht dann vorn eine dicke grätenartige Anschwellung, welche oben-und unten in einen spitzen Stachel endigt. Hinter dieser Linie breitet sich eine rektanguläre Membran: aus, die namentlich am Hinterrand äusserst dünn wird. Diese eigenthümlich ge- formten Schuppen fügen sich so: übereinander, dass die Anschwellungslinien mit ihren Spitzen gegenseitig hart an einander liegen. Auf diese Weise bilden die Anschwel- lungen höchst regelmässige Vertikallinien, die der Ungeübte mit Gräten verwechseln würde. In der ‚Schwanzgegend sind die Anschwellungen viel feiner. Auch über der Wir- belsäule sind sie deutlich, sie bilden feine: Linien von den Wirbelkörpern aus nach vorn, schneiden daher die nach hinten gerichteten Spinalfortsätze unter einem Winkel von 30° bis 40%. Die Längslinien der: Schuppen, welche in Agassız Figur so sehr hervorgehohen sind, kann man in den günstigsten Fällen. mit Mühe wahrnehmen. After- und Rückenflosse zwar ähnlich wie bei Tetragonolepis, allein da die undeutlichen Schuppen damit gar nicht über- einstimmen, so müssen wir ihn nothwendig davon trennen. Mit viel mehr Recht könnte man diese ‚Species in die Nachbarschaft der Pyenodenten. bringen (cf. Pyenodus rhombus Agass. II. tab.72 fig. 5bis7), nur sind die Zähne spitzer, auch ist der kleine Kopf durch die a stärker nach oben gerichtet. Ptycholepis Bollensis Agass. (wegen seinen ge- Quenstedt , Flötzgebirge. 16 242 Eugnathus. falteten Schuppen so genannt). Lange Würtemberg eigen- thümlich wurde er endlich im Lias von Whitby ebenfalls aufgefunden. Seine Körperform ist lang und schmal, wie die eines Härings. Höchst bemerkenswerth sind die tiefen faltenartigen Längsstreifen seiner Schuppen, die namentlich auf den Kopfknochen in dicken erhabenen Längslinien am markirtesten erscheinen. Die einzelnen Schuppen sind meist dreifach so lang als hoch, haben mehrere tiefe pa- rallele oder dichotomirende Furchen,, die oftmals noch ehe sie den Hinterrand erreichen, aufhören. Der Hinterrand zeigt mehrere lange spitze Zähne, welche jedoch gern abbrechen. Am Vorderrande ist ein schmaler Fortsatz, unten gerundet, oben spitz ohne Email. Ein zahnartiger Vorsprung am Oberrande ist nirgends zu finden. Daher fielen auch die Schuppen so leicht aus einander, und zer- streuten sich weit auf den Schieferplatten. Selbst wenn sie noch so zusammen liegen, dass man die natürliche Form des Fisches ungefähr erkennen kann, so sind den- noch die einzelnen Schuppen meist aus ihrer gehörigen Lage verrückt. Die Schädelknochen sind, wie bei so vie- len Eckschuppern unsymmetrisch, die Vorderspitze des Zwischenkiefers zeigt eine sehr dicke Emaillage. Beson- ders zierlich sind die runden Schuppen, welche die vordern Flossenstrahlen fiederförmig decken. Der Fisch gehört zu den gewöhnlichsten, aber ganze Exemplare sind Selten- heiten, doch haben sie sich in neuern Zeiten öfter gefun- den, nur werden sie in unverhältnissmässig hohen Preisen gehalten. | Durch die Form einzelner Schuppen ist der von Lyme Regis bereits in 4 verschiedenen Species abgebildete Eugnathus dem eben erwähnten sehr verwandt. Mir ist bis jetzt nur ein einziges an mehreren Theilen sehr zerstörtes Exemplar bekannt geworden, das mit keiner der englischen Species übereinstimmt. Das Individuum ist 6%, Zoll lang, und davon nimmt der Kopf fast den dritten Semionotus leptocephalus. 243 Theil ein, an dem wenigstens - die Umrisse des langen Maules und die vielen Kiemenbögen sichtbar sind. Die Brustflosse tief unten an der Kehle ist nur wenig kleiner als die Rückenflosse, aber grösser als die Bauchflosse, die noch um ein Weniges hinter der Rückenflosse steht. Nur 4 Linien hinter den letzten Strahlen der Bauchflosse Zeigen sich die ersten Strahlen der Afterflosse. Obgleich der untere Schwanzlobus zerstört ist, so deutet doch der obere schmale Schwanzlobus, mit starken Fiederstrahlen auf dem Oberrande, die tiefe Gabelung des Schwanzes an. Die Schuppen in der obern Seitenregion sind nur wenig länger als breit, und am Hinterrande fein gezähnt, von welchen Zähnen sich feine Parallelstreifen nach der Mitte des Schup- penschmelzes ziehen. Die Schuppen, namentlich in der vordern Bauchgegend, sind jedoch 3 bis 4mal so lang als hoch, hinten lang gezähnt, und haben auf ihrer Oberfläche ganz ähnliche, wiewohl wegen ihrer Kleinheit nicht immer gleich deutliche Längsfurchen, als Ptycholepis. Agassız hat Tom. II. tab. 26. fig. 1 aus würtembergi- schem Lias einen Semionotus leptocephalus gezeichnet. Wir ha- ben ein ganz ähnliches aber grösseres Exemplar (reichlich 2/; Fuss lang, nicht ganz 2t/, Zoll breit) von Ohmden erhalten. Die Schuppen sind denen des Tetragonolepis sehr ähnlich, der obere Zahn daran sehr deutlich. Allein nur die Stellung der Flossen im Allgemeinen ist noch sicht- bar, ihre Form zerstört. Mehrere andere in unvollkomme- nen Bruchstücken vorhandene vermögen wir nicht zu be- stimmen. Darunter zeichnet sich ein kleiner glattschuppiger aus, der eine besondere Species wahrscheinlich von Pholi- dotus Agass. bildet. Seine deutlichen Opercularknochen, namentlich seine glänzenden Schuppen, auf der Bauchseite 6seitig, sämmtlich mit deutlichen Anwachsstreifen fallen sehr auf. Er ist unter den Fischen mit glänzenden Eck- 16 * 244 Aspidorhynchus. Pachycormus. schuppen der kleinste (3 bis 4 Zoll lang), welcher sich überhaupt in den Posidonienschiefern findet. Aspidorhynchus, von seiner spitzen schnabelarti- gen Schnauze so genannt, ist in den Schiefern noch ein sehr bemerkenswerther Fisch. Nur den Kopf bekommt man gar nicht selten, von dem Körper sah ich nur ein einzigesmal die deutlichen Reste einer langen Wirbelreihe. Der Kopf erreicht im Durchschnitt 4 Zoll Länge, und da- von kommen fast 3 Zoll auf die lange Schnabelspitze. Die Kopfknochen sind wegen ihrer Dünne sehr zerstört, zeigen aber (auf den Scheitel- und Stirnbeinen wenigstens) eine fein granulirte Oberfläche. Die beiden Kieferhälften, einem langen spitzen Vogelschnabel gleichend, endigen in einem Punkte, keine steht über die andere hervor (wie bei Blo- chius). Das fällt sehr auf, da sonst bei diesem Geschlecht der Oberkiefer länger als der Unterkiefer zu sein pflegt. Die Zähne nehmen über 2 Zoll der ganzen Kieferlänge ein, hinten sind sie am grössten. Sie scheinen kleine Neben- spitzen zu haben. Der Kopf erscheint wie ein Pterodac- tyluskopf, und dafür wurden sie auch anfangs ausgegeben. Wenn der Aspidorhynchus Walchneri so ungleiche Kiefer hat, als Agassiz tom. II. pag. 13 angibt, so ist unserer eine ganz eigenthümliche Species. Unter den Grätenfischen (Nro. 2.) in den Stinksteinen sind einige von ganz besonderer Grösse und Schönheit. Allein ihre genaue Bestimmung ist:bis jetzt unmöglich, da man von den sämmtlichen hieher gehörigen, schon seit Jahren aufgestellten Geschlechtern nur wenige Worte weiss. Daher kursiren sie bei uns oft unter sehr falschen Namen. Einer der häufigsten ist *1. Pachycormus, den ich gewöhnlich mit P. curtus Agass. II. tab.59 zu vergleichen pflege. Wir haben Exem- plare ganz von derselben Grösse (9 bis 10 Zoll), wie sie Agassiz aus dem Lias von Yorkshire abbildet, allein sie sind nicht ganz so hoch, und zeigen noch manche andere Pachycormus. 245 Unterschiede. Der Schwanz, wie bei den meisten grossen Grätenfischen im Lias, tief gegabelt. Jeder Lobus hat an 20 grosse Hauptstrahlen, welche an ihrem Ursprunge wie einzelne Drähte neben einander liegen, dann aber durch Längsspalten sich ins Unzählige diehotomiren, ohne ge- gliedert zu sein. Dadurch werden die letzten Schwanz- zasern, welche die Schwanzgabelung umsäumen, besonders zierlich. Sämmtliche Hauptstrahlen sind an einem glatten Knochen befestigt, zu welchem die Fortsätze des letzten Schwanzwirbels verwachsen sind. Nur die obern und un- tern Nebenstrahlen sind an die 6 kurzen und kräftigen Kortsätze der 6 vorletzten Wirbel befestigt (die Figur bei Agassız ist hier anders). Diese grosse Anzahl ist durch die Kürze der Wirbelkörper möglich gemacht. Letztere sind zwar immer zerstört, allein man kann aus den Dorn- fortsätzen ihre Zahl bestimmen. Wir werden wenig irren, wenn wir die Zahl der Schwanzwirbel auf 32 bis 34 fest- setzen. Sie lassen sich von den Rückenwirbeln durch die bedeutendere Grösse ihrer untern und obern Dornfortsätze unterscheiden. Am obern Ende, wo die Dornfortsätze mit den Wirbelkörpern articuliren, sind sie sehr stark ange- schwollen. Die Afterflosse ist an ihrer Wurzel 10 Linien lang, die vordern Strahlen (mit Ausnahme der allerersten) sind länger als die hintern. Genau zählt man 24 Zwischen- fortsätze (wir vermuthen jedoch 26 als Normalzahl, und mehr dürften es auch nicht Flossenstrahlen sein), welche die Flossenstrahlen tragen. Davon der erste fast doppelt so lang und kräftig als die nächstfolgenden allmählig an Grösse abnehmenden. Genau so ist die Rückenflosse ge- bildet, sie fängt da an, wo die Afterflosse aufhört, hat 27 Zwischenfortsätze für eben so viel Flossenstrahlen, da- von ist aber umgekehrt der vorderste nur halb so lang als die folgenden. Davor stehen noch schwach Sförmig gekrümmte Zwischenfortsätze, aber von einander viel ent- fernter, sie sassen nur im Fleische und trugen keine Flos- 246 Pachycormus. senstrahlen. Zwischen diesen und den sehr gedrängten Dornfortsätzen der Bauchwirbel liegt noch eine dritte Reihe (man meint) isolirter und flachbognicht gekrümmter Kno- chen, ihre Anzahl ist viel kleiner als die der Dornfortsätze, aber grösser als die der obern Reihe. Agassiz hat diese Knochen Osselets surapophysaires genannt, und‘ sie Volum. II. tab. D. fig. 2 am Platysomus so trefflich dargestellt. Die Sache wäre von Wichtigkeit, denn eine solche Orga- nisation ist bis jetzt bei keinem lebenden Fische nachge- wiesen, bislang meinte man auch, dass sie nur den He- terocercen in der grossen rothen Sandsteinformation eigen- thümlich sei. Leider haben wir die Sache nur an zwei Exemplaren dieses Geschlechts prüfen können, allein die verschiedene Grätenzahl und deren verschiedene Richtung in den drei Reihen, dann besonders auch die verschiedene Dicke (die mittlere Reihe hat die dicksten Knochen) kann ich bis jetzt nicht anders erklären. Die Lage der Bauch- flosse ist nicht zu bestimmen, desto eigenthümlicher ist aber der Ast der starken Brustflosse. Die vordern Strah- len derselben sind vorn dick und kantig, endigen auf der Hinterseite in eine Schärfe, welche von der Vorderkante des folgenden Strahls bedeckt wird. Die Spaltung der Hauptstrahlen an der Endspitze ist auch gering, so dass die einzelnen Strahlen das Ansehen einer schwach ge- krümmten Sense gewinnen. Die innern Strahlen der Brust- flosse sind nur halb so lang, als die äussern, und scheinen an den Enden mehr gespalten. Auf ein Zoll Länge in der mittlern Bauchgegend, wo wegen Mangel an Gräten die Schuppenreihen am deutlichsten zu sein pflegen, zählen wir 18 Schuppenreihen. Besonders auffallend ist das Vor- springen des Kiemendeckels sammt des dahinter liegenden Schulterapparats nach hinten, so dass die Wirbelsäule noch weit darüber hinweg zum Hinterhauptsbein geht. Die Kiefer haben spitze Zähne. Die übrigen Kopfknochen undeutlich und dünn. Kiemenbögen würde ich 8 zählen. Pachycormus. 247 Das eben beschriebene Exemplar eröffnet uns eine Reihe der schönsten Grätenfische des Lias. Ihre Benen- nung versparen wir uns auf spätere Zeiten, wo wir Ge- legenheit suchen werden, sie durch gründlich verfertigte Abbildung Zu versinnlichen, 2. Pachycormus spec. indic. Schlanker und grösser als der vorige. Wir haben ein Exemplar von 141), Zoll vor uns. Die Schwanzloben endigen in einer ganz schmalen Spitze, und sind von ihrer Wurzel an über 3 Zoll lang. Auffallend ist vor der Afterflosse eine 5 Linien lange und 4 Linien breite unpaarige Schuppe, die einer Lingula überaus ähnlich sieht. Eine eben solche, oben 1 Zoll lange und unten 4!/, Linien breite liegt vor der Brustflosse, mit feinrauher Oberfläche. Interessant ist zwi- schen den Rippen ein einfacher Darmkanal, der durchaus noch seine natürliche Lage beibehalten, hat, und vom After aus 3 Zell 2 Linien zur Brustgegend hin ragt. Auch hier zählen wir über 40 der erwähnten osselets surapo- physaires, dicker als alle andern Gräten, welche unter den Apophysen der Rückenflosse hervor bis hoch in den Nacken reichen. Opercular- und Schädelknochen sind noch ziem- lich gut zu unterscheiden, sie haben eine Oberfläche mit feinrauhen Punkten. Im Kiefer stehen spitze Zähne, aber kleiner, als sie Agassiz abbildet. 3 Pachycormus spee. indic. Ein Stück der Wir- belsäule vom letzten Schwanzwirbel bis zum grossen vor- dersten Zwischenfortsatz der Brustflosse 14 Zoll. Die Dornfortsätze befinden sich noch in ihrer natürlichen Lage. Daraus geht hervor, dass die Wirbelkörper fast 1 Zoll Höhe hatten, demnach ist nicht die Spur davon erhalten. Diese Leichtigkeit, mit welcher sich selbst grosseWirbelkörper zersetzt haben, ist ganz eigenthümlich für das Geschlecht. Diesem Geschlecht scheinen auch die grössten Indi- viduen angehört zu haben. Wir haben einen Kopf von ‘6 Zoll Durchmesser, und einzelne Knochen, die wenigstens 248 Pachycormus. doppelt so grosse Individuen verrathen. Im Allgemeinen sind für das Geschlecht die ungegliederten Flossenstrahlen eigenthümlich, auch die Fiederung der vordern Flossen- strahlen, wie sie bei den Schuppenfischen so zierlich sich findet, fällt hier fast ganz weg. Es fällt uns daher. auf, dass Agassiz tab. 58 a. fig. 3 und '4 feingegliederte Schwänze in diess Geschlecht gestellt hat, obgleich die an der Hinterseite gerundeten Schuppen allerdings Fischen zukommen, die ich auch hier hinzustellen geneigt bin. Wenigstens kann man bei den Individuen im Schiefer solche Schuppenumrisse oft erkennen. Zur Zeit habe ich davon aber nur zu wenig Material erlaugen können, um darüber zu entscheiden. Ein grosser Fisch, mit 5%, Zoll langem Kopf, zieht durch die Menge seiner Kiemenbögen, welche an ein sehr kräftiges Zungenbein geheftet sind, die Aufmerksamkeit auf sich. Man zählt jederseits über 40, und weil er ge- wöhnlich auf dem Rücken liegt, so sind sie besonders deutlich. In dem sehr verlängerten Kiefer stehen nur kleine Zähne, die Opercularknochen haben eine vom Pachy- cormus sehr verschiedene Form, obgleich seine kräftigen Brustflossen, so wie Seine rundlichen Schuppen, sehr ähn- lich sind, man trifft auch einen Darmkanal zwischen den Rippen. Sehr häufig aber immer verbrochen findet sich ein Grätenfisch. der sich von allen vorigen dadurch unter- scheidet, dass seine Wirbelkörper noch erhalten zu sein pflegen. Diese sind sehr kurz und rundlich, wie ein Damen- brettstein (also ein Ichthyosaurus im Kleinen). Der stark gegabelte Schwanz ist fein gegliedert. Die Brustflossen schmaler als bei Pachycormus, in den dünnen Kiefern kann ich nur sehr feine Zähne entdecken. Ich pflege ihn zum Geschlecht Thryssops zu zählen. Indem wir noch manche andere Fischreste unerwähnt lassen, führen wir zuletzt Leptvlepis. Zustand der Wirbelthiere. 249 noch einen kleinen, aber bei weitem verbreitetsten unter allen an, den Leptolepis. Er erreicht selten 3 Zoll Länge, ist mithin im Habitus dem bekannten Leptolepis Sprattiformis von Solenhofen sehr verwandt. Der Wirbel dürften wenig über 40 sein, und diese sind ganz eigenthümlich, sie schwel- len in der Gegend der Articulationsflächen ringförmig auf, und sind in der Mitte stark zusammengeschnürt. Der untere Vorderwinkel des Operculum sehr spitz, das Sub- operculum einen sehr convexen Unterrand und ziemlich ‚gross. Das Interoperculum schmal, das Praeoperculum hat eine tiefe Furche. Besonders stark ist an diesem kleinen Fisch der Schultergürtel, welcher die Brustflosse trägt. Er findet sich in den Stinksteinbänken an vielen Orten. Meist ist er nach oben gekrümmt, so dass auf der Bauch- seite die Convexität sich findet. Wenn vorstehende Wirbelthierreste die wichtigsten sind, so darf man jedoch die Masse der einst überhaupt vorhandenen keineswegs nach ihnen abschätzen, sondern bei weitem die meisten sind zu einem breiartigen Schlamm verfault, und als solche in den Schiefern. begraben. Daher kommt auch die unzählbare Menge halbzerstörter Schup- pen, welche den Schiefer durchziehen. Man könnte glau- ben wollen, dass dieses unverdaute Abgänge räuberischer Geschlechter gewesen wären. Doch lässt sich dafür schwer ein gründlicher Beweiss führen. Jedenfalls sprechen alle Thatsachen dafür, dass von einer plötzlichen Begrabung dieser Reste durchaus nicht die Rede sein kann. Man betrachte nur einen Grätenfisch! Zwar kommt es vor, dass noch alle Theile in ihrer Ordnung nebeneinanderliegen. Allein das ist seltener Regel. Man hat schon einen treff- lichen Fund gemacht, wenn nur die hauptsächlichsten Grä- ten ihre Ordnung haben. Viele Schuppen haben sich los- gelöst, wie bei einem verfaulenden Fisch, wurden durch. das Wasser vom Körper abgehoben. fielen aber jn zer- 250 Zustand der Wirbelthiere. streuter Unordnung in der Nähe des Skeletts nieder. Das setzt nicht nur eine grosse Ruhe des Wassers, sondern auch eine bestimmte Zeit voraus, in welcher dieser Pro- zess vor sich gehen konnte. Das Beieinanderliegen der Theile ist selbst auch dann nicht aufgehoben, wenn die Bänder der Gräten sich lösten, und einzelne von letztern durch- einandergeschoben wurden. Nicht selten sieht man auch, wie auf kleinen Distanzen ganz verschiedene Erscheinun- gen sich zeigen. Hier finden wir in ein und derselben Schicht mehr ganze Fische, als dort, wo kleine Neben- umstände ihren Einfluss ausübten. Und wie sollte auch durch ein sich daherwälzendes Ungewitter eine solche Ord- nung von der Natur erhalten sein können, wenn wir in einer Ablagerung von 8 Fuss mehr als 20 Schichten mit - besondern ihnen eigenthümlichen 'Thierresten finden? Eine solche Folge kann nur durch ein ruhiges Beisammenleben der Geschöpfe erzeugt sein, die nach und nach von den Küsten sich zurückzogen, und andern Platz machten. Wenn wir im senkrechten Schichtenfall weit verbrei- tete Hügelländer oder im kühneu Emporsteigen himmel- hoher Alpenzüge die gewaltige Kraft bewundern müssen, welche vielleicht in kurzer Zeit die ebensten Landschaften grossartig zu gestalten vermochte, so steigen wir hier in die stille Werkstatt der Natur, wo nicht minder grosse Erfolge durch eine ungestörte Entwicklung langsam wirken- der Lebenskräfte im Kreislaufe vieler Jahrtausende erreicht wurde. Hier sind es nicht die hoch aufgethürmten Felsen- massen, deren drückende Last ein Massstab stürmischer Kräfte wird, sondern hier ist es eine unbedeutende Schlamm- schicht, welche unter der Hand des Beobachters sich be- lebt und uns in Zeiten versetzt, worin weit und breit kein Ungewitter die behaglich sich mehrende Thierwelt störte. Befreien wir uns von allen Hypothesen und vorgefassten Meinungen, so ist gerade der Jura die Zeit der Ruhe, der Faden der Geschichte ist nur langsam gesponnen, nirgends Eryon Hartmanni. 251 ist ein Schnitt, einzelne Geschöpfe treten allmählig zurück, werden theilweis begraben, um so durch ihren mannig- faltigen Wechsel Zeuge zu sein, dass es einer langen Entwickelung bedurfte, den Erdkörper auch nur mit dem geringsten Flöze zu vermehren. Wir kommen jetzt zu den Krebsen, die nicht häufig sind. Ein Geschlecht ist darunter längst bekannt, der in der Nähe von Göppingen gefundene Eryon Hartmanni, mit Recht nach seinem Entdecker so genannt. Die Form ist allerdings die der Bärenkrebse, welche im Solenhoferschiefer so ausgezeichnet sich finden. Verhältnissmässig kurzer Schwanz, dagegen Sehr breiter Cephalothorax, dessen grösste in die Mitte fallende Breite die Länge noch um ein Bedeutendes übertrifft. Die Seiten haben einen elliptischen Schwung, sie scheinen nach vorn drei (oder mehr?) Zähne zu haben, von denen der hintere durch eine tiefe Bucht von den Seiten getrennt sein dürfte. Eine sehr ausgesprochene tuberkulirte Kruste erhebt sich in der Medianebene des Rückens, und setzt sich unter- brochen über die Schwanzglieder fort. Die Vorderfüsse sind lang und endigen in einer schmalen Scheere. Dage- gen das hinterste Fusspaar sehr kurz und hoch eingelenkt. Die ganze Oberfläche fein granulirt. Sie liegen ganz flach- gedrückt im Schiefer. Durch vorsichtiges Klopfen :senk- recht auf der Fläche kann man viele Theile derselben bloslegen. Von andern Krebsen kenne ich nur eine lange Scheere, die von einem ganz eigenthümlichen Ge- schlechte herrühren muss. Sie ist 8 Zoll lang, rauh tuberkulirt, und besonders bemerkenswerth ihre etwas als der Stil breitere Scheere von 1'/; Zoll Länge und 10 Linien Breite. Beide Ränder, sowohl der des unbeweg- lichen Index als der des Daumens sind an ihrem Aussen- rande gekerbt, beide endigen in eine scharfe hakenför- mig gekrümmte Spitze, welche bei zusammengeschlagener Scheere sn über einander hinausragen, dass der Haken des 252 Lolige Bollensis. Index ober - und ausserhalb dem des Daumens fällt. Ausserdem hat der breitere Index einen elliptisch vorsprin- genden Innenrand. Einige daneben liegende kleine Schee- reufüsse sind sehr undeutlich. Das Exemplar stammt aus dem Posidonienschiefer des Metzinger Bierkellers. Loligo Bollensis, Zieten 25 üg. 4 bis 7 (der L. Aalensis unterscheidet sich nur dadurch, dass sein bei- liegender Dintenbeutel nicht stark von Dinte strotzt), der innere Knochen eines nackten Cephalopoden, hat in neuern Zweiten wiederholt die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil man ihn gern als die Verlängerungen von Belemniten ansehen möchte. (Brenns Jahrbuch 1839 pag. 156.) Es sind dünne parabolische Kalkknochen, im Anfangspunkte des Unterrandes etwas gespalten, aber beiderseits dieser Spaltung wohl gerundet und ganz. Oben, wo sich die Parabel öffnet, sind die Knochen immer zerrissen. . Eine feine fadenartige Linie, nach oben convex, halbirt die Pa- rabel, in der Mitte zwischen dieser Linie und den Schen- keln finden sich markirte hyperbolische Anwachsstreifen, deren äusserer Schenkel sich plötzlich zurück nach unten biegt. und dem Aussensaume ein fein gefiedertes Ansehen gibt. Besagte Struktur findet sich immer in der obern braungefärbten Schicht (denn was über dieser braunen Schicht liegt, ist nur ein höchst dünner, unterbrochener, weisser Anflug), die diekern darunter liegenden Kalk- schichten zeigen sie nicht. Unter dieser Säpienschulpe findet sich immer ein mit schwarzer Säpiendinte erfüllter birnförmiger Beutel, mit seiner schmalen halsförmigen Mün- dung der Oeffnung der Parabel zugekehrt. Dieser Dinten- beutel ist rings von einer perlmutter glänzenden Kalk- schicht umgeben, welche ziemlich dick an Belemniten- alveolen nicht gefunden wird. Nach den von Buckland (Mineralogie and Geologie tab. 44‘ und 44°) gelieferten Abbildungen scheinen diese Dintenbeutel im englischen Lias oft isolirt mit dieser Kalkhülle vorzukommen. Bei Loligo Rollensis. 253 uns ist diess selten. Zwar finden sich isolirte Dintenbeutel, aber ohne Kalkschale. Die verhärtete Dinte, abgesehen von ihrer Form, lässt sich an ihrem vollkommen musche- lichen Bruch und an ihrem matten Glanze, welcher zwischen dem Glanze der Cannelkohle und des im Posi- denienschiefer so häufig gefundenen Gagats liegt, erkennen. Zwar haben auch die hier gefundenen Koprolithen an der Oberfläche eine ähnliche schwarze Farbe, doch sind sie innen braun. Nur einen einzigen sehr grossen Dinten- beutel (1'/; Zoll breit) habe ich gefunden, welcher von einer dicken Kalkschicht bedeckt ist, und zwar hat diese Kalkschieht eine parabolische Gestalt, sie wird also nach der Mündung der Dintenblase breiter. Unterhalb der Blase, folglich auch unterhalb der weisen Kalkschicht, tritt der braune hyperbolisch gestreifte Schulp von Loligo Bol- lensis hervor. Obgleich das Exemplar nicht ganz deutlich ist, so fällt es doch sehr auf, dass zwischen die den Din- tenbeutel und den braunen Schulp bedeckenden Kalk- schichten sich eine halbe Zoll dicke Schlammlage ein- gedrängt hat. Daraus würde man den Schluss ziehen, dass vorerwähnte durch Schlamm geschiedene Kalklagen einen parabolischen Sack (ein Revolutionsparaboloid) ge- bildet hätten, in dem die Dintenblase frei lag, und wovon der braune Schulp die eine Seite bedeckte. Diess würde dann sehr für Agassız Ansicht sprechen, welche mir erst durch seine Anmerkung in der deutschen Uebersetzung Band 1. tab. XLIV‘. pag. 4 klar werden konnte, weil das Originalwerk, das ich bis dahin nur studirt hatte, und na- mentlich die alles beweisen sollende Fig. 7 tab. 44° ohne die Agassiz’sche Bemerkung nichts beweist. Jenen Sack beachtet, erinnern die Schulpe sehr an die schlauchartigen Verlängerungen des kleinen Belemnites semisulcatus im Solenhoferschiefer, die ebenfalls oft herausfallen, und dann im Entfernten nicht auf die Vermuthung leiten dürften, dass unten daran ein Belemnit gesessen habe. Man ver- 254 Loligo Schübleri. gleiche hier auch Graf Münsters Bemerkung (Bronns Jahrbuch 1836 pag. 583). der unter einem solcken Schlauch ebenfalls einen verwandten Säpienschulp fand. Siehe Voltz Bemerkung in Bronn’s Jahrbuch 1836 pag. 323 und 1837 pag. 723; Buckland 1836 pag. 363; Agassiz 1835 pag 168. Loligo Schübleri, so mögen wir den bei Zieten 37. 1 gut abgebildeten Knochen nennen, der den Loligi- neen viel näher steht als der vorige. Eine breit pfeilför- mige Gestalt, oben spitz, unten oval sich erweiternd. Der mittlere Kiel ist so dick als bei lebenden Loligineen, der ganze Knochen ist nur äusserst dünn, keine Spur von einer Kalklage vorhanden, denn die schwarze Substanz, in die er verwandelt ist, besteht aus Horn. Häufiger als dieser ist ein anderer Loligo Sp. nov., von ähnlichem Umriss. Der Mit- telkiel ist eben so dick, allein die Seiten zeigen einen lang- ovalen Umriss, springen ungefähr in der Hälfte der Länge ebenfalls wieder weit hervor. Denkt man diese Flügel hinweg, und sie sind auch wirklich durch eine tiefe Furche von dem Ovalumriss getrennt, so würde man einen breit- gefiederten, Schulp von Loligo vulgaris (Ziet. 25.8) haben. nicht nur in Rücksicht auf Umriss, sondern auch in Rück- sicht auf Längs - und herabhängende Fiederstreifung. Diese Fiederstreifung biegt sich aber in den Furchen, welche die Flügel abtrennen, zu einer flachen Hyperbel und ge- langt dann erst zum Aussenrande. Eine solche Biegung der Streifung erinnert wieder an L. Bollensis. Doch ist die Form wesentlich anders, besonders auch dadurch, dass das Oberende sich vollkommen zuspitzt. Der Knochen selbst ist verhältnissmässig dick, hat auf beiden Aussen- seiten eine schwarze hornartige Substanz, wo zwischen mehrere, zusammen kartenblattdicke, Kalklamellen liegen, die ähnlich gestreift sind als die Aussenschicht. Eine solche kalkige Beschaffenheit erinnert an Säpienknochen, doch lässt sich leider über ihr weiteres Gefüge nichts Be- Muscheln. 255 stimmtes ermitteln. weil sie natürlich ganz flach gedrückt sind. Ihre mittlere Grösse beträgt 6 bis 7 Zoll, doch kön- nen sie auch mehr als 1 Fuss Länge und über '/ Fuss Breite erreichen. Muscheln. Sie haben alle durch ihre grosse Flach- gedrücktheit zwar ein sehr eigenthümliches Aussehen er- halten, allein auch bedeutende ihrer Kennzeichen verloren. Dickschalige Muscheln, wie Austern, Terebrateln etc. kom- men gar nicht vor, sondern alles, was sich findet, zeichnet sich durch die Dünnheit der Schale aus. Dabei sind aber die bombirtesten Formen zu einer feinen Lamelle zusam- mengedrückt, und diese ist häufig noch verwittert oder blättert sich ab, so dass nichts als ein Abdruck, aber ein sehr scharfer, zurückbleibt. Diess ist denn auch der Grund, warum man vonso gewöhnlichen Muscheln, wie z.B. Po- sidonia, so wenig weiss. Nur die Stinksteine machen auch hier wieder eine Ausnahme, in ihnen haben die Muscheln ihre natürliche Form erhalten. Ammoniten. Aeusserst dünnschalig, die dünne Schale liegt gelb metallglänzend noch auf frischem An- bruche, fällt aber leicht ab. Doch hat sich zwischen die Schale noch etwas Schlamm gesetzt, es ist aber immer nur eine sehr dünne Schicht, zuweilen hinreichend, die Lobenzeichnung zu zeigen. Die Ammoniten sind immer bis zur Wohnkammer erhalten. Es muss daher schr auffallen, dass wenigstens nicht einmal in diese gehörig Schlamm eindringen konnte. Daran ist aber gewiss nicht die Eile schuld, womit sie begraben wurden. Denn wenn die Schlammmassen auch in wenigen Stunden herangewälzt wären, So war diess Zeit genug, die kleinen Muscheln anzufüllen. Man muss vielmehr annehmen, dass das Thier zu Boden sank wo es lebte, und während der allmähligen Schlammbedeckung mit seinem Fleisch die Wohnkammer erfüllte. Das Fleisch ging dann als Bitumen verloren. während die darauf liegende Schlammschicht schon dick 256 Aptychus sanguinolarius. genug war, die Schale so zu drücken, dass'sie keine erdi- gen Theile mehr aufzunehmen vermochte. Für diese An- sieht spricht nun auch noch der Umstand. dass in der Nähe der Falciferen so häufig jene schwarzgefärbten Scha- len vorkommen, die unter dem Namen Aptychus durch Herm. v. Meyer zusammengefasst wurden. Ihre schwarze Farbe zeigt an, dass sie nicht kalkiger, sondern horniger Natur waren. Desshalb : sind sie auch sehr dünn. In frühern Zeiten hielt man sie für zweischalige Muscheln, die Schlotheim Tellinites san- guinolarius nannte. Später zeigt sich, dass, diese Ansicht nur durch Täuschung hervorgerufen Sei, denn beide Scha- len klappen nicht wie die der Bivalven zusammen, daher Aptychus (rzvoow Falten): Aelterer theilweis sonderbarer Ansichten nicht zu gedenken. Liegen sie mit ihrem gra- den scharfen Harmonierande aneinander, so gleicht ihre Fläche im Allgemeinen dem Querdurchschnitte einer compri- mirten Ammonitenmündung, nur fehlt der Ausschnitt für die Involubilität,. Die Anwachsstreifen sind äusserst fein, sowohl auf der Innen- als Aussenseite, und müssen, ehe sie den graden Harmonierand erreichen, über eine sehr markirte auf der Innenseite wulstförmig erhabene Längsfalte hinweg, auf deren Rücken mehrere feine aber scharfe Längslinien ihre Bahn unterbrechen. Wegen ihrer Form hat sie Voltz für Deckel von Ammonitenschalen gehalten, allein ihr Um- riss passt nie genau auf die Mündung. Dennoch verdienen seine trefllichen Bemerkungen der‘ grössten Beachtung (Bronns Jahrbuch 1837 pag. 304 und pag. 432). Denn dass sie dem Ammoniten zugehörige Knochenlamellen seien, das dürfte sich immer entschiedener herausstellen, da sie sich regelmässig in der Nähe der grossen Falciferenmün- dungen finden, und zwar dergeställt, dass ihre jedesmalige Grösse mit der Grösse des Falciferen in Uebereinstimmung steht. Dieser Umstand kann nicht zufällig sein, da er sich Amm. depressus, Lythensis, 257 in den Brüchen von Ohmden so oft wiederholt, und zwar nur mit | Falciferen, die freilich von Allen bei weitem die wichtigsten sind. Ihre Abdrücke sind ungemein auffallend durch die scharfen Abdrücke ihrer sichelförmigen Falten, Letztere beginnen als.ein dünner Stil in der Naht, machen in der Mitte eine Biegung nach vorn, um dann auf der letz- ten Hälfte der Seite breiter als der Stil in einer geschwun- genen sichelähnlichen Form den scharfen Kiel zu erreichen. Es sind die ersten entschiedenen Falciferen, welche im Lias auftreten. Hierhin gehören: 1. Ammonites depressus von Buch. Ziet. 16 Fig. 5 und 6'trefflich abgebildet. Es ist: der Schlotheim- sche Amm. Capellinus und der. Sowerby’sche Amm. ele- gans 94, 1, welcher durch mannigfaltige Uebergänge mit vie- len andern Formen verbunden ist. Wie seine Sichel, so ist der äussere wohlerhaltene Mundsaum geformt. Der Kiel springt also am bedeutendsten hervor, flacher ist der Vorsprung in der Mitte der Seiten, wodurch der Stil von der Sichel _begränzt wird. Von Loben findet sich nichts erhalten, allein der letzte Umgang nimmt so schnell an Höhe zu, dass sein Durchmesser reichlich die Hälfte vom ganzen Durchmesser des Ammoniten beträgt. Selten über- steigt er die Grösse von 4 bis 5 Zoll. Ein Vorkommen, wie es aus Zietens Figur 5 tab. 16 hervorgeht, ist ausser- gewöhnlich, obgleich im englischen Lias sie häufig nach ihrem ganzen Umriss im Stinkkalk sich ‘erhalten finden. Ich habe ihn nie in der Weise gefunden. A. Caecilia Rein. 76:und 77. Ziet. 12. 2 hat!'grössere Rippen, kleinere Mundhöhe, er verbindet den depressus mit dem folgenden 2. Ammonites Lythensis von Buchs, Petrif. re- marquables Fig. 4. Es ist bei weitem der grösste unter den Liasfalciferen, Doch gehören Exemplare von 1 Fuss Durchmesser immer schon zu den grossen. Seine Umgänge Quenstedt, Fiözgebirge. 17 258 Aınm. Lythensis, serpentinus. kegen ziemlich frei, die Schärfe seiner Sichelrippen erreicht den höchsten Grad. Besonders weit springt die Biegung hervor, welche den Stil von der Sichel trennt. Bei den wohlerhaltenen englischen Exemplaren zeigt sich hier so- gar eine flache Impression, die man auf würtembergischen Steinkernen nicht mehr sehen kann, Die Form der Sicheln bestimmt nicht die der Mundöffnung. Sondern ungefähr 1 Zoll vorher, ehe die Schale ganz ausgewachsen ist, wer- den die markirten Sicheln plötzlich so fein und dicht, dass man sie mit blossem Auge kaum genau erkennen kann. Dabei springt die Sichelspitze sehr lang nach vorn, so dass sie ein Zoll und noch mehr über den Mundsaum hervor- steht, die Seiten bilden ein halb so weit vorspringendes ausgezeichnetes Ohr. Es bleibt sehr bemerkenswerth, wie alle hierher gehörigen Species, sofern sie ausgewachsen sind, diese Munudöffnung zeigen. Aufgefallen ist es uns dabei, dass ihre Grösse, trotz dem, dass sie ausgewachsen sein möchten, so mannigfaltig untereinander abweicht. Doch sind die Zeiten noch nicht da, wo man aus verschiedenen Grössen verschiedene Species zu machen berechtigt sein dürfte. 3. Amm. serpentinus Reinecke 74 und 75. cf. A. Strangewaysi Sw. 254. 1. Seine Umgänge liegen sämmt- lich frei, daher nimmt er auch nur langsam in der Höhe zu, gleicht einer spiralgewundenen Schlange. Seine Rip- pen sind besonders in der Jugend scharf, im Alter oblitte- riren. sie immer noch mehr, und die Seiten zeigen eine breite flache Impression. Die Wohnkammer ist sehr kurz. Man kann sie immer beobachten, weil die Höhle seiner Schale hinlänglich Schlamm aufgenommen hat, um die Loben deutlich abgrenzen zu können. Die Zähne der Loben sind auffallend lang und hängen senkrecht herab. Ueber der Naht stehen drei schmale spitze Hilfsloben, sonst sind sie nicht wesentlich von denen des Murchisonae verschieden. Er gehört ‚nicht zu den häufigen. Auch dürfte Zieten’s Amm. Walcotti, heterophyllus, 259 Exemplar, tab. 12. 4, unter diesem Namen abgebildet, eine Abänderung des folgenden sein. 4. Ammonites Woalcotti Sw. 106. In Rücksicht auf Involubilität dem vorigen ähnlich. Allein die untere Hälfte seiner Seiten hat eine ausgezeichnet flache Furche, die selbst auf den dünnsten Abdrücken immer noch deut- lich hervortritt. In und unter dieser Furche, wo sich die Sichelstile finden sollten, treffen wir nur feine Streifen, die sich in der Furche überaus stark nach vorn biegen. Ven hier beginnen dann die dicken Sicheln, deren auf einem Umgange von 3 Zoll selten über 50, meist weniger, stehen. Diess lässt die Abdrücke leicht erkennen, Loben sieht man nicht. | Viele dieser Falciferen kommen wieder in dem fol- genden Steinmergel vor. Hier zeigt denn auch der Wal- cotti den breiten Rücken, mit scharfem Kiel, der, wie bei Arieten, durch zwei tiefe Furchen von den Seiten getrennt ist. Allein die Loben sind einfach spitz gezackt und senk- recht herabhängend. Der zweite Lateral liegt auf der untern Halbe der Furche, seine Ventralwand ist viel kür- zer als seine Dorsalwand, und nur ein einziger kleiner Hilfslobus hat noch über der Naht Platz. Gross aber selten ausgezeichnet zu finden ist Amm. heterophyllus, es sind stark involute Abdrücke, zuweilen von mehreren Fuss im Durchmesser. Regelmässige scharfe Streifen bedecken die Seiten, welche sich auf der untern Seitenhälfte zu hervorstechenden grossen Bündeln sondern. Sie dürften vielleicht den gros- sen englischen verkiesten Exemplaren von Whitty analog sein, doch lässt sich darüber nicht mit Bestimmtheit ent- scheiden. In wie weit sie von den verkiesten im Amal- theenthone (pag. 208) variiren, weiss ich ebenfalls nicht. Schlotheim (Nachträge I. tab. 7) hat Stücke davon als grosse Palmblätter aus der Altdorfer Gegend (östlich von 17 ® 260 Amm. fimbriatus, annulatus. Nürnberg) abgebildet, wo sie unter denselben Verhältnissen sich finden, aber öfter nicht verdrückt sind. Amm. fimbriatus Sw. Ziet. 12. 1. Nicht weniger gross als der vorige, aber um so schärfer seine Form, Seine geringe Involubilität lässt alle Umgänge frei. Ehe er 4 Zoll im Durchmesser erreicht, bedecken nur einfache feine Linien die Schale, er stimmt dann vollkommen mit Amm. lineatus pag. 171 überein. Später werden diese Li- nien zu starken Streifen, welche abwechselnd auf dem Rande gefrauzt sind (fimbriatus gefranzt), die einzelnen zahnartigen Franzen unter sich durch Längslinien verbun- den, eine Struktur, die bei lineatus in den Steinmergeln zwar verwischt ist, aber gewiss auch nicht gefehlt hat. In den mit Schwerspath durchdrungenen Saurierknochen in den härtern Stinksteinen kommt in ungeheurer Anzahl ein 1 bis 2 Linien grosser Ammonit vor, der einem Macro- cephalen sehr ähnlich ist. Er hat starke ungespaltene Rippen. Dabei finden sich grössere Individuen von A. lineatus, Sie dürften daher die Brut sein. Ihre Verbreitung ist sehr allgemein. Weasseralfingen, Boll, Hechingen etc. Amm. annulatus Sw. 222. Ein ausgezeichneter Pianulat, und zwar der erste in der Reihenfolge. Lumen und Involubilität der Schale variiren sehr. Leop. v, Buch (deutscher Jura pag. 44) hält daher communis Sw. 107 2 und 3, angulatus 107 1, anguineus Reinecke 73 nicht verschieden. Keine dieser Abänderungen dürfte auch in den Posidonienschiefern fehlen, sie alle haben Rippen mit einfacher unbestimmter Theilung. Die aus- gezeichnetste Form ist der am wenigsten involute annu- latus, dessen Abdruck bei Zieten 12. 5 als A. aequistriatus abgebildet ist. Sind die Formen stärker involut, so hat das Verfolgen der Umgänge einige Schwierigkeit, weil nicht nur die Naht, sondern Auch die Linie, in welcher die Rückenlinie mit der Bauchlinie zweier einander fol- genden Umgänge zusammenfällt, auf den Abdrücken sich Belemnites acuarius. 261 theilweis hervorhebt. Die Abdrücke aller Liasplanulaten sind in der Regel undeutlich. Ganze Formen kommen zwar vor, aberimmer selten, und dann doch nicht so schön als in England. Zietens A. annulatus anguinus 9. 2 ge- hört hier hin, eben so Amm. communis Zieten 7. 2. Sca- phites bifurcatus Ziet. 16. S wahrscheinlich nur ein verdrückter hierher gehöriger Planulat, wie diess so häufig vorkommt. Amm. Bollensis Ziet. 12. 3. Das Zietensche Exemplar (3 Zoll Durchmesser) ist etwas gross, in der Regel überschreitet er nicht 1'/ Zoll. Man würde ihn für einen Planulaten halten, wären nur die Stacheln auf den Seiten nicht zu scharf, die ihn in Verbindung mit seiner geringen Involubilität eine Verwandtschaft mit A. Davoei pag. 171 geben. Zietens Figur ist nicht ganz getreu, na- mentlich fehlen auch die kleinen stachelartigen Vorsprünge auf dem Rücken, welche genau den einzelnen Rippen ent- sprechen. Diess würde wieder an Amaltheen erinnern. Sehr häufig. Belemnites acuarıus Schloth. Ziet. 21 iii: 10 und 11 (longissimus) und Ziet. 22 Fig, 2 (graciliıs.) Phil- lips 12. 20 (tubularis). Wenige Belemniten sind so ausge- zeichnet als dieser, und dabei ist er ausschliesslich, wenn auch nicht auf den Posidonienschiefer, so doch auf den obern Lias beschränkt. Im Mittel beträgt seine Länge 6 bis 7 Zoll, doch kommen Exemplare von mehr als Fuss- länge vor. Ihre Dicke seiten über 3 bis 4 Linien, oft auch darunter, desshalb vergleicht sie Schlotheim auch sehr pas- send mit einer langen Nadel oder einem dicken Federkiel. In den Längsstreifen an der Spitze ist keine genaue Re- gelmässigkeit, nur zuweilen kommt eine lange Rinne auf dem Rücken vor. Manche Exemplare sind dadurch aus- gezeichnet, dass sie an der Alveolarseite plötzlich an- schwellen, als wenn ein kurzer Belemnit (B. digitalis) darin steckte. Zieten hat auch wirklich aus dem Posido- 262 Belemnites tripartitus. nienschiefer einen solchen als Bel. pygmeus 21. 9 abge- bildet. Vergleicht man damit die schönen Exemplare in dem Berliner Museum und was Graf Münster schon längst darüber bekannt gemacht hat, so geht daraus hervor, dass manche der Acuarien in der Jugend eine Zeitlang hindurch klein blieben, bis sie später plötzlich zu einer langen Spitze sich ausdehnten. Und gerade diese Formen sind die läng- sten unter allen, und bemerkenswerth genug von der Spitze des kleinen ab ganz flach gedrückt. Während es bei an- dern nicht gewöhnlich ist, flach gedrückt zu sein, obwohl es vorkommt. Wenn zwei Belemniten kreuzweis über- einanderliegen, So ist es sogar im Posidonienschiefer ge- wöhnlich, dass an der Kreuzungsstelle einer ganz flach- gedrückt erscheint. Daraus geht dann weiter hervor, dass im lebendigen Zustande die Belemnitenscheiden noch nicht so verkalkt sein konnten, als wir sie gegenwärtig begraben finden. Die Alveole setzt sich in den Schiefern noch ein gutes Stück fort, was Zieten trefflich hervorgehoben hat. Belemnites tripartitus Schloth. Tritt zwar hier zum erstenmale auf, erlangt aber weiter oben erst eine grössere Bedeutung. Dem B. paxillosus ähnlich nur viel spitzer, und diese Spitze verliert sich allmälig in den Sei- ten, so dass eine Linie, von der verhältnissmässig sehr breiten Basis zur Spitze gezogen, überall in die Mantel- fläche des Kegels fällt. Ausser den beiden sehr markirten Dorsolateralfurchen kommt auf der Bauchseite gesetzlich noch eine spaltenartige sehr lange Furche vor. Die Schei- tellinie, worin sich die Kalkstrahlen vereinigen, ist ganz gerade, steigt, wie die Bauchseite selbst, senkrecht empor, auch die Bauchlinie der Alveole fällt gerade in ihre Ver- längerung, so dass die Rückenlinie der Alveole auffallend schief dagegen steht. An Mittelformen zwischen acuarius und tripartitus fehlt es nicht. Auch paxillosenähnliche kommen vor. aber Peceten contrarius, Gervillia lanceolata, 263 selten. Zieten’s tab. 22 fig 8 gehört hier hin. Der dünne Ueberzug von gelbem Schwefelkies fällt bei vielen auf. Für den Alprand in der Gegend von Tübingen (Metzingen, Reutlingen, Ohmenhausen etc.) eigenthümlich ist der kleine Pecten contrarius von Buch, selten über 3 Linien gross, höchstens in der Grösse eines Kreuzers. Zählt man. die Schlosskanten nicht mit, so zeigt er innen 11 (selten sind 12) scharf hervortretende Streifen, die nament- lich in Abdrücken recht deutlich sind, doch: erreichen die Streifen nicht den Rand, sondern hier bleibt rings ein glat- ter Raum. Die Ohren sind fast gleich. Goldfuss, der ihn als P. paradoxus 99. 5 aus dem fränkischen Lias abbildete, behauptet, dass seine rechte Schale auf der Aussenseite concentrische Streifen habe, und diese allein sieht man auf würtembergischen Exemplaren gewöhnlich, Die linke Schale soll feine radiale Streifung haben. Ich finde dieselbe auch öfter, weiss aber nicht, ob beide Schalen zusammen ge- hören. Gewöhnlich sieht man von ihnen nur die Innenseite mit den Rippen, die Aussenseite ist durch eine dicke Mer- gellage verdeckt, auf der man durch vorsichtiges Abnehmen der Schale den Abdruck der Aussenseite bloslegen kann. Der Pect. personatus im braunen Jura ist ihm sehr ver- wandt, der Liaspeeten erreicht ebenfalls dieselbe Grösse, doch zeigt er mehr Symmetrie und längere Schloss- kanten. ' Gervillia lanceolata Sw. 521.1. Die flachgedrück- ten schmalen langgedehnten Schalen, mit gradem Schloss und grossen Ohren gleichen der Sowerby’schen, die aus dem Lias von Lyme Regis stammt, vollkommen. Im Durch- schnitt 2 Zoll lang und 4 Linien breit. Eine ähnliche bil- det Goldfuss von St. Cassian als G. angusta 115, 6 ak. In der Beschreibung von solenoides erwähnt er, dass Mün- ster eine ähnliche aus dem Liasschiefer von Banz G. gra- eilis nenne. Bei uns ist sie nicht selten, und findet sich 264 Posidonia Bronnii. Inoceramus gryphoides. sogar familienweis. G. solenoides Goldf. 115. 10 gleicht ihr ebenfalls, stammt aber aus der Kreide. Posidonia, diese für die Schiefer so wichtige Mu- schel, von welcher die Schiefer ihren Namen bekommen haben. Leopold von Buch macht schon darauf aufmerk- sam, dass die wahre Posidonia viel seltener sei als Schlot- heims Mytulites (Inoceramus) gryphoides. Beide zeichnen sich bei flachgedrückter Schale durch ihre runzeligen con- centrischen Wellen aus. Der Schlossrand ist grad, und das Schloss wahrscheinlich gekerbt. Die Posidonia unter- scheidet sich daher einzig und'allein durch ihre grössere Symmetrie. | | Posidonia Bronnii Ziet. 54. 4, so hat man die kleine mit scharfen Wellen genannt, welche selten die Grösse eines halben Zolls übersteigt, immer etwas länger als hoch ist, und gern verkieste Schale zeigt. Die 2 Zoll grossen, deren Streifen in der Wirbelgegend markirter sind als am Aussenrande, wage ich nicht davon zu trennen. Höhe kommt fast genau der Breite gleich, die Muschel breitet sich sehr wenig nach hinten aus. Von der P. Be- cheri im obern Uebergangsgebirge unterscheidet sie sich namentlich durch die weit geringere Schiefe. Inoceramus gryphoides Schl. Ziet. 72 fig. 6 und 7, viel höher als breit, die Runzeln viel gröber, und erst mit durch die Compression entstanden, die Schlosslinie ist selten recht scharf. Posidonia Bronnii var. elongata Goldf. 114.1 ge- hört hier hin. Sie ist bei weitem die häufigste. Kommt aber nicht blos flachgedrückt vor, sondern findet sich in dem Stinkstein noch nach ihrem ganzen Umriss erhalten. Dann ist sie eine gleichschalige sehr bombirte Muschel, mit run- zeligen Wellenfalten, spitzen Wirbeln, und hinter den Wirbeln ein grades sich etwas hinabneigendes Schloss, dessen Umriss aber leicht verwischt ist. Man hat aus ihren verschiedenen Modificationen besondere Species gemacht. die noch hoch in den braunen Jura hinaufragen. Monotissubstriata. Patella papyracen, Pentacrinites subangularis 265 Monotis substriata Münst,. (Avicula) Goldf. 20. 7 erfüllt oftmals die Stinksteine in ungeheurer Menge. Sie ist flach und äusserst fein gestreift. Die rechte Schale sehr klein zeigt das schmale freie Vorderohr sehr deutlich, Trachelipoden und Brachiopoden fehlen den Schiefern ganz. Nur eine kleine patellenartige Muschel ist häufig. Dr. Schmidt {die wichtigsten Fundorte der Petrefakten Würtembergs pag. 48) nennt sie Patella papyracea. Sie ist sehr flachgedrückt, äusserst dünnschalig und stark braun- schwarz glänzend. Nur der Wirbel’ mit seinen nächsten Umgebungen steht noch bedeutend aus dem Schiefer her- vor, und endigt in einem kleinen deutlich isolirten :Zitzen. Die zarten concentrischen Anwachsstreifen haben, wie die Muschel selbst, einen ovalen Umriss. Der: ganze zarte Bau und der Gesammteindruck spricht für eine ‚Orbicula, ob ich gleich die flache Schale nicht gesehen habe. ; Von der lebenden und von Sowerby’s O0. Humphriesiana 506. 2 gar nicht wesentlich verschieden. Römer 9.19 hat sie ebenfalls als Patella papyracea abgebildet. Pentacrinites subangularis, eine Zierde schwä- bischer Sammlungen. Es ist derselbe, welchen wir schon in den Numismalismergeln pag. 202 erwähnt haben, allein hier ist er gewöhnlich noch vollkommen erhalten, aber mühsam herauszuarbeiten. Aufgefallen ist es uns immer, dass gewöhnlich zwei Individuen aufeinander liegen, der eine mit schwacherm, der andere mit dickerm Stil. Wären bei Echinodermen verschiedene Geschlechter entwickelt, so würde man sie für ein weibliches und männliches Indivi- viduum halten. Die ungeheure Länge der Säulen fällt auf, Es ist mir immer aufgefallen, dass der in England so häufige Pentacrinites Briareus mit seinen unzähligen Hilfs- armen in Schwaben so selten ist. Wenigstens habe ich ihn noch nirgends gesehen. Doch erwäht ihn Leop. v. Buch 266 Pflanzenreste. aus der: Gegend von Boll. Er würde sich an den rhom- bischen Gliedern seiner Hilfsarme erkennen lassen. Auch Basaltiformen kommen im Posidonienschiefer vor, aber ungleich seltener, auch halten die einzelnen Glieder nicht so leicht zusammen. | Die Pflanzenreste verdienen noch einer besondern Erwähnung. Am häufigsten finden sich knotige Stämme von vielen Fuss Länge und von mehreren Fussen im Quer- durchmesser, flachgedrückt oder rundlich. Es sind dem- nach wahrscheinlich Dicotyledonenhölzer , entweder in den schönsten schwarzglänzenden Gagat verwandelt, der schon oft zu misslungenen Versuchen auf Steinkohlen die Veran- lassung gegeben hat, Kohlen, die von Kalkspath, Schwefel- kies und Schwerspath zerklüftet leicht zerfallen; oder sie finden sich zu harten Stinksteinen umgeändert und mit Kohlenrinde überzogen, woran man vergeblich nach Struk- tur sucht,: ausgenommen einzelue braunbituminöse Holz- stellen. Leider ist eine vollständige Verkieselung selten, sonst dürfte man mehr von der Struktur zu finden hoffen. Wahrscheinlich gehören sie auch, wie in England, zu den Coniferen. Auffallender noch als diese sind die Lager von sogenannten Fucoiden, ihre Substanz ist zwar ganz zer- stört, allein der Schiefer hat da, wo sie lagen, sich ent- färbt, und statt der dunkeln eine graugelbe Farbe ange- nommen. Die Menge der entfärbten dichotomzweigartig auf der Schieferfläche verbreiteten Stellen geben Hand- stücken ein überaus zierliches Ansehen, und obgleich ähn- liche Meerpflanzenreste im ganzen Lias verbreitet sind, so fallen sie doch nirgends mit so bestimmten Umrissen in die Augen, als hier. Schlotheim hat schon längst den breitblättrigen (2 Linien breite Blätter), bandartig mit kur- zen Nebenzweigen in den Schiefer gewachsenen als Al- gacites granulatus Nachträge I. tab. 5 fig. 1 abge- bildet. Viel zierlicher ist ein zweiter kaum zum Drittheil Pflanzenreste. 267 so breitblättriger aber mit viel schiefern Umrissen einge- lagerter, den Zieten Fucoides Bollensis genannt hat, Cycadeenwedel, dem Pterophyllum minus Lindley (the fossil Flora of Great Britain) I. tab. 67 fig. 2 ver- wandt, finden sich in mehreren Varietäten sehr ausgezeich- net. Ein Wedel von 10 Zoll Länge hat an der Basis Fie- derblätter von 5 Linien Länge und reichlich 1'/; Linien Breite. Sie gehören demnach zu der sehr schmalfiedrigen Abtheilung, welche dem Jura so eigenthümlich sind. Die einzelnen Blätter haben, wie alle Cycadeen, parallele Nerven, stehen sich aber nicht genau gegenüber, sondern alterniren ein wenig. Etwas häufiger als diese sind einzelne Zweige von | Araucaria peregrina Lindley II. tab. 8. Wenn sie auch nicht ganz genau mit den Individuen aus dem englischen Lias übereinstimmen, so stehen sie ihnen doch so nahe, dass ich sie nicht als besondere Species trennen möchte.: Die fleischigen Blätter legen sich dachziegelför- mig an die Zweige an, sind rhombenförmig, zeigen eine Mittelrippe und feine erhabene Punkte auf der Oberfläche. Arancarien kommen in der Jetztwelt nur südlich des Aequa- tors vor. Um so merkwürdiger unsere Pflanzen. Auch Thuites expansus Lindley 1. 167 schliesst sich hier an. Mit Recht bemerkt Lindley, wie sehr man irre, wenn man derartige Pflanzen zu den Fucoiden gestellt wissen will, was wir schon früher von den Fucoiden des Zechsteins behauptet haben. Beide Pflanzen, die in England dem braunen Jura an- gehören, sind in Würtemberg nur vereinzelt in den Stein- brüchen des Posidonienschiefers von Ohmden und der Um- gegend gefunden. 2) Lichtgraue Kalkmergel mit Ammonites jurensis. Oft nur auf eine 2 bis 3 Fuss mächtige Schicht redu- eirt, ist dieses merkwürdige Schlussglied des Lias vom 268 IV. 1. £. Jurensiskalk. - Fusse des Küssenbergs am Rhein bis zur Mainbrücke unter- halb des Staffelberges in so gleichmässiger "Verbreitung zu finden, dass man sich in Würtemberg wenigstens am sichersten und leichtesten an ihm orientiren kann. Sobald man die Posidonienschiefer erstiegen hat, erscheint un- mittelbar darauf eine kaum fussmächtige harte, in recht- winkliche Säulen zerklüftete graufarbige Steinmergelbank. Ist sie nicht anstehend zu finden, so haben die Bauern an jedem Feldwege, in Furchen und Hecken, unscheinbare Steinhaufen zusammengetragen, die näher betrachtet zum Drittheile aus Bruchstücken von Amm. jurensis bestehen mit den herrlichsten Loben, auch Amm. radians und andere Erfunde fehlen niemals, Alle diese Muscheln zeigen we- nig Spuren von Schale, sondern in Steinkerne verwandelt bestehen sie ganz aus derselben Substanz, wie das Stein- lager, worin sie gebettet sind. Das macht sie überaus leieht erkennbar. ‘So hindernd diese Steinlage für den Ackerbau ist, so wichtig sind die zugleich mit vorkom- menden ebenfalls graugefärbten Mergel. welche sich mit dem unzersetzten kurzbrüchigen Posidonienschiefer mischen, und bald eine fruchtbare Erde. erzeugen. Diese Mergel, nach welchen man än vielen Orten vergeblich sucht, fehlen demnach in geringerer Mächtigkeit niemals, entwickeln sich aber: stellenweis so bedeutend (40 bis 60 Fuss), dass man sie bei geringerer Aufmerksamkeit als ein fremdarti- ges Zwischenglied betrachten würde, wäre nicht der A. jurensis immer ein Leitstern. Bei Balingen, Heiningen, Filsthal, Wasseralfingen etc. werden diese mächtigen Mer- gellager zu wichtigen Fundorten, worin sich nicht nur ein grosses Heer eigenthümlicher Belemniten findet, sondern die auch wenig aufgeschlossen und daher gesuchte Fund- gruben einzelner Seltenheiten sind, wie des A. hircinus und der wohlerhaltensten Falciferen, die wir schon im Po- sidonienschiefer genannt haben. Hiermit schliesst der Lias als ein scharf abgegrenztes Ganze, bezeichnet durch eine Amin. Jurensis. 269 Muschel, von der sich in keiner Juraschicht etwas Aehn- liches bis jetzt gefunden hat, und da es wenige Ammoniten gibt, deren lobige Bruchstücke in gleicher Häufigkeit sich finden, so legen wir um somehr ein gebührendes Gewicht darauf, da die Muschel bis jetzt fast gänzlich übersehen worden ist. Erst wenn wir eine Strecke auf der Jurensis- schicht der Alp zugeeilt sind, erscheinen wieder schwarz - scheckige Letten, zuweilen zwar gleich unten reiche Fund- gruben wohlerhaltener Muscheln, in der Regel aber arm an organischen Einschlüssen. Sie erheben sich schnell zu einer hohen Terasse, desshalb hat mit Recht Leopold v. Buch diese Thone als das tiefste Glied des re zweiten Haupttheils bezeichnet. Amm. jurensis Ziet. 68. 1. Trefflich abgebildet, allein so vollkommen erhalten findet man ihn nicht gewöhn- lich, denn dureh die Verwandlung in Steinkern platzen die innern Umgänge, krümmen und biegen sich, und fallen so von den grössern ab. Der glatte Rücken mit elliptischem Schwunge, die grösste Breite in der Nahtgegend, insonders auch der ganze Habitus, erinnern an Amm. selliguinus Alexand. Brongniart (Becherch. sur les ossements foss. Tom. II. second. part. tab. 7 fig. 1) oder an Nilsons gros- sen Amm. Stobaei (Petref. suecana form. cret. tab. 1), die aber leider zur Kreide gehören. Wir müssen also bei der Unbekanntschaft mit jenen den besondern Namen gelten lassen. Die nächste Verwandischaft würde er ausserdem durch seinen Habitus mit heterophyllus und lineatus haben. Obgleich von der Schale nie etwas erhaiten ist, so dürfen wir doch wegen der grossen Glätte der Steinkerne eine ähnliche feine Streifung, die über den gerundeten Rücken ununterbrochen weggehen würde, vermuthen. Seine Involubilität ist zwar nicht stark, doch wird ein Dritttheil vom vorhergehenden Umgange bedeckt. Von den Loben bekommt man durch Zietens Zeichnuigen im Allgemeinen ein falsches Bild. Obgleich eine Verwandtschaft mit den 270 Amm. radians. Capricorniern (lineatus) sich nicht verkennen lässt, so er- innert die Breite der Lobenstile doch sehr an Faleiferen. Die Sättel haben entschieden eine Neigung zur Blattform, wie bei heterophyllus, und diese Blattform würde noch mehr hervortreten, wenn nicht die langen Zähne‘ der Loben mit ganz kleinen, leicht verwischten Nebenzähnen bedeckt wären. Der-Rückenlobus ist breit und kurz (bei Zieten ganz widernatürlich), der Rückensattel hat zwei Secun- därloben, einen kleinen oben und einen grossen unten. Die ‚beiden Lateralloben ziemlich breitstilig, Der grosse Hilfs- lobus ist kurz, breit und tief gespalten, hat eine doppelt so lange Dorsal- als Ventralwand. Aehnlich ist der Nahtlobus, doch fällt von ihm der schmalere Arm über die Naht, der breitere darunter. Alle diese Hilfsloben zusammen sind ziemlich breit, und stehen mit den Hauptloben ungefähr in einer Linie (Faleiferen- und Heterophyliencharakter). Der Bauchlobus ist daher breit, doch nicht ganz so als bei lineatus, mit unsymmetrischer Endspitze versehen. Die Steinkerne sind oft mit schmarotzenden Muscheln bedeckt, auch zierlichen Serpulen, zum Beweise, dass die Schale sehr dünn sein musste, Nach der Form der Mundöffnung könnte man mehrere Varietäten unterscheiden wollen. cf. Amm. Sutherlandiae Sw, 563 aus dem Jurasandstein von Brora. Amm radians Rein. 39. Steter Begleiter des vori- gen, die gewöhnliche Form hat zwar grössere Sicheln, als die Reineck’sche Figur, desto treffender hat ihn aber Zie- ten 4. 3 (undulatus 10. 5) gezeichnet. Ein scharfer Kiel, markirte, aber wenig gebogene Sicheln, geringe Mundhöhe und Involubilität lassen die 2 bis 4 Zoll messenden Schei- ben leicht erkennen, Diese Scheiben sind immer verletzt, durch die Steinkernbildung stark verbogen, daher vollstän- dig nicht leicht zu finden. Seine Loben sind die ausge- zeichneter Falciferen, breitstilig, wenig zerschnitten, schon der zweite Seitenlobus hat eine äusserst kurze Ventral- Amm., radians. 271 wand, und die Hilfsloben sind bei zweizölligen Individuen zwei kurzen breiten stumpfen Zähnen ähnlich. Es gibt wenig Ammoniten, die eine solche Menge von Varietäten zeigen, als diese, und je mächtiger die Mergel- schicht, desto grösser die Varietätenanzahl. Er erreicht eine Grösse von 8 bis 12 Zoll, ist dann oft schlüsselförmig gekrümmt, und auf dem letzten Umgang mit der Wohn- kammer ganz glatt. Die kleinen zeigen nie die Wohn- kammer, zum Zeichen, dass sie nur innere Bruchstücke sind. Bei andern wird die Anzahl der Rippen viel gedrängter, selbst gedrängter als bei Reinecke’s Figur, Zieten’s A. li- neatus 9. 7, A. striatulus 14. 6 (A. solaris 14. 7 ist das- selbe Musterexemplar als radians 4. 3). Oder die Sicheln treten (nur bei kleinen Exemplaren bis jetzt vorgekommen) unverhältnissmässig weit auseinander, A. costulatus #. 7. Bei andern fangen die Rippen gar an sich zu spalten, und treten so in die Nähe des A. Murchisonae, wie A. Aalen- sis Ziet. 28. 3 (der mit den im braunen Jura ebenfalls bei Aalen vorkommenden nicht zu verwechseln ist!). So ver- schieden diese Formen sind, so haben sie doch wenigstens alle’ ein ähnliches Verhältniss der Mundöffnung, ihre Scheibe macht daher ungefähr denselben Eindruck. Allein nun variirt auch diese! Dann bleiben allein noch Loben das einzige Hilfsmittel, sich durch eine solche Mannigfaltigkeit hindurch zu finden, Und doch würde man sich leicht irren, wären sie nicht in einer Schicht, ja selbst auf einem Punkte vereinigt. Man darf nur wenige Stunden in den Umge- bungen der Woasseralfinger Eisenhütte, oder an den Gar- tenwänden in den Strassen von Heiningen aufmerksam suchen, man wird sie alle und noch mehr Formen gefun- den haben, als wir aufführten. Denn hier finden sich na- mentlich auch jene hochmündigen stark involuten Exemplare, wie A. depressus Zieten 5. 5 (wahrscheinlich auch 16. 5, wenn gleich die Farbe nicht stimmt, ef. pag. 257), discoi- des 16. 1 und faleifer 7. 4, unter sich nur unwesentlich ! 272 Amm. insignis. verschieden. Und blicken wir dann von hier wieder auf die Abdrücke in den Posidonienschiefern zurück, sie sorg- fältig zu vergleichen, so wird man erkennen, dass mehr das Zusammenhalten des Aehnlichen, als das Zerspalten in unendliche, von keinem Zweiten mit Gewissheit wieder zu erkennende Species noth thut. A. bicarinatus Ziet. 15. 9 gehört ohne Zweifel auch hier hin. Obgleich der Rücken ganz nach Art des complanatus abgebildet ist, so dürfte daran doch nur die Art der Verwitterung Schuld haben. Ä Ohne uns auf die weitere Vergleichung mit Formen anderer Schriftsteller einzulassen, wollen wir nur bemer- ken, dass blos im obern Lias eine solche Manmnigfaltigkeit von Falciferenspecies sich auf einem Punkt vereinigt findet, zwar werden uns im braunen Jura ähnliche Formen wie- der begegnen, allein sie stehen viel vereinzelter. Hier kommt nun auch Amm. Walcotti wie in England erhalten vor, mit zwei tiefen Furchen auf dem Rücken, welche den hervorstehenden Kiel von den Seiten trennen, und auf der untern Seitenhälfte jederseits eine tiefe Furche, über welcher erst die grossen Sicheln deutlich werden. Amm. insignis Schübl. Zieten 15.2. Ebenfalls ein sehr gewöhnlicher Begleiter des Jurensis, von 6 bis S Zoll Durchmesser, wobei dann aber immer noch die Wohn- kammer fehlt. Die Mundöffnung hat in der Nahtgegend ihre grösste Breite, und verschmälert sich auf dem Rücken, wo sie zuletzt in einen namentlich bei jungen Exemplaren sehr markirten Kiel endigt. Die grösste Breite wird be- sonders durch Knoten erzeugt, welche ebenfalls im Alter oblitteriren, und von wo aus die Rippen sich zu spalten beginnen., Hätte er nicht den Kiel, so würde seine Scheibe sehr an Amm. Brodioei Sw. 351 und Amm. Brocchii Sw. 202 erinnern, dennoch gehört, er mit; diesen zu einer Sipp- schaft, die, wie Leop. v. Buch nach Zieten bemerkt, den Coronariern nicht fern steht. Dafür sprechen namentlich Amm. insignis, hircinus. 273 auch der kleine zweite Seitenlobus, und die zwei sehr schiefstehenden Auxiliarloben. welche einen sehr tief hinab- ° reichenden Nahtlobus andeuten. Es kommen auch Coro- naten ohne den Kiel hier vor. | Amm. hircinus Schl. Ziet. 15. 4 Cobliqueinter- ' ruptus, nicht zu verwechseln mit interruptus Ziet. 15. 3, der dem obern braunen Jura angehört, und eine Varietät des Convolutus ist). Leopold v. Buch hat sich viel mit diesem Ammoniten beschäftigt, und ihn zuletzt als eine Varietät des A. lineatus pag. 171 festgestellt. Die merk- würdige periodische Einschnürung seiner Schale, die man sonst nur bei Planulaten zu finden gewohnt ist, verändert sein Aussehen auffallend. Es sind tiefe Furchen in der dicken Schale, deren vordere Grenzkante besonders scharf ist, und die schmal an der Naht beginnend, auf dem Rücken, wo sie am breitesten sind, stark nach vorn sich biegen. Wie auf der Schale, so wiederholen sich auch auf den Steinkernen diese Furchen. Die Mundöffnung ist etwas comprimirt, namentlich der Rücken schmal. Die Involu- bilität etwas grösser als bei lineatus, die Jioben aber sehr verwandt. Namentlich ist auch der Bauchlobus sehr breit und auf der Naht steht eine Reihe sehr kurzer Loben, welche mit allen übrigen genau in einer Linie sich befin- den. Diese Varietät kommt nur über dem Posidonien- schiefer (wie bei Amberg) in den Mergeln des Jurensis vor. Unmittelbar über hircinus, aber schon in den schwarz- schäckigen Thonen des braunen Jura findet sich noch eine andere, der Amm. torulosus Ziet. 14, 1, dessen Furchen viel dichter stehen. Wasseralfingen und Heiningen sind die Hauptfundorte des hircinus, Selten aber in ganzen Exemplaren zu haben. Dickschalige schwarze Antychus, den laevigatus im weissen Jura verwandt, mit dickem Aussenrand, feinen con- centrischen Anwachsstreifen auf der concaven Innenseite, und noch feineren auf der convexen Aussenseite, wesent- Quenstedt, Flözgebirge. 18 274 Nautilus. Belemniten. lich von denen im Posidonienschiefer verschieden, finden sich selten. Ein Nautilus verdient noch bemerkt zu werden, nicht wegen seiner hervorstechenden F'orm, sondern wegen seines häufigen Vorkommens. Zieten hat ihn tab. 18 fig. 2 ab- gebildet. Seine Form ist durchaus den früher erwähnten verwandt, tiefer Nabel, breiter Rücken, kleiner Bauchsipho, leider fehlt aber immer die Schale, welche allein beweisen könnte, ob er wirklich durch Längsstreifung sich dem Ara- tus Schl. anschliesst. | Für die Art der Ablagerung vorerwähnter Muscheln heben wir es noch als bemerkenswerth hervor, dass zwar schon in frühern Liasschichten (Turnerithon, Numismalis- mergel) schmarotzende Thiere die Schalen bedeckten, hier jedoch es eine mehr durchgreifende Erscheinung ist. Ge- wöhnlich sind es dünne Austerschalen und Serpulen. Unter letztern Serpula tricristata Goldf. 67. 6 die zierlichste. Wie eine kleine Schlange, mit sehr erweiterter Mündung, einem breiten Rücken mit drei Längsrippen, und mehreren Querringen. Auch bei Banz kommt sie in demselben Ni- veau vor. Diese Bedeckungen zeigen an, dass die Mu- scheln erst eine Zeitlang im Meere lagen, ehe sie begra- ben wurden, denn sie finden sich häufig auf Stellen (z.B. Innenseite der Mündung), wo sie unmöglich zu Lebzeiten des Muschelthieres sich einnisten konnten. Belemniten. Diese werden hier nochmals so wich- tig, dass H. v. Alberti (Uebersicht der mineral. Verhält- nisse der vormaligen freien Reichsstadt Rottweil) diese Abtheilung Obere Belemnitenschiefer genannt hat, zum Gegensatz der ‚Belemnitenschiefer in den Numismalismer- geln, und werden die Jurensismergel thonig, so können sie zu reichen Fundgruben wohlerhaltener Belemniten wer- den, die gewöhnlich jedoch durch ihre graue Farbe von denen in den Amaltheenthonen sich unterscheiden. Belemnites acuarius, digitalis. 275 Zunächst spielt noch B. acuarius (gracilis Ziet. 22. 2) eine Hauptrolle. Es ist aber nicht mehr die runde glatte, sondern eine mit vielen tiefen Längsfurchen (worunier be- sonders zwei fast am ganzen Belemniten herabgehende Dorsolateralfurchen sich auszeichnen) versehene Varietät, verdrückt und zerbrochen. Bel. tricanaliculatus Ziet. 24. 10, Bel. quadricanaliculatus Ziet. 24. 11 spielen in ihn über, doch wird deren Basis oft ungemein breit, auch wohl gigantisch gross, wodurch dann eine ganz besondere bis jetzt wenig bekannte Belemnitenform erzeugt wird. Zum acuarius gehören wahrscheinlich die kurzen rundlichen comprimirten Formen, an ihren Spitzen deutlich abgebrochen (Bel. polyforatus Blainville Mem. sur les Belemn. tab. 4 fig. 9), dabei aber scheinbar noch vollständig aussehend, die sich dann unmittelbar an den wichtigsten dieser Schicht, an « Belemnites digitalis anschliessen. Ziet. tab. 23 fig. 6 und fig. 9. Es ist eine kurze stark comprimirte Form, stärker comprimirt, als irgend ein Belemnit vorkommt. An der Spitze erhebt sich ein kleiner warzenförmiger Stachel, oder senkt sich eine tiefe Grube hinab, wo die Apicical- linie endigt. Letztere steht der graden Bauchseite etwas näher, als dem gewölbten vorspringenden Rücken, Diess gibt ihm eine Aehnlichkeit mit einem comprimirten Finger. Viele haben an der Spitze der Bauchseite einen scharf ab- gegrenzten, ungefähr '; Zoll langen Spalt, der ‘bis zur Apicicallinie eindringt, wenigstens springt bis dahin der Scheidentheil sehr leicht auseinander, während sonst der Belemnit gar keine Neigung zeigt, in der Ventrodorsalebene zu Springen, er springt vielmehr immer quer dagegen. Die tiefeindringende Alveole zeigt nur an der äussersten Spitze stark concave Querscheidewände. Der Belemnit, mit man- nigfaltigen Modificationen, kommt überall nur in der Juren- sisschicht vor, und gehört bei seiner leichten Erkennbar- 18 * 276 Bel. tripartitus. Pleurotomarien, Pectiniten. keit zu den wichtigsten im ganzen Lias. cf. B. teres Ziet. 21. 8, Belemnites tripartitus (Ziet. 21. 5 oxyconus) ist zwar hier vorzugsweise zu Hause, allein er streift auch noch viel höher hinauf. Doch ist er nirgends grösseren _ Abänderungen unterworfen, als hier. Seine tiefe Bauch- furche schwindet nie, sollten auch die Dorsolateralfurchen verwischt sein. Bel. unisulcatus Ziet. 24. 1 und Bel. tri- sulcatus 24. 3 sind wahrscheinlich aus diesen Lagerstätten genommen. Von andern Muscheln erwähnen wir nur kurz der wiewohl seltenen, aber zum Theil sehr wohl erhaltenen Pleurotomarien. Eine grosse glatte von Y, Fuss Höhe; eine andere mit Trochus fasciatus Sw. 220. 1 genau stim- mend im Habitus und Schalenglätte, und namentlich findet sich auch in der Mitte der Umgänge das durch zwei mar- kirte Linien eingeschlossene Band, worin der tiefe Mund- ausschnitt lag. Noch manche andere flachgedrückt in den weichern Lagen, auch kleinere mit bombirten knotigen Um- gängen übergehen wir. Der Trochus duplicatus Lethaea 21.3 mit seinen zwei scharfen, wie Zahnreihen hervorstehenden Knoten, findet sich nicht blos hier, sondern greift auch noch in die untern Lagen der Opalinusschichten über (Banz, Aselfingen). Junge Exemplare können leicht mit dem höher oben fol- genden Trochus monilitectus verwechselt werden. Merkwürdig finden wir auch hier nirgends Terebrateln, sie sind für eine Zeitlang ganz vom Schauplatze abgetre- ten. Unter den Pelecypoden verdienen vielleicht einige Pectinitenformen Aufmerksamkeit, Der der Plagiostoma Hermanni verwandte aber sehr flache Spondylus tubercu- losus Goldf. 105. 2, die Hauptrippen schmaler, als bei Her- manni, das Ganze fliesst faltig wie die Oberfläche bei Spondylus herab. Im untern Oolith kenne ich sie nicht. / Pectiniten, Pentacriniten. Korallen, 277 Ist das Goldfuss’sche Exemplar von Wasseralfingen, so stammt es aus diesen Schichten. Es kommt noch eine zweite feinrippigere Varietät vor, die Zieten 53. 5 als Pecten papyraceus abbildet, und die ihrem ganzen Habitus nach schon zum Spondylus velatus den Uebergang macht, der aber erst im weissen Jura von Bedeutung wird. Lima inaequistriata Goldf. 114. 10, durch die Feinheit ihrer Rippen so ausgezeichnet und wahr- scheinlich von Pecten tumidus Ziet. 52. 1 nicht verschie- den, dürfte sich nur mit A. jurensis finden. Unter den Arcaceen, wo mehrere nicht fehlen, heben wir nur eine kleine Nucula hervor, die zu der Abtheilung der Lobatae gehört, sie erscheint nur als Steinkern, worauf dann be- sonders die hintern Muskeleindrücke hervortreten, ist übri- gens eine kleine N. Hammeri. Auch Basaltiforme Pentacriniten erscheinen hier wieder, während der Subangularis für immer verschwunden ist. Besonders zierlich kommen in Würtemberg, wie bei Banz, die beiden kleinen Korallen vor. welche Goldfuss zu den Cyathophyllen gesetzt hat, die jedoch mit den Cyatho- phyllen des Uebergangsgebirges nur wenig Kennzeichen gemein haben, Die schmalere höhere, nur wenige Linien gross ist ©. tintinabulum 16. 6, frei wie eine Turbinolia, die äussere concentrische Kalkschicht ist durch den Stein- kern weggenommen, statt dessen treten die vielen radialen Lamellen hervor; die breitere tellerförmige und etwas grössere ist C. mactra 16. 7. Die äussere concentrisch gestreifte Kalkschicht ist sehr dick, die feinen Wirbel- lamellen erreichen nicht die Mitte der Scheibe, sondern hier steht ein isolirter punktirter Kranz. Hiermit schliesst Leop. v. Buch die grosse Liasfor- mation, weiche nicht nur in Deutschland und der Schweiz, sondern auch in Frankreich und England so entschieden gleiche Glieder aufzuweisen hat. Sie genauer zu paralle- lisiren, ist zur Zeit noch nicht möglich geworden, weil 278 Schluss des Lias. bis jetzt so wenig gelungene Versuche über genaue Schich- tenverfolgung vorliegen. Namentlich bleibt es immer ein fühlbarer Mangel, dass die Art, wie und wo Petrefakten genau in den Schichten abgelagert sind, meist nur beiläufig behandelt wird, während sie die Hauptsache einer geogno- stischen Darstellung sein müsste. Desshalb erlauben wir uns auch kein entschiedenes Urtheil, ob man in England überall den Lias mit diesen Schichten schliesst. Gewöhn- lich scheint es. dass man auch, wie früher und zum Theil noch in Schwaben, die folgenden Thone damit verbinde, die wir jedoch nicht blos wegen der ganz andern Petre- fakten, sondern auch wegen der gänzlich davon geschie- denen Bergformen ais ein besonderes Glied aufzufassen, durch die Natur gezwungen werden. Denn ®venn der Lias bis zum Niveau des A. jurensis sich als ein flaches fruchtbares Hügelland, aus der Ferne einem weithin ziehenden Stromthale, das mit kleinen Te- rassenbergen besäet ist, vergleichbar, den höhern Bergen vorlagert, oder wie.L. v. Buch bezeichnend spricht, sich wie ein Teppich über die weitentfernten Keuperberge aus- breitet, so muss selbst dem mit den Verhältnissen Unbe- kannten das plötzlich, 400 bis 500 Fuss betragende, steile Ansteigen der folgenden Ablagerungen auffallen. Wie die Muschelkalkberge auf dem Wellendolomit, und der Keuper- mergel auf der Lettenkohle, noch viel steiler setzen die untern Thone des braunen Jura auf der Liasfläche ab, und umfassen eine Gruppe von Gesteinen, welche der Gegen- stand der Betrachtung in den folgenden Blättern sein werden. So schwer es gleich im fränkischen Lias werden mag, die einzelnen Glieder des Lias genau mit denen des schwä- bischen zu parallelisiren, so ist die Grenze zwischen Lias und den mächtigen Thonen des braunen Jura immer schla- gend. Um indess ein Beispiel über die Schärfe von Pa- rallelen zu geben, sagen wir zum Schluss des Lias Fol- gendes: Lias in Franken. 279 Schon jenseits Aalen, dem Ries zu, verliert der Lias an seiner Mächtigkeit, die Arietenkalke nehmen viel grobe Quarzkörner und vielen Schwefelkies auf, die Numismalis- schichten schrumpfen zusammen, doch kann man die Ab- theilungen noch wohl unterscheiden. Amaltheenthone und Posidonienschiefer bleiben gleich mächtig, Dringt man über das Ries weiter nach Bayern. so vermuthei man anfangs nicht, dass die groben oft aufgedeckten Quarzsandsteine die einzigen Repräsentanten des untern Lias sind, bis man sich mehreremal durch das Lagerungsverhältniss und ein- zelne darin zerstreute J,iasmuscheln überzeugt hat. Arie- ten und Terebratula numismalis sieht man schon nirgends mehr, selbst in den Amaliheenthonen fehlt A, amaltheus, statt dessen erscheint der nicht weniger ausgezeichnete A. costatus. Auch der Keuper will sich nicht mehr den schwäbischen Grundgesetzen fügen. Ueberall sieht man, besonders in der Altdorf-Nürnberger Gegend, einen mäch- tigen grauweissen Sandstein als oberstes Glied auftreten (daher die traurigen Sandböden im Lorenzer- und Sebalder- walde), worauf unmittelbar wenige Fuss mächtige Lias- bänke mit grobem Quarzsand akgelagert sind, Da nun jene Keupersandsteine so vollkommen unserm weissen Sand- steine (II. 6. d. pag. 101) gleichen, so müssen wir an- nehmen, dass die roihen Thone und gelben Sandsteine (II. 6. e) gänzlich fehlen. Unmittelbar-über der sandigen Liasbank folgen Mergelkalke mit Belemniten, Gryphaea cymbium (var. gigas), Ammonites lineatus, striatus, Pec- ten priscus. In den Bänken liegen viele fahlweisse Knol- len zerstreut, die bald an verwitterte Feuersteine, bald an wirkliche Koprolithen erinnern. Wenn gleich die verkies- ‚ten Musche!n und Terebratula numismalis fehlen, so können wir diese Kaike doch nur den Numismalisschichten paral- lelisiren. Es bleibt somit der ganze untere Lias (IV. 1.«..) auf jene dürftige Sandkalkschicht reducirt. Sodann folgen mächtige gelbgraue Thone ohne Muscheln, die, sobald sie 280 IV. 2. Brauner Jura. dunkel werden, A. costatus in Menge, selten A. amaltheus führen. Wir haben also entschieden die Amaltheenthone, aber viel mächtiger, als in Schwaben. Darüber dann die charakteristischen Posidonienschiefer mit Ichthyosauren, Monotis substriata, Amm. heterophyllus vollkommen, wie in Schwaben. Oben die Masse von Belemnites: digitalis, und der Schluss der Schichten der Ammonites jurensis - und radians, die verkiest und nicht verkalkt viel schö- ner sind, als die schwäbischen dieser Region. Eng an die Radiansschicht schliesst sich die Sehicht mit Ammoni- tes torulosus, so dass man in Zweifel kommt, ob es nicht besser wäre, diese Lagen noch zu dem Lias zu rechnen. Gleich darauf die mächtigen Opalinusthone. Die trefflichste Belehrung !iefert der Donau-Mainkanal 1! Stunden öst- lich von Altdorf, der im Gebiete der Schwarzach von Neumarkt herunter kommt. Wir finden also ‚in Franken den obern Lias dem schwäbischen sehr gleich, theilweise sogar noch entwickelter, während der untere sehr mangel- haft auftritt. 