— 0 2 0 — * . KG 05 get. FR N. N \ Deere see 7 2 N e # = ne N 5 ö \ 2 N 7 i N * ** — N 1 EN 2 uw EDEN NZ “ — 8 en 2 18 = 2 Du » N * x — || Fe 2 | < . rw “| 5 + n 5 PN U i ENGE a * 2 3 204: WR W ur — or 7 DU Wess, AN } N . D 12 7 on 200 LT Kart: er i sr = 7 * ee en Das beben der Pflanze VI. Band Das beben der Pflanze Mit zahlreichen Abbildungen im Cext, Fakſimiles, Karten und Cafeln III. Abfeilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt Pilanzengeographie Die Pilanzenwelf der Tropen pon Privatdozent Dr. W. Gofhan, Privafdozent Dr. R. Pilger und Prof. Dr. H. Winkler K aun DER NATURFREUNDE STUTTGART Sfuffgarf Kosmos, 6ejellichaff der Naturfreunde Beichäftsitelle: Franckh'ſche Uerlagshandlung 1913 Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt Pilanzengeographie Die Pflanzenwelt der Cropen - Don Privatdozent Dr. W.6ofhan, Privatdozent Dr. R. Pilger und Prof. Dr. A. Winkler Mit ca. 310 Abbildungen im Text, 9 farbigen und 17 ſchwarzen Tafeln nach Öeichnungen, Ölgemälden und Aquarellen von M. Biedermann, W. Jacobs, R. Deffinger, Prof. Pofonie, H. Wolf-Maage, ſowie nach Phofographien von Dr. M. Brandt, 6eh.-RafDr. W. Buſſe, B. Dopfer, Prof. Dr. fl. Ernſt, R. E. Fries, Dr. W. 6Gothan, 6. Hoffmann. Dr. J. Huber. Dr. Jenſen, Dr. Kochan, Dr. kohmeyer, Dr. Malguth, Dr. Muthmann, F. Niſſen, J. bon Deren, Dr. B. Prell, Dr. E. Prißel, Dr. B. Reimann, Prof. Dr. F. Rojen, Prof. Dr. H. Schenk, Dr. Stellwaag, E. UDanhöffen, Dr. F. UDaupel, Prof. Dr. H. Winkler, P. Wolff u.a. Stuttgart Kosmos, Geſellſchaft der Nafurfreunde 6eichäftsitelle: Franckh'ſche Verlagshandlung 1913 Copyright 1913 by Sranckh’sche Derlags- :: handlung, Stuttgart:: Alle Rechte vorbehalten v Inhalfsperzeichnis Seite ezeichnis zu allen drei Abteilungen VIII 1. Abteilung: Enfwicklungsgeichichte ger Pflanzenwelt Don Dr. W. 6ofhan Privatdozenf an der Bergakademie zu Berlin Seite e , % . N 1. Art und Erhaltung der foſſilen Pflanzenwelt 9 % ͤ œliÄ / ꝓ ę ͤũ T.. y . 15 % ĩ U ˖ ‚ /» ͤK(0d ⁵˙ . 19 Seite A. Das Paläozoikum der Pflanzenwelt . 25 B. Das Meſozoikum der Pflanzenwelt . 66 1. Die Pflanzenwelt von den älteſten Rückblick auf die meſozoiſche Flora . 84 Schichten bis zum Devon . . . 26 2. Die Pflanzenwelt der Steinkohlenfor⸗ C. Die Neuzeit der Pflanzenwelt (von der mation (einfchl. der des Rotliegenden) 34 unteren Kreide bis heute) 87 3. Die Pflanzenwelt der 5 Rückblick auf das * der Steinkohlenzeit .. i 40 Pflanzenwelt TER Allgemeines über dieſe Periode er" ie BORN iger paläobainninger Literatue „eo Er 115 Die weiteren Inhaltsverzeichniſſe ſiehe: Seite VI: Abteilung Pflanzengeographie Seite VII: Abteilung Pflanzenwelt der Tropen Inhalfsperzeichnis zur 2. Abteilung: Pilanzengeographie pon Dr. R. Pilger Privatdozent an der Univerfitäf zu Berlin Seite Einleitung: Die heutige Flora als das Produkt ihrer Entwicklung.... 119 J. Die Beſiedelung des Standortes und die Veränderung der Vegetation; Inſelfloren 121 Seite 1. Veränderung von Formationen . 121 4. Die F der 1 10 2. Einwanderung von Adventivpflan- 5. feen 3 ‚hie zen und Ankömmlingen .. 122 6. Endemismus . Su 00 3. Beſiedelung von Neuland ... 124 7. Die Tätigkeit des Menſchen „ II. Die Geſchichte der Pflanzengeographie und die Entwicklung ihrer Zweige . . 145 III. Die Pflanzenformationen auf biologiſcher Grundlagine 151 Seite leitung 151 C. Hygrophile Formationen (Waſſer- und A. Xerophile eee . 154 Sumpfgewächſe7j 181 1. Wüſten und wüſtenähnliche For— D. Der tropiſche und fubtrapiiche Rege 193 mationen . 154 E. Laub: und Nadelwald der nei e 1867 F ee 9 I p ee 1. Nadelwälde n rr 178 2 aubwülder e 174 | F. Die Flora der e 35 B. Halophile Formationen. . 176 G6. Die Flora der Arktis . 233 IV. Bemerkungen zur Entſtehung der Floren reichte. 238 / en Inhalfsperzeichnis zur 3. Abteilung: Die Pflanzenwelt der Tropen Don Pröfeſſor Dr. H. Winkler Privatdozent an der Uniperſifät in Breslau Einleitung J. Abgrenzung des Gebietes (Die Klimazonen der Erde) . II. Die für die Vegetation wichtigſten Züge des Tropenklimas Seite a) Die Temperatur . 251 c) Niederſchläge und % 287 Bodenfenchtigfeit . III. Die Periodizität der Vegetation in den Tropen IV. Der Einfluß der Bodenverhältniſſe auf die Vegetation der Tropen V. Die biotiſchen Faktoren. Seite a) Phytobiotiſche Faktoren. 337 b) 1 Faktoren 1. Stützhilfe unter den Pflan— | 1. Tieriſche Schädlinge F e e 2. „Tierfreſſende“ Pflanzen 2 Epiphutiamus | 3. Mutuelle Symbioſe N Tieren ee 67 und Pflanzen 4. Ameiſen und Pflanzen . VI. Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen Seite dellen pflanzen 398 4. Die Dikotyledonen 2. Farne und Gymnoſpermen . 399 5. Der tropiſche Laubbaum 3. Monokotyledonen . . 406 VII. Die tropiſchen Pflanzenformationen Seite enn 452 2. Die Steppen 1. Die Mangrove . . . . 452 c) Die Wüften N 2. Der immergrüne ed . 464 d) Die alpine Eilnnzenformation Det Tro⸗ 3. Der Bambus wald. . 476 pen 3 g 5 . 4. Der Monſunw ald. 477 e) Die eien des Strand ſandes 5 5. Der Trodenwad . . .. 480 f) Die tropiſche Waſſer- und Sumpfvege— b) Das Grasland. 486 tation AAN 1. Die Savanne. 488 g) Veränderung a ber Nachwort Literaturverzeichnis VII VIII Bilder-Uerzeichnis. Sarbendrucktafeln Waldmoor der Steinkohlenzeit A ; Vegetationslandſchaft aus der rhätiſchen Periode des Meſozoikums e Vegetationslandſchaft der Oligozänlandſchaft unſerer Breiten Tumboa Bainesii in der Wüſte von Südweſtafrika . Tropiſche Nymphäazeen mit Victoria Regia Grenzen und Pflanzenformationen der Tropenzone . Alpine Savanne am Kilimandjaro 4 „ Urwald auf der malaiifchen Halbinfel . . .. Fe N Baritofluß in Borneo mit ſchwimmender Vegetation 8 Schwarze Tafeln Seitenanſicht des großen Stigmaria mit Stamm Gruppe von verkieſelten Stämmen Bennettitazeen . Graphiſche Darſtellung des Auftretens er Verfimindens d er wichtigen lanpengeupen 112 Calamus im Tropenwald von Queensland . Ein Ficus-Baum im Tropenwalde von Queensland Pinus maritima auf Korſika . x Arvenbäume auf der Riffel-Alp bei Zermatt g Urwaldſzenerie aus der Kameſchlucht Malaiiſche Flußlandſchaft ; - Victoriaſee bei Muanza mit Schilfvegetation ; Ficus Benjamina mit Säulenwurzeln 1 Partie aus dem botaniſchen Garten in Buitenzorg Kakteen Xylocarpus ed Mangropebqum mit ſenkrecht aufſtrebenden Atemwurzeln Wüſte am Suezkanal mit Artemisia-Büſchen . Senecio Johnstoni am Kilimandjaro . 40 56 72 194 200 — 208 — 216 264 272 304 352 - 408° 432 448 496 504 Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt Dr. W. Gothan 1912 331 ar ATI A Einleitung. 3 Hiſtorie iſt ſo großartig, ſo eindrucksvoll und erſchütternd und anderſeits ſo ſchwierig zu leſen und zu verſtehen wie diejenige, die unſere Erde ſelber in dem, was wir im weiteſten Sinne als „die Natur“ bezeichnen, in den Erſcheinungen der Organismenwelt, der Geſteine, der Oberflächenformen niedergelegt hat. Die Natur hat ihren Werdegang nicht wie die Hiſtoriker, wie Menſchenhand überhaupt in mehr oder weniger deutlichen und lesbaren Lettern ihren Gebilden aufgeſchrieben, mit deren Entzifferung die Geſchichte der Natur gelöſt werden könnte; die verſchiedenen Gebilde der Natur ſelbſt ſind die Lettern, die geleſen werden wollen. Jede Letter aber erfor— dert zu ihrer Entzifferung eine oft ungeheure, oft jahrzehntelange und noch längere Beſchäftigung mit ihr, und auch dann kommen noch oft Mißdeutungen zustande, deren Ausmerzung oft ebenſolange dauert, beſonders wenn die Mißdeutung von Autoritäten ausgegangen war. Und wenn dann mehrere Lettern beiſammen ſind, dann heißt es, ein Wort daraus formen und aus den Worten Sätze und ſo allmählich das einzelne zu einem organiſchen Ganzen zuſammenfügen. Vieles rätſelhaft Geweſene liegt ſchon, teils durch Genie einzelner Erwählter der Menſchheit, teils durch glückliche Zufälle ſeines Rätſelhaften entkleidet, vor uns. Und doch, wenn auch ſchon viel geleiſtet wurde, wie viel Unbekanntes, Geahntes und Ungeahntes verbirgt ſich noch 5 Blicken oder iſt unſerem Verſtändnis noch unzugänglich! Das alles gilt insbeſondere für die Vorgeſchichte der Erde und 1 auch für die Vorgeſchichte der Lebeweſen, die ſie heute bevölkern, der Pflanzen- und Tierwelt. Die Schwierigkeiten, die ſich dem Forſcher bei der Erforſchung der Geſchichte der Ver— gangenheit der Erde und ihrer Lebeweſen bieten, ſind beſonders groß, weit größer als diejenigen, die ſich dem das Gegenwärtige Unterſuchenden entgegenſtellen. Das Gegen— wärtige aber iſt durch das Vergangene, das Heute iſt der momentane Abſchluß einer ſeit undenklichen Zeiten fortgehenden Entwicklung, und ſo kann das Jetzt nur ver— ſtanden werden durch das Früher, auf dem es ruht. Um aber die Entwicklung des Früher uns näher zu bringen, die wir ja nicht mehr erſchauen können, die wir alſo durch Vernunft⸗, und zwar beſonders Analogieſchlüſſe aus dem vor unſern Augen Werdenden zu begreifen ſuchen, müſſen wir anderſeits von dem Jetzt ausgehen, von den Erſcheinungen und Gebilden, die wir noch heute vor unſern Augen entſtehen ſehen, und deren Ent— wicklungsgang und Eigenheiten wir durch genaues Studium bis in alle Einzelheiten kennen lernen können. Je beſſer man, kurz geſagt, die rezenten Verhältniſſe und Bil— dungen kennt, deſto leichter wird man in das Verſtändnis der früheren, zum Teil un— endliche Zeiträume zurückliegenden analogen Vorgänge und Gebilde eindringen. Es beſteht alſo mit andern Worten zwiſchen der Wiſſenſchaft der rezenten Organismen und Bildungen (wir haben leider kein Wort für beides zuſammen) ein gewiſſermaßen reziprokes Verhältnis: das Verſtändnis des einen beruht auf dem des andern, wie das des andern auf dem des einen. 6 Allgemeines. Der Grundſatz, daß man, um das Vergangene zu verſtehen, von dem Gegen— wärtigen ausgehen muß, iſt heute einer der wichtigſten Grundſätze der Wiſſenſchaft, die ſich mit der Erdgeſchichte befaßt, der Geologie. Man muß daher bemüht ſein, zu den uns durch dieſe Wiſſenſchaft vermittelten Dingen aus längſt vergangenen Erdperioden in der gegenwärtigen Lebewelt, in den vor unſern Augen auf der Erd— oberfläche ſich abſpielenden Vorgängen entſprechende Erſcheinungen, Analoga, zu finden. Dies iſt oft ſehr ſchwer, da einerſeits die Lebeweſen der Vorzeit von den heutigen zum Teil ſehr große Abweichungen zeigen, und weil anderſeits z. B. die im Laufe der Zeiten feſt gewordenen Geſteine von den ihnen entſprechenden heutigen Materialien, die ſich uns als lockere Bodenarten darſtellen, äußerlich ſo ganz ver— ſchieden find. Das Beiwerk, das Akzeſſoriſche, mag es ſich unſern Augen durch ſeine Auffälligkeit oft auch noch ſo ſehr aufdrängen, von dem Weſentlichen oder Prinzipiellen zu trennen und dieſes als Kern der Sache zu erfaſſen, iſt dann eine weitere Aufgabe der Forſchung. — Wir haben uns im folgenden beſonders mit der Geſchichte der Vorzeit des Pflanzenreiches zu beſchäftigen und einerſeits die Formen der Flora der Vorwelt und ihre Beziehungen zur jetzigen Pflanzenwelt kennen zu lernen, anderſeits auch die Rolle zu betrachten, die die ausgeſtorbene Pflanzenwelt bei der Zuſammenſetzung der Erd— kruſte und in der Erdgeſchichte überhaupt ſpielt. Bei den engen Zuſammenhängen, den vielſeitigen Beziehungen, die die heutige Pflanzenwelt mit der früheren zum großen Teil hat, ſowohl in entwicklungsgeſchichtlicher wie auch in pflanzengeographiſcher Hin— ſicht, kann ein großes botaniſches Werk heute ohne eine Darſtellung der Pflanzenvorwelt nicht mehr auskommen. Wenn die Paläobotanik (Paläophytologie), wie man die damit ſich befaſſende Wiſſenſchaft nennt, früher nicht in der nötigen Weiſe von den Botanikern berückſichtigt wurde — bei vielen geſchieht dies auch heute nur dürftig —, ſo hat das zum Teil einen ganz äußerlichen Grund, nämlich den, daß das Studium der foſſilen Pflanzen von geologiſcher Seite ausging, die zwar früh mit der Zoologie die nötige Fühlung nahm, nicht aber mit der Botanik, ſo daß die Paläobotanik durch Dilettantenarbeit ſehr gehindert worden iſt. Bevor wir zur Schilderung der zum Teil höchſt eigenartigen und ſo intereſſanten vorweltlichen Flora übergehen, müſſen wir uns über die Art und Weiſe unterrichten, in der uns die Reſte, die uns von dieſer Pflanzenwelt aufbewahrt ſind, innerhalb der Erdſchichten erhalten ſind. Die Kenntnis der Erhaltungsarten iſt von großer Bedeutung für die Paläobotanik, da ſie geſtattet, die Reſte richtig zu bewerten und über etwa vorzunehmende Präparationsmethoden Entſcheidung zu treffen, ferner aber vor nur allzu häufig ſelbſt anerkannten Autoritäten unterlaufenen Täuſchungen zu ſchützen. Letzteres gilt beſonders von den ſog. Scheinfoſſilien (Pſeudofoſſilien), die meiſt Gebilde ganz unorganiſcher Entſtehung und doch äußerlich fo organismenähnlich find, daß der nicht Eingeweihte oft eine rein mechanische oder chemiſche Urſache kaum da— hinter vermuten würde. Die großen Irrtümer, die die Verkennung dieſer Bildungen in die Wiſſenſchaft hineingetragen hat und durch die der erſte, von W. Ph. Schimper verfaßte Teil der Paläophytologie in Zittels weltberühmtem Handbuch der Paläon— tologie entſtellt iſt, zwingen uns, auch über dieſe Gebilde ein Kapitel einzuſchieben. Vorerſt noch einige geſchichtliche Bemerkungen. Hiſtoriſches. 7 Foſſile Pflanzen ſind ſeit ſehr langer Zeit bekannt; wahrſcheinlich kannten ſchon einige der alten griechiſchen Philoſophen ſolche. Bekannter als Pflanzenver— ſteinerungen waren allerdings tieriſche; man hielt jedoch dieſe ſowohl wie jene nicht für Reſte von Organismen, ſondern für zufällige Gebilde der Natur: „Naturſpiele“ (lusus naturae). Die Übermacht der ariſtoteliſchen Lehren und überhaupt der griechi— ſchen Philoſophie im Mittelalter brachte es mit ſich, daß während dieſer Zeit, wo die Geiſteskraft vieler bedeutender Männer ſich an der Büchergelehrſamkeit der Scholaſtik erſchöpfte, ein nennenswerter Fortſchritt nicht zu verzeichnen war. Immerhin waren manchen Beobachtern die Foſſilien doch zu auffällige Gebilde, als daß man ſie ein— fach mit dem Wort „Naturſpiele“ abtun konnte. Avicenna, ein arabiſcher Arzt im 11. Jahrhundert n. Chr., verfiel auf die ſonderbare Annahme, daß die Natur bei der Schaffung dieſer Gebilde zielbewußt beteiligt geweſen ſei, indem ſie zwar einen ihr innewohnenden Trieb (vis plastica), aus Unorganiſchem Organiſches zu erzeugen, be— tätigte und ſo äußerlich organiſchen Weſen ähnliche zuſtande brachte; die vis plastica habe aber ſozuſagen nicht ausgereicht, den Gebilden auch Leben einzuhauchen, es ſei alſo bei der äußeren Geſtalt geblieben. Dieſe Anſchauung finden wir ſogar noch bei dem berühmten Agricola (geſt. 1555), dem Vater der Mineralogie, und dem faſt ebenſo bekannten Gesner, der ebenfalls über Verſteinerungen Bücher geſchrieben hat. Zu deſſen Zeit war aber bereits anderweitig von einigen Forſchern die wahre Natur der Verſteinerungen richtig erkannt worden, nämlich von dem genialen, ſo viel— ſeitigen Leonardo da Vinci und deſſen Landsmann Fracaſtro, ferner von dem franzöſiſchen Gelehrten Paliſſy. Es würde uns zu weit führen, wenn wir auch nur eine größere Anzahl der Forſcher der darauf folgenden Zeit, die ſich mit Foſſilien, insbeſondere mit foſſilen Pflanzen befaßt haben, nennen wollten; wir beſchränken uns darauf, einige beſonders markante Erſcheinungen herauszugreifen. Wir nennen zu— nächſt den großen Leibniz, ferner Luidius, einen engliſchen Gelehrten, der in ſeinem Werk Ichnographia Lithophylacii britanniei 2c., das im Jahre 1699 erſchien, ſo gute Abbildungen von Verſteinerungen pflanzlicher Natur hat, daß man ſie z. T. heute danach beſtimmen kann. Das gleiche gilt auch von dem berühmten Scheuchzer, deſſen Herbarium diluvianum (1709) weltbefannt iſt. Der Name diluvianum bezieht ſich auf das Wort diluvium, d. h. dort: Sintflut, und zwar rührt der Zuname dieſes „Herbarium“ daher, daß man die Einbettung der untergegangenen Organismen in den Erdſchichten mit der bibliſchen Sintflut in Verbindung brachte. Der Name dilu- vium iſt dann für die letztvergangene Eiszeit von den Geologen angenommen worden. Von Schriftſtellern aus demſelben Jahrhundert wie Scheuchzer nennen wir noch Chr. Fr. Schultze, der ſich bereits über die Art der Verſteinerungen von Holzreſten eingehend äußerte (1754), ferner G. A. Volkmann (Silesia subterranea, d. h. das unterirdiſche Schleſien, 1720), Mylius (Saxonia subterranea, das unterirdiſche Sachſen, 1720) und beſonders das prächtig illuſtrierte (handkolorierte!) Werk von Knorr und Walch: Naturgeſchichte der Verſteinerungen zur Erläuterung der Knorr— iſchen Sammlung von Merkwürdigkeiten der Natur (1750 —1771). Auch der viel- ſeitige Linns darf hier nicht vergeſſen werden. Da damals Farbendruckverfahren faſt gar nicht ausgeübt wurden, ſo finden wir auch die Werke der nun folgenden Forſcher, mit denen die eigentliche wiſſenſchaftliche 8 Hiſtoriſches. Periode der Paläobotanik beginnt, zum Teil mit Handkolorierung verſehen. Das gilt beſonders von dem Verſuch einer geognoſtiſch-botaniſchen Darſtellung der Flora der Vorwelt ſeitens des Grafen Caſpar von Sternberg, die in den Jahren 1820— 1838 erſchien, ungefähr gleichzeitig mit dem großangelegten, leider nicht ganz vollendeten, genialen Werk des berühmten Ad. Brongniart in Paris: Histoire des vegetaux fossiles (18281838), dem er im Jahre 1822 und 1828 eine Klaſſifikation und einen Prodrome (Vorläufer) vorausgeſandt hatte. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Werke des Barons von Schlotheim, der bereits im Jahre 1804 die „Beſchreibung merkwürdiger Kräuterabdrücke uſw.“ erſcheinen ließ, der ſpäter die Petrefaktenkunde folgte (1820). Im 19. Jahrhundert tritt dann in der paläobotaniſchen Forſchung ein großer Aufſchwung ein, wenigſtens was die Zahl der Arbeiten anlangt, mit denen die poſitiven Fortſchritte meiſt leider nicht im Verhältnis ſtehen. Wir nennen die Namen H. R. Göppert, H. B. Geinitz, W. Ph. Schimper, beſonders A. Schenk in Leipzig, der auch den größeren, trefflichen Teil der Paläophytologie in Zittels großem Handbuch der Paläontologie verfaßt hat, ferner in neuerer Zeit R. Zeiller in Paris, A. G. Nathorſt in Stockholm, Scott, Seward in England, Botonie in Berlin u. a. mehr. Obwohl alſo, wie man ſieht, die Beſchäftigung mit der vorweltlichen Flora weit zurückgeht, iſt doch in der Erforſchung der ausgeſtorbenen Pflanzenwelt noch ſo viel zu tun, daß man ohne Übertreibung ſagen kann, die Paläobotanik ſteckt noch in den Kinder- ſchuhen, und im Gegenſatz zu vielen anderen Wiſſenſchaften, in denen ſchon ſehr viel geleiſtet und gefördert iſt, bleibt in der Paläobotanik noch ſehr viel zu tun übrig. Zwar iſt die Literatur in dieſer Wiſſenſchaft ſo groß wie in jeder anderen, aber es iſt zu viel Dilettantenhaftes, mehr oder weniger Wertloſes darunter, ſo daß die bisherigen Erfolge in keinem Verhältnis zu dem Umfang der Literatur ſtehen. Anderſeits iſt es bei einer noch ſo ergiebigen Wiſſenſchaft begreiflich, daß in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum ſo viel Neues zutage gefördert wird, daß die Anſchauungen über manche Probleme und Dinge in verhältnismäßig kurzer Zeit ein ſehr verändertes Geſicht erhalten, ſo daß man z. B. aus der großen Paläophytologie von Schenk (1890) heute kein zeitgemäßes Bild von dem Stande der Wiſſenſchaft mehr erhält. Die verdienſtvollſten Leiſtungen in der Paläobotanik ſind von botaniſcher Seite vollbracht worden, entweder von reinen Botanikern oder von botaniſch ausreichend geſchulten Forſchern. Der geniale Brongniart, einer der Schöpfer des natürlichen Pflanzenſyſtems, Sternbergs Mitarbeiter Preſl und Corda, Lindley in Eng— land, Schenk, Solms-Laubach, Zeiller, Nathorſt, Potonieé u. a. find Botaniker. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, daß zunächſt von geologiſcher Seite das Stu— dium der foſſilen Flora in die Hand genommen wurde, da die foſſilen Pflanzenreſte ja in den Erdſchichten eingebettet ſind und demnach zunächſt den Geologen in die Hände gerieten. In neuerer Zeit aber hat die Paläobotanik immer mehr mit der Botanik Fühlung genommen, wie das im Intereſſe und nach der Natur der Sache durchaus wünſchenswert iſt. E Art und Erhaltung der foſſilen Pflanzenwelt. n der Paläobotanik begegnet der Forſcher Schwierigkeiten und Aufgaben, die der Botaniker, der ſich mit lebendem Pflanzenmaterial befaßt, gar nicht kennt; dieſe Schwierigkeiten liegen in der Natur der Sache. Während wir z. B. von einem heutigen Baum zur Unterſuchung alles erhalten können, was wir wollen, Holz, Rinde, Blätter, Blüten, Frucht, während uns kurzgeſagt bei lebenden Pflanzen das ganze Objekt in allen ſeinen Einzelheiten zugänglich iſt, liegt die Sache bei den foſſilen Pflanzen ganz anders. Es iſt der Natur der Sache nach ſo gut wie ausgeſchloſſen — um bei dem Bei— ſpiel des Baumes zu bleiben —, daß ein ſolcher im ganzen, mit ſeinen Blättern, Blüten uſw., derartig in die Erdſchichten hineingerät, daß ſich das Objekt als Ganzes erhält. Und ſelbſt wenn dies der Fall wäre, wenn z. B. durch einen Zufall der Baum im Schlamm verſänke, ſo wird man doch nach ſo und ſo vielen Jahrtauſenden vielleicht nur noch Reſte des Holzes bemerken, während die empfindlicheren Teile verweſt ſind. Das Gewöhnliche und in der Natur der Sache Liegende iſt vielmehr, daß die einzelnen Teile an verſchiedenen Stellen oder überhaupt nur gewiſſe Teile erhalten bleiben. Die Blätter werden von vielen Bäumen periodiſch abgeworfen, ebenſo die Früchte; dieſe bleiben daher meiſtens erhalten, und beſonders die Blätter, die in Maſſe am Schluſſe der Vegetationsperiode oder bei immergrünen Bäumen fortlaufend regelmäßig zu Boden fallen, werden leicht eingebettet. Sie erhalten ſich daher leicht als Foſſilien und finden ſich oft maſſenhaft in den Erdſchichten eingeſchloſſen. Früchte find ſchon ſeltener, wohl weil die Samen, auf den Boden gelangt, ſpäter auskeimen, und weil viele Früchte und Samen von der Tierwelt als Nahrungsmittel begehrt ſind. Auch der Stamm erhält ſich oft, ſei es in kohliger, ſei es in anderer Weiſe; hierüber folgt ſpäter Näheres. Die Folge dieſer Verhältniſſe iſt alſo kurz die, daß man die einzelnen Teile der Pflanzen nicht oder nur äußerſt ſelten noch in Zuſammenhang mit— einander findet, ſo daß der Forſcher vor die Aufgabe geſtellt iſt, aus einem Torſo der Pflanze das ganze Objekt zu erkennen, z. B. nach einem Blatt die Pflanze zu be— ſtimmen, von der es abſtammt. Würde man ohne nähere Hinweiſe einem Botaniker das zumuten, ſo würde er oft genug auf ein ſolches Unterfangen verzichten, und das iſt natürlich, denn bei dieſer Sachlage iſt ein großer Teil der uns von der früheren Pflanzenwelt erhaltenen Reſte überhaupt unbeſtimmbar, d. h. ihrer Natur und ihrer ſyſtematiſchen Stellung nach nicht deutbar. So ſelbſtverſtändlich der letzte Satz klingt, ſo wird er doch oft und immer wieder von den ſich mit ſolchen Unterſuchungen Befaſſenden vergeſſen oder nicht beachtet. Was alſo dem Botaniker als etwas Selbſtverſtändliches geliefert wird, die Ge— ſamtheit der zu unterſuchenden Pflanze, das muß der Paläobotaniker erſt durch oft mühſame Unterſuchung — und häufig iſt dieſe doch noch erfolglos — zufammenfügen, rekonſtruieren. Dennoch iſt im Lauf der Zeit ſchon viel in dieſer Richtung geſchafft worden, wie man z. B. aus den idealen Vegetationsbildern (ſ. die farbigen Tafeln) ſieht, zu denen Rekonſtruktionen von längſt ausgeſtorbenen Gewächſen verwendet ſind. Aber die Schwierigkeiten für die Paläobotanik in dieſer Richtung ſind damit noch nicht er— ſchöpft. Nicht nur, daß die Zuſammenfügung der einzelnen, iſolierten Teile zu der 10 Erhaltungszuſtände. ganzen Pflanze zu vollführen iſt — die einzelnen Teile ſelbſt machen in ihrer Erkennung Schwierigkeiten; ein und derſelbe Teil derſelben Pflanzenart hat oft in foſſilem Zu— ſtande ein ſo verſchiedenes Ausſehen, daß zunächſt niemand auf den Gedanken kommen würde, in den ſo abweichenden Stücken dasſelbe Objekt vor ſich zu haben. Wie ſoll man 3. B. zunächſt ahnen, daß Knorrien, Lepidodendronſtämme uſw. (Abb. 23 u. 46) von einem und demſelben Teil einer Pflanze ſtammen! Und doch iſt das über allen Zweifel ſicher. Bei einem ſo verſchiedenen Ausſehen derſelben Objekte kann es daher den Forſchern in keiner Weiſe verdacht werden, wenn ſie in dieſen Objekten verſchiedene Pflanzen ſahen und dieſe demgemäß mit verſchiedenen Namen belegten. Dieſe ab— weichende Form identiſcher Objekte rührt davon her, daß dasſelbe Objekt in verſchie— dener Erhaltungsweiſe, verſchiedenen Erhaltungszuſtänden vorliegen kann; bei manchen Gewächſen treten ſolche Erhaltungszuſtände in großer Regelmäßigkeit und Häufigkeit auf. Was hiermit gemeint iſt, kann man ſich an lebenden Objekten leicht klarmachen. Wenn man draußen in Wald und Feld ſpazierengeht und beiſpielsweiſe die niedergefallenen Holzſtücke betrachtet, ſo bemerkt man — das weiß ja jeder —, daß ſie häufig ihre Rinde verlieren, oder daß das Mark z. B. bald herausfault uſw. Geſetzt nun den Fall, von dieſen Objekten kommt etwas zur Einbettung in Tonſchlamm oder Sand uſw. und zur Erhaltung als Foſſil, ſo hat man ſchließlich, wenn man ſpäter die „Foſſilien“ findet, äußerlich ganz Verſchiedenes vor ſich: das eine Stück war ſchon ſehr morſch und ſank bald in den einbettenden Schichten in ſich zuſammen; dieſes finden wir dann in Geſtalt eines länglichen Stückes Kohle. Bei einem andern hat ſich die Außenſkulptur der Rinde in den Schlamm, der ſpäter natürlich ſteinfeſt wird, abgedrückt; bei einem dritten, das entrindet war, die Außenſkulptur des Holzkörpers; bei einem weiteren wurde der Markhohlraum mit Schlamm ausgefüllt, und wir haben dann einen Ausguß des Markkörpers vor uns uſw. Man kann ſich dies z. B. ſehr leicht an einem Stück Holunderholz oder dgl. experimentell klarmachen. Namentlich Aus— güſſe von Markhöhlungen ſpielen in der Paläobotanik eine hervorragende Rolle, ja ſie treten bei manchen Gewächſen wie den Kalamariazeen mit einer ſo erſtaunlichen Regel— mäßigkeit auf, daß ſie die Hauptmaſſe der Reſte dieſer Pflanzen bilden. Man bezeichnet die Ausfüllung eines durch ein Foſſil (durch Wegfaulen uſw.) entſtandenen Hohl— raumes mit nachträglich eingedrungenem Schlamm oder anderen Stoffen, die nun— mehr natürlich in ſteinfeſter Beſchaffenheit vorliegen, als Steinkerne, ſpricht alſo von Markſteinkernen uſw. Meiſt verſchwindet z. B. von dem Stamm oder, was es ſein mag, nicht die ganze organiſche Subſtanz, ſondern nur ein Teil, nämlich derjenige, deſſen Partie nunmehr von dem Steinkern eingenommen wird; der erhaltene organi— ſche Reſt umgibt dann den Steinkern mit einer mehr oder minder dicken Kohlenrinde (vgl. z. B. Abb. 44) wie gewöhnlich bei den ſchon genannten Kalamiten. Zu den Steinkernen gehören auch die gefürchteten ſog. Sargdeckel oder Keſſel der Bergleute. Es ſind dies kegelförmige bis zylindriſche Steinblöcke in dem „Hangenden“ der Kohle, wie der Bergmann das über einem andern Geſtein befindliche, auflagernde Geſtein nennt. Dieſe Blöcke rühren her von den Stümpfen der mächtigen karboniſchen Bäume, die bei der Bedeckung des Steinkohlenmoors in die Luft ragten und dann mit Schlamm ausgefüllt wurden — bis auf ziemlich geringe Reſte des Stammes, die nun in Geſtalt einer dünnen Kohlenrinde die Steinkerne der Stümpfe umhüllen und den ſchweren Kohle; Abdrücke. 11 Blöcken nur geringen Halt gewähren, ſo daß dieſe leicht plötzlich herunterfallen und den darunter Befindlichen zerquetſchen. Deswegen muß im Bergbau für ſorgſame Stützung des durch Fortnahme der Kohle freigelegten Hangenden geſorgt werden.“ Stehen die Steinkerne mehr oder minder ſenkrecht zu den Schichtungsflächen, ſo zeigen ſie ſich meiſt rund und voll, der Form des entſprechenden Gewächſes ähnlich; liegen ſie dagegen in der Richtung der Schichtflächen, ſo ſind ſie flach zuſammengeſunken, „plattgedrückt“, wie man meiſt lieſt. Es iſt jedoch ein großer Irrtum, wenn man annimmt, daß erſt der „Gebirgsdruck“ dieſe Deformation bewirkt habe; die platte Form (ſiehe z. B. S. 53) rührt vielmehr in den allermeiſten Fällen von freiwilligem Zuſammenſinken der eingebetteten, durch den Zerſetzungsprozeß ſtark erweichten Pflanzenteile her; Schilf— ſtengel uſw. findet man in Torflagern u. a. ſchon in den oberſten Torflagen flach zu— ſammengedrückt, ebenſo Holzteile uſw., obwohl hier von einem nennenswerten Ge— birgsdruck keine Rede ſein kann. Während man den Steinkernen die Herkunft von Pflanzen ohne weiteres anſieht, da ſie deren Form mehr oder weniger beibehalten haben, iſt dies bei der Erhaltung der Pflanzen als Kohle nicht der Fall. Wir werden uns hier nicht näher über die Entſtehung der Kohlenlager auslaſſen, ſondern dies bei der Darſtellung der Vege— tationen der einzelnen Perioden tun, die dieſe Kohlen geliefert haben, hier dagegen nur einige allgemeine Bemerkungen machen. Wie jeder weiß, zeigt beſonders die homogene Steinkohle äußerlich keine Spur pflanzlicher Struktur; daß ſie aber aus nach Art unſerer Torflager angehäuften Pflanzenreſten entſtanden iſt, ſteht über allem Zweifel. Man kann ſich von der Zuſammenſetzung der Kohle aus Pflanzen trotz dieſer äußeren Homogenität leicht überzeugen. Zunächſt kommen in der Kohle ſelbſt gelegentlich, wenn auch ſelten, noch „Abdrücke“ von Pflanzenreſten vor; ferner findet ſich in der Kohle ſehr gewöhnlich etwas Holzkohle (Rußkohle, Faſerkohle), deren Entſtehung zum Teil auf frühere Brände zurückgeht. Dieſe zeigt unter dem Mikroſkop l ohne weiteres ihre pflanzliche Herkunft, da ſie noch die einzelnen Pflanzenzellen mit deutlicher Skulp— tur erkennen läßt, wie ein unvollſtändig verbrannter, holzkohliger Streichholzreſt. Schwieriger iſt der homogenen Hauptmaſſe der Kohle beizukommen; hier wendet man ſogenannte Mazerationsmethoden an; man behandelt die Kohlenbröckelchen mit oxy— dierenden und bleichenden Agenzien (wie chlorſaures Kali und Salpeterſäure oder Eau de Javelle u. a.), worauf man unter dem Mikroſkop nunmehr ebenfalls, meiſt in Menge, noch die Reſte der Gewebe der Pflanzen ſieht, die die Kohle zuſammenſetzten. Das eben Geſagte gilt nur für größere Quantitäten Kohle, zu deren Entſtehung oft Pflanzen verſchiedener Art beigetragen haben, alſo in erſter Linie für die Kohle der eigentlichen Kohlenlager. Weit einfacher iſt die Erkennbarkeit der pflanzlichen Her— kunft bei den ſogenannten Abdrücken. Hier find einzelne Pflanzenteile oder -reſte in Ton oder Sand uſw. eingebettet worden, und dieſe haben nun ihrerſeits zwar denſelben Kohlungsprozeß durchgemacht wie die größeren Pflanzenmaſſen der Kohlenlager, näm— * Dem Laien wird es vielleicht zunächſt merkwürdig erſcheinen, daß ſich die Bäume hier meiſtens in ſo kurzen Stümpfen erhalten, doch iſt dies eine ganz allgemeine Erſcheinung; in Torfmooren untergegangene Wälder, die Braunkohlenmoorwälder zeigen übereinſtimmend dieſe Eigentümlichkeit, die meiſt mit der momentanen Waſſerhöhe oder Torfhöhe zuſammenhängt, die die unterſten Teile der Bäume einhüllte und vor Verweſung ſchützte. 12 Pflanzenabdrücke. lich den Prozeß der Inkohlung“, haben aber ihre äußere Geſtalt und Eigentümlichkeit in dem einhüllenden Schiefer uſw. bewahrt, ſo daß ſie beſonders bei der ſchwarzen Farbe der Kohle oft ſehr auffällige Objekte bilden. Der Ausdruck: Abdruck iſt daher eigent— lich falſch; ſchlägt man ein Geſteinſtück, das Pflanzen enthält, auseinander, ſo erhält man auf der einen Platte die Pflanze ſelbſt, jetzt in Form einer dünnen Kohlenlage dem Geſtein aufliegend, während nur die andere Platte einen wirklichen Abdruck der Pflanze aufweiſt. Die Kohle iſt auch bei dieſer Erhaltungsart natürlich homogen und zunächſt ohne Struktur, man kann aber oft die feinſten Einzelheiten der Blätter uſw., wie Aderung, Zähne— lung, noch bequem wahrnehmen; ja oft kann man durch Be— handlung der Kohle mit Mazerationsmit- teln noch anatomiſche Einzelheiten der Ob— jekte herausbringen (Abb. 1). In der Regel Kl 10 0 bekommt man befrie— e Sal, 10 digende Ergebniſſe auf i un ſolche Weiſe nur bei UHR den Hautgeweben der IM, | Pflanzen, die ſich einer Ni 0 beſonders großen 2 Widerſtandsfähigkeit a u. b. Dietyozamites-Blatt aus N a Epidermis mit Spalt bi chemiſcher Hinſicht öffnungen uſw., durch Mazeration erhalten. (Nach Nathorſt und Seward.) erfreuen; die Epider- e:= Bothrodendron-Haut aus dem Karbon Rußlands. a ftarf vergrößert. mis, die Oberhaut der Blätter uſw. iſt verkorkt, und die daraus folgende chemiſch größere Reſiſtenz äußert ſich bei der foſſilen Erhaltung in ſehr deutlicher Weiſe. Sehr oft findet man ſogar, beſonders wenn es ſich um Pflanzen mit dickerem Hautgewebe wie Zykadeen u. a. handelt, überhaupt bloß das Hautgewebe erhalten; beſonders auffällig iſt in dieſer Beziehung die ſog. Haut— kohle aus der Steinkohlenformation Rußlands, eine in feine einzelne dünne Blättchen zerfallende Kohle, die aus lauter Hautgewebeſtücken einer karboniſchen Baumgattung Bothrodendron (S. 29) beſteht. Auch Pollen und Sporen, deren Außenhaut noch durch Harz- und Wachsſtoffe beſonders widerſtandsfähig iſt, erhalten ſich leicht foſſil; bei der bedeutenderen Größe z. B. der Sporen der karboniſchen Lepidophyten ſind jene ſchon mit bloßem Auge auffällig (bis über 1 mm groß). Im Perm Auſtraliens | Man muß nach Potonis unterſcheiden zwiſchen Inkohlung und Verkohlung; der erftere Ausdruck bezeichnet die Summe der Zerſetzungsprozeſſe, die bei der Kohlenwerdung der Pflanzen— reſte vor ſich gehen wie bei der Vertorfung; Ver kohlung, bei der Branderſcheinungen die Urſache bilden, liefert ein völlig entgaſtes Produkt, alſo ſofort wie im Kohlenmeiler praktiſch reinen Kohlenſtoff (bis auf den geringen Aſchengehalt); hierher gehört z. B. die ſchon erwähnte Holzkohle, ferner natürlicher Koks, wie er bei Durchbrüchen von vulkaniſchem Geſtein durch Kohle entſteht, uſw. Echte Verſteinerung (Intuskruſtation). 13 wurde ein Geſtein, namens Tasmanit, abgebaut, in dem ſich ſo maſſenhaft derartige Sporen oder Pollen befanden, daß eine Ausbeutung auf Paraffin und Ole lohnte; in gleicher Weiſe werden gelegentlich jüngere derartige Bildungen benutzt, wie der Pollen— torf (Fimmenit) mit ſeinen zahlloſen Betulazeenpollen. Für den Botaniker iſt die wichtigſte Erhaltungsart der pflanzlichen Foſſilien oft die echte Verſteinerung (Intuskruſtation), die geſtattet, die anatomiſchen Verhält— niſſe längſt ausgeſtorbener Gewächſe, die vor Millionen und aber Millionen das Pflanzenkleid der Erde bildeten, in ausgezeichneter Weiſe, zum Teil ſo gut wie an lebendem Material, zu ſtudieren. Um dieſen Erhaltungszuſtand zu verſtehen, müſſen wir etwas weiter ausholen. Es iſt eine altbekannte Tatſache, daß in Löſung befind— liche Minerale (Salze, Alaun 2c.) ſich mit Vorliebe an einem in der Löſung befindlichen heterogenen Beſtandteil niederſchlagen; dieſes Verhalten macht man ſich zunutze, indem man Bindfäden oder dgl. in die Löſungen legt, an denen ſich die Salze nieder— ſchlagen. Ein ähnlicher Prozeß geht auch dann vor ſich, nur ſehr viel langſamer, wenn man die Löſung mit irgendwelchen geeigneten Mitteln eindickt, z. B. mit Ton oder Sand. Ahnliche Bedingungen ſind in der Natur ungemein häufig gegeben; die meiſten Sande, Tone, Mergel uſw. enthalten ein oder mehrere Mineralien in — wenn auch ſehr verdünnter — Löſung, und ſehr oft enthält dieſes homogene Muttergeſtein hete— rogene Beſtandteile in Geſtalt von Foſſilien; in und vorzugsweiſe um dieſe ſchlägt ſich dann das gelöſte Mineral nieder (oder Umſetzungsprodukte von dieſem). So ent— ſtehen, meiſt unter Verfeſtigung des Muttergeſteins, Ausſcheidungen, die die Foſſilien einhüllen. Beim Aufſchlagen dieſer Konkretionen (Inkruſtate uſw.) findet man dann noch das Foſſil, die Pflanzen oft als „Abdruck“ darin. Der Prozeß kann aber ſo ver— laufen, daß nicht bloß ein Abdruck entſteht. Da die Minerallöſung z. B. ein Stück Holz uſw. ebenſo durchdringt wie das Muttergeſtein, ſo kommt es vor, daß das ſich ausſcheidende Mineral ſich an die Stelle der durch Zerſetzungs prozeſſe all— mählich verſchwindenden Pflanzenmembranen uſw. ſetzt, ferner auch die Zellhohlräume erfüllt, jo daß wir ſchließlich — wenn wir von dem Holz uſw. ein ge— nügend dünnes Plättchen, einen ſogenannten Dünnſchliff, unter dem Mikroſkop be— trachten — noch die urſprüngliche Struktur in mehr oder minder guter Erhaltung wahrnehmen. Meiſt wird nicht die ganze Membranſubſtanz durch die Verſteinerungs— minerale erſetzt, ſondern ein kleinerer Teil davon bleibt erhalten, wird dann im Lauf der Zeit zu Kohle, deren ſchwarze Farbe die Zellenumriſſe dann beſonders deutlich macht. Das bekannteſte Beiſpiel für ſolche intuskruſtierten („echt“ verſteinerten) Pflanzenreſte bilden die foſſilen Hölzer, denen man auch äußerlich ſchon ihre Holznatur meiſt noch anſieht (ſ. die Tafel). Immer iſt dies jedoch bei den intuskruſtierten Reſten keineswegs der Fall, wie bei ſog. Dolomitknollen (Torfdolomiten, coal-balls), rundlichen und ellipſoidiſchen oder auch anders geformten Ausſcheidungen von dolomitiſchem Mineral in gewiſſen Steinkohlenflözen Mitteleuropas, die gewiſſermaßen ein Stück „echt“ ver— ſteinertes Flöz darſtellen, in denen man — wie im Torf der Torfmoore — ein Durch— einander von den noch weniger ſtark zerſetzten Pflanzen wahrnimmt (ſ. S. 60, Abb. 54), die an der Steinkohlenmoorbildung teilnahmen. Außerlich unſcheinbar ſind auch die berühmten Kieſel von Autun, der ſog. „Madenſtein“ von Chemnitz, der ganz erfüllt iſt mit Sporenhäufchen (Sporangien) tragenden Blättchen eines Farns, u. a. mehr. Der 14 Echte Verſteinerung; Bernſteineinſchlüſſe. Name „Madenſtein“ rührt von dem eigentümlichen Ausſehen der Oberfläche des Ge— ſteins her, wo die länglichen, in Reihen nebeneinanderſitzenden Sporangien das Aus— ſehen von foſſilen „Maden“ vortäuſchen. Berühmt ſind auch die echt verſteinerten Farnſtämme, die Pſaronien, von denen wir als Beiſpiel der echten Verſteinerung bei den Steinkohlenfarnen ein Exemplar im Querſchnitt abbilden (Abb. 26). Als Verſteinerungsmaterial kommt am häufigſten Kieſelſäure, und zwar ſowohl die waſſerfreie (Quarz) wie die waſſerhaltige (Opal), vor; die verkieſelten Hölzer ſind ja allbekannt. Früher — und zum Teil findet man dieſe Anſchauung noch heute — nahm man an, daß bei der Entſtehung dieſer Kieſelhölzer die heißen Gewäſſer kieſel— haltiger Quellen (Geiſer) die Verkieſelungsurſache geweſen ſeien, doch iſt das ganz beſtimmt — wenn es überhaupt vorkommt — eine Ausnahmeerſcheinung wie die Geiſer ſelbſt. Die ſo oft herangezogenen, durch die Geiſerwäſſer angeblich echt ver— ſteinerten Baumſtümpfe des Nellowſtone-Parks in Nordamerika ſind, ſoviel man ſieht, gar nicht echt verſteinert, da nur die Zellhohlräume mit Kieſel ausgefüllt ſcheinen, während ein Erſatz der Membran ſcheinbar nicht ſtattgefunden hat; der Nachweis für das, was gerade das Weſen der echten Verſteinerung, der Intuskruſtation, ausmacht, fehlt alſo. Überhaupt ſieht es ſo aus, als ob bei verhältnismäßig ſchneller Mineral— ausſcheidung es gar nicht zur echten Verſteinerung, ſondern nur zur Inkruſtation, zur Einhüllung, kommt, wie auch deutlich die Ausſcheidungen des Karlsbader Sprudels zeigen, wo immer nur Inkruſtate entſtehen. Außer Kieſelſäure iſt ſehr häufig Ver— ſteinerungsmittel Kalk (Kalziumkarbonat), ſeltener kohlenſaure Magneſia (mit Kalk in den Dolomitknollen), Schwefelkies, Phosphorit, Spateiſenſtein u. a. mehr. Einer beſonderen Erwähnung bedürfen hier die in dem foſſilen Harz, das als Bern— ſtein bekannt iſt, eingeſchloſſenen Reſte (vgl. unter Tertiärflora), die, was die Oberflächen— ſkulptur anlangt, in wunderbarſter Feinheit erhalten find. Das Harz umhüllte die Inſekten und Pflanzenreſte, und dieſe wurden in den feinſten Einzelheiten in dem um— ſchließenden Harz abgedrückt, ſo daß man noch Behaarung, ſelbſt Spaltöffnungen u. a. bei Vergrößerung der Objekte ſehr deutlich wahrnimmt. Obwohl nun der Bernſtein oft eine ſehr dichte, ſozuſagen hermetiſch gegen die Außenwelt abſchließende Maſſe darſtellt, iſt er doch nicht abſolut luftdicht. In den ungezählten Jahrtauſenden ſeit ſeiner Ablagerung hat doch der Luftſauerſtoff zu den eingeſchloſſenen Objekten aus— giebig Zutritt erhalten und dieſe bis auf geringe Reſte (z. B. Chitinbrocken von Inſekten) zerſtört. Es iſt daher eigentlich falſch, von Bernſteineinſchlüſſen zu reden, denn, was wir als Einſchlüſſe anſehen, ſind die Abdrücke der einſt darin befindlich geweſenen Einſchlüſſe. Ein Verſuch, wie er wiederholt gemacht wurde, durch Auflöſung des Bernſteins (in Alkohol oder dgl.) die „eingeſchloſſenen Objekte“ zu gewinnen, iſt daher ausſichtslos und kommt der Zerſtörung des Stückes gleich, da man natürlich nach Auflöſung des Bernſteins entweder gar nichts oder einige vollſtändig wertloſe Chitin-, Kohlenbröckchen u. dgl. erhält. 127 Scheinbare pflanzliche Foſſilien. Wir haben in den einleitenden Bemerkungen u. a. erwähnt, daß man bis ins ſpäte Mittelalter hinein geneigt war, die Foſſilien trotz ihrer ſo unzweideutig ſprechen— den Formen nicht für Organismen zu halten, ſondern mehr für Naturſpiele. In der Periode nun, in der man zur richtigen Deutung dieſer Reſte durchgedrungen war, ſchlug der vordem bekundete Zweifel ins Gegenteil um, indem man vieles, was einigermaßen organogen oder organismenhaft ausſah, als Foſſil, als organiſches Gebilde anſprach, obwohl es — wie ſich ſpäter heraus— ſtellte — mit ſolchen oft nicht das mindeſte zu tun hatte. Man kann heute bei einer einigermaßen ausführ— lichen Darſtellung der foſſilen Pflan— zenwelt dieſe Gebilde nicht umgehen, da zu ihnen gerade Reſte aus ſehr alten geologiſchen Perioden gehören, deren Deutung als Organismus, be— ſonders als Pflanzen, zu groben Irr— tümern geführt hat. Solche Scheinfoſ— ſilien, Pſeudofoſſilien, wurden mit Vorliebe als Pflanzen angeſehen, und dies iſt der Grund, weshalb gerade der Paläobotaniker ſich mit der Kenntnis dieſer Dinge ausführlich beſchäftigen muß. Wie weſentlich die Kenntnis dieſer im übrigen ebenſo intereſſanten wie merkwürdigen Bildungen iſt, zeigt der Umſtand, daß ſelbſt hervorragende 111 . A Forſcher auf paläobotaniſchem Gebiet tünftlicher Dendrit aus Kochſalz, vom Verfaſſer hergeſtellt. in jüngſter Zeit (bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts), wie der Marquis de Sa— porta in Frankreich, W. Ph. Schimper in Straßburg, an dieſen Irrtümern bis an ihr Ende feſthielten, wodurch ſolche falſchen Darſtellungen von Schimpers Hand ſogar in Zittels Handbuch der Paläontologie übergegangen find, wie ſchon S. 6 erwähnt wurde. Es kann hier nicht eine vollſtändige Überſicht gegeben werden über die große Mannigfaltigkeit der Scheinfoſſilien, es genügt, die Grundſätze kennen zu lernen, nach denen ſie entſtehen, um auch in Fällen, für die wir hier beſondere Beiſpiele nicht an— führen, auf den richtigen Weg gebracht zu werden. Dendritiſche Gebilde. Der Name Dendrit (vom griechiſchen devöpov Baum) bedeutet ſoviel wie baum- oder bäumchenähnliches Gebilde. Die Dendriten, die durch die immer geſetzmäßig erfolgende Auskriſtalliſation gelöſter Mineralien (oder Um— ſetzungsprodukte dieſer) in den feinen, dem bloßen Auge meiſt unſichtbaren Schichten— 16 Dendriten; Wellenfurchen. fugen der Geſteine entſtehen, ſind demgemäß rein chemiſch-phyſikaliſche Bildungen. Allerdings haben fie oft etwas ſehr Pflanzenähnliches, beſonders, wenn eine durch einen ehemaligen Pflanzenſtiel oder ein anderes langgeſtrecktes Gebilde bezeichnete „Infiltrationsſpur“ vorhanden iſt. Was das heißt, verſteht man am leichteſten, wenn man einen Dendriten künſtlich nach Analogie der natürlichen Verhältniſſe herſtellt. Zieht man z. B. einen Bindfaden zwiſchen zwei aufeinandergelegte Glasplatten durch und hängt die Enden in eine ſtarke Kochſalzlöſung, ſo erhält man bei genügender Fort— ſetzung des Verſuchs (mehrere Monate) zwiſchen den Platten als, Schichten mit Fuge“ ein ſchönes dendritiſches Gebilde (Abb. 2). Genau nach dieſer Analogie ſind die Schwefel— kiesdendriten aus dem Unterſilur von Angers (Normandie) entſtanden, die Saporta als „älteiten Farn“ (Eopteris, Abb. 3) beſchrieb. Bei der Gleichförmigkeit der Bedingungen ſind in dieſen Schichten derartige P Dendriten häufig. Gerade wegen der Organis— menwelt in ſo alten und noch älteren Schichten, über die unſere Kunde ſo ſpärlich iſt, iſt natür— lich jeder darin gefundene zweifelloſe Pflanzen— reſt von allergrößter Wichtigkeit, und darum führt die Verkennung ſolcher Gebilde auch gerade in dieſem Falle zu ſehr ſchwerwiegenden Irr— tümern. Im übrigen zeigen die Dendriten ſehr mannigfaltige, oft außerordentlich zierliche Formen, wie z. B. die im Solnhofener Schiefer, die man in allen alten Schriften über Foſſilien zahlreich abgebildet findet; manchmal treten ſie auch flächenhaft blattförmig auf, wobei die Aus— kriſtalliſation oft von einem Zentrum ausging, wodurch runde, oft außerordentlich regelmäßige Formen entſtehen, die beſonders auch dann täu— ER ER 55 1 e ſchend wirken, wenn das Mineral ſeine Kriſtall— aus Unterfilur, in Wahrheit Schweſelkiesdendrit. ſtruktur verliert (durch Zerſetzung), oder wenn es ſelbſt in dem Geſtein einen Abdruck hinterläßt. Auf rein mechaniſchem Wege durch Wirkungen von Wind- und Waſſer— bewegung entſtehen häufig eigentümliche Gebilde, von denen die Wellenfurchen (ripple- marks), die man auf jedem Flußſande als parallele, lange, kleine Furchen beobachten kann, die bekannteſten ſind. Selbſtredend können ſolche Dinge bei rechtzeitiger Ein— bettung foſſil erhalten bleiben, und dies iſt in Sandſteinſchichten, deren Material früher, als es noch loſer Sand war, ſo häufig wie heute Wellenfurchen zeigte, oft der Fall. Solche längsgefurchten Platten ſind für Sigillarien (S. 56), für Fächer— palmenblätter, für Tange angeſehen worden, obwohl an ihrer Entſtehung alles un— organiſch iſt. Über weicheren Schlamm fließendes Waſſer erzeugt auf dieſem eigen— tümliche Wülſte „Fließwülſte“, die ſtrahlenförmig von einem dickeren Fließwulſt aus— gehen können, und ſolche Gebilde ſind auch foſſil bekannt und gewöhnlich als Tange angeſehen worden. Schon das ziemlich ähnliche Vorkommen in ſehr verſchiedenen Formationen legt es nahe, an unorganiſche Bildungen zu denken; am wichtigſten iſt Phykoden; Konkretionen. 1% hier der problematiſche, vielleicht jo entſtandene, in den geologischen Lehrbüchern vielfach noch als Seetang geführte Phycodes cireinnatus aus dem Kambrium aus Schichten, aus denen wir überhaupt noch keine Pflanzen kennen (Abb. 4). Bereits oben hatten wir von der Entſtehung der Konkretionen (Inkruſtate) geſprochen; auch dieſe ſind wegen ihrer auffälligen Formen oft für Pflanzenfoſſilien gehalten worden und zwar mit Vorliebe ſolche, die ſich durch hervorſtechend rundliche oder langwalzenförmige Geſtalt aus— zeichnen und an Pflanzenſamen oder Pflanzen— ſtengel erinnern können (Abb. 5). Auch weniger allgemein bekannte rezente Pflanzenſamen und anderes mehr ſind oft für Pflanzenfoſſilien angeſehen worden, beſonders oft iſt dies der Fall bei ſteinharten, äußerlich ſchwarzen bis braunen Palmenſamen, die zur Knopffabrikation und dgl. bei uns eingeführt werden und öfters in Kohlen hineingeraten oder an irgendwelchen Stellen verloren werden, worauf ſie dann als koſtbare Foſſilienfunde bei den Sammlern landen. Abb. 4. Eigentümliche Gebilde ſind die ſog. Guilel— Phycodeseireinnatus, angeblicher „Seetang“, 8 E A R a A Eur 5 aus dem Kambrium. miten, kleine bis größere, etwa dick-linſenförmige, von blanken Gleitflächen umgebene Knollen, die ſich in ſehr feinſchiefrigen Ge— ſteinen verſchiedener Forma— tionen finden, z. B.des Karbons und Perms; obwohl ihre Ent— ſtehungsweiſe noch nicht ge— nügend aufgeklärt iſt, weiß man doch ſo viel jedenfalls, daß ſie unorganiſcher Herkunft ſind. Wenn aber ein bekannter Geologe dieſe als Palmen— ſamen anſah, ſo machte er nicht nur durch die Verkennung der Objekte einen ſchweren Fehler, ſondern einen noch ſchwereren in entwicklungs— en diese Weise die aut des erte. Helge ae dr Arche vn er am ren Zonen en Auftretens der Palmen (und Monokotyledonen überhaupt) ungezählte Millionen Jahre zurückgeſchoben wurde, während ſie in Wahrheit gleich den anderen höchſt organiſierten Gewächſen der Jetztzeit erſt im ſpäteren Abſchnitt der Kreideformation auftreten. Das Leben der Pflanze. VI. 2 18 Kriechſpuren; Druckerſcheinungen. Wir können hier bei weitem nicht alle Objekte vorführen, die in dieſes intereſſante Kapitel gehören, und beſchränken uns ale auf f noch einige charakteriſtiſche. Die eigen— tümlichen Formen, die die Kriech— ſpuren mancher Tiere im En Schlamm hinterlaſſen, find viel- W3 fach für Organismenreſte ange- ſehen worden und zwar meiſt für 1 Algen, bei denen beſonders die abenteuerlichen Formen mancher Tange, Rotalgen und Schlauch— algen zum „Vergleich“ reizten. Ein großer Teil der als Fufoiden, Chondriten und dgl. bezeichneten Objekte geht (zum Teil auch auf dendritiſche Bildungen) auf . 15 Abb. 6. . ; Wurmſpuren zurück; auch Ahn⸗ ilobites, aus dem Silur von Portugal, angebliche „Alge“. liches nimmt man für die ſonderbaren Bilobiten aus dem Silur Portugals an (Abb. 6), die man jetzt, auf Experimente mit lebenden Tieren von A. G. Nathorſt geſtützt, als Kriech— ſpuren krebsartiger Tiere anſieht, und weiter ſind im Prinzip ähnlicher Entſtehung die ſog. Nereiten (Abb. 7), die im Devon— ſchiefer ſtellen— weiſe häufig ſind. Recht eigen— P N M TEN Un S 28 Ri / 1 EN, 2 artige Dinge 2 . 10 NS = I 77 45 n B SS u N fommen auch , S ns II il I: \ durch Drud- und ER A / Fältelungsvor— in ml gänge nament— lich in feinkörni⸗ gen Geſteinen zuſtande, Reiß— Abb. 7. erſcheinungen Nereites, als „Algen“ angeſehene Kriechſpuren devoniſcher Tiere. und dgl., die oft wie geometriſch konſtruiert anmuten, ſo z. B. die oft genannte „Alge“ Oldhamia (Abb. 8) aus dem Kam— brium und Silur, die ſich ſchon dadurch als anorga— niſcher Herkunft erwies, daß man dieſe Bildung auch im Eruptivgeſtein (Irland) fand. Es iſt das wieder eins von den Objekten, die — wenn wirklich pflanz— licher Natur — von größtem Intereſſe wären, da es ſich um ſehr alte, ſomit pflanzenloſe Schichten handelt. Viel war früher eine Zeitlang die Rede von demälteſten Abb. 8. pflanzlichen Organismus, dem man den bezeichnenden Oldhamtaradtata, angebliche Alge aus dem Kambrium. Namen „Eophyton“ ( Morgenröte-Gewächs; |. vorn Pflanzen und geologiſche Formationen. 19 Eopteris S. 16) gegeben hatte, ebenfalls aus kambriſchen Schichten; es hat mit Organismen nichts zu ſchaffen. Man ſieht jedenfalls, daß die zahlloſen chemiſchen und phyſikaliſchen und noch andere Vorgänge, die bei der Geſteinwerdung und vor dieſer in den Erdſchichten in Aktion treten, eine große Zahl von Gebilden zuwege bringen, die oft täuſchend Orga— nismen und beſonders Pflanzen ähneln; es iſt daher für den Paläobotaniker eine dringende Notwendigkeit, dieſe Dinge zu kennen, will er nicht auf dieſe Scheinorga— nismen hereinfallen. Wir haben wenigſtens in kurzen Zügen einiges Prinzipielle über dieſe „Pſeudofoſſilien“ mitteilen müſſen; gewiſſe Vorgänge, wie die Dendritenbildung, die Kriechſpuren von Tieren u. a., kehren in der Natur ſo außerordentlich häufig wieder, daß ſie für die Pſeudofoſſilienkunde eine beſondere Bedeutung haben, worauf auch im vorigen beſonders hingewieſen wurde. 1 55 Die geologiſchen Formationen. ri wir zur Betrachtung der Floren der verſchiedenen Erdperioden und ihrer Zuſammenhänge mit den früheren und ſpäteren übergehen, müſſen wir uns kurz über die Einteilungsweiſe unterrichten, nach der die Geologie die feſte Erdkruſte gegliedert, in einzelne nacheinander abgelagerte Perioden abgeteilt hat. Mit den eruptiven Geſteinen wie Granit, Diorit, Syenit, Diabas, Baſalt uſw. brauchen wir uns nicht weiter zu befaſſen, da dieſe ſelbſt keinerlei organische Reſte enthalten. Ent— ſtanden ſie doch durch Erkaltung eines glutflüſſigen Magmas, durch Erkaltung von Teilen der Maſſe des glühenden Erdkerns, denen durch irgendwelche Zufälle die Möglichkeit geboten war, an die Erdoberfläche oder in deren Nähe emporzuſteigen! Bei der Temperatur, die dieſe im übrigen ſehr verſchiedenartigen Geſteine anfangs beſaßen, iſt es klar, daß etwa bei ihrem Wege nach außen oder auf der Erdoberfläche ſelbſt eingeſchloſſene Organismen vollſtändig verbrannten oder höchſtens derartige Spuren von Kohle — meiſt Graphit — hinterlaſſen haben, daß man die Organismen ſelbſt in keiner Weiſe mehr erkennen kann. Die Nachrichten von einem Baumſtamm in Gneis uſw. gehören daher in das Reich der Fabel oder ſind auf Mißdeutungen der betreffenden Objekte zurückzuführen. Nicht viel anders iſt es mit den Organismenreſten in den als Gneis- und kriſtal— line Schieferformation bezeichneten älteſten Schichten der Erdkruſte, die man allent— halben, wo es möglich iſt, den Aufbau der Erdkruſte bis zu genügender Tiefe zu durch— ſchauen, als das Fundament der Erdſchichten antrifft — wenn dieſer Ausdruck erlaubt iſt. Eigentliche Organismenreſte trifft man auch in dieſer älteſten Schichtenreihe nicht an; wir wiſſen daher nichts über das Ausſehen der tieriſchen und pflanzlichen Lebe— weſen in dieſen Perioden. Daß aber ſolche ſchon vorhanden geweſen ſind, iſt aus mehreren Gründen ſicher. In dieſen Schichten treten nämlich (in Deutſchland z. B. in Bayern in der Gegend von Paſſau) lagerartige, techniſch wichtige Graphitmaſſen auf; Graphit iſt chemiſch reiner Kohlenſtoff wie der kriſtalliſiert vorkommende Diamant. Wenn es auch möglich und nach manchen Forſchern ſogar wahrſcheinlich iſt, daß ein 20 Pflanzen und geologiſche Formationen. Teil des Graphits nicht auf Organismenreſte zurückzuführen iſt, ſo iſt dies doch bei einem Teile der Graphitlager ſicher: es ſind durch Hitze und Gebirgsdruck umgewandelte Kohlenlager pflanzlicher Herkunft; wir werden hierauf noch bei dem Problem der Kohlenentſtehung überhaupt zurückkommen. Anderſeits lehren die in den nun folgenden Schichten, die ſich äußerlich zum Teil nicht von den vorigen unterſcheiden laſſen, bereits recht hochorganiſierten tieriſchen Reſte, wie krebsartige Trilobiten, Brachiopoden (Armfüßler), daß die Organismenwelt überhaupt vor dieſem Präkambrium eine unendlich lange Periode der Entwicklung hinter ſich haben muß, eine vielleicht ebenſo lange Zeit, wie der Zeitraum von damals bis heute umfaßt, über deſſen wahrhafte Ausdehnung wir uns zahlenmäßig leider kein Bild machen können. Da weiterhin die Tierwelt, von der uns allein aus dieſen uralten Perioden Reſte überliefert ſind, im letzten Grunde zu ihrer Exiſtenz der Pflanzenwelt bedarf, und wir keinerlei Grund zu der Annahme haben, daß dies Verhältnis zu irgendwelchen Zeiten ein grundſätzlich anderes geweſen ſei, ſo können oder, beſſer geſagt, müſſen wir ſogar folgern, daß die Pflanzenwelt ihre Entwicklung bereits vor der Tierwelt begonnen hatte und demgemäß vielleicht ſchon unendlich viel längere Zeiten auf der Erde vorhanden war als die Tierwelt. Zu dieſer Annahme bringt uns gewiſſermaßen auch die höchſt auffällige Tatſache, daß die Entwicklung der Pflanzenwelt in den ſpäteren geologiſchen Perioden der Entwicklung der Tierwelt immer vorauseilt, worauf wir noch zurückkommen werden. Reichlicher iſt die Organismenwelt in der nun folgenden kambriſchen Periode (Kambrium) erhalten, aus der uns aber wiederum nur tieriſche Reſte aufbewahrt ſind. Zwar finden wir auch heute noch in Lehrbüchern „Pflanzenreſte“, die für Algen erklärt, alſo zu den niederſt organiſierten Vertretern der Pflanzenwelt gerechnet werden, in Wirklichkeit aber höchſt problematiſche Gebilde ſind, deren Organismen— natur, geſchweige denn gar Pflanzennatur nichts weniger als irgendwie erwieſen oder auch nur wahrſcheinlich zu nennen iſt, wie wir ſahen. So groß der Aufſchwung tt, den nunmehr in dem das Kambrium überlagern— den Silur die Tierwelt ſowohl an Zahl wie an Mannigfaltigkeit der Organismen nimmt, ſo verhältnismäßig ſpärlich zeigen ſich noch die Reſte der Pflanzenwelt, die uns hier erſtmalig entgegentreten. Und zwar nicht nur niedrig ſtehende Algen, ſondern vielleicht bereits Gewächſe von außerordentlich komplizierter Organiſation, nämlich Pteridophyten, farnhafte Gewächſe, die uns nun ihrerſeits auch poſitiv erkennen laſſen, daß in der Tat auch die Pflanzenwelt bereits eine unendlich lange Periode der Entwicklung hinter ſich haben muß. Reichlicher, aber immer noch nicht gerade zahlreich zeigen ſich Pflanzen im Devon (der devoniſchen Formation), in deren oberem Teil vielleicht ſchon die erſten Angehörigen der ſpäter und auch heute noch eine ſo große Rolle ſpielenden Gymno— ſpermen (Nacktſamer) auf der Erde exiſtiert haben. Eine erdrückende Formen- und Individuenfülle ließ die für die Menſchheit wichtigſte geologiſche Periode, die es überhaupt gibt, entſtehen: die Steinkohlen— formation oder das Karbon, wo uns Angehörige der farnhaften Gewächſe in zum Teil rieſigen, abenteuerlichen und plumpen Formen, zum Teil von zierlichem, ſchönem Ausſehen in einer vordem ungeahnten Fülle entgegentreten. Sie ſind zugleich die Pflanzen und geologiſche Formationen. 21 Bildner der Steinkohlenlager geweſen, auf deren Exiſtenz ſich — man kann das, ohne zu übertreiben, ausſprechen — die ganze heutige menſchliche Kultur aufbaut. Dieſe Periode kennzeichnet ſich gleichzeitig als der Entwicklungshöhepunkt der paläozoiſchen Flora. In der die Steinkohlenformation überlagernden Dyas oder Permforma— tion finden ſich die Ausklänge der karboniſchen Flora, und zwar in dem unteren Teil dieſer Periode, dem an eruptiven Geſteinen ſo reichen Rotliegenden, während mit dem zweiten Abſchnitt dieſer Periode, mit dem man die ältere Erdzeit, das Palä— ozolkum, abſchließt, neue Formen auftreten. Gleichzeitig macht ſich deutlich bemerkbar die Vorherrſchaft der nacktſamigen Gewächſe, der Gymnoſpermen, die in der karboniſchen Flora nur eine mehr untergeordnete Rolle ſpielen. Das Paläozoikum der Pflanzenwelt ſchließt nicht wie das der Tierwelt mit dem Zechſtein ab, ſondern ſchon mit dem Rotliegenden, worauf wir hier nur kurz hinweiſen können (Vergl. die graphiſche Darſtellung) und wir ſehen hier unzweideutig ausgeſprochen, was wir oben ſchon her— vorgehoben haben, daß nämlich die Entwicklung der Pflanzenwelt der Tierwelt jeweils vorauseilt. War der Name Dyas aus dem Grunde gewählt worden, daß dieſe Formation in zwei Teilperioden eingeteilt iſt, ſo trifft dies in ähnlicher Weiſe für die tiefſte Formation des nun folgenden Meſozoikums zu: die Trias, deren drei Glieder Buntſand— ſtein, Muſchelkalk und Keuper benannt ſind. Die erſten beiden tragen ihr Charak— teriſtiſches ſchon in ihrem Namen, der letztere ſetzt ſich (wenigſtens in Deutſchland) vor— wiegend aus oft bunten Tonen und Mergeln (d. ſ. Tone mit Kalkgehalt) zuſammen. Auf dieſe folgt in ganz allmählichem Übergange die gleichfalls in drei Unter— abteilungen zerlegte Juraformation. Wurde vorhin beſonders die Geſteinbeſchaffen— heit als charakteriſtiſch zur Namengebung verwandt, ſo gibt hier die vorherrſchende Färbung der Juraſchichten eine vorzügliche Handhabe zur Kennzeichnung: ſchwarzer Jura (Lias), brauner Jura (Dogger) und weißer Jura (Malm). Einen für den Laien höchſt irreführenden Namen hat die auf den Jura folgende Kreideformation erhalten; ſie iſt benannt nach dem allerdings ſehr auffallenden weißen Kalkgeſtein ihrer oberſten Abteilung, der bekannten Schreibkreide, die auf den Inſeln Rügen und Möen jene einzigartige Kreideküſte bildet, deren Schönheit jahraus, jahrein Tauſende dorthin lockt. Überwiegend beſteht jedoch die „Kreide“ nicht aus Kreide, ſondern aus ganz andern Geſteinen, wie z. B. buntgeflammten Mergeln, Sandſteinen (3. B. dem bekannten Quaderſandſtein des Elbſandſteingebirgs), Grün— ſanden uſw. Mit der Kreideformation ſchließt das Meſozoikum ab, jedoch iſt auch hier wieder das Verhältnis zwiſchen Tierwelt und Pflanzenwelt ähnlich verſchoben — und zwar noch deutlicher als im Paläozoikum —, wie das ſchon oben hervor— gehoben wurde. Das tieriſche Känozoikum beginnt mit der Tertiärformation, wo die höchſtorganiſierten Tiergruppen, die Säugetiere, zur Vorherrſchaft gelangen, die ſie heute noch innehaben. Die höchſtentwickelten Pflanzen jedoch, die Beherrſcher der heutigen Flora, die Zweikeimblättler (Dikotyledonen) und Einkeimblättler (Monokoty— ledonen), treten bereits viel früher auf, nämlich mitten in der Kreideformation oder vielleicht (in Nordamerika) ſchon in deren unterſtem Teil, jedenfalls aber ungezählte Jahrtauſende vor dem Beginn der Säugetierära. Der unterſte Teil der Kreide, der ſogenannte Wealden, zeigt — wenigſtens in Europa — noch keine Spur der Pflanzen— 22 Überſicht der geologiſchen Formationen. welt, die in der mittleren Kreide ſchon ſozuſagen herrſchend auftritt, und dieſe Herrſcher— rolle hat ſie ſeitdem nicht mehr aus der Hand gegeben. Sie bildet noch heute die er— drückende Übermaſſe der vorhandenen Gewächſe: es find die Laubbäume, die Kräuter, Stauden, denen unſer Auge draußen auf Schritt und Tritt begegnet, und die nur ſtellenweiſe und unter beſonderen Bedingungen ihre Stelle von niedriger organiſierten Gewächſen einnehmen laſſen, wie den Nadelhölzern, Farngewächſen uſw. In der bereits erwähnten Tertiärzeit nähern ſich die Verhältniſſe immer mehr den heutigen, und obwohl manche Verſchiebungen in der Pflanzenwelt ſeitdem ſtatt— gefunden haben, waren in einem großen Teil dieſer Periode den heutigen bereits recht ähnliche Vegetationsverhältniſſe. Die Vegetation ſelbſt war zum Teil geradezu die heutige, ſie beſtand zum Teil aus denſelben Gewächſen, die wir heute noch grünen und wachſen ſehen. Die größte Umwälzung hat in die Verteilung der Pflanzenwelt, unſerer Breiten im beſonderen, die dem Tertiär folgende Eiszeit (das Diluvium) gebracht, deren Spuren der Pflanzendecke ſpeziell Nord- und Mitteleuropas dauernd aufgedrückt ſind, während ſie in Nordamerika aus gewiſſen Gründen weniger dauernd fühlbar ge— blieben ſind, worüber wir ſpäter Eingehenderes hören werden. Die kurze Überſicht über die geologiſchen Perioden ergänzt die folgende tabella— riſche Aufzählung, bei der noch weitere Einzelheiten angegeben ſind, und auf die wir betreffs der im folgenden unentbehrlichen geologiſchen Namen ein für allemal hinweiſen. Um den teilweiſe etwas fremdartigen Namen der geologiſchen Formationen wenigſtens einen Teil des Ungewohnten zu nehmen, und weil der in dieſer Wiſſenſchaft Unbe— wanderte meiſt zunächſt darnach fragt, iſt der Urſprung dieſer Namen in der An— merkung mitangegeben. Die Formationen ſind von oben nach unten angegeben, die Betonung durch einen Akzent. A. Känozoikum. 1. Alluvium. 2 2. Diluvium (Eiszeit)! Quartär. 3. Tertiär. a. Pliozän. b. Miozän. c. Oligozän. d. Eozän. B. Meſozoikum. 4. Kreide. a. Senon. b. Turon. c. Cenoman. d. Gault. Ende des pflanzlichen Meſozoikums. e. Neokom und Hils, Wealden. 5. Jura. a. Weißer Jura (Malm). b. Brauner Jura (Dogger). c. Schwarzer Jura (Lias). Geologiſche Formationen. 23 6. Trias. a. Keuper. b. Muſchelkalk. c. Buntſandſtein. C. Paläozoikum. 7. Dyas oder Permformation. a. Zechſtein. Ende des pflanzlichen Paläozoikums. b. Rotliegendes. 8. Karbon (Steinkohlenformation). a. Produktives Karbon. b. Kulm. 9. Devon. 10. Silur. 11. Kambrium. 12. Präkambrium (Algonkium). D. Archaikum (Gneis, kriſtalline Schiefer, ohne organiſche Reſte). Erklärung der geologiſchen Formationsnamen: Algönkium, nach der früher ſehr zahlreichen und viele Stämme umfaſſenden Indianer— familie der Algonkin in den Vereinigten Staaten Nordamerikas (vgl. den Algonquin-Park nördl. des Ontario-Sees). Allüvium, vom lat. adluere (alluere) anwaſchen, anſchwemmen, alſo jo viel wie Schwemmland. Archäicum, vom griechiſchen dozaiog (archaios) alt, anfänglich. Buntſandſtein, ſ. Trias. Cenomän, nach Cenomanum (jetzt Le Mans) benannt, der Hauptſtadt der alten Cenomanen. Devon, nach der engliſchen Landſchaft Devonſhire, von den Forſchern Murchiſon und Sedgwick (1839) eingeführter Name. Dilüvium, vom lat. diluere, wegwaſchen; Diluvium ſelbſt heißt Überſchwemmung; der Name rührt noch aus der Zeit her, wo in der Geologie die Kataſtrophentheorien herrſchten; es bedeutet ſo viel wie große Überſchwemmung, Sintflut, wobei man die bibliſche und ähnliche im Auge hatte. Dogger, von einer engliſchen Lokalbezeichnung; der Name rührt wie Malm von Oppel her (1858). Dyas, vom griech. 660 (dyo) zwei, nach der alten Zweiteilung dieſer Formation in Rot— liegendes und Zechſtein. Eozän, vom griech. % (eos) Morgenröte und xarwog (kainös) neu. Gault (ſpr. Gohlt), nach einer engliſchen Lokalität, von W. Smith herrührend. Hils, nach dem Höhenzug gleichen Namens im Braunſchweigiſchen. Jura, vom (ſchweizeriſchen) Jura-Gebirge, das im weſentlichen aus juraſſiſchen Ab— lagerungen beſteht. Kämbrium, nach dem alten Namen Cambria ( Wales) oder dem Volksſtamm der Kambrer, von dem berühmten Geologen Sedgwick (1833) herrührend. "Känozöicum, vom griech. Ks (kainds) neu und Co (z0ön) das Lebeweſen; zu ergänzen iſt etwa tempus (Zeit), wonach ſich der Sinn von ſelbſt ergibt. Karbon, vom lat. carbo die Kohle; der obere Teil des Karbons wird Produktives Karbon genannt, weil er faſt allein die Kohlenlager enthält, allein Kohlen produziert. 24 Geologiſche Formationen. Keuper ſ. Trias. Kreideformation, nach den zu ihr gehörigen und das oberſte Glied bildenden Schreib— kreideſchichten. Kulm (Unter-Karbon). Das Wort Kulm iſt zuerſt in England in der Geologie angewandt worden, und zwar von dem berühmten Geologen Murchiſon. Er bezeichnete als culmiferous oder culm-measures Schichten von Schiefern und Sandſteinen, in denen Flöze einer Kohle vorkommen, die als stone coal oder mit einem Lokalnamen als culm von der bituminous oder common coal unterſchieden wird. In den engliſchen Wörterbüchern findet ſich für culm e die Über⸗ ſetzung Schmiedekohle. Lias (meiſt Lias, aber auch Leias geſprochen, da der Name wohl aus bar Englischen ſtammt), genannt nach einer Lokalbezeichnung für gewiſſe kalkig-tonige Geſteine in England; oder vom engl. layers Schichten; auch kann man an das franzöſiſche liais, pierre de liais (harter Kalkſtein) denken. Malm, nach der ſüdengliſchen Lokalität gleichen Namens. Mesozoikum, vom griech. ese (m&sös) mittler und Con, ſ. unter Känozoifum. Miozän, vom griech. ueiov (meiön) weniger und zamwög (kainds) neu; weniger neu nämlich als das überlagernde Pliozän. Muſchelkalk ſ. Trias. Neoköm, von Neocomum (Neuchätel). Oligozän, vom griech. 6Aiyos (öligös) wenig und xamwog (kainös) neu. Palaeozöikum, vom griech. wa/aıos (palaiös) alt und on (zöön) Lebeweſen; vgl. Känozoikum. Perm, nach dem gleichlautenden oſt-ruſſiſchen Gouvernement, wo die Formation ſtark vertreten iſt. Pleistozän, vom griech. wAetorog (pleistös) am meiſten und zawog (kainds) neu (beſſer wäre Pliſtozän). Pliozän, vom griech. eοοfỹᷣỹ (pleiön) mehr und xawog (kainös) neu. Praekämbrium, vom lat. prae vor u. Kambrium (ſ. dieſ.). Quartär, vom lat. quartus, der vierte, fo genannt als auf das Tertiär folgende Formation. Rotliegendes (eig. rotes, totes Liegendes) urſprünglich von den Mansfelder Bergleuten ſo genannt, weil es das erzleere („tote“) Liegende des Mansfelder Kupferſchiefers bildet, d. h- den Kupferſchiefer unterlagert, und vorwiegend rote Färbung zeigt. Seuön, nach dem galliſchen Völkerſtamm der Senonen (vgl. das jetzige Sens). Silür, nach dem alten britiſchen Stamm der Siluren, von Murchiſon (1835) zuerſt angewendet. Tertiär (vom lat. tertius, der dritte); die Bezeichnung rührt her von der alten Einteilung von Werner, dem Vater der Geologie (+ in Dresden 1817), in Urgebirge, Übergangsgebirge, Flözgebirge (Sekundärgebirge), auf das das Tertiär folgt. Trias (griech. roeis, ro |treis, tria] drei), ſogenannt wegen der alten Dreiteilung in Bunt— ſandſtein (wegen der häufig bunten Farbe des Geſteins), Muſchelkalk (wegen des Verſteinerungs— reichtums), Keuper; dies ein aus der Koburger Gegend ſtammender Ausdruck, wo die Keuperſchichten ſehr ſtark in die Erſcheinung treten. Turön, nach dem galliſchen Völkerſtamm der Turonen (vgl. Tours). Wealden (ſpr. Wihlden) ( Wälderformation, Wälderton), ſtammt von dem als Weald bezeichneten, früher mit Wald beſtandenen, jetzt angebauten Teil der engliſchen Landſchaften Kent, Surrey und ©ufjer. Zechſteinformation (wahrſcheinlich von zach, zähe), nach dem dichten, feſten Kalkſtein benannt, den die Thüringer Bergleute als Zechſtein bezeichnen; wird auch mit den Zechenhäuschen in Zuſammenhang gebracht, die auf dieſem Kalk angeſetzt wurden. 25 A. Das Paläozoikum der Pflanzenwelt. s liegt zweifellos in erſter Linie in der Konſtitution des Pflanzenkörpers begründet, daß wir erkennbare Reſte einer Vegetation erſt in ziemlich ſpäten Erdperioden erhalten finden, in ſehr viel jüngeren Schichten als denen, die die älteſten Tierreſte be— herbergen, die ſchon in jenen als Präkambrium bezeichneten Horizonten durch erkenn— bare Reſte ihr Daſein direkt verraten. Von der Tierwelt, die vor dieſen Zeiten die Erde bevölkert hat, können wir uns nur durch theoretiſche Überlegungen ein Bild machen. Prinzipiell werden wir das Verhältnis finden, daß die Organismenwelt ſich um ſo einfacher, primitiver organiſiert zeigt, je weiter wir in den geologiſchen Hori— zonten heruntergehen; oder wenn wir dies mit andern Worten ausdrücken wollen: die Organismen erſcheinen prinzipiell ungefähr in der Reihenfolge auf der Erde, die das Syſtem bietet, in das die Wiſſenſchaft die Tier- und Pflanzenwelt eingeordnet hat. So groß auch im einzelnen die Lücken ſind, ſo wenig die Mangelhaftigkeit der Funde in den Erdſchichten eine vollſtändige Überſicht und Einſicht in das Nacheinandererſcheinen der Organismen geſtattet: die Entwicklung vom Einfachen zum Komplizierten, vom niedrig Organiſierten zum Höchſtorganiſierten iſt in der Geſchichte der Entwicklung der Organismen in ſo unzweideutiger Sprache ausgedrückt, daß nur eine gewaltſame Verkennung dieſer Tatſachen zur Ableugnung des Entwicklungsgedankens, der Deſzendenztheorie, führen kann. Können wir die Stufenleiter der Entwicklung nun zwar bei den niedrigſten und niederen Weſen nicht mit der erwünſchten Klarheit durchſchauen, ſo iſt das um ſo beſſer bei den höher Organiſierten der Fall, worüber wir ſpäter Genaueres hören werden. Dieſe Verhält— niſſe geſtatten, ja nötigen uns, ein Ahnliches auch für die Geſamtheit der Organismenwelt und auch für die geſamte Zeit anzunehmen, die die Organismenwelt auf der Erde durchlebt hat. Vor dem Verwickelten war ein Einfacheres, vor dieſem ein noch Urzuſtändlicheres. Diejenige Periode, in der uns zum erſtenmal zweifelloſe Pflanzenreſte entgegen— treten, iſt die ſiluriſche. Man ſollte erwarten, und mancher Forſcher iſt auch von dieſer Erwartung erfüllt geweſen, in ſo alten Schichten zunächſt an pflanzlichen Organismen ſolche aus den niederſt organiſierten Gruppen zu finden, nämlich die Algen. Aber dies iſt nur zum Teil der Fall. Vielmehr treten hier und da in dieſen Schichten bereits neben Algen jo hochorganiſierte Pflanzen auf, daß wir den Schluß, den wir für die Tierwelt aus den älteſten Reſten zogen, auf die Pflanzenwelt in erhöhtem Maße an— wenden müſſen, nämlich daß die Entwicklung um ungezählte Jahrhunderttauſende — wenn man hier überhaupt einmal eine Zahl nennen will — weiter zurückreicht, als die aufgefundenen Reſte andeuten. Im Silur ſollen nämlich bereits Pteridophyten“ auf— treten, Gewächſe, die entweder zu den Farnen ſelbſt oder zur Gruppe der farnartigen Gewächſe überhaupt gehören, die man mit einem ſchlechten Ausdruck auch als Gefäß— kryptogamen bezeichnet; welche unendlichen Zeiträume der Entwicklung, die die Pflan— zenwelt bis dahin bereits auf der Erde durchlebt haben muß, ließe dieſe Tatſache ahnen! Daß ſich von den primitivſten, älteſten pflanzlichen Gebilden nichts erhalten hat, liegt offenbar an verſchiedenen Gründen. Einmal ſind die ſo ſehr gefalteten, * Wie auch S. 29 zum Ausdruck gebracht, iſt das ſiluriſche Alter dieſer Pteridophyten in neuerer Zeit recht fraglich geworden. 26 Alteſte Pflanzenreſte. durch Druck und Hitze meiſt ſehr veränderten älteſten Schichten zur Erhaltung von pflanzlichen Organismen nicht oder wenig geeignet, beſonders wird aber die Konſtitution der Pflanzen ſelbſt eine Erhaltung — wenigſtens mit erkennbaren Formen — un— möglich gemacht haben. Wenn wir die oben erwähnte Tatſache, daß prinzipiell das Einfachſte zuerſt war, zu Hilfe nehmen, jo können wir mit einer gewiſſen Wahr— ſcheinlichkeit annehmen, daß die allererſten, primitivſten pflanzlichen Organismen — wenn auch äußerlich vielleicht abweichend — im ganzen von ähnlicher Konſtitution geweſen ſind wie die primitivſten heutigen Organismen, die im Syſtem untenanſtehen an den Stellen, wo Pflanzen- und Tierreich ineinander übergehen, und wo man eine Entſcheidung, ob Tier oder Pflanze, nicht treffen kann. Dieſe Organismen ſind im Grunde (wie z. B. die Flagellaten, die Bakterien, manche Algen) weiter nichts als lebende Eiweißklümpchen. Daß ſolche Organismen nicht zu einer foſſilen Erhaltung befähigt ſind, iſt ſelbſtverſtändlich; ganz abgeſehen von ihrer Kleinheit — denn es könnte ja größere Organismen dieſer Art damals gegeben haben — ſind durch den Mangel an jeglichen Hartteilen ſolche Weſen ja ungeheuer leicht zerſtörbar. Und — wenn auch nicht in dieſem Grade — iſt es doch im Prinzip noch ähnlich mit der Überzahl der Algen, ferner der Pilze uſw., und nur wenige von den erſteren haben es zum Auf— bau eines dauerhafteren Skeletts gebracht; ſie ſpielen, wie wir noch ſehen werden, in der Erdgeſchichte eine große Rolle, und dies ſeit dem Paläozoikum bis heute. — Für das Verſtändnis der Pflanzenführung der älteſten geologiſchen Schichten iſt eine Kenntnis der Pſeudofoſſilien durchaus nötig, mit denen wir uns in einem früheren Kapitel befaßt haben (S. 15). Gerade bei dem Mangel an pflanzlichen Reſten in dieſen Schichten iſt natürlich jeder wirklich zweifelloſe Fund von größter Bedeutung, und, wie wir ſahen, ſind berühmte Namenunterdenen, die ſich durch die Gaukelſpiele anorganiſcher Pro— zeſſe Organismen haben vortäuſchen laſſen. Man kann eine Geſchichte der älteſten Pflan— zenwelt nicht ſchreiben, ohne ſich mit dieſen Objekten zu befaſſen, die noch immer in man— chen Lehrbüchern nicht nur angeführt, ſondern als Organismenreſte behandelt werden. Die Periode des Paläozoikums der Pflanzenwelt läßt ſich bequem in zwei Teile zerlegen, die ſich ſchon, wenn man die Zahl der erhaltenen Reſte betrachtet, gewiſſer— maßen von ſelbſt ergeben. Der erſte Teil reicht von den älteſten Zeiten bis zum Devon einſchließlich, der zweite umfaßt die Steinkohlenperiode nebſt dem unterſten Teil der per— miſchen, dem Rotliegenden, deſſen Flora mit der karboniſchen ſo untrennbar verbunden iſt, daß man dieſes — wenn man vom paläobotaniſchen Standpunkt urteilt — zur Stein— kohlenformation rechnen würde, von deren Flora noch ein beträchtlicher Teil in dieſe Schichten hinaufreicht. Mit dem Rotliegenden ſchließt die erſte Periode der Pflanzen— welt ab, wie wir ſchon oben betonten, viel früher als die älteſte der Tierwelt, die erſt mit dem Zechſtein endet, und dieſes Vorauseilen der Pflanzenwelt in der Entwicklung hatten wir auf Rechnung des Umſtandes geſetzt, daß die Pflanzenwelt vor der Tierwelt die Erde bewohnt haben muß, — wenn auch zuerſt nicht in höher organiſierten, auf— fälligen Pflanzen — da die Tierwelt im letzten Grunde durchaus auf die Pflanzenwelt angewieſen iſt. Wir wenden uns nun zur näheren Betrachtung dieſer älteſten Pflanzen. 1. Die Pflanzenwelt von den älteſten Schichten bis zum Devon. Auf die Art der pflanzlichen Reſte der kambriſchen Schichten und der noch älteren Gneisformation und kriſtallinen Schiefer haben wir ſchon hingewieſen. Die Pflanzen des Kambriums und Silurs. 27 Lager von Graphit und graphitartigen Mineralien führt man heute wenigſtens zum Teil auf pflanzlichen Urſprung zurück. Wie die Lieferanten dieſer durch Druck und Hitze in Graphit umgewandelten ehemaligen Kohlenlager ausgeſehen haben, ob es etwa, wie man wohl annehmen möchte, Algen irgendwelcher Art geweſen ſind, darüber kann man, wie ſchon erwähnt, nur Vermutungen hegen; daß Pflanzen dageweſen ſind, iſt fo gut wie ſicher aus theoretiſchen Gründen anzunehmen. Um nichts beſſer iſt es mit unſerer Kenntnis der Flora des Kambriums beſtellt. Was cus dieſen ſchon fo hoch organiſierte Tierreſte wie Trilobiten und Brachiopoden enthaltenden Schichten als Pflanzenreſte angegeben wurde und vielleicht noch wird, hat mit Pflanzen nichts zu tun. Die Eophyten, der „Seetang“ Phycodes eircinnatus (Abb. 4), die Bilobiten (S. 18), die eigentümlichen Skolithen (Abb. 9) des ſchwediſchen Kambriums, die ſich auch als Findlinge der Eiszeit in Norddeutſchland oft finden, haben mit pflanzlichen Organismen nichts gemein als eine rein äußerliche „pflanzenhafte“ Beſchaffenheit; ſie ſind ganz ohne Zweifel anorganiſcher Entſtehung, wiewohl hierüber das Nähere oft nicht genau durchſchaut werden kann. Ebenſo iſt es mit den den Dendriten ähnlichen Gebilden (S. 15 ff.), die ſchon in alten Abb. 9. Eruptivgeſteinen ebenſowohl wie in jungen Formationen auf- ſchwediſchen Kombrium treten, wie das bei ihrer Bildung durch ganz einfache rein phyſi— 3 kaliſch⸗chemiſche Vorgänge ſelbſtverſtändlich iſt. Wir erwähnen dieſe Gebilde ausdrücklich noch einmal hier, weil man noch immer in der Literatur von dieſen „Pflanzen“ lieſt, und noch oft laſſen ſich Unbewanderte durch ſolche „Naturſpiele“ (lusus naturae, vgl. ©. 7) täuſchen. — Die älteſte Periode, die uns direkte Zeugen eines Pflanzenlebens auf der Erde hinterlaſſen hat, iſt die ſiluriſche. Man hat wohl angenommen, da aus früheren Perioden keine erkennbaren Pflanzenreſte erhalten ſind, die Silurflora müßte aus ſehr primitiven Gewächſen, in erſter Linie Algen, beſtanden haben, aber das iſt in Anbetracht unſerer vorherigen Darlegungen ein ganz unberechtigter und unhaltbarer Standpunkt. Zwar an ſolchen einfach organi— ſierten Gewächſeniſt in dieſer Periode wie in ſpäteren und bis zur Jetztzeit kein Mangel, im Gegenteil, ſie ſpielen ſogar an manchen Stellen eine große — Rolle und treten ſogar geſteinbildend Kalkabſondernde 9 8 Paläozoikums. auf, d. h. ihre Reſte ſetzen oft ziemlich a = Trochiliseus, aus dem Devon, vielleicht mit den Charen mächtige Schichten zuſammen oder N b an dem ee eee 1 nehmen wenigſtens daran einen . hervorragenden Anteil: es ſind dies Algen, die zum Aufbau ihres Pflanzenkörpers Kalk benützen, der — oft mit den noch ſehr deutlichen Reſten dieſer Pflanzen darin — ein bleibendes Zeugnis der Lebens- tätigkeit dieſer Organismen bildet. Schon hier in ſo alten Schichten finden wir die 28 Silurpflanzen. Pflanzenwelt an der Zuſammmenſetzung der Erdrinde beteiligt, zwar nicht durch Kohlenbildung, die der Laie leicht für die einzige Erdſchicht hält, die der Pflanzen— welt zu danken iſt. Der Maſſe nach werden die Kohlenlager übertroffen durch die Kalklager (auch Kieſellager kommen vor), die die Pflanzenorganismen, und zwar meiſt Algen, aufge— häuft haben. Dies iſt nicht nur in unſerer Silur— formation der Fall geweſen, wo in gewiſſen mächtigen Schichten die Kalkſkelette gewiſſer Algen, die zur Gruppe der trotz der Einzelligkeit zum Teil recht aben— teuerliche und verſchiedene Formen bildenden Schlauch— „algen (Siphoneen) gehören, geſteinbildend auftreten. In noch großartigerer Weiſe iſt dies im Meſozoikum der Fall, wo z. B. in dem über 1000 m mächtigen Wetter- ſteinkalk der Trias der Alpen (auch noch in anderen Ge— ſteinen der Alpen) ebenfalls Siphoneen eine große Rolle bei der Kalkablagerung geſpielt haben. Unſere Abb. 10 ſtellt einen Reſt ſolcher Kalkſiphoneen aus dem balti— ſchen Silur dar; noch heute exiſtieren in der Algen— , familie der Daſykladazeen Formen, die mit dieſen ur— alten Organismen nahe verwandt und ihnen auch äußerlich zum Teil ähnlich ſind. In dieſer Formation treten lokal und ausnahms— weiſe (z. B. in Irland und Schottland) kleine Flöze“ von anthrazitiſcher Kohle auf, für deren Bildung ſicher auch Pflanzenmaterial verantwortlich gemacht werden muß. Wie ſchon oben angedeutet, brauchen die Kohlen— lieferanten durchaus nicht bloß „Seetange“ oder der— artiges geweſen zu ſein, es könnten an und für ſich auch höhere Pflanzen dabei beteiligt geweſen ſein, denn ſolche exiſtierten angeblich ſchon: die eriten Zeu— gen einer Landflora mit kraut- und baumartigen Ge— g wächſen wären uns in dieſen Schichten überliefert NEE worden. Es find zum Teil Farne (Abb. 11**), zum . Teil Bäume oder Bäumchen, die in die Gruppe der 27? Schuppenbaumgewächſe, der Lepidophyten (Abb. 12), gehören, die wir in der Steinkohlenflora in ſo mäch— — 5 3 W R Mer 3 * ey RR Tür ae ur 0 er + Wan Pr “ ee us * 2 Nader al N end 8 — £ 7 5 ER Kr 2 15 * Man bezeichnet die Kohlenlager gewöhnlich als „Flöze“, 4 richtiger vielleicht wie früher „Flötze“ geſchrieben. | 1 *Die Kliſchees zu dieſer und vielen anderen Abbildungen 2 hat die Direktion der Königl. Geolog. Landesanſtalt in Berlin zur Vervielfältigung freundlichſt geliehen, wofür auch hier der Abb. 11. beſte Dank ausgeſprochen ſei. Dieſe Abbildungen ſind mit Sphenopteridium fureillatum, 6. L. A. bezeichnet. Es find Originalfiguren aus Arbeiten aus dem Stlur des rheiniſchen 5 7 Schiefergebirges. 6. L. A. Profeſſor Potoniés, auch des Verfaſſers. Silurpflanzen. 29 tiger Entwicklung begrüßen werden. Die Farne tragen den Typus derjenigen, die in den vorkarboniſchen Schichten überhaupt ſich finden und zur Familie der „Altfarne“, Archäopteriden, gehören, wie man ſie wegen ihres hohen Alters genannt hat. Man hat dieſe Silurgewächſe ſpeziell in Deutſchland gefunden, ſo im rheiniſchen Schiefer— gebirge und im Harz. Nicht verſchweigen wollen wir hier, daß viele Forſcher den betreffenden Schichten ein jüngeres (oberdevoniſches) Alter zuſchreiben; es ſcheinen die Unterſuchungen der deutſchen Geologen vielleicht nicht das Richtige getroffen zu haben. Zu dieſen treten noch einige andere Reſte, die an Keilblattgewächſe ( Sphenophyllen, S.52 erinnern u. a., auf die wir jedoch nicht weiter eingehen wollen. Für uns genügt das Prinzi— x pielle, das ſich beim Vergleich der ſiluri— ſchen mit der devoniſchen (und auch unter=farbo- nischen) Flora ergibt, daß die meisten dieſer Floren, was die höheren Gewächſe an— geht, bis zu gewiſſem Grade einen ähn— lichen Stempel tra— gen würden. Aus i dieſer Formation, Abb. 12. Abb. 13. und zwar demunteren Cyelostigma (Bothrodendron) hereynium, Haliserites Dechenianus, Fo; aus dem Harzer „Silur“. (Nach Potonis.) 6. L. A. Unterdevon, tangartige Alge. Teil, ſtammen auch re a die Schon unter den Pſeudofoſſilien S. 16 erwähnten, den ſtolzen Namen Eopteris (Morgenrötefarn) tragenden Schwefelkiesdendriten, die hier nur noch einmal angeführt ſeien, weil ſie gerade als „Silurfarne“ eine Rolle ſpielten. Etwas größeren Formenreichtum zeigt die Flora des Devons; obwohl auch hier noch Pflanzenreſte im ganzen zu den Seltenheiten gehören, ſind doch an gewiſſen Lokalitäten ſolche in zum Teil ziemlicher Menge gefunden worden, wie z. B. auf der Bäreninſel (Arktis), in Irland, in Böhmen, Belgien, weniger in Deutſchland. Nennen wir zunächſt wieder einige der niederen Organismen, ſo finden wir auch hier wieder Kalkalgen in allerdings weniger großer Menge bei der Geſteinbildung beteiligt. Unter dieſen ſind beſonders intereſſant die Trochilisken, kleine runde Steinkörnchen mit ſchrägen Spiralen als Oberflächenſkulptur, die trotz mancher Abweichungen ſehr an die kleinen „Kerne“ (Oogonien) der Armleuchtergewächſe (Charazeen) erinnern deren „Kerne“ durch ihre Spiralenſkulptur trotz ihrer Kleinheit ſo ſehr auffällige 30 Devonflora. Gebilde ſind (Abb. 10); dieſe ſpielen noch heute als Kalkbildner im Süßwaſſer eine große Rolle. Andere intereſſante Algen ſind die als Nematophycus (d. h. Ge⸗ ſpinſttang) bezeichneten Objekte, die ſich im amerikaniſchen und deutſchen Devon finden; es ſind langzylindriſche Körper, bei denen noch die Gewebeſtruktur erhalten iſt. Dieſe weiſt lauter einzelne, im übrigen völlig gleiche Einzel, fäden“ (Zellen) auf, die keinerlei Verſchiedenheit und auch — was bei höheren Gewächſen ſtets der 0 Fall iſt — keinerlei Zellwandſkupltur gewahren laſſen, alſo etwa wie unſere Tange, die Fukus-Arten, Laminarien uſw., aufgebaut ſind; im Unterdevon ſtellenweiſe häufig ſind die wohl mit Recht als Seetangreſte gedeuteten Haliserites \ (deutſch etwa Seefäden, Abb. 13), die bei Neunkirchen in der Eifel ſich in ſolcher Maſſenhaftigkeit zuſammengeſchwemmt finden, daß hier eine Art Kohlenlager da— durch gebildet iſt. Recht ſonderbare und fremdartige Ge— wächſe enthält zum Teil die Devonflora aus der Umgegend von Hoſtim und Srbsko in Böhmen, die anfangs für ſiluriſch galt, woraus der öſterreichiſche Forſcher Stur den Schluß zog, daß dieſe wegen des hohen Alters (ſ. S. 27) lauter Algen geweſen ſein müßten; es ſind jedoch allermeiſt Pterido— phyten, Gewächſe aus der Gruppe der Ge— fäßkryptogamen. Zunächſt intereſſieren die auch im amerikaniſchen Devon vorkommen— den Pſilophyten = Nacktpflanzen, wegen ihrer oft ſpärlichen Beblätterung), die ſchon äußerlich etwas an Bärlappgewächſe er— innern (Abb. 14), ferner die über 1 m hoch— werdenden PDseudosporochnus-Reſte (Abb. 15), die am Gipfel der „Krone“ Sporangien, Sporenbehälter, getragen zu haben ſcheinen, und die Hoſtimellen, oft u ziemlich lange, hin und her gebogene, ver— r 5 äſtelte Pflanzen, die wohl Waſſerpflanzen Sende (Mach Poto nie. waren, da fie ſich kaum als Luftgewächſe Wie vorige Abb. aufrechterhalten haben können (Abb. 17). Von beſonderem Intereſſe ſind kleine, beblätterte Stämmchen, die durch die ganze Ge— ſtalt, die Oberflächenſkulptur ſehr an die rieſigen Schuppenbäume (Lepidodendra) der Steinkohlenzeit erinnern, wie das beim Vergleich von Abb. 18 und 46 ſich leicht ergibt. Man hat fie daher als Protolepidodendra (rpürcg, der erſte) bezeichnet; auffällig iſt bei ihnen die gegabelte Blattſpitze, eine Erſcheinung, die wir in ähnlicher Weiſe auch bei den Vorfahren der Rohrgewächſe des Karbons, den Kalamarien, aus— Devonflora; Farnaderungstypen. 31 gebildet finden. Die Gabelverzweigung ſpielt überhaupt in der paläozoiſchen Flora eine große Rolle, auf die wir ſpäter bei der Steinkohlenflora zurückkommen werden. Recht hübſche Formen weiſen ſchon die allerdings noch wenig zahlreichen Farne auf, fait nur Archäopteris-Arten (Abb. 16), alſo zur ſelben Gruppe, wie die ſiluri— ſchen gehörig. Dies find meiſt ziemlich großblättrige Farne, die ſich beſonders durch eigen— tümliche Aderung auszeichnen, auf die wir hier kurz eingehen müſſen, um das Primitive zu verſtehen, das ſich in der Aderungsweiſe ausprägt. Die Aderungsverhältniſſe ſpielen überdies für die Syſtematik, die wiſſenſchaftliche Gruppierung der foſſilen Farngewächſe, eine große Rolle, ſo daß wir ſie ſchon aus dieſem Grunde näher behandeln müſſen. Man kann ſpeziell bei den Farnen — die höheren Gewächſe fügen ſich dieſer Einteilung ebenfalls an — drei Hauptaderungstypen BY ee ö unterſcheiden: 5 „ ee % Abb. 16. Archaeopteris hibernica. Devon von Kiltorkan (Irland). 6. L. A. 1. Die Fächer-oder Paralleladerung. Die Adern ſind einander alle gleichartig; eine ſtärkere Mittelader iſt nicht ausgebildet, und ebenſo exiſtieren zwiſchen den Adern keinerlei Querverbindungen (Beiſpiel Abb. 16). 2. Die Fiederaderung. Es iſt eine Mittelader ausgeprägt, von der meiſt dünnere Seitenadern abgehen, die einfach oder verzweigt ſein können (Beiſpiel Abb. 34). 3. Die Maſchenaderung. Die Seitenadern vereinigen ſich zu engeren oder weiteren Maſchen, ſo daß ein Ader netz entſteht (Abb. 40). Eine weitere Kom— plikation bildet die ſogenannte Doppelmaſchenaderung, bei der die größeren Maſchen wieder feinere und von feineren Adern umſchloſſene Maſchen ein— ſchließen (vgl. Thaumatopteris unter den meſozolſchen Farnen). Im Laufe der Entwicklung der Pflanzenwelt treten die Aderungstypen in der Reihenfolge auf, in der ſie oben angeführt ſind. Die naheliegende Vermutung, daß es ſich dabei um einen Fortſchritt zugunſten der Pflanzen handelt, läßt ſich leicht als richtig erkennen. Die Blattadern enthalten ja diejenigen Gewebeelemente, durch die die Verſorgung des ganzen Blattes, ja der ganzen Pflanze, mit Waſſer und Nähr— ſtoffen bewirkt wird. Wir können ſie direkt mit einem Waſſerleitungsſyſtem ver— gleichen, wie es zur Verſorgung eines Gemeinweſens — einer Stadt uſw. — benutzt 32 Farnaderungstypen. wird; auch die Pflanze iſt ja gewiſſermaßen ein Zellengemeinweſen, bei dem jeder Teil der Pflanze ſeine beſtimmten Funktionen hat. Hat man eine Stadt mit Waſſer durch eine Waſſerleitung zu verſorgen, ſo wird niemand ſo töricht ſein, von einem oder mehreren dicht zuſammenliegenden Punkten lauter ungefähr gleich dünne Lei— tungsrohre zu den Konſumenten zu legen, ſondern es wird die Waſſermaſſe in dicke Hauptleitungsröhren gefaßt, von denen dünnere ſeitwärts abgehen und noch dünnere uſw., die dann ſchließlich die Konſumenten verſorgen. Den erſtgenannten unprak— tiſchen Weg ſtellt — auf die Blattaderung übertragen — die Paralleladerung dar; ſie iſt die n zuerſt auftretende und bei den älteſten blatt— tragenden Gewächſen aus— FE ſchließlich anzutreffende Ade— N rungsweiſe, die ſpeziell die 8 ſchon genannten Archäopteri— dTCcdden auszeichnet; vom Silur bis zum Unter⸗Karbon, der kulmiſchen Formation, iſt ſie der herrſchende Adertypus. Heutzutage finden wir ſie nur j bei niedriger organiſierten Gewächſen, wie z. B. Farnen — es ſei z. B. an das Frauen- haar (Adiantum) erinnert — und an dem ſonderbaren Gink— gobaum, von dem ſpäter die Rede ſein wird. In der kulmiſchen For- mation treten zum erſtenmal Gewächſe mit fiederig geader— ten Blättern auf, die im Pro— duktiven Karbon, der eigent— lichen Steinkohlenzeit, ſchnell 2 das Übergewicht erreichen; bei Abb. 18. Abb. 17. . g 1 von 1 Protolepidodendron, Hostimella hostimensis. Wie Abb. 14. ihnen iſt eine Differenzierung, Wie vorige Abb. eineweitere Arbeitsteilung, eingetreten, indem dünnere und dickere Leitungsrohre angelegt werden in Geſtalt der Mittel- und Seitenadern. Im mittleren Teil des Produktiven Karbons tritt uns zum erſtenmal der Maſchenaderungstypus entgegen, der inſofern wieder einen offenbaren Fortſchritt darſtellt, als beim Verſagen irgendeiner Seitenader die weiter abliegenden Blattflächen und -adern auf einem kleinen Umwege verſorgt werden können, da ja alle Seitenadern miteinander in Verbindung ſtehen (Abb. 40). Viele Millionen Jahre ſpäter erſt tritt die noch kompliziertere Doppel— maſchenaderung auf, nämlich erſt lange nach Beginn des Meſozoikums, in der Keuperperiode; betrachtet man die Abbildung von Thaumatopteris unter den Jurafarnen, die ein Stück eines Farnblattes mit dieſer Aderung darſtellt, und hält Devonflora. 