Google

This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project to make the world’s books discoverable online.

It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover.

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the publisher to a library and finally to you.

Usage guidelines

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.

‘We also ask that you:

+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for personal, non-commercial purposes.

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the use of public domain materials for these purposes and may be able to help.

+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.

About Google Book Search

Google’s mission is to organize the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web alkttp: /7books. google. com/]

Google

Über dieses Buch

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei eine Erin- nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.

Nutzungsrichtlinien

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen unter Umständen helfen.

+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.

Über Google Buchsuche

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|'http: //books .google.comldurchsuchen.

| 7

Das

Konigreidh Böhmen,

° ie

Ein hiftorifch - tatiftifch topographifches SS anundbu cd,

bearbeitet

von

J. V. Zhichel,

k. k. Gubernialbeamten.

Erſter Band.

Neue Ausgabe.

Mit Karten, Plänen und Kupfern.

Bei Gottlieb Haaſe Söhne.

1840.

ueberblick der Geſchichte Böhmens.

Di. Urbemwohner dieſes Landes waren, nad der Bes bauptung der vorzüglichften Gefchichtfchreiber, die B os jer, ein Geltifhes Voll, das aus Gallien dem heu⸗ tigen Frankreich durch den großen Wald Herzinien 309, und fih in den, von hohen Gebirgen eingefchloffes nen fruchtbaren Ebenen, in dem heutigen Böhmen nies derließ, und dem Lande feinen Namen Bojoheim (die Heimath der Bojer) gab, das fpäter in die Be⸗ nennung Böheim aud Böhmen Überging.

Schon 100 Jahre vor unferer Zeitrechnung follen diefelben die Angriffe der Cimbern zurüdgefchlagen haben, ſpäter aber den Anfälen der Markomannen, unter ber Anführung des berühmten Könige Mars bod unterlegen feyn.

Nahdem aud diefe in ber Folge von den Lon⸗ gobarden überwunden, und aus Böhmen mit fort: zuziehen gendthiget wurden, nahmen die Thürin⸗ ger, ein ſächſiſches Wolf, auf kurze Zeit von Böhmen Befis, indem die Franken diefelben vertrichen, und das entvoͤlkerte Land Koloniſten, gegen einen jährlichen Tribut , überliegen.

Unter die Koloniften zählt die Geſchichte bie flavifhen Böller au Polen und Pannonien, die fih: unter dem Namen Czechen niederliehen. Dieſe nahmen in der Zolge an Bevoöͤlkerung und Mat

32 |

133. Das öſterreichiſche Kaiferthum.

zu, und waren in dem Eande die einzig herrſchende und einigermaßen unabhängige Nation,

Im Yahre 596 wurden zwar die SIaven- in Kärnten, Krain und Steyermark von den damals mädtigen Avaren, einem wilden aflatifchen Wolke, befiegt,, und denfelben zinsbar gemacht.

Aber im Jahre 623 unter der Anführung des tapfern Samo, gleihfald ein Slave, madten fie fh mit Gewalt der Waffen fo8, worauf fie Samo . aus Dankbarkeit zu ihrem Könige ernannten.

Er regierte daſelbſt bis zum Jahre 658.

Ob aber, wie unfer Pelzel dafür halt, fid feine Herrſchaft Über Böhmen erftredt habe, bleibt noch immer zweifelhaft.

Das erſte Oberhaupt der Böhmen nennt bie Sa: ge Krok, einen Mann mit Kenntnifien, Weisheit und Gerechtigkeit.

Unter ihm traten bie Böhmen auf die erfte ©tufe der Eultur. Er flarb gu Anfang des achten Jahrhunderts und binterließ drei Toͤchter, Kaffe, Tetka und Eibuffe.

Letztere ward ihres Verſtandes wegen, ob fie gleich die jängfle war, einflimmig als Schietörichterin in Mreitigen Angelegenbeiten erwählt. Ihr wird auch die Erbauung Prags zugefchrieben.

Sie heirathete Diemyfl, einen Bann, wie die Gage angibt, vom Pfluge aus dem Dorfe Stabis an der Bila, den man zum Herzog erhob.

Beide beförderten die Gultur der Böhmen durch weife Anordnungen und Gefege.

Sie Karb wahrfcheinlid um das Jahr 736.

Nah ihr ſetzte Piemiftl die Megierung als Herzog fort, und war Stammvater einer lange dere Khenden Dinaſtie.

Dad Königreih Böhmen. - ‚4182

Unter ihm fol der berihmte Weiberkrieg entſtan⸗ ben fe.

Als Nachfolger Piemyfis nennt Coſsmas bie Namen: Nezamyſl, Mnata, Wogen, Kkeſo⸗ myſl, Neklan und Hoſtiwit, und beſchreibt den Krieg unter Neklan mit Blaflidlam, dem Saazer Herzoge.

Hier tritt bie Geſchichte Bohmens aus ihrer frü⸗ hern Dunkelheit.

Die erſte Erwähnung geſchieht in deu fränkiſchen Jahrbüchern beim Zahr 805, in welhem Kari, Karls des Großen Senn, einen Feldzug gegen fie unternahm, weil fie durch ihre Einfälle die Aparen in Deflers re ich, tie unter dem Schupe des Kaiſers Hunden, bes unrubigten.

Der böhmifche Heerführer, der in einer Schlacht dieſes Feldzuges fiel, bie Bech (ſonſt ech).

Im Jahre 845 ließ Ludwig, König der Deut⸗ (hen, vierzehn böhmifche Fürften mit ihren Leuten auf ihr Verlangen zu Regensburg kaufen; von biefer Zeit am gehörte Böhmen bis zur Gtiftung bes Prager Bisthums unter den Regensburger Sprengel.

Um dad Jahr 880 wurde Borjiwog, ber erfie chriſtliche Herzog, getauft, und vermählte fich mit Eud« milla, Zochter des Grafen Slawibor von bem Schloße Bow, dem heutigen Melnik.

Um feinen Thron zu befefligen,, fchloß er ein Bündnig mit Gwatophtuk, König in Mähren.

Sein Eifer für die chriſtliche Religion , und fein Beſtreben, den chriſtlichen Glauben im Laube. einzu führen, wird in den alten Legenden fehr gerühnt.

Er erbaute in feiner Burg Hradet (an ber Moldau) eine Kirche zu Ehren des heiligen Gie- wen®.

133: Dos öſterreichiſche Kaiferthum,

Borziwog flarb um das Jahr 899, Sein Sohn Spitignem erbaute bie Kirche vor dem Thein, dann die Kirche in Budetſch.

Ihm folgte (921) fein Bruder Wratislam, Stifter der Kirche St. Georg auf dem Prager Schloſſe, der ſich mit der heidnifchen Prinzeflin Dras bomira, einer Tochter ded Fürſten der Stobdos raner, vermählte, und mit ihr zwei Söhne Wenzel und Boleslam zeugte.

Nah deſſen Rode verwaltete fie während ber Minderjäprigkeit ihrer Söhne die Regierung , befledte aber den herzoglichen Thron durch die graufame That, daß fie aus Religionshaß ihre Schwiegermutter Lud⸗ milla auf dem Schloffe Tetin erdroffeln ließ.

Diele That ſowohl, ald die Mißhandlung der deutihhen Gefandten, beflimmte den Kaifer Heinrich zu einem Zuge (928) nah Böhmen. Er Fam bis vor Drag, wo fi) der junge Wenzel eryab.

Diefer fromme Herzog, den die Böhmen als Heiligen verehren , erbaute ‚die Kirche bei St, Weit.

Den jüngern Bruder Wenzels, Boleslam, dem der Beſitz des Theild über der Elbe zugewiefen

‘war, und ber zu Bunzlau vefldirte, verleitete feine Herrſchſucht zu dem Brudermord, den er (936) bei Gelegenheit der Zaufe feines Sohnes, wozu Wens sel geladen ward, vollführte.

Bolestlam beflieg nun den herzoglichen Thron, und ſuchte fih die Gunft der Boͤhmen dadurch zu ers - werben, daß er ben jährlichen Tribut, den fein Bru- der Wenzel zu leiften ſich verbunden hatte, dem Kaifer verweigerte ; aber biefe Verweigerung zog ihn in einen langwierigen Krieg, in welchem er wirklich Talente eines großen Feldherrn geigte, und manchen

Das Königreich MWöhnıen. : 134

Gieg davon trug, aber doch zulegt (950) ber ulber⸗ macht des Kaiſers unterlag.

Er erlangte von dem Kaiſer den Frieden burh die Erneuerung ber Verbindlichkeit des jährlich zu zahlenden Zributs, dann durch die Theilnahme an ber. Schlaht (955) am Lech, bei welcher Gelegenheit er” den ungarifchen Feldherrn Bel gefangen nahm. |

In vorgerüdten Jahren, wo das Alter die Lei⸗ denfhaften der Jugend dämpft, traf Boleslam. Anordnungen , die feinen frühern Handlungen das Siegel der Reue aufbrüdten. Er wurde jeht ein Bes förderer der chriftlihen Religion, baute Kirchen , ließ den Leichnam feines- Bruders von Bunzlau in bie Kirche zu St. Weit begraben, ließ feinen Sohn Strachkwas zu Regensburg im Benediktiner⸗ Kofler erziehen, der nachher ale Benediktiner unter dem Ramen Chriftian bekannt wurbe.

Er beftrebte fi) weiters dad Wohl feines Bandes herbeizuführen, indem er die Graͤnzen feines Herzogthums erweiterte, große Streden im Bande urbar machte, und den Bergbau zu betreiben anfing, welcher an Silber damals fehr ergiebig war.

Die Prägung ber Münzen nahm unter ihm den Anfang.

Er ſtarb nach einer 30jaͤhrigen Regierung, ben Ä dauert von feinen Böhmen als ein guter Regent.

Sein Sohn beftieg nun ald Boleslam II. den berzoglihen Thron, von feinen beiden Zöchtern D os brawka und Miada heirathete erſtere Mesko, Herzog in Polen, Miada ſtiftete das Nonnenklofter bei St. Georg auf dem Schloffe, und ward befien erſte Aebtiſſin.

Bald nach dem Antritt ſeiner Regierung ſtiftete Bsleslam (972) das Bisthum: in Prag, und beſetzte

155 Dos Sffterreichiſche Kaifesthum,

es mit Dietbmar, einem Sachen, dem bald ein —2* mit dem Namen Wogtẽech, oder Abalbert, (nachher der Heilige) folgte.

Die Kriege mit Ungarn und fpäter mit Kaifer Dtto II. verheerten Böhmen auf eine Zeit; aber er ging ald Sieger aus denſelben hervor, und verfchaffte dem Lande eine lange Ruhe, auch brachte er zu Boͤh⸗ men die Stadt Krakau mit ihrem Gebiete und das Ländchen Meiffen. _

Er ſtarb im 31. Jahr feiner Regierung (999), md erhielt den Namen bed Frommen. Gr erbaute 20 Rirhen, und fliftete die erſten Klöſter Benediktiner- Ordens in Böhmen, von denen eind zu Brje;- now ober St. Margareth nähft Prag if, und das zweite auf der Infel des Moldau (CD firow) oberhalh Prag. Ä

Boleslam hinterließ drei SShne, Boles⸗ law, Jaromir und Udalrich, alle drei beftiegen abwechſelnd den herzoglichen Thron ; doch ber Zwiſt, der unter ihnen berrfchte, und ihre Sraufamleiten, machten bie Regierung ber erſtern zwei von Burzer Dauer, und bie Böhmen waren gendthigt, ben polni⸗ Shen Prinzen Wladibog, einen Sohn ber böhmie ſchen Prinzeſfien Dobrawka, und da biefer bald darauf farb, WBoleslamwen Herzog von Polen felbit zum Herzog hesbeizurufen, bis endlih Udalrich, durch Hilfe des Kaiſers Heinrich, den berzoglicen Thron erhielt.

Er bekriegte mit demfelben die Holen , und ſchütz⸗ fe ber Deutfchen Gränze, wodurch er ſich der Reichs: fürſten Erfenntlichkeit fo fehr egwarb, daß fie ihn nach Heinrichs Tode zur Wahl eines römifhen Königs einiuden, von welcher Beit Böhmen bis zur Entſte⸗

Dis Koͤnigreich Böhmen. 1%

kung bes heutigen deutſchen Fürſtenbundes das Wahl⸗ recht ousfbte.

Nach deſſen Tode folgte ihm ſein einziger Sohn Brjetislaw (1037.) Er brachte Mähren an Boͤb⸗ men, führte gegen die Polen glückliche Kriege, und kehrte jedesmal mit großerBeute nah Boͤhmen zus rü@, bei welcher Gelegenheit er auch ten Leihnams | des heiligen Adalbert aus Polen wach Böhmen | mitnabm,

Nicht fo glücklich war Brzetislaw im Kriege gegen den römifhen König Heinrich, ohngeachtet bes bei Stodg u (1040) erfochtenen Sieges, mußte er dennoch geloben, demfelben jährlich einen Tribut au bezahlen.

Um Prag, dad bither ein offener Drt war, ließ er eine ſtarke Mayer ziehen. Er gab das Erbfolgge⸗ ſetz, daß nicht der Erftgeborne , ſondern immer der LTelteſte der Dynaftie den herzoglichen Thron erhalten fpüte, und hinterließ fünf Söhne: Spitignew, JJaromir Wratislaw, Konrad und Dita, von welhen Spit ig new II, (4055) al$ ber dltefte, Herzog wurde,

Bon biefem wurden alle Deutfche aus Böhmen ver» wiefen, weil er fie für. die Urſache bes. Uneinipfeiten mit feinen Brüdern hielt, er beförderte die Ausbrei⸗ tung bes Chriſtenthums, fliftete die Kollegiatkirche zu Leitmerig, und ließ flaft ber alten vom heiligen Wenzel erbauten Schloßlirhe, den Grund zu einer größeren und anfehnlicheren legen.

Er ſtarb nach einer fehsjährigen Fugen Regie vung (1061). | | Ihm folgte fein Bruder Bratislam II, alb Ä der ältefte ſeines Stammes. Jaromir trät m

137 Das öoſterreichiſche Kaiſerthum.

den geiſtlichen Stand, und wurde nachher, unter dem Namen Gebhard, Biſchof im Prag.

Gleich beim Antritt ſeiner Regierung rief er die von feinem Bruder aus dem Bande verwieſenen Deuts fhen zurück, unterfiüsgte mit Gelb und Truppen Kai⸗ fee Heinrich IV, anfangs im Kriege gegen bie empörten Sachſen, dann fpäter bei deffen Zug ge: gen den Pabſt Gregor, für welche wefentliche Dien- fie ipn Heinrich mit der Würde eines Königs bes lohnte.

Er wurde zugleich wegen des Theils von Polen,

dieſſeits der Oder, welcher letzt Schleſien beißt, und welchen er beſaß, König von Polen genannt. Auch nahm er die Marl Meiffen, die ihm der Kaifer zugetbeilt hatte, den Sachſen wieder ab. Er ſtarb, nachdem er 26 Jahre ald Herzog, und beinahe 6 Jahre ald König von Böhmen regiert hatıe, und hinterließ aus der Ehe mit Swatawa, einer Schwefter Boleslamw 8 von Polen, vier Söhne: Bie- tislaw, Borziwog, Wladislaw und So— bieslaw.

Während der Regierung Wratislaws ſtarb fein Bruder Otto, Fürſt vom oͤſtlichen Theile Mäh: rend, der zwei Eöhne hinterließ, die in der Folge ihrem Better, dem Herzog B otiwog viele Unannehms lichkeiten verurfachten.

Dem König Wratislamw folgte fein Bruder Konrad, als ältefter. des Haufes, boch nicht als König, fondern als Herzog, indem Wratislaw nur für feine Perfon den Titel eines Königs erhielt; aber er flarb ſchon im fiebenten Monate feiner Regie: zung, und binterließ zmei Söhne: Ubalrich und Leopold, von welchen ber erfire Brünn und ber zweite ZInaim zum Antheil erhielt.

Das Könige) Böhmen. © .138

Shm folgte als Herzog Bretis law, ded nigs Wratislam Sohn, gleichfalls als der ältefle der Santilie, unter dem Namen Bietislam II

Er erwirfte beim Kaifer Heinrich, daß ihm fin Bruder Bokiwog, der bisher Mähren befaß, in der Regierung folgen follte, ohngeachtet nach der Anordnung Bietislaws, Udalrich, des Hetzogs

—Konrads Sohn, ald ber ältefte ber Bamilie, dazu geeignet war.

Dieß erzeugte Zwiſt und Unruhe im Lande, bie zwar Bietislam dämpfte, aber die Familie Wrffos we, die er vertrieb, brütete Über Anfchläge auf fein Eeben. Er wurde auf der Jagd (1100) mit ei⸗ nem Jagdſpieß erſtochen.

Sein Bruder Bokiwog der II. beſtieg ben berzoglichen Thron; aber er war ein unglädlicher Res gent, denn feine beiden.VBettern Udalrich und Swa⸗ to pluk wurden feine Gegner, und beftritten ihm den Beſitz des Herzogthumd, und wirklich gelang es dem Lestern, mit Hilfe der Vornehmſten ded Landes, ſich (1107) auf den herzoglichen Thron zu feßen. Bo⸗ tiwog floh nach Polen; aber auh Swatopluf res gierte nur zwei Jahre, und ſtarb eines gewaltthätigen Todes.

Nun übertrugen bie Böhmen Wladislawen, dem dritten Sohne bes Königs Wratis laws, wahr⸗ ſcheinlich als dem älteſten Prinzen, die Regierung; aber Bokiwog, ber ſich beim Herzog Boleslaw in Polen aufhielt, trat neuerdings mit Anſprüchen auf dem herzoglichen Thron auf, doch er konnte, ſelbſt mit Gewalt der Waffen , diefes nicht bewirken.

Eadlich verföhnte er fi mit Wladis law, und

theilte mit ihm die Regierung; aber er mußte zum

| | I. .

⸗⸗

130 Das Vferreichiſche Kaiferthum.

zweiten Mai den herzozlichen Thron verlaffen, und floh nach Ungarn, wo er auch ſtarb.

Biladislam regierte nachher nur wod ein Jahr, und hinterließ drei Söhne, Wladislaw, Theo⸗ bald und Heinrich.

Run kam Sobieslam I. zur Regierung, doch nicht als ditefter Prinz bed Haufes, weswegen Otto, Bruder Swatopluks ald Kronprätendent auftrat, und fein? Zufludit zum König Lothar nahm, der zu Gun» Pen Dutos einen Zug nad Böhmen machte, aber bei

CEhblumetz (Geiersberg 1126) von Sobieslamw aufs Hanpt gefchlagen ward. Su diefer Schlacht fiel

auch Dito. .Sobiesiaw wurde hierauf mit Böoͤh⸗ men belehnt.

Es führte einen verbeerenden Krieg mit Polen, ich dem Kaifer Konrad gegen Heinrich von Baiern, feinem Nebenbuhler um die Kalferkrone, feinen Beiſtand, worauf erſterer Wladislawen, dem Sohne Sobieslaws den Beſitz des Herzog: thums zuſagte. | |

Er regierte 15 Jahre, und war der legte von den Söhnen Wratislaws, weldhe über Böhmen 50

Jahre lang regierten.

Er legte an den Gränzen Böhmens fifte Pläge an.

Bladislaw II. Eonnte fih (1140) nur mit Hilfe des deutfchen Kaiſers gegen den mähriſchen Für⸗ fin Konrad behaupten, als diefer biß gegen Prag, daB er belagerte, vorgebrungen war.

Bladislamw unternahm einen Kreuzzug mit

dem König Konrad (1447) nah Berufalem, der

aber mißlang. Im Jahre 1158 warb er zum König

ernannt, worauf er dem Kaiſer Friedrich mit fei-

mm tapfeen Bögen die Mailänder belegen Half.

Dos Känigreid Böhmen. 40

Bon ihm wurden die zwei Diden der Prämenm Kratenfer und Bifergienfer, dann ber Johau- niter (Malthefrr) Orden eingeführt, und reichlich des tirt.

Er legte die Regierung 1172 nieder, und farb außer Böhmen auf dem Landgut feiner Gemahlin (1174), feine Leiche ward wach Prag gebracht, in dem von ihm geftiftetin Brämenftratenferkifte Stra⸗ dof beigeſett.

Ihm folgte Friedriich, fein Sohn (411772), und nach einem Jahre Sobieslaw II., der aber fon im vierten Zahre der Regierung von demfelben Fried: sich - wertsieben wurde, worauf biefer im MBeflg des Herzogthums bis zum Jahr 1180 blieb.

Endlich erhielt Konrad II. von Mähren, «ta Ente Wladislaws des Erfien von feinem Sohne Heinrich, als ältefter Prinz, den herzoglichen Lhren, er ſtarb aber ſchon im zweiten Jahre feiner Regierung (1191).

Nah ihm wahlten die Böhmen Benzel TI.

. oder Waclhaw, einm Sohn Sobiesſslaws, als den

Alteſten Sproſſen aus dem berzogliden Kaufe, zum Herzog; tod er mußte auf Betrieb des Prager Wis ſchofs Heinrich (Bketislaw) nah vier Monaten dem Throne entſagen, weßwegen mehrere Geſchicht⸗ ſchreiber ihn gar nicht unter die Zahl der Herzoge auf⸗ nehmen.

Diefem folgte nun Heinrich (Bketislaw), der zugleich Biſchof von Prag war, ald Herzog, er re⸗ gierte ſechs Jahre, und flarb zu Eger.

Nah Heinrichs Tode wurde Wiladistaw IT, Sohn Könige Wladislaws IE, den Kaiſer Dite mit Mähren belehnt Hatte, Herzog von 2959: men; allein. er trat fen nach fünf Monaten (1198)

148 Das öfterräihifge Kaiſerthum.

Er leiſtete mit einem Heere dem Erzbiſchof von Salzburg gegen die Einfälle des Herzogs Hein: rich von Balern thätige Hilfe, und bradite vom Letz⸗ tern nad) dem Kriege, die Stade Eger mit ihrem Gebiete zu Böhmen. j

Um dieſe Zeit flarb fein Wetter Ulrich, Herzog von Kärnten, ohne Kintern und vermachte unferm Dttokar den Beſitz von Kärnten, Krain, ber Windiſchen Mark und des Seehafens von Mortenau, auf welbe Art Ottokar einer der mächtigſten Regenten bamaliger Zeit wurde.

Man trug ihm die röͤmiſche Krone an, die er aber ausſchlug.

Dur die Wahl Rudolphs zum Künlg von Deutfhland, der Defterreih und Steyermark als eledigte Reichslehn erfiärte, und zurüd forderte, . gingen alle die erworbenen Provinzen wieder verloren, und Ott okar wurde bloß auf den Beſitz von Böoͤh⸗ men beſchränkt (1276), und ba ihm diefer Verluſt nabe ging, rüftete er fi von neuem zum Krieg gegen Ru⸗ dolph, verlor aber in der Schlacht auf dem Marſch⸗ feld (1278) durdy Berrätber fein Leben.

Er war der erfie, der fi in feinem Wappen eis ned Loͤwens bediente,

Er brad die Macht ber Großen, hielt ven Adel nieder , und fügte die untern Etände. Er zog bie Fremden ind Rei, baute neue Städte ( worunter Budmweis) verbefierte die Geſetze, handhabte die öffent- liche Sicherheit, und befärberte Unterricht und Wiſſen⸗ ſchaft; nur Ehrgeiz und Kriegsluſt verbunkeln feinen Namen,

"Nah Ottokars Tod war Böhmen ohne Kö⸗ nig; denn defien Sohn Wenzel war biezu nod viel zu jung Dtts Barlgraf von Brandenburg,

Das Königreich Böhmen. 4148

ı Schwehlerfohn Dtitolard, befam jetzt bie Res itſchaft über Böhmen, und bie Vormundſchaft über enzelz ex benapm ſich aber. hiebei fehr ſchlecht; m fein räuberifcher Eigennutz Tchleppte des Landes dätze nah Brandenburg, zugleich gab er WBöhe nden Berwüflungender Deutfhen, Ung ar a und len Preis. Mähren und Eger beſezte Rudelph ın Habsburg. Blau behielt der Herzog von reslau, das Volk ward unterdrückt. und erbittert z Großen waren im ewigen Kampfe mit. dem Dran⸗ nburger. Ueberall Elend, Diebflahl, Raub, Mord, walt, Hungersnoth, Seuchen und Anardie. . Dies Zuftand dauerte vom Jahre 1278 bis 1288.

Endlich halfen die böpmifhen Stände. diefem Ue⸗ dadurch ab, daß fie Wenzel fhon im zwölften hre feines ‚Alters zum König, unter dem Namen enzel Il. ausriefen, und mit ihren Ratpfhlägen dnung und Ruhe herſtellten.

Er heirathete Judith des Kaiſers Rudolph chter, und bekam Mähren und die Lauſitz zurück, ch erhielt er von Kaiſer das Gebiet von Eger, d ſpäter das, als eine verpfändete Reichsdomaine geloͤſete Pleiſsner Land, wozu er auf kurze it Meiffen pfandweiſe an fi brachte, aber bald eder mit Bortheil an Brandenburg ülberließ.

Nachdem er fi mit feiner, Gemahlin (4297) in ag mit allen Feierlichkeiten hatte krönen laſſen, eb biefe, und hinterließ ihm einen Prinzen WB ens l, und drei Prinzeſſinnen: Anna, Margaretha d Eliſabeth. Im darauf folgenden Jahre wurs fein neumjähriger Kronprinz Wenzel an Eli⸗ beth, Tochter des ungarifchen Königs Andreas flobt. ' Deſt. Kaiſerthum. 2. B. BR

165° © Das ‚Öfterreihifhe Kaiſerthum.

as Premyſl König von Polen flarb, wähl« ‚ten die Polen. unfern Wenzel zum König, und gas ben ihm des verfiorbenen Königsseinzige hinterlaffene Tochter zur Frau. > Rah dem Tode Andreas, König in Ungarn, ba⸗ sen auch bie Großen bed Reichs unferm König die Krone an, aber er fhlug fie aus, und empfahl ihnen feinen Sohn Wenzel, den fie auch annahmen, da dieſer ohnehin als Werlobter der einzigen Tochter des verſtorbenen Königs einiges Recht darauf hatte. Alle diefe Wergrößerungen mwedten die Eiferfucht Abs echts von Deſterreich, des damaligen Kaiferd, fo wie au in dem Pabfle Bonifazius dem VIIT. den Bunfh, Karin, einenfizilianifhen Prinzen, auf den Thron von Ungarn zu bringen. | Was Letzterer durch einen Bannfpruh über Wens zel zu bewerkfieligen fuchte, that Erfieree mit Ge⸗ walt ber Waffen, und da er mit biefen nichts aus⸗ richtete, erkiätte er Wenzel und feine Erben in die Reichsacht, die er erſt unter Wenzel IT. wieder aufpob. Wenzel erfranfte und ſtarb im Kofler zu Königfaal, bad er früher erbauen ließ im 34. Jahre feines Alters, und im 22. Jahre feiner Regies sung (1305.) | Som folgte fein Sohn Wenzel König MU. ber Polen und Ungarn verlor, und endlih in Ol⸗ 8 durch einen Menchelmorder getödtet wurde; mit ihm erloſch der böhmifhe Regentenflamm, der in der alten flavifhen Premyflifhen Familie feit 722 Böhmen, und feit 1029 Mähren beberrfcht, und ‚Böhmen 28 Herzöge und 7 Könige gegeben hatte. Diefen Todesfall fuchte Kaifer Albrecht zu benützen, um feinen Sohn Rudolph in den Beſitz von Böhmen au bringen, da ader biefer ſchon im näch-

Das Königreich Böhmen. 146

km Jahre ſtard, folgte ihm durch die Wahl der Stäns de für kurze Zeit der Kärntnerifhe Herzog Hein⸗ sich, dee Anna, die Schwefter des legten Benzel, zur Gemahlin hatte.

Mit diefer Wahl war jedoch Kaifer Albrecht nicht zufrieden, und fuchte mitaller Macht feinen zweis ten Eohn Friedrich auf den böhmifchen Thron zu fegen , allein diefer Plan wurde vereitelt, indem ihn, auf einer Reife nach der Schweiz , fein Neffe Johann von Schwaben, dem er fein värerliches Erbe, Schwaben, vorenthielt , ermordete.

Die mit der Regierung Heinrichs von Kaͤrn⸗ ten unzufrievenen Böhmen, dachten jetzt darauf, einen andern König zu wählen, fie wandten fi dem⸗ nah an Albrecht s Nachfolger, Kaifer Heinrich den VIEL, und trugen feinem Sohne Sohann von Luremburg die Krone, jedoch unter der Bes dingung an, daß er die jüngfte Schweſter des letzten Wenzel, Erifaberh, heirathe, dieſen Antrag nah⸗ men Vater und Sohn an, und verdtaͤngten Hein⸗ rich von Kärnten mit Gewalt der Waffen vom Throne (1310.).

Schon im Zebruar des folgenden Jahrs wurde Johann mit ſeiner Gemahlin in der Kirche bei Stt. Beit von Peter, Erzbifhof zu Mainz, gefrönt.

Bei der römifhen Kaiferwahl nach dem Tode feines Waters, der in Stalien vergiftet wurde, erklärs te ſich Johann für Ludwig, Herzog von Bair een, während ondere Reichöfürften ihre Stimmen

Srtedrich Herzog von Oeſterreich gaben, dieſes verans

laßte zwifchen Beiden blutige Kriege, an denen uns

fer Johann Theil nehmen mußte, und in welchen fich bie

Böhmen, vorzüglich in der Schlacht bi M ü hidorf im

Salzbursifhen, durch Tapferkeit ausgezeichnet haben. 82

‚145° © Das Öerechpifhe Kaiſerthum. |

Ais pkemyſl König von Polen farb, wähl« ‚ten bie Holen. unfen Wenzel zum König, und ga⸗ ben ihm des verfiorbenen Königöweinzige binterlaffene Foqter zur Frau.

Nach dem Tode Andreas, König in Ungarn, bar ton auch die Großen bed Reichs unferm König die Krone an, aber er fchlug fie aus, und empfahl ihnen feinen Sohn Wenzel, ben fie auch annahmen, da dieſer ohnehin: ald Verlobter der einzigen Tochter beB verſtorbenen Königs einiges Recht darauf Hatte.

- Alle diefe Bergrößerungen wedten bie Eiferfucht Abs echts von Defterreich, ded damaligen Kaiſers, fo wie auch in dem Pabfle Bonifazius dem VII. . dem: Wunſch, Karin, einen fizitianifhen Prinzen, auf den Thron von Ungarn zu bringen.

Bas Letterer durch einen Bannſpruch über Wens gel zu bewerkfieligen fuchte, that Erſterer mit Ge⸗ malt der Waffen, und. da er mit diefen nichts aus⸗ richtete, erllätte er Wenzel und feine Erben in die Reichsacht, die er erſt unter Wenzel UI. wieder aufhob. Wenzel erfrankte und ſtarb im Kloſter zu Königfaal, das er früher erbauen ließ im 34. Jahre feines Alters, und im 22. Jahre feiner Regie⸗ rung (1305.)

Ihm folgte ſein Sohn Wenzel König I. bee Polen und Ungarn verlor, und endlich in Ol⸗ m üg durch einen Menchelmoͤrder getöbtet wurde; mit ihm erloſch dee böhmifche Regentenftamm , der in der often flavifhen Pkemyfſliſchen Zamilie feit 722 Böhmen, und feit 1029 Mähren beberrfcht, und Möhmen 28. Herzoge und 7 Könige gegeben hatte.

Dieſen Todesfall ſuchte Kaiſer Albreht zu - boenutzen, um feinen Sohn Rudolph in den Befitz - von Böhmen zu bringen, da ader dieſer ſchon im näch⸗

Das Königreich Boͤhmen. | 148 |

ſchen vertraute erdie Regierungsgefchäfte an, und bie Böhmen, durch dad Neue und Ungewohnte, das fie en feinem Hofe fahen, mächtig gereist, nahmen eine, bis dahin unbefannte Lebensart und Gebräude am. Er unternahm den Bau der heutigen Kirche bei Skt. Weit, und ließ zw diefem Ende den Architelten Ne ıhias von Arras kommen.

Ohngeachtet er gegen das Ende feiner Regierung fein Geſicht verlor, unternahm er doch in Begleitung feines Sohnes Karl mehrere Reiſen, und nahm fetb Theil au Schlachten.

Ihm folgte fein Sohn Karl als König von Böhmen ber I. und alörömifcher Kaifer IV. Er wurs te in Frankreich gebildet.

Was ber Water dem Sohne zur Beförderung bed Wohle und des Glücks von Böhmen zu thun übrig ließ , that Letzterer mit angeftrengter Kraft. Er verfchaffte zuerft Böhmen das politifche . Uebergewicht im Mitteleuropa. Er war fromm, behauptete aber die Herrſcherwürde gegen den römifden Hof. Er ſchützte die Kirchenrechte, hemmte aber den ungehen⸗ em Vermoͤgensanwuchs der todten Kloſterhand. Er theilte Böhmen in 12 Kreiſe ein, und ſtellte über je⸗ den einen Landfriedenssichter. Die Juden ſchützte

Prag erweiterte er duch die Neufadt, und verlieh ihr bedeutende Vorrechte. Ueberhaupt bee trachtete er die Städte ald Hauptflüge feiner Staats⸗ kunſt, und flattete viele mit anſehnlichen Freiheiten aus. Man zähltedamals 100 wohl bevölkerte mit Mauer umfchloffene Städte, 300 Barltfieden, 200 Feſten, 12,360 Dörfer, 2033 Pfarreien. Den Handel begün« Rigte und erweiterte er nach allen Richtungen. Er ſchon hatte die Idee, die Moldan mit ber Donau un verbinden. Prag handelte mit Rußland und

147 Das öflerreiifche Kaiferthum.

Um in der Folge Zirol und Kärnten an Böhmen zu bringen, vermäßlte Johann feinen zweiten Gohn Johann mit der berühmten Mar- garetha Maultafdhe, der einzigen Tochter Heinrichs, Herzogs von Kärnten. Es wurde ihm auch ba gebuldigt ; aber Dargaretha ließ fi nach 10 Jahren von ihm fcheiden, und beirathete : Ludwig bes Kaiſers Eudwig bed IV, genannt der Baler, Sohn.

Bei dem zweimaligen Beſuche, ben Jo bann

| in Begleitung feines Sohnes Karl beim Pabſt Ele:

mens dem VI. zu Avignon machte, erwirkte er bei dem erfien, daß das WBisthum von Prag (1344) zu einem Erzbisthum erhoben wurde; bei dem zweiten erlangte er vom Pabfle, daß diefer ſich bei ben Chur: fürflen verwendete, um feinen Sohn Karl zum rö- miſchen König zu wählen, und im Jahre 1346 gaben die Ehurfürften von Mainz, Köln, Sahfen und Böhmen ihre Stimme Karin zum römifhen König.

Gleich nach diefer Wahl verband fih Johann mit dem König Philipp von Frankreich wieder Eduard König von England; aber in ber unglüd: lihen Schlacht bei Ereffy, In der Picardie, ver- lor Johaun fein Beben. Er wurde zu Euzgemburg In der Marienkirche begraben.

Höhf merkwürdig und folgenreih für Böhmen war feine Regierung, nicht bloß, weil er tur Ers werbungen bed Egerlandes und der obern Bau- fig und durch den Lehnsverband der ſchleſiſchen Zür- Ken, Böhmen wieder vergrößerte, fonbern vielmehr dur) den Einfluß, ben er aufdie Tracht, Sitten und Gewohnheiten der Böhmen gewann. Unter ihm wurs den die erfien gefchriebenen deutfchen Stadtrechte von beutichen Ratbömännern zu Prag entworfen, Deut:

Das Königreih Boͤhmen. | 148 |

fhen vertraute er die Meglerungsgefchäfte an, und bie Böhmen, durch das Neue und Ungewohnte, das fie an feinem Hofe fahen, mächtig gereigt, nahmen eine, bis dahin unbelannte Lebensart und Gebräude am. Er unternahm den Bau der heutigen Kirche bei Skt. Veit, umd ließ zu dieſem Ende den Architekten Mas thias von Arras kommen.

Ohngeachtet er gegen das Ende feiner Regierung fein. Geſicht verlor, unternahm er doch in Begleitung feines Sohnes Karl mehrere Reifen, und nahm ſelbſt Theil an Schlachten.

Ihm folgte fein Sohn Karl als König von Böhmen der I. und als römifcher Kaifer IV. Ex wurs de in Frankreich gebildet.

Wad der Water dem Sohne zur Beförderung bes Wohles und des Glücks von Böhmen zu. thum übrig ließ , that Letzterer mit angefirengter Kraft. Er verſchaffte zuerſt Böhmen das politiſche Uebergewicht im Mitteleuropa. Er war fromm, behauptete aber die Herrſcherwürde gegen den römilhen Hof. Cr fdüste die Kirchenrechte, hemmte aber. den ungeheu« en Vermoͤgensanwuchs der todten Ktoferhand. Er theilte Böhmen in 12 Kreiſe ein, und fleite über je⸗ ven einen Landfriedensrichter. Die Juden. fügte

Prag erweiterte er dur die Reufadt, mb verlieh ihr bedeutende Vorrechte. Ueberhaupt bes trachtete er die Städte als Hauptſtütze feiner Gtaats⸗ kunſt, und flattete viele mit anſehnlichen Freiheiten . aus. Bahı zählte damals 100 wohl beoölkerte mit Mauern umfchloffene Städte, 300 Marktflecken, 200 Beften, 12,360 Dörfer, 2033 Pfarreien. Den Handel begün« Rigte und erweiterte er nach allen Richtungen. Er ſchon hatte die Idee, die Moldau mit der Donam u verbinden. Prag handelte mit Rußland usb

19 Das bſterreichiſche Kaiſerthum.

Venedig. Gewerbe und Landbau befoͤrderte er. Er hob den Weinbau durch Pflanzung von Burgun⸗ derreben, die er aus Frankreich kommen ließ.

Die Staatsſchuld wurde vermindert, der Muͤnz⸗ fuß verbeſſert. Die Goldbergwerke von Eule, —Karlsberg und Bergreichenſtein blühten, fo wie auch die Silberbergwerke zu Kuttenberg. Er ſtiftete nach den Vorbilgern von Paris und Bo: logna für Deutſche und Slaven die Hochſchule in Prag (1348), damals für halb Europa die Sonne des wiſſenſchaftlichen Lichts. Die Ungarn, Polen, Lithauen, Mähren, Böhmen, Räffen, Schweden und alle Deuts ſchen trieben bier ihre Stubien.

Böhmen erfreute fi) damals eines echten Ratio: nal⸗Ruhms. So viele taufend Fremde firömten ber: bei, bier Wiſſenſchaft und Aufklärung zu holen. Die wichtigſten Ehrenftellen am kaiſerlichen Hofe begleite- ten Böhmen. Mehrere Bisthümer außerhalb Böh⸗ men waren von ihnen ;befegt. Bu ben vornehmften Geſandtſchaften wählte man fies fie. waren die Anfühs ver im Kriege. Ein geborner Böhme zu feyn, galt für einen ausnehmenden Vorzug. Viele auswärtige Fürſten kauften ih an, um diefem Lande anzugehö⸗ ren, Alles ſtroͤmte nad Boͤhmen, daher die große da⸗ malige Bevoͤlkerung.

Kart hatte vier Gemahlinen, Margaretha (Blanta), eine franzöffhe Prinzeſſin, Anna von ber Pfalz, Anna von Shweidnig und Sauer, und Elifabeth von Stettin.

Mit feines zweiten Gemahlin erhielt Karl (1354) verſchiedene Städte und Schlöffer in der obern MPfalz, bie er nachmals Fäuflih von dem Churfürſten Ruprecht, Bruder und Nachfolger Rudolph, an

Dos Koͤnigreich Böhmen. 150

ſich brachte, Re ſtarb jedoch, ohne Erben zu hinterlaſ⸗ ſen, nach einer kurzen Ehe.

Mit ſeiner dritten Gemahlin erhielt Karl Schleſien, das er nebſt der oberu Lauſitz auf immer mit Boͤhmen verband. | Im Jahre 1364 ſchloß Karl, mit Einwilligung bee Stände, mit den Herzogen von Defterreich zu Brünn einen Erbvertrag, nah welchem basjenige Haus deu andern in allen ändern und Befigungen folgen follte, welches das andere überleben würbe. Mittelſt dieſes Exrbvertrages fowohl, als auch durch die Vermaͤhlung feines Sohns Sigmund mit des Königs Ludwig von Ungarn Zochter Marie, legte es den Grund zum Staatsverein von B öpmen, Uns garn nnd Deſterreich.

Nach einem andern Erbvertrag ſollte die Mark Brandenburg, wenn deſſen Markgraf Otto ohne Erben mit Tod abgehen ſollte, an Böhmen fallen; allein Ot to verpfändete einen Theil ber Mark an feinen Vetter Friedrich, Herzog von Baiern. Karl mußte demnach biefen Theil mit baarem Gelde ſewohl, als auch mit Ueberlaflung ber oben erwähnten Städte und Schlöffer in der.obern Pfalz einlöfen.

Da Karı im Laufe feiner Regierung weniger kriegsſũchtig als ſein Vater war, ging auch weniger Geld außer Land, er konnte demnach im Zuſtande des Friedens und ber Ruhe Gh der Sorge für fein Reid mehr hingeben.

Er unternahm ben Bau der Prager Brücke, ei⸗ ned Herrlihen Denkmals feiner Regierung, bad noch heute jeden Böhmen mit Dank an ihn erinnert, ſetzte den Bau ber Schloßkirche bei St. Weit fort, erbaute Karlshof, die Burg Karifiein, die Dauer um den Berg Petkin bis zum Gtift Stechof.

151 Das Sfierreichifche Kaiſerthum.

Er vertheilte die Regierung unter feine Brei Söhne: Wenzel ald dad Haupt bed Befammthaufes erbieit Böhmen, Schleſien (deffen Einverleibung

nebſft den Herzogthümern Ausfhmwig und. Santor, zu erſterem er (1355) durch ein Staatsgeſetz feſtgeſtellt batte), bie Oberpfalz und die deutſchen Lehne. Siegmund erbielt Brandenburg, und Jo⸗ hann die beiden Lauſitzen zu Lehn. eine beiden Betten Jobſt (Jodok) und Prokop erhielten Mähren als Bafallen des Hauptreihs. Sein Bru« der, der kinderloſe Wenzel, blieb im Beſitz des erb- verbrüderten Zuremburg. Karl flarbim Jahre 1378. .

Unter feinem Sohne Wenzel IV. (ald Kaifer I.) erhielt Böhmen die erfte in der Landesfprache verfaßte Landgerichtsordnung; aber au) Huß und Hieron i⸗ mu 8 von Prag fingen unter feiner Regierung Ihr Res formationd » Wert an, bad bald für Böhmens Wohls fland die nachtheiligften Folgen herbei führte.

Der wirkfame Einfluß des Huß ſchien Anfangs hoͤchſt nützlich für die Kultur feiner eigenen Nation zu feyn , aber bald wurde fie durch das erregte Intereffe an Unterfuhungen über alle theologifhhe Lehrbegriffe, über die Verhältniſſe der geiſtlichen Macht u. f. w.

einſeitig und verderblid. Hußens Verdammung zum Scheiterhaufen konnte ben beabfihtigten Zweck niht erreihen,, feine Lehre felbſt zu unterdrüden ; denn ſchnell erfchienen nad) feinem Tode (1414) meh⸗ sere Schusfchriften derfelben, welche feine Parthei vers flärkten, unruhiger machten, und den Bürgerkrieg her- beiführten, der unmittelbar nah Kaiſer Wenzels Ableben (1319) ausbrach, und den größten Theil Boͤh⸗ mens theild buch die Taboriten (von ber Statt T abor, ihrem Hauptfig, fo genannt), unter ihrem Ans führer Siesta, theils durch die kaiſerlichen Kriegs:

\

Das Königreihd Böhmen. 152

vilker, welche die Anführer zäditigen ſollten, der Ver⸗ wäfung preis gab,

BWenzels eigene Ancohfequengen in feiner Regler rung, feine unglüdlichen Neigungen, bie von ihm er⸗ böhten Steuern, feine Härte und die Sireitigkeiten mit dem Clerus, bei welchen er auch einen ſehr vers ehrten Prieſter Jo ha un von Nepomut in die Mol⸗ dau flärzen ließ, der heute Böhmens Schutzheiliger iſt, hat zur allgemeinen Verbreitung der Unruhen im Lan⸗ de, ſchon bei feinen Lebzeiten hingewirkt, ihn. and) ei⸗ ne zeitlang von der Regierung entferut, und in ber legteren Zeit fehr befhränft; aber diefe neue Lehre ers hielt einen mächtigen Aufſchwung, da ſich Wenze! derfelben nicht ungünftig zeigte, ‚daburd wurden ihre Anhänger entfchloffen, fie nad feinem Tode mit Ges walt der Waffen aufrecht zu erhalten. Die ausgezeich⸗ neften Anfüßrer hiebei waren: Jakobell von Mieg, Niklas v. Huſſinetz, Johann Chwal, Ben: zel Koranda und beſonders Johann von Krach. nom mit dem Beinamen 3iska.

Erſt im Jahre 1436 konnte Kaifer Sie gmunb, Wenzels Bruber und feit 1387 König von Ungarn, unb auch feit 30. Julius 14%0 ſchon ald König von Böhmen gekroͤnt, die Regierung Boͤhmens ſelbſt au⸗ treten, nachdem er die huſſitiſchen Unruhen mit Mühe, und nur durch bie Trennung ber Huffiten felbft nad Ziskas (12. Oltober 1424) erfolgten Xode, und nach der Nieberlage ber Hauptfanatiler bei Hrzib (30. März 1434) zwifhen Kaurjim und Böhmiſch⸗ brod, fo wie durch bie in Iglau verfündigten Bafe ler Gompactaten, nach welchen der Genuß des Ahend⸗

mals unter beiderlei Beflalten bewilligt worden if, - -

umterbrüdt hatte; aber ftine Regierung dauerte nur zwei Jahre (1437).

453 Das bſterreichiſche Kaiſerthum.

Er war der legte männlihe Sproſſe aus der Lu⸗ semburger Dinaftie.

Nach dem Tode Siegmunds wählten die böp: nilfcen Stände Albrecht, Herzog von Deflerreich, theils wegen des alten beſtehenden Erbvertrags, theils weil er der Gemahl Eliſabeths, der einzigen Toch⸗ ter Siegmunds war, zum König von Böhmen; aber auch dieſer flarb fchon im zweiten Jahre feiner Regierung (1439).

j Test war Böhmen ohne König, indeffen gebar bie verwittwete Königin Eliſabeth einen Sohn Eadislaus, aud genannt Poſthumus, der Nach⸗ geborne, ben die Böhmen als ihren künftigen Kö- nig erfannten, und während feiner Minderjährigfeit die Statthalterfhaft an Georg von Podiebrad Über: trugen.

Diefer hoffnungsvolle Prinz flarb aber auch ſchon in der Blüthe feiner Jahre, nachdem er bereits mit Magdalena, Tochter Karls bes VIL, Königs von Frankreich, verlobt war.

hm folgte (1458) durch bie &ahl der böhmifchen ‚Stände Georg v. Podiebrad, der eingeb. Böhme.

Sowohl mit dem Kaifer Eriedrich IV. (TI), ‚sit dem Papfte, mit dem König Mathias von Ungarn, als auch mit feinen eigenen Unterthanen, den Schlefiern, gerieth er in viele Streitigkeiten, behauptete ſich aber bis zu feinem Tod (1471), und er« hielt vom Kaifer Fried rich, der Ihm feine Befreiung ans ber belagerten Burg zu Wien verbankte, für fels ven Sohn. die fürfllihe Würde, die deſſen Nachkom⸗ men als Herzoge von Münfterberg und Dels bid zu Ihrem Ausfterben (1647) beibehielten. | Für Böhmen erwarb Georg bie fogenannten pfatziſchen Lehen derqh einen Vergleich mit dem jän«

Das Königreih Böhmen. 154

gern Pfalzgrafen Otto von Moßbach, welcher der Krone Böhmens die Städte und Schlöffer Hollens Bein und Freyenſt adt zu Leben antıug, und diefels ben von Georg mit andern Städten und Scloſſern zu Sehen erhielt, wie fie auch Baiern bis zum X ef ner Frieden befeflen hatte.

Unter ſechs Kandidaten, bie ſich nad Georgs Tode um die Krone Böhmens bewarben, wählten bie böhmiſchen Stände. (1471) Wladislaw des wei: fen polnifhen Königs Gafimir Sohn, weil er durch feine Mutter Eliſabeth von Kaifer Karl IV. abs fammte.

Auch er mußte im Anfange feiner Regierung. mit feinem Nebenbuphler König Mathias vice Kämpfe beſtehen, und als diefer 1490 flarb, wählten. ihn die Ungarn zu ihren König. Dieſes veranlaßte, daß Wlar bislaw zum Mißvergnũgen ber. Böhmen mehrere Jahre nach einander in Ungarn ſich .aufhielt, während welcher Zeit große Uneinigkeiten in Böhmen entflanden, die Wladislaw nad feiner Rückkehr nur mit vieler Mühe beilegen. konnte.

Dis feiner Gemahlin Anna zeugte er den Prin⸗ zen Ludwig und bie Prinzeſſin Eliſabeth, ſpä⸗ tee Anna genannt.

Erſterer folgte ihm in der Regierung, ketztere ‚wurde die Gemahlin Ferdinands, eines Enkels des Kaiſer Marimiliand.

Nach dem Willen feines Vaters wurde der junge Ludwig unter die Vormundſchaft Sigmunds, Königs in Polen gefegt ; aber bald übernahm er ſelbſt die Regierung.

Er forderte von den böpmifchen Ständen diejeni⸗ gen Schloͤſſer und Kammergüter zurüd,, die ihnen fein Bater um große Summen Geldes pfandweiſe überlaffen Ä

N

155 Das öoſterreichiſche Kaiſerthum.

batte, hd da dieſe feinen Willen nicht erfüllten, ſetzte er alle Sandesbeamte ab, und übertrug die Werwals. tung des Königreich Karin, Fürften v. Münfter: berg, einem Enkel Seorgs von Podiebrad; das durch wurden ihm die Großen des Reichs fo fehr ab» geneigt, daß fie Ludwigs oftmaliges Verlangen, ihn gegen bie Einfälle ber Türken mit Xruppen zu unterſtützen, nicht hinlänglid erfüllten.

Unter feiner Regierung erhoben fi) neue Keli⸗ giondſtreitigkeiten.

Bisher beſtanden in Boͤhmen Katholiken, Utraquiſten oder Kelchner, dann die Pikar⸗ ‚den, oder fogenannte böhmifhe Brüder.

Diefe drei Partheien feindeten fi) immer an.

Bu dieſen gefelite fidy eine vierte, welche & u= thers Lehre verbreitete.

Diele Lehre zu unterbrüden, erflärte Ludwig die Katholiken und Utraquiften, als die zwei allein in Böhmen herrſchenden Bteligionspartheien, und die Übrigen ließ er aus dem Lande jagen.

Neue mächtige Einfälle der Türken forderten feine Gegenwart dahin, er wagte ed mit einer Beinen Macht die an Zahl Überlegenen Zürken bei Mohacz anzugreifen, und fiel in der Schlacht (1526).

Mit ber Regierung Ferdinande I., Erzher⸗ zog von Deflerreih und Gemadl von Ludwigs Schweſter Anna, den die bbhmiſchen Stände ſchon am 24. Oktober 1526 ald ihren König annahmen, bes gimt eine neue Höhf merkwürdige Periode in der böhmifchen Geſchichte, fowohl daran, weil er zuerſt Böhmen in feinem Haufe erblih machte, und bie gros Sen, theils Huffitifchen böhmifchen Stände in der Macht ganz freier Konigkwahl beſchränkte, wozu ihm ber Krieg, den er in Gemeinfhaft mit feinem Bruder

Das Königreih Bbhmen. 156

Karl V. gegen ben Proteflantisuuß. in Dentlchlan⸗ führte, und in welchem er die widerfpenfligen Sefin« mugen der Böhmen fennen lernte, Gelegenheit gab, «ld auch weil mit ihm eine neue Gultursepoche anfängt,

| Die er durch Liberalität und Freigebigkeit herbeiführte.

Die in Böhmen bald aufgenommene und ſchnell verbreitete Bud druckerkunſt wurde bier ein Mittel, die Geißesprodukte alter und neuer, einheimifcher und ausländifcher Schriften in Umlauf zu bringen, zwar war fie zugleich). der Meg, auf welchem bie Lehre Eu: thers und Calvins im Lande verbreitet wurde; allein Ferdinand begegnete dieſem Uebel durch bie ernfllihe Wertreibung der Pikarden, und der Ans hänger an Luthers Lehren, durch Minführumg der Jefuiten, durch bie Wiederherfielung des Prager Erzbisthums, dab bisher über 131 Jahre unbefegt blieb, durch die von ihm eingeführte aber dennoch liserae Bücerzenfur.

Unter ihm verbrannte (1544) die Lanbtafel mit allen ihren Urkunden, die er aber, wieber berzußellen, Ah Außer bemühte,

Zerdinand gabbem Kammerrecht, Hof: unb Lehnrecht eine feſtere Verfaſſung, und grün⸗ dete 1548 in Prag das Apellationsgericht.

Unter ihm wurde die abgebrannte Schloßkirche bei Skt. Veit hergeſtellt. Zu der bereits im Ka⸗ tolin vom Karl IV. gefliftete Univerfität, errichtete ee in dem Jeſuitengebäude eine andere hohe Schule (1556.)

Da fein Bruder Kart (1557) die Kaiſerkron⸗ wieberlegte, überließen die Reichſsſtaͤnde biefe unferne Kerdinand.

Vom Papſt Pius IV. erhielt Ferdinand (1564)

bie Bewilligung, daß die Böhmen das heil, Abend⸗

>

317 Dat erseichifihe Kaiſerthum.

Mil unter bei Geſtatt des Brods und Beins genie Pen konnten.

Die zwötflährige Regierung feines Sohnes Mar —— IT. des weiſen, duldſamen Vaters ſeines Volkes, zeichnet ſich durch bie angeordnete allgemeine Keligionsfreihelt und ˖dadurch herbeigeführte Kuhe in Böhmen aus, nur ber in Ungarn mit den Türkrn geführte Krieg machte bie Ausſchreibung großer Steu⸗ den im Sande nothwendig.

Nicht fo ruhig war die Regferung Rudolph H: Schon feiri Bruder Mathias, der mit Gewalt der Waffen ihn zur Abtretung von Ungarn uud Defters reich zwang, flörte biefelbe bald nach feinem Antritt. Das Evikt, das er auf Anrathen des Clerus her⸗ ausgab, daß nämlih nur die Katholiken und Utra⸗

quiſten im Lande geduldet werben, und die übrigen

Religionsbekenner baffelbe alle verlaffen follen, erzeug⸗ te Rudolphen eine Menge Zeinde, und vermehrte

- die Anhänger Mathias, und obgleih Rudolph

fein früheres Edikt zurücknahm, und mittelft feines Majeftätsbriefes die allgem::ine Religionsfreiheit bes Bannt machte, konnte er Goch die Sache nicht wieder gut maden, die Böhmen blieben immer gegen ihn mistrauifh,, und Mathias gewann dadurch immer mehr Anhang , fo zwar, baß er ihm zulegt die Regie⸗ rung von Bohmen abnahm, und ihm blos ben Titel als Königvon Ungarn und Böhmen, Herzog von Deftereich und Markgrafen von Mähren führenließ.

Rudolph ftarb (1612) im 60. Jahre feines Alters, und im 6 feiner Regierung. Er war ein großer Freund der Künfte und Wiffenfchaften, er rief viele Belehrte vom Auslande nah Böhmen, un: ter welchen wir mur den großen Mathematiker und Aſtronom Tycho Brahe nennen. Unter feiner Res

- Daß Königreich) Böhmen. - - 158

sierung gewann jeder Zweig von Wiffenfchaften Ser:

föritte._ Es war kein Marktflecken in Böhmen; der nicht feine wohleingerichtete Schule gehabt hätte.

Des Königs Mathias erfled Unternehmen war ne Reife nach Frankfurt, wo er zum Kaiſer erwäah it und gefrönt wurde, fein zweites war die Verlegung feinee Refiden; nad Wien, was den Böhmen und vorzüglich den Pragern ſehr misfiel; und Anlaß zu Unruden gab.

Die Stände verlangten einen Landtag, den Mathias auch zu Budweis, weil damals In Drag die Pet grafiirte, halten ließ, auf welchen aber nichts Wefentliched vorkam, einen zweiten verlegte erw im folgenden Jahre nah Prag.

-Auf diefem lestern ward ein Vertheidigungbund zwifhen den böhmifhen Ständen, und den ber Krone Böhmens einverleibten Ländern errichtet, ferner wur⸗ den die alten Verträge mit den benachbarten Reichs⸗ fürften erneuert, und befräftigt,, nidht minder wurde die böhmifche Sprache in vorzüglihen Schutz genom⸗ men, und verordnet, daß Pünftig Pein Ausländer,

der der. böhmifhen Sprache nicht kundig iſt, und ſich

in herfeiben bei Gerichtshöfen nicht gehörig auszubrüs den vermag, zu einem Ginwohner des Landes , ober zum Bürger einer Stadt angenommen werde, und ald folcher hätten erft feine Kindsfinder das Recht, Lane destinder genannt zu werden, und fih deren Bor⸗ rechte zu erfreuen.

Mathias, der ſelbſt und feine beiden Brüder, die Erzherzoge Albrecht und Rarimilian feine

Hoffnung hatten, Erben zu binterlaffen, war jetzt

darauf bedacht, den Erzherzog Ferdinand, Her⸗ jog von Steyermark und Kärnten, feinen Better und einen Enkel des Kaiſers Ferdinand), an

49.: Dabs Sſterreichiſche Kaiſerthum.

Sohnes Statt anzunehmen, und ihn zum Nachfolger in ſeinen Reichen zu beſtimmen.

In dieſer Abſicht kam er in Begleitung ſeiner beiden Brüder nach, Prag, und machte den verſam⸗ melten Ständen feinen Willen bekannt, die ihm auch, his auf einige wenige, nicht wieberfprachen.

- Die untes feiner Regierung unternommene Ein⸗ hräulung ber. im Lande durch Buther verbreitete proteftantifche Kehre gab zu den traurigfien Ausbrüs den der Partheimuth Anlaß, und erzeugte einen äus Herfk blutigen Krieg, der unter feinem Nachfolger Serdinand dem II. 30 Jahre fortdauerte, und nur erfi unter Ferdinand IE fich endete.

Die Böhmen drangen auf allgemeine Beligionss feeibeit,, und beriefen fich hierüber auf den vom Rus dolph I. ihnen ertheilten Majeftätsbrief.

Anfangs hielten fie über diefen Gegenftand bloße Verſammlungen, bie aber auch fo ftürmifch wurden, daß fie fich vergaßen, und zwei ber Baiferlihen Räthe three Wuth opferten.

An die Spitze ber Anführer ſtellte ſich Graf Thurn und Fels, und leiteten ihr Vorhaben. Spoͤter griefen fie fogar zu ben Waffen, und errich⸗ teten ein fogenanntes Defenfionäwerf. - .

Mathias fiellte ihnen eine Macht entgegen,

"und zwar erfiend unter Anführung des Heinrich

Grafen. von Dampiere, dann fpäter unter Karl Lonqueval Brafen von Buquoi, beide bemühen ſich die treuen Städte zu vertheidigen, allein ib: re Gegner. waren ihnen au Stärke überlegen, weil fie von ven Sch lefiern Verſtärkungen befamen. Als die Reichsfürſten, der Herzog von Baiern, ber Kurfürk von Sachſen, und der Kinig von Polen ich der Sache annahmen, und bie böhmifchen Stände

Das Königreih Boͤhmen. 460

var Unterwerfung aufforderten, ſollte u &ger eine Sriedensunterhandlung Staat finden, allein Mathias wurde während ben Anftälten hiezu krank, und flarb (1619) im 60 Jahre feined Alters, und im 8 feiner Regierung über Böhmen. |

Ihm folgte Ferdinand I.; allein die wies derfpenfligen böhmifhen Stände fanden Anläße zu Beſchwerden über ihn, und erkannten ihn nicht als König, fie unterfianden fih fogar die Krone dem Halzgrafen Friedrich anzubieten, ber fie auch aus eitler Rubhmbegierde und Glaubenseifer , nieleicht aber auch auf Andringen feiner Gemahlin, des englifchen Königs Jakob Tochter, zu feinem Unglüde annahm.

Ferdinand erkannte jest den Zeitpunkt, "die

Boͤhmen mit Ernft und Gewalt anzugreifen, und zum Gehorſam zu bringen. Er gab feinem Feldherrn Bu⸗ quoi, den er mit frifgen Truppen verftärken ließ, deu Befehl, von Budweis aufzubredhen, und vor» zubringen. Sein Gegner Mannsfeid konnte feinen Angriffen nicht wieberflehen, und verlor bei Zablat eine Schlacht.

Mittlerweile war aber Thurn mit feiner Are mee in Defterreich eingefallen, und belagerte Wien.

Mit Einverfiänpnig mehrerer Proteflanten dies fee Hauptfladt mit Shurn, kam ſelbſt Ferdinand in große Gefahr, und nur das damalige Kurafierregis ment Bournonville, dad mit gezogenem Säbel in die’ Stabt flürmte, vettete ihn noch zur vechten Beit. *)

*) Diefes Regiment führt heute den Namen Seiner uff k. 2. Hoheit des Fürſten Gonflantin. De, Kaiſerthum 2, ©, e

161 Das Öfterreihifche Kaiſerthum.

Im Winter von 1619 auf 1620 ſuchte ſowohl der zeue König Friedrich, als auch Kaifer Ferdi⸗ nand mit Hülfe anderer, ihre Macht zu verfiärken. Zriedrich gewann bie Mährer, Schleſier, Siebenb ürger undUngarn; Ferdinand hin⸗ gegen die katholiſchen Reichsfürſten, vorzüglich Marimilian Herzog von Baiern, dann ben König von Polen, und auh den Pabſt Pau—⸗ Iu8 V. der den Kaifer mit Geld unterflügte. -

So mächtig betraten nun beide Theile im Frühe

jahr 1620 den Kriegsfchauplag in Böhmen, Fried: richs Truppen unter Anführung bed Fürften von Anhalt, und Srafen Hohenlohe, des Kaiſers Truppen unter Anführung des Grafen Buquoi. Nah einigen Hin⸗- und Herzügen trafen endlich beide Heere am weißen Berg, nähft Prag, am 8. November zufammen, die Schladht begann, und war

gleich im Anfange mörderifh und für die Kaiferlichen

ſehr zweifelhaft, denn diefe hatten, gegenüber den Böh- men undMährern, im Kampfe eine ſchwere Aufgabe. Endlich bewirkten bie Kaiferlihen unter dem Feinde eine Verwirrung , die den Sieg für Ferdinanden entfchied.

Diefer Sieg feste nun ben Kaifer in ben Stand, . gegen die empörten Böhmen eine ernſtliche Sprache zu

führen , die Zundamentalgefege dieſes Königreichs dem

Intereſſe feines Haufe gemäß abzuändern, und ſich der Krone für daflelbe mehr zu verfibern, daß dieſes

nicht ohne blutigen Gericht Über die Urheber der Ems

pörung gefchah, davon zeugten die am Altflädter Rath: baufe damals aufgerichteten Schaffote.

Der erfte Alt feiner neuen Macht war, bie Ers nennung feined Sohnes, des Erbprinzen Ferdinand

zu feinem Nachfolge, dann auf dem abgehaltenen

Das Königreih Boͤhmen. 162

Landtage fein erflärter Wille, daß der vom Kaifer Rudolph ertheilte Majefätäbrief, dann bie freie Königdwahl:, aufgehoben fey.

Ferdinands Haß gegen die Proteflanten, und deren Verfolgung, erzeugte noch manchen patziellen Aufftand im Bande, ja fogareinen neuen Krieg mit ben Dänen, dann Schweden, zu welchen legtern nod die S adfen, Brandenbu ger und Hefe fen fließen.

Dadurch warb Böhmen fehr hart mitgenommen ; denn die Schweden eroberten einen Theil der Haupte fadt, nämlich die Kleinfeite, undnur das wohlges führte Schwert von Fer dinands Bundesgenoffen, ded großen Marimilians von Baiern und feines Wallenfleins, der nachher zu Eger erflochen wurs de, rettetein der Schlacht bei Nördlingen ben Befig feiner Länder.

Ferdinand flarb bald darnach (1637) im 59 Jahre feines Alters.

" Sein ganzes Leben war eine Bortfeung der. Krie⸗ ge.

Unter ihm erhielt Böhmen e einen ganz neuen Umſchwung feiner Verfaſſung, er erhob den geifllichen Stand zum: erften ded Reichs, den derfelbe bis auf gegenwärtige Seitennoch behauptet. Seine Landes ordnung vom 10. Mai 1627 ward feitdem Funda⸗ mentalgeſetz, beftätiget jedoch die vom Karl IV. feſt⸗ gelegten Faͤlle eind wieder eintretenden Wahlrechts. Die ober: muy niedere Saufis kam an Sachs fen.

Ihm folgte fein Sohn Kerdinan b III., der zwei Jahre früher zum römifhen. König erwählt wurde,

Der Krieg mit Schweden wurde unter dem kelnherin Gallas ſortgeſetzt, und gwar im erſten

e 2

163 Das Öfterreihifhe Kaiferthum.

Jahre (1637) glüdlich) aber im folgenden Jahre ka⸗ men die Shweden unterihrem Anführer Ban ner mit größerer Macht, und entriffen den Kaiferlichen alle errungene Vortheile wieder.

Bis zu dem Jahre 1648 ward derfelbe biutig ge» führt, und nur zu Ende biefes Jahrs wurde er durch den weſtphäliſchen Frieden beendigt.

Ale Drangſale, die dieſer 30 = jährige Krieg Ä erzeugte, trafen hauptſächlich Böhmen, ed wurde an Menſchen und Geldmitteln fo fehr erfhöpft, daß es ſich aud unter dendarauf folgenden Regierungen, wo ed der Ruhe genoß, nicht zu erholen vermochte.

Ferdinand der JIL. flarb im 49. Jahre feines Alters (1657) und im 21 Jahre feiner Regierung.

Er vereinigte die Karolinifhe, und die von Kerdinand I. bei den Jeſuiten gefliftete Univerfität, und feitbem beißt fie bie Karlferdinandeiſche Univerfität.

Er fliftete 1640 das Symnafium zu Leitomis- ſchel, und fügte in demſelben Jahre der Rand es ordnung Ferdinands I. Deflaratorien und Novellen bei, wodurch bie Werfaffung ganz der in den urfprüngl. Defterreichifchen Ländern beſtan⸗ denen, ähnlich gemacht warb.

Ihm folgte fein zweiter Sohn Leopold J., denn fein Erfigeborner, der unter dem Namen Zerdis nand IV. fon im Jahre 1653 zum römifchen Kös nig erwählt wurde, und feinem Water folgen follte,. ſtarb vor ibm.

Leopolds lange und friebfertige Regierung wur⸗ de durch den zweimaligen Krieg mit den Kürten mit den Franzoſen, durch den bedeutenden Aufſtand in Ungarn durch Ragoczy, und dann burd ben ſpaniſchen Erbfolgtrieg gefiört, aber ohngeachtet biefer

*

-

Dis Königreih Böhnen. 164

Kriege, genoß Böhmen der Ruhe, mus gebungene

Morbbrenner fuchten e8 heim.

. Prag verlor bei dem großen Brand (1689) viele Menſchen, und bei 400 Häufer lagen in Schutt.

Seopold farb im 48. J. feiner Regierung (1705) nach eines kurzen Krankheit, fein Sohn Joſeph I. folgte ihm, vegierte aber ur ſechs Jahre,

Wichtig für Bohmens Staatskunde il, daß Je⸗ ſe ph I. Böhmen, zu ficherm Werbanbe, wieder den Kreislaften und Abgaben des deutſchen eich unter» warf, wodurch e& .foctifch ein integrivender Theil bes» felben wurde.

Deſſen Bruder Karl II. (als Kaifes Vi.) der auf dem fpanifchen Thron folgen follte, übernahm die Regierung. Auch er wurde in ben Krieg mit dem Zürten, und fpäter mit den Spaniern verwis delt, in welchen beiden Rh Prinz Eugen von Savoyen hervorthat.

Karis Megierung ift merkwürdig durch die im Sabre 1713 zu Stand gebrahte pragmatiſche Bankltion, vermög welcher feine einzige Tochter Maria Thereſia ihm in der Regierung fämmts liher Etaaten folgen follte, zu der im Jahre 1720 auf dem Landtage zu Prag eine Acceffion und Submiſſionsurkunde ausgefertige wurbe, vers mög welcher die Erbfolgorbnung nad) ber Erſtgeburt (ud auf das weibliche Geſchlecht ausgedehnt) als Grundgeſetz für Böhmen wieder eingeführt warb. Aber ungeachtet diefer pragmatifhen Sanktion, ko⸗ ſtete es nach dem Node ihres Waters diefer Monarchin

manche blutige Schlacht, den Befſitz diefer Länder zu erhalten. |

Sie wurde im Jahre 1743 zu Prag als Koͤni⸗ yin gekroͤnt, vermaͤhlte fih mit Franz, Herzog vor

165 Das Öfterreihifhe Kaiferthum.

@othringen, mit weldem fie vier Söhne und mehrere Zöchter zeugte.

Ihr Semahl ward unter bem Namen Franz J. Kaiſer, und ſtarb zu Inſbruk in Tirol 1706.

In dem (1756 ausgebrochenen) fiebenjährigen preußiſchen Kriege, deſſen Schauplatz Böhmen war, ging der größte Theil Schleſiens und bie Graf⸗ fbaft Glas an Preußen verloren. |

Sie ftiftete.1757 den militärifchen Therefiens orben, und .erneuerte 1764 den ungarifhen Et. Stephansorden. | Ahr verdankt Boͤhmen die Aufhebung der Leib⸗ eigenſchaft, die beſſer georbnete Juftizpflege, fo wie unzählbare, auf die intellectuele Bildung der Einwohs nee und auf ihr wahres Wohl berechnete politiſche Berfügungen.

1766 fuchte fie dur Verordnungen ben Ader«

bau zu heben, und ftiftete, wie in allen Provinzen, fo auch bier 1769 eine Aderbaugefellfhaft, bei _ welcher fi) nach der Verordnung von 1773 ale Oekono⸗ miebeamte immatrikuliven und prüfen laflen mußten. Aus ihre ging die jegige FLonomiſch-patrioti— ſche Geſellſchaft unter Joſeph IT. hervor.

1773 wurden unter ihrer Regierung die Jeſuiten aufgehoben.

4778 verfammelte der bairiſche Erbfolgkrieg auf kurze Zeit feindliche preußiſche und ſächſiſche Armeen im Nordoſten des Landes.

Sie ſtarb am 29. November 1780.

Ihr folgte iht Sohn Joſeph I.

Die ausnehmend großen Wohlthaten und Ver⸗ beſſerungen, womit ſeine Regierung ſeine Staaten beglücdte, wurden im vollem Maß auch Böhmen zu Theil. Erleichterung der Laflen des Volks, und ges

Das Königreih Böhmen. 166

ſetlicher Schut defielben. gegen Bebrüdungen Bes günftigung des Aderbaues geredhtere Steuervers theilung und Beflimmung Belebung der Induſtrie und des Handels, befonders dur Einfuhrkerbote Beförderung der Volksbildung Aufhebung vieler Kloͤſter zur Vermehrung der Landfeelforger.

Er flarb früher, als er bie Früchte feiner wohls thätigen Einrichtungen erlebt hatte, am 20. Februar 1790. |

Aud) fein Bruder Leopold II. folgte dem von feinem WBorgänger ausgeftedten Ziele, dad Wohl feiner Unterthanen durch zwedmäßige Einrichtungen und Were fügungen zu befördern, alein der Tod hemmte fein Vorſchreiten hierin ſchon am 4. März 1792.

Ihm folgte am 1. März 1792 fein jegt glorreich regierender Sohn tanz, der in demfelben Jahre als Kaiſer Franz 11. zu Frankfurt gekrönt wurde; aber am 141. Auguft 1804 warb der Gefammtflaat für ein. öfterreihifhes Erbkaiſerthum erflärt, und feit dem ift er als Franz I. Öfterr. Kaifer. Die gros ' ben politifhben Stürme, hervorgegangen aus ber fran⸗ züfifhen Revolution, bie vurch 23 Jahre auf ihn einges wirkt haben, bielt er mit männlichen Muth!, Kraft und Beharrlichfeit aus , und trat zuletzt fiegreih aus dem blutigen Kampfe. . Böhmen , das in der gefahr« vollen Grife mit Eraftvoller Anflrengung alles zum Erhalt feines Thrones beigetragen bat, genießt nun feit 1815 in tiefer Ruhe die Früchte feiner weifen Res | gierung.

467 Dob Öferreidifge Keiſerthum.

Namen, Eage, Größe. Ä

. Bie wir oben geieben Haben, bat dieſes Sand feinen Namen von feinen Urbewohnern, ven Bojern, einem alten celtifhen, Priegerifhen Stamme, der ſich aus Gallien, wahrſcheinlich aus Wiberbevätkerung ges drängt, in dem mit einer Gebirgskette umfchloffenen Böhmen nieberließ.

Es liegt nach den neueflen Berechnungen bed k. k. Aftronoms David zwifchen 29° 59° 45" und 34° 26° 45° öoſtlicher Länge, und 48° 33° 53''' His 410

39’ nördlicher Breite. Im Süden hängt ed mit Deflerreih ob und unter der Eng, im Oſten mit dem Markgrafthun Mähren, auf einer-Länge von 60 Meilen zufammen, im Rorboften wird es von Preyßen durch Schle⸗ fien nd Stas auf 29 Meilen, im Norben und Nord⸗ weft durch Sahfen auf 50 Meilen, im Südweſten von Baiern auf 37 2)4 Meilen begränzt, und erhält dadurch die Geftatt eines verfchobenen Vierecks, wels bed mit feinen Seiten, und nicht mit feinen Winkeln grgen die vier Weltgegenden hinſieht. Ä Der Flächeninhalt von Böhmen beträgt nach Sritfch HlYıoo, nah Müllers Gharte 962°, nah Blumenbach 9560, nah Strnab und Gerfiners Berechnung 950, aber nach den neueften Beitimmungen des k. k. Aftronons David, und der trigonometriſchen Kandesvermeffung 956 Quad. Meilen, Die größte Länge von Marienberg bei Grulich an der öftlihen Spike bis hinter Eger 27’ 30" oder 42 geographifhe Meilen , die größte Breite von der füds lihften Landfpise bei Schlägel am Roßberg in Defterreich ob der Ens bis Eugau an der Laufik 28’ 46° oder faſt 37 geog. Meilen, mithin der ganze Umfang 176 geog. Meilen.

\

Das Königreih Boͤhmen. 168

KR1ima.

In einem ſo hohen und mit Gebirgen umgebenen Eande wie Böhmen, iſt natürlich das Klima ſehr vers ſchieden, rauh und Falt iſt es in den Gebirgen; denn im Riefengebirge und Böhmerwald if 2 Kiafs ter hoher Schnee nichts Geltenes, ber oft erſt im Mai zu fhmelzen anfängt, in den geſchützten Niedes sungen der Hauptſtadt, und des Elbthales im Leit⸗

. meriger, und zum Theil Bunzlauer Kreis, wo

der Weinbau forttömmt , ifl das Klima mild.

Die Witterung ift im Ganzen veränderlih. Im | Mittelpunkt des Landes zu Prag if die mittlere Baro⸗ meterböhe 27° 4’ 7, die jährliche mittlere Veränderung 1" 57/4," , die mittlere Temperatur beträgt 7’ &., die gewöhnliche größte Sommerhige hat nad den an ber Prager Sternwarte gemahten Beobachtungen 23 bis 24°, die größte gewöhnliche Kälte aber 16°. Abe weichungen haben fich zwar ergeben, aber biefe find ungewöhnliche Ereigniffe.

Der jährlihe-Niederfchlag im nördlichen heile Böhmens beträgt zwiſchen 24 und 26, im ſüdlichen Theile 18 bis 19 Zoll in beiläufig 96 Tagen, darun⸗ ter bei 15 Gewittertagen.

Die berrfchenden Winde . haben hiee wie überall auf den Niederfchlag großen Einfluß, der gewöhnlich fie iſt der Nordweſt⸗, mitunter auch ber Norboflwinb, den Weſt⸗ und Nordweſtwind begleitet gewöhnlich nafles Better , den Nordoft und Süboft aber trodenes. | Der Dfle und Nordwind vermehrt fehr oft ſchnell und häufig die Kälte, |

Die häufigften und ftärkften Gewitter folgen im Auguft, die aus Süden find gewöhnlich fehr bligreich, die von Welten häufig mit Sturm begleitet, die aus Nordweſten, Norden und Wehen hageln fehr oft.

169 ° Das Öfterreihifhe Kaiferthum.

Der längfte Tag in ber Mitte des Landes dauert. 46 Stunden 18 Minuten, der kürzeſte 8 Stunben.

GB ehbiryge,

41. Im Norboft umgeben Böhmen die Sudeten ober das Riefengebirge (böhmifh Krkonoſky bory), und bdiefes bildet mit dem weiter nordweſtlich fortfegenden IJfergebirge gemeinfhaftlidh die Grän⸗ ze gegen Schlefien und die Lauſitz; aus bem er⸗ ſten erhebt fi derBraunberg Parifer Toiſen 7330d. 4698 Fuß hoch, die große Sturmhaube (n. David) 752—4512

die Heine Sturmhaube (n. Hofer) 742—4452 ‚der große Keflelberg (00.) 728 4368

der Spiegelberg (do.) 662-3972 Aus dem zweiten bie Tafelfichte (do.) 54-3546

der Buchs od. Buſchberg (do.) 492-2952

Letzteres, das Ifergebirge, zieht an der Norbe oftgränze des Bunzlauer Kreifes hin.

DasRiefengebirge aber dehnt fih nad Südoſt fort, und verflächt ſich auf einmal bis auf die impe⸗ ſanten Adersbaher Felſen, dadurch wird zwifchen ibm und dem Glatzer Gebirg, ein Hauptpaß für bie Verbindung Böhmens mit Schlefien zwifchen Srautenau und Landshut gebildet.

2. Im Oſten dad Glager Gebirge, weldes füböftlich fortzieht, und fih mit dem Mähriſchen Bebirge vereinigt, aus bemfelben erhebt fid der aroße Schneeberg bei Srulih (nah David) . 112/ P. T. oder 4275 Fuß hoch.

3. Der Böhmerwald (bei den Alten ber Hercynifhe Bald) iſt die fünmwefliche Gebirge ° Bette, die fi vom Bichtelgebirge an der Gränze

Dad Konigreich Boͤhmen. 170 von Baiern ſüdsſtlich bis an das Band ob ber Ens

hinabzieht, und bie Waſſerſcheide zwiſchen dem Mol⸗

——

u

aus und Donaugebiete macht; die hoͤchſten Punkte find: | Der Heidelberg Yar- Toiſen 72200. 4332 Fuß hoch,

ver Kubani (nach Kirmann) 703-4218 der Dreifeffelberg (do) 662-8972

4) Dad Erzgebirge zieht fih vom Fichtel⸗ gebirge an in norböfllier Richtung: fort bis indie Nähe des Elbtbales.

Sein Rüden ſcheidet die nordweſtliche Gränze bes Eibogner, Saazer und eines Theils des Leite meriger Kreifes vom Königreih Sachſen.

Die hoͤchſten Punkte find: der Shwarzwalb bei Joachimsthal (nach Hofer) 645 Parifer Toiſen, ober 3870 Fuß hoch. Der Heine Zihtelberg (nad Zellner) 622 9. 2. oder 3732 Fuß.

Das Elbthal iſt die niedrigfte Gegend des Eandes: denn alle feine Hauptflüffe aus Welten, Sübs weſten und Nordoft vereinigen ſich hier, durchbrechen die Gebirgswände , und verlaffen dajjelbe; aber dem⸗ obngeachtet ift weder dad. Elbthal noch die Mitte

:, des Landes fehr eben, da mehrere niedrige Bergrei⸗

ben, als Fortſetzung der Gränzgebirge bad Innere durchſchneiden, und die Bildung großer Ebenen vers hindern.

Son den vorhandenen Ehenen ift jene vorzüglich bedeutend, die fich von der Neu ſtadt an der Mettau im Königgräger Kreife über Königgrätz und Chrus dim ſüdwärts bis zum Naffabergergebirge hin« zieht, und die bloß durch den Kuneticzer Berg bei

. Dppatowik unterbrohen wird, dann jene von

Ejaslau bis Podhorzan an die Gränze des Ehru«

dimer Kreiſes fich dehnt,

- 4741 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum.

Außer biefen gibt es noch ſchoͤne Flächen im Bunzlauer, Rakoniger und Kaurjimer Kreife, nicht mins der eine füdlih von Sitfhin im Bidfchower Kreife, dann eine um Eger.

Bon den 956 Quad. Meilen des Reichs ſtehen 777 diefer Meilen oder 7,774,264 Joch 827 ”/; Quad, Kiafter in Kultur, und zwar:

Quad. Meil. oder och Q. Klaft.

Aderbare Felder 360 3,606,345 1412 Triſchfelder 214 219,527 113%, Wieſen 9 | 798,729 41567% Gärten 8 85,014 638 Dutweiden und

Geſtrippe 61 610,466 608°, Beingärten 440 : 1092 Keiche mit Aeckern

u. Wieſen vers

glichen 13 183,485 785%, Waldungen 231 ı 2,316,223 354%, Bufammen...... 71. 7,774,264 877%

Waſſerbau und Lanbwege mögen 1 Quadrat

Meile einnehmen. &o bleiben für Städte, Dörfer und

——u u

Anfäffigkeiten aller Art, Ströme, Flüſſe, Bäche, Mos

räſte, Selfen, Steinbrüche, Riſſe, Klüfte, Sanbgru ben etwa‘ 178 Quad. Meilen. Bon obiger Summe fallen

Yuf den Berauner Kreis 428,500 453 Bidſchower 408,652 1281 Budweiſer 635,793 377%, Bunzlauer 616,496 96 CEdhbrudimer 516,594 1217 Gſhaslauer 497,826 614 Elkogner 420,456 576°/,

Joh Quad. Klafter.

4

Dad Konigreich Böhmen.

Auf den Kaurjimer Kreis

Saazer Taborer die Hauptſtadt Prag

Slattauer Kösniggrätzer Leitmeritzer Pilſner —. Prachiner Rakonitzer

Joch Quadb. Klafter. 406,641 2087, 6 35838 422 504,434 41362 502,750 437% 563,949 863 . 682,7552 1342. 403,343 866 339,34 1012% 436,004 826/.

1,313 MV

Diefe nutzbare Oberfläche verhält fi daher gm dem gefammten Flächeninhalte: ] Im Berauner Kreife wie 21 —26.

Bidfhower Budweifer Bunzlauer

Cjaslauer Elbogner LKaurjimer | mit den Gründen der Hauptſtadt Klattauer Koͤniggrätzer Leitmeritzer Pilſner Prachiner Rakonitzer | Saazer Zaborer

Chrudimer

1011. 30—39.

14-29, 41—23.

25-29,

Diele Zabelle gibt zu erfennen, daß ber Rako⸗ Hier Kreis in obiger Beziehung ber der Drachiner aber der minder ergiebigſte iſt.

u

473 Das öfterreihifhe Kaiſerthum.

An Waldungen

im Berauner Kreiſe Bidſchower

Budweiſer Bunzlauce Chrudimer Cjaslauer Eibogner

mit dem Egerbezirk Kaurzimer Kreiſe

Klattauer Konig graͤtzer Leitmeritzer Pilſner

Prachiner

Rakonitzer Saazer

Taborer Hauptſtadt Prag

111111

4

Joch Quad. Klafter.

160,917

112,963 |

493,423 213,275 136,043 122,949

457,899

79,441 401,840 451,763 159,463 489,099 221,314

98,494

88,448 428,757

427

430 406 1457 1300 1036 1320

41542, 8247 338 4187

989

474 874Y, 1076 516 2987, 84

Aus diefer Tabelle iſt zu erfchen, bag der Pra ch i ner Kreid an Baldungen ber reichfte fey. Die weft: lihe Hälfte Böhmen ift demnach die waldreichſte, unt . gerade ba, wo ed an Holz fehlt, gab die Natur durd

Steinkohlen zeichen Erſatz.

An Wieſen enthält

ber Berauner ' Bidfhower Budweifer Bunzlauer Chrudimer Cjaeslauer

Kreis

III]

ob Quad. Klafter.

32,683 32,018

409,673

48,133

52,749

1551

41463%, 338 854 546 209 O =

...t

Dos Königreich Böhmen.

der Elbogner Kreis mit dem Egerbezirt”

Raurjimer Kreis

SKlattauer °

Königgräger

Leitmeriger

Pilſner

Prachiner

Rakonitzer

Saazer

Taborer

Hauptſtadt Prag

—„1111111

174

Joch Quad. alafter.

72,573 26,146 47,033

3477, 1375 229 1094 1189 249 11 07% 6 467 1% 1546 205'/,

Diefen Wiefenreihthum verdankt der Wudwe is fer und Prachiner Kreis der Moldau und ihren Buflüffen. Der Chrudimer ber Elbe unb der El⸗

bogner ber Eger.

An Hutweiden und Gefrippe entbält Joch Quad. Klafter.

der Berauner Kreis Bidſchower Budweiſer Bunzlauer Chrudimer Cjasſslauer Elbogner

mit dem Egerbezirk Kaurzimer Kreis Klattauer

Koniggrätzer Leitmerizer Dilfner Prachiner Rakonitzer

31,301

81,262 °

71,336 30,980 88,172 43,507

1340

602 1530 1403

175 Das äfterreicifce Kaiſerthum.

ver Ganzer Taborer Hauptſtadt Prag

Kreis

u

161.

Ich Quad. Klafter.. 78,076 - 39,596

17. 153°% : 1444

Der Prachiner Kreis ifl dieſemnach der veichfle, diefem folgt. der Saazer und Budweifer.

An Gärten enthält

der Berauner Bidfchawer Bubdweifer

Bunzlauer

Chrudimer Gjaslauer Elbogner

mit dem Egerbenet Kreis

Kaurzimer

Klattauer Koniggratzer Leitmeritzer Pilſner

Prachiner Rakonitzer Saazer

Taboxer Hauptſtadt Prag

Ilm

Kreid

[U] .

Joch Duad.· Klafter. |

4778 7868

418 42 8103 6032

1971 6456

'306

552%,

In Bärten ik ber Chrudimer und Könige

gräger ber reife.

An Weingärten zählen blos der Berauner, Bidfgomer, Bunzlauer, Czatblauer, Kaus rzimer, Königgräter, Leitmeriger, Ras Poniger, Saatzer, und bie Hauptſtadt Prag ein Urea .von 4480 Joch 1692 Quadrat = Klafter, worunter ber Beitmeriger mit 2760 Joch 528 Q.

nu

——

s„—_m v

Das Konigreich Böhmen. 476

Klafter, dann der Bunzlauer mit 944 Joch 1583 DO; Klafter begriffen ft. Die Fruchtbarkeit.

Der Boden mit Dammerde findet fih in den . Rieterungen des Egerlandes, Saazer, Leitmeritzes und des Chrudimer Kreiſes, und überhaupt in mehr oder weniger größeren Erfiredungen von der Elbe zu’ beiden Seiten zwiſchen Pardubig und Beitmerig, endlich in einigen Gegenden des Bunzlauer Kreifes.—

‚In den meiflen andern Gegenden durchbricht nur zu

bald der Felsboden die Aderdede. Der keitmeris ' ber und Saayer Kreis gelten von jeher ald Kornlams. mern fürs böhmifhe und fählifhe Erzgebirge, und für die Elbeſchiffahrt.

Der Berg Chlomek bei Melni? im Leitmeritzet Kreife iſt der Scheidepunkt im nördlihen Böhmen, zwiſchen dem frudftbasen Weſten und ben Sandthäs lern und Felſen im Oſten, bie fih in verfciedenen Beräftungen durch einen großen Theil des Bunzlauer und Leitmeriger Kreiſes bis nach Sachſen unter pem Ramen der ſäch ſi ſchen Sch wei zhinziehen. Der Ge orgenberg, bei Raudnitz im Rakonitzet Kreiſe erhebt fi iſolirt in der Mitte einer rund umher weiten alisge⸗ dehnten fruchtbaren Feldebene. Sehr fruchthar zeigt fh dee Boden in den Niederungen der ſchon bezeich⸗ neten ebenen Kreife, deren aber im Verhältniß zum Ganzen nicht viele find. Bon mittlerer Art in dem gewellten,, meift thonigen Boden bed höhern Sans des, oder in den Eanpfireden mit Lehm gemiſcht. Eo besonders im Pilſner Kreife, wo Mittelgebirge

uuch allen Richtungen mit einigen ſchönen Ebenen und | keiten Thälern wehfeln. Unfruchtbar auf bei k häufigen Felsboden mit weniger Ueberlagc von Damm⸗ | de und weit mehr Bande.

Deſt, Kaiſerthum 2. ©;

\

177 Das oſterreichiſche Kaiferthum. |

Thoniger Boden als Auflöfung bed vielen Urgebirges der Gränzgebirge, oder Trappmaſſen in ber nördlichen Hälfte, waltet im Ganzen vor. Sand

und: Mergelboden vorzüglich in der öſtlichen Hälfs te bis weit nad Norden. |

Slugfand nad allen Richtungen, vom Rune tiger Berge aud bis Königgrätz, Bohdanecz,

Pkyclauticz, Elbeteinig, Liffa nd Braus deis in den dortigen EIb » Regionen. Befegueter Waizenboden macht den allerkleinften Theil aus, . und im Durchſchnitt fann man wenig mehr, als das 4 Korn zum Ertrag annehmen.

Fu Gewäffer.

| Die Menge der Berge, mit denen Böhmen Übers häuft if, machen es zu einem quellen « flußs u. wafler« reichen Lande, obgleich einige Gegenden fparfam be: swäffert find. Am reichten bewäffert find bie Begen«

den in Südweften, zumal der Budweifer Kreis.

I. Der Hauptfluß ift die Elbe, (böhmiſch Labe) für „deren eigentliden Urfprung man den. weißen Brunnen, oder die Quelle des Weißwaſſer— dachs auf dem weſtlichen Abhange ber weißen Wiefe, ſehr nahe an der fchlefifhen GBränze, und am Fuße der Schneeluppe hält; Andere fuhen ihn auf der Elb⸗ oder navorifchen Wieſe, einer großen Bläße, die fid auf dem Rüden des Gebirgs, längs ber fchlefl- fhen Bränge, vom großen Rabe bis gur Schnee kuppe hinzieht, wo bie Elbbru nnen, angeblich) 44, aber in ber That weit mehrere, entfpringen, und ſich in einem Bach vereinigen, der fhon den Namen Elbe oder auh Mädelbrunn führt, und fi durch einen SHönen Waſſerfall von 250 Zußin den Eibgrund, ber ſich bier als ein ſchreclich tiefer. Einfchnitt ded Hoch⸗ gebirgs Hffuet, niederſtürzt. In dieſem Thale ver⸗

h

Das Königreich Böhmen. 1176

-Körft er fich durch drei Waſſergraben, und vereinigt fich

dann außerbalb derKrauſens baude mit bem Prums men Seife, dem bereits. fech8 andere Bäche, woruns ter auch der weiße Brunnen, zugeflofien find. Bon bier an, wo man alle diefe 11 Wäſſer aus fo vielen. verfhhiedfnen Schluchten herabfirömen fieht , fließt nun

die unftreitige Elbe füdwärts wieder nah Hohenel⸗ be. Folglich entftchet die Elbe aus einem Zuſam⸗ menfluß vieler Bäche.

Sie fließt anfangs reißend und fchnell ſüdwärts, macht dann einen großen Bogen weſtwärts, wo fie fh dem Mittelpunfte des Landes nähert, ſtrömt

hierauf gegen Norden dem Gebirge zu, das fie buche

bricht , und nach Sachſen übergeht.

Urforung und Ausflug find in gerader Linie kaum 15 Meilen entfernt, der WBogenlauf aber beträgt zein gegen 40, und mit allen Krümmungen nahe an 100 Reiten.

Bon Hohenelbe an wird Ihr Lauf ruhiger, Immer aber noch mit einem Gefäll von 115 W. Klafs ter auf fieben Meilen; 20 Klafter von Königgräy HS Podiebrad; 13 von ba bis Melnik; 8 von da bis zum Einfluß der Eger bei Kopitz, 16 von va bis Herrensträtfden.

Ale Flüſſe Böhmens fallen entweder unmittels bar, oder mittelbar der Elbe zu. Die vornehmften ind: 1) bie Moldau, die unterhalb Meinst in fie fällt, 2) die Aupa, welche auf dem Öfttichen Ab⸗ bange der weißen Wieſe nit weit von weißen Brunn entfpringt, und bei Jaromirz fie erreicht, 3) die Mettau bei Joſephſtadt, 4) die Daubras wa bei.Elbeteinig,, 5) die beiten Adler bei Kö⸗

| siggräß, 6) bie Ifer bei Branbeis.

| |

m 2

179 Das Öfterreihiihe Kaiſerthum.

Eden auf ter Moldau unter Prag vom. ſoge⸗ genannten letzten Pfennig an, werden ihr Schiffe mit bedeutenden Läften zugeführt, die beiteitmerig durch die Bereinigung mit der Eger bis auf 2000 und mehr Gentner erböht werden koͤnnen.

Um die Schiffahrt und den -Handel auf diefem Hauptfirom yon feinem Schiffbarwerden in Böhmen bis zu feinem Ausfluß indie Nordfee mehr in Zlor gu bringen, haben fih, in Folge, ber Wiener Congreß⸗ Alten von 1815, die acht Mächte, die den Beſitz die⸗ ſes Hauptſtromes theilen, naͤmlich:

Defterreid,

Preußen,

Sachſen,

Hanover,

Dänemark (wegen Holſtein und Banenbung),

Medienburg- Schwerin,

Die drei Anhaltiſchen Häufer und Hamburg, verbunden ‚die Schiffahrt auf demſelben zu reguliren. | Die fämmtlichen Abgeordneten berathſchlagten ſeit B.' Inni 1819 Über Erleichterung der Schiffahrt und des Handeis aufdemfelben, und brachten am 23. Juni 1824 einen Bertrag deöhalb zu Stande, deſſen gute Folgen find.

a) Die erleichterte Audfuhr der Produkte Böhmens.

b) Preußen, das faft 50 Meilen lang die Eib⸗ ufer beherrſcht, verzichtete .ouf. die Stapelgerech⸗

. tigkeit in Magdeburg, auf den Eranfitogoll, und res duzirte feine verfchiedenen Zölflätten auf 2 beim Eine und Austritt des preußifchen Gebietd zu Mühl⸗ berg in Sachſen und Wittenberg in ber Prignie. |

e) Auch die andern Staaten brachten dem Sanjen mehr oder weniger Opfer.

> .

Das Königeeih Böhmen. 480.

d) Die Ede if von ihren Schiffbarwerdung vn Mel nik an bi zum Ausflug in Bezug auf Schif⸗ fahrt und Handel frei erklärt. Won jedem Punkt kann jeder Schiffer ungehindert ins Meer fah⸗ ven, laden, was er will, ohne Zmang3 » Ums« ſchlags⸗ und Gtopel» Recht: (wie fonft bei Pir⸗ na, Dresden, Muagpdeburg.)

e) Die 85 bisherigen ZoAftätte find auf 14 dermin⸗ dert; |

4 Auffte 2 Riedergrund 3 Shandau Steehta 5 Sahfım

5 Mäblberg | |

6 Wittenberg Preußen.

7 &odwig 9

8 Roslau Anhalt.

9 Deſſau |

10Sh nakenburg

11 Domi U 2 a. 2 Meilenburg. 45 Boigenburg

414 Lauenburg Dänemark.

H Die bisherigen 3500 find herabgeſetzt, feflder fimmt, und dürfen obne gemeinfante Ueberein⸗ kunft nicht erhöht werden. Korn, Holz, Salz, Baumaterialien, Obſt (als erjle Bedürfniſſe) find gering belegt.

VON Die Abgaben geſchehen nad dem Gewicht, der Gamburger Gemner » 142 Pfund 116 Pfund Dreußifchen und: Leipziger und 96 5/8 Wiener. b) Zum Längenmaaß wird der Hamburger Buß ger braucht, wovon 100=94 24 Preußiſchen, 400 '4

Leipziger und’ 90 "s Biener.

| Böhmen.

BR

. 48 Das öoͤſterreichiſche Kaiferthum.

5) Bon Meinit'bis Hamburg follen nicht mehr als 27 Groſch. und 6 Pfye. Eonv. für den Zeniner Bruttogewicht an Eibzoll erhoben werben und zwar :

Von Defterreid 1 Brofaen 9 Diennige. GSadfen: 5 Preußen 13 Anhalt 2 Hannover 2 Meklenburg1 Dänemark Doch find noch verſchiedene Artikeln auf /, ',;

0 Yo 0 dieſes Zarifs herabgeſetzt.

3 Die Abgabe von den Fahrzeugen an ſich, oder

die Refognitions » Gebühr wird beſonders entrichtet.

1) Viele andere Erleichterungen find getroffen.

Bei der erfien Reviſion, die vermög des 30. Arti⸗ kels ber Elbefhiffahrtsakte in dem J. 1824 von den Bevollmächtigten der Staaten, deren Gebieth die Eibe in Ihrem fchiffbaren Laufe trennt, oder durch⸗ römt, zur Abftellung etwaiger WBefchwerden, und . Beranlaffung von Moßregeln, welche nach neuerer Er⸗

. fahrung Handel und Schiffahrt erleichtern Pönnten, fRatt Hatte, warb:

Erftens. ad Art. 8 bie Gewichtstabelle zur Be⸗ rechung des Elbezolls berichtigt.

B3weitens. ad Art. 9 die Tariffe für den Elbe⸗ zoll, nach den bei der Auf⸗ wie bei der Niederfahrt zu befahrenden Streden ergänzt, und vertheilt, dann

Drittens. Den tranfiticenden Schiffen einges zyAumt, daß fie die Gebühren am dem erflen Erbe bungsamte für die ganze Strede eines jeden Uferſtaa⸗

tes entrichten Binnen. | Biertens. ad Art. 10. : Die Xariffe über bie zu entrichtende Gebühr modifiziert, und alle die Ars

ae

Das Königreich Böhmen. 182

titel namentlich aufgeführt, welche auf ten Biertheil, äntheil, Zehnibeil, Zwanzigtheil und Bierzigtpell bes Elbbezolls gejegt wurden.

Fünftens wurden mehrere Modalitäten bei der Abnahme ter Rekognitiond s Gebühr angeordnet, und

Sechſtens beflimmt, daß tie nädfte Reviſi⸗ on:fommiffion am 1. Mai 1828 fi zu Dresden ver⸗ fammeln wirb.

"Dbige Befchlüffe tourden mit bem 41. Jänner 1625 in Wirkſamkeit geſetzt.

Schon zeigen fi für Böhmen bie großen Vor⸗ theile dieſer freien Elbefchiffahrt: denn nun geben feıne Urprodufte und Zabrifate nah Hamburg, unb von da weiter in entfernte Weltgegenden. Im Mo⸗ nat Augufl 41827 wurden Schiffe dahin beladen mit 418 Faß mit Borken, 141 Faß mit Kleefadamen, 41 Kifie mit Glasperlen, 546 Kiften mit Glas, 73 Kiften mit Leinen, 2 Faß mit Maultrom mein, 2 Ballen mit Hirfhhörnern, 40 Kifien mit Bitriolöhl, 1 Kifle mit Neltendpt. 2 Ballen mit Wolle., | . I. Die Moldau*), der zweite Hauptflrom des Landes, entfpringt am Buße bed fogenannten Ta⸗ felberges in dem auigten Walde, weicher den Na⸗ men Judenau führt, an ber Gränslinie der Herr⸗ (haft Wlnterberg und des Gutes Großzdiekau . IimPrahiner Kreife. In diefem auigten Grunde ent⸗ quilit das Waffer an. -wiehreren Drten oft unmerlbar bervor, wie ed im Boden dirfer Art ift, und bildet nad) und nach mehrere in Diefen Gegend nicht uns zwedmäßig fogenannte Seigen ober Runzeln, das

*) Siehe beiliegende kleine Charie, entworfen von dem fürſtlich ESchwarjenbergiſchen Ingenieur Hen. Michael Falta.

183 Das Öflergeihifhe Kaiſerthum.

heist, Peine ſchon fortfliegende Bäche. Beſonders drey diefer Runzeln erfcheinen als die flärfften, neh⸗ men bie übrigen auf, und verbinden ſich noch in ter Judenau zu einem cinzigen Bade, welder das Moldaubachen genannt. wird, |

Mit einem ziemlich ſtarken Gefälle koͤmmt diefes nicht weit von feinem Urfprunge fhon nicht unbedeutende Bächlein, welches felbft im dürrſten Sommer nie aus⸗ trocknet, und mehrere in diefer auigten Gegend hervorkom⸗ mende Quellen gleich an ihrem Urfprunge aufnimmt, in ein tiefes Thal, mweldes von dem Holiger Berge am sehten, und von dem Pufberberge am linfen Ufer dieſes Baches gebildet wird, und vereiniget fich etwa zwei. Stunden von feinem Urfprunge bei dem Dorſe Ferchenhaid mit dem Shwarzhadhe

Bei der Bereinigung iſt der Schwarzbach viel flärker als das Moldaubachel, deffen ungeachtet ver« liert cerfleree feinen Namen, und bie vereinigten Bäche führen nun den Namen Moldau.

Dieſer Schwarzbach entipringt am Fuße des Vogelſteinberges und des Schwarzbergs In dem Walde Schwarzberghütten an ber Grän: je ded Guted Großzdiekau mit der Herrſchaft Stubenbad, und wird aud von Einigen, jedoch jrrig, al8 ter Urfprung’der Moldau angegeben. Von Ferchenhaid fließt der Moldaubach zwär noch in einer zwar gebirgigen, aber doch kultivirten Gegend bis Dberwuldau fort, auf welchen Weg ihm einige Bächeln zufließen, bei letzterm Ort fängt man an, den bisher fehlehtweg Moldau genannten Bad, wars me Moldau zu nennen, zum Unterfihied der gr as figen Mold au auh eigentiih Kutfhwartere ba, der an dem Dorfe Schauerek ganz nahe an der Gränze Baiern s entfpringt, das Dorf Kutſch⸗

3d

|

Das Königreich Böhmen. 184

warta durchfließt, ober welchen er einen ſchoͤ⸗

nen Waſſerfall bildet, und nachdem er den Schlöfs - fels und den Wolfsaubach x. aufgenommen, die Dörfer Pumperhäufer, Leimsgrub und Wolfsgerub nahe vorbeifließt, fid anderthalb Stuns ben unter Oberwuldau an der Spitze des Schül⸗ lerberger Waldes unter dem Dorfe Wolfsgrub an der Gränzlinie der Herrfhaft Winterberg und der zum Budweiſer Kreis gebörigen Herrſchaft Kr us mau mit der warmen Moldau, die früher no ven Kappelbad aufgenommen, vereinigt.

Bon diefer Bereintgung an nimmt die warme Moldau durd 600 Klafter eine ganz Sftlihe, und dann durch 5,400 Klafter eine füdliche Richtung , wo fie ich am Ende der Filzau oder Kodenaue mit des von Weſten nah Dften fommenden kalten Mols dam vereinigt. I

Dieſe kalte Moldau entſtehet aus mehreren Heinen Bächen, bie ihren Urſprung in Baiſern haben, bei ihrem Eintritt in Böhmen den. Namen Altwafs fer hat, vor da bildergge nun bis zur Vereinigung mit dem Ruthen, oder Gränzbachel in einer Strecke von 800 Klaftern die Bränzlinie zwifchen B 5 h⸗ men, Bubweiler Kreifes und Baiern.

Bon diefem Punkte an gehören beide Ufer ber falten Moldau zu Böhmen.

Sie bilder einen zwei bis brei Klafter breiten Bach, der ſchon von der baieriſchen Gränze an ſchwemm⸗ bar iſt, 900 Klafter von litzterer Vereinigung an nimmt dieſelbe dad Schönberger Bachel auf, und. 109 Klafter weiter vereinigt fie fi mit dem Lichtwaſſer. In' der norbößlichen Richtung nach einem weitern Laufe von 600 Kiften, unweit dem Dorfe Zuffethäufer am rechten Ufer nimmt fie 8 S hney und Rothbachel

Il .

4185 Das Siterreihifhe Kaiferthum.

auf, nicht minder nad einem Lauf von 2600 Kiaftern kömmt fie zu dem Hutfhenbad, und endlih nad einem weitern Lauf von 700 Klaftern zu der Fils der Zobenau, wo fie die warme Moldau trifft,‘ und nun vereint den Namen Moldau behält.

Die Benennung warme, kalte und grafige Mol dan ift wirklich nicht unzwedmäßig; denn bei des Vereinigung ber erſteren mit des zweyten hat jene eine wärmere Temperatur, weil fie, von ih⸗ rem Urfprung an bis zur Wereinigung, eine Strecke von beinahe 9 Stunden wiefenreihe und Eultipiste Thäler durchfließt, indeſſen bie kalte aud dichten uns wirthbaren Wäldern koͤmmt, und über große Granit⸗ blöde fließt. Die grafige Moldau hat den Nas men baber, weil fie über ein freies wieſenreiches Thal Läuft.

Sehr wichtig find diefe drei Bäche, fo wie auch die andern, die jüch mit ihnen vereinigen, in Hinficht der Holzſchwemme, dadurch wird die ſonſt abgefchies bene wilde Gegend belebt, und die Waldungen werden befice benügt.

Das Holz wird theils Na Rofenberg, Kru⸗ man und Bud weis fortgeſchwemmt, theils an dem Holzrechen bei Spitzen berg aufgefangen, und auf Wagen zu dem 50 Klafter über der Mold au lies genden, und 2000 Klafter von derfelben entfernten fürſtlich Schwargenbergifchen Holzſchwemmkanal geführt, auf diefen in die Mühel geſchwemmt, und auf der Dogau nad Wien trandportirt.

Die Moldau biegt anfänglich weit nach Süden, bis an Defterreih8 Gränzen aus. Wereint bei Bus weis mit der Malſch, bei Moldauthein mit der Eufchnig, bei Klingenberg mit der Wat⸗ tawa, flrömt fie ſchon fhifbeladen Damle vorl«

Dats Konigreich Boͤhmen. 186

er, wo bie Sazawa, und bei Königfaal die zeraun fie verflärkt.

Mit der Waffermenge von neun Keeifen, fliegt e nun mitten duch Prag, die Altſtadt von ber teuftabt trennend nah Melnik, wo fie mit der den Bafferabfluß von vier Kreifen mitführenden kleinen Ube fi vereiniget. Won da an führen bie beiden reinten Zlüffe den Namen Elbe.

Der Lauf de Moldau von ihrem Urfprunge ber Friedberg, von da bi8 Prag, und weiter is Mählhauſen if auf einer Lange von faſt 2 Meilen in einem engen Thale, größtentheild von hroffen Gebirgen eingefhräntt, wo fi außer der schen Gegend um Budweis, und am rechten Ufer von Räpihaufen bis Melnik, nur einige ſchmale Land» ihen bei Stiygowis und Skt. Kilian, dann m Königfaal bis Prag und Troja vorfinden.

Oberhalb Hohenfurth ift befonders der Waffers U merkwürdig, der unter bem Namen ter Teufels⸗ zauſer bekannt iſt, wo die Moldau aus der Ebene von 'giedberg durch ein enges gefrümmtes Felfenthal in ie niedrigere Gegend bei Hohenfurth fhäumend hers bſtürzt, noch mehrere kleine Wafferfälle befinden ſich ei Krumau unterhalb Frauenberg, Klin⸗ enberg, Wermierzitz, und bei Shapp, wo das Baffer über Felſengrund mit ſehr großer Geſchwindig⸗ Hit hinabrauſchet, welche den Schiffsleuten unter dem tamen EzerwenyPraudy, Buczily-Praus y, SlapſtyPraudy m. f. w. oder fhnelle Trie⸗ s kei Czerwena, Buczit und Stapp. ber nut find.

Die Länge des Fiußbettet der Moldan beträgt on ihrem Urſprunge bis zur Ausmündung in bie be beitäufig fehzig Meilen. Die obere Strede die⸗

1897. Das Öfierreihifhe Kaiſerthum.

fe8 Fluſſes wird nur zur Scheiterholzſchwemme bes nüst. Die Floͤßung des langen Holzes in Tafeln oder Prabmen wird von dem Felſenſturze der ſoge⸗ nannten Zeufeldömauer unterbrochen, welche erſt bei Hohenfurth ihren Anfang nimmt. Nach Barometer: mieſſungen flehet die Wafferfläche der Moldau bei Frie d⸗ berg über jene bei Hobenfurth 78 Klafter; folg: Lich wäre der Höhe des Abflurges der Teufelsmauer . beiläufig 70 Klafter beizumeffen. Die Länge der Fluß⸗ firede von Hohbenfurtb bis Budweis beträgt 42,000 Klafter, oder 10 %, Meilen.

Die Breite des Fluſſes ik 15=25 Klafter.

Die Ziefe durch den größten Theil des Eommers 45=36 Zoll. Das Gefäl in biefer Flußſtrecke ift fehr abwech⸗ felnd: an einigen Orten fehr groß 5=6 Zuß auf TOO Klafter, an andern Orten vor den Wehren und Ins fein, und vor jedem natürlihen Wafferfalle nur 2 oder 3 Zoll. Das ganze Gefäll für bie gemeffene Bän« ge von 42,000 Kiafter von Dobenfurth bis Bud» weis beträgt 040 Fuß, ober im Durchſchnitte 15 ',. Zoll auf 100 Klafter. ® Die Länge bed Zlußbettes von Budweis bis Prag, beträgt nach den in frübern Jahren aufges nommenen Flußcharten 27 Meilen. Barometermeſ⸗ fungen haben für das Gefäll der Moldau von Bud» weis bis Prag 96 Klafter gegeben; demnach wäre das Gefän von 100 Klafter im Durkfchnitte 6%, Bol.

Bon Budweis bis Frauenberg iſt die Gegend eben, die Ufer ſind ſeicht, der Fluß macht viele Ser⸗ pentinen, und hat zwiſchen den in dieſer kurzen Strex de befindlichen vier Wehren ein ſehr mattes Sefäll, wodurch beim Anwachſen ded Waſſers und Eisgängen, Ueberſchwemmungen bervorgebracdht werten. -

Das Königreih Böhmen. 188

Bon Srauenberg bis Prag und weiter abwärts 6 Mühlhaufen, fließt tie Moldau immirfort zwi⸗ fen fteilen Gebirgen und neben Zelfenwänden, von wels ben über den Winter burdy das Schmelzen des Schnees und barauf folgenten $roft, viele große und Peine Steinmaſſen abgelöfet werden , welche theild unmittele bar in den Fluß heraßftürzen, theild einige Zeit auf dem Abhange der Gebirge liegen bleiben, dafelbfl vers wittern, ſonach durch Schnee und Regenwafjer in die Thäler hinabgeſchwemmt werben, wo fie endlich durch die, aus den Bergſchluchten hervorbrecdhenden anges (hwollenen Wildbäche fortgetrieben, in den Fluß ges bracht werden, und fo oft die Schiffahrt durch Anhäus fung und Untiefen fören.

Mitteift Liefer fhiffbaren Moldau, und dann in der Fortfegung mittelfi der Elbe, mird Böhmen von der ſüdlichen bis zur nördlichen Gränze faſt in ber Mitte von einer Waſſerſtraſſe durchſchnitten, auf wel⸗ der ale Landesprodufte und Commerzialerzeugniffe, vorzüglih Bau » und Brennholz, Getreide, DOoft, Kalt und, Pflafterfteine, Glas, Eifen u. dgl., haupts fühlich aber das in Böhmen mangelnde, für Denfchen "und Hausthiere unentbehrlihe Kochſalz der Hauptſtadt und tem übrigen Bante zupeführt werden.

Wie wichtig digfe Waſſerkommunikation für Boͤh⸗ men ift, zeigt fi (Kon daraus, dag nur dad jährliche Bedürfniß an Kocfalz 4 bis 500,000 Eentner beträgt. Noch wichtigere Vortheile gibt die Flößung des Baur und Brennholzes für die Hauptfladt. Böhmen, bas an feinen Sränzen von einer Gebirgskette umfchloffen, weiche mit Walbungen bewachſen, von einer zahlrei⸗ den armen und arbeitfamen Menſchenklaſſe bewohnt wird , und deshalb Ei der Induftrie in Leinwand,

Rattun, Tuch und Sifen, fo wie, der Übrigen Metalle,

10 Das zſterreichiſche Kaiſerthum.

and ber davon abhängenden Arbeiten geworden iſt, it In dieſer Hinſicht fo bevolkert, daß der magere, von Regen und Schneewäflern abgetragene Boden nicht fo viel Früchte herworbringen kann, als zum Lebendun« terhalt diefer zahlreihen Volksmenge nöthig it. Alte * in diefen Gebirgen entfpringenden, daſelbſt in Bäche und Zlüffe vereinten Wäſſer ſtrömen von allen Seiten bes Mitte des Landes zu, wo ſich im Gegentheil ein febr ergiebiger Feldbau, aber Bein Bauholz und fehr wenig Brennholz vorfindet. Hieraus ergibt ſich von felbft ſowohl die Nothwendigkeit, als auch die Bröße des wechfelfeitigen Vertauſches der böhmifchen Landesprodukte, wie auch die Wichtigkeit der hierbei su benügenden Wafferfiraffe, welche durch die fon’ mehrmal angetragene Schiffbarmachung der kleinen Elbe von Königgrätz bis Melnik, dann der Eger von Kaaden oder Saaz bis There—⸗ ſienſtadt und br Beraun von Pilſen bis Königſaal und Prag, nicht nur die⸗ ſen Verkehr zur Erleichterung dienen, die allge⸗ meine Thatigkeit, und den in = und ausländiſchen Handel noch fehr zu beleben, fondern aud in Werbins bung und Benützung ber übrigen Landesvortheile diefe öfterteihifhe Provinz zu einer der blühendfken in Eu⸗ ropa zu machen, im Gtande ſeyn würde. Auf diefe natürlichen W:rtheile, und auf die Wichtigkeit ber Schiffahrt auf den böhmiſchen. Flüffen war die Regie rung des Landes fon in den älteflen Zeiten aufmerk⸗ fam geworden, wovon die Verhandlungen unter dem Könige Dttolar und Kaifer Karl dem IV. über die angetragene Bereinigung der Moldau mit der Donau, die auch unter der Regierung der Kaiferin Maria Thereſia, und bed jegigen regierenden Kaiſers Franz I. zur Sprache kam, den offenbarfien

+‘

Das Königreihd Böhmen. 190

Beweiß liefern; denn im J. 1806 wurde biefe Werei« nigung der befondere Gegenfland einer in Prag für Böhmen geilifteten hydrotechniſchen Geſellſchaft, welche die Flüſſe des Landes genau aufnehmen, eine hydro⸗ techniſche Charte Böhmend entwerfen laffen, und dar⸗ auf die weiteren Pläne gründen wollte. Ungeachtet ſich beide Flüſſe in Pürzefter Entfernung auf 5 Meilen nähern, fo erreihen doch die niedrigften Punkte bes bazwifchen liegenden Bebirgsrüden 1700’ über die Do⸗ neu, und 784° über die Moldau, was Über 300 Fohbare Schleufen erfordert hätte. Heut zu Tage, da aun diefe Schwierigkeiten den großen Plan nicht aus⸗ führen lafien, fol dic gegenwärtig im Bau begriffene: Eifenbahn von Mautbhaufen bi8 Budweis, und eine von Linz bi Budweis bewerkftielligen.

IT. Die Eger if der einzige bedeutende Fluß, deffen Quellen auswärts auf dem baierifchen Jich⸗ fetgebirge zwilden Gafrees und Biſchofe⸗ gräm bei dem Dorfe Haidles entfpringen, und nach einem oͤſtlichen Lauf von 24 Meilen durch den Egerbezirk, den Eibogner und Saazer Kreis (2 volle Längengrade) unter Thereſienſtadt im Leitmeriger Kreife der Elbe zufließt.

Bo fie bei Habenberg ins Land koͤmmt, bat fie 217 Pariſer Toiſen Seehöhe, bei ihrem Cine Aug in die. Eibe 64. pre weniger bedeutende Nebenfläfle ind bie ze pel, die Karisbad durchfließt, und unter dieſer Stade in die Eger fällt, inzwiſchen wächſt fie zuwei⸗ Ien bei Begengäffen, die in den obern Gegenden des Pil ſ ner Kreiſes herabfallen, fehr ſchnell an, und ver- urſacht Berwüftungen, ferner die Au, Saa und FIö- hau im Saazer Kreiſe.