2. Der braune Jura (DOolithe). Er umfasst eine viel mächtigere Gesteinsmasse als der schwarze. Zwar ist auch hier wieder schwarzschäckiger Tkonletten die Grundmasse des Gebirges, allein ‚gelbge- färbte Thoneisennieren und Sandsteine durch Ocker tief gebräunt werden periodisch so herrschend, dass der Ge- sammteindruck des Braunen unläugbar ist. Dunkele Kalke, denen im Lias ähnlich, nehmen Brauneisenlinsen auf, oder es scheiden sich sogar ganze Lager des reinsten‘'Eisen- oxydes aus, die hinlänglich bekunden, wie überreich das Meer in dieser Periode mit Eisensubstanzen erfüllt war, die bald hier ‚bald: dort in den grellsten, vorherrschend braunen, Farben mit den Gesteinen sich mischen. Die Petrefakten selbst sind bald nur mit Thon erfüllt und voll- IV. 2. a. Opalinusthon. 281 kommen erhalten, bald in den einzelnen Schichten entspre- chende Steinkerne verwandelt, bald erglänzen sie in den unveränderten Farben des Schwefelkieses, der aber in der Luft sich schnell mit Braun überzieht. Insofern sind sie von denen des Lias nicht immer unterscheidbar , vielleicht das Einzige ausgenommen, dass die Verkiessung hier voll- kommener war. Die Mächtigkeit der Unterabtheilungen und oftmals auch der Mangel an unveränderten Aufschlüs- sen und Petrefakten erschwert die Untersuchung, scharfe Grenzen zu finden und zu machen. Sie sind wahrschein- lich auch nicht in dem Maase vorhanden, wie im Lias. Wir müssen uns daher bei der Durchwanderung des Gebir- ges nach einzelnen Hauptmuscheln den geognostischen Horizont abzustecken suchen. Wenn es aber schon schwer ist, in einer und derselben Gegend sich mit wissenschaft- licher Genauigkeit und Schärfe zu orientiren, ja wenn man selbst bei Sachkenntniss sich dennoch nicht in die Mono- graphien finden kann, die über dieselben Berge handeln, wo wir untersuchen, so kann man leicht die Irrthümer er- messen, in welche man zu fallen Gefahr lauft, wollte man das Gewirr von Namen für Unterabtheilungen fremder Gegenden hier wieder finden, wo diese Unterabtheilungen , zum wenigsten doch ein lokales Gepräge angenommen ha-' ben möchten. Wir geben (daher vorerst, soviel als wir vermögen, naturgetreu die Sache, um später einmal dar- aus die Resultate für die freilich nothwendige Vergleichung zu ziehen. a) Der untere braune Jura. a) Die mächtigsten aller schwarzschückigen Jurathone mit Ammo- nites opalinus. (Von Vielen, namentlich auch den Schweizern, noch Lias genannt.) Folgt man einer der vielen Schluchten, in welche die der Alp entrinnenden Flüsse oder auf dem Scheitel des braunen Jura entspringenden Bäche in kurz gebogenen 232 IV. 2. a. Opalinusthon. Serpentinen sich genagt haben, so wird man zwar durch die Länge des Wegs zwischen den aufgeschlossenen steil emporragenden Schichten leicht verleitet, sie für mächtiger zu schätzen, als sie wirklich sind, allein im Allgemeinen übertrifft diese einzige gleichartige Thonablagerung wenig- stens die ganze Mächtigkeit des Lias noch um ein Bedeu- tendes. Verwittert bildet sie, wie die Turneri- und Amal- theenthone, dieselben grausprencklichen Lettenhalden, in welchen man Tage lang herumwandern kann, ohne ein Petre- ‘fakt zu finden. Und doch fehlen zerstreute Bruchstücke von Amm. opalinus nie. Aber gesetzt auch, man fände sie nicht, wäre auch mit den Lagerungsverhältnissen unbe- kannt, so bleibt wenigstens der Reichthum an braunen Thoneisenstein-Geoden ein leitendes Moment. In vielen Gegenden scheiden letztere sich, und zwar gleich unten über den Jurensisschichten, in solcher Menge aus, dass dadurch die braune Farbe vorherrschend wird und an die neue Ordnung der Formation erinnert, wenn gleich diese Geoden höher hinauf wieder bedeutend untergeordnet wer- den mögen. Das Vorherrschen von kompakten Thonietten- bänken ist in dieser Abtheilung se überwiegend, dass ‚härtere Mergei- und Steinlagen als eine wahre Seltenheit ‘erscheinen, ob sie gleich hin und wieder vorkommen. Es gibt im ganzen Jura keine zweite Schicht, wo die Mu- scheln so vollkommen erhalten sind als hier. Sie gleichen gebleichten Tertiärmuscheln, deren schneeweisse Schalen bei den Ammoniten zuweilen noch den schönsten Perlmut- terglanz zeigen. Ihr Inneres ist mit sehr festem Thonei- senmergel erfüllt, daher ihr Schloss selten erkennbar. Durch die weisse Farbe stechen sie gegen das Dunkel der Thone ab, daher sind sie leicht zu entdecken, ob sie gleich nur sparsam zerstreut sich zu finden pflegen, mit Aus- nahme einiger unbedeutender Muschelbänke. Da man sie gewöhnlich an den schroffen Wänden noch an ihrer Lager- stätte findet, so ist dasjenige, was vorkommt, gut. Dieser IV. 2. a, Opalinusthon. 283 letzte Umstand macht die im Allgemeinen an Petrefakten armen Thone zu beliebten Fundgruben; der Bach bei Zill- hausen (östlich von Balingen), besonders aber die Gegend von Boll bis Wisgoldingen (Teufelsloch, am Ursprunge des am Bade vorüberfliessenden Bachs gelegen, der Boller- und Krähenbach, die Abhänge des Hohenstaufen etc.) sind bekannt, allein die Erfunde fehlen auch der Metzin- ger, Reutlinger, Hechinger, Aalener Alp etc. nicht, wie- wohl man bemerken muss, dass ein grösserer Vorrath nur strichweise vertheilt ist. Was die Vertheilung der Petre- fakten und die Beschaffenheit des Gesteins in vertikaler Dimension betrifft, so ergibt sich gleich die allerunterste Lage an vielen Stellen sehr reich. Die Petrefakten sind entweder noch flach gedrückt, wie in dem Posidonienschie- fer, oder vollkommen erhalten. Sind sie flach gedrückt, so lässt die weisse Muschelschale dennoch leicht erkennen, dass wir über die Posidonienschiefer hinaus sind, hätten wir den A. jurensis auch nicht gefunden. Die Schiefer sind übrigens viel thoniger, erregen ein sammtweiches Ge- fühl, werden durch Verwitterung fahlgrau, und zerfallen leicht zu kurzbrüchigen Letten (östlich von Esslingen und nördlich von Oberesslingen am Hairschwerzbach, der dicht am Oberhof seine Quelle hat, ein höchst merkwürdiger Punkt, weil hier brauner Jura unmittelbar an dem weissen Keupersandstein abschneidet; Bach zwischen Heiningen und Dürnau, wo die Strasse ihn schneidet; Evenrsbach, erster Bach an der Strasse von Metzingen nach Reutlin- gen, und zwar südlich der Strasse etc.). Kleine Posido- nien, flachgedrückte Exemplare von Amm. opalinus, eine zierliche Pterocera und andere sind die Haupterfunde. Sind die Muscheln nicht flach gedrückt, so gehören gleich die untersten Lagen zu den reichsten Fundorten, besonders zeichnen sich die zierlichsten Nuculen, Ham- meri und claviformis, Amm. torulosus und opalinus aus. Wie jenseits des Mains am Wege nach Kloster Banz hin- 284 IV.'2. «. Opalinusthon. auf, so finden wir: sie an der jähen Wand oberhalb Asel- fingen, wo an der linken Wutachseite der Mulefingerbach braunen und schwarzen Jura so trefflich aufschliesst. An der würtembergischen Alp sind diese untersten Schichten nur Selten aufgedeckt, weil sie über den Lias weit über- zugreifen pflegen und die Aecker befruchten. Doch finden wir sie an manchen Fahrwegen, wo das Rad anstehendes Gebirge blos. legt: Fahrweg von Gomaringen nach Hinter- weiler, oder von Nähren nach Oeschingen (beides südlich von Tübingen); bei Hechingen, an der Schliechen ober- halb Schömberg. Wir wollen vorstehende beide Vorkomm- nisse als untere Lagen bezeichnen. Darüber tritt dann eine Zeit lang grosse Armuth ein, zwar finden sich zer- streut Amm. opalinus und Varietäten von A. lineatus, auch Astärten und grosse Individuen von Nucula Hammeri, doch gehen: derartige Erfunde durch die ganze Mächtigkeit hin- durch, man mag sie als zerstreute Vorkommnisse erwähnen. Erst in der Mitte erreichen wir eine dünne, wenige Zoll mächtige Bank, sie sei (die mittlere Bank genannt, die ganz mit kleinen Muscheln erfüllt ist, aber nichts Vollkommenes. Kleine Aviculen, Trigonien, Nucu- len, Cuculläen, Pentacriniten etc., alles durch einander und so auf einander gepackt, dass oft das Eine mit dem An- dern zerbricht. Erst ein Stück über der mittleren Bank nehmen die zerstreuten Vorkommnisse an Zahl zu, hier die treffliche Trigonia navis, die Gervillia perneides, die einzige ihrer Art, die schönsten Exemplare von Am- monites opalinus und Manches andere. Sie finden sich entweder unmittelbar im weichen Schiefer, oder sind in grosse linsenförmige Knollen gebacken, welche eine Nei- gung zeigen, Schichten zu bilden. Hier pflegen gewöhn- lich die Thone zu endigen, es mischt sich damit ein glim- meriger Sand, die Farbe wird grauer, die Bänke fester, allein dieselben Muscheln, wie tiefer, setzen noch darin fort, ja werden hier nicht selten besonders zahlreich. Eine Ammon. opalinus. 285 scharfe Grenze lässt sich nicht ziehen, sondern es findet ein vielfach vermittelter VUebergang zu den darüber folgen- den festen Sandsteinbänken statt, zum Beweise, dass beide zu einer grossen Bildung gehören. Allein wir wollen in dieser Region einen Ruhepunkt machen, zumal da meist auch der verfolgte Bach eine Verschiedenheit der Gebirgs- masse andeutet. Denn so lange wir den Bach in den Thonletten verfolgt haben, sind bei jeder neuen Krümmung bis hoch hinauf nackte Uferrisse vorhanden, und so viel man sich auch bemüht, sie zu verhindern, jeder Frühling erzeugt wieder neue. Erst wenn wir an die Sandgrenze kommen, verändert sich die Schlucht. Ist der Bach noch wasserreich, so stürzt er über die ersten festen Felsen in Wasserfällen herab, darüber aber verliert er sich in einer von Wald und Gebüsch versteckten kleinen Rinnsale, denn das feste Gestein vermag ihm nun zu widerstehen; ist er wasserarm oder gar im Sommer ausgetrocknet, so wird man selbst da noch an der Dichtigkeit der Ufergesträuche erkennen, dass jenseits dieser Sandgrenze kein Aufschluss- punkt mehr zu erwarten ist. | Ammonites opalinus Rein. fig.1. Ziet. tab. 4 fig. 4 (fälschlich A. primordialis Schl. genannt, welcher aller- dings einige Aehnlichkeit hat, aber als Goniatit dem Ueber- gangsgebirge angehört). BReinecke hat ihn nach seiner schneeweissen, oft noch opalglänzenden Schale so genannt, und da diese Art des Vorkommens allein für die untersten Thonlagen des braunen Jura charakteristisch ist, so haben wir den Namen des klassischen Schriftstellers, als einer der zierlichsten Varietäten des A. Murchisonae zukom- mend, beibehalten müssen. Denn dass er durch seine Loben sich an den höher vorkommenden Amm. Murchi- sonae eng anschliesse, ist durch L. von Buch zur allge- meinen Ueberzeugung geworden. Seine Schale hat einen scharfen Kiel, ist niemals nit Sichelrippen bedeckt, son- dern die feinen und abwechselnd scharfen Sichelstreifen 286 Ammonites lineatus. gruppiren sich zu Bündeln, welche den Sicheln ähnlich sehen. Obwohl dann wieder Formen vorkommen, die man von Sowerby’s trefflicher Figur des A. Murchisonae 550 kaum unterscheiden kann, selbst die Rippen stellen sich in der Jugend, wiewohl nie so deutlich ein, und ver- schwinden im Alter. Die schmale Mundöffuung und der Grad ihrer Involubilität (?2/ der Wiudung bedeckend) gibt ihnen äusserlich eine Achnlichkeit mit Amaltheus, Schlot- heim nannte diese Formen Ammonites Ammonius, sie reichen hoch in den braunen Jura hinauf. Allein wenn sie grösser werden, wächst die Breite, während die Höhe bedeutend abnimmt, und so erreichen sie eine durchschnitt- liche Grösse von 6 bis 7 Zoll. Man findet sie immer ganz, liegen sie jedoch im Schiefer, so ist meist ihre etwas über einen halben Umgang betragende Wohnkam- mer mit blendereichem Thoneisensteinmergel erfüllt, wäh- rend die Kammerschale verdrückt ist. In den festern, schon etwas sandigen Lagen bekommt man jedoch die Loben leicht. Die Zähne der Loben sind lang und hängen herab. Der kurze Rückenlobus streckt seine beiden Haupt- arme Sehr schief nach aussen. Ein tiefer Sekundärlobus theilt den Rückensattel, und nur ein bedeutender Auxi- liarlobus steht dicht unter der 2ten Lateral hoch über der Naht. Doch kommt eine Reihe von Varietäten vor, je nachdem die Mundöffnung beschaffen ist. Er findet sich überall in den Thonen, nur dass er, wie schon erwähnt, in der untern Lage häufig ganz flach gedrückt vorkommt, doch nie so flach, als die Falciferen im Posidonienschiefer. Ammonites lineatus var. opalina. Die Streifung ist ebenso markirt als bei opalinus, macht aber etwas über der Naht einen bedeutenden Bogen, geht sodann mit einer geringen Richtung nach vorn über den gerundeten Rücken. Die Rundung der Mundöffnung in Verbindung mit der ge- ringen Involubilität erlaubt es nicht, ihn von lineatus zu trennen, obgleich er ausnehmend dickschalig denselben n Amm. torulosus, Belemniten. 237 Schalenglanz zeigt, als der vorige. Loben sind selten, denn auch hier ist nur die letzte Kammer erfüllt und das Uebrige verdrückt. Zwar ist er seltener als opalinus, doch ist er sein Begleiter in den mittlern Regionen. Dagegen ausschliesslich in den untern Lagen kommt mit opalinus der Ammonites torulosus Schübl. Ziet. 14. 1. Ein treffliches Exemplar, wie es selten gefunden wird, denn auch hier pflegt nur die Wohnkammer erhalten zu sein. Wie der hircinus von lineatus, so ist auch dieser nur eine Varietät des vorigen, denn die Streifung der dicken Schale ist dieselbe, die Mundöffnung auf dem Rücken breiter, und die Einschnürungen finden häufiger Statt. Das Zietensche Exemplar, einst Eigenthum der Universitätssammlung, jetzt aber nicht mehr vorhanden, soll vom Stuifen stammen, auch am Hohenstaufen ist er gefunden. Ich kenne ihn von Gomaringen, Aselfingen, an der Wutach, und Schömberg. Alle jedoch liegen über A. jurensis im braunen Jura. Es bilden sonach A. lineatus, A. fimbriatus, A. hir- cinus, A. torulosus, A. lineatus var. opalina eine Reihe von Varietäten, die nicht neben, sondern nacheinander vor- kommen. Belemnites tripartitus pag. 276 bleibt noch bis oben hinauf der hauptsächlichste Belemnit, doch erreicht er die Sandsteine nicht. Während ein anderer runder kurzscheidiger mit markirter Spitze endigender, vom bre- viformis in den Amaltheenthonen nicht wesentlich verschie- den, durch die Thone hindurch bis in die Sandsteine hinauf- ragt. Ohne Falten an der Spitze, kreisrund, kaum etwas nach dem Rücken hingebogen, gehört letzterer zu denje- nigen Belemniten, die die regulärsten Formen bilden. Pelecypoden haben wir wenige zu nennen, denn was sich davon in den obern, auch wohl mittlern Lagen findet, entwickelt sich erst höher hinauf so, dass es von Bedeu- tung wird. Nur selten weisen die Muscheln auf tiefer liegende Stammverwandte, alles schliesst sich an obere 2388 Chenopus subpunctata. Trigonia navis. Vorkommnisse an. Die einzige wichtige bei Esslingen, Heiningen in den untern Lagen gefundene, doch auch an andern Punkten sparsam höher vorkommend, ist Chenopus subpunctata Goldf. 169. 7. Eine sehr spitze meist nur 6 Linien lange Windung, darauf jeder Umgang mit einer scharfen knotigen Kante geschmückt. Der letzte Umgang hat ausser der knotigen noch eine scharfe glatte, die beim Fortwachsen genau in die Naht der Umgänge fällt. Auf Steinkernen scheint die Knoten- kante nur glatt. Der äussere Mundsaum ist äusserst sel- ten erhalten. Die Knotenkante verlängert sich in einen schmalen bogenförmigen Fortsatz, der so lang als die Spira, die glatte Kante geht ebenfalls als ein schmaler Lappen mehr grade fort. Doch am längsten ist der schmale eben- falls bogenförmig gekrümmte Kanal am Grunde des letzten Umgangs. Es sind mitkin drei bandförmige lange Fort- sätze, von denen die beiden äussern in weitgeöffneten Bo- sen, die Convexität nach Innen gekehrt, zur Spitze der Spira sich wenden. Mehrere andere zum Theil sehr schöne Formen übergehen wir. Trigonia navis Lmk. Ziet. 58. 1. Goldf. 137. 4. Eine Zierde schwäbischer Sammlungen, ob sie gleich nicht zu den gewöhnlichen Muscheln gehört. Sie ist die erste im Jura, denn der ganze Lias hat nicht die Spur von einer Trigonia gezeigt. Wesentlich, man darf vielleicht sagen geschlechtlich, von denen im Muschelkalk verschie- den, trägt sie nicht wenig dazu bei, einen scharfen zoolo- gischen Abschnitt zwischen schwarzem und braunem Jura zu begründen, In England fand sie sich bis jetzt nicht, ja sie soll nach L. v. Buchs Bemerkung vorzugsweise eine deutsche Muschel sein. Sie ist gleichschalig und bil- det im Allgemeinen ein scharfwinklich - gleichschenkliches Dreieck. Die vordere etwas convexe Seite ist die Basis, und hier ist die Muschel am breitesten, bis zur Spitze des Wirbels mit kleinknotigen Querrippen gleichartig Trigonia navis. 289 gezeichnet, welche in dem dicken Knoten der Kante gröss- ter Breite entspringen. Von Lunula auf der vordern Wirbelgegend keine Spur. Die Wirbel ent- schieden nach hinten zur abgestumpften Spitze des Dreiecks gekehrt, was bei keiner Muschelkalk- trigonia der Fall, und der Regel der andern Muscheln ent- gegen ist. Man könnte versucht sein, die Spitze, nach Art der Rostralen Nuculen, für die Vorderseite zu halten, und dafür schiene auch der starke Doppelmuskel dieser Seite zu sprechen, welcher gewöhnlich bei andern Mu- scheln nach vorn fällt, allein einer solchen Ansicht wider- spricht entschieden die Lage des Ligamentes, denn die- ses ist immer noch vollkommen hinter den Wir- belspitzen erhalten. Hinter den Wirbeln und dem Ligament breitet sich bis zur abgestumpften Dreiecks- Spitze eine grosse glatte Area aus. Von der untern brei- ten nur in der Wirbelgegend feingeknoteten Grenzkante entspinnen sich zierlichknotige Rippen, welche senkrecht mit einer geringen Wendung nach vorn zum ÜUnterrande streben, die ersten 4 bis 7 können diesen Rand daher noch nicht erreichen. Der Mantel des Thieres ist unter einer sehr deutlichen. vom Vorder- zum Hintermuskel elliptisch verlaufenden Linie hoch über dem Schalenrande befestigt. Daher ist auch die Schale, besonders an dem Hlinterende des Unterrandes, welcher von der Anheftung des Mantels am weitesten entfernt ist, so dünn, dass auf den Stein- kernen die Lage der Rippen durch kerbenartige Impressionen angedeutet ist. Die Sache ist so deut- lich, dass bei oberflächlicher Betrachtung Bruchstücke da- von mit Gervillia verwechselt werden könnten. Die Ein- drücke des V förmigen starkgestreiften Schlosses kann man leicht zu Tage legen, wenn man die Perlmutterschale an den Wirbeln durch leichtes Klopfen abschlägt, und den Theil in Säuren legt. Dann wird der noch im Schlosse be- findliche Kalk leichter angegriffen, als die ausfüllende Quenstedt, Flözgebirge. 19 ! 290 Gervillia pernoides. Masse. Die Rippen beider Schalen correspondiren im Rande nicht. Sie ist mit geringen Modificationen die einzige Species in diesem Thon, findet sich vorzugs- weise schon in den obern etwas glimmersandigen Lagen, doch noch ehe die festen Bänke eintreten, in die sie durch- aus nicht hinaufreicht. Gervillia pernoides Ziet. 54. 6. Goldf. 115. 7. Phillips 11. 16, wird unter verschiedenen Namen verwech- selt (aviculoides, Hartmanni, lata). Dicke Perlmutterschale, fast gleichschalig (die linke etwas kräftiger), mit klaffender Schlossfläche, was Goldfuss 115. 7 b. so trefllich gezeich- net hat." In dieser Schlossfläche muss man jedoch zweier- lei unterscheiden (Lethaea 19. fig. 13. b.): 1) die glatte äussere längsgestreifte Fläche mit den querliegenden Mus- kelbändern (Bandfläche), darunter 2) die innere eben so breite Fläche mit kleinen unregelmässigen schief von vorn nach hinten verlaufenden Falten (Faltenfläche). Wenn die Schalen aufeinanderliegen und geschlossen sind, so ruhen sie auf dieser Faltenfläche, man kann sie daher nicht beobachten, während die Bandflächen unter scharfen Win- keln nach aussen klaffen. Man darf daher nur die Berg- art herausarbeiten, um diesen Theil bloszulegen. Oeffnet sich die Muschel so legen sich die Bandflächen aufeinan- der, während die Faltenflächen nach Innen klaffen, also auch nicht sichtkar werden. Was die Bandfläche be- trifft, so ist Grösse und Anzahl der Muskelfurchen bei ver- schiedenen Individuen sehr verschieden. Bei einem voll- kommenen Exemplare, was mit Goldfussens Zeichnung tab. 115. fig. 7. b. übereinstimmt, findet sich auf der linken Schale vor dem Wirbel eine schmale flache, schief nach oben gehende Muskelfurche (die Zeichnung gut, aber die Beschreibung pag. 123 harmonirt nicht damit), dieser entspricht auf der Rechten ein noch schieferer wulstför- miger hervorstehender Zahn, davor auf der linken ganz am Unterrande noch ein kleiner Zahnwulst, der in eine ent- Gervillia pernoides. a 9 sprechende Grube passt. Hinter dem Wirbel folgen nun 6 auf beiden Schalen genau correspondirende Furchen, die erste ist kaum halb so breit, als die folgenden 4, nimmt aber ebenfalls die ganze Breite der Bandfläche ein. Hinter der öten noch breitern Grube folgt die 6te flach und schmal, eine 7te ist ganz kurz flach und undeutlich, verdient also . nicht gezählt zu werden. Davon verschieden ist eine zweite Gruppe (Goldf. 117. 7. d. und 7. c.), diese hat vor dem Wirbel weder Grube noch Zahn auf der Bandfläche, unmittelbar hinter dem Wirbel findet sich ein kurzes schmales Muskelloch, und darauf folgen dann gleich die breiten Muskelgruben. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es jedoch Mittelformen. Die Faltenfläche kenne ich nicht genau, namentlich weiss ich nicht, wie weit sie nach Hinten verläuft, unter den Wirbeln scheint sie je- doch am meisten entwickelt zu sein, denn sie ist hier viel breiter als die Bandfläche. Die schiefen Falten erinnern an die Streifen im Schlosse der Trigonien, doch sind sie nicht so regelmässig. Auf der linken Schale beginnt senk- recht unter dem Wirbel, hart am Unterrande der Band- fläche, eine tiefe Furche, die schief nach hinten verläuft, vor und hinter ihr erhebt sich die Faltenfläche zu einem zahnartigen Rande, der jedoch nicht sehr ausgesprochen ist. Der Grube entsprechend finden wir auf der rechten Schale einen vorstehenden mit Falten bedeckten Zahn, der besonders durch die Gruben hervortritt, die vor und hinter ihnen liegen. Die Vordergrube darunter ist bei weitem die grösste und tiefste, sie erstreckt sich scharf gegen die Ebene der Bandfläche fort. Hinter der Grube der lin- ken und hinter dem Zahne der rechten- Schale, und zwar ' unterhalb der vorspringenden Faltenfläche, finden sich auf jeder Schale zwei kleine aber tiefe Gruben für die An- sätze des vordern Schlussmuskels (auf den Steinkernen bei Goldf. 115. 7. e. schön angedeutet), vor der vordern beginnt eine Reihe zierlicher Gruben, die nach dem hiniern 19 * 292 Nucula elaviformis. Muskeleindruck verläuft, der bei weitem der grösste ist. Die Schalen selbst zeigen vor den Wirbeln ein kurzes, hinter den Wirbein ein langes Ohr, welches besonders bei jungen Exemplaren nach hinten sehr ausgeschweift ist. Die bombirten Stellen gleichen dem Umrisse einer Modiola. Junge Individuen sind sehr dünnschalig, flach, haben ein hinteres langes schmales Ohr, die Muskelfurchen noch nicht ausgeprägt. Sie lassen sich dann von einer glatten Avicula nicht unterscheiden, obgleich ich niemals der Meinung ge- wesen bin, dass Gervillia und Avicula zu vereinigen seien (Lethaea 349). Gervillia modiolaris Ziet. 55. 1, die eben- falls aus diesen Thonen im Teufelsloch stammen soll, ist mir nicht bekannt. | Nucula Hammeri pag. 194 Goldf. 125. 1 mit ihren vielen Nebenformen findet sich hier am ausgezeichnetsten, und zwar kommt sie gleich in den untersten Lagen mit A. torulosus vor, wird aber in den mittlern erst am gröss- ten (1YY, Zoll lang), dech leider gewöhnlich verdrückt, mit weisser schneefarbiger Perlmutterschale. | Nucula elaviformis Sw. 476. 2. Goldf. 125.8, aus ’ der Familie der Rostralen pag. 193. Nur wenn sie ausge- wachsen ist, bildet sie eine ausgezeichnete Keule. Der Rich- tung der Wirbel nach zu urtheilen sollte man den Stil für die Vorderseite halten. Indess vermuthe ich, wie bei lebenden, den Manteleinschlag auf der Stilseite, dann wäre der Keu- lenstil Hinterseite. Die Zukunft wird lehren, ob man der Richtung der Wirbel oder dem Manteleinschlage folgen soll. Dasselbe gilt vielleicht von der .N. complanata pag. 183. Die Jungen hat Goldf. 125. 9 als N. mucronata ab- gebildet, und zwar ist die abgebildete noch nicht einmal die extreme Form. Beide lassen sich an den scharfen concentrischen Streifen erkennen, und an der Kurche, welche vom Wirbel nach dem Unterrande geht. Sie ist in der mannigfaltigsten Modification zu finden, aber nur in den untern Lagen mit A. torulosus. Wir müssen uns Cucullaeen, Astarten. 293 hüten, sie mit der Lacryma in den Parkinsoniischichten zu verwechseln, die am Stuifen so ausgezeichnet vor- kommt, wo die claviformis (folglich mucronata Goldf. nicht Sowerby) nicht vorkommen kann, weil der Stuifen sich hoch über den Opalinusthonen des braunen Jura erhebt. Die Zietensche Zeichnung 57, 3 könnte man eher für cela- viformis als complanata nehmen, während Stahls Zeichnung (Correspondenzblatt August 1824 Fig. 17) von Arcacites rostratus entschieden die Liasmuschel ist. Nucula palmae aus der Familie der Ovalen und viele andere sind nicht bezeichnend, schwierig zu bestimmen die Cucullaeen, wenn man nicht Individuen statt Spe- cies festhalten will, und besonders ist es schwer, die For- men durch die verschiedenen Altersstufen zu verfolgen. Die meisten stimmen sehr vollkommen mit Cucullaea elon- gata Phill. 11. 43. Die feinen radialen Streifen, die tiefe Depression in der Mitte, die grössere Ausbreitung auf der Hinterseite lassen sie erkennen. Sw. 447. 1 und Goldf. 123. 9 bilden sie aus höhern Schichten ab. Uebrigens schliessen sie sich so eng an höherkommende Formen an, dass sie nicht gut als Leitmuschelr betrachtet werden können. Aehnliches gilt noch von vielen andern mit vor- kommenden Formen z. B. C. oblonga, so wie von, Inoceramus grypheides, Avicula inaequivalvis, den kleinen Posidonien in den untersten Lagen etc. H Astarte lurida Sw. 137. 1, sie hat, wie die com- planata pag. 146, eine Neigung zur Trapezform, dech springt ihr Vorderrand weiter hervor. So lange sie jung ist, ist sie daher ziemlich symmetrisch, aber je älter, desto mehr breitet sie sich nach hinten aus, allein selbst wenn ‚sie 11/,; Zoll Länge und 1 Zoll Höhe erreicht hat , ist sie doch noch so flach, dass die Schalen durch äussern Druck mannigfach gekrümmt und entstellt wurden. Sie findet sieh in allen Lagen, besonders häufig aber in den unter- sten, wie bei Banz. von wo sie Goldf. 134. 6 als excavata 294 Cardium striatulum. Venuliten. abgebildet hat, die von A. subcarinata 134. 7 nicht ver- schieden ist. '» Cardium striatulum Phill. 11.7, von ©. truncatum, welches wir klein schon in den Numismalismergeln pag. 197 kennen gelernt haben, nur durch das Vorkommen verschieden, findet sich in diesen Schichten, grade wie in England, am ausgezeichnetsten. Die mittlere Grösse be- trägt 3/ Zoll, :halkzöllige finden sich in grösster Anzahl, nur hat die Oberfläche ihrer weissen Schale sehr gelitten, und wohlerhaltene Exemplare kann man aus den blende- reichen harten Thoneisensteinknollen selten glücklich heraus- schlagen. Die: Radialstreifen der Vorderseite reichen auf der rechten Schale etwas weiter nach Hinten als auf der linken, und die concentrischen Anwachsstreifen des grös- sern Hintertheils sind äusserst fein. Sie kommt noch in den: höher folgenden Sandsteinen vor, wird aber schon viel seltener. Wir müssen sie daher als eine der wichtig- sten Leitmuscheln dieser Schichten besonders auszeichnen! Sie ist viel wichtiger als die eben so häufige Venus trigonellaris Schl. Ziet. 63. 4. Cytherea Goldf. 149. 5 und Astarte subtrigona Goldf. 134. 17. Glatt, dreiseitig, hinter den Wirbeln die tiefe schmale Area der venusartigen Muscheln, ein Manteleinschlag scheint nicht vorhanden, so deutlich auch die Mantellinie sich von Mus- kel zu Muskel verfolgen lässt. In der Jugend mehr ge- rundet. Die Würtemberger Vorkommnisse sind nicht so entschieden dreiseitig als die Elsasser, auch sind sie aus dem Gesteine schwer herauszubringen. Ob Lucina plana Ziet. 72. 4 nur kleine verdrückte Exemplare sind, wird nicht recht deutlich. Sie sind aber sehr häufig. Pholadomyen, die sich an Ph. Murchisonae anschlies- sen, sind Seltenheiten. Häufiger sind die Myaciten mit convergirenden Rippen, die Deshayes mit Recht zu den Pholadomyen stellt. Graf Münster hat daraus ein neues Geschlecht Lysianassa gemacht. Mya angulifera Sw. Myaciten, Orbicula, Dentalien, Cyathophyllen. 295 224. 6 u. ?. Ziet. 64. 5 gehört hierhin. Die Rippen con- vergiren in der Mitte zu einem spitzwinklichen, mit der 'Spitze schief nach hinten gekehrten V, während die äus- sern Rippen convergirend im Unterrande endigen. Die Schalen sind länglich, vorn und hinten klaffend. Die spe- eifischen Unterschiede wegen der schlechten Erhaltung schwierig festzustellen, ähnliche finden sich im gesammten braunen Jura zerstreut. Selbst im Lias kommen schon einige vor, aber hier viel seltener. Auch von den später so wichtig werdenden Myaciten (Unio abducius Phillips. 11. 42) treten, wiewohl sparsam, schon Spielarten auf. Sie sind mit dichtgedrängten unregelmässigen Reihen feiner Punkte bedeckt. ’ Glatte Dentalien von Babenkieldicke, feingestreifte Orbiculen (der Orb. papyracea pag. 265 ver- wandt, aber kleiner), auch wohl glatte Pectiniten und vie- les andere findet sichin den Thoneisensteinnieren. In den mittleren Lagen kommen auch wohl einmal kleine Penta- eriniten (Basaltiformen) vor, und in den untersten Schich- ten sind jene flachen Sternkorallen noch 'zu finden, die Goldfuss zu den Cyathophyllen setzt (C. tintinabulum Goldf. 16. 6 kreiselförmig und’ €. mactra Goldf. 16. 7 tellerför- mig). Doch müssen wir im Allgemeinen von diesen un- tersten Lagen bemerken, dass sie lokal ganz in die grauen Mergel des A. jurensis überzugreifen scheinen, wie an dem Klosterberge von Banz, so an der Wutach bei Asel- fingen, an der Schliechem bei Schömberg etc. Genauer betrachtet erkennt man aber bald die scharfe Abgrenzung. Die mittlern und obern Lagen haben jedoch kaum et- was mit dem Lias gemein, sie schliessen sich vielmehr so eng an das nach oben folgende an, dass schon eine genaue Lokalkenntniss dazu gehört, mit Bestimmtheit beide Ab- theilungen zu sondern. So ähnlich sie aber auch nach einzelnen Muschelvorkommnissen sein mögen, so werden wir immer, in dem Maasse als die Thonletten zurücktreten, 296 "IV. 2. #. Sandiger brauner Jura. | B. Sandmergel und gelbbraune Sandsteine vorherrschend finden. Der halbzollgrosse Pectenperso- natus ist darin» die-Hauptleitmuschel: Die Sandsteine sind sehr quarzreich, stark mit Brauneisenstein gefärbt, der sich sogar in Spalten und Gängen wiewohl verunreinigt aus- scheidet, bleiben jedoch wegen Mangel an Bindemittel weich, erhärtien aber an der Luft, und liefern daher einen guten Werkstein. ‚Die intensivbraune Farbe, in Verbin- dung mit den ‚zerklüfteten leicht übereinanderstürzenden Sandbärken gibt den Steinbrüchen und jähspaltigen Wasserrissen ein, eigenthümliches düsteres Ansehen, und‘ hier erkennt man erst, dass man den-Mittelpunkt des brau- nen, Jura erreicht hat. Nehmen; die Sandsteine Kalk auf, so wird. die Farbe lichter, der Stein aber zugleich be- deutend hart, ‚und .es.ist dann schwer, die Muscheln, an denen sie lagenweis ungemein. reich sind, wohlerhalten herauszuschälen, ob sie. wohl alle die besterhaltene Schale haben. . Auf ‚Spalten jedoch, die Jahre lang den Atmo- sphärilien zugänglich waren, verlieren gerade diese härte- sten Bänke ihren Kalkgehalt,: sie verändern sich zu einem lockern Sandgestein, aus “dem man. mit leichter Mühe einzelne Muschelspecies unverletzt 'herausklauben kann, während andere Muscheln bei der Verwitterung mit leiden. Von Boll bis. nach Bopfingen sind diese Schichten an vielen hundert Punkten entblösst, aber sie fehlen auch dem süd- westlichen Alprande nicht, und gewiss’ ist es bemerkens- werth, dass wir dieselben Gesteinslagen von gleicher Eigen- schaft wie am Hoheustaufen und Hesselberg (nordwestlich Wassertrüdingen. an. der Wörnitz), so auch am ganzen fränkischen Alprande verbreiiet finden. Bei dem grossen Eisenreichthum dieser. Schichten ist von vorrherein zu erwarten, dass wir in den thonigen Zwischenlagen und auf den Ablosungen der ‚Schichten mannigfaltige Concrelionen von Brauneisenerz oft in grosser Eisenerzflöze. 297 Menge finden, allerlei Unebenheiten, ausgefüllte Sprünge, Wülste, Eindrücke, Wellenschläge etc. wiederholen sich hier, wie auf so vielen Sandsteinen, und wird das Gebirge mächtig, so kann man es am besten mit den gelbbraunen Hastingssanden der untern Quadersandsteinformation ver- gleichen. | Mit diesen Sandsteinen wechseln nach oben die Eisenerzflöze ab, oft aus dem reinsten BEisenoxyd bestehend, häufig aber kalkig und mit denselben Muscheln erfüllt, als die Sandsteine, wenn sie im unverritzten Ge- birge liegen von intensiv rother Farbe, nur können sie nir- gends die Oberhand gewinnen, sondern sie werden zu wiederholten Malen von mächtigen Sandstein- und Thon- sandschichten verdrängt, verlieren auch wohl von ihrer Farbe, nehmen sogar braun auf. allein das Sandsteinge- birge wird nirgends in Mächtigkeit auftreten, ohne nicht wenn auch verunreinigte Flöze dieses wichtigen Rotheisen- erzes aufzunehmen. Das Gefüge; dieser Erzbänke ist über- all von einer bewundernswürdigen ‚Gleichmässigkeit. Es bestelt aus feinen zierlich gerundeten Körnern, die ohne Cämient fest aneinander haften, bei der Verwitterung aber zu Pulver auseinander fallen, d.h. Pulver im vollen Wort- sinn, dennman bekommt keinen bessern Begriff, als wenn man. sie mit ‚den feinsten Körnern eines gut: bereiteten Schiesspulvers vergleicht. Man pflegt diese Erze auch wohl Eisenoolith zu nennen, doch wäre es besser, wir gäben Namen auf. die nur eine: unrichtige "Vorstellung zu erwecken im Stande sind. Es sind pulverförmige Rotheisenerze, welche bei Wasseralfingen schon seit Jahren ausgebeuütet werden,: und einen : unerschöpflichen Vorrath des trefflichsten Eisens verbergen. Diesem be- triebsamen Bergbau verdanken wir zugleich eine so klare Kenntniss der mannigfaltigsten organischen Einschlüsse, was um so unerwarteter ist, da man über Tage zwar viel In- dividuen aber keineswegs grosse Maunigfaltigkeit von Spe- 298 Eisenerzflöze. cies findet. Sie liefern wieder ein sprechendes Beispiel zu der Vermuthung, dass wir von den verborgenen Ein- schlüssen der einzelnen Formationsschichten im Allgemei- nen erst den geringern Theil kennen gelernt haben dürf- ten. Durch Versuchsbaue sind bei Aalen 5 solche ver- schiedene Erzflöze aufgedeckt worden, von deren Existenz man sich über Tage jedoch nicht immer bestimmt in Ge- wissheit setzen kann. Ein, Weg von Aalen nordöstlich über den Galgenberg zum Rothen Sturz (nordwestlich vom Grau- leshöfe) liefert uns vielleicht den besten Aufschluss. Die Vorhöhen sind mit mächtigen braungelben Kalkgeschieben und Sandsteinen bedeckt, unter denen jedoch deutlich die dunkeln 'Thone des Opalinus anstehen, die übrigens in ver- schiedenen Bierkellern südlich von Aalen im Kocherthal- gehänge durch Kunst trefflich aufgeschlossen sind, sie er- reichen 200 bis 360 Fuss Mächtigkeit, nehmen nach oben viel Sand und Glimmer auf, gehen so aus der Abtheilung («) allmählig in die von ($) über. Endlich tritt im Stein- bruch vom rothen Sturz die unterste 14 Fuss mächtige gelbe Sandsteinbank auf, die in je- nen Gegenden überall gesucht ist, und die besten Bau- steine der Formation liefert. Sie ist gleich durch Pecten personatus, Avicula elegans, Ostraea calceola sehr ausge- zeichnet, die hier zum erstenmale erscheinen, dann aber, - besonders die Pecten, höher hinauf nirgends fehlen. Un- mittelbar darauf liegt die tiefste 7 Fuss mächtige Erzbank (sogenanntes Stes Flöz), die stärkste unter allen, die bei Aalen gewonnen wird. Dieselbe ist von einer ‘4 Fuss starken dunkelfarbigen Lettenbank, das Dach- gestein genannt, bedeckt, was den Abbau sehr erleichtert, und von der sich zeitweilig Stücke in die Erzbank hinein- ziehen. Darüber 8 Fuss Sandsteine und Sandschiefer, die untern Lagen geben noch einen brauchbaren Mauerstein, die obern Lagen Eisenerzflöze. 299 sind ein wildes, an der Luft leicht faulendes Gestein, worüber sich undeutlich das folgende nur 1'%, Fuss dicke (sogenanntes 4tes Flöz) Eisenflöz aus- scheidet, das um so unreiner und folglich unbrauchbarer ist, weil gleich darüber wieder ein ähnliches 4 Fuss hohes wildes Sandschiefergestein folgt, dem abermals ein 3 Fuss starkes unbrauchbares Eisenflöz (sogenanntes 3tes Flöz) aufgelagert ist. Bis hierher sind die Schichten des Steinbruchs leicht zu erkennen, weil so weit dis steile Wand reicht. Dann sollen 14), Fuss dunkle mit dünnen Sandsteinen wechselnde Letten folgen, die freilich an der Oberfläche sich leicht verdrücken und worauf das 4 Fuss mächtige (2tes Flöz) zu Wasseralfingen ab- gebaute Erzflöz ruht, das endlich durch 10 Fuss wilder Gesteine vom obersten 3 Fuss starken Erzflöz (1stes Flöz) getrennt ist, das aber ebenfalls beim Vorhandensein eines bessern unbenutzt liegt. Den Schluss macht ein 12 Fuss mächtiges unreines, sehr muschelreiches., Sand- steingebirge, immer noch mit vorherrschend gelbbrauner Farbe. Ä So dass also die ganze Gruppe von Gesteinen eine Mächtigkeit von S5 Fuss erreicht, worin die beiden Haupt- flöze durch ein 35 Fuss starkes Bergmittel von einander getrennt sind. Dass selche Durchschnitte nicht überall als Norm genommen werden können, liegt in der Natur der Sache, doch ist es auffallend, wie gleich sich im Allge- meinen diese Lagerfolge bleibt. Wie bei Aalen, so finden wir in den grossen Steinbrüchen zwischen Westhausen und Lauchheim (am linken Jagstgehänge), besonders in der Schlucht nördlich von Westerhofen, auf dem rechten Jagst- ufer, am Nipf und jenseits des Ries am isolirten Hessel- berge, überall die unterste Sandsteinbank zu Werksteinen 300 Eisenerzflöze. abgebaut, und darauf liegt immer unmittelbar das Ste Erz- flöz, dem dann die Gesteine wie im rothen Sturz folgen, ja die Schlucht nördlich von Westerhofen nach Ruitthal hinauf beweist deutlich, wie mächtige Massen noch über diesen Steinbrüchen liegen, welche die ganze Fläche bis zum bewaldeten Hornberge bedecken. Besonders erwähnen wollen wir noch die regelmässi- . gen Kugeln, welche meist sparsam, vor allen in den Erz- lagen, auftreten, sie haben in der Regel mehrere Zoll Durchmesser, können jedoch kleiner und grösser werden, und sind von der gemeinsamen Masse nicht verschieden, höchstens etwas härter, scheiden sich aber, zumal bei der Verwitterung, regelmässig aus, und führen hin und wieder einen Knochenrest im Mittelpunkt. ‘Man kann Schichten finden, wo: diese Kugeln in grosser Zahl auftreten, und dann sich auch wohl durch besondere Färbung auszeich- nen, wie die bekannten Kugeln im bunten Sandstein. Allein hiemit schliesst die Unterabtheilung des braunen Jura noch nicht. Es folgen über dem gelben Sandstein abermals schwarze Letten (12 bis 20 Fuss mächtig), die sich von den untern nicht unterscheiden lassen. Darauf ruht eine röthliche Kalkbank ,„ noch mit vielen feinen Erz- körnern durchdrungen, welche besonders von den kleinen Pectiniten wimmelt, so dass man sie recht passend Pec- tinitenkalk nennen dürfte. Von dieser Pectinitenbank findet man zwar an vielen Orten Anzeigen, allein sie wer- den gern schon blau, und gehen dann unmerklich in den mittlern braunen Jura über, der sich bei Aalen zunächst durch graue fahlfarbige kalkig- glimmerige Mergel zu er- kennen gibt, die anfangs keinen recht bestimmten Charak- ter annehmen wollen, bald aber von blauen Kalkbänken durchzogen werden, die uns in eine ganz neue Welt der mannigfaltigsten Muschelformen führen, so dass hier der Abschnitt zwischen unterm und mittlerm braunen Jura recht scharf zu erkennen ist. Fahlfarbige Sandmergel. 30i Aber nicht so überall am schwäbischen Alprande! Zunächst lässt sich von Aalen aus über Heubach bis zu den Waldhöhen des Hohenstaufen überall eine ähnliche Schichtenfolge dieser Gebilde wieder erkennen. Im Lauter- thale (rechter Nebenfluss der Fils) bei Donzdorf sollen sogar die Eisenerze früher gewonnen sein; obwohl sehr verunreinigt, so doch petrefaktenreich, kann man sie im Walde südlich von Schlatt, Gammelshausen bis zu der Sandsteinhöhe von Boll verfolgen. Mit den ersten Basalt- rücken am Eichelberge werden die Verhältnisse allmählig anders. Der Sandstein verliert nach und nach an Quarz- gehalt, überladet sich mit mergelichem Thon, so dass die Consistenz seiner Bänke immer mehr schwindet, es blei- ben nur dünne Sandplatten über, die in einer glimmer- reichen thonigen Grundmasse sich ausscheiden. Gerade diese wenig scharf charakterisirten Sandmergel sind es, welche von der Erms bis zum Rhein längs der Alp so mächtig hervortreten, und in deren Grenze man sich nicht ‚eher findet, bis man die überliegenden blauen Kalke, oder die unterliegenden Opalinusthone aufgeschlossen trifft. Der Pecten personatus fehlt aber nicht, man kann ihn über Metzingen, Reutlingen, dem Hohenzoilern bis zur Schlucht bei Zillhausen (südöstlich Balingen) und gewiss noch weiter verfolgen, wenn nicht der Mangel an Aufschlüssen das Finden so erschwerte. Noch leichter verliert man die Erzbänke aus den Au- gen, zwar finden sich wechselsweise Schichten, die eisen- reicher sind, auch mischen sich hin und wieder einzelne pulverfeine glänzende Körnchen ein, doch die Gesammt- masse solcher Bänke erreicht südwestlich der Erms (im Uracher 'Thal) nirgends wieder das charakteristische An- sehen der Aalener Eisenflöze. Man muss sich daher nach andern leitenden Merkmalen umsehen! Hier bietet ein compaktes, aber unreines Thoneisen- steinflöz einen sichern Anhaltspunkt. Es ist eine schwere 302 Fahlfarbige Sandmergel. harte Masse, oft mit einem Stich ins Rothe, in der ge- schiebeartige Mergelbrocken liegen, die einen berggrünen Thonanflug zeigen, wodurch Handstücke des Gesteins sehr erkenntlich werden. In dieser Bank, die gewöhnlich nicht 1 Fuss Mächtigkeit überschreitet, liegen eine Menge kleiner ‚unbestimmter Austern eingeknetet, die mit der kleinen Ostraea calceola der Aalener Erze vollkommen überein- stimmt. Ihre allgemeine Verbreitung deutet das obere Niveau des braunen Sandsteingebirges an. Denn nicht lange, so tritt man in die Steiabrüche der blauen Kalke, die stets die mittleren Lagen des braunen Jura bekunden. Obgleich mehrere Species in dieser Austerbank verborgen liegen mögen, so deutet doch die zarte Schale aller an, dass sie nur die Brut einer grössern Muschel sind. Den- noch kenne ich nur einen einzigen Punkt, wo die ausge- wachsenen Formen mit ihrer Brut sich vereinigt finden, es ist diess das Starzelthal oberhalb Hechingen, wo öst- lich von Jungingen hinauf der braune Jura in selten zu findender Deutlichkeit aufgeschlossen ist, und unmittelbar am Ort diese Austerbank mächtig, aber sehr thonig zu Tage geht. Zwischen den Massen ausgewitterter Brut finden sich in allen Stufen bis zu einer 2 bis 3 Zoll lan- gen Gryphaea hinauf alle Mittelformen., Diese Gryphaea ist ganz neu, erinnert durch ihre Form an die G. arcuata, mit der man sie beim ersten Anblick sogar verwechseln würde, befänden wir uns nicht in einer ganz andern Re- gion. Sie ist jedoch bei gleicher Länge schmaler, die Furche der convexen Schale, unten viel tiefer und mar- kirter als bei arcuata, geht zwar bis in die Spitze des Schnabels, wird hier aber viel undeutlicher. Die flache, am Wirbel stark abgestumpfie Deckelschale ist durch feine radiale erbabene Linien ausgezeichnet, wie sie bei Gry- phaea dilatata und vesicularis so bekannt sind. Die Brut ist mit der Wirbelspitze der Unterschale an fremde Körper befestigt, daher findet sich hier immer ein Eindruck, Wirbelthierreste im Eisenerz, 303 welchem auf der flachen Deckelschale ein markirter W ulst correspondirt. Meist ist der Eindruck in der Wirbelspitze nur eine Linie gross, kann aber mehr als ein Zoll Durch- messer erreichen, dann glaubt man eine ganz andere Mu- schel gefunden zu haben, die man erst nach langer Uebung von der Ostraea irregularis pag. 139 unterscheiden lernt, und welche die bereits ausgesprochene Vermuthung unter- stützt, dass, analog dieser, O. irregularis nur eine verän- derte Gryphaea arcuata se. Würde man den strengen Beweis führen können, dass diese beachtenswerthe Gry- phaea der ausgewachsene Zustand der Ostraea calceola sei, so würden wir sie Gryphaea calceola nennen. Jedenfalls ist sie eine interessante Muschel, die auf die obere Grenze der untern Abtheilung des braunen Jura fällt. Die organischen Einschlüsse dieser braunen Sandsteine sind zwar denen der unterliegenden Thone sehr verwandt, allein neben Verwandten zeigen sie auch wieder vieles Eigenthümliche. Zunächst hat der Bergbau, wo jährlich für 80,000 Centner Eisen das nothwendige Erz beschickt werden muss, eine Menge Erfunde, namentlich auch an Wirbelthieren, zu Tage gefördert, die sonst im braunen Jura nicht gewöhnlich sind. Unter den Fischresten erwähnen wir zuerst die Flos- senstacheln von Haifischen, welche Agassiz Hybodus crassus IM. tab. 10 fig. 23 genannt hat, die zwar 1 Fuss Länge erreichen, gewöhnlich aber kleiner bleiben. In den Erzen von Aalen scheinen sie gar nicht selten. Auf der etwas „schmalkantigen Vorderseite mit glatten Läugsrippen versehen, von denen eine grade auf der Höhe der scharfen Kante liegt, und die periodisch in den Zwischenräumen verschwindend die Spitze nicht erreichen. Die Zwischenräume sind breiter als die Rippen, und mit- deutlichen vertieften Grükchen versehen. Die Hinterseite "ist in der Basalgegend eine breite Rinne, nach der Spitze hin aber geschlossen und glatt, übrigens wie die Kanten 304 Wirbelthierreste im Eisener7. der Rinne mit zwei Reihen spitzen Zähnen versehen, die jedoch sehr leicht abbrechen. Es kommen Stücke vor, die deutlich durch Reibung abgerundet sind, also ehe sie be- graben wurden, eine Zeitlang im Wasser herumgerollt sein mussten. Dafür sprechen auch die einzeln gefundenen Fischwirbel, von denen wir die kleinen 3 bis 4 Linien langen und 4 bis 5 Linien breiten auszeichnen wollen. Die Knochenmasse derselben pflegt zerstört zu sein, der Abdruck der tiefconecaven Gelenkfläche ist aber sehr aus- gezeichnet. Er gleicht einer regulären Patella (oder Or- bicula), womit man sie auch beim ersten Anblick ver- wechseln könnte, Die Art, wie viele der Knochen- und Zahnsubstanzen in den Eisenerzen zerstört sind, ist nicht gewöhnlich, und erschwert die Bestimmung derselben gar sehr. Nur die grössern Zähne und Knocheu, namentlich die Schinelzsub- stanz, Sind vor dieser Zerstörung bewahrt geblieben, aber diese sind dann wieder se spröde geworden, dass es eben- falls nicht leicht ist, auch nur einen ganzen Zahn zu er- halten. Ist die Knochensubstanz zerstört, so ist ein hohler Raum geblieben, der zwar einen ziemlich scharfen Abdruck von der Aussenfläche des zerstörten Körpers gibt, allein der Abdruck ist dann leider wieder durch die Ausfüllungen der hohlen Räume zwischen der verschwundenen Substanz sehr verwischt. Denn nicht bloss die Alveolarlöcher und die grössern Kanäle der Knochen wurden von einer ver- änderten Eisensubstanz ausgefüllt, sondern letztere drang auch in die feinsten Peren ein, wird dann aber leicht wie- der zerstört, sobald man durch einen Schlag das Einge- hüllte zu Tage fördert. Nur ein langes anhaltendes Sam- meln an Ort und Stelle kann hier die erforderlichen Auf- schlüsse geben. Wir erwähnen daher nur Einiges: Pflasterzähne, die durch ihre Form an Strophodus reticulatus Agass. IH. tab. 17 erinzern. Es sind 34 Zuoll lange, '/ı Zoll breite flache Zähne. Durch Zerstörung Wirbelthierreste im Eisenerz. 305 sind sie hohl ‚geworden, allein.’ die ‚obere t/;, Linie dieke Schmelzdecke ist erhalten, ist aber: nur: von ihrer innern dem hohlen Raume zugekehrten ‚Seite sichtbar, diese ist mit dichtgedrängten vertieften Punkten 'bedeckt. Kleine, vorsichtig weggenommene Schmelzstücke, zeigen auch auf der Oberseite vertiefte Punkte. Andere erinnern undeut- lich an unregelmässig. gefaltete Ceratoduszähne. Hyboduszähne, mit etwas dicker deutlich gestreifter Hauptspitze, ‚und. jederseits . auf langer ‚Basis eine stark hervorragende Nebenspitze, Der Zahn ist ganz hohl, und von Schmelz nichts vorhanden: Ein anderer Haifischzahn hat .eine sehr scharfkantige gekrümmte Spitze, kurze Basis, und der bedeutend dicke Schmelz umgibt noch den hohlen Raum. 4 Ziemlich häufig sind 1; bis 1 Zoll lange , schlanke, flachgekrümmte Zähne, die Sauriern angehören. Ihr Ab- druck ist fein gestreift, und in der Mitte steht rings frei ein langer spiizer Kegel, welcher die Alveole ausfüllt. Von Schmelz sieht man nichts mehr. Man darf diese nicht mit andern ganz ähnlichen Formen verwechseln, deren innerer Kegel aber nicht frei steht, sondern seiner Länge nach an die Gebirgsmasse verwachsen ist.. Der Kegel kann daher nicht die Ausfüllungsmasse einer Alveole,, son- dern nur einer Rinne sein. Dieser Umstand führt auf den Gedanken, dass es kleine glatte Ichthyodorulithen ‚sein könnten. Fischschuppen, Gräten und andere den Fischen zugehörigen "Theile kommen vor, aber..doch. selten... ‚ Auch Reste ‚grösserer, Wirbelthiere. (Saurier) fehlen nicht.. Erhaltene Zähne, die: nach Bruchstücken ‚zu. urthei- len wenigstens 1), Zoll Länge und an der. Basis, „2 ‚Zoll Breite haben. Rippenbruchstücke von 3: Zoll. Dicke. Wirbelkörper 1'/ı Zoll lang, die flach concave Gelenkfläche 1 Zoll 7 Linien breit, in der ‚Mitte 'schnürt. ‚er sich auf 1'/a Zoll Breite zusammen. , Aber alles. dieses: besitzt das hiesige Kabinet noch so unvollständig, dass eine genaue Quenstedt, Flötzgebirge. 20 306 Amm. Murchisonae. Bestimmung nicht möglich ist. Obgleich das meiste der- selben nur aus den Erzgruben von Aalen und Wasseral- fingen herstammt, so ist man doch auch zuweilen in Stein- brüchen so glücklich, derartiges zu finden, zum Beweise, dass auch hier die Wirbelthiere eben so verbreitet sind, als im Lias. h Vorherrschend sind freilich die Muscheln, die sich vorzugsweise in einzelnen Bänken versammelt haben, deren Brut mit vielen in den Opalinusknoilen vorkommenden ver- glichen werden kann, obgleich die meisten andern Formen etwas haben, was sie leicht von den tieferliegenden unter- scheiden lässt. | Ammonites Murchisonae Sw. 550. Ziet. tab. 6. Er hat ganz die Loben und theilweis auch die Form des Opalinus. Sowerby hat ihm sogar auch ganz dieselbe Strei- fung der äussern Schale gegeben, doch ist diese in den Aalener Exemplaren durch die Erz- und Gesteinmassen so verklebt und verzehrt, dass man sie nur in Ausnahms- fällen deutlich erkennen kann, daher brechen auch bei allen Individuen die Loben aufs schönste durch, während der opalinus überall durch den Glanz seiner Schale auffiel. Ausserdem wird der Murchisonae viel grösser, es finden sich nicht selten Exemplare von mehr als 1 Fuss Durch- messer. Man muss zwei ziemlich scharf getrennte Varie- täten unterscheiden: | 1) die glattschalige, scharfkielige mit hoher aber schmalster Mundöffaung, im Habitus dem opalinus am ähnlichsten, allein es fehlen die Anwachsstreifen, und die Rippen sind auf Steinkernen kaum sichtbar. . Zieten’s Abbildung tab. 6. fig. 3 nähert sich ihm. Gerade dieser wird am grössten, im Alter ist seine Schale ganz glatt. 2) die gerippte, mit weniger Sscharfem Kiei und breiterer Mundöffnung. Die Rippen treten sehr her- vor, sind unbestimmt dichotom, bewahren aber dennoch ihre Sichelkrümmung. Junge Exemplare gehen in die Amm. discus. ” 307 Varietäten des radians im obern Lias (pag. 270) so täu- schend über, dass man sie schwerlich trennen würde, wenn Farbe und Lagerung sie nicht trennte. Im Alter ver- schwinden die Rippen immer mehr, und ‘verwandeln sich zuletzt in feine Streifen, die Mundöffnung bleibt aber im- mer breiter als bei vorigem. Sowerby’s' Zeichnung und Zieten’s tab. 6 fig. 1. 6 versinnlichen das Gesagte trefflich. Derariig ausgebildete Rippen sind bei Opalinus nie ge- funden. | Die unsymmetrische Stellung des Rücken- und folg- lich sämmtlicher Loben fällt oft auf. Obgleich der ‘Kiel scharf hervorsteht, so ist der Rückenlobus nicht selten doch so zur Seite gedreht, dass selbst seine Wurzel nicht mehr vom Kiel geschnitten wird. So viel Ammoniten die- ser Species sich auch in Sammlungen finden, so gehört er dennoch nicht zu den häufigen, er kommt nur vereinzelt vor. Man muss oft lange in den Steinbrüchen suchen, ehe man ein Exemplar findet. Aber er fehlt nirgends in die- ser Abtheilung, selbst auch da nicht, wo längst die Erze verschwunden sind. i Ammon.discus Sw. tab. 12. Ziet. 16. 3. Vorläufig wollen wir unter diesem Naınen auch den in Rücksicht auf Form und Loben so ausgezeichneten Ammoniten des braunen Sandstein begreifen, der bis jetzt noch eine Sel- tenheit der Sammlungen ist. Zwar ist er wesentlich von den unter diesem Namen beschriebenen Formen verschie- den, die übrigens auch allen höhern Schichten angehören, doch lässt der‘Name mit dem Beisatz des Vorkommens keine Verwechselung zu. Die Sandsteinbrüche am Hohen- staufen, im Heininger Walde am Silenwang sind bis jetzt die einzig mir bekannten Fundorte, auch könnte Zieten’s Exemplar hierhin gehören, dann stammt er aber aus den Sandsteinen und nicht aus dem Oolithen von Aalen, denn der in den Oolithen daselbst ist ein anderer. Seine Form ist die einer Scheibe mit tiefem Nabel, bei der starken 20 * 308 Nautilus, Belemniten. Involubilität in Verbindung mit der grossen Schmalheit und Höhe der Mundöffnung bildet sich der Rücken zu einer scharfen Kante aus, während die Seiten allmählig bis zum Nabelrande sich von einander entfernen und dann senk- recht zur Naht hinabfallen. Die Steinkerne haben einen viel grössern Nabel, als die Schale, da die Schale sehr dick wird; ist die. Schale vorhanden, so verschwindet der Nabel fast ganz. ' Alles diess stimmt mit Sowerby’s Figur, die Loben hingegen, welche L. v. Buch in' den planch. remarquables zuerst von diesen so trefflich gezeichnet hat, passen nur auf den höher gelegenen, durchaus nicht auf diesen, und desshalb muss er unterschieden werden. Die Kammern unseres discus stehen ungemein gedrängt, daher sind Sättel und Loben sehr kurz. Man zählt 43 in einem Umgange von 7 Zoll Durchmesser, bei der grossen In- volubilität des Ammoniten kommen daher auf 1 Zoll Länge über den Nabel 26 Kammern. Loben und Sättel sind nur einfach gezackt wie die von Murchisonae, allein die flachen Sättel haben wenigstens die doppelte, ja dreifache Breite der nebexliegenden Loben. Der kurze Rückenlobus geht mit seinen Wänden schief nach Aussen. Der BRücken- sattel ist dreimal breiter als hoch, und hat mehrere Se- cundärloben, seine Breite beträgt mehr als den vierten Theil der ganzen Seite. Der zweite Laterallobus liegt nicht viel unter der Hälfte der Seite, der ganze lange Raum darunter wird durch vier Hilfsloben eingenommen, die kleinern nieht mitgezählt, welche noch ..die ebenfalls ausserordentlich breiten ‚ Hilfssättel theilen. . Da alle, in einer geraden Linie untereinander liegen, von welcher sie senkrecht herabhängen, so gibt das seiner Lobenzeichnung ein ganz eigenthümliches einförmiges Ansehen, was ich bei keinem andern Ammoniten in gleichem Grade gesehen habe. Nautiliten und Belemniten haben nicht viel Eigen- thümliches. Bei Aalen kommt oft ein Nautilus vor, der Pecten personatus. 309 als Steinkern zwar schwer von N. aratus des Liaskalk pag. 134 unterschieden werden kann, allein durch seine fein quer gestreifte Schale unterscheidet er sich leicht, und schliesst sich sehr eng an N. lineatus Sw, 41 und dessen Verwandte an, die alle mehr dem braunen Jura angehören dürften, als dem Lias, Spuren von längsgefurchter Schale (nach Art des Aratus) fehlen zwar auch hier noch nicht, doch bestimmte Angaben lassen sich darüber nicht machen. Den in den Eisensteinen vorkommenden Belem- niten Ziet. 22. 6 pflegt man elongatus zu nennen, ob und wie weit er von abbreviatus unterschieden sei, lässt sich nicht entscheiden, seine lange nadelförmige Spitze und der Mangel an aller Faltung fällt auf, Der Habitus der meisten erinnert noch an tripartitus, auch sind bei mehreren wirklich drei Falten angedeutet. Einige der vorkommen- den werden auch schon sehr gross, wenigstens finden sich Alveolen von 1!/ Zoll Querdurchmesser, selbst schon in den obersten Opalinusthonen. In den Sandsteinen sind Exemplare, die zum digitalis hinüberspielen, nicht unge- gewöhnlich, aber doch selten und undeutlich, B. brevifor- mis ist noch recht ausgezeichnet zu finden. Canalieulirte Belemniten erscheinen hier ‚noch nicht! Die Hauptleitmuschel bleibt der Pecten personatus Goldf. 99. 5, der bankweise überall nur dieser Region angehört, und weder tiefer noch höher findet sich im braunen Jura irgend eine Spur von ihm. Personatenschichten wäre also ein sehr bezeichnen- der Ausdruck für die gesammten Gesteine. Ausgewachsen erreicht diese kleine Muschel kaum 3, Zoll, für einen glatten Pecten ist sie sehr unsymmetrisch, denn die hintere Schlosskante ist länger als die vordere, und dabei hat die ganze Schale einen Schwung nach Hinten, Eben so fällt die Ungleichheit der Ohren auf, denn die vordern sind dop- pelt so lang als die hintern, dabei hat die rechte einen deutlichen Ausschnitt für den Byssus. Wie schon Gold- 310 Pecten demissus. Ostraea calceola. fuss bemerkt ist die rechte Schale glatt, während die linke feine, wiewohl meist kaum sichtbare dichotomirende Strei- fen hat. Die Innenseite hat 11 sehr hervorstehende Rip- pen, die wie bei den lebenden Pleuronecten den Aussen- rand nicht erreichen. L. v. Buch behauptet, dass sie nie 12 Rippen haben könnten, weil eine in der Mitte steht, und die Bögen symmetrisch zur Seite, daher die constante Zahl 11, denn 13 sind schon selten. Die in der obersten kalkigen Pectenitenbank vorkommenden haben viel deut- licher Radialstreifung, während die innern Rippen undeut- lich werden. Hierhin gehört auch der zwar nicht so leicht erkennbare aber ebenfalls ausgezeichnete Pecten demissus Phill. 6. 5. (disciformis Ziet. 53. 2), von mehr als 2 Zoli Durchmesser. Die Symmetrie der Ohren und Schale, seine Flachheit und Dünnschaligkeit sind bemerkenswerth. Die Wirbelspitze ist eingedrückt und liegt tiefer als der Vorder- und Hinterrand der Ohren, woran er bei einiger Uebung von allen glatten Pectiniten leicht unterschieden wird. Die grosse Symmetrie erschwert es, linke und rechte Schale von einander zu sondern, Bei vielen fällt eine von. Innen nach Aussen gebogene Streifung auf, welche ihn dem P. lens annähert, doch sind die Strei- fen sehr fein und unregelmässig. Vielleicht sind es die linken Schalen, während die glatten die rechten sind. Im Lias kommt dieser Pectinit nicht vor, die Personatenschich- ten sind die ersten Lager, welche ihn führen, wohl aber reicht er viel höher hinauf, am häufigsten sogar erscheint er erst in den blauen Kalken, Schon der wirkliche Pecten lens wird in den Eisenerzen gefunden, aber selten! Ostreata calceola Ziet. 47. 2, die wir schon oben als das Jugendexemplar der merkwürdigen Gryphaca an- zusehen geneigt waren, findet sich in den Eisen- und Sandsteinen in grosser Häufigkeit, aber immer sehr dünn- schalig, und mit dem Wirbel der Unterschale aufgewach- sen. Dabei ist die Unterschale sehr bombirt, hat eine Avicula elegans. Gervillia tortuosa. - 311 ‚ Furche, und zeigt immer entschiedene Neigung, Gryphaen- charakter anzunehmen. Man würde geneigt sein, sie mit Ostraea acunimata Sw. 133. 2 zu verbinden „ die ungefähr in ähnlichen Lagen vorkommen soll, wenn sie nicht stets viel kürzer wäre und bei weitem nicht den Halbkreis machte, als acunimata. Vielleicht dass die kleinen ver- drückten Austern, welche in Bänken ausserhalb des Eisen- ‚erzgehietes vorkommen, zum Theil sich damit besser ver- einigen liessen. Avicula elegans (Monotis) Goldf. 117. 8. Sie ist in vieler Hinsicht der tegulata so verwandt, dass sie viel- leicht damit vereinigt werden muss, wenn man erst grös- sere Exemplare kennt. Die grössten Exemplare sind nicht über 5 Linien lang, gewöhnlich aber kleiner. . Die Schale selten erhalten, am Aussenrande mit dicht neben einander stehenden Streifen versehen. Das Hinterohr der grossen Schale (linken) steht spitz und markirt hervor. _ Die kleine (rechte) Schale erreicht kaum den dritten Theil der linken, ist gleichfalls bombirt, und zeigt wie alle Monotis das zierliche schmal hervorragende Vorderohr. Sie kommt überall in grossen Familien vor. cf. Sw. 243. 2. Vorstehende 4 Muscheln finden sich auf den Erzstufen fast immer vereinigt, wegen ihrer Häufigkeit sind sie da- her die wichtigsten. Gervillia tortuosa eo toskurun) Phill. 11. 36. von 3 bis 4 ZollLänge kommt ausgezeichnet in den Aale- ner Erzen vor. Keine erinnert mehr durch ihren Habitus an die grossen Formen der Gervillia ‚socialis pag. 33 als diese, so bedeutend ist ihre Schale gekrümmt. Das Schloss ist bei ausgewachsenen Exemplaren nicht sehr: lang, bei jungen viei länger. Auch die rechte Schale scheint bom- birt zu sein, doch ist diese durch die harte Erzmasse ver- deckt. Junge Exemplare sehen der Avicula evata Sw. 512.2 oder der A. laevigata Klöd. Verstein. der Mark. Brand. 3. 3 ganz. gleich, nur hat die rechte Schale ‚ein 312 " Inoceramus. Modiola gibhosa. längeres spitzes. Hinterohr. Glatte Aviculen von diesem Typus dürften gar nicht vorkommen, wenn sie auswach- sen, erlangen sie das Schloss der Gervillien! Inoceramus kommt in mehreren sehr ausgezeichneten Species sowohl in den Erzen als in den Sandsteinen vor. Ihre Schale ist kaum so dick als ein Kartenblatt „ wellig runzelig,': aber mit sehr markirten Querstreifen versehen- Diess lässt das Geschlecht immer wieder erkennen, wenn man auch vom Schloss nichts sieht. Wir finden nirgends, selbst bei Goldfuss, einen aus diesen Lagern gehörig ab- gebildet. Daher wollen wir sie nur kurz erwähnen: Erster, der grösste, über 5 Zoll lang, oval elliptisch, aber verdrückt. Aus den Sandsteinen im Heininger Wald am Silwang. Kleinere ihm ähnliche in den Erzen von Aalen. Zweiter, kleiner, 3zöllig, von der Form der Perna mytiloides, allein äusserst dünnschalig, beide Schalen sind gleich und flach gewölbt, und die hintere Schlosskante sehr verlängert. Ebenfalls im Heininger Walde, bei Heu- bach und in den Erzen von Aalen. Eine ihm gleiche Form fand sich auch noch in den Opalinusschichten des Boller Bachs etc. Zieten’s Inoceramus Bollensis 72. 5 ist ein verstümmeltes Exemplar von diesem. Modiola gibbosa Sw. 2il, 2, Ziet. 59. 5, unter diesem Nameu mögen wir eine Muschei festhalten, die zwar im ganzen Jura, vorzugsweise aber im braunen, in sehr bedeutender Anzahl auftritt. Sie ist glatt und gleich- schalig, bombirt, die kleinen Wirbel sehr stark nach aus- sen gekrümmt, und von ihnen läuft eine Erhöhung zur Unterhälfte der Vorderseite, wodurch ein etwas flächerer Schalentheil, der wie eine weite Lunula angesehen werden kann, auf der Vorderseite von der übrigen Schale abge- schieden wird. Zugleich ist der'Bogen der Muschel auf dieser Vorderseite concav, während er hinten gleichmässig convex ist, Diese Musche! kommt nicht.blos in den Eisen- Trigonia striata. Cucullaea oblonga. 313 erzen’ vor, sondern auch in den Sandsteinen, wo sich nicht selten ganze Lager bilden (M. gregaria Ziet. 59. 8), die ' aber dann immer nur klein sind, Ob sie gleich am gröss- ten erst in dem mittleren braunen Jura vorzukommen pfle- gen, so sind doch auch schon hier Exemplare von mehr als 1 Zoll Länge. Es ist sehr bedauernswerth, dass alle glatten Modiolen in Rücksicht auf Form sich so sehr ähn- lich bleiben, ja selbst in den jetzigen Meeren kommen noch Species vor, die wir von unsern fossilen Individuen nicht mit Bestimmtheit unterscheiden können. In wie weit die Sowerby’schen Species (M. subcarinata 210. 1; M. tripar- tita 210. 3 und 4; M. cuneata 211. 1; M. reniformis 211. 3; M. imbricata 212. 1 und 3; M. hillana 212. 2 und M. depressa tab. 8 oben), die alle dem Jura angehören, und in Würtemberg wie in England vorkommen, sich von ein- ander unterscheiden, überlassen wir Andern, ich halte sie sämmtlich nicht wesentlich von einander verschieden. Je= denfalls wird der Geognost keine Schicht darnach unter- scheiden können. Bereits fehlt Trigonia navis hier, sehr selten tritt schon die costata auf, doch auch sie gehört mehr höhern Schich- ten an. Häufiger, aber äusserst schwer ganz zu erhalten ist Trigonia striata Phill. 11. 38, immer nur klein; würde sie grösser, so würde man sie von T. clavellata nicht zu trennen wagen, wenigstens ist sie ganz nach deren Typus gebaut, aber die Knoten sind feiner, anfangs in concentrischen Reihen gestellt, die weiter nach vorn in vertikale übergehen. Die Y,unula hat auf der Vorderseite eine Längsknotenreihe. In den Sandsteinen wie in den Erzen ganz gewöhnlich. Sw. 237. 1 bis 3 ist undeutlich. Geldf. 137. 2. Mannigfaltig sind die Cucullaeen, doch schliessen sie sich eng an die des Opalinusthons an. Bei weitem die häufigste und grösste, ähnlich auch in den höhern Schichten gefunden, ist ı Cuceullaea oblonga Sw. 206. 1 und 2. Wahr- 314 Nucula acuminata. scheinlich ist C. reticulata Phill. 11. 18 nur eine misslun- gene Zeichnung desselben, wie schon die widernatürlichen Wirbel und die widernatürliche Schlosskante beweisen. Jedoch wird sie im untern braunen Jura selten über 2 Zoll. Sie ist nach hinten in eine stumpfe Spitze verlängert, und in dieser Spitze endigt eine nach dem Wirbel hinaufge- hende scharfe Kante, welche auch Cuc. elegans Römer 6. 16 so auszeichnet. Auf der Vorderseite ist diese Kante viel undeutlicher. Uebrigens Alles Kennzeichen, die einer ganzen Gruppe von Cucullaeen eigenthümlich sind. Feine radiale Streifen bedecken besonders in der Jugend die dicke Schale, die Querstreifen sind nur Anwachsringe, die bald mehr bald weniger deutlich sein können. In den Erzen und Sandsteinen ist es eine häufige Muschel, doch geht sie noch in die Opalinusthone hinab, wohin Römer’s elegans gehört, die durch kein scharfes Kennzeichen unterschieden werden kann. i Unter den Nuculen ist die N. Hammeri sehr gewöhn- lich, bleibt aber kleiner, als die in den tiefern Thonen, wien ihrer Zierlichkeit ist auszuzeichnen: Nucula acuminata Goldf. 125. 7. Werden ihre scharfen concentrischen Streifen stark, so kann man sie von Nuc. striata’Goldf. 125. 15 nicht unterscheiden. Zieten’s Zeichnung tab. 57. 6 ist unerkennbar, Sie ist sehr aufge- bläht und endigt vorn in eine Spitze, schliesst sich durch alle diese Kennzeichen eng an die Rostrales pag. 193 an. Auch die scharfe Kante, welche vom Wirbel nach der Vorderspitze verläuft, fehlt nicht, liegt aber sehr hoch. In den Eisenerzen und Sandsteinen eine sehr gewöhnliche Form. Am bemerkenswerthesten bleiben jedoch einzelne Muschelbänke, welche von Brut der verschieden- sten Species wimmeln, die ausser einzeln schon angeführ- ten, vorzugsweise schwer bestimmbaren Bivalvenspecies angehören. . Die Erze sind in dieser Hinsicht nicht so in- struktiv, als die Sandsteinlager. Wir übergehen die kleinen Pullastra oblita. 315 Plagiostomen ‘(auch Limaea), Astarten, Cucullaeen- etc, und wollen nur Einzelnes erwähnen ,„ was mit den Zeich- nungen von Phillips übereinstimmt, und woraus in Verbin- dung mit dem bereits Angeführten so evident hervorgeht, dass wir uns noch in Bildungen befinden, die unter den untern Jurakohlen Englands liegen. Hierhin gehört: Pullastra oblita Phill. 11. 15. Mehr als in einer Hinsicht gleicht sie den Crassatellen, nur eine flüchtige Betrachtung stellt sie zu den Nuculen, unter welches Ge- schlecht gleichwohl mehrere gestellt sein mögen, doch ist die Schale glänzend glatt, jede Spur von radialer Streifung fehlt. Diese Glätte der Schale, verbunden mit der Dicke und Flachheit, erinnert vielmehr an Crassatella.. Auch geht eine scharfe Kante von den Wirbeln hinab nach der hintern kürzern Seite, während das Vorderende sich Nu- culaartig; vorn länger zuspitzt. Da die dicke Schale leicht zerbricht, so treten auf den Steinkernen die tiefen Muskel- eindrücke und die einfach gebogene Mantellinie immer sehr deutlich hervor. Das Schloss ist schwierig zu befreien, nur habe ich so viel beobachtet, dass auf der linken Schale eine tiefe Ligamentgrube unter dem Wirbel liegt, welche nach vorn durch einen hoch hervorstehenden Zahn begrenzt wird. Hinten auf der Ohrartig abgetrennten Area erhebt sich ein länglicher Zahn, welcher in eine Vertie- fung der rechten Schale passt. Ausgewachsen erreicht die Schale über 1'), Zell Länge. Phillips fig. 15 ist nicht ganz Selungen, wie das so oft geschehen. Schon etwas besser ist Nucula axiniformis iab. 11. 13, die junge Form von Pullastra oblita. Sie findet sich in den Erzen von Aalen, vorzugsweise aber in den Sandsteinen, wie z. B. bei Heu- bach, im Heininger Walde am Silenwang, wo man kein Stück zerschlägt, worin sie sich nicht in mehreren Exem- plaren fände, allein leider zerspringt die Schale zu leicht, so vollkommen sie auch erhalten ist. Viele vorkommende Abänderungen sind gewiss nur Varietäten einer und der- 316 Mya aequata. Corbula obscura. selben Species, aber seltenere mn erinnern an Corbula oder Solenarten. Mya aequata Phill. 11, 12. Eine hateine; kaum 1 Zoll erreichende , ausgezeichnete Muschel. Ihre dünne Schale, gewöhnlich erhalten, zeichnet sich durch feine, nur bei Vergrösserung sichtbare, äusserst zierliche Radialstrei- fen aus, die aus dichtgedrängt über einander stehenden Punkten bestehen. Wahrscheinlich ist diess die Zeichnung vieler Juramyaciten, allein die Art der Erhaltung lässt sie nicht immer erkennen (ef. Lutraria striato-punctata Goldf. 152. 11, was jedoch eine verschiedene Species ist). Der Habitus ist der einer Panopaea, nur weniger klaffend. Dass sie den Solenarten verwandt ist, beweist ihr Schloss. In der Ligamentgegend ist eine feine markirte Furche, welche von deu Wirbeln aus nach hinten geht und ein schmales Schalenstück abtrennt. Auf der rechten Schale geht von der innern Ligamentgrube ein langer Kanal sowohl nach vorn als nach hinten, denen zwei Längslamellen der linken Schale entsprechen müssen, die jedoch wegen ihrer Zer- brechlichkeit sich schwer darstellen lassen, Ein sehr tiefer Manteleinschlag ist auf den Steinkernen zuweilen sichtbar. Diese Species kommt auch in den märkischen Geschieben vor mit derselben zierlichen punktirten Streifung. Corbula obscura Sw. 572. 5 cf. Cardium acutan- gulum Phill. 11. 6, immer nur klein, höchstens 3 Linien Durchmesser, aber in desto grösserer Anzahl. Die scharfe Kante auf der Binterseite, und die Tiefe verbunden mit der Glätte der Schale geben ihr Aehnlichkeit mit Corbula, C. cucullaeaeformis Dunker und Koch 2. 6 gehört daher auch hierher, Goldfuss tab. 125. fig. 18 hat sie sogar Nu- cula abbreviata genannt, die aus den Jurageschieben von Sternberg stammt (nicht Tertiärgebirge, wie auch die oben erwähnte Nucula striata Goldf. 125. 15 dem Jura angehört). Es gibt in der That im schwäbischen Jura keine Gesteine, die gewissen sandigen Abänderungen der norddeutschen Lingula Beanii, Pelecypoden. 317 Jurageschieben so ähnlich sind, die folglich auch leicht mit Tertiärgebirgen verwechselt werden könnten , als diese. Auch in den norddeutschen Geschieben fehlt die Pallastra nicht. Wir wollen aber damit jene Geschiebe nicht diesen Lagen gleichstellen, wenn einige darunter dem tiefern Juralager angehören sollten, so ist diess gewiss die gerin- gere Anzahl. | Indem wir die andern Bivalven übergehen, müssen wir es zuletzt noch als eine besondere Eigenthümlichkeit her- vorheben, dass im ganzen untern braunen Jura .bis jetzt keine Terebratel gefunden wurde, weder in den Tho- nen noch in den Sandsteinen und Erzen; erst in. der .aller- obersten Pectenbank,, auf der Gränze zum mittleren Braunen stellen sich dieselben wieder ein. Nur ein einziges Mal habe ich aus den Erzen von Woasseralfingen eine Lingula Beanii Phill. 11. 24, aber grösser als die gewöhnlich so genannte erhalten. Ihre symmetrisch flache zungenförmige Gestalt lässt sie leicht erkennen. Die Pelecypoden gehören ebenfalls nicht zu,;.den häufigsten, und sind immer klein. Kleine Turritellenartige Schnecken, glatt oder mit Spiralstreifen, kleine Turbo- formen, Turbo laevigatus Phill. 11. 31, und vieles Andere ist unwichtig. Interessant sind jedoch die kleinen, zierli- chen Muscheln, welche so auffallend den Tornatellen glei- chen, und .die schon Phillips als Auricula Sedgeviei 11. 33 abgebildet hat. Die Höhe und Weite des letzten Umgangs, die Spiralfalte der Spindel, und die, Spiral- streifung der Schale sind wie .bei tertiären Formen. Dun- ker und Koch haben sie abermals als Tornatella pulla tab. 2. fig. 11. aus den Thonen von Geerzen abgebildet, die mit diesem Lager, wie mit gewissen märkischen Geschieben so viele Aehnlichkeit haben. Auch schon in den Opalinus- tihonen kommen ähnliche Tornatellen vor. E Als petrefaktologische Seltenheit führen wir noch die wohlerhaltenen Asterien auf. deren fünf Arme je aus, zwei 318 Asterias. Parallelen des unt. braun. Jura. Reihen dicker Täfelchen bestehen, Täfelchen, die man’ im höhern Jura so häufig findet, und die hier zum ersten Mal auftreten. Sie erscheinen hin und wieder in den Eisener- zen von Aalen. In den Sandsteinen von England müssen derartige Erfunde häufiger vorkommen. Goldfuss hat auch aus den Sandsteinen von Wasseralfingen eine Asterias prisca 64. 