33 daneben ein Blatt unſerer höchſtentwickelten Gewächſe, der Dikotyledonen, etwa ein Lindenblatt, ſo erkennt man, daß mit dieſer Aderungsweiſe im Prinzip eigentlich die— jenige dieſer höchſtentwickelten Gewächſe erreicht iſt. Und ſo iſt es auch verſtändlich, wenn einmal ein Forſcher einen ſolchen Farnreſt für ein Platanenblatt angeſehen hat, im übrigen ein ſehr ſchwerwiegender Irrtum, da die dikotylen Gewächſe erſt viel ſpäter als dieſe ſehr auffallenden Farngewächſe auftreten, von denen der letzte Sproß an der Grenze der Jura- und Kreideformation — mit dem Ende des pflanzlichen Meſo— zoikums — ausſtirbt, in der Wealdenperiode. Kehren wir nun zu unſerer Devonflora zurück. Wir hatten ſchon die Archäo— pteris⸗Arten dieſer Flora erwähnt, mit ihrer ausgeſprochen primitiven Fächer— aderung, die der ganzen Gruppe ſo eigentümlich iſt, und wir verſtehen nunmehr auch, weshalb wir oben dieſe Struktur primitiv genannt haben. Wir haben damit den Charakter dieſer Flora ziemlich erſchöpft, wollen jedoch dieſe nicht verlaſſen, ohne eines höchſt bemerkenswerten Fundes zu gedenken, der vor einigen Jahren von dem amerikaniſchen Forſcher D. White bekanntgemacht worden iſt. Es handelt ſich um einen über 3 m hohen Baumſtamm aus dem Mitteldevon von Nordamerika. Der urſprünglich ca. 5 m lange, unverzweigte Stamm legt zunächſt noch beſtimmter als der S. 30 erwähnte Pseudosporochnus Zeugnis davon ab, daß baumförmige Gewächſe unter der Landflora dieſer Periode vorhanden waren. Die Außenfläche zeigt meiſt Skulpturverhältniſſe, wie ſie bei den karboniſchen Sigillarien ſonſt ähnlich vorhanden ſind, einer Pflanzengruppe, die in einer viel ſpäteren Periode auftritt. Indes ſteht das Vorkommen dieſes Vertreters der baumförmigen Schuppenpflanzen, der Lepido— phyten, doch nicht ſo iſoliert da, wie es auf den erſten Blick ſcheint, da z. B. auch im oberen Devon der Bäreninſel ſich Reſte gefunden haben, die in dieſe Gruppe gehören und nach ihrem Ausmaß von baumförmigen Gewächſen — wenn auch nicht von be— ſonderer Größe — herſtammen. Dies gilt auch von den ebenfalls von der Bäreninſel ſtammenden, ſehr eigenartigen Pſeudobornien, die mit den Kalamitengewächſen ver— wandt ſind. Das Auftreten dieſer Gewächſe iſt theoretiſch in dieſen Schichten auch zu erwarten — die eine Gruppe ſoll ja ſchon im Silur auftreten (S. 28) —, da dieſe ſchon in der nächſt höheren Stufe, dem Unterkarbon (Kulm), eine ſozuſagen dominierende Stellung einnehmen. Wir werden noch häufiger den Fall haben, daß die Charakter— gewächſe, die einer Periode floriſtiſch den Stempel aufdrücken, in der vorhergehenden ſpurenweiſe, als untergeordnete Florenelemente auftreten; ſie geben gewiſſermaßen eine andeutende Vorahnung der kommenden Verhältniſſe, und das liegt ja auch durchaus im Sinne der Deſzendenztheorie, der Entwicklungslehre, der gegenüber eine ſprung— hafte, plötzliche Entwicklung unverſtändlich wäre. Das Leben der Pflanze. VI. 3 34 Alteſte Pflanzenreſte. 2. Die Pflanzenwelt der Steinfohlenformation (einſchließlich der des Rotliegenden). Gehören im Devon Pflanzenreſte, insbeſondere ſolche von Landpflanzen — beſſer geſagt, Reſte einer Feſtlandsflora — immer noch zu den Ausnahmeerſcheinungen, deren Seltenheit ſie zu Koſtbarkeiten der paläontologiſchen Muſeen macht, ſo ändert ſich das Verhältnis ſchon bedeutend im unteren Teil der Steinkohlenformation. Aller— dings, von Steinkohlenlagern iſt in dieſem unteren Teil der Steinkohlenformation noch wenig zu ſpüren (in Deutſchland ſind z. B. die jetzt ausgebeuteten Steinkohlen von Hainichen und Ebersdorf bei Chemnitz Kulmkohlen geweſen), doch verrät ſich an vielen Punkten die Nähe des Feſtlandes in den pflanzenführenden Schichten außer durch die oft große Anzahl dieſer Pflanzen durch das Auftreten grobkörniger Sand— ſteine, von konglomeratartigen“ Geſteinen, die auf Strandgeröllzonen hinweiſen, in die die etwa in der Nähe wachſenden Landpflanzen — wie jeder Beſucher der See— küſte weiß — leicht hineingeraten und von denen eingehüllt ſie ſich als Foſſilien erhalten konnten. Der Geſamtcharakter der kulmiſchen Flora trägt noch ein ziemlich ähnliches Gepräge wie die oberdevoniſche; auch hier ſind Farne aus der Familie der Archäo— pteriden, über die wir bereits oben geſprochen haben, vorhanden, zu denen dann eine Reihe von Gewächſen treten, deren Verwandte in der darauf folgenden Zeit der eigentlichen Kohlenbildung, der Produktiven Steinkohlenzeit, in erdrückender Individuenfülle ſich einſtellen und zu den Beherrſchern der Karbonflora werden. Sehen wir uns dieſe zum Teil ſehr charakteriſtiſchen Kulmgewächſe etwas näher an! Unter den Farnen nimmt die Archäopteridenfamilie entſchieden die erſte Stelle ein, und ihre meiſt ziemlich großblättrigen, mit der charak— — teriſtiſchen Fächeraderung auf IN den Blättchen verſehenen An- 162 gehörigen ſind ſchon äußerlich Bug * ſehr in die Augen fallende Ob: jekte. Die Gattung Archäo- pteris, die wir im Devon kennen gelernt hatten, iſt hier zwar kaum noch vertreten; an ihre Stelle treten Formen wie die Adiantites**, Rhacopteris (28 [rhäkos]) zerriſſener Stoff, wegen der häufigen Zerſchlitzung der Blattfläche: ſ. Abb. S. 41), Sphenopteridium (wegen der Ahnlichkeit mit Sphenopteris, S. 46), Cardio- pteris (Herzfarn) u. a., von denen wir S. 28 und oben einige abgebildet haben. a = Sphenopteridium disseetum. b = Cardiopteris, Aus dem Kulm von Niederſchleſten. (Nach Potonté.) 6. L. A. Konglomerat nennt man in der Geologie ein Haufwerk von großen und kleinen abgerollten Geſteinſtücken, die durch ein Bindemittel feineren Korns zu Geſtein verbunden ſind. Von Adiantum, dem bekannten lebenden Frauenhaarfarn; die bei Foſſilien häufig wieder⸗ kehrende Endung ites deutet meiſt auf eine mehr oder weniger große, vielfach aber rein äußer- liche Ahnlichkeit der Foſſilien mit den im Stammwort enthaltenen Pflanzen. Kulmfarne und Kalamiten. 35 Charakteriſtiſch iſt bei vielen dieſer Farne, beſonders bei den Sphenopteridien, die gabe— lige Verzweigung der Wedelſtiele. Wir weiſen gleich hier kurz darauf hin, daß dieſe heute ſo ungewöhnliche, außer bei einigen Lebermooſen ſonſt bei Meerestangen ſo ge— wöhnliche Verzweigungsart — die ſich auch in der Blattaderung der Archäopteriden ausprägt, deren Adern ſich nur durch ein- bis mehrmalige Gabelung verzweigen — im Paläozoikum zu den allergewöhnlichſten Verzweigungs— arten gehörte, die beſonders auffällig bei den großen, ſpäter zu beſprechenden baumförmigen Lepidophyten ausgeſehen haben muß. Neben dieſen herrſchenden alten Typen treten aber bereits im Karbon — wenn auch in zurücktretender Anzahl — eine Reihe von Farngewächſen auf, die erſt in dem folgenden Horizont, dem untersten Teil des Produktiven Karbons (Wal- denburger Schichten), ihre höchſte Entwicklung erreichen, wo dann die typiſch kulmiſchen Pflanzen — ſoweit ſie noch vor— handen ſind — in den Hintergrund treten. Von allgemeinerer Bedeutung iſt an der Karbonfarnwelt, daß hier zum erſtenmal Gewächſe mit fiederiger Blattaderung auftreten, alſo ein Teil der Pflanzen — es handelt ſich hier ſpeziell um Farne — bereits zu einem komplizierteren, aber vorteilhafteren Aderungs— typus vorgedrungen iſt; hierher gehören eine Neuropteris- Art, eine Pecopteris — und andere Formen, die wir bei der eigentlichen Steinkohlenflora näher kennen lernen werden. Ebenfalls erſt in kleinen Andeutungen iſt im Kulm die Familie der im Oberkarbon in einer ganzen Anzahl von zum Teil ſehr charakteriſtiſchen Arten entwickelten Keilblattfamilie vorhanden (Sphenophyllazeen, ſ. S. 52); als dieſer Familie angehörig hat man früher die Blätter eines andern Gewächſes angeſehen, das in dieſen Horizonten ſehr häufig iſt, des älteſten Vertreters der Kalamitengewächſe nämlich, die im Oberkarbon fo ungemein häufig find: des Asterocalamites scrobi- culatus(Calamitestransitionis), von dem wir in Abb. 20 eine Anſchauung geben. Wir müſſen bei dieſem Gewächs ein wenig verweilen und können bei dieſer Gelegenheit bereits etwas über die eigentlichen Kalamiten, die ebenfalls im Kulm ſchon auftreten, vorausnehmen. Die Abb. 20 zeigt die Art und Weiſe, wie wir die Pflanze, die groß, zum Teil baumförmig groß geweſen iſt, gewöhnlich im Geſtein erhalten finden, als gegliederte, wie z. B. die Gräſer in einzelne Stengelglieder geteilte Steinkerne, bei denen die Stengel, knoten“ durch die horizontalen Linien angedeutet werden, nach denen die Steinkerne oft ſehr leicht zerbrechen. Außerdem ſind charakteriſtiſch die zahlreichen, bald breiten, bald ſchmäleren Längsriefen, die über die Knotenlinien (Nodial— linien) gradeswegs durchgehen, wie auch bei den Stengel— Asterocalamites serobieulatus, Kulm von Magdeburg. G. L. A. 36 Kalamiten. gliedern der Sphenophyllen; bei den eigentlichen oberkarboniſchen Kalamiten find jedoch dieſe Linien an jedem Knoten abgeſetzt, wie dies z. B. Abb. 44 S. 53 erkennen läßt. Was wir in den Abbildungen vor uns ſehen, iſt nun keineswegs die Pflanze ſelbſt, ſondern deren Markſteinkern (Markausguß, S. 10); der eigentliche Stammteil, der alſo um dieſe bei den Kalamiten ſehr früh entſtehende Markhöhle ſich befindet, haftet öfters in Geſtalt einer in Kohle verwandelten Schicht dem Steinkern an. Die Ober— fläche von Kalamitenſtämmen bekommt man ziemlich ſelten zu Geſicht, ſelten in An— betracht der ungeheuren Maſſenhaftigkeit, mit der dieſe Stämme im Karbon auftreten. Der Name Calamites iſt hergenommen von Calamus (das Rohr, Schilfrohr). Die Kalamiten beſitzen zwar mit den Schilfgewächſen der Gräſerfamilie entwicklungs- geſchichtlich keinerlei Verwandtſchaft, um ſo mehr aber pflanzenphyſiognomiſch; ſie wuchſen wie das Schilfrohr als Röhrichtbeſtände am oder auch im Waſſer, und die Stengelglieder des Schilfrohrs haben im zerſetzten Zuſtande eine äußerlich oft frappante Ahnlichkeit mit Kalamitenſtengelgliedern, wenigſtens mit deren uns gewöhnlich allein aufbewahrten Markſteinkernen. Es gibt heute noch eine Gruppe der Pteridophyten, der farnhaften, ſporentragen— den Gewächſe (zu denen auch, trotzdem es kaum fo erſcheint, die Kalamarien gehören), die in näherer Verwandtſchaft zu den Kalamitengewächſen ſtehen und ebenfalls als Röhrichtbildner noch eine gewiſſe Rolle ſpielen: die Schachtelhalme, jene altbekannten, heute ſeltener in reinen Beſtänden als vielmehr im Schilfröhricht untergemiſcht auf— tretenden Gewächſe, deren äußere Ahnlichkeit mit den Kalamiten (Taf. I) ſehr augen fällig iſt. Trotz mancher Abweichungen hat man deshalb ſchon früh dieſen Zuſammen— hang erkannt. Fertigt man von einem größeren getrockneten Schachtelhalm, etwa Equisetum giganteum, das bei uns an feuchten, quelligen Laubwaldſtellen nicht ganz ſelten iſt, einen künſtlichen Markausguß, ſo ähnelt dieſer ſehr einem kleinen Kalamitenſteinkern; und zugleich können wir bei dieſem Experiment die Entſtehung der Längsriefen ſehr leicht verfolgen. Es ſind die Eindrücke der den Stengel längs durchziehenden Leitbündel, der Waſſer und Nahrung leitenden Stränge, die als feſtere Elemente beim Trocknen aus dem ſtärker zuſammenſinkenden Grundgewebe als erhabene Leiſten heraustreten. Wir würden auch an dem künſtlichen Markausguß, wenn er ſich über mehrere Stengelglieder erſtreckt, bemerken, daß die Längsriefen wie bei den Kalamiten an jeder Knotenlinie abſetzen (indem die eine Riefe nach unten und oben in die Lücke der darüber oder darunter beginnenden paßt), und können hier— aus mit Recht ſchließen, daß der Leitbündelverlauf bei den Schachtelhalmen und ihren großen paläozoiſchen Vorfahren prinzipiell gleich war. Im übrigen beſtehen aber eine ganze Reihe von Verſchiedenheiten, die wir in ähnlicher Weiſe ſpäter bei Vergleich der paläozoiſchen Lepidophyten mit ihren heutigen zwerghaften Verwandten wieder— finden. Die Dicke der Kalamiten, die Mächtigkeit dieſer Gewächſe, hängt mit einer Eigenſchaft zuſammen, die unſere heutigen Bäume (bis auf die großen Gräſer und die Palmen) ebenfalls beſitzen: dem nachträglichen Dickenwachstum. Wie unſere Bäume, die Koniferen, die Laubbäume, durch ein beſonderes Bildungsgewebe (das ſogenannte Kambium) jährlich dem Holzkörper ſowie der Rinde neue Gewebe durch ſtändigen Zuwachs zuführen, jo auch die Kalamiten, Lepidophyten uſw.; dieſer Eigenſchaft er— mangeln die heutigen Schachtelhalme aber gänzlich, und ſchwache Spuren, die man Aſterokalamites. 37 von dieſer Fähigkeit bei den fraglichen Gewächſen von heute entdeckt hat, ſind vielleicht Erinnerungen an einſt bei ihren Vorfahren vorhandene Verhältniſſe. Weitere Beziehungen zwiſchen den genannten Gewächsgruppen klarzulegen, ſparen wir uns bis zur Behandlung der Kalamiten im Oberkarbon auf; nur auf die Verſchiedenheit der Beblätterung ſei noch hingewieſen, da wir fie bei unſerem Asterocalamites gleich be— ſprechen müſſen. Die Blätter der heutigen Schachtel— halme ſind wenig blattartig; es ſind Scheiden, die den Stengel am Grunde jedes Stengelknotens um— ſchließen. Bei den Kalamiten zerfallen jedoch dieſe „Scheiden“ in einzelne Blätter, die ſich bald ſtern— förmig ausbreiten (Annularia, S. 54), bald ein auf— wärts gerichtetes Büſchel bilden (Asterophyllites, S. 54), das äußerlich ſehr ſchachtelhalmartig ausſieht. Eine ähnliche Beblätterung hatte auch unſer Asterocalamites, nur weichen feine Blätter da— durch von den ſonſtigen Kalamiten ſehr ab, daß ſie gabelige Verzweigung beſitzen, wodurch ſie ſehr an gewiſſe Keilblattgewächſe erinnern (Abb. 43), mit denen ſie auch verwechſelt wurden. Da die im Stamm verlaufenden Leitbündel in die Blätter als „Blatt— adern“ ausmünden, ſo erhalten wir dadurch für den Aſterokalamiten eine heute ganz ungewöhnliche, wenn man ſo ſagen darf, veraltete Blattſtellung, indem nämlich die Blätter gerade übereinander ſtehen (Superpoſition). Da wir an den anders verlaufen— den, abwechſelnden Riefen der eigentlichen Kalamiten ſchon im Karbon bemerken, daß hier die Blattſtellung bereits geändert iſt, nämlich ſo, daß die Blätter des einen Quirls in die Lücken des nächſt oberen oder ud unteren fallen, jo fünnen wir vermuten, daß hiermit ZA ein Vorteil für die Pflanzen verbunden iſt. Dem ift & in der Tat jo; am auffälligiten zeigen dies die Pflan- J zen mit paarweiſe gegenſtändigen Blättern, bei denen B die einzelnen Blattpaare abwechſelnd („kreuzweiſe n gegenſtändig“) find, wodurch einer Beſchattung der der bei uns bäufigſte lebende Bärlapp. tiefer ſtehenden Blätter durch die oberen vorgebeugt 8 und eine beſſere Belichtung der Blattflächen gewährleiſtet wird. Bei den feinſpreitigen, haarfeinen Blättern unſerer Asterocalamites mag die gegenſeitige Lichtentziehung noch nicht viel ins Gewicht gefallen ſein gegenüber den vollſpreitigen, großen Annu— lariablättern. Es drückt ſich in mancher Beziehung alſo eine — ſagen wir — Rück— ſtändigkeit der zeitlich früheren Aſterokalamiten gegenüber den ſpäteren aus, und man hat dieſe Gruppe als Protokalamariazeen (dots der erſte) bezeichnet. Wir erinnern ſchließlich noch daran, daß die „erſten Lepidodendren“ (Protolepidodendren S. 32) 8 en A m HEN Res . g ä NIS 38 Lepidophyten. im Devon ebenfalls Gabelblätter haben, die eigentlichen Lepidodendren uſw. aber nicht, ſo daß wir bei dieſen Gewächſen in dieſer Beziehung eine Art von Parallelentwicklung zu den Kalamitengewächſen haben. Schon häufiger erwähnten wir die baumförmigen Lepidophyten, die großen Schuppenbäume der karboniſchen Flora. Wir müſſen dieſe nunmehr ebenfalls einer genaueren Beſprechung unterziehen, da ſie in der kulmiſchen Flora in einigen Arten ſchon eine bedeutende Rolle ſpielen. Wie bei den e ſo haben wir bei den Lepidophyten ein ähn— liches Verhältnis bezüglich deren noch lebenden Nachfahren oder beſſer geſagt: Verwandten; waren die Kalamiten gewiſſer— maßen ins Gewaltige ver— größerte Schachtelhalmgewäch— ſe, ſo kommen wir den Lepido— phyten näher, wenn wir uns unſereheutigen Bärlappgewäch— ſe zu Baumdimenſionen ver— größert denken. Die Bärlapp- gewächſe ſind heute Kräuter, die oft ſehr zierlich und zart ſind wie die kleinen Selaginellen und zum Teil die eigentlichen Bär— lapparten, von denen die be— kannteſte Lycopodium cla— vatum iſt (Abb. 21). Die be— deutendere Größe erſtreckt ſich wie bei den Kalamiten ſowohl auf den Stamm, der auf der Oberfläche mit ſehr charakte— riſtiſchen, ornamentalen Blatt- polſtern verſehen iſt (aher wertende, Muraftut von Gepibophsten mit den Schuppenbäume, Abb. 46), wie auf die Blätter und ſporentragenden Zapfen der Bäume. Eine Vorſtellung von deren äußerem Anblick gibt die Rekonſtruktion auf Taf. I. Außerordentlich auffällig iſt die ausgeſprochen gabelige Verzweigung, die ſich ſowohl an der Krone wie an den unter— irdiſchen Organen, den Wurzelſtöcken dieſer Pflanzen, den bekannten Stigmarien (stigma die Narbe, wegen der Narben auf der Oberfläche; Abb. 22 und die Tafel) zeigt. Die Dicke des Stammes rührt auch hier, wie bei den Kalamiten, von nachträglichem Dicken— wachstum her, und auch in dieſer Hinſicht ſtehen die Lepidophyten in ähnlichem Ver hältnis zu den Bärlappen wie die Kalamiten zu den Schachtelhalmen. Ihre Blätter fielen ſpäter von den Blattpolſtern ab und liegen daher oft maſſenhaft in den karbo— niſchen Schiefern umher, nicht ſelten auch ihre Zapfen, die zum Teil von über Fußlänge ſind und eine außerordentliche Maſſe von Sporen produziert haben müſſen. Ein ſoge— Lepidophyten. 39 nannter Schwefelregen, wie das Volk den auch heute noch vorkommenden maſſenhaften Fall von Blütenſtaub bezeichnet, kann alſo bei dieſen Gewächſen etwas ganz Gewöhnliches geweſen ſein. Eine Eigentümlichkeit, die auch die heutigen Selaginellen (nicht die eigentlichen Bärlappe), ferner die kleinen Waſſerfarngewächſe haben, und die wir auch bei den Kalamiten erwähnt hatten, findet ſich hinſichtlich der Sporenbildung bei den Lepidophyten: ſie produzieren zweierlei Sporen, Makro- und Mikroſporen, bei denen die Mikroſporen den männlichen Teil darſtellen. Der Name Schuppenbaum paßt ſpeziell auf die eine Gruppe der Lepidophyten, die Lepidodendren mit den ſchon genannten fiſch-(ſchuppen-) förmigen Blattpolſtern, weniger auf die andere große Gruppe dieſer Gewächſe, die Siegelbäume (Sigillarien), bei denen die ungefähr ſechseckigen Blattnarben auf Längsrippen oder moſaikartig zuſammengedrängt etwa wie Bienenwaben angeordnet ſind; bei einer andern Gruppe ſtehen ſie ohne weitere Verbindung auf der ziemlich glatten Stammrinde. Wir werden ſpäter einzelne dieſer Vertreter kennen lernen; wir ſparen uns das noch auf bis zur Flora des Oberkarbons; im Kulm fehlen dieſe Gewächſe noch vollſtändig. Sehr eigentümlich ſind die Blütenzapfen dieſer Sigillarien angeordnet; ſie entſpringen im Kreiſe unmittelbar dem blattlos gewordenen Stamm oder den Aſten, eine Erſcheinung, die auch an Lepidodendron-Aſten vorkommt (Tafel I oben links). Die dritte, kleinſte Gruppe der Lepidophyten hatten wir ſchon als angeblich im Silur vorkommend erwähnt: die Bothrodendren, die auch im Kulm eine Rolle ſpielen, weniger bei uns als in Rußland, wo im Kulm der Moskauer Gegend in größter Menge ſich die Haut— gewebe ſolcher Gewächſe zu kleinen Kohlenlagern an— geſchwemmt finden, die ſich durch die kleinen Närbchen oder die von dieſen ſtammenden Löcher leicht erkennen laſſen (Abb. 1c). Wenden wir uns zu unſern Kulmgewächſen zurück, ſo haben wir hier, wie ſchon geſagt, noch keine Sigil— larien, dagegen mehrere Lepidodendren, von denen das ſchön gebänderte Lepidodendron Veltheimi das Abb. 23. bekannteſte ift, im Prinzip der Abb. 46 ähnlich. Daneben (nerrka, aus ben Kahn des Harzes. kommen die Stigmarien, ihre Wurzelkörper, in ziemlicher Menge vor, und ſehr häufig ſind in dieſen Schichten die ſogenannten Knorriaſtämme, von denen Abb. 23 eine Vorſtellung gibt. So verſchieden ſie auch äußerlich von den Lepidodendron-Rinden ausſehen, ſo ſind ſie doch weiter nichts als ebenfalls Lepidoden— dren. Dieſe ſtellen ſich uns nämlich keineswegs immer in der Weiſe dar, wie es Abb. 46 zeigt, ſondern oft — unter Umſtänden ſogar meiſt — in ſogenannten Er— haltungszuſtänden, von denen wir ſchon in der Einleitung ſprechen mußten, weil ſie eben bei den foſſilen Pflanzen ſo ungeheuer oft auftreten. Die Wülſte der Knorria, die in der Anordnung etwa den Blattpolſtern entſprechen, entſtehen dadurch, daß bei den durch Überſchwemmung und Zerſetzung weitgehend entrindeten Stämmen die im Stamme ſteil abwärtsgehenden Blattſtränge — Leitbündel — bloßgelegt und ihrerſeits mit Schlamm erfüllt und abgedrückt werden, was die Gewebeverhältniſſe 40 Die eigentliche Steinkohlenzeit. noch beſonders begünſtigen. Daß ein ſolcher Abdruck eines entrindeten Stammes ſo ſehr anders ausſieht wie die Oberfläche, iſt begreiflich, wenn wir uns das Beiſpiel des Holunders vor Augen halten, das wir früher (S. 10) herangezogen hatten. Es gibt außer den Knorrien noch andere Erhaltungsformen von Lepidodendren, die noch anders ausſehen und wie die Knorrien von den Entdeckern für beſondere Gewächſe gehalten wurden, wie die Bergerien, Aſpidiarien u. a. m. Daß ſolche Erhaltungszuſtände gerade im Kulm häufig ſind, liegt daran, daß die Pflanzen hier faſt durchweg einen mehr oder weniger weiten Transport erlitten haben, wodurch Entrindung und dgl. zu einer ſehr gewöhnlichen Erſcheinung wurden. Auch andere Lepidophyten zeigen ſolche Erhaltungszuſtände, auch die Sig illarien, deren entrindete Exemplare, die Syringodendren, in größter Maſſenhaftigkeit die Karbonſchichten erfüllen. Daß um dieſe Steinkerne herum oft noch der äußere Teil des Stammes in Geſtalt einer mehr oder weniger dicken Kohlenſchicht herumſitzt, kann uns nach dem, was wir bei den Kalamiten kennen gelernt haben, nichts Neues ſein; es iſt das wegen der Entſtehungsweiſe der Steinkerne eine ganz allgemeine Erſcheinung bei der foſſilen Erhaltung geeigneter Stammreſte. Stellt auch, wie wir aus den wenigen Angaben über die Kulmflora erſehen, dieſe gegenüber der devoniſchen bereits eine ganze Reihe neuer Typen in reicher Entwicklung zur Schau, ſo iſt das doch noch ſehr wenig im Vergleich zu der großen Formen- und Individuenfülle der Gewächſe, die uns aus der Produktiven, eigentlichen Stein— kohlenformation erhalten ſind, die zugleich die Lieferanten des koſtbarſten Minerals gebildet haben, das die Erde birgt: der Steinkohlen. Von dem Reichtum dieſer Flora werden wir nun ein Bild zu entwerfen haben. 3. Die Pflanzenwelt der eigentlichen Steinkohlenzeit. Es iſt nicht nur der Formenreichtum, in dem uns nunmehr die paläozoiſche Flora entgegentritt, nicht nur das allgemeine alte Intereſſe, das man dieſer Flora unter den ausgeſtorbenen Pflanzenwelten entgegenbringt, das ſich ſchon dadurch erklären würde, daß hier zum erſtenmal reiche Funde einen zum Teil recht genauen Einblick in die Vegetationsverhältniſſe einer uralten geologiſchen Periode geſtatten, — es iſt vielmehr noch ein anderer Grund, der auf petrögraphiſchem und ökonomiſchem Gebiet liegt und ſich gerade für unſer deutſches Vaterland beſonders aufdrängt, vorhanden, weshalb dieſe Flora eine geſonderte Behandlung erheiſcht. Wir hatten ihn ſchon mehrfach angedeutet: es ſind die Steinkohlenlager, die von nun an bis zum Ende dieſer Periode in vertikal und lokal wechſelnder Menge und Mächtigkeit den Schichten — Sand— ſteinen und Tonſchichten meiſt — eingelagert ſind, und deren Gewinnung durch die dabei gemachten Funde auch die Kenntnis der foſſilen Flora, deren maſſenhaft an— gehäufte Reſte ſie zuſammenſetzen, außerordentlich bereichert hat. Zwar gibt es in anderen Weltteilen — in kleinem Maßſtabe auch in Europa — mächtige Steinkohlen— lager auch in jüngeren (meſozoiſchen und ſelbſt känozoiſchen) Schichten, ſo daß für manche Gebiete der Erde eine andere Periode als „Steinkohlenzeit“ bezeichnet werden müßte. RUVviWHUN, d) UUG OWUUUITDTDULDIACS I4UWILINIS eue 120 enen SOWS ON upeeangg udzezeaqebenv yuyuotinog zun sppjuaga ehen eue ee aa UN, ur Yozluvgaauvz WEHLEIMG ad Joi un mung mu vwd usgord gg Ipıluvusyı99 * 0 Noctuseuvylc Ba HPpIPlBTHUNJPIaAyuZ uvgzog Steinkohlenfarne. 41 Indes birgt in Amerika und Europa, von dem ſowohl die Entwicklung der Geologie wie die Ausbeutung der Kohlenlager ihren Ausgang genommen hat, die danach be— nannte karboniſche Steinkohlenzeit die ſo überwiegende Maſſe der Steinkohlen, daß der Name Steinkohlenzeit (Karbon) ſich für dieſe Periode gewiſſermaßen von ſelbſt ergab. Die Dauer der Steinkohlenzeit (ungerechnet die Kulmzeit) war außerordentlich lang und erſtreckte ſich vielleicht über Millionen Jahre. Haben ſich doch in ihren im ganzen bis gegen 4000 m mächtigen Schichten z. B. im Ruhrgebiet etwa 200 Stein— kohlenflöze, wie man die „Lager“ meiſt nennt, im Donezgebiet (Rußland) angeblich ſogar 225 Flöze abgelagert, und wenn man die Bildungsweiſe der Mehrzahl der Steinkohlenflöze betrachtet (vgl. S. 60), To ergibt ſich ſchon hieraus eine unfaßbar lange Dauer dieſer Periode, wobei man noch berückſichtigen muß, daß außer den Stein— kohlen auch noch die viel mächtigeren Sedimente abgelagert worden ſind. Es ergibt ſich von ſelbſt, daß in ſo langen Zeiträumen nicht eine einheitliche Flora die Stein— kohlenländer bewohnt haben kann. Vielmehr läßt ſich gerade in der Steinkohlenzeit, wo aus den meiſten Horizonten ausreichend Pflanzenreſte bekannt find, ein ganz allmäh— licher Wechſel der Flora durch das Aus— ſterben vorher dominierender Elemente, das allmähliche Auftreten und dann die Vorherr— — ſchaft neuer Elemente beobachten, jo daß ZR wir in zeitlich einigermaßen auseinander— 5 liegenden Schichten eine ſehr verſchiedene = Pflanzenwelt entwickelt finden. Wir müßten daher, um eine erſchöpfendere Darſtellung der Karbonflora geben zu können, die Flora der 4 einzelnen Teilperioden jeweils für ſich be— Abb. 24. rc trachten. Das würde aber über den Rahmen im mittleren Prod, Karbon. Mac Potonie) des Buches weit hinausgehen und einen un— verhältnismäßig großen Raum einnehmen; da es andererſeits eine Anzahl von Ge— wächſen gibt, die durch eine größere Schichtenmächtigkeit — zum Teil faſt das ganze Produktive Karbon hindurch — ſich erhalten haben, ſo würden viele Dubletten vor— kommen. Wir geben daher im folgenden eine generelle Überſicht über die Pflanzen— welt der Steinkohlen, in die wir aus bereits früher (S. 20 ff.) genannten Gründen die der unteren Dyas, des Rotliegenden, einbeziehen müſſen, und werden das genauere geologiſche Vorkommen gewiſſer Pflanzen, wo nötig, hervorheben. Die Archäopteriden, vordem die tonangebenden Farne, ſpielen nur noch in den unterſten Schichten des Prod. Karbons und hier auch nur eine beiläufige Rolle; nur Rhacopteris (Abb. 24), der letzte Nachläufer einer einſt zahlreichen Verwandtſchaft, tritt noch häufig in Böhmen im mittleren Produktiven Karbon auf. Zu den ſchönſten und zierlichſten Pflanzenformen der karboniſchen Flora ge— hören die Farngewächſe, deren bald großblättrige, bald ſelbſt haarfein zerteilte Wedel— reſte ſich ſehr häufig in den Tonſchiefern über den Flözen (im „Hangenden“ der Flöze) und auch ſonſt finden und zu den Schmuckſtücken der paläontologiſchen Muſeen gehören. Wir ſind über die Art und Verwandtſchaftsverhältniſſe dieſer Gewächſe zum Teil gut 42 Steinkohlenfarne. — unterrichtet und kennen auch deren Stämme recht gut, die ſich beſonders im Rotliegen— den mancher Gegenden (in Deutſchland z. B. bei Chemnitz in Sa.) echt verſteinert in wunderbarer Erhaltung, und zwar verkieſelt, vorfinden (Abb. 26) und ſchon lange unter dem Namen Psaronius (Staarſtein) bekannt find. Die Farne treten in der Karbonzeit n wie heute in verſchiedenen Wachstumsformen auf; einige ähnelten im ganzen ſehr unſeren heutigen Baumfarnen mit ihrem bekannten grünen zart-duftigen Wedelſchirm am Gipfel (Taf. I), der dem, Farnbaumwald“ von heute etwas ſo Märchenhaftes verleiht. Andere dagegen zeigen einen Stamm mit zwei Zeilen einander gerade gegenüberſtehender Blatt— narben (Abb. 27), woraus ſich eine heute ganz ungewöhnliche, ebenfalls zweizeilige Be— e plätterung ergibt, die dem berühmten Baum SD der Reiſenden auf Madagaskar (Abb. 25) ſeine abenteuerliche Geſtalt verleiht. Man nennt dieſe Stämme Megaphytonz; die andern mit der ſchirmförmigen Krone, Caulopteris, zeigen wie die heutigen Farn— bäume zahlreiche, ringsherum in Schrägzeilen ſtehende Narben, die Abfallſtellen der Einzel— \ ON Wa Ip! IM AUF, Son \ RN 0 977 70 / 5 5 N NS. ao 00 0% 70 00 6 7%. 75 N) 7 48 SCH 5 10) 25 G , N) Abb. 20. Ravenala madagascariensis, Abb. 26. „Baum der Neifenden” aus der Bananenfamilie, Querſchnitt durch einen echt verſteinerten Farnſtamm mit zweizeilig ſtehenden Blättern. (Psaronius) aus dem Rotliegenden. wedel kennzeichnend; oft umhüllt ein dichter Luftwurzelmantel wie heute die Baſis der Stämme; der äußere Teil unſerer Abb. 26 zeigt dieſen Mantel quer durchſchnitten. Recht ungewöhnlich mutet wiederum eine andere Gruppe von Farngewächſen an, die als Schlinggewächſe an den größeren Bäumen des Karbonwaldes emporkletterte; ſie haben verhältnismäßig ſchwache, Stämme“, aus deren Biegſamkeit ſich entnehmen läßt, daß ſie freiſtehende Luftgewächſe nicht geweſen ſein können, da ihre Eigenſtandfeſtigkeit nicht zur Aufrechterhaltung der Pflanze hinreichte. Dieſe Farnlianen — fo könnte man ſie nennen — gaben zweifellos dem im übrigen etwas ſteifleinenen Karbonwald etwas Steinkohlenfarne (Allgemeines). 43 höchſt Charakteriſtiſches und brachten neben den im Unterholz wachſenden Farnbäumen willkommene Abwechſlung in die augenſcheinlich die gerade Linie betonende karboniſche Baumvegetation. Auch büſchelförmig wachſende Bodenfarne, wie diejenigen unſeres Vaterlandes, waren zweifellos vorhanden (Taf. I unten links). Sehr bemerkenswert ſind unter den Farnen viele Typen, die zu einer gabeligen Verzweigung ihrer Wedel neigen oder dieſe ſogar ſtändig beſitzen. Auf der Karbonlandſchaft gehören die Schlingfarne an dem Lepidodendron links im Mittelgrund zu dieſer Art (Sphenopteris Hoeninghausi, Mariopteris muri- cat a), beide in den betreffenden Perioden der Steinkohlenzeit ſehr häufige und integrierende Beſtandteile der Farnflora. Daß wir es in den karboniſchen „Farnen“ wirklich mit ſolchen zu tun haben, läßt ſich nicht nur aus dem charakte— riſtiſchen Laube entnehmen, ſondern wir kennen bei einer Abb. 27. großen Anzahl ſolcher Farne auch die die Unterſeite be— an Feten, deckenden oder beſonders ausgebildeten Sporenhäufchen (Sori mit Sporangien), wie uns z. B. Abb. 28 zeigt. Bei den lebenden Farnen beruht auf dieſen Organen die Syſtematik, die wiſſenſchaftliche Gruppierung der Farngewächſe und die Erhaltungsweiſe der foſſilen Farnſporangien, bei denen man oft ſogar noch die darin enthaltenen Sporen durch beſondere Verfahren herausholen kann (S. 12), iſt oft ſo gut, daß man die natürlichen Verwandtſchafts— verhältniſſe dieſer Gewächſe noch herausbringen kann. Man hat auf dieſe Weiſe Ver— wandte der lebenden Königsfarnfamilie (Osmundazeen), der Gleichenienfamilie nach— weiſen können, und beſonders zahlreich ſind Angehörige der heute in den Tropen d und Subtropen verbreiteten, jetzt wenig n zahlreichen Familie der Marattiazeen vor— e handen geweſen, deren Sporangienhäuf— chen ſich durch charakteriſtiſcheLerwachſung auszeichnen. Dorthin gehören z. B. die am häufigſten mit Sporenhäufchen ſich findenden Pecopteris-Arten u. a. mehr. Bei einer großen Zahl — ja bei der Überzahl — der foſſilen Farngewächſe überhaupt ſind wir jedoch über die für die sw Vergleichung mit den lebenden Pflanzen Abb. oss. ausſchlaggebenden Verhältniſſe der Spo: g e ngen Dem Barden, ren und Sporangien gänzlich im Dunkeln; es gibt in unſerer karboniſchen Flora eine ganze Reihe von „Farnen“, z. B. die Ale- thopteris-, Neuropteris-, Lonchopteris-, Callipteris-Arten, bei denen man noch nie mit Sicherheit Sporangienhäufchen oder Spuren davon bemerkt hat. Schon früh iſt man daher auf den Gedanken gekommen, daß in dieſen Pflanzen vielleicht gar keine Farne zu erblicken ſind, wenn ſie auch äußerlich ſo ausſehen, und in neuerer Zeit iſt man darauf verfallen, dieſe und andere als ſamentragende Pflanzen, als Gymno— 44 Syſtem der foſſilen Farne. ſpermen, alſo bedeutend höher organiſierte Gewächſe, anzuſprechen, worauf wir ſpäter (S. 57) noch kurz zurückkommen werden. Bei dieſer Sachlage iſt es nur natürlich, daß man zur Unterbringung der foſſilen Farngewächſe, da die gebräuchliche Methode wegen des Fehlens der nötigen Organe nicht anwendbar iſt, zu anderen Anhaltspunkten ſeine Zuflucht nehmen muß. Die Ver— ſuche, die von Göppert und Stur gemacht wurden, trotzdem die foſſile Farnwelt in ein „natürliches“ Syſtem zu zwängen, find geſcheitert, und man iſt im Prinzip auf das Beiſpiel des weitblickenden genialen Ad. Brongniart zurückgekommen, der zum Klaſſifikationsprinzip die Art der Aderung und die äußere Form der kleinen Einzelblätt— chen („Fiederchen“) dieſer Gewächſe auswählte. Obwohl nun durch dieſes ganz künſt— liche Syſtem manches provi— ſoriſch zuſammenkommt, was im Sinne der rezenten Syſte— matik miteinander vielleicht wenig zu tun hat, ſind doch auf dieſe Weiſe eine Anzahl von Gruppen gebildet worden, die in vieler Beziehung ſo viel Eigentümliches und Gemein— ſames zeigen, daß es ſich in ihnen mit großer Wahrſchein— lichkeit um natürliche“ Grup— pen handelt. Von einigen, wie Mariopteris, Callipteris, ER Lonchopteris, Neuro— Palmatopteris furcata, mittlerer Prod. Karbon. E R f (Nach Potonie.) 6. L. A. pteris u. a., iſt dies mehr als ſehr wahrſcheinlich, und das hat auch wohl Brongniart, der auch als einer der Schöpfer des natürlichen Pflanzen— ſyſtems gewiß ein „gewiegter Syſtematiker“ war, wohl empfunden. Direkte Beweiſe für die „Natürlichkeit“ ſolcher Gruppen ſind aber noch nicht erbracht; demjenigen, der ſich längere Zeit damit befaßt, kommt dieſer Gedanke faſt von ſelbſt. Im folgenden geben wir eine Überſicht über die auf dem genannten Wege ge— wonnenen Gruppen und einige der häufigſten Formen. Die zierlichſten, graziöſeſten Formen der karboniſchen Farnwelt enthält die Gruppe der Sphenopteriden (8p phen] — Keil). Sie trägt ihren Namen davon, daß die kleinſten Fiederchen (Einzel— blättchen) am Grunde allmählich verſchmälert ſind, wodurch die „Keilform“ heraus— kommt; im Umriß ſind ſie, wie auch im Außeren, überhaupt ſehr verſchieden, bald ſchmallänglich, bald rundlich, immer aber ſtärker zerteilt. Eine ganze Anzahl von Sphenopteriden. 45 „Gattungen“ und viele zum Teil ſehr ſchwierige Arten ſind hier unterſchieden worden; Palmatopteris furcata (Abb. 29), im mittleren Produktiven Karbon“ neben der Überzahl der Sphenopteris-, Mariopteris-, Alloiopteris-Arten auftretend, tft eine der zartlaubigiten, nach der palmettenartigen Stellung der Blattzipfelchen genannt. Sphenopteris (Abb. 32) enthält meiſt robuſtere, rundblättrige Formen wie Spheno- pteris Karwinensis (Abb. 31), wie zum Teil auch mit eiförmigem Umkreis verſehene , , Abb. 30. 7 SphenopterisKarwi- % = Kosopterie! ern nensis. Mittleres Prod. phylla. Prod. Karbon. Karbon Oberſchleſiens. Nach Potonis.) G. E. A. (Nach Potonié.) 6. L. A. Arten. Sehr charakteriſtiſch find die Alloiopteris-Arten (Abb. 30) durch die lang— geſtreckten Seitenfiedern ausgezeichnet ſowie durch kleine, am Anfang der Seiten— „zweige““ nach oben ſtehende, von den übrigen ganz abweichende einzelne Blättchen, die, abgeſehen von ihrer Kleinheit, an die nachher zu erwähnenden Aphlebien erinnern. Solche abweichenden „aphleboiden“ Fiederchen kommen, allerdings abwärts ſtehend, oft bei gewiſſen Sphenopteris-Arten vor, wie Abb. 31 zeigt. Von Leitfoſſilien, d. h. den einen beſtimmten Horizont innerhalb der Erdſchichten, hier des Produktiven Karbons kennzeichnenden Arten, enthält die Familie eine ganze Reihe, die wir nicht weiter nennen können, da der Raum für dieſe Formenfülle nicht entfernt ausreichen würde. Wir nennen nur noch die für das u. P. K. ſehr charakteriſtiſche Spheno- pteris adiantoides (Sphen. elegans), mit ſchmal keilförmigen Blättchen (daher auch Cuneatopteris von cuneatus keilförmig, rege [pteris] Farn); wie bei vielen *. Wir kürzen in Zukunft ab: o. P. K. oberes Produkt. Karbon, m. P. K. mittl. Produkt Karbon, u. P. K. unteres Produkt. Karbon, Rotl. — Rotliegendes. ** Zweige iſt hier eigentlich, wie überhaupt bei Farnwedeln, ein falſcher Ausdruck, da der ganze Wedel ein einziges „Blatt“ darſtellt und ſo aufzufaſſen iſt. 46 Sphenopteriden. Sphenopteriden, auch bei den auf Taf. I als Farnliane rekonſtruierten Sphenopteriden, iſt bei dieſer Art der Wedel einmal gabelförmig verzweigt. Höchſt eigentümlich durch die Art der Verzweigung iſt eine der häufigſten Farn— gattungen des Karbons, deren eine Art auf der Tafel I als Schlingfarn rekonſtruiert iſt; wir hatten fie ſchon vorne erwähnt: Mariopteris muricata. Die Verzweigungsart iſt ſo charakteriſtiſch, daß man ſie darnach mariopteridiſche nennt; daß ſie in zwei— maliger Gabelung beſteht, hatten wir ebenfalls ſchon oben erwähnt; eine ähnliche kommt heute bei Farngewächſen aus der Gleicheniengruppe noch vor. Die Art ſtellt in den meiſten Kohlenbecken die allerhäufigſte Farnpflanze der Karbonflora dar; doch kennt man von ihr wie von vielen andern noch keine Spur von „fertilen Organen“, d. h. Sporangienhäufchen, die unter den Sphenopteriden ſonſt häufig bekannt ſind. 7 Abb. 32. Sphenopteris Larischi. Unteres Prod. Karbon Oberſchleſiens. (Nach Potonié.) 6. L. A. Die Art läßt äußerlich nicht die Zugehörigkeit zu den Sphenopteriden verraten, ſondern eher zu den gleich zu beſprechenden Pekopteriden; andere Arten von Mariopteris ſind jedoch durchaus ſphenopteridiſch, und ſchließlich haben wir gerade unter den Spheno— pteriden eine ganze Anzahl von Pflanzen, die ähnliche Verzweigung wie Mariopteris haben, die Stur wegen der Gabelzerteilung zu der Gattung Diplotmema zuſammen— faßte (durrAdos [diploos] — doppelt, zu von deny [temno] — ich ſchneide). In der zweiten großen Gruppe der foſſilen Farne, den Pekopteriden, ſind da— gegen gegabelte Wedel ziemlich ſelten, hier herrſchen fiederig verzweigte durchaus vor. Die Angehörigen dieſer Gruppe“ haben Fiederchen, die im allgemeinen ziemlich parallelrandig mit der ganzen Baſalbreite an der „Spindel“ feſtſitzen, wie Abb. 33 zeigt. Nach der Aderung werden hier wieder eine größere Anzahl Untergruppen unterſchieden: zunächſt die eigentlichen Pecopteris-Arten mit deutlicher Mittelader und einfachen oder gegabelten Seitenadern, im ganzen von dem Ausſehen von Abb. 33; Wir bemerken, daß dieſe Klaſſifizierung nicht nur für die paläozoiſchen, ſondern auch für die meſozoiſchen, ſelbſt känozoiſchen Farngewächſe Gültigkeit hat, von denen man auch oft nur ſterile Wedel, d. h. ſolche ohne oder ohne genügend kenntliche Sporangien findet. Pekopteriden. | 47 oft findet man an ihren Achſen noch eine Punktierung, und dieſe rührt von abgefallenen Haargebilden her, die auch zuweilen noch daran ſitzen; bei lebenden Farnen kennt man ebenfalls ſolche unter dem Namen Spreuſchuppen. Auch andere foſſile Farne, wie 3. B. die viel genannte Sphenopteris Hoeninghausi, und manche Mariopteriden haben vergleichsweiſe ähnlich genarbte Wedelſtiele. Die Überzahl der echten Peco- pteris-Arten ſtellt ſich erſt im oberen Teil des m. P. K. bis zum Rotliegenden ein in einer größeren Anzahl zum Teil ſehr ſchwieriger Arten; viele von ihnen ſind mit Sporenhäufchen bekannt, die ſie in die Verwandtſchaft der heutigen Marattiazeen weiſen. Zu den bereits im m. P. K. häufigen Arten gehört die auch in anderer Hinſicht intereſſante Pecopteris plumosa 8 885 bei der an den Anſatzſtellen der Seitenzweige öfters noch eigenartige große, zerteilte Fiedern ſehr auffallen, die ſogenann— ten Aphlebien. Man findet ſolche meiſt allein und in der verſchieden— ſten Geſtalt und Größe. Es hat ſich erſt neuer— dings gezeigt —- nachdem man anfangs allerhand abenteuerliche Vor⸗ ſtellungen über dieſe entwickelt hatte, z. B. daß NN fie beſondere kletternde Farne wären —, daß 55 dieſe Aphlebien bei . a Pecopteris plumosa, unſerer Art bereits aus- rechts mit Aphlebien. . Mittl d. Karbon. 6. L. A. gewachſen ſind, wenn die Melee Prod Karbon au, Wedel noch ganz jung, alſo noch eingerollt ſind; ſpäter fallen ſie dann meiſt ab. Sie werden alſo als Schutz⸗ organe für die jungen, empfindlichen Farnblätter gedient und vielleicht auch bei der Waſſeraufnahme eine Rolle geſpielt haben. Wozu die vielen einzeln gefundenen, oft großen Aphlebien gehören, weiß man meiſt nicht. Wir verſtehen nunmehr auch den Ausdruck „aphleboide Fiedern“ (S. 45), den wir oben gebrauchten; fie werden wegen ihrer mehr oder weniger von der gewöhnlichen abweichenden Geſtalt ſo genannt. Auf der Steinkohlenlandſchaft ſoll der Farnbaum die P. plumosa darſtellen; es ſcheint ſich in den Pecopteris-Arten meiſt um Farnbäume gehandelt zu haben. Eine andere, ſehr häufige Pekopteridengruppe, die Alethopteriden, zeichnet ſich durch den Beſitz meiſt herablaufender und unten verwachſener Blättchen aus, die zudem — außer von der Mittelader aus, wenn dieſe vorhanden — noch von der Spindel, an der die Blättchen ſitzen, Nebenadern erhalten. Hierhin gehören zunächſt Alethopteris ſelbſt, mit zum Teil ſehr gemeinen Arten (Abb. 34), ferner die Odontopteris-Arten (Abb. 35), die durch das Fehlen der Mittelader an Archäopteriden erinnern und meiſt 48 Kallipteriden. erſt im o. P. K. und Rotl. zu Hauſe ſind, ferner die ſehr intereſſanten, im mittleren Teil des m. P. K. an vielen Stellen charakteriſtiſchen Lonchopteriden, die erſten Farne und Gewächſe überhaupt, bei denen die Maſchenaderung auftritt (S. 31). In dieſe Gruppegehört auch das mehr Pecopteris ähnelnde Callipteri— dium, das ſich von Peco- pteris und den Aletho- pteriden jehr ; leicht durch die fogenannten } „Zwiſchen- fiedern“ unter- ſcheidet. Wäh— rend bei den eben beſpro— chenen Farnen nur die Sei— tenzweige mit beſonderen Blättchen (Fiederchen) be— ſetzt ſind, trägt hier auch der Wedel, ſtiel“, die Spindel, den gewöhnlichen ähnliche oder gleiche Blättchen. Noch charakteriſtiſcher iſt dies bei der ſehr wichtigen Callipteris, wovon der Name Callipteridium hergenommen iſt. Sie tritt mit über 20 zum Teil häufigen Arten aus— ſchließlich im Rotl. auf (nur eine noch im Zechſtein) und iſt daher ein ſehr wichtiges Leitfoſſil. Die häufigſte iſt die in Abb. 37 dargeſtellte C. conferta, an der man die Zwiſchen— fiedern ſehr deutlich ſieht. Andere Arten, miteinander e ur . EEE nn teen EN — Abb. 34. Alethopteris. Mittleres Prod. Karbon, Oberſchleſien. 6. L. A. Abb. 35. Odontopteris Reichiana. Oberes Prod. Karbon, Zwickau. 6. L. A. 0 puls mog spa 8 11070 7 ı wıaq yzf) Iuv5IInis NIUITONUIS 199 aoouν⏑“ẽ d neee ne. Laune SSW OY Agdouggcks . usanvyluang' aumdquads u3NDQIOn UFIqUagoqıday 110 uudbuvylck 290 rpıpladst umpıayup Uvgjog za — — — 8 c Zwiſchenfiedern der Karbonfarne. 49 durch alle möglichen Übergänge verknüpft, ſind zum großen Teil ſphenopteridiſch, wie Abb. 36 zeigt; aus dieſem Grunde paßt Callipteris ſchlecht in die Pekopteridengruppe und wird beſſer beſonders geſtellt. Zwiſchenfiedern, die übrigens auch bei einigen Archäopteriden auftreten, ſind heute nur noch bei einem einzigen Farn (Aspidium r e decursivepin- “> BD. | natum) vor— handen, und die— ſe Erſcheinung, daß früher, be- ſonders im 5 Paläozoikum, häufige Eigen⸗ N 2 ſchaften von Ge— wächſen heute nur in ganz kümmerlichen Rudimenten auftreten, finden wir ſehr häufig; ſo z. B. gehören Gabelungen von Farnwedeln (Rückſchläge ?), Aphlebien, Lianenfarne, unſere Zwiſchenfiedern u. a. m. IJ heute zu den allergrößten Reltenheiten. 8 Die Zwiſchenfiedern finden wir z. B. wieder bei einem Teil der näch- ſten großen Farngruppe, den Neuropteriden. Wir müſſen allerdings, wenn wir jagen „Farn “gruppe, gleich geſtehen — was auch für die eben beſprochenen Alethopteriden gilt —, daß wir für die Farnnatur keinen ſicheren Nachweis haben; wir behandeln ſie aber, wie bisher üblich, an dieſer Stelle mit und erwähnen auch hier, daß Abb. 36. Callipteris eurretiensis, Rotl. von Brive (Frankreich). (Nach Zeiller.) 6. L. A. Abb. 37. f | 5 Callipteris conferta. Rotl. des Saarreviers. 6. L. A. eine Anzahl von Forſchern Das Leben der Pflanze. VI. 4 50 Neuropteriden. darin Gymnoſpermen, alſo Samen tragende Gewächſe ſieht (vgl. S. 57), was jedoch zu— nächſt zum Teil zweifelhaft iſt. Die Neuropteriden finden ſich meiſt in einzelnen abge— fallenen Blättchen, die ſich aber durch ihre charakteriſtiſche Zungenform und ihren herz— förmigen Grund ſchon äußerlich leicht verraten. Beſonders hinfällig ſind die Blättchen der Arten aus der Abteilung Neuro- pteris, die ſich durch paarige Fiedern auszeich⸗ nen, d.h.der Gipfel des Wedels und ſeiner Teilwedel ſchließt mit zwei Fiederchen, wie bei manchen Legu— minoſen (Cara— gana, Cerato— nia siliqua u. a.), die alſo in Summa eine gerade Zahl ergeben. Hierzu gehören ſehr häu- fige Arten, wie N. gigantea, an den dickeren Spin⸗ deln wie alle Ar⸗ ten der gleichen Gruppe Zwijchen- fiedern tragend (Abb. 38), die mit F001 den andern Fiedern Abb. 38. eine ausgezeich⸗ Neuropteris gigantea. Mittleres Prod. Karbon. Etwas verkleinert. nete Blattmoſaik (Nach Potonié.) 6. L. A. zeigen, d. h. es wird der vom Wedel eingenommene Raum derart ausgenützt, daß nirgends eine nennenswerte Deckung von Blattflächen ſtattfindet; wie dies durch Reduktion gewiſſer Blättchen zu kleinen, kreisförmigen erreicht wird, zeigt am beſten die Abbildung. Von den andern (unpaar gefiederten) Neuropteris-Arten findet man meiſt Fetzen vom Ende des Wedels oder von deſſen „Zweigen“ (Abb. 39). Dieſe Neuro- pteris-Arten trugen an den unterſten Wedelpartien zum Teil große, rundliche Blätter (daher Cyelopteris, Kreisfarn), die eine ähnliche Funktion wie die Aphlebien gehabt haben werden und noch ſeltener als dieſe am Stengel noch anſitzend gefunden werden; wegen ihrer Größe ſchon ſind ſie ſehr auffallende Objekte. Unter den Neuropteriden finden ſich wie bei den Pekopteriden auch Formen mit Maſchenaderung (Linopteris, Neuropteriden. 51 Abb. 40), die ungefähr gleichzeitig mit Lonchopteris, den maſchenaderigen Peko— pteriden, auftreten. Die Neuropteriden im ganzen gehören zu den allergewöhnlichſten Erſcheinungen der Karbonflora, die ſchon einige Vorläufer im Kulm haben. Zu ihnen werden wegen ihrer ausgeſprochenen Zungenform auch einige mit ſehr langgeſtreckten, einfachen Blättern verſehene Formen gerechnet, die in der Wachstumsform zum Teil wohl ein ähnliches Ausſehen gehabt haben werden wie der Hirſchzungenfarn (Scolo— pendrium) und ähnliche, deren Wedel in einem einfachen, lang-ſtreifenförmigen Blatt beſtehen. Auch hier gibt es fiedrig und maſchig geaderte Formen, die erſteren meiſt zu N U ij S KTIEIIIE III N e Di 2 Abb. 39. 2 Abb. 41. Neuropteris heterophylla. Abb. 40. Glossopteris. Mittleres Prod. Karbon. Linopteris, aus dem Karbon des Saargebiets. (Nach Potonte.) (Nach Potonié.) 6. L. A. (Nach Potonié.) 6. L. A. G. L. A. Taeniopteris (von taenia der Bandwurm) gehörig und vom oberen P. K. an bis ins ſpäte Meſozoikum ziemlich häufig; die zweite Gruppe find die Glossopteris-Farne (Ab. 41), die für die permo⸗karboniſche bis triadiſche Flora der Glossopteris-Gebiete Charaktergewächſe ſind; über die Beziehungen der Glossopteris-Flora zu unſerer (nordhemiſphäriſchen) Karbonflora werden wir uns ſpäter noch kurz auslaſſen müſſen (S. 63). Wir haben wenigſtens an einigen Beiſpielen einen oberflächlichen Eindruck von der reichen Farnflora des Karbons gewonnen; eine genauere Überſicht zu bieten, würde — da z. B. die Sphenopteriden über 100 Arten umfaſſen — nur in einem Spezialwerk möglich und angebracht ſein. Einige allgemeine Fragen werden wir in dem Rückblick am Schluſſe dieſes Kapitels bringen. Wir wenden uns nunmehr anderen Angehörigen dieſer Flora zu. Schon früher hatten wir kurz (S. 44) der zierlichen und ihren Namen mit Recht führenden Keilblattgewächſe gedacht (Sphenophyllum), die zu den charakteriſtiſchſten Gewächſen der paläozoiſchen Flora überhaupt gehören; es waren kleine, krautartige Gewächſe mit gegliedertem Stengel, an den Stengelgliedern mit Blattquirlen, die 52 Sphenophyllen. meiſt nach der Dreizahl gebaut und deren Blätter — wie die durchgehenden Riefen der Stengelbündel erraten laſſen — ſuperponiert ſind; über dieſe Eigenſchaft hatten wir uns bei der Beſprechung der Protokalama— riazeen näher unterrichtet. Die Dreizahl hängt mit der Struktur des (zentralen) Leitbündels des Stengels zuſammen, deſſen Dreiteiligkeit unſere Abb. 60, die einen echt verſteinerten Sphenophyllum- Stengel darſtellt, gut erkennen läßt. Die Blätter ſind oft unzerteilt (Abb. 42), vorn am Rand oft feingezähnt; an tieferen Regionen des Stengels treten aber fein zerſchlitzte Blätter auf, ein ähnliches Verhältnis, wie bei manchen Waſſerpflanzen heutzutage, die an der Oberfläche ganze oder wenig zerteilte, im Waſſer aber ſehr fein zerſchlitzte „ Waſſerblätter“ Abb. 42. Sphenophyllum. a = Sph. speciosum aus der Glossopteris- Flora Oſtindiens mit Blattmofaif. b = Sph. cuneifolium aus dem europäiſchen Karbon. beſitzen. Dies und mehreres andere weiſt darauf hin, daß wir es in den Sphenophyllen Abb. 43. Sphenophyllum myriophyllum. Karbon des Saar— \ gebiet. 6. L. A. auch mit Waſſerpflanzen zu tun haben; auf der Karbonlandſchaft erblicken wir ſie (Tafel Steinkohlenzeit) vorn etwas links als Schwimmpflanzen auf dem Waſſer; nach Art unſerer Laichkräuter werden die die Sporangien tragenden, an den Stengel— enden ſitzenden Achſen aus dem Waſſer herausgeragt haben. Alles in allem er— innern dieſe Gewächſe am eheſten an unſere heutigen kleinen Waſſerfarne (Hydro— pterideen), wie der Name ſagt, ebenfalls im Waſſer lebende Gewächſe. Eine auf— fallende Erſcheinung iſt mit Rückſicht auf dieſe, wenn auch ſehr entfernten Verwandt— ſchaftsverhältniſſe — ganz abgeſehen von der abweichenden Wachstumsform der »Sphenophyllen —, daß dieſe nur einerlei Sporen produziert zu haben ſcheinen, während gerade die Hydropterideen durch den Beſitz von zweierlei Sporen, Makro— und Mikroſporen ausgezeichnet ſind. Die „Verſchiedenſporigkeit“ (Heteroſporie) war früher, wie wir gleich ſehen werden, bei den Pteridophyten ſehr verbreitet, ſo daß eine Reihe von Gewächſen des Kar— bons mit ſolchen erſcheinen, deren heutige Verwandte keine Spur davon aufweiſen.“ * Anm. Ganz vor kurzem iſt indes endlich ein heteroſpores Sphenophyllum gefunden worden, im Karbon Böhmens. Sphenophyllen, Kalamiten. 53 Die Arten der Gattung ſind zum Teil ſchwierig zu unterſcheiden und bilden eine größere Anzahl von Leitfoſſilien in den verſchiedenſten Perioden der karboniſchen Flora. Einige Arten haben keine großſpreitigen Schwimmblätter, ſondern nur ſehr feine Waſſerblätter; zu dieſen gehört das in Abb. 43 dargeſtellte Spheno- phyllum myriophyllum. Die großblätterigſten Arten finden ſich im o. P. K. und Rotl., während im Kulm und u. P. K. die Entwicklung mit einer ſehr unſcheinbaren, zarten Art beginnt: Sphenophyllum tenerrimum. In den oberen Schichten tritt auch bei einigen Arten (Abb. 42 a) eine ſehr typiſche Blattmoſaik auf, indem das untere Blättchenpaar ſo ver— kürzt erſcheint, daß es in den Winkel, den die nächſt unteren Blätter mit dem Stengel bil— den, hineinpaßt. Stellt man ſich eine ſolche Pflanze als Waſſerſchwimmpflanze (auf der Oberfläche ſchwimmend) vor, ſo wirkt das Ganze wie eine einzige langgeſtreckte Blattſpreite. Bei andern Ar- ten mit gleichgroßen Blättern (wie Abb. 42 b) könnte eine jo dichte Stellung der Blatt- wirtel nur bei gleichzeitiger teilweiſer Deckung der Blätt- chen untereinander erzielt werden, wodurch ein Teil der |; Blattflächen für die Er— nährung der Pflanze wir— kungslos und verloren wäre. ae Es wird ſich um eine fpäter Abb. 44. erworbene Anpaſſung handeln. Calamites Suckowi, der gewöhnlichſte Kalamit. 6. L. A. Die ebenerwähnte Heteroſporie finden wir gleich bei den nun kurz zu beſprechen— den Kalamariengewächſen (Calamites) wieder, mit denen wir ſchon früher (S. 35) uns eingehend beſchäftigt haben. Die heutigen Schachtelhalmgewächſe zeigen nichts von dieſer Erſcheinung, da der charakteriſtiſche walzenförmige Sporangienträger nur einerlei kleine Sporen enthält. Auch in anderer Beziehung weicht der Bau der Blüte der Kalamiten und Equifeten voneinander ab; die Equiſeten, blüten“ enthalten nur Sporophylle, d. h. Sporangien tragende Blattorgane (die allerdings äußerlich ſehr ver— ändert ſind, ihrer Aufgabe entſprechend); bei den wegen der Größe dieſer Gewächſe natürlich auch weit größeren Kalamitenblüten (Calamostachys, Palaeostachya uſw.) wechſelt meiſt ein Quirl grüner Blätter mit kurzen, Sporangien tragenden ab; die letzteren werden von den „grünen“, die wie Schuppen eines Tannenzapfens übereinander 54 Kalamiten greifen, oft völlig verdeckt und ſind an den kohlig erhaltenen Reſten daher oft unſichtbar. Die eigentlichen Kalamiten, d. h. die Stammreſte, oder genauer, wie wir ſchon früher ſahen, die Markſteinkerne der Stämme bieten ein wenig formenreiches Bild, was vielleicht darin ſeinen Grund hat, daß ja verſchiedene Arten ganz wohl gleiche Markſteinkerne ergeben haben können. Die Verzweigung war bei den Kalamiten bald reichlich, ſo daß man an faſt jedem Knoten die „Aſtnarben“, die Abgangsſtellen der Aſte, ſieht (Eucalamites), bald fo dürftig, daß man nur ſelten Spuren der Ver— zweigung auch an längeren Stammſeiten erblickt (Stylocalamites, Abb. 44). Die Kalamiten waren Sumpf- b gewächſe, Röhrichtbildner N (vgl. das Kalamitenröhricht auf Taf. Steinkohlenzeit); ihre Sumpfpflanzennatur läßt ſich beſonders aus einer Reihe von anatomiſchen Eigentümlichkeiten (größere Löcher oder Lakunen im Gewebe uſw.) entnehmen. Die Blätter dieſer Pflanzen, die wir gleichfalls ſchon S. 35 erwähnt hatten, ſind zum Teil ſehr hübſche Ob- jekte wie die flach aus— Abb. 45. gebreiteten Sterne der h er Annularien (Abb. 45 b), laria radiata, Kalamariazeenblätter. Mittleres Prod. Karbon. 6. L. A. oder die mehr aufgerichteten Aſterophylliten (Abb. 45 a); immer find die Blätter einfach, niemals gabelig wie bei dem Vorfahren Astero- calamites; je eine Ader durchzieht die Einzelblättchen. Die Zerſpaltung der Blätter der Kalamiten, die ſich auch noch bei einem Teil der meſozoiſchen Equiſetiten (Neo- calamites) findet, iſt eine der ſchon äußerlich auffallendſten Eigenſchaften der Kala— miten gegenüber den heutigen und den meiſten meſozoiſchen Equiſetazeen. Die Reſte der Steinkohlenkalamariazeen ergeben eine Anzahl von Leitfoſſilien, weniger die eigentlichen Stammſteinkerne als vielmehr die Blätter, namentlich die Annularien; jo iſt z. B. die A. radiata im mittl. P. K. ſehr charakteriſtiſch, wogegen A. stellata in viel höheren Horizonten (o. P. K. u. Rotl.) auftritt; auch einige Aſterophylliten ſind für gewiſſe Horizonte bezeichnend. Die Kalamarien haben zweifellos bei ihrer großen Häufigkeit zur Bildung der Kohle in den Steinkohlenflözen ein gut Teil beigetragen; ihre Häufigkeit und vor allem Maſſenhaftigkeit wird jedoch noch übertroffen durch die großen, baumförmigen Lepido— phyten, von denen wir ebenfalls ſchon früher (S. 38) ſprechen mußten. Es kommen für die oberkarboniſche Flora beſonders die Gruppen der Lepidodendren und Sigil— larien in Betracht, während die uns ſchon aus vorkarboniſchen Perioden wohlbekannte Bothrodendrenfamilie eine ziemlich untergeordnete Stellung einnimmt. Unſere Abb. 46 Lepidodendron. 55 zeigt den Rindenabdruck eines Lepidodendron; die kulmiſchen Lepidodendren ſind von denen des eigentlichen Prod. Karbons nicht weſentlich verſchieden. Die fiſch— förmigen Blattpolſter der Lepidodendren laſſen im oberen Teil die ungefähr dreieckige Blattnarbe erkennen, mit 3 kleinen Narben, von denen die mittlere von dem Leitbündel herrührt, das das früher daran ſitzende Blatt durchzog; die anderen beiden, mit den 2 darunter ſitzenden größeren, wer— den meiſt als Atmungsöffnungen oder sorgane, etwa wie die heutigen Rinden— lentizellen, angeſehen. Die Blätter dieſer Bäume waren lang-ſtreifenförmig und, wie ſchon die Blattnarbe ahnen läßt, mit einer einzigen Mittelader verſehenz ſie liegen oft maſſenhaft beiſammen in den Geſteinsſchichten. Daß die Stammreſte durchaus nicht immer ſo erhalten ſind, wie wir in Abb. 46 ſehen, hatten wir ſchon frü— her bei Beſprechung der Erhaltungszu— ſtände erwähnt. Die, Zapfen“, die Spo— ren tragenden Organe dieſer Bäume, er— zeugten zum Teil zweierlei Sporen, alſo ein ähnliches Verhältnis wie bei den Kalamarien. — Anhangsweiſe er— wähnen wir ſchließlich noch die mit . Lepidodendron aculeatum, Karbon, Oberfchlejien. Lepidodendron nahe verwandten 4 Lepidophloyos-Stämme (Abb. 47), ſehr ſonderbar dadurch, daß ihre quergeſtreckten Blattpolſter abwärts gerichtet waren. In vielleicht noch größerer Menge, was die Individuenanzahl anlangt (die Zahl der Arten iſt bedeutend größer), iſt in der karboniſchen Flora die zweite Gruppe der baumförmigen Lepidophyten vertreten, der Sigillarien oder Siegelbäume. Die Ver— zweigung dieſer Bäume war ebenfalls gabelig, aber weit weniger reichlich als die der Lepidodendren. Sie haben auch ganz andere Rindenſkulptur: keine Blattpolſter, ſondern nur Blattnarben, die entweder in bienenwabenartigem, dichtem Arrangement (Abb. 48, Favularien) oder auf Längsrippen ſtehen (die häufigſten Formen, die Rhytidolepen; Abb. 49) oder getrennt auf ziemlicher glatter Rinden— fläche ebenfalls in der regel- mäßigen Spiralſtellung verteilt ſind (Subſigillarien oder leioderme Sigillarien, Abb. 50). Die Sigillarien Se find zum Teil ſehr ſchwierig zu beſtimmen; bequem find Abb. 47. 2 g Lepidophloyos larieinus, mittl. Prod. Karbon. 6. L. K. aber die genannten drei 56 Sigillarien. Gruppen zu unterſcheiden, die zeitlich nacheinander in der bezeichneten Reihenfolge auftreten: im u. P. K. (im Kulm fehlen Sigillarien noch ganz!) die favulariſchen, bald darauf in einzelnen Arten die rhytidolepen (längsgerippten) und erſt im o. P. K. und Rotl. die Subſigillarien. Mit dem Rotl. ſterben gleich den Lepidodendren, die in permiſchen Schichten ſchon ſo gut wie ganz fehlen, die Sigillarien wieder aus. Höchſt eigentümlich ſind die ebenfalls zum Teil heteroſporen Zapfen der Sigil— arien; die Anheftungsſtellen dieſer Blüten weiſen darauf hin, daß dieſe ungefähr quirlig angeordnet an bereits blattloſen, tieferen Regionen des Stammes ſaßen, alſo als ſtammbürtige Blüten zu bezeichnen ſind, wie wir ſie heute bei Gewächſen des tropiſchen oder ſubtropiſchen Regenwaldes finden (Taf. Steinkohlenzeit, links oben). . Die Blätter waren ähnlich denen der Lepi— Abb. 48. dodendren; wie bei dieſen, finden ſich auch Iaonlariſche Gruppe. auf den Sigillariennarben drei Blattnärb— en 1 chen mit analoger Bedeutung (Abb. 50). Er Viel häufiger als die eigentlichen und allein näher beſtimmbaren Rindenabdrücke der Siegelbäume finden ſich entrindete Steinkerne, meiſtens platt zuſammengeſunken, et die eine typiſche Längsrippung und die Blattſpureneindrücke S18 111 la l % noch erkennen laſſen; es ſind die in unglaublicher Menge im Gt ü Prod. Karbon vorkommenden Syringodendren. 7 Möglicherweiſe verloren manche Sigillarien ſpäter an der Stammbaſis die Blattnarbenſkulptur und waren hier Syringodendren, worauf manche Vor— kommniſſe hinweiſen; im allgemeinen und die größte Zeit des Lebens dieſer wie auch der Lepidodendren wuchſen indeſſen die Blattnarben uſw. mit in die Dicke. Es iſt dies ein heute unbekanntes Verhältnis, da bei heutigen Gewächſen mit typiſchem nachträglichem Dickenwachstum ausnahmslos Borkenbildung eintritt, d. h. die äußeren Rindenteile abgeſtoßen werden oder klaffende Riſſe bekommen, jedenfalls verhältnismäßig bald vom Weiterwachstum aus— geſchloſſen werden. — (Die Bothrodendren, die dritte Familie dieſer Gruppen, hatten wir ſchon früher be— trachtet S. 39.) Neben dieſen großen baumförmigen Gewächſen fehlten indes der karboniſchen Flora nicht Abb. 50. ganz kleine, krautige Vertreter, die den heutigen ſoluart) uus Ben gung ur jb Joa nage UA SIUINDJAD da u IuVv 51nd eee e ce ’pog u g. n par uu dos ao Arenen sowsoN uv u NT ING dog ur uu otloab zog !Huplun ur cz guns Ua WAWENJOK 1 N | 19) N qu 5 Mod uldd sn (uO]JAxopep “naylıe) new) uud uyphyara 10a Iddnıg) Typ ypmustunyic Da HIPPBTBUNgIAYUY uvgzog Pteridoſpermen. 57 Lykopodien und insbeſondere den Selaginellazeen ſehr nahe ſtanden (Selaginellites, Lycopodites). Anſcheinend iſt auch hier wieder eine Parallelerſcheinung zu den Kalamariengewächſen zu verzeichnen, indem kleine, krautige Schachtelhalme ausnahms— weiſe ebenfalls ſchon vorhanden waren. In den bisher betrachteten Gewächſen handelte es ſich ganz überwiegend um Gewächſe, bei denen die Vermehrung — abgeſehen von einer etwa vegetativen — durch Sporen geſchah, um ſogenannte „Gefäßkryptogamen“, um farnhafte Gewächſe im weiteſten Sinne (Pteridophyten). Wir hatten indes ſchon S. 43 bei den ſpeziell farn— artigen Gewächſen darauf hingewieſen, daß es unter dieſen eine ganze Reihe von Typen gibt, bei denen noch niemals Sporangien oder Sporangienhäufchen oder auf deren Vorhandenſein deutende Spuren wahrgenommen ſind. In neuerer Zeit haben nun engliſche Forſcher bei einer Sphenopteris, die mit der S. 47 ge= nannten Sph. Hoeninghausi verwandt ist, es wahrſcheinlich gemacht, daß deren fertile (Fortpflanzungs-) Organe Samen geweſen ſeien oder doch ſehr ſamenähnliche Gebilde (Lagenostoma). Ahnliches iſt auch von einer Anzahl anderer „Farne“ gefunden worden, bei denen es ſich um kohlige Reſte handelt, deren Samennatur — es kann ſich oft um größere Spor— angien handeln! — indes noch nachzu— weiſen iſt; auch der Lagenoſtoma-Same weicht in mancher Beziehung von den | heutigen Samen ab. Wir können uns Abb. 51. hier nicht auf weitere Einzelheiten dieſes Lergaltes, e ee viel erörterten Themas einlaſſen und be— ſchränken uns im weſentlichen auf die Bemerkung, daß die Engländer und dieſen folgend viele andere Forſcher in dieſen „Samen tragenden Farnen“, die ſie Pterido— ſpermen nennen, eine Mittelgruppe zwiſchen den Farnen und den Nacktſamern, den Gymnoſpermen, erblicken; das iſt indes eine zu weit gehende Behauptung. Wenn aber nun vollends für viele oder gar alle dieſe Pſeudo-Farne es als Tatſache hin— geſtellt wird, daß ſie Gymnoſpermen geweſen ſind, und in weiterer Folgerung die Vorherrſchaft der pteridophytiſchen Gewächſe in der karboniſchen Flora einfach beſtritten wird, ſo iſt das ganz und gar zu weit gegriffen. So intereſſant und wünſchens— wert es wäre, wenn eine Mittelgruppe in dem obigen Sinne entdeckt würde, ſo wenig iſt dieſe in den Pteridoſpermen gefunden. Daß die vegetativen Organe mancher „Farne, wie z. B. der Sphen. Hoeninghausi, zu der als Lyginopteris bezeichnete Stämme gehören, durch nachträgliches Dickenwachstum (ähnlich den Lepidophyten und Kalamarien) gymnoſpermenhafte Charaktere beſitzen, war ſchon vorher bekannt 0 N. \ NND W 58 Cordaiten. (Cycadofilices Potoniés); man kann ſie deshalb aber auch nicht als Gymnoſpermen anſprechen, denn dann müßte man dieſe Folgerung erſt recht auch auf die Lepidophyten und Kalamarien anwenden, die ſicher keine Gymnoſpermen waren. Was dieſe, Farne“, die faſt gar keine ſicheren Spuren von Sporangienreſten erkennen laſſen, eigentlich in Wahrheit ſein mögen, muß erſt die Zukunft lehren. Wenn auch — wie ſchon die vielen echten Farne, die Lepidophyten, die Kala— marien lehren, die Pteridophyten die Beherrſcher nicht nur der karboniſchen, ſondern der paläozoiſchen Flora überhaupt waren, jo fehlte es doch keineswegs an Gymnoſpermen in dieſer Flora, die vielleicht ſchon ins Devon zurückreichen. Und zwar handelt es ſich beſonders um die großen, baumförmigen Cordaiten“ eine außerordentlich gut bis in alle Einzel— heiten bekannte Baumgattung und-familie, die, im Kulm zuerſt auftretend, wie ſo viele Karbongewächſe bereits im Rotliegenden wieder ausſtirbt. Außerlich ſahen dieſe Bäume unſern heutigen Gymnoſpermen ſehr wenig ähnlich, wie ein Blick auf die Karbonlandſchaft lehrt, wo die großen Bäume rechts etwas im Hintergrunde Cordaiten ſind. Die Reſte dieſer Bäume, und zwar die Blätter, gehören zu den Eee häufigſten Karbonfoſſilien. Es find längs- a = Oordaites-Markfteintern (artista). b = Same geaderte bis fußlange und daher meiſt (Trigonocarpus).se = Blütenſtand (Cordaianthus). nur in Bruchſtücken in die Sammlungen gelangende Blätter (Abb. 51), die äußerlich an Monokotyledonen erinnern, für die dieſe Bäume auch zunächſt gehalten wurden; indes unterſcheiden ſich die Blätter von monoko— tylen ſchon dadurch, daß keine die feinen Längsadern verbindende Queräderchen vor— handen ſind. Wir haben alſo die primitive Paralleladerung (S. 31) vor uns, die früher und heute noch bei Farnen und auch bei einer bereits früher erwähnten Gymnoſperme, dem ſonderbaren Ginkgobaum, auftritt, der mit ſeinem laubblattartigen Laub ebenfalls feinen gymnoſpermen Eindruck macht. Im Hinblick auf dieſen ebenfalls ſehr alten Typus verliert das Cordaitenblatt etwas von ſeiner Abnormität als Gymnoſpermenblatt. Das Holz der Bäume iſt ebenfalls, und zwar echt verſteinert, bekannt, und häufig ſind auch die ſehr charakteriſtiſchen Markſteinkerne (Artisia, Abb. 52a), deren Querriefung von einer ähnlichen Fächerung des Markes bei dieſen Bäumen herrührt wie z. B. bei unſerm Walnußbaum u. a. Die Samen dieſer Bäume ſind ebenfalls bekannt (Trigono- carpus, Abb. 52 b) und ihre äußerlich unſcheinbaren Blüten (Cordafanthus, Abb. 52 c). Unſere genaue Kenntnis dieſer Bäume iſt weſentlich dem ausgezeichnet erhaltenen (echt verſteinerten) Material von Autun in Frankreich zu verdanken, das eine Fülle von hier leider nicht näher auszuführenden Einzelheiten geliefert hat. »Der Name ſtammt von dem bekannten Botaniker Corda, der ſich auch paläobotaniſch betätigt hat. Rotliegend-Gymnoſpermen. 59 Bilden im Karbon dieſe großen Cordaitenbäume die wichtigſten Gymnoſpermen, neben denen etwaige andere — abgeſehen von den, Pteridoſpermen“ — eine ganz unter- geordnete Rolle ſpielen, ſo wird deren Zahl im Rotliegenden bedeutend größer. Hier treten dazu zunächſt die ſehr häufigen Walchien auf (Abb. 53), zum Teil außerordent— lich rezenten Araukarien ähnelnd und durch ähnliche Markſteinkerne, durch ähnlichen Holzbau u. a. dieſen mindeſtens ſehr nahe verwandt; ferner zwar im allgemeinen als Raritäten, aber gerade darum um ſo intereſſanter, als ſie gewiſſermaßen eine dunkle Vorahnung der kommenden Verhält— niſſe geben, treten hier im Rotliegenden — gleich den Walchien auch ſehr ſelten ſchon in den aller— oberſten Schichten des Prod. Karbons — die erſten Zykadeen, die „Palmfarne“, auf, meiſt der Gattung Pterophyllum angehörig, auf die wir bei der meſozoiſchen Flora zurückkommen werden. Und in denſelben Schichten treten eben— falls noch ſelten die erſten Vorläufer der gingko— artigen Bäume auf, die wir eben ſchon erwähnt haben, der Gattung Baiera angehörend; von unſerer heutigen Ginkgo weichen dieſe Blätter durch viel feinere Zerteilung ab und ſind daher lange verkannt worden. Im Meſozoikum, der eigentlichen Ginkgozeit, treten dann auch weniger zerteilte Blätterauf. Wir verweiſen auch wegen dieſer auf den nächſten Abſchnitt. Dies ſind keineswegs alle „Fühler“, wenn man ſo ſagen darf, die die meſozoiſche Flora in die höchſten Schichten des Paläozoikums hineinſtreckt; wir begnügen uns aber hier mit dieſen prinzipiellen azeuta pinitormis (rechts), Laubzweig. Andeutungen und werden gelegentlich bei der e e ere ſpäteren Erwähnung dieſer Objekte auf ihre Stammes. Vorläufer hinweiſen. Abb. 53. Es bleibt uns noch übrig, nunmehr einige allgemeine biologiſche und klimatiſche Verhältniſſe der Karbonflora kennen zu lernen. Zweifellos hatte, wie ſchon die ange— häuften Mengen von Kohlenſubſtanz beweiſen, die karboniſche Vegetation Wachstums— bedingungen der allergünſtigſten Art, ſo daß eine rieſige Stoffproduktion gewährleiſtet war. Ziehen wir die heutigen Verhältniſſe in Betracht und fragen uns, unter welchen Bedingungen die Pflanzenwelt heute die größten Stoffmengen produziert, ſo finden wir, daß dies in dem feucht-warmen, meiſt nur verhältnismäßig geringen jährlichen Schwankungen unterliegenden Klima der ſubtropiſchen und tropiſchen Regenwälder der Fall iſt, die meiſt an den Abhängen oder am Fuße ziemlich hoher Gebirge, die als Niederſchlagsfänger wirken, und unter dem Einfluß des an ſich feuchten und aus— gleichenden maritimen Klimas liegen. Es läßt ſich eine ganze Reihe von Daten dafür auf— bringen — ganz allgemeiner und ſpeziellerer Natur, die für ähnliche Wachstumsverhält— 60 Steinkohlenbildung. niſſe deruns aufbewahrten Karbonflora ſprechen. Die Steinkohlenflöze ſelbſt in ihrer ganzüberwiegenden Anzahl — das iſt heute als ſicher feſtſtehende Tatſache zu betrachten — ſind weiter nichts als ehemalige Torflager, Torfmoore, deren Torf im Laufe der Jahr— millionen (durch Vertorfungs- und Inkohlungsprozeſſe) ſich zu der bekannten Stein— kohle umgewandelt hat. Man kennt von Torf bis zur Steinkohle, ja bis zum Graphit alle möglichen Übergänge, fo daß der Annahme einer prinzipiellen Ähnlichkeit der Mineralſtoffe, um die es ſich handelt, nichts im Wege ſteht. Die Steinkohle ſelbſt iſt nun allerdings an ſich ein zu homogener und auch zu undurchſichtiger Körper, als daß man daran zunächſt noch die Herkunft aus pflanzlichen Reſten erkennen könnte. Indes kommen uns hier verſchiedene Umſtände zu Hilfe. Außer der glänzenden, ſchwarzen gewöhnlichen Steinkohle finden ſich in dieſer oft Holzkohlenreſte, d. h. Stückchen an— geſchwelter Pflanzen-, meiſt Holzſubſtanz*, und wie man an einem Stückchen un— vollſtändig verbrannten Streichholzes die Zellenſtruktur und -fkulptur noch erkennen kann, ſo iſt dies auch an der karboniſchen Holzkohle ohne weiteres möglich: ſie zeigt ſich aus Holzzellen karboniſcher Gewächſe beſtehend, wie Cordaiten, Lepidophyten und Kalamiten. Aber auch in der Steinkohle ſelbſt kann man noch pflanzliche Struktur leicht nach— weiſen, wenn man dieſe mit Mazerations- mitteln vorbehandelt (S. 12). Schon vor etwa 150 Jahren hatte Beroldingen aus der einfachen Überlegung, daß heute die Haupthumuslager — Aufhäufungen von zerſetzten Pflanzenreſten — in den Torfmooren gebildet werden, unter Be— Abb. 54. * Ke 1 A . Dünnſchliff durch eine Dolomitknolle des Ruhrbeckens mit rückſichtigung, daß ſich in der Umgebung vielen verfteinerten Pflanzen; der große Querſchnitt gehört der Flöze die zahlreich en Karbonpflanzen⸗ einem Sphenophylllum-Stengel an. reſte finden, die Anſicht ausgeſprochen, daß die Steinkohlenlager ehemalige Moore und wie dieſe auch an Ort und Stelle entſtanden ſein müßten. So einfach dieſe Überlegung erſcheint, ſo lange hat es gedauert, bis man ihre prinzipielle Richtigkeit allgemeiner anerkannte. Wir können uns hier auf dieſe Fragen nicht näher einlaſſen, heben aber noch hervor, daß ein großer Teil von Geologen früher annahm, die Steinkohlenlager ſeien aus zuſammen— geſchwemmten Pflanzenreſten entſtanden (Allochthonie), während ja die Moortheorie Entſtehung an Ort und Stelle wie bei unſeren Torfmooren (Autochthonie) annehmen muß. Für dieſe Fragen iſt beſonders das Geſtein im Liegenden der Flöze von Be— deutung, alſo der ehemalige Vegetationsboden der erſten Bildner des karboniſchen, Ein Teil dieſer Holzkohle (auch mineraliſche Holzkohle, Faſerkohle u. a. genannt) wird durch Brand entſtanden ſein; in vielen Fällen iſt ihre Entſtehung aber dunkel und vielleicht auf andere chemiſche Vorgänge zurückzuführen. Jedenfalls zeigt dieſes Produkt aber alle Eigenſchaften der „Holzkohle“; ſie kommt ſelbſtverſtändlich in allen Formationen vor. Steinkohlenmore und ihr Klima. 61 meſozoiſchen oder noch jüngeren Moors, der ſich allermeiſt kreuz und quer von den Wurzeln dieſer Pflanzen durchzogen zeigt, im Karbon meiſt von Stigmarien. Solche „Wurzelböden“ treten nun in prinzipiell gleicher Beſchaffenheit faſt überall und in allen Formationen auf, wo größere Kohlenmengen vorhanden ſind. Von großer Be— deutung iſt in dieſer Frage auch der Umſtand, daß wir (vgl. S. 13) an vielen Orten Mitteleuropas Stücke echt verſteinerten Flözes oder Torflagers kennen, z. B. die ſoge— nannten Dolomitknollen (ſ. Abb. 54), die ſich mitten in der Kohle finden und ein Stück echt verſteinerten Torfs darſtellen, ganz erfüllt von mehr oder weniger zerſetzten Pflanzen— reiten und durchzogen von Wurzeln der auf dem Torf weiterwachſenden Pflanzen.“ — Kehren wir nach dieſer kurzen Abſchweifung zu unſerem anfänglichen Gedanken— gang zurück. Es läßt ſich für eine große Anzahl unſerer Steinkohlenbecken eine Lage mehr als wahrſcheinlich machen, die einem Regenwald, wie wir ihn oben erwähnten, entſpricht. Eine größere Anzahl, nämlich das ruſſiſche Donezrevier, das oberſchleſiſche, das Ruhr— becken, die Aachener, belgiſchen, nordfranzöſiſchen und zum Teil die engliſchen Becken lagen dem Meer ſehr nahe oder wahrſcheinlich überhaupt am Meer; die Flöze wären dann ehemalige große Strandmoore geweſen; ſpeziell bei uns iſt oder war ja auch die Nord- und Oſtſeeküſte an vielen Stellen mit Strandmooren beſetzt. Die genannten paraliſchen Becken (dag bei, an und s das Meer) zeigen in bald größerer, bald geringerer Anzahl zwiſchen den im übrigen als Feſtlandsbildungen anzuſprechenden Steinkohlen— ſchichten Horizonte mit marinen Tierreſten, die oft über erſtaunlich weite Strecken ſehr regelmäßig wiederkehren. Eine Anzahl anderer Becken, ſogenannte Binnenbecken (Saar— becken, ſächſiſche, böhmiſche, niederſchleſiſche Reviere), zeigen ſolche marinen Horizonte nie; ſie lagen etwas weiter im Innern des Landes. Wie nun heute unſere Regenwälder im Hinterlande ein höheres Gebirge haben, das als Niederſchlagsfänger wirkt, fo auch z. T. damals. In die Zeit der Oberkarbons fällt die Aufrichtung zweier gewaltiger, heute nur noch in kümmerlichen Reſiduen fühlbarer, vielleicht alpenartiger Gebirgsſyſteme: eines öſtlichen, des varisziſchen, und eines weſtlichen, des armorikaniſchen Gebirgszuges, wie der geniale Ed. Sueß dieſe Gebirge nannte. Am Fuß dieſer Gebirgszüge erſcheinen unſere paraliſchen Becken; in größeren inneren, vermoorenden Becken lagen die Binnenreviere. Läßt ſich ſo ſchon rein geographiſch eine Lage der Karbonmoore herleiten, wie ſie heute die Regenwälder haben, ſo bietet die Karbonflora ſelbſt nun eine ganze Reihe von Anhalten dafür, daß wir es mit ſolchen zu tun haben, und daß weiterhin das Klima dieſer Gegenden ein außerordentlich gleichmäßiges, feuchtwarmes war. Wir finden eine ganze Reihe von pflanzenphyſiognomiſch charakteriſtiſchen Eigenſchaften der feucht— warmen Regenwälder an den karboniſchen Waldmooren ** wieder. „Ahnliche Gebilde find jetzt auch aus tertiärer Braunkohle bekannt. ** Wie die großen Bäume zeigen, handelt es ſich natürlich um bewaldete Moore, Waldmoore. Laien und auch leider manche Forſcher kommen bei dem Namen Moor nicht von unſeren mehr oder weniger baumloſen Hochmooren (oder auch Wieſenmooren) los, die aber eine ſpezifiſche Er— ſcheinung bei der Moorbildung in gemäßigten Klimaten ſind, wo wir indeſſen auch Waldmoore haben, wie die Erlenmoore, in Nordamerika die Sumpfzypreſſenmoore uſw. Von größerer Be— deutung ſcheinen die Waldmoore für die Tropen zu ſein, wo aber erſt wenig in dieſer Hinſicht getan iſt. Daß entgegen den früheren Anſchauungen auch in den Tropen Moore, d. h. Gelände mit ausgedehnter Torfbildung, vorkommen, iſt nach den Unterſuchungen Potoniés nunmehr ſicher; ihre Erforſchung iſt meiſt ſehr ſchwierig, da ſie ſehr unzugänglich ſind. 62 Steinkohlenmoore und ihr Klima. Die wichtigſten davon ſeien im folgenden kurz genannt. Zunächſt finden wir bei keinem Gewächs mit nachträglichem Dickenzuwachs irgendwelche Andeutung von Zu— wachszonen, „Jahresringen“, wie wir ſie heute und in früheren geologiſchen Epochen immer als Zeichen periodiſchen Klimawechſels und damit verbundener Vegetations— perioden haben. Es weiſt das nach allem, was wir wiſſen, darauf hin, daß das Klima des Karbonwaldmoors ein ſtändig ſo gleichmäßiges und gleichzeitig ſo warmes war, daß ein dauerndes gleichförmiges Wachstum der betreffenden Bäume (beſonders Cordaiten, Lepidophyten, Kalamiten) gewährleiſtet war, tropiſche Hitze braucht man aber durch— aus nicht anzunehmen; bei der enormen Stoffproduktion dürfte das Wachstum ferner ein ziemlich raſches geweſen ſein.“ Charakteriſtiſch für Regenwaldverhältniſſe iſt ferner das Vorhandenſein von Schlinggewächſen, im Karbonmoor durch Schlingfarne vertreten, ferner die Stammbürtigkeit der Blüten bei Sigillarien und anderen Lepido— phyten, ebenfalls im ſubtropiſchen und tropiſchen Regenwald heute eine verbreitete Erſcheinung, ferner das Auftreten von Farnbäumen, die Aphlebien, die zahlreichen, mit den heute tropiſchen und ſubtropiſchen Marattiazeen verwandten Farne und noch anderes mehr. Man ſieht, die für unſere Annahme ins Feld zu führenden Tatſachen ſind recht zahlreich und bezeichnend. In der auf das Karbon folgenden Periode, dem Rotliegenden, wurde und war der Hauptteil der großen im Karbon erſt aufgerichteten Gebirgsſyſteme ſchon wieder abgetragen, das Meer trat weit — wohl nach Norden — zurück, und die Waldmoorbildung hörte mit den veränderten Klimaverhältniſſen — beſonders geringere Niederſchläge — auf, und mit dem Ende des Rotliegenden klingt die reiche Entwicklung der Steinkohlenflora in meiſt recht kümmerlichen Pflanzen— funden aus. Nur wenige, mit einigen Rotliegendgewächſen verwandte Typen treten uns noch in der Zechſteinflora entgegen, worauf wir ſchon oben hingewieſen hatten, wie z. B. eine kleine Callipteris. Einige im übrigen für den Zechſtein charakteriſtiſche Gewächſe haben ganz dürftige Vorläufer im Rotliegenden, wie die Baieren, zu den ginkgoartigen Gewächſen gehörig, und die Ullmannien; die Zykadeen des Rotliegenden bilden die erſten Vorläufer dieſer im Meſozoikum gleich den anderen Gymnoſpermen in dominierender Menge auftretenden Pflanzengruppe. Als eine für die karboniſche Flora beſonders charakteriſtiſche Eigenſchaft gilt noch die außerordentlich weite Verbreitung der ſie zuſammenſetzenden Pflanzenarten und Gruppen, die ſo gleichmäßig geweſen ſein ſoll, daß greifbare Differenzen zwiſchen der Flora der einzelnen Kohlenbecken nicht vorhanden ſeien, mit andern Worten, daß die Wiſſenſchaft der Pflanzengeographie (ſ. das folgende Kapitel), die heute mit ihren Abzweigungen einen der intereſſanteſten und wichtigſten Zweige der Botanik bildet, für die karboniſche und paläozoiſche Flora überhaupt keinen Sinn habe. Man hat indes neuerdings gefunden, daß das ein übertriebener Standpunkt iſt. Bevor wir über dieſe Verhältniſſe einiges mitteilen, müſſen wir einer eigentüm⸗ lichen Erſcheinung gedenken, die in der Geſchichte der Entwicklung der Pflanzenwelt Es ſei hier bemerkt, daß die Annahme eines faſt ſtändigen, dichten Wolkenſchleiers über den karboniſchen Mooren, wie manche, angeblich ſogar die meiſten Forſcher ſich vorſtellen, eine grundloſe und ſicher ganz übertriebene Vorſtellung iſt. Die Niederſchläge ſind ja ſicher ſehr ſtark und zahlreich geweſen, wie es ſich bei der Lage der meiſten Becken von ſelbſt ergibt; der „ſtändige dichte Wolkenſchleier“ iſt aber ſicher eine ganz extreme und unwahrſcheinliche Hypotheſe. Gloſſopteris-Flora; permifche Eiszeit. 63 zum erſtenmal einen ausgeſprochenen Gegenſatz zwiſchen Nord- und Südhemiſphäre fühlbar macht. Wenn wir im vorigen von „Karbonflora“ ſprachen, ſo war damit immer diejenige — wir können kurz ſagen — des europäiſchen Typus gemeint, auf die ſich auch unſere Beſchreibung bezog: die Karbonflora ſchlechthin. Faſſen wir einen Augen— blick die älteren Formationen ins Auge, ſo laſſen ſich hier nennenswerte Unterſchiede in der Flora verſchiedener Gegenden der Erde nicht feſtſtellen, höchſtens vermuten; erſchwerend fällt hier allerdings die Spärlichkeit der Reſte ins Gewicht, die uns bei— ſpielsweiſe aus der karboniſchen Formation — ganz zu ſchweigen von den ſiluriſchen — (aus älteren Schichten kennen wir ja überhaupt keine Pflanzenreſte) erhalten ſind. Im Unterkarbon, im Kulm laſſen ſich ebenfalls grundſätzliche Verſchiedenheiten der Flora verſchiedener Gebiete der Erde nicht feſtſtellen, ſoweit die Pflanzenreſte urteilen laſſen, indem z. B. der Kulmflora Amerikas, Europas und Auſtraliens mindeſtens ein Teil der Gewächſe gemeinſam iſt, wie Asterocalamites, Archäopteriden u. a. Mit dem Ende des Produktiven Karbons läßt ſich aber erkennen, daß die Floren der Süd⸗ und Nordhemiſphäre eine ganz verſchiedene Entwicklung nehmen; die Flora unſerer Gegenden, die der Nordhemiſphäre eigentümliche, hatten wir im vorigen kennen gelernt; der der Südhemiſphäre (und Oſt-Indiens, wo dieſe Flora das vielge— nannte Gondwana-Land bewohnte) müſſen wir nun noch einige Worte widmen. Dieſe Flora bezeichnet man nach dem Auftreten einer ſehr charakteriſtiſchen, groß-blättrigen Farngruppe als Glossopteris-Flora (oder Gl.-Fazies); die großen, oft fußlangen und noch größeren zungenförmigen, anſcheinend unzerteilten Wedel mit Maſchenadern (Abb. 41) gehören zu den allertypiſchſten foſſilen Pflanzenreſten, die wir kennen. Sie treten in großer Verbreitung in mehreren Arten meiſt an vielen Punkten der Südhemi— ſphäre auf, wie Südamerika, Süd- und Oſtafrika, Indien und Auſtralien (ſ. die Karte S. 65). Nur an wenigen Punkten enthält dieſe Flora Typen unſerer nördlichen Karbon— flora untergeordnet beigemiſcht, wie namentlich in Südamerika, auch in Südafrika. Außer den Gloſſopteriden — zu denen auch die mitteladerloſe, ſonſt Glossopteris-ähn— liche Gangamopteris gehört — treten hier noch eine Anzahl anderer unſerer Karbonflora ebenfalls fremder Reſte auf, wie die kalamitenähnlichen Phyllotheca-Arten u. a. mehr; beſonders bemerkenswert erſcheinen Sphenophyllum-Arten mit ausgezeichneter Blatt- moſaik (ſiehe Abb. 42a), die ſogenannten Trizygien. Dieſe Sphenophyllen erhalten ſich in der Glossopteris-Fazies nebſt den Gloſſopteriden vom „Permo-Karbon“ an bis in die Trias hinein, alſo viel länger als die Sphenophyllen bei uns. Wie ſich gelegentlich nördliche Typen der Glossopteris-Flora beimiſchen, To erſcheinen auch umgekehrt — allerdings bisher ſicher nur am Weißen Meer in Nord— rußland — ausnahmsweiſe Glossopteris-Pflanzen mit unſeren permiſchen Pflanzen gemiſcht; doch ſcheint das ein Ausnahmefall zu ſein. In dieſem Zuſammenhang möge auch das Auftreten einer Karbonflora vom nördlichen Typus bei Tete am Zambeſi erwähnt ſein, das bisher ein pflanzengeographiſches Rätſel bildet. Wahr— ſcheinlich ſind die eigentlichen Glossopteris-Schichten etwas jünger (vom „Permo— karbon“ an beginnend); ſonſt ſind die ſüdlichſten bekannten Punkte mit einer Karbon— flora des nördlichen Typus das ſüdliche Oran (Nordafrika) und die Gegend von Eregli (Heraklea) in Kleinaſien am Schwarzen Meer. Die Verſchiedenheit in der Entwicklung der Permokarbonfloren vom nördlichen 64 Gloſſopteris-Flora; Verbreitung der Karbonflora. und ſüdlichen Typus iſt ihren Urſachen nach unbekannt; jedoch beſteht auch in geo— logiſcher Hinſicht gegenüber der Nordhemiſphäre für die Glossopteéris-Gebiete eine große Abweichung: die Südhalbkugel hat zur Permokarbonzeit eine größere Vereiſung, eine Eiszeit gehabt, die ihre Spuren in Südamerika, Südafrika, Indien und Auſtralien in zweifelloſer Weiſe erkennen läßt.“ Mit dieſer ſteht die Glossopteris-Flora inſofern im Zuſammenhang, als z. B. in Südafrika die Gletſcherablagerungen ſtellenweiſe den Vege— tationsuntergrund der Glossopteris-Vegetation bilden. Wieviel ſpäter nach dem Ver— ſchwinden der Gletſcher jedoch dieſe Vegetation dort gegrünt hat, läßt ſich ſchwer ſagen; aus dem Funde von Wurzeln in den Gletſcher-Moränen dieſer Schichten folgt natür— lich ganz und gar nicht, daß dieſe bald nach der Gletſcherzeit dort erwachſen iſt, da wir auch heute unſere Feldfrüchte uſw. auf Gletſchermoränen anpflanzen, ja auf noch viel älteren Schichten. Das iſt aber jedenfalls ſicher, daß dieſe Glossopteris Vegetation lange nach Verſchwinden des Eiſes dort gewachſen iſt — ſie bildete auch Kohlenlager — denn ſchon das Äußere der großblättrigen Gloſſopteriden, die großen ſonſtigen Farne, die Phyllotheca-Arten, tragen ganz und gar nicht den Charakter einer kümmerlichen Eiszeitflora, ſondern im Gegenteil den einer üppigen, klimatiſch be— günſtigten Flora. Ferner hat man nur an wenigen Stellen — dieſe ſind dafür um ſo intereſſanter — ſichere Zuwachszonen bei den zahlreichen verſteinerten Holzreſten dieſer Flora gefunden, ſo daß wohl ein ähnliches Klima anzunehmen iſt, wie es damals bei uns herrſchte. Von dem Eishauch des Klimas der permokarboniſchen Gletſcher hat dieſe Flora nichts mehr zu koſten bekommen, das iſt zweifellos. Nur in Auſtralien und auf den Falklands-Inſeln, dem neu-entdeckten ſüdlichſten Fundpunkte von Glossopteris- Pflanzen (51° ſüdl. Breite) hat man Jahresringe nachweiſen können, und dieſe Tatſache iſt ſehr intereſſant, da ſie direkt darauf hinzudeuten ſcheint, daß die letzten Nachwehen der Permeiszeit ſtellenweiſe noch auf die ältere Glossopteris-Flora eingewirkt haben. Soviel über die Glossopteris-Flora. Wir werden ſpäter ſehen, daß ſich von der Trias an „die Gegenſätze zwiſchen Nord und Süd allmählich mildern“, beſonders in der Jurazeit, um dann neuerlichen Differenzen, wie fie heute noch beſtehen, Platz zu machen. Die auffallende Konformität unſerer nördlichen Karbonflora in ſich hatten wir ſchon oben hervorgehoben; es gibt Gewächſe, die ebenſo in Europa wie in Amerika auftreten, ja zum Teil ſogar im öſtlichen Aſien (China). Es hat ſich jedoch neuerdings gezeigt, daß man auch hier nicht zu weitgehende Vorſtellungen von der Gleichheit der Flora des produktiven Karbons ſich machen darf, beſonders im mittleren produktiven Karbon, d. h. gerade in den für uns wegen ihres Kohlenreichtums wichtigſten Schichten der Steinkohlenformation. Wir können Einzelheiten in dieſer intereſſanten Frage hier nicht geben, beſonders da die Unterſuchungen in dieſer Beziehung noch in den erſten Anfängen ſtecken. Doch mag hier wenigſtens einiges Allgemeine Platz finden. Binnenreviere (S. 61), wie das Saarbecken, die Zwickauer, die böhmiſchen Becken, zeigen eine ganze Reihe ihnen eigentümlicher Pflanzentypen, aber auch andere Reviere verhalten ſich ähnlich. Die paraliſchen, meeresnahen zeigen eine Reihe ge⸗ meinſamer Züge in der Flora, ferner weiſen von den europäischen die weſtlichen manche Auch auf der Nordhemiſphäre nehmen einige Forſcher eine permiſche Eiszeit an, doch iſt das bis auf weiteres ſehr zweifelhaft. Verbreitung der Karbonflora. 65 Gegenſätze zu den öſtlichen uſw. auf. Sehr im argen liegt noch der Vergleich der nord— amerikaniſchen Karbonflora mit der europäiſchen; er enthält noch ſehr viele dunkle Punkte. Gewiſſe Horizonte beherbergen eine in manchen Zügen der gleichzeitigen euro— päiſchen durchaus entſprechende Flora. Nach alledem iſt — was früher für widerſinnig gehalten worden wäre — Pflanzengeographie im Karbon doch möglich, und dieſe wird eine der wichtigeren Aufgaben der Erforſchung der Steinkohlenflora für die nächſte Zeit ſein; ſie wird mit der weiteren Vertiefung der Kenntnis der einzelnen, zum Teil ſehr ſchwierig feſtzuſtellenden Arten der Karbonflora an Bedeutung gewinnen. EB . Carbon- u permflora vom europäischen Typus, . == 2.6lossopteris Flora. J Gemisch von beiden Typen im perm (R) 4.Gebiet mit wahrscheinlich vorwiegend Typus I untergeordnet Typus 2 flons⸗ tische Verhältnisse noch weniger geklärt. Abb. 55. Karte zur Darftellung der Verbreitung der Karbon- und Permfloren vom europäiſchen und vom Gloſſopteris-Typus. Das Leben der Pflanze. VI. 5 66 B. Das Meſozoikum der Pflanzenwelt. Ch im Rotliegenden, der auf die Steinkohlenformation folgenden Periode, wo zahlreiche vulkaniſche Ausbrüche in dem varrisziſch-armorikaniſchen Ge— birge die vorangegangene Gebirgsbildung abſchloſſen, wo gleichzeitig der größte Teil der erſt aufgerichteten Gebirgszüge wieder abgetragen wurde, machten ſich mehr und mehr Veränderungen in der Zuſammenſetzung der Pflanzendecke bemerkbar, die die kommenden Verhältniſſe vorbereiteten. Wir ſehen, wie im Rotliegenden die Maſſe der Lepidophyten (Lepidodendren, Sigillarien, Bothrodendren) allgemach ausſtarb und nur noch in einigen wenigen Vertretern einen verzweifelten Kampf mit den neuen Verhältniſſen führte; ferner, wie auf der anderen Seite Gewächſe aus der Koniferen— gruppe (die Walchien) auftauchten, die — im Gegenſatz zu den karboniſchen Gymno— ſpermen, beſonders den Cordaiten — heutigen Koniferen habituell und auch ſonſt ver— gleichsweiſe ähnlich zu nennen ſind. Wir ſehen ſchließlich noch andere Angehörige dieſer Gewächsgruppe in einzelnen, ſehr zerſtreuten Vorläufern auftreten, die erſt in der fol— genden Periode, dem ſalzreichen Zechſtein, und noch ſpäter ihre Hauptentwicklung haben. Die Pflanzenreſte, die aus der älteſten Periode des pflanzlichen Meſozoikums aufbewahrt ſind, ſind nicht zahlreich, und doch laſſen ſie bei ihrer Spärlichkeit in un— zweideutiger Weiſe die prinzielle Verſchiebung der Verhältniſſe bereits erkennen, die ſich im Gegenſatz zum Paläozoikum geltend macht. Die Koniferen oder Gymnoſpermen überhaupt bilden bereits einen überwiegenden Prozent— ſatz der Flora, ſo daß ihre Vorherrſchaft bereits im Zech— ſtein unbeſtritten iſt, und man daher von hier ab das pflanzliche Meſozoikum, die mittlere Erdperiode des Pflanzenreichs, rechnen muß. Größtenteils beſteht der Zechſtein aus marinen Bildungen (wie ſchon die mäch— tigen Salzlager ahnen laſſen), in denen ſich keine Land— pflanzen finden; in Deutſchland iſt es der Kupferſchiefer, — jener ſtark bituminöſe, kalkhaltige, ſchwarze „Schiefer“, der wegen ſeines ſchwachen Kupfergehaltes den ausge— dehnten Mansfelder Kupferbergbau verurſacht hat, — der als feſtlandnahe Bildung uns auch von der Flora dieſer Periode Kunde gibt. In ganz Mittel- und Nord— Europa ſind es überhaupt ähnliche Schichten, die Pflanzen— reſte beherbergen, wie z. B. die Grödener Schichten in Tirol, die ebenfalls kupferhaltigen Schichten im Ural u. a. En Für uns genügt es, einige Pflanzen unſeres Kupfer— Lints oben: Uimannla Bronni ſchiefers kennen zu lernen. Die Pteridophyten find nur 2 u ſparſam vertreten; ein letzter Nachläufer der im Rot— dem Kupferſchtefer des Zechſteins. liegenden ſo zahlreichen Kallipteris tritt uns in einem Miniaturfarn entgegen (C. Martinsi); größer ift die ſeltenere Taeniopteris Eckardti; von dieſer Gattung mit den bandförmigen Blät— terntreten nunmehr im Meſozoikum teilweiſe ſehr große Arten oft zahlreich auf, im Zechſtein jedoch noch nicht. Die wenigen, aber intereſſanten Farnreſte treten ſehr zurück Zechſteinflora. 