IWW. Die Mies oder Beraun.

m Das Sferseiäifhe Kaiſetthum

Die Mies odır Beraun entfprings in den Ges birgen des Pilfner Kreifes aus mehreren Bächen der Herrſchaft Königösmwart und oberhalb Tachau, ‚nach deren Vereinigung fie von der Bergſtadt Mies den Namen hat. Mit terfelben vereinigen fich bei Pile fen die Radbufa, und weiter abwärts tie vereinige ten Bäche Brattera und Bradlanka, dann die Schatlotka oder Strzela (Schnell) "unterbalb

Pla, der Rakonitzer Bad bei Pürglig und bie.

Litowka bei Beraun, wo tie Mies ben Namen diefer Stadt annimmt. Bei Königfaal fällt fie in die Moldau |

In den Sebirgen bes Pilfner Kreifes befindet fi die Flußbahn in tiefen Thälern, welche ſich bei Pils

fen in eine flache Gegend ausdehnen, aus welder fi)

die Mies durd tie uibergangsgebirge des Rakonitzer und Berauner Kreiſes ein Bett zwiſchen ſteilen hohen Bergen und Felſenwänden bis ober Königfaal durch⸗ brochen hat. Sie beſitzt die gewöhnliche Eigenſchaft

der Sturzbäche, da fie in ben obern Gegenden ein gros

ßes Gefän hat, und daher ſchnell an⸗ und wieder abs läuft. Sie ward bisher benügt von der holzreichen Herrs (haft Pürglig, von der Staatöherrfchaft 3birow, und der Fürſt Metternichiſchen Herrſchaft Plaß.

V. Die Jſer entſpringt aus den Sümpfen und Torfmooren des Iſergebirgs in Nordoſt, durch⸗ fließt den ganzen Bunzlauer Kreis in ſüdweſtlicher Richtung , und erreicht bei Altbunzlau die Elbe. Bei Benate hat fie 82 Parifer Toifen, oder 492 Fuß Seehöhe. .

VI, Die Malf ch hat ihren Urfprung in Defler⸗ reich ob der Enns auf der Herrſchaft Fre yſt adt bei Windhag, trittnähfiUnterhaib im Budweiſer Kreiſe in Böhmen ein, nimms den Bach Schwarze

7

Das Koͤnigreich Böhmen. 192

bei Kaplitz und ven Grazerbach bei Stropitz in ihre Ufer, auf weldhen beiten Bächen von Be⸗ nefhbau und Gragen fomohl Sceit» als Bu: ſtammholz aus den herrſchaftlich Gratz ner Walduns gen der Malſch zugeſchwemmt, und auf derſelben bis Budweis fortgeflößt wird, wo fie in die Mols dau fallt.

VII Die Luſchnitz entipringt inDefterreid ob der End auf der Herrihaft Weitra, tritt bet Schwarzbach im Budweiſer Kreife nach Böhmen ein, und läuft fodann, mit dem Bache Neſcharka bei Weſſely verftärft, unterhalb Theins in die Moldau. An derfelben wird bei Sobieslau und Bechin d95 in Stämmen aus den Waldungen bes Zaborer und Budweiſer Kreifes auf der Achfe zugeführte Holz in Zafeln und Prahmen gebunden, bei Thein af die Moldau gefekt, wo fie mit aus dem Molvautheiner Salzmagazine erhaltenen Sochfalze in Faffeln , zum Theil auch mit Getreide beladen, auf ver Moldau abwärts nah Prag verflößt werben.

VII. Die Wattawa entfpringt in dem Hoch⸗ gebirge des Böhmerwaldes im Prachiner Kreife wefilih dem Urfprunge der Moldau gegenüber, Eie ift in allen ihren Acften bis Schüttenhofen bloß zur Scheitholzſchwemmung geeignet. Bon Schütten- bofen abwärts wird fie aber auch zur Flößung mit Prahmen bis in die Moldau benägt.

Sie hat von ihrem Urfprunge bis zu ihrer Ver⸗ einigung mit der Moldau beiläufig cine Länge von 16%, Meilen. Bid Bergreihenfein fließt fie zwifchen hohen Gebirgen,, von ba bis Schüttenho⸗ fen in einem fanften Thalwege, von da aber bie Keftrjan in einer flachen Gegend, wo die freie, Aud⸗ dehnung wieder verengt, umd der Lauf abermals’ von

Oeſt. Kaiſerthum 2. B. N

Il

193 Das oͤſterreichiſche Kaiſerthum.

hohen Gebirgen begränzt wird, bis fie bei Klingen⸗ berg zwiſchen hohen Felſenwänden in die Moldau faͤllt.

IX. Die Zazawa entſpringt an ber mährifchen Gränge im Ehrudimer Kreife aus dem Teiche Zdiars To, und nachdem fie bi Deutihbrod die Bade Schlapanka und Sabine oberhalb Sautik ven Bach Zaliwka, und bei Sternberg bie Blanicze aufgenommen bat, vereinigt fie fich bei Dawle mit der Moldau. Zhr Lauf ift von ihrem

» Urfprunge an zwifhen Gebirgen.

Bon Ledetſch an wird auf biefem Flüßchen aus ben Ledetſcher, Kazower, Sternberger und Kammerburger Waldungen Stammholz meiften® in Stämmen geflößt, welcde in ber Gegend oberhalb

;‚Bilowig nächſt der fogenannten feinernen Uiber⸗ fuhr, bei kleinem Waffer aber in ber Moldau felbf, in Prahmen zufammen gebunden, und bann mit Scheits bolz, auch Getreide beladen, nach Prag verflößt werben.

Außer ben genannten Flüßchen gibt ed nod folgende Bädhe, der Polzen, die Biela, die Sörliger Neiß, die ſchwarze Neiß, die Czid⸗

. lina, die Chrudimla, Shwarzabe, Meg nitfhla, Zelinka, dad Kleinorflüßchen, Neſcharka, Ernowa, Smutna, die Moltſch, der Goldbach, Alts und Neubach, Wolinka, Blanis, Skalicze und Lonnitz, Pradlen⸗ Ta, Pilſnitz und Rabbufa, dad Kommotauer

„Flüßchen(wWild bach), der Gold bach im Saazer Kreiſe, der Aubach, das Saaflüßel, der Rako⸗ niger Bach, dere Rothbach u. ſ. w.

An Teichen zählt Böhmen eine große Menge, obngeachtet mehrere zur Zeit, wo daB Betreibe guten Preis hatte, in Aecker verwandelt worben find,

.

Dis Königreih Böhmen. 194

Nach der legten Standestabelle beträgt deren Area

133,485 Joch 785 * Klafter, worunter 67978 Joch

Joch 1354 Quad. Klafter, die mit Wiefen verglichen werden. | Die vorzüglichften, bie man, ihres großen Umfan⸗

ges wegen, zu Seen zählt, find: der Teſchnitzer oder

fogenannte böhmiiſcheSee ander baierifhen Gränze im Klattauer Kreife, der Plöckenſteiner auf dem gleichnamigen Gebirge im Budweifer Kreife, dann ber Kummerer im Saazer Kreife.

Nicht minder groß ift der fünf Stunden im Um⸗

fange haltende Rofenberger Keich, befien Damm

bewunderungswürdig iſt. Der Groß-Czeperkaer auf der Herrſchaft Pardubitz im Chrudimer Kreiſe, der ebenfalls fünf Stunden im Umfange, und 3333 n. 5. Metzen Fläche enthält, Kerner der große & us kauer Zeih auf der Herrſchaft Landstron im nämlihen Kreiſe. Der Großhörnzner auf der Herrſchaft Neuſchloß. Der Mlager und Wo ls ſchaner aufder Herefhaft Plaß, undderöftrauer bei Zirpift im Pilfner Kreife. Der Chriſtel⸗ ſchläger auf der Herrichaft Winterberg. Der Groß⸗Krzeßtiowitzer und ber große Smrkowi⸗ per bei Horajdiomwig im Pradiner Kreife ; der bekannte Jordans⸗Teich der Stadt Zabor u. f.

. w. Im Ganzen enthält der Bidſchower, Budweiſer,

Chrudimer, Prahiner und Taborer Kreis die größte Area an Zeichen. '

Bon den Kanälen find die beiden füfl.Shwars genbergifhen Holzſchwemmkanäle bekannt, der

eine Kleinere wird aus dem Plödenfteiner See

und von mehreren Bächen im Budweiſer Kreife erhal« ten, liegt 50 Klafter höher als die Moldau, und iſt N 2

4

‚1031 7, Quadratklafter, die. mit Aedern, und 65506 -

195 Das öſterreichiſche Kaiſerthum.

in der kürzeſten Linie 2000 Klafter von derſelben ent⸗ fernt, auf welcher das bis dahin geſchwemmte Hol, auf Wagen in den 9 Meilen langen, und zwei Klafter breiten Kanal geführt wird, der ed in den Zwetel- bach, Michelfluß und foin die Donau bringt.

Der größere im füdwefllichen Theile des Prachiner Kreifes auf der Herrfhaft Stubenbach 1798—1800 in Granit angelegt, etwa 1, Meile lang, aber durch 3 gegen 3—400 Klafter lange fchiefe hölzerne Riefen in feinem Niveam unterbrochen, bie jedoch die Waſ⸗ ferverbindung mit fehr ſtarkem Fall erhalten, deren legs ter Durch den Kleslingsbach indie Wattawa, und von ba in die Moldau führt, auf welcher dadurch ges gen 40,000 Ki. Holz jährlich nah Prag gefchafft wer: den, die außerbem größtentheils in ben. unzagnglichen Waldungen verfaulen müßten.

Noch gibt es kleinere Kanäle:

1) Der Ableitungskanal von der Elbe bei Pogrb- miemy oberhalb Königgräs bis in die Ge: gend von Oppatowitz. Ä

2) Der berühmte Bernſteiniſche Kanal, weiter die Eibe oberhalb Oppatowitz ableitend bis Geinin

3) Der, weicher den Adler oberhalb Ehogen mit ber Lucjna bei Hohbenmauth, und lettere wieder mit der Chrudimka bei Pardubig verbindet.

Das Königreich Böhmen. 196 Mineratwäffer.

Böhmen hat einen ungemein großen Reichthum an Mineralwäffern, deren mehrere genau erforfcht, be⸗ fhrieben, und ald wirffam in ganz Europa befannt find, daher werben fie auch mehr, als die Übrigen, in der Öflerreichifhen Monarchie noch zahlreich vorhande- nen Mineralquellen befudt, und deren Wäfler getruns Ten. Befonders hat die Natur im nordwefllichen Theil bes Königreich eine. große Werkflätte niedergelegt, aus welcher die an Koblenfäures und Schwefelwafferftoffgas, Alkalien und Eifen reichhaltigften Quellen hervorſtroͤ⸗ men.

Obenan fliehen Karlsbad, Teplik, Frans, zensbrunn, und nun neuerlib Marienbad. Vier der vorzüglichften Quellen Deutfchlands, nahe vereint; beren eine der andern in eigenthbämlicher Art und Wirkung unterflügend tie Hand bietet, zum Heil fo vieler aus weitefler Ferne kommenden Hilfe⸗Suchen⸗ den. Wir werden beren mehr bei ber Topographie ges denken.

An den erſten beiden Orten ſprudeln heiße Quellen. Einige kalte werden bloß getrunken, und zum Theil weit verſchikt (Saidfhig, Sedlitz, Bilin, Eger, Püllna, Rodisfort, Eiebwerda), andere dienen bloß zum Baden; die meiſten zu Beis - dem. |

Diefe Mineralwäffer theilen ſich Überhaupt nah ihren chemifchen Beſtandtheilen ab.

A. In Bitterwaffer mit vorwaltender ſchwefel⸗ faurer Bittererde. -

1) Saidſchitz.

2) Sedlig.

3) Steinwaffer im Saazer Kreife.

\

497 Das oſterreichiſche Kaiſerthum

B. In alkalescirende koblenfaure Waſſer mit vorwaltender Kohlenſäure und kohlenſaurem Gas, dem Selterwaſſer verwandt.

1) Bilin im Leitmeritzer Kreiſe, noch einmal ſo reich an kohlenſaurem Gas wie das Selterwaſſer.

2) Der Buhfäuerling bei Karlsbad.

3) Der Rodisfurter Sauerbrunn bei Gies⸗ hübel im Elbogner Kreife. |

C. In kohlenſaure Eifenwafler mit vorwalten-

"den fchwefel » und falgfauren Salzen, dem Pyr⸗ monter verwandt.

- 4) Branzensbab bei Eger.

2) Liebwerda auf ber Herrſchaft Friedland im Bunzlauer Kreiſe. Unter mehreren Quellen waltet beſonders im

Stahlbrunnen Lohlenfaures Natron und ſalzſaure Bits . tererde vor.

3) Sternberg, auf der gräflich Elam Mar tinigifhen Herrfhaft Smetihna im Ras - Foniger Kreife, vier Meilen von Prag.

D. Alkaliſche Mineralwäfler. Die beiden warmen:

1) Zu Karlsbad im Elbogner Kreife mit kochend heißen , bauptfächlih dur ihre Mineralalkali wirbfamen Quellen.

2) Xeplig im Leitmeriger Kreife, mit eigenthüm⸗ lichen alfalifhen Eifenauflöfungen.

3) Das Palte Marienbad auf der Herrfchaft Tepi im Pilfner Kreife, drei Meilen von Eger, mit vorwaltendem Fohlenfauren Natron, Fam neuerer Zeit in großen Ruf, und wird auch weit

- verſchidt.

q .. Das Königreihh Böhmen. 198 E. Schwefelſaure eiſenhaltige. Zu dieſer

ſeltenen Gattung gehört, Mſchen o im Rakonizer

Kreiſe, fünf Meilen von Prag. | Noch gibt ed eine große Anzahl Mineralquellen in Böhmen, deren Werth noch nicht gehörig gewürdigt

. iR, weil davon bie wenigſten unterfucht find, doch.

werden fie von ben Bewohnern Ihrer Umgebung bes ſucht, und gebraudt. Es ift Fein Kreis, in welchem es deren nicht mehrere gäbe.

Beosltkerung.

Nach der im Jahre 1825 vorgenommenen Conſkrip⸗ tion betrug die Volksmenge ohne dad Militär und bie Fremdfen... 34626, 598. sm Sabre 1820. 3,686, 363. Folglich um 59,765 mehr.

Im Sabre 1827 . 2 2% 2 202. 3,736,840. Solglih um 50,477 mehr.

Woraus dermalen eine jährliche Progreflion von beinabe 60,000 erhellt , oder von etwa dem 56. Theile der Geſammtbevölkerung. Im Durchſchnitt kommen 3,600 Menſchen auf eine Quad. Meile. Die ftärkfte Bevölkerung nach der erhobenen Conſtription vom Zuhre 1327 vertpeitt fich in die nörblichfien Gränz= und Ges birgäßreife des Reichs: |

4) Sm Bunzlauer mit mehr als 380,695

2) Leitmeritzer 336,517

3) Königgrätzer 313,211

4) Bidſchower 141,493

5) Elbogne 223,230

Dazu ber öftlihe Chrudimer 287,558 und der fühmweflliche Prachiner 248,872 2,031,576

199 Das dfterreichiſche Kaiſerthum.

fo find dieſe fieben Kreiſe (welche mit Ausnahme bes legtern alle neben einander liegen) weit bevölkerter als die übrigen neun, und die Prager Städte, die ohne die Fremden und das Militär 88,180 und mir den rem: den ohne Militär 104,197 zählen, zuſammen genom> men. Der am fchwärhflen bevdlferte Kreis iſt der Ganzer, mit 129,052 Einwohnern. Diefe gefammte Bevölkerung ifl verteilt in 287 Städte, . 114 Vorftädte, 276 Märkte, 11,945 Dörfer, 547,605 Häufer. Das weibliche Gefchlecht ift dem männlichen mit 208,956 überlegen.

« Wohnpartheien wurden gezählt 873,264.

Demnach um 12 ‚728 mehr als im vörigen Jahr 1826.

©eilide . > 2 2 0 re ra. 4,150,

mehr 34.

Adelicheee. 2Wõ, mehr 14.

Beamte und Honoratioren.. ... 10,088, weniger 4.

Bürger, Gewerbsinhaber und Künftter . . 64,942, weniger vom vorigen Jahr 651. | Baum 2. 2 2 2 2 2. 0. 441,436,

weniger vom vorigen 93. 275. Häusler, Gärtler, dann vermifchter Beſchäf⸗ tigung . . . . 0.0. 4,871, weniger vom vorigen J. 102. | Knaben von 1—14 Jahren . 2... 652,477, mehr ald.im vorigen J. 7,656.

Das KRönigreih Böhmen. . WO

naben von 1517 Jahr . . . . . 105,427, mehr als im vorigen 3, 5,164. on ı8länder männlihen Geſchlechts zählte man . 2,174,

weiblichen 493, ber erſten weniger um 448; der zweiten 126.

ie Bevölkerung ber Eandfläbte Reigt zwar. meiſtens Über . © 2 2 0 0.0 +. 4,000, felten aber auf. 20. 0. 4—5,0W.

ir Reichenberg und Eger erreichen .. 8,000. nzelne Märkte und Dörfer fleigen wohl vn... . . . 41,900—2,500. Wie fehr die Induftrie, troß dem dürftigen Bos 1, die Vevölkerung in den Gebirgen des Nordens db Dftens zufammendränge, davon giebt der einzige itmeriger Kreis ein auffallendes Beiſpiel. In deſſen den fammeln fih auf 8 Q. Meilen (auf den Herr- often Böhmifh = Kamnis, Schiudenau, ainfpah und Rumburg mit Inbegriff ver mden Arbeiter 100,000 Menſchen. Für den Militärdienft hat die Confkription von 27 audgewiefen. 4) Für die Regimenter. .... 32647. 2) Für das Fuhrweſen... 2072. 3) Für die Reſerv⸗ und Araanzungemanz. | afl. . . . . 22.719. Für bie Landwehr een. 20650. Der ausgedienten Kapitulanten waren . 13101.

24 Das öſterreichiſche Kaiſerthum. Bouoölkerſtamm.

1. Die Elaven oder Cjechen als Urbewohner

bilden den Hauptflamm des Landes. Ausſchließend be> wohnen fie den Rakoniger, Prahiner, Czas—⸗ lauer, Berauner und Kaufzimer Kreis, bie übrigen Kreife mit Ausnahme des Elbogner, Saa: er, und auch Beitmeriger, theilen fie mit der Deutſchen; fie machen faſt drei ‚Biertpeile der Bevoͤl⸗ terung aus.

2. Die Deutfhen (etwa 900,000) bewohnen haupfächlich die Gränzgegenden von Baiern, Sachſen und Preußen, nämlich einen Theil des Pilfner Kreifes, den Elbogner, Saazer und auch Leit;

meritz er ausſchließend, den BGunzlauer, Bid⸗

ſchower und Königgräger mehr oder weniger. Sie find die Sewerbäfleißigften des Bandes, und in jeder Hinfiht auf einer höheren Stufe der Kultur als die Sla⸗ ven, welche ihnen die meifte Bildung zu verdanken haben. Sie hatten aber auch in den früheren Jahr⸗ hunderten fo mande Scidfale im Lande zu ertragen; denn von einigen Regenten Böhmend ins and gerus

fen, um Handwerke, Künfte und Wiflenfhaften in .

demfelben zu verbreiten, wußten mehrere ſich bie Gunſt der Könige fo fehr zu erwerben, baß fie die vornehmften Stellen bei Hofe bekleiteten. Dieß er- zeugte Eiferſucht und Haß bei den Böhmen, und bes wirkte beim Wechfel der Könige, daß die Deutfchen , aus dem Lande gefchafft wurden, wo fie ſich on den

äußerfien Gränzen nieberließen, und erſt nach und nach wieder tiefer ind. Land kamen.

Die ſtärkſte Verfolgung erduldeten ſie unter Karl des IV. Nachfolger, Wenzel dem III., wo durch Huffens Veranlaſſung Über 20000 Studentin allein

Dei Königreich‘ Böhmen. 202

ag verließen, und ihre Studien an ben neu errich- en Univerfitäten zu Leipzig, Ingolſtadt, Ro- @ und Kralau fortfegten.

Erſt in ber erfien Hälfte des 19. Jahrhunderts bte der Proteflantismus zwifhen ben damaligen raquiften das Einigungsband gegen ben gemeins sen Gegner von Rom, und ed wanderten viele itſche Proteflanten ein.

Wenn gleich die Entſcheidungsſchlacht am weißen erg 1620 wieber viele vertrieb, fo fledelten ſich da⸗ : Batholifhe Deutſche an, die ſich vorzüglich nad n 30jährigen Kriege recht auöbreiteten. Nach und h vereinigten Ehen , und gleicher gefegliher Schuß de Nationen immer mehr. Die vorherrfhende Spra⸗ Tracht und eigene Sitten charakteriſiren noch heu⸗ die Deutſch⸗Boͤhmen. *)

Obgleich die deutſche Sprache bei den Stellen ı Sefchäftsfprache if, fo wird dennoch die böhmi- e Nationalſprache fehr kultivirt; es beftehet eine ei: ne böhmifche Lehrkanzel, dann dei ben meiften Stel: s die Vorfchrift, daß Individuen, die dafelbft aufs nommen werden wollen, fih mit dem Zeugniß der lernten böhmifchen Sprache ausweifen müffen. Alte mdtage werden zuerft in ber böhmifchen, dann deuts en Sprache vorgetragen, auch fonft alle Berord; ingen in deutſcher und böhmiſcher Sprache gedrudt. ie Errichtung eines böhmischen Nationaltheaters ward 185 begünftiget; (eine Privatgefelfchaft führt von sit zu Zeit böhmiſche Stüde auf.) Es erfheint eine ihmifche politifche Zeitung. Eine Menge böhmi- der Echriften in Profa und Verfen mit originalen

+) Siehe die beiliegenden beiden Tafeln.

—8 en J u

203 Das öſterreichiſche Kaiferthum.

Arbeiten und -Ueberfegungen. Vom Profeffor Biegler ber Schulfreund u. a. m.

Den 3ten Volksſtamm machen die Juden aus; fie find im Vergleiche mit den erflen zwei. Stämmen weniger bedeutend, indem: fich ihre Zahl auf 62,000 beläuft, fie find Samiliens und gemeindweife im ganzen Königrei« che (mit Ausnahme einiger weniger Dominien wie z. B. der Stiftsherrſchaft Tepl) zerfireut.

Sie erſcheinen fon in den erften Zeiten ber böb: mifchen Sefhichte, und Dobner hat aus den Ins fhriften uralter Keichenfteine darzuthun geſucht, daß fie fhon zu den Zeiten der Marlomannen im erften Jahrhundert vorhanden gewefen.

Sice erlitten in den folgenden Zahrhunderten meh⸗ rere Verfolgungen. Erſt 1501 beſtimmte der Landtag

und Majeſtätsbrief, daß fie zu ewigen Zeiten in Boͤh⸗ men geduldet werden follen.

Unter Zerdinand dem III. und Leopold dem I. erhielten fie große Erweiterungen ihrer Frepbeiten. Joſeph der II. firebte, fie zu nützlichen Staatsbürgern zu machen, er befeitigte ihre NMationalfpradhe, und gebot unterm 16. Mai 1781 die Landesſprache in allen bürgerlichen und gerihtlihen KWerhandlungen. Die Verordnungen vom 12. und 13. Dezember 1787 bes, ftimmte die Namen der Familien, und verorbnete eine Anzahl deutfher Vornamen, welche fie mit Ausſchluß aller andern in Zukunft führen durften. Er errichtete eigene untere Schulen für fie, geftattete ihnen ben Befuch der höhern des Staats, erweiterte ihre. Nah: rungdzweige durch den Aderbau, das Fuhrweſen, und mehrere Handwerke. Sie durften Baumeifter werden, Fabriken, Manufalturen und fhöne Künfte treiben. Das Unterfheidungdzeichen, nämlich der gelbe Lappen auf dem Ermel des Kleided, wurde abgefchafft.

. Das Königreih Böhmen. X

Unterer Leopold II. war es ihnen eingeräumt, die juriſtiſche Doktorswürde zu erwerben, ja fie find abeiöfähig, und mehreren ift wirklich der Adel ertheilt, doch machen fie von der ihnen ertheilten Befugniß, Iderbau , und bürgerliche Nabrungszweige zu treiben, wenig Gebrauch, höchſtens find fie Juweliere, Gold⸗ arbeiter, am meiflen aber Inhaber von Kattunfas brifen.

Am Selehrtenſtande treten ſie zuweilen als gra⸗ duirte Aerzte auf.

Seit 1788 wurden fie militärpflichtig gemacht.

In Prag bewohnen ſie einen eigenen Theil der Stadt mit mehreren Synagogen und mit einer Haupt⸗ ſchule.

In religiöſer Beziehung ſtehen fie unter 1 Ober⸗ rabbiner, und 16 Kreisrabbinern.

Wichtig für ihre Bildung iſt die Verordnung vom 23. Mai 1808, wonach damals keiner Rabbiner werden durfte, der ſich nicht über die erforderlichen Kenntniſſe zum deutſchen Schulmeiſter ausweiſen konn⸗ te, und als Mann von unbeſcholtenen Sitten bekannt war.

Von 1812 an aber durfte Niemand mehr zum Rabbiner gemacht werden, ber nicht auch) die philofos phiſchen Wiffenfchaften (Naturrecht und Ethik) auf cis ner deutfchen oͤſterreichiſchen Univerfität mit Erfolg gehört , und darüber die nöthigen Zeugnilfe aufzuwei- fen hatte.

Noch ein anderes wichtiges Bildungsmittel warb ihnen durch ein eigenes religiöfes, moraliſches Leſebuch (Bne Zion) auf höcften Befehl verfaßt, und in allen Synagogen und Privathäufern eingeführt, und mar mit der Verordnung, daß vom 1. Ian. 1813 an,

: Beautleute die Ehebewilligung nicht erhalten, als bis fie.

' 2070 25

200 Das Efterreichifhe Kaiſerthum.

eine Prüfung aus dieſem Lehrbuche beſtanden ha⸗ ben. |

Handel aller Art mit Getreide, Vieh, Wolle, Leder, Geld und Staatöpapieren im Großen, vielmehr : aber der Haufirhandel und Schachern im Kleinen iſt ihr Hauptgeſchäft. Bei allen Lieferungsgefcäften, Kontraften aller Art für die Stadt find die Juden die erften.

Die meiften der Branntweinbrennereien, und auh Vie tbräuereien find in ihren Händen; doch

nur als Pächter, denn dad Zechnifche laffen fie gemeinig-

[4

lih durch Chriften betreiben, woburd fie großen mo= ralifhen und finanziellen Einfluß auf dad Chriftenvolf erhalten. Gewoͤhnlich pachten fie auch Potafchenfiedes rein. Ihr Hauptzwed ift dabei den Zitel der bür⸗ gerlichen Eriftenz zu erhalten.

Der vierte Volksſtamm find die Italiener, welche die Beglinfligungen, bie Karl der IV. bem Handel verfhaffte, auch einige fpäter ihnen ertheilte Privilegien nach Prag zog, wo fie Handel und Ges werbe treiben. Ihre Anzahl iſt nicht von großer Bes deutung.

Phyſiſcher und moralifher Charakter ber Böhmen.

Dem Körperbau nach ift der National:Bähme von mittlerer Größe, obgleich nicht beleibt,, doch nervigf, ſtark und ausdauernd. Der Deutfdh « Böhme an der Sränze ift höher gewachien, aber weniger ſtark und ausdauernd.

- Die Mortalität in Böhmen verhält fih wie, 3—100, in der Hauptflabt aber wie 6— 100. Das

Das Königreih Böhmen. 206

gegen ift die Anzahl der Gebornen in der Haupiftadt verhältnismäßig größer, als auf dem flachen Bande. In moralifger Hinſicht ift der Böhme nach dem Zeugniß einiger Schriftfieller friedliebend, und reli» gio® , feiner Regierung fehr ergeben, im Kriege aus: barrend und tapfer, perſoͤnlich munter, liebt Muſik und Sefang, daß man ihm Hang zum Trunk vor« wirft, mag in feiner Neigung zum gefelligen Vergnü⸗ gen liegen, aber mit Recht wirft man ibm Haß gegen "den Deutfchen vor, wobei jedoch die Urfache in dem Deutfchen felbft lient, weil diefer den Böhmen in Kul⸗ tur und Sitten weit unter ihn hält. In Fleiß und Thätigkeit ſtehet er dem Deutfchen fehr nad.

Produkte aud bem Mineralreich.

Ein neuerer Schriftfieller nennt nicht mit Unrecht Böhmen bad Feine Peru; denn fein Bergbau war ein von großer Wichtigkeit, fehr berühmt und äu⸗

ßerſt ergiebig.

- Die buffitifhden Unruhen und ber 30jährige Krieg zerflörten ihn zuerſt, viele Schachten wurden verſchüt⸗ tet, und erfäuft, und fpäter fliegen bie Koflen der Sewinnung zu hoch, im Verhältniß mit der Wieder⸗ auffindung der Erze aus ber Tiefe ihred Abbaues, um den Bergbau wieder zur vorigen Bedeutung zu heben.

G o 1 d.

Bergreihenfkein im Prachiner Kreiſe, jetzt eine unbedeutende Bergſtadt, unterhielt zur Zeit Jo⸗ hannes vor Luremburg 900 Goldquik-Mühlen.

Eine einzige Grube des Euler Goldbergwerks im Kaukimer Kreiſe (2 Meilen von Prag) gab in ei> nem einzigen Quartal 300,090 boͤhmiſche Goldgulden. Dermalen iſt an Bold gar Beine, oder hoͤchſt unbe»

207 Das: öfterreichifche Kaiferthum.

deutende Ausbeute. Nur 1842 fing man Goldwä- [&ereien wieder an der Wattawa an, treibt Verſuch⸗ bau in Bergreichenſtein und etwas Stollenbau Jin Eule. Vom letztern war die ganze Ausbeute 1826 5, th. Silber. Unter Ferdinand J. lieferte Ellifhau (im Prachiner Kreiſe) jährlich 10,000 Mark Silber in die Münze, Der berühmte Kuttenberger Silberberg⸗ bau im Czaslauer Kreife blühle vom 13 15 Jahr⸗ hundert. Nah Bal bin gab er in 50 Fahren 1,200,000 Mark Silber Ausbeute, Ä Im Bubweifer Kreife lieferte Rudolphſtadt (1540 bis 1574) in 34 Jahren 100,000 Mark Silber. Zu Soahimsthal im Erzgebirge war der Silberbergbau zu Anfang bed 16 Jahrhunderts fo in Aufnahme, daß man 914 Zehen, 400 Schichtmeifter 800 Steiger und 800 Bergknappen zählte, und daher Koͤ⸗ nig Ludwig 1520 bewogen ward, dad Dörfchen Konradögrün zur frelen Bergſtadt Joachimsthal zu erheben.

Es gab von 1515 bis 1600 Ausbeute 1,300,000 Mark. Eine Menge im Erzgebirge im Baue begrif⸗ .fene Derter lieferten über 100,000 Mark Sitber.

Heut zu Tage find nur noch drei Hauptpunfte bes böpmifchen Silberbergbaues , nämlih zu Pizi: bram, Joachimsthal und Ratiborſchitz.

Die erften zwei find ärarialiſch, Ratiborfhik aber Fürſt⸗Schwarzenbergiſch. Im erſten wurten im Jahre 1827 17,009 Mark 15 Loth, im zweiten

. 1202 Mark Silber erzeugt. u

Das Königreih "Böhmen. 208

Bon letzterm yurben in eben biefem Sahre 1556 Mark Zeinfilber, im Geldbetrage von 26,730 fl. 24 Er. Sonv. M. in bie hierortige Münz eingeliefert.

Rah einem ämtlihen Ausweis betrug die Sil⸗ bererzeugung dieſes legteren Bergbaues vom Jahre 1768 biß inclusive 1822— 189,765 Mark, 5 Loth, folglich im Durhfßnitt anfein Jahr 8514 Mark 2 Eth.

Quedfilber wird etwas zu Horzowig, aus ben im GEifenfteine flreihenden Zinoberflüften gewonnen.

3inn.

Sonſt lieferten die Bergwerke im Erzgebirge bin⸗ an 20 Jabren bei 36000 Centner. Jetzt erzeugte im Jahre 1826. | Centner Pfund im Werthe Shlaggenwald 313 15808 fl.55 fr.

Sottesgab 277 10 1395-39 Neudet 4 50 55 Grauppen 478 4. 392 22

tiebshaufen 132 30%, 6615 » 15 Bleierz. | Zu Mies im Pilner Kreife, | im Xhonfhiefer . 12,023 Ent. 40 Pf. Im Pizibramer Berzirk 14,332 55 Glette. Joachimsthaler zu Bleiftadbt... 75 Bleierz.

Eifen.

Mit diefem Merl ift Böhmen ungemein ges ſegnet. Nach den ämtlihen Eingaben vom 3. 1826 war- deffen Erzeugung : Ä

Def, Roiferfum 2.8, —. D

209 Das. ohterreihiſhe Saittham.

Am Berauner Kreid.

Dobiifc. Gewicht. Werth.

Gußwaaren 297 Ent.10 Pf. 1,7478.4 Vh kr.

Geſchmiedetes 9,123 30 52,347 39 .

Horzowitz. | Roheiſen 5,917 34 64,049 : 27 Gußwaaren 16,400 86 71,369⸗ 21 3birow.

Roheiſen 31,248 85 79,982 s 55 "/; Gußwaaren 6,575 80 25,782 » 18

Im Bidfhower Kreis.

Startenbad. Roheiſen 1,754 591 5,965 20 Gußwaaren 110 30 661 = 51 ”/,

Geſchmiedetes 1,570 50 11,637 = 12 Im Bubweifer Kreis.

Shlumes. Robeifen 11,585 —— 32,080 » Gußwaaren 179 859 = 12 Gratzen. Gußwaaren 8 724

Geſchmiedetes 2,220 13,80: Im Bunzlauer Kreis.

Jeſſeney. Roheiſen 2,137 93 6,760-42 . Gußwaaren 537 917; 3,227 s 5%

Sefchmiedetes 23 92 1,79 = 21 Im Czaslauer Kreis.

Polnau, Gußwaaren 3,931 76 39,317 = 36 Geſchmiedetes 3,018 7— 51,529 » 48

%

\\}

Das Königreich Böhmen.

Bognomiefleg, Gewidt,

Robeifen 5,500 nt. Pf. Gußwaaren 300

Unterkralowitz. Roheiſen 1,9755 Gußwaaren 25 Geſchmiedetes 1600

Ronow. Gußwaaren 91 0 Geſchmiedetes 1,30 50

Sm Elbogner Kreib.

Geſchmiedetes 338

In Pilfner Kreis. Kuttenplan

Roheiſen 1,050

Geſchmiedetes 4,050

m

m

20

Ellbogen. Roheiſen 292 Heinrichsgrün. Roheiſen 8,374 Sußmwaaren 334 Rodendorf, Roheiſen 2,100 Im Klattauer Kreis. Grünberg. | Roheiſen 1,400 Im Königgräßer Kreis. Reichenau. Geſchmiedetes 2,736 Solnig. Roheifen 2,636 Sußwaaren 141

47,325

Werth. 27,500 fl. 3,000 ss 9,875 ⸗— 300 =

945 : 54

22,567 » 17

62 = 40

29,874 5

3,384 « 30

670:

4,200 =

20,065 = 28

12,654 --28

849 = 18 6,138 = 16

3,50

32,000 = D 2

210

211 Das oͤſterreichiſche Kaiſerthum.

Brennporitſchen Gewicht. Werth. Roheiſen 4,014 Ent. 15 Pf. 9,628f.18 Vꝛ kr. Gußwaaren 142 1— 426 = 19 Yu s Geſchmiedetes 8,872 42 19,362» 6 =. Sroßmeyerböfen. Koheiſen 75648 —— 1811512» Gußwaaren 470 - 1895: = Geſchmiedetes 7,030 63,79% » 34 = Rabnig. Roheiſen 2355 14 4833-45- Sußwaaren 22 75— 3,803 «37%, « Gefchmiedeted 5,366 30 WMA2= 4 = Tachau. Gußwaaren 3,800 = 13.300 = . Geſchmiedeted 1,580 14,80 > Chraſt. Geſchmiedetes 8,697 46 23,562 + 7 7⸗ Rokitzan. Roheiſen 6,982 60 18,620-⸗- 16—- Gußwaaren 4,662 18 15,385» 1 Geſchmiedetes 5,382 30 3547.77 = Stiahlau, Gußwaaren 32 1328-—

Geſchmiedetes 8,300

Im Prahiner Kreis.

Rojmital,

Sußwaaren 22 10

Geſchmiedetes 6,618 10 Schlüſſelburg.

Geſchmiedetes 12—

373800. +

1179, 2%, 0 45,900 = 54 »

20,642 56 »

Das Königreih Böhmen. 212 Im Rafoniger Kreis.

Pürglitz. u Gewicht. Werth. Roheiſen 3795 Ent.— Pf. 11.385 fl. kr. Gußwaaren 5,157 20,628-—

Geſchmiedetes 9,379 75,032.·. . Im Saazes Kreis,

Rothenhaus. Roheiſen 2840 um 227 en Bußwaaren 413 108 » P) Klöſterle. Roheiſen 1,811 16,769 sum s Gußwaaren 66 11 5 Im Taborer Kreis. | Cernowitz.

Roheiſen 5,332 53 12441-. —⸗

Gußwaaren 788 9 3452⸗ 24

Geſchmiedetes 4,313 5 28,7868⸗20 = Kamenitz.

Roheiſen 6,508 75 19536 » 15

Gußwaaren 226 WEI

Geſchmiedetes 4,167 25,625 » 24 Neubiftrig.

Roheiſen 2,523 67— 5,401 » 17%, »

Gußwaaren 1570— 8,569 »s 10 »

Geſchmiedetes 3,50% 7% 234671: 9Yı « Summe,

Roheifen 143,261 68 449,917« 53 Y, »

Bußwaaren 47,008 56. 224,393 + 32 Yu =

Seſchm. 94,002 29 Y. 672,857: 4

G;e. Summe 384,358 54 Y,1,347,168f.80 fr.

213. Das oͤſterreichiſche Kaiſerthum.

Braunſtein.

Davon werden einige Centner zu Platten gewonnen, ebenſo

„Irſenit zu Joachimsthal.

Kobalt gegen 100 Centner zu Joachims— thal, Graslitz und Platten.

Wismuth gleichfalls zu Joachimsthal, doch unbedeutend.

Zink und Galmey werden bei Joach im⸗ thal und Kuttenberg gewonnen.

Bon Edelſteinen wird in. Böhmen ber P y⸗ rop, eine Böhmen eigenthümliche edle Art des Gras nats im Leitmeriger Kreife am füdlichen Abhange des Mittelgebirgd nach der Eger bin, befonders zwi- ſchen Laun und Leitmerig in einer 2 Stunden langen und 1 Stunde breiten Strede, auf der Zürft Lobkowitziſchen Herrfhaft Liebshaufen bei Meronig, auf dem gräfli Klebelsbergifhen - But Srjiblig, und vorzüglih auf der gräflich Shönbornfhen Herrſchaft Diafhlowig bei dem Dorfe Podſedlitz gefunden.

Zu Meronig wird der Pyrop bergmännifch zu Tage gefördert, und hier ift dad Gebirge, der ſoge⸗ nannte Stiefelberg durch mehre Schächte und eis nen Waſſerlöſungsſtollen aufgefchloffen. » Der unterits difch abgebaute Sranatenfand liegt unter einem mädhtie gen Mergellager, deflen Puglige und fihaalige Abſonde⸗ sung eine orpftognoftifche Abfonderung ifl. Der Sand ſelbſt beſtehet aus demfelben bläulich grauen Mergel mit beibrechenden Schwefelkiesſtückchen und verkieſten Cochliten. Nur ſelten erſcheint der Granat in dem Mergel ſelbſt eingewachſen, und gewöhnlich ſammeln ſich die Körner davon in größere und kleinere Reſter.

Das Königreih Böhmen. 21%

An den Übrigen Orten ift ein Zagebau vorgerichtet, und das bald ſeichter, bald tiefer liegende Sandlager, dad von den Bewohnern der Gegend empirifch erfannt wird, kommt unter einem mehr oder weniger mächti⸗ gen Lager von Bafaltftüden und Befchieben vor. Jähr⸗ lich werden etwa 2—300 Pfund, darunter 50 Pfund von den größten Sorten, aufgefunden. In Bilin werben fie gebohrt und gefähliffen, und meiftens an bie Badgäfte in Teplitz verfauft. Indeſſen ift der böhe mifche Sranat nicht ausſchließend dem Leitmeriger Kreife eigen, man findet benfelben auch nächſt Neupadau im. Bidſchower Kreife.

Rubine werden bei Kaaden, Selau und Neubidfhomw,

Achate bei Fribus und Sitfhin,

Amethyfle bei Neubidſchow und Gits- din,

Carneole, Chalcedone im Berauner,

Saspiffe im KaurjimerundCjaslauer, -

Sapphire, Topaſe und fhöne Marmorarten mBerauner und Rakonitzer Kreife aufgefunden.

Diefe Produkte fegen die Steinfchneider befonders in & urnau in guten Berbienft.

Noch müſſen wir einiger gemeinnügigeren Mines ralprodukten erwähnen, der zum Theil ungemein ſchoͤ⸗ nen und herrlich kriſtalifirten Zeldfpate, und der aus iprer Auflöfung nach zerfehten Granit entflandenen Porzelanerde am Zuß des Erzgebirges, welde in mächtigen Lagern die Braunlohlengebirge ber Eger überdeden, und mehrere Porzellan: und Eteingutfa- briken, befoders in der Gegend von Karlsbad bes gründen.

Des Wetzſchiefers von KRundratig bei Drag im Kaurjimer Kreife.

J

215 Das öſterreichiſche Kaiferthum.

Dee Trippels am weißen Berge bei Prag.

Des Schönen Polirfhiefers zu Kutfclin.

Noch kommen einige feltenere, oder befonders Thöne Foſſilien vor:

Die fchönen ‚großen Priftallifirten Augite am Wolfsberge Pilfner Kreifes. Die großen Fa—⸗ fertiefel an den Ufern der Wattawa, Sazawa und Moldau Der Egran bei Haslau nörblid von Eger. Der Karpholit. Die einzig fihönen und großen Erbfenfleine von Karlöbad. Der Albin, Bouteillenftein, Mefolith, Cron⸗ fledtit.

Brennbare Foffilien.

Steinktohlen im Rakloniger Kreile gu Buſchtiehrad, Chraftian, Kollefhowig, Pürglitz, Swolliniowes, Smetſchna an 580,515 ECentner, im Werthe 70,510 fl. 45 /, fr. Im Dilfner Kreife zu Plaß, Radnig, Wilfis fhen, Chodiefhau, Stiahlau, Liblin bei 339,329 Centner 98 Pf., im Werthe 28,681 fl. 19 Pr. Im Königgräger Kreife zu Nahod, Schaks lar und Trautenau bei 123,005 Centner, im

Werthe 15,630 fl. 42 ir. Im Berauner Kreife bei

-Horjomwig und Zebra? gegen 29,323 Zentner, im

, Werthe 4,520 fl. 45 fr. Im Klattauer Kreife zu Merklin 4,565 Bentner, im Werthe 913 fl.

Braunfohlen. Die bebeutendfien find im Elbogner Kreife zwifhen Elbogen und Falk e⸗ nau bei 107,012 Gentner, im Werthe 4,929 fl. Im Saazer Kreife bei Brüs, Kaaden, Hagenbds dorf, Luſchitz, Poftelberg, Rothenhaus, Steinwafftr, Willomitz, Koloforuf, Mar

"Das Königreih Böhmen. 216

(hau, Neuendorf und Welmſchlos bei 159,965 Ventner 25 Pfund, im Werth 12,580 fl. Im Leit: meriger Kreife zu-Auffig, Bilin, Dur, Ko: ftenblatt, Kulm, Liebshaufen, Lobofig, Dffegg, Bloſchkowitz, Prisnig, Schwaz, Zeplig, Turmitz bsi 324,927 Centner 55 Pfund, im Werth 29,951 fl. 2 fr. Ueberhaupt betrug nad den eingefchidten Amtötabelen vom Jahr 1826, Die Ausbeute 1,668,643 Gentner 23 Pfund, im Werthe 161,716 fl. 36 7: kr.

Erdbrände, befonderö bei Buſchtiehrad und Przilep, hemmen theild noch den reichliheren Er⸗ trag der Schieferfohlen , theils mögen fie ehedem viele Brauntohlen verwüftet haben, wovon ſich unverfenn> bare Beweife bei Karlsbad, Eger, Schlaggens wald und Teplitz zeigen. Aber auch in feinem gegenwärtigen Beſtande wird biefer Bergbau bie Stütze einer ausgedehnten mannigfaltigen Induſtrie niht nur als Brennmittel zum Heigen, zu Siegels und Kalkbrennereien, Bierbrauereien, Branntweinbrens nereien, zum Betrieb von Glashütten, Porzellan und Steingutfabrifen,, für Schloffer, Hufe, Zeuge, Waf⸗ fen s, Nagel = und andere Kleinfchmiede, wozu indeſſen nur die Schwarzfohlen taugen, fondbern auch zum Dün⸗ gen ber Felder und vorzüglich der Wieſen durch Afche verbrannter Braunfohlen, ferner als Mutterflein vieler Schwefelkieſe.

Graphit wird gu Swojanow im Chrudi— mer Kreiſe, und auf der Herrſchaft Krumau im Budmweifer Kreife bei dem Dorfe Stuben und Schwarzbach, an welden beiden Orten er in ganz Böhmen am ſchönſten und mädhtigflen vorkommt, ges baut, und er theild roh verkauft, theild zu Defen, Schmelztiegeln und Bleiſtiften verarbeitet.

217 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum.

Torf im Erzgebirge befonders bei Kallich zum Betrieb der vothenhäufer Glashütte bei Hein richsgrün, Graslitz und Franzensbrunn, bei Gottesgab, bei Schlaggenwald und Schönfeld, bei Schmiedeberg, Weipert, Presnitz. Im Pilfner Kreiſe bei Tepel, Mas rienbab und Königswarth. Im Chrudimer. Kreife bei Libiſchen und bei Ehrubim. Wei al len diefen Dertern gefchägt an Holzwerth gegen acht Millionen Klafter.

Berarbeitung der Mineralprodukte.

Gold und Silber. An Gold⸗ u. Silberdraht warb 1826 in Prag für 6000 fl. K. M. Wertb ver⸗ fertigt. Golds, Silber s und Galanteriearbeiten wurs den in eben diefem Sabre um 12,000 fl. €. M. ges liefert, wovon über 7, auf Prag fallen. °

Kupfer. Die meiften Kupferhämmer befinden fih im Kaurjimer, Bidſchower und Elbogner Kreife. Die Kupferfchmiede aller Kreife mit Prag verfertigten 1826 für 32,000 fl. ©. M. Waaren. '

Zinn Die meiflen Zinngießer fi nd im Elbo gs ner Kreife zu Karlsbad un Schönfeld, wo um 4000 fl. Waare verfertigt wird. Folien und Staniole fhlägereien find zu Graslig und Bürgftein im Leitmeriger Kreife, dann zu Ströbl im Pilfs ner Kreife, zum Behuf ber Spiegelfabrifen.

Blei, Meffing und Gompofition.

Eine Bleiweiß- und Mennigfabrif findet man zu Joachimsthal, Meflingfabriten zu Sraslig im: ElbognerKreife, und zufufdorfimBunzlauer Kreife.

-._.

Das Königreih Boͤhmen. 218

Schnallen, Löffel und Knöpfe werben in Wenge zu Peterswalde der Herrſchaft Sch oöͤm⸗ wald und zu Tyſſa auf der Herrfchaft Tetfhen im LeitmerigerKreife verfertigt, an Werth gegen 00 fl. C. M. Spengler und Blodengießer befons -

ders in Prag verfertigten für 8500 fl. Waaren.

Eiferne und Blehlöffelfabriten beftchen za Dorjowig im Berauner Kreile; zu Neus bammer,Zrintfeifen, Hirſchenſtand, Plat⸗ ten und Weipert im Elbogner Kreiſe. Fabri⸗ ten für Ladirte Blechwaaren zu Rumburg im Leitmeritzer Kreife, zu Karlsbad und Sqhön⸗ feld im Elbogner Kreife, dann in Prag. ı

Stäahlarbeiten zu Karlsbad und in einer eigenen, vorzüglihen Kabrik zu Nirborfund Ober⸗ leutensdorf im Leitmeriger Kreife. Säge blätter und Schraubenftöde zu Schönlinde im @eitmeriger Kreile, zu Klöfterle im Saazer Kreife. Gewehr-Schmieden auf der Herrichaft und Stadt Presnig, aub zu Weipert im Saas ger, und zu Borek im pilfner Kreife. Näb: und Stednadeln werben hauptfählih in Karls- bad und in Prag erzeugt.

Brennbare Produfte, Salzen, Säuren, Karben.

Die Benützung ber, die audgebreiteten Steinkoh⸗ Ienflöge beg!eitenden Schwefelfiefe, (odes auch der im Thon und Alaus Schiefer zerfegten) zu mannigfaltis gen Produkten: Schwefel, Bitriol, Alaun, vor üglih aber Schwefelfäure, Scheidewaſſer md Berggrün. 1) Im Pilfner Kreife auf der

' Herrſchaft Radnig zu Wranopig, Krzitz und

Ä

219 Das oͤſlerreichiſche Kaiferthum.

Oberſtupno, zu Chraſt, Liblin, Kotfhin und Hromig ber Herrfchaft Plaß, zu Elifabetben- thal der Herrfchaft Manetin, zu Kozoged und Dreihaken auf der Herrſchaft Tacha u. 2) Im Ra⸗ konitzer Kreiſe auf der Herrſchaft Pür glittz zu Li⸗ ft und Großlocho witz, Weißgrün, Schwarze. thal. 3) Im Elbogner Kreiſe zu Hartenberg, Littwig, Altfattl Chier ein unerfchöpflicher Reichthum von Schwefelliefen) zu Falkenau, Obers und Unterfodau, Münchhof, Saneffen, Spon⸗ fel, Silberbach, Döllnig, Swotau, Laus terbad. 4) Im Saazer Kreife zu Kommotan, Weipert, Pleil, Wotſch. 5) Im Chrupdimer Kreife. zu Lukawetz, die fürfllih Auerfpergifce Fabrik, eine der allerbedeutentften auf ber Herrfchaft Naffaberg.6) Im Ejaslauer KreiſezuPobhorzan. Die Shwefelproduftion 2,335 Entr. 15 Pf., im Werth 17,413 fl. 33 Er. Der meifte im Elbogner zu Littwig und Altſattl im Ehrudimer Meeife zu Lulawesk.

Eiſen- und Kupfervitriolan 20,443 Gut, 46 Pf., im Werth 80,149 fl., davon 11,348 Centner im hrudimer, 8945 Gentner im elbogner , und 250 Gentner im Rafoniger Kreife.

Vitriolöl zu Plaß und Rabnig, im Pilfne - Kreife 555 Eentner 95 Pf., im Werth 6,592 fl. 25 Er.

Alaun zu Naffaberg im Chrudimer SKreife 259 Gentner 25 Pf., zu Elbogen 426 Eentner 85 Pfund, zu Pürglig im Rakoniger Kreife 579 Cents ner 75 Pfund, zu Hagenddorf 235 Gentner und Luſchitz 95 Gentner Suazer Kreiſes, zufammen im Werthe 4,544 fl. 40 Er.

Berggrünſzu Lukawentz im Chrudimer Kreiſe und etwas im Beitmeriger Kreiſe für 2,000 fl.

Dos Königreih Böhmen . 20

·Bergroth zu Naffaberg im Chrudimer Kreife 347 Centner, im Werthe 1,041 fi. Scheidewaffer für 8,000 fl. vorzüglich zu &ufamweg, Prag und im Bunzlauer Kreiſe. 2 Salpeterfabrilen zu Prag. Stauberfalz wird in Larlöbad und Ma⸗

rienbad,

Bitterſalz zu Libſchhauſen im Saazer

' Kreife, und

Magnefia in Bilin durch Abdampfung bes Sanerbrunnend und Füllung mit Bitterfalzlauge bes

"reitet, jährlich bei 100 Eentner.

\

i )

Bleiftifte wurden für 5000 fl. in der Fabrik zu Buldentron, Budweiſer Kreifes, und auch zu Prag verfertist, aub in Swojanow, Chrudimer Kreiſes wirb eine Quantität erzeugt.

Produkte aus Erds und Steinarten.

Glas, ein Hauptprodbuft Böhmens, deſſen Erzeugung in den Gebirgen durch den Weberfluß an Baldungen und Quarz fhon im 13. Jahrhundert von Benedig aus gegründet wurde. Sein Abſatz be⸗ fhränfte fi anfänglid nur auf das Innland ohne allen Aktivhandel ind Ausland. Sobald aber der Han: del mit demfelben im Lande geringer, bie Bevölkerung in den Gebirgen, und mit diefer auch bie Glaserzeu⸗ gung vermehrt wurde, war man genäthigt, den nöthi= gen Abſatz im Auslande zu fuchen.

Die erfien Verſuche gefhahen in daB angränzende Sachſen, wohin das Erzeugte theils auf dem Rüden,

theils auch auf Karren verführt wurde. Diefe Verſu⸗

Ge wurden mit guten Abfa& gelohnt, und die Unter» achmer aufgemuntert, größere Verſuche zu unternehs men, Go entflanden mehrere Glashütten und Hand⸗

a Das öfterreichifhe Kaiſerthum.

ungen mit diefem Artikel. Man verführte benfelben nah Preußen, Hamburg und Lübed, und von da nach Dänemark und Holland.

In dieſen Gegenden fanden bie boöͤhmiſchen Han⸗ belöleute fremde Kompetenten, die ihren Glaswaaren, durch verſchiedene Kaffinirung , einen vortheilhaften Abſatz zu verfchaffen mußten. Diefer Umftand belebte den böhmifhen Spekulazionsgeift,, und die Raffini⸗ sungdfunft fo fehr, daß man feine Mühe ſparte, dem inländifchen Glaſe diefelbe Eigenfhaft, Güte, Reins beit, Schönheit und äußere Form zu verfchaffen. Dieß war auch nothwendig, um mit dem fremden Glaſe in Konkurrenz zu treten, und die Superiorität zu ers "halten. |

Bei diefen günftigen Fortfchritten mar man bes dacht , auf den vorzüglichften Plägen Handlungs⸗Nie⸗ derlagen zu errichten, den Geſchmack fremder Nationen kennen zu lernen, und bie befondern Handlungsver⸗ hältniffe und Vortheile genau zu berüdfichtigen.

Mehrere Perfonen vereinigten ſich zu diefem Hauptzwede.

Bei biefer Vereinigung wurde es nun möglich den böhmifhen Glashandel nad) den entfernteflen Län⸗ dern zu erweitern; und bald nachher wurden in ben entfernften Städten und Häfen Spaniens und Portugals, Italiend, Rußland und der Türkei Depots errichtet, von denen die Glasbver⸗ fendungen weiter nah Nordamerika, Oft» und Weftindien betrieben wurden.

Diefe Niederlagen erifliren zwar noch, allein bie mißlichen Konjunfturen, die politifchen Veränderungen und die überall eintretenden Prohibitiv s Syfteme has

Das Königreih Böhmen. -. 222

ben dem Gladabfage einen. gewaltigen Stoß gegeben, und dem öfterreichifhen Staate und befonderd dem Königreihe Böhmen um einen wahrhaften Aktivhandel gebracht, durch deſſen Erzeugung fo viele taufend Mens ihen Beſchäftigung und Verdienſt erhalten. Da größ« tentbeils dieſer Artikel durch böhmifche Zuhrleute ins Ausland verführt wird, dad Material hiezu genug im Sande erhoben, und deffen Bearbeitung und Raffinie rung bloß von @ingebornen betrieben wird, iſt deffen Arbeitslohn alleiniger Gewinn für den Staat, und Verdienſt für den Unterthan.

Um bie Wichtigkeit biefer Fabrikation, wenn fie ungeftört, wie fonft von bieraus in alle Welttheile ber trieben wärde, anfchaulic zu machen, wird nachſte⸗ bende, auf Thatfachen gegründete Berechnung zeigen. Eine Fuhr böhmifches rohes Glas Fam

im Werthe im Jahr 1803 fammt

Zufuhr zu ſtehen.............. 246 fl. "ir.

Durch die hierauf verwendete Schlei- fer = und Kugelarbeit......:... 2758 = 30

Glasſchnitt —R 37 * 35 3 Malerei und Vergoldung ...... see. 138 = 30» Bronzarbeit ............. s...| or... 150 * 2

Zuſammen nach damaliger Währung in

Bankozetteln zwar, die aber da⸗

mals (1803) gegen: Conv. Geld

wenig verloren. .......... ..... 3330 « 35⸗ Mithin find nad Abſchlag des rohen

Glaswerthes von.............. „246 2 =

reine... 3084 fl. 35 fr

223 Dat Öfterreihifhe Kaiſerthum.

oder nad) Prozenten berechnet 1253 Y durch bie Raf⸗ finirung gewonnen worben. Hieraus ergibt ſich fol⸗ gende Berechnung.

In Böhmen beſtehen 62 Glasfabriken, deren jede bei. dem hohen Glaspreiſe (1803) jährlich wenigſtens für 3000 tauſend Gulden rohes Glas erzeuget, mithin wurden in Böhmen in. einem Jahr für 1,980,000 Gulden rohes Glas fabrizirt. Schlägt man nun zu diefem den Raffinitungsgewinn a 500 Prozent mit 9,900,000 Gulden zu, fo ergibt fi eine Summe von 114,880,000 fl., welche jährlich für Böhmen durd Fabrikazion, Raffinirung,, Handel = und Frachtgewinn gewonnen wurden, und bei 30,000 Menfchen Beh tigung und Verdienſt erhielten.

Gegenwärtig gehet ber Handel nebft in die ans gränzenden Länder von Sahfen, Preußen und Baiern, auch noch nah dem entfernten Italien und der Türkei, und wie wir oben bei der Elbe⸗ ſchiffahrt geſehen haben, au wieder über Hamburg in entfernte Weltgegenden ; denn Leichtigleit, Dauer und Wohlfeilpeit erhalten das böhmiſche Glas im Werth, dad nur vom ſchweren englifgen in der Weiße übertroffen wird.

Das -

Oeſterrei chiſche Kaiſerthum—

Reunte Abtheilung.

dander⸗ und Voſterkunde, Deſterreich. 19, Band. 9 pn

x

.„ „ä„ ———————

uederſicht der Glashütten in Böhmen nach den . Kreifen.

Im Bunzlauer reife 4 Hütten. Ehrudimer Kreife 4 Hütte.

Czaslauer Kreife 11 Hütten.

Elbogner Kreife 3 Hätten.

Klattauer Kreife 11 Hütten.

Königgräker Kreife 3 Hütten,

£eitmeriger Kreiſe 2 Hütten.

Pilfner Kreife 4 Hätten.

Rakonitzer Kreife 2 Hütten.

Saazer Kreife 4 Hütte.

Zaborer Kreife 3 Hätten.

Bidfhower Kreife 4 Hätte.

Budweiſer 5 Hütten, | worunter vorzüglich bie graͤflich Buquoiſche zu Georges walde, Silberberg xc. In Werfertigung eines fchönen ſchwarzen Glaſes (Hyalith) fih auszeichnet.

Im Prachiner Kreife 141 Hütten, unter welchen die berühmte Meyerifche bei Winterberg, dann die Spiegelfabrit bes Herm Abele gu Neuhors kenthal iſt, wo Spiegel über 70 Zoll Hoͤhe verfer⸗

tigt werden,

|

Diefe Hütten mögen jetzt Über 1,500 Menſchen beſchaͤftigen, welche für mehr ald 2,000,000 in W. W. rohes Glas verfertigen.

500 Glasſchleifer erhöhen jetzt einen großen Theil der Rohwaare, im Werthe von nahe ar 150,000 fl., hauptfächlic im Bibſchower Kreife, wo fih die auf der geäflih Harrachiſchen Herrſchaft Starkenbach geles

92

296 Deob erreihifäe Kaiſeriham.

gene Gtashätte in Reumald mit ihren zafftinirten Glaswaaren von vorzüglich reinweißem Glaſe und be⸗ fonderd fhönem Schiffe auszeichnet. Eben fo viele Glaskugler um 300,000 fl., bauptfächlid im Leitmeriger Kreifez gegen 300 Glasſsſchnelder, hauptfählih in : Prag und im Beitmeriger Kreife um 100,000 fl. 5 Über 200 Glasmaler um 60,000 fl.; meift im Leitmeriger Kreis fe; eben bafelbft gegen 10 Kronleichterarbeiter um 400,000 fl. und 13 Flaſchenkellermacher um 4000 fi.

In der Gegend um Halde, zu Kreibitz, Meiftersdorf, Steine Shinau, Par ben und Langenau im Leitmeriger Kreiſe ift der Hauptſitz der Glasſchneider, Kugler und Maler, weile dad Glas in ben mannigfaltigfien Formen veredein, und man baran. die Kunft wirklich bewuns dern muß.

Spiegel⸗Sqhleif— und Polierwerke fin⸗ det man vornaͤhmlich laͤngſt der Graͤnze des Pilfner and Klattauer Kreiſes, darunter die zu Ströbel die ältefle und berühmteſte. |

Ferner auf ber Herrſchaft egſtein zu Well⸗ nik im Leitmeritzer Kreiſe, und auf ber Tauſer Herrſchaft Silberbac im Klattauer Kreife.

Zu bemerken find weiterd die Kunſtarbeiter ber ‚Edelßeinfcpneider, Bohrer, und Stasfompofitionss Fabrikanten zu Zurnau, Liebenau und Babs ‚benz im Bunzlauer Kreiſe.

Dorzellain.

Bu Eibogen, Pirkenhammer, Schlag⸗ genwald, Gießhübel Elbogner Kreifes, Mm Bapyerec auf der Herrſchaft Biſtritz Klattauer : Kreifes, dann zu Klöſterle Saazer reiſes, im Produktionswerthe von 200,000 N, W. ©,

/

. Dos Königreih Böhme. 2827 Steingut.

‚Bu Dallwitz, Gieß hübel, Unterkodau, Altxv Il au Elbogner Kreiſes, zu Teinitz Kono⸗ piſchter Hertſchaft Berauner Kreiſes, u Tanowa Stokauer Herrſchaft Klattauer Kreiſes, zu Kloͤſt erle Saazer Kreiſes, dann in Prag, im Produktionswer⸗ the von: 150,000 fl. W. W. Gemeine Toͤpferarbeit wird in allen Kreiſen von mehr als 1600 Menſchen, im Werthe von mehreren taufend Gulden, verfertigt.

Ausbem Pflanzgenreid.

Dag ein Land, welches nad ſeiler phyſiſchen

Sage, ‚bei dem vielfachen Wechfel von bedeutenden Ger

birgen, quelltruntenen Thaͤlern, bei des Verſchieden⸗ heit der Erhebung über der Meereöfläde, und daher enifiehenden verfchiedenartigen Temperatur; bei Manigfaltigkeit der bier brechenden Gebirgsarten I eine ſehr ergiebige Flora darbieten muß, wird jedem Kenner des Natur einlenchten.

Benn ſich Böhmen auch nicht zu dem Range der Alpenländer erheben kann, fo hat es doch viele Ge wächſe, die nur dem hohen Gebirge eigen find, und die Subeten Bohmens waren ſchon im grauen Alter- thum als ein an heilfräftigen Kräutern reiches Gebir⸗

„ge bekannt. |

Indeſſen liegt es nicht in unſerem Plane, bier eine Flora boemica zu befchreiben, und müflen unfere Sefer auf einige neuere, in dem Gebiete diefer Wiſ⸗ ſenſchaft bekannte Authoren eines Dr. Hohl, Dr.

Brest, Sicher und DO pig verweilen. .

228 Das bſterreichiſche Kalſerthum. Getreide.

Der feit jeher Herrichende Glaube, daB Böhmen ein äußerft fruchtbares, befonderd kornreiches Getrei⸗ deland ſey, und wie Hers von Lichtenſtern ber bauptet, alljährlich 350,000 Metzen an Weizen, Rogs gen und Gerſte zur Ausfuhr erübrige, wird num von einem achtungswerthen Delonomen und Schriftſteller mis folgenden Gründen beftritten.

Seye die Beſchaffenheit bes Bodens bei feinem ausnehmend vorherrfchenden Gebirgscharakter dem An⸗ baue nicht günflig; .

Fehle es an genugfamer Bewäſſerung; würde Böhmen ohne bem außerordentlich auögebreiteten Kar⸗

toffelbau ſelbſt Mangel leiden.

Helfe Neußiſch⸗ Schleſien dem Miefengebirge mit Getreide aus; ſey Boͤhmen ringsum von Getreid⸗ reichen, und in reger Kultur fortſchreitenden Ländern umgeben, bie keiner Aushilfe bedürfen. Bände ſelbſt fuhr flatt, was in ben Jahren 1816 und 4817 ber U war.

Die Audfuhr, wenn fie vorfiel, fey keine Folge eines reinen Totalüberſchuſſes, denn es beſchränke ſich dieſelbe blos auf der Elbe, und auf bie Dertlichkeit der fruchtbaren nörblihfien Kreife, dann auf die Abgabe des Bedarfs an das ſächſiſche Erzgebirge.

Der Untertban im Beſitz von drei Wiertel des Grund und Bodens, treibe bie Dreifelderwirtbfchaft nah den Vorurtheilen bes Herfommens mit zu ſchlechen tem, guwenigem ieh , leide an Futter und Dünger, lafle es an gehörigee Bearbeitung fehlen, baue nur die Tandedüblichen Getreidearten (Weizen und Gerfte im befiern, Korn und Haber im ſchlechtern Boden.) Indeffen Könnten Indußrie, und Intelligenz bierinn

Das Königreih Böhmen 229

noch Bieles ausgleichen. Im Ganzen aber feblen Beide, hauptſächlich beim Bauer, der doch zuletzt in ber Koͤrnerproduktion den Ausſchlag giebt. Der ſlaviſche Bauer treibe vornehmlich die andwirthſqhaft · liche, der Deutſche mehr die techniſche nduſtrie, in der Bildung beider obwalte ein weſentlicher Unter⸗ ſchied, indem Letzterer den Erſtern in derſelben zu⸗ rückläßt. Es ſey evident, daß, da wo Schlendrian, Unwiſſenheit, Rohheit und Armuth den Pflug führen, überdieß noch manche Laflen und Bedruckungen etwa eintreten, auch der Ackerbau ſchlecht gedeihe. Blos der kleinere Theil der Herrſchaften bewirthſchafte nad beſſern Grundſäatzen.

In wiefern dieſe Behauptung begründet iſt, wer⸗ den nicht nur unſere Delonomen mit vieljährigen Erfahe

rungen zu befirsiten wiflen, fondern aud ber unten

angebende Ueberſchuß und die Bolltabelen fcheinen der⸗ felben zu widerfprechen. .

Die gefammte, für bie Iandwirthfchaftliche Pros duktion nugbare Bodenflähe beträgt In runder Babl 780 Quad. Meilen, genauer 7,784,362 nieberöfters eichiſche Joch. Davon find in den Händen ber Herren 3,268,268 Joch, der Untertbanen 4,516,094 Joch.

Der gefammte Geldwerth nad dem Katafiralan« flag von 1789 der jährlichen bohmiſchen Naturalpros duktion von diefem 7,784,862 Joch an Getreide, Deu und Holz betrug gegen 30 Millionen Gulden Silber.

Im Durchſchnitt fiel hiernach auf jedes Joch, nad) der Steuerfchägung deffelben Jahres Bruttoertrag im Geldwerth 4 fl. (eigentlih 3 fl. 81 Er.)

Das Aderland mit Inbegriff ber Zriſchfelder welche nur zeitweiſe dem Ackerbau gewidmet werden, und außerdem zur Weide liegen bleiben, nach den Auf⸗ nahmen. vom Jahre 1820 über 384 Quad. Meilen

230 Das Öfterreihifhe Kaiſerthnum.

oder 3,825,873 Joche 585 7, Q. Kift,, alfo faft die Hälfte des gefammten nugbaren Bodens. Davon waren 3,606,345 Joche 1412 Klafter die

gentliche Adezfelver und 219,527 Joche 773 7, N. Klaft. Zrifchfeiber.

| Nach neueren Berechnungen beträgt dad gefammte

Aderland 3,895,434 Joche, wovon 2,952,609 Joche

untertbänige Gründe find.

Die gewöhnlichen Getreidearten, welche hier ges ‚bauer werden, find: Weizen, Roggen, Gerfte, Hafer, - vornehmlich aber die drei legtern.

Die Steuerregulitung vom Jahre 1789, und ber ren Rektifikazion vom Jahre 1793 vermittelte von den vorhandenen 400 Quad. Meilen oder 4 Millionen Sos hen Aderlandes 24,350,000 n. 5. Megen jäßelichen Bruttoertrag, und zwar 10 Millionen Metzen Korn, 3 Millionen Megen Hafer, 4 Millionen Meben Gere ſte und 2 Millionen Metzen Weizen, wobei fi ein Ueberfhuß Über den Landesbedarf an Roggen und Weizen von 400,000, an Hafer von 300,000 Metzen zeigte.

Im Durchſchnitte kann man auf ein Saatkorn etwa 4 Körner fchwerer Krucht als ben jährlichen Er⸗ trag annehmen, obwohl in einzelnen Gegenden der Weizen und Roggen (wie 3.8. im Saazer Kreife und um Prag) 7—8, die Gerſte 9 und ber Hafer, befon: ders in ben gebirg@gern Gränzgegenben 10 Körner

abwirft. Nimmt man im Durchſchnitt 4 Körner als den gewöhnlichen Ertrag bes Aderiandes an, fo bärfte man den jährlichen Bruftvertrag auf folgende Art beredhs nen können: Das gefammte Aderland fol in runs der Zahl ausgedrüdt 8,840,000 Joche betragen, und nach Abfchlag des bei dem faſt durchgängig noch

Das Konigreich Bohmen. 7

üblihen Dreifelberfpfieme jdhrlich als Brache liegen bleibenden Drittheils der wiRtid bebaute Ges treibeboden noch 2,560,000 Joche ausmachen. Run .. wird jedes Joch mit 3 n. 5. Metzen Getreide bebaut, und liefert nach bem oben angenommenen Durchſchnitte 4% Mepen jäßglichen Ertrags; demnach werfen ſaͤmmt⸗ lie 2,560,000 Joche einen jährlihen Ertrag von -30,720,000 Reben in Koͤrnern, obes ben Metzen im Ourchſchnitte zu 1 fl. C. M. angefhlagen einen jährlichen Geldbetrag von mehr als 80 Millionen Bulden. Den meiften Welzen bauen ber Kakonitzer und Kaurjimer Kreis; nad) diefen der Bunzlauer, Leit⸗ meriger, Pilfner, Bidſchower, Saazer und Pradiner, am wenigften ber Elbogner und Zaborer Kreis. Das meifte Korn der Kaurjimer, Bunzlauer, Cjaslauer, Prachiner und Ehrubimer Kreis; nach ihnen ber Rakoniger, Leit⸗ meritzer, Saazer, Pilfner, Bubweifer und Königgräger, am wenigften ber Elbogner Kreis.

Die meifte Gerſte der Kaurjimer, Rakoniger uns Saazer Kreis, nad) ihnen der Leitmeriger, am wenigen der Elbogner Kreis.

Den meiſten ‚Hafens baut der Königgräger and Chrudimer Kreis; nach ihnen der Bunzlauer, Cjas⸗ Iauer, Zaborer und Prachiner Kreis.

Kartoffelbau. Diefer hat nun im ganzen Sande und vorzüglih im Gebirge fo außerordentlich zugenommen, daß bdiefe Frucht nicht mur allein ber einzige Nahrungsartikel ber Gebirgsbewohner und fonft der gemeineren Klaffe, ia ſelbſt ein Lederbiffen der Gtädter geworben iſt, woburd eine Menge Getreide erſpart wird, dad nun Böhmen entfernten Eändemn mitthellen kann.

Hopfen war fonft ein Hauptausfuhrartitel nach Baiern, Sahfen, Preußen, Würtemberg

233 Das Öfterreihifche Kaiſerthum.

und bie übrigen Provinzen der öſterreichiſchen Monar— hie. Man konnte annehmen, daß Baiern gu feinen Logerbieren jährlich für eine Million Gulden Silber vom böhmifchen Hopfen verbraucht hatte. Geit 1817 aber breitet fih bie Hopfenkultur durch boͤhmiſche Hopfenfeglinge, obngeachtet beren Ausfuhr ſchon uns term 13. Juli 4758 fireng verboten wurde, immer mehr in SüdsDeutfhland aus, und bennoch wirb ber Boͤhmiſche und vorzüglich ver Saazer Hopfen vorgezos gen, weil legterer reicher an balfamifch » Öhlichten ges würzhaften heilen ift, und daher dem Biere einen angenehmern Geſchmack und längere Dauer verſchafft. Der Baierifche Hopfen ift zwar dem Saaz er bis auf‘ bie etwas Fleinern Köpfchen fehr Ähnlich im Aeußern ; aber ed mangeln ihm jene Beflandtheile, welche ber fauern Gährung widerflehen, und dem Biere die Halt⸗ barkeit geben. Ihren eigenen Hopfenvorrath verkaü⸗ fen die Baiern nah Böhmen, befonderd an Pächter, die alles verbräuen.

Flachsbau. Dieſer fagt dem Bebirgsboben gam beſonders zu, und iſt nach ben Erbäpfeln bie zweite Hauptnahrpflange de® bök-nifchen Gebirges zu betrachten. Er wird ſtark, vorzüglich in den nord⸗ und füdöftlichen Gränzgebirgen, großentheild aus ruſſiſchem Leinſaamen, dann im Pilfner Kreis befonders in deſſen nordweftlichen Gegenden, als ein Hauptprobuft bes Ks nigreichs, gebaut.

Er if von Natur aus von vorzüglicher Güte, und einer eigenen Milde, Um ihn recht fein zu erhals ten, läßt man ihn an vielen Orten nicht ganz reif werden , und vernachläflige fo die eigene Saameners zeugung. Gein Anbau, feine Zubereitung, Weredlung, Berfpinnung, Verwebung, Bleichung, Faͤrbung, Drud,

Dos Königreid Böhmen. - 233.

Verkauf der Beinwand, und die andere Benägung ihrer Abfälle beſchäftigt viele Tauſend und unter allen Kunſt⸗ induſtriezweigen Boͤhmens die meiften Menſchen, und macht ihre Subfifleng in Ueberfülle ber. Benätferung, im rauhen Klima und bei theuer zu erkaufenden Brod⸗ bedürfniß ans dem flachen Lande möslih. Da wo

gewöhnlich 44 bis 15000 Menfchen auf einer Quadrat |

Melle in 1000 und mehr Hütten wohnen, r. cden alle aus erdenkliche Linnengattungen ſowohl nad dem Bes darf, als nach ber verſchiedenen Weiſe fo vieler Ges genden des Auslandes, nad allen Stufen der Voll⸗ kommenheit verfertigt. Das feinfte Garn in der Mo⸗ narchie ward, und wird noch in Böhmen zu Branna auf ber Herrihaft Starkenbach im Rieſengebirge aus inländifhem Flacht feiner, wie ein Menfcenhaar gefponnen, fo zwar, daß ein Baden von 16,800 böh⸗ miſcher Ellen nur 34 Both wiegt.

Im Sabre 1840 hatten fi) wenigſtens 500,000 Menſchen von ber Spinnerei, und bei 55,000 Mens fen von ber Weberei ernährt; Erſtere hatten gegen 37 Millionen Stück Sara, Letztere (ohne Kattune) 200,000 Schock Leinwand verfertigt. '

Auf ber einzigen Herrihaft Marſchendorf im Riefengebirge zählte man 4000 Spinner, wovon die Hälfte meiflens nur Hüttenbefiger mit wenig oder gar einem Grundeigenthum - im rauhen Gebirge bloß vom Spinnen lebte.

Böhmen gehört nebſt Sachſen, sauſin Preußiſch⸗Schleſien und Peſtphalen zu den bentfchen Hauptländern, in welden bie Leinwandfa« britation im Großen getrieben wird; aber in Böh« men wird mehr feine deinwand gemadt als in Scqyleſien.

Das Bierreihifähe Kalfertpum.

Im POften ift der Hauptfig ber Spinnerei und Weberei, im Norden wird die. feinere Appretur vollen« der, und überhaupt bie vorzöglichfte weiße Baare in Leinwand, Zwirn u. f. w. verfertigt.

Die Herrſchaften Rumburg, Sqlu denan, Hainspach, Schönlinde, Georgswalde, Bbohmiſch⸗Kamnitz find ein Hauptſitz der Lein⸗ wand⸗ Induſtrie, die erſt ſeit dem fiebenjährigen Krie⸗ ge ihren hohern Schwung nahm, und Abſatzungswege nach des Lauſitz und Italien in allen Haupt⸗Sor⸗ timents dieſes Artikels eröffnete. Hier verfertigt man aus gebleichten fchlefifhen und mährifhen Garn bie berrlihften Leinwande, und in Shänlinde und deſſen Umgebungen beſonders die meiften und beſten.

Ein anderer Hauptfis If im Eiefengebirge um Zrautenau, Arnau, Hohbenelbe, Pacan, Chlumetz, Branna (hier ber Sig der allerfeinflen, wie in Hohenelbe und Starkenbach im Bidfhowerund Königgräger Kreife bie größte Schleierweberei), und gu Starkenbach, wo aus rohem, auf ber Spindel gefponnenen Lothgarn, die fhönfte Leinwand, auch ſchoͤner Battiſt gewebt wird.

Im Königgräger Kreiſe find bie meiſten Leinweber. Im Jahre 1810 waren deren gegen 15,000, ſeit des Stodung des Handels find gegenwärtig nit 8000 mehr, und fo verhältuißmäßig in ben übrigen Kreifen. Den Gefammtbetrag ber Leinwand « Erzen⸗ gung ſchätzte man 1817 noch auf ſechs Millionen Gul⸗ den W. B., wovon Über ’/, auf den Königgsäger und Leitmerisger Kreis, "/s auf den Bunylauer, Y, auf ben Bid ſchower, "a auf ben Shrudimer, und auf den Tabore; Kreis ſiel.

Dos MÆaigreich Böhmen, 236

Einnene Bänder werden in und um Tauß im Klattaues Sweife in großer Menge im Werthe von 300,000 fl. von etwa 1000 Arbeitern verfertigt.

Beinere Niederländer Spigen wollte man auch erzeugen, und die Regierung hatte zu dies fem Ende in Prag eine eigene kaiſerliche Lehranftalt errichtet, die aber den Zweck nicht erreidht hat.

Seinere deutfhe Spigen wggbeh in Mene* ge im Elbogner Kreife vorzöglih zu Fribus, Sähwaberbah, Sottesgab, Joachimsthal, Neudek, Weipert, Wieſenthal, Braglig, Deinrihögrän, Platten, Kupferberg von mehr als 10,000 Kiöpplern verfertigt.

Im Saazer Kreife kloͤppeln gu Kiöäfterie, Dresnig, Sebaflianberg, Sonnenberg auch bei 3000 Menſchen. Berner im Bidſchower zw Starkenbach und Hohenelbe, im Fudweiſer zu Qudolphſtadt, im Pilfner gu Ronfperg. Im Klattauer Kreife über 1000 diefer Arbeiter.

Im Ganzen mag biefer Induſtriezweig über 20,000 Menſchen nit nur In eben ben genannten brei Kreiſen, fonbern auch im Königgräger Kreife zu Bamberg, und im Bunzlauer Kreife zu Ro⸗ wend ko befhäftigen, obgleich auch jetzt diefer Arti⸗ kel nicht mehr fo geſucht wird, wie vormals.

Zwirn wird In Boͤhmen für die ganze Sflereel chiſche Monarchie gewiß für 1 Million Gulden Sil⸗ ber gearbeitet, hauptfächlich im Norden ded Le it.mes ziger Kreifes. Außerdem find auch Zwirnfabriken zu Hohenelbe, Joachimsthal und Grulich, welche über 1000 Menfchen befihäftigen.

Die KRunftweberei in gezogener Waare, bes ſonders damadcirten Tiſchtüchern, findet hauptſächlich m Altwarnsdorf auf der Herrſchaft Rumburg

256 Das Iferretchifche Kalferkium,

Im&eitmeriger Kreiſe Statt, dann au zu Well⸗ nis und Arnsdorf auf der Hereſchaft Bürgfein, ferner im Bunzlauer, Königgräger, Bid ſche⸗ wer, Chrudimer, Sjaslauer Kreiſe und und in Prag.

wittiäe und Gradelweber find bie meis den im Leitmeriger Kreife. a Leid Schnüre verfertigt man in Hains- pach LeitMeriges Kreifes, Zwirnbandfe briten find zu Grulid Im Löniggräöger Kreife. | Zwienfirämpfe, Nachthauben, Hands ſchuhe werben vorzüglih in Shönlinde, Bi mifhs Kamnig, Preßnig, Hainspach und Barnsporf im Leitmeriger, und zu Kup ferberg im Elbogner Kreife gewirkt. Eine Bachsleinwandfabrid befindet fi su Shwoyla im Leitmeriger, zu Reid ſtadt im Bunzlauer Kreife, und gu Kuniowiß im Pilfner Kreife

Papiere. In ber Menge und Güte feiner Dapiere zeichnet fi Böhmen aus. Weber 100 Papier« muͤhlen befchäftigen 800 Menfhen. Darunter haupts fählih die Hohenelber, dann die Hellerſche im Gjaslauer Kreife vom erfien Range find. Den Produktionswerth kann man nahe an 4 Million an fhlagen.

Mit Seilerarbeiten befhäftigen fih über 700 Arbeiter, am flärffien im Bunzlauer Kreife.

Baummolle. Die Verarbeitung berfeiben iſt in den lebten Jahrzehenten mit der Leinwand: Fabri⸗ kation nicht nur gleichen Schritt gegangen , fondern hat biefelbe auch oft und bedeutend verdrängt. Webers all, wo bie Leinwand fabrifmäßig für ben Handel

Des Rönigeeih Böhm. 237 gearbeitet wird, pflegen au alle gangbaren Beum⸗ wollmaaren rein ober mit Binnen»Yam gemifcht, vers fertigt zu werden, und auf ähnliche Weife, wie der Flachs durch alle Stufen ber Bubereitung, viele Hände zu beſchaͤftigen.

Man verfertigt 'alfo alle Gattungen vom geringe fen Cotton an bis zum feinflen Perkal und Muffelin,

Kattune allee Art (Kammertücher, Indiennen, Derkal, Gambrits) vorzügli zum bunten Drud in ganzen Stücken, ober in Tüchern (Schnupf⸗, befone ders aber Halstũcher für Frauenzimmer) koͤnnen ges genwärtig, wo dieſe Artikeln ſtark abgeſetzt werben, leicht bei 6000 Arbeiter befchäftigen, und einen Geld⸗ wertb von mehr ald 2,270,000 Bulden abwerfen.

Sn Prag und um Prag, im Karolinens tbal und auf dem Smichow find derlei Fabriken im vollen Bange. Im Elbogner Kreife gibt es bes ven zu Aſch, Eger, Graßlitz, Haßlau, Schön dach und Lihtenfadt, die gufammen an Geldes wertb für 600000 fl. Baare liefern. Der Leitme⸗ riger und Bunzlauer Kreid iſt gleichfalls reich an diefen Fabriken; im erftern find zu Seipa, Schön Linde, Lindenau, Karbitz, bie ganze Herrſchaſt Rumburg und Schluckenau, bann zu Georgbs walde und Wernſtaädtl;z im letztern zu Böh- miſch⸗Aicha, Babel, Hirfhherg, Jung bunzlau, Kosmanos, Mündhengräsg, Jo⸗ bannesthal, auf der Herrfhaft Reihenberg, Neu⸗Reichſtadt, Turnau.

Die Produkte aller dieſer genannten Fabriken be⸗ tragen im Geldwerthe über 1, Millionen Gulden W. W.

Rothenhaus md Kommotau im Saazer Kreife liefern gleichfalls Waaren im Beldwerthe von

238 Dos Bftervelchiſche Kalſeetchum.

200,000 Gulden W. W. Im Chrubimer Kreife zu Zandskron werben fährlich für 100,000 fl. Waare erzeugt. |

Kittay wird an allen den eben genannten Dr⸗ ten für 800,000 fl. verfestigt. |

Barhent wird mehr als für 800,000 ſi. B. B. meiſt im Bunzlauer, zum Shell im Delerer Keeife erzeugt. |

Manch eſt er arbeiten Übee 900 Perſonen An Werthe von 834,000 B. , hauptfählid im Leitmeriger Kreife zn Warnsdorf, Dber- u. Niedergrün, Neuforkwalde, Shönlinde, Georgenthal, auch etwas im Bunzlauer Kreife.

Baltis, Rips, Corde, PiRE, Singan, Battiſt, werden im Seitmeriger Kreiſe und in Prag verfertigt etwa ans 600,000 fl. W. B. im Beldwerthe.

Außerdem findet no gine große Anzahl Men⸗ fchen. ihren Erwerb im Wirken ber Strümpfe,

Mätzen, Kappen und andern Kleidungsfiüden,

befonder& zu Grazen, Wildſte in und vorzüglid gu Aſch im Elbogner Kreiſe, ferner zu Schönlins de, Markersborf, Warnsdorf, Großnie⸗ dorf im Leitmeriger Kreife. Die feinften Strümpfe. aber werben zu, Lich tenſtadt auf ber Herrſchaft Schlackenwert h gewirtt. Man ſchaͤtzt ben ge⸗ ſammten Produktionswerth dieſer Artikeln auf andert⸗ halb Million Gulden W. W. | Bleihereien im Garn, Zwirn und Beben von Sinnen und Baumwolle finb fehr bedeutend, bach ift.die bed Kommerzienratbs Erleben zu Sand Iron im Ehrubimer Kreife die bedeutendſte, fic beſte⸗ het in 12 Bleihhütten, und kann gleichzeitig 6—8000

.——

Dos Königreich Böhmen. 239

Schock abbleihen. Die zahlreichſten Garn⸗ Bleichen find im Leitmeriger Kreiſe.

Cichorienfabriten find zu Prag, dann zu Königgräs, zu Mochlin bei Klattau und zu _ Leitmerig, der Produktionswerth beträgt gegen 10,000...

Fruchteſſigfabriken find zu Eger, zu Hobenbrud im Königgräger Kreife, und zu Ho» Rauen im Rakonitzer Kreife, ſie erzeugen über 4,678 Eimer.

Zuderraffinerien beflehen zwei, eine zu Königfaal, dann eine in Prag.

Holz. Die großen vielen Waldungen, bie Boͤh⸗ men hauptfählih an feinen Gränzen umgeben, auch ſich Yäufig ins flache Land hineinziehen, geftatten jährs lih eine Ausfuhr mit gefihnittenem Bau » u. Brenn- holz. Erſteres wird meiſt von der Herrſchaft Gras sen im Budweiſer Kreife, dann von ber Herrſchaft Pardubitz im Chrudimer Kreife geſchwemmt. Letz⸗ teres aber von Schönfeld, Oberkreibitz, Dit⸗ terbach und Johnsdorf im Norden bed Leit⸗ meriger Kreifed. In den lebten Jahren beirug bie Ausfuhr den Geldwerth von 250,000 fl. W. W.

An Drechslerwaaren ift ein ziemlicher Abfat ind Ausland. Es werben diefe auf der Herr: (haft Rumburg, Dur und Nirdorf im Leitmes tiger Kreife, zu Komoran im Berauner Kreife, und zu Kallich auf ber Herifhaft Rotenhaus

im Saazer Kreife verfertigt.

Eine Drepfabrif zu Spielmaaren if in Dberleitensdorf im Leitmeriger Kreife.

Sänders und Böftertunde,. 19. Band, Q

| 240 Dos öſterroichiſche Kaiſerthum.

Keine Tiſchlerarbeiten in Nähkäſtchen, Schatullen ‚sc. werben in Karlsbad im Werthe von mehreren Zaufend Gulden verfertigt.

gu Schönbichel bei Rumburg im Leitme: iger Kreife werden häufig Hutböden aus Holz gemwebt ; ferner Tiſchdecken, Siebböden in Böohmiſch-Kamnitz, Schönlinde und New ebrenberg bi Schluckenau erzeugt.

Mufiktalifhe Inſtrumente werden haupt⸗ ſaͤchlich zu Graßlitz Elbogner Kreiſe in Menge von einigen 30 Arbeitern, dann in Prag, und noch in einigen andern Orten verfertigt.

Dfeifentöpfe aus Holz, ſchwarzgebeizt mit allerlei Figuren, werden in Sger gefchnißt.

Eine Strohwaarenfabrik beftehet in Leit

. merig, in welder eine große Quantität Strohhüte

im Werthe von 10,000 Gulden verfertigt werben, der⸗ gleichen werben nun au in Prag häufig erzeugt. An⸗

dere Stroharbeiten liefert die Induftrialanftalt zu K ru:

mau, dann Böhmiſch⸗Kamnitz und Schän- linde; Strobdeden befonderd das Dorf Schliko⸗ weB auf der Herrſchaft Sitfhinomwes im Wide ſchower Kreife.

Die Dottafhenfiedereien find Inden Hän⸗ den der Juden (dur Pacht von den Obrigkeiten,, zu deren Regalien fie gehören) bei 600 Menfchen find in allen Kreiſen befchäftigt, und erzeugen einen Geld⸗ wertb von 500,000 Gulden, meift zum Behuf der Glashütten und Bleichen.

Kienruß, Pech, Theer und Wagen⸗ ſchmiere wird meiſtens im Elbogner Kreiſe be⸗ reitet.

Da Böhmen nicht zu den Weinländern gehört, und das Bier und der Brandwein den Haupttrunk

Dad Königreich Böhmen. 24 feiner Bewohner ausmacht, iſt demnach die Bierbräues rei und Brandweinbrennerei ein wichtiger Betriebsge⸗ genftand. Zu jener wird Gerfle, zu biefer Roggen und Sartoffeln verbrauht. Die Konfumtion des Erfiern beträgt nah einem dreijährigen Durchſchnitt Bbom Jahre 1823—1825 jährlich bei 1,306,768 Eimer, wovon 777,746 auf das Land, und 529,022 auf die Stadt Prag kommen.

Die Konfumtion des Letztern aber 50,760 Eimer, wovon 29,339 Eimer auf dem Lande, und 21,321 in der Stadt Prag konfumirt wurben, |

Obſt wird in ungeheurer Menge erzeugt: benn die Dpfibaumcultur nimmt aller Orten fo fehr Überhand, daß mehrere Dominien Landwege mit Allen von Obſtbäumen befegen, und Fable Anhöhen in Obfigärs ten verwandeln, wie 3. B. auf ber fürftlih Für⸗ fienbergifchen Herrfchaft bei Kruſchowitz im Rako⸗ niger SKreife an der Carlsbader Straße, wo fonft . der nah Carlöbad reifende Kurgaft nadte Berge erblidte, freut er fih heute bei 20,000 der fchöns Ben obfitragenden Bäume zu fehen. Ein Werk des fürftlich Kürftenbergifchen Hofraths und Güterinſpek⸗ tord Herrn Franz Nittinger.

Schon im Jahre 1781 fuchte die hohe Landesre⸗ gierung die Obftcultur durch die Verordnung zu ers böben , daß Brautleute vor der Hochzeit eine Anzahl Obſtbäume pflanzen mußten. Nur iſt gegenwärtig noch zu wünfchen übrig, daß Chauffeen flatt mit wils den, nur mit Obftbäumen in zweckmäßiger Entfers nung , damit die Chauffee austrodnen kann, befegt würden. Welchen herrlichen Anblid gewährt nicht je= dem Reiſenden die ſchöne Chauffee-ANee von Obſtbäu⸗ men auf der Herrſchaft Weltruß, vorzäglich im $rübs jahr durch tie Blüthe, und im derine durch die Frucht!

2

242 Dad GSſterreichiſche Kaiſerthum.

Aus dem Thierreiche.

Wilde reißende Thiere, bie ſonſt auf dem Blaasker Gebirge im Budweiſer Kreiſe, im Teufelsgebirge des Prachiner Kreiſes hauſeten, gehören jetzt zu den Seltenheiten, nur in dem letz⸗ tern zeigt fi) zuweilen no ein Bär, und auf ber Herrſchaft Pürglig ward vor einigen Jahren ein Wolf erlest, von bem man nicht wußte, wie, und woher derfelbe in diefe Begenb gefommen iſt. Eßba⸗ res Wild war fonft in groͤßerm Ueberfluß, daher gab es auch große berühmte Jagden.

Noch jetzt liefern die Haafen für Handel und Gewerbe eine bedeutende Anzahl Bälge.. Der boͤh⸗ mifhe Faſan ift berühmt, und wird im Wins ter in entfernte Länder verfendet; doch find in neuerer Zeit mehrere Kafanerien kaſſirt und in Obfts gärten verwandelt worden. Nichts deflo weniger wur⸗ den dennod im 3. 1827 in Prag allein an 10,000 Stück fonfumirt.

Vom Biber gibt es eine Meine Kolonie in der Nähe des Rofenberger Teiches im Norboften des Bubweifer Kreifes,

| Bilde Waſſervogel, Sänfe und ME ven gibt ed in großer Menge auf den großen Tei⸗ hen bed Ehrudimer und Budweiſer Kreifes.

Auerhbähne und Birkhühner werden vors züglih in den Gränggebirgen , aber auch in den gro- Ben Waldungen auf der Pürgliger und andern Herrſchaften in ziemlicher Anzahl gefchoffen; weit mehr aber Rebhühner, fo zwar, daß bei 30,000 Stüd im Durchſchnitte von 1823—1825 jährlih nah Prag geliefert wurden,

. Das Königreid Böhmen. 943

Lachſe fleigen aus ber Nordſee in die Clbe, und aus diefer in die Moldau, und bis hinauf in bie Wottama. Deren Bang ift nicht unbetraͤchtlich.

Derlen findet man in der obem Moldau, und in der Wottawa, worauf eine eigene Zifcherei getrieben, und auch wohl an ben Meifibiethenden ver» pachtet zu werben pflegt. Man findet fie bis 13 Gran ſchwer, vom ſchönſten Wafler.

Nah offiziellen Berichten war der Viehſtand:

Pferde Ochſen Kuhe Schafe

1820 133,481 244,068 642,680 1,000,965 1821 134,953 240,807 644,382 1,073,712 41822 137,036 243,779 650,668 1,091,672 4823 146,633 240,079 647,831 1,120,127 1824 137,523 240,812 654,463 1,202,452 1825 140,890 241,883 660,502 1,246,277 1626 142,809 238,132 663,904 1,272,299 1827 143,140 238,318 672,27% 1,327,647

Diefe offiziellen Tabellen zeigen, wie gering der Stand des Rindviehes in Böhmen, und fonach das Mißverhältniß zwiſchen demfelben und dem Aderbaue if. Nah den Forderungen einer guten Wirthſchaft, find 500,000 Stüd gu wenig vorhanden. Da jedoch die größere Abnahme der Forſt⸗ und anderer Weiden. in Böhmen die Unterhaltung einer größeren Anzahl RKindviehes nit möglich macht, in fo lang der ſchlechte Heuertrag nicht durch befiere Wiefenkultur erhöht , und der Kunflfutterbau nicht zu Hilfe genom⸗ men wird, fo lang wird au dad Mißverhältniß forte befteben; denn gegenwärtig, wo dad Rindvieh größ- tentheils im Stalle gefüttert werden muß, kömmt dem Landmanne die Zucht beffeiben, und ber daron

244 Dad Öfterreihifhe Kaiſerthum.

. erhaltende Dünger zu theuer, daher auch der Keine Praftlofe, wenig Milchprodukte abwerfende Rindvieh⸗ (lag, von welchem nur das herrichaftliche und das Bauernvieh im Egerlante eine Ausnahme macht, und fo koͤmmt es auch, daß aller Fleiſchbedarf der Städte durch Ochfen aus Polen und der Türkei gededt were den muß. |

Der in der letzten Zeit fehs gefliegene Preis ber Schafwolle hat aud gemadt, daß die Schafzucht zum Nachtheile der Rindviehzucht fehr vermehrt wurde.

Pferde. Zur Vermehr⸗ und Verbeſſerung ber Pferdezucht, warb auch in militärifher Hinficht von der Regierung viel gethan. Gleich nach dem ſieben⸗ jährigen Kriege machte Maria Therefia die zwedmäßigfien Anftalten, indem für Böhmen mehrere Pferdmärkte eingeführt wurden. u

Joſeph 11. ließ zuerft edlere Pferde periobifch in bie Kreife vertheilen, um ben unanfehnlichen Land» Schlag zu verdrängen. Die Remontirung ber Meiterei, bauptfächlich der ſchweren, bie Erhaltung des Armee⸗ traind, die Eorge für die Zransportirungen, dann um dadurch dad viele Geld, welches dem Ausland ſowohl für Luruss wie auch Dienfipferbe zufloß, im Lande be- halten zu fönnen, bewogen für biefen Zweck die Pfers Dezucht vorzüglich zu begünfligen. Im Sahre 1785 führte er zuerſt Prämien für die Pferdezucht ein, die noch beſtehen, ‚und .vortheilhaft einwirken. Böhmen bat dazu 6 Konkursorte mit ſechs Prämi:n zu 30 Du⸗ Paten für Hengſte, und 42 Pramien zu 15 Dukaten für. Stutten.

Es beftehen 42 Befchälitationen :

1 zu Pardubig Chrubimer Kreifes:

Yo

—3 * —** Bidſchower Kreiſes.

Dad Konigreich Böohmen. 243

4 zu Voſephſtadt Königgräger Kreiſes. 5 Podiebrad Bidſchower Kreiſes.

6 zu Altbunzlau Kaurjimer Kreiſes. 7 Tdereſienſtadt Leitmeriger Kreifes, 8— Prag.

9 Zabor Taborer Kreifes.

10 Mieg Pilfner Kreifes.

11 Difet Prahiner Kreifes.

12 Klattau Klattaues Kreifes.

Zu Nimburg iſt der Hauptfig des boͤhmiſchen Belchäldepartements. Ä

Im Sanzen herrſcht dennoch ein mittlerer Pferde⸗ fhlag. Stärker, fleifchiges aber nicht von Dauer im Egerlande, ſchoͤn, Präftig, dauerhaft im Saazer, Leitz meriger und Chrudimer Kreife. |

In Kladrup und Sellmig auf ber Her: fhaft Pardubig, Chrubimer Kreifes, befinder ſich ein kaiſerl. Hofgeftüt für Wagenpferde etwa auf 400 von großem neapolitanifchen Schlag, woraus bie Hof⸗ fälle in Wien zum Theil veirutirt werden. Zu Nemofchis auf der Herrfhaft Parbubig if em Militärgeflüt von & Beſchaͤlern und 70 Stutten.

Privatgeſtüte hat Fürſt Trautmannsdorf in Bi« ſchofteinitz, Fürſt Colloredo zu, Opotſchno, Fürſt Schwarzenberg auf der Herrſchaft Wittingau Budweiſer Kreiſes.

Die Schafzucht ſtehet dermalen in Böhmen oben on. Schon Maria Zherefia Iegte den Grund ber VBereblung durch Anſchaffung fpanifher und padua⸗ ner Heerden. Die nachfolgenden Regenten febten bie ſpaniſche Schafzucht eifrig fort, und fo bat fie fih in Böhmen immer mehr, vorzüglich aber auf den Herr⸗ (haften verbreitet. Die Wolle iſt nun unter den Roh⸗ naturprobuften Boͤhmens einer ber bedeutenden Dans

246 Das öſterreichiſche Kalferthum.

delsartikel, aber faft ganz in den Händen ber Juden. Man fhäst die Erzeugung berfelben gegen 4000 Ent.

Unter den Wollenwaaren nehmen die Tücher und Kafimire Reichenbergs den erften Rang ein.

Am Sabre 1817 betrug die Ausfuhr der feinen Tücher gegen 300,090 fl. W. W. Die der ordinäs ven Zücher bei zwei Millionen, vorzüglih über Bos zen nach Italien. Um den Wollhandel noch mehr zu heben, bat die Regierung 1827 jährlich 2 Wollmärkte angeorbnet, einen in Prag, und einen in Pilfen.

Schweine, deren Zahl ſich auf 224,000 belaus fen mag, werden häufig ins Ausland getrieben.

Die Biegen erlangen durch die neu erfunbene Benligung ber’ Ziegenwolle ald Kamelhaar eine beſon⸗ dere Wichtigkeit, ihre Zahl kann auf ‚61,000 fleigen.

Geflügel. Die Zucht der Truthühner noch mehr aber der Gänſe ift fehr Hebeutend,, und bes gründet einen erheblichen Handel mit Federn. Die Erzeugung derfelben. beläuft fi auf 2200 Centner im Werthe 300,000 fl. C. M. Der Handel ift in ben Händen der Juden, die ihren Sig im Pradiner _ Kreife in Neuern und in Prag haben, und bie Verfendung gefhieht nah Eeipzig und den Hans feeftädten.*

Nebftdem ift eine Sans in der bürgerlichen Haubhaltung eine ergiebige Eßwaare, man bereitet. aus ihr eine förmliche Mahlzeit, nähmlich: Suppe, Eingemachtes und den Braten, und ik fie überdieß noch gemäflet (oder in ber gemeinen Sprache geftopft) fo erhält man noch Ketten oder Schmal;.

Es gelangen in den Herbfimonaten oft bei 20 und mehr Wagen an einem Lage mit Gänfen beladen nad Prag zu Markte. Nach einem dreijährigen Durchs

|

\

Das Königeeih Böhmen. . 247 ſchnitt vom Jahr 18203 1825 find in einem Jahre

90,000 Stüd nach dieſer Stadt gekommen.

Die Jagd war in früheren Zeiten, wo es ber Waldungen weit mehr gegeben hatte, von größerer Wichtigkeit, dermalen, wie wir fhon oben bemerkt haben , befchränkt fich diefelbe jegt meift auf die Haar fen, deren jährlich bei 100,000 geſchoſſen, und beren Bälge zur Erzeugung der Hüte verwendet werden. In Prag allein wurden 1824 bei 60,000 Haafen vers zehrt.

Die Fiſcherei if bei der fehr großen Anzahl von Teichen und Weihern, vorzüglih im Budweiſer Kreife, dann der Landesflüffe nicht unbedeutend, An dem Sahre 1789 trug fie bis 35,000 Gulden Sitber ein. Die Herrfhaft Parbubig Tieferte allein bei 2000 Gentner, worunter Karpfen von 15 bis 20 Pfund ſchwer waren.

Die aufgehobenen Kloͤſter, und die beffere Bo- denbenügung , ba fo viele Teiche troden gelegt wurs der, hat fehr beſchränkend auf diefe Induftrie einges wirkt. Die größten Zlugfifh» Sorten find hier bie Welſe und LZachſe, weiche erfiere oft 60 bis 100 Pf. fhwer in der Elbe und Moldau gefangen werben. Die vielen Gebirgsbähe find reih an den beliebten &orellen.

Die Seidenkultur war in ber Beitperiobe von 4750 bis 1770 am flärkfien, damald wurden die Wäls fe um die Stabt mit Maulbeerbäumen befegt , und bie von der Regierung in den Jahren 1763 und 1766 erlaffenen Patente begünftigten diefelbe fehr. Dann

‚aber nahm, ohngeachtet der in ben Schulen 1787 ein:

geführten Seidenbefchäftigung, diefe Induſtrie ab. Wiele Maulbeerbäume hatten früher die: Kriege, verwüßlel,

248 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum.

und im Frieden wurden fie durch die Obſtzucht ver: drängt, und ohngeachtet die Regierung im Jahr 1804 und 1812 neuerdings zu biefer Induflrie aufgemun⸗ tert bat, konnte fie doch nicht vorwärts Tommen.

Auch die Bienenzudt ift dermalen nicht aus⸗ gezeichnet , ohngeachtet Kaiſer Joſe ph ber II. un⸗ term Aten September 1785 durch ausgeſetzte Prämien, von 6 und 12 Bulben Silber, ber über 10 Stöde aufzumweifen hatte, biefe Intuftrie zu beben fuchte. Diefe "Prämien » Ertheilung dauerte durch vier nad einander folgende Sabre, und fing mit dem Jahre 1787 an. In dieſen Jahren flieg auch die Anzahl ber Bienenzucht fo ‚bedeutend, daß nad) ben offiziellen Ein⸗ gaben im Jahr 1789, 51,436 Stöde gezählt wurden, heute dürften vielleicht‘ nicht fo viel feyn.

Verarbeitung ber Shierpobufte,

Wolle. Ordinäre Tücher und Wollenzeuge wer- den in bedeutender Menge für den Bedarf der mitt: lern und untern Stände, weit mehr indeffen von eins zeinen Meiftern, als im Großen fabritmäßig verfers tigt, fo daß nach ber Flachs⸗ und Baumwollen : Ins duſtrie, die Wollverarbeitung die meiften Menfchen in allen Kreifen befchäftigen dürfte,

Die Tuch⸗ und Kaflmirbereitung allein befchäfs tigte in dem Sabre 1817 im Spimmen, Weben unb in der Appretur gegen 8000 Menfchen, wovon der Pros duktionswerth auf 9 bis 10 Mil. Gulden W. W. flieg. Der meifte Abfag ging ins Ausland, hauptſächlich nad) der Schweiz, Stallen und Rußland, in das lek« tere Reich haben Cinfubrverkote denfelben aufgehoben.

Das Königreih Boͤßmen. 249

Sn eben dem Jahre 1817 haben ih in Reichen: berg fünf Feintuchfabriken etabliet, welche Waaren im Werthe von fünf Millionen lieferten (diefe find nun eingegangen)... Nah dem Bunzlauer Kreife wird bie Zuchweberei am bebeutendfien im Budweiſer Krelfe getrieben, wo zwei Fabriken in ber Stadt Budweis, und zu Goldenkron auf ber Herr- Haft Krumau befichen. Am flärkiien werben die ordinären Bücher zu Humpoles und Primislan im Czaslauer Kreife verfertiget,, wo über 1000 Tuch⸗ macher Zücher im Werthe von 500,000 Gulden W. W. liefern.

In Heralez befitzt Graf Wolkenſtein eint privilegirte Tuchfabrik.

Im Tabor er Kreiſe iſt eine Fabrik zu Reuhof. Außerdem find zu Tabor, Patzau, Pilgram, Behin, Neuhaus, Serowitz, und an ben übris gen Dertern ded Kreifes Über 1200 Tuchmacher.

Im Königgräter Kreife, vorzüglich zu Brau- nau und Reichenau über 800 Arbeiter. Im er⸗ fern Orte werden befonders ponceau » und ſcharlachro⸗

„the Tücher für die k. k. Dekonomie in Prag verfer- tigt.

Im Pilfner Kreife werben in ben Fabriken zu Hilfen, Manetin und Rokizan Tücher von befferer Qualität verfertigt. In legterer Stadt ift die Tuchmacherzunft Inhaber ber Tuchwalke. Es werben im Kreife Über 500 Arbeiter gezählt, welche Tücher im Werthe von 700.000 Gulden W. W. lies fern.

Im Chrudimer Kreiſe werben zu Böhmiſch— Tribau, Wildenſchwert, Hohenmauth,

250 Das öIſfterreichiſche Kaiſerthum.

Landskron über 300 Arbeiter gezählt, eine Fa⸗ brik if zu Deutſchbiela.

Im Leitmeriger Kreife zu Oberleitens« dorf auf ber Herrfchaft Dur, bie gräflih Walde Reinifhe Fabrik, die nach holländifcher Art einge⸗ richtet ift, und ſchon im Jahre 1715 entfland, folglich eine der älteſten in Böhmen iſt. Sie behauptet bis⸗ her ihren guten Ruf in Erzeugung ächtfärbiger fei⸗ nes Tücher. Eine andere iſt zu Bohmiſch⸗Lei⸗ pa, die im Jahre 1797 errichtet, und mit einem 2. k. Privilegium verfehn wurde; fie liefert bloß fei⸗ ne, und mittelfeine Tücher. Die Zahl der Arbeiter im ganzen Kreife beläuft fi auf 400, und ber Er⸗ zeugungswerth beträgt nahe an 350,000 Gulden 3. 3.

Im Prachiner Kreife beſtehet eine Fabrik zu Ho⸗ razdiowitz, und der Arbeiter zählt man im Kreis fe 600, mit dem Probuftionswerthe von 300,000 Sul: ven W. ©. |

Am Elbogner Kreife werden zu Eger Tücher und Kafimire erzeugt. Der Kreis zählt Übrigens bei 350 Zuchmacher , die Züches im Werthe von 209,000 Galden ®. 8. liefern.

Am Saazer Kreiſe beſtehen bei 150 Arbeiter zu Komotau, Presniz, Eidlitz un Kamen, ihr Produktionswerth iſt 200,000 Gulden W. B.

Der Klattauer Kreis zählt gegen BO Tuch⸗ machermeifter, und biefe erzeugen einen Beth von 60,000 Gulden W. W.

Mit Verfertigung der Wollenzeuge beſchäf⸗ tigen fich über 4000 Zeugmacher , welche in dem Jah⸗ ze 1824 einen Waarenwerth von einer Million erzeug: ten. Davon fällt wahrfcheinlich bie Hälfte auf ben Klattauer Kreis, wo zu Neugedein eine

Das Königreih Böhmen, 251

bebeutendbe Fabrik beflehet, bie 300 Stühle unter« bält, und vorzäglihde Waare liefert. Bu Dfs fegg im Leitmeritzer Kreife wird bie dortige Zeugfabrif, die dem Gifterzienfer Stifte angehört auf 27 Stühlen betrieben. In dem nämliden Kreife iR eine zu Boöhmiſch⸗Leippa unter dem Ei⸗

genthümer Anton Michel.

Im Elbogner Kreife werben zu Rebwig, Säladenwald, Schönfeld, Eibogen, Kö⸗ nigsberg, Falkenau, Petfhau uns Eaus terba cd gemeinere Waare in diefer Gattung erzeugt.

Im Dilfner Kreife befiehet zu Gloſan eine

derlei Fabrik, verbunden mit einee Schönfärberei.

Rebfidem gibt es viele Meiſterſchaften und Werleger zu Kaplitz im Budweiſer Kreiſe, zu Ronds perg und Zeinig im Klattauer Kreiſe.

Am Chadlauer zu Neuss Heralez, Ste den und Pollerskirchen.

In Deutfäbrod befiehet eine Fabrik in Kor gen und Pferddecken.

Sa Prag läßt Julius Gruß vermittelfi bes ſtadtiſchen Arbeitshauſes alle Gattungen Kotzen, feine doppelte Decken, Flanell, Reversboy und grobes Tuch verfertigen. Die Niederlage iſt auf dem altſtädter King im Michaeldgebäude.

Die wollene Strumpfwirlerey wird in _ Böhmen auf mehr ald 3000 Stühlen betrieben. Im Bunzlauer Kreife werben allein jährlih über 36,000 Dugend mollene Strümpfe, wovon die Reichen berger Innung beinahe die Hälfte liefert, verfertigt.

Bei den Meifterfchaften in Dur, Oberleis tensdorf, Teplitz und Graupen werben bie

| feinften zwei, drei und vierdrähtigen Strümpfe aus

252 Das öfterseichifche Kalfertfum.

der einfhürigen Wolle verfertigt, welche wegen ihrer guten Qualität überall befannt find, und guten Ab⸗ | fat bewirken. Beſonders haben die Durer Strüms pfe, in und außerhalb Landes, einen flarten Abſatz, da fie fehr fein find, und ben englifhen an Güte nichts nachgeben. Strumpfwirk⸗Fabriken giebt es in Jakobsthal, auf der Herrſchaft Lo⸗ ch o witz Berauner Kreiſes, welche wollene Strümpfe, Handſchuhe und Hoſenſäcke liefert.

Auf dem Gute Domansnig Im Bunzlauer Kreiſe, wo Manns = Frauenſtrümpfe, Handſchuhe, Schlafhauben, Leibchen u. d. g. verfertigt werden; in Maffersdorf auf ber Herrſchaft Böhmifhais ha beögleihen. Auf der Herrſchaft Boͤhmiſch⸗Kam⸗ nig zu Schönlinde befindet fih eine Strumpffas brik von 160 Stühlen, welde nebft baummwollenen, auch fhafwollene Waaren in beträchtlicher Menge er: zeugt.

Berner gibt es viele einzelne Wollen « Strumpf: manufafturen zu Klattau, zu Fribus auf ber Herrſchaft Falkenau im Elbogner Kreife, zu Kaas den, Katharinaberg, Eidlitz und Gebaftis anberg im Ganzer Kreife; zu Bilin, Klofter grad, Strahl, Shwag und Zudmantel im Leitmeriger Kreife; zu Gratzen, Brünel, Heil brun, Schweinig und Kaplis im Bubmeifer Kreife, zu Stralonisk im Prachiner Kreife werden befonders viele rothe Mützen, türkifhe Kappen etc. verfertigt. Auſſer diefen Manufalturen in gewirk⸗ ten wollenen ÖStrümpfen zählt man in Böhmen viele Strumpffirider. Weberhaupt befchäftigt die Woll⸗ indufirie in ihrem ordentlichen, dermalen aber fehr ge⸗ bemmten Gange, einige 70,000 Menfchen.

Das Königreich Bohann. 253 Ledererzeugung.

Lohgerberei treiben bei 1500 Menſchen in allen Kreifen, und produziren für 4 Millionen Gul⸗ den Waare. Eine fehr bedeutende iſt zu Ellifhau Prachiner Kreifes, tem Herrn Grafen Taffe ge börig.

Eine Juchtenfabrik beftehet zu Zebus im Leitmeritzer Kreife. Glanzgefärbtes, lakirtes Leber und etwas weniges Corduane im Pilſner, Cjas⸗ lauer und Kaurfimer Kreiſe, vorzüglich aber ſeit ei⸗ nigen Jahren in und um Prag, dermalen für 40,000 Gulden W. W.

Handſchuhfabrikanten gibt es vorzüglich drei in Prag. Boulogne, Launay und neuerlich Swoboda.

Riemer mehrere auf dem Lande, bie meiften in Prag.

Sattler, beren find in Prag und auf dem Bande über 200. Die Kunft, elegante Wägen zu bauen, bat in Prag gute Kortfchritte gemacht. Auch ‚in Seitmerig baut Hr. Franz Kraffer deren häufig, die er nach Leipzig zu Markte führt.

Seide. Seidene Bänder werden auf Hands ftühlen der Pofamentirer in Prag verfertigt. Ehe⸗ mald wurde damit viel gewonnen. |

Hüte. Im Jahre 1819 waren bei 1100 Men⸗ ſchen mit Erzeugung berfelben befchäftigt, fowohl auf dem Lande, hauptfähhlih aber in Prag. Die Hüte aus Kifchbein, und auch aus Seide, die vorzüglid, in Bien gearbeitet werden, haben den Hüten aus Haas fenbälgen großen Eintrag gemacht.

254 Das Öfterreiifche Kaiſerthum.

Außerdem verarbeiten über 1000 Kürſchner für 250,000 Gulden Baare, hauptfählid in Prag.

Leimfieder, meiflend in Prag, produzieren für 150,000 im Werthe.

Wachszieher für 230000 Gulden. Das Wachs wird aus Rußland und Polen bezogen,

Seifenfieder für 250,000 Gulden.

Kammadher, vorzüglih in Prag für 10000 Gulden, und wenn man babei bie Boldverzierungen der Bolbarbeiter bei den Kämmen für Srauenzimmer rechnet, fleigt die Summe weit höher.

Knopfmacher aus Seide und Samecljune | (dr 5000 Gulden.

Wir müflen hier einer Anftalt erwähnen, welde bie hohe Landeöftelle im Jahre 1828 auf Anregung des Heren Gubernialraths Joſeph Eihhof zur Be lebung der boͤhmiſchen Induſtrie gegründet hat:

Die Ausſtellung bohmiſcher Gewerbspro⸗ dukte.

Die Abficht der hoben Lanbesftelle iſt vorzüglich, fi von dem Umfange und von dem Grade inlänbis ſcher Betriebſamkeit zu Überzeugen, und hieburd einen feften Punkt zu gewinnen, von welchem aus fie ben Sewerböfleiß in allen feinen Zweigen aufmuntern, und zu höherer Vollkommenheit führen Fönnte, zue gleih folte dad Publikum von der Mannigfaltigkeit und Zrefflichkeit inländiſcher Produkte des Kunftfleir Bed durch Anſchauung Überzeugt, von dem fchäpdlichen Borurtheile zurüdfommen , daß das Ausland in ähns lichen Erzeugniffen unerreihbar, wohl gar unübers trefflih fey. Die hohe Landeöftelle feste in dieſer Hinfigt eine Beit feR, in welcher Prag von vielen

|

|

Das Königreich Böhmen. - 255

Fremden befucht wird, und es gereicht der heimifchen Induſtrie zu großer Ehre, daß kunſtverſtändige Frem⸗ de ſchon der erfien Ausftelung ihren ungeheuchelten Beifall zollten. Der gute Ruf aud dem Munde des Fremden wirft im Auslande mehr, ald alle Inländis fhen Anpreifungen.