1 abgebildet. Bei Metzingen kommt allerdings eine sölche mit Avicula elegans vor, die demnach noch ganz der Aalener Region angehören würde. Oft finden sich auch auf den Sandsteinflächen zierlich gezeichnete Wülste, die man für lange Arme von Asterien "halten könnte‘, überhaupt sind die braunen Sandsteine an solchen Unebenheiten reich. Darauf liegen nicht selten ganze La- ger der erhaltensten feinzweigigen Fucus species, wie sie im Jura so oftmals wiederkehren. Andere als diese Sce- Pflanzen sind selten, zwar kommen in’den Sandsteinen und Erzen verkiesste und gebrannte Holzstücke vor, auch Steinkerne von Pflauzenartigen Formen fehlen nicht, Alles ist jedoch nur unbedeutend und bis jetzt für den Geogno- sten minder wichtig geblieben. Vorstehende Untere Abtheilung des braunen Jura, sowohl die Opalinusthone als die Personatenscich- ten hat man sich vielfach bemüht, mit Schichtensystemen anderer Gegenden zu parallelisiren. Früher rechnete man alles Dieses noch zum Lias, und nannte demgemäss die Sandsteine, zum Unterschied von den untern, Obern Liassandstein, während man die Opalinusthone nicht besonders schied, sondern vermischt mit dem übrigen Lias beschrieb. Später hat man den Irrthum in Beziehung auf die Sandsteine erkannt, man hat sie vom Lias geschieden und zu den Oolithen gestelit, wie man in England die- jenigen Juraschichten nennt, welche den Lias bedecken. Und vergleicht man die aufgezählten Schichten mit dem so oft erwähnten Werke von Phillips Ilustrations of the Geology of Yorkshire. Part. I. London 1835, so wird man Parallelen des 'untern braunen Jura. 319 auf'pag. 62, pag. 127 und tab. 11 bald die Ueberzeugung gewinnen, dass die gelben Sandsteine und Eisenerze dem Inferior Oolite Sand or Dogger ungefähr gleichzu- stellen sind, ob’man ‘gleich es auffallend finden muss, dass grade die Hauptleitmuscheln, wie Amm. Marchiconae und Pecten personatus ‘in England fehlen. Im südlichen England stellt man nach Conybeare’s Outlines of the Geol. of Engl. and Wales den Marly Sandstone des Inferior Oolite jenem Dogger parallel. (Doch ist das schon nicht genau nachzuweisen.) Wir hätten demnach in’Schwaben, grade wie in England, am nordwestlichen Jurarande den Dogger, am südlichen den Marly Sandstone entwickelt, beide aber als eine und dieselbe Bildung zu betrachten. Anders, als in diesem’ beschränkten Sinne, sollte ‘man die Namen Dogger und Marly Sandstone nicht gebrauchen. Schwieriger sind die Opalinusthone in den verschie- denen Schriften wieder herauszufinden, obgleich man meist schon aus der Mächtigkeit der'angegebenen Liasthone ver- muthen möchte, ‘dass auch der Opalinusthon ‚selbst in Englafd, im Lias mit einbegriffen sei. Leider fehlt aber in England grade eine, wenn auch seltenere, Leitmuschel, die Trigonia navis. Phillips hat indessen die Gervillia per- noides und Cardium striatulum im Lias nicht, sondern nur im Dogger aufgeführt, und gesetzt auch, Conybeare rech- nete die Opalinusthone noch zum Lias, woraus seine Kla- gen, den Lias von Inferior Oolith zu trennen, 'erklärlich würden, so läuft diess in Schwaben der Natur zuwider, wie diess Leop. von Buch zuerst ins Licht gestellt hat. Setzen wir. die Opalinusthone zum Lias, so gehört auch der Dogger noch hin, weil beide wegen ihrer gemeinsamen Fauna nicht zu trennen sind, Dann verbinden wir aber, was die Natur sichtlich,sowohl durch Lagerung als durch Petrefakten so scharf getrennt hat. Im nördlichen England folgt nun über dem Dogger eine nicht unbedeutende Kohlenformation, die bis auf mehr 320 IV. 2. y. Blaue Kalke. als 500 Kuss Mächtigkeit. anschwellt, aus Sandsteinen, Sandmergeln und Thonletten besteht, keine thierische Reste enthält, desto interessanter aber durch ihre ‚Pfianzenlager wird. Die Pflanzen sollen:sich vorzugsweise in zwei La- ger sondern, ein unteres und ein oberes. Cycadeenwedel, viele Species von Farrenkräutern, und grosse Equiseten, von denen im Keuper kaum zu unterscheiden, sind die wich- tigsten. In den obern Lagern stehen ‚die Equiseten und Karren noch aufrecht, als wenn sie von einer Fluth über- rascht wären, während in dem Schieferthone sich dünne Kohlenflötze finden, die sogar über 1 Fuss mächtig in jenem kohlenarmen Distrikt mit Vortheil abgebaut werden. Koh- len im ‚braunen Jura kommen zwar nach Norden hinauf (Brora an der Ostküste Schottlands; noch mächtiger vor, haben sich jedoch in Deutschland. noch nicht gefunden, Gleichwohl möchten wir diese untere Kohle (Lower coal, von der Upper coal des braunen Jura zu unterscheiden), auf die Grenze des untern. und: mittlern braunen Jura setzen, und zwar näher der folgenden Abtheilung an- schliessen. r b) Der mittlere braune Jura. y. Die fahlfarbigen glimmerigen Sandmerygel verhärten sich zu blauen Kalken, denen dann Schichten (oft Thonleiten) mit Belemnites giganteus folgen. Im Allgemeinen lassen sich an der südwestlichen Alp diese Sandmergel nicht von denen des untern braunen Jura unterscheiden, wenn: nicht sparsam eingesprengte Muscheln des mittlern den Fingerzeig geben, die indess au den meisten Punkten sehr selten sind. Am häufigsten noch findet man Daumen- ja Armdicke Stängel, welche nur. pflanzlicher Natur sein können, dazu. kommt auch wohl eine schwärzliche kohlenartige Färbung, die auf die Vermuthung bringen könnte, hierin die analogen Schichten der englischen Lower coal repräsentirt zu sehen (Sondel- IV. 2. y. Blaue Kalke. 321 finger Bach, südlich der Reutlinger - Metziuger Strasse, Fuss des Lochen bei Balingen etc.).. Dem ungeachtet verspricht der Gesammteindruck und die geringe Mächtig- keit so wenig, dass man diese Ablagerungen nicht einmal als geognostische Anhaltspunkte sicher abgrenzen kann, und wir haben im Ganzen genommen erst wieder einen sichern Standpunkt gefasst, weun wir in die grossen Stein- brüche der blauen Kalke getreten sind. Diese Kalke er- innern durch ihre grosse Härte, durch die sich überall gleichbleibende graublaue Färbung und auch durch die Art, wie die Muscheln in ihnen vertheilt sind, sehr an die Liaskalke. In Handstücken kann es daher schwer werden, sie bestimmt zu unterscheiden (im Allgemeinen sind sie lichter als der Lias), während die Lagerungsverhältnisse hier im Mittelpunkte des braunen Jura uns nie im Zweifel lassen, wo wir sind. Uebrigens sind es fast die einzigen Kalke im braunen Jura, die zu Bausteinen und Strassen-’ material brauchbar sind, die man hier um so mehr überall aufgedeckt findet, wo es so sehr an nahe gelegenem Bau- material fehlt, zumal an der südwestlichen Alp, wo die braunen Sardsteine zur Benutzung sich nicht eignen. Hier sind sie zum Glück auch am mächtigsten, während sie in der nordöstlichen Region, wo die Sandsteine sich auf ihre Kosten so sehr ausdehnen, viel leichter übersehen werden können, ob sie gleich auf grössern Strecken nir- gends fehlen. Sie bilden entweder mehrere Fuss mächtige Bänke, oder sondern sich in unförmliche Platten ab, die stellenweis so viel verunreinigende Masse aufnehmen, dass dadurch die Natur der Kalksteine ganz verwischt werden kann. Als ein besonders unterscheidendes Merkmal müs- sen wir hervorheben, wie wenig diese blauen Kalke Neigung zeigen, jene bekannten glatten Linsen von Brauneisenstein aufzunehmen, also die Ei- senoolithe zu bilden. Obgleich wir wohl nicht behaup- Quenstedi, Flözgebirge, 21 322 IV. 2.y. Blaue Kalke. ten wollen, dass diese Brauneisenlinsen ihnen durchaus fehlen, so müssen wir es doch als allgemeine Regel fest- halten, dass die ausgesprochenen Eisenoolithe dieser Region ihre Stellung über den blauen Kalken haben, sollten auch die blauen Kalkbänke selbst darunter'in der allgemeinen Mergelgrundlage verschwinden und nicht scharf nachzu- weisen sein. Die dunkeln Mergel mit Belemnites giganteus folgen erst über den blauen Kalken, sie sind die geeignet- sten Plätze, diesen stets verbrochenen grossen Belemniten ganz zu erhalten, weil bei der Verwitterbarkeit des Ge- steins derselbe aus seiner ursprünglichen Lagerstätte leicht herausgebracht werden kann. In seiner vollkommenen Grösse findet sich dieser bedeutendste aller Jurabelemniten hier zuerst, und er bleibt dann eine Zeitlang noch von solcher Wichtigkeit, dass man den ganzen mittleren braunen Jura am treffendsten die Region des B. giganteus nennen dürfte, denn in dem untern und obern braunen Jura fehlt er durchaus. Die dunkele, ja selbst schwarze Farbe genannter Schichten fällt in hohem Grade auf, und sie ist in der Regel ein leitendes Merkmal, dass man endlich den Punkt erreicht hat, über welchem ‘der grösste Reichthum von Petrefakten sich erschliesst, den wir überhaupt im braunen Jura finden, obgleich nicht im- mer in den schönsten Exemplaren. ö Die Petrefakten dieser Abtheilung (Y) verschwimmen so mit denen der folgenden (d), dass es zur Zeit nicht möglich ist, scharfe Gränzen zwischen beiden zu ziehen, ja es gibt vielleicht nicht eine einzige Muschel, die aus- schliesslich der einen oder der andern Lage zukäme, ob- gleich man viele finden kann, die unten besser gedeihen als oben. Wir wollen sie daher zusammen abhandeln, nur im Allgemeinen zur Unterscheidung gegen die angränzen- den Regionen bemerken, dass hier zuerst die canaticulirten Belemniten erscheinen, dass die Kalke vorzugsweise durch IV, 2. d. Eisenoolithe. 323 die grössten Exemplare von Trigonia elavata Sich auszeich- nen, und dass ‘besonders, auf der Gränze zwischen den blauen Kalken und den dunkeln Mergeln die Cidaritenreste und die Serpula socialis in grösseren Massen, als irgendwo, versammelt sind. Du ö. Blaugraue Mergelkalke, die besonders nach oben viel Brauneisen- linsen aufnehmen (Eisenootlithe), und nach einer ihrer ausgezeichnet- sten Muscheln, der Ostraea cristagalli, benannt werden könnten. Wenn man über die Steinbrüche in den harten blauen Kalken (y) hinausgeht, so findet sich eine Reihenfolge von Kalkbänken, die anfangs nur wenig 'verschieden zu sein scheinen, doch lernt der aufmerksame Petrefaktolog bald ihre Wichtigkeit kennen, denn sie enthalten bei weitem _ die meisten Leitmuscheln im braunen Jura. Ostraea crista- galli, Ostraea pectiniformis, Serpula convoluta und limax, Trigonia costata, Pleurotomaria ornata etc. etc. Die Pe- trefakten selbst sind alle noch verkalkt, ihre hohlen Räume mit der umgebenden Gebirgsmasse erfüllt , verkiesste Pe- trefakten fehlen noch gänzlich, mit diesen beginnt erst die obere Abtheilung (gs). Die Kalkgesteine selbst sind thoni- ger als die blauen Kalke (y), haben einen äusserst homo- sen ebenen Bruch, wechsellagern häufig mit Lettenbänken, erfrieren und verwittern daher leicht, wodurch die einge- schlossenen Petrefakten frei werden. Was diese Mergel- kalke aber besonders auszeichnet. sind die sparsam oder zahlreich eingesprengten linsenförmigen Körner von Braun- 'eisenstein, wesshalb sie auch Eisenoolithe genannt sind, eine Benennung, die zu sehr durch den Gebrauch geheiligt ist, als dass man es wagen dürfte, sie zu verdrängen, so uneigentlich sie auch zu nehmen ist. Die Eisenkörner selbst sind meist kaum. über Hirsenkorn- und erreichen selten ‚Linsengrösse, mögen sie rund oder linsenförmig comprimirt ‘sein, immer sind sie regelmässig concentrisch schaalig, haben eine intensive ocherbraune Färbung, welche 21 * 324 Eisenoolithe, sie nicht selten der gesammten Steinmasse im lichteren Grade mittheilen. Mechanisch können sich diese Körner nieht abgerundet haben, sondern sie mussten sich frei nach chemischen Gesetzen in: der ursprünglichen Mergelschlamm- masse zusammenziehen. Ihre Anzahl ist nicht immer gleich, meist findet man in den untern Lagen nur wenige einge- sprengt, nach oben werden sie aber jeweilig so zahlreich, dass sie über die Hälfte der ganzen Gesteinsmasse betra- gen können, und ‚grade diese eisenreichen Schichten sind auch an gewissen Petrefakten ganz besonders reich, ob- gleich die feinern und kleinern Sachen mehr den eisenfreien tiefer liegenden Zwischenbänken angehören. Wechselt auch der Reichthum an "diesen Eisenkörnern lokal sehr, so fehlt er doch nirgends in dieser Region so wie in der folgenden Abtheilung. Bemerken müssen wir jedoch, dass grade in derjenigen Alp, wo der braune Jura am voll- kommensten entwickelt zu sein scheint (z. B. Metzingen bis Hechingen) häufig diese Schichten fast gar keine Braun- eisenkörner zeigen, und den blauen Kalken dann zum Ver- wechseln ähnlich werden. Die Eisenoolithe gehören gewiss zu den merkwürdigsten des braunen Jura, um so mehr; ° da man im schwarzen wie im weissen Jura nichts der Art wieder findet. Hiezu kommt noch, dass diese Gesteine nicht nur auf dem Kontinent, sondern selbst in England ganz auf dieselbe Weise wieder auftreten, wie man z.B. an vielen Sowerby’schen Petrefaktenzeichnungen schon deutlich erkennt, und man wird gewiss selten irren, wenn man alle Gesteine der Art in die obere Hälfte des braunen Jura setzt (nur ein einzigesmal haben wir bei den russi- schen Trilobitenkalken pag. 7 ein ähnliches Gestein zu erwähnen gehabt). | Organische Einschlüsse beider Abtheilun- gen (y und ö). Wie die Erze und Sandsteine, so haben auch die Eisenoolithe in der mittlern Abtheilung des brau-" nen Jura ihre eigenthümlichen, aber ‚leider bis jetzt noch Thaumatosaurus. 325 wenig 'gekannten Saurier. Knochenreste kommen vorzüg- lich in der obern: Abtheilung dieser Eisenoolithregion vor, in Kalkbänken, die‘ sehr arm an Eisenkörnern ‚zu Sein pflegen. Wirbel, dicken Damenbrettsteinen ähnlich, fanden sich am Stuifen, rundliche Rippen von 3, Zoll'im Quer- durchmesser am Farrenberge. (südlich Mössingen), aber von allen nur unvollständige ‚Bruchstücke, bis durch Dr. Schmidt am Weinberge nördlich Neufen mehrere, wenn auch grösstentheils‘ unvollständige Knochen, beisammen gefunden würden. Die Wirbelkörper weisen auf ein den Ichthyosauren sehr verwandtes Thier hin, nur sind es nicht die flachen Damenbrettsteine des Lias, sondern bedeutend längere. „Wirbel von reichlich 4 Zoll Höhe und etwas mehr als halb so lang lassen auf riesenhafte Thiere schliessen. Dieser Grösse. entsprechen auch die Zähne. ‘deren mit dünnem dichotom gestreiftem Schmelze überzogene Kronen ‚allein über: 1 Zoll diek und 3 Zoll lang: geworden sein dürften. H, v. Meyer hat die ‚Reste (Neues Jahrb. von Bronn 1841 p. 176) beschrieben und Thaumatosaurus ooli- thicus (Wundersaurier, Java Wunder) genannt, | Von Fischen habe: ich nur ein einzigesmal einen klei- nen Wirbelkörper gefunden (Oeschingen). ' Alle: andern Wirbelthierreste sind im Allgemeinen: sehr selten. Auch von Krebsen fand ich nur ein schlechtes Bruchstück, Desto zahlreicher die Muscheln! Viele derselben sind in unverletztem Zustand begraben worden, obgleich mit kleinen schmarotzenden Korallen und Serpulen +oft bis: zur Unkemntlichkeit bedeckt, wie das noch heutiges Tages an stillen Meeresküsten der'Falbiist. Andere aber sind schich- tenweis so zerstückelt, dass ein: wahres Muscheltrümmer- gestein entstand. Ganze Lagen bestehen aus. nichts: als Muschelstücken von wenigen Linien Durchmesser, zwischen denen nur kleine Brut, wiewohl auch nicht ‘unverletzt; sich erhalten konnte. Verwittern diese Gesteine ‚so tre= ien die Umrisse der einzelnen Bruchstücke: überaus’ deutlich R 326 Amm. coronatus. ‚hervor, das Ganze lockert sich auf und liefert: den spre- chendsten Beweis, dass'es nur unter der Gewalt eines kräftig wirkenden Wellenschlags abgesetzt sein kann. Runde Körner jedoch, also wirkliche Oolithe, wie man sie iı der Schweiz und andern ‚Gegenden grade in dieser Ab- theilung mit den kleinen Muschelbruchstücken vereint findet, kommen in Würtemberg durchaus nicht vor. Ammonites coronatus Schl. Ziet. tab. 1 fig. 1. Amm. Blagdeni Sw. 201. Nicht nur für die Familie der Coronaten der ausge- zeichnetste Repräsentant, sondern auch der wichtigste Ammonit im mittlern braunen Jura. Gern in’ Lagen, die keine Eisenkörner enthalten, namentlich in den blauen Kalken, oder auch später über den Thonen mit Bel. gigan- teus leider nur in festem Gestein, so dass es äusserst schwierig hält, ganze Exemplare zu erhalten ‘und von dem festen Gestein’ zu befreien. Die Breite der Umgänge, an der scharfen 'Aussenkante mit Knoten bedeckt, erzeugt einen weiten und tiefen breittrichterförmigen Nabel und. einen gerundeten Rücken, über welchen deutliche Rippen hinweggehen. ‘ Diese Rippen beginnen jederseits unterhalb der scharfen Seitenkante in der Naht als ein dicker Wulst, bilden auf der Kantenhöhe die Knoten und gehen von hier in drei- bis viergespaltenen kleinern Rippen über den ge- rundeten Rücken. Wiewohl die Knoten gewöhnlich sehr stumpf erscheinen, so sind sie in ihrem erhaltenen Zustande doch äusserst spitzig, und geben namentlich auch der In- nenseite des Nabels ein zierliches Ansehen , denn weil die Involubilität nur:hart bis au die Aussenseite dieser Spitzen reicht, so stehen sie alle sichtbar vor. Im Verhältniss zur Grösse war die Schale dieses Ammoniten äusserst dünn, dennoch sind die Loben wegen der Rauhigkeit des Gesteins sehr verwischt. Bei weitem der breiteste durch die ge- spreitzten Seitenarten ist der Rückenlobus. Schmaler aber um ein Gutes länger ist der 1ste Seitenlobus. der genau Amm. Humphresianus. 327 die Mitte zwischen Rückenlinie und Seitenkante einnimmt, über und unter ihm in den Rücken und den 1sten Seiten- sattel einschneidend ein ungefähr gleichgeformter Neben- lobus. Ganz unter die scharfe Seitenkante fällt der viel kürzere, aber ebenfalls breit tief zweispaltige 2te Sciten- lobus. Viel länger als dieser ist der mit grossen Seiten- armen versehene Nahtlobus, unter denen der oberste Seitenarm, bei weitem der längste, schief zur Unterseite des ?2ten Seitenlobus herübergreift, dennoch stehen alle Loben auf grader Linie, weil der zwischen beiden gelegene 2te Rückensattel hoch hinaufragt. Die Axe des Nahtlobus fällt grade in die Naht, so dass die noch längern Seiten- arme der Bauchseite, wie bei allen Ammoniten, nicht zum Vorschein kommen. Noch länger als die Nahtloben ist der eine spitzige Bauchlobus, dessen weitgreifende Nebenarme - senkrecht auf die schmale Axe stehen. Wie kronenartig sich ein solcher Ammonit macht, folgt schon daraus, dass Individuen von 7 Zoll Durchmesser 51/, Zoll Höhe errei- chen, der Nabel gleicht daran einem an der Basis 5 Zoll breiten und über 2!/, Zoll hohen kegelförmigen Trichter, dessen innere Wände, nur durch die Dornenspitzen unter- brochen, fast eben hinabfallen. Die Wohnkammer gewöhn- lich zerstört. Ammonites Humphresianus Sw. 500. 1. Ziet. 67. 2. Eine der häufigsten, aber auch variabelsten Formen, die besonders in den Eisenoolithen auftritt. Er hält zwi- schen coronatus und triplicatus genau die Mitte, seine Stacheln auf den Seiten stempeln ihn noch zu einem Co- ronaten, doch ist sein Rücken schon viel gewölbter als bei dem Vorigen, während die Rippen gleich gebildet sind. Sämmtliche Varietäten haben noch eine Mundöffnung,, die wenigstens doppelt so breit als hoch ist. Der Nabel fällt mehr treppenförmig hinab, weil die einzelnen Umgänge bedeutend hervorstehen. Auch die Loben (v. Buch über Ammonit, tab. 4 fig. 5) sind merklich verschieden. Der 328 Amm. Humphresianus. zweite Seitenlobus ist hier schmal und einspitzig, und wird fast ganz durch den langen obern Seitenarm des Nahtlobus verdeckt. Die Seitenarme des Nahtlobus, der mit seiner Axe genau die Nahtkante einnimmt, eorrespondiren zwar in Rücksicht auf Zahl und Grösse genau, allein die Sei- tenarme stehen auf der Bauchseite viel höher, als auf der Rückenseite, so dass die dadurch erreichte Sattelhöhe der Höhe des Rückensattels fast gleichkommt. Ich kenne keine Ammonitenspecies, wo der Sipho noch so gut erhalten ist als hier, aber nur dann, wenn die Kam- mern mit Kalkspath erfüllt sind. Ist das Innere Kalkschlamm, so ist jede Spur vom Sipho verschwunden. Im ersten Falle zieht sich der Sipho als ein freiliegender rabenkiel- dicker Strang, der seine eigene‘Kalkhülle hat, auf dem Rücken fort. Sobald dieser Strang die Querscheidewand erreicht, verengt er sich bedeutend, um durch die nach oben verlängerte Dute der Querscheidewand zu gehen, welche ihn ganz umgibt. Man sieht hier auch deutlich, wie die Lobenlinie (der äusserste Rand der Querscheide- wände) durch den Sipho nicht getheilt wird, sondern un- gestört über ihn weggeht. Der Sipho lehnt sich in seinem Verlauf zwischen den Scheidewänden nicht an die Schale an, sondern es bleibt ein merklicher Zwischenraum. Bei unverletzten Steinkernen, an denen bereits die Loben deut- lich hervortreten, sieht man daher den Sipho noch nicht, er tritt vielmehr erst hervor, wenn man die dünne, leicht trennbare Steinsehicht wegnimmt, welche den Zwischen- raum zwischen Sipho und Rückenschale eingenommen hat, Es würde zu weit führen, wollten wir alle Varietäten dieser für die Eisenoolithe so wichtigen Species aufführen. Wir machen nur auf folgende bereits abgebildeten auf- merksam: A. contractus Sw. 500. 2, A. Gowerianus Sw. 549. 2; selbst Amm. Brodioei Sw. 351 ist zu vergleichen. Gewöhnliche Exemplare haben 3 bis 4 Zoll‘ Durchmesser. Sie können jedoch auch das Doppelte übersteigen, doch T Belemn. giganteus, 329 verlieren sie dann die Seitenstacheln. Schon in den blauen Kalken (y) kommen Abänderungen vor mit flachen aber dickern Rippen. Dass sich in den Höhlen Schwerspathkrystalle oder die zartesten Nadeln von Brauneisenstein finden , so glän- zend und schönfarbig' als die Brauneisensteinkrystalle von Kornwallis, verdient wohl erwähnt zu werden. Varietäten von Amm. Murchisonae, namentlich glattschalig scharfkantige, gehen bis in die Öolithe hinauf, doch ist ihre Anzahl ‘nicht gross. "Werden sie klein, so sind sie oft. von den Faleiferen in den obersten Liasschichten (Jurensisschichten) nicht zu unterscheiden, welche dann im obern braunen Jura verkiest auftreten. Auch 'die Nautiliten schliessen sich an den N. lineatus im untern braunen Jura an, nur ist ihr Rücken breit, wie beim N. bidorsatus des Muschelkalks. Indess rathen wir nicht, die Formenmodification zu‘ einer besondern Species zu erheben. | Ham | Belemnites'giganteus Schl. Zieten hat auf tab. 19 ein 11, Fuss langes und an der Basis 3 Zoll breites Individuum dieser grössten aller Belemnitenspecies abge- bildet, er nennt ihn mit Voltz B. Aalensis, obgleich grade Aalen: durch riesenhafte Belemniten nicht so ausgezeichnet ist, als mancher andere Ort Würtembergs. Schon die unge- heure Häufigkeit dieses Belemniten--im- ganzen mittlern braunen Jura lässt erwarten, dass er mannigfaltigen Mo- difikationen unterworfen sei. In den blauen Kalken ist er kleiner, überaus schlank,‘ sichtlich comprimirt, an der Spitze mit undeutlichen Falten, stimmt daher mit Belemn. eladius Blainville' Memoeire sur les Belemnites tab. 2. fig. 10 wohl’ überein. Gehen wir über die blauen Kalke hin- aus, so nimmt der Belemnit an Dicke zu (B. grandis Ziet. 20. 1), bis endlich gewisse Abänderungen in der Mitte einen‘ förmlichen bauchartigen Vorsprung bekommen. Ehe die einzelnen Individuen den vollkommen ausgewachsenen 330 Belemn. giganteus. Zustand erreichen, durchlaufen sie verschiedene Formen, die man!mit Vorsicht behandeln muss. So lange sie noch wenige Zoll Länge erreichen, bilden sie Kegel, deren Länge oft kaum das Doppelte von der: Breite der Basis beträgt. Doch überflügelt mit dem Alter die Länge sehr bald die Breite, oft mehr als um das 6fache. Diese klei- neren Exemplare nennt Blainville Belemn. quinquesul- catus tab. 2, fig. 8. Uebersteigen sie drei Zoll Länge, wo dann noch die Basis von der Länge kaum den 3ten oder 4ten Theil beträgt. so heisst er Belemn. comprimatus Blainv. 2, 9 (oder Bel. pyramidalis Ziet. 24. 5, Bel. com- pressus Ziet. 20. 2) etc. etc. Alle diese Formen zeichnen sich. wenn sie gut ausgebildet sind, durch die Faltung ihrer Spitze aus. Wie bei den frühern Belemniten mit gefalteter Spitze, so sind auch hier die beiden Dorsolate- ralfurchen bei weitem die wichtigsten und vorherrschendsten, deren Wirkung in einer geringen Compression der Rücken- region noch tief hinab sichtbar ist. Neben dieser nach der Bauchseite hin liegen zwei viel kürzere, aber oft sehr scharf einschneidende Furchen, doch können diese auch fehlen oder unsymmetrisch sich entwickeln. Viel kleinere, oft unzählbare Zwischenfurchen,. welche die äusserste Spitze umlagern und ganz rauh machen, entstellen die Spitze so, dass bei ausgebildeten Individuen ein scharfer Endpunkt gar nicht vorkommt. Wohl aber können einzelne Furchen, wenn sie sehr tief werden, auf die falsche Ver- muthung führen, man habe es mit andern Species zu thun. Die Zeichnung von Zieten tab. 24. fig. 6, fig. 9 (B. bicanaliculatus), fig. 12 (B. quinquecanaliculatus), wahrscheinlich auch fig. 7 (B. bipartitus) gehören hier- her (nicht aber fig. 10 und fig. 11, welche aus dem obern Lias stammen). Bruchstücke der Art setzen uns oft in Verwunderung, und doch finden sie sich nur mit dem B. giganteus. Dazu kommt noch, dass die Spitzen hei alten Exemplaren entweder ganz flach gedrückt sind, Belemn. canaliculatus. Pleurotomaria ornata. 331 oder im Innern einen hohlen, mit Bergmasse erfüllten Raum zeigen, der zwar noch einige verworrene Kalkfasern hat, aber nie so kompakt, als weiter von der Spitze entfernt, Diese Struktur setzt voraus, dass im Alter es den 'Thie- ren am gehörigen Kalkvorrath gebrechen musste, woraus dann die bauchige Bildung in der Mitte ebenfalls eine Folge wäre. Viele Individuen haben daher ihre Spitze schon in der Urzeit verloren, denn bei weitem die grössere Anzahl haben keine Spitze mehr, selbst dann, wenn man sie aus ihrer ursprünglichen Lagerstätte noch herausuimmt. Diesen Belemniten gehören zugleich die grössten und schönsten Alveolen an, deren Scheidewände hart randlich vom Sipho durchbrochen werden; die nach unten gekehrte Dute schwillt kugelförmig an, so dass der Sipho einer zierlichen Perlschnur gleicht. So allgemein dieser Belemnit an allen Punkten, wo nur der mittlere braune Jura verbreitet ist, sich vorfindet, so bekommt man doch immer nur Bruchstücke, selten ein ganzes Exemplar. Nur wenn man sie in ihrer Lagerstätte ausfindig macht, sei es in den Mergelschichten oder in den festern Bänken, die man der Verwitterung aussetzt, kann man die zusammengehörigen Bruchstücke erhalten. Ganze Exemplare sind daher immer noch Zierden einer Sammlung. Belemnites canaliculatus Schl. kommt zwar hier schon recht ausgezeichnet vor. allein erst’ weiter oben ge- winnt er an Bedeutung. B. breviformis, der sich von dem im Amaltheenthone durch Mangel jeglicher Spur von Falten unterscheidet, stirbt hier aus. Pleurotomaria ornata Sw. 221. 1. Ziet. 35. 5. Eine deutlich genabelte Schnecke mit stark deprimirter Spira und scharfer Rückenkante. Ueber dieser Kante ein schmales glattes Spiralband, welches dem viel breitern Ausschnitte des äussern Mundsaumes entspricht. Mit dem Bande laufen auf dem ganzen 'Umgange Streifen paral- lel. welche von den markirten Anwachsstreifen. die in der “ 332 Pleurotomaria abbreviata. 'Irochus undosus, monilitectus. Bandgegend eine starke Wendung nach hinten machen, netzförmig durchschnitten werden. Ausgewachsene Exem- plare erreichen seiten über 11/; Zoll Durchmesser, Sie ist eine der wichtigsten Leitmuscheln der Mergelkalke (0), tiefer habe ich sie nie gefunden, auch in den Eisenoolithen ist sie nicht gewöhnlich. Wird die Spira höher und zu- gleich der Nabel schmaler, so bekommt die netzförmige Streifung ein sehr zierliches Aussehen, Sowerby nennt sie dann Pleur. granulata 220. 2 (Ziet. 35. 4). Doch ist diese Varietät schon ungleich seltener. Noch seltener die krei- selförmige Abänderung (Pl. decorata Ziet. 35. 1), die ich indess nur mit H, Parkinsonii in den höhern Lagen gefun- den habe. Den Schluss bildet die Pleurotomaria abbreviata Sw. 193. 5, die Scha- lenzeichnung sammt dem glatten Bande wie bei Ornata, allein das Gewinde wird so hoch, als die Basis breit ist. Eine Form, die der symmetrisch kegelförmigen Pleur. , conidea gleicht, aber glatter ist, und statt des vertieften Bandes ein ganz flach hervorstehendes zeigt, hat sich ein einzigesmal bei Oeschingen gefunden. ’ Von vorstehenden durch die plötzlich nach hinten ge- bogenen Anwachsstreifen gebänderten Schnecken, sind vorsichtig die ungebänderten zu trennen, so ähnlich beider Formen auch sein mögen. Dahin gehört: Trochus undosus Ziet. 34. 3, den wir schon oben pag. 149 erwähnt haben. Zwischen den zwei markirten Knotenreihen der Umgänge liegt zwar ein ganz schmales Band, allein es scheint nicht wesentlich von den übrigen hervorstechenden Spiralstreifen verschieden zu sein. Zieten hat dasselbe in der Zeichnung nicht einmal angedeutet. Er stammt aus den harten blauen Kalken (y) am Stuifen. Trochus moniliteetus Phili. 9, 33. Selten über 5Linien lang, aber zahlreicher als irgend ein Trachelipode im braunen Jura. Wenn nicht etwa Trochus monilifer Ziet. 34. 4 (der aber aus dem obern weissen Jura von Nattheim Turritella muricata. 333 stammen soll) eine misslungene Abbildung ist, so muss es auffallen, dass er übergangen worden ist.: Es ist ein klei- ner Kreisel mit flacher Basis, die Umgänge mit feinen Perlen bedeckt, unter denen sich besonders zwei Perlen- reihen durch ihre Grösse und Deutlichkeit auszeichnen. Erst wenn er länger als '/ Zoll ist, tritt sein letzter Um- gang bauchig hervor, er verliert dann die Kreiselform und die Spindelspitze überragt dann die Basis. In diesem Zu- stande stimmt er mit Turbo ornatus Bronn Lethaea 21. 4 vollkommen übereif. Nicht so gut passen die Sowerby’- schen fig. 1u.2 auf tab. 240. Zieten’s Turbo quadricinctus 33. 1 darf man doch wohl nur als eine seltenere Abände- rung betrachten, woran die Perlen durch Quer- und Längs- reihen mit einander verbunden sind, Turritella murıcata Sw. 499. 1 und 2 (Cerithium). Zuet. 36. 6. Mit Beecht durch Leop. von Buch zu einer der wichtigsten Leitmuscheln erhoben. Sie ist mit fein granulirten Längsrippen versehen, und die Axe verlän- gert sich im Grunde zu einem schmalen Kanal (Beides Hauptunterscheidungsmerkmale ‘für Cerithium). Die Um- gänge sind scharf von einander getrennt. Sie wird im Mittel 1/» Zoll lang. Findet sich vorzugsweise in den pe- trefaktenreichen Mergelkalken (6), scheint selbst in den blauen Kalken (y) noch nicht: vorzukommen, in den untern braunen Jura reicht sie aber entschieden nicht hinab. Es kommen häufig Abänderungen vor, an denen die Längs- rippen nur ganz undeutlich granulirt sind (Phillips Terebra ‚ vetusta. 9, 27), man kann sie nur als eine Varietät der muricata ansehen, Terebra kann es nicht sein, weil der Ausschnitt am Ende des Kanals fehlt. Am wichtigsten sind die zweischaligen Muscheln, dar- unter stehen oben an die drei von Schlotheim schon be- nannten Austern: Ostraea eristagalli, pectiniformis, eduliformis. Alle drei, in gleicher Anzahl zu finden, lebten gesellig 334 Ostraea cristagalli. in Bänken, und obgleich gut erhaltene Exemplare nicht sanz gewöhnlich, so sind verstümmelte Bruchstücke desto verbreiteter. Mag es sein, dass sowohl tiefer als höher Spuren von diesen ausgezeichneten Formen auftreten, so werden sie doch nirgends von so augenfälliger Bedeutung, als hier. Ostraea cristagalli Schl. Petref. 240. Ost. Mar- shii Sw. 48. Ziet. 46. 1, 47. 3, (O. flabelloides) etc. etc. Die vielbekannte grossfaltige Form, unstreitig die wohlge- bildetste aller fossilen, ja selbst lebenden, Species. Ge- wöhnlich ist sie eine grosse Zeit ihres Lebens so fest an äussere Gegenstände verwachsen, dass sich auf der Unter- schale nichts Bestimmtes ausbilden kann, während die Oberschale genau die Umrisse des unterliegenden Gegen- standes nachbildet, die feinen haarförmigen Streifen ausge- nommen, welche die ganze Schalenoberfläche bedecken. Hier wiederholt sich in grösserem Masstabe, was wir schon bei Plicatula pag. 190 erwähnt haben. Zeichnungen von Amm. coronatus, Humphresianus, Belemniten und andere Muscheln bildet nicht selten die Oberfläche in äusserst deutlichen Umrissen nach. Erst rings am Rande können sich die grossen dachförmigen Falten ungestört ausbilden, und hier nehmen dann die Schalen eine selbstständig ent- schieden nach oben gekehrte Richtung an, die trotz der grossen fortificationsartig gestreiften Randspitzen immer noch deutlich bleibt. Legen wir die auf diese Weise ermittelte Unterschale auf die Fläche. die Wirbel von uns wegge- kehrt, so sind sowohl Wirbelspitze (Ligamentfurche) als die Ausbreitung der Schale (der Plicatula entgegen) zur Liuken gerichtet, eine Richtung, die selbst bei den breite- sten, scheinbar symmetrischen Individuen, stets erkennbar bleibt, und die im extremen Falle sich bis zu einer linksgeöff- neten Halbmondform ausbilden kann. Der hufarlige Mus- keleindruck, wie sich L. v. Buch so passend ausdrückt, liegt stets dem linken Rande genähert. Die Wirbelspitzen Ostraea pectiniformis, 335 stellen von einander bedeutend entfernt, die untern etwas länger als die obern; die untere vertiefte Schlossfurche, so wie die flachere obere (beide linksgerichtet) konnten daher. ein sehr kräftiges Muskelband aufnehmen. “»Die Unzahl von Modificationen, deren Alters- wie Jugendexemplare man zu besonderen Species erhoben findet, wird ein schwäbischer Geolog zu verwechseln nicht leicht in Gefahr kommen, da ihr bestimmtes Vorkommen sie ver- einigt. Wenn Schlotheim sie nach der in tropischen Mee- ren lebenden Ost. eristagalli Linn. benannt hat, so lässt sich die grosse Aehnlichkeit beider gar nicht in Abrede stellen. Dennoch halten wir sie nicht für identisch , wer- den aber, ohne in irrthümliche Verwechslung zu gerathen, immerhin den alten eingebürgerten Namen „Hahnenkamm- muschel“ beibehalten können. : Denn wir dürften schwerlich ein treffenderes Bild finden, als dasjenige, wodurch die Vergleichung des gezackten Faltenrandes mit einem Hah- nenkamm erweckt wird. Ostraea pectiniformis Schl. Petr. 231. (Lima proboscidea) Sw. 264. Ziet. 47. 1. Wenn nicht häufiger, so doch jedenfalls zoologisch noch merkwürdiger als vo- rige. Sie ist symmetrisch rund, wie Pecten gebaut, und hat grosse ausgezeichnete Ohren. Dabei ist das vordere Ohr der rechten Schale roh ausgebuchtet. Die Bucht von Innen viel sichtbarer als von Aussen, ebenfalls eine ent- schiedene Analogie mit dem Byssusohr der Pectiniten (Goldfuss 103 Fig. 2 a hat fälschlich das hintere Ohr der rechten Schale mit einer solchen Ausbuchtung gezeichnet). Auch die 11 groben radialen Falten, welche sich unregel- ' mässig zu langen ungeschlossenen Röhren erheben, erin- nern sehr an ähnliche bei Pecten und Spondylus. Diese leicht abbrechenden Röhren findet man gar häufig zerstreut im Gebirge. Dass die Wirbel bei ausgewachsenen Exempla- ren: von einander bedeutend entfernt stehen, sollte. man nach der treffllichen ‚Zeichnung bei Goldfuss 103 Fig. @ bh 336 Ostraea eduliformis. vermuthen, dennoch kann man unendlich oft Individuen finden, wo die Wirbel hart aneinander liegen, ohne dass die Schale geöffnet ist. Leider ist das Schloss, selbst an der Aussenseite, häufig sehr zerfressen und verunreinigt; so dass genaue Beobachtung unmöglich wird. Gegen vor- benannte Merkmale macht sich dennoch die entschiedene lamellöse Struktur der dicken Schale geltend, wovon die einzelnen Blätter auf der Innenseite die ganze Schalenfläche einnehmen. Dadurch erzeugt sich auch eine austerartige Schlossfläche, glatt mit starken Querstreifen, und in der Mitte eine flache Rinne, um dem Schlossmuskel mehr Raum zu geben. Diese Schlossrinne biegt sich wie bei vielen Austern krumm nach vorn, und liegt auf der rechten (Byssus-) Schale auf einem starken Vorsprunge (nach Art der Ostraea cornucopiae), während die linke Schlossfläche flacher gebildet ist. Allein nur in ausge- wachsenen sehr diek gewordenen Exemplaren kann man diess merkwürdige Kennzeichen beobachten, weil erst im mittleren Alter der Vorsprung entsteht. Vielleicht fällt es jetzt bald. einem Systematiker ein, daraus ein neues Geschlecht zu formen, was die Austern mit den Pectiniten enger verbinden würde. Uns genügt die Kenntniss der Charaktere, die wir gern noch an den alten Schlotheimischen Namen knüpfen. Ostraea eduliformis Schl. Petref, 233. Ziet. 48. 1. und 48. 1 (O0. Kunkeli). Goidf. 80. 5 (complanata). Unter diesem Namen begriff der berühmte thüringische Petrefaktolog diese Form hauptsächlich, mochte er auch später andere damit identificiren, die allerdings nicht we- sentlich davon verschieden sind. Sie ist sehr flach, aber immer geneigt, zur Linken sich auszudehnen. Zuweilen wird sie länglich, kann dann von O. Meadei Sw. 252 fig, i und 4 nicht unterschieden werden. Sehr bemerkens- werth sind im Innern ihrer Schale die feinen haarförmi- gen Gänge, welche mehrmals dichotomiren, und für die Pecten lens,. _ | 337 Wohnungen eines zwischen und in den Schaälenlamellen gelebtne Thieres gehalten werden könnten. Sie erinnern an ähnliche Röhren, welche in den Kreidebelemniten auf Rügen gefunden werden, die aber dicker sind, und von Hagenow als ein neues Korallengeschlecht Talpina benannt wurden. | Kleine Austern von mannigfaltiger Form, entweder frei oder an fremde Körper festgewachsen, darunter auch schon die Ostraea costata, kommen mit ihnen vor. Sie alle finden sich nicht sowohl in den blauen Kalken (Y), sondern haupt- sächlich in den grau-blauen Mergelkalken (0). Unter den Peecteniten findet sich der P. demissus in den harten blauen Kalken am häufigsten, selbst häufiger als in den Eisenerzen, allein seine glänzend glatte und dünne Schale zerspringt sehr leicht. Dagegen treffen wir in den muschelreichen Mergelkalken (0) eine Menge Bruch- stücke von Pecten lens Sw. 205. 2 und 3 stimmt vortrefflich Ziet. 52. 6, selten ganz, und dann pflegen sie immer klei- ner zu Sein als die Zietensche Abbildung. Die von der Mitte nach Aussen gehenden Streifen, und dazwischen die in radial dichotomirende Reihen gestellten Punkte, welche wie Nadelstiche erscheinen, lassen selbst die kleinsten Bruchstücke leicht erkennen. Ausser einer grossen Varie- tät in den Eisenerzen habe ich den Pecten lens nirgends anders als hier gefunden. Hier findet sich auch der Pec- ten textorius pag. 141 (cf. Zietens Lima nodosa 53. 8), aber, wie oben schon erwähnt. mit schärferem Schloss- winkel als im Lias. Plagiostomen mit duplicaten Rippen (Pl. duplicata Sw. 959. 3 und pectinoides Sw. 114. 4), denen (pag. 188) be- reits im Lias erwähnten überaus ähnlich, sind gar keine Seltenheiten,. Sie gehen auch noch in die höhern Eisen- oolithe hinauf, wo sie Philipps als Plag. interstinctum 7, 14 und rigidulum 7. 13 abbildet. Auch Pilagiostomen, die Quenstedt, Flözgebirge. 22 338 Perna mytiloides, Gervillia Gastrochoeüa. an die gigantea des Lias erinnern, fehlen nicht, obgleich sie am Stuifen, bei Heiningen etc. selten sind (cf. Pl.tenui- striatum Goldf. 101. 3). Perna mytiloides Lmk. Ziet. 54. 2 (P. quadrata) Sw. 492. Ziet. 54. 1. Goldf. tab. 107. 12 u. 13 und tab. 108. 1 u. 2. So ausschliesslich wichtig diese Hauptmu- schel für die muschelreichen Kalke (06) ist, so verfehlt sind auch die Versuche, aus jeder einzelnen Formabänderung eine Species machen zu wollen. Man darf nur einige Wochen aufmerksam an irgend einem Puncte dieser Re- gien sammeln, und man wird bald erkennen, wohin diese naturwidrige Spaltung führt! Ohnehin ist es schon falsch, wenn man nach der äussern Schalenform die Species dieses Geschlechts sondert. Denn es gibt nur wenige Muschel- geschlechter, deren Schalen aus so regelmässig übereinan- der gelagerten Lamellen bestehen, als diese, daher auch der starke Perlmutterglanz im lebenden Zustande. Die weichen Theile des Thieres stehen aber immer nur mit der innern Lage in Verbindung, und je grösser das Thier wird, desto weiter schiebt es die alten Lamellen von sich weg, kald mehr rechts, bald mehr links, je nachdem es ihm be- quem ist. Nur die Form der innersten Lamelle ist daher bei der Betrachtung von Wichtigkeit, diese bleibt aber bei allen bemerkenswerth constant; es ist ein aufrecht stehen- des Parabol, hinten etwas eingebuchtet und vorn sich spitz im Wirbel endigend. Darüber steht die breite quergefurchte Schlossfläche, die bei alten Exemplaren vorn ziemlich weit vorspringen kann, hinten schmaler wird. Ganz hinten steht ein kleiner Zahn, von welchem aus sich eine flache Längs- furche am äussersten Rande halb nach vorn zieht, Gervillia Gastrochoena vel tortuosa. Leop. v. Buch. Jura in Deutschland pag. 55 sagt darüber: „sie hat viel Aehnlichkeit mit Gervillia aviculoides Sw. 511 in Hinsicht des Verhältnisses von Länge und Breite und des schiefen Winkels, welchen die Schlosslinie mit der Axe Pinna cuneata. Monotis echinata. 339 der Schalen bildet. Allein sie findet sich nie anders als gedreht, ungefähr wie Avicula socialis des Muschelkalkes. Sie findet sich bei Neuhausen unweit Metzingen, wo sie jedoch weniger gedreht und der G. aviculoides noch ähn- licher ist.“ Ich selbst kenne sie nur aus den blauen Kal- ken (y) letztgenannter Gegend, wo sie häufig vorkommt, selten aber ganz aus dem harten -Gestein herausgefördert werden kann. Gervillia acuta Phill, 9. 36 stimmt mit den Neuhauser Exemplaren vollkommen überein. In grösserer Menge, als irgendwo im Jura, treten hier die 2 Zoll langen Modiolen (Modioia gibbosa wollten wir sie nennen pag. 312) auf, in Rücksicht auf ihre Zahl ge- hören sie daher zu den wichtigsten Muscheln, die beson- ders in den Schichten ö sehr gut erhalten sich finden. Viel seltener ist Pinna cuneata Phil. 9. 17, wie die meisten Pinnen an der gebrochenen Schale leicht erkennbar, wodurch der Querschnitt vierseitig wird. Sehr zierlich sind die Längs- streifen, welche durch die Anwachsringe stellenweis fein zickzackförmig werden. Weahrscheinlich ist P. lanceolata Sw. 281. Goldf. 127. 7 davon nicht wesentlich verschieden. Auch die Bruchstücke P. tenuistria Goldf. 127. 5 und P. radiata Goldf. 127. 6 kann man nicht mit Bestimmtheit von den Würtembergischen unterscheiden. Welchen Na- men soll man vorziehen? Hier kommen auch hin und wieder die merkwürdigen Faserkalke vor, aus denen die Franzosen ein Geschlecht Trichites (von der haarförmigen Schalenstruktur so ge- nannt) gemacht habeu. Sie erinnern an ähnliche der weis- sen Kreide, welche entschieden den grossen Inoceramen angehören. Ob die im braunen Jura vorkommenden dem Inoceramus oder der Pinna angehören, lässt sich nicht entscheiden. Monotis echinata Sw. 243. 1; M. tegulata Goldf. 121. 6 ist nur eine Modification derselben. Eine der aus- 22% 340 Monotis Münsteri. Trigonia clavellata. gezeichnetsten Aviculaceen, und eine wichtige auf den mittlern braunen Jura beschränkte Leitmuschel. Ihre Länge erreicht nur 1 Zoll und übertrifft entschieden die Breite um ein Merkliches. Die feinen oftmals dichotomirenden Streifen sind durch die scharfen Anwachsringe schuppig geworden. Ein treffliches am Stuifen gefundenes Exemplar beweist deutlich, wie weit die Ungleiehschaligkeit dieser Muschel geht. Das Stück ist nämlich so gesprungen, dass man die grössere linke Schale von Innen sieht, während die kleine rechte noch darauf liegt. Hier ragt nun die Linke weit über die Rechte hervor, so dass die kleine convexe Rechte zwar genau an die Linke anschliesst, aber noch nicht die Hälfte des Areales der grossen Linken zu bedecken vermag. Diese Ungleichheit erinnert sehr an die Monotis decussata Goldf. 120. 8, der sie in Rücksicht auf Form und Vorkommen sehr verwandt ist. Auch die kleine etwas convexe Schale hat ein schmales markirtes Vorderohr. Nicht so wichtig als diese ist die Monotis Münsteri Goldf. 118. 3, nicht weil sie seltener wäre, sondern weil sie überall im braunen Jura auftritt, und von der M. inaequivalvis des Lias nur künst- lich getrennt werden kann. Doch ist sie dickschaliger, schmaler, aber eben so ungleichschalig, jedoch die kleine rechte und flache Schale, wegen ihrer Zerbrechlichkeit, seltener zu bekommen. Trigonia clavellata Sw. 87 obere Figur. Ziet. 58. 3 die Rippen nicht gelungen. Goldf. 136. 6. Jene 4 Zoll langen Schalen, die aufgeklappt auf den blauen Kalk- bänken ausgebreitet liegen, und von den Arbeitern bezeich- nend „Adlerflügel‘“ genannt werden, sind zwar selten schön erhalten, aber immerhin eine wichtige Leitmuschel. In den graublauen Mergelkalken (d) schälen sie sich öfters heraus, und dann ähneln sie der T. navis, allein die andere Seite ist nicht so breitkantig, und die knotigen Rippen machen Trigonia costata. Cucullaeen. 341 mehr concentrische Ringe, Bei weitem die häufigste unter allen ist jedoch Trigonia costata Sw. 85. Ziet. 58. 5. Goldf. 137. 3. abc, allein sie ist nicht bloss auf diese Schichten be- schränkt, obgleich sie hier erst zum erstenmale auftritt. Charakteristisch sind die erhabenen concentrischen Leisten, welche schen aufhören, noch ehe sie den hoch hervorste- henden knetigen radialen Wulst erreichen, welcher die Area abgrenzt,' Die Area selbst ist bald mehr, bald we- niger deutlich radial gestreift, und die Muschel selbst ist so hoch als lang, und im allgemeinen eine ausgezeichnet dreieckige Gestalt. Es ist interessant zu verfolgen, wie die im Allgemeinen sich so gleich bleibende Form in ver- schiedenen Schichten doch so manuigfaltigen Modificationen unterworfen ist, namentlich in Hinsicht auf die leistenför- migen Rippen, welche bald einen schmalen, bald einen breiten glatten Zwischenraum zwischen sich und dem gros- sen Radialwulste lassen. Es würde zu einer unendlichen Verwirrung führen, wollte man allen diesen das Recht einer Species einräumen. Das leierförmige Schloss der linken Schale kann man an dieser Species sich ohne Mühe entblössen. Die Leier bildet nämlich der grosse hoch her- vorragende Hauptzahn, seitlich markirt gefurcht und von tiefen Furchen begrenzt. Vor den Gruben erhebt sich noch ein schmaler Zahn, welcher sich’ auf eine starke Leiste stützt, die schief nach vorn geht, und’ dem vordern Muskel, der in einem tiefen Loch liegt, mit zum Anhalts- punkte dient. | Die Cucullaeen sind hier leider immer sehr undeut- lich, obgleich mehrere, und darunter die grössten im wür- temberger Jura bekannt gewordenen, Species vorkommen. Hierhin gehören in den blauen Kalken die gegen viertehalb Zoll langen Steinkerne, deren scharfe Kante auf der Hin- terseite uns immer wieder auf die C, oblonga Sw. 206. 1 führt, mit der sie auch in Rücksicht auf Grösse vollkom- 342 Nueulen, Isocardien. Astarte trigonalis. men übereinstimmt. Die Spuren der Schale lassen auf grosse Dicke schliessen, cf. Ziet. 56. 5. In den obern muschelreichen Lagen (d) pflegt sie kleiner zu sein, zeigt aber die feinen Radialstreifen, die an beiden Enden, deut- licher sind, als in der Mitte. Gewiss ist Cucullaea impe- rialis Phill. 9. 19 dieselbe, und ©. cancellata 9. 24 nur die junge davon. Nur die länglichern scharfgekanteten Schalen, mit einer tiefen breiten Bucht in der Mitte lassen sich nicht gut damit vereinigen, sie stehen der Arca quadrisulcata Sw. 473, 1. näher als irgend einer. Jedenfalls ist keine dieser, obgleich häufig gefundenen, Formen eine wichtige Leitmuschel. Dasselbe gilt von den Nuculen, unter denen die bom- birte variabilis Sw. 475. 2 immer noch die Hauptrolle spielt, und die in den muschelreichen Lagen sogar bankweise vorkommt. Seltener die flachen Ovales. Bemerkenswerth ist eine Bank, über und über mit einer kleinen. erbsengrossen Muschel erfüllt, welche als Isocardia minima (oder grösser geworden leporina Klöd.) citirt zu werden pflegt. Es sind bombirte Muscheln mit stark nach aussen gedrehtem Wirbel, weiter lässt sich darüber nichts sagen. Jedenfalls aber kommt die Brut in solcher Menge vor, dass verwitterte Handstücke einem mit Erbsen belegten Teige gleichen. Eines der zierlich- sten Vorkommnisse. In den harten blauen Kalken sind die Sachen jedoch niemals so schön. Astarten werden auch hier von keiner besondern Wich- tigkeit, es sind Wiederholungen von Formen, die wir schon früher angetroffen haben. Nur eine einzige möchten wir besonders auszeichnen: Astarte trigonalis Sw. 444. 1. Dreiseitig, wie eine kleine Trigonia costata, aber mit nach vorn gekehr- ten Wirbeln, hinten eine grosse glatte Area, der Rand innen gekerbt. Die rechte Schale mit einem hoch her- vorstehenden Hauptzalın, seitlich von tiefen Gruben be- Myaciten. 343 grenzt, hat viele Achnlichkeit mit dem Leierzahn der lin- ken Trigonienschale, gefurcht scheint dieser Zahn nicht zu sein. Diese zierliche bei Aalen gefundene Form ist der Repräsentant einer kleinen Familie, die im Jura ziem- lich verbreitet ist. Dahin gehörige Glieder finden sich im märkischen Jura, und Sowerby hat merkwürdigerweise einige davon als Cardita lunulata und similis tab. 232 ge- trennt. Gewiss wäre es voreilig, daraus ein besonderes Geschlecht machen zu wollen, da sie so eng an Astarte sich anschliessen, Cardita similis Goldf. 133. 8 ist die- selbe. Astarte excavata Ziet. 72, 3 gehört auch in diese Region, ist aber selten. Myaciten, unter diesem allgemeinen Namen be- greifen wir, wie, im Muschelkalk, so auch im Jura, eine Reihe mannigfaltiger Muscheln, die von den Peirefacto- logen zu den verschiedensten Geschlechtern gestellt wor- den sind. Es sind glatte, längliche, wenig klaffende und von den Wirbeln zum Unterrande gewöhnlich etwas ein- gedrückte Schalen, die in grosser Anzahl neben einander versammelt sind. Leider haben sie meist sehr durch Ver- änderung gelitten. Doch möchten folgende gemeinsame Kennzeichen immer mehr an Begründung gewinnen; | 1) Sind sie äusserst dünnschalig, und zwar hat die äussere gestreifte Schalenschicht daran den wesentlichsten ‚Antheil. Daher sind auch die Steinkerne wenig entstellt. 2) Sind die Muskeleindrücke sehr schwach, doch lässt sich zuweilen die Impression des Mantelrandes verfolgen, welche hinten tief ausgebuchtet ist. 3) Grössere Schlosszähne sind sehr. undeutlich, und bei manchen wahrscheinlich gar nicht vorhanden. Dagegen _ findet man am äussersten Schalenrande der Schlossgegend ganz feine mit blossem Auge kaum sichtbare Zähnchen, besonders bei den wohlerhaltenen Exemplaren aus den Eisenoolithen von Moutiers (Frankreich). Die dünne Schale, die tiefe Ausbuchtung der Mantel- 344 Myacites Alduini. Impression und bei vielen auch der Mangel der grössern Schlosszähne vereinigt sie sehr natürlich mit den Myaciten. Die feinen Zähnchen am äussersten Schlossrande finden sich überdiess bei den Panopaeen vor, einem wichtigen Repräsentanten derselben Familie. Bei weitem die häu- figste ist - Myaeites Alduini Brongn. Journal des Mines 1821 tab. 7. fig. 6. Lethaea tab. 20. 17. Goldf. 152. fig. 8-11 . sind nur Modificationen derselben, an denen übrigens die wesentlichen Kennzeichen nicht ausgedrückt sind. Nach Merian Lutraria gregaria. Eine donaxartige Form (daher von Brogniart Donacites genannt), allein die Wirbelspitzen sind nach der abgestumpften Seite gekehrt, und die Mantelausbuchtung ist an dem verlängerten Ende zu su- chen. Die Schale ist unter den Wirbelspitzen sehr bom- birt, und von den Wirbeln gehen in der Schlossgegend Furchen nach dem hintern Muskeleindruck, die Bronn gut hervorgehoben, aber nur etwas zu kurz gezeichnet hat. Von diesen Furchen ist die der rechten Schale schmal und sehr tief, die der linken flacher und breiter, besonders scharf sind bei beiden die äussern Grenzkanten. Dass die Schalen dünn und das Schloss im Uebrigen wenig ausge- bildet waren, folgt schon aus der gegenseitigen Verrückung der Schalen. Der Schlossrand der linken Schale pflegt nämlich regelmässig unter den Schlossrand der rechten so: weit hinuntergerutscht zu sein, bis sich die Wirbel be- rührten. Jeder nur einigermassen kräftige Schlossapparat hätte eine solche Verrückung nicht zugelassen. Aus die- ser Verschiebung folgt nothwendig, dass die im Gebirge gefundenen Muschelkerne weniger klaffen, als die Schalen in ihrer natürlichen Stellung klafften, dennoch zeigt sich bei den verrückten Schalen am hintern Oberende eine be- deutend klaffende Spalte. Bei dem aus den Oolithen her- ausgewitterten Exemplaren ist die Zeichnung der Schale immer verwischt, wenn auch die Anwachsringe noch so Myacites jurassi. 845 deutlich sind. Schlägt man jedoch aus den frischen blauen Kalken die Individuen heraus, so zeigen die Schalen die zierlichen punktirten Streifen, welche Goldf. 152. 11 c. so gut gezeichnet hat. Ich würde es nicht wagen, daraus eine besondere Species (Striato-punctata) zu machen, da die Muscheln im Uebrigen vollkommen der Alduini glei- chen. Die Muschel kann gegen 4 Zoll lang werden, doch ist sie gewöhnlich nur halb so lang. Nach der Lage der Wirbel zerfällt sie in mehrere Varietäten. 1. Die Wirbel stehen senkrecht über dem abgestumpften Vorderrande. 2. Der Vorderrand steht nur etwas über die Wirbel her- vor, die gewöhnlichste Form. 3. Der Vorderrand springt bauchig hervor, so dass die Impression, welche vom Wir- bel senkrecht zum Unterrande geht, immer merklicher wird. : Myacites recurvus Phill. 5. 25. Ziet. 63. 2. Goldf. 152 15. hier zu vergleichen. Myacites jurassi Brongniard Journal: des Mines Tabula 7 Figur 4. (Lutraria); Goldfuss 152. 7. Ver- hältnissmässig länglicher als die vorige, aber von ganz ähnlichem Bau. Auch hier ist die linke Schale gewöhn- lieh herabgerutscht. Die Wirbel liegen mehr nach der Mitte, und eine deutliche Impression von den Wirbeln nach dem Unterrande verlaufend gibt ihr eine grosse For- menähnliehkeit mit den Lobaten Nuculen, nur dass bei letztern starke Muskeleindrücke mit dicker Schale vereinigt sind. Auch hier kann man gewöhnlich von der Schalen- zeichnung nichts wahrnehmen. Doch findet man zuweilen Exemplare, welche die punktirten radialen Streifen in dem Maase zeigen, dass ein scharfes Auge sie ohne Vergrös- serung erkennt. Ich kenne Individuen, die auf einer Seite diese Zeichnung deutlich haben, während die andern nicht die Spur davon zeigen, obgleich die Schale nicht ganz zer- stört ist! Man muss daher mit Vorsicht diese Merkmale zur Unterscheidung wählen. I Bemerkenswerth ist es, das die vortrefflich erhaltenen 346 Pholadomya Murchisoni. Schalen dieser Species aus den Eisenoolithen von Moutiers (Normandie) diese punktirte Streifung ebenfalls, obgleich undeutlich zeigen. Zugleich treten aus den Anwachs- ringen jene eigenthümlichen zerstreuten Zaserstreifen her- vor, welche die Myaciten so sehr auszeichnen. Auch der Schlossrand ist wie bei Panopaea fein gezahnt. Vorstehende beide Species sind bei weitem die häufig- sten.’ Seltener schon Amphidesmasecuriforme (Mya- cites) Phill. 7. 10, woran die Vorderseite bereits so weit hervorspringt, dass die Wirbei in der Mitte liegen. Die vielen übrigen Formen und Species, welche aus Muscheln dieser Art gemacht sind, übergehen wir. Die Myaciten mit convergirenden Rippen pag. 294 schliessen sich unmittelbar an letztere an, denn ihre Wirbel treten stark zur Mitte. Da sie gewöhnlich sehr verstümmelt sind, so ist es schwer, die Species genau zu sondern, jedenfalls kommt aber diese Gruppe im mitt- leren braunen Jura vor, wiewohl sie auch hier imme« sel- ten sind, Sämmtliche Vorkommnisse stimmen am meisten mit Mya Vscripta Sw. 224 fig. 2—5 überein. Nur in der ersten Jugend haben sie rhombenförmige Rippen, die sich bald in ein etwas schief nach Hinten gekehries V ver- wandeln, | Pholadomya Murchisoni Sw. 545. Ziet. 65.4. Pusch (Polens Palaeontologie) tab. 8 fig. 11. Pholadomyen sind radialgestreifte Myaciten, und dabei dergestalt dünnschalig, dass, wie auf der Schale so auf den Steinkernen die Strei- fen sichtbar bleiben. Obige feine punktirte Zeichnung der Myaciten findet man auf der Schale nicht, Ph. Mur- chisoni hat 6—7 Rippen (die vordern markirter als die hintern), welche durch die schwachfaltigen Anwachsstrei- fen undeutlich knotig werden. Diese Rippen haben eine mässig schiefe Richtung nach hinten. Die Muschel wird kaum so lang als hoch, dabei beträgt die Dicke fast *s der Höhe. Die gegeneinander gekehrten Wirbel und das Phol. fidicula. Mya depressa. 347 ziemlich bedeutende Klaffen ist an den gewöhnlich schlecht erhaltenen Exemplaren schwer deutlich zu: erkennen. So häufig die Muschel vorkommt, so selten findet man gute und unverletzte Exemplare. Mit der decorata im Lias pag. 196 könnte man sie verwechseln, doch hat diese viel schiefer gehende Rippen. Die Musterexemplare von Mur- chisoni treten erst im mittlern braunen Jura auf, und be- sonders häufig im Eisenoolith, wo sie an der ganzen Alp- kette nirgends fehlt. Ph. ovalis Ziet. 65. e verbindet die Murchisoni mit der ambigua. Pholadomya fidicula Sw. tom. VI pag. 86. tab. 225 (Lutraria lirata genannt). Ziet, 65. 2, Goldf. 157. 3 Celongata). : Fast doppelt so lang als hoch, mit’zahlreichen scharfen Rippen, von denen die vordern etwas grösser sind. Die gut ausgebildeten Exemplare zeigen eine ähnli- che Impression als der Myacites jurass. Es kommen übrigens Abänderungen vor, die der Ph. acuticosta des weissen Jura sehr ähnlich werden. Eine kurze schiefrip- pige Pholadomya, der decorata des Lias gleichend, und andere sind bis jetzt noch von keiner Bedeutung gewesen. Es kann. unsere Absicht nicht sein, hier das ganze Heer schwer bestimmbarer Bivalven aufzuführen, die in Mannigfaltigkeit ‚den braunen: Jura bevölkern. Nur eine Hauptleitmuschel, nicht weniger häufig. als Myacites Al- duini, deren Geschlecht aber bis jetzt nicht ermittelt wer- den konnte, dürfen wir nicht übergehen, die: | Mya depressa Sw. 418. Phill. 2. 8. Sanguinolaria lata Goldf. 160. 2. Zieten’s Figur 2 auf tab. 64 würde man nicht: dafür anerkennen, wenn es: nicht der Name sagte. Hätte man Lust, neue. Species zu machen, so würde man leicht deren 4 bis 6 herausfinden, in dem Grade variüirt ihre Form, wie diess auch bei einer so häufigen Muschel zu erwarten ist. Sie ist ziemlich flach, wenig- stens !/; länger als hoch, und erreicht im Durchschnitt noch nicht 2 Zoll Länge. Die Richtung der Wirbel ist 348 Terebratula resupinata, sehr zweideutig, aber grade diese Zweideutigkeit zeichnet sie aus (eher nach hinten als nach vorn). Die Vorderseite der Schlossregion ohne scharfe Kanten, desto schärfer die Kanten an der Schlossregion der Hinterseite. Die Anwachs- ringe werden hier gröber, und hier finden sich auch noch Andeutungen des Bandes. Manche Steinkerne zeigen aus- gezeichnete radiale Streifen. Bringt man die Muschel in ihre natürliche Stellung (Wirbel nach oben, Vorderseite vom Beobachter weggekehrt) , so ist das Hinterende etwas zur Linken gebogen (bei lebenden Telliniten häufig zur. Rechten). Diese Schiefe, die Zweideutigkeit der Wirbel- richtung, die scharfen Kanten der hintern Schlossregion, die Flachheit und innere Streifung der Schale stimmen vollkommen mit Tellina, so dass sie, wenn irgend zu einem lebenden Geschlecht, zu diesem gestellt werden müsste. Im Lias bei Reutlingen kommt sie nicht vor, wohl aber daselbst überall über den blauen Kalken, abge- sehen von den unzähligen andern Pe wo sie in die- ser Region gefunden wird. | Bedeutungsvoll wird der braune Jura hier zuerst wie- der durch die grosse Menge seiner wohlgebildeten Tere- brateln. Um mit den markirtern, wenn auch grade nicht häufigsten Formen zu beginnen, ''nennen wir zuerst: Terebratula resupinata Sw. 150 fig. 3 und 4, L. v. Buch über Terebrateln pag. 136. Unter allen mit carinirter Rückenschale versehenen die ausgezeichnetste. Der Kiel beginnt scharf am. Schnabelloch und setzt unun- terbrochen in’ gleicher ‘Breite und Schärfe bis zur Stirn fort. Dem Kiele entspricht auf’ der Bauchschale eine schmale tiefe Mulde, welche bei manchen Abänderungen schon im Wirbel begient, bei andern erst später, und ‘welche an der Stirn zum Kiele sich emporrichtet. Die Seiten sprin- gen etwas bauchig vor, die Arealkanten an der Schnabel- schale sehr scharf. Nach ihren Dimensionsverhältnissen Terebhratula Pala. 349 variiren sie bedeutend, und man würde diese ganze Sipp- schaft in mehrere Species zu trennen gezwungen sein, wenn nicht alle Mittelstufen sämmtliche vereinigten. 1. Die grösste Form, und mit der Sowerby’schen vollkommen stimmend, fand sich am Nipf: 15 Linien lang, 12t/, Linie breit, 7 Linien hoch; Hals etwas kurz. 2. Eine etwas kleinere Form von Aalen: 13 Linien lang, 10 Linien breit, 61, Linie hoch; Hals sehr lang. / 3. Eine flachmuldige Form von Aalen, deren Kiel nach der Stirn etwas breiter wird: 11 Linien lang, 9%/a Linien breit, 7 Linien hoch; 4, Eine sehr tiefmuldige Form vom Heiligenkreuzberge an der Wutach, 9 Linien lang, knapp 9 Linien breit, 5 Linien hoch. Letzte Varietät kommt erst höher mit Amm. macro- cephalus ver, und bildet dann unmittelbar zur T. impressa den Uebergang. Endlich schliesst sich hier eine andere extreme Form an, die ich nur ein einziges Mal an der Randensteige bei Füzen ebenfalls im Thone des Macroce- phalus gefunden habe: Terebratula Pala v. Buch über Terebrateln tab. 3 fig. 44. Sie zeigt ganz den Typus der vorigen, nur der Kiel wird nach der Stirne breiter, die Mulde flacher, und die beiden Seiten laufen parallel. Die Form übrigens vor- herrschend länglich: 9'/, Linien lang, 6'/, breit, 5'/, hoch. Die glatten Terebrateln sind unter allen des mittlern braunen Jura bei weitem die zahl- und formen- reichsten, allein leider nicht scharf unter einander geschie- den. Das Schnabelloch in der Regel sehr gross, die Schalen sehr aufgetrieben, die zierlichehagrinirte Schalenzeichnung hier von seltener Schönheit zu finden, und selbst schon mit blossem Auge sichtbar. Es sind zarte Wellenlinien, 350 Terebr. perovalis. T. lata. T. omalogastyr..- zwischen denen unendlich viele Punkte stehen. Die mei- sten ordnen sich der Terebratula perovalis Sw. 436. 2 und 3 unter, Von der Bauchseite gesehen runden sich die Anwachs- ringe in schönster Ovalform, dazu kommt noch die eiför- mig aufgeblähte Bauchschale, die viel zur Charakterform beiträgt. So lange sie unter Zollgrösse bleibt, schliesst sich die Stirn wie bei eirer Cincte, wir erhalten dann die Ter. sphaeroidalis Sw. 435. 2. Erst wenn sie grösser wird, bilden sich zwei schwache Falten an der Stirn aus. Doch zeigen sich hiervon mannigfaltige Ausnahmen, und man kann nicht umhin, die Ter. globata Sw. 436. 1 (viel- leicht auch Ter. bullata Sw. 435. 4) für Modificationen derselben Form zu halten, obgleich sich hier die Falten früher ausgebildet haben. Umgekehrt können die Falten auch im Alter ganz ausbleiben, wir erhalten dann Formen wie Ter. ovoides und lata Sw. tab. 100. Ziet. 39.3 (inter- media eine Cretacea), Ter. punctata Sw. 15. 4, wegen der feinen Punkte so genannt, die sie bedecken, die übri- gens auf allen in gleicher Weise vorkommen, und die Sowerby auch überall so schön gezeichnet hat. Ja diese punktirte Struktur ist hier so scharf, dass bei günstiger Verwitterung die Oberfläche wie das Gewebe einer Cerio- pora aussehen kann. Ueberaus variabel sind die Dimen- sionsverhältnisse, längliche, breite und runde Formen kom- men bunt untereinander vor, man mag daher als Varietäten von der eigentlicken Perovalis unterscheiden: 1. T. lata Sw. (intermedia Ziet. 39. 3), mit flacher Bauchschale, länger als breit, und besonders durch ihre Grösse ausgezeichnet, denn Exemplare von mehr als 2 Zoll Länge sind gar nicht selten. Wir meinen hier jedoch nur die Exemplare, welche aus den Eisenoolithen stammen, die andern aus der Kreide schliessen sich an die Cretaceen an v. Buch pag. 118. 2. T. omalogastyr Ziet. 40. 4 (sollte wohl heissen Ter. bullata. Ter. biplicata. 351 homalogaster von öu«Aog eben, Yaorne Bauch, also eben- bäuchig). Eine ziemlich constante Abänderung mit dickem halsförmigem Schnabel, sehr flacher Bauchschale und we- nigstens so breit als lang. Der Stuifen ist der Hauptfund- ort für diese grossen Abänderungen, doch fehlen sie auch andern Punkten nicht. 3. Terebratula bullata v. Buch über Terebratula pag. 107. Ziet. 40. 6. Hier erreicht die Aufschwellung ihr Maximum, sowohl an der Rücken- wie Bauchschale. Die Länge überflügelt bedeutend’ die Breite, namentlich sind die Seiten kaum ausgebreitet. An der Stirn zeigt sich eine entschiedene Hinneigung zur Cinctenform, denn der auf der Rückenschale dem Bauchsinus entsprechende Wulst verflacht sich ganz, und seine Seitenwände, wie- wohl kaum angedeutet, treten fast correspondirend den beiden stärkern Wülsten der Bauchschale gegenüber. Die Muschel wird zuweilen noch grösser als die lata, tritt in grosser Anzahl bankweise, besonders am nordöstlichen Alprande (von Aalen bis zum Nipf, z, B. bei Röttingen nordwestlich Bopfingen) auf. Gehört aber vielleicht aus- schliesslich den Eisenoolithen des obern braunen Jura an. 4. Terebratula biplicata Sw. 90. T. sella Sw. 437. 1 etc. mit 4 deutlichen Falten auf der Bauch- und 3 bis 5 auf der Rückenschale, mit langem schmalem Halse und durch die Falten breit gewordenen Flügeln, wie sie so trefflich in der Schweiz (Egg bei Arau) sich im obern braunen Jura finden, sind in Würtemberg eine Seltenheit. Alle biplicaten Formen bleiben vielmehr nur deutlich gefal- tete Modificationen der perovalis. | Zerschlägt man eine der vorgenannten Formen, so kann man die deutlichen Anzeichen zweier grossen Hörner entdecken, welche in einem Winkel von 45° vom Wirbel der Bauchschale auslaufen, und mit ihren Spitzen bis über die Hälfte der Bauchschale horizontalen Laufes sich fort erstrecken. 352 Ter. emarginata. Ter, Theodori. 5. Terebratula emarginata Sw. tab. 436 die letz- ten beiden Figuren. Eine ausgezeichnete rhomboidale Form, denn die öte Seite, die Stirn, wird ganz schmal. Die Hinneigung zu einer Cincte unverkennbar, doch ist die Bauchschale sehr flach, und die Rückenschale mit deutli- chem Kiele versehen. Die Arealkanten der Schnabelschale schneidend scharf. Sie erreicht selten 1 Zoll Länge. Zie- ten’s fig. 6 tab. 39. (bucculenta) stimmt sehr überein, soll aber aus dem weissen Jura sein, wo sich allerdings ähn- liche Formen wiederholen, welche sich an die T. ornithoce- phala anschliessen. Terebratula Theodori Schlotheim, v. Buch über Terebrateln pagina 74. Zieten 43. 2 (acuticosta). Wenn gut ausgebildet, so ist die Terebratel flach mit langer grader Schlosskante, die zu gleicher Zeit die grösste Breite der Muschel bildet. Drüber liegt eine grosse freie Area, wie bei Delthyris, durch schneidende Kanten vom Rücken getrennt. Das Deltidium ist diskret, es besteht aus zwei vollkommen von einander getrennten Kalkstücken, die in der Mitte durch eine schmale hornige Haut verbun- den sind, welche das Schnabelloch vom Wirbel der Bauch- schale trennt. Diese IHlaut findet sich selten erhalten, dann trennt ein Loch die beiden Deltidienstücke. Ein solcher Bau erinnert an T. pectunculoides, mit der auch die schar- fen Falten so entschiedene Verwandtschaft hervorrufen. Der Anfang dieser Falten im Wirbel der Bauchschale ist tief unter der Basis des Deltidium versteckt (denn hier setzen sich die innern Muskeln an, welche die Schalen öffnen; Wiegmanns Archiv II. pag. 220), sobald die Fal- ten aber darunter hervortreten, gleichen sie schmalen auf- recht stehenden Lamellen, durch tiefe Furchen von einander getrennt, welche im erhaltenen Zustande mit feinen radia- len Streifen bedeckt sind. Der Umriss der Schlosskante ist fast eine Halbellipse, so wenig tritt der Wulst der Bauchschale hervor, etwas deutlicher ist der flache Sinus Terebr. spinosa. 353 der Rückenschale. Die Muschel ist zwar sparsam, aber immer recht ausgezeichnet für die Schichten d. Selbst die verdrücktesten und verkümmertsten Exemplare lassen sich leicht an der Schärfe der Falten, an dem graden Schloss und spitzen Schnabel erkennen. Und grade dadurch wird sie zu einer der wichtigsten Muscheln, weil sie auf diese Weise den trefflicksten Beweis liefern kann, wie weit die Formen einer Species variiren. Denn wir finden bei der grössten Flachheit einiger wieder andere, die den bombirtesten Terebrateln zur Seite gestellt werden können. In dieser Hinsicht ähnlich ausgezeichnet ist: Terebratula spinosa Schl. Petref. 269. Ziet. 44. 1. v. Buch über Terebrat. pag. 78 sehr treffend beschrie- ben. Die kaum Zoll langen und wenigstens ebenso breiten Exemplare zeigen meist eine kugelförmig emporgewölbte Schale, die schnel! von dem tief unter dem gekrümmten Schnabel versteckten Wirbel emporsteigt. Dieser Schna- bel ist mit seiner Spitze so dicht an die Bauchschale an- gewachsen, dass vom Deltidium, ja selbst vom Schnabel- loche nichts zu sehen ist. Nur bei den flachern, meist jagendlichern Exemplaren tritt das Loch deutlich hervor. Eigenthümlich sind die dichetomirenden Falten mit schup- pigen Anwachsstreifen, welche sich auf den Falten häufig zu stumpfen Stacheln erheben. Daher der bezeichnende Name. Was man im braunen Jura T. senticosa nennt, schliesst sich nur der Spinosa an. denn die eigentliche Schlotheim’sche Senticosa kommt erst im weissen Jura vor. Es ist die einzige Terebratel des Jura, welche mit allen ihren Spielarten augenfällig an die Terebratula prisca des Uebergaugsgebirges erinnert; es wäre daher wohl zu erwarten, dass sie wie diese ihre Arme in Spiralform zur Ruhe: legte. Sie würde dann zu einer Abtheilung von Terebrateln gehören, deren Verwandschaft sich in der lebenden Terebratula psittacea wieder findet, die aber bis jetzt noch nicht gehörig von der grossen Masse abgeson- Quenstedt, Flözgebirge. 23 354 Terebr. quadriplicata. Crania. dert werden’ konnte. Den Schluss bildet eine unbestimmte Form: | Terebratula quadriplicata Ziet. 41. 3, eine aus- gezeichnete Pugnacee, der höher folgenden T. varians näher stehend, als irgend einer andern, aber reichlich 1 Zoll lang und noch breiter. Um Verwechslungen zu ver- meiden, haben wir Zietens Namen beibehalten, denn zur T. tetraedra möchten wir sie nicht werfen, und T. lacunosa Schl. Nachträge zur Petrefaktenkunde 20. 6, womit sie vollkommen übereinstimmt, dürfen wir sie nicht nennen, da Schlotheim selbst und nach ihm Leopold v. Buch auf eine Spätere sehr verschiedene Form im weissen Jura die- sen Namen beschränkt haben. Ihre Rippen sind scharf dachförmig, und steht der Wulst nicht scharf hervor, so spielt sie in die concinna hinüber. Jung kann sie mit vielen gefalteten Formen verwechselt werden, und fast alle gefalteten Concinneen und Pugnaceen, die Sowerby aus den Eisenoplithen anführt, kann man in den Eisenooli- then -Schwabens wieder finden, doch sind: sie für die Orientirung nicht von Bedeutung. "Eine petrefaktologische Merkwürdigkeit ist das Vor- kommen von Crania. Spuren davon finden sich ‚an mehreren Orten, die deutlichste stammt jedoch von Rei- chenbach (in einem linken Nebenthale der Fils). Sie hat eine Patellenartige Form, mit rauhen im Scheiteltonvergirenden Radialstreifen. Die 4 grossen im Kreuz stehenden Mus- keleindrücke lassen über das Geschlecht kaum einen Zweifel übrig, so abnorm auch sonst die Form sein mag. Eine Neigung zur viereckigen Form. Sie gleicht daher sehr der Patella subquadrata, Dunk. und Koch. Beiträge zum Nordd. Oolithgeb. 6. 5 (Crania), welche jedoch aus dem Hilsthone am Elligser Brink stammt. Auch (im Hilsthone®) bei Schöppenstadt am Rauthenberge kommt sie in mehre- ren Abäuderungen vor, doch sind die innern Leisten und = Cidariten,., Serpulen. 355 Muskeleindrücke hier etwas 'hndenso AN, bei ‚der Würtem- berger. ‘d..intedoa ®i | » Unter den Eelänedermen nn die, ungemein zahle reichen, Stacheln und: sparsamen ‚Asseln von Cidariten be- sonderer Erwähnung. Es sind die ersten, welche im Jura in Masse auftreten. Vorzugsweise treffen :wir 2: Abände- rungen: mit feingranulirten oder mit spitzdornigen Stacheln, Letztere schreibt Goldfuss: tab. 39. 1‘ einem Cidarites maximus zu. Da sich auch.Stacheln mit beiderlei Zeichnungen finden , ‚so. ‚gehörten sie vielleicht alle dem- selben Thiere an. Die glatten Scheiben um die grosse Warze der Asseln sind quer oval, und der tiefe Punkt auf der Warze sehr deutlich. Andere Eichiniten sind durchaus hier noch grosse Seltenheiten. Auch einzelne Asseln von Asterien, denen in den Eisenerzen ähnlich , kommen noch vor. Pentacriniten sind bedeutungslos, nur ein einziger, vielleicht der Familie der Basaltiformen sich noch anrei- hend, bildet an vielen Orten (Hohenzollern, Neuhausen an der Erms ete.) nicht unbedeutende Bänke. Besonders fällt die Unzahl von schmarozenden Serpeln auf, die fast keine Muschel ungestört gelassen haben. Einzeln und in Haufen bedecken sie grosse und kleine Muscheln, fehlen nirgends und tragen auf diese Weise nicht wenig zur Orientirung bei. Ausserdem liefern sie den schlagendsten Beweis, dass viele Muscheln erst lange auf dem Meeresgrunde zerstreut lagen, ehe 'sie begraben wurden. Denn nicht blos die Aussenseite, “sondern auch die innersten "Theile, wie Muskeleindrücke und Schlossre- gion werden von ihnen bedeckt, was unmöglich zu Lebzei- ten des Thieres geschehen konnte, Man hat indess wohl viel zu viel Species daraus gemacht. Die wurmförmig gekrümmte und einem Darm ähnliche Serpula gordialis findet sich ‚ hier, wie im ganzen Jura; bald nur so dünn wie Zwirn, bald wie starker Bindfaden, sollte man die Extreme wenig- stens für besondere Species halten. könnte man nur irgend- 23 * I 356 | Er ‚Serpulen. oh; wo eine bestimmte 'Greuze ‘ziehen. ihre Länge lässt sich nicht ermitteln, sie scheint bis ins Unbestimmte fortzu- wachsen.::Bestimmter'schon’ist Serpula socialis Goldf. 69. 12, nie dicker als'ein starker Faden, kommt nur bün- delweis vor, und:zwar überall wo Cidaritenstacheln liegen in unglaublicher ‘Menge. Serpula Limax' Goldf. 67. 12 gleicht : einer: kriechenden Schnecke, die schlangenartig gekrümmt an.fremden Körpern sich festgekittet. Zugleich gehört sie zu: der Abtheilung von Serpeln, deren Länge sehr ; beschränkt, und‘ deren Zunahme in die Dicke sehr schnell vor sich geht. Ihre Bauchseite, mit der sie auf- wuchs, breitet sich aus, und der Rücken schliesst in schar- fem Kamme, in: welchen die Anwachsringe eine spitze Richtung nach vorn nehmen. Es kommen Exemplare vor, deren Querdurchmesser an der Mundöffnung über !/,, Zoll ‚beträgt. Serpula grandis Goldf. 67. 11. Selten ist bei dieser Grösse der Anfang zu finden. Man geht zu weit, wenn man aus Serpula conformis Goldf. 67. 13, Serpula plicatilis Goldf. 68. 2, an der die zierlichen Mundsäume periodisch stehen geblieben sind, besondere Species machen will. Sie alle finden sich auf einem und demselben Stücke in verschiedenen Altersstufen vereinigt, und das Lumen der Röhre ist bei allen kreisrund. Selbst die Serpula tricarinata Goldf. 68. 6, die immer klein in so unzähli- ger Anzahl auf Myacites Alduini vorkommt, mit drei schar- fen Kielen auf dem Rücken, hat im Alter zwar eine sehr runzelige Gestalt, ‘doch herrscht daran der Mittelkiel vor, und das Lumen, also der Sitz des Thieres, bleibt vollkom- men derselbe. ‘Wenn schon die festgewachsenen ihre ver- schiedenen Krümmungen gesetzlos bilden, so dürfte man nicht zu weit gehen, selbst die Serpula convolata Goldf. 67. 14 (Vemicularia no- dus Phill. 9.34) für eine unbedeutende Modification der Limax: zu halten, Sie ist wie eine Schnecke spiralförmig gewunden, bald zur Linken, bald zur Rechten. So lange 'Serpulen. \Auloporen. 357 sie eine Unterlage hat, auf welcher sie festwachsen konnte’ bildet sich ein Kamm auf..dem: Rücken; aus, vollkommen wie bei Limax,, das Lumen’ bleibt: rund „. nur ‚ einige Im- pressionen auf der. Aussenseite, des: Kamms - machen :sich anders, weil der Körper: beii, gekrümmter. Lage: andere Falten bilden muss, als.‚bei,'gestreckter. Die Spira ist hoch und kleinnabeligi, :wenn..die Ansatzfläche' nur: wenig Raum darbot,, breit, und. grossnabelig,,;'/wenn..die. ‚Ansatz- fläche ‚breit 'war., Zuletzt: jedoch. streckt sich ' die: Röhre frei hinaus, dann verschwindet der, Kamm, ‚die ‚Röhre :ist aussen. kreisrund..;/wie ‚innen das: Lumen (Serpula. lituifor- mis. Goldf. 67. 15, S, volubilis., Goldf;.69. ;2).. . Dieses: freie Ende bricht beste ab, und: sieht dann wie eine ganz verschiedene Species, aus, zumal, .da .es ‚oft ganz: unge- wöhnlich lang wird. ‚Diese ‚frei. im. ‚verwitterten ‚Gebirge liegende convoluta findet man, bei. weitem. am. 'schönsten von allen erhalten. Selten ist die kleine Serpula quadrilatera Goldf. ‘68. 10, mit scharf 4seitigem Umriss,,; und jede Seite. tief, gefurcht, in. der Jugend ‚spiralförmig gekrümmt, im Alterigrade. Sie'kommt am gewöhnlichsten ‘in ‘den muschelreichen: Lagen (0) mit Monotis echinata, ganz’ .wie in. vankenı der: IRRE Sale ben der Mark vor. Ä N re er En ‚Unter den Korallen (sind keine. sillete NER. als kleine Schmarotzer, welche‘ wie. die: Serpeln die Schalen der iMuscheln: überziehen. - Leicht, zu übersehen und: ahch nicht. ganz: häufig (am, Stuifen)):'ist Ar ‚Aulopora, die.sich, :häufig; dichotomirend , m ein zarter Faden auf Austern ‘ausbreitet, von Aul.: hrktintonik .Goldf.:65..'2, besonders schön und häufig in dem Hilsthone am Rauthienberge vorkommend, nicht wesentlich verschie- den... Schwer von. ähnlichen andern Formationen zu -unter- scheiden, aber überaus häufig ist 'Aulopora compressa (Cellepora) Goldf. 38. 17. Von einem‘ Punkte aus verzweigen sich. die kleinen.runden 358 IV. 23.2. Lagen des‘A. Parkinsonii und macrocephalus. Zellen mit isolirtem Kelehmunde' jede einzelne durch 2 Furchen von .den übrigen’ getrennt? Gewöhnlich bilden sie einen’ vollkommenen Kreis. "Alle hängen aber so eng zu- sammen, dass sie'-einen continuirlichen Raum bedecken, auch (die Diehotomie‘ ist undeutlich.'' In die Dicke wach- sen sie: nie, Sondern sie bilden 'nur eine dünne, aber deut- lich 'bemerkbare Kruste‘, worauf die Kelche sämmtlich von dem gemeinsamen Mittelpunkt weggekehrt sind. Cellepora orbieulata Goldf. 