67 gegen die Maſſe der Ulmannien, Koniferen, deren ſyſtematiſche Stellung unſicher iſt. Von den Walchien iſt nichts mehr vorhanden, dagegen haben wir ca. 3 Arten dieſer Ulmannien, die zum Teil kurzſchuppenſörmige, zum Teil länglich-nadelförmige Blät— ter trugen (Abb. 56). Die erſteren (U. Bronni) finden fi, in Kupfererz umge— wandelt, beſonders im Kupferſchiefer von Frankenberg in Heſſen und find unter dem irreführenden Namen „Frankenberger Kornähren“ weit bekannt. Meiſt finden ſich die langblättrigen Zweige häufiger. Von großem Intereſſe iſt ferner das Auf— treten einer Ginkgoazee, einer Baiera, die wir auch ſchon bei der Rotliegendflora erwähnt hatten, wo ſie allerdings noch ſehr ſelten iſt. Dieſe Ginkgoazeenblätter ſind durch ihre fächerig-handförmige Zerteilung ſo charakteriſtiſch, daß ſie kaum mit etwas anderem verwechſelt werden können. Wie viele foſſile Ginkgophyten, weiſen auch die Blätter der Zechſtein-Baiera eine bedeutend ſtärkere Spreitenzerteilung auf als die heutige bekannte Ginkgo biloba, jener eigenartige, ſeiner laubblattartigen Blätter wegen durchaus nicht gymnoſpermenhafte Baum aus dem öſtlichen Aſien. Trotz ihrer charakteriſtiſchen Form ſind die Blätter dieſer Bäume, die erſt im mitt— leren Meſozoikum den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichen, lange verkannt worden, fo z. B. hat fie der eine für Algen („Fucoides digitatus“) gehalten, andere ſahen fie als Farne an („Cyclopteris digitata“), und erſt der bedeutende Paläobotaniker O. Heer, der an oſtaſiatiſchem, juraſſiſchem Material auch die Blütenverhältniſſe kennen lernte, lüftete den Schleier, der über dieſen Blättern lag. Baier a nennt man die meiſt mit größer und ſtärker zerteilten Blättern verſehenen Ginkgophyten, während man die mehr unſerm Ginkgoblatt ähnelnden, weniger differenzierten Blätter zu Ginkgo ſelbſt ſtellt. Bei manchen dieſer Ginkgophyten, wie man mit einem allgemei— neren Ausdruck Nathorſts beſſer ſagt, ging die Spreitenzerteilung bis zur Haarfeinheit („Trichopitys“). An manchen Orten treten noch andere Koniferen zu den hier genannten hinzu, von denen wir aber nur noch als beſonders wichtig die erſte Voltzia— Art erwähnen (V. Liebeana); die Voltzia-Blütezeit fällt erſt etwas ſpäter (Bunt⸗ ſandſtein), doch iſt die eine Art bereits im Zechſtein ſtellenweiſe in ziemlicher Menge vorhanden. Bei den Voltzien iſt die ſyſtematiſche Stellung nicht ſo unſicher wie bei den Ulmannien; ihr Zapfenbau weiſt mit ziemlicher Beſtimmtheit in die Verwandt— ſchaft der Sumpfzypreſſenfamilie, der Taxodieen, mit denen ſie wohl von allen heutigen Forſchern in Verbindung gebracht wird. Dieſe Familie würde danach alſo ſehr alt ſein und im allerälteſten Teil des Meſozoikums der Pflanzenwelt bereits vertreten geweſen ſein. Die Ahnlichkeit mit den Taxodieen beruht in den zahlreichen Samenanlagen auf der Zapfenſchuppe und deren meiſt ſtarker Ausfranſung oder handförmiger Lappung, die beſonders bei der heutigen japaniſchen Konifere Cryptomeria deutlich iſt. Die Voltzia⸗Zapfenſchuppen finden ſich häufig und zwar meiſt einzeln abgefallen, wie die Schuppen des Zapfens unſerer Weißtanne. Ein weiteres Eingehen auf die Zechſteinflora erübrigt ſich hier; viel mehr iſt auch nicht bekannt. Etwas zahlreicher — aber nur lokal häufig — ſind die aus der nun folgenden Buntſandſteinperiode bekannten Pflanzenreſte. Die Seltenheit der Pflanzenreſte hängt auch hier mit der Natur des Geſteins zuſammen. Der Buntſand— ſtein beſteht in Mitteldeutſchland meiſtens aus roten oder bunten Sandſteinen, in ge— wiſſen Horizonten mit Rogenſteineinlagerungen (ſo genannt wegen der kleinen kugel— 68 Buntſandſteinflora. artigen Ausfcheidungen [Oolithe] darin); er wurde früher als Strandbildung aufgefaßt, doch iſt ſeine große Mächtigkeit auffallend. Joh. Walther und andere ihm folgende haben ihn daher als eine Wüſtenbildung, als eine rieſige ehemalige Sandwüſte erklärt. Für beide Fälle iſt die Seltenheit von Pflanzenreſten darin leicht begreiflich. Unter dieſen ſpielen wieder Koniferen die Hauptrolle. Die bekannteſte iſt eine Art der bereits oben genannten Gattung Volt zia (Abb. 57), die wegen ihrer verſchieden langen Nadeln den Namen V. heterophylla führt; man kennt von dieſer Art auch den Zapfen, deſſen lockergeſtellte Schuppen die für heutige, ſpeziell aber für foſſile Taxodieen ſo typiſche Zerſpaltung der Zapfenſchuppen auf— weiſen. Eine andere, durch eigentümlich breite, flache Blätter hervorſtechende Konifere iſt Al- bertia, die dadurch an Arten der lebenden Kauri— fichte (Dammara oder Agathis) erinnert und wohl zu der Araukarienfamilie gehört haben kann, was indes nicht ſicher iſt; Schon die Walchien des Rot— liegenden ſind, wie wir ſahen, mit dieſer uralten, heute ſo fremdartig an— mutenden Gewächsgruppe mindeſtens verwandt. Die Pteridophytenflora dieſer Periode iſt im Ver— hältnis zu der Zahl der Reſte, die überhaupt be— kannt ſind, nicht gerade ärmlich zu nennen. Die Farne ſind teilweiſe recht großlaubig und anſehnlich, wie die neuropterisartigen Neuropteridium- Arten oder der unter dem Namen ö Anomopteris Mougeoti Voltzia heterophylla (rechts 1 ifere des Buntſandſteins e ar rn 7 een ſteins. späteren Meſozoikum finden ſich nicht ſelten Schachtel— halmgewächſe, die ſich gegenüber den heutigen ſchon durch eine beträchtliche Größe auszeichnen. Sie erhalten ſich wie die karboniſchen meiſt in Form von Markſtein— kernen. Man ſah dieſe Reſte früher und auch zum Teil heute noch als wirkliche Schachtelhalme (im heutigen Sinne) an und nannte fie direkt Equisetum, indes iſt das zum Teil etwas voreilig geweſen, wie genauere Unterſuchungen in neuerer Zeit gelehrt haben; der vorſichtigere Name Equisetites iſt daher paſſender. Die Buntſand— ſtein⸗, überhaupt die Equiſetiten der Trias find phylogenetiſch ſehr intereſſant, da fie Equijetiten. 69 manche Eigenschaften beſitzen, die in gewiſſer Weiſe zwiſchen den heutigen Schachtel— halmen und den Kalamarien vermitteln. Wir hatten früher geſehen, daß die Blätter der Kalamarien ſich gegenüber den ſcheidig bleibenden der heutigen Equi— ſeten durch vollſtändige Trennung der Blattquirle in einzelne Blätter (Annularia und Asterophyllites) auszeichnen; ein Teil der meſozoiſchen e verhält ſich nun wie die rezenten Equiſeten, ein anderer macht es | ähnlich wie die Kalamiten, bei einem noch anderen tritt zwar auch eine Scheidenzerſchlitzung ein, aber nur in untergeordneterem Grade, indem die ganze Scheide mit Vorliebe in zwei Blatteile ſich ſpaltet, wie Abb. 58 zeigt. Hiervon führt dieſe Pflanze den Namen Schizoneura, d. h. nach den „Nerven“ ſpaltende Pflanze, und wegen des kurioſen Aus— ſehens Sch. paradoxa. Eine ſpezielle Rolle ſpielen dieſe Gewächſe in der Glossopteris-Flora (S. 63), aber auch bei uns waren ſie vertreten. Die Abb. 58. „ „ * * er * Schi 8 d XA. A 8 d Equiſetiten, die durch die vollſtändige Zerſpaltung Bund fan e ach tone der Blattſcheiden in einzelne Blätter ſehr wie Kala— miten anmuten, hat man als Neocalamites bezeichnet; ſie ſind äußerlich den Kala— miten offenbar ziemlich ähnlich geweſen, nur kleiner; ſie bilden das Röhricht auf der meſozoiſchen Vegetationslandſchaft. Ob, wie man bei der Größe vermuten könnte, die Stämme zum Teil nachträgliches Dicken— wachstum beſaßen wie die Kalamiten, iſt ſehr fraglich; da ein Teil der meſozoiſchen Equiſetiten richtige Scheidenblätter haben, wird es bei dieſen wohl nicht der Fall geweſen ſein. Wie die Neokalamiten noch in mancher Hinſicht an die paläo— zoiſchen Kalamiten erinnern, ebenſo iſt es noch mit einem anderen Ge— wächs, das im Buntſandſtein Deutſchlands, auch Frankreichs, ſtellenweiſe vorkommt, der Pleuromeia (Abb. 59). Die unverzweigten, kerzen— geraden Stämme dieſes noch zu den baumförmigen Lepidophyten ge— ſtellten Gewächſes, die an der Spitze die zapfenförmige Blüte tragen, erinnern in vieler Beziehung an die allerdings ſehr viel größeren Lepido— phyten; die Rindenſkulptur ähnelt der der Subſigillarien (leiodermen Sigillarien, deswegen auch zuerſt als Sigillaria angeſehen), die vier— lappige Wurzel erinnert an die Stigmarien. Man hat in dieſer Vier— 5 2 lappigkeit auch eine Ahnlichkeit mit dem vierlappigen Stämmchen un— Abb. 59. ſeres Brachſenkrauts (Isoötes) ſehen wollen, und glaubte neuerdings auch 5 den Beſitz zweierlei Sporen (wie auch z. B. Isoötes hat) bei Pleuromeia Aus dem annehmen zu können, doch iſt die nähere Verwandtſchaft dieſes ſonder— (ach patente) baren Gewächſes in Wirklichkeit wohl ziemlich unklar. Auf jeden Fall aber bietet die Pflanze als letzter Nachläufer der großen paläozoiſchen Lepidophyten ein großes Intereſſe. Spärlich ſind im Buntſandſtein die Reſte der ſonſt im Meſozoikum ſo häufigen, vorn nicht genannten Gymnoſpermengruppe der Zykadophyten, der Palmfarngewächſe, 70 Muſchelkalkflora; Keuperflora. die wir daher ſpäter behandeln werden; die Spärlichkeit liegt aber wohl nur an den ungünſtigen Vegetationsbedingungen, die der Buntſandſteinboden und deſſen Nähe dieſen Gewächſen bot; ſie treten ja ſchon in den erſten Spuren am Schluß des Paläo— zoikums auf und müſſen daher während dieſer Zeit umſomehr vorhanden geweſen ſein, als ſie bald darauf in der oberen Trias und im Jura zu größter Menge und Mannig— faltigkeit ſich entwickeln. Gehen wir in der Entwickelung der Erdgeſchichte einen Schritt weiter, in die Schichten des Muſchelkalkes, ſo kommen wir damit in eine für die Frage der Entwicke— lung der Pflanzenwelt ſehr unfruchtbare Periode, indem ſich hier, da es ſich um aus— ſchließlich marine Schichten handelt, Pflanzenreſte fo gut wie gar nicht finden. Nur höchſt ſeltene Einſchwemmſel von Koniferenzweigen, von Farnſtämmen (Knorripteris) geben uns dürftige Kunde von dem Pflanzenleben dieſer ſehr ausgedehnten Periode. In den entſprechenden Schichten der Alpen, wo die Trias in einer von der gewöhn— lichen ſehr abweichenden Schichtenausbildung auftritt, beginnt dagegen nunmehr eine Gruppe von Algen eine hervorragende Rolle zu ſpielen, die bereits früher erwähnten Daſykladazeen, die ſchon ihre Vorläufer im Silur hatten; ſie treten in ſolcher Maſſe auf, daß ſie beſonders in der oberen alpinen Trias, die unſerm Keuper entſpricht, mäch— tige Schichten zuſammenſetzen und als Geſteinsbildner eine große Rolle ſpielen (Abb. 60). . Sehr reich und mannigfaltig iſt die Diploporenkalt, ganz erfüllt von den Diploporenffeletten. Vegetation, die die Pflanzendecke der nun Rechts: Einzelnes Indioiduum von innen. f Obere Trias der Alpen. (Nach Schtmper.) folgenden Keuperſchichten zuſammengeſetzt hat. Ganz ſpeziell gilt dies von der Pflan- zenwelt des oberen Keupers, der rätiſchen Formation, an die ſich nach oben unmittel— bar der untere (ſchwarze) Jura anſchließt; unſere Kenntniſſe von dieſer teilweiſe ſehr eigenartigen und fremdartigen Pflanzenwelt ſind recht bedeutend. Berühmte Fundpunkte für dieſe Reſte ſind der fränkiſche Jura bei Bayreuth, Erlangen und weitere Umgebung, ferner das ſüdliche Schweden. Über beide Vorkommniſſe beſitzen wir ausführliche Bearbeitungen; über den deutſchen Rät von A. Schenk, über den ſchwediſchen von A. G. Nathorſt. Schließlich ſind auch die Reſte aus den analogen Schichten der Südhemiſphäre, der Glossopteris-Fazies, den ſogenannten oberen Gon— dwana-Schichten ſehr reichlich, fo daß wir über die Verbreitung der rätiſchen Pflanzen faſt ſo gut orientiert ſind wie über die der karboniſchen. Die Vegetationsbedingungen müſſen ſtellenweiſe, namentlich im öſtlichen Aſien, für die Flora ausgezeichnete geweſen ſein. Denn es iſt — in Europa nur unbedeutend, um ſo großartiger dagegen in Oſtaſien — zur Bildung ausgedehnter und mächtiger Steinkohlenflöze gekommen, zu denen übrigens auch ein Teil der chineſiſchen gehört, fo daß für dieſen Teil der Erde die rätiſch-liaſſiſche Periode eine Steinkohlenzeit darſtellt. Nicht viel ſpäter finden wir auch in Europa im unteren Jura Steinkohlenlager, und zwar namentlich in Süd-Ungarn (auch in Nieder- öfterreich), wo wir eine ganze Anzahl von abbaufähigen Lias⸗Steinkohlenflözen haben, an der bekannteſten Stelle bei Fünfkirchen ca. 100 Flöze mit ſehr bedeutendem Berg— * Pteridophyten. 71 bau; lokal, wie bei Lunz in Niederöſterreich treten auch ſchon im eigentlichen Keuper kleine Kohlenlager auf mit zahlreichen Pflanzenreſten. Die eigentliche Keuperflora unter— ſcheidet ſich von der rätiſchen nicht gar zu ſehr, ſo daß wir beide im Zuſammenhang behandeln; noch größer iſt die Übereinſtimmung der rätiſchen mit der unter⸗liaſſiſchen, ſo daß es auf Grund der Flora oft unmöglich iſt, zu ſagen, ob man die betreffenden Schich— ten als rätiſche oder liaſſiſche anſehen ſoll. Man findet daher ſehr häufig die Schichten als rätiſch⸗liaſſiſche bezeichnet oder als Grenzſchichten des Juras und Keupers uſw. Werfen wir zunächſt einen Blick auf die Pteridophytenflora, die in großer Mannig— faltigkeit vertreten iſt. Reichlich ſind ähnlich wie im Paläozoikum Farne aus der Gruppe der Marattiazeen mit den verwachſenen Sporangien vertreten, die allerdings nur ſeltener ſo erhalten ſind, daß weitgehende Einzelheiten ſicht— i bar ſind. Außerlich ſind dieſe Farne zum Teil karboniſchen Pekopteriden zum Verwechſeln ähnlich (Pecopteris Me— riani). Einige Forſcher ſind ſogar der Meinung, daß ge— wiſſe Farne des Räts zu der heute noch lebenden Gattung Marattia ſelbſt gehört haben (Taeniopteris bzw. Ma- rattia Muensteri). Dieſe Formen enthalten die mit den lebenden Danaea-Arten, ebenfalls Marattiazeen, in Par— allele geſtellten Reſte, ſpeziell die Taeniopteris- und Danae- opsis-Arten, von denen die erſteren, wie ſchon früher erwähnt, N im Meſozoikum, die letzeren im eigentlichen Keuper ſehr gewöhnlich ſind. Eigentümlich ſind die vom Rät bis zum mittleren Jura häufigen Thinnfeldia-Arten (Abb. 61), die auch auf der Südhemiſphäre, in anderen Typen wie bei uns, eine große Rolle in der Flora ſpielten. Die intereſſanteſten Reſte unter den Farnen des Keu— Abb. 61. pers, deſſen letzte Ausläufer im Wealden, am Ende des pflanz— Thinnfeldia-Blatt. lichen Meſozoikums, ſich finden, ſind zweifellos diejenigen, Aus dem Rät⸗Lias von Franken. 2 (Nach Schimper.) die in die Verwandſchaft der heute faſt ausgeſtorbenen, nur in einigen Arten im malayiſchen Archipel noch vertretenen Familie der Matoniazeen gehören, von einigen ſogar direkt zu dieſer Familie geſtellt werden. Es ſind ſowohl durch ihr Außeres wie zum Teil durch die Aderung außerordentlich auffallende Ge— wächſe. Einen beſonders charakteriſtiſchen Vertreter dieſer Gruppe ſehen wir auf unſerem Vegetationsbild des Meſozoikums nach den Angaben A. G. Nathorſts rekon— ſtruiert: ein IyraartigesDietyophyllum. Der ſonderbare Habitus, den dieſe Pflanzen bieten, kommt in mehr oder minder analoger Weiſe bei den übrigen Gewächſen dieſer Gruppe zum Ausdruck; die „fußförmige“ Verzweigung, wie der Botaniker ſie nennt, findet ſich an rezenten Pflanzen z. B. bei der Nießwurz (Helleborus). Der oben ge— nannte Name Dictyophyllum ſtammt her von dxtuov Netz und pbονο Blatt, und den Namen Netzblatt tragen dieſe Pflanzen mit vollem Recht, denn ihre Aderung iſt netz— förmig, eine Maſchenaderung. Wir hatten bereits im mittleren produktiven Karbon in Lonchopteris und Linopteris, dann ſpäter in Glossopteris Gewächſe kennen ge— lernt, die Maſchenaderung beſitzen, und zwar die einfachſte Form dieſer, die ſogenannte einfache Maſchenaderung. Die Dictyophyllum-Arten und Verwandte ſtellen in der 72 Farne. Blattaderung jedoch einen komplizierteren Typus dar, den wir früher ſchon (S. 31) als Doppelmaſchenaderung bezeichnet haben, inſofern kleinere, feinaderigere Maſchen noch innerhalb größerer auftreten. Dieſe Pflanzen haben damit im Prinzip den Aderungstypus unſerer hochentwickelten Dikotyledonen erreicht, und es iſt eine gewiſſe Ahnlichkeit mit ſolchen Laubblättern nicht zu beſtreiten, ſo daß ein ſolcher Reſt einmal für ein Platanenblatt angeſehen worden iſt. Daß es ſich jedoch um Farne handelt, daran iſt infolge der die Unterſeite oft bedeckenden Sporangienhäufchen gar kein Zweifel. Die verbreitetſten, hierher gehörigen Gattungen, die zum Ken‘ Teil ſchon vom Keuper an exiſtieren, / N * Abb. 62. Abb. 63. Dietyophyllum- (Thaumatopteris-) Blattſtück Sagenopteris rhoifolia. aus dem Rät⸗Lias von Franken. (Nach Schimper.) Aus dem Rät⸗Lias von Franken. (Nach Schenk.) im Rät ſehr häufig angetroffen werden und über die ganze Erde zerſtreut ſind, merk— würdigerweiſe aber in Indien fehlen, find das obengenannte Di ectyophyllum (Abb. 62) und die nahe verwandte Clathropteris; in die Nähe dieſer gehören auch die Lacco- pteris-Arten (Abb. 68, S. 82). ö Zu dieſen Gewächſen treten dann noch andere Farne von Sphenopteris- und Pecopteris- Charakter, ſowie beſonders in Nordamerika, aber auch im Lunzer Keuper neuerdings gefundene Lonchopteris-artige Farne, auf die einzugehen hier zu weit führen würde, unter denen beſonders Pekopteriden mit großen dreieckigen Blättern hervorragen (Cladophlebis). Einen kurzen Blick müſſen wir jedoch noch auf die anderen Pteridophyten dieſer Periode werfen. Die Schachtelhalmgewächſe, die wie gewöhnlich beſonders gern im Sandſtein auftreten, weshalb der häufigſte Keuper— Gothan, Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt Benneififaceen xp a OÖ Aß D A Ro Ye — N 4 Kr fe A, CH * De N AT OD NX — ON =D Ar A as. 3 2 * & 8 Q io TER Fr 0 * ID c N 5 * 25 Au VE ı DE — — Naa \ \ 1 0 . NW \ A INN I 5 1 1 1 1 1 AN SER er 4 N) u Wr elandiella angustifolia]p : ! NAIL e Cyeadeoidea illiamsonia pecten oager England Phill. Untere Kreide Nord:Amerika 1. Wielandiella, einer der älteſten Typen der Gruppe. Rekonſtruktion nach Nathorſt; rechts oben Frucht mit Hüllblättern, darunter männliches Stadium mit den zu einem „Kragen“ verwachſenen Pollenkammern; links unten zwei Po llenkörner. — 2. Benettites, weibliche Blüte (Längsſchnitt), die langgeſtielten Samen mit den dazwiſchen ſitzenden, keulig verdickten Hochblättern. — 3. Williamsonia. Links im Zentrum der Blütenhülle die weibliche Blüte bloß⸗ gelegt; rechts oben Blatt dazu, unten Pollenkörner aus den Pollenſäcken an der Spitze der „Blüten “blätter. Blüten getrennt geſchlechtig. — 4. Cycadeoidea, jüngerer Typ der Gruppe. Anten junge noch eingerollte Blüte; oben männliches Stadium der Blüte mit zwei entwickelten Pollenträgern (von farnartigem Außeren); der weibliche Teil im Zentrum iſt noch nicht reif. Nach einer nach Wieland, Nathorſt, Potonis gezeichneten Vorleſungstafel Les im Palaeobot. J STUTTGART nſtitut der Bergakademie, Berlin Mn Mooſe. 73 Equisetites E. arenaceus (arena der Sand) heißt, unterſcheiden ſich nicht weſentlich von denen des Buntſandſteins, die wir ſchon oben beſprochen hatten. Auf das Neokala— mitenröhricht der Rätvegetationslandſchaft hatten wir ſchon oben hingewieſen; es zeigt zugleich, daß dieſe Gewächſe für die Phyſiognomie der Waſſerflora dieſer Periode wie überhaupt des Meſozoikums tonangebend geweſen ſein müſſen. Außer den Neokala— miten gab es auch anſcheinend ganz unverzweigte, zum Teil kleine, zum Teil ſehr große Equiſetiten, die wohl zur heute noch lebenden Equisetum-Gattung gehört haben mögen. Sehr eigentümlich ſind die maſchig geaderten Sagenopteris-Reſte (Abb. 63), aus einem Stiel mit 4 oben daran ſitzenden Blättern beſtehend und dadurch an die in der Tracht ähnlichen, lebenden Marſilien erinnernd, die zu den ſchon mehrfach erwähn— ten Waſſerfarnen (Hydropterideen) gehören. Man hat Sagenopteris mit dieſer Familie in Verbindung gebracht, doch iſt das noch recht unſicher, da die Sporangienverhältniſſe dieſes „foſſilen Farnkleeblatts“, wenn man Sagenopteris ſo nennen darf, unbekannt ſind. Dennoch iſt die Annahme der Exiſtenz von Hydropterideen in dieſer Periode nicht unwahrſcheinlich wie ſich aus andren, im Schonenſchen Rät gefundenen Foſſilien ergiebt (Hydropterangium). Bevor wir zu den höher organiſierten Pflanzen dieſer Periode, den die Flora beherrſchenden Gymnoſpermen übergehen, ſei noch ein höchſt intereſſanter Fund be— ſprochen, der uns zu einer Klaſſe von Gewächſen führt, die wir bisher noch gar nicht erwähnt haben: den Mooſen. Die Mooſe bieten dem Syſtematiker große Schwierig— keiten, inſofern ihre Anſchlußlinien an andere Gruppen des Gewächsreiches ziemlich dunkel ſind. Die Mooſe ſind ja ein überaus charakteriſtiſcher und ſcharf umgrenzter Teil des Pflanzenreiches. In der Organiſation ſtehen ſie noch tiefer als die Pterido— phyten, und man ſollte erwarten, daß ſie bereits in einem Zeitalter vorhanden geweſen wären, wo die Pteridophyten, die doch viel höher ſtehen als jene, das Szepter führten. Das iſt jedoch nicht der Fall geweſen; im Paläozoikum kennen wir keine Moosreſte. Zwar hat man geglaubt, äußerlich moosähnliche Pflanzenfoſſilien älterer Perioden als Mooſe anſprechen zu dürfen, wie z. B. Muscites polytrichaceus (wegen der Ahnlichkeit mit den Polytrichum-Mooſen ſo genannt) aus dem Karbon, doch iſt das, da man nur die ſterilen Zweige, nicht aber die Mooskapſeln und dergl. kennt, bei der Iſoliertheit des Fundes ſehr unwahrſcheinlich. Die Mooſe ſind bekanntlich faſt aus— nahmslos geſellig, in Menge bei einander vorkommende Pflanzen, und es wäre ganz unverſtändlich, bei der Fülle der erhaltenen Steinkohlenpflanzen, wenn ſich von den etwaigen Mooſen dieſer Perioden nicht eine größere Anzahl erhalten hätte; in den folgenden Perioden zeigt ſich ebenfalls nichts Moosähnliches. Beachtenswert iſt jedoch ein Fund im Keuper Galiziens, den Raciborski als ein Lebermoos (Palaeohe- patica, d. h. altes Lebermoos) angeſprochen hat, und der auch recht wohl ein ſolches geweſen ſein kann. Die Lebermooſe ſind nach den Lehren der Syſtematiker die niedrigſt organiſierten Moospflanzen, und ihr Auftreten iſt daher wohl in einer früheren Zeit anzunehmen als das der Laubmooſe; dieſetreten aber eigentlich erſt inder Tertiärforma— tion auf, alſo weit ſpäter als das angebliche Karbonlaubmoos, von dem die Lebermooſe durch eine undenklich lange Zeit getrennt ſind, in deren Ablagerungen man doch — wenn die Mooſe wirklich ſo alt wären — auch hier und da Moosreſte entdecken müßte. Dieſes ſehr eigentümliche Verhalten der Mooſe muß man ſich bei den Verſuchen, Ver— 74 Gymnoſpermen. wandſchaftslinien dieſer mit anderen „Kryptogamen“ zu konſtruieren, zunächſt vor Augen halten; es zeigt z. B. deutlich, daß der Verſuch, die Farne von den Mooſen herzuleiten, wie auch geäußert worden iſt, widerſinnig iſt, da die Farne ganz zweifel— los älter als die Mooſe ſind. Es ſcheint eher, als ob die Mooſe ſich an gewiſſe Algen anſchließen und etwa im Meſozoikum die Grundzüge der Entwicklung dieſes ſo iſolierten Teils des Gewächsreiches zur Ausbildung gelangten, ſo daß uns im Tertiär z. B. im Bernſtein bereits den heutigen völlig analoge Formen entgegentreten. Obwohl in einer ziemlichen Formenfülle in der Keuper- und Rätflora vertreten, ſpielten die Farne, Equiſetiten uſw. doch nur eine akzeſſoriſche Rolle in der Pflanzen— decke. Die Herrſcherrolle, die ihre karboniſchen, baumhaften Vorfahren innehatten, haben ſie an höher organiſierte Gewächſe abtreten müſſen, an die nacktſamigen Ge— wächſe, die zum großen Teil — wie mächtige, verkieſelte Stämme beweiſen, die ſich ſtellenweiſe erhal— ten haben — hohe und große Bäume wie auch mehr ſtrauchiger Natur =: waren. Die Farn⸗ 00 7575 A flora ſcheint im e 00 N A) m). Men % = weſentlichen etwa u Au N wie bei uns heute Ai x Bodenflora oder Unterholz ge— weſen zu ſein, wie dies auch auf dem Vegetationsbild zum Ausdruck kommt. Wir müſſen nun dieſe Gymno— ſpermen etwas näher kennen ler— nen. Bei der Fülle 5 dieſer Gewächſe iſt Cycas- Bäume. (Nach Lindemann.) es natürlich im Rahmen dieſer Darſtellung eine glatte Unmöglichkeit, auch nur den größeren Teil davon zu erwähnen; wir werden uns auf eine Auswahl beſchränken, die aber vollkommen genügt, um einen generellen Einblick in die Eigenart dieſer Gewächswelt zu erlangen. Schon mehrmals haben wir die ſogenannten Palmfarne (Zykadeen) erwähnt, dieſe eigenartigen Gymnoſpermen von äußerlich palmenartigem Habitus, mit den durch die Einrollung im Jugendzuſtand farnartig anmutenden Blättern. Eine Vorſtellung von dem Ausſehen der heutigen, bei uns nicht vorkommenden, ſondern in den Tropen und Subtropen beheimateten Gewächſe gibt Abb. 64, die Zykadeen. 75 einen Beſtand von Cycas-Arten darſtellt. Bei andern Zykadeen bleibt der Stamm kürzer, z. T. knollenförmig; die Blätter tragen aber alle einen ähnlichen Charakter; es find lederige, längsaderige, einmal gefiederte Wedel, nur bei einer Gattung Bowenia kommen weiter differenzierte (zweimal gefiederte) Blätter vor. Zum Teil machen dieſe Pflanzen, deren Stamm übrigens nachträgliches Dickenwachstum beſitzt, einen recht farnhaften Eindruck, jo daß man manche lange für Farne gehalten hat, bis man in der Art der fertilen Organe die wahre Natur erkannte (Stangeria paradoxa). Dieſe befinden ſich (Abb. 64) am Gipfel des Baumes und haben Blattform, häufiger aber Zapfenform. Die männlichen beſtehen bei Cycas aus kürzeren Blättern, die auf der einen Seite mit einer Unmenge von Pollenſäcken (Staubbeuteln) bedeckt ſind. Männliche und weibliche Organe befinden ſich auf verſchiedenen Pflanzen. Wie die foſſilen Reſte beweiſen, hat ein Teil der meſozoiſchen Zykadeen im Prinzip die Eigentümlichkeiten der lebenden geteilt. Es finden ſich ſowohl Zapfen wie auch einzelne ſamentragende Blätter, die im ganzen den der heutigen Zykadeen durchaus aus entſprechen, und ſolche treten auch ſchon im Rät auf. Dieſe Funde gehören indes zu den großen Seltenheiten; in den weitaus meiſten Fällen finden wir die bloßen Blattreſte dieſer Gewächſe, und man hat bei dieſen eine ähnliche Klaſſifikation vorgenommen wie bei den Farnreſten. Wir hatten ſolche Zykadeenblätter ſchon im Rotliegenden (und ſogar ſchon im oberſten Karbon) kennen gelernt; hier handelte es ſich mit wenigen Ausnahmen um Arten des Ptero- phyllum-Typus (von recsy I pteron] Flügel) (Abb. 65), mit, wenn man ſo ſagen darf, pekopteridiſchen (S. 47), einfach längsaderigen, meiſt ſtumpfen Blättern. Dieſe Pterophyllen ſind die vorherr— ſchenden Vertreter der Zykadeen bis zu unſerer Rätflora, von wo ab eine ganze Reihe anderer Wedelformen hinzutritt, die Zeugnis davon ablegen, daß dieſe Gewächſe nunmehr nicht nur zu großer Individuen-, ſondern auch Formenfülle ſich zu entwickeln begonnen haben. Wir können dieſe nicht alle erwähnen; wir nennen die Otozamiten, mit eigentümlich-neuropteridiſchen, ſich zum Teil 2 . 77 2 7 fi . Abb. 65. deckenden Blättern; an dieſe ſich anſchließend den ſehr eigenartigen, preropnyiium-Blatt weil mit Maſchenadern verſehenen Dietyozamites (öxtvov Netz und aus dem Keumer, Lamia eine lebende Zykadee), der ſowohl im europäiſchen ät ( Vekente⸗ und Jura wie in der Glossopteris-Fazies vorhanden iſt; ferner die länglich-lanzett— lichen Podozamiten, deren ſyſtematiſche Stellung noch unſicher iſt, die eigentlichen Zamiten mit lang zungenförmigen, ſpitzen Blättchen, und die Anomozamiten, an kurzblättrige, gedrungene Pterophyllen erinnernd. Dieſe bringen uns auf eine andere Gruppe mit etwas unſicheren Beziehungen, die (Abb. 66) öfter an Taeniopteris-Blätter erinnernden Nilſſonien, die mehr oder weniger, oft ſehr unregelmäßig in einzelne Blätt— chen zerreißen, wie etwa Bananenblätter, wie dies auch oft die Taeniopteris-Blätter tun. Sie machen äußerlich ſehr farnartigen Eindruck, und bieten der Blattform nach Über— gänge zu den obengenannten Pterophyllen. Die Blüten ſtanden zum Teil ſchopfartig zuſammen und umhüllten, wie Nathorſt zeigte, die ſamentragenden Organe. Ob es ſich bei den Nilſſonien um Verwandte der Zykadeen handelt, iſt nicht ſicher. 76 Zykadophyten. Werfen wir einen Blick auf unſere Rätlandſchaft, ſo ſehen wir links ein ſonder— bar verzweigtes Gewächs mit Blattſchöpfen, wie wir oben andeuteten, die indeſſen den Anomozamitestypus zeigen. Schon an dem Habitus dieſes Gewächſes, das ſeine Beziehung zu den Zykadeen unter anderem durch die Blätter, die in der Jugend ein— gerollt ſind, zur Schau trägt, erkennen wir, daß manche von den früheren „Zykadeen“ doch ganz anders ausſahen als unſere heutigen Zykadeen, und noch mehr kommt uns dies zum Bewußtſein, wenn wir die Blüten dieſer Pflanze — Wielandiella nannte Nathorſt ſie nach dem amerikaniſchen Gelehrten Wieland (vgl. Taf. Bennettitazeen, Fig. 1) — in Augenſchein nehmen; durch die Unterſuchungen Nathorſts, der auch die Rekonſtruktion der ganzen Pflanze gegeben hat, ſind wir hierzu in der Lage. Wir finden zunächſt einen kleinen Hochblätterſchopf, und wenn wir in dieſen hineinſchauen, ſo fällt unſer Blick auf ein keulenförmiges Organ, an dem die Frucht ſaß (auch dieſe kennen wir unter dem Namen Bennettites (Taf. Benn., Fig. 2); am Grunde des kurzen, die Frucht tragenden Stiels ſitzt ein Ring, der aus lauter einzelnen Pollenkammern beſteht, in denen man auch Pollen— körner nachgewieſen hat. Wir haben alſo hier im Prinzip den Bau der Blüte unſerer höchſtentwickelten Pflanzen, der An— gioſpermen, wenn wir die Hochblätter mit Blütenblättern ver— gleichen. Ebenſo auffällig iſt dieſe Analogie bei anderen Ge— wächſen dieſer Gruppe, die man als Bennettitazeen bezeichnet, den Williamſonien. Hier ſaß eine ſternförmige Blütenhülle um die Frucht herum, und die „Blütenblätter“ der männlichen Blüten trugen an den Spitzen Pollenſäcke (Taf. Benn., Fig. 3). SH Die Bennettiteen-Früchte verraten ſich auch bei fohliger Abb. 66. Erhaltung durch die eigentümlich kleingefelderte Oberfläche. Nilssonia polymorpha. Man kennt ſie aber auch echt verſteinert; fie zeigen ſich hier Aus dem Rät Frankens. 5 ' . (Nach Schtmper.) zuſammengeſetzt aus vielen mehr oder weniger langgeſtielten, an einer kurzen Achſe ſitzenden Samenanlagen, die von vorne keulig verdickten Hochblättern eng eingeſchloſſen werden, ſo daß die Samen beinahe gar nicht „nackt“ find (Taf. Benn., Fig. 2). Sie erinnern entfernt an die Früchte der Ranunkulazeen, Magnoliazeen und anderer Gewächſe der Polycarpicae- („Biel- früchtler“) Reihe der Dikotyledonen, was beſonders inſofern intereſſant iſt, als Hallier in dieſen Gewächſen aus anderen Gründen die älteſten Dikotyledonen ſieht. Die eigentlichen Bennettites-Reſte treten erſt im Wealden auf, wo fie auch wieder ausſterben; wir werden dort noch einmal auf ſie zurückkommen. Auf jeden Fall aber erkennen wir ſchon jetzt, daß man dieſe von den heutigen Zyka— deen jo ſehr verſchiedenen und übrigens im Meſozoikum ihrerfeits wieder in mannigfachen Typen auftretenden Gewächſe nichteinfach ebenfalls, Zykadeen“ nennen kannzwirwerden daher mit Nathorſt den umfaſſenderen Namen Zykadophyten anwenden, zu denen ſowohl die eigentlichen Zykadeen wie auch die eben berührten Bennettiteen gehören. Die Nilſſonien, die möglicherweiſe auch hierher gehören, laſſen ſich bis in die ungeheuer viel ſpätere Tertiärzeit verfolgen, da ſich eine Art im Tertiär der Inſel 22 N N NL — he N N N \ \Y 2 CXC ˙ ⁵ . ——— m Team nn N V j — N N N N V N N NW WV. Ginkgophyten. 7 Sachalin findet, zuſammen mit heute noch lebenden Arten oder deren allernächſten Verwandten. Dies Verhältnis erinnert außerordentlich an die Reſte einer anderen Gymnoſpermengruppe des Meſozoikums, die wir auch ſchon früher erwähnt haben, der Ginkgophyten, deren letzter Nachkomme ſich heute noch in Oſtaſien, angeblich auch wild findet: Ginkgo biloba. Dies hat Nathorſt zu der Vermutung Anlaß gegeben, daß es nicht ganz ausgeſchloſſen iſt, Nilssonia noch lebend im öſtlichen China anzu— treffen, wo noch botaniſch ſo manches zu entdecken iſt. Wir hatten ſchon früher hervorgehoben, daß ſich ein großer Teil der foſſilen Ginkgophyten durch weit ſtärkere Differenzierung der Blattflächen auszeichnet als die lebende Art, die wir ſchon in den älteren Perioden (ſeit dem Rotliegenden, S. 59) unter dem Namen Baiera kennen lernten; fie ſind im Rät ziemlich häufig (3. B. Baier a Muensteriana). Man kennt auch Blüten dieſer foſſilen Gewächſe, die die Zugehörig— keit zu den Ginkgogewächſen zweifellos dartun. Erſt ſpäter (im Jura) treten weniger ſtark zerteilte Blätter auf, die man direkt als Ginkgo (Abb. 67) bezeichnet. Anderer- ſeits gibt es im Meſozoikum faſt haarförmig fein zerteilte Ginkgophytenblätter (Cze- kanowskia, Trichopitys), und das Blattwerk dieſer Gewächſe muß einen noch duftigeren Eindruck gemacht haben als unſere ſchlanken Ginkgo— zweige. Wie die foſſilen Ginkgophyten ausgeſehen haben, dar— über kann man nur durch Analogieſchlüſſe urteilen. Es werden Bäume oder Sträucher geweſen ſein wie unſer Ginkgo; man kann leider keinen Zuſammenhang zwiſchen den zahlreich be- X kannten foſſilen Holzreſten und Ginkgoazeenblättern konſtru— ieren, wie dies bei undern Gewächſen möglich iſt; wenn alſo auf unſerer Rätlandſchaft die Ginkgophyten als Bäume — wie die lebenden mit den ſchlanken, ausholenden Zweigen — dar— > a N „ „ „ ın O digitat a. geſtellt ſind, ſo beruht dies auf einem allerdings ſehr wahr— A ſcheinlichen Analogieſchluß. Wir ſind mit den Ginkgophyten bereits in die Nähe einer andern Gymnoſpermen— familie gekommen, zu denen man früher die Ginkgo biloba auch ohne Einſchränkung ſtellte, der Taxusfamilie, zu der die eibenartigen Gewächſe, ferner die heute größten— teils auf die Südhemiſphäre beſchränkten Podokarpeen gehören. Auch von dieſen Gewächſen ſcheinen ſchon Verwandte im Rät und ſpäter exiſtiert zu haben (Stachyo— taxus, Palissya u. a.). Spricht ſich in der Fülle der genannten deutlich die Vorherrſchaft der Gymno— ſpermenfamilie aus, ſo wird das nur noch beſtätigt durch die große Zahl der eigent— lichen Koniferen, die in dieſen Perioden im Pflanzenkleid der Erde vertreten waren. Obwohl wir ſchon in der Rotliegendflora nahe Verwandte der Araukarieen in den Walchien kennen gelernt hatten (vielleicht gehören auch die Albertien im Buntſandſtein dahin), fehlt ſelbſt bei den rätiſchen Koniferen noch durchaus der ſchlagende Nachweis, daß Angehörige der Araukarienfamilie im heutigen Sinne vertreten waren, ſolche ſind vielmehr erſt vom mittleren Jura an nachgewieſen. Gleichwohl reicht, wie die Walchien zeigen, die Wurzel dieſer Familie viel weiter zurück als ſelbſt die der Taxodieen, als deren älteſte Vertreter oder Verwandte wir die Voltzien kennen gelernt hatten, von denen auch noch eine Art im Keuper vorkommt. Auch im Rät ſind Verwandte dieſer Familie zu 78 Koniferen. ſpüren, wie z. B. die eigentümliche Cheirolepis, Glyptolepis, Swedenborgia uſw. Mit vielen dieſer Koniferen iſt nur dann etwas Näheres anzufangen, wenn man Zapfenreſte oder Zapfenſchuppen hat, die Aufſchlüſſe über die Verwandtſchaft geben; mit den am häufigſten vorkommenden Laubzweigen iſt meiſt nicht viel zu machen, da ſie an ſich ſowohl zu Taxodieen, zu Araukarieen und zu noch anderen Familien ge— rechnet werden können; man kann mit Schlüſſen auf Grund ſolcher Reſte nicht vor— ſichtig genug ſein. Der Koniferenwald, der im Hintergrunde unſerer Rätlandſchaft ſichtbar iſt, lehnt ſich an den Habitus der lebenden chilenischen Araukarie (Araucaria imbricata) an, und einen ähnlichen Habitus werden ja rätiſche und überhaupt foſſile Koniferen aus dieſer und anderen Familien wohl gehabt haben. Daß es zum Teil große Bäume oder auch Sträucher waren, iſt ſicher, wie mächtige, verkieſelte Stämme beweiſen. Sie weiſen faſt ſämtlich, wie die paläozoiſchen, den Bau des Araukarieenholzes von heute auf, doch iſt keineswegs geſagt, daß es alles Araukarieen waren, vielmehr gehört ein Teil dieſer Stämme zu ganz anderen Familien, die wir zum Teil ſchon genannt haben. Intereſſant iſt, daß die erſten Angehörigen der heute dominierenden Koniferen— familie, der Abietineen, zu denen Kiefer, Fichte, Lärche uſw. gehören, in dieſer Periode, im Rät, ſich zu zeigen beginnen, wenigſtens iſt dies ſehr wahrſcheinlich. Zwar die Gattung Schizolepis (d. h. Spaltſchuppe) mit abietineenähnlichen Zapfenſchuppen und, ähnlich wie bei der Lärche, Zeder, Kiefer, in Kurztrieben ſtehenden Nadeln iſt in der ſyſtematiſchen Stellung ſehr zweifelhaft, dagegen ſpricht für das Vorhandenſein dieſer Familie, daß ſich im ſchwediſchen Rät Reſte von Pinus-ähnlichen Nadeln, Samen und Pollen finden (dieſe ſehr charakteriſtiſch durch zwei Luftſäcke). Im ganzen pflanz— lichen Meſozoikum ſind ſie meiſt noch ſehr ſpärlich vertreten und ſpielen nach neueren Unterſuchungen nur im äußerſten Norden ſchon gegen Ende der Juraformation mit relativ modernen Typen eine hervorragende Rolle in der Vegetation, wie in Spitz— bergen, König-Karls-Land, Franz-Joſefs-Land u. a. Von hier kamen dieſe für die Nordhemiſphäre heute ſo bezeichnenden Bäume nach allen Seiten ausſtrahlend in ſüd— liche Breiten hinunter, ohne jemals den Aquator zu erreichen oder gar zu überſchreiten. Wir haben damit in großen Zügen ein Bild von der im Rät-Lias vertretenen Flora erhalten und zugleich einen prinzipiellen Einblick in die meſozoiſche Flora über— haupt. Bis zum Wealden bietet die Pflanzenwelt, mögen auch viele neue Arten auf— treten, andere ausſterben, generell das gleiche Bild: Vorherrſchen der Gymnoſpermen, daneben mehr oder weniger zahlreiche Pteridophyten, völliges Fehlen der Angio— ſpermen, der heute herrſchenden Pflanzen. Zwar treten z. B. im engliſchen Jura, in der oſtaſiatiſchen Trias, Reſte auf, die in manchem an Dikotylenblätter erinnern, doch ſind es offenbar Farnblätter von ähnlicher Aderung wie die der erwähnten Diktyo— phyllen und die doppelmaſchig-geaderten Farne überhaupt; unter dieſen Reſten iſt der angeblich aus Triasſchichten ſtammende Gigantopterisnicotianaefolia der merk— würdigſte. Laſſen wir den weiteren Gang der Entwicklung der Pflanzenwelt im Meſozoikum an unſeren Augen vorüberziehen. Im Lias ſelbſt, dem unmittelbar auf die Rätſchichten folgenden unterſten Jura, iſt eine nennenswerte Veränderung im Pflanzenkleide der Erde nicht zu bemerken. Die Liasſchichten ſind viel ſeltener pflanzenführend entwickelt als die Rätſchichten; Liasflora; Doggerflora. 79 dies iſt z. B. in Süd-Ungarn der Fall, z. T. in England, und oft iſt man in nicht geringer Verlegenheit, wenn die Aufgabe an einen herantritt, auf Grund der Flora zu beſtimmen, ob man ſchon Lias oder noch Rätſchichten vor ſich hat; vielfach iſt dies eine einfache Unmöglichkeit. Die gleichen Pteridophyten wie im Rät, die Diktyophyllen, Cladophlebis-Arten uſw., Equiſetiten und Neokalamiten, von den Gymnoſpermen die Nilſſonien, Pterophyllen uſw., Baieren, Koniferen mancherlei Art, die uns von der Rätflora geläufig ſind, begegnen uns wieder. Etwas andere Verhältniſſe treten erſt wieder im mittleren oder braunen Jura (Dogger) ein. An vielen Stellen der Erde — bei uns in Deutſchland ſelten — ent— halten die Schichten dieſer Periode zahlreiche und zum Teil ſehr gut erhaltene Pflan— zenreſte, wie z. B. in England (Küſte von Yorkihire), Sibirien und Aſien überhaupt; ſelbſt aus der Antarktis ſind ſolche bekannt (Louis-Philippsland 65“ ſüdl. Breite). Wollen wir dieſe eigentliche Juraflora kurz charakteriſieren, jo können wir dies dadurch, daß wir ſie den Höhepunkt der Entwicklung der Ginkgo-artigen Bäume nennen. Hier iſt es nicht nur mehr die Gattung Baiera, ſondern Blätter von geringerer Größe und minder ſtarker Zerſchlitzung, die man wohl zweifellos mit Recht direkt als Ginkgo be— zeichnet, treten hier in Menge und in verſchiedenen Arten auf, wie Ginkgo digitata u. a. (Abb. 67). Im übrigen begegnen wir auch hier noch vielen der uns ſchon bekannten Typen, den Thinnfeldien, Cladophlebis, Diktyophyllen, Nilſſonien, Podozamiten uſw.; manche Typen aus der unteren Juraflora ſind dagegen ausgeſtorben, wie z. B. Thau— matopteris, wogegen andere neu auftreten, wie z. B. ſtellenweiſe häufig Coniopteris hymenophylloides, ein anſcheinend mit der rezenten Thyrsopteris (heute nur noch in einer Art auf der Inſel Juan Fernandez vorkommend; hierhin gehörende foſſile Farne im Meſozoikum verbreitet!) verwandter Farn, ferner Equiſetiten, die wie z. B. E. columnaris an der Küſte von Porkſhire aufrechtſtehend in einem foſſilen Wurzelboden erhalten ſind, alſo ſo, wie ſie in dem ehemaligen Sandboden gewachſen ſind (autochthon), wo ſie ein Equiſetiten-Röhricht gebildet haben müſſen. Dieſe Equi— ſetiten waren wie viele andere jetzige und foſſile unverzweigt und bloß mit Scheiden— blättern verſehen (im Gegenſatz zu den Kalamiten und Neokalamiten) und waren augenſcheinlich ziemlich große, bis armdicke Gewächſe. Nicht ſelten finden ſich auch die ſogenannten Williamſonien, zu den Zykadophyten gehörig, ſternförmige Blüten, die an der Spitze der Blätter mit Pollenſäcken beſetzt waren, bei den weiblichen im Innern das Bennettites⸗ähnliche — ſie ſind Angehörige dieſer Gruppe — weibliche Organ (Taf. Bennettitazeen, Fig. 3). Vorfahren dieſer Gewächſe, die noch im Weal— den vorkommen, haben wir in den Wielandiellen (Anomozamites) des Räts kennen gelernt; ähnlicher den Williamſonien iſt der ebenfalls ſchon im Rät auftretende Cycadocephalus des ſchwediſchen und die Weltrichia des deutſchen Räts. An Koniferen iſt beſonders zu erwähnen, daß wir aus dem braunen Jura ſichere Angehörige nicht nur der Araukarienfamilie, ſondern ſogar der Gattung Araucaria ſelbſt kennen (Araucaria chinensis aus China); bei der Araukarienähnlichkeit der Walchien im Rotliegenden ſollte man das Auftreten dieſer Familie in den dazwiſchen liegenden Formationen ſchon erwarten, doch iſt der Nachweis bisher nicht erbracht, wie wir ſchon vorhin bemerkten. Aus der oberſten Etage des Juras, dem weißen Jura oder Malm, ſind uns eben— 80 Malmflora. falls Pflanzenreſte erhalten, allerdings ſehr viel ſpärlicher als im braunen Jura; ſolche finden ſich in Deutſchland z. B. im Solenhofener Kalk und im Kimmeridge der Gegend von Hildesheim und an anderen Orten. Heben wir einige beſonders charakteri— ſtiſche Gewächſe dieſer Periode kurz hervor, fo können wir hier beſonders Zamites Feneonis, zu den Zykadophyten gehörig, nennen, der ziemlich weit verbreitet und nicht ſelten, offenbar ein Charaktergewächs dieſer Periode iſt. An Koniferen treten durch beſondere Häufigkeit die in ihrer ſyſtematiſchen Stellung nicht ſicheren Brachyphyllen, wie ſchon der Name jagt (68π¼ᷣs kurz, %%% Blatt) mit kurz-ſchuppenförmigen Blättern hervor, vielleicht teilweiſe zu den Araukarien gehörig; beſonders find es die als Echi- nostrobus Sternbergi aus dem Solenhofener Kalk bekannten Koniferenreſte, die an die in einigen Arten in Tasmanien noch lebend vorkommende Arthotaxis er— innern (daher auch Arthotaxites genannt), die ihrerſeits wie ſo manche Koniferen dieſer Inſel und des auſtraliſchen Florengebiets überhaupt zu den Fremdlingen in der heutigen Flora gehört. Einer beſonderen Erwähnung bedarf die Flora des oberen Juras“ im höchſten Norden, die uns beſonders durch die Unterſuchungen A. G. Nathorſts bekannt geworden iſt, die neuerdings durch anatomiſche Unterſuchungen der foſſilen Holzreſte von dort ſeitens des Verfaſſers in glänzender Weiſe Ergänzung und Beſtätigung gefunden haben. Wir finden nämlich hier die Flora an Arten z. B. ſogar im Verhältnis zu der des mittleren Juras an dengleichen Stellen und beſonders an weiter ſüdlich gelegenen Punkten auffällig arm. Die hier in Betracht kommenden Lokalitäten liegen auf Spitz— bergen (ca. 78° n. Br.), auf König-Karls-Land (desgl.), Franz-Joſefs-Land (80 n. Br.) und der Inſel Kotelny (Neu-Sibirien). Die Zykadophyten ſind hier ſo gut wie gar nicht vorhanden, Araukarieen ſcheinen auch zu fehlen, die, wie wir ſchon mehrfach hervor— hoben, mindeſtens im mittleren Jura ſonſt ſchon vertreten waren. Statt deſſen finden wir ſowohl in Abdrücken wie in Holzreſten eine uns ſehr geläufige und charakteriſtiſche Koniferengruppe in großer Menge vertreten, vielleicht als herrſchende Koniferen, die Abietineen, zwar nicht die lebenden Genera, aber doch Gattungen, die, wie die Holz— reſte, Nadeln, Samen (auch Pollen) uſw. beweiſen, ganz ohne Frage zu dieſer Familie gehören. Durch alle dieſe Verhältniſſe tritt dieſe Juraflora in einen außerordentlichen Gegenſatz zu der gleichzeitigen ſüdlicher — und zwar zum Teil gar nicht viel ſüdlicherer — Breiten“; dieſer Gegenſatz wird noch durch etwas anderes verſtärkt, nämlich durch die ſtarke Ausprägung der Jahresringe bei dieſen Bäumen, worauf wir bei den allge— meinen Betrachtungen über das Meſozoikum der Pflanzenwelt zurückkommen werden. Bevor wir auf die Pflanzenwelt des nun folgenden Wealden, der letzten Etappe des Pflanzenmeſozoikums, einen Blick werfen, müſſen wir noch etwas zurückgreifen und der niederſten Pflanzenwelt, ſoweit ſie aus dem Meſozoikum überliefert iſt, einige Be— trachtungen widmen. Die große Fülle kalkabſondernder Siphoneen (Daſykladazeen) in der oberen alpinen Trias hatten wir ſchon erwähnt (S. 70); auch ſonſt ſind aus dem Jura und Meſezoikum Algenreſte bekannt geworden, allerdings meiſt ſehr pro— blematiſcher Natur, die zum Teil wohl Objekte gar nicht pflanzlicher Herkunft ſind. Neuerdings werden die Schichten in die unterſte Kreide geſtellt. Schon eine grönländiſche Braunjuraflora von 70° n. Br. ſteht in ſehr ſcharfem Gegen- ſatz dazu und ſchließt ſich ganz den engliſchen u. a. Jurafloren an. Ano ch 0] — Flora © sttitee" (Wielandiella oder (ſpeziell auf die = Wolff Naage ) olfum J bandförmi Hintergrund! le ſo — — — N S J gan: ainalaquarell von B. nfarne), und Taeniopteris, mit ‚oneura, ! yen Deriode de ſe { rh äti ı (Schü baft aus der ſc egetationsland Y Dt nn Wealdenflora. 81 Auf ſolche hatten wir S. 16 aufmerkſam gemacht; im oberen Lias, im ſogenannten Poſidonienſchiefer, der Ablagerung eines ſeichten Meeres, der durch ſeine Saurier— und überhaupt Foſſilreſte weltbekannt iſt, hat man mikroſkopiſch kleine Algen gefunden, die die erſten Angehörigen der Kieſelalgen, der zierlichen Diatomeen ſind (Pyxidicula). Noch eine andere Algengruppe, die zierlichen Armleuchtergewächſe (Charazeen), die kalkhaltiges Waſſer bewohnen und meiſt ſelbſt Kalk zu ihrem Körperaufbau in Menge verbrauchen, ſcheinen ſchon vorhanden geweſen zu ſein, vielleicht ſchon in der Trias. Daß einige Forſcher die erſten Wurzeln dieſer Gewächſe bis ins Devon hinunter— verlegen, hatten wir ſchon geſehen; häufiger werden die Reſte, faſt ſtets nur ca. 'r—1'/ mm große „Früchtchen“ (Oogonien) mit den ſehr charakteriſtiſchen Spiralen, erſt im Tertiär; als Kalkpflanzen treten fie nur in Kalk- oder kalkhaltigen Geſteinen auf und haben auch ihrerſeits — wie noch heute — Anteil an der Bildung dieſer Kalk— ablagerungen gehabt. Die letzte Etappe des Mittelalters der Pflanzenwelt, die in die Zeit des gewalti— gen Iguanodons fällt, iſt nun noch zu betrachten. Bei uns in Europa und an den meiſten anderen Stellen der Welt iſt ein irgendwie prinzipieller Gegenſatz gegen die früheren me— ſozoiſchen Floren nicht zu bemerken. Es treten uns zwar andere Pflanzenarten entgegen, die zum Teil für dieſe Wealdenperiode, die die Übergangsſchichten von der Jura zur Kreideformation bildet, ſehr charakteriſtiſch ſind, doch handelt es ſich wiederum aus— ſchließlich wie vorher um Pteridophyten — farnhafte Gewächſe, darunter auch Schachtel— halme und Gymnoſpermen mancherlei Art, Zykadophyten (auch Bennettiteen) und Koniferen. Und dennoch ſcheint in dieſe Zeit das Morgenrot der pflanzlichen Neuzeit, der Herrſchaft der Angioſpermen, bereits hineingeleuchtet zu haben, jedoch nur an gewiſſen Punkten, wo in den Potomakſchichten, die man als unſeren Wealdenſchichten gleichalterig anſieht, ſich bereits zahlreiche Reſte dieſer höchſtorganiſierten Gewächſe finden, die bei uns und ſonſt auf der Erde erſt in der oberen Kreide, den ſogenannten Cenomanſchichten, hier aber gleich in beträchtlicher Menge, auftreten. Wir kommen auf dieſe Verhältniſſe noch zurück. Zur Wealdenzeit — der Name bedeutet Wälderton, weil ſich in dieſen Schichten in England untergegangene Wälder (Baumſtümpfe) befinden — war ein großer Teil Deutſchlands vom Meere bedeckt, in gewiſſen Teilen Nordweſtdeutſchlands (Bücke— burger Gegend, am Deiſter) beſpülte ein ſeichtes Meer mit brackiſcher Tierwelt einen Feſtlandsſtrand, auf dem die Wealdenflora es ſogar zur Bildung von Mooren, kleinen Steinkohlenflözen brachte, auf denen heute noch ein nicht unbedeutender Bergbau um— geht; von hier ſtammen auch unſere deutſchen Wealdenpflanzenreſte. Andere Fund— punkte ſind über die ganze Welt verteilt, von Oſtaſien (Japan) über Rußland, Belgien, England, Nordamerika und ſogar über Peru in Südamerika. Überall iſt die Flora ſo ziemlich dieſelbe und viel gleichmäßiger verteilt als im Karbon; ähnlich war es auch mit der Juravegetation, wie wir hier hinzufügen können (vgl. hinten ©. 85). Werfen wir einen Blick auf einige Gewächſe dieſer Periode! Es fällt bei der Wealden— Ss flora im allgemeinen auf, daß fie manche Pflanzen enthält, die — ſonſt im Meſozoi— kum häufig und zahlreich vertreten — hier zum Teil ſpärlicher und gewiſſermaßen Rauf den Ausſterbeetat geſetzt erſcheinen, wie ja überhaupt die Wealdenflora den Aus— — klang der meſozoiſchen Pflanzenwelt bildet. Am auffallendſten iſt dies bei den doppel— 2 Das Leben der Pflanze. VI. 6 O f 2 GA 82 Wealdenflora. maſchig geaderten Farnen, die, noch im mittleren Jura in Menge vorhanden, hier in einer kümmerlichen, kleinen Art (Dietyophyllum Roemeri) ihr Daſein ruhmlos beſchließen. Die zahlreichen Cladophlebis-Reſte (S. 72) ſind auf ein Minimum zu— ſammengeſchmolzen. Von den Zykadophyten finden ſich die früher jo häufigen Ptero— phyllumblätter nur noch ſehr dürftig und beſchließen ihr Daſein mit der Wealdenzeit ebenfalls endgültig. Bennettiteenreſte ſind zwar ſehr zahlreich zu finden, ſterben aber mit der Wealden-Neokomzeit ebenfalls aus; über ſie werden wir noch einiges hören müſſen. Unter den Farnen iſt ſehr charakteriſtiſch eine im Aufbau und in den Sporangien— häufchen ſehr an die Matonia pectinata von Malacca erinnernde Pflanze: Matoni- dium Göpperti (ähnl. Abb. 68 von Laecopteris) und eine feinlaubige Sphenop- teris. An Zykadophyten fallen ſonſt Zamites-Arten und beſonders eine kleine Nilssonia auf (S. 75), N. Schaumburgensis. An Koniferen findet ſich beſonders das vielleicht zu Taxodieen gehörige Sphenolepidium mit kurz nadelförmigen Blättern und zierlichen Zäpfchen; bemerkenswert iſt, daß neuerdings in Frankreich ein Zapfen gefunden worden iſt, der zur Gattung Sequoia gehört, deren be— RR / 4 rühmteite Art die heute he Mlkelas von Branten, 8 5 5 noch in Nordamerika wach⸗ 5 ſſenden Mammutbäume (Nach Schent.) find. Zahlreich ſind ſchließ— lich im engliſchen Wealden Reſte der Abietineenfamilie, unter denen die Zeder (Cedrus) durch Zapfen vertreten iſt, ferner kiefernartige Koniferen, deren Nadeln in Büſcheln zuſammen an Kurz— trieben ſtehen. Bei uns und in Nordamerika ſind indes Abietineen nicht ſicher nach— gewieſen. In dem ſonderbaren Spirangium Jugleri haben wir ſchließlich ein bis— her ungeklärtes Problematikum aus dieſer Formation (Abb. 69). In den Neokomſchichten, die ungefähr gleichalterig mit den Wealdenſchichten ſind, finden ſich ebenfalls ſtellenweiſe Pflanzenreſte, die aber nur zum Teil in der Wälder— tonflora wieder vorkommen, wie z. B. Matonidium. Für die Neokomſandſteine iſt ſehr charakteriſtiſch die vielleicht als Stranddünenpflanze aufzufaſſende, ſtarre, dick— blättrige Weichselia reticulata (W. Ludovicae); fie iſt einer Pecopteris ähnlich, hat aber, wie ſchon der Name (reticulata — netzig) ſagt, Maſchenaderung. Einige Worte müſſen wir noch den Bennettiteen dieſer Periode widmen, da ſie, wie wir ſchon S. 76 ſahen, für die Entwicklung der Pflanzenwelt überhaupt ſo be— Bennettitazeen. 83 deutungsvoll find, und beſonders, da in jüngerer Zeit Wieland in Nord-Amerika ein prachtvolles Material mit glänzenden Reſultaten unterſucht hat. Wir können uns hier damit begnügen, einige Rekonſtruktionen der als Cycadeoidea benannten Reſte ab- zubilden und zu erläutern (Taf. Bennettitazeen, Fig. 4). Fig. 2 dieſer Tafel zeigt uns einen rekonſtruierten Längsſchnitt durch einen Bennet- tites; innerhalb eines Schopfes von Hochblättern ſehen wir eine der als Bennettites bekannten weiblichen Früchte ſitzen; wir ſehen auch die oben ſchon erwähnten, vorn keulig verdickten „Hochblätter“, die die Samen mit je einem zweikeimblättrigen Embryo einſchließen. Bei dieſer Pflanze ſind die Blüten eingeſchlechtig, da männ— liche Organe an der Blüte nicht zu beob— achten ſind. Daß es jedoch auch zwei— geſchlechtige Blüten bei den Bennettiteen gibt, hatten wir ſchon bei der Rätflora geſehen. Ein weiteres, zugleich ſehr eigen— artiges Beiſpiel bietet Cycadeoidea dacotensis (Taf. Benn., Fig. 4), bei der 8 das bennettitesartige weibliche Organ eingehüllt wird | von in der Jugend nach Art der Zykadeen-(und Farn—) wedel eingerollten Staubblättern, die aus farnähnlich gefiederten kleinen Wedeln beſtehen, die zahlreiche Pollenſäcke tragen. Trotz der Verſchiedenheiten im einzelnen iſt die prinzipielle Übereinſtimmung mit den andern Bennettiteen und die vergleichsweiſe ziemlich große Analogie mit manchen dikotylen Blüten (ſ. S. 76) auch hier nicht zu verkennen. Schon dieſe wenigen Beiſpiele lehren uns, daß die Verſchiedenheiten im 3 Blütenbau bei den Bennettiteen ziemlich groß waren“, En HA EN 1 ſo daß Nathorſt von den Bennettiteen ſagen konnte, Gach Schimper.) 5 es „kamen unter ihnen wahrſcheinlich beinahe ebenſo viele Verſchiedenheiten im Blütenbau vor wie z. B. unter den Vertretern einer der großen Angioſpermenreihen der Jetztzeit.“ Ahnlich wie bei uns und wie hier beſchrieben, iſt die Wealdenflora oder, all- gemeiner, die Flora der unteren Kreide überall beſchaffen. In Nordamerika indeſſen treten angeblich in dieſen Schichten — dort Potomakſchichten genannt — wie wir ſchon oben erwähnten, bereits dikotyle Blätter auf; geſetzt den Fall, daß das Alter dieſer Schichten richtig angeſetzt iſt, würde alſo in dieſer Periode dort bereits die Neu— zeit der Pflanzenwelt beginnen. Auf dieſe älteſten Dikotyledonen werden wir im letzten Abſchnitt zurückkommen. Hier bemerken wir nur, daß die Potomakſchichten nach bis— * Die Cycadeoidea-Blüten ſitzen auch nicht fo wie bei Wielandiella beſchrieben, ſondern an einem unſeren Zykadeen ähnlichen, mit den Blattfüßen der abgefallenen Blätter bedeckten Stamm in regelmäßiger Verteilung zwiſchen die Blattfüße eingeſenkt, alſo zugleich wieder ganz anders als bei unſeren Zykadeen. 84 Rückblick. heriger Anſicht ein eigentümliches Florengemiſch meſozoiſchen und känozoiſchen Cha— rakters infolge der vielen Farne und beſonders Gymnoſpermen enthalten; unter den Koniferen fallen beſonders die als Nageiopsis bezeichneten Reſte auf (Abb. 70), die als Seltenheit auch im engliſchen Wealden gefunden worden ſind; man betrachtet ſie als ver— wandt mit einer eigentümlichen Taxazeengattung, den durch ihre breiten Blätteroft gar nicht koniferenähnlich ausſehenden Podokarpen, die heute nur auf der Südhemiſphäre und in Japan vorkommen. Nach einer Untergruppe dieſer Bäume (Nageia) iſt der Name gewählt. Dieſe „gemiſchte“ Pflanzengeſellſchaft der Potomakſchichten entſpräche recht wohl der Vorſtellung, die man ſich von der Flora, in der die Dikotyledonen erſtmalig eine Rolle ſpielten, machen kann. Bei uns, wo ſie erſt viel ſpäter (kim Cenoman) auftreten, ſpielen ſie gleich von vornherein die führende Rolle unter den Gewächſen; in der Po— tomakflora erſcheinen fie den Gymnoſpermen und Pteridophyten noch faſt untergeordnet; man fühlt gewiſſermaßen beim Betrachten dieſer Flora den Kampf der einſtigen Herrſcher mit den künftigen, der die Neuzeit der Pflanzenwelt, die nun mit Gewalt näher rückt, vorbereitet. Rückblick auf die meſozoiſche Flora. Im Paläozoikum hatte ſich die Flora der Erde mit dem Ende des Karbons in zwei große Florengebiete geſpalten, in die Karbonflora, die weſentlich der Nordhemi— ſphäre eigentümlich iſt, und in die Glossopteris-Flora, die wir hauptſächlich auf der Südhemiſphäre (und Indien) vorfinden. Es war dies das erſtemal, daß Süd- und Nordhemiſphäre in floriſtiſchen Gegenſatz traten. Mit dem Ende der Trias beginnen ſich dieſe Unterſchiede allgemach wieder auszulöſchen; im unteren Teil der Trias, etwa dem mittleren Gondwana-Syſtem Indiens entſprechend, iſt der Gegenſatz gegen unſere heimiſche Flora noch ſehr ſtark, indem hier außer den Gloſſopteriden ſelbſt noch eine Reihe eigentümlicher und bei uns entweder fehlender oder aber doch nur untergeordnet vertretener Pflanzentypen häufig ſind. Unter dieſen nennen wir beſonders das Spheno— phyllum speciosum (Trizygia speciosa), von dem wir ſchon S. 52 geſprochen hatten. Es wuchs wohl zu einer Zeit dort, als bei uns längſt der letzte Angehörige dieſer ſo charakteriſtiſchen Pflanzengruppe verſchwunden war, die ja bei uns mit dem Rotliegenden, alſo mit dem Ende des Pflanzenpaläozoikums, definitiv verſchwindet. Charakteriſtiſch für dieſe Flora find weiterhin Schizoneura- (Neocalamites-) Reſte, dann die ebenfalls ſchon erwähnten (S. 54) annulariaähnlich beblätterten Phyllotheca-Schachtelhalmgewächſe und anderes mehr. Betrachten wir dagegen die Flora dieſer Gebiete zur oberen Gondwanazeit, ſo mutet uns dieſe trotz mancher Abweichungen weit bekannter an und erinnert in vieler Beziehung an unſere rätiſche Flora, mit der ſie ſogar eine größere Anzahl Arten gemeinſam hat. Wir treffen da Cladophlebis-Arten, zahlreiche Zyka— dophytenblätter, unter ihnen auch den eigenartigen, netzig-aderigen Dietyozamites (S. 75), Koniferen vom Brachyphyllum-Typus, auch Voltzia- ähnliche u. a. mehr. Auch durch das Fehlen der nunmehr verſchwundenen, unſerer Triasflora ja gänzlich fremden Gloſſopteriden, des Sphenophyllum speciosum und anderer Charakter— pflanzen der Glossopteris-Flora macht die obere Gondwanaflora einen heimatlicheren Eindruck. Indeſſen beſtehen auch hier noch einige ſehr fühlbare Verſchiedenheiten, die ſich z. T. über das ganze Meſozoikum bemerkbar machen. Unter den Farnen fehlen z. B. Rückblick. 85 die ſo charakteriſtiſchen Diktyophyllen in der ſonſt ſo reichen Flora von Indien; auch an dem ſüdlichſten Fundpunkt einer Juraflora, Louis Philippsland (64° ſüdl. Breite), iſt es ebenſo. Außerſt auffällig iſt das Fehlen der Ginkgo-Bäume in Indien, an deren Stelle dort die allerdings auch zu den Ginkgoales gerechnete permokarboniſche Rhidi- dopsis tritt, die einen Typus für ſich darſtellt; im unteren Teil (Perm) der Gloſſopteris— flora ſind die cordaitenähnlichen Nöggerathiopsis-Reſte charakteriſtiſch. Bis auf ſolche zwar recht fühlbare floriſtiſchen Differenzen, von denen wir hier einige Beiſpiele gaben, weiſt die Rätflora des Gondwanalandes und der Nordhemiſphäre prinzipiell viele verwandte Züge auf; noch weit größer wird die Übereinſtimmung im mittleren Jura, nur daß in bezug auf die Ginkgophyten und Matoniazeen (Dietyo- phyllum) die Abweichungen bleiben. Von der bereits genannten Juraflora vom Grahamland ſagt Nathorſt: Die Zuſammenſetzung der Flora iſt derartig, daß ſie ebenſogut von irgend einer europäiſchen Lokalität ſtammen könnte. Auch die Wealden— flora ſcheint ſich ſehr übereinſtimmend an den meiſten Stellen der Erde ausgebildet zu haben, da wir ſie in analoger Zuſammenſetzung aus Nordamerika, an vielen Stellen Mitteleuropas, aus Rußland, Japan und ſogar aus Peru kennen. Jedenfalls iſt die Einheitlichkeit in der Pflanzendecke im mittleren Jura wohl die größte, die (von dem älteren Paläozoikum bis zum Kulm abgeſehen, worüber wir zu wenig wiſſen) jemals die Pflanzenwelt der Erde beſeſſen hat, iſt jedenfalls aber größer als die ſo viel hervor— gehobene Einheitlichkeit der Karbonflora, wo gegen Ende des Karbons die Floren der Süd⸗ und Nordhemiſphäre völlig auseinandergehen. Über die Abietineen und ihre Vorgeſchichte, über ihr zahlreiches Auftreten am Ende der Juraformation im höchſten Norden und über die Charaktere dieſer hoch— nordiſchen Jurafloren überhaupt hatten wir bereits S. 80 geſprochen. Die große Zahl der Abietineen, die heute die gemäßigten Zonen der Nordhemiſphäre charakteriſieren, die Dürftigkeit der Zykadophyten, das anſcheinende Fehlen von Araukarieen, kurz die ganzen Verhältniſſe dieſer Floren laſſen vermuten, daß die veränderte Zuſammen— ſetzung der damaligen Flora des höchſten Nordens mit einer Abkühlung des Klimas zuſammenhängt. Wir kommen damit auf die klimatiſchen Fragen im Meſozoikum zu ſprechen. Neumayr hatte die Theorie aufgeſtellt, daß ſeit der Juraformation auf der Erde ſich klimatiſche Zonen herausgebildet hätten, und dies auf Grund der Meerestierwelt zu begründen verſucht. Die Pflanzen als Feſtlandsbewohner müſſen dies natürlich erſt recht fühlen laſſen. Das iſt auch der Fall. Bei der paläozoiſchen Flora hatten wir hervorgehoben, daß die Kalamiten, Cordaiten und andere Holzkörper beſitzende Gewächſe keinerlei Zuwachszonen („Jahresringe“) zeigen, und ſo bleibt es auch ungefähr bis zur Juraformation. Hier beginnen ſich (ſchon im Lias) mit wachſender Regelmäßigkeit (ſchon im mittleren Jura bei uns ſo gut wie ſtets!) periodiſche Zu— wachszonenabſätze zu zeigen, was wir nach Analogie der heutigen Verhältniſſe mit periodiſchem Klimawechſel in Zuſammenhang bringen müſſen. Zwar kann dieſer zunächſt nicht ſo einſchneidend geweſen ſein, daß ſtärkere Veränderungen in der Pflan— zendecke Platz griffen. In den Tropen zeigen, wie dies vorauszuſetzen und auch heute im Prinzip der Fall iſt, die Koniferen keine Zuwachszonen, weder im Jura noch in der Kreide noch ſpäter. In weiterer Übereinſtimmung mit dieſen Verhältniſſen ſteht nun die Tatſache, daß die Holzſtämme des oberen Juras bzw. der unterſten Kreide der Arktis, die oben ſchon 86 Rückblick. genannt wurden, weit ſtärker abgeſetzte Zuwachszonen zeigen als die der gleichalterigen ſüdlicheren Breiten; alles dies führt uns vor Augen, daß eine klimatiſche Differenzie— rung auf der Erdoberfläche mit der Juraformation ſich auch in der Pflanzenwelt zu zeigen beginnt, und ferner, daß dieſe im höchſten Norden gegen Ende der Jurazeit ſtärker fühlbar wird, ſo daß ein Teil der Gewächſe, die ſonſt für dieſe Schichten charakteriſtiſch ſind, nach Süden abwanderte und an ihre Stelle zum Teil die moderner anmutenden Abietineen traten. Seit dieſer Zeit iſt dieſe Gruppe von Koniferen ſüd— wärts gewandert; im Wealden ſieht man in England bereits zahlreicher ihre Spuren; in der oberen Kreide ſind ſie bereits bis nach Mitteleuropa weitergewandert (Böhmen, Mähren, Mitteldeutſchland, Belgien) und ſcheinen im Tertiär ungefähr ihre heutige Ausbreitung in Europa erreicht zu haben, da ſie von da ab auch in den Mittelmeer— ländern ſich zeigen (Euböa, Marſeille). Ein Teil der meſozoiſchen Blätter (Farne, Zykadophyten u. a.) hinterlaſſen oft ziemlich dicke Kohlenreſte“k, woraus man auf ziemlich beträchtliche Blattſubſtanz und eine dicklederige Beſchaffenheit mancher Blätter ſchließen kann und auch geſchloſſen hat. Man hat dies auch mit einem vielleicht trockenen, ſteppenartigen Klima in Verbindung gebracht, wie dies ja manche Forſcher für die Kontinente des Meſozoikums tun. Indes muß man mit ſolchen Schlüſſen ſehr vorſichtig ſein, wenn man nicht weitere Anhalte hat, wie z. B. bei einem von Nathorſt bekannt gemachten Fall (Pseudocycas aus der Kreide Grönlands), wo er nachweiſen konnte, daß die Blattatmungsöffnungen, die ſo— genannten Spaltöffnungen des Blattes, in einer Blattfurche eingeſenkt lagen, wie wir dies bei heutigen Kerophyten (Alos z. B.) auch haben, — oder, wenn wie bei der genannten Weichselia (S. 82) das ſtete Vorkommen in gewiſſen Sandſteinen den Verdacht er— weckt, daß man es mit einer Stranddünenpflanze zu tun hat; hier aber kann wiederum der Salzgehalt des Bodens die Urſache des xerophytiſchen Habitus ſein, den wir bei jo vielen Dünenpflanzen finden, die in ſtändig feuchter Seeluft leben. Andererſeits haben wir zwar oft lederige Blätter an xerophytiſchen Gewächſen, wie den Lorbeerbäumen, Eukalyptus-Bäumen, aber ſolche treten auch an vielen ozeaniſches Klima liebenden und ſogar den Schatten ſuchenden Gewächſen auf wie beim Efeu, der Stechpalme, der Glockenheide (Erica tetralix) uſw. Für die rätiſche Periode hatten wir überdies ſchon hervorgehoben, daß fie — auch im Lias ſtellenweiſe — für Oſtaſien eine Zeit gewaltiger Moorbildung iſt, eine Steinkohlenzeit, die vielleicht der karboni— ſchen nicht ebenbürtig iſt, aber doch ebenfalls dort mächtige und zahlreiche Kohlenlager aufgehäuft hat. Die Moorpflanzen, deren Reſte dieſe Kohlenlager bilden, ſind natürlich durchaus keine Kerophyten geweſen, und da fie im ganzen dieſelben Pflanzen wie die unſeres heimiſchen Räts geweſen ſind, können wir ſie auch nicht anders beurteilen; iſt es bei uns nicht zu nennenswerten Moorbildungen gekommen, ſo liegt das eben an den örtlichen Verhältniſſen, deren Eigentümlichkeiten wir nicht mehr genügend durchſchauen können, oder aber die vorhanden geweſenen Moore ſind ſpäter wieder zerſtört worden. »Dieſe kann man oft noch nach vorhergehender Präparation mikroſkopiſch unterſuchen; Abb. 1 zeigt ein ſolches Präparat von einem Diktyozamiten. 87 C. Die Neuzeit der Pflanzenwelt. (Von der unteren Kreide bis heute.) Wie wir ſchon aus einigen Bemerkungen ſahen, läßt ſich der Beginn der Neuzeit des Pflanzenreiches nicht mit größerer Genauigkeit feſtſetzen, und insbeſondere ſcheint ſich in verſchiedenen Gegenden der Erde der unendlich große Umſchwung, den bei uns der Vergleich der Flora der unterſten Kreide (Wealden) mit der der mitt— leren Kreide (Cenoman) erkennen läßt, verſchieden raſch vollzogen zu haben. Denn anſcheinend treten die Angioſpermen, die Dikotyledonen und Monokotyledonen, die Beherrſcher der jetzigen Flora und der Flora der Neuzeit überhaupt, an verſchiedenen Punkten der Erde zu verſchiedenen Zeiten erſtmalig auf. Während bei uns Wealden, Neokom⸗ und Gaultſchichten, alſo die geſamte untere Kreide, auch noch nicht eine Spur dieſer Gewächſe aufweiſt (der Gault iſt allerdings faſt pflanzenleer), treten in Nord— amerika, wie wir ſchon früher hervorhoben, die erſten Dikotyledonen bereits in den Potomakſchichten auf, die unſerem Neokom gleichgeſetzt werden (S. 81), gemiſcht mit einer anſcheinend der Bedeutung nach gleichwertigen, meſozoiſch anmutenden Flora; in Grönland beſteht in den Urgonſchichten (auch als Gault angeſprochen) ein ähnliches Verhältnis, und aus Madagaskar wurde ein Lorbeergewächsſtamm aus ähnlichen Schichten bekannt gemacht. Hiernach würden die Dikotyledonen ſich vielleicht von ge— wiſſen Gegenden der Erde, etwa Nordamerika, wo ſie zuerſt auftraten, weiter ver— breitet haben und demgemäß anderswo erſt viel ſpäter ſich zeigen. Bei uns iſt das Verhältnis ſo, daß im Cenoman, wo alſo unſere älteſten Angioſpermen auſtreten, dieſe gleich in ſolcher Menge erſcheinen, daß ſie die ebenfalls noch ziemlich zahlreichen Gymnoſpermen zurückdrängen; eine Miſchflora wie in den Potomakſchichten kennt man in Europa nicht.“ Obwohl alſo die Potomakflora mit ihrem Gemiſch meſozoiſchen und känozoiſchen Weſens die große Gegenſätzlichkeit, die bei uns die Flora des Wealdens und Ceno— mans zeigt, etwas mildert, ſind trotzdem die Wurzeln, die Anfänge der Dikotyle— donen, insbeſondere deren etwa einen Übergang zu den Gymnoſpermen vermittelnde Primärtypen unbekannt. Denn auch die Bennettiteen des Wealdens uſw., jo inter— eſſant deren Analogien mit manchen dikotylen Gruppen zweifellos ſind, können nicht wohl als Übergangsglieder, etwa von den Zykadophyten zu den Angioſpermen, an— geſehen werden, dazu haben ſie doch noch zu viel zykadophytenhafte Charaktere und nehmen auch eine zu iſolierte Stellung ein. Und doch müſſen natürlich ſolche Primär- und Übergangstypen vorhanden geweſen ſein; wir kennen ſie nur nicht, und ſind hier in ähnlicher Verlegenheit wie die Anthropologen bei der Frage nach der Zwiſchenſtufe zwiſchen Affe und Menſch. Andererſeits können wir aus den großen Veränderungen, die die Pflanzenwelt in der Zeit zwiſchen Wealden und Neokom und dem Cenoman durchgemacht hat, entnehmen, welche ganz gewaltigen, ſich jeder Berechnung entziehenden * Hier ſei bemerkt, daß neuerdings Berry den Miſchcharakter der Potomakflora in Frage geſtellt hat; die meſozoiſchen Typen entſtammen nach ihm einem tieferen Horizont, dem Weald— Neokom vergleichbar, die Angioſpermen einem höheren, unſerem Gault vergleichbaren. Die Ab— weichung gegen unſere heimiſchen Verhältniſſe wäre damit zwar gemildert, aber doch noch nicht aufgehoben, da wir, wie bemerkt, im Gault noch keine Dikotyledonen oder Monokotyledonen bei uns kennen. 88 Potomakflora; Blattreſte. Zeiträume auch nur dieſer „kleine“ Teil der Kreideperiode eingenommen haben muß. Denn während dieſer Zeit hat ſich die einſchneidendſte Veränderung in der Pflanzen— decke der Erde vollzogen, die jemals ſtattgehabt hat. Sie iſt viel fühlbarer und ge— waltiger als die zwiſchen dem pflanzlichen Paläozoikum und Meſozoikum. Die Ara der ſeit dem Zechſtein die Vorherrſchaft an ſich reißenden Gymnoſpermen in Geſtalt von Koniferen, Zykadophyten, Ginkgophyten iſt viel beſſer — wenn man fo ſagen darf — vorbereitet als die der dikotylen Pflanzen, die bei uns wie anderswo allzuplötzlich in die Szenerie der pflanzlichen Entwicklung hineinplatzen. Wo hier des Rätſels Löſung liegt, muß die Zukunft lehren, wir können vorläufig nur das Feſtſtehende mitteilen und auf Grund deſſen weiterbauen. Die Reſte von angioſpermen foſſilen Pflanzen, namentlich dikotylen, ſind überaus zahlreich. Erdrückend iſt beſonders die Fülle der Blattreſte, die uns von den käno— zoiſchen Floren überliefert ſind. Weit geringer an Zahl ſind Früchte oder gar Blüten, von denen die letzteren beſonders im Bernſtein ganz ausgezeichnet erhalten ſind (S. 99), oder verſteinerte Holzreſte, die man mit dem Mikroſkop noch auf ihren inneren Bau unterſuchen kann. Das Wertvollere von all dieſen Reſten ſind die letztgenannten, die Blüten⸗, Frucht⸗ und oft die Holzreſte, während die Blattreſte, jo hübſch ſie oft äußer— lich ausſehen und ſo verführeriſch ſie zur Beſtimmung reizen, leider zum Teil für die Kenntnis der foſſilen Dikotyledonen wertlos oder minderwertig ſind. Es iſt das bei einiger Überlegung für jeden, der einige dikotyle Pflanzen kennt, von ſelbſt einleuchtend; was würde wohl ein Botaniker dazu ſagen, wenn man ihm einen Haufen dikotyler Blätter, zum Teil nur in Fetzen, geben würde, um danach die zugehörigen Pflanzen zu beſtimmen! Bei einigen iſt dies ja ohne Frage leicht, weil fie zu charakteriſtiſch ſind, bei andern dagegen, ſelbſt mit Zuhilfenahme anatomiſcher Unterſuchungen, die natür— lich an Blattabdrücken unmöglich ſind, iſt die Unterſuchung ausſichtslos. Ja, wenn wir nur die heimiſche Pflanzenwelt mit ihren an Zahl beſchränkten Typen in Rückſicht zu ziehen brauchten! Aber bei den Foſſilien müſſen wir damit rechnen, daß es z. T. ausgeſtorbene Typen ſind, wie die Crednerien der Kreide, die Dewalqueen (S. 92) uſw.; ferner befindet ſich z. B. unter der tertiären heimiſchen Flora eine große Menge jetzt weiter ſüdlich verbreiteter, ferner nordamerikaniſcher und oſtaſiatiſcher Floren— elemente, die die Schwierigkeiten ſehr vermehren. Trotzdem hat man im Laufe der Jahre und durch mühſame Forſchung, durch glückliche Funde von Blättern und Früchten viel geklärt, aber ebenſoviel bleibt noch dunkel. Die Sucht mancher Unter— ſucher, jeden Blattfetzen zu beſtimmen, hat zu vielen Unzuträglichkeiten geführt, von denen wir ſpäter noch ſprechen werden. Die Monokotyledonen haben ebenfalls, aber weit weniger zahlreiche Reſte hinter— laſſen als die Dikotyledonen; von den grasähnlichen, zahlreichen Blättern iſt noch weniger beſtimmbar als von dikotylen Blattreſten. Am wichtigſten ſind hier die auch in den Blättern unverkennbaren Palmenreſte, von denen auch ziemlich viele verkieſelte Stämme bekannt ſind. Die nahe liegende Frage, ob die Monokotyledonen — die im allgemeinen als einfacher organiſiert gelten als die Dikotyledonen — älter ſind als dieſe, iſt auf Grund der foſſilen Reſte ſchwer zu beantworten, da, hiernach zu urteilen, beide nicht merkbar verſchiedenes geologiſches Alter zeigen; vielleicht handelt es ſich um zwei verſchiedene, neben einander her laufende Entwickelungsreihen, deren Wurzeln Potomak-Dikotyledonen-Blätter. 89 und Anſchlüſſe an die Gymnoſpermen beiderſeits dunkel ſind. Für die Dikotyledonen liegt eine weitere Frage allgemeiner Bedeutung nahe; man unterſcheidet bei ihnen be— kanntlich zwei große Gruppen, die Archiklamydeen (Choripetalae und Apetalae) mit getrennten Blütenblättern und Sympetalen mit verwachſenen Blütenblättern, von denen die letzte die höchſtentwickelten Formen enthält, deren Gipfel die Korbblütler (Kompoſiten) bilden. Soviel die foſſilen Reſte ſehen laſſen, ſind die Sympetalen die jüngeren; ſie ſcheinen in größerer Menge erſt mit dem Tertiär aufgetreten zu ſein, während in der Kreide anſcheinend Choripetalen das Szepter führten. Indes iſt hier noch eine gewiſſe Reſerve vonnöten, da man bei den leidigen Blattreſten, um die es ſich bei vielen Kreidepflanzen faſt ausſchließlich handelt, über die Verwandtſchaftsverhält— niſſe oft nur Vermutungen äußern kann; nach allem, was bis jetzt die Forſchung er— geben hat, ſcheint, wie bemerkt, die aus dem rezenten Pflanzenſyſtem abgeleitete For— derung, daß die komplizierteren Sympetalen ſpäter auftreten, durch die Foſſilfunde beſtätigt zu ſein. * * d Gehen wir jetzt zu den Pflanzenreſten ſelbſt über! Bei der übergroßen Fülle der Reſte können wir hier natürlich nur eine kleine wichtigere Zahl auswählen, be— ſonders ſolche, die entweder botaniſch oder geologiſch ein größeres Intereſſe bieten oder zu den häufigeren Pflanzenfoſſilien in ge— wiſſen Schichten gehören. Die Altersverhältniſſe ! und allgemeinen Eigentüm— lichkeiten der anſcheinend älteſten Dikotylenflora in den Potomakſchichten Nord— Amerikas haben wir ſchon beſprochen. Werfen wir einen Blick auf dieſe Blatt- reſte, die ſchon in erſtaun⸗ licher Formen- und Indi— viduenfülle hier in die Er— ſcheinung treten! Wir müſſen leider für dieſe alten Typen ſagen, daß wir über [07 A Abb. 70. ihre Verwandtſch aftsver⸗ Potomakpflanzen. 1=Nageiopsis, Konifere unklarer Verwandtſchaft. hältniſſe größtenteils im 2 —= „Sassafras*eretaceum, angeblich der Lorbeerfamilie angehörig. 5 3= Menispermites, ein anderes Dikotylenblatt. (Nach Fontaine.) dunkeln ſind, und, was da Ficophyllum (Feigenblatt), Araliaephyllum (Aralienblatt), Sapindopsis (nach den Sapindazeen, einer in den wärmeren Erdgegenden verbreiteten Familie) uſw. genannt wird, ſoll nur zum Vergleich rezenter Verwandten anregen. Wenn man ſogar mit der Bezeichnung Sassafras eretaceum (= Saſſafras der Kreidezeit) von dort Blattreſte mit einer noch lebenden Gattung der Lorbeergewächſe vereinigt, ſo ſind dieſe Blätter doch für das Vorhandenſein nicht einmal dieſer Familie, geſchweige 90 Gymnoſpermen. denn der Saſſafras-Gattung beweiſend. Abb. 70 zeigt einige Potomak-Dikotyledonen- Blätter, unter denen viele auffällig gelappt, manche aber auch ſehr einfach ſind. Außerordentlich zahlreich ſind die Gymnoſpermen der Potomakſchichten, unter denen Zykadeen, Bennettiteen, Koniferen (Nageiopsis, Abb. 70) verſchiedener und noch keineswegs in ihren Verwandtſchaftsverhältniſſen näher bekannter Gruppen ver— treten ſind, ferner Farne in beträchtlicher Anzahl u. a. Wir erwähnten eben die Lorbeerfamilie; obwohl die genannten Reſte der Po— tomakflora keineswegs ſicher zu dieſer Familie gehören, iſt ſie zweifellos doch eine der Abb. 71. Credneria triacuminata, Obere Kreide des Harzes. (Nach Schenk.) älteſten Dikotyledonen. Soll doch ſchon im Gault Madagaskars eine zu den Lauri— neen (Lorbeergewächſe) gehöriger Stamm gefunden ſein; in ähnlichen Schichten Grönlands (Urgon) haben ſich dikotyle Blätter gefunden, die Heer als Pappelblätter angeſehen hat. Wir kommen damit zu einer weiteren Gruppe von Bäumen, einer Fa— milie, die ebenfalls ſicher zu den älteſten ihrer Art gehört: den Kätzchenträgern (im weiteſten Sinne). Im ganzen aber iſt — ſpeziell bis jetzt bei uns — der Gault, das Flora der oberen Kreide. 91 obere Glied der unteren Kreide, ſo gut wie pflanzenleer, ſo daß wir über ſeine Pflanzen— welt an vielen Punkten der Erde nichts ausſagen können. Vielleicht vermöchte gerade die Flora dieſer Periode wertvolle Aufklärungen als Bindeglied zwiſchen der klaffen— den Lücke unſerer Wealden- und Cenomanflora zu geben. Abb. 72. Dryophyllum Dewalquei. Eozän von Gelinden (Belgien). (Nach Schenk.) Wenden wir uns nun zur Flora der oberen Kreide und betrachten wir einige wichtige Typen dieſer Flora etwas näher! Es würde zu weit führen, noch eine Trennung in der Schilde— rung der Flora der einzelnen Schichten der oberen Kreide vor— zunehmen; es hätte dies auch wenig Zweck, da das Geſamt— bild der Flora bis zum Schluß der Kreidezeit, ja zum Teil noch bis ins unterſte Tertiär relativ ähnlich bleibt, jedenfalls be— ſonders frappante Gegenſätze nicht aufweiſt. Von den Diko— tyledonen nennen wir zunächſt die ſpeziell für die deutſche (und böhmiſche) Kreideflora bezeichnenden, ſehr bekannten Credneria— blätter (Abb. 71); ſo charakteriſtiſch ſie dem erſcheinen, dem ſie häufiger durch die Finger laufen, ſo wenig wiſſen wir über ihre Verwandtſchaftsverhältniſſe. Der eine bringt ſie in die Verwandtſchaft der Platanen, der andere in die der Urtikazeen und noch anderer Familien; für eine Art dieſer Gattung (Cred- neria subrhomboidea) aus der Kreide Böhmens, Grön— lands und Nordamerikas trifft nach Schenk die Zugehörigkeit zu den Platanen zu, von denen ſich auch ſpäter im Tertiär zweifelloſe Reſte finden. Bei den anderen Arten tappen wir im dunkeln; die echten Crednerien ſcheinen übrigens auf Eu— ropa beſchränkt. Zweifellos in der Kreide vorhanden war eine Gruppe der Polycarpicae, der Vielfrüchtler, zu denen auch unſere Ra— nunkeln uſw. gehören, nämlich die heute bei uns nicht mehr vorkommenden Magnoliazeen; die bei uns als Ziergewächſe ge— ſchätzten, im Frühjahr blühenden Magnolien ſind ja allbekannt. Früchte und Blätter von dieſen treten ſchon im Cenoman (Mo— letein in Mähren) auf. In die Kreide reicht auch, wenn die Blattreſte, wie es ſcheint, richtig gedeutet find, eine andere, eben- falls als Zierpflanze bei uns zuweilen gepflanzte Magnoliazeen— gattung hinunter, nämlich Liriodendron, der Tulpenbaum, deſſen heutige Blätter unverkennbar und mit den dazugehörigen foſſilen durch alle Zwiſchenſtufen verbunden ſind. Das hohe Alter der Magnoliazeenfamilie hat wieder ein beſonderes In— tereſſe im Hinblick auf die Hypotheſe Halliers, der in den Vielfrüchtlern und ſpeziell in den Magnoliengewächſen die primitivften Dikotyledonen ſieht, worauf wir ſchon bei den Bennettiteen aufmerkſam gemacht hatten; bemerkenswert iſt jedenfalls auch in anatomiſcher Hinſicht, daß ſich bei manchen Magnoliazeen eine Holzſtruktur findet, die lebhaft an die mancher Gymnoſpermen erinnert, indem nämlich eigentliche waſſer— leitende Gefäße dem Holze fehlen wie bei den Koniferen. 92 Dikotyledonen. ud Zu den Polycarpicae gehören auch die Seeroſengewächſe (Nymphäazeen), und von dieſen ſind ebenfalls ſchon Vertreter in der Kreideflora vorhanden geweſen. Es ſind einige von den wenigen Gewächſen, deren ſtrahladerige Blätter kaum mit anderen vermengt werden können. Charakteriſtiſch ſind auch die ebenfalls foſſil bekannten Rhizome dieſer Gewächſe, die allerdings erſt aus dem Tertiär bekannt ſind. Zweifellos zu den älteſten Dikotyledonen gehören auch die bereits genannten Kätzchenträger (und Ku— puliferen), zu denen viele unſerer heimiſchen Bäume, wie Pappeln, Birken, Eichen, Buchen uſw., gehören. Von dieſen hatten wir ſchon die Pappelblätter aus der Kreide von Grönland erwähnt; als beſonders charak— teriſtiſch für die Kreide (und auch noch für das floriſtiſch ſich lückenlos an die Kreide anſchließende unterſte Tertiär, das Eozän) können die Dryophyllen gelten (Oe = Eiche, alſo Eichenblatt), die man als Vor— läufer mancher tropiſcher Eichen anſieht (Abb. 73), längliche Blätter mit ſchwach gebuchtetem oder ge— zähneltem Rande. Sehr intereſſant iſt der Fund des Blattes eines Brotfruchtbaums (Artocarpus), eines heute in den Tropen verbreiteten Gewächſes aus der Familie der TER, Feigen- und Maulbeerbäume, die alſo ebenfalls ſehr Dewalquea aquisgranensis. alten Datums ſein muß; allerdings find manche z. B. * F auch in der Potomakflora ſchon dahin gebrachte Reſte ſehr zweifelhafter Natur. Dunkel iſt dagegen wieder die Verwandtſchaft der recht charakteriſtiſchen Dewal- quea-Blätter, die ſich auch im Eozän finden; wir find mit dieſen in einem ähnlichen Dilemma wie mit den Crednerien. Es ſind handförmig zerteilte Blätter (Abb. 73), die man mit den Araliengewächſen (bei uns iſt von dieſen nur der Efeu heimiſch) mit den ebenfalls handförmig geteilten Blättern, der Nieswurz (Helleborus) und noch anderen Gewächſen in Verbindung gebracht hat. Die Familie der Myrtengewächſe (Abb. 74) hat nach Funden in der Böhmiſchen Kreide, wo ſich Blätter und Blütenreſte ſogar zu— ſammenhängend fanden, ebenfalls ſicher ſchon in der Kreide exi— ſtiert; ſolche Zweige gehören zu den für die Paläobotanik günſtigen Funden, wie ſie leider in nur zu geringer Zahl gemacht werden. Verlaſſen wir mit dieſem Überblick die Dikotyledonen und Abb. 74. wenden uns zu der anderen großen Gruppe von Angioſpermen, den buealyptus- Zweig Monokotylen, jo iſt auch an dieſen in der Kreide kein Mangel; wir aus der Kreide Vohmens. hatten ja ſchon früher hervorgehoben, daß ſie ungefähr gleichzeitig Wee mit den Dikotylen aufgetreten zu ſein ſcheinen. Beſonders bemerkenswert ſind hier die älteſten Palmenreſte, von denen ſich unzweideutige Blätter in der Kreide Böhmens, Oſterreichs und Schleſiens finden; auch die durch die zerſtreuten Leitbündel im Quer— r Monokotyledonen; Gymnoſpermen. 93 ſchnitt fo charakteriſtiſchen Palmenſtämme treten bereits in der oberen Kreide (Turon und Senon) auf. Wir fügen hier hinzu, daß in der Potomakflora Monokotylen bisher zu fehlen ſchienen, wonach es zwar nicht ausgeſchloſſen ſchien, daß dieſe ſpäter aufgetreten ſeien als die Dikotyledonen, doch ſind ſolche vor ganz kurzem durch Berry ebenfalls bekannt geworden. Wenn Schenk in ſeiner berühmten Paläophytologie ſagt, daß erſt in der Tertiärzeit ſichere Belege für die Exiſtenz der Monokotylen vorhanden ſeien, ſo iſt das wohl nur ein Verſehen; er ſelbſt führt ſogar Palmen aus der Kreide auf, die, wie gerade auch neuere Unterſuchungen zeigten, ganz ohne Zweifel ſchon im Ce— noman (Moletein in Böhmen) exiſtierten, alſo zur gleichen Zeit, wo bei uns die Diko— tyledonen auftreten. Die älteren Reſte aus dem Buntſandſtein (Aethophyllum) oder gar die karboniſchen Cordaiten, die man zuerſt als Monokotylen anſah, haben mit dieſen dagegen nichts zu tun. Wenn alſo manche Forſcher, die, wie auch Schenk, die Monokotylen für höher entwickelte Gewächſe als die Dikotylen anſehen, hierfür auch die Tatſachen der Paläontologie ins Feld führen, ſo iſt das entſchieden zurückzuweiſen; das Fehlen dieſer in der Potomakflora kann man in dieſer Hinſicht auch nicht mehr verwerten, da ſich jetzt ſolche gefunden haben. Koniferen und überhaupt Gymnoſpermen ſind in der oberen Kreide reichlich ver— treten, wenn ſie auch nicht mehr die Rolle ſpielen wie früher. Wir finden Vertreter der verſchiedenſten Gruppen. Zunächſt ſind die ſchon lange vorhandenen Araukarieen bereits mit den beiden heute noch lebenden Gattungen vorhanden, den Araukarien ſo— wohl, die ſchon im Jura oder noch früher in die Flora ihren Einzug hielten, als auch anſcheinend mit den Dammar- oder Kaurifichten (Agathis), deren Harz heute ein jo geſchätzter Artikel iſt. Sie finden ſich ſowohl in der Kreide Amerikas wie auch Europas, doch ſind wenigſtens die Dammara-Reſte vielleicht etwas fraglicher Natur. Die Kupreſſineen, zu denen die Lebensbäume (Thuja), der Wacholder (Juni- perus) uſw. gehören, fehlen gleichfalls nicht, nachdem ihre erſten Anfänge ſich im Jura, vielleicht Schon im Keuper, zu zeigen begannen. Wir nennen hier die ſchon im Wealden nicht ſeltenen, mit der rezenten Frenela (im auſtraliſchen Gebiet heimiſch) verwandten, eigenartigen Frenelopsis-Reſte und die heute auf Nordafrika beſchränkte Callitris, die z. B. in der Kreide Mährens in einer außerordentlich der einzigen rezenten Art ähnelnden Form auftritt (C. Reichii); im Tertiär Europas find foſſile Callitris- Reſte gleichfalls verbreitet. Taxodieenreſte treten jetzt häufiger auf. Die Gattung Sequoia, zu der die be— rühmten Mammutbäume gehören (S. 97), iſt in einer Anzahl von Arten weit ver— breitet, und es beginnen ſich bereits die erſten Spuren von Verwandten der Sumpf— zypreſſen (Taxodien) zu zeigen, indem Glyptostrobus-Reſte, eine Gattung, die heute nur noch in China heimiſch iſt und von vielen zu den jetzt auf Nordamerika beſchränkten Taxodien gerechnet wird, zweifellos nachgewieſen ſind; dieſe Pflanze hatte auch im Tertiär noch eine große Verbreitung auf der Nordhemiſphäre und erinnert in ihrem Verhalten an das der Ginkgobäume und Nilſſonien, die ſich gegen die neuere Zeit hin ebenfalls nach dem öſtlichen Aſien zurückgezogen haben. Am intereſſanteſten ſind vielleicht die in der Kreide ſehr häufigen Abietineen, deren Vorgeſchichte wir ſchon früher berührt hatten. Sie treten hier in relativ modernen Typen auf, und die ganzen Verhältniſſe zeigen, daß dieſe Gruppe nunmehr bereits eine 94 Abietineen; Ginkgophyten; Zykadophyten. unendlich lange Zeit der Entwicklung hinter ſich haben muß. Am bemerkenswerteſten iſt, daß die Kieferngattung (Pinus) in der oberen Kreide ſchon in verſchiedenen Unter— gruppen vertreten war, die wir noch heute kennen; außerdem aber kamen Gruppen vor, die ſich — nach den die wichtigſten Anhalte gebenden Zapfen zu urteilen — als aus— geſtorbene Zwiſchengruppen zwiſchen mehreren heutigen Abietineen erweiſen, nämlich als Mitteldinge zwiſchen den Weimutskiefern und Zirbelkiefern (Sect. Strobus und Cembra), ſowie zwiſchen den Zirbelkiefern und den Zedern, die gar nicht zu Pinus, der Kiefer im eigentlichen Sinne, gehören. ö Von weit geringerer Bedeutung als dieſe Koniferen zeigen ſich von jetzt an die Ginkgophyten, wiewohl ſie ſelbſtverſtändlich keineswegs fehlen; die untergeordnete Rolle in der Flora, zu der ſie von nun an verurteilt ſind, kommt in der Spärlichkeit der Reſte zum deutlichen Ausdruck. Es finden ſich Ginkgoreſte z. B. im Urgon Grön— lands (Gault), eben dort auch in der oberen Kreide, anſcheinend auch in der Schweiz. Auch Reſte, die man zu den ſtärker differenzierten Baiera-Blättern rechnen muß, kommen in jenen Schichten Grönlands vor, die dadurch einen für kretaziſche Schichten bemerkens— werten Reichtum an ſolchen Bäumen aufweiſen. Von den Eibengewächſen, mit denen die Ginkgoazeen früher oft in eine Gruppe vereinigt wurden, ſind ebenfalls ſchon Reſte angegeben, doch erſcheinen dieſe keineswegs genügend geſichert, da es ſich allermeiſt um Blattreſte handelt und die Taxus-Nadeln und ähnliche foſſil nur ſchwierig als ſolche von andern ähnlichen unterſcheidbar ſind. Auch die Zykadophyten treten jetzt an Bedeutung ſtark zurück, und auch hierin, wie in dem ähnlichen Verhältnis der Ginkgophyten, prägt ſich deutlich die einſchneidende Veränderung aus, die in der Pflanzendecke der Erde Platz gegriffen hat; ihre Reſte find von nun an geradezu Raritäten. Die typiſch meſozoiſchen Blattypen wie Ptero- phyllum, Otozamites, Anomozamites uſw. find verſchwunden; beſonders be— merkenswert ſind wiederum die Reſte aus der oberen Kreide Grönlands, wo man bis vor kurzem die lebende Gattung Cycas ſelbſt ſchon in der Kreide vertreten glaubte (Cycas Steenstrupi), bis eine erfolgreiche anatomiſche Unterſuchung Nathorſts den Irrtum nachwies und er fie Pseudocycas Steenstrupi umbenannte. Die Kreideſchichten Grönlands machen, wie man nicht verkennen kann, durch die relativ zahlreicheren Ginkgophyten und Zykadophyten einen etwas mehr „meſozoiſchen“ Eindruck, als dies bei uns der Fall iſt, und dieſem allgemeinen Charakter fügt ſich auch das Vorkommen von Nilſſonien an, jenen in der ſyſtematiſchen Stellung etwas dunkeln, bis auf wei— teres in die Verwandtſchaft der Zykadophyten gebrachten Gewächſe mit den Taenjo— pteris-ähnlichen, bandförmigen Blättern; indes iſt auch in der mitteleuropäiſchen Kreide etwas davon vorhanden. Im Tertiär hat ſich der letzte Ausläufer dieſer Gattung erhalten, im Miozän von Sachalin N. serotina, die dort mit gewöhnlichen Tertiärpflanzen und mit Ginkgo vorkommt. Pflanzengeographiſch erlebte ſie alſo ein ähnliches Schickſal wie die Ginkgobäume, die in der rezenten Flora ebenfalls auf das öſtliche Aſien zurückgedrängt ſind. Nathorſt meint ſagar, daß man ſie möglicherweiſe irgendwo dort noch lebend vorfinden könne; die Ginkgobäume jedenfalls, von denen man früher annahm, daß ſie nur durch Kultur aus früheren Epochen gerettet und vor dem Ausſterben bewahrt wurden, hat man noch vor einigen Jahren im öſtlichen China wild gefunden. Eozänflora. 95 Im Eozän, der unterſten Stufe der nun folgenden Tertiärformation, mit der die Geologen das Känozoikum, die Periode der Herrſchaft der Säugetiere, beginnen, hat die neuzeitliche Pflanzenwelt bereits eine unendlich lange Zeit der Entwickelung hinter ſich. So ausgeſprochen der Schnitt iſt, der ſich, von der Tierwelt aus geſehen, hier in den geologiſchen Perioden zu erkennen gibt, ſo wenig berechtigt iſt er vom Standpunkt der Pflanzenwelt aus. Die Eozänflora ſchließt ſich vielmehr in vielen Punkten ganz zwanglos an die der oberen Kreide an, indem eine Anzahl von Charakterpflanzen der oberen Kreide auch — wenngleich in anderen Arten — dem Eozän eigen iſt. Ein ſchärferer Schnitt ergibt ſich vom paläobotaniſchen Standpunkt aus zwiſchen der Eozän— und der darauf folgenden Oligozänzeit, die auch nebſt der darauf folgenden Miozänzeit durch die zahlreichen Braunkohlenlager etwas Beſonderes gegenüber der Eozänzeit hat, deren Pflanzenreſte auch an Zahl viel geringer ſind als bei jener. In Deutſchland iſt das Eozän erſt in neuerer Zeit in nennenswerterer Aus— dehnung nachgewieſen worden, irgend welche nennenswerte Pflanzenreſte kommen nicht darin vor. Berühmte Fundſtellen eozäner Pflanzen ſind Gelinden in Belgien, der Londonton, die Pariſer Gegend u. a. Die Pflanzen, die insbeſondere die Beziehungen zur Kreideflora fühlbar machen, find die uns ſchon bekannten Dryophyllen und Dewalqueen, die in einer Anzahl von Arten im Eozän verbreitet ſind. Im Eozän von Gelinden kommen z. B. Dryophyl- lum Dewalquei und Dewalquea gelindenensis vor (Abb. 72 und 73). Zu dieſen treten dann noch zahlreiche andere Dikotylen, die den Familien der Lorbeergewächſe, den Brotfruchtbaum-ähnlichen Gewächſen, den Apozynazeen und zahlreichen anderen Familien angehören oder wenigſtens zugeſchrieben werden. Von den Apozynazeen find es beſonders mit indiſchen Arten verwandte Oleanderblätter, die die Exiſtenz der Sympetalen in dieſer Periode beweiſen. Ein beſonders hervorſtechender Zug der Eozän— flora ſind die zahlreichen Palmenreſte, die ihr angehören; es ſind ſowohl ſolche mit fiederigen wie ſolche mit fächerförmigen Blättern vertreten, wovon wir Typen z. B. auf unſerer Tertiärlandſchaft abgebildet ſehen (Taf. Oligozänzeit). Unter den Palmen erregen ein beſonderes Intereſſe die als Nipadites bezeichneten Samen, die ſich im Eozän von London und von Brüſſel, ja ſogar ſchon in der Kreide finden und mit der lebenden Nipa-Palme mindeſtens nahe verwandt find, deren einzige Art, Nipa fruticans, heute im indomalayiſchen Gebiet in Salzſümpfen der Küſten gedeiht und als Nutzpflanze von Bedeutung iſt. Die Gymnoſpermenflora dieſer Periode iſt recht untergeordnet erhalten und bietet nichts bemerkenswert Neues. Anſcheinend hat in dieſer Periode die heute bis auf einige japaniſche Arten auf die Südhemiſphäre beſchränkte Taxazeengattung Po— docarpus, die mit ihren teilweise ziemlich breiten und langen lederigen Blättern von unſerem heimiſchen Eibengewächs recht abweicht, eine größere Rolle geſpielt (Podo— carpus eocenica), wenn die Blattreſte richtig als dahin gehörig gedeutet find. Auch Ginkgo-Reſte kommen vor, der heutigen Art ſchon recht nahe ſtehend. Im ganzen zeigt die Flora der Eozänzeit, wie diejenige der Kreidezeit, mit der ſie offenbar ähnliche Ve— getationsbedingungen hatte, ein recht tropiſches oder wenigſtens ſubtropiſches Ge— präge. Hierauf weiſen die mit tropiſchen Eichen verwandten Dryophyllen, die mit indiſchen Oleander-Arten verwandten Nerium-Reſte und beſonders die reichlich vor— 96 Dligozänflora. handenen Palmen; trotz der im Verhältnis zu den zahlloſen Pflanzenreſten der folgen— den Braunkohlenzeit dürftig erhaltenen Eozänflora kann man doch dieſen Schluß aus dem erhaltenen Material fraglos und ohne Zögern ziehen. In dieſer Beziehung beſteht ein ziemlich ſcharfer Gegenſatz gegenüber der Flora des Oligozäns unſerer Breiten, die zwar auch noch manche, wenn man ſo ſagen darf, tropiſche Züge aufweiſt, aber doch auf ein entſchieden kühleres Klima hinweiſt. Die Jahresringe der Bäume ſind ſo ſcharf abgeſetzt wie heute, ſo daß man wohl annehmen kann, daß infolge von winterlicher Abkühlung alljährlich ein Aus⸗ ſetzen des Wachstums oder doch eine ſtarke periodiſche Schwächung eintrat. Zwar Froſtſpuren ſind in dieſer Periode noch nicht nach— weisbar, und eine ſo weitgehende Temperaturerniedrigung hat auch wohl ſicher nicht ſtattgefunden, vielmehr weiſen die in unſeren Breiten um dieſe Zeit noch zahl- reich vertretenen Palmenreſte (Abb. 75,76) und andere Verwandte der Florenbeſtandteile warmer Diſtrikte auf ein ſehr mildes, warmes Klima hin. Es kommt hierbei offenbar weniger auf hohe Sommertemperaturen an als auf die große Milde der Winter; man muß bedenken, daß die tropiſchen Beſtandteile des Eozäns und deren Nachfahren von früher her in dieſen Gegenden vorhanden waren, und 7 288 eine gewiſſe Temperaturabnahme Fächerpalmenblatt aus dem Oligozän. (Nach Schimper.) für viele dieſer Gewächſe noch kein Grund war, auszuwandern, wenn nur keine kontinentalen Winter eintraten, die unſer Klima fo einſchneidend beeinfluſſen. Kann man doch in England mit ſeinen milden Wintern ſubtropiſche Gewächſe im Freien pflanzen, die bei uns unfehlbar erfrieren würden! Dazu kommt, daß die Gewächſe eine gewiſſe Anpaſſungsfähigkeit an neue klimatiſche Verhältniſſe haben, und wir wiſſen, daß die fortſchreitende Abkühlung des Klimas, die wir durch die Tertiärzeit bis zum Hereinbrechen der Eiszeit verfolgen können, außerordentlich allmählich geweſen iſt, und in dieſen langen Zeiträumen konnte eine ſolche Gewöhnung der Pflanzen an ein etwas kühleres Klima um ſobeſſer ſtattfinden, bis die allzuſehr fühlbare Temperaturveränderung einen immer größeren Teil davon allmählich verdrängte oder zum Ausſterben brachte. Im ganzen genommen mutet die Oligozänflora uns bereits viel weniger be— fremdlich an als die der früheren Eozänperiode, und zwar beſonders dadurch, daß allem (D wa 19 (ppıT) u uoa (* 105) gPagndz ap Suvgszogt uv gungßgezu \ g e Iuv5II alis Mul A00J[7-U19 g ade! su a0unayay 0 pauafunglF asg Hpıplaöshunpiayup ubq;og Koniferen. 