Ohngeachtet dag eine Menge von Fabriken nichts einfandten, zählte bie erfte Gewerbsausſtellung 1488 Nummern, worunter oft unter einer Nummer viele Gegenftände vereinigt waren, es ift aber zu hoffen, daß bei der zweiten Kunftausflelung die Gegenftände fich mehren werden, um fo mehr, als bie vorzüglichen Fa⸗ briten dadurch mehr zur Kenntniß des Publikums ges langen, und baburd) der ins wie der audwärtige Um⸗ fag ihrer Erzeugniffe vermehrt wird. Die Obers aufficht und die Leitung der erfien Audftelung ward einem einſichtsvollen und thätigen Freunde vaterländiz fer Kultur, Heren Grafen Joſeph von Dietrich fein anvertraut, ber auch mit feinen beigegebenen Kommifjären dem Wunſche Seiner Erzellenz bes Herrn Oberſtburggrafen vollkommen entfprad. .

Das Lofale zur Ausftelung ward in bem f. k. privilegirten Neboutengebäude zweckmäßig gewählt; «8 iſt ſelbſt, wenn fi; für die zweite Kunflausftelung bie Begenftände mehren werben, geräumig genug.

Handel. Wir haben zwar ſchon bei einigen vorzüglichen Artikeln, die Böhmen erzeugt, einige An⸗ deutungen Über deren Abfat ins Ausland gegeben, wir geben nun zu feinem bedeutenden @igenhandel ins Detail über, bedeutend nenne wir ihn, weil fein ei⸗ genthürglicher Reichthum an Urprodukten, und tie mans nigfaltigen Erzeugniffe der veredelnden Induſtrie baf- felbe zu biefem bedeutenden Handel eignen; doch iſt

Sänders und Böltertunde, 10, Wand, R

356 Das Öflerreihifhe Kaiſerthum.

bier hauptſaͤchlich der auswärtige Hanbel,. nicht der Verkehr mit den übrigen Öfterreichifchen Provinzen ge: meint. Wir wiederholen die Behauptung, daß das Glas einer der älteften , widtigftien, und Böhmen eigentbfimtiichfien Handelszweige iſt, ber fi faſt in alle Länder Europens, und in die Welttheile jenſeits der Meere verbreitet. Sein Hauptfik iſt Hayda und die Gegend im äftlihen Theile bed Leitmeri« ger Kreifes, von wo aus in und außer Europa auf den Hauptbandlungsplägen Niederlagen errichtet wur⸗ den, zu deren Beforgung ein großer heil der Be⸗ wohner Haydaa, umd ber Gegend , mehr im Auss als im Inlande lebte, bis neuere Kriegäs und Hans delsumwaͤlzungen, au bie Verbote, namentlich in Portugal vor der Revoluzion, dieſes Sefhäft beſchränk⸗ ‚tens daB indeflen immer noch vorzüglich durch Wohl⸗ feilheit, innere Güte und äußere Schönheit ſich als bedeytend erhält. Hauptfächlich gehet hermalen der Abfag nah Italien und der Türkei jährlich gegen 2,000,000 fl. W. W. Der Handel mit Tafelglas if fehr in Abnahme, der mit Hohlglas, als Haupt⸗ artikel iſt gleichfalls im GStoden. Die Zunahme ber Glasbütten in Rorbamerifa , und die Kabrifation bes orhinären Glaſes bei Steinkohlenfeyer ſchadete dieſem Verkehr. Der meiſte Abſatz iſt nun in geſchliffenem und anderem raffinirten Glaſe.

Nebſt dem Glafe find auch bie vornehmſten Hand⸗ lungsartikel aus verarbeiteten Stoffen bes Minerals reichs noch folgende :

a) Zinn⸗, Gürtlers und , Klempnerwaaren et: wa für. . . . 3,00 fl. 8. W. Metallinäpfe fr .. 106

Das Könjgreid Bögmen.

Karlsbader Nadeln, meſſingene Schnallen u. Zöffeln, Meffer und Sabeln, MReffing in Zafeln für '

Kupfergefhirr, mathe: matifhe und dhirurgifche Inſtrumente im Werth

b) Guß⸗ und Schmiebeei- fen, auh Eifenbled u.

Eifendraty für . 46,000 c) Etwas Bien, Spiesglas, Arfenit, Rauſchgelb, Berggrün, Wisſsmuth, Zinmober in Allem für 38,000 « Schmalte für 6,000 = d) Sähwefel, Alaun, Ei: fenvitriol für . . 3,000 Kupfervitriol für 4,500 . Bitriolös auf ber Elbe für 2. %9,000 s Gäeidewaffer für 4,100 e) Mineralmwälferetma für 100,000 = Egerwaffer allein für . 20,000 = Arzneifalzund Magne⸗ fia für . . . 3,600 = N) Steinkohlen nach Preus Ben uud Sachſen beſon⸗ ders aus dem Eeitmeri- Ger Kreiſe le o . 8,900 e)Kallfü . . 0 100

\

N 2

257

258 Das Öfterreichifhe Kaiſerthum.

h) Porzellan, Steingut und Thongeſchirre für 827.8. W. i) Granaten und andere | Edelſteine für . . 5400 =:

Aus dem Pflanzenreiche.

Getreide. Wir haben oben der Behauptung eines auswärtigen ſchätzbaren Schriftſtellers erwähnt, und zugleich feine Gründe angegeben, daß in Boͤh⸗ men kein Uiberfhuß an Getreide erzeugt werde. Wir unterlegten dort diefe Behauptung und beren Gründe dem befjern Wiffen und ber Beurtheilung einheimifcher Delonomen und GStatiftifer, begründeten aber zu⸗ gleih mit den Zolltabellen, daß im Jahre 1825 an 403,427 Metzen an ben brei Getreidgattungen Wei: gen, Roggen und Gerfte ausgeführt wurden, was nun freilich nach feiner obigen Behauptung, fich bloß auf die günftige Lofalität, und auf die Paar fruchtbar zen nördlich liegenden Kreife, dann. auf die Spekula⸗ tion der Getreidhändler befchränten fol. _

Hopfen. Auch bei dieſen einheimifhen Pros dukt haben wir oben gezeigt , wie fehr baffelbe in vori⸗ gen Zeiten ein ausſchließlicher Handelsartikel befonders nah Baiern, Tirol und den Übrigen Ländern bes Öfterreichifchen Kaiferftaated, auh nah Schlefien und Sachſen war. Bis zum Jahre 1817 bezog Baiern allein an rotben Saazer und Auſchaer Hopfen zu feinem flarken Lagerbier im Werthe für eine Million Gulden in Silber. . Seitdem fih aber bie - Hopfenfultur im füdlichen Deutfhland durch boͤhmiſche Seglinge immer mehr ausbreitet, läßt der Abfag nicht aus bedeutend nach, ſondern es wird fogar mohlfeilerer

Das Königreih Böhmen. 2359 |

engliicher und norbamerikanifcher eingeführt. Im Jahre . 4825 find 11,992 Eentner im Wertbe von 446,400 fl. Silber hinausgegangen, jedoch hängt der Werth von den ſehr veränderlihen Preifen beffeiben ab. Die vorzüglichften Handlungsörter. für Hopfen find: bie Kreisfladt Saaz, bie Stadt Auſcha im Leitmeriger Kreife , und Falkenau im Elbogner Kreife. Holz. Der Handel mit Bau- und Brenn holz (unter andern aud) Eichen von der Kammerals herrſchaft Parbubig fürHolland) wird befonders -an ber Nordgränze an ber Elbe geführt. Seine Hauptfige find: Schönfeld, Oberkreibig, Dit⸗ tersbadh und Johnsdorf im Norden deö Leitz . meritzer Kreifes. Im Jahre 1825 betrug deffen Ausfuhr im Wertbe 213,703 fl... An Drechsler⸗, Wagner: und wifgter ts waaren 62,545 fl. An Korbmacherarbeit für 1 ‚000 fl. An Knoppern (3300 Megen) für 36,400 fl. An Knoppermehl (400 Megen) für 7,500 fl. An Pech, Theer, Zeuerfhwamm und Potttaſche 4,589 Centner. An Terpentin, Kolophonium, Kien⸗ ruß, Kohlen für 22,900 fl. Obſt. In einem Lande, wo die Obſtkultur von Jahr zu Jahr zunimmt, ift auch die Ausfuhr bes frifhen und gebörten Obſtes befonders auf der ' Eibe im Steigen. An frifhen wurde ausgeführt im Jahre 1827 für 74,600 fl. An gedörten, Nüffe und Sulzen 14,559 Etr. Der Werth iſt jedoch fehr. veränderlih, da er vom Scrathen hier und anderwärts abhängt.

x

0 Das Sfterreihifche Kaiferth um.

Die Städte Melnik, Lobofig, Leitme ig, Außig, Brüx und Sau, beſchäftigen ſich damit am meiſten.

Wein beſonders mit den Melniker, jedoch bei der nicht gar braͤchtlichen Etzeugung deſſelben iſt der Handel damit nicht ſehr bedeutend.

Brandwein, namentlich Kornbrandwein, Kartoffel ce und Zwetſchkenbrandwein. Dieſer wurde vor den eingetretenen hohen Getreidpreiſen ſtark nach Sachſen, Preußen und Baiern ausgeführt. Im Jahre 1792 gingen wur allein auf der Elbe

. 22,006 Eimer außer Lande. Seitdem verminderte

ſich der Abſatz bis auf 3,000 Eimer im Werte von 420,900 fl.

Der Berbraub diefes Getränke im Inlande bes läuft fih dermalen, wie fchon oben angeführt wurde, auf 50,760 Eimer.

Flachs und Flachſsprodukte fichen gleich: falls im Handel oben an , obgleich, gegen fonfl gefun« ten , ift doch noch immer ber Flachs⸗, Garne und

Leinwandhandel von großer Bedeutung. Jeder

diefer drei Zweige wirb für fi) von einer Menge Un⸗ ternehmer betrieben.

Viele mähriſche und fähfifhe Gare müſſen diefer Indufirie zu Hilfe kommen.

Eeinwand. Der Hauptabfag ging, ehe ber Seehandel geftört ward, größtentheils durch fehlefifche Bermittlung über Hamburg, Spanien, Por tugal hauptſächlich nah Südamerika [ auch wohl nach Weſtindien.

Wegen unvollkommener Appretur, bie ſich jedoch fpäter vervolllommnete, war die böhmiſche Lein—

Das Konigreich Böhmen. | 261

wand dahin minder beliebt, ald ſächſiſche; beflo gangbarer aber in Italien, und im Allgemeinen hauptfäckhlic wegen ihrer Wohlfeilheit beliebt. |

Die Beſitznahme Italiens von ben Bratizofen, und die Sontinentalfperre ſchadeten dieſem wichtigen Verkehr um fo mehr, als die Engländer durch wohl⸗ feilere, mit Baumwolle gemifchte Leinwand dad Ames rifanifche Bedürfniß zu befriedigen Tuchten, was zum Theile die Böhmen ſelbſt nachahmten, und dadurch nun auch ihre Leinwand noch mehr in Miscredit brachten.

Uiberdieß ward durch die cemiſche Schnuell⸗ bleiche die Waare unhaltbar gemacht, und ſo dadurch, ob fie zwar nur eine Zeit in Gebrauch war, dennoch der Credit verdorben, und diefer wigtige Artikel aus dem Welthandel verdrängt.

Zur Beit, da. er in feinem hödften Klor war (tor etwa 40 Jahren) fehte man jährlich gegen 40,000 Gentner Leinwand ind Ausland ab, etwa 6—7 Mils lionen C. M. im Berthe.

Ganz eigenthümlich ift ed Boͤhmen, daß eine

große Menge Leinwandhändler im ganzen Ge⸗ birge zerſtreut find.

Hauptpunkte des Verkehrs find:

Landskron, Opotſchna, Nachod, Brau⸗ nau, Starkſtadt, Königinhof, Arnau, Ho henelbe, Starkenbach, Reichenberg, vor al⸗ lem aber Rumburg und Trautenau. Am legten Orte befichen wöchentlich am Montage große Leine wandmärkfte, zu welchen im Umfreife von jwei ja vier Meilen ber von allen Dörfern Weber mit Peins wand zun Verkauf fommen. Dermalen, wo der Han: del ins Ausland fich vermindert, und feine Ausdeh⸗ nung fich- befchränft Hat, ift ex gleichwohl noch wichtig

22 Das äflerreichifche Kaiſerthum. \

genug, um bem Lande ausfchließende Bortpeile zu verfchaffen.

Im Jahre 1825 war bie Ausfuhr 9526 Gentner. Zweige dieſes Handels find : Handel mit Leinſaa⸗ | men, Flachs, vorzüglihd aber mit Garn und Bwirn, worin äußerft bedeutende Geſchafte gemacht werden.

Lein und Flachs iſt für die Ausfuhr Fein Objekt, deſto bedeutender für bie Einfuhr und den. in: nern Verkehr.

Garne mögen für 400,000 fl. W. Bw. auswärts geben. Weit mehr aber kommen herein. Beſonders gingen gegen 500 Gentner ungebleichte und unges zwirnte Lohgarne bisher ind Ausland.

In Schönlinde find große Wochenmärkte für Garn (die wichtigften in ganz Böhmen) als Mittels punkt des Verkehrs für ben ganzen Beitmeriger Kreis, für dad Rieſe ngebir ge, Mähren, Schle⸗ fien und Sachſen. Der hier verfertigte Zwirn concurirt mit tem Weſtphäliſchen, Flander⸗ ſchen und Holländiſchen, weniger durch Quali- tät, als durch größere Wohlfeilheit. Die guten Blei⸗ chen, die vorhandenen Fonds, der wöchentliche Garn⸗ markt, ſind die Stützen dieſer Fabrikation, und die außerordentlich ſtarke Bevoͤlkerung befördert den Ab⸗ ſatz; denn außer den bedeutenden Zwirnhand lun⸗ gen, welche dort die Geſchäfte im Großen treiben, tragen eine Menge kleiner Hauſirer das Produkt auf dem Rücken nach allen Weltgegenden.

Der Handel mit ordinären Spigen iſt auch nicht unbedeutend, er wird gegen 2 bis 300,000 fl. W. W. geſchätzt.

Hauptoͤrter dieſer Induſtrie find: im Elhog⸗ ner Kreiſe zu Io ach imsthal, Neudek, Öras-

Das Königreih Bögmen. . 263

ig, Platten, Wieſenthal und Kupferbe 2, die einzige Fabrik Hirfhenfland . befchäftiget in ber ganzen Gegenb umher einige tau⸗ ſend Perfonen mit Spigenklöppeln meift aus inläns difhen Zwirn. Auch zu Sonnenberg Saazer Kreis fed , dann zu Zurnau und Gedlik ift diefer Ins duftriegweig ſtark.

Nod find mehrere Artitel, bie ausgeführt wer⸗ den, als: Sämereien, vorzüglich Kleefaamen, der feit einer Belt ſtark nah England, Dänes mar?! und Schweden abgehet, rohe Surfen meift aus ber Gegend um Saaz; Zerpentindl, Lein- dl, Feuerſchwamm, Büher, Landcharten, Gemälde, Kupferſtiche, Heiligen- Bilder.

Aus dem Thierreiche nimmt die Wolle fammt den Probuften daraus, ben erſten Rang ein, fie macht den bebeutendfien Handelsartikel aus. Im Jahre 1825 betrug fie 35,901 Gentner, wobei indeſſen auch mähriſche, ungariſche und Öfterreidis ſche gemwefen feyn mögen.

Unter den Wollwaaren ſtehen die Tüger und Kafimire Reihenbergs oben an.

Im Sabre 1817 hätte man bie Ausfuhr über 7000 Gentner, im Werthe nahe an zwei Millionen Gulden W. W.

Feinere Tücher und andere Wollwaaren auch noch für 300,000 Gulden W. W.

Das ruſſiſche und baieriſche Hrohibitivſyſtem hat aber dieſen Handel im Jahre 1825 bis auf 1957 Centner herabgebradht.

Federn. Gegen 2200 Gentner.

Bettfedern im Werthe 700,000 Gulden W. W. Prag ift der Hauptfitz diefes Handels.

9

264 Das Ötereigifge Kaiferthum.

Eeder und Eenergaaren für 20,000 fl. W. B. Seit 10 Jahren hat die Lederlackirerei in und um Prag ſehr zugenommen. Butter, Käfe, Shmalgan . 2,589 Gentner- Darmfaiten fr . . .». SON W. W. Borken fa . . 2... 800 fe. Höte für: . . . 0. 3000 fl. An vermiſchten Waaren, woerunter Boatantertiewaaren, Seis dbenwaaren, Hirſchge—⸗ weihe und Viktualien aller Art find, für. -. . oo. . 460,000 fi.

Im Ganzen wird bie geſammte Ausfuhr auf.... . 28,200,000 rn gerechnet. |

Die Einfuhe gibt und Hr. Gubernialratd Neu:

mann im folgenden Zubleau an: | In den Jahren

1805 1810 41815 1820 1828

Alaun Etr. 388 3788 9048 580 349 fen o 30 263 313 508 226 Baumweol:

le, che 219 1331. 752 3247 6580 Baumwols

lengaın .2452 2670 4 4523 2170

Bleisudr 15 778 744 889 1208 Braunſtein 3 161 148 209 495‘ Bilder 255 234 184 345 459 Cafffe 3631 13001 8305 4446 6677 Garden oder |

Beberdi:

fn 3 92 212 656 716

Das Königreih Böhmen. 265

An den Jahren

Citronen u.

Domerans | sen Etr. 3856 1263 8163 Cochenille 46 30 Kärberröthe - u. Krapp 4566 - 7124 4912 Sigen 401. 120 307 Kelle und

Häute Stüd 67,410 77,726 40,938 Zifchbein, | = Barten Er. 41029 604. 536 Fiſche, tro⸗

dene 141614 213 1342 Häringe 1573 273 3103 Fiſchthran 7606 8217 7198

Fiachs 13,770 4783 13,570

Butter und Rauch⸗

werk St. 204,894 133,375 113,813

Galläpfel Etr. 205 126

Garn, wols lenes 1% 202 kameel⸗ haarenes 13 20 Getreide al⸗ (er Art Men. 194,448 161,841 Grünſpan Et. 174 272 Gummi 70 671 Hanf 41403 1702 Holz und

Burzel

174 195 140

47 17 26

39 3 3

40,076 37,372 70,047

208 137 4119

570 41082 4440 17

1905 .1810 1815 1820 1825

MO 220 - 13 43

4177 10,291 376, 8309

96,699 61.1594

434 303 1478 1448 2135 1905

78176 8768 2534 4360

23,740 36 Eır.

140 1678

266 Das 1305

zur Bärbes

ei Str. 944 Honig 867 Ingber 41413 io 2 580 Inſtrumen⸗ |

teu. Werk⸗

geuge, mes

&hanifche für fl. 4609 Sohanniss

brod tr. 714 Juchtenle⸗

der 4247 Kienruß 1223 Kite 3362 Kreuzbee⸗

ren Mandeln 1131 Del, Baum⸗,

Ruͤb⸗ und

Lein⸗, 6311 Orlean 65

Pantoffel⸗

holz, Stoͤp⸗

ſel 73 Pfeffe 12409 Pottaſche 2126 Reis 16,783 Rohr 68 Roſinen 4619 Kieefaamen— 8007

Leinfaamen—

1810.

12,729 1090

4345

2054

2572

543 3372

177 3920 2305 7172

1815 13,928 169 1113 488

4726

298

1176 .

505 6864

urn

1622

6529

46

40 1258

126 2160

101 6719 4297 6426

öfterreichifche Kaiſerthum. In den Jahren

1820 1825 10,872 15,296 6758 64 . 767. + 678 470 561 2468 418 2% 2m 314 604 9771 5735 2592 3085 339° 194 1690 1862 5612 992 14 20 97:8 1527 733 230 57 1760 859 : 430 15 4256 3237 3631 2101, 2644 10,560

Das Königreich Böhmen. 267

In den Jahren 4805 1810 1815 1820 1825 Saflor Etr. 28 59 384. 32 49

Safran 29 6686 43 12 48 Steinkoh⸗ | | len 2 ‚314 31,695 31,8% 52,700 Stan 1111. 787 492 52 449 Süßholz: faft 430 23 24 530 362 Unſchlit 1052 ° 3736 067 41417 179 Bieh, Schlacht⸗,

4

Stück 1060 404 790 42 % Wachs Cr. 14 14 MM 565 76 Waid und _ Bau. 614 98 808° 1032 168 Waſſer, mi: neraliſches Flaſchen 3505“ 5605: 4717 4070 4020 Zinn Etr. 78 87 1289 145 396 Zucker, Mehl, 4392 26483 26,430, raffin. 11,220 11,446 10,825 16,239 4682 Syrup 16,324 6736 943 545 267

Die gefammte Einfuhr will man auf . . . . 37,900,000 fl. 8. W fegen, und fo ergebe ſich für | Böhmen von ber: Ausfuhr pr. . . . ...23,200,000.fl. -

eine Differenz zum Nachtheil feines Aktivhandeld von . 9,300,000 fi. W. B.

263 Dat: Öfterreichifihe Kaiſerthum.

Indeſſen iſt diefes Refultat nur fcheinbar , da fo manche verborgene Kanäle fich der Wiberficht entziehen. &o bringen 3. B. die fremden Kurgäfte, welche jährlich Bohmens Hauptbäder hefuchen, gewiß gegen brei Millionen Gulden W. W. ind Land,

Monde Einfuhrartifel, befonders die von ber Nordgränge kommen, fallen nicht allein auf Böhmen, ſondern ein Theil gehet durch in andere öͤſterreichiſche Provinzen. Ferner gehen auch manche Artikel, wie 3. B. Bücher, Landcharten, Kupferſtiche, die nicht abgeſetzt werden, wieder retour. | Eu

Auch if der Tranfitohandel in Böhmen von ber ſonderer Wichtigkeit, indem der lebhafte Verkehr, wel⸗ cher Norddeutſchland auf der einen Seite mit Deſter⸗ reich, Italien, Schweiz und ber Türkei auf ber andern Seite unterhält, durch Böhmen größtentheils feinen Bug hat, wo die Zranfitofuhren fih dann In Prag felbft, oder in dem nahen Lieben kreuzen. Die Wichtigkeit diefed Tranſitohandels hat auch bie bhohe Staatöverwaltung erft neuerlih dur die Ver⸗ ordnung anerfannt *), daß vom 1. Jaͤnner 1825 an die burchzichenden Waaren, wenn fie die Hauptſtadt binnen 24 Gtunden wieder verlaffen,, nicht mehr bie feit Jänner 1822 übliche , künftig nur vom fläbtifchen Confumo gu entrihtende Stabtmauth, fondern bloß bie einfache Eollimauth und vom Fuhrwerke nur das Pfla⸗ ftergeid abzugeben haben.

Auch für den boͤhmiſchen Ein- und Ausfuhrhandel ift die Hauptflabt Prag ber Centralpunkt, fo wie fie

*) Sie if mittel Hofkanzleibekrets vom 12, Deyember 1824 bekannt gemacht worden.

Dos Königreih Böhmen. 269

es für den Zranfitohandel if. Ste iſt dieſes ſowohl durch ihre Sroßhandiungd = und Wechſelhäuſer, als durch ihre geographifche Lage.

An der Mitte des Landes an einem ſchiffbaren Fluße gelegen, der die Waſſerverbindung der Außerfien füdweftlihen mit der norbweflliden Gränze des Kö⸗ nigreich8 erhält , befindet fie ſich zugleich im Durchs fehnittöpunfte vieler nach allen Richtungen bin ſich er⸗ firedenden Kunftfiragen. Denn Böhmen gehört Übers haupt zu denjenigen Provinzen bed Öfterreichifchen Kaiſerthums, im welcher für Herfielung ber Straßen . das Meifte, vorzüglich in neueſter Zeit gefchehen. ift, und daß hauptfähli durch den Patriotismus der Einwohner, von welden die Obrigleiten Geld gaben, die Unterthanen perfönliche Dienfte dazu leifteten.

‚Man zählt bermalen gegen 366 deutſche Meilen volfändig auögebauter, und in. Unterhaltung des Staatd ftehender Landftraßen.

Die vornehmften find:

41. Die Haupts, Poſt⸗ und Gommerzials« Straße, weile die Hauptflädte Wien und Prag, als vorzügliche Handlungspläge der Monarchie verbin⸗ det; fie durchzieht den Kaurjimer und Gjaslauer Kreis, gebet Über Böhmifhbrud, Gzaslau, Deutfhbrod bi an die Gränze Mährens vor Iglau.

In Deutſchbrod kreuzet die Politſchker Straße, welche gegen Südoſt mit Politſchka und Leutomifchl, dann gegen Weſten mit Pilgram in Verbindung fichet.

2. Die Leipziger Haupts, Poſt⸗ und Com: merzial« Straße. Sie durchzieht den Rakonitzer und Saazer Kreis, gehet Über Schlan, Laun, Koms

N

270 Das öfterreichifche Kaiſerthum.

motau und Schaftianberg. Au Shlan äftet die Cavlsbader und Budiner oder alte Dresdner Straße, und aus Zaun die Ve plitzer.

3. Die Reichs ⸗, Haupt⸗, Poſt⸗ und Commer⸗ zial = Straße. Sie durchziebet den Berauner und Yilfner Kreis, gebet über Beraun, Ro ei kan, Hilfen, Mies bis Roßhaupt.

Die Stadt Pilfen fichet mit Seitenfiragen in Verbindung, nämlich mit der Baierifchen über Klentſch durh den Böhmerwald, mit ber Reichsſtraße über Mies nah Eger, mit der Klattauer über Klate tau nah Neumarkt, dann nah Bubweis.

4 Die Schlefifhe Haupt », Poll und Commerzial : Straße. Sie durchzieht den Kaurjimer, Bunzlauer, Bidſchower und Königgräger Kreis, gebet über Brandeis, Jungbunzlau, Sobotka,

Sitfhin und Trautenau bis an bie Schleſiſche Gränze.

Von Sobotka äſtet die Ko fe er Verbindungs⸗ ſtraße gegen Neichenberg.

5. Die Zittauer Haupt-⸗, Poſt⸗ und Come merzial-Straße. Sie durdläuft den Bunzlauer Kreis, und fängt bei Weißwaffer an, gebt über Hüh⸗— nerwaffer, Gabel bis Petersdorf an bie. Sächſiſche Gränze..

6. Die Reihenberger Haupt, Pofl=- und Commerzial: Straße. Sie durdläuft den Bunzlauer Kreis, fängt bei Jungbunzlau an, gehet über Münchengratz, Libenau bid Reihenberg. Bei Woharzig äftet fie nah Turnau.

7. Die Rumburger Baupt ⸗, vor s und Gommerzinl Straße.

Das Königreih Böhmen. Dr

Sie durchzieht mit ber Wiener bis Kollin ben Kaurjimer Kreis, äftet von da in, die Stadt Nimburg, fält bei Bezdietſchien in die Schleſiſche Straße, gehet bis Iungbunzlau, wo fie nah Weißwaſſer ausäſtet, dann über Hirſchberg, Leippa, Hayde bei Georgens thal vorbei bis Rumburg. Vor Leippa bei dem Dorfe Zuckmantel äſtet ſie über Neuſchloß, Auſche nach Leitmeritzz. Auch führt durch Leip⸗ pa die von Niemes über Reichsſtadt und Bürgftein kommende Mährifh : Shlefifhe Straße, welche von ba weiter über Steinfhönau, Kamnitz und Tetſchen an der Eibe zieht.

8. Die Ehrupimer Pofl- und Kommerzia Siraße.

Sie durchläuft den Cjaſslauer und Chrudimer Kreis, und äftet bei Cjaſslau aus ber zieht dann über Herzmanmieſtetz, Chrudim, Hohenmauth, wo eine halbe Stunde vom letzten Drte die Mähriſch-Schleſiſche einfält, und dann ihren Zug bis Leutomiſchl nimmt. Diefe Mähriſch-Schleſiſche gehet dann Über Königs grätz, Münchengratz, Miemes bis Böhmiſch⸗ Kamnitz.

9. Die Tetſchner Commerzial⸗Straße durch⸗ zieht den Leitmeritzer Kreis, fängt bei Rumburg an, und laͤuft bis Tetſchen mit einer Communika⸗ tion nach Grabern.

10. Die Leitmeritzer Poſt- und Commer⸗ zial = Straße durchläuft den Rakonitzer und Leitmeri⸗ ger Kreis. |

Sie fängt vor Sieben an, läuft über Zdiby, von wo ein Aſt nah Melnik führt, dann Über D os

Ränderz u, Völtertunde, 19, Band, S

272 Das öfterreichifhe Kaiferthum.

sa, Sherefienftadt, von wo aus wieder eine Straße nah Loboſitz, Zeplig und Bilin führt. 11. Die DresdnerPoſt- u. CommerzialsÖtraße. . Sie durchzieht den Leitmeriger Kreis, äftet bei Straſchkow aus der Leitmeriger Straße, gehet nah Bubdin, wo, wie oben gefagt, ein Arm der al« ten Straße von Schlan herfömmt, gebet dann über Lobofig und Auffig bis nah Arbefau, wo die Tepliger Straße, die von Laun auögehet, und bis Peterswalde läuft, fie aufnimmt.

412. Die Carlsbader Poſt- und Commer- zials Straße fängt bei Schlan an, durchzieht den Rakonitzer, Saazer und Elbogner Kreis, läuft Über Rentſch, Lipkowitz, Buchau bis Carlsbad, von ba Über Eger bis an bie Baieriſche Gränze. Sm Markte Libenz äftet fie Über Poderfam, Saaz, nach Teplip.

13. Die Paſſauer Poſt⸗ und Commerzial⸗ Straße zieht durch den Berauner und Prachiner Kreis über Mniſchek, Drhowl, Strafonig bis an die Baieriſche Gränze.

14. Die Linzer Poſt- und Commerzial⸗Straße durchzieht den Kaurjimer, Berauner, Taborer und Budweifer Kreis, lauft Über Beneſchau, wo die Pilgramer ausäftet,, bei Tabor vorüber, wo die Pis fefer Berbindungsftraße ausgehet, über Weffely, Budweid, Kaplik bis an die Defterreichifche Sränze.

15. Die Königgräger Poſt- und Commer⸗ zial-Hauptſtraße.

Sie fängt hinter dem Spittelthore der Stadt Drag an, und läuft von da in der Schleſiſchen Stra⸗ Be bis zu dem fogenannten Maus loch, wo diefelbe audäftet.

Das Königreich Böhmen. 273

Bon ba ziehet fie burch die Dörfer Hlaupetin, Chwalla, Ober: Potfchernig bei dem neuen Wirthshauſe vorbei in den Markt Groß-Nehwizd, von da weiter durch den Markt Mochow, die Dör— fer Weſtetz und Wellenka durch die Stadt Sadska, dann durch die Dörfer Koſtelnilbotta und Piskowalhotta bis in die Kammeralherr⸗ ſchaft Podiebrabd.

Bon Podiebrad ziehet fic über die Dörfer Odrkepes, Wolfsberg zc. bid in die Stadt Ch us metz, wo bie Pofl:Route von Prag über Bran« deis, Liffe, Nimburg und Königſtadtl, wie auch jene Berbindungslandftrage von Kollin einfällt.

Bon Chlumetz zieht bie Straße nah Neus - ſtadtl, Obiedowig, Krattenau, Urbanig, Kuflena nad der Stadt und Feſtung Königgras.

Bon Königgras läuft fie im Zuge der Mäh⸗ riſch-Schleſiſchen bis oberhalb des Dorfes Po ts tifht, Trottina, Holohlow, Semonig bis zum Sofephfiäbter Ziegelfhlag, wo fie in die Glatziſche Pofl- und Commerzialftraße einfällt, und über Braunau an die Schleſiſche Gränze zieht.

Noch gibt ed ber Werbindungsfiraßen fehr viele, zu deren Aufzählung ed uns aber an Raum fehlt, wir gehen zur Eifenbahn über, die jegt die allgemeine Aufmerkſamkeit erregt, und Böhmen nody mehr auds zeichnet. Ä

Die Eifenbahn von Mauthhauſen bis Budweis.

Franz Anton Ritter von Gerſtner, ehemaliger Profeſſor bei der polytechniſchen Lehranflalt in Wien, Sohn des um die Wiffenfchaften, und vorzüglid der

S 2

7714 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum.

böhern Mathematik fehr verdienten, bei ber ®. FE, Landes = Wafferbaudireftion ald Direktor angeftellten, von Seiner Majeftät mit dem Titel eincd Gubernial: raths beehrten Franz Joſeph Ritter von Gerfiner, hat bei feiner Zurüdfunft aus England ben großen Plan gefaßt, in Böhmen zur leichtern Verführung bes Salzes von Mauthhauſen nah Budweis, und zur Erzielung eines Iebhaften Verkehrs zwiichen der Moldau und der Donau, eine Eifenbahn zwifchen beiden Punkten auf einer Entfernung von 16 Meilen, gegen Ertheilung eines Privilegiums herzuftellen. Er unternahm diefes Werk unter Beitritt der Alzionaird, melde die Summe von 900 Akzien, die Akzie zu 1000 fl. C. M. aufzubringen hatten. Die Regierung nahm dieſes Unternehmen mit Ertheilung des Privilegiums wohlgefälig auf. Nachdem Ritter von Gerfiner die Subfkriptien von 813 Akzien zufammen gebracht, und eine Einzah- lung von 393,600 fl. C. M. hierauf erhalten hatte, legte er im Jahre 1825 Hand an bad Werk, und- verſprach, binnen ſechs Jahren den Bau zu vollenden. Daß aber Gerfiner in demfelben Jahre nur eine Strede von 6173 Klafter der. Hauptbahn, und 306 Klafter der Seitenbahn erbaut hatte, worunter 3763 Klafter Eiſen⸗ und Holzbahn und 1300 Klafter blos Holzbahn waren , hierüber ift fi nicht zu wun⸗ dern, da jedes neue Unternehmen im Anfange große Schwierigkeiten findet, bann die Vorbereitungen hiezu: nämlich das Auffinden der Grundſtücke zum Steinbres Ken, dann bie Einlöfung der nothwendigen Srundfläs hen zur Eifenbahn, die Anfangs geringe Zahl der Arbeiter, und endlich die im Terrain zum Bau aufs gefundenen ſchwierigſten Stellen, mußten großen Aufs enthalt verurfachen, indeffen hat Se rfiner im folgen:

Das Königreich Böhmen. . 95

ben Jahre 1826 den Beweis eines fehnellern Fortgangs dadurch geliefert, Laß er eine Strede von beinahe 7 Meilen zu Stand bradte.

Die unterfuhende Behörde fand damals den Bau von 6173 Klaftern der Hauptbahn, fo wie auch der 306 Klafter der Seitenbahn ganz zwedmäßig, in= bem die zwei neben einander in einer Entfernung von 3”. Wiener Schub paralell fortlaufenden, eine Höhe von 7 und eine Breite von 6 Zoll baltenden, im Zwi⸗ fhenraum von 1 Klafter mittelft Tiefernen , vierkantig

abgezimmerten Polfterhölzern von gleichen Dimenfios nen verbundenen, mit fehmiedeifernen Schienen von 2 Zoll Breite und 4 Linien Höhe belegten, theil& tan» nenen, theil8 fichtenen, die Bahn bildenden Straßen bäume auf troden aufgeführten, in verfchiedenen Hös ben nad dem Niveau abwecſelnden feſten Steine mauern ruhen.

Diefe Bauart Überzeugt nit nur von ihrer Dauerhaftigkeit, fondern hebt auch jede Beforgniß eis ' ner Senkung , oder Veränderung des Niveau, und bezwedt ferner, daß die in die Bahn eindringende Näfle durch diefe Steinmauern, und der Beichotterung zwifchen den Bahnhölzern verfiegt, durch die in den Durchſchnitten anzubringenden Seitengräben abgeleitet, die Bahn hiedurch troden erhalten, und®bas Hol; wo möglich von der ſchädlichen Einwirkung der Näffe ges fihert wird. Weberdieß befinden fich neben der gan⸗ zen Bahn zu beiden Seiten Gräben, welche das eine gelöste Grundeigenthum bezeichnen.

Auch ward auf mehreren verfhiedenen Streden das Niveau der Bahn unterfudt, und gefunden , daß tie Steigung nirgends höher ald 4 Klafter auf 170 Klafter Länge fich zeigte, fonach betrug auf der gans zen Bahnlänge von 6173 Klaftern die Steigung 36

276 Das. Öfterreichifhe Kaifertbum.

2/00 Klafter, mithin bei 1 Klafter &’/ı2 Wiener Eis nien.

Die ganze Bahn beftehet theild aus graden Lis nien, deren längſte in einem Zufammenbange 670 Wiener Klaftern beträgt, und theild aus gleichförmis gen, durch Kreife genau befchriebenen krummen Linien, die ungemein fanft in einander verlaufen und nirgends ein Eck bilden.

Da der kleinſte Halbmefler der Krümmung nad ben eingefebenen und mit dem Lokale verglichenen Plänen 125 Wiener Klafter beträgt, fo macht die größte Krümmung auf die Länge von 3 Klaftern 7 Zoll, daher die Seitenreibung in den Biegungen auch nur als Außerfi unbedeutend fich darftellt.

Um einer wechfelfeitigen Begegnung des Fuhr⸗ werks zu vermeiden, find in Diftangen von 4000 Klafs tern Ausweichpläge, mittelft einer doppelten Bahn, ans gebracht , wobei die Spedirung bed mechfelfeitigen Transportes fo eingeleitet wird, . daß die Fuhren bei- nahe zu gleicher Zeit auf den genannten Ausweichungs- plägen eintreffen, fi dort ausweichen, und in entge= gengefegter Richtung wieter weiter gehen.

Um fi über den Nutzen diefer Eifenbahn zu - Überzeugen, ward eine Probe angeftellt:

Man band nämlih 25 für die Verführung des Schotterd und der Steine auf der Bahn eingerichtete zweirädrige Wägen an einander, und belaftete fie mit 288 Gentner.

Diefe Laft, verbunden mit jener der 25 Wägen mit 92°, Centner, zufammen alfo mit 380, Gent: “ner, iſt von einem Pferde abwärts, zuerfi in einer gra= den Linie, dann in ber größten Krümmung ohne alle Anfirengung fortgeführt worden.

Das Königreih Böhmen. m

Ferner bat man von diefen WBägen 10 zurüdges laſſen, und mit den Übrigen 15 Wägen, deren Gewicht

n

65 ”/, Gentner, und beren Ladung 473 /, Centner, zus

fammen alfo 228, Centner betrug, die Fahrt aufs wärts mit bemfelben Pferde verfucht, welches in dere felben Linie und Krümmung die genannte Lafl ohne bedeutende Anftrengung fortzog.

Dieſe Uiberzeugung ſpricht nun entfchieden für ben großen Nugen biefer Eifenbahn, und die Dis.

reftion der Eifenbahn-Unternehmung faßt je&t (1877), ba bereits die Bahn von Budweis bis zum Schei⸗ tungspunfte bei Leopoldſchlag vorgerüdt ift, bei bem Umfland, wo gegenmärtig ein großer Theil bes Salzes nicht mehr auf dem Traunfluße bis Maut hr haufen, fonbern direfte von Smunden über Sam⸗ bach und Wels nah Linz geführt wird, ben Ents fhluß , diefe Eifenbahn vor der Hand nicht nad Mauthhaufen, fondern nad Linz zu leiten, um

mit dem Transport bed Salzes, audy den Transport anderer Güter zu verbinden: denn man hat erhoben,

daß im Jahre 1825 162,320 Gentner, ohne den Verkehr mit Getreide auf dieſer Route, verführt wor⸗ den find, in welcher Abfiht auch die Direktion nun die allerhöd:fte Genehmigung hiezu angeſucht hat.

in anderer auf Anlaß bes Herrn Wirthſchafts⸗ raths und Butbefigers Anton Oppelt ſich in Boͤh⸗ men gebildeter Verein, an deſſen Spige Se. Durchlaucht der P. k. Haus⸗, Hof= und Staatskanzler Fürft von Metternich ſtehet, unternimmt , unter der Leitung des k. E. Herrn Gubernialrath8 und Eandeswaflerbaudi- reftord Franz Ritter von Gerfiner, die Her: flelung einer zweiten Eiſenbahn in Böhmen, zwifchen Prag und Pilfen in einer geometrifhen Länge von 21%, Meilen, gleichfalls mittels Akzien von 500 fl. E. M.

278 Das öfterreichifhe Kaiſerthum.

Diefe Bahn wird mit gußeifernen Schienen auf aufammenhängende mit Schwalbenfchweifen verfehene Duaderflcine in der Stärke von einem Schuh gelegt, und dieſe Quaderfteine fowohl in der Mitte, als an beiden Seiten mit einem flehenden Steinpflafter befefti- get, in der Mitte, wo dad Pferd läuft, wird das Pflafter, wie bei gewöhnlichen Kunftfiraßcen beſchottert. Die QDuaderfteine werben auf eine gute Grundmauer gelegt. . Sie wird von Pilfen aus an den Ufern des Flußes Beraun (eigentlih Mies) bis nahe zu dem großen Hammerwer! Roſtock angelegt, bei. welchem Orte die Bahn das Miesufer verläßt, und durch das Thal Klicjan über Zbecino, Lana, Zehro: - wi, Neuhof, Jentſch, Hoſtowitz, Ruffin, Libo und Weleflamwin gegen dad Prager Sand⸗ thor (auch Karlöthor), wo fie fib wieder gegen Klein bubna und die Kaiſermühle theilen fol, bis an die Moldau fortläuft. Sie wird fowohl der Hauptſtadt Prag, der Hanbelöftadt Pilfen, als aud dem gan⸗ zen Lande ungemein große Vortheile verfchaffen.

Die Menge Eandesprodufte, die der Kakonis» ber und Pilfner Kreid erzeugt, vorzüglich Eifen, Steinfohlen, bann Brenn s, Nug- und Bauholz ahs den großen Waldungen der auögebehnten Herrſchaften Plaß und Pürglig, welche Lestere allein nad der fuftematifhen Abſchätzung an 800,000 Klafter der fchönften , f&hlagbaren Baubölzer enthält, und bis zum Jahre 1825 von beiden Herrſchaften jährlich bei 36,000 Klafter bes disponiblen Brennbolzed auf ber Beraun nach der Hauptfiadt herabgeſchwemmt wur: den, können dann in weit geringerem Preile verführt werben. Letzteres wird in der Zolge der Hauptfladt um fo nothwendiger, als ein großer Theil des bisher aus den ungeheueren Waldungen des Budweiſer

Das Königreich Böhmen. 979

Kreifed bezogenen Bedarfs dieſes Brennmateriald mit: teld der Budmeifer Eiſenbahn nah Linz und von da nach Bien auf der Donau verführt wer: den bürfte.

Da die Eifenbahn bis an bie fhiffbare Mol⸗ bau geführt wird , fo werden felbft viele Landeser⸗ zeugniffe der nüslichen Verführung ins Ausland mit- tel& der freien Elbefhiffahrt fähig werten, die es bisher nicht waren.

Da ferner Hilfen ſelbſt bedeutende Märkte hat, und bie Eifenbahn hier mit ben drei Haupt⸗Reichskom⸗ merzialfiraßen zufammentrifft, welche Böhmen unb den Norden überhaupt mit Süd - Deutfchland verbin⸗ den , fo werben auch bedeutende Manufaktur », Kaufe mannd = und Zranfito-Güter, fo wie Aerarial-Gäter als Retourfracht auf dieſer Eifenbahn verführt werben können.

Dr Bau bdiefer Eifenbahn hat bereit im Jahre 4823 begonnen, nachdem früher ber Straßenzug be: reits geometrifh aufgenommen, nivellirt, und aud fonftige Worarbeiten unternommen worden, und da die an Eifen, Holz und andern Produkten reihe Herr⸗ (haft Pürglig, durch deren Mitte die Eifenbahn Iäuft, durch den größern Abſatz dieſer Probufte den meiften Gewinn’ erzwedt, fo ift beflimmt zu hoffen, daß der diefe Herrſchaft bewirtbfchaftende fürſtlich Zürftenbergifche Hofrath und Güterinfpeftor Hr. Franz Nittinger mit feinen audgebreiteten technifchen Kenntniffen, und bei feinem fletd regen Sinn für alles Große der Ausführung und dem Gebdeihen diefes großen Werks wefentlihen Vorſchub leiften wird.

Auch Kettenbrüden entfliehen in Böhmen, eine bei der Kreisſtadt Saaz Über den Fluß Eger und eine andere in Prag unterhalb der Neuftabt über die Moldau. Erftere iR bereits fertig, und warb

380. Das Sfterreichifche Kaiſerthum. |

am 4. Oktober 1827 zum erflenmal mit einem ſechs⸗ fpännigen Laftwagen befahren, und bewährt ſeitdem bei dem fchwerften Fuhrwerk die Güte und Brauchbar⸗ Teit bed dazu verwendeten böhmifchen Eifens.

Die andere ift unter den Aufpicien Sr. Ercellenz bed dermaligen Oberfiburggrafen Herrn, Karl Orafen von Chotek zu bauen in Antrag.

8 ift eben biefelbe Brüde, zu beren Erbauung beflen Hochfeliger Herr Vater, und damaliger Oberſt⸗ burgagraf Rudolph Graf von Chotek [don im Sabre 4805 den erften Impuls gegeben hatte, deren Herftels Inng aber wegen eingetretenen Zeitverhältniſſen das mals nicht unternommen werben konnte, fondern feis nem Hrn. Sohne aufbehalten blieb. Die ganze Länge: der Brüdenbahn zwifchen ben Uferpfeilern mit Einfhluß des Mittelpfeilers beträgt . . 138 Klafter. Die Entfernung ber Befeftigungspunfte 197 Die Breite zwifchen ben Zragfetten 47 Die ganze Breite mit Einfchluß ber außerhalb der Ketten anges brachten Fußwege . 6

"Der Bau wird gleichfalls auf Akzien zu 200 fl. EC. M. eingeleitet, und fchon haben Männer aud als len Ständen mit regem, patriotifhem Gemeinfinn den größten Theil des Baukapitals gebedt. 0

Die Wohlthat, die der Stadt Prag und ihren Bewohnern durch dieſe Kettenbrüde zu Theil wird, ift Jedem einleuchtend, der die Lage Prags Kennt. Alle die Laſtwägen, die auf der Leipziger, und Reich3s fommerzialhauptftraße in Prag anfommen, gelangen zuerft in die Kleinfeite durch beſchwerliche Hohlwege, nehmen dann ihren weitern Zug Über dic 280 Klafter

y

Das Königreich Böhmen. a8

lange fleinerne Brücke durch die krummen Straßen der Alt⸗ und Neuftadt bis zu dem Hauptzollamte, und beirren dadurch, oft mit drohender Lebensgefahr, ſowohl die fahrenden, ald gehenden Stadteinwohner ; dem Fuhrmann felbft wird die Fahrt durch dieſe Hohls wege, dann auf dem langen Weg bis zum Hauptzolls amte fehr befchwerlid, und eben fo zurüd aus der Stadt,

Diefen Uebelbeftand, hebt die neue Brüde: benn die Frachtwägen gewinnen gleih am Reichsthor bie bereitd fertige Straße, und gelangen gemädlich und ungehindert bis auf ben Punkt des Belvederes, dem k. k. Hauptzollamte in gleicher Richtung gegenüber, wo fie auf die neue Brüde fommen, und in gerader Linie bald dad Sollamt erreichen. |

Die im Baue begriffene Eifenbahn, bie in ber Gegend von Kleinbubna an dem Ufer der ſchiff⸗ baren Moldau enden fol, wird ben Werth und die

Müglichkeit diefer Kettenbrüde für die Alt = und Neus

ſtadt noch mehr erhöhen, und ihr einen Zuwachs an Brüdenmauthen gewähren, ber reichlich das darauf verwendete Baukapital verzinfen wird.

Dabei wird dad Straßenpflafler der Stadt, defs fen Unterhaltung der Gemeinde ‚große Kuslagen dere urſacht, gefchont, und wohl erhalten. Ä

Aber auch in äfthetifcher Hinficht öffnet biefee Brüdenbau erfreuliche Hoffnungen; der Freund der Natur wird in Zufunft diefen kürzern und bequemern Weg nach dem Baumgarten, der fchönften, anmuthigs ſten und befuchteflen Promenade Prags, einfchlagen, wo ihn ſchon auf der Brüde eine hoͤchſt belebte mah⸗ leriſche Anfiht Überrafcht.

Zur Rechten erheben fih Mühl: und Anfelgrups _ pen, die den Fluß in mehrere Arme theilen. Unter ihnen die fogenannte Hetzinſel (auch Groß: Venedig

232 Das öfferreichifche Kaiſerthum.

genannt) mit ihren netten Gebäuben; im Hintergrund die Gegend des Dorfes Lieben am Moldauufer, cin freundliches Landhaus auf fanftgemölbtem Hügel, und auf der Spite des Berges die Kirche von Profit. Zur Linken breitet fi der größte Theil der Stadt vor den Bliden des Beſchauers aus. Auf ho⸗ ben Bergrücken thront die 8. &. Hofburg mit dem ehrwürdigen Dom zu St. Veit, gegenüber ber ſchön befränzte Lorenzberg mit den dunkelgrün fchattigen Gartenanlagen, die Lorenzkirche, das Stift Stra- hof auf feinem Scheitel, und Die weite Stadt bietet ein zeiches und 'bewegtes Bild dar. Wie man den Berg am jenfeitigen Ufer hinan fleigt, taucht das Häufer- meer mit feinen zahllofen Kuppeln, Thürmen unb Thürmchen immer impofanter auf, die alte wahrhaft königliche Brüde, ein lebendiges Symbol der Kraft im Kampfe gegen Zeit und Elemente, flelt ſich der Länge nach dem entzüdten Auge dar, und wie ein Wächter aud der grauen Vorzeit erhebt fich der graue Brüdenthurm immitten bed umfaffenden Gemäldes. Hat man endblih die Höhe des Berges erreicht, fo verfhwinden die einzelnen tieferen Theile der Stadt immer mehr, Bid endlich nur noch die Thürme und PYaläfte des Hradſchins, die Spitzen ber nahen "Berge, und der Hintergrund fernerer Gebirge fihtbar bleiben. Dagegen eröffnet fich zur Rechten ein neues ſchönes Bild: ein fruchtbares Thal von fanftgewölbs ten Bergen begrenzt, ſenkt fich mild herab, freundlis he Alleen durchkreuzen fich in mehreren Richtungen, im Dintergrund erhebt fich zu einer Seite über nieds lichen Landhäufern die St. Mathiasfirche, und das Schloß Troja lehnt fih an den Fuß einer mäßigen Anhöhe, zu welchem der Weg über eine mit Getreide bebaute Infel führt; .das gothiſche Schloß des Baum-

Das Königreid Böhmen. 233

gartens, bie Eommerwohnung Sr. Ercelleny des Hrn. Oberfiburggrafen, prangt zur Seite der neuen Gar- . tenanlagen, und ‚der weitläufigen Gewächshäuſer dad Ufer ded Stroms ift mit malerifhen Baumgrup⸗ pen beſetzt, ein Dorf mit neuerbauter Kirche, mit niedlichen Gebäuden vermehrt bie Lebendigkeit des Sanzen, und Kunft und Natur fiheinen hier ein Bündniß gefchloffen zu haben, daß dieſer Landfchaft fein Reiz fehle. Nach der bereits entworfenen Ta⸗ siffe fol dann an Mauthgebühs ren für jeden beladenen Wa⸗ gen, Kalefhe, und für jede Art Fuhrwerk ohne Unterſchied von jedem Zugvieh .- . 3 kr. C. M. Für den leeren Wagen von jedem Stück Zugvieh. 2 Für jedes Stück Tragvieh, ober ſchweres Treihvieh, als: Pfers de, Ochſen, Stiere, Kühe, Maulthiere, fl . . 1, Kür jedes kleinere Stüd Zreibvieh, als: Kälber, Echweine, Zie gen, Schafe, Hämmel . 17 Kür jeden Schiebkarten.2 Bon jedem Fußgeher.. .61 Von jedem Reiter. 3 bezahlt werden, Die Kommunikation auf den Chauſſeen wirb auch dadurch erhöht, daß auf allen den oben angezeig⸗ ten Haupt = und Nebenftraßen nicht nur regelmäßige Briefpofiftazionen angelegt find, fondern auch beflimmte Eit s und Poflwägen zur Beförderung der Reiſenden und zur Verfendung Fleinerer Frachtſtücke auf: und zufahren..

"|

———

284 Das Öfterreihifhe Kaiferthum.

Auswärts find Hamburg und Beipzig, im Innern der Monarchie, Wien die Hauptpunfte für den böhmifchen Handel. .

Der Hauſirhandel ift nicht unbeteutend. Er if ein Erwerbözweig ber armen Gebirgsbewohner (Nirs dorf im Leitmeriger Kreife fein Hauptfig). Mit Eur: zen Warren, Nadeln, Stahlarbeiten (zugleih das Scheerenſchleifhandwerk treibend), oder mit Senſen, Sicheln, und ähnlichen Eifenwaaren , oder mit Spies gein, Teinenen oder baummollenen Waaren zichen fie nah Sachſen, der Oberlaufig, und fegen ein Nahm⸗ baftes ab.

Der innere Handel wird auch durch bie vielen größeren .und Fleineren gandjabrmärkte, Worchen- und Viehmärkte unterhalten, Bedeutendere Landjahr: märkte werden in 408 einzelnen Stäbten und Markt⸗ fleden , und zwar zu mehreren Malen in jedem Jahre abgehalten.

Die Hauptzollleaftädte find Prag und Eger. Untergeordnete Zolllegftädte find Pilfen, Königs gras, Böhmifhleippa, Reihenberg, Bud: weiß, Neubau, Leitmerig, Deutfhbrob, Auffig (für die Eibefahrt), Rumburg, Karlds bad und Zeplig (für die Badegäſte). - Außerdem find 23 Commerzialgränzzollämter.

Münzen, Maße und Gewichte.

Mas die verfchiebenen allgemein eingeführten, und bei dem wechfelfeitigen Verkehre üblihen Maße und Geldſorten, welche für den Handel, und für jede Produktiondart überhaupt von nicht geringer Wichtig⸗ keit find, betrifft: fo find diefe in Böhmen mit den übrigen Öfterreichifch = deutfchen Ländern gefeglich eins geführten im Ganzen gleich,

Dad Königreih Böhmen. 285

Zur Längenmeffung, befonders zur Meflung größerer Längen , wird daher die niederöſterre i⸗ chiſche Klafter zu 6 Fuß oder 72 Zoll, zur Flächenmeſſung diefelbe Klafter im Quadrate, zum Adermaße inöbefondere dad Joch zu 1600 Quadratklafter, zum Körpermaße eben dieſe Klafs ter im Kubus, und zum Betreidmaße indbefon- bere die nied. öſterr. Mettze angewendet.

a) Die Böhmifhe Elle zu 263,” Franzöfifche £inien, fo dag 100 Böhmische Ellen gleich find 76,” oder wie noc andere rechnen 21 Prager Ellen 16 Wiener Ellen gleich find.

b) Der Böhmiſche Strich als Feldmaß iſt 800 Wiener Klaftern, oder 900 Boͤhmiſchen Klaf⸗ tern gleich, oder hat eine Fläche von 180 Böh⸗ miſchen Schuhen lang und breit.

c) Der Böhmiſche Strich als Getreidmaß hat 4 Vierteln, 16 Maßeln, 192 Seideln, enthält 4,7187 Sranzfiihe Kubikzoll, und iſt gleich 1 y, Niedr. öftere. Metzen.

d) Das Böhmifhe Faß ald Seträntmag bat 4 Eimer , der Eimer 3090 Franzöfiibe Kubikzoll oder 32 Böhmifche Maf zu 4 Seideln, ein Seidel ift beinahe gleich ”/, Nied. oͤſterr. Maßes.

e) Die Pinte ald Getränkemaß hat 93,” Franzds ſiſche Kubikzoll, fo dag 100 Pinten 135 Nied. öſterr. Maße gleich find.

f) Daß alte Böhmifhe Pfund, 100 derſelben find gleich 91 7. Wiener Pfund, und 120 Pfund madhen nah dem alten Handelögewichte einen Gentner, der gewöhnlich in 6 Steine zu 20 Pfund eingetheilt ifl.

g) In Hinficht der Münzen hat Böhmen gar keine Eigenthümlichleiten , fondern if mit den übrigen

256 Das öfterreichifhe Kaiſerthum.

öfterr. Provinzen ganz gleich, nur aus ältern Zeiten fommen noch in Urfunden zuweilen Rec: nungd = Münzen in Anwendung, 3. 3.

Ein Böhmiſches Schod hält 60 Weißgro- fen oder 140 Kreuzer.

Ein Shod Meißniſch enthält 1 fl. 10 fr. oder 70 Kreuzer.

Gin Böhme ift gleich 3 Kreuzern.

Landbesperfaffung.

Böhmen ift ein mit ber öſterreichiſchen Kaifer: krone unaufhörlih verbundenes Königreich, welches nad) dem $. 1. der deutſchen Bundesakte vom Jahre 1815 zu dem Deutfhen Bunde gehört, fo wie es vormals zu dem Deutfchen Reiche gehörte, indem eine Chur: Würde deffelben, und das Erzſchenkenamt, feit den älteften Zeiten auf Böhmen hafteten. Wibrigens find auch hier gleiche Fundamental = Gefege mit den übrigen Deutfchen Erblanten in ihrer vollen Anwen⸗ dung, jetoch ift für Böhmen durch gewifle eigenthüms lihe grundgefeglihe Beſtimmungen cine befondere Landesverfaffung begründet. Diefe grundgefeglichen Beflimmungen find:

1. Die erneuerte Landesorbnung Kai- fer Ferdinand des Zweiten vom Zahre 1627 (befannt gemacht mittelft Faiferlichen Reſtripts vom 10. Mai) nebft zweien angehängten, und zugleich bes ftätigten älteren Grundverträgen, nämlich dem Berge werfövergleiche, errichtet unter Kaiſer Maris milian II, am 18. September 1575, und dem St.

.

Das Königreih Böhmen. ı 287

MWenzelövertrage, abgeichloffen auf dem Landtage vom Jahre 1517.

2. Die über bie erneuerte Landesordnung ergans genen Deflarationen und Novellen Kaifers Ferd is nand 11]. vom 1. Febr. 1640.

Diefe gruntgefeglihen Beflimmungen beftehen bis auf den heutigen Zag, in foferne fie nicht durch die neueren Grundgefeße, durch Straf - und Givils techtögefege und politifche Werordnungen mobdifizirt und abgeändert worden; indem dieſes Lantrecht ſich nidt bloß auf die Grundzüge der Verfaffung Böhs mend und feiner ſtaatsrechtlichen Verhältniſſe bes. ſchränkt, fondern einen großen’ heil ded Civil s und peinlihen Rechtes im Geifte damaliger Zeiten und Berhältniffe umfaßt.

Nah diefem eben erwähnten Landrechte ift zwar

Bsbhmens ſtändiſche Verfaſſung beibehalten, unb vie

Landesſtände werden hier, wie in einigen andern Erb⸗ landen, in vier Klaffen, in die der Geiſtlichkeit des böbern Adels oder Herrenſtandes, der Edlen, oder des

KRitterfiandes , und der königlichen Städte unterſchie⸗

den, welde ſich auf Bönigliches Audfchreiben zu den Eandtagen verfammeln; allein die Gegenftände biefer fländifhen Verſammlungen, unter dem Vorſitz eines Eöniglihen Commiſſärs mit dem Titel eines Direk⸗ tors, konnen und dürfen nur die Eöniglichen Propofls tionen , und die Art ihrer Wollziehung ſelbſt, oder in Fällen, welde auf die Souveränitätds Rechte keinen Einfluß haben , folche Propofitionen der Stände feyn, die zu ihrem Vortrage die Genehmigung des Königs, oder des Pönigliden Commiſſärs ausdrücklich erhalten haben ; denn ber König von Böhmen ift unumfchränts ter Regent feines Landes , fo wie die Erblichkeit dies fer Krone in männlicher und. weiblider Linie ‚ber Bänders und Böltertunte, 10. Bant, %

288 Das Öfterreihifche Kaiſerthum.

segierenden Dynaftie tbeild aus der goldenen Bulle Karies des IV. (in Böhmen des 1.) vom 7. April 1348; aus der Landedordnung Wladislaws von 4510; tem Moajeftätd - Briefe Ferdinands des Erften von 15455 der oben angeführten erneuerten Landesordnung, und aus Karld des Sehsten pragmatifcher Sanktion vom 19. April 1713 theils aus der Gefhichte der beiden böhmifchen Könige und Kaiſer Albrechts deb Zweiten und Ferdinand des Erften aus dem Defterreihifchen Haufe beſtimmt hervor gehet; wovon der Erfle durch die Wermählung mit Elifabeth, Tochter und einzigen Erbin Kaifer Siegmundö, und der Lettere durch die Vermäh— lung mit der Tochter und Ertin des Königs Wiua⸗ dislam Böhmen an ibr Haus gebracht hatten.. Nur dann geftehen die angeführten Föniglihen Urkunden den Böhmiſchen Ständen das freie Wahlrecht eines Königs zu, wenn niemand mehr von männlichen und weiblichen Erben des königlichen Stammes vorhanden wäre. Mit der Krone Böhmens ftehen auch die Län⸗ der Mähren und Sclefien in Berbindung.

Jenes ift fon feit dem zehnten Jahrhunderte mit Böhmen vereinigt, und Letzteres wurde von ben Schleſiſchen Herzogen vor und unter König Johann den Böhmifchen Königen zu Leben aufgetragen, und König Caſimir von Polen leiftete bereits 1335 Verzicht: auf alle Anſprüche dieſer Länder zu ihren Gunſten.

Auch Polen, Brandenburg und die Lau— fig machten einft Theile des Böhmifchen Reichs auß, und Sachſen erhielt im Prager Frieden 1635 tie Eaufig als Böhmifches Lehen; daher führt aud Sei⸗ ne Majeſtät der Kaiſer von. Defterreich als König von Boͤheim in feinem gioßen Zitel, den eines Mark:

Das Königreich Böhmen, 239

grafen von Mähren, eines Herzogs von Ober: und Niederfchlefien, von Ausſchwitz, Zator und Teſchen, dann eines Markgrafen von Ober⸗ und Niederlauſitz.

Erſt im den neueſten Zeiten wurde den Anſprü⸗ Gen zu Gunſten Baierns entſagt, welche die Krone

Böhmens auf die Böhmiſchen Reichslehen in der obe⸗ ren Pfalz, und auf einzelne Gebiete (zu Redwitz) hatte, welche diefes Königreich außer feinem geſchloſ⸗ ſenen Territorium ſelbſt beſaß.

Die Könige von Böhmen pflegen ſeit dem Urs fprunge des königlichen Titels gekrönt zu werden.

MWratislam ten Zweiten ließ Kaifer Heins rich durch den Erzbifhof von Trier krönen; Wilas dvislaw den Zweiten und feinen Sohn Dttofar krönten die Römifhen Könige und Kaifer ſelbſt; nämlich jenen, Kaifer Friedrich der Erfte, dieſen ‚aber 1196 der Römifhe König Philipp, und 1203 nochmals Kaifer Ottb.

Ottokar Prjemifl der Dritte, Wenzel der Dritte, dann die Herzoge Rudolph und Heinricd wurden ald Böhmifche Könige audgerufen, aber nicht gekrönt.

- Auch die beiden Kaifer Joſeph der Erfte und der Zweite ließen fih nicht Frönen.

In den neuern Zeiten verrichtete der Erzbiſchof von,Prag als Primas des Königreichs, und in defs ſen Abgang oder Verhinderung, der Erzbiſchof von Diimüg die Krönung. |

Die Krönung felbft gefchieht feit den beiden Fer⸗ dinanden immer nach abgelegter Huldigung der Stände zu Prag. Diefe beftehet der Hauptſache nach in der mit einer religiöfen Zeierlichkeit verbundenen Auffegung der Königöfrone, und in der feierlichen

T 2

290 Das Öfterreichifche Kaiſerthum.

Vibergabe der Übrigen Kleinodien des Reiche, nament⸗ lich ded Reichſsapfels, des Zepters, des Rins ges und des Schwerte des heiligen Wen: zels, welces alles in der Metropolitankirche zu St. Veit, als der ordentlihen Krönun Zfirche vorgebt. Die einzelnen Feierlichkeiten dabei folgen in nachftebender Art auf einander:

Der zu Erönende König zieht in Umgebung bes Hofftaates unter einem Thronhimmel, welden acht ‚Mitglieder des Prager Stadtrathes tragen, in die Kirs &e, an deren @ingang denſelben der Prager Fürſi⸗ Erzbiſchof, welcher als Primas Regni feit Kart IV. bie Krönung verrichtet, mit den beiden Suffragankifchöfen . von Königgräg und Leitmerig, als feinen beiden Affitenten, empfängt, und in bie St. Wenzelska⸗ pelle begleitet. Ä

Hier empfängt der König das goldgeflidte Purpurkleid.

Von da gehet der Zug unter Vorantretung des Erzbiſchofs und der Kleriſei, und unter Vorantragung der Reichdinfignien zum Hochaltar.

Der Dberfir&anbfchreiber trägt ben Zep- ter, bee DOberfi » Eandridhter den Reichs—⸗ apfel, der Dberfiburggraf die Krone, und der Oberfi-Landmarfhall das Schwert des heiligen Wenzels in einer rotbfammtenen Scheis . de. Beim Altar übernimmt der Erzbifchof die Reichs Infignien, und legt fie. auf bemfelben nieder. Der König feibft, der inzwifchen bei dem Altar angelom- men, kniet fich auf die Stufen beffelben , und wird dann von den Biſchöfen und oberfien Landesbeamten an die Stufen des Thrones geführt.

Dier richtet der Prönende Erzbifchof an ben Koö⸗ nig bie zwei Fragen: WIN du der heiligen Religion,

Das Königreih Böhmen. 291

wie file die katholiſchen Männer Dir liefert haben, getreu bleiben, und fie durch —— Worstunın bes folgen? Willſt Du das Dir von Gott verliehene Ks nigreich nach der Gerechtigkeit Deiner Völker regieren und vertheidigen? |

Nachdem der König dieſe beiden Fragen mit: Ich will es und verheiße ed, auf die göttliche Hilfe bauend , beantwortet, und den Krönungseid abgelegt bat, falbet ihn der Confekrator am rechten Arme, an beiden Schulterblättern, und an ber Bruſt mit dem heiligen Dele, umgürtet ihm dad von bem Oberften- Eandmarfchalle dargrreichte Schwert des heiligen Wen⸗ zels, fledt ihm deu Ring an den Finger der rechten Hand, gibt ihm den Zepter in eben diefe rechte‘, den - Reichdapfel abes in die linke Hand, und zwar alles unter kurzen Gebetformeln. Unmittelbar nach Uiber⸗ reichung diefer Inſignien fest ipm der Oberſte-Land⸗ kãmmerer dad Purpurläppchen, und der Erzbiſchof uns tes dem Beiſtande der beiden Suffraganbifchöfe und des Oberfi - Burggrafen die Böniglihe Kroue fegen» fprechend auf. Der gefrönte König befleigt nun den Thron, worauf dann der. Oberfi:Burggraf unter einer turzen bößmifchen Hulbigungsformel ſich ehrfurchtsvoll dem Throne nähernd, mit zwei Fingern ben Zepter in der Hand des Königs berührt, was auch nad ihm die übrigen Stände thun. Auch if üblich, baß der neugefrönte König vom Throne herab gewiſſe um ben Etaat verdiente Männer zu St. Benzelsritter (hlägt, indem er fie mit dem Schwerte des heiligen Wenzels dreimal an der linken Schulter berührt.

Fähig zum Antritte der Regierung oder volliäh⸗ tig wird der präfumtive Thronfolger in Deſterreich für das Königreih Böhmen bereits mit dem angelre«

292 Das öſterreichiſche Kaiſerthum. tenen 14ten Während der etwaigen Min-

derjährigfeit rt die aufgeftellte Regentſchaft die Re- ‚gierum.

Nur in dem einzigen möglichen Fall, wenn ber legte Stammerbe des Oeſterreichiſchen Kaiferhaufes fowohl in männlicher als in weiblicher Nachkommen⸗ Schaft mit dem Tode abgegangen wäre, wird von ben beſtehenden Grundgefegen, namentlich von der erneuerz ten Landesordnung K. Ferdinands I. den Böh: mifcher Ständen die freie Regentenwahl zugeftanden.

Die Gemahlin des Königs nimmt nicht nur an feinem Titel und feinen Würden Antheil, fondern wird gewöhnlich auch gekrönt, wobei aber das Schwert ded heiligen Wenzeld nicht entblößt wird, und bie Hofdamen zur Bedienung der Königin eintreten.

Sollte der verftorbene König eine Wittwe hin: terlaffen, fo bezieht diefe königliche Wittwe in tiefem, fo wie in jedem andern Kalle des Wiberlebend , nad) einer Verordnung 8. Karls IV, dab Einkommen von den 9 Leibgedingftädten: | |

Chrudim.

Hohenmauth.

Jaromierz.

Königgrätz.

Königinbof.

Melnik.

Neubidſchow.

Policzka und

Trautenau.

Der jedesmalige kaiſerliche Kronprinz von Defter- reich führt von Böhmen den Titel eines königlichen Kronprinzen von Böhmen.

Sn älteren Zeiten führte Böhmen ald Wappen das Schugbild des heil. Wenzels. Ottokar ber

Dos Königreich Böhmen. 393

Erfle nahm einen ſchwarzen Adler in fein Mappen; um jetod) von dem vorigen nicht ganz abzumeicen, behielt er zugleih das Bildnig des heil. Wenzels bei. Erſt Ottokar der Zweite wählte den zweis gefhmwänzten filbernen gefrönten Löwen im rothen Felde.

Diefes Wappen wirb in dem größeren und dem mittleren Wappen des Kaifers von Defterrich mit aufs geftelt, und zwar fo, daß es zugleidh mit dem Unga= sifhen Wappen die halbkreiöförmige Reihe der um das Faiferlich » öfterreichiiche gamilienwappen aufgeftells ten zehn vornehmſten Provinzialmappen eröffnet. |

Eine Art außerordentlihen Hofſtaates bitden in Böhmen die Randesbeamten (Landoffiziere) und die Erbbeamten, indem diefe fänmtlichen Beamten zwar zu Hofdienſten beflimmt find, aber dieſe ihre Dienfte nur. bei gewiſſen außerordentlichen Feierlichkeiten am. Hofe, wenn Liefer im Königreich ſich aufhält, 5. B. bei Krönungen und Erbhuldigungen, zu verrichten haben. Die Landesbeamte, welche in den älteren Seiten alle zugleich Staatöbeamte waren, und zufammen die oberfte Landesbehörde, das fogenannte Eanbrecht bildeten, jegt aber nur zum Theile noch an der Staatöverwals tung Antheil haben, find folgende:

41) Der Dberfis Burggraf, der erfie und vornehmſte von den oberflen Landesbeamten. Er ift zugleich Chef der Landesregierung und der Landſtand⸗ ſchaft, und befindet fih im Genuße gewiffer oberſt⸗ burggräflihen Amtögüter. Diefe Güter beſtehen aus einzelnen Dörfern, empphiteutifhen Höfen, Mühlen und Gründen , die in den Umgebungen Prags, theils zum Rakonitzer, theild zum Kaurjimer Kreife gehören, ferner aus einigen emphiteutifchen Häufern und einem obrigfeitlihen Bräuhaus in der Hauptilatt Prag,

7.294 | Das Öfterreichifche Kaiſerthum.

dann in der oberfiburggräflihden Schugflabt Welwarn im Rakonitzer Kreife. 2) Der Oberfi:Landhofmeifter. 8) Der Oberſt⸗Landmarſchall. 4) Der Oberſt-Landkämmerer. 5) Der Appellationspräfident. 6) Der Oberſt⸗Landrichter. 7) Der Dberfi: Kanzler.

8) Der Oberſt⸗Lehnrichter.

9) Der Oberſt⸗-Landſchreiber.

40) Der Landesugsterlämmerer.

11) Der Burggraf des Königgräber Kreifes.

42) Der Kronhüter ded Herrnſtandes.

43) Der Kronhuͤter des Kitterflandes.

Die Hofämter, welche als erblihe Mannslehen verliehen worden, und eben beöhalb Erbämter heißen, find folgende eilf:

4) Das Oberfi-Erbhofmeifteramt, wels ches im Sabre 1375 Ladislaus von Lobkowitz befoß, fpäter die Grafen von Gallas, jegt aber die Fürſten und Grafen Kinsty von Bchinitz und Zetau bekleiden.

2) Das DberfisErbtruhfeffenamt, wel ches ſchon im eilften Jahrhundert beſtand, in welchem 1084 nämlich ein gewiffer Euno als Zrucfeß in Urs - Tunden vorfömmt; 1336 erhielt biefes Amt‘da3 Haus Hafenburg erbli, und feit 1746 befleiden ed bie Bürften und Grafen Colloredo Mannsfeld.

3) Das Oberſt-Erbmundſchenkamt, weis ches ſchon im 14ten Zabrhundert beftand ; denn ſchon 1334 erhielt ed das Haus Wartenberg erblich; nad deffen Abfterben 1627 die Familie von Slawata, und nach diefer die Grafen Shernin von Chude—⸗ nig, Regierer ded Haufes Neubaus und Chadenit

_

| u * Das Königreich Böhmen. 295

4) Das Oberſt⸗Erbvorſchneideramt ers hielt im 15ken Jahrhundert das Haus Aufty, und nad deſſen Abgange befamen ed die Grafen von Baldfieins Wartenberg. .

5) Das Dberfi:Erblühenmeifleramt bes Pleiden die Grafen Wratislam von Mitromwip.

6) Das Oberſt⸗Erbſchatzmeiſteramt er⸗ hielten im Jahre 1748 die Grafen von Brtby.

7) Das Dberfi-Erbfilberfämmereramt die Altgrafen Salm⸗Reiferſcheid.

8) Das Dberfierbpanieramt des Herren» Mandes die Grafen von Chorinsky.

9) Das Erbpyanieramt bed Ritterflan- des die Ritter Worzikowsky von Kundratih.

10) Das Dberfi- Erbibürhüteramt die Sreiherren Mladota von Solopisk, und endlich

41) Das Erbla ndpoftmeifteramt die Fürs fen von Paar.

Außer dieſen beftanden vormals noch einige an⸗ dere Erbämter , als: das eines Erblands almeifters, Jägermeiſters, Münzmeifters, Kampfrihtirs, Schilde trägerd, und Stäbelmeifters, welche jetzt unbeſetzt find. |

Verſchiedenheit des Unterthanenverpält: niffes, Adel, Srenfaffen.

Diefe gründet fib auf den Unterfhieb ber drei erblichen. Stände, nämlich : des Mels, der Bürger, unb der Bauern.

Diefe drei Hauptllaffen der Unterthanen unter ſcheiden ſich aber von einander bush gewiſſe, theils

f

296 Das öſterteichiſche Kaiferthum.

Sachen, theils perfönliche Vorrechte. Die Sachenrechte beziehen ſich weſentlich auf ben Gryndbeſitz.

Der Abel ift nämlich berechtiget, ein volllommen freied Srundeigenthbum (Dominitale, Herrſchaft, Land⸗ gut) zu befigen, und in Anbetracht deſſen über die auf diefem Grunde wohnenden, ober ber adelichen Gerichts- barkeit Durch die Landesverfaffung zugewiefenen Bauern, welche in diefer Beziehung Gutgunterthanen find, und deren Orundbefig Ruftitalgrund (Rufli- Palc) heißt, die Rechte des Dbereigenthbümerös (Srundheren) fo wie andere mit dem Domeflifale vers bundenen Rechte auszuüben,

Diefes Obereigenthumsrecht beflehet:

\ a) In dem Rechte, einen fändigen Grundzins, und gewiffe Hand » und Zugroboten von den Gutsun⸗ terthanen zu fordern ;

b) in dem Jagdrtechte innerhalb bes grundberrlichen Jurisdikzionsbezirkes;

c) in dem Beſitze, dem Verwaltungs⸗ und Ver⸗ pachtingsrechte eigener Mühlen, Bröu » und Branbweinhäufer und Schenken.

Die Übrigen Rechte der Grundherrſchaft, welche von ihr eigentlich jure delegato des Landesfürſten aus⸗ geübt worden, find:

a) Das Recht der Patrimonial— Gerichts— barkeit, vermög welcher dieſelbe in ſtreitigen und nichtſtreitigen Jurisdikzionsſachen ihrer Uns tertbanen die erſte Inſtanz bilvet. *) In dieſer

*

*) Hierher gehört auch das Recht der Grundbuchführung über bie unterthäni jen Srundſtücke.

I

Das Königreich Böhmen. 2007

Beziehung beißt Die Gnnbherriänft auch die

Grundobrigkeit. |

b) Das Recht der Bollziehun 5 der yoliti

fhen Geſetze in unterftier Inſtanz, und ins-

bejondere da5 Dorfes und Polizeirecht in-

.. . nerhalb des obrigfeitlihen Jurisdikzionsbezirks.

c) Das Recht der Gewe eböverleihung an ihre Unterthanen.

Die adelihen Grundgüter ın Böhmen theilen fih übrigens in Allodials, Fideikommiß- und. Lcehengäüter.

Den bei weiten größeren Theil derfelben ma= chen die Allodial⸗ s Befitungen aus. Man zählt deren mit Ausfhluß der k. E. Staatöherrfchaften, dann der Er. E. k. Hoheit dem Großhergoge von Toskana ges. ° hörigen Befigungen (1827) über 573.

Adeliche Fideikommiß⸗Beſitzungen be⸗ finden ſich in Böhmen 119.

Diefe fänmtlichen Allodial = und Fideikommiß⸗ Güter machen den Segenfland eined eigenen öffentlis hen Berzeichnifies, der fogenannten köni gliden Eandtafel aus, weldhe in einem Hauptbuche die Angabe des wirklichen Beſtandes dieſer Beſi⸗ tzungen, und der darauf haftenden Laſten, und in einem Inſtrumeutalbuche alle darauf ſich be⸗ ziehenden Urkunden enthält. |

Die Auffiht über die Führung diefer Bücher bat das E. f. Eandrecht, welchem auch die Realge: vichtöbarkeit über diefe Güter zukoͤmmt.

Außer dem Adel haben an dem Rechte, ſolche landtäfliche Güter zu beſitzen, nur noch einige höhere Würden der Geiſtlichkeit, und einige

geiftlihe Korporationen, welche theils durch die

25° Das Uſterreichiſche Kaiſerthum.

Sandesorbnung als Mitglieder der Stände , theils durch beſondere Geſetze dieſes Recht erhalten haben; dann die Karl» Ferdinandeifche Univerfität, einige ſtädtiſche Gemeinden, der Rektor und die Drofefforen an ben beiden weltliden Fa— Pultäten der Karl⸗Ferdinandeiſchen Univerfität, end⸗ ih die einzelnen Bürger einiger privile- girten Städte Antheil. Mehrere von biefen Be: sechtigten befinden bereit wirklich dergleichen Gäter.

Jene höheren geiftlichen Würden, welde wirt: lich im Befitze Iandtäflicher Güter fich befinden , find: Der Kürft - Erzbifhof von Prag, die Suffranganbi- fchöfe von Königgräg undekeitmerig, der Großprior des Maltheferordend, der Domprobft zu St. Veit in Drag , der Probft von Wiſchehrad, der Domdechant zu Leitmeritz, der Erzdechant zu Krumau, der Des hant von Altbunzlau, der Dechant von Allenheiligen zu Prag, ber Dechant von Karlflein.

Jene geiftlichen Korporationen find: Das Pras ger Domkapitel, daB Königgräger Domkapitel, das Biſchehrader Domkapitel, dab Kreuzberrenorbenäftift zu Prag, das Maltheferorbensfift zu Prag, die Präs monflratenferfliftee am Strahow zu Prag, dann zu Tepl, zu Selau, und zu Schloͤgel (in Oberöfterreidh) ; . die WBenediltinerfiifter zu St. Margaret und zu Braunau, dann am Emaus zu Prag, die Ziftergien- ferflifter zu Hohenfurth und Oſſegg; die Augufliner bei St. Thomas, zu Weißwaſſer, zu Böhmifchleippa, und zu Rocow; die Dominikanerflifter bei St. Egid zu Prag und zu Leitnerig; bie Piariſtenkollegien zu Prag und zu Brür; bie Prager Damenftifte am Hrad⸗ ſchin und auf der Neufladt; das erzbifchöflihe Alum⸗ nar zu Prag; dann die Prager Kirchen: am Dom zu St. Beit, am Schein, bei den Raltheſern, zu St.

Das Königreih Böhmen. 29

Stephan, &t. Adalbert, und St. Peter; ferner bie St. Beitlirche zu Krumau , die Stadtkirche zu Saas, die Vorfadtliche zu Brür, die Zlonitzer, Könige- berger, Nepomufer und Nacjehradeczer Kirche; endlich das Hofpital der Barmherzigen Brüder zu Kukus, daB altftädter Hofpital zu St. Paul, und die Hofpis täler zu Kuttenberg und Shut.

Uiberhaupt befigt der geifliche Stand 111 land⸗ täflihe Güter.

Erbzindgüiter find erblide Verleihungen von Güter um einen gewiffen jährlichen Zins, entweder auf ewig, oder auf eine gewifle Zeit.

Hat diefe jährlihe Abgabe, fie mag an Gelb, Früchten, Dienflleiftung oder an was immer beftehen, ein Verhältniß zu dem jährlichen Erträgniß; und wird darin ein mäßiger Einfaufspreiß bedungen , fo beißt, es ein Erbpachtgut, wird aber nur ein geringer Zins bloß zu Anerkennung ded Grundeigenthums ges leiftet, fo nennt man e8 ein Erbzinsgut. Beide find vererblih. Hat aber der Nutzeigenthümer keinen sechtmäßigen Nachfolger, oder haftet berfelbe mit dem Zinfe durch eine längere Zeit im Rüdftande, fo fällt der Grund an den Obereigenthlimer wieder zus rück. | Ä

Diefe emphiteutifche Weräußerungsart , weilbe nur zwiſchen Obrigkeiten und Unterthbanen gewoͤhnlich it, fand befonders auf den Staatsgütern, wo die Maverhofögründe im Jahre 1777—78 auf biefe Art vertheilt wurden, haufig Gtatt.

300 Das Öfterreihifhe Kaſſerthum. Die Lehngüter in Böhmen.

Ein Lehngut (Feudum oder Feodum) if ein geliehenes und unvolftändiges nugbares Eigenthum, welches in älteren Zeiten meiflens wegen Kriegs— dienften, oder für Beiſtand bei Befehdungen verliehen wurde. Daffelbe wird unter dem Bedinge der Treue CEehenstreue genannt) verliehen, nämlich ben Lehns- herrn nicht zu verlegen, fein Wohl zu befördern, die bedungenen Lehnsdienſte, die entweder Kriegsdienſte, oder andere Staatsdienſte und Hofehrenftellen find, welche der Lehnherr nöthig hat, richtig zu leiſten.

Sie theilen fich in die eigentlihen Böhmiſchen, und in die Bshmiſch⸗Deutſchen Lehen.

Die Erfteren find jene, welde in den alten böb: mifchen Gränzen, und den feit ältern Zeiten mit Böh⸗ men verbundenen Ländern, dergleihen Mähren und Schleſien, gelegen find. Sie werden fämmtlic) vom Könige oder der Königin verliehen. Sie rühren theild von dem Schloße Karlftein ber, defien dazu gehörige Befigungen Kaifer Karl IV. denen zur Be: wachung der in diefer Feſte aufbewahrten Reichsarchive und Reichskleinodien gebrauchten Edlen und Unedlen zu Lehen reichte, und diefe find dann ritterliche und robotmäßige Lehen, ober fie haben von den größern Kammeralherrſchaften, dergleihen Dobrjifch im Be⸗ rauner, und Pürglitzz im Rakonitzer Kreife u. a. m., wovon einzelne Höfe, Dörfer und Meine Güter zu es ben verliehen wurden, ihren Urfprung, oder enblich fie find Weberbleibfel jener nach der Schladht auf dem weißen Berge im Jahre 1620 vom Kaifer Ferdi⸗ nand I. Eonfiszitten Befigungen des böhmifchen Adeld, wovon er einen Theil verkaufte, oder ver: fchentte, und einen Theil im Sahre 1623 mit dem

6

- Das Königreih Böhmen. 301

Lehnsnexus verfehen,, ihren vorigen Befitzern wieder verlieh. Viele diefer Legtern wurden jedod unter Kais fer Leopold J. wieder in Alodien um geringe Kaufſchillinge verwandelt, und nur ein geringer Theil diefer Zehen kann noch feinen Urfprung von den Kons fiöfazionen Kaifer Ferdinands I. herleiten.

Diefe böhmifhen Lehen find: a) die Karlfteis ner, b) Pürgliger, c) Prager Shloß- Le ben, d) Dobrziſcher Lehen, e) Melniker, I) Erautenauer, g) $riedländer, h) gemifs fe Spezial⸗Lehen und i) Bohmiſq— Schle⸗ füſche Lehen.

Im Ganzen find deren mit Ausſchluß der beiden KHerzogthümer Troppau und Jägendorf, welde auch als altböhmifche Lehen betrachtet werden., 94.

Ueber. diefe Zehen übt die Realgeridhtsbarkeit daß k. Oberfihoflebnridhteramt, bie übrige Ges richtöbarkeit das ?. k. Landrecht als curia feudalis aus; die Grundbuhführung dabei wird von der ei⸗ gende hiezu befielten k. Hoflehntafel gepflo- gen.

Die Lestern, nämlich die böhmiſchedeutſchen Lehen find die außerhalb dem Umfange des alten Kös nigreihd Böhmen im Afch er und Egerer Bebiete des Elbogner Kreiſes gelegenen Lehen, weldye zwar: auch von der Berleibung des Königs abhängen, aber in Hinfiht der Real- und nidt flreitigen Perfonal s Ges richtsbarkeit von ben eigenttig böhmiſchen Leben fich unterfcheiden. -

Diele Gerichtsbarkeit ſtehet nämlich in Hinſicht auf die böhmiſch- deutſchen Lehen dem k. k. böhmi⸗

ſchen Appellationsgericht als deutſcher —Sehensſchrane oder Lehenshauptmannſchaft

302 Das Öfterreihiihe Kalfertbum.

zu, bei welder aud bie dazu gehörigen Sffentlichen Vormerkbücher ald deutfhe Lehentafel geführt werden.

Dergleihen boͤhmiſch⸗deutſche Lehen gibt e8 im Ganzen 44.

Eine eigene, und dem Abel in mancher Hinſicht, befonders in Beziehung auf die Rechte des Grundbes figes, ähnliche Klaffe von Landesbemohnern find bie Sreifaffen in Böhmen. Sie find nämlich in Folge der erneuerten Eandedordnung (1. 8.) folde Landeseinwohner, weldhe unter keinem Stande begriffen, dod eigene ohne Mit» tel (unmittelbar) unter Uns (dem Könige)

liegende Gründe und Feldgebäu haben. | Diefe Ereifaffen üben auf ihren Gründen, befons ders ba, wo fie nach ungetheilt in größeren Koͤrpern vorhanden find, das volle Eigentbumsrecht, können Wirthshäuſer, Mühlen, Bräubäufer anlegen,“ auch fih des Jagd » und Fifchfangsrechtes bedienen. |

Doch fliehen ihnen auf keinen Fall die eigentlich obrigteitiigden Rechte zu. Sie fliehen in Hins fiht der Real = und Perfonalgerichtöbarkeit unter dem k. k. Landrechte, und über ihre Beſitzungen wers den bei der k. Lanbtafel eigene Grund » oder Bor» merkbücher geführt. Die‘ einzelnen Befigungen ber Kreifoffen find in dieſen Büchern als Gütchen, Höfe, Rahrungen, Mühlen, Thaluppen vorgemerkt.

Sie fommen am bäufigfien im Efablauer, Tabo⸗ rer, Kaurjimer , Berauner, Prachiner, Klastauer und Pilfner, feltener im Leitmeriger, Saazer, Königgrä» Ber, Raloniger und Budweiſer Kreife vor, (im Klat⸗ tauer Kreife folen fie fchon feit dem 10. Jahrhundert beßeben , und als baierifhe Kriegbgefangene von

P_}

Dos Königreich Böhme. 808

Brijetislam I, bort Wells angewielen erhalten haben). |

In jenen erfleren Kreifen find fie in eigene Bes meinden, in fogenannte Vierteln, vereinigt, in welchen die von dem E. k. Landrechte beffätigten Bier telälteften vorfiehen.

Solcher Biertel gibt es im Taborer Kreife drei, im Gjaßlauer, im Kaurjimer und im Berauner Kreife zwei, im Prahiner, im Klattauer und im Pilfner Kıeife eines,

Uibrigens flchet ed jedem Freiſaſſen frei, feinen Hof an wen immer, er ſey vom’ Herren s, Bürger⸗ oder Bauernflande zu verlaufen, ober zu vertheilen.. Nur ift dabei zu beobachten , daß die Fleineren Befi⸗ gungen nicht ſtückweiſe hintangegeben, oder Bauern⸗ wirthſchaften zügetheitt, die größeren aber nur in Abe _ theilungen, weile zum wenigſten 40 Megen Ausfaat enthalten, veräußert weiten.

Auch iſt zu derlei Zerſtückungen, welche jededmal eine Abänderung des Landescataſters zu Folge haben, die vorläufige Genehmigung, des k. k. Landeögubers niums, und des Landtechtes erforberlich.

Die perſoͤnlichen Vorzüge des Adels beſtehen vor⸗ nehmlich:

1. In einem ausgezeichneten Titel.

2. In dem Auſpruche auf die oberſten Landes⸗ imter, ı

3. In dem Anſpruche auf gewiffe Gtiftunges. pläge, | Die Titel des Adel in Böhmen haben, wie ge⸗ wöhnlich, mehrere Stufen, | |

Die hoͤchſte Stufe iſt der Herzogtitel. Boͤhmen enthält drei Hergogthümer, dad von Reihftadt, Kruman und Raudnig.

Läuders und Wöllertunge, 19. Band, u

08’ Dib Öferreihiihe Kaiſerthum.

Auf den Titel eines Herzogs felgt der eines Furſten, den in Böhmen 24 begüterte abelihe Fami⸗ lien führen.

Folgende baben das Pradilat Durchlaucht:

Kürft Auersberg.

Colloredo⸗Mannsfeld.

Dietrihfein.

Kaunisz Rietberg.

Khevenhüller.

Eoblomwig.

Metternid.

Rofenberg.

Schwarzenberg.

Shönburg:Waldenburg.

Gtarhemberg.

Trautmannsdorf.

Windiſchgratz.

Lichtenſtein.

Schönburg⸗Hartenſtein.

Karl, Ludwig und Viktor Rohan Gue- mene, .

Karl Joſeph Fürſt und Altgraf zu Salm⸗ ReiferfheidsKrautheim.

Dann folgen die Zitel eines Grafen, eines Freiherrn, eines Ritters, und eines Herrn von, mit und ohne ben Zuſatz Edler.

‚Die Herzoge, Kürften und Grafen und Freiherrn bilden den hohen Adel, oder. den Herrenſtand; x Ritter und Geneinabligen tes niederen

bei

. Das Koͤnigreich Böhmen. | 05

Die oberften Landesämter werden grunds gefeglih nur an Abeliche verliehen. Die meiften berfelben find für den Herrenfiand beflimmt.

Dem Ritterflande gehören ausſchließend die drei Lantesämter: des Oberſt⸗Landſchreibers, tes Burggrafen des Königgräger Kreifes und’ des zweiten Kronhüters.

Nach der erneuerten Landesordnung (A XXXVH waren bie Aemter des Oberfiburggrafen, des Dberfiskandphofmeifters, bed Oberſt-Land⸗ tämmerers, des OberfisKanzlers, des Oberfi- Hofrihters, und bed Appellationspräfi- denten ausſchließlich für den Herrenſtand beftimmt.

Bloß für Adeliche beflimmte Stiftungen find. die beiden Damenflifte am Hradfhin und auf der Neuftadt zu Prag, deren 3wed die Verſor⸗ gung lediger Damen aus altabelihen Geſchlechtern iſt, dann gewilfe Stiftungen für fludierende Adeliche, unter welchen die graftih Millefimo’fhe, die gräflih Strafifche und die Ferdinandeiſche die wichtigfien find, endlich Die Beopotbinif@e Stiftung für Fräulein.

Bürgerſtand, Städte.

Die Bewohner der Städte, mit Ausnahme der unterthänigen Städte, haben die Befugniß ein freied Grundeigenthum zu befigen , fläbtifhe Gewerbe zu treiben, wozu jedoch das Bürgerrecht erforderlich ift. Diefe Bürgereigenfchaft ift nicht erblich, fondern per- föntiih, und muß vom Sohne jebeömal wieber befon- ders erworben werben, Sie unterfichen in Juſtiz⸗ und

u 2

306 Dos Öfterrelhilhe Kotferthum.

politifhen Angelegenheiten eigenen Magiſtraten, + bei denen eigene Vormerkbücher, fogenannte Gtabt« bücher, oder Hädtifhe Srundbücher geführt werden. Nach der Berfchiedenheit ter Städte haben die Buͤrger noch andere Rechte, nämlich die‘ Bürger der vier privilegirten koͤniglichen Etädte, Prag, Pilfen, Budweis und Kuttenberg baben das Hecht durch Deputirte auf dem Landtage gu er: feinen.

Gewoͤhnlich erſcheinen jedoch nur die Deputirten von dem Magifirate der Hauptſtadt Prag.

Die Erädte unterfcheiden fi in Eänigliche ober Iandesfürfiliche, und in herrfchaftliche oder Muniziral« ‚Städte, zu denen auch die Märkte oder Marktflecken gerechnet werden.

Die koͤniglichen Städte find diejenigen, welche unmittelbar unter ber kandesregierung nämlich unter

*) Die Magiftrate der Stadte find Übrigens nach vier verfchiedenen Klaffen theils organtftrte, theils niht organifirte,. Die drei erfteren Klaffen has Ben einen geprüften Bürgermeifter und mebs vere geprüfte Mittelsräthe, die ber legten Klaffe hingegen haben einen ungeprüften Bürs germeifter, und nur einen geprüften Rath. Die nicht organifirten Magiftrate, bie auch die rubenden genannt werden, haben, fo large fih die Gemeinden derfelben niche Über ein zur Su⸗ flentation des erforderlichen Getichtsper ſonals binrei⸗ chendes Einkommen ausweiſen konnen, bloß einen ungeprüften Bärgermei ler odet Stadt⸗ zit iq ter,

. Das Königreih Böhmen. 307

bem ©. ©. Bubernium flehen, während Die herrſchaftli⸗ hen, oder Munizipals Städte einer Grundherr⸗ ſchaft untergeorbnet find.

Die Königlichen Städte.tbeilen fih in privilge girte, und in nicht privilegirte Eöniglide Städte. - .

Erftere haben, wie oben geſagt, das Necht bei den Öffentlichen Landtagen durch Deputirte zu erſchei⸗ nen, landtäflihe Güter zu erwerben, und mit allen dahin gehörigen Vorrechten auch wirklich gu befigen, nicht nur als ganze Gemeinde, fondern auch für jeden Eingebornen, einzelnen Bürger, ber ein eigened Haus befist.

Die Richtprivilegirten, oder Pönigi. Stäbte geradeweg, find als Gemeinde betrachtet, ebenfalls londtafelfählg, und haben als Beſitzer landtäflicher Güter den privilegirten Gerichtzſtand bei den Lande sehten ; nehmen aber an den Landtagen feinen Theil, und jenes Vorrecht geht auch nicht an die eingelnen Bürger über; dahin gehört z. B. Brär. Indeſſen baben durch fpätere Privilegien bie Eöniglichen Städte Kaaden, Kommotau und Saaz, ebenfalls bie individuelle Landtafelfähigkeit erhalten.

An Räckſicht der Verwaltung, Oberauffiht ihrer Delonomie ıc. theilen ſich die fünigi. Städte

a) in Nihtunterfammerämtlide. Das bin gehören: Eger, Elbogen, Joſephſtadt, Karlsbad, Thereſienſtadt und Wellwarn, von letzterer aber ifi zu bemerken, daß fie unmittelbar unter dem jedesmaligen Oberfiburggrafen ſtehet.

Nebft dem gehören dieher alle die fogenannten ksnigl. Bergfiäbte, welde bier nur deshalb aus- geſchieden werden, weil fie ehedem einen eigenen Berg » und Müngmeifier zum unmittelbaum

Das Öflerreihifhe Kaiſerthum.

Vorſteher hatten, jegt unter dem k. k. Landesguber⸗ nium ſtehen. Diefe find:

Bergreihenftein im Pradhiner Kreife, Bleiſtadt im Elbogner Kreife. Böhmiſch⸗Wieſenthal im Elbogner Kreife. Gottesgab im Elbogner Kreife. Joachimsthal

Lauterbad Platten 2— Schlaggenwald Schönfeld Weypert

Eule im Kaurſimer Kreiſe. Frauenſtadt im Prachiner Kreiſe. Unterreidenflein Gang im Cſabslauer Kreiſe. Kuttenberg

Knin im Berauner Kreiſe.

Przibram Kommotan im Saajzer Kreiſe. Preßniz Sebaſticaberg Sonnenberg

Die Bönigl. unterkammerämtlichen Städte

theilen ſich in landesunterkammerämtliche und unterfammerämtlihe Leibgedingſtäd⸗ te. Diefe Legteren, deren Erträgniß jeder Föniglichen Wittwe zum Leibgedinge Überlaflen werten, flehen in Rückſicht ihres Oekonomieweſens unter einem eigenen Unterfammeramte ber Königin.

Dad Königreich Bähmen.- 500.

Die koͤnigl. unterfammerämtlihen Preis ſtädte find folgende:

Auff i g im Leitmeritzer Kreiſe. Beraun (Kreisſtadt). Böhmiſchbrod im Kaurjimer Kreiſe. Kollin Brüx im Saazer Kreiſe. Kaaden

un

Cjaslau (Kreisſtadt).

Deutſchbrod im Cjaslauer Kreiſe. Jungbunzlau (Kreisſtadt). Nimvurg im Bunzlauer Kreiſe. Kaurzim (Kreisſtadt).

Klattau (EKreisſtadt).

Deutſchbrod im Cjaslauer Kreiſe. Jungbunzlau (Kreisſſtadt). Nimburg im Bunzlauer Kreiſe. Kaurzim (Krelkſtadt).

Klattau (Kreiöfladt).

Tauß im Klattauer Kreiſe. Leitmeritz (Kreisſtadt).

Mies im Pilſner Kreiſe.

Rokitzan

Tabor (Kreisſtadt).

Pilgram im Taborer Kreiſe. Piſek, Kreisſtadt im Prachiner Kreiſe. Schüttenhofen Wodnian Saaz (Kreisſtadt).

Rakonitz (Kreisſtadt).

810 Das Öfterreihifde Kaiferikum.

Die koͤnigl. unterfammerämtiiden Beib- gedingftädte (böhmiſch winnd meſta) find nach⸗ fiebende neun;

Chrudim (Kreisftadt).

Hohenmauth im Chrudimer Kreife, Jaromierz im Köningräger Kreife. Königgras (Kreidftadt). Königinhof im Königgräger Kreiſe. Melnik im Bunzlauer Kreife. Neubidſchow (Kreibſtadt). Politſchka im Chrudimer Kreiſe. Trautenau im Königgräger Kreiſe.

Die herrſchaftlichen oder Munizipal⸗ ſt &dte mit Inbegriff der verſchiedenen Märkte un⸗ terfcheiden ſich zuvörderſt wieher in Sammerals berrfhaftiihe und Privatherrſchaftliche. Die erfteren fiehen in Hinfiht ihre Dekonomieweſens unter der k. k. Stagtögäteradminiftration, die letzteren aber unter einzelnen Privatherrſchaften.

Die Kammeralflädte find :

Bohdanetz im Ehrudimer Kreife.

Brandeis an der Elbe im Kaurjimer Keeife.

Czelakowitz an ber Elbe im Kauriimer Kreife.

Elb⸗Koſtelletz im Kaurfimer Kreife.

Parbubig im Chrudimer Kreife.

Podlebrad im Bidſchower Kreife.

Przelautſch im Chrudimer Kreife.

Saska im Bidfhomwer Kreife,

3birom im Berauner Kreife,

Zebra? im Berauner Kreife.

Kammeralmärkte find: Keinig, Sezenih,

Hollig, Dafdhig, Czjerhowitz und Mauth. Die vier erfleren gehören zur Kammeralherrſchaft

Das Konigreich Bobmen. oa

Yarbu di 8, die zwei letzteren zur Sommeaten. | [haft Zbirow. \ Die Privatherrſchaftlichen Städte were den wieder in Schutze und untertdänige Städte abgetbeilt: Ä Die szfieren find von den gewöhnlich unterthäs nigen Zeitungen an bie Grundherrſchaft frei, und haben nur ein gewiſſes Schutzgeld an biefelbe zu entrihten. Die unterthänigen Städte bingegen haben die gewöhnlichen Verbindlichkeiten grundherrlicher Uns terthanen auf ſich, nur modifizirt durch ihre verſchie⸗ dene Privilegien. | Die legteren führen bloß den Namen vom Märkten. | Shugfädte und Schutzſtädtchen gibt eb in on Böhmen 225, unterthänige Märkte 255, uud

husfädte und Schupfiäbtchen , unterthänige Märkte Im Berauner Kreiife 8 . . 47 Bidſchower 4171. 8

Budweiſer 7 . . . Bunlaur 29 . . 410 Ghrudimer 8 . « 1 Cjiaslauer 7 34 Elbogne 45 13 Kaurzimet 38 168 Klattauer 6 2: 00.88 Koͤniggräter 11 . . « Leitmeritzer 2% .. 42 Pilſner - 12 . 4% Prachiner d422 Rakonitzer 9. . . 9 Bat 11 . . 4 TZTaborer 23°. 11

BE Das öftereeihlihe Kaiſerthum.

+ Gine-eigene .Eintheilung ber böhmifhen Städte wird durd die allgemeine Tarordnung vom 1. November 1781 und dutch das Generalzunftpatent vom d. -Yänner 1739 eingeführt.

Die erfte diefer Verordnungen bringt alle böhmi- ſchen Städte nach den bei den Magiſtraten derſelben gu entrichtenden Gerichtötaren in vier Kaffen : Die erfie Kl af fe enthält vie Hauptodt Mras.

Die zweite iR bie den großen Städte: Hahin werden gezählt: Außig, Beraun, Bid⸗ ſchow, Brür, Budweis, Budin, Chrudim, Gjaslau, Beutfhbrod, Eger, Elbogen, Sitfhin, Hohenmauth, Jaromierj, Jung» bunzlau, Kaaden, Karlöbad, Kommotau, Königgräs, Kuttenberg, Laun, Leitmerig, Neufollin, Nimburg, Pilgram, Pilfen, Difer, Politfäla, Przibram, Rokitzan, Saaz, Schlan, Schüttenhofen, Tabor, Tauß, Trautenau.

Die dritte Klaffe iſt die der mindern oder Meinen Städte. Diefe find:

Arnau, Aſch, Benefhan, Bergreichen⸗ fein, Bilin, Böhmiſchbrod, Böhmiſch⸗Kam⸗ nitz, Böhmifhskeippa, Brandeis, Brau⸗ nau, Eidlitz, Eule, Friedland, Gabel, Goͤr⸗ kau, Horazdiowitz, Hoſtowitz, Joachims⸗ thal, Kaurzim, Königinhof, Kruman, Lo⸗ boſitz, Melnik, Mies, Moldauthein, Nas chod, Neubiſtritz, Neuhaus, Neuſtadt, Par⸗ dubitz, Poderſam, Polna, Poſtelberg, Preß⸗ nitz, Raudnitz, Reichenau, Rakonitz, Rei: chenberg, Rumburg, Schlaggenwald, Se baſtianberg, Seltſchan, Sobieslau, Son—

Das Königreih Böhmen. 318

nenberg, Stralonig, Leinisg, Seplit, Bes warn, Wodnian, Zebra.

- Die vierte Klaffe endli iſt die ber geria— geren Städte und Märkte, wohin alle übrigen Städte und die Märkte gehören.

Das Beneralzunftpatent unterfcheidet ebenfalls, und zwar in Rädfiht ber Lehrjahre, und der. Sunfte gebühren vier Klaffen von Städten.

In die erfie Klaffe gehören dis Prager Städte.

In die zweite ale übrigen koͤnigl. Städte und Pönigl. Leibgebingfläbte

In die dritte gebiren: Bechin, Bilin, Bohdanetz, Bohmiſch⸗Kamnitz, Böhmiſch⸗ Zeippa, Brandeis, Braunau, Brzeznitz, Budin, Dur, Falkenau, Friedland, Git⸗ ſchin, Ssrkau, Hohenelbe, Horazdiowit, Joachimsthal, ſtommotau, Kofteleg, Kru⸗ man, Landskton, Leutomiſchl, Libochowig, Lomnitz, Luditz, Mirowitz, Netolitz, Neu⸗ haus, Obergraupen, Pardubitz, Plan, Po⸗ diebrad, Polna, Potſchatek, Prachatitz, Przelanutſch, Przibram, Raudnitz, Reiche⸗ nau, Reichenberg, Schlaggenwald, Schla⸗ ckenwerth, Sobieslau, Strakonitz, Ta⸗ chau, Molbauthein, Teinhorzan, Teplit, Welwarn, Beſſely, Wittingau, Wolin.

Sn die vierte Klaſſe gebören bie übrigen Städte und Märkte.

Die unterthbänigen Bauern (Ruſtikaliſten). Diefe find die zahlreichſte Klaffe des Reiche. Ihr Beſitz beträgt 455 Quad. Meilen, mithin faſt die Hälfte des danzen Areals bes Konigreichs und faſt 7. mehr als der Dominikale.

. 314 De Werreigifhe. Kulfertgiem.

Sie waren urfprüngtih Diees, Weiden bie Her⸗ ren (Bladilten) einen Beh ührer weitläufigen Grundſtücke umter der Bedingung der völligfien Un: terwürfigfeit und Leiſtung des Frohndienfe verliehen ; dadurch wurden fie leibeigen , und diefe Leibeigenſchaft ward erblich.

Am Jahre 1781 bob Kaifer Joſeph II. burd dad Unterthandpatent vom 1. November bdeffelben Jab⸗ res diefe Leibeigenſchaft auf, führte flatt ihrer eine ges mäßigte Unterthänigkeit ein, und fegte gegenfeitige Rechte und Pflihten zwifchen Obrigfeiten und Unters thanen fefl, zu deren Handhabung für bie Letzteren er einen eigenen Unterthans advokat befiellt hatte. . Geegen bie Berbindlichleiten, die der Bauer im Werbäutniffe zu feiner Grundherrſchaft hat, genießt er, mit Ausnahme der Beſitzer jener wenigen fogenannten uneingetauften Bauerngüter, daB Nutzeigen⸗ thum von feinem Grundbefige, kann foldhen verexben, vermadhen, und veräußern; nur bleibt das Eberei« genthum der Grundherrfhaft vorbehalten , und jede Befigveränderung if an die gefegliche Bedingung ger bunden, dag das Beſitzthum nicht in Theile unter 40 Metzen Ausfaat zerflüdt werde,

Die Befiger jener nicht eingefauften Baus erngüter find eigentlich bloß lebenslängliche Ru&: nießer derſelben, und die Grundherrfchaft iſt ber vollfändige Eigenthümer, jedoch unter ber Werpflichtung, nad) Abgang des jeweiligen unterthänis gen Befitzers jebedmal wieder einen Unterthan darauf ‚zu fliften.

Die Verbindlichkeiten, welche der unterthänige Bauernſtand gegen ſeine Grundherrſchaft auf ſich hat, beſtehen der Dauptſache nach:

- Das Königreeih Böen. - 313

4. In gewiflen Leiſtungen an Gelb.

2. In gewiſſen perföntisen Dienfen,- und zwar :

a), in Roboten,

b) in Spinnarbeit,

e) in Eohnarbeit um ein befimmtss. ' Entgett.

Die Geldleiftungen befieden in jenem Grund» und Hauszinſe, welchen die anges. feffenen, oder au nur behauſten Unterthanen nach Maßgabe der befiebenden alten Urbarien an ihre Grundobrigfeis zur Anerfennung des Obereigenthums zu entrichten verpflichtet find. Sie find übrigens bei den verfchiedenen Brundperrfchaften verfchieden.

Für die perfönliden Dienflleitungen befiehet ein allgemeines Normale an dem fogenannten Robotpatente. Zur Beflimmung der Größe für die Roborfhuldigfeit wird von dem gedachten Normale die Steuerfubrepartition des Jahrs 1773 zum Grunde gelegt.

Uiber die Spinnſchuldigkeit warb in jes . nem Normale feftgefegt, daß diejenigen Unterthanen, welche früher eine Schuldigkeit auf fih hatten, fie auch Fünftig behalten follen; und zwar fol ein Hands soboter jährlid ein Städ, und ein Zugroboter zwei Stüde Garn zu fpinnen verbunden ſeyn.

Was endlih die Arbeit für einen fehge- fetten Taglohn betrifft, fo fol diefe nur von jenen Unterthanen gefordert werben, ‚welche durch die Anordnungen bes neuen Robotpatented an Arbeitötagen - gewonnen haben, und beren Robot nicht drei Tage in der Woche einnimmt.

Solche Unterthanen find verbunden, wöchentlich fo viel Tage für den fefgefenten Lohn zu arbeiten,

16 Das dherreichiſche Kaiſerthum.

als an-den drei wöoͤchentlichen Robotstagen abgehen, Der feſtgeſetzte Lohn aber iſt: 15 Kreuzer für einen Arbeitstag in den Monaten Juli, Auguſt und Sep⸗ tember, 10 Kreuzer für einen Tag in den Monaten März, April, Mai, Juni, und 7 Kreuzes für einen Tag in den Übrigen: Monaten.

In Hinficht auf ihre Perfon haben Sie Bauern das obrigkeitliche Gericht zur ordentlichen Per⸗ ſonal⸗Inſtanz.

Eine beſondere Art von Bauern ſind in Böhmen die $reibauern.

Dieſe unterliegen für ihre Derfon zwar auch dem Gerichte jener Obrigkeit , in beren Bezirke fie woh⸗ nen, aber in Rüdficht ihres Grunbbefiges find fie frei von allen jenen oben angeführten unterthänigen Leis Kungen. *)

-#), Eine eigene ‚Act von Realunterthänigkeit ent ſteht, wenn Jemand burdy Vertrag mit einer Grund, herefchaft ale fogenannter Grundhold auf lange Zeit da6 Nutzungsrecht eines herrſchaftlichen Grundes ale Erbpaͤchter erhält. Die Überlaffenen Grunbftüde

‚bleiben eigentlih Dominitalgrund und bie öf- fentlihen Abgaben davon zahlt ber Grundherr. Des: toegen heißt man folhe Grundholden auch Domin i⸗ Taliften, Erbzinsleute, Erbpädter, Ems phiteuten. Eon gehört z. B. der größte Theil berefchaftlichee Güter im Leitmeriger, Saazer und Eibogner Kreife durch emphiteutifchen. Einkauf ben Untertbanen,

. Dad Königseih Rbhmen. 347

Landſtändiſche Berfaffung, Banbfände, . Landtage.

Die Landſtaͤnde haben die Berechtigung, auf den allgemeinen vom Könige ausgeſchriebenen, Landtägen mit- Sit und Stimme zu 'erfcheinen (mwobei-Inkolat und die freie Anfälligkeit Hauptbedingung ber Zuläfs figkeit ift) *) und fih über die Angelegenheiten -de& Landes, jedoch innerhalb beſchränkter Gränzen zu bes xathen. Sie bilden vier Klaſſen obes Stände:

x 4. Den Geiſtlichen⸗ 2. Den Herren. 3. Den Ritter 4. Den Bürger⸗Stand.

Sum geiſtlichen und erfienBandfland mit bem Rechte des Worfiged und erſter Stimme gehören: a) Der Fürfs Egbifchof von Prag, ald Primas des: Reiche. b) Die drei Suffraganbifhöfe von Leitmerig, Kb⸗ niggräg und Budweis. 0) Die Prälaten des Königreich.

Diefe find der Großprior bed ritterlihen Mal⸗ theferordens, der Domprobft des Kapiteld zu St. Veit ob dem Prager Schloße , der Probft am Wiſchehrad, der Sroßmeifter des ritterlihen Kreuzherrenordens mit dem zothen Sterne, die Aebte von den Stiftern zu Brauntlu und Brzewnow, auf dem Strahow,

*) Nicht nur wirkliche Gutsbefiger, fondern auch alle, wel⸗ che auf ben Bells eine Anwartſchaft baden, können dabei erfcheinen , wenn fie nur volljährig find, und das Inkolat befigen. |

318 Dos ASfterreichiſche Kaiſerthum. zu Dffegg, der Probſt zu IItbunzlau, dann die Aebie zu Emaus, zu Töpl, gu Hohenfurt und u Seelau.

Rah dem Kürf+ Erzbifhof hat der Großprioer des vitterlichen Maltheferordens den erſten Platz.

Das Haupt biefes geiflihen Landſtandes iſt ber Kür» Erzbifchof.

Zum Herrenſtande gehören :

1. Die Herzoge ju Krumau (Filet Sqwarzen⸗ berg), von Raudnig (Fürſt Loblowik).

2, Die Fürſten Schwarzenberg, Lichtenſtein, Lob⸗

kowitz, Xrautmaunsdorf, Palm, Paar, Auetökerg, Winvifhgräg, Metternich, Thutu und Laris, Kaunig- ‚Rietberg , Schönburg, Kinsky, Dietrihflein, Rohan,

Fürſtenberg, Aremberg, Rofenberg, Löwenſtein⸗Wert⸗ beim, Hohenlohe s Bartenflein, Glary von Aldringen, Golloredo, Khevenhuͤller⸗Metſch, Lamberg, Lynar, ®inzendorf, Profkau s Leslie, Starhemberg; gegen 140 Grafen , gegen 80 Freiherren.

Der Oberſtburggraf if das Haupt des Herrenſtandes.

Zum Ritterſtand gehören alle Ritter, wenn fie Tandtäfliche Güter befigen, und bei ben Landtagen eingeführt worden find; gegen 40, Der Dberfl- landſchreiber iſt das Haupt des Kitterſtandes.

Das adeliche Sandſtandrecht, deſſen Verlei⸗

hung übrigens vom Könige abhängt, erfordert einen

landıäflichen Befig und den Beweis eines alten Adel⸗ mittelſt vier Ahnen. |

Zum Iandtagfähigen Bürgerſtande gehbren bloß und allein bie vier oben angeführten koͤniglichen Städte.

Das Königreih Böhmen. 319

Es gibt noch Adeliche mit dem Prädifat Edle von, welche nur berechtigt jind ein adeliches Wappen zu führen, ihr privilegirtes Forum vor den Landrech⸗ ten haben, und von der Rekrutirung frei bleiben, obne der übrigen Vorrechte der drei erwähnten höhern Adels⸗ klaſſen theilhaftig zu werden.

Die Berfammlung der Sandflände , um auf die Berufung des Königs die ihnen zugewiefenen Geſchäfte gu beforgen, heißt der Landtag.

Er wird orbentlicherweife einmal des Jahres von dem Könige berufen.

Der Oberfibur 9 gr af führt auf bemjelben die Oberleitung.

Ucher die von den E. k. Bandtagstfommiffe: rien dem Landtage mitgetheilten allerhöchſten Poftulate wird von den einzelnen Ständeklaſſen der Ordnung nad abgeftimmt, und zwar zuerfl von dem geifllihen Stan⸗ de, dann von dem Herten s, dem Ritters und Indlich von. dem Bürgerflände, und zwar von dieſem letzteren durch‘ ein: Curiat⸗Votum. Die abfolute Stimmens mehrheit entfcheidet. Die abmwefenden Stände werben als beitretend der Mehrheit betrachtet. Die Poftulate Beareifen herkömmlich drei Segenflänbe: Ä

4. Aufforderung zus Aufrehthaltung der Religton.

23. Beſtimmung der Grundflewer (Contribu- tion) pro militari et camerali für das fommende Jahr, - und die damit in Verbindung ftehenden anderweitigen Linder» u, VBöllertunde. 19, Band, %

320 Das öfterreihifhe Kaiferthum.

Abgaben, fo wie Naturallieferungen an Ge— treide, Heu und Stroh.

3. Uebernahme der zu Befolbungen ſowohl der koͤnigl. als Landesbeamten beſtimmten Abgaben

Den Berathſchlagungen wohnt der königl. Kom⸗ miſſarius bei. Das Reſultat der Beralhſchlagung über die königl. Propoſitionen, bildet den Landtagsſchluß, der den königl. Kommiffarien zugefertigt wird.

In den Wirkungskreis der Landſtände gehören übrigens als eigentlich ſtändiſche Geſchäfte: die Repartirung der Grundſteuer, und ber verſchiedenen

damit in Verbindung ſtehenden, oder nach dem Steuer⸗ gulden aufgelegten Leiſtungen. Ueberſicht, Leitung und Berichtigung jener Staatsſchulden, welche die Stände übernommen, oder garantirt haben, In dieſer Eigen⸗ ſchaft ift der ſtändiſche Ausfchuß eine königliche Behörde, und beforgt, unter Auffiht der Zandesſtelle, jure dele- sato die Leitung eined Xheild der Staatsfinanz und Kreditsgefchäfte. Verwaltung der ſtändiſchen Ger fälle (Weinaufſchlag, Mufitalienimpoft, Mälzerbeitrag) und der fländifhen Kaffen, Verwaltung eigener Lehr: und Kunſtanſtalten (des technifhen Inſtituts, des Prager Theaters, der ſtändiſchen Tanz⸗, Reit: und Fechtſchule) Werwaltung der oberfiburggräflidhen und ber gräfli Strakiſchen Stiftsgüter Vorſchlag zu erledigten gräflich Strakiſchen und Leopolbinifchen Stiftungspläßen, dann zu den für Böhmen geftifteten 36 Plätzen in dey Militäralademie zu Wieneriſch⸗Neu⸗ ſtadt Führung der fländifhen Matrikel Ser: wahrung und Aufſicht der Reichökleinodien, and des Kronarchivs.