12.9 ’ist von ihr nicht nn und nur‘ rutdeutlich abgebildet. bb: 'Pflanzenreste sind’ 'uhgewöhnlich. Dieotyledonenhälzer kommen: zwar in den blauen Kalken vor, Fucus‘ finden sieh’sogar in Menge auf den’ Absolungsflächen , allein’ von Bedeutung werden "sie nicht." Wir gehen daher, noch ehe wir über die Benennung der ‘untersuchten Schichten Spre- chen, gleich zur Tetztent en — braunen wi über. hedda tim ‚Oi Bor here Per u ‚u15®@ 2) ’Thone mit verkiesten 'Müscheln bu dürunter Ammonites Parkinsonti der wichtigste, dem buwld. die! obern Eisenovlithe mit Ammöonites’ ma- crocephalus:fölgen 5: bilden die Hauptytieder. r s»Erst „nachdem ‘man’ die kalkigeisenschüssigen Lagen _ mit den vielen aber meist verunstalteten Petrefakten ver- lassen ‘hat, verkündigen fette Thone einen neuen Abschnitt. Nur:die grossen Muscheln sind 'mit dem allgemeinen Berg- mittel erfüllt, alles Kleinere ist vollkommen verkiest. Hier also wieder die ersten verkiesten Petrefakten, welehe seit den Amaltheenthonen auftreten. Dieser scharfe ‘Absehnitt hato'uns 'bewogen, mit den Parkinsoniithonen die obere Abtheilung'zu beginnen. ' Uebrigens fehlt schon Belemnites giganteus, ‘die Ostraea' eristagalli und‘ manche andern’Leit- muscheln der 'unternAbtheilung bei manchen gemeinsamen: Kleine Nuculen, Cucullaeen, Faleiferen und Coronaten ziehen besonders die Aufinerksamkeit auf sich, wodurch diese T'hone zu beliebten Fundgruben werden.’ ’Aber nicht Alles’ ist in IV. 2. e. Lagen des A. Parkinsonii und macrocephalus. 359 dem Grade verkiest.. als die Oberfläche der wunden Berg- risse uns beim ersten Anblick glauben macht. Dringen wir tiefer in das unzersetzte Gebirge ein, so gewahren wir einen äusserst dünngeschichteten Leiten, der über und über erfüllt ist mit kleinen weissen Schalenstücken, die aber so zerbrechlich sind, dass man sie kaum vom Unter- gange retten kann. Eine kleine: Posidonie herrscht Millio- nenweis darunter vor, mit ihr gemischt viele. kleine ver- kieste Muscheln . die alle ihre natürliche Schale noch zeigen, bei der Berührung mit Luft aber zerfallen, nur wenige davon, welche einen festen Kieskern haben, werden vom Regen frei gespült gesammelt. Unter den Felsen von Neufen, der Achalm und dem Hohenzollern, und an un- zähligen Zwischenpunkten sind diese Schichten so schön wie am Stuifen blos gelegt. Stellenweis scheiden sich. in dem Thone zwar noch Eisenoolithe aus, allein erst über den Parkinsoniithunen folgen | Die obern Eisenoolithe mit ihrem merkwürdigen Reichthum an Muscheln. So ähnlich diese Eisenoolitke ihrer Gesteinsbeschaffenheit nach denen des mittlern brau- nen Jura sein mögen, so bestimmt sind sie durch ihre organischen Einschlüsse getrennt. Hier erst findet sich, und zwar ‚ausschliesslich, der Repräsentant der Macroce- phalen Ammoniten , hier der erste ausgezeichnete Planulat (A. triplicatus) in unzähliger Menge,- dessen Typus sich bereits eng an die Planulaten des weissen Jura anschliesst, hier die kleine Pugnacee, Terebratula varians, welche in keiner andern Schicht in solcher Vollkommenheit und Masse sich ausbildet. Obgleich diese Macrocephalusschicht in der Regel nicht über 12 bis 18 Fuss mächtig, so ist sie doch vom Rhein bis zum Nördlinger Ries überall in solcher Bestimmtheit wieder zu erkennen, dass sie für die bestimmte Orientirung von der grössten Wichtigkeit ist. Ja‘ nach dem Rheine hin, also am südwestlichen Alprande, wie ‘in vielen Gegenden des Schweizer Jura, ist sie die oberste 360 Ammonites Parkinsonii. Schicht des braunen Jura, so dass wir gezwungen sind, hier abermals einen Einschnitt zu machen. Im Allgemeinen müssen wir bemerken, dass in den Gegenden, wo die Eisenerze des untern braunen Jura stark entwickelt sind, der obere braune Jura mit dem mittlern theilweise so innig verschmilzt, dass es unnatürlich schei- nen könnte, 'beide zu trennen. So ist es namentlich in den Umgebungen des Nipf, bei Röttingen etc. mit den Eisenoolithen der Fall, wo man zwar die Macrocephalus- schicht scharf geschieden sieht, aber mit der des A. Par- kinsonii schon in Verlegenheit, ‘selbst bei Aalen, kommt, weil alles von Belemn. giganteus an bis zum Amm. ma- crocephalus eine continuirliche Eisenoolithmasse bildet. Dennoch wird der aufmerksame Beobachter immer die Reihenfolge wieder finden, wie wir sie hier entwickelt haben. Um jedoch eine genaue Einsicht in ihre Gliederung zu bekommen, ist, es nothwendig, diese obere Abtheilung da zu studiren, wo die Eisenerze bereits zurücktreten, d.h. ‘vom Stuifen bei Wisgoldingen bis über Balingen hinaus. Diess ist der klassische Boden, wo die einzelnen Schichten des obern braunen Jara nicht nur am mächtigsten, sondern auch am schärfsten gesondert auftreten. Bei aller dieser bestimmten Sonderung ist jedoch andererseits nicht zu verkennen, dass eine Menge gemeinsamer Muscheln Schich- ten wieder verbinden, die die Natur durch andere Muscheln scharf :geschieden hat, und wenn es irgendwo Vorsicht erfordert, die Vorkommnisse nicht zu verwechseln, so ist es hier. Sollten wir daher auch hin und wieder bei un- bedeutenden Einzelnheiten nicht immer die richtige Lage- rung erkannt haben, so können wir doch mit so grösserer Sicherheit die Hauptleitmuscheln hervorheben. Ammonites Parkinsonii Sw. 307. Ziet. 16. 7 (nicht gelungen). Die scharfen Rippen auf dem Rücken durch ein 'schmales vertieftes Band von einander getrennt, die Rippen selbst nur theilweis. häufig abwechselnd, dicho- 0 .r Amm. Parkinsonii. 361 tom, .d. h. die eine theilt sich und die nächstfolgende wie- der: nicht. Jedenfalls ist. die‘ Theilung. sehr‘ unbestimmt, bald findet die'Spaltung auf ‚der Vorder- bald: auf der Hinterseite der: Hauptrippe statt. Im Alter verlieren sich die Hauptrippen allmählich, ‚die Schale wird auf der Seite welliy glatt, nur die gespaltenen Rippen ‘in der Rücken- gegend bleiben immer scharf. ‚Sie bekommen dann : theil- weis ‚grosse ‚Aehnlichkeit mit A. angulatus 'pag. 133. Der Seitenlobus bei weitem der grösste unter allen, der zweite Seitenlobus wie bei Planulaten auffallend: klein, hingegen der Nahtlobus' sehr breit und kurz, ist: 4zackig, 2 Zacken über und 2 unter der Naht. Der lange Bauchlobusieihspitzig und ziemlich breit. In die Macrocephalusschicht geht er nicht hinauf, in den. unterliegenden "Thonen; oder;:wenu diese fehlen, in: den Eisenoolithbänken en häufig. unge auch in Rücksicht auf Form sehr variabel. Die verkiesten Exemplare sind am :zierlichsten, sie finden sich jedoch nie über 2 Zoll Grösse‘, ‘gewöhnlich kleiner. Sie sind nur der innere Kern der ‚grossen Indivi- duen, deren weisse oder graue, ebenfalls mit Kies impräg- nirte Schalen: in grosser, Menge in denselben Thonen zer- streut liegen. Man würde diese ‘oft mehrere Linien: dicke Schalenplatten kaum für Bruchstücke von Ammonitenscha- len zu halten«wagen, wenn nicht noch ‘gar oft auf der Innenseite Anzeichen der krausen Querscheidewände, wel- che die Loben bilden, zu finden wären. Mögen auch einige ‚dieser Stücke andern Species angehören, ‘die meisten gehören zum Parkinsonii. ‘Daraus folgt,'dass der Ammonit eine stattliche Grösse erreichte; in den Eisenoolithen: ist es ohnehin: gewöhnlich, Exemplare von mehr als 1 Fuss Durchnesser zu treffen, nur: erhält man: sie äusserst selten ganz. Die Mundöffnung der gewöhnlichsten Species ist in der ‚Nahtgegend breiter als am’ Rücken, die Höhe der Mundöffnung; überflügelt aber die Breite immer um ein Bedeutendes. :: Mit Spitzen und Stacheln ist dieser nirgends 362 Amm. bifurcatus, versehen. »'Das' bestimmte Lagerungsverhältniss ' dieses Ammoniten durch ganz Würtemberg , und die grosse Ueber- einstimmung, welche die Vorkommnisse in England, Frank- reich (Moutiers), im Hildesheim’schen, in Schlesien ete. unter sich und mit diesen zeigen, geben der Vermuthung mehr als Wahrscheinlichkeit , dass wir es hier überall mit ein und demselben Schichtensystem zu thun' haben, was am treffendsten mit dem Namen dieses RE IOER BErReE net wird. | | Breitmüundige Varietät, der Mund breiter als hoch, im Habitus dem des Amm. convolutus gleichend, allein die Rippen unbestimmt abwechselnd dichotom. Die Rippen endigen' am vertieften breiten Rückenbande mit einem kurzen: spitzen Stachel, auf den Seiten, wo die Rippen dichotomiren, ebenfalls ein solcher Stachel. Der Rückenlobus, länger als der Seitenlobus, endigt in zwei . langen schief nach aussen gehenden Spitzen. Die Exem- plare' kommen unverkiest in den Parkinsoniithonen vor, und erhalten in der Regel wenig über !/; Zoll Durchmesser. Zieten’s A. subfurcatus 7. 6 ist wahrscheinlich ein sehr grosses Exemplar desselben, der dann aber nicht aus dem Lias stammen kann. Am Stuifen, Silwang, bei Dettingen, Jungingen etc. Bifurkate Varietät (Zieten’s Amm. bifurcatus 3. 3 gehört zu’diesen, doch ist es noch nicht die Hauptform). Die Rippen werden hier ungemein ‚scharf, doch bleibt die abwechselnde unbestimmte Theilung, auch die scharfe Un- terbrechung sämmtlicher Rippen auf dem Rücken. Dazu kommen noch breite Stacheln im Bifurkations- und am Endigungspunkte der Rippen, wie bei der vorigen Varietät, aber die Stacheln alle viel ungestalteter. Durch die starke Entwickelung der Stachelrippen neigt sich der Umriss zur Sechseckigkeit, wovon jeder Seite ein Lobus entspricht. Diesst gibt der Form eine ‘entschiedene Verwandischaft mit den höher folgenden Ornaten, ja man kann sagen, Hamites. Amm. macrocephalus. 363 ‚der bifurkate Parkinsonii verhält sich zur Normalspeecies, wie ‘der A. ornatus zum Guilelmi. Diese Varietät findet sich gern in Gegenden, wo die Eisenoolithe auf Kosten der Parkinsoniischichten sich entwickeln, er greift daher auch wohl noch etwas tiefer in die Eisenoolithe (6) hinab. Obgleich Schlotheim unter seinem Amm. bifurcatus auch diesem ver- wandte Exemplare mit verstanden hat (ein treffliches Beleg- stück findet sich im Berliner Kabinet), so ist doch neuerlich der Name’ auf Formen übergetragen, die erst im weissen Jura auftreten. » Gross wird er nicht, denn schon Exemplare von 11% Zoll Durchmesser zeigen an dem Ende der Wohn- kammer jederseits ein langes Ohr. | ‘In »dieser "Region unter dem A, Parkinsonii hat Hr. Rominger ‘östlich von Ehningen am Fahrwege nach St. Johann den einzigen mir bekannten | '» Hamiten Würtembergs entdeckt. Die Krümmung einzelner. Bruchstücke macht einen weit geöffneten hyper- bolischen'Bogen. Auf dem Rücken trennt eine tiefe Furche die stark markirten Rippen, welchen die Stacheln fehlen. Im Uebrigen erinnern die Bruchstücke sehr an den 'Bifur- catus. Den gerundeten Bauch, auf welchem die Rippen mit schwacher Biegung nach vorn noch so eben sichtbar sind, nimmt ein auffallend breiter dreispitziger Bauchlobus ein, er ist dem grossen zweiten Seitenlobus sehr gleich an Form und Grösse. Die Röhre nichtgrösser als die’des Bifurcatus. Wir tragen daher bei seinen übrigen Verwandt- schaften kein Bedenken, ihn für ge ee Exemplare desselben zu halten. ii »Ammonites macrocephalus’ Schl. Ziet. tab. 14. 3 und tab. 5. fig. 1, 4 und 7. A. tumidus Rein. 47, A. Hervey Sw. 195 eine groössrippige Varietät. Der hyper- bolisch ‘gekrümmte Rücken , der senkrechte Abfall zur Naht, wodurch ein schmaler aber tiefer Nabel erzeugt wird, die fast gänzliche Involubilität, die ungemein schnelle Zunahme in die Dicke, wodurch er sich einer an der Axe deprimirten 364 ‚Amm. triplicatus. Kugelform nähert, zeichnen ihn aus, Seine bindfadenarti- gen 'dieht gedrängten Rippen spalten sich unbestimmt schon sehr. tief und gehen dann ungestört über den runden Rücken, nirgends auch nur eine Andeutung von stachelartiger Er- höhung 'zu finden. Die grossen Exemplare, von Pfarrer Kunkel zu Wisgoldingen am Stuifen gesammelt, jetzt in der Sammlung des Seminars zu Gmünd, zeigen, dass er Kugelformen von 1 Fuss Durchmesser erreichen kann. Von den, Loben ist der Rückenlobus bei weitem der. ;grösste, die folgenden Seitenloben werden der Reihe nach kleiner, der.Nahtlobus, von dem ein Zacken noch über: die Kante fällt, Eulen breit und kurz. Kr. liegt immer über dem Parkinsonii, besonders häufig in: den Umgebungen von Biumberg, am Wartberge bei Geisingen etc. Mehr nach Tübingen her verschwinden diese Oolithe partiell fast ganz, dann aber liegt er: in den stellvertretenden 'Thonen, und zwar: hin und: 'wieder: in kleinen Exemplaren verkiest. Sein steter Begleiter J»aber ungleich häufiger, ja. der häufigste von allen Aniwoniteh des obern braunen: Jura ist L 137} Ammonites,triplicatus'Sw.: 292. Römer Nordd. Oolith. Geb. pag. 196. Zieten hat ihn nicht abgebildet. Er ist.der erste Repräsentant derjenigen Planulaten, welche von nun an so überwiegend wichtig werden, deren genauer Bestim- mung Sich aber bis jetzt,unbesiegbare Schwierigkeiten entge- genstellen. Eine Spaltung der ziemlich erhabenen Seitenrip- pen. zu drei auf dem Rücken ist im: Allgemeinnn nicht zu verkennen (eher mehr als weniger). ‚Die Mundöffnung entschieden höher als. breit, und.da, sich auch niemals. eine Spur von Zacken auf den Seiten ausbildet, so bleibt. .die Scheibe immer flach. Die grösste Breite der Mundöffnung fällt auch nie auf die Mitte der Seite, wie bei den Orna- ten, sondern hart über die Naht. Diess macht die klein- sten Bruchstücke kenntlich, die ‚in so grosser Menge in Amm, anceps, 365 diesen ‚Schichten zerstreut liegen. Sie sind besonders werthvoll, weil darauf die Loben in grosser Deutlichkeit gefunden werlen. So kraus diese Loben auch sind, so greifen sie bei der Länge der Kammern nirgends in ein- ander. Der Stil des längsten Seitenlobus ist ziemlich schmal, und gegen den grossen langen obersten Nebenarm des Nahtlobus ist der zweite Seitenlobus unbedeutend zu nen- nen, da er noch nicht die Grösse dieses einzigen Neben- arms erreicht. Unter diesen grössten obersten finden sich noch zwei kleine Seitenarme am Nahtlobus, alle drei haben eine schiefe Richtung zur Seite, Etwas kleiner sind die Arme des Nahtlobus auf der Bauchseite, über denen noch 2 kleine Hilfsarme stehen, bis der lange aber ziemlich unsymmetrisch einspitzige Bauchlobus folgt. Wäre das Vorkommen dieses Planulaten nicht so bestimmt, so würde man ihn leicht mit an- dern verwechseln können. Ich möchte gern, dass dieser Name hauptsächlich auf diese Form in der Macrocephalusschicht beschränkt bliebe, obgleich sich nicht läugnen lässt, dass im weissen Jura, wiewohl selten, Formen vorkommen, die an ihn erinnern (ef. A. annulatus colubrinus major Ziet. 9. 3). Schlotheim selbst hat den: triplicatus sehr wohl gekannt, denn seine Sammlung; enthält Exemplare aus den Macrocephalusschichten der verschiedensten Gegenden, er bestimmt ihn aber als A. mütabilis Sw., dem er auch näher steht als. irgend einem, welcher Bestimmung ich daher sonst gefolgt bin, | Ammonites anceps Rein. 61. Ziet. tab. 1. fig. 2 und 3.. Dieser kleine sehr breitmundige verkieste Coronat, mit den langen Dornen auf den schmalen Seiten, von wo aus drei- bis vierfache Rippen über den breiten runden Rücken gehen, gleicht im Allgemeinen vollkommen dem A. coronatus in den blauen Kalken pag..326, und da er immer nur klein vorkommt, so darf man sich darüber nicht bestimmt entscheiden. Er beginnt schon in den Parkinso- ‘ niithonen, wo zuweilen auch grössere verkalkte Bruch- 366 ! Amm.. sublaevis. stücke erscheinen, geht aber noch in die Ornatenschichten hin- ein. Zweierlei entschiedene Varietäten sind bemerkenswerth: 1) Varietät mit ununierbrochenen Rippen in der Rücken- linie; '2) Varietät mit einem deutlichen Kiel, ungefähr wie wir ihn bei A. insignis pag. 272 ausgezeichnet haben. Sprengt man diesen Kiel mit der Schale weg, so entspricht ihm eine markirte Rinne auf dem Steinkern (dubius Ziet. 1.2, ‚ der Schlotheim’sche dubius ist nicht dieser). Vielleicht dass diese Varietäi ausschliesslich erst den Ornatenschichten angehört, wenigstens findet man die trefflichsten Exem- plare davon an der Gammelshauser Erdfalle. Mehrere andere Varietäten übergehen wir. Die periodischen Ein- schnürungen der Mundöffnung sind bei ihm sehr auffallend. -EBochmündige Varietät von Ammonites hec- ticus Rein. (fonticola) cf. Ziet. 10. 11 (lunula), aber noch hoch- und schmalmündiger, jedoch in allen Ueber- sängen deutlich dem wahren hecticus verbunden, die zwar nicht gewöhnlich in den Parkinsonisschichten auftreten, aber doch nicht fehlen. Die hochmündigste und folglich extremste Form wird man von A. Lythensis der Posido- nienschiefer nicht unterscheiden können, so scharf sind die Sicheln in der Rückenhälfte, und so breit biegen sich die Stile in der Mitte nach vorn‘ dass immer eine Andeutung von Seitenfurche vorhanden ist. Wie im Lias, so haben auch hier die Falciferen eine ausnehmend variable Form. Sie kommen meist nur in kleinen verkiesten Exemplaren vor, weil die älteren Theile davon nicht zum Verkiesen geeignet waren. Ammonites sublaevis Sw. 54 nicht so gut stim- mend, als Phill. 6. 22 oder Ziet. 28. 5. L. v. Buch über Ammoniten tab. 4. fig. 7 mit Loben. Zwar habe ich ihn auf würtembergischem Gebiete noch nicht gefunden, doch gibt ihn Zieten vom Stuifen an. In grosser Anzahl und theilweis vortrefflich erhalten ist er mir nur aus der Macro- Amm. discus. 367 cephalenschicht der Umgebungen von Blumberg bekannt. Er gehört zu den seltenen Ammoniten im braunen Jura, an denen die Wohnkammer noch erhalten ist, und diese Wohnkammer nimmt fast den ganzen letzten Umfang ein, daher trifft man nur am äussersten Ende noch Loben, oft nur eine Reihe. Der Nabel ist sehr breit und tief, die Seiten erheben sich zu einer scharfen Kante, auf welcher die kurzen Andeutungen schneidender Rippen wie längliche Kerben erscheinen. Sie verlieren sich mit; einer starken Richtung nach vorn schnell, und kaum bemerkt man Spuren von Querstreifen auf dem kreisrunden Rücken. Seine Mundöffuung ist genau halbmondförmig. Die Loben kurz, hreitgestilt, wenig tief eingeschnitten. Der 1ste Seitenlo- bus liegt noch über der Seitenkante, nach L. v. Buch ein wichtiges Merkmal für Macrocephalen. Ammonites discus Sw. 12. v. Buch. Planches re- marquables. Lethaea 22. 6. Hier in Begleitung des Macro- cephalus findet sich erst jener ausgezeichnete scheiben- förmige Ammonit mit krausen Loben, deren schmale Stile und tiefgezackte Nebenarme den bunt gezeichneten Stein- kernen ein ganz verschiedenes Ansehen, von den im braunen Jurasandstein pag. 307 angeführten geben. Der Rückenlobus ist sehr breit, durch Nebensättel tief zer- schnitten, aber länger als der erste Seitenlobus, dieser ist wie alle folgenden schmal und spitz. Vier Hilfsloben stehen ebenfalls noch in grader Reihe über der Naht, und sämmt- liche Sättel sind so schmalstilig als die Leben. ‘So wenig- stens zeigen sich die Loben auf einem Exemplar aus der Macrocephalusschicht von Birmensdorf bei Baden (Kanton Aargau). Die Würtemberger sind immer sehr zerbrech- lich und verunreinigt. In Aalen habe ich von dem als fleissiger Sammler bekannten Bergmann Holzbauer ein Exemplar erhalten, das gegen 1 Fuss im Durchmesser hat, und das über der Naht ziemlich angeschwollen ist. Indem wir noch andere seltene Formen übergehen, 368 Belemn. canaliculatus. Terebr. varians. erinnern wir daran, dass auch mit den Parkinsonii noch ähnliche Nautili als im mittlern braunen Jura vorkommen. Die gigantischen Belemniten hören auf, dagegen findet sich im obern braunen Jura am ER REN und man- nigfaltigsten der Belemnites canaliculatus Schl. Petrefaktenk. pag. 49. Ziet. tab. 21. fig. 1 und 3. Blainville Belemn. tab. 2. fig. 1 bis 3 (Altdorfiensis , apiciconus, acutus etc.). Im Allgemeinen hat er die Form der Paxillosen, d. h. von der scharfstacheligen Spitze nimmt der Kegel zur Basis. hin allmählig an Breite zu, allein auf einer Seite (nach Voltz die Bauchseite) zeigt sich eine tiefe Furche, welche an der Basis beginnt, und entweder bis zur Spitze oder doch fast dahin reicht. An der Spitze ist die Furche nie so scharf, als an der Basis, sondern sie verflacht sich hier allmählig, wodurch häufig die Scheide bedeutend de- primirt wird, Schon Voltz und v. Buch (Deutscher Jura 62) haben gezeigt, dass von dieser Furche aus ein Spalt bis zur nahe gelegenen Scheitellinie eindringt, dessen Sei- ten glatt und gewöhnlich mit eingedrungenem Schmutz bedeckt sind. Ganz bekommt man diese Belemniten nur durch Nachgraben. Belemnites hastatus noch selten, Unsireitig gehört es zu den bemerkenswertuesten Er- scheinungen, dass seit dem Absterben des Belemnites giganteus kein einziger Belemnit sich mehr im Jura vorfindet, welchem dieser charakteristische Kanal fehlte (sie gehören alle zu den Canaliculaten), während umge- kehrt tiefer als jener giganteus niemals ein Canaliculat gefunden worden ist. Terebratula varians Schl., wie sie Leop. v. Buch über Terebrateln pag. 56 und tab. 1. fig. 19 festgestellt hat. Ziet. 42. 7. Meist nur so gross, wie eine kleine Haselnuss. Die Wirbelgegend der Bauchschale ist flach, sogar in der Mitte etwas vertieft, während der Rücken des Schnabels dem entsprechend einen Kiel trägt. Wie Ostraea costata. 369 der 2- bis 5faltige Wuist an der Stirne. steil und hoch hinaufsteigt, so schneidet der Sinus der Rückenschale tief ein. Daher „der Umfang in der Ansicht der Stirn- seite ein gleichseitiges Dreieck“ v. Buch. Selten eine feinfaltige Varietät, woran der breitere weniger erha- bene Wulst über 8 Falten zählt. Sie kommt zu Millionen in den Macrocephalusschichten vor, besonders in den Um- gebungen von Blumberg, am Stuifen etc., wo die Eisen- oolithe entwickelt sind. Schon in den Parkinsoniischichten ist sie verkiest und etwas breitwulstiger. Wie pag. 349 schon erwähnt, ist Terebr. pala und die flachmuldige (4) resupinata stets in ihrer Begleitung. Andere unwichtige Kormen übergehen wir. | Mag es sein, dass von den Austerbänken des mittlern braunen Jura noch einzelne lokal heraufreichen, Regel ist es nicht. Nur der fein dichotom gestreiften Ostraea costata Sw. 488. 3. Ziet. 45. 2 (Knorri), Lethaea 18. 18 möchte ich in der Parkinsonii- und Ma- crocephalusschicht ihr Hauptlager anweisen, obgleich sie auch tiefer nicht fehlt, und folglich zur Leitmuschel nicht sehr geeignet ist. Konnte die Unterschale sich frei ent- wickeln, so ist sie kugelförmig gewölbt, nach Art der Gryphaeen, auch die Andeutung der Gryphaeenfalte, wo der Muskel lag, fehlt nicht. Nur wenn sie lange festge- wachsen war, verwischt sich der “Gryphaeencharakter scheinbar. ‘Die Oberschale ist flach, die Richtung beider Schalen zur Linken unverkennbar. Mit’ ihr zusammen kommen noch viele andere kleine ungestreifte Schalen von Austerbrut vor. aa yussaı Hier erwähnen wir auch einer kleinen Muschel (viel- leicht richtiger erst in den Ornatenthonen ihr Platz), die in Rücksicht auf Form und schuppig gezahnte Rippen von Ostraea subserrata Goldf. 74. 1 (die aber aus dem weissen Jura von Amberg stammt) nicht getrennt werden darf. Eine Östraea kann es nicht sein, dem widerspricht die Quenstedt, Flötzgebirge. 24 370 ° Trigonia eostata. Cucullaea coneinna, Richtung, denn diese geht wie bei Plicatula pag. 190 zur Rechten, und: mit dieser Ansicht stimmt auch die Art ihrer Faltung überein. Trigonia costata pag. 341 kommt zwar noch in ungemeiner Menge in den Parkinsoniischichten vor, allein auffallend selten. ein. ganzes Exemplar. Es, sind unzählige Bruchstücke, die von denen im mittleren braunen Jura nicht verschieden ‚zu sein scheinen. Das einzige ganze Exemplar, was in diesen Schichten bei Neuhausen an der Erms gefunden worden ist, ist lacher (durch Druck®) und zwischen den concentrischen Rippen und dem knotigen Radialwulst bleibt ein breiter glatter Raum, wie ihn Gold- fuss 137. fig. 3. d so schön gezeichnet hat. Auch an Bruchstücken habe ich dieses Merkmal wiederhelt wahrge- nommen. Es wäre erfreulich, wenn sich dieser Unterschied in der Parkinsonischicht konstant zeigte. In der des Maero- cephalus fällt die bedeutende Grösse der T. costata auf, sie erreicht über 3 Zoll Länge, und zwar bleibt sie im Durchschnitt nicht viel unter 3 Zoll. Exemplare von die- ser: Grösse wird man im mittlern. braunen Jura vergeblich suchen. Auch jener glatte Raum, findet sich, wiewohl nicht so breit. | ..- Cueullaea concinna Phill, ..9., Goldf. 123. 6, sie ist in den Parkinsoniischichten verbreitet, he die Münsteri pag. 192 in den Numismalisschichten. Ihr Habi- tus zwar der der‘, Münsteri,: allein die Ohren sind viel schärfer und, breiter, und die Wirbelspitzen zeigen eine entschiedene ‚Richtung, nach. vorn, was besonders. an der schneidend scharfen Kante sichtbar wird, die sich von: den Wirbelspitzen nach dem. hintern Winkel hinabzieht. Auf der vordern Ohrgegend befinden sich, so langeiidie Ober- fläche der Schale erhalten ist, uk entfernt stehende starkerhabene granulirte Radialstreifen, auf den Seiten sind dieselben viel feiner, hinter der; Hinterkante scheinen sie aber wieder etwas deutlicher zu. werden. Wenn die C. Nucula lacryma, ovalis. 371 Münsteri sich niemals mit Schale fand, so ist doch hier etwas Schale auf dem Kieskerne gewöhnlich, ob ich gleich völlig erhaltene Exemplare ebenfalls nie gesehen habe. Das Bandfeld ist viel schmaler als bei Münsteri. Selten über 3); Zoll. Sie dürfte von C. inaequivalvis Goldf. 122. 12 nicht verschieden sein, wenigstens sind die Exemplare, welche aus dem Lias des Stuifen citirt werden, nicht aus dem Lias (hier ist sie in Würtemberg nie gesehen), son- dern aus dem 'Thone' des Parkinsoni, welche in einer Grube daselbst trefflich aufgeschlossen stehen. Vergleiche Ziet. 56. 3 und 4. Nucula lacryma Sw. 476. 3. Goldf. 125. 10. Koch und Dunker 2. fig. 7 und 8, auch wohl 12 (caudata, cu- neata, musculosa). Sie ist bombirter als die junge clavi- formis, der Schwanz schmäler, der Vergleich mit einer herabfallenden Thräne nicht unpassend. Scheint im ganzen obern braunen Jura vorzukommen, in den Thonen des Par- kinsonii jedoch am häufigsten. Nucula ovalis Goldf. 125. 2 (nicht Zieten 57. 2). Schliesst sich zwar an die Hammeri und variabilis an, allein die Impression ist in der Regel kaum angedeutet (bei Goldfuss viel zu stark), die Vorderseite springt ziem- lich bedeutend vor, die Wirbelgegend viel weniger aufge- bläht, und die ganze Muschel verhältnissmässig viel läng- licher. Sie ist für den ganzen obern braunen Jura sehr ausgezeichnet, findet sich aber sonst nirgends vor, schon im mittlern wird sie niemals gesehen. N. pectinata Ziet. 57. 8 ist ihr Steinkern. Diess sind vorzugsweise die Lagen, von denen wir schon oben pag. 192 erwähnten, dass sie in Hinsicht auf Arcaceen und Nuculen so leicht mit dem mittlern Lias verwechselt werden könnten. Namentlich findet sich auch die Nucula palmae, variabilis und infiexa hier, während die complanata nie hier gesehen wurde. In den Posido- nienletten liegen noch mehrere Species, allein sie sind so 24 * 372 Astarte pumila, depressa. 'Turritella echinata. schwer zu sammeln, dass sie für uns bis jetzt von keiner Bedeutung scheinen. Astarte pumila Röm. 6. 27. Lethaea 20. 13. Wir halten es zur Zeit noch nicht für möglich, die grosse Menge von Astartenformen im Jura richtig zu bestimmen, haben daher auch nur wenige erwähnt. Leitmuscheln dürften sie nur sehr bedingungsweise werden. Diese kleine Astarte, welche im ganzen obern Jura vorkommt, halten wir jedoch für diejenige, welche das Geschlecht der Astar- ten am besten repräsentirt, obgleich die vorhandenen Ab- bildungen nicht" recht mit ihr stimmen. Sie ist länger als hoch, und die Dicke erreicht fast die Höhe. Dabei wird sie selten viel über 4 Linien lang, ihre concentrischen Rippen sind scharf und hoch, und der Rand innerlich sehr zierlich gekerbt. Findet sich nur vereinzelt. Den Gegen- satz davon bildet Astarte depressa &Goldf. 134. 14. Die flachste aller bekannten Astarten, die Rippen stehen nur wie flache Wellen hervor und sind mit feinen concentrischen Anwachs- streifen bedeckt. Sie wird über 1 Zoll lang, verliert aber im Alter sämmtliche Rippen, die nur noch ganz auf der Vorderseite angedeutet bleiben, während die feinen An- wachsstreifen in sich gleich bleibender Stärke die Schale bedecken. Diese grossen Exemplare vermag ich von Astarte striatocostata Goldf. 134. 18 nicht zu unterschei- den. Astarte detrita Goldf. 134. 13 liegt häufig in der Mundöffnung der grossen Amm. Parkinsonü etc. etc. Viele andere Bivalven, namentlich aus den Eisenooli- then des Macrocephalus, übergehen wir. Mehrere stimmen vollkommen überein mit Formen, welche schon tiefer ge- nannt wurden, namentlich: Modiola, Plagiöstoma mit du- plicaten Rippen, Myaciten, Pholadomya Murchisoni etc. - Turritella echinata Lethaea 21. 24. (Cerithium). Die kleine meist noch keinen halben Zoll lange Schnecke hat flache Umgänge, mit 3 Reihen spitzer Stacheln besetzt, Nucleol, scutatus. &aler. depressus. 373 von denen die mittlere viel kleiner ist, als die beiden äussern. Abänderungen davon sollen schon tiefer vorkom- men, Sie zeigt sich übrigens in sehr mannigfaltigen Va- rietäten, die ohne Zeichnung nicht gut verdeutlicht werden können. Mit ihr kommen abermals jene schon pag. 317 genannten Tornatellen vor, die in der Regel sehr klein bleiben. Auch Trochus monilitectus pag. 332 findet sich mit A. Parkinsonii ausgezeichnet. Sonst sind aber die einschaligen Muscheln von geringer Bedeutung, obgleich mit A. macrocephalus mehrere Pleurotomarienähnliche For- men vorkommen. Ein besonderes Gewicht möchte ich auf das wenn ‚gleich nur sehr vereinzelte Vorkommen zweier Echinoder- men legen, die hier zum ersten Male auftreten und so entschiedene Analogien mit Vorkommnissen anderer Ge- genden darbieten. Ich meine nicht die Cidariten, denn diese haben wir schon in den untersten Liasbänken kennen Seiernt, sondern den: 1. Nucleolites scutatus Lmk. Eneycl. method. 157. 5 und 6. Goldf. 43. 6. Phill. tab.?. fige.2 und 3 (Cly- peus clunieularis und orbicularis). Röm. 13. 1 (N. planatus). Man mag diese Species zerspalten, so viel man wolle, der allgemeine Typus bleibt bei allen derselbe, sie. finden sich bei Headington wie im braunen Jura bei Aarau (Egg, Staffelegg) in allen Modificationen in diesen Schichten zuerst vereinigt. Unser Exemplar habe ich bei Aalen im obern Lager des dortigen Eisenceliths gefunden, stimmt zwar nach seinen Umrissen mit keinem der eitirten voll- kommen überein, allein die Hauptkennzeichen desto besser: fast so breit als lang, der After liegt hoch zum Scheitel hinauf in einer Rinne, die nach hinten breiter wird. Die Löcher der Fühlergänge auf der convexen Oberfläche sehr deutlich, der Mund etwas nach vorn in einer flachen Ver- tiefüng der Unterseite. 2. Galerites depressus, den wir im weissen Jura 374 Pentacrinites subteres. näher kennen lernen werden, kommt zum ersten Male in der so reichhaltigen Macrocephalusschieht an der Schwei- zerstrasse bei Füzen (Badisch - Schaffhauser Grenze, Blumberg) vor. Es ist derselbe, welcher in der Schweiz wie in England (Phil. ?. 4) jenen N. scutatus begleitet. Pentacrinites subteres Goldf. 53. 5. Ein ganz neuer Typus unter den Pentacriniten tritt hier in den ’Fho- nen des Parkinsonii zum ersten Male wiewohl sparsam auf, reicht aber noch hoch in den weissen Jura hinauf, selbst in der weissen Kreide von Rügen kommen noch Formen vor, die ihm zur Seite gestellt werden müssen. Leider kennt man nur die Säulenstücke, diese sind rund, oft kaum mit Andeutung von Fünfkantigkeit, nur da, wo sich die Hilfsarme ansetzen, treten nach oben die 5 Kanten sehr deutlich hervor. Die einzelnen Glieder sind alle gleich, ungefähr halb so lang, als der Querdurchmesser der Säule. Die 5 Blätter der Articulationsflächen durch Andeutung von Spalten von einander getrennt und trapezförmig. Ziwei angrenzende Blätter treten nämlich mit ihren fein granu- lirten Aussenrändern so eng aneinander, dass sie in eine Linie zusammen zu schmelzen scheinen, die Articulations- fläche zeigt daher einen Stern von 5 schmalen Linien, während der Aussenrand der Blätter zu einem geschlosse- nen Kreise geworden ist, mit kurzen aber sehr markirten Streifen. Die Hilfsarme sind glatt und kurzgliedrig. Glatte Dentalien, die wir seit den Öpalinusthonen so oft begegnen, auch hier. In den Thonen ist ihre Schale oft noch sehr gut erhalten, die in Glanz und Form sehr anD. entalis des Tertiärgebirges erinnern. Auch die schma- rotzenden Serpeln (S. limax, gordialis etc.) setzen noch fort und bedecken ähnlich die Muscheln, wie im mittlern braunen Jura. Dasselbe gilt von den Ceriporen. Jedoch bieten alle diese Reste wenig Anhaltspunkte dar. Ueber den Eisenoolithen mit A. macrocephalus bilden IV. 2. £. Ornatenthon. 375 £) Die Ornatenthone und Krebsschichten den Schluss. Anfangs findet sich in den Thonen nur sehr wenig. bis man die Bank erreicht, welche von kleinen Ornaten, Falciferen, Planulaten etc. wimmelt, alles verkiest, und durch die Zersetzung oft mit den glänzendsten goldgelben Farben überzogen. In den Thonen liegen viele kleine längliche Kugeln zerstreut, oft enthalten sie einen organi- schen Rest, worunter die kleinen Krebse von besonderem Interesse sind. Die Mächtigkeit dieser Schiehten ist zwar stellenweis sehr unbedeutend, allein der Zustand und die Zierlichkeit der darin gefundenen Petrefakten ausschliess- lich nur auf diese Schichten beschränkt, macht sie nicht nur zu den beliebtesten Fundorten, sondern auch zu einem der schärfsten geognostischen Horizonte. Nicht minder scharf als der Lias mit dem A. Jurensis, endigen hier die Thone des braunen Jura mit dem Ammonites ornatus und vielen andern eben so wichtigen Geschöpfen. Wenn die T'hone stark eutwickelt sind, so können sie 20 bis 40 Fuss Mächtigkeit erreichen, und mit der Mächtigkeit hängt auch die Anzahl der Petrefakten im engsten Zusammenhang. Trefflieh sind diese Schichten in ihrer ganzen Mächtigkeit im Gebiete des Hohenzollern blosgelegt, sie ziehen sich dann an der Reutlinger Alp, wo viele ausgezeichnete Punkte leicht gefunden werden, über Neufen und "Teck hinaus. Oberhalb Boll bleiben sie schon nicht mehr so mächtig, und nehmen bald einen ganz andern Charakter an. Es scheiden sich nämlich eine Menge schwarzer harter Kugeln aus, die das Versteinerungsmaterial zu allen Pe- trefakten liefern und oft schon krystallisirten Schwerspath enthalten. Es ist ein ähnlicher harter mit Kieselbitumen imprägniter Kalkmergel, welcher sich so schön bei Helgo- land, in der Kreide von Folkstone und im Tertiärgebirge von Süldorf (südwestlich Magdeburg) wiederholt. Reisst der Regen die lockern Gehänge auf, so werden die schwarzen 376 IV. 2. £. Ornatenthon. Bruchstücke von Petrefakten zu Tausenden herausgespült, doch erhält man selten etwas Ganzes. Das Gebiet der obern Fils, der Stuifen etc. liefern viele Belege. Der öst- lichste Punkt (abgesehen vom fränkishen Jura am Grünberg nordwestlich Neumarkt), den ich kenne, ist bei Röttingen (nordöstlich Bopfingen), wo nördlich an der Strasse nach Baldern die Eisenoolithe in ihrer ganzen Mächtigkeit ent- wickelt sind, darüber folgt der Macrocephalus schon aus- serhaib der Oolithe, und dieser wird dann von einer wenig . mächtigen Thonschicht bedeckt, die fast ganz aus diesen schwarzen Kugeln, Knauern und Petrefakten besteht. Gleich darauf liegt dann Terebratula impressa, welche nicht mehr in dieses Gebiet gehört. Ganz fehlt dieses schwarze Ver- steinerungsmaterial auch westlicher nicht, z.B. im Linsen- graben bei Neuhausen an der Erms, an der obern Steinlach etc., allein es ist viel untergeordneter, und scheint immer die oberste Schicht zu bilden, denn gleich darüber nehmen die Schichten eine andere Farbe an. Der Abschnitt zwischen braunem und weissem Jura bekundet sich nicht blos durch die organischen Reste, son- dern auch durch die Farbe. So lange wir im braunen Jura sind, ist die Farbe der Thone entschieden dunkler, es herrscht durchgängig jener schwärzliche Ton, welcher den Lias so auszeichnet, woher es auch kommen mag, dass man in den ersten Zeiten selbst diese obersten Lagen noch mit Lias hin und wieder verwechselte. Kaum aber ist der letzte Amm. hecticus (fonticola) gefunden, so wer- den die Lagen entschieden grauer und folglich kalkreicher, es Scheiden sich feste Mergelbänke aus, die tiefer unge- wöhnlich sind, so dass man über die neue Ordnung der Dinge nicht lange im Zweifel bleibt. Einen gänzlichen Mangel an Wirbelthieren haben wir im ganzen obern braunen Jura. Fehlen werden sie freilich nicht ganz, aber sie sind doch bis jetzt nicht gefunden, Die grosse Menge von Krebsen fällt dagegen in den obersten Klytia Mandelslohi. 377 Lagen auf. Graf Mandelsiohe hat sie zuerst am Farren- berge entdeckt, wo sie an einer Bergschlüpfe vorkommen, wodurch die Petrefakten des obersten braunen Jura bis über die Opalinusthone hinabschlüpften, und gleich oberhalb Mössingen gefunden werden können. Jetzt ist der Ort freilich sehr abgelesen, Der westlichste Punkt, wo ich sie kenne, ist Jungingen, von hier aus an der ganzen Alp entlang bis zum Stuifen fehlen sie nirgends. In der Regel ist der ganze Krebs mit eingeschlagenem Schwanze kaum über 3, Zoll lang und verhältnissmässig breit, denn so gross werden die kleinen länglichen Mergelkugeln. Schon aussen kann man diesen Geoden ansehen, ob ein Krebs darin steckt, denn irgend ein Theil des Thieres ist immer sichtbar; schlägt man aber der Länge nach darauf, so schälen sich einzelne Organe desselben heraus. Mögen daher auch die Krebse voliständig sein, darstellen kann man sie wegen der Härte des Gesteins gewiss nur mit srösster Mühe, wenn wir auch die Möglichkeit nicht läug- nen wollen. Herrm. v. Meyer hat die kleine Form Klytia Mandelslohi Neue Gattungen fossil. Krebse tab. 4. fig. 30 genannt (die Figur ist jedoch nicht ganz natur- getreu). Der stets durch Compression verdrückte Cephalo- thorax zeigt eine tiefe Hauptfurche, welche den Kopf von dem Brustschilde trennt. Dieser Kopfschild zeigt oben eine deutliche erhabene Ovallinie und endigt-vorn in einen spitzen Stachel, der Ausschnitt für die Augen ist flach. Auf dem Brustschilde steht nech eine Linie ganz schwach angedeu- tet, sie geht nicht bis zum Unterrande, sondern beginnt erst eine halbe Linie höher in einem ganz kleinen aber markirten und nach oben geöffneten Hufeisen, und geht dann kaum erkennbar stark rückwärts über den Rücken. Die Oberfläche vor dieser Linie ist ziemlich glatt, dahinter stehen aber rauhe Grübchen in dichtgedrängter Zahl, wo- dureh die Linie noch etwas hervorgehoben wird. Der “gliedrige Schwanz ist etwas länger als der Cephalothorax. 378 Ammmenites ornatus. Das erste zunächst am Thorax gelegene Glied nur um ein Weniges kleiner als die folgenden 5, sie sind alle ohne her- vorstechende Erhabenheiten, und endigen seitlich in eine gerundete Schuppe. Das Medianglied des öblättrigen Schwanzes ist parabolisch „ ungegliedert und ohne erhabene Linie, aber jederseits haben die länglich eiförmigen Neben- blätter eine sehr erhabene mittiere Längslinie, gegliedert sind sie aber ebenfalls nicht. Von den Füssen ist das | vordere Scheerenpaar merklich grösser als die folgenden, die Glieder zweikantig und besonders auf den Kanten rauh granulirt. Die über 1, Zoll lange Scheere hat einen ellip- soidisch bombirten Ballen mit einem gradgestreckten nadel- förmig spitzen Index und einem, ähulich geformten beweg- lichen Daumen, ist übrigens nicht tief gespalten. Die übrigen 4 Paar kleinere Küsse zeigen einen den Scheeren- füssen ähnlichen Habitus, dürften mit Ausnahme der unbe- kannten Endglieder unter sich nicht wesentlich verschieden sein. Specifische Unterschiede, die zwischen diesen klei- nen Formen stattfinden, sind vorhanden, aber zur Zeit noch nicht scharf zu ermitteln. Seltener kommen mit dieser kleinen Species Bruch- stücke. vor, die grossen Individuen, aber wahrscheinlich auch ganz andern Geschlechtern angehören; so von Thal- heim im Steinlachthale der comprimirte Ballen einer Krebs- scheere von 10 Linien Höhe, dabei mehrere Glieder eines Schwanzes, deren seitliche Anhängsel nach hinten in einer Spitze endigen. Auch vom Farrenberge kenne ich Sie. Noch merkwürdiger ist ein Schwanz vom Stuifen, der 14gliedrig zu sein scheint, und zwar alle unter sich gleich kurz und glatt. Gelingt es auch nicht, sie auf 7 zu redu- ciren, So dürfte es doch wohl kaum anders sein. Ammonites ornatus Schl. Lethaea 23. fig. 15 und 16. Reinecke fig. 18 bis 23 (Castor und Pollux). Ziet. 11. fig. 3 und 4, tab. 13. fig. 5. Die trefflich verkiesten Exemplare erreichen in der Regel kaum 1 Zoll Durchmesser, Ammon, Jason. 379 allein wie Bruchstücke heweisen, so werden sie unver- hältnissmässig grösser. Sie sind mit welligen Rippen be- deckt, die sich auf den Seiten unbestimmt abwechselnd zu Knoten entwickeln. Von dieser Seitenknotenreihe spal- ten sich die Rippen mehrfach, verschwinden jedoch in den Knoten zu jeder Seite des Rückens. Nur auf den Stein- kernen sind diese Knoten stumpf, auf der Schale sind es lange spitze Stacheln. Die Knoten des Rückens correspon- diren in der Regel nicht genau. Die Knoten machen die Mundöffnung 6seitig. Jeder Seite entspricht ein Lobus, davon der erste Seitenlobus fast deppelt so lang als der ziemlich breite Rückenlobus. Sie sind so wenig involut, dass der Hauptzacken des kurzen Nahtlobus über der Nahtlinie liegt; auffallend klein und verkümmert ist der Bauchlobus, unbedeutender als bei irgend einem Ammoniten. In der Jugend ist eine scharfe Trennung der unter Ornatus be- «griffenen Species nicht gut möglich, im höhern Alter spricht sich dieser Unterschied schärfer aus, allein dann findet man lei- der nur Bruchstücke, und diese Bruchstücke selbst sehrselten: 1. Rundmündige. Ein Bruchstück von mehr als 3/, Zoll Mundbreite hat noch die Form der jungen Exem- plare. Die Rippen sind viel schärfer, die Stacheln aber undeutlich. Das ganze Exemplar müsste bedeutend über 2 Zoll Durchmesser haben. 2. Hochmündige. Ein Bruchstück von 5/4 Zoll Mundhöhe hat zur grössten Mundbreite reichlich %ı Zoll. Die Knoten besonders der Seiten verschwinden, und die Exemplare gleichen vollkommen dem A. Duneani Sw. 197, während man sie in der Jugend wegen ausgebildeten Sta- cheln kaum von den erstern zu trennen wagt. Die andern mannigfaltigen Abänderungen übergehen wir. Ammonites Jason Rein. fig. 16. Sw. 311 (Gu- lielmi). Ziet. tab. 4. fig.6 und tab. 14. fig. 4. Der band- förmige Rücken zu den Seiten mit feinen Zähnen besetzt, in der Mitte des Rückens erhebt sich der Siphonalkiel oft 380 Ammon. bipartitus. kaum sichtbar aus der Fläche hervor, Die jungen Exem- plare zeigen auf den Seiten noch zwei Stachelreihen, eine unmittelbar über dem Nahtrande, die andere unter der "Mitte der Seiten. Die mittlere verschwindet jedoch, wenn sie heranwachsen, bald, später oblitteriren auch die am Rücken, nur die über der Naht bleiben beständig. Von der Stachelreihe über der Naht bis zu der der Seiten sind die Rippen sehr undeutlich, dann spalten sie sich, werden sehr scharf und endigen jegliche an der Rückenkante in einen Zahn, Die Involubilität reicht bis zur Stachelreihe der Seiten. Die Mundöffnung im Mittel doppelt so hoch als die Breite. Die grössten Individuen haben reichlich 21); Zoll Durchmesser, ohne Wohnkammer zu zeigen. Er ist viel seltener als die Ornaten. Ich fand ihn nur bei Pfullingen und an der bekannten Erdfalle von Gammels- hausen (ein wenig unter ornatus), wo ihn die Bauern ausgraben. Hilfs- und Bauchloben sehr klein, und auf grader Linie stehend, wie bei Falciferen. Die Engländer bilden die Wohnkammer mit Ohren ak. Ammonites bipartitus Ziet. 13. 6. Eine sehr häufige Form in den Ornatenthonen. Er dürfte nicht so gross werden, denn man findet ihn gewöhnlich mit der Wohnkammer, Zietens Abbildung (reichlich 5/ı Zoll) ist das grösste Exemplar, das ich kenne. Der Rücken band- förmig, zeigt zu jeder Seite eine Reihe komprimirter Zähne, welche nicht correspondiren. Die Zähne sind sehr breit, weil in jedem zwei schwach erhabene Rippen endigen. Der Siphonalkiel steht deutlich hervor. Auf den Seiten, so weit seine Involubilität geht, eine Furche, in welcher die kaum angedeuteten Rippen stark nach vorn gebogen sind. Die Rippen jedoch oft so schwach, dass er ganz glatt erscheint. Die Zähne des Rückens werden bei man- chen Abänderungen so gross, als bei cristatus, und reichen dann nie bis zur Mundöffnung. Zugleich sind diess die kleinsten, die selten über '/, oll werden. Die Loben Anm. polygonius, refractus, 381 pflegen bei letztern kaum Andeutung von Zacken zu zei- gen. . Die grössern haben die Loben des Jason. Ammonites polygonius Ziet. 15. 6. Gewöhnlich aber bedeutend kleiner. Im: Liasschiefer kommt er nirgends vor, wohl aber als Brut ziemlich häufig in den Ornaten- tkonen. Er gehört zu den wenigen Ammoniten mit aus- gezeichneter Längsstreifung. Im Allgemeinen hat er den Habitus der Macrocephalen, mit tiefem Nabel, aber der Rücken scharf, auf welcher Schärfe die welligen Rippen eine Art Knoten erzeugen. In der Jugend stehen auf den Seiten zwei Knotenreihen: die obere mit kleinern Knoten verlischt später, die untere mit entferntern grössern Knoten bleibt selbst im Alter. Nach der siebenseitigen Mundöfl- nung benannt, die aber nicht immer deutlich ist. Die bei- den Sättel neben dem Bauchlobus sehr hoch, ein Hilfslobus über der Naht. Brut von drei Linien ist auf den Seiten noch glatt. Erdfalle bei Gammelshausen, Eine allgemeine Verwandtschaft mit A. pustulatus Rein. 63 lässt sich nicht verkennen, namentlich in Hinsicht auf die fünf Knotenreihen, ob aber pustulatus die so sehr hervorstechenden Längs- streifen zeigt? In den Ornatenthonen kommt eine hierhin gehörige kleine Species ohne Längsstreifen vor, nur mit drei Knotenreihen, und zwar fehlt die untere. Diese liesse sich vielleicht noch eher mit pustulatus vergleichen. Die Brut aller dieser Formen lässt sich leicht mit der Brut einer merkwürdigen, aber bis jetzt wohl nur bei Gammels- hausen gefundenen Species (abgesehen von der fränkischen) verwechseln, die Reinecke sehr bezeichnend Ammonites refractus Rein. fig.27 bis 30 (Zieten 10. 9) genannt hat. Sehr eigenthümlich ist die zu einem spitzen Knie umgebogene Wohnkammer, welchem Knie gegenüber die gekammerte Schale parabolisch gekrümmt ist. Eine markirte Rückenfurche theilt die unbestimmt diehotomen Rippen. In der Jugend sind es wahre Ammo- niten mit ziemlich langen herabhängenden Loben, die mit 382 tn Amm. convolutus, Brut von Macrocephalen leicht verwechselt werden könn- ten. Kaum hat dieser Ammonit 3 Linien Durchmesser erreicht, so biegt er sich im parabolischen Bogen um, erstreckt sich grade fort, die Loben werden dann sehr kurz, die Sättel doppelt so breit als hoch, wodurch der 2te Seitenlobus schon hart über die Naht zu stehen kommt. Die Kammerreihen, aber nur bis zur Mitte des Parabel- arms, bleiben folglich immer weit unter dem spitzen Knie zurück. Man hat daraus ein besonderes Geschlecht Sca- phites gemacht, doch ist das überflüssig. Sehr häufig begegnen wir Formen, die zwischen Pla- nulaten und Coronaten spielen, und äusserst schwer fest- gestellt werden können. Der markirteste unter diesen ist Ammonites convolutus Schl. Lethaea 23. 9 treff- lich abgebildet, alle andern stimmen nicht so gut. Seine Mundöfinung bleibt bedeutend breiter als hoch, Nabel tief, Rippen wenig scharf und unbestimmt zweispaltig, seine Mundöffnung ist periodisch eingeschnürt (1 bis 4mal auf einem Umgange), und zwar so bestimmt, dass wenigstens in der Jugend diess Kennzeichen keinem fehlt (Ammon. interruptus Ziet. 15. 3 und rotula Ziet. 15. 5, die nie im Lias, sondern nur hier vorkommen). So künstlich und zufällig auch ein solches Merkmal scheinen mag, so be- währt es sich bei den vielen tausend Exemplaren, die man in diesen und höhern Schichten findet. Wenn die Ein- schnürungen sehr häufig werden, so werden die Rippen in gleichem Maase undeutlich. Der breitstielige Rücken- lobus ist wenigstens ebenso lang als der Seitenlobus, der 2te Seitenlobus klein, der grosse Nahtlobus aussen 2 Haupt- zacken, innen drei, Bauchlobus schmal und länger als der Nahtiobus, endigt in einer Spitze, die etwas unsymme-, trisch gebildet ist. Kammerwände stehen weit von einan- der entfernt. In der Regel kaum 1 Zoll Durchmesser, doch kommen Bruchstücke vor, deren Mundöffnung allein so breit ist. Entwickeln sich auf den Seiten Stacheln , wie Amm,-annularis, caprinus. h 383 diess zuweilen geschieht, so geht er in den coronatus über. Diese so ausgezeichnete und gemein verbreitete Form geht in triplicatus über, so bald die Mundöffnung schmaler wird, dann bleiben auch die Einschnürungen nicht so deutlich. Verkieste Exemplare, undzwar von bedeutender Grösse, werden besonders schön mit A. Jason bei Gammels- hausen ausgegraben cf. A, Königü Sw. 263. fig. 1bis3. Bei Zueten’s suleatus 5. 3 ist der Sipho herausgewittert. Ammonites annularis Rein. 57. Uebrigens nir- gends recht gut abgebildet, doch gehören Ziet. fig. 10 tab. 10 und fig. 4 tab. 9 ihm an. Fast gar niechi, involut (entschieden weniger als convolutus), die Rippen aber sehr scharf; die unbestimmte Dichotomie correspondirt sehr häufig nicht auf beiden Seiten. Die Theilung greift sehr tief ein, so dass sie unter den bedeckten Umgängen nock weit hervortritt. Einschnürungen der Mundöffnung mögen zuweilen vorhanden sein, ich habe sie jedoch an den vie- len untersuchten Exemplaren niemals gesehen, : Die Loben sind von denen des convolutus aussen nicht sehr merklich verschieden, aber der Nahtlobus sehr eigenthümlich durch seine grosse Unsymmetrie: nämlich der äussere sichtbare Arm ist sehr kurz. und eiizackig, während der innere verdeckte sehr lang;herabhängt. Wenn die schönen speis- gelben Exemplare (wie alle verkiesten Muscheln im unzersetz- ten Zustande: gefärbt sind) verwittern,-so-werden sie ocker- gelb, häufig aber bleibt noch eine ganz dünne Lage von der Schale darauf sitzen, die in grünlichem Lichte schillert und den Glanz der Muschel nicht nur bedeutend erhöht, sondern auch ins Goldgelbe hinüberspielt. Er ist viel seltener als der eonvolutus. Dieser Ammonit geht dann hinüber in den Ammonites caprinus Schl. Petiref. pag. 74 (A. Braikenridgii Sw. 184), mit comprimirten Seiten, sehr tiefer und bestimmter Rippenspaltung. Eine Abänderung ‚die in Schwaben sehr seiten, aber in Lothringen und England in diesen Lagen häufig vorkommt. 334 Amm, athleta, Lamberti. Ammonites athleta Phill. 6. 19. Eine merkwür- dige Form. In der Jugend von annularis ununterscheidbar. Hat er %ı Zoll Durchmesser erlangt, so erheben sich die Rippen auf den Seiten stark, machen die Mundöffnung viereckig, werden an der Rückenkante mit starken Stacheln bewaffnet, zwischen welchen auf dem breiten platten Rücken je drei (in den Stacheln zusammenlaufende) Rippen liegen. Dann ist er ein ausgezeichneter Armat. Leider sind aber ganze Exemplare äusserst selten, dieses letzte mit Zacken bewaffnete Stück bricht vieimehr los, man findet es ge- trennt von der innern Windung, und hält nun beide für verschiedene Species. Werden sie noch älter, so bildet sich auf der Seite abermals ein zweiter Stachel aus, die Rippen oblitteriren, und wir bekommen Bruchstücke, die von Amm. catena Sw. 420 nicht unterschieden werden. können, und zwar erreichen sie auch dieselbe Grösse. Auffallend genug hat dieser Ammonit auch die Loben des annularis, dessen scharfer Unterschied auf den Nahtlobus sich gründet, der innere verdeckte Arm davon ist viel- zackig und wenigstens doppelt so lang als der äussere sichtbare. Exemplare dieser Art gehören überall in den Ornatenthonen zu den gewöhnlichen, ällein ganze sind grosse Seltenheiten, ob sie gleich im unverritzten Gebirge meist ganz sein mögen. Die vielen vorkommenden Varie- täten ausgezeichneter Armaten übergehen wir; cf. A. per- armatus Sw. 352 und A. biarmatus Ziet. 1. 6. Ammonites Lamberti Sw. 242 fig. 1 bis 3. Ziet. 28. 1 trefflich. Die hohe schmale Mundöffnung der Amal- theen und namentlich auch eine Andeutung von knotigem Kiele auf dem Rücken. Zwischen längern Rippen setzen sich kürzere ein, die jedoch viele Modificationen erleiden. Die Hilfsloben urterhalb des zweiten Seitenlobus sind sehr klein und stehen auf grader Linie, der Nahtlobus senkt sich also gar nicht herab. Amm. flexicostatus Phill. 6. 20 ist ganz derselbe. Sie finden sich besonders gern in den Amm. hecticus. 385 schwarzen Mergelkugeln der obersten Lagen. Zietens A. Leachi 16. 2 schliesst sich an Lamberti eng an. Ammonites hecticus Rein, 37 (fonticola). Lethaea 22. fig. 9 und 10. Ein ausgezeichneter Falcifer, aber eine der 'variabelsten Formen, welche überhaupt vorkommen, und‘wären sie nicht alle durch eine und dieselbe Lager- stätte verbunden und durch die mannigfachsten Uebergänge unter einander verwandt, so würde man versucht werden, 6 bis 8 verschiedene Species daraus zu machen. Zieten hat die Charakterform nicht abgebildet, am besten ist die Bronn’sche Zeichnung. Die Mundöffnung muss fast so hoch als breit sein (häufig sogar breiter). Die Rippen beginnen als ein schiefer nach vorn gerichteter Knoten und spalten sich unterhalb der Mitte unbestimmt in zwei bis drei Sichelrippen. Der schmale Kiel auf dem stumpfen Rücken sehr deutlich. Involubilität gering. Der Rücken- sattel ausserordentlich schmal, der herabhängende 2te Sei- tenlobus auf der Nahtseite etwas ausgebuchtet, so dass er entschieden nach der Unterseite gekrümmt ist, ebenso der erste Hilfslobus, der noch ziemlich bedeutend, der zweite dagegen ganz klein ist. In der ersten Jugend sind die Exemplare ganz glatt (A, laevigatus Rein. 54) und haben dann mit vielen andern Aechnlichkeit. Ausgewach- sene Exemplare findet man nie, es ist immer nur der innere Theil von 1 bis 1!) Zoll Durchmesser. Im unver- letzten Gebirge liegt darum noch ein weiter Abdruck, so dass dieser Ammonit wenigstens !., Fuss Durchmesser erreicht; die Abdrücke des grössern Umfangs erinnern in vieler Hinsicht an Amm. Walcotti pag. 259. Amm. punc- tatus Ziet. 10. 4 ist das Extrem dieser Form durch Dicke der Mundöffnung und grobe ungestaltete Rippen, findet sich selten an der Erdfalle bei Gammelshausen, wo die Normalform so häufig ist. | Knotige Varietät. Die untern Rippentheile ver- wandeln sich zu einzelnen ziemlich spitzen Knoten, darüber Quenstedt, Flözgebirge, 25 \ 386 Amm., hecticus. eine undeutliche Furche, in welcher die Anwachsstreifen eine sehr schmale und lange Biegung nach vorn machen, die Rippen an der obern Seitenhälfte bilden eine geschwungene Sichel. Selten. Canaliculirte Varietät. Die Knoten verschwin- den immer mehr und mehr, und in gleichem Maase wird die Furche tiefer. Zuletzt gleicht die Seitenfurche einer schmalen Rinne, unterhalb welcher der Ammonit ganz glatt ist, während darüber die Sicheln einen ganz symmetrischen Halbmond bilden. Die Mundöffnung bei diesen schon ent- schieden höher als breit. Amm. canaliculatus Lethaea 22. 16 zu vergleichen. Die erste Abänderung mit Rippen unter der Furche in den Parkinsoniischichten, die ohne Rippen in den Ornatenthonen. So weit. die Sicheln gehen, ist dieser involut, Die Lunula-Varietät Rein. 35. Ziet. 10. 8, nur sind die Sicheln etwas zu grob. Die Mundöffnung hier schon ein Gutes höher als breit. Alle Knotung fehlt, die Sicheln stehen zuweilen sehr gedrängt. Die Variet. parallelus Rein, 31 und 32. Von den Seiten gesehen ein ausgezeichneter knotenloser hecticus, allein auf dem Rücken findet sich eine tiefe Rinne, wo- durch er sich zur zweikantigen Form hinneigt, doch hat es Reinecke zu schroff ausgedrückt. Diese Rückenrinne ist nicht Folge von Verwitterung, sondern Folge von Un- regelmässigkeit. Der Rückenlobus ist nämlich in diesem Falle immer aus der Mitte verrückt, seine Medianlinie liegt in einer der Kanten, durch die verschiedene Breite der Rückensättel sind dann die folgenden wieder in ihre Lage gebracht. Die hochmündige Varietät Ziet. 10.11. Obgleich die Seiten hier nun ganz breit, werden, so sind die Loben doch dieselben, wie bei dem Obigen, mit den nothwendi- gen Dimensionsunterschieden. Seine Mundöffnung ist dop- pelt so hoch als »breit, sehr involut, die Spaltung der Denticulate' Ammoniten. 387 Sicheln unbestimmt. Die Individuen dieser Varietät finden sieh viel grösser, oft über 2 Zoll, aber doch nie eine Wohnkammer. Die enge Verwandtschaft mit andern Fal- ciferen kann leicht zu Irrungen führen. In dem Grade schmalmündig, als die in den Parkinsoniischichten, sind sie selten. | | | Die übrigen Nebenformen sind unwichtig. Endlich kommi noch häufig in den Ornatenthonen eine Sippschaft verkiester Ammoniten vor, die sich äusserlich zwar an den Flexuosus anzuschliessen scheinen, aber dennoch we- sentlich davon verschieden sind. ‘Wir wollen sie vorläufig mit Zieten | “ Denticulati nennen. Sie haben häufig eine mehr oder weniger deutliche Seitenfurche und stimmen im Ha- bitus mit A. canaliculatus Lethaea 22. 16 überein, unter der Furche die Rippen vereinzelter, als darüber. Erreichen sie über 11/;, Zoll Durchmesser, wie man sie aber selten antrifft, so entwickeln sich zu beiden Seiten des Rückens vereinzelte. Knoten. Sie sind sehr stark involut und die Mundöffnung wenigstens doppelt so hoch als breit. Ein sägenförmig gezähnter Rücken bezeichnet sie besonders, die Zähne aber feiner als bei A. dentatus im weissen Jura, auch fallen sie mit der Schale ab, daher sind sie auf den ver- kiesten Kernen so selten zu finden, und man kann sie dann leicht mit dem hochmündigen fonticola verwechseln, aber die Loben viel schmalstieliger, dabei fällt der zweite Seitenlobus so hart unter den Rand der Furche, dass noch 4 bis 5 allmählig kleiner: werdende Hilfsloben auf den Sei- ten Platz haben. Es sind diess die Loben der Amaltheen, wofür auch der gezähnte Kiel sprieht. Die Hauptformen hat Zieten davon nicht abgebildet, allein Amm. denti- culatus Ziet. 13. 3 und Amm. calcar Ziet. 13. 7 gehö- ren hierhin. Letzterer hat auf seiner Seite ganz den Habitus des bipartitus, vielleicht ist er nur eine verkrüp- pelte Form desselben. Bis jetzt habe ich ihn nur ein ein- 25* 388 Belemn. semihastatus. Rostellaria semicarinata. ziges Mal beiOeschingen gefunden. Blos in den Ornaten- thonen der höhern Schichten, im Lias kennt man sie nicht. Aptychus pag. 256. Seit dem: Posidonienschiefer treten sie in den Krebsschichten zum ersten Mal wieder auf und finden sich dann höher überall. Der hierher gehö- rige ist jedoch gänzlich von allen bekannten verschieden. Er ist lang und schmal, dem Apt. sanguinolarius in Form gleichend, auch hat er auf‘ der Innenseite dieseibe feine Streifung, allein «er wird 'stellenweis, wenn auch nicht durchgängig, eine Linie dick, besonders am untern Aussen- rande. Die äussere Lage sehr porös, eine grade schneidende Harmonie. Die braunschwarze Färbung der Innenseite führt zu der Vermuthung, dass: sie horniger Natur war. Zwar kommen sie häufig: vor, doch habe ich bis jetzt nur Bruchstücke besonders der Unterseite gefunden. Es sind dieselben, welche: bei Wölflinswyl (Cant. Aargau) nach Herrn Zschokke’s Entdeckung so häufig in: den Ornaten- thonen vorkommen. | Belemnites;semihastatus Blainv. 2. 5. Lethaea 21. 19. Zieten 21. 2 und 22..4. Keulenförmig, wie der clavatus im Lias, aber im Durchschnitt 4 Zoll lang. Die flache breite Furche auf der Bauchseite lässt sich ange- deutet als Depression bis in die Spitze verfolgen. Im Uebrigen ist er nicht wesentlich von canaliculatus verschie- den, der ihn auch in diese obersten braunen Juraschichten hinauf begleitet, während der semihastatus nicht leicht unter den Ornatenschichten gefunden wird, aber wohl in verwandten Formen mit dem hastatus im weissen Jura leicht verwechselt werden kann. Rostellaria semicarinata Goldf. 169. 2. Eine kleine, zuweilen über 7 Linien lange Schnecke, mit bom- birten fein gestreiften Umgängen, die nicht sehr schnell zunehmen, der Rückenstreifen viel breiter als die übrigen. Das wichtigste Merkmal sind zwei Knotenreihen, welche an der Spira von der Basis zur Spitze hinauflaufen, sich Parallelen der braunen Juraform. 389 genau gegenüber liegen, so dass auf jeden Umgang zwei Knoten kommen. Die Knoten sind rund und stehen selbst auf den Kieskernen noch sehr markirt hervor, bleiben aber auf den ersten Umgängen undeutlich. Die gegenüber liegenden ‚Knotenreihen sind ganz etwas Aehnliches als die Wulstreihen bei Ranella. Auch ein Kanal scheint. vorhanden zu sein, ob sich aber der äussere Mundsaum Rostellarienartig ausgebreitet hat, lässt sich nicht bestim- men, obgleich unter der Rückenlinie noch eine zweite Linie sich ausbildet, welche die Naht begrenzt. Es nimmt mich Wunder, dass Goldfuss grade diess unterscheidende Merkmal der Knoten übersehen hat, obgleich alle übrigen Kennzeichen und namentlich auch das Vorkommen bei Gammeishausen dafür spricht. Doch findet sich die Schnecke noch an vielen andern Punkten in den Ornatenschichten, so dass wir sie desshalb für eine wichtige Leitmuschel halten. Mehrere andere kleine Schnecken, selbst auch einzelne sehr grosse übergehen wir. Auffallenderweise kommen ausser Ammoniten hier wenig andere Petrefakten vor. 'Terebrateln sind ganz verschwun- den, hin und wieder sieht man eine kleine undeutliche Auster, auch Nuculen und Arcaceen, aber stets vereinzelt. Pentacrinites subteres setzt fort, auch Serpulen und Celle- poren, ähnlich den tieferliegenden, fehlen nieht. Nirgends aber scheint etwas derartiges von soleher Bedeutung, dass wir länger dabei verweilen dürften. In diese Region und auch schon etwas tiefer gehört die für andere Gegenden so wichtige Gryphaea dilatata, sie soll auch nach L. v. Buch am Randen gefunden worden sein, mir ist es indess noch nicht geglückt, ausgenommen undeutliche Brut, bestimmte Anzeichen derselben irgendwo zu finden. Hiermit schliesst die Betrachtung des braunen Jura. Ueber die Benennun- gen, die man sonst wohl seinen Schichten zu geben pflegt, fassen wir uns kurz, denn wir müssen gestehen, dass es zur Zeit noch nicht ganz gelingen will, scharfe Verglei- 3% Parallelen der braunen Juraform, chungspunkte mit Vorkommnissen anderer Gegenden fest- zustellen. Namentlich fühlt man immer sehr, dass die petrefaktologischen Tabellen nicht gehörig von Fehlern in Rücksicht auf Bestimmung und Vorkommen gereinigt sind. Zunächst haben wir oben schon erwähnt, wie geneigt ' man in vielen Gegenden sei, die mächtigen Opalinus- thone («) noch dem Lias zuzurechnen, und da es aller- dings nicht immer leicht ist, die Thone unter dem Ammo- nites jurensis von denen über demselben zu unterscheiden, so bleibt diess selbst für Geübte bei Vergleichung ver- schiedener Werke ein Punkt der Schwierigkeit. In frühern Zeiten ging man sogar noch weiter: man nannte die Sand- steine (ß) Oberer Liassandstein, und diesem entspre- chend gab man dann dem wirklichen Liassandstein (Lias «) den Beisatz Unterer. Indess hat Graf Münster letztern Fehler schon längst berichtigt. .Man schwankt nur noch, ob man die Opalinusthone zum Lias oder zum Oblith rechnen soll. Unter dem Namen Oolith fasst man dann alle Jurabildungen zusammen, die nicht Lias sind, also den braunen und weissen Jura. Die Folge der Abtheilungen im braunen Jura Englands (also über dem Lias) von unten nach oben ist aber nach- stehende: Conybeare QOutlines etc. Phillips Illustrations etc. Südliches England, Nördliches England. Marly Sandstone Dogger Lower Coal Inferior Oolite Gray Limestone (Cave O0lite) Fullers’ Earth . Great Oolite Upper Coal Bradford Clay Forest Marble Cornbrash Cornbrash Kelloways Rock Oxford Clay | Oxford Clay Parallelen der braunen Juraform, 391 Schon aus der Zusammenstellung leuchtet ein, wie ‘wenig die Glieder im nördlichen und südlichen England sich vereinigen lassen, und wiederum passt keines von beiden mit dem deutschen. Denn nicht blos die Kohlen- formation Nordengiands fehlt uns, sondern es fehlt uns auch der Centralpunkt, der dem Ganzen den Namen gege- ben hat, es fehlt der Great Oolite, eine durch ihr sonderbares Gefüge leicht erkennbare und höchst eigenthümliche Gesteinsmasse. Das Ganze ist aus einer zahllosen Menge regelmässiger, concentrisch schaliger, hirsekorngrosser Kügelchen zusam- ‚ mengebacken, welche man sehr passend mit Fischrogen verglichen hat. Oft enthält das Gestein nichts anderes als diesen sogenannten Rogen, und dann fallen die Körn- chen bei der Verwitterung leicht auseinander; oft ist jedoch auch noch ein kalkiges Bindemittel da, dem sich unzählige Bruchstücke von Muscheln zugesellen. Dann liefert der „Grosse Rogenstein‘* die trefflichsten Bausteine, die man an Strassen und Bergen in hohen Brüchen aufgeschlossen sieht. Er ist vorzüglich die Heimath vieler Echiniden, insonders auch des Nucleolites scutatus. Wo dieser Oolith fehlt, sind die Jurabildungen arm an ganzen Echiniden- formen. Indess nur im fränkisch-schwäbischen Becken fehlt dieses Hauptglied dem braunen Jura. Gleich jenseits des Schwarzwaldes heben sie nördlich Lahr in gedrängter Reihe ihre steil einfallenden Schichtenköpfe über den Löss des Rheinthals empor, südlich Freiburg bilden sie den 2000 Fuss hohen Schönberg, und im südlichen Breisgau zwischen Mühlheim und Kandern hat Professor Fromherz (die Juraformation des Breisgaues. Karlsruhe 1838) ihren ganzen Reichthum an Petrefakten aufgedeckt. Der mit zwei Ruinen gekrönte Wartenberg (südöstlich Basel) schliesst sie weiter an die schweizerischen Oolithe an, welchen das Juragebirge viele seiner malerischen Bergrücken verdankt. 392 Parallelen der braunen Juraform. So werden diese Oolithe, den südenglischen durch Struktur und Petrefakten vollkommen gleich, zu einem wichtigen geognostischen Horizonte, welcher leider dem schwäbi- schen Stufenlande fehlt. Unter diesem so scharf bezeichneten Great Oolith bildet Ammonites Blagdeni pag. 326, welchen Cony- beare Outlines pag. 240 nur im Inferior Oolite in Begleitung mit andern hierher gehörigen Muscheln aufführt, einen zweiten Anhaltspunkt. Unsere blauen Kalke (y) würden demnach schon zum Inferior Oolith zu zählen sein, wie diess bereits Graf Mandelslohe richtig gelehrt hat. Es ist der Gray Limestone (Grauer Kalkstein) von Phillips mit demselben Blagdeni, mit Perna, Cidaritensta- cheln etc. (Wenn Oonybeare A. Herveyi (macrocephalus). Stockesi (amaltheus), Walcotti etc. zugleich mit aufführt, so muss eine solche Vermischung sehr auffallen. In Wür- temberg ist das niemals der Fall!). Liesse sich auch nicht im Einzelnen Beweis führen, so finden wir wenigstens unter jenen Oolithen Belemnites. giganteus, Ostraea cristagalli , pectiniformis. Gehen wir dann tiefer, so stellen sich gern sandige Schichten, rothe Eisenerze und Thone ein, während höher hinauf wenigstens Belem- nites giganteus nicht gefunden wird, sollten auch verküm- merte Exemplare von Ostr. eristagalli und pectiniformis noch nicht ganz fehlen. Wir können daher im Allgemeinen der Ansicht beistimmen, die Thone mit Belemnites gigan- teus, welche y und ö in manchen Gegenden von einander trennen, als Fullersearth, y als Inferior Oolith und ß als Marly Sandstone zu bestimmen. Dann hätten die Opalinusthone & unter den Oolithen keine Stelle mehr, und wir müssten annehmen, dass die Engländer sie noch zum Lias zählen. Ammonites macrocephalus pag. 363 (2) bildet über dem Great Oolith einen weitern Anhaltspunkt.. Cornbrash stimmt am meisten damit, vielleicht ist auch noch Einiges Parallelen der braunen Juraform. 393 vom Kelloway hinzuzuziehen. Die Gesteine bilden gern von gelben Eisenlinsen durchdrungene Kalkmergellagen, die von der Porta westphalica bis zur Schweiz hin überall sicher erkannt werden. Wie freut man sich nicht, wenn wenn man gewohnt der schwäbischen Eintheilung bei Baden (Cant. Aargau) oder auf der Staffelegg (bei Aarau) durch die mächtigen Great Oolithe für einen Augenblick ver- wirrt wird, aber dann unmittelbar darüber die wohlbe- kannte Macrocephalusschicht ausbeuten kann. Freilich liegt dann der weisse Jura so unmittelbar darauf, dass die Or- natenthone fehlen müssen. Schon Leopold v. Buch hat von diesen Ornatenihonen nachgewiesen, dass sie vollkommen mit dem englischen Kelloway übereinstimmen. Amm. fiexicostatus, athleta, Duncani sind die wichtigsten Leitmuscheln. Freilich wer- den dann auch wieder Amm. sublaevis, Gowerianus etc. angegeben, die in Schwaben den Ornatenthonen durchaus fehlen und stets tiefer liegen. Wenn also Cornbrash und Inferior Oolith feste Punkte wären, wenn ferner Belemnites giganteus stets den Hori- zont unter dem Great Oolithe schliesst, so hätten wir nur noch der obern Region des d und den Parkinsoniischichten ihren Platz anzuweisen. Nehmen wir an, dass die engli- sche Oolithregion der schweizerischen und breisgauischen wirklich gieichstehen, so finden wir -an-letztern Orten in der tiefern Abtheilung der Oolithe feste Bänke, die schwer verwittern, als Bausteine viel gesucht sind, und deren Petre- fakten daher nicht leicht zugänglich sind. Höher hinauf ver- wittern die Oolithbänke viel leichter, die Muscheln fallen heraus und werden durch den Regen ausgewaschen. Punkte dieser Art gehören zu den muschelreichsten Gegenden im Sanzen braunen Jura , namentlich auch wegen ihrer treff- lichen Erhaltung. Bei weitem vor Allen herrscht Tere- bratula varians vor, dazu kommen ' Bänke von Ostraea costata, auch Bruchstücke von Serpula quadrilatera liegen 394 IV. 3. Weisser Jura. überall. T'erebratula spinosa und Pecten fibrosus viel spar- samer. Prof. Fromherz hat im Breisgau diese muschel- reichen Lagen Bradfordelay genannt. Nach oben verläugnen auch wirklich diese Schichten ihren oolithischen Charakter, die Bänke werden fahlfarbige Mergelkalke, deren Verwit- terungsprodukt Thonlagern gleich sieht. Es nähern sich insofern auch die Gesteine sehr denen der Region von Pleurotomaria ornata (0), auch bei uns gehört die obere Region von 0 zu den muschelreichsten, nur dass Terebr. varians niemals in ähnlicher Menge erscheint. Es scheint mithin ziemlich sicher zu sein, dass die Schichten unter den Parkinsoniithonen jenen Fromherz’schen Bradford gleichstehen. Andere nehmen die Parkinsoniithone selbst für Bradford, was den Lagerungsverhältnissen nach auch besser stimmt. Da also die Schichten.nicht alle genau zu parallelisiren sind, so haben wir es für passender gehalten, stets die Muschel zu nennen, welche der je in Rede stehenden Schicht eigenthümlich ist. Denn ohne Kenntniss der Muscheln ist keine gründliche Kenntniss der Formation möglich. 3. Der weisse Jura. Jetzt bleibt nicht mehr der Thon die Hauptmasse, sondern weisse reine oder mergelige Kalke übernehmen die Rolle, welche durch ihre bedeutende Mächtigkeit sich zu hervorragenden Gebirgsrändern aufthürmen, und in einer Steilheit auf den braunen Jura absetzen, wie es bei den übrigen Unterabtheilungen nie der Fall war. Im Allge- meinen erscheint die Farbe weiss, und obgleich beige- mengte bituminöse Stoffe stellenweis einen dunkclern Far- benton erzeugen, so kommen sie doch in dieser Hinsicht den dunkeln Thonen des braunen Jura nie gleich, was überall schon einen leicht erkennbaren Abschnitt erzeugt, wenn auch keine Petrefakten diesen Unterschied bestätigten. IV, 8. a. Impressakalke., 395 Auch hier sind die Petrefakten stellenweis so angehäuft, d: 3 viele Punkte zu den reichen Fundgruben gehören, im untern Kalke finden wir sie häufig noch verkiest, in dem mittlern ausschliesslich verkalkt, im obern häufig verkie- selt. Hier finden wir auch jene merkwürdige Dolomite, deren massige Felsen sich über den geschichteten Kalken grossartig erheben. Obgleich man die ganze Mächtigkeit dieses weissen Jura auf 800 bis i000 Fuss anschlagen möchte, so ist es doch nirgends schwerer, sich in den Unterabtheilungen zu orientiren, als hier. Eine lange Uebung, ein sicherer Takt und eine genaue Kenntniss der Steine und Pctrefakten kann hier allein vor Irrthümern bewahren. Zum Glück sind hier nicht die quälenden Na- men und minutiösen Unterabtheilungen, wie im braunen Jura versucht worden, sondern es beschäftigt uns allein die Schwierigkeit der Sache, die Massen in selbstständi- ger Ordnung aufzufassen. a) Der untere weisse Jura. a) Mergel- und Thonkalke der Terebratula imyressa. Unmittelbar über den dunkeln Thonen der Krebsschicht erhebt sich mit steilem Gehänge ein graufarbiger wohlge- schichteter Kalkmergel, welcher mit Fussmächtigen Bänken von Thonkalken regelmässig wechsellagert: Die Thonkalke sind äusserst homogen, von licht rauchgrauer Farbe, zer- fallen aber durch den Einfluss der Atmosphäre leicht zu einem Kalkmergel, der bald nicht mehr ahnen lässt, dass diese lockere knetbare Masse einst feste Schichten bildete. Diese leichte Zersetzbarkeit, besonders unter dem Einfluss des Regens und Frostes, ist der Grund, warum sich an diesen Steilrändern so häufig wunde Stellen, lange Berg- rutschen und Anbrüche bilden, die auf mehrere hundert Fuss hinauf. wie an einer künstlich blosgelegten Bergwand, den einförmigen Schichtenwechsel zeigen. Ist eine solche 396 IV. 9. a. Impressakalke. Wand einmal durch Bergschlüpfen gebildet, wie das in neuern Zeiten öfter stattgefunden hat, so bleibt sie Jahr- hunderte frisch, weil jeder Winter neue Brocken ablösst und zur Tiefe stürtzt. Ein Blick in den amphitheatralischen Hintergrund des Hohenzollern von Hundsruck bis zum Heuberg, und von hier an so vielen Punkten bis zum Hohenstaufen, wird das Gesagte beweisen. Man freut sich schon aus weiter Ferne dieser hoch aufgeschlossenen Schich- tenwände. zählt näher getreten über hundert Schichten- köpfe hinauf, die alle zwischen den weichern Mergellagen scharf hervortreten, eiwa wie die dolomitischen Steinmergel des Keupers zwischen den bunten Schieferletten, nur im Jura in viel gedrängterer Anzahl. Allein man kann sie nicht erklimmen, auch liefern sie trotz der Aufgeschlossen- heit selten Ausbeute, denn die Ornatenthone bedeckt ihr Schutt, und in ihnen selbst liegen die Muscheln nicht reichlich. Jn der untern Region findet sich eine grosse Leere, die gegen den Reichthum in den Örnatenthonen scharf absticht. Erst wenn man ungefähr 100 Fuss höher gestiegen ist, treten uns verwitterte Brauneisenstein- klumpen in Menge entgegen, sie waren alle Schwefelkies, und häufig organische Reste, die aber durch die Verwit- terung sehr entstellt nur von den Geübten erkannt werden. Dieser verwitterte Schwefelkies ist immer die sicherste Anzeige, dass wir in die Petrefaktenregion getreten sind, Terebratula impressa, Nucleolites granulosus, Ammonites alternans, convolutus etc., viele der Petrefakten zwar sehr zerstört treten um so mehr zu Tage, je mehr die Oberfläche zersetzt und durch Regen abgewaschen ist. Alle diese Reste sind nur verkiest zu finden, die Kiesober- fläche ist aber mehr rauh, und nicht von der Schönheit und Eleganz derer in den eben verlassenen Ornatenschich- ten, so dass der Geübte selten in Verlegenheit kommt, beide Funde zu verwechseln. Ich werde beim Sammeln durch die Art der Erhaltung der Muscheln stets an die IV. 3. #. Die wohlgeschichteten Kalkbänke. 