97 Anſchein nach eine Anzahl von Arten, die mit lebenden äußerſt nahe verwandt oder gar identiſch mit ihnen ſind, damals zu den wichtigſten Beſtandteilen der Flora ge— hörten, was man betreffs der Gewächſe früherer Perioden mit gleicher Berechtigung höchſtens von Ginkgo adiantoides aus dem Eozän ſagen könnte, die von der heu— tigen Art, wie überhaupt die tertiären, ſich nur ſehr wenig oder gar nicht unterſcheidet. Beſonders ſind es oligozäne Koniferen, die auch im Miozän noch die gleiche Rolle ſpielen, aus der Sumpfzypreſſenfamilie, nämlich Taxodium distichum, die Sumpfzypreſſe, die beiden Sequoien-Arten: der Mammutbaum (Sequoia Couttsiae, der lebenden Sequoia gigantea äußerſt 8 N 1 ähnlich), Sequoia semper- 88 N N virens und Glyptostrobus europaeus, deſſen Vorfahren wir ſchon früher genannt hatten und der von dem le- benden Glyptostrobus (Taxo- dium) heterophyllus faum zu | unterſcheiden iſt (Abb. 77). Dieſe Koniferen ſind befon- ders darum wichtig, weil ſie einen hervorragenden Anteil an den ausgedehnten Moor= bildungen dieſer Periode hatten, die von uns heute als Braunkohlenlager ausge⸗ beutet werden; dieſe haben der ganzen oligozänen und miozänen Periode den Namen Abb. 76. g 7 Phoenieites. Braunkohlenzeit eingetragen ard d und ſind für ſie ſo bezeichnend. aus dem Oligozän. Zwar find fie keineswegs die \ Mach Unger) ausſchließlichen Lieferanten der Braunkohle, was man von ihren Stämmen gelegentlich behauptet, die ſich ſo leicht erhalten und in der Braunkohle ſo ſehr auffallen; ſie ſpielen aber doch eine ſehr bedeutſame Rolle dabei, und dies um ſo mehr, als ſie im Tertiär der ganzen Nordhemiſphäre verbreitet waren, während ſie jetzt auf wenige Aſyle zurück— gedrängt find, insbeſondere Sequoia gigantea und Glyptostrobus. Die Koniferen dieſer Periode haben noch ein weiteres beſonderes Intereſſe auch für weitere Kreiſe: Abietineen dieſer Periode waren die Lieferanten des Bernſteins des Samlandes. Der Bernſtein, dieſer altberühmte und ſchon im Altertum jo hoch— geſchätzte Schmuckſtein, iſt das Harz von Kiefern und Fichten, anſcheinend beſonders von Kiefern, und hat für die Paläobotanik (wie auch für die Paläozoologie durch die Inſektenreſte) einen ganz beſonderen Wert dadurch, daß er gelegentlich Pflanzenreſte umſchloſſen hat, die zwar jetzt verweſt ſind (ſ. S. 98, 101, 103 ff.), aber im Abdruck Das Leben der Pflanze. VI. - 98 Bernſteinbäume. ſo feine Details hinterlaſſen haben, daß die feinſten Härchen, anatomiſche Einzelheiten der Oberfläche noch ſichtbar ſind. Am wichtigſten ſind dieſe Reſte dadurch, daß ſich unter ihnen viele Blütenreſte befinden, die natürlich eine ganz bedeutend einwand— freiere Beſtimmung geſtatten als Blattreſte, um die es ſich ſonſt meiſt handelt. Blü— tenreſte gehören überhaupt außer im Bernſtein wegen ihrer zu foſſiler Erhaltung un— geeigneten Zartheit zu den großen Seltenheiten; Abb. 78 zeigt einige ſolche Blüten— reſte aus dem Bernſtein in natürlicher Größe und vergrößert daneben, woran ſich die 7 , . . 0 2 N 8 % e Abb. 77. Koniferen aus der Sumpfzypreſſenfamilie (Taxodieen) der Braunkohlenzeit (Oligozän und Miozän). a = Sequoia Couttsiae; b= Sequ. Langsdorffi; e = Taxodium distichum; d = Glyptostrobus europaeus. 8 (Nach Schenk.) | N wunderbaren Einzelheiten dieſer ſogenannten „Einſchlüſſe“ ausgezeichnet erkennen laſſen. Die Bernſteinpflanzenreſte gehören auf dieſe Weiſe zu den allerwertvollſten Dokumenten der foſſilen Flora überhaupt. Auch die Bernſteinbäume kennen wir aus Holzreſten, oft noch mit Bernſtein durch— ſetzt, aus Nadeln und Blüten recht genau; die genauere Stellung der Bernſteinkiefer (Pinus suceinifera) iſt noch nicht ganz klar, da nach Conwentz, dem Unterſucher der Bernſteinflora, außer der eigentlichen Kiefer (Pinus) eventuell noch die Fichte (Picea) für dieſe Bäume in Frage gezogen werden kann. Nadeln kennt man im Bern— ſtein ſowohl von Kiefern, Fichten als auch von Tannen (Abies). Bernſteinwald. 99 Der Harzfluß der Bernſteinbäume war außerordentlich ſtark, und dies geht, wie Conwentz in ſeinen muſtergültigen Abhandlungen nachweiſt, auf das im Urwalde un— gehemmte Wüten der Feinde der Bäume, der Pilze, größerer und kleinerer Tiere, der Winde uſw. zurück, mit denen die heutige Forſtkultur in ewigem Kampf liegt. Auf Grund feiner Unterſuchungen bietet Conwentz eine ebenſo lebensvolle wie wiſſenſchaft— lich begründete Daritel- lung der Verhältniſſe im Bernſteinwald, wovon wir hier einen Auszug folgen laſſen. „Es gab kaum einen geſunden Baum im Bernſteinwald — das Pathologiſche (Krank- hafte) war die Regel, das Normale die Aus— nahme! Nicht allein durch Wind und Wet⸗ Dlutenreſte als Ga 1 1 2 Cinnamomum- Blüte (la vergr.). ter, ſondern auch durch 2 = Holunder-( Sambucus) Blüte (2a vergr.) (Nach Conwentz.) pflanzliche Paraſiten a und Saprophyten, ſowie durch Inſekten und andere Tiere vollzogen ſich an ihnen un— ausgeſetzt Beſchädigungen, die zu Harzfluß und anderen Krankheitserſcheinungen Anlaß boten. Es lag in der Natur der Dinge, daß die aus Anflug hervorgegangenen und gedrängt aufgewachſenen Bäume ihre unteren Aſte verloren, ſobald dieſe bei man— gelnder Beleuchtung nicht mehr genügend ernährt werden konnten. Bei der geringſten Erſchütterung durch Wind oder Regen, durch Tiere und andere Agentien brachen ſie ab und hinterließen eine offene Wunde, die in der Folge durch Harz und, bei fort— ſchreitendem Wachstum des Stammes, durch Überwallung* vernarben konnte. Alte abgeſtorbene Bäume ſenkten ſich zu Boden und ſtreiften und knickten die Zweige anderer Bäume in weitem Umkreis, um dann mit der ganzen Wucht ihres Körpers auf alles das niederzufallen, was ihnen in ihrer Fallrichtung entgegenſtand. Mit Vehemenz ſchlugen ſie an die Nachbarſtämme an, riſſen ihre Borke auf weite Strecken hin ab und verletzten ſtellenweiſe auch den Holzkörper ſelbſt. „Auch heftigere Winde und Orkane zogen über den Bernſteinwald hin und richteten in demſelben die ſchlimmſten Verheerungen an. Was die Natur durch Jahrhunderte an Herrlichem und Großartigem geſchaffen, wurde im Verlauf weniger Augenblicke durch ein furchtbares Element zerſtört. Ein Wirbelwind ſetzte ſich in die mächtige Krone und drehte ſie auf ihrem Stamme in kürzeſter Zeit ab; die ſtärkſten Bäume wurden wie Grashalme über dem Boden geknickt und gleich gewaltigen Streichhölzern kreuz und quer durcheinandergeworfen. Andere Bäume wurden mit ihren Wurzeln aus der Erde gehoben und auf weite Strecken durch die Luft gewirbelt, bis ſie zu Boden * D. h. über die Wunde wölben ſich bei harzreichen Bäumen von allen Seiten her neue Holzpartien mit viel Harz, die die Wunde ſchließlich überwachſen und verſchließen. 100 Bernſteinwald. fielen oder an irgend einem noch aufrechten Baum hängen blieben. Dieſes Phänomen mag immer nur an einzelnen Stellen des Waldes aufgetreten ſein, verſchonte aber kaum ein Individuum und riß daher große Löcher in den Beſtand, wo nunmehr eine große Menge von totem Material angehäuft wurde. „Zu andern Zeiten herrſchte wohl eine drückende Schwüle im Bernſteinwald, und heftige Gewitter entluden ſich über ihm. Blitze ſchlugen in die Baumkrone oder in einen alten Aſtſtumpf und ſprengten dann auf weite Strecken hin die Rinde ab, deren Fetzen teilweiſe an den Wundrändern hängen blieben. — Der Bernſteinwald wurde von einer ſehr reichen Tierwelt belebt; denn Inſekten und Spinnen, Schnecken und Krebſe, Vögel und Säugetiere hielten ſich hier auf, ganz wie in den Wäldern der Jetzt— zeit. Es gab unter ihnen viele, die den grünenden Baum ſchädigten, während andere das tote Holz angegriffen haben. Größere Tiere brachen mutwillig und unabſichtlich Aſte ab und verletzten durch ihren Tritt die zutage liegenden Wurzeln. Eichhörnchen ſprangen munter von Zweig zu Zweig und ſchälten die junge Rinde. Die Stille des Waldes wurde durch das Klopfen des Spechtes unterbrochen, der in der Rinde und im Holz der Bäume nach Inſekten ſuchte, auch wohl Höhlen zum Nachtaufenthalt und zum Brutgeſchäft hineinzimmerte. „Tauſende von Inſektenarten ſchwirrten im Walde umher und befielen die Pflanzen und größeren Tiere desſelben. Baſtkäfer bohrten geſunde und lädierte Bäume an und gingen in die Rinde oder flach in den Splint hinein. Ferner erſchienen Borkkäfer, die ihre Eier an der Rinde ablegten oder ſie tief in deren Riſſe einführten; die Larven fraßen zunächſt oberflächlich und ſetzten im folgenden Jahre ihre Tätigkeit im Holze fort. Einige Arten befielen lebende Bäume, andere wieder abgeſtorbene Hölzer. Wo durch Windbruch große Mengen friſchen Holzes gefallen waren, blieb der Borkenkäfer nicht aus. — Überall, wo eine Beſchädigung ſtattfand, ſuchte die Natur durch Harz— erguß die Wunde zu heilen; dieſes trat aber gewöhnlich nicht ſo ſchnell ein, daß nicht vorher Pilzſporen anfliegen und zur Keimung gelangen konnten. Die weitere Ent— wickelung der Pilze wurde um ſo mehr begünſtigt, als Wärme und Feuchtigkeit in reichem Maße vorhanden waren. Es wurden nach und nach alle Bäume von einem oder dem andern, oft auch von mehreren Paraſiten gleichzeitig befallen, die zwar lang— ſam, aber mit tödlicher Gewißheit ihr Zerſtörungswerk fortſetzten und vollendeten. „Wir ſehen alſo, daß ſich die Bernſteinbäume insgeſamt in einem andauernden Zuſtande der Zerſetzung und abnormen Harzbildung befanden. Aus Aſtlöchern quoll dickflüſſiges Harz in Form von Tropfen und ähnlichen Gebilden hervor; an Schäl— wunden und Baumſchlagſtellen kamen größere Mengen von Harz heraus, und wo etwa der Blitz eingeſchlagen hatte, hing wohl auch ein langer Harzzopf ſtalaktitenartig herunter. Alle dieſe trüben Harzmaſſen erhärteten bald an der Luft, wurden aber ſpäter wieder durch Einwirkung der Sonnenwärme in dünnflüſſigen Zuſtand verſetzt und geklärt. Das klare Harz überzog nun die Oberfläche des Stammes und der Aſte und nahm in dieſem Zuſtand leicht vorüberfliegende Inſekten ſowie angewehte Pflanzen— reſte in ſich auf: bei wiederholtem Fluß entſtanden geſchichtete Stücke (Schlauben), die ſich durch den Reichtum an organiſchen Einſchlüſſen auszeichnen.“ Wenn auch die zur Abietineengruppe gehörigen Bernſteinbäume im Bernſtein— walde dominierten, fo iſt damit doch die Koniferenflora dieſer Vegetation keineswegs Angioſpermenreſte. 101 erſchöpft und auch in den Braunkohlenmooren kamen neben den vorn genannten Ta— rodieen noch andere zur Zypreſſenfamilie u. a. gehörende Waldbäume vor, wogegen die in der Kreide der Nordhemiſphäre allem Anſchein nach nicht ſeltenen Araukarieen dieſe Florengebiete definitiv verlaſſen zu haben ſcheinen. Andererſeits haben wir ſichere Anzeichen dafür, daß ſie bereits wie heute in der tertiären Flora der Südhemi— phäre eine Rolle ſpielten, wo ſie viel weiter nach Süden reichten als heute, und es ſcheint, daß ſie ähnlich wie die Abietineen und Taxodieen wegen ihrer ſchon damals zirkumpolaren Verbreitung von den polnahen Florengebieten allſeits nach Norden ſich verbreitet haben, da ſich foſſile Reſte nicht nur in Südamerika und darüber hinaus bis 64° ſüdl. Breite und auf den Sundainſeln, ſondern auch auf der Kergueleninſel finden, woraus man ein früheres Vorkommen in Südafrika vermuten kann; analog ſcheint es mit den ſchon mehrfach genannten Podokarpeen zu ſein, die allerdings nach einigen auch im Oligozän Europas noch exiſtiert haben ſollen. Ungeheuer zahlreich ſind die Angioſpermenreſte aus dieſer und ebenſo der folgenden Periode, die alle aufzu— zählen zwecklos und ermüdend ſein würde; wir beſchränken uns daher auf eine Auswahl, die ein genügendes Bild der damals herrſchenden Verhältniſſe zu geben vermag. Daß noch zahlreiche Palmen damals in unſeren Gegenden — bis zur Oſtſee hinauf im Samland — unſere Flora belebten, Di hatten wir ſchon vorn erwähnt, und zwar waren es ſowohl IC) Fächer wie Fiederpalmen, von denen unſere Abbildungen } einige Blattreſte zeigen; die Fiederpalmen werden zum Teil mit der Kokospalme (Phoenix dactylifera) in Berbin- dung gebracht, daher Phoenicites genannt, die fächer— blättrigen mit der noch heute als einzige in Süd-Europa wild vorkommenden Zwergpalme und den Sabalpalmen, N die z. B. in Nordamerika (von 36“ nördl. Breite ab) bis 5 Venezuela zu Hauſe ſind; ſie waren wohl wie heute zum Teil Unterholz in den Braunkohlenwaldmooren des Oligozäns, worauf unſere Oli— gozänlandſchaft (Taf. Oligozänzeit und Abb. 75, 76) Rückſicht nimmt. Die meiſten andern Monokotyledonenreſte dieſer Perioden ſind kaum näher beſtimmbar, es ſind meiſt längsaderige Blattfetzen; eigentümlich muten die in ihrer näheren Verwandt— ſchaft unklaren Rhizokaulonreſte aus dem ſüdfranzöſiſchen Tertiär an (Zyperazee ?), die auch anatomiſch bekannt ſind. 5 Weit zahlreicher als die in der foſſilen Flora ſtets nur in untergeordneter Weiſe erhaltenen Monokotylen ſind natürlich die Reſte der Dikotylen, die in den mannig— fachſten Familien vertreten ſind. Reichlich grünten bei uns die Gewächſe der Lorbeer— familie, von denen die Vorahnen unſerer heutigen Zimtbäume (Cinnamomum) bis zum Pliozän, bis zur jüngſten Tertiärzeit, unſerer Flora angehörten (Abb. 79). Prachtvoll find die in Bernſtein erhaltenen Blüten dieſer Gewächſe, und das Vor— kommen dieſer Blüten und der Blätter ſichert die Richtigkeit für die Beſtimmung dieſer Gewächſe. Weiter erwähnen wir die Walnußbaumfamilie (Juglandazeen), die See— roſengewächſe, ferner die Kätzchenträger und Kupuliferen in großer Zahl, unter denen Abb. 79. Cin namomu Scheuchzeri, Miozän von Öningen (Bodenſee). (Nach Schenk.) 102 Dikotyledonen. größtenteils ſchon die Gattungen der jetzigen Flora vertreten waren, wenn auch in anderen Arten; wir treffen Birken, Erlenarten (Alnus Kefersteinii, Abb. 80), Haſelnußbäume, ferner beſonders Eichen, unter denen beſonders ſolche hervorragen, die heutigen nordamerikaniſchen verwandt ſind, ſowie Verwandte unſerer echten, der Eiche nahe verwandten Kaſtanie (Castanea vesca). Von Eichen finden ſich ebenfalls Blütenreſte im Bernſtein wie die andern Reſte in der wunderbarſten Weiſe erhalten. Ein beſonderes Intereſſe knüpft ſich an die in unſerer heimiſchen Flora nur durch den duftenden Gagelſtrauch (Myrica Gale) vertretenen Myrikazeen, deren Reſte im Oligozän (und Miozän) häufig ſind; ein Teil von ihnen, mit der lebenden Myrica (Comptonia) asplenifolia (at- lantiſches Nordamerika) verwandt, hat Veranlaſſung zur Verwechslung mit einer jetzt der Südhemiſphäre eigen— tümlichen Familie, den Proteazeen, gegeben, Bäumen und Sträuchern, deren lederige, ſtachelige Blätter ſie ſchon als Bewohner meiſt heißer, trockener Standorte kennzeichnen. Sie ſind zum größten Teil im auſtraliſchen Florengebiet, dann in Südafrika und Südamerika heimiſch, und ſie ſind es hauptſächlich, die in unſerer Flora nach Unger, be— ſonders nach Ettingshauſen ein auſtraliſch-neuhollän— diſches Element repräſentiert haben ſollen; d. h. mit anderen Worten: noch im Tertiär (Oligozän, auch Mio— zän) habe eine floriſtiſch mit unſeren heutigen Verhält- niſſen gar nicht vereinbare Verteilung in der Pflanzen— decke der Erde geherrſcht. Schenk, ſpäter Engler, Pax u. a. waren es, die mit beſonderem Nachdruck auf die unzu— reichende Begründung dieſer Anordnungen hinwieſen und energiſch gegen die daraus gezogenen Schlüſſe Front machten. Abb. 81 und 82 zeigen einige der genannten Typen; wir werden im allgemeinen Teil über das Käno⸗ zoikum noch einmal dieſe Frage ſtreifen. Zu dieſen Gewächſen treten dann noch viele andere, Ahorne, Hülſenfrüchtler (Leguminoſen), Ulmen, Mag⸗ e nolien, die uns ſchon aus der Kreideflora bekannt ſind; teln). 1 Blatt; 2 = Zapfen. eine jetzt erſcheinende und beſonders in der Miozänflora ln. ah Shen) häufige und charakteriſche Pflanze iſt Liquidambar, zu den heute in Nordamerika, China und Japan ſowie in Kleinaſien beheimateten Hamamelidazeen gehörig, wiederum eine Pflanze, die auf nordamerikaniſche und oſtaſiatiſche Verwandtſchaft weiſt, was wir auch für die oben— genannten Myrikazeen und Magnolien und für noch andere Gewächſe hätten ſagen können. Wir finden die ahornartigen Liquidambar-Blätter bis zum oberſten Tertiär (Pliozän); Funde von Früchten beweiſen die Exiſtenz dieſer Pflanzen unwiderleglich (Abb. 83). Intereſſant iſt das Auftreten der Waſſernußgewächſe (Trapa), deren ſpitzige Früchte kaum mit etwas anderem zu verwechſeln ſind; ſie haben ſich in unſeren Abb. 80. Schmarotzerpflanzen. 103 Gegenden in einer Art (Trapa natans) bis in die Jetztzeit erhalten; dieſe iſt jedoch im Ausſterben begriffen, denn in Torflagern des Alluviums findet man ihre Reſte an viel zahlreicheren Stellen als in den wenigen heutigen Aſylen. Schmarotzerpflanzen — und zwar nicht nur Pilze, von denen ſchon beim Bern- ſteinwald die Rede war, die üb⸗ rigens ſchon ſeit dem Karbon vor⸗ handen ge— weſen zu ſein ſcheinen — waren augenſchein⸗ lich eben⸗ falls ver⸗ treten; 8 Proteophyllum, angebliches Proteazeenblatt, Myrica aspleni- dieſen ſeien Myrica asplenifolia, folia ähnlich, |. Abb. 80. Aus dem Oligozän von Sachſen. Lorantha⸗ Lebend. (Nach Schenk.) (Nach Schenk.) zeen erwähnt, zu der auch unſere allbekannte Miſtel (Viscum album) gehört. Im Bern⸗ ſtein finden ſich die hierhergehö— rigen, Patzea ge⸗ nannten Reſte. Lianen von der Art der Bani⸗ ſterien des Ur⸗ waldes ſcheinen auch nicht gefehlt ur * F \ Rn Abb. 83. 1=Trapa silesiaca, tertiäre Waſſernußart. 2=Liquidam- zu haben. bar europaeum, Blatt. g 3 3 Frucht von demſelben. Die höher ent⸗ 2 und 3 aus dem Tertiär wickelte Gruppe ö von Oningen (Bodenfee). der Dikotylen, die | RAR | Sympetalen (S. 89), iſt nunmehr auch reichlich vertreten, und wiederum iſt es hier unter anderen der Bernſtein, der uns verläßlichſte Kunde über dieſe Gewächſe gibt. In 104 Sympetalen. ihm find uns Reſte der Heidefrautfamilie (Erikazeen) mit Blüten erhalten. Ebenſo iſt es mit der Reihe der Primelgewächſe, wo von den Myrſinazeen, einer aus Holzgewächſen beſtehenden, in den Tropen und Subtropen heute verbreiteten Familie, der Bernſtein ebenfalls die zuverläſſigſten Objekte in Geſtalt von Blütenreſten überliefert hat, wäh— rend den Blättern eine weit größere Unſicherheit anhaftet. Eine andere Gruppe der Sympetalen, zu denen auch die Ebenholzgewächſe gehören, ſcheint ebenfalls eine Rolle in der Tertiärflora geſpielt zu haben, doch laſſen die Reſte hier oft mehr als zu wün— ſchen übrig. Aus der Familie der Olbaumgewächſe finden wir anſcheinend Olbäume ſelbſt, dann aber beſonders Eſchen (Fraxinus), aus der bereits in der Kreide er— wähnten Apozyneenfamilie wieder Oleander-Arten uſw. Auf Nordamerika weiſen wiederum Blätter, Früchte und Blüten von einer Trompetenbaumart (Catalpa) im Oligozän von Aix in der Provence, die wohl richtig erkannt ſind; die heutige Catalpa sy- ringaefolia wird häufiger als Parkbaum bei uns gepflanzt. In der deutſchen Braunkohle (auch in der miozänen) der Wetterau, Aachen, Rhön, Sachſen, Lauſitz, in England finden ſich gelegentlich Früchte der Gattung Gardenia, teils oligozänen, teils miozänen Alters, zu den Rubiazeen gehörig, zu denen auch der Kaffeebaum, der Chinarinden— baum u. a. gehören; Gardenia iſt heute im paläotropiſchen Florengebiet einheimiſch. Unverkennbar ſind die Ho— lunderblüten im Bernſtein, wie ſchon die Abb. 78 zeigt; von den Kaprifoliazeen, zu denen auch Sambucus gehört, werden beſonders zahlreiche Arten von Viburnum ans gegeben, zu dem auch unſer Schneeball (Vib. opulus) gehört, beſonders in Nordamerika, wo die Gattung auch heute noch mit zahlreichen Arten zu Hauſe iſt. Erwähnen wir ſchließlich noch, daß im Oligozän ſich auch Früchtchen finden, die mit dem beſonders für viele Korbblütler cha— A 8 we 5 ; rakteriſtiſchen Haarkelch in erſter Linie an die Kompoſiten, „emal Sch kmpar, dieſe heute artenreichſte Familie, denken laſſen, — wobei allerdings zu bemerken iſt, daß Haarkelche auch in ganz anderen Gruppen auftreten —, jo haben wir ungefähr einen kleinen Begriff von dem, was zur älteren Braunkohlenzeit bei uns gewachſen iſt, und zum größeren Teil zugleich eine Vorſtellung von der Pflanzenwelt der Miozänzeit. Man ſieht eine Mannigfaltig— keit in der Flora, die der heutigen wenig oder nichts nachgibt, um ſo weniger, als in dieſen Perioden nun auch die niederen Pflanzen mehr und mehr in Einklang kommen mit den jetzt exiſtierenden. Beſonders die Mooswelt iſt es, die uns nunmehr bereits in ganz ähnlicher Ent— wicklung entgegentritt wie heute; zahlreiche Moosreſte ſind uns beſonders im Bernſtein erhalten und zwar ſowohl Leber- wie Laubmooſe, die beiden großen Klaſſen der Mooſe der Jetztzeit. Abb. 84 zeigt uns einen ſolcher Moosreſte, die meiſt ſogar zu noch lebenden Gattungen gehören. Über die allgemeine Vorgeſchichte der Farnwelt hatten wir uns ſchon früher unterrichtet. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die Farnkräuter dieſer Flora nicht fehlten; eines Waſſerfarngewächſe; Algen; Pilze. 105 der häufigſten iſt die in der Braunkohlenflora verbreitete Osmunda lignitum, zu der noch viele andere Farngewächſe treten, von denen wir noch beſonders die Exiſtenz von Lygodien, der einzigen heutigen, in den Tropen heimiſchen Gattung mit ſchlingen— 98 den Stengeln erwähnen, die früher in der Karbonflora um fo häufiger waren; fie tritt ſogar ſchon in der Kreide auf. Intereſſant ſind die Spuren der Waſſer— farngewächſe, deren Vorhandenſein in e eee, dieſen Schichten außer Zweifel ſteht; ihre r A : E Re e Vorfahren hatten wir ſchon in den Spheno— Ane e phyllazeen (und Sagenopteris im Meſo— DDD zoikumſ?]) des Paläozoikums kennen ge— lernt. Unverkennbar ſind die charakteriſti— ſchen gepünktelten Schwimmblätter der Salvinien; noch weit älter als dieſe ſind die ſogar bis in die untere Kreide“ (Por- Abb. 8ö. tugal) zurückgehenden Brachſenkräuter Bazillarien aus Kieſelgur von Franzensbad in Böhmen. (Isoötes), deren tertiäre Vertreter den 5 heutigen ſehr ähnlich ſind. Die Algen ſchließlich ſind meiſt nur in relativ ſpärlichen Reſten aufbewahrt, wie das bei ihrer meiſt zarten Struktur auch verſtändlich iſt. Bedeutungsvoll ſind unter ihnen dagegen mehrere Gruppen, deren Kieſel- oder Kalkabſcheidungen in der Zuſammenſetzung der Erdſchichten eine ſtellenweiſe nicht unbedeutende Rolle ſpielen. Hierher gehören die im ganzen Tertiär vorkommenden Lithothamnien (Abb. 86), die man lange Zeit hindurch für unorganiſche Gebilde hielt, * die ſchon früher erwähnten Kieſelalgen (Bazillarien), die von nun an 0 nicht ſelten ganze Lager zuſammenſetzen, die als Kieſel— gur, Tripoli, Polierſchiefer uſw. ausgedehnte techniſche Verwendung finden (Abb. 85). Zahlreiche der noch lebenden Gattungen dieſer eigenartigen Algen findet man ſchon foſſil erhalten; ihre Kieſelpanzer werden oft Später wieder vom Waſſer aufgelöſt — Sie beſtehen aus der leichter löslichen, waſſerhaltigen Kieſelſäure Abb. 86 (Opalmaſſe) — und die Kieſelſubſtanz ſcheidet ſich pe dann ſpäter als kompaktere Opalmaſſe (Menilit uſw.) Kalkalge aus dem Terttär Deutſchlands. f 8 (Nach Schimper.) in Knollenform uſw. wieder aus. Weniger augenfällige Reſte hat die Pilzflora der Vorzeit hinterlaſſen. Indes haben wir jetzt beſtimmte Anzeichen dafür, daß ihre Anfänge in das Paläozoikum hinabreichen, wo man an echt verſteinerten Karbonpflanzen die charakteriſtiſchen Pilz— fäden (Myzelfäden) fand; dieſe nur im Mikroſkop ſichtbaren und unzweideutig erhal— * Allerdings iſt das Alter hier mit einiger Zurückhaltung wie das der Potomakſchichten aufzunehmen; auch in Portugal finden ſich Dikotyledonen in der „unteren Kreide“ wie in den Potomakſchichten. 106 Miozänflora. tenen Fäden findet man auch im Meſozoikum und Tertiär mit Vorliebe in foſſilen Holzreſten, und ſie zeigen, daß ſchon in frühen Zeiten wie auch jetzt ein Hauptfeind der Bäume die Pilzflora geweſen ſein muß. So konnte auch Conwentz das Bild von den Schädigungen der Bernſteinbäume durch dieſe mikroſkopiſch kleinen Feinde auf Grund ſolcher Beobachtungen entwerfen. Allerdings — die unſeren Augen auf— fälligen Pilzhüte ſind foſſil ſehr große Raritäten, da ſie bekanntermaßen meiſt ſehr hinfällige Gebilde ſind und ferner meiſt aus der Baumrinde hervorbrechen, welche foſſil ſehr ſelten erhalten iſt. Zahlreicher ſind die auf foſſilen Laubblättern — angeb— lich ſogar ſchon im Karbon — ſchmarotzenden kleinen Schlauchpilze (Askomyzeten) be— kannt, die nach rezenten Gattungen mit Namen wie Sphaerites, Hysterites belegt wurden, obwohl ihre ſyſtematiſche Stellung mangels Kenntnis mikroſkopiſcher Einzel— heiten meiſt nicht näher feſtzuſtellen iſt (Abb. 87). Sehr gering ſind die foſſilen Reſte der Flechten, jener eigentümlichen, aus ſymbiontiſch lebenden Algen und Pilzkörpern zuſammengeſetzten Gewächſe, die erſt im Tertiär aufgetreten zu ſein ſcheinen. Die Flora des Miozäns ähnelt im Prinzip noch recht der oligozänen, doch macht ſich ein Rückgang der auf wärmere Klimate weiſenden Elemente deutlich be— merkbar. Beſonders macht ſich dies in dem Verſchwinden oder der ſtarken Ab— nahme der Palmen nördlich der heutigen Alpen bemerkbar, wo ſie nur noch aus— nahmsweiſe und in zum Teil zweifelhaften Reſten ihr Daſein zu verraten ſcheinen. In Einklang hiermit ſteht auch, daß an Pflanzen aus der miozänen Senftenberger Braunkohle Froſtſpuren nachgewieſen ſind. Zwar, von heutigen Verhältniſſen aus geſehen, muten beſonders die ſich noch bis ins Pliozän haltenden Zimtbäume uns recht tropiſch an, doch dürfen wir wegen der Froſterſcheinungen und des Geſamtbildes der Flora wohl annehmen, daß es ſich um härtere Gewächſe als die heutigen Zimtpflanzen gehandelt hat. Etwas „tropiſcheren“ Charakter trägt die berühmte Flora des oberen Miozäns von Oningen in der Schweiz, wo außer Palmenreſten die heute im tropiſchen Aſien vorkommende Konvolvulazeengattung (Windenfamilie) Porana ſicher nach— gewieſen iſt. Im ſüdlichen Frankreich kamen um dieſe Zeit baumförmige Liliazeen wie Drakänen oder Ahnliches vor; heute erreichen ſie auf den Kanaren die Nordgrenze, und der berühmte Drachenbaum auf Teneriffa iſt ja weltbekannt. Sehr bemerkenswert iſt auch, daß in dieſer Periode, die geologiſch durch die gewaltigen Erdkruſtenbewegungen und die Auffaltung der heute gewaltigſten Gebirge der Erde (Alpen, Himalaja, Anden uſw.) charakteriſiert iſt, auch die Zykadeen endgültig aus Europa verschwinden; der letzte Vertreter dieſer meſozoiſchen Typen iſt Encephalartos Gorceixianus von Kumi auf Euböa, einem berühmten Fundpunkt miozäner Pflanzen. Trotz dieſer deutlich wahrnehmbaren weiteren Abkühlung des Klimas war es zweifellos immer noch wärmer als jetzt bei uns, und insbeſondere können die Winter nicht ſtreng geweſen ſein; daß kontinentale Winter nicht geherrſcht haben können, bes weiſt ſchon die Koniferenflora, von denen die Taxodieen (Sequoien, Glyptostrobus, Taxodium) uns ſchon aus dem Oligozän bekannt, vielleicht außer Taxodium ſolche klimatiſchen Verhältniſſe ganz und gar nicht vertragen. Traten ſchon im Oligozän Arten auf, die ſich von rezenten kaum unterſcheiden laſſen, ſo iſt dies noch mehr im Miozän der Fall, wo ſich z. B. in der Senftenberger Braunkohle Haſelnüſſe finden, die ſich von unſerer heimischen Corylus Avellana durchaus nicht unterſcheiden laſſen. Miozänflora. 107 Im ganzen trägt auch die miozäne Vegetation durchaus den nordamerikaniſch— oſtaſiatiſchen Charakter, den wir ſchon bei der Oligozänflora vorfanden; auch hier ſind es die uns ſchon bekannten und andere Koniferen, die darauf hinweiſen, ferner Magnolienreſte, N Walnußbäume, Liquidambar uſw., die uns | dieſes Verhältnis auf Schritt und Tritt fühl- bar machen. Wir können uns im einzelnen auf die Erwähnung einiger beſonders häufiger vorkommenden Typen dieſer Flora beſchrän— ken, zumal wir ſchon bei der Oligozänflora auf die miozäne häufig Bezug nehmen mußten. 27 N 2 & 0. RO u" . 9 ER ER W N NN r $ % W N 2 e ;;; 9 DER RUE ES ORT, 5 VVV „„ Y 22 72 V S IA 8 \\) U SEN III TI — 2 Ze 1 12 0 Abb. 87. Acer trilobatum, häufigſter Ahorn des Tertiär (mit Pilzpuſteln). (Nach Schenk.) amerikaniſche Eichen und Von den Amentazeen zeigt uns Abb. 88 ein Pappelblatt, Abb. 87 ein Blatt und eine Frucht von Acer trilobatum, der häufig— ſten und verbreitetſten Ahornart dieſer Periode. Waſſernuß— gewächſe hatten wir ſchon früher erwähnt, Platanen, Linden kamen vor, Leguminoſen uſw. Intereſ— ſant ſind die an den ſehr wider— ſtandsfähigen Kernen der Wein— beeren leicht kenntlichen Spuren des Weinſtocks, der damals noch bis nach Grönland hinauf reichte. Dies letztere bringt uns auf eines der intereſſanteſten Probleme der Erdgeſchichte überhaupt, nämlich die Verhältniſſe der Tertiärflora der Arktis und der Antarktis. Die Tertiärflora unſerer Breiten reichte nämlich damals ſo weit nach Norden hinauf, daß dies auch, wenn wir für unſere Gegenden ein milderes Klima vorausſetzen als heute, eine ſehr auffallende und mit der Nähe des Pols nur ſchlecht in Einklang zu bringende Er— ſcheinung bildet. Sequoien, Taxodien, Weinſtock, Magnolien uſw. kamen zur Miozänzeit in Grön— land, in Spitzbergen, in Alaska, den neuſibiriſchen Inſeln, d. h. zum Teil weit nördlich des Polar— kreiſes (bis 78“ nördl. Breite) vor, ja ſogar in Grinnelland (81° 44° nördl. Breite) wuchſen | Pflanzen, die auf ein etwa dem deutſchen ent— ſprechendes Klima hinweiſen. Dieſes floriſtiſche Problem hat ſchon viel Kopfzerbrechen verurſacht und hat ſchließlich zu der Annahme einer an— deren Lage des Pols Anlaß gegeben; auf dieſes Problem der Polverſchiebungen werden wir noch in der Schlußüberſicht über die känozoiſche Flora Abb. 8s. 7 Populus latior, Miozän von Oningen. (Nach Heer.) 108 Pliozänflora. zurückkommen. Auf der Südhemiſphäre ſcheinen die Verhältniſſe ungefähr analog geweſen zu ſein. Stellenweiſe hat ſchon die Miozänflora durch das zum Teil ſtärkere Hervortreten europäiſcher Elemente einen etwas „heimiſcheren“ Anſtrich, wie z. B. die Braunkohlen— flora von Senftenberg in der Niederlauſitz. In noch höherem Grade iſt dies in den oberen Schichten des Tertiärs, dem Pliozän, der Fall, wo eine weitere Abkühlung des Klimas dieſes etwa unſerem heutigen gleich machte. Aber auch hier ſind die nordamerikaniſchen Elemente noch ſehr fühlbar; Liquidambar, Taxodium distichum, Glyptostro- bus, die heute oft bei uns als Parkbaum gepflanzte Weimutskiefer (Pinus Strobus), Walnußbäume amerikaniſcher Verwandtſchaft zeigen dies deutlich. Andererſeits treten europäiſche Arten in weit ſtärkerem Maße hervor als früher. Die beſonders gut unter— ſuchte Pliozänflora aus der Umgegend von Frankfurt a. M., auf die ſich auch die obigen Angaben beziehen, zeigt dies unzweideutig durch die Anweſenheit von Bergkiefern, Zirbelkiefern, Fichten, Haſelnuß und Birke, in Arten, die den heutigen völlig gleich ſind. Überhaupt iſt die Pliozänflora aus heute noch lebenden Arten zuſammengeſetzt. Beſonders intereſſant iſt, daß in dieſer Flora noch Ginkgo biloba vorkam; früher galt als letztes Vorkommen in Europa dasjenige von Sinigaglia in Italien (Miozän); hiernach war die ſonderbare Ginkgo noch im Pliozän Bewohner Europas! Die Pliozänfloren ſüdlicherer Punkte, wie z. B. die von Meximieux in Südfrank— reich, die der als Paläobotaniker ſehr bekannte Marquis de Saporta bekannt gemacht hat, zeigen einen weſentlich ſüdlicheren Anſtrich wie die genannte Frankfurter Flora; die floriſtiſche Differenzierung ſcheint im Prinzip damals eine ähnliche geweſen zu ſein wie heute, — wenn man von den damals noch vorhandenen nordamerikaniſchen Floren— beſtandteilen abſieht. Bei Meximieux finden wir in der Silberpappel, Zitterpappel, Rotbuche, Eiche, Erle, Maulbeerbaum, dem gewöhnlichen Lorbeerbaum, Bergahorn, Buchsbaum und Oleander eine für Südeuropa durchaus typiſche Pflanzengenoſſen— ſchaft, die durch Lorbeer, Oleander und beſonders durch den Granatapfel, der heute im Mittelmeergebiet wild iſt und viel angepflanzt wird, einen etwas mehr ſüdlichen Anſtrich erhält, als die Flora dieſer Lokalitäten heute beſitzt. Sehr auffallend iſt aber der Gegenſatz gegen die nördlicher gelegene Frankfurter u. a. Floren. Wir hatten bei der Betrachtung der tertiären Flora bemerkt, daß ſeit dem Eozän fortſchreitend ſich eine allmähliche Abkühlung im Klima geltend machte, die langſam die an wärmere Klimate gewöhnten Florenelemente nach Süden abdrängte. Dieſe Abkühlung, die beſonders gegen Schluß der Tertiärzeit immer fühlbarer wird, hat ihren Grund in dem Herannahen der Eiszeit, deren Einfluß ſich ebenſo in der tertiären Pflanzenwelt wie in der Tierwelt geltend macht. Von Norden, von Skandinavien her, rückte der Mantel der gewaltigen Inlandeismaſſen näher und näher, der die Verhält— niſſe Nord- und Mittel-Europas in ſo einſchneidender Weiſe verändert und die Grund— lagen zu den jetzigen gegeben hat; bis zu den deutſchen Mittelgebirgen hin zog ſich das ungeheure Gletſchermaſſiv. Ihm iſt auch zu „danken“, daß die heutige Flora Mittel— Europas von den einſt hier heimiſchen nord-amerikaniſchen und oſt-aſiatiſchen Ele- menten gründlich gereinigt worden iſt. Die Pflanzen, die auf den allmählich vom Eiſe eingenommenen Gebieten ehemals heimiſch waren, mußten notgedrungenerweiſe nach Süden ausweichen; dies war indes nur in ungenügendem Maße möglich, da ſie Interglazialfloren. 109 an den quer vorgelagerten deutſchen Mittelgebirgen, die zum Teil ſelbſt Gletſcher zu Tale ſandten, unüberwindliche Hinderniſſe vorfanden. So war alles der Vernichtung geweiht und für die ſpätere Flora des Gebietes verloren, was nicht nach Verſchwinden des Eiſes wieder von Südoſten, Süden, Weſten und Südweſten, eventuell auch von Norden zuwandern konnte. So verfielen vor allem die ſchon erwähnten nordameri— kaniſch⸗oſtaſiatiſchen Typen dem Untergang; in Nord-Amerika, wo die weiten Ebenen der Prärien uſw. ein Abwandern der Gewächſe nach Süden ermöglichten, finden wir dagegen noch heute — wenn man ſo ſagen darf — eine tertiäre Pflanzenwelt; die Taxodien, Sequoien — dieſe allerdings zum Teil auf dem Ausſterbeetat ſtehend —, die Magnolien, gewiſſe Walnußbäume, Liriodendren gedeihen dort heute wieder wie vor Millionen von Jahren. Es iſt ſehr intereſſant, zu beobachten, wie ſelbſt während des Eiszeit noch der Kampf jener unſerer Flora jetzt fremden Pflanzen mit den Unbilden der Eiszeit weiter tobte. Das Eis bedeckte nämlich nicht kontinuierlich während des ganzen Diluviums das von ihm zeitweilig eingenommene Areal, ſondern es fanden ſtarke Schwankungen, verſchiedene große Vorſtöße und Rückzüge des Gletſchers ſtatt, die von lange dauern— den Zwiſchenperioden, ſogenannten Interglazialzeiten, unterbrochen waren, von denen man bei uns meiſt zwei annimmt, entſprechend einer dreimaligen Vereiſung Nord— deutſchlands. In dieſen Interglazialzeiten iſt das Klima — und zwar nicht nur bei uns, ſondern auch in den Interglazialzeiten der Alpen, Karpathen uſw. — lange Zeit hindurch auffallend mild geweſen, zum Teil augenſcheinlich wärmer als bei uns jetzt, und es konnten ſich größere Torflager bilden, deren Reſte uns von der Pflanzenwelt dieſer Perioden Kunde geben. Man findet nun in dieſen Torfmooren Reſte von mehreren Pflanzen, die heute unſerer Flora fremd, ſich als die letzten Nachzügler der einſtigen nordamerikaniſchen Flora bei uns kennzeichnen und zum Teil erſt der letzten Vereiſung erlegen ſind, die ihnen die letzten Zufluchtsſtätten raubte. Hier iſt beſonders zu nennen Brasenia peltata, ein Seeroſengewächs, deren glatte, runde Samen (oder die einer nahen Verwandten) ſich vom Miozän ab finden, und die z. B. noch in dem berühmten interglazialen Torf von Klinge bei Kottbus vorkommen. Die Pflanze ſcheint während der Vereiſung ein Aſyl im weſtlichen Frankreich und Belgien gehabt zu haben, das ſie aber während der letzten Vereiſung anſcheinend nicht mehr erreicht hat; da ſie nicht wie die Waſſernuß (Trapa, S. 102) im Tertiär ſüdwärts der Alpen vorkam, wo ſie zweifellos bis heute ſich hätte halten können, ſo machte die letzte Vereiſung ihrem Daſein bei uns ein Ende (Stoller). Heute findet ſie ſich in Afrika, Nordamerika, Oſt— indien, Japan und im ſubtropiſchen Auſtralien. Ferner wurde (1905) die nordameri— kaniſche Zyperazee Dulichiumspathaceum im Interglazial von Dänemark gefunden, die dann auch bald in England und Deutſchland entdeckt wurde. Schließlich iſt auch intereſſant der Nachweis einer andern Angehörigen der Seerofenfamilie, der Euryale ferox, im Interglazial von Rußland, einer Pflanze, die heute in Bengalen durch China bis Japan zu Haufe iſt, alſo ein oſtaſiatiſches Element der Interglazialflora bildet. Vielleicht find die ſechs in Irland, dem nördlichen Norwegen, den Hebriden uſw. vor— kommenden „nordamerikaniſchen“ Pflanzen (Eriocaulon septangulare u. a.) Überbleibſel („Relikte“) von Interglazialfloren; ſie ſind gewiſſermaßen eine dürftige letzte Spur des nordamerikaniſchen Florenelements in Europa. 110 Glazialfloren. Daß die Interglazialfloren zum Teil auf ein ziemlich mildes Klima weiſen, hatten wir oben ſchon erwähnt; am auffälligſten ſind hier einige Funde, die wir kurz erwähnen müſſen. Zunächſt: in der als Fundpunkt von interglazialen Pflanzen ſehr bekannten Höttinger Breccie (bei Innsbruck) hat ſich ein Rhododendron gefunden (Rh. ponticum, Abb. 89), das heute in Transkaukaſien und Kleinaſien heimiſch iſt und Abb. 89. Rhododendron ponticum, die pontiſche Azalte aus dem Interglazial von Innsbruck. (Nach Schenk.) daher ein Repräſentant eines wärmeren Klimas iſt, als es heute dort herrſcht; auf ähnliche Verhältniſſe deutet der Fund des tatariſchen Ahorns (Acer tataricum) im Interglazial von Ingramsdorfbei Breslau; heute über— ſteigt dieſer oft als Zierpflanze verwendete ſüdoſteuro— päiſche Strauch nordwärts nicht die Leitha (Oſterreich); nach Pax, auf den auch der vorige Fund zurückgeht, hätten auch im Interglazial der Karpathen analoge Verhältniſſe geherrſcht, und unzweifelhaft weiſt darauf auch die Flora des Interglazials von la Celle (Südfrankreich), wo die gemeine Feige (Ficus carica) und der Lorbeer (Laurus nobilis) und eine Leguminoſe (Cereis siliquastrum) wuchſen, die heute dort nicht mehr vorkommen. So milde und günſtig für die Vegetation das Klima in den Interglazialzeiten war, wo der Eisrand weit im Norden lag und warme Luftſtrömungen von Süden, Weſten und Südweſten her offenbar in ausgiebiger Weiſe an vielen Stellen das Klima beeinflußten, ſo eiſig und kalt war es natürlich an denſelben Stellen zu den Zeiten, wo das Eis es bedeckte, und ebenſo kalt noch weithin in der Nachbarſchaft des Eisrandes. Die Vegetation, die hier wuchs, entſprach natürlich durchaus dieſen Ver— hältniſſen; es waren arktiſche Pflanzen, wie wir ſie teil— weiſe auch in unſern Hochgebirgen wieder finden, klein, kümmerlich, dem Boden angedrückte Miniaturſträucher, die auf dieſe Weiſe oder durch kurze Vegetationszeit dem ausdörrenden Eishauch der Winde und des Klimas zu widerſtehen vermochten. Wir finden da Zwergweiden mannigfacher Art, die ein Unkundiger gar nicht für Sträucher anſehen würde; ſich kaum über die Moos— 2 polſter, die ſie überziehen, erhebend, fanden ſich an ſolchen Stellen auch in unſerm Vaterlande die Polarweide (Salix polaris), ferner die ebenfalls zwerghaften Salix reticulata und herbacea, die Zwergbirke (Betula nana, Abb. 90, heute noch vielleicht als Überreſt der Eiszeit auf einigen Hoch— n Betula nana. Blätter der mooren und Gebirgen Norddeutſchlands vorkommend), ferner Zwergbirte aus dem Dilu⸗ Erikazeen (Heidegewächſe), jene überaus anſpruchsloſen, mit vium. (Nach Potonte.) dem dürftigſten Sandboden oder mit dem gleichfalls ſo nahrungsarmen Hochmoor— boden und ſeiner Torfmoosvegetation vorlieb nehmende Pflanzen. Von beſonderer Alluvium. 11 Bedeutung iſt für die Glazialflora noch Dryas octopetala, die achtblättrige Silber— wurz (Abb. 91), deren krauſe Blätter ſich ſehr oft in glazialen Ablagerungen finden. Nach dem endgültigen Rückzug des Eiſes begannen ſich die frei gewordenen Land— flächen wieder mit neu zuwandernder Vegetation von allen Seiten zu beſiedeln; ſehr bald fand Bewaldung ſtatt, und zwar auch auf den ſich in zahlreichen flachen Seen uſw. entwickelnden Torfmooren, wo ſich zum Teil ausgedehnte Waldmoore bildeten, die mit wachſender Anhöhung des Torfes in das Hochmoorſtadium mit ſeiner ſich ſchneller anhöhenden, nach allen Seiten weiter „freſſenden“ und unter ſich alles erſtickenden Torfmoosvege— tation übergingen. Die Reihenfolge, in der die Bäume nach der Eiszeit bei uns erſchienen, iſt im allgemeinen immer die gleiche; zunächſt kommen die Birken, faſt gleichzeitig mit ihnen die Kiefer (Pinus silvestris); mit zunehmender Milde des Klimas dann die Eiche, in deren Gefolge ſich andere Bäume und Sträucher einſtellen, wie die Linde, Hainbuche, die Erle, Haſel uſw., dann die Fichte und ſchließlich die Buche, der ſchönſte heimiſche Laubbaum, der im äußerſten Teil des ſtark vom kontinentalen Klima beeinflußten Oſtpreußens auch heute fehlt. — Die Flora des Alluviums ſchildern, hieße die rezente Flora beſchreiben und das gehört natürlich nicht in dieſes Kapitel, ſondern in das ſich eng anſchließende über die Pflanzengeographie. Alle in älteren Alluvial— ſchichten (Torfmooren uſw.) ſich findenden Pflanzen exiſtieren heute noch in unſerer heimiſchen Flora, und dies gilt zum großen Teil auch von der diluvialen Flora, Abb. 91. ſpeziell von der interglazialen, die allerdings eine Anzahl Dryas oetopetala, lebend, charakteriſtiſche Glazialpflanze. heute nicht mehr in unſerem Florengebiet einheimiſcher (Aach indemung) Elemente enthielt, wie wir oben ſahen; indes ſind alle Pflanzen des Diluviums auf der Nordhemiſphäre noch heute lebend anzutreffen, es iſt keine einzige darunter, die ausgeſtorben iſt, wie wir ſolche noch aus der Pliozänflora kennen, jedoch auch aus dieſer nur in geringer Anzahl. Allgemein kann man ſagen, daß, je tiefer man in den Erdſchichten hinuntergeht, um ſo mehr Elemente auftauchen, die die heutige Flora nicht mehr enthält; Schritt für Schritt können wir dieſen Satz an der känozoiſchen Flora — von der meſozoiſchen (im paläobotaniſchen Sinne) natür— lich ganz zu ſchweigen — beobachten, und umgekehrt: Je mehr wir uns der Jetztzeit nähern, deſto mehr bekannte Gewächſe tauchen auf. Rückblick auf das Känozoikum der Pflanzenwelt. Obwohl an vielen Stellen der Erde ſich der Anfang der Neuzeit des Pflanzen— reichs in unzweideutiger Weiſe als mit der oberen Kreidezeit beginnend zeigt, ſind wir in Wirklichkeit weit entfernt davon, genauer — ſoweit man in der Geologie mit ihren rieſenhaften Zeiträumen von genaueren Zeitpunkten ſprechen darf — die Periode an— zugeben, bis wohin ſich die Wurzeln der Dikotyledonen und Monokotyledonen ver— folgen laſſen. Denn es ſind, wie wir ſahen, im Urgon (Gault) Grönlands und aus ähnlichen Schichten Madagaskars, beſonders aber aus der früher dem Neokom bzw. Wealden gleichgeſtellten Potomakformation zahlreiche Reſte dieſer Gewächſe oder wenigſtens der Dikotyledonen bekannt; wenn nun auch die Potomak-Angioſpermen nach den jüngſten Unterſuchungen von Berry etwa in die Gaultformation zu ſetzen ſind, ſo wären ſie damit allem Anſchein nach doch noch früher erſchienen als bei uns, wo ſie erſt im Cenoman auftreten. Wir hätten damit anſcheinend zugleich die Sachlage, daß die Dikotyledonen an verſchiedenen Stellen des Erdballs in ziemlich weit aus— einander liegenden Perioden auftauchten. Die phylogenetiſchen Anſchlüſſe der Angioſpermen an frühere Gewächsgruppen ſind unbekannt; ſo große Analogien auch gerade durch neuere Unterſuchungen an den Bennettiteen, alſo Zykadophyten des Meſozoikums z. B. mit manchen Gewächſen der Policarpicae (Hahnenfußgewächſe, ſ. S. 76) ſich gezeigt haben, jo ſind doch dies eben weiter nichts als Analogien, und ſo großes wiſſenſchaftliches Intereſſe dieſen Parallelen entſchieden zukommt, ſo kann man doch nicht aus dieſer Parallele eine Fort— ſetzung der jüngeren Entwicklungslinie unſerer höchſt entwickelten Gewächſe nach rückwärts machen. In der Kreidezeit ſcheinen die Sympetalen, die zweite, höchſtentwickelte Gruppe der Dikotyledonen erſt eine untergeordnete Rolle geſpielt zu haben; anſcheinend treten ſie häufiger erſt mit dem Beginn des Tertiärs auf. Hiermit würde die Paläontologie die Forderung des ſpäteren Auftretens dieſer als der höher entwickelten Dikotylen beſtätigt haben. Von beſonderem Intereſſe ſind die klimatiſchen und pflanzengeographiſchen Fragen, die ſich an die Flora des Känozoikums und insbeſondere an die des Tertiärs anknüpfen. Schon im Jura, ſpeziell gegen Ende dieſer Formation konnte man deutlich auch an der Pflanzenwelt den Beginn einer klimatiſchen Differenzierung (S. 85) auf der Erdoberfläche beobachten, und, wenn auch die Kreideflora unſerer und höherer Breiten noch ein relativ tropiſches Gepräge zeigt, ſo weiſen doch verſchiedene Fak— toren auf eine zunehmend ſich ausprägende weitere Entwickelung in demſelben Sinne; die ſtarke Entwickelung der Abietineen in unſeren Breiten, wo ſogar im ſüdlichen Schweden zur oberen Kreidezeit eine Kiefer aus derſelben Gruppe wie unſere Pinus silvestris (P. Nathorsti Conw.) als herrſchender Waldbaum aufgetreten zu ſein ſcheint, ferner die deutliche Ausprägung der Jahresringe bei uns im Gegenſatz zu gleichalterigen Bäumen in den Tropen und überhaupt ſüdlichen Breiten ſprechen in dieſem Sinne. Obwohl in der Tertiärflora dieſe Entwickelung ihren normalen Gang im all— gemeinen weitergegangen zu ſein ſcheint, worauf das Schwinden der Palmen nördlich Gothan, Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt Cenoman e Sepidophyt. Laqußetoles Cymnospermen Angiosperm e r a wa IN — = & SER ig 2 S SI e sk ee zes 5 — — 73 — — Er Formation „ S . 1 7 = ) Alluvium 47 BR 15 a ne. aA: =: | Yiluvium Fi 5 S 00 . u — = Sliocan 0 E 8 8 2 * * . 3 | Miocan aa 8 8 S: 3 2 S 3° | Oligocän 4 7 85 SN N 8 4 1 N Senon f 8 Juron | 1 ; = ( un [e) 2 2. = — 3 Oberes 8 Mittleres S Unteres S Kulm Oberdevon Mitteldevon Unterdevon Obersilur Untersilur 2 Kambrium 2 . e ee TCC Graphiſche Darſtellung des Auftretens und Verſchwindens der wichtigſten Pflanzengruppen im Laufe der Erdperioden Die relative Häufigkeit iſt durch Anſchwellungen der Linien angedeutet. Punktierung derſelben Linien bedeutet zweifelhaftes Vorkommen oder allmähliches Verſchwinden. Die Grenzlinien der großen Epochen der Pflanzenwelt ſind durch dicke Horizontallinien, die der großen Epochen im allgemeinen durch dick punktierte Horizontallinien angegeben KoSMos Original⸗Zeichnung von Wolf-Maage DER RATURFREUNDE STUTTGART Gault = x Wealden — 2 28 = — 5 == 2 5 3 Schwarzer (Lide) 1 8 we e Keuper ME 5 Auschel Kalk | = Wee Ser ln 3 Zechstein I 5 e — 3 | Rotliegend SE uo 2 YIOKOAIDG 40% WINYIOZOMRIN-------- uo, 0 ] 2 f ü f H 0 5 A ü Weisser (Halm) Brauner ( Dogger) 8 | 9 N ü h 5 ü i 9 9 ann — ͤ— — — —— — —— — — . — = = — 2 — 1 — 3 RAR: 2 -------- 12 MUazwollg, Problem der Polverſchiebung. 113 des heutigen Alpengebiets mit der Oligozänzeit, in dem Auftreten von Froſtſpuren an miozänen (und pliozänen) Gewächſen hinweiſt, ferner die Dürftigkeit der Pliozän— flora gegen die der vorhergehenden Periode, ſo bietet ſich doch in den Verhältniſſen der Miozänflora der Arktis — und auch der Antarktis — eine Schwierigkeit, auf die wir ſchon früher (S. 107) hingewieſen hatten. Die Grönländiſche Miozänflora (70° nördl. Breite) entſpricht etwa der unſrigen und weiſt auf eine mittlere Jahrestempe— ratur von etwa 10°, die von Grinnelland (81° 44’) und Spitzbergen (78°) auf ein Klima wie das heutige des mittleren Deutſchlands; auf der Südhemiſphäre kennen wir von 64 ſüdl. Breite an (Seymour-Inſel) Araukarien und andere Pflanzen, die teils ſub— tropiſchen, teils temperierten, meiſt ſolchen des nördlich davon gelegenen heutigen Süd— amerikas entſprechen. Selbſt wenn wir eine um mehrere Grade höhere Temperatur im Miozän bei uns annehmen als heute, ſo würde doch das keineswegs ausreichen, um die floriſtiſchen Verhältniſſe der polnahen Arktis damals zu erklären. Man hat daher an— genommen, daß der Pol eine andere Lage gehabt habe wie heute. Neumayr ver— legte den Pol um 10° gegen das nordöſtliche Aſien zu; „bei einer ſolchen Lage des Poles würde keine der Pflanzenfundſtellen nördlicher als 73“ liegen; es würde ſich erklären, warum die Fundorte in Alaska, Sachalin uſw. ein verhältnismäßig entſchieden nordi— ſcheres Gepräge tragen als diejenigen auf Spitzbergen und Grönland. Ebenſo würde ſich damit in Einklang bringen laſſen, daß im Pliozän Japans die Pflanzen einem kühleren Klima entſprechen als heute.“ Sehr wichtig war in dieſer Frage der Nach— weis von ſeiten Nathorſts, daß auch die vorpliozäne Tertiärflora Japans auf ein küh— leres Klima hinweiſt als die entſprechende Deutſchlands und Grönlands. Nach Nat— horſt hätte der Pol damals etwa unter dem jetzigen 70.“ nördl. Breite und 120.“ öſtlicher Länge von Greenwich im öſtlichen Aſien gelegen. Ob es ſo oder ähnlich geweſen iſt, läßt ſich vorderhand mit poſitiver Gewißheit nicht ſagen, jedenfalls haben wir bis auf weiteres keine beſſere Erklärung für dieſe eigenartigen floriſtiſchen Verhältniſſe, die unſeren Begriffen von der heutigen Arktis ſo gar nicht entſprechen; auch die Aſtro— nomen haben im Prinzip gegen die Theorie der Polverſchiebungen nichts einzuwenden. Die Verteilung der Pflanzenwelt auf der Erdoberfläche war ſeit dem Oligozän ungefähr anſcheinend prinzipiell ganz ähnlich wie heute, nur daß wegen des milderen Klimas viele Pflanzen viel weiter nördlich, bzw. ſüdlich (auf der Südhemiſphäre) vor— kamen als heute. Der Gegenſatz, der heute zwiſchen der mitteleuropäiſchen und nord— amerikaniſchen ſowie oſtaſiatiſchen Flora beſteht, mit der ſie im Tertiär ſo viel Be— rührungspunkte hatte, rührt, wie wir ſchon ſahen, von den Einwirkungen der Eiszeit her, die dieſen Pflanzen, die ſpäter keine Gelegenheit hatten, wieder zuzuwandern, den Garaus gemacht hat. Wir hatten weiter geſehen, daß der Nachweis von auſtraliſch— neuholländiſchen Florenelementen in unſerer Tertiärflora ſich nicht einwandfrei nach— weiſen läßt, was man entſchieden verlangen müßte, um ein dem heutigen ſo diametral entgegengeſetztes Verhältnis anzunehmen. Seit dem Tertiär und zum Teil ſchon viel früher hat die zirkumpolare, von den Polen nach allen Seiten ausſtrahlende Ver— 2 ung bei vielen Gewächſen eine hervorragende Rolle geſpielt (bei den Abietineen z. B. ſeit dem Jura), und dieſe Annahme iſt ſowohl für das Verſtändnis der heutigen ı wie der tertiären Flora von großer Bedeutung. Die Proteazeen, die Mitglieder unſerer Tertiärflora geweſen ſein ſollen, haben heute noch eine zirkumpolare Ver— — Das Leben der Pflanze. VI. 8 114 Schluß. breitung auf der Südhemiſphäre (auſtraliſches Gebiet, Südafrika, Südamerika) und find im Tertiär bis 64° ſüdl. Breite (Seymour-Inſel) nachgewieſen. Daß es mit den Araukarien ähnlich war, beweiſen ebenfalls die Funde auf der Seymour-Inſel und auf der Kerguelen-Inſel; vielleicht haben ſie darnach im Tertiär Südafrikas exiſtiert. Näheres hierüber muß erſt die Zukunft ergeben. Berichtigung. Seite 36, Zeile 21 von oben, S. 38, Z. 10 von unten, S. 39, Z. 18 v. o., S. 42, 3. 9 v. o., S. 43, Z. 4 v. o., S. 46, Z. 1, 4 v. o., iſt unter Taf. I, Taf. Waldmoor der Steinkohlenzeit zu verſtehen. Literaturverzeichnis. 115 Verzeichnis einiger paläobotaniſcher Literatur. Berry, E. W., The lower cretaceous Floras of the world. The Flora of the lower cretaceous. Beides in Maryland geological Survey 1911. p. 99 ff., p. 211 ff. Brongniart, A., Histoire des vegetaux fossiles. Band I, 1828—1837; Band II, 1837—1838 (unvollendet). — Prodrome d'une histoire des végétaux fossiles in Dictionn. sciences natur. LVII, p. 16. 1828. Conwentz, H., Die Angioſpermen des Berniteins. Danzig 1886. — Monographie der baltiſchen Bernſteinbäume. Danzig 1890. Feistmantel, O., Fossil Flora of the Gondwana-System. Vol.I—IV. 1880-1886. Heer, O., Flora fossilis artica. 7 Bände. Zürich 1868—1883. Nathorst, A. G., Mem. sur quelques traces d’animaux sans vertebres ete. Kongl. Svensk. Vetensk. Akad. Handl. Band XVIIL Nr. 7. 1881. — Contributions à la flore fossile du Japon. Ebenda Band XX, Nr. 2. 1883. Ferner viele Ab— handlungen desſelben Verfaſſers; in den letzten Jahren beſonders auch über Bennettiteen in den Abhandl. der Königl. Schwed. Akademie der Wiſſenſch. Potonié, H., Lehrbuch der Pflanzenpaläontologie. 1897 — 1899. Ferner: Bear— beitung der foſſilen Pteridophyten in Engler und Prantl, Natürliche Pflanzen— familien. I, 4. Abtlg. 1902. Auch Herausgeber von: Abbildungen und Be— ſchreibungen foſſiler Pflanzenreſte, bisher erſchienen Lief. I- VII, à 20 Arten, 1903— 1910, unter Mitwirkung anderer Fachgenoſſen. Renault, B., Cours de botanique fossile. 4 Bände. Paris 1881—1885. Saporta, Mar qu. G. de, Paléontologie francaise. 4 Bände. Paris 1872 —1891.— Le monde des plantes avant l’apparition de I'homme. Paris 1879. Und andere Werke desſelben Autors. Schenk, A., Paläophytologie. Band II von Zittels Handbuch der Paläontologie. 1879— 1890. (Der erſte kleinſte Teil von Schimper.) Außerdem zahlreiche Ab— handlungen desſelben Autors. Scheuchzer, J. J., Herbarium diluvianum. 1709. Schimper, W. Ph., Trait& de Paléontologie végétale. 3 Bände und Atlas. 1869 — 1874. u. a. m. Scott, D. H., Studies in fossil Botany. I. Aufl. 1900. II. Aufl. zweibändig, 1910 (meiſt anatomiſch unterſuchte Reſte aus den Torfdolomiten oder coal-balls des Karbons). Seward, A. C., Fossil plants. Band I, 1898, Band II, 1910. Solms-Laubach, H. Graf zu, Einleitung in die Paläophytologie. 1887. Ferner zahlreiche Abhandlungen des Verfaſſers. Stur, D., Carbonflora der Schatzlarer Schichten. Abhandl. der k. k. Geol. Reichsanſt. XI. 1885-1887 u. a. m. Wieland, G. R., American fossil cycads. Carnegie Instit. of Washington. 1906. 116 Literaturverzeichnis. Williamson, W. C., Organisation of fossil plants of the coal- measures. 1871—1893. (19 Teile.) Zeiller, R., Flore fossile du bassin houiller de Valenciennes. Paris 1886—1888. — Elements de paléobotanique. Paris 1900; und zahlreiche Abhandlungen des— ſelben Verfaſſers. Ferner viele Abhandlungen, die meiſt in Zeitſchriften zerſtreut ſind, außer den obengenannten auch von Unger, Ettingshauſen, Göppert, Kraſſer, Kidſton u. a. m., die hier nicht aufgeführt werden können. Die obengenannten Handbücher und Lehr— bücher ſind leider ſämtlich (bis auf den 2. Band der Sewardſchen Fossil plants und die allerdings nicht als eigentliches Lehrbuch brauchbaren Studies in fossil Botany von Scott) veraltet, da in den 12 Jahren ſeit dem Erſcheinen von Zeillers vorzüg— lichen Elements de pal&obotanique die Paläobotanik gewaltige Fortſchritte gemacht hat. Pflanzengeographie von Dr. R. Pilger Einleitung. Die heutige Flora als das Produkt ihrer Entwicklung. S ie Pflanzenwelt, die mit ihrem blühenden und grünenden Kleide die Erde be— deckt, iſt das Produkt einer langſamen und ſtetigen Entwicklung, die auch heute nicht ſtillſteht, wie es leicht dem Auge des kurzlebigen Menſchen erſcheint. Wenn draußen ein neuer Frühling aufblüht, ſo wiederholt ſich ein Schauſpiel, das wir ſeit langem gewohnt ſind; dieſelben Pflanzen wie in den anderen Jahren treiben hervor, dasſelbe junge Grün ſchmückt den Frühlingswald. Was vergeht und zerfällt, iſt nur das In— dividuum; der Typus, die Art ändert ſich nicht, ſie iſt — wie es ſcheint — unſterblich und wird nur immer mit neuem Gewande bekleidet. Soweit wir zurückblicken können in der Geſchichte der Menſchen, ſind die Arten gleich geblieben; der heilige Feigenbaum der altindiſchen Mythologie wölbt noch heute ſeine domförmige Krone, dieſelbe Lotus— blume, die wir ſo oft auf altägyptiſchen Darſtellungen ſehen, bevölkert afrikaniſche Ge— wäſſer, und derſelbe Olbaum grünt heute wie damals in Attika. So war es nicht ver— wunderlich, daß die älteren Botaniker im Wirrſal der organiſchen Formen in der Art das Konſtante fanden. Linné nahm an, daß die Art für alle Zeiten konſtant ſei, ein unveränderlicher Typus von Anbeginn organiſchen Lebens auf der Erde her; die Aufgabe des Botanikers ſollte nur ſein, die Arten herauszufinden und ins Syſtem zu fügen. Vorhanden in der Natur waren ſie ſchon, ſicher voneinander getrennt, wenn auch variierend, es handelte ſich nur darum, ſie zu erkennen. War nicht hier vielleicht der Wunſch der Vater des Gedankens? Linné's Verdienſt iſt es, nach beſtimmten Prinzipien ein Syſtem der Pflanzen geſchaffen, Ordnung in das Chaos der Formen gebracht zu haben. Eine wirklich dauernde Ordnung ſchien unmöglich, wenn es nicht etwas gab, das als rocher de bronce daſtand: die Art in der Natur. Dieſe Lehre fiel, heutigentags zweifelt niemand mehr daran, daß die Art in ihrer Weiſe ebenſo ſterb— lich und veränderlich iſt wie das Individuum, daß Arten ausſterben und vergehen, und daß neue Arten ſich entwickeln. Das iſt natürlich nur bildlich zu verſtehen; in Wirklichkeit ändern ſich nur die einzelnen Charaktere, die an den Individuen zutage treten. Dieſer Erkenntnis konnten ſich die Forſcher des vorigen Jahrhunderts nicht länger verſchließen. Wir ſehen einzelne Arten oder Gattungen in einen Schwarm von Formen zerſpalten, zwiſchen denen Grenzen kaum zu ziehen ſind, die variierend in einander übergehen, während andre Arten ſtreng getrennt für ſich ſtehen. Die erſteren ſind im Stadium der Formenbildung begriffen, noch ungeklärt ſtehen die Formen, durch Übergänge verbunden, neben einander. Sterben die Zwiſchenglieder aus, fo werden die übrig gebliebenen weiter getrennt und ergeben die ſogenannten guten oder ſcharf getrennten Arten. Wichtiger als dieſe mehr theoretiſchen Ergebniſſe wirkten aber auf die phylo— genetiſchen Anſchauungen ein die Funde der foſſilen oder verſteinerten und verkohlten Reſte von Pflanzen und Tieren aus früheren Erdperioden, die, ſeit langem bekannt 120 Einleitung. und verkannt, im vorigen Jahrhundert in der Paläontologie ihre Bearbeitung fanden. Vor den Augen der Forſcher erſtanden aus jenen ſpärlich erhaltenen Reſten organi— ſche Gebilde, Tiere und Pflanzen, die heute von der Erde verſchwunden ſind. Eine andere Welt von Organismen bevölkerte in früheren Perioden die Erde, ehe ſie der Menſch betrat, ſeltſame Formen organiſchen Lebens, die heute noch in ihren erhaltenen Reſten unſer Staunen und Schaudern erregen. Und doch ſind ſie mit den heutigen Geſchöpfen verwandt, ſind die Vorfahren ihres Geſchlechts. Sie müſſen alſo mit ihrem ganzen Stamm, nicht nur mit ihren zeitlich begrenzten Individuen dahin geſchwunden ſein auf Nimmerwiederkehr oder ſich zum Teil im Laufe der Generation in die heute lebenden Geſchlechter umgewandelt haben. Die Art iſt alſo nicht unſterblich, ſie ver— geht oder wandelt ſich wie das einzelne Individuum. Mit der naturwiſſenſchaftlichen Erforſchung dieſer Tatſachen war der Boden für die Lehre Darwins bereitet, für die Theorie von der Evolution oder Deszendenz. Sie beſagt, daß im Pflanzen- wie im Tierreich eine allmähliche Entwicklung ſtattfindet, daß im Laufe der Zeiten aus einer Grundform differente Formen hervorgehen, daß ſich dann bei weiterer Ent— wicklung die Wege immer mehr trennen, die Formen alſo der Grundform und ein— ander ſelbſt immer unähnlicher werden. Die Zwiſchenformen ſterben aus, wir haben meiſt nur die Endformen vor uns und müſſen die Zwiſchenglieder uns konſtruieren, ſo daß die Annahme einer näheren Zuſammengehörigkeit häufig willkürlich iſt und ver— ſchiedene Deutungen zuläßt. Foſſil ſind meiſt nur wenige von den ausgeſtorbenen Vorfahren und Zwiſchengliedern erhalten, ſo daß uns die Paläontologie bei der Kon— ſtruktion des Stammbaumes des Pflanzenreiches meiſt im Stich läßt. Die nähere oder entferntere Zuſammengehörigkeit der Formen muß meiſt nach der Ahhlichkeit der jetzt lebenden Entwicklungszuſtände erſchloſſen werden. Wir reden hier von näherer Zu— ſammengehörigkeit im Syſtem der Pflanzen und meinen die wirkliche Verwandtſchaft der Formen. Es iſt ja gerade der hohe theoretiſche Vorzug der Evolutionslehre, daß ſie uns die wirkliche Verwandtſchaft der Pflanzenarten verſtändlich macht. Wenn wir annehmen, daß alle Arten konſtant ſind, nicht ineinander übergehen oder von einander abſtammen, fo können wir ohne jede weitere Beziehung nur von ihrer Ahnlichkeit, nicht von ihrer Verwandtſchaft reden. So aber, wenn wir die Veränderlichkeit der Arten erwieſen ſehen, können wir annehmen, daß Arten oder Gattungen, die in vielen wichtigen Charakteren mit einander übereinſtimmen, auch wirklich von einander oder von verwandten Formen abſtammen, daß ſie in genetiſchen Beziehungen zu einander ſtehen; das Wort Verwandtſchaft gewinnt einen tieferen Sinn, der ſich in der Phylo— genie oder Stammesgeſchichte ausdrückt. Das Syſtem der Pflanzen, phylogenetiſch genommen, ſoll nun zugleich die Stammesgeſchichte ausdrücken, die Formen möglichſt zuſammenbringen, die in engeren genetiſchen Beziehungen zu einander ſtehen. Ein Ziel, aufs innigſte zu wünſchen, deſſen Erreichung jedoch leider nicht möglich iſt, da wir, wie geſagt, auf die heutige Pflanzenwelt angewieſen ſind und uns die Zwiſchenglieder fehlen. Die zweitwichtigſte Folgerung aus der Deszendenztheorie iſt eine Evolution (allmähliche Entfaltung) vom Einfacheren zum Vollkommeneren. Die erſten Lebe— weſen waren einfacher Natur, ſo etwa, wie wir ſie auch noch heute bei den niederen Kryptogamen ſehen, die wir daher an den Anfang des Syſtems ſtellen; mit der weiteren Entwicklung wurden die Organismen komplizierter, die einzelnen Organe für ver— Veränderung von Formationen. 131 ſchiedene Funktionen ausgebildet. Eine einzellige Alge vollzieht alle Lebensfunktionen mit ihrer einzigen Zelle, Ernährung, Wachstum, Vermehrung; die höheren, ſpäter entſtandenen Organismen haben für dieſe Verrichtungen beſtimmte Organe und gingen in ihrer Entwicklung verſchiedene Wege, wobei die verſchiedenen Gruppen des Tier— und Pflanzenreiches entſtanden. Erfolgte ſomit eine Hinaufentwicklung, ſo müſſen die foſſilen Reſte vergangener Erdperioden uns eine Flora zeigen, die auf einer ge— ringeren Stufe der Evolution ſteht, die Organiſationen, die heute in Blüte ſind, uns gewiſſermaßen als Skizze, als Verſuch zeigen. Das iſt in der Tat der Fall. Heutigen— tags beherrſchen im weſentlichen die Angioſpermen oder Bedecktſamigen das Bild der Vegetation; ſie zeigen, beſonders in der Art der Fortpflanzung, den komplizier— teſten Bau und treten in der Erdgeſchichte am ſpäteſten auf. Geht alſo die Entwicklung unaufhaltſam vorwärts, iſt niemals ein Stillſtand im weiteren Ausbau der Organismenwelt vorhanden geweſen, ſo dürfen wir auch nicht annehmen, daß es heutigentags der Fall iſt; auch die heutige, uns ſo vertraute Flora ſtellt nur einen Ausſchnitt aus der Geſchichte der Organismenwelt dar und wird ſich modeln oder untergehen. Wer kann ſagen, wohin die Ziele der Entwicklung weiſen? ip Die Beſiedelung des Standortes und die Veränderung der Vegetation; Inſelfloren. 1. Veränderung von Formationen. Die Anderungen der Arten und Gattungen ſowie die Anderungen von Floren in ihrer Zuſammenſetzung gehen äußerſt langſam vor ſich; in der Geſchichte der Pflanzenwelt iſt mit unermeßlichen Zeiträumen zu rechnen. So ſind dieſe Verände— rungen im allgemeinen nicht zu erkennen und zu verfolgen; die ganze Vegetation einer Gegend ſcheint, wenn der Menſch nicht ſtörend eingreift, in Ruhe zu ſein. Wald und Wieſe, Sumpf, Moor und Heide mit ihren charakteriſtiſchen Pflanzenformen behaupten ihr Gebiet gegeneinander; in den Alpen folgt Laubwald und Nadelwald, Matte und Felsvegetation regelmäßig aufeinander. Die Genoſſenſchaften von Pflanzenformen haben ſich an beſtimmte Bedingungen des Klimas und des Bodens angepaßt und ſind in ihrem Gebiet ſiegreich gegen Eindringlinge, die, weniger angepaßt, ihnen nicht ge— wachſen ſind. Der Kampf aller gegen alle beſteht freilich immer fort, trotz aller ſcheinbaren Ruhe. Die Pflanzen produzieren gewöhnlich große Mengen von Samen, von denen nur ein perſchwindend kleiner Teil Ausſicht hat, zur Keimung zu kommen und er— wachſene Individuen zu bilden; dann ſind noch vielfach Organe vorhanden, die die Pflanzen auf ungeſchlechtlichem Wege verbreiten und vermehren, wie Knollen, Zwiebeln 122 Beſiedelung, Veränderung, Inſelfloren. und Ausläufer. So ſteht jedes Individuum ſchon mit den Artgenoſſen im Wettbewerb, um Raum zu ſeiner Entwicklung zu gewinnen, dann mit den anderen Arten in der Ge— noſſenſchaft. Am heftigſten wird der Kampf ſein dort, wo zwei ſolcher Formationen aneineinder grenzen; eine geringe Anderung in den Lebensbedingungen, z. B. in der Feuchtigkeit kann einer Genoſſenſchaft das Übergewicht verleihen und ſie die andere verdrängen laſſen. Auf dieſe Weiſe können in verhältnismäßig kurzer Zeit verſchiedene Abb. 1. Oenothera biennistn Blüte und Frucht. (Aufnahme von G. Urff.) Genoſſenſchaften einander in der Beſiedelung desſelben Bodens ablöſen. Kleinere Seen Nord— deutſchlands verlanden, indem Schilf und Binſen vom Ufer aus immer weiter in den See hinaus vordringen; dieſes Röhricht be— reitet den Boden für die Vege— tation der ſauren Wieſen, die mit Riedgräſern beſtanden ſind; haben ſie eine Zeitlang ge— herrſcht, ſo machen ſie, wenn der Boden nicht mehr ſtark ſauer iſt, den echten Gräſern Platz, und an Stelle des Sumpfes iſt eine Wieſe entſtanden. 2. Einwanderung von Adventivpflanzen und Ankömmlingen. Schnellere Anderungen in der Zuſammenſetzung von Pflanzengenoſſenſchaften er— geben ſich öfters durch das Ein— dringen von Adventivpflanzen und Einwanderern aus fremden Ländern, die meiſt von Menſchen eingeſchleppt werden. Gewöhn— lich haben dieſe Gäſte nur eine geringe Ausdauer, da ſie den ein— heimiſchen, angepaßten Formen nicht gewachſen ſind; ein Bei— ſpiel dafür find die Adventivpflanzen, die mit der Wolle, mit Getreide, Kaffee uſw. eingeſchleppt, in der Nähe von Mühlen, Häfen, Wollkämmereien gelegentlich auf— treten und bald wieder verſchwinden. Solche ſind unter anderen in Norddeutſchland Eragrostis caroliniana, Phalaris paradoxa, Panicum colonum, Pani— cum capillare. Andere Ankömmlinge gewinnen in kurzer Zeit eine große Ver— breitung, gehen dann aber ebenſo ſchnell wieder zurück, weil ſie auf die Dauer nicht Adventivpflanzen und Ankömmlinge. 123 allen Bedingungen entſprechen. Hierher gehört z. B. die gelbblühende Polemoniazee, Collomia grandiflora, die aus dem nordweſtlichen Amerika ſtammt und ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Deutſchland gelegentlich in großen Mengen auf— trat. Dann gibt es aber eine nicht geringe Zahl von Einwanderern, die vollſtändig Bürger ihrer neuen Heimat werden, und die man durchaus für autochthon oder urein— geſeſſen halten würde, wenn ſich ihre Einwanderung nicht nachweiſen ließe. Sie hatten in der alten Hei— mat noch nicht die Grenze ihrer natürlichen Ver⸗ breitungsfähigkeit erreicht und waren nur durch äußere Hinderniſſe in der weiteren Wande— rung gehemmt worden. Das gilt beſonders für An- kömmlinge aus Nordamerika, die in Europa hei— miſch geworden ſind. Einer der älteſten von ihnen iſt die bekannte gelbblühende Nachtkerze, Oeno— thera biennis, die ſeit dem An⸗ fang des 17. Jahr- hunderts in Europa bekannt, Abb. 2. Vegetationsbild von der Riviera mit Opuntien und Agaven. nunmehr an (Nach einer photographiſchen Aufnahme.) Bahndämmen auf Sandflächen uſw. weit verbreitet iſt. Sie hat in Europa beſtimmt unterſchiedene Varietäten ausgebildet, eine charakteriſtiſche Form z. B. auf den Sanddünen der Nord— ſeeinſeln. Ferner gehört hierher die Waſſerpeſt, Elo dea canadensis, die, in nordamerikaniſchen Flüſſen heimiſch, im vorigen Jahrhundert in Norddeutſchland eine ſolche Verbreitung fand, daß ſie Flüſſe und Kanäle manchmal völlig erfüllte und der Schiffahrt hinderlich wurde. Aus dem wärmeren Amerika haben ſich im Mittelmeergebiet zwei Pflanzen derart eingebürgert, daß ſie von dem Landſchafts— bilde unzertrennlich geworden find; es ſind dies die ſogenannte hundertjährige Aloe, Agave americana, die aus der gewaltigen Roſette dickfleiſchiger Blätter nur einmal den hohen Blütenſtand erzeugt und dann abſtirbt, und der Feigenkaktus, 124 Beſiedelung, Veränderung, Inſelfloren. Opuntia fieus indica, mit ſeinen dickfleiſchigen, blattförmigen großen Gliedern. Umgekehrt ſind zahlreiche Arten, beſonders aus dem Mediterrangebiet, nach den Pampas von Südamerika eingewandert und haben dort manchmal auf weite Strecken die heimische Vegetation faſt verdrängt, jo z. B. Nanthium spinosum, Cynara cardunculus, Lappa, Silybum marianum, Lolium perenne, Hordeum murinum; die Flora der Umgebung von Buenos Aires ſetzt ſich zum größeren Teil aus ſolchen eingewanderten Arten zuſammen. In Deutſchland haben wir nicht nur aus Amerika, ſondern auch aus dem Oſten Einwanderer in neuerer Zeit erhalten. Hierher gehört die ſtrahlenloſe Kamille, Chrysanthemum suaveolens (Matri- caria discoidea), die aus dem öſtlichen Aſien und weſtlichen Nordamerika ſtammt und ſich in Deutſchland ſeit ungefähr 1850 als Flüchtling aus den botaniſchen Gärten verbreitet hat; heute iſt ſie in vielen Gegenden an Wegrändern und auf trockenen Weiden ſehr häufig. In gleicher Weiſe hat ſich die im ſüdlichen Sibirien und in der Mongolei heimiſche Impatiens parviflora verbreitet, die ſich von ihrer ſchönen heimiſchen Schweſter, Impatiens nolitangere, durch die kleinen Blüten unter— ſcheidet; ſie iſt in Parks, Gärten und Gebüſchen bei Berlin und anderswo ein maſſen— haft auftretendes Unkraut geworden. Das ſind nur wenige Beiſpiele, die ſich für alle Länder leicht vermehren ließen und zeigen, daß die natürliche, urſprüngliche Verbreitung nicht immer die Grenze der Verbreitungsmöglichkeit darſtellt. 3. Beſiedelung von Neuland. Im vorſtehenden ſind bisher die Veränderungen erwähnt worden, die in Ge— länden ſich zeigen, die ſchon von einer beſtimmten Genoſſenſchaft beſetzt ſind; nur ſelten und in kleinem Umfange iſt heutigentags Gelegenheit geboten, das Einwandern der Pflanzen in völlig unbewohntes Neuland zu beobachten. Durch Dünen- oder Marſch— bildung wird junges Land gewonnen, das allmählich durch verſchiedene Pflanzen— genoſſenſchaften nach einander beſiedelt wird, bis eine verhältnismäßige Ruhe eintritt; durch Brand oder durch einen Erdrutſch im Gebirge können kleinere Strecken freigelegt werden. Das alles iſt im ganzen von geringer Bedeutung. Laſſen wir aber unſeren Blick in der Erdgeſchichte zurückſchweifen, ſo ſehen wir gerade in unſeren Gebieten des alten Europas in der Eiszeit gewaltige Veränderungen ſich abſpielen; große Strecken Landes wurden mit Eis vom Norden und von den Gebirgen her bedeckt und verloren völlig ihre Vegetation. Nachdem das Eis wieder zurückgetreten war, war Neuland für die Beſiedelung geſchaffen; in ausgedehnten Wanderzügen ergriffen die Pflanzen nach ihrer Anpaſſungs- und Verbreitungsfähigkeit von ihm Beſitz und modelten ſich auch nach den neuen Bedingungen. Es entſtand ſo die Flora, die heute Mitteleuropa beſiedelt, wie noch ſpäterhin näher ausgeführt werden ſoll, und ein allmählicher Ausgleich trat ein, bis ſich die heutigen Formationen gegen einander abgrenzten. Das alles ſpielte ſich langſam in langen Zeiträumen ab, aber vor unſerem geiſtigen Auge drängen ſich die Vorgänge zuſammen und geben uns ein Bild von Wanderung und Kampf um die Daſeinsmöglichkeiten, wie es großartiger nicht gedacht werden kann. Einmal war jedoch auch heutigentags Gelegenheit gegeben, die Beſiedelung von Neuland in etwas größerem Maßſtabe zu beobachten, als nämlich im Jahre 1883 die ungeheuren Ausbrüche eines anſcheinend erloſchenen Vulkans die Krakatauinſeln Beſiedelung von Neuland. 125 in der Sunda-Straße zwiſchen Java und Sumatra erſchütterten. Die geſamte Vege— tation der einſtmals grünenden Inſeln wurde durch Aſche und Lava vernichtet, und es blieb nur das troſtloſe Bild einer völlig unbewohnten Wüſte. Nicht lange jedoch dauerte es, bis die erſten Pioniere der Pflanzenwelt wieder Fuß faßten, und heute ſind die Inſeln aufs neue mit einer dichten Pflanzendecke be— kleidet. Die Neubeſiedelung wurde beſonders von dem holländischen Botaniker Mel— chior Treub und ſpäter von dem Schweizer A. Ernſt ſtudiert. Ein anziehendes Pro— blem lag vor: Wie kann ein vulkaniſches Eiland von beträchtlicher Höhe, das durch Meeresarme von bedeutender Breite von den benachbarten Gebieten getrennt iſt, von — Et Br ww — 1 nz Sa 1 n - — 7 — \ nein een u ern — . * * P N Abb. 3. Samoa, Sawaii-Inſel; die geſamte Vegetation (beſonders Kokos-Palmen) iſt hier durch den Lavaſtrom vernichtet. (Aufnahme von F. Vaupel.) dieſen eine Vegetation entlehnen? Und wie iſt die Folge der einwandernden Pflanzen? Drei Jahre nach der Kataſtrophe beſuchte Treub zum erſten Male die Inſel und fand nicht nur die Küſte ſchon von neuem beſiedelt, ſondern bis ins Innere hinein, bis zum Gipfel des Berges waren auf verſchiedenem Wege Ankömmlinge vorgedrungen. Die erſten Einwanderer waren anſpruchsloſe Geſellen, blaugrüne Algen zuſammen mit Bakterien und Kieſelalgen geweſen, die den Boden vorbereiteten für die Keimung der Sporen von Mooſen und Farnen, die ebenſo wie einige leichte Phanerogamenſamen vom Winde hergetrieben wurden. Die Farne überwogen im Inneren. An der Küſte fanden ſich einige Vertreter der indo-malaiiſchen Strandflora, deren Samen die Meeres— ſtrömungen hinbewegt hatten. In raſcher Folge wuchs nun die Zahl und Menge der Ankömmlinge, wie ſpätere Beſuche der Inſel zeigten, fo daß jetzt ſtellenweiſe eine üppige 126 Beſiedelung, Veränderung, Inſelfloren. Vegetation entwickelt iſt. 137 Pflanzenarten konnten bis 1906 feſtgeſtellt werden; an Zahl vermehrten ſich ſpäterhin beſonders die Phanerogamen, von denen 1906 ſchon 92 Arten vorhanden waren, unter ihnen auch eine Anzahl von Bäumen. Auch be— ſtimmte Pflanzengenoſſenſchaften, ähnlich denen der malaiiſchen Gebiete, haben ſich ſchon herausgebildet, wenn auch ihre Entwicklung noch nicht den Abſchluß erreicht hat. Sowohl die Beſiedler der Küſte wie die der Berge des Inneren ſind Arten, die in den Tropen oder wenigſtens im indo-malaiiſchen Gebiet auch ſonſt weit verbreitet ſind; ihr Vorkommen auf dem neuentſtandenen Gebiet verdanken ſie der Anpaſſung ihrer Früchte oder Samen an einen leichten Transport über weitere Entfernungen. 4. Die Verbreitungsmittel der Pflanzen. So gibt uns die Beſiedlung der Krakatauinſeln zugleich eine anſchauliche Über— ſicht über die Verbreitungsmittel der Pflanzen, die ihnen dazu helfen, ihren Standort zu behaupten oder bei günſtigen Bedingungen ihr Gebiet auszudehnen. a) Verbreitung durch Meeresſtrömungen. Die Vegetation der flachen Küſten der kälteren Länder iſt meiſt nur von geringer Entwicklung; reicher iſt die Küſtenbeſiedlung in den Tropen, und die Meeresſtrömungen ſpielen hierbei eine be— deutende Rolle durch den Transport ſolcher Samen und Früchte, die einmal längeres Verweilen in Salzwaſſer vertragen können und dann beſondere Anpaſſung an Schwimm— fähigkeit zeigen; man nennt ſie Driftſamen. Viele von ihnen haben beſondere große f Lufträume, wie z. B. die Steinkerne der tropiſchen Rubiazee Morinda ; A eitrifolia: die Frucht iſt fleiſchig, die ſaftigen Gewebe gehen aber bald I 3 im Waſſer zu Grunde; der kleine Same füllt nun nur ein ſchmales Fach Abb. 4. Steinkern der im Steinkern aus, während dieſer ſonſt von Luft erfüllt iſt; ſomit iſt Frucht von vorhanden. Das bekannteſte Beiſpiel für die Driftfrucht iſt die Kokos— eine Art Schwimmblaſe als beſondere Anpaſſung für den Transport Morinda eitrirolia, nuß, deren Schwimmfähigkeit die Verbreitung dieſer Palme über die Küſtengebiete der Tropen der Alten Welt und über die Korralleninſeln Polyneſiens ermöglicht und ſie auch bis an die Küſten der Neuen Welt geführt hat. Ihr vielfacher und großer Nutzen macht ſie zum wichtigſten Gewächs der Südſeeinſeln. Die großen Früchte beſitzen eine mächtige, luftreiche Faſerhülle und haben jo ein ge— ringes ſpezifiſches Gewicht; zugleich hält das Schwimmgewebe die Luft ſehr zähe feſt und hindert das Eindringen von Meerwaſſer. Neben der Kokospalme beſiedelt beſonders Pandanus die Koralleninſeln der Südſee; dieſe Atolle, die nur wenig den Meeresſpiegel überragen und als feſtes Land erſt jüngeren Datums ſind, zeigen nur eine dürftige Vegetation, die vorzugsweiſe von der Meeresſtrömung hingeführt wurde. Auf der Gruppe der Seychelleninſeln wächſt eine ſtattliche Palme, Lodoicea seychellarum, deren mächtige Früchte, die größten überhaupt bekannten Baum— früchte, ungefähr die Geſtalt einer doppelten Kokosnuß haben und wie dieſe von einer ſtarken Faſerhülle umgeben ſind. Sie treiben im Meere und werden durch die Monſune in Indien ans Land geſpült; man kannte die Seekokosnuß oder malediviſchen Nüſſe ſeit langem, ohne zu wiſſen, woher ſie eigentlich ſtammten. Außer dieſen größeren Früchten und Samen, die ſelbſt längere oder kürzere Zeit Verbreitungsmittel der Pflanzen. 127 ſchwimmen können, kommen in der Meeresdrift Teile von Baumſtämmen vor, die vom Lande losgeriſſen find und epiphytiſche Gewächſe (Überpflanzen), Samen und Raſen— teile von Gräſern und Zyperazeen mitbringen können. Gerade hier bei den Krakatau— inſelnſpielten Stämme und Zweige von Bäumen, die ange- ſchwemmt wurden, eine nicht geringe Rolle für die Beſiedlung mit Pflanzen und Tieren. In kleine- rem Maß⸗ ſtabe zeigt ſich die Verbrei⸗ tungsmög— lichkeit der Pflanzen durch Waſſer 11 5 0 R Kokospalmen am Strande der PR Ne (Aufnahme von F. Vaupel.) 5 im Anſchluß an die obigen Betrach⸗ tungen mag erwähnt wer= den, daß Inn und Iſar Al- penpflanzen in untere Re⸗ gionen herab— bringen, deren Stand— ort dann mehr oder weniger gefeſtigt wird; jo er⸗ ſcheinen auf den Kies- bänken der E > — u 3 7 « | Abb. 6. Pandanus- Bäume im botaniſchen Garten von Peradenya. (Aufnahme von F. Vaupel.) 128 Beſiedelung, Veränderung, Inſelfloren. Iſar bei München Kernera saxatilis, Bellidiastrum Michelii und andere Be— wohner der Alpen. b) Verbreitung durch Luftſtrömungen. Am wichtigſten für die Ausbrei— tung der Arten von dem von ihnen beſetzten Gelände aus iſt der Wind, deſſen Führung ſich die leichtbeſchwingten Samen und Früchte anvertrauen. Zur Herbſtzeit kann man draußen überall beobachten, wie durch die Berührung im Vorbeigehen die nur noch loſe anhaftenden Früchte der Kompoſiten ſich aus dem Verbande des Köpfchens löſen und vom Winde erfaßt, mit Hilfe der Federkrone ihres Pappuſes oft weithin entführt werden, ehe ſie wieder zur Ruhe kommen. Sind hier die Früchte mit ausgezeichneten Verbreitungsmitteln verſehen, ſo haben wir andererſeits langbehaarte Samen bei Weide und Pappel, bei den Asklepiadazeen und bei der Baumwolle, bei der der gewaltige Haarſchopf des Samens das wertvollſte Geſpinnſtmaterial liefert. Die die Früchte der Gramineen umgeben— den Spelzen zeigen häufig lange behaarte Grannen zum Windfang. Viele Früchte ſind mit Flügeln verſehen, z. B. beim Ahorn. Wieder andere Samen, wie die der Orchideen, ſind außerordentlich leicht, faſt ſtaubförmig und können auf weite Entfernungen fortgeführt werden; das Gleiche gilt für die winzigen Sporen der Mooſe und Farne. So ſehen wir die erſten Pflanzen, die ſich auf den Krakatauinſeln wiederum anſiedeln, vom Winde hergebracht: es ſind ſehr leichte Zellen blaugrüner . Algen, dann beſonders Farne, denen ſich einige Auſſpringende Kapfel der Baumwollpflanze; Kompoſiten, Orchideen und Gramineen anſchließen. ii ee u SE ae Die Entfernungen ſind nicht gering: Sebeſi, die nächſte Inſel, iſt 18,5 km entfernt und die nächſten Punkte von Java und Sumatra 40,8 und 37,1 km. Ebenſo ſiedeln ſich Farne neben den Driftpflanzen auf Koralleninſeln an. Beccari, der eine lange Reihe von Jahren der Erforſchung der Vegetation Maleſiens gewidmet hat, nimmt an, daß eine Reihe von Bergpflanzen der von einander weit entfernten Gipfel des malaiiſchen Archipels durch die Luftſtrömungen des Nordweſtmonſuns verbreitet wurden; ſo kehren Berg— pflanzen Javas noch auf den Molukken und auf Neu-Guinea wieder. Um dies zu verſtehen, muß man das minimale Gewicht der Samen ſolcher Pflanzen in Betracht ziehen: der Same der Orchidee Dendrobium attenuatum z. B. wiegt 0,00000565 g, der von Rhododendron verticillatum 0,000028 g, der Same der merkwürdigen Kannen— pflanze Nepenthes phyllamphora wiegt 0,0000 35 g. Samen von ſolch geringem Gewicht können anderer wirkſamer Verbreitungsmittel entbehren. Im allgemeinen ſpielt aber der Wind weniger eine Rolle bei der ſchnellen Verbreitung über große Ent— fernungen hin, als vielmehr bei der langſam fortſchreitenden Ausbreitung über kürzere Strecken. Dies Problem iſt für die alpine Vegetation von Vogler eingehend ſtudiert worden. Für die Alpenpflanzen kommen andere Verbreitungsmittel wenig in Betracht, ſie ſind vorzugsweiſe auf den Wind angewieſen, anemochor, zumal da die Winde in Verbreitung durch Tiere. 129 den Alpen ſtärker find und freier wirken können als in der Ebene; auch hier ſpielt die Kleinheit der Samen eine große Rolle (Caryophyllaceae, Cruciferae, Saxi— fragaccae). Durch den Flug iſt den Samen erſt die Möglichkeit gegeben, ſonſt un— zugängliche Standorte, wie Ritzen und Spalten an ſteilen Felshängen, zu beſiedeln. Im Gebirge iſt viel häufiger Gelegenheit zu Neubeſiedlung gegeben als in der Ebene, beſonders durch Bergſtürze und durch das Zurückweichen der Gletſcher, die ein kahles Schuttfeld hinter ſich laſſen. Vogler weiſt auf das Zurückweichen des Rhonegletſchers hin, das Jahr für Jahr kontrolliert wird. So ließ ſich nachweiſen, welche Pflanzen ſchon in die betreffenden Jahresgürtel eingewandert waren. 1883 unterſuchte Coaz den Gletſcher; in dem markierten Gürtel 1881/1883 hatte ſich erſt eine kleinſamige Art, Saxifraga aizoides, angeſiedelt; im Gürtel von 1880/1881 waren 7 Arten vor— handen; ſo ſtieg die Zahl, bis in dem Gürtel von 1874/1875 38 Arten gezählt wurden. Im allgemeinen ergab ſich, daß der Prozentſatz der anemochoren Arten um ſo höher war, je jünger die Vegetation war. Fälle von weiterer Verbreitung von Samen durch Windſtrömungen ſind auch für die Alpen konſtatiert; ſo können Samen wohl auf größere Entfernungen über Bergpäſſe geführt werden, und es kann auf dieſe Weiſe das Vorkommen von Arten auf räumlich weit getrennten Standorten ſeine Er— klärung finden. c) Verbreitung durch Tiere. Zur Erklärung der Beſiedlung ſolcher Inſeln, die weit von allen Kontinenten entfernt liegen, wird von vielen Forſchern beſonders die Tätigkeit der Zugvögel in Anſpruch genommen, die die Kerne fleiſchiger Beeren— früchte im Magen mitbringen und an deren Füßen und Gefieder mit Erde Samen haften, die ſo weithin verſchleppt werden. Daß ſolche weiten Wanderungen gelegent— lich möglich find, beweiſen die Beobachtungen von Dou val-Jouve. Der Straß— burger Botaniker fand 1869 in den Teichen der verlaſſenen Steinbrüche im Departe— ment Hérault in Südfrankreich in großer Menge die kleine zu den Waſſerfarnen ge— hörige Marſiliazee Pilularia minuta, die bis dahin in Frankreichs Flora unbe— kannt war; die Gegend bot auch noch andere Seltenheiten, wie Marsilia pubescens, Ranunculus lateriflorus, Sisymbrium nanum, Pflanzen die im ſüdlichen und öſtlichen Mediterrangebiet, beſonders in Algier ihre Verbreitung haben. Douval— Jouve nimmt an, daß ihre Samen, mit Schlammſtückchen am Gefieder oder an den Füßen von Zugvögeln haftend, von dieſen über das Mittelmeer mitgebracht wurden und hier, als ſich die Vögel zum erſtenmal nach dem Fluge über das Meer ausruhten, verloren wurden. Beſonders für Pilularia iſt dieſe Erklärung des Vor— kommens die einzig mögliche, da die Teiche neueren Datums ſind, erſt in den ver— laſſenen Steinbrüchen gebildet, ſo daß hier kein Überreſt einer ehemals größeren Ver— breitung vorliegt. Mit der Tätigkeit der Zugvögel ſucht man auch die überaus weite und ſprung— hafte Verbreitung vieler Waſſerpflanzen zu erklären. Als Beiſpiel erwähne ich die zierliche Droſerazee Aldrovanda vesiculosa, die zu Ehren des im 16. Jahrhundert lebenden Botanikers Ulyſſes Aldrovandi ihren Namen erhielt. Ihre kleinen Blätter bilden, mit den Spreitenhälften zuſammengelegt, Taſchen aus, die innen Drüſen tragen; die Pflanze geht wie die anderen Glieder ihrer Familie auf Inſektenfang aus. Sie iſt, in Seen zerſtreut, mit großen Lücken im Vorkommen über die ganze Das Leben der Pflanze. VI. 9 130 Verbreitung durch Tiere. alte Welt verbreitet, von Weſteuropa bis nach Australien; auch in Deutſchland tritt ſie hie und da auf, ſo in einigen Seen der Mark. Im allgemeinen kommt für den Modus der Verbreitung durch Anhaften mittels Schlamm ſtückchen an Gefieder und Füßen von Vögeln nur eine kleine Gruppe von Pflanzen, nämlich Sumpfbewohner und Waſſerpflanzen in Betracht. Eine Reihe von Samen gehen, wie feſtgeſtellt wurde, ohne Schaden zu leiden durch den Vogeldarm hindurch; von dieſen Arten finden ſich mehrere auf den Krakatau— inſeln, deren Anſiedelung jedenfalls durch Vögel erfolgt iſt, wie Ximenia ameri- cana, Premna, Cassytha filiformis. Überhaupt find die Vögel, die fleiſchige Früchte und Samen freſſen, nicht ſehr wähleriſch in bezug auf ihre Nahrung und ſo mögen manche Samen auf die gleiche Weiſe verbreitet werden, von denen man es ihrer Natur nach nicht gleich denkt. Eine beſonders große Artenzahl und ein reiches Vor— kommen weiſt im malaiiſchen Archipel die Gattung Ficus auf; die Feigenbäume pro— duzieren ungeheure Mengen von Fruchtſtänden (Feigen), deren kleine Früchtchen durch Vögel verbreitet werden; es nimmt demnach nicht Wunder, daß Feigenarten zu den häufigſten Bewohnern kleinerer Koralleninſeln gehören. Wenn alſo auch feſtgeſtellt iſt, daß Vögel in ihren Eingeweiden Samen mitſchleppen und ſo Arten zu neuen Arealen befördern, ſo darf nicht umgekehrt aus der Tatſache, daß gewiſſe Pflanzen fleiſchige Früchte beſitzen, geſchloſſen werden, daß ſie an Verbreitung durch Vögel angepaßt ſind; viele Pflanzen von gering ausgedehnter Verbreitung und in dichten Waldbeſtänden wachſend ſind durch ſaftige Früchte ausgezeichnet. Die Frage des Transportes von Samen, die durch den Darm der Vögel hin— durchgehen, wurde eingehend von Kerner ſtudiert, der an vielen Vogelarten Fütte— rungsverſuche vornahm. Beſonders Droſſelarten fraßen zahlreiche Früchte mit fleifchiger Schale, deren Samen mit ganz auffallender Geſchwindigkeit den Darm paſſierten, zum Teil ſchon in der Zeit von / —1 Stunde. Es geht aus den Verſuchen hervor, daß viele Pflanzen mit fleiſchigen Früchten von Vögeln verbreitet werden können und dadurch an ſonſt unzugängliche Standorte gelangen. Solche Früchte ſind meiſt durch rote, violette oder blaue Farben auffallend, durch die fie die Vögel anlocken (Taxus, Vacci. nium, Holunder uſw.). Die Schnelligkeit, mit der die Vögel die Samen wieder ab— geben, macht es wahrſcheinlich, daß die Verbreitung nur jedesmal über kürzere Strecken erfolgt. Ein Beiſpiel, wie eine eingeführte Pflanze durch Vögel verbreitet wird, bietet die Kermesbeere, Phytolacca decandra, die urſprünglich in Nordamerika heimiſch, in Südeuropa angepflanzt wurde und dort nun an vielen Stellen auftritt. Die ſchwärz— lichen Beerenfrüchte werden von vielen Vögeln gern gefreſſen, die die Samen an anderen Standorten ausſtreuen. Es mag nicht unerwähnt bleiben, daß mancherlei Erfahrungen gegen die Häufig— keit einer weiteren Verbreitung von Samen durch Zugvögel ſprechen, ſo daß die oben erwähnten Tatſachen nicht ohne weiteres verallgemeinert werden können; eine ſorg— fältige Kritik der Einzelfälle iſt hier ganz beſonders am Platze. Warming, der be— rühmte däniſche Pflanzengeograph, beſchäftigt ſich in einer Studie mit der Beſiedelung der Faröerinſeln, in der er zu dem Schluß kommt, daß dieſe erſt nach der Glazialperiode über die See von den nächſtgelegenen Ländern, beſonders England, erfolgte. Er betrachtet kritiſch die Möglichkeiten der Einwanderung und kommt zu dem Schluß, daß den Vögeln Verbreitung durch Tiere. 