Das Königreiih Böhmen. 321

Zur Berwaltung biefer Geſchäfte beftehet zu oberft ein Ausfhuß der Stände von aht Mitgliedern, fo daß aus jedem Stande zwei genommen werden. Dieſes Sollegium heißt der permanente, oder ordentlis be Landesausſchuß. Für außerordentliche Bälle bildet fi diefer Ausfchuß in einen fogenannten vers ftärften Landesausfhuß um, welder aus der doppelten Anzahl der Mitglieder beftehet , fo daß aus jedem der vier Stände vier Mitglieder beigezgogen wers den. Der jeweilige Oberfiburggraf präfidirt bei dies fem Landesausſchuß.

Zu dem Landesausfhuße gehören aud ber ftändifhe Kanzleidireftor, und einige fländiice Se: Tretäre , Konzipiften, und die gemöhnlihen Kanzleien: das Einreichungsprotokoll, das Erpedit und, die Regi⸗ ſtratur. |

Unter biefer ſtändiſchen Behörde flehen einige untergeordnete fiändifche Aemter zun Behufe der oben erwähnten Beforgungen: Die fländifhe Ober: Taffa, zu welcher aud bie ftändifhen Kreiskaſ⸗ fiere und Kreiskontrollore gerechnet werten, dad fländifhe Rektifikatorium, bie fländifche Kreditsfaffe mit der Kreditsbuhhaltung, der Liquidatur und der Blanquets-⸗Depoſi— tion; die Beinaufiagsadminifiration, bie Fheateraufſichtskommiſſien.

Die k. k. Erbſteuer-Hofkommiſſion if eben aus Landſtaͤnden zuſammen geſetzt.

e TE na nm l

Das Königreih Böhmen. . 32 EEE EEE

Landesverwaltung.

Diefe theilt fi in Böhmen in die Cirifs und in die Militärverwalturg.

Die Civilverwaltung zerfällt wieder in die Pos litiſche und in die Juſtiz-Verwaltung.

An der Spige der politifhen. Verwaltung ſtehet das E. k. Landesgubernium auch die politifche Lan⸗ deöftee genannt. Sie ift die wichtigfle Oberbe⸗ börde, und die Are, um welde ſich die Hauptverwal⸗ tung des Königreich8 dreht. Sie ift in Allem, was nicht rein militäriſch oder juridifch ift,, das Zwiſchen⸗ organ der E. E. vereinten Hoffanzlei, br k. k. Studienhboffommiffidn, ber k. k. allge meinen Hofkammer und ber & 8, Polizei: und Cenfurhofftelle, empfängt von dort ihre Aufträge, und erftattet dahin ihre Berichte und Gutachten,

Die Hauptgegenflände für den. Wirkungskreis des k. k. Landeöguberniums und für die gefammte politifche Kandesverwaltung find demnach:

4. Diejenigen politifchen Angelegenheiten, welche in der Geſchäftsſprache publico politica genannt were den; daß iſt: die nicht rein zum Zufliz « Militär oder geiftlihen Neffort gehören, obwohl ſich die Gränzen nicht genau ziehen laffen, und oft auf jene Gegenſtän⸗ de auch von ber politifhen Behörde Einflug oder Mit: wirkung genommen wird.

2. Die ſtaatswirthſchaftlichen und finanziellen Angelegenheiten. | 3. Die Polizeifachen.

Diefe verfchiedenen Verwaltungsgefchäfte werben. nun bei dem E. k. Landesgubernium, welches aus bem

Oeſterr, Kaiſerthum, 2, Band, 9 |

323 Dis | öfterreihifche Kaiſerthum.

Chef (dem Dberfiburggrafen) einem Vizeprä⸗ fidenten, einem Hofrathe und 15 Qubernial: zäthen beſtehet, entweder in ter vollen Berfanm: lung oder in einem Eleineren Rathe derſelben vor- getragen, und darüber nah Mehrheit der Stimmen beſchloſſen.

Das Präfidium in. dieſer Verſammlung führt der, mit der geheimen Rathswürde bekleidete, Lan: deshef und Oberfiburggraf, und in deflen Abwefenheit der, oft auch mit der geheimen Ratte: würde befleidete, Bizepräfident, und in Abwe—⸗ fenpeit und Verhinderung der Beiden, ein Hofrat.

‚Die geiftlihen Angelegenheiten (infos fern fie nicht rein spiritualia betreffen) haben bier ei: nen eigenen geiftlichen Referenten, zu weldem alle Eingaben der vier Landesconfiftorien gelangen, eben fo bat das Sanität3mwefen in der Perfon tes Proto⸗Medikus feinen. Referenten, Zur weitern Voll: ziehung der politifhen Verordnungen ftehen an der Spike der einzelnen 16 Kreife des Landes eben fo viele Kreisämter, und fie find nebſt der Stadt» bauptmannfchaft in Prag die Hauptflügen der politifhen Verwaltung.

Jedes Kreisamt hat zum Chef einen Kreis⸗ bauptmann mit drei aud vier Kreisfommiffären.

Unter dem Kreisamte fliehen alle Dominien d. h. Herrſchaften und Güter der Obrigfeiten mit ihren Unterthanen, und deren Grundbefig. Lebtere haben in den meiften Zallen im Grundherrn ihre erfte In: ſtanz, deſſen Stelvertreter ein von ihm ernannter und bezahlter Beamter, zugleich dem k. Kreidamte wegen Geſetzmäßigkeit feined Verfahrens verantwortlid, aber auch das berichterfiattende, und erequirende Drgan

Das Königreih Böhmen. 324

defielben bei allen Anorbnungen bleibt , daher ein eige⸗ ned Amt mit Rent » Steuer und mehreren andern Des amten das fogenannte Wirthſchafts amt bildet.

In fireitigen Fällen zwifhen Unterthanen und Obrigkeit, cder bei den Untertanen unter ſich, iſt daß Kreisamt die zweite, dask. Landesgubernium die dritte, und die fönigl. böhmiſche Hofkanzlei in Wien die vierte Inſtanz, von welcher noch unmittelbas reö Angehen an Seine Majeftät den Kaifer, in fels tenften Fäden mit abändernder Wirkung, Statt findet.

Die Kreidämter find eben fo die Organe zwis fen dem k. Gubernium einerfeits, und den Magiftras ten der Städte und Wirtbfehaftsämtern andererfeit, wie ed bad k, Gubernium zwifchen der Hoffanzlei und den Kreidämtern iſt. Aehnliche Auffiht und Verrich⸗ tungen, ald fi beim k. Gubsenium aufs ganze Reid erßreckt, übt dad Kreisams in feinem Kreife,

Zur leichtern Bekanntmachung der von den Kreis ämtern ausgehenden Verordnungen find die Kreile in obrigfeitliche Bezirke abgetheilt. Dergleichen Bezirke find die Städte und Dominien. Solder Bezirfe gibt es im ganzen Lande 1352, und zwar: 283 Städte, und 1069 Dominien.

Im Berauner Kreife 10 Städte, 82 Dominien.

Bidſchower 9 3 —— Bubdmweifer 8 3

Bunzlauer 37 67 Chrudimerr -— 10 7 —— Czjzaslauuer 9 77 Elbogner 27 7909 Kaurzimer 20 85 Klattauer —8 5 ——.

Königgröger— 16 37 Leitneriger 0.— 81 | 92

3925 Das öfterreichifche Kaiſerthum.

m Pilfner Kreiſe 15 Städte, 66 Dominien, Prachiner 153 16 Rakonizer 1 1 ——

Saazer 28 77 —— Taborer 25 98

An der Spitze dieſer Bezirke beſtehen zur Voll⸗ ſtreckung der kreisaͤmtlichen Aufträge die Magiftrate der Städte und die VWirtbfhaftsämter der Dominien.

Sn den größeren Stäbdten ift bei dem Magiſtrate ein eigener politifher Senat, eine politifche Abtheilung organifirt, in den Feinern aber werben die politifhen , fo wie die Übrigen Vollziehungsgeſchäfte von dem aufgeftellten Rathe, Syndikus, Bürgermei⸗ fter, Stadtfchreiber beforgt, fie unterfichen in politi- ſcher Rüdficht ebenfalls dem Kreisamte, in ſolchen Städten aber, wo fie zugleich eine Juſtizſtelle (gemei⸗ niglich nicht nur in Eivil », fondern auch in Kriminal:, in Prag auch in Merbantil= und Wechfelfällen) find, in diefer Beziehung, unter dem Appellationsgericht.

Polizeiverwaltung

Diefe theilt fi) zuvoͤrderſt in die Haupınası und in die des flahen Landes,

Für die Hauptftadt werben bie Polizeigefchäfte von der ka f. Stadtha uptmannſchaft, welche in diefer Beziehung auch bie Polizeidireffion beißt, bes forgt. Es find in diefer Hinfiht dem k. k. Stadt⸗ hauptmanne ald dem Chef diefer Behörde, und der den Titel eines Gubernialraths führt, ein Adjunft und mehrere Polizei « Kommiffäre für dis einzelnen

Das Königreich“ Böhmen... 326

Schhäftsabtheilungen and Bezirke der Hauptſtadt beigegeben. Sie wird in polizelliher Beziehung auch von der politifhen Abtheilung des Prager Magiftrats, mit welcher fie die Gerichtsbarkeit über ſchwere Poligel- übertretungen theilt, unterftügt.

Auf dem flachen Lande koͤmmt jeder Ortsobrigkeit audy die Polizeiverwaltung zu, und jebe politiſche Obrigkeit hat indbefondere. auch bie Gerichtöbarkeit über Ihmwere Polizeiüibertretungen. Weber den ganzen Kreis führt jedesmal das f. k. Kreisamt die polizeiliche Ober: aufficht.

An der Spitze ber gefammten Polizeiverwaltung in der Provinz befindet fih der Oberfiburggraf und k.k. LKandespräſident, welcher von der E. ?. Stadt: hauptmannſchaft Berichte empfängt, und mit der k.k. Polizei und Cenfurbofftelle in Wien in unmittelbarer Geſchäfts verbindung fichet.

Dem k. k. Landesgubernium unterſtehen noch fol⸗ gende Stellen:

1. Das Boͤhmiſche Oberſthoflehnrichter—⸗ amt, als für welches alle rein (nicht ſtreitige juridi⸗ ſche) Lehnsangelegenheiten gehören.

2. Das Fiskalamt oder die Kammerpro⸗ kuratur, welde die Beobachtung der Geſetze zu kon⸗ troliren , die Gerechtfame der Regierung bei den Res galien, Staatögütern ꝛc. ja auch die der Unterthanen gegen die Obrigkeiten zu vertreten bat. Iſt zugleich Direktor des Prager Weinbergamtes (welches die Aufs fiht über die Weinberge drei Meilen um Prag, und die Entfcheidung bei Streitigleiten hat).

3. Die kak. Landed= und Wafferbaubi: rekzion.

4. Diet, t. Straßenbaubizehziom

327 | Das Sfterreihifhe Kaiſerthum.

5. Die kak. Provinfietbuhhaltung als oberfte Sandesrechnungsbehörde.

6. Das ka k. Kammeralzahlamt, weldes ſämmtliche landesfürfttiche Einnafınen und Ausgaben leitet.

7. Das k. k. Seneraltaramt.

8. Die k. Unterfammerämtet bet fielen Leibgedingſtädte.

9. Das k. k. Leihamt.

10. Die &. 8. Staatsgü⸗ \ fie unterſtehen ei: teradminiſtrazion, gentlich der 8. f. J of⸗Kammer in

11. Die k. k. Bankal⸗ ien, doch find ſie

Sefällenadminifttagion, ——

12. Die kak. Tabak⸗ und / —— Dar au Stempelgefällenadiinie inenbange , nad Rrazion, den Verhältniffen

ra. i thüm- 13. Die k. k. Eottoäbs en —8—

miniſtrazion,

| 14. Das k. k. Dherpoftamt iR der k. k. Poſt⸗ und Eilwägenerpebition, weiche letztere der ©. k. Haupt > Poft » und Bilwagenerpebition in Wien unterſtehet.

45 Das k. 8. Büdherrevifionsamt als Genfurbehörde über wifjenfchaftlihe und Kunſtgegen⸗ Bände, welches mittelft des Landespräfidiums ber k. k. Polizeiz und Cenſurhoffſtelle unterfiehet.

Da Königreich Boͤhmen. 828

Juſtizverwaltung.

Das kak. Appellations- und Kriminals geriſcht in Prag iſt in allen Civil- und Kriminal⸗ Juſtizſachen feit 1548 die oberfte Behörde. Es beſte⸗ bet diefes Obergericht aus einem mit der gebeimen Ratböwürde bekleiveten Präfidenten, einem Bizes präfidenten und 17 Appyellazionsräthen.

Sie ift ed, weicher nit nur die Bekanntmaͤchung aller im Juftizfache ergangenen Gefege und Verord⸗ nungen an die unterfiehenden Juſtizbehörden, fondern auch die vorläufige Prüfung der anzufielenden Richter und Rechtsfreunde, und die befländige Aufficht über das gefeumäßige Verfahren derfelben obliegt.

Diefer oberfien Behörde unterflehen:

1. Das k. k. Bandredt.

2. Die Magiſtrate der Städte, denen einigen (an der Zahl 23) die Kriminalgerichtöbarkeit anver. traut ift, und auf dem Lande die obrigkeitlichen Ju⸗ flizämter.

3. Me Wechſel-, Berg « und Lehnge gerichte.

4. Iſt fie das Forum für Deutſch-⸗ böhmiſche Kronangelegenheiten. Sie iſt im Zuge der Rechtsge⸗ ſchäfte die zweite oder obere Inſtanz, und ſtehet in dieſer Beziehung unter der oberſten Juſtizſtelle in Bien ald der dritten und höchſten Sn: fl anz. . Nur in Bezug auf die deutſchen Lehen ift fie als deutſche Tehnshauptmannfchaft eine erfie Inftanz.

In Prag beitehet unter dem Vorſitz ded Bürs germeifters ein Wechſel- und Mertantilges ride.

Das E. Ef. Landrecht, weldes für das ganze Land zu Prag befieher, iſt ein Kollegium von 14 f.

329 Das Öfterreichifhe Kaiſerthum.

k. Landräthen, an deren Spitze fich ein mit der Wür⸗ de eined geheimen Raths bekleideter PB. k. Präfis. dent mit einem ®. k. Vizepräſidenten befindet. Diefed Landrecht ift kompetent:

a) Kür Perfonen, die zum Adelsſtand gehören, wor bin auch diejenigen Unadelichen gerechnet werden, welchen ein Ritterorden zu Theil geworben.

b) Für die Landſtände als Corporation,

.c) Für alle geiftliche Corporationen, und feit 1803 auch

d) Für jeden einzelnen Geiſtlichen,

e) Für landesfürſtliche Städte, Märkte und freie Ortſchaften, die unter keiner Grundobrigfeit fies ben, und als Corporation auftreten.

f) Für denk.k. Fisfus, und alle Fiskalangelegenheiten.

8) Zür rein Boͤhmiſche Lehnsſachen.

h) Kür die fich bier aufhaltenden Unterthanen ber

ottomannifchen Pforte.

Den ?. k. Landrechten ifi die Landtafel als Vormerkamt einverleibt.

Diteſelbe hält nämlich das legale Verzeichniß aller Dominilalgüter, ihrer Befiger,, ihres Werth, und ber darauf baftenden Laſten, nebft allen Urkunden , welche das Eigenthum, oder einen Anfprucd auf daffelbe be⸗ gründen. Letzteres gefchieht durch die Einverleibung (Sntabulation).

Der Gerichtsſtand für die Bürger find die Ma- giftrate, diefe find (wie oben befchrieben) entweder or⸗ ganifirte, wie bei allen Eönigl. Städten, das beißt, ihre Mitglieder müſſen fammtlih von der Appellation geprüfte Suriften ſeyn, oder nicht organifirte, wie bei den Munizipalftädten.

Der Serichtsftand der Bauern iſt die Grund— obrigfeit, da ihr die Patrimonialgerichtsbarfeit,

Das Königreih Böhmen. . 330

oder das fogenannte abelihe Richteramt zufleht, die fie aber durch einen von ber Appellation geprüften, jedoch von ihre gewählten, angeflellten und bezahlten Zuriften, oder durch einen nahe gelegenen Magiftrat verwalten laffen muß.

Die Gegenftände , bie der Obforge der Obrigkeit übertragen worden, find: bie Werlaffenfchafts » Wor- mundfchaftsangelegenheiten, dad Wermögen der Wai⸗ fen, und alle Depofita. Dergleichen Ortögerichte ers fer Inſtanz zahlt man in Böhmen 1028,

Berggerichte beſtehen zu Joachimsthal, przi⸗ bram, Kuttenberg und Mies. Sie haben einen Diſtrik⸗ tualbergrichter, und drei bis vier Berggerichtöbeifiger.

Bor ihe Forum gehören alle Streitigkeiten, wels he fi auf den Bergbau, und was dahin gehörig iſt, beziehen.

Der Berggerihtsfubfitutionen gibt es 8, und zwar 6 im Joachimsthaler, eine im Przibra⸗ mer ; und eine im Kuttenberger Diftritte. Sie beftes hen gemwöhnlih aus einem Bergmeiſter und einem Berggefhwornen.

Bei der. Verwaltung ber Kriminaljuſtiz im Lan⸗ de hat dad Appellationsgericht diefelbe Stel: lung , die in Bezug auf die Civiljuſtiz demfelben aus koͤmmt.

Unter dieſem Kriminalobergerichte ſtehen als erſi⸗ Inſtanzen die ordentlichen Kriminalgerichte des Landes. Zu dieſen gehört zuvörderſt das Kriminalge⸗ richt der Hauptſtadt, welches insbeſondere für die wichtigeren Kriminalfälle des Landes die kompetente Behörde if. Es iſt dieſes Kriminalgericht mit dene Prager Magiftrate unter dem Bürgermeifter deffelben vereinigt, bildet aber ‚gleichwohl einen eigenen Senat unter dem Vorſitze eines Vizebürgermeiſters.

331 Das Öferreiifche Kaiſerthum.

Auf dem Sande find die Kriminalgerichte ebenfalls mit, ben Magiſtraten einiger größerer Städte vereinigt, fo daß diefelben in dieſer Hinſicht um ei- nige Räthe und Kriminaledtuare verftärkt find. Der- gleichen find: zu Ah, Brür, Budweis, Chru: dim, Eger, Elbogen, Gitſchin, Jungbun;- lau, Ludis, Klattau, Kommotau, König: gräg, Kuttenberg, Beitmerig, Neubipd- fhow, Pilfen, Pifet, KRakonitz, Saa; und Zabor. Für den Berauner und Kaurjimer Kreis befteben fie in Prag.

RNeligionszuſtand, Clerus.

Die katholiſche Religion iſt die herrſchende, fie ward nach der entfcheidenden Schlacht am weißen Berge vom Ferdinand IL. zur alleinterrfchenden erhoben, indem damals alle Proteftanten verjagt- wur« den.

Erft im Oktober des Jahrs 1781 rief Joſeph II. durch eine eigene Verordnung die audgewanterten Nichtkatholiken zurüd, und berechtigte mittelft des ge- gebenen Religionsedikts diefelben zum ungebinderten Privatgottesdienft in Bethhäuſern, zu eigenen Schu: len, Paftoren und Lehren, und ſtellte fie in ihren Angelegenheiten unter die Sandesregierung ohne allen Einfluß der Geiftlichkeit. Nur ein Theil der Böhmen, eigentlich Slawen, benußten die Religionsfreiheit, und befannten fi nun zu einer der beiden proteflantifchen Konfefionen , je nachdem ihre Vorfahrer Kelchner (Btraquiften fi) mehr zu Luthers Lehre hineigend) wder Zaboriten (mehr in Zwinglis Ginn) gemefen waren. Noch gejellte fich zu diefen eine eigene Sekte,

Das Königreld Bohmen. 332

eigentiih Schwärmer die fogmannten Deiften im Shrudimer, und die Abrahamiten im Königgtäs ber Kreife.

Allen Akatholiken wird bie Befugniß ertheilt, Häufer und Landgüter zu kaufen, zum Bürger « und Meifterrecht,, zu den alademifchen Würden und zu als len Givilbedienungen eben fo zu gelangen, wie dies ſchon längft der Fall beim Militär gewefen war.

In eben diefem Sabre (1781) bob Joſeph D. viele Kloͤſter, die iſolirt im Bande Randen, ‚und be bürgerlithen Geſellſchaft wenig Nutzen fchafften, auf, verwendete deren eingezögenen Einkünfte zur Errich⸗ tung neuer Pfarren und Lokalien, dann zur Erbauung heuer Kirchen, da wo es Noth that, Überhaupt unters nahm er Reform in geiſtlichen Sachen, die alle ihren weſentlichen Zweck hatten.

Der katholiſche Sekular⸗Clerus beſtehet dermalen

Erſtens aus einem Erzbiſchof, nebſt dem Generalvikariat Prag mit der Erzdidzes von fünf Kreifen :

Beraufter,

Elbogner,

Kaurzimer,

Pilſner,

Kakonitzer und ber Graffdaft Slatz.

Diefe Erzdiözes iſt in 23 Bejfrksvikariate eins getheilt, weiche fammt dem Erzdomſtifte und den Kol⸗ Vegialftiften am Wiſchehrad, zu Altbunzlan mb bei Atrheiligen 6 Erzdiakonate, 3 Probſteien, 43 Des chanteien, 378 Pfarren, 47 Adminifiraturen, 118 * kalien und 23 Erpofituren enthält. 3weltens aus dem Biſchef zu Leltmeris (defa Ten Bistum im Jahre 1655 gefiftet wurde):

333 Das öſterreichiſche Kaiſerthum.

Dieſe Diözes dehnt ſich über den Leitmeritzer, Bunzlauer und

Saazer Kreis aus, iſt in 24 Vikariatsbezirke eingetheilt, und enthält 1 Probſtei, 2 Erzdechanteien, 31 Dedanteien , 232 Pfarreien, 31 Adminiſtraturen, 70 £olalien, und 38 Erpofituren.

Drittens aus dem Biſchof u Röniggras (defien Bisthum im Jahre 1659 von Beitomifchl, wo- bin es im Jahre 1344 vom Kaifer Karl IV. geftif tet war, nach Koͤniggratz Übertragen wurde).

Diefe Diözes begreift

den Königgräßer,

Bidſchower,

Chrudbimer und

Cjaslauer Kreis, ift in 24 Vikariatsbezirke eingetheilt, enthält 1 Er. Diafonat, 30 Dechantelen, 254 Pfarreien, 14 Abmini: fraturen, 123 2ofalien und 18 Erpofituren.

Viertens aus dem Bifhof zu Budweis MUeſſen Bisthum erft in neuerer Zeit 1783 geftiftet wurde).

Diefe Diözes erſtreckt fich über

den Budmweifer,

SKlattauer,

—. Prachiner und

Taborer Kreis, iſt in 30 Vikariatsbezirke eingetheilt, welche in ihrem Umfange 1 Probftei, 2 Erzdiakonate, 23 Dechanteien, 264 Pfarreien, 12 Adminiſtraturen, 88 Lokalien und 20 Erpofituren haben.

Fünftens aus einem Weipbifchof und 12 Präs

laten, nemlidh :

Das Königreih Böhmen. 334

Probſt des Erzbomftiftö zu Prag.

Debant des

Probft auf dem Wiſchehrad.

Probft zu Altbunzlau.

Seneralgroßmeifter des ritterlichen Ordens der Kreuzherren mit dem rothen Stern.

Abt zu Hohenfurth.

Abt zu Tepl.

Abt zu Braunau.

Abt zu Oſſegg.

Abt zu Selau.

Abt zu Emaus.

Abt auf dem Strahof.

Bei jedem der Domflifte ift zur Beſorgung ber in den Diödzefen vorfallenden geiftlichen Angelegenheis ten ein Konfiftorium aufgefiellt.

Der Regular: Clerud erlitt unter der Kaiferin Maria Therefia im Jahre 1773, und unter Kaie fer Joſeph II. ſtarke Reduzirung, dermalen befichen noch im Lande 73 Manns = und 6 Frauenkloſter. Unter den erftern find die zahlreichſten die 16 Franziskaner, 15 Kapuziner, 13 Piariften (die ſich ausfchlieglich dem Schulfah widmen), und 18 Augufliner. Dann nod 3 Prämonftratenfer, 3 Benebiftiner, 4 Dominikaner, 2 Minoriten, 3 Barmherzige Brüder, 2 Eifterzienfer und Serviten, 1 Kreuzberren mit dem rothen Stern, und 1 Malthefer.

Bon den Frauenkloͤſtern beftehen zu Prag die Urs fulinerinnen, Elifabethinerinnen, Karmeliterinnen und Englifchen Fräulein, dann die Elifabethinerinnen zu Kaaden, und die Urfulinerinnen zu Kuttenberg.

Die Akatholiken bilden 10 Gemeinden Augsburs gifcher, und 36 helvetiſcher Eonfeffion. Von Iegterer

385 Dub ÜRerreihifde Kaiſerthum.

» finn in dem Podiebrader Dißritt oder Seniorat 11

Gemeinden, und zwar:

im Kreife Herrſchaft 1. Boſchin Bunzlauer Krzinetz od. Neu⸗ kunſtberg. 2. Bukowka Chrudimer Pardubitz. 3. Chleb Bidfhower Podlebrad. 4. Chwaletig Chrudimer Zedechowitz. 5. Horzatew Bidſchower Podiebrad. 6. Krakowan Chrudimer Pardubitz. 7. Libitz Bidſchower Podiehrad. 8. Liebſtadt Kumburg. 9. Liſſa Bunzlauer Lille, 10. Semtiech Gjaslauer Sehuſchitz. 11. Bellenicz Bidſchower Podiebrad. Prager Diſtrikt. im Kreiſe Hertſchaft 1. Krabſchit Rakonitzer Raudnitz. 2. Kſchel Kaurjimer Schwarjzkoßeletz. B. Letſchitz Kakonitzer Kaudnitz. 4. Libiſch Kaurjimer Obrjiſtwj. 5. Morawetz Jaborer Motdrecdich. 6. Neubuſchel Bunzlauer Bröezno. 7. Sobiehrad Berauner Konovpiſcht. 8. Wtielno Bunzlauer Melnik. 9. Wiſoka

Chrudimer Diſtrikt.

im Kreiſe Herrſchaft

4. Borowa Chrudimer Policika. 2. Bucjin Leitomiſchl. 3. Gjerma Landskron. 4. Sjernilom Königgräter Smirzicj.

Das Konigreich Böhmen. 336: im Kreiſe Herrſchaft

5. Dwakaczowitz Ehrudimer Roſſitz. 6. Hradiſcht Naſſaberg. 7. Klaſſter Koͤniggraͤtzer Dpocjna. 8. Kranna Chrudimer Ruhenburg. 9. Loſiz Chrouſtowitz. 10. Mocjamig Gjaslauer Tupadel. 11. Proſetſch Chrudimer Neuſchloß. 12. S azawa Cjas lauer Polna. 13 Slaupnitz Chrudimer Leitomiſchl. 14. Swratauch Richenburg. 15. Telechi Polichka. 16. Welim Bidſchower Podiebrad.

Gemeinden und Paſtoren der Augsburgi—⸗ ſchen Konfeſſion.

im Kreiſe Herrſchaft

1. &yernilow Königgräger Smirjig. 2. Haber Zeitmeriger Libeſchitz. 3. Hermannſeifen Bidſchower Wildfhäs. 4. Humpoletz Cjaslauer Heraletz. 5. Kreusgberg —-—. Polna. 6. Opatowit Krehleb. 7. Kowanetz Bunzlauer Skalſto. 8 Krabſchitz Rakonitzer Raudpig, 9. Ktifhlig Bidſchower Starkenbach, 10. Trnowka Ehrudimer Zdechowitz.

In Prag befinden ſich zwei Gemeinden der Anger burgiſchen Confeſſion:

°o) Die Deutſche.

b) Die Böhmifce.

In Anfehung der Juden ifi bereit oben bei ber Aubrit Böiferkämme Erwähnung gefchehen,

837 Das Öfterreichifähe Kaiferthum.

Wohlthätigkeits⸗, Humanitäts⸗ und Beſ⸗ ſerungsanſtalten.

I. Zur Erhaltung Studierender beſtehen über 700 Stiftungspläge, worunter die gräflihd Millefi- mo'ſchen und Straka'ſchen für adeliche Jünglin⸗ ge die ergiebigſten ſind, und außerdem über 200 erft von Joſeph IL beſtimmte Geldflipendien von 50, 80 und 120 fl. jährlich.

II. Srauenzimmer-Berforgung. Hierher. gehören vorzüglich die zwei adelichen Damenflifte zu Drag auf dem Hradfchin und in der Neuftadt. Außer- dem befleben noch gräflich Milleſimolſche Stif: tungspläge für adelihe Fräulein, ferner die kaiſerlich Beopolbinifche für adelihe Zräulein und bürger: lihe Mädchen. |

II. Im ganzen Lande beftehen über 300 Spitä⸗ ler, in denen bei 3000 Pfründler beiderlei Geſchlechts unterhalten werden. In Prag beftehet das Prämon⸗ firatenferftiftöfpital auf dem Strahof, dann da3 ber Kreusberren mit dem rothen Stern in der Altfladt in eigenen Gebäuden, ferner das Laiferlich = franzöfifche und bürgerlihe, deſſen Pfründler in der Etatt ver: theilt find.

Eben fo erifliren bei 400 Armeninftitute im Lan- de, und mittelft einer neuerlihen Girfularverorbnung vom 20. Oktober 1825 werden alle Ortsobrigkeiten und Behörden aufgefordert, in den Orten, wo noch feine Armeninftitute find, mit Beihilfe der Ortsſeel⸗ forger diefe einzurichten, weiche Anordnung bereitd gu⸗ ten Fortgang hat. | .

In Prag werben fowohl die Pfarrbezirksarmen, als auch daB neue Armenhaus durch die milden Bei⸗ träge der Bewohner erhalten, Erſtere unterſtehen der

Das Königreich Böhmen. 338

Leitung einer eigenen Oberdirektion, das Legtere aber der P. f. Stadthauptmannſchaft.

IV, Staatswohlthätigkeitsanftalten find: Das Gebährhaus, Irrenhaus und die Zindelanftalt. Sie werden aus dem Staatsſchatze erhalten.

Eofalwohlthätigkeitsanftalten find :

Das allgemeine Krankenhaus,

Siechenhaus,

Kurhaus für weibliche Gefunfene;

dann die Waiſenanſtalt. Dieſe werden durch eigene Zuflüſſe erhalten, und unterſtehen einer eigenen Oberdirektion, welche an die Landesſtelle ihre Berichte und Aeußerungen abgibt, und von derſelben ihre Aufträge empfängt. |

e

Das felbfifländige ſehr geräumige Krankenhaus der Barmberzigen Brüder auf ber Altfiadt; dann da& der Elifabethinerinnen auf der Neus flade für weibliche Krante.

V, Privatinftitute (Tämmtlich in Prag) find: 4) Das für Witwen, Waifen und Taubftumme. 2) Zr Blinde und Augenfrante.

3) Ein Verein zur Unterflügung ber Hausarmen ſetit 4801, erweitert 1812. Es ift dies eine ber trefflichſten Anftalten. Der Zweck if, in der rauhen Jahrszeit den ärmſten Einwohnern Er⸗ wärmung und Nahrung (Rumforder Suppe) zu verſchaffen, kleine Kinder zu bekleiden, und für ihren Unterricht zu ſorgen, der Armuth durch Deſtert. Kalſerthum. 2. Bunt, 3

. 339 Das Sfterreihifche Kaiferthum.

unverzinsliche Darlehen an unvermöglie Hand⸗ werker vorzubeugen.

4) Das italieniſche Waiſeninſtitut oder ſogenannte wälfche Spital, von italieniſchen Kaufleuten ger ftiftet.

5) Das Waiſenhaus zu St. Johann dem Käufer.

6) Die ifraelitiſche Krantenpfleg s und Werforgungs- anftalt.

7) Die Witwen » und Woiſengeſellſchatt der juri⸗ diſchen und mediziniſchen Fakultät.

3) Detto des Prager Handels⸗ und Gewerbſtandes.

9) Detto der Wirthſchafts⸗ und Forſtbeamten.

10) Das Inſtitut für gewerbführende Bürger.

11) Der Prager Tonkünſtler. |

1?) Für alte Bediente und deren Witwen.

13) Das Inflitug für ſchuldlos verunglüdte Männer, Witwen und. WVaifen.

: 44) Dad Penfiondinftitut der Schaufpieler in Prag.

45) Die Humanitätsanftalt für WBadeanflalten ter Studirenden und armen Kranken.

416) Der Damenverein zur Unterflägung - weiblicher Kunftfertigkeit und Erziehung brauchbarer Dienft- mädchen, ein Waiſeninſtitut.

17) Die neugegründete allgemeine Verſorgungsan⸗ ftalt für Greife, ohne ihr Verſchulden gewerbs- unfähige Männer, Witwen und Waifen.

18) Das mit fo allgemeiner Theilnahme neu gegrüns dete Sparkaffeninftitut für Böhmen.

VI. An Befferungsanftalten beftehet das Spinn⸗, "Arbeits e und Provinzialſtrafhaus in Prag.

Das Königreich Böhmen. 340 Bildungsanſtalten.

Sm Jahre 1777 entſtanden in Böhmen durch den Probſt von Schulſtein die erſten Induſtrie⸗ ſchulen der Monarchie, in welchen mit dem Unterricht zugleich Handarbeit verbunden ward, fo zwar, daß. beided mit einander wechfelte. u

Sm Sabre 1806 erhielten die Volks⸗ oder dent⸗ Shen Schulen eine neue Einrichtung. Hiernach beftes ben dermalen Zrivials, Haupts und Realfdhus len und eine allgemeine Mufterfhule. Außerbem it es Hauptbefimmung der Urfulinerinnen,' Mädchen zu unterrichten, fo wie die englifhen Fräulein zu Prag diefelben in den Rormalfculges genftänden, und in weiblihen Arbeiten unterrichten.

Auch entfianden akatholiſche und jüdifhe Volks⸗ fhulen, und feit 1818 ift auch eine eigene Lehranſtalt zur Bildung der erwachfenen iſraelitiſchen Jugend in Prag errichtet.

Eine Haupt⸗ und Muſterſchule iſt nur in Prag,

zugleich zur Bildung der Lehrer beſtimmt.

Die nächſte Aufſicht und Leitung der Trivial⸗

und Hauptfchuien haben die Pfarrer. Höhere Auffeher

find die Kreisdechante, bie gemeinfam unter dem

Konfiftorium und Kreisamte fliehen, wovon jene das Geiſtige, diefe das Oekonomiſche leiten.

Bei jedem Konfiftorium führt ein Schuloberauf⸗ ſeher (Scholaſtikus) das Referat Über die Diözefe, die. Landeöftelle dirigirt das Ganze.

Im Jahre 1816 warb ein Biederholungeunter: riht in Sonntagsſchulen für Knaben und Mäschen von 13 biß 15. Jabren, dann für Eehriungen in ben Nuchmittagsflunden angeordnet.

32

341 Das öſterreichiſche Kaifertyum.

Der lateinischen Schulen (Gymnaſien) gibt ed 25 in Böhmen, diefelben werden theild von Geiſt⸗ lichen des Piariftens, Prämonftratenfer :, Eifterzienfers, Benediftiner= und Auguftinerordens, theild von welt: lichen Profefforen verfehen, einige haben 4, 5 auch 6 Lehrkurſe mit Lehrern und einem Katecheten. Jedes Gymnafium bat einen Präfelt für- die Disciplin und feinen Direltor, den jedesmaligen Kreis» bauptmann; in der Hauptſtadt ein eigener.

Alle Gymnaſfien ſtehen unter der Landesſtelle.

+ Die Univerfität zu Prag beflebet aus vier Fa⸗ Tultäten: j

Der Philoſophiſchen, Theologiſchen, Juridiſchen und Mediziniſchen.

. . Auf derfelben werden theil& gezwungene, theild freie Lehrgegenſtände vorgetragen, und fie iſt eine der älteſten Hochſchulen in Deutfchland.

Indeſſen werden aud noch einzelne Abtheilungen anderwaärts unter der Leitung der Geiſilichkeit gelehrt.

So jind in diefer Art philoſophiſche Echranftalten zu Pilfen, Budweis und Leitomiſchl, tbeolos giſche zu Leitmerig, KRöniggrag und Bub« weis.

- Das juriftifch = polltifche Studium warb 1810 neu auf vier Curſus eingerichtet.

. Am beften ift für den mediziniſchen Unterricht geſorgt. Er dauert fünf Jahre für diejenigen, welche Arznei und die höhere Chirurgie fludiren.

- Ein befonderer Unterricht beftehet für. die Civil⸗ und Bandwuntärzte mit zwei⸗ bis dreiiährigem Curſus.

Even fo ein vollftändiger Eurfus für fünftige Apo⸗ theker.

Das Königreich Böhmen. 342

Ale Behrfiellen werben durch Konkurs vergeben, unter Befätigung der hoben Eandeöftelle und ber Hofſtelle.

Jede Fakultät hat ihren Dekan: und: Direkter als Präſes. Ale fliehen unter dem Rektor magnificus, ber abwechfelnd jährlih aus den 4 Zakultäten gewadit wird.

Beſondere, mit den hoͤhern Lehranſtalten verbun: dene, unter der Dberverwaltung ded Landesguberniums flebende öffentliche Inftitute find:

a) Das auf Befehl Seiner E. k. Majeſtät bei Dem |

Diariften = Kollegium auf der Neuftadt neu errich⸗

tete Konvilt , welches nad. dem Wiener 8; E.

Stadtkonvikt organifirt iſt, und mit dem Schul»

jahr 1828—1829 feinen Anfang nehmen follte. .

Bor ber Hand ift baflelbe für 42 BZöglinge, nämlich für 30 Adeliche und für 12 Bürgerliche einges richtet.

Die Leitung dieſes neuen Bildungsinftituts ifl dem Piariften« Orden anvertraut.

‚Die Zöglinge erbalten darin die unentgelbliche Koft, Wohnung, Reinigung der Wäſche, Bedienung, und nebf dem Unterricht in den öffentlichen Schulen, auch den, wenn fie in den höhern Klaſſen find, in der franzöfifchen und italienifhen Sprache, dann im Zeich⸗ nen, und find fie im Genuße der gräflih Strak a'⸗ ſchen Stiftung, aud den Unterricht in den gymnaſti⸗ fhen Uebungen, ald im Zanzen, Reiten und Fechten.

Die Kandidaten in Ddiefed neue Bildungsinftitut wählt die bobe Landeöftelle, und ſchlägt diefelben Sei⸗ ner k. k. Majeftät zur hoben Beſtätigung vor.

Gute Studienattege und Mittelloſigkeitszeugniſſe entfeheiden bei der Wahl der Kandidaten. Die Bitt⸗

N

343 Das öfterseichifche Laiſerthum.

werber des adelichen Standes aber müſſen ſich über⸗ dieß in Hinſicht der Strata’fhen und Ferdinand⸗ ſchen Stiftung auch noch ausweiſen, daß ſie aus einer adelichen böhmifchen Familie ſtammen.

Auch Koſtgaͤnger zu ſechs Platzen werben gegen die Bezahlung von jährlichen 300 Gulden Conv. Mze. in dieſes Inftitut aufgenommen, nur muß ein folcher Koftgänger zehn Jahre alt, und fähig feyn, in bie erſte Grammatikalklaſſe einzutreten; aber auch nicht über die Srammatilalflaffen hinaus ſeyn. Seine Fä⸗ higkeiten muß er durch gültige Studienzeugniſſe dar⸗ thun, und wenn dieſe ihm fehlen, oder ſonſt ein Zwei⸗ fel darüber entſtünde, fo muß er ſich einer vorläufigen Prüfung unterzieben, um beflimmen zu Fönnen, für welche Klaſſe er tauglich fey.

Er muß von guten Sitten, und glei ben übri⸗ gen Böglingen, mit keiner chronifhen Krankheit bes baftet feyn.

Ein folder Koftgänger erhält gleich den Übrigen Stiftlingen Koft, Quartier, Beheitzung, Bedienung, Kleidung, Erziehung, Unterricht nebft dem Öffentlichen in der Schule und in ber Kalligraphie, und rüdt er in die höhern Schulen vor, auch in der franzdfifchen und italienifhen Sprade, dann im Zeichnen, wie auch weitere Ausbildung in mitgebrachten mufikalifchen Kenntniffen, in Erkrankungsfällen den ärztlichen Bei:

ſtand, dauert aber die Krankheit über 8 Tage, fo ha⸗ ben die Eltern oder Vormünder alle Koften zu tragen.

b) Die k.k. Univerfitätöbibliothet. Sie zählt über 120,000 Bände, und iſt reich an ſla⸗ wiſchen Manuſtripten.

ce) Die kak. Sternwarte.

d) Das kak. Naturalienkabinet.

Das - Königreih Böhmen. 344

e) Eine Chier:, Arznei- und Hebammen . Ihule, dann botanifhher Sarten..

if) Das chemiſche KLaboratorium..

2) Dad anatomilhe Theater.

h) Das phyſikaliſche Kabinett.

VI Das polytehnifhe Inflitut in Prag. Die böhmifhen Stände ftifteten und unterhalten bis jest eine technifche Kehranftalt zum theoretifch > praftis fhen Unterricht in der technifchen Shemie, Mathema⸗ tie und Baukunſt zur Emporbringung der vaterländis ſchen Induſtrie. Auch unterhalten

VI. die Stände feit 1659 in Prag Lehrer zum Unterricht im Reiten, Schten und Tanzen zu: nähft für arme Adeliche.

Im Jahre 1796 ftiftete in - Prag zur WBeförbes rung der Kunft und des Geſchmacks eine aus dem Adel zufammengetretene Privatgefellfchaft patriotifcher Kunfts freunde eine öffentliche Gemäldegallerie, dann auch eine Maleralademie zum Unterricht in den zeichnenden Küns fien mit einem eigenen Direltor, und ıheilt jährlich Preife unter die ausgezeichneten Schüler aus. Beſon⸗ ders bezwedt fie den Ankauf der Werke lebender vas terländifcher Künfller. |

Ein anderer adelicher Privatverein in Prag flif- tete 41810 da8 Sonfervatorium der Muſik, wels bes die Beförderung der Tonkunſt zum befondern Zwed hat; es ifl eine fehr außgetehnte und vortreff- lihe Bilpungsfhule in allen Theilen der Vokal⸗ und Inſtrumentalmuſik.

Die Anlage und Neigung der Böhmen für Mus fit if} befannt, und da durch die Aufhebung vieler Klöfter die Kirchenmufil in einigen Verfall gekommen

5. Dad öſeerreichiſche Kaiſertham

tft, fo bat ſich erſt in neuefler Zeit (1826) ein Ver⸗ ein der Kunftfreunde für Kirchenmuſik zu deren Ems porbringung gebildet, der auch ſchon durch mehrere - Produktionen in Kirchen den guten Fortgang feines Beſtrebens hinreichend bargethan hal.

Kerner beftehet eine befondere Militärerzie- hangsanſt alt für Soldatenfinder der in Prag gars nifonirenden Regimenter, um fie zu tüchtigen Unters offizierd zu bilden.

In Verbindung derſelben iſt die feit 1811 gefif- tete Shwimmfcdhule in der Moldau, an deren Unterricht auch Civilperſonen Theil nehmen.

Noch gibt es andere Anflalten zur Beförderung der Kultur, der Künfte und Wiſſenſchaſten, nämlich:

a) Die Gefellfhaft der Wiſſenſchaften.

b) Die patriotiſch-ökonemiſche Geſell—⸗ ſchaft. 6) Daß im Jahre 1818 von dem damaligen Oberſt⸗ burggrafen, und dermaligen Staats » und Konferenz« miniſter Herrn Kranz Anton Grafen von Kos lowrat Liebfteinfty gegründete vaterländiſche Mufeum. Doffelbe bezwedt die Auffielung alles Ausdgezeichneten in vaterländifher Wiffenfchaft und Kunft, und alles Mertwürdigen, was Natur, menſch⸗ lihe Kunft und Gewerbfleiß in Böhmen hervorgebradt haben, zu möglichſter Gemeinnützmachung, Beförde⸗ rung der Kultur, Wiſſenſchaft, Induſtrie und Va⸗ terlands-Kenntniß. Es glänzt bereits mit vielen Schätzen.

. Das Konigreich Bohrien. 346 |

Militär-Berwaltung Die ganze Militärverwaltung des Reihe

fiebet unter dem böhmifchen Generallommando,

an defien Spige fich der kommandirende General in Böhmen, als der Chef des gefammten Militärwefens im Lande befindet.

Diefe Militärverwaltung umfaßt aber auch nebft den eigenthämlihen Militärangelegen: heiten; die politifh=dlonomifchen, dann die Juſtizgegenſtände. Die Erfleren begreifen die Rekrutirungs = und Montirungsgefhäfte, das Mon: turds und Ausrüflungdwelen, die Kommiflariatd = und Kaſſenſachen, die Sanitätd s und Berforgungsäangele- genheiten, die Letztern die Streitigkeiten und fonftigen gerichtlichen Angelegenheiten.

In diefer Hinficht theilt fi das Beneralfoms manbo in fünf Abtheilungen oder Departements:

a) in dad militärifche,

b) politifche,

ce) ötonomifche (Feldkriegskommiſſariat),

d) Verpflegs⸗ und

e) Juſtiz⸗-Verwaltung.

Daß Judicium delegatum militare mixtum beſtehet aus zwei Lanträthen, und zwei

ð

Militärs Gerichtöperfonen, und bildet unter dem Prä⸗

firium des Kommanbirenten eine Art Juſtizbehoͤrde für die ganze Provinz.

Uebrigens flieht das E. k. Generalkommando in unmittelbarer Gefhäftöverbindung mit dem k. k. Hof: Eriegöratbe zu Wien, ald ber hoͤchſten Militärbehörde des Kaiſerthums.

Gegenwärtig liegen in Boͤhmen folgende neun Linieninfanterieregimenter:

Dos bſerreichiſche Kaiſerthum.

4. Erzherzog Rainer Nr. 11, deſſen Stab fich

in Prag befindet, und zum Werbbezirk ben Kau: rjimer und Gjaslauer Kreis;

. Lilienberg Nr. 18, deſſen Stab in Gitfchin und zum Werbbezirk einen Theil des Königgrä- Ger Kreifed, und den ganzen Chrudimer ; .

3. Albert Gyulai Nr. 21, deffen Stab in Ehru-

dim, und zum Werbbezirk den Übrigen Theil de3 Königgräger Kreifes, und den ganzen Chrudimer ; . Trapp Nr. 25, deffen Stab in Pifel, und zum Werbbezirk den Prachiner und Klattauer Kreis;

Kutfbhera Nr. 238, deffen Stab in Prag, und zum Werbbezirk den Berauner und Rakonitzer Kreis;

3). Herzogenberg Nr. 35, deſſen Stab zu Pilfen, und zum Werbbezirk den Pilfner und Elbogner Kreis;

PDalombini Nr. 36, befien Stab in König: gras, und zum Werbbezirt ben Bunzlauer , und einen Theil des Leitmeriger Kreifed;

Wellington Nro. 42, deffen Stab in There⸗ fienftadt,, und zum Werbbezirk den Übrigen Theil des Leitmeriger Sreifes, und ben ganzen Saazer; . Salins Nr. 54, deflen Stab in Neubaus, und zum Werbbezirt den Budweiſer und Zaborer Kreis bat.

Serner zwei Küraffierregimenter, nämlich: Katfers Küraffier Nr. 1, deſſen Stab in Bran⸗

deis, und

Konftantin Küraffier Nr. 8, deffen Stab in

Klattau.

Sahfen:-Koburg- SaalfeldeUhlanen Nr.

1, defien Stab in Saaz if.

Das Königreich: Böhmen. 348

König von Würtemderg Sufaren Nr. 6, deſſen Stab in Pardubitz if.

Bier Iägerbataillons Nr. 1, 2, 3 und 4, die ihre Stationen in Prag, Eger, Komme tau und Gitſchin unter fih zuweilen mechfeln. | Ein Artillerieregimens Nr.-1, deſſen Stab in Prag.

Sechs Kompagnien Sränzlordon , dann. ‚Abtheis lungen vom Zuhr = und Beſchälweſen, Ingenieur⸗, Pionier s, Sapeur », DMineur » und Pontoneurkorps. Im Ganzen, wenn der Stand der Regimenter und ber Korps Fomplett ift, dürfte die böhmifhe Armee bei 50,000 Mann flark feyn. Hiezu kommen nod 18 Batailond Landwehr. .

Jedes Regiment hat fein Militärknabenerzie: hungshaus.

An Drag befindet ſich eine Montirungs: Delonomie:Kommiffion, welde mit allen den erforderlichen Handwerkern nicht nur für die gegenwär: tigen Bebürfniffe der Infanterie und Kavallerie Montis rungd« und Ausrüftungsflüde, fondern auch für des ren binlänglihen Vorrath in Kriegdzeiten zu forgen hat. |

Jür Proviant, Fourage und andere Unterhals tungsbedürfniffe forgen die NWerpflegsämter aus eiges nen Magazinen.

Su Ende der Prager Borflabt Karolinen- thal liegt das Invalidenhaus, das im Jahre 1728 . erbaut wurde, aber nach feinem damals entworfenen Man nicht ganz ausgebaut iſt, und gegenwärtig In⸗ validen » Filialien zu Brandeis, Podiebrad, Parbubig und Sungbunzlau hat.

.

349 Das Gſterreichiſche Kaiſerthum.

Die Einlünfte des Staates gränben ſich in die⸗ - fem Konigreiche auf derſchiedene Abgaben, welche hier auf ähnliche Weife, wie in ben Übrigen deutfchen und galizifchen Ländern aufgebracht werben, nämlich : theils von den Dominien, vom Grundertrage, von den kö⸗ niglichen Regalien, oder von dem, dem Fiskus zufal« lenden Einfommen erhoben, theild durch Perſonal⸗ Konfumtions s Gewerb » Erwerb » Eintommen und Häu- ſerſtenern eingebracht. Einige Seatiſtiker ſchätzen fie auf beiläufig 20 Billionen in Silber.

: Dad Königreih Böhmen. 350

Topographie

Königreichs Böhmen.

Das Königreih Böhmen iſt in 16 Kreife einges

theilt, und zwar in den Berauner, Rakonitzer, Kaurzimer, Saazer, Leit meritzer, Bunzlauer, Bidſchower, Königgräger, Chrudimen Chaslauer, Zaborer, Budmeifer, Prachiner, Klattauer, Pilſner und Elbogner Kreis.

351 Das oͤſterreichiſche Kaiferthum.

Kun diefen werben die, der Hauptflabt Prag zunaͤchſt liegenden, audfchliegend von Böhmen (Ge: chen), die den Sränzen von Baiern, Sachſen und Dreußen zuliegenden von Deutfhen und Böh— men, ausſchließend aber ber Eibogner, dann aud ber Saazer und Leitmeriger Kreid von Deut: [den bewohnt.

Die ſchöne und zugleich ehrwürbige Hauptſtadt Drag, die zu keinem Kreife gehört, erhebt ſich faſt in der Mitte des Landes unter 50° 5' 19 nördlicher Breite, und 32° 0" öſtlicher Länge von Zerro, in einem anmuthigen Thale, längs der friedlichen Mol: dau. Nur entlegene Bezirke der Stadt ziehen ſich fanft an die freundlichen Höhen binan, die in man- nigfaltigen Schattirungen einen. lieblihen Kranz um fie bilden.

Ueber die Zeit ihrer Erbauung gibt die Gefhichte keine Daten beftimmt an, nur glauben die alten Chros niften,, daß derjenige heil der Stabt, beffen Raum gegenwärtig die Zudenfladt einnimmt, ſchon von den Markomannen angelegt, und nad ihrem Anfüh⸗ rer Marbod, Marbudum genannt worden fey. Als die Czjechen Böhmen in Beſitz nahmen, fol die damalige Schiedsrichterin Libuffa das erfie Haus auf dem linken Moltauufer,, der heutigen Kleinfeite, baben erbauen laffen. .

Gegenwärtig iſt Prag der Zentralpunft bes Verkehrs einer der fruchtbarftien und induftriöfeften Provinzen des öfterreihifhen Kaiſerſtaates, und ber bauptet in Hinficht ihrer ſchönen Eage , ihrer Größe,

Das Königreich Böhmen. 382

ihrer großen Plätze, langen breiten Gaſſen, hohen ſchönen Gebäuden, unter den wohlhabendſten und ſchönſten Städten nicht nur der Monaräie, fondern auch Deutfchlands feinen Bang.

Seit vielen Jahren werben bebeutende Summen auf deren Verbeſſerung und Verſchönerung verwendet; ſchon find alle Gaſſen mit Kanälen und mit einer dauerhaften Pflafterung verfehen,, große Plätze geord⸗ net und gepflaftert, fchadhafte, unanfehnliche Käufer neu aufgebaut.

Die gefammte Eivil- Bevätferung Prags beftand | nach den offiziellen Landes : Summarien von der lebten Volkszählung 1327:

Aus Eingebornen . - . . 2 0. 88180 Fremde aus ven böhmifchen Kreifen .- 14,683 öſterr. Erblanden . 653 dem Audlande.. . . . 681 . Hiezu die Beoölferung des Wiſchehrads 1,037 105,234 Bon den Eingebornen find abweſend: In den böhmifhen Kreifen .. . 672 öſterr. Erblanden. . . 637 Im Auslande ober unbefannt . 145

Summa.. . 1,454

So verbleibt. mit Ausnahme ber Bar: | nifon eine ‚reine Bevöllerung von 103,780 Seelen.

353 "Das ößterreihifhe Kaiſerthum.

(Darunter nahe an 7000 Juden, die einen eigenen Bezirk der Altſtadt bewohnen).

Die Eingebornen fprechen boͤhmiſch und deutſch faft mit gleicher Fertigkeit, lieben ben Tanz und die Muſik, für welche legtere fie einen auszeichnenden Runftfinn ent⸗ wideln, der auch dem ganzen Lande eigen ift, fie find induftrids und ihrem Regenten ganz ergeben ; bekennen ſich in der Regel zur römifchstatholifchen Kirche, doch haben auch Proteflanten und Akatholiken daſelbſt ihre Bethäufer.

Ihre Seehöhe beträgt 55,105 Parifer Fuß über der Nordfee bei Hamburg.

Sie wird von dem Fluße Moldau in zwei ungleiche Hälften abgefondert, auf deren einer am rech⸗ ten Ufer füdöflih die Alt« und Neuftadt mit der Veſte Wiſchehrad, auf. der andern am linten Ufer nordmweftlih die Kleinfeite und der Hradſchin Viegt, in politifcher Hinſicht aber ift fie in vier Haupt⸗ vierteln eingetheilt , wovon die Altſtadt das erfle, die Neuftadt das zweite, die Kleinfeite das dritte, und der Hradſchin dad vierte Hauptviertel beißt.

Die 280 Klafter Tange, 6 Klafter breite fleiner: ne Brüde, die Kaifer Karl IV. (König von Boͤh⸗ men I.) im Jahre 1358 anlegen ließ, und bie auf 16 Bogen, und 18 Pfeilern ruht, auf beiden Enden mit hoben Thürmen gefchleffen , und ihrer ganzen Länge nah mit 27 hoben fleinernen Heiligen » Bildfäulen, und einem großen metallenen , vergoldeten Krucifir geziert ifj, verbindet beide Hälften dee Stadt,

3

Das Königreih Bsbhmen. 884

Auf der Kleinfeite bildet die Moldau eine Anfel (Kampa) die mit Häufern und Privatgärten befegt iſt, von der fleinernen Brücke drei Pfeiler trägt, und mit dem Haupttheile ber Kleinfeite durch fünf Eleine Brüden verbunden iſt. |

Im Sttome felbft bildet die Moldau die ſoge⸗ nannte Färbers und Schügeninfel, außer der Stadt die Hebinfel (au Seoßvetedig) dann die Keppliſche Infel.

Der Fläheninhalt aller vier Städte mit dem Wiſchehrad beträgt 2,115,611 Wiener Quadrat⸗ Blafter, und deren Umfang vier Stunden,

An Gebäuden enthält

bie Altſtadt 4 350 die Judenſtadt. 279 die Neuftadt: . 1267 die Kleinfeite . 523 der Hradſchin 189 ber Wifhehrad. 7 in Summa . 3279 Gebäube:

Vorfiädte zählt Prag zwei,

4. den Smihow auf dem linken Üfer bei Moldau, der Neuſtadt und dem Wiſchehrab gegen⸗ über, ſüdlich von den Wällen der Kleinſeite, mit ungefähr 80 Häufern.

2. Das Karolinenthal am rechten moldauufer, oͤſtlich von den Waͤllen der Neuſtadt mit 86 Häus fern. Diefe erhielt ihren Namen zu Ehren Ihre Majelät der jegigen Kaiferin Karoline, und vergrößert ſich mit jedem Jahre. Eins der vorzüglich

hen Gebäuden hier if das des Hrn, Wenzel Romwotny. Deherreigifges Kaliertgum 2. Band, Ga

855 Dos oͤſterreichiſche Kaiferthum.

Stadtthore zählt Prag 8, das fosenarinte Morfhiger (oder Spiteltbor), Neuthor (oder Wiener Thor), Roßthor, Kornthor, Wiſche—⸗ hraderthor, uUgesderthor, Reichsthot ‚oder Strahöfer Thor), dann Sandthor (oder Karle> tbor). Die erflen fünf find auf der Neuſtadt, die die drei legtern auf der Kleinfeite und Hradſchin.

Vermoͤg ſhren Feſtungswerken wird fie unter bie Feſtungen gezählt.

Die Altftadt bildet eigentlich dad Centrum ber Etadt; bier frömt alles Leben zufammen, ihre krum⸗ men winkelichen Gaſſen beweifen ihr Altertbum.

Sie bat nit einen regelmäßigen Plag, und außer bem Ringe nur kleine Pläge aufzuweiſen, jeder Raum wurde bier benukt. Faſt alle Gewerbe drängen fih bier zufammen , die meiften Häuſer befteben zu ebener Erde nur aus Berfaufsgewölben, und befon« ders ift es die Jefuitengaffe, wo ſich Laden an Laden reiht , und heute Luxus und Galanteriewaaren die fonfligen Verkaufsartikeln der Saube und GStiefeln verdrängt haben. *)

Unter den Kirchen der Auft adt zeichnet ſich aus die Theinkirche, als ein merkwürdiges Denkmal des Alterthums. Herzog Krzeſomisl legte eine Burg (der jegige Theinhof) an, und Borziwog erbaute in den Testen Jahren des 9. Zahrhunderts nähft derfelben eine Kapelle, welche Drahomira zerfiören, und Boles law der Sanftmüthige wieder aufbauen ließ. Im Anfange des 15. Jahrhunderts wurde fie auf Koften der eingewanterten deutfchen

*) In frühen Sahren hatten meift Schuhmacher ihre Verkaufsgewölbe darin,

Dad Königreid Böhmen. . 356

Kaufleute erweitert. Georg von Podiebrad baute die beiden Thürme, und ließ zwifchen denfelben feine eigene Geſtalt mit dem Kelch abbilden, aber im Jahre 1620 wurde an deſſen Statt die heilige Jungfrau mit vergoldetem Schein an diefelbe Stelle gefekt. Im Sabre 1819 ſchlug der Blig in den rechtöftehenden Thurm ein, wodurd deſſen Obertheit ſowohl, ald die. beiden Gloden ein Raub der Klammen wurden, lebe tere find bereit feit 1827 von dem Glodengußmeifter Kırl Bellmann wierer bergeftellt , und tönen mit der großen Gtode des links ftehenden Thurms ſehr harmoniſch, wie bald aber die Thurmſpitze wieder auf⸗ gebaut werden wird, iſt den günſtigern Zeitverhältnifs fen vorbehalten, Sn ter hochgemölbten gothifchen Kit: che befindet fi nchſt dem Predigſtuhl das Denk⸗ mal des berühmten Afteronomen Tycho de Prahe. Das Stift und die Kirhe der Kreuzherren mit dem rothen Stern nächſt der Brüde ift von’ Ag» nes, Tochter Prjemis! Ottokar T. geflifter, und ber leidenden Menfchheit gewidmet. Die Kirche mit der fchönen Kuppel ift im römifchen Style gebaut. Die vorzüglichften Gebäude der Altſtadt ſi nd die beiden Univerfitätögebänbe : 1. Daß Mlementimum oder das ehernalige Je⸗ fuitenfollegium. | 2. Das Sarolingebäubde.

Im erflern wird das philofophifche und theolo⸗ giſche Studium gelehrt, auch befindet fih in demjelben das geifllihe Seminarium zur Bildung ber Priefter, das Gymnaſium, , die Akademie der Zeichenfunft , die k. k. Univerfitätsbibliothet, welche über 100,000 Bäns de und 4000 Handfciriften zahlt, Die k. k. Stern« warte, das Mineralienkabinet. Diefes Gebäude for⸗

AaAM2

357 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum.

mirt einige Gaſſen, umfchließt zwei Kirchen und zwei Kapellen , und enthält Übrigens vier Höfe,

Im zweiten, dem Garolingebäube, werben die juriſtiſchen und mebizinifhen Vorleſungen gehal⸗ ten, es enthält das chemiſche Laboratbrium, den anas tdmiſchen Hoͤrſaal, den Promotionsſaal mit ben Bild⸗ niſſen der Monarchen und Erzbiſchöfe geziert, mit der Kapelle der heiligen Kosmas und Damian zur Seite. Ferner die Sigungsfäle der Gefellfchaft der BWiſſenſchaften, und ber öfonomifch » patriotifchen Ge⸗ felifchaft.

Das uralte Rathaus mit feinem (&önen Sitzungsſaal und der gothifhen Kapelle, dann mit feinem italieniſchen Uhrwerk im untern heile des Thurms, worauf alle Kalenderzeichen, und andere bes wegliche Figuren zu ſehen find; daffelbe wurde im Jahre 4490 von dem Mathematiker und Magifter Hanufd und einem feiner Schüler verfertiget.

Das Haus des Fürſten Kinsky.

Das des Fürſten Kolloredo Mannsfeld.

Das des Grafen Clam Sallas.

Das de8 Kommandirenden, dann

Das Nationaltheater

Die Neuftadt, oder das zweite Hauptviertel iſt beinahe dreimal größer ald die Altflabt, fie hat aber auch eine Menge großer Pläte und anfehnliche - breite Saffen, dann Häufer mit großen Gärten.

Unter die vorzäglichften Pläge dieſer Stadt ge- bören ber Bichmarkte, Roßmarkte, Heumarkt— und Joſephplatz.

Der Roßmarkt wurde erft im vorigen Sabre geordnet, und neu gepflaftert, er iſt 380 Klafter lang, dann 25 und 32 Klafter breit ; an beiden Seiten ſte⸗

.Das Königreid Böhmen. 358

bern anfehnlide Häufer, an. denen ein ſehs breites Trottoir fortläuft; drei fleinerne Röhrkäften, und zwei fleinerne Statuen , die eine den heiligen Wenzel gu Herd vorftelend, die andere die Wildfäule des heilie _ gen Johann von Nepomuk, zieren biefen Platz, nur find diefe Objekte in dem obern breitern Theile nicht in die Mitte geftelit, wodurch dag Aug beieibigt wird,

Mehrere breite Gaſſen führen von mehreren Sei⸗ ten auf dieſen Platz, der immer äußerſt lebhaft iſt.

Ein weit größerer Platz iſt der ſogenannte Vie h⸗ markt, wenn dieſer, wie bereits angefangen, regulirt, und etwa die wenigen in deſſen Mitte ſtehenden, un⸗ anfehnlihen Häuſer, raſirt werben ſollten, dann wird dieſer Platz ſeines gleichen in den Gaupthöbten \ Deutfhlands nicht finden,

Der langen und breiten Gaffen zählt die Reue fladt viele: den Graben, die Schil lingsgaſ⸗ fe, welche zum Porfchiger « Zhor führt, die Hiber- nergaffe (auch Pflaftergaffe) auf der man - feitwärtd zum Neuthor kömmt die Heinrichs⸗, die Stephans⸗, die Waffers, die Breite⸗ und Brenntegaffe. Die neue Ablee burh die Obf- gaffe mit dem Graben verbunden, ſtellt fih dem Auge ſchoͤn bar, fie iſt mit breiten Steinplatten bes legt. in der man durch eine Doppelteihe von Kaſta⸗ nienbäumen luſtwandelt; mehrese fleinerne und hoöͤl⸗ zerne Bänke laden zum Ausruhen ein. |

Bon den Kirchen biefer Neuftadt iſt die Mas rias Schnee: Kirche (zum Klofter der Franziska⸗ ner gehörig) der vielen in früheser Zeit audgeflande» nen Shidfale wegen merfwürdig. Sie wurde von Karl IV. zue Seiler feines Vermählung wit - der

. 359 Das Sfterreichifche Kaiferthyum.

Prinzeffin Blanka erbaut, und den Karmelitern ges ſchenkt. Im Jahre 1421 wurde fie von den Huſſiten zerftört, und die Karmeliter getödtet oder vertrieben, Erft Rudolph rief (1603) dad Gebäude wieder ans dem Schutt hervor, und ſchenkte es ben Franziska⸗ nern, tie jedoch in ten bald darauf erfolgten Unrus ben von dem ergrimmten Pöbel mit großer Graufams Leit mißhandelt, und das Klofter aufs Neue zerflört wurde. Es ward nachher zum zweitenmal aufgebaut, und den Franzisfanern wieder zum Beſitz zugemieſen.

Die meiflen und größten Gebäude befinden ſich ‘auf diefem Stadtviertel, von denen wir nur einige nennen wollen: Das Hauptzollamt die Las baks⸗- u. Stempelgefällenadminiftration da8 Piariftengebäude mit dem neuen Kons vift und Gymnafium dad Garniſonsſpital das Kranken-⸗, Siechen-, Gebähr-und Irz senbaus dad Kriminals und Provinzial: firafhaus , welches lestere im Jahre 1823 auf Kos ſten des Staats erbauet wurde,

An die Neuftadt gränzt die ehemalige Vefte und Bergſtadt Wiſchehrad. Diefe Meine Stadt war in den Zeiten des Alterthums der Sig der Herrfcher, und man vermuthet ſogar, daß auf diefem Berge die Burg des Krokus geſtanden habe, in welder feine Nachfolger bis auf Kisfomist ihr Hoflager hielten. Gegenwärtig findet man keine Spur mehr von allın den Gebäuden, etwa eine Warte am Felfen gegen die Moldau ausgenommen , zu welcher man wahrſcheinlich durch einen unterirdiſchen Gang gelangte,

Die Kirhe zu St. Peter und Paul, die ge: gen das Ende des eilften Jahrhunderts von König

U 2 -

Das Königreich Böhmen. 360

WBratislam erbaut wurde, ift eine Kathedrale kirche, und der Sig eines infulixten Probſtes.

Am linken Moldauufer zieht fih die Kleine feite, oder dad äte KHauptviertel in dem Thale, welches nördlich der Schloßberg, weftlich der Strar böfersBerg, und füdmefllih der Lorenzberg bildet, ſchmal und lang längs des Flußes hin, und ſtreckt nördlih und weftlich zwei Flügeln aus.

‚Sie ift Meiner ald die Altftabt, und einen bedeu⸗ tenden Raum nehmen noch die Privatgärten auf ih⸗ ren beiden Zlügeln ein. |

Sie befigt nur Feine Pläge und einige breite Gaffen, doch mehrere Paläfte des Adels; des Grafen Noſtitz de Baron Ledebour des Für ften Kobkowitz des Grafen Thun, deö Gras fen Waldſtein des Fürften Rohan.

Hier in den ehemaligen Zefuiten : Gebäuden ift der Eig des kak. Suberniumsg, der ka k. Appel⸗ lation des kak. Sandrechts mit allen deren Zweigen. |

Nahe dem Gubernialgebäute, in welchem auch die Wohnung ded jeweiligen Herrn Dberftburg» grafen ift, fiebet das landſtändiſche Haus, mit allen den Ständen unterſtehenden Kanzleien.

Auf dem wälſchen Platz ſtehet das k. k. Leib: haus.

In der breiten Karmelitergaffe befindet ſich das t. £. Dberpoflamt, dann dad Gymnaſium.

Unter den Kirchen zeichnet ſich die Hauptpfarr- firhe St. Nikolaus auf dem Wälfchenplas aus; fie it ein Nachlaß der Zefuiten, und wurde zu Anfang des vorigen Jahrhunderts mit großem Koflenaufwand

„u, peinernen hohen Säulen, und zwar Stücken, ruht, drei hohe Eingänge. von olofjalen Statuen umgibt das Dad

Der weſtlich liegende Lorenzberg mit geln fih emporhebenden Gebäuden und der Kleinfeite , befonders im Yrüpjahr, ei Anfeben.

Ueben der Kleinfeite thront majeftätifch fhin, als daß vierte Hauptviertel der St. Namen erbielt verfelbe von der königlichen & miſch Hradce, Schloßbezirk). Wie ein Diad gelt er ſich weſtlich und noͤrdlich um die . Keine würbigere Stelle hätte diefer Könige Finnen.

Auf bedeutender Höhe gelegen biethet « Entfernung gefehen dem Schauenden nid! andern Stadttheile, bloß Thurmfpigen unt fondern fi felbft In feiner gebietherifchen Die königlihe Burg, daB abelihe Dame der Erzbifhöflige Schwar⸗e*

unh Kran ?-

Dab Köonigreich Böhmen. 862

vorzůglich wenn man von der Altſtadt auf die Brücke tritt, eine bezaubernd ſchoͤne Anſicht.

Der Hradſchin zählt nur wenige Gaſſen, doch | zwei bedeutende Pläge, und ſelbſt die Löniglihe Burg enthält drei anfehnliche Höfe.

Da es hier wenige Privathäufer gibt, und bie vielen Dalläfte wenig bewohnt find , fo ift diefer Stadt⸗ theil die Woche durch fehr unbelebt ; defto zahlreicheren Beſuch erhält er an Sonn: und Zeirrtagen, wo Tau⸗ fende der Domlirche bei St. Veit und dem Edloß. garten zuſtroͤmen.

Dieſe Domkirche iſt die merkwürdigſte ber ganzen Hauptſtadt, fie iſt von gothiſcher Bauart, ihre Entfiehung, Veränderung und Schickſale haben wir in dem Weberblid der Geſchichte Böhmend angegeben.

Ihre ganze Länge, nach oͤſterreichiſchem Mag, bes . trägt 172, die Breite 132, die Höhe des Schiffs 106, deffen Breite 38 Schuh. Die Höhe der obern Fen⸗ fier in der Lichten 33, die Breite in der Lichten 18 12 Schuh.

Unter die vorzüglichfien,, fowohl alterthämlichen als kirchlichen Merkwürdigkeiten des Innern gehören: Die ehemalige Bönigliche Gruft mit dem herrlich gearbeiteten Sarkophage, welder dem feurigen

Kunftfreunde Kaifer Rudolpb I. fein Dafeyn zu verdanken bat.

Er ift 15 Fuß lang, 45 breit und 6 hoch, durch⸗ aus aus Sarrarifhem Marmor, und mit einem ſchützen⸗ den Gitter umgeben.

Hier ruhen Kaifer Kart IV. mit feinen Ge⸗

mahlinnen , fein Sohn Kaifer Wenzel IV., Georg son Podiebrad, Ladistam, Kaifer Ferdinand

363: Dad öfterreihifhe Kaiſerthum.

I., Kaiſer Muarsimilian IL, Kaifer Rubolpb IT. und Amalia, die Tochter der Kaiferin Maria Thereſia.

Auf einem Seitenaltar befinden ſich die Gebeine des heil. Johann von Nepomuk in einem gläfer: nen Sarge, der wieder in einem filbernen eingefchlof« fen ift, vier filberne Engeln von Lebensgröße ſchwe⸗ ben ober dem Sarge, und halten einen Baldadin. Das Ganze maht den Eindrud des Pracht und des Reichthums.

Nebſt Aefen Ueberreften befinden ſich auch jene des heiligen Königs Siegmund in der nah ihm benannten Kapelle, die des heil. Weit binter dem Hodaltar , die des heil. Wenzel rechts glei beim Eingange, wo ſchon an der fhweren eifernen Zhüre dem Eintretenden der Brongering mit dem Lömen: baupte entgegen fhimmert , an welden fi des her⸗ zogliche Martyrer foll gehalten haben, ald ihn fein Bruder zu. Bunzlau ermorden ließ.

Die Wände diefer Kapelle find mit reicher Vers goldung, und großen böhmifchen Edelfteinen verziert, dazmwifchen aber fireben Wandgemälde empor, das Le: ben Wenzel und die Bildniffe Karts IV. und feiner Gemahlin vorftclend, welde zwar nachgedun⸗ Felt, und größtentheild Üübermalt , doc) noch die böh- mifhe Malerihule des 14. Zahrhundert erkennen loffen.. Unter dem Geitenaltar wird der Leichnam des fürftlichen Glaubenshelden, fo wie deffen drahtge⸗ flohtener Panzer, Helm und fein Schwert (daflelbe, womit tie böhmifchen Könige bei ihrer Krönung meh: rere Edle zu Wenzels» Rittern ſchlagen) bewahrt, und dicht gedrängt, ſtehen noch manche Alterthümer, eine

Dad Königreih Böhmen. - 364

meſſingene Statue Wenzels, ein Modell des Thurms, wie ſolcher ausgebaut werden ſollte. Das Eiſen, welches Bretislaw als Unſchuidsprobe eingeführt bat. Ä Das ältefte Denkmal der Kunft, das fih noch in diefer Kirche, und zwar in der Sigismund Kapelle befindet, ift ein großer metallener Ar ms Leudhter, der aus dem Tempel Salomon zu Serufalem flammen fol.

Außerhalb befindet fich die Kapelle des heiligen Adalbert mit deffen heil. Ueberreften.

Noch find auf diefem vierten Hauptviertel unter die merkwürdigen Kirchen zu zählen: .

Die alte St. Georgskirche nächſt der Doms Tirche, erbaut zu Anfang des 10. Jahrhunderts von | Wratislamw I. Hier ruhen die Gebeine der heit. uni dann die des Herzogs Wratislaws

Boleslamws M., feiner Schweſter Aebtiſſin Mlada und der Xebtiffin Ku hegunde, Tochter Premisl Ottokars IT,

Die Kirche Loretto mit dem bekannten Glo⸗ ckenſpiel auf dem Thurm, dann

die Prämonſtratenſer-Kirche auf dem Strahof mit dem anſehnlichen Stifte. Auf dem Hoch⸗ altar ruhen die Gebeine des Ordensſtifters und Erz⸗ biſchofs von Magdeburg St. Norbertus, weiche der Abt Kafpar von Queſtenberg mit großgr Gefahr aus genannter Stadt hierher brachte. Das Stift hat eine Orgel vom großen Werth, und eine febenswerthe Biblio: hef,

Berner befindet fi af bem Hradfſchin das Na tionalmuſeum, gegründet von Seiner Erzellen;

365 Das aſterreichiſche Kaifertkum.

dem bamaligen Oberſtburggrafen und gegenwärtigen Staats s und Konferenzminifler Herrn Grafen Franz Kolowrat Liebſteinsky die Bildergalle: rie in eben bemfelben Gebäude das Inſtitut des Damenvereind zur Bildung tauglicher Dienſt⸗ bothen.

Der Menge Mohlthätigkeitsanftalten, durch wel: che fih Prag vor fo vielen Städten auszeichnet, haben wir im vorigen Abfchnitte gedacht, noch müſſen wir einer neuen Anftalt erwähnen , die durch daB Beſtre⸗ ben Seiner Erjellenz des gegenwärtigen Oberfiburgs grafen, Herrn Karl Grafen von Chotek gegründet wird, und die bem Wohlthätigkeitsfinn der Bewohner Prags die Krone auffegt.

Um den von Seiner Paiferlich » koͤniglichen Ma⸗ jeſtaͤt ausgeſprochenen Willen, daß das, der oͤffent⸗ lichen Sicherheit, fo wie der Sittlichkeit ſehr ſchäbliche Gaſſenbetteln ganz aufhöre, zu befolgen, verband ſich der wohlthätige Privatverein unter der Leitung bes Zürften Kart Anfelm von Thurn und Taxis ‚mit der Armenverforgungsanftalten=: DObers direkzion unter der Leitung bed würdigen Prä- Iaten des Stifts Etrahof, Benedikt Pfeiffer, als Borfteber. |

Ihr Beſtreben if, bie Müfliggänger von den er- werbsfähigen Armen, die Bettler von ben durch Ai⸗ ter und Krankheit gebredhlihen Hausarmen auszu⸗ fheiden; zu dem Ende werben in jedem Pfarrbezirke mehrere Armenväter unentgelblih angeflellt, welche das Geſchäft der Ausfcheidung gewiflenhaft beforgen müſſen; die Müffiggänger werben den Zwangdarbeits⸗ anftalten,, die erwerböfähigen Armen den freiwilligen Arbeitsanſtalten zugewieſen; die verſchämten erwerbs⸗ unfähigen Armen erhalten die Unterſtützung auf die

Dad Königreich Böhmen. 366

Hand, Diefen Zweck volfländig zu erreichen, wird ein binreichender Fond alljährlich auf Suhfkription für Drag eingeleitet. Es werden zu diefem Ende Subs fBriptionstabellen jedem Haudbefiger für fih und feine Wohnpartheien mitgetheilt , in welchen fich der Geber zu einen Beitrag bekennet.

Diefe Subſkriptionstabellen gelangen dann ente weber an das hohe Landespräfidium, oder an den Prager Magiſtrat zurück, und biefe Beiträge werden nachher von den Armenvätern eingefammelt , unb ber Direktion übergeben. Schon find diefe läfligen Gaſ⸗ fenbettler , die durch Zeitumflände ſich gehäuft haben, verfhwunden, und der Gtabtbewohner kann rubig in den Gaſſen wandeln. Segen ben Edlen, welde biefe Anftalt gegründet haben, und auch jenen, die zu berem . wohlthätigen Gebeihen mitwirken, fie pflanzen in bie Mitte ihrer Brüder einen Baum, aus bdeflen ſich im⸗ mer mehr audbreitenden Werzweigungen fanft erquis - Lender Balfam in bie Wunden ber er Unglädtichen träus felt.

Prag ift der Mittelpunkt bes böhmifhen Kunſt⸗ fleißes, der Induſtrie und des Handels. Man zählt bier vier Kunflbandlungen, 11 Buchhandlungen, 10 Buchdrudereien, mehrere Manufakturen und Fabriken in Zajance, Kattun und Leinwand, in Gold, Silber und Bijouteriewaaren, in Handſchuhen, Leder, feides nen Zeuchen, in Seitenband, Gilberplattirungen, Ka⸗ fienbefchlägen und Gichorien. Diefe Fabrikate, und die wichtigen Sandesprodukte begründen einen lebhafe sen Spedition » und Wechſelderkehr.

Der inländifhe Waarenabfag gehet in die Mil« lionen.

367 Das .Öferreihifhe: Kaifertbum.

Die Etrafenfäuberung iſt gut, fo wie die nächt⸗ liche Beleuchtung.

Für das. gefellige Vergnügen find das National: theater, der Redoutenfaal, mehrere Zanzjäle, eine ades lihe Reſſource, unzählige Koffees, Weine und Bier: bäufer. . | Deffentlihe Epaziergange find in der Stadt: die Brüde, ter Graben, ber Roßmarkt, der zu der neuen (1827-1828 angelegten) Promenade auf die Baftei führt, auf weldher man das Panorama der ganzen Stadt fletd vor Augen bat, fie wird in ein paar Fahren den Luſtwandelnden im Schatten erquis den der gräfih Waldfteinifhe Garten der Shloßgarten bie Färber- ud Schü— yeninfel.

Außer der Stadt iſt der Baumgarten oder Bubentſch mit feinen fohönen Umgebungen , und dem gothifhen Sclofle, die angenehmfie und beſuch⸗ tefte Promenade , fie wird auf Koflen der Herren ‚Stände unterhalten, und bis die neue Kettenbrüde unterhalb Prag fertig feyn wird, ıfl dann ber Zur gang ahin febr Fury, bequem und angenehm. Die Butf.bef’fche Anlage, die in der Nähe ber genannten Promenade ift die Barın Wimmer [hen Anlagen der gräflich Wratislaw'ſche Garten vor dem Augeöderthor, und eine gute Strecke auf der Chauflee hinauf die Zibulka, ein ſchoͤner Nachlaß des ehemaligen Fürfibifhof von Paffau, Grafen Thun dad Kuchelbad der Thier—⸗ garten Stern auf dem weißen Berg, wo jährlich das Margarethenfeft von beinahe 20000 der Städter von Früh bis in die Nacht mit Zrunf, Spiel, Ge fang und Zanz recht ländlich gefeiert wird. Das Dörfhen Podol an dem rechten Ufer der Moldau,

Das Königreih Böhmen. 368

wohin die Prager fo gern die Wafferfahrt machen, um an guten Fifhen, Krebfen und Aalen ihren Gaumkitzel zu befriedigen. Die Hetzinſel vder der große Benedig die Keppliſche Infel. Rob wird die von der Stadt etwad entfernte Gegend, die einer Schweiger Gegend fehr gleiht, und aud die böhmifche Schweiz genannt wird, die Scharka, im Frühjahr von Freunden der Natur ftark befudht. |

Unter die vorzüglichfien Einfehrhäufer zählt man das ſchwarze Roß, und die drei Linden auf der Neuftadt, das rothbe Haus und den goldenen Engel auf der Altjtabt, dad Bad auf der Kleinfeite.

Eine gute Anzahl Fiaker find zur Bequemlichkeit ber Bahrenden auf Plätzen, und in den Gaſſen ver⸗ theilt.

Eil⸗ und Poſtwagen fahren aus dieſer Stadt auf den Hauptſtraßen nach Wien, über Teplitz nach Dresden, Über Karlsbad ind Reich, tiber Pilfen ind Reich, über Budweis nah Linz, über Böhmifhleippa nah Rumburg.

Der Landkutfhen und GStellmagen fi nd jeden Tag in den meiften Einkehrhäuſern nach allen Punkten des Zandes zu haben. |

. - . >

| 360 Das öoſterreichiſche Kaiſerthum.

Der Berauner Kreis.

Die ſer gränzt N ſtlich an den Kaurzimer unb Taborer, ſüdlich an den Taborer und Prachiner, weſtlich an den Pilſner, und noͤrdlich an den Ra⸗ konitzer Kreis, und iſt 52 415 Quadrat⸗Meilen groß,

Nach der letzten Konſtriptionstabelle vom Jahre 4827 enthält dieſer Kreis 165,956 Einwohner, worun⸗ ter 86,655 bed weiblichen, und 79,301 des männlichen Geſchlechtes find; fie bilden überhaupt 38,315 Wohn⸗ partheien, und leben in 10 Städten, 4 Städtchen, 22 Marktflecken, 771 Dörfern, und in 23,912 Vehnge— bäuden.

Uebrigens zählte man in dleſem Kreiſe 155 Seit: liche, 74 Adeliche, 889 Beamten und Honoratioren. Nah den Geburts s und Gterbtabellen überfliegen 4827 die Geburten bie Todesfälle um 1999.

Die nugbare Oberfläche dieſes Kreifes beträgt, wie wir oben gefehen haben . 428,500 Joch 453 Q. KL. davon nimmt das Getreideland 197,275 430 die Waldungen : . : 160,917 53 bie Biefen . » » 0 2. 82,683 1468 bie Hutweiden und Geflrippe 31,361 1340 die Särten . : 2. 478 15R

Der Ueberreft kömmt auf die Leiche.

Die Hauptnahrungszweige ber Kreiseinwohner find die Landwirthſchaft, vorzüglich der Getreidbau,

Das Königreich Böpnien: 370

Jorſtnutzung, Kifcherei und Viehzucht, der Bergbaͤn, beſonders auf Eiſen, die Eiſenwaaren⸗ Erzeugung und beten Verführung, die Linnen « und Tuchwe⸗ brrei.

Die politifche Behörde iſt bad Kteisamt, wel⸗ ches feinen Eiß in ber Hauptſtadt Prag bat, die Un⸗ terbehörveh find bie Magiſttate und Wirthſchafts⸗ ämter.

Das Kriminalgericht über dieſen Kreis befitidet ſich in Prag. '

Den Werbbezirk hat das 28te Linieninfanterie⸗ Regiment , dvermalen Kutſchera.

Die Hauptftädt dieſes Kreiſes iſt die koͤnigliche Stadt Beraun (Bern, Slawoſſow, Beranna, Ber: ta, Verona, Slavoschbvium), fie liegt im 31° 39° weftliher Länge und 40° 58° nörblider Breite, in einem freundlichen muldenfötmigen Thale am Zuſam⸗ menfluß des Baches Litawka mit den Beraun⸗ fiuß, der höher hinauf Miza, Mies heißt, an der Reichspoſtſtraße, die mitten bier burchgeßt, vier Mei⸗ len von Prag: u

Sie ift eine der ältefien Städte Böhmen! , aus der dunklen Urgefhhichte Boͤhmens glaubt mar, daß fie um das Jahr 740 der hrifllichen Zeitrechnung vom’ Stawofl, dem Gemahle Tetkas, welde auf dein’ Shloffe Tetin wohnte, und eihe Schweſter der da: malipen Landesfürſtin Lib uſſa war, gegründet wor⸗ den ſey, ſo zwat, daß der Bau derſelben im Jahre 750 vollendet worden ſeyn ſoll, worauf man fie zu Ehren ihres Gründers und Erbauers Slawoſſ o w benannte.

Ste zählt gegenwärtig mit ben beiden Vorſtäbd⸗ ti 277 Haubnumidern, und wird von 2050 Seelen bewohnt, hat drei Thoie, ein k. k. Yo: uhd Mauth⸗

Deſterreichiſches Kaiſerthum 2, Wahb. 35.

371 Das. öflerreihhifche Kaiferthum.

amt, einen organifirten Magiftrat, eine Dechantei, Stadtfhule, ein Spital und ein Piariften s Kollegium, gefliftet im Jahre 1770; das Rathhaus befindet ſich auf dem Marktplatz, demfelben gegenüber die Deka⸗ nal= und Stabtlirhe zu St. Jakob, die nad den Urkunden [don im Jahre 1353 fand.

Die Stadt hat mehrere Drangfale im Kriege von audwärtigen und innern Feinden, dann durch Beueröbrünfte,, Ueberfhwenmungen erlitten. Auf ih⸗ ren jährlich abhaltenden vier Märkten wird nebſt Krämerwaaren viel Vieh, Leder und Eifen verhan: Belt.

Im Stadtwappen fieht man einen gehar« nifhten Mann mit einem blanken Schwerte zwiſchen zwei Thürmen über einem offenen Shore, in weldem ein Bär ſtehet.

- Die 8. 8. Stiftsherrfhaft Karlftein liegt zu beiden Seiten des Beraunflußes, 6 Stunden weſtlich von Prag, in einer ziemlich bergigen Gegend. Sie hat einen Flächeninhalt von 16 404 Q. Kl., ums faßt eine Stadt, einen Marktflecken und 20 Dörfer, und zählt 6022 Einwohner. Sie gehörte feit den älteften Zeiten der böhmifchen Krone bis zum Jahre 1622, zu welcher Zeit diefelbe, vom Kaifer Ferdi⸗ nand D. feiner Gemaplin und allen künftigen Köni- ginen in Böhmen als ein Leibgebings » und Tafelgut angewiefen, und abgetreten wurde, als ſolches warb fie bald darauf dem Freiherrn Johann Kawka von Ridan verpfänbet, im Jahre 1705 von der Kalferin Bitwe Eleonora Magdalena Thereſe einge« loͤſet, endlih im Sabre 1755 von ber höcfifeligen Kaiferin Maria Therefia dem E. k. Fräulein Rifte auf dem Prager Schloffe auf ewige Zeiten geſchenkt und eigenthümlich überlafien.

Das Königreih Böhmen, : 372

Auf diefer Herrſchaft befindet fich die durch ihr Atertbum und Merkwürdigkeiten im Ins und Auds ande berühmte Burg Karifiein (Karlum Xeon. Karl Teyn). Ohngeachtet fie dermalen in einem verfallenen Zuſtand fich befindet, und ihre vielen Kunſt⸗ dentmäler Durch Zeit und Habfucht zum Raube wurs den , ift fie dennoch heute noch ein Mufter alterthüm⸗ liher Befefigung , und bietet dem gebildeten Kunfl« jünger noch Stoff genug zur Unterhaltung und Bes lehrung.

Sie wird jedes Jahr von den Bewohnern der Hauptſtadt, wie auch von dem ihrer entfernten Umge⸗ bung ſtark befucht 5 denn der Böhme ehrt fie als Woh⸗ nung feines um dad Wohl des Waterlands fo fehr verdienten Kaiferd und Königs. Aber auch Reifende walfahrten fehr häufig zu diefer Veſte.

Kaifer Kari IV. ließ fie im Jahre 1348 aus zweifacher Abfidht erbauen, um nämlid einen nad damaliger Zeit fehr feften Drt zu haben, an welchem er die Krone ded Reiche, und alle übrigen Reichsklei⸗ nodien, dann die wichtigftien Staatsurkunden, fo wie alle dem Regenten wie dem Staate gehörigen Schäge mit Sicherheit aufbewahren konnte; oußerbem wänfchte er aber auch dafelbfk für fih einen ſtillen Aufenthalts: ort zu finden, wo er aljährlih auf einige Wochen, von ben brüdenden Regierungsforgen befreit, der Rus be pflegen wollte, und hiezu fand er die Gegend des heutigen Karlſteins am tauglichften.

Wir benügen hier eine ohnlängft im Drud eu ſchienene genaue und umftänblicye Befchreibung, und . übergeben fie unfern Leſern als ‚Leitfaden beim Be⸗ fuche diefer Veſte. we IL 852 -

73 Dos oafterreichiſche Kailerthum.

Sie hat einen Umfang von 625 geometriſchen Schritten und eine doppelte, hohe, nad) Außen an ben gefädrliheren Stellen ſechs bis acht Schuh hohe, und an manchen Punkten bis 10 Schuh dide Ringmauer, fie ift auf drei Abfägen eines Zelfens erbaut. An das erſte Thor gelangt man nur auf einem, und zwar Zünftlich gefprengten Wege, neben dem Thore ſelbſt ſtehet ein kleiner Thurm, welder vermuthlih zur Be⸗ ſchützung dieſes Zugangs beflimmt war, von da erhebt fi der Weg zwilchen zwei Ringmauern zu dem zwei⸗ ten Shore, ober zum Eingange in den erfien Schloß hof, bier war ehebem ein Graben mit einer Fallbrü⸗ de, nebſt einem ſtarken, mit Eifen befchlagenen, durch mehrere Schlöffer verwahrten Xhorflügel, nun iſt alles geändert, denn erflerer iſt verfchättet, die Fallbrücke befeitigt, und vom Thore nur noch ein einziges, jedoch fehr ſehenswerthes Worhängfchloß übrig.

Oberhalb diefes Eingangs befand fi) urfpräng« lich die St. Wenzelskapelle nebſt zwei Thürmen, einis gen hetvörfpringenden Gängen und Erkern, welche indgefammt bie Beſtimmung hatten, um von bort her» ab den etwa andringenden Feind noch aufzuhalten; alle diefe, dad erſte Stockwerk bilbenden Gebäude find nunmehrt Abgetragen. Im Hintergtunde diefes Schloß⸗ hofes gewahrt man das ehemalige Wohngebäude ber bierortigen Burggrafen, und im Erdgeſchoͤße deffelben den Ritterſaal, "welcher bermalen zur Amtskanzlei umfchaffen ift, und von feiner Sonfligen Weſenheit feine weitere Spur aufjumweifen bat, als, daß in ber Borhalle beffelben noch gegenwärtig achtjehn große, und ſechs Beine Thüren hängen, welche zu den Rü⸗ Rungstäflen der um das Jahr 1590 lehnspflichtig ges wordenen Ritter, deren Schuldigkeit es war, in ber Beit der Gefahr zur Wertheitigung bed Schloſſes

Das Königreid Möhmen. 874

berbeizueilen, gehörten, und fowohl mit Ihren Wap⸗ pen, ald auch mit ihren: Namen bemalt find ; davon find nur noch einige ledbar,

Aus diefem Burghofe führt rechts eine Thüre mit einem langen Sange hinab zum Brunnenthurme, von welchem links das ehemalige Badhaus nebft ber Waſchküche befindlich iſt; diefer Schloßbrunnen,, wel⸗ her einer ber tieffien unter allen der befannten Bruns nen ift, hat bid auf den Grund hinab eine Tiefe von beinahe 300 Schuhen, 170 Fuß beträgt fie bis zum Waſſerſpiegel, von da gehet ein in den Felſen gehaue« ner, acht Schub hoher, anderthalb Fuß breiter Stols len aus, wie weit jedoch und wohin, ift unbefannt.

Der Brunnen kam na einer adhtjährigen, uns unterbrochenen Arbeit zu Stande, und fein Waſſer, welches dur) dad Zreten eines großen Rades aus ber kühlen Ziefe gefchöpft wird, ift koͤſtlich. Wei Gele genheit eines im Jahre 1811 vorgenommenen Eröffe nung des Bodens in dem Thurme neben dem Bruns: ‚nen, zeigte ſich ein ziemlich tiefes Verließ, in welchen nier Kugeln, eine von Stein 46 1j4 Pfund ſchwer, und drei eiferne , von benen zwei 19 Pfund und eine 9 152 Dfund wogen, gefunden wurden; wahrſcheinlich traurige Ueberzefle feindlicher Weberfälle,

Bon dem zweiten Burgplage gelangt man ferner durch ein drittes Thor in das Innere der Burg, da« felbſt ift im erſten Stokwerke die zur Ehre des heil. Nikolaus errichtete Ritterkapelle, welche durch eine im Jahre 1764 vorgenommene Umflaltung ihr alter- shämtiches Ausfehen eingebüßt, und auch an Umfang - verloren bat, hier wird eine aus Lindenholz geformte Statue des heil. Nikolaus gezeigt, welche Kaiſer Karl eigenhändig geſchnitzt haben fol, obwohl biefe En wenig Glaube verdient. Ä . Pay

877 Dad atterreichiſche geiſechum

eben ſo ſchmal, in dem Gemäuer ber Kirche ſelbſt ente halten ift, und mit der moglichſt groͤßten Pracht wahr⸗ ‚haft kaiſerlich ausgeſchmückt war; ihre Wände prang⸗ ten mit den ſchönſten, geſchliffenen, einheimiſchen Edel⸗ ſteinen, nämlich mit den herrlichſten Carneolen, Jaſpi⸗ fen, Achaten, Chalcedonen, Amethyſten, Chriſopraſen, Onyren, Topaſen u. dgl. m.; bie Zwiſchenräume dies ſer ungleich großen, und unregelmäßig geformten Stei⸗ ne find, fo wie das doppelte Kreuzgewölbe, mit dem reinften Golde did belegt ; ein fhöner Topas, und ein aus einem fehönen Chalcedon gefchnittener Engels⸗ kopf find die koſtbaren Schlußfteine des doppelten Ge⸗ woͤlbes; viele der fchönften und koftbarſten Steine find leider nicht mehr vorhanden. Auch bier if Karls Bildniß einmal, ba er knieend vom Sefus« Kinde den Handfchlag empfängt, indem bie heil: Jungfrau Das ria gleichzeitig ber Kaiferin, Anna aus ber Pfalz, bie Hand reiht; ein zweitesmal find beide nur im Bruſt⸗ fiüde gemeinſchaftlich ein goldenes Kreuz haltend, zu Sehen.

Ein einfacher Altar mit ber Abbildung ded Hei- lands am Kreuze, der Mutter Maria, mit mehreren frommen Weibern und Männern, ber heil. Katharina u. a. ſteht nebft einigen Meliquienkäfthen vor dem Hintergrunde.

Das Kapellenfenſter iſt mit ſcãtbaren ueberre⸗ ſten der alten Glaſsmalerkunſt, welche einen Theil der Beidenkgeſchichte vorfiellen, geziert. Man findet allhier auch zwei fehr einfache. und kunſtloſe Stühle, einen nämlich zum Sigen, den andern zum Knien beftimmt. Man zeigt bier ein Stüd jener Feſſeln, welche, wie

. die Sage meldet, im Jahre 942, einem Verbrecher im Kerler der Kieinfeite entfielen, als man den Leichnam

Das Königreich Wöhmen. 378

des heil. Wenzel von Bunzlau auf das Prager Schloß überbrachte, fo wie zwei Stüde Holz von jenem Was gen, auf meldem ber Leichnam des ermordeten heil. Herzogs geführt worden feyn fol, eine uralte Peine Stode nebft zwei emaillirten Altarleuchtern, endlich aber auch einen filbernen Becher, aus welhem der Kaifer Karl, wie man erzählt, während der Zeit, die er in diefer Zelle zubrachte, trank, ber jedoch vielmehr ein altertpämlicher Meßkelch zu ſeyn ſcheint.

Dieſe Kapelle wählte der fromme Kaifer als feis nen lichften Aufenthaltsort für Andachtsübungen, und Kille Betrachtungen; hier erlqubte er alddann Nie⸗ manden den Zutritt, denn felbft die Färgliche Nahrung und dad Getränf, fp er in diefer Zeit benäthigte, und Berichte, deren Wichtigkeit feinen Aufſchub geflattere, wurden ihm durch eine Fleine in ber Mauer vorbans dene Deffnung überreicht. |

Von biefem Gebäude gelangt man neben einen ſehr ſtarken, mit Schießfcharten verfehenen Mauer zu dem auf dem höchften Punkte dieſes Zelfens erbauten großen, fünf Stodwerte hoben Thurme, welder in feiner Grundflaͤche ein längliches Viereck bildet, näm«

lich 85 Buß lang, 57 Schuhe breit ift, in der Dide

des Gemäuerd 13, und in feiner Höse 421 Buß mißt.

Dieſer Thurm iſt von fünf Macthäufern ume rungen, in welchen die Burgwächter zur Nachtözeis auf die Veſte Acht haben mußten, ba biefer Thurm eigentlich die Beflimmung hatte, ter legte und Träfs tigfle Kertheidigungspunkt der Burg zu feyn, und die Verhältaifle feined Baues beweilen auch hintängli, daß man in jener Zeit ef biefe Schugwehr pochen

877 Das Öferzeichifche. Kaiſerthum.

eben fo ſchmal, in dem Gemäuer ber Kirche ſelbſt ent⸗ halten ift, und mit der möglihft größten Pracht wahr: ‚baft kaiſerlich ausgefhmüdt war; ihre Wände prang« ten mit den fünften, gefchliffenen, einheimifchen Edel: feinen, nämlich mit den berrlichfien Carneolen, Jafpts fen, Achaten, Shalcedonen, Amethyften, Chrifoprafen, ‚Dnyren, Zopafen u. dgl. m.; bie Zwifchenräume dies fer ungleich großen, und unregelmäßig geformten Steis ne find, fo wie das doppelte Kreuzgewölbe , mit dem reinften Golde did belegt ; ein fhöner Topas, und ein aus einem ſchoͤnen Chalcedon geſchnittener Engels⸗ kopf ſind die koſtbaren Schlußſteine des doppelten Ge⸗ woͤlbes; viele ber ſchoͤnſten und koſtbarſten Steine find leider nicht mehr vorhanden. Auch bier if Karls Bildniß einmal, dba er Enieend vom Jefus⸗Kinde den Handfchlag empfängt, indem die heil. Jungfrau Ma⸗ ria gleichzeitig ber Kaiſerin, Anna aus der Pfalz, bie Hand reiht; ein zweitedmal find beide nur im Bruſt⸗ ftüde gemeinfchaftlich ein goldenes Kreuz haltend, zu ſehen.

Ein einfacher Altar mit der Abbildung des Hei⸗

lands am Kreuze, der Mutter Maria, mit mehreren

frommen Weibern und Männern, der heil. Katharina

u. a. ſteht nebſt einigen Meliquienkäftchen vor dem Hintergrunde,

Das Kapellenfenſter iſt mit ſchätbaren ueberre⸗ fien der alten Glaſmalerkunſt, welche einen Theil der Seidentgefchichte vorftellen, geziert. Man findet allhier auch zwei fehr einfache und kunſtloſe Etüßle, einen nämlich zum Sigen, den andern zum Knien beftimmt. Man zeigt bier ein Stüd jener Feſſeln, welche, wie

. die Sage meldet, im Jahre 942, einem Verbrecher im Kerler der Kieinfeite entfielen, ald man ben Leichnam

Das Königreich Böhmen. 378

des beil. Wenzel von Bunzlau auf das Prager Schloß. überbrachte, fo wie zwei Stüde Holz von jenem Was gen, auf meldhem der Leichnam bed ermordeten heil. Herzogs geführt worden ſeyn fol , eine uralte Feine Glocke nebft zwei emaillirten Altarleuchtern , endlich aber auch einen filbernen Becher, aus welchem der Kaifer Karl, mie man erzählt, während der Zeit, die er in biefer Zelle zubrachte, trank, der jedoch vielmehr ein alterthuͤmlicher Meßkelch zu ſeyn ſcheint.

Dieſe Kapelle wählte ber fromme Kaifer als feir nen liehften Aufenthaltsort für Andachtsübungen, und ſtille Betrachtungen; hier erlaubte er alddann Nies manden den Zutritt, denn ſelbſt die Färgliche Nahrung und dad Getränk, fp er in biefer Zeit benäthigte, und Berichte, deren Wichtigkeit feinen Aufſchub geflattere, wurden ihm durch eine Feine in ber Mauer vorhan⸗ dene Deffnung überreicht.

Bon diefem Gebäude gelangt man neben eines ſehr ſtarken, mit Schießfcharten verfehenen Mauer zu dem auf dem hoͤchſten Punkte diefes Zelfens erbauten großen, fünf Stodwerke hoben Thurme, welcher in. feiner Grundfläßpe ein längliches Viereck bildet, näm⸗ li) 85 Buß lang, 57 Schuhe breit iſt, in der Dide des Gemäuers 13, und in feiner Höhe 121 Ruß mißt. |

Dieſer Thurm iſt von fünf Wahcthaͤuſern um⸗ rungen, in welchen die Burgwächter zur Nachtszeit auf die Veſte Acht haben mußten, da dieſer Thurm eigentlich die Beſtimmung hatte, der legte und kräͤf⸗ tigſte Vertheidigungspunkt der Burg zu ſeyn, und die Verhältnifie feined Baues beweilen auch binlänglich, dog man im jener Zeit auf dieſt Schutzwehr pochen

3% Das oſfterreichiſche Kaifertpum.

Bonnte, Desdalb, und weil er zum Aufbemahren ber Steich6ffeinobien , des Staatsſchatzes und des Landes⸗ archivs auderfehen ſchien, war und iſt er noch immer der merkwürdige Theil, und bie eigentlide Zierde des Schloſſes.

Ehedem vermochte man über eine wohlverwahrte Zugbrüde, und durch zwei fefle Shore in das Innere diefes ſtarken Gebäudes zu gelangen, jegt ift der Ein» gang durch eines der oben erwähnten Wachthäuſer germittelt.

Die Innerhalb dieſes Thurmes binan führende Wendeltreppe ift mit alterthümlichen Geſchichtsbildern bemalt, welche zur rechten Hand Gegenſtände aus dem Leben der beit. Ludmila, links dergleihen aus jenem des heil. Wenzel barftellen.

Bon feinen fünf Stodwerlen enthalt das unterfte zwei fefte Gewölbe, welche zu Gefängniſſen beflimmt gewefen zu feyn fcheinen , und in beren einem durch eine an der Dede befindliche, einem wälſchen Kamine ähnliche Deffnung zur Zeit des Königs Wenzel IV. Staatöverbreder aud dem darüber befindlihen Saale berabgelaflen worden. feyn follen, um allbier hingerich⸗ tet zu werden.

Im zweiten Stockwerke ſind zwei große Hallen, welche Berathungsſäle geweſen zu ſeyn ſcheinen, die mit ſtarken eiſernen Gittern verwahrten Fenſter der⸗ ſelben find durch die im Jahre 1422 bei der Belage⸗ sung beraufgefchleuderten Steine ſehr befchätigt , ein alihier aufbemwahrter Stein fol noch aus jener Zeit und Beranlaflung anher gelommen fepn, weldhe An: gabe auch um fo wahrfcheinlicher iſt, als er mit dem auf dem weißen Berge bei Prag, woher die Belagerer

Das Königreih Böhmen. B80

damals das Wurfmateriale Yerbeiführten, vorkommen: den Geſtein ganz gleichartig iſt.

Im dritten Geſchoße iſt die berühmte Areujta⸗ pelle, das merkwürdigſte Pracht⸗ und Schauſtück des geſammten Schloſſes; vier Thüren mit 9 ungemein feſten und künſtlichen Schlöſſern verwahren ben Eins tritt; auf der äußerſten Thüre unter dem: Stamms wappen des Haufe Martinig befindet fich folgende Inſchrift: Pan Kryſtus neymocnẽgſſi pan, vad füchto klenotüw oftfihati ſam af do neypoſledneẽgſſiho dne. Amen. (Gott der Allmaͤchtige wolle dieſe Kleinode be⸗ ſchirmen bis zum letzten Tage Amen.) Jan Bokita z Martinic ana Smeind, Purkrabj Karlſteinſtoͤ 1562.

In der Kapelle ſelbſt gewahrt man ein 7 Schuh hohes, 25 Zuß langes, ſtark vergolbetes @ifengitter, welches diefelbe in ihrer Mitte in einen hinteren und vorderen Theil ſcheidet; dieſes prachtvolle Gitterwerk war ehedem mit zahlloſen koſtoaren Edelſteinen ges ſchmuückt, von welchen nunmehr nur noch ein einziger Chryſopas vorhanden ift.

So wie in der Katharinakapelle ift auch hier der untere Theil der Wände mit geſchliffenen Edelſteinen und mit Gold belegt, die obere Hälfte der Wände bas gegen gewahrt man mit mehreren Abbildungen ber berühmteften Heiligen gegiert; die meiſten berfelben find von der Hand des Balferliden Hofmalers Diet: wich, oder Theoderich, einige wenige vom Niktas Burmfer aus Straßburg, ımb ein einziges (ein Ecce homo, welches leider fon beſchädigt if) von dem berühmten Künfler Chomas von Mutina oder Modena, weiches Karl mit nod mehreren Ber mälden diefes Meifterd, bie dor eiwelden Sahren in

-

3341: Das äfergeichifche Kaiſerthum. | bie kaiferliche Bildergallerie nach Wien abgegeben wurden, von feinen italieniſchen Zügen mitgebracht hatte; ‚diefe Gemälde hingen ehemals (133 an der

Zahl) in einer: dreifachen Reihe rundherum an der

Wand, und unterhalb: denfelben,, im Vordertheile der Kapelle, die aus gediegenem Golde und Silber gears beiteten Schilbe ber heiligen Ritter, an beren Stelle nun hölzerne fi befinden. -

Im Hiatergrunde über dem botheltare welches ſo, wie die ganze Kapelle überhaupt, einen Schatz der

ſeltenſten und ehrwürdigften Beiligthämer enthielt, if

bad Bild des heiligen Kreuzes von Wurmſer F malt, und unter demſelben in einer 5 Fuß hohen, 4

Schuhe breiten, 3 12 Fuß tiefen, und blau mit wei⸗ Gen Sternen audgemalten Nifche, hinter einem vers

goldeten Eifengitter , wurde fonft die böhmifche Krone

fammt den übrigen Kleinodien des Reichs verwahrt. Die Kuppel der Kapelle ſtellt das Yirmament vor, ifl nämlich blau und mit goldenen Sternen befäet; brei kryſtallene Laternen bingen von ber Dede herab, und an den Wänden ift rundherum ein Geländer mit ſehr vielen eifernen Spigen, auf welchen zur Zeit des

Gottesdienſtes Kerzen brannten , bie vorhandenen brei

bohen Zenfler, aus weißen und gelben Quarzen, Ames thyſten und andern farbigen burchfichtigen Steinen kunſivoll durch vergoldetes Slei verbunden , beftehend, verbreiteten ein ſchauerliches Helldunfel fiber ben feier⸗ lichen Drt, und ber Eindrud, den eine Beleuchtung von 1330 Lichtern in den zahllofen geichliffenen Cdel⸗ fleinen, fo wie in dem vielen blinfenden Metall wies derſtrablend hervorbrachte, muß überraſchend, ſchoͤn und erbebend geweſen ſeyn, würdig der Erhabenheit, be& heiligen Ortes und bes Gottesdienſtes, welchen

Das Kbnigreich Böhmen, 3

bier nut Bifchöfe, oder der Domdechant ber Königs⸗ burg feiern durften. | |

In diefer Kapelle fanden auch 18 fehmale unb 3 breite Truhen; in ben erflern verwahrte Karl die Schäge des Reichs, und in, ben letztern bie wichtigfien Staatsurkunden und Privilegien; jetzt find nur noch vier von den ſchmalen Kiften vorhanden.

Die Wandlehnen an ben Fenſterbrüſtungen, fo wie ein großes Lefe = ober Betpult mit rothen Kreu⸗ gen find aus Cedernholz vom Berge Libanon verfers tigt. Außerdem verdienen noch zwei aus Wachhol⸗ derholz gefchnigte Leuchter mit Inf&riften aus dem 47. Jahrhundert, , die ih an ihren Fußgeſtellen beſin⸗ den, nicht unbeachtet zu. bleiben.

In dieſer Kapelle war auch bie größte Samm⸗ fung von Reliquien, welche Karl, als ein befondeter Verehrer berfelben, Bei feinen Reiſen durch Italien und Deutfhland‘, oft mit großem Belbaufwande, fid su verſchaffen wußte, und anher brachte, |

Im vierten Gtodwerde bed Thurmd iſt ein gro⸗ Ger Saal ohne einer befondern Merkwürdigkeit, und in dem fünften find verfallene Gemächet und eine Kühe; bier mochten wahrfheinlih die Wohnungen der Thurmwächter gewefen feyn:

Ueber derfelben iſt bie Zinne des Thurms, duf welcher rundheruti ein vier Schuh breiter, mit einer eben fo hohen und gemauerten Bruſtwehte verſehenet Bang befindlich if, von welchem ohngeachtet der fünf Berge, die die Aönigäburg unigeben, man einen uns beſchreiblich angenehmen Weberblid der Ukigebung ger nieht.

u Das. Sfierreichifäg Kaiſerthum.

. Zum. Schuge und Verteidigung der Burg wur⸗ den 22 benachbarte Ritter verpflichtet... Nebſt diefen mußten noch 20 benachbarte Lehnsträger rottenweiſe abwechfelnd die Burg bei Tag und Nacht bewaden, daher beſtehen noch heute bie Karlſtelner Lehen. Der Poſten eines Burggrafen daſelbſt war von Wichtig⸗ keit, da ihn die anſehnlichſten Männer begleiteten. |

Nach ter Vollendung ded Karlfteiner Baues lebte Karl noch mehr als 20 Jahre, und blieb diefe ganze Zeit Über feinem Vorſatze getreu, einen Theil des Jahres daſelbſt zuzubringen.

| Hier fertigte ber Kaifer mande wichtige Urkunde aus, und weihte fich in ber St. Katharinakapelle der Andacht.

| Ya Sabre 4371 erkrankte Karl im Mai fo fehr,

daß die Aerzte fchier alle Hoffnung aufgaben. In banger Angft harıte das böhmifche Wolf, ob der Him⸗ mel ihm den Water laflen würde, und die Koiferin Elifabeth wallfahrtete mit ihren Frauen von Karikein bis zum Grabe des heil. Sigmunds in die Domlirche zu Prag, zu deffen Verzierung fie eine Gabe von mehr als zwanzig Mark Goldes mitbrachte.

Als die Kaiſerin zu Fuß wieder nach aarlſtein zurückkehrte, fand ſie ihre Gebet erhört, und ihren Gemahl auf dem Weg der Beſſerung.

And jenem Golde wurde foäterhie eine Königliche Krone verfertigt, welche noch vallbrachter Krönung der Koiferin Maria Therefie nad Wien Übertragen wur⸗ de, und dermalen in der Kaifentkhen Saeetanmer aufı bewahrt wirb. Ä

Das Königreid Böhmen. . 384

Karl betrachtete die ganze Burg ob ber Menge der heiligen Reliquien , die fie enthielt, als einen ges weibten Tempel des Herrn, und gab das Geſetz, daß kein weibliche® Weſen über Nacht in derſelben bleiben durfte, fo zwar, daß ſelbſt die Kaiferin davon nicht außgenommen war, und Karl für fie, und ihren weib⸗ lihen Hofflaat etwa eine Stunde davon: dad Schloß Karlik erbauen ließ, wovon jedoch heute nur wenige Trümmer vorhanden find.

Karis Nachfolger, fein Sohn Wenzel IV., pflegte bie Veſte Karlftein weniger zu befuchen, ja er entweihte die Würde derfelben fogar durch Gräuelthaten feines niedrigen Argwohns, und der grauſamſten Rachſucht, indem er am ten Pfingfifeiertage, nämlich am 2iften Mai 1396 vier feiner oberfien Räthe, und zwar Stes phan von Opotſchno, Stephan Poduſchka von Martinis, Burkhard Strnad von JSanomwit und Markold oder Marquard von Strakonitz, Großs Prior des Johanniterordens durch den Burggrafen von Karlſtein Hanuſch oder Johann Herzog von Rati⸗ bor und Oppeln hinterliſtig zu einem Gaſtmale anher einladen, und von demſelben unter Beihilfe des Herrn von Schwamberg, Nichelsberg und Riefen- berg ermorden ließ.

Su Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts in welchem der Huſſitenkrieg ausbrach, warb Karlſtein um dad Jahr 1422 fürchterlich belagert; denn man wollte die daſelbſt aufbewahrte königliche Krone für den Eis thauifchen Prinzen Koribut, der bereitd Statthalter war, und den ein großer Theil der Böhmen zu ihrem König haben wollte, herausholen, die aber früher vor der herannahenden Gefahr duch Vertraute in Geheim nah der Burg Welhartitz gebracht wurbe. 24,000

B85 . Das Sferreihiihe Kaiſerthum.

Streiter, wörunter 5000 Lithauer waren, tädten ges gen die Burg vor, und beſchoſſen fie mittelft vier großer Büchſen, Schleudern und andern Wurfmaſchi⸗ nen (Bleiden genannt *) mit gehauenen Gteinen, die fie aus dem Steinbruche des weißen Berges mit⸗ brachten, fo gewaltig , daß fie die Gebäude der, Burg nambaft befchädigten, nebſtbei warfen fie auch mans cherlei unleidlich ſtinkende Aefer, dann Faͤſſer mit Une rath gefüllt, den fie aus den Kloaken Prags holten.

Gleichwohl blieben bie Belagerten ſtandhaft, und die Zeinde zogen nad 157 Tagen, durch welche bie Belagerung dauerte, am Tage bes heiligen Martin (11. November) ab,

Seitdem verfiel das Anfeben diefer Burg ſtark, zumal ba Kaifer Sigmund, Wenzels Bruder, viel won dem bafelbft vorfindigen Gold und Silber zur Tilgung feiner Schulden verwendete, und nod mehr Lite diefe Burg durch die am 23. Mai 1487 ausge⸗ brochene Feuersbrunſt.

Nur erſt, als auch in Prag 1541 ber ; größe Brand entfland, und man aus Vorſicht den Antrag machte, Bupplikate der Landtafelſsurkunden zu verfaſ⸗ fen, und fie auf der Burg Karlftein aufzubewah- zen, wielen die Stände auf dem Landtag 1545 die Summe von 1200 Schock böhmifhen Srofhen zur Her: ſtellung berfelben an, und fügten 1656 aufs Neue 500 Schock hinzu.

*), Bleiben hatten mit ben Katapuiten and Bauiſien der alten Römer Aehnlichkeit.

Das Königreih Böhmen.. 336

Kaifer Rudolph 11. nahſn Iebhafteren Antheil an der Veſte als feine Vorfahren, und nebft den 3000 Schock, welche die Stände abermals bewilligten, wen⸗ bite er felbft große Summen auf Wiederberftellung ded großen Thurms, der Marienkirche und der faiferlihen Wohnung , fo zwar bag man ihn den zweiten Erbauer von Karifein nannte.

Unter feiner Regierung war Joachim Nowo— hradsky von Kolowrat Burggraf daſelbſt, wel⸗ cher ſich durch beſondere Sorgfalt für die Veſte aus⸗ zeichnete. Zur Zeit, als unter Ferdinand II die Herrſchaft Karlftein als ein’ Leibgeding ber Königin gefchentt wurde, erloſch auch das Burggrafenamt, und die Krone fammt den übrigen Reichskleinodien, wie auch die Landesurkunden und Reliquien wurden nad) Prag übertragen,

Am legten Viertel des achtzehnten Jabrhunderts (1780) wurde Karlſtein auf Befehl des Monarchen unterfucht , und die meiften noch Übrigen Alterthümer und Koftbarkeiten nach Wien gebracht, wo viele der⸗ ſelben, zur Ausfchmüdung des Ritterſchloſſes zu La⸗ genburg verwendet, noch jest die Bewunderung als ler Reifenden erregen.