397 Vorkommnisse in den Numismalismergeln des Lias erinnert, so dass die letzte und erste Kiesschicht des Jura eine nicht zu verkennende Verwandtschaft im Aussehen zei- gen. Sobald man aber über diese Muschellagen hinweg kommt, verschwindet der Schwefelkies gänzlich, und die sparsam gefundenen Muscheln sind verkalkt. Mit dem Verschwinden des Kieses nimmt auch nach und nach der Thon ab, die Kalke werden reiner, unverwitterbarer, und unversehens, ohne den Punkt immer scharf angeben zu können, treten wir. in £) die wohlgeschichteten Kalkhänke, die ihre grosse Homogenität noch bewahren, lichter gefärbt sind, und bankweise dicht auf einander gepackt eine festere Bergmasse bilden, als die unterliegenden Thonkalke. Sie zerfrieren nie zu knetbarem Mergel, sondern zu eckigen Kalkbrocken, die in langen Schutthalden die thonigen Lagen bedecken und schützen, Sie bilden insofern eine wichtige Oberlage, welcher der Steilrand seine Schärfe verdankt, und die nicht wenig dazu beitragen, die wunden Berg- rutschen wieder zu heilen. Ohne sie würden die Thonkalke bald eine andere Bergform erzeugt haben, denn ihre schnelle Verwitterbarkeit hätte nicht eher eine Grenze gehabt, bis eine bauchig vorspringende Böschung den Bergstürzen einen Damm entgegengestellt hätte. - Dann würde. vielen schwäbischen Punkten der Steilrand, und mithin ihre gross- artigste Zierde fehlen. Denn nicht die Höhe, sondern der Steilrand macht die Alp so ausdrucksvoll. Die Kalke selbst sind noch durchaus homogen, mit mattmuschelichem Bruche, springen leicht bei sicher geführtem Sehlage, liefern ‚aber keinen Baustein, als Strassenmaterial sind sie jedoch viel- fach angewendet. Leider gibt es kein Petrefakt, was sie bestimmt charakterisirte, Planulaten, Amm. flexuosus, Ap- tychus kommen in ihnen, wie in vielen andern höhern Lagen zerstreut vor. Die genaue Beachtung der Lage- 398 Terebr. impressa. rungsfolge muss in den meisten Fällen entscheiden. Nur an einem einzigen Punkte kennt man an der obern Grenze ein Monotislager (am Woasserberge südöstlich Gammels- hausen), das in vieler Hinsicht an die bekannten Salzburger Vorkommnisse erinnert, aber selbst hier lässt sich nicht einmal genau bestimmen, ob wir’ uns nicht schon in dem mittlern weissen Jura befinden. Niemals bildet dieser Kalk Felsenmassen, sondern nur Steilwände, deren Schichten- ordnung selbst unter der Pflanzendecke noch mit Leichtig- keit erkannt werden kann. Sie verdienen vorzugsweise auch desshalb Beachtung, weil sie die reichsten Wasser- adern führen. Alle Flüsse des Neckargebiets mit wenigen Ausnahmen rieseln an ihrem Ursprunge mit ihrer wasser- reichen Hauptquelle aus diesen wohlgeschichteten Kalk- bänken hervor. Denn obgleich sie am äussersten Nord- westrande wesentlichen Antheil an der Hochfläche nehmen, so sind sie doch wenige Stunden südöstlich von diesem Rande bereits so tief unter den mittleren Jura hinabge- sunken und andererseits die Flussthäler so hoch getreten, dass Kalkbänke und Thalsohle zusammenfalien. Im Allgemeinen darf man diese beide Abtheilungen, die zusammen den gesammten untern weissen Jura bilden, auf 500 Fuss schätzen, daran haben jedoch die wohlge- schichteten Kalkbänke den geringern Antheil, übrigens wechselt die Mächtigkeit sehr, auch können die obern Kalke oft tief hinabgehen. | Terebratula impressa Lethaea 18. 12. Ziet. 39. 11. Dreiviertel Zoll lange Exemplare gehören schon zu den grössten. Eine gekielte Rückenschale mit einer sehr schwachen Depression in der Stirngegend, eine flach aus- gemuldete Bauchschale, dabei nur ein wenig länger als breit, der Schnabel zu den Seiten zwei sehr scharfe Arealkanten, die glatte und kräftig gebaute Schale fast immer erhalten, nur immer mit Kies erfüllt, findet sie sich, wenn sie vorhan- den, gewöhnlich in grosser Zahl. Das eigenthümlichste Amm, alternans, eomplanatus. 399 Kennzeichen ist eine schmale Leiste auf der Innenseite der Bauchschale, welche vom Wir- bel fast bis zur Stirnkante verläuft, und die nicht blos auf Steinkernen sichtbar ist, sondern auch auf der erhaltenen Schale durchscheint. Diese Leiste dient zur Anheftung des innern Knochengerüsts. Zwei Muskelein- drücke zu den Seiten der Leiste sind besonders deutlich. Man vergleiche hier Terebr. resupinata pag. 348. Andere Terebrateln sind in diesen Schichten durchaus unge- wöhnlich. | Ammoniten gibt es in mehreren Species, aber die mit impressa vorkommen, sind sämmtlich verkiesst. und klein, und nur einzelne darunter von geognostischer Wich- tigkeit, obgleich nicht immer häufig. Amm. alternans v. Buch. Deutscher Jura pag. 70. Ziet. 15. 7. Verkieste Varietät.. Ein ausgezeichneter Amalthee, mit schmal erhabenem feinknotigem Kiele, un- bestimmt dichotomen Rippen, im Alter wird die Mundöfl- nung viel breiter als in der Jugend. Man darf ihn wohl nicht von den verkalkten im mittlern weissen Jura (Ziet. 7. 3) trennen, wo er am häufigsten und unvariabelsten vorkommt. Sonst pflegt man ihn wohl mit Amm. cordatus ‚Sw. 17. 2 und quadratus Sw. 17. 3 zu vergleichen, doch stehen diese dem Ammon. Lamberti viel näher, als,dem alternans. Amm. complanatus Ziet. 10, 6 (nicht Reinecke). Einer der flachsten Ammoniten, und da zugleich seine Mundöffnung sehr hoch und involut ist, so zeigt er die Form des discus, eine Form, die wir im weissen Jura oft antreffen. Er ist ganz glatt, der Rücken endigt in drei scharfen Linien, nämlich zwei scharfe Rückenkanten und dazwischen die Siphonallinie, wie es Zieten von einem andern tab. 15. 9 (bicarinatus) so trefflich gezeichnet hat, den ich auch hier hinzustellen sehr geneigt sein würde, wenn nur nicht die Schärfe der Sichelrippen sammt Habitus 400 Ammoniten. und Farbe an die Gruppe des A. radıans pag. 272 der Jurensisschicht mahnte. Die grössten verkiessten Exem- plare, welche ich von complanatus kenne, sind 5), Zoll. Auch im weissen Jurakalk kommt er unverkiest bei Füzen vor, besonders zahlreich aber in der Schweiz bei Birmens- dorf und Baden mit Terebr. lacunosa (mittlerer weisser Jura?). Häufig findet sich der verkieste Amm. convolutus pag. 382, aber immer kleiner, als in den Ornatenthonen, und sehr mannigfaltig modificirt. Kleine Falciferenartige Brut liegt in Unzahl zerstreut, darunter eine kleine ziemlich breitmündige Form, die Lethaea 22. 11 als Amm. subra- diatus Sw. bestimmt ist. Formen der Art sind freilich zu klein, als dass sie richtig erkannt werden könnten, doch sieht man grade bei diesen auf dem Rücken die Andeutung eines knotigen Kieles, bei den französischen (Presentvillers) sowohl als bei den schwäbischen. Diess gibt ihnen eine entschiedene Verwandtschaft mit den Denticulaten pag. 387, welche verkalkt im mittlern weissen Jura deutlicher wer- den. Viele andere Formen (z. B. flexuosus) finden sich schon verkiest mit impressa, doch ist ihr Hauptfundort erst in dem mittlern weissen Jura. Die Bruchstücke von cana- liculirten Belemniten gehören ohne Zweifel dem B. hasta- tus an. In den wohlgeschichteten Kalkbänken (#) treten, wenn gleich nicht so häufig als höher, zuerst jene verkalkten Planulaten auf, deren genaue Bestimmung so schwierig ist. Mit den Planulaten die beiden Aptychus (problematicus und solenoides) dem weissen Jura ausschliesslich angehö- rig. Doch findet sich nichts, was diesen Kalkbänken be- sonders eigenthümlich wäre, denn die Ter. impressa ist hier schon längst verschwunden. Kleine verkieste Schnecken kommen mit Inlivres in Unzahl vor, allein da nur die äusserste Windungsspitze Rostellaria bispinosa. Monotiskalke., 401 davon erhalten ist, so sind sie schwer .bestimmbar. Noch am deutlichsten ist in Begleitung der T. impressa Rostellaria bispinosa Phill. 4. 32. Goldf. 170. 1 (bicarinata). Gewöhnlich kaum über 4 Linien lang, aber dann schon an der Basis 2'/, Linie breit, zwei scharfe Kiele auf dem letzten Umgange, von denen einer auf den obern Umgängen verdeckt wird. Am Grunde Andeutung eines Kanals. Den Kielen entsprechen wahrscheinlich fingerförmige Verlängerungen am äussern Mundsaume. Es ist eine sehr häufige Schnecke, aber auch sehr variabel im Verhältniss der Länge zur Breite. Verkalkt in den Kalkbänken trifft man sie selten. Unter den Pelecypoden wüsste ich ausser einigen klei- nen Nuculen, einer Pinna (P. mitis Ziet. 55. 4), verdrück- ten Pholadomyen (Ph. acuminata Ziet. 66. 1) und schlechten aufsitzenden Austern in der Impressaschicht kaum etwas von Bedeutung zu erwähnen. Wohl aber kommt in den Kalkbänken Manches vereinzelte vor. Indess müsste ich Vieles nach nicht selbst gefundenen Exemplaren bestim- men, Vieles auch aus zweifelhaften Schichten anführen, so dass es zweckmässig sein wird, davon in dem mittlern weissen Jura erst zu sprechen. Hier nennen wir nur die merkwürdigen Monotiskalke, welche ganz auf dieselbe Weise Bänke bilden, als die bekannte Monotis salinaria im Salz- burgischen, nur ist die Species nach Art der Halobia äus- serst fein gestreift. Zwischen den dünnen auf einander gepackten Schalen findet sich nicht die Spur von Caement. Die Schalen selbst sind durch Verdrückung uneben ge- krümmt, und es hält bei der Zartheit der Muscheln äus- serst schwer, einen Umriss zu entdecken. Junge Exem- plare zeigen auch eine concentrisch gerunzelte Schale, so dass es uns nicht gelingt, einen Unterschied zwischen Halobia salinaria nachzuweisen. Die Sache ist von geogno- Quenstedt, Wlözgebirge. 26 402 Turbinolia. Asterias jurensis. _ stischem Interesse, denn sie liefert für die Deutung der Alpinischen Kalke einen wichtigen Anhaltspunkt. Turbinolia spec. ind. Eine kleine kegelförmige Koralle, selten über drei Linien, Habitus von Caryophillia eonulus Phill. 2. 1. Aussen scharfe hervorstehende zu- weilen dichotomirende Längsstreifen, die sich innen jede in 2 dünne Lamellen spalten. Der innere Trichter tief, daher die ganze Trichterwand dünn. Diese kleine verkieste Koralle ist die stete Begleiterin der Terebr. impressa, ob- gleich viel sparsamer. Wahrscheinlich hat sie auch Innen einen granulirten Boden. Sie würde sich insofern an die sogenannten Cyathophyllen in der Jurensisschicht anschlies- sen, allein durch die Verkiesung verändert wird die Ver- gleichung unsicher. Auch der tintinabulum der Opalinus- schicht scheint sie verwandt, während eine andere sich an die mactra anschliesst, eben so tellerförmig, aber zierlicher, einzelne der strahlenden Lamellen viel grösser. Die Echinodermen verdienen auch noch ausgezeichnet zu werden. Zunächst setzt der Pentacrinites subteres hier noch fort, besonders häufig finden sich mit T. impressa die dicken späthigen Asseln einer Asterias, die wir mit Asterias jurensis Goldf. 63. 6 vereinigen wollen, aber als var. angulosa unterscheiden können. Es sind dicke Trapezförmige Tafeln von verschiedener Grösse, die gröss- ten 4 bis 5 Linien. Auf der gerundeten stumpfkantigen Aussenseite mit flachen 6seitigen Zellen bedeckt, auf der stumpfen Kante die Zellen am deutlichsten, die übrigen Seiten sind glatt oder rauh granulirt. Uebrigens finden unter den einzelnen bedeutende Verschiedenheiten statt, man würde aber zu weit gehen, wenn man aus allen die- sen besondere Species machen wollte, wie das geschehen ist. Interessant die 6seitige Mittelassel, die Golaf. 63. 6. fund g so gut gezeichnet hat, die mir aber bis jetzt nur ein einzigesmal vorgekommen. Diese Asseln geken durch den ganzen weissen Jura hindurch bis zur Kreide. In der Echinus carinatus. 4103 Impressaschicht sind sie jedoch am häufigsten, sie bilden aber nie ein sternförmiges Individuum, sondern fallen aus einander, doch mögen sie im Gebirge ganz sein, denn ich habe schon auf einem einzigen Punkte über 50 Stücke gefunden, kleine und grosse, darunter gewöhnlich die kleinern verkiest. Zum Schluss noch zwei wichtige Echiniten, die ihr Hauptlager in der Impressaschicht haben. Beide zeichnen sich durch die merkwürdige Eigenschaft aus, dass ihre Fühlergänge von zwei Punkten aus strahlen, allen lebenden Formen entgegen! Zwei nämlich über dem After sind sehr kurz, uhd drei längere über der Mundrinne. Man könnte sie unter dem alten Schlotheim’schen Namen der Paradoxiden zu einer natürlichen Familie vereinigen, denn die Formenunterschiede dieser Paradoxiden sind wieder so mannigfaltig, dass sie Lamark und Goldfuss unter verschiedene Geschlechter gebracht haben. Agassiz hat sie Disaster (Doppelstern) genannt. Echinus carinatus Linn. (Spatangus Goldf. 46. 4). Der herzförmige Umriss und insonders die Furche des Mundfühlergangs stempeln ihn allerdings zu einem Spa- tangus, allein dem kreisrunden Munde, kleiner als der After, fehlt die den Spatangen so eigenthümlich vorsprin- gende Unterlippe. Der Mund liegt vielmehr in einer rings gleichmässig einfallenden Vertiefung (daher Ananchytes Lmk.). Die 4 Eierlöcher, denn das hintere öte dem Af- terfelde entsprechende fehlt nach L. v. Buch immer, liegen bei allen Paradoxen über dem vordern Scheitelpunkt, wo die drei vordern Fühlergänge entspringen, und zwar nicht im Trapez, sondern im Trapezoid, weil das rechte hintere Loch aus der Parallellinie heraus nach hinten gerückt ist. In den Fühlergängen stehen je zwei Poren auf jeder Tafel, sehr dicht neben einander und klein, in den hintern Füh- lergängen undeutlicher als in den vordern. Doch muss ' man lange sammeln, che man in dieser Rücksicht deutliche 26 * 404 Echinites granulosus. Exemplare findet. Besonders charakteristisch ist das hin- tere Paar der Zwischenfelder durch seine grosse Breite, wodurch die Trennung der beiden Scheitelpunkte bedingt ist, namentlich weil die obern Tafeln nicht plötzlich kleiner werden, sondern bis zu dem Scheitelpunkte gleich gross bleiben. Anzahl der Täfelchen über 330. Die Oberfläche sämmtlicher Täfelchen bedecken zweierlei Warzen, zwi- schen grössern Warzen liegen unregelmässig dicht zerstreut sehr kleine. Die ausgezeichnetste Species mit hervortre- tendem Kiel hat Länge: Breite: Höhe — 100: &5: 60, und zwar fällt die grösste Breite auf die vordere Tafel- reihe der hintern Zwischenfelder. Wegen der Herzform eines Kartenblatts hat ihn Lamark Ananchytes cordatus (Encyclopädie methodique 157. 9 und 10 mit deutlich dop- peltem Scheitel) genannt. Sp. capistratus Golf. 46. 5, Sp. ovalis Phill. 4. 23, Disaster propinquus Agassiz und andere sind zu vergleichen. Wir könnten zu diesen noch manche Form fügen, doch sind sie geognostisch nicht wichtig. Echinites granulosus (Nucleolites Goldf. 43, 4). Die längliche ovale Form berührt mit ihrem elliptischen After den hintern .Scheitelpunkt der Fühlergänge. Daher können die obersten Täfelchen des Afterfeldes die After- öffnung nicht schliessen, sondern den Schlussstein bildet ein undurchbohrtes Täfelchen, das man zum Eierapparat rechnen muss. Der rundliche Mund liegt fast auf ebener Fläche, von ihm beginnt der vordere unpare Fühlergang auf dot: Unterseite mit kaum bemerkbarer Furche, die aber auf der Oberseite ganz verschwindet. Die 4 Eierlöcher stehen fast im Quadrat. Legt man die Schale auf den Rücken, und sieht von hinten gegen die flache Unterfläche, so hat die Schale grosse Aehnlichkeit mit einer Terebratel aus der Familie der Cincten. Denn die beiden hintern Fühlergänge erheben sich an der abgestutzten Hinterseite zu hervorstechenden Buckein, zwischen denen sich ein Umriss erzeugt, der leicht mit Terebratula lagenalis ver- Echinites granulosus. 405 wechselt werden könnte. Die Zwischenfelder sind im Verhältniss zu den Fühlergängen sehr breit, besonders das hintere Paar, welches auf der Oberseite die beiden Schei- telpunkte so weit aus einander hält, dass der Zwischen- raum fast die Hälfte der ganzen Schalenlänge beträgt. Es ist diess das Extrem der Paradoxiden. Das flache After- feld etwas niedergedrückt, fällt unter 60° gegen die Unter- fläche, daher die markirte Abstumpfung der Hinterseite. Die Oberfläche der Täfelchen ist verhältnissmässig mit grössern Warzen bedeckt, als bei der vorigen Species, die einzelnen Warzen stehen daher entfernter, und zeigen einen deutlichen Punkt auf dem Scheitel. Es finden sich zweierlei Dimensionsverhältnisse: 1) Länge: Breite: Höhe — 100: 69: 54, 2) Länge: Breite? Höhe = 100: 74: 50. Während die vorige Species noch in den mittlern weissen Jura hinaufgeht, findet sich diese ausschliesslich in der Impressaschicht. Sie ist im Innern wie die Terebratel immer verkiest, und wegen ihrer dünnen Schale sind die Individuen durch Verwitterung stark entstellt und gewöhn- lich verdrückt. Uebrigens ist der Echinit einer der häufig- sten, man kann auf 4 Terebrateln immer einen Echiniten rechnen, aber äusserst selten erhalten, Hat man ihn aber einmal erkannt, so wird er zu der wichtigsten Leitmuschel ‘der Impressathone. Wenn die Ornatenthone, welche den Schluss des braunen Jura machten, wirklich dem Kellowayrock ange- hören, so würden die folgenden Oxfordthone den Mer- gelkalken der Terebratula impressa («) gieichzustellen sein, eine Ansicht, die sich ziemlich allgemeine Geltung gemacht hat. ob wir gleich kaum einen organischen Rest finden, der die Ansicht schlagend beweisen könnte. In wie weit die wohlgeschichteten Kalke (#) mit englischen Lagern übereinstimmen, weiss ich nicht. 406 IV. 3, b. Mittlerer weisser Jura. b. Der mittlere weisse Jura. Als der Mittelpunkt, welcher den untern mit dem obern verbindet, namentlich aber durch den grossen Reichthum seiner eigenthümlichen Petrefakten, macht er das wich- tigste Glied im ganzen weissen Jura aus. Ob: man gleich- wohl in vielen Fällen zwei Abtheilungen unterscheiden kann, so ist es doch oftmals noch schwerer, diese Unter- abtheilung wieder zu erkennen und festzuhalten. Die erste Eigenthümlichkeit dieser mittlern Kalkeiistihre vorherrschende Neigung zur oolithischen Struk- tur, die ich im untern weissen Jura nirgends kenne. Ver- wittern nämlich die Kalke, so scheiden sich eine Menge kleiner Kügelchen von Hirsekorngrösse aus, die vollkom- men mit den Oolithen anderer Gegenden übereinstimmen, nur dass sie in einer Grundmasse sich ausgeschieden haben und nicht gedrängt neben einanderliegen (vom Nipf bis zum Hohnberg südöstlich Tuttlingen). Hat man sich mit diesem Verhältnisse einmal vertraut gemacht. so erkennt man die Körner selbst in vielen der homogensten und fri- schesten Bänke wieder. Die zweite Eigenthümlich- keit ist die Art der Zerklüftung. Obgieich im Allgemeinen den meisten dieser Kalke die Schichtung nicht fehlt, so verschwindet diese jedoch nicht selten gänzlich, so bald sie lange Zeit der Verwitterung ausgesetzt sind. Es entstehen dann jene plumpen überhängenden Felsen- massen, die eine so wesentliche Zierde des Alprandes ausmachen. Die Felsen seibst erscheinen wie eine Breccie, welche aus lauter eckigen, mehrere Zoll grossen Bruch- stücken zusammengefügt ist, und würde man nicht so viel hundertmal davon überzeugt, dass diese merkwürdige Struktur nur Folge der mannigfaltigsten Sprünge in anste- henden Felsen sei, so würde man sie für ein aus eckigen Bruchstücken am Rande der Alp zusammengebackenes Gestein halten. Als solches Gebilde wird sie auch häufig IV. 3. y. Spongitenkalke mit Ter. lacunosa, 407 aufgeführt, besonders wenn diese Blöcke von der Höhe herabgestürtzt, sich am Fusse der Alp zwischen Stein- halden gelagert haben. Trotz dieser Sprünge gehören diese Massen zu den festesten, sie erinnern uns an er- graute Burgruinen, deren wie künstlich in einanderge- fügte Bruchstücke Jahrhunderte der Verwitterung trotzen. Es kommen in den Schutthalden der Alp auch wirklich secundär erzeugte Breccien vor, diese lernt man aber bald vom anstehenden Fels unterscheiden. y) Die Region der Terebratula lacunosa mit den Massen von. Spon- gitenkalken. Vergebens "sucht man diese Leitmuschel im untern weissen Jura. Erst wenn man auf die Platte der wohl- geschichteten Kalke gekommen ist, wo abermals Berge emporsteigen, um die Gehänge der Hochthäler zu bilden, entdeckt man sie bald. Anfangs stellt sich ein System blaugrauer Mergelkalke ein, die in vieler Hinsicht den Impressamergeln («) gleichen, nur sind alle Bänke gleich hart, ihre Schichtung nicht in gleichem Maase deut- lich ausgesprochen, auch zerklüften sie sich mehr, und selten findet man etwas anders als Planulaten, canalikulirte Belemniten und Ammonites inflatus darin. Unerwartet scheiden sich festere Bänke aus, die oft nur grosse Nester bilden, oft aber auch in mächtigen Felsenschichten fort- streichen. Sie wimmeln von Terebratula lacunosa, bipli- cata etc. und den mannigfaltig gestalteten Spongiten. Zu gleicher Zeit sind sie auch der Sammelplatz der zierlich- sten und eigenthümlichsten Thierreste, welche der weisse Jura aufzuweisen hat. Durch Verwitterung fallen alle diese Reste heraus, und namentlich erzeugt die Unzahl . von Spongitenbruchstücken einen rauhen scharfeckigen Grus, der überall auffällt. Obgleich an vielen Stellen diese Spongitenkalke (namentlich in dem südwestlichen Theile der Alp) zu vielen hundert Fuss mächtigen Felsen- 408 ‚ IV. 3. d. Regelmässig geschichtete Kalkbänke. ‚massen anschwellen, so sind sie an andern Punkten durch- aus nur jenen blaugrauen Mergelkalken untergeordnet, und so leicht es ist, dieses ganze mittlere Gebiet des weissen Jura von allen andern zu unterscheiden, so schwer sind die bestimmten Unterabtheilungen in demselben aufzuwei- sen. Die Spongitenfelsen selbst bestehen auf frischer La- gerstätte aus krummschaligen Schichten, zwischen welchen weichere Mergelthonlager liegen, die sich häufig unbestimmt auskeilen. Selten bestehen daher die dickeren Bänke aus einem Guss, sondern härtere und weichere Schweife wech- seln häufig mit einander ab. und diess begünstigt ihre Verwitterung, wodurch eine grosse Zahl von Petrefakten befreit wird. Ja es treten mächtige Abtheilungen in die- sem Gebiete auf, worin alle festern Theile organische Reste sind, welche den Kalkschlamm gewissermassen absorbirt haben, während alle andern Punkte, die nichts Organisches enthalten, nur weichen Mergel zeigen. Nicht grade die Spongitenbänke, sondern mehr die mergeligkal- kigen Zwischenlager zeigen gewöhnlich jene oolithische Struktur, die wir oben erwähnt haben. | Können wir nun gleichwohl nicht immer die Grenze angeben, wo die T. lacunosa aufhört, ja kommen selbst wirklick Punkte vor, wo die beschriebenen Schichten selbst bis zur obern Abtheilung hinaufreichen (Hohnauer Steige etc.), so können und müssen wir jedoch andern Orts in diesem mittlern weissen Jura eine zweite Abtheilung unter- scheiden, die abermals ö) gleichartige regelmässig geschichtete Kalkbanke sind, Terebratula lacunosa erscheint darin nicht mehr, . und sie kommt auch höher nur sparsam und etwas verän- dert wieder vor. Spongiten fehlen auch, treten aber später, wiewohl in andern Species, in dem obern weissen Jura wieder auf. Bis jetzt habe ich in diesen Lagen den Be- lemnites hastatus am häufigsten gefunden. Wahrscheinlich = IV. 3. ö. Regelmässig geschichtete Kalkbänke. 409 x treten auch hier schon Apiocriniten auf, die ersten, welche sich im schwäbischen Jura finden. Schlagende Unter- scheidungsmerkmale kenne ich jedoch nicht. Man kommt oft in Verlegenheit, diese Schichten mit den frühern (P) zu verwechseln, indess zeigen auch sie häufig eine Neigung zur oolithischen Struktur, was bei den untern nie vorkommt Dass die 2 Abtheilungen im mittlern weissen Jura wirklich vorhanden sind ‚„ davon kann man sich an den meisten Steigen überzeugen, welche im Hintergrunde der 'Thäler auf die Höhe führen. Die Steigen auf dem Vorderrande sind dazu nicht geeignet, weil diese gewöhnlich nur die obersten Lagen der untern Abtheilung (#) noch zeigen. Erst im Hintergrunde der Thäler, wo die wohlgeschichte- ten Kalke (P) bereits in oder doch nahe der 'Thalsohle liegen, durehschneidet man mit der Steige den ganzen mittlern weissen Jura. Nehmen wir z. B. die neue Steige über Weissenstein, so finden wir im Orte noch Terebra- tula impressa. Jenseits des Orts, wo die Strasse aus dem Thale ansteigt, weichen schnell die Thonlagen zurück, die wohlgeschichteten Kalke liegen in gedrängten Schichten über einander, ‘namentlich wo die starke Quelle in der Schlucht hervorrauscht, die der Müller sorgfältig sammelt. Hier ist die Gränze des untern weissen Jura. Darüber folgen dann bald die graudunkeln Kalkmergel des mittlern weissen Jura; durch die Verwitterung bereits nach allen Richtungen zerrissen bilden sie eine unsichere Wand, obgleich erst‘ neuerlich die Strasse durchbrochen wurde. Nachdem man mehr als 100 Fuss hoch darin fort- gewandelt, Planulaten, aber schlecht erhalten, Aptychus und Amm. inflatus gefunden hat, tritt uns eine ungefähr 6 Fuss mächtige Spongitenbank entgegen mit T. lacunosa und einem unerschöpflichen Reichthum anderer Muschel- formen erfüllt. Sie wiederholt sich nach oben nicht wieder, sondern über ihr werden die graudunkeln Kalkmergel immer‘härter und härter und deutlich oolithisch. 410 Schwammkorallen. ‚Endlich werden es feste Kalke, gutgeschichtet,, aber noch blau und sichere Anzeichen von Oolithenkörnern. Hier möchte ich die Abtheilung (8) beginnen, der Reich- thum an Bel. hastatus fällt darin auf. Die Schichtung bleibt am ganzen Wege hinauf, allein die blaue Farbe macht immer mehr und mehr der gelben Platz, und in gleichem Maase werden die Lagen immer brauchbarer zu Baustei- nen, die denn auch oben zu diesem Behufe gewonnen wergen. Die Muscheln liegen in letztern sehr zerkleint und zerstückelt. wie es in Oolithen so gewöhnlich ist. Erst auf der Hochplatte angelangt, tritt ein ganz anderes Gestein ein. Dolomite, zuckerigkörnige und marmorartige Kalke lagern sich in unförmigen Felsen ab, und bezeichnen überall die sicherste Grenzmarke,. dass. wir die mittlere Abtheilung verlassen und bereits in die obere Region des weissen Jura getreten sind. Wie hier, so ist es am Nipf, so ist es an der Ulmer Steige hinter Urach, so bei Sal- mendingen, Tuttlingen etc. etc. Die Schwammkorallen (Spongites Auct.) gehören unstreitig in Hinsicht auf Formenreichthum und Anzahl zu den interessantesten Versteinerungen des mittlern weissen Jura. Es ist sehr hervorzuheben, dass sie dem untern (a) gänzlich fehlen, und: auch im obern (c) sind sie bei weitem sparsamer. Sie bilden grossartige Korallenfelsen, die schon längst die volle Aufmerksamkeit der Geognosten auf sick gezogen haben. Merkwürdigerweise kommen hier mit ihnen noch keine Sternkorallen vor, die andern Orts die Korallenfelsen zu bilden pflegen. So viel Species und Geschlechter auch aus diesen Schwämmen gemacht sein mögen, und so viel Verdienste sich Goldfuss und Graf Münster um ihre Sonderung bereits erworben haben, so ist doch für zukünftige Forschungen noch ein grosses Feld geblieben. Denn es gibt nur wenig versteinerte Reste, die sich so hartnäckig einer genauen Erkennung widersetzen, als diese. Daher darf man auch Spongites reticulatus. 41 nur mit grosser Vorsicht die Species trennen, und muss vorläufig noch darauf verzichten, Alles wieder erkennen zu wollen. Die wichtigsten sind folgende: Spongites reticulatus Goldf. 4. 1 (Scyphia Be- cherschwamm), die Abbildungen sind ideale Entwürfe. Er ist der Repräsentant einer grossen Familie, deren wesent- liche Kennzeichen in den netzförmigen Maschen bestehen, welche sich aussen vom Stil bis zum Tellerrande erstrecken. Die Maschen, zuweilen über 2 Linien lang, stehen im Quineunx, und sind daher unbestimmt 6eckig. Jeder Masche entspricht ein Loch, das quer durch die Schwamm- fläche hindurch zur Innenseite geht. Die Form dieses Loches ist jedoch in verschiedenen Tiefen verschieden. So lange die Aussenseite nichts verloren hat, ist die Mündung eckig länglich, die Gräuzwand der Löcher unter sich am dünnsten (Goldf. 4. 1). Verwittert jedoch etwas von der Oberfläche, so werden die Grenzwände breiter, die Löcher verlieren ihre Ecken, werden kleiner und elliptisch (Scyphia polyommata Goldf. 2. 16). Dringt endlich die Verwitterung noch weiter ein, so werden die Löcher noch kleiner, aber kreisrund, und da die Zahl der Löcher immer dieselbe ist, die Wände sehr diek. Diess ist Sceyphia pertusa Goldf. 2. 8 (wahrscheinlich auch Manon cribrosum Goldf. 1. 10, die kaum dem Uebergangsgebirge angehören dürfte). Ob Scyphia fenestrata Goldf. 2. 15 wesentlich davon verschie- den ist? Besonders zeigen sich diese runden Löcher von der Innenseite vieler verwitterter Exemplare sehr deutlich. Wenn man vorerwähnte Erscheinungen schon bei den verkalkten Individuen deutlich verfolgen kann, so werden sie noch deutlicher bei den verkieselten im obern weissen Jura (Sirchingen, Nattheim, Blaubeuren etc.). Hier kön- nen leicht wieder andere Missgriffe entstehen. Durch Ver- witterung treten nämlich die feinen Schwammfäden bald mehr bald weniger scharf und zackig heraus. So ist z.B. 412 Spongites reticulatus. Scyphia Neesii Goldf. 34. 2 nur eine polyommata aus den Kiesellagen von Streitberg. Am schwierigsten ist die dem Lichte zugekehrte Innen- seite, der Teller und Becher, zu ermitteln, die mit einer Substanz überzogen war, welche am leichtesten zerstört wurde. Die tellerförmigen Abänderungen sind jedoch noch mit einem ziemlich starken verwirrt faserigen Gewebe be- deckt, das auf der Oberfläche flache im Quincunx gestellte Gruben zeigt, die je nach der Grösse des Tellers !/, bis s/, Zoll im Durchmesser erreichen können, eine Zeichnung, die vollkommen mit Manon impressum Goldf. 34. 10 über- einstimmt! Die Elementarfaser des Schwamms scheint im Innern dicker und verwirrter, an der Oberfläche der Licht- seite von tellerförmigen Abänderungen sind die Fäden sehr fein und schneiden sich häufig unter rechten Winkeln (siehe Manon impressum Goldf. 34. 10. c). Wir wollen mit diesen allgemeinen Bemerkungen nicht behaupten, dass alle die genannten nur eine Species bilde- ten, denn diess würde einzig und allein von den Kriterien abhängen, welche wir für die Species der Schwämme etwa feststellten. Unsere Untersuchung soll vielmehr nur be- weisen, dass obige Kennzeichen, die man specifisch zu nehmen pflegt, der ganzen Familie eigenthümlich sind. Als specifische Unterschiede möchte ich vorzugsweise das Verhältniss des Tellers oder Bechers zum Stil, die Dicke der Wände, und die Grösse der Maschen annehmen; denn diese zeigen sich in der That sehr constant. Ich führe nur drei Hauptspecies an, die Goldfuss auf tab. 4. fig. 1 ab c zufällig vereinigt hat: 1. Der Tellerförmige Goldf. 4. 1. c (doch nicht ganz die Normalform). Kein Schwamm hat in so ausge- zeichnetem Grade die Form eines Pilzes, als dieser. Der Stil ist kreiselförmig und endigt unten in eine nur wenig abgestumpfte Spitze, so dass die Schwämme an äussere Gegenstände nur sehr leicht festgewachsen waren. Die Spongites reticulatus. 413 Oberfläche des Tellers flach und eben, bei grossen Indi- viduen (8 Zoll Durchmesser) sogar convex, am Rande nach unten gebogen. Doch kommen auch Abänderungen mit flachen Vertiefungen vor. Die Maschen der Aussen- seite sind die grösstbekannten, die Oberfläche hat aber nicht solche Maschen (wie sie Goldfuss zeichnet), sondern eine feinfaserige Decke mit kreisförmigen Gruben von 6 Linien Durchmesser (wie Manon impressum). Die Grube des Stiles ist nur doppelt so gross. Er ist einer der schön- sten Tellerschwämme Schwabens, die besonders schön auf dem Heuberge vorkommen (Hossingen), aber natürlich nirgends fehlen. 2. Der Becherförmige Goldf. 4. 1. b. ze diese sind mit ihrer äussersten Spitze nur festgewachsen. Sie bilden einen langen Trichter, welcher sich von unten nach oben allmählig erweitert, oben zuweilen wieder enger wird (birnförmig). Niemals zeigen sie einen tellerförmigen Rand. Die Wände sind ziemlich dünn, daher sind sie meist zu- sammengedrückt, und zwar finden sich diese comprimirten Exemplare so gewöhnlich, dass man leicht zu der Vermu- thung geführt werden könnte, diess sei ihre ursprüngliche Form. Oft finden sich darin Andeutungen mehrerer Trich- ter. Von einem innern Ueberzuge habe ich nichts bemerkt. Sie bleiben bedeutend kleiner, als die tellerförmigen, die Maschen sind ebenfalls kleiner. 3. Der Dickwurzelige. Dahin gehören vorzugsweise die übrigen Goldfuss’schen Abbildungen. Die ungestaltete Wurzel grösser als der Becher bildet einen wesentlichen Theil des ebenfalls ungestalteten Stiles. Der Obertheil auch hier ein Becher, allein der Becher unregelmässiger als bei den vorigen, bricht leicht ab, so dass man Wur- zelstücke und Bechertheile gewöhnlich getrennt findet. Die untersten Enden der Wurzeln haben nicht mehr die regelmässigen Maschen, es ist oft nur eine compakte löche- rige Masse. Sie finden sich am häufigsten stark mit Kiesel 414 Spongites texturatus, clathratus, mai und gehören nicht in diesen mittlern, sondern in den obern weissen Jura (Sirchingen, Nattheim, Blau- beuren eic.). Viel untergeordneter Spongites texturatus Schl. Goldf. 2. 9 und 3. 3. Die Fäden der netzförmigen Oberfläche schneiden sich, wie die Fäden eines Gewebes, regelmässig unter rechtem Win- kel. Jedes Feld zeigt eine deutliche Vertiefung so gross wie ein dicker Nadelknopf. | 1ste Abänderung. Lange dünnwandige Cylinder- röhren, die an ihrem obern Ende häufig eine Neigung zur Dichotomie, auch Trichotomie zeigen (cf. Scyphia procum- bens Goldf. 4. 3). 2te Abänderung. Sie erweitern sich am obern Ende kelchförmig (Sc, propinqua Goldf. 32. 8. c), sind dann aber in der Regel verdrückt. Sc. cancellata Goldf. 33. 1, äusserst schön auf dem Heuberge, dürfte ihr sehr nahe kommen. 3te Abänderung. Sie beginnen mit einem dünnen Wurzelstil, und erweitern sich nach oben häufig keulen- förmig, die Becherwand sehr dick, die Löcher oben grös- ser als unten, das Netzgewebe nicht so deutlich als bei vorigen, man könnte sie desshalb auch wohl besonders benennen. Oft über 1 Fuss lang, und stimmt dann voll- kommen mit Scyphia paradoxa Goldf. 31. 6 überein, der nur die Wurzelspitze fehlt, welche letztere viel kleinere Löcher hat, als die obern Becherwände. Sobald sich jedoch eine neue Zwischenreihe einsetzt, so sind auch in der obern Region die Löcher klein. Die rohen Längsrippen bei grössern Exemplaren sind nur Folge der Verwitterung. Spongites clathratus Goldf. 3. 1. Die rohe rechtwinklich gegitterte Aussenfläche schliesst sie zwar. noch an den texturatus äusserlich au, allein die plumpen Becher- und Trichterformen, oft von mehr als t/, Fuss Querdurchmesser, nehmen nicht nur durch ihre Masse einen Spongites. Costati. 415 viel wesentlichern Antheil am Gebirge, sondern machen auch einen ganz andern Totaleindruck, als der zarte tex- turatus. In der Regel ist er so von Kalk durchzogen, dass nur bei günstiger Verwitterung die Oberflächenstruktur deutlich wird. Die normalsten Formen zeigen dann die Längsrippen eben so deutlich als die Querrippen, deren quadratisches Mittelfeld gegen 2 Linien lange Seiten haben kann. Auf der dem Lichte zugekehrten Oberseite schei- nen die Längsrippen mehr vorzuherrschen. Das äusserste Wurzelende ist entweder ganz spitz oder merklich abge- _ stumpft, je nachdem die Ansatzfläche grösser oder kleiner war. Die fein fadenförmigen Elementarfasern, welche durch Verwitterung deutlich hervortreten, kreuzen sich ebenfalls meist unter rechten Winkeln, auf glatt geschliffener Ober- fläche wird es einem zarten Florgewebe ähnlich. Die Form des Schwammes gleicht entweder einem weiten Trichter, der wenigstens so breit als lang ist, in der Regal aber viel breiter, diess sind die häufigsten: au oder einem schmalen Trichter, viel länger als breit, dahin gehören die Goldfuss’schen Figuren, diess sind in Schwaben die seltenern. Diese gehen allmählig in die noch häufigern Formen über, welche man wegen ihrer äussern rohen Längsrip- pen als Costati (Gerippter) bezeichnen kann. Im Habitus unterscheiden sie sich nicht von der clathrata, und ob es gleich eine Menge roher Schwammformen gibt, die bei starker Verwitterung mehr oder weniger deutliche Längs- streifung auf der Oberfläche erhalten, so sind sie bei die- sen doch am hervorstechendsten. Die Rippen dichotomiren oft mehrere Male in ihrem Verlauf, ihre Elementarfaser ist ganz dieselbe, als bei clathrata. Auch fehlen Quer- rippen, welche die Längsrippen verbinden, keineswegs, nur sind sie kleiner, und die Oberflächen selten rein genug, 416 Spongites lamellosus, lopas. um sie zu erkennen. Diese kleinen Rippen bilden unter- brochene concentrische Linien, die zwischen je zwei Längs- rippen liegenden setzen so ab, dass die anliegenden Quer- rippehen die Zwischenräume verbinden, welche von je zwei Querrippen auf den Längsrippen abgeschnitten wurden. Spongites lamellosus Goldf. 6. 1 (der ganz ande- rer Natur ist, als die übrigen Cmemidien, wenn man der Zeichnung Glauben schenken soll). Wenn der Kalk der Aussenfläche gehörig abgewittert ist (bei der Gold- fuss’schen Zeichnung noch nicht der Fall), so entstehen dicke, mehrmals dichotomirende Längsrippen, von der Spitze bis zum Rande gleich gross. Die 2 Linien breiten Rippen wittern knotig heraus, indem distanzweise sich deutliche Depressionen einstellen. Die Rippen setzen in gleicher Weise über den dicken Rand fort, doch sind hier nicht selten die Gruben deutlich. Die Rippen der Innenseite sehr undeutlich, oft bildet sich ein Labyrinth von etwas kleinern Knoten aus. Die Formen sind sehr mannigfaltıg: 1. halbkugelig; die Unterseite gleicht einer depri- mirten Halbkugel, der Ansatzpunkt bleibt jedoch darauf deutlich, sehr diekwandig, besonders auf der Oberseite, wo sich das halbkugelige Loch einsenkt. Sehr gewöhnlich. 2. kegelförmig, jedoch selten länger als breit, man findet die innern Rippen häufig in viel kleinere Knoten getheilt. ' Spongites lopas (Aorıag Schüssel). Es ist dieje- nige Form, die einer Schüssel am ähnlichsten wird, na- mentlich wenn die Ansatzfläche nicht ausgebildet ist. Das Loch ist daher viel flacher als bei der vorigen, die Wand dünner. Die äussern Rippen sind feiner und selten ganz deutlich, die innern gröber und sehr deutlich, Diess ist der schöne grosse Schwamm, der nicht selten über 1 Fuss Durchmesser erlangt, und in ungeheurer Anzahl sich vor- findet, nur müssen sie gut herausgewittert sein, wenn man die Rippen erkennen will, die innern sind bei der flachen D Spongites ramosus. 417 Form immer besonders deutlich, und könnten entfernt mit der Oberfläche von Maeandrinen verglichen werden. Es würde zwecklos sein, wollten wir die Masse von Varietäten aufführen, die sich an diese anschliessen. Einige davon sind: Sp. costatus Goldf. 2. 10 hohe Kreiselformen, die Querrippen gut angedeutet. Sp. striatus Goldf. 32.3 ein sehr abgeführtes Exem- plar, ein stumpfer Kreisel. Diese abgeführten finden sich namentlich schön bei Böhringen. Sp. empleura Goldf. 32. 1 durch seine rohen Rip- pen dem lamellosus ganz nahe stehend. Milleporati, mit Favositenähnlicher Oberfläche, deren Löcher gesetzlos durcheinander liegen und verhält- nissmässig dünne Wände haben. Ihre Formen sind äusserst mamnigfaltig. Eine der interessantesten, zugleich sehr häu- figen Form macht der A Spongites ramosus. Vom Wurzelpunkte aus strah- len zu einer Schüssel vereinigte fingerdicke Zweige, die in Hinsicht auf Form und Punkte ganz der Calamopora polymorpha Goldf. 27. 4. a gleichen. An ihrem Ende schwellen diese viel verzweigten Aeste etwas an, richten sich schnell senkrecht nach oben und zeigen einen mar- kirten Trichter. Die Zweige selbst wachsen unter sich an der Unterseite häufig zusammen, wodurch grosse unre- gelmässige Maschen entstehen. Die gut erhaltenen Exem- plare zeigen auf der etwas wellig gekrümmten schüsselför- migen Oberseite eine ähnliche glatte Fläche, wie wir sie beim teilerförmigen reticulatus erwähnten, die darin eingesenkten Löcher sind aber kleiner, kreisrund und etwas tiefer, unge- fähr wie bei Tragos reticulatum Goldf. 35.5. a. Es ist diess der merkwürdigste Bau, den ich bei den Schwämmen kenne. Gute Exemplare sind selten, undeutliche häufig. Wahrscheinlich gehört Scyphia secunda Goldf. 33.7 hierhin, nur ist diess ein einziger Zweig, und die gemeinsame Quenstedt, Flözgebirge. 27 418 Spongites cylindratus. Oberfläche abgewittert. Auch Se. propinqua 32. 8 möchte man mit ihr vergleichen. Sc. verrucosa Goidf. 33. 8 habe.ich stets nur in kleinen zolllangen Knollen gefunden, wahrschein- lich der junge Anfang für grössere Stücke dieser Abtheilung. Besonders häufig findet sich ein kleiner kreiselförmiger einfacher Trichter, der selten grösser als ein kleiner Finger wird (cf. Sc. obliqua Goldf. 3. 5). Indess scheint es nur die junge Sc. milleporata Goldf. 3, 2, die sich zuletzt zu Armdicken Cylindern vergrössert. Goldfussens Sc. pertusa 33. 11 gibt uns eine überaus deutliche Anschauung von der Zeichnung der Oberfläche. Diese Löcher der äussern Oberfläche erweitern sich bei einer andern Sippschaft zu rohen grossen Vertiefungen, ihre Formen gleichen im Allgemeinen den Costaten, und man kommt gar leicht in Verlegenheit, beide zu verwech- seln. Wir wollen unter mehreren nur den Spongites cylindratus hervorheben. Die kreisel- förmige Unterseite mit rohen Löchern besetzt, die kreis- förmige gegen 5 Zoll im Durchmesser erreichende Oberseite ganz flach, mit deutlichen wabenförmigen Löchern besetzt, deren Ränder so scharf und hoch hervortreten, dass in jeder Zelle eine kleine Haselnuss Raum findet. Der erste Eindruck ist der von Manon favosum Goldf. 1. 11, allein die runden Zellen stehen bei unserm Schwamm isolirt, ihre Wände sind von einander durch einen mehr als Linien- grossen Zwischenraum getrennt. Bei günstiger Verwitte- rung gewahrt man, dass jede dieser Zellen ein freier hohler Zoll langer Cylinder ist, der senkrecht aus der Schwamm- oberfläche hervorwuchs. In der That eine merkwürdige Bildung. Auch diese Bildungsweise läuft eine Stufenreihe von Formen hindurch, man findet stumpfe und spitze Kreisel, niedrige und hohe Cylinder. Andern fehlen die merkwürdigen COylinder, und statt dessen wird die etwas concave Öberseite von erbsengrossen in einander verweb- ten Zellen bedeckt, oder das Gewebe fehlt auch ganz. Scyphia rugosa. 419 Wir verweisen hier auf jene grossen knolligen Formen, welche Goldfuss unter dem Namen Sec. texata 32. 4 an- deutet, die uns im Kleinen ein gutes Bild von der Zeich- nung dir ganzen Sippschaft gibt. Diese rohen Klumpen sind zwar nicht gewöhnlich, schälen sich indess auf abge- regneter Oberfläche zuweilen vorzüglich heraus. Unter allen Becherschwämmen am häufigsten treten indess die plumpen Formen auf, über deren äussere Zeichnung man nur schwer klar wird, und für welche gute und richtige Bestimmungen zu finden selbst dem umsichtig- sten Kenner selten gelingt, ob sie gleich überall in immer andern und andern Formen uns begegnen, wo wir auch den mittlern Jura untersuchen mögen. Weil sie uns so leicht irre leiten, so könnte man sie passend Dolosi nennen. Elementarfaser wird durch günstige Verwitterung oft blos gelegt, sie wird durch zarte netzförmig verschlungene Fäden gebildet, ob aber bei allen, ist zweifelhaft. Grade bei den plumpsten und rohesten schält sich oftmals auf der Innenseite des Bechers eine mehrere Linien dicke Platte los, auf der Oberfläche mit unbestimmten Eindrücken, wie sie Goldf. 32. 5 als Sc. Buchii in einem Bruchstücke ab- bildet. Auf der Aussenseite dieser Trichterplatte hatte sich ein unförmlicher mehrere Zoll dicker Kalkschlamm abgelagert, als hätte sich der Schwamm, wie etwa die Schale mancher Muschelthiere oder das Gehäuse gewisser Insektenlarven, durch äusserlich angeklebten Kalkschlamm mechanisch vergrössert. Eine sehr zierliche zu dieser Abtheilung gehörige Form ist die 2 zwar nicht sehr kaulize, aber um so ausgezeichnetere Scyphia rugosa Goldf. 32. 2, deren concentrische Runzeln der äussern Seite so äusserst gelungen dargestellt sind. Verdrückte Formen trifft man häufig davon, selbst Bruchstücke sind an dem sehr zarten aber verworrenen Fadengewebe zu erkennen, welches aber wahrscheinlich mehr der Oberfläche als der Tiefe angehört. 27 = 420 Spongites articulatus, radieiformis. Spongites articulatus Goldf. 3.8 und 3. 6 (rü- gosa). Ein langer röhriger Cylinder, durch regelmässige Einschnürungen in kugelförmige Glieder getheilt. Die Oberfläche: überzieht ein Leinwandartiges Fadengewebe, nur. dass die einzelnen Fäden häufig dichotomiren, und sich folglich nach allen Richtungen kreuzen. Sitzt zwi- schen den Fäden noch der Schleim, dann ist die Oberfläche getüpfelt. Unter dieser dünnen Fadenschicht wird das Gewebe ganz verworren, grosslöcheriger und ungestalteter- Der Schwamm beginnt mit einer spitzen, ebenfalls geglie- derten Wurzel, wird nach oben immer breiter, doch sind ganze Exemplare äusserst selten. Fehlen sie auch dem mittlern weissen Jura nicht ganz, so tritt doch ihre Haupt- periode erst in den obern Kieselkalken ein, wo sie ein ganz gewöhnlicher Schwamm sind. Sp. radiciformis Goldf. 3. 11. Jung ein kleiner höchst unregelmässiger Kreisel, überdeckt mit einer dichten concentrisch gestreiften Kalkschicht. Diese den Sternko- rallen so eigenthümliehe Schicht war ailen bisher genann- ten Schwämmen fremd. Unter der Oberschicht steckt ein verworrenes Gewebe, wie beim articulatus, nur feinporiger. Wird der Schwamm grösser, so bricht diese Oberschicht auf, das innere Gewebe tritt an die Oberfläche, kann aber nie ganz frei werden von der gestreiften Decke, die dann gleich darüber nur um so dicker lagert, den Schwamm- cylinder einschnürt oder wurzelartig krümmt. Wenn sie erstarkt sind, so läuft in der Mitte ein federdicker sehr bestimmter Kanal hinab. Sec. eylindrica Goldf, 2. 3 und 3. 12, elegans 2. 5 sind die erwachsenen Exemplare, aber es gibt ausserdem noch eine Reihe anderer Formen. Zunächst fällt es auf, dass viele unförmliche Brut anfangs den Kanal nicht zeigt, während Vorkommen und Strukturverhältnisse uns durchaus nöthigen, sie hierhin zu stellen. Jedenfalis erwiese man derartigen 'unbestimmten Erfunden zu viel Ehre, wenn man daraus ein besonderes Geschlecht Manon Spongites intermedius. 421 machen wollte, obgleich Formen wie Manon - capitatum aus der Kreide von Mastricht auch im Jura etwas ganz ge- wöhnliches sind. Der Spongites radiciformis ist dem articulatus ver- wandter, als es beim ersten Anblick den Anschein hat, namentlich bildet Scyph. cylindrica var. rugosa Goldf. 31. 5 einen deutlichen Uebergang, woran die Oberschicht eben- falls durch ein Fadengewebe unterstützt ist, was nur nicht den Grad der: Zierlichkeit von artieulata erreicht. ‘Merk- würdig ist die Art, wie die Oberschicht zuweilen in regel- mässig kreisrunden scharfrandigen Löchern aufbricht, was im Goldfuss 34. 9. a bis f so trefflich als Manon margi- natum gezeicknet ist. Ob tab, 34. 9. g bis i auch hierhin gehören, wage ich nicht zu verneinen, allein ‘die erstern Zeichnungen sind hierher gehörige. Sceyphien, die auch in Würtemberg vorkommen, obgleich nicht in dieser grossen Deutlichkeit, wie fig. g. d, fig. 9. abe sind’ auf ‘der Lochen im mittlern weissen ‚Jura ‘gar nicht ungewöhnlich, wiewohl alle übrigen Formen (von articulatus ab) haupt- sächlich verkieselt erst mit den Sternkorallen vorkomrien. '» Sp. intermedius Goldf. 34.1. Mit unregelmässig besäten aber ziemlich grossen Vertiefungen bedeckt. Ver- wittern die Exemplare günstig, so erhebt sich in jeder Vertiefung ein kleiner Punkt, eine Axe. Ein solcher Bau erinnert unwillkührlich an Sternkorallen,' und man könnte versucht sein, die cylindrischen Stöcke, denen indess nie der Kanal fehlt, etwa für Lobarien zu halten. Zuweilen schält sich auch wirklich die Porenschicht von der Axe des Stocks ab, wie diess Achilleum truncatum Goldf. 34. 3 Gwelches sich eng an intermedius anschliesst, wenn es nicht wirklich damit identisch ist), namentlich aber Exem- plare von Amberg in der Schlotheim’schen Sammlung zu Berlin. so deutlich zeigen. Sie kommen vermischt m dem obersten weissen Jura vor, und zeigen nicht selten einen eoncentrisch gestreiften Kalküberzug. Scyphia calo- 422 Spongites rotula. pora Goldf.2. 7, die in der Regel ganz die Gruppirung der intermedia zeigt, und ‚stets mit in den verkieselten Kalken vorkommt, an der Wurzel ebenfalls einen Kalküberzug, mag; wohl verschieden sein, denn die Poren sind zu gross, zackig (einzelne erinnern an Löcher des Spongites reticu- latusı der ‚Kiesellager), und gerne in Längsreihen gestellt. Jedenfalls führen sie uns zu einem der wichtigsten Schwämme im mittlern weissen Jura,: zum ‚Spongites Rotula Goldf. 6. 6 (Myrmecium Bemih sphaericum ‚Goldf..6. 12; Cnemidium mamniillare Goldf. 6. 5). Selten erreichen sie die Grösse einer Haselnuss; sind mit ‚breiter, oder schmaler Fläche auf äussere Gegenstände festgewachsen, und zeigen hier so deutlich den Eindruck; dass. maniioft noch erkennt, auf was für Körper sie sassen. Deri.Stil ist mit einer dicken punktirten Kalkschicht über- deckt, ‚ohne 'coucentiische Streifung, und: hieraus bricht über dem scharfen kreisförmigen Stilrande die meist kugel- flächig convexe Krone hervor, mit einem Loch auf ‘dein Scheitel, bei erhaltenen Exemplaren so scharfrandig, dass man; es mit dem After kleiner Echiniten verwechseln könnte, was oberflächliche Beobachter in Verbindung: mit ‘dem cen- vexen Scheitel wirklich verleitet hat, sie für Echiniten zu halten. ‚So'lange! die Exemplare unverwittert sind, bedeckt auch ‚ein feiner Kalkschleim die Oberfläche, und verbirgt so..die innere Struktur. Erst wenn dieser Schleim abge- wittert, ist, treten feine Löcher mit zackigen Rändern her- vor, die zum Kanal strahlen. Zuletzt erzeigt sogar die Verwitterung jene aderartigen Linien, die vom Kanal aus stark beginnen und nach dem Rande divergirend sich in der Oberfläche verlieren. So: schwer diese Aderfurchen zu erklären sein mögen, so gewiss zeigen sie sich nur im verwitterten Zustande, wo sie Goldfuss als Cnemidium 6. 6 abbildet, ‚während die weniger veränderten nur des Kalkschleims auf der Oberfläche entblössten Myrmecium 6. 12 genannt sind. Wem es beliebt, neue Species und \ Siphonia piriformis. 423 Geschlechter zu machen, dem schlagen wir diese kleine Sippschaft von Schwämmen vor; .der tiefer schauende er- kennt aber in Allen mit grosser Bestimmtheit dieselbe Form, mag auch die Krone wie eine Wurst geformt her- vortreten oder flach wie eine Ebene sein. Sie alle kommen vorzugsweise im mittlern weissen Jura mit Terebr. lacu- nosa,.aber auch hier überall vor. | Vielleicht enger als an irgend andere schliessen sich am Rotula eine Reihe bis zur Apfelgrösse anschwellende Formen an, die Goldfuss Schübler’n selbst als Siphonia piriformis bestimmt hat, ob sie gleich der Abbildung Goldf. 6. 7 nicht genau adäquat sind. Erhaltene Exemplare zei- gen einen ganz dem Rotula ähnlichen überkalkten Stil, über welchem dann die kugelförmige Krone mit ihrem markirten Kanale hervorschwellt. Schreitet die Verwitte- rung vor, so treten auf der Krone nadelknopfgrosse Löcher hervor, und endlich stellen sich auch die radialen Furchen ein. In günstigen Fällen verwitiern sie sogar so weit, dass eine Ausfüllungsmasse von Kanälen auf der Oberfläche blos gelegt wird, die man im unverwitterten Zustande gar nicht gewahr wurde. Diese Ausfüllungsmassen gleichen dünnen Bindfäden, die sich vom Hauptkanal oberflächlich zum Oberrande der Kalkschicht des Stiles fortziehen, und zwischen welchen sich auf der Kronerseite die erwähnten Löcher einsenken. Die Löcher der Oberfläche haben also mit den Kanälen gar nichts gemein, nur zufällig münden sie in die Kanäle, wenn der Kanal sie quer durchstösst, was natürlich wiederholt geschehen muss, da die Kanäle ungemein gedrängt stehen. Nur in der Stilregion, wenn die deckende Kalkkruste weggenommen ist, treten alle Karäle, die sämmtlich ihren Anfang im senkrechten Haupt- kanal der Mitte nehmen, nicht selten in regelmässigen Kreisen bis zur Anfangsspitze zum Vorschein. Diese Ana- Iyse vorausgeschickt begreifen wir leicht ihren Wachsthum und Bau: 424 Cnemidium Goldfussii. Der Spongit hat, wie viele, ein schwammiges und löcheriges Gefüge, was man auf der Kronenfläche sieht. Wenn er sich vergrössert, so bildet sich am Stile eine concentrische Schicht, die sich dann über die ganze Ober- fläche der Krone bis zum Kreisrande des Hauptkanals fort- setzt. In dieser ganzen Anwachslage liegen aber der Kronenoberfläche parallele Kanäle versteckt. die in der concentrischen Kalkschicht des Stiles beginnen und auf der Innenseite des Hauptkanals münden. Verwittert die Ober- fläche, so deuten rohe Furchen diese Kanäle an. Nur muss man den Verlauf der Kanäle nicht genau in der Lage der rohen Furchen wieder erwarten, die durch allerlei Störun- gen bei der Verwitterung oft abgelenkt sind. Cnemidien bilden eine der ausgezeichnetsten Grup- pen unter den Schwammkorallen, die indess erst im obern weissen Jura ihre Hauptepoche haben. Das Grundge- webe ist äusserst verworren ähnlich einem ganz fein cellu- lösen Knochengewebe, wird aber von dicht gedrängten wirtelständigen Lamellen durchsetzt, nicht viel dicker als ein Kartenblatt, aber regelmässig vom Mittelpunkte nach der Oberfläche strahlend. Die Lamellen sind indess nicht ebene Flächen, sondern sie krümmen sich in ihrem Verlauf, aber nur so unbedeutend, dass ihre Hauptrichtung im Grossen eine grade bleibt. Diesen Richtungen der Lamel- len folgen bei verwitterten Exemplaren auf der Oberfläche Furchen, ähnlich denen der Siphonien, nur dass sie nicht in Folge von Verwitterung einfacher Kanäle, sondern ra- dialer Lamellen entstanden sind. Zwar scheint es, dass die Lamellen auch nur aus dicht übereinander liegenden nadeldicken Kanälen bestehen, indess fliessen die Kanäle eng in einander über, vergleichbar den Zellen der Keiten- korallen. Anzahl und Form dieser Cnemidien ist besonders auf dem Heuberge unendlich, wir können daher hier nur das. Hauptsächlichste anführen. Cnemidium Goldfussii (Goldf. 6. 2 stellatum, Cnemidium stellatum. 425 welchen Namen wir auf Goldf. 30. 3 beschränken möchten). Sie. ist bei ‘weitem die gewöhnlichste, und verdient dess- “ halb .wohl mit Recht den Namen des Mannes, der sich um die Kenntniss der Schwämme so verdient gemacht hat. Die vollkommenste Form ist allerdings, wie die Abbildung so. trefllich zeigt, eine: Kreiselgestalt mit Zolldicker Wand und: fingerstarkem Kanal, die Wirtellamellen stehen sehr regelmässig, in den Furchen: der Oberfläche Punktreihen, welche -andeuten, dass die Lamellen zusammengeflossene Kanäle. sind. Von dieser idealen Form kommen: wir herab auf kurze verstümmelte Kegel, junge Individuen, abgeführte Exemplare. etc., wie z.B. Cn. striato-punctatum (bezeich- net ganz allgemein die: Zeichnung aller Furchen) Goldf. 6. 3; wollten wir aus solchen Krüppeln besondere Species machen, :so müssten wir die Namen: bis ins Bodenlose vermehren. Viel: ausgezeichneter und ziemlich konstant ist eine | knotige Varietät, die Enieia Oykinder, mit einem Hauptkanal bildet, der Cylinder hat regelmässig eine oder zwei Einschnürungen, ‘zwischen welchen der Schwamm oft kugelförmig anschwellt.. Andere haben rohe ‚Längsfal- ten, nehmen aber’ nicht selten eine sehr verschränkte. Ge- stalt an, oder sind- so dick mit . Kaikschleim überzogen; dass die Wirtellamellen gar nicht: sichtbar werden. : Nach einer andern Seite arten sie wieder in eine tellerförmige Varietät aus, flach und a dig, von Zollgrösse bis gegen !, Fuss im Durchmesser, die Wirtellamellen strahlen vom Centrum. des Tellers bis zum Rande nicht selten äusserst regelmässig. Verfolgt man ‚diese und viele andere Abänderungen, so ist doch wohl; die Schwammnatur unverkennbar, die Eigenschaft, keine bestisimte Form festzuhalten, erlaubt nicht, sie zu den höher organisirten Korallen, den Zoan- thinen, zu stellen. Cnemidium stellatum Goldf. 30. 3 bildet fiache 426 Cnemidium rimulosum, Tragos. vielfach gekrümmte Platten, deren Lamellen auf der Unter- seite nur einen Mittelpunkt, auf'der Oberseite aber miehrere haben, daher. entstehen oben die sternförmigen aber’ rohen Furchen.: Ist nicht häufig _ bildet die TE Uebergänge in: | Cnemidium rimulosum Goldf. 6. 4, eine ausge- zeichnete Form. Ein dünnwandiger mannigfach gekrümm- ter Teller, aber mit markirtem kurzem Stil. Sind die Exemplare gut ausgewaschen, so treten die Furchen der Lamellen sehr deutlich’ hervor, diese anastomosiren indess auf ihrem radialen Wege häufig ‘mit 'einander,' so dass im extremen Falle die Furchen ein förmliches Netz bilden. Bei gut erhaltenen Exemplaren ist der äussere Rand der Lamellen 'zierlich geperlt, und jede Perle von einem Loche durckbohrt (ef. Goldf. granulosum 35. 8, ich 'habe indess die Schwänmme: nie 'so diek''gesehen, sondern kenne nur Bruchstücke von tellerförmigen Platten der Art). Indivi- duen; auf der Oberseite wie Stellaten gestirnt, unten netz- förmig gestreift, scheinen zu beweisen , dass Stellatum nur eine künstliche Species sei. Ist rimulosum noch nicht ganz abgewittert, so stehen: auf der. Oberfläche ‘im Iunern des Tellers nadelknopfgrosse Löcher zerstreut, ganz wie Gold- fuss: Tragos radiatum 35. 3 abgebildet hat. Es ist nicht geringen Schwierigkeiten unterworfen ,„ mit‘ Bestimmtheit nachzuweisen , wie weit dieser löcherige Ueberzug bei den lebenden Exemplaren vorhanden war. Indess ihr Formen- reichthum ist zu gross, der Abbildungen aber so wenige, dass wir fürchten müssten, unverständlich zu sein, wenn wir Alles aufführen wollten. Am merkwürdigsten 'diejeni- gen, welche sich aufblähen, wie im Fett gebackene Fla- den, oder deren Scheibe sich in hohen mehr oder weniger regelmässigen Falten krümmt. Endlich werden wir unver- merkt zu derjenigen Gruppe geführt, welche Goldfuss unter das Geschlecht Tragos einreiht. Er hat die Grundfaser der Cnemi- Tragos pätella, rugosum, acetabulum. 427 dien, nur die Wirtellamellen werden ganz fein, und'ver- schwinden zuletzt gänzlich. Im übrigen bleibt er ausge- zeichnete, Tellerform mit: markirtem Stil, kurz. man findet zu vielen ‚Cnemidien: eine analoge Form .'von Tragos. Die Kalkschicht;\ welche nicht selten als eine besondere geschie- dene: Kruste sich von'.dem feinen 'spongiösen Gewebe ab- söndert;, darf uns nicht verleiten , die Indivärhren für 'beson- dere: Species zu halten. hi au: u Tragös.patella Goldf.: 35.2, Ads Ca MER der Form‘ nach gleich, namentlich auch eine'grosse Nei- güng ,» Falten; zu schlagen, ‘feine radiale‘ dichtgedrängte Nadelritzen markiren das Gewebe, und stellenden Schwamm in die Nachbarschaft der Cnemidien, sind: sie überkrustirt; so-kann man rimulosum' und patella nicht unterscheiden. ılragosrugosum Goldf..35. 4. Das Bestimmende dieser:'Schüssel ist eine strukturlose: ziemlich dieke Kalk- kruste mit zierlich runden Löchern 'vom Durchmesser eines Federkiels. ' Diese Kruste sitzt nur auf der obern Seite, auf „der untern scheint: sie: zu ‘fehlen. "Man kann nicht entscheiden, ob einzelne unregelmässige Löcher darin. zu- fällig oder natürlich sind (ef. Tragos reticulatum Goldf: 35.5). ou Tragos aicetabulum Goldf. 35.1. Hier sind um- gekehrt; auf dersUnterseite die‘Löcher am gewöhnlichsten zu finden, ‘sie'sitzen aber nicht in einer :besondern Kruste, sondern senken sich unmittelbar in das feinporige Schwamm- gewebec. :Die Löcher der Oberseite; variiren sehr an Grösse, Auch hier ist es wieder sehr‘ leicht, neue ‘Species aufzu- stellen , hingegen das von; der Natur vereinigte auch wirk- lich wieder zusammen zu bringen, Schwierigkeiten unter- worfen, die nicht jeder zu besiegen vermag, 'bei weitem auch noch nicht besiegt sind. Wir müssen daher Vieles unbestimmt in unsern Vorräthen aufzeichnen, um durch fleissiges Studium den Moment herbeizuführen, wo uns über Einzelnes ein Licht aufgeht. »ıBemerkenswerth ist der gänzliche Mangel 428 ‘Eugeniacrinites caryophyllatus. an Sternkorallen, höchstens dass man, wie schon in der. Impressaschicht, mehrere Linien grosse Kreisel'findet; die man'zum Geschlecht Turbinolia zu 'stellen pflegt.‘ Viel häufiger 'sind kleine Schmarotzer von‘ flachen Cerioporen (auch runzelige Säulen von Ceriopora radieiformis Goldf. 10,:8 kommen vor, Lechen) , namentlich aber die zierliche Aulopora dichotoma Goldf. 65.'2 fadenartig dünn, und die verwirrtere Aul. intermedia Goldf.'65. 1, und 'erinnern wir hier gleich an die Serpulen aller Art, welche so oft an die Schwämme und Muscheln sich 'anschmiegen, 'so fällt die Analogie des Meeresgrundes zur Zeit: dieser Bil- dungen mit der im braunen Jura auf. Unter den Serpulen wollen wir nur erwähnen: Terebella lapilloides Gold. 21. 16, ae dicke Röhren aus Kalksinter und kleinen Kalkbruchstücken gebildet, die kleinen Kalkstücke ‘stehen Bag hervor. Innen ist die Höhle glatt. ‘Heuberg. »Serpula planorbiformis Goldf. 68. 12, die ‚ihn tipe Röhre bildet eine Scheibe durch mehrere :Spiralwin- dungen, und befestigt sich durch einen zierlichen oft rin Saum: an die Schwämme. Lochen. dis | Serpula trochleata 'Goldf. 68. 13, ‚der ' vorigen ähnlich, richtet sich aber frei und hoch empor ‘nach ‚Art des Turbo. Bosler. ‚ Serpula ee gordialis und viele andere sind nicht leitend. "Unter den Crinoideen kommen die Eugeniacriniten ‘so häufig: und ausschliesslich nur im mittlern weissen Jura vor. dass man die Kalke passend darnach benennen könnte. Vor allem der Eugeniacrinites caryophyllatus' Schl. Goldf. 50.3. Der ötheilige Kelch sieht einer Gewürznelke nicht unähnlich, die Articulationsfläche des verhältnissmässig sehr dicken Stils rauh punktirt, die mit vorkommenden Säulen- glieder mehrere Linien lang und unfözmlich , doch hält'es sehr schwer. sie den einzelnen Species richtig zuzutheilen. Eug. nutans. , Pentac. cingulatus. Aster. tabulata. 424 Eug. nutans Goldf. 50. 4, der Kelch ist schief halk- kugelig, die einzelnen Glieder daher viel kürzer, der Stil sitzt immer schief. daran. Die vertiefte Articulationsfläche des Stiles an dem Kelche sehr markirt gestreift. Bug. com- pressus Goldf. 50. 5 dem nutans ähnlich , aber nicht schief, die Streifung der ersten Articulationsfläche fehlt, die Ober- fläche häufig rauh punktirt. Die schönste und grösste Spe- cies hat Golafuss nicht abgebildet, deren Kelch eylindrisch, erste Articulationsfläche halbkugelig vertieft. Die 5 Spitzen neben den Articnlationsflächen der Oberseite steigen senk- recht herauf. Welcher Species mögen die in der Mitte fassartig angeschwollenen Glieder angehören mit verengter Articulationsfläche, die man immer nur in den Eugeniacri- tenlagen findet? (Eugeniacrinites Hoferi Goldf. 60. 9. Wenn wir auch nicht gradezu behaupten’ wollen, dass die Apieccriniten noch ganz fehlen, so sind sie doch äus-/- serst selten. Indess setzen noch sehr grosse Stile von Pentacrinites subteres hier fort; aber ziemlich nur auf diese Region beschränkt, wenigstens hier am besten ausgebildet ist der | Pentacrinites cingulatus Goldf. 53. 1, scharf öseitig, kurzgliedrig, jedes Glied in der Mitte eine scharfe erhabene Linie, die sich in den Kanten der Säule zu etwas spitzen Knoten verdickt. Da das 11te Glied sehr deutliche Ansätze für Hilfsarme hat, so findet man in der Regel 10gliedrige Säulenbruchstücke. ‚Viel häufiger als die dicken Asseln von Asterias Ju- rensis tritt Asterias tabulata Goldf. 63.7 auf. Es sind sechs- seitige Kalkspathtafeln von sehr verschiedener Grösse und Dicke. Die dünnen regulär sechseckig und glatt, nur mit der Lupe sieht man Punkte darauf. Die grössern haben gewöhnlich 6 den Ecken correspondirende nadelknopfgrosse Punkte, und in der Mitte einen kleinen Mittelpunkt. Der Rand ziemlich regelmässig gekerbt, zuweilen findet man 430 Ast. scutata. Echin. nodulosus. viele auf einem Fleck, und zwar so, dass man fast mit Bestimmtheit schliessen darf, die Täfelchen gehören einem Thiere. Sehr analog sind die mit vorkommenden Tafeln der Ast. scutata ÜGoldf. 63. 8 gebildet, nur schwellen die etwas: dickern und grössern Tafeln nach der Mitte an, auf deren Höhe ein kreisrunder vertiefter Raum ähnlich einer Articulationsfläche steht, die kleinen unregelmässigen Punkte darum zerstreut übersieht man fast. Ob sie zu der vorigen gehören? Sie sind vereinzelter. kommen jedoch auch noch verkieselt im obersten weissen Jura vor, Von den Echiniten ist der carinatus und granulosus des untern weissen Jura bereits zurückgetreten. Der Typus des granulosus kommt auf der Lochen wie bei Birmens- dorf (bei Baden im Canton Aargau) zwar noch vor, allein verkümmert und selten. Dagegen wird jetzt der Echinites nodulosus Goldf. 40. 5 ein Leitstern, der von Goldfuss so treffend beschrieben wird. Obgleich nur klein, selten 1/, Zoll im Durchmesser erreichend, $&leicht er einer fein granulirten Halbkugel, alle Körner gleich- mässig gross. Die Felder der Fühlergänge sind schmale Bänder (Goldfussens Beschreibung passt besser als die Zeichnung), die breiten Felder durch eine sehr markirte Furche getheilt. Man darf wohl erwarten, dass bei einer so allgemein verbreiteten Versteinerung auch mannigfaltige Modificationen vorkommen, allein man trenne hier nicht voreilig durch Species, was die Natur so entschieden zu- sammenhält. Zwar kommt hier zum erstenmäle Cidarites coro- natus in Menge vor, allein er geht ganz hoch hinauf, erreicht sogar erst im Kieselkalk seine Hauptentwicklung. Asseln und namentlich die verschiedensten Stacheln finden sich in der Lacunosaschicht, ihre Species ist aber nicht zu ermitteln. Am zierlichsten sind indess die Eiertäfelchen, welche Goldfuss tab. 39. 8. 6 noch an einem erhaltenen Exemplar nachweist, aber das Loch wird nicht gezeichnet, Terebratula lacunosa. 431 woraus die Eier hervortreten, und das natürlich niemals fehlt. Sie finden sich in der Lacunosaschicht, sind: 4sei- tig, auf der Oberfläche rauh granulirt, und an der obern Hälfte von einem deutlichen Loch durchbohrt. Der After muss freilich auch mit undurchbohrten Täfelchen umgeben sein, doch finden sich diese Exemplare seltener. Cidarites nobilis,.erenularis und subangularis fehlen gleichfalls nicht, wir führen sie aber erst später auf. Terebratula lacunosa v. Buch Terebrateln pag. 69, Lethaea 18. 1 die beste Abbildung; Zieten’s media 41. 1, multiplicata 41. 5, rostrata 41. 6 und helvetica 42. 1. sind nur Modificationen derselben, wenigstens stammen sie alle aus dem einzigen Lager des mittlern weissen Jura, wo sie überall an der Alp zu Millionen vorkommen. - Keine Terebratel im ganzen Jura ist in solcher Menge angehäuft als diese, und nur wenige lassen sich mit gleicher Sicher- heit bestimmen, aber man muss geübt sein, und sich durch die Unendlichkeit von Modificationen nicht verführen lassen. Das markirteste Kennzeichen bleibt der langhalsige Schnabel ohne eine Spur von Arealkante, der Schnabelhals vielmehr seitlich ganz glatt und gerundet. Die Falten sind scharf und zeigen in der Jugend Neigung zur Diehotomie. Die Schale, ein weisser faseriger halb- durchsichtiger Kalk, pflegt immer erhalten zu sein. Sprengt man sie weg, so treten die einfach dichotomen Eindrücke der Eierleiter auf beiden Schalen sehr deutlich hervor, vergeblich sucht man diese bei gefalteten Terebrateln der ältern Juraschichten, das Organ ist zwar allen Terebrateln gemein, aber nicht so scharf ausgebildet als hier (nur bei Ter. Wilsoni des Grauwackengebirges sind sie eben so cha- rakteristisch den Steinkernen eingedrückt). Wir wollen nur einige Modificationen aufführen: Die vielrippige Varietät, der Wulst der Bauch- und der Sinus der Rückenschale flach und breit, in jedem 432 Nerebr. nucleata. stehen 6 bis 8 Falten. Ihr grösster Durchmesser (Quer- durchmesser) gewöhnlich reichlich 1 Zoli, wir besitzen aber Individuen, die über 1", Zoll erreichen. Die wenigrippige Varietät, Wulst und Sinus sind mehr hervorgehoben, der Sinus hat oft nur eine ein- zige und der Wulst wenigstens zwei Falten, sie ist klei- ner und gedrungener, kommt in Schwaben seltener vor, in der Schweiz bei Baden gewöhnlich. | Mit den erwachsenen findet sich eine Menge von Brut, die viellängern als breiten Formen mit einzelnen dichotomirenden ‚Falten gehören der ersten Varietät an, obgleich sie später breiter als lang werden. Schwieriger sind die kürzern aufgeblähtern zu stellen, welche den jün- gern Individuen von T. rimosa im Lias nicht unähnlich sind, und viele andere. Steter Begleiter der lacunosa und fast ap so häufig ist eine Biplicate U ERS hE Zieten’s bisuffareinata 40. 3 und bicanaliculata 40. 5 sind Modifikationen der grössten Individuen, über 1’), Zoll, bei weitem die meisten haben nur reichlich 1 Zoll Länge, niemals erreichen sie die Grösse der insignis, ausser den bekannten zwei bald mehr bald weniger deutlichen Falten am der Stirne weiss ich kaum ein Kennzeichen hervorzuheben, aus der kleinen glatten ungefalteten und folglich ganz anders aussehenden Brut wird man keine besondere Species machen wollen. Indess kommen unter dieser Brut einzelne Individuen aus der Familie der Cinctae (pag. 136) vor, man könnte hie- durch an Formen der höhern Lagen erinnert werden, doch bei den meisten die Bauchimpression Kahn wir stehen daher nicht an, sie alle für Brut der Terebratula an Schl. (Ziet. 39. 10) zu hal- ten, die ausgewachsen der impressa verwandt, und für den mıttlern weissen Jura dieselbe Bedeutung hat, als die impressa für den untern. Nirgends anders als mit lacunosa ist diese zierliche Muschel gefunden, die so leicht Terebr. substriata, loricata, reticularia. 433 an ihrem markirten Bauchkanal, der sich in einer breiten Zunge über die Stirn hinauf krümmt, erkannt wird, wäh- rend der Kiel der Rückenschale zweikantig ist. Ausserdem hier der Hauptfundort für eine Menge leicht bestimmbarer Formen, die nicht wenig zur Begrenzung des mittlern weissen Jura beitragen: 1. Terebr. substriata Schl. v. Buch Terebr. pag. 80, Zieten’s striatula 44. 2, sehr flach länglich mit zarten häufig diehotomen Streifen, die besonders auf der Bauch- schale starke Bogen zu den Seiten schlagen. Ueberali häufig, das Vorkommen auf der Spitze des Hohenstaufen scheint für das Vorkommen selbst in dem untern weissen Jura zu sprechen. 2. Terebr. loricata Schl. v.Buch Terebr. pag. 97; truncata Sw. 537. 3, Ziet. 43. 6. Mehr aufgebläht, kreis- förmiger Umfang, die schuppigen gröbern Rippen bilden auf der Bauchschale einen erhabenen Mittelbündel, dem auf der Sehnabelschaäle ein Sinus bis in die Spitze des Schnabels entspricht, und hiernach richten. sich alle übri- gen schwächern Streifenbündel. In der Lacunosaschicht gewöhnlich, aber meist verdrückt;: viele der verkieselten Exemplare unserer Sammlung stammen aus Franken, selbst habe ich sie im obern weissen Jura noch nicht finden können. k 3 Terebr. sekidlänis Schl. v.Buch Terebr. pag. 93.. Enceycelop. method. 245. 4, Sw. 312. 5. Stark aufge- bläht, ‚die Bauchschale bildet ein längliches regelmässiges Pentagon, die feinen dichotomirenden Rippen durch die markirten Anwachsstreifen feinknetig, Hals und Schnabel- loch’ gross, die zwei sehr deutlichen Kiele des Rückens schliessen bis in die Spitze: des abgestumpften Schnabels einen flachen Kanal ein, jedem Kiele entspricht auf der Bauchschale eine flache Furche, ausgezeichneter Typus der Buch’schen Loricaten. Mehrere Varietäten. Heuberg, Lochen’, W eissenstein etc: \ Quenstedt , Flötzgcbirge. 28 434 Ter. pectunculus, Ostr. Römeri. Pecten subpunctatus, 4. Terebratula peetunculus Schl. v. Buch Te- rebrateln tab. 2. fig. 34. Selten über 3 bis 4 Linien breit, sechs scharfe Rippen 'correspondiren auf beiden Schalen genau (Cinctae), dazu kommt noch jederseits eine feine Mittelrippe. Anwachsstreifen sehr scharf, und alles mit rauhen Warzen bedeckt. Bei grössern Exemplaren stellen sich am Rande zwischen den Hauptrippen noch Zwischen- rippen ein. Gar nicht selten. Die Conchiferen sind viel weniger wichtig, als die Terebrateln.e. Zwar kommen schon die ersten Vorläufer der später so wichtigen Ostraea crista hastellatus vor, allen man findet nur verkümmerte Exemplare (Ostraea rastellaris Goldf. 74. 3). Von allen vorkommenden Ostraeen bei weitem die wichtigste ist eine aus der Familie der Sessiles, die wir Ostraea Römeri nennen könnten, weil sie Römer Oolithengeb. tab. 3. fig. 12 abgebildet hat. Unter den vie- len Formen, welche das Tübinger Kabinet besitzt, ist aber nur eine einzige, die vollkommen der Abbildung gleicht, so sehr variirt sie. Dennoch ist sie ausserordentlich be- stimmt, sofern mar ihre Lebensweise zu Hilfe nimmt. Ihre Schale ist glatt und dünn, selbst wenn sie über 4 Zoll Länge erreicht. Mit der Unterschale wuchs sie vorzugs- weise gern auf grossen Planulaten fest, und zwar so innig, dass die ganze Schalenfläche Zeit ihres Wachsthums in alle Unebenheiten der Unterlage sich einschmiegt. Die Oberschale ist dagegen convex. nimmt aber nicht selten die Zeichnung der Unterlage an. Ein solcher Bau ist bei Austern nicht gewöhnlich, erinnert‘ vielmehr an Anomia, doch so leicht sie sich auch von ihrem Körper losschälen mögen, so habe ich stets vergeblich nach einem Loch in der Unterschale gesucht. Peeten subpunctatus Goldf. 90.13. Zwar klein, denn 5 Linien breite gehören schon zu den grossen Exem- plaren, aber desto wichtiger wegen seiner scharfen Kenn- Pecten velatus, 435 zeichen und seiner allgemeinen Verbreitung in den Lacu- nosaschichten. Mar findet nur einzelne hochgewölbte kreisförmige Schalen mit gleichen mittelmässigen Ohren, die indess meist zerstört sind, die einfachen sehr hervor- gehobenen Rippen sind auf ihrer Kante mit Knoten besetzt, welche indess leicht abgerieben nur noch spurenweis mit der Lupe erkannt werden können, das wichtigste und schon mit blossem Auge wahrnehmbare Kennzeichen bleiben die punktirten Furchen zwischen den Rippen. Es kommen Individuen von 1/, Zoll Länge vor, die hoch gewölbt wie der P. gryphaeatus der Kreide erscheinen, aber dabei ganz die schmalen Rippen und punktirten Furchen jenes kleinen. Auch kleine Plagiostomen mit duplicaten Rippen kommen auf der Lochen vor, allein wir können wegen ihrer Sel- tenheit und Undeutlichkeit auf sie kein Gewicht legen.- Ausgezeichneter wegen ihrer Grösse sind Plagiostoma no- tatum Goldfuss 102. 1 mit einfachen, der Piagiostoma striatum des Muschelkalks ähnlichen Rippen von Erpfingen, und Plagiostoma rigidum Sw. 114. 1 mit feinen, der gigan- teum des Lias ähnlichen Rippen von Tuttlingen. Auf einem Steinkern der letztern fallen mir die faltigen Zähne des Schlosses auf (Limaea). Beide habe ich auch in Samm- lungen anderer Gegenden gesehen, als Leitmuscheln haben sie sich indess noch nicht erwiesen. Pecten velatus (Spondylus Goeldf. 105. 4) nicht nur eine Leitmuschel, sondern auch zoologisch merkwürdig- Denkt man sich, die innere dicke Kalkschicht der Spondy- lusschalen sei verloren gegangen, so bekommt man von der Oberfläche unserer Muschel den besten Begriff, denn ihre dünne Schale fällt eben so gestreift und faltig herab, auch sieht der Wirbel der convexen (linken) Schale ein wenig über den Wirbel der flachen, ja etwas concaven (rechten) hervor. Diese rechte findet man viel seltener, sie hat gleiche mehrmals ganz eigenthümlich dichötomirende Radialstreifen, die durch Anwachsringe etwas gekörnt und 28 # 436 Inoceramus. netzförmig verbunden sind. Das tief ausgeschnittene Bys- susohr auf der Vorderseite widerspricht den Analogieen mit Spondylus. Auf der convexen mehr concentrisch fal- tigen Schale liegen zwischen den grössern schuppigen Radialstreifen Gruppen von viel kleinern, dabei ist das hintere Ohr klein und der Rand unter ihm zierlich gekerbt, das vordere gross und breit nach vorn ausgedehnt. Die Schale bekommt man selten zu Gesicht, doch ist sie, 'so uft man sie findet, nur papierdünn, und doch hat man keinen Grund, anzunehmen, dass etwas abgewittert sei. Im ganzen Gebiet des mittlern weissen Jurakalks ist na- mentlich die convexe linke Schale gar nicht selten. Der Umriss der Muschel ist kreisrund, Goldfuss zeichnet sie oval. Inecerami von Pernen- und Mytilusartiger Form, die schupp*gen Anwachsstreifen und die faserige dünne und zerbrechliche Schale lassen sie leicht unterscheiden. My- tilüs pernoides Römer 5. 2 stimmt z. B. ganz mit einigen unserer Formen, den wir desshalb auch für einen Ino- ceramus ansprechen möchten; ebenso Mytilus jurensis Röm. 4. 10, die dünne schuppige Schale passt für keinen Myti- lus. Andere sind mehr verzerrt, die Schale äusserst run- zelig, werden über !