131 nur ein geringes Verdienſt in dieſer Angelegenheit zuzuſprechen ſei; hierbei ſtützt er ſich auf die Beobachtungen, die an Zugvögeln gemacht wurden, die dem Lichtglanz däniſcher Leuchttürme zum Opfer fielen. Immer war der Magen dieſer Vögel leer mit Ausnahme kleiner Steinchen und kleiner Reſte von undefinierbaren Samenſchalen; ebenſo konnte niemals am Gefieder oder an den Füßen ein keimfähiger Samen gefunden werden. Der Schluß liegt nahe, daß die Verbreitung fleiſchiger Samen und Früchte durch Vögel wohl meiſt nur über geringere Diſtanzen erfolgt, und andere Fälle Ausnahmen bilden. Direkt angewieſen auf die Verbreitung durch Vögel ſind gewiſſe Paraſiten, unter denen die heimiſche Miſtel (Viscum album) einer der bekannteſten iſt. Iſt bei den bisher erwähnten Samen und Früchten in der fleiſchigen Hülle das Anlockungsmittel für die Vögel gegeben, ſo werden auch manche Samen, die ſelbſt nährſtoffreich ſind, durch Vögel und andere Tiere verbreitet, z. B. nach Vogler die Arve oder Zirbelkiefer in den Alpen, deren Samen von mehreren Tieren ſo eifrig nachgeſtellt wird, daß nur ein verſchwindend geringer Prozentſatz zum Keimen gelangen kann. Hierin iſt ein Grund für den natürlichen Rückgang der Arve zu ſuchen; andrer— ſeits wird ſie auf Felswände und an andere unzugängliche Standorte verbreitet, auf die ſie nur auf dieſe Weiſe gelangen kann. Tſchudy erwähnt, daß der Nußhäher bis zu 40 Arvennüßchen in ſeinen Backentaſchen fortträgt, von denen das eine oder das andere verſchont bleiben mag und zum Keimen kommen kann. Sehr intereſſant ſind die Anpaſſungen, die viele Arten ausbilden, um ihre Früchte und Samen durch Ameiſen verbreiten zu laſſen; ſolche Pflanzen werden von Sernander, einem ſchwediſchen Botaniker, der dem Gegenſtand ein beſonderes Studium gewidmet hat, myrmekochor genannt. An den Früchten und Samen find beſondere Olkörper aus- gebildet (Elaioſome), die von den Ameiſen aufgeſucht werden; ſie werden zum Bau der Ameiſen verſchleppt, wobei die Pflanzen verbreitet werden. Dieſe Elaioſome können an verſchiedenen Organen der Blüten zur Entwickelung gelangen; einige Beiſpiele mögen zur Illuſtrierung dieſer Anpaſſung genügen. Bei Melica nutans, dem zier⸗ lichen nickenden Perlgras unſerer heimiſchen Wälder, ſind die oberen Spelzen des Ahr— chens nicht normal ausgebildet, ſondern ſtellen ein keulenförmiges Knöpfchen dar, das als Elaioſom dient; bei Viola odorata, Primula acaulis und anderen find die Ol— körper direkt dem Samen angeheftet. Nicht ſelten bilden die Elaioſome nicht die einzige Verbreitungseinrichtung, ſondern ſind mit anderen Anpaſſungen kombiniert. So haben die Samen von Polygala ein Elaioſom, außerdem aber hat die Frucht flügelförmige Anhänge; mehrere Kompoſitenfrüchte haben neben dem Pappus ein Elaioſom. Bei der Gattung Centaurea iſt dann freilich die Haarkrone fo reduziert, daß fie nicht mehr für Windverbreitung in Frage kommt. Die Entfernungen, auf die hin die Ameiſen die Früchte und Samen verſchleppen, iſt nicht gering; Sernander beobachtete einen Transport von 50 —70 m. Unterwegs bleiben einzelne Samen, die ſich feſtgeklemmt haben oder den Olkörper verloren haben, liegen, ſo daß die Straße der Ameiſen zum Bau hin zu verfolgen iſt. Die myrmekochoren Pflanzen zeigen gewiſſe übereinſtimmende Züge im Gegenſatz zu den Anemochoren; ſie reifen ihre Samen ſchnell, um ſie den Ameiſen, die nur im Sommer arbeiten, anzubieten, ferner ſind ihre Blütenſtandſtiele und Blütenſtiele ſchlaff, bald zur Erde geneigt. Dies zeigt ſehr ſchön die myrmekochore Primula acaulis im Gegenſatz zur anemochoren P. elatior mit den ſtraffen Stielen 132 Verbreitung durch Tiere. der Blütenſtände. Endlich ſind auch die Fruchtwände häufig ſchwach und laſſen die Samen leicht herausfallen. Naturgemäß werden die myrmekochoren Arten beſonders dort auf— treten, wo andere Mittel der Verbreitung, vor allem ſtarke Luftbewegung, fehlen; ſo ſind ſie vielfach Bewohner des Waldes und haben ihre reichſte Entwickelung im Buchenwald. Für die Verbreitung der Pflanzen durch Tiere kommen endlich noch in Betracht die Anpaſſungen, die manche Arten an den Transport durch weidende und umher— ſtreifende größere Tiere zeigen. Am bekannteſten iſt das Beiſpiel der Klette, Lappa, deren Blütenköpfchen dornartige Hüllblät- ter mit Widerhaken tragen; das Gleiche gilt für Nanthium spinosum, das eine echte Wanderpflanze iſt und mit Wolle überallhin ver⸗ ſchleppt wird. Bei dem Raubars, Bidens, ſind die Früchtchen ſelbſt mit dornartigen Fort- ſätzen verſehen, die kleine, nach unten gekehrte Stacheln zeigen. Auch in vielen anderen Familien außer den Kompoſi⸗ ten zeigen ſich ſolche Anpaſſungen: fo zer= fällt die Frucht der Erdſtachelnuß, der krautigen Zygophyllazee Tribulus terrestris in beſtachelte Teils früchtchen, die leicht den Tieren anhaftend die univerſelle Verbreitung der Pflanze in den wärmeren Ländern bewirkt haben. Gerade unter dieſer Gruppe finden ſich viele Adventivppflanzen, die beſonders mit der Wolle verſchleppt werden. Unter den Grami— neen gehört hierher der nordamerikaniſche Cenchrus tribuloides, deſſen die Ahr— chen umhüllende Borſten zu einer ſtacheligen Kapſel verwachſen, die den Schafen feſt anhängt und aus der Wolle kaum zu entfernen iſt. Die beſpelzten Früchte des in den Tropen weit verbreiteten Andropogon contortus bohren ſich durch die Drehungen der hygroſkopiſchen Granne mit ihrem nadelſpitzen Kallus in die Haut und in das Fleiſch der Schafe ein und können dieſen äußerſt gefährlich werden. Das Gleiche berichten auſtraliſche Farmer von der dort heimiſchen und weit verbreiteten Stipa setacea, deren Früchte ebenfalls begrannt und mit ſehr ſpitzem Kallus verſehen ſind. Einmal angeheftet gehen die Samen nie mehr los, durch die Bewegung der Tiere bohren ſie ſich tiefer ein und konnten bei toten Schafen in den Herzmuskeln konſtatiert werden. Primula acaulis als Beiſpiel einer myrmekochoren Pflanze. (Zeichnung von W. Jacobs, nach Ulbrich in Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg, 1907.) Verbreitung durch Ausſchleudern. 133 d) Das Ausſchleudern der Samen aus den Früchten. Eine Anzahl von Pflanzen zeigt die Anpaſſung, daß die Früchte bei der Reife beſondere Einrichtungen hervorbringen, um die Samen mehr oder weniger weit herauszuſchleudern. Am be— kannteſten iſt in dieſer Beziehung unſer heimiſches Springkraut oder Rührmichnichtan, Impatiens nolitangere, das im quel- ligen Walde mit ſeinem freudigen Grün und den großen gelben Blüten eine Zierde der Flora bildet. Der Fruchtknoten iſt fünf— fächerig, die Samen werden an den zentralen Plazenten entwickelt; die Fruchtwand löſt ſich in 5 Klappen, die ſich an der reifen Frucht bei der leiſeſten Berührung von ein— ander trennen und kräftig von der Baſis her einrollen; dabei ſtoßen die Klappen an die Samen und ſchleudern ſie weit weg. Viele Leguminoſen beſitzen klappig auf— ſpringende Hülſen, die ſich bei der Dehiſzenz, dem Aufplatzen, ſpiralig oder kreisförmig | einrollen und fo die loſe anhaftenden Samen weit fortſchleudern; bei Vistaria sinen- | sis, der häufigen als Glyzine bekannten Zierpflanze, ſind Entfernungen bis zu 9 m LS beobachtet worden. Die mächtigen holzigen 1 Hülſen tropiſcher Leguminoſen ſpringen häufig mit lautem Knall auf. Elaſtiſch aus der Frucht herausgeſchnellt werden die Samen bei der Spritzgurke, Eeballium elaterium, die eine Charakterpflanze des Mittelmeergebietes iſt. Von dieſen zahlreichen Anpaſſungen, die Früchte und Samen aufweiſen, um den Arten zur Behauptung und Ausdehnung ihres Areals zu verhelfen, können in be— ſtimmten Verwandtſchaftskreiſen eine ganze BE - Anzahl in reizvollem Wechſel vorhanden EIERN 5 A = fein, jo daß fie nicht etwa den ſyſtematiſchen => YZ Wert wie Zahl und Stellung der Blüten- . teile in Anſpruch nehmen können. So gibt erimulaelattor, im Gegenſatz zu P. acaulis ane- es kaum eine beſſer geſchloſſene und reiner 8 ee . 1 umgrenzte Familie als die der Leguminoſen, und auch ihr Fruchttypus iſt ſtets der gleiche, die Hülſe, die ſich aus dem einzelnen Karpell entwickelt. Und doch welcher Formenreichtum in der Ausgeſtaltung der Frucht und in den Anpaſſungen an Verbreitung! Wir finden Anpaſſungen an Verbreitung durch Wind, indem Flügel ausgebildet werden, durch Meeresſtrömungen, indem die 11 0 || 72 , 2299 m m HAN 4 DIESE - 0 l 2777 KETTE ZEN — = SIT = — 134 Vegetative Verbreitung. Samen oder Glieder der Hülſen ſchwimmen und dem Einfluß des Salzwaſſers wider— ſtehen, durch Tiere, indem die Samen unangefochten durch den Darm hindurchgehen, oder indem die mannigfachſten Anhängſel zum Feſthaften ausgebildet werden, und Poa bulbosa, ein vivipares Gras. (Zeichnung von R. Oeffinger.) endlich finden ſich Schleudermechanismen, die beim Aufplatzen der Hülſen in Tätigkeit treten. Die Wanderungen von Früchten und Samen führen meiſt zur Verbreitung über relativ größere Strecken; aber auch un— geſchlechtliche Verbreitungsmittel ſind reichlich ausgebildet, mit denen die Pflanzen ihr Areal langſam, etappenweiſe auszudehnen ſtreben. Ausläufer kriechen über den Boden hin, bewurzeln ſich und treiben neue Individuen in einiger Entfernung von der Mutter- pflanze, wie es beſonders ſchön die Erdbeere und der kriechende Günſel, Ajuga reptans, zeigen; unterirdiſche Stengelteile, Rhi— zome, durchziehen den Boden, verzweigen ſich, fallen auseinander und ihre Knoſpen erwachſen zu oberirdiſchen neuen Individuen; ſo kann die Quecke, Triticum repens, ſich ausbreiten und auf Kultur- land zum unausrottbaren Unkraut werden, indem jeder kleine Rhi— zomteil, der noch eine lebendige Knoſpe enthält, die Verzweigung und Wanderung fortſetzen kann; andere Pflanzen laſſen beſtimmte Teile ſich vom Mutterindividuum loslöſen und ſorgen ſo für weitere Ver— breitung; Kerner berichtet uns von Fällen dieſer Art. Bei mehreren Arten der Gattung Sempervivum (Hauswurz), bei der die dick— fleiſchigen Blätter in Roſetten ſtehen, werden in der Achſel der Blätter Knoſpen angelegt, die zu fadenförmigen Ausläufern aus— wachſen, an deren Ende eine kleine kugelige Blattroſette gebildet wird. Der Faden vertrocknet, die Roſette wird abgetrennt und kann nun leicht, vom Winde getrieben, über das Geſtein hinrollen, bis ſie irgendwo, entfernt von der Mutterpflanze, zur Ruhe kommt und zu einem neuen Stock heranwächſt. Ferner gehört hierher die Bildung von Bulbillen, dann die Erſcheinung der Viviparie bei Gräſern, bei der an Stelle von Blütenährchen kleine ſterile Sprößchen ent— ſtehen, die ſich von der Pflanze loslöſen. Auf die mannigfaltigen Einzelheiten dieſer Art braucht hier nicht eingegangen zu werden. Schließlich werden auch diejenigen Pflanzen im Vorteil ſein, die beſonders große Mengen von Samen produzieren, die gewiſſer— maßen immer bei der Hand ſind, wenn irgendwo eine Gelegenheit zur Beſiedelung gegeben iſt. Geradezu ſtaunenerregend iſt z. B. die Samenproduktion bei dem einjährigen Erigeron canadensis, der aus Amerika urſprünglich eingewandert, jetzt überall auf Sand— boden, Schuttſtellen, Ackern und Gärten gemein iſt; er verdankt ſeine Verbreitung ſeiner Anſpruchsloſigkeit und ſeiner ungeheuren Fruchtbarkeit. So zahlreich nun auch die Mittel ſind, die den Pflanzenarten zur Ausdehnung ihres Areales zur Verfügung ſtehen, ſo müſſen ſie doch endlich an Grenzen ſtoßen, Inſelfloren. 135 über die ſie nicht hinaus können. Drei Dinge ſind es beſonders, die ſchließlich der Verbreitung ein Ziel ſetzen. Einmal iſt es der Widerſtand der anderen Konkurrenten im Kampf ums Daſein; auch hier heißt es „beati possidentes“; die Flora, die einmal von einem Gelände Beſitz ergriffen hat, iſt nicht leicht wieder von ihm zu vertreiben. Es iſt dabei zu erwägen, daß viele Arten mehrjährig ſind, entweder holzig oder wenig— ſtens mit unterirdiſchen Organen perennierend, ſo daß ſie ihren Standort gegen an— langende Samen behaupten; dann haben ſie den Vorteil, die Hauptmenge ihrer Samen in nächſter Nähe auf dem Terrain zu Boden zu bringen. Zweitens ſetzen die An— ſprüche der Arten an die Lebensbedingungen, die ihnen zu ihrer Entwicklung gewährt ſein müſſen, der Verbreitung ein Ziel. Ein beſtimmtes Maß der Belichtung, der Feuchtigkeit, der Nahrung im Boden, der Temperatur, eine beſtimmte Länge der Vege— tationsperiode muß vorhanden ſein. Pflanzen, die in unſerem Klima der Gefahr des Erfrierens ausgeſetzt ſind, können mit den heimiſchen Arten nicht konkurrieren, die Bewohner des Buchenwaldes ſind an Beſchattung gebunden und ſo von der Verbreitung des Waldes abhängig. Die Schwierigkeiten der Akklimatiſation, der Einführung und des Baues von Nutzpflanzen und Zierpflanzen zeigen ja, wie wenig auch der Menſch die Grenzen der Lebensmöglichkeiten verrücken kann. So ſcheiden ſich die Pflanzen— genoſſenſchaften naturgemäß nach den Bedingungen, unter denen ſie gedeihen können. Endlich ſind äußere Hinderniſſe vorhanden, die ein weiteres Vorrücken der Arten ver— wehren; im kleinen ſind ſolche Hinderniſſe überall gegeben, im großen, für ganze Floren, beſtehen ſie in ſperrenden Bergketten und trennenden Meeren. Wir ſahen ſchon oben bei der Betrachtung der Adventivpflanzen, daß durch ſolche Hinderniſſe Arten von Gebieten ferngehalten werden, in denen ſie, einmal hingelangt, ihr volles Genüge finden. Der Menſch mit dem erdumſpannenden Verkehr hilft hier öfters nach und verſchleppt die Pflanzen, die ihm auf ſeinen Bahnen folgen. 5. Inſelfloren. Bei der Betrachtung der Einwanderung der Vegetation auf die Krakatauinſeln wurde erwähnt, daß die Ankömmlinge zu den verbreiteten Typen der malaiiſchen Flora gehören. Die Inſelflora zeigt nichts Eigentümliches, nur ihr Angehöriges, es ſind, wie der botaniſche Ausdruck lautet, keine Endemiten vorhanden. Das kann ja auch nicht weiter wundernehmen, da noch keine Zeit zur Ausbildung neuer Formen gegeben war; für ſolche langſamen Prozeſſe der Umwandlung und Anpaſſung der Typen müſſen wir große Zeiträume in Rechnung ſtellen. Außerordentlich reich dagegen an endemi— ſchen Arten und Gattungen ſind die alten Inſeln und Inſelgruppen, die weit vom Feſtland entfernt, im Ozean gelegen ſind, wie St. Helena, die Galapagosinſeln, die Hawaiinſeln. Deren Floren bieten ſo viel Eigentümliches und Abweichendes, daß manche Typen nur ſehr ſchwer mit ſolchen des nächſtgelegenen Feſtlandes in Ver— bindung zu ſetzen ſind. Das Problem, wie dieſe Inſeln beſiedelt worden ſind und wie ſich die Umwandlung und Ausbildung ihrer Flora vollzogen hat, kann auch heute noch nicht als gelöſt angeſehen werden. Von vielen dieſer Inſeln iſt in jüngſter Zeit die ſo intereſſante heimiſche Flora faſt völlig vernichtet worden, was vom Standpunkt des Pflanzengeographen ſchmerzlich zu bedauern iſt. Teils fielen die einheimiſchen Baumbeſtände uſw. den Kulturen der Anſiedler zum Opfer, teils wurde die inſulare 136 Inſelfloren. Flora durch die Allerweltspflanzen verdrängt, die dem Menſchen überallhin folgen und den heimiſchen Pflanzen, die, man kann wohl ſagen in der langen ungeſtörten Zeit des Beſitzes, unfähiger zum Kampfe und altersſchwach geworden ſind, ſich überlegen zeigen. So ſind dann dieſe Zeugen heimiſcher Flora vielfach nur noch wie Foſſilien in Herbarien und Muſeen vorhanden. Ein typiſches Beiſpiel dafür iſt St. Helena. Die urſprünglich reich bewaldete Inſel iſt heute kahl infolge der Abholzung und der vernichtenden Tätigkeit der Ziegen, die keinen jungen Nachwuchs aufkommen laſſen, oder mit eingeführten Bäumen beſtanden; die indigene niedere Flora iſt vor den An— kömmlingen auf die Berge des Inneren zurückgewichen; ihre Arten ſind ſelten geworden oder ganz ausgeſtorben. Wie die Flora ozeaniſcher Inſeln ſich in eigentümlicher Weiſe herausgebildet und wie ſich ihre Beziehungen zu den Feſtlandsfloren geſtalten, ſoll zunächſt an dem Beiſpiel der einſam gelegenen Hawaiigruppe gezeigt werden, die weiter von jedem Feſtland entfernt ſind als alle anderen Inſeln ähnlicher Größe. Der deutſche Arzt W. Hillebrand, der 20 Jahre auf Hawaii lebte, hat eine Flora der Gruppe verfaßt (erſchienen 1888 nach ſeinem Tode). Die Hawaiinſeln ſind außerordentlich reich an Endemiten, was ſeinen Grund in ihrem hohen Alter und der Variation der Lebens— bedingungen hat; in einem Tagemarſch kann man von der tropiſchen Küſte und der unteren Region mit reichen Waldungen bis zum ewigen Schnee aufſteigen und die Höhe des jährlichen Regenfalles wechſelt auf derſelben Inſel außerordentlich; im Gegenſatz dazu ſteht die Gleichförmigkeit des aus der Zerſetzung des vulkaniſchen Ge— ſteins entſtandenen Bodens. Hillebrand führt von Hawaii 844 Arten Phanero— gamen und 155 Gefäßkryptogamen auf; er hält dafür, daß 115 von dieſen Arten neuerdings von den Weißen eingeführt wurden und 24 Arten von den Eingeborenen in vorhiſtoriſcher Zeit. Die letzteren ſind die Nutzpflanzen (Brotfruchtbaum, Banane, Zuckerrohr, Batate, einige Geſpinſtpflanzen uſw.), die über das ganze Monſungebiet verbreitet ſind und die Maoriraſſe auf ihren weiten Wanderzügen begleiteten. Von den 860 übrig bleibenden Arten ſind nicht weniger als 653 endemiſch, alſo nur auf der Inſelgruppe vertreten; an Gattungen ſind 40 endemiſch mit 250 Arten. Viele von den Arten ſind auf ein ganz kleines Areal, eine Inſel oder den Teil einer Inſel beſchränkt. Alle Arten der leitenden Gattungen variieren außerordentlich und bringen Lokalformen hervor, die ſich nur wenig vom Typus unterſcheiden oder mehr oder weniger diſtinkte Varietäten darſtellen. Es iſt dies ein Charakteriſtikum der Inſelfloren. Hillebrand legt ſich auch ſchon die Frage vor, woher dies wohl rührt: „Nature here luxuriates in formative energy. Is it because the Jslands offer a great range of conditions of life? Or it is because the leading genera are in their age of manhood, of greatest vigor? Or it is because the number of types wich here come into play is limited, and therefore the area offered to their development comparatively great and varied?“ Wir werden nicht umhin können, der letztgenannten Urſache das Haupt— gewicht beizulegen. Es wird dann auch das Überwuchern der eingeſchleppten Unkraut— flora verſtändlich. Ein beſonderes Intereſſe beanſpruchen die Farne. Sie ſind auf den Hawaiinſeln in großer Anzahl von Arten, nicht weniger als 134, vorhanden; von ihnen ſind 75 indigen; 16 Arten find Kosmopoliten, wie Asplenium trichomanes, und eine größere Zahl er- ſtreckt ihr Areal durch Maleſien ins tropiſche Aſien und teilweiſe bis nach Madagaskar und Afrika, wie Asplenium ni— dus. Gerade die Farne mit ihren leichten Sporen ſind geeignet, auf weite Strecken durch Wind ver- breitet zu werden, daher ihr reiches Vorkommen auf den ozeaniſchen Inſeln, wie z. B. auch auf St. He⸗ lena; auf alten Inſeln, wie Ha⸗ waii, ſind aus den Einwanderern Reihen von For⸗ men hervor- gegangen, die eine allmähliche Stu⸗ fenfolge erkennen laſſen. Iſt bei ihnen die Ver— breitung durch Luftſtrömungen unverkennbar, ſo iſt es bei anderen Gruppen ſchwie⸗ riger, den Weg der Verbreitung anzugeben, Grup⸗ pen, mit denen die Hawaiiflora auf Auſtralien ſowie auf den aſiatiſchen und amerikaniſchen Kontinent hinüberweiſt. Inſelfloren. Abb. 11. Pringlea antiscorbutica von den Kerguelen-Inſeln; Exemplar mit kurzem (Aufnahme von E. Vanhöffen.) | — Stamm. Hier wie bei anderen ozeaniſchen Inſeln 138 Inſelfloren. bleibt aber bemerkenswert, daß ſie nur einer beſchränkten Auswahl von Formen zu— gänglich geweſen ſind, die dann Platz zur Entwicklung und Formenbildung gewannen. Bei hohem Alter der Inſeln mögen dann auch einzelne Formen erſtarrt und fixiert worden ſein, die ohne nähere Verwandtſchaft ein beſchränktes Areal bewohnen. Das bekannteſte Beiſpiel dafür bieten die Kerguelen. Zwiſchen dem 48. und 50. Grad ſüdlicher Breite gelegen, ſind ſie vulkaniſche Inſeln, deren rauhes Klima mit den dauernden heftigen Winden eine reiche Vegetation ausſchließt und ihnen den Charakter eines öden Berglandes verleiht. Hier iſt die Heimat einer merkwürdigen endemiſchen Kruziferengattung, die, ohne näheren Anſchluß im Syſtem, auf dieſes kleine Gebiet beſchränkt iſt; es iſt der berühmte Kerguelenkohl, Pringlea antiscorbutica, deſſen fleiſchige Blätter bodenſtändige Roſetten bilden oder im Alter durch einen kurzen Stamm in die Höhe gehoben werden. Seefahrer älterer Zeiten wurden ſchon von dem Rätſel dieſes großen, lebenskräftigen Gewächſes in der unwirtlichen Gegend betroffen; J. D. Hooker, der berühmte Pflanzengeograph, der in ſeiner Jugend als Arzt und Botaniker an der großen antarktiſchen Entdeckungsfahrt der engliſchen Schiffe Erebus und Terror (1839 — 1843) teilnahm, bemerkt in der „Flora Antarctica“: „This is perhaps the most interesting plant procured during the whole of the voyage per- formed in the Antarctic Seas, growing as it does upon an island the remotest of any from a continent, and yielding, besides this esculent, only seventeen other flowering plants.“ Die Beſatzung benutzte die Pflanze während ihres ganzen Aufent- haltes als friſches Gemüſe, was zu jener Zeit, als man von den Konſerven unſerer Tage noch nichts wußte und der Skorbut graſſierte, von nicht geringer Bedeutung war; Hooker nennt fie an inestimable blessing to ships touching at this far-distant Isle. Außer der Pringlea beſiedeln die Kerguelen beſonders dichtwüchſige Polſterpflanzen, die oft einen Meter im Durchmeſſer erreichen, wie Azorella, und Heidepflanzen, die, wie die Acaena-Arten, dem Boden angedrückt, einen mehr oder weniger dichten Über— zug bilden. Die Gattung Acaena, eine Roſazee, deren Früchte klettenartig anhaften, iſt in den außertropiſchen Gebieten der ſüdlichen Halbkugel, beſonders auf den Anden, ver— breitet, die Gattung Azorella, eine Umbellifere, iſt eine antarktiſche Charaktergattung, überall in ihrem Vorkommen durch die Entwicklung gewaltiger Polſter ausgezeichnet. Im Gegenſatz zu den echten Inſeln, die allmählich beſiedelt wurden und dies in der Zuſammenſetzung und Entwicklung ihrer Flora zeigen, ſtehen die Küſteninſeln oder Reſtinſeln, die, in der Nähe der Kontinente gelegen, abgeſprengte Stücke des Feſtlandes darſtellen. Sie trugen bei ihrer Trennung die Vegetation des Kontinents und zeigen ſomit auch heute noch in dem Grundzuge den gleichen Typus; je länger die Zeit ihrer Iſolierung dauerte und je eigenartiger ſich die Vegetationsbedingungen geſtalteten, um ſo mehr werden endemiſche Formen ſich entwickelt haben. Großbritannien iſt eine geologiſch junge Inſel und hat überhaupt noch keine endemiſche Formen von ſyſtema— tiſcher Bedeutung hervorgebracht. Sie hat bis zur Glazialzeit mit dem Feſtland zu— ſammengehangen; es konnten daher, als zuerſt in Weſteuropa unter dem Einfluß des Golfſtromes wieder ein wärmeres Klima entſtand, die vom Südweſten langſam be— ſonders an der Küſte vorrückenden Pflanzen Südengland erreichen; ſolche ſind z. B. Erica cinerea, Helleborus foetidus, Buxus sempervirens, Daphne laure- ola, Helianthemum polifolium, Hymenophyllumjtunbridgense. Somit 2 m Endemismus. 139 iſt England von vielen Pflanzen beſiedelt, die in Deutſchland öſtlich vom Rhein ganz fehlen oder ſehr ſelten ſind. Andererſeits fehlen in Großbritannien eine Anzahl von Arten, die nach der Eiszeit von Oſten in Europa vordrangen und jetzt in Mitteleuropa verbreitet find, wie Anemone ranunculoides, Hepatica triloba, Sambucus racemosa, Abies alba, Picea excelsa. Wir können mit Engler annehmen, daß ſich England vom Feſtland abtrennte, als dieſe Pflanzen nach der Eiszeit noch nicht Belgien und Nordfrankreich erreicht hatten; ſie hatten dann keine Gelegenheit mehr, über den Kanal zu gelangen. Iſt ſomit England eine jüngere Küſteninſel, von deren Florenentwicklung man ſich ein ungefähres Bild machen kann und die noch keinen Endemismus aufweiſt, ſo iſt z. B. Madagaskar eine ſehr alte Abtrennung vom Kon— tinent, deren Flora einen hohen Grad von Endemismus zeigt. Beſonders durch die Tätigkeit franzöſiſcher Forſcher ſind die wunderbaren Pflanzenſchätze der großen Inſel in neuerer Zeit bekannt geworden, wenn auch noch keine völlig ausgearbeitete Zu— ſammenſtellung der Arten für ſie exiſtiert. So eigenartig die Entwicklung der Flora iſt, ſo weiſt ſie doch unverkennbar in ihrem Typus auf das oſtafrikaniſche Feſtland herüber und hat auch ihren Anteil an den weiter verbreiteten Gattungen, die von Afrika ins oſtindiſche Monſungebiet herüberreichen. Die lange Iſolierung hat es aber ermöglicht, daß zahlreiche endemiſche Gattungen und Arten entſtanden ſind, ebenſo wie auf den Maskarenen und Seychellen. 6. Endemismus. Bei der Entwicklung der Inſelfloren erwies ſich als beſonders bemerkenswert, daß ſich aus einer beſchränkten Anzahl von Typen, die zu den entfernten Gegenden gelangten, bei der Beſiedelung des Neulandes und bei den veränderten Bedingungen neue Formen entwickeln, die dann dem Gebiet eigentümlich ſind und als endemiſch bezeichnet werden. Das Gleiche wird bei der Beſiedelung von Gebieten der Fall ſein, die nur einer beſchränkten Zahl von Typen eine Exiſtenzbedingung gewähren, wie Gebirgen und trockenen Gegenden, Wüſten, Steppen und Prärien. Gerade hier iſt ein hoher Prozentſatz von endemiſchen Arten vorhanden. Als Beiſpiel ſei das weſt⸗ liche Auſtralien erwähnt, das einen ſehr günſtigen Boden für den Endemismus dar- ſtellt. Es wurde beſiedelt von einem Florenelement, das urſprünglich ganz Auſtralien angehörte und ſeinen eigentümlichſten Vertreter in der Gattung Eucalyptus hat; im wärmeren und feuchteren Nordoſten und Oſten wurde es durch ein ſtarkes tropiſch— aſiatiſches Florenelement bereichert, ſo daß dort mehr Konkurrenz und weniger Ge— legenheit zur Formenbildung vorhanden war als im Weſten. Hier, beſonders im Südweſten, fand das auſtraliſche Element bei geringerer Konkurrenz und bei viel— fachem Wechſel in den Lebensbedingungen den Boden für eine beiſpielloſe Forment— wicklung der bevorzugten Gattungen und Familien. Solche ſind die Proteazeen mit etwa 400 Arten, die eine erſtaunliche Fülle von verſchiedenartigen Lebensformen im Wechſel der äußeren Geſtaltung hervorgebracht haben, die Gattung Acacia, deren Arten den Leguminoſentypus der Fiederblätter zeigen oder nach Verluſt der Fiedern flache Phyllodien tragen, deren Form von Art zu Art wechſelt, die Epakridazeen mit 100 Arten, die, im Habitus der formenreichen Kapgattung Erica ähnlich, dieſe im ſüdweſtlichen Auſtralien vertreten, und viele andere. 140 Endemismus. Es iſt bei den Endemismen auch in Betracht zu ziehen, daß ſie häufig deswegen auf kleinere Areale beſchränkt ſind, weil objektive Hinderniſſe für eine weitere Wan— derung vorliegen, wie gerade bei Inſeln oder bei Gebirgsgipfeln. In allen dieſen Fällen zeigt es ſich, daß nahe verwandte Arten in größerer Zahl vorkommen und häufig ſich in ihrem Areal ausſchließen, da ſie gerade in Anpaſſung an beſtimmte Lebensbedingungen, die im einzelnen Areal herrſchen, entſtanden ſind. Dieſe Arten ſind nahe miteinander verwandt und können auch von anderen Autoren als Varietäten betrachtet werden. Die verſchiedenartige Bewertung der einzelnen Formen in Formen— kreiſen, die in lebhafter Entwicklung begriffen ſind, erſchwert eine vergleichende Sta— tiſtik der Endemiten verſchiedener Länder. Der eine Autor würde in einem formen— reichen Gebiete ſehr viele Arten unterſcheiden und angeben, daß vielleicht 70% Ende— miten vorhanden ſind, während der andere, der mehr dazu neigt, Formen mit geringen Unterſchieden zu Arten zu vereinigen, einen viel kleineren Prozentſatz angeben würde. Da der Endemismus in ſeiner im Vorſtehenden geſchilderten Art mit einer Entwick— lung und Ausbreitung von Formen verbunden iſt, ſo wurde er von L. Diels als progreſſiv bezeichnet. Dieſe reiche Formenentwicklung kann darauf beruhen, daß den Typen durch Veränderung der Lebensbedingungen ein Anſtoß zur Variation gegeben wird, wie es bei den Inſelfloren der Fall iſt. Doch verhalten ſich die Formenkreiſe in dieſer Beziehung ſehr verſchieden, manche, beſonders alte Typen, wie die Koniferen, ſind wenig mehr zum Variieren geneigt, und wir finden bei ihnen viele ſcharf umriſſene Arten, andere dagegen ſtehen auf dem Höhepunkt ihrer Lebenskraft und ihrer Ent— wicklungsfähigkeit, wie z. B. die Gramineen, die Gattungen Hieracium und Rubus. Sie bilden viele kleine Arten aus, die durch Übergänge miteinander verbunden ſind, Varietäten und Lokalformen, die an beſtimmte Bedingungen angepaßt, ein kleines Areal beſiedeln und Endemiten niedrigſter Höhe darſtellen. Häufig bleiben dieſe Areale im Zuſammenhang (Hieracium), die Formenkreiſe bilden kohärente Sippen, ſie können aber auch z. B. durch geologiſche Ereigniſſe getrennt werden; dann finden ſich an getrennten Standorten Arten oder Gruppen von Arten, die nächſte Verwandtſchaft und offenſichtlich eine gemeinſame Abſtammung zeigen, aber den jeweiligen Bedingungen entſprechend modifiziert ſind, unter denen ſie ſich entwickelt haben. Man nennt ſolche Arten oder Varietäten, die ſich gegenſeitig vertreten, vikariierend. Die Gebirgsflora bietet hier die beiten Beiſpiele. Nahe verwandte vikariierende Arten der Gattung Saxifraga, Primula uſw. vertreten einander in verſchiedenen Teilen der Alpen oder der anderen europäiſchen Gebirge. Es kann auch der Fall ſein, daß die größere Zahl der Formen kohärente Sippen bilden, während eine oder die andere von ihnen weiter wandert, ein eigenes Areal beſiedelt, das eventuell ſpäter vom Hauptareal ge— trennt wird, und nun als einzelner, ſcharf umriſſener Typus dort wie ein Endemismus auftritt. Dafür bietet die mitteleuropäiſche Flora Beiſpiele genug. So iſt hier die Liliazeengattung Paris nur mit einer Art, der bekannten Einbeere, P. quadri— folia, vertreten, die bis nach Zentralaſien reicht; in Gebirgen Chinas zeigt die Gat— tung dagegen eine große Mannigfaltigkeit in der Entwicklung von Arten, die vielfach nur kleine Areale bewohnen. Die gleiche Erſcheinung, daß in den oſtaſiatiſchen, be— ſonders chineſiſchen Gebirgen eine reiche Artentwicklung herrſcht, daß dagegen nur eine oder wenige Arten das weſtliche Europa und Mitteleuropa erreicht haben, zeigt ee = ? f — — Abb. 12. Zweig von Ginkgo biloba. Ai EN Ni 50 N E —— N Via Konſervativer Endemismus. 141 ſich bei vielen Gattun— gen. So iſt das berühmte Edelweiß der europäi— ſchen Gebirge, Leonto— podium alpinum, hier ohne nähere Ver— wandte, in den aſiati— ſchen Gebirgen iſt eine größere Zahl von Arten vorhanden; Parnassia palustris iſt die einzige bis nach Mitteleuropa gelangte Art der in Hochaſien ſo formenreichen Gattung. Während die Gattungen Pri— mula und Androsace in den Gebirgen Europas gut getrennt ſind, lebt in den aſiatiſchen Gebirgen die Sektion Pſeudoprimula der letzteren Gattung, die ſich auf das engſte an Primula anſchließt und als Ausgangspunkt von Androsace angeſehen werden muß. Es iſt hier der Entwicklungsherd der erwähnten und anderer Formen— kreiſe gegeben, von dem aus dann einzelne Typen ihre weiten Wanderzüge angetreten haben. Iſt die bisher geſchilderte Form des progreſſiven En— demismus der reichen Formentwicklung lebenskräftiger Gruppen zu danken, ſo ſind andererſeits Endemiten nicht ſelten, die ſich als Überbleibſel von ehemals reicheren Formengruppen darſtellen, die größtenteils ausgeſtorben ſind. Sie ſind dann ohne nähere Verwandte, ſehr ſelbſt— ſtändige und ſcharf umriſſene Typen, häufig auf ein ſehr kleines Areal beſchränkt, ohne Neigung zum Variieren und zur weiteren Ausbreitung. Dieſe Art des Endemismus kann als konſervativ bezeichnet werden. Die betreffenden Arten oder Gattungen gehören dann immer zu den auf— fallendſten und am meiſten charakteriſtiſchen Formen der von ihnen bewohnten Länder. So iſt der einzige Reſt der im Jura und Tertiär auf der nördlichen Halbkugel weit verbreiteten Gruppe der Ginkgoazeen die heutige Gat— tung Ginkgo, deren einzige Art, G. biloba, in China und Japan ſelten vorkommt. Dieſe Art bildet eine Klaſſe für ſich unter den Gymnoſpermen, ohne jeden näheren lebenden Verwandten, auffallend durch die fächerförmigen, einmal eingeſchnittenen Blätter, die von der Nadelform der meiſten heutigen Gymnoſpermen erheblich abweichen. Beiſpiele von konſervativem Endemismus, von Gattungen oder, weniger auffallend, von ſcharf umriſſenen Arten bei ſonſt formenreichen Gattungen, finden ſich in allen Ländern. Es ſind die ſogenannten „guten Arten“, die ſich leicht erkennen und von den anderen Arten ſicher trennen laſſen, da eben die vermittelnden Formen ausgeſtorben ſind, die ſonſt allzu leicht die Grenzen 142 Die Tätigkeit des Menſchen. verwiſchen. Einige Beiſpiele mögen genügen: Schon oben wurde der Kerguelenkohl, Pringlea antiscorbutica, erwähnt, der auf die Kerguelen beſchränkt iſt. Berar— dia, eine auffallende Kompoſitengattung, lebt mit einer Art, B. subacaulis, einem wolligen Kraute, in den Alpen der Dauphiné und von Piemont. Die Gesnerazeen ſind eine in den Tropen und Subtropen reich entwickelte, häufig durch die Schönheit der Blüten auffallende Familie. In europäiſchen Gebirgen finden ſich nun zwei Gattungen dieſer Familie: Haberlea mit einer Art, H. rhodopensis, im Balkan endemiſch und Ramondia mit 4 auf ſüdeuropäiſchen Gebirgen endemiſchen Arten. 7. Die Tätigkeit des Menſchen. Bei der Betrachtung der Beſiedlung des Standortes und der Veränderung der Vegetation war ſchon des öfteren der umgeſtaltenden Tätigkeit des Menſchen gedacht worden; dieſes Kapitel verdient aber noch eine kurze zuſammenhängende Beſprechung, denn keine andere Beeinfluſſung urſprünglicher Floren geht heutigentages tiefer als die Arbeit des Menſchen, die vernichtend wirkt oder aber aufbauend wie in der Ge— winnung des Marſchlandes durch die Deiche, in dem nun neuer Raum für Pflanzen— wuchs entſteht. Kluger Herren kühne Knechte gruben Gräben, dämmten ein, Schmälerten des Meeres Rechte, Herrn an ſeiner Statt zu ſein. So erblickſt du in der Weite erſt des Meeres blauen Saum, Rechts und links, in aller Breite, dichtgedrängt bewohnten Raum. Die dominierende Stellung des Menſchen auf der Erde bringt es mit ſich, daß er die heimiſche Tierwelt vernichtet oder in ſeinen Dienſt zwingt, daß er zu ſeinem Nutzen aus der Vegetation macht, was ſich in jedem Lande erreichen läßt. Am augenfälligſten zeigt ſich die Tätigkeit des Menſchen in der Vernichtung oder der Umgeſtaltung der Wälder. Haben wir doch in Mitteleuropa bei verhältnismäßig noch großem Reichtum an Wald keine eigentlichen Urwälder mehr oder nur an wenigen Stellen, wo ſie vor der Durchforſtung bewahrt bleiben; die vom wirtſchaftlichen Stand— punkt aus gebotene Forſtkultur verändert die urſprünglichen Bedingungen, beſonders für die Vegetation, die in den Wäldern heimiſch iſt. Deutſchland war im Altertum überwiegend ein Waldland, was aus allen römiſchen Quellen, auch wenn man von ihren Übertreibungen abſieht, klar hervorgeht; daß die teilweiſe Niederlegung der Wälder für Zwecke der Bodenkultur eine Verbeſſerung des Klimas bedeutete, unter— liegt keinem Zweifel. Aber eine weitergehende Vernichtung des Waldes, beſonders die völlige Entblößung des Geländes kann von den ſchlimmſten Folgen ſein, wie beſonders die Länder des Mittelmeergebietes zeigen. Im Jahre 1870 erſchien eine Schrift des berühmten Jenenſer Botanikers Schleiden, der uns neben ſeinen wiſſenſchaftlichen Arbeiten auch formvollendete populäre Studien geſchenkt hat und als ein ſtreitbarer Mann mit Eifer und Leidenſchaft ſeine Ideen verfocht. Das Buch betitelt ſich: „Für Baum und Wald. Eine Schutzſchrift, an Fachmänner und Laien gerichtet.“ Der Autor ſchildert uns die Bedeutung des Waldes in der Kulturentwicklung der Menſchheit, die in der Symbolik und Verehrung von Baum und Wald ihren Ausdruck findet, und geht dann näher auf die wirtſchaftliche Bedeutung ein. Zuerſt hatte eine partielle Ent» waldung, z. B. in Mitteleuropa, ihre Vorteile: „Nun drang die Sonne ein, trocknete Waldvernichtung. 143 den verſumpften Boden aus, erwärmte ihn und dadurch die auf ihm ruhenden Luft— ſchichten, die Wolkenbildung und der Regen verminderte ſich, ebenſo die Schneemaſſe im Winter, und dieſe Jahreszeit verlor ihre furchtbare Strenge.“ Aber ſchon zu der Zeit, als Deutſchland ſo durch Lichtung des Waldes an Schönheit und an Annehm— lichkeit des Klimas gewann, zeigten ſich im Mittelmeergebiet die ſchädlichen Folgen der Waldverwüſtung, die bis auf den heutigen Tag dauern, die Austrocknung des Bodens durch das ſchnelle Ablaufen des Waſſers, das nicht vom Waldboden feſtgehalten wird, die Wolkenbrüche und Überſchwemmungen. In Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien, überall zeigen ſich dieſelben Erſcheinungen; Schleiden erwähnt z. B. den „Notſchrei“ des Herrn Collin, Präfekten des Dröme-Departements (1804): „In der Valence und in Creſt gibt es beinah kein Holz mehr, die Bergrücken ſind mit Tauſenden von Schluchten durchfurcht, die unklugen Abholzungen haben den Abſturz des Erdreichs zur Folge ge— habt, die Quellen ſind verſiegt, die Gewäſſer ſtürzen in verwüſten— den Strömen herab.“ Die Bergrücken des Karſtes im öſterrei⸗ chiſchen Küſtenland waren im Altertum dicht mit Wald bedeckt, beſonders mit ſchönen ſommergrünen Eichen; heute ſind die Kalk— höhen waldlos, mit nie— derem Geſträuch und Brombeergeſtrüpp be= z 2 vn deckt, trocken und den . 2 Verkarſtetes Gebirge. Beiſpiel für die Folgen der Waldverwüſtung. ſtarken Winden preis- (Aufnahme von H. Dopfer.) gegeben. Die ſchwerſte Schuld an dieſer Verwüſtung trifft die Venetianer, die die Eichenſtämme für die Befeſti— gung des Bodens ihrer Lagunenſtadt gebrauchten. Durch Raubbau, ohne Sorge um den Nachwuchs, wurden die Wälder zerſtört. Von den kahlen Hängen wurde die Erde vom Waſſer fortgeſchwemmt, und ausgetrocknet von den Stürmen der Bora fortgetragen. Junger Wuchs konnte dann ſchwer aufkommen und wurdenoch beſonders durch die weiden— den Tiere geſtört und vernichtet. Dieſe traurigen Beiſpiele gelten für viele Länder des Mit— telmeergebietes; fie zeigen deutlich genug, daß der Schutz des Waldes in Ländern, die noch reicher mit Wald geſegnet ſind, zu den wichtigſten Aufgaben verſtändiger Landeskultur gehört. Die Fähigkeit eines Gebietes, Wald nach Abholzung oder Vernichtung durch Brand wieder aus ſich ſelbſt zu erzeugen, iſt je nach den Bedingungen ſehr verſchieden. Hat der Wald, wie es im Mediterrangebiet der Fall iſt, Mühe, ſein Gebiet gegen andere Formationen ſo wie ſo ſchon zu behaupten, ſo wird eine einmalige große Abholzung genügen, um ihn unrettbar zu zerſtören. Ebenſo iſt auch behauptet worden, daß die jetzt waldloſen Kampos (Savannen) des Innern von Braſilien beſonders durch Brände 144 Acker- und Ruderalflora. erſt zu dem jetzigen Zuſtand gebracht ſeien, während ſie früher reicher bewaldet waren. Iſt dies auch übertrieben, ſo zeigen doch gerade die Trockenwälder der Tropen den ver— nichtenden Einfluß der meiſt von Menſchen angelegten Brände, die beſonders den jungen Nachwuchs zerſtören. Es ſteht zweifellos feſt, daß die Steppengegenden Weſt— afrikas früher reicher bewaldet waren und daß vielfach der Wald durch den Brand vernichtet wurde. In Norddeutſchland und Dänemark iſt die Heide unter Verdrängung des Waldes vorgedrungen. Warming weiſt beſonders auf Jütland hin, das früher mit Eichenwäldern bedeckt war und nun nur noch Eichengeſtrüpp auf den Heiden trägt. Die oberen Schich— ten des Bodens werden durch den Regen ſtark ausgelaugt und lagern ſich dicht zuſammen; es entſteht eine Decke von Mob he; die für die Einwanderung der Heide günſtig iſt, unter ihm bilden ſich undurch— läſſige Schichten von Bleiſand und Ortſtein. Der Boden iſt damit für den Wald verloren. Nur unter den Eichenbüſchen, die ſich erhalten haben, findet ſich der alte Waldboden. Es liegt auf der Hand, daß die unvernünftige Ab— holzung den Prozeß einleitet und begünſtigt. Das Abſchlagen des Waldes geſchah früher und geſchieht noch heute in Ländern junger Kultur, beſonders um Raum für den nn Abb. 14. Anbau von Feldfrüchten uſw. zu engeſtrüpp in der Heide. 2 (Zeichnung von R. Oeffinger, nach Ramann, Bodenkunde.) ſchaffen, da der Wald den gun⸗ ſtigſten Boden liefert. Die deut— ſchen Anſiedelungen in Südbraſilien haben ſich vorzugsweiſe im Urwald entwickelt. Mit der Ausbreitung der Kultur von Feld und Garten entſtanden ganz eigen— artige Vegetationsformationen, die von der Kultur abhängig ſind und als Ackerflora und Ruderalflora bezeichnet werden. Überall treffen wir bei uns auf Unkräuter, die ſpeziell an die bebauten Felder gebunden find, wie Kornblume, Centaurea cyanus, Kornrade, Agrostemma githago, Ritterſporn, Delphinium consolida, Gauch— heil, Anagallis arvensis, und manche andere (Arten von Silene, Delphinium, Papaver, verſchiedene Gramineen und Kruziferen). Die verbreiteten Vulgärnamen dieſer Pflanzen zeigen an, daß ſie uns als etwas Altbekanntes und Vertrautes vor— kommen. Doch finden wir keine näheren Verwandten dieſer Arten in unſerer wilden Flora, wohl aber in Menge im Mittelmeergebiet, und es iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß ſie von dort mit der Kultur der Feldfrüchte vorgedrungen ſind und ſich nur auf Kulturboden erhalten. Andere urſprünglich heimiſche Arten, wie die der Gattungen Lamium, Galeopsis, Veronica (Taubneſſel, Hohlzahn und Ehrenpreis) werden in früheren Zeiten ſelten geweſen ſein und erſt durch die Kultur, durch Freilegung und Anbau großer Strecken Gelegenheit zu reichlicher Ausbreitung gefunden haben. Geſchichte der Pflanzengeographie. 145 Eine zweite Gruppe von Arten, die hier in Betracht kommen, ſind die ſogenannten Ruderalpflanzen, die ſich ſtets in der Nähe von menſchlichen Wohnungen auf Schutt— plätzen, Düngerhaufen, an Zäunen uſw. finden. Von dieſen find die bekannteſten etwa Chenopodium- Arten (Gänſefuß), Atriplex-Arten (Melde), Amarantus blitum und Amarantus retroflexus (Fuchsſchwanz), Lepidium ruderale (Schutt— Pfefferkraut,-Kreſſe), Hyoscyamus niger (Bilſenkraut), Datura stramonium (Stechapfel), Marrubium vulgare (Andorn), Ballota nigra (Gottvergeß), Arte- misia absinthium (Wermut). Sie ſiedeln ſich bei Häuſern und Gärten an, weil ſie den reichen Stickſtoffgehalt und den reichen Gehalt an Salzen, der ſich hier findet, be— vorzugen. Gebunden an ſolche Standorte ſind ſie nicht, aber ſie ertragen das vielen Pflanzen ſchädliche Übermaß an Nährſtoffen und finden ſo geringe Konkurrenz. Viele der Ruderalpflanzen kommen auch an natürlichen Standorten unſeres Gebietes vor, andere (beſonders viele der obengenannten) ſind mit Kulturpflanzen, vorzugsweiſe aus dem Mediterrangebiet eingewandert. So wie durch Abholzung des Waldes die ihn begleitende Schattenflora dem Tode geweiht iſt, ſo wird auch beſonders durch künſtliche Veränderung der Bodenfeuchtigkeit beſtimmten Vegetations formationen die Möglichkeit der Exiſtenz entzogen. Dies gilt beſonders für die Entwäſſerung von ſumpfigen Wieſen und Mooren, den Fundgruben ſeltener Pflanzenformen; mit der Austrocknung des Bodens geht die urſprüngliche Flora zugrunde. Auf welche Länder der Erde auch immer wir unſeren Blick lenken, überall finden wir die ſchwerſten Störungen und Veränderungen der Pflanzendecke durch die Tätigkeit des Menſchen hervorgerufen; je höher der Kulturzuſtand eines Landes iſt, deſto mehr iſt die Flora nur noch das, was der Menſch aus ihr gemacht hat. TE Die Geſchichte der Pflanzengeographie und die Entwicklung ihrer Zweige. J' dem vorſtehenden einleitenden Kapitel ſind grundlegende Fragen der Pflanzen— geographie von einem modernen Standpunkt aus behandelt worden; es iſt nicht ohne Intereſſe zu unterſuchen, wie ſich dieſe Anſchauungen allmählich entwickelt und wie die einzelnen Zweige unſerer Wiſſenſchaft, die alle botaniſchen Disziplinen für ihre Unterſuchungen verwertet, je nach dem Stande der Erkenntnis ſich herausgebildet haben. Man pflegt die Anfänge einer wiſſenſchaftlichen Pflanzengeographie mit dem Namen Alexander von Humboldts zu verbinden; und in der Tat, dieſem ſcharf— blickenden Forſcher mit dem umfaſſenden Wiſſen, der nicht nur in der Studierſtube als Gelehrter arbeitete, ſondern auf weiten Reiſen aus eigener Anſchauung die Wun— der der Natur in allen Zonen kennen und begreifen lernte, war es gegeben, in exakt wiſſenſchaftlicher Weiſe und in anziehend populärer Sprache zum erſtenmal Geſetze der natürlichen Verbreitung der Pflanzen dem Verſtändnis weiterer Kreiſe näher zu bringen. Den tiefſten Einfluß auf die Ausgeſtaltung ſeiner Ideen übte ſeine große Reife durch die Tropengebiete Amerikas aus (1799 —1804). Humboldt hatte erkannt, daß in den verſchiedenen klimatiſchen Zonen vom Pol bis zum Aquator verſchiedene Vegetationsformen vorherrſchen, die den Charakter der Das Leben der Pflanze. VI. 10 146 Geſchichte der Pflanzengeographie. Vegetation bedingen, wie in den Tropen die Palmenform und die Piſangform, im Mittelmeergebiet die Lorbeer- und Olivenform; nach den Polen zu erlöſchen die höheren Holzgewächſe überhaupt, Zwergſträucher, Wieſengräſer und Zyperazeen treten an ihre Stelle. Dieſe Vegetationsformen ſah er nun klimatiſch bedingt. Bei dem Aufſtieg von den tropiſchen Küſtenregionen Südamerikas mit ihren herrlichen Wäldern und der durch Wärme und Feuchtigkeit genährten üppigen Vegetation zu den baum— und ſtrauchloſen Flächen der Hochanden werden die gleichen Unterſchiede in der Flora durchmeſſen, wie in dem Übergang von den Tropen zu den arktiſchen Gebieten. In ſeinem phyſiognomiſchen Syſtem der Gewächſe ſuchte er nun die Mannig— faltigkeit der Geſtalten auf beſtimmte Typen zurückzuführen, die dann, in einer ge— gebenen Zone beſonders vorherrſchend, den Totaleindruck beſtimmen. „So entwarf er ſeine Phyſiognomik der Pflanzen, eine Darſtellung der Vegetationsformen, die nicht bloß durch ihre Geſtaltung und Anordnung den Charakter der Landſchaft beſtimmen, ſondern deren Bedeutung auch darin beſteht, daß der Zuſammenhang zwiſchen ihrer Bildungsweiſe und den klimatiſchen Bedingungen, denen ſie in ihrer geographiſchen Verbreitung entſprechen, ſich weit beſtimmter erkennen läßt als in der Organiſation der Blüten und Früchte“ (Griſebach). Dieſes Syſtem iſt entgegengeſetzt dem in in der Klaſſifikation der Pflanzen gebrauchten, das ſich beſonders auf die wenig vom Klima beeinflußten Organe der Blüte ſtützt. Eine ſtrenge Durchführung des phyſio— gnomiſchen Syſtems iſt freilich unmöglich, da die bunte Formenfülle der Gewächſe ſich nicht in Formeln bannen läßt, die durch das Stichwort der Vegetationsform aus— gedrückt werden ſollen. Wir werden gleich noch einmal darauf zurückzukommen haben. Von wiſſenſchaftlichem Geiſte getragen iſt die Arbeit Humboldts, die in latei— niſcher Sprache erſchien: „De distributione geographica plantarum secundum coeli temperiem et altitudinem montium, prolegomena“ (1817). Er unterſucht hier die Ver breitung der einzelnen Familien in den verſchiedenen Klimaten und Höhen, beſpricht unter anderem das geſellige und zerſtreute Vorkommen der Arten, und gibt dann eine pflanzengeographiſche Einteilung der Erde. Aber Humboldt war nicht der erſte, der ſich Gedanken darüber machte, wodurch wohl die ſo eigentümliche Verbreitung der Gewächſe über die Erde und die Begrenzung ihrer Areale bedingt ſei. Bis ins Altertum können wir die Anfänge der Pflanzen— geographie zurückverfolgen, wie ſie uns H. Bretzel in ſeinem anziehenden Werke: „Botaniſche Forſchungen des Alexanderzuges“ (1903) ſchildert. Durch den Zug Ale— randers wurde den Griechen eine neue Welt über das ihnen gewohnte Mittelmeer— gebiet hinaus erſchloſſen, und das Neue wirkte zurück auf ein beſſeres Verſtändnis des Alten. „Da ſchrieb Theophraſt ſeine ‚Pflanzengeographie‘, ein Werk, fo neu und un— erreicht, wie es Jahrhunderte, das ganze Altertum nicht wieder geſehen. In dieſem für ſeine Zeit ſo originellen Buche hat er die botaniſchen Forſchungen des Alexander— zuges in umfaſſender Weiſe verarbeitet; die ganzen Partien über die indiſche Pflanzen— welt, die indo-perſiſche Mangrove, die Akklimatiſaſionsverſuche in der Welthauptſtadt Babylon finden ſich, aus den Originalberichten des Reichsarchivs geſchöpft, entweder nur hier, oder nur hier ſo wiſſenſchaftlich erhalten.“ Theophraſt lebte etwa 300 Jahre vor Chriſtus; das von ihm Erreichte wurde nicht organiſch fortentwickelt, weder im Altertum, wo Plinius keinen Fortſchritt ihm gegenüber bedeutete, noch im Mittel— De 1 +r 9 Dan Humboldt, Willdenow. 147 alter. Die ſcholaſtiſche Geiſtesrichtung des Mittelalters bedingte eine außerordentliche Vernachläſſigung des Studiums der Naturerſcheinungen und Naturobjekte. Uns ſcheint es heute ſchwer verſtändlich, daß die Arzte des Mittelalters glaubten, die von Theo— phraſt oder Dioskorides beſchriebenen Heilkräuter alle in Deutſchland auffinden zu können, daß ſie vom Unterſchiede der Floren keine Vorſtellung hatten. Ein neuer Aufſchwung konnte in der Pflanzengeographie ſich erſt zeigen, als ſie in der ſyſtema— tiſchen Bearbeitung der Flora verſchiedener Länder ihre erſte ſichere Grundlage gewann. Linné, deſſen Genialität ſich in der Aufſtellung des erſten wiſſenſchaftlichen Syſtems und in der wiſſenſchaftlichen Benennung und Abgrenzung der Pflanzenarten zeigte, hat ſpezifiſch pflanzengeographiſche Gedanken kaum zutage gefördert. Andeutungen dazu finden ſich in der Flora Lapponica, einer Aufzählung der arktiſchen Pflanzen Schwedens. Mit großer Klarheit dagegen ſind leitende Grundſätze einer Pflanzen— geographie ausgeſprochen worden von dem Berliner Botaniker C. L. Willden ow (1765-1812), der zu ſeiner Zeit wie vor ihm Linné als der Meiſter des Syſtems und der Pflanzenkenntnis berühmt war. 1792 erſchien der „Grundriß der Kräuter— kunde zu Vorleſungen entworfen von Carl Ludwig Willdenow, der Arzneygelahrtheit Doctor.“ Hierin betitelt ſich das VI. Kapitel: Geſchichte der Pflanzen. Die klare und originelle Darſtellung der Gedanken läßt uns auch heute noch mit Vergnügen bei dieſem Kapitel einen Augenblick verweilen: „Unter Geſchichte der Pflanzen verſtehen wir den Einfluß des Klimas auf die Vegetation, die Veränderungen, welche die Ge— wächſe wahrſcheinlich erlitten haben, wie die Natur für die Erhaltung derſelben ſorgt, die Wanderungen der Gewächſe und endlich ihre Verbreitung über den Erdball.“ Er weiſt auf den Einfluß des Klimas auf den Habitus der Gewächſe hin, auf die ähnliche Ausbildung der Pflanzen der Polarländer und der hohen Gebirge. Die Veränderung der Floren in der Erdgeſchichte wird beſprochen, beſonders im Hinblick auf die Ver— ſchiedenheit der Areale. „Sollte man bei einer ſo ſchwachen Verbreitung einiger Pflanzen nicht auf den Gedanken geraten, daß Länder untergegangen ſind, wo dieſe Gewächſe häufiger darauf verbreitet waren? Könnten auch nicht ganze Gattungen des Gewächsreichs verloren gegangen ſein?“ Freilich eine Neuentſtehung darf nicht angenommen werden. „Einige Botaniſten haben die beſondere Grille gehegt, daß bey Erſchaffung unſeres Erdballs weit weniger Gewächſe geweſen wären als wir gegen— wärtig finden.“ — „So viel verſchiedene Geſtalten durch die mancherley Miſchungen und Verhältniſſe der Elementarſtoffe dem Urheber des Weltalls bey der Hervor— bringung möglich waren, hieß er werden. Um unnatürliche Verbindungen zu ver— hindern, beſtimmte er Geſetze, nach welchen es unmöglich iſt, daß neue Arten fernerhin entſtehen können.“ Ein beſonderes Kapitel iſt den Verbreitungsmitteln der Gewächſe gewidmet, auch die Beſiedelung neuen Bodens wird in Betracht gezogen. Beſonders auffallend zeigt den Meiſter die folgende Stelle: „Nackte Felswände, auf denen nichts wachſen kann, werden durch die Winde mit dem Saamen der Flechten bedeckt, der im Herbſte und Frühjahr, wo er zur Reife gedeiht, durch die zu der Zeit gewöhnlichen Staubregen zum Keimen gebracht wird. Er wächſt aus und bekleidet mit feinem far— bigen Laube den Stein. Mit der Zeit treiben Wind und Wetter feinen Staub in die rauhen Zwiſchenräume, auch ſetzen die vergangenen Flechten ſelbſt eine dünne Rinde. Auf dieſer kärglich ausgeſtreuten Erde können ſchon die durch Zufall dahingetriebenen 148 Geſchichte der Pflanzengeographie. Saamen der Mooſe keimen. Sie dehnen ſich aus und machen eine angenehme grüne Schicht, die ſchon zur Aufnahme kleinerer Gewächſe geſchickt iſt. Durch das Ver— modern der Mooſe und kleineren Pflanzen entſteht allmählig eine dünne Erdſchicht, die ſich mit den Jahren vermehrt und zuletzt zum Wachsthum verſchiedener Sträucher und Bäume bequem wird, bis endlich nach einer langen Reihe von Jahren da, wo ehe— mals nackter Felſen war, ganze Wälder mit den prächtigſten Bäumen beſetzt das Auge des Wanderers ergötzen. So verfährt die Natur!“ Sind alſo hier ſchon pflanzengeographiſche Ideen wohl durchgedacht dargeſtellt, ſo iſt es das Verdienſt Humboldts geweſen, daß er den wiſſenſchaftlichen und kul— turellen Wert der Pflanzengeographie mehr herausarbeitete und verbreitete und ſo eine ſelbſtändige Diſziplin in ihr ſchuf. Die Grundlage aller Pflanzengeographie iſt die Kenntnis der Pflanzenformen, die in einem beſtimmten Gebiet wachſen, die floriſtiſche Durchforſchung eines Landes. Im 18. Jahrhundert war es damit ſchlecht beſtellt, was die außereuropäiſchen Länder anbetrifft, erſt das 19. Jahrhundert brachte hierin durchgreifenden Wandel, ſo daß jetzt im allgemeinen die Zuſammenſetzung der Flora der meiſten Gebiete mehr oder weniger gründlich bekannt iſt. Von einem Abſchluß iſt freilich noch keine Rede, noch immer bringen Reiſen und Expeditionen in beſtimmte Länder (das Innere von Braſilien, die tropiſchen Anden, das Monſungebiet, beſonders Neu-Guinea, das Innere von China) viele unbekannte Pflanzenformen zu Tage, die teilweiſe auch heute noch überraſchende pflanzengeographiſche Aufſchlüſſe geben. Selbſt in unſerem alten Europa kommt der— gleichen vor: erſt vor wenigen Jahren wurde auf dem Balkan in Albanien im Diſtrikt Orosi Forsythia europaea entdeckt, die dort in großen Beſtänden vorkommt; ver— wandte Arten, die als frühblühende Zierſträucher bekannt ſind, exiſtieren ſonſt nur in Oſtaſien. Unter die bedeutendſten Entdeckungsfahrten im vorigen Jahrhundert, die auf die Botanik Einfluß hatten, ſind neben der ſchon oben erwähnten großen Reiſe von Humboldt in die Tropengebiete Amerikas folgende zu rechnen: Karl Friedrich Philipp von Martius (1794 —1868) bereiſte von 1817—1820 große Teile von Braſilien zuſammen mit dem Zoologen von Spirx; dieſe Forſchungsreiſe wurde die Grundlage zu dem Monumentalwerk der „Flora Brasiliensis“, das erſt in jüngſter Zeit abgeſchloſſen wurde. Im Jahre 1801 wurde der junge engliſche Botaniker Robert Brown (geb. 1773) der auſtraliſchen Expedition des „Inveſtigator“ unter Kapitän Flinders als Naturforſcher mitgegeben. 1805 kehrte er von Auſtralien zurück und bearbeitete die Ergebniſſe ſeiner Forſchung und Sammeltätigkeit. Er entwickelte ſich zu einem mächtigen Förderer ſeiner Wiſſenſchaft in allen ihren Zweigen,, Botanicorum facile Princeps“, wie Humboldt von ihm ſagte. In Auſtralien hatte er eine durch— aus eigenartige Vegetation kennen gelernt, zahlreiche Gattungen und ganze Familien, die dem Kontinent eigentümlich ſind; ſo wurde er zu ſtatiſtiſchen und vergleichenden Unterſuchungen gedrängt, die die Grundlage für die Erkenntnis von Entwicklungs— zentren der Pflanzenwelt und damit dann ſchließlich für eine allgemeine pflanzen— geographiſche Einteilung der Erde bilden. Seine die allgemeinen Reſultate umfaſſende Arbeit iſt betitelt: „General Remarks, geographical and systematical, on the Botany of Terra Australis“, London 1814. Zu ähnlichen Studien wurde Joſeph Dalton Hooker (1817—1911), nachmals als Syſtematiker und Pflanzengeograph von hoher Entdeckungsreiſen. Griſebach. 149 Bedeutung, durch die Teilnahme an einer Expedition geführt, die mit den Schiffen Erebus und Terror von 1839 —1843 beſonders die antarktiſchen Länder erforſchte. Die „Flora Antarctica“ Hookers (London 1844— 1847) bedeutete für die Floriſtik und Pflanzengeographie einen großen Fortſchritt. Für die Kenntnis der Flora der ozeaniſchen Inſeln, ihres Endemismus und ihres Zuſammenhanges mit der Flora der Erdteile ſind von großer Wichtigkeit die Ergebniſſe der Challenger-Expedition, die der Londoner Botaniker Hemsley zuſammenhängend bearbeitete. („Report of the Seien- tific Results of the Voyage of H. M. S. Challenger during the Years 1873—1876, Botany“.) Die allmählich eintretende Verbeſſerung der Verkehrswege und die Er— leichterung und Verkürzung der Reiſen ſchenkte dann beſonders von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an den europäiſchen Muſeen eine große Fülle von wiſſenſchaft— lichem Material aus aller Herren Länder, von zahlreichen Sammlern und Forſchern zuſammengebracht. Gerade die Länder mit großem überſeeiſchen Landbeſitz ſtrebten die botaniſche Durchforſchung ihrer Kolonien an, vor allem England; davon legen die engliſchen Kolonialfloren ein rühmliches Zeugnis ab (J. D. Hooker: „Flora of British India“, London 1875—1897, G. Bentham, „Flora australiensis, London 1863 bis 1878, D. Oliver, „Flora of Tropical Africa“, London, ſeit 1868, W. H. Harwey and O. W. Sonder, „Flora capensis,“ Dublin und London, ſeit 1859). Seit Deutſch— land in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten iſt, iſt auch in ſeinen Beſitzungen eine eingehende botaniſche Forſchungstätigkeit betrieben worden; das gewonnene Material fand in Berlin ſeine Bearbeitung (A. Engler, „Die Pflanzenwelt Oſt— afrikas und der Nachbargebiete“, Berlin 1895; A. Engler, „Die Pflanzenwelt Afrikas, insbeſondere ſeiner tropiſchen Gebiete“ ſerſt zum Teil erſchienen]; da— neben zahlreiche Arbeiten in Englers „Botaniſchen Jahrbüchern für Syſtematik und Pflanzengeographie “). Aber auch die Forſchung inphyſiognomiſcher Richtung hatte ſeit Humboldts bahn— brechenden Arbeiten nicht ſtillgeſtanden. In zahlreichen Schriften wurde für einzelne Län— der die Einteilung in Regionen, durch die klimatiſchen Verhältniſſe oder die Höhen über dem Meere bedingte Gebiete, beſprochen, ferner die Zuſammenſetzung der Vegetation aus Formationen oder Genoſſenſchaften, die durch beſonders hervorſtechende oder maſſen— haft auftretende Typen gekennzeichnet ſind. Eine zuſammenfaſſende Bearbeitung fand dann ſchließlich die Pflanzengeographie dieſer Richtung in dem Werke von Griſebach: „Die Vegetation der Erde nach ihrer klimatiſchen Anordnung“, Leipzig 1872. Griſe— bach betont ſelbſt, daß er auf den Ideen Humboldts weiter baut. „Die Einflüſſe des Bodens auf das Leben der Pflanze bedingen ihre topographiſche Vertheilung, von der Wärme und Feuchtigkeit der Atmoſphäre iſt der Landſchaftscharakter ganzer Länder und die Abſonderung beſtimmter Regionen in den Gebirgen abhängig.“ Das phyſio— gnomiſche Syſtem Humboldts wird erweitert, 54 Vegetationsformen werden auf— geſtellt, in deren Schema ſich das im bunten Spiel des Lebens wechſelnde Wirrſal der Pflanzenformen fügen ſoll. Das Ziel der floriſtiſchen Pflanzengeographie iſt ſchließlich eine Einteilung der Geſamtvegetation der Erde in Florenreiche und ihre Unterabteilungen. Dazu müſſen beide Richtungen helfen: die Florenreiche müſſen phyſiognomiſch gekennzeichnet werden, dann aber auch an Sicherheit gewinnen durch die Statiſtik der vertretenen Familien, 150 Geſchichte der Pflanzengeographie. durch die Erkenntnis der Beziehungen zu anderen Ländern und der Areale, die die Verwandtſchaftskreiſe umſpannen. In der Richtung der Pflanzengeographie, wie ſie durch Humboldt angeregt wurde, war ſchon der Einfluß der umgebenden Faktoren, des Klimas und des Bodens auf die Verbreitung der Pflanzen gewürdigt worden, doch war der Zuſammenhang mehr äußerlich, indem die verſchiedenen Formen, die unter einem beſtimmten Klima gedeihen, zuſammengeſtellt wurden. Die tiefere Erkenntnis des inneren Zuſammen— hanges zwiſchen der umgebenden Welt und der Geſtaltung der Pflanze ließ aber einen neuen Zweig der Pflanzengeographie entſtehen, die phyſiologiſche (oder im weiteren Sinne ökologiſche) Pflanzengeographie. Die Anregung dazu ging zunächſt von der botaniſchen Anatomie aus, die ſich von der deſkriptiven Methode, der einfachen Be— ſchreibung des inneren Baues der Organe, abwandte und das Verſtändnis für ihren Bau nur durch die Betrachtung ihrer Leiſtungen gewinnen wollte. Dieſe phyſiologiſche Richtung der Anatomie, deren Begründer und Vertreter Schwendener und Haber— landt ſind, betont ſtets die Übereinſtimmung der Struktur der Organe mit den Lei— ſtungen, die von ihnen verlangt werden; je nach den äußeren Bedingungen, unter denen die Pflanze lebt, ſind auch die Organe abgeändert. So gibt uns die ganze Pflanzengeſtalt und der anatomiſche Bau ein Bild von den äußeren Faktoren; der Kundige kann aus dem Außeren der Pflanze, aus ihrem Habitus, ſowie aus ihrer Anatomie leicht ſchließen, welche Bedingungen des Klimas und des Bodens auf ſie eingewirkt haben. Die Geſamtheit aller dieſer Einwirkungen iſt als Standort der Pflanze zu bezeichnen. Die Okologie, die Lehre vom Haushalt der Gewächſe, zeigt uns nun, wie die Pflanze ſich mit den ihr zu Gebote ſtehenden Mitteln einrichtet, und wie ſie in ihrer äußeren und inneren Geſtaltung die Anpaſſung an ihre Exiſtenzbedingungen er— kennen läßt; ſie zeigt uns ferner die Einwirkung der einzelnen Faktoren, der phyſikaliſchen und chemiſchen Struktur des Bodens, der Waſſermenge, der Wärme u. ſ. f. So wie die einzelne Pflanze, ſo läßt ſich auch die Genoſſenſchaft oder Formation ökologiſch werten und begreifenz die verſchiedenen Arten der Formation leben unter denſelben Bedingungen, 3. B. unter großer Trockenheit des Bodens und der Luft bei großer Wärme; dann zeigen ſie alle dieſelbe Anpaſſungsrichtung, um im Kampfe ums Daſein beſtehen zu können. Die Formationsbiologie lehrt den Haushalt der ganzen Formation unter der Gleichartigkeit der äußeren Bedingungen verſtehen. Ahnliche Daſeinsbedingungen rufen in verſchiedenen Ländern ähnliche Formationen und ähnliche Typen hervor, wenn auch die ſyſtematiſche Stellung der Arten eine ſehr verſchiedene iſt. So beherr— ſchen das Innere von Südamerika und von Afrika weite Savannen von ähnlicher Okologie, die aber von anderen Arten und Gattungen gebildet werden; für ſehr trockene Gegenden Amerikas ſind die Kakteen höchſt charakteriſtiſch, in Afrika fehlen die Kakteen, aber die Form der ſäulen- oder kandelaberartigen blattloſen Stämme iſt dafür in der Familie der Euphorbiazeen in überraſchend ähnlicher Form in trockenen Gebieten aus— gebildet. Um den Ausbau der phyſiologiſchen Richtung haben ſich neben zahlreichen anderen Botanikern beſonders Volkens (durch feine Studien über die ägyptiſch-arabiſche Wüſte), Warming (durch ſeine Studien über die Okologie der innerbraſilianiſchen Flora uſw.) und Schimper („Pflanzengeographie auf phyſiologiſcher Grundlage“ [1898]) verdient gemacht. g Phyſiologiſche Pflanzengeographie; Formationsbiologie. 151 Die phyſiologiſche Pflanzengeographie, die nach dem Zuſammenhang von Klima und Verbreitung der Pflanzen forſcht, läßt den hiſtoriſchen Werdegang, die Entwick— lung der Floren außer acht und betrachtet den heutigen Pflanzenbeſtand der Erde als etwas Gegebenes. Auf das Werden und auf die Umwandlung der Florenreiche in der Erdgeſchichte ſchaut dagegen die entwicklungsgeſchichtliche Pflanzengeographie zurück, die als beſonderer Zweig unſerer Wiſſenſchaft zuletzt ihre Würdigung gefunden hat. Die Geſchichte der Pflanzenwelt ſpielt ebenſogut ihre Rolle bei der heutigen Abgren— zung der Gebiete, wie die Bedingungen der Wärme und Feuchtigkeit z. B., die in der Jetztzeit herrſchen. Die Grundlagen für die entwicklungsgeſchichtliche Pflanzengeo— graphie ſind recht lückenhaft, und dies war der Grund, warum ſie von älteren For— ſchern, ſelbſt noch von Grieſebach, beiſeite geſchoben wurde. Aber ſchon der Ofter- reicher Unger ſprach es 1852 aus, „daß die Pflanzenwelt der Gegenwart in dieſem unermeßlichen Entwicklungsgange nur wie ein Moment, und zwar als der letzte, in ihrem bisherigen Lebensalter erſcheint“. Mit dieſem Gedanken war der genetiſchen Forſchung die Richtung gewieſen, die nun eifrig verfolgt wurde; um nur zwei Namen zu nennen, ſeien erwähnt A. De Candolle („Geographie botanique raisonnée“, 1855) und A. Engler („Verſuch einer Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt“, 1879 und 1882). Es kann ſich bei dieſen Studien darum handeln, die Geſchichte eines Florenreiches zurück zu verfolgen und aus ihr die heutige Zuſammenſetzung der Flora zu erkennen, wie es ſchon Hooker bei den Inſelfloren verſuchte und wie es für das Verſtändnis der Flora von Europa ſeit der Eiszeit von ſo hoher Bedeutung wurde. Oder aber die Geſchichte einer Pflanzengruppe kann rückwärts verfolgt und der Wandel ihrer Verbreitung in den verſchiedenen Erdperioden ſtudiert werden. Es braucht kaum darauf hingewieſen zu werden, daß die Forſchungen in genetiſcher Richtung durch die Darwinſche Theorie einen ſtarken Antrieb erhielten. | III. Die Pflanzenformationen auf biologiſcher Grundlage. Einleitung. . Blick in die uns umgebende Vegetation zeigt den Einfluß des Standortes, von Boden und Klima, auf die Geſtalt und das Zuſammenleben der Pflanzen. Welcher Unterſchied in Form und Fülle der Gewächſe auch in unſeren gemäßigten Klimaten! Auf dürrem, nährſtoffarmem Sandboden Norddeutſchlands wächſt in lichtem Beſtande die Kiefer, zu ihren Füßen trockene Flechten und dichte Raſen der Wein— gärtneria (Silbergras) mit ſchmal zuſammengerollten, ſtarren Blättern. Auf nähr— ſtoffreichem Boden dagegen erheben ſich die ſäulenförmigen Stämme mächtiger Buchen, deren Blätterdach ſo dicht zuſammenſchließt, daß nur ſpärlicher Unterwuchs gedeihen kann; nur im Frühling, wenn noch das Licht in vollem Maße zum Boden dringen kann, zeigt er eine reiche Bedeckung mit kräftig grünenden Gewächſen, die ihn mit einem Blumenteppich ſchmücken. Wo in Seen oder Flüſſen das lebenſpendende Element die Vegetation begünſtigt, entwickelt ſich das üppige Wachstum der Waſſer- und Sumpf- flora, an die ſich der dichte Raſen der Wieſen anſchließt. 152 Formationsbiologie. Die ökologiſche Forſchung hat ſich bemüht, die Wirkung der einzelnen Faktoren auf die Ausgeſtaltung der Pflanzenformen und ihr Zuſammenleben klarzulegen. Dieſe Faktoren ſind beſonders: Licht, Wärme, Luftfeuchtigkeit und Wind, dann die Natur des Bodens, ſein Reichtum an Nährſtoffen und an Waſſer, ſowie ſeine phyſikaliſchen Eigenſchaften. Wohl laſſen ſich beſondere Wirkungen einzelner Faktoren häufig feſtſtellen, im allgemeinen aber läßt ſich nur ihre Geſamtwirkung, die die Lebensform der Pflanze ſchafft, beurteilen. Die Lebensform der Pflanze — das iſt ihr äußerer und innerer Bau, der ſich in Anpaſſung an ihren Standort geſtaltet hat. Hier iſt wohl ein Wort am Platze darüber, was wir unter dem vielgebrauchten und vielfach mißverſtandenen Wort Anpaſſung verſtehen wollen. Die Krone der Buche zeigt in ihrem Laub gewiſſe Verſchiedenheiten; die inneren Blätter ſind wie Schatten blätter gebaut, mit lockerem, grünem Gewebe und dünnerer Epidermis, die äußeren, dem Licht ausgeſetzten Blätter da— gegen wie Sonnenblätter, mit dichterem grünen Gewebe und dickerer Epidermis. So hat ſich die Pflanze an die Verſchiedenheit der Bedingungen im Bau gleicher Organe angepaßt. Ebenſo zeigen Individuen der gleichen Art, die unter verſchiedenen Bedingungen gewachſen find, mehroderweniger beträchtliche Abweichungen im Bau. Die Pflanze hat die Fähig⸗ keit, zweckmäßig zu reagieren, d. h. auf die veränderten Be— dingungen ſo gegenzuwirken, wie es für ihr Gedeihen vorteilhaft ist. Das waſſerſpeichernde Gewebe der Blätter mancher Tropenpflan⸗ Ranunculus fluitans. 1 Waſſerform, 2 Landform. x . . (geichn. von R. Deffinger, nach Schimper, Pflanzengeographie.) zen (Ficus) wird weniger ſtark ausgebildet, wenn die Pflanze in feuchterer Luft wächſt, alſo einen vor dem Austrocknen ſchützenden Waſſervorrat nicht nötig hat. Manche Sumpf- und Waſſerpflanzen verändern ſich in ihren Vegetations- organen außerordentlich, je nachdem ſie im Waſſer oder auf feuchtem Boden wachſen; am bekannteſten ſind dieſe Verhältniſſe für Polygonum amphibium (Waſſer-Knöterich) und Ranunculus fluitans (flutendes Froſchkraut), die beſondere Land- und Waſſer⸗ formen ausbilden. Dieſe Arten ſind alſo außerordentlich umbildungsfähig oderplaſtiſch. Anpaſſung. 153 Wir reden hier ſchon von Anpaſſungen an das Milieu oder die Umwelt; eigent— lich aber ſoll dieſer Ausdruck auf die durch den Standort hervorgerufenen Anderungen beſchränkt bleiben, die erblich geworden ſind; die Anpaſſungen im eigentlichen Sinne ſind dauernde Merkmale der Art geworden. Der beſtimmte Anpaſſungszuſtand einer Form, ihre Lebensform, wird als Epharmoſe bezeichnet. Damit wird dieſer Begriff für einen beſtimmten unter gleichbleibenden Bedingungen dauernden Zuſtand feſt— gelegt; er iſt auch gelegentlich (ebenſo wie Anpaſſung) für den Vorgang der Um— änderung in einer beſtimmten Richtung nach den äußeren Bedingungen verſtanden worden. Die Aufgabe des folgenden Kapitels ſoll beſonders die der Formationsbiologie ſein; es ſoll an einzelnen Formationen gezeigt werden, wie ſie an die Bedingungen angepaßt ſind, unter denen ſie vegetieren, und wie das Zuſammenleben ihrer Glieder ſich geſtaltet. Auf die ſpeziellere Okologie, die Darſtellung der Wirkung der einzelnen Faktoren auf die Geſtaltung der Pflanze und endlich ihrer Geſamtwirkung auf die Lebensform der einzelnen Pflanze, kann an dieſer Stelle verzichtet werden: darüber iſt ſchon das Nötige in den Kapiteln der Biologie geſagt worden. Es ſei nur noch darauf hingewieſen, daß die Vegetationsdecke eines Gebietes einmal vom Klima, dann von der Beſchaffenheit des Bodens abhängig iſt. Das Klima, beſonders die Menge und die Verteilung der Niederſchläge im Jahre, iſt der Haupt— faktor für die Geſtaltung der Vegetation; von ihm beſonders wird es abhängen, ob eine Bewaldung ſich ausbilden kann, oder ob ſteppen- oder wüſtenartige Formationen vorherrſchen. Die Ausgeſtaltung im kleineren, die Abgrenzung der einzelnen For— mationen von einander, wird mehr von der Natur des Bodens bedingt. Die klima— tiſchen Verhältniſſe bringen es z. B. mit ſich, daß ſich im Innern von Braſilien ge— waltige Savannen oder ähnliche Formationen ausbreiten; wo aber ein Bach oder ein Flußlauf dauernd im Jahre Feuchtigkeit ſpendet, entwickelt ſich längs ſeines Laufes ein Streifen Waldes oder Gebüſches, in dem ſich der Zauber üppigſter tropiſcher Vegetation entfaltet. Ein Waſſerlauf in der Wüſte gibt den Urſprung für eine friſch— grünende Oaſe. In Norddeutſchland kann ſich auf nährſtöffarmem, das Waſſer leicht durchlaſſendem Sandboden nur eine trockenheitliebende Vegetation, Heide oder Kiefern— wald, entwickeln, auf nährſtoffhaltigem, tiefgrundigem Boden dagegen die reiche Form des Buchenwaldes. Bei keinen anderen Formationen oder Pflanzengeſellſchaften zeigt ſich der Zu— ſammenhang zwiſchen Standort und Lebensform deutlicher als bei denen, die unter extremen Bedingungen der Trockenheit leben und an ſie angepaßt ſind, den ſoge— nannten xerophilen Formationen, beſonders den Wüſten und den wüſtenähnlichen Formationen. 154 A. Xerophile Formationen. 1. Wüſten und wüſtenähnliche Formationen. 1 8580 Wüſten ſtellt man ſich gewöhnlich völlig pflanzenleere Gebiete vor, Gegenden, die „wüſt und leer“ ſind. Solche Gebiete ſind in größerem Umfang, abgeſehen von den Schnee- und Eisfeldern der hohen Gebirge, auf der Erde ſelten anzutreffen; faſt immer wird einer ganz beſcheidenen und anſpruchsloſen, zerſtreuten Vegetation noch die Möglichkeit des Beſtehens geboten, wenigſtens noch zu beſtimmten günſtigeren Jahreszeiten. Das Vorkommen von Wüſten, pflanzenarmen Gebieten mit einer aus rerophilen Vegetation, iſt an klimatiſche Bedingungen, an die geringe Menge und die ungünſtige Verteilung der Niederſchläge über das Jahr hin gebunden; im allgemeinen bleibt die Regenmenge unter 25 em. Die Natur des Bodens kann dabei eine ſehr ver— ſchiedene ſein. Beſonders in ſubtropiſchen Gebieten in der Nähe der Wendekreiſe ſind Wüſten in weiteſter Ausdehnung verbreitet. So zieht ſich der Gürtel der Wüſten durch Nordafrika über Vorderaſien bis in den innerſten aſiatiſchen Kontinent hinein. Ferner ſind große Wüſtengebiete in den ſüdlichen Vereinigten Staaten nach Mexiko hin vorhanden, dann beſonders im Inneren von Auſtralien. Einige Angaben über die Regenmenge dieſer Gegenden mögen genügen: In der ägyptiſch-arabiſchen Wüſte fällt 8—9 Monate im Jahr kein Tropfen Regen, von Dezember bis zum Anfang April da— gegen kommen gelegentlich mehr oder weniger ſtarke Gewitterregen, ja manchmal Güſſe von gewaltiger Heftigkeit, die reißenden Bächen den Urſprung geben, die in den Ein— ſchnitten der Täler, den Wadis, herniederſtürzen, um ebenſo ſchnell wieder zu verſiegen. In der Sahara fallen im Norden etwa 175 mm Niederſchläge im Jahr, im Inneren nur 100 oder weniger. Dann find die Regen ganz unregelmäßig, ſie können ſelbſt Jahre hindurch ausbleiben. Die Extreme der Temperatur ſind bedeutend, ſowohl nach den Jahreszeiten wie nach den Tageszeiten; die tägliche Schwankung kann bis 30 ° betragen. In Amerika find Wüſtengebiete in den ſüdlichen Vereinigten Staaten (Arizona, Neumexiko, Texas) und in Nordmexiko vorhanden. Der Regenfall beträgt z. B. in Phönix (Arizona) 176 mm im Jahr, in Tucſon (Arizona) 250 mm, in Chihuahua (Mexiko) 230 mm, in El Paſo (Texas) 220 mm. Zu den regenwärmſten Gebieten der Erde gehören die nördlichen Teile von Chile, die die Wüſten von Atacama bilden; in Copiapo fielen bei 2 Regentagen 9 mm Regen im Jahre, in Caldera bei 2 Regentagen 8 mm. Die Küſtenzone des ſüdweſtlichen Afrikas, die ausgeprägten Wüſtencharakter hat iſt äußerſt regenarm, in manchen Jahren ganz regenlos; in Moſſamedes iſt es vor— gekommen, daß drei Jahre hintereinander kein Regen fiel; in der Nähe der Küſte wirkt dann der ſtarke Tau, der ſich aus den hier herrſchenden Nebeln niederſchlägt, zur Er— haltung der Vegetation; die berühmte Welwitschia mirabilis iſt an dieſe Nebel— zone gebunden. Im Inneren von Auſtralien, wo Steppen und Buſchgelände in ausgedehnte Wüſtenflächen übergehen, herrſcht Mangel und Unſicherheit des Regenfalles, wirklich regenloſe Gebiete wird es aber kaum geben. Das Schlimmſte für die Vegetation und Die ägyptiſch-arabiſche Wüſte. 155 beſonders für die Wirtſchaft iſt die Launenhaftigkeit der Witterung, da Zeiten unge— ſtümer Regenfluten mit monate- oder ſelbſt jahrelangen Dürren wechſeln. Die ägyptiſch-arabiſche Wüſte. Ein klares und anſchauliches Bild von den Lebensverhältniſſen und Lebens— formen der Vegetation der ägyptiſch-arabiſchen Wüſte hat G. Volkens entworfen, dem wir in der Betrachtung hier zunächſt folgen. Vom Nil aus oſtwärts ſteigt das Gelände terraſſenförmig an, Hügel reiht ſich an Hügel; zu den Wadis, den Tälern, die von dem Frühjahrsregenguſſe gehöhlt ſind, ſtürzen ſenkrechte Felswände hinab. Die Verwit⸗ terung zer— ſetzt die Ober⸗ fläche, gewal— tige Dünen von Flugſand oder Kieſel— wüſten brei⸗ ten ſich aus, den größten Teil des Jahres unter ſengender Hitze, vom hellſten Licht umflutet. Nur in den Wadis bleibt der Pflanzen⸗ wuchs das ganze Jahr Abb. 16. 8 Wadi Hof bei Nasen mit ſpärlicher Vegetation von Pennisetum dichotomum, Zilla u. a. über erhal⸗ (Aufnahme von Muſchler.) ten, mit nied⸗ rigen, ſtarren Büſchen von rundlichem Umriß Während der kurzen Regenzeit entwickelt ſich eine ſpärliche Vegetation ephemerer Arten, die den ganzen Kreis— lauf ihres Lebens in der kurzen günſtigen Periode des Jahres von der Keimung bis zur Fruchtreife vollbringen, wie Anastatica hierochuntica, Stipa tortilis, Silene linearis. Andere Pflanzen, wie das ſtarre Gras Danthonia Forskalii oder wie Citrullus colocynthis, perennieren mit unterirdiſchen Teilen und ent— wickeln oberirdiſche Vegetationsorgane nur in der günſtigen Periode. Das Waſſer, das — wie erwähnt — in einer kurzen Jahreszeit manchmal reich— lich vorhanden iſt, ſinkt leicht ein und hält ſich nur in mehr oder weniger großen Tiefen; daher haben faſt alle Gewächſe außerordentlich lange Wurzeln, mit denen ſie zur Tiefe dringen; am auffälligſten iſt dies bei den Gräſern, deren fadendünne Wurzeln meter— weit verfolgt werden können. Daneben ſind auch viele Arten befähigt, Feuchtigkeit 156 Xerophile Formationen. von Regen und Tau durch die Haare ihrer Blätter aufzunehmen, eine Eigenschaft, die nur xerophilen Pflanzen zukommt. Durch die hohe Temperatur und die lebhafte Beleuchtung bei wolkenloſem Himmel wird die Tranſpiration, die Verdunſtung, aus der Oberfläche, beſonders der Blätter, gewaltig geſteigert. Steht nun den Pflanzen eine genügende Waſſermenge zur Ver— fügung, um den durch die Verdunſtung entſtandenen Verluſt jederzeit zu decken, ſo iſt ein Vertrocknen und Welkwerden nicht zu befürchten; es brauchen daher keine beſonderen Schutzmittel zur Herabſetzung der Tranſpiration ausgebildet zu werden. Dies gilt für die einjährigen Arten, die Ephemeren, die ſaftig und krautig bleiben und deren Wur— zeln nicht beſonders tief dringen; ſie ſind eben auf die günſtige Jahreszeit angewieſen und haben ſich nur in der Weiſe an den Standort angepaßt, daß ſie eben ihren i ® 2 Lebenszyklus auf das 7 geringſte Zeitmaß zu⸗ er 2 ſammendrängen. / 7 h — — ’ * Tai 2, e 19. Ferner findet ſich z. B. Y 1 3 3 * * Ae die Koloquinthe nur 5 dort, wo ſie mit den al RE J außerordentlich Langen Wurzeln ftän- dig in Verbindung mit dem Grund⸗ waſſer bleibt; ſo kann ſie ihre großen zarten Blätter dauernd mit Anastatica hierochuntica. Habitusbild. (Zeichnung von W. Jacobs, Waſſer verſorgen nach Engler und Prantl, Natürl. Pflanzenfamilien). und ihre großen, waſſerreichen Früchte entwickeln; abgeſchnittene Blätter welken im Umſehen. Den einjährigen Arten nähern ſich biologiſch die Zwiebelpflanzen, die nur in der günſtigen Jahreszeit ihre ſaftigen Blätter und Blütenſtände entwickeln; in der übrigen Zeit verharrt nur der rundliche Zwiebelkörper, gegen Verdunſtung durch die trockenen Schalen geſchützt, in der Erde. So iſt die Form der Zwiebelpflanze außerordentlich an Gegenden mit langer Trocken— zeit angepaßt und beſonders im weſtlichen Mediterrangebiet und in trockenen Gegenden Südafrikas entwickelt; die Gattung Allium z. B., ein Typus dieſer Vegetationsform, iſt mit zahlloſen Arten im Weſten des Mittelmeergebietes verbreitet. Die Arten dagegen, deren Vegetationsorgane über der Erde ausdauern, ſind darauf angewieſen, die Verdunſtung aus der Oberfläche herabzuſetzen, da nicht genügend Waſſer dauernd vorhanden iſt, um den Tranſpirationsverluſt zu decken und ein Welken zu verhindern. Das vornehmſte Mittel iſt die Verringerung der tranſpirierenden Ober— fläche; je kleiner die Oberfläche, deſto geringer die Verdunſtung. Da nun aber mit dem Waſſerſtrom, der von den Wurzeln zu den Blättern aufſteigt, zugleich die Nähr— Abb. 17. Die ägyptiſch-arabiſche Wüſte; Sahara. 157 ſalze aufſteigen, ſo geht mit der Verminderung der Verdunſtung eine Verminderung der Nahrungsaufnahme Hand in Hand, ebenſo wie natürlich auch durch Verminderung der grünen Fläche die Aſſimilation herabgeſetzt wird; die xerophilen Büſche und Bäume wachſen langſam und ſind ſparrig und trocken. Die Blätter ſind klein und in geringer Zahl entwickelt, wie bei Acacia tortilis und Astragalus Forskalii; bei dieſen Arten werden an heißen Tagen die Fiederblättchen zuſammengelegt, um ſie der Wir— kung der Beſonnung zu entziehen. Andere Formen, beſonders kennzeichnend für die Wüſte, entwickeln überhaupt keine Blätter mehr und aſſimilieren nur noch mit der grünen Rinde ihrer Rutenzweige, wie der Retambuſch, Retama ra tam (vgl. Abb. 18), eine Ginſterart mit wohlriechenden Blüten und faſt kugeligen Hülſen. Ein anderes Mittel, um die Verdunſtung herabzuſetzen, liegt in einer dichten ſeidigen oder filzigen Behaarung der Blätter, die um dieſe her eine ruhige Atmoſphäre ſchafft (Labiaten, Konvolvulazeen, Kompoſiten), dann in der Verſtärkung der Außenwände der Ober— hautzellen, die bei den meiſten Kerophyten zu beobachten iſt. Beſonders iſt die Kuti— kula, das verkorkte Außenhäutchen der Epidermiszellen, das ſonſt nur als eine feine Linie auf dem Querſchnitt erſcheint, verſtärkt; die Wirkung der Kutikula kommt vor- zugsweiſe in Betracht, da Kork für Waſſer undurchläſſig iſt. Mit der Verdickung der Epidermiswände geht die Einſenkung der Spaltöffnungen unter das Niveau der Oberfläche Hand in Hand. Sie ſind es gerade, die, in großer Zahl auf der Blattfläche zerſtreut, den Gasaustauſch mit der Atmoſphäre vermitteln und bei der Tranſpiration beſonders den Waſſerdampf austreten laſſen. Befinden ſie ſich am Grunde eines mehr oder weniger tiefen Grübchens, ſo füllt dieſes ſich mit Waſſerdampf und hindert eine weitere ſtarke Verdunſtung. Beſonders ſtark ausgeprägt iſt die Einſenkung der Spalt— öffnung z. B. bei Gräſern, wie den Aristida-Arten; ſie ſtehen hier an der Oberſeite des Blattes in Riefen, die von Haaren umgeben ſind; dazu kommt noch, daß ſich die Blätter mit der Oberfläche einrollen, ſo daß die Spaltöffnungen nicht mit der trockenen Luft in Berührung kommen. Das grüne Blattgewebe der Kerophyten iſt feſtgefügt, das Paliſadengewebe überwiegt das Schwammgewebe, ſo daß nur ſehr kleine luft— führende Interzellularräume vorhanden ſind. Die Blätter ſind ſomit nach dem Bau ihrer Epidermis und ihres grünen Gewebes ſtarr und lederartig. Ferner ſind die ausdauernden Kerophyten vielfach ſtark verholzt; die Zweige ſtellen häufig bald ihr Wachstum und die Blattbildung ein, ihre Spitze verholzt zu einem kräftigen Dorn; das Vorkommen von Dorngebüſchen iſt für manche trockene Landſchaft, wie wir noch ſpäter ſehen werden, ſehr kennzeichnend. Das alles ſind Züge, die, wie hier in der ägyptiſchen Wüſte, bei den Kerophyten der ganzen Welt in verſchiedenartiger Weiſe ausgeprägt ſind. Sahara. Blicken wir nach der nordafrikaniſchen Wüſte, der Sahara, hinüber, ſo zeigt die Vegetation in ihrer Zuſammenſetzung und Anpaſſung nahe verwandte Züge. In der Sahara wechſeln große Strecken, die mit feſtem oder beweglichem Sande bedeckt ſind, mit Geröll- und Steinwüſten. Beſonders ärmlich iſt die Vegetation auf den ſtark beweglichen Sanddünen; hier bilden öfters zerſtreute Exemplare des ſtarren Graſes Aristida pungens die einzige Vegetation; die dünnen Wurzeln gehen nicht ſenkrecht in die Erde, ſondern folgen in geringer Tiefe wagrecht der Oberfläche bis zu 158 Xerophile Formationen. 20 m Länge; Sie ſuchen nicht Waſſer der Tiefe auf, ſondern benutzen mit ihrem weit— ausgeſpannten Netze die geringen Regenfälle. Auf weniger beweglichen Sandflächen ſchließen ſich an: Aristida obtusa, von ähnlichem Habitus, und eine geringe Anzahl zerſtreuter blattloſer Büſche, Retama reatam, Euphorbia Guyoniana, Cleome arabica. In günſtiger Jahreszeit entwickelt ſich eine ſchwache Vegetation einjähriger Kräuter von intereſſanten Zügen, Matthiola livida, Neurada procumbens, Odontospermum pygmaeum nebſt einigen Gräſern. Die Samen dieſer Kräuter Abb. 18. Sandwüſte ſüdlich Biskra. Im Vordergrunde Retambüſche (Genista raetam), dann Büſche von Limoniastrum Guyonianum (Plumbaginaceae), Cleome arabica (Capparidaceae), Euphorbia Guyoniana. (Aufnahme von E. Pritzel.) ſind in ungeheurer Menge vorhanden, beim erſten Regenguß zur Keimung bereit, aber nur wenige, von Trockenheit und weidenden Tieren verſchont, bringen es ſchließlich zur Fruchtreife. Die Odontospermum- Art, die mit mehr Recht als die Anastatica den Namen der „Roſe von Jericho“ verdient, iſt eine zierliche Kompoſite; die Hüll— blätter der kleinen Köpfchen ſind nach innen gebogen und berühren ſich über dem Köpf— chen. Bei Benetzung mit Waſſer breiten ſie ſich ſternförmig aus, die Früchte des Köpf— chens werden freigelegt und leicht vom Regen herausgeſpült; die Art kann ſich auf dieſe Weiſe natürlich nur in kleinem Umkreiſe ausbreiten und die Exemplare ſtehen gruppen— weiſe beiſammen. Die kleine Roſazee Neurada procumbens (Abb. 19) liegt dem Boden an, ihre Früchte bleiben im ſich vergrößernden Kelch. Sie keimen beim geringſten Regenguß, und wenn dann bald wieder Trockenheit einſetzt, ſo entwickeln ſie nur kleine Sahara. 159 Würzelchen. Man verſucht anſcheinend trockene Früchte aufzuheben und merkt einen lebhaften Widerſtand infolge der Anheftung der Würzelchen. Im allgemeinen iſt die Vegetation ſehr ſpärlich und gibt kein Geſamtbild; von ferne betrachtet erſcheint der Boden nackt oder faſt nackt; die ganze Pflanzenwelt iſt ärmlich, grau und blutleer, wie in ewigem Schlaf der Erſchöpfung begriffen. Auf der mit Steinen bedeckten Kies— wüſte iſt beſonders charakteriſtiſch in der Sahara die Chenopodiazee Anabasis are- tioides, die gewaltige, bis 1m im Durchmeſſer haltende, harte und ſtachelige Polſter ausbildet (vgl. Abb. 20). Dieſe Polſterform widerſteht am beſten den Angriffen der ſcharfen Sandkörner, die der Wind auf die Pflanzen wirft und die einen außerordent— lich ſchädigenden Einfluß ausüben; ſelbſt von der Anabasis ſind häufig Teile durch Abb. 19. Neurada procumbens, nach Engler-Prantl, Natürl. Pflanzenfamilien. Drei Zweige ſind abgeſchnitten; man ſieht rechts am Grunde den Reſt der becherförmigen, die Frucht einhüllenden Blütenachſe, aus der die Pflanze hervorkam. die Sandwehen zerſtört und werden ſchließlich wieder von den Nachbaräſten über— wachſen. Neben den Polſtern der Anabasis zeigt das Bild die zerſtreuten Ruten— büſche von Zolliko feria (Kompoſite) und Deverra (Umbellifere). Große Strecken der Wüſte endlich nehmen ſteinige Hochflächen ein, wild und unregelmäßig zerriſſene nackte Gelände; die Blöcke ſind außerordentlich ſcharfkantig und riſſig, durch die Wirkung der Beſonnung und der jähen Temperaturunterſchiede geſprengt. Bei weiterer Zerſtörung entſteht Sand, der vom Winde unbehindert ge— trieben wird und ſich zu den gewaltigen Dünen zuſammenlagert. Die Bewachſung der ſteinigen Hochflächen beſteht nur aus einigen behaarten Sträuchern. Einen Vorzug hat die Sahara beſonders vor derägyptiſch-arabiſchen Wüſtengegend voraus: das Vorkommen von Waſſer das ganze Jahr hindurch, das eine geregelte Kultur in den Qafen ermöglicht. Die Flußtäler, Oueds, ſind häufig den größten Teil des Jahres hindurch an der Oberfläche trocken, doch liegt das Grundwaſſer'nur in geringerer Tiefe unter der Oberfläche und ermöglicht eine reichlichere Vegetation. Bei hohem Grund— 160 Xerophile Formationen. waſſerſtand im Oued iſt ſchon das Vorkommen der Dattelpalme möglich, deren wild— wachſende, zerſtreute Exemplare nur unbrauchbare Früchte hervorbringen. Tritt das Grundwaſſer zutage, ſo entſteht eine Oaſe, deren wichtigſte Kulturpflanze die Dattel— palme iſt; daneben werden Getreide und Gemüſe gezogen, mit denen ſich viele Adventiv— pflanzen anſiedeln; doch beruhen alle dieſe Kulturen durchaus nur auf einer ſorgfältigen Abb. 20. Kieswüſte, Sud Oranais, Beni Ounif. Im Vordergrunde gewölbte Polſter von Anabasis aretioides (Cheno- podiaceae), dann Büſche von Zollikoferia (Compositae), Deverra (Umbelliferae). (Aufnahme von E. Pritzel.) Bewäſſerung vom Flußlauf her. Allmählich verſiegt das Waſſer im Flußlauf, im Sande der Wüſte ſpurlos verſchwindend, und mit dem lebenſpendenden Element er— reicht die Oaſe ihr Ende. Amerikaniſche Wüſten und wüſtenähnliche Gebiete. Im allgemeinen iſt eine Lebensform ſehr trockener Gegenden in den bisher be— ſchriebenen Wüſtengebieten in geringerer Weiſe entwickelt, nämlich die der Sukkulenten. Dieſe bilden den biologisch anziehendſten Typus der amerikaniſchen Kerophytengegenden in den vollendeten Anpaſſungsformen der Kakteen und der Agaven. Es kommen für die Sukkulenten zwei biologiſche Grundſätze in Betracht, einmal die Verkleinerung der Oberfläche und dann die Speicherung von Waſſer. Ausgeprägte Stammſukkulenten ſind die Kakteen, die mit einer großen Anzahl von Arten im wär- meren Amerika verbreitet find; allein die Gattung Cereus zählt über 100 Arten. K nnen ZN erh Amerikaniſche Wüſten. 161 Die Samen der Kakteen keimen außerordentlich ſchnell, was für dieſe Trockenpflanzen von erheblichem Vorteil iſt, da ſie bei Befeuchtung ſofort keimen und bis zu wieder beginnender Trockenheit ſchon eine gewiſſe Größe erlangt haben. Nur ganz ſelten werden bei den Arten der Familie überhaupt noch dauernde Blätter entwickelt (die Gattung Peireskia), ſonſt ſind die Blätter nur höchſtens in der Jugend der Pflanze noch als kleine Schuppen zu erkennen. Drei Formen beſonders laſſen ſich bei den Kakteen unterſcheiden. Sehr häufig ſind die Arten kugelig oder annähernd kugelig geſtaltet; ſolche Formen können gewaltige Größe erreichen, z. B. hat Eehinocactus ingens einen Durchmeſſer bis zu 1,5—2 m. Die zweite Hauptform tft die ſäulen— förmige, wie in der Gattung Cereus; hier finden ſich die gewaltigſten und auffallend— ſten Geſtalten; Cereus-Arten erreichen eine Höhe bis zu 20 m. Sind die Stämme veräſtelt, ſo ſtreben die wenigen Aſte armleuchterartig in die Höhe. Endlich könnten die Stämme flach ſein und wiederholt an einzelnen Stellen eingeſchnürt, ſo daß die einzelnen Glieder ſich mehr oder weniger der Geſtalt dicker Blätter annähern; für dieſen Typus iſt charakteriſtiſch die Gattung Opuntia, die ins Mittelmeergebiet ein— geſchleppt, ſich dort weit verbreitet hat (vgl. S. 123—124). Die Stämme der Kakteen ſind mit mehr oder weniger vorſpringenden Warzen oder Höckern von verſchiedener Geſtalt bedeckt oder tragen vorſpringende Längsrippen. Auf ihnen ſitzen einfache oder mit Widerhaken verſehene Stacheln, deren Stärke und Form bei den Arten ſehr wechſelt. Bei den Opuntien ſind ſie klein und dünn und bleiben, bei der Berührung abfallend, in der Haut haften. Die Stacheln bilden die wirkſamſte Waffe der Kakteen gegen die Angriffe weidender Tiere; ſie müßten ſonſt, da ſie in den trockenen Gegenden willkommene Waſſerreſervoire darſtellen würden, geradezu der Vernichtung anheim fallen. Nach Entfernung der Stacheln werden ſie in der Tat auch vielfach in Mexiko als ſaftreiches Viehfutter verwendet. Die Kakteen ſind nun ausgezeichnet an trockene Gegenden angepaßt, da ihre der Verdunſtung ausgeſetzte Oberfläche im Verhältnis zur Maſſe des Inhalts auf das geringſte Maß zurückgeführt iſt, insbeſondere bei den kugelförmigen Arten. Das Ge— webe enthält ferner ſehr reichlich Schleim, der das bei gelegentlichen Regengüſſen durch die Wurzeln einſtrömende Waſſer ſehr begierig aufnimmt und nur ſehr langſam wieder abgibt. So können Kakteen monatelange Trockenheit aushalten, wobei ſie merk— lich zuſammenſchrumpfen, um ſich ebenſo ſchnell wieder bei zutretender Feuchtigkeit prall zu füllen. Die Außenwand der Oberhautzellen, beſonders die Kutikula iſt ſehr ſtark verdickt und mit Wachsausſcheidungen bedeckt. So bizarr und wenig anmutend die Geſtalt dieſer Kinder der unwirtlichſten Gegenden iſt, ſo ſchön ſind meiſt die großen Blüten, deren lange Trichter mit den zahl— reichen Blütenblättern in Farben von reinſtem Weiß bis zum tiefſten Rot und leuch— tendem Gelb wechſeln. Die Kakteen ſind, mit Ausnahme einer wenig typiſchen Art in Afrika nur in Amerika heimiſch, am reichſten in dürren Gegenden Zentralamerikas entwickelt; ſie bevorzugen ein trockenes und heißes Klima, doch iſt eine hohe Wärme für ſie keine Lebensbedingung, da eine Reihe von Arten leichte Winterkälte verträgt. So können ſie hoch in die Gebirge aufſteigen; in den peruaniſchen Anden kommen kleine, kugel— förmige Arten nicht weit von der Grenze des ewigen Schnees vor. Das Leben der Pflanze. VI. 11 162 Xerophile Formationen. — Im Gegenſatz zu den Stammſukkulenten, die ihre Blätter verlieren, verdicken die Blattſukkulenten bei verkürztem Stamm ihre Blätter in ähnlicher Weiſe. Einen Typus ſolcher Blattſukkulenten ſtellt in trockenen Gegenden Amerikas die Gattung Agave dar, die mit zahlreichen Arten in den ſüdweſtlichen Vereinigten Staaten und in Mexiko verbreitet iſt. Am bekannteſten iſt Kgave americana, die ſogenannte hundertjährige Alo, die auch ins Mittelmeergebiet übergegangen iſt (vgl. S. 123). Die gewaltige Roſette ihrer fleiſchigen, am Rande mit Stacheln bewehrten Blätter ſitzt dem Boden auf und wächſt ſehr langſam heran; um ſo auffallender iſt dann das in wenigen Wochen erfolgende Wachstum des hohen Blütenſchaftes; zu ſeiner Bildung erſchöpft die Pflanze Abb. 21. Landſchaft mit ereus giganteus. (Nach einer Photographie.) ihre Kraft und ſtirbt bald nachher ab. Eine andere Familie, bei der die Sukkulenz der Blätter durchgängig vorhanden iſt, find die Crassulaceae, die daher ihren Namen haben; in trockenen Gegenden Amerikas ſind ſie reichlich entwickelt. Die Gegenden Amerikas, in denen Wüſten oder wüſtenähnliche Formationen zu finden ſind, ſind beſonders das breite Tal zwiſchen der Sierra Nevada und den Rocky Mountains (Nevada, Utah), dann Weſt-Texas, Neu-Mexiko, Arizona und das nördliche Mexiko. In Arizona ſind weite ſteinige und felſige Wüſten vorhanden, die eine zer— ſtreute Vegetation von Sukkulenten und Dorngebüſchen tragen. Unter den Kakteen iſt beſonders auffallend der gewaltige Cereus giganteus von armleuchterartiger Geſtaltung. Die Gebüſche haben, wie in der nordafrikaniſchen Wüſte, lange Ruten— zweige, die entweder ganz blattlos ſind, oder nur verkümmerte Blätter tragen, wie die Amerikaniſche Wüſten, Mexiko. 