Wie wir fhon oben angeführt haben, enthält bie Karlſteiner Hertſchaft die freie Schutzſtadt Hofl os mis (Hoflomice), fie liegt vier Stunden füdmefllih von der Burg Karlftein, zählt’ 259 Häufer mit 1641 Einwohnern.

Der Marktfleceen Budnian (Hubfan) untere halb der Burg Karlftein mit 61 Häufern und 353 . Einwohnern, hat eine Lokalie und eine Trivialſchule.

In Dorfe Lodenitz, das an der Reichspoſikom⸗ merzialſtraße liegt, in 42 Häufern, 230 Einwohner Deſterreichiſches Kaiſerthum 2, Band, & t

387 Dad ozterreichiſche Kaiſerthum.

zählt, befindet ſich ein Fabriksgebäͤude mit Baumwoll⸗ ſpinnerei.

Tetin, k. Lehen. Dorf und Schloß von 58 Häufern und 407 Einwohnern, liegt am rechten Ufer der Beraun, auf einem fleilen Felfen, deſſen Haupt⸗ karakter ift, dichter, feinkörniger Kalkſtein mit weis Gen Kalkfpath = Adern und Bleden, und ber wegen feiner größern Politurfähigkeit von den Prager Künft lern weit mehr, ald jeder Andere ber Gegend, gefucht wird. Der jetzige Beſitzer davon iſt Herr‘ Johann Bojatſchek.

Der Ort bat vier Kirchen, von denen aber zwei geſperrt find.

&o unbedeutend berfelbe gegenwärtig if, fo ſehr glänzt er in der Gefchichte Boͤhmens.

Außer Hagel, welcher bad Jahre 732 ald Tet⸗ kas Bermählungsjaht mit Slawos, einem ſchoͤnen und vorzüglich ſtarken Züngling angibt, und bei wels cher Gelegenheit an dem Schlofle eine mit breiten und hoben Wällen umgebene Stadt erbauet, und X es tin genannt ward, verfiegen eine geraume Beit bie Quellen ganz, aus benen weitere Nachrichten über bie Schidfale diefer Stadt, und biefes Schloffes geſchöpft werden Fönnten. Bloß Stransky erlaubt fich einige Mutbmaflungen, daB ed von Zeit zu Zeit von den böhmifhen Herzogen befucht worden feyn mußte, ba bereits unter Neklan aus dem Sande eines nahe beim Schloffe vorbeifliegenden Waſſers Gold gewafchen wurde. Beflimmter fprechen die Ehroniften unter Her⸗ sog Borziwoy, daß diefer Fürſt Tetin oft bes ſucht, und von da aus in den WBaldungen der Ges gend Jvans und Kariſtelns geiagt haben fol,

Das Königreih Böhmen. 888

Merkwürdiger aber, als durch das hohe Alter, fien fich wenige unferer zerfiörten Burgen, wenige ıferer Drtfchaften rühmen können, if Tetin dur zorziwoys Gattin, bie fromme Ludmila gemor- n, welde bdurd ihre Zugenden and Schidfale fi e allgemeine Verehrung, und vom wenigen Stuhle e Heiligſprechung erwarb.

Ein ſchönes Bild weiblicher Groͤße im Unglück ‚bt uns dieſe fromme Fürſtin in den Stürmen, wels e über fie und ihren Gatten bald nad ihrer Taufe veinbrachen , fhöner noch erſcheint fie und als Mut: e und weife Erzieherin ihrer beiden Söhne. & pi« gnew und Bratislamw. Ueber Alles aber erhebt : des Lebtern Vertrauen, ihr nach feinem Hintritte, cht nur die Erziehung feiner Söhne, fondern auch e Vormundſchaft des Reichs zu vertrauen, woburd ine Gattin Drahomira zurüdgefest ward,

Ludmila fah wohl dad Schwierige ihrer neuen ige ein, ba fie Drahomirens Herrſchſucht, unb, enn man den Ghroniften glauben darf, ihren Chri⸗ enhaß Fannte.

Doch eben biefe Refignation, ſich aus der, feit srjiwoys Tode gewohnten Ruhe, aus Tetins üdticher Einſamkeit wieder in daß Getlimmel bes oflebens zu ftürzen, ſcheint ihre eraierfärte zu weifen; .

Drahomirens flolger Charakter ewehte denn ſah ſich ſehr gekränkt, vor den Augen eines ganzen olks, vor ihren, eigenen Kindern gebrandmarkt, ſie ltete demnach über den Auſchlag auf ihr Leben, und ab bald bie Männ:r, die, trunten von den lodend« n Verheißungen, bereit gum Bubenſtück waren, in uman und Kuman, Jung, gefehmeidig, und

| 6c2

389 Das öfterreichifhe Kaiſerthum.

‚noller Ehrgeiz, aber auch ip läftiger Kleinheit als Erelfnaben, hofften fie durch diefe That mit einem« male fich ſchnell über die zu erheben, vor welden fie jest noch ehrerbiethig ihre Naden beugen mußten. Die Thoren! kannten das Verbrechen zu wenig, am ‚wenigften dad Weib, welches fie dazu warb.

Heimlih, und in der Geifterflunde nur, hielt Drabomira aufdem Wifchehrader Schloffe mit ihren Gehitfen Rath, und auch von hieraus gingen beide Mörder mit einer Schaar bewaffneter Knechte nad) Zetin, wohin ſich Ludmila des Weltgeräufches müs de, neuerdings zurüdzog. Sie fprengten die Thore des Schloffed, drangen bis in Ludmilas Schlafgemadh, und fanden fie, zu ihrem nicht geringen Erftaunen, wach und betend. Wenige Augenblide verftatteten die Mörder Eudmilen noch zum Gebet, und erdroffelten fie auf die fhimpflihfte Weife, wie einige Chroniften angeben, um dad Jahr 921, andere 927, vom 15ten

auf den 16. Hornung. | Im Jahre 1422 zur Zeit, als die Prager das Schloß Kariftein belagerten, und ohne ihren Zweck zu erreichen abziehen mußten, übten. fie Rache an Tetin aus, indem fie fämmtliche Einwohner theils tödteten, theild vertrieben, und den Ort ganz zerflörten, fo daß ınan es fpäterhin wieder allmählich, insbefondere aber die allhier befindlihen Kirchen, erft im Laufe bes ſechszehnten Jahrhunderts erbaute.

\ Hier noch einige Volksſagen „die unſer Hagel. als Chroniſt, und als Seelſorger an der Tetiner Ka⸗

tharinakapelle erzählet, ein Balbin und Hammerſchmid

beſtaͤtiget, und die Prager Kirche in ihr Brevier auf⸗ zunehmen kein Bedenken trug.

Das Königreih Böhmen. 390

So lange Eubmila auf dem Gotiedader zu ZTetin gelegen, durfte Fein anderer Leichnam auf beim: feiben beflattet werden; benn ergab fi, daß das Kind eines benachbarten Edelmannd , welches man Tages zuvor auf diefem Gottedader beiſetzte, am fols genden Morgen außer dem Grabe gefunden ward. Achns liche Fälle ereigneten fic viele die ganze Zeit hindurch, fo daß man ed am Ende nicht mehr wagte, irgend einen Zobten dahin zu begraben. Außerdem bemerkte man ſchon lange vorher an Eubmilens Grabe die berrlichften Wohlgerüche, deren Urfache man fich vers gebens zu erklären firebte, bi8 ‘dann das Zufammen« . treffen mehrerer Umflände, unter welchen das Leuch⸗ ten des Grabes zur Nachtzeit nicht vergeflen werden darf, auf eine höhere Würdigung, felbfk ihrer Ueher⸗ refte, fchließen ließ.

Ihr Leihnam ward machher ausgegraben, und in der St. Georgikirche zu Prag beigefegt, wo man noch heut zu Rage ihr Grabmal zrigt.

Die. übrigen Drtfchaften der Karlfleiner Herr⸗ fchaft enthalten nichts Merkwürdiges.

Das But St. Johann liegt faſt gänzlich an bem linfen Ufer des Besaunflußes, und gränzt ger gen Öften, Süden und Norden an die Herrſchaft Karls fiein und gegen Abend an die Stabt Beraum, umfaßt eige Grundoberfläde von 2892 Joh 784 D. Ki. mit 5 Dörfern und 1006 Seelen, gehört derma⸗ len der Frau Walburga Berger. Ä

Zu dem Dorf St. Fvan, oder St. Johann unter dem Felſen, gelangt man am bequemſten von der Reichspoſtſtraße. Den Eingang bilden große Mafien von Porphyrſchiefer, und ein freundlicher Pfad unter dem Schatten hoher Erihäume führt in bie

391 Des AMerreichiſche Kaiſerthum.

wildfehöne Schlucht, wo dieſes Dörfchen am Lode⸗ niger Bade liegt; daſſelbe beſtehet aus einem ans fehnlichen geräumigen obrigfeitlihen Schloſſe, einer daran floßenden Pfarrliche, einem herrliden Schul: baufe, einem Bräus und Brandweinhaufe, einer Mahls und MBretmühle, einem großen Zabrikägebäude mit Baumwolllpinnmafchinen, und noch 20 andern Wohn⸗ gebäuden.

Das Schloß ift eigentlih das ehemalige Bene⸗ bitsinerklofter, welches der Herzog Btetiflaw im Jahre 1030 erbauen lief. Die unmittelbar an baflels be angebaute Kirche enthält auf einem in der Mitte frei flebenden Altare die von dem hiefigen Landvolke hoch verehrten Ueberrefte bes heiligen Einſiedlers Ivan. Aus der Kirche, welche hart an den hohen Schloßfels fen anſtoͤßt, gelangt man in eine fehr geräumige, aud mehreren Abtheilungen beftehende, und urfpränglich von Kalkfinter gebildete Höhle, in welcher der heil. Jvan vor ungefähr 1000 Jahren in fliler Waldeins famkeit fein Leben dem Herrn geweiht hatte, und in welcher der fromme Aberglaube alle jene Pläbe, wo der heil, Eremit feine Gebete Inieend verrichtete, wo er von feinen heidniſchen Feinden mißhandelt und vers wundet wurde, und wo er verſchied, mit Andacht bes trachtet.

Diefe Gegend wird alljährlich ſowohl yon vielen ftommen Pilgern, namentlih am Feſte bes heiligen Johannes des Zäuferd, und des heil. Ivans (24. und 25. Juni) als auch von Freunden ber fehönen Natur zu allen Jahrszeiten häufig beſucht.

Hochs Augezd (Wyſoky Augezd), Dorf von 45 Nummern mit 320 Einwohnern, war ehemals der Hauptort eines für fich befiehenden Gutes.

Das Königreih Böhmen. 392

Bubowik (Wubowiie), Dorf von 35 Num⸗ mern und 199 Einwohnern.

Hoftein oder Hofin. Derf von 33 Nums mern und 185 Seelen, in der Umgebung find fchöne Marmorbräde.

Sedleg Gedlec), Dorf von 21 Nummern mit 126 Einwohnern.

Zu dieſem Gute gehört auch ber am rechten Ufer bed Beraunflußes einfchichtig liegende Hof Ptak, befs fen Befiger. jährlich einen Kanon von 400 fl. an bie Srundobrigkeit von &t. Johann zu zahlen hat.

Sut Swinarz auch Smidarz liegt gegen Norden an die Herrſchaft Karl ſtein und Königs faal, hat eine Ausdehnung von 1413 Ich 390 Q. Kl., zählt in feinen vier DOrtfchaften Swinarz oder Smidarz, Halaun, Hodin und Lhotta 683 Seelen, und gehört dem Wirthſchaftsrath Hrn. Anton Dppelt,

Die Staatsherrfſchaft 3birow umfaßt eine Grundoberflaͤche von 56,000 Joch 132 D. Kl., 2 Märkte und 32 Dörfer mit 12915 Einwohnern, bie meiftens ihre Nahrungsquellen in Gewinnung bed Ei⸗ fens , deſſen Berarbeitung und Verführung , dann Im Helfällen und Koblendrennen finden, Das Eifen wirb in 5 Hochöfen gefhmolzen und in 14 Hütten verars beitet.

Der Markıfieden Zbirom enthält 153 Num⸗ mern mit 1245 @inwohnern, das Schloß bier iſt nicht unanſehnlich, und fcheint vor dem 14. Jahrhundert erbaut worben zu feyn.

Der zweite Marktfleden dieſer Herrſchaft iſt Mauth, an der Reichspoſt⸗ und Kommerzialfiraße gelegen, mit 186 Häufern und 1142 Einwohnern.

393 Das öfterreihifche Kalſerthum.

Die hiefige Dekanalkirche warb zu Ende ded Jahrs 4359 erbaut. In der früheflen Zeit war Mauth einer der Witwenfige der böhmiſchen Königinnen. | Bon den 32 Ortfchaften diefer Staatöherrfchaft ift der Drt Neudorf (Nowa Mes) in Hinficht des nahe daran auf einer Infel gelegenen Auguſtinerkloſters St. Benigna anzumerken, welches im Jahre 1262 von Udalrich Zagic Waldek, Burggrafen am Pra- ger Schloffe, mit Genehmigung ded Königs Ottokar JI. gefliftet wurde, Kaifer Joſeph II. erhob daſſelbe zu einer Pfarre, und bie daſelbſt befindlichen vier Pries ſter beftreiten bie Seelforge,

Die 8. }. Staatsherrfhaft Totſchnik liegt in dem weltlichen Bezirke des Kreifes an ber Reichskommerzialſtraße, bat eine Area von 13,812 Joch 82 Q. Kl., enthält eine Stadt, ein Städtchen und 43 wmeiftentheild große Dörfer, und zählt an Wohnge⸗ ‚bäuden 913 und 6872 Einwohner. Der größte Theil dieſer Herrfchaft beftehet abwechfelnd aus mäßig hohen Bergen, und fanft audgefieften Thälern , bie einen nicht unbedeutenden Reichthum an Eifenerz enthalten, und dad aus fünf entfernten Zechen ausgebeutet wird ;z body wird baffelbe nicht auf der Herrſchaft felbft, fons dern in den Hochöfen zu Karlshütten auf ber Herr» Schaft Königshof und zu Komarau auf ber Herrſchaft Hotomwig gefchmelzen. Unter den vorhan⸗ denen Gewerbszweigen ift dad Nagelſchmiedhandwerk bas ſtärkſte. Außerdem gibt es auch zu Zebra viele Tuchmacher, doch nur in gemeinen und mittlern Sor⸗ ten. Der Amtöort Totſchnik (Komik) enthält 30 Gebäude mit 235 Einwohnern, und in feiner Umge⸗ bung ſtehen die Ruinen ber Burgen Zebraf und zotfchnit, welche noch ziemlich gut erhalten find.

Dos Königreich Böhmen. 294

Zebra if eine freie Schutzſtadt von 165 Hause nummern und 1197 Einwohnern an ber Reichspoſt⸗ firage,, mit einer Dekanalkirche St. Lorenz. Ä

Czerhowitz (Cjerhowice) ein unterihäniges Städtchen mit 148 Häufern und 927 Einwohnern.

Die übrigen Ortſchaften diefer Herrſchaft finds. Baborin, Biegowa, Bzowd, Chlufina, - Chodaun, Drozdow, Htedl, Knifhlowign, Kublow, Sedles, Stienig und Zdig, im letz⸗ tern Drte befindet fi ein ®. k. Poſtamt, und in befs fen Nähe zeichhaltige Kalkſteinbrüche, dann Brüche vom zartlörnigen Grünfteinporphyr.

Das But Suchom aſt liegt im nördlichen An⸗ theile ded Kreifes unweit von der füblichen Seite der _ Reichspoſtſtraße, und gehört dermalen nad) dem Tode der Frau Dorothea Zarabara ihrem Erbe Hrn. N os. wat. Dafjelbe enthält einen Zlächeninhalt von 4386. oh 276 Q. Kl., und zählt in 326 Häuſern 2049. Seelen,

Suhomat, Dorf mit 74 Nummem und 499 Einwohnern, bat ein anfehnliches Schloß mit einem Garten, worin ſich Glashöufer .mit den feltenfien und prachtvollſten Gewaächſen aller Weltgegenden befinden,

Zu diefem Gute gehören die Drtfchaften Bilas, Borek, Launin, Mullow Sltawjf, Zmein, welches ſonſt ein eigenes Gut war, dann nl i⸗ narzitz.

Dos But Liten liegt im nördlichen Theile des Berauner Kreifes, bat eine Area von 3050 Joch 1447 Q. KL, zählt in feinen fünf Ortfchafren - Liten, Hatie, Letſch, Mnienian und Wle⸗ nes 204 Hausnummern mit: 1444 Seelen, bat guten

395 Des Afterreichiſche Kaiſerthum. Weizenboden und bie Zeldwirthſchaft nährt ſeine Ein⸗ wohner.

Der Gutsort Biten enthält 78 Wohngebäude mit 643 Einwohnern, hat ein ſchoͤnes Schloß und eine Pfarrkirche.

Das But Dobkichowistz liegt am linken Ufer Des Beraunflußed , füdlich von ber Herrfchaft Königs faol, hat einen Flächeninhalt von 2295 Joch 1237 D. Kl, zählt in 70 Hausnummern 495 Seelen, hat vorzüglich guten Weizenboden. Di Einwohner nähs zen fih meif vom Steinbrechen und Verführung der Steine auf dem Waſſer nach Prag, mit weldhen die neue fehr dauerhafte Pflafterung auf allen Gäffen und Mläpgen der Stadt bergeflellt wird.

Diefes Gut gehört dem Kiofler der Kreuzherren mit dem rothen Sterne. In der Nähe find bie Rui⸗ ners der Burg Karlik, deſſen wir bei Karlſtein erwähnt haben.

Die Herrfhaft Königfaal (Zbraslam) liegt im nördblihen Antheile bes Kreiſes nahe bei ber Hauptfladt Prag, bat eine Ausdehnung von 16201 S%yh 301 Q. Kl., zählt in feinen 27 DOrtfdhaften 6846 Einwohner, wurde nach der Aufhebung des hier beftans denen Gifterzienferfiofters im 3. 1785 eine Kammerals herr ſchaft, und iſt jezt daB Eigenthum des Hrn. Fried» rich Fürſten von Dettingen Wallerſtein.

In dem Markte Königſaal iſt der Gig bes ODr tsgerichts, das ehemalige Kloflergebäude ward in eine ſchöne Refidenz überbaut, in welchem fich bie große Auderraffinerie und eine anfehnlide Bleizucker⸗ fabrik befindet, die dafelbft ſtehende Pfarrkirche wurde in dem Jahre 1660 erbaut. König Wenzel ILI. ers

Das Königreih Bölmen. - 396

richtete hier ein Erbbegräbmiß für das Föniglihe Haus, und war der erfle, ber nach feinem Tode bier beigen fegt wurbe , nach ihm wurden mehrere aus der koͤnig⸗ lichen Familie beigefeßt.

Die zu dieſer Herrſchaft gehörigen Drtfchaften find: Diewnik, Banie, Kleinfuhel, Bad und zugleich Unterhaltungsort ber Prager.

Groß⸗Kuchſel, Czjernoſchitz, Gilowiſcht, Klimt, Klein⸗Euchat, Lahbowitz, Leth, Li⸗ pan, Lipenetz, Liſchnitz, Dber⸗ und Unter⸗ Mokropetz, Radotin, Rubrin, Skochowitz, Solopift, Totſchna, Trzebotau, Wonok⸗ lad, Wrana, Zabiehlitz, Biabomwteft- und Modian, In letzterm Orte gibt ed der Korbfiche - ter fo viele, daß um mehrere tauſend Gulden: Körbe jährlich abgefegt werben.

Das But Truome enthält eine Flächeninhalt von 790 Joch 448 Q. K., und befichet in einem eine _ zigen Dorfe von 22 Hausnummern und 153 Einwohs nern, gehört gegenwärtig dem dem Sof. Eduard von Schaabnuer.

Das Gut Slap ſiegt am linken Ufer der Mol⸗ bau, hat eine Ausdehnung von 11245 Joch 1385 Q. Kl., enthält einen Markt und 17 meiftens Heine Orts (haften mit 527 Hausnummern und 3427 Einmohnern, war ehedem ein Staatägut, und gehört feit 1825 dem Herm Karl Korb, Kitter von Beiden⸗ beim. Man bricht hier Schieferfiein zum Dachdes den, zu Tiſchplatten und Schreibtafeln.

Der Amtsort Shap enthält ein obrigkeitliches Schloß, ein Bräu⸗ und Brandweinhaus , eine Pfarre mit einer Trivialſchule.

=

3977 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum.

Dawle, ein anfehnliher Marktfleden, enthält gleichfalls ein Bräu⸗ und Brandweinhaus, dann eine Dottafchenfiederei, ferner -

Boganowik, Buſch, Chotilſko, E}im, Neuhof, Hinewczin, Hwoznig, Korkin, Kram, Krifhow, Klein-Letſchitz, Lippe, Maffetfhin, Prjekawit, SIaup und Gt. Kilian. Unwelt von lesterem Orte bildet die Moldau eine große Inſel (Oſtrow), auf welcher ſich vor Zeiten ein Benediktinerkloſter befand, das im Jahre 1424 von den bamaligen Religiene- Fanatikern zerſtoͤrt wurde.

Das Gut Hradisko liegt am Zuſammenfluße der Moldau mit dee Sazawa, bat eine Area von 58153 Joch 785 Q. Kl., enthält eine Volksmenge von 991 Seelen in 6 DOrtfchaften mit 148 Käufern, und ift das Eigenthum des Prämonftratenfer - Stifts Strahof.

Der Erwerbszweig der bierortigen Einwohner ift die Erzeugung ber Zöpferwaare in Menge.

Das Dorf Hradisko iſt der Amtsort se Buts mit einem Schloffe, Kopelle und Bräubaus. Die übri⸗ gen fünf Ortfchaften Stiechowitz, Bruufhom, Miehenisg, Pikowitz und Streb nih find mins ber wichtig.

Die Herrſchaft Muiſchek begreift 8 Ort⸗ ſchaften mit 2612 Seelen in 451 Gebäuden, hat einen Flächeninhalt von 8608 Joch 1215 Q. MI,

Der Markt Mujſchek hat ein großes Schloß, ein kaiſerlich⸗ Eönigliches Poſtamt. Die übrigen Drifhaften Bagow, Bratfinow, Groß: Chraſtitz, Sjifowis, Weſelka, Citin, Shots Fa, Skalka enthalten nichts merkwürdiges, nur in

Das Königreih Böhmen. 338

dem legtern Orte, nicht weit vom Amtöorte, befindet fih ein Franziskanerkloſter.

Die Herrſchaft Woßow bat eine Ausdeb⸗ nung von 8751 Joch 565 Q. Klafter, zählt in den 15 Drtfchaften , weiche diefelbe inne hat, 4513 Seelen in 743 Wohngebäuden, einige diefer Ortſchaften waren ehedem eigene Güter. Diefe Herrfchaft gehört dermalen dem Heren Grafen Bratislam von Mitrowig, Exzellenz. | Die Unterthanen leben "von der Eandwirthfchaft, und tem Nagelfchmiedhandwerk.

Im Orte Woßow befindet fih das Amt, das "ein anſehnliches Schloß, Pfarrkirche, Bräu = und Brandweinhaus hat, zählt 53 Wohngebäude und 360 Einwohner.

Die Herrſchaft Lohowitz liegt im noͤrdli⸗ hen Antheile des Berauner Kreiſes an der Litawka, bat einen Flaͤcheninhalt von 3503 Joch 377 Q. Klafter, umfaßt 4 Ortſchaften mit 2438 Seelen in 414 Wohn⸗ gebäuden, und gehört dem Herrn Grafen Hieronimus Lützo w. | Der Boben iſt hier fehr fruchtbar, ber allda vor⸗

findige feinkörnige Sandflein dient zu guten Schleife fteinen,, womit die hiefigen Landleute handeln; nebfis "dem treiben fie auch dad Nagelfchmiedgewerbe, und fins gen zugleich bei der hier befiehenden Papierfabrik Wer dienſt.

Locho wiz iſt ein Marktflecken und zugleich der Amtsort, hat ein großes Schloß und eine Dekanalkir⸗ che, dem Apoſtel Andreas geweiht, die andern Ort⸗ - fhaften find: Libomifchel, Netolig und Staſ⸗ ſo w mit einer Pottafchenfiederei. |

s” Das öſterreichiſche Kaiſerthum.

Das But Prafkloles bat einen Flächeninhalt von 1166 Joch 377 Q. Kl., daffelbe beflehet and zwei Dörfern, nämlih: dem Dorfe Praſkoles, mit 107 Wohngebäuden und 600 Seelen, mit einer Pfarrkirche und Schule, dann dem Dorfe Tobolka mit 17 Hausnummern und 90 Seelen. Auf diefem Gute be: findet fih eine Lederfabrik, ferner ein ergiebiger Mars morbruch, dann wird auch hier Vitriol erzeugt. Ehe⸗ dem gehörte dieſes Gut zu dem Infelllofter St. Bes nigna, jet gehört daflelbe dem jebeömaligen Dechant zu Karlſtein.

Die Herrſchaft Hokowitz liegt im füdlichen heile des Kreifes, bat eine Area von 77918 Joch 622 Q. Kl., umfaßt eine Gtadt und 209 meiſt große Dörfer mit 9036 Seelen in 1684 Wohngebäuden , ger hört dem Herrn Eugen Grafen von Wärben und Sreudenthbal.

Diefe Herrſchaft iſt berühmt durch bie Erzen⸗ gung der Menge Eifens *) und ber Kunſtprodukte aus dieſem Material. Bier vorhandene Hochöfen vers ſchmelzen das Eifenerz, 22 Hammerwerle, 13 Friſch⸗

3 Streck⸗ und 6 Eifenhätten verarbeiten das Rohei⸗ een Mehr ald 1000 Arbeiter finden bei diefen Eiſen⸗ werten ihren Verdienſt. |

Hotomwig iſt eine offene Stadt von 319 Hause nummern und 2186 Einwohnern. Mitten auf be®

H Here Streing, k. k. Phyſikus dieſes Kreiſes, gibt In feiner Topographie des Berauner Kreiſes die Erzeugung bes Roheiſens auf 40,000 Gentner an, welche Sums me nun freilich von unferer oben angeführten ämtlichen Angabe differirt.

Das Königreih Böhmen. 400

Maorkte fichet die im Jahre 1684 erbante Stadtkirche, Eine Löffel», ein Kaſſerol⸗ dann Blechfabrik befindet fich dafelbft. Diefe Stadt iſt der Geburtsort des böp- mifhen Königs Georg von Podiebrabd.

Von den Übrigen Ortſchaften biefer Herrfchaft find bemerkenswerth: Wiſka von Koflela (Wiſta an der Kirche, auch Groß⸗Wiſta) eigentlich eine Vor⸗ ſtadt von Hotowig, iſt der Sitz des herrſchaftlichen Oberamts mit 63 Hausnummern und 438 Einwoh⸗ nern. Bat ein großes Schloß mit einem Garten von feltenen Gewächfen, dann eine Dekanalkirche.

Sineg, Pfarrderf von 93 Haͤuſern unb 711 Einwohnern, hat eine @ifenniederlage, ein Schicht⸗ amt, und einen Hochofen.

* Komaran, ein am vothen Bade gelegenes Dorf mit 101 Häufern und 679 Einwohnern, beat 3 Hodhöfen, eine Kunftgießerei,, ein Dreh» und Bohr⸗ wert, dann eine Verzinnungswerkſtatt.

Das Gut Bukowa mit dem Dorfe Kotentſchitz zählt 580 Seelen in 85 Häuſern, hat einen Flaͤchen⸗ "inhalt von 1735 Jod 1372 Q. Klaftern, gehört dem Großhändler Sigmund Goldſt ein. Das Amt befindet fih in Bukowa.

-Yribram, diefed außgebehnte Amtögebiet bes greift eine Stadt, einen Marktfleden und 14 Dörfer mit 7108 Seelen in 898 Wohngebäuden, und bat eine Ausdehnung von 8887 Joch 1438 Q. Kl. Geine an Silber reihen Bergwerke machen ed berühmt.

Die jährliche Ausbeute fleigt mit jedem Jahre. Im Jahre 1827 war fie 17,009 Mark 15 Both, und eben fo viele taufend Gentner Bleiglätte. Ueber 1500 Bergleute find mit bem Bergbau beſchaͤftigt. Die

Der Ort Pribram iſt eir Silberbergſtadt mit 375 Häufern ı nern. Von den bier befindlichen {

. den find zu bemerfen das Rathhau tie Schloß Mariensurg, die Stad

Eine Viertelſtunde don der Ste

: gen Norbofl gelegenen‘; mäßig hoben

ſteilen Berge, befindet fi die im ga

aus berühmte, zur. Ehre der beilige

erbaute. Wallfabrtokirche des beit

98 Melder: alljäͤhrlich Zaufende . ı wallen. |

WBeſtlich von ter Stadt liegt de den Brezowa Bora (Birkenberg von Bergleuten bewohnt, feinen Name don dem MBerge, auf weldem er orb findet ſich bier das £, 5, Zechenhaus, mittelbaren Umgebung, vorzüglich abeı lichen Birkenberge, und in feine: beträchtliäften Silberbergwerke.

a2 aa. Mn - -

Das Königreich Böhmen. 402

brauchbaren Thoneiſenſtein, welcher jedoch nur in einer einzigen Grube im Kirchenwalde bei Sliwitz aus⸗ gebeutet , nad: bem Dbezniger Schmelzbergwerke der Herrfhaft Dobtifc geholt, wo rohes Buß » und Schmiebeeifen erzeugt wird: Diefer Bergbau fegt die dafigen Bewohner in Nahrung.

Milin ifi ein Marktfleden, ber in 83 Haͤuſern 545 Einwohner zählt, und ein 8. k. Poflamt Hat:

Dad But Wiſoka, welches einen Flächeninhalt von 1282 Joch 1449 Q. Kl. hat, umfaßt fünf Dörfer mit 1282 Geelen in 178 Bäufern , und gehört dem Matdiab Freiherrn von Riefe: Die Landleute hier währen fi bloß von dem Ertrag des Bodens, mitunter auch von bem Arbeitslohne in ben Bergwerken ber Nachbarſchaft. | Der Hauptort ift dad Dorf Wiſoka mit 46 Hausnummern und 397 Einwohnern, indeflen iR das Dorf Kamena anfehnlicher ; denn ed hat ein obrige. keitliches Schloß und ein Bräuhausz; unbedeutend iſt Modlowig und Zawrzitz, Strzebſko has eine Pfarre:

Die geoße Hertſchaft Oobkifch liegt beinahe im Mittelpunft des Kreifes, hat eine Ausdehnung von 54,823 Joch 4 Q. Kl., und umfaßt 64 Oriſchaften mit 12286 Geelen in 2007 Häufern, fie gehört dem Herta Rudolph Fürſten Kolloredo Mannsfelb:

"Auch auf diefer Herrſchaft wird an 8 verſchiede⸗ nen Orten der Bergbau auf Eifen ſtark betrieben , wos. durch ein großer Sheil der Untertpanen in Verdienß geſetzt wird.

Bwei Hochefen, einer zu Althtten, md einer zu Sbeznitz, verſchmelzen das Eifenerz, und auf 8 Stabhämmern und 4 Zainhammerwerken wird dad Rohe eifen verarbeitet;

Defterreichiſches Kalferigi 2, Baal, 2 6

En

483 Das öſterreichiſche Kaiſerthum.

Zwei andere auf dieſer Herrſchaft ebenfalls ſehr wichtige Induſtrialanſtalten find die miteinander im nächſten Zufammenhange ſtehenden Fabriken ‚zur Be⸗ reitung des Holzeſſigs und des Bleizuckers.

Die Stadt Dobkiſch liegt an der Paſſauer Kommerzialſtraße 10 Stunden von Prag, zählt 246 Däufer und 1597 Einwohner.

Daſelbſt befindet fi ein prachtvoll gebautes und weitläufiges Schloß nebfi einer gebedten Reitbahn, und. einem überaus geräumigen Garten mit einem ho⸗ ben Gewäckhöhaufe der feltenften Pflanzen, eine Pfarr: firche , und ein E. k. Poftamt.

Bon den vielen Ortfchaften biefer Herrfhaft find zu bemerken:

Altpütten (Staraͤ Hut) mit 95 Bofngebäus den und 524 Seelen.

Hier befindet fi ein Schichtamt, wozu ein Hoch⸗ ofen 4 Stab» und 2 Zainhammerwerke gehören, der Hochofen ſtehet hart am Damme bed Werkteiches, ‚welcher bei feiner großen Ausbehnung dad ganze. Jahr hindurch eine für den ununterbrochenen Betrieb des Werkes volllommen zureichende Menge Waſſers liefert, mit dem Hochofen felbft ift ein Erzpochhammer und Erzzug, ein doppeltes Schlackenpochwerk, fo wie ein Waſchwerk in unmittelbarer Berbindung.

Obeznig (Ebenice) an dem Urfprunge. eines " Armed der Litawka, umfaßt 110 Häufer mit 733 Menſchen, ein Schichtamt, zu welchem ein Hochofen nebſt 4 Stab⸗ und 2 Zainhämmern gehört. Das Eiſenerz wird hier aus fünf Zechen geholt.

Woborifj’t, Dorf an ber Paffauer Kommers zialſtraße mit 49 Häufern und 300 Geelen, war ehe: dem ein eigenes Gut und gehörte dem dortigen Pau- lineeftift, das im Jahre 1675 fundirt und im Sabre

* Das. Königreich Böhmen. W 1786 aufgehoben wurde, in dem Rioftergebäube befta det ſich die Bielzuderfabrit.-

Nahe dem Wirthshaus und dem Orte Woznitz liegt der mit beinahe 300 Evelbirfchen beſetzte obrigkeitliche Thiergarten. Die uUnterthanen biefer Herrſchaft wit geſagt, ernähren ſich vom Feldbaue, Holzfällen, unb von den Eiſenwerken.

Dad Gut Bermierzitz, welches eine Arık von 782 Joch 1067 Q. KI. hat, begreift nebft deul Hauptorte Wermierzitz noch zwei unbebentende Ortſchaften, und im Ganzen 52 Wohngebäude mit 470 Einwohnern, die fi meift vom Boben = Ertrag: theils bei der Schiffahrt auf der nahen Moldau nah⸗ ren. Es gehört dermalen ben Freiherrn von Stiti⸗ fried.

Wermierfig ift ein auf dem Tinten Meftanı ufer fhön gelegenes, freundliches, und gut gebante® Dorf, mit 34 größtentheil6 fleinernen Häufern, und mit 240 @inwohnern, hat ein herrfchaftliches hop, ein Salzamt, Bräu =, Brandwein » und Flußhaus, dann eine im Jahre 1781 erbaute Pfarrkirche.

Das Gut Zducho witz, deſſen Arca 1297 Joch 540 Q. Ki. beträgt, liegt unweit von ber Moldan, nahe an den Praciner Kreis, zählt im 4 Ortſchaften 138 Häufer und 896 Einwohner, bie fi bloß von der Bandwirtbfchaft ernähren. Das Gut gehört dem Drämonfiratenfer- Stift auf dem Strahof.

3duchowitz, Dorf mit einem kleinen Schloſſe, mit 51 Wohngebäuden und 345 Einwohnern.

Bebratow, Dorf in einer Belfenfhludt am Ufer der Moldau, enthält zwei Lehnhöfe.

Das But Langlhota umfaßt mit einem Hd: cheninhalt von 2241 Joh 005 D. Kl., vier Ortſchaf⸗ ten mit 127 Häufern und 772 Cinwohnen, wert

»2

403 Das Öfterreichifche Kaiſerthum.

lettere bloß vom Feldbau und Taglohne leben. Das Gut gehört gegenwärtig dem Herrn Being von Leibnitz.

Langihota (Dlauha Lhota) if ein Dorf von 64 Wohngebäuden und 442 Einwohnern, bat ein herrſchaftliches Schloß und eine Filialkirche.

Slowan (Lhota flowansfd) hat 24 Wohnge- baube mit 131 Einwohnern. Diefer Ort iſt zugleich ein abgeſondertes Lehngut.

Koͤnigl. Goldbergſtadt Neu⸗Knin liegt beinahe in der Mitte des Kreifed zwiſchen mehreren Bergen, hat einen Umfang von 600 Joh 739 Q. Kl., und enthält in 168 Hausnummern 1026 Einwohner. Das hiefige Goldbergwerk, welches vorzüglich im 15. Jahr⸗ hunderte blühte, bewog den König Wiadislaw II, (1479) diefen Flecken in die Zahl der k. Bergſtädte aufzunehmen. Die Schweden zerflörten den Bergbau, und feitbens iſt diefe Stadt im Verfall.

But Sudowig umfaßt mit einem Flächenin⸗ halte von 568 Joch 861 Q. Klafter zwei Ortfchaften : Sudowitz und SegtſkaLhota, welche zufammen 4 Hausſsnummern mit 272 Einwohnern enthalten,

und die meifl vom Kartoffelbaue leben, der Beſi⸗ ger davon ik Herr Ritter von Mayersbad.

Das Gut Alts Knin, deflen Flächenraum in 6327 Joch 16 Q. KL. befiebet, enthält 12 Drtfchaften mit 271 Häufern und 1297 Einwohnern, welde legtere vom Belbbau leben. Dafjelbe gehört dem ritterlichen Drben der Kreuzherren mit bem rothen Gterne.

Der Haupt » und Amtsort if Alts Knin (Stary Knin) mit 45 Häufern und 339 @inwohnern, mit einem Schloͤßchen, einer Pfarslirde, und einem Spitale. Die übrigen Ortſchaften find minder merk⸗ würdig,

Das Konigreich Böhmen. 06 |

Die Herrſchaft Leſchan umfaßt 25 Ortſchaften mit 594 Häufern ımb 3838 Einwohnern, hat eine Area von 10527 Jod 583 Q. Kl., und gehört dem Prager Metropolitans Domklapitel. Die Einwohner nähren fih vom Feldbau. Im Dorfe Leſchan if der Sin des Amtes mit einem. Schloffe und 3& Wohngebäuden, in welchen 241 Menſchen wohnen.

Hoſtéradice liegt wefindrdli von Leiden, zählt 33 Hausnummern mit 225 Einwohnern, unb bildete ehemals ein eigenes für fich befichendes But.

Ned wies liegt weſtſüdlich von Leſchan, zählt 16 Häufer mit 110 Einwohnern, hat ein obrigkeitli⸗ ches Schlößchen, und war auch ehedem ein eigenes Gut. | Nedworzitz, ein manſehnlicher Marktfleden, liest mittäglih von Leſchan, zählt 92 Häufer mit 613 Seelen, Hat eine fehr alte Pfarrkirche, und wan

gleichfalls vordem ein eigenes felbfiftändiges Gut. .

Brjezan, Ober⸗Brzezan, liegt eine halbe Stunde von Lefhan, zählt 47 Hausnummern mit 297 Seelen, auch diefer Ort war vormals ein eigenes Gut. |

Das But Jab lona, welches einen Flächeninhalt von 3381 Joch 1050 Q. El. hat, liegt am rechten Mol⸗ dauufer norbwärts von Leſchan, umfaßt fünf Ort⸗ ſchaften mit 130 Häufern und 896 Einwohnern, wels che vom Feldbau leben. Urſprünglich beftand dieſes Gut aus zwei ſelbſtiſtaͤndigen Befitzungen, naͤmlich aus den Gern Jablona und Retluk, die im Jahre 1751 vereinigt wurden.

Jablona (Gablona), Dorf in einem freund⸗ lichen Thale von 23 Hausnummern und 175 Einwohe nern, mit einem fchönen weitläufigen Garten.

Li Das öfterreichifche, Kaiſerthum.

Bielit liegt eine Stunde ſüdlich von Jablo⸗ na, hat eine Pfarrlirhe, 39 Hausnummern und 245 Gesten. Hieher gehört das nahe dabei liegende Schlöß: hen Nethuk mit einem Bräu » und Brandweinhaufe dann Maierhofe.

Im Jahre 1806 kam diefes But an dad Groß: hanblungshaus Ballabene und Kleinwädter.

Das Gut Krichleb, deflen Klähenraum in 4139 Joch 1224 Q. Ki. beftehet, umfaßt vier Ort⸗ ſchaften mit 84 Häufern und 549 Einwohnern, die meiftens vom Kartoffelbau leben. Diefes Gut gehört feit 1815 dem Herrn Grafen von Pourtaled. Jn dem Dosfe Krchleb ift dad Amt, hat ein niebliches Shlößhen, ein Bräu⸗ und Brandweinhaus , zählt 23 Hausnummern mit 202 Einwohnern.

Die Herrfchaft Konopiſcht zählt im ihrer weis ten Ausdehnung eine Stadt. und 64 Drtfchaften mit 41305 Häufern und 9594 Seelen, bat eine Area von 30719 Soh 640 Q. Ki. Sie kam fon zu An: fang des 18. Jahrhunderts an die gräflihe Familie Wrtby.

Konopifcht ift der Amtöort der Herrſchaft, ein für die. frühern Seiten fehr befeftigtes Schloß mit 24 Haudnummern und 202 Einwohnern. In der Näs be des Schloffes liegt der Faſangarten, und etwas entfernt liegen zwei Xhiergärten. Im Orte befindet Hd dad Bräu⸗ und Brandweinhaus, und in ber Nach⸗ barfchaft eine Papiermüple,

Beneſchau if eine offene Schutzttadt, diegt an der Linzer Commerzialpoſtſtraße in einer anmuthigen fruchtbaren Ebene, zählt 262 Hausnummern mit 2080 Einwohnern, und hat ein Gymnaſium. Sie iſt in den vorigen Sahrhunderten durch mannigfaltige Ereig⸗ niffe merfwärbig geworden; nämlich als im Zaufe ber

Das Königreih Böhmen. 408

Religiondunruben 1420 die hieflge Stadtgemeinde auf die Seite der Anhänger von Hußens Lehre trat, ers richteten die Pikarden allhier ein geiſtliches Gericht für ihre Glanbensgenoſſen, welches bis an das Ende des 15: Jahrhunderts dauerte. Als im Jahre 1451 zu Prag die Pet wüthete, ward in Benefhau der Zandtag unter dem Vorſitz Georgs von Podie: brad gehalten, worauf der Gegenfland wegen Aus: folgung des jungen Königs Ladislaw aus der Vormundſchaft ded Kaifers , die Ernennung eines neuen Statthalters, dann der fernere ungehinderte Genuß des heil. Abendmahled unter beiderlei Geſtalt, abgehandelt wurde. |

Beneſchau ift der Geburtsort des um die To⸗ pographie Boͤhmens fehr verdienten Jaroslamw Schaller, Priefters der frommen Säulen. Ä

Noch zu bemerken iſt das Dorf Teinitz (Teg⸗ nice), am linten Ufer des Sazawaflußes mit eis nem verfallenen Bergſchloſſe und einer Gteingutfa: brif, die bedeutente Geſchaͤfte macht, und einen guten Theil der Einwohner in Nahrung ſetzt.

Die Herrfhaft Tloſkau dehnt fi in der Län⸗ ge fünfthalb, und in ter Breite dritihalb Stunden aut , bat einen Flächeninhalt von 21854 Joch 646 Q. M,, und umfaßt drei Marktfleden und 61 Dörfer mit 45% Einwohnern in 1107 Gebäuden, die bloß von dem kaegen Ertrag tes Bodens leben. Bei tem Dorfe Bezdiegowitz wird ein Kalkſtein gewon: nen, der vm vorzüglicher Güte ifl. Die Herrſchaft ift aus mehreen früher feibfifländigen Gütern zufam: mengefetzt, UN: gehört dermalen dem» Herrn Grafen Poortales.

Thloſkau (rioſtow) iſt der Sitz des herrſchaft⸗ tihen Ortsgerichtes, und liegt in einem Beinen Thale,

| | m .

00 Das ofterreichiſche Kaiſerthum.

zählt nun 13 Wohngebäude nebſt einem Bräu » und Branbweinhaus , bat ferner ein obrigkeitliches Schloß, das aber nicht ausgebaut ift.

Newellau ift ein anfehnliches Städtchen, oder Baritfieden mit 102 Häufern und 803 Seelen, bat eine Dekanalkirche.

Marfchowit ift gleichfalls ein kleines unan⸗ fehnliches Städtchen Yon 90 Häufern und 541 Eins wohnern, |

Biftriee, ein an dem Bade Byſtra und an der Linzer Poſtſtraße Tiegender Marktfleden mit 111 Hausnummern und 683 Einwohnern, bat eine Pfarrs kirche Simon und Ju dä.

Tomitz (Tomice), liegt ſüdoöſtlich von Tho⸗ flau, zählt 47 Wohngebäude mit 273 Einwohnern,

Ziwohaufft (Ziwohoſcht), Liegt diesfeits und jenfeits der Moldau, hat eine zur Ehre des heil. Ja⸗ bian und Sebaftian erbaute Lokalpfarrlirde.

Die Herrſchaft Wotitz liegt hart an ber Gränze des Kaurjimer und auch des Taborer Kreifes an der Linzer Commerzialpofifiraße, umfaßt 44 Drtichaften mit 717 Dausnummern und 5156 Seelen, und bat eine Ausdehnung von 141373 Joch 621 DM. Ki. Der Boden biefer Herrſchaft iſt beinahe durchgehends uns eben und bergig, und die Fruchtbarkeit feiner enwirth: baren Beſchaffenheit wegen nicht ſonderlich. Unter den Erzeugnifien des hierortigen Landwirthichaft ver- dienen die überaus ſchmackhaften Welfe, welche in den obrigkeitlichen Weihern im beträchtlichen Znzahl unter: balten werden, eine ganz ‚vorzügli Erwähnung. Seit 1810 ift Herr Franz Graf Watislaw vor Mitrowis Befiser.

Das Königreih Böhmen, 0

Botin (Motice), eine obrigkeitliche Schut ſtadt an ber Linzer Pofffiraße mit 202 Hausnummern‘ wib 1698 Seelen, ift der Sig des herrfchaftlichen Amtes, fo wie eines k. ©. Poſtamtes, und bat eine Pfarstiche nebf einem Franziskanerkloſter. |

Sanowig, ein in einem anmuthigen Schale Iies gendes Städtchen von 31 Nummern und 221 CEinwoh⸗ ner, dad mit dem dabei liegenden Dorfe

Kanomwit von 48 Nummern und 300 Einwohs nern im unmittelbaren Zuſammenhange iſt, und ches dem mit einigen Ortſchaften ein eigenes But bildete,

Dirtie Herrſchaft Shlumesy nimmt einen Lands firi) mit einer Ausbehnung von 41570 Joch ein, und umfaßt eine Stadt, ein Städtchen, 3 Marktflecken und 82 Dörfer mit 2045 Häufern und 13815 Einwohnern, die zum heil von dein kargen Ertrag der Feldfrüch⸗ te, zum heil von Handwerkerverdienſt leben. Die Herrſchaft gehört dem Herrn Ferdinand Kürften von Lobkowitz, Herzog zu Raudnitz.

An dem Marktfleden Ehlumetz iſt das XAnit, berfelbe zählt 59 Häufer mit 49 Einwohnern , bat ein Bräus und Brandweinhaus. Auf dem daranſto⸗ Benden hohen und fleilen Berge liegt das alte, che= dem fehr fefle, mit hohen Ringmauern umgebene, bie ganze Gegend beherrfhende Schloß, welde no ziemlich vet erhalten , zwei Höfe von einem mäßigen Umfange emhaͤlt, zwei Stockwerke hoch, mit einem hoben vieruligen Thurme, gleichwie mit einer-Kapelle verfehen iR, und noch immer bewohnt wird,

Seltſean (Sedltano), eine unterthänige Gtabt ohne Ringmaur am. Bade Mani, zählt 272 Häuſer mit 496 Seelen, bat. eine’ Dekanal⸗ und Stadtlirde, und inen Magiſtrat.

Mi Dos: öferreihifhe Kaiferkhum.

Sedlet (Sedlec) eine 'offene Stadt mit 114 BDäufern und 712 Cinwopuern, mit einer alten Plarrkirche.

Schönberg (Kraſna Hora), Marktflecken von 80 Häufern und 550 Menſchen, mit einer Pfarre, Wormald war bier ein Boldbergbau, wo über 300 Bergknappen befchäftigt waren.

Kamait, ein an beiden Ufern der Moldau zer: fireuter Marftfieden mit 60 Hausnummern und 423 Einwohnern. Zur Werbindung des linken mit dem sechten Ufer dient eine Ueberfuhr. _

Das But Petrowitz liegt hart an den Grän- zen bed Prachiner und Taborer Kreifes, bat einen Flächeninhalt von 4598 Joh 221 Q. Kl., umfaßt 14 Dörfer mit 233 Wohngebäuden und 1625 Einwoh⸗ nern, bie von der Landwirtbfchaft leben. Das Gut gehört bermalen der Frau Gräfin Anna von Oppers⸗

borf. Im Dorfe Petrowitz befindet ſich das Amt, daffelbe’ zählt 49 Häufer und 357 Ginwohner, bat eine Pfarre,

‚Die Herrfhaft Smilkau, die einen Flächen⸗ saum von 6346 Joch 1536 Q. Kl. befige, liegt hart an der Linzer Commerzialpoftfiraße, und an dem Bas borer Kreis, umfaßt 29 Dörfer mit 345 Haudsum= mern und 2442 Einwohnern, weldhe vom Landdau als : Sein leben. Die Hersfchaft gehört dem Herm Joachim Grafen von Borarjidy Biffingen - - Smillau (Smilkow), Sig des herrihaftlichen Amtes, ein Dorf mit einem obrigfeitiiden Schloſſe, Bräu⸗ ımd Brandweinhaus, dann Kirde, zählt 39 Hausnummern und 318 Seelen.

Gut Sukbdol, gränzt au Zıdlau, Wotit und Amſchelberg, umfaßt einevBlächenraum von

Das Königreich Böhnen, a2

746 Joch 235 Q. KL, zählt in 2 Dörfern 40 Haus⸗ nummern mit 331 Seelen, gehört dem Herrn Aloys Zipowſtky, Ritter von Lipomwig,

Im Dorfe Sukdol ik der Sitz des Amteb mit einem obrigkeitlichen Schloſſe und Tonßigen Wirth⸗ ſchaftsgebaͤuden.

Das But Nalzowitz liegt an dem rechten Ufer der Moldau, hat eine Area von 2390 Joch 172 Q. Kl., umfaßt fieben Dörfer mit 772 Geelen iu 119

Häufern, und gehört dem Freiherrn von Schar \

fenflein Pfeil.

Nalzowis iſt der Gig ded Amtes, hat eim wohlgebautes obrigkeitliches Schloß mit einer Kapelle, 23 Hausnummern mit 214 Einwohnern,

Gut K.niomwig umfaßt einen Klächenraum von 2024 Joch 730 Q. Ki. mit acht kleinen Ortfchaften von 770 Seelen in 160 Haͤuſern. Befiger deffelben if Herr Anton Bang.

Am Orte Groß⸗Kniowitz zum Unterfchieb des Klein⸗Kniowitz auf dem nämlichen Gute, befin⸗ det ſich das Amtshaus, ferner ein niedliches Schloß mit einer Öffentlichen Kapelle, dann ein Sraͤudaus, und zählt in 42 Häuſern 326 Einwohner.

Das Gut Amſchelberg mit einer Area von 3642 Joch 641 Q. KL, liegt im Süden des Kreiſes, und begreift einen Marftfleden und 41 Dörfer mit 1602 Seelen in 244 Häufern. Der Boden ift hier al⸗ Ienthalben fehr fleinig. Der Beliger diefes Guts if feit 1818 Herr Karl Ritter von Neumann,

Amſchelberg (Koſowa Hora) if ein Markt fleden von 105 Hänfern und 678 Einwohnern mit einem Schloſſe und eines Pfarre, bier befindet ſich das Ortericht.

*

413 Das Vſterreichiſche Kalſerthum.

Hradet (Gjerweny Hradek) Rothbradek, Dorf von 18 Höufern und 110 Einwohnern, war eher mals ber Hauptort eines eigenen ſelbſt ſt ãndigen Das Gut Prtſchitz, deſſen Flächeninhalt ſiqh auf 4538 Joch 1095 Q. Kl. beläuft, liegt In einem freundlichen Thale, und wird nur in ber an der Ta⸗ boree Krelsgränze anſtoßenden Gegend bergig, baffelbe umfaßt ein Städtchen und 16 Dörfer mie 1842 Se: Ien in 296 Häufern.

Prtſchitz (Prlice), ein unanfehnliches Staͤbt⸗ Gen mis einem ſehr geräumigen Schloſſe, einer Pfarre, 177 Hausnummern und 685 Einwohnern.

Das Gut Dobrohoft if ein Feines unbeden⸗ tendes Gut von 133 Joch 269 Q. Kl. an Flächenin⸗ halt, ift bloß auf ein Dorf mit einem Schloͤßchen, ei⸗ nem Maierhofe, 4 Häuſern und 18 Seelen befchränft, und gehört der Maria Elifabetb Dohalſky, Stifte Yame ‚auf dem Hradſchin. | Dos But Bollehowis hat eine Brundfläde ‘von 195 Joch 702 Q. Kl., beftehet aus einem einzigen - Dorfe Bollechowitz von 30 Häufern und 228 Ein» wohnern. Dieſes Gütchen gehört dem Ferdinand Rit⸗ te D’ Hopp. |

Das Sut Mitrowis liegt mit Prtiſchitz in

demfelben Thale, hat einen Flaͤchenraum von 1460 Joch 4135 Q. Kl., enthält 7 Dörfer mit 98 Hausnummern und 676 Einwohnern, welche Sehtere vom Fargen Ertrag ber Eandwirthfchaft leben. Es gehört dem Herrn An⸗ ton Spallet. An das Schloß Mitro witz fiögt ein ſchoͤner weitläufiger Garten, und 6 Häufer mit 36 Einwohnern find in der Nähe deſſelben anges baut. |

Das Königreich Böhmen. : 46

- Das But Sttebnik liegt am rechten Ufer der oldan, in einem freumblichen Thale, und iR runde cher von der Herrſchaft Chlumetz eingefchloffen, bat we Area von 1212 Ich 1392 D. Kl. Es mihält 5 Dörfer mit 69 Häufern und 266 Einwohnern, wzügliche Obftgattungen von jeber Art gebeihen hier r gut.

In dem Dorfe Stkebnitz, dad 37 Häufer mit 9 Einwohnern zählt, befindet fi ein freundliches hloß mit dem Amte. |

Das Gut Klutſchenitz liegt am rechten Ufer · Moldau an der Bränze des Prachiner Kreifes, hält 1741 Joch 330 Q. Kl., umfaßt drei Dorfe aften mit 340 Seelen in 47 Wohngebäuden. Da ber ‚den fehr bergig umd felfig iſt, if auch die Frucht⸗ keit der Oberflähe hoͤchſt mittelmäßig, und ber admann lebt auch nur von bem kargen Ertrage bed dens. Diefes But gehört dem ritterlichen Orden ber reuzherren mit dem rothen Stern.

Im Dorfe Klutſchenitz befindet ſich das Amt, bat ein Pleines obrigkeitliches Schloß, ein Braͤu⸗ b Brandweinhaus , zählt in 36 Hausnummern 277 nwohner, die andern zwei Dörfer heißen K amenis b Kkeſchina.

Gut Zahxadka Liegt hart an ber Gränze des achiner Kreifed, unweit vom rechten Ufer der Mole 1, bat eine Ausbehnung von 1249 Joch 578 Q. KL, faßt 4 Ortfchaften mit 695 Infaflen in 84 Wohn« äuden, Der Boben iſt von mittelmäßigem Erträg⸗ , und der Sandmann nährt fich meiſt von Kartof⸗ 1. Dab Gut gehört dem Herrn Karl Walluy,

45 Das öfterreichifche Kaiſerthum.

Der Amttort Zah radka liegt in einer bergigen und rauhen Gegend, hat ein obrigkeitliches Schioß, ein daran ſtoßendes Bräu⸗ und Brandweinhaus, zäflt in 21 Hausnummern 168 Eeelen. Die Übrigen Ort: (haften find: Border-Chlum (Piebnjr Ehlumy), Hinter»Chlum (Zadnj⸗Ehlumy), Koſobud (Kozabudy).

Das Gut Erticho witz begreift das einzige Dorf gleichen Namens mit 244 Einwohnern in 31 Hausnummern, mit einem niebliden Schloſſe und dem Amtöhanfe. Der Klächeninhalt beträgt 520 Joch 41315 Q. Ki., Bere Wenzel Schuſter iſt deſſen Befiger. |

Sut Getkichowitz liegt am rechten Ufer ber Moldau mit einer Area von 2167 Joch 140 Q. KL, und umfaßt 16 Ortfchaften mit 1050 Seelen in 182 Wohngebäuden. Die Befchaffenheit des Bodens reicht nur zu, eine mittelmäßige Sruchtbarfeit hervorzu⸗ bringen.

Im Dorfe Getrichowitz befindet fi) das Amt, ein niedliches Schlößchen,, 37 Wohngebäude mit 236 Einwohnern, ein geſchmackvoll angelegter Biergarten mit zwei fehr vollfiändig eingerichteten Gewächshäu: fern, und einem wohlausgeflatteten Feigenhaus. Das But gehört dem Herrn Ferdinand Fürſten von 8 ob: kowitz, Herzog zu Raud nitz.

Gut Krzenitſchna liegt im Mittelpunkte des Kreiſes unmwelt vom linken Ufer bes Moldauflußes in siner größtentheils bergigen Gegend, umfaßt nur 171 Joh 1426 Q. Ki., gehörte ehemals dem Benedikti⸗ nerftift zu St. Johann unter dem Felſen, jetzt gehört es dem Herrn Wenzel Chotſky, und befieht in dem einzigen Dorf Kteniind von 16 Däufern und 107 Einwohnern,

: Dad. Rönigrilh Böhmen. ME

:: Das Gut Raditf hat einen Flaͤchenraum von 50 Joch 169 Q. Kl., umfaßt 4 Dörfer mit 641, eelen in 84 Häufern , und gehört dem Landesadvo⸗ ten Herrn Franz piſti m Dorfe Raditſch tadid) if das Amt, hat ein obrigkeitliches Schloß, ı Bräu » und Brandweinhaus, 36 Hausnummern mit 8 Einwohnern. Dad. But Stietlomig enthält 725 Joch 458 „Kl., und dehnt fich über drei kleine Ortſchaften 8, welche 38 Häufer mit 329 ‚Seelen enthalten, ges rt dem Her Aloys Ritter von Eipomwffy.

Am Dorfe Stietkowitz if ber Sig bes obrig⸗ itlichen Amtes, daſſelbe zählt 19 Hausnummern mit, 5 Seelen, hat ein Meines Schloß mit einem Brau⸗ d Brandweinhaus,

But Strzesmirz Tiegt gegen den Zaborer reid zu, unweit von ber Linzer Commerzialftraße, jtehet bloß in dem Dorfe Strzesmirz von 48 äufern und 294 Einwohnern, zählt in feinem Um« ng nur 566 Io 88 Q. Kl., hat gleichfalls ein obrig⸗ itliches Schlößchen mit einem Bräu = und Brands rinhaus.

Gut Woſetſchan liegt öſtlich von der Herr⸗ aft Tlofkau, hat eine Area von 2710 Joch 954 . Kl., umfaßt 6 Ortſchaften, worunter der Amtsort ofetfhan (Wofeeany) der bedeutendfle if, er bit 55 Wohngebäude mit 388 Seelen, bat ein chlõßchen mit einer äffentlihen Kapelle, ein Bräu- d Brandweinhaus.

Gut Bſchenor liegt im Norden des Kreiſes ı linken Ufer der Beraun mit einem Flächenraum von 7 Joch 1579 Q. Kl., enthält zwei Dörfer mit 412

47 Dos Öfterreihifige Kalſerthum.

Einwohnern in 86 Betughäuden , ai dem Ger Joſeph Krieſt en.

Im Orte Bfchenor Befindet ſich das obrig⸗ keitliche Amt, ein herrſchaftliches Schloß, ein Bräu⸗ und Brandweinhaus zieren das Dorf, es zählt 23 Hausnummern mit 198 Einwohnern.

Un Eehnglütern enthalt ber Beramer Kreis:

Das Lehngut Chohin - Efetin Gi Ctidorowſty Czjzin-⸗-Nafakowit Ejims Trukiſch Drahlowitz Rzidka Smo⸗ lotel Wonoklas zottowis An Frei⸗ ſaffen zwei Biertel, |

‚vo

TU T

Das Königreih Böhmen 419 | —— nn

Der Sanıer Kreis, |

Base, Srä nen; Orbte.

ein im Nordweſten und Norden an Sachſen, im Oſten an den Leitmeriget und Raloniger, Kreis, im Süden an den Legtern, und zum Thbeil an den Pilſner Kreis, im Weſten ganz an den El⸗ bogner Kreis, und if nah Kreybich 42 444 Quadrat» Meilen groß.

Nach der legten Volkszählung vom Jahre 4827 enthielt diefer Kreis 129,052 Einwohner, worunter 67,991 des weiblihen, und 61,061 des männlichen Ges ſchlechts waren , bildeten überhaupt 32,183 Wohnpar⸗ theien, und lebten in 28 Städten, 1 Marktflecken, 464 Dörfern, und 22,015 Häufern.

Ferner befanden fi in diefem Kreife 217 Geiſt⸗ liche, 75 Adelihe, 540 Beamte und Honoratieren.

Die Geburten überfliegen 1827 die Xodesfälle.. um 957.

Die nugbare Oberfläche | dieſes Kreifes beträgt . 339 ‚344 309 10121)60. Al.

Davon nehmen bie ordent⸗ lichen ackerbaren Gründe. 188,779 919 die Zrifhfeldee - . - . 16,879 1,217 die Waldtungen . 0. 88,485 516 bie Wiefen . - - » » 20,688 146 die Gärten . . ©. . :83,859 4,002 bie Weingärtten 2. 47 7% die Hutweiden u. Geſtrippe 18,076 167 die Teiche den Ueberrefl. | Deſterreichiſches Kaiſerthum,. Ge

1114111

420 Das "öfterreihifhe Kaiſerthum.

Diefer Kreid wird, wenige Urtfchaften ausge⸗ nommen, blos von Deutfchen bewohnt.

Seine Oberfläche beftehet theils aus einer ebenen Fläche, weiche fi auch noch in dem Seitmeriger und Rakonitzer Kreis fortzieht, theils decken dieſelbe Hohe⸗, Mittel = und Kleingebirge. Die weit fi ausdehnende Ebene, bie faft ein Drittel des Areals dieſes Kreifes beträgt, und bie im Weiten und Norden an dem fi amphitheatratifh anftoßenden Erzgebirge eine mächtige Schutzwehre gegen die rauhen Nordwinde bat, ift durch das milde Klima und durch die Güte des Bo⸗ dens Außerft fruchtbar, und ber Kreis wirb mit Recht von jeher die Getreid⸗ Kammer Boͤhmens genannt,

Ueberdieß fehlt ed diefem Kreife auch nicht an Bemäfferung ; benn er wird von der Eger und der Biela durchſtroͤmt, in welche wieder eine Menge der größern und kleineren Bäche hineinfliegen.

Produkte, Bemwerböfleig.

Die Hauptprodufte find: Getreide, Flachs und Hopfen, welcher Letztere im Ins und Auslande berühmt if, dann DbR, indem die Obſtkultur feit dem legten Dezennio des berfloffenen Sahrhunderts fehr in Aufnahme Fam.

Außer dem flarten Berg » und Hüttenbau findet. man beträchtliche Seinen, Kattun » und Muſſelinwebe⸗ reien, Baumwollſpinnerei, Spitzenklppelei, Holzwaa⸗ renverfertigung und ſechs Papiermühlen, ‘jo daß dieſer Kreid zu den Manufalturkreifen Boͤhmens gehört.

Bon den zu der vorjährigen Gewerbsausftelung eingefandten Artikeln, waren bie bed Tuchs, ber Baumivolle, und der Spielwaaren von vorzüglicher Schoͤnheit.

Das Königreich Böhmen. 42

Ferner befinden fi in bemfelben drei Gymna⸗ fin. Den Werbbezirk hat das Regiment Bellins⸗ ton Nr. 42.

Saaz. Die freie k. Kreisſtadt (Zaͤtetd) liegt unter dem 31° 12’ 33° oſtlicher Länge, und unter dem 50° 24° 7°’ nördlicher Breite, am rechten Ufer ber Eger, von Prag 14 Meilen entfernt. Sie beſtehet aus der eigentlichen Stadt, dann aus ber obern und untern Vorſtadt, zählt zufammen 610 Häuſer mit 4416 Einwohnern, fie hat einen großen Pla, ber ein laͤngliches Viereck bildet, ſechs Kirchen, naͤmlich: bie Dekanal⸗Kirche, Maria Himmelfahrt, die Kirche Krönung Mariä mit dem Kapuzinerkloſter, die Filialkirche des heil. Apofl. Jakob, die St. Ni: kolauskirche, die St. Wenzelskirche, die Kir⸗ he zu St. Johann dem Läufer. Vorzügliche Gebäude find: das Rathhaus, das ſtädtiſche Gymnaſialgebäude, dad große Kriminals ſtrafhaus, die Militärkaſerne.

Die untere Vorſtadt wird von der Eger in zwei Theile getheilt, worüber eine Kettenbräde führt, deren Bau am 13. April 1826 begonnen, und im. Monat September 1827 beendigt wurde.

Sie hat drei Stadtthore, und zwei Fleine Pforten.

Es befindet fih hier das k. k. Kreisamt, der Staab eines k. k. Kavallerie » Regimentd s ferner ein k. k. Symnafium, nebft: einer Stadtſchule; eine. f. Poſtamt, ZTrankfteueramt, Tabak⸗ und Siegelgefaͤll⸗ kommiſſariat. | |

Auch ift hier ein Spital auf 11 Pfründler, dann ein wohl eingerichtete Armeninflitut.

Das Wappen der GStabt enthält eine Stadt: mauer mit drei filbernen Thürmen, wo auf dem mitte leren ein ſilberner Löwe im rothen Felde ſich ˖ befindet.

4 e 2

pr Das öfterreichifhe Kaiferthum.

Als eine koͤnigl. freie Stadt iſt die Werwaltung bes Gemeindvermögend dem ka k. Landesunterlams meramte untergeorbnet. Der Magiftrat iſt die Orts⸗, und in Hinfiht des Guts Holetig die Grundobrig⸗ keit, dieſelbe beſtehet aus einem Bürgermeifter , drei geprüften Räthen, einem ungeprüften Rathe, einem geprüften Sekretär, und einem Rathsprotokolliſten; : übt zugleich das Kriminalgericht aus.

MNebſt den gewöhnlichen ftädtifchen Gewerben bes f&häftigen fich viele Bewohner diefer Stabt mit dem Hopfens und Feldbaue, fo wie mit der Gartenkultur, befonderd werden viele Gurken erzeugt, und weit und breit als ein bedeutender Handelsartikel verführt.

Der Stadtgemeinde von Saaz gehören bie beiden Güter Holetig und Welchau. Erfteres zählt in ben beiden Dörfern Groß» und KleinsHoletig in 80 Hausnummern, 422 Ginwohner. Legteres in den vier Dörfern Welbau, Drepyhöfen, Stan kowitz und Bezdiek 143 Häufer mit 706 Eins mohnern. Ihr Erträgnig wird zur Unterhaltung der Kirche, Schule, des Spitalt und des Gemeindweſens verwendet.

Die königl. Stadt Kaaden liegt am linken Ufer der Eger unter Lem 500 22 42" nörd⸗ licher Breite und unter dem 30° 56° 2" öſtlicher Lan⸗ ge, und iſt von Prag 12 Meilen entfernt.

Sie zählt 502 Däufer mit 3,122 Einwohnern, und als eine freie koͤnigl. Stadt unterfichet fie in Dinfiht ihres Gemeindvermögend dem k.k. kandes⸗ unterkammeramte.

Ihre Gründung fält nach den Chroniſten in das He Jahrhundert. Sie if mit hohen Mauern und vier Thoͤren verfehen, bat zwei Vorſtädte, die obere und untere, vier Kirchen, nämlich die Dekanalkirche

" .

Das Königeeih Böhmen. | 423

Kreuzerhöhung, die Skt. Annakirche in ber obern Vorſtadt, die Kirhe Freundſchaft Chriſti in der untern Vorſtadt mit einem Elifabethiner = Klos ſter und Hofpitale, gefiftet von der Frau Gräfin Schönkirchen im Jahre 1748 mit 14 Krankenbet⸗ ten und 18 Nonnen, ferner die uralte Kirde Ente bauptung Johannis in ber untern Vorſtadt. An vorzüglien Gebäuden hat fie dad nase Rathhaus mit dem ſchönen Thurm, worauf fi die Uhr befindet; die Dechantey; das Piariflen-

—kollegium; die Militärkaferne Auf dem großen Marktplatze befindet fich bie ſchoͤne Bildfäule

der heil. Dreieinigkfeit. Der Magiftrat iſt bier regulirt. Das Wappen beflehet in einer Stadtmauer mit 3 Xhürmen, auf deren mittleren oben ein ger ſchloſſener Helm, unten aber ein offenes Thor mit eis nem Zallgitter, auf dem linken der böhmifche Löwe,

‚und auf dem rechten ein Adler vorgefiellt wird. Nebſt dem gut organifirten Armeninſtitut befinden fich bier

22 Spitalpfründier. Die Einwohner treiben die Tuch⸗, Zeugweber : und Weißgerberey, auch bie Sirumpffabti⸗ kation.

In der Umgebung von Kaaden befinden ſich die

Ruinen der alten Ritterburgen Seflau, Schöns

burg, und Haffenflein, dann dad Franziöfaners

kloſter mit der Kirche Mariä Verkündigung

am linken Ufer der Eger auf einem Felſen.

Der Stadt Kaaden gehört das Ianbtäfliche Gut Milfau, welches 15 Dörfer inne bat, als:

Milfau Dorf von 25 Nummern und 113 Ein⸗ mwohnern.

Czachwitz Dorf von 33 Nummern und 156 Einwohnern, mit einem Gefundbrunnen, wobei fi ein Badhaus mit 5 Bädern befindet.

428 Das aſterreichiſche Kaiſerthum.

GCzermik Dorf am linken Ufer der Eger mit 25 Nummern und 160 Einwohnern, bat ein Alauns wert.

| Altfheu Dorf von 48 Nummern und 210 Eins

wohnern,, ift mit Bafaltbergen umgeben, und bier wird die Grünerde gegraben. Die Übrigen Dörfer find minder widtig.

- Die Bönigl. freie Bergſtadt Kommotau liegt unter dem 341° 15“ Öftlicher Länge und dem 60° 27° 33° nördliher Breite an den Bah Wild fau und an ber Leipziger Gommerzialftraße, 44 Poſt⸗ Meilen von Prag, zählt 553 größtentheild wohls gebaute Häufer mit 3,612 Einwohnern, fie unterſtehet blos dem ©, k. Gubernium und führt zugleich ben Namen einer Pönigl. Bergſtadt, umfaßt einen großen

Platz (Ring) iſt mit alten ehemals fehr feften Mauern umgeben, welche burch vier Thore unterbrochen find, und hat Übrigens vier Worflädte, vier Kirchen: bie Dekanalkirche, die Sktt. Ignazikirche, die Kirche zum heil. Geiſt mit dem Bürgerfpital, bann die alte Katharinakirche, die jetzt als Magazin für die Feuerlöfchrequifiten verwendet wird. Das Rat h⸗ haus, dad ehemalige Jeſuitenkollegium, und das Konvikt find die vorzüglichfien Gebäude. Das Jeſui⸗ tenkollegium wird ald Militärkaferne benügt, im Letz⸗ teen befindet ſich das Gymnaſium. Der A Big oder Wildsbach auch Wildfau gewährt ber Stadt den großen Nutzen, daß derfelbe nicht nur 8 Mühlen in der Umgebung in Bewegung fest, fondern noch mittelft eins fachen Schleußen aus dem Müplgraben an jeden Punkt dee Stadt bei Feuersgefahr geleitet werden Bann. Daſelbſt befindet fi der Staab eines k. k. Zeldjäger- bataillons, das k. k. Poftamt, Galzamt, Straßenloms

v⸗

Das Königreih Böhmen 419 |

Der Saazer Kreis, |

Enge, Sränzen, Oröge.

Sein im Nordweſten und Norden an Sachſe n, im Often an den Leitmeriger und Raloniger, Kreis, im Süden an den Besten, und zum Theil. an ben Pilfner Kreis, im Welten ganz an ben El⸗ bogner Kreis, und ift nah Kreybich 42 144 Quadrat» Meilen groß. |

Nach der letzten Volkszählung vom Jahre 1827 enthielt diefer Kreis 129,052 Einwohner, worunter 67,991 des weiblien, und 61,061 des männlichen Ges ſchlechts waren , bildeten überhaupt 32,183 Wohnpar⸗ theien, und lebten in 28 Städten, 1 Marktflecken, 464 Dörfern, und 22,015 Häufern.

Kerner befanden fi in diefem Kreife 217 Geiſt⸗ lihe, 75 Adelihe, 540 Beamte und Honoratioren.

Die Geburten überfliegen 1827 die Xodesfälle um 957.

Die nugbare Oberfläche | dieſes Kreifes beträgt . 339,344 Joch 10124J60. SI. Davon nehmen die orbent=

lichen aderbaren Bründe . 188,779 919 die Zrifhfeldeer . . . 16,879 1,217 die Waldungen . . . 88,448 die Wiefen - - . . . 20,638 die Särten . . . . bie Weingärten . . - 47 die Hutweiden u. Seflrippe 18,076 die Teiche den Weberreft. Deſterreichiſches Kaiſerthum. Ee

2

2

O. 1114111

0 Das '-öfkerreichifche Kaiſerthum.

Diefer Kreis wird, wenige Trtfhaften außger nommen, blos von Deutfchen bewohnt.

Seine Oberfläche beftehet theils aus einer ebenen Flaͤche, welche fih auch noch in ben Beitmeriger und Rakonitzer Kreis fortzieht, theils dedien biefelbe Hohes, Mittel = und Kleingebirge, Die weit fih ausdehnende Ebene, die faft ein Drittel des Areals dieſes Kreiſes beträgt, und die im Weiten und Norben am dem ſich amphitheatraliſch anfloßenden Erzgebirge eine mächtige Schutzwehre gegen bie rauhen Nordwinde bat, iſt durch das milde Klima und durch die Büte des Bo⸗ dens Außerft fruchtbar, und der Kreis wird mit Recht“ von jeher die Getreid⸗ Kammer Boͤhmens genannt,

Ueberdieß fehlt es dieſem Kreife auch nit an Bewäflerung ; denn er wird von dee Eger und ber Biela durchſtroͤmt, in welche wieder eine Menge der größern und kleineren Bäche hineinfließen.

Produkte, Sewerbsfleig.

Die Hauptprodufte find: Getreide, Flachs und Hopfen, welcher Eestere im In⸗ und Anslande berühmt if, dann Obſt, indem bie Obſtkultur feit dem legten Dezennio des verfloffenen Jahrhunderts fehr in Aufnahme kam.

Außer dem flarten Berg » und Hättenbau findet man beträchtliche Leinen», Kattun » und DRuffelinwebes reien, Baumwollſpinnerei, SpitzenklOppelei, Holzwaa⸗ renverfertigung und ſechs Papiermüblen, ‘jo daß dieſer Kreis zu den Manufalturkreifen Böhmens’ gehört.

‚Bon den zu der vorjährigen Gewerbsausftelung eingefandten Artikeln, waren bie des Tuchs, ber Baumivolle, und der Spielwaaren von vorzüglicher Schönkeit.

Dad Königreich Böhmen. | 4241

Ferner befinden ſich in demſelben drei Gymna⸗ m. Den Werbbezirk hat dad Regiment Welling⸗ ın Nr. 42.

Saaz. Die freie k. Kreiskabt (Zätet) Liegt unter m 81° 12’ 33° oſtlicher Länge, und. unter bem 7? 24° 7°" nördlicher Breite, am rechten Ufer ber ger, von Prag 11 Meilen entfernt. Sie beſtehet 18 der eigentlichen Stadt, dann aus ber oberm und tern Vorſtadt, zählt zufammen 610 Häuſer mit 416 Einwohnern, fie hat einen großen Platz, der ein ngliches Viereck bildet, ſechs Kirchen, naͤmlich: bie elanals Kirhe, Maria Himmelfahrt, bie che Krönung Mariä mit dem Kapuzinerkloſter, e Filialkirche des Heil. Apoſt. Jakob, die St. Ni: »lauskirche, die St. Wenzelskirche, die Kir : zu St. Johann dem Täufer. Vorzügliche ebäude find: das Rathhaus, das ſtädtiſche ymnafialgebäude, das große Kriminals rafhaus, die Militärkaſerne.

Die untere Vorſtadt wird von der Eger in zwei heile getheilt, worüber eine Kettenbrücke führt, een Bau am 13. April 1826 begonnen, und im onat September 1827 beendigt wurde.

Sie hat drei Stadtthore, und zwei kleine Pforten. . 58 befindet fih hier das 3. f. Kreisamt, der taab eines k. k. Kavallerie = Regimentd s ferner ein k. Symnafium, nebft einer Stadtfhulez ein k. }. amt, Trankſteueramt, Tabak⸗ und Siegelgefaͤll⸗ nmiflariat.

Auch ift hier ein Spital auf 11 Pfründler, dann ; wohl eingerichtete Armeninftitut.

Das Wappen ber Gtabt enthält eine Stadt: uer mit drei filbernen Thürmen, wo auf dem mitt« en ein filberner Löwe im rothen Felde- fich: befindet.

Ee 2

422 Das öfterseichifhe Kaiſerthum.

Als eine koͤnigl. freie Stadt if die Verwaltung des Gemeindvermögend dem 2. f. Landesunterfams meramte untergeorbnet. Der Magiflrat iſt die Orts⸗, und in Hinfiht des Guts Holetig die Grundobrig⸗ feit, dieſelbe beftehet aus einem Bürgermeiſter, drei geprüften Räthen, einem ungepräften Rathe, einem geprüften Sekretär, und einem Rathsprotokolliſten; übt zugleich das Kriminalgericht aus.

Nebft den gewöhnlichen ſtädtiſchen Gewerben ber f&häftigen fich viele Bewohner diefer Stadt mit dem Hopfens und Feldbaue, fo wie mit der Gartemkultur, befonder& werden viele Gurken erzeugt, und weit und breit als ein bedeutender Handelbartikel verführt.

Der Stadtgemeinde von Saaz gehören die beiden Güter Holetig und Welchau. Erſteres zählt in den beiden Dörfern Groß» und Kleins Holetig in 30 Hausnummern, 422 Einwohner. Letzteres in den vier Dörfern Welchau, Dreyhöfen, Stans kowitz und Bezdiek 143 Häufer mit 706 Eins wohnern. Ihr Erträgnig wird zur Unterhaltung ber Kirche, Schule, ded Spital6 und des Gemeindwefens verwendet.

Die königl. Stadt Kaaden liegt am linten Ufer der Eger unter tem 50° 22° 42° nörds licher Breite und unter dem 30° 56° 2’ äftlicher Län⸗ ge, und iſt von Prag 12 Meilen entfernt.

Sie zählt 502 Däufer mit 3,122 Einwohnern, und ald eine freie königl. Stadt unterfichet fie in Hinſicht ihres Gemeindvermögens dem k.k. kandes⸗ unterkammeramte.

Ihre Gründung källt nach den Chroniſten in das Ote Jahrhundert. Sie iſt mit hohen Mauern und bier Thören verſehen, hat zwei Vorſtädte, die obere und untere, vier Kirchen, nämlich die Dekanalkirche

Das Königreich Böhmen. 428

Kreuzerhöhung, die Skt. Annakirche in der obern Vorſtadt, die Kirche Freundſchaft Chriſti in der untern Vorſtadt mit einem Elifabethiner = Klos ſter und Hofpitale, geftiftet von der Frau Gräfin Schönkirchen im Jahre 1748 mit 14 Krantenbete ten und 18 Nonnen, ferner die uralte Kirche Ente hbauptung Johannis in der untern Borfladt.

An vorzügliden Gebäuden hat fie bad neue Rathhaus mit dem fhönen Thurm, worauf fi Die Uhr befindet; die Dechantey; das Piariflen- Tollegium; die Militärkaferne Auf dem großen Marktplatze befindet fi bie ſchͤne Bildſäule der heil. Dreieinigkeit. Der Magiſtrat ift bier regulirt. Das Wappen beflehet in einer Stadtmauer mit 3 Thürmen, auf deren mittleren oben ein gee ſchloſſener Helm, unten aber ein ofjened Thor mit eis nem Fallgitter, auf dem linken der böhmifche Löwe, ‚und auf dem rechten ein Adler vorgeftellt wird. Nebft dem gut organijieten Armeninflitut befinden fich bier 22 Spitalpfründler. Die Einwohner treiben die Tuch⸗, Zeugweber = und Weißgerberey, au die Strumpffabris Tation.

In ber Umgebung von Kaaden befinden fich die Ruinen der alten Ritterburgen Leflau, Shöns burg, und Haffenflein, dann dad Branziöfaners Flofter mit der Kirche Mariä Verkündigung am linken Ufer ber Eger auf einem Zelfen. :

Der Stadt Kaaden gehört das Ianbtäfliche Gut Milfau, welches 15 Dörfer inne hat, als:

Milfau Dorf von 25 Nummern und 113 Eins wohnern.

Czachwitz Dorf von 33 Nummern und 456 Einwohnern, mit einem Gefundbrunnen, wobei ſich ein Badhaus mit 6 Bädern befindet.

428 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum.

Gjermit Dorf am linken Ufer ber Egermit 25 Nummern und 160 Einwohnern, bat ein Alauns wert.

Altfheu Dorf von 48 Nummern und 210 Eins wohnern, ift mit Bafaltbergen umgeben, unb bier wird die Grünerde gegraben. Die Übrigen Dörfer find minder wichtig.

Die koönigl. freie Bergſtadt Kommotau liegt unter dem 31° 15° öftlicher Länge und bem 650° 27° 33° nördliher Breite an den Bach Wild» fau und an ber Leipziger Gommerzialftraße, 14 Pofl- Meilen von Prag, zählt 553 größtentheild wohl⸗ gebaute Häufer mit 3,612 Einwohnern, fie unterflehet blos dem ?. k. Gubernium und führt zugleich den Namen einer königl. Bergſtadt, umfaßt einen großen Platz (Ring) ift mit alten ehemals fehr feften Bauern umgeben, welche durch vier Thore unterbrochen find, und hat Übrigens vier Worflädte, vier Kirdden: bie Dekanalkirche, die Stt. Ignazikirche, die Kirche zum beit. Geiſt mit dem Bürgerfpital, bann bie alte Katharinakirche, die jet ald Magazin für die Feuerlöfchrequifiten verwendet wird. Das Rat h⸗ haus, das ehemalige Zefuitentollegium, und das Konvift find die vorzüglichfien Gebäude. Das Jeſui⸗ tentollegium wird als Militärkaferne benũützt, im Eetz⸗ tern befindet fich das Gymnafium. Der Aßig ober Wildsbach auch Wildfau gewährt ber Stabt den großen Nugen, daß derfelbe nicht nur 8 Mühlen in ber Umgebung in Bewegung ſetzt, fondern noch mittelf ein« fachen Schleußen aus dem Müplgraben an jeden Punkt der Stadt bei Feuersgefahr geleitet werden Pann. Dafelbft befindet fi der Staab eines k. k. Feldjäger: bataillond, dad E. k. Poftamt, Salzamt, Straßenloms

3

Das Rönigucih Böen 25

miſſariat, Sratitfleuerreviforiat, dann das Gymnaflum und eine Hauptſchule.

Die Stadt führt Im Wappen eine weiße Stadt. mauer im blauen Felde mit 3 Thürmen und ein offes ned Thor, in deffen Mitte ein rothes, mit der Krone

geziertes Schild mit dem böhmifchen Löwen, fi be⸗ findet,

Es find hier Tuchmacher und Strumpfwiket, ferner beſtehet hier eine Kattunfabrik mit einer Baum⸗ wollſpinnerey. Obſt wird viel erzeugt, vorzüglich wird mit Kaſtanien, die bier fehr häufig gerathen, ein nit unbedeutender Handel getrieben.

In der Nähe der Stadt liegt die Alaunphütte zugleih ein Belufligungsort,, und wo feit 1822 eine Badanſtalt von 6 Zimmern beſtehet. '

Der Stadt Kommotau gehören die beiden Guter Schoͤnlinden und Hrufhowan; Erſteres zählt

in 11 Dörfern 387 Häuſer mit 2,223 Einwohnern, LEegteres in 3 Dörfern, 85 Häufer mit 428 Einwoh⸗ nem.

Die Pönigl. freie Stadt Brür ehedem Snewin, Gnewina, Brud (Mofi) genannt, liegt unter dem 34° 17' Öftlicher Länge und unter 50° 31’ nördlicher Breite am Zuße des Schloßbers ges an der Chauffee, die von Keplig nah Karls: bad führt, an dem Fluße Biela, der ‚hier. den Berns- und Weißbach aufnimmt, fie if 14 Mei⸗ len von Prag entfernt, Sie beſtehet aud ber eigent⸗ Jihen Stadt und drei Vorſtädten, zäblt 433 Haus⸗ nummern mit 2,404 Einwohnern. Gie if ummauert und hat vier Thore und 2 Pforten, drei ziemlich re⸗ gelmäßige Plätze, deren jeder mit einer fleineruen Statue geziert iR. Ihren Namen glaubt man, babe

6 Das üfterzeihifche Kaiſerthum.

fie von den vielen Brüden, vie fie beſizt. Sie war fchon früher eine der fhönften und freundlichſten Städte Böhmen, und iſt es jetzt noch mehr durch bie nah dem unglädiihen Brande vom 21. April 1820 ‚neu aufgebauten feuerfeften Häufer. Die vorzüglichen Gebäude find: das alterthämlihe Rathhaus, bad Gemeindhaus, die Dechantey, der Glocken thurm, das deutſche Schulgebäude, das Militfärerziehungshaus, bad Siechenhaus zu St. Lazarus im ber prager Vorſtadt. Unter den 7 Kirchen, die ſich in der Stadt und den Vor⸗ ſtädten befinden, zeichnet ſich die große und- prächtige -Detanallirhe Maria Himmelfahrt aus, fie iſt von dem berühmten Arditeften Beneſch von Laun um bad J. 1522 im gothifhen Gefhmade, größtentheild aus Quaberfteinen, erbaut. in hoher, mit Kupfer bedeckter Thurm ziert das majefätifche Gebäude. |

Da Brur fon feit 1283 eine koͤnigl. freie Etabt ift, unterftehet fie dem E. Unterfammeramte, und mits telbar dem k. Gubernium. Im Wappen führt bie Stadt eine gemauerte Brüde von 2 Bögen, won beis den Seiten mit einem Thurm, in deren Witte ein Löwe und über demfelben ein Stern ſich befindet. Der Magiftrat übt aud die Kriminalgerichtsbarkeit aus, und die Stadt hat von der Kaiferin Maria T her refia am 18. Oktober 1749 das Recht erhalten, in corpore landtäflihe Büter zu kaufen. Nebſt dem Gymnaſium, das mit Profeſſoren aus dem Piariſten⸗ orden beſetzt iſt, befindet ſich hier ein k. k. Poſtamt, drei Kloͤſter des Kapuziner⸗Minoriten⸗, und Piariſten⸗ ordens, dann nebſt dem wohleingerichteten X rmen« inftitut, das Hoſpital zum heil. Geiſt, bas Biechenhaus zu St. Sazarus, In der Umge⸗

Das Enigreich Böhmen. a7 bung der Gtadt befinden fi große Gteinfohlendräde; von ben Gewerb treibenden Einwohnern find vorzlige lich die Kirfchner und Gerber zu nennen, auch gibt ed hier Tuchmacher.

Die der Stadt Brür gehörige Herrſchaft Kos

pitz zählt 19 Dörfer mit 590 Häufern und 3096 Einwohnern.

Das But Seydowitz 3 Dörfer mit 63 Su fern unb 275 Seelen.

Die tönigt. freie Statt Saun, boöh⸗ miſch £auny, Launa, Luna, liegt an ber Leipziger Straße am rechten Ufer der Eger, von der Hauptfladt 8 Pofl- Meilen entfernt, und beflehet aus der eigentlihen, mit einer alten Mauer umgebenen Stadt, dann der großen und Pleinen Vorſtadt, zufams men aus 307 Häufern, und 2,089 Einwohnern. Sie unterftehet in Hinficht der Verwaltung ihres Brunds vermögend dem k. E, Eandesunterfammeramte, genießt glei) den privilegirten Eönigl. Städten dad Recht der Sandtafelfähigkeit, und die Ausübung ber damit verbundenen grundherrlichen Serechtfame, bie den ade⸗ lihen Güterbefigern zuftehen, nur nimmt fie nicht, wie die privilegirten Städte, an den Landtagen Theil, noch find ihre einzelnen Bürger der königl. Landtafel fähig. Der Magifirat befiehet aus einem Bürgermeis fier, einem geprüften und zwei ungeprüften Räthen.

Am Wappen führt die Stadt eine Stadtmauer mit zwei Thürmen, zwiſchen welchen ein halber zu⸗ nehmender Mond mit einem Stern zu ſehen iſt.

Bon den Gebäuden iſt vorzüglich die Dech an⸗ tey, dad Schulgebäude, das in der Bräuhaus⸗ gaffe liegende alte Gebäude im gothiſchen Styl erbaut, und das nun traurige Ueberrefle ehemaliger

MB - Dos Haridifhe Laiſerthum.

Pracht und Baukunſt zeigt. Es enthält daB ftäbtifche, und ein ritterliches Wappen, der große und fchöne Semeindphof. Unter ben daſelbſt befindlichen Kir⸗ hen zeichnet fi) die mit Dachſchiefer gedeckte Dekas nalkirche des heil. Nikolaus aus, fie iſt von dem biefigen Bürger und berühmten Architelten Beneſch in den Jahren 1520 1523 erbaut, und wird von Kennern bewundert. Außer bem wohleingerichteten Armeninftitut befindet fich hier ein bürgerlihes Spi⸗ tal für 12 Individuen, welde aus dem Gemeindein⸗ Jommen unterhalten werben , nebflbem beflebet noch eine Eliſabeth Pfanftifhe Stiftung für 6 Pfründler. Die Einwohner leben bier zum großen Theil vom Feldbau, der Wiefen» und Bartentultur, au vom Handwerke, vorzüglich aber vom Einfehren der Reifenden, indem hier die Leipziger Haupt » Poft- und Commerzialſtraße durchgehet, auch der Wechſel zwifhen Karlsbad und Zeplig die Stabt fehr belebt. Es befindet ich bier ein E. ©. Poflamt und Wegmauth: amt, dann außerhalb der Stadt, eine fleinerne, aus 40 Bogen beftehende Brücke, bie in den Jahren 1814 bis 1816 auf Koften des Staats erbaut worben ift. Das der Stadt Zaun gehörige Gut Dobros mie rzitz beſtehet aus 5 Dörfern, nämlich Dobros mierfig, Netfhig, Rannay, Chrabkec und Hablik, fie enthalten zufammen 158 Häufer mit 896 Seelen. » Die freie Pönigl. Bergfiabt Preßnitz legt an dem fogenannten Roterells oder Preß- nigbah, 15 gemeine Meilen von der Hauptſtadt,

nahlt 412 Häufer mit 2,477 Einwohnern, Ihre vor:

züglichen Gebäude ‚find: das Rathhaus, weldes mitten in der Stadt fichet, das Schlof auf dem Markte, in welchem die Beamten wohnen, und bie

Das Königreih Böhmen, 429

Dberamtss und Tentamtskanzley ſich befinbet , das fädtifhe Bräuhaus, ferner die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, bie Kirche des heil. Nikolaus oberhalb der Stadt mit dem Gottesacker.

Sie führt im Wappen einen Tannenbaum ins ſilbernen Zelde, in der Mitte bed Baumes am Gtamme find Schlegel und Bergeifen fo angebracht, daß deren Stiele quer übereinander liegen.

. Der Bergbau und das Spigenklöppeln find bie zwei Hauptnahrungszweige der Preßniger, nebfibei werben bier fehöne Feuergewehre jeber Art, Radeln, Tücher, manderlei Strumpfwirkerwaaren , gutes. Les der von jeder Gattung , dann verfchiedene Stahlwaaren verfertigt. Noch einen andern Erwerbszweig finden die Preßniger in der Muſik, befonders im Harfenfpiele mit Gefang, wer kennt nicht die Menge Harfenmäbds. en, die im Inlande, und in den angränzenden Län⸗ dern auf Werdienft herumziehen? Die Stadt ward einigemal von der Feuerdbrunft heimgeſucht, im Jahre 1811 brannte fie zum letztenmal ab.

Die freie konigl. Bergſtadt Sonnenberg .

liegt zwifdhen den beiden Bergſtädten Kupferberg und Gebaftianberg im Erzgebirge, 14 gemeine Meilen von Prag, zählt 192 Häufer mit 1,200 Eins wohnern, ift regelmäßig gebaut, bat eine Pfarrkirche zum heil. Wenzel, ein Pfarrhaus, Rathhaus, dann Braͤuhaus mit einer Flußſiederei.

Die hieſigen Einwohner nähren ſich hauptſaͤchlic von Spitzenkloͤppeln, womit fie einen bedeutenden Han⸗ del in entfernte Gegenden nach Ungarn und Polen , treiben.

Die koͤnigl. freie Berpflabt Sebaſtianberg legt an ber Eeipziger Haupt, = Po und Gommezzial«

490 Das Öferreihifäge Kaiſerthum.

ſtraße auf einem der hoͤchſten Punkte des Erzgebirges an der ſaͤchſiſchen Gränze, 14 gemeine Meilen von der Hauptſtadt entfernt. | '

Sie zählt 183 Häufer mit 1,298 Seelen, hat . eine Pfarrkirche, dem heil. Sebaſtian geweiht, ein k. k. Poſtamt, ein Commerzialzoll⸗Mauth⸗ amt.

Außer ben gewöhnlichen fädtifhen Handwerks⸗ gewerben befchäftigen fi die hieſigen Bürger vor⸗ züglih mit dem Borſtenvieh, Federn⸗ und Spitzen⸗ handel.

Die Fideikommiß-Herrſchaft Peters: burg liegt im füdlihen Theile des Kreifes, bat einen Flächeninhalt von 24.256 Joch, umfaßt zwei Städte, einen Markt, 27 Dörfer, dann einige einzelne Meyer: döfe und ein Sagdfchloß, zählt in 1,250 Häufern, 7,218 Seelen. Der jebige Befiger iſt Herr Rudolph Braf Ejernin. Fabriken und Manufalturen bat die Herrfchaft nit, doch gibt es mehrere-obrigkeitli= che Zlußfiedereien, die aber an Juden verpachtet find. Uebrigens find Vieh, Getreide, Hopfen, Wolle, Holz, und aus den vielen Zeichen, die die Herrſchaft befigt, auch Fiſche die Erzeugnißs Artilel derfelden. Die Untertbanen nähren fi von der Lanbwirtbfchaft und den gewöhnlichen Gewerben.

Der Hauptort dieſer Herrſchaft iſt Peters burg, derfelbe beftehet blos in einem Schloffe mit einem Biergarten und einer Kafanerie , es ift im ita= lienifhen Styl angelegt, doch nicht ganz ausgebaut, mit einer geräumigen Kapelle, dem heil. Lorenz geweiht. Eine mit mehreren Rundellen gezierte Mauer umſchließt dad Schloß, und deſſen Hofraum; im Schloſſe befindet fi das. Rentamt und der Schloß»

Dad -Königreih Böhmen. 431

pfarrer. Auf dem Saale bes Schloſſes zeigt man ein

auögeftopfte® Roß, und erzählt Bolgendes: Ein Graf Gjernin, Namens Heremann, gerieth in ben höhe: mifhen Unruhen unter König Mathiad 1618, nad dem bekannten ſtürmiſchen Landtage zu Prag, auf welchem bderfelbe für die Gerechtſame feines Könige mit großem Eifer ſprach, in Lebensgefahr; gewarnt noch zur rechten Zeit von einem feiner getreuen Dies ner, tieß der Graf im Geheim ein Pferd ſatteln, vor das Strahöfer Stadtthor führen, vor welchem er fhon wartete, beflieg daffelbe, und legte in einem. Ritt bis zu feinem Sicherheitsorte 206 Meilen zurüd, Kaum langte er dafelbfi an, fiel dad Roß; er ließ

ed ausſtopfen, und vermög feines Teſtamentes, das

in der Landtafel. aufbewahrt liegt, zum Andenken für deffen Familie im Schloffe zu Petersburg aufbes wahren. Ein anderes obrigkeitliches Gebäude, in wels chem fih dad Oberamt befindet, und 15 andere Häus fer mit 440 Einwohnern umgeben das Schloß. In der Nähe des jetzigen Schloffes befindet fi ter ſoge⸗ nannte Allerheiligenberg, worauf man bie Ruinen ded ehemaligen uralten Schloffes Peters burg fchen will, und auf welchem gegenwärtig eine offene leere Kapelle ſtehet.

Das Dorf Chlumtſchan won 42 Häufern und 268 Cinwohnern,, liegt hart an dem Schloſſe, fo zwar, daß man glaubt, es ſey im Zuſammenhange mit demſelben.

Das zu dieſer Herrſchaft aehorige Bergftädtchen Jechnitz, Liegt eine halbe Stunde vom Amtsorte, und 9 Meilen von der Hauptſtadt, und ift unter bem Schutze der Ortsobrigkeit, bat einen eigenen Magi⸗

fat unter ber Leitung .eined geprüften Rathes, eine

432 Das. aferreichiſche Kaiſerthum.

Dechantkirche den heiligen Apoſteln Peter und Pant geweiht, zählt 146 Häufer mit 747 Seelen. Es batte das traurige Schidfal im Jahre 1658 und 4715 abs zubrennen.

Dos Städtchen Kudig liegt an ber Saaer neuen Straße, welche nach Karlsbad führt, und fi mit der von Prag kommenden vereinigt, ſie iſt gleich⸗ falls die Schutzſtadt der Petersburger Obrigkeit, hat einen eigenen Magiſtrat mit einem geprüften Kath, zäplt 195 Häuſer mit 90 Einwohnern, bat eine Lokalie.

Der Markt Schoͤles Liegt au ber fühlichften Spitze des Saazer Kreifed, zählt 94 Hausnummern mit 557 Seelen, hat eine Pfarrlicche dem heil. Wen zel geweiht. Die Obrigkeit befichet in einem Marlts richter.

Das herrſchaftliche Jagdſchloß Hubertimald liegt mit einigen Häuschen in der Runde gebaut mit⸗ ten im Walde, in welchem ſechs Alleen nach den ſechs Anſichten des Schloſſes gehauen ſind. Das Schloß hat eine niedliche Kapelle. Die Gegend hier liegt ſchon ſehr hoch. |

Die Fideikommiß⸗HerrſchaftSchönhof liegt mit Miltſcho wes vereint gegen bie weftliche Kreisgränze, und iſt fo fehr ausgebreitet, daß ihre Länge von der Rakoniger bis zur Elbogner Gränze fieben Stunden beträgt, unb ihre Area in 16,785 Joch 272 D. Ki. beflehet, fie umfaßt 23 Dörfer und zwei ‚Städten, in Allem 831 Häufer mit 1866 Geelen. Sie gehört dem Herrn Rudolph Grafen Czernin. Die Einwohner nähren ſich hauptſächlich von der Bands wirthſchaft.

Der Amtsort dieſer Herrſchaft if das Dorf Pre⸗ Le6-mit 33 Hausnummern und 198 Tinwohnern; das

- Das Königreih Böhmen. 438

orf ShönHof enthält daB ſchoͤne obwigkeltliche Hloß mit feinem im Ins und Auslande berühmten ne, in welchem ber hohe Obelisk, der gothiſche empel, der Waflerfall, der Tempel bes Yan, das nefifbe Landhaus, die holländiſche Maierei, vie emitage, fo wie bie großen fhönen Alleen febends rih find. Viele der Teplitzer und auch: der Karlds der Kurgäfle machen Exrkurfionen debin um dieſen rühmten Park zu ſehen.

Das StävchenPufhmwig liegt unfern des eben nannten Schönhöfer Parks, und ift ein Schutzſtädt⸗ n der Herrfchaft mit einem Stadtgerichte; fie zahlt 3 Häufer mit 767 Einwohnern, die gleichfalld von : Sandwirtbfyaft leben. Hat eine Pfartliche Mas & Geburt, und eine im Jahre 1820 neu erbaute ıpelle zu Maria Hilf.

Die Munizipalfiadt FIEHam gehört auch zu die⸗ Herrſchaft, fie liegt an dem fogenannten Gol d⸗ ich, der bei feinem weitern Laufe auch FUdhau⸗ ich genannt wird. Sie zählt 110 Häufer mit 702 nwohnern,, führt im Wappen 3 Roſen zwifchen ei Thürmen mit einer Stadtmauer umgeben, bie szäglihen Gebäude find das Pfarrhaus, dad Rath , die Pfarrkirche.

Der Hopfenbau und die Obſtbaumzucht wird e mit Eifer betrieben. In des Nähe wird ein weis Thon gefunden, welcher zur Erzeugung des Stein⸗ 8 in verſchiedene Fabriken verführt wird. Im Jahre 25 wurde die Stabt durch eine Beueräbrunft zum Ben Theil in Afche gelegt.

Die Fideikommiß⸗ Herefhaft Linz und ft beſtehet eigentlich aus vier Gütern, nämlich aus an, Luſt, Widhoſtin und Seſchkau, ſie wird von

434 Das Öferreihifge Kaiſerthum.

den Herrſchaften Petersburg, Walſch, Schön Hof und dem Städten Rudig begränzt „. enthalt 3005 Joch und 1036: Q. ‚8. , fieben Dörfer, in des nen man zufammen 185 Häufer mit 969 Seelen zählt, im Dorfe Widhoſtitz befindet fi die Pfarrkirche zu St. Martin; das Dorf Leſchkau, das an der von Prag kommenden Karlöbader Straße liegt, iſt na Albezig, Peteräburger Herrihaft, eingepfarrt ; die Ghauffee, die von der Karlöbader bei Lubenz nach Teplitz ausäftet, durchläuft diefe Herrſchaft. Der gegenwärtige Beſitzer iſt Here Sopann Kager Graf von Stambad. \

Die Herrfhaft Pomeifel Tiegt an ber äußerfien, weftliben Gränze bed Saazer Kreiſes, bat einen Flächeninhalt von 4246 Joch 1533 Q. Kl., fie enthält bie zwei fchugunterthänigen Städtchen Domeifel und Kriegern, dann acht andere Dorfſchaften, zuſammen mit 567 Häufern und 3180 Seelen; der gegenwärtige Befiger if Herr Franz Fürſt von Dietrigfkein. Der Hauptnahrungss zweig der biefigen Bewohner beflehet größtentheils im Getreide, ⸗Woll⸗ und etwas Hopfenhandel.

Das unterthänige Städtchen Pomeifer zählt 138 Häufer mit 758 Einwohnern, hat ein Stadtrich⸗ teramt,, eine Pfarricche zum heil. Nikolaus Bis ſchof, und ein altes obrigkeitliches Schloß. Es führt in feinem Wappen drei Wafferquellen, wahrſcheinlich von daher , weil diefe Herrſchaft fehr reich an Waſſer⸗ quellen iſt.

Das unterthänige Städtchen Brite ern ent⸗ balt 146 Häufer mit 841 Seelen, hat gleichfalß ein Stadtrichteramt, eine Pfarrkirche Maria Geburt, in der Umgebung ausgiebige Steinbrüche.

Das Königreih Böhmen. 435

Das Gut Fünfhunden liegt am zeiten Ufer der Eger, in einer ſchönen, und in commere jieller Hinficht vortheilhaften age, hat eine Area von 2,322 Joh 10 Q. Kl., enthält ſechs Ortſchaften mit 225 Häufern und 1,077 Einwohnern, gehört dem Herrn Joſeph Mathias Grafen Thun.

Der Amtsort ift Fünfhunden, Dorf von 66 Hausnummern und 349 Seelen, bat ein fchönes Schloß mit einer Kapelle. Die Pfarrkirche dieſes Guts befindet fib im Dorfe Münig zum heil, Martin. Gegenwärtig iſt dieſes But zur Fideikom⸗ mißherrſchaft Klöfterle gezogen worben.

Diefe gewerböreiche Herrfchaft bildet bie äußerfte weſtliche Spige ded Saazer Kreiſes. Ihre Urea bes trägt 17,404 Joch, und fie enthält ein Städtchen und 50 Ortſchaften mit 1,410 Häufern und 8,087 Einwohs nern, die fowohl von der Landwirthihaft, als von den auf diefer Herrfchaft beftehenden Manufakturen und Fabriken ihren Lebensunterhalt beziehen. Diefe große Herrſchaft gehört gleichfalls dem Herrn Zof, Mathias Grafen Thun.

Der Hauptort und zugleich Amtsort ber Herr⸗ (haft. ift das Städtchen Klöfterle, es wird in Ober⸗ und Unter: Klöfterle eingetheilt, zäplt 4179 Häufer mit 947 Einwohnern ; hat eine ſchoͤne Dfarrlicche zur heil. Dreieinigkeit, ein prachts volles Schloß mit einem fchönen Garten, von wels hem man eine teizende Audficht in die Umgebungen, und vorzüglich auf den Egerfluß hin bat, der fi biee duch Wiefen und Auen vorbeifihlängelt:

Es befindet ſich bier eine Stahlfabrik, bie vor⸗ zügliche Arbeiten liefert, ferner eine Porzellainfabrif, deren Erzeugniſſe ſtarken Abfag haben. Im Dorfe

Denerreigiſqec Relferidum, &f

443 Das öferreihifche Keiſerthum.

DieAllodial⸗Herrſch aftWeitentrebe tit fch befichet aus den Gütern Ledau, Deutfch« Ruft, Gödefin und dem. Antheile an das Dorf Tſcheradittz, bat zuſammen eine Area von 4,083 ZJoch, 105 Q. Kl., und zählt 1,602 Einwohner,

Am Dorfe Weitentrebetitfch befindet fi das obrigteitliche Amt, 670 Einwohner, worunter 265 jüdifche find, leben in 75 Hausnummern. Das biefige Schloß mit der Kreuzkirche, bat eine Gräfin Schönkirchen erbaut, und babei einen Lokaliſten und ein Armenſpital geſtiftet.

Das Gut Ledau beſtehet aus dem einzigen Dorfe gleichen Namens, zählt in 47 Hausnummern 320 driftliche und jüdifhe Einwohner, bat eine Pfarr⸗ fiche Daria Heimfuhung. Die Karlsbader Straße nady Zeplig führt Über dieſes Gut. | Das Sut Deutſch⸗Ruſt ift gleichfalls nur

em Dorf von 62 Hausnummern mit 402 chriſtlichen und jüdifhen Einwohnern, welche Lestere bier ein Bethhaus haben.

An der Nähe ſtehen noch Weberrefie einer alten, ober unbekannten Burg.

Das Dorf und Gut Gödeſſiin beftehet aus 46

Nummern und 96 riftlichen Einwohnern. An dem Dorfe Tſcheraditz befigt die Obrigs keit, nämlich die Erben nad dem verflorbenen Herin sr Shreiter Ritter von Schw arzenfeld 80 Hausnummern mit 110 chriſtlichen Einwohnern.

In der Sandwirtpfchaft finden die chriſtlichen Ein« wohner ihren Erwerb, die jüdifchen im Handel,

Die Allodial-Herrſchaft Hagensdarf und Brunnersborf liegt am Yuße des Erzgebir⸗ ges zwiſchen Ko.mmotau und Kaaden, am linken Ufer der Eger, bat einen Flaͤcheninhalt

Dos Königreich Wöhmen. - 487

Herrſchaft gehört gleichfalls dem Herrn Joſeph Fürſt von Schwarzenberg, Herzog zu Kruman. Zittolieb ift der Hauptort und Amtsſitz her Herrſchaft, ift fieben Meilen von Prag entfernt, gählt 64 wohlgebaute Häufer mit 505 Seelen, hat eine fhöne Pfarrlirhe zum heil. Apoſtel Jakobz ein ſehr ſchoͤnes geraͤumiges Schloß mit einem deſantar⸗ ten. Hieher gehoͤrt das | But Domauſchitz, daſſelbe hat eine Arca von 975 Koh 225 Q. Kl., beſtehet aus dem Dorfe Dos mauſchitz, von 49 Nummern 335 Einwohnern mit einer Pfarrkirche St. Martin, dann aus dem Dorfe Philippsthal von 20 Nummern und 118 Seelen,

Eben fo gehört auch das Gut Leneſchitz zue Herrihaft Bittolieb, weldes einen Flächeninhalt - von 2,153 Joch und 58 D. KL. hat. Es befichet aus bem einzigen Dorfe Lenefhit von 113 Häufern und 416 Einwohnern wiit ‚einer Pfarrkirche Simon und Juda. Die Leneſchitzer Faſane hält man für die größten im Lande.

Die Herrfhaft Neufhloß gränzt an bie Herrſchaften Sittolieb und Poftelberg, bat an der Area 5,167 Joch 610 Q. Kl., enthält 11 Dörfer mit 352 Häufern und 2,414 Einwohnern, die haupts fählih ihre Nahrung im Feld und Hopfenbau fins ben: denn der hier erzeugte Hopfen fol dem Saazer an Güte nichts nachgeben. Die Herrfchaft gehört gleiche falls dem Herren Joſeph Fürſt von Schwarzenberg, Der Sit des Amted ift zu Neuſchloß (Nowÿy Brad) ein wohlgebauted, geräumigese Schloß mit einer Kapelle, und einigen Nebengebäuden. Die Pfarr⸗ Kirche dieſer Herrſch art t befindet fi im Dorſe Dpotſcha a.

52

436 Das ‚Serreichiiche Kaiferthum.

Haadorf, eine Stunde von Klöflerle, if bie Eis ſenſteinzeche, von welcher ber Eifenftein nach Pürs fiein verführt wird, wo fi ein Hochofen, zwei Ei: fenhämmer , zwei Drathmühlen, eine Papier s und Mablmühle an den beiden Kleinthaler, oder MWeigensdorfer Bächen befinden.

Die Herrfhaft Pofelberg liegt zwi« fhen der Tönigl. Kreisftadt Saaz und der koͤnigl. Stadt Saun, ihr Flächeninhalt beträgt 17,606 Joch 835 Q. Ki. Sie umfaßt eine Munizipalfladt, 27 Dörfer, dann ein ſchönes obrigkeitliched Schloß, zählt im Ganzen 889 Häufer mit 3,325 Einwohnern , bie ſowohl von ber Landwirthſchaft, ald aud von den Rädtifchen Gewerben leben, und gehört dem Herrn Joſeph Fürſt von Schwarzenberg, Herzog zu Krumau. |

Die Munizipalftadt Poftelberg (Porta apo- stolorum) liegt am Zufammenfluße des Kommo: tauer Baches mit der Eger, 9 Poflmeilen von der ‚Hauptfladt, zählt 137 Häufer mit 1,125 Einwohnern, bat eine Delanallirde Maria Himmelfahrt, ein großes herrſchaftliches Schloß, worin fi dad Amt befindet, ein Spitalgebäude auf 7 männlidhe und 7 weibliche Pfündler, einen eigenen organifirten Magi⸗ firat, führt im Wappen zwei weiße Thürme mit blauen Sieben, in deren Mitte einen Karpfen im rothen Felde.

Die Allodial-Herrſchaft Zitt olieb liegt im Oſten ber k. Kreisſtadt Saaz, hat einen Flächeninhalt von 10,825 Joch 1,158 Q. Kl., umfaßt 47 Drtſchaften mit 524 Häuſern und 3,459 Einwoh⸗ mern. Letztere nähren ſich von der Landwirthfchaft, vors züglich von dem Hopfenbau und der Dbfifultur. Die

Das Kömigreih Böhmen. - 487

Herrſchaft gehört gleichfalls dem Herrn Joſeph Fürſt von Schwarzenberg, Herzog gu Krumaı, gittolieb ift der Hauptort und Amtsſitz ber Herrſchaft, ift fieben Meilen von Prag entfernt, zahlt 64 wohlgebaute Häufer mit 505 Seelen, hat eine Ihöne Pfarrkirche zum heil. Apoſtel Jakobz ein ſehr ſchoͤnes geraͤumiges Schloß mit einem Faſangar⸗ ten. Hieher gehoͤrt das | But Domauſchitz, daſſelbe hat eine Area von 975 Sch 225 Q. Kl., befichet aus dem Dorfe Dos maufhid, von 49 Nummern 335 Einwohnern mit einer Pfarrlirhe St. Martin, dann aus bem Dorfe Philippsthal von 20 Nummern und 118 Seelen,

Ehen fo gehört auch dad Gut Leneſchitz zur Herrſchaft Bittolieb, welches einen Flächeninhalt - von 2,153 Joch und 58 D. Kl. hat. Es beſtehet aus bem einzigen Dorfe Lenefhig von 113 Häufern und 416 Einwohnern wit einer Pfarrkirche Simon und Juda. Die Lenefhiger Faſane hält man für die größten im Lande.

Die Herrfhaft Neuſchloß gränzt an bie Herrſchaften Sittolieb md Poftelberg, hat an der Area 5,167 Joch 610 Q. Kl., enthält 41 Dörfer mit 352 Häufern und 2,414 Einwohnern, bie haupt⸗ fählih ihre Nahrung im Yeld » und Hopfenbau fins den: denn ber hier erzeugte Hopfen fol dem Saazer an Güte nichts nachgeben. Die Herrſchaft gehört gleich« falls dem Heren Joſeph Kürfl von Shwarzenberg, Der Sit des Amtes ift zu Neuſchloß (Nowÿ Hrad) ein wohlgebauted, geräumiges Schloß mit einen Kapelle, und einigen Nebengebäuden. Die Pfarr⸗ Kirche dieſer Herrſch aft t befindet ſich im Dorſe Dpotſchaa. |

52

436 Das Sferreihifähe Kalſerthum.

- Die Hersfhaft Dobritfhen liegt am sechten Üfer der Eger an der Landſtraße, welche vom Laun und Zittolieb nah Saaz führt, enthält am Klächeninhalt 4,359 Joch 819 Q. Kl., zählt in 8 Dörfern 353 Häufer und 2,050 Einwohner, die fich bier :auf den Hopfenbau. flar? legen. Der gegenwättis ge Beſitzer ift feit dem Jahre 1823 Herr Vinzenz Befner Freiherr von Spigenberg.

Der Hauptort IE das Dorf Dobritſchan, in welchem der Sig bes Amtes if. Es hat ein fihönes Schloß mit einem angenehmen Park, von welchem man in die Ümgegend eine herrliche Ausficht genießt, es enthält 35 Hausnummern mit 208 Geelen. In der Nähe befindet fih ein Geſundheitsbad. Im Dorfe Licebefhis ſtehet bie ſchöne Pfarrlirhe zu Gt. Martin Bifhof.

Die Herrfhaft Litſchkanu gränzt an die vorgehende, und enthält an ber Area 2,583 Jod, 6 D. K., umfaßt 4 Dorfihaften mit 206 Häufern und 1,100 Einwohnern, die fi vom Feld⸗ und Ho» pfenbau nähren; fie gehört gegenwärtig dem Herrn SThaddäus Andre. Der Amtsfig iſt im Dorfe Litſchkau, worin ein ſchoͤnes, auf einem fleilen Felſen erbautes Sau if, hat 97 ‚Häufer und 560 @inwohner. ».

Die Allodiat „Herefhaft Maſchau mit den beiden Gütern Liebotig und Willo⸗ mis gränzt an die Hersfhaften Shönhof und Weitentrebetitſch, bat an Flächeninhalt 10,713 Joh, 3,030 Q. Kl., umfaßt die beiden Schupftädts den Maſchau und Willomig, dann insgeſammt 49 Srifchaften mit 663 Wohngebäuden und 3754 Seelen, Der Rahrungszweig der Einwohner beftchet

Y

Das Königreih Böhmen. | 4%

in Geld» und Obſtbau, dam Wiehzuht. Die Be⸗ figer diefes Herrfchaft find die Mladota Freyherren von Solopis k'ſchen Erben,

Die Stadt Maſchan liegt am Kubad, 40. Meilen von der Hauptfladt entfernt , zählt 912 Eins wohner in 159 Wohngebäuden, bie fi von flädti- hen Gewerben, vom Feld», Wieſen⸗ und Obſtbau nähren, befigt die Dekanalliche Maria Himmels fahrt, das ſchöne obrigkeitlihe Schloß mit einer Thurmuhr, das flädtifhe Rathhaus gleichfalls mis einer Thurmuhr, das bürgerliche Spital für 6 Pfründler.

Dad But BWillo mih, bat inne bad Schutz⸗ ſtädtchen Willomig, mit 136 Häufern und 680 Einwohnern, mit einer Pfarrkirche bes heil. Nikes laus Bifhof, mit einem regulisten Magiſtrat, dann bie Dörfer Podletig, Kunig und Zedlit.