/; Fuss lang, wir würden den Namen und die Form von Inocer. propinquus Goldf. 109. 9 dafür in Anspruch nehmen, käme er nur nicht im Quadersand- stein von Schandau vor. Alles diess sei nur erwähnt, weil man so oft auf solche Reste stösst, Leitmuscheln können sie schon wegen der noch nicht besiegten Schwierigkeit ihrer specifischen Bestimmung werden. AO Unter den Nuculen kommt der Steinkern 'einer kleinen höchstens 5 Linien langen mit starken hintern Muskelein- drücken. vor, die. Goldfuss tab., 125. 12 mit Recht von der viel grössern N. Hammeri im Lias nicht zu trennen wagt. Es ist grade die einfachste Nuculenform, der wir in allen Nuculae 'cordiformes. 437 Schichten und Formationen begegnen. Desto merkwürdi- ger die | | JS} »»"'Nueulae cordiformes, nach Schübler’s Isocardia cordiformis (eine Nucula), bei Zieten 62, 3 abgebildet, so genannt. Ihrer tief im Innern versteckten Zahnreihe nach sind es wahrhafte Nuculen, man darf sie davon nicht trennen, wie geschehen ist (Isoarca ' Münster, 'Bronn’s Jahrbuch 1842 pag. 98). Auffallend sind ihre grossen Iso- cardienartig nach vorn gedrängten Wirbel, die uns’ ganz den Gesichtspunkt verrücken würden, wenn nicht hier wieder die Bemerkung Leopold v. Buch’s in ihrer ganzen Wichtigkeit sich zeigte: siesind fein radial gestreift, wie alle Arcaceen. Man sehe mit Rücksicht auf dieses Kennzeichen nochmals die Isocardien durch, und man wird finden, dass mehrere derselben unsern Cordiformes zufallen, Dann wird man auch die Zähne nicht lange vermissen, da es grade eine Eigenschaft der Nuculenkerne ist, dass die Andeutungen der Zähne bei ihnen deutlicher zu finden sind, als bei Kernen der Arca. Die Kerue dieser Muscheln sind in den Lacunosaschichten auf dem Heuberge, der Lochen, bei Pfullingen etc. gar nicht selten, und’ dem Kleisse des Hrn. Börner in Aalen ist es zuerst gelungen, sie in seiner Umgegend in so ausgezeichneten Exempiaren aufgefunden zu haben, um den reisenden Geognosten damit zu überraschen. Aber auch in die höher liegenden Kieselkalke reichen sie hinauf, Die grösste derselben, welche sich mit Isocardia transversa Goldf. 140. 8 vergleichen. lässt, wird über 2 Zoll lang und über 1!) Zoll dick, dabei hän- gen ihre stark eingewundenen Wirbel vorn noch ein wenig über. Die Steinkerne sind sehr deutlich netzförmig ge- streift, was schon dem blossen Auge hervortritt, und längs des ganzen Randes zieht eine bindfadensiarke Furche fort, die Impression eines Wulstes, welche sich auf der Innen- seite der erhaltenen Muschelschale finden musste. Zwei Exemplare stammen aus dem mittlern weissen Jura von 438 Natica jurensis.. ‚Pleurotomaria suprajurensis, Pfullingen. . Nuceula subspirata Goldf. 140. 9, so diek als lang, die dicken Wirbel äusserst vorherrschend, Zahn- | bau: wie'bei Nucula, die Randfurche ist vorhanden, aber undeutlicher. als bei der vorigen. Die Goldfuss’sche äus- serst; markirte Zeichnung zeigt auch eine sehwache Im- pression nach Art der lobaten Nuculen (pag. 194). Heu- berg, Bochen. Nucula texata Goldf. 140. 11 fast genau eine Kugel, die Wirbel mehr nach der Mitte, Zähne: habe ich hier nicht gesehen , doch die überaus deutlich radialen Streifen. sprechen für Nucula. Heuberg. Wahrscheinlich passen: auch Isocardia tenera.. Goldf. 140. 7 und Cardium semiglabrum 'Goldf. 143. 15 hierher, die beide auch Wür- temberg nicht fehlen. Indess kommen Exemplare von die- ser Form vor, die durchaus keine Zähne zeigen, und die uns bestimmen möchten, wenigstens das Cardium semi- glabrum zu den Isocardien zu stellen. Von. den übrigen Bivalven, unter denen namentlich die kreisrunden Venulitenartigen auffallen, vermögen wir zur Zeit keine von Bedeutung hervorzuheben. Schnecken sind selten. Aber leicht bestimmbar die Natica jurensis Römer iO. 5 (Nerita) und Goldf. 168. 11 (Pileopsis). Man kennt nur Steinkerne, die zwar etwas weit geöffnet sind. Aber vergleiche man die schwarzen Steinkerne von Osterweddingen südwestlich Magdeburg oder Kerne der Molasse, und man wird die Geschlechts- verwandtschaft kaum verkennen,. Heuberg, Lochen. Mund- öffnung fast kreisrund. Pleurotomaria suprajurensis Röm. 10. 15. Ein ziemlich heher Kreisel, der freie Um- sang zeichnet sich durch 2 scharfe Kanten aus, von denen die untere in die Naht fällt, die obere wahrscheinlich für den Ausschnitt bestimmt war, wenn anders es eine Pleu- rotomaria ist. Längs- und Querstreifen geben der Schale eine zierliche Zeichnung, und die Querstreifen machen in der Nähe der obern Kante allerdings eine Biegung nach + Trochus jurensis. ' Ammonites alternans. 439 hinten, Es ist die schönste Schnecke im mittlern weissen Jura. Einzelne Exemplare erreichten gegen '/ Fuss Höhe. Trochus jurensis Ziet. 34. 2. Die Umgänge lie- gen'so genau in der Fläche eines Kreisels, dass sie eine wahre Normalform für Trochus bilden. Selten sind auf den Steinkernen noch die feinen Streifen sichtbar, welche den Umgängen folgen. Bei weitem die gewöhnlichste grosse Schnecke im mittlern weissen Jura, die man überall findet. Varietäten junger Individuen kommen vor von gleichem Bau, aber mit viel spitzerem Winkel. Andere weit genabelte Formen mit erhaltener auf der Oberseite geknoteter Schale übergehen wir. Nur ein einziges Mal habe ich aus der Gegend von Spaichingen einen grossen Strombiten erworben, der genau mit Römer’s Natica sub- nodosa 10. 10 übereinstimmt, aber noch ein Gutes grösser. Die markirte Knotenreihe, welche senkrecht zur Naht abfällt, und die bauchige Wölbung zum Nabel hin sind sehr bezeichnend. An der Basis springt die Muschel weit vor, um einen Kanal zu bilden, der aber natürlich bei den Steinkernen immer abbricht. Man mag ihn Strombites sub- nodosus nennen, denn man wird nicht gleich ein neues Geschlecht creiren wollen, Rostellaria caudata Röm. 12, 11 mit langer Spira und scharfkantigem Umgang und manches andere kleine Schneckchen kommt auf der Lo- chen vor. ! & Ammonites alternans v. Buch deutscher Jura pag. 70; gracilis Ziet. 7. 3 hat hier sein Hauptlager (pag. 399). Indess so viel Tausend Exemplare man auch davon findet, nie habe ich einen grösser als 14 bis 16 Linien gesehen, im Durchschnitt erreichen sie kaum 1 Zoll, und doch kann nicht viel fehlen, denn fast an allen ist noch ein gutes Stück der Wohnkammer sichtbar. Der sehr breite Seitenlobus endigt in drei herabhängenden Spitzen, von denen die beiden seitlichen stets die vorhergehenden Kammerwände berühren. In Hinsicht auf die Rippen findet 440 Ammonites dentatus. ‚grosse Mannigfaltigkeit statt, manche‘sind grob und weit- läufig, ’andere sind fein und: dicht ‘gedrängt, an diesem Individuum 'spalten sie sich, an dem andern wieder nicht, manche schwellen an der Rückenkante nicht unbedeutend . am, aber alle Individuen finden sich so vereinigt, dass sie eine unzertrennbare Gesellschaft bilden müssen, die der Geognost überall erwarten und suchen darf, sobald er diese Region des Jura schneidet. Ammonites dentatus Reinecke 48 und 44; Ziet. 13. 2; cristatus Sw. 421.3. Fast eben so häufig ade der vorige, aber: elatt, comprimirt, und noch ehe die Loben aufhören, stellen sich auf dem Rücken eomprimirte Zähne, wie eine Säge, ein. Die Zähne gehen allmählig grösser werdend ein gutes Stück 'über die Wohnkammer weg, verschwinden aber dann gänzlich, und an dieser Stelle wird der Rücken etwas breiter, die Röhre etwas nieder- gedrückt, so dass der Umgang der Spira deutlich von ihrem Wege abgelenkt wird. Zuweilen finden wir sogar noch Exemplare, an denen die Wohnkammer jederseits mit einem langen vorspringenden Ohre endigt, ein Beweis, dass wir die ausgewachsene Schale haben, obgleich die Scheibe noch keinen Zoll Durchmesser erreicht hat. Aber grade ihre Kleinheit ist der Grund, warum sich dieses so selten sichtbare Organ erhalten hat. Aechnliche Ohren kennt man schon längst bei Planulaten, neuerlich haben auch die Engländer sie an Ornaten (A. Gulielmi) nachge- wiesen, so dass eine solche gewiss unvermuthete Art der Endigung sich bedeutend zu verallgemeinern scheint. Die loben sind trotz der Kleimheit des Thieres sehr gezackt, schmalstilig, überhaupt nach Art des heterophyllus gebildet nehmen sie vom Hauptseitenlobus bis zum 4ten Hilfslobus (4 Hilfsloben sind vorhanden) allmählig an Länge ab. Es ist keine gewöhnliche Erscheinung bei so kleinen Forınen, diese Organe in dem Maase vollkommen ausgebildet zu finden, es zeigt diess jedenfalls ein reifes Alter an. Was Ammonites inflatus , flexuosus. 441 von 'alternans' galt; gilt auch von ihm, man findet ihn schon verkiest'im untern' weissen Jura, aber bei weitem seltener, als im 'mittlern. "Ammonites inflatus Rein. 51; Zieten 1. 5. Eine ausserordentlich variable Species. Den Normaltypus zei- gen die citirten Formen, sie schwellen am meisten an, und werden den Macrocephalen am ähnlichsten, es zeigt sich aber durchaus nur eine Knotenreihe über der Naht, über den einzelnen Knoten sehwillt die Schale, besonders im Alter, rippenartig an, doch bleibt der breite Rücken glatt, nur feine haarförmige Querstreifen bedecken ihn. Die Längsstreifen, welche Reinecke so deutlich gezeichnet hat. kann ich nirgends finden. Wird gewaltig gross. 2te Varietät. Es stellen sich ausser der Hauptkno- tenreihe, sowohl bei jungen als alten Individuen , einzelne weniger gedrängte Knoten auf den Seiten ein. Seine Form nähert sich dann mehr einer Scheibe, weil die Röhre we- niger in die Dicke wächst. | Ste Varietät, bispinosus Ziet. 16.4 (ist jedoch noch nicht die extremste Form). Die zweite Kuotenreihe läuft der Kückenkante parallel, die Mundöffnung wird daher 4eckig, der Ammonit eine viel flächere Scheibe. Alle drei sind aber durch die mannigfaltigsten Uebergänge verbun- den. Die gerippte Form des Ammonites gigas Zaet. 13. 1 schliesst die Gruppe an die Planulaten, denn von diesen aufgeschwollenen kann man bis zu den flachsten alle Ver- bindungsglieder finden. Ammonites flexuosus Zieten 11. 2 und 28. 7; discus Rein. 11; 'Lethaea 23. 17. ‘Sind die Rippen stark entwickelt, so erinnern sie durch ihre Biegung auf der Seite an die der Faleiferen, nur erheben sich an der Rücken- kaute abwechselnde stumpfe Knoten. Der Rücken ist em schmales Band, auf dem sich der Sipho hervorhebt, bei deutlichen Exemplaren mit comprimirten Zähnen besetzt. die Zieten 28. 7 so gut gezeichnet hat. Die Mundöffnung 442 Amm,.serrulatus, Reineckianus. nimmt schnell an Höhe: zu, 'siessind daher. stark involut, die Wohnkammer. immer sichtbar. ‚Einzelne ‚Individuen können gegen 1 Fuss im Durchmesser erreichen (Bosler bei Göppingen), meist sind sie jedoch nur wenig über 2 Zell. Es kommt eine Abänderung vor, deren Rippen ganz undeutlich werden (ef. sublaevis Ziet.; 10. 3), so dass die Individuen fast glatt erscheinen, wie die junge Brut, welche auf der Lochen mit alternans in solcher Unzahl gefunden wird, und die sich erst später als hierher gehörig zu er- kennen gibt. Wiewohl damit auch Individuen vorkommen, die fast vollkommen mit denticulatus pag, 387 übereinstim- men, und so die Verbindungsglieder zwischen beiden bilden. Steter Begleiter des flexuosus ist Amm. serrulatus Ziet. 15. 8. Seiner Form und selbst den Loben nach gleicht er dem discus pag. 367, so hoch ist seine Mündung und so klein sein Nabel. Der Rücken ist ebenfalls schneidend scharf, und wenn er er- halten mit feinen Knoten besetzt nach Art des denticulatus, Die Schalenzeichnung erinnert nur entfernt an flexuosus, ist von Zieten, so wie der Munddurchschnitt, nicht richtig gezeichnet. Am meisten fallen einige Hauptstrahlen auf, die in der Mitte der Seite sich verdicken (nur 11 auf einen Umgang), zwischen diesen Hauptstrahlen stehen zu den Seiten des Rückens kurze aber sehr markirte Rippen, die jedoch nur wenige Linien Länge erreichen. Man darf ihn nicht mit complanatus pag. 399 verwechseln, der in der Lacunosaschicht Würtembergs zwar nicht selten, bei Bir- mensdorf (Canton Aargau) aber ungemein häufig vorkommt. Eben so wenig legen wir auf Ammm, canaliculaius Lethaea 22. 16 und ihm Verwandte Gewicht, Ammonites Reineckianus, so mögen wir einen sehr merkwürdigen nach Art der Scaphiten gekrümmten Ammoniten citiren, den wir mit platynotus Reinecke 41 identisch halten würden, wenn nicht Manches dagegen spräche. Ausgewachsen höchstens ein Zoll im Durch- Planulaten. , Amm. polyplocus. 443 messer. . In.der' Jugend: gleicht ‚er 'einem convolutus pag; 382, und nur ‚so ‚weit..gehen' seine Loben. So, wie die Loben aufhören, schwellt die Wohnkammer an, die Rip- pen bewaffnen sich. nach Art der Coronaten mit Stacheln, der, Rücken ‚wird dadurch. .breit und bildet ein ' deutliches stumpfes Knie. Sowie dieses Knie umbogen ist, läuft der Rücken. ein Stückehen grade aus, die Stacheln verschwin- den, und:ehe sich die charakteristischen Olıren (wie bei dentatus) einstellen, die das reife Alter des 'Thieres be-. weisen, ' wird ganz, wie bei den sogenannten Scaphiten nochmals ein kleines Knie gebildet. Sehr ‚verbreitet, Heu- berg, Lochen, Brauneberz (bei Aalen). Selten. kommt auf der Lochen der A. perarmatus Sw. vor, ganz denen ver- wandt, welche so häufig in den Ornatenthonen erscheinen, auch der ausgezeichnete A. crenatus Reinecke 53 stammt in. Franken wie in Schwaben aus diesen Lagern, so wenig er übrigens von anceps pag. 365 und coronatus pag. 326 unterschieden sein mag. Auch der verkalkte convolutus lässt sich von den verkiesten pag. 382 der tiefern Lager nicht unterscheiden, sie führen uns zu den letzten für den weissen Jura so wichtigen Formen, welche Leop. v. Buch nach Schlotheim’s Benennung unter dem allgemeinen Namen Planulaten zusammenfasst, ein Netz der mannigfal- tigsten Uebergänge, die erst im. mittlern weissen, Jura in ihrem grössten Reichthum uns entgegentreten. Es sind flache mehr oder weniger involute Scheiben mit sehr deut- lichen Rippen, die einfach in der Naht beginnen, aber zwei- und mehrfach gespalten über den gerundeten Rücken weggehen. Leop. v. Buch (Deutscher Jura pag. 73) hat hauptsächlich 4 Formen ausgezeichnet. 1. Ammon. polyplocus Rein. 13; Ziet.8.4. Flache Scheiben, die Hauptrippen gleichen in den Seiten dicken: entfernt stehenden Falten, auf dem Rücken spalten sich diese Falten in viele Rippen, von denen, die mittiern oft gaı nieht im Zusammenhang mit den Hauptfalten stehen. Tu a 444 Amm. poly&yratus, biplex, bifurcatus, trifurcatus. der Jugend sind gewöhnlich nur'3’bis 4 Rippen an einer Falte, in’der letzten Wohnkammer, die fast einen ganzen Umfang beträgt, 'können’aber deren je 8 bis 10 und dar- über eintreten. Ehe sich die langen Ohren ausbilden, schnürt sich der Mundsaum ein oder mehrere Mal zusammen, und dann hört die Schale auf zu wachsen. Die extremste Form ist nirgends abgebildet, doch varüren die Formen davon so‘, dass Leop. v. Buch Zieten’s tab. 8. fig. 1, 3, 5, 7, &. sämmtlich zu” dieser Species rechnet. Reinecke’s Amm. striolaris fig. 52 mit sehr hoher Mundöffnung und folglich stärkerer Involubilität, feinen dichtgedrängten Rippen ist eine ziemlich konstante Varietät. 2. Ammon. polygyratus Rein. 45, Zieten 9. 3. Die Falten der Seiten gedrängter, spalten sich auf dem Rücken unbestimmt 2 bis 4 Mal, sie sind weniger cempri- mirt, die Involubilität "beträgt nicht‘ die Hälfte, während sie beim polyplocus über die Hälfte betragen kann. Hier- her gehörige Exemplare’ können über 1 Fuss im Durch- messer erreichen. Indess bleibt es immer schwer, die grossen Individuen sicher in ihrem Jugendalter wieder zu erkennen. 3. Ammon. biplex Sw. 293; Lethaea 23, 3; Ziet. 8. 2. Die 'Theilung der deutlichen Rippen geschieht be- stimmt in 2 Rippen auf dem Rücken, so dass der Thei- lungspunkt häufig markirt ist. Die getheilten Rippen biegen sich auf dem schmalen Rücken etwas nach vorn. Sehr wenig involut. Comprimirte Formen können auf dem” Rücken dem Angulatus pag. 133 sehr ‘ähnlich werden. 4 Ammon. bifurcatus Schl. Ziet. 9. 1. Theilung noch bestimmter als bei biplex, auch hier biegen sich die Rippen aber in flachen Bogen über den breiten Rücken. Mundöffnung viereckig. Beide letztere Species sind selten. Ammonites trifurcatus Reinecke 49; Ziet. 3. 4 (nicht so gut) ist wegen seiner rohen Rippen und seiner Amm. colubrinus.‘ Aptychus problematicus. 445 maerocephalenartigen Mundöffnung eine "ziemlich gut be- grenzte Species. Ammonites colubrinus Rein. 22, Fast gar nicht involut, die Mündung nähert sich ‚einem Kreise, meist nur zweifach gespaltene Rippen, worunter sich bestimmt und unbestimmt getheilte finden können. Die jungen Exem- plare werden dem convolutus überaus ähnlich. Sehr häufig. Es lässt sich nicht läugnen , dass die Versuchung gross ist, aus der Unzahl von Modifikationen dieser Planulaten, die man überall in Menge im ganzen weissen Jura wenn freilich selten in gut erhaltenen Exemplaren findet, neue Species zu machen, und gewiss sind auch noch viele darunter verborgen , diess scheint schon die äusserst ver- schiedene Grösse der einzelnen Exemplare anzudeuten, von denen uns die Ohren überzeugen können, dass sie ausge- wachsen sind. Indess dass dazu noch ganz andere Studien gehören, als eine blosse unvollkommene Abbildung mit Namen und schlechte Beschreibung, erkennt man schon bei oberflächlicher Betrachtung. | Aptychus, besonders der dicke problematicus (laevigatus), den Bivalven entgegen auf der innern con- caven Seite wit zierlichen Anwachsstreifen versehen, während ‚die convexe fein punktirt erscheint, bildet nicht selten ganze Bänke, woraus man freilich mit H. v. Meyer die Ansicht schöpfen möchte, dass sie nieht Ammoniten, sondern eigenthümlichen Thieren angehört haben müssten. Passte ihre Form nur nicht zur Mündung des A. inflatus, und fände man an ‚der Altmühl nicht die schönen Exem- plare, wo unser Aptychus noch neben dem inflatus liegt, beide in Grösse und Form harmonirend. Abgesehen davon, dass auch im Solenhofer Schiefer Aptychus solenoides gar nicht selten auf ähnliche Weise ‚mit Amm. flexuosus ver- bunden ist.. Die eigenthümlichen halbkreisförmigen Wülste, welche in jenen Schiefern mit Aptych. problematicus vor- kommen, gleichen vom Rücken zum Bauch deprimirten 446 Nautilus aganiticus. Belemn. hastatus. Schalen, deren Mandöffnung auf dem \Wulste noch voll- kommen erkennbar ist. Aber Schalensubstanz sieht man davon nicht. Daher vielleicht das aus der Schale heraus- gefallene Thier? Ja Hr. Dr. Redenbacher in Pappenheim, der Entdecker der so prächtigen Platten von Onychoteuthis, besitzt einen Apt. solenoides mit Wülsten, woraus ein deutlicher Sipho hervortritt. Nautilus aganiticus Schl. v. Buch Deutscher Jura pag. 71. Der einzige bekannte Nautilus, der überall im schwäbischen weissen Jura, wenn auch nicht in gros- ser Anzahl (Nattheim, Aalen, Gruibingen, Sirchingen, Randen etc.) vorkommt. Sein tiefer zungenförmiger, Sei- tenlobus, dem des N. Aturi im Tertiärgebirge verwandt, stempelt ihn zu einer der wichtigsten Formen, Sipho zwi- schen Mitte und Rücken, ein kleiner spitzer Bauchlobus, auch auf dem Rücken ist ein flacher Lobus vorhanden. Belemnites hastatus Blainv. 2, 4; unicanaliculatus Ziet. 24. 8; semisuleatus v. Buch Deutsch. Jura pag. 72. Dem semihastatus pag. 388 durch seine Form sehr ver- wandt, nur schwellt der bauchige Theil viel dicker an, denn er kann durch die Furche nicht in gleichem Grade deprimirt werden, weil diese nur in der Alveolargegend einer schmalen scharfkantigen tiefen Rinne gleicht, über die Mitte hinaus sich aber verflacht und kaum noch ver- folgt werden kann. Auch hier dringt von der Furche ein glatter Spalt bis zur Alveole hinab, der schon auf dem Querbruch an den Krümmungen der Anwachsstreifen der Scheide bemerkt werden kann. Im weissen Jura fast der einzige und ganz allgemein. Es lässt sich nicht ermitteln, ob auch die grossen Alveolen, deren Querdurchmesser nicht selten 1 Zoll erreicht, ihm angehören. Krebse sind Seltenheiten, doch sind auf der Lochen Scherenbruchstücke gefunden, und ein einziges Mal ober- halb Tuttlingen an der Donau (Möhringen) der Cephalotho- IV. 8, e, Oberer weisser Jura, Felsenkalke. 4) Marmor. 44% rax einer Glyphaea, dem Astacus rostratus Phillips 4. 20 verwandt. Zoologisch interessant sind schlanke Haifischzähne, durch ihren glatten ungestreiften Email denen des Kreide- und Tertiärgebirges verwandt, die Kronenspitze wird bei einer Basis von 3 Linien über 1 Zoll lang. ist wie’ein Messer scharf zweischneidig, und schwach Sförmig gebo- gen. Es sind die ersten Zähne der Art, welche im Jura auftreten, und bereits auf der Lochen, bei Pfullingen, an der obern Fils und am Stuifen gefunden. c. Der obere weisse Jura. Eine Reihe von Kennzeichen vereinigen sich, ihn zu dem ausgezeichnetsten Endgliede der ganzen Formation zu machen. Wenn es oft dem geübtesten Beobachter schwer, ja unmöglich werden konnte, den untern und mittlern scharf gegen einander abzugrenzen, so ist er über diese obere Grenze nicht nur durch die Petrefakten, sondern selbst durch schlagendste Gesteinsmerkmale an vielen Punkten in Sicherheit gesetzt. &) Die schlammfreien ungeschichteten Felsenkalke. Erst hier haben wir in ihrer ganzen Grossartigkeit jene grotesken Felsen erreicht, we!che die Donau unter- halb Tuttlingen und deren wasserreiche Seitenflüsse überall begleiten. Diese Felsen, bald mehr bald weniger mächtig, zeigen oft an den frischesten Durchschnitten nicht die Spur von Schiehtung, namentlich anfangs, wo sie gegen die Schichten des mittlern abschneiden. Das Gestein, nach seinen einzelnen Varietäten betrachtet, zeigt‘sich vorzugs- weise dreierlei: Ä 1) als sogenannter Marmor; ein lichtfarbiger äusserst homogener Kalk, ohne Spur von Krystallkörnern, ausser auf den Spalten und Klüften, die ihn durchschwärmen. Die rohen Felsenmassen, welche wie Granitblöcke keine 448 ' 2) Zuckerkörniger Kalk, 3) Dolomit. bestimmte Form zeigen, sucht "man auf, besonders da, wo sie von der Höhe in die Thäler herabgestürtzt: sind, um ‚Sie ‘zu verschleifen, ‚eine Beschäftigung, die jedoch sehr im Abnehmen ist, Jedenfalls sind: sie aber ein nicht unbrauchbares Material, das aus den anstehenden Felsen gewonnen, zu den prächtigsten Marmorsäulen verwendet werden könnte, ‚denn auch geflammte: Zeichnungen von gelb, roth etc. fehlen dieser Masse nicht. : 2) als zuckerkörniger Kalk. Er zeichnet ieh durch sein ziemlich grobes krystallinisches Korn aus, etwa wie carrarischer oder parischer Marmor, aber seine Farbe ist nicht schneeweiss, sondern eine gemeine lichtgelbe Eisenfärbung, die aber aussen auf der Oberfläche der ab- gerissenen Blöcke in ein tiefes Gelbbraun sich verstärkt. Geschiebe dieser Felsen nehmen ein eigenthümliches höcke- riges rundeckiges mit vielen Vertiefungen. und Löchern bedecktes Oberflächenansehen an, die Verwitterung griff sie an, wie Salzsäure den Kalkstein. Grade Gesteine dieser Art bilden auf der Alp eine der bedeutendsten Flächen, sie sind für Schwaben, was die Dolomite für Franken sind. 3) als Dolomit, der die graulichweissen Farben liebt, und ein härteres feineres Korn hat. Manche Abänderungen verwittern schwer, andere zerfallen zu einem feinen Sand. In. der Nordosthälfte der schwäbischen Alp kommen sie überall, und zwar in den grössten Massen vor (Blaubeu- ren, Eybachthal ete.), in: der südwestlichen sind sie viel seltener, und häufig nur in unbedeutenden Partieen. Diese drei Gesteinsabänderungen sind nicht etwa durch Schichten von einander gesondert, sondern bilden: zusam- 'men ein compaktes Ganzes, aber so, dass hier ein grosser Marmorfelsen sich zwischen Dolomiten hervordrängt, wäh- rend dort der zuckerkörnige Kalk durch seine Masse beide " überflügelt... Wie ein Granit den andern Granit innig nach allen Richtungen: durchdringt ‚ebenso vermischen sich diese drei Gesteine auf’das Unbestimmteste durcheinander. Auf Kieselige Kalke. ! 449 den kleinsten Wänden, auf unbedeutenden Strassendurch- brüchen sieht man sie in einander verschlungen, und wird unwillkührlich an die Buch’sche Dolomittheorie erinnert, als wenn eine ausgedehnte Marmormasse durch eindrin- gende Bittererde allmählig in zuckerkörnigen und theilweis auch in wahren Dolomit verwandelt wäre. Ein anderes auffallendes Merkmal ist der Kieselgehalt, der sich in grossen und kleinen oft merkwürdig geformten Knollen als unreiner Feuerstein oder Chalcedon ausscheidet. Manche Felsen sind gedrängt voll, die braunen Kiesel wittern heraus und liegen in grosser Menge auf den Fel- dern zerstreut, ein sicheres Merkmal für die Orientirung. Dabei kommt es gar nicht auf die Gesteinsbeschaffenheit ‘an, Dolomite, zuckerkörnige und Marmorkalke können damit erfüllt sein, doch finden sie sich vorzugsweise in der obern Region, auf die sich unmittelbar die Gesteine des folgenden Abschnitts auflagern. Petrefakten sind in den Dolomiten am seltensten, schon in den zuckerkörni- &en kommen mehr vor, die Marmorkalke können aber häufig ganz reich daran sein, besonders an der Terebratula trilobata. Wenn diese Gesteine am Rande der Neckarseite in ihren kühnen Felsenmassen sich erheben, so stürtzen sie nicht selten über die tiefern Schichten herab, und es bedarf dann grosser Vorsicht, um nicht zu der falschen Ansicht ver- leitet zu werden, sie könnten auch in der untern und 'mittlern Abtheilung vorkommen. Meist nach oben, wo die Felsen sich in lauter kleine Quader zerklüften, und folglich wieder eine Neigung zur Schichtung zeigen, tritt ein gros- ‘ser Vorrath von Petrefakten auf, mit die reichste und schönste Fundgrube des Landes, denn gewöhnlich sind ‚die Reste verkieselt, können folglich, ohne verletzt zu werden, herauswittern. ‘Doch nur da, wo Sternkorallen auftreten, sind mannigfaltige Erfunde zu erwarten, alle übrigen Lagen sind in der Regel arm. Sternkoraller sind aber nicht allgemein auf der Alp verbreitet, sondern sie Quenstedt, Flözgebirge. 20 450 r Kieselige Kalke. nehmen nur sporadisch und inselartig einzelne Höhenpunkte ‘ein, und hier liegen Sie immer unmittelbar unter der Damm- erde, wo sie die Verwitterung und der Pflug hervorfördern. Man kann diese Korallenfelder daher leicht übersehen, und findet man sie auch, so liefern sie abgesehen von einzelnen Korallen erst nach langer Bemühung Ausbeute, weil es überall an guten Aufschlüssen fehlt. Nach dem Rhein und der Donau hin scheinen die Korallenbänke gänzlich zu fehlen, hier wucherten die Schwämme so üppig, dass sie selbst durch diese ganze Abtheilung hindurch greifen, aber durch Silificationspunkte und Kieselgehalt zeigen, dass sie nicht dem mittlern, sondern dem obern weissen Jura ange- hören. Erst im Gebiete der Erms (Sirchingen, Wittlingen) sind durch Graf Mandelslohe die ersten Felder bekannt geworden, die Höhen an der Blau sind eben so reich (Beiningen, Asch, Ober-Herrlingen ete.), doch alle werden von dem Gebiete bei Heidenheim, Giengen, Nattheim etc. etc. übertroffen, nicht nur in Rücksicht auf die Grösse des Feldes, sondern auch auf die Mannigfaltigkeit der Formen. Nicht alle Sternkorallenfelsen sind mit Kieselerde ge- schwängert, sondern es kommen Punkte vor, denen die Kieselerde ganz fehlt, die Felsenfarben gehen dann nicht selten in’s Schneeweisse über, und so viel Petrefakten auch darin eingeknetet sind, so schwer bekommt man etwas Gutes heraus. Berühmt sind hier die schneeweissen Felsen von Arnegg und an mehreren Punkten der Blau, doch kommen sie auch an der Steige vun Urach nach Ulm in mächtigen Blöcken des Basalttuffs, so wie noch an andern Punkten daselbst vor. Ja*dem aufmerksamen Beobachter wird es nicht entgehen, dass grade über und unter den Kiesellagen die Kalke eine entschiedene Neigung zur Schnee - farbe zeigen. Eben diess sind die Schiehten, welche den von Solenhoferschiefern bedeckten Diceratenkalken von Kehl- heim in allen wichtigen Kennzeichen gleichen, und ihnen folglich vollkommen parallel ‚stehen. Oolithe. "IV. 3. 0. Krebsscheerenkalke. 451 Endlich zeigt sich noch ein äusserst vollkommener Oolith an der Brenz bei Heidenheim, Schnaitheim, Gien- gen etc. in grossen Steinbrüchen aufgeschlossen, denn‘ es ist der trefflichste Werkstein, welchen das Kalkgebirge aufzuweisen hat. Spuren von analogen Schichten lassen sich zwar auch südwestlich noch nachweisen, aber nirgends zeigt das Gestein die Vollkommenheit, als an diesem ein- zigen Punkte. Man wähnt sich in die Steinbrüche des Lindnerberges bei Hannover (oder in den Great Oolith) versetzt, so ähneln sich die Gesteine beider Orte. Regel- mässig runde Körner von Hirsegrösse liegen zwischen Trümmern von Muscheln und länglichen grössern geschie- beartigen Körnern, welche in Verbindung mit reinem Kalk- schlamm die zahlreichen Muscheln so fest einkneten, dass es nicht leicht ist, etwas Gutes davon zu erhalten. Zähne von Sphaerodus, Haifiscken, grosse Flossenstacheln etc. werden darin gefunden. Diese Oolithe scheinen zwar mitten zwischen den Sternkorallenfeldern und den fol- senden Krebsscheerenkalken aufzutreten, dennoch ist es nicht möglich, mit Sicherheit ihr Lagerungsverhältniss zu ermitteln. Wir müssen sie daher zur Zeit noch mit den kieseligen und schneeweissen Kalken ungefähr pa- rallel halten, doch so, dass sie unter allen die oberste Lage einnehmen. durch ihre mächtige Entwicklung (100 Fuss und drüber) aber die darunter liegenden Glieder be- trächtlich schmälern. Wenn man diese Gruppe mit den Sternkorallen,. und was sich’eng daran anschliesst, mit dem englischen Coralrag parallelisirt, so dürfte man hier wenig irren, indess würde ich nicht wagen, den Namen ' auch auf den mittlern weissen Jura auszudehnen, wie ge- schehen ist. CL). Die Krebsscheerenkalke (sogenannter Portland). Ueber ‚jenen der Schichtung so: sehr entbehrenden Kalksteinen: bildet: endlich ein System thoniger aber sehr | 29 * 452 IV: 8. £. Krebsscheerenkalke. gut geschichteter homogener Kalkplatten das merkwürdige Schlussglied des Jura. Im ganzen Kalkgebirge gibt es keine Abtheilung, welche so vorzugsweise sich zur voll- kommensten Schieferstruktur neigt, als diese. » Gut ver- wittert schälen sich im Durchschnitt die äusserst regel- mässig abgelagerten Bänke zu Platten von Zolldicke, doch kann sich dieses Verhältniss,; wiewohl seiten, auch steigern, so ‚dass die Zollmächtige Platte nochmals in iO bis 20 Plättchen zerfällt. Diese Eigenthümlichkeit sucht man im ganzen übrigen weissen Jura vergebens. Freilich verwischen sich diese Eigenschaften mehr, sofern die Formation mäch- tis wird und bis zu 100 Fuss Höhe anschwellt. Dann werden die einzeinen klingenden Bänke über Fussdick, liefern Werk- und Bausteine aller Art, und sind häufig in den Bausteinarmen Gegenden in hohen Wänden aufge- schlossen. Da im Gegensatz zu der Unterlage diese Ab- theilung sich grade durch ihren Thongehalt auszeichnet, so nehmen sie nicht nur dunkele Farbe an, sondern ganze Abtheilungen verwittern zu einem vollkommenen Mergel- thon, der in Rücksicht auf die Fruchtbarkeit. der Alpfläche keine unwichtige Rolle spielt, da grade auf diesen sich mit Leichtigkeit eine fruchtbare Ackerkrume bildet, wie die Mer- gelfelder bei Münsingen, Söhnstetten am Oberende des Stu- benthals und andere Punkte beweisen. Grade hier, wo die Formation so bedeutend anschwellt, ziehen sich Kalkbänke herauf mit Schwämmen und Muscheln, die Muscheln aber verkieselt, wie im unterliegerden Coralrag, und meist auch in Hinsicht auf Species kaum davon unterschieden, ja ver- kieselte Muscheln finden sich selbst oft in den Kalkplatten, wodurch man immer wieder auf die grosse Verwandtschaft mit der Unterlage geführt wird. Dennoch könnte man zu- weilen in Zweifel kommen und sie mit tiefern Abtheilungen verwechseln, wenn nicht überall auf der äussersten Grenze ein kleiner Krebs verbreitet wäre, der, wenn man die rechte Schicht trifft, bei jedem Schlage zum Vorschem IV. 3, &, Krebsscheerenkalke. 453 kommt, und zwar nirgends ganz, sondern immer nur von der Scheere das vorletzte Glied, die sogenannte Hand mit Index. Schon der bewegliche Daumen mangelt. Der Name Krebsscheerenkalk passt daher besser als ein anderer, denn‘'so viel Scheeren man auch in der Kreide findet, eine solche Masse von Exemplaren wie hier und auf so grosser Fläche ist mir wenigstens jetzt nirgends bekannt gewor- den. Graf Mandelslohe hat die Scheerenhände. schon längst in den Platten von Böhmenkirch (Ende der Steige von Weissenstein nach Heidenheim) entdeckt, und von hier aus kann man dieselben bei Heidenheim, Nattheim, zurück über Ulm, Einsingen, Ebingen und Hayingen, bei Blau- beuren, Frankenhofen, Urach (Steige nach Ulm), Mess- stetten etc. etc. nirgends übersehen, so bald man auf- merksam ist. Daher werden die Scheeren auch auf dem Heuberge, bei Nusplingen, Kolbingen, Engen bis zum Rhein bei Thengen nicht fehlen, denn auf der ganzen Alp an vielen Hundert Punkten ist das Gestein zuweilen sogar bis in die Nähe des Steilrandes aufgedeckt. ‘Wenn die Ablagerungen recht ausgebildet sind, so findet: man’ zu unterst eine dünne Lage: von Kalkplatten mit verkieselten Muscheln, dann folgen dunkele 'Thonmergel mit Pentacri- nites pentagonalis oft 40° bis 50 Fuss mächtig; endlich oben darauf die Hauptlage von Kalkplatten, in denen die Krebsscheeren am häufigsten gefunden werden. Ich muss gestehen, so oft ich mich den mit Kalkplatten gedeckten Hütten näherte, worin der Steinmez unter klingenden Ham- merschlägen sein Material bearbeitet, und so oft ich im Abraum des Bruchs die gelben zuweilen papierdünnen Blätter auf Petrefakten untersuchte, so wurde ich immer an Solenhofen erinnert, aber fragte ich nach Fischen und Krebsen. so hatten die Arbeiter derartiges wohl sehen wollen, aber mir nie etwas einhändigen können. Und doch kann man diese Platten auf der ganzen schwäbischen Alp ununterbrochen verfolgen, jenseits der Brenz'bis Neresheim 454 IV.'3. £. Krebsscheerenkalke. und jenseits‘ des‘ Riess über Monheim, Solenhofen , Eich- stedt bis: Kehiheim wieder finden. WUeberall stehen die felsigen Dolomite oder zuckerkörnigen Kalke, wie im Thale der Altmühl, darunter, so dass in Hinsicht auf die Lagerungsfolge über die Identität kein Zweifel obwalten kann, Hat man auch in Würtemberg noch keine litho- graphischen Steine 'darin gefunden, so muss nicht verges- sen werden, dass in Baiern dergleichen Material ebenfalls ausnahmsweise nur an einer einzigen Stelle sich zeigt. Ueber Nusplingen siehe unten. Hätte man früher diese Kalkschiefer und Kalkbänke (bei Einsingen) nicht für Portland erklärt, und dadurch den Gesichtspunkt verrückt, so würde man heute viel leichter die richtige Ansicht gewinnen und auch andere davon überzeugen können. Dazu kommt, dass die Solenhofer- schiefer wegen Petrefakten wie wegen Gesteinsmerkmalen sich als eine allgemein anerkannte sehr lokale Formation geltend machten. Wenn wir sie hier nun auf einmal fast im ganzen deutschen Jura auftreten und zu einem wich- tigen Anhaltspunkte entwickelt sehen, so bedarf es aller- dings noch einer Aufforderung, gründliche Studien in Be- ziehung auf die darin vorkommenden Muscheln zu machen, damit auch die Gleichheit der Petrefakten der schlagenden | Uebereinstimmung der Gesteine noch zu Hilfe komme. Die Mächtigkeit der Krebsscheerenkalke ist sehr va- riabel, bald sind es nur wenige Kuss, und dann stets die obern Lagen mit den Krebshänden, bald aber Wände von 30 bis 60 Fuss, ja wenn die Pentacrinitenthone sich ent- wickeln, treffen wir das Doppelte und Dreifache, und in diesem Falle muss man sehr auf der Hut sein, sie nicht zu verwechseln. Herr Professor Rogg macht hier mit Recht auf ein treffliches Kennzeichen aufmerksam: viele verwitterte Platten zeigen auf der Oberfläche bindfadenbreite rohe in einander einmündende Furchen (Schratten), etwa verzweigten Fucoiden vergleichbar. Es hängt diess leichtere Abweichende Auflagerung der Krebsscheerenkalke. 455 Herauswaschen einzelner Linien mit; der innern Struktur zusammen, weil man: ähnliche Verzweigungen oft im fri- schen Anbruch verfolgen kann, und wenn gleichwohl diess Merkmal auch in Bänken des mittlern weissen Jura (auch im braunen und schwarzen): gefunden wird, so ist|es doch in. der Region der Krebsscheerenkalke, wo man sich fern von den tiefern Schichten über: den thonfreien Felsenkalken findet, ein willkommener Fingerzeig. | Die Lagerungsverhältnisse sind verwickelt, und müssen. anfangs nothwendig zu Verirrungen führen, bis man. geübt den Irrthum einsieht., Besuchen: wir die auf- geschlossenste: aller Alpsteigen, die von Weissenstein nach Heidenheim führt, so treten oben die zuckerkörnigen Kalke mit Marmorn und kieselreichen Dolomiten wechselnd, wenn gleich nicht mächtig, so doch vollkommen entblösst auf (2). Gleich auf der Fläche werden die Krebsscheerenplatten von Böhmenkirch gewonnen, und man kann keinen Augen- blick über die Lagerungsverhältnisse im. Zweifel sein. Weiter fert führt die Strasse von Böhmenkirch nach Söhn- stetten. Dort finden wir uns schon in der Tiefe des Trocken- thales, welches unter dem Namen Stubenthal bekannt bei Hei- denheim in das Brenzthal mündet. Allein dieses ganze Gebiet ist, trotz des Einschnittes überall mit sehr thonigen Krebs- scheerenkalken und zwar in grösster Mächtigkeit bedeckt, über ihnen ragen rings die plumpen Felsenkalke empor, die, weil sie bedeutend höher liegen, auch jünger sein sollten, allein eine genaue Untersuchung zeigt uns bald, dass die thonigen Kalkschiefer nur Krebsscheerenkalke, die plumpen Felsen aber nur die darunter liegenden Gesteine sein können, .‚Verfolgt man die Strasse von Heidenheim ‚..nach Nattheim , so zieht sie, anfangs nördlich im Brenzthal hinauf neben den ungeschichteten Felsenkalken hin, sobald sie aber um die Ecke nach Osten biegt, steht man am- Eingange eines grossen verlassenen Steinbruchs mit Krebs- scheeren! Und doch liegen rechts der Strasse den Berg 456 Abweichende Auflagerung der Krebsscheerenkalke.. hinauf mächtige Felsenkalke und links die merkwürdigen Oolithe. ‘Ja in vielen der Nebenthäler sieht.man die Kalk- : schiefer einfallen, und mantelförmig an den Bergen sich‘ fast bis zum Gipfel hinaufziehen, nur die äusserste Krone ist das ältere Gestein, was unter dem Mantel hervortaucht.: Wie erfreut steigt man westlich ‘von Schnaitheim zum Steinbruche der rechten Brenzseite hinauf, sicher, dass sich hier auf dem Berge ein Bruch im Krebsscheerenkalke finden 'müsse, da die schrattigen Schiefer bis zur Höhe anhalten, allein man findet sich getäuscht, es brechen’ hier die trefflichsten Oolithe, erst weiter auf der Fläche nach Steinheim hin strecken überall in den Holz- und Feld- gräben äusserst regelmässig, geschichtete Kalke ihre Köpfe hervor. Nirgends konnte ein Punkt ermittelt werden , wo die Kalkschiefer wirklich die Oolithe bedecken, und doch sind die Oolithe älter. Ueber den Felsen mit Sternkoral- len gelingt‘ es zuweilen, wie z. B. bei Beiningen, ein wenig mächtiges‘ (3 Fuss) System von Kalkplatten mit Krebsscheeren zu finden, und geht man von hier in die flachen Malden hinab,so werden die Ablagerungeu gleich viel mäch- tiger, so dass man hieraus allein schon mit Sicherheit den wahren Sachverhalt erschliessen könnte, hätten wir nicht am . Nordwestrande (wie z. B. an der Steige von Urach nach Ulm, von Gutenberg nach Donstetten etc.) die sichersten Beweise. Die Krebsscheerenkalke nehmen demnach eine bedeutende Fläche auf der ganzen Alp ein, sie werden in den Niederungen mächtig, gehen gar nicht oder doch nur in dünnen Lagen auf die Berggipfel hinauf, die Berggipfel von plumpen Felsenkalken ragen vielmehr inselartig über die Schieferfläche hinaus, die Kalkschiefer verhalten sich insofern zu ihrer Unterlage ganz ähnlich, ‚wie der Lias zum Keuper. Die Sternkorallen sind äusserst mannigfaltig, ge- wöhnlich verkieselt und nur in den schneeweissen Kalken verkalkt. Ist auch die Sonderung in Species und Geschlech- Anthophylium obconicum. 457 ter mit manmnigfaltigen Schwierigkeiten verbunden, so sind doch im: Allgemeinen die Zellen der einzelnen Thierchen mit wirtelständigen Lamellen zu conform ; als dass sie nicht gleich 'erkanıt und folglich bei ihrer ausschliesslichen Be- schränkung auf den obern weissen Jura an die Spitze aller ‚organischen Reste dieser Abtheilung ‘gestellt werden könnten. 0‘ Anthophyllium obconicum 'Goldf. 37. 14. Eine einzelne: jaber sehr grosse kreiselförmige Zelle, welche zuweilen über 3 Zoll im Querdurchmesser erreicht (die grösste‘ derartige Zelle, welche überhaupt bekannt ist). Die wirtelständigen Längslamellen strahlen sehr zahlreich vom Mittelpunkte nach der Aussenfläche, an dem spitzen Einde weniger als an der allmählig breiter werdenden Ober- seite, weil’ im Verlaufe des Wachsthums sich zwischen je'zwei Lamellen neue einsetzen, die anfangs dünner nach und nach "die übrigen an Grösse einholen, ‘am dicksten bleiben indess doch: die Längslamelien, welche vom An- fange bis zum Ende‘ der. Zelle verlaufen. | Nicht zu über- sehen‘sind). die viel dünnern und: daher zerbrechlichern Querlamellen, welche die Längslamelien verbinden, und daher den Raum zwischen je zwei Längslamellen in ein Sy- stem übereinander stehender kleiner Zellen theilen, die wie die Querlamellen vom Mittelpunkte schief nach aussen und oben verlaufen. Eine Längslamelle auf ihrer flachen Seite gesehen zeigt daher regelmässige Bogenlinien, das Rudi- ment: jener: Querlamellen, und zwischen den Linien liegen erhabene feine Punkte. Römer tab. 1. fig. 7. b hat diese Einien angedeutet. Endlich lagert sich über die ganze kreiselförmige Oberfläche eine besondere concentrisch ge- streifte Schicht, die gewöhnlich übersehen wird, weil sie stellenweis oder auch ganz abwittert, Goldfuss erwähnt weder die Querlamellen, noch den concentrisch gestreiften Ueberzug, obgleich beide nirgends fehlen können. Es kann hier unsere‘ Absicht nicht sein, die verschiedenen Ge- 493 Anth. turbinatum. Lithod. trichotomum. schlechter durehzumustern und zu kritisiren, wenn indess die ‚wichtigsten Kennzeichen‘ bei Feststellung 'neuer Ge- schlechter und Species übergangen' werden, so kann man andern auch nicht zumuthen, alle übrigen Einzelnheiten für Wahrheit zu nehmen. Namentlich vermissen: wir bei Feststellung‘ der Korallengeschlechter sehr die ‚scharfen Diagnosen, dennoch werden wir so viel wie möglich ..die bestehenden Namen beibehalten. | Unser Anth. obceonicum ist bei Goldfuss in seiner üfihel malform gezeichnet. es,kommen aber Individuen vor, die über 5 Zoll Länge erreichen. Dass man aus jungen Indi=- viduen, wie Anth. pyriforme Goldf. 13. 10,,: welches die Querlamellen deutlich zeigt, keine besondere Species ma- chen darf, leuchtet ein. Eben so wenig ist Anth. 'sessile Römer 1. 7 etwas Neues. Es kommen Varietäten vor, die gleich. über 2 Zoll Querdurchmesser. erreichen, noch ehe sie ein Zoll lang sind. Bei allen ist indess die Sternfläche gleichmässig flach concav, selten etwas convex. Groblamellöse Varietät,:die Längslamellen sehr dick, auf der Fläche mit feinen Punktreihen bedeckt, an der Aussenseite zierlich ‘geperlt, ‘woran jedoch 'auch:die Silification einen bedeutenden: Antheil hat. | Anthophyllum turbinatum Goldf. 37. 13, . eine ausgezeichnete Species, die den lebenden Caryoplıylleen äusserst nahe steht. Im Mittelpunkte verwirren sich die Lamellen, nur einige wenige Hauptstrahlen dringen zuwei- len bis zum Centrum durch. Die &berfläche der Querla- mellen mit äusserst rauhen zerstreuten Punkten bedeckt, Querlamellen kenne ich nicht. Auf der Aussenseite sind die Längslamellen zu einem compakten Ueberzuge ver- wachsen, woran die Längsstreifen aber bedeutend vorherr- schen, Nur wenige Zoll gross, die Sternfläche becher- förmig vertieft. Lithodendron triehotomum Goldf. 13. 6. Der Bau des meist dünnern eylindrischen Stocks unterscheidet Lithod.; Dianthus, plicatum. 459 sieh‘; durchaus nicht von Anthophyllum obconicum, allein der Stock ‚zerspaltet sich im ‚Verlaufe seines Wachsthums zu wiederholten Malen in zwei, drei ‚und ‚mehrere Aeste, welche zu einem gemeinsamen ‘grossen Stocke vereinigt werden. "Besonders grosse Verschiedenheit findet im Ver- hältniss der Zweige zum Hauptstamm statt. Cylinder von einem‘ Zoll-Durchmesser können über 4 Zoll lang werden, ohne sich zu 'spalten, andere spalten sich ‚gleich, nament- lich wenn sie dünner sind. Der Haupistil steht jedoch mit der Länge: der Zweige gewöhnlich im Verhältniss; wird der Hauptstil nicht lang, ehe er sich spaltet, so werden es auch die Zweige: nicht. ‚Die Sternfläche ein ziemlich tiefer Becher. Von allen'Sternkorallen in ihren Walilreinhen Varietäten-bei weitem die häufigste. Selten aber äusserst zierlich ist Lithod endron Dian- thus’ Goldf. 13. 8, der auf der Oberfläche concentrisch gerunzelte Hauptast ist dicker als die stärkste Feder, 'seit- lich davon trennen sich in unbestimmter Folge die Neben- äste ab, die sich auch wieder zu grossen Hauptzweigen gestalten und zusammen bedeutende Stöcke bilden. Der Trichter der Sternfläche ist tief kegelförmig. Da wo sich die Zweige vom Hauptstamm trennen, sind sie häufig sehr verengt, so dass dann die einzelne Zelle eine Kreiselge- stalt hat, zuweilen proliferiren sie wie Cyathophyllum. Es gelingt mir nicht, sie bestimmt von dichotomum Goldf. 13. 3 zu unterscheiden, deren Zellen nur schlanker sind. Litho dendron plicatum Goldf. 13. 5. Die ein- zelnen Aeste faltenartig comprimirt, besonders wo sie sich spalten wollen. Daher fliessen die Zellen der Oberfläche nicht selten mäandrinenartig, ın einander (Astraea confluens Goldf. 22. 5), oder nehmen doch, wenn sie frei stehen, schiefe Formen an. : Sehr gewöhnlich. Zierlich ist Lithod. compressum Goldf.:37. i1, kleine verzweigte Aeste, die comprimirt auf jeder Kante mit kleinen Zellen besetzt sind, tief im Stock wie bei Oculina liegend. Sie ist von Lith. 460 ‘ Astraea Cavernosa. elegans Geldf. 37. :10, deren Zellen grösser ‘und’ mehr zerstreut liegen, nicht sehr wesentlich verschieden. Astraea cavernosa Schloth., alveolata' Goldf. 22. 3; Sarcinula conoidea Goldf. 25. 3 ete. Eine der ausge- zeichnetsten Korallentypen im ganzen Jura, die man'am passendsten als Cavernosae zusammenfasst, denn ihre Formen sind äusserst mannigfaltig. Die Zellen gleichen langen Cylindern, um ein Gutes dicker als’ em’ starker Federkiel, und sind "äusserst regelmässig 'durch ‘glatte Querscheidewände in Kammern getheilt. Die flache Wohn- zelle des Thieres' verengt sich daher nicht nach unten, sondern ist auf dem Boden, der durch eine kreisförmige glatte Platte geschlossen wird, eben so breit als oben am Rande. Rings auf der Innenseite des Cylinders und folg- lich auf jeder einzelnen Wohnzelle erheben ‘sich sechs kräftige Leisten, die wirtelständigen Lamellen des Koral- lenstocks, welche aber so schmal sind, dass sie das Lumen der Zelle nur wenig verengen, noch unbedeutender bleiben die 2 oder 3 Zwischenleisten. Es sind also Korallen, in denen die Zahl 6 herrscht (Dodecactinien). Analog den Zellen ist nun auch das Gewebe, welches die einzelnen Zellen von einander trennt und folglich die Grundmasse des ganzen Stocks ausmacht, gebaut. Es sind blattartig über einander gelagerte Schichten, die von den Querschei- dewänden der Zellen unabhängig jedesmal die Endränder der Zellen mit einander verbinden. Auf dieser Verbin- dungsfläche entspricht jeder Leiste eine Erhöhung, und der Zwischenfurche eine Vertiefung. Die Zellenregion ist auf dieser Fläche oft durch eine Brechung der Erhöhungen angedeutet, wodurch sich ein zierlicher Limbus ausbildet. Ein solcher Bau stimmt im Allgemeinen mit dem Wachs- thum der Tubiporen oder mit Lamark’s Sarcinula überein. Verwittert der Stock, so fällt die Grundmasse zuerst ab, die diekwandigen Cylinderröhren bleiben stehen, deren Aussenseite mit denselben Leisten wie die Innenseite ver- Astraea (cavernosa. 461 ziert ist, nur Querstreifen deuten noch den Bau der Grund- masse an. Wir erhalten genau Goldfussens Sarnicula co- noidea., So zu verwittern ist eine Eigenthümlichkeit aller Sternkorallen mit Grundmasse, und es muss uns Wunder nehmen, ‘dass der Eifer, Species zu machen, derartige Bemerkungen ganz übersieht. Die Grösse der Zellen, das Verhältniss der Haupt- und Zwisehenleisten, die grös- sere oder geringe Entwicklung der Grundmasse sind die beachtenswerthesten Unterscheidungsmerkmale. Der Ko- rallenstock bildet unförmliche rundliche Klumpen, die nicht selten 1 Fuss im Durchmesser erreichen. 4 Varietäten: 1. Astr. alveolata Goldf. 22. 3 (die Haupt- und Zwischenleisten nicht richtig gezählt und hervorgehoben), Haupt- und Zwischenleisten sehr verschieden, die Grund- masse trennt die Zellen weit von einander, die einzelnen Zellen über 3 Linien im Durchmesser. cf. Astr. caryophyl- loides Goldf. 22, 7. 2. Astr. favosa. Die Zellen sind eben so gross als bei voriger, aber die Grundmasse so unbedeutend, dass die Cylinderwände ganz dicht an. einander treten. Sie gleicht ganz dem Manon favosum Goldf. 1. 11, nur sind die Zellen etwas kleiner, und den vielen Korallenstücken eigenen concentrisch gestreiften Ueberzug habe ich hier nie finden können. 3. Astr. oculata Goldf. 22.-2.--Die Zellen, nicht über 2 Linien stehen mit ihrem scharfen Rande über die breite Grundmasse hervor ,„ doch: ist diess ein Kennzeichen, was in: den verschiedenen Regionen des Stocks sehr va- riirt. Es komm; auch eine grosszellige Varietät vor, die der Sarnieula' conoidea Goldf. 25. 3 angehört. Explanaria alveolaris Goldf. 38..6 scheint mir nur ‘ein verschränktes in die Nähe: dieser gehöriges Exemplar. : Die oculata hat gewöhnlich 8 Hauptleisten. ; 4. "Astr. lobata Goldf. 38. 5 (Explanaria), steht an der''Grenze‘, die Wohnzelle' verengt sich nach unten. die H 462 Astraea limbata, helianthoides. Leisten treten lamellenartig hervor, der Limbus viel feiner gestreift,'als bei den vorigen. A. tubulosa Goldf. 38. 5 davon nicht. wesentlich ‘verschieden. An die Gruppe der Cavernosen schliesst sich auf das. engste die der :Astraca limbata Goldf. 38. 7 an. Der Bau ist derselbe. nur erreichen die Zellen noch keine Linie im Durchmesser, auch verengt sich die Wohnzelle nach unten ein wenig. Uebrigens zeigen die Zellen in Rücksicht auf die Grundmasse ganz dieselben Modificationen. Sie bildet “nicht blos rundliche, sondern auch verzweigte Korallen- stöcke. Scheinbar herrscht in den Strahlen die Zahl 8. 1. Astraea limbata Goldf. 8. 7. Die Grösse der Zwellen und die Grundmasse hat hier das Maximum erreicht. Durch Verwitterung ‘entsteht Sarcinula costata Goldf. 24. 11. Vielleicht gehört auch Sarcinula microphthalma zu dieser Species. Die Varietät mit etwas kleinern Löchern Goldf. 38. 7, welche der oculata entsprechen würde, ist die häufigste. Durch den Verkieselungsprozess verwischt sich auf der Oberfläche häufig der 'gestreifte Limbus, man muss sich dann hüten, sie nicht mit Schwämmen zu ver- wechseln. So ist Manon peziza Goldf. 34.8 unsere Astraea. Vergleiche hier auch Astraea' sexradiata Goldf. 24. 3. 2. Astraea pentagonalis Goldf. 38. 12, die Grund- masse ist zwischen den Zellen gänzlich verschwunden, wie oben’ bei favosa. Zwischen diesen Extremen liegen alle mögliche Zwischenstufen. | Astraea helianthoides Goldf. 22. 4; Römer 1. 4. Ein ganz anderer Typus. Die Zellen ‚sind trichterförmig, und stossen unter einer ‘scharfen Gräte, ‘dem’ Kamme gemalter alpiner Gebirge vergleichbar, an einander. Die feinen Strahlenlamellen gehen häufig dichotomirend vom Mittelpunkte‘ ‘aus, und : werden vom Grenzkamm, so lange er erhalten ist, unterbrochen. Wittert der: Kanım ab, so fliessen die Lamellen der angrenzenden’ Sterne in einander über: ı Der ganze Stock, welcher gern: in kugel- Maeandrins Sömmeringii. 463 förmiger Oberfläche aufschwillt, ist unten an seiner 'Stil- seite durch eine 'concentrisch gestreifte Oberflächenschicht abgegrenzt. Verwittert diese, so treten längliche verzo- gene Zellen hervor, weil die Zellen schief geschnitten werden, wir müssen‘ daher warnen, solche Dinge nicht etwa für etwas Neues zu halten. So’ ist z. B. Astraea elathrata Goldf. 23. 1 der Abdruck der Unterseite der ne- benstehenden Astr. escharoides Goldf. 23. 2. Die Zellen variiren ausserordentlich in Rücksicht auf Grösse und Form. Nicht nur Astraea complanata Goldf. 38. 14, sondern auch Agaricia rotata Goldf. 12. 10 mit feinern Lamellen und etwas kleinern Zellen, und Agar. crassa Goldf. 12. 13 gehören hier- hin. Agaricia lobata Goldf. 12. 11.(?) von Sirchingen hat viel kleinere Zellen. Stammt das Goldfuss’sche Exemplar wirklich aus der Eifel? Wir haben von hieher gehörigen Korallen Stöcke gefunden, die mehr als 1 Fuss Durch- messer betragen. Maeandrina Sömmeringii Goldf. 39. 1. Die ein- ‘zelnen Zellen liegen in langgesireckten Kesselthälern. welche ganz wie bei helianthoides durch Gräten geschie- den sind. Beim ersten Anblick sollte man sie für etwas ganz besonderes halten, und doch sind sie durch so man- nigfallige Uebergänge mit der helianthoides verbunden, dass kaum "die specifischen Unterschiede Stich halten wollen. Wachsen die Zellen der helianthoides -nicht direkt zur ‚Kugelfläche empor, sondern kriechen sie auf. einer Ebene fort, so entsteht allemal diese Maeandrinenform. Daher bleibt der Stock der Maeandrine immer flach, und auf der Unterseite könnte man sie mit Lithodendron plicatum ver- wechseln, nur sind die einzelnen Aeste stets eng verwach- sen, während sie bei Lithodendron häufig getrennt neben einander laufen. So verbindet die Natur die verschieden- sten Formen mit einander, wer sie in dieser Weise nicht verfolgt, wird das einzelne meist in falschem Lichte auf- fassen. Maeandrina astroides Goldf. 21. 3 ist eine: solche .) s64 Astraea confluens, cristäta. Mittelform. Extreme Fälle, wie Maeandrina tenella Goldf. 21. 4, welche von Giengen stammen soll, sind mir noch nicht bekannt geworden. Confluentes. Wir möchten diesen Familiennamen auf eine Gruppe von Formen übertragen, die bereits für obern Jura und Kreide (Petersberg bei Mastricht) von so grosser Bedeutung geworden sind. Die Oberfläche: ihrer Zellen ist meist eben, die Strahlen der Zellen fliessen aber so vollkommen in einander über, dass jeder einzelne Strahl zwei Zellen gemeinsam ist, meistens haben die Verbin- dungsstrahlen in der Mitte einen Knick, doch verbinden einzelne die Mittelpunkte anliegender Zellen auf kürzestem Wege, und sind folglich grade. Eine scharfe Abgrenzung der Zellen findet also gar nicht statt, und doch deutet jeder Zellenmittelpunkt eben so viel isolirte ’Thiere an. Goldfussens Zeichnungen tab. 22 fig. 8 bis 11 und tab. 23 fig. 1 bis 4 geben uns ein gutes Bild. Astraea confluens. Bau und Grösse gleicht voll- kommen dem Anthophyllum obconicum, allein die Zellen spalten sich gleich in ihren ersten Anfängen in zwei oder mehrere Zellen, trennen sich indess nie vollkommen, son- dern die Mitielpunkte sind gegenseitig durch 4 oder meh- rere Lamellen mit einander verbunden. Man würde diese Formen zum Anthophyllum rechnen müssen, wiederholte 'sich das Ineinanderfliessen der Zellen nur nicht so konstant. Astraea cristata Goldf. 22. 8, grosse vielzellige Korallenstöcke, die Lamellen zerspalten sich vielfach, aber fast keine Zelle hat eine selbstständige Lamelle,; sondern alle verbinden sich mit. den anliegenden Zellen, Auf der flachen Seite der Wände finden sich dieselben Zeichnun- gen, wie bei Anthophyllum, welche also auch ähnliche Querlamellen andeuten. Es finden sich Individuen, die Zeilen und Lamellen zeigen, wie die vergrösserte Zeich- nung bei Goldfuss 8. b. Man muss sich hüten , dass man die Ausfüllungen der Zwischenräume nicht mit den Lamellen * Astr. microconos, agaricites, gracilis. Ceriop. angulosa. 465 selbst verwechselt, die Zwischenräume sind viel dicker als die Lamellen, und ihre Ausfüllungsmasse hebt sich oft deutlicher hervor , als die Lamellen selbst. Da es uns an Abbildungen fehlt und der Formenreichthum äusserst man- niefaltig ist, so können wir nicht alles bereits gefundene aufführen. Bemerkenswerth ist, dass auch die verwitterte helianthoides sich an die confluenten anreiht, wenigstens ist Goldfuss nach Zeichnung 22. 4. b ebenfalls der Mei- nung, obgleich die Zwischenglieder sich nicht genau an- führen lassen. | Astraea microconos Goldf. 21. 6. Eine der zier- lichsten Formen, deren Strahlen sich hauptsächlich nach einer Richtung verbinden. In der Regel verwittern sie so, dass der Mittelpunkt der Zelle eine Vertiefung zeigt 6. b; doch kann es auch umgekehrt ein Berg sein (Monticularia 6. a), diess ist dann der Gegendruck von der erstern. Astraea agaricites Goldf. 22. 9 schliesst sich eng an, nur gehen die Strahlen nicht so ausschliesslich nach einer Richtung, und sind auf ihren Rändern äusserst regel- mässig fein granulirt. Astraea gracilis Goldf. 38. 13 von allen die zar- teste, die Strahlen machen Wellenlinien und sind fein granulirt. Die Mittelpunkte zweier Zellen liegen im Durch- schnitt nur 1 Linie von einander entfernt. Ob sich die kleinzellige meist durch Verkieselung sehr entstellte Astraea concinna Goldf. 22. 1 auch hier anschliesst, ist wahrscheinlich, aber lässt sich nicht genau entscheiden. Ceriopora angulosa Goldf. 11. 7. Verzweigt wie ‘ein Hirschgeweihe, die Stöcke können mehrere Zoll lang werden und mit ihren Zweigen einem kleinen dichotomi- renden Bäumchen gleichen. Die Zweige sind durch ihre scharfen 3 kis 4 oder mehrere Kanten ausgezeichnet, auf dem Hauptstamme finden sich die Kanten nicht. Obgleich ähnliche Formen dem mittlern weissen Jura nicht ganz Quenstedt , Fiözgebirge, 30 466 Chaetetes polyporus. fehlen, so sind doch ihre Hauptfundorte erst in den kiese- ligen Korallenbänken, und hier überall zu finden. Chaetetes hat Fischer in Moskau ein verkieseltes Korallengeschlecht genannt, das, in Russland sehr häufig, aus dicht neben einander liegenden haarförmigen unabge- theilten Röhrchen besteht. Auch im deutschen Jura kom- men in den Sternkorallenbänken in Menge grosse Knollen vor, die sich namentlich durch ihre äusserst regelmässige concentrische Schichtung sehr auszeichnen, ganz wie Aga- ricia boletiformis Goldf. 12. 12 oder Agaricia lobata Goldf. 12. 11 (die wir oben zweifelhaft mit einer wirklichen Sternkoralle aus der Gruppe der helianthoides verglichen haben). Auch zeigen die Zeichnungen danz deutlich die feinen Querstreifen, welche die Stellung der Röhren an- deutet, leider lässt uns darüber aber die unvollkommene Beschreibung in Ungewissheit. Die Oberfläche ist stets durch Verkisselung so rauh geworden, dass es unmöglich wird, Zeichnungen ‘darauf zu entdecken, wie sie Goldfuss andeutet, höchstens gewahrt man einige unbestimmte Stern- furchen, wie etwa bei Tragos stellatum Goldf. 30. 2. Wir können diese Versteinerung nicht passender vergleichen, als mit dem porösen Weidenschwamme, welchen die Bo- taniker Polyporus nigricans nennen, wonach ein Species- name Chaetetes polyporus bequem wäre. In Rücksicht auf die übrigen Schwämme fassen wir uns kurz, da wir über alle schon das Wichtigste im mittlern weissen Jura gesagt haben. Im Allgemeinen sind der Schwämme hier durchaus weniger als im mittlern, doch sind einige von grosser Bedeutung, Besonders häufig kommt der diekwurzelige Spong. reticulatus pag. 411 vor, nament- lich die mächtigen Wurzeln, von denen der Becher abge- brochen ist, und aus dessen Bruchstücken in verschiedenen Zuständen der Verwitterung mehrere besondere Species gemacht sind. An den Wurzeln verschwindet die Zeich- nung des Bechers ganz, und es ist daher mehr als wahr- Apiocr. mespiliformis, Milleri, rosaceus, 467 scheinlich, dass zum Theil die Scyphia calopora pag. 421, welche nur den dickwurzeligen begleitet, Anfänge dieses Schwammes sind. Den Spongites articulatus pag. 420 kann man fast als ausschliesslich den Kieselkalken angehörig ansehen, und mit ihm den radieiformis pag. 420, welchen man besonders häufig grade in denjenigen Schwammbän- ken findet, die sich in den Krebsscheerenkalk (soge- nannten Portland) hinaufziehen. Vor allen sind jedoch die Cnemidien wichtig, deren hauptsächlichste Entwicklungs- epoche erst im kieseligen Jurakalke stattfand. Apiocriniten sind für unsere Region die wichtigsten Crinoideen. Leider findet man nur selten die Krone, aber desto häufiger die vollkommen cylindrischen Säulenglieder, mit einem grossen Nahrungskanale und feinen radialen einfachen oder dichotomirenden Linien auf der Articulations- fläche. Bei weitem die meisten davon dürften dem Apio- crin. mespiliformis Schl. Nachträge 23, 3; Goldf. 57. 1 und Apioer. Milleri Schl. Nachträge 23. 2%; Goldf. 57. 2 angehören, allein vergeblich bemüht man sich, die- selben von einander zu sondern, man täuscht sich bei die- ser Sonderung nur selbst. Und könnte man es auch, so wüsste man doch nicht, welcher Kroue die einen oder die andern angehören. Nur ein einziges Mal habe ich die Krone von mespiliformis durch Geschenk bekommen. Die bedeutende Grösse der Beckenglieder maeht die Unterseite kugelförmig wie ein Apfel, viel kleiner dagdögen die Rip- penglieder. Das Exemplar stammt wahrscheinlich von Sirchingen. Schon häufiger sind die Kronen von Milleri, viel niedergedrückter, ausgezeichnet öseitig, Becken - und Rippenglieder fast gleich gross. Schnaitheim. Kronenglie- der von mespiliformis sind ziemlich u... aber ihre For- men variiren sehr. Apiocrinites rosaceus Schl. Nachtr. 23. 4; Goldf. 56. 3 zeigt sich umgekehrt mit seinen Sänlengliedern sel- ten, und doch sind Kronen nicht ganz ungewöhnlich, Die 30 # 468 Apiocr. echinatus, flexuosus. Pentacriniten. Säulenglieder sind äusserst kurz und liegen so gedrängt auf einander, dass sie uns an ähnliche des obern Ueber- gangsgebirges lebhaft erinnern, und da die grossen mäch- tigen Wurzelknollen, welche in den Marmorkalken in Kalkspath verwandelt sich finden, ebenfalls kurz gegliedert sind, so könnte man sie wohl mit dem rosaceus verbinden. Auch werden die gefundenen späthigen Kronen darin bedeu- tend grösser, als die kleinen Individuen aus den kieseligen Kalken. Das vorletzte Säulenglied schwellt auf seiner Artikulationsfläche so bedeutend an, dass es vollkommen einer Halbkugel gleicht, die mit rauhen Punkten bedeckt wird. Dieser rauhen Halbkugel entspricht auf der Unter- seite des letzten Säulengliedes eine gleiche Vertiefung, während ‚die Oberseite dieses Endgliedes wie bei allen in 5 radialen Streifen endigt, worauf dann die 5 Becken- und die 5 Rippenglieder einen zierlichen eylindrischen Kelch bilden. el Apiocrinites echinatus Schl. Nachtr. 25. 5; Rhodoerinites Goldf. 60. 7. Seine kurzen Glieder sind mit unregelmässigen Warzen besetzt, und daran leicht zu erkennen. Im übrigen gleicht er vollkommen einem Apio- criniten. ‚Durch Verwitterung innen nach Art der Schrau- bensteine sich zu zersetzen, findet man kei allen Apiocri- niten. Apiocrinites flexuosus Goldf. 57. 4 selten, aber höchst eigenthümlich sind die Säulenglieder nach Art des ellipticus der Kreide so komprimirt, dass die Articulations- flächen einen .elliptischen Umriss erhalten, deren grosse Axe in erhabener Linie hervorsteht, aber auf den zwei Articulationsflächen eines Gliedes gehen diese Axen nicht parallel, sondern kreuzen sich rechtwinklich, Unter den Pentacriniten die glatten fünfseitigen Säulen bemerkenswerth, welche man mit P. pentagonalis Goldf. 53. 2. d. e vergleichen kann, leider ist ihnen aber durch. die Verkieselung. gewöhnlich. die feinere Zeichnung Solanocr. costatus, | 469 der Oberfläche genommen. Sie gehen auch in die Krebs- scheerenkalke hinauf, aber verkalkt. Letztere kleinen Indivi- duen haben äusserst scharfe Kanten, und schliessen sich durch die Zeiehnung ihrer Articulationsfläche eng an sub- teres pag. 374 an. Dem P. cingulatus verwandte Formen sind selten. | Solanocrinites costatus Goldf. 50. 7, aber nur ‚die stumpfe Säule mit den Rippengliedern darauf. Sie stimmen im Allgemeinen mit dem Kelche und kurzen Stile der comatala , zu welchem Geschlecht sie gestellt werden müssen, doch ist von den übrigen Organen nichts bekannt, so häufig auch die Säulen ohne und mit Kelch in den Kie- selkalken sich finden. Säulen ohne Kelch gleichen dem Glenotremites Goldf. 49, 9; 51. 1 und 160. S der Kreide, den ich indess in natürlichen Exemplaren nicht sah, übri- gens sind dieselben viel kleiner als unsere, doch sollte man beide nicht trennen. Cidariten kommen in den kieselreichen Schichten, wenn auch nicht grade am häu- figsten, so doch wenigstens am häufigsten in ganzen In- dividuen vor. Dennoch will die genaue Bestimmung nur schwer gelingen, und da fast niemals die Stacheln noch mit ihren zugehörigen Asseln in Verbindung stehen, so muss man Stacheln und Körper getrennt lassen, diess ist um so mehr zu beklagen, da grade die Stacheln oft sehär- fere Kennzeichen haben. Nur ein Merkmal ist ziemlich durchgreifend, wir finden die eigenthümlichen keulenför- migen Stacheln, welche Goldf. 39. 8 dem Cidarites coro- natus zusehreibt, nirgends in dem. obern, sondern nur in dem mittlern weissen Jura, während umgekehrt 'die läng- lichen rauhen bei Goldf. 39.7 -als Cid, marginatus abge- bildeten nur verkieselt im obern weissen Jura: gewöhnlich sind. Diese beiden sind zugleich bei weitem die häufigsten, so ähnlich sich daher auch die zugehörigen Asseln in den bei- den Juraabtheilungen sein mögen,, so gehören sie doch ver- schiedenen Species an. Unter den Formen, die Schlotheim 470 Cidar. corenatus, nobilis. mit dem Namen Cidarites coronatus zusammenfasst, und die: hei weitem die gewöhnlichsten Vorkommnisse in den Kieselkalken bilden, sind zweierlei inbegriffen, deren eine so häufig als die andere. Bei der ersten sind die glatten Warzenscheiben mit einem dick aufgeworfenen Rande umgeben, welche Ränder der verschiedenen War- zen sich fast berühren; bei der: zweiten fehlt dieser Rand, er verflacht sich mehr, folglich bildet sich zwischen je drei Asseln ein ziemlich ebenes aber sehr rauh tubercu- löses Feld. Sonst stehen bei beiden in einer Vertikalreihe 4 bis 5 Asseln, nach der Mundöffnung hin kleiner als auf der obern etwas deprimirten Afterseite. Die kugelrunden Warzen sind scharf angebohrt, doch geht das Loch, wie bei allen Cidariten, niemals ganz durch die Asseln nach der Innenseite, Aeusserst selten steht an der Mundseite noch der Kauapparat hervor. Zu diesem coronatus gehö- ren auch die Eiertäfelchen, welche sich bei Nattheim, Sirchingen etc. finden. Wir können nicht ausmachen, welcher Abänderung die mit vorkommenden oben erwähn- ten Stacheln angehören, auch gelingt es uns nicht, Cid, moniliferus Goldf. 39. 6, Cid. marginatus 39. 7, Cid. co- ronatus 39. 8 und Cid. propinguus 40. 1 von einander zu unterscheiden, wenn wir. von der Grösse und den daneben gemalten Stacheln absehen. Wir haben diesen Cidariten von''seinem ausgewachsenen Zustande bis zur Brut von 2 Linien Querdurchmesser verfolgt, seine niedergedrückte Form hält er immer bei, Nur ein einziges Exemplar kenne ich, dessen Form fast kugelrund wird. Eine sehr markirte Species bildet Cidarites nobilis Goldf. 39. 4, deren Asseln so flach in einander fliessen, dass der Raum zwi- schen den glatten Warzenscheiben fast ganz eben ist, der. Kreis um die Stachelwarzen stark gestreift (gestrahlt). Tritt schon im mittlern weissen Jura auf, und kann be- deutend grösser werden als coronatus, ob die dreiseitigen rauhwarzigen Stacheln ihm angehören, weiss ich nicht. Cidar. crenularis, subangularis. Echinus lineatus. 471 Cid. elegans ‚Goldf. 39. 5 dürfte vielleicht nur das junge Individuum sein. Cidarites Blumenbachii Goldf. 39. 3 mit: wenigstens‘7 Warzen in einer Reilıe ist sehr selten, ich kenne ihn nur aus dem mittlern Jura, doch stimmen die Exemplare mit Goldfuss nicht ganz überein. Cidarites erenularis Goldf, 40. 6. Bildet den Typus einer ganz neuen Abtheilung. Die Aftertäfelchen sind immer vorhanden, und am weiten Munde die 10 Einschnitte, zwischen welchen sich der Kauapparat be- festigt. Obgleich die Warzen der schmalen Fühlergänge viel kleiner bleiben, als die der breiten Zwischenfühler- gänge, so sind sie doch mit denen voriger Fühlergänge verglichen sehr gross und bilden zwei Reihen, die nach dem After hin schnell schmal werden und in eine Reihe verschmelzen. Die Individuen können fast 2 Zoll Durch- messer erreichen, gewöhnlich sind sie aber kleiner. Sehr selten in den Kieselkalken von Wittlingen, Heidenheim etc. Eng daran schliessen sich die Cidariten mit schiefem After, ‘ welcne die Cidariten mit den Nucleoliten verbinden, und die Agassız als Salenia von den Cidariten getrennt hat, sie kommen mit den vorigen zusammen vor in den ober- sten Oolithen bei Heidenheim, nur ein zweifelhaftes Exem- plar kenne ich aus den kieseligen Kalken. Cidarites subangularis Goldf. 40.8. Wieder ein neuer aber im obersten Jura sehr verbreiteter Typus, denn die Felder der Fühlergänge werden fast so breit als die Zwischenfühlergänge, und beider Warzen unterscheiden sich durch Grösse wenig von einander. Die Porenpaare . der Fühlergänge stehen in der Mitte einreihig, an beiden Enden nach Mund und After hin aber zweireihig, wie diess schon Goldfuss so trefflich hervorhebt. Die Form sehr deprimirt, der Umriss schwach öseitig, von C. vario- laris der Kreide schwer zu unterscheiden. Echinus lineatus Goidf. 40. 11. Auf jeder Tafel- reihe steht eine Hauptwarzenreihe, doch ist die Zeichnung 472 Echinus sulcatus. Galer. depressus. auf den verkieselten Exemplaren sehr selten. ' Die Form hat er mit dem E. nodulosus pag. 430 gemein;;'aber' er erreicht gegen 2 Zoll Durchmesser. Ja‘ der verstorbene Schübler hat in der Umgegend von Giengen ein Exemplar erworben von 4 Zoll Querdurchmesser und über 21, Zoll Höhe, so dass diese gewöhnlich so kleinen Echinusformen zugleich auch die grössten der ganzen Formation werden. Echinus sulcatus Goldf. 40. 18, klein wie der nodulosus, aber auf der Unterseite mit dicken Warzen und auf der Oberseite mit allerlei scharfen Furchen beklei- det, zwischen welchen das Feld der Fühlergänge sich mit einem langen spitzen Dreieck erhebt. Für die kiese- ligen Kalke ist es eine wahre Leitmuschel, die überall erscheint. Doch hüte man sich, hier nicht zu viel unter- scheiden zu wollen, wie E. hieroglyphicus Goldf. 40. 17, hieroglyphisch sind sie alle. Der Echinus excavatus Goldf. 40. 12, wenigstens ein dem verwandter, kommt bei Bei- ningen vor. Viele Stacheln und andere Formen, die nur geologische Seltenheiten sind, übergehen wir. Auch hier tritt der Echinus carinatus pag. 403, der durch den ganzen weissen Jura durchgeht, nochmals auf, aber niemals begleitet von Echinus granulosus pag. 404, sondern von Galerites depressus Lmk. Goldf. 41. 3, jene halbkugelige regulär symmetrische Form, deren grosser centraler Mund durch 10 Einschnitte wie bei den Crenu- laren Cidariten und andern eckig wird, während auf Stein- kernen die Impressionen der Leisten deutlich hervortreten, an welche sich der Kauapparat befestigte. Der grosse ovale After liegt auf der Unterseite dicht beim Munde, aber gewöhnlich verbrochen,, 5 Eierlöcher auf dem Scheitel und die feinporigen F'ühlergänge so regulär gestellt, dass man nicht wüsste, was WVorn oder Hinten wäre, Sofern uns der After nicht orientirte. Die Warzen sind äusserst fein. Heidenheim und die Strasse von Tuttlingen nach Schafl- Ostraea hastellata. 473 hausen sind: wichtige Fundorte. Im Allgemeinen ist er in Würtemberg selten, doch habe ich ihn auch schon im mittlern und untern weissen Jura gefunden, was auch nicht auffallen darf, da er schon bei Füzen, namentlich aber bei Aarau (Egg), im Breisgau und andern Punkten in unge- heurer Menge bereits im braunen Jura vorkommt. Die Schweizer haben es daher auch nicht versäumt, diese Form in eine Unzahl von Species zu spalten, von weichen Varietäten zwar viele auch 'bei uns‘ vorkommen, die ich ‚aber nicht mit Bestimmtheit zu entziffern vermag, ohne in die Gefahr der Selbsttäuschung zu gerathen. Jedenfalls beweist diese allgemeine Verbreitung, dass der depressus für sich zur Orientirung nicht hinreicht. Eben so unwichtig sınd die dicken Asseln der Asterias jurensis, die wir schon mehreremal erwähnt haben, aber Asterias stellifera Goldf. 63, 9 kenne ich nur in den kieseligen Kalken. Die dicken Asseln lassen sich leicht an der sternförmig geripp- ten Oberfläche erkennen. Die Pelecypodenmuscheln bieten vieles Interessante dar, oben an steht Ostraea hastellata Schl. Ziet. 46. 2 carinata; Goldf. 74. 5 colubrina etc. Sie ähnelt nicht nur, wie viele Muscheln des obern weissen Jura, sondern kommt sogar einzelnen Kreideformen ganz gleich. Fasst man diese Auster nicht in ihrer Entwicklung auf, so wird man frei- lich genöthigt, sie in eine Menge unhaltbarer Species zu spalten. Das erste ist ihre halbelliptische Krümmung, die Halbellipse nur in der Wirbelgegend etwas niederge- drückt. Der Muskel sitzt auf der concaven Bogenseite in der Nähe des Schlosses, wo sich die Schale etwas aus- breitet, und da zu gleicher Zeit auch die Schlossfurche dieser Krümmung folgt, so bestätigt sie nicht nur das allgemeine Gesetz aller Austern, zur Linken gekrümmt zu sein, sondern sie wird dadurch zu einer\äusgezeichne- ten Exogyra. Nur in der Wirbelgegend ist die Unter- 474 Gryphaea vesicularis. schale bald: mit breiter, bald: mit schmaler Fläche an äus- sere Körper festgewachsen, das übrige ‚lange Ende bleibt völlig frei. Aeusserlich sollte man nicht vermuthen , dass das Thier eine solche Last von Kalk sich anhäuft, und doch findet man bei alten Thieren stets, dass trotz der Höhe der Schale nur ein schmaler Raum zwischen den Spitzen der scharfen Zähne das Thier aufnahm, alles Uebrige war blättrig gefügter Kalk, also verhältnissmässig mehr, als bei irgend: einer, selbst; der mächtigsten Austern- schalen gefunden wird.: So lange die Individuen jung sind, war die Schale dünn und breiter, und kann dann von OÖ. grega- ria Sw. i11 theilweis nicht unterschieden werden. Erst’im weitern Fortwachsen' dehnt sich die Schale schmal und lang nach vorn, indem:sie immer schmaler und niedriger wird. Auf dem bandförmigen Rücken laufen längsgespaltene Rippen fort, die sich zu den kielförmigen: senkrecht herabsteigen- den Rippen vertheilen, während die Thäler zwischen den Rippen in den äussersten Spitzen der langen Zähne endi- gen. Ostraea carinata Lmk. (Goldf. 74. 6. k. 1) stimmt .dann vollkommen damit überein, mag sie auch in der Kreide vorkommen, mit der man daher die O. colubrina Goldf. 74. 5 vereinigen muss. Abgesehen von den vielen Modificationen, denen jede. Austerspecies gewöhnlich un- terworfen ist, kommt auch schon jene hohe und breitere Form vor, die Goldfuss: aus der Kreide auf tab. 74. fig. 6. m. so deutlich abgebildet hat, denen Schlotheim nach den noch viel trefflichern Exemplaren seiner Sammlung zu urtheilen vorzugsweise den Namen 0. cristahastellatus bei- legte. Für die Sternkorallenkalke ist überall die hastellatus in Jänglicher Varietät eine Hauptmuschel, sie sind gewöhn- lich verkieselt. Ziemlich gewöhnlich , aber selten deutlich ist, eine Ostraea, die man von der Gryphaea vesieularis..der Kreide ‚nicht trennen darf, den ‚gauze,Habitus, namentlich auch die Gryphacen- h Exogyra subnodosa. ' Ostr. pulligera,, peotiniformis. 475 artige ‚Depression auf der 'bombirten Unterschale erinnert daran. ' Die 'Deckelschale kenne ich:nicht. . An die Exogyra subnodosa Goldf. 86. 8, die grösste von allen‘ sogenannten Exogyren mit ohrenförmiger Gestalt, schliesst sich ein Heer kleiner an, die man vielleicht unter den gemeinsamen Namen E. spiralis Goldf. 86. 4 zusam- men fassen kann, wenigstens sehe ich die Gründe nicht ein, warum sie von E. auriformis ‚86. 5 und E. semiformis 86. 6 unterschieden sind, auch ist es wahrscheinlich , dass sämmtliche nur die Brut von subnodosa sind, kommen alle zusammen vor. Ostraea pulligera Goldf. 