163 Leguminoſe Parkinsonia microphylla; beſonders intereſſant iſt Fouquieria splendens, ein prächtig blühender Rutenſtrauch, der einer eigenen kleinen, nur in den erwähnten Gegenden heimiſchen Familie der Parietalen angehört; bei ihm bilden ſich kräftige Dornen aus dem Blattſtiel und der ſtehenbleibenden Mittelrippe des Blattes. In den Sanddünen der Wüſten von Weſt⸗Texas iſt beſonders bemerkenswert die baumförmige Liliazee Yucca radiosa, die an den Enden der kurzen Aſte dichte Büſchel von ſtarren Blättern trägt, während unterhalb dieſer Region die dürren abgeſtorbenen Blätter herabhängen; die Pflanze bindet ausgezeichnet beweglichen Sand, da ihre wag— recht ſtreichenden Wurzeln ſich über 10 m vom Stamm aus rings ausbreiten; wird die Pflanze vom Sand be— deckt, ſo arbeitet ſie ſich immer wieder durch die Düne hindurch; auf einem Sandhügel ſcheinen mehrere Exem— plare zu ſtehen, die man aber bei tiefem Nachgraben als Aſte eines gemeinſamen Stammes erkennen kann. Die in Zentralamerika und den ſüdlichen Vereinigten Staaten verbreiteten Yucca-Xrten find nicht eigent— lich ſukkulent, ihre Blätter ſind vielmehr dünn und ſehr ſtarr; prächtig iſt die reiche endſtändige Riſpe großer Blüten. Für das nördliche Mexiko iſt noch be— ſonders erwähnenswert die Gattung Hechtia, die zu den Bromeliazeen gehört, einer rein amerikaniſchen Familie von Xerophyten oder Epiphyten, die in Süd— amerika, beſonders in Braſilien, ihre reichſte Entwick— lung hat und deren bekannteſter Vertreter die Ananas tt. Die Arten von Hechtia haben dichte Roſetten von ſtarren, langen, dornig gezähnten Blättern. Wäh— rend im Norden von Mexiko (Chihuahua) Wüſten vor- kommen, die denen von Arizona auch in der Zuſammen— ſetzung der Flora entſprechen, ſind im ſüdlichen Mexiko derart vegetationsarme große Gelände nicht anzu— treffen, wenn auch die Vegetation auf dem Kalkboden der Hochebene vielfach extrem xerophilen Charakter zeigt. Das ſüdliche Mexiko iſt das Dorado der Kakteen, die in größter Formenfülle von den kleinſten bis zu den gewaltigſten Formen vorkommen; zu ihnen ge— ſellen ſich Lucca-Arten und Agaven, Bromeliazeen, Crassulaceae und kleinblättrige, zeitweiſe blattloſe Abb. 22. Fouquieria splendens. Zweig mit verdornten Blättern (die Mittelrippe wird zum Dorn). Rechts oben Knoſpe geſchloſſen und aufgeſchnitten aus⸗ gebreitet. (Nach Engler⸗- Prantl, Natürl. Pflanzenfamilien). Sträucher. Baumförmig entwickelt iſt die in trockenen Gegenden vielfach angepflanzte Leguminoſe Prosopis juliflora, der Meſquitebaum, der Meſquite- oder Sonora— gummi liefert. Auch in den trockenſten Gegenden des ſüdlichen Amerikas ſind die 164 Kerophile Formationen. Kakteen mit einer Fülle von Formen entwickelt, ſo im Innern von Braſilien, beſonders im Staate Bahia, in dem die Formation der Catinga herrſcht. Dieſe Formation, die ausgeprägt xerophil iſt, unterſcheidet ſich erheblich von den Steppen des weſtlichen und ſüdlichen Gebietes im Inneren von Braſilien. Das Klima iſt außerordentlich trocken; von April bis Oktober fällt überhaupt kein Regen, in den übrigen Monaten ſind die Regenfälle nur ſehr ſpärlich. Sparrige, häufig dornige Sträucher und zerſtreute Bäume, zur Trockenzeit vollſtändig unbelaubt, herrſchen vor. Abb. 23. Samuru-Baum (Chorisia) in Argentinien. (Nach einer Photographie.) Beſonders auffallend iſt die Bombakazee Cavanillesia arborea, ein bis 20 m hoher Baum, deren Stamm tonnenförmig angeſchwollen iſt und in der Mitte bis 5 m Durchmeſſer hat, während er ſich nach oben und unten verjüngt; er ſtellt fo einen gro— ßen Waſſerſpeicher dar. (Unſere Abbildung 23 zeigt eine ähnliche Bombakazee, den Samurubaum von Argentinien, Chorisia, mit angeſchwollenem, beſtacheltem Stamm.) Sehr reich ſind die Kakteen vertreten; ſäulenförmige Cereus-Arten können bis 10 m Höhe erreichen, Melocactus- und Opuntjia-Arten wachſen gruppenweiſe. Dicht über dem Boden mit kandelaberartig hoch aufſtrebenden Aſten geteilt iſt Pilocereus setosus, der „Chique-Chique“, der feiner ſehr ſtarken Stacheln wegen gefürchtet iſt. Catinga, Wüſten in Südafrika. 165 Die felſigen Flächen, die ſich aus der Catinga herausheben, ſind baum- und ſtrauchlos; hier treten neben den Kakteen beſonders die ſtarken, ſtacheligen Roſetten der Brome— liazeen auf. Wüſten in Südafrika. Im ſüblicheren Afrika ſind Wüſten und wüſtenähnliche Formationen beſonders an der Weſtküſte entwickelt. Während im Oſten vom Meer her der Küſte Feuchtigkeit zugeführt wird, herrſcht im Weſten ein kühler und trockener Südweſtwind vor, ſo daß die Regenmenge von der Küſte nach dem Inneren zu allmählich zunimmt. Längs der Küſte dehnt ſich in einer Breite von ungefähr 50 km die Sand— wüſte mit verſchwindend geringer Vegetation. Am auffallendſten iſt auf Dünen der Walfiſchbaigegend eine Kukurbitazee, die Acanthosicyos horrida, die Narraspflanze, ein dor— niger, blattloſer, meterhoher Strauch, der dichte Hecken bildet; von Sand verſchüttet, arbeitet ſich der Strauch immer wieder mit ſeinen Trieben hin— durch, ſeine Wurzel dringt bis 15 m lang in die Dünen ein, ſo daß die Pflanze unterirdiſches Waſſer er— reicht, von deſſen Exiſtenz ſie immer abhängig iſt. Einige Dünengräſer mit ſtarren Blättern, mit kriechenden Rhizomen und verlängerten Sproſſen, wie Eragrostis cyperoides und E. spinosa, find fähig, aus dem m f 1 Abb. 24. Sand bei Bedeckung wieder hervor⸗ Acantnosieyoshorrida, Narraspflanze. a fteriler, b blühen⸗ zuwachſen Bei der letzteren Art find der Zweig, beide blattlos, mit Dornen, e reife Frucht. . . f Nach Welwitſch.) die Ahrchen an den Blütenzweigen, die in eine kräftige Stachelſpitze endigen, einzeln zerſtreut; das ſtarre, ſtachelige Gerüſt des Blütenſtandes bleibt nach dem Abfall der Ahrchen beſtehen. Die An— ſiedler nennen die auch im Inneren auf Sand vorkommende Pflanze Vogelſtraußgras. An die Sandwüſte ſchließt ſich die kieſige Namibwüſte mit zerſtreuten Sukku— lenten an. Beſonders am Übergang von der Sandwüſte zur Steinwüſte, aber auch näher an der Küſte wächſt eine der merkwürdigſten Pflanzen der Erde in zerſtreuten Exem— plaren, die berühmte Welwitschia mirabilis (unter dieſem Namen iſt die Art wenigſtens bekannter, als unter dem älteren Tumboa Bainesii). Sie iſt die einzige Art der Gattung, die zu den Gnetazeen, alſo unter die Gymnoſpermen gehört, und ſteht ohne jeden näheren Verwandten ganz vereinzelt. Die Holzmaſſe der Welwitschia dringt keilförmig in den Boden ein, in eine langgeſtreckte Pfahlwurzel ausgehend, und erhebt ſich nur wenig, flach tafelförmig ausgebreitet oder ſchüſſelförmig vertieft, über 166 Xerophile Formationen. die Oberfläche. Dieſe flache, gefurchte, gewöhnlich durch eine Spalte zerriſſene Scheibe wird bis zu einem Meter im Durchmeſſer groß und trägt am Rande nur zwei gewaltige, lederige, vielfach in bandartige Streifen eingeriſſene, bis 2 m lange und bis 1'/ m breite Blätter, während auf der Oberfläche die riſpigen, unſcheinbaren Blütenſtände ſtehen. Die Pflanze wächſt unter den ungünſtigen Lebensbedingungen nur ſehr langſam heran und erreicht ein hohes Alter. Sie tritt erſt jenſeits der Dünenregion auf und erhält Grundfeuchtigkeit durch das vom Oberland in den Flußläufen herabſickernde Grundwaſſer. Wenn aber Monate oder ſelbſt Jahre hindurch der Regen ausbleibt, ſo iſt der aus dem Nebel in kalten Nächten niedergeſchlagene ſtarke Tau die einzige Feuchtigkeit, die fie erhält. Die Verbreitung der Welwitschia tft ſehr beſchränkt; ſie kommt in Angola ſüdlich von Moſſamedes und dann beſonders in der Umgebung der Walfiſchbai vor. Die Steinwüſten, die ſich an die Sandwüſten nach innen zu anſchließen, ſind häufig, beſonders im Süden von Deutſch-Südweſtafrika, mit Gruppen von „Milchbuſch“ be— deckt, ſtrauchigen, bis mannshohen Euphorbia-Arten, die ſtarre Büſche mit runden, aufſtrebenden Zweigen bilden, deren kleine Blättchen frühzeitig abfallen. Weiter nach innen zu im Lande gewinnt die Vegetation ſteppenartigen Charakter. Hier, an den Grenzgebieten zur Steppe, iſt in Südweſtafrika weit verbreitet Alo& dichotoma, die an ſteinigen Hängen von Wüſtencharakter vorkommt und nicht an die Nähe von Grundwaſſer gebunden iſt. Dieſe Kandelaberalos wird bis 4 m hoch; ihre Aſte ſtreben gebogen aufwärts und tragen am Ende Roſetten von dickfleiſchigen Blättern, zwiſchen denen die Blütenſtände hervorkommen. Die Aloöarten, Liliazeen, meiſtens ſtammloſe Blattſukkulenten, vertreten, in trockenen Gegenden Afrikas verbreitet, die amerikani— ſchen Agave- und Vucca-Arten. Ebenſo ſind bemerkenswert Cissus-Arten (Vitazeen) mit gewaltig verdickten, bis 2—5 m hohen, waſſerſpeichernden Stämmen und gering entwickeltem Laub. Steigen wir von den Wüſten und Halbwüſten der Küſtenge— genden zu den Plateaus des Inneren von Südweſtafrika empor, ſo wird die Vege— tation im allgemeinen dichter, die Pflanzendecke mehr geſchloſſen, ſteppenartige Form— ationen herrſchen vor. Hier wechſeln baum- und ſtrauchloſe Graslandſchaften (Ari- stida-, Eragrostis-Arten uſw.) mit Gegenden, in denen niedere, holzige Büſche oder Sträucher anzutreffen ſind. Dieſe treten häufig zu Dornbuſchdickichten zuſammen, in denen neben anderen Gattungen Arten von Acacia ihre Rolle ſpielen. Acacia detinens iſt eine der häufigſten; ihre Zweige ſind am Grunde der Blätter mit Widerhakenſtacheln bewehrt, durch die ſie Menſch und Tier auf das läſtigſte am Vordringen hindern. In der Nähe der Flußläufe, wo das Grundwaſſer, auch wenn dieſe oberflächlich ausgetrocknet ſind, dauernd nicht allzu tief liegt, kann ſich eine ſchwache Baumvegetation entwickeln, zerſtreute Exemplare, unter denen zwei Acacia-Arten, Acacia horrida und Acacia giraffae, die wichtigſten find. Dieſe ſparrigen Bäumchen mit ſchmal— blättrigem Laub ſind durch ſtarke Dornen ausgezeichnet, die an Stelle der Nebenblätter ſtehen. Beſonders an jungen Exemplaren ſind ſie zum Schutz gegen Tierfraß ſtark ausgebildet. Das innere Deutſch-Südweſtafrika ſteht in Verbindung mit der Kalahari, jenem ausgedehnten Gebiet, das den Übergang vom tropiſchen zum ſüdlichen Afrika bildet; Südweſtafrika, Savannen. 167 ihr Pflanzenkleid wird zuſammengeſetzt aus Gehölz und Grasflur, aus niedrigen Kräutern und Zwergheide. Sukkulenten ſind im allgemeinen wenig entwickelt. Dieſe ſpielen dagegen eine große Rolle in der Kerophytengegend der Karroo, an deren Flora auch der Süden des deutſchen Gebietes vielfach Anklänge zeigt. Die Flora der Karroo iſt an ſtarke Trockenheit angepaßt; bei einfallendem Regen kann ſich das Land in ganz kurzer Zeit mit einer Vegetation kurzlebiger, in lebhaften Farben blühender Kräuter, beſonders Kompoſiten, ſchmücken, oder die zahlreichen Zwiebelpflanzen aus den Familien der Liliazeen und Amaryllidazeen können ihre grünenden und blühenden Sproſſe austreiben. Die ober— irdiſch perennierenden Pflan— zen ſind aber vielfach Sukku— lenten, die nirgendwo anders in ſo reicher Zahl in verſchie— denen Pflanzenfamilien ent— wickelt werden, oder Halb— ſträucher von erifoidem Habi— tus mit kleinen Blättern. Unter den Sukkulenten fallen beſonders neben Kraſſulazeen die Mesembryanthemum- - Arten auf, niedrige Gewächſe 8 mit fleiſchigen Blättern und D ſchönen weißen oder gelben I Blüten, dann Euphorbien 2 N und Asklepiadazeen, die als 5 Stammſukkulenten ausgebil— det, erſteren in der Tracht 7 g fl Abb. 25. ſehr ähnlich geworden ſind. Zweig von Acacia giraffae. (Nach Prof. Dr. Warburg.) Am artenreichſten iſt die Gat— tung Stapelia mit gerippten, ſtacheligen Stengeln, beſonders im Kapland entwickelt, deren Arten fleiſchig ſind und einzelne oder in kleinen Gruppen ſtehende Blüten tragen; dieſe ſind anſehnlich, rad- oder glockenförmig, von trüben Farben und von ausgeſprochenem Aasgeruch Wie geſagt, gehen ſolche Formen in den Süden unſerer Kolonie über. — 2. Savannen. Wie wir ſahen, ſind die Gebiete der Erde, die unter der größten Trockenheit leiden und die ausgeprägteſt xerophile Vegetation erzeugen, nicht eigentlich tropiſch, ſondern meiſt im Norden und Süden den Tropengebieten vorgelagert. In der Tropenzone der Alten und Neuen Welt breiten ſich in den Gebieten, in denen nicht eine dauernde Feuchtigkeit den üppigen Wuchs tropiſchen Urwaldes entſtehen läßt, ge— waltige Savannen aus. Sie ſtehen unter dem Einfluß regelmäßigen Wechſels von Trockenzeit und Regenzeit, der ihre Vegetation nach den Jahreszeiten ſo verſchieden geſtaltet, wie bei uns der Wechſel von Sommer und Winter. Dieſe Savannenvegetation 168 Xerophile Formationen. iſt in ihrer Zuſammenſetzung den mannigfaltigſten Schwankungen unterworfen; häufig ſind baum- und ſtrauchloſe Formationen vorhanden, aus hohen Gräſern und Stauden zuſammengeſetzt, dann wieder miſchen ſich einzeln zerſtreut oder gruppenweiſe Bäume und Sträucher ein, oder es können laubwerfende Trockenwälder herrſchend werden, oder endlich bei extremeren Bedingungen der Trockenheit Dornbuſch oder die Formation der Catinga, auf die Schon früher hingewieſen wurde. Nicht minder iſt in den ver— ſchiedenen Gegenden der Tropen die floriſtiſche Zuſammenſetzung wechſelnd: doch bleiben immer viele gemeinſame Züge in der Ausgeſtaltung der Pflanzenformen, die die parallel gehende Entwicklung unter ähnlichen Bedingungen in verſchiedenen Ländern erweiſen. In Braſilien werden dieſe Steppenformationen des Inneren Campos ge— nannt. Als Beiſpiel ſei die Vegetation der Campos des Staates Mattogroſſo kurz ge- ſchildert, wie ich ſie im Jahre 1899 kennen lernte: Wir haben ein weit ausgedehntes Hügelland vor uns; ein flaches Plateau erhebt ſich nach dem anderen, dazwiſchen breite, flache Einſenkungen — eine Landſchaft von völliger Monotonie. Einförmig wie die Umriſſe dieſer Landſchaft iſt ihre Vegetation, der Campo. Niedrige, krüppelige Bäume, einzelne Palmen ſind zerſtreut, ſeltener treten ſie dichter zuſammen zu einem Serrado, einem Buſch von niedrigen, unförmigen Bäumchen. Ein Typus der Camp— bäume iſt die in Südamerika weit verbreitete Dilleniazee Curatella americana; fie wird an günſtigen Stellen wie an Bachrändern bis 10 m hoch, auf den windum— wehten Campplateaus erreicht ſie oft nur 1—2 m Höhe und wächſt verkrüppelt ein— ſeitig; die Borke iſt dick und hellgrau und löſt ſich in großen Schuppen ab, die ſtarren runzeligen Blätter ſtehen an kleinen Zweigen, die an den Aſten zahlreich entſpringen. Andere Bäumchen, wie Salvertia convallariodora oder Aspidospermanobile, ſtellen einen anderen Typus dar, bei dem der Stamm erſt am Gipfel veräſtelt iſt und die Aſte kandelaberartig nach oben gebogen ſind, nur an der Spitze mit Roſetten von großen und ſtarren Blättern ausgerüſtet. Ferner ſind niedrige, ſtarre Palmen, Arten der Gattung Cocos, einzeln oder in kleinen Gruppen zerſtreut. Beherrſcht aber wird das Bild von der Vegetationsform der Gräſer und Zyperazeen und der unter ſie ge— miſchten Stauden. Die Gräſer ſtehen in dichten geſchloſſenen Raſen von ſtarren, ſchmalen Blättern, aus denen ſich zahlreich die blühenden Halme erheben, von Meter— höhe und darüber. Die Raſen ſtehen einzeln getrennt in größerer Entfernung von einander, was man beſonders bemerken kann, wenn zur Trockenzeit Blätter und Halme abſterben. Typiſch für den Campo find Aristida-Arten, Andropogon und Pani- cum. In großem Formenreichtum treten die holzigen Stauden und Halbſträucher auf, beſonders den Familien der Kompoſiten, Leguminoſen und Labiaten angehörig. Sie alle zeigen eine dicke, holzige Wurzel oder eine ſtarke, holzige, knollenförmige Grund— achſe, an der der Stamm teil hat; ſie perenniert und widerſteht durch ihre ſtarke Ver— holzung und ihre rundliche Geſtalt dem Drucke, der bei der ſteinharten Austrocknung des Campbodens zur Trockenzeit auf ſie ausgeübt wird; zur Regenzeit werden dann blühende Stengel entwickelt. Die Trockenzeit, die aber nicht abſolut regenlos iſt, dauert etwa von April bis Oktober. Sie erreicht ihren Höhepunkt im Juli, der Zeit der größten Ode im Campo. Die Grasraſen ſcheinen dann lichter zu ſtehen, überall iſt der gelbliche, ſteinharte, von der Sonne ausgeglühte Boden zwiſchen ihnen ſichtbar; die Blätter ſind trocken und Gobullos d uaoa peavnbsd) \ JHWDLLNIS a0UNIyaunıuU 830 HMT sowsol baiabisatan g Ua ng ag u (sıpgeamm eee) Nsoureg oqum] En PUNNBO N —— — * GadvaBoasustungich nobyck, Brafilien, Savannen. 169 bräunlich, die Halme größtenteils abgefallen oder vertrocknet, die Ahrchen hängen in Gruppen locker am Halme; bei jedem Schritte ſtreift man ſie ab. Die Grannen der großriſpigen Aristida-Arten ſperren ausgetrocknet weit auseinander und die be— haarten Grannen von Andropogon contortus hängen ſich überall feſt. Die meiſten Stauden ſind verblüht, mit dürren Stengeln und Blättern; die leichtbeſchwingten Kompoſitenfrüchte, die in enormer Anzahl hervorgebracht werden, fliegen bei jeder Berührung aus, viele Leguminoſen haben rauhhaarige, kurzborſtige Früchte, die leicht in die Teilfrüchte auseinanderfallen und ſich feſt anhaken. Auch die Krüppelbäume laſſen die Ungunſt der Jahreszeit ſpüren, ihre Blätter ſtehen ſtarr, fleckig und welkend an den ſparrigen Zweigen, ganze Bäumchen ſind überhaupt des Schmuckes der Blätter beraubt und zeigen das unregelmäßige, trockene Aſtgerippe. In graugrüner Farbe dehnt ſich ſo der offene Camp, kaum eine ſchönfarbige Blüte ſchmückt die Ode, die unter dem vollen Schein der Mittagsſonne erſtarrt iſt. Schon früher wurde erwähnt, daß die Natur des Bodens lokale Abweichungen in dieſen von den klimatiſchen Bedingungen geſtalteten Formationen hervorbringen kann. So ſammelt ſich hier im Camp reichlich Waſſer in flachen Mulden, die auch zur Trockenzeit nicht völlig austrocknen und mit friſchgrünen Zyperazeen und Gräſern be— wachſen ſind. Aus ihnen entſpringen kleine Waſſerläufe, von einem Streifen ſatten Grüns begleitet, über das ſich die gewaltigen Stämme der Buriti-Palme, Mauritia vinifera, erheben. Die Ausgeſtaltung der Campos-Vegetation, die wir für Mattogroſſo kurz be— ſchrieben, wechſelt in den einzelnen Gebieten Braſiliens beträchtlich. Während dort meiſt der offene oder nur ſchwach mit Bäumchen beſetzte Camp vorherrſcht, treten in anderen Gegenden Bäume und Sträucher häufig zu mehr oder weniger geſchloſſenen Beſtänden zuſammen, in denen Mimoſeen, Melaſtomatazeen, Myrtazeen und die auf Amerika beſchränkte Familie der Vochyſiazeen vorherrſchen. In Minas Geraes be— ſonders bringen die Arten von Vellosia eine eigentümliche Note in die Landſchaft; ſie gehören einer kleinen, mit den Liliazeen verwandten Familie an und bilden ſtrauchige oder faſt baumartige Formen bis zu 2m Höhe aus. Ihre häufig gabelig verzweigten Stämme ſind dicht von Blattreſten bekleidet und tragen nur an den Enden der Aſte dicht gedrängt die ſchilfartigen, meiſt dornig gezähnten Blätter; die anſehn— lichen Blüten ſtehen einzeln an den Schäften. Savannengebiete der gewaltigſten Ausdehnung beherrſchen auch das Innere des ganzen tropiſchen Afrikas, beſonders des Oſtens ſüdwärts bis zur Kalahari. Sie ſind denen des Innern von Amerika in ihrer Phyſiognomie ähnlich, wenn auch von anderen Pflanzenformen zuſammengeſetzt. Die Hochgrasſavanne kann in weiteſter Ausdehnung frei von Bäumen und Sträuchern ſein; hochwüchſige Andropogon-, Panicum- und Pennisetum- Arten bedecken den Boden, untermiſcht mit Stauden von Leguminoſen, Skrophulariazeen, Akanthazeen und Malvazeen, beſonders auch xerophilen Amaranta— zeen mit ihren ſtrohtrockenen Blüten. An anderen Strecken ſind Bäume zerſtreut, be— ſonders Akazien mit ſchirmförmigen Kronen und tiefgehenden Wurzeln, mit ſtarken Dornen. bewehrt, oder der gewaltige Affenbrotbaum oder Baobab, Adansonia digi- tat a (Abb. 26), der in feinem dicken, fleiſchigen Stamm ein Waſſerreſervoir beſitzt. Oder die offene Savanne wird von Gebüſchgruppen unterbrochen, in denen Leguminoſen der 170 KXerophile Formationen. verschiedensten Art, Burſerazeen, wie Commiphora und andere, ihre Rolle ſpielen. Allen gemeinſam iſt, daß ſie in der Trockenzeit ihre Blätter verlieren und beim Beginn der Regenzeit neu austreiben. Extrem xerophile Typen der afrikaniſchen Savanne ſind die Sukkulenten- und Dornbuſchformationen, die in Oſtafrika beſonders einen breiten Raum einnehmen. Sie ſind faſt wüſtenähnlich unter ſchwachen Niederſchlägen auf Lava- oder trockenem Lateritboden ausgebildet und laſſen ſich den Catingas Bra— D n U } . Abb. 26. Adansonia digitata, der Baobab oder Affenbrotbaum in der afrikaniſchen Savanne. (Nach einer Photographie von Dr. Naumann, in Engler, Die Pflanzenwelt Afrikas.) ſiliens an die Seite ſetzen. Sukkulente Asklepiadazeen wie in der Karroo treten auf, Kandelabereuphorbien von ſtattlichen Abmeſſungen, die die Kaktusform Amerikas hier vertreten, dann beſonders charakteriſtiſch Arten der Liliazeen-Gattung Sanseviera. Dieſe beſitzen ſtarke, geteilte Rhizome, ihre ſtarren, langen und ſchmalen Blätter ſind dicht gedrängt, über ſie erhebt ſich der reiche, endſtändige Blütenſtand. Manche Arten liefern in den ſtarken Gefäßbündeln der Blätter vorzügliche Faſern und werden in Kultur genommen. Wie eigenartig die Formen dieſer xerophilen Vegetationen ge— modelt fein können, davon gibt z. B. Adenia globosa (Abb. 27) eine Vorſtellung; dieſe intereſſante Paſſiflorazee hat einen bis 1m im Durchmeſſer haltenden kugeligen Stamm, von dem lange Zweige mit ſtarken Dornen ausgehen. Afrika, Savannen. 171 In Auſtralien herrſchen Savannenwälder in den äußeren Zonen des Tafel— landes, beſonders im ſüdlichen und öſtlichen Gebiet des Erdteiles. Der Wald iſt ſehr licht, die Kronen der Bäume ſind häufig ſchirmförmig ausgebreitet; zahlreiche Arten von Eucalyptus, teilweiſe ſchöne Baumformen, geben ihm ihr Gepräge; Akazien miſchen ſich ein, Casuarina und die Konifere Frenela. Der Untergrund unter den zerſtreuten Bäumen iſt arm an Gebüſch; Krautwuchs und Gräſer herrſchen durchaus vor. Der Wechſel der Trockenzeit und Regenzeit iſt von ſtarkem Einfluß; ſo öde in der Trockenzeit die Vegetation daliegt, ſo ſchnell iſt das Hervorſprießen, wenn die Adenia globosa. !/» der natürlichen Größe. (Nach Engler, Die Pflanzenwelt Afrikas.) Niederſchläge einſetzen. Von verderblicher Wirkung kann in dieſen Gebieten, die haupt— ſächlich von der Kultur in Anſpruch genommen werden, die Unſicherheit der Nieder— ſchläge werden, die lange nicht mit gleicher Stärke und Regelmäßigkeit wie in den Savannen Amerikas und Afrikas auftreten. Nach dem Innern des Landes zu erfolgt ſchrittweis der Übergang vom Savannenwald zur baumloſen Savanne, in der Gräſer der Gattungen Andropogon, Panicum, Danthonia, Eragrostis und Sporo— bolus die Hauptrolle ſpielen, und ſchließlich zur Wüſte, wenn dauernde Trockenheit eine geſchloſſene Vegetation nicht mehr ermöglicht. Großen Gebieten fehlt die Grasflur, es herrſcht dann die Buſchformation des „Scrub“, unfruchtbar und von den Koloniſten gemieden, „ein Ozean von Sträuchern“, unabſehbar und kaum zu durchdringen. Am Südſaum des Tafellandes wird er haupt— ſächlich von Eucalyptus-Geſträuch gebildet, dem andere Sträucher (Rutazeen, Akazien) eingemiſcht ſind. Gramineen von ausgeſprochener Anpaſſung an Trockenheit, beſonders Stipa-Arten ſtehen in einzelnen Büſchen zerſtreut. In anderen Gegenden herrſchen Akazien vor, wie überhaupt die ſyſtematiſche Zuſammenſetzung der Scrub— Formation recht wechſelt; das zeigen auch die verſchiedenen Bezeichnungen der Kolo— niſten für die Arten des Scrub an. Der Scrub zeigt weniger als die Savanne eine Anderung in der Trockenzeit. . 3. Steppen. Die Formation der Steppen, wie ſie beſonders in Südrußland und in Ungarn, dann in Nordamerika und Argentinien entwickelt ſind, iſt bedingt durch ein ausge— 172 Xerophile Formationen. ſprochen baumfeindliches Klima, durch trockenen und kalten Winter ſowie der über- haupt verhältnismäßig geringen Menge der Niederſchläge. Während unter milderem Klima des Oſtens von Nordamerika, wo auch im Winter die Niederſchläge nicht fehlen, der reichſte Waldwuchs vorhanden iſt, herrſcht im Innern mit ſeinen trockenen Wintern die Steppenformation der Prärie. Es war lange fraglich, ob die gewaltigen Steppen Südrußlands eine urſprüngliche Formation ſeien, oder ob der Wald hier erſt ver— drängt worden ſei, und auch heute noch wird von Schriftſtellern die Urſprünglichkeit angezweifelt. Jedenfalls ſind die heftigen trockenen Oſtwinde, die vom Herbſt bis Frühjahr vorherrſchen, neben der geringen Niederſchlagsmenge (meiſt 50 em nicht Abb. 28. Ungariſche Steppe mit Vegetation von Federgras (Stipa). überſteigend) für die Baumloſigkeit bedingend, während der mildere Frühſommer und Sommer eine mehr oder weniger dicht geſchloſſene Vegetation von Gräſern und Stauden geſtattet. Der Boden der Steppe iſt durchſchnittlich an Nährſtoffen reich. Trockene Ge— lände im Süden von Rußland find vorzugsweiſe mit Stipa- Arten beſiedelt, deren dichte Raſen einzeln von einander getrennt ſind. Das prachtvolle Federgras mit ſeinen langen, ſeidigen Grannen iſt von großer Zierlichkeit: „Von weitem geſehen machen ſolche, von Stipaformation bedeckte Stellen den Eindruck ſandiger Hügel; in der Nähe verwandelt ſich die ſandgraue Farbe in ein Silberweiß, und der Anblick dieſer flüchtigen, ewig hin und her ſchwebenden Fluren erinnert lebhaft an leicht be— wegte Waſſerwellen und macht trotz ſeiner ganzen Monotonie einen milden und an— mutigen Eindruck.“ An tieferen Stellen nehmen die Stipa-Raſen allmählich ab und zahlreiche andere Gräſer und Stauden (Kompoſiten, Kruziferen, Labiaten und andere) miſchen ſich ein. Die ſtarken Gegenſätze des Klimas in den verſchiedenen Jahreszeiten zeitigen auch ein ſehr verſchiedenes Bild der Vegetation. Beſonders im Frühjahr ſpielen Zwiebel- und Knollenpflanzen, die ſchnell austreiben, ihre Rolle, Arten von Steppen, Macchie. 173 Tulipa, Gagea, Allium, Corydalis, Adonis. Dann folgt die reiche Vegetation der ſommerlichen Hochſteppe mit Vorwiegen von Stipa oder Stauden, um ſchließlich einer grauen Herbſtvegetation von Chenopodiazeen, Kompoſiten und anderen Platz zu machen. Die Steppen von Ungarn kommen denen von Südrußland in ökologiſcher und floriſtiſcher Beziehung nahe; auch die Steppen Amerikas zeigen bei aller ſyſte— matiſchen Verſchiedenheit phyſiologiſch verwandte Züge. 4. Die Macchie. Die xerophilen Buſchwälder des Mittelmeergebietes werden als Macchien (Maquis) bezeichnet. Sie ſind in dieſem Gebiete verbreitet, kaum irgendwo aber ſo typiſch und in ſolchem Umfange entwickelt wie auf Korſika. Wir haben von ihrer Flora eine ausgezeichnete Schilderung von M. Rikli, dem wir in unſerer Be— ſchreibung folgen („Botaniſche Reiſeſtudien auf einer Frühlingsfahrt durch Korſika“, 1903). Rikli kennzeichnet ſie wie folgt: „Maquis iſt ein dem korſiſchen Idiom ent— nommener Ausdruck, der heute allgemein in der Pflanzengeographie Eingang gefunden hat und den wir am beſten mit der Bezeichnung immergrüner Buſchwald wiedergeben. Hauptbedingungen der Macchien ſind flachgründiger, humusarmer Boden, meiſt auf felſiger Unterlage, und große Trockenheit. Es ſind mehr oder weniger offene bis dicht geſchloſſene, faſt undurchdringliche kerophytengebüſchvegetationen, in denen immergrü— ne Sträucher und Halbſträucher die Hauptrolle ſpielen, wenn auch ſommergrüne Ge— wächſe nicht ganz fehlen. Die immergrünen Vertreter dieſer Formation gehören wohl meiſt dem Sklerophyllen- und Erikoldentypus an, oder es ſind Rutengewächſe (Osyris alba, Sarothamnus, Spartium). Die zahlreichen ſtacheligen Pflanzen (Calyco- tome spinosa, Genista corsica, Ulex uſw.), ferner Arten mit ſpitzen, ſteifen, ſtechenden Blättern oder Phyllokladien (Juniperus, Asparagus acutifolius), vor allem aber Schlingpflanzen, die zum Teil ſelbſt wieder mit Dornen und Stacheln ausgerüſtet ſind, tragen weſentlich dazu bei, ſolche Buſchwälder faſt undurchdringlich zu machen.“ Die Höhe der Gebüſche beträgt 2, manchmal auch 3—4 m; die Haupt- vertreter ihrer Flora ſind Erica arborea, Arbutus unedo und Cistus mons- peliensis. Erica arboreaijt ausgezeichnet durch ihre feinen, nadelförmigen Blätter und die am Ende der Zweige gehäuften weißen Blütenglöckchen, die einen intenſiven Geruch verbreiten. Andere Erica-Arten ſchließen ſich dieſem verbreitetſten Typus an. Gleichfalls zu den Erikazeen gehört Arbutus une do, der Erdbeerbaum, deſſen Blätter lorbeerartig, dunkel und glänzend ſind; am wirkungsvollſten iſt ſein Bild im Herbſte, wenn die warzigen, erdbeerartigen, roten Früchte ſich vom dunklen Laub abheben. Den ſchönſten Schmuck der Macchie bilden die Cistus-Arten, die Ziſtroſen. Die ver— breitetſte Art, C. monspeliensis, hat längliche, lederartige, klebrige Blätter und ſehr vergängliche weiße Blüten. Neben dieſen Hauptarten treten in der Macchie auf z. B. Pistacia lentiscus, der Maſtixſtrauch mit lederigen, gefiederten Blättern, ferner der Oleander und die Myrte, die, in allen Teilen aromatiſch, einen ſüßen Wohlgeruch verbreitet. Schon oben wurde darauf hingewieſen, daß Schlingpflanzen dazu beitragen, das Dickicht der Macchie faſt undurchdringlich zu machen; die bekannteſte und verbreitetſte Art iſt Smilax aspera, die mit Ranken klimmt, die an Stelle der Nebenblätter ſtehen; 174 Kerophile Formationen. fie iſt mit Stacheln bewehrt und auch ihre Blätter find ftachelig gezähnt. Smilax und andere ſtachelige Kletterer überziehen die Gebüſche häufig ſo ſehr, daß ſie jedes Vorwärtsdringen hemmen. Das eigentümlich würzige Aroma, das Blüten und Blätter der Macchienpflanzen ausſtrömen, iſt ganz charakteriſtiſch und kehrt in keiner anderen Formation Europas wieder. „Les yeux fer- mes, à l'odeur seule je reconnaitrais la Corse“ (Mit geſchloſſenen Augen würde ich an dem Duft allein Korſika wieder erkennen), ſagte Napoleon auf St. Helena in Gedanken an die Hei— mat, die er nie wieder— ſehen ſollte. Etwas Ahnliches wird von den Gebüſchformationen in Südafrika und Auſtra— lien berichtet, in denen Myrtazeen und Ruta— zeen vorherrſchen, die alle in ihrem Blattge— webe Oldrüſen ent⸗ halten. Vielfach zeigt die Macchie Übergänge zur Felſenheide, wenn die Strauchvegetation auf ſehr trockenem Boden lichter wird und anderen Pflanzen Wachstums- möglichkeit gewährt. Eine ſolche Übergangs- formation iſt beſonders Abb. 29. in Südfrankreich unter Calluna vulgaris, Heideſtrauch. (Aufnahme von P. Wolff.) dem Namen Garigue bekannt; zahlreiche nie— drigere Pflanzen miſchen ſich unter die verkümmerten Macchienbüſche, Helichrysum- Arten, Lavandula stoechas, Ruta bracteosa und R. angustifolia, Doryc- nium hirsutum u. a. 5. Heide. N Während die bisher beſchriebenen xerophilen Formationen durchſchnittlich dem Klima ihre kennzeichnende Ausgeſtaltung verdanken, iſt es bei anderen mehr die phyſi— Heide. 175 kaliſche und chemiſche Eigenheit des Bodens, die der Vegetation den xeromorphen Typus aufprägt. Unter die Formationen der letzteren Art iſt die Heide zu rechnen, jene Gelände des nördlichen Europas, die mit immergrünen, kleinblättrigen Zwerg— ſträuchern bewachſen ſind, vorzugsweiſe mit Calluna vulgaris, dem Heidekraut. Im Nordweſten Deutſchlands iſt die Calluna-Heide großartig entwickelt, allbekannt und berühmt beſonders im Gelände der Lüneburger Heide. Die ganze Vegetation der Heide zeigt xerophilen Bau, und dieſer hat ſeinen Grund vorzugsweiſe in der Natur des Bodens, der ſandig, nährſtoffarm iſt. An der Oberfläche wird durch die ſich ver— filzenden Pflanzenreſte, von Wurzeln, Rhizomen, Moos uſw., eine dichte, zähe Decke gebildet, der ſogenannte Rohhumus oder Heidetorf, der die Luft von den darunter liegenden Schichten abhält und Humusſäuren ſowie in größerer Tiefe den gefürchteten Ortſtein entſtehen läßt. Rohhumus, dieſe wenig verarbeitete organiſche Decke, tritt im Laubwald nur ſelten auf; wo er aber einmal, z. B. im Buchenwalde nach Nieder— ſchlagen eines Beſtandes, ſich gebildet hat, da dringt leicht die Heide gegen den Wald vor. Die Rohhumusdecke kann auf der Heide viel Waſſer aufnehmen, trocknet aber ge— wöhnlich wieder raſch aus; wo ſie jedoch, in Senkungen, dauernder naß bleibt, iſt auch kein Hindernis für den Beſtand der Heide gegeben, denn der Boden bleibt ſehr arm an Nährſtoffen, und die freien Humusſäuren bewirken, daß das Waſſer und die in ihm gelöſten Salze ſchwer abſorbierbar für die Pflanzen ſind, ſo daß es nicht anders iſt, als ob der Boden trocken wäre. Er iſt zwar nicht „phyſikaliſch“, aber „phyſio— logiſch“ trocken. Die wichtigſte und Bend e Form der Heide iſt die Calluna-Heide, die mit einer Maſſenvegetation von Calluna vulgaris bedeckt iſt. Der immergrüne Zwerg— ſtrauch des Heidekrautes gibt der Landſchaft ihren eigenen ſtimmungsvollen Reiz; im Hochſommer, wenn es in Blüte ſteht, erſcheint die Heide wie von roten Blütenwellen übergoſſen, gegen die die dunklen ernſten Büſche des Wacholders abſtechen, die häufig reichlich eingeſtreut ſind. Andere Begleiter des Heidekrautes ſind einige Arten von Erica, die Rutenform des Beſenginſters (Sarothamnus), Thymus serpyllum, von Gräſern beſonders Weingaertneria mit ſehr dichten kompakten Raſen von nadelfeinen Blättern, dann Flechten, wie die Renntierflechte (Cladonia rangi- ferina) und andere. An Plätzen mit dauernder Feuchtigkeit geht die Heide leicht in ein Heidemoor mit Torfmooſen (Sphagnum) über, worauf an anderer Stelle noch eingegangen wird. Ein häufig mit Heidevegetation vergeſellſchafteter Baum iſt in Norddeutſ chland die Kiefer, Pinus silvestris; alle Übergänge finden ſich von Kiefernwäldern zu Kiefernheiden oder Heiden mit eingeſtreuten Kiefern. Die Kiefer iſt ſehr anſpruchslos und nimmt mit nährſtoffarmem trockenem Sandboden vorlieb. Der Kiefernwald iſt immer licht und läßt Sonne und Luft leicht zum Boden hindurchdringen und ihn austrocknen; die Vegetation des Bodens iſt daher xerophil und im wechſelnden Ver— hältnis aus all den Arten zuſammengeſetzt, die auch die Heide bilden. Gleichfalls auf den naſſen nährſtoffarmen Moorboden geht die Kiefer über, wovon noch ſpäter die Rede ſein wird. 176 B. Halophile Formationen. Jin den ſehr trockenen Gebieten, deren Vegetation im vorigen Abſchnitt geſchildert wurde, finden ſich oft ausgedehnte Gelände, in denen der Boden reich an Salz iſt; ſie tragen eine eigentümliche Flora. Dieſe wurde dort übergangen, da die Salz— flora eine zuſammenhängende Betrachtung verdient. Die Formationen, in denen die Salzpflanzen oder Halophyten vorherrſchen, haben nämlich bei aller ſonſtigen Ver— ſchiedenheit des Bodens und Klimas ſoviel Gemeinſames, daß ſie eine geſchloſſene Gruppe darſtellen. Das Salz im Boden iſt der ausſchlaggebende Faktor, gegen den alle anderen zurücktreten, ſo beſonders die mehr oder weniger große Feuchtigkeit, ſonſt das wichtigſte Agens für die Geſtaltung der Pflanzenwalt überhaupt. Gebiete, in denen Chlornatrium reichlich im Boden vorhanden iſt, ſind zunächſt die Küſten aller Meere, dann im Inlande Stellen, wo Salzquellen zu Tage treten, ferner beſonders alter trocken gewordener Meeresboden, der nicht ausgelaugt wurde. Am ausgedehn— teſten findet ſich ſolcher in Zentralaſien, in den Wüſten des Mittelmeergebietes, in Argentinien, auch im Innern von Nordamerika. Alle Halophyten zeigen Anpaſſungen, wie ſie ſonſt auch bei den Terophyten vorkommen. Zwar findet ſich bei den Salzpflanzen nur ſelten die ſtarke Verholzung, die ſo viele Pflanzen trockener Gelände auszeichnet; auch fehlt durchſchnittlich die dort ſo häufige, ſtarke filzige oder wollige Behaarung. Dagegen iſt beſonders häufig die Sukkulenz ausgeprägt; Stengel und Blätter ſind fleiſchig und ſaft— ſtrotzend; oder die Blätter ſind ſtark verkleinert, wodurch die Oberfläche vermindert wird. Fragt man nun nach den Gründen einer Anpaſſung, die jener der Xerophyten parallel geht, ſo iſt zunächſt zu ſagen, daß Chlornatrium für die Pflanzen kein Nähr— ſalz iſt, alſo ohne Schaden für ihr Gedeihen im Boden fehlen kann und im Gegenteil nur in geringer Menge von den Pflanzen vertragen wird. In größerer Menge vor— handen, übt es auf die meiſten Pflanzen eine Giftwirkung aus, und nur wenige Ge— wächſe, eben die typiſchen Halophyten, haben ſich an Chlornatrium ſoweit angepaßt, daß ſie eine Konzentration von 2—3 % in einer Nährlöſung vertragen. Die Sukkulenz bietet ſomit den Salzpflanzen große Vorteile; es wird durch die Oberflächenvermin— derung die Verdunſtung herabgeſetzt; es braucht nur wenig Waſſer und damit auch nur weniger gelöſtes Salz aus dem Boden aufgenommen zu werden, und eine über— mäßig große Anhäufung von Salz wird vermieden. Dann wird das Waſſer in den fleiſchigen Geweben aufgeſpeichert, wie auch ſonſt noch Einrichtungen vorhanden ſind, um das gewonnene Waſſer feſtzuhalten. Ferner iſt die durch die Sukkulenz erreichte Sparſamkeit mit Waſſer von Vorteil, weil einmal die Halophyten vielfach auf trockenem Steppen- und Wüſtenboden wachſen, aber auch, wenn ſie auf feuchtem Boden ſtehen, wie an Meeresküſten, nur ſchwer den Salzlöſungen Waſſer mit den Wurzeln ent— ziehen können, ſo daß auch feuchter Salzboden phyſiologiſch trocken erſcheint. Die Sukkulenz der Halophyten wird durch das Salz im Boden unmittelbar her— vorgerufen. Es läßt ſich beobachten, daß halophile Pflanzen an Standorten, die nur wenig Salz enthalten, viel dünnere Blätter oder Stengel beſitzen als an ſalzreichen, ſo daß die Salzlöſung uumittelbar ſtrukturändernd einwirkt. Ebenſo zeigt es ſich, daß gewiſſe Salzpflanzen (Cakile maritima, Salicornia herbacea) bei Kultur auf ſalzarmem Boden dünnere, weniger ſaftreiche Blätter bekommen. 1915 — 2 Meerſtrand-Vegetation. 177 Die Hauptrolle bei der Beſiedelung ſalzhaltiger Gelände ſpielt der Ausſchluß vieler Konkurrenten. Nur eine beſchränkte Anzahl von Arten kann auf Salzboden wachſen; ſie beſiedeln ihn, und zwar iſt die Bewachſung ſehr offen und licht. An nor— malen Standorten können die Halophyten nicht mit den anderen Pflanzen in Wett— bewerb treten und werden von ihnen verdrängt. Dabei ſind ſie meiſt garnicht auf Salzboden angewieſen, ſondern können auch auf normalem Boden wachſen; ſie haben eben in der freien Natur nur keine Ausſicht, ſich an anderen als ſalzhaltigen Stellen dauernd zu halten. Da das Salz im Boden ein ſo wichtiger Faktor iſt, ſo zeigen die Halophyten aller Länder viel Gemeinſames, und es gibt eine Anzahl ſolcher Pflanzen von weiteſter Abb. 30. Salicornia- Pflanzen an der Nordſeeküſte. (Nach einer Zeichnung.) Verbreitung. Die echteſte Familie halophiler Gewächſe, deren Anghörige nirgends fehlen, wo es eine Salzflora gibt, ſind die Chenopodiazeen, die nun auch die erwähnten Anpaſſungen am ausgeprägteſten zeigen. So kommen ſie an allen Küſten vor. An der Nordſee umſäumen hohe Sanddünen das Meer, oder flache Watten liegen zur Ebbezeit weit hinaus frei und werden zur Flutzeit wieder vom Meerwaſſer beſpült. Der erſte Anſiedler, der ſich auf dem feuchten ſalzgetränkten Schlickboden halten kann, iſt das blattloſe Kraut Salicornia herbacea mit dickfleiſchigen kurzen Stengelgliedern. Dann folgen auf dem Boden, der der Überſchwemmung nicht mehr ſo ſtark ausgeſetzt iſt, andere halophile Pflanzen mit fleiſchigen Blättern, Glaux maritima, häufig in Be= ſtänden, ein zierlich niederliegendes Kraut mit länglichen Blättern, Plantago mari- tima, mit ſchmalen dicklichen Blättern im Gegenſatz zu ſeinen inländiſchen Verwandten, Das Leben der Pflanze. VI. 12 * 2 178 Halophile Formationen. Juncus Gerardi, eine kleine Form der Gattung mit kriechendem Rhizom, Statice maritima, mit dichtem Raſen ſchmaler Blätter und Schäften mit Köpfchen rötlicher Blüten, und andere. Langſam miſchen ſich auf anſteigendem Boden weniger ſalzliebende Pflanzen ein, allmählich erfolgt der Übergang zur Wieſe. So lange der Boden mindeſtens zu beſtimmten Zeiten im Jahr Überſchwemmungen durch das Meer ausgeſetzt iſt, wird die Strandwieſe nur als Schafweide benutzt, die wirkliche Weide des Marſchlandes wird gewöhnlich erſt durch den Schutz der Deiche erreicht, vor denen ſich die Watten dehnen. Eine Anzahl der Salzpflanzen findet ſich im Inlande (Mark Brandenburg uſw.) auf ſalzhaltigen Wieſen wieder (Triglochin, Plantago maritima ufm.). Die Wattenmeere lie— gen an der Nordſee zwi— ſchen einem Gürtel von Inſeln und dem Feſt— lande; von den Inſeln aus grenzen Sanddünen an die freie See. Hier iſt der eigentliche Strand— boden pflanzenlos, erſt in gewiſſer Höhe zeigen die Dünen ſpärliche Be— wachſung. Der Stand⸗ ort iſt außerordentlich ungünſtig, trocken, durchläſſig und arm; dazu kommt der Salz⸗ gehalt und die Beweg— lichkeit des Sandes, der die Pflanzen zu ver— ſchütten droht. Die erſte Vegetation Düne an der Nordſee mit 8 e (Nach einer Photographie.) bilden Salsola kali, f eine einjährige fleiſchige, ſparrige Chenopodiazee mit kleinen ſtechenden Blättern, und die Kruzifere Cakile mari— tima, die gleichfalls einjährig iſt, kahl, weit verzweigt, fleiſchig, mit Trauben von an— ſehnlichen rötlichen Blüten; ihnen ſchließt ſich an Triticum junceum, eine Graminee mit kriechenden Rhizomen. Sie beſiedeln den Dünenboden, der noch durch den Ein— fluß des Meerwaſſers etwas gebunden iſt; weiter hinauf, wo der lockere Sand vom Winde bewegt wird, herrſchen in ganzen Beſtänden zwei Gräſer, Calamagrostis samma) arenaria, der Helm, und Elymus arenarius, der Strandhafer. Sie kriechen mit ihren Rhizomen weithin durch den Sandboden; werden ſie vom Sande verſchüttet, ſo wachſen ſie wieder über die Oberfläche empor, ſo daß ſchließlich die ganze Düne bei ihrem Wachstum von den Rhizomen der Gräſer durchzogen wird und nur dadurch einen gewiſſen Halt gewinnt. Die meterhohen Halme und die ſtarren Blätter haben eine graugrüne oder weißgrüne Farbe. An auffallenden Pflanzen finden Ye 332 WE Dünen, Pes-caprae-Vegetation. 179 ſich Eryngium maritimum, der Mannstreu, dem fo vielfach an den Küſten der Nordſee und Oſtſee von Liebhabern nachgeſtellt wird; die Wurzeln kriechen tief im Sande, die äſtigen, hohen Stengel und die lederigen, dornig gezähnten Blätter ſind weißlich grün, lila angelaufen; die anſehnlichen Blütenköpfe ſind lila gefärbt. Dann die ſchöne Zwerg— roſe Rosa pimpinellifolia, die öfters weite Strecken überzieht, ein kleiner, ſparriger, ſtacheliger Strauch mit weißen Blüten, ferner Lathyrus maritimus, eine kräftige Pflanze mit purpurblauen Blüten. Eingeſchleppt iſt die ſchon früher erwähnte Nacht— kerze, Oenothera biennis, die auf den Dünen der Nordſeeinſeln häufig in großen Mengen auftritt. Weiter nach innen zu auf den feſtſtehenden Dünen wird die Vege— tationsdecke allmählich dichter, bis die Heide ſich anſchließt. Große Beſtände von Calluna vulgaris bedecken den Boden; an einzelnen Stellen herrſcht die Glocken— heide Erica tetralix, ein Sträuchlein mit zierlichen fleiſchfarbenen Glockenblüten, oder die Rauſchbeere Empetrum nigrum, ein heideartiges Sträuchlein, das be— ſonders durch ſeine ſchwarzen Beerenfrüchte auffällt. In den tropiſchen Gegenden iſt der Sandſtrand von einer ökologiſch ähnlichen Vegetation wie an der Nordſee beſiedelt. Schimper beſchreibt ſie uns von Java mit ihren Anpaſſungen an Trockenheit und Lockerheit des Bodens. Beſonders kennzeich— nend iſt eine Graminee, Spinifex squarrosus, ein ſteifes, bläuliches Gras mit großen kugeligen Blütenſtänden. „Spinifex bedeckt manchmal für ſich allein, in zahlloſen, anſcheinend ſelbſtändigen Stöcken die äußerſten Dünen am Indiſchen Meere; nähere Unterſuchung ergibt in vielen Fällen, daß auch weit von einander entfernte Stöcke durch federkiel- bis fingerdicke, im Sande mehr oder weniger vergrabene Sto— lonen verbunden ſind, die an den Knoten Wurzeln und Blattbüſchel erzeugen. Letztere verdanken ihr fahles Ausſehen, ähnlich wie unſere Sandgräſer, einem Wachsüberzug.“ Andere Gewächſe ſchließen ſich in der Art ihres Wachstums an, ſo die über die ganzen Tropen verbreitete Ipomoea pes caprae, eine großblütige Konvolvulazee, die ihren Namen von den eingeſchnittenen Blättern hat. Ihre niederliegenden Sproſſen kriechen, überall durch Wurzeln befeſtigt, weithin, ſo daß ſie den Sand mit einem engmaſchigen Netze bedecken und feſthalten. Nach dieſer Pflanze hat man die typiſche Formation des Sandſtrandes in den Tropen die Pes-caprae-Formation genannt. Ganz anders dagegen iſt die tropiſche Strandvegetation entwickelt an Standorten mit ruhigem Waſſer, in Buchten oder an Flußmündungen; hier herrſcht die Gebüſch- und Wald— formation der Mangrove, eine Formation von eigentümlichſter Ausgeſtaltung und hervorragendſter Anpaſſung, unverkennbar in allen Tropengegenden von gleichem Geſicht. Der dunkelgrüne, ununterbrochene Waldſaum umgibt die Küſte im Bereiche der Flut, wo der Boden zur Ebbezeit frei liegt, zur Flutzeit aber mit der Baſis der Bäume unter Waſſer verſchwindet. Der Boden iſt ein tiefer, zäher, ſchwärzlicher Schlamm; er bietet alſo der Vegetation, da er ſalzreich, weich und luftarm iſt, ſehr ungünſtige Bedingungen, die ſich in den Anpaſſungen der Mangrovepflanzen wieder— ſpiegeln. Der Typus dieſer Vegetation iſt die Gattung Rhizophora, die den äußeren Saum der Mangrove nach dem Meere zu bildet, alſo beſonders der Überſchwemmung zur Flutzeit ausgeſetzt iſt. Der niedrige, breitbuſchige Baum iſt in der weichen Unter— lage mit einem ganzen Syſtem von Stützwurzeln befeſtigt, die aus dem Stamm und den ſtärkeren Aſten entſpringen und im weiten Bogen ſich in den Schlamm ſenken; 180 Halophile Formationen, zur Ebbezeit erhebt ſich das ganze Gerüſt frei über dem Boden. Die Baſis des Stam— mes ſelbſt ſtirbt früh ab, ſo daß allein die Stützwurzeln den Baum im Boden verankern. Zugleich dienen ſie als Atmungsorgan, da ihr Inneres durch zahlreiche Lentizellen mit der Atmoſphäre in Verbindung ſteht. Überhaupt ſind bei allen Mangrovepflanzen viel Lufträume vorhanden, da die unterirdiſchen Teile in einem ſehr zähen Schlamm ſtecken. Die ledrigen Blätter zeigen ſtark xerophile Struktur, die Kutikula auf der Epidermis iſt dick, im Inneren finden ſich Schleimzellen und Waſſergewebe. Beſonders auffallend iſt die Viviparie der Rhizophora; der Keimling der einſamigen Frucht wächſt am Baum aus; das Stämmchen durchwächſt das Fruchtgewebe und erreicht keulenförmig, frei von den Zweigen herabhängend eine Länge von ½ m, ja ſelbſt bis zu 1m. Bei ſeiner Schwere fällt der Keimling ſenkrecht herab und bohrt ſich in den Schlamm ein; ſofort brechen dann Seitenwurzeln hervor, die ihn im Boden befeſtigen. Die eine Art, Rh. mangle, lebt in den Mangroven von Amerika, die andere, Rh. mucronata, iſt von Auſtralien bis nach Oſtafrika verbreitet. Der amerikaniſchen Mangrove ſchließen ſichfnur wenige Arten an; viel formenreicher iſt die Mangrove in der alten Welt, beſonders in Maleſien entwickelt (mehrere Abbildungen in der Abteilung Tropenvegetation dieſes Bandes.) Iſt der Boden der Mangrove reich mit Waſſer getränkt, ſo ſind anderſeits in Wüſten und wüſtenähnlichen Formationen Gelände vorhanden, bei denen ſich extreme Trockenheit mit Salzreichtum im Boden verbindet. So in der Sahara, wo auf große Strecken hin die Erde mit Salz imprägniert iſt; in einzelnen Depreſſionen, wo im Winter unterirdiſches Waſſer zur Oberfläche kommt und verdunſtet, iſt eine Salzkruſte ausgebildet, die in der Sonne erglänzt. Die Flora iſt arm, von troſtloſem Eindruck; wo es noch angängig iſt, entwickeln ſich ſukkulente Chenopodiazeen und einige Pflanzen, deren oberirdiſche Organe Salz ausſcheiden. Hierher gehört die ſtrauchartige roſa— blühende Plumbaginazee Limoniastrum Guyonianum, deren Blätter Salz in kleinen Körnchen ausſcheiden. Dieſe nehmen den Tau auf, ſo daß die Pflanze mit kleinen Tröpfchen bedeckt iſt, auch wenn auf anderen Arten bei geringer Luftfeuchtig— keit kein Tau niedergeſchlagen wird; ohne Zweifel vermag die Pflanze dieſe Flüſſigkeit trotz der ſtarken Konzentration aufzunehmen. Bewohnt Limoniastrum ſalzhaltigen Sandboden, ſo ſind auf mehr bindigem Boden fleiſchige Chenopodiazeen teilweis von ſtrauchigem Habitus entwickelt: Arthrocnemon macrostachyum, Halocnemon strobilaceum und Suaeda vermiculata. Kleine Bäumchen bilden die Tamarix- Arten, deren rutenſchlanke Zweige nur winzige ſchuppenförmige Blättchen tragen: auch hier ſcheiden kleine Drüſen ein ſalziges Sekret aus, das ausgetrocknet wie ein grauer Staub die Pflanze bedeckt. Auf eine intereſſante Art befreit ſich vom Überſchuß an Salz eine Chenopodiazee, die in der Sahara auf ſteinigen Orten wächſt, Anabasis articulata, ein Sträuchlein mit fleiſchigen, gegliederten Zweigen, deren Blätter auf kleine Schuppen reduziert find. Die älteren Zweige fallen ab und liegen um den Buſch herum wie „ver— ſteinerte Regenwürmer“. In die Zweige, deren Abfall bevorſteht, läßt die Pflanze Salz hineinwandern, ſo daß ſie vor einer ſelbſt für typiſche Halophyten ſchließlich verderb— lichen Konzentration von Salz bewahrt bleibt, wenn die Zweige abgeſtoßen werden. Große Flächen ſalzhaltigen Bodens, die auch in Salzſümpfe und Salzſeen über— gehen, finden ſich in Vorderaſien und Zentralaſien. Am großartigſten find die Salz- Mangrove, Salzwüſten. 181 wüſten im Innern des perſiſchen Hochlandes entwickelt. Die Waſſerläufe, die von den Randbergen ins Innere des Hochlandes gehen, ſuchen Einſenkungen des Bodens auf, wo ſie ſich zu Seen oder Sümpfen ſammeln. Da ſie durch Gips- und Steinſalz— lager hindurchgehen, bringen ſie die Salze mit, die bei fortdauernder Verdunſtung des Waſſers ſich allmählich anhäufen. Die Seen zeigen bei tiefem Waſſerſtand zur Trockenzeit breite Säume von Salz, die Sümpfe (Kewir) trocknen mehr oder weniger aus und hinterlaſſen Kruſten kryſtalliniſchen Salzes. Organiſches Leben iſt hier ſo gut wie ausgeſchloſſen, das ganze Gebiet iſt Wüſte, nur vereinzelt findet ſich hie und da im Kewir eine Gruppe von Chenopodiazeenbüſchen. Wo die Bedingungen günſtiger ſind, das Salz alſo im Boden weniger die Herrſchaft hat, wird die Halophytenvege— tation kräftiger, immer beſonders von ſaftigen, fleiſchigen Chenopodiazeen zuſammen— geſetzt. Allerhand Übergänge zur Sand- und Steinſteppe oder -wüſte laſſen ſich ver- folgen. Ahnliche Formationen, von Salzpflanzen gebildet, erſtrecken ſich weit hinein ins zentrale Aſien. Beſonders bemerkenswert in ihrer Flora iſt der vom Turkeſtan und vom Ural bis nach Perſien verbreitete Saxaul, Haloxylon ammodendron, ein Bäumchen von krüppelhaftem Wuchs, das gruppenweiſe in Salzſteppen oder -wülten wächſt, die einzige baumartige Chenopodiazee. Der Saxaul gleicht mit feinen blattloſen Zweigen „einem grün gefärbten Bündel von Reiſern“. In den Pampas Argentiniens ſind gleichfalls ausgedehnte Gebiete vorhanden, in denen der Boden ſtark ſalzhaltig iſt. Flache Salzſeen können austrocknen und das Salz zu Tage treten laſſen, oder an ihrem Rande blüht das Salz aus und läßt keinerlei Vegetation aufkommen. C. Hygrophile Formationen (Waſſer- und Sumpfgewächſe). 9" Waſſerpflanzen, d. h. ſolche Gewächſe, deren Vegetationsorgane dauernd unter- getaucht leben oder zum Teil auf der Waſſeroberfläche ausgebreitet ſchwimmen, zeigen die mannigfachſten Anpaſſungen an ihren Standort. Die Lebensbedingungen ſind von denen der Landpflanzen verſchieden genug. Das Licht, von dem die Aſſimi— lation auch bei den Waſſerpflanzen abhängig iſt, wird durch die Reflexion an der Ober— fläche und durch die Abſorption im Waſſer geſchwächt. Da das Waſſer rings die Or— gane umgibt, ſo fällt die Verdunſtung aus der Oberfläche, das wichtigſte Agens für die Waſſerbewegung der Landpflanzen, fort. Das Waſſer enthält zugleich die gelöſten Nährſalze, die alſo überall mit der Oberfläche, nicht nur mit den Wurzeln aufgenommen werden können; ebenſo iſt bei der Aufnahme bezw. der Abſcheidung von Sauerſtoff und Kohlenſäure die ganze Oberfläche beteiligt. Die Luftzufuhr zu den Geweben iſt ſehr erſchwert, beſonders droht die Gefahr eines eintretenden Mangels an Sauerſtoff, der die Lebenstätigkeit der Atmung aufrechterhalten muß. Die Blätter von Pflanzen, die, am Boden ruhiger Gewäſſer wurzelnd, untergetaucht leben (Vallisneria, Pota- mogeton 2c.), haben den Typus von Schattenblättern, da Licht nur abgeſchwächt zu ihnen dringt und die Tranſpiration keine Rolle ſpielt. Sie ſind dünn, mit lockerem, grünem Gewebe und großen, luftführenden Interzellularen; die Epidermis zeigt 182 Hygrophile Formationen. ſchwache Wände und eine ſehr dünne Kutikula, häufig führt ſie auch Chlorophyll, da ſie ihrer eigentlichen Funktion als Schutz- und Waſſergewebe entkleidet iſt; die Spalt— öffnungen, die ſonſt den Gasaustauſch vermitteln, ſind verkleinert und funktionslos. Häufig find die Blätter in viele feine Zipfel zerteilt (Myriophyllum c.), wodurch der Gasaustauſch bei Vergrößerung der Oberfläche erleichtert wird. In alle Gewebe dringen luftführende große Interzellularen und Luftkanäle, auch in Gewebe, wo ſie bei Landpflanzen fehlen (Rhizome, Wurzeln); der bei der Aſſimilation gebildete Sauer— ſtoff wird ſo auch in die nicht grünen Gewebe geleitet, um die Atmung zu ermöglichen. Da rings das lebenſpendende Element die Pflanze umſpült, ſo fällt die wichtigſte Auf— gabe der waſſerleitenden Bahnen mit ihren verholzten Elementen faſt ganz fort, und demgemäß ſind die Gefäßbündel äußerſt reduziert. Ebenſo auch die mechaniſchen Ele— mente, da bei Waſſerpflanzen im ruhigen Waſſer an die Feſtigkeit des ganzen Gerüſtes nur geringe Anforderungen geſtellt werden. Bei den am Boden wurzelnden Waſſerpflanzen haben die Wurzeln hauptſächlich die Aufgabe der Befeſtigung der Pflanze, ihre zweite Funktion der Waſſeraufnahme kommt kaum in Betracht. Bei dauernd ſchwimmenden Waſſergewächſen ſind denn auch die Wurzeln häufig bis auf die jüngſte Anlage geſchwunden (Ceratophyllum, Utri— cularia, Aldrovandia). Bei den zierlichen ſchwimmenden Lemnazeen ſind die dick— lichen, blattloſen Sproße entweder wurzellos (Wolffia) oder mit feinen, fadenförmi— gen Wurzeln verſehen (Lemna), die wohl hauptſächlich die Aufgabe haben, dem Sproß die Stellung zu ſichern. Zahlreiche Waſſerpflanzen wurzeln im Boden und entwickeln Schwimmblätter, deren Spreite flach dem Waſſer aufliegt. Je nach der Waſſertiefe iſt dann die Länge der Blattſtiele ſehr verſchieden. Hierher gehören die ſchönſten Waſſerbewohner, die Nymphäazeen. Ihre oft großen Blattſpreiten ſind rundlich ſchildförmig, derb und als Luftblätter gekennzeichnet, mit kräftiger Epidermis ohne Chlorophyll und Spalt— öffnungen auf der Oberſeite. Dieſe iſt glatt und glänzend, vom Waſſer nicht benetz— bar. Außerdem tft der Rand noch z. B. bei der Victoria regia ringsum aufgebogen. Bei beſtimmten Arten von Landpflanzen treten an einzelnen Individuen, die an beſonders naſſen Standorten wachſen, Merkmale von Waſſerpflanzen auf; derartiges iſt bei Cardamine pratensis beobachtet worden. Regelmäßige Übergänge von Land- zu Waſſerformen finden ſich z. B. bei den von Glück eingehend auch experimentell unterſuchten Alismatazeen, deren bekannteſte Gattungen Sagittaria (Pfeilkraut) und Alisma (Froſchlöffel) ſind. Sie wachſen häufig, wenn auch nicht beſtandbildend an den Rändern von Teichen und Flüſſen. Sie beſitzen eine kurze geſtauchte Sproßachſe, an der ſpiralig die Laubblätter gereiht ſind. Dieſe zeigen zwei grundſätzlich verſchiedene Formen, das gleichmäßig linealiſche Blatt oder Bandblatt, dann das Spreitenblatt, das in Stiel und Spreite gegliedert iſt. Im normalen Entwicklungsgang des Individuums werden zuerſt Bandblätter ausgebildet, dann nach einigen Übergangsformen Spreitenblätter. Iſt alſo ſomit die Ausbildung von Bandblättern nicht unmittelbar als Anpaſſung an das Waſſerleben zu deuten, ſo läßt ſich doch das Verhältnis im Auftreten der Blätter durch Standortsbedingungen im Experiment abändern; dies erfolgt auch im Freien durch den Standort. Waſſerformen, die dauernd untergetaucht leben, haben im all— Waſſer- und Sumpfpflanzen. 183 gemeinen linealiſche Waſſerblätter; Schwimmformen haben Blätter mit unterge— tauchten Blattſtielen und ſchwimmenden flachen Spreiten; Landformen haben in Stiel und Spreite gegliederte, ganz von Luft umgebene Blätter, die im anatomiſchen Bau von den Schwimmblättern abweichen. Werden nun z. B. Keimlinge dauernd im tieferen Waſſer gehalten, ſo entwickeln ſie nur Waſſerblätter; in flacheres Waſſer ge— bracht, entwickeln fie Übergangsformen und Schwimmblätter. Beſonders lehrreich iſt in dieſer Beziehung das Verſetzen von jungen Landformen in Waſſer; ſie werden dann nach kurzer Zeit einem Umbildungsprozeß unterworfen, indem nunmehr Schwimm— blätter, oder bei größerer Tiefe, wenn die Streckungsfähigkeit des Stieles nicht mehr ausreicht, um die Spreite an die Oberfläche zu bringen, Bandblätter gebildet werden. Dieſe Unterſchiede ſind nun bei nahe verwandten Formen, die ſich dauernd mehr oder weniger durch den Standort unterſcheiden, ſtändige geworden, fo bei Alisma plan- tago und A. graminifolium. Im allgemeinen überwiegen bei der erſteren Art Schwimmblätter und Luftblätter, bei der letzteren Bandblätter, die auch bei ſtattlichen blühenden Exemplaren entwickelt ſind. Die bisher erwähnten Waſſerpflanzen leben in ruhigen oder verhältnismäßig ſchwach bewegten Gewäſſern; in den Tropen aber gibt es eine Pflanzenfamilie, deren Arten ſich auf das auffallendſte an ein Leben in ſtarker Strömung angepaßt haben. Es ſind dies die Podostemonaceae, die in der Alten und Neuen Welt verbreitet ſind und in Flüſſen und Bächen beſonders an reißenden Stellen, an Stromſchnellen und Waſſerfällen Steinblöcke beſiedeln. Sie ſind in der Gliederung ihres Vegetations— körpers ſtark reduziert und gleichen oft, flach den Steinen angedrückt, im Habitus Thal— lusgewächſen, etwa an Lebermooſe oder Algen erinnernd. Merkwürdig ſind beſonders die Wurzeln, die breit wie Rhizome, mit Haftorganen verſehen, über Felſen hinkriechen und aſſimilieren können; aus ihnen gehen die vielfach ſehr reduzierten und ſchlaffen, dem Waſſer nachgehenden Sproſſe hervor, deren Blätter klein oder bei ſtärkerer Ent— wicklung vielfach geteilt ſind. Dem ſtarken ummodelnden Einfluß des ſtrömenden Waſſers, der ſich in ſo hervorragender Weiſe bei den Vegetationsorganen zeigt, haben die Blüten widerſtanden, die auf Beſtäubung in der Luft angewieſen ſind. Die tro— piſchen Flüſſe gehen in der Trockenzeit ſtark zurück; die Steine mit den Podoſtemona— zeen erreichen die Oberfläche, und dann entfalten ſich die kleinen Blüten, die vorher von Scheiden umhüllt waren. Nach ihrem Blütenbau wird die Familie, die ſehr ſelbſtändig daſteht, in die Reihe der Ros ales gerechnet. Die Grenze zwiſchen Waſſerpflanzen und Sumpfpflanzen iſt nicht ſicher zu ziehen, es gibt vielfache Übergänge. Die Sumpfflanzen find an dem größten Teil ihres Vege— tationskörpers von Luft umgeben, nur ihre Baſis, Rhizome und Wurzeln leben im naſſen humusreichen Boden und unter Waſſer; ſchlank und unverzweigt ragen gewöhn— lich die aufrechten Sproſſe auf, wie bei den Seggen, den Seirpus-Arten und beim Halmenwald des Rohrgraſes Phragmites. Meiſt find die Sumpfgewächſe ausdauernd mit kriechenden Grundachſen, durch Ausläufer ſich vermehrend. Wie bei den Waſſer— pflanzen iſt bei den untergetauchten Pflanzenteilen der Sumpfgewächſe die Luftver— ſorgung ſchwierig und es wird deshalb ein beſonderes Gewebe ausgebildet, das Schenk als Asrenchym (Luftgewebe) bezeichnete. Wie Sumpf- und Waſſervegetation zuſammenlebt, dafür ſollen zunächſt einige 184 Hygrophile Formationen. Beiſpiele aus Norddeutſchland gegeben werden, die zugleich die Verlandungserſchei— nungen und die damit zuſammenhängende Bildung der Moore zeigen. Am Boden der kleineren oder größeren Seen, die in der Ebene durch die nach der Eiszeit erfolgte Oberflächengeſtaltung zurückgeblieben ſind, oder in ſtillen Buchten und Armen an norddeutſchen Flüſſen, ſammelt ſich langſam ſogenannter Faulſchlamm (Sapropel), der aus den Reſten von Waſſerpflanzen, von kleinen ſchwebenden Algen und Diato— meen, oder von kleinen tieriſchen Planktonformen, die zu Boden ſinken, entſteht. Es iſt eine weiche, ſchlammige Maſſe, die langſam den Boden aufhöht, bis nach dem Rande Abb. 32. Verlandung an einem See in der Mark; links Typha angustifolia, im See Cares stricta und Nymphaea alba. (Aufnahme von E. Pritzel.) des Gewäſſers zu ſich allmählich Waſſerpflanzen mit ſchwimmenden Blättern und Sumpfpflanzen anſiedeln können, die vom Ufer her vordringen. Die am weiteſten herausgeſchobenen Sumpfpflanzen find häufig Seirpus lacustris oder auch Thy— phalatifolia. Dann ſchließt ſich ein mehr oder weniger breiter Gürtel von Röhricht (Phragmites communis) an, der häufig eine gewaltige Entwicklung zeigt. Die dicht— ſtehenden, im Winde rauſchenden und ſich neigenden, hohen, ſchlanken Halme, die jährlich aus den Rhizomen gebildet werden, beherrſchen das Bild der Vegetation vollſtändig. Zwiſchen ihnen oder an einzelnen Stellen kleinere eigene Beſtände bildend, ſiedeln ſich an— dere hochwüchſige Arten an, Glyceria spectabilis, Iris pseudacorus, Butomus umbellatus, Sparganium, Ranunculus lingua, Cicuta virosa. Die Vegetation geht ins flache Waſſer hinaus, das noch zwiſchen den einzelnen Pflanzen ſichtbar iſt und den Verlandung, Niedermoor. 185 Grund ihrer aufragenden Sproſſe umſpült; auf dem Waſſer ſchwimmen hier andere Arten wie Hydrocharis morsusranae. Unter Waſſer geht die Zerſetzung der Pflanzenteile wegen des Mangels an Luft nur langſam und unvollſtändig vor ſich; abgeſtorbene Rhizomteile, unterſinkende Stengelteile uſw. bleiben in ihrer Struktur teilweis er— halten und bilden Torf. Der Boden wird dadurch allmählich aufgehöht, die unter— irdiſchen Rhizome geben ihm eine gewiſſe Feſtigkeit, und der Gürtel von Röhricht kann ſich langſam weiter in das Waſſer hinaus vorſchieben; das Gewäſſer verlandt, ganz allmählich vom Ufer her. Auf das Röhricht folgt, wenn der Boden einigermaßen genügende Feſtigkeit gewonnen hat, ein Waldſtreifen mit Erlen, das Erlenſumpfmoore häufig noch mit Lachen ſtehenden Waſſers; in ihm gedeihen Sumpfpflanzen, wie Cal- tha palustris, Menyanthes trifoliata, Iris und Calla. Wird der Boden noch mehr durch die Torfbildung angehöht und trockener, ſtets ohne offene Waſſer— ſtellen, ſo wandelt ſich der Unterwuchs im Erlenwald, Hopfen findet ſich ein, Brenneſſel, Paris quadrifolia uſw. An Stelle der Erlen, beſonders wo regelmäßige Überſchwemmungen feinen Wald aufkommen laſſen, oder mit ihnen wechſelnd, können auch krautige Gewächſe, beſonders Seggen (Carices) eine geſchloſſene Vegetationsdecke bilden, unter der zu— nächſt noch viel ſchlammiges Waſſer vorhanden iſt. Der Boden iſt ſchwankend und ſchwappig, unbetretbar und wird bei jeder Belaſtung durchbrochen. Erſt allmählich wird durch die ſich verſtrickenden Rhizome und Wurzeln der Gewächſe die Decke dichter; die unterirdiſchen, im wäſſerigen Boden ſich nicht zerſetzenden Teile bilden den Torf; je höher die Entwicklung dieſes Torflagers geht, deſto größer wird der Druck auf die unteren Teile, deſto feſter der ganze Boden, ſchließlich können ſich Torflager von großer Mächtigkeit bilden, die abbauwürdig ſind. Der getrocknete Torf, der zum größten Teil aus der unzer— ſetzten organiſchen Subſtanz beſteht, iſt als Brennmaterial verwendbar. Gelände dieſer Art werden als Wieſenmoore (Niedermoore, Grünlandmoore) bezeichnet. Ihre Vege— tation wird, wie erwähnt, beſonders von Carex Arten gebildet, denen ſich andere Zypera— zeen, wie das Wollgras Eriophorum oder Scirpus-Arten anſchließen, ferner Equi— setum, Schachtelhalm, und von Gräſern Aira caespitosa und Agrostis vulgaris; von auffallender blühenden Arten find zu erwähnen Menyanthes trifoliata, der Bitterklee, Parnassia palustris, Geum rivale, mehrere Orchis-Arten, dann am häufigſten und am maſſenhafteſten auftretend Caltha palustris, die Sumpf— dotterblume. Unter den höheren Gewächſen lebt eine niedrige Bodenvegetation von Mooſen, beſonders Arten der Gattungen Hypnum und Mnium. Der Boden der Wieſenmoore iſt ſauer, da ſich bei der unvollkommenen Zerſetzung Humusſäuren aus— bilden; die Gelände werden daher auch als ſaure Wieſen bezeichnet. Für den Land— wirt verbindet ſich mit dieſem Namen der Begriff der geringen Nutzbarkeit. Vom Erlenbruch aus ſteigt das Gelände ganz langſam weiter an, an Stelle der Erle tritt lichter Birkenwald (Betula pubescens), in den ſich allmählich Kiefern einmiſchen. Die Baumformen werden immer kleiner und dürftiger; mit zunehmender Erhöhung des Geländes wird der Grund der Stämme von Torfmoos, Sphagnum, umwachſen, das die Bäume langſam zum Abſterben bringt. In dieſer Übergangs— zone ſiedeln ſich reichlich die Erikazeen an, wie Ledum palustre, Andromeda polifolia, Vaccinium oxycoccos und Vaccinium uliginosum. 186 Hygrophile Formationen. An die letzten krüppeligen und verkümmerten Exemplare der Kiefer ſchließt ſich dann ein leicht gewölbter Hügel, aus Torfmooſen gebildet, an, zu denen ſich einige Moor— pflanzen geſellen. Wir befinden uns im Hochmoor oder Heidemoor, das in allen Be— ziehungen grundverſchieden vom Wieſenmoor iſt. Die Torfmooſe, Arten der Gattung Sphagnum, die es aufbauen, ſind merkwürdige Gewächſe. Ihre zierlichen, dichtbe— blätterten Stämmchen haben eine ſchwammige Rinde von dünnwandi— gen Zellen, deren Wände zahlreiche offene Poren zeigen, ſo daß das Waſſer leicht zirkulieren kann. In den Blättern der Torfmooſe werden zwei— erlei Zellen ausgebildet, grüne aſſimilierende Zellen und größere hya— line, die durchlöchert und öfters auch auf man- nigfache Weiſe an den Wänden ausgeſteift ſind; fie dienen der Waſſer— bewegung und- Speiche= rung. So vermögen die dichten graugrünen oder gelbgrünen Raſen der Torfmooſe Waſſer, das ihnen beſonders vom Regen zukommt, wie ein Schwamm aufzuſaugen und feſtzuhalten; die Abb. 88. ganze Moorfläche iſt von Andromeda polifolia im Sphagnum-Moor. (Aufnahme von M. Brandt.) Waſſer durchtränkt. Die Sphagnum- Pflanzen wachſen nach oben weiter und ſterben unten ab; man kann hier nicht von einzelnen Pflanzen oder Individuen reden; da die ſich verzweigenden Aſte oben immer fort— wachſen und unten ſchließlich durch das Abſterben ihren Zuſammenhang verlieren. Jedenfalls bildet das Torfmoos eine dichte Decke, die ſich langſam hebt. In der Mitte der Moorfläche iſt das Wachstum am ſtärkſten, ſo daß ſie ſich uhrglas— förmig wölbt; daher der Name Hochmoor, — nicht etwa, weil die Moore hoch— gelegen wären im Gegenſatz zu den Wieſenmooren. Die dichte, waſſergetränkte Decke verhindert den Luftzutritt und die völlige Zerſetzung der unteren abſterbenden Schich— ten; es entſtehen im Laufe der Zeit ganze Lager von Heidetorf unter der wachſenden Decke. Nur wenige Gewächſe, die dem Wachstum des Moores folgen können, finden Hochmoor. 187 ſich in den Sphagnum Raſen, Eriophorum vaginatum (Wollgras), ſchwache Exemplare der vorgenannten Erikazeen und beſonders auch die zierliche Drosera rotundifolia, der Sonnentau, der ſeine kleine Blattroſette flach ausbreitet; die rundlichen Blätter ſind mit den bekannten inſektenfangenden Tentakeln (geſtielten Abb. 34. Sphagnum- Moor im Grunewald bei Berlin mit kleinen Kiefern; der Boden mit reicher Vegetation von Eriophorum gracile. (Aufnahme von M. Brandt.) Drüſen) verſehen, die glänzende Tröpfchen ausſondern; die Pflanze wächſt mit dem Moor in die Höhe und bildet jedes Jahr an der Oberfläche ihre Blattroſette; weiter noch unten zu ſind noch die vorjährigen Roſetten zu erkennen. Nach dem flacheren Rande des Moores zu finden ſich mehr Pflanzen ein, häufig auch krüppelige Formen 188 Hygrophile Formationen. von Kiefern; geht das Moor durch Trockenheit zurück, ſo rücken die Kiefern vor, wächſt das Moor wieder, ſo werden ſie von den aufſteigenden Moosraſen ertötet. Am Pflan⸗ zenmangel iſt dann auch die Nährſtoffarmut des Bodens ſchuld. Während das Wiejen- moor durch Verlandung im nährſtoffreichen Gewäſſer entſteht, iſt das Waſſer, durch deſſen Zufuhr ſich das Hochmoor aufbaut, an gelöſtenNährſtoffen ſehr arm, denn es iſt in der Hauptſache das Waſſer, das die Sphagnum- Raſen durch die Nieder— ſchläge empfangen und aufſpeichern. Somit kann ein Hochmoor ſich überhaupt nur in einem Klima mit reichlichen Niederſchlägen erhalten. Bei weniger feuchtem Klima bilden ſich die Hochmoore nicht ſo ty— piſch aus; ſo ſind z. B. in der Mark Branden- burg kleine Sphagnum- Moore mit Kiefernbe— ſtand häufig, in denen ſich auch andere Mooſe reichlicher einfinden, wie Polytrichum- Arten in dicken Raſen (Abb. 35), daneben Eriopho- rum in größerer Menge, Salix repens, Po— tentillatormentilla und Erikazeen. Abb. 35 : ce im Anſchlu Eriophorum vaginatum am Fuß einer Kiefer im Sphagnum-Moor; rechts Außer ſch 5 ein dicker Raſen von Polytriehum. (Aufnahme von M. Brandt.) an Erlenwald und ge⸗ miſchten Kiefern- und Birkenwald auf Torfboden können ſich auch Sphagnum-Moore auf älteren Wieſen⸗ mooren ausbilden, wenn die Bodenfeuchtigkeit und der Reichtum an Nährſtoffen nach⸗ gelaſſen hat und nun Sphagnen auftreten können, die ſich allmählich ausbreiten. Die Bedingung für ihre kräftige Entwicklung iſt ein weiches, beſonders kalkarmes Waſſer. Oder ſie entſtehen durch Verſumpfung von Waldboden; auf Rohhumus im Walde, der nährſtoffarm iſt, können ſich Torfmooſe anſiedeln, die bei ſtärkerem Wachstum all⸗ mählich die Stämme zum Abſterben bringen. Das beginnende Moor ſammelt auf Verlandung. Wieſen. 189 die erwähnte Art Feuchtigkeit an, der Boden verſumpft in immer weiterer Aus— dehnuug; im emporwachſenden Moore verſinken die abgeſtorbenen Stämme des ur— ſprünglichen Waldes. Nach der Art der Entſtehung iſt ohne weiteres klar, daß der im Hochmoor oder im Flachmoor gebildete Torf durchaus verſchieden ſein muß. Der Torf des Wieſenmoores iſt ſchwer und dicht, nährſtoffreich (reich an Mineralſtoffen); die Pflanzenteileſind in ihm ſtark zerſetzt; er leitet das Waſſer ſchlecht, ſo daß er oberflächlich trocken und etwas unter der Oberfläche ſchmierig fein kann. Der Heidemoortorf iſt locker und leicht, arm an Nährſtoffen und weniger zerſetzt; wie die Sphagnen ſelbſt leitet er noch das Waſſer gut; den erwähnten Eigenſchaften nach iſt er für gärtneriſche Kulturen von Bedeutung. Da die Verlandung vom Ufer aus gegen das Waſſer hin fortſchreitet, ſo müſſen an derſelben Stelle die verſchiedenen Vegetationsformation aufeinanderfolgen. Im oben erwähnten Falle alſo, wie er für niederdeutſche Moore als kennzeichnend be— trachtet werden kann, der Gürtel der Sumpfgewächſe, der Erlenwald und even— tuell die Carexformation, Birken- und Föhrenwald und Hochmoor. Der Ent— wicklungsgang begann ſchon früh in der Poſtdiluvialzeit und hat in der Gegenwart mit der völligen Ausbildung des Hochmoores abgeſchloſſen. Wird nun ein Hochmoor in größerer Tiefe unterſucht, ſo müſſen unter ſeiner Torfſchicht ſich die anderen Torf— arten finden, auch abgeſtorbene Stubben von Kiefern in Torf begraben, zu unterſt die vom Phragmitesgürtel gebildete humusreiche Ablagerung. Wir haben hier nur einige typiſche Fälle von Verlandung und Moorbildung er— wähnt, wie ſie beſonders an den ausgedehnten Mooren von Nordweſtdeutſchland vor ſich gegangen iſt. Sie laſſen natürlich die mannigfachſten Abweichungen zu, beſonders bei kleinen Gewäſſern und Sumpfſtreifen, bei ſtärker anſteigendem Uferrand und in bezug auf die Gewächſe, die die Verlandung bewirken. Das wichtigſte, gleichbleibende iſt die ſtarke Ablagerung humusreicher Stoffe durch die gehinderte Zerſetzung und zwar entweder im nährſtoffreichen oder im nährſtoffarmen Waſſer. Niedermoore können in fruchtbare Wieſen, auf denen ſüße Gräſer geſät werden können, und ſchließlich auch in Ackerland verwandelt werden, wenn dem Waſſer Abzug verſchafft wird, ſo daß die übermäßige Anhäufung von ſaurem Humus vermindert wird. Freilich müſſen die dem Boden im Laufe der Zeit entzogenen Nährſtoffe durch Düngung mit Kali und Phosphorſäure erſetzt werden, ſonſt erfolgt leicht die Anſied— lung der anſpruchsloſen Sphagnen und anderer Mooſe. Leichter iſt die Entwäſſerung meiſt bei den Hochmooren auszuführen; dieſe verlangen natürlich bei der Umwand— lung in brauchbares Kulturland eine reichliche Düngung. Beſonders im Nordweſten Deutſchlands ſind mit den Moorkulturen ſchon ſchöne Erfolge erzielt worden. Dieſen künſtlich geſchaffenen Wieſen ſtehen die natürlichen Wieſen gegenüber, die in Norddeutſchland beſonders in mehr oder weniger großer Ausdehnung an Flüſſen zu finden ſind. Man hat freilich behauptet, daß alle Wieſen ein Kunſtprodukt wären, da die Mahd das Emporkommen von Holzgewächſen verhindert, doch iſt dies jeden— falls nicht richtig. Die Wieſen an den Flüſſen ſind im Winter überſchwemmt und mit einer Eisſchicht bedeckt. Nur Pflanzen, denen die Vernichtung der oberirdiſchen Teile nichts ſchadet und die wieder aus den unterirdiſchen Teilen austreiben, finden hier die geeigneten Vegetationsbedingungen. Sie bilden die Flora der natürlichen 190 Hygrophile Formationen. Wieſen. Trockener und höher gelegen, nur vom Regen geſpeiſt ſind die lichter bewach— ſenen Weiden, die meiſt nicht gemäht, ſondern nur abgeweidet werden; ſie ſind faſt — — nn me Abb. 36, Mark; ſchwimmend Nymphaea; Verlandung durch Carices uſw.; (Aufnahme von M. Brandt.) Rand eines kleinen Sees in der am raſch anſteigenden Ufer Erlen, Birken und Kiefern. immer Kunſtprodukte und würden wohl ohne Zutun des Menſchen im Laufe der Zeit dem Walde den Platz räumen. Eine kurze Betrachtung verdienen noch die hygrophilen Formationen der Tropen und Subtropen. Sumpfvegetation am Nil. 191 Überall in wärmeren Ländern iſt Waſſer und Sumpfvegetation an Seen und Flüſſen entwickelt; das üppigſte Wachstum herrſcht hier. In undurchdringlichen Dickichten umwuchern die Sümpfe die Seenränder, die Maſſenvegetation erfüllt lang— ſam fließende Gewäſſer und läßt ſie einem Wieſengrunde ähnlich erſcheinen, ſelbſt in großen Flüſſen werden durch ſchwimmende Pflanzeninſeln Barren geſchaffen, die allen Verkehr zeitweis hindern. Am berühmteſten ſind die Pflanzenbarren des oberen Nils ſüdlich vom 10° nördl. Breite, die ſogenannten „Sſedds“. Unter dieſem Worte wird von den Nilſchiffern ein aus Waſſerpflanzen und ſchwimmenden Inſeln be— Abb. 37. Papyrus- Landſchaft. (Nach einer Zeichnung von R. Oeffinger.) ſtehender Damm verſtanden, der ſich über ein fließendes Gewäſſer gelegt hat. Die flachen Gelände der Gegend werden von weiten Savannen eingenommen, am Weißen Nil aber und an ſeinen Zuflüſſen haben ſich, wo die Stromgeſchwindigkeit eine ge— ringe iſt, gewaltige Sümpfe gebildet, hauptſächlich eine Maſſenvegetation einiger Arten. Die wichtigſte iſt der Om Sſuf, Vossia cuspidata, ein Gras aus dem Tribus der Andropogoneen; die Halme ſind im unteren Teil untergetaucht und flutend, an den Knoten bewurzelt; ſie erheben ſich zu Meterhöhe aufrecht über das das Waſſer empor und bilden ſo, mit dem Waſſer ſich hebend und ſenkend, treibend und flutend, einen dichten weiten Halmenwald. Dann der Papyrus, Cyperus papyrus, der berühmte Papierlieferant des Altertums, deſſen bis 5 m hohe Halme eine wir— 192 Hygrophile Formationen. kungsvolle vielſtrahlige Gipfeldolde tragen. „Der Papyrus, der Vater der Unſterb— lichkeit des menſchlichen Gedankens, wie ihn Schweinfurth nennt, iſt auch der Vater der Hinderniſſe, welche man in dieſem Teil des Bahr el Djebel (von Schambe ab— wärts) trifft. Er treibt mit ſtolzer Kraft empor im Schlamm der Sümpfe, hier als einzelne Pflanze, dort in prächtigen Büſcheln, weiterhin eine ungeheure Fläche be— deckend, worauf er ſich, je nach der größeren oder geringeren Ausdehnung, fortpflanzen kann. Er herrſcht vor allem auf den Ufern, wo er auf jeder Seite des Fluſſes eine großartige Einfaſſung bildet, die, häufig eine Breite von mehreren Kilometern er— reichend, beim geringſten Windhauche anmutig hin und her wogt und das Auge durch ſeine friſche und ſchöne grüne Farbe ebenſo entzückt wie durch die natürliche Grazie jeder Pflanze,“ (Henry, nach Deuerling). Dann iſt beſtandbildend die Ambadſch— pflanze, Aeschynomene elaphroxylon, eine Leguminoſe. Der prächtig blühende, bis 7m hohe Strauch, der mit weichen Stacheln bedeckt iſt, hat ein außerordentlich ſchnelles Wachstum, das noch dasjenige des ſteigenden Waſſers übertrifft. Bemerkenswert iſt die beiſpielloſe Leichtigkeit des Holzes, „wenn anders der ſchwammige Körper des Stammes den Namen verdient“. Ein Mann vermag ein daraus verfertigtes Floß auf ſeine Schultern zu heben, das acht Menſchen über Waſſer halten kann. Der Ambadſch bildet im Waſſer oder im Sumpfe ſtellenweiſe große, waldartige Horſte. Zwiſchen dieſen drei Hauptvertretern der Waſſer- und Sumpfflora wachſend, ſorgen noch andere Pflanzen dafür, daß die Vegetation zu einer dichten ſchwimmenden Decke zuſammengeſchweißt wird. Von ihnen ſeien erwähnt die ſchönen Nymphäen des Nilgebiets, die Lotuspflanze und Verwandte, dann Pistia stratiotes, eine in den Tropen verbreitete Waſſerflanze der Arazeenfamilie, mit einer Roſette breiter Blätter ſchwimmend, durch Ausläufer maſſenhaft vermehrt. Neben den Hauptarmen des Fluſſes ſind zahlreiche Lagunen vorhanden, die nur zur Zeit des Hochwaſſers oder aber dauernd mit dem Fluſſe in Verbindung ſtehen und bei den Überſchwemmungen ſtets neu geſpeiſt werden, da der Fluß die großen Waſſermengen der Regenzeit bei. ſeinem geringen Gefälle nicht fortführen kann. Dieſe Sackgaſſen des Nilſtroms werden von den arabiſchen Schiffern Maije genannt. Sie begünſtigen die ungeheure Entwicklung der Sumpfvegetation und geben den ſchwim— menden Pflanzeninſeln den Urſprung, die vom Winde als Stücke von der Pflanzen— decke losgeriſſen und fortgetrieben, ſchließlich in das Stromrinnſal gelangen und mit der Strömung abwärts wandern. Bei Verengung des Flußlaufes oder bei ſtarken Krümmungen können ſie ſich aufſtauen und Barren bilden, die den Flußlauf voll— ſtändig überziehen und die Schiffahrt unmöglich machen. Ganz ähnliche Erſcheinungen ſind auch vom Oberlauf des Nigers bekannt. In den wärmeren Gegenden Amerikas ſind in den Gebieten großer Ströme die Vegetationsverhältniſſe in ihrer Bedingtheit denen von Afrika nicht unähnlich. In Florida haben die Flüſſe nur ein äußerſt geringes Gefälle; ſie breiten ſich vielfach ſeenartig aus oder durchfließen langſam größere Seen. Eine dichte Sumpf- und Waſſervegetation begleitet die ruhigen Flußläufe; beſonders entwickelt ſich eine Maſſenvegetation von Eichhornia crassipes, der Waſſerhyazinthe, einer Ponte— doriazee mit bläulichen Blütentrauben, die entweder vollſtändig ſchwimmt oder im Schlamm bei niedrigem Waſſer wurzelt. Die friſchgrünen Blätter ſind roſettenartig IM STADTGARTEN- ZU KARLSRUHE NACH DER NATUR GEMALT VON R. OEFFINGER. — — — in — 2 . 2 of 2 — fd] — = — 1 — — + a 2 un =) [a4 — A . A 2 2 — < & — [4 = a4 = > — ko [64] oO > Alpenglöckchen (Soldanella zögern die Entwicklung, erſt ſpät im Auguſt tritt meiſt alpina). (Nach einer Zeichnung die Blüte ein. Die erſten Boten dieſes ſpäten Frühlings e ſind die zierlichen Alpenglöckchen, die Soldanella-Arten aus der Primulazeenfamilie. Neben Matten und Weiden herrſchen in den Alpen die offenen Formationen, wo die Ungunſt des Bodens nicht erlaubt, daß ſich ein geſchloſſener Vegetationsteppich ausbreitet. Der nackte Fels, in deſſen Ritzen ſich nur etwas Humus ſammelt, wird von zerſtreuten Roſetten- und Polſterpflanzen beſiedelt, die ihre Wurzeln tief in die Spalte hineinſchicken, und über das Geröll und den Geſteinsſchutt der Kalkberge breiten ſich locker ſproſſend blütenprächtige Alpenkräuter; zwar wird es ihnen hier ſchwer ge— nug gemacht, einen kümmerlichen Lebensunterhalt zu gewinnen, doch haben ſie den Vorteil des geringern Wettbewerbes anderer Gewächſe. Mit den Raſenpflanzen der Matten können ſie allermeiſt einen Wettkampf nicht aushalten und meiden daher deren Standorte. Aber mit wenigem zufrieden, dringen ſie zu beliebiger Höhe in den Alpen 220 Flora der Hochgebirge. empor; wo oberhalb der Grenze des ewigen Schnees Geröll oder ſteile Felswände längere Zeit von Schnee befreit werden, da ſiedeln ſich kleine Gruppen dieſer „Nival— pflanzen“ an und ſchmücken die Ode. Teilweiſe blühen ſie mit den leuchtendſten Farben, wie der reizende Himmelsherold Eritrichium nanum, unſerem Vergißmeinnicht verwandt, aber den Felſen mit winzigen Polſtern angedrückt, aus denen ſich die Blüten von wunderbar tiefem Blau erheben. Wer je an nacktem Fels des Urgebirges im Wallis in der Schneeregion über 3000 m Höhe dieſe Pflanze entdeckte, dem wird ihr Anblick unvergeßlich bleiben. Die abſolute Höhe der Schneegrenze wechſelt in der Schweiz von 2450 m (Sentis— gebiet) bis 3200 m (Monteroſagruppe), jo daß alſo für die Nivalflora keine einheitliche Grenze geſetzt werden kann; mit Sicherheit gehören aber alle über 3200 m jteigende Arten zu ihr, und deren ſind über 100 bekannt. Nach oben zu läßt ihre Zahl ſchnell nach; immerhin wurden (nach Schröter) noch 8 Blütenpflanzen in den Alpen über 4000 m beobachtet, jo Ranunculus glacialis bei 4275 m am Finſteraarhorn oder Saxifraga muscoides und S. biflora neben Gentiana brachyphylla bei 4200 m am Matterhorn. Noch unempfindlicher find beſtimmte Kryptogamen, die ſich auf der von allem Leben verlaſſen ſcheinenden Eis- und Schneewüſte des Hochgebirges anſiedeln. Es iſt beſonders der bekannte „Rote Schnee“ der Alpen, eine kleine Alge, Sphaerella nivalis, die, ſich maſſenhaft vermehrend, mit kugeligen rotgefärbten Zellen im Schnee lebt und ihm auf großen Flecken die kennzeichnende Färbung verleiht. Die Alge iſt fo an Kälte angepaßt, daß ſie ſchon bei einigen Grad über Null abſtirbt. Neben Sphaerella ſind noch eine Anzahl von Algen und Pilzen des Schnees bekannt ge— worden; rote Schneealgen finden ſich in den meiſten Hochgebirgen der Erde und in den arktiſchen Gebieten. Der nackte Fels des Hochgebirges wird außer von kleinen einzelligen Algen zu— nächſt von Steinflechten beſiedelt, die ihre häufig auffallend gefärbten Kruſten der Unterlage feſt andrücken. Sie ſind die erſten Pioniere der Vegetation, indem ſie auf das feſteſte Geſtein zerſetzend einzuwirken vermögen, viel ſchneller als die Atmo— ſphärilien; vom Vorkommen von Humus unabhängig, können ſie erſt auf den Felſen anderen Gewächſen die Stätte bereiten und allmählich eine Vegetation höherer Pflanzen ermöglichen. Auch durch ihre völlige Unempfindlichkeit gegen Austrocknen ſind ſie an ihren Standort auf nacktem Fels angepaßt. Bei ihrem engen Zuſammenhang mit der Unterlage ſind ſie meiſt an beſtimmte Felsarten gebunden. Die verbreitetſte Flechte des Urgeſteins, in vielen Gebirgen heimiſch, iſt Rhyzocarpon geographicum, die gelb gefärbt, von ſchwarzen Linien gefeldert iſt und ſchwarze Apothezienfrüchte hervorbringt. ö Wenn man nun von Felsflora der Alpen redet, ſo iſt nicht zu vergeſſen, daß die Standorte der einzelnen Arten hier in ihren Bedingungen außerordentlich verſchieden ſein können, auch abgeſehen von der chemiſchen Natur des Geſteinsbodens. Beſtimmte Arten halten ſich nur im Schatten größerer Felſen, öfters an Stellen, die dauernd von Waſſer berieſelt bleiben, in Schluchten und großen Spalten. Andere bevorzugen die offenen beſonnten Grate und Felsplatten und leben hier auf der nur wenig zer— ſetzten Oberfläche oder ſind in kleine Spalten uud Riſſe eingeklemmt, deren Humus⸗ Felsflora. 221 ausfüllung von ihren Wurzeln durchdrungen wird. Auch den letzteren fehlt es nicht an Feuchtigkeit, da ſelbſt kleine Spalten als Waſſerreſervoire dienen. Jedenfalls kommen phanerogame Felspflanzen überhaupt erſt vor, wenn ſich auf dem Fels oder in Spalten Detritus angeſammelt hat, der humusreich iſt und von Würmern gelockert wird. Mit langer und ſtarker Hauptwurzel dringen in die Spalten des Geſteins die Arten ein, die dann auf der Oberfläche ein dichtes, halbkugeliges Polſter ausbilden, das an ſeiner Oberfläche aus Tauſenden von Roſetten kleiner lederiger und behaarter Blätter zuſammengeſetzt iſt, während ſich im Inneren des Polſters Humuserde bildet. Ein Typus dieſer Wuchsform iſt die zierlich weißblühende Moosprimel, Androsace helvetica, die auf Kalkgeſtein durch die Alpen verbreitet iſt. Sie wächſt an ſchneefreien Felsgraten, die vom Wind gepeitſcht werden; hier bietet ihr der dichte Polſterwuchs den Schutz gegen Austrocknung, da die ſchützende Schneedecke fehlt. Im Sommer iſt ſie befähigt, mit der langen Wurzel aus der Spalte Waſſer aufzuſaugen, um den Tranſpirationsverluſt zu decken. Zugleich ſchützt der Polſterwuchs die Pflanze gegen die Schädigung durch Eis— kriſtalle, die der winterliche Wind gegen ſie ſchleudert; einen gleichen Schutz bietet, wie wir früher ſahen, der Polſterwuchs den Wüſtenpflanzen gegen den Sandſturm. In ver— ſchiedenen Familien kehrt der Polſterwuchs in den Alpen wieder, ſo bei der mit unſchein— baren weißlichen Blüten bedeckten Kariophyllazee Cherleria sedoides, die beſonders auf Urgeſtein zu den größten Höhen vordringt. Flach und niedergedrückt iſt das Polſter bei der ſtengelloſen Pechnelke, Silene acaulis, die ſich mit vielen roſenroten Blüt— chen ſchmückt. Einen verwandten Typus der Felſenbewohner haben wir in den Ro— ſettenpflanzen, der naturgemäß mit dem vorigen durch Übergänge verbunden iſt; wenn nämlich zahlreichere Seitenroſetten an kurzen Stielen gebildet werden, ſo kann ſich der Wuchs dem polſterförmigen annähern. Zu ihren ſchönſten Vertretern gehören in den Alpen die Primeln. So, beſonders auf Kalk, die gelbe Alpenaurikel, Primula auricula, die mit derbem Rhizom in die Felsſpalten dringt, und mit ihren dicklichen Blättern das Waſſer feſthält; andere Felſenarten ſind rotblühend, wie die granit— bewohnende Primula villosa. Eine der weitverbreitetſten Felſenpflanzen, beſonders auf Kalk, iſt die gelbblühende Draba aizoides mit kleinen dichten Roſetten von ge- wimperten Blättern; ſie dringt in große Höhen der Alpen empor, iſt aber andererſeits noch in deren Vorgebirgen zu finden. Dann die ſchönen Steinbrecharten, die Saxi— fragen, ein beſonderer Schmuck des Hochgebirges; bei manchen Arten, wie der zier— lichen Saxifraga androsacea, häufen ſich kleine Roſetten dicht gedrängt zu polſter— ähnlichen Raſen; lockerer ſtehen ſie bei der hochwüchſigen S. cotyledon, die große Roſetten von fleiſchigen, mit Kalkinkruſtationen zierlich weiß geränderten Blättern am Felsboden ausbreitet. Von der verwandten, ebenfalls fleiſchige Roſetten bildenden kalkliebenden 8. aizoon berichtet Ottli, daß fie nur in Moosraſen auf den Felſen keimt; ſie dringt nicht mit langen Wurzeln in die Felsſpalten ein, ſondern wurzelt nur im Moos und auf den Felſen, ſo daß ſie leicht mit dem Moosraſen vom Waſſer abgeſpült werden kann. Sie vermeidet daher Stellen, an denen die Gefahr des Vieh— trittes und der Verſchwemmung vorliegt. Durch ihre dickfleiſchigen, waſſerſpeichernden Blätter ſind die Kraſſulazeen oder Fettpflänzen der Alpen, beſonders die Hauswurzarten gegen Verdunſtung geſchützt. Die Blätter ſind in dichte Roſetten geſtellt, aus denen ſich die Blütenſtände erheben; 222 Flora der Hochgebirge. nach dem Verblühen ſterben die Roſetten ab, doch iſt durch kurze Ausläufertriebe, die an ihren Enden neue Roſetten bilden, für reichliche Vermehrung geſorgt. Der be— kannteſte Vertreter iſt der Spinnenhauswurz, Sempervivum arachnoideum, der weit durch die Alpen verbreitet iſt; die dichtgedrängten Roſetten ſind mit einem ſpinnenwebartig ausgebreiteten Überzug langer Haare bekleidet; die ſtrahligen, hell— roten Blüten heben ſich an kräftigen Schäften aus den Polſtern. Der ſtarre Felſen zerfällt zu Schutt. Durch chemiſche und phyſikaliſche Urſachen wird das Geſtein geſprengt, von ſteilem Gehänge ſtürzen die Trümmer herab und Abb. 47. Abb. 48. Gletſcherglöckchen (Campanula cenisia). Alpen mohn (Papaver alpinum). (Nach einer Zeichnung von R. Oeffinger.) (Nach einer Zeichnung von R. Oeffinger.) ſammeln ſich in Geröllhalden, wo ſie, nur locker aufgehäuft, leicht wieder in Bewegung geraten können. Aber auch unbeweglicher aufgeſammelte Trümmermaſſen geneigter Flächen können durch die Gewalt von Waſſer und Eis, durch Lawinen und Wildbäche wieder ins Rollen gebracht werden. Von der Vegetation ſolcher Halden der Geröll— flur ſcheidet der Pflanzengeograph dann die eigentliche Schuttflur bei ruhendem Schutt auf ebener Fläche oder mit ſchwacher Neigung, die natürlich den Pflanzen inſofern weſentlich andere Bedingungen bietet, als der Boden ſich nicht verändert. Beiden ge— meinſam iſt der verminderte Konkurrenzkampf bei ſehr offener Bewachſung und die Humusarmut des Standorts. Schröter beſonders, dann z. B. E. Heß haben die Geröllflora. 223 Lebensweiſe der Geröllpflanzen und ihre verſchiedenartige Anpaſſung an den Stand— ort ſtudiert. Betrachten wir kurz einige dieſer Typen in ihrem ſchwierigen Kampf ums Daſein. Auf dem Geröll aller Geſteinarten heimiſch iſt in den Alpen das Lein— kraut, Linaria alpina, ein „Schuttüberkriecher“. „Mit ſchlaffen, loſe beblätterten und ſtreckungsfähigen oberirdiſchen Trieben, die von einem Punkte ausgehen, liegen die Pflanzen . . . auf dem Schutt oder arbeiten ſich durch ihn hindurch“ (Schröter). — „Die biegſamen Stengel, im Grobſchutt ſich durchdrängend, auf dem Feinſchutt der Erde aufliegend, wenden ſich am Ende graziös nach oben und tragen dort eine Traube der blauen Blüten, die im eleganten Schwung des Honigſporns und im blendenden Farbenkontraſt des orangegelben Saftmals ihresgleichen ſucht.“ Mit dem Geröll der Flüſſe wird die Art aus ihrer alpinen Heimat bis in die Ebene hinabgeführt. Dieſem Typus verwandt iſt der der Schuttwanderer, die „mit verlängerten horizontalen wurzeln— den Kriechtrieben den Schutt durchſpinnen“, wie das zierliche Gras des Kalkgerölles Tri- setum distichophyl- lum, das weitverzweigt meterlang die dünnen Ausläufer durch die Lücken der Brocken hindurchſchickt und am Lichte die beblätterten und blühenden Triebe bildet. So wird es der FM n a Pflanze leicht, bei Be⸗ RER deckung mit Geröll ſich zu Felsvegetation am Gornergrat bei Zermatt, bei 3000 m, mit Ranunculus glacialis und Androsace glacialis. (Aufnahme von E. Pritzel.) behaupten und empor⸗ zuarbeiten. Auch dikotyle Blütenpflanzen wachſen ähnlich durchs Gerölle, wie einige Glockenblumen der Alpen, z. B. Campanula cenisia. Auf andere Weiſe als die Schuttwanderer ſuchen die Schuttdecker „des ver— räteriſchen loſen Bodens Herr zu werden: ſie breiten eine niedere Raſendecke aus ſchlaffen wurzelnden Zweigen an ſeiner Oberfläche aus und bilden ſo kleine feſtere Inſelchen.“ Ein Typus dieſer Gruppe iſt Saxifraga oppositifolia nebſt ver- wandten Formen. Die Art, durch die dicht mit kleinen Blättern bedeckten Aſtchen und rote Blüten ausgezeichnet, iſt an mannigfachen Standorten in den Alpen zu Hauſe und zeigt demgemäß verſchiedene Wuchsformen. An Felſen kann ſie dichte kugelige Polſter bilden, die durch eine lange Pfahlwurzel befeſtigt ſind, auf Geröll geht ſie zur Bildung eines lockeren Polſters über, deſſen geſtreckte Zweige über den Schutt kriechen. Endlich die „Schuttſtauer“: „Sie pflanzen ſich mit feſten Horſten in den Schutt oder auf den Schutt und ſtauen ihn, wo er beweglich iſt. Auch ſie können ihre vergrabenen 224 Flora der Hochgebirge. Triebe ſtrecken, aber ſie laſſen feinen Schutt dazwischen durch, ſondern halten ihn auf.