Das But Liebot itz befichet aus & Dörfern: Biebetjig, Zustfb un Wobora.

Die AllodialsHerrfhaft Rothenhaus giebt ſich bis an die Bränze Sachſens, enthält einen Flächeninhalt von 32,207 Joch, 65 Q. Kl., umfaßt 3 Städte, Görkau, Eidlitz und Katharina⸗ berg, dann 32 Dörfer mit 15 Mayerhoͤfen, bie Leip⸗ ziger Sommerzialfivage durchzieht die Herifchaft. Der Amtsfig if. im Dovfe Rothenhaus, 12 Meilen von der Hauptſtadt norbweftlih entfernt, mit einem prächtigen Schloſſe, das gegen Süden , Süd⸗Oſt und Süd: Weſten einen ausgezeichnet ſchoͤnen Ausficht ges nicft. Gerade vor ihm liegt das ganze, weithinges ſtreckte, dem Blide jedes Beſchauers buch die man⸗ nigfaltigien Eormen und Umrifle fo merkmürbige Mittelgebirge, liegen die Städte Brür, Kommor tau, Saaz, Bilin und Gork au; eine beträchtliche

448 Das Sſterreichiſche Kaiſerthum.

werk, dann befindet ſich hier ein Stab⸗ und Zainham⸗ mer, zählt in 62 Häufern 434 Einwohner. Das Dorf Zabietitz hat ein Roheiſenſtein⸗ Bergwerk , zählt in 53 Häufern 158 Einwohner.

Im Dorfe Pleiel befindet ſich ein Blechwerk, in welhem alle Gattungen Schwarz» und Weißblech verfertigt werben.

Mit der Herrſchaft Preßnitz If das Gut Gaiſchwitz vereinigt, das blos aus dem Dorfe | Gaiſchwitz mit 28 Häufern und 15% Einwohnern beftehet.

Die Süter Chan und Nemelkan. Erfteres Jiegt an bem nördlichen Ende des Saazer Kreiſes in der Nähe der Stadt Brür. Daffelbe hat einen Fl: heninhalt von 956 Joh 914 Q. Kl., und umfaßt 3 Dörfer: Chan, Sedlig und Taſchenb erg, wel⸗ che zufammen 74 Häufer mit 330 Einwohner enthals ten. Im Dorfe Taſchenberg befindet fich ein Spital auf 12 Pfründler.

Das Gut Nemellau, welches 515 Joch 1,156 D. Kli. enthält, beſtehet blos aus dem einzigen Dorfe Nemelkau (Nemellow) von 22. Häufern und 67 Ein wohnern. Beide Güter gehören dem Areupberrenorder mit dem rotben Stern. |

Das But Grünthal liegt an ber dußerfien Granze Boͤhmens gegen dad Königreih Sachſen hin, und zwar im Erzgebirge, deſſen Area beträgt‘ 138 Ich 3228. 8.

Daſſelbe iſt auf das einzige Dorf Srünthal beſchränkt, das 24 Häufer mit 170 Einwohner enthält,

Man trifft auf.diefem Gute eine Menge ſaͤulen⸗ förmigen Bafalt an.

Ä Der Einwehmer Rahrung befehet Dieißens im Kartoffelbau.

Das Königreich Böhmen. 4

Die Munizipalſtadt Sſörkau (böhmiſch Gir⸗ kow) liegt in einem kleinen Thale am Fuße des boͤh⸗ miſch⸗ ſäch ſiſchen Erzgebirges, zählt in 146 Häuſern 1,406 Einwohner, iſt ganz mit Obſtgärten umgeben, und die Biela durchfließt dieſelbe. Das Bier, das hier gebraut wird, iſt berühmt, und wird ſtark ver⸗ führt. Die hieſige Pfarrkirche des heil. Egydius Apofteld, fol im Jahre 1590 auf Koſten der Protes ftanten erbaut worben feyn.

Das Munizipalftänthen Eidlitz liegt nahe an der Leipziger Commerzialſtraße an dem fogenannten Wildſaubache, zählt in 179 Häufern 1,116 Sees len, worunter fi) gegen 500 Iſraeliten befinden, hat einen feit 1790 regulirten Magiftrat , eine Pfarrlirs he zur Kreuzerhoͤhung.

Katbarinaberg if eine Bergſtadt und liegt auf einem fhmalen Bergrüden bed Erzgebirges au der äußerfien nörblihen Gränze des Saazer Kreifes, zählt 186 Häufer mit 870 Einwohnern , und unters fiehet der Grundobrigkeit. Sie hat eine Pfarrkirche zur heil. Katharina. Ehemals trieb fie den Berg⸗ bau auf Silber und Kupfer fehr ſtark, dermalen iff bier auch eine Holzipielwaarenfabrit ded Herrn Anton Benter Die Einwohner finden ihren Nahrungs- zweig bauptfählih im Strümpf⸗ und Handſchuh⸗ wirken.

Daß die ſämmtlichen Bewohner der Herrſchaft Rothenhaus, ſowohl die der Stadt, als die bes Landes bei den häufigen Induſtrialanſtalten, dann im den Stadtgewerben, im Handel, und in dem guten Betriebe der Landwirthſchaft ihren Nahrungszweig fehr gut finden , zeigt fih aus dem Angeführten.

rn

442 Das Öferreichifche Kaiſerthum.

DieAllodialsHerrfhaft®eitentrebes tit ſch befichet aus den Gütern Ledau, Deutfche Ruf, Gödefin und. dem. Antheile an das Dorf Tſcheraditz, bat zufammen eine Area von 4,083

Joch, 105 Q. Kl., und zählt 1,602 Einwohner,

Im Dorfe Weitentrebetitfch befindet fich

das obrigßeitliche Amt, 670 Einwohner, worunter 265 jüdifhe find, Ieben in 75 Hausnummern. Das biefige Schloß mit der Kreuzkirche, hat eine Graͤfin Schönkirchen erbaut, und dabei einen Lobaliſten und ein Armenfpital geftiftet. Das Gut Ledau befichet aus bem einzigen Dorfe gleihen Namens , zählt in 47 Hausnummern . 320 chriſtliche und jüdifhe Einwohner, hat eine Pfarrs fiche Maria Heimfuhung. Die Karlöhader Straße nad) Teplitz führt über dieſes Gut.

Das But Deutfhs Ruft ift gleichfalls nur en Dorf von 62 Hausnummern mit 402 riftlichen und jüdifhen Einwohnern, welche Legtere bier ein Bethhaus haben.

An der Nähe ſtehen noch Ueberreſte einer alten, ober unbefannten Burg.

Dad Dorf und Gut Bödefin beftehet aus 46 Nummern und 8 chriſtlichen Einwohnern.

An dem Dorfe Tſcheraditz befigt die Obrigs keit, nämlich die Erben nad dem verflorbenen Herrn Ignaz Schreiter Ritter von Schwarzenfeld 80 Hausnummern mit +10 chriſtlichen Einwohnern.

. In der Landwirtpfchaft finden die chriftlichen Ein« wohner ihren Erwerb, die jüdifhen im Handel.

Die Allodial-Herrſchaft Hagensdorf und. Brunnersdorf liegt am Buße des Erzgebir⸗ ges zwiihen Ko.mmotau un Kaaden, am linken Ufer der Eger, bat einen Zlaͤcheninhalt

Das Rönigreih Schmen. 48

von 18,000 Jod 416 Q. Kl., umfaßt 35 Drtfchaften, 2 Schusfläbte und ein unterthäniges Staädtchen, zählt mit Einſchluß der beiden Schusfläbten Kralup und Prießen 1,433 Wohngebäude mit 7,283 Beelen , die in den Stabtgewerben, Induftrialzweigen, im Handel, und in der Landwirthſchaft ihren Lebensunterhalt fine ben. Der Amtöost bdiefer großen Herrſchaft iſt Has genddorf, Dorf mit einem ſchönen obrigkeitlidhen Schloſſe, vielen Gartenanlagen und Alleen, zählt in 40 Häufern 216 Einwohner.

Das Dorf Brunnersborf liegt am Sau⸗ bache mit 158 Häufern und 974 Einwohnern, hat eine Pfarrkirche des heil. Deter und Paul. Bou den übrigen Dörfern find bemerfenswerth : die Dörs fer Eiebifh und Tſchermich wegen ber daſelbſt befindliche Alaun = und Steinkohlenbergs werke, erfierer Ort war ehedem ein eigenes Gut.

Bei dem Dorfe Tſchernowitz iſt ein vorzüg- Uber Steiabrud.

Im Dorfe Warta befindet fi eine Waffen» ſchmiede und ein Hammerwerb.

In dem Dorfe Uhriſen werden Spielmaaren gedrechfelt.

Das unterthänige Städtchen Pia mit 56 Häus fern und 300 Einwohnern befigt eine Dehlmühle.

In der Nähe befindet fich die verfallene Bitter burg Haffenfleim. -

Um Fuße des Erzgebirges liegt die Munizipal⸗ ſtadt KCralup, fie zählt 141 Häufer mit 696 Ein- wohnern, hat einen regulisten Magiſtrat, eine Pfarr⸗ Jirche zum beit. Jakob. Der Saubach theilt die Gradi in 2 Hälfte. Das Spigenkiöppeln ſett einen großen heil dex Finmehner in Nahrung.

452 Das öoſterreichiſche Kaiſerthum.

nern, mit einem neu erbauten Schloſſe, an das ein Bier « und Küchengarten ſtößt, mit einer Kirche zum heil. Johann von Nepomuk, Des guten Borens wegen wird bier viel Waizen erzeugt, auch iſt der Hopfenbau vortrefflih. Der gegenwärtige Befiger if Herr Joh. Benifhto von Dobroſtaw.

Su Michelsdorf, liege 1 112 Meile ſüdweſt⸗ lid von Saaz auf einer weiten. Fläche, hat eine Area von 576 Joch 255 Q. Kl., iſt auf das einzige Dorf Michelsdorf beſchränkt, das in 35 Wohgebäuten 487 Einwohner zählt, die vom Feldbaue leben, bat eıne Dfarrfirche zum heil. Apoſtel Jakob. Ehedem gebörte diefed Gut dem Karlshöfer St. Caroli magni Etifte zu Prag, 1787 fam ed zum Religionsfond, 1789 kauite es Herr Ignaz Schreiter von Schwar« zenfeld, und gegenwärtig bejigen es deflen Erben.

Gut Miecholup, liegt im Süden der Kreis: flabt Saaz an dem fogenannten Goldbache 9 Mei» len von Prag, hat einen Flächeninhalt von 3,380 Jod

41,538 Q. Kl., umfaßt vier Dörfer: nämlich Mie: holup, Zeihnig, Satkau und Wellhütten, weiche 185 Häufer mit 1,140 Einwohnern enthalten, woruntır 18 Jubdenfamilien find.

Der Haupt= und Amtsort ift das Dorf Mie: bolup mit 76 Häufern und 553 Einwohnern, hat eine Pfarrkirche Et. Laurenz, ein ſchönes Schloß mit einer niedlihen Kapelle zur Maria Verkün— bigung, dann eine Synagoge.

Die Befigerin dieſes Guts iſt Frau Rofa Sräfin von Kolowrat kiebſteinsko, geborene Graͤfin Kinsky.

Gut Miloſch ig liegt ſüdiid von Saar nahe an der Sttaße von Karlésbad nah Tepliß, be:

Das Königreich Wöhmen. 448

vorfpringenden Berggipfel, eb iſt ganz mit Laub und Nadelholz umgeben, beherrfcht die ganze weite Gegend, und gewährt eine der fchönften: und weiteften Ausfich⸗ ten in das Land hin.

Das Dorf Cifenbers, das am Fuße des Schloßbergs liegt, zaͤhlt in 2 Hausnummern 148 Einwohner.

Unmweit dem Dorfe Kommern befindet ſich der ſogenannte Kommerſee, der nach Schaller 2000 Strich Ausſaat enthalten ſoll, und den der Bie la⸗ flu 6 durchſtrömt.

In der Nähe des Dorfes Kalk, welches 35 Hausnummern mit 189 Einwohnern. enthält, befindet ih das Saidfhiger Bad mit 8 Badegimmern, und einem geräumigen, mit einem Saale verfehenen: Haufe für dad Unterlommen der Badegäfle. .

Bei dem Dorfe Pahlet von 19 Häufern und 4107 Einwohnern befindet fich das obrigkeitliche Braune Eohlenwert. Im DO bergeorgentbaler Grund bes hist Hr. Auguſt Marbad und Comp. eine Garn⸗ foinnmafhine. Die Übrigen Dörfer find weniger bes mertenswerth.

Das ſchutzunterthänige Stadtchen Seeſtadtl liegt an der Biela, enthält 175 Hausnummern mit 658 Einwohnern, hat einen eigenen Magiſtrat, ein Spital für 12 Pfrünpter, bad im Yabre 1645 von

dem Grafen Wilhelm Poyel von Lobkowitz geſtiftet wurde.

Die Allodials Herrfhaft Winterit . liegt gegen Weſten der Kreisſtadt Saaz, hat eine Area von 9,274 Ich 747 Q. Kl., zählt 384 Häufer mit 1961 Ginwohnern , die ſich vom guten Feldbau, von dem gemöhnlichen Gewerbe ber Profeffioniften,

446 Das Öerseigifche Kaiſerthum.

don Werfertigung der Zwirnfpigen, dann vorzüglih vom Obſthandel nähren; benn die ganze Herrſchaft fheint ein Garten zu ſeyn.

Sie umfaßt die Runizipalfiabt KRadonig und 416 Dörfer.

Der gegenwärtige Befiger ift Herr Beriand Fürſt von Windiſchgrätz.

Dos Dorf Winteritz iſt der Mittelpunkt der Herrſchaft, zäplt 52 Häufer mit 247 Einwohnern, hat ein altes und neued Schloß , lchtesed wurde von dem gegenwärtigen Befiger mit großen Koften gebaut.

Die Schutzſtadt Radonit liegt am linken Ufer des Aubaches, zählt 135 Häufer mit 504 Einwohnern, bat einen organifisten Magiftrat eine Dekanalkirche Maria Geburt.

Die Herrſchaft Pohlik Liegt gleichfalls im Beten der Kreisfiadt Saaz an ber Landftraße, bie nad Kaaden führt, hat einen Blächeninhalt ven

. 8,067 Joch 1,439 Q. Kl., zählt in 172 Hausnummern 866 Einwohner, die ſich meift vom Holzhandel und Der Rindvichzucht nähren. Die Herrſchaft umfaßt 40

- Dörfer, fie gehört feit 1815 dem Herrn Beriond Fürs fen von Bindiſchgrätz. Das Direltorialamt bes

- findet fi in dem Hauptorte ber Herrihaft in Poh⸗ Bit, Dorf von 20 Häufern mit 157 Einwohnern, daſſelbe ift eingepfasrt zu dem Dorfe Deblau, bab nahe an der Eger liegt, eine Pfarrkirche zur heiligen Katharina hat, und in 28 Häufern 112 Einwoh⸗ zer zählt; Pfarrer allhier mit dem Titel eines Konſi⸗

ßorialraths, Bezirksvikärs und Schulendiftrittsauffehers iſt der Hochwürdige Herr Michael Kajetan Herr⸗

- mann, Verfaſſer vieler (gänbaren theologifchen und rãdagogiſchen Werke,

Das Königreih Böhmen. - 447

Die Herrſchaft Preßnitg war chedem eine Kammeralherrſchaft, gegenwärtig if fie feit 1826 das Eigentbum des Herrn ‚Sürfen Otto von Schöne burg.

Sie Tiegt Im Erzgebirge gegen das Königreich Sachſen zu, umfaßt die vorher beſchriebenen drei königl. freien Bergflädte, dann 20 Ortſchaften. Das kalte Klima erlaubt nicht, daß die Bewohner von dem Ges treidbau leben, indem bier nur Kartoffeln, Kraut und Haber gedeihen; aber Gewerböanftalten ſetzen fie in gute Nahrung, anbei verlegen fie fi auf die Rind⸗ viehzucht, und treiben Handel, das weibliche Geſchlecht aber findet im Spigenklöppeln und Darfenfpiel feinen Verdienſt.

Der Bergbau, der In den vorigen Jabrhunderten auf Silber und Zinn hier blühte, bat num auf dieſes Er; aufgehört, doch wird derſelbe jetzt auf Eiſen de⸗ trieben.

An Fiͤchenindalt hat die Herrſchaft 18,207 Joch 4,473 Q. Kl., fie zählt in 942 Häufern 6,640 Eine wohner.

Die bemerkenswerthen Drtfchaften find:

Das Dorf Schmicedeberg mit einem Hoch⸗ ofen, zwei Stabhütten, einer Draptmähle, einer Rohr⸗ und Bajonettenfchmiede, zählt 269 Häufer mit 2,266 Einwohnern, bat eine Pfarrkirche des heil. Erzengel Michael.

Das Dorf Sorgenthat hat eine Papiermüble, ein Eiſenſteinbergwerk Engelsöburg genannt, zähle in 22 Häufern 176 Einwohner, bie in die Statt Preßnigtz eingepfarrt find.

Im Dorfe Shriſto phbammer befiät Herr Beriamin Balzer ein Blaufarb⸗ und Schmalten⸗

448 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum.

wert, dann befindet fi bier ein Stab » und Zainham⸗ mer , zählt in 52 Käufern. 434 Einwohner.

Das Dorf Zabietit hat ein Roheiſenſtein⸗ Bergwerk , zählt in 53 Häufern 158 Einwohner. Im Dorfe Pleiel befindet fih ein Blechwerk, in welhem alle Gattungen Schwarz» und Weißblech verfertigt werben.

Mit der Herrſchaft Preßnitz If das Gut Gaiſchwitz vereinigt, das blos aus dem Dorfe Gaiſchwitz mit 28 Häuſern und 154 Einwohnern beftehet.

Die Süter Chan und Nemellau. Erſteres liegt an bem nördlichen Ende bes Saazer Kreifes in der Nähe ber Stadt Brür. Daffelbe bat einen $i& &eninhalt von 956 Joh 914 Q. Kl., und umfaßt 3 Dörfer: Chan, Sedlitz und Zafhenberg, web he zufammen 74 Häufer mit 330 Einwohner enthals ten. Im Dorfe Taſchenberg befindet fich ein Spital auf 12 Pfründler.

Das But Nemelkau, welches 515 Joh 1,15% Q. Kl. enthält, beſtehet blos aus dem einzigen Dorfe Nemelkau (Nemelkow) von 22.Häufern und 67 Ein⸗ wohnern. Beide Güter gehören dem Kreuzherrenorden mit dem rothen Stent.

Das But Grünthal liegt an ber Außerfen Sränze Böhmens gegen dad Königreih Sachſen bin, und zwar im Erzgebirge, defien Area beträgt 138 Jod 322 D. Kt.

Daſſelbe ift auf das einzige Dorf Grünthal beſchränkt, das 24 Häufer mit 170 Einwohner enthält.

Man trifft auf diefem Gute eine Menge fänlen förmigen Bafalt an.

Der Einwohner Nahrung beſtehet meiſtens im Kortoffelbau. |

"Das Königreich Boͤhmen. 449

Gehört ‚gegenwärtig dem Wilhelm Breipern von Dttitienfeld.

Das Gut KotoforuP liegt im Nordoften ber k. Kreisftabt Saaz, an ber Landflraße, die von Bi⸗ lin nah Poflelberg führt, hat eine Area von 584 Joch 349 D. KI., und befiehet nur aud dem einzigen. Dorfe Koloſoruk mit 58 Wohngebäuden und 219 Seelen.

Auf der Seite gegen Saidfchig zu zeigen ſich Quellen mit Bitterwaffer, tad dem Saidſchitzer ſehr ähnlich iſt.

Der gegenwärtige Beſitzer dieſes Guts iſt Herr Wenzel Benisko von Dobroſlaw.

Die Güter Libotſchan und Neuſattel liegen ohnweit Saaz am rechten Ufer der Eger, haben einen Flächeninhalt von 1,315 Joch 17316 Q. Ki. enthalten in 129 Häufern 829 Einwohner, die ſich meiſt vom Ader», Obſt⸗ und Hopfenbau nähren.

Das Sur Libotſchan befichet aus dem Dorfe Libotfhan und Horkau, dad But Neufatti aus dem Dorfe Neuſattl, Kutterfhin und Pröhlig. Im Dorfe Libotſchan befindet ſich das Amt, es bat eine präctige Pfarrkirche zu Allen« Heiligen, ein f&höned geräumiges Schloß mit ei⸗ nem Garten, an welden ein natürlicher Park anfößt.

Beide Güter gehören den Schreitter von Schwarzenfeldſchen Erben.

Das But Kaſchitz liegt nahe am der Ehauſſee, die von Karlsbad nad Zeplig führt, hat einen ld cheninhalt von 327 Joh 1415 Q. Kl. Es befichet aus dem einzigen Dorfe Kafchitz, mit einem Schlöß⸗

Gen, einem Meperhofe, 27 7 Baubnummern und 124 Einwohnern. _

450 Das oͤſterreichiſche Kaiſerthum.

Gehört dermalen der Frau Eliſabeth Zeiner und den Veit Zeinerſchen Pupillen.

Das Gut Kramig liegt ganz nahe am Leit⸗ meriger Kreis, am Zuße bes Mittelgebirge, ents hält eine Area von 235 Joch 1,532 Q. Kl., beſtehet aus dem einzigen Dorfe Kramintz von 23 "Häufern und 139 Einwohnern.

Der Befiger davon iſt Herr Julius Martins,

Das Allodialgut Horatig ſammt Zife liz und Mählhartiſchen Hofe, liegt nordweſt⸗ ih eine Stunde von Saaz an dem fogenannten Saubache mit einem Flaͤcheninhalte von 1,012 Joch 4199 Q. Kl., befiehet aus den zwei Dörfern Dos ratig und Zifelig. Erſteres hat ein Schloß, eine Pfarrkirche St. &aurenz, 44 Hausnummern mit 236 Einwohnern , letzteres 49 Haudnunmern mit 148 Einwohnern, die fi indgefammt der Obſtkultur und dem Hopfenbau widmen. |

Das Gut gehört Sr. Erzellenz dem Herrn Staats⸗

und Konferenzminifter Franz Anton Grafen Ko los wrat Liebſteinsky. Das Out Lieborig liegt eine Meile von Saaz in einem Thale, das von dem Goldbache durchſchnit⸗ ten wird ; deſſen Area beträgt 2,684 Io, 1,675 D. Kl., und es beſtehet aus vier Dörfern, Lieboritz, Schelefen, Liſchowitz und Zarch, welche zu» fammen 174 Häuſer mit 999 Einwohnern enthalten, Letztere nähren fih von dem Feld⸗ und Hopfenbau.

Das Gut hat Stein« und Kalkbrüche dann Steine gut und Porzellainerbe.

Der Amtsfis ift im Dorfe Sieborik von 71 Hausnummern und 388 Einwohnern, hat ein Schloß mit einer Schloßkapelle, eine Pfarrkirche Marie Himmelfahrt,

Das Königreich Böhmen, 451

Nahe bei dem Dorfe Lifhwig befindet fich ei⸗ ne eifenhältige Quelle, bie in Gichtſchmerzen wohlthaͤ⸗ tig if.

Lieborig gehört gegenwärtig dem Herrn Jo⸗ hann Grafen von Klebelöberg Sreiherrn von Thumberg.

But Unterbreyhöfen, bildet beinahe bie äus Berfte ſüdweſtliche Spise des Saazer Kreifes, und liegt in einem von Gebirgen und Waltungen umges benen Thale, hat eine Area von 90 Joch 71 Q. K., befiehet aus dem einzigen Drte Unterdreyhöfen, dad Überdieß mit meift fremdhersfchaftliden Einwoh⸗ nern vermifcht ift.

Gehört dem Herrn Joſeph Bernard Scharra Bürger in Saaz.

Gut Groß: Lippen mit dem Gute Netſche⸗ nis, liegt im Often der Kreisftadt Saaz, und gränzt mit der Herrſchaft Neuſchloß und Dobritfban, ‚bat einen Flächeninhalt von 4,226 Joch und 999 Q. Kl., umfaßt ſechs Ortichaften: Großlippen, Biin- fow, Htiwis, Horjan, Prafbin und Net: ſchenitz, welde zufammen 226 Häufer mit 1,174 - Menfchen enthalten, die fi hauptſächlich vom Aders bau, und nebenbei von der Pferd =, Rind» uud Schafs - zucht, dann Hopfenbau nähren, '

Das Amt. befindet fih in Groß=Lippen, bas 59 Hausnummern mit 374 Einwohnern hat. Der ges genwärtige Befiger ift Se. Durdlaudt der Herr os ſeph Zürft von Schwarzenberg.

Sur Lifhnis, liegt eine Stunde ſüdlich von Brür in einem Thale, hat einen Flächeninhalt von %9 Joch 33 Q. K., enthält blos das einzige Dorf Sifhnig von einigen 20 Häufern und 129 Einwoh⸗

Oeſterreichiſches Kaiſerthum, 89

452 Das öfterreihifche Kaiſerthum.

nern, mit einem neu erbauten Scloffe, an bas ein Bier s und Küchengarten ſtößt, mit einer Kirche zum heil. Sobann von Nepomuk. Des guten Borens wegen wird bier viel Waizen erzeugt, auch iſt der, Hopfenbau vortrefflih. Der gegenwärtige Befiger ifl Her Joh. Beniſchko von Dobroflam.

But Michelsdorf, liegt 1 152 Meile ſüdweſt⸗ ih von Saaz auf einer weiten Fläche, bat eine Area von 576 Joch 255 Q. Kl., iſt auf das einzige Dorf Mihelsdorf beihränft, das in 35 Wohgebäuten 4187 Einwohner zählt, die vom Feldbaue leben, bat eıne Pfarrfirhe zum beil. Apoftel Jakob. Ehedem gebörte dieſes Gut dem Karlshöfer St. Caroli magni Etifte zu Prag, 1787 kam ed zum Religionsfond, 1789 tau’te es Herr Ignaz Schreiter von Schwar—⸗ zenfeld, und gegenwärtig bejißen es deſſen Erben.

Sut Mieholup, liegt im Süden der Kreis» flat Saaz an dem fogenannten Goldbache 9 Meis len von Prag, hat einen Flächeninhalt von 3,380 Jod 1,538 Q. Kl., umfaßt vier Dörfer: nämlid Mies cholup, Teſchnitz, Satkau und Wellpütten, welche 185 Häufer mit 1,140 Einwohnern enthalten, woruntır 18 Judenfamilien find.

Der Haupt: und Amtsort iſt dad Dorf Mies holup mit 76 Häufern und 553 Einwohnern, bat eine Pfarrlirhe Et. Eaurenz, ein fhön Schloß mit einer niedlichen Kapelle zur Maria Verkün— Digung, dann eine Synagoge.

Die Beſitzerin dieſes Guts iſt Frau Reſa Sräfin n von Kolowrat Liebſteinsko, geborene Gräfin Kintfy.

Sur Milofh ig liegt ſüblid ton Saaz nahe an der Suraße von Karlsbad nah Tepliß, be:

Das Königreich Böhmen. 453

greift 210 Joch 806 Q. Kl, enthält das einzige Dorf Miloſchitz mit 20 Wohngebäuden und 112 Ein⸗ wohnern, die ſich von dem Acker⸗ und Hopfenbau näh⸗ ren, hat ein obrigkeitliches Schloß, in welchem ſich das Amt befindet, einen Garten. Der zu dieſem Gut ge⸗ börige Hof Milſchowitz entbält 72 Ich 511 Q. Kt. Der Befiger davon iſt Herr Eduard Schlu⸗ ziuß.

Gut Mohr, liegt zwei Etunden ſüdweſtlich von ber Kreisfladt Saaz in cinem angenehmen Xhale, deffen Area 2,1384 Joch unt 645 Q. Kl. beträgt, zählt in vier Dörfern Mohr, Knöfhig, Priefau und Quon 113 Häufer mit 570 Einwohnern, deren Er⸗ werb im Aderbau, Rind und Schafzucht beftehet, Am Dorfe Mohr ifi der Sig des Amtes, daffelbe hat ein neuerbäutes Schlößchen, eine Pfarrliche Maria Geburt, 46 Häufer mit 258 Eeelen.

Dad Dorf Knöſchitz war ehedem ein eigenes But. Der gegenwärtige Beſitzer iſt Joſeph Fürſt zu Schwarzenberg.

Die Güter Oblat und Neprowitz, liegen zwei Stunden ſüdweſtlich von der Kreisſtadt Saaz. Erſteres hat einen Flächeninhalt von 165 Joch 429 Q. Ki. Letzteres 855 Joch 67 Q. Kl. Beide Güter enthalten nur die zwei Dörfer, Oblat, wo ſich das Amt befindet, und Nepromiß, zählen in 53 Häus fern gegen 300 Einwohner, die fih vom Aderbau und Viehzucht ernähren.

Diefe beiden Güter gehören dem Heren Joſeph Schreiter Ritter von Shwaryenfeld.

Das Religionsfondsgut Paredl, liegt hart an dem Leitmeriger Kreid, am Fuße ded Erzgebirge, ent-

hält eine Area von 301 Joch 330 Q. Kl., befleyet MR FW;

454 Das oͤſterreichiſche Kaiſerthum.

aus dem Dorfe Paredl mit 32 Häufern und 152 Einwohnern, hat ein Schloß, worin dad Amt fich bes findet. Zu diefem Gute gehört der im Leitmeriger Kreife auf der Herrfhaft Oſſegg Liegende Hof Schwindſchitz von 5 Häufern und 28 Einwoh: nem. |

| Dos’ Kamueralgut Poderſam, gränzt an bie Herrſchaft Schönhof, hat eine Area von 2,743 J. 1, 435 Q. Kl., umfaßt die Stadt Poderſam und die vier Dörfer Groß= und Klein-Otſchehau, Do: Janta und Wohlau, zufammen mit 267 Häufern und 1,400 Einwohnern, melde lebtere von der Land⸗ wirtbfhaft und den flädtifchen Gewerben leben, |

Die Munizipalladt Poderfam liegt 10 Meis ‚Ien von Prag, zählt 142 Häufer mit 768 Einmohs nern, bat eine fhöne Pfarrliche Peter und Paul, Dad Rathhaus, dad Kammeralamthaus, das Bürgers fpital, das E. E. Poſtamt, denn bie Poftitraße von Karlöbad nah Zeplig geht hier durch. Die Stadt ' befigt anfehnliche Gründe, und jährlich) werden dafelbf drei Jahrmarkte gehalten.

Das Stiftsgut Pf han (Pſſany), liegt an be äußerfien oͤſtlichen Spige des Saazer Kreifes, umgeben vom Leitmeriger und Raloniger Kreife, fein Flächeninhalt beträgt 948 Joch 1,470 Q. Ki. Es enthält dad einzige Dorf Pſchan von 40 Wohnge: . bäuden und 200 Seelen, hat ein Schtoß,. in weldem fi dad Amt befindet.

Diefed Gut hat eine gewiffe Magdalena verwit⸗ wete Freyin Prichowitz geborne dv. Sahr im Jahre 41682 zur Unterftügung armer adeliher Witwen und Waiſen gefliftet, und zur Vertheilung von deffen Er- trägniß ‚den jeweiligen. Prager Herrn Erzbifchof beflimmt.

Das Konigreich Böhmen. 455 °

But Ribnian, liegt an dem linken Ufer ber ger nahe an der Kreidftadt Saaz, hat eine Area n 316 Joch 1,123 Q. Kl., beftehet aus dem Dorfe ibnian (böhmiſch Rybnany), weldes 25 Wohne :bäude mit 200 Einwohnern enthält. In dem obrigs

itlihen Wohngebäude befindet fih dad Amt. Die-

iehzucht, der Ader =, Obſt⸗ und Hopfenbau find die auptnahrungszweige der Einwohner.

Der gegenwärtige Befiger ift der J. U. D. und andesadvokat Herr Jakob Devechi.

Gut Schaab, liegt ohnweit von Poderſam ı der Karlsbader Chauſſée, feine Area beträgt 876 oh 563 Q. Kl., enthält blos das Dorf Schaab it 35 Wohngebäuden und 218 Einwohnern, hat eine farrfirhe zu Allerheiligen. Die Einwohner

ihren fi vom Feldbau. Gehört dem Kreuzher⸗—

norben mit dem rothen Sterne in Prag. Gut Seltſfch, liegt zwei Stunden von Saaz,

Anzt mit Mieholup und Schönhof, hat einen,

lächeninpalt von 1,360 Joch 1,480 Q. Kl., enthält

8 Dorf Seltfch mit 80 Wohngebäuden und 425

inwohnern, mit einem ſchönen Schloffe, einer Pfarre

che St. Nikolaus. Beſitzer davon ift feit 1808

er Franz Schreiter von Shwarzenfelb.

Gut Skyrl, liegt an der Leipziger Commer⸗ aAſtraße an dem Kommotauer Bade, begreift

ne Area von 4,814 Joch 335 Q. Kl., und- umfaßt:

ben Dörfer, ald: Skyrl, Sallefel, Wiſoczan, oßan, Hoſchnitz, Pülnaund Wtelna, zu: mmen mit 258 Häuſern und 1,200 Einwohnern, dis n Hauptnahrungszweig der Aderbau iſt. Die vors

iglihen Dörfer find: das Dorf Skyrl ad Sig

% Amtes, mit 42 Häufern und 215 Seelen, dann

ı

456 Das Öfterreihhifche Kaiferthbum.

Pülna mit 27 Häufern und 136 Einwohnern, merk⸗ würdig wegen des Bitterwaflers, bad fehr flark vers führt wird. Gehört dem Eifterzienferftifte zu Offegg, Leitmeriger Kreifes.

Süter Sobiefat und Wikletitz, liegen am rechten Ufer der Eger, und gränzen an die Herrfchaft Schönhof, enthalten zufammen 802 Joch 1,135 Q. Kl., befteben au& den beiden Dörfern Sobiefat und Wikletitzz. Erſteres enthält 32 Wohngebäude mit 168 Einwohnern, ein ſchönes Schloß, eine Pfarr« Fire des heil. Marting Biſchof, ein Amtshaus, ein Spital auf 12 Pfründler. Lettere& enthält 37 Häufer mit 180 Einwohnern und ift nah Sobieſak eingepfarrt. Der Nahrungszmweig der Einwohner ift Aderbau und Obſtkultur. Beſitzer davon iſt Her Karl von Elfiner.

Gut Steinwaffer, gränzt mit ber e Herrſchaft Bilin, Poftelberg, mit den Gütern Eifhnig und Seydomwih, faflet 562 Joh 1,334 Q. Kl., ents hält das Dorf Steinwaffer mit einem obrigfeitlis chen Schloffe, mit 23 Häufern und 130 Einwohnern, die von dem Keldbau leben. Herr Johann Sew mann ift gegenwärtig Befiger dief:3 Guts.

Gut Stedniß, liegt am rechten Ufer ter Eger, und gränzt mit dem Gut Sterkowitz, Litſchkau, hat einen Fiacheninhalt von 460 Joch 986 D. Kl., enthält blos dad Dorf Stednig mit 34 Häufern und 220 Einwohnern, welche in bem Feld- und Hopfenbau ihre Nahrung finden, hat übri⸗ gens ein Schloß mit dem Amtöfig, und iſt nah Hrais diſch eingepfarrt. Seis 1796 iſt Herr Franz Korb Nitter von Weidenhaim Befiger tiefes Guts.

«

Das Königreich Böhmen. 457

Gut Sterfomwig, liegt nahe am ber Eger, und gränzt mit Litfhfau und Stednig, umfaßt 005 Seh 1395 D. Kl., entbhätt blos das Dorf Stertowis mit 81 Häufern und 323 Einmohnern, die ih vom Feld» und Hopfenbau nähren, bat ein ſchönes Schloß mit der Kapele Maria Heimfu- hung, if gleihfalle nah Hraidifc eingepfarzt. Gehört dermalen den Brunneriſchen Pupilln.

Gut Stranig, liegt hart an dem Leitme- riger Kreife, enthält eine Area von 244 Joch 82 Q. Kl., und beftchet blos aus dem Dorfe Stranig mit 21 Hausnummern und 112 Einwohnern, die von dem Ze:dbau leben, bat ein obrigfeitliches Schloß mit einem ſchönen Gurten.

Der Befiger deffen ift Herr Thad däus von Glaſersberg.

Gut Deutſch⸗Schladnig oder Zlatnicz, liegt eine Stunde von Brür, und gränzt an das But Harreth, hat eine Area von 612 Joch 1,545 Q. Kl., beftehet aus tem Dorfe gleihen Namens, zäblt 28 H:ufer mit 170 Menſchen, die ſich haupi⸗ fählihb vom Aderbau nähren. Das Dorf bat -eine eigene Pfarrfirhe unter dem Namen der heil. Apoſtel Simon und Judä, zu der mehrere angränzende Drtfchaften eingepfarrt find, ehedem gehörte Dies ſes Dorf der Fronleichnamsſsbruderſchaft zu Brür, geuenwärtig gebört biefed Gut dem Herrn Wilhelm Zreivern von Ottilienfeld.

Schoßgut Wakowitz, liegt am rechten Ufer des Egerflußes, führt den Namen Schoßgut, weil .6 fid mit den Büchern der Stadt Kaaden regulirt, hat cine Area von 253 Joh 1.01 D. Kl.

458 Das boſterreichiſche Kaiſerthum.

Das Dorf Wakowitz zählt 16 Häufer mit 80 Einwohnern, die nah Dehlau eingepfarrt find, und ſich von der Viehzucht, dem Aders und Obfibau näh⸗ zen, feit 1821 gehört diefes Gut dem Herın Wis beim Lorenz.

Gut Welmſchloß, liegt füdlih der Stadt Brüram Kömmotauer Flüßchen, enthält einen Flächeninhalt von 2,326 Joch 961 Q. Kl., umfaßt nebft dem Dorf Welmſchloß die Dörfer Trufenz, Mihonig, Weſchitz und Pruß, dann den Antheil an dem Aut Dlaſchin, zählt in 182 Häufern 926 Einwohner, die fi) meift vom Aderbau und Viehzucht nähren. Der Sig des Amtes ift zu Welmſchloß, Dorf von 69 Häufern und 266 Einwohnern. Seit 41822 ift Herr Jakob Dobraugr Edler von Treuen⸗ wald Befiger diefes Guts.

Gut Wernsdorf, liegt am linken Ufer ber Eger, fieben Stunden nördlih von Saaz, bat eine Ausdehnung von 2,205 Joch 245 Q. Kl., umfaßt die DOrtfchaften Wernsdorf, Lauda, Schönbach und zur Hälfte dad Dorf Tamitſchan.

Auf dem ganzen Gut befinden ſich 169 Häufer mit 760 Einwohnern, die fih vom Feldbau und ter Viehzucht nähren.

Der Amttort iſt Wernusdorf, Dorf von 103 Häufern und 571 Seelen.,

Die gegenwärtige Befigerin ift die Frau Anna Wolfvon Wolfsberg.

Sut Harreth, liegt 2 Meilen nördlich von Saaz, hat einen Flächeninhalt von 587 Joch 1,465 Q. Kl., beftehet aus dem einzigen Dorfe Harreth von 45 Häufern und 236 Einwohnern, die vom Zelds und Obfibau leben, ed hat ein ſchönes Schloß, worin fi) das Amt befindet, mit einer Kapelle. Das auf

Das Königreich Böhmen. - 459°:

m Gut befindliche Kohlengewerf hat ſtarken Abſatz die umliegenden Ortfchaften. Gehört dem Wil⸗ Im Freiherrn von Ottilienfeld, | But Luſchitz und Pokatitz, liegt eine Fleine 'eile füdmweftlih von Kommotau, enthält an der tea 729 Joh 454 Q. Kl., befiehet aus den zwei örfern Lufhis und Pokatitz. Erſteres enthält ir 11 Hausnummern, Letzteres 27, in beiden leben . 36 Menfchen, die hauptfählih nom Aderbau fi er- ähren. Gehört den Schreiter Ritter von Schwars enfeldifhen Erben. | | Gut Lifhtian, gränzt an die Fürſt Schwar⸗ nbergifhe Herrfhaft Bittolieb, enthält mit dem ugufliner Stifte, und deffen Territorium Rotfhow . 463 Joch 186 Q. Kl., in den beiden hiezu gehoͤri⸗ en Dörfern Lifhtian und Aulowitz leben in 26 Häufern 670 Menfchen , deren Erwerb im Aders nd Hopfendbau, dann Obſtbaumzucht beftehet. Befiger erfelben ift das berühmte Auguſtinerſtift Rotfhom. .

40 Das öoſierceichiſche Kaiſerthum.

Der Pilfner Kreis,

Lage, Bränzen, Größe.

Granʒt Im Norden an den Elbbogner, im Nord⸗ ofen an den Saa zer und Rakoniger, im OÖften an den Berauner, im Süden an den Flattauer Kreis, und im Welten an das Königreib Baiern, it nad Bichtenftern 67, 90, nad) andern 52 2)3 geo« graphifche Quadrat = Meilen aroß.

Nach der legten Volkszählung vom Jahre 1827 entbielt diefer Kreis 192,006 einheimifhe Einwohner, worunter 104535 des weiblichen, und 91,471 des männ- lihen Geſchlechtswaren. Diefe bildeten überhaupt 45,193 Wohnpartheien, und lebten in 15 Städten, 14 Märls ten, 663 Dörfern und 27,723 Wohngebäuden.

Uebrigens zählte man in diefem Kreife 237 Geiſt⸗ lihe, 83 Aelide, 4285 Beamte und Honorazioren. Nach den Geburts « und Sterbetabellen überfliegen 1827 die Geburten bie Todesfälle um 2,371.

Die nutzbare Oberfläche Diefed Kreifes beträgt . . 363,949 Joch 803 Q. KL.

Davon nehmen die or= Dentlichen aderbaren Sründe 255,560 1,119 die Zrifhfelder. . .„. . 13137 42 Baldungn. - . «189,099 474 . Wieſen. : 2... 5607— 349 Hutweiden u, Seflrippe 42088 474 Gätn. 2 2 2.2.30 1,413 Reiche das Übrige des Areale.

Das Königreih Böhmen. 461

Die Weſtſeite iſt gebirgig, ber Öflliche. Theil des Landes wellenförmig eben, mit einigen Hügelketten und vielen Waldungen. Die Mies oder Beraun ift der Haupffluß, der alle Übrigen in fi aufnimmt, nämlich die Bradawka, fonft auch Rothangel, 24 us hlawa vder Bradlanka, 3 die Radbuza auch Baldwaſſer, 4 die Sztkela oder Schnelle, 5 die Uslawa.

Produkte, Gewerbsfleiß.

Die Schafzucht iſt beträchtlich, und macht nebſt dem Flachsbau einen wichtigen Nahrungszweig aus, nebſtdem hat man auch Bergbau auf Eiſen, Steinkoh⸗ len, Alaun, Vitriol, Marmor, Mühlſteine, Serpen⸗ tin, auch gibt es Geſundbrunnen. Die Manufakturen ſind zablreich, und der Kreis gehört zu den induſtriö⸗ ſeſten Böhmens. Unter den zahlreichen Prodükten, die der Kreis im Jahre 1829 in die Gewerbsausſtellung einlieferte, waren die des Lebers und des Eiſens die bedeutendfien. Man fpricht faft durchgehends deut/ch, nur in einigen Begenten hört man Böhmiſch, das fi aber nach der baierifhen Gränze zu ganz verliert, aud bes findet jich in demfelben ein philoſophiſches Inflitut, und ein Somnafium. Den Werbbezirk har das Regi⸗ ment Herzogenberg Nr. 35. |

Der Hauptort dieſes Kreifes ift Die königl. freie Stadt Pilfen, böhmifh Pilzen, lateinifh Pilsna. Nah Schaller und Lihtenflern wurde fie um die Mitte des 43. Jahrhunderts erbaut, andere Ges fchichtfchreiber geben dad Jahr -ihrer Erbauung auf 775 an. Letztere Angabe gilt eigentlih Pikzene? oder Altypilfen, gegenwärtig ein Dorf, 1 42 Mei« len von der cigentlihen Stadt Pilfen entfernt. Bes Bimmt wurde Pilſen im Jahre 1100 gegründet.

-

462 Das Öfterreihifhe Kaiſerthum. |

Ihren Namen bat: fie von dem altflanifhen Worte Diza Fruchtbarkeit, daher plzny frudtbar, wahr» fcheinlih wegen ihrer fruchtbaren Lage fo genannt. Sie liegt unter dem 49° 44' 40'' der Breite, und 31° 15° der Länge, ihre Seehöhe iſt 150 12 Klaf⸗ ter, auf der nördlichen Seite wird fie von der Miet, auf der Sftlihen-Seite von der Radbuza umfloffen, die fih beide unterhalb ter Stadt vereinigen, und fpäter den Namen Beraun erhalten. Sie ift mit Gräben umgeben, und zählt 4 Thore. Dad Innere der Stadt ift in vier Vierteln getheill: Sachfen- viertel, Pragerviertel, Nonnenviertel und Reihöviertel. Sie hat drei VBorflädte: bie Yragers, Reihds und Sakhfenvorftadt. Erftere zählt 56, die andere 79, und letztere 82 Haus: nummern , bie Stadt felbft aber 325, und im Ganzen wird fie von 8,226 Seelen bewohnt. Sie ift eine ber Ihönften Landſtädte, indem fie regelmäßig gebaut ift, einen großen Plag faft in ihree Mitte hat, und übri: gens aus hohen fleinernen Häufern befiehet. Auf dem Markte, etwas nördlich, fiehet die prächtige Dekanal⸗ firche zum heil. Bartholomäus, fie ift im gothi⸗ [hen Style erbaut, und bat einen 30 Kiafter hoben Thurm, die Franziskanerkirche Marii Empfäng: ni mit dem baran floßenden Klofter, die Gymnma⸗ ſialkirche als die ehemalige Dominitanernonnens kirche.

Unter die vorzliglichen Gebäude gehört das Schul: gebäude, das im Jahre 1804 aus dem aufgehobenen Dominikanernonnenkloſter entfland, das ehrwürdige 3 Stod hohe Rathhaus mit einem Ballon, an welches dad Kriminalgebäube ſtößt, die Erzdechantey, das beutfhe Haus, fonft die Reſidenz des beutfchen Or⸗ dens, und- die Kaferne außerhalb der Stadt. |

. Das Königreich Böhmen. : 463

Bon Stellen befindet fi Hier: das Laiferl. E. Kreisamt, das kak. Inſpektoratamt, das k.ek. Salzlegamt und das kek. Poſtamt, dann der Staab des Regimentd Herzogenberg.

Der Magiftrat ift in. Hinficht der Stadt bie Orts », und in Anfehung der Herrſchaft die Grund⸗ obrigfeit, und übt zugleich das Kriminalgericht fiber den ganzen Kreis aus. Derfelbe befteht aus einem Bürgermeiſter, ſechs geprüften Räthen, einem Anwalt, zwei geprüften Sekretären und einem geprüften Kri⸗ minalaktuar.

An LEehranſtalten beſteet daſelbſt ein im Jahre 1804 errichtetes philoſophiſches Inſtitut, ein Gymna⸗ ſium, welches beides mit Lehrern aus dem Prämon⸗ ſtratenſerſtifte Zöpl verſehen wird, eine böhmiſche Tri⸗ vialſchule, und eine deutſche Hauptnormalſchule.

Da die Pilfner in allen Stürmen und Um⸗ wälzungen der Zeit, bei allen Leiden der .häufigen böh- mifhen Kriege, die ihnen oft den Untergang droh⸗ ten, fletö ihrem Landesherrn treu blieben, erhielten fie audy deshalb von allen Monarchen Böhmens we⸗ fentlide Privilegien, worunter die Bewilligung zu den vier Jahrmärkten gehört, welche die anfehnlichfien in ganz Böhmen find, und earft im Jahre 1826 erbielt Pilfen die Bewiligung einen fünften Markt, den Wollmarkt zu Halten.

as im Jahre 1272 Pilfen zum Range der Städte erhoben wurde, gab es ſich das einfachſte Maps pen, nämlich einen Windhund mit goldenem Haldbande im rothen Zelde, biefes Wappen wurde in der Folge von verfchiebenen Beherrichern vermehrt, fo hat König Wenzel II, das geharnifchte Bild feiner eigenen Per- fon zwifhen 2 Thürmen fiehend 1297 beigefügt; flatt

466 : Das äflerreihifche Kaiferthum.

bo wa ben Namen Klabowa befömmt, und fid beim. Dorfe Smeczich in bie Mies ergießt.

Hat zwei Vorftädte, die Prager oder Pate, “dann Pilfner oder Kamenj genannt. BZählt im Ganzen 327 Häufer mit 3130 Einwohnern, bie deutſch und böhmifh ſprechen, und ſich weſentlich vom Tuchmacher⸗-Gewetbe, deren Meiſterzahl ſich auf 74 beläuft, dann von ben hieſigen Eiſenwer⸗ werten, Nagelfchmiedarbeit und von dem Zeldbaue nähren,

Es befindet fi daſelbſt eine Dekanatskirche uns ter dem Namen Maria Schnee, eine Gemeteriale kirche zur heil. Dreifaltigkeit.

Hat nebſt dem im Jahre 1808 neu erbauten Rathhauſe noch nachſtehende vorzügliche Gebäude: das Defanalgebäude, die zwei Schulgebäude, das ſo⸗ genannte Gemeinde» Gebäude, dad Schügenhauß , daß Spitalgebäude mit 6 Zimmern, worin 8 Spitalpfründs ler nebſt 8 andern atmen Individuen ihre warme Wohnung genießen, auch mit der täglichen Geldpor⸗ tion von 10 bis 15 fr. W. W. und den nöthigen Kleidungsftüden verfehen werden, dad neu hergeſtellte bürgerliche Bräuhaus und Malzhaus, zwei Militärs Kafernen und mehrere ganz neu bergefiellte, und mit Ziegeltaſchen gedeckte Privathäufer.

Der neu organiſirte Magiſtrat beſtehet daſelbſt - au8 einem geprüften Bürgermeiſter, zwei geprüften Räthen, einem Rathsprotokolliſten, Sekretär, Regie ſirator u. ſ. w.

Bei ten Eiſenwerken iſt ein Schichtmeiſter und ein Schichtamtskontrollor angeſtellt.

Das Königreich Bötmen. 47

Auf der Herrfchaft Rokigan befieht ein Eifen⸗ chofen, 4 Stab s und 2 Zainhammmer ; ber Hechofen bſt wirft im Durchſchnitte wöchentlich 200 bis 210 ntner Roheiſen ab, wovon 120 bis 180 Genmet ihentlih zu Eiſen⸗Gußwaaren, als: Sparheerd⸗ iten, Waſſerröhren, Heerd⸗ und Öfentöpfen u. f.

verwendet werben; auf biefe Gußwaaren findet die tadtgemeinde den größten Abſaz.

Die daſelbſt ſeit mehr dann 170 Jahren heſte⸗ aben Eiſenbergwerke find ſehr reichhältig, ſo zwar: ß ſich ihre Mächtigkeit anf der Skt. Antonis Zeche | Klabama auf 18 Klafter in die Teufe bes ıft. |

Die Etadtgemeinde befigt —8 2

aften:

Cziſfchkau mit.8909 dinten, Przeſchin mit 5 53 Augesdmilt -. 2 2 02007

SKopandeamit: : 19° Daulowflomitt. : 2: 2... 9. Mofraufdmit ı . : :. 39 Zimalomwmit . 2 2 0. 82, RKlabawamit. . :,;. . 4 Botretmnit. -. 2 2 322: 58 Litohlau mit. . : 65

Das mit Pilfen getheilte Eipomwit 14

Die Bevblkerung in bieſen Börfern Serie n f 3,250 Seelen:

ERBEN

Die Stadtgemeinde befaß 6 Meierhöfe von.d;o0

egen Feld » und Wieswachſsgründen, welche ſamut nen uneingekauften fteuerbaren Grundſtücken gr. ‚000 n. 5: Metzen durch ben im Jahre 1763 ein« Deſterreichiſches Aaiferihum; ie )

a6 Das Eſterreichiſche Kaiſerthum.

aretenen alerhofzerſtũckungs⸗ und Robotabolitions⸗ Kontraft "denen Unterthanen ind unmwiderrufliche Ei: genthum gegen jährlichen emphiteutifchen Zins über: Zuora woeden find. 7" Hie Stadtgemeinde beſitzt daher gegenwaͤrtig bb 80° Joch 178 Q. Kl. Teiche, 1,237 Joch 162 Se Geſtripp und Hutwaiden (von denen ein gro: Ger Theil, theils zu früchtbaren Feldern und Wiefen, sei zu Wäldern verwienbet wurde), dann 4,2% Soch 9 D Kl. Waldung. 7, Die Nokitzaner Bürgerfchaft genießt feit län gerer Beit die, laut Hofdetret vom 14. Juni 1316 ber ftätigte Wohlthat, dag für fie das Ordinarium, fo wie auch die Häuferfiener aus dem ergledtichen Ge meinbrenten bezahlt wird, und gemäß allerhächfe Entſchließung Sr. k. k. Majeftät, laut Hofdekret vom 28. Januar 1823, die Befreiung von der Frohne dei Bergzehends.

Die übrigen ber k. Stadt Rokitzan ertheilten PYribilegien, find folgende:

a) Das vom Kaifer Ferdinand I. im Jahre 1557 ertheilte Privilegtum, in corpore Tandtäflide Siärer kaufen zu dürfen.

b) Im Jahre 1587 wurbe diefe Stabt vom Kai: fee Rudolph II. als k. freie Stadt erklärt, und zum dritten Eandfland erhoben, fo wie auch der Bür⸗ gerſchaft dad Privilegium ertheilt, Bier und Brand⸗ wein erzeugen und epociliren zu bärfen.

c) Unter der Regierung Kalfer Leopold 1. ‚wurde der Stadt Rokitzan bad jus Patronatus ers theilt.

——

Dad Königreich Bohmen. 9

d) Im Yahre 1547 wurbe der Stadt REFigan vom Kaifer Fer dinand L., das Recht eingeraumt; vie Mauth⸗ und Zolgebähr von’ ben daſelbſt durchgeführ⸗ ten Baaren, Wich u. ſ. w. abriehmen zu vaärfen Nachdem jedoch die bei ber Stadt Rokisen befinde liche Brüde an das k. k. Aerarium am 30. Oktober 41822 abgetreten, und diefe Brücke auf k. ©. Aerariai⸗ toten unterhalten wird, fo bat fi) die Stadt‘ deu Rechts, die Brüdenmauth zu beziehen, in ber Gänze begeben.

e) Den 16. Mai 1658 bat Raifer &erbin an LI. der Stadt Rokitz an bad Privilegium ertheilt,

+4 Roß⸗ und Vichmaͤrkte, und zwar vom 3 Koönigen⸗ Heft bis zu Lichtmeß an jebem Dennerflag balten daͤrfen.

f) Den ©, April 1752 erfheitte Ar e. AR jehät Maria Xperefla dert, Stadt Nokitzau daB Privilegium, 4 Jahrmatkte Halten zu. därfen, und zwar ben Montag nad dem britten Offer » Sonntag; auf den Tag Sit. Ama, en. Nicharl und. Sn. a breas.

gg Den 3. Pr {784 erhielt die k. Etabt wi Kaiſer Sofeph N. das Privilegium, nebſt denen & Ichrniärkten, auch an jedem Montage Getreid⸗ an⸗ Biehwochenmarkt abhalten zu darfen. | Ze Reokitzan hat auß den frühern Selten mehrere Serübmte Männer aufzumeilen, worunter auch Yo Hann von Rokitzan, befannt aus bei Geſchichte Böbmens, als Pfarrer und Prediger Bei Skt. Etes phan⸗ and nachher am Teyn, feinen Pak iinniinmt.

Aber auch in neueflen Zeiten befist Rotfigan ausgezeichnete Manner, von denen wir bed dermali⸗ geh Bhrtgermichiiers Herrn Jerdinanb delrowſt y-

952

N. V

470 Das öoſerreichiſche Kaiſerthum.

rwaͤhnen müſſen, ber als Doktor ſämmtlicher Rechte

ſchon ſeit 1700 das Amt des Bürgermeiſters ruhm⸗ voll allda begleitet; ihm bat Rokitzan fo man⸗ che vortreffliche Einrichtung im Gemeindweſen zu ver⸗ danken, er iſt es, der ſich der leidenden Menſchheit fo thätig annimmt, und bad Spital⸗ wie das Ar⸗ meninflitsitöwefen feinem erwänfchten Zwede zu⸗ führt.

Die k. freie Stadt Mies (auch Silberſtadt, Strfibro, Argentina und Misa gemannt), Negt fat in ber Mitte zwifhen Hayde und Pils fen am Miesfluß, von dem fie auch den Namen führt, 13 .gemeine Meilen von der Hauptflabt, und 3 Meilen von ber Kreisſtadt. Sie ward im Sabre 41131 vom Herzog Sobieslam 1. erbaut, führt. tm Bappen ein offened Thor mit zwei Thürmen, zwis fyen welchen ein Löwe, im Thore aber eine Lilie vor, geflelit wird, zählt in 380 Käufern 3,036 Einwoh⸗ nee , die deutſch und böhmifch fprehen, und ſich vom Feldban und Stadtgewerben nähren, ehemals ward bier der Bergbau auf Silber, dermalen wird er auf Blei von Privatgewerkſchaften, unter der Leitung eis nes k. Bergamtes, betrieben, dadurch werben viele Bergleute in Verdienſt gefeht. Die Stadt beſitzt eine Dekanalkirche Allerheiligen, die im Sabre 1565 erbaut wurde, eine viertel Stunde von der Stabt ber findet fi die Kirche Peter und Paul, worin abe nur am Feſte diefer heil, Apofleln der Gottesdienſt gehalten wird , dann die Kirche aim Goftesader.

Anter bie vorzäglichen Bebäude gehört das Rath: haus, die Dechantei, ehemals das Konventögebäude ber hier im Jahre 1785 aufgehobenen Minoriten. Die Kloſterkirche brannte durch das Einſchlagen des

Dos. Königreih Böhmen. : 471

Blitzes im Jahre 1792 ganzlich ab, und warb nicht wieder hergefielt. Bemerkenswerth ift die ſteinerne Brüde über die Mies, die im Jahre 1558 erbauet wurde.

Die Stadt bat einen regulirten Magiſtrat, ein k. k. Bergamt, ein k. k. Diftriftualberggericht für den Dilfner und Klattauer Kreis, bann das k. k. Poſtamt, eine Papiermühle ded Andrea Bayer unweit der Stadt, und einen Voefferhamrier an der Mies. |

Die Stadt befist ein eigenes Dominium von 748, Joch 1,598 D. Kl. Felder, 115 Joch 1,315 Q. Ki. Wieſen und Gärten, 343 Joch 1,589 D. Kl. Hutweiden, weiche nad dem Raabifhen Syſtem emphiteutiſch zerſtückeit find, ferner 72 Joch 185 Q. Kl. Teiche und 1,45 Joch 885 D. Ki. Baldun⸗ gen. J u Die bürgerliche Bemeinbe befigt 3,445 Joch 917. D. Ki. Acker, 89 Joch 1,161 D. Kl. Wiefen und Gärten, 215 Ieh 1,048 Rn 1. Hutweiden und Baldungen.

Epedem wat ie ein befeftigter Dr, welchen Rifcba im Jahre 1421 belagerte, jebod ohne Erfolg, und er zog damals nah Tachau ab.

. Die Bierbraͤuerei ward hier duch bie Erzeugung . bes Beißbiers, dad weit und breit verfenbet murde, ſehr berühmt.

In Betreff der Werwaltung des Stabtvermögens iſt Mies als eine Fönigliche freie Stadt dem 3. k. Landbesnntertammeramte untergeordnet; ber Magiſtrat macht in Hinſicht der Staht die Orts⸗, in

v2 Das ;Aßerreihifhe Koifertium.

Ynfahung des Dominiums auch mewie bie Grunde Reit au.

Die Herrſqhaͤft Chotieſchau liegt fübe weftlich von der Kreisſtadt Pilfen, enthält eine Area von 45,495 Joch 119 Q. K., umfaßt zwei Mu⸗ nizipalſtädte, einen Markt und 41 Dörfer mit 1,751 Wohngebäuben 'und 13,312 Einwohnern, die fich zum Theil von Stabtgewerben, vom Feldbaue und With zucht; dann von der Wollſpinnerei nähren. Diefe

N

Herrſchaft warb bei der Aufhebung des Prämonſtre-⸗

tenfer. Zrauenkloſters im Jahre 1782 eine Religions⸗ fordsherrſchaft, im Jahre 1821 aber ward fie durch Ankauf das Eigenthum Seiner Durchlaucht des Herm

Fürſten Alerander von Thurn und Taris, und fid

nach beffen Ableben den 16. Juli 1827 am deſſen Rahfolger Marimilian Carl.

Der Sitz des Dberamtes ift im Orte Ch otie fan an der öftlichen Seite des Radbuſaflußes mit 95 Wohngebäuden -und 1,010 Seelen. Unter ben Wohngebäuden biethet das ehemalige Frauenſtift eine impofante Anfiht ſchon von ber entfernten Gegend. Die Woflerleitung dahin aus dem untern Fluße Radbbufe ik merkwürdig Die ehemalige Stiftes kirche ift dermalen bie Dfarrlirche zum heil. Wenzel. Die ſonſtige Prälatur warb zum obrigkeitlichen Schloſſe odaptirt, Im Drte beflehet eine Spinnfaktorei der f. k. privilegirten Linzer Tuch⸗ und Caſimirfabrik, die jährlich bei 100 Centner Wolle verſpinnt. Merk: würbig iſt in der Stiftskirche ber Grabſtein ber Boislawa, Schweſter des Herzogs Hroznats, Stifterin und erfie Privrin allda; [der Grabfteis bat bie Jahrszahl 1227 und beweift, dag die Gründung

Das Königreih Böhmen, 473

bes Ronnenflifts zu Chotiefchau gegen, bad Ente bei zwölften Jahrhunderts fällt,

Die Munizipalftadt Staab Tiegt am "glüße Radbufg, der die Stadt in zwei Schelle theilt, und die durch eine lange Brücke verbunden find; fie zählt 173 Häufer mit 1,147 Seelen, die deutſch ſprechen, und ſich von Stadtgewerben ind dem Feldbaue naͤhren, hat eine Pfarrfirhe zur heil. Magbalena, ein Bürger: fpital mit der Kirche zum heil. Johann Neg., ein Dienfibotbenfpital, ein Armeninflitut, ein ©. k.. Poſt⸗ amt, (ba die Reichsſtraße hier durchgehet), ferner ninen organifirten Magiſtrat, eine Militärkaferne mit einer bedeutenden Kavalleriefalung. Die Gemeinde beſitzt an Realitäten nebft Gebäuden 417 Joch 1,441 0. Ki. Hutweiden und Waldungen.

Die Munizipalftadt Bobrjan liegt gleichfalls am Fluße Radbuſa, zäfte in 273 Häufern 1,749 deutfche Einwohner, die in Stadtgewerben und in der Londwirtbfchaft ihren Nahrungszweig finden. Die Stadt hat eine Pfarrkirche Skt. Nikolai, ein Bür⸗ gerfpital mit einer Kapelle Sit. Martin, einem. organifirten Magiftrat, zwei Kafernen. Die Gemeine be befi ist nebfi Gebäuden bedeutende Waldungen, dann T Teiche. Den Namen Dobrjan fol fie daher er: balten haben, ed habe fich bei der Anfiedlung ber Böhmen in diefer Gegend ihr Anführer auf einen Stein: mit den Worten gefegt: Zdet gef dobie.

Die Fideikommiß-Herrſchaft Haid mit ber inkorporirten Zibeifommiß = Herifhaft Pernar- ti und Allodial = Herrfhaft Ef liegt 15 Meilen von der Hauptſtadt und 2 12 Meilen von der Gränze des Königreichs Baiern, am Fuße eined Mittelgebirge

2A Dos Öervächifce Kaiſerthum.

in einem anmuthigen fuuchtoaren Thale. Ihr Pläs cheninhalt beträgt 23,041 Joch 1,503. Kl., und ums faßt zwei Munizipalflädte Haid und Neuftadtl, daun 30 Drtfchaften , welche zuſammen 1,336 Häufer mit 8,084 @inwohnern enthalten, die ihre vorzugliche Nahrung aus der Landwirthſchaft, Rind» und Gchafs viehzucht erhalten. Sie ‚gehört bem Herrn Fürſten Karl v. swenſtein⸗Vertheim-Roſenberg.

Der Haupt⸗ und Amtdort iſt die Stadt Haid, dieſe theilt. ich in eine Munizipalſtadt, und in den obrigkeitlichen Schloßbezirk, beide zählen 234 Häufer mit 4,466 Einwohnern,

Sm Schloßbezirke, in weichem PM das fürfkliche Umt befindet, If ein großes, nach gothiſcher Art ges bautes Schloß, welches ein bober gothifcher Spitz⸗ thurm, dann ein künftlich angelegter Park: ziert, zählt 39 Häufer mit 226 Eigwohnen, dann eine Gt. Sauretatiche, |

In der Munizipalſtadt Hatd befindet fi dat Stadtrichteramt, die ſchͤne Pfarrkirche zum heiligen Nikoaus, ein obrigkeitliches Spital auf 12 männs liche und 42 weibliche Pfründler.

Die Muniziyalfiudt Neuftabel zählt ſammt den Yubenbäufern 166, mit 588 Einwohnern, hat eine Pforrliche zum heil. Wenzel.

NEE dem Dorfe Widlitz befkchet ein beden⸗ tendes Eiſenbergwerk, und nächſt dem Dorfe Efch os wig gräbt man eine Thongattung, die von fämmtlie cher benachbarten und egtfernten Glashütten sur Ver⸗ Fertigung der Schmelztiegein, als. hiezu vorzüglich ge« eignet, häufig aufgekauft wird, |

Dad Kknigreich Behmen &5

Die Herrſchaft Sladrau liegt 3 Meilen füb- weſtlich von ber Kreiſsſtadt und 43 Meilen von der Hauptſtabt, hat eine Ausdehnung von 20,374 Joch 1,425 DA. Kt, enthält die Runizipalftabt Kladrau und 21 Ditfer, mit 667 Wohngebäuden und 3,651 Einwohnern, die meiſt vom Aderbau und den Stadtge⸗ werben lehen. Die Herrfhaft war ehedem eine Reli⸗ Hionsfondäherrfpaft, und ift feit 1825 das Eigen⸗ Kun des Herrn Härten Alfred au Sisdilq⸗ grutz.

Der Sig des Amtes ik im Säloffe Kiadram, im ehemaligen Benediktinerkloſter; das Herzog S war toptukt im Jahre 1108 gefliftet bat, und da er im darauf folgenden Jahre 41469 bei der Belagerung des Stadt Lohowa in Pohlen meuchelmoͤrderiſch fick, bier , wie fein Nachfolger Herzog Wlarislaw, der den Bau bed Kiofters feiner Vollendung zufuhrte, ig der Stiftskirche begraben find. Diefe Stiftslirche, die ſammt dem Kiofiergebäube (dem jegigen Schlofe) 114 Stunde vo ber Shuguntesihänigen Stadt Kladrau durch dad Flüßchen Aulowe ‚getrennt liegt, if ein Meißerfiüd der Baukunſt, de ward nach dem großen Brand vom. Jahre 4711 unter dem Abte Stifel, von dem berghwtn Vaqmeiſier Dienzenbafe i erbaut,

Die Dirigtei beſtbi ſeit undenklichen geiten ei⸗ zen, Bergbau auf Bleierz, der aber wegen nnzurei⸗ enden Abſatz nur geringfügig. betrieben wird, Mei dem Dorfe Huimis befindet ſich in leicht brũchiger Schieferſteinbruch, und im Orte Wierau, eine Stunde von Kladrau gegen Haërd zu, befindet ſich ein Hochofen, dazu des Gifenflein von fremden Dominien genonmen wird,

478 Dar Mernichtfge Kalſerthum.

nern, bat ein obrigkeitliches Schloß, eine Pfarrkirche zum heil. Johann dem Täufer, und für die vie⸗ Kon Juden allhier eine Synagoge.

In dem zwei Stunden vom Amtdorte entfernten Dorfe Promenhof, welches mit dem Dorfe Neus heimhauſen zufammenhängt, befindet fich ein aus 1 Hochofen, 2 Stabhämmern mit 4 Srifhfeuern und 4 Zainhammer beftehendes Eiſenwerk, auf weldem vorzüglich guted Draht⸗, Stab» und Zainelfen, dann Dflugfharren und Achsblecher erzeugt werden. Die Erze biezu werden "größtentheils aus eigenen Gruben Bei Konradsgrün un Schöd im Egerifchen, und zum hell blos zur Beimiſchung zum leichten FZluß aus dem koͤnigl. Balerfhen Orte Arzberg bes zogen. Früher beſtand in dieſem Orte eine. Blaufar⸗ ben⸗KFabrik, welche aber wegen Rangel an Kobald aufgehoͤrt hat. In dem Därfhen Skt. Biti ed war vor Zeiten ein bedeutendes Kupferfihmelz =, dann Bitriol s und Alaunwerk, welche aber wegen Mangel an Erzen durch erfäufte Stollengaͤnge in ben Jahren 4750 und 1789 eingegangen find,

Allodialherrſchaft Liblin, Liege nördlich von . Yilfen an der dußesften Gränze des Rakonitzer Kreifes, 144 Stunde von dem rechten Ufer der Mies und 7 Meilen von der Bauptfladt, hat einen Flächen⸗ inhalt von 5,243 Joh 1,273 Q. Kl., zählt in 14 Dörfern 360 Wohngebäude mit 2,578 Einwohnern, weiche ihre Rahrung in dem Feldbaue, und im Aus führen zu den Mineralwerken fuchen,

Der Sitz des Amtes iſt in Liblin, Dorf von 57 Häufern und 348 Einwohnern, mit einem Schloffe, einer Dlawrfirde sum heiligen Johann von Ne: yomufß.

Das Königreih Böhmen. _ «9

Auf dieſer Herrſchaft beftehet. in Weisgrün eine Alauns, Vitriol Vitrielshl⸗ und Sgeidewaffere Fabrik.

Nahe beim Amtsort fiehen die Drufnen der Burg Liedflein, das Stammhaus ‚der. gräflichen Gamilie Liebfteinfty von Kolowrat. Ä

"Die Heerſchaft gehort der Frau Gräfin S i Ds: nia von Burmbrand,

Die Alodlals Herrfhaften Eohowa, Lichte n⸗ fein und Gut Lippen enthalten eine Area von 40,049 Joch, und umfaffen 16 Dörfer mit 413 Bohne gebäuden und 2,539 Einwohnern, welche von Aderbau und von einigen Bewerben ihren Lebensunterhalt bes ziehen. Der gegentwärtige Beſiter if dert Vemel Pergler von pergtas.

Der eis des Amtes iR im Dorfe Bodoma, zähle 31 Häufer mit 201 Einwohnern, dat .ein obrig⸗ Feitlihes Schloß, dann ein Mineralwerk Skt. Anne kie ßzeche genannt, dab dem Freiherrn von Kiefe gehört, im Dorfe Eihtenfein befindet fich eine Ihöne Pfarrkirche St. Deter und Paul, und Bus Ä ein Schloß.

- Die Herrſchaft Matienfels ſammt Kepyk und Triebel, liegt nordweſtlich vom. det Kreis ſtadt am linken Ufer der Mies, hat eine Ausdehnung von 16,569. Joch 986 Q. Kl., umfaßt einen Markt und 27 Dörfer mit 969 Wohngebäuden und 5,457 Ein wohnern, die im Zeldbau und der Viehzucht ihren Bes bendunterhalt finden. Der Amtsort ik Marienfels, mit 55 Hänfern und 340 Seelen. Im Dorfe We le perſchit beſtehet die Pfarcliche zur heil. Mars garetha, und im Orte Kfhernofipin die Pfarr

12 Das Shrmreihlfge Kaifertjum.

Flüßchen Strzela liegt, in 163 Häufern 1,069 See⸗ len zählt, ein Schloß mit einem ſchönen Garten, und eine Delarallirhe unter dem Namen des heil, Jo⸗ bann bes Täufer befigt.

Nähe dem Dorfe Bittau ‚befindet ſich ein obrigkeitliches Dleumbergwerk, dad ſehr ergiebig if.

Bei dem Städthen Manetin gibt ed Mühl: flein » und Schieferfleinbrüge,

Die Herrſchaft Rabenftein enthält mie dem Butt Kalle eine Area von 8,007 Joch 1,319 0. Kl., umfaßt ein Städtchen und 7 Dörfer mit 42 Wohngebäuten und 1,648 Einwohnern ; die mit den Manetinern gleichen Nahrungserwerb haben. Das Städtchen Rabenſtein, das gleichfalls an ber Strzela'iegt, zählt in 61 Wohngebäuden 442 Seelen, hat rin Schloß, eine Pfärtfirhe zum heiligen Matthäus Apoſtel, und befaß ehemals ein Servi⸗ tenklofter. In frühern Zeiten war das Städtchen bes feftigt, und von einer alten Burg, welche den Xempels herren angehört haben foll, find nod Ruinen vorhan⸗ den. Auf tem diefer Hertſchaft zugetheilten Güte Kalle befindet fi eine obrigkeitiihe Leinwand bleiche.

Der Befiter derſelben ſind Se, Exzell. ber Herr Joh. Graf Lazanzky Freiherr von Bukowa.

Die k. k. Kammetalherrſchaft Mirsöſchau und das Gut Woſſek, liegt an der Gränze des Prachiner und Beraunet Kreiſes nahe an der Stadt Rokitzan. Der Herrſchaft Flaͤcheninhalt beträgt 9,601 Joch 1,384 8. Kl., umfaßt 12 Ortfchaften mit 548 Häufern und 4,051 Einwohnern, die ſowohl Yon der Landwirth⸗ ſchaft, als von den auf dieſer Herrſchaft befindlichen Tiſenwerken ihren. Erwerb erhalten,

Das Königreich Böhmen. i 483

Das Gut Woſſek enthält an Flächeninhalt 4,854 Jod 1,137 Q. Kl. mit 3 Drtfchaften, zuſam⸗ men mit 279 Häufern und 1,975 Einwohnern, bie mit den Miröfhauern gleihen Erwerb haben.

Der Eis bes Amtes iſt im Dorfe Miröſchau von 103 Dausnummern mit 815 Seelen, mit einem Schloſſe, einer Pfarrkirche zu St. Jakob, bie aber außer dem Dorfe auf einer Anhöhe, Chili genannt, ſtehet, beim letzteren Orte befindet ſich eine Eiſenſtein⸗ zeche, dann ein Sandſteinbruch, welcher den vortreff⸗ lichſten feuerfeſten Hochofenſchacht⸗ und Geſtellſtein liefert.

In dem Dorfe Skorzit beſtehet eine Sofalies Kirhe St. Wenzel.

In bem Dorfe Padert, 2 Stunden vom Amiös orte, ‚befinden fih 3 Stabeifenhämmer und 2 Zaine bämmer , in bem Dorfe Hradek, eine Stunde von Mirsöſchau, 3 Eifenhämmer. Ä

Das Dorf Woffet hat einen Hochofen, 2 ei⸗ fen = und 1 Zainhammer, welche Werke aber bermalen außer Betrieb geſetzt worden find.

Bei dem Dorf Neubütten, 1 Stunde von Mirsfhau, bei dem Dorfe Woſſek in Raudny and bei dem Berge Brieziria, liegt tie Eifenfteins ſeche, deren Eifenftein nah Hollaublau, Bbires wer Berrfhaft, wo ſich ein Hochofen befindet, ver⸗ führt wird,

Die dem Herrn Franz Joſeph Grafen Wetby Erzellenz gehörige Allodialperrfhaft Netmirz, legt 11 gemeine Meilen von ber Häuptfladt, tind 41 152 Meilen nordwefllih von der Kreisſtadt, hat ei⸗ nen Zlächeninhalt von 7,969 Joch 213 DQ. Kl., ums

Defterreichiſches Ratfenifum, 2. Band, © Ji

Es

484 | Das öferreihifge aaiſerthum.

faßt 9 Dörfer mit 268 Wohngebäuden und 9,130 Ein: wohnern, die fih vom Aderbau nähren.

Das Verwaltungsamt ift im Dorfe N etmir, das in 35 Häufern 292 Seelen zählt, und ein geräumiges Schloß hat. In der Gegend des Dorfes Tattina und im. obrigfeitlihen Walde Hräebenf to trift man auf Eifenftein, der aber nicht mädtig ifl. Beim Dorfe Trzemoſchna befinden. fih zwei Steinkoh⸗ lengewerke, welche jährlich bei 40,000 Strich liefern. Auch ift bei dem Meyerhof Kokorzow ein neue

Kohlenwerk eröffnet.

| Die Fideikommiß⸗Herrſchaft Plan mit Gott (hau, liegt wefindrdlich 5 Meilen von der Kreisftadt und 16 Meilen von der Hauptftadt, hat eine Ausdeh⸗ nung von 23,939 Jod 1,119 Q. Kl., umfaßt eine Stadt, ein Bergſtädtchen und 36 Dörfer, welche zu⸗ fammen 1,530 Häufer mit 8,184 Ginwohnern enthals ten. Letztere nähren fi von der Landwirthfchaft und ber Spibenfabrilazion. -

Die Munizipalfiadt Plan mit der Peters: und Schloßvorſtadt enthält 445 Gebäude mit 1,880 Seelen, hat ein obrigkeitlihes Schloß, in welchem fih ‚das Amt befindet, einen regulirten Magiftrat , eine Dfarrliche zu Maria Himmelfahrt, ein Spital und die Peters und Paulkirche in ber Peters vorftadt, dann bie St. Annakirche ohnweit der Stadt, ein Wallfahrtsort.

Das Bergſtädtchen Michel 8berg, welches eine Meile von Plan entfernt iſt, zähle in 157 Häufern 870 Einwohner. In feiner Nähe befinden ſich mehrere Schachten, in welchen auf Silber, Blei und Antimo- nium gebaut wird,

Das Königreih Böhmen. ‘485

Nebft den vielen Mineralwäflern, die bisher un-

sügt bleiben, zeichnet fich dieſe Herrfchaft auch, durch

vielen Leiche und deren Fiſche aus. Sie gehört n Herrn Grafen Johann Noflig Rienek.

Die Herrfhaft Preitenflein, liegt 3 Meilen rblih von der Kreisſtadt, und macht einen heil e Gränze ded Elbogner Kreiſes. Sie hat eine sdehnung von 9,745 Joh 60 Q. Kl., enthält das tädichen Netſchetin (Nectiny) und 13 Dorfſchaf⸗ ı mit 469 Wohngebäuden und 2,962 Einwohnern, : ihre Nahrung im Zeldbaue, im Taglohn und be⸗ glich des Staͤdtchens Netſchetin im Handwerks⸗ werbe finden.

Der Sitz des Amtes iſt im Orte Preiten⸗ :in, von 17 Häuſern und 117 Einwohnern, hat ein bloß und iſt nah Netfhetin eingepfarrt, das 139 Häuſern 887 Seelen zählt.

Nächſt dem Dorfe Plochtin befindet fih die rigkeitliche Glasfabrik, in welcher fowohl fhönes Tas ‚glas als auch feine und orbinäre Hohlgläfer verfer= je werden. Im Dorfe Lefhowig iſt ein Waf: abammer. .

Leber dem Schloffe Preitenftein fieht man e Ruinen einer alten Burg, auf welder ber Gage. ich die Familie von Grießbek, deren Leichname in e Gruft zu Kralomwig noch unverweft liegen, ges uſt haben fol.

Die dermalige Befigerin von Preitenſtein iſt

e Frau Joſephine Gräfin Lazanſky, geborne Graͤ⸗ ı &rautmannddorf.

Die dem Herrn Alfred Zürften zu Windifär r ä tz gehoͤrige Zideikommißherrſchaft Tachan, liegt n Weften bes Kreiſes an der Graͤnze des Eonigreiche

3i2

r D -

486 Das öfterreichifhe Kaiferthum.

Baiern, bat einen Zlächeninhalt von 36,436 Joch 8 Q. Kl., umfaßt die Munizipalſtadt Tachau und 37 Dörfer mit 1,521 Wohngebäuden und 10,711 Eins wohnern, welche von dem Feldbaue, der Viehzucht, den Glasfabriken, Eifenwerten und Stadtgewerben ihren Lebensunterhalt beziehen.

. Mit diefer Herrſchaft find die Güter Schoſ⸗ fenreut, Langendörflas, Schönbrunn um Purſchau vereinigt. Der Sig bed Amtes ift in ber Stadt Tachau, dieſe liegt an dem linken Ufer ber Mies, 16 Meilen von der Hauptftadt, zählt mit ih⸗ sen 3 Vorſtädten 497 Häufer und 3036 Seelen, bat eine Defanatöliche Maria Himmelfahrt, ein Franziskanerkloſter, welches ſchon im Jahre 1466 als das erſte diefes Drdens in ganz Böhmen entflanden iſt, ein Schloß, ein Stadtrichteramt, und k. k. Poſt⸗ anit.

Zu Goldbach, Neuwindiſchgrät und zu Neuloſymt hal beſtehen drei obrigkeitliche, aber jetzt verpachtete Glaspütten, welche Tafelglas erzeugeen. Im Orte Sorghof iſt eine obrigkeitliche Eiſen⸗ und Blechfabrik, dann eine Beuteltuch⸗Fabrik bes Hrn. Franz Beer, und in Saltenhof ein Hoch⸗ ofen,

..3u Donnamweg bat Herr Graf Berchen ei⸗ nen Stabhammer.

Die Herrfchaft Pla fammt ben Sätern Bicla, Kazerow und Kraſchau, liegt nördlih von der Kreisſtadt an der Gränze des Rakonitzer Kreifes, zu welchem bie Herrſchaft fonft gerechnet wurde, 9 1j2 Meilen von der Hauptflabt, hat eine Ausdehnung von 50,737 Joch 700 Q. Kl., umfaßt eine Stadt, 56 Doͤr⸗ fer mit 4378 Wohngebäuden und 11,939 Einwohnern,

%

Das Königreih Böhmen. 487

bie vom Zeldbau und Taglohn bei den Bitriol« und Alaunwerken leben. |

Der Sig bed Amtes ift in Plaß, ehemaliger Etiftsort eines Ciſterzienſerordens, hat 46 Gebäude und 546 Seelen. Der anfehnlihen Gebäude find fo viele, daß man von ber Seite ihrer Anficht in der Entfernung eine Fleine Stadt zu erblidlen glaubt; die vorzüglichſten find: das ehemalige Convent, ein großes Gebäude mit 3 Stodwerken, das einen fhönen Hof: raum in Duadrats Form einſchließt, und worin fich Das Amt, die Wohnungen ber Beamten, dann das fürftlid Metternihifche Familienarchiv befinden.

Der Aufwand, mit weldem biefes großartige Gebäude erbauet ift, äußert fih in allen feinen Thei⸗ len, befonder& an den zwei Tunftvollen freitragenden Haupttreppen, unter denen ſich Ciſternen mit ſtets zu⸗ fliegendem Wafler befinden an ben großen Refekto⸗ rien an den Bibliothefsfälen an den großen um daB ganze Gebäube hexumlaufenden Gängen. Die meiften Deden, Gewölbe und Wände dieſer Theile find mit Sresfomalereien von Cramolin und an- dern Meiftern geziert. Das ganze Gebäude flehet auf einem pilotirten Grunde, und die Sage, ed flehe auf einem Walde, und feye mit einem Walde bebdedt, wird, wenn man beffen überaus ſtark Fonftruirten Dachſtuhl betrachtet, findet vollen Slauben. Den Plan zu biefem impofanten Gebäude hat ein italieni- ſcher Architekt entworfen, und auch deffen Ausführung: geleitet. Diefes Gebäude iſt auch nicht ganz vollens- det, ein Gang follte ed mit der Prälatur, an der auch noch ein Zlügel fehlt, vereinigen.

Dieſe ehemalige Prälatur wirb gegenwärtig zu einem fürftliden Schloffe eingerichtet , es ift ebenfalls

und wohl gebaut. Der Hodaltar bat mälder von Skreta.

Die fürſtlich Metternihifd gruft, außerhalb‘ des Ortes, wurbe ligen St. Benzelskirche, deren darüber befindliche Kapelle bat, erbau guft 1828 vurde fie: eingeweiht, und Weberrefte der Heil. Balentina, bi XIL dem Fürften Metternich in Garge für diefe Gruftfapelle verehrte biefer Gelegenheit wurden mehrere Glieder der fürflicpen Bamilie in bi gelegt.

Die ausgedehnten Baldungen fi ren eingetheilt, und geben jährlich Brennholz 30,000 Klafter.

Es beſtehen auf dieſer Herrſchaf Bitriolhũtten, worunter die des Hrn zu Hronig bie vorzuͤglichſte ift, Bleizuderfiederei einrichtet.

Das Königreich Böhmen, 489

Das Städtchen Kralowig, dad 1 Stunde vom Stiftsorte Entfernt ift, zählt in 265: ‚Häufern 1,671 Einwohner, die von Gewerbe und Feldbau Jeben.

Es hat eine Pfarrkirche des heil. Peter und Paul, welde Florian Grießbet im Jahre 1581 erbauen, und deſſen Sohn eine Zamiliengruft babei anlegen Tieß; worin 16 einbalfamirte Körper beiderlel Geſchlechtes im flarren Xodtenpompe, in bem fpanis ſchen Koflüme wie edle Altkaftilianer da liegen. Die Sage fpriht: Unter Ferdinand vergingen fie fi gegen ihr Vaterland, und endeten ihr Leben aus Furcht ber Sefege fie nahmen alle Gift in einer unfelig [hwarzen Stunde, So entronnen ihrem Scidfale wurben fie fpäter, heimlich) durchbalfamt, von ihren Verwandten in diefer Gruft beigefegt. Zinnerne präch⸗ tige Särge ſchloßen ihre Hüllen, die jedoch fpäter. die Plaßer Orgel zieren mußten. So die Sage Hoch die Wahrheit hüllt wohl, wie gewöhnlich das Dunkel der Bergeffenheit, der Urkunden Abgang.

Das Städtchen hat ferner einen regulirten Das giftrat, und die Gemeinde befigt an Realitäten 208 Joch 755 Q. Kl., und die Bürgerfcaft 1,467 Joch 298. Kl.

Das auf dieſer Herrſchaft liegende Schloß Rats zerow, ehemals der Familie Grießbek gehoͤrig, iſt ganz im Style eines italieniſchen Caſtells des 14ten Jahrhunderts mit einem Graben um daſſelbe erbaut.

Der ehemalige Balfahrtdort Maria Teinig, 414 Stunde oberhalb dem Stäbthen Kralowis, hat eine große, dermalen aufgehobene, Kirche mit einer Kuppel und 2 women in Form eines griechifchen Kreuzes.

4% Das Sfterreichifche Kaiſerthum.

Die dem Prager Domkapitel gehörige Herr: ſchaft Brennporitfch, liegt im ſüdöſtlichen Theile des Pilſner Kreifes, begreift eine Area von 16,486 Joch 967 34 Q. Kl., worauf fi ein Städtchen, 18 Dörfer mit 670 Wohngebäuden und 4,791 Einwohnern befinden, welche legtere ihren Nahrungdzmweig in ber Landwirthſchaft, im Betriebe der auf der Herrſchaft befindlichen Eifengewerke finden.

Der Sig bed Amtes ift in dem Städtchen Brennporitſch, dad 12 gemeine Meilen von der Haupts und 2 Meilen von der Kreiöftadt liegt, in 181 Häufern 1,331 Seelen zählt; hat eine Dekanals Tirhe zum beil. Nikolaus, ein Schloß mit einem anfehnlichen Garten. Im Dorfe Mittow und Wo⸗ brijeled befinden fih 12 Waffenfchmiede, wo au verfchiedene Geräthfchaften und befonderd Sägen von ber beften Qualität verfertigt werden. Zu Mitros wi ift der Hochofen mit einem Zainhammer; zu Boromnmo ein Stabhammer, auf der fogenannten Hwizdialka ein Stab= und Zainhammer, und uns ter dem Städtchen Brennporitig ein Gtab s und Sainhammer.

Ohnweit bem Dorfe Mittow 3j4 Stunde vom Amtöorte an einem fleilen Berge im Walde fieht man noch Wälle einer bafelbft vor Zeiten beflandenen Burg Eifhlomweg-Hrad.

Die Allodialherrfhaft Radnitz, liegt an der äußerfien öftliden Gränze bes Pilfner Kreifes am echten Ufer der Mies. Ihe Flächeninhalt beträgt 8,977 Joch, und fie enthalt .eine Munizipalftabt und 13 Dörfer, zufammen mit 707 Häufern und 4,851 Einwohnern, die zum Theil von der Landwirthſchaft,

Dad Königreih Böhmen.. 91

meift aber von den auf biefer Herrſchaft befiehenden Steinkohlen⸗, Eifens und Vitriolſchieferbergbau, dann von der Erzeugung bes Pünftlihen Gypfesnmnd ben Vitriol⸗ und Alaunhätten ihren Lebensunterhalt. ge: winnen.

Der Sig des Amtes it im Stabichen Radnitz— von 241 Wohngebäuden mit 1,788 Seelen, hat eine Pfarrkirche St. Wenzeslai, einen eegulirten Mas giftrat, ein herrſchaftliches Schloß, dann 2 Vitrioloͤhl⸗ fabriken.

Bei dem Dorfe Brziezina befindet ſich gleich⸗ falls ein obrigkeitliches Schloß mit einem botaniſchen Garten, worin ſich Gewächshäuſer befinden. Oberhalb dem Dorfe iſt der Eiſenſteinbergbau, dann die Ruinen. des alten Schloſſes Brzezina.

Eine andere alte Burg iſt auf dem Berge Hra⸗ diſcht, es find daſelbſt Ueberreſte eines großen, mit einem Steinwall nach Regeln der alten Befeſtigungs⸗ kunſt verſchanzten Lagers.

Zwiſchen den Dörfern Krzij, Wrannowitz und Oberſtupno liegen bie reichhaltigen Steinkoh⸗ lengruben, die im Jahre 1828 eine Ausbeute von 272,474 n. ö. Zentner gaben, und deren Werth 24,448 fl. Conv. Münze betrug. Die Kohle ſelbſt ges bört zur Gattung der Schwärzfohle, die wegen ihrer Reinheit, des geringen Afchenrädflandes, und ihrer Hitz⸗ Traft ſehr gefucht wird. Es beftehet dafelbft eine eiges ne obrigkeitliche Berggerichts » Subflitution, ferner bes - finden ſich bier 5 Vitriolhätten, davon 2 dem Herrn David Stark und 2 der Baronin von Riefe gehören.

488 Das öflerreihifche Kaiſerthum.

na dem Plane eines italieniſchen Architekten, doch früher als das Konvent und in ’einem beſſern Style erbaut. Es hat einen großen Saal, deſſen Decke mit einem guten Freskogemälde, und ſchoͤnen Stuckatur⸗ arbeiten verziert iſt.

Die Pfarrkirche, die zwiſchen dieſen zwei Gebaͤu⸗ den in einer ſchiefen Richtung ſtehet, iſt ziemlich groß und wohl gebaut. Der Hochaltar hat ein ſchönes Ge⸗ malde von Skreta.

Die fürſtlich Metternichifche Familien⸗ gruft, außerhalb des Ortes, wurde aus ber ehema⸗ ligen &t. Wenzelstirhe, deren Namen noch die darüber befindliche Kapelle hat, erbaut. Den 11. Aus guft 1828 wurde fie eingeweiht, und in diefelbe die Weberrefte der heil, Balentina, die der Pabſt Leo XIL dem Fürften Metternich in einem prächtigen Sarge für diefe Gruftlapelle verehrte, beigeſetzt, bei biefer Gelegenheit wurden mehrere früher Werftorbene

Glieder der fuͤrſtlichen Zamilie in die Gruft nieder⸗ gelegt.

Die ausgedehnten Waldungen ſi nd in 14 Revie⸗

ren eingetheilt, und geben jährlich an disponiblen Brennholz 30,000 Klafter.

| Es beftehen auf diefer Herrſchaft 15 Alaun⸗ und Vitriolhütten, worunter die des Hrn. David Star!

su Hronig bie vorzüuͤglichſte iſt, der au jegt eine Bleizuckerſiederei einrichtet.

Ein Eifengugwerk ift im Baue, und der Hoch⸗ ofen dazu bereitd fertig, wozu der Fluß Stiela deutſch Schnelle), der dieſe Hertfchaft burchfließt, vor: theilh aft bendtt wird.

Das Königreih Böhmen. 493

inhalt von 44,999 Yoh 816 DM. Kl., umfaßt die Städte Tepl, Neumarkt und Einfiedl, dann 50 Dörfer und ben Kurort Marienbad, zufammen mit 2,291 Wohngebäuden und 12,153 Einwohnern, die fih von ber Eandwirtbfhaft, Hopfenbandel, bürs gerlihen Gewerben, und von dem Commerzialfuhrs werke ernähren. |

Sie gehört zn ben merkwürbigften Landſtrichen Böhmens . wegen ihrer vielen mineralifhen Wäſſer, die größtentheild ungenützt ber Erbe entgüellen. Die ganze Begend iſt eine walbige, ziemlich rauhe Bergplatte, deren böchfle Spige der Bodhorn bils det. Um dieſen ber fommen in einem Umkreiſe von 4 und 5 Stunden mehr als ſechszig Mineral » und Gas⸗ quellen hervor. Die vorzäglichften diefer Brunnen ers feinen im Aufhowiger Thale.

Der Sig des Amtes iſt im Stiftsorte Tepl, der ein großes ſchloßähnliches Stiftsgebäude mit der alten und prachtvollen MariäsBerfündigungss kirche enthält, welche im Sabre 1193 der Bladike Hroznata aus dem Stamme Sezena mit Hins gabe feiner fämmtlihen Güter fliftete. Er liegt uns term 499 58° 5°° nördlicher Breite und dem 30° 33’ öfllicher Länge. Die Glieder dieſes Ordens zeichnen ih durch ihre thätige Seelforge in ihren 22 Kirch⸗ fprengeln, durch ihre Verdienſte um die Volkserzie⸗ hung und die wiſſenſchaftliche Kultur, ſo wie durch den Ruhm als Univerſitäts⸗ Proſeſren, und als Schriftſteller rühmlichſt aus.

Eine halbe Stunde von dieſem Sufte liegt daͤs Munizipalſtädtchen Ten i am Fluße gleichen Namens, zählt in 292 Häufern 1654 Seelen, hat einen regu⸗ lirten Magiftrat, eine Pfarrkirche unter dem Titel

MR

492° Dos öferrädifge, Eaiſerthum.

Inm Dorfe. Daroma iſt das obrigkeitlichs⸗ Eifen- hüttenwerk mit dem erforderlichen Hochofen und den Hammerwerken. |

Am Thale, genannt Hod Kagi, iſt ber Vitriol- fhieferbau mit dem Sudwerk, dann die Kunſtgypsfa⸗ brit der Braun Baronin von Rieſe, und im Thale Twrze, am Ufer des Mieds oderBeraunflußes, der Vitriolſchieferhau und Sudwerk des deren "Anton Liebwalb.

J Dieſe Herrſchaft gehört Sr. Exzellenz dem Hrn.

Grafen Kaſpar Sternberg.

Die dem Herrn Grafen Chriſtian Waldſtein gehörige Allodialherrſchaft Stiahlau und Nebiel⸗ . Lau, liegt 1412 Stunde ſüdoſtwärts von der Kreis⸗ ftabt, hat eine Ausdehnung von 19,758 Joch, umfaßt 24 Dörfer mit 911 Häufern und 6,534 Einwohnern, die fi) theild vom Feldbaue, theild von den Eifens werten nähren.

Der Hauptsund Amtsort ift dad Dorf Stia« blau, das an dem Bache Uflawa oder Pilfnis Liegt , in-92 Häufern 826 Einwohner zählt und eine Dfarrlirhe des heil. Adalbert hat, 444 Stunde von dem Amtsorte am Walde befindet fich ein ſchoͤnes Jagdſchloß, und im Dorfe Sedleg das Eifenwerf, das aus einem Hochofen, 4 Stab« und 3 Zainhams mern beflehet, und wozu ber nöthige Eifenftein auf der Herrſchaft felbft gegraben wird. Eine halbe Stuns de vom Dorfe Stiahlau, liegt mitten im Malde auf einem hoben Berge, bie alte Burg Radina, die noch ziemlich wohlerhalten ift.

Die Prämpnftratenfer Stiftes Herrfhaft Tepl liegt im Norden des Kreifes 8 Poftmeilen von der Kreids fladt und 20 152 von der Hauptftadt, hat einen Flächen

Des Königreih Böhmen. "493 inhalt von 44,99 Joch 816 Q. Kl., umfaßt die Städte Tepl, Neumarkt und Einfied!, dann 50 Dörfer und den Kurort Marienbad, zufammen mit 2,291 Wohngebäuden und 12,153 Einwohnern, die fi von der Landwirthſchaft, Hopfenhandel, bürs

gerlichen Bewerben, und von dem Commerzialfuhrs werte ernähren.

Sie gehört zu ben merkwürdigfien Landſtrichen Böhmens wegen ihrer vielen mineraliſchen Wäſſer, die groͤßtentheils ungenützt der Erde entquellen. Die ganze Gegend iſt eine waldige, ziemlich rauhe Bergplatte, deren höchſte Spitze der Bodhorn bil⸗ det. Um dieſen her kommen in einem Umkreiſe von 4 und 5 Stunden mehr als fehözig Mineral : und Gas⸗ quellen hervor. Die vorzäglichften diefer Brunnen ers foheinen im Aufhowiger Thale.

Der Sig des Amtes iſt im Stiftsorte Tepl, ber ein großes ſchloßͤhnliches Stiftsgebaͤude mit der alten und prachtvollen MariäsBerkündigungss kirche enthält, welche im Jahre 1193 der Wladike Hroznata aus dem Stamme Sezena mit Hins gabe feiner fämmtlihen Güter fliftete. Er liegt uns term 49° 58° nördlicher Breite und dem 30° 33’ öftliher Länge. Die Glieder dieſes Ordens zeichnen fh durch ihre thaͤtige Seelforge in ihren 22 Kirchs fprengeln, durch ihre Verdienſte um die Wolfserzies hung und die wiffenfchaftliche Kultur, fo wie durch ben Ruhm als ‚Univerfitäts » Drofefforen, und als Schriftſteller rühmlichſt aus.

Eine halbe Stunde von dieſem Stifte liegt daͤs Munizipalftädtcen er i am Fluße gleichen Namens, zählt in 292 Häufern 1654 Seelen, hat einen regus lirten Magiftrat, eine Pfarrkirche unter dem Titel

/

,

v .

44 Das ögterreichiſche Kaiſerthum.

des heil. Egidius Abt, dann bie Kirche der heil. Dreieinigkeit, md unterhält Leinen » und Wol⸗ Ienmanufatturen. Das Munizipalllädthen N e us markt liegt am Bade Kapelbach, zählt in 143 Häufern 794 Seelen, bat eine Pfarrkirche unter dem Namen Gt. Johann des Zäufers, dann bie Kirhe St. Wenzeslai, einen regulirten Magiftrat.

Die Gemeinde Befigt an Realitäten

Acder .............43 Joch 1150 Q. Kl.

Wieſen ............ 19 131

Hutweiden .........760 4100 Teiche.............— 95 Waldung ......... .16 444

Ferner das Dorf Hangendorf mit 36 Häu⸗ ſern und 197 Seelen.

Das Munizipalſtädtchen Einf iedt liegt am Bache Roda enthält. 136 Häuſer mit 842 Einwoh- nern, hat eine Pfarrkirche zum heil, Peter und Paul, einen zegulirten Magiſtrat, beſitzt an Rea⸗ litäten

Felder............ 24 Koh 495 D. SL.

Wieſen........... 21 1008 Waldungen. a6 000 .303 1350 Hutweiden o 0—4 1 1460

Auf dem Stadt Einfiedler Territorium be- findet. fih ein Serpentin, und beim Dorfe Wiſch⸗ kowitz ein obrigkeitlicher, und ein unterthäniger weißer, braunrötplicher und aſchgrauer Kalkſteinbruch. Im Dorfe Unter » Gramling beftehet ein Eifens bergwerk mit drei Eifenpämmern, bei Wiſchezan drei Stabhütten und ein Zainhammer. 7

Unter den vielen und zugleih vorzüglichen Brunnen im Auſcho witzzer Thale entfland das nun berühmte Marienbad, und ob:

Das Königreich Böhmen. 495

gleih ber :jüngfte böhmifge Kurort, hat er den⸗ noch ſchon im. In⸗ und Auslande dem einflimmis gen Ruf der Heilkraft erhalten. Dr. Nehr tepler Stiftsarzt, ber beinahe. 20 Jahre lang fi mit der Unterfuhung der , Quellen befchäftigte, trug vor⸗ züglich zu deren Emporfommen unter Mitwirkung des damaligen Prälaten Herrn Karl Meitenberger bei, er war es, ber die Quellen gereinigt, und neu umfaßt, auch 1807 das erfle bedeutende Haus erbaut bat, worin Perfonen aud den höheren Ständen Uns terkunft finden Eonnten, und ba Ge. excellenz der damalige Landeschef jacie Staats⸗ und Conferenzminiſter Franz Graf Kolowrat Siebſſt ein Sky dieſem neuen Kurorte ſeinen beſondern Schutz angedeihen ließ, und nun auch der dermalige Landeschef Karl Graf Chotek demſelben gleichfalls ſeine Aufmerkſamkeit ſchenkt, ward es moͤglich dieſen Kurort auf die gegenwaͤrtige Hoͤhe ſeines Emporkommens zu: bringen. j Kreuzbrunn.

Diefer in Serpentinſtein gefaßte Br unn (von Jacquin und Hufeland der kalte Sprudel genannt) .quilit am füdlichen. Zuße des flellen, mit Tannen und. Fichten bewachſenen Steinhawes aus halb verwittertem porphyrartigen -Sranit. Ihm umgibt ein prächtiger Säulengang defien Dach auf 72 gemauers ten Säulen jonifcher Ordnung ruht; er bildet im Dintergrunde eine Kuppel, unter welcher der Kreuz: brunn. bervorquiltt,

Die Waſſermenge ‚beträgt 10,37 K. J. Jemehr Waſſer geſchoͤpft wird, deſto flärker auch der Zu⸗ fluß deſſelben, und es werden jährlich ‚Über 200,000 J Krüge Kreuzbrunnen verſendet. Das friſch geſchoͤpfie Waſſer perlt ſehr wenig. (es enthält nur wenig freie Koplenfäune). und iſt in ‚deu Regel klar und sein, ber

%

44° Das ößgterreichiſche Kaiſerthum.

des heil. Egidins Abt, dann die Kirche ber heil. Dreieinigkeit, und unterhält Leinen » und Wol⸗ Ienmanufalturen. Das Munizipalflädthen Ne us markt liegt am Bade Kapelbach, zählt in 143 Häufern 794 Seelen, bat eine Pfarrkirche unter dem Ramen St. Johann des Käufers, dann bie

Kirche St. Benzeslai, einen regulirten Magiftrat.

Die Gemeinde Befigt an Realitäten

Aecker .............43 Joch 1150 D. Kl.

Miefen ............199 1131

Hutweiden .........76 410

Tele .............. u 95

Waldung ......... 16 44

Ferner das Dorf Hangenborf mit 36 Häus fern und 197 Seelen.

Dad Munizipalftädtgen Einf iedt liegt am Bache Roda enthält 136 Häuſer mit 842 Einwoh⸗ nern, hat eine Pfarrkirche zum beil, Peter und Paul, einen zegulisten Magiftrat, befigt an Rea⸗ litäten u

Felder............ 24 Sch 495 Q. Kl.

Wieſen........... 4 108

Walbungen........303 1350

Hutweiden ......:. 1 160

Auf dem Stadt Einfiedler Territorium be= findet. fih ein Serpentin, und beim Dorfe Wiſch⸗ kowitz ein obrigkeirliher, und ein unterthäniger weißer, braunrötplicher und aſchgrauer Kalkſteinbruch. Im Dorfe Unter » Gramling beftehet ein Eifen« bergwer? mit drei Eifenhämmern, bei ai hejan drei Stabhütten und ein Zainhammer. "

Unter den .vielen und —*8 vorzůglichen

Brunnen im Auſcho witzer Thale entſtand

das nun berühmte Marienbad, und ob—

Das Königreih Böhmen. 495

gleich ber jüngſte böhmifge Kurort, bat er bene nob ſchon im In⸗ und Auslande den einflimmis gen Ruf der Heilkraft erhalten. Dr. Nehr tepler Stiftöarzt, ber beinahe. 20 Sabre lang fih mit der Unterfuchung der . Quellen. beihäftigte, trug vors züglich zu deren Emportommen unter Mitwirkung bes damaligen Prälaten «Herin Karl Reitenberger bei, er war ed, ber die Quellen gereinigt, und neu umfaßt, auch 1807 das erſte bedeutende Haus erbaut bat, worin Perfonen aus den höheren Ständen Uns terkunft finden konnten, und da Se. &rcellenz der damalige Landeschef jetzige Siaus⸗ und Eonferenzminifter Franz Graf KolowrasBfebfteinsty diefemneuen Kurorte feinen befondern Schutz angebeihen ließ, und nun auch des dermalige Landeschef Karl Graf Chotek demfelben gleichfalls feine Aufmerkſamkeit ſchenkt, ward es moͤglich diefen Kurort auf bie gegenwärtige Höhe feines Emportommens zu: Bringen. nn Kreuzbrunn .

Diefer in Serpentinfteln gefaßte: Brunn (von Yacquin und Hufeland. der Falle Sprudel genannt) quillt am füdfichen: Fuße des flellen, mit Tannen und Fichten bewachſenen Steinhames aus halb verwittertem porphyrastigen -Sranit. Ihn umgibt ein praͤchtiger Saulengang deſſen Dad auf 72 gemauer⸗ ten Säulen jonifher Ordnung ruht; er bildet im Dintergrimde eine Kuppel, unter welches der Kreuz: brunn bervorquillt,

Die Waſſermenge ‚beträgt 10,37 K. J. Jemehr Waſſer geſchöpft wird, deſto ſtärker auch der Zu⸗ fluß deſſelben, und es werden jährlich über 200,000 | Krüge Kreugbrunnen verfendet. Das frifch gefcöpfie Waſſer perlt fehr wenig. (es enthält nur wenig freie Kohlenfäure) und if in ‚ver Regel klar und sein, ber

496 . Das aſfterreichiſche Kaiſerthum.

Einwirkung bei Atmosphäre ausgefetzt, trübt es ſich ſchon mad wenigen Stunden. Auch wird das Eiſen⸗ orxydul im Kreuzbrunnen früher, als in einem der an- dern Brunnen Marienbad 8 niebergefchlagen.

Der Geſchmack des Waſſers ift ſchwach fäuerlich falzig,, zuweilen, wie z. B. bei anhaltendem Regen⸗ wetter, ſchwach bitter, dann iſt es auch nicht ganz klar und durchfichtig, ſondern opaliſirend. Es iſt ge⸗ ruchlos, feine Semperatur 9 112 R.

Die Aualyſe von Berzelius gibt auf 1000 Theile des Waſſers folgendes Mefultat :

Schwefslfaures Ratın . - 2 . . 4,9630 Kochſalz.. 2 0.0. 1,7661 Kohlenfaured Ratten. © 2... . 0,9288 Kohlenfanres Litbion. . . 0,0149 . Kohlenſauern Kalt . . . . 0,5123

Kohlenfauern Strontin. - - . . 0,0005 Koblenfauere Zallerdbe. -. - - - . 0,3540 SKoblenfaueres Manganorydul - . 0,0050 Kohlfaures Eifenorybul - © - . + :0,02%9 Baſiſch phosphorfaure Tronerde .. 0,0008 Kiefelerdte . - .. « . 0,0505 Undeutliche Spur von Flußbad |

8,6184 Der Rarolinens und Ambrofiusbrunnen. "

Dem Kreuzbrunnen gegenüber, am Ende einet breiten. Allee, liegt, von einem Meinen Erlen⸗ und Sichtenhain umgeben, der Karolinenbrunnen, der früber der Neubrunnen hieß, bis Ihre Majeftät die Kaiferin von Deſterreich erlaubte, ihn nach Ihrem Namen zu benennen. Die Duelle, die aus einem Moorboben hervorkommt, ift mit einem ſchoͤnen Tem⸗

Dad: Königreich Böhmen, ı 497

pel, deffen Kuppel auf 8 Säulen Forinthifcher Drbr nung ruht , überbaut. |

Der Behälter der Quelle, aus deren Grund im» merwährend Gladblafen emporſteigen, iſt von Holz, und mit einem Kranze von Sandflein geziert. Der Zufluß des Waffers if fo häufig und ſchnell, daß fie nicht ganz audgefhöpft werden kann. Sie füllt fid bis an die Abflußröhre in 49 Minuten 50 Sekunden, Der Brunnen ift mit einem Dedel verfchloffen,, ber nur zu der Zeit, wo die Rurgife trinten, weggenom⸗ | men wird. \ |

Das Waſſer m Frohe; in ein Glas ges Työpft, perlt ed ungemein. Der Geſchmack iſt anfangs fäuerlih und flechend, dann eiſen⸗ und dintenhaft, zu⸗ legt folgt der vom Schwefelwafſerſtoffgas. Auch der Geruch verräth fhon eine geringe Beimiſchung des legtern. Die Temperatur der Duelle Ik R

Nähft diefem Brunnen, ter unter die vorzüg⸗ lichſten Stahlwäfler Deutfhlands gezählt wird, und nah) Profeffor Steinmann mehr Eifen enthält, als Spaa und Shwalbad, ift im Jahre 1828 ein Babhaus für färkende Bäder mit einer aufſtei⸗ genden Douche errichtet worden.

Ungefähr 70 Schritte vom Karolinenbrunnen gegen Süden liegt der Ambrofiusbrunnen, ber gleichfalls mit einem geihmadvollen Tempel im go⸗ thiſchen Styl Gberbaut if. Scine Waſſermenge war bisher gering. Es hat einen fehr angenehmen , erfri⸗ fhenden Geſchmack; feine Temperatur ift R

Diefe beiden Quellen haben nach der letzten Ana⸗ Ivfe des Profefiors Steinmann mit dem Kreuz brunnen gleihe Beflandtheile, nur in her Quanti-

Das oterreichiſche Kaiferthum. geiſchung ſind ſie von dieſem unter⸗

406

titaͤt ibrer ſchieden.

. .Der Ferdinandsbrunnen.

Derfelbe liegt eine ſtarke Viertelſtunde von M a- sienbad, am linken Ufer des Aufhowiker Ba- des in ‚geringer Entfernung von biefem, auf einer Bicfe |

. Diefe Quelle hieß, vor ber im Jahre 1819 er⸗ "folgten Faſſung, der Salzbrunnen, und bildete einen großen Sumpf.

Zur Erinnerung an bie erfie Unterfuhung, bes ven fie vom Kaifer Ferbinand I. im Jahre 1558 gewürdigt wurde, erhielt fie den Namen Ferdi⸗ nandöquelle..

Das Waſſer ift kryſtallhell und perlt, in ein Glas gefchöpft, ungemein. Es hat einen fehr angeneh⸗ men, anfangs fäuerlien und flechenden, dann ſchwach⸗ falzigen Geſchmack. Seine Temperatur it 7172 R. Auch deſſen Beftandtheile find von den vorgehenden Quellen mit unbedeutenden Abweichungen gleichfalls nur in dem Gehalt ihrer Quantität ünterfchieden,

Eine andere Mineralquelle , welche in der Nähe bed Ferdinandsbrunnen entfpringt ift, der. Wiefens fäuerling, von dem biß jegt Fein mebizinifcher Ges brauch gemacht wurde,

Der Marienbrunnen,

Hundert Schritte vom Ambroſiusbrun⸗ nen im Moorgrunde hinter dem Badehauſe, Tiegt der Marienbrunnen, der gleihfals mit ei⸗

Das Königreih Bohmen mn

e gefäligen Bebachung verfehen if, Ein ins effanted Scaufpiel gewährt die ungeheuere Gas» twidelung in demfelben. Ueberall fieigen Gasblafen f, und erhalten das Waſſer in einer rauſchenden ewegung. Das friſch gefchöpfte Waſſer iſt klar und rchfihtig, und es trübt fi nit. Das Kohlenſäu⸗ 306 fcheint ihm feſt verbunden zu feyn. Der Ges mad des Waſſers ift fäuerlich; es iſt geruchlos, und ne Xemperatur beträgt 9 152 R.

. Die Beftandtheile diefer Quelle find gleichfalls n den vorwärts befchriebenen mit einigen Abweichuns n und nur quantitatie verfchieben.

Eine fiebente Quelle, der Waldbrunn. if ge⸗ jt, und von Prof: Steinmann unterfucht, bie ‚fultate jeboch noch nicht re befannt gemacht rden.

Der Mineralfchlamm:

Diefes wohlthätige Heilmittel findet ſich in Mar enbad hinter dem Badehauſe in ber Nähe bei arienbrunnens: Derſelbe ſtellt fi als eine wärzlich « braune, erdige, mit zerfegten Pilanzenfar n untermifchte Maſſe dar:

Diefer Schlamm wird haufig ju Bädern benützt, d zu dieſem Zwecke zuerſt von den Beigeniengten teindyen und Holztheilen gereinigt , danıı mit mines liſchem Waſſer verfegt, und in verfchloffchen großen ottichen mittelſt Dämpfen aus Mineralwafler erhigt,

Defousetifgen Roetgen, DB, Me, ;

0 Das Öferreichifige Kaifertfum.

Meber die Wirkungen der Brunnen r, de Baffer-, Schlamm⸗, Dampfs und Doude bäder müffen wir unfere Lefer an bie bereitß von mehreren Aerzten erfchienenen beutfhen und franzöf fhen Werke über biefen Gurort, ımd die phyſiſch⸗che⸗ miſche Unterfuchung der Ferdinandsquelle von den Profefforen Steinmann und Krombholz ver weifen, und fügen nur noch einige Notizen über das gefellige Lesen, und über die Unterbaltungen dafeldfl binzu. *)

Dan bindet ſich bier durchaus nicht an gewille Gebräuche und Gewohnheiten, fondern Jeder wählt nad) feinem Gefhmade Geſellſchaft, oder Einſamkeit, mas wohl dem wahrhaft gebildeten Menfchen nicht an ders als angenehm feyn wird, und trog der große Menge von fürftlichen und andern Perſonen, die fi bier einfinden , blieb es noch immer frei von Prunf und Etiquette.

Das Theater war bisher ber einzige Vergnü gungdort von Marienbad. Bälle waren fels ten, noch feltener Coneerte. Auch war der Spas ziergänger, der niht ein tüchtiger Fußgänger if, größtentbeil® auf die nähern Umgebungen befchränft, und ob man gleih Wagen und Pferde zu Lufifahr:

*) Sind größtentheil® aus dem im vorigen Jahre (Prag bei Boͤrroſch) erfchienenen Werken: „Böhmens Heilquellen" von W. A. Gerle, entlehnt, das In Bezug auf Charakteriſtik und Badeleben viele me und teffene Anfihten empätt.

Dad Königreih Böhmen, 301

ten. in Marienbad bekommt, wurden. dieſe doch nicht, und am wenigſten von jenen Autgene un⸗ ternommen, die eigene Equipagen hatten, da es hier an guten Straßen fehlt. Zwar ift die Straße nad Eger über Sandau zur Hälfte gut chauffirt und bes fonderd die Schludht hinter dem Dorfe Siehdichum faft ganz verſchwunden. Allein lebhafter ats. je-fprach fih in der legten Zeit der Wunfd aus, daß der ger waltige Gebirgsrüden, die Scheidewand zwiſchen Karlsbad und Marienbad, der jetzt nur unter ben ſchmerzlichſten Rippenflögen und mit Gefahr über Teißing zu Wagen durchſchnitten werden Eonnte, durch einen wirklichen Kunftweg auf einer weit kürze⸗ ren Durchſchnittslinie fahrbar gemacht werben möchte. Die meiſten Reifenden mußten, falls fie mit bepadten Reiſewagen nicht Achfeln und Achſen zerbrechen woll⸗ ten, wenn fie von Karlsbad nah Marienbad zeij’ten, die eigentlich nur fünf Stunden aus einan- ber liegen, in einem höchfl verbrießliden Halbkreis von vier Poftflationen, Karlsbad, Zwoda, Eger und Sandau, einen Weg von zehn Meilen ums ſchreiben. Und biefes Gebrechen war es, worauf Ge. Erzellenz der jebige Landeshef Karl Graf Chotek fein volles Augenmerk richtete. Ihm war es vorbes balten, dem längfi Berathenen das Giegel aufzudrär- den. Eie ift nun hergeftellt, die lang erfehnte Straße, die Marienbad mit Karlsbad verbindet. Wols len und Können waren der kräftige Hebel dieſes Werk in fo Burger Zeit zu Stande zu bringen. We⸗ fentlich find die Vortheile, die den beiden Bädern bier- aus erwachfen, denn bald werden in der Folgezeit aus diefer neuen Straße hauflirte Wege nach benachbarten Derter entſtehen, und ſo erhalten die Curgaͤſte einen Kt2.

BEE

502 Das Aſterreichiſche Kaifesthum. |

größeren Umkreis zu Grlurfionen und Erholungen, md dba man nun den Weg von Carlsbad nab Marienbad in 4 12 Etunden zurädiegen kann, fo ift es möglich, daß deren Turgäfte ſich wechſelweis in einem Rage befuchen können,

Der Alles verfammelnde Mittelpunft von Mas rienbad if der Gang von der Kreuzbrunn = Colo⸗ nabe bid zum Karolinendbrunnen. In we rigen Lagen bat Jeder feine Wahlverwandtfcaft audgemittelt; aber befannt wird bald. Alle mit ein- ander, unb ift Alles gleihfam eine große Familie, die fih dann an den Gaſttafeln bei Klinger und in der Stadt Weimar, auf ben Luft » und Bergmwegen bald noch enger an einander fließt. Hler herrſcht Anfland ohne Zwang.

Der Nachmittag bis zur Theaterzeit beut bei ſchlimmen oder heißen Wetter, wo man die Umgebuns gen nicht befuchen Tann, wohl etwa zu wenig Abs wechslung dar, diejenigen ausgenommen, die, bios auf ihre Eur bedacht, gegen Abend noch einmal den Bruns nen zu teinten anfangen. Die Übrigen verfammeln fih noch einmal, zum Abendtiſch, und gegen 10 Uhr begibt na gewöhnlich Alles zur Ruhe.

Umgebungen und Spaziergang.

Man wohne, wo man will, fo braucht man kaum "50 Schritte weit, um im Wald zu feyn, wo nad allen Seiten hin, Spaziergänge angelegt ſind.

\

. Dad Königreich Böhmen. 508

Am Ambrofiusbrunnen vorüber leitet der Pfad gegen Aufhowis in die somantifhe Mühle, die, ebenfalls mit Wohnungen verfehen , voegen ihrer grö« Bern Entfernung von den Bädern, doch gegenwärtig felten von den Curgäſten bewohnt wird, ba fie jedoch der Ferdinands quelle näher liegt, ald alle ans dern Gebäude, fo dürfte ſich dieſer Umfland in ber Bolgezeit wohl verändern , und ihre Wohnungen fehr gefucht werden. Rundherum breiten fich flile Gänge aus, die von den Freunden der Natur fleißig beim gefuht werden.

Der zweite Spaziergang iſt das fogenannte Be ls vedere, feit 1827 zu Ehren Ihrer Bönigl.- Hoheit Der Frau Erb > Drinzeffin von Altenburg: Ama⸗ liens Höhe genannt. Der hier errichtete Tempel biethet eine recht intereffante Anficht des Curortes und im Hintergrunde bie Ruinen der Veſte Frauenberg dar, deren wir bei ber er Herrſchaft Meyerh öfen er» wähnten,

Bon hier wandert Mander auf den offen:n WBaldplag, welcher von einer Menge bier aufgehäuften _ Steine den Namen Judenkirchhof hat.

-. Unter die anziehenden Umgebunden gehören noch die Dörfer Auſcho witz und Hohendorf. Beſon⸗ ders gewährt daB Lestere eine herrliche Ausſicht auf den Böhmerwald, | |

Dos Dorf Aufbomwis liegt etwa drei Viertel flunden von Marienbad, mit dem es durch das er⸗ wähnte wiefenreiche Thal verbunden iſt, in dem bie

D

H

* - une

508 Das oſterreichiſche Kaiſerthum. Serbinandböquelle fprudelt, angenehme Spazier · gänge führen im Thale dahin.

Auch in dad an der Stränge bed ber Herrſchaft Königs wart gehörigen Thiergartens liegende Jaͤ⸗ gerhaus gehört unter die vorzüglicheren Ausflüge der Marienbader Curgaͤſte. Man wird daſelbſt mit Erfri⸗ ſchungen bedient, und genießt eine reizende Ausſicht nah Baiern, und Über das ganze Egerergebiet bis in dad nachbarliche Sachſen.

Zur Spazierfahrt diente bisher das vorhergehend erwähnte Stift Tepel, deſſen gelellige Bewohner Jeden Eurgaft gaftfreundlih aufnehmen.

Die Fideikommiß⸗ Herrſchaft Weferig, liegt 5 Meilen. weſtnoͤrdlich von der Kreisftadt und 15 Meilen von der Hauptfladt. Ihre Area beträgt 29,817 Joch 562 Q: KI., enthält die zwei Märkte Weferig und Leſkau dann 50 Dörfer, zufammen mit 1,367 Ges bäuden und 8,973 Einwohnern, deren Nahrung im . Beldbau und der Viehzucht beftehet, in frühern Zeiten baute man bier einige Zeit auf Quedfilber , dermalen bricht man bei dem Dorfe STrahowa Mühlfleine, die bis nah Baiern verführt werden.

Das Amt befindet ih im Markte Weferisg, don 116 Häufern und 842 Selen, Shwamberg und Guttenſtein find Ruinen alter Burgen, und Stammfig ver Herren von Schwamberg un Guttenftein. Gegenwärtiger Befiger iſt Se. Durch⸗ laucht Fürſt Karl von Eöwenftein-Werthheim.

Am Marlte Lef kau befindet ſich ein großes und kleines Spital, dann die Pfarrkirche zum heil. Prokop.

Das Königreich Böhmen. 03

Die dem Heren Friedrich Karl Grafen Ed 5 born gehörigen Moritommißgüter Malefig und Kofplup, liegen eind Meile nördli von Pilfen; baben einen Flächeninhalt von 4,152 Joh 111 Q. KL; enthalten 4 Dörfer mit 223 Häufern und 1,638 Eins wohnern, die von dem Zelbbaue und Handwerke, die bierortigen Juden aber vom Handel leben.

Das Amt befindet ſich in Maleſitz, von 50 | Häufern und 392 Seelen, hat eine Pfarrlirche, dem heil. Beorg geweiht, dann ein Schloß.

Das Gut Augezd ob der Mies hat einen Flä⸗ cheninhalt von 1,166 Joh 500 Q. Kl., und beftehet in dem einzigen. Dorfe Augezd von 31 Wohngebäu⸗ den und 208 Seelen, gehört dem Wenzel Freiherrn von Shirnding.

Das Gut Chräntſchowitz und Chraſt, liegt 2 Meilen norbwefllid von der Kreisftadt, hat einen Umfang von 80 Joch 569 Q. Kl., und enthält die Dörfer Chräntſchowitz, Chraſt und Paplowig, welde sufammen aus 38 Häufern und 244 Einwohnern bes fleben, die von dem mittelmäßigen Feldbau leben. Das Amt befindet ih in Eh rsäntfhowis, das ein

Schloͤßchen hat. Gehört dem Hm. Iofeph Bolfram.

Das dem Prämonftratenferftifte Tepl gehörige Gut Krukanitz, bat eine Größe don 8,414 Jod) 280 Q. Klafter, und enthält 12 Dörfer. mit 246 Hausnummern und 1,590 Seelen, dad Amt befindet fih in Krukanitz, das aus einem Schloſſe, 6 Häu⸗ fern mit 44 Einwohnern beftebet.

506 Das Ööfereihifge Kaiſerthum.

Dad But Runiowik, liegt nördlich van der Kreisſtadt, hat eine Area von 2,179 Ich 679 Q. 8., umfaßt das unterthänige Städtchen Wiherau unb 2 Dörfer, zufammen mit 241 Häufern und 1,286 Ein: wohnern, die von der Landwirthſchaft und den Gtabts gewerben leben, Im Dorfe Kuniowitz, das in 38 Hausnummern 234 Seelen zählt, befindet fi das Amt. Im Städten Wſcheran iſt die Pfarrkirche zum beit. Geiſt, dann eine privilegiste Wachstuch⸗

und Lederladierfabrit des Hrn. Markus Auer,

Das dem vorgehenden nahe liegende Gut Kra⸗ ſchowitz hat einen Flächeninhalt von 1,755 Joch 475 Q. Kl., enthält 3 Dörfer mit 70 Hausnummern und 483 Seelen, wird vom Amte in Kuniowis beforgt. Im Dorfe Krafhomig iſt die Lokaliekir⸗ Ge St, Aegidi, im Dorfe Trnowa if ein Zain banımer. Diefe beiden Guter gehoͤren dem Herra Sofepp Raab,

Ä Das But Neu⸗Zetlitz, liegt im Weſten des

Kreifes an der Herrſchaft Hayde, hat eine Ausdeh⸗ nung von 1,252 Joch 4,200 Q. Kl., und iſt auf das einzige Dorf Neu⸗Zedlit befchränft , dad in 103 Hausnummern 739 Seelen zählt, hat ein Schloß und eine Öffentlihe Kapelle zus heil. Dreifaltigkeit. Gehört der Braun Margaretfpa Weidinger,

Das der Frau Anna de le Breux gehörige But Kurſchin enthält an der Area 339 Joh 31 DD. Kl., und beſtehet auß dem einzigen Dorfe Kurs thin von 55 Häufern und 340 Einwohnern , befigt 23 Schlöffer, in deren einem das Amt fi befintet, hat

| Des Rinigrid Dip. is

eine Kapelle zum Yeil. Johann von Repomut, dann eine Papier « ub Mabimüple. :

Das But Eabamt, liegt an der Gommerzials ſtraße nach Balern, bat eine Area don 676 Joch 577 Q. Kl., und beftchet aus dem Dorfe Labant, von 83 Häufern und 563 Seelen , mit elnem Säloffe, in welchem fih daB Amt befindet, Gehört der Frau du⸗ ſtina Säufer,

Das Sut Naketendörflas, liegt zwiſchen den beiten Städten Plan und. Tachau, fein Fläe &eninhalt beftebet in 509 Joch 800 Q. Kl., befist 2 Moyerböfe, Brän s und Brandweinhaus, bat ferner eine Delmühle , ein Flußhaus, zähle in 67 Wohnge⸗ bäuden 402 Seelen. Der Amtsort Naletendörfs la 65 bat ein Schloß umd eine oͤffentliche Kapelle, ge» bört dem Hrn. Zacharias Gradl.

Das den Gebrädern Helm gehörige But Res drafchig, liegt im Süden des Kreifes, hat eine Area von 691 Joch 549 Q. Kl., enthält das einzige Dorf Nedraſchitz mit 58 Häufern und 339 Geelen, bei ein Echloß mit einer fhönen Kapelle

Das But Bauten, melde: dem Hrn. Emanuel Sreiheren Fleiß ner von Woftromwis gehört, liegt im Nordweſten von Pilfen, bat eine Ausdehnung von 724 Joch 683 Q. Kl., zählt in 55 Hausnume mern 357 Einwohner, die von dem Aderbaue , der Biehzucht, mitunter auch von Spinnen und Erzen⸗ gung der Leinwand leben.

Im Dorfe Pauten befindet ſich daßs Amt, da. mit einem Sclößchen verſehen iſt.

Das Afſterrriciſche Kaiferttum.

Das bem Herrn Johann Heinrich gehörige But Pawlowitz, liegt zwifdhen ben Herrfchaften Plan und Marienfels, befigt einen Flächeninhalt von 273 Joch 601 Q. Kl., beftebet aus dem Orte ‚Pawiowig mit 31 Wohngebäuden und 169 Ein: wohnern , die zum Theil vom Zeldbau, größtentheils aber von flädtifchen Gewerben leben. Man findet hier Gallmey und Zinkſpat nefterweiß , auch Thonmergel. Der Boden gehört zur Trapformation, auf welcher fih ein rumder Berg befindet , der mit bläulichtem Kugelbafalt befäet if.

Das Gut Praſchno⸗Augezd enthält eine Area von 470 Joch 111 Q. Kl., 2 Dörfer mit 82 Wohngebäuden und 656 Einwohnern, von denen ein großer Theil Juden find. Das Amt befindet fich im Dorfe PrafhnosAugezb von 57 Häufen und 473 Seelen. Gehört der Karoline Freyin v. Still fried.

Das Gut Rohlom ober Rochlowa, liegt 2 Stunden von der k. freien Bergſtadt Mies und 4 Stunden von der Kreisftabt, gränzt Sflih und ſüd⸗ lich mit der Herrſchaft Chotieſſchau, weitli und nördlich mit dem Gute Tſchemin, hat einen Filä: heninhalt von 586 Joch 508 Q. Kl., beftehet aus dem einzigen Dorfe Rochlow oder Rodlowa, in welchem ſich dad Amt befindet, und enthält ein Schloß dann 33 Hausnummern. mit 247 Seelen, die nad) Oberſekerzan, Ehotiefhauer Hersichaft einge: pfarrt find. Deſſen Beſitzerin ifl die Frau Antonia von Beiffenbad.

Das Rönigrei Böhmen, '” 509

Dos Gut Riefhohlam, Tiegt an der äußerten . ‚Gränze des Raloniger Kreiſes, 7 Meilen von der Hauptfladt, hat eine Aus dehnung von 754 Joch 705 Q. Kl., enthält: 60 Häufer mit 446 Einwohnern, mworunter mebrere Juden find. Der Amksort RLes ſchoh lau hat ein Schloß mit einer Eofalie und einer öffentlichen Kapelle zu Alten Heiligen; Gehört dem Herrn Gabriel Freiherrn von R ummerde ftir ch en.

"Das Gut Schoͤnwald, liegt an der außerſten Graͤmze des Pilſner Kreiſes gegen das Koͤnigreich Baiern, befigt eine Area von. 2,101 Joch 995 Q. Kl., enthält zwei Dörfer mit 108 Häufern und 903 Einwohnern , deren Nahrungdzmeig im Betreidebaw und Viehzucht beftehet. Die Obrigkeit führt eine Ta⸗ felglasfabril, und Hr. Michael Quant eine Papiers fabrik.

Der Amtsort Schönwald faßt 99 Hausnums mern mit 807 Seelen, hat ein fchönes Schloß mit 2 Stodwerken und eine Hauskapelle. Die Pfarrkirche ift dem heil. Nikolaus :geweiht. Der jehige Befi⸗ ger heißt Johann Freiherr von Schärnding.

Das Gut Stienowis, liegt 2 Stunden fübds wärtd von der Kreisſtadt und 11 Meilen von der Hauptftadt, begränzt gegen. Oſten die Herrſchaft Stiahlau, und hat einen Flächeninhalt von 1,802 Loch, es enthält 3 Drtfchaften mit 125 Wohngebäuden und 852 Einwohnern, deren Nahrungszweig der Acker⸗ bau und die Viehzucht iſt.

Das Dorf und zugleich AImtsort S tienowig zählt in 76 Hausnummern 547 Seelen, worunter 167

das Gut, und faͤllt bei : Der gegenwärtige Befiger

Das Gut Tereſche Joq poa OQ. Al., enthal wma ‚und 1,206 Ein vom. Belbben, ‚auch mituntı wein ‚für die auf dem G Umgebung. befindlichen Pa finden.

AIm. Porfe Stienon obit in 08 Bauſern 694 ( Geb. CA.

SER: Dorfe Lhotka Vapirrfabrit,; Übrigens be ein barter Kalkſteinbruch Wegräumung der Dammer von 50 Kübik « Klaftern ff eine Kubik⸗ Klafter auf & berechnet wird, Der Kalt

(haft, Das Gut gehört d Ganriani

Dos Rinizeeih Böhmen, ' sr

von der Hauptſtadt, Hat eine Ausdehnung von 7,919 Joch 287 2/6 D. Kl., umfaßt ein Saugkädtchen und 8 DOrtfchaften, zufammen mit 345 Wohngebäuden und 2,215 Einwohnern, die fowohl von der Landwirthſchaft als von flädtifchen Bewerben leben. Es gehört dem Joſeph Freiherrn von Erben, Guberninirath und Kreishpauptmann des Elbogner Kreifed. Der Fluß Mies durchfließt daB But. Der Amtsort iſt daB Dorf Tſchemin (Cjemin) von 63 Häufern und 282 Seelen in einer anmuthigen Eage, hat ein obrigkeitlie ches Schloß, umgeben mit 2 fhönen Gärten und ſon⸗ fligen Anlagen. Auf dem Gute befinden ſich mehrere Steinbrüche von gutem Braunftein, auch zwei Steine Eohlengruben unterhalb des Dorfes Wilkiſchin. Uns terbalb ded Dorfes Ploſchnitz ſtehet am Rande eis nes fleilen Zelfend, unter weldem die Mies fließt, die Ruine eined alten Ritterfihloffes mit Waflergräben umgeben , gegenwärtig aber ſtehen blos vier Mauern im Viereck, welche ein geräumiges Tellerartiges Bes wölbe in der Erde einfchließen, allgemein wird biefe Ruine Buben oder Zrommelfhloß genannt, worüber feine weitere Notizen vorliegen. Das Schutz⸗ ſtädtchen Tuſchkau liegt an der Mies, 1 Stunde weflwärts von des Kreisflatt und eine halbe Stunde von dem Amtöorte entfernt, zählt in 117 Häufern 889 Einwohner, bat eine fchöne Pfarrkirche zum heil. Johann dem Täufer, ein Spital auf 4 Pfründs ler, einen organifirten Magiflrat, dann eine privile⸗ girte Wollreinigungsanftalt des Hrn. Forchheimer, worin jährli mehrere taufend Gentner rohe Wolle ungemein fchön gereinigt und forfirt werben.

But Stroͤbel, liegt an der Äußeren Gränze gegen Baiern am Röthblingäbade, hat einen

us Dub AMermichiſche Kaiſerthum.

son 1.200 Ich 78 Q. Kl., beſtehet aus ze einzigen Dosfe Ströbel mit 13 Wohngebäus pen and 178 Ginwohnern, hat ein Schloß, worin ſich dad Amt befindet, dann 5 Spiegelſchleifen, 5 Polier⸗ mühlen und eine Bolienfabrit. Man will hier Ver⸗ fpanzungen aus dem 30jährigen Kriege wahrnehmen, wozu ein Stein, worauf der Name Picolomini ftehet, pie Bermuthung gibt. Der gegenwärtige Befiger iſt Hr. Johann Schram.

- Out Uhlitz, liegt 2 Meilen weflwärts von Bil: fen und 12 Meilen von Prag, bat eine Ausdehnung

»gon 1,962 Joch 615 Q. Kl., umfaßt 3 Dörfer mit

79 Wohngebäuden und 515 Einwohnern, deren Nah⸗ rungszweig meift Feldbau iſt.

Der Sitz des Amtes iſt in Uhlitz von 48 Häu⸗ ſern und 348 Seelen, hat ein Schloß und iſt nach der Pfarrkirche im Dorfe Gefna, welches ſonſt ein eige⸗ nes Gut war, eingepfartt. Gehoͤrt dem Herrn Joſeph Kitter von Herbig.

Sut Wilkiſchin, liegt 2 Meilen ſüdweſtwaͤrts von ber Kreisſtadt und 12 Meilen von der Haupt⸗ ſtadt, bat eine Area von 1,122 Joch 1,101 Q. Kl., beftebet aus 2 Dörfern, zufammen aus 63 Häufern und 407 Einwohnern, die von dem Feltbau und Tag⸗ lohn leben. Im Dorfe Wilkiſchin befindet ſich das Amt, zählt 45 Häufer mit 299 Seelen, bat ein Schloß mit einer Öffentlihen Kapelle zum beil. Jo⸗ bann von Nepomuk.

Mehrere ergiebige Steinkohlenbrüche befinden ſich > auf diefem Gute, die aber einen unbebeutenden Abſatz

Das abaigreit Böhmen. 318

haben. Frau Ludmila Barton iſt die Befigerin dies ſes Guts.

Das dem Herrn Kallina von Jatbenſtein gehörige Gut Zwikowetz, liegt am rechten Ufer der Beraun, und hart an der Gränze bed Rakonitzer Kreifes, hat einen Flächeninhalt von 1,966 Joch 1,209 12 Q. K., beftehet aus den Dörfern Zwiloweg und Chlum mit 125 Häufern und 691 Einwohnern, die - im Zeldbau ihren Nahrungszweig finden. Der Amts⸗ ort Zwikowetz zählt in 78 Häufern 419 Seelen, hat ein Schloß, eine Pfarrkirche Mariä Dimmer fahrt.

Dad dem Herrn Ernſt Freiherrn Malo wetz von Malowitz und Kohorz gehörige Gut Waldheim liegt im Weſten des Pilſner Kreiſes auf der äußerſten Gränze gegen das Königreich Baiern, enthält einen Flächeninhalt von 2,518 Joh 829 Q. Kl., 8 Dörfer mit 150 Wohngebäuden und 1,100 Einwohnern, die fi von der Landwirthſchaft, dann von ber auf diefem But zu Neufürſtenhütte befindlihen Glasfabrik nähren. Das Verwaltungsamt befindet fih in Wald⸗ beim, Dorf von 40 Häufern und 264 Seelen, hat ein prächtige Schloß, dad erſt kürzlich der gegenwärtige Befiger auf den Ruinen eines alten Schloſſes erbaut bat. Es befinden fidy daſelbſt mehrere Spiegelfchleifs und Spiegelpolierwerke, dann eine Spiegelbeleganftalt.

Das Gut Halk, Tiegt mehr nördlich als weftlich : an der Gränge gegen Baiern, in der Nachbarſchaft der Herrihaft Plan und der Herrſchaft Tachau, hat

eine Area von 1,053 Joh 872 Q. Kl., if auf das

4 112 Meile entfernten Herrfäaft 2 Scherlowig gebolt wird. Diefet dem Paulanerkloſter zu Tachau vollen Aufhebung dem Religionsfon | Aitelaus Kahler im Jahre 1826 erkauft.

Das Königreich Böhmen. ss

Der Taborer Kreis.

Diefer war ehemals mit dem Budweifer, unter em Namen Bechiner Kreis, vereinigt. Er gränzt u Norbweften an den Beraumer, im Rorben an m Kaurjimer, im Norboften au den Ef aslauer ‚reis, im GSüdoflen an Mähren, im füblichften Binkel mit bem Lande unter ber Eng, im Süd» een an den Budweiſer, im Wellen an ben rachiner Kreis, und enthält nah Lichtenſtern nen Flähheninhalt von 55 12 Q. M.

In der legten Volkszählung vom Sabre 1827 ıtbielt biefer Kreis 186,817 Einwohner, worunter 7,370 des weiblichen Geſchlechtes waren, dieſe bildes m Überhaupt 48,321 WBohnpartheien, unb Ichten im 5 Städten, 10 Märkten, 746 Dörfern und 26,591 Bohngebäubden.

Uebrigens zählte man in biefem Kreife 168 Geiſt⸗ he, 75 Adelige, 392 WBeamte und Soneratioren.

Nach den Geburts s umd Gterbtabellen überiegen e Geburten die Zobesfälle vom vorgebenden Jahre m 1,574. | )ie gefammte Dberflähe dieſes Kreifes beträgt 486,004 826 46 Q. El., zuon nehmen die orbentlis hen aderbaren Grũnde 235,075 1,8361)6 e Zrifhfeleer - . 970 200

Länders u. Wöltertund, 19, Wand, el

616 Das Öferreihifhe Kalfertfum.

die Walbungen . . 128,78730d 298 316 Q. A, Bien .- ». ». 3250 —1546 —— Hutweiden u. Geſtrippe 39,596 153156 Sitten . . » 4,436 2 7 Flüſſe, Bäche und Teiche das Uebrige des Areals,

Das Land ift wellenförmig eben, mit Hügeln und Mittelgebirgen durchſezt, der Fluß Lufhnig ift der beträchtlichſte, es gibt viele Teiche. Der er: giebige Boden liefert Getreide, Gartenfrüchte Flacht und Holz. Die Viehzucht iſt nicht unbetraͤchtlich, be⸗ ſonderd bie Schäfereien. Von den Kunftgewerben Mad: es vorzüglich bie, welche ſich mit der Glas⸗, Eiſenwaaren⸗ unb Papiererzeugung beſchäftigen, die dier im Großen betrieben werden; nebſt dem gibt es hiler viele Linnen⸗ und Tuchweber, jedoch nur einzelne Meier, dann auch Baumwollfabriken und Wolſpin⸗ nereien.

Zu der Gewerbsausſiellung im Jahre 1829 hat

VDleſer Kreis mehrere Glasprodukte und Baumwoll⸗

waaren eingeliefert.

Die Erzeugniſſe dieſer Kunſtgewerbe find nebſt

Jiſchen und Jagdthieren die Hauptartikel des Aus—⸗ fuhrhandels aus dieſem Kreiſe. Man ſpricht bier

durchgehends boͤhmiſch, nur an ber mährifchen und

bſterreichiſchen Gränze deutſch. Beſitzt ein Oymnafium zu Neuhaus; den Werbbezirk bat dad Regiment Salins Nr, 54.

Der Hauptort biefes Kreifes ift bie k. Kreisſtadt Tabor (boͤhmiſch Hory Tabor oder Hradi⸗ ſſtie, und lateiniſch Castrum montis), liegt unterm

490 24° 23° nördlicher Breite, auf einer Anhöhe an

dee Luſchnitz, 12 Poſtmeilen von der Hauptfadt,

Sie war vormals wohl. befeftigt, fo wie auch ihre An,

Das Königreich Böhmen. 617

Lage Überhaupt fi) gu einer Vertheidigung eignen würde, wenn nicht ber Stadt das nöthige Maffer Fönnte entzogen werben, welches biefelbe jetzt durch Fünftliche Leitung, aud dem unter ber Stabt liegenden, SorbandsXeiche, der eine Tiefe von 19 Klaftern bat, erhält. Sie wurde (don in ber zweiten Hälfte

- des sten Jahrhunderts erbaut, aber 1268 wieder zer⸗ ſtoͤrt. 1420 erbaute diefelbe ein Theil der Huffiten, welche fi) fodann von ihr Taboriten nannten, im Lande unter der Anführung Bi5tas herumzogen, und Berwühungen weit und breit ausübten. Ueberhaupt ‚war Eabor damals der Gentralpunft, aus welchem die Huffiten ihre Ausflüge unternahmen. Rerkwürdig noch ift diefe Stadt durch das Entfiehen einer Sekte, die fi Adamiten nannte, deren Urheber und Behs rer ein Prießer aus Mähren, Namens Martin Es quis, war, bie aber Huß bald datauf ausrottete, Die Stadt Hat eine Worftadt und zähle in 400 Häu⸗ fern 3,938 Einwohner, befigt eine Dekanalkirche unter dem Namen Verklärung Ehrifti, dad Klofler

der Augufliner mit ber Kirche zu Mariä Geburt, das Spital auf 12 Arme beiverlei Geſchlechts, mit einer Kapelle St. Eliſabeth, bie St. Jalabse Bishe außerhalb der Stadt.

An vorzüglichen Gebäuden zählt fie das aite Schloß Kotnow genannt, bad Kreidamtögy- baude, die Dechantei, bad Rathhons, dae Hauptſchulgebäude.

Es befindet ſich daſelbſt das k. k. Kreltamt, ein regulirter Magiſtrat, der zugleich die Kriminalgerichtös barkeit über einen großen Theil des Kreifed ausübt, dann“ das k.nk. Poflamt, In der Stadt find drei Spinnmafdinfabriten und eine in ber Vorſtadt. Ohn⸗ weit ber Stadt befichet ein Badehaus, welches durch | 212

588 Das Sflerreichiſche Kaiſerthum.

kuünſtliche keitung, von dem nicht fern davon liegenden Gefundbrunnen, das Mineralwaſſer empfängt. Auch befigt die Stadt ein anſehnliches Dominium mit eini- ‚gen Meverhöfen und 14 Dörfern, von welchen letztern die Dörfer Bergftadei (Hory), Cjekanitz, Ejels kowitz, Nahod, Naßawrk, dad Theilborf Plan, Radimowitz, Bſchechow und Zahradko nah Taborz Ehotta, Bweybnichta nah Cheynow; Drhowitz, Hevlow, Klofott, zur Pfarr⸗ kirche St. Johaun dem Läufer, im Dorfe Draſchiqh, eingepfarrt find. Dieſes Dominium wird in Öbgnomifcher Hinſicht vom Taborer Mägifirat vers waltet. Bie 9 freie Stat Pilgram (bohm. Pel⸗ dejimow, und lateinifh in Pilgrimis), legt im nordöftlichen Theile des Kreife am Bache Biela, 12 Meilen von der Hauptſtadt. Ihre Erbauung fällt in ‚den Anfang des 13ten Jahrhunderts und wird bem Bifhofe Peregrinus (Peld hrzim) zugelöhrichen. Sie begreift fammt ihrer Vorſtadt 363 Häufer mit 3,050 Einwohnern , die fowohl boͤhmiſch «is deutſch ſprechen, und vom Ackerbau und den fläbtifchen Ber werben leben. Sie befigt eine Dekanatskirche St. -Bartbolomäuss, dann die St, Beits⸗, bie Muttergotted- u. KalvariensKirde in ber Workadt, endlih ein Spital. An vorzüglichen Ges baäuden befigt fie dad Rathhaus, welches an bie Stelle des ehemaligen Schloffes erbaut if, und woran die Kriminalfrohnvefte anflößt, das Bürger: Spital, das Hauptſchulgebäude. Der regulirte Magiſtiat übt die Kriminalge⸗ richtsbarkeit über einen Theil des Kreiſes aus. An dem Gemeindhauſe zeigt man ein Gemälde, das eine

Das Königreih Bohmen. 519

Sanbtegfigung vorflelit,, zum Andenken, daß im Jahre 1447 König Georg von Pobdiebrad hier eine Landtagſitzung hielt, welche feine Nachfolge zum Bes genftand hatte. In der Stadt befindet fih eine Waſ⸗ ferquelle , die viel Eifentheile enthält, die zum Bas den und Trinken in manden Krankheiten mit gutem Erfolg benigt wird. Die Stadt befigt die Herrſchaft gleichen Namens , deren wir fpäter erwähnen werben.

Die Kür Paariſche Allobialherrfhaft Bee⸗ Hin liegt an der äußerfien ſüdlichen Spitze des Bas borer Kreifes, am Fluße Luſchnig und om Wade Gmutna, bat eine Ausdehnung von 25,080 Joch, 300 D. K., umfaßt eine Stadt, und 23 Dörfer mit 703 Häufern und 4,730 Einwohnern, die von des Bands wirthſchaft und den Stabtgewerben fi) nähren: Das Dberamt befindet fi in der Munizipalſtadt Bechin. Sie zählt mit den zwei Vorſtädten 279 Gebäude mit 658 Seelen. Beſitzt eine Dekanatöfiche zu St. Ma» shias, ein Franziskaner Kloſter mit ber Kirche, dann eine Begräbnißkapelle St. Mikcel, ferne ein Spital, ein altes ſchönes Schloß, ein Badhaus in der Borladt. Auf dem nächſt anfloßenden hoben Berge fieht man die Ruinen eines älteren feſten Berg⸗ ſchtoſſes, weiches die Herrn Bechinie von Bajanı erbaut haben. Bemerkentwerth ik der Ort Ober⸗ mahlmühnle wegen ber daſelbß beſtehenden Waſſer⸗ leitung nad der Stadt.

Am Dorfe Rattay befindet fih eine Lokalie⸗ kirche zur heil. Dreyfaltigkeit, und eine Schule, worüber ber &eligionsfond das Patronal hat. Das Dorf Sudomiersicz best die Pfarrkirche zu Allenbheiligen, die gleichfalls dem Religionsfonde unterſtehet.

50 Dasd öſterrrichiſche Kaiſerthum.

Mit dieſer Herrſchaft iſt ſeit 1806 das Gut Draſchi tz vereinigt, daſſelbe liegt an der weſtlichen Spitze des Taborer Kreiſes, da wo die Moldau die Graͤnze mit dem Prachiner Kreiſe bildet, hat einen ‚Ylächeninhalt von 1,677 Joch 700 Q. K., enthält 8 Dörfer mit 94 Häufern und 379 Einwohnern. Das Berwaltungsant befindet ſich gleihfals in Beim.

Im Dorfe Drafchig beftehet eine Papiermühle. | Die dem Herrn Joſeph Fürſten u Schwarzen⸗ berg gehörige Maforatöherrfhaft Cheynow liegt im öflliden heile bed Taborer Kreifes. Ihr Flächen⸗ inhalt beträgt gegen 32,000 Jod), fie umfaßt 2 Märkte und 36 Dörfer mit 1,004 Wohngebäuden und 7,565 - Einwohnern, die vom Keldbaue, der Viehzucht und dem. Bergbaue ihren Eebensunterhalt beziehen: Das Die rektorialamt befindet ih im Markte Eheynow, der 40 gemeine Meilen von Prag und eine von Tabor entfernt iſt, zählt in 106 Häufern 898 Seelen, bat eine Dekanatskirche zur heil. Dreyfaltigkeit, ein Schloß, ein Spital, und ein Marktrichteramt. An Grundſtücken befigt bie Gemeinde 231 Joch 654 56 Q. 8. Der Markt Ratiborsicz zählt in 142 Häus fern, 866 Seelen, hat eine Pfarrkirche zum heil. Adalbert, und eine St, Johann Nep. Kapels l.e, dann ein Marktrichteramt. Die Gemeinde befigt an Wiefen und Hutweiden 3. Joh 1,590 Q. 8.

. Hier fowohl, al3 im Markte Altwofhig wird ber Bergbau auf Sitber Fark betrichen.

Bon diefen beiden Bergwerken, dann von jenem zu Rzemiczow auf ber gräfih Kühnburgſchen Herrſchaft Jungwoſchitz, den gleichfalls die fürſt⸗ liche Obrigkeit betreibt, wurden im Jahre 1828 1,121 Mark Silber von dem Münzamte zu Prag eingelöft. Der Sit des Bergamtes ift im Schloffe au Ratibor«

Das Rönigreid Bäpmen. 624

Jiez. Uebrigens befindet fich auf biefes Herrſchaft auch Eiſenſteinbergbau, wovon der Eiſenſtein nach den Gi« fengewertihaften zu Gjernowis und Kamenig verführt wird.

Die jegige Allodialherrſchaft, früher jedoch ‚Bloß Fideikommißgut, Chauſtnik liegt an der ſüdbſtli⸗ . en Gränge des Taborer Kreiſes, hat einen Flächen» inhalt von 6,1641 Joch 711 Q. K. und enthält 40 Ortſchaften mit 270 Hausnummern unb 2,163 Eins wohnern, die fih zum größten Theil von dem Adler bau und bes Viehzucht ernähren. Der Amtsort if Ghaufinif, Dorf von 56 Häufern und 530 See⸗ Ien, bat eine Pfarrkirche zum heil. Wenzel, ein obrigkeitliches Schloß mit einem. Biergarten, zwei Pos tafchenfiedereien.

Eine viertel Stunde vom Orte Tiegen auf einem hohen Berge, Hora genannt, vom Walde eingefchlofe ° fen , die Ruinen einer alten Burg, fary Chauſt⸗ nie oder Fuſaik. An einer langen Mauer erheben fi zwei Thürme, wovon ber eine ein Wartthurm, der andere ein Burgverließ gewefen feyn mag. Da . man von hier aus in die Gegenden des Bubweifer, Prachiner und Klattauer Kreifes hinfehen Tann, bat der gegenwärtige Befiger, Here Joachim Heinrich Graf v. Woracjichty, eine Stiege auf den Warts thurm führen laſſen.

Die Burg iſt ganz abgedacht, viel hat zwar ſchon die Zeit zerſtoͤrt, aber die Trümmer, bie der Zerſtoͤ⸗ rung noch trotzen, zeugen, daß dieſes Schloß eine ‚merkwürdige Veſte geweſen feyn mag.

Die dem Herrn Johann Nadhernv gehörige Herrſchaft Chottowin Liegt eine Meile von der Kreisſtadt Tabor, und 9 gemeine Meilen von der Hauptſtadt. Ihr Zlaͤcheninhalt beträgt 5,868 Joch,

sat Des ZIferreichiſche Kaiſerthum.

enthält 16 Detſchaften, zählt im Ganzen 808 Haͤuſer mit 2,474 Einwohnern, die ſowohl von der Landwirth⸗ ſchaft als au von der Baumwollfabrik und der Woll⸗ (pinneret fi ernähren. Der Amtsort iſt das Dorf Ghottomwin von 88 Hausnummern und 288 Geelen, bat eine. fhöne Pfarrkirche Peter und Paul, ein prachtvolles Schloß mit einem. ſchoͤnen Garten, ein Spital. Auf dem Bute beſtehen 10 Meyerhofe, wovon einer derpachtet iſt, und zeichnet ſich überhaupt durch Bieh⸗ und Baumzucht aus.

Von den 16 Ortſchaften dieſer Herrſchaft find die beiden Dörfer Baßeka und Lhotta Balkowa nach Draſchitz, das der Stadt Tabor gehört, und. Radkow nah Borotin, Siſtebnitz er Herrſchaft eingepfarrt, die übrigen gehören zur Pfarre Chot⸗ towim,

Die AUodialherrſchaft G zernowig, ſammt dem Gut Martwaren, liegt zwiſchen der Kreisfladt Za⸗ bor und der Stadt Yilgram. Ihr Flächeninhalt beträgt 16,586 Joch 33 Q. K., und umfaßt ein uns tertbänige® Städtchen und 20 Dörfer, mit 813 Ges bäuden und 6,274 Einwohnern, die fomohl von der Landwirthſchaft, als auch von ben flädtifhen Bewer: ben ſich nähren.

Das Oberamt befindet fi im Städtchen Eyers nowis, bad am Chottker Bade, 13 Meilen von der Hauptflabt, liegt, und in 235 Hausnummern 1,604 Seelen zählt, befist eine Dekanalkirche zur Kreuzerhöhung, ein großes Schloß mit einem ſehr ausgedehnten englifhen Park, welchen ber eben genannte Bad durchfließt: Dat ein GStadtrichteramt.

Im Dorfe Kienig befindet fi) eine Lokalie mit ber Kirche zum Heil. Johann Evangeliſt, bie

%

Des Rieigichh Bien... 128

unter Dem Patronat des Religionsfonds ſtehet, fawımt einer Schule. Berner im Dorfe Eidmanta gleiche fa eine Lokalle wit der Kiche zur Geburt Mes sis. |

In Bohne und in dem Dorfe Bienenthal (eigenttii Wejelnizka) befindet ein Hochofen, ein Biment » Stahlofen, drei Stab » und ein Zainham⸗ mer. Der Eiſenſtein wird von ber Herrſchaft CEhey⸗ now hieher geführt. Auf der Hersihaft Serowig bat die Obrigkeit zwei Schlackenpocher und einen Stabhammer.

Hebrigens befigt die Herrfchaft ſechs Meyerhöfe ‚und 56 Teiche. Sie gehört dem Herrn Fürſten Heine sih Eduard v. Shönburg. Eben dieſem Beſitzet gehört auch das But Chwalkow, daſſelbe liegt eine Stunde von Egernowig und drei Stunden von der Stadt Neuhaus, enthält eine Arca von 754 Joch 816 Q. 8. dann dat Dorf Ehw allow mit 84 Häus fern und 2774 Einwohnern, deren Hauptnahrungszweig im Getreidbau beßehet, befigt ein Schloß, einen Meyerhof, sine Schäferey, ein Bräuo und Brand⸗ weinhaus, nebſt fleben Teichen, uud iſt nah Maid, Roth⸗Lhot«a Herrſchaft, eingepfarıt.

Dieſes But wird von dem Oberamte in Czer⸗ nowin verwaltet.

Die Herrſchaft Bikebnig, mit dem inkorporir⸗ ten Gute Mezdrfig, liegt im nordwelllichen Theile dieſes Kreiſes, hat eine Ausdehnung von 14,580 Joch 184 Q. K., umfeft 2 Städte und 34 Dörfer, von welchen 6 mit Unterthanen fremder Dominlen vermifcht

: find. Sie enthalten in Summa 732 Wohngebäude

mit 5,897 Einwohnern, die von der Feldwirthſchaft und den Steatgewerben leden. Der Gig des Amtes

» 1 *

624 Das Sfterreihifhe Kaiferttum.

MR In dem Munizipalſtaͤdtchen Sifteb nit (Oiſtebnize) am Bade Gedron, 9 Meilen von bes Hauptſtadt and eine Meile von ber Kreisſtadt, mit 178 Häufern und 1,232 Eeelen, mit einer Dfarrlicche zum Erz en⸗ gel Michael, dann einem Spital.

Das Munizipalſtädtchen Borotin enthält 129 Säufer mit 820 Seelen, hat eine Pfarrlirhe Ehric Ki Himmelfahrt und befist anfehnliche Realitäten. Unmeit dieſes Städtchens ſtehen die Ruinen einer als ten Burg flard, Zaͤmek genannt, welche bie Ta⸗ boriten im Jahre 1434 zerflört haben. Man hat bier im Sabre 1825 mehrere Münzen gefunden, deren Prägung ſehr untenntlih war. In den Gemeindwals dungen des Dorfs Mezno koͤmmt man auf Eiſenſtein, und auf dem Mezbrgiger Hoffelde findet man Ame⸗ tiſten. Der gegenwärtige Befiger iſt felt 4829 Herr Johann Nabheray.

Die dem Herrn. Karl Grafen von Köenburg gehörige Fideikommißherrſchaft Jungwoſchit (Miads Sojzice) Liegt im Norden des Kreiſes, ges gen die Bränzen des Berauner, Kaurzi r und Gjaslauer Keeifed hin, enthält. eine Area von 25,228 Joch 1,492 Q. K., auf welher 2 Städte, 1 - Markt und 63 Dörfer ſich befinden, im Ganzen mit 4,601 Häufern und 9,330 Einwohnern , welche letztere von ber Landwirthfchaft, ben Stabtgemerben, und dem WBergbaue leben. Der Sig des Amtes ift in dem Munizipalſtädtchen Jungwoſchitz, bad in der Mitte der Herrſchaft 812 Meilen von ber Hauptfladt und 2 Meilen von ber Kreisftabt entfernt, am Bade WBlanicze, liegt, in: 221 Häufern 1,330 Ginwohner zaͤhlt, einen regulirten Magiſtrat, ein obrigkeitliches Schloß, eine Dechanteykirche des heil. Martin Biber, uad außerhalb der Stadt auf ber Spike

Das Königrei Böhmen, 525

eines kegelfbrmigen Berget, die nem hergeftelite MR an ria Himmelfahrtskirche befist. Auf eben dies fem Berge, wo jetzt die Kapelle ſtehet, fol ſchon im neunten Jahrhundert, unter bem Herzog Spitignem, ein Schloß (Hrad) erbauet, umd fpäterhin als fürſt⸗ ‚liche Münzfſchloß, zu NWerwahrung bed rohen Silbers aus den benachbarten Bergwerken, verwendet worden ſeyn.

Im Huſſiten⸗Kriege 1420 überfiel Zi 5fa dieſes Schloß, und bemächtigte ſich der hier aufgehäuften Shäte, wodurch er in den Stand geſetzt wurde, ſei⸗ nem Wolke den rückſtändigen Sold zu bezahlen. Im Jahre 1425 wurde Zi dla gendtpigt, dieſe Veſte zu verlaflen, aber 1427 wurbe fie abermals wieber eine genommen, und gänzlich zerftört.

Eine halbe Stunde vom Amtsorte in Chott?a befindet ſich das Silberbergwerk, welches die Obrigkeit mit 50 FBergleuten bebaut, dab jedoch wegen des Woflerandrangs wenig Ausbeute Liefert,

Bei dem Dorfe Rzemic Jow wirb von ben Ges werten des Herrn Joſeph Fürflen von Schwarzen berg bedeutender Silberbergbau betrieben, wo ſchoͤne Erze, nämlich Bleiglanz, Glaserz, Rothgulden und Silberblende mit Quarz und Spath zu Tage gefoͤr⸗ dert wird. Nicht weit von der Stadt Jungwofhig liegt ber Berg Blanik, von welchem unfere Vor⸗ fahren das ungereimte Märchen erzählten, daß in dies fon Berge ein Trupp Reiter fammt ben BRoffen fhliefen, und feiner Zeit zum Heil bed Landes era wachen würden.

Das Munizipalflädtden Miltſchin Tiegt ai der Linzer Commerzialſtraße 8 Meilen von der Haupt⸗ fladt, am Abhange des Kalvariens Berges, gählt

226 Das ögerreichiſqhe aiſerthum.

in 203 Häufern, 1,527 Seelen, hat eine Dfarrkirche Warsiä Geburt, ein Stabtrihteramt. Die Ger meinde befigt einige Realitäten. Die Entflebung dies ſes Stadtchens fchreibt man ber Bermählung bed pols niſchen Herzogs Mesko I. mit ber böhmifhen Prin⸗ seffin Dobrawka, Scwefter Herzogs Boleftaw' 1], u. Der Markt Kamberg beflehet aus 94 Häufern mit 606 Seelen, und iſt der ehemalige Stammort der ‚Ritter von Kamberg.

Eine halbe Stunde vom Amtsorte, ober dem

Bleyerdofe Schönberg, auf einem Berge im Walde, neben dem besrfchaftlichen Thiergarten, ſtehen die Rui⸗ nen ber uralten Veſte Schönberg, von ber bie als ten Ghroniften behaupten, daß fie die erfle in Böhmen erbaus worden fey; denn fie ftand ſchon im fünften Jahrhundert der hrifilihen Beitrehnung, als die Mars Tomannen noch in Böhmen bauften, und hatte ihre eigenen Grundherrn, die Fühn, ſtolz und fe, wie die Mauern ihres Wohnſitzes, doppelt geſchötzt durch bie fie umgebenden unzugaͤnglichen Forſte, bei den Bewohd⸗ nern des ganzen Gaues im furchtbarßen Anſehen Randen.

Sie wurde dab erfiemal in ber Fehde, mit wel« cher der deutſche König Ludwig im Jahre 845, wegen des ihm vermweigerten Tributs, den böhmifchen Herzog Hoſt iwit Überzog, zerſtört, weil ihre Befiger unter die mädhtigften und furchtbarfien Widerfacher der vor⸗ drifigenden deutſchen Helden gehörten. Nach Beendi⸗ gung dieſes Krieges wurde das Schloß Schönberg durch feine Beſitzer neuerdings aus dem Schutte aufs gebaut, und nad) den damaligen Grundfägen ber Kriegs: Sunft mir allem Aufwande befeftiget.

Das Königtei Boͤhmen. 62

Sn den rohen Zeiten des Fauſtrechtet, und wähe send ber Keligionsunruhen, geſchah es nicht ſelten, daß bezwungene Gegner, wie es überhaupt bei ben mei⸗ Ren umliegenden Felſenburgen, diefer durch die Flame me des Fanatismus vorzüglich gerätheten Gegend, der Hal war, in ben fehr tiefen unterirdiſchen WBerließen :Vebendig begraben, und dem graufamften Hungertode Preid gegeben wurden, wovon die vorhandenen, bier und da dem Einfturze entgangenen Gewölbe, die un« widerlegbarfien Spuren tragen.

Endlich riffen Im Jahre 1039, bie durch ihren unvertilgbaren Haß gegen den zechtmäßigen Herrſcher⸗ flamm , aus Böhmens älterer Geſchichte, befannten mächtigen Wladiken Werſchoweze, diefed, den Ums kreis der ganzen Gegend beherrſchende Felſenneſt, und feine abhängigen Befigungen an fid.

Die legte Befigerin aus diefem Haufe, eine ver⸗ witwete Frau von Mracjek, fol der allgemeinen "Sage zufolge im Jahre 1211, ald fe, um diefe Burg mit fürftlichen Aufwande zu ihres zweiten Hochzeit feger zuzubereiten, und auf das glänzendfle zu ſcha⸗ ‚den, an diefem Werke mir unfäglicher Anfirengung unaufhörlich , felbf die Sonn: und gebeiligen Feſt⸗ tage nicht raſtend, arbeiten Heß , ihe Ende unter die fen Mauern gefunden haben, indem am Pfingftage, als ſchon die Schaaren der zierlih geſchmückten Dies ner dem feſtlichen, mit beifpiellofer Pracht augeordne⸗ ten, Prunfgelage ungebuldig entgegen barrten, und die durch auögefandte Schnellbothen zu dem lange vor⸗ bereiteten Brautreihen befchiedenen Säfte fih allmähs lig einzufinden begannen, ber Blitz mit folcher zer⸗ flörender Kraft in dad Schloß ſchlug, daß durch dieſe Erſchũtterung, der von aflatifher Pracht ſtrotzende Saat, und felb einige gewölbte Kammern einflürzten, wobei

Das Sferridifhe Laiſerthum. die Braut mit 13 .Derfonen verfchüttet, bie Gebäude

ſelbſt ein Raub der ſchnell umgreifenden Flammen

wurden. |

Seit biefer Zeit plieben die ſe ehrfurchtgebiethen— ben Ruinen. dem Zahne der allzerſtörenden Zeit aus⸗ geſetzt, dem fie durch bie Feſtigkeit des Mauerwerls "dennoch, ziemlich gefrogt haben, indem mehrere Flaa Zen und Quermauern, befonbers aber tet Thurm, ber 46 Klafter hoch iſt, und die Ausſicht Über eine Plaine von 6 bis 7 Meilen gewährt, ſich noch in einen fehr guten Buflande befinden, und ben für den Heiz vater: läudbiſcher Alterthümer Sinn und Gefühl befigenden :Reifenden anlockt, um fich traumweiſe im jene nebels verhälfte Zeiten verfegen zu können, wo ber Name des Sampfgewohnten Böhmen dem angränzenden Deutiche land Achtung, und ein mit Zurcht gepaartes Anſehen abzutrotzen vermochte.

Die Herrſchaft Kamenitz mit dem einkorporin ten Gute Tſchaſt ro w und dem hiezu gehörigen Hofe Althättenhof, oder boͤhmiſch Barbarka ge nannt, liegt im Südoflen von der Kreisſtadt, 13 Mei⸗ fen von ber Hauptflabt entfernt, hat einen Flächen⸗ inhalt ohne dem Bute von 6,655 Joch 1,161 Q. K., enthält eine Munizipalſtadt, und 11 Dörfer mit 23% Wohngebäuden und 1,858 Einwohnern, die in bem Getreide⸗, Flachſsbau, bann in ber Vieh⸗ und Bienen⸗ zucht, fo wie au bei den Eifenwerken ihren Nah⸗ rungszweig finden. Der Amtsſitz if in ber Stadt Kamenig von 314 Häufern und 2,254 Seelen, ents bält ein Schloß, eine Dekanatstiche zu Allen heiligen, dann ein Stabtrichteramt. In dem biers ortigen Schloßgarten ſtehet feit Jahrhunderten eine Linde, deren Stamm 6 Schub im Durchmeſſer und 81 Schuh in bes Höhe hat, und deren Aeſte, welche

Das Konigrelch Bbhmen. J 820

anf duen eigends aufgeftellten Berlfte rufen, einen Umfang von 201 Klafter einnehmen, daher auch dies fer Ort von diefem Baume, Kamenitz au der Linde, genannt wird. Zu dem. auf. ver Herrſchaft befindlichen Eifengußmwerfe,, das in einem Hochofen, vier Friſch⸗ und einem Beinhammer beſtehet, wird ber Eifenflein von ‚andern Dominien und zwar. von Kardaſch⸗ Rijechic genommen.

Das Gut. Tſchaſtrow, das feit 1822 mit Ka⸗ menih vereinigt If, hat eine Area von 3,227 Joch, 1,372 Q. K., und enthält 3 Dörfer mit 125 Häus fern und 866 Eeeltn. In dein Dorfe Tihaftrow beftebet eine Pfarre und ein Schloß, dann eine Bautu⸗ wollen » Weberei des Hrn. Karl Zibelly.

Die dem Herrn Karl Fürften von Paar: gehö« rige Allodialherrſchaft Katdaph=Rgeczich ſammt denr 1793 dazugekauften Gute Plucho wy Zpiaz, liegt im Euden des Kreiſes und gränzt mit der graf⸗ lich Ejerninifhen Herrſchaft NReuh aus. Die Herr⸗ ſchaft hat einen Flächeninhalt von 15,402 Zoch, 1,025 Q. K., enthält ein Städtchen und 13 Dörfer mit 626 Wohngebäuden und 4,298 Einwohnern. ''

"Das Gut Pluhomwy 8diar 1,144 Joch 618 D. 8., mit 46 Hänfern und 314 Einwohnern, Bei⸗ der Rahrungszweig ifl die Landwirthſchaft, unb das ftädtifche Gewerbe. Der Amtsort von Weiden iſt das Städtchen Kardaſch-Rzecziez, dad. in 222 Häus fern 1,602 Seelen zählt, ein obrigkeitlihes Schloß und eine Pfarrkirche zum heil. Johann den X äps fers befigt. Die Herrſchaft liefert den Eifenflein zu den beiden Schichtämtern des Herrſchaften Efernes wit und Kamenig.

Dart an der mährifhen Gränze liegt bie Herr ſchaft Königsed, bat eine Atea von 15,229 Joch

x .

4

8. Das: Iſteereiqiſche Koiferthum. 41,181 Q. æ. odei 1 OM. 5,229 Jech 1,151 Q. 8. umb umfaßt 2 Märkte und 10 Dörfer, enthält in Summe 805 Wohngebäude mit 8,605 Seelen. Das Direktorial⸗ amt befindet fh in Stubeni, Iglauer Kreifes.

Die Untertbanen nähren fi vom Zelbbaue, We⸗ berey und Handel. Im Orte Rosfofd am Haupt: mannsteidhe beſitzt Herr Ludwig S ang eine privlle⸗ girte Feinwollgeſpinſtfabrik.

Der Markt Königsel zählt in 254 Häuſern 4,607 Einwohner, dat eine Pfarrkirche Sit. Bar tbolomdi, ein Marktrihteramt, und die Gemeinde Befist an Realitäten s

Ucder.ooonone. ...1,872 Io 1,445 1)6 Q. 8.

BWieſen........... 574 1,467

BValb......... ,.1,296 41,122

Der Markt Kremies liegt unweit des Haupt⸗ mannteiches, zählt in 261 Hausnunmern 1,622 Ger len, befigt eine Pfarrkirche Gt. Egidi, ein Markt⸗ richteramt, an Realitäten s

Uecker............ 1.1 Hi 646 Di. 8.

Bieſen. .0 629 898 46

VBalbung........... 333 80246

Im Dorfe Hoſterſchlag (CEiluneck) beſtehet eine Pfarrkirche zum heil. Johann von Nepomuk, ale diefe Pfarrkirchen ſammt den Schulen unterſtehen dem Patronat bed Religiondfonds. Der gegenwärtige Beſitzer dieſer Herrſchaft If HOerr Leopold Graf PobfatftysLihtenfein. Die Fideikommißherrſchaft Laudſtein liegt gleichfalls hart an der Bränge Maͤhrens. Gie hat ih⸗ ven Namen von dem Bergſchloſſe Sand ſtein, dem Stammhauſe einer bereits erloſchenen Familie, und enthält eine Ausdehnung von 7,670 Joch 1,172 Q.R.

\ Das Königreich Böhmen. 531 Es befinden fi auf derfelben ein Markt und 12 Doͤr⸗ fer mit 414 Häufern und 2,758 Menfchen,, die fi von der Landwirthſchaft, Leinwebereh und Borſten⸗ viehhandel ernähren.

Das Ortsgericht iſt im Markte Altſtadt, von 157 Hausnummern und 1,108 Seelen, hat ein Schloß, eine Pfarrkirche Maria Himmelfahrt.

. Die Herrſchaft gehört gegenwärtig dem Herrn Dito Grafen Herberſtein Moltke.

Die dem Prämpnftratenfer » Stifte auf bem Stras bof zu Prag gehörige Herrſchaft Mühl hauſen, liegt im norbweftlichen Theile des Kieifed, 10 Meilen von ber Hauptftadt und 2 Meilen von der Kreisftadt, zähle on der Area 15,533 Joch 207 Q. K., enthält eine Stadt und 33 Dörfer, mit 730 Häufern und 5,600 Geeien. Das Amt befindet fi in dem Scloßbezirke Müplbaufen. |

Die Munizipalſtadt Mühlhauſen (Mitiriflo) jählt in 228 Häufern 1,570 Seelen, hat einen orgas nifirten Magiſtrat, eine Pfarrkirche zum heil. Bars tholomäus außerhalb der Stadt, die dem Patro⸗ nate des Stifts » Drälaten unterfichet.

Die gleichfalls im Nordweſten des Kreifed liegen⸗ de, und tem Prager Bürger Johann Tuskani ges börige Herrſchaft Nadiegkau, hat einen Flächen inhalt von 3,238 Joh 784 Q. K., enthält 17 Dörfer jufammen mit 235 Wohngebäuden und 1,560 Einwoh⸗ nern, die bloß von ber Sandwirtbfchaft leben. Der Amtsort Nadiegtau zählt 38 Häufer mit 350 Sees len, bat eine Pfarrkirche zur beil. Dreyfaltigs Leit, ein Schloß mit einem Garten.

Die Allodialherrfhaft Neubiftrig liegt an der Spitze des Taborer Kreifes, wo die drei Länder: Böh- men, Mähren und Oeſterreich zufammenfloflen, -

känder⸗ u, VBöltertunde, 19. Band, M m

D

532 Das Öfterreihifche Kaiferifum.

hält einen Flächeninhalt von 20,167 Joh, und ums faßt eine Stadt, einen Markt und 18 Dörfer mit 4,180 Wohngebäuden und 7,662 Einwohnern , bie in Stadtgewerben, Feld s und Flachsbau, dann im Vieh⸗ handel ihren Lebensunterhalt ſuchen. Das Direktos rialamt befindet fih in der Herrnſtadt Neubiftrig (nowd Byflfice), welche mit den Vorſtädten 374 Häufer mit 2,287 Seelen enthält; befigt eine Dekanalkirche Meter und Paul, ein Spital, ein Stadtrichter⸗ amt, zwei Sclöffer und eine Tuchfabrik; außer der Stadt befand ehemals das Paulanerklofter mit der Kirche zur heil. Dreyfaltigkeit, bad im Sabre 4785 aufgehoben, und in eine Lokalie verwandelt wur⸗ de, die unter bem Patronat bes Religionsfonds ſtehet.

Im Markte Adamsfreyheit befindet ſich die Pfarrkirche zum heil. Jakob. Bei diefem Orte wurde ehemals auf Vitriol und Schwefel gebaut.

Zu Thereſienthal befindet fich ein obrigkeitlis her Hochofen mit ſechs Hammerwerken, und es werben: bier außer Gußwaaren alle erdenkliche Gattungen von gefchmiedetem,, und feinerem Stredeifen, von Nägeln und allerhand Zeugfhmiedwaaren erzeugt. Die Nieder: lage befindet fih in Prag mit der Firma: Freiherrlich v. Hohbergifche Eifenniederlage. Die gegenwärs tige Befigerin ift Frau Maria Breyin von Riefe

Die Fideikommißherrſchaft Neuhaus bildet die Außerfte füdlihe Spige des Taborer Kreifes, wo fie an Mähren undDefterreich gränzt. Ihr Zlächeninhalt beträgt nad ter legten Cataftral» Ausmeffung 45,421 Joch 1,540 Q. K., fie umfaßt 1 Stadt, 1 Markt und 42 Gemeinden oder Dörfer mit 2,990 Wohngebäuden und 22,588 Einwohnern, die von bürgerlichen Gewerben, von Tuch, Leinwand, Vieh, und Fifchhandel, bann vom Ackerbaue ihren Lebensunterhalt beziehen. Sie

Das Königreich Roͤhhmen. 383

Brit Sr. Erzellenz dem Herrn Joh. Rudolph Gras Czernin von und zu.Chudeniß.

Der Haupt» und zugleih Amtsort iſt die Mus ſipalſtadt Neuhaus (Gindfihü Hradec, Henrici adecium), fie liegt an dem Bache Nefharka, d dem großen Leiche Beikar, 14 Poflmeilen von ag, zählt mit den drei Vorflädten 635 Häufer mit y44 Einwohnern, welche deutſch und boͤhmiſch fpres m. Es befindet fich daſelbſt ein Probfi und eine arrliche Maria Himmelfahrt unter dem Pas mat ded Religiondfonds, die Kirche zum heil. Jos an dem Täufer mit einem Armenfpital auf 40 rarmte Bürger und verdiente alte obrigkeitliche Dies r, die St. Wenzelskirche, die St. Katha⸗ natirche mit dem Franziöfanerklofter, dann .die reyfaltigkeitskirche.

Die Stadt hat einen eigenem organifirten Mas irat, ein k. k. Symnafium, das k. k. Salzamt, ein rigfeitlihes Armenfpital, ein bürgerlihes Lazareth e erkrankte Dienftbothen und Handwerker, eine Ka⸗ ne in dem ehemaligen Sefuitentollegium, eine Ber⸗ erblaufabrik des Bürgers Kroß, umd unweit ber tadt einen Kupfer» und Gifenhammer, dann eine ıpiermühle. Die Stadt befizt an Realitäten 4 orfſchaften mit einer Area von 5,792 Joh 795 Q. K.

Das alte Schloß, in welchem ſich das Amt befins I, wurde von ben Herren Neuhaus erbaut. Das ärhen von dem oftmaligen Erfcheinen der weißen. au in biefem Schloffe, mit einem Bund Schlüffeln, t Stoff zu einem Roman gegeben. In diefem Gchloffe ırden ehemals immer am grünen Donnerflag mehrere aufend Arme mit einer Mahlzeit unter dem Namen, e füße Koch oder Brey, bewirtbet, Im Jahre 83 , wo dad Armeninftitut daſelbſt eingeführt wur⸗

Mm2

r

534 Das Öfterreichifche Kaiſerthum.

de, bat die Obrigkeit diefe von dem Grafen STamwar ta befiebende Stiftung mit 500 fl. reluirt.

- Der Markt Schamers liegt an dem fogenann- ten goldenen Bade, eine Meile von Neubaus, zählt in 100 Häufern, 649 Einwohner, batte ches mals eine eigene Pfarre, gegenwärtig aber feit 1774 eine Erpofituräfiche unter vem Namen St. Eg p⸗ dius. Befist ein Nichteramt; dad Dorf Rofetid befigt eine Pfarrkirche Simon und Juda 8, worüber der Religiondfond das Patronat ausübt. An Realitäten befist der Markt 1,430 Joch 1,385 A. K., worunter 62 Joch 1,090 Q. K. Gemeindgründe find. Eine Stunde von Neuhaus, beim Dorfe Sarefhau, bat Her Komarek eine Wolfpinnfabrit errihtet. An mebs zeren Orten wirb der Eifenftein gegraben,, der zu den Chlumeper Eifenwerten verführt wird. Das Jagd⸗ fhloß und der Thiergarten bei dem Dorfe Geftütt: hof, wo fonft die einzigen Parforce « Jagden unfere Zeit in Böhmen abgehalten wurden, ift merkwürdig.

Die dem Prager Erzbistum gehörige Herrſchaft Neureichenau bildet die äußerte ſüdöſtliche Spike des Taborer Kreifes, und IR ein Bränzbominium zwifhen Böhmen und Mähren. Sie hat. ein Ausdehnung von 12,530 Joh 500 Q. K., enthält ein Städthen, 1 Markt und 15 Dörfer, in Summa mit 702 Häufern und 4,878 Einwohnern , die vom Feldbau, der Viehzucht, mitunter auch vom Spinnen, Bleichen, und Leinwandhandel ihren Lebensunterhalt beziehen:

Der Sig ded Amtes ift im Städtchen Neureis beriau am fogenannten Mühlbache, von 142 Häufern und 996 Eeelen. Es befindet ſich bier eine Dfarre, ein obrigkeitliches Schloß von großem Uns fange.

A ‚AEG ni

|

Das Königreid Böhmen. 235 -

Unterhalb dem Dorfe Tieſchenau beftehet ein fenbammer , und unterhalb Neureibenau ein inhammer, zu deren Betrieb das Gußeifen ange: ıft werden muß. In älteren Zeiten haben bier Ei⸗ ibergwerke beflanden, welches die verfallenen Schach⸗ ı beweifen. Am 3. Auguft 1827 ift das Städtchen eureihenau zum größten Theil abgebrannt.

Der unterthänige Markt Unterzerekwe liegt ı Bade Iglawka, zählt 157 Hausnummern mit 9 Seelen , und befigt an Realitäten mehrere tau⸗ id Joch. |

Die Allodialherrſchaft Oberzerekwe, Tiegt öͤſtlich an der mähriſchen Gränze, und an der Spi« des Taborer Kreifes, zählt an der Area 12,864 ch 838 Q. K., enthält das Städthen Dberzerefs : mit 173 Häufern und 1,502 Seelen, dann 16 tfchaften, in Summa mit 593 Wohngebäuden und. 00 Einwohnern, |

Der Amtsort ift das Städtchen Oberzerekwe, ſich eine Pfarrlirhe Maria Verkündigung, e Beine Kirche zu St. Johann dem Täufer, ın ein Spital befindet.

Sm Dorfe Czegkomw beftehet eine Hohlglashütte ı Hrn. Franz Lauda, und im Dorfe Bezdie in eine Papiermühle.

Die Hauptnahrung des Lanbmanned auf diefer, a Herrn Chriftopp Grafen Cavriani gehörigen srfchaft, beitehet in dem Getreid « und etwas Flachs⸗ a, jene der Städter in Bewerben.

Die dem Budmeifer Bisthume gehörige tationsherrſchaft Patz au mit Sanicätomäd o tta, liegt norböftlich von der Kreisſtadt, hat eis ı Fiächeninhalt von 7,246 Joh 223 Q. K., ums

ED u

536 | Das öfterreichifche Kaiferthum.

| foßt eine Munizipalftadt und 8 Dörfer, in Summa

mit 572 Hausnummern und 4,224 Seelen. Der Sitz des Amtes ift im Schloffe zu Patzau. Die Statt enthält 343 Häufer mit 2,414 Einwohnern, bat einen regulirten Magiftrat,, eine Dekanatslirhe St. Wis hael, eine aufgehobene Karmelitentirde, auf dem Gottesader die Barbarakirche, dann ein Spital; zahlt eine Menge Tuchweber, und eine halbe

Stunde von der Stadt zu Neuhof beftehet eine

Wollgefpinnfl « und Tuchfabrik, welde Letztere jetzt nicht im Gange iſt.

An Realitäten beſitzt die Gemeinde das Rathhaus,

Aecker................... 1,849 Joch 629 Q. 8. Wieſen................ .. 501 1414 Waldung .............. 617 %

Der Landmann nährt fi von dem Aderbaue,

Viehzucht und Fuhrwerk.

In dem nordoſtlichen Theile des Taborer Kreis fe8 liegt die der Pilgramer Stadtgemeinde gehörige Herrſchaft Pilgram, mit dem Gute Lhotka. Sie hat eine Area von 21,389 Joch 946 3)6 Q. K., um faßt eine Stadt und 37 Dörfer, zufammen mit 910 Wohngebäuden und 5,260 Einwohnern , die von der Landwirthfchaft und Gommerzfuhrwerken leben. Das Amt befindet fih in der Stadt Pilgram, die ber reits befchrieben worden if.

Bei dem Dorfe Rohozua iſt eine Yapiermühe le, die alle Gattungen Papiers erzeugt. Im Dorfe Rzemeſſnik, das an der Spige eined in dieſer Ges gend hoͤchſten Berges, in ber Mitte eines dichten Wal: bes liegt, if die daſelbſt befindliche Kirche zur heil. Dreifaltigkeit ihrer fchönen Bauart und des großen Zufrömens ber Andächtigen wegen am Dre i⸗

Das Königreih Böhmen, 537

faltigleitsfefte merkwürdig, das Hochaltar dar⸗ in ift fo geſtellt/ daß auf einmal an trei Seiten heil. Meſſen gelefen werden können. Unterhalb diefer Kir⸗ che im Walde befindet fi) eine Kapelle. Man will bier das fonderbare Ereigniß bemerten, daß 14 Tage vor dem Wallfahrtötage allhier, unter unterirbifchem Knall und Getöfe, ein reines Quellwaffer in Vorſchein komme, das durch ſechs Wochen fliege, und dann fich verliere, auch könne man dad Waller Sahre lang frifch erhalten,

: Eine halbe Stunde von dieſem Orte if, in ber Mitte eines fleinigten Waldes, die fogenannte Ze us felöburg.. Diefe befiehet aus hohen quaderartigen, von der Natur regulär aufeinander gethürmten Stein⸗ maſſen, guf welde eine Stiege zu einem Sige führt, von welchem man in bie entfernteften Gegenden hins fieht. |

Die Allodialherrfhaft Rabenin und Hroby, liegt öftlih von der Kreisſtadt Tabor an der großen Herrſchaft Cjernowig, zählt an Flächeninhalt . 32,343 Joch, und enthält 19 Dörfer mit 523 Häus fern und 3,830 Einwohnern , die fich von dem Felde’ baue und der Viehzucht nähren, das Verwaltungsamt befindet fih in Hroby, von 20 Häufern und 133 Seelen, hat eine Pfarrkirche zur Mariä Himmels fahrt, und ein obrigkeitlihes Schloß. Im Dorfe Weltſchowes beſtehet eine Papiermühle. Auch be⸗ finden ſich auf dieſer Herrſchaft Eiſenbrüche, aus wel⸗ hen das Herrſchaft CJerno witzer und Kameni: ger Eifenfchichtamt den Eifenftein bergmännifh fürs dert. Die Herrfchaft gehört dem Herrn Philipp Gras fen Kolowrat Krakowsky.

Die. Allodialherrfchaft Rothlhotta Tiegt im Süden des Kreifes, und gränzt auch an die große Herr⸗

538 Das Sfterreichifche Raiferthum.

(haft CJernowitz, bat eine Area von 9,266 Jod 571 Q. K., entbält ein unterthäniges Städtchen und 9 Dörfer, mit 627 Häufeen und 4,458 Einwohnern, die im mittelmäßigen Feldbau und in der Viehzucht ihren Nahrungszweig ſuchen, ehedem nährten fie fich auch vom Wollſpinnen, ſeit der Einführung der Woll⸗ ſpinnmaſchinen hat aber dieſer Verdienſt aufgehört.

Das Direktorialamt befindet ſich im Dorfe Roth: Ihotta von 27 Häufern und 154 Seelen, befigt eine Öffentlihe Kapelle zur heil. Dreifaltigkeit, dann das auf einem Sranitfelfen mitten im Xeiche erbaute Schloß, zu welchem eine im Jahre 1756 erbaute W Kiafter lange Brüde führt. Der Ort iſt nach dem unterthänigen Städtchen Defchna eingepfarrt.

Diefes Städtchen enthält 211 Häufer mit 1,391 Seelen, bat eine ſchoͤne geräumige Pfarrkirche, dem heil. Otto Bifchof geweiht. |

Nicht fern von Deſchna befindet fich die, ben 25. Novemker 1599, entdedte Mineralquelle, über welde fpäter Ritter Wilhelm Ruth von Diena eine Kapelle zur Ehre des heil. Johann de X äus fers erbauen ließ.

Die Wirkung diefer Mineralquelle bewährt fi in Lähmungen, Bichtfhmerzen, Ausſchlag, Werftopfung der Leber u. d. g. | |

In diefem Städtchen gibt eB mehrere Tuchweber, die aber nur gemeine Tücher erzeugen, mitunter ver: fertigen einige auch Tücher aus Kuh⸗ und Kälber baaren, die aber blos zu Deden und Emballagen vers wendet werben. |

Mit dieſer Herrſchaft ift das Gut Hojowitz vereinigt, welches einen Flächeninhalt von 381 Joch, und 1,124 Q. 8. enthält, ift bloß auf das Dorf

Das Königreich Böhmen. 539

Hojowitz befhräntt, das in 71 Wohngebäuden 486 Seelen zählt, und von tem Direltorialamte in Rot be Ihotta verwaltet wird, befigt eine Filialkirche des beil. Wenzel, die im Jahre 1713 vom Wenzel Wenzda Bitter von Kunmwald erbaut wurde, dann ein Schloß , dad ebedem der Teltſcher Tuch⸗ fabrifant Hr. Lang zu einer Tuchfabrik verwendete, bie jegt von zwei Potſchateker Tuchwebern lang- ſam betrieben wird. |

Der Beſitzer vieler Herrſchaft ift Hr. Friedrich Ritter von Neupauer.

Die Fideikommißherrſchaft Rothrzetſchitz, liegt am nordöftliden Ende des Taborer Kreiſes in ber Nähe des Prämonftratenfer Stifte Seelau, Gzaslauer Kreifes. Ihr Flächeninhalt beträgt 17,028 Jod 1,244 Q. K., und fie enthält cin unterthäniges Städtchen und 36 Drtfchaften, zufammen 894 Häufer und 5,827 Eimwohner, die von der Landwirthſchaft, Vieh, Flachs⸗ und Leinölhandel, dann Fuhrwerk, ſich ernähren, fie gehört dem Prager Erzbisthum.

Der Haupt » und zugleich Amtsort iſt das unter: thänige Städtchen Rothrzetſchitz, zählt 153 Häus fer mit 1,179 Seelen, bat eine Dechanteikirche zur heiligen Maria Magdalena, eine Kirchhofska⸗ pelle Corporis Christi, ein von Tempelherren erbautes Schloß mit 4 Thürmen, mit einem Garten, worin ein unausgebautes Schloß gleihfam eine Ruine bilder, eine Papiermühle, die ein guted Papier liefert. Im Dorfe Romna, eine Stunde von Rothrzetſchitz, iſt die Fiialfirhe zu Ehren tes heil. Martin, und im Dorfe Zahotin, 3 Stunden vom Amtsorte, ift die Eofalielihe Sctac. Nativitatis Marige,

I I '

x

540° Er} öſterreichiſche Kaiſerthum.

dann zwei akatholifche Bethäuſer, nämlich im- Dorfe Morawetz und Strmiech.

Die Majoratsherrſchaft Serowitz liegt an der Gränze Mährens dem Iglauer Kreis zu, hat eine - Ausdehnung von 5,256 Joch 191 Q. K., auf welcher ein Munizipalſtädtchen und 9 Ortſchaften ſich befin⸗ den. Das Amt iſt im Orte Serowitz von 222 Häuſern und 1,387 Seelen, mit einem Souem, Spi⸗ tal, dann Pfarre.

Das Munizipalſtädtchen Potſchatek Ethaͤlt 328 Häuſer mit 2,162 Einwohnern, die ſich meiſt von Tuchmacher⸗ und andern Gewerben nähren, hat cine Dekanatskirche zu Ehren bes heil. Johann des Taufers, welde dem Patronate des Neligionsfonds unterfiehet, dann eine Sronleihnams- Chris fie Kapelle auf dem Sottedader. Der Magiftrat ift hier regulirt. An vorzüglichen Gebäuden befigt das Städtchen die Dechantei, dad Rathhaus, das Bürgerfpital mit der St. Annas Kapelle, das Bräuhaus, dad der bräuberechtigten Bürger: ſchaft gehört, dann das Pofthaus.

In der Entfernung von einer halben Stunde im Gemeindwalde quillt ein Mineralwaffer , das nad) ei: ner einfachen Analyfe Fohlenfaures Natron, dann Ei: fen = und Schwefeltheile enthält, und von ben Be⸗ wohnern ber umliegenden Gegend, befonderd des Markgrafthum Mährens, ſtark beſucht wird. Es bes findet ſich dabei ein Sadhaus und eine Kapelle Skt. Katharina.

Die Gemeinde von Potſchatek beſitzt an Dominikalgründen..... 413 Joch 504 516 8. Ruftilalgründen........ 1,6400 2756

Holglic in Summa..... 2053 Joch 73246 Q. 8.

Das Königreich Böhmen: - 54

Die Herrſchaft gehört dem Heren Leopold Gras fen von Sternberg. |

An beiden Commerzialftraßen, welde von Neu haus gegen Nordoften abweichen, liegt die dem Kreis beren v. Seymüller gehörige Herrfhaft Wezel⸗ nis (Wſchelnicz). Sie hat einen Flächeninhalt von 5,372 Zoch 645 Q. K., enthält einen Markt und 12 Dörfer, zufammen mit 477 Häuſern und 3,110 Eins wohnern , die vom Feldbau, hauptfählih aber von der Zuchweberei leben. Das Amt befindet fih im Markte Neuöttingen von 157 Häufern und 1,076 Seelen, hat eine Pfarrkirche Mariä Geburt, ein: Schloß mit einem fehönen Garten, dann ein großes Gebäude, worin vordem eine Tuchfabrik war, jest aber darin Schrauben, Draht, Nägel und Metalle waaren erzeugt werten.

Die Herrfhaft Woporzan liege nädhft der Kreisgränze und dem Fluße Luſchnitz, an der Com⸗ merzialftraße, die von Tabor nah Piſek führt.

Ihr Flächeninhalt beträgt 6,257 Joh 930 Q. K. und fie enthält ein unterthäniges Städtchen und 19: Dörfer, zufammen 652 Häufer und 4,886 Einwohner, die von der Landwirthihaft und zum Theil vom Ge» werböbetrieb ihren Lebensunterhalt beziehen. Sie ward nach der Aufhebung der Jeſuiten, denen fie ges hörte, im Jahre 1773 eine Kammeralberrfhaft, und wurde im Jahre 1825 vom Herrn Karl Fürſten von- Paar im Lizitaziondmwege gekauft.

Der Sig des Amtes ift im Orte Woporzan, mit 88 Häufern und 680 Einwohnern, bat ein Schtoß und eine Pfarrkirche zum heil. Franz Xaver.

Das unterthänige Städthen Bernardig zählt 107 Häufer und 361 Ginwohner, hat eine Pfarrkirche

246 Das öflerreihifche Kaiſerthum.

und ein alte Bergſchloß mit einer Öffentlihen Ka⸗ pelle bat. Beide Güter gehören dem Herrn Aloys Ritter von Rofenftein Peſchwitz.

Gut Kamenaͤ⸗Lhotta mit dem Freyhef Smrkow, liegt im nordweſtlichen heile des Tabe⸗ ver Kreiſes, eine halbe Stunde von Borotin ent⸗ fernt , zahlt an der Area 490 Ich mit 34 Wohnges bäuten und 316 Seelen, die bloß vom Feldbaue leben. KamendsEhotta bat ein Schloß, in welhem ih dad Amt befindet. Gehört dem Herrn Franz Ritter Gumperz von Guſten.

Sut Kleinfſchiſchka liegt gleichfalls im norb⸗ wefllichen Theile des Zaborer, und gan; an der Grän- ze ded Berauner Kreifes, gehört dem Hetin Johang Hlawatfd, und hat an der Area 734 Joch 1,060 D: K., dann 5 Dörfer mit 89 Wohngebäuden und 64 Ginwohnern, die von der Landwirihſchaft leben. Des Amt if im Dorfe Kleinſchiſchka mit 52 Häuſern und 355 Seelen, bat ein Schloß und eine Pfarrkirche zum beil. Prokop. Ä

Die dem Herrn Leopold Srnka gehörigen Guoͤ⸗ ter Lipfowawoda und Wiafenig, liegen im Nordweſten ded Zaborer Kreifes, zwilhen Zaber und Giftebnig, 10 Meilen von der Hauptflabt, haben einen Zlädeninhalt von 2,299 Joch 1,552 DM. K., enthalten 4 Dörfer, zufanimen 120 Bohngebäude mit 812 Menfhen, tie von dem Feldbaue ſich mähren. Das Berwaltungsomt if im Doife Lipko wamweode

. mit 52 Hausnummern und 420 Seelen, hat eine

Süiallirde Peter und Paul, ein ebrigkeitliches Schloß und Meyerhof. Beide Güter wurden im Jah⸗ ve 180% von ber Herrſchaft Dberzerelwe abger trennt.

Dad Königreich Böhmen. 347

Das But Miefhig liegt offünmwärts 112 Stun. be von ber Kreisſtadt Tabor, enthält eine Area von 4,741 Joch 895 Q. K., 3 Dörfer mit 93 Wohnge⸗ * bäuden und 700 Einwohnern, die vom Aderbaue leben. Das Dorf und Amtsort Mieſchitz liegt unweit ber Luſchnitz, zähle in 42 Häufern 350 Eeelen, Die Straße von Iglau nah Pife? durchzieht den Drf. Dad Gut gehört dem Herrn Anton Freyherrn von Stillfried.

Das dem Herrn Joſeph Richly gehörige But Mirsſchowitz (Mirsſchau) liege im Nordoften bes Kreifes, eine Stunde von Neureihenau an der Gränze des Gjaslauer Kreifes, hat eine Ausdeh⸗ nung von 695 Jod 1,388 Q. K., enthält 2 Dörfer mit 41 Hausnummern und 386 Unterthanen, bie von dem Flachsbau und der Viehzucht fih erhalten. Der Verwaltungsort ift da8 Dorf Mirdfhomisg, mit einem Schloß, 17 Häufern und 184 Seelen. Der - zweite Ort ifi das Dorf Marfchendorf, gleichfalls mit einem Schloß. |

Das der Wittwe Frau Maria von Wibers fperg gehörige Gut Miſkowitz wird an der Weſt⸗ feite von dem Fluße Lufhnig, und an ber Süds ſeite von dem fogenannten Cjernowiger Bade bes gränzt, liegt 334 Stunde von der Stadt Sobies⸗ Lau, Budweifer Kreifes, und 12 Meilen von ber Haupts ſtadt. Das Gut enthält an Flächeninhalt 1,769 Zoch 157 Q. &., 4 Dörfer mit 198 Gebäuden und 1,378 Einwohnern, die fi von dem Feldbaue, die Iſraeli⸗ ten aber, die fih auf 306 Seelen in 36 Häufern belaufen‘, von einem ziemlich bedeutenden Handel mit inländiihen Manufaktur » und Landwirthfchaftdöpros dukten nähren. Das Verwaltungsamt befintet fi im Dorfe Miſchkowitz von 107 Häufern und 326

Länders u, Bätkertunde, 19, Ban, An

246 Das SRerreichifche Kaiferthum.

und ein altes Bergſchloß mit einer Sffentlihen Ka⸗ pelle bat. Beide Güter gehören dent Herrn Aloys Ritter von Rofenftein Peſchwitz.

But Kamenaͤ⸗Lhotta mit dem Freyhof Smrkow, liegt im nerdwefllihen Theile des Tabe⸗ ver Kreiſes, eine halbe Stunde von Borotin ent⸗ fernt , zählt an der Area 490 Joch mit 34 Wohnge⸗ bäuden und 316 Seelen, die bloß vom Feldbaue lieben. Kamends&hotta bat ein Schloß, in welchem fi das Amt befindet. Gehört dem Herrn Franz Ritter Gumperz von Guften,

But Kleinfſchiſchka liegt gleichfalls im norde weftlihen Theile des Taborer, und ganz an der Graän⸗ ze ded Berauner Kreifes, gehört dem Hetin Johann Hlamwatfch, und hat an der Area 734 Joch 1,060 Si; K., dann 5 Dörfer mit 89 Wohngebäuden und 641 Ginwohnern, die von der Landwirthſchaft leben. Das Amt if im Dorfe Kleinfhirfhta mit 52 Häufern und 355 Seelen, bat ein Salop und eine Pfarrlinge zum beit. Yrolop.

Die dem Herrn Leopold Srnka gehörigen Güs ter Lipkowawoda und Wiafenig, liegen im Nordweſten des Taborer Kreiſes, zwiſchen Labor und Giſtebnitz, 10 Meilen von der Hauptſtadt, haben einen $lächeninhalt von 2,299 Joch 1,552 O. K., enthalten 4 Dörfer, zufanimen 120 Wohngebäude mit 812 Menfhen, die von dem Feldbaue ſich nahren. Das Berwaltungsamt if im Dotfe Lipko wawoda mit 52 Hausnummern und 420 Seelen, bat eine Filialkirche Peter und Paul, ein obrigkeitliches Schloß und Meyerhof. Beide Güter wurden im Jah⸗ ve 1804 von der Herrſchaft Oberzerekwe abge. trennt.

Dad Königreig Böhmen. 547

Dos But Mieſchitz liegt oſtſͤdwärts 12 Stun. be von ber Kreisſtadt Tabor, enthält eine Area von 4,721 Joh 895 Q. K., 3 Dörfer mit 93 Wohnge⸗ bäuden und 700 Einwohnern, bie vom Aderbaue Ieben. Das Dorf und Amtdort Mieſchitz liegt unweit ber Luſchnitz, zähle in 42 Häufern 350 Seelen. Die Straße von Iglau nah Piſek durchzieht den Def. Dad Gut gehört dem Herrn Anton Freyherrn von Stillfried.

Das dem Herrn Joſeph Richly gehörige But Mirdfhowig (Mirsſchau) liege im Nordoften des Kreifes, eine Stunde von Neureihenau an der Gränze des Gjaslauer Kreiſes, hat eine Ausdeh⸗ nung von 695 Joch 1,388 Q. K., enthält 2 Dörfer mit 41 Hausnummern und 386 Unterthanen, bie von dem Flachsbau und der Viehzucht ſich erhalten. Der Vermwaltungsort ift das Dorf Mirösfhomwisg, mit einem Schloß, 17 Häufern und 184 Seelen. Der zweite Ort iſt das Dorf Marſchendorf, gleichfalls mit einem Schloß. |

Das der Wittwe Frau Maria von Wibers fperg gehörige Gut Miſkowitz wird an der Weſt⸗ feite von dem Fluße Lufhnig, und an ber Süd» ſeite von dem fogenannten Cjernowiger Bade bes gränzt, liegt 354 Stunde von der Stadt Sobiebs Lau, Budweifer Kreifes, und 12 Meilen von ber Haupts ſtadt. Das Gut enthält an Flächeninhalt 1,769 Joch 157 Q. K., 4 Dörfer mit 198 Gebäuden und 1,378 Einwohnern, die fi von dem Feldbaue, die Iſraeli⸗ ten aber, die fih auf 306 Seelen in 36 Häufern belaufem‘, von einem ziemlid) bedeutenden Handel mit inländiihen Manufaktur = und Landmwirthichaftöpros dukten nähren. Das Verwaltungsamt befintet ſich im Dorfe Miſchkowitz von 107 Häufern und 326

Länders u, Völtkerkunde, 19. Bm, An

248 | Das öfterrcichifche Kaiſerthum.

Seelen, bet ein Schloß und iſt zw der 1134 Stunde im Dorfe Janow entfernten Pfarrlirde eingepfarrt.

Das dem Herrn Johann Cafimie Grafen von Deym gehörige Gut Nemiſchel Tiege im Norden des Taborer Kreifes, 2 Meilen von der Kreisſtadt und 8 Meiten von der Hauptflabt entfernt, hat eine Aus⸗ dehnung von 2689 Joh 804 Q. K., umfaßt 10 Doͤr⸗ fer mit 176 Wobngebäuden und 1,003 Einwohnern, die fi) von dem Feldbaue nähren. Im Orte Nemi⸗ Theil iſt das Verwaltungsamt, zahlt 40 Häufer mit 252 Seelen, hat ein Schloß mit einer Kapelle Mariä Empfängniß, und ift zur Pfarrkirche in Hoſchit eingepfarrt. Durch das Dorf Sudomierjig zieht die Poftfiraße, und in demfelben Orte befindet fich die Poſtſtazion.

Dad, Gut Neuhof, welches dem Herrn Fer⸗ tinand Scheerer Edlen von Neuhofsthal ge bört, liegt zwifchen ber Kreisfladt Labor, und de Stadt Pilgram, bat einen Slächeninhalt von 555 Joch 703 Q. K., befichet aud dem Dorfe Neuhof von 26 Häufern und 167 Seelen, hat ein ſchönes toftfpielig erbautes Schloß. Es hat eine Wollgefpinnfts fabrit, dann eine Tuch- und Kafimirfabrit mit einer Shönfärberey, Scheermafchine und Tuchpreſſe. Die Schönfärberey, fo wie die Wale, flehen ifolirt von der Zu s und Gefpinnftfabrit, Beide Fabriken fegen die Einwohner in Nahrung.

Das But Neuftupomw, mit bem Freyhof Geb: leczko, liegt im Norten des Taborer Kreifes, nahe an ber Sränze des Kaurfimer Kreifed, enthält eine Area von 2,766 Io, einen Markt und 9 Dörs fer mit 187 Wohngebäuten und 1,800 Einwohnern, die von dem Feldbau fih nähren. Sm Marfte Neu:

Dad Königreihd Böhmen. 54.

ſt upow befinret fid das Amt, zählt in 96 Häufern 590 Seelen, bat ein Schloß und eine Adminiftratur, treibt eine wichtige Brandweinbrennerey. In der Mitte ded Dominiums liegt anmuthig der Freihof Sedleczko von 100 Joch mit 9 Wohngebäuden und 44 Bewohnern, dann mit einem ſchönen Schlöß« ben, das ein reizender Garten umgibt: Der Befiger dieſes Guts iſt Herr Anton Rombald.

Dad Gut Pamwlom liegt im Oſten des Taborer Kreiſes, eine halbe Stunde von der Stadt Pilgram, gebört dem Herrn Auguft Konwicjka. Deffen Flaächeninhalt biträgt 260 Joch 83913 Q. K., bes ftehet aus dem einzigen Orte Pawlow, ber in 37 Wohngebäuden 272 Einwohner zählt, die von dem Feldbau leben. Im Schloß befindet fich deffen Vers waltung. Ä |

But Petrowitz liegt im Norden ted Taborer Kreifes, beinahe 5 Stunden von der Kreisftadt, und 8 Meilen von ber Haupıfiadt entfernt, enthält eine Area von 680 Joch, und dad Dorf Petromwig mit 50 Häufern und 383 Einwohnern, die von tem Feld⸗ baue und dem Zaglohn leben, bat ein Schloß mit ei- ner Kapelle. Der gegenwärtige Befiger ift Herr Her: menegild Ritter von Beche.

Das Meine Gut Pohorz hat einen Flächenin⸗ balt von. 35 Joh 666 Q. K., beftehet aud dem Dorfe Pohorz mit 8 Häufern und 60 Menſchen, die vom Beldbau und Zaglohn leben, bat ein Schloß und ge= bört dem Herrn Franz Ritter Gentſchik von Ges zowa.

Das dem Herrn Wenzel Morawetz gehörige Gut Profetfh und Poſchna Liegt im nordöftlihen Theile des Taborer Kreifes, eine halbe Etunte von

Nn2

.

550 Dis oͤſterreichiſche. Kaiſerthum.

Patzau und 10 Meilen von Prag, bat einen Flächen. inhalt von 2,267 Joch 1,445 Q. K., umfaßt 6 Dörs

, fee mit 166 Wohngebäuden und 1,032 Einwohnern,

die fi von dem Feldbaue nähren. Die Verwaltung befindet fih im Orte Profetfh von 81 Häufern und 190 Seelen, mit einem Schloffe, ift nah ber Pfarrkirche St. Bartholomäus in Polhn« eingepfarrt.

But Proſetſch⸗-⸗Woborziſch liegt im nord⸗ öftliben Theile des Taborer Kreifes, 114 Stunde von Neucerekwe oder Neuftift,, enthält an Flächen⸗ inhalt 1,898 Jod 1,548 Q. K., drei Dörfer mit 84 Wohngebäuden und 604 Einwohnern, die von bem Feldbaue fi nähren. Das Amt befindet fih in Pros ‚fetfh von 37 Hausnummern und 393 Seelen, bat ein Schloß mit einer offenen Kapelle, die fundirt if. Bei dem Dorfe Czjakowitz, anbem Keihe Heylof, befindet fih eine Mahl» und Brettmühle. Das Gut gehört gegenwärtig tem Herrn Vinzenz Grafen Wal d⸗ fein Bartenberg.

Das dem Herrn Sofepb Poly. gehörige Gut Radbwanow, liegt im Norden bed Taborer Kreifes nächft der Stadt Jungwoſchitz, bat eine Area von 495 Zoch, beftehet aus dem einzigen Dorfe Rad wa: now mit einem Schloß, mit 34 Häufern und 250 ‚Seelen, die von dem Feldbaue und bem Taglohn leben.

Die Güter Rafhowig und Krtenowig, bie dem Hrn. Melchior Edlen von Streitfeld gehören, liegen im Rorboften des Taborer Kreifes, enthalten eis nen Flächeninhalt von 625 Soh 117 Q. K., 2 Dir fer mit 53 Wohngebäuden und 326 Seelen. Ras Ihomwig if der Amtsort mit einem Schloß, 23 Häus fern und 178 Seelen. Die Unterthanen nähren ſich vom Geldbaue, und ben Arbeiten bei ben Bergwerken

Das Koͤnigreich Böhmen. 361

auf der Chegno wer und Jungwoſchitzer Herr ſchaft. Vor einigen Jahren wurde auf diefen Gütern auf Silber gegraben, doch ber Erfolg entfprach den Hoffnungen nidt.

Die Güter Stahles und Wol tin Tiegen im Südweften des Taborer Kreifes eine Stunde von der Kreisfiadt und 11 Meilen von der Hauptfladt, haben eine Ausdehnung von 4,463 Joch 1,220 A. K., enthalten 7 Dörfer mit 204 Wohngebäuden 1,520 Einwohnern, die von dem Feldbaue und der Viehzucht leben. Die Amtöverwaltung befindet fih in Stahleg an der Lufhnig und am Woltiner Bache, mit 88 Wohns gebäuden und 634 See'en, hat «in geräumiges Schloß, umgeben von anmuthigen Gärten, dann eine Lokalie. Dhnweit, hart an der Luſchnitz, fliehen die fehr vers fallenen Ruinen der Burg Hradek. Bor mehreren Jahren bat man eine eiferne Thüre audgegraben, bie nun auf dem obrigkeitlihen Schättboden aufgehoben liegt. Diefe Burg, die in den früheren Jahrhunder⸗ ten ein Raubſchloß geweſen zu feyn ſcheint, hat einen großen Umfang gehabt, welches die zwei noch fehz Tennbaren Wälle beweifen. Beide Güter gehören ber Frau Freiin von Gamfenberg.

Im Nordoften des Taborer Kreiſes Liegt das den Hofmanifhen Eheleuten gehörige Gut Tiechobus mit dem Hofe Zallenberg, ifi von der Kreisfladt 3 112 Meiten entfernt , bat einen Flächeninhalt von 4,736 Joch 607 Q. 8. , beftehet aus 2 Dörfern, näms ih Tiehobus und Jedrzichowitz, von107 Wohns gebäuden und 769 Einwohnern, die von dem Feldbau, Beinen Fuhrwerk, und dem Verdienſte bei der priviles girten Hohlgladfabrit des Hrn. Zofepp Hofmann in Tiechobus ihren Lebensunterhalt finden. Das Amt befindet ſich in Tiechobus, mit 63 Häufern und

552 Das Öfterreichifche Kaiferthum.

502 Seelen, bat ein Schloß und eine Filialkirche St. Markus, die zur Pfarrkirche nah Zhorz, auf der Herrſchaft Patza u, gehört.

Die Glasfabrik, welche bereits unterm 12. Fe⸗ bruar 1812 das Privilegium mit Führung des Adlers erhatten bat , erzeugt jährlich bei 17,000 Schock theils feines, theils ordinäred Glas, wovon 146 im Kande, 56 in das Ausland abgefegt werden. Die Befigerin Anna Hofmann hat auf diefem Sute eine Sparlaffar Anftalt gegründet, die fie, zum Andenten an ihre vers

ſtorbene Tochter, SarolinensSparfaffea nennt. | Das Sut Tutſchap liegt an einer in ben Budweiſer Kreid einlaufenden Spige des Taborer Kreifed, auf der Straße zwifhen Neubaus und Tabor im Mittelpunkt. Deffen Flächeninhalt beträgt 2,098 Joch, enthält ein großes Dorf nebft Antheis ‚len in 4 fremdberrfchaftlichen Dörfern, mit 130 Häu⸗ ſern und 1,200 Einwohnern, die theils von Aders bau, Viehzucht, theild von Gewerben und Handel leben.

Daffelbe gehört dem Herrn Sigmund Grafen von Berchtold.

Der Amtdort Tutſchap bat ein Schloß, eine Pfarrkirche zu Ehren des heil. Jakob major, dann ein Luftfhlößchen auf einer fanften Anhöhe im Walde,

: Das Gut Weſſeliczko, liege im Südweſten bes Zuborer Kreiſes, ſchon an deſſen Sränze 114 Stunde von der Etadt Mühlhaufen, iſt ein zer fireutes Gut; denn zwifhen Weffelicjto und dem zweiten Meyerhofe Kleinfbiefchig liegt das Herr⸗ fhaft Mühlhaufner Dorf Geftrjebig mit feinen Sründen. Es hat eine Auspehnung von 1,277 Joch 108. K., umfaßt 4 Dörfer mit 150 Häufern und 3.000 Einwohnern, deren Hauptnahrungdzmweig im Setreidbaue, in Sewerben, dann im Holzhandel aus

Das Königteich Böhmen. 353

den benachbarten Herrſchaft Worliter, und Mühl— hauſer Waldungen beflehet. Dis Gut gehört ge: genwärtig bem Stanz Joſeph Freyherrn von Breit: teld Ehlumcjansty. Der Sig des Amtes if in Weſſeliczjko, das ih 60 Häufern 370 Seelen zäblt, worunter fich viele Gewerböleute aller Arı ans’ gefiedelt haben, hat ein ſchönes Schloß, das durch ei⸗ nen vorliegenden Teich vom Orte abgeſondert iſt, eine Solaligkirdye, eine Trivialſchule, eine Flußſiederei, ein Bräu« und Brantweinhaus. |

Dad Gut Unterhrachowitz hat eine Area von 201 Joch 1,179 Q. K., enthält zwei Dörfer mit 16 Wohngebäuden und 8O Einwohnern, die von Ge⸗ . treidvbau und Zaglohn leben, hat ein obrigfeitliches Schloß. Gehört dem Herrn Franz Kölner.

Im nordweftlichen Theile des Taborer Kreifes liegt das Gut Wlafenig, zwifhen Zabor und Giſtebnitz, 10 Meilen von ber Hauptiladt, entpält eine Area von 531 Zoch 1,419 Q. K., 2- Dörfer mit 34 Häufern und 303 Einwohnern, die von dem Feid⸗ bau fih nähren.

Am Orte Wlaſenitz, dad am Bade Beg⸗ (how liegt, ift dad Verwaltungsamt, zählt 24 Häu⸗ fer und 200 Seelen, bat cm .obrigfeitliched Schloß. Schört dem Herrn Johann Zreyh. von Schmieden.

Das But Wlczkowitzz, liegt im Norden des Taborer Kreifed an der äußerften Granze des Kaus rjimer Kreifes, enthält einen Zlächeninhalt von 1,351 oh 1,240 Q K., 9 Dörfer, in welchen ſich aud fremtherrfchaftlide Untertbanen befinden , zuſammen mit 55 Wohngebäuden und 447 Einwohnern, die ſich von dem Aderbaue und der Viehzucht nähren. Das Berwaltungdamt befindet fih ın Wlczkowitz.

54 Das SRerreibifdhe Kaiſerthum.

Der Befiger dieſes Gutes ift Herr Joh; Freiherr von Millad. .

Das Gut Woditz, welches dem Herrn Manfuet Leitenberger gehört, Liegt im Norden des Taborer Kreifed, 9 Meilen von der Hauptfladt. Daffelbe wird von dem Woditzeer Bache bewäflert, ber bie Herr⸗ fhaft Patza von dem Gut Woditz ſcheidet.

Die Gegend um Wodi ift ein ſanftes Mittels

gebirg. Der Klächeninhalt diefed Guts beträgt 1,691 Koch 154 Q. K., enthält 3 Ortſchaften und 4 Dos minikalanſiedlungen, zählt in 99 Hausnummern 770 Einwohner, deren Hauptnahrungszweig im Getreibbau beſtehet. Der Hauptort iſt Wodik, Dorf von 48 ‚Hänfern und 390 Seelen, hat ein fhönes Schloß, worin fich dad Amt befindet, mit einem ſchoͤnen Gars ten. Auf biefem Gute find 3 emphiteutifche Mahl⸗ mühlen mit einer Delmühle und zwei Bretfägen. M Dos Gut Wonſchow, liegt an der nordöflis den Spige ded Taborer Kreifes, nad) der alten Eins theilung im Czaslauer Kreife, hat eine Area von 3,972 Joch 624 Q. K, , enthält 9 Dörfer, nebfl dem mit der im Cjablauer Kreife liegenden Herrſchaft Une tertralowig gemeinſchaftlichen Dorfe Chiſchna, worin fi 7 zu biefem Gute gehörige Häuſer mit 40 Einwohnern befinden.

Im Banzen zählt dieſes Gut 203 Häufer mit 4,415 Einwohnern, die bloß von der Landwirthſchaft leben.

Der Amtsort, iſt das Dorf Bonfhow von 96 Haudnummern und 460 Seelen, und liegt an dem fogenannten Wonſchower Mühlteihe Sta mw, hat eine Pfarrkirche St. Martin, und ein Schloß , worin fi das Amt befindet. Gegenwärtig gehört dieſes But zum Prager Erzbisthum. |

. Das Königreid Böhmen. 655

Diefer Kreis dat drei k. Beeyfaffenviertel. Das erſte und dritte hat feinen Sig in Obratitz, das in 10 Häufern 113 Seelen zählt.

Der k. Sreifaffen s Aeltefte befigt einen eigenen Sreifaffen » Hof mit fchönen geräumigen Gebäuden.

Das zweite Freiſaſſen⸗Viertel hat feinen Sig in Sudomierjig, auf bem, Gut Nemiſchel, mit einer Poftftation:

Erſteres enthält eine Area von 4,753 Zoch 164

QD. K., von 16 Dörfern, 10 Höfen mit 359 Wohn⸗ gebäuden und 2,190 Seelen.

Legtered hat eine Area von 1,295 Joch 977 Q. K., von 5 Dörfern und 3 Höfen mit 99 Wohngebäus den und 6557 Seelen. |

556 Das Öfterreichiiche Kaiſetthum.

Der Rakoniger Kreis.

Lage, Sränzen, Größe,

Dieter gränzt im Norden durch den Egerflug mit dem Leitmeriger, im Oſten mit dem Bunz⸗ lauer, Kaurjtimer und mit Prag, im Süden mit dem Berauner, im Südweften mit dem Pi lfs ner, im Nordweiten mir dem Saazer Kreife, und zählt an Flächeninhalt nah Lichtenſtern 40 910, nah Kreybich 46 14 Q. M.

Nach der legten Volkszählung von 1827 enthielt die⸗ fer Kreis 162.570 Einwohner, worunter 85843 des weibs lihen und 76,727 des männlihen Geſchlechtes waren, fie bildeten Überhaupt 36,884 Wohnpartheien, und leb⸗ ten in 11 Städten, 8 Märkten, 518 Dörfern und in 23, 055 Wohngebäuden.

Uebrigens zählte man in dieſem Kreiſe 185 Seit: lihe, 417 Beamte und Honoratioren. Nach den Ges burts = und Sterbtabellen überfliegen die Geburten die Todesfälle vom vorhergehenden Jahre um 1,574.

Die gefammte Oberflähe

dieſes Kreiſes beträgt. 403,345 Joh 866 Q. KL., davon nehmen die ordentlis |

chen asterbaren Gründe 224,552 1,537 die Zriihfeltr . . . 12,624 691

Das Königreih Böhmen ° 557. die Waldungn . . . 98,494 Jod 1,370 Q. Kl.,

Bifn - - - - 6,05 467 Hutweiden u. Seflrippe 23,004 1,131 Sit . : 569 19 MWeingärtten . . . 440 1242

Klüffe, Bäche, Teiche, das Uebrige des Areals.

Diefen Kreis bewohnen hauptfählih Böhmen (Cjehen). Er wirb im Norden von der Eger, im Dften von der Moldau und Elbe begränzt, im“ Süden aber von der Beraun durdfloffen, ferner durchziehen denfelben der Rakoniger Bad, der bei dem Dorfe Przilep entfpringt, und unterhalb Pürglitz in die Beraun fällt, der Rothbach, ber feinen Urfprung auf der Herrſchaft Smetfhna bat, fib bei Welwarn mit andern Bächen vers einigt, und bei dem Dorfe Wegrek in die Mols dau ergießt. Auf feiner Oberfläche befinden ſich ges gen Norden meiftend fruchtbare Flächen, im Süden fanfte, wellenförmige Höhen, die nur gegen den Bes rauner Kreid fich mitunter fleil, und mit dichter Waldung befranzt, aufthürmen. Man baut Getreide und vorzüglih viel Weizen, Gemüfe, etwas Wein, meiftens um Prag, dann Hopfen; erzeugt viel Obſt. Die Pferde: und Schafzucht iſt vortreffiih. Er hat gute Steinbrühe und fehr mächtige Steinkohlenberg⸗ werke. Seine Berge liefern Eiſen und Marmorſtein; er iſt reih an Manufakturen, in baumwollenen Zeug, Tuch und wollenen Strümpfen, beſitzt Eiſenſchmelz⸗ hütten, Potaſchen⸗ und Bleizuckerſiedereien, Papiers mühlen und einige Geſundbrunnen.

In dieſer Hinſicht ſind auch die Nahrungequellen der Kreisbewohner mannigfaltig.

L

D }

358 : Das öſterreichiſche Kaiſerthum.

Zu der Gewerbdausſtellung im Jahre 1820 lie⸗

ferte dieſer Kreis Bleizucker aus Pürglitz, und die

erfreulichen Produkte des fürſtlich Fürſtenbergiſchen Eiſenbergwerkes in Neu⸗Joachimsthal.

Die Stadt Rakonitz if eigentlich die Kreis⸗ ſtadt, da jedoch fi das k. k. Kreisamt in ber alten Stadt Schlan befindet, fo wird dieſe Stabt ald der Hauptort des Kreifes angefehen. Sie liegt an dem fogenannten Rothenbache, vier Poftmeilen von ber Hauptfladt. Ihre Erbauung fält nah Hageks Chronik um das Jahr 750 unter der Regierung des Herzogs Negamifi, bei Gelegenheit, wo die Salze quelle an dem fogenannten Salzberge entdeckt wurde; der Bau und die Salzfiederei zog mehrere Menfchen bieber , die fich 'anfledelten,, und nach und nah Häus fer erbauten. Der bierdurd erzeugte Wohlſtand ers werfte bei den Saazern Neid und Haß, fie überfie⸗ ‚Ien bie Salzwerke, zerfiörten und verfchütteten dieſel⸗ ben. Man zeigt noch heute eine Duelle, die fals sig iſt. | . Ehedem war Schlan eine Föniglihe Stabt, und

führte im Wappen einen Löwen im rotben- Felde, an der Seite einen Berglnappen mit einer Kufe Salz in der Hand, und auf dem Kopf einen Helm mit. ro⸗ then und gelben Federn und fieben Sternen geziert. Da fie aber mit Anfange des 17ten Jahrhunderts auf die Seite bed Pfalzgrafen Eriedrich trat, verlor fie

nach der Schlacht auf dem weißen Berge alle Gerecht⸗ fame, und ward eine ber gräflih. Familie v. Martis nid unterthänige Stadt. Sie liegt unterm 50° 14'418" ‚nördlicher Breite und 82° 37’ Öftlicher Länge, ift ummauert, hat Vorſtaͤdte, 3 Xhore, zählt in 450 Häus fern 3,525 @inmwohner, die fi von Stadtgewerben

Das Könige Böhmen. 559

überhaupt, und Infonderbeit von ber Tuch⸗ umd Strumpfweberei nähren. Da hier die Karlsbader, Seipziger, Teplitzer und Budiner Straße durchziehet, ift diefe Stade ſehr lebhaft. Sie befigt die Dekanalkirche St. Gotthard, dad Piariftenkolles gium mit dem Gymnafium, dann bad Franziskaner⸗ kloſter, an vorzügliden Gebäuden: dad Kreishaus, das Rathhaus, Piariftenkolegium, Poſthaus. Der Magiſtrat iſt organifirt.

Die Herrſchaft gleichen Namens hat einen Flaä⸗ cheninhalt von 6,719 Joch 268 Q. K., umfaßt nebft - ber genannten Stadt 12 Dörfer mit 302 Wohngebaäu⸗ den und 2,101 Einwohnern, die im Feldbau ihren Nahrungdzweig finden. Der Gig des Amtes ift in der Stadt Schlan. "

Die Dörfer find: Wotrub, Trpomech, Blas hotitz, welche nah Schlan eingepfarrt find, Kwils Lig mit der Pfarrkirche St. Beit, Neprobilig, ehemaliger Witterfig, eingepfarrt nah Kwillig, Denow, eingepfarrt nah Swolleniomes, Hob⸗ fhomwig mit der Pfarrfirhe zum heil. Wenzel, Skur, dad fih mit der Herrſchaft Zlonitz theilt, und nah Hobſchowitz eingepfarrt ift, Kutrowis, das fid) mit der Herrſchaft Wranai theilt und nad Kwillis eingepfarrt if, Lunkow, eingepfarrt nad Hobſchowitz, Bitow, eingepfart nah Zlonig, Wrbitſchan, eingepfart nah Klobul, Wra⸗ naier Herrfchaft.

Die königliche Kreisſtadt Kakonitz (Rakownjk) legt am Bache gleichen Namens, 6 Meilen weſtlich von Prag, in einem von mäßigen Gebirgsabhängen und Waldungen faft gefchloffenen Thale, unter tem 50° 6' 36’ noͤrdlicher Breite, zähle mit den Vorſtädten

560 . | Das öflesreichifche Kaiſerthum.

1, ohne denfelben 190 Häufer mit 2,350 Einmwoh- nern, worunter 72 Juden ſich befinden, ſte ſprechen mit wenigen Ausnahmen bloß böhmiſch, und nähren ſich vom Ackerbau und den gewöhnlichen Handwerken, worunter ſich die Hafnerarbeiten auszeichnen.

Die Stadt befigt die Dekanatskirche St. Bars tbolomäus, ferner die Dreifaltigleitss- und St. Egidiuskirche, dann die Rochuskapelle außer der Stadt; den fchönen Ringplag in der Stadt ziert die Muttergotted s Statue. An vorzüglichen Ges bäuden hat jie dad Rathhaus, vereint mit dem Krimis nalhaufe, das Hauptfchulgebäude, das Brauhaus. Der Magiftrat iſt hier regulirt, und übt zugleich das Kris minalgericht über den Kreis aus.

Ohnweit der Stadt befinden ſich bedeutende Stein⸗ kohlenwerke, dann eine Papiermüble und eine Glads hütte.

Die Stadt beſitzt nebſt dem Marktflecken Senos mat, der von Rakonig.eine Stunde entfernt iſt, noch an Dominifale und bürgerliben Gründen 3,295 Joch 180 Q. K.

Die koͤnigliche Stadt Welwarn liegt 4 Meilen nordwärts von der Hauptſtadt am Rothenbache, bat vier Stadtthore, und zählt in 190 Häuſern 1,225 Einwohner, die böhmiſch fprehen und größtentheilß vom Aderbau, mitunter auch von der Weberei leben. Ihre Erbauung fehreibt man den Ungarn zu, die fich bei ihrer Invafion nad Böhmen im 10ten Jahrhun⸗ derte bier nieterließen und die Stadt erbauten. Her⸗ zog Boleslhaw I. aber wollte fie nicht im Lande dul⸗ den und vertrieb fie, wodurch die Stadt bad Eigenthum der Kammer wurde. Wladis law 11. erbob fie zu einer €. Stadt, und eriteilte ihr mehrere Privilegien,

Das Königreih Böhmen. . 561

fie iſt unmittelbar unter dem Schuße des jeweiligen Oberfiburggrafen geflelt. Die Stadt befist die Deka⸗ natäfirde St. Katharina, außer ter Stadt vor dem Prager Thore die Cimeteriallirhe St. Georg, An vorzüglichen Gebäuden die Decyantei, das Rath: haus, das Spital, das von Sieben Pfründlern bewohnt wird. Der Magiftrat ift hier regulirt.

An Reolitäten befigt die Stadt die Dörfer Na« bin, Bratfowig und die Hälfte des Dorfes Großs bitfhin, dann einen Ruſtikalhof im Dorſe Mil hetitz.

Die Sr.k. k. Hoheit dem Großherzog von Tos⸗ kana gehörige Herrfhaft Buſchtiehrad liegt an der nah Schlan führenden Chaufiee, zwei Meilen von ber Hauptfladt, enthält einen Flächeninhalt von 7,869 3oh 11 114 Q. K., umfaßt einen Murft und 18 Dörfer mit 404 Häufer und 2,808 Einwohnern, die bei dem Steintohlenbergbau und in der Landwirth⸗ [haft ihren Lebensunterhalt finden. .

Der Haupt = und zugleich Amtsort ift daB Dorf Buſchtiehrad, daſſelbe befist an der Anhöhe ein anfehnlidhes Schloß mit einer neu gebauten fhönen Kapelle. Obſtalleen aus allen Richtungen führen du dieſem Scloſſe.

An dem nördlichen Abhange dieſer Allee liegt ber Markt Butzkow, der aus 147 Häufern mit 1,056 Seelen beſtehet. |

Obngefähr 3)4 Stunden von diefem Markte Tiegt Das Dorf Lidig mit der anfehnlichen Pfarrkirche St. Martin, und eine Stunde vom Amtsorte liegt daß Steinkohlenwerk, das fehr mädhtig iſt, und zugleich

562: Das oſterreichiſche Kaifırtkum.

Kohlen von ter beſten Art Liefert, daher dleſelten all⸗ gemein geſucht werden.

Die dem Prager Domkapitel gehörige Herrſchaft Ehrafian mit dem Sute Aunietig, liegt ſehr ausgebreitet und wird von mehreren Dominien durch⸗ f&nitten, enthält an der Area 5,983 Joh 225 Q. K., umfaßt 8 Dörfer mit 319 Häufern und 2,198 Eins wohnern, die von der Landwirthſchaft und der Vor⸗ fpannteiftung leben.

Das Direktorialamt befindet fih im Dorfe Eh rar flian, dad an der Reichspoſtſtraße liegt, und in 32 Hausnummern 226 Seelen zählt, bat ein Pleines Schloͤßchen, und iſt nach dem Dorfe Bor e ch ein⸗ gepfarrt.

In kleiner Entfernung von Chraſtian liegt gleichfalls an der Reichspoſtſtraße das Dorf Duſch⸗ nik mit einem k. k. Poſtamt.

Bei dem Dorfe Große Prilep befinden ſich mächtige Steinkohlengruben. |

Das Dorf Wokowitz liegt bei Weleflawin, . 3j4 Stunden von Prag, und iſt nah Libog ein» gepfarrt.

| Das Dorf Knobis liegt an br Schlaner

Chauſſée, theilt fi mit dee Herrfchaft Kaufhetin, und iſt nah Pher, Smetfhner Herrſchaft einger pfarrt.

Dad Gut und Dorf Aunietitz liegt an der Straße, die nah Welwarn führt, bat eine eigene Pfarrfirche zur Maria Himmelfahrt. Es iſt hier der Begräbnißort des Prager Domfapitels bei St. Veit,

Das Königreich Böhmen, 563

‚Die Herrſchaft Horomekitz, beziehungsweife ren zerfireute Ortſchaften, Tönnen theils zu ben agebungen Prags gerechnet werden, theils liegen dies ben nur wenige Stunden von ber Hauptfladt ents nt. Ihr Flächeninhalt beträgt 5,860 Joch 1,256 2)6 ‚Ki. und fie enthält ſechs Dörfer, zufammen mit 1 Wohngebäuden und 2,780’ Einwohnern, die fos hl von der Landwirtbfchaft, ald auch vom Handel t landwiethfchaftlichen Produkten nah der Stadt ten Lebensunterhalt beziehen. Sie gehört dem Präs mflratenferftift Strabof. Der Hauptort iſt das ef Horometig mit einem ſchloßähnlichen Mayerhofe;

e Amtsort hingegen befindet fih zu Prag im Etiftd- .

yäude.:

Sm Dorfe Auhonitz vier Stunden von Horo⸗ zig ift die Pfarrei und Schule, dann in der. zum orfe Nebofhiä gehörigen fogenannten @iche ühle eine landesbefugte Roſolio⸗ und Rübßöls brit des Herrn Shimann und Kompagnie.

Die Majoratöherrfhaft Zeniowes und Wel⸗ u8 Liegt im Nordoften des Kreifes an der Poſt⸗ ige, die von Prag nah Leitmerig und Te⸗ ig führt, gegen die Gränze des Bunzlauer und mrfimer Kreifes, zu welchem legtern fie ehemals ‚örte. Sie Hat einen Klächeninhalt von 9,154 Jod 7 Q. Kl. umfaßt einen Markt und 24 Dörfer mit 5 Einwohnern, bie. von der Landwirthſchaft, Ho⸗ ns und Obſtbau ihren Nahrungszmeig beziehen.

Die Moldau theilt die Herrſchaft in 2 Theile, b ihre Dörfer liegen die» und jenſeits berfelben,

Am rechten Ufer liegt dad Dorf Weltrus mit »Kirche unter dem Titel des heiligen Johann des äufers, und nah Davids Beſtimmung unter dem >’ 46! 30° der Breite, und 31° 59' 52’ der Länge. Sänders u. Böllertunde. 19. Ban. Do

N

84 Das ößerreihifhe Kaiferthum.

Eine Viertel Stunde von diefem Dorfe kömmt man auf die nad ihrem Beſitzer benannte Chote⸗ kiſche Inſel. Weiland der Hr. Vater Gr. Exzellenz des: jetzigen Oberfiburggrafen, Rudolph Graf Cho⸗ tet, hat bier die Kunft und Ratur fo finnig zu vers mäplen gewußt, daß man oft nicht weiß, fol man jener, oder bdiefer huldigen., Im jened Gebiet gehoͤ⸗ ven: das prächtige Schloß, die türkiſchen Gärten, das chineſiſche Vogelhaus, die gothifhe Mühle, der unter: irdifche Kanal, die -verichi.denen Tempel, Denkmäler und Brüden, die alle ein ſchönes Ganze bilden, und fi

nicht für den Augenblid gebildet, fondern als Gepräge altroömiſcher Solidität darſtellen, wie man fle an der Viaappia, oder am Eolifeum bewundert. Der Part bat 800 Megen Ausfaat, man Tann daraus feinen Umfang bemeffen. Jeder Fremde, ber bier aus bem Kurorie Zeplig nah der Hauptflabt fährt, verweilt mehrere Stunden auf diefer Infel, ergötzt ſich an bien fen Geyenfländen, und ehrt hiebei dad Andenken an feinen verblichenen Schöpfer. Nur Schade, baß bie fonft ruhige und freundlide Moldau bei hohem Wafs ferftande hier fchon einigemal gegen diefen Park feints Lich geflutbet hat.

Die Majoratöherrfhaft Kollefhowig liegt an der äußerfien Gränze des Rakoniger Kreiſes, gränzt mit der im Saazer Kreife liegenden Herrfhaft Pe⸗ teröburg, 8 Meilen von Prag, 2 Stunden von ber Kreisfladt Rakonig und 4 Meilen von Schlan entfernt, bat einen Umfang von 7,132 Joch 998 Q. Kl., ums faßt 9 Dörfer mit 413 Wohngebäuden und 2,781 Eins wobnern, die deutfch ſprechen, vom Feldbau und zum

Theil auch von der Wagenfchmicr » Erzeugung ſich nähren.

Das Königreih Böhmen. 505

Das Direktorialamt befindet fih im Dorfe Kols lefbowig, daB eine ſtarke Viertel Stunde von der Karlöbader Poſtſtraße entfernt liegt, in 98 Haus⸗ nummern 612 Seelen zählt, eine Pfarrkirche unter tem Titel Peter und Paul, dann ein fehr fchönes und großes Schloß befigt, an weldes ein Ziers und Küchengarten, dann ein großer Zafan s und Obſtgar⸗ ten ſtoͤßt. Berner ein großes Amtshaus, worin zus gleich die Beamten wohnen. Ehedem als hier die alte Karlsbader Straße durchging, befand fih die k. k. Poſtſtation da, gegenwärtig ift fie nach dem zu dieſer Herrſchaft gehörigen Dorfe Horofedl, duch wel⸗ ches die neue Poſtſtraße jetzt zieht, verlegt.

Die Herrſchaft befigt fechd große und zwei klei⸗ ne Meperhöfe.

Auch im Dorfe Woratſchen befindet ſich eine Pfarrkirche zum beil. Jakob, und eine zu Dekau zum beil. Johann dem Käufer.

An diefe Herrichaft gtänzt die Allobialherrfchaft Petrowitzz, und wirb von jener durch ben Rak o⸗ nitzer Bad) getrennt.

Sie hat einen Flaächeninhalt bon 5,126 Joch 447 D. Kl., umfaßt 9 Dörfer mit 366 Wohngebäuden und 2,455 Einwohnern ; welche böhmifch fpredhen und fi von der Landwirthſchaft nähren, denn ein Theil derfelben bat von den vorhandenen fieben mindern Meyerhöfen, ſechs Höfe im emphiteutifhen Erbpacht. Der Hauptort biefer Herrſchaft ift das Dorf Petrowig mit einem alten Schloſſe und der Pfarrs liche Mariä Heimfuhung. Die Dörfer Sey⸗ wedel, Pritina, Senetz, Shanowa, Naus jowa find nad Petrowitz, Hofotrey aber aach Ralonig eingepfarrt. Ä Dei

566 Das oſterrelchiſche Kaiſerthum.

Die Herrſchaft wird vom Amte in Ko ef de wit verwaltet.

Auf der Herrſchaft befinden fih vier Steinkoh⸗ lengruben, von welchen die eine von der Obrigkeit, eine andere von ber Herrſchaft Krzittz, die dritte von dem Beſitzer bes Hofes Panaſchow Augezd, bie vierte von der Gemeinde Hoſtokrey bebaut wird.

Beide Herrichaften gehören dem Herrn Stephan Srafen Dlivier von Wallis, Kreiberrn auf Karriggmeim.

- Die Sr. Durdlaudt dem Herrn Joſeph Fürſten

von Schwarzenberg und Herzog von Krumau gehörige Herrſchaft Kornhaus, liegt fünf Poflmei- len weftnordwärtd ven Prag und gränzt mit der Herr⸗ ſchaft Krufbowig und Smetfhno, hot einen Flächeninhalt von 9,913 Joh 450 Q. Kl., .ımfaßt ein Städtchen und 13 Dörfer, worunter fi fünf ge theilte befinden; zählt in 434 Wohngebäuden 3,570 Einwohner, welche fih vom Feldbau und Gewerbsbe⸗ trieb nähren.

Dad Direftorialamt iſt im Städtchen Korn baue, das an der Karlöbader Poftfiraße liegt, in 109 Wohngebäuden 908 Seelen zählt. Es beftehet dafeibft eine Pfarrlirche zur heil, Katharina, dann ein fehr geräumiges Schloß und ein Spital, Kornhaus war ebemald ein Jagdſchloß der böhmifchen Könige, und der erfte Tafangarten ward bier angelegt.

Das dieſer Herrfchaft inkorporirte Gut Kaunow gränzt' mit Kruſchowitz und Zitolieb, enthält eine Area von 2,051 Joh 922 Q. Kl. worauf fich zwei Dörfer mit 87 Wohngebäuden und 585 Seelen befins den. Die deutfhe Sprache ift hier die herrſchende,

und die Einwohner nähren ſich vom Feid⸗ und Ho⸗

Das Königreich Böhmen. 567

pfenbau, weldyer Iegterer von vorzůglicher Guͤte iſt, und ſehr ſtark gebaut wird.

Die Verwaltung dieſes Guts wird vom Direk⸗ torialamte in Kornhaus beſorgt.

Im Dorfe Kaunomwa befindet ſich tie Kirche zum heil. Veit, die von einem Pfarrabminiftrator verfehen wird, dann die Kapelle Skt. Adalbert. Auch befigt das Gut fehr ausgiebige Steintohlenwerfe. Anf einem gegen Süden liegenden hohen Berge, im Walde Zbon, gewahrt man Ruinen einer alten Burg gleichen Namens.

Herrſchaft Krzitz und Sqloßbof liegt an der äußerſten Gränze des Rakonitzer Kreiſes, und wird von dem Pilſner und Saazer Kreis begränzt, hat eine Ausdehnung von 16,980 Jod 1108 Q. Ki., umfaßt zwei Städten und 18 Dörfer, die 909 Wohngebäude mit 5,803 Einmohnern enthalten, deren Erwerb im Ackerbaue, Viehhandel und Handwerken beftehet.

Das Direktoriolamt befindet ſich im Dorfe Krzitz, das in 44 Hausnummern 383 Seelen zählt, befigt eine Pfarrkirche zum heil. Johann von Nes pomuf, und ein Schloß. | Auf diefer Herrfchaft beftehen drei Vitriolberg⸗ werke, die von Privaten betrieben werden.

Im unterthänigen Städthen Tſchiſtay, das 204 Häufer mit 589 Seelen enthält, beſtehet eine Pfarrkirche zum heil. Wenzel, eine Baummollenfobrif, die auf 10 Stühlen betrieben wird.

Das unterthänige Städtchen Kozlan befigt eine Pfarrkirche zum heil. Caurenz, bat fo wie Efdhis flay einen Ortövorfleher. Auch befigt die Gemeinde an Dominikalgründen 419 Jod 667 Q. Kl. und an Rufikalgründen 1,409 Joh 1,425 Q. Kl. Die Herr⸗ [haft gehört dem prager neuflädter Damenftift.

nu 8

568 Das zferreichiſche Kaiſerthum.

Die Fideikommißherrſchaft Mühlhaufen liegt an der Moldau 2344 Meilen nordwärts von Prag. Ihre Area beträgt 4,927 Zoch 1,011 Q. Kl. mit 13- zum Theil Theiltörfern, welhe zufammen 406 Wohn⸗ gebäude mit 2,372 Einwohnern enthalten, die vom Ader s und Obſtbau leben.

Der Amtsort if Mühlhaufen (böhmiſch Nal⸗ zowed), Dorf mit 45 Hausnummern und 399 Sees len, hat eine Öffentlihe Kapelle zum heil, Andreas Apoftel, die von einem Lokaliſten verfehen wird, ein altes, im gotbifchen Style erbautes Schloß. Im Dorfe Minis befindet fich die Narrkirqhe zum heil. Jakob dem Großen.

Beim Dorfe Kameny of gräbt man eine rothe Farbe, die man zu Röthel für Bimmerleute und Tiſchler verwendet. Nebftdem wird bier und bei dem Dorfe Minis auf Steintohlen gebaut, doch find legtere den erfleren vorzuziehen.

Das lange Dorf Holubig hat auch feine eigene Pfarrkirche unter dem Titel Mariä Geburt.

Ghen fo Libuſchitz, wobei noch Ruinen einer alten Burg zu feben find, von der bie Sage gebet, daß fie Libuſcha erbaut babe.

Die Herrfhaft gehört Sr. Durchlaucht dem Herın Ferdinand Fürften von Lobkowitz, Her: 3098 zu Raudnig.

Die Allodialberrfhaft Oberberzkowitz liegt im nordöſtlichen Theile des Rakonitzer Kreifes, von dem linten Ufer der Moldau nördlich, von dem Ufer ber Elbe weftlih, in der Entfernung einer Stunde

von dem Vereinigungspunkte diefer beiden Flüße und

der k. Siadt Melnikk. Berührt oftfünlich bei dem

Das Königreich Böhmen, 569

Dorfe Spomifchel den Bunzlauer, norböftti beim ' Dorfe Pochapel den Keitmeriger Kreis,

Ihr Flächeninhalt beträgt 3,644 Joch 1,132 O. Kl. und fie enthält 2 ganze und 7 theild mit dem Herzogtbum Raudnig und theild mit ber Herr⸗ Ihaft Unterberzkowitz getheilte Dorfſchaften, zur fammen mit 227 Wohhgebäuden und 1602 Einwoh⸗ nern, welche ſich größtentheild vom Aderbau ernähren, doch wird auch bei jedem Dorfe mehr oder weniger Hopfen, und bei dem Dorfe Bechlin auch der Wein⸗ bau betrieben. Berner befinden fi anf dieſem Domi⸗ nium viele Obſtgärten, welche viel und edles Obſt liefern. Die Viehzucht it wegen wenigen Wieswachs und Hutweiden nicht fehr bedeutend, die Obrigkeit balt jedoch fchönes veredeltes Schafoieh in brei Schä⸗ fereien , nebftdem wird fih auch auf die Bienenzucht verlegt,

Sie gehört den Erben nach der Frau Therefe Er fin von Ledebur, gebornen Gräfin von Hartig.

Der Sig bes Amtes ift im alten Schloßgebäude in dem Dorfe Oberberzkowitz, wildes 59 Haͤu⸗ fer mit 444 Seelen zählt, Übrigens befindet fih noch dafelbft ein zweites Schloß, das unter die frhönften in Böhmen mit Recht gerechnet wird, ınit einer Ka⸗ pelle, mit einem Bier« und Küchengarten , worin ein großes Feigenhaus fich befindet. Die Pfarrkirche ber Herrſchaft, St. Bartholomäus, zu welder 3 Meyereien gebören, it in dem Dorfe Ejernaus ſchek, und im Dorfe Koftomlat befindet ſich die Filialkirche Peter und Paul.

Die Fideikommißherrſchaft Unterberjlomwig liegt im Dften des Rakonitzer Kreifed, end ihr iſt

a

870 Das Öfterreihiihe Kaiferthum.

ber Ritterfiß Bech lin einverleibt. Ihr Flächeninhalt beträgt 6,975 Joch, 1 Q. Kl., hat nebfidem Enela- ven im Bunzlauer und Leitmeriger Kreife, umfaßt 414 Dörfer, wovon jedoch nur drei ber Herrfchaft ganz angehören, die übrigen find mit fremden Unterthanen gemiſcht; enthält an Wohngebäuden 449, an Einwohs nern 2,831, die ‘vom Getreide, Hopfen, Wein⸗ und Dbſtbau ihren Erwerb gewinnen.

Dee Sig des Amtes ift im Dorfe Unter:

Berzkowitz, das an des Elbe unter Melnik liegt,

in 83 Wohngebäuden 527 Seelen zählt, ein, altes Schloß befist, woran man noch das Wappen ber ches maligen Befiger Ritter Bellwis von Noftwig fieht, die noch im Jahre 1606 bier gehauft haben,

‚und fpäter, wahrſcheinlich im breißigiährigen Kriege,

ſich des Glaubens wegen, geflüchtet haben.

Sie gehört Seiner Durchlaucht dem Fürſten Berdinand von Lobkowitz, Herzog von Raudnitz.

Die Herrſchaft Pürglittz, die eigentlich ans ben beiden Herrihaften Pürglig und Kruſcho⸗ wig, dann dem Gute Niſchburg beflehet, liegt im Weſten von der Hauptfladt, und im Südweſten bes Rakonitzer Kreiſes gegen die Bränze des Berauner und Dilfner Kreifes. Ihr Flächeninhalt beträgt 97,348 Joch, 429 Q. Kl. oder 9%, Quadratmeilen,, wird jeboch ber Fluß Beraun, die Menge der Bäche, dann die Selfen und unnügbaren Flächen hinzugeſchlagen, fo bürfte dieſe Herrſchaft wohl 10 deutfche Quadratmei⸗ len inne haben. Sie umfaßt zwei Städte, und 65 Dörfer mit 3,280 Wohngebäuden und 26,076 Einwoh: nen, und zwar: Die

Das Königreih Böhmen, 571

Herrſchaft Yürglig 1,489 Häufer mit 12,444 Seelen

SKrufbowig1,1077 .— 8885 ' Su Niſchburg 230 1,93 Schutzſtadt Neuflr as

(big mit dem dazu

gehörigen Dorfe Pes

sinow . x. .. 7 1664 Schutzſtadt Un hoſcht 1738 120

sufammen obige Summe 3,280 Häufer 26,076 Einw. Verwaltet wird fie, und zwar bie Herrſchaft Pürglitz vom Oberamte in Pürglitz; die Herr-

ſchaft Krufhomwig" vom Direktorialamte in Kr us fhomwig; das But Nifhburg vom Berwaltungss

amte in Rifhburg. Das Banze dirigirt ein Ad⸗

minifirator mit dem Titel eines Hofraths.

Die Einwohner nähren fihb vom Feldbau, vors züglich aber von der Zufuhr der Kohlen und des Eiſen⸗ fleines zu den Eiſenwerken, dann von ber Verfüh⸗ sung bes Holzes nach Prag, und Fünftig zur Eis fenbahn.

Die in der Geſchichte merkwürdige Veſte Pürg⸗

litz liegt weſtlich von des Hauptſtadt, umgeben von hohen Bergen und dichten Wäldern an dem ſogenann⸗ ten Rakonitzer Bache, bee bald ſich in die Mies, ‚oder Beraum ergießtz fie wird böhmiſch Krjiwos klad genannt, welches heißt, krumm angelegt. Der Hauptgrundriß gleicht einem Dreiede, defien Spige der gegen Oſten fiehbende Hauptthurm ausmacht, die andern zwei Eden find ebenfalls mit Thürmen verfes ben, wovon der fübweflihe Lidomorna (Hunger- thurm) hieß, und das tiefe Burgverließ in ſich ent» hielt. Ein einziger Eingang gegen Süden führt in

873 Das öoſterreichiſche Kaiſerthum.

die Burg, von allen Übrigen Seiten war fie wenig« fiens ehemals unzugänglich. Die vielen ſichtlichen Spuren ehemaliger Brände, und die mancherlei Trümmer von Warten und Mauern, geben diefem Drte ein ziemlich finftered, feiner frühern Hauptbes ſtimmung, ald Staatögefängniß , entfprechendes Ans fehen. Im Hauptgebäude, daB fonft leer fland, wohnt gegenwärtig der Schloßkaplan, und der rückwärtige Blügel defielben wird zur Schule und zur Wohnung für den Rentmeifter eingerichtet , der ehemalige gothi⸗ ſche Saal wurde für das Rentamt aufgenommen, bie übris gen Nebengebäude werden von den übrigen Beamten bewohnt. Um daB ganze Schloß, um bie Mauern, felbft unterm Dade der Kirhe rund herum, waren fonft hoͤlzerne Ballerien geführt, beflimmt, einen viels Leicht eindringenden Feind mit einem Steinregen abs gubalten. Erft vor einer Zeit wurden fie als unnd« thig und feuergefährlih weggengmmen,

Das merkwürdigſte alte Bebäude tft die Schloß⸗ firde zur heiligen Dreieinigkeit, vorzüglicde Aufmerkſamkeit verdient in ihr das gothifche Schnitz⸗ wert des Hocdaltard an Kunſt, Wohlerhaltung , an Friſchheit der Vergoldung, die erſt von geflern herzu⸗ fammen fheint. Diefe Kirche blieb bei der großen Geuersbrunft ganz allein unverlegt chen.

Der jegt beengte Platz vor der Kirche war ber Drt, wo fonft die Hinrichtungen gefhahen, man fieht allda einen Ballon, auf weldem König Wenzel IV. oft ten Hinrichtungen zugefehen haben fol, und von welchem eine Thüre in die koöͤniglichen Zimmer führt. Er ift für den Liebhaber alter Baukunſt, durb bie dünnen freiftehenden gotbifhen Säulen merkwürdig. Dir Geſchichtsforſcher verweilt hier nicht ohne ſchauer⸗

Das Königreih Böhmen, 578

liches Gefühl: denn hinter dem gelüfteten Schleier der Geſchichte, wallen alle die Schatten der ehemals bier Gemordeten feinen Augen vorüber. Daß es der Binrihtungen oft und viele gegeben habe, erſieht man, wenn an den Mauern , ober fonft an den abs gefonderten Stellen tief gegraben wird, man findet häufig Menſchengerippe ohne Haupt. Noch erſt vor mehreren Jahren fließ man bei Grabung eines Kel⸗ lers auf unterisdifhe Kerker, wo man Futtertroͤge, hängende Ketten , und unter folben Menfchengebeine fand. Auch im Hauptthurme fand man etwa vor 50 Jahren ein vermauertes Gewölbe, in demſelben ein menſchliches Serippe, und neben ihm einige Pfeile, nebft noch mehreren Papieren,

Das Dorf Buda umgibt im Thale von Süden und Weſten die Veſte, und der Rakoniger Bad durchfließt daffelde. Durch fleißigen Anbau hat man die Gegend zu verfchönern geſucht, und die Ausſicht iſt nun wirklich trog ihrer engen Beſchränkung re⸗ mantiſch und reizend. -

Nah den böhmifchen Chroniſten bat Herzog Wladiölaw im Anfange ded 12. Jahrhunderts diefe Burg erbaut; wenn man aber die Stürme feiner Zeit mit der Wichtigkeit und dem Umfange eines folchen Baues zufammen hält, ſcheint felbes nicht wahrſchein⸗ lich, und man dürfte glauben, daß fie von ihm ſchon vorgefunden, und nur vollendet und mehr befefiigt worden fey, ia felbft der Umftand, Ba Wiadislaw den binterliftig gefangenen Dtto von Mähren fon in demfelben Jahre, welches man ald den Zeitpunkt, der Erbauung angibt (1110), dahin ald Gefangenen bringen ließ , ift ein Beweis, daß der. böhmifhe Ges ſchichtsſchreiber Godmas von Prag wohl Recht ha⸗

67% Das Öfterreichifche Kaiferthum.

be, wenn er den Wladis law nur ald Wiederher⸗ Relles von Pürglig annimmt. Erſt nah 3 Jahren wurde diefer unſchuldige Gefangene entlaſſen. WB Tas Distaw felbft Fam nachher oft in diefe, damals zwar hoͤchſt rauhe, abır durch ihre Waldungen zur Jagd fehr bequeme Gebirgägegend. Bei einer biefer . Jagden Überfiel ihn zu3belno, ohnweit Pürglitz, die toͤdtliche Krankheit, und er ließ fih nah Wiſche⸗ hrad bringen, wo er ftarb.

Bald darauf Fam diefe Burg in die Hände ber Tempelherren. Wie lange fie folhe befeffen, warum fie ihnen wieber entzogen worden, und auf welche Art fie an die Krone zurüdgefallen? darüber findet fid nirgends eine Ausfunft, wenigftens finden wie ſchon im 14. Jahrhundert unter Rudolph und Johann von Lützelburg biefe Veſte der Obhut des berühms ‚sen Wilhelm Hafe (Zagicz) von Hafenburg anvertraut, der fein, Flug und entfhloflen eine wid tige Rolle in der Regierungsperiode diefer beiden Koͤ⸗ nige fpielte, ber bie ibm anvertraute Burg bald fo willkührlich, als ob fie fein Erbe wäre, behandelte, ih» se Feſtungswerke fo beträchtlich verflärkte, daß ex ſchier für ihren zweiten Erbauer gelten konnte, und fih nun boppelt dreift als deren Eigenthümer betrug... Ihm hatte Sohann die Erziehung feines erfien Sohnes, des nachmaligen, um Böhmen fo hoch verdienten Earl IV: anvertraut. Als er eben, um fein neued Amt zu übernehmen, nah Prag reifte, brach dafelbfl den 11. Auguft 1316 eine fchrediiche Feuerdbrunft aus, ber größte Theil der Stadt, und nebft ihm auch die, fs niglihe Burg verſank in Aſche; nirgends konnte man für den Hofflaat ein bequemes Wohngebäude finden, überdieb zeigten fi) zu Prag Spuren ber Pef.

Das Konigreich Böhmen. 575

‚Auf den Vorſchlag Wilhelms ward Pürglig zum Aufenthaltsorte gewählt. Zu eben der Zeit war Johann wie gewöhnlich abwelend aus Böhmen, und er übertrug während dem die Reichsverweſenheit P es tern, Erzbifhof von Mainz. Die Großen bed Reichs waren mit ber Regentjchaft dieſes Ausländerd unzu⸗ frieden. Peter wollte fihb dem Murren derfelben nicht länger audfegen, legte feine Würde nieder, und kehrte in fein Stift zurüd. Elifabeth übernahm daher die Regentſchaft bis zur Wiederkunft ihres Ges mahls.

Daß Wilhelm von Haſenburg zu dieſem Vorgange Vieles beitrug, iſt wahrſcheinlich, weil er als . after Landeskämmerer und Erzieher des Kronprinzen

ſich Hoffnung machte, unter dem Namen der Königin

die Zügel der Regierung zu lenken. Doc auch gegen. ihn flanden bald fehr mächtige Zeinde auf; der ganze Adel fpaltete ſich in zwei Partheien, die Königin ſelbſt war in Prag nicht fiher, fie flüchtete fih nah El⸗ bogen, einer Stadt, die damals für die feflefte galt, und überdies zu der Königin Leibgedinge gehörte. Als Johann diefes Ereigniß vernahm, kehrte er mit ei⸗ ner anſehnlichen Mannfchaft zurüd, und ging mit der⸗ felben gerade auf Prag los; nad einigen Gefechten mit abmechfelndem Glück ſah er fih zum Rückzuge genöthigt, und der innere Krieg hätte noch erbitterter um fich gegriffen, wäre nicht duch Kaifer Ludwigs Vermittlung ein Vergleich zwifchen König Johann und feinen Bafallen eingeleitet worden. Er fam unter der Bedingniß zu Stande, daß Johann alle aus Zützelburg mitgebradhten Kriegsvölker beimfende, und Feine Ausländer in Staatsämter einfhiebe. Dies verdroß den ohnehin in Böhmen mißvergnügten I o⸗ bann, er faßte den Entihiug, Böhmen mit der

U

5 Das öferreiägtfege Kaĩſerthum.

Rheinvfalz zu vertauſchen, und ſchon trat er mit dem Pfätzifhen Haufe in Unterhandlung. Doch feine Übfiht ward ruchbar, und hatte den gewöhnlichen Erfolg von Tauſchentwürfen.

Dies erbitterte die Großen des Landes. Sie mußten, daß Eliſabeth fich ebenfalls der Abficht ihres Gemahls widerfege, fie fahen diefe als ihre Erb: Tönigin an, und befchloffen daher ihren jungen Sohn ouf den Thron zu etheben, ihre ſelbſt während feinet Unmünbigfeit die Regierung aufzutragen , deſſen Bas ter aber der Herricaft über ein Land, dad er nicht gehörig zu fchägen wiſſe, zu rerluftigen. |

Zu bald erfuht der König diefen Entwurf. Hier⸗ über entfeglich entrüftet, eilte er mit bewaffneten Schaas ren nah Elbogen, bemädhtigte fich fofort des Schloſ⸗ ſes und des Prinzen, ließ diefen Letztern einige Mo» nate lang nebft feinen Wärterinnen in ein bunte Gewölbe einfperten, und verbannte bie hochſchwangere, vieleicht des ganzen Plans untündige Königin, nad Melnik.

Doch dieſe Handlung machte das Uebel nur noch örger. Jetzt erklärten ſic Wilhelm von Hafen: burg, Peter von Roſenberg, und Wilhelun von Landſtein, alle drei furchtbar durch Macht, Muth und Anſehen, öffentlich für Eliſabeth.

Die Stadt Drag trat biefem Bunde bei, bie Königin ward, in ihr Sig zu nehmen, eingeladen, und tom. Johann, eben damals zu Brünn in Mäpten befindiich, flog zwar bei ber erſten Kunde mit feinem gewöhnlichen Ungeftlüm , und feinem jus fanimengerafften Heere nah Prag, bemaͤchtigte ſich des Schloffes und der Kleinfeite, und begann bereit

Das Königreid Böhmen, 57

auch fiegend in die Altſtadt einzubringen ; doch hier warf ſich Hafenburg ihm entgegen, und vereitelte, feinen Angriff. Dea auch Rofenderg mit 400 Dann ber Stadt zu Hilfe eilte, both er die Hand zum Vergleich, deu auch zu Stante fam. Da nun Wilhelm von Har fenburg feinen Plan vereitelt fah, zog er mit meh⸗ reren böhmifchen Epelleuten zum Kaifer Ludwig, der damals im Kriege mit Friedrich von Oefterreich erwidelt war; noch ehe er Theil an diefem Kriege nehmen konnte, gerieth er mit einem feiner Gefährten in Streit, und ward erfioden, Dadurch wurde Pürgs» Lig wieder eine Löniglihe Burg, und Iobann machte fie wieder zu einem Staatögefängniß. Forte während glinimte in feiner Bruſt, trotz jened Pragers Vergleiche, der Argwohn gegen feine Gemahlin, die Furcht vor feinem eigenen Sohne fort. Immer bes forgte er, die Großen des Reichs bürften doch in feis ner Abweſenheit diefen zu ihrem König, jene zu deſſen Bormünderin erheben. Sich dagegen auf edleren We⸗ gen zu fihern, nicht mebe fo oft, und unndthig von feinem Königreiche zu entfernen das alles, fo löbs lich es gewefen wäre, lag nicht in feinem unfläten, Krieg und Reifen Liebenden Charakter, er wählte, um feiner Gegner Plan zu vereiteln, ein weit leichtere®, - obſchon gtaufameres Mittel, indem er abermals Mut⸗ ter und Sohn von einander trennte, ihr und ihren zwei Töchtern Melnik zur Wohnung anwies, den Prinzen aber nah Pürglit ſchickte, wo diefer nach» ber fo große Monard feine Jugendjahre in Waldes: dunkel als Gefangener drei Jahre zubrachte; aber viele leicht war es gerabe diefe Begebenheit , welche in ſei⸗ nem Gemüthe den frommen Blauben und tiefen Sinn erwedte, welche die Begleiter feines ganzen Leben

578 - Das Sfterreichifche Kaiſerthum.

wurden. Bald folte der junge Prinz nicht mehr ber einzige Gefangene in Pürgiig ſeyn.

Die Schlaht von Mühldorf hatte ben Streit um die deutfche Krone zwifhen &udwig von®Baiern, und Friedrich von Defterreich zum Nachtheil des Letztern entſchieden.

Friedrichs Bruder Heinrich wurde eine Beute des Koͤnigs von Boͤhmen, und von dieſem au ber Veſte Pürglitz verwahrt, wo er fo lange ver⸗ blieb, biß er auf das Vorwort bed Königs von Ungarn gegen Erlegung von 900 Mark Silbers, gegen fürms liche Entfagung aller Öflerreichifchen Prinzen auf Boͤh⸗ mens Krone verzichtete. Wenige Wochen früher vers ließ au Wenzel Pürglig, und wurde von feinem Water, ber es für geratben bielt, feinen Kronprinzen foweit ald möglich zu entfernen, nad Paris gefchidt, um dort erzogen zu werben. Am Hoflager des Königs von Frankreich, fand man den böhmifhen Namen Bazlam oder Wenzel anflößig, und er empfing in der Firmung den Namen Karl, welden er durch fein ganzes Leben beibehielt. Als König Johann keinen Staatögefangenen mehr auf Pürglig zu verwahren hatte, verpfändete er felbes, und erſt ald Karl aus Sranfreih zurüdgelehrt, und von feinem Water zum Statthalter in Böhmen, und Markgrafen von Mähren ernannt worden war, Iöfefe er Pürglig, und nod andere verpfändete Wellen aus, und räumte es feiner Gemahlin zum Wohnfig ein, wo fie Karl auf feinen Keifen durch Böhmen und Mähren, weldhe Länder er mit Weisheit und Milde beherrſchte, oͤfters beſuchte; aber als Johann zurückkehrie, wurde er abermals gegen feinen Sohn mißtrauifh gemacht, der bie Eiche des Volkes in fo hohem Grade befaß. Ä

Das Koͤnigreich Boͤhmen. 581

Auge auf der einen Seite in die unten vorbei rau⸗ ſchende Beraun, auf der andern in das tief liegen⸗ de Dorf eine angenehme Anſicht darbietet. Nach dem letzten Brande wurden deſſen Häuſer auf Koſten der hohen Obrigkeit den Abgebrannten von Stein ſolid aufgebaut, und ſie zeigen eine gleiche Phiſiognomie.

Die Herrſchaft beſitzt in Neuhütten ein Ei- ſengußwerk, Eifen » und Zeughämmer; in Althüt—⸗ ten einen Eifendammer; in Neujoachimsthal ein Eiſengußwerk fammt Kunffgießerei; in Roftod Eis fenbämmer, dann Bohr = und Drehwerk. In denfels ben werden erzeugt alle wie immer Form haben mö- gende Bußartitel, ale wie immer Namen führende Schmiedeifengattungen,, alle Gattungen Zeugmwaaren, ale Brett s und Handfägen, Mühlfpindeln, bauende und fehneidende Inſtrumente, ferner Dampfmaldinen und andere Beftandtheile der Fabriken. Auf der Herrs ſchaft befinten ſich fünf Eiſenſteinbergwerke, und 26 Eteinfohlengruben , oder Zehen, endlich ein Alaun⸗ und Vitriolbergwerk.

Die ausgedehnten Walbungen enthalten eine uns gebeuere Menge fblagbaren Bau und Brennhol⸗ zes, von welchen Beiden eine große Summe jähts lih auf der, im Baue begriffenen Eifenbahn, nad Prag verführt werden fann.

Eine Dteumfabrif befindet ſich in Hraholuft, und eine in Liſek, eine Bleizuderfabrit des Herrn Herz in Pregl, endlich eine, jedoch felten im Gan« ge begriffene Glasfabrik auf Steinkoplen in Luſchna.

Die Herrſchaft zählt vier Ruinen alter Burgen: tie zu Tegrow am Fluße Beraun, die einft nad den Chroniften zum Aufenthalte der böhmifchen Köni- ge, nachher aber zu einem Staatdnefängniffe gedient

Pp2

58822 Das äÖfterreihifche Kaifertbum.

baben fol, in Tester Zeit wurde fie von den Herren auf Tegrow bewohnt; das alte Schloß Dre wich oder Binczow im Thale Wuznice eine halbe Stunde unter dem Dorfe Bieletſch; dad alte Schloß Himna im Thale Klicjoma, dreiviertel Stunde ob dem Dorfe Zbeino; end» lid die alte Ruine Hlamacdo m zwifhen den Dir fern Liſchan und Luzna. Ueber diefe drei letzte⸗ se Burgen hat man keine gefchichtliche Notizen. |

Beim Dorfe Pod mokl, daß fhon an der Grän⸗ ge des Berauner und Pilfner Kreifes liegt, fand man im Sabre 1771 auf einer Wiefe nahe an der Bes zaun einen Keffel mit Goldmünzen, die man Res genbogenſchüſſeln nannte, dergleihen einzelne Stüde man noch zumeilen um Rifhburg herum findet, fie Haben den Werth von ein bis zwei Dus Taten. |

Auf der Herrſchaft befindet ſich ein Thiergarten für Hochs, Schwarz» und Damwild, welder 16,398 oh, 9 Quabtatliafter, oder 1 Ys Duadratmeilen enthält. Derfelbe bat einen Umfang von 26,144”: Kurrentklafter, oder 6’/, deutfche Meilen, von wele chem 15,626 7, Kurrentklafter mit einem hölzernen Zaune und 10,520 Kurrentklafter mit einer Stein: mauer umfchlofjen find.

Die Schutzſtadt Neuftrafhig liegt 47, Mes len von der Dauptfladt an einer Anhöhe, und wird gegen Aufgang von der Herrfhaft Smetſchna, ge gen Untergang von der Herrfhaft Kruſchowitz, gegen Mitternacht von der Herrſchaft Korahaus, gegen Mittag von der Herrſchaft Pürglig begrängt, und ift befonder regulär gebaut, fie zͤhlt 35 Hau⸗ fer mit 1,465 @inwohnern , mit bem dazu gehörigen Dorsfe Pezinow aber 276 -Häufer und 1,66% Eine

Das Königreih Böhmen. 579

| Johann entjegte Karl von ber ihm anver⸗ trauten Würde, und verwies Ihn nach Pürglitz zu feines Gemahlin. Stumm geborchte der Prinz, und wahrfcheinlich bewies gerade diefe Gelafienheit feinem Könige und Vater, daß ihm Unrecht gefchehe. Jo⸗ bann überdachte, was er gethan, und ed reuete ihn. Karl durfte Pürglitz wieder verlaffen, und erhielt von Neuem dad Marfgraftbum Mähren. Auch als Selbfiperrfher unterzeihnete Karl noch mande Urs funden zu Pürglisg, und ließ feinen Kronpringen Wenzel eine Zeitlang daffelbe bewohnen. _ Diefer liebte Pürglitz vorzüglich, und ald Regent veranſtal⸗ tete ex nicht nur Feſte für fremde fürflliche Perfonen, fondern vollzog auch viele Herrfchergefchäfte daſelbſt, und brauchte es zugleich ald Staatögefängniß, wo die ſchwerſten Verbrecher Hingerichtet wurden.

Im Huffitenfriege flüchteten viele Adelige mit ihren Schägen nah Pürglig und felbft die Landtafel, die während des großen Brandes auf der Burg gerete

>. tet wurde, ward zuerft daſelbſt verwahrt; doch brachte

man fie. weiter nah Pilfen, und fpäter nah Karlſtein.

In dieſem Huflitenkriege nahm Aled von Sternberg Pürglig in Befis, weldes erſt nad Ä feinem Tode an die Krone zurüdfiel.

Wiadislam II., welcher bier gegen bie Peſt und einen befürchteten Bund der Utraquiften Zuflucht ſuchte, ſtellte Pürglig wieder ganz ber, aber Fer dinand I. verpachtete die ganze Derrfchaft an Peter

Chraſt, und verpfändete felbe fodann an Eadislaw

Popel von Lobkowitz, bei deſſen Familie fie 43-

Jahre blieb, bis fie 1579 aus Georgs von Lobko⸗

wig auf Libohomwig Händen gegen KBerfag Länders u, Böllestunde, 19. Wand, Pp

S

380 Dad Öfterreihifhe Karferthum. der Herrſchaft Melnik um 21,500 Schod Grofcen,

f ! EEE. SE ) B .

und 2,500 Schod zur Ausbeſſerung beſtimmt, ausge

löſet ward.

Noch oft wurde Pürglig und vorzüglich ned der Schlacht am weißen Berge unter Ferdinand]. als Staatögefängniß gebraucht, und litt Durch meh: tere Feuersbrünſte, deren letzte das Hauptgebäude uns bewohnt machte.

Kaiſer Leopold T. endlich verkaufte 1691 bie Herrſchaften Pürglig und Kruſchowitz an Ernfl Grafen von Waldſtein gegen eine Summe von

400,000 Gulden, von welder Familie fie durch Hei⸗

rath an die Zürften von Sürftenberg kam.

Der gegenwärtige Befiter ift Se. Durchlaucht Karl Egon Füärf zu Fürftenberg.

u nn

Der zweite Amtsort iſt Kruſchowitz, das an

der Karlsdader neuen Straße, ſechs Meilen von der Hauptftadt Liegt, und ganz von Obflbäumen umges ben ift, bat ein ſchönes Schloß mit einer Schloßka⸗ pelle ,.ein Bräuhaus, dann Meyerhof, und ift nad Mutegowitz eingepfarrt.

Der dritte Amtsort if Nifhburg an bem Fluße Beraun, vier Meilen von der Hauptflet, befigt ein ſchoͤnes Schloß mit der Kirche zum heil. Kreuz, die von zwei Kaplänen adminiſtrirt wird; dann das fhöne Wohngebäude des Adminiftrators der Herrihaft mit defien Kanzlei. Schon beim Eingange in dieſes niedliche Gebäude wirb der Eintretende von dem Reichthume bes Eifenmateriald dieſer Herrfchaft überzeugt; benn bie Stiege fowohl, ald die Gänge, find mit gefiperten Eifenplatten belegt. Alle diefe Ges bände liegen auf einer bedeutenden Höhe, die dem

En. 2 m ml m m iii

DE

Dos Königrei) Böhmen.- 585

Bunzlauer und Leitmeriger Kreis, In welchem ietztern ein Antheil des Herzogthums liegt.

Sein Flächeninhalt beträgt ohne dieſen Antheil 20,696 Joch 198 Q. Kl., umfaßt eine Stadt und 29 Dörfer, unter denen fih 8 Zheildörfer befinden , zu⸗ fammen ohne die Stadt Raudnig mit 1,120 Wohnr gebäuden und 7,338 Einwohnern , die fi) vom Feld⸗ baue, ber Viehzucht, etwas Obſt, Hopfen und Wein: bau nähren.

Das Oberamt befindet fi in der Stadt Rauds nig, diefe liegt hart an dee fchiffbaren Elbe, fünf Meilen von der Haupfftadt, zählt in 230 Häufern 1,500 Einwohner, die in ber Feldwirthſchaft, und in den Stadtgewerben ihren Lebensunterhalt finden.

Die Vorſtadt Hrar

choluſk zählt . 33 Häufer mit 170 Seelen. Die Vorftatt Be z⸗

diekow jält . -. 6% 675 Die Iudenflatt . . . 56 80

Die Stadt befigt eine Probflei und ein Kapuzis nerkloſter, eritere mit der Kirche Maria Geburt, legteres mit der Kirche zum heil. Wenzel, worin die Fürſt LobFfowigifche Familiengruft fich befin⸗ bet. Hat ferner die Hofpitalöfapelle zum heil. Jo⸗ feph, die Kapelle Eft. Wilhelm, dann die Kapelle Skt. Rofalia, befigt nebft dem obrigkeitlichen ans fehnlichen Schloffe, dad Rathhaus, einen Slodenthurm, einen Wachtthurm, das bürgerliche Spitalgebäude, die Stadtfhule, Bräu- und Brandweinhaus, Synagoge, und Sudenfpital.

Der Magiftrat ift hier reguliert, und befichet aus einem ungeprüften Bürgermeiſter, einem geprüften Rath, dann zwei ungepräften Mäthen, und einem Anwalt.

636 Dos Öfterreihhiiche Kaiferthum. -

In der Stadt befindet fi eine Lohgerberfabrif, in der Vorſtadt Hracholuſk eine Leder» und Lein⸗ . wandfabrif, in der Zudenfladt eine Rofoliofabrit.

An Realitäten befigt die Gemeinde:

an aderbaren Gründen 1,666 Joch 1,392 %, Q. Kl. Wieſen 0 0 . 54 1,272 Y Waldungen —— 14 345 Y

Das bürgerliche Spital beſitzt das Dorf Po d⸗ Luft.

Merkwürdig iſt im Schloffe die Gewehr— und Rüſtkammer, worin Gewehre der erſten Erfindung zu finden find, die anſehnliche Bibliothek von feltenen Werken, der fürftlihe Weinkeller, worin ſich Fäſſer von 207 Eimer befinden, die Sturmglode auf bem Rathhauſe vom Sabre 1335, die Probſteikirche, die auf einem pilotirten Grunde ſtehet.

Das Herzogthum zählt 12 Meyerhöfe, nebft ber Drobftei zwei Pfarreien, eine zu Kadinowes mit der Kirche. zum heil. Gallus, die zweite zu@ufdhes mit der Kirche zum heil. Eg idius, welche beide un: ter dem Patronat der Obrigkeit ſtehen, ferner vier Kilialfirchen , wovon eine auf den befannten Geor- genberg fiehet, der fi über die Stadt majeſtätiſch erhebt, über die weite, ausgedehnte Ebene einen reis zenden Anblid gewährt, und feiner Höhe wegen fi als Beherrſcher der ganzen umliegenden Gegend dar⸗ ſtellt.

Herrſchaft Roſtok liegt zwei Stunden nord⸗ wärts von der Hauptſtadt am linken Ufer der Mol⸗ dau, enthält eine Area von 1,780 Joch 1,424 Q. Kl. mit ſechs Dörfern: Roſtok, Lihtendorf, Zalow

Dos Königreich Böhmen. 583

wohnern , bie boͤhmiſch ſprechen, und fi von ber Landwirthfchaft und den Stabtgewerben nähren, bes figt die Pfarrkirche Mariä Gedurt mit. der Filiale kirche zu Tktitz, und der Kapelle zu Ruba, ferner eine verfallene Kapelle Skt. Iſidor; bat einen ot» ganifirten Magiftrat. Die Gemeinde befigt an Realis täten, und zwar an bürgerlihen Ruſtikalgründen 1,376 Roh, 177 Q. Ki. Acder, 130 Joch, 612%, Wieſen, 546% Q. Kl. Huthweiden; an Dominikals gründen 165 Joh, 1,119 7, Q. Kl. Aecker, 32 Jod 1,5711 % Q. Kl. Wiefen, 69 Joh, 1,452 Q. Kl. Huthweiden, 42 Joch, 318%, Q. Kl. Waldung.

Die Stadt erhielt: ihre befondere Privilegien gleich andern koͤnigl. Städten vom Könige Mathias, deffen Bildniß fie auch in ihrem Wappen führt. Im einiger Entfernung von der Stadt fließt ter Bad Klitſchowa.

Die Schutzſtadt Unhoſcht liegt drei Stunden weftwärts von der Hauptſtadt, und deren Territorium, das aus 3,812 Joh, 654 Q. Ki. beftehet, gränzt ges gen Aufgang und Mittag mit der Herifhaft Tach⸗ lo witz, gegen Abend mit der Herrfchaft Pürglig, gegen Mitrernaht mit der Herrfhaft Bufchties hrad und dem Gute Neuhof. Gie zählt in 178 Hausnummern 1,290 Einwohner, die meiſt böhmiſch ſprechen, und fih vom Handel, Gemwerböbetriebe und Ackerbau nähren, hat einen regulirten Magiſtrat, ber die Jurisdiktion ausübt, eine Pfarrkirche unter dem Ramen ber heil. Peter und Paul, die dem Patros nate des Kreuzherrenordens mit dem rothen Stern unterfichet,, dann eine Kapelle am deichenhofe Skt. Barbara.

594 Das SRerreihifhe Kaiſerthum.

An Realitäten befigt die Gemeinde: an Acden . . . . 2,308 Jod 1,284°/ Q. Kl. Gärten und Wieſen. 18 671% Öeftrippen und Huth wein. . . . 144 66% BWaldunnen . . . 320 1,253%

An der Stadt befinden fich vier Feine Teiche, die bei einer etwaigen Feuersgefahr von großem Nugen find. Es beſtehet dafelbft eine Schule von 3 Klaflen, die dem Patronate des Magiſtrats unterfichet.

An Gebäuden zeichnet fich die Kirche, daB Rath⸗ und Braͤuhaus aus.

Bon mehreren Privilegien, welche der Statt Unhoſcht von ihrem Monarchen ertheilt wurden, er⸗ wähnen wir ber Gnade, bie fie im Jahre 1557 von Ferdinand 1]. erhielt, daß fie nie von der Herrſchaft Pürglitz abverfauft werden Fönne, und wenn aud die Herrfhaft Pürglit entweder theilweife verkauft oder verfchenft werden follte, fol die Stabt Unhoſcht ausgenommen, und lediglich der k. Kammer untergeordnet werten. Ferner ward die Ausübung der Gerichtöbarkeit , und das Richter: amt der Stadt verlichen. Auch der Stadt die Gnade ertheilt, daB im Zale Unhoſcht im Stande wäre, förmlihe Etadtmauern um die Stadt aufzuführen und einzuſchließen, bann eine Fönigl. Stadt heißen, und alle Rechte und Serechtigkeiten wie eine k. Stabt ges nießen, und daß in folhem Falle, das vor uralten Zeiten zur Herrfhaft Pürglig beflimmte Schutzgeld nur der k. Kammer zufallen folle.

Das Sr. Durdlaudt dem Fürſten Ferdinand von Lobkowitz gehörige Herzogtpum Raudnitz, liegt im Nordoften des Maloniger Kreifes an den

Das Königreid Böhmen. 589

| Merkwürdig ift es, daß diefe Burg, welde ein dankbares Volk feinem Herrfcher erbaute, nun wieder als Huldgefchen? eined dankbaren Zürften, an einen getreuuen Diener überging,

Die Burg gerietb unter Howoras Nachkom⸗ men fehr in Verfall, und erſt zu Ende des 12. Jahr» hunderts ließ Bene von Kolowrat, der Stamms vater diefed edlen Haufes, und ein überaus tapferer Ritter, welcher ald Held in den Kreuzzügen gekämpft, und in den Unruhen des Vaterlandes fich ſtets als ein Vertheidiger des Rechtes bewährt hatte in feinen fpätern Lebensjahren dieſes verfallene Schloß (von welchem bie ältefte Linie der Familie ihren Beinamen ableitete, fo wie die andern Zweige Liebſteinsky oder Nowohradsky von dem Schloffe Lieb- fein und Nomwy Hrady (Neufhloß) wieder her: fielen, und diefe Burg blieb über breihundert Jahre bei diefer Familie.

Nah Balbin fand Johann Hug, ald er 4413 Prag verlaffen mußte, hier Shuß, doch erheüt aus andern böhmifhen Geſchichtſchreibern, daß er das mals feine Zufluht zu Niklas von Huffineg genommen, und von deflen Gute, wo er geboren wor» ‘den, feine Lebrfäge verbreitete; erfi im Jahre 1414, als er fih zur Reife nah Koftnig anfhidte, erwars tete er zu Krakowetz das Geleite , weldeB ihm der König von Böhmen mitgab, und arbeitete bafelbft fein Glaubensbekenntniß, und mehrere andere theolos gifhe Lehrfäge aus von diefer Burg ging er bem Tode entgegen.

Im 16. Jahrhunderte veräußerte die Familie Kolowrat das Schloß Kratowen, welches nach⸗

M

690 Das öſterreichiſche Kaiferthum.

ber oftmals feine Beſitzer wechfelte,, endlich gelangte

es fomut der Herrfhaft Stabes und Hotlau an die Familie der Zreiperren Hildebrandt von "Dttenhaufen.

Bis zum Jahre 1780 war dad Schloß in bes wohnbarem Stande. Im Juli eben dieſes Jahre zün: dete ein Wetterſtrahl daſſelbe an, und verfegte es in Die Zahl der wichtigen und intereffanten Ruinen Böhmen. |

Die Majoratsherrſchaft Smetſchna liegt weſt⸗ noͤrdlich von der Hauptſtadt, und gränzt mit ben Herrſchaften Schlan, Kornhaus, Kruſchowitz und Buſchtiehrad, hat einen Flächeninhalt von 24,952 Joch 678 Q. Kl., umfaßt eine Stadt und 39 Dörfer mit 1,319 Wohngebäuden und 9,669 Einwoh- nern, die in der Landwirthſchaft, bei den Steinkohlen⸗ bergwerlen,, in ben Steinmegarbeiten , und bei ben Fuhrwerken mit Steintohlen, Stein und Holz ihren Erwerb finden.

Der Sig des Amtes ift im Orte Smetſchna, (Smezna) der mit der Stadt Munzifay in Bers bindung ftehet , ift von Prag vier Meilen, von der Stadt Schlan eine Stunde entfernt, zählt in 126 Häufern 1,017 Seelen, befigt die Dekanalkirche zur heil. Dreieinigleit, ein anfehnlidhes Schloß mit einem Biergarten, ein Spital auf fünf Pfründler, dann hat bie Obrigkeit eine Sparkaffe für die Unters tbanen gegründet, deren Kond bereits bei sehn Tau⸗ fend Gulden beträgt.

Im Dorfe Pich er beſtehet die Pfarrkirche zum heil. Stephan und zu Druzes die der h. Jungs

-

Dis onigreich Boͤhmen. 37

mit Hradetz am linken, Huffineg, Rzez ud Klegankty am rechten Ufer der Moldau , zufammen mit 156 Wohngebäuden, und 1,111 Einwohnern, die ihren Nahrungszweig im Betrieb ber Landwirthſchaft und im Obfibau fuchen.

Der Sig des Amtes ift im Dorfe Roſtok, das hart an der Moldau liegt, in 75 Hausnummern 316 Seelen zählt, befist eine Lolaliefiche zum heil, Jos bann den Täufer, woräber die Obrigkeit das Datronatsrecht ausübt, ferner ein Schloß und Bräus haus.

Das Dorf Eihtenborf mit einem emphiteuti⸗ fhen Meyerbofe liegt beinahe 2 Stunden vom Haupt⸗ orte in einer fhönen Ebene, umgeben von ber Herr⸗ (haft Tuchomierzitz und bem Gute Stattenit, und if nah Nautenig eingepfarrt. j

Diefe Herrfhaft war vormals eine Fürſt Eiche tenftleinifche Fideikommißbeſitzung, gegenwärtig gehört fie dem Doftor der Rechte Herrn Joſeph Löhner.

Allodialherrſchaft Stabes oder Hokkau, Liegt an der Gränze ded Rakonitzer Kreifed gegen ben Pilfs ner Kreis, ſechs Meilen weftmärts von der Haupt⸗ fladt, und beftehet eigentlih aus ten Gütern Ho k⸗ tau, Slabetz, Modrzowitz nebfl den Lehnhof Sadlno. Ihr Flächeninhalt beträgt 3,175 Joch 816 Q. Kl., fie enthält 11 Dörfer mit 380 Wohnge⸗ bäuden und 2,762 Einwohnern , weldhe boͤhmiſch fpres zen, und gänzlich vom Getreibbaue leben.

Der Amtsort it dad Dorf Slabeg mit 54 Häufern und 2,182 Seelen. Hat eine uralte Pfarrlir« he zum heil. Nikolaus, die dem Patronate der

588 Das Öflerreihifhe Kaiſerthum.

Obrigkeit unterſtehet, ein ſchoͤnes neu gebautes Schloß, das mit Ciſternen und einem f&önen Park umgeben it, und zu welchem eine lange Obftallee führt. Es liegt in einem Thale, und man wird bei Anficht des⸗ feiben fehr angenehm überraſcht, noch mehr aber durch die Hunsanität und Gaflfreundfchaft feines Befigers, ded Freiherrn Franz Hildebrandt von Otten⸗ baufen. Im Orte beftehet eine Oelfabrik, denn ein ‚großer Theil der herrſchaftlichen Belber wird mit Rübs bebaut.

Hinter dem Dorfe Modrzowitz befindet ſich am Fluße Bzraun oder Mies ein Vitriolwerk.

Eine viertel Stunde weſtwärts von dem Dorfe Horkau liegt das Dorf Stebno, und nahe dabei auf dens fhmalen Rüden eines fleilen Felſens befinden fih die großartigen Reſte der Burg Kralomwes vder Krokowetz, auch Rothſchloß. Nah den alten Geſch ichtſchreibern ift fie unter der Regierung Kroks gegen das Jahr 676 als ein Beweis der Erkenntlich⸗ keit für deſſen weife Rathſchläge von einem großen Theil der Bewohner des Reichs für ihn erbaut wors den. Krof erkannte ihre Liebe dankbar, doch wollte er feinen früheren Wohnort, wo er in ihrer Mitte gelebt hatte, nicht verlaffen, und Üibergab die Verwal⸗ tung der Burg einem getreuen Manne.

Nah diefem iſt in der böhmilhen Geſchichte lan⸗ ge Feine Rede mehr von bdiefer Burg Krakowetz, welche wahrfcheinlih ein Theil der herzoglichen Güter blieb, bis in den erflen Jahren des 11. Jahrhunderts Herzog Jaromir mit dieſer Burg fammt einigen Dörfern feinen treuen Diener Howora, der ihn aus den blutgierigen Händen ber ftolzen Wrffowesgen bei Weliſch errettet hatte, belchnte.

Das Königreich Böhmen. 598

Fönnen In dem ganz nahe an ter Quelle Tiegenden Daufe ded Badeinſpektors Unterfommen ‚finden. Im Zahre 1829 waren gegen 100 Partheien daſelbſt.

Herrihaft Smwoleniomwes mit dem Gute Minkowit liegt von Dften gegen Weſten zwiſchen der Moldau und der Harfhaft Schlam, bat, eis nen Flächeninhalt von 8,401 Ich, 287% Q. KL, enthält. 17 Dörfer mit 821 Wohngebäuten und 5,517 Einwohnern, bie im Feld « und Steintohlenbergbaue ihren Nahrungszweig finden.

Das Direltorialamt ift im Dorfe Swolenio⸗ mes, das 75 Hausnummern mit 587 Geelen enthält, eine Pfarrlirhe zum heiligen Martin befigt.

Bei dem Dorfe Wottwowitz ift eine Glass fabrik, die jährlich bei 1,700 Gentner Hohlglas erzeugt. Ferner befleben daſelbſt zwei Vitriolfabriken, und eine Kunftgypdfabrit. Aub an Steinkohlenbergwerken iſt diefe Herrfchaft fehr reich; denn in der Umgebung von Wottwowig allein befinden fih 45 Steinkohlengru⸗ ben, die zufammen im Jahre 1828 über 60,000 Strich lieferten. Ä Um das Dorf Podleſchin erhielt man in demfel- ben Jahre aus ſechs alda befindlichen Gruben 12,247 Strich.

Auch gibt es dergleichen Gruben bei den Doͤrfern Zemiech, Minkowitz, (Miskowitz) Lobetſch und Wollowitz, die aber weniger ergiebig find.

Die Herrſchaft gehört Seiner Faiferlichen Hoheit dem Erzherzog Großherzog von Toskana.

Herrfhaft Tachlowitz liege im Süden des Kreiſes gegen die Gränze des Berauner Kreifes. Sie wird von den zur Herrſchaft Horomierig geboͤri⸗ gen Dorfichaften Cheyn.und Auhonitz, dem Gute

594 | Das Öflerrelhifche Kaiſerthum.

Neuhof, dann von der Munizipalflabt Un hoſt uns terbrochen,, und enthält eine Area von 19,809 Joch. Sie umfaßt 30 DOrtfchaften, zufammen mit 1,103 Wohngebäuden und 7,596 Einwohnern, die ſowohl vom Aderbaue , als aud von der Bienen» und Vieh⸗ zucht leben. | Der Haupt « und zugleich Amtsort ift das Dorf Großjentſch, zählt 80 Häufer mit 595 Einwoh⸗ ‚nern, bat ein obrigkeitliches Amtögebäude, nebft Bräu⸗ = Haus und Meyerhof; die alte Karlöbader Straße gehet

| Vier durch.

Die Dörfer Hoſtowitz, Hokelitz, Tachlo⸗ witz und Swarow beſitzen eigene Pfarrkirchen, die dem Patronatsrechte des Großherzogs unterſtehen.

Im Dorfe Hokelitz beſtehet das Mauth = und ein Flußhaus. |

Ferner Liegt auf diefer Herrſchaft die Wallfahrts⸗ kirche Hajek: oder in der gemeinen Sprache Wal⸗ del: genannt, welche Benennung fie von dem klei⸗ nen Waldchen hat, womit fie umgeben iſt. Nach den Ghroniften fol fie der Beſitzer dieſes Grundes Flo⸗ rian Zdiarsky Graf von Sora erbaut, und deſ⸗ fen Sohn nachher ein Franziskanerkloſter dazu fundirt haben , dad gegenwärtig beftehet.

Eine zweite Walfahrtsfirche auf diefer Herrſchaft ift die Duttergottesfirhe auf tem weißen Berge. Hier fill am 8. November 1620 die in der Geſchichte dentwürdige Schlacht vor, in welcher König Ferdi⸗ nandIJ. gegen den Pfalzgrafen Friedrih und gegen die in Religionsunruhen empörten Böhmen fiegte.

Nach der Zeit fanden fich fromme gutgefinnte Ghriften, die im Yahre 1706 als ein immerwährendes Denkmal diefed Sieges eine Kirche erbauen ließen,

BL

Das Königreich Böhmen. 59

fram Mariä, Über welche beide die Obrigkeit das Patronatsrecht hat, aber die vier Lokalien zu Sto« how, Zuhlowig, Malkowitz und Zurian unterftehen dem Religiondfonde,

Die Herrſchaft befist drei vorzügliche Teiche, von welchen der fogenannte Z uriner 325 Megen an Area enthält, dann 12 Maierhöfe und 10 Scäfes reien.

Die Waldungen find in 9 Reviere eingetheilt. Nebft dem Steinpruhe zu Zerhowitz iſt aud ein ähnlicher zu Dokes; von diefen beiden werden zum großen Theile die Zrottoird in Prag hergeſtellt. Von Schlan nah Smetſchna ward im Jahre 1821 eine Chauſſie gebaut. |

Bei den Dörfern Gedomelitz, Libowitz, Studniowed und Bemnif, liegen die Steinfoh- fengruben, welche jährlich bei 80,000 90,000 Strid liefern. Sm Dorfe Berbomwig befindet fich eine Holzeffigfabrit; von der alten Burg Libuſchin find nur noch die Wälle zu fehen.

Unterhalb Smetfhna liegt ber Badeort Sternberg in einem anmuthigen Thale, welches dur feine fehönen Fluren, durch das am ſuͤdlichen Hügel befindlihe Wäldchen, durch Alleen und andere freundliche Anlagen der Kunft ungemein viele Annehms lichkeiten vereinigt. Die bier fliegende Mineralquelle wurde zwar feit undenklichen Zeiten von den benach⸗ barten Landleuten, vorzüglich in körperlichen Schwä⸗ hen ald Bad benügt, jedoch ohne genauere Rückficht auf die eigentlihe Wirkſamkeit. Aber der Aufmerks ſamkeit weiland Sr. Excellenz des Gemahls der jetzi⸗ gen Befitzerin Grafen GClam⸗Martinitz, nach Ges burt und Herz eines der edelſten Böhmen, entging es nicht, daß hier eine Segensquelle für die Icioende

592 Das Öfterreihifhe Kaiferthum.

Menſchheit fliege. Er und feine wohlthätige Frau Ges mahlin liegen fie duch Hrn. Doftor Fran; Ambros

Reußs chemiſch unterfuhen, und das Refultat der

Analyfe war in 20 Pfund des Waflerd nach beutfchem Apothefergewichte, das Pfund zu 12 Unzen anges nommen :

Schwefelſaueres Natron........ 5,283 Gran.

Schwefelfauerer Talk ............ 14,967 Schwefelſauerer Kalb ............ 3,250 Kohlenſaueres Eifen ............. 2,50 Kohlenſauerer Talk........ onen 8,750 Kohlenfauerer Kalb... ......0.....22,250 Kieſel ......................... 1,000

In Alem.....58,000 Gran. Dieſes Mineralwafler äußert feine wohlthätige

Wirkung gegen gidhtifhe Zuftände, gegen gelähmte,

geſchwächte Glieder, gegen Erfchlaffung der Gedärme und gegen Blähungen. Mehrere Pobdagriflen fanden biet Einderung ihrer Schmerzen, und wurden dank⸗ bare Verehrer disfer Quelle, Diele vermundete, ges lähmte Krieger, und vom Schlage gerührte Menfchen, fanden da Stärkung und freien Gebraud ihrer lahmen Glieder wieder.

Diefe glüdlihen Erfolge waren ein neuer Ans trieb für den humanen Grafen, die Anftalten zur Auf: nahme der Badegäfte zu erweitern, Er traf Anftalt, die in der Nähe liegenden Moräfte auszutrocknen, und die Gegend durch Sartenanlagen zu verſchönern, ließ ein Badehaus ‚bauen, in welches das Waſſer durch Möhren geleitet, und dafelbfi gewärmt wird , und wid⸗ mete ein im Thale ſtehendes herrfchaftliches Gebäude zur Wohnung für Badegäfte. Sehr ſchwache Pazienten

Das Königrei Böhmen, 695

und heute werden fromme Stiftungen zur Befoͤrde⸗ rung des Gotteödienfted allda errichtet, und Zaufende wallfahrten dahin.

Bei dem Dorfe Littomin befindet fi jener große Teich, von welchem das Waſſer nad der Stadt in die Burg und in das k.k. Gubernialgebäude, dann Landhaus, bei zwei Stunden Wegs, geleitet wird,

Die Herrfchaft erzeugt viel Obſt, und hat gute Ziegelbrennereien.

Sie gehört Sr. kaiſ. Hoheit dem Erzherzog Großherzog von Toſkana.

Die Herrſchaften Tuchomierzitz und Stke⸗ dokluk liegen nordwärts, 2 Stunden von der Hauptſtadt. Erſtere gehoͤrt dem k. k. Studienfonde. Letztere dem k. k. Stiftungsfonde, enthalten eine Area von 9,807 Joch, 1,212 Q. Kl. mit 23 Dörfern, 612 Wohngebäuden und 3,960 Einwohnern, welche allein von der Feldwirthſchaft fi nähern. Das Direktorial⸗ amt befindet fih im Orte Tuchomierzitz von 69 Hausnummern, und 444 Seelen. Bat eine Lokalie⸗ firhe zum heil. Veit, welhe im Sahre 1668 von ben Jeſuiten, denen beide Herrfchaften ehemals zuges börten, erbauet worden iſt, und ein ſchbnes Schloß, in weldem fi) da8 Amt befindet,

Das Dorf Stkedokluk, daB. an der Leipzi⸗ ger Poſtſtraße liegt, befigt die Kirche zum heil. Prvs top, dann ein P. k. Poftamt.

In der Nähe von Strzedokluk In einem Thale Liegen die Ruinen der alten Burg Dior auf einem Felſen von Feldſpath und Baſalt. Nach den Chroniſten if diefe Burg im Jahre 1012 von dem Herzog Udalrich erbaut worden.

Nach der Beit fiedelten fi in dieſem Thale einis ge Bandiente an , und es entſtand nach und nad eim

Sänders u, Böllertunde, 19, Bent. ng

Mi,

596 Dad Sfterreihifhe Kaiferthum.

Dorf, welches Grof Martinig im 17. Jahrhundert fammt der Burg den Zefuiten bei Skt. Clemens in Prag, mit der Bedingniß fchenkte, daß diefe alljähr- lich 60 fl. an das Konvikt Skt. Bartholomäi ent: sichten.

Der Hauptthurm diefer Burg wurde im Jahre 1673 zu einer Kapelle eingerichtet, und durch Jobann Peſſina von Ejehorod, Dechant der Metrope⸗— litankirche, zu Ehren des heil. Wenzel eingeweibt. Es wurde darin bis zum Jahre 1787 Gottesdienſt gehalten, aber in eben dieſem Jahre wurde fie ges ſchloſſen, und von der Burg das ſchadhafte Dach ab⸗ genommen, und ſo ſind gegenwärtig blos die Mauern dem nagenden Zahne der Zeit hingegeben.

An Vorderkopanina befindet ſich eine vers fallene Kirche, deren Erbauung man der heil. Lud⸗ mila zuſchreiben will, ſie iſt in runder Form erbaut, in der die Kirchen damaliger Zeit meiſtens erbaut wurden.

Das gleichfalls dem Studienfonde gehörige Gut Hiubotep, liegt ſüdlich eine kleine Stunde von Prag, enthält eine Area von 524 Joh, 6 Q. il. mit zwei Dörfern von 54 Hausnummern mit 336 Seelen. Es wird vom Amte in Zuhomierjig - verwaltet. -

Die Allodialherrſchaft Wollefhna und Par witfchin, liegt in der weſtnördlichen Seite des Ras Toniger Kreiſes gegen den Saazer Kreis zu. Ihr Flächen: inhalt beträgt 5,9341 Joch, 1,533 Q. KI., und ent: hält 7 Dörfer mit 280 Wohngebäuden und gegen 2000 Einwohnern, die ſämmtlich von der Landwirth⸗ haft, vom Gewerbe und Zaglohn Ieben, Sie gehört dem Herrn Anton Grafen von Meraviglia- Cri- vol:

..

\ [4

Das Königreich Böhmen. 9

Der Haupt⸗ und zugleih Amtsort iſt daB Dorf Wollefhna, zählt 60 Häufer mit 249 Einwoh⸗ nern, bat eine Pfarrliche zum heil, Martin, und ein Schloß.

An dem Dorfe Prilep, 1Y, Stunde von Wol⸗ leſchna entfernt, befindet fi eine Mahlmühle, dann ein obrigfeitliher Steinbruch, der vorzügliche Mühls fleine Liefert, auch ift eine kleine Leinwandbleiche an dem dad Dorf durchfließenden kleinen Bache.

In dem Dorfe Wetz lau ift eine Filialkirche zu Allerheiligen, im Dorfe Swojetin eine Ra: pelle zum heil. Johann von Nepomuf, beide Dörfer find nah Herrndorf, Kruſchowitzer Herrſchaft, eingepfarrt.

Die beiden Dörfer Krofhau und Przilep befigt die Obrigkeit ald Lehen.

Ferner befinden fih beim Dorfe Weglau, fehr gute Steinkohlenbrüche.

Am Norden des Rakonitzer Kreife liegt die bem Drager Domkapitel gehörige Herrfhaft Wrana (Wranay) mit dem Gute Posden (Poften), und zwar Wrana auf der rechten Seite der Pofl - und Commerzialftraße , die von Prag nach Leipzig führt, und Posden auf der linken Seite derfelben. Sie enthält einen Flächeninhalt von 9,499 Joh, 83 Q. Kl., einen Markt und 14 Dörfer mit 601 Wohnges bäuden und 3,904 Einwehnern, die fih vom Geldbaue und von bürgerlichen Gewerben nähren.

Das Direktorialamt befindet fih im Marfte Wranay, dad 5 Meilen von Prag entlegen, in 427 Sebäuten 778 Seelen zählt, befitt eine Pfarr⸗ kirche zum heil, Johann dem Zäufer, und ein Schloß. ,

Q q 2

A

598 Das oͤſterrelchiſche Kaiſerthum.

Im Dorfe Posden (Poften) befindet fi bie

Pfarrkirche Johannes Enthauptung, dann ein Schloß.

Das Dorf Klobuk hat ebenfalls die Pfarrkirche

zum heil. Lorenz. Alle drei unterfiehen dem Patro⸗ nate dır Obrigkeit.

Die Dörfer Eulow, Groß: Halcı befigen | gleichfalls Kirchen.

Bei dem Dorfe Nietfhis, daB fih mit Kornhaus theilt, Liege ein nicht unbebeutendes Steinkohlenwerk.

Die dem Herrn Rudolph Fürſten Kinsky

ton Ehinitz und Tettau gehörige Allodialherrſchaft 31o nitz, mit den derſelben inkorporirten Gütern Sas zena und Hoſpoſin, liegt zwiſchen der Kreisſtadt Schlan, und der Munizipalſtadt Budin. Sie ent: hält einen Klächeninhalt von 19,284 Joh, 861%, D. Kl., umfaßt einen Markt und 35 Dörfern"mit 1,220 Wohngebäuden und 7,875 Einwohnern , bie böhmifh fprechen, und von der Landwirthſchaft ihren Nahrungs⸗ zweig beziehen.

Der Ei bes Amtes ift in dem freundlichen Marl: te Zlonitz, der vier Landmeilen nordwärts von Prag, und eine Meile von Schlan, an einem uns benannten Bache, und an ber neuen Straße liegt, welhe von Schlan über Budin nah There fienftabt und Leitmerit führt. Derfelbe zählt in 97 Hautnummern 380 Seelen, befitt eine Pfarr: firhe Mari Himmmelfahrt, die im Jahre 1738 fammt dem Pfarrgebäude vom Grafen Phi: lipp Kinsky erbaut wurde, ein fchönes, mit Ka: fan = und Dbfigärten umgebenes Schloß, ein Markt⸗ richteramt, ein Spital für ſechs männliche und fech⸗ weibliche Pfründler.

Das Königreich Böhmen. | 599

Eine lange Obſtallee führt von bier zu bem eine balbe Stunde entfernten nieblihen Dorfe Budenig, Stammort- der ehemaligen Heren von Budenip.

Das herrliche und prachtvoll eingerichtete Schloß, dann die Skt. Sfidorus- Kapelle prangen fon von Weitem dem Wanderer entgegen. Obflalleen um⸗ geben dad Doͤrfchen, und ziehen fi) auf drei Geiten in die Ferne, daſſelbe zeigt fih in ber Entfernung dem Auge, als läge es in einem arten.

In einiger Entfernung von Zlonig liegen bie Dörfer Tmein, Krowig, Berjowig, Bas tow, Zelewfhig,Dollin, Woſlochow, Drch⸗ kow, Stradonitz, Kleins Palez, Kleins Horefhomwig, Wiſchnek 3., entfernter von Zlonig, nahe an ber ?. Stadt Welmwarn, liegt das Dorf Cherſchin (Chriin) mit einer Pfarrlirche zum heil, Clemens, die auf einem hoben Berge fteht.

An der Umgebung von Budenig liegen bie Dörfer Zarpig, Poſchtowitz, Kamenig, Shlapanig, Breſſtian, Neuhof ar.

Hofpofin (Hofpozy) Dorf und Gut, liegt lines an der Budiner Straße, vier Meilen norbwärts von der Hauptſtadt, zählt in 64 Häufern gegen 300 Einwohner, mit einem alten Schloffe dann einer Fir lialtirhe des heil. Johann des Käufers, und ift nah Kmetnowes eingepfarrt.

Dber Kmetnowes gegen Budin zu, liegt dad Dorf Bergſchenk mit einer Öffentlien Kapelle zum heil. Sobann von Nepomuk. Weiter gegen Budin, an der nämliden Etraße, liegt daB Dorf ECharwateg, mit einer Pfarrkirche zu Mariä Himmelfahrt; fie ift im altgothifchen Style ers

600 Das öoſterreichiſche Kaiſerthum.

baut, und nach einer Inſchrift auf der Thurmglocke ward ſie in der Mitte des eilften Jahrhunderts er⸗ baut. Noch weiter gegen Budin liegt das Dorf Martinoweßs, mit einem Schloſſe. Hier zeigt man ein uralte Wirthöhaus, genannt na Rabuffy; wo nach der Sage die Brüder Cech und Led die . Theilung von Böhmen und Mähren vorgenommen haben follen.

Sazena, Gut und Dorf mit einem Schloſſe, ‚liegt 3 7. Stunde von Schlan, nahe an der Leit⸗ meriger Poſtſtraße.

Eints von Martinomwes gegen die Gränze bed Leitmeriger Kreifes, in der Nähe der Fürſt Dies trichſteiniſchen Herrſchaft Budin, liegt der Badeort Mſcheno. Auf feine Heilquelen wurde man erft vor 30 Jahren aufmerlfam, als ein Sandmann, ben die Gicht ganz gelähmt hatte, durch den Gebrauch derfels ben bergeftellt ward. Der mweiland Water des jebigen Beſitzers, Zürft Ferdinand Kinsky, trug Sor: ge, daß der Gebrauh ber Wäfler für Hilfefuchende erleichtert würde, und widmete nicht nur ein in der Nähe liegendes herrfchaftliches Gebäude den Kurgäften, fondern ließ in der Nähe der Quellen, die von Dr. Reuß unterfucht, gereiniget, und mit zierlichen Tem⸗ peln überbaut wurden, noch zwei Wohngebäude und ein Badhaus aufführen, flellte einen Badearzt an, und verwandelte das ganze Thal, in deffen Schooß die Quellen dem Boden entfpringen, in eine freundliche Parkanlage; in deren Mitte quillt der dreifache Karls⸗ brunn in einem fleinernen Baflin, von eifernen Git⸗ tern umgeben, hergag, und wird durch Röhren in dad Badhaus geführt, dort gewärmt, und in die Wannen geleitet. Der Stahl = oder Rofabrunn, welden man zum Trinken benügt, entfpringt vor dem Gaſt⸗

Das Königreich Böhmen. 601

hauſe auf einem freundlichen, mit: Pappeln und Obfts bäumen befegten Plage. Der Inhalt der Babequelle beftebet aus fchmwefelfauerem Natron, Talk, Kalt und Eifen, falzfaurem Natron, Fohlenftofffaurem Talk und Kalt, Kiefelerde und Harzſtoff. Dem Rofas brunnm fehlt das fchwefelfaure Eifen, wogegen es koh⸗ Ienfaures enthält. Das Waſſer ift im Baflın hell und Far, im Winter wärmer als im Sommer, wirft feine Blafen, und hat Beinen fremdartigen Geruch, und nur einen gelinden tintenartigen, nicht eben unangenehmen Geſchmack. Die Mifhung der mineraliſchen Theile ift fo geartet, daß dad Wafler durch Erwärmung feiner wirkſamen Eigenfchaften nicht beraubt wird, und es ift vorzüglich in langwierigen Hautausſchlägen, ka⸗ . hectifhen und nervöfen Krankheiten, Lähmungen, Hy⸗— fterie, Hypocondrie, Hämorrhoiden und andern Krank⸗ beiten des Unterleibes, Gicht und Sliederreißen ans gerathen. Es ift Sr. Durchlaucht dem jebigen Bes figer vorbehalten, feine Sorgfalt auf diefen Kurort fortzufegen.

Die Zloniger Pfarrkirche befigt dad Gut Uha, welches eine Area von 1,329 Joh, 648 Q. Kl. ents hält, beflebt aus zwei Dörfern von 84 Wohngebäus den und 536 Seelen, die böhmifch fprechen, und ſich vom Ackerbau und Taglohn nähren.

Gut Augezd=-Rerny, dad dem Prager Thein⸗ kirchenamte gehört, liegt3 Stundernorbwefllich von der Hauptfladt und eine Stunde von der Poſtſtation Strzedokluk, iſt ganz Ruftifal, und enthält:

An Aeckern ...... 436 God, 1,555. Q. Kl. Biefen......- 6— 79 Gärten....... 5 91121

Hutweiden.... 61 79°

\

602 Das oͤſterreichiſche Kaiſerthum.

umfaßt die Dörfer Augezde Kerny, Zakollan, dann das Theildorf Kowar, welches oberfiburggräfs lich iſt, und die Pfarrkirche Skt. Peter und Paul befigt. | |

Das SBenebiltiner » Stifttgut Brjewnow (Brzeznow) mit dem Kiofer Et. Marg areth, dad Herzog Boledlamw IL. im Jahre 993 geftiftet hat, liegt unter dem weißen Birge, eine halbe Stunde von Drag, gegen Welten. Deſſen Flächeninhalt beträgt 1,157 Joch, 453 Q. Kl., es zählt fünf Feine Bes fitungen mit 146 Wohngebäuden und 456 Einwoh⸗ nern, die von der Sandwirthfchaft und dem Taglohne leben.

Dad Verwaltungsamt befindet fih in einem eige nen Gebäude im Umfange des Kloſters. Die Stiftes Fire und zugleih Pfarriicche ift fehr geräumig, und bängt mit dem weitichichtigen Klofter zufammen , bei welchen: ein fehöner Garten fich befindet.

Das den Freiherrn Wimmer’fhen Erben ge« börige Gut Bubna (Klein⸗) mit dem Belvedere, liegt eine halbe Stunde von der Stadt am lin fen Ufer der Moldau, enthält eine Area von 177 30h, 695 Q. Ki. beftceht aus dem einzigen Dorfe Bubna von einigen Häufern mit beiläufig 200 See⸗ len, befigt eine Silialfirche, die von der Pfarre in Border: Dweneg oder Bubentfc verfeben wird, und wobei fi die freyherrlich MWimmerfche Gruft bes

findet, ferner ein Bräuhaus und eine Kottonfabril ber Gebrüder Joß.

An der Berglehne, bie von der Stadtmauer Tängs dem linken Moldauufer bis an dad Dorf Bubn a ſich bin⸗ zieht, hat weiland der Vater der jetzigen Befiger einen Weingarten angelegt, der jegt ſchon in feiner Voll⸗

Das Königreich Böhmen. 603

Tommenheit ba ſtehet, und den beliebten Belvedere⸗ Bein in Menge liefert.

But Chottetſcich mit 3buſan liegt drei Stunden fübwärts von Prag, fon an der Gränze de& -WBerauner Kreifeß, enthält eine Area von 1,356 Zoch, 711 D. Kl. mit den Dörfern Chottetſch, Zbu«- f an und Cheynig, welche zufammen 1141 Wohns gebäude mit 651 Einwohnern enthalten, die vom Feld⸗ baue und dem Taglohne fidh erhalten.

Der Sit des Amtes iſt im Dorfe Chottetſch, das eine Filiallirhe Stt. Katharina befigt, und nah Trzebotau, Königfaaler Herrſchaft, einge⸗ pfarrt iſt.

Das But gehört dem jeweiligen Dechant bei

Allerheiligen.

Das Gat Cittow (Czittow) liegt 4 /, Mein Ien nörbli von der Hauptſtadt, zwifchen den beiden Herrſchaften Ober⸗ und Unter s Berjlowig, enthält eine Area von 2,535 Joch, 252 Q. KL. mit fünf Dörfern, worunter vier Xheildörfer find, mit 1854 Wohngebäuden und 991 Einwohnern, die fi vom Feldbaue und Taglohne nähren.

Das Burggrafenamt befindet fih im Dorfe Gits tom, dad in 130 Hausnummern, 864 Seelen zählt, befigt eine Pfarrkirche zum heil. Leonard, die un: tee dem Patronate der Obrigkeit flieht, ein Schloß mit einem Garten.

Das Gut hat zwei Meyerböfe,, eine Schäferei und einen Hammelhof, ferner einen Teich. Se. Durdlaudt der regierende Fürſt Ferdi—⸗

nand von Lobkowitz, Herzog von Raudnig, ha⸗ ben am 30. Dezember 1829 dieſes Gut feinem Deren

» s

60% Das ögſterreichiſche Kaiſerthum.

Bruder Fürſten Ludwig von Lobkowitz abges treten.

Gut Degmwig mit Hofaun liegt weſtnoͤrd⸗ tich ohnweit von der Hauptfladt, und gehört dem je⸗ weiligen Domprobften bei Skt. Weit, enthält eine Area von 2,998 Joch, 1,509 Q. Kl., dann drei gan⸗ ze und drei Theilddrfer, zufammen mit 281 Wohnge⸗ bäuden und 1,284 Einwohnern , die ihren Erwerb im Feld = und Obftbaue finden.

Der Sig des Amtes iſt im Dorfe Degmig, (auch Debwig, Deymis genannt) mit einem Schloſſe, Bräuhaufe und anfehnlidhen Wirthſchaftsge⸗ bäuten, die nach dem großen Brande vom Sahre 1823 theild neu erbaut wurden.

Durd diefen Drt wird nun eine neue Straße ges führt, die bei dem Karlsthore anfängt, quer dur die Scharka läuft, und bei Großberrns dorf fih mit der Leipziger Straße verbindet. Der

Vortheil, der dadurch der Karlsbader, dann ber

Leipz iger Chauſſce zuwächſt, iſt bedeutend, denn ſie ſchneidet den großen Umweg über den weißen Berg gänzlih ab, und der Ort Großherrndorf wird dann beinahe eine Stunde früher erreicht. Der dermalige Nußnießer diefed Gutes Hr. Domprobft Caroli, bat bereitd feine ihm zufommende Strede im vorfchreitenden Baue.

Eine halbe Stunde weit von biefem Amtsorte liegt das fhöne Thal Scharka, mit feinen beiden Dörfern Pogdbaba und Scharka, die mit Deg⸗

. wiger und oberflburggräflihen Unterthanen bewohnt find.

Diefed reizende Thal, das feinen Namen von jenem Liftvolen Mädchen Scharka hat, das nad

Das Königreich Böhmen. 605

ber geſchichtlichen Angabe, früher im Gefolge Libus ſcha's, und nach dem Tode berfelben in dem damali⸗ gen Mädchenkriege den Wertrauten des Herzogs Prices mysl, den wadern Etirad und feine Benofien fol gefangen, und hinzichten haben laffen, wird heute von den Bewohnern Prags die boͤhmiſche Schweiz genannt, und von denfelben häufig befuht. Auf dem vordern Bergrüden erblidt man bie Pfarrkirche Skt. Mathias, von deren Urfprung die Chronik fagt, fie fiehe auf demfelben Drte, wo Etirad mit feinen Genoffen hingerichtet wurde, und Herzog Boles law. der Fromme habe fie ald Gelübde zu Ehren des heil. Mathias erbauen laflen, weil diefer ihm in dem Augenblide, wo der Herzog auf einer Jagd alls da von einem gewaltigen Bären angefallen, und in Lebenögefabr gerieth, erfchienen fey, und ihn geret⸗ tet habe.

In dem Jahre 1680, wo bie Peſt in Prag fo viele Menfchen wegraffte, wurden häufig Walfahrten - Nach diefer Kirche unternommen, und zu eben biefer Zeit auch die Kapellen erbaut, bie noch. heute auf der Strede vom Karlöthor bis zur Kirhe hinauf flehen.

Nabe bei Degwig ſieht man Berfchanzungen, welche die Preußen im fiebenjährigen Kriege erbauten, und von weldhen fie nach der Stadt feuerten; dann fliehen auf vem Bipfel eines ober dem Dorfe Pogdbaba fich erhebenden Berges die Ruinen eined alten Gebäudes, von dem man weit Über dad Bubenetfcher Thal in die Gegend von Wiſſotſchan und Profi fieht.

Jenſeits der Moldau, drei Stunden vom Amts⸗ orte, nahe an Weltrus, und eine halbe Etunde linfs von der Leitmeriger Straße, liegt das Theildorf Zlontfhig mit 18 Wohngebäuden und 64 Eins

A

/"

606 Das öfterreichifche Kaiſerthum.

wohnern,“ dann an der Melniker Straße zwiſchen Miefbig und Kogetitz liegt dad Dorf Zlonin von 32 Häufern und 106 Seelen, war ehedem als ein teibfftändiges Gut dem Kaurjimer Kreife zuge: wieſen.

Eben ſo wurde das ehemalige Kammeraladmini⸗ ſtrationsgut und Dorf Weltiez (Weltieſch) wel⸗ ches 471 Joch, 1,169 Q. Ki. Flächenraum bat und in 38 Hausnummern 120 Seelen zählt, im Jahre 1786 dem Rakonitzer Kreife zugetheilt.

Dad mit Degmig vereinte Gut Hoflaun liegt gegen Weſten Stunden von Prag, und gränzt öftlih mit der Herrſchaft Tachlowitz und Bud os mierzitz, nördlich mit Buſchtiehrad, hat an Area 1,111 Joch 171 Q. Kl., zählt 97 hriflliche und 2 Qudenhäufer mit 402 Einwohnern, bie vom Feld⸗ und Obſtbau fi) nähıen. Das Dorf Hoftlaun bat eine Pfarrkirche zum heil. Bartholomäus, und war ehedem ein WRitterfig der Herren von Hoſtaun.

Das bier befindliche Schloß ward im Jahre 4823 neu hergeflelt, und die Verwaltung diefes Guts beforgt das Direktorialamt in Degwitz.

Die Sr. Durchl. Joſ. Fürften zu Schwarzen⸗ berg gehörigen Süter Ginonitz und adbli&liegen eine Stunde füdlih von Prag.

Erftered hat folgenden Grundbeſitz:

——.

Beingärten ... 5 980

Dominikal. Un Uedern ......845 Joch, 1,280 Q. KL. Reden ...... 1 820 Wieſen...... 41 355 Gärten. ...... 57 260 Huthweiden...214 29

Das Königreih Böhmen. 607

, Ruſtikal. Un Aeckern ...0.. .309 Koch, 4,170 Q. Kl. Bieſen ....... gI—- 31 _ Gärten. ...... 14 70

Huthmeiten... 132 Letzteres beſitzt:

Dominikal.

An Aeckern ....,.267 Joch, 505 D. Kl. Bieen...-..» 4 11941 Bärten..... 5 79 Huthweiden ... 33 37 BWeingärttn... 5% 392

Ruſtikal. An Aeckern ......155 Joh, 738 Q. Kl. Biecen....... 5 97 Bärten....... 4 398

Huthweiden... 8 14597°

Beide Güter enthalten die Dörfer Ginonitz, Radlitz, Butowig, Smichomw und dad Theil⸗ vorf Klukowitz, zuſammen beiläufig mit 380 Häus

fern und 1,566 Einmöbnen, tie fi von der Bands wirtbfchaft ernähren. In dem Dosfe Sinomig bes

‚findet fih das Burggrafenamt, die Pfarrkirche und das Braͤuhaus.

Das vor den Stadtmauern liegende Dorf Sm is how befigt gleichfalls die Pfarrfirhe Philippi nad Jakobi, und ift in vier Jurisdiktionen eingetheilt, einige Kottonfabriten befinden ſich daſelbſt, zugleich macht dieſes Dorf eine Vorſtadt von Prag.

Zu ber Pfarre Ginonitz gehört bie Filialkir⸗ he zum heil. Prokop, bei der ſich das ſagenannte Drolopiloc befindet. Man gelangt von Prag das

u

608 Dos öoſterreichiſche Kaiſerthum.

bin in einer Stunde durch Obſt⸗ und Weingärten, dann Saatfelder. Die Kirche ſtehet auf dem Rücken eines Felſens, unter welchem in der Tiefe ein beeng⸗ tes Thal liegt, in welchem eine Mühle und ein Wirths⸗ haus ſteht. In der Mitte des Felſens gelangt man auf seiner in Stein gehauenen Treppe zum Eingange ber "Höhle, vor welcher ein Häuschen flehet, das von Lands leuten bewohnt wird, und das zugleih als Ruhepunkt dient, von welchem man weiter in daB enge Thal hinabſteigt. Diefe Felſenhoͤhle ift eine tiefe, finftere Deffnung mit einem engen Eingange, durch welche man nicht ohne Beſchwerde in bad Innere der Höhle dringen Bann. Der Boben iſt uneben, holpricht, und hie und da gefpalten. Man hört das Rauſchen eines unterirdiſchen Waſſers, und fhleiht gebüdt durch eis nen niedern aufmärtd führenden Bang in fleter Be⸗ forgniß, mit jedem Tritte auszugleiten, und in bie Tiefe zu flärzen.

Die mephitifhe Luft liſcht uft in bem engen NRaume bie Leuchte aus, deswegen immer mehrere Pers fonen zufammen mit einigen Leuchten die Böhle ber treten. Man gelangt endlich in eine breite Bergkluft, in welde durch Felfenrigen ein fparfames Tageslicht dringt, und gewahrt eine Erhöhung von Stein, die der Sage nad dem Bewohner diefer Klaufe zur La⸗ gerftätte gedient bat. Eine Vertiefung, dem Eindrude eines menfdlichen Körpers ahnlich, fol zum Beweiſe

dieſes Faktums dienen.

Noch enthält die vaterländiſche Sage Erzählun⸗ gen über Berggeiſter, mit denen ber heil. Proko p zu thun hatte. Am 4. Juli am Feſte dieſes Heiligen wird dieſer Ort von den Stadtbewohnern häufig bes

ſucht.

Das Königreic) Böhmen. 608

Gut Hochlibin liegt hart an ber Gränze des Pilſner Kreifes, 9 Meilen von ber Hauptfladt, bat eine Ausdehnung von 3,452 Joh 528 7, Q. Kl. und enthält fünf Dörfer mit 192 Wohngebäuden und 41,314 Ginwohnern, die im Aderbau, in Handwerken und Zaglohn ihren Nahrungszweig ſuchen.

Das Burggrafenamt befindet fih im Dorfe Hochlibin, das in 63 Häufern 391 Seelen zählt, eine Pfarrkirche zum beil. Blaſius befikt, .bie uns ter dem Patronat der Obrigkeit ſtehet, dann ein Schloß.

Die Dörfer Nen⸗;Wallisdorf und Dedlas wen find nah Chmelfchen Peteröburger Herrfchaft, Wallisgrün oder Heinrihspdärfel mit ®rüns thal und Neuhäufel nah Tſchiſtai Kröiger Herrſchaft, und Bellhoten nech Hochlibin ein⸗ gepfarrt.

Der gegenwärtige Befi iger iſt Hr. Stephan Dlivier Graf Wallis.

Das feit dem Iahre 993 dem Benediktinerſtifte zuSkt. Margareth gehörige But Hrdly liegt zwi⸗ ſchen dem rechten Ufer der Eger, und dem linken der Elbe, ſechs gemeine Meilen von Prag, und ob es gleih von Dominien des Leitmeriger Kreifes fafl um⸗ geben ift, wird daffelbe dennoch zum Rakonitzer Kreife gerechnet.

Es enthält einen Zlächeninhalt von 1,543 Joch 514 Q. Kl. mit ſechs Dörfern, (worunter die Dörfer Baufhowig und Dolane? Theildörfer der Herr⸗ haft Doran Leitmeriger Kreifes find) mit 150 Häufern und 961 Einwohnern, die fih vom Feldbau und Taglohn nähren.

610 Das Öfterreihifche Kaiſerthum.

Das Amt befindet fihb im Dorfe Hrdoͤly von 39 Häufern und 196 Geelen, mit einem Schloſſe, dann einer Kapelle, und iſt nah Dolanek einges pfarrt. Im Jahre 1826 hatte der Ort dab Unglück abzubrennen.

Am Dorfe Podſchapl, eine Stunde von Hrbly, bart an der Elbe, befindet ſich die Pfarzliche zum beit. Adalbert,

Die Sründe dieſes Guts find fehe den Webers ſchwemmungen audgefegt. Auc fängt bier bie ſum⸗ pfige Gegend, der Slatiner Moraft genannt, an, der fih gegen Doran und Raudnig hinzieht.

Das Allodialgut Hrfebetfchnik liegt ſüdweſtlich gegen die äußerfie Gränze des Rakonitzer Kreifes, ohnweit dem linken Ufer der Beraun , bat einen Umfang von 1,747 Joch 1,004 Q. Kl., enthält die drei Dörfer Hriebetfhnit, Nomwpfedlo und Czlowitz, zufammen mit 74 Wohngebäuden und 533 Einwoh⸗ nern, die nach der angränzenden Hersfhaft SIabeg eingepfarzt find, und fih von ber Banbwirtpfchaft nähren.

Das Bermaltungsamt befindet fi$ im Dorfe Hrzebetſchnik, das in 48 Häuſern 336 Seelen zählt, beſitzt ein Schloß mit der Kapelle zur heiligen Dreifaltigkeit. Nicht weit von dieſem Dorfe liegt ein ſchöner Thiergarten, der mit Damhirſcheu befegt iſt.

Diefes Gut gehört dem Herrn Grafen Erwein von Noftig Rhinek.

Gut Jungfernteinig liegt im Nordweſten des Kreiſes gegen den Sauger Kreis zu, bat. einen

.

Dos Königreich Böhmen. 611

Scheninhalt von 328 Ivch 594 Q. Kl., umfaßt ei« a Markt und drei Dörfer, wovon zwei Theildörfer d, mit 217 Wohngebäuden und gegen 2,000 Eins . hnern , die vom Aderbau, und dem Gewerbsbetrieb

nähten. |

Dos Wirthfhaftsamt befindet ſich im Markte ungfernteinig (PVanenſky oder Zernow eynec), der ſechs Meilen von Prag entfernt an e Leipziger Poſt⸗ und Gommerzialfiraße, zwifchen s Städten Schlan und Saun, liegt, in 107 susnummern 745 Seelen zählt, befigt eine Pfarr» che zum heil. Georg, die unter dem Patronat des Hfigers ſtehet, ein Schoß, ein Poſtamt.

Man flieht hier die Ueberrefie eines ehemaligen auenkloßers, dad zur Zeit des Huſſitenkriegs zer st wurde.

Im Dorfe WBrbna (Wrbno) befindes fich bie arrkirche zur Himmelfahrt Mariä; die Hälfte eſes Dorfs gehört zum Gut Patek; eben fo gen rt da8 Dorf Hräifhfom zum Theil nad Junge enteinig, Patek und Tauſchetin.

Der dermalige Befiger diefes Guts iſt Hr. Jos nn Toſkany, Bürger in Prag.

Dos dem Benediltiner- Stifte zu Ekt. 'argareth gehörige But Kladno mit dem Lehngut nid aus, liegt weftlich von Prag und gränzt an die errſchaft Smetſchna, hat einen Flächeninhalt von 457 Joch 1,298 “. Q. Kl., enthält ein Staͤdtchen ben ganze und vier getheilte Doͤrfer, zuſammen mit 30 Wohngebäuden und 2,217 Einwohnern, bie vom andel, meift aber vom Aderbau leben.

Länders u, Bätkerkunde, 19. Band, rer

612 Das -öfterreichifche Kaiſerthum.

Dad VBeswaltungsamt befindet fih im Städt: hen Kladno, dad 2", Meilen von Prag entfernt ift, in 168 Hausnummern 4,121 Einwohner zählt, worunter mehrere Juden find. Hat cine Pfarrkirche zur Maris Himmelfahrt, ein Schloß mit eine Schloßkapelle zum heil, Lorenz, dann ein Spital.

But Kolletſch liegt wehndrblih 2 Y, Meilen von der Hauptflabt , begreift eine Area von 1,340 Roh 342 Q. Kl. mit 4 Dörfern, zufammen mit 122 Hausnummern und 800 Einwohnern, die vom Feld⸗ baue , von dem Verdienſt in den Steinkohlenbergwer⸗ ken und Steinbrüden fi) erhalten. Der Amtsort if das Dorf Kolletſch, das in 66 Häufern 480 Ein: wohner zählt, hat eine Pfarrkirche zur heil. Dreis einigfeit, ein Schloß mit einem Biergarten , ein obrigkeitliches Bräu⸗, Brandwein » und Malzhaus. Sn ber Umgebung dieſes Dorfes liegen die drei Stein tohlenwerke: die Skt. Joſephs⸗, Skt. Anna und St. Katharinazeche, alle drei werben von Privaten betrieben.

Sn dem 7, Stunde von Kolletfch entfernten

Dorfe Teinitz liegt der obrigfeitliche Kafangarten mit einem Jägerhaus, und bei bem Dorfe Mozulin . befindet fi) nebfl einer Mahlmühle ein nicht unbebeu: tender Steinbruh, von weldem gleichfalls Trottoirs⸗ ſteine nach Prag genommen werden.

| Das Gut gehört den beiden Herren Brüdern und Rittern Bohuſch von Ottoſchütz.

Gut Lochkow liegt zwei Stunden ſüdlich von Prag, nahe an ber Gränze bed Berauner Kreifes, enthält eine Area von 304 Joh 145 Q. Kl., iſt auf das einzige Dorf Loch kow beſchränkt, das in 45

- —-

. Das Königreih Böhmen. 613

Hausnummern 325 Einwohner zählt, die ihren Er⸗ werb im: Feldbau und Zaglohn finden.

Das Berwaltungsamt befindet fih im Schloffe bes Dorfs Loch kow, das nad dem Gut und Dorf Sliwenez eingepfarrt ifl. Der Befiger davon ift Hr. Zofeph Brzorad.

Das dem Auguftiner=- Klofter bei Skt. Thomas zu Prag gehörige But Luſchetz kußce) liegt ſüdweſtlich fünf Stunden von der Hauptflabt, an der Gränze des Berauner Kreiſes, enthält eine Area von 676 Joh 35 Q. Kl., beftehet aud dem in einem Thale liegenden Dorfe Luſchetz von 41 MWohngebäu: den und 406 Einwohnern, die vom Feldbaue und dem Zaglohne leben. Sie find nah Skt. Johann eins gepfarrt. Das Amt befindet ſich in demfelben Dorfe. Ferner befist die geiftlihe Obrigkeit im Dorfe “oe lup 14 Hausnummern.

Eine Stunde weltlich von Prag in einem anmu⸗ thigen Thale an der Reichspoſt-⸗Commerzialſtraße liegt das dem Maltheſerordens⸗Konvent gehoͤrige Gut Mottol.

Das auf einem hohen Felſen von Stein errich⸗ tete Kreuz erinnert den Wanderer ſchon in der Fer⸗ ne, daß ſich hier ein geiſtliches Gut befinde.

Daffelbe enthält eine Area von 533 Joh 511 Q. Kl., zählt in 15 Gebäuden 223 Einwohner, bie bauptfählic vom Taglohn leben,

Der Ort beftehet meift aus landwirthſchaftlichen Gebäuden: aus einem großen Scloffe mit einer Zhurmuhr , und einem anliegenden Obfl» und Kü⸗ hengarten, aus einem nieblihen Schlößchen mit ei⸗

Rr2

En [| »

614 Das oͤſterreichiſche Kaiſerthum.

nem 3iers und Obſtgarten, aus einem Meyerhofe, eis

nem wohl eingerichteten Bräu » und Branntweinhaufe, . einer Mühle und einem Wirthöhaufe.

Das Amt befindet fich im großen Schloſſe.

Der gegenwärtige Konventsvorſteher und Dr densprior Herr Franz Stocklöw ift emfig bemüht, durch Werbeflerung der Gebäude , durch Verſchönerung feiner natürlihen Anlagen, biefen Ort in Einklang mit feinem reigenden Thale zu bringen, und da Die fem geiftlihen Gute biöher ein Gotteshaus fehlte, fo ſtehet feit einigen Jahren eine neu erbaute Kapelle da, die dem heiligen Johann von Nepomul ge weiht ifl. u Der Ort if nah Stodulek eingepfarrt.

Eine halbe Stunde von diefem Orte gegen ber Hauptfladt zu, liegt die fogenannte@ibulfa«a, ein Be⸗ figthum des verftorbenen Fürſtbiſchofs von Paſſau, Gras fen von Thun, welder daffelbe mit vielen Parkanla⸗ gen, einem gothifhen Thurm, Tempeln, Einfiedeleien, Holztrüden, Statuen ıc. auöflatten ließ, und in ber That einen höchſt reigenden , ländlichen Aufenthalt daraus geflaltete, und dem Publikum Prags eröffnete. Es ift zu wunſchen, daß der jetzige Beſitzer biefe ſcho⸗ nen Anlagen fernerhin unterhalte.

But Neuhof Liegt eine halbe Stunde von ber Munizipalftadt Unhoſcht, und drei.Stunden weft: wärtd von der Hauptfladt, enthält eine Area von 360 Jod, 1,192 Q. Kl., beftchet aus zwei Dörfern von 53 Hausnummern mit 311 Einwohnern, die vom Beldbau und Taglohn fich nähren.

Das Amt befindet fi im Dorfe Neuhof von 32 Häufern und 192 Seelen, mit einem fchönen Schloſſe. |

——

Das Königreih Böhmen. - 615

Die gegenwärtige Beſitzerin ift Frau Walburga Berg er.

Das dem Prämonſtratenſer⸗Stifte auf dem Strahof gehörige Gut Patek, liegt im Nordweſten des Rakonitzer Kreifes, gegen den Leitmeriger Kreis zu, am rechten Ufer der Eger, acht Poftmeilen von Drag, und zwei Stunden feitwärtd von Budin, enthält an Ruftifalgründen 3,578 Job, 702 Q. Kl. und an Dominitalgründen 1373 352°

in Summa 4,951 Jod, 1,054 Q. RI. „mit acht Dörfern von 342 Wohngebäuden und 2,254 "Einwohnern, welche im Getreidbaue und in ber Obſt⸗ baumzucht ihren Lebensunterhalt finden.

Im Torfe KRadonig, dad an der Eger liegt, über welche eine Brüde führt, befindet fi die Pfarrfirs che Kreuzerhohung; dahin find die Dörfer Pate, Strabonig, Bolenig; Bedfhihomes aber nah Smollnig, Tauſchetiner Herrfcaft, und Rieftfhig nah Wrbno eingepfartt.

Der Sig des Amtes ift im Dorfe P atet von 70 Hausnummern und 468 Seelen, befigt ein Schloß mit einer Kapelle.

Auf diefem Gute befinden fi) vier Mayereien und eine Schäferei.

Die dem Herrn Franz Grafen Thun gehörigen Güter Perutz und SIawietin, liegen im Norden des Kreifed zwifchen der Herifchaft Wranay und dem Gute Pate. Erfteres enthält an Flaͤcheninhalt, und zwar:

An Uedern..... 4,083 Joch 1,171 Q. Rt. Triſchfelden 22 1135 Bien..... 30 1,220

Gärten. .... 48 1105

616 Das Zſterreichiſche Kaiferthum. An Weingarten. Joch 585 D. KL. Teiche...... 5 1629

Hutmeidten.. 9 65

Baldungen.. 456 652 mit vier Dörfern: Perug, Cjernochow, Telentz und Sfalla, mit beiläufig 284 Hausnummern und 794 Einwohnern, die ch von der Landwirthſchaft nähren.

Das Direftorialamt befindet fich im Dorfe P es zus von 86 Hausnummern und 360 Seelen. Befigt die Pfarrlirhe Peter und Paul, die dem Patros . nate der Obrigkeit unterfiehet, ferner ein fchönes

Schloß, dad im Jahre 1763 ganz neu hergeſtellt wur⸗ de, und ſchoöne Gartenanlagen hat.

Dir frühere Beſitzer Herr Franz Graf Kinsky bat bei feinem Abfterben im Zahre 1826 den Armen diefes. Guts 2,000 fl. W. W. mit dem Beifage vers macht, daß 500 fl. fogleih an die Dürftigen vers tbeilt, 1,500 fl. aber ald ein Stammfapital niederges legt werde, von welchem die Binfen den Armen dies ſes Gutes jährlich auszutheilen kommen.

Das Gut SIawietin, das fhon nahe an ter Gränge des Saazer Kreifed liegt, enthält an der Area, und zwar:

An Acdern...... 864 Joch 1,347 Q. Kl. Feiden...... 3 837. Wiefen...... 12 24. Gärten ...... 12 138 Hutweiden... 12 700

Waldung.. . 87 400 Es beſtehet aus tem einzigen Markt Shawie⸗ tın (auch Slabietin), der gleichfalls eine Pfarrkirche zum heit. Jakob nebft einem alten Schloß beſitzt.

\ Dos Königreih Böhmen. 617

Das dem Prager Theinkirchenamt gehörige Gut

und. Dorf Selz, oder Seles, liegt ”, Stunden nördlich von der Hauptſtadt, hart am linken Ufer der Moldau und befikt: |

Dominikal:

An Aeckern......... 1 Joch 1267 Q. Kl.

Gärten......... 1 857

Hutweiden...... 117

Beingärten..... 1 1427

Ruſtikal: mn

An Aeckern..... ..... 89 Joch 825 Q. Al. Triſchfelder...... 6 1099

Gärten ......... 8 463

Hutweiden ...... 1 365

Weingärten ..... 151

Daſſelbe zählt in einigen 50 Häuſern 316 Ein⸗ wohner, die nach dem oberfiburggräflihen Ort Bonitz, welches auf dem rechten Ufer der Moldau liegt, eins gepfarrt find.

But Stiweneg liegt 1 7. Stunde ſüdlich von der Hauptfiadt an der Gränze des Berauner Kreis ſes, enthält eine Area von 1,192 Joch, 425 Q. SI. zwei DOrtfchaften Stiweneg und Holin mit 71 Häufern und 496 Einwohnern, deren Hauptnahrungs⸗ zweig im Getreidbaue, und im Fuhrlohne, durch Berführung der Xrottoirfleine nah der Hauptftadt befteht.

Diefes Sut wirb don dem Amte bed Gutes Dos brichowitz, zu welchem dafjelbe gehört, verwaltet, bat zwar einen eigenen Lokalſcelſorger, der aber der

618 ‚Das Öfterreichifche Kaiſerthuw.

Pfarrei zu Dobtihowik unterſteht. Wichtig für das But iſt ver beim Dorfe Sliwene 6 mächtig lies gende Marmorbruch don other und ſchwarzer Farbe, von welchem die Trottoirs der Hauptſtadt beſtehen.

Ferner befindet fi) auch allda ein fehr ergiebiger Kalkſteinbruch.

Das Gut gehoͤrt dem ritterlichen Kre J he r⸗ renorden mit dem rothen Sterne.

But Stattenitz liegt zwei Stunden nord⸗ weftlic von der Hauptftadt, und ift umgeben von den Herrſchaften Zuhomierjig, Horomierfig, Roftod und Bufhtiehrad. Hat einen Geſitz⸗ ſtand: |

Dominikat. An Aedern....... 754 Joch 1,270 Q. Kt: Teiche ....... 5 400 Wiefen....... 2777 2 Bätrten....... 193 680 Hutweiden ... 37 690 7 Baldung..... 119 41

Ruſtikal:

An Aeckern....... 674 Joch 1,125 Q. Kl. Birfen....... 19 75 Trifhfeldern... 2 208 Gärten ...... 9 1,000 Sutweiden... 11 47 BWald........ 9 410

Daſſelbe umfaßt 6 Dörfer, zuſammen mit 246 Wohngebäuden und 679 Einwohnern, die von der Landwirtbfhaft, dem Handel mit den Produkten nad der Stadt, und dem Taglohn leben.

Das Königreih Böhmen. 619

Dad Amt befindet ſich im Dorfe Stattenig, dab Kb in ein kleines Thal herabſenkt, und in 41 Hensnummern 156 Seelen zählt, beſitzt ein niebliches nengebautes Schloß mit einem Garten, ein Bräuhaus, um ift nach tem eine halbe Stunde entfernten, und zu dieſem Gute gehörigen Dorfe Nautenit einge⸗ pfarrt, das an einer Heinen Anhöhe die Kirche zum heil. Wenzel beſitzt.

Eben dahin ift das Dorf Kamaik; Zialow aber nah Roſtock eingepfarrt.

Die beiden zu diefem Gute gehörigen Dörfer Rzeſy und Huffineg liegen jenfeits der Moldau, und find nah Kletzan, Kaurjimer Kreifed einges pfarrt.

Ehemals gehörte dieſes Gut dem Frauenkloſter bei St. Georg in Prag, gegenwärtig aber beſitzt daſſelbe Frau Barbara Gräfin von Kügnburg.

Gut Sukdoll liegt zwei Stunden norbwärts von der Hauptfladt an der Straße, die nah Wels warn führt, gehört dem Benediktinerftift in Emaus, bat einen Flächeninhalt von 590 Joch, 175 D. Kl., worauf fih das Dorf Sukdoll mit 30 Wohngebäuden und 216 Einwohnern befindet , die fi vom Zeldbaue und Zaglohn nähren. |

Das Amt befindet fi im Orte Sukdoll, das ein Schloß und Bräuhaus befißt. "

Gut Tauſchetin (au ald Herrſchaft) liegt weſt⸗ nördlich an der Leipziger Poflfirage, 6 Meilen von der Hauptſtadt, enthält eine Area von 4,920 J., 256 Q. Kl., mis 411 Dörfern, worunter einige Theildoͤrfer find, mis

620 Dab äfterreihifce Kaiferthum.

290 Wohngebäuden und 2,025 Einwohnern, die allen von ber Feldwirthſchaft leben. Das Verwaltungsamt befindet fih in Tauſchetin, dad in 29 Haäufern 244 Einwohner zählt, ein Schloß befigt, und nad Smolinig, wo eine Pfarrkirhe unter dem Xitel des Heil. Apoflel Bartholomäus befichet, einger |

pfarrt iſt.

Ber dem Theildorfe Knmobis befinden ſich zwei Steinkohlenbergwerke, die Skt. Benzeslai⸗ und Skt. Adalberti⸗Zeche.

Das Gut gehoͤrt Sr. Durchlaucht Joſeph F ür— r⸗ ſten zu Schwarzenberg.

Gut Turfſko liegt 1 Meilen noͤrdlich von Prag, und gehört dem ritterlichen Kreugberrens Drden mit dem rothen Sterne, ‚enthält einen Flä⸗ cheninhalt vog 41,772 Joch, 339 Q. Kl., worauf fi zwei ganze und drei Xheildörfer befinden, mit 112 Wohngebäuden und 900 Einwohnern, die vom Ertrage der Zelder leben. Der Boden bier ifi dem Anbaue des Weizens fehr günftig, und beim Dorfe Kralup bes finden fih ausgedehnte Obſtgärten mit vorzüglich gus ten Obſtſorten.

Der Amtdort ift das Dorf Turfto von 54 Hausnummern und 519 Seelen mit der Pfarrkirche zum heit. Martin Bifchof, bat ein Schlößqhen, worin der Pfarrer wohnt. Ueber diefe Pfarre ſowohl, old auch Über jene in dem Zheilborfe Wrbno bei Melnik am Moldauufer, das durch die Ueberſchwem⸗ mung im Jahre 1830 fehr gelitten hat, übt der Kreuz hesrenorden das Patronat aus.

Das Königreich Böhmen. | 621

But Unter: DOweneg, zum Unterfchieb mit Oberowenetz (auch Buübentfch) liegt eine Kleine Stunde norbwärts von Prag, am rechten Ufer ber Moldau, begränzt von einer Anhöhe, an der fi Dbft = und Weingärten dann Saatfelder hinan ziehen. Man gelangt von Prag dahin durch den Baumgarten und über eine Snfel, die mit Baumgruppen befest it. Daſſelbe enthält eine Area von 286 Joch 810 D,RI., und beftehet aud dem Dorfe Unterowenes, das in 92 Wohngebäuden 708 Einwohner zählt, die fi von Getreid s und Obſtbau, dann von Fifchhandel nähren. Es befigt einen Meyerhof, und Fi nach dem oberſtburggräflichen Orte Bohnik eingepfarrt.

Am Dorfe erhebt fi das fhöne Schloß Troja, dad zu Ende des 17. Jahrhunderts mit großem Koſten⸗ aufwande erbautwurde, und dad und an das berühmte Troja der Vorwelt erinnert. Obgleich ein großer Theil feiner Kunftfhäge dur den Sturm und Drang des fiebenjährigen Kriegs unterging, und man jest nur ausrufen. kann: Fuit Dion! fo bieten dennod Hefte feiner Pracht noch immer dem Kunſtkenner einen wahren Genuß dar, darunter find vorzüglich die Sie . ganten bed Portald, der ſchoͤne Plafond des großen Saales, und die vielen, in den Nebengemächern befinds lihen Gemälde, an denen man den Pinfel eined G os din von Antwerpen, eines Reiner, eines Brandel erkennt ; vorzüglich zeichnen fich die Con⸗ terfeye böhmifcher und oͤſterreichiſcher Herriher aus, die von Kaifer Rudolph II. bi zum jetzt regierenden Kaifer Franz I. in der Reihe folgen.

Der Garten, im franzöſiſchen Geſchmacke anges legt , ift auch nicht mehr das, was er ehemals war.

622 Das Öflerreihifhhe Kaiſerthum.

Er enthält Terraſſen, Vorſprünge u. f. w., die mit koloſſalen Vaſen geziert find.

In diefem Gchloffe befindet fih das Verwal⸗ tungsamt.

Die gegenwärtige Nutznießerin dieſes Guts if die Freyin Thereſe von Aftfeld, geborne Freyin Sterndahl. |

Denn nad) bem unterm 23. Zuni 1817 außgeftellten Teſtament ihres feligen Gemahls, des Franz Xaver Freiherrn von Aſtfeld, fol nad derfelben Tode das Gut verkauft, und ber dafür gelöfte Geldbetrag in zwei gleichen Theilen dem Krankenpfleginftitut der barmherzigen Brüder und dem ber Qlifabethinerins nen, zur beſſern Dotirung berfelben, zufallen. Segen der Aſche dieſes großmüthigen Gebers, die leidende Menfchheit wisd ſtets deſſen Andenken ehren!

Die oberfiburggräfliden Güter Tiegen größtentheild in der Umgebung von Prag, find das Eigenthum der erhabenen Stände Bohmens, und be⸗ ſtimmt zum Nusgenuß des jeweiligen Oberftb urg» grafen. Sie beftehen in folgenden Dörfern:

Vorder: Dwenel (pfebni DOwenel), 7, Stuns de von Prag mit einer Pfarrliche zum heil, Gets hard, dann mit einem Baumgarten, zu beffen Ein⸗ gang Kaftanien : und Pappelalleen führen.

Diefer fehönfte aller Prager Spaziergänge war ehemals ein königlicher Thiergarten, in neuerer Zeit

Das Königreich Bm. 6823

haben hier wie Überall die Herren Stände Beweife ihrer Bereitwilligkeit für das allgemeine Beſte und Bargnügen gegeben, indem die natürliche ſchöne Lage berügt, und durd Hilfe der Kunft zu einem der ans ziggendflen Bergnügungsorte mit großen Koflen aus« gelitdet wurde. Von den lieblihften Gebüfchen, und saıfendfarbigen Blumenparterren umgeben, erbebt fih de in gothiſcher Form erbaute Schloß, dad im Som⸗ me zum ländlihen Aufenthalt des Oberfiburggrafen dint, und von welchem man eine reigende Ausſicht ge⸗ nißt, fowobl in das Thai herab, als in die entferntere Egend, die die freundliche Moldau durchfließt. Ferner

Das Dorf Liffoley, dad Dorf Holeſcho⸗ "ai, Pogdbaba, Bohnig, mit einer Pfarrkirche {eter und Paul, Ruffin, Libog (&ubo?d) mit Ww Pfarrkirche zur beil. Sungfrau, Podhorz, Seleflawin, Koſſirz, Stodulef mit einer tkalie, Kowar (Kowary) mit der Pfarrkirche Des 1r und Paul, dann Hoſtiwarz, das zwar im Jurfimer Kreife oſtſüdlich Meile von Prag am fahe Botig liegt, aber zum Rakonitzer Kreife ges immen wird , bat eine Pfarrkirche unter dem Titel k Enthauptung bes heil. Johann Zäufer, Inn einen Meyerhof. "

Die freie Gemeinde des Dorfes Budohoflig t obnweit der ?. Stadt Welwarn, beflebet ders - Km in 116 Geelen, die in 25 Häufern wohnen, id nah Chrſchin (Ährzim) Zloniger Herrſchaft ſind. Sie unterſtehen der Jurisdiktion, Richteramte und der Grundbuchführung des Schla⸗ r Magiſtrats, und leben von dem Ertrag der Land⸗ oa und ihrer Induflrie.

624 Das Öfterreihifhhe Kaiferthum.

Diefe Gemeinde, bie aus 8 Anfäffigen und Be felberten , dann Häuslern und Profeſſioniſten befleber, bat ſich im Jahre 1795 losgekauft.

Rah rede

CH; allers Topographie des Königreichs Böhmen, ein Werk von 16 Theilen, war . bei feinem Erſcheinen in den Ssahren 1780 bis 1790 ein brauchbares, fehr willkom⸗ menes Werk; doch der Zeitraum von bei: nahe 50 Ssahren hat in demfelben wefent- liche Veränderungen bervorgebradht: denn mehrere Herrfchaften und Güter haben fich feitdem verfchmolzen, wieder mehrere getrennt, neue Dörfer find entftanden, alte haben fich vergrößert, die Bevölkerung hat fi vermehrt, Fabriken und die Snduftrie im Allgemeinen haben ſich gehoben, auch der Beſitz der Güter erlitt ſtarken Wechfel. Um diefe Gebrechen zu befeitigen, und eine To— pographie nad) dem neueften Standpunkte ' dem mißbegierigen Publitum zu liefern, war des Verfaſſers Sorge, biezu die neue:

ften Daten und Materialien aus echten Quellen zu fehöpfen. Offizielle Cingaben, gefälige Mittheilungen von Magiſtraten und Dominien festen den Verfaſſer in den Stand, fein Borhaben zu bewerfftelligen, und obgleich der Lefer in diefem Werke von zwei ſtarken Banden nicht alle einzelne Derter aufgeführt findet, fo erhält er doch den größeren Theil derſelben mit der An: gabe alles deffen, was wiſſenswerth if; auch der kurze Abriß der Gefchichte Böhr mens, die fatiftiichen Angaben, die Drenge : der Pläne und Kupfer, dürften diefem Werke einen mefentliden Vorzug vor manchem aͤhnlichen geben.

Bshmische Br ROZE himasehe Dänerenn

PL: SR, un dem BZ hinter Kopeise

«ats dlem. Leitmerdtzer Abreise.

7 Laurie Anesian

*

—— HR: alt lem SLeitineritzer Beate.

e 2 BU,

Aa! dem nee —R

«A

Yan yyH Anterpun M —* Ahlonık uml de K Sum.

a

= I CYR bunt, 7, Du a ae

“. MA

7aovg

eg.

1? pr aypayfirn HK PP uU22 Apr 2

rBE

re up 280 wyerrgg;

Band

KAURZIMm

: 5 rt nr —— &

Du A / A ö u A