72.11 obgleich selten, verdient ‚dennoch Aufmerksamkeit, denn: sie breitet sich nach Art der Plicatula zur :Brechten. aus, und diesem ent- spricht: genau die wiewohl' grobe Faltung. Denn beide Schalen klappen so dicht auf einander, dass man nicht einsieht, wo das Thier nur Raum hatte, und dabei ent- spricht der Falte der einen Seite ein Thal-auf der andern, was ich in solcher Schärfe bei Austern nicht kenne. Nach Goldfussens Zeichnung sollte man zwar ein Aussenschloss vermuthen, allein es fragt sich , ob das hannoverische oder würtembergische Vorkommen abgebildet ist. Uebrigens kommt ausserdem auch eine Plicatula hier vor, welche der spinosa im mittlern Lias ähnlich ist. Verkieselt bei Mess- stetien. = Sehr bemerkenswerth sind’ die grossen Exemplare von Ostraea pectiniformis, die vollkommen mit denen im braunen Jura übereinstimmen. Die Stacheln werden am Unterrande. grösser als bei irgend: einer im braunen Jura, die Ohren etwas mehr symmetrisch, und da das Schloss nicht so kräftig entwickelt , die'Schale auch nicht in gleichem Grade lamellös ist, so machen sie mehr den Eindruck des Pecten. Sie finden: sich: verkieselt ın den Korallenfelsen, greifen bei Ehingen an der Donau noch in den Krebsscheerenkalk über. Mit den deutlichsten Silifica- 476 Pecten articulatus, subspinosus, globosus. : tionspunkten bedeckt. Sie ziehen in den: schneeweissen Korallenfelsen von Arnegg (Blauthal) ebenso die Aufmerk- samkeit auf sich, wie in dem Diceratenkalke bei Au ober- halb Kehlheim an der Altmühl. Exemplare, ‘wie Lima tegulata Goldf. 102. 15, substriata 103. 1 gehören hierhin, auch Pecten giganteus Goldf. 99. 14 ist zu prüfen. Sie reihen sich dann durch eine bemerkenswerthe Menge von Mittelstufen, deren Goldfuss einige als P, dentatus 90. 7 und P. subarmatus 90. S abbildet, und die man durchaus nicht speecifisch fixiren kann, an Pecten articulatus Schloth. Goldf. 90. 10. In der Jugend sind die sehr. schuppigen Rippen schmal, allein da keine Rippe dichotomirt und einzelne Individuen sehr gross werden, so können auch Bruchstücke von diesem dem pectiniformis noch sehr ähnlich sein, namentlich wenn die langen Stacheln noch auf den Rippen sitzen. Offenbar ist Pect. barbatus Goldf. 90. 12 nur das junge wohlerhaltene Exemplar desselben. Da die Pectiniten gewöhnlich in diesen Schichten stark verletzt sind, so erwähnen wir eine Reihe Formen, die sich an P. textorius pag. 141 an- schliessen, P. subtextorius Goldf.'90. 11 und viele andere nicht. | Pecten subspinosus Schl. Goldf, 90. 4, erreicht kaum t/, Zoll im Durchmesser , die 12 Rippen scharf und gross, unregelmässig mit Knoten bedeckt, die Thäler zwi- schen den Rippen sind durch die Anwachsstreifen zierlich punktirt. Er gehört schon zu den starkgewölbten, die Ohren selten erhalten, In der Schweiz bei Aarau und Waldenberg kommt er schon im braunen Jura vor, in Würtemberg aber nur mit den Sternkorallen (doch ver- gleiche Zieten’s Lima acuticostata 53. 9. Noch ausge- zeichnet ist ein etwas grösserer, den wir Pecten globosus ‘nennen wollen. Beide Schalen sind aufgebläht,, wie die gewölbte Schale des P. gryphaea- tus der ‘Kreide,’ und nähern sich insofern auf einander Spondyl. aculeiferus. 'Pecten cingulatus, Plagiostomen. 49% geklappt der Kugelform, die Rippen markirt und nie dicho- tom, grosse Syınmetrie, wie bei Pectunculus, auch stehen die Wirbel weit von einander. Dem Pecten subpactatus pag. 434 sehr verwandt, nur werden sie viel grösser. Bemerkenswerth sind die Formen, welche dem Pecten aequicostatus Sw. (gryphaeatus Schl.) gleiehen, und die namentlich im weissen Korallenkalke von Arnegg wie von Au bei Kehlheim in so grosser Häufigkeit vorkommen. Auch in den kieseligen Kalken von Nattheim fehlen sie nicht, und auffallenderweise erheben sich neben dem Delta- förmigen Schlessmuskelloch zwei Zähne, von denen be- sonders der vordere sehr: lang und kräftig wird. Auch dem Spondylus velatus verwandte Formen kommen bei Arnegg und Nattheim vor, einen davon hat Zieten als Cardium aculeiferum 62. 8 von Nattheim abgebildet, er trägt daher mit Recht den Namen | Spondylus aculeiferus, schon der deutlichen Ohren wegen kann es kein Pecten sein, es ist diess das einzige Exemplar, an dem ich den seitlichen Zahn .der convexen Spondylusschale unter dem Ohre hervortreien sehe. Sp. coralliphagus Goldf. 121. 5 davon nicht ver- schieden. Auch in den Krebsscheerenkalken. Pecten cingulatus Phill. 5. 11. Goidf. 99. 3. Einer der ausgezeichnetsten glatten Pectiniten, bedeutend länger als breit, zwei innere Leisten, -durch die scharfen Eindrücke auf den Steinkernen sichtbar, schliessen den Winkel des gleichseitigen Dreiecks ein. Wichtig für die Krebsschee- renkalke bei Ehingen und Ulm. Bemerkenswerth sind die grossen Plagiostomen , welche im Brenzgebiete (seltener bei Arnegg) sich ‘so häufig finden, und ein wahres Ebenbild der Pl. giganteum pag. 139 des Lias: sind. In Zeichnung und Form variiren. sie ebenso, wie die des Lias, daher sie auch bereits unter verschiedenen Namen Pl. semicireularis Goldf. 101. 6, aci- culata 101. 5, ovalis 101. 4 eitirt werden. Wahrscheinlich 478 rote '"'Mytilus amplus. bleibt nur das ein Unterscheidungsmerkmal, dass die Wirbel von einander entfernter stehen, folglich die Muskelfurche des Schlosses zuweilen fast senkrecht gegen die Horizon- talebene steht. Die ausgezeichnete sehr schief abgeschnit- tene Form, welche Goldfuss als Lima exarata 121. 4 von Nattheim abbildet, kenne ich nicht. Inoceramus fehlt in den Kieselkalken zwar nicht, doch ist er in Schwaben selten, noch seltener Avicula, selbst die Modiola ist bedeutungslos. Nur in den Krebsscheeren- kalken der Brenz bei Heidenheim habe ich eine zierliche Modiola gefunden, die nach Art des Mytilus decoratus Goldf. 130. 10 radiale Streifen zeigt, welche durch eckige Anwachsstreifen quer geschnitten werden. Grosses Auf- sehen hat indess schon längst der Mytilus amplus Sw.?7. Goldf, 129. 1 a der gegen 1 Fuss lang und wohl erhalten häufig in Steinbrü- chen der Krebsscheerenkalke von Einsingen (zwischen Ulm und Ehingen) herausgefördert wird. Verdrückte Exemplare sehen einer Modiola gleich, allein erhaltene haben die Schinkenform der Pinna, auch ist die Schale eben so fase- rig, nur die den Pinnen so eigenthümliche Mittelleiste, deren Eindruck auf Steinkernen hervorzutreten pflegt, fehlt, undeutliche radiale Streifung bleibt auf der rauhen Aussen- fläche stets erkennbar. Da die Schale namentlich an der Unterseite sehr dick wird, so vermögen die grossen zer- streuten Silificationspunkte dieselbe nicht vollständig zu verkieseln. Sie ist in keiner Hinsicht eine Leitmuschel, und in den Krebsscheerenkalken auch nur an jenem einzi- gen Orte gefunden zusammen mit andern silificirten Mu- scheln, die sich aufs engste an die Formen der Sternko- rallenkalke anschliessen. Nur bei Nattheim mitten zwischen den Sternkorallen erreicht dieselbe Muschel eine noch an- sehnlichere Grösse, denn ich habe dort Bruchstücke gefunden von mehr als /, Fuss Querdurchmesser, deren faserige Schale in der Mitte reichlich 5/, Zoll Dieke hat. Trigonien. ' Arcaceen. Nucula cordiformis. 479 Trigonien'sind zwar nicht gewöhnlich, doch kom- men mit dem Mytilus amplus Steinkerne und kieselige Schalen vor, welche sich eng anTT. clavellata anschliessen Ccef. Ziet. 72. 1), und die mehr als irgend eine Muschel an Jie bekannten Steinkerne von Fritzow bei Cammin (Pommern) und von der Halbinsel Portiand erinnern, welche so evident dem Portland angehören. In den Korallenkalken des Brenzgebiets ist eine kleine Trigonia nicht ungewöhn- lich, die ich von der costata des braunen Jura nur als Varietät unterscheiden möchte, grade aber diese costaten Trigonien sind es auch, welche ebenso im weissen Jura Norddeutschlands selbst bis in den Portland hinauf eine Rolle spielen. ug Hervorzuheben sind mehrere der lebenden Arca Noae verwandte Formen mit grosser Area zwischen den entfernt stehenden Wirbeln und starker Radialstreifung, allein die Formen sind äusserst variabel. Am charakteristischsten ist Arca aemula Ziet. 56. 6, welche mit Arca aemula Phillips 3. 19 nicht übereinstimmt, die aber den Ko- rallenfelsen ebenfalls nicht fekli. Die aemula Zieten ist Arca triculcata Goldf. 121. 11 nach den drei Fur- chen genannt, welche die Fläche hinter der hervorste- henden Hauptkante der Seiten auszeichnen; man darf die grosse Arca fracta Goldf. 121. 10 wohl nicht davon tren- nen. Auch Avicula elegantissima Phil. 4. 2 ist zu ver- gieichen! Sie kommt auch ausgezeichnet bei Kehlheim vor. Eben so veränderlich zeigt sich A. texata Goldf. 121. 12, deren hintere Kanten nicht ausgeprägt, und deren Radialstreifen sehr deutlich aber feiner sind, A. funiculosa Goldf. 121. 13 davon nicht verschieden. Arca aemula ist flächer und breiter, die grossen Ohren deuten auf Cucullaea hin, und wahrscheinlich ist A. granulata Goldf. 123. 10 und A. pectinata Goldf. 123. 11 davon nicht verschieden. Sie ist bei Nattheim ziemlich gewöhnlich, aber selten gut erhalten. Nueula cordiformis Ziet. 62. 3, Arca obliquata 480 Diceraten. Astarten. Opis cardissoides. Ziet. 70. 2, der Repräsentant jener Familie, die wir schon pag. 437 erwähnten. Die Zähne vor dem Wirbel gleichen mehr den Arcazähnen, die hinter den Wirbeln denen der Nucula. Noch in den Krebsscheerenkalken kommen hier- her gehörige Formen vor, eben so bombirt, nur länglicher. Auch die merkwürdige Nucula, welche wir oben pag. 437 mit Isocardia transversa verglichen haben, hat sich bei Blaubeuren in den Kieselkalken gefunden. Diceraten wollen wir ın den weissen Korallenkalken von Arnegg noch als zweifelhaft erwähnen, obgleich un- deutliche Spuren mir vorgekommen sind, doch kann man leicht durch die grossschnabeligen Exogyren (cf. subno- dosa) dort irre geleitet werden. Astarten kommen mehrere vor, in den Krebsschee- renkalken eine kleine mit dicken concentrischen Rippen, von pumila pag. 372 nicht wesentlich verschieden, Gold- fuss bildet sie als similis 134. 22 auch von Nattheim ab, wo ich sie nicht kenne. In den Korallenkalken von Natt- heim ist eine flache nicht selten, die der A. depressa Goldf. 134. 14 überaus gleicht. Zieten’s Ast. elegans 61. 4 von Nattheim, die sehr gross ist, kenne ich von Sir- chingen. Den Astarten verwandt ist | Opis cardissoides Blainv. Malacologie 70. 1. nicht nur die concentrische Streifung der Aussenschale, sondern auch der hervorragende Zahn am Schloss der rechten Schale stimmt mit Astarte. Nur die merkwürdig tief ausgehöhlte Lunula habe ich in gleicher Weise bei keiner Muschel wieder gesehen. Diese Lunula dräugt nicht nur den Zahn schief zurück, sondern erzeugt auch mit der Seite eine schneidende Kante, im übrigen sieht sie äusserlich einer Trigonia nicht unähnlich. Goldfuss bildet zweierlei Species davon ab, Cardita cardissoides 133. 10 mit einer Kante auf der Mitte der Seite, und Cardita lunu- lata 133. 9 ohne diese Kante, das Blainvillesche Exemplar stimmt mit keiner überein, und die zwei Exemplare, die Myacites donacinus. 481 ich bei Nattheim gefunden habe, stimmen wieder‘ mit keiner von’ Allen, doch sind sämmtliche unter sich ‘so durchgreifend ‘verwandt, dass ich sie nicht in besondere Species zerspalten möchte. Ganz anders, aber in'ihrer Art nicht weniger zierlich, ist Cardita extensa Goldf. 133, fig. 11 und 12, sie ist fast genau quadratisch, die Wirbel in der vordern Oberecke des Quadrats, wie die kleinen Astarten, nur wenige Linien gross, einen nach Art der Astarten gekerbten Rand, die concentrischen Anwachs- streifen schuppig, auf den Seiten erhebt sich eine besondere Kante. Die Lunula ist zwar markirt aber flach, die Zähne kann ich nicht ganz deutlich beobachten. 'Mehrere äusserlich den Venuliten ähnlich "sehende Muscheln übergehen wir, da sie den Geognosten keinen sichern Anhaltspunkt ‘geben. Einige kommen auch im Krebsscheerenkalke vor, doch ist im letztern durch Häu- fiskeit der Myacites donacinus Goldf. 157. 8 noch besonders bemerkenswerth, der bis jetzt übrigens nur in dem Strich von Ulm bis Ehingen sich gewöhnlich zeigt. Er kann uns wieder belehren, wie man Species behandeln muss, denn die Mannigfaltigkeit ist ausserordentlich. Hier hat man es, eine merkwürdige Inconsequenz, nicht gewagt zu 'trennen. Sie zeigen alle die Furche der lobaten Nuculen, und zwar markirter als irgend ein Myacıt des braunen Jura pag. 343, auch sind die feinen punktirten Radialstreifen hier deutli- cher, als bei jenen des braunen Jura. Die Schalen klaffen hinten ebenfalls. Bei solcher schlagenden Verwandtschaft, die sich selbst auf die feinen Zähne des Schlossrandes erstreckt, und da alle gröbern Radialrippen fehlen, sicht man nicht ein, warum sie Pholadomya genannt wurden. Es sind vielmehr Myaciten, die durch die dünne und übrige Beschaffenheit der Schale sich wieder der Panopaea nähern. Das eine Extrem bildet die var. elongata, welche bei 13 Linien Höhe 26 Linien Länge "erreicht. Diess Verhältniss Ouenstedt, Flözgebirge. 31 482 Terebr,. trilobata, inconstans. nimmt immer mehr ab, bis die Höhe der Länge gleich- kommt var. abbreviata. Ein anderer Verschiedenheitsgrund ist die Stellung der Wirbel. Bei vielen liegt der‘Wirbel senkrecht über dem Vorderrande var. recta, bei andern dreht er sich allmählig nach hinten var. obliquata, dieses kann sich endlich so steigern, dass die Wirbel wirklich auf der Hinterseite zu liegen scheinen var. inversa. Eine dem Hippopodium äusserlich sehr gleichende Muschel aber kleiner und ausgezeichnete Formen aus der Familie der Teredineen_finden sich bei Nattheim. Brachiopoden sind von grosser Bedeutung. T. lacu- nosa des mittlern weissen Jura modificirt sich gewöhnlich zu der T. Grafiana (subsimilis Schloth.) v. Buch 'Terebra- teln pag. 76, deren Falten wegen der häufigen Dichotomie viel feiner sind. Terebratula trilobata Ziet. 42. 3 und 42. 4 (inaequilatera) wird zur wichtigen Leitmuschel, denn sie findet sich nirgends im mittlern weissen Jura. Der Mittelwulst der Bauchschale wird so ungemein hoch und hervorstechend, folglich die Rückenschale in gleichem Grade canaliculirt, dass sie den Habitus der ausgezeich- netsten Pugnaceen erreicht, und da die Seitenflügel der Bauchschale sich zu gleicher Zeit sehr herabsenken, so wird der Name dreilappig sehr bezeichnend (Seeburg). Indess gut conservirte Exemplare sind selten, auch gehört sie überhaupt nicht zu den gewöhnlichen, desshalb ist Terebratula inconstans Sw. 277. 4, Ziet. 42. 2 (difformis) von so grosser Bedeutung, weil sie an Häufig- keit und Kenntlichkeit beide übertrifft. Merkwürdigerweise findet sich die Muschel nur unsymmetrisch, entweder ist ‘die linke oder die rechte Hälfte gegen die andere verscho- ben. Es kann diess nicht zufällig sein, da man es so überaus geseizmässig ia so vielen tausend Exemplaren von den ver- schiedensten Fundorten immer wieder findet, und daneben keine andere unverschobene Form. Dabei gehört sie so aus- schliesslich dem obern weissen Jura bis in die Krebsschee- Terehr. pectunculoides, trigonella, indentata. 483 renkalke hinauf an, dass man überall versichert sein kann, mit ihrem Erscheinen hat man die oberste Region des Jura erreicht. Alle drei Muscheln haben mit der lacunosa na- mentlich auch die scharfe Ausbildung der Blutgefässe gemein. | Terebratula pectunculoides Schl. v. Buch Te- rebr. 'pag. 94; tegulata Ziet. 43. 4. Vom Habitus eines Spirifer, ähnliche Area, ähnliche grade Schlosslinie, dabei geht auch der Sinus bis in die- Spitze des Schnabels, dem bis zum Wirbel auf der Bauchschale ein Wulst entspricht, Wulst und Sinus unterscheiden sich aber von den übrigen Rippen und Zwischenfurchen nur dadurch, dass letztere von der Mitte aus nach den Seiten immer kleiner werden. Unstreitig ist sie die Hauptmuschel in dem obern weissen Jura, wo sie ausschliesslich und überall vorkommt, Nait- heim, Sirchingen, Blaubeuren, Messsteiten, aber auch bei Arnegg wie bei Kehlheim etc. etc. Die übrigen Loricaten fehlen zwar nich: ganz, aber sind doch selten. Terebratula trigonella Schl. v. Buch Terebr. pag. 103, Ziet. 43. 3 (aculeata). Vier grosse oft lappen- artig erhöhte Rippen correspendiren auf beiden Schalen. Je nach ihrem Alter und ihrer Grösse kommen viele Mo- dificationen vor. Schon im Muschelkalk wird eine ähnliche aufgeführt, in Schwaben jedoch erscheint sie nur im ober- sten Jura. Zu dieser ausgezeichnetsten aller Cineten ge- sellt sich zuweilen noch T. pectunculus pag. 434, und zwar fand sich davon in Schübler’s Sammlung ein Indivi- duum von !/, Zoll Durchmesser, aus den Kieselkalken von Nattheim stammend, eine ausserordentliche Grösse für diese sonst so kleine Muschel. Als sehr bemerkenswerth müssen wir es hervorheben, dass an vorstehende sich abermals eine Menge glatter Cineten anschliessen, die fast bis in alle Einzelnheiten den Cincten des mittlern Lias entspre- chen. Die markirteste Cinete ist darunter die Terebra- tula indentata Sw. 445. 2; digona Ziet. 39. 8. Kugel- 31 * 484 Terebr. lagenalis, insignis. Nerinea. ı ähnlich aufgebläht, an der Stirne aber jederseits mit tiefer Furche;, die Dimensionsverhältnisse ausserordentlich varia- bel. Sie spielt zuletzt in die if ' Terebr. lagenalis Schl. über, deren ‚correspondi- rende Furchen an der Stirne schon bedeutend verwischt sind. Endlich gewinnt 'die Bauchschale mehr an Flachheit, die Rückenschale an Convexität, wir erhalten die ornitho- cephala, emarginata pag. 352. ete. wieder. Und treten auch nicht ganz die flachen Formen der Numismalis im mittlern Lias wieder auf, so erinnern doch. die öseitigkeit und die Schärfe der Arealkanten stark daran (letztere hat man neuerlich .wohl pentagonalis genannt). Nicht nur die kieseligen, sondern grade die Krebsscheerenkalke sind reich an diesen Formen (Ehingen, Zwiefalteu etc.). Biplicate Terebratein sind meistens von den tiefer vorkommenden nur dureh ihre Verkieselung zu un- terscheiden. Indess hat schon Schübler die grösste aller biplicaten Formen, die ausschliesslich nur dem obern weis- sen Jura angehört, als x Terebratula insignis unterschieden. Man muss sie zu Au bei Kehlheim, oder überhaupt in den schnee- weissen Felsen (von Arnegg etc.) gesammelt. haben, um die scharfen Merkmale zu erkennen, welche sie auszeich- nen.‘ Man findet dann, dass eine zarte fein punktirte Schicht (deutlicher als bei den Cretaceen) die Oberfläche bedeckt. Fällt diese ab. so treten sehr markirte feine Radialstreifen (ähnlich denen der substriata) hervor. Bei verkieselten Exemplaren fehlen diese Streifen zwar: nicht, allein man kann sie nur selten beobachten, weil die Sili- fication schon mit der obersten Schicht beginnt, welche folglich die tiefer liegende Streifung bedeckt. Das grösste Exemplar, was’ich kenne, ist 2%, Zoll lang, und 21, Zoll breit. Nur ein einzigesmal ist mir in den Krebsscheeren- kalken von Heidenheim eine Orbicula vorgekommen. Nerinea, eines der wichtigsten und formenreichsten Nerinea depressa. 485 Geschlechter, ‘ist’ in dem kieseligen Kalke allgemein ver- breitet. Leider sind aber gut erhaltene Exemplare Selten- heiten,’ die genaue Bestimmung daher grossen Schwierig- keiten unterworfen. Wittert die Aussenschale ab, so treten die oft zahlreichen Falten hervor, welche das Lumen der Röhre in hohem Grade beengen. ' Die Umgänge bilden fast einen rechten Winkel gegen die Längenaxe, sind daher äusserst zahlreich. Nerinea zerfällt in zwei grosse Abtheilungen: a) solche mit einem weiten Nabel, deren Form gewöhnlich kegelförmig , und b) solche ohne Nabel, deren Form lang cylindriseh aber auch kegelförmig sich zeigt. Voltz und Bronn (Jahrbuch 1836 pag. 538) haben sich besonders um ihre Kenntniss verdient gemacht. a) Genabelte. | N, Nerinea depressa Voltz. Jahrb. 1836 tab. 6. fig. 17. Mit einer aber sehr hohen und kräftigen Falte, welche zwischen Spindel und Oberrand der Mundöffnung steht. Auf verkieselten Spindeln bemerkt man daher keine Falte, sondern die Falte schliesst sich immer eng an die spiralför- mige Lamelle an, welche von der zerstörten Röhre an der Spindel stehen bleibt. Der weite Nabel gleicht einem kegelförmigen Trichter, in den man tief hinabsehen kann. Die Umgänge legen sich in diesem Trichter so auf einander ab, dass jeder vorhergehende gegen den folgenden um ein Gutes vorspringt, wodurch ein wahrhafter Schraubengang erzeugt wird. Bei der Wichtigkeit dieses markirten Kenn- zeichens, was allen genabelten Nerineen mehr oder weni- ger zukommt, muss es uns wundern, dass in den Be- schreibungen nicht einmal erwähnt wird, ob die Muschel überhaupt genabelt sei. Und doch lässt sich der Nabel so leicht erkennen, denr er ist immer ‚mit Gebirgsmasse er- füllt, gegen welche die Schalensubstanz sehr absticht. Die Zeichnung der Schale ist durch die rohen: Verkieselungs- punkte verwischt, Bei den Normalformen ist der Rücken der: Umgänge weder convex noch concav, sondern alle 486 Nerinea Mandelslohi. liegen: in ‚einer Ebene und bilden genau einen Kegelmantel. Dann kommen Formen vor, woran sich über der Naht der Umgang zu einer Kante erhebt. Zieten’s Ner. terebra 36. 3 bildet hier wahrscheinlich das Extrem, denn die Zeich- nung zeigt eine Falte und einen tiefen Nabel. Leider aber ist dieses Prachtexemplar, wie so viele, nach Schübler’s Tode aus der öffentlichen Sammlung der Universität abhan- den gekommen. Diess ist bei dem abgebildeten Individuum um so mehr zu beklagen, weil es durch die Vollständig- keit seiner Mundöffnung alles Bekannte zu übertreffen scheint. Einer dritten Varietät schwellt der Umgang merk- lich convex an, sie erreicht 3 Zoll Länge und in der Basis 1'/; Zoll Breite, während die vorigen bedeutend kleiner bleiben. Nerinea sulcata Zieten 36. 4 ist ohne Zweifel eine sogenannte Melania, die mit Sowerby’s lineata ziemlich gut stimmt. Nerinea Mandelslohi Broun Jahrb. 1836 tab. 6. fig. 26. Form und Nabel gleicht in allen Abänderungen voriger, nur hat sie mehr Falten. Die eine Falte stimmt ganz mit der von depressa, unter ihr stehen aber auf der Spindel noch zwei andere, so dass im Ganzen drei Falten mit Leichtigkeit unterschieden werden können. Ausserdem bildet Bronn eine Rückenfalte ab, doch kann man; sich über deren Vorhandensein nur selten belehren. Nur ein einziges Mal habe ich von Wittlingen einen Steinkern gesehen, der dieses beweist, so wie auch bei Kehlheim ein ähnliches Bruchstück gefunden: Da aber Steinkerne uns über die Form der Aussenschale in Ungewissheit lassen, so könnten diese Stücke auch der incavata angehören, welche bekanntlich ebenfalls 3+ 1 Falte hat. Bei Exem- plaren mit verkieselter Schale ist es fast durchgehends unmöglich, die Zahl der Rückenfalten zu bestimmen ,„ und nach den rohen Einschnitten auf den entstellten Kernen sollte man bei vielen eher zwei Rückenfalten als eine ver- muthen. Wäre diess wirklich der Fall, so würden derartige Nerinea flexuosa. 487 Exemplare mit Nerinea Podolica Bronn Jahrb. 6. 11. stim- men. Jedenfalls sind Exemplare der Nerinea Brunt- rutana Jahrb. 1836 tab. 6. fig. 18, deren Habitus so auffallend der Mandelslohi gleicht, ziemlich gewöhnlich, wenn auch die Abänderung 6. 13 mir nicht bekannt ist, . Hier sind dann auch die verkieselten Spindeln zu er- wähnen, die sich unter allen Nerineen am häufigsten finden. Eine hat Zieten tab. 36. fig. 5 abgebildet, aber falsch als Schale angedeutet, und da das Exemplar ziemlich wider- natürlich gezeichnet ist, so darf es uns nicht wundern, dass die Monographen der Nerineen es nicht erkannten. Es sind weit genabelte Spindeln, an jedem Uimgange mit zwei sehr hervorstehenden Falten. Die Umgänge der Falten werden durch ein breites 2kantiges Spiralband von einander getrennt, die Kanten dieses Bandes bezeichnen die Stelle, wo die Schale abbrach. Zietens Zeichnung hat diess freilich sehr entstellt. Man sieht hier zwischen der hohen alie überragenden Spirallinie nicht 2, sondern 3, allein nur die untern 2 davon sind Spindelfalten, die obere dritte bildet mit der hervorragenden das zweikantige Band, welches Ueberrest der Schale des Rückens ist. Man könnte versucht sein, diese zweifaltigen Spindeln besonders zu benennen, dann würden wir den Namen Schübleri vor- schlagen. Indess da auch die Mandelslohi zwei Spindel- falten hat, die dritte aber sich ar die Oberwand der Röhre anschliesst, so könnte diess leicht bei der Unvollkommen- heit der Spindeln misskannt werden. Ueberdiess wird die Zukunft durch diese Spindeln noch mehrere Species bestä- tigen, die wir heute nur unbestimmt vermuthen können. b) Ungenabelte. | Einige derselben kann man leicht mit den ingenanglen Melanien verwechseln, doch sind sie selten. Aeusserst zierlich ist Nerinea flexuosa Jahrbuch 1836, tab, 6. fig. 19. a. Eine lange cylindrische Nadel von 1‘, Linien dickem 488 Nerinea Gesae, punctiata. Melanien. Querdurchmesser bei mehr als 1'Zoll Länge. . Die Nähte ragen 'hervor, zwischen welchen zwei zierliche Spiralkno- tenreihen: verlaufen, und:zwischen Knotenreihe und, Naht verläuft nochmals je eine ‚aber viel ‚undeutlichere ‚Spiral- linie. Die Muschel ist daher von Römer’s Ner. fasciata 11. 36 durchaus nicht verschieden. Die Mundöffnung zu klein: als dass man die Falten deutlich zählen könnte, Bronn gibt 3 Spindel- und 1 äussere Falte an. Nattheim. Die Neri- nea fasciata Bronn’s Jahrb. 1836 tab. 6. fig. 21 kommt ihr im Habitus gleich, nur dass der Rücken der Röhre ganz eben und ohne eine Spur von Impression ist. Ebenfalls. bei Nattheim. Noch eine dritte eylindrische Species mit hoher Mundöffnung kommt vor, sie gleicht‘ der N. elongata Bronn’s Jahrbuch 1836 tab. 6. fig. 15 vollkommen, nur entdeckte ich auf der Spindel durchaus keine Falten. Da aber die Exemplare blos: 3 Linien Basalbreite haben, die Falten selbst bei viel grössern Exemplaren undeutlich sind, so mag diess den scheinbaren Mangel erklären. Nerinea Gosae Römer 11. 27 mit einer Spindelfalte und starker Impression der Umgänge kommt bei Sirchingen vor. Die Aussenschale ist mit feinen Spiralstreifen bedeckt. Nerinea:punctata Bronn Jahrb. 1836 tab. 6. fig. 23. Die Umgänge stehen treppenförmig über einander, und zwar steht die Kante über der Naht sehr hoch her- vor. 3 feine Spirallinien bedecken den flachen Rücken der Schale, doch sind die Knötchen derselben durch die Silification gewöhnlich verwischt. Zwei sehr hohe Spin- delfalten, Bronn gibt auch eine äussere Falte an. Die Basis endigt in einem ziemlich langen Kanal. Diese und noch manche andere undeutliche Formen zeigen hinlänglich, dass auch Würtemberg an Nerineen nicht arm ist, allein Exemplare mit deutlichen Kennzeichen sind nirgends gewöhnlich. | Auch die für die Coralrags charakteristischen Melanien sind zwar selten. aber fehlen nicht. Die grosse Melanıa ‚‘- Nerita cancellata,:sulcesa. ' Turbo clathratus. ; 489 striata’ Sw. 47 mit: bauchig aufgeblähten Umgängen: lässt sich leicht erkennen, wenn gleich: die: ‚charakteristischen Spirälstreifen» ‚durch die’ Silification stark verwischt sind. Unter‘ den kleinern mit mehr ebenen Umgängen sind Me- lania'lineata und vielleicht: auch Heddingtonensis versteckt. Sie alle erinnern durch : ihre elliptische Mundöffnung und ihren. Gesammthabitus an verwändte Formen des Muschel- kalks, >. | | Wtei sunninalbene] "> Bemerkenswerth ist die Menge einschaliger Muscheln, deren 'G@eschlechter schon so auffallend an Tertiärformen erinnern. In keiner Sammlung sieht man diese vorzügli- cher, »als in! der: des Hrn. Obersteiger Börner zu Aalen, welcher !in: den Umgebungen der verlassenen Grube Mar- garethe (im Walde zwischen Nattheim und Heidenheim) lange Jahre emsig gesammelt hat. Doch da wir nur das Gewöhnliche und von uns selbst Gefundene bis jetzt auf- zuzählen bemüht gewesen sind, so müssen wir vieles da- von übergehen. Eine der häufigsten hierhin gehörigen Formen ist Nerita cancellata Ziet. 32. 9, an ihren netzförmig gestreiften Rippen leicht zu kennen. N. sul- cosa:Ziet. 32. 10, welche nur die Längsrippen, die Quer- rippen aber nicht zeigt, mag schon ungleich seltener sein, denn ich habe sie noch nirgends zu Gesicht bekommen. Einen zierlich knotigen 'Troechus bildet Zieten 34. 4 als monilifer ab, wird er aber noch etwas grösser, so wächst an:der untern Naht eine scharfe Zahnreihe hervor. Indi- viduen von der Grösse und Gestalt der Natica dubia Röm. 10. 8 finden sich bei Nattheim. Turbo clathratus Röm. 14. 2 mit feinen bombirten Umgängen und netzförmiger Streifung sammelt man nicht selten bei Nattheim und Wittlingen. Er erinnert an verwandte Formen im mittlern Lias, die durch ihren Habitus der Paludina vivipara so ähnlich wurden. Auch grössere Ixdividuen, dem Trochus anglicus nahe kommend, aber der Ausschnitt der Pleuro- 490 Turbo princeps, Naut. aganiticus. Lumbr. gordialis, tomarien fehlt ihnen, kommen vor. Von'grösserer Wich- tigkeit als die vorgenanuten scheint Turbo princeps Röm. 11. 1 zu werden. Zwar sind die bei Nattheim und Wittlingen gefundenen Exem- plare ‘nicht genau den Römer’schen conform, allein die erhabenen Spiralrippen sammt dem Habitus erlauben nicht, die Formen zu trennen. Nur eins fällt auf: der äussere Mundsaum ist dick aufgeworfen, und am Grunde findet sich ein deutlicher Kanal, wodurch sie der Cassidaria sehr ähnlich werden. Mir scheint es hei der übrigen‘ Verwandt- schaft wahrscheinlich, dass nur die Unvollkommenheit der BRömer’schen Exemplare diese Kennzeichen nieht beobachten liess. Endlich ist auch ein der lebenden Ranella ähnli- ches Muschelgeschlecht, aber am Grunde nur mit kurzem Kanal, sehr bemerkenswerth und nicht ungewöhnlich. Nautilus aganiticus pag. 446 kommt nicht nur in den Kieselkalken vor, sondern findet sich auch in den Krebsscheerenkalken von Einsingen. Auch unter den Am- moniten kennen wir nichts Besonderes, Planulaten setzen wenn auch sparsam noch fort, den A. inflatus findet man in den schönsten Quarz verwandelt in den Kieselkalken von Heidenheim, oder verkalkt bei Einsingen. Häufig hat ein kleiner flexuosus in den Krebsscherenkalken noch die grossen Ohren seiner Mündung bewahrt, aber vor allen lieben wir den Aptychus problematieusund solenoides in den Nusplinger Kalkplatten hervor, welche neben einander ausgebreitet auf den Kalkschieferplatten liegen, und dadurch die Aehnlichkeit mit Solenhoferschiefern so schlagend machen, dass der geübteste Geognost die Erfunde von Solenhofen und Nusplingen nicht zu unterscheiden vermag. Dazu kommt noch Lumbricaria gordialis Goldf. 66. 4, die wie ein dünner Bindfaden vielfach verschlungen auf den Schiefern liegt. Die Aehnlichkeit mit der viel verbreiteten Serpula Lumpbr. recta. Serpula. 491 gordialis lässt sich zwar nicht läugnen, indess die Versen- kung der Lumbricarien unmittelbar in den Kalkschlamm gewährt ihnen ein so eigenthümliches Ansehen, dass man sich im übrigen Jura vergeblich nach ähnlichen Vorkomm- nissen bemüht. Grade diese Lumbricaria liebt es, knäuel- förmige Wülste zu bilden, die man zu Solenhofen wie bei Nusplingen in nicht geringer Häufigkeit findet. Die Solen- hofer Arbeiter malen diese Knäuel zuweilen an, machen daraus Krebse, wie z. B. der Macrurites mysticus Schlot- heim Nachtr. tab. 3. fig. 4 ein soleher ist, und andere Dinge, um damit zu betrügen. Man hat diese den Solen- hoferschiefern so eigenthümlichen Formen wohl für Fisch- därme gehalten, indess scheint es von den oft mehrere Fuss langen allerdings darmartig verschlungenen Formen noch zweifelhaft, so gewiss es auf der andern Seite ist, dass die nur wenige Zoll langen wie Lumbricaria recta Goldf. 66, 3 der Mastdarm von Fischen sind, denn man findet diese im Lias wie im Solenhoferschiefer häufig noch in ihrer natürlichen Lage zwischen den Rippen. Trotz diesem verschiedenen Aussehen der Lumbrica- rien, verglichen mit der Serpula gordialis, darf der Zoo- loge sich nicht irre leiten lassen. So wie diese Lumbri- carıen auf verkieselten Muscheln und Korallen unmittelbar unter den Schieferplatten vorkommen, nehmen sie wieder alle Eigenschaften der Serpula gordialis an, überall in den Sternkorallenkalken ein gewöhnliches Petrefakt. ‚ Auch andere Species von Serpulen kommen in den Kieselkalken in Menge vor, indess haben ihre Formen durchaus nur eine untergeordnete Wichtigkeit, einestheils, weil sie sich so schwer mit Sicherheit bestimmen lassen, anderntheils, weil tiefer und höher schon ähnliche aufge- treten sind. Serpula grandis Goldf. 67. 11 ist eime der grössten Formen, welche wir ähnlich schon im brau- nen Jura finden, Serpula limax pag. 356 und andere schlies- sen sich hier an. Serp. quadristricta Goldf. 68. 16, Serp. 492 Krebsscheeren. Leptolepis. convoluta Goldf. 68. 17 und viele andere lassen sich oft leicht verwechseln. Die glatte stilrunde Serpula spiralis Goldf. 69. 3 ist eine sehr bezeichnende Form. Anfangs windet sie sich spiralförmig,' und zwar meist in links ge- wundener Spirale, und dann verschmelzen. die Umgänge stark miteinander, erst später erhebt sich die Röhre senk- recht in die Höhe, doch bricht diess Stück meist ab. Serp. quinquangularis Goldf. 68. 8 mit mehreren hohen PEN falten ete. etc. Die Krebsscheere kennt man nicht ganz, nur die länglich viereckige Hand kommt vor, auch der Finger ist davon abgefallen, aber der Index sitzt zuweilen noch daran, und dieser ist in der Mitte der Iunenseite mit einem langen spitzen Stachel bewaffnet. Die Länge dieser Hand beträgt höchstens 3 bis 4 Linien. Nur ein einziges Mal habe ich auf der Höhe zwischen Ebingen und Messstetten einen kleinen Cephalothorax eines Brachyuriten (sie kommen undeutlicher auch anderwärts aber etwas tiefer vor) ge- funden. Indess das wichtigste Bestimmungsmittel der Nusplinger Kalkschiefer ist Leptolepis. Grosse rundliche Schuppen dieses Fisches mit den zarten concentrischen Anwachsstreifen finder sich sehr zahlreich. Der gelbe Email ist zwar dünn aber glänzend und wohlerhalten, und kann von den ver- wandten Schuppen Solenhofer nicht unterschieden werden. Vergrössert gleichen die Anwachsstreifen den Falten des Aptychus solenoides, der Anwachsring ist bei vielen Schup- pen herzförmig; zwei Kennzeichen , wodurch man die Iden- tität der Schuppen mit Solenhofern so leicht beweisen kann. Fischschuppen sind ausserdem im ganzen weissen Jura nicht bekanut, so dass auf diess einzige Vorkommen ein bedeutendes Gewicht gelegt werden muss. Auch andere Fischreste sind selten. Nur die Oolithe von Schnaitheim zeichuen sich durch Wirbelthierreste von Schuaitheim. 493 Reste von Wirbelthieren aus. Am merkwürdigsten die Zähne von Ih Megalosaurus, wenigstens stimmen sie ihrem Typus und ihrer Grösse nach vollkommen mit denen, welche Buckland (Transactions of the Geolog. Soc. 2d. Ser. Vol. I. tab. 41) aus den oolithischen Schiefern von Stonesfield (5: Stunden nordwestlich Oxford) abgebildet hat. Sie sind scharf zweischneidig. die scharfen Kanten sehr fein ge- kerbt, so dass die Kerben dem blossen Auge so eben sichtbar werden. Ich kenne Zähne von 2 Zoll Länge, mit 9 Linien Breite und 7 Linien Dicke an der Basis. Sie kommen öfter vor. Mit ihnen noch andere Saurier- zähne. Ziemlich gewöhnlich sind Haifischzähne mit scharfer schlanker Spitze, wie Lamna, und sehr breiter Wurzel. Seltener ist eine dicke, stumpfspitze, gedrungene Form, deren Wurzel nicht unten, sondern seitlich sitzt. Auch das Bauchstück eines viel- spitzigen, dem Notidanus ähnlichen Geschlechts hat sich gefunden. Das Bruchstück mit vier Spitzen gleicht fast genau den N. primigenius Agass. II. 27. 2. Zierlich sind die Zähne von Sphaerodus, kugelig,, mit. etwas deprimirter Ober- fläche, die insofern und in Rücksicht auf Grösse gut mit Sph. discus Agass. II. 73. fig. 62 bis 67 übereinstimmen. Sie zeigen zuweilen Facetten, die durch Abnutzung ent- standen sind. Mit ihnen koinmt ein Heer kleiner und un- regelmässiger Platten vor, die Agassız als Sphaerodus lens zusammenfasst. Andere haben auf der Kugelfläche eine glatte Spitze, wie Sph. irregularis Agass. 73. fig. 81; oder wurden stumpf konisch, wie Sph. truncatus Ag. 73. 19. Und viele andere, Davon wohl zu unterscheiden Gyrodus, mit rauher kreisförmig gefurchter Ober- fläche. Die besten stimmen vollkommen mit Gyr. jurassi- cus. Agass. 1I. 69. a. fig. 26. 494 Nusplinger Kalkplatten. Fischschuppen, Ichthyodorulithen und mehreres Andere übergehen wir. | Die Nusplinger ee Da es nicht nur technisch, sondern auch wissenschaftlich von grösstem Interesse sein muss, im Mittelpunkte des schwäbischen Jura einen Ort zu finden, der über die Deutung der Krebs- scheerenkalke ein Licht verbreiten könnte, so wollen wir nochmals kurz auf die Nusplinger Kalkplatten zurückkom- men. Nusplingen liest im Thale der Beer, welche ober- halb Friedingen in die Donau mündet. Steigt man von Nusplingen den rechten Thalrand hinauf, wo genau west- lich vom Orte der Fussweg nach Egesheim führt (die sogenannte Westersteige), so trifft man unten im Thal noch die geschichteten Kalke des untern weissen Jura, darüber folgen in mächtiger Entwicklung die Felsen mit Schwammkorallen, welche im ganzen Beerthale eine sa bedeutende Rolle spielen, und die namentlich südöstlich von Nusplingen an der Fahrsteige nach Heidenstadt voll- kommen aufgeschlossen anstehen. Erst oben auf der Höhe bilden die zuckerkörnigen Felsenkalke mit Kieselknollen jene rauhen Felder, die uns den obern weissen Jura so leicht erkennen lassen. An der Westersteige sind jedoch diese nicht mehr zu sehen, der Weg stösst unmittelbar auf die Schieferplatten. welche sich an den Felsenkalken etwas herabgesenkt haben. Obgleich die Bauern hier, noch ehe der Weg endigt, vor Jahren nur wenige Platten gewonnen haben, so springt doch trotz des undeutlichen Aufschlusses die unzweideutige Gleichheit mit Solenhofer- schiefer dem Kenner sogleich in die Augen. Die zolldicken gelblichen Kalkplatten blättern sich beim Schlage höchst regelmässig in beliebig dünne Schichten, schwarze pflan- zenähnliche Dendriten dringen von den kaum sichtbaren Querritzen in den Schiefer, und der Querbruch der Kalk- platten zeigt jene Ungleichheit des Kalkschlamms in Rück- sicht auf Farbe und Härte, welche den Solenhofer wie Nusplinger Kalkplatten. " 495 den Nusplinger Schiefern eine entschiedene Verwandtschaft mit tertiären Süsswasserkalkplatten gibt. Die dünnen Plat- ten sind wie an der Altmühl sehr unrein, folglich zur Lithographie unbrauchbar und verwittern leicht. Allein es liegen stärkere Platten von 3 bis 4 Zoll Dicke darin, viel reiner und härter, der äusserst gleichartige flachmuschelige Bruch erregt fast jenes weiche Gefühl, welches die brauch- baren Solenhofer und Mörnsheimer Platten so auszeichnet. Leider zeigen sie bei Nusplingen noch nicht die erforder- liche Härte, und die zahlreichen Adern, Faden, Kieseln, Tupfen und Wolken, wie sich der Solenhofer Arbeiter ausdrückt, sind zwar dem Geognosten ein erfreulicher Beweis für die Gleichheit der Gesteine, aber für die Brauch- barkeit gefährliche Feinde. Aber wir befinden uns hier auch nur in einem unbedeutenden Abraum, wo irgend ein industriöser Bauer die grosse Brauchbarkeit der Platten zu häuslichen Zwecken erkannt hat; am äussersten Bande einer Ablagerung, die Jahrhunderte den zerstörenden Ein- flüssen der Atmosphäre ausgesetzt war. Und doch erregt sie unsere Aufmerksamkeit in so hohem Grade! Wir for- schen weiter, und bald schält sich aus den leicht spaltbaren Platten der gefaltete Aptychus solenoides und der diekere glatte problematicus heraus. Sie sind zwar für den weis- sen Jura ganz gewöhnliche Schalen, indess in dieser Art des Vorkommens, beide Hälften noch mit-einander harmo- nirend, und auf flacher Platte ausgebreitet, kennt man sie nur in den Solenhofer Schiefern. Bald steilt sich auch der Ammonites flexuosus und eine Austerartige flache Muschel ein, die beide in Solenhofen bekannt sind. Wenn man dann endlich auch Lumbricarien gefunden hat, so schliesst man: hier müssen auch Fische vorkommen. Kaum ist die Aufmerksamkeit darauf gerichtet, so zeigt. uns fast jede Platte rundliche gelblich glänzende Punkte von 1 bis 2 Linien Durchmesser. Es sind alles rundliche Fiscehschup- pen, die einer Species von Leptolepis, wahrscheinlich 496 Nusplinger Kalkplatten. grösser als ein Hering, angehören. Wer. es je versucht, in ‘den unübersehbaren Steinhalden Solenhofens selbst Pe- trefakten zu . suchen, und wer dann erfahren, mit wie geringer Ausbeute man sich hier zu 'begnügen hat, dem muss die Ausbeute eines Punktes, wo kaum so viel Platten -zu finden sind‘, als er zu spalten wünschte, gegründete Hoffnung. auf weitere Erfunde erregen. Ver- lassen wir diesen Bruch, und steigen auf das nahe Plateau, so finden sich auf den Feldern die gebleichten Krebsscheerenplatten. Weiter hin auf der Grenze der ‚Nusplinger und Egesheimer Markung ist abermals aufge- graben, die Schieferplatten sind zwar im Allgemeinen roher; allein man findet auch hier äusserst homogene sammtartig anzufühlende Zwischenlager. Endlich liegt noch am Eges- heimer Berghause eine grosse Halde von Platten, die beim Bau des Häuschens "ausgegraben wurde. Nach Aussage der Arbeiter sollen die Platten 15 Fuss mächtig anstehen, unmittelbar daneben ragen ergraute Felsen von zuckerkör- nigem Kalk hervor. | Schauen wir von dieser Höhe hinüber nach Königs- heim, und verfolgen wir auf der nur von Thälern unter- brochenen Ebene die Kalkplatten südlich bis Kolbingen, so leuchtet ein, dass alles Geschichtete einer Formation angehören muss, mögen auch die südlichen schon lang bekarnten Steinbrüche von Kolbingen viel rauher und un- brauchbarer sein, als die nördlichen bei Nusplingen. Die Laagerungsfolge und die Struktur im Allgemeinen ist bei allen dieselbe, und folglich kein Grund zu gegentheiligen Behauptungen vorhanden. Eine besondere Frage dürfte noch die sein, ob hier überhaupt Hoffnung auf brauchbare lithographische Steine gemacht werden könne? Wenn alle 'Thatsachen darauf hinweisen, dass wir hier entschieden die Solenhofer For- mation haben, so muss damit von vorn herein schon die Wahrscheinlichkeit gegeben sein, dass die Gleichheit der Parallelen des weissen Jura. 497 Formation sich auch irgendwo in der Gleichheit der Ge- steine bethätige. Wie man in der Steinkohlenformation Steinkohlen erwarten darf, so auch hier gute Kalkplatten. Die Hoffnung wird aber hei Nusplingen noch verstärkt, da dort nicht nur die Gesteine einen viel günstigern Cha- rackter als bei dem schon längst gekannten Kolbingen zeigen, sondern da man wirklich Platten ausgeschieden findet, ‘die sich den brauchbaren von Solenhofen sehr nä- hern. Es käme hier nur darauf an, unter der Leitung eines Sachverständigen zusammenhängende Versuche zu machen. Denn auch in Solenhofen und dessen Umgebung, wo: die Formation viel mächtiger ‘ist, sind nur wenige Lagen brauchbar, und in diesen Lagen auch nicht jedes Stück, sondern es bedarf darin einer grossen Auswahl. Die Kosten eines Versuchs müssen aber sekr unbedeutend sein, da man die gewonnenen Platten jedenfalls so gut als die Kolbinger Plätten verwerthen könnte. Die bestimmte Parallelisirung des weissen Jura mit Formationen anderer Gegend ist theilweis, wie die der frühern Bildungen, ebenfalls nicht unbedeutenden Schwierigkeiten unterworfen. Stellen wir uns indess gleich in den Mittelpunkt, so dürfte keine Schichtenabtheilung mit grösserer Bestimmtheit Formationen anderer Gegenden ver- slichen werden können, als die zuckerkörnigen in ihrer obersten Region so kieselreichen Kalke mit Sternkorallen (e). Sie allein bilden sicher den Repräsentanten des englischen Coralrag’s (Korallenfelsen), sie lassen sich unter allen am leichtesten erkennen, wenn sie gut entwickelt sind, und welche Bedeutung sie nicht nur in Schwaben, sondern auch als Dolomite und Diceratenkalke in Franken haben, daran ist oben schon theilweis erinnert worden. Wenn nun aber das oberste Glied der braunen Jura- formation, die Ornatenthone, nicht weniger entschieden dem Kellowayrock (pag. 393) angehören, so folgt daraus, dass die zwischen den beiden Kardinalpunkten, dem Kello- Quenstedt, Wlözgebirge. 32 498 Parallelen des weissen Jura. wayrock und dem Coralrag liegenden Massen des unten und mittlern weissen Jura mit den gleichliegenden Englands verglichen werden müssen, falls sie nicht etwa selbststän- dige in England ‚nicht vorhandene Glieder ausmachen sollten. . Nicht: sowohl die Muscheln. als vielmehr die La- gerungsfolge hat die Geognosten bestimmt, den untern thonigen weissen Jura («) mit 'Terebratula impressa und verkiesten andern Petrefakten für Oxfordthon zu erklären. Ein strenger Beweis lässt sich für diese Ansicht nicht geben. Indess möchten wir auf folgendes aufmerksam machen. Die Terebratula impressa: und deren Formation: findet sich diesseits des Rheins nicht nur überall wieder, sendern sie geht auch über den Rhein, ist im Firickthal: und: bei Waldenburg mit ihren, Begleitern zu änden. ‘Auch im französischen Jura wird sie in Bronn’s Leihaea von meh- reren Punkten eitirt, Hingegen in den zehobenen Kalken des Schweizer Jura findet man sie durchaus nicht „fast möchte man mit der grössten Bestimmtheit behaupten, der ganze untere weisse Jura Schwabens fehlt dort. Verfolgt. man die Strasse, welche aus dem Frickthal gegen Süden über Staffelegg nach Aarau führt, so findet man'an dem Aarau zunächst liegenden Durchschnitt die braune Jura- schicht mit dem Amm. macrocephalus in einer Entschie- denheit, die über die Identität mit der schwäbischen Ma- crocephalussehicht keinen Zweifel lässt. Unmittelbar darauf lagern sich die Lochenschichten mit Amm. alternans, er. lacunosa und. Schwanimkorallen, ja unter dem grossen Heer von Muscheln ist kaum eine einzige zu finden, die nicht mit der Lacunosaschicht im mittlern weissen‘ Jura Schwabens übereinstimmte. Wir haben hier, also zwei Cardinalpunkte, zwischen denen alles fehlt, namentlich die Örnatenthone und der ganze untere weisse Jura (die im- pressa. welche Bronn Lethaea 307 von Egg westlich unserer Strasse citirt, ist eine Varietät der im obern brau- uen Jura so überaus verbreiteten resupinata pag.' 348). Parallelen des weissen Jura. 499 Wie bei Aarau, so finden wir es’ an dem merkwürdigen Punkte von Birmensdorf bei’Baden an der Limmat. Kaum dürfte es eine Gegend geben; wo'die Loehenschichten mit Muscheln, die alle mit ‚den Schwäbischen übereinstimmen, reicher erfüllt wären, als hier; die Macrocephalusschicht liegt auch hier unmittelbar darunter. "Von Terebratula impressa findet man nirgends etwas, sondern alles, was darüber liegt, ist mittlerer weisser Jura mit Schwämmen, die Mousson (Geologische Skizze der Umgebungen von Baden) auffallend genug Hippuriten nennt! Könnten wir ‚auf diese Weise durch Fixirung bestimmter Punkte sanze Formationsabtheilungen eliminiren, während wir andere, wie z. B. den Great Oolith pag; 391 grade dort einfügen mussten, so sieht man wohl ein, dass solche Bestimmungen sich fruchtbarer erweisen müssen, als viele andere Abtheilungen, die von vorn herein von Hypothesen ausgehen. Aber nur stellenweis in den gehobenen Kalken findet sich der Mangel von Formationen zwischen jenen Kardinalpunkten, denn schon im: Kanton Basel bei Sissach haben die Herren Gebrüder Zschekke einzelne Zwischen- schichten in einer Schönheit gefunden, die selbst den schwä- bischen Geognosten nicht wenig verwundern. Unser Zweck ist nur, hiermit zu beweisen, wie wenig die Beobachtungen überhaupt reif sind, mit Sicherheit über die Parallelisirung Schlüsse zu ziehen: - Aber gesetzt auch, die Terebratula impressa bezeichne den obern Oxfordthon, wo sollen wir nun die Masse von Schwammkalken unter- bringen, die im deutschen, wie im Schweizer Jura eine so. bedeutende Rolle spielen? Sie bilden in Schwaben offenbar den grossen Mittelpunkt, welchen sich alles Uebrige des. weissen Jura unterordnet. Vergebens sucht man: in England nach einer Schicht, die gleichen Rang mit ihr verdiente, weder ein Schwamm noch eine deutsche lacu- nosa ist in England gefunden worden! Zählt man demun- geachtet diese Formation zum Coralrag. so ‘heisst das 32 * 200 Parallelen des weissen Jura. wahrhaftig ‘dem englischen Lokalnamen zu viel Ehre an- thun! Sieht man, mit welchem unendlichen Uebergewicht jene mannigfaltigsten Schwammformen in den Felsen auf- treten, 'wie‘sie durch ihre mächtigen Bänke nicht nur die _ Impressathone (wie an der Lochen) auf ein Minimum re- duciren, sondern auch nach oben so übergreifen, dass oft von dem wahrhaften (auf dem Heuberge) Coralrag kaum eine sichere Andeutung bleibt; wer möchte ihnen da den ersten Rang noch streitig machen? Nach Süddeutschland muss man Sehen, um diese Formation kennen zu lernen, und nach süddeutschen Lokalitäten muss sie benannt wer- den. Am wenigsten darf man sie aber Coralrag nennen, weil der englische Name sie auch mit der englischen Formation gleichen Namens parallelisiren würde, obgleich es allerdings noch Korallenfelsen sind, sofern es ausge- macht ist, dass diese Pilzähnlichen Formen wirklich dem T'hier- und nicht dem Pflanzenreiche angehören. Nicht geringere Schwierigkeiten zeigen sich, wenn man die Ablagerungen über den Sternkorallenfelsen (Coral- | rag) mit Bildungen anderer Gegenden vergleichen will. Hier ist es eine allgemein verbreitete Meinung, dass die Kalkplatten und Kalkbänke von Einsingen dem englischen Portland angehören. Indess hat der wirkliche Portland, wie er sich auf der Halbinsel gleichen Namens, bei Cam- min in Pommern, im Hildesheim’schen und bei Goslar zeigt, nichts mit der schwäbischen Formation gemein. Die eigenthümliche Art der Steinkernbildung, und die Menge solcher Kerne von grossen Pholadomyen, Myaciten, Tri- gonien, Pterocen etc. sind in jenen Gegenden überall so schlagend, dass der Portland dort zu einem Hauptanbhalts- punkte: wird. Von alle dem findet sich bei uns nichts. Erst jenseits des Rheins am Südostrande ‘des Schweizer Jura bei Aarau, Solothurn und vielen andern Orten tritt dieser Portland wieder in seiner vollen Deutlichkeit auf, nicht blos: mit den ähnlich beschaffenen Muscheln, sondern Parallelen des weissen Jura. 61 auch mit Fisch- und Schildkrötenresten, die gleichfalls den norddeutschen Portlanden nicht fehlen. Zugleich ist dieser Schweizer Portland für Werk- und Bausteine nicht nur trefflich geeignet, sondern auch bequem gelegen, da er von den Hebungen, welche den Jurazug zerrütteten, kaum ergriffen wurde, woraus man den Beweis ziehen dürfte, dass die Aufrichtung des Jura noch vor die Abla- . gerung des jüngsten aller Juraglieder, des Portland, fiel. Wenn wir aber über den Sternkorallenfelsen keinen sichern Anhaltspunkt im deutschen Jura mehr zu finden vermögen, so folgt daraus von selbst, wie unsicher alle Parallelisi- rungen bleiben müssen. Indess ist es schon ein Fortschritt, wenn wir zu der Ueberzeugung kommen, dass die thoni- gen wie kalkigen Schiefer, welche bald mehr bald weniger mächtig über den Felsenkalken (zuckerkörnig oder dolo- mitisch) gesetzlich ihren Platz einnehmen, unter sich ein grosses Ganzes bilden. Denn es gibt hierin, abgesehen von allen andern, zwei Anhaltspunkte: bei Solenhofen (Eichstedt, Monheim etc.) und Nusplingen, über deren Identität kein Zweifel obwalten kann. Ist aber der bis jetzt für so lokal gehaltene Solenhoferschiefer eine deut- sche Formation, so hoffen wir, dass nicht auch hier die Lust sich geltend machen möge, den deutschen Namen durch englische zu verdrängen. Es lässt sich hier auch kaum etwas mehr als muthmassen. Die untern. Lagen dieser Gesammtbildung schliessen sich stellenweis noch so eng an die Sternkorallenfelsen an, dass den Petrefakten nach beide nicht von einander getrennt werden können, namentlich sind die Reste auch alle verkieselt. Denn man wird sich nicht verleiten lassen, sie wegen des Vorkom- mens einer kleinen Astarte mit den Astartenkalken der Normandie parallel zu stellen. Die darüber folgenden oft bis 50 Fuss mächtigen Pentacrinitenthone würden sich ihrer Lagerungsfolge nach als Kimmeridgeclay deuten lassen, und möglich dass die Zukunft hier noch Aufschlüsse gibt. 502. Der Basalt mit seinen Tuffen, Endlich folgt dann über allen der Solenhoferschiefer (Krebs: scheerenkalk), der freilich daun möglicherweise Portlanu sein könnte, wenn. anders unsere Voraussetzung über Kimmeridgethon wissenschaftlich begründet wäre. Vor- läufig müssen wir uns aber gegen alle diese Ansichten verwahren. Am besten geschielit das durch den Namen Krebsscheerenplatten, der für Würtemberg bis jetzt noch bezeichnender ist, als der Name Solenhoferschiefer. Der Basalt mit seinen Tuffen. Der Jura, be- sonders in der Mitte Schwabens von Reutlingen bis Boll. ist nicht nur am Rande sondern auch auf der Hochfläche des weissen Kalkes durch eine Basalt- und Basalttufffor- mation ausgezeichnet, die wir nicht unberührt lassen kön- nen. Der harte schwarze Basalt mit gelbem Olivin und muscheligem Magneteiseu, in riesenhafte Säulen zerklüftet, fehlt zwar an vielen Punkten nicht, spielt jedoch gegen den .Basalttuff eine sehr untergeordnete Rolle. Zuweilen ist der Basalttuff hart und frisch, wie der Basalt selbst, in. der Regel aber ist er durch Verwitterung so stark an- gegriffen, dass nur ein lockerer Schutt auf der Überfläche ansteht. Sowohl den Schutt als das feste unverwitterte Gestein erfüllen grosse und kleine eckige Jurakalkstücke. Ja die Kalkstücke und Kalkblöcke von vielen Fuss Durch- messer werden oft in höchstem Grade vorherrschend, man könnte dann das Gestein eher eine Kalkbreccie als einen Basalttuff nennen. Graf Mandelslohe (Memoire sur Palbe de Wurtemberg pag. 36) hat darüber die umfassendsten Beobachtungen gemacht, und in wenigen Worten eine Reihe der trefflichsten Bemerkungen niedergelegt. Zuerst macht er auf die wohlgerundeten Geschiebe von Granit, Gueus und andern krystallinischen Gebirgsmassen auf- merksam, die er sehr richtig mit den Geschieben Ober- schwabens vergleicht. Schon das Vorkommen von Horn- blendschiefern und Hornblendgesteinen aller Art, das in sanz Oberschwaben vor allem eine Hauptrolle spielt, ist Der Basalt mit seinen 'Tluffen. 303 allein ‚geeignet, die Ansicht zur grössten Evidenz zu erhe- ben. Solche Urgebirgsgeschiebe kommen zwar gegenwärtig auf der nächsten Alpfläche wenig vor, allein sie finden sich doch (Onstmettingen, Filsquelle etc.), und deuten insofern den alten Zusammenhang an. Das zweite merk- würdige Phaenomen bilden die Kalkblöcke, welche in. der Regel nicht dem untern geschichteten, sondern dem mitt- lern und obern angehören. Und doch finden sich diese Tufe »icht nur am Kande der Alp, sondern sie lagern sich zuweilen gegen eine Meile weit vom Steilrande auf der Fläche der Posidonienschiefer ab. wo sonst nirgends eckige Bruchstücke solcher Kalke, ausser in Begleitung von Basalttuffen, gefunden werden. Wie die Urgebirgs- geschiebe, so weisen also »uch die Kalke nach Oben, und man möchte daher, wenn es nur nicht zu gewagt wäre, die wenigen zwischen der Hauptkalkmasse liegenden zer- setzten basaltischen Brocken auch von (dort herleiten. Die Ablagerungsverhältnisse widersprechen der Ansicht nicht gradezu. Man besuche die Steige, welche auf. der rechten Eirmsseite von Urach nach Böhringen und weiter nach Blaubeuren führt. Die Tuffe füllen: allerdings Spalten im Jurakalk aus, aber das Ganze ist nicht eine Masse, die von unten heraufgezwängt wurde, sondern es gleicht einem von oben herabgestürzten Steinmeere, worin nicht nur die viele Centner schweren frischeckigen Kalkblöcke wild durch einander gestürzt sind, sondern die zwischen den Blöcken liegenden 'Tuffmassen sind wie die Kalke in eckige Blöcke zersprengi, Tufi- und Kalkblöcke auf das Bunteste. mit einander gemischt. Nur wenn die Verwitterung fortsehrei- tet, fallen die eckigen Tuffblöcke leicht zu Schutt aus einander, füllen alle hohlen Räume aus und verwischen so die ursprüngliche Struktur dieser merkwürdigen Trümmer- massen. Ja was noch mehr beweist, die feinere Tuffmasse ist nicht ohne Schichtung, und diese Schichtung weist immer auf die Höhe hin, als wäre die Tuffmasse vom 504 Der Basalt mit seinen 'Tuffen. Berge in die Klüfte herabgeflözt. Hart am Rande und mitten im Körper der Alp, wo die Tuffe auf der Hoch- fläche entweder buckelförmig hervorstehen oder in ebener Fläche sich über grössere Räume ausdehnen ,„ gewinnt die Tuffmasse mehr ein vulkanisches Ansehen, zumal wenn die Kalkblöcke zurücktreten, wie es wenigstens im Körper der Alp der Fall ist. Man erkennt dann wohl, dass man dem grossen in der Tiefe versteckten Vulkanheerde näher gerückt sein möchte, als am äussern Rande. Wie wenig mächtig an vielen Stellen selbst da die Korallenbänke sein mögen, wo auf der Hochfläche der Alp nur Kalke anste- hen, das zeigt der Steilrand der Alp an mehreren Punkten, wo nicht nur der Jusiberg östlich Metzingen und der Ai- chelberg westlich Boll hoch in die Region des weissen Kalkes hinaufgreifen, sondern wo selbst einer der höchsten Punkte dieser Alp, die Teck, am Ausgange des Lenninger Thals, nur eine wenig mächtige Kalkmasse ist, unter der unmittelbar die nächst vorgelagerte Hochspitze aus Basalt- tuff besteht, weicher in der Tiefe durch einen mächtigen Basaltbuckel getragen wird. Könnten wir aber erweisen, dass die Basaltformation mit ikren Begleitern in dem‘ Kör- per der Alp der Masse nach eine so überwiegende Rolle spielt, so müssten sich die Vorstellungen über deren Her- vortreten aus dem Erdinnern darnach regeln, Denn da au andern Punkten, wo man die vulkanischen Bildungen in .der Alp nicht wahrnimmt, die Kalkablagerungen bis in das Innerste. der Berge eindringen, so kann man hier nicht recht einsehen, wo die Kalkbänke geblieben sein sollen, an deren Stellen sich der Basalt und Basalttuff im Innern abgelagert findet. Wäre die vulkanische Masse erst ein- gedrungen, nachdem der weisse Jura vollständig abgelagert war, so sollte letzterer zerrüttet, verschoben und aus seiner Lage verdrängt sein. Aber davon findet sich nichts, der Kalk bleibt sich in seinen Lagerungsverhältnissen längs seiner ganzen Erstreckung gleich, mag vulkanische Sub- Der Basalt mit seinen 'Tuffen. 505 stanz darunter zum Vorschein kommen oder nicht. Würde man annehmen, dass die Vulkansubstanzen eher da waren, als der Jura, oder dass sie sich wenigstens gleichzeitig mit der Bildung des Kalkes vergrösserten, so würde diess manche Schwierigkeit heben. Damit wäre dann natürlich nicht ausgeschlossen, dass nicht auch noch nach der Bil- dung des Jura einzelne Eruptionen stattgefunden hätten. Hält aber die Voraussetzung nicht mehr Stich, dass die Basalte, an die Oberfläche zu kommen, deu Kalk durch- brechen mussten, so können auch die Tuffe nicht Reibungs- konglomerat im gewöhnlichen Sinne des Wortes sein, son- dern sie müssen dem Einflusse anderer Agentien ihr Dasein verdanken. Die Tuffe sind daher mehr auf die Weise entstanden, wie noch heutiges Tages die thätigen Vulkane deren in so grosser Masse bilden. Ist es ausgemacht, wie die Tuffe am Aetna und Vesuv entstehen, so ist damit auch die Frage über die Entstehung unserer Alptuffe ge- löst. Die Oberfläche dieser im Iunern der Alp so mäch- tigen Tuffe musste natürlich mit dem Erscheinen des Kalkes mannigfach verändert und mit Kalkbrocken ver- mischt werden, namentlich so lange die Feuerthätigkeit im Innern noch fortdauerte, viele der Tuffmassen wurden auch weit nach Aussen zerstreut, wie die kleinen Tuffhügel auf dem braunen und schwarzen Jura beweisen. Diese kleinen vulkanischen Vorberge, welche um so unbedeutender wer- den, je weiter sie sich vom Centralpunkt entfernen. gehö- ren unbestritten zu den merkwürdigsten Ablagerungen im ganzen Stufenlande. Trotz ihrer Kleinheit, (manche haben kaum mehr als 100 Fuss Basaldurchmesser) bestehen noch eilf Zwölftheile aus Kalkblöcken, nur das übrige Zwölftel ist erdige vulkanische Substanz. Diese Kalkmasse vom weissen Jura kann, wenn die Tuffbuckel auf schwarzem oder braunem Jura liegen , offenbar nicht aus der "Tiefe dahin gekommen sein, sondern sie musste von Aussen hin- geführt werden, Daraus folgt dann nothwendig, dass auch 506 Der Basalt, mit seinen Tuffen. die so untergeordnet beigemischte Vulkansubstanz. auf demselben Wege zugleich mit den Kalkblöcken hingeführt wurde. Können aber. diese äussersten Vorposten nicht da hervorgedrüngen sein, :wo Sie liegen, sondern weisen sie nothwendig auf ein ausserhalb liegendes Centrum, so wird es um so wahrscheinlicher, dass, je näher diesem Centrum, die Tuffhügel nicht nur mächtiger sind, sondern ebenfalls den Ort ihres Ursprungs ausser sich haben können. Diese dem Centrum nähern Tufihügel auf braunem Jura haben noch das Eigenthümliche , dass sie nicht selten zu bedeu- tendern (300 bis 400 Fuss hohen) Kegelbergen die Veran- lassung. gegeben haben. Diese wahrhaften Basaltkegeln ähnlichen Berge bestehen unten aus denselben Flötzschich- ten, welche vermöge ‚des Niveaus dort auftreten müssen, nur der äusserste Gipfel zeigt übereinander gestürzte Kalk- blöcke und oft viel verwitterten Tuff. Auch hier sind die Kalke gewiss von Aussen hingeführt, und kann man auch die. Möglichkeit nicht läugnen, ‚dass die Tuffe ohne Kalk- blöcke aus der Tiefe des Berges hervorgedrungen sein könn- ten, so widerspricht diese doch alien Analogieen. Wie viele der höhern Alpvorberge auf dem Scheitel eine Kalkdecke tra- gen, die einst mit dem geschlossenen Alprande im Zusam- menhange stand und die sie vor weiterer Zerstörung sehützte, so wurden auch die Vorhügel im braunen Jura. ‚durch die Tuffkappe, ‘welche ihre Scheitel krönt, vor. Zerstörung geschützt, und die Form des ganzen Berges hängt im Wesentlichen von dem "Toff ab, welcher der Zerstörung | mehr Widerstand leisten konnte, als der weiche Thon. An andern Orten, wo die Tuffe fehlen, da haben zuweilen die Kalkgeschiebe zur Formirung der Berge im braunen Jura beigetragen, wie diess z. B. an dem regelmässig geformten Palmbühl (links der Strasse von Dotternhausen nach Schömberg) so sichtlich der Fall ist. Der Palmbühl, ein Berg wie die Limburg, hat auf dem Scheitel statt des Tuffs eine grosse Masse von weissen Jurageschieben , die Bemerkungen für Pertrefaktensammler. 507 seinen Scheitel einnehmen, einst mussten diese offenbar mit den Geschieben von gleicher Höhe in der Umgegend zu- sammenstehen, da alles mit einer Ablagerung durch Was- ser vollkommen übereinstimmt. Das Resultat vorstehender Thatsachen und Schlüsse fassen wir nochmals kurz in Folgendem zusammen: Im Körper der Alp findet sich wahrscheinlich ein Cen- tralpunkt vulkanischer 'Thätigkeit, der schon vor- und gleichzeitig mit der Ablagerung des Kalkes wirkte. Die- ser Heerd wurde, nachdem die ganze Alp schon längst vollendet war, abermals erschüttert, vulkanischer Grus, Sand und Lava gemischt mit Brocken der gesprengien Kalkdecke wurde nach aussen nicht nur in die Spalten des Jura zerstreut, sondern auch weit über dem braunen und schwarzen Jura verbreitet, die isolirten Tufihügel sind noch die Ueberbleibsel. Vielleicht sind der Jusiberg und der Fuss der Teck die zwei wiehtigsten Ausbruehspunkte. Verbreitung des Jura. Hat man sich eine gründ- liche Kenntniss von den seinzelnen Schichten und deren Folge verschafft, so bedarf es in Schwaben weiter keiner Anleitung, die Sache zu finden, weil sie an so unendlich vielen Punkten aufgeschlossen ist. Daher wollen wir nur einige wenige Andeutungen über Fundorte geben. Gleich über dem Rheine bei Zurzach sind die Wände des braunen Jura trefflich aufgeschiossen, während der ‚Kalkzug auf der Höhe durch’s Klettgau und über den Banden besonders reiche Ausbeute in den Lacunosenschich- ten liefert, und überall stehen am Steilrand die tieferen Lagen an, bei Beggingen schon die kahlen Köpfe des Po- sidonienschiefers. Das badische Zollhaus (östlich Blumberg) mitten zwischen Kalkbergen auf der Höhe des braunen Jura ist eine treffiiche Station für Sammler. Denn die Strasse nach Füzen hinab macht mau die reichste Aus- beute in der Macrocephalusschicht über der die Ornaten- thone liegen. Tiefer kommen Brüche in den blauen Kalken, 508 Bemerkungen für Petrefaktensammler. | doch steht Füzen schon auf Lias, wo namentlich in den Bächen nach dem Randen hinauf der so selten gut erhaltene A. Davoei trefflich zu finden ist. Die Bachschlucht mit ihren vielen Wasserfällen, welche von Blumberg nach Achdorf an der Wutach hinabführt, liefert einen der voll- kommensten Aufschlüsse. Dabei sind noch die steilen Berg- gehänge bei Achdorf am linken Wutachufer bis zu ihrem Gipfel hinauf durch Bergschlüpfen aufgeschlossen, oben die reichen Macrccephalusschichten mit dem sonst nicht ge- wöhnlichen A. sublaevis, Legionen der schönsten Tere- bratula varians, sparsamer die resupina:a. Ueber der Ma- crocephalusschicht sieht man einige wenige Fuss mächtige Lage schwarzer Erde, welche die Stelle der Ornatenthone vertreten muss, denn gleich darüber folgen die grauen Kalke der Terebratula impressa. Keine Schlucht ist für den mittlern und obern Lias instructiver, als die, welche oberhalb Achdorf der Wutach parallel nach Nordwest hinaufzieht. Gryphaea cymbium und Pholadomya decorata von seltener Grösse stehen unten im Bach, die Umgänge des Ammonites lineatus erreichen Lendendicke, hoch oben über Posidonienschiefer, namentlich den schmalen Rücken zwischen dem Bach und der Wutach hinauf beginnen die Thone des braunen Jura mit reichen Lagen von Ammoni- tes opalinus, torulosus, Nucula claviformis ete.... Kurz wo man sich hinwendet, erscheinen die reichsten Auf- schlüsse. Die Arietenkalke von Pforen unterhalb Donau- eschingen haben durch ihren Reichthum an Spiriferen, Terebrateln etc. einen Ruf erlangt. Indess findet man selbst an Ort und Stelle nicht so viel, als man erwartet. Nur der Fürsorge des verstorbenen Dr. Rehmann, der die Ar- beiter gelehrt hat, die vorkommenden Sachen zu sammeln, verdankt der Geognost eine befriedigende Ausbeute. Ueber- haupt sind die Liaskalke, welche sich in jener Gegend, namentlich auf der Strasse von Donaueschingen nach Spai- chingen entlang finden, vorzüglich zum Sammeln geeignet. Bemerkungen für Petrefaktensammler. 509 Plagiostomen mit duplicaten Rippen findet man nirgends schöner als hier. Auch der mittlere braune Jura (Eisen- oolith) am Fusse des basaltischen Wartberges (westlich Geisingen an der Donau) ist wegen seiner Petrefakten berühmt, die Lagen mit Terebr. perovalis, Ostraea crista- galli und pectiniformis, Perna etc. sind besonders gut ent- wickelt, Doch wer wollte kier von einzelnen Fundorten reden, wo zwischen Geisingen, Tuttlingen, Spaichingen mitten im Körper der Alp der braune Jura an so vielen Stellen aufgeschlossen ist. Im Allgemeinen sei nur darüber bemerkt, dass die Eisenoolithe hier im mittlern braunen Jura stärker entwickelt sind, als weiter nördlicher. Wer die Schwämme in ihrer reichsten Fülle kennen lernen will, muss die Heuberge besuchen. Das Beerthal ist ein wahres Paradiesland für dieselben, ja die Felder westlich Hartheim und um Hossingen (Slochfläche auf der linken Beerseite) finden in Rücksicht auf Schönheit und Reichthum der Exemplare kaum ihres Gleichen, Wer hier nur einen Tag sammelt, erkennt bald, wie wenig man von diesen merkwürdigen Resten weiss. Nusplingen im Beerthal bildet hier einen passenden Aufenthaltspunkt, wo ohuediess die Leute im Finden geübt sind. Man hat von hier aus nahe zu den merkwürdigen Solenhofer Platten, welche die Höhe der rechten Beerseite bedecken, kann in den Impressathonen des untern weisser Jura bei Thieringen (Ursprung der Beer) reiche Ausbeute machen, und na- mentlich auch unmittelbar an der Strasse von Thieringen nach Balingen am östlichen Abhange der Lochen einen der berühmtesten Punäte besuchen, wo mit Ammonites al- ternans und Eugeniacriten eine Menge der feinsten Muscheln im mittlern weissen Jura entblösst sind. Obgleich im Beer- ihal an jeder Steige, die aus dem Thale auf die Höhe führt, überall dieselben Erfunde gemacht werden können, so lie- gen sie doch nirgends so beisammen, als an der Lochen, 510 Bemerkungen für Petrefaktensammler. Leider ist aber der ziemlich beschränkte Punkt, ein schma- ler Hohlweg, schon sehr abgelesen. Nicht weniger reiche Ausbeute liefert der Steilrand von Spaichingen nach Balingen. Die Arietenkalke, die bier überall zu Strassenmaterial benutzt werden, und an vielen Punkten hart an der Strasse in Brüchen aufgedeckt sind, sind so muschelreich als irgendwo. Geht man dann von hier der Alp eutgegen, so muss man überall im Finden glücklich sein. Die Abhänge des Dreifaltigkeitsberges und die vielen Bäche, deren Wasserscheide stets auf die Höhe des braunen Jura fällt, sind reich an Aufschlüssen. Der braune Jura zieht sich selbst noch in das Beerthal nach Wehingen hinaus, wo rings die kahlen Berggehänge bis in die Ornatenthone hinauf Ausbeute liefern. Die Binschnitte der Schlichem sind nicht zu übergehen, welche auf brau- nem Jura entspringend sich schnell tief einnagt und bei Schömberg die ganze Mächtigkeit des Lias durchschneidet. Namentlich ist hier an der Schlichem oberhalb Schömberg die Gränze zwischen Lias und braunem Jura trefflich auf- geschlossen, wo unmittelbar über Posidonienschiefer und Jurensisschichten der Amm. torulosus, opalinus, Nucula Hammeri, elaviformis den braunen Jura beginnen. Tiefer hinab ist bei Dautmergen der durch Alberti bekannt ge- wordene Punkt, wo das Bone-bed auf der äussersten Grenze des gelben Sandsteins sich unmittelbar an die erste muschelreiche Liaskalkbank anschliesst, auch hei Rosenfeld findet man die prächtigsten Knochenblöcke. Die Lage von Balingen scheint vor vielen Orten be- günstigt, denn nur an wenigen Punkten des Landes ist der Lias seiner ganzen Mächtigkeit nach so aufgeschlossen, als hier. Im Orte selbst fliesst die Eyach über die wohl- geschichteten Arietenkalke, die man hier in seltener Schön- heit zu sammeln Gelegenheit hat, namentlich sind auch die tiefen Lagen reich an 'Thalassiten, mithin der untere Jias- sandstein mit Anımonites angulatus hier nicht so vollkom- Bemerkungen für Petrefaktensammler. 511 men) ausgebildet, als im weitern Verlauf der Alp. Die Mächtigkeit der "Turnerithone fällt auf, welche nicht nur an der Eyach schwarze: nackte Wände, sondern auch west- lich. vom Ort: die Hauptmasse des Heuberges bilden, der oben die, Schichten, der Terebr. numismalis namentlich aber die. Amaltheenthone . entblösst zeigt. Beide Abtheilungen muss: man sich sehr hüten zu verwechseln. Der Ammo- nites raricostatus ist nirgends; grösser und erhaltener zu finden, als oberhalb der Stadt, der Eyach. entlang, wo auf: der Gränze zwischen 'Turneri- und Numismalisschich- ten 'fast..jede Geode eine Ammonitenscheibe einschliesst. Leider‘ sind nur die. Wände. des 'Turnerithons zu steil und zu gefährlich, se dass man sich nicht: ohne Gefahr der Erfunde bemächtigen kann. - Der Weg auf die Lochen er- öffnet uns zu: allen Seiten reiche Lager von Amaltheen- thonen, worin der sonst nicht gewöhnliche Amm. costatus oft vorkommt, auch die Jurensisschichten sind hier stärker entwickelt! und‘ folglich muschelreicher, als: gewöhnlich. Den Galgenberg nördlich ‚der Strasse ven Balingen nach Hesselwangen übersehe man nicht, wo auf der obern Gränze der Turnerithone Ammonites oxynotus, bifer, rari- costatus, Pentacrinites scalaris etc. in seltener Menge ent- blösst, legen, darunter lagern die Steinmergel mit der dicken an der Stirne stark ausgeschweiften Terebratula vieinalis, darüber die reichsten Numisimalisschichten,, deren Unmasse von Belemnitenbruchstücken in der Höhe die vollste Aufmerksamheit des Beobachters auf sich zieht. Auf. die Bachklinge, welche von Dürwangen (an. der kyach) über Stockenhausen, Zillhausen und Streichen zum Hundsruck sich hinaufzieht, macht schon Herr v. Alberti (‚Uebersicht der Mineralverhältnisse von Rottweil) aufmerk- sam. Sie schliesst nicht nur, wie das an so vielen Punk- ten der Fall ist, die Thone des ganzen untern braunen Jura ‚auf, sondern es finden sich auch ‚hier in der mittlern und, obern Region die Petrefacten mit schneeweisser Schale. 512 Bemerkungen für Petrefaktensammler. welche den Amm. opalinus zu begleiten pflegen. Im Orte Zillhausen werden die Thone glimmerig, sandiger, mer- gelig, also gerade da, wo die Sandsteine und Eisenerze unter den blauen Kalken sich einstellen sollten, die aber hier überall fehlten, obgleich der Ammonites Murchisonae, ganz denen aus den Aalener Eisenerzen gleichend, nirgends fehlt. Weiter nach Streichen hin stellen sich dann die harten blauen Kalke ein.‘ denen über Streichen hinaus die muschelreichen Steinmergel mit Bel. giganteus, Amm., Blagdeni etc. folgen. Wendet man sich von hier aus etwas nordöstlich, um über die Höhe den Streichener Berg CHundsruck) östlich zu umgehen, so findet man gleich die Schichten des Ammonites Parkinsonii, dessen 'Thone so reich an Posidonien sind, darüber die Eisenoolithe des Amm. macrotephalus,, und als Schluss eine reiche Fundgrube von Ornaten und Krebsen (Klytia Mandelslohi). Mit letztern treten wir dann sogleich in den untern weissen Jura, der im Osten des Zillhauserbachs von den nackten Felsen des Böller bedeckt wird, unter den bekannten die reichste Fundgrube für Pentacrinites cingulatus. Jenseits des Hundsruck an seinem nördlichen Abfail steht der untere weisse Jura in ungeheurer Mächtigkeit an, doch sind reiche Fundgruben für 'T. impressa, ausser im Schmiehthal ober- halb Onstmettingen, mir nicht bekannt. Der isolirte Ho- henzollern liefert auf der unbewaldeten Seite nach Hechin- gen hin manches schöne Petrefakt des braunen Jura, in welchem es in der ganzen Gegend nicht an Aufschlüssen fehlt, doch wollen wir nur vorzugsweise die Aufmerksam- keit auf das Thal der Starzel (Killthal) oberhalb Hechingen lenken. Bei den nördlichsten Häusern von Jungingen kommt die merkwürdige Gryphaea,, pag. 303, des braunen Jura vor, die hier eine mehrere Fuss mächtige Bank bildet, und verfolgt man dann den Weg nach Nordosten hinauf, wohin uns die Aufschlüsse von seibst führen, so erreicht man‘ oben unter der Kalkwand nicht nur die Thone des Bemerkungen für Petrefaktensammler. 513 A. Parkinsonii, sondern darüber eine Reihe von wunden Thonflecken, die mir bei ihrer ersten Auffindung Ornaten und andere mit vorkommende Ammoniten in einer Schön- heit und Fülle lieferten, wie ich sie an keinem zweiten Punkte kenne. Von hier geht es dann die steile zerrissene Wand des untern weissen Jura hinan, deren nackte Stirn an der rechten Starzeiseite sich hier in ihrer ganzen Gross- artigkeit präsentirt. Hat man über diese hinweg, worin sich nirgends eine Terebr. lacunosa und nirgends ein Schwanm findet, die Hochfläche erreicht, so steigen aber- mals Hügel über die Platte empor. Sie bestehen bei Sal- mendingen, Ringingen, Genkingen etc. etc. aus blauen zerklüfteten Kalkmergeln, welche unversehens mächtige Nester von Schwämmen,, Ter. lacunosa, biplicata, nucleata etc. ausscheiden. Es würde zu weit führen, sollte ich dem Leser die vielen kleinen Punkte aufzählen, die mir anfangs so reiche Ausbeute lieferten, nach und nach aber durch den häufigen Besuch in Begleitung von sammelnden Freunden freilich immer ärmer werden. Die Ornatenschichten oberhalb Thal- heim, Oeschingen, Gönningen und an der Bergschlüpfe des Farrenbergs etc.; der muschelreiche mittlere braune Jura von Beuron und Oeschingen und die blauen Kalke darunter waren einst reiche Punkte. Der Liasberg mit Ammonites bifer, oxynotus etc. südwestlich Öfterdingen gab denen von Balingen nichts nach, und auf der Gränze des Liss und braunen Jura fand sich in den Fahrwegen mit Ammon. torulosus bei Nähren und Gomaringen manche schöne Muschel. Was früher der Zufall mehr in die Hand lieferte, dazu verhilft jetzt die streng gezogene Regel. Jeder zur Alp eingeschlagene Weg liefert neue F'undgru- ben, wenn man es gelernt hat, sich bestimmt zu orientiren. Die unbedeutendste Muschel wird ein Leitstern dorthin, wo man Ausbeute erwarten darf. Wie oft bin ich über QOuenstedt, Flözgebirge. 33 514 Bemerkungen für Petrefaktensammler. Stellen gelaufen, die ich für arm hielt, weil ich ihre genaue Stellung nicht kannte und der erste Anlauf nichts darbot. | Die nördlich von Tübingen gelegenen Berge nach Rosenau, Waldhausen und Bebenhausen haben insofern Interesse, weil hier unmittelbar üher dem reichsten Bone- bed (am Ende des Elisiums südlich des mit jungen Tannen bestockten Heubergs) die unterste Liaskalkbank mit Am- monites psilonotus und Thalassites Listeri sich auflagert. Im Thale von Bebenhausen hat schon Schübler auf die Arietenkalke aufmerksam gemacht, über denen nicht nur die reiche Pentacrinitenbank, sondern auch schon ansehn- liche Massen von Turnerithonen folgen. Die Numismalis- mergel stellen sich aber nicht ein, wie an der Strasse von Tübingen nach Echterdingen (dicht vor Echterdingen), die nur durch Fremde einen so alten Ruf erlangt haben. Denn ihr Reichthum ist unbedeutend gegen die vielfachen Anbrüche bei Nähren, Gomaringen, Immenhausen, Betzingen, Son- delfingen etc. Der Breitenbach südlich Betzingen entblösst, ehe man die Reutlinger- Gomaringer Strasse erreicht, eine hohe Wand in den Amaltheenthonen, wo Belemnites paxillosus, A. amaltheus von Fussdurchmesser, und der Amm. hetero- phyllus so schön als in England gefunden wird. Das Pfullinger Thal ist besonders reich an Terebratula impressa, während der nördliche Abhang des Ursulaberges, die Ab- hänge der Achalm, die grossen Steinbrüche im blauen Kalke alles darbieten, was der Jura nur aufzuweisen hat. Der Fahrweg von Ehningen nach St. Johann hinauf geht unmittelbar hinter dem Ort an dunkelgefärbten Thongruben vorüber, die der tiefsten Region des A. Parkinsoni ange- hören. Die Grube ist merkwürdig, weil es der einzige Punkt ist, wo bis jetzt Hamiten gefunden sind. Verfolgt man den Weg weiter, so führt er über Macrocephalus- und Ornatenschichten in die Impressathone. Erst auf der Höhe treten die blauen zerklüfteten Kalke auf, worin sich Bemerkungen für Petrefaktensamnmler. 515 die Bänke der Terebr. lacunosa mit vielen Schwämmen ausscheiden. Das Echazthal mit Pfullingen ist das erste Thal (das Steinlachthal bei Thalheim ist wenigstens lange nicht so deutlich), welches sich im Hintergrunde sackartig schliesst, und wo daher von Honau ab die Strasse die vollkommen- sten Aufschlüsse über den mittlern weissen Jura gibt, Der Fluss entspringt auf der obern Grenze des untern, während die Strasse gleich in den mittlern einschneidet. Instruktiver für das Studium des weissen Jura bleibt indess vor vielen andern das Uracher Thal. Die Thalsohle Urachs selbst steht mitten im untern weissen Jura, daher Terebratula impressa an vielen Punkten zu finden. Wen- det man sich am südlichen Ende der Stadt östlich zur Böhringer Strasse, so bleibt man noch bis über das erste Strassenknie hinaus im untern weissen Jura, wie die Re- gelmässigkeit der Schiehtung beweist. Plötzlich hört diese Schichtung auf, es treten zerklüftete Kalkmergel auf (ganz wie bei Salmendingen ete.), die aber bald von einer schma- len Tuffspalte unterbrochen werden. Merkwürdigerweise sind auf der Grenze des Tuffs die ohnehin schon dunkeln Kalkmergel ganz schwarz geworden, man sagt gewöhnlich gebrannt, doch sollte man dann grade das Umgekehrte erwarten, die Mergel sollten durch Brennen weiss werden! Nur wenige Schritte vorwärts, so hört der Tuff wieder auf, die dunkeln Kalkmergel setzen ungestört. fort, bis sich die erste Bank von Ter. lacunosa und Schwämmen ausscheidet. Bald darauf werden die Steine versteckt oolithisch, sondern sich auch wieder in regelmässige Bänke, doch verdeckt der Schutt häufig die entblössten Flächen, bis endlich, noch ehe die Haupttuffmasse eintritt, homo- gene blau gesprenkelte Kalke in vollkommenster Sckich- tung mit ihren Köpfen steile Wände bilden. Dann aber verdeckt in der Gegend des zweiten Strassenknies der Basalttuff mit seinen riesigen Blöcken alles. Allein kaum 333 516 Bemerkungen für Petrefaktensamnler. hat der Tuff aufgehört, so ragen unverrückte imponirende Kalkwände jäh über die Strasse empor, es sind die mäch- tigsten, welche wir auf dem ganzen Wege treffen. Hier fängt man an zu zweifeln, ob man die Massen bereits zu dem obern oder noch zu dem mittlern weissen Jura rechnen soll. Die Schichtung ist zwar versteckt, allein es ist noch entschiedene Schichtung vorhanden, ebenso neigt sich die Struktur zwar zu dem Körnigen, allein ganz entschieden körnig sind sie nicht, und Terebratula lacunosa und Schwämme sprechen noch für mittlern weissen Jurakalk. Wir haben hier. offenbar jene zweifelhaften Gesteine er- reicht, die auf der Grenze des obern und mittlern weissen Jura gelegen, den Anfänger irre leiten können. Wir rechnen sie noch zu dem mittlern. Aber unmittelbar dar- über folgen blaue (über 40 Fuss mächtige) Kalkthone, die wegen ihrer regelmässigen Schichtung “offenbar nur den Pentacrinitenthonen der Krebsscheerenkalke angehören, was daun auch gleich die nachfolgenden mürben Kalkschiefer bezeugen, worin die Krebsscheeren vorkommen! Die Sache lässt sich nicht gut erklären, denn wäre unsere Deutung der Schichten wahr, so müsste also die Haupt- masse des obern weissen Jura ganz fehlen. Indess man gehe weiter, über dem bröcklichen gelben Schiefer folgen von neuem die eben verlassenen blauen Pentacrinitenthone nochmals bedeckt von den Krebsscheerenplatten, womit man endlich die Höhe des Plateau’s erreicht hat. Zwei- mal kann die Folge derselben Gesteine nicht stattfinden, das beweisen viele andere Durchschnitte, die untern liegen also gegen die obern verworfen und verdecken so die Hauptmasse des obern weissen Jura, den wir nicht finden konnten, wo wir ihn zu suchen hatten. Die Fahrsteigen nach Sirchingen und Wittlingen bestätigen das Gesagte, namentlich findet man hier nicht nur jene zweifelhaften Felseu der Böhringer Steige wieder, sondern sie sind auch von zuckerkörnigen Kalken bedeckt. Beide lassen sich Bemerkungen für Petrefaktensamnler. 517 schon als eine ununterbrochene F'elsenmauer von der Thal- sohle aus erkennen. Erst wo die Erms bei Seeburg ent- springt, haben die Felsen das Niveau des Flusses erreicht, von wo aus man dann nach Wittlingen und Münsingen hinauf sie trefflich studiren kann. Oben auf der Höhe werden die Felsen schneeweiss, wie die Kalksteine von Arnegg, und sind namentlich an der Münsinger Steige reich an Terebratula trilobata. Vor allen verdienen aber die Felder bei Sirchingen und Wittlingen besucht zu wer- den, wo Graf v. Mandelslohe Sternkorallenlager nachge- wiesen hat. Wie überall so nehmen auch hier diese son- derbaren Geschöpfe nur die oberste Lage ein. und werden desshalb vom Piluge immer aufs Neue hervorgefördert. Selbst zu sammeln ist mühsam, doch sind die Bewohner der Orte im Suchen unterrichtet. Um die Mächtigkeit der Krebsscheerenkalke kennen zu lernen, muss man die Um- gegend von Münsingen, Trailfingen und Dottingen etc. besuchen. Die Alpfläche hat hier ein ganz ungewöhnliches Ansehen, weil die Thone eine ganz fruchtbare Erde er- zeugten. Ausser Peniacriniten in den blauen Thonkalken, und Krebsen in den Platten findet sich wenig. Nur ein einziger Punkt ist für Petrefaktologen wichtig. Verfolgt man nämlich die neue Strasse von Seeburg nach Münsingen, so geht auf der Höhe, nachdem man die Terebr. trilobata gesammelt hat, westlich ein Vicinaiweg nach Trailfingen. Gleich so wie man in diese Strasse einbiegt, gewahrt man wenige Schritte nördlich des Wegs einen Rasenabhang, woraus felsige Kalke hervorstehen mit Terebratula incon- stans, insignis, Cidariten, Sceyphia radiciformis ete. Der Kalk scheint frei von Kiesel, nur die Muscheln haben letziern absorbirt. Man kann daher besonders von der insignis durch Säure alle Organe blos legen. Freilich ist die kleine Stelle schon sehr abgelesen, sie bleibt desshalb aber immer noch wichtig für die Bestimmung der Müusinger Kalke. Der Michelsberg südwestlich Böhringen wird von Graf 518 Bemerkungen für Petrefaktensammler. v. Mandelslohe und Dr. Schmidt als eine reiche Fundgrube von Schwämmen angeführt. Ich war nicht dort, die Exemplare sind übrigens sehr abgerieben, doch lassen sie die innere Struktur häufig gut erkennen. Weiter unten im Ermsthal ist Metzingen durch den Eifer des Dr. Schmidt (Die wichtigsten Fundorte der Pe- trefakten Würtembergs Stuttgart 1838) bekannt geworden. Der Ort niit seinen Umgebungen liegt schon auf Posido- nienschiefern, darüber steigen am Metzinger und Neuhauser Weinberge die Opalinusthone empor, höher hinauf nach Dettingen hin sind überall Aufschlüsse im mittlern braunen Jura, stellenweis bis zu den Ornatenthonen. Der Linsen- graben, welcher südlich Neuhausen einen unbedeutenden rechten Nebenbach des grössern Glemsbachs bildet , zeigt einen trefflichen Aufriss durch den mittlern, besonders aber durch den obern braunen Jura. Der Riss hört grade da auf, wo der weisse Jura beginnt. Geht man dann aber direkt die Alp hinauf, so muss man sich durch die herab- gestürzten Felsen mit Kieselkuollen (oberer weisser Jura) nicht irre leiten lassen, die sich hier offenbar nicht auf ursprünglicher Lagerstätte finden. Auf der Strasse nach Reutlingen stehen die Schichten mit Ammonites torulosus unmittelbar an der Strasse entblösst, und von hierab dem linken 'Thalrande des Flusses entlang zum Wippberge, Wüsten Weinberge etc. kann man den Lias vom Arieten- kalke durch die Turneri-, Raricostaten- und Numismalis- schichten bis zu dem Posidonienschiefer trefflich studiren. In den obern Lagen der Posidonienschiefer am Wippberge hat schon Leopold v. Buch den kleinen Pecten contrarius entdeckt, der auch bei Reutlingen, Ohmenhausen wieder erscheint, aber in andern Regionen bis jetzt nicht bekannt wurde. Weiter hinab bei Bempflingen treten die untern Liassandsteine mit Thalassites coneinna etc. deutlicher auf, als wir sie bis dahin kennen gelernt haben. Namentlich sind sie sehr zum Verwittern geneigt, werden weich, und Bemerkungen für Petrefaktensamnler. 519 machen es so möglich, die Muscheln heraus zu arbeiten, Das 'Thal oberhalb Neufen macht sich zu beiden Seiten der Grabstetter Steige besonders für den obern braunen Jura wichtig, hier ist auch der T'haumatosaurus gefunden, das Lenninger Thal mit der Gutenberger Steige und viele andere Punkte geben ziemliche Ausbeute. Ohmden und Holzmaden östlich Kirchheim sind die wichtigen Quellen für Reste in dem Posidonienschiefer. Vor allem aber ist die Lage von | Boil schon wegen der Bequemlichkeit des Bades geschickt, Auf FPosidonienschiefer gelegen ziehen die Ü'hone des A. opalinus vor allem die Aufmerksamkeit auf sich, denn sie sind hier reicher als irgendwo. Der Bach von Eckwälden (im sogenannten Teufelsloch), welcher am Bade vorbeifliesst, die Bäche von Boll, Dürnau, Gammels- hausen schneiden südlich der genannten Orte tief in diese Thone ein, und liefern so die reiche Ausbeute. Ueber den Thonen steht der gelbe Sandstzin an, der hier schon den Quadersandsteinen sehr ähnlich sieht. Mit den Sandsteinen treten überall die entschiedenen Anzeigen von Eisenerzen auf, und Zwischenlagen von Muscheln, wie in den Stein- brüchen des Heininger Waldes im Sielenwang (südlich Gammelshausen). Leider tritt aber der Wald hier tief auf den braunen Jura hinab, so dass die Bergschlüpfen sehr, versteckt sind, doch gibt die Strasse von Boll nach Grui- bingen rechts und links überall Aufschluss und Ausbeute, namentlich auch rechts zum Bosler hinauf im mittiern weissen Jura. Die Erdfalle südlich Gammelshausen bewahrt noch ihren alten Ruf, wo Ammonites Gulielmi und Sca- phites refractus bis jetzt fast einzig vorgekommen sind. Der Schuitheiss und Ochsenwirth in Gammelshausen beuten den Punkt durch Nachgrabungen fleissig aus. Etwas dar- über liegt die Ornatenschicht. Nirgends sind die Schichten der Terebratula impressa reicher, als in den linken Neben- flüssen der Fils, bei Gruibingen, Ganslosen, besonders 320 Bemerkungen für Petrefaktensamnler. auch auf dem Sattel, über welchen die Strasse von Rei- chenbach nach Unterböhringen führt. Die Ornatenthone nehmen hier einen andern Charakter an, als bisher, sie bilden nur eine sehr dünne Schicht, und sind mit schwar- zen Mergelkugeln erfüllt, in denen die Krebse, Ammoniten und andere Muscheln vorkommen. Auch der braune Jura liefert von Ditzenbach ab auf den Feldern und Abhängen viel Ausbeute. Der Weg von Reichenbach über Gaiern (wo schwarze Kugeln der Ornatenthone auf der Oberfläche liegen) nach Fuchseck und Eschenbach führt unter dem Wasserberge vorüber, dessen Monotislager auf zwei Dritt- theile der Höhe besucht zu werden verdienen. Darüber kommen Terebratula lacunosa und Schwämme in Masse vor, welche letztere die Hochfläche der Alp hier überall bedecken. Heiningen, wo die Herren Wittlinger (Vater und Sohn) schon seit Jahren mit Umsicht und Auswahl sehr vollständige Lokalsammlungen zusammengebracht haben, liegt auf der grossen Fläche der Posidonienschiefer, alle Bäche schneiden darin ein, und legen namentlich auch die Amaltheenthone bloss. Zugleich sind die Jurensis- schichten mächtig entwickelt, worin A. radians, hireinus und viele Belemniten etc. in reicher Fülle gefunden werden. Zwischen Betzgenrieth und Heiningen schneidet der Boller Bach bereits in die Thone mit Ammonites Turneri, ebenso unterhalb Pliensbach, wo die Schichten der Terebratula numismalis in grossen Flächen entblösst liegen. Doch warum hier einzelne Punkte nennen, wo jeder Bach und jedes Feld reich ist. Nur die Klingen und Risse in den Amaltheenthonen nördlich von Grosseisslingen mag der Wanderer nicht übergehen, die ihn dann zum Hohenstaufen und Rechberg führen, wo die Opalinusthone, die Sandsteine und der höhere braune Jura aufgedeckt liegen. Ueber dem Orte Hohenstaufen liegt die Terebratula impressa, und einst- mals war selbst die Fläche auf dem Gipfel des Hohenstaufen ein nicht unwichtiger Fundort für Terebratula substriata, Bemerkungen für Petrefaktensamnler. 521 Pentacrinites subteres etc. Nordwestlich des Hohenstaufen darf man auch die Liassandsteine bei Wäschenbeuren, Bierenbach etc. nicht übersehen, deren Verwitterung die seltensten Petrefakten befreit. Der Stuifenberg nördlich Wisgoldingen ist zwar jetzt stark ausgebeutet , indess beweist die Sammlung des Pfarrers Kunkel (im Seminar zu Gmünd), wie viel früher dort vorkam. Arm besten besteigt man ihn von Donzdorf durch die Opalinusthone an der Lauter, dem Senftel- und Krähenbach entlang. Darüber folgt dann die mächtige Sandsteinformation, worauf Wisgoldingen steht. Von Wis- goldingen hinauf folgen erst 'die blauen Kalke und petre- faktenärmern Schichten des mittlern braunen Jura, bald aber die reichen grauen Steinmergel, Belemnites giganteus, grosse glatte Terebrateln, viele Austern etc. fallen darin zuerst auf. Hat man diese Region unter sich, so stellen sich weniger aufgeschlossene Thone ein mit A, Parkinsonii, Bruchstücken von costaten Trigonien, Nucula lacryma ete. Erst über diesen Thonen lagern die überaus reichen Risen- oolithe mit A. macrocephalus, triplicatus, canaliculirten Belemniten, Terebr, varians etc. ete,, die allerdings nir- gends reicher gefunden sind als hier, Die Ornatenschichten mit Krebsen und schwarzen Geoden liegen deutlich dar- über, allein nur die grosse Menge von Muschelbruchstücken in den spärlichen Bachrissen beweisen, welche Erfolge durch Grabärbeiten zu erwarten sind. Hier beginnt der weisse Jura. Aber Felder und Kalkschutt bedecken alles, doch ist die Terebratula impressa wenigstens da, während der Gipfel mit Eugeniacriniten und Ammonites alternans, Terebr. nucleata, Spatangus carinatus etc. bereits dem mitt- lern weissen Jura angehört. Den weissen Jura zu studiren, bieten sich uns zwar viele Steigen dar (Drakensteiner, Geisslinger Steige etc.), doch ist keine so geeignet, als die, welche von Weissen- sten nach Heidenheim führt, ja sie ıst unbedingt die 322 Bemerkungen für Petrefaktensammler. geeignetste im ganzen Lande. Auf dem Wege dahin von Donzdorf aus fehlt es nirgends an Aufschlüssen im braunen Jura, besonders aber ist von Weissenstein ab der weisse Jura aufgedeckt, wie wir oben (pag. 409) bereits erwähnten. Oben bedeckt den mittlern weissen Jura ausgezeichneter zuckerkörniger Kalk, dem dann Dolomite und Marmorkalke mit unzähligen Feuersteinknollen folgen. Das Ganze wird von den Krebsscheerenplatten bedeckt, die diesseits Böh- menkirch in besondern Steinbrüchen aufgedeckt stehen. Dringt man von Böhmenkirch noch weiter nach Südosten vor. so entfalten sich, wo es nach Söhnstetten wieder zur Tiefe geht, diese merkwürdigen Gebilde in ihrer ganzen Mächtigkeit, ganz wie bei Münsingen. Zugleich haben sie auf die Fruchtbarkeit der Alpfläche denselben günstigen Einfluss. Felsen mit Terebratula inconstans liegen darun- ter. Die Felder auf den Höhen von Steinheim, Heidenheim, Giengen, Oggenhausen, Nattheim etc. ete. sind wegen ihrer kieseligen Sternkorallenkaike berühmt, man findet dort überall, wo die mächtigen Krebsscheerenkalke nicht verdecken; so findet man z. B. nördlich der Schafhalde (östlich Steinheim) ausserordentlich viele Apiocrinitenstile, nördlich der Strasse von Heidenheim nach Nattheim sind alle Ackerfelder mit kieseligen Muschelgesteinen reich be- säet, und was die feinern Erfunde anbelangt, so bewahren die verlassenen Gruben St. Margareth (südlich der Strasse im Walde) noch immer ihren alten Ruf. Auch die Krebs- scheerenkalke, bald ganz mächtig, bald weniger mächtig, erregen in der ganzen Gegend vielfach Interesse. Die Steinbrüche in den oolithischen Kalken westlich, besonders aber östlich von Schnaitheim (an der Winter- halde) liefern zwar wenig Petrefakten, sind aber einzig in ihrer Art. Setzen wir indess unsern Weg wieder am Steilrande fort, so verdienen die Schluchten um Heubach im braunen wie im weissen Jura wieder Untersuchung. Besonders 4° Bemerkungen für Petrefaktensammler., 523 beginnt hier die Aalener Eisenformation das Interesse im- mer mehr in Anspruch zu nehmen. Die Steige von Lau- tern nach Lauterburg hinauf gibt eine gute Einsicht in den mittlern weissen Jura. Aalen und Wasseralfingen sind nicht nur durch ihren Bergbau in den Eisenerzen bevorzugt, sondern man kann leicht nach allen Seiten hin lehrreiche Ausflüge ma- chen. Nordwestlich nach Reichenbach in die Schwefelkies- ‘ reichen Arietenkalke, überhaupt in den Lias. welcher hier sehr grosse Flächen bis zum Kocher hin bedeckt, in der Tiefe der Liassandstein bis nach Gmünd und vielen andern Punkten hin überall sehr gut entwickelt. Auf der linken Kocherseite von Aalen bis Wasseralfingen erhebt sich. der mittlere und obere Lias sehr petrefaktenreich. Westlich von Wasseralfingen möchten wir auf den langstacheligen A. amaltheus aufmerksam machen, den ich in ähnlicher extremer Form wie hier nirgends wieder kenne. Oben sind die Jurensismergel sehr stark entwickelt, man findet sie auch unmittelbar an der Strasse bei den ersten Häusern von Woasseralfingen. Oestlich der Strasse zur Alp hinauf kommt man durch die bei mehreren Aalener Bierkellern gut aufgeschlossenen Opalinusthone in die Erzgruben. Doch rathen wir von Aalen aus nordwestlich die Galgenbergs- strasse zum Rothensturz zu gehen, wo mehrere Sandstein- brüche mit Erz und Muschellagern über Tage die besten Aufschlüsse liefern. Den Schluss macht ein rother Kalk mit vielen kleinen Pectiniten (personatus). Alsbald folgen . graue glimmerige Thonmergel und blaue Kalke des mittlern braunen Jura, die oben von den hier überall so mächtigen und zugleich muschelreichen Eisenoolithen bedeckt werden. Ostraea cristagalli und pectiniformis, Belemnites giganteus etc. beweisen, dass sie den obern muschelreichen Lagen im mittlern braunen Jura entsprechen. Indess wurden hier nun die Eisenoolithe so vorherrschend, dass es schwer, ja oft unmöglich ist, den Abschnitt zwischen obern und mitt- 524 Bemerkungen für Petrefaktensamniler. lern braunen Jura zu finden. Die Schichten des Parkin- sorii sind durchaus eisenoolithisch und wenig mächtig, doch findet man den Parkinsonii immer erst nach oben, und stetig darüber (und zwar nur darüber) den A. macro- cephalus. Verfolgen wir unsern Weg weiter nach dem Grünenberg hinauf, so treten gleich am Walde sehr mu- schelreiche Thonkalke und Mergel mit T. impressa ein. Höher oben, namentlich auch am Braunenberg finden sich die mittlern weissen Jurakalke nicht selten mit Nautilus aganiticus etc. Die Strasse nach Lauchheim fort bleibt man vorzugsweise in der Erzregion, die hier überall dem Boden eine braune Charakterfarbe gibt. Man besuche nur im Jaxtgebiete die Steinbrüche von Westhausen und We- sterhofen, wo die trefllichsten Werksteine gewonnen wer- den! Ueber diesen Sandsteinen sind an unzähligen Punkten die Terebratelreichen Eisenoolithe aufgedeckt, bei Lauch- heim, bei Röttingen etc. Die Strasse von Röttingen nach Baldern besonders instruktiv, weil man hier den braunen Jura bis zu den Ornatenschichten aufgedeckt findet. Es gilt hier vom A. Parkinsonii wieder dasselbe, was wir bei Aalen sagten, er liegt nur in der obern Region der Eisen- oolithe mit Amm. discus. Schöner als irgendwo ist hier eine Bank mit Terebr. bullata entblösst, von der einzelne Individuen so gross und dick als ein kleines Hühnerei werden können. Der A. macrocephalus schliesst sich eng an die dünne Ornatenschicht, die fast nur aus schwarzen Kugeln und Konkretionen besteht, an. Gleich darüber liegt dann die Impressaschicht, über der bald ausgezeichnete Lager von Terebr. lacunosa folgen (Röttinger Käsebühl gen Südosten). Terebratula lacunosa, und zwar die aus- gezeichnete Varietät mit wenigen Falten, findet sich an vielen der kahlen und klippigen Hügel, welche die Umge- bung des Nipf so malerisch machen, während 'Terebratula impressa überall darunter liegt. Aber die Ornatenthone sind sehr reducirt, während die Eisenoolithe mit der präch- Lagerungsverhältnisse des Lias zum Keuper, 525 tigen Terebratula resupinata am Nipf wie im ganzen Ge- biete vorherrschen. Endlich lenken wir noch die Aufmerksamkeit auf die Umgebungen von Blaubeuren, Ehingen und Ulm. Blau- beuren liegt in einem tiefen petrefaktenarmen Kessel von Dolomiten, die deutlich zeigen, wie mächtig der obere Jura wird, denn dass der mittlere Jura darunter liegt, er- kennt man leickt, sobald man die Schmiechen über den Ort Schmiechen hinaus kis zum Ursprung oberhalb Gun- dershofen verfolgt. Auf der Höhe dieser Dolomite liegen auf den Feldern von Beiningen, Hausen, Sonderbuch etc. etc. die kieselreichen Kalke mit Sternkorallen, überall von Krebsscheerenkalken begleitet. Das Blauthal geger Ulm hinak stehen in mehreren aufgeschlosseuen Steinbrüchen die schneeweissen Kalkfelsen an, welche besonders in den Steinbrüchen oberhalb Arnegg reich an Muscheln und Sternkorallen sind. Aber man kommt nur schwer zu brauchbaren Erfunden. Von Ulm aus über Einsingen nach Ehningen und weiter über Zwiefalten etc. hinaus ziehen überall die Kalkplatten mit Krebsscheeren etc. die Auf- merksamkeit in besonderem Grade auf sich, obgleich sie an Muscheln nicht sehr viel Ausbeute geben. Lagerungsverhältnisse. Wenn schon alle Glieder des Jura im Allgemeinen sehr regelmässig über einander abgelagert sind, so kommen doch einige abweichende La- serhäliuisee vor. 1) Verhältnisse des Lias zum Keuper. Häufig finden wir, dass der Lias sich unmittelbar auf dem gelben Sandstein des Keupers ablagert, als hätte in der Grenzzeit beider Formationen sich keine Störung ereignet. Dann sehen wir aber wieder den gelben Sandstein sammt den unterliegenden Keuperletten sich buckelförmig aus der Meeresgleichen Fläche des untern Lias erheben. Das Liasmeer konnte die Gipfel dieser Keuperberge nicht er- reichen, sein Schlamm lagerte sich längs des Fusses dieser 526 Lagerungsverhältnisse des Lias zum Keuper. Keuperbuckel ab. Ein Beispiel mag die 'Thatsache klar machen: Ä Die sogenannten Filder, welche sich in einem tiefen Busen zwischen Schurwald (nordöstlich Esslingen) und Schönbuch (südwestlich Echterdingen) von Kirchheim her nach den Höhen südlich Stuttgart hinziehen, bilden eine grosse Liasfläche, deren oberstes Glied im Allgemeinen die Arietenkalke, bedeckt von einigen Thonletten, bilden. Nähern wir uns den Keuperbergen des Schönbuchs und Schurwaldes, so treten bei Echterdingen und Oberesslingen (Kimmichsweiler), unten am Fusse der Waldhöhen plötz- lich die mittlern ja obern Abtheilungen des Lias reich an organischen Einschlüssen auf. Ja bei Kimmichsweiler finden wir sogar noch die untere Abtheilung des braunen Jura vor! Ehe wir indess die Höhe erreichen, brechen diese Liasgesteine plötzlich ab, rothe Letten und gelbe Sand- steine heben sich noch über sie empor. Bei Kimmichs- weiler ist die Erscheinung so schlagend, dass unmittelbar neben dem braunen Jura die Köpfe des weissen Keuper- sandsteins anstehen, über dem dann alle übrigen Keuper- glieder in gesetzlicher Ordnung bis zur Höhe folgen. An vielen Keuperrändern, z, B. im Bebenhäuserthale nördlich Tübingen, am Krettenbach südwestlich Wäschenbeuren, kann man ähnliche Thatsachen wahrnehmen. Aus dieser Erscheinung folgt offenbar, dass die Ober- fläche des Keupers manchen Niveauveränderungen ausge- setzt war, bevor der Lias sich abgelagert haben konnte. Nach der Ablagerung des Lias konnten diese Veränderun- sen nicht vorgehen, denn sonst sieht man keinen Grund ein, warum auf den höchsten Keuperbergen unmittelbar neben dem Lias nicht auch Lias gefunden wird. Indess lässt sich nicht läugnen, dass einer in aller Hinsicht ge- nügenden Erklärung sich noch manche Schwierigkeiten entgegenstellen. Lagerungsverh. d. Krebsscheerenkalke. Verbr.d. weiss, Jura. 527 2) Auf die Lagerungsverhältnisse der Krebs- scheerenkalke gegen die Sternkorallenfelsen und dem mittlern weissen Jura haben wir schon oben (pag. 455) aufmerksam gemacht. Hier scheint eine genügende Erklä- rung noch schwieriger zu sein, wenn man nicht annehmen will, dass diese allgemein verbreitete Formation so regel- mässig g2schichteter Kalkbänke bereits erst entstand, nach- dem die Dolomite und zuckerkörnigen Felsenkalke längst nach aller Hinsicht vollendet waren. Auch der Einwurf, warum die Dolomitisirung der Felsen sich z. B. bei Solen- hofen nicht auch auf die ganze Masse der Solenhoferschiefer erstreckt kabe, würde dadurch bedeutend geschwächt. Doch es genüge, hier auf die Thatsache die Aufmerksam- keit gelenkt zu haben! Schliesslich wollen wir nur noch im Grossen die geo- graphische Verbreitung des ganzen Jura andeuten. Der weisse Jura, durch seine Höhe alle überragend, bildet den sichersten Anhaltspunkt. Er beginnt als ein scharf begrenzter Damm mit der Ruine Küssenberg bei Zurzach am HKhein, aber schon zwischen Neukirchen und dem Rheinfall ist die schmale von mächtigen Alpengeschieben bedeckte Kalkfläche durch ein Thal vollkommen durch- schnitten. Von diesem Thale ab, in dessen mächtige Ur- gebirgskiese der wasserreiche Bach von Beringen versinkt, heisst die Kalkwand östlich von Sehlaitheim Randen, offenbar desshalb, weil sie allerdings ein sehr markirtes Randgebirge bildet. Zwischen Wutach und Donau springt in der Umgegend westlich Blumberg der weisse Kalkrand in schroffen Wänden bis zur Wutach hinab. Fürstenberg, der Stammort jenes bekannten Fürstenhauses, lag jüngst noch auf der abgestumpften Platte eines isolirten Kegels, dem im Norden auf der linken Donauseite der basaltische Wartenberg entspricht, von wo ab die Donau bis Scheer in einem an Naturschönheiten reichen 'I'hal die hier schon sehr breite Alpfläche gänzlich durchschneidet. Von der Donau. bis 528 Verbreitung des weissen Jura. Spaichingen tritt der Rand zwar weniger hervor, als am Randen, aber doch immer noch zu deutlich, als dass man sich in seiner Erstreckung irren könnte. Die runde Kuppe des Lupfen (nördlich Thalheim) bildet einen weithin sicht- baren Gränzpfeiler zwischen Würtemberg und Baden, und malerisch erhebt sich der regelvolle Kegel Hohenkarpfen südlich Spaichingen. Zwischen Spaichingen und Tuttlin- gen ist die Alp abermals bis zur Donau, die jedoch bei Tuttlingen sich noch mitten im Körper: der Alp findet, durchbrochen. Von der Dreifaltigkeitskapelle (nordöstlich Spaichingen) bis zum Durchbruch der Eyach bei Balingen (der sogenannte Heuberg) nimmt der Gebirgsrand einen sehr ausgesprochenen Charakter an, denn die Wände sind nicht nur steil und durch Bergschlüpfen häufig nackt und entblösst, sondern der Rand ist weit in einzelne Berge zertheilt, da die Wasserscheide zwischen Donau und Neckar nicht auf die Fläche des weissen, sondern des braunen Jura fällt. Daher die vielen isolirten Bergplatten, welche namentlich von Rottweil gesehen sich in ihrem vortheil- haftesten Lichte zeigen. Bei Balingen ist der grösste Theil schon dem Auge entschwunden, weil der vorspringende Plattenberg, Schafberg und die Lochen den hinterliegenden Rand nirgends wieder zu Gesicht kommen lassen. Die- selbe Bergnatur setzt sich noch über Balingen hinaus im Hintergrunde des isolirten Hohenzollern fort, bis vom Drei- fürstenstein aus der Rand geschlossener wird, wenigstens die Wasserscheide aller Flüsse bis zum Kocherthal nur auf die Höhe des weissen Jura fällt, was bis dahin nir- gends der Fall war. Die Strassen, welche von jetzt an zur Donau führen, müssen die Höhe des weissen Jurakalkes überwinden, so tief auch die Flussthäler in die weisse Kalkformation einschneiden mögen. Demungeachtet geben die mannigfaltigen Vorsprünge und abgerissenen Bergplatten und Bergkegel der Landschaft eine nicht minder anziehende Ansicht. Vom Dreifürstenstein (die Grenzmarke zwischen Verbreitung des weissen Jura. >29 Würtemberg, Sigmaringen und Hechingen) aus lagert sich dem Steilrande des Heubergs die Bergplatte des Farren- bergs vor, im Hintergrunde des Steinlachthales erhebt sich die Salmendinger Kapelle in Form eines Basaltkegels, und nach allen Richtungen zerschnitten setzt der Rand über den Filsen- Schön- und Stöffelberg bis zur Wanne an der linken Seite des Echazthales fort, während auf der rechten die Achalm östlich Reutlingen als ein rings isolirter, wohlgeformter und nur wenig abgestumpfter Kegel die Aufmerksamkeit fesselt. Die Pforten der Erms sind durch hohe Felsenwände bezeichnet, unter denen überall der Basalt hervorbricht. Noch heute erhebt sich die Ruine des alten Schlosses Neufen seibst von der Hochfläche aus gesehen wie ein starkes Bollwerk, der Fels von Beuren und die hoch hinauf von Basalt und Basalttuff unterteufte Teck führt uns weiter in das kurze aber durch seine Fel- sen berühmte Neidlinger Thal, der Bosler (südlich Boll) in das Gebiet der Fils, die wir über dem Kornberg, Sielenwang, die Hochalp, den Wasserberg und Bur- ren bei Giengen erreichen, weiter fort sind der Hohen- stein, Messelberg und Kuhberg hoch hinauf ragende Berg- massen, vom letztern bilden der Stuifen, Rechberg und Hohenstaufen weit abgerissene Glieder. Weiter hin sind noeh die Felsen um Heubach, der Scheuelberg und Rosen- stein mit der Hausscheuer imposant, aber von Lautern ab wird der Rand bis zum Kocherthal mehr eintönig. Die Kocher und Brenz bilden den schon erwähnten völligen Durchbruch. Jenseits springt der Kalkrand zwar weit im Braunenberge vor, und bildet einen viel genannten Fern- sichtspunkt, allein nur der Steilrand bleibt, die Berge haben viel an Schönheit verloren, bis endlich der kahle Nipf bei Bopfingen mit seinen kleinen Begleitern die Gegend wieder hebt. Hier tritt aber die Alp gegen das Urgebirgsbecken des Nördlinger Ries weit im Amphitheater zurück, das die Quenstedt, Flötzgebirge. 34 530 Verbreitung des braunen Jura. schleichende Wörniz bei Haarburg. bis zur Donau durch- bricht. | | Im Südosten bleibt zum grossen T'heil vom Durchbruch der Wörniz das breite wenig ausgeprägte Bonauthal mit seinen Mooren, Kieslagern, Molassen und Süsswasserfor- mationen die allgemeine Grenze. Namentlich werden die alpinischen Schuttmassen so mächtig, dass sie selbst noch auf dem linken Donauufer auf grosse Strecken den Kalk ganz verdecken. Sogar höhere Berge, wie der Bussen, vermögen auf dem rechten Donauufer kaum am Gipfel den Kern ihres Innern, den Jurakalk. an die Oberfläche zu bringen. Erst. bei Scheer, wo die Donau ihr Querthal ver- lässt, müssen wir uns eine künstliche Grenze ziehen. Diese folgt im Allgemeinen noch der frühern Richtung der Donau, welche gehörig verlängert Mösskirch, Aach und Schaffhausen trifft, wo die Rheinschwelle bei Schaffhausen und der grosse Wasserfall bei Lauffen die sichere Grenz- marke im Thale bilden, während auf der Höhe noch überall Nagelfluhe vorherrscht. Die der steilen Kalkwand untergelagerte Vorhöhe des braunen Jura bleibt zwar aus der Ferne minder deutlich, ist jedoch von der Fläche des Lias gesehen eben- falls so markirt, dass sie dem. Geologen überall einen sichern Anhaltspunkt bietet. Da, wo zwischen Rhein und Wutach die weisse Kalkalp sich durch ihre grosse Schmal- heit auszeichnet, bleibt auch der braune Jura schmal, und wird von der Hebung ergriffen, die dort; alle Gebirge,.so eng an. den, Schwarzwald anschliesst. Indess bleiben auch hier die bauchigen Vorsprünge unverkennbar, in welchen er dem Steilrande nahe tritt. Die kleinsten Bäche geben vielfache Gelegenheit zu Durchbrüchen und Aufschlüssen, und da,.die Wasserscheide von hier bis zum Eyachthal {bei Balingen): im Allgemeinen auf braunem Jura liegt, so kann man Seine Petrefakten diesseits bis; in die Spitze der Flüsse, ja selbst jenseits noch ein gutes Stück hinab Verbreitung des braunen Jura. 531 längs des Laufes zur Donau verfolgen. Die grössern Buchten bei Spaichingen, Schömberg, Balingen und He- chingen sind nicht nur durch die markirte Vorterrasse ausgezeichnet, sondern auch in der Gabelung der Bäche verzweigen sich bewaldete Höhen weit vom Steilrande. Der Fürstenberg zwischen Beuren und Belsen bildet eine schlecht zugängliche Landesgrenze, die vom Dreifürsten- stein sich trennend mit düstern Wäldern bedeckt, sich fast bis zur Strasse von Sebastiansweiler erstreckt, Die Wald- berge von Mössingen südlich Gomaringen und Reutlingen entfernen sich üher eine Stunde vom Kalkrande, und ge- winnen in dem Viereck zwischen Metzingen und Kirch- heim einen Flächenraum von 2 Quadratmeilen. Die dichten Wälder zwischen Weilheim und Boll erzeugt der braune Jura, und das viel zerschnittene Terrain zwischen Boll und Geislingen zeigt nicht nur auf der Wasserscheide die Ornatenthone, sondern wir können der Fils entlang die Petrefakten der Eisenoolithe bis Deggingen sammeln. Der Fuss des Hohenstaufen,' des Rechbergs und Stuifen sind durch eine schmale Bergplatte von braunem Jura verbun- den, die nicht nur nach Westen über die sogenannte Ebene bis zur Göppinger-Wäschenbeurer Strasse vorspringt, sondern die auch nach Süden gen Eislingen, Süssen und Donzdorf hinab vielfach zerschnittene Arme sendet, deren . Endspitzen zum Theil noch mit Burgruinen (Staufeneck, Raamsberg) gekrönt stehen. Nachdem eine kurze Zeit die Vorberge an der Heuberger Alp unbedeutender gewor- . den sind, gewinnen sie in den Forsten zwischen Möglin- gen und Aalen wieder einen grössern Raum, zeigen sich als markirte Vorsprünge bei Oberalfingen und nordöstlich Westhausen im hervortretenden Hornberg, welcher Zug endlich in der Burg Baldern seine Grenze findet. Wie der Nipf für den weissen, so ist Baldern für den braunen Jura der äusserste Eckpfeiler Würtembergs, der es verdient, besucht zu werden. ' 34 * 32 Verbreitung des Lias. Was endlich den Lias betrifft, so sind seine geogra- phischen Grenzen am schwierigsten bestimmbar, denn seine wenig markirten Hügelreihen bilden einen viel unsicherern Anhaltspunkt. Zwar bilden die Amaltheenthone in Ver- bindung mit den Posidonienschiefern häufig einen leicht erkennbaren Absatz, und einen nicht minder deutlichen die Turnerithone mit den aufliegenden Numismalismergeln; doch springen dann die Arietenkalke verbunden mit den unter- sten Liasbänken noch weit über den Keuper hinweg, und hören erst da auf, wo der Keuperrand in höhern Bergen aufsteigt. Die Flächen, welche dieses tiefste der Lias- glieder erzeugt, benennt man bei Stuttgart mit dem be- zeichnenden Namen Filder; fruchtbar und ohne Wald ruht das Auge auf Korn- und Krautfeldern, und gewahrt der Thäler nicht, welche diese Filder zerspalten. So lange die Alp vom Rhein bis Spaichingen schma! bleibt, kann auch der Lias keine Fläche gewinnen. Er ist oft nur ein enger Streif, der nicht selten (Beggingen etc.) hart an den Steilrand hinanstreift. Erst auf, würtembergischem Terri- torium erweitert sich der Streif, der auf den völkerreich- sten Punkten des Landes seine innere Grenze hat: Aldingen, Schömberg, Balingen, Hechingen, Mössingen, Reutlingen, Metzingen, Nürtingen (südwestlich), Kirchheim, Göppin- gen, Wäschenbeuren, Heubach, Aalen. Alle diese Orte liegen meist hart am Rande des. braunen Jura, wo der obere Lias seinen Anfang nimmt. Die äussere Grenze gegen den Keuper hin können wir nur ungefähr bestimmen. Die erste Filderfläche bildet die Ebene von Rosen- feld. Analog dem Keuperrande (südlich Haigerloch) springt auch hier der untere Lias auf der Strasse von Rosenfeld nach Oberndorf bis über Brittheim hinaus vor, wo der Keuperwald den Kornfeldern eine Grenze setzt. Ja der obere Lias wird hier so selbstständig, dass die Numisma- lismergel von Erlaheim bis Leidringen. einen kahlen Zug bilden, der sich von hier auf der Fläche von Erlaheim Verbreitung des Lias. 533 zum Galgenberge bei Balingen mehrmals wiederholt. Nörd- lich und nordöstlich zum Rande des Eyachthales hin schnei- det der Lias plötzlich gegen .den Keuper ab. Daher verengt sich die Liasebene zwischen Eyach (die schon unterhalb Balingen in der Thalsohle den Keuper trifft) und Echaz wieder bedeutend. Dem Fildersaume, welcher nörd- lich der Hauptstrasse (Balingen— Tübingen) folgt, wird bald durch den nahen Keuperwald eine Grenze gesetzt. Zwi- schen Tübingen und Stuttgart betreten wir die 2te grosse KFilderfläche. Wie überall, so ist sie auch hier durch Obsthaine und Kornfelder bezeichnet. Zwar verdrängt theilweis der Schönbuchwald zwischen Bebenhausen und Weil im Schönbuch den Acker- und Obstbau, allein nicht lange, so behauptet der Lias bei Altdorf, Schönaich, Stei- nenbronnen etc, wieder sein Recht. Ueberdiess stehen die Hauptwälder auf Keuperrücken, die aus der Liasebene Inselartig hervortauchen, wie diess der Hauptrücken zwi- schen Steinenbronnen und Echterdingen so deutlich beweist. Als ein markirter Waldsaum zieht dieser von Vaihingen südöstlich nach Bonlanden, auf beiden Seiten von Lias (selbst Posidonienschiefer) umgeben zeigt der Höhenpunkt -des Waldes nur Keuper! Nordöstlich des Waldsaumes unterbricht kein Berg mehr die Liasfläche, daher setzen die Liasfelder zwischen Plochingen und Esslingen noch über den Neckar, wo aber gleich der ansteigende Saum des Schurwaldes so schnell dem Lias eine Grenze setzt, dass an einzelnen Punkten weisser Keupersandstein und Posidonienschiefer sich fast nachbarlich berühren. Wo zwischen Neckar und Rems der Schurwald sich zur Fils neigt, Scheint er überall von Lias bedeckt zu sein, nur die höhern Waldberge sind über den Lias erhaben. Zwi- schen Rems und Kocher gewinnt eine 3te Filderebene zwar sehr an Breite, aber sie ist besonders durch die zahlreichen Nebenbäche der Leine vielfach zerschnitten. Die Karte des statistisch topographischen Bureau von Gmünd . 534 Verbreitung des Lias. und Aalen zeigt diess Verhältniss sehr klar. Die weissen vielarmigen Flächen zwischen den dunkeln Wealdthälern der Leine sind Liaskalk, der über dem Kocherthal bei Hohenstadt noch in grossen Steinbrüchen aufgeschlossen steht. Die letzte 4te Filderfläche liegt zwischen Ell- wangen und Offingen, die kei Ellenberg sehr scharf ab- schneidet. Ueberall rief hier gleiche Formation auch gleiche Oberflächenbeschaffenheit und Fruchtbarkeit hervor. Die Verzweigung der Liasfläche im Einzelnen ist bis jetzt noch nicht genau verfolgt. Einige weitere Andeutungen, namentlich auch über die jüngern Formationen, sind gege- ben in dem populären Werke: Schwaben wie es war und ist von Bauer pag. 257 — 374. Carlsruhe 1842. Geognostischer Durchschnitt. 535 Weisser Jura. ©) Krebsscheerenkalkplatten (Solenhoferschiefer). (Kein Portland)! Krebsscheeren, Leptolepisschuppen. Lumbricaria gordialis. Ammoniten mit Ohren. Aptychus problematicus und solenoides, Terebratula pentagonalis, Myacites donacinus, Pentacrinites pentagonalis. Trigenienkerne. Nautilus aganiticus, Mpytilus amplus etc. Blaue petrefaktenarme ’Thone. (Pentacrinites pentagonalis), &) Plumpe Felsenkalke (Coralrag). In den obern nur wenige Fuss mächtigen kieseligen Lagen för- dert der Pflug zu Tage: Anthophyllum obconicum, turbinatum. Lithodendron trichotomum, . dianthus, plicatum. Astraea cavernosa, limbata, helianthoides. Maean- drina Sömmeringii. Astraea confluens, cristata, Mmicroconos, agari- \ cites, gracilis. Ceriopora angulosa. Chaetetes polyporus. Cnemidien und andere Schwämme. Apiocrinites mespiliformis, Milleri, rosa- ceus, echinatus, flexuosus. Solanocrinites costatus. Cidarites coro- natus, nobilis, crenularis, subangularis. Echinus lineatus, sulcatus. Galerites depressus. Ostraea hastellata. Exogyra subnodosa. Östraea pulligera, pectiniformis. Pecten articulatus, subspinosus, globosus. Spondylus aculeiferus. Nucula cordiformis. Opis cardissoides. Te- rebratula inconstans, pectunculeides, trigonella, lagenalis, Nerinea depressa, Mandelslohi, flexuosa, Gosae, punctata. Nerita cancellata, sulcosa. Turbo clathratus, princeps. In den Oolithen an der Brenz (Schnaitheim) Zähne von Megalo- saurus, Haifischen, Sphaerodus und Gyrodus. Ichthyodorulithen. 936 Geognostischer Durchschnitt. Mächtige Dotomite, zuckerkurnige und homogene Kulke, der Hauptfundert für Terebratula trilobata und insignis. 0) Regelmässig geschichtele Kalkbänke. Belemnites hastatus , sonst petrefaktenarm. Neigung zum Oolithischen. y) Spongitenlager. Blauer Mergelkalk die Grundmasse, darin scheiden sich die Lacunosaschichten und Spongitenfelsen aus mit: Spongites reticulatus, texturatus, clathratus, lamellosus, lopas, ramosus, cylindratus, rugosus, articulatus, radieiformis, intermedius, rotula. Siphonia piriformis. Cnemidium Goldfussii, stellatum, rimu- losum. Tragos patella, rugosum, acetabulum. Serpula planorbi- formis, Eugeniacrinites caryophyllatus, nutans. Pentacrinites cin- gulatus. Asterias tabulata, scutata. Eiertafeln von Cidariten. Terebratula lacunosa, biplicata, nucleata, substriata, loricata, reti- cularis, pectunculus. Ostraea Römeri. Pecten subpunctatus, velatus. Inoceramus. Nuculae cordiformes. Natica Jurensis, Trochus jurensis. Pleurotomaria suprajurensis. Ammonites alternans, dentatus, inflatus, Reineckianus, polyplocus etc. Aptychus problematicus, solenoides. Nautilus aganiticus. Belemnites hastatus. Haifischzähne. / Die Spongitenfelsen wuchern oft von y bis e hinauf, und ver- drängen alles, selbst die organischen Reste, neben sich. Geschieht diess nicht, so sind die blauen Mergelkalke reiche Fundgruben von Geognostischer Durchschnitt, 337 Amimonites polyplocus, polygyratus, biplex, inflatus, B) Wohlgeschichtete Kalkbänke. Ammonites flexuosus, planulatus, sonst arm an Petrefakten. a) Impressakalke. Graue Thonmergel die Grundmasse, worin sich feste Kalk- mergel ausscheiden. Im Allgemeinen arm an Petrefakten , doch in der Mitte finden sich verkiest: Terebratula impressa. Ammonites alternans, compianatus. Ro- stellaria bicarinata. Turbinolia. Asterias jurensis. Echinus carinatus, granulosus, Brauner Jura. &) Ornatenthon. Klytia Mandelslohi. Ammonites Lamberti, ornatus, Jason, bipar- titus, polygenius, refractus, convolutus, annularis, athleta, hecticus, denticulatus. Aptychus nov. sp. Belemnites semihastatus. Rostel- laria semicarinata., &) Eisenoolithe und Thone. Die Eisenoolithe enthalten: Ammonites macrocephalus, triplicatus, sublaevis. Belemnites canaliculatus. Terebratula varians etc., alle Muscheln verkalkt. 538 Geognostischer Durchschnitt. Die Thone enthalten: Ammonites Parkinsonii, anceps, hochmündigen hecticus. Ostraea costata. Cucullaea concinna. Schalenstücke von Trigonia costata. Nucula lacryma, ovalis. Astarte pumila, depressa. Turritella echi- nata. Pentacrinites subteres, Alles gewöhnlich verkiest. d) Graublaue mergelige Kalke, Neigung zu den Eisenoolithen. Sehr reich an Peirefakten: Thaumatosaurus oolithieus. Ammonites Blagdeni, Humphresianus. Belemnites giganteus, canaliculatus. Pleurotomaria ornata. Trochus monilitectus. Ostraea cristagalli, pectiniformis, eduliformis. Pecten lens. Duplicate Plagiostomen, Perna mytiloides, Trigenia costata, clavellata.. Myacites Alduini. Pholadomya Murchisoni, fidicula. Terebratula resupinata, perovalis, Theoderi, spinosa, quadriplicata. Serpula limax. Aulopora ete. Yhone mit Belemnites giganteus. m. y) Blaue Kalke. Mergelige Lage mit: Myacites depressus, Mya Vscripta, Cidaritenstacheln, Serpula socialis etc. % Die harten blauen Kalke arm an Versteinerungen. Trigonia clavellata, Gervillia gastrochoena, Monotis echinata, Pecten demissus. Isocardien. nn m men _. 8) Braune Sandsteine mil Eisenerzen. Hybodus crassus, viele Fischzähne und Saurierreste. Ammonites Murchisonae, discus. Nautilus lineatus. Pecten personatus, demissus. Ostraea calceola. Avicula elegans, Gervillia tortuosa, Inoceramus. Geognostischer Durchschnitt, 539 Trigonia striata. Cucullaeen. Pullastra oblita. Mya aequata. Cor- bula ohscura. Lingula. Auricula Sedgevici. Asterias prisca. Wo Sändsteine und Eisenerze nicht entwickelt, sind wenig Petrefakten. «@) Opalinusthone. Ammonites opalinus. Trigonia navis. Gervillia pernoides. Car- dium striatulum. Venus trigonellaris, Mya angulifera. Mpyacites, Mytilus-gryphoides etc, Petrefaktenarme mächtige 'Thone. Ammonites opalinus, lineatus, var, opalina, Belemnites tripar- titus, Nucula Hammeri darin zerstreut. Die tiefste petrefaktenreiche Lage unmittelbar über dem schwarzen Jura enthält: Ammonites torulosus. Chenopus subpunctatus. Nucula Hammeri, claviformis. Astarte lurida etc. Schwarzer Jura. : . £) Jurensismergel. Ammonites jurensis, radians, insignis. Nautilus. Belemnites digitalis. Cyathophyllum tintinabulum, mactra. Basaltiforme Pen- tacriniten. | &) Posidonienschiefer. Ptycholepis Bollensis.. Kugnathus. Tetragonolepis pholidotus. Lepidotus Elvensis, semiserratus, dentatus. Tetragonolepis semi- einctus. Semionotus leptecephalus. Aspidorhinchus. Pachycormus. Thrissops. Leptolepis. 540 Geognostischer Durchschnitt. Ichthyosauren und Teleosauren. Eryon Hartmanni, Loligo Bollensis, Schübleri. Aptychus san- suinolarius. Ammonites depressus, Lythensis, serpentinus, Walcotti, heterophyllus, fimbriatus, annulatus, Bollensis, Belemnites acuarius. Pecten contrarius. Gervillia lanceolata. Posidonia Bronnii, Inoce- ramus gryphoides. Monotis substriata. Orbicula papyracea. Penta- crinites subangularis. HFucoiden. Cycadeen , Araucarienzweige, Coniferenhölzer. 0) Amaltheenthone. Ammonites amaltheus, costatus, heterophyllus. Belemnites pa- xillosus, breviformis. Plagiostoma Hermanni. Terebratula tetraedra, Spirifer rostratus. Helicina expansa. Turbo cyclostoma etc. Pentacrinites scalaris. Thone ärmer an Muscheln (Plicatula spinosa). y) Numismalismergel. Harte Steinmergel mit verkalkten Muscheln von: Inoceramus, Ammonites striatus, lineatus, Davoei, costatus, Belemnites paxillosus etc. Mehr mergelige Lagen mit verkiesten Muscheln von: Bruchstücke des Ammonites natrix, lataecosta, Jamesoni, Birchi, Backeriae, Bronni, Taylori, pettos, ibex, striatus, Nautilus aratus. Unzählige Belemnitenbruchstücke. Terebratula numismalis und rimosa; Spirifer verrucosus. Gry- phaea cymbium (schlecht); Pecten aequivalvis, priscus. Plagiostoma duplicatum, Lima decorata. Cucullaea Münsteri. Plicatula spinosa. Nucula complanata, variabilis, palmae, inflexa. Pholadomya deco- rata. Cardium cucullatum, multicostatum, truncatum. Helicina expansa. Trochus Schübleri. Turritella Zieteni. Pentacrinites ba- saltiformis, Pentacrinites subangularis. 8) Turnerithone. Hart oben reiche Muschellager von; Geognostischer Durchschnitt. '' 541 Ammonites raricostatus, bifer, oxynotus, natrix. Pentacrinites scalaris, Nuculen, die besten Exemplare von Gryphaea cymbium, Harte Kalkmergel mit Terebratula vicinalis, lagenalis , Phola- domya ambigua. Machtige petrefaktenarme Thone, darin sparsam Ammonites Turneri, armatus, capricornus. ce) Sand- und Thonkalke. Hart oben die Pentacrinitenbank mit Basaltiformen. Gleich darunter im blauschwarzen Kalk: Ammonites Bucklandi, Corybeari, Brookii. Nautilus aratus,. Belemnites brevis. Terebratula vicinalis, triplicata. Spirifer Wal- cotti. Gryphaea arcuata. Duplicate Plagiostomen. Plagiostoma giganteum. Pecten textorius, glaber. Monotis inaequivalvis. Pinna Hartmanni. Trochus anglicus. In den sandigen Kalken oder Sandsteinen Ammonites angulatus, Plagiostoma giganteum. Thalassites concinna, Listeri, crassiuscula. Helicina polita. Austern. Ammonites psilenotus, Ostraea irregularis etc. bilden den Schluss unmittelbar über dem Bonebed mit vielen Coprolithen und Knochenbruchstücken. Keuper. e) Gelbe harte Sandsteine. Ohne Petrefakten und in mässige Platten gesondert: Modiola minuta, Avicula gracilis, Myaciten, Kohlenbrocken. Darunter liegen fruchtbare rothe Thone, 542 Geognostischer ‚Durchschnitt. er d) Weisser‘ Sandstein. _ Der mächtigste im Keuper, wechselt mit grellfarbigen, oft laven- delblauen TThonen. Vorzügliche Gagatkohle in die Sandsteine einge- sprengt. ‘Feuerstein und Achatstücke selten. Saurierknochen sparsam, Phytosaurus einzig. Kohlen. \ Unten Neigung der weissen Sandsteine zur Nagelfluhe, c) Bunischäckige Mergel. Nach oben scheidet sich darin aus der sogenannte Krystallisirte Sandstein mit Thierfährten und Wellenschlägen. Muscheln selten. In den Mergeln zahlreiche dolomitische Steinmergel mit Schwerspath. b) Grüner und rothschäckiger Sandstein. Kohlenreste. | fs Viele Pfianzen: Equisetum columnare. Calamites arenaceus. Pterophyllum Jae- geri (Cycadee). Täniopteris vittata. Pecopteris Stuttgartiensis. a) Gyps. Ist kein Gyps vorhanden, so walten Mergel vor. Ist Gyps vorhanden, so ist er in der Mitte am mächtigsten, und Unten wieder Mergel. In den harten Steinmergeln sparsam Muscheln, Saurierknochen, Ceratodus. » mm _ 0000 Geognostischer Durchschnitt. 543 Muschelkaälk. d) Lettenkohle. Flammendolomite, Kalksteinbänke mit Posidonia minuta, Lingula tenuissima. Trigonia Goldfussii. Gervillia socialis. Fischreste. Kohlen und Letten (Lettenkohle) mit Mastodonsaurus. Grauer Sandstein mit Equiseten. c) Hauptmuschelkalk. Behe-bed, das in den grauen Sandstein übergreift: Koprolithen. Gyrolepis tenuistriatus. Acrodus Gaillardoti. Psam- nodus, Hybodus plicatilis, Dracosaurus Bronni. Dolomite oder rauhe Kalke mit Pemphyx Sueurii. Fucus Hehlii. Thonige Kalkplatten besonders muschelreich: Saurier- und Fischreste. Ammonites nodosus, Nautilus bidor- satus. Rhyncolithes avirostris. Turritella scalata. Melania Schlot- heimii. Terebratula vulgaris. Spirifer fragilis. Plagiostoma striatum. Pecten laevigatus. Gervillia socialis. Trigonia vulgaris ete, Encri- nites liliiformis. Ophiura. Cidarites. Schaum- und Stylolithenkalke. Bänke mächtig, & nach unten - £ grau, rauh und kieselreich (Quarzkrystalle). — b) Salzgebirge. Ziellenkalke. Gyps (Anhydrit), Thon und Salz. dazwischen | Sparsame Kalkbänke. Muschelarmuth: 544 Geoenostischer Durchschnitt. a). Wellenkalk. Dünne wülstige Mergelkalkplatten, stellenweis leicht verwitternd. Dann fallen blaue Muschelkerne heraus von: Trigonia, vulgaris, Trigonia orbicularis, Mytilus costatus etc. Sie sind leicht zu verwechseln mit dem Wellendolomit, der oben thonig mit vielen braunen Muscheln: Ammonites Buchii, Nautilus bidorsatus. Melania Schlotheimii. Terebratula vulgaris. Plagiostoma lineatum, Gervillia socialis. Tri- gonia cardissoides. Myaciten. Ichthyosaurus. Harte Dolomitplatten machen den Schluss. Bunter Sandstein. b) Thonige. Sandsteine mit rothen Letten und vielen Schwerspathgängen. a) Kieselige Sandsteine, häufig getiegert. Darin einzelne Wallnussgrosse Geschiebe. Unten weiss und schwarz gefleckt. TG ÖEE Zechstein. (fehlt.) Kohlengebirge. “ Zuckerkörniger Dolomit von rothem Jaspis durchschwärmt. Geognostischer Durchschnitt. 249 Mächtige Lagen von Granit- und Porphyrgrus. (Arcose). Darin scheiden sich nach unten schwarze kohlige Thone, zum Theil wirkliche Kohle, umgeben von grauen Sandsteinen, aus. —<— Bergkalk. (fellt.) Vebergangsgebirge 3) Oberes (Devonisches) ; .2) Mittleres (Silurisches) ; fehlen. 1) Unteres (Cambrisches), Urgebirge im Schwarzwalde und Ries. Quenstedt, Flözgebirge. 35 2 Verzeichniss und Berichtigung der Zieten’schen Petrefakten. Ammonites: eoronatus 1. 1; Braun. Jura y und ö; pag. 326. dubius 1. 2; Braun. Jura e; pag. 365. anceps. anceps 1.3; Braun. Jura es; pag. 365. crenatus 1. 4; Schwarz. Jura y; pag. 178. pettos. inflatus 1. 5; Weiss. Jura y; pag. 441. biarmatus 1. 6; Braun, Jura [, pag. 384. catena. nodosus 2. 1; Hauptmuschelkalk; pag. 64. Bucklandi 2. ? bis 4; Schwarz. Jura a; pag. 131. colubratus 3. 1; Schwarz. Jura a@; pag. 133. angulatus. Kridion 3. %; Schwarz. Jura a; pag. 132. Bucklandi. bifurcatus 3. 3; Braun. Jura &; » pag. 362. Parkinsonii, trifurcatus 3. 4,5 Mittl. weiss. Jura; pag. 414. amaltheus 4. 1 und 2; Schwarz. Jura d; pag. 204. radians 4. 3; Schwarz. Jura Z; pag. 270. primordialis 4. 4; Rraun. Jura o; pag. 285. opalinus. natrix 4. 5; Schwarz. Jura 3 undy; pag. 167. Jason 4, 6; Braun. Jura e; pag. 379. costatus 4. 7; ‚Schwarz. Jura d; pag. 206. capricornus 4. 8; Schwarz. Jura ß; pag. 158. macrocephalus 5. 1, Braun. Jura e; pag. 363. ziphus 5. 2; Schwarz. Jura y; pag. 175. sulcatus 5. 3; Ob. braun. Jura; pag. 383. convolusus. macrocephalus 5. &, Braun. Jura es; pag. 363. depressus 5. 5; Schwarz. Jura £; pag. ?71. striatus 5. 65 Schwarz. Jura y; pag. 177. tumidus 5. 7; Braun. Jura e; pag. 363. macrocephalus. Murchisonae 6; Braun. Jura £, pag. 306. { a, WEN h AREA % er Ammonites : | y plicatilis 7.1; Weiss. Jura; “% communis 7. 2; Schwarz. Jura e; gracilis 7. 3; Weisser Jura y; falcifer 7. &; Schwarz. Jura L; planula 7. 5; ‚Weiss. Jura; subfurcatus 7. 6; Braun. Jura e; costulatus 7. 7; Schwarz. Jura L; plan. vulgaris 8. 1; Weiss. Jura; biplex 8. 2; Weiss. Jura; triplex 8. 3; Weiss, Jura; planul. nodosus $. 4; Weiss. Jura; p!an. comprimatus 8.5; Weiss, Jura; plan. anus 8. 7und8; Weiss. Jura; annul. vulgaris 9.1; Weiss, Jura; annul. anguinus 9. 2; Schwarz. Jura e; colubrinus major 9. 3; Weiss. Jura; annulatus 9. 45 Brauner Jura £; striolaris 9. 5; Weiss. Jura; Maeandrus 9. 65 Schwarz. Jura £; lineatus 9. 7; Schwarz. Jura L&; proboseideus 10. 1; Schwarz. Jura die abruptus 10. 2; Weiss, Jura; sublaevis 10, 3; Weiss, Jura y; punctatus 10. 4; Braun. Jura &; undulatus 10. 5; Schwarz. Jura £; complanatus 10. 6; Weiss. Jura «; Parkinsenii 10. ‘; Braun., Jura &; hecticus 10. 8; Braun. Jura e und £; refractus: 10. 9; Braun, Jura e; annularis 10. 10; Braun. Jura 7; lunula iO. ı1; Braun. Jura e; plan. ellipticus 11. 1; Weiss. Jura; flexuosus 11. 2; Mittl. weiss. Jura ; pollux 11.3; Braun. Jura £; castor 11. 4; Braun, Jura £; Turneri 11.5; Schwarz. Jura #; paradoxus 11. 6; Schwarz. Jura d; fimbriatus 12. 1; Schwarz. Jura e; faleifer i2. 2; Schwarz. Jura e; Bollensis 12, 3; Schwarz. Jura e; Planulat, Zieten’s Petrefaktenverzeichniss, 547 pag. 261. pag.399 u.439.alternans. pas. 20 Planulat, pas. pag. pas. pas. pas. pas. pae- pas. pas. . Pae. pas. pas. 362, ZUR. 444, 444, 444, 443, 444, 444, 444, 261, 444, 383, Planulat. } pag. 161. oxynotus. pag. 271. radians, pag. 176. Taylori. Planulat. pas- pag. 442, 385. radians. bifurcatus. radians,. polyplocus. polyplocus, polyplocus. polyplocus. polyplacus, bifurcatus. annulatus. polygyratus. annularis. pag. 270, radians. pag. 399. pas. pag. pag. pag. pag. 360. 386. 366. Pianulat. pas. pas. pas. pas. pas. page. pas. pas. 441. 378, 378. 157. 206. 257. 386. hecticus. ornatus. ornatus. amaltheus. depressus. 548 Ammonites: serpentinus 12. 4; aequistriatus 12. 55 gigas 13.4; dentatus 13. ?2, denticulatus 13. 3; raricostatus 13. 4; decoratus 13. 5; bipartitus 13. 6; calcar 13, 7; torulosus 14. 1; Davoei 14, 2; Herveyi 14. 3; Gulielmi 14. 4; varians 14, 5; striatulus 14. 6; solaris 14. 7; obliquecostatus 15. 1; insignis 15. 2; interruptus 15. 3; oblique interruptus 15. 4; rotula 15. 5: polygonius 15. 6; cordatus 15. 7; serrulatus 15. 8; bicarinatus 15. 9; discoides 16. 1; Leachi 16. 2; discus 16. 3; bispinosus 16. 4; elegans 16-5 und 6; Hamites spiniger 16.7; Scaphites bifurcatus 16. 8; Nautilus: giganteus 17.1; bidorsatus 18, 1; lineatus 18, 2; squamosus 18, 3, dubius 18. 4; Schwarz. Jura es; Schwarz. Jura e; Weiss. Jura 6; Weiss. Jura d; Braun. Jura /, Schwarz, Jura £; Braun. Jura {; Braun. Jura 5; Braun. Jura /; Braun. Jura o; Schwarz. Jura y; . Braun. Jura eg; Braun, Jura eg; Pag. Zieten’s Petrefaktenverzeichniss, pag. 259. Walcotiti. pag. 200. annulatus, pag. 441. inflatus, 387 und 440. pag. 387. pag. 159. pag. 378. pag. 380. pag. 387. pag. 287. pag. 171. pag. 363. macrocephalus:» pag. 379. Jason. ornatus. stammt aus ausländischer Kreideformation. Schwarz. Jura 5; Schwarz. Jura 6; Schwarz. Jura «; Schwarz. Jura Z; Braun. Jura:ö; Schwarz. Jura &; Braun. Jura 5; Braun. Jura 6; Weiss. Jura e; Mittl. weiss. Jura; Schwarz. Jura £; Schwarz. Jura Z; Braun. Jura {; Braun. Jura £; Weiss. Jura y bis Z; Schwarz. Jura e; Schwarz. Jura y; Schwarz. Jura e; Schwarz. Jura e; Hauptmuschelkalk ; Schwarz. Jura £; Schwarz. Jura y; Schwarz. Jura y; 271, radians,. 271. radians. 132. Conybeari. Ba % 382. convolutus. pa>. Pas. pas. pas. pas 273. hircinus, 382. convolutus. pag. pag. pag. 381. pag. 399, alternans, pag. 442. i pag. 272. pag. 271. pag. 385. Lamberti. pag. 307, pag. 441. pag. 257 u.271.depressus. pag.170.Amm,Jariesoni. pag. 261. A. communis pag. 135. aratus, pag. 65. pag. 274. pag. 181. aratus. pag. 181, aratus. Zieten’s Petrefaktenverzeichniss. 349 Belemnites: | Aalensis 195 _ Braun. Jura y und ö; pag. 329. giganteus. grandis 20. 1; Braun, Jura y und d; pag. 329, giganteus. compressus 20, 2; Braun. Jura y und 5; pag. 330. giganteus, quinquesulcatus 20, 3; Braun. Jura y und d; pag. 330, giganteus, tumidus 20. 4; Mittl. Lias?; pag. 210. paxillosus ? acuminatus 20. 5; Braun. Jura y und d;, pag. 330. giganteus. acutus 21. 1; . Braun. Jura e und ö; pag. 368. canaliculatus. subhastatus 21. 2; Rraun. Jura & und {; pag. 388, semihastatus. canaliculatus 21. 3; Braun. Jura = und Z; . pag. 368. subaduncatus 21. 4; Schwarz. Jura 6; pag. 210. paxillosus var, oxyconus 21.5; Schwarz, Jura L; pag. 276. tripartitus. carinatus 21.6; ° Schwarz. Jura 6; pag. 210. paxillosus var. breviformis 21. 7; Schwarz. Jura d; pag. 211. teres 21. 8; Schwarz. Jura {; pag. 276. digitalis var, pygmeus 21. 9; Schwarz. Jura &; pag. 262. acuarius. longissimus 21. i0u. 115 Schwarz. Jura e; pag. 261. acuarius. laevigatus 21. 12; Schwarz, Jura Ö; pag. 210. paxillosus, crassus 22, 1; Schwarz. Jura 6; 'pag. 211. paxillosus. gracilis 22. 2; Schwarz. Jura £; pag. 261. acuarius var. turgidus 22. 3; Schwarz. Jura Ö; pag. 211. paxillosus. semihastatus 22. 4; Braun. Jura e; pag. 388. subelavatus 22. 5; Mittl, Lias; pag. 182. clavatus. elongatus 22. 6; Braun. Jura £$; pag. 309. incurvatus 22. 7 u. 8; Schwarz. Jura e: pag. 263. paxillosus. pyramidatus 22. 9; Schwarz. Jura Ö; paxillosus, paxillosus 23. 135 Schwarz. Jura d; pag. 209. .mucronatus 23. 2; ausländischer Kreideformation. granulatus 23, 3; mucronatus? ausländischer Kreideformation ? apicicurvatus 23. 4; Schwarz. Jura d; pag. 211. paxillosus. rostratus 23. 5; Schwarz. Jura 6; pag. 211, verstümmelt. irregularis 23. 6; Schwarz. Jura £; pag. 275. digitalis. papillatus 23. 7; Schwarz. Jura d; pag. 211. breviformis. . subpapillatus 23. 8; Schwarz. Jura 6; pag. 211. breviformis, digitalis 23, 9. Schwarz, Jura £; pag. 275. unisulcatus 24. 1; Schwarz. Jura ; pag. 276. tripartitus. bisulcatus 24. 2; Schwarz. Jura [; pag. 210. paxillosus. trisulcatus 24. 3; Schwarz. Jura Z; pag. 276. tripartitus. quadrisulcatus 24. 4; Schwarz. Jura d; pag. 211, paxillosus var, pyramidalis 24. 5u.6; Braun, Jura y und d; pag. 330. giganteus. bipartitus 24. 7; Braun, Jura y und d; pag. 330, giganteus. 550 Zieten’s Petrefaktenverzeichniss, Belemnites: unicanaliculatus 24. 8; Weiss. Jura y bis e; pag. 446. hastatus. bicanaliculatus 24. 9; Braun. Jura y und ö; pag. 330. giganteus. tricanaliculatus 24.10; Schwarz. Jura £&; 'pag. 275. acuarius var. quadricanaliculatus | 24. 11; Schwarz. Jura L; pag. 275. acuarius var. quinquecanaliculatus 24. 12; Braun. Jura y und d; pag. 330. giganteus. lagenaeformis 35. 1; Schwarz. Jura L; verkrüppelt. subungulatus 25. ?: Schwarz. Jura y; clavatus. Actinocamax laceolatus 25. 3; verkrüppelte clavati aus dem mittlern Lias. Loligo: Aalensis 25. 4; Schwarz. Jura s; pag. 252. Bollensis, Bollensis 25. 5 bis 7; Schwarz. Jura e; pag. 252. Ammonites: rotiformis 26. 1; Schwarz. Jura o; pag. 132. Conybeari. Conybeari 26. 2; Schwarz. Jura o; pag. 132, | multicosta 26. 3; Schwarz. Jura «; pag. 132. Bucklandi. Bucklandi 27. 1; Schwarz. Jura e; pag. 131. Brookii 27. 2; Schwarz. Jura e; pag. 132, lataecosta 27. 3; Schwarz. Jura y; pag. 169. Lamberti 28. 1; Braun. Jura &; pag. 384. globosus 28. 2; Schwarz. Jura y; pag. 180. Aalensis 28. 3; Schwarz. Jura L; pag. 271. radians. Bechei 28, 4; Schwarz, Jura y; pag. 177. striatus. sublaevis 28. 5; Braun, Jura e; pag. 366. canaliculatus 28. 6; Mittl. weiss. Jura; flexuosus 28. 7; Mittl. weiss. Jura; pag. 441. Helix insignis und sylvestrina; Süsswasserlager; Steinheim. Helix globula; Steinkern des Süsswasserkalks. Turbo heliciformis29.4; Schwarz. Jura y u. d; pag. 199. Helix rugulosa; Süsswasserkalk; mit Schale. Helix depressa; Tuff; ganz jung. Pupa antiqua; Süsswasserlager; Steinheim. Planorbis pseudoammonius, imbricatus und hemistoma; daher. Lymnaea pyramidalis ; Kalktuff. Lymnaea subovata; Süsswasserkalk. Lymnaea gracilis; Steinkern des Süsswasserkalks. Lymnaea socialis und striata; Süsswasserlager ; Steinheim. Cyclostoma bisulcatum ; Süsswasserkalk. Zieten’s Petrefaktenverzeichniss, 551 Paludina multiformis (Valvata); Süsswasserlager; Steinheim. Paludina globulus ; daher. Phasianella ; paludinaeformis 30. 12 und 13; Mittl. schwarz. Jura; pag. 199. Turbo cyclostoma. Helix inflexa und subangulosa ; Steinkern des Süsswasserkalks. Clausilia antiqua; Süsswasserkalk. Planorbis contortus (Helix); Steinkern des Süsswasserkalks, Lymnaea peregsra, ventricosa und vulgaris; Süsswasserkalk. Cyclostoma glabrum; Steinkern der bisulcatum. Valvata piscinalis; Steinkern. Paludina thermalis; Süsswasserkalk. Turritella: incisa 32, 15 mir unbekannt; ob T. terebra der Molasse ? undulata 832. 25 mir unbekannt. costata 32; 3; eine Melania des Süsswasserkalks. tristriata 32. 45 elongata 32. 535 Zieteni 32. 6; Schwarz. Jura y; pag. 199. Natica Gaillardoti 32,7; Muschelkalk. Natica pulla 32, 85 - Wellendolomit. Nerita cancellata 32.9; Weiss. Jura e; pag. 489. Nerita sulcosa 32. 10; Weiss. Jura e; pag. 489. Turbo: quadricinctus 33. 1;5 Mittl. braun. Jura; pag. 333. monilitectus. marginatus 33, 2; heliciformis 33. 3. Schwarz. Jura y u. d; pag. 199. cyclostoma 33. 4; Mittl. schwarz. Jura; pag. 198. Helicinaexpansa 33.5; Mittl. schwarz. Jura; pag. 213, Euomphalus minutus 33. 6; unbestimmbare Muschelbrut des mittl. Lias. Cirrus depressus 33. 7; undeutlich. Trochus; multicinctus 34; 1; jurensis 34. 2; Mittl. weiss. Jura; . pag. 439. undosus 34, 3; Braun. Jura y; pag. 149. 332. monilifer 34. 4; Weiss, Jura e; pag. 332. 459. Schübleri 34. 5; Mittl. schwarz. Jura; pag. 198. decoratus 35. 1; Braun. Jura e; pag. 331. Pleurotomaria. quinquecinctus 35. 2; Weiss. Jura e. 552 Pleurotomaria: tuberculosa 35. 3; Amaltheenthon; Zieten’s Petrefaktenverzeichniss. pag. 149. . inFranken u. Schwaben. Braun. Jura ö; Braun. Jura 6; granulata 35. 4; ornata 55. 5; Turritella obsoleta 36. 1; Wellendolomit; Fusus Hehlii 36. 25 Muschelkalk; Nerinea terebra 36. 3; Weiss. Jura g; Nerinea sulcata 36. 4; \Veiss. Jura e; Nerineenspindel 36. 5, Weiss. Jura e; Turritella: muricata 36. 6; spec. ind. 36. 7; Cyclostoma u. Turritella 36. 8u.95 aus Keupermergel, Loligo Bollensis 37. 15 Schwarz. Jura e; Rhyncolites: Gaillardofi 37. 2; Muschelkalk; hirundo 37. 3; Muschelkalk; Ancylus deperditus 37.4u.5; noch lebend. Aptychus laevis latus 37.6 u. 7, Weiss. Jura; Balanus stellaris 37.8; Molassesandstein. Delthyris Hartmanni 38. 1; verrucosa 38. 2; rostrata 38. 3; vustiolata 38. &; pinguis 38. 5; octoplicatus 38. 6; Terebratula; communis 39, 1; Muschelkalk; ornithocephala 39. 2; Brauner Jura d u.:; intermedia 39. 3; Brauner Jura ö; orbicularis 39. 4; Schwarz. Jura y; numismalis 39. 5; Schwarz. Jura y; bucculenta 39, #6; Weiss. Jura e u. 6, longa 39. 7; Weiss. Jura. Braun. Jura; Scwarz. Jura o; Schwarz. Jura y; Schwarz. Jura %; Schwarz. Jura 7; Schwarz. Jura e; Schwarz. Jura y; pag. 332. ornata. pag. 331. pag. 31. Melania Schlotheimii, pag. 66. pag. 486. pag.486. Melanıa lineata, pag. 487. pag. 333. pag. 150. - pag. 150. pag. 254. Schübleri. pag. 65. avirostris. pag. 65. pag. 445. problematicus. pag. 186. verrucosus. pag. 185, pag. 186. verrucosus. ausländische Uebergangskalke. pag. 337. Walcotti. 0 VE 3 . 66. vulgaris. . 350. perovalis. pag. 350. lata. ‚ 184, numismalis. . 183. pag, 352. Zieten’s Petrefaktenverzeichniss, 553 Terehratula; digona 39. 8; marsupialis 39. 9; Weiss. Jara e u. £;5 pag. 483. indentata. Schwarz. Jura «© u, #; pag. 136. lagenalis. nucleata 39. 10; Weiss. Jura y; pag. 432. Terebratula: impressa 39. 11; Weiss. Jura e; pag. 398. insignis 40. 1; Weiss. Jura e; pag. 484. ventricosa 40. 2; soll aus braunem Jura stammen; erinnert an bissuffareinata 40.3; Weiss. Jura r; pag. 432, biplicata. omalogastyr 40. 4; Braun. Jura 6; pag. 350, bicanaliculata 40, 5; Weiss. Jura y; pag. 432. biplicata. bullata 40, 6; Braun. Jura 6; pag. 351. media 41. 1; Weiss Jura y; pag. 431. lacunosa, quinqueplicata 41. 2; Schwarz. Jura d;- pag. 212. tetraedra. quadriplicata 41. 3; Braun. Jura 6; pag. 354. triplicata 41. 4; Schwarz. Jura ö; pag. 212. tetraeda. multiplicata 41. 5; Weiss. Jura y; pag. 431. lacunosa. rostrata 41.6; Weiss. Jura y; pag. 431. lacunosa, helveiica 42. 1; Weiss. Jura y; pag. 431. lacunosa. difformis 42. 2; Weiss. Jura e u.6; pag. 482, inconstans, trilobata 42. 3; Weiss. Jura eg; pag. 482. inaequilatera 42, 4; Weiss. Jura eg; pag. 482. trilobata. rimosa 42, 5; Schwarz. Jura g; pag. 184. variabilis 42. 6; Schwarz. Jura 7; pag. 137. 184. varians 42. 7; Braun. Jura eg; pag. 368. Delthyris microptera 43, 1; stammt aus ausländischem Uebergangskalk. Terebratula; acuticosta 43. 2; . aculeata 43. 3; tegulata 43. 4; depressa 43. 5; insignis. € Braun. Jura Ö; Weiss, Jura e; Weiss. Jura e; Weiss. Jura e; pag. 352. Theodori. pag. 483. trigonella. pag.483; pectunculvides, pas. truncata 43. 6; Weiss. Jura 6; 433. loricata. spinosa 44. 4; Braun. Jura 6; pag. 353, striatula 44, 2; Weiss, Jura d u. e; pag. 433, substriata, bidentata 44, 3; Lias? pag. 136. | lunaris 44, 4; Lias? Placuna nodulosa 44. 5; Mittl. Lias; pag. 190. Plicatula spinosa, 5 ; Ostraea: eduliformis 45, 1; Knorri 45. 2; fiabelloides 46. 1; carrinata 46. 2; pe:ctiniformis 47. 1; cal.ceola 47. 2; D.abelloides 47. 3; Kunkeli 48, 1; gryphoides 48, 2; Gryphaea; incurva 49.1; incurva var. lata 49,5; Schwarz. Macecullochii 49. 3; laeviuscula 49. 4; Plagiostoma: striatum 50. 1; lineatum 50. 2; ventricosum 50. 3; semilunare 50, 4; giganteum 51. 1; Hermanni 51. 2; punctatum 51.3; Pecten: tumidus 52. 1; personatus 52, 2; costatulus 52. 3; aequivalvis 52. 4; discites 52. 5; lens 52. 6. glaber 53.1; disciformis 53. 2; inaequistriatus 53. sp, ind. 53. 4. papyraceus 53. 5; acuticostatus 53. 6; aequistriatus 53. 7; Lima: nodosa 53. 8; Braun. Jura dj; Braun. Jura e; Braun. Jura Ö, Weiss. Jura e; Braun. Jura 6; Braun. Jura #5 Braun. Jura d; Brauner Jura Ö; Molasse. Schwarz. Jura «; Schwarz. Schwarz. Jura «; Muschelkalk; Wellenkalk; Wellenkalk ; Schwarz. Jura «; Schwarz. Jura «a; Schwarz. Jura d; Schwarz. Jura «a, Schwarz. Jura y; Braun, Jura £; Schwarz. Jura y; Schwarz. Jura y; Muschelkalk, Braun. Jura Ö; Schwarz. Jura a; Brauner Jura £; Muschelkalk. Molasse. Mittler Lias y, Mittler Lias y; _ Weiss. Jura Ö; Braun. Jura Ö,; Jura fu.g; Jura £u.g5 pas. pas. pag. pag. pag. pas. pas. pas. pas. pas. Pas. pas Pas: page. var. pas. page. pas. pas. pas» Pas. pas. pas. pas. pas. pas: pag- pas: Pa5: pas. Zieten’s Petrefaktenverzeichniss. 369, costata. 334. eristagalli. 473. hastellata. 334. cristagalli. 336. eduliformis. 138. arcuata. 187. cymbium. 187. cymbium., 158, arcuata, 32? u. 47. lineatum. 139. giganteum, 139, 211. 139, giganteum. 189. 277. 309, 188. priscus, 187. 67. 33%. 14R. 310. demissus. 190. RT 188. priscus. Pecten 337, textorius var, - Zieten’s Petrefaktenverzeichniss, acuticostata 53. 9; Perna: quadrata 54. i; mytiloides 54.2 u. 3; Posidonia: Bromnii 54. 4; minuta 54.5; Gervillia; aviculoides 54 6; modiolaris 55. 1; Avicula: inaequivalvis 55. 2; Bronni 55. 3; Pinna: mitis 55.4; Hartmanni 55. 5; diluviana 55. 6u.7; Cucullaea auriculifera 56. i, Arca scapha 56. 2; Cucullaea; sublaevigata 56. 3; parvula 56. 4; oblonga 56. 5; Arca aemula 56. 6; Cuc. Münsteri 56. 7; Arca Schübleri 56. 8; Nucula; % margaritacea 57. 1; ovalis 5%. 2; complanata 57. 3; inflata 57. 4; spec. ind. 57. 5; acuminata 57. 6; amygdaloides 57. 7; pectinata 57. 8; variabilis 87. 9; Trigonia ! “navis 58, 1; vulgaris 58. 2; Braun. Jura; Braun, Jura Ö,; Braun. Jura ö; Schwarz. Jura e; Lettenkohle; Braun. Jura e,; Teufelsloch ; Schwarz. Jura «; Wellenkalk; Unter weiss. Jura; Schwarz. Jura «; Schwarz. Jura e; lebend. lebend. 995 Pecten subspinosus, pag. 338. mytiloides. pag. 338. pag. 264. pag. 72. pag. 290. pernoides, pag. 292. pag. 142. Monotis. pag. 48. Gervill. costata, pag. 401. pag. 143, pag. 145. Hartmanni. Ob.Lias od.braun. Jur.? pag. 193. 371. Ob.Lias od. braun. Jur.? pag. 193. 371. Braun. Jura ö; Weiss. Jura e; Schwarz. Jura Ö; Molasse. | lebend. Brauner Jura o; Schwarz. Jura £u.0; ob N. lacryma ? Schwarz. Jura a; undeutlich; undeutlich, Braun. Jura e; undeutlich. Braun. Jura o, Muschelkalk ; pag. 242. pag. 479. trisulcata. pag. 192. pag. 292. Hammeri. pag. 193. 293. pag, 371. ' pag. 146. Thal. Listeri. pag. 314. pag, 37f, ovalis. pag. 283. pag. 48, 556 Zieten’s Petrefaktenverzeichniss. Nueula: clawellata 58. 3; cardissoides 58. 4; costata 58.5; Mytilus Brardii 59.4; M. wetustus 59. 2; _M. minutus 59. 3; Mod, cuneata 59. 5 Mod. laevis 59. 6; Braun. Jura d; pag. 340. Wellendolomit; pag. 33. Braun. Jura d; pag. 351. Molasse. Muschelkalk; M. eduli formis Schl. undeutlich. Modiola plicata 59. 7; Brauner Jura. Mod, gregaria 59. 8; Unio: crassiusculus 60. 8; concinnus 60, ibis5; % grandis 60. 6; Modiolahillana 59.4; Braun. Jura y; pag. 312. gibbosa. . Braun. Jura y: pag. 312. Liaskalk ? Braun. Jura £; pag. 313. Schwarz. Jura @; pag. 145, Thalassites. ” Schwarz. Jura a; pag. 145. Thalassites. Süsswasserkalk, Schwarz. Jura «; pag. 146. Thal. Listeri. depressus 61. 1; liasianus 61. 2; Unio abductus 61. 3; Astarte: elegans 61.£; elegans major 62. 1; Crassina miniina 62.2; Isocardia: cordiformis 62. 3; minima 62, £; leporina 62. 5; elongata 62, 6. angulata 62. 7; Cardium aculeiferum 62. 8; Lucina lirata 63, 1; Amphidesma; securvum6 3. 2%; donaciforme 63. 3; Cytherea trigonellaris 63. 4; Schwarz. Jura eu.#; pag. 146, 147. Pholado- mya ambigua. Braun. Jura e; pag. 146. Myacites Ald. Coralrag v. Nattheim ; pag. 480, Brauner Jura. undeutlich, ob Astarte pumila? pag, 372. Weiss. Jura s; pag. 479. Nucula. Mittl. brauner Jura. Mittl. brauner Jura. Astarte? Weiss, Jura e; pag. 477. Spondylus. wahrscheinlich Mya depressa pag. 347, Braun. Jura e; pag. 345. Myacit. Braun. Jura; pag. 345. Myacit. Braun, Jura o; pag. 294. 4 Corbula cardioides 63. 5; Zieten’s Petrefaktenverzeichniss. - Schwarz. Jura «; Lutraria gregaria 64.1; Braun. Jura ö; Mya depressa 64. 2; Mya ventricosa 64.3; Mya angulifera 64.4; Mya litterata 64. 5; Pholadomya: ambigua 65. 1; fidicula 65. 2; ovalis 65. 3; Murchisoni 695. 4; acuminata 66. 1; decorata 66. 2u.3; clathrata 66. 4.u.5; Ammonites : Humphresianus 67.2; Jurensis 68. 1; Turritella terebra 68. 4. Trochus Albertinus 68. 5; Gryphaea ovalis 69.1; Plagiostoma; pectinoides 69. 2; regulare 69. 3; P. discites 69. 5; Avicula; subcostata 69. 6; socialis 69. 7.u. 8; substriata 69. 3; Arca gigantea 70. 4; Arc. obiiquata 70, 2; Braun. Jura 6; Wellendolomit; Braun. Jura d; Braun. Jura «; Schwarz, Jura eo; Braun. Jura 6; Braun. Jura öu.s; Braun. Jura öu.s; Weiss. Jura @u.ß; Schwarz. Jura y; Weiss. Jura @u.f; Brauner Jura ö; Schwarz. Jura &; Molasse. Muschelkalk; Brut von arcuata. Schwarz. Jura «@; 57 pag. 147, pag. 344. Myac. Aldnini. pag. 347. pag. 34. pag. Pag. pag. pas. pag. pa3. pas. pas. Pag. 4196. 401, acuminata. 327. 269, pag. page. pag. 3i. pag. 141. duplicatum. Muschelkalk; Varietät von cineatum. Pecten laevigatus 69. 4; Muschelkalk ; Muschelkalk; Muschelkalk; Muschelkalk; unbekannt, Molasse. Weiss, Jura e; Arc. inaequivalvis70.3; Wellendolomit; Trigonia; Goldfussi 71, 1; laevigata 11. 2; Venus nuda 71. 3; Lettenkohle ; Muschelkalk; Muschelkalk; Mactra trigona 71. 4; Muschelkalk; Mya musculoides71. 5; Muschelkalk ; Quenstedt, Klötzgebirge. pag. 67, pag. 67. Gervillia socialis. pag. 68. pag. 479, Nucula cordif. pag. 34. pag. 74. pag. 68. "pag. 68. Pag. 68. 2 pag. 7A. F\| 358 Zieten’s Petrefaktenverzeichniss. Myophoria 71. 6; Myophoria 72.1; Amphidesma rotundatum 72. 2; Astarte excavata 72. 3; Mittl. braun. Jura; Lucina plana 72. 4; Inoceramus 72. 5; I. dubius 72. 6; I. undulatus 72, 7; Muschelkalk; Weiss. Jura L; Braun. Jura ae; Braun. Jura e, Braun. Jura ß; Schwarz. Jura e; Schw. Jura e; Pag. pas. pas. pas. pas. pas. Er 479, Steinkerne. Myacit. 343. 294, vEr ‚312. De! 264. gryphoides. 264. gryphoides. 35 Seite h yi # En"! 1 Zeile 13: 11 — 20: 16 — 11: 23 — 6: 29 ge 30 — ' 87: 35 — 19; 50 — 26: 67 — 22: so — 5: 118 lass 122 — 20: 126 — 11: 175 — 82: 184 — 30: 189 — 19: 206 — 20: 221 —_ 4: 237 — 13: 247 — 30; 267 — 21: 236 — 235: 283 — 4: 311 — 3u.6: 319 — 5: Entstellende Druckfehler. heraufgetrieben Ornney’s ablagernd iniprägnirt Feldspath nun grandaevis Glaubersalz Pectenculus sich Liene Es stahliger RBückelobus sefaltet völlig cosatus Spiralforts untere demnach Arancarien der zweiten subpunctata acunimata Marchiconae statt hinaufgetrieben. Orkney’s. ablagert. inprägnirt. Schwerspath. nur, grandaevus. Steinsalz. Pectunculus. noch. Leine. Er. strahliger. Seitenlobus. gespaltet. wellig. costatus. Spinalforts. unteren. dennoch. Araucarien. dem zweiten. subpunctatus. acuminasta. Murchisonae, Seite 327 337 — 336 — 337 — 354 — 8368 — 415 426 461 469 500 508 : breit eine spitzige complanata gelebtne Schöppenstadt hastatus Gerippter stellaten Korallenstücken comatala Pterocen einige statt breite. — einspitzige. explanata, gelebten. - Schöppenstedt. semihastatus, Gerippte. stellatum. Korallenstöcken. Comatula. Pteroceren. eine. PETE, RR TE h ! En tb. * R- * “ a ie” %s k wi dig i = ae re Pe nn: F