“ Zu ihnen gehört eine der ſchönſten Schmuckformen des Gerölles, der Alpenmohn, Papaver alpinum, eine kalkliebende Art, die in verſchieden blühenden Varietäten auftritt, von reinem Weiß oder von zitronengelber oder orangeroter Farbe. Die aus— dauernde Wurzel bildet kurze Grundachſen, denen die fiederſpaltigen Blätter roſetten— artig angenähert ſind; aus ihrer Mitte erhebt ſich dann der nackte, bis fußhohe, von der großen Einzelblüte abgeſchloſſene Schaft. Die Blattbüſchel aller Veräſtelungen drängen ſich horſtartig zuſammen. Ferner zeigen ähnliche Wuchsform Steinbrech— oder Androsace-Arten. Einfacher organiliert ist der hoch— alpine, ſchöne, weißblühende Gletſcherhahnenfuß, Ra nun— culus glacialis, der feuchteren, ſpät vom Schnee ent— blößten Felsſchutt der höchſten Granitalpen bewohnt. Der kurze zwiebelartige Wurzelſtock treibt aus dem Schutte hervor fingerlange geteilte Grundblätter und ein- bis mehr- blütige Stengel. Wie in den Alpen ſelbſt, ſo ſind auch in den höheren deutſchen Mittelgebirgen Hochgebirgsformationen entwickelt, baumloſe Matten und Weiden und Geröllfluren, und manche uns bekannte alpine Pflanze begegnet uns hier wieder. Freilich iſt es nur ein ſchwacher Abglanz jener Herrlichkeit, die dort das Auge entzückt. So wächſt auf dem Baſalt der Schneegruben im Rieſengebirge Saxifraga muscoides, und auf den Höhen finden wir die zartroten Blütenſterne der ganz dem Boden angedrückten Primula minima, die in den Alpen weit verbreitet iſt; andrerſeits weiſen manche Gewächſe des ſchleſiſchen Gebirges auf nordiſchen Urſprung, 9 0 wie die Steinbrechart Saxifraga nivalis in der Schnee— gwergauritel (Primula grube, die den Alpen fehlt. Eine ziemlich reiche Auswahl ee 9 rn m von Gebirgspflanzen beherbergen die höheren ſüddeutſchen Gebirge, wie Schwäbiſche Alb, Schwarzwald und Vogeſen. Bei den letzteren, die im Hohneck die Höhe von 1361 m erreichen, ſind ausgedehnte baum— freie Kuppen vorhanden; es mag auffallen, daß die Baumgrenze hier im Verhältnis zu den Alpen ſo tief liegt (ungefähr bei 1200 m) und daß die Kuppen nicht völlig von Wald umkleidet ſind. Zum Teil ſind die Eingriffe der Menſchen ſicher dafür maßgebend geweſen, doch gab es auch vor der Kultur baumfreie Spitzen, an denen Gebirgspflanzen angeſiedelt waren; die außerordentlich heftig wehenden Winde ſetzten hier dem Baumwuchs ein Ziel. Nunmehr breiten ſich ausgedehnte Hochweiden von 1000 m an aus, auf denen die Borſt— grasmatte mit der uns ſchon bekannten Nardus strieta und Zwergſtrauchheide (Cal- luna, Vaccinium) vorherrſcht. Wegen der flachen Wölbung der Höhenrücken iſt der Abzug des Waſſers erſchwert, und häufig find bei Aufſtauung der Feuchtigkeit die Be- dingungen für die Bildung von Torfmooren gegeben. An der Oſtſeite ſtürzen die Hänge viel ſteiler ab als an der flachgeſenkten Weſtſeite, und dieſe Felspartien bilden den Standort mancher Hochgebirgspflanze. Auffallend ſind die Beziehungen der Flora der Vogeſen zu der der zentralfranzöſiſchen Gebirge und der Pyrenäen; ſie find durch die Apennin, afrikaniſche Hochgebirge. 225 Pflanzenwanderungen während und nach der Eiszeit zu erklären, die uns noch ſpäter— hin in einem beſonderen Kapitel beſchäftigen ſollen. Dieſe Wanderungen ſind auch maßgebend für die teilweiſe engen Beziehungen der Floren der europäiſchen und aſiati— ſchen Gebirge untereinander, von den Pyrenäen an über die Alpen und Karpathen zum Balkan und Kaukaſus und bis zum Himalaja und den Gebirgen des zentralen Aſiens. Einige Arten haben die weiteſte Verbreitung, viele Gattungen finden ſich in allen Gebirgsſyſtemen wieder, wo ſie überall ihre beſonderen Arten ausgebildet haben, wie Primula, Gentiana, Saxifraga. Auf die Höhe der Waldgrenze im Himalaja iſt ſchon früher hingewieſen worden, Paxus baccata, Pinus- und Abies-Arten bilden die Wälder der oberen Regionen. In der alpinen und hochalpinen Region ge— hören die Arten großenteils zu Gattungen, die auch in den Alpen und Pyrenäen alpine Arten gebildet haben; einige ſind dabei von einem in Europa unbekannten Reichtum an Arten, wie z. B. beſonders Pedicularis. Andrerſeits ſind am Himalaja aus mehr öſtlichen Gattungen, die den Hochalpen fehlen, alpine Arten entwickelt; ſolche ſind Corydalis, Oxytropis, Astragalus. Enge Beziehungen reichen auch von den Alpen nach Italien hinunter, zum Apennin; Arabis alpina, Silene acaulis, Alchemilla alpina ſind einige Bei⸗ ſpiele aus ſeiner Gebirgsflora. Auf dem Atna dagegen fehlen rein alpine Pflanzen, deren Entwicklung und Ausbreitung der Lavaboden nicht begünſtigt. Nur einige Hoch— gebirgsformen haben ſich aus den Arten unterer Regionen herausgebildet. Blicken wir hinüber ins tropiſche Afrika, ſo ſehen wir eine alpine Flora beſon— ders in den Gebirgen des Oſtens entwickelt, wo Berge von gewaltiger Höhe, wie der Ruwenzori oder ſein berühmterer Genoſſe, der Kilimandſcharo, ihr von Schnee und Eis bedecktes Haupt aus der Pracht des tropiſchen Urwaldes empor zum Himmel recken. Am Kilimandſcharo beginnt der tropiſche Regenwald, der ſogenannte Gürtel— wald, über der Kulturregion in einer Höhe von 1700—1800 m mit tropiſcher Üppig- keit bis etwa 2200 m; dann geht er in den Höhen- oder Nebelwald über. Zweifellos reichte er früher Kefer hinab und wurde allmählich durch die Kultur zurückgedrängt, wie einzelne Reſte in unteren Regionen zeigen. Im Höhenwalde ſinkt des Nachts die Temperatur bedeutend und Fröfte find in der kühlen Jahreszeit nicht ſelten. Daher ſind die ihn bildenden Gewächſe weſentlich andere als im Regenwald; der baumför— mige Wacholder Juniperus procera tritt hier auf neben Podocarpus milan- jianus, einer Konifere mit ſäbelförmigen Blättern und großen Einzelſamen auf fleiſchigem Stiel, neben Hagenia abyssinica, einem anſehnlichen Roſazeenbaum, der unter dem Namen Koſo in Abbyſſinien bekannt iſt, und anderen; reiches Unter— holz iſt vorhanden und viele Stauden ſchmücken den Waldboden, wie Impatiens- Arten, Akanthazeen und beſonders Labiaten. Allmählich wird der Höhenwald lichter und eigentümliche Gewächſe treten auf, die dann auch auf das freie Grasland über— gehen, ſtammbildende Lobelien mit großem Blattſchopf und langen Blütenſtänden und der berühmte Sene cio Johnstoni, der baumförmig bis 4 m hoch wird und am Ende der Aſte einen Schopf von halbmeterlangen graufilzigen Blättern trägt. Einzeln oder in kleinen Trupps geht er in Schluchten bis 4000 m Höhe. Die letzten kleinen E Waldflecken ſchiebt die knorrige baumförmige Heide, Erica arborea, bis 3000 m = am Gebirge vor. Das Leben der Pflanze. VI. 15 £l6l - Br 226 Flora der Hochgebirge. — Im allgemeinen beginnt bei 2500 m die Grasflur, eine ausgeſprochene trockne Formation. Das Klima unterſcheidet ſich am Kilimandſcharo oder Ruwenzori weſent— lich von dem der mitteleuropäiſchen Gebirge; in der Schneeregion iſt der Boden be— deutend länger ſchneefrei, und die lebhafte Beſonnung bewirkt eine ſtarke Austrock— nung des Bodens, wo nicht gerade Gletſcherbäche Feuchtigkeit ſpenden. In der Nacht herrſcht ſtarke Abkühlung, ſo daß oft der Boden am Morgen bereift iſt; das bewirkt ein Fehlen wärmeliebender Arten unterer Regionen. Die Gräſer wachſen zerſtreut in dicht geſchloſſener Büſchelform mit ſchmalen und ſtarren Blättern; neben der charakteriſtiſchen Eragrostis olivacea find es Arten von Andropogon, Agrostis, Festuca. Nicht unter 3000 m hinab geht die dichte Horſte bildende Danthonia borussica und erreicht im Felsgeröll am Kibo bei 4800 m und am Merugipfel bei 4700 m die Höhengrenze der Phanerogamen. Häufig noch geſellig treten daneben auf niedrige kleinblättrige Heidekräuter der Erikazeen-Gattungen Blaeria und Erici- nella und zerſtreut wachſen Arten verſchiedener Gattungen, die zum Teil auf einen nördlichen Urſprung weiſen, Carex, Luzula, Alchemilla, Trifolium und filzige Helichryſen. Nur wenige Arten gehen über 4000 m hinaus, wie die eben erwähnten Gramineen; über 4500 m herrſchen die Flechten, die, in verſchiedenen Farbentönen ſpielend, die freiſtehenden Felsblöcke bekleiden. In Amerika bietet die Andenkette, die längs der Weſtküſte verläuft und unter deren gewaltigen Spitzen ſich der höchſte Berg Amerikas, der Aconcagua (7039 m) be— findet, den Raum für eine reiche Entwicklung hochalpiner Flora mit typiſchen Zügen. Noch wenig ſind wir in bezug auf die Anden im Tropengebiet von Ekuador bis nach Venezuela über die Abgrenzung der Vegetationsregionen und die Bedingungen der Formationsbildung unterrichtet, deſto beſſer aber für die ſüdlichen tropiſchen Anden von Peru bis Nordargentinien und über die extratropiſchen von Chile. Nach älteren Forſchern wie Pöppig, Meyen, Weddell ſind hier neuerdings eine Anzahl von Botanikern tätig geweſen, auf deren Berichte wir uns ſtützen können; ich erwähne nur A. Weberbauer (Peru), K. Fiebrig (Bolivien), G. Hieronymus, R. E. Fries (Argentinien), Reiche (Chile). In Peru laſſen ſich zwei Hauptketten der Kordilleren, eine öſtliche und eine weſtliche, unterſcheiden, die aber reich verzweigt und von langen Flußtälern gefurcht und durchbrochen ſind; ſie geben keinen Raum für Hochebenen von weiter Aus— dehnung. Nur im Süden öffnet ſich das gewaltige Plateau des Titicaca-Hoch— landes; von hier aus erſtrecken ſich nach Bolivien und Nordargentinien die un— geheuren Flächen der Hochebenen, die von den Bergzügen der Ränder eingefaßt werden. Im Norden Perus, in der Weſtkordillere, liegen die höchſten, 6000 m über— ſteigenden Erhebungen, die mit Schnee und Gletſchern bedeckten Gipfeln der Cordil- lera blanca. Dieſe Gletſcher ſind nur noch unbedeutende Reſte einer früheren, tiefer reichenden Vergletſcherung der Hochanden, von der ſich noch überall Spuren in den Moränen der heute ſchneefreien Region erkennen laſſen. Der Weſtabfall der Gebirge nach dem pazifiſchen Ozean zu hat ein ausgeprägt trockenes Klima, nach den Anden hinauf nimmt die Feuchtigkeit von der Küſte aus zu. Erſt von 2000 m an im Süden Perus oder von 1000 m an im Norden, dazwischen in mittleren Lagen, beginnt eine Region, die eine Periode regelmäßiger Regenfälle genießt, an der Küſte bringen die Nebel r i e g ; 5 1 Puna-Region. 227 Feuchtigkeit, darüber liegt eine fait regenloſe Binnenlandzone. Bei 3600 —3700 m liegt für Mittelperu die untere Grenze der Schneefälle, erſt über 4000 m werden dieſe aber wirklich häufig. Reifbildung dagegen kann noch tiefer hinab beobachtet werden, im nördlichen Peru bis etwa 3000 m, im ſüdlichen bis 2500 m. Dadurch iſt für an— ſpruchsvollere Pflanzen eine obere Grenze ihres Vorkommens gegeben. Weſentlich anders als auf der pazifischen Seite ſind die Niederſchlagsverhältniſſe am Oſtabfall des Gebirges gegen Braſilien hin, der vom Paſſatwind erreicht wird. Niedrige Gebirgs— züge ſind hier den Hochanden vorgelagert, die ſich zum Amazonas-Tiefland herabſenken und an ihrer Oſtſeite gewaltige Regenmengen erhalten; in verſchwenderiſcher Fülle geſtaltet hier in der Montana-Region die Tropennatur das Vegetationsbild. Die vor— gelagerten Gebirge entziehen den weſtlicheren Bergzügen den Regen, ſo daß bis gegen 2000 m ungefähr eine trockene Region herrſcht. Darüber aber ſammeln ſich am Oſt— abfall der Anden reichliche Nebel, die ſtellenweiſe faſt das ganze Jahr andauern. Hier wird die Vegetation von immergrünem Gehölz und Buſchwald gebildet; man heißt dieſe Region, die bis 3500 m etwa reichen kann, in Peru die „Ceja de la Montana“, die Augenbraue der Montana. Hier find beſonders im unteren Teile die Cinchonen zu Hauſe, die die Chinarinde liefern; die Gattung reicht nördlich bis nach Venezuela. Die hochandine oder Punaregion (nach Weberbauer) beginnt in Peru in einer Höhe von 3800 — 4000 m; es treten dann erſt eine Reihe von Gattungen von ausge— prägt alpinem Charakter auf. Und zwar ſind es zum Teil Gattungen, die auch in den Hochgebirgen der Alten Welt einen Hauptteil der Flora bilden, wie die Gramineen Agrostis, Poa, Festuca, dann Alchemilla, Viola, Gentiana mit zahlreichen Arten. Freilich ſind die Arten alle von denen der alten Welt verſchieden, und eine große Zahl eigener Gattungen zum Teil ſehr deutlich hervorgehobenen Charakters kommen daneben vor, von denen nachher noch einige erwähnt werden ſollen. Von 4500 m ab verarmt die Flora allmählich an Arten- und Individuenzahl, doch ſteigen einzelne Arten noch weit im Gebirge empor. Einige Höhengrenzen für Phanerogamen in den Anden überhaupt ſeien hierbei erwähnt; ſo wurden beobachtet am Chimborazo (2 ſ. Breite) bei 5200 m Senecio Hallii, am Sorota (16“ ſ. Breite) bei 5 700 m Malvastrum flabellatum und Calamagrostis glacialis, am Nevado de Chani 24° f. Breite) bei 5700 m Malvastrum obeuneatum, am Nevado de Cachi (25 f. Breite) bei 5800 m Draba Mandoniana. Das iſt der höchſtgelegene Fundort für Blütenpflanzen in der neuen Welt; in der alten Welt kommt in Weſttibet die wollige Kompoſite Saussureatridactyla bis 5800 m vor, und die Gebrüder Schlagintweit berichten, daß ſie noch in der Höhe von 6038 m Phanerogamen am Karakorum im Himalaja angetroffen haben. „Die Phyſiognomie der hochandinen Pflanzen wird beherrſcht von dem Prinzip einer möglichſt geringen Erhebung über die Bodenoberfläche.“ Die oberirdiſchen Or— gane werden geſtaucht und verkürzt, öfters ganz unterdrückt, während die unterirdiſchen Teile, beſonders die Wurzeln, zu beträchtlicher Länge heranwachſen, die in eigentüm— lichem Gegenſatz zum winzigen Ausmaß der Laubſproſſe ſteht. Ausnahmen bilden einige Sträucher mit niederliegenden, gewundenen Stämmen und Zweigen, wie Po— lylepis aus der Roſazeenfamilie, dann die merkwürdige gigantiſche Bromeliazee Pourretia, die baumartig bis 10 m hoch wird. Flora der Hochgebirge. 1 1 2 Die verbreitetſte und artenreichſte Formation der peruaniſchen Hochanden iſt die Punamatte, die Matte der Polſter- und Roſettenpflanzen auf mehr ebenem Gelände mit reichlich Erde zwiſchen dem Geſtein. Beſonders in hohen Lagen iſt die Bewachſung nur ſehr licht, große Stellen des Bodens ſind vegetationsfrei, an anderen drängen ſich Polſter- und Roſettenpflanzen dichter zuſammen, und gerade an Polſtern und Raſen ſiedeln ſich neue Elemente an, die hier ein beſſeres Keimbett und Schutz für ihr erſtes Wachstum finden. Den Blütenreichtum europäiſcher Alpenlandſchaft ſucht man vergeblich; kleine unſcheinbare Blüten herrſchen vor, und die größeren lebhafter ge— färbten find zu zerſtreut, um das Geſamtbild zu beeinfluſſen. f Die Roſettenpflanzen bleiben öfters unverzweigt und laſſen nur eine dichte Ro— ſette über die Erde treten, über die ſich die Blüten kaum erheben. Überhaupt herrſchen Einzelblüten (oder Blütenköpfe, wie bei den Kompoſiten) oder armblütige Inflores— zenzen (Blütenſtände) vor. Die Polſterpflanzen entwickeln ſich anfangs ähnlich, dann wird ihre Verzweigung immer reicher, zahlreiche roſettig oder dicht dachziegelig be— blätterte Zweigenden ſchließen endlich zu einer lückenloſen, kompakten Maſſe zuſammen, die ſich halbkugelig oder kegelförmig über den Erdboden wölbt. Verlängern ſich die Zweigenden etwas mehr, ſo entſtehen dicht raſenförmige Gebilde, die ſich über der Erde ausbreiten. Die Polſterbildner gehören verſchiedenen Familien an, beſonders bezeichnend für die Anden find die Arten der Umbelliferengattung Azorella. In dieſen ſtarren, zwiſchen dem Geſtein hervortretenden Polſterhügeln würde man nicht einen Vertreter der Doldenblütler vermuten, wenn nicht die Blüten die Merkmale der Familie feſthielten; die kleinen Blüten ſtehen in kurzen, im Polſter verſteckten Dolden, deren Blütenzahl beſchränkt iſt; der unterſtändige Fruchtknoten entwickelt die beiden typiſchen Teilfrüchte der Umbelliferen. Die kleinen Blätter ſind lederig, derb, einfach oder geteilt. Ganz anders iſt die Beblätterung bei den Arten der Karyophyllazeen— gattung Pyenophyllum; es find dies dicht raſig wachſende Kräuter mit kriechenden Stengeln, deren Zweige außerordentlich dicht von ſchuppenförmigen Blättern beſetzt ſind. Dieſe find trockenhäutig und weißlich, das grüne Aſſimilationsgewebe iſt auf eine kleine zentrale Partie beſchränkt. In der Tracht der Zweiglein und Blätter gleichen dieſe Pflanzen den Mooſen und ſind auch mit ihnen biologiſch zu vergleichen, indem ſie leicht eintrocknen, aber auch leicht Waſſer aufnehmen. Weberbauer wies für eine ganze Anzahl hochandiner Pflanzen nach, daß fie befähigt ſind, mit den Blättern die Tätigkeit der Wurzeln teilweis zu erſetzen, d. h. Waſſer aufzunehmen. Das hat für die Pflanze den Vorteil, daß die ungenügende Waſſerzufuhr aus dem Boden ergänzt werden kann, wenn die Fähigkeit der Wurzeln infolge zu großer Kälte im Boden erlahmt. Der Boden iſt dann trotz der Feuchtigkeit, die er enthält, „phyſio— logiſch trocken“, d. h. für die Pflanze jo gut wie trocken, da fie eben das Waſſer nicht ausnützen kann. Unter den dicht polſterförmig wachſenden Gräſern der Hochanden find eigen— tümliche Gattungen vertreten, wie Aciachne mit der einzigen Art A. pulvinata, deren kurz und ſtarr beblätterte Zweiglein außerordentlich dicht zuſammenſchließen; aus dem Raſen erheben ſich kaum die kleinen Früchtchen, deren Spelze in einen kurzen Dorn verlängert iſt. Es iſt eine läſtige Pflanze, deren Dornſpelze ſich in den Fuß der Laſttiere einbohrt, die jo die Frucht verbreiten. Dann Anthochloa lepidula, das | 5 f > 5 ochgebirge von Peru. 9 (ae unless uoa dunuppg (uud) Byeurapud ouydeıay g Inv a aun aryalaayyvuı ara uafıl Parlyatangg uapıq meg !(ewyısodwog) euasrqnu BlıeuleNm r (OBOUTWBIH) BInPIdeT woryvoyyuy g IIe zv uoa genljoch uc 's or 9 pnas q ufeipnpass gaßruaoq ‘Saßraıod| ue ‘(eweo8soy) wnyora4s uus ois 44e I "19 "AgIR 28 e REINE IN (UX 9019 a9q uonvpBaR ei]! iter "usau) d uaplıuonaad gag amustundsk eic :aanvgaagank PX) bqjemmun wapldoyjstug, Sog :@vaayııTegwn) vpryryruur :uaquoppog ad Uatunydasyvangg — N N ee 230 Flora der Hochgebirge. niedrige „Blütengras“, deſſen breite Deckſpelzen ſilberweiß ſind, jo daß die kurze Riſpe ein blütenähnliches Anſehen gewinnt. Auch die Kakteen, die uns ſonſt als Säulen- oder Kugelformen oder als blatt— artig verbreiterte Stämme entgegentreten, gehen in den Hochanden zur Polſterform über, beſonders Arten der Gattung Opuntia. So wächſt auf den hohen Randplateaus des Titicacahochlandes Opuntia lagopus in Form von hochgewölbten, dicht fil— zigen Polſtern. Neben der Formation der Polſter- und Roſettenpflanzen nimmt in der Puna— Region die „Büſchelgrasformation“ weite Flächen ein, beſonders an Abhängen von erdiger bis erdig-ſteiniger Beſchaffenheit. Sie wird durch die halbmeterhohen Gräſer charakteriſiert, die in einzelnen dichten Büſcheln oder Horſten getrennt von einander wachſen. Die Arten, von den Peruanern allgemein „ichu“ genannt, gehören beſonders zu den auch altweltlichen Gattungen Festuca und Calamagrostis. Beſonders die letztere hat hier in der Sektion Deyeuxia eine überaus reiche Entwicklung gefunden. Spärlicher iſt die Vegetation auf Steinfeldern und an Felſen mit mangelnder Erdbildung. Flechten find hier nicht ſelten, jo wieder das uns ſchon bekannte Rhizo- carpon geographicum; dann kommen auch einige ſtammbildende Holzpflanzen vor, wie Kompoſiten aus der Gattung Senecio oder Chuquiragua, letztere mit dornförmigen Blättern bewehrt. An nacktem Geſtein geht die Vegetation im allge— meinen höher hinauf als auf erdiger Unterlage, da hier der Boden dauernd zu kalt bleibt, während ſich Felſen leichter erwärmen. Die Gegenſätze der Jahreszeiten ſind im Süden Perus ſtärker ausgeprägt als im Norden; vom Dezember bis März iſt im allgemeinen die feuchtere Periode, und in dieſe Monate fällt auch die hauptſächliche Blütezeit. Doch iſt in der übrigen Zeit keine völlige Vegetationsruhe; die Polſter halten die wenige Feuchtigkeit, die ihnen zukommt, feſt und nutzen ſie vollkommen aus. Die Form der Niederſchläge iſt vornehmlich Graupel und Schnee oder mit Schnee vermiſchter Regen; über 4400 m kommen reine Regen nur noch ſelten vor. Die Flora der hochandinen Puna in Peru geht nach unten zu allmählich in die der zentralperuaniſchen Sierraregion über; der floriſtiſche Zuſammenhang bleibt deutlich in einer Reihe von Typen erkennbar, während andrerſeits jede Region auch vieles beſitzt, was ihr eigentümlich iſt. Völlig verſchieden dagegen zeigt ſich die Vegetation der Oſtſeite in der Cejaregion, die ſchon früher kurz erwähnt wurde. In ihrem unteren Teil iſt die Sierraregion, die den größten Teil der weſtlichen Andenhänge und des interandinen, d. h. zwiſchen dem öſtlichen und weſtlichen Gebirgsrand gelegenen Ab— ſchnittes der Anden umfaßt, ſehr trocken und nähert ſich teilweiſe wüſtenähnlichem Charakter, in den oberen Lagen aber, beſonders 3000 m bis zur Puna-Region, mehren ſich die Niederſchläge, und es herrſcht Grasſteppe mit eingeſtreuten Sträuchern. Die Periodizität iſt ziemlich ausgeprägt, in der Trockenzeit wird das Laub der Sträucher dürr und die Grasbüſchel vertrocknen, aber extrem xerophil iſt die Formation nicht. Berberitzen und Roſazeen, Kolletien aus der Rhamnazeenfamilie, Verbenazeen, Labiaten und Kompoſiten ſtellen die Sträucher und Halbſträucher. Wo Waſſerläufe im inter- andinen Gebiet in Schluchten herabeilen, ſammelt ſich die Vegetation häufig in Ge— büſchen, denen einige knorrige Bäume, wie Buddleia incana, eine Loganiazee, und gel Per“ Puna in Bolivia und Argentinien. 231 Alnus jorullensis beigemiſcht find; Polylepis-Arten aus der Roſazeenfamilie, Ribes und Berberitzen ſind hier häufig. In dichten Mengen bedecken epiphytiſche Tillandſien die Bäume. Zur zentralperuaniſchen Sierraregion gehört ſchließlich noch der nördliche Teil des Titicacabeckens, d. h. der Boden dieſes Beckens und die untere Region der es um— rahmenden Berge. Die Grasſteppe in dichterer oder mehr lockerer Bewachſung über— zieht das Gelände, kleine Sträucher ſind nur ſpärlich vertreten; eine ausgeprägte Trockenzeit ändert jeweilig das Bild der Landſchaft. Nur wenige Kulturgewächſe von kurzlebiger Vegetationsdauer können noch geerntet werden. Vom Titicacabecken im Norden ausgehend erſtreckt ſich nun durch Bolivien nach Argentinien und Nordchile jene gewaltige Hochebene, die von Gebirgszügen umrahmt und durchbrochen wird, ſo daß mehrere abgeſchloſſene abflußloſe Becken entſtehen. Im ſüdlichen Bolivien um— faßt das Bergland mit einer Anzahl von Gebirgszügen, die etwa von Norden nach Süden ſtreichen, eine Breite von 900 km; die Hochebenen zwiſchen den Gebirgen liegen in einer Höhe von 3500— 3700 m; über ſie erheben ſich die Gebirge um 1000— 1500 m. In Argentinien ſteigen Berge wie der Nevado de Chai über 6000 m anz in ihren höchſten Erhebungen nur tragen ſie ewigen Schnee, da die Schneegrenze wegen der Trockenheit der Luft ſehr hoch gerückt iſt. Die Hochebenen führen den Namen „Puna“. Es iſt dies ein einigermaßen zweifelhafter pflanzengeographiſcher Begriff. Wir ſahen oben, in welchem Sinne ihn Weberbauer in Peru verſtand; K. Fiebrig ſagt: „Nach meinen Erfahrungen ſcheint man in Bolivien nicht nur die dort in ca. 3500 — 3800 m Höhe gelegenen Hochebenen als Puna zu bezeichnen, ſondern die Geſamthöhenregion auf und oberhalb der Hochebene“. G. E. Fries gebraucht ähnlich den Ausdruck für eine ausgedehnte alpine und ſterile, von höheren Gebirgsketten begrenzten Hochebene. Immer iſt die Vegetation alpin und charakteriſtiſch iſt das trockene Klima, während für die feuchteren Hochebenen der nördlichen tropiſchen Anden die Bezeichnung „Para— mos“ gilt. Die Regenmenge in der Puna beträgt nur ca. 200 — 300 mm und ſie ver- teilt ſich auf eine feuchtere Zeit von Oktober bis Mai und eine ausgeſprochene Trocken— zeit von Juni bis September, durch die die Vegetation ſtark xerophil geſtaltet wird. Die trockene Periode iſt zugleich die kältere; das ganze Jahr hindurch aber können in der Pungebene Nachtfröſte eintreten, wie überhaupt der Gegenſatz von Tages- und Nachtemperatur erheblich iſt. Von beſonderer Bedeutung für die Vegetation ſind ferner die außerordentlich ſtarken, oft orkanartigen Winde, die den Sandſtaub über die Ebene hintreiben. Die Geſtaltung der Bodenverhältniſſe zeigt überall die Wirkung der Eiszeit. Die ebene Puna iſt oft in gewaltiger Ausdehnung eine eintönig gleichmäßige Sandfläche, über die hohe Windhoſen hineilen. Auch die ſanften Berghänge hinauf ziehen ſich Sandfelder oder große Schutthalden, von größeren und kleineren Steinen oder Kies bedeckt. Schon früher wurde darauf hingewieſen, daß ſalzreiche Gelände vorkommen, öfters von Salz erfüllte Becken, am mächtigſten entwickelt in den Salinas grandes der argentiniſchen Hochebene, die eine mehrere Quadratmeilen ſich erſtreckende, dicke weiße Salzkruſte darſtellen, einem zugefrorenen mit Reif bedeckten See gleichend. Der Charakter ihrer Vegetation wurde bei der Betrachtung der Halophyten geſtreift. Den klimatiſchen Bedingungen und den Bodenverhältniſſen entſprechend ſind die 232 Flora der Hochgebirge. alpinen Züge der Vegetation ſeltſam mit xerophilen Eigentümlichkeiten gemiſcht. Cha— rakteriſtiſch ſind beſonders Zwergſträucher und Polſter- und Roſettenpflanzen. Die Formation der Zwergſträucher, die Strauchſteppe, beherrſcht beſonders die ſandigen Ebenen. Nur locker ſind ſie verſtreut, überall laſſen ſie den Sandboden hervortreten; in der Trockenzeit verlieren viele von ihnen das Laub. Mit ihnen vergeſellſchaftet ſind Büſchelgräſer mit harten, ſchmal zuſammengerollten Blättern und annuelle Pflanzen verſchiedener Familien, die in der feuchten Periode ihren Lebenszyklus vollenden. Knorrige Gewächſe ſind dieſe kleinen Sträu— cher, unregelmäßig dicht verzweigt, mit ſchmalen Blättern, die häufig auch zu Dornen reduziert ſind; „wie werden ſie bei dieſem ewigen Kampf ums Daſein gebückt und ſonderbaren, greiſen— haften Formen begegnet man bei dieſen Puna— zwergſträuchern.“ Tet- raglochin, eine dorni— ge Roſazee, iſt eine der auffallendſten, dann kommen Verbenazeen . vor oder beſonders zahl- Landſchaft in Nord⸗Argentinien bei 0jo de Agua, 3000 m ü. M. mit einer fäulen- reich Kompoſiten, mit förmigen, 5-8 m hohen ereus - Art und einer polſterartig wachſenden Opuntia 055 er 1 (im Vordergrund). (Aufnahme von R. E. Fries.) Blütenköpfchen reich bedeckt, wie Baccharis u. a. Neben Bewehrung mit Dornen oder dichter Haarbekleidung zeigt ſich beſonders häufig die Eigenſchaft, daß Drüſen an den grünen Teilen harzartige Stoffe abſondern, die eine klebrige Schicht bilden. Der dadurch verurſachte aromatische Duft ift äußerſt bezeichnend. Auf ſteinigen Berghängen kommen Kakteen mannigfacher Form hinzu, dieſe für alle trockenen Gegenden Amerikas ſo charakteriſtiſchen Gewächſe. Wir verbinden mit ihrem Vorkommen gewöhnlich die Vorſtellung eines heißen Klimas; hier können ſie ſelbſt ziemlich ſtarken Fröſten ohne Einbuße trotzen und ſcheuen nicht die freien, den Winden beſonders ausgeſetzten Bergrücken. Schon früher wurde auf die mächtige Ent— wicklung der Säulenkakteen (Cereus) hingewieſen; andere Arten (Opuntien) nähern ſich dicht geſellig wachſend dem Polſterwuchs. Polſter- und Roſettenpflanzen gehen an den Berghängen über die Kakteenregion hinaus, wiederum finden wir hier Azorella-Arten, dann Pyenophyllum, ſowie Arten verſchiedener Familien, die Polſterwuchs zeigen oder ſich dieſer Vegetationsform annähern. Die ſtarke Entwicklung unterirdiſcher Organe im Gegenſatz zu den über die Erde tretenden Sproſſen iſt überall bemerkenswert. verrunzelt, was für . ⅛ mr ]?;i7?7—é.J ˙—CÜlk ' * | | Alpen von Neu-Seeland. 233 Über die Grenze der Blütenpflanzen hinaus, deren höchſte Standorte ſchon er— wähnt wurden, finden ſich noch Flechten. Eine Flechtenwüſte nennt Fries den Gipfel des Nevado de Chani, an dem einige Arten auch noch auf Felsblöcken wachſen, die im Gebiete des ewigen Schnees aus dieſem hervorragen; noch oben auf der 6100 m hohen Spitze des Berges iſt Raum für dieſe anſpruchsloſeſten aller Gewächſe. Ausgeprägte Polſterbildung finden wir dann in den Alpen Neuſeelands wieder, „jene bis 1 m getürmten Kompoſitenpolſter, die ſich als ‚Schafpflangen‘ bald einer gewiſſen Berühmtheit erfreuten. Die große rundliche Wollmaſſe dieſer Pflanzen (Raoulia mamillaris, eximia, rubra, bryoides; Haastia 4 Spezies) ver- dankt ihre Tierähnlichkeit denkbar geringſter Oberflächenentfaltung; lückenlos preſſen ſich bei der exktremſten Form (Haastia pulvinaris) die blattumgebenen Zweige an— einander, ſo feſt, daß man den Finger nicht hineinſtecken kann, wie Sinclair, ihr Entdecker, in gerechtem Erſtaunen berichtet“ (Diels). Umgibt hier dichter Haarfilz die Blätter, jo haben die Polſter der Azorella-Form ohne Haarkleid dicke, lederige Blätter zum Schutze gegen Verdunſtung. Der Standort bedingt wieder den Polſter— wuchs: Über die Schutthalden der neuſeeländiſchen Alpen fegen furchtbare Stürme; eine Schneedecke begräbt ſie mindeſtens zwei Monate während des Winters, im Sommer erhitzen ſich die Steine an der Sonne dermaßen, daß man ſie kaum anfaſſen kann; aber ſelbſt dann ſind Nachtfröſte nicht unbekannt. So iſt uns der Polſterwuchs in den Wüſten und den hohen Gebirgen der ganzen Erde begegnet; Angehörige der verſchiedenſten Familien nähern ſich einander habituell in der Ausbildung dieſer extremen Anpaſſungs— form. Hierbei ſeien dann noch die Rieſenpolſter erwähnt, die Azorella selago auf den ſturmumwehten antarktiſchen Inſeln (Kerguelen) ausbildet, Polſter, deren Alter auf viele Jahrzehnte zu ſchätzen iſt. Starke Winde beſonders, neben anderen aus— trocknenden Faktoren, ſchaffen überall den Typus der Polſtergewächſe. Die Betrachtung der Hochgebirgsfloren aus verſchiedenen Teilen der Erde ließ uns die mannigfachſten Übereinſtimmungen in der Ausbildung ihrer Kinder erkennen. Das iſt uns ein Zeichen dafür, daß in der Pflanze ſelbſt die Kräfte ſich regen, die ſie befähigen, unter Benutzung aller gegebenen Vorteile und im Kampf mit aller Ungunſt von Klima und Boden auf das vollkommenſte ſich dem gegebenen Standort anzupaſſen. G. Die Flora der Arktis. She vorher wurde von uns erwähnt, daß mancherlei Übereinſtimmung zwiſchen der Flora der Hochgebirge und der Arktis herrſcht. In überraſchend ähnlicher Weiſe ſtuft ſich das Pflanzenleben ab beim Auffteigen ins Gebirge bis zu den letzten Lebensmöglichkeiten noch über der Grenze des ewigen Schnees und beim Vordringen nach Norden bis zu den Eis- und Schneewüſten, die ſich um den Pol zuſammenballen. Beſonders charakteriſtiſch iſt die Baumgrenze; der Wald, im Norden von Fichten und Birken gebildet, ſchiebt ſeine letzten Vorpoſten in zerriſſenen und zerzauſten Bäumen 234 Flora der Arktis. vor; dann iſt es mit den ſtammbildenden Formen zu Ende, niedrige Holzgewächſe kriechen dicht am Boden, öde Tundren, mit Moos und Flechten bedeckt, dehnen ihre unendlichen Flächen aus, an Felſen und Geröll gelangen Polſter- und Roſettenpflanzen in kurzer Vegetationszeit zu farbenſchöner Frühlingsblüte. Nicht wenige Arten der europäiſchen Hochgebirge kehren auch nach Überſpringung der Ebene mit gemäßigtem Klima im Norden wieder, niedrige Weiden, Steinbrech- und Draba- Arten, Dryas octopetala, Loiseleuria procumbens u. a. Aber auch mancher recht charakteriſtiſche floriſtiſche Unterſchied gegenüber den Gebirgsfloren tritt hervor; einige Gattungen ſind rein arktiſch, im Gebiet endemiſch, von anderen weiter ver— breiteten kommen beſondere Arten vor, die dazu beitragen, dem Floren-Habitus ſeine Beſonderheit zu verleihen. An erſter Stelle zu erwähnen ſind einige Halbſträuchlein aus der Erikazeengruppe; die Rhododendren der Alpen fehlen, hiefür tritt Rhodo- dendron (oder Osmothamnus) lapponicum auf, dann Phyllodoce taxifolia, ein zierliches Sträuchlein mit ſchmalen Blättern und glodigen, nidenden Blüten, weit im Norden verbreitet und ſonſt nur auf den Pyrenäen zu finden; an die Erikazeen ſelbſt nahe anzuſchließen iſt die kleine Familie der Diapenſiazeen, deren Hauptvertreter, Diapensia lapponica, ein zierlich raſenförmiger Halbſtrauch, nur in der Arktis weit verbreitet iſt; unter den Primulazeen finden wir die niedrig polſterförmig wach— ſende Douglasia im arktiſchen Nordamerika, dann unter den Gräſern die eigentüm— liche Agroſtidee Phippsia algida, die einzige Vertreterin ihrer Gattung, ein Zwerg— gras mit ſchmaler kurzer Riſpe und nur einem Staubblatt, wiederum von weiter Verbreitung in der Arktis, ebenſo wie die Feſtuzee Pleuropogon Sabini. Es wurde ſchon bei der Betrachtung der Gebirgsfloren darauf hingewieſen, daß ihre Beziehungen zur Flora der Arktis in einem beſonderen Kapitel behandelt werden ſollen. Die große Gleichartigkeit der Bedingungen, unter denen die arktiſche Flora der verſchiedenen Erdteile lebt, bringt es mit ſich, daß ein großer Teil ihrer Komponenten ein ſehr weites Areal bewohnt, gegen 100 Arten ſind „zirkumpolar“ verbreitet, rings um den Pol in den kalten Gebieten der alten und neuen Welt. Doch ſind auch die Verſchiedenheiten der einzelnen Gebiete, was floriſtiſche Zuſammenſetzung und Reich— haltigkeit der Flora angeht, nicht zu verkennen, beſonders zwiſchen dem arktiſchen Nord— amerika einerſeits und Nordaſien und-Europa andrerſeits. Der Reichtum an höheren Pflanzen iſt in den einzelnen Landſtrichen nicht ſo gering, als man nach den ungünſtigen Bedingungen vorausſetzen ſollte: auf Nowaja Semlja leben ca. 200 Blütenpflanzen und Gefäßkryptogamen, von Spitzbergen führt Nathorſt 122 Arten an und Grönland beherbergt nach Warming gegen 400 Gefäß⸗ pflanzen. Die Vegetation der Arktis beginnt nördlich der Baumgrenze, die die ganz natür- liche Grenze darſtellt; mit ihr fällt auch ungefähr die Grenze des Ackerbaues zuſammen. „Auch da, wo der Sommer der arktiſchen Flora am längſten dauert, läßt das Klima nicht einmal den Anbau von Gerſte zu. Selbſt der Isländer muß ſich mit Viehzucht 2 und mit dem, was das Meer ihm bietet, begnügen; kaum, daß er einiges Gemüſe ſich verſchaffen kann.“ (Griſebach). Die Urſachen der Baumgrenze hat Kihlmann in Ruſſiſch— Lapp ſtudiert; hier grenzt ſich die baumloſe Tundra des nördlichen Teiles meiſt ſcharf gegen das Ge- Arktis, Höhengrenzen. 235 biet des Waldes im Süden ab, der aus Fichte, Kiefer und Birke zuſammengeſetzt iſt; nur in Talſenkungen und geſchützten Orten unterbrechen noch Inſeln von Birken- und Weidengebüſch die Flächen der Tundra. Nicht die Temperaturverhältniſſe ſind es im weſentlichen, alſo die Kürze der Vegetationsperiode und die abnehmende Sommer— wärme, die ein weiteres Vordringen des Waldes unmöglich machen, ſondern der Forſcher ſieht die Haupturſache in der austrocknenden Wirkung der ſtarken Winde. Die jungen Triebe werden monatelang ununterbrochen ausgetrocknet zu einer Jahreszeit, in der jede Erſetzung des verdunſteten Waſſers unmöglich iſt. Daneben ſpielt die mechaniſche Gewalt des Windes durch Zerbrechen und Zerſtören der Bäume nur eine geringe Rolle. Fichte und Wacholder ſowie Birken bilden häufig geſtrüppartige tiſchartig flache Formen aus, die dadurch entſtehen, daß alle Zweige, die aus der ſchützen— den auf dem Geſtrüpp ruhenden Schneedecke hervorbrechen, regelmäßig abgetötet werden. Sie vertrocknen freiſtehend im Winde. Wirkt hier der Schnee als Schutz, ſo kann er andrerſeits in allzugroßer Maſſe auf der Krone lange laſtend den Baum niederdrücken und in ſeiner Geſtalt verzerren. Die arktiſche Vegetation nun, die über die Baumgrenze hinaus einſetzt, iſt in ihrem nördlichen Vordringen nur durch dauernde Bedeckung des Bodens mit Schnee und Eis behindert. In die höchſten Regionen hinauf finden ſich an ſchneefreien Stellen be— ſonders an den Küſtenſtrichen freudig blühende Phanerogamen. So fand die Britiſche Polar⸗Expedition 1875/1876 an der Discovery-Bay bei 81° 42° im Umkreis von 15 engliſchen Meilen des Winterquatieres 66 Blütenpflanzen, 1 Farnkraut und 2 Equi— ſeten; am Kap Joſeph Henry bei 82° 50° wurden noch 9 Blütenpflanzen geſammelt, darunter Salix aretica, Papaver nudicaule, Draba alpina und Saxifraga oppositifolia. Letztere iſt die am weiteſten nach Norden gehende Pflanze. Die Vege— tation der Parryinſeln, deren Mitteltemperatur etwas über — 17° C. beträgt, iſt noch reichlich genug, um große Säugetiere, wie Moſchusochſe und Renntier, zu veranlaſſen, dieſe Weidegründe aufzuſuchen. Die Höhengrenzen, bis zu denen Blütenpflanzen in der Arktis vordringen, ſind ſchwer zu beſtimmen und haben nicht die Wichtigkeit wie in den Hochgebirgen, da ſie ſehr von örtlichen Verhältniſſen, von der Expoſition uſw. beeinflußt werden. Die Grenze des ewigen Schnees kann im ſelben Gebiet an einigen Stellen bis in die Nähe des Meeres vordringen, an anderen, wo die Sonnenſtrahlen voll die Hänge treffen, weit in die Höhe der Berge hinaufgerückt werden. Auf Grönland geht Papaver nudi— caule bis zu 1600 m Höhe, eine Reihe anderer Gewächſe (Draba alpina, Carda- mine bellidifolia 2c.) bis zu 1300 —1400 m Höhe. Die vorgenannte engliſche Ex— pedition fand in ähnlicher Weiſe, daß an der Discovery-Bay die Papaver-Art mit Draba alpina und Saxifraga oppositifolia am höchſten aufſtieg, bis zu 600 - 700 m über dem Meere. Die Armut der Vegetation in den arktiſchen Gebieten und die Eigentümlichkeiten ihrer Ausbildung ſind durch die Ungunſt der klimatiſchen Verhältniſſe bedingt. Die Vegetationszeit, die den Gewächſen zur Verfügüng ſteht, beträgt in echt arktiſchen Ge— bieten, wie Novaja Semlja nur 2—2 ½ Monate bei einer Sommerwärme bis unge— fähr 7,5. Eine außerordentliche Kälte herrſcht über den langen Winter hin. Der Winter ſetzt plötzlich ein und läßt die noch lebenstätigen Organe in ſchnellem Kälte— 236 Flora der Arktis. tod erſtarren, ſo daß die Vernichtung ähnlich der durch einen unerwarteten Nachtfroſt in ſüdlichen Gegenden erſcheint. Ebenſo plötzlich ſetzt die Frühlingsblüte nach der Schneeſchmelze ein, wenn der Boden oberflächlich aufgetaut iſt. Zum Vorteil gereicht der Vegetation die lange Beleuchtung während der Wachstumszeit. Mit wachſender Breite nimmt die Zahl der Tage zu, an denen die Sonne dauernd über dem Horizont bleibt und die Pflanzen bei ununterbrochen wirkſamem Licht zu aſſimilieren vermögen. Das direkte Sonnenlicht ſpielt wegen der Erwärmung des Bodens in den arktiſchen Breiten eine viel wichtigere Rolle für die Verbreitung der Pflanzen als in den ſüd— licheren Gegenden; der Sonne ausgeſetzte Hänge, an denen das Licht auch unter weniger ſchiefem Winkel einfällt, ſind wegen der größeren Erwärmung des Bodens für die Pflanzenwelt am günſtigſten. Der Temperaturunterſchied zwiſchen der Luft und den direkt beſtrahlten Gegenſtänden iſt ſehr beträchtlich. Auffallend iſt die Trockenheit der Luft, beſonders im Winter; ſie bewirkt mit den ſtarken Stürmen zuſammen, daß nur ſehr widerſtandsfähige Gewächſe zu exiſtieren vermögen. Einen Schutz gegen Austrocknung gewährt die Schneedecke, die aber ſehr ungleichmäßig verteilt iſt. Der lockere Schnee wird durch die Stürme des Winters von geneigten Ebenen, Hängen und Kuppen fort— gefegt; an ſolchen Stellen vermögen nur wenige Gewächſe den Winter zu überdauern. Wir ſahen ſchon, daß in den arktiſchen Breiten den klimatiſchen Verhältniſſen entſprechend für höhere Holzgewächſe kein Raum iſt. Dichte Gebüſche von Zwerg— birken oder niedrigen Polarweiden mögen wohl 1 m Höhe erreichen, auch in hohem Alter nur mit daumſtarken Stämmen; meiſt wachſen ſie polſterartig dicht und erheben ſich nur wenige Zoll über dem Boden (Salix polaris uſw.). Von Kryptogamen ſind in der Arktis bevorzugte Formen die erdbewohnenden Flechten und Laubmooſe, während Farne und ihre Verwandten faſt ganz fehlen. Mooſe und Flechten bilden die Hauptvegetation der Tundren, jener unermeßlichen offenen, öden und traurigen Flächen der Arktis der alten und neuen Welt. Auf trockenem Boden, wo das feſte Geſtein nahe an die Oberfläche herantritt, herrſchen die Flechten, deren bekannteſte die winzigen Sträuchern ähnlich wachſenden Renntierflechten, Cladonia rangi- ferina und einige verwandte Arten, ſowie Cetraria islandica, das „Isländiſche Moos“, ſind. Bei dichtem Wachstum verleihen ſie dem Boden einen eigentümlichen braunen oder gelblichweißen Farbenton. Nur wenige andere Gewächſe, Stauden und Zwergſträucher, wie Loiseleuria und Betula nana miſchen ſich in die typischen Flechtentundren ein, die ihre weiteſte Verbreitung im arktiſchen Nordamerika und Skandinavien haben. Den zweiten Typus der Tundren ſtellen die Moostundren dar, die beſonders im arktiſchen Sibirien vorherrſchen. Sie bevorzugen einen lockeren Boden mit größerer Feuchtigkeit. Die wichtigſte Gattung iſt Polytrichum, deren Arten hohe Mooſe mit dichtgeſtellten Stengeln ſind; ſie halten in ihren dicken Raſen Feuchtigkeit. Bei dauernder großer Näſſe ſtellen ſich Zphagnum- Arten ein und bilden Formationen, die den von uns früher beſchriebenen Heidemooren ähnlich ſind. Gegen die Tundren treten Wieſen und ſaure Wieſen, die beſonders an Flüſſen und Seen entwickelt ſind, durchaus zurück. Die Anzahl der Zyperazeen, beſonders aus der Gattung Carex, iſt dabei in der Arktis nicht gering. Das anmutigſte Landſchaftsbild gewähren im hohen Norden die Felſenfluren an beſonnten Abhängen, wo die Stauden, über den Boden locker zerſtreut, vorherr— Arktiſche Felsflora. 237 ſchen. Viel Ahnlichkeit mit den entſprechenden Pflanzengenoſſenſchaften der Alpen ift vorhanden. Die Stauden ſind von niederem Wuchſe, ihre kleinen Blätter drängen ſich in dichte Roſetten und Polſter zuſammen; die Hauptentwickelung der Stammes— organe iſt unter— irdiſch. Die Blü- ten ſind im Ver— hältnis zum Wuchſe der Pflan— zen groß und leuchten in den verſchiedenſten Farben. Schnell erfolgt ihre Ent— wicklung, wenn die Sonne endlich den Schnee vom erwärmten Ab— hang getilgt hat; in wenigen Tagen glänzen überall die bunten Blüten— ſterne. Mit einem von kunſtreicher Hand in der Eis- region angelegten Garten vergleicht ein Forſcher des Nordens die Fels— flur in ihrer Blütezeit. Die Gattungen der Hochgebirge ſind auch in der Arktis zu Hauſe: Silene acaulis bildet bis metergroße Polſter mit Er: Abb. 53. { Arktiſche Flora in Schwediſch Lappland, bei Abisko, 500 m ü. M., beſonders Dryas tauſenden von octopetala und Silene acaulis. (Aufnahme von E. Pritzel.) Blüten überſät; Saxifraga oppositifolia und andere Arten zeigen den Schmuck ihrer roten oder weißen Blüten; Arten von Ranunculus und Draba, Eritrichium villosum mit leuchtend blauen Blüten, Polemonium humile mit großen Blüten, Papaver nudicäule mit blattloſem einblütigem Schaft und viele andere ſchließen ſich an. Auch niedrig ſtrauchige oder polſterförmige Holzgewächſe ſind hier vertreten, Weidenarten, 238 Entſtehung der Florenreiche. die Zwergbirke, Empetrum, Rhododendron lapponicum, Phyllodoce, Dryas und andere. An der Grenze des Todes kämpft dieſe Flora noch den Kampf nm ihr kümmer— liches Daſein. Wo aus der ſtarrenden Eiswüſte des Innern von Grönland ſich Fels— gipfel erheben, die für kurze Zeit im Jahre ſchneefrei werden, da finden wir eine Reihe ihrer Arten angeſiedelt. „Zwiſchen den Mooſen und Steinen gucken verſchieden ge— färbte Blumen hervor, oft zum Teil von neulich gefallenem Schnee bedeckt. Die meiſten waren weiß (mehrere Saxifraga-Arten, Cerastium alpinum), eine dunkelblau (Campanula uniflora) und einige hatten friſch gelbe Kronblätter (z. B. Ranun- culus pygmaeus und Potentilla nivea). Selbſt ganz kleine Pflanzen, wie Silene acaulis, Saxifraga oppositifolia, Cassiope hypnoides, machten eine ſehr malerische Wirkung durch ihre große Anzahl und ſtrahlenden Bütenfarben.“ (Warming). IV. Bemerkungen zur Entſtehung der Florenreiche. S ie Geſchichte der Pflanzenwelt von ihren Anfängen an, die Ausgeſtaltung ihrer Organiſation bis zu den heutigen Geſchlechtern iſt an anderer Stelle, in der Paläontologie, behandelt worden. Uns intereſſiert hier die Frage, wie ſich die jetzigen Florenreiche herausgebildet haben, in welcher Weiſe ſich die großen Pflanzengemein— ſchaften, die heute die Erde beſiedeln, gegeneinander abgegrenzt haben. Mannigfache Wanderungen und Vermiſchungen alter Floren haben, beſonders durch die Anderung des Klimas bedingt, ſtattgefunden, bis die Verteilung über die Erde erreicht war, die nun vor unſeren Augen liegt. Wenn wir ins frühere Tertiär zurückgehen, ſo war damals die Vegetation der heutigen ſchon durchaus ähnlich; die angioſpermen Blütenpflanzen (die Bedecktſamigen) ſpielen ſchon die dominierende Rolle, die höheren Gefäßkryptogamen, die beſonders in der Kohleperiode herrſchten, waren in ihren baumförmigen Vertretern, wie Sigil— larien und Lepidodendren, ausgeſtorben, und nur durchſchnittlich kleinere Formen der Farne, Schachtelhalme und Bärlappgewächſe geſellten ſich den Blütenpflanzen zu. Die foſſilen Funde aus dem mittleren Tertiär an verſchiedenen Stellen der Arktis, auf Grönland und Spitzbergen und weiter ſüdlich in Europa haben über die damalige Flora überraſchende Aufſchlüſſe gebracht. Es herrſchte ein viel wärmeres Klima; rings um den Pol bis z. B. ins mittlere Europa herein lebte eine Flora, wie ſie jetzt noch beſonders in Oſtaſien und dem ſüdlicheren Nordamerika erhalten iſt. In Europa exiſtieren heute die meiſten dieſer Gattungen und Artengruppen nicht mehr. So waren entwickelt Liriodendron (Tulpenbaum), Ailanthus, Storarbäume (Liquidambar), Juglans (Walnuß), Eichen- und Ahornarten, Hainbuchen, Pappeln und Weiden, daneben viele Nadelhölzer beſonders aus den Gruppen der Taxodieen und Kupreſſineen, ebenfalls den Formen verwandt, die heute in Oſtaſien und Nord— amerika leben. Wir können annehmen, daß die Sträucher und Stauden denen entſprachen, ö Arktotertiäre Flora. Eiszeit. 239 auch heute in der Geſellſchaft der Bäume vorkommen. Nach Süden zu miſchten ſich die allmählich wärmeliebende Formen ein, und am Südfuße der Alpen lebte eine faſt tropiſche Flora mit Palmen, Dracaena, Laurus (Lorbeer), Punica (Granat— apfel) uſw. Die um den Pol verbreitete „arktotertiäre“ Flora läßt es verſtändlich erſcheinen, daß eine ſo große Übereinſtimmung in den Gattungen und auch Arten in der Flora der nördlichen gemäßigten Gebiete herrſcht. Bei der eintretenden Abkühlung wurde die Flora allmählich nach Süden gedrängt und verlor in den einzelnen Ländern ihren Zuſammenhang, indem die Wanderſtraßen nicht mehr paſſierbar waren; ſo konnte dann und kann heute nicht mehr ein Austauſch der oſtaſiatiſchen Flora mit der von Nordamerika im Norden erfolgen. Die vielen Beziehungen aber der Flora beſonders des ſüdöſtlichen Nordamerikas und der von Oſtaſien erhellen aus dem nunmehr ge— ſtörten Zuſammenhang der tertiären Florengebiete; beiden Ländern ſind Gattungen wie Liriodendron (Tulpenbaum), Calycanthus, Hamamelis gemeinſam, dann die Taxazee Torreya mit zwei Arten in Oſtaſien und zwei in Nordamerika, und viele andere. Beſonders reich iſt die arktotertiäre Flora in den Gebirgen von Zentralchina, die erſt neuerdings der botaniſchen Wiſſenſchaft erſchloſſen wurden, erhalten ge— blieben; viele Gattungen ſind dort formenreich, die nach Europa nur mit einzelnen Arten ausſtrahlen. Im Tertiär erfolgte die Hebung der gewaltigen Gebirgszüge der nördlichen Hemiſphäre, beſonders der Alpen und der zentralaſiatiſchen Gebirge. Sie wurden allmählich von der Flora beſiedelt, die an ihrem Fuße lebt. Eine Auswahl von Gat— tungen war befähigt, ſubalpine und alpine Arten zu bilden, und ſo ſehen wir denn in allen Gebirgen Primula, Saxifraga, Gentiana formenreich entwickelt. Aber die Gattungen des arktotertiären Elementes verhielten ſich hierin nicht überall gleich; Delphinium und Aconitum (Ritterſporn und Eiſenhut) z. B. haben keine Hoch— gebirgsarten in den Alpen hervorgebracht, wohl aber in den aſiatiſchen Gebirgen; im Himalaya ſteigen Delphinium-Arten bis 5000 m an. So entwickelte im Tertiär jedes Hochgebirge ſeine autochthone Flora mit beſonderen Artengruppen der Gebirgs— gattungen; wären ſie in ungeſtörter Entwicklung geblieben, Inſeln vergleichbar, durch die Flachländer unüberbrückbar getrennt, ſo wären ſie noch heute in ihren Arten und Artengruppen ſcharf geſchieden. Doch ſahen wir ſchon bei der Betrachtung der Hoch— gebirgsfloren, daß viele Arten der Alpen in anderen Gebirgen, ſowie auch in der Arktis wiederkehren. Es muß alſo eine Zeit gegeben haben, in der zwiſchen den Ge— birgsfloren ein Austauſch ſtattfinden konnte, in der die Wege zwiſchen ihnen für alpine Typen gangbar waren. Dies geſchah zur Eiszeit, die auf das Tertiär folgte. In ihr erlebte die Flora der nördlichen gemäßigten Zone die gewaltigſte Umwälzung, die ihre heutige Zuſammenſetzung bedingt. Die Vergletſcherung nahm einen großen Umfang an. Die Zentralalpen und Nordalpen waren von Firnfeldern und Gletſchern bedeckt, die ſich noch weit in die Ebene erſtreckten, ebenſo ein Teil der Südalpen; in den Oſt— alpen war die Vergletſcherung geringer. Auch in den Pyrenäen, in den Karpathen, im Kaukaſus und im Himalaya übte die Eiszeit ihren Einfluß. Gleichzeitig drang von Norden das Eis vor, das ſchließlich in Deutſchland z. B. die ganze Tiefebene bis zu den Mittelgebirgen bedeckte; in Rußland und Nordamerika läßt ſich eine dauernde 240 Entſtehung der Florenreiche. Eis- und Schneedecke bis zum 50.“ nachweiſen. A. Penk faßt die Wirkung der Eiszeit für Europa kurz und klar zuſammen: „Die Entwickelung Europas ſeit der Tertiär— periode ſteht unter dem Zeichen des Eiszeitalters, während deſſen die Gletſcher der Alpen ſich bis aus dem Gebirge heraus, die der Pyrenäen ſich bis an deſſen Fuß er— ſtreckten, zahlreiche Mittelgebirge Firnkappen und kleine Eisſtröme trugen und ſich über den Norden Europas ein gewaltiges Inlandeis breitete.“ Auf die Eiszeit folgte eine wärmere Periode, die Interglazialzeit, dann nochmals ein Vordringen des Eiſes, bei dem ſich die Erſcheinungen der erſten Glazialperiode wiederholten. Die hereindringende erſte Eiszeit vernichtete zum Teil die arktotertiäre Flora der Ebene. Die Floren der Gebirge wurden in die Ebene getrieben und konnten ſich unter— einander vermiſchen wie auch mit den kälteliebenden Typen der Arktis, die vor dem Eisſtrom nach Süden wichen. Im ſchmalen Gebiete zwiſchen den Alpen und der nor— diſchen Eisdecke konnte überhaupt nur eine im heutigen Sinne arktiſche und eine alpine Flora ſich erhalten. So entſtand die glaziale Miſchflora, von der wiederum die Be— ſiedelung der Gebirge beim Zurückweichen des Eiſes ausging. Die Eiszeit bedeutet für die Pflanzenwelt der nördlich gemäßigten Zone eine Zeit weiter Wanderungen der Pflanzen von den Pyrenäen bis zu den Gebirgen Zentralaſiens, von dort zur Süd— grenze des nordiſchen Eismantels, von der Arktis zu den Alpen und umgekehrt. So iſt die heutige Flora der Alpen zu verſtehen als eine Miſchflora, in der neben dem autochthonen, im Tertiär entſtandenen Element andere Elemente glazialer Herkunft vertreten ſind. Zweifellos haben an günſtigen Stellen der ſüdweſtlichen Alpen ſowie in den weniger vergletſcherten Oſtalpen eine Zahl von Arten die Eiszeit im Gebirge ſelbſt überdauern können. Nach dem Abſchmelzen des Eiſes wanderte die zur Glazial— zeit verdrängte Flora wieder im Gebirge empor und zwar mit der urſprünglichen Alpenflora jene Arten, die zur Eiszeit ihren Weg an den Fuß der Alpen gefunden hatten. Nach der heutigen Zuſammenſetzung der alpinen Flora iſt es nicht leicht zu ſagen, welche Art zum urſprünglich alpinen Element, welche zum arktiſchen oder altaiſchen Element gehört. Sehen wir eine Gattung in den Alpen nur mit einer oder wenigen Arten vertreten, dagegen in anderen Gebirgen reich entwickelt, ſo werden wir leicht geneigt ſein anzunehmen, daß die alpine Art von dorther ſtammt, doch braucht dies nicht immer der Fall zu ſein. Die eine Art in den Alpen kann als konſervativer Endemis— mus allein von einer reicheren Formengruppe übrig geblieben ſein, die Formenfülle in anderen Gebieten kann jüngeren Datums ſein, einer neueren Entwicklung ihr Da— ſein verdanken. Da iſt eine ſehr ſorgfältige und kritiſche Unterſuchung der Verbreitung der Gruppen am Platze. Chriſt, ſpäter Brockmann-Jeroſch haben die Verbreitung der 420 Arten ſchweizer alpiner Pflanzen unterſucht. Nur 15,4% ſind den Alpen eigentümlich (Alpenelement), wie Androsace helvetica, Primula glutinosa, Campanula exeisa, Artemisia glacialis, andere wiederum, eine große Zahl, finden ſich von den Pyrenäen bis zum Kaukaſus, aber nicht im Norden und in Aſien, unter ihnen die bekannteſten Alpenpflanzen, Arten von Saxifraga, Gentiana, Androsace uſw.; dann ſind eine Anzahl Arten nur der Arktis und den Alpen angehörig, wie Silene acaulis, Arabis alpina, Saxifraga aizoides, eine größere Zahl iſt zugleich zirkumpolar verbreitet und auch im Altai zu finden, wie Poa alpina, eine Reihe von „ W . Pflanzenwanderungen. 241 Salices, Papaver alpinum, Dryas octopetala; endlich hat der Altai nicht weniger als 20 Arten mit der Schweiz gemeinſam, die in der Arktis fehlen, unter ihnen das Edelweiß, Leontopodium alpinum, dann Allium vietorialis, Gentiana verna. Welche Bilder von Entwicklung und Wanderung, Verdrängung und Wieder— eroberung laſſen ſolche Vergleiche vor unſerem geiſtigen Auge entſtehen! Wie frühere Areale von Arten zerſprengt wurden und wie dieſe an weitentfernten Gebieten ſich behaupteten, das zeigt z. B. die Verbreitung von Gentiana purpurea, dem ſchönen Purpur-Enzian der Schweizer Alpen, der ſüdlich bis zum Apennin, dann wieder vereinzelt in Norwegen und ſchließlich in Kamtſchatka vorkommt. Wie mit der Beſiedelung der Alpen ging es auch mit der Beſiedelung der Mittel— gebirge, der Vogeſen, des Schwarzwaldes, des Rieſengebirges; ſie zeigen alle in ihrer Flora die Wirkung der Eiszeit. In den Vogeſen z. B. finden ſich eine große Zahl von Hochgebirgspflanzen oder nordiſchen Typen; von beſonderem Intereſſe iſt, daß ein Teil von ihnen (3. B. Angelica pyrenaica) den Alpen ganz fehlt oder nur in ihrem weſtlichſten Teil vorkommt (wie Mulgedium Plumieri); zur Eiszeit ſtanden die Vogeſen mit den Gebirgen von Zentralfrankreich und mit den Pyrenäen floriſtiſch in Verbindung und konnten von dort Pflanzenelemente beziehen. Solche ſind in den Vogeſen „Glazialrelikte“. Da die Pflanzen bei der Wiederbeſiedelung der Gebirge viel freies Gelände vorfanden, war ihnen auch Gelegenheit zum Variieren gegeben, wir müſſen annehmen, daß ſeit der Eiszeit ſich viele kleine Arten und Varietäten ausbildeten, die in den Ge— birgen oder Gebirgsteilen korreſpondieren, alſo progreſſive Endemismen (ſiehe 1. Ka— pitel) darſtellen. Wir ſahen, daß in Mitteldeutſchland ſich zur Eiszeit nur eine hochnordiſche oder alpine Flora halten konnte; die norddeutſche Tiefebene lag unter Eis begraben. Die foſſilen Funde laſſen erkennen, daß die tertiäre Flora allmählich einer arktiſch-alpinen Flora und dann einer ganz verarmten Moostundra Platz machte, die dann vom Eis bedeckt wurde. In der Interglazialzeit fand ein Vorſtoß der Flora ſtatt, der wiederum in der Eisperiode endete; dann endlich in der diluvialen Zeit folgte die Pflanzenwelt dem weichenden Inlandeiſe, und verſchiedene Hauptarten löſten einander, dem Klima entſprechend, in der Norddeutſchen Tiefebene ab, wie die foſſilen Funde erweiſen. Die Pflanzengeographen unterſcheiden als auf einander folgend eine Dryaszeit mit glazialer Flora, dann eine Birken-, Föhren-, Eichen- und Buchenzeit. Beſonders lange Zeit herrſchte die Eiche durchaus in Norddeutſchland, bis dann die Buche einwanderte. Föhre, Buche und Eiche teilten ſich in die Herrſchaft, bis der Menſch mit ſteigender Kultur die Pflanzenformation maßgebend beeinflußte. Beſonders konnte auch durch foſſile Funde in Quartärablagerungen für Skan— dinavien eine ſolche Folge von Einwanderung kälteliebender und mehr gemäßigter Typen nach der Eiszeit nachgewieſen werden. Langſam rückten dieſe Formen von Süden und Südweſten vor. Das Problem kompliziert ſich für Skandinavien dadurch, daß eine nachglaziale Landverbindung mit Rußland erfolgte und nun auch ein Strom von Einwanderern aus Oſten herbeiziehen konnte. So kam die Fichte aus dem Oſten. Im allgemeinen erfolgte in Mitteleuropa die Einwanderung der heutigen Flora, beſonders der Wald- und Wieſenpflanzen, teils vom Südweſten, teils aus dem Oſten; Das Leben der Pflanze. VI. 16 242 Entſtehung der Florenreiche. ſie wurde noch bereichert durch ein Vordringen von Steppenpflanzen aus dem ſüd— öſtlichen Europa. An der atlantiſchen Küſte konnte zuerſt nach der Eiszeit eine wärmeliebende Flora vom Mittelmeergebiet vordringen; das warmgemäßigte Klima, beſonders durch den Golfſtrom bedingt, ermöglicht eine Wanderung der Flora bis nach England. Nach Oſten hin erfolgt dann langſam eine Ausbreitung bis nach Deutſchland hinein; viele ſol— cher Pflanzen, wie die Stech— palme, Ilex aquifolium, finden in Weit- und Mittel- deutſchland ihre Grenze. Zahl— reiche der ge— wöhnlichſten Waldpflanzen, wie Anemone nemorosa, He- patica uſw., ind dagegen vom Oſten her zuge— wandert. Mit dem Ein⸗ dringen der Wald- und Wie- ſenflora ver- ſchwand die Gla— zialflora aus Mitteleuropa; Abb. 54. 5 ‚ Alter Drachenbaum, Dracaena draco, auf Teneriffa. (Nach einer Photographie.) IE lokal hat ſie ſich bis heute noch erhalten, beſonders an Stellen, wo ſie nicht der übermächtigen Konkurrenz der Ein— wanderer ausgeſetzt war, wie an den Hochmooren. Sie bieten darum eine Fundgrube ſeltener Pflanzen, die ſolche Relikte aus der Eiszeit darſtellen. Als einige Einzelfälle ſolcher Erhaltung ſeien noch erwähnt das Vorkommen von Gentiana acaulis, Gen- tiana verna, von Primula acaulis und Primula farinosa in der norddeutſchen Ebene, von Arabis alpina im ſüdlichen Harz, dann die Ausbreitung der Zwergkiefer, Pinus pumilio, auf dem Kamm des Iſergebirges bei noch nicht einmal 800 m Höhe. Pflanzenwanderungen. 243 Im früheren Tertiär war die Flora des Mittelmeergebietes, wie wir ſahen, rein tropiſch; allmählich wanderten tertiäre Typen (die heutigen nordamerikaniſch— japaniſchen Typen) ein; die Miſchung iſt noch in der Flora zu ſpüren. Es iſt erwieſen, daß im alten Tertiär das Mittelmeergebiet floriſtiſch mit Afrika und Makaroneſien (den Kap Verden, Kanaren, Azoren und Madeira) im Zuſammenhang ſtand; zer— ſprengtes Vorkommen verwandter Arten und Gattungen weiſt auf die damalige Aus— breitung einer altafrikaniſchen Flora hin. So lebt auf den Kanaren der berühmte Drachenbaum, Dracaena draco, eine mächtige ſtammbildende Liliazee; die nächſte verwandte Art kommt auf Sokotra und an der Somaliküſte vor; das ſind Reſte einer früheren weiteren Verbreitung. Viele Beziehungen reichen auch von Makaroneſien nach Südafrika hin, wie überhaupt von der mediterranen zur kapenſiſchen Flora; es zeigt ſich, daß von der altafrikaniſchen Flora eine Anzahl von Formen in Südafrika erhalten ſind und eine große Entwickelung durchgemacht haben. Beiſpiele dafür bilden die Gattung Erica mit mindeſtens 400 Arten im Kapgebiet, während 16 Arten das Mittelmeergebiet bewohnen oder von ihm nach Norden ausſtrahlen, dann Pelargo- nium mit zahlreichen Arten in Südafrika und wenigen in Abeſſinien, Syrien und Cilicien, dann auch Gattungen der Iridazeen. In das tropiſche Afrika erfolgte zur jüngſten Tertiärzeit, als beſonders Oſtafrika bedeutend trockener geworden war, von Aſien her eine gewaltige Einwanderung von Tieren und Pflanzen der Steppe; durch ſie erhielt Afrika ſeine Antilopen und zugleich einen ſtarken Teil ſeiner oſtafrikaniſchen Steppenflora, die teilweiſe bis nach Süd— afrika gewandert iſt. Im eigentlichen Kapgebiet mit ſeiner außerordentlich artenreichen Flora kommt nun zu den erwähnten Beſtandteilen noch ein wichtiger anderer hinzu, ein auſtrales Element, das ſich aus einer uralten ſüdlichen Flora herleitet, ihm gehören die Pro— teazeen an, deren bekannteſter Vertreter der Silberbaum, Leucadendron argen— teum, iſt, die Reſtionazeen u. a. Floriſtiſch ähnliche Züge, durch den Anteil des auſtralen Elementes bedingt, zeigt auch Auſtralien, am reinſten im Süden und Weſten, Eucalyptus in zahlloſen Formen, die Epakridazeen, eine nahe den Erikazeen verwandte Familie, dann Pro— teazeen und Reſtionazeen; in Oſtauſtralien iſt der tropiſche Anteil ſtärker entwickelt, deutliche Beziehungen weiſen nach Melaneſien herüber. Das gilt auch für Neuſeeland, die Ebenenflora iſt tropiſch und ſubtropiſch, vorwiegend melaneſiſch. Ganz anders dagegen die Flora der Gebirge, die einen höchſt eigenartigen Charakter trägt; die wich— tigſten Typen dieſer altertümlichen Pflanzengemeinſchaft kehren wieder in Tasmanien, in höheren Teilen von Oſtauſtralien und dann, wie wir ſchon früher ſahen, im ſüd— lichen Südamerika; ein Beiſpiel dafür iſt die Verbreitung der ſüdlichen Buchengattung Nothofagus über Südauſtralien, Tasmanien, Neuſeeland, Patagonien und Südchile. Hooker bezeichnet dieſes Element, das ſich auch auf den ſüdlichen Inſeln findet, als antarktiſch; es bildet offenbar den Reſt einer einſt weiter verbreiteten Flora. * * * ri 2 *. 1 \ * 8 Die Pflanzenwelt der Tropen von Prof. Dr. Hubert Winkler N — N 0 * „. 1 4 10 g I » * 5 5 5 4 8 b pr ke 1 7 ' 2 Einleitung. S ie erſte und natürlichſte Frage der Botanik wäre die nach dem Zuſammenhang der Pflanzendecke der Erde mit ihrem Mutterboden. Kann es doch überhaupt nur eine Pflanzenwelt auf der Erde geben, wenn dieſe — auch als Himmelskörper, alſo in allen ihren kosmiſchen Zuſammenhängen genommen — die dafür nötigen Vorbe— dingungen bietet. Und die Verſchiedenartigkeit der Bedingungen in ihren einzelnen Teilen wird eine Verſchiedenartigkeit der Pflanzendecke zur Folge haben. Aber der Weg, den die menſchliche Forſchung nimmt, richtet ſich nicht nach der Logik der Tatſachen, geht nicht parallel den Naturgeſetzen, ſondern verläuft nach eignen pſychologiſchen Regeln. Andernfalls hätte die Pflanzengeographie, eben die Wiſſenſchaft von dem Zuſammenhange der Pflanzendecke mit der Erde, die älteſten Botaniker beſchäftigen müſſen. Da aber das Grundgeſetz der menſchlichen Erkenntnis darin beſteht, zuerſt die dem Menſchengeiſt entgegentretende Mannigfaltigkeit von Er— ſcheinungen nach Ahnlichkeit und Unähnlichkeit zu ordnen, ſo hatte das Keimpflänzchen der Botanik die Geſtalt der Pflanzenbeſchreibung und Syſtematik. Erſt wenn eine gewiſſe Orientierung in der Mannigfaltigkeit eingetreten iſt, drängt ſich auch die Frage nach urſächlichen Zuſammenhängen auf. Im weſentlichen urſächliche Zuſammenhänge ſind es aber, mit denen ſich die Pflanzengeographie beſchäftigt; und zwar ſolche von zweierlei Art: naturgeſetzliche und hiſtoriſche. Nach dieſen zwei Geſichtspunkten können wir die Pflanzendecke eines Gebietes und der ganzen Erde betrachten. Das jetzige Pflanzenkleid iſt einerſeits abhängig von den heute herrſchenden Klima- und Bodenverhältniſſen; ihnen verdankt es ſeine phyſiognomiſche Ausbildung, d. h. die Form und die Zahl der Individuen. Bei dieſer Betrachtungsweiſe erſcheint uns die Pflanzendecke eines Landes als ſeine Vegetation. Gehen wir dagegen auf die geſchichtlichen Vorgänge der Pflanzenentſtehung und Verbreitung zurück, wie fie mit der geologiſchen Entwicklung der Erdoberfläche aufs engſte zuſammenhängen, ſo ſtellt ſich uns die Pflanzendecke eines Landes als ſeine Flora dar, d. h. als die Geſamtheit einer gewiſſen Anzahl von Arten. Bei der folgenden Darſtellung des Pflanzenlebens der Tropen werden wir auf die floriſtiſche Seite jo gut wie gar nicht eingehen. Wiſſenſchaftliche Pflanzennamen ſind natürlich nicht zu umgehen. Sie werden aber durch Schilderung von Form- und Lebenseigenheiten ſtets einen Inhalt bekommen. Unſre Hauptaufgabe wird es ſein, ein zuſammenhängendes und anſchauliches Bild der tropiſchen Vegetation zu zeichnen; ferner den Urſachen nachzugehen, aus denen ſich der beſtimmte Charakter des Bildes, wie er uns entgegentreten wird, ergibt. 248 4. Abgrenzung des Gebietes. (Die Klimazonen der Erde.) SS" wir die naturgeſetzlichen Faktoren, die für die Ausbildung der Vegetation auf der Erde maßgebend ſind, im einzelnen zu erfaſſen, ſo wird die Hauptwirkſamkeit vom Klima ausgeübt. Ihr gegenüber tritt die Bodenbeſchaffenheit in den Hintergrund, wenigſtens, wenn es ſich um die großen Vegetationsgebiete oder Zonen handelt. Wir werden auch die Bodenbeſchaffenheit in Betracht zu ziehen haben; doch pflegt ſie innerhalb der Zonen nur den Standort zu beſtimmen. Eine dritte Gruppe, die biologiſchen oder „biotiſchen“ Faktoren, ergibt ſich aus dem Vorhandenſein andrer Organismen. Ein Paraſit iſt an ſeine Wirtspflanze gebunden; ein Gewächs, das einen ganz beſtimmten Beſtäuber benötigt, an deſſen Verbreitungsgrenzen. Aber auch dieſe Verhältniſſe ſind nicht ausſchlaggebend für die großen Vegetationsgebiete und außer— dem mittelbar wieder abhängig von klimatiſchen Urſachen. Dem Klima alſo kommt die entſcheidende Bedeutung für die Verteilung der Pflanzen auf der Erdoberfläche zu. „Klima“ aber iſt kein einfacher Begriff. Was haben wir in unſerm Falle unter Klima, alſo unter „Pflanzenklima“ zu verſtehen? — Alexander v. Humboldt, den wir als den eigentlichen Begründer der Pflanzengeographie anzuſehen pflegen, forſchte mit Vorliebe nach den Beziehungen zwiſchen Vegetation und Wärme. Nachdem das geographiſche Gebiet feſtgeſtellt war, das eine Pflanze durch natürliche Verbreitung oder infolge von Anbau einnimmt, wurde aus den meteorologiſchen Jahrbüchern der Umfang von mittleren Temperaturen abgeleitet, die in derſelben Gegend vorkommen. Dieſe mittleren Zahlenwerte für die Temperatur ſind nach Humboldt der Ausdruck der phyſiſchen Geſetze, denen das Pflanzenleben unterliegt. Später hat er die Mittel— werte des Sommers und Winters berückſichtigt. Wahlenberg hat dann in ſeiner „Flora lapponica“ (1812) gezeigt, daß nicht die Mitteltemperatur eines Gebietes, ſondern die Verteilung der Wärme in den verſchiednen Jahreszeiten maßgebend für die Vege— tation ſei. Und dieſe Betrachtungsweiſe dürfte für pflanzengeographiſche Zwecke natür— licher ſein als die Benutzung der von Dove entworfnen Monatsiſothermen. Aller— dings iſt das heute für den Botaniker noch nicht ausführbar, da die Ergebniſſe der meteorologiſchen Forſchung faſt nie nach dieſem Geſichtspunkt bearbeitet werden. Mit der Zeit erkannte man aber, daß die Wirkung der Wärme auf die Vegetation in tiefgehender Weiſe von der Feuchtigkeit durchkreuzt wird. Die Feuchtigkeit, hauptſächlich in Form von Regen und geſchmolznem Schnee, aber auch von Tau und Nebel, „entſcheidet in der Pflanzenwelt am mächtigſten über die Daſeinsmöglichkeit des Organismus. Sie prägt ihm ſeine Geſtaltung auf und iſt der weſentlichſte Faktor, der ihm ſeinen Wohnplatz auf der Erde anweiſt und abgrenzt“ (Diels). Von minderer Bedeutung für die großen Vegetationsgebiete, in denen ſich die Klimazonen ausprägen, iſt das Licht. Seine Verteilung, deren großen Züge ja einfach durch die geographiſche Breite gegeben ſind, gewinnt zwar, wie Wieſner gezeigt hat, für die Wuchsform der Gewächſe und die Blattſtellung eine ſtark richtunggebende Be— deutung, beſtimmt aber, abgeſehen vielleicht von den arktiſchen Gebieten — und der Hochgebirgsregion — nicht die weſentlichen Vegetationszüge der einzelnen Zonen. Gouꝙppees savage sed uagvBug PIE) uotusdoad ad umuoyvunojustunjlct aun ustuzıg I4UWDLINIS eee 10 Mien SGSN 007 08 | gm — — — —ͤů b ů ů er T al — u deb du pues Eg ssueh adde WNMZIOH Ju | “pierhuoboy — due dun ..-.-. N N N N urdoız ad Ipauuatunych By Abgrenzung der Tropenzone. 249 Was ſchließlich die Luft betrifft, fo hat ihre chemiſche Zuſammenſetzung auf die Verteilung der Landpflanzen keinen Einfluß. Wohl kann die Wirkung der bewegten Luft, des Windes, für das Leben und die Wuchsform der Pflanzen von Bedeutung ſein. Und für die Abtrennung der arktiſchen Vegetationszone ſpielt ſie geradezu eine entſcheidende Rolle; aber auch nur an dieſer Zonengrenze, wo der Wind für das Auf— hören des Baumwuchſes verantwortlich iſt. So bleiben denn als die hauptſächlich wirkſamen Einzelzüge des Klimas Tem— peratur und Feuchtigkeit übrig. Schon im Jahre 1874 hat Alphonſe de Can— dolle eine Einteilung der Pflanzen nach ihrem Verhalten gegen ſie gegeben, die im ganzen auch bei dem heutigen Stand unſrer Kenntniſſe noch zutreffend iſt. Er ſtellt folgende 5 Gruppen auf: 1. Megathermen. Pflanzen mit Anſpruch an dauernd hohe Temperaturen ohne Jahresſchwankung und zugleich an ſtarke Feuchtigkeit. — Tropenbewohner der Gegenwart. 2. Xerophile Pflanzen oder Kerophyten. Auch fie beanſpruchen höhere Temperaturen (wenigſtens für einige Zeit des Jahres), lieben aber zugleich Trockenheit und ſtärkere Temperaturausſchläge. 3. Meſothermen. Verlangen gemäßigte Wärme und gemäßigte Feuchtigkeits— mengen. — Bewohner der Breiten etwa zwiſchen 22“ und 45 N. bezw. 40° S., ſoweit die Feuchtigkeit ausreicht. 4. Mikrothermen, mit noch geringeren Anſprüchen an Wärme. — Sie vertragen niedrigere Jahrestemperatur, kühlere und kürzere Sommer, kältere Winter. Hekiſtothermen. Pflanzen mit dem geringſten Wärmebedürfnis. — Bewohnen die arktiſchen Zonen jenſeits der Baumgrenze. O Nicht ganz folgerichtig nach unſrer heutigen Auffaſſung erſcheint die Gruppe der Kerophyten. Sie find für uns ohne Rückſicht auf ihr Wärmebedürfnis ledig— lich gekennzeichnet durch geringe Waſſerbilanz, d. h. durch herabgeſetzte Verdunſtung bei erſchwerter Waſſeraufnahme. Am beſten werden ſie deshalb unter die andern Gruppen verteilt. Für das Tropengebiet, wo ſie eine große Rolle ſpielen, wollen wir fie mit Köppen als eromegathermen bezeichnen, im Gegenſatz zu den Hygro— megathermen. In der de Candolle'ſchen Kennzeichnung der Megathermen muß ſomit das Bedürfnis nach hoher Feuchtigkeit geſtrichen werden. Wie ſchon aus der Namengebung de Candolle's zu erſehen iſt, ſpielt von den beiden Faktoren der Temperatur und Feuchtigkeit für die Abgrenzung der großen Vege— tationszonen doch die Temperatur die hauptſächlichſte, ja die einzige Rolle. Erſt inner- halb dieſer Temperaturzonen werden Unterſchiede der Vegetation durch ungleiche Feuchtigkeitsgrade hervorgerufen, größere Gebiete verſchiednen ökologiſchen Charakters und verſchiedner Phyſiognomie geſondert, die man als Provinzen zu bezeichnen pflegt. So wird das tropiſche Afrika durch den Unterſchied der Regenmenge in eine Waldprovinz und eine Savannenprovinz geſchieden. Innerhalb dieſer Provinzen kommt dann der Einfluß des Bodens, des Windes, der biologiſchen Faktoren, aber auch der feineren Feuchtigkeitsunterſchiede ſelbſt, für die Herausbildung der Forma— tionen in Betracht. 250 Abgrenzung der Tropenzone. Die Abgrenzung der Vegetationszonen der Erde iſt jetzt vom theoretiſchen Stand— punkt gegeben. Die Tropenzone iſt das Reich der Megathermen; die Hekiſtothermen bewohnen die Polargebiete. Dazwiſchen dehnt ſich, nördlich und ſüdlich vom Aquator, eine doppelte Zone aus, die als gemäßigte bekannt iſt, aber noch in einen wärmeren Gürtel — die Subtropen — und einen kühleren geſchieden werden muß, jener einge— nommen von den Meſothermen, dieſer von den Mikrothermen. Für die Abgrenzung kommen alſo lediglich Wärmelinien in Betracht. Nicht ſo einfach ſtellt ſich die Sache, wenn wir dieſe Zonen auf der Erdoberfläche bezw. auf der Karte abgrenzen wollen. Beſtände nicht die unregelmäßige Verteilung von Waſſer und Land auf der Erde, ſo würden auch für den Botaniker die Grenzlinien der Zonen mit ſolaren Zonenſcheiden, d. h. mit Parallelkreiſen zuſammenfallen. Bei der beſtehenden Geſtaltung der Erdoberfläche müſſen es dagegen gebrochne Linien werden. Es fragt ſich nun, welche Wärmelinien — Iſothermen — für die Abgrenzung maßgebend ſind. Daß es ſich dabei nicht um die höchſten Ausſchläge der Temperatur nach oben oder unten handeln kann, iſt klar. Denn die höchſten gemeſſnen Wärme— grade liegen im Sommer höherer Breiten teilweiſe höher als am Aquator. Andrer— ſeits kann man die Gegend des oſtſibiriſchen Kältepols bei Werchojansk, in der Tem— peraturen bis zu — 70° C. vorkommen, nicht in die Polarzone ziehen. Denn dieſer Punkt liegt mitten im Waldgebiet und bringt noch einige Hundert höherer Pflanzen hervor. Als Ausgangspunkt der Abgrenzung der Vegetationszonen kann nur die Dauer der Zeit genommen werden, während der ſich die Höhe der Temperatur zwiſchen gewiſſen Grenzwerten hält. Dieſe Grenzwerte werden von Köppen „Schwellenwerte“ genannt. Als Zeitabſchnitt für die tro— piſchen und die arktiſchen Zonen ſind von ihm 12 Monate angenommen worden und als Schwellenwerte die Tagesmittel von 20° C. und 10“ C. Das heißt: Alle Gebiete der Erde, in denen die normale Temperatur das ganze Jahr hindurch 20° C. oder mehr beträgt, gehören der Tropenzone an; alle Gebiete, in denen die normale Temperatur das ganze Jahr hindurch 10. nicht überſteigt, find zur arktiſchen bezw. antarktiſchen Zone zu rechnen. Die ausgeſchnittnen Zwiſchengürtel fallen auf die gemäßigten Zonen. Dieſe Abgrenzung Köppens nimmt auf das Wärmebedürfnis der Pflanzen die nötige Rückſicht. Und doch widerſtrebt es, das ganze nördliche Afrika und Vorder— indien, auch Hongkong, von den Tropen auszuſchließen. Wir werden uns deshalb hier an Supans Vorſchlag halten, nach dem die „warme Zone“ bis zu den Jahres— iſothermen von 20° C. reicht, d. h. den Verbindungslinien aller jenen Punkte nördlich und ſüdlich des Aquators, an denen nicht die Tiefſttemperatur des kälteſten Monats, ſondern die jährliche Mitteltemperatur 20° C. beträgt. Dieſe Linie fällt ziemlich zu— ſammen mit der Polargrenze der ſtändig wehenden Paſſate und entſpricht auch an— nähernd der natürlichen Polargrenze der Palmen, die als die eigentlichen Charakter pflanzen des Tropenklimas anzuſehen ſind. Auf der beigegebnen Karte ſtellen ſich die Grenzen der tropiſchen Zone folgender— maßen dar: Beginnen wir mit der nördlichen Scheidelinie in der alten Welt, ſo fällt Ma— deira zwar noch zwiſchen die 20° Jahresiſothermen, gehört aber doch, geologiſch und bio— logiſch, wie auch die Kanarengruppe, mehr zum Mittelmeergebiet. Von Afrika werden Das Tropenklima. Temperatur. 251 durch die 20JJahresiſotherme die Atlasländer abgeſchnitten. Der Atlas iſt das einzige bis— her bekannte Faltengebirge Afrikas und ſtellt die Fortſetzung des großen mediterranen Gebirgsbogens dar. Auch ſeine Vegetation iſt durchaus mediterran. Weiter verläuft die Grenze dann durch das Mittelmeer, ſchließt ganz Arabien bis zum Euphrat— Tigris⸗Urſprung ein, ſenkt ſich in Perſien etwas, um ſich dann wieder über den großen Indusbogen hinwegzuheben, am Südfuß des Himalajas entlang zu laufen und etwas nördlich von der Inſel Formoſa die Chinaſee zu erreichen. — In Nordamerika ſetzt die nördliche Grenzlinie des Tropengürtels in Kalifornien etwa bei 30° n. Breite ein, hält ſich dann etwas nördlich der Grenze von Mexiko und umſchließt auch die Miſſiſippi— mündung und die Halbinſel Florida. Auch die Bermudasinſeln liegen noch innerhalb der von uns angenommenen Tropengrenze, tragen aber, ebenſo wie Florida, kein rein tropiſches Gepräge mehr. Die ſüdliche Grenze der Tropenzone beginnt an der afrikaniſchen Weſtküſte etwa bei Moſſamedes, biegt ſofort ſüdwärts um und läuft im Abſtande von etwa 5 Breiten— graden bis nach Natal der Weſt- und Südküſte parallel. Auch ein ſüdlicher Streifen Auſtraliens bleibt von den Tropen ausgeſchloſſen. An der Weſtküſte Südamerikas be— ginnt die Grenzlinie bei etwa 10° ſ. Breite, etwas nördlich von Lima, läuft bis San— tiago am Weſtabhang der Anden hinunter, biegt in kurzem Bogen nach Norden um und zieht dann nach Nordoſten, um in der braſilianiſchen Provinz Paranä die Oſtküſte zu erreichen. II. Die für die Vegetation wichtigſten Züge des Tropenklimas. Des Klima der Tropenzone hat, obwohl dieſe beinahe die Hälfte der ganzen Erd— oberfläche umfaßt, unter ſonſt gleichen Verhältniſſen einen ſehr einheit— lichen Charakter. Daraus ergibt ſich eine große Übereinſtimmung in der Phyſiognomie entſprechender tropiſcher Vegetationsformationen um den ganzen Erdball herum. Die unterſcheidenden Züge werden meiſt durch die floriſtiſch verſchiedne Zuſammenſetzung hineingebracht. Ein Grundzug des Tropenklimas iſt die verhältnismäßig große Regel— mäßigkeit in der Wiederkehr der periodiſchen Wittrungserſcheinungen. a) Die Temperatur. Die in der Tropenzone beobachteten Extreme der Lufttemperatur ſchwanken nach oben hin gewöhnlich zwiſchen 30 und 35° C. und erreichen gewöhnlich keine jo be— deutende Höhe, wie ſie ſtellenweiſe in gemäßigten Gebieten, auch in Mitteleuropa, ge— meſſen worden ſind. Dennoch werden ſie in feuchten Tropengegenden viel drückender empfunden als höhere Temperaturen in unſrem Klima: eben eine Begleiterſcheinung des hohen Feuchtigkeitsgehaltes der Luft, der die abkühlende Verdunſtung auf der Haut beeinträchtigt („Treibhausluft“). Der Eispunkt wird — abgeſehen von Hoch— gebirgsregionen — nur an einigen Stellen in der Nähe der Tropengrenze erreicht, ſo in Südchina. Nur wenige tropiſche Kulturpflanzen haben es denn auch durch Anpaſ— fung erreicht, ſelbſt geringe Kältegrade ertragen zu können. Für die große Maſſe der Tropengewächſe bedeutet es den ſicheren Tod, wenn ſie auch nur kürzere Zeit Tem— 252 Das Tropenklima. Temperatur. peraturen unter 0“ ausgeſetzt werden. Ja, Moliſch hat bei einer Reihe von Tropen— pflanzen, wie Episcia bicolor (Geſneriaz.), Sanchezia nobilis (Akanthaz.) u. a. Abſterben ſogar bei einer Temperatur von = 2° bis = 5 C. beobachtet. Gleichgiltig iſt es dabei für unſre Betrachtung, ob es ſich in dieſen Fällen um eigentlichen Erfriertod handelt oder nur um ein Abſterben als Folge einer durch die Kälte verurſachten Krank— heit, wie Rein es auffaßt. Denn nach dieſem Forſcher erfriert kein Gewächs, ſelbſt die empfindlichſten Tropenpflanzen, wie Geſneriazeen, nicht, über — 25 C. Zum Eintritt des typiſchen Kältetodes iſt nach ihm Eisbildung in den Pflanzengeweben notwendig. Viele tropischen Pflanzen vermögen überhaupt erſt bei höheren Temperaturen zwiſchen 10° und 15° C. zu vegetieren. Im ganzen liegen bei ihnen die ſogenannten Kardinalpunkte für alle Lebenstätigkeiten höher als bei den Pflanzen der kälteren Zonen. Manche tropiſchen Gewächſe, wie Palmen, ſind aber nicht ſo ſehr gegen niedrige Temperaturen überhaupt als vielmehr gegen ſtärkere Temperatur ſchwankungen empfindlich. Sie ſind an ſolche nicht gewöhnt, da die mittlere jährliche Wärmeſchwankung in den Tropen ſo gering iſt, daß man die Jahreszeiten hier nicht nach den Wärmever— hältniſſen, ſondern nach dem periodiſchen Wechſel der Regen- und Trockenzeiten ab— grenzt. Beſonders im engeren Tropengürtel hält ſich der Temperaturunterſchied des wärmſten und kälteſten Monats zwiſchen 1 und 5“ C. Folgende Tabelle veranſchaulicht die Verhältniſſe. Mittlere Temperatur (nach Spitaler). 10 | 5. 0. 5. 10 15. oo Januar. 184 21,7 23,9 25,7 26,2 26,2 26,1 25,9 25,7 25,2 24.7 Juli. 28,0 28,1 27,9 26,7, 26,1 25,5 24,9 24.0 22.6 20,5 18,1 Schwankung. 96 6, 40 | vo | 0% 0% 12 19 3,1 4% | 86 Wo genügend Feuchtigkeit zur Verfügung ſteht, muß demnach ein ſehr gleich— mäßiger Verlauf der jährlichen Vegetationszeit auftreten. Daß dennoch die Periodi— zitätserſcheinungen im Pflanzenreich nicht aufhören, werden wir noch ſehen. Haupt— ſächlich als Folge dieſer gleichmäßigen Wärme kommt im Tropengebiet bei einer außer— ordentlich großen Anzahl von Pflanzen Holzwuchs zuſtande. Selbſt Gräſer werden — in der Bambusform — baumartig, und die größeren, der Tropenzone und den höheren Breiten gemeinſamen Pflanzenfamilien reichen in dieſe meiſt nur mit krautigen Vertretern hinein, während ſie dort eine Fülle von Baum- und Strauchformen er— zeugen. Unſre wenig anſehnlichen Labkräuter haben in den Tropen Hunderte mächtiger Bäume zu Verwandten. Ebenſo ſind die meiſten der in den gemäßigten Zonen wach— ſenden Leguminoſen keine Holzpflanzen (Erbſe, Linſe, Wicke, Klee, Bohne u. a. m.), während ſie im Aquatorialgürtel die ſtattlichſten Bürger der Steppe wie des Urwaldes darſtellen. Und ſelbſt ein Verwandtſchaftskreis, der ſo wenig zur Hervorbringung holziger Achſen neigt wie die Kompoſiten, bringt in den Tropen eine Anzahl, wenn auch nicht rieſenhafter, ſo doch immerhin auffälliger Bäume hervor. Von der kleinen Inſel St. Helena kennen wir allein zehn Kompoſitenbäume. Überhaupt find natür= lich die gleichmäßigen Inſelklimate in dieſer Hinſicht ausgezeichnet. So treten auf den Sandwichinſeln Holzgewächſe in Familien und Gattungen auf, bei denen die Bildung Holzbildung. Schnelles Wachstum. 253 holziger Stämme ſonſt ganz ungewöhnlich iſt, wie die Violazee Isodendron, die Karyophyllazee Alsinodendron, Geranium arboreum, auch drei Kompoſiten. Eine gleichmäßig hohe Temperatur kommt dem Wachstumsvorgang der Pflanzen, d. h. der Bildung organiſcher Subſtanz, ſehr zuſtatten. Tatſächlich iſt in den Tropen für die Aſſimilation ein höherer Mittelwert als in Europa gefunden worden; aller— dings nicht um ſo viel höher, daß ſich daraus bei einer Kulturpflanze etwa eine Ernte erwarten ließe, die eine mitteleuropäiſche vielmal überträfe. Aber nicht die übermäßige Stärke, ſondern die jahraus jahrein gleichmäßig verlaufende Aſſimilation iſt es in erſter Linie, die die vegetabiliſche Stoffbildung in den Tropen ſo begünſtigt, daß die Pflanzenwelt eine ſprichwörtliche Üppigkeit zeigt. In vielen Fällen iſt das Wachstum der Tropenpflanzen aber nicht bloß ſtetiger, ſondern auch bedeutend intenſiver als in kühleren Klimaten. Nach Betrachtung einer Reihe allgemein bekannter Tatſachen und auch zahlenmäßiger Angaben kommen mir deshalb die eben berührten Erntevergleiche Giltay's wenig überzeugend vor. Sie ſind methodiſch ſchon deshalb nicht einwand— frei, weil zum Teil nicht dieſelben, ſondern nur ähnliche Pflanzen (Reis — Hafer) ver— glichen werden. So braucht das Zuckerrohr in den Niederungen der Tropenländer nur etwa 9 Monate bis zur völligen Reife; auf den kühleren Höhen dagegen und in ſubtropiſchen Ländern erfordert es eine Wachstumsperiode bis zu 18 Monaten. Ebenſo liefern die Bananen in ſolchen Gegenden erſt in 15—18 Monaten reife Früchte, während im tropiſchen Tieflande 9—12 Monate zu ihrer Ausreifung zu genügen pflegen. Der Teeſtrauch kann in China nicht mehr als dreimal im Jahre abgeerntet werden; auf Ceylon und Java entnimmt man ihm ohne Schaden jährlich acht Blatternten. Nach. Detmer hat eine Maispflanze in Buitenzorg auf Java an lufttrockner Subſtanz der oberirdiſchen Organe in 32 Tagen 29,5 g, in Jena nur 6,5 g erzeugt, in den Tropen in dieſer kurzen Zeit alſo etwa fünfmal ſo viel wie bei uns. Ein beſonders auffälliges und gut beobachtetes Beiſpiel ſehr ſchnellen Wachstums bilden gewiſſe Bambuſen. An einer Dendrocalamus-Art im botaniſchen Garten zu Buitenzorg hat Kraus Längenzunahmen der Sproſſe von mehr als einem halben Meter in 24 Stunden feſtgeſtellt. Schimper maß am 15. November ein junges, noch gefaltetes Blatt von Amherstia nobilis, einer der prächtigſten Leguminoſenbäume. Die Spindel des gefiederten Blattes war 6 em, ein Fiederblättchen 2,9 em lang. Am 24. November wurden für dieſelbe Spindel und dasſelbe Blättchen 31 em, bezw. 19,5 cm gefunden, d. h. eine Längenzunahme auf das Fünf- bezw. Siebenfache in 9 Tagen, oder eine tägliche Längenzunahme von 4,1 cm bezw. 1,8 em. In den tropiſchen Pflanzungen macht das raſche Aufſchießen des Unkrauts fortwährendes Reinigen nötig. Andrer— ſeits kommt dem Pflanzer das ſchnelle Wachstum mancher Schattenbäume wie Cassia Albizzia, Erythrina, Spondias, Grevillea u. a. zugute. Nach Meſſungen von Koorders in Java erreicht Albizzia moluccana, eine akazienähnliche Legu— minoſe, in 8 Monaten eine Höhe von 3 mz die Tanne bei uns in derſelben Zeit etwa ½ m, Buche, Fichte und Kiefer / m, Lärche / m. Eine 9 Jahre alte Albizzia moluccana kann 33 m hoch werden, während die Buche dazu in Europa 160 Jahre braucht. Bekannt iſt das raſche Aufſchießen mancher Eucalyptus-Arten. (Abb. 1.) Sehr ſchnelles Längenwachstum ſcheint auch den oft 20 und mehr Meter lang werdenden Nährwurzeln mancher Epiphyten zuzukommen. Went fand bei Philodendron 254 Das Tropenklima. Temperatur. melanochrysum, einer Arazee, einen Geſamtzuwachs von 4,4 em in 48 Stunden. Eine allgemeine Erſcheinung aber iſt ſo ſchnelles Wachstum, ſelbſt in feuchten Tropengebieten, durchaus nicht. Daß außer der Wärme zur üppigen Stoffbildung hinreichende Feuchtigkeit aber unerläßlich iſt, ſehen wir in den trocknen Steppen und Halbwüſten, wo kurze, knorrige Baumſtämme und ſelbſt niedrige Sträuchlein oft ein Alter aufweiſen, gleich dem eines Urwaldrieſen. Sehr bedeutungsvoll für das Pflanzenleben iſt das Maß der direk— ten Wärmeſtrahlung der Sonne. Zahlenmäßige Angaben finden ſich darüber leider nur ſehr ſpärlich. In Gegenden mit geringer Luftfeuchtig— keit und ſchwacher Bewölkung, ganz beſonders in Kontinentalgebieten, erreicht ſie eine bedeutende Höhe. So fand Pechuel Löſche in Tſchint- ſchotſcho (Loango) oft eine Erwär— mung des Bodens auf 75, ja 80°, einmal ſogar auf 84,6“ C. Nach ſeiner Angabe gerinnt der Inhalt von Eiern, die man bei ungehinder— ter Sonnenbeſtrahlung auf den Erd— boden legt, in kurzer Zeit. Der Euro— päer iſt in den Tropen genötigt, ſich Abb. 1. durch eine ſtarke Kopfbedeckung vor Eucalyptus spec., Kulturgarten Tjibodas, Gedehgebirge, Java. Sonnenſtich zu ſchützen. Doch gibt Ausſaat der Samen im März 1905. 8 A 5 (Aufnahme von Prof. Dr. A. Ernſt, am 18. Dez. 1905.) es auch hier eine Gewöhnung. Der Eingeborene trägt nie eine Kopf— bedeckung als Sonnenſchutz, raſiert ſich häufig ſogar das Haupthaar ab; und der Europäer, der ſchon längere Zeit zwiſchen den Wendekreiſen weilt, kann den ſchweren Tropenhelm ſchon eher entbehren. So ſteht es auch mit den pflanzlichen Organis— men. In den ſonnendurchglühten Steppen- und Wüſtengebieten nehmen die dem Boden oft dicht angedrückten Pflanzen vielfach ſicher die Temperatur des Erdbodens an, bei der, wie ſchon erwähnt, der Inhalt eines Vogeleis gerinnen kann. Der Grund für die Widerſtandsfähigkeit des pflanzlichen Protoplasmas gegen Überhitzung iſt wohl in einer Gewöhnung zu ſuchen, die ſich im Lauf von Generationen eingeſtellt hat. Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Ertragung ſo hoher Wärmegrade iſt die Waſſer— armut vieler Steppen- und Wüſtenpflanzen. Denn der Waſſergehalt der Pflanzen ſpielt bei ihrem Vermögen, extreme Temperaturen — nach oben wie nach unten — auszuhalten, die größte Rolle. Es können bekanntlich trockne Samen ohne Tötungs— gefahr höherer Hitze ausgeſetzt werden als angequollene. Umgekehrt leiden die Ge— wächſe unſrer Zone oft mehr durch ſchwache Frühjahrsfröſte als durch ſtarke Winter— — Schutz gegen Überhitzung der Pflanzen. 255 kälte, weil ſie im Winter waſſerärmer ſind als in der Schwellungsperiode. Andrer— ſeits könnte man wohl, da das Waſſer von allen Körpern die höchſte ſpezifiſche Wärme beſitzt, in der Sukkulenz, d. h. dem Waſſerreichtum ſo zahlreicher Wüſten- und Steppen— gewächſe, einen Schutz gegen ſtarke und plötzliche Temperaturſchwankung ſehen, wie Neger das Waſſergewebe auffaßt, das merkwürdigerweiſe bei manchen Pflanzen der feuchten ſubtropiſchen Wälder Chiles auftritt. In offnen, den Sonnenſtrahlen ungehindert zugänglichen Gebieten wiſſen die Pflanzen eine Überhitzung durch die verſchiedenſten Mittel zu verhindern, die alle darauf hinauslaufen, ſich mit ſchlechten Wärmeleitern zu umgeben oder die Wärmeſtrahlen zu reflektieren. Viele Steppenbäume beſitzen eine hellgraue, faſt weiße Rinde (Abb. 2). „Unwillkürlich“, ſagt Haber— landt, „ver- gleicht man dieſes helle Rindenkleid mit dem eignen weißen Tropen- anzug“, deſſen Farbe ja auch zum Zwecke des Zurückwerfens der Sonnen= ſtrahlen gewählt iſt. Bei faſt allen Steppenbäumen iſt die Rinde auch ſtark verkorkt oder faſrig und zuweilen ſehr dick, wie an dem verhältnismäßig 91 waſſerreich en „Sachſenwald“ bei Dares ſalam, oſtafritaniſcher Steppenwald mit zahlreichen derbblättrigen immgrünen Bäumen (Uapaca nitida). Die Stämme der Bäume ſind faſt ſchneeweiß. Stamm des (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Affenbrotbaums (Adansonia), wo fie 8 bis 10 em Stärke erreichen kann (Abb. 3). Bei den Holz- gewächſen iſt es vor allem nötig, das unmittelbar unter der Rinde liegende zarte Kam— biumgewebe vor Überhitzung zu bewahren. Eine große Anzahl andrer Schutzmittel gegen übermäßige Erwärmung kommt den Blättern der Holzgewächſe und den krautigen Pflanzen zu. Alle dieſe Einrich— tungen laſſen ſich aber nicht ausſchließlich auf dieſen Zweck deuten, ſondern hängen auch mit den Licht- und Feuchtigkeitsverhältniſſen aufs engſte zuſammen. Denn in den meiſten Fällen iſt die Wirkungsweiſe dieſer drei Faktoren ſo innig verſchlungen, daß ihr Sonderanteil kaum beſtimmt werden kann. Da die Wärmeſtrahlung an die Sonnenſtrahlen — zu etwa 80% allerdings an die nicht ſichtbaren — gebunden iſt, 256 Das Tropenklima. Temperatur. ſo mögen jene Vorkehrungen im Abſchnitt über das Licht eingehender beſprochen werden. Nur einer Eigenart ſei auch hier ſchon gedacht, weil ſie auch eine ſpezielle Be— ziehung zur Wärme hat. Wir werden noch ſehen, daß die Nadelform der Blätter in den Steppen- und Wüſtengebieten bei den verſchiedenſten Pflanzen eine Rolle ſpielt. Es wird dadurch zunächſt eine Verkleinerung der geſamten Blattmaſſe und dadurch eine geringere Angriffsfläche für die Sonnenſtrahlen geſchaffen. Für jedes Blatt ſelbſt aber bedeutet die Nadelform eine Vergrößerung der Oberfläche im Verhältnis zum Volumen. Und wie die Verkleinerung der Blattmaſſe der geſamten Pflanze einen direkten Schutz vor Überhitzung darſtellt, ſo die möglichſte rela— tive Ober— flächenvergröße— rung des einzel- nen Blattes einen indirekten, nämlich dadurch, daß die Ablei- tung der Wärme an die um⸗ gebende Luft ſchneller und ſtärker vor ſich geht. Wiesners Verdienſt iſt es, Affenbrotbaum oder Baobab e eine Charakterpflanze der dieſe Tatſache 1 afrikaniſchen Savanne. An Stammumfang der größte aller Bäume auf Erden, er— das rechte Licht reicht bis 9 m Durchmeſſer und ein Alter bis zu 1000 Jahren. Die Aſte alter Exemplare 1 werden bis 22 m lang. Die Rinde iſt 8-10 em dick. gerückt zu haben. Er ging dabei von der bekannten Erſcheinung aus, daß in Fernrohren die außerordentlich zarten Fäden des Fadenkreuzes auch dann nicht verbrennen, wenn ſie in den Brennpunkt der von der Sonne beſtrahlten Linſe zu liegen kommen, weil infolge der verhältnismäßig großen Oberfläche dieſer zarten Fäden die Wärmeableitung ſehr groß iſt. — Auch auf das Fiederlaub vom „Mimoſentypus“, wie er für die Steppenvegetation viel— fach geradezu charakteriſtiſch iſt, kann man dieſe Erklärung wohl anwenden. Durch die Zerteilung der Spreite iſt eine verhältnismäßig große Oberfläche geſchaffen. Daß hier, wie bei den Flachſproſſen der Akazien und allen Blättern mit „Profilſtellung“ die abſolute Verkleinerung der Blattmaſſe nicht ſo weit fortgeſchritten iſt, wie bei den nadelblättrigen Gewächſen, bringt einen doppelten Vorteil. Denn von der direkten Sonne wird nur die Schmalſeite des Laubes getroffen, während die Breitſeite der Ab— leitung der Wärme an die Luft dienen kann. Bis auf ein gewiſſes Maß aber muß auch bei profilgeſtellten Aſſimilationsorganen die Verkleinerung der Spreite getrieben werden, ſchon deshalb, weil ſie auch der Verdunſtungsminderung dienen ſoll. Be a re 1 . SI b) Das Licht. Während man ganz treffend von einem einheitlichen Lichtcharakter der arktiſchen Breiten ſprechen kann, beſitzt die Tropenzone einen ſolchen durchaus nicht. Schon die Vegetation bedingt ſtarke Unterſchiede. Obwohl das Waldesdunkel in den Tropen kaum irgendwo ſo ſtark iſt wie bei uns in einem geſchloſſnen Tannenbeſtande, ſo ſinkt der Lichtgenuß der Füllvegetation des ungeheuer ausgedehnten tropiſchen Urwaldes, beſonders der Bodenpflanzen, doch auf ein ſehr geringes Maß, während in offnen Abb. 4. Nipa -Palmen (Nipa fruticans) mit faſt ſenkrecht ſtehenden Blättern. (Aufnahme von Dr. Jenſen.) Steppen⸗ und Wüſtengebieten ſich die Pflanzen gegenſeitig wenig oder gar nicht be— ſchatten. Dabei iſt in ſolchen Landſtrichen mit ihrer trocknen Luft die Kraft der Sonnenſtrahlung an ſich viel größer als in den feuchten Tropengegenden, in denen der Waſſerdampf der Atmoſphäre, der oft den Sättigkeitspunkt erreicht, das Sonnenlicht viel ſtärker zerſtreut. Die graue Schutzbrille, die zu meiner Ausrüſtung für Kamerum gehörte, habe ich dort in dem feuchten Küſtenlande niemals gebraucht, wogegen ſie mir ſpäter in den Steppen Oſtafrikas — anfangs wenigſtens — unentbehrlich war. Aber ſelbſt in feuchten Tropengebieten herrſcht immer noch eine, wenn auch mitunter nicht bedeutend, ſtärkere Helligkeit als in höheren Breiten. Abgeſehen von dieſer ex— tremen Beeinfluſſung hat der Tropentag eine weit größere Lichtfülle aufzuweiſen als Das Leben der Pflanze. VI. 17 258 Das Tropenklima. Licht. wie wir ſie gewohnt ſind. Haberlandt gibt in ſeinem Buch „Eine botaniſche Tropen— reiſe“ folgende Schilderung: „Der Himmel erſcheint von lichter, weißlich-blauer Färbung. Beim Aquarellieren durfte ich immer nur die lichteſten Töne des Kobalt— blau in Anwendung bringen, und häufig fragte ich mich, ob man den leuchtenden Himmel überhaupt noch blau nennen dürfe. Die Leuchtkraft des Himmelsgewölbes iſt weitaus größer als in unſeren Breiten; dieſe größere Intenſität des diffuſen Tages— lichtes bedingt zum größten Teil die mächtige Lichtfülle des hellen Tropentages, die 72 — RUN, EN 4 2 Abb. 5. Vegetationsbild aus den Anlagen des botan. Gartens in Victoria, Kamerun. Links eine junge, noch ſtammloſe, Ölpalme (Elaeis guineensis), rechts davon Königspalme (Oreodoxa regia), weiter rechts Zucker⸗ palme (Arenga saccharifera), noch hereinragend ein Fächer des Baumes der Reiſenden (Ravenala madagascariensis), ferner zwei niedrige Fächerpalmen. Alle zeigen das ſenkrechte Aufſtreben der Blätter und zugleich mehr oder weniger ausgeprägt das Abwärtshängen der Fiedern. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) durch die unzähligen Glanzlichter der Vegetation noch mehr geſteigert wird.“ Jedem in den Tropen Reiſenden fallen die ſtarken Reflexe beſchienener Waſſerflächen auf. Wie von vornherein anzunehmen, iſt in dem Tageslicht, das aus einem Gemiſch zerſtreuter Strahlen und paralleler Sonnenſtrahlen beſteht, der Anteil dieſer letzten zwiſchen den Wendekreiſen erheblich größer als in gleichen Höhenlagen höherer Breiten. Denn die Sonnenſtrahlen haben wegen des hohen Zenitſtandes des Tagesgeſtirns eine weniger dicke Schicht der Atmoſphäre zu durchlaufen und werden alſo weniger zerſtreut. Da nun, wie ſogar in gemäßigten Breiten zu beobachten iſt, längere Be— ſcheinung der Blätter durch direkte Sonnenſtrahlen ſchädigend, ja ſogar tötlich wirken kann, ſo führt die eben angegebne Eigenſchaft des Tropenlichtes dazu, daß die Orien— Profilſtellung der Blätter als Strahlungsſchutz. 259 tierung der Blätter zum Licht in den Tropen von eignen Zielpunkten beherrſcht wird. Während in temperierten Gegenden die Lage der Blätter überall vom ſtärkſten diffuſen Licht be— ſtimmt wird, durch Erſtreben der ſenk— rechten Stellung zu ihm, werden die Blätter in den Tropen durch das direkte Sonnen— licht fixiert, indem ſie ſich möglichſt parallel dazu ein ſtellen. Im er⸗ ſten Falle wird die Blattlage alſo geregelt durch das Streben nach dem Aufſuchen des günſtigſten Lich— tes, in den Tropen dagegen durch das Streben nach Ver- meidung über⸗ ſtarker und daher ſchädlicher Strah- lung. Erreicht wird dieſer Zweck auf verſchiedne Weiſe. Eines der verbreitetſten Mittel iſt die ſoge⸗ nannte „Profil- ſtellung“ der Blätter. Sie iſt dann gegeben, wenn das Blatt nicht ſeine breite Fläche dem Him⸗ mel und damit der hochſtehenden ——— Abb. 6. Vegetationsbild aus dem botaniſchen Garten in Buitenzorg. Vorn Nelumbo nueifera mit trichterartiger Vertiefung der Blätter, im Hintergrunde 4 Exemplare des Baums der Reiſenden (Ravenala madagascariensis) mit dem Fächer ſteil aufgerichteter Blätter; die ſeitlichen, weniger ſteilen, laſſen die Vlattſpreite jederſeits der Mittelrippe herabhängen und erreichen ſo die Profilſtellung. (Aufnahme von Dr. Jenſen). Sonne zukehrt, ſondern den linienförmig ſchmalen Rand, ſo daß die Breitſeiten, die in dieſem Falle anatomiſch häufig gleichartig ausgebildet ſind, lotrecht ſtehen und alſo 260 Das Tropenklima. Licht. nur von den ſchwächeren Strahlen der auf- und untergehenden Sonne ſenkrecht ge— troffen werden, während die Strahlen der faſt im Zenit ſtehenden Mittagsſonne parallel an ihnen vorbeigehen. Die Folge dieſes Verhaltens iſt, daß die Bäume ſo gut wie keinen Schatten geben; dieſer Eigenart wegen ſind ja die auſtraliſchen Acacia- Abb. 7. Mangrovebaum (Rhizophora mucronata) mit Stelzenwurzeln, gablig geteilten Luftwurzeln und ſenkrecht ſtehenden Blättern. (Aufnahme von Dr. Jenſen.) und Eucalyptus-Wälder oft geſchildert worden. Aber auch in andern Tropengebieten ſind ſolche Bäume durchaus nicht ſelten, wie die in den oſtafrika— niſchen und indiſchen Steppen— gebieten weit verbreitete Bala- nitesaegyptiaca, ein kleiner rundkroniger, ſtark beſtachelter Baum aus der Familie der Zygo— phyllazeen, auch manche Ficus- Arten. Ein ähnliches Verhalten zeigen an ſonnigen Standorten die „Kompaßpflanzen“, die, wie Lactuca scariola, ja auch bei uns zu beobachten ſind. Andre Pflanzen erſetzen dieſe Drehung der Blätter um die horizontale Achſe (die Mit- telrippe) dadurch, daß ſich die Blätter, deren Fläche die nor— male Lage hat, mehr oder weniger ſteil aufwärts oder ab— wärts richten, jo daß die Strah⸗ len der Mittagsſonne die Blatt— fläche zwar treffen, aber unter ſpitzem Winkel, wodurch die Ge— fährlichkeit ihrer Wirkung be— ſeitigt wird. Aufgerichtet ſind z. B. die rieſigen Blätter der Bananen und des mit ihnen verwandten „Baums der Rei- ſenden“ (Ravenala mada- gascariensis), bei denen auf freien Standorten der Strahlenſchutz dadurch noch verſtärkt iſt, daß die Spreiten zu beiden Seiten der Mittelrippe ſchlaff ſenkrecht abwärts hängen, alſo eine Kombination von Profilſtellung und Aufrichtung zeigen (Abb. 5 u. 6). Sehr ſcharf ausgeprägt iſt die Aufrichtung der Blätter bei manchen Mangrovepflanzen (Rhizophora, Avi- cennia). Erreicht wird fie hier durch eine Aufkrümmung des Stiels (Abb. 7). In ungezwungner Weiſe tritt die Aufrechtſtellung dadurch ein, daß ſchon das Gezweige Profilſtellung der Blätter als Strahlungsſchutz. 261 der Bäume ſteil nach oben ſtrebt, wie bei vielen Sapotazeen und der baumartigen Polygonazee Coccolobauvifera. Abwärts gekrümmte Blätter kommen bei vielen Monokotylen vor, z. B. den Bambuſen, zahlreichen baumförmigen Liliazeen (Abb. 8) und Amaryllidazeen, den auch in Gewächshäuſern verbreiteten Arazeengattungen Philodendron, An- thurium, Dieffen- bachia in auffälliger Weiſe auch beim Hirſch— geweihfarn, Platyce- rium (Abb. 9). Manche Palmen wie Bactris, auch Zykada— zeen, erreichen denſelben Zweck dadurch, daß an den nicht ſteil auf— ſtrebenden Blättern die Blatthälften oder ⸗fiedern beiderſeits der kräftigen Mittelrippe aufgekippt werden, ſo daß das ganze Blatt wie ein halb aufgeſchlagnes Buch erſcheint, im Quer— ſchnitt wie eine V-för⸗ mige Figur, deren beide Schenkel in der Mittel— rippe zuſammenſtoßen. Bei vielen hängen ſie — eine Doppelreihe bil- dend — ſchlaff nach unten, ſo ganz beſonders auffällig bei der im in— diſch⸗malaiiſchen Gebiet verbreiteten eleganten Abb. s. 0 5 ö 0 Vucca- Pflanzen mit teils aufgerichteten, teils übergebogenen und ſenkrecht ncosperma fila- herabhängenden Blättern. (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) mentosa, auch bei der Kokospalme und zahlreichen andren (Abb. 5). Eine Aufrichtung der Blatthälften kommt auch häufig bei kleineren Blättern dikotyler Pflanzen vor, ferner bei dem an offnen Stellen wachſenden Farn Chrysodium aurèeum. Schildförmige Blätter, d. h. ſolche, deren Stiel nicht am Rande der Spreite, ſondern auf ihrer unteren Fläche anſetzt — ein Fall, der ſtets mit handförmiger Nervatur verbunden iſt, — bilden einen nach oben ſich öffnenden Trichter, was ebenfalls eine Aufrichtung der Blattfläche bedeutet. Joh ow gibt aus ſeinen Beobachtungen in Weſtindien in der Sonne wachſende Begonien als Beiſpiel an. Sehr deutlich trichterförmig ſind die Blätter der Lotospflanze. (Abb. 6). 262 Das Tropenklima. Licht. Derſelbe Forſcher macht noch auf die Faltungen ſolcher Blätter aufmerkſam, die keine beſonders ausgezeichnete Mittelrippe, ſondern mehrere annähernd gleichſtarke parallele oder ſtrahlige Nerven beſitzen. Sie erzielen eine mehr oder minder ausge— ſprochne Profilſtellung oft dadurch, daß das Blatt pliſſee- oder harmonikaartig in parallele Falten gelegt iſt, ſo zwar, daß die Nervatur die Kanten der einzelnen Falten bildet. Wo nur zwei Faltungen vorhanden ſind, wie bei Pandanus, zeigt das Blatt im Querſchnitt eine W-förmige Figur. Bei andren, z. B manchen Fächerpalmen (Li- cuala), den Jugendzuſtänden vieler Palmen und einzelnen, dieſen außerordentlich ähnlichen breitblättrigen Gräſern (Panicum sulcatum und palmifolium), ſellt der Blattquerſchnitt dagegen eine vielfach gebrochne Linie dar (Abb. 21). Schwendener hat dieſe Faltungen ſicher mit Recht als mechaniſche Einrichtungen zur Erhöhung der Biegungsfeſtigkeit in Anſpruch genommen. Daß ihnen aber auch eine Bedeutung im Dienſte des Lichtſchutzes, durch Erzielung der Profilſtellung, zukommt, erkennt man daran, daß die Faltung bei Schattenblättern weiter und flacher ( -), bei Sonnen- blättern enger und ſteiler () ausgebildet iſt. Die Fächerpalmen entfalten ihre Blätter in der Tat in weit geringerem Maße, wenn ſie vom direkten Sonnenlicht ge— troffen werden, als wenn ſie im Waldesſchatten wachſen. Die den Fächerpalmen ganz ähnlichen, der Familie der Zyklanthazeen angehörenden Carludovica-Arten, die das Flechtmaterial der Panamahüte liefern, haben als ausſchließliche Bewohner des tiefen Urwaldſchattens immer vollkommen flach entfaltete Fächerblätter. Noch manche andre Einrichtung zur möglichſten Vermeidung des ſenkrechten Strahleneinfalls der Mittagsſonne auf die Blattfläche könnte angeführt werden. Ob die Aufbeulung und gröbere oder feinere Runzelung der Blätter ebenfalls dazu zu rechnen iſt, wie es Johow tut, mag zweifelhaft bleiben. Wiesner ſpricht die Kon— kavität der Blätter allerdings als Schutz gegen zu ſtarke Beleuchtungen an. Und Joſ. Bergen hat im botaniſchen Garten der Harvard-Univerſität Beobachtungen über das Auftreten konkaver Blätter angeſtellt, die mit Wiesners Erklärungen in vielen Fällen zwar übereinſtimmen, in einzelnen ihrer Richtigkeit aber zu widerſprechen ſchienen. Hatten wir bisher eine feſte, vom Sonnenlauf unabhängige Ausgeſtaltung oder Stellung des Blattes vor uns, ſo gibt es andrerſeits Pflanzen, deren Blätter perio— diſche Bewegungen ausführen, ſo zwar, daß ſie bei zerſtreutem Tageslicht oder tief— ſtehender Sonne horizontal ausgebreitet find, mit ſteigender Lichtſtärke aber Profil- ſtellung annehmen. Man kann die Erſcheinung auch bei uns an der falſchen Akazie beobachten, und die Leguminoſen überhaupt, die ja gerade in den ſonnigen Ebnen der tropiſchen Länder die arten- und individuenreichſten Pflanzengruppen ſind, bedienen ſich dieſer Einrichtung als Lichtſchutz; ebenſo auch andre Familien mit gefiederten Blättern, z. B. die Oxalidazeen (Oxalis, Biophytum). Mit ſteigender Sonnenhöhe klappen die Fiedern allmählich beiderſeits der Blattſpindeln nach oben oder nach unten, und zwar jo weit, daß die Ober- oder Unterſeite jedes Fiederpärchens feſt aneinander liegt, alſo die vollkommenſte Profilſtellung erreicht wird. Daß gleiches Aufrichten auch bei den einfachen, vorn tief eingeſchnitenen Blättern der Leguminoſengattung Bau— hinia vorkommt, hat Johow zuerſt beobachtet; eine Tatſache, welche die morpholo— giſchen Gründe ſtützt, die dieſe Blätter als ein Verwachſungsprodukt eines Fiederblatt— paars erweiſen. Bei andern Leguminoſen, wie zahlreichen Cassia- und Aeschy- Variationsbewegungen der Blätter. Blattrot. 263 nomene-Arten, krümmt ſich der Stiel der Blattfiedern nicht, ſondern führt eine Drehung aus, ſo daß die einzelnen Blättchen in ſenkrechter Lage hintereinander zu ſtehen kommen. Verſuche von Ewart und zahlreiche Beobachtungen andrer haben gezeigt, daß Belichtung mit direkten Sonnenſtrahlen beſonders für die Gewächſe ſchattiger Standorte von Nachteil iſt. Nach mehrſtündiger Beſonnung werden ſie, infolge Zer— ſtörung des grünen Farbſtoffs, merklich heller, die Aſſimilation wird dadurch herab— gemindert oder hört ganz auf, und viele Blätter gehen, wenn die Einwirkung ein ge— wiſſes Maß überſchreitet, gänzlich zugrunde. Dabei ſind das Erbleichen und die Herabſetzung der Aſſimilation nicht notwendig aneinander gebunden; beim Erholen der Blätter, wenn die Pflanzen in den Schatten zurückgebracht werden, hebt ſich die Aſſimilation oft ſchon, bevor ein Dunklerwerden des Grüns zu bemerken iſt. Damit wird von den Biologen eine Erſcheinung in Zuſammenhang gebracht, die gerade bei der tropiſchen Schattenvegetation nicht ſelten zu beobachten iſt, nämlich die Rotfärbung von Blättern, beſonders in ihrem Jugendſtadium. Weevers gibt z. B. aus Java 52 wilde und kultivierte Pflanzenarten an, deren junge Laubblätter rötlich, rot oder braun gefärbt ſind. Dieſe Farbe iſt durch die gleichen Stoffe bedingt, die auch in den roten Blüten auftreten, und die man, da ſie jedenfalls ſehr nahe verwandt ſind, mit dem gemeinſamen Namen Antozyan belegt hat. Sie ſind in dem die Zellhöhlungen füllenden Saft gelöſt enthalten und erſcheinen rot, wenn der Zellſaft ſauer rea— giert, blau, wenn er alkaliſch iſt. Da in Blättern der Farbſtoff faſt immer in der roten Modifikation auftritt, wird er von Stahl hier Erythrophyll, Blattrot, ge— nannt. Gewöhnlich iſt er auf die unter ſich zuſammenhängenden Zellen, die das Ge— webe der Blattſpreite bilden, beſchränkt, bei den jungen Blättern einiger Pflanzen findet er ſich aber auch in Haaren. Dieſem Farbſtoff wird die Aufgabe zugeſchrieben, wie ein Lichtſchirm die teil— weiſe oder gänzliche Zerſtörung des in den Chlorophyllkörnern enthaltnen Blatt— grüns zu verhindern und ſo zur Vermeidung von Aſſimilationsſtörungen zu dienen, denen tropiſche Schattenpflanzen verfallen, wenn ſie zufällig einer längeren intenſiven Beleuchtung ausgeſetzt ſind. Jedem Tropenreiſenden muß es auffallen, daß man an ſtark beleuchteten Stellen außerordentlich häufig hellgrüne oder faſt weiße Blätter findet. Am auffälligſten tritt dies Verhalten bei der in den Tropen häufig als Zier— baum kultivierten Pisonia alba (Nyktaginazee) hervor. Während das im Innern der Krone, alſo im Schatten ſtehende Laub dunkelgrün erſcheint, nimmt es im Umfang der Krone, wo es der direkten Sonnenbeſtrahlung ausgeſetzt iſt, faſt weiße Farbe an. Es zeigt ſich nun an Bäumen und Sträuchern, deren junges Laub rot gefärbt iſt, daß dieſe Farbe in ſchattigen Lagen weniger auffällt als in exponierten. Die dem Licht mehr ausgeſetzten Blätter behalten das Rot auch länger als die ſtärker beſchatteten. So ſind z. B. die Farne, die an feuchten und ſchattigen Plätzen wachſen, ſtets rein grün, während ſolche, die etwas offnere Stellen lieben, häufig deutliche Rotfärbung aufweiſen, wie Blechnum orientale. Nun iſt es allerdings eine bemerkenswerte Erſcheinung, daß die Belaubung der tropiſchen Holzvegetation gerade zu Anfang der trüben Regenzeiten einen merklicheren Stich ins Rot zeigt als zu andren Jahreszeiten. Man ſollte meinen, daß Erytrophyll, wenn 264 Das Tropenklima. Licht. es zum Lichtſchutz beſtimmt wäre, in der trockneren Zeit mit ihrem hellen Sonnen— ſchein beſonders hervorträte. Da gerade das Junglaub hauptſächlich Rotfärbung auf— weiſt, ſo wird ihr ſtärkeres Hervortreten zu Anfang der Regenperiode allerdings erklärlich; denn in dieſer Zeit gerade erzeugen die meiſten Holzgewächſe junges Laub. Und Ewart macht darauf aufmerkſam, daß in den Tropen während der Regenzeit der Himmel durchaus nicht ſtändig umwölkt ſei; daß die Regengüſſe ſich nur zeitweilig, meiſt zu beſtimmten Stunden des Tages, ergießen oder, wie in Kamerun, auf die Nachtzeit zuſammengedrängt ſind, und zwiſchen ihnen die Sonne vom heiterſten Himmel ſtrahlt. Merkwürdigerweiſe findet ſich in vielen Fällen das Erythrophyll aber nicht an der Oberſeite der Blätter, die doch hauptſächlich der Beſtrahlung ausgeſetzt iſt, ſon— dern nur ihre Unterſeiten ſind rot gefärbt. Ewart, in neurer Zeit der Hauptver— fechter der Lichtſchutztheorie des Blattrots, wendet ein, daß die jungen Blätter ſolcher Pflanzen vielfach gerade die Unterſeite dem Lichte zukehren infolge Einrollung (Musa, Szitamineen) oder Aufrichtung (Mimosa pudica, Uncaria sclerophylla). Gegen die Richtigkeit der Lichtſchutztheorie, die ſchon früher von Kny und Körner vertreten wurde, ſind aber noch erheblichere Bedenken geltend gemacht worden. Stahl wendet, auf Verſuche von Engelmann geſtützt, ein, daß Blattrot für das Chlorophyll recht ungeeignet als Lichtſchirm ſei, da ſeine Lichtabſorption ziemlich komplementär zu der des Blattgrüns iſt, d. h. alle jene Strahlen durchläßt, die vom Chlorophyll bei der Aſſimilation verſchluckt werden, während das Blattrot die vom Blattgrün durch— gelaſſnen Strahlen ſehr ſtark ſpeichert. Schädlich können dem Chlorophyll aber natürlich nur die von ihm verſchluckten Strahlen werden. Engelmann hat nämlich ge— zeigt, daß das Blattrot etwa 90% der Orangeſtrahlen hindurchläßt, die für die Aſſi— milation die wertvollſten find; ferner 50% der blauen Strahlen, die vom Chloro— phyll ebenfalls ſtark abſorbiert werden. Daher die Tatſache, daß die als Blutbuche, Bluthaſel, Blutberberitze uſw. bezeichneten Abarten ebenſo kräftig gedeihen, wie die grünen Formen dieſer Gewächſe. Dagegen hält das Blattrot 90— 70 % ſolcher Strahlen zurück, die vom Blattgrün faſt reſtlos durchgelaſſen werden, ihm alſo nicht ſchaden können, nämlich Grün und Gelb. Dazu kommen Beobachtungen, die einen Licht— ſchutz des Chlorophylls in dem rotgefärbten Junglaub, in vielen Fällen wenigſtens, ganz überflüſſig erſcheinen laſſen. Nach vielfachen Unterſuchungen iſt in dieſem Stadium häufig überhaupt noch kein Chlorophyll nachweisbar, ſondern es entwickelt ſich erſt mit dem Verſchwinden der roten Färbung. Das bezieht ſich vor allem auf die ſogenannten „Hängeblätter“, auf die im nächſten Abſchnitt noch hinzuweiſen ſein wird. Weevers hat einige ſolcher Fälle genauer unterſucht. Bei Mesua ferrea, einem auch ſeines Holzes wegen kultivierten Zierbaum aus der Familie der Guttiferen, ſind die jungen Blätter ſchlaff, hängend und weißlich-gelb. Sehr bald entwickelt ſich das Blattrot, doch iſt Chlorophyll überhaupt noch nicht oder nur in Spuren vorhanden; erſt wenn die Blätter ſteifer werden, fängt ſeine Bildung an, zugleich aber ſchwindet das Rot. Dieſelben Verhältniſſe finden ſich bei andren Pflanzen wieder, z. B. Manil- loa gemmipara und einer Rourea-Art. Hier könnte aber die Erklärung von Pick zutreffen, der dem Blattrot zwar auch eine Schutzwirkung zuſchreibt, aber nicht zu Gunſten des Chlorophylls, ſondern gewiſſer als Enzyme bezeichneter Stoffe, die zur Stärkewanderung, wie ſie bei Wachstumsvorgängen lebhaft ſtattfindet, in Beziehung Winkler, Pflanzenwelt der Tropen Arwaldſzenerie aus der Kameſchlucht (Togo) (Nach einer Original-Aufnahme) Ks OLR NATURFREUNDE STUTTGART Blattrot als Lichtſchutz. 265 ſtehen. Denn die jungen Blätter, in denen der rote Farbſtoff auftritt, ſind in kräf— tigem Wachstum begriffen, nehmen die dazu nötigen Stoffe aber nicht aus eigner Aſſimilation, die ja infolge des Chlorophyllmangels noch fehlt, ſondern erhalten ſie zugeleitet. In allen Fällen kann man das Blattrot als Enzymſchutz aber auch nicht deuten. So find bei Dryobalanops aromatica, der Stammpflanze des Borneo— kampfers, die jungen Blätter zwar rot gefärbt, aber mit Ausnahme der Blattnerven, in denen die Stärkewanderung vor ſich geht. Ferner gibt es auch Blätter, wie bei Pari- narium- und Cynometra— Arten, die in der erſten Jugend faſt weiß ſind, ohne Chloro— phyll, aber auch ohne Blattrot. Die Lichtſchutztheorie des Blattrots kann aber auch, wie Ewart zugibt, die ſonſtigen Fälle nicht alle erklären, ſo 3. B. den, daß Begonien, die im tiefſten Urwaldſchatten wachſen und ihre Blätter ſtets in horizontaler Lage tragen, gerade auf der Unterſeite der Blätter, die dem Lichte alſo niemals unmittelbar ausgeſetzt iſt, das ganze Leben lang und ſogar oft ſehr dunkel rot ge— färbt ſind. Dieſe Erſcheinung iſt durchaus nicht auf Begonien beſchränkt. Wer im Urwald Pflanzen geſammelt hat, könnte eine große Anzahl Beiſpiele anführen. Nicht — 1 f f 1. Abb. 9. überall iſt die rote Farbe über Hirſchhornfarn (Platycerium Willinkii) mit aufrechten Niſchen⸗ die ganze untere Fläche der blättern und herabhängenden Laubblättern. (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) Blätter ausgebreitet, ſondern ſie tritt nur ſtellenweiſe in größeren oder kleineren Flecken auf, häufig allerdings auch auf der Oberſeite. Doch auch in dieſem Falle wird man von Schutzwirkung kaum ſprechen können. Denn wenn zuweilen Sonnenſtrahlen auch bis auf den Urwaldboden gelangen, ſo wird infolge des Fortſchreitens der Sonne doch ſelten ein und dieſelbe Bodenſtelle längere Zeit beſchienen werden, ſo daß es bis zu Schädigungen durch die Strahlung wohl kaum jemals kommt. Stahl gibt daher für das Auftreten des Anthozyans in Blättern eine andre Deutung, die, obwohl ſie mit dem Licht unmittelbar nichts mehr zu thun hat, ſondern erſt in den folgenden Abſchnitt gehört, hier gleich angefügt ſei. Den Ausgangspunkt 266 Das Tropenklima. Licht. bildet folgende Beobachtung Kerners. Zwei in alpiner Höhe (2200 m) ausgeſäte Pflanzenarten verhielten ſich ſehr verſchieden. Satureja hortensis, das Garten— Bohnenkraut, nahm unter dem Einfluß des intenſiven Lichtes eine rote Färbung der Vegetationsorgane an und kam zu kräftiger Entwicklung, gelangte zur Blüte und brachte keimfähige Samen. Linum usitatissimum, der Flachs, der offenbar nicht die Fähigkeit hat, Blattrot zu bilden, zeigte ein kümmerliches, blaßgrünes Ausſehen und ſtarb noch vor Entwicklung der Blüten ab. Den Grund des ſo auffallend verſchiednen Gedeihens ſucht v. Kerner darin, daß der Lein ſich nicht gegen das intenſive Hoch— alpenlicht zu ſchützen vermag wie Satureja, die in dem roten Farbſtoff der Ober— hautzellen einen wirkſamen, die Zerſtörung des Chlorophylls verhindernden Licht— ſchirm beſitzen ſoll. Stahl gründet ſeine abweichende Erklärung dieſes auffallend verſchiednen Ver— haltens auf eigne Verſuche, durch die er nachwies, daß dem Blattrot die Eigenſchaft einer kräftigen Wärmeſpeicherung zukomme. „Die im Alpenklima ſich rötenden Pflanzen gedeihen beſſer als diejenigen, bei welchen die Blattrotbildung unterbleibt, nicht weil ſie durch den Farbſtoff gegen die ſchädigende Wirkung der Sonnenſtrahlen geſchützt ſind, ſondern im Gegenteil, weil ſie durch ihn befähigt ſind, ſich die Strahlung in höherem Grade nutzbar zu machen. Die geröteten Blätter und Stengel nehmen bei der kräftigen Beleuchtung der alpinen Höhen eine höhere Temperatur an, als die grünen, ein Umſtand, der allen Kraft- und Stoffwechſelvorgängen zugute kommt“ und eine üppigere Entwicklung mit ſich bringt. Daß dieſe den Stoffwechſel und die Stoff— wanderung durch Temperaturerhöhung im Pflanzenkörper fördernde Wirkung häufig der Grund für Rotfärbung iſt, dafür bringt Stahl noch manches andre treffende Bei— ſpiel: Das häufige Vorkommen des Erythrophylls bei extrafloralen Nektarien mit ihren kräftigen Stoffwechſelvorgängen; die intenſive Rotfärbung der Narben wind— blütiger Pflanzen, die im erſten Frühjahr blühen; die Dunkelfärbung bei Mooſen und Flechten des Hochgebirges und der Arktis. Dieſe Anſicht aber, daß das Blattrot als wärmeaufſaugendes Mittel fördernd auf die Stoffbildung einwirke, läßt ſich kaum für Pflanzen vertreten, die ſtets von einer gleichmäßig warmen Luft umgeben ſind. Stahl ſchreibt deshalb bei den Tropen— pflanzen der Buntheit der Blätter noch eine andre Aufgabe zu. Schon aus der Tat— ſache, daß ſolche Pflanzen ihre Heimat an den feuchteſten Standorten der feuchtwarmen Erdſtriche haben, läßt ſich vermuten, daß in der Buntheit der Blattſpreiten eine Ein— richtung zur Hebung der Verdunſtung zu ſuchen ſei. Die Hebung findet da— durch ſtatt, daß in den mit Blattrot erfüllten Geweben eine über die Temperatur der umgebenden Luft hinaus erheblich geſteigerte Erwärmung eintritt. Daraus, daß gerade das an der Unterſeite der Blätter liegende „Schwammparenchym“ mit ſeinen weiten lufthaltigen Zwiſchenzellräumen hervorragenden Anteil an der Verdunſtungs— größe hat, wird es auch verſtändlich, daß Rotfärbung ſo häufig und ausgedehnt auf der Blattunterſeite auftritt. Dem zeitweiligen Vorkommen von Blattrot in jugend— lichen Pflanzenteilen, vornehmlich jungen Blättern, ſchreibt Stahl denſelben Zweck zu. Aus den angeführten Darlegungen und Beiſpielen wird man den Schluß ziehen müſſen, daß das Anthozyan in Laubblättern nicht in allen Fällen eine und dieſelbe biologiſche Aufgabe zu erfüllen hat. Blauglanz. 267 Bei dieſer Gelegenheit ſei noch einer andern, ſehr eigenartigen Beſchaffenheit der Blätter vieler Schattenpflanzen gedacht, da fie offenbar mit den Beleuchtungsver- hältniſſen des Standorts im Zuſammenhang ſteht, des Blauglanzes. Auch in unſern Breiten kann man an ſchattigen Plätzen bei den Vertretern der verſchieden— ſten Pflanzenfamilien bemerken, däß auf den Blättern ein metalliſches Glänzen wie das von blau angelaufnem Stahl liegt. Der ſchwarze Holunder, das Pfaffen— hütchen, der Weißdorn, Brombeer- und Braunwurzarten, der Günſel, das Bingelkraut und manche andre ſind Beiſpiele dafür. Viel verbreiteter und von beſondrer Stärke zeigt ſich die Erſcheinung bei der Bodenvegetation des tropiſchen Urwaldes. Bei einer Anzahl von Elatostema- und Strobilanthes-Arten, bei Pentas carnea, vorzüglich aber bei Selaginellen läßt ſich der Blauglanz auch in unſern Warmhäuſern beobachten. Auch Farne weiſen ihn auf, wie Trichomanes Leprieurii und andre. Durch ein beſonders tiefes glänzendes Blau fällt die in ſchattigen Wäldern Ceylons wachſende Gymnopteris metallica auf. Beantworten wir zunächſt die Frage nach dem Zuſtandekommen des Blauglanzes! Es handelt ſich dabei um die Erſcheinung des ſogenannten „trüben Mediums“. Dar— unter verſteht man ein Gemenge zweier oder mehrerer durchſichtiger Materien von ſolcher Innigkeit, daß man die einzelnen Teilchen der verſchiednen Stoffe wegen ihrer außerordentlichen Kleinheit nicht mehr von einander unterſcheiden kann. Solche trüben Medien erſcheinen vor einem dunklen Hintergrunde je nach der Dicke der Schicht blau oder bläulich, weil durch zerſtreuende Reflexion die blauen und violetten Strahlen zurückgeworfen werden. Auf ſolche Weiſe kommt die Farbe des Himmels, des blauen Rauches zuſtande; auch die von dünnen Emulſionen, wie z. B. einer alkoholiſchen Maſtixlöſung in Waſſer. Genau dieſelbe Erſcheinung iſt nach Gentner, der in neuſter Zeit eingehende Unterſuchungen darüber angeſtellt hat, der auf den Blättern von Schattenpflanzen auftretende Blauſchimmer. Das trübe Medium wird bei ihnen geſchaffen durch Kutinkörnchen, die in die Zelluloſepartien der äußeren Epidermis— wand eingelagert ſind und ein von dieſer verſchiednes Lichtbrechungsvermögen be— ſitzen. Statt der Körnchen ſind es zuweilen auch zarte ſtreifen- oder riefenförmige Verdickungen, die die Epidermiswände durchziehen. Den dunklen Hintergrund bildet die tieferliegende Schicht des Chlorophylls, das ja gerade bei Schattenpflanzen oft durch ſehr dunkle, zuweilen faſt ſchwarzgrüne Färbung ausgezeichnet iſt. Daß es ſich bei der Ausbildung des Blauglanzes auf den Blättern der Schatten— pflanzen um eine Anpaſſung an den Standort handelt, iſt klar. Dafür ſpricht der Umſtand, daß der Blauglanz bei den Schattenpflanzen der verſchiedenſten verwandt— ſchaftlichen Gruppen eine ganz regelmäßige Erſcheinung iſt. Nach Gentner wirkt das trübe Medium in der Epidermiswand als Filter, das die blauen und violetten Strahlen ganz oder teilweiſe zurückhält, die Strahlengruppen von Rot bis Gelb aber, die dem Aſſimilationsvorgang dienen, in beſonders reichem Maße nach dem Blattinnern durchlaſſe. Dadurch werde eine beſonders gute Ausnutzung des wenigen Lichtes ge— währleiſtet, das den Gewächſen ſchattiger Standorte, zumal im tropiſchen Urwald zur Verfügung ſteht. Dieſe Erklärung iſt kaum als richtig anzuſehen, wenn man bedenkt, daß die bei der Aſſimilation nicht verwendeten Strahlen aus der Unterſeite des Blattes einfach 268 Das Tropenklima. Licht. wieder austreten, die vom Blattgrün feſtgehaltnen Strahlen alſo in keiner Weiſe in ihrer Wirkung behindern. Zudem iſt es gar nicht richtig, daß die gelben Strahlen in beſondrem Maße der Aſſimilation dienen, die blauen und violetten aber nicht. Nach den von Reinke gegebnen Abbildungen und den Verſuchen von Engelmann zeigt das Spektrum des Chlorophylls im Gelb nicht die geringſten Abſorptionsbänder, ſehr dunkle dagegen außer im Rot und Orange gerade im Violett und Blau. Gentners biologiſche Deutung des Blauglanzes erſcheint danach alſo nicht ſtichhaltig, und eine ausreichende Erklärung dieſer Erſcheinung fehlt vor der Hand noch. Bisher haben wir die Lichtverhältniſſe betrachtet, welche die Tropengebiete mit üppiger Vegetation beherrſchen. Aber nicht auf dieſe fällt die höchſte Lichtſtärke und die größte Lichtmenge; vielmehr werden ſie in offnen Gegenden mit ſpärlichem Pflanzenwuchs beobachtet. In ſolchen lichtſtarken Gebieten überwiegt die Kraft des direkten Sonnenlichtes jene des den Gewächſen im allgemeinen viel zuträglicheren zerſtreuten Tageslichts in ſolchem Maße, daß die hier lebenden Pflanzen ſich in ganz auffälliger Weiſe gegen die Stärke der Beſonnung wehren müſſen. Dabei weiſen ſie gegen die Rieſengeſtalten feuchtwarmer Gebiete meiſt geringe Größe auf und nehmen nur wenig an Subſtanz zu; ein Zeichen, daß die oben beſprochne wachs— tumsfördernde Wirkung der Wärme durch andre ungünſtige Verhältniſſe, wie über— ſtarkes Licht und — es ſei gleich hinzugefügt — große Trockenheit, aufgehoben werden kann. Das gründlichſte Mittel, dieſe Schädigungen zu vermeiden, beſteht darin, daß die Pflanzen, wie bei uns zur Winterszeit, ihre oberirdiſchen Vegetationsorgane ein— ziehen und durch ausdauernde Wurzelſtöcke, Knollen, Zwiebeln und dergleichen nur ein unterirdiſches Leben führen. Manche erſcheinen auch zur Zeit des Wachstums mit ihren aſſimilierenden Organen kaum an der Oberfläche, ſondern entwickeln ſie im Sande oder zwiſchen Steinen, ſo daß nur die Spitzen der Blätter ſichtbar ſind. Selbſt zur Blütezeit iſt von dem grünen Gewebe häufig nichts zu ſehen. Dadurch wird der Beſtrahlungsſchutz in ſehr vollkommener Weiſe erreicht. Da das Chlorophyll zur Aſſimilation aber eine gewiſſe Menge Licht braucht, ſind hier ganz eigenartige Ein- richtungen getroffen, die Marloth erſt jüngſt bei einigen Vertretern der ſüdafrikani— ſchen Flora, mehreren Mesembrianthemum- Arten, einer Haworthia und einer Bulbine, beſchrieben hat. Die Pflanzen bilden meiſt nicht ſehr umfangreiche Roſetten, die, wie geſagt, ganz im Boden verborgen ſind. Nur die ſtumpfen oder flach abgeſtutzten Enden der Blätter ragen hervor. Doch beſitzen ſie hier kein Chlorophyll, ſondern nur eine runde, glashelle Gewebepartie, durch die das Licht in das Innere des dicken Blattes eindringt und ſo in gedämpfter Form zu dem die Seiten des Blattes auskleidenden Chlorophyll gelangt. Marloth ſpricht in ſehr bezeichnender Weiſe von „Pflanzen mit Fenſter-Blättern“. Von den Gewächſen, die ſich nicht jo verborgen halten, ſondern höher über den Erdboden erheben, werden die mannigfaltigſten Mittel als Lichtſchutz zur Anwendung gebracht. Eins davon liegt in anatomiſchen Verhältniſſen des Blattbaus, fällt äußerlich alſo nicht ins Auge. Der anatomiſche Normalbau eines horizontal aus— gebreiteten Blattes iſt folgender. Das Blatt wird oben und unten durch eine ge— wöhnlich einſchichtige Zelllage — Oberhaut, Epidermis — abgeſchloſſen. An die e Weitere Schutzmittel gegen Beſtrahlung. 269 obere Epidermis legen ſich, ſenkrecht zu ihr geſtellt, kurz röhrenförmige Zellen an, die eine zuſammenhängende Schicht, das Paliſadenparenchym, bilden. Den Zwiſchenraum zwiſchen dieſer und der unteren Epidermis füllt ein Gewebe aus, das aus mehreren Lagen annähernd kugel- oder ſackförmiger Zellen beſteht, mit weiten Zwiſchenzell— räumen, das „Schwammparenchym“. Da wir die Oberſeite des Blattes als ſeine Licht— ſeite anſehen müſſen, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß die eigenartige Form des Paliſaden— parenchyns mit beſonderen Lichtverhältniſſen zuſammenhängt. Das iſt, wie die vor mehr als 50 Jahren veröffentlichten Beobachtungen Böhms an Kraſſulazeenblättern gezeigt haben, tatſächlich der Fall. Dieſer Forſcher beobachtete ein Erbleichen der Blätter bei kräftiger Beleuchtung. Die anatomiſche Unterſuchung ergab, daß dieſes Erbleichen in einer Lageveränderung der Chlorophyllkörner begründet iſt. Von linſen— förmiger Geſtalt, kehren ſie der Blattoberfläche bei mäßiger Beleuchtung die Breit— ſeite zu. Steigt die Lichtintenſität, ſo legen ſie ſich mit der flachen Seite an die Längs— wände der Paliſadenzellen, nehmen alſo zur Blattoberfläche die Profilſtellung ein, in der ſie natürlich erheblich weniger den Lichtſtrahlen ausgeſetzt ſind. Das ganze Blatt bekommt dadurch, wie leicht einzuſehen, einen helleren Farbenton. Noch ge— ſteigert werden kann das Erbleichen durch die früher ſchon erwähnte Zerſtörung des grünen Farbſtoffs im intenſiven Licht. Ein häufig benutztes Mittel zur Vermeidung überſtarker Beſtrahlung iſt die Einſtellung der Blätter in den Schatten andrer Organe, wie älterer vertrock— neter Laubblätter, Nebenblätter, die beſonders als Lichtſchutz jugendlicher Laubblätter in Betracht kommen und ſpäter abfallen. Die Nebenblätter können aber auch dünn— häutig ſein, die Laubblätter an Länge überragen und dann für immer ſtehen bleiben, wie es Marloth bei einigen ſüdafrikaniſchen Anacampseros-Arten beſchreibt. Beim dichten Zuſammendrängen der Sproſſe zu Polſtern oder Raſenwuchs, wie ihn viele Hochgebirgspflanzen bei uns, aber auch zahlreiche Wüſtengewächſe aufweiſen, kommt ebenfalls eine gegenſeitige Beſchattung zuſtande. Von der immerwährenden oder durch periodiſche Bewegungen erreichten Profil— ſtellung der Blätter war oben ſchon die Rede, ebenſo von Faltung, Aufbauchung, Runzelung. Hier ſei noch der Einrollung nach oben gedacht, durch welche die Blatt— unterſeite dem Lichte ausgeſetzt wird. Sie hat nur dann einen Zweck, wenn die Blätter unten ſtärker behaart ſind und tritt in dieſem Fall recht häufig in die Erſcheinung. Eins der vorzüglichſten Beiſpiele, das ich auf meinen Reiſen beobachten konnte, bilden die Zingiberazeen. Ofter habe ich an Waldwegen, als einem bevorzugten Standort dieſer Pflanzen, gefunden, daß ſie auf der ſchattigen Seite mit flach ausgebreiteten Blättern daſtanden, an der beſonnten mit gänzlich eingerollten, ſo daß die grau be— haarte Unterſeite ins Licht kam. Der Gegenſatz erſcheint ſogar zwiſchen den beiden Blattzeilen ein und desſelben Stengels, wenn man die eine Hälfte beſchattet. Sind die Blätter einer Pflanze auch auf der Oberſeite mit einem Haarfilz be— deckt, ſo bedürfen ſie des Einrollens nicht erſt. Der Haarfilz wirkt, worauf Wiesner zuerſt aufmerkſam gemacht hat, als Lichtdämpfer, indem er den größten Teil der auf— treffenden Strahlen zerſtreut und zurückwirft. Die Wüſten- und Steppenfloren weiſen oft behaarte Gewächſe ſo zahlreich auf, daß der Farbeneindruck der Vegetation in der Geſamtheit mehr grau als grün erſcheint. 270 Das Tropenklima. Licht. Dieſer graue Ton kann auch in Wachsüberzügen ſeine Urſache haben, die als zuſammenhängende dünne Schicht die Vegetationsorgane bedecken und wie ein Reif erſcheinen. Der bläuliche, leicht abwiſchbare Reif der Pflaumenfrucht gibt uns die beſte Anſchauung von dieſer Einrichtung. Die meiſten Fettpflanzen tragen einen ſolchen Wachsüberzug, der in ganz ähnlicher Weiſe lichtreflektierend wirkt wie eine Haarbekleidung. Hellfleckigkeit der Blätter erzielt dieſelbe Wirkung. Sie wird hervorgerufen durch Chlorophyllmangel in größeren oder kleineren Partien des Blattgewebes, oft auch durch Lufträume, die zwiſchen der Epidermis und der oberſten Parenchymlage eingeſchaltet ſind. Solche „panaſchierten“ Blätter (folia variegata) treten in den Gattungen Aloe, Sanseviera, Mesembrianthemum auf, vor allem aber bei den amerikaniſchen Bromeliazeen. Sehr auffällig ſind in den Tropen die Glanzlichter, die von den Kronen der Bäume widerſtrahlen. Sie kommen durch die ſtark glänzende Oberhaut der Blätter zuſtande, die häufig ſo glatt wie poliert erſcheint, zuweilen aber noch durch einen be— ſonderen Harzüberzug geradezu an Lackierung erinnert. Schon durch ſeinen Namen weiſt auf dieſe Eigenſchaft ein an den Geſtaden des Indiſchen Ozeans weitverbreiteter Strauch aus der Familie der Sapindazeen hin, Dodonaea vicosa. Krauſe fand einen lackartig glänzenden, von Drüſenzotten ausgeſchiednen Harzüberzug bei allen Arten der Rubiazeen-Gattung Gardenia, bei den Steppenformen ſtärker, bei Urwald— formen ſchwächer, und Volkens führt zahlreiche Beiſpiele von Wüſtenpflanzen aus den verſchiedenſten Familien hierfür an. Eine große Anzahl von Pflanzen entwickelt in oberflächlich gelegnen Drüſen— organen ätheriſche Ole. Durch ihre Verdunſtung entſteht eine Hülle von Oldämpfen, die höchſt wahrſcheinlich einen wirkſamen Licht-, noch mehr aber wohl Wärmeſchutz bildet. Tyndall hat durch Verſuche nachgewieſen, daß eine mit ſolchen Oldämpfen geſättigte Luftſchicht die Wärmeſtrahlen der Sonne viel ſtärker abſorbiert, d. h. in viel geringerem Maße durchläßt als reine Luft. So könnte jenen ölhaltigen Pflanzen, die gerade in den heißeſten Gegenden reich vertreten ſind, wie Labiaten, Umbelliferen, Geraniazeen, Rutazeen, Kompoſiten, wohl ein Vorteil in dem Streben nach Licht- und Wärmeſchutz erwachſen. Dagegen hat man eingewendet, daß die Sekretionstätigkeit dieſer Gewächſe nicht bei ſtärkſter Hitze am größten iſt, ſondern bei feuchtem Wetter, zu einer Zeit alſo, die das Auftreten von Schnecken und andren Tieren begünſtigt. Detto hat denn auch die biologiſche Bedeutung der ätheriſchen Ole für die Pflanze in dem Schutz gegen Tierſchädigungen zu finden geglaubt. Eine Vermittlung dieſer Anſichten erſcheint nicht ausgeſchloſſen. Die Pflanzen mögen bei naſſem Wetter das Ol am lebhafteſten erzeugen und, ſolange es ſich in den Behältern befindet, durch ſeine den Tieren widerlichen Eigenſchaften geſchützt ſein; das kräftigſte Verdampfen wird doch wohl in der Sonnenwärme ſtattfinden. Auf eine andre, erſt in neuſter Zeit von Giglioli durch Verſuche feſtgeſtellte Bedeutung der ätheriſchen Ole für die Pflanzen wird ſpäter zurückzukommen ſein. Merkwürdig iſt, daß Anthozyan in den vegetativen Teilen der Steppen- und Wüſtengewächſe ſehr ſelten auftritt. Wenn es einen wirkſamen Lichtſchutz bilden könnte, ſo wäre doch hier ein weites Feld für ſeine Verwendung gegeben. 271 c. Niederſchläge und Bodenfeuchtigkeit. Das Eintreten der Regenzeit iſt das wichtigſte Ereignis im Ablauf des Tropen— jahres. Es hängt zuſammen mit dem Aufhören der aus kühleren Erdgegenden dem Aquator zuſtrömenden, trocknen Paſſatwinde und dem Einſetzen des Sommermon— ſuns. Der Eintritt der Regenzeit folgt im allgemeinen dem höchſten Sonnenſtande. Die Tropenregen ſind Sommerregen. Sie fallen aber darum doch nicht überall in der heißeſten Jahreszeit, weil infolge der durch die Bewölkung geſchwächten Sonnen— ſtrahlung und infolge der Verdunſtung aus dem durchfeuchteten Erdboden die Tempe— ratur zu ſinken beginnt. In manchen Tropen— ländern wird deshalb die Regenzeit geradezu als der Winter bezeich— net, als Zeit ſchlechten Wetters und mangeln— den Sonnenſcheins. Die eben ausgeſprochne Regel der tropiſchen Regenzeiten unterliegt aber manchen Aus— nahmen, und, im ein— zelnen betrachtet, iſt die Mannigfaltigkeit der Regenverhältniſſe unter den Tropen kaum ge— ringer als in höheren Juli x En N“ 2 © a Der ea LE 8 Breiten. Die tropiſchen Regen folgen dem Zenitſtande der Sonne, den ſie am Aquator zweimal jähr⸗ Südlicher Nl * "ge, G denuec V Abb. 10. Schematiſche Darſtellung der Verteilung der tropiſchen Regen- und Trockenzeiten, lich, im Zeitabſtand eines halben Jahres, er- reicht. Auch bis zu einer gewiſſen Entfernung beiderſeits des Aquators liegen zwiſchen den beiden Zenitſtänden der Sonne noch zwei annähernd gleichlange Zeiträume. In dieſen Breiten müßten ſich deshalb zwei Regenzeiten im Jahre bemerkbar machen (Abb. 10 bei c). In der Tat iſt dies der Fall über den äquatorialen Teilen der Kon— tinente von Afrika und Südamerika; auch in den Monſungebieten des Indiſchen Ozeans und in Weſtindien fehlt eine Andeutung dieſer Verhältniſſe nicht gänzlich. An andren Stellen aber werden ſie durchbrochen: es läuft kein zuſammenhängender äquatorialer Gürtel mit doppelter Regenzeit im Jahre um die ganze Erde herum. Denn das Eintreten des Regens beim Zenitſtand der Sonne iſt nur die Folge von der ſtärkeren Erwärmung und Auflockerung und dem dadurch bedingten Aufſteigen der Luftſchichten, die dem Erdboden nahe ſind. Da bei der früher beſprochnen Gleich— nur für die nördliche Aquatorialzone ausgeführt. — Über die Buchſtaben a, b, c vergl. Text S. 271, 272. 272 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. mäßigkeit der Tropentemperatur ihre Erhöhung zur Zeit des Zenitſtandes der Sonne nur ſchwach iſt, ſo erſcheint es begreiflich, daß geringfügige lokale Einflüße ſekundärer Art das Auftreten doppelter Regenzeiten leicht verwiſchen können. An den Wendekreiſen erreicht die Sonne den Zenitſtand nur noch einmal im Jahre. Oder wir können es auch ſo ausdrücken, daß an den Wendekreiſen die beiden Zenitſtände der Sonne in denſelben Zeitpunkt zuſammenfallen, alſo im Kreislauf des Jahres nach der einen Seite durch einen Zeitraum von 12 Monaten, nach der andern durch einen Zeitraum, der gleich Null iſt, getrennt werden. Hier wird ſich alſo nur eine einmalige Regenzeit einſtellen, die jedesmal von der folgenden des nächſten Jahres durch eine lange Trockenperiode getrennt iſt (Abb. 10 bei a). Von den Wendekreiſen nach dem Aquator zu rücken die beiden jährlichen Zenit— ſtände der Sonne allmählich immer weiter auseinander. Die an jeden von ihnen ſich anſchließenden Regenzeiten werden nach der Seite des kürzeren Zwiſchenzeitraums zunächſt noch verſchmelzen und eine einzige Regenperiode bilden. Werden die Inter— valle in der Nähe des Aquators gleichmäßiger lang und erreichen endlich über dem Gleicher ſelbſt die Länge von 6 Monaten, ſo tritt eben, wenn keine lokalen Störungen vorhanden ſind, der Fall einer doppelten jährlichen Regen- und Trockenzeit ein. Um den Aquator herum werden beide Trockenzeiten häufig gleich lang ſein, während ſich nach den Wendekreiſen zueine, kleine“ und eine, große“ Trockenperiodeeinſtellt (Abb. 10 beib). In manchen Gegenden der Erde erfolgt nun eine Ausdehnung der beiden, im gleichmäßi— gen Abſtande eines halben Jahres ſich einſtellenden Regenzeiten nach beiden Seiten hin, ſo daß die zwiſchen ihnen liegenden Trockenzeiten immer mehr verkürzt werden und faſt ganz verſchwinden können (Abb. 10, die punktierte Verlängerung von ch. Dann ergibt ſich ein immerfeuchtes äquatoriales Gebiet ohne ausgeprägte Trockenzeiten: ein poſitives Dauergebiet der Niederſchläge. Andrerſeits kann in der Nähe der Wen— dekreiſe die einmalige Regenzeit durch beſondre Verhältniſſe derartig gekürzt und geſchwächt werden, daß ſie faſt gar nicht mehr in die Erſcheinung tritt und alle Monate des Jahres von mehr oder minder gleichſtarker Trockenheit beherrſcht werden. Wir ſprechen in dieſem Falle von einem negativen Dauergebiet der Niederſchläge. Eine weitere Urſache tropiſcher Regen, die an Stelle der normalen Regenzeit oder auch neben ihr auftreten können, ſind konſtante Paſſatſtrömungen oder auch andre konſtante Winde, die an Gebirgshängen aufſteigen. Der Paſſat iſt an ſich ein verhältnismäßig trockner Wind, weil er Luft aus höheren, kühleren in niedere, wär— mere Breiten führt, wobei feine Dampfkapazität zunimmt. Der abſolute Wafjerdampf- gehalt der Paſſate iſt jedoch faſt überall ſehr groß. Eine geringe Abkühlung genügt deshalb, um den Paſſat in einen Regenwind zu verwandeln, und dieſe Abkühlung ſtellt ſich überall da ein, wo dem Winde ein anſteigendes Land in den Weg tritt und ihn zum Aufſteigen nötigt. Solche Winde heißen „Steigungswinde“, die aus ihnen ſich ergebenden Niederſchläge „Steigungsregen“. Da nun der Paſſat mit großer Beſtändigkeit weht, ſo gibt er Veranlaſſung zu anhaltender und reichlicher Befeuch— tung jener gebirgigen Küſten, die ſich ihm entgegenſtellen, fo an der Oſtſeite der tro— piſch⸗ſüdamerikaniſchen Anden. Auf dieſes Auftreten des Paſſats als Regenwind iſt nach Hann die bemerkenswerte Wahrnehmung zurückzuführen, daß die höheren tro— piſchen Inſeln und Küſten eine feuchte Oſtſeite und eine trockne Weſtſeite haben. ArAdvadogagct uopıdnpy aaa PIE) 4I4WDı1ınıS eee 40 bene SOWS ON Aolauv inge pl usctoad ad yaaustunych Ay — 3 we vi E Nr * JAN 8 7 1910 Gewalt tropiſcher Regen. Tropengewitter. 273 Auffallende Beiſpiele hierfür bieten die Sandwichinſeln, viele weſtindiſche Inſeln, die Küſten Mittelamerikas, die Philippinen, Madagaskar. Die Steigungsregen fallen gleichmäßig, nach Art unſrer Landregen und näſſen Tag und Nacht, die Niederſchläge der normalen Regenperiode dagegen treten gewöhnlich um die Zeit des täglichen Wärmemaximums und deshalb als plötzliche, meiſt ſehr ſchwere Güſſe auf. Nach der herrſchenden Meinung iſt die Gewalt der Tropenregen ſo groß, daß Beſchädigungen der Gewächſe durch ſie zu den gewöhnlichen Vorkommniſſen im Pflanzen— leben der Tropenwelt gehören. Auf Grund eigner Beobachtungen haben ſich die be— rufenſten Botaniker, wie Stahl, Jungner, Haberlandt, in dieſem Sinne aus— geſprochen. Doch beruht ihre Annahme lediglich auf dem Augenſchein. Erſt Wies— ner hat äußerſt geiſtreiche und intereſſante Beobachtungen und Verſuche über die Wirkungen des tropiſchen Regens angeſtellt und iſt zu ganz andern Ergebniſſen ge— langt. Er fand bei künſtlichem Regen für Tropfen, die aus einer Höhe von mehr als 5 m niederfielen, ein Höchſtgewicht von 0,2 g. Seine Beobachtungen bei den ſchwer— ſten tropiſchen Gewitterregen in Buitenzorg ergaben ſogar nur 0,16 g. Hinſichtlich der Fallgeſchwindigkeit konnte feſtgeſtellt werden, daß Waſſertropfen von 0,01 bis 0,25 g Gewicht mit einer annähernd gleichen Geſchwindigkeit — etwa 7 m in der Sekunde — niederfallen. Kommen Regentropfen aus einer größeren Höhe als 20 m herab, ſo wird ihre Fallbeſchleunigung durch den Luftwiderſtand faſt gänzlich aufge— hoben. Die lebendige Kraft der fallenden Regentropfen wäre bei einem Gewicht von 0,2 g, das aber in Wahrheit nicht erreicht wird, im Augenblicke des Auftreffens auf die Erde etwa 0,0005 Kilogrammeter, bei 0,16 g Gewicht 0,0004 Kilogrammeter. Um die geringe Wirkung eines Stoßes von 0,0004 Kilogrammeter lebendiger Kraft zu vergegenwärtigen, führt Wiesner an, daß eine Bleikugel von 2g nach einem Fall aus etwa 20 em Höhe mit einer ſolchen ankommt. Die Stöße wiederholen ſich auch gar nicht ſo oft, wie man vermuten möchte. Es fielen bei den ſtärkſten von Wiesner beobachteten tropiſchen Regengüſſen auf eine Fläche von 100 cm?, ſelten mehr als ſechs ſchwere Tropfen in der Sekunde, im Durchſchnitt weniger. Die relative Größe des Regendrucks iſt ebenfalls nur gering. Der ſtärkſte Regendruck in Buitenzorg be— trug 9,5 g pro 245 cm?, d. h. auf 1 em? nur. 0,038 g. Vergleichsweiſe liefert nach Wiesner eine 3 m hoch ſtehende Brauſe, deren Tropfenfall eine Pflanze doch wohl kaum ernſtlich ſchädigen kann, einen Druck von etwa 60 g auf 245 cm?, d. h. 0,24 g auf 1 cm?. Der ſtärkſte Druck eines natürlichen Regens iſt alſo noch etwa 8 mal geringer. Die Tropenländer ſind, hauptſächlich in den ſogenannten Übergangszeiten — von der Regen- zur Trockenperiode und umgekehrt — ſehr reich an Gewittern, und zwar an grandioſen Gewittern. Dicke, violette, ſekundenlange Blitze können her— niederzucken. Nie werde ich den Eindruck vergeſſen, den ich einmal an der Weſtküſte von Malakka hatte. Eine dichte ſchwarze Wolkenbank ſchloß einen glühenden Sonnen— untergang nach oben hin ab und ſandte unaufhörlich ihre Blitze in ſein Feuer. In Kamerun erlebte ich es, daß der Nachthimmel zwei Stunden lang buchſtäblich nicht dunkel wurde. Pechuel-Löſche gibt in ſeinen Gewitterſchilderungen aus Loango an, daß bei einem ſchweren Wetter 100— 150 Blitze in der Minute niedergingen. Doch hat er auch 258, ja einmal ſogar 297 Entladungen in demſelben Zeitraum gezählt. Zwar zünden oder töten die Blitze ſehr ſelten. Die ſo häufigen und ſtarken elektriſchen Das Leben der Pflanze. VI. 18 274 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. Entladungen bewirken aber, daß das Regenwaſſer ſehr reich iſt an ſalpetriger Säure, was für ſeinen Einfluß auf die Bodenbeſchaffenheit und die Vegetation von großer Bedeutung iſt. Die ſtark zerſetzende Wirkung des meteoriſchen Waſſers in den Tropen iſt die Urſache der Entſtehung des Laterits, jener für dieſe Breiten ſo charakteriſti— ſchen Bodenart. Die Luftfeuchtigkeit, die im Haushalt der Pflanzen eine entſcheidende Be— deutung hat, iſt in den tropiſchen Küſtengegenden jahraus jahrein faſt gleich hoch, ſo— wohl abſolut wie relativ. In den mehr kontinentalen Gebieten der Tropen, wie im Innern Afrikas, Nordauſtraliens, iſt der jährliche Gang der relativen Feuchtigkeit dagegen ein ſehr extremer, ſchwankend zwiſchen großer Trockenheit zur Zeit des kräftig wehenden Paſſats und faſt völliger Sättigung zur Regenzeit. Bei dem im ganzen ſehr hohen abſoluten Feuchtigkeitsgehalt der tropiſchen At— moſphäre iſt die Taubildung vielfach außergewöhnlich ſtark. Sie beginnt nach Pechuel-Löſche ſehr häufig ſchon unmittelbar nach Sonnenuntergang und ſteigert ſich bisweilen in hohem Grade. Nach Stahl tritt an ſonnengeſchützten Orten ſelbſt bei Tage nicht ſelten Taubildung ein. Auf dem mit grüner Olfarbe angeſtrichnen Beobachtungstiſch der Loango-Expedition waren oft um Mitternacht bereits große Pfützen entſtanden. Die Bedeutung eines einzigen derartigen Taufalls glaubt Pe— chuel-Löſche nicht zu überſchätzen, wenn er ihn einer Regenhöhe von 3 mm gleich— ſtellt. Ein vollſtändiger Tauausfall wurde ſelbſt bei ſehr dunſtiger Atmoſphäre oder vollkommen bewölktem Himmel niemals beobachtet, und wenn auch der Tiſch trocken erſchien, ſo genügte doch ſchon eine oberflächliche Unterſuchung der Vegetation, um das Vorhandenſein reichlicher Näſſe nachzuweiſen, die neben dem Regen, vor allem in trocknen Gebieten, von hoher Wichtigkeit im Haushalt der Natur iſt. In den tropi— ſchen Wüſtenſtrecken, die ſo häufig ans Meer ſtoßen, kommen auch nicht ſelten dichte Nebel vor. In der ſüdweſtafrikaniſchen Namib, die von dem kalten Kap-Horn-Strom beſpült wird, treten ſie nachts während des ganzen Jahres auf, und auch in der Sahara fehlen ſie ſtellenweiſe in den Winter- und Frühjahrsmonaten nicht. Von großer Bedeutung für den Pflanzenwuchs der Tropen iſt auch die Bewöl— kung des Himmels. Sie hemmt einerſeits tagsüber die ſtarke Beſtrahlung und ge— währt auf der andern Seite, wie jede Trübung der Atmoſphäre, den beſten Schutz gegen die Wärmeausſtrahlung, ein Faktor, der beſonders in offnen Gebieten und größeren Höhenlagen wichtig wird. Die Bewölkung hat in den Tropen vielfach einen ähnlich extremen jährlichen Gang wie die Luftfeuchtigkeit. Faſt nie getrübtes Himmels— blau während der Herrſchaft des Paſſats wechſelt mit einem ſchweren, finſtern Wolken— himmel, der monatelang nicht weicht.“ Allerdings iſt nicht überall die Regenzeit auch die Zeit der größten Trübung, ſo z. B. an der Kamerunküſte, was wohl damit zuſammen— hängt, daß dort, aus noch unbekannten Gründen, die Hauptregenmenge nicht bei Tage, ſondern während der Nacht fällt. Andrerſeits iſt am Aquator die mittlere Bewölkung ſo ſtark, daß auch während der Trockenzeit ganz heitre Tage dort ſelten ſind. Die ge— ringſte Bewölkung zeigen im allgemeinen die Wüſten- und Steppengebiete. Es wurde weiter oben hervorgehoben, in wie inniger Verbindung Wärme, Licht und Feuchtigkeit auf die Pflanzenwelt wirken, ſowohl dem Einzelindividuum Form gebend, als auch die Vegetation mit ihren eigenartigen Zügen ausſtattend. Soweit Dr * Verdunſtungsſchutz. 275 ſchon heute eine Sonderung durchgeführt werden kann, müſſen wir dem Licht in dieſer Beziehung den geringſten Einfluß zuſchreiben. Viel wichtiger iſt ſchon die Wärme, ſicher den Hauptfaktor ſtellt aber die Feuchtigkeit dar. Und gerade in den Tropen wirkt ſie vielfach in außerordentlich extremer Art: in den immerfeuchten Aquatorialgebieten durch ein Übermaß, in den Steppen und Wüſten durch mehr oder weniger großen Mangel. Nach beiden über das normale Maß hin ausſchlagenden Seiten wird ſich die Pflanze durch beſtimmte „Anpaſſungen“ vor Schädigung zu ſchützen haben. Dieſe Anpaſſungen werden ſich vor allem auf eine Funktion beziehen, von deren zweck— mäßiger Regelung das Wohlbefinden der Landpflanzen in erſter Linie abhängig iſt, und die deshalb die ſtärkſte bildneriſche Macht auf die Form der Pflanze ausübt: die Tranſpiration. In den offnen Tropengebieten, den Steppen und Wüſten, arbeiten alle Fak— toren, nämlich Bodenverhältniſſe, Über⸗ leuchtung und Überhitzung, Regenmangel und Lufttrockenheit, darauf hin, die „Waſſerbilanz“ der Gewächſe einzuengen. Den Wurzeln ſteht nur wenig Waſſer zur Verfügung. Mit dem muß die Pflanze haushalten und darf deshalb nur kleine Mengen davon durch Verdunſtung ab— geben, wenn ſie nicht ſchnell vertrocknen ſoll. Schutzmittel gegen ſtarke Tranſpi— ration kennzeichnen alſo alle Gewächſe waſſerarmer und lufttrockner Gebiete. Da aber ſtarke Beleuchtung und hohe Erwär— mung zu den förderndſten äußeren Bedin— gungen der Tranſpiration gehören, ſo wer— den alle Ausrüſtungen der Pflanzen, die Abb. 11. 2 1 1 Euphorbia Hermentiana (Trop. Afrika). einen Licht⸗ und Hitzeſchutz darſtellen, auch Die Laubblätter ſind gegenüber der ſuktulenten Stammaſſe der Herabſetzung der Tranſpiration dienen. ſtark zurückgebildet. (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) In der Tat ſind alle in den beiden vor— hergehenden Abſchnitten genannten Schutzeinrichtungen auch die wirkſamſten Mittel zur Verdunſtungshemmung. Sie ſollen hier nicht noch einmal aufgezählt werden. Doch laſſen ſich noch einige Tatſachen hinzufügen, die vorwiegend oder lediglich mit dem Tran— ſpirationsſchutz zuſammenhängen. Die erſte iſt die Verkleinerung oder der gänzliche Verluſt der Laubblätter, der hauptſächlichſten Tranſpirationsorgane der Pflanze. Bei den meiſten „Stammſukkulenten“ der Kakteenform werden wirkliche Laubblattſpreiten überhaupt nicht oder nur in der Jugend erzeugt, an der erwachſnen Pflanze ſind ſie durch winzige ſchuppen-, ſtachel- oder borſtenförmige Gebilde vertreten. Bei den 276 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. ſukkulenten Euphorbiazeen gibt es alle Übergänge von wohlausgebildeten Laubblättern bis zur vollſtändigen Blattloſigkeit (Abb. 11 und 12). Aber auch bei vielen andern, beſonders ſtachligen Gewächſen ſind die Blätter außerordentlich verkleinert. Ein be— fanntes, in einzelnen Vertretern wie Genista und CEytisus auch bei uns vorkom— mendes Beiſpiel bilden die „Rutenſträucher“, zu denen nicht nur Leguminoſen gehören, ſondern Steppenpflanzen der verſchiedenſten Verwandtſchaftskreiſe (Doldengewächſe, Windengewächſe[Convolyvulusſ, Köpfchenblütler[Artemisia],freuzblütler, Tama- Abb. 12. Euphorbia virosa (Südafrita). Völlig blattloſer Sukkulentenſtrauch. (Aufnahme von J. v. Oetzen.) rix u. a.). In allen dieſen Fällen iſt das aſſimilierende Chlorophyll in den ober— flächlichen Partien des Stengels enthalten. Ein in den verſchiedenſten Familien verbreiteter Typus ſind die nadelblättrigen Pflanzen, wie ſie ſich wohl in allen offnen Formationen finden, in beſonders reicher Fülle in Auſtralien und Südafrika vor— kommen. Da dieſe Blattform, die ein ganz eigentümliches und charakteriſtiſches Aus— ſehen der Pflanze bedingt, an die der Kiefer erinnert, ſo ſpricht man von „pinoiden“ Blättern. Durch die Nadelform iſt die tranſpirierende Fläche der Blätter an ſich ſchon ſtark eingeſchränkt. Dazu kommt noch, daß ſie meiſt ganz oder nahezu in der Strahlenrichtung der hochſtehenden Sonne unter ſehr ſpitzem Winkel von den Zweigen abſtehen. Welche Bedeutung dieſe lineare Blattform für die Entleitung der Wärme P —1Ä ˙¹.m½ũ⁰ ʃ .⁵ꝛ -TlW-t Ü EUðꝗꝛ!n Verdunſtungsſchutz. Waſſerverſorgung. 277 an die umgebende Luft und damit indirekt für die Verdunſtungsminderung hat, iſt in dem Abſchnitt über die Temperatur ſchon dargelegt worden. Eine den Nadelblättern ähnliche Form nehmen nicht ſelten die ſogenannten „Roll— blätter“ an, die zwar eine breitere Blattfläche beſitzen, deren Ränder aber ſtark nach unten, ſeltner nach oben einrollen, und jene ſo in hohem Maße der Beſonnung ent— ziehen. Der Hauptzweck der Einrollung aber iſt ein andrer. Da die Verdunſtung der Blätter hauptſächlich durch kleine Poren, die Spaltöffnungen, erfolgt, ſo mußeine ver— dunſtungshemmende Wirkung entſtehen, wenn dieſe Offnungen vor Sonnenbeſtrahlung und vor Luftbewegung geſchützt werden. Und das geſchieht eben dadurch, daß ſie in den durch die Umrollung der Blattränder entſtehenden kanalartigen Hohlraum zu liegen kommen. Dieſer Blattypus kommt vielen Arten der Gattung Erica zu und wird deshalb als „erikold“ bezeich— net. Auch er tritt in Auſtralien und Südafrika ganz beſonders häufig auf. Außerordentlich verbreitet ſind Rollblätter auch bei den Gräſern, wo Sie fait ſtach⸗ lige Geſtalt und Wirkung an- nehmenzerinnert ſei nur an die Abb. 13. a f 5 Beſtachelte Kugelkakteen. iii en nee: mamtnaris Reydert (Meriko). Oberfläche mit Höckern beſetzt, die je einen Steppen und Stern von Stacheln tragen. Rechts: Echinopsis paraguayensis (Paraguay). 4 Die Höcker ſind ſeitlich zu vertikal verlaufenden Kämmen verſchmolzen. Wüſten DDT= (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) kommenden Gat— tungen Aristida, Andropogon, Nardus, Stipa, Spinifex und viele andre. Wo nicht durch Einrollung eigens ein windſtiller Kanal zur Aufnahme der Spalt— öffnungen geſchaffen wird, liegen ſie zuweilen in vertieften Längsfurchen reihenweiſe, oder ſie ſind einzeln tief in die Epidermis eingeſenkt, ſo daß vor jeder Offnung ein windſtiller Vorhof entſteht. Nicht ſelten wird dieſelbe Wirkung dadurch erzielt, daß die Blattoberfläche mit einem Haarfilz bekleidet iſt. Ein andres Streben der Natur muß dahin gehen, die Steppen- und Wüſten— pflanzen ſo auszuſtatten, daß ſie das wenige ihnen zur Verfügung ſtehende Waſſer aufs beſte auszunützen vermögen. Die Regenzeiten, die in ſolchen Gebieten durchaus nicht kurz und karg zu ſein brauchen, haben in ihnen doch keine lange Nachwirkung. Sowie die Trockenperiode einſetzt, verdunſtet das Waſſer in den oberen Bodenſchichten ſehr ſchnell. In der Tiefe hält es ſich länger und ſammelt ſich ſogar zu“ reicheren Adern, unterirdiſch hinſickernden Waſſerläufen oder Becken, die das koſtbare Naß oft bis zur 278 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. nächſten Regenperiode führen, ſo z. B. die Wadis der Sahara. Die an ſolchen Stellen wachſenden Pflanzen ſuchen ſich dieſes unterirdiſche Waſſer dadurch nutzbar zu machen, daß ſie ſenkrecht abwärts Wurzeln in den Boden ſchicken, deren Länge oft in argem Mißverhältnis zur Entwicklung der oberirdiſchen Teile ſteht. So fand Volkens ſchon bei Keimlingen von Monsonia nivea, einem einjährigen Geraniengewächs, die kaum eine fingernagelgroße Roſette von 3—4 Blättern gebildet hatten, Wurzeln von / m Länge. Bei Ausdauernden iſt die Wurzellänge oft enorm. Niemals iſt es Volkens gelungen, ältere Büſche perennierender Pflanzen bis zum Wurzelende auszugraben. Dadurch wird es dieſen Wüſtenbewohnern möglich, auch höhere, ſtrauchige Form an— zunehmen, und ſelbſt während der Trockenzeit eine verhältnismäßig reichliche Belaubung zu tragen. Bei der Aushebung des Suezkanals hat man auf ſeiner Sohle Wurzeln gefunden, die zu hoch oben auf ſeitwärts gelegenen Höhen wachſenden Bäumen gehörten. Wie wir geſehen haben, findet im Tropengebiet eine ausgiebige Nebel- und Tau— bildung ſtatt; auch in den trockneren Steppen- und ſelbſt Wüſtenſtrichen iſt ſie durchaus keine Seltenheit. Von den allnächtlichen Nebelbildungen in der ſüdweſtafrikaniſchen Namib war ſchon die Rede. Volkens berichtet aus der ägyptiſch-arabiſchen Wüſte, bei Heluan, daß Taubildung dort während der heißeſten Zeit gar nicht ſelten und in ausgiebiger Menge vorkommt. Auch die in dieſen Formen zu Gebote ſtehende Feuchtig— keit wiſſen die Pflanzen ſich anzueignen. Schon der Afrikaforſcher Rohlfs ſagt in feinem Reiſewerk von einer weit verbreiteten Wüſtenpflanze, Statice aphylla: „Sie hat das Eigentümliche, daß fie ſehr energisch Waſſer aus der Luft anzieht; ſelbſt wenn gar kein Tau fiel, hängen ihre Zweige voll großer Waſſertropfen.“ Und daran ſchließt der ſcharfſinnige Beobachter zwei Vermutungen, die ſich ſpäter bei näherer Unterſuchung beide den Botanikern als richtig erwieſen. „Vielleicht iſt es der ſtarke Salzgehalt dieſer Pflanze, der das Waſſer anzieht, oder ſie beſitzt vielleicht eigens konſtruierte Sauggefäße, mit denen ſie die Feuchtigkeit aus der Luft zu konzentrieren vermag.“ In der Tat ſcheiden viele Wüſtenpflanzen durch die Tätigkeit beſonderer Drüſen oder Haare Salz an die Oberfläche aus, das nach den Beobachtungen von Volkens die Blätter oder die ganze Pflanze oft über und über mit einer körnigen, weißlichen Kruſte bedeckt, in der ſich würfelförmige Kriſtalle bis zur Größe eines Stecknadelknopfes finden. Dadurch vermögen ſolche Pflanzen während der langen Dürrezeit die in der Atmoſphäre dampfförmig vorhandne Feuchtigkeit tropfbar flüſſig niederzuſchlagen, in ſich aufzunehmen und ſo mit Hilfe der oberirdiſchen Organe für ihr Fortbeſtehen zu verwerten. Bei andren Pflanzen trifft auch Rohlfs zweite Vermutung zu. Es gibt in der Tat eine große Anzahl ſolcher, die durch eigens konſtruierte Apparate die dampf— förmige Luftfeuchtigkeit zu Tropfen verdichten und in ſich aufnehmen können. In den meiſten Fällen bewerkſtelligen Haare oder aus Haaren umgewandelte Gebilde die Waſſeraufnahme. Beſonders wirkſam ſind die waſſerabſorbierenden Haare der amerikaniſchen Bromeliazeen, zu denen die Ananas gehört. Sie wachſen faſt alle in der Wüſte oder Steppe oder als Epiphyten und ſind in ihrem ganzen Bau, von dem wir noch öfter ſprechen werden, dieſer Lebensweiſe angepaßt. Außer dieſen Haaren hat Marloth bei einigen Pflanzen Südafrikas auch noch andern Organen die gleiche Funktion zugeſchrieben. Bei Anacampseros telephiastrum ſollen eigentüm= 4G * ö 1 ——————— — ů ů — vor Waſſerſpeicherung. 279 liche Nebenblätter Waſſerdampf anziehen können, bei Crassula decipiens die ungewöhnlich umgebildete Epidermis; ja ſogar Luftwurzeln, wie wir fie bei den Epi— phyten noch eingehend kennen lernen werden, kommen bei Wüſtenpflanzen, z. B. Coty- ledon eristata, vor. Bei vielen Gewächſen, die zeitweiliger Trockenheit ausgeſetzt ſind, tragen die Blätter unterſeits zahlreiche kleine Grübchen, die ebenfalls Waſſer— dampf verdichten ſollen. Auch die Stacheln der Kaktazeen (Abb. 13) vermögen es, da fie ſich infolge ihrer nadelförmigen Geſtalt durch Wärmeleitung unter die um: gebende Lufttem— peratur abkühlen (vgl. S. 257). Es iſt derſelbe Grund, aus dem ſich der Tau an die Spitzen der Grasblätter anſetzt; auch bei den eben erwähn— ten Nebenblättern von Anacamp— seros liegt wohl dieſer Fall vor. Sehr verbreitet finden ſich bei den Srexronhilen“, d. h. an trocknen Standort ge— wöhnten Pflanzen ſchließlich Eine richtungen, das einmal aufgenom- mene Waſſer in großen Mengen zu ſpeichern und ge— Abb. 14. 1 f 2 Adenia globosa (Ditafrifa). Die Aſte ſind bis auf kurze Stummel abgeſchlagen, gen die entziehen— um den mächtigen oberirdiſchen Knollenſtamm zu zeigen, der als Waſſerſpeicher dient. de Kraft der Ver— (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) dunſtung feſtzu— halten. Meiſt ſind die für dieſen Zweck beſtimmten Organe mehr oder weniger an— geſchwollen und fleiſchig (Abb. 11—16). So kommt Knollen- und Zwiebelbildung gerade in periodiſch trocknen Gebieten außerordentlich häufig vor und iſt gewöhnlich mit dem Einziehen der oberirdiſchen Vegetationsorgane während der Trockenzeit ver— bunden. Für die ausdauernden Gewächſe ſind Waſſerſpeicher noch von viel größrer Wichtigkeit. Wir werden ſpäter die „Sukkulenten“ des näheren kennen lernen. Sie zeichnen ſich dadurch aus, daß in ihren Stämmen oder Blättern großzellige Gewebe— partien in geringerer oder größrer Ausdehnung vorhanden ſind, in denen reiche Waſſermengen untergebracht werden können. Manche beſtehen in vollgeſognem Zu— 280 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. ſtande zu 80% ihres Gewichts aus Waſſer. Sind die Stämme holzig, wie beim Affen— brotbaum und den Pflanzen vom Sarcocaulon-Typus (Abb. 15), jo umhüllt fie eine dicke Korkrinde (Abb. 17), die für Waſſer und Waſſerdampf undurchläſſig iſt. Die fleiſchigen Pflanzen ſind dagegen mit einer ſtarken Kutikula überzogen. Dies iſt eine zuſammenhängend über die Epidermis der Pflanze verlaufende Zelluloſeſchicht, die mit Kutin imprägniert iſt, das ebenſo, wie das im Kork enthaltene Suberin, einen fettartigen Körper darſtellt und ſich gegen Waſſer und Waſſerdampf wie jenes verhält. Der Zweckder beſonders dicken Ausbildung der Kutikula bei Fettpflan⸗ zen und xerophilen Ge— wächſen überhaupt liegt aber wohl weniger darin, direkt die Ver- dunſtung noch ſtärker herabzuſetzen, als viel— mehr in der indirekten Wirkung ihres Verhal— tens gegen das Licht. Nach den Unter— ſuchungen von Köhler abſorbiert die Kutikula in hohem Grade die am ſtärkſten brechbaren Strahlen, alſo Violett und Ultraviolett. Das gibt ſich, worauf Stahl hinweiſt, ſchon äußerlich .. Naarn der gelben Farbe der Abo Kutikula vieler tropi= 15. b Adenium somalense (Oſtafrika). ſchen und ſubtropiſchen Pflanze vom Sarcocaulon-Typus, d. h. mit angeſchwollenen Aſten. Gewächſe zu erkenn (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) f 1 Nach Wiesner wird aber die Tranſpiration gerade durch die im Chlorophyll ſo ſtark abſorbierten brechbaren Strahlen ſehr gefördert. Es kann alſo der Verdunſtungsminderung nur zugute kommen, wenn ſie von der Kutikula abgefangen werden. Neuſtens hat Kluywer durch Verſuche mit künſtlichem Licht beſtätigt, daß ſich ſchädliche Wirkungen ultravioletter Strahlen auf die Epidermis beſchränken, auf das Chlorophyll ſo gut wie gar nicht übergreifen. Das Waſſergewebe der Stamm- und Blattſukkulenten nimmt gewöhnlich das ganze Innere der betreffenden Teile des Pflanzenkörpers ein und wird nach außen nur überdeckt von einer verhältnismäßig dünnen Lage des Aſſimilationsgewebes und der Epidermis. Um das geſpeicherte Waſſer vor Verdunſtung noch kräftiger zu bewahren, ſind die Zellen des Waſſergewebes mit Schleim oder gummiartigen Subſtanzen, die auf das Waſſer ſtark anziehend wirken, erfüllt. Waſſerſpeicherung. 281 In andern Fällen iſt das Waſſergewebe zwiſchen Epidermis und Aſſimilations— parenchym des Blattes eingeſchaltet und entbehrt dann gewöhnlich des ſchleimigen In— halts. Dieſe Ausgeſtaltung zeigt ſich unter nicht ſo extremen Trockenheitsgraden, und die Blätter haben dann wohl etwas dickliche, aber nicht fleiſchige Konſiſtenz. In feuchten Zeiten iſt das Gewebe prall gefüllt, bei Waſſerabgabe ſinkt es zuſammen, indem ſich die Seitenwände der einzelnen Zellen nach Art eines Blaſe- oder Harmonikabalges faltig zuſammenlegen. Abb. 16. Sterculia spec. (Oſtafrika). Die zahlreichen Aſte entſpringen einem knolligen, zum Teil unterirdiſchen Grundſtamm. Blüht im blattlofen Zuſtande während der Troctenzeit. Rechts daneben Pyrenacantha malvifolia mit ober— irdiſchem Knollenſtamm. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Außer ganzen Gewebekomplexen können auch einzelne Zellen zur Waſſerſpeiche— rung beſonders ausgebildet ſein, ein zwar nicht allzuhäufiger, aber auch in unſern Gewächshäuſern zu beobachtender Fall. Es handelt ſich hauptſächlich um Mesem- brianthemum- und Aizoon-Xrten. Sie zeigen an den Blättern blaſenartige weiße Ausſtülpungen, die ſich prall mit Waſſer füllen, das ſie nur ſehr langſam wieder ab— geben. Wie wirkungsvoll dieſe Art der Waſſerſpeicherung werden kann, ſchildert Volkens anſchaulich bei Mesembrianthemum erystallinum. „Ein entwurzeltes Exemplar der Pflanze, die außer den enormen Blaſen auf Blättern und Internodien kein weiteres Speicherungsſyſtem beſitzt, hielt ſich ohne jede Waſſerzufuhr viele Wochen lang, entwickelte ſogar Blüten. Wie dies möglich war, lehrte der einfache Augenſchein. Innerhalb der erſten Woche bemerkte man, wie auf dem unterſten Blatt erſt einzelne, 282 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. dann immer mehr Blaſen ihre ſtraffe Spannung verloren und ſchließlich ganz zu— ſammenfielen. Als ſo ziemlich allen dieſes Schickſal zuteil geworden, verdorrte das Blatt in außerordentlich kurzer Zeit. In der zweiten Woche wiederholte ſich dasſelbe Spiel am nächſt höheren Blatt, und ſo war es mir denn nicht weiter auffallend, Mitte Juli die überaus dürren Schotterhalden in der Umgebung Alexandriens mit Mesem- brianthemum- Pflanzen überzogen zu finden, an denen nichts mehr lebend war als die der Reife entgegengehenden Fruchtteile. Sie allein waren noch grün und auf der Außenſeite mit den prall gefüllten Blaſen beſetzt; alle andern Organe, ſpeziell natür— lich die Blätter, hatten nach der Reihe, von unten angefangen, ihren Waſſervorrat abgegeben und es ſo ermöglicht, daß auf ihre Koſten die Samen genügend Zeit zur Reife fanden. Ohne das geſchilderte Verhalten würde ſolches nie geſchehen können. Mesembrianthemum beſitzt eine ganz kurze, braune fingerlange Wurzel. Sicher ſchon im Mai — von Dezember bis Anfang April erhalten ſelbſt dieſe dürren Striche mehr oder minder ſtarke Regenfälle — findet dieſelbe in den ausgedörrten Erdſchichten, die ihr allein zu Gebote ſtehen, keine Spur von Waſſer mehr.“ Die große Bedeutung aller dieſer Einrichtungen hat in neuſter Zeit Fitting in Zweifel gezogen. Er macht geltend, daß tief wurzelnde Gewächſe wohl in lockrem Sand- und Lehmboden möglich ſeien. In trocknen Wüſtengebirgen aber und auf Gelände mit anſtehendem Geſtein werden die Wurzeln der Gewächſe nicht oder nur ſchwierig in große Tiefen und noch weniger bis zum Grundwaſſer vordringen können. „Und doch iſt man überraſcht, zu ſehen, wie verhältnismäßig viele und verſchieden— artige Pflanzen ſich, wenn auch natürlich nur ganz vereinzelt, z. B. auf den Bergen in der Chaine de Sfa bis auf die höchſten Gipfel hinauf, ſelbſt an den der Sonne exponierten Südhängen finden . . . . Niemals recht verſtändlich iſt es mir ferner ge— worden, wie bei der Annahme, daß das Grundwaſſer durch ſehr tief gehende Wurzeln angezapft wird, die Keimpflanzen der Ausdauernden ſich das nötige Waſſer verſchaffen, bis ihre Wurzeln die Grundwaſſerzone erreicht haben. Auch ſie müſſen dann doch wenigſtens vorübergehend längere Zeit ihren Waſſerbedarf aus dem geringen Feuch— tigkeitsbeſtand der oberen, trocknen Bodenſchichten decken.“ Bei den Keimlingen wachſen die Wurzeln jedenfalls ſehr ſchnell. Man denke an die von Volkens erwähnte Mon- sonia alba. Bevor ſie das Grundwaſſer erreichen, werden fie in den tieferen Boden- ſchichten ſchon notdürftig ausreichende Feuchtigkeit finden. Ein kräftigeres Wachstum der Ausdauernden wird freilich erſt einſetzen, wenn ſie bis zu jenem vorgedrungen ſind; ſolange ſchleppen ſie ſich durch. Des weiteren gibt Fitting an, daß Taubildung in der inneren Sahara eine ungeheuer ſeltne Erſcheinung ſei. Die gegenteiligen Angaben von Volkens ſeien da— durch zu erklären, daß er nicht in der Wüſte, ſondern im Niltal, am Rande der Wüſte beobachtet hat. An den Seiten des Niltals iſt von Sickenberger 6 km weit Tau— fall gefunden worden und an den lybiſchen Oaſen 4 km weit von den vegetations— reichen Gebieten. Auch dieſe Feuchtigkeit kommt alſo für die Vegetation der eigent— lichen Wüſte nicht in Betracht. Fitting ſucht deshalb nach einer andern Erklärung und iſt der Meinung, daß die oberflächlichen Schichten des Wüſtenbodens durchaus nicht völlig trocken ſind. Er erinnert an die durch Temperaturſchwankungen im Boden erfolgenden Kondenſationsvorgänge, die für die Wüſtenböden jedenfalls von beſon— Neuere Anficht über Waſſerverſorgung bei Wüſtenpflanzen. 283 drer Bedeutung ſind: Wenn die Sonne die oberſten Bodenſchichten erwärmt, ſo wird Waſſerdampf gebildet, der ſich z. T. in den kälteren unteren Bodenſchichten wieder kondenſiert. Erkaltet in der Nacht die obere Erdſchicht, ſo kann ſich umgekehrt Waſſer— dampf aus den unteren, jetzt wärmeren, Bodenſchichten in ihr niederſchlagen. Die typiſchen Wüſtenpflanzen müßten allerdings über ganz beſondre Einrichtungen ver— fügen, um die geringen Mengen Waſſers aus dem Boden heraus zuziehen, zumal ſie, wie 3. B. die Zygophyllazee Peganum harmala, nicht einmal extrem rerophytiſch gebaut find. Das Waſſer iſt im Bo— den ſo verteilt, daß es die einzelnen Boden— partikelchen wie Hüllen umgibt. Je geringer der Waſſergehalt eines Bodens wird, um ſo dünner werden die Waſſerhüllen um die Bodenpartikelchen und um ſo größer wird die Kraft, mit der ſie an ihnen haften. Dieſe Abſorptionskraft muß von der Pflanze durch ihre Saugkraft über=- wunden werden, um ſich das ſpärliche Boden— waſſer nutzbar zu machen. Zu dieſem NER Zwecke muß die Saug⸗ Nicht näher beſtimmter Baum aus Oſtafrika mit typiſcher Schirmkrone und mäch— Faß der Pflanze um ee fal ae See wenigſten etwas größer ſein als die waſſerhaltende Kraft des Bodens. Das iſt ſie nun nach den Unterſuchungen Fittings tatſächlich dadurch, daß der durch die Zellſaftkonzentration erreichte os— motiſche Druck in den Zellen der Wüſtenpflanzen außerordentliche Höhe erreicht, bis zu 100 Atmoſphären und darüber. Dieſe konzentrierten Salzlöſungen in den Zellen ſind zugleich natürlich ein ſehr wirkſames Mittel zur Herabſetzung der Tranſpiration. Für nicht ganz unmöglich hält es dieſer Forſcher auch, daß manchen Wüſtenpflanzen, und zwar gerade ſolchen ohne Waſſerſpeicher, außer der Bodenfeuchtigkeit noch andre Waſſerquellen zur Verfügung ſtehen, wenigſtens vorübergehend in Zeiten beſonders großer Dürre, wo das Wachstum auf ein Minimum beſchränkt iſt: nämlich in größeren Mengen geſpeicherte Reſerveſtoffe, namentlich Kohlehydrate. Bekanntlich entſteht durch Veratmung dieſer Stoffe ſehr viel Waſſer. „Vielleicht gewinnen dadurch die ſtärke— 284 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. reichen Rübenwurzeln der Koloquinte und die unterirdiſchen Speicherorgane mancher andern Wüſtenpflanzen eine ganz beſondere Bedeutung.“ Vielleicht geben die neuſten Unterſuchungen Gigliolis über die Wirkung der einer großen Reihe von Wüſten⸗ und Steppenpflanzen zukommenden ätheriſchen Ole einen Aufſchluß. Er ſtellte feſt, daß ſie das Waſſer im Erdboden deutlich bewegen. Dieſe Eigenſchaft kann für die Pflanzen von Bedeutung werden; denn ſie können durch ihren Olgehalt dem Boden auch dort noch Waſſer abgewinnen, wo die Saugkraft der Wurzeln ſonſt zur Überwindung der Adhäſion des Waſſers nicht ausreicht. Tatſächlich hat Giglioli von etwa 100 ähteriſchen Olen nachgewieſen, daß ſie den Saft- fluß in den Ge⸗ weben ſteigern. Dieſe letzten Darlegungen zeigen deutlich, wie die einzelnen Einrichtungen der Waſſerver— ſorgung für ein— ander eintreten, wie die Natur niemals ein Schema befolgt, ſondern bei ihren ER Geſtaltungen Grenze des Bergwaldes am Kilmandjaro bei ca. 3000 m Höhe. ſtets an die ge⸗ Das Bild gibt die herrſchende Nebelſtimmung wieder, zeigt das knorrige Wachstum b O P der Baumſtämme und den Flechtenbehang. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) gebne rganti⸗ ſation der Pflan⸗ zen anknüpft. Bei den einen, die ſich dafür eignen, bildet ſie meterlange Wurzeln aus, die in die feuchte Tiefe der Erde eindringen können und auch während der Trockenzeit das Waſſer emporleiten. Andre Pflanzen geben in ihren großen Epidermiszellen den Anknüpfungspunkt für die Ausgeſtaltung der Waſſerpapillen, die während der Regenzeit beſchickt werden und für die trockne Periode aushalten, ſo daß die Pflanze in dieſer Zeit gänzlich ohne Wurzel auskommen kann. In noch andern Fällen ſind es phyſiologiſche Eigenſchaften der Gewächſe — und gerade dieſe ſind ſicher noch viel zu wenig beachtet —, die in einſeitiger Ausbildung der Erhaltung ihres Lebens dienſt— bar werden. War eben von den Einrichtungen die Rede, die die Pflanzen trockner Gebiete befähigen, mit dem Waſſer haushälteriſch umzugehen, ſo kann bei den Gewächſen dauernd feuchter Landſtriche ein Vorſorgen nach der entgegengeſetzten Seite not— wendig werden. Die Vegetation muß ſich oft des Waſſers erwehren können. Von vorn herein werden wir hier nach drei Seiten hin Schutzvorrichtungen zu ſuchen haben: Mechaniſche Wirkung tropiſcher Regen. 285 erſtens gegen die Kraftwirkung der ſchweren tropiſchen Regen, ferner gegen die Schäd— lichkeit des übermäßigen Waſſers als ſolchem, endlich gegen die dauernde und oft außerordentlich hohe Luftfeuchtigkeit. Was den erſten Punkt betrifft, ſo iſt, wie ſchon erwähnt, die zerſtörende Wir— kung der fallenden Regentropfen, bevor man keine genauen Beobachtungen über ihre lebendige Kraft gemacht hatte, nach dem Augenſchein ſtark übertrieben worden. So hatte Stahl z. B. vermutet und Karſten dann beſtimmt behauptet, daß das Zerreißen der Bananenblätter eine Ge— waltwirkung des Regens ſei, indem innere Spannungen durch ſein kräftiges Auf— ſchlagen gelöſt würden. Eine Reihe von Forſchern wie Kny, Stahl u. a. hatte deshalb be— ſtimmte Einrichtungen bei den Pflanzen feuchter Tropen— gebiete als Anpaſſung an die Kraftwirkung des Regens auf— gefaßt; z. B. den Verlauf der ſtärkeren Blattnervatur, manche anatomiſchen Eigen— tümlichkeiten, beſonders die Anordnung der mechaniſchen Elemente auf dem Querſchnitt der Blätter, vor allem aber die Zerſchlitzung der Blatt— ſpreite, wie ſie beſonders bei den Farnen, einzelnen Mono— kotylen (Arazeen) und auch bei manchen Dikotylen (z. B. Ar- tocarpus incisa) auftritt. Stahl, der dieſe Deutung zuerſt mit Nachdruck vertreten hat, ſchließt ſich Potonié an, Abb. 19. indem er auf die Vegetation Ölpamen und Hevea brasiliensis; Reis als Zwiſchenkultur. 5 5 = (Botan. Garten Victoria, Kamerun.) Die Hevea- Bäumchen im der Vorwelt hinweiſt. Be re zeigen den Gtagenaufbau der Krone, der ſich im 5 Be = lter vollſtändig verliert, und „Hängeblätter“. tiefer wir in den geologiſchen (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Formationen in die Vorzeit hinabſteigen, um ſo ſchmaler, reſp. zerteilter und kleinfiedriger ſind im allgemeinen die uns überkommenen Blattreſte, eine Tatſache, die, im Lichte der Kny⸗Stahlſchen Unterſuchungen betrachtet, mit der Anſchauung im Einklang ſteht, daß die Regen- güſſe der früheren Erdperioden im großen und ganzen ſtärker geweſen ſind als heute.“ 286 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. Dem widerſprechen aber die ſchon oben angeführten Verſuche Wiesners über die Gewalt ſelbſt der ſtärkſten tropiſchen Regengüſſe. Danach ſind die Gewaltwirkungen des Regens auf die Pflanze nur ſehr geringfügig. Wiesner beobachtete, daß äußer— liche Beſchädigungen durch Regen an Pflanzenteilen nur ſehr ſelten vorkommen und dann niemals ſchwerer Natur ſind. Man könnte ſagen, daß das eben die Folge der erwähnten Anpaſſungen ſei. Wiesner hat planmäßige Verſuche in dieſer Hinſicht angeſtellt und ſich nicht auf gelegentliche Beobachtungen in der Natur beſchränkt. Er kommt zu dem Schluß, daß frei bewegliche Pflanzenteile, wie die Blätter, infolge ihrer außerordentlichen Biegungselaſtizität befähigt ſind, viel heftigere Stöße zu ertragen, als die ſchwerſten zur Erde niederfallenden Regentropfen auszuüben vermögen. Nach Wiesners Meinung hängt deshalb auch das Zerreißen der Muſazeenblätter nicht mit Regenwirkung zuſammen. Ferner hat Wiesner feſtgeſtellt, daß die Stoßfeſtigkeit der Blätter tropiſcher Regenwaldgehölze viel geringer iſt als bei unſern Bäumen und Sträuchern. Schon hieraus dürfte zu erſehen ſein, daß die Gewaltwirkung des Regens nicht groß ſein kann. Denn wenn der Regen die Pflanzenorgane mit großer Kraft angriffe, ſo müßte ja doch das Laub der tropiſchen Holzgewächſe, die den ſtärkſten Regenwirkungen aus— geſetzt ſind, gegen Stoß beſſer ausgerüſtet ſein als das Laub unſrer heimiſchen Bäume und Sträucher. Als noch ſtärkerer Beweis aber kommt noch ein Umſtand hinzu. Wie wir gleich ſehen werden, nimmt das Laub der tropiſchen Regenwaldvege— tation das Regenwaſſer auf ſeiner Oberfläche an und auch in das Innere auf. Bei Einſaugung von Waſſer aber nimmt die Stoßwiderſtandsfähigkeit der Blätter noch weiter ab, die Gefahr der Zerſtörung alſo zu. Wäre die Stoßkraft des Regens groß, ſo müßte die uns überall entgegentretende Anpaſſungsfähigkeit der Pflanze dahin führen, gerade zur Zeit des Regens, wenn alſo die größte Gefahr vorhanden iſt, den Widerſtand gegen die Fährlichkeit zu erhöhen und nicht noch herabzuſetzen. Auch das ſchlaffe Hängen der jungen Blätter vieler tropiſchen Holzgewächſe hat man als Schutz gegen die Regengewalt gedeutet. Jedoch hat Wiesner gezeigt, daß dieſe jungen Blätter, obwohl ſie ſehr ſpröde ſind, nicht einmal dann von ſchweren Regen verletzt werden, wenn ſie in wagerechte Lage gebracht und feſtgehalten werden. Auf den wahren Zweck der Einrichtung werden wir bald zurückkommen. Daß auch die ſtarke Zerteilung der Blätter vieler tropiſchen Regenwaldpflanzen nicht als Schutz gegen Verletzungsſchaden zu deuten iſt, zeigt der Umſtand, daß zu— ſammengeſetzte und zerſchlitzte Blätter auch in offnen, trocknen Formationen häufig vorkommen. Und hier bieten ſie, wie aus den früheren Erörterungen hervorgeht, ver— ſchiedene Vorteile. Im tropiſchen Urwalde aber ſind zerſchlitzte Blätter nicht dem Oberwuchs eigen, deſſen Kronen doch dem ſtärkſten Regenanprall ausgeſetzt ſind, ſondern der Bodenvegetation. Man kann zugeben, daß unter den Baumkronen durch Zuſammen— fließen des Regens größere Tropfen zuſtande kommen, daß an einzelnen Stellen durch be— ſondre Umſtände ſelbſt zuſammenhängende Strahlen auf die Bodenpflanzen herabfallen. Im ganzen wird doch die Gewalt des Regens durch die Baumkronen geſchwächt ſein. Die Spreitenzerteilung läßt denn auch noch andre Deutungen zu. In manchen Fällen iſt es wohl einfach das Streben nach Laſtverkleinerung, das zur Zerſchlitzung führt. Gerade im feuchtwarmen Klima erzeugen die Pflanzen ſehr große Blätter, Ombrophobie und Ombrophilie. 287 deren Gewicht durch Zerteilung und Durchlöcherung herabgeſetzt werden kann. Auch die Ausnutzung des Lichtes, das auf den Urwaldboden infolge der vielfachen Rückſtrahlung von den verſchiedenſten Richtungen her einfällt, iſt durch zerſchlitzte Blätter, deren einzelne Teile verſchiedne Lage im Raum einnehmen können, beſſer gewährleiſtet. Außerdem macht Wiesner darauf aufmerkſam, daß durch derartig geteiltes Laub überhaupt ein reicherer Durchgang zerſtreuten Lichtes ſtattfinden wird. Schließlich iſt es einleuchtend, daß durch die infolge der Zerſchlitzung eintretende Oberflächen— vergrößerung eine Hebung der Verdunſtung erfolgt, die bei der in ſtändig feuchter Atmoſphäre lebenden Bodenvegetation nicht ſelten nötig werden kann. Indirekt wirkt auch die beſſere Durchleuchtung nach derſelben Richtung. Einige Zeit nach einem Regen kann man allerdings, beſonders wenn eine längere Dürreperiode vorhergegangen war, reichlicher als ſonſt abgelöſte Blätter, Blüten und Blumenkronen unter den Bäumen finden. Doch ſind ſie nicht von der Gewalt des Regens heruntergeſchlagen worden, ſondern die Loslöſung iſt eine nachträgliche Regenwirkung und betrifft nur ſolche Organe, die infolge anatomiſcher Veränderungen (Trennungs- ſchicht) ſchon für das Abfallen reif waren. Sehr verſchieden verhalten ſich die Blätter der Pflanzen zu der dauernden Einwirkung von Waſſer. Ein Teil vermag ihr keinen oder nur geringen Widerſtand zu leiſten. Trotzdem viele von ihnen Schutzmittel, wie Wachs- und Haarüberzüge, be— ſitzen, gehen ſie in verhältnismäßig kurzer Zeit, oft ſchon nach wenigen Tagen, zugrunde, wenn ſie, auch unter ſonſt günſtigen Vegetationsbedingungen, der dauernden Wirkung einer Traufe preisgegeben find. Solches Laub hat Wiesner als ombrophob (regen— ſcheu) bezeichnet. Die Vernichtung erfolgt dadurch, daß das Waſſer bei fortwährender Einwirkung in das Innere des Blattes eindringt und dort zu Zerſetzungs- und Fäulnis— vorgängen führt. Um die Feuchtigkeit abzuwenden, ſind ombrophobe Pflanzen in der Regel, wie ſchon erwähnt, mit Wachs- oder Haarüberzügen verſehen, auf denen das Waſſer in Tropfenform ſtehen bleibt; bei einer gewiſſen Schrägſtellung der Blätter fließt es ab. Durch länger anhaltende Beträuflung wird aber die Wachsſchicht abgewaſchen und die zwiſchen den Haaren ſich haltende Luft verdrängt, ſo daß das Blatt der zer— ſtörenden Einwirkung des Waſſers dann bald erliegt. Das Laub vieler unſrer heimi— ſchen Gewächſe und der meiſten Pflanzen tropiſcher Trockengebiete iſt ombrophob und geht im immerfeuchten Tropenklima ſchnell zugrunde, beſonders, wenn es gar keine Schutzmittel beſitzt, wie das Kartoffelkraut. Es gibt aber einzelne ombrophobe Pflanzen, die einen ſo vollkommenen Regenſchutz ausgebildet haben, daß ſie ſelbſt ſtarke, lang— währende Regen unbeſchadet ertragen und deshalb aus trocknen Gebieten mit Er— folg auch in ſehr feuchte verſetzt werden können. Das ausgezeichnetſte Beiſpiel ſolcher Gewächſe iſt die auch in Warmhäuſern kultivierte Sinnpflanze (Mimosa pudica), die trotz ihres ombrophoben Laubes überall, auch in den feuchteſten Tropen, ein häufiges und üppig gedeihendes Unkraut bildet. Der Wachsüberzug, mit dem die Blättchen dieſer Pflanze verſehen ſind, würde ihr nach dem Geſagten allerdings nicht viel nützen, wenn er frei läge. Doch ſteht außer ihm die Reizbarkeit der Blätter im Dienſte des Regenſchutzes. Schon bei leiſer Berührung — ſo auch beim Auffallen des Regens — legen ſich bekanntlich die Blattfiedern aneinander und decken ſich gegenſeitig ſo, daß der Wachsüberzug durch den Regen nicht weggewaſchen werden kann, und daß überhaupt 288 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. kein Waſſer zwiſchen die Blättchen eindringt. Ein gereiztes, unter Waſſer getauchtes Blatt läßt ſelbſt nach 24 Stunden noch kein Waſſer zwiſchen die Blättchen treten. Vielleicht iſt dieſe von Wiesner entdeckte Vorrichtung allerdings nicht der einzige Zweck der Reizbarkeit der Sinnpflanze. Im Gegenſatz zu den ombrophoben beſitzen die ombrophilen (regenholden) Blätter eine benetzbare Oberfläche; die auftreffenden Waſſertropfen breiten ſich auf ihr ſofort aus, und die Flüſſigkeit tritt auch in das Blattinnere ein. Solche Organe können wochen-, ja monatelang eine beſtändige Traufe ertragen. Der Unterſchied zwiſchen regenſcheuen und regenholden Organen in ihrem Verhalten zum Waſſer ſcheint in erſter Linie in ihrer ſtofflichen Beſchaffenheit begründet zu ſein. Da regenſcheue Blätter in zerkleinertem Zuſtande viel leichter in Fäulnis übergehen als regenholde, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß in ihren Geweben fäulniswidrige Stoffe (ätherifche Ole, Gerbſtoffe uſw.) vorhanden ſind. In der Tat verhalten ſich umgekehrt Pflanzenteile, die reich an ſolchen Stoffen ſind, in hohem Grade ombrophil. Zwiſchen beiden Grup— pen iſt natürlich nur ein ſtufenweiſer Unterſchied. Ja, ein und dasſelbe Organ kann ſich in verſchiednen Altersſtadien verſchieden verhalten. So ſind z. B. die jugend— lichen Blätter von Amherstia regenſcheu, was ſich in einem Wachsüberzug und ihrer hängenden Stellung zu erkennen gibt; vielleicht weil die fäulnishemmenden Stoffe in ihnen noch nicht auftreten. Später, wenn die Blätter ſich aufrichten, verlieren ſie den Wachsüberzug und ſind regenhold. Übrigens ſei hier ausdrücklich bemerkt, daß ombro— phob und ombrophil nicht ſchattenſcheu und ſchattenhold heißt. Denkbar iſt eine mechaniſche Schädigung der Vegetation durch Regen in der Weiſe, daß die nach einem Regen dem Laub anhaftende Waſſermenge die tragenden Stamm— teile übermäßig beſchwert, wodurch es leicht zum Abbrechen von Zweigen und Aſten kommen könnte. Wäre dieſe von Stahl behauptete Anſicht richtig, dann befänden ſich die Gewächſe im Vorteil, denen eine möglichſt ſchnelle und vollſtändige Ableitung des Waſſers von den Blättern gelänge. Einrichtungen zu dieſem Zwecke ſind in der Tat vorhanden. Jungner war es zuerſt aufgefallen, daß ein ganzes Vegetationsgebiet, wie er es an der Weſtküſte des außerordentlich regenreichen Kamerungebirges kennen lernte, mehr oder minder lang zugeſpitzte Blätter aufzuweiſen hat, und er erklärte die aus— gezogne Blattſpitze als eine Einrichtung zur Ableitung des Regens. Zu gleicher Zeit kam Stahl in dem feuchten Weſtjava auf denſelben Gedanken. Er nannte deshalb dieſe Zuſpitzung der Blätter Träufelſpitze (Abb. 20) und ſtellte überihre Wirkungeingehende Unterſuchungen an. Bei manchen tropiſchen Pflanzen, die an ſehr feuchten, ſchattigen Standorten gedeihen, iſt die Träufelſpitze zu einer verhältnismäßig breiten, flachen Rinne ausgebildet, von deren Ende ſelbſt bei ſpärlichem Regen das Waſſer unmittel— bar von der Oberſeite abtropft. „Weit häufiger als die breitrinnigen ſind die flachen, in ein ganz dünnes Ende auslaufenden Träufelſpitzen, von denen bei heftigen Regen das Waſſer in zuſammenhängenden Fäden herabrieſelt; beim Aufhören des Regens oder bei ſpärlichem Tropfenfall tritt dagegen das am Ende langſam ſich ſammelnde Waſſer erſt auf die Unterſeite der Spitze, um dann von hier aus als hängender Trop— fen ſich von ihr loszulöſen. Dieſe Erſcheinung iſt nicht nur bei Tropenpflanzen, ſondern bei vielen unſerer europäiſchen Gewächſe zu beobachten.“ (Bu "16 uag peavnbpd mau WIE) IuVOTI Tals eee 50 Denen SGWSON esnleydspueumgy vezoiq gun usplngusstoy11z) een cee neee zuu cee ud ui duch wr BUNT N) ’ „ usckoad a IpPmustunych AUS N 0 3 Träufelſpitze. 289 In ſehr zahlreichen Fällen iſt die Träufelſpitze, auch wenn ſie nicht durch bedeutende Länge ausgezeichnet iſt, am Ende ſeitwärts gekrümmt. Bei Blättern mit ſtark verlängerter Spitze kommt es ſo häufig zu ſehr eigentümlichen, ſäbelähn— lichen Bildungen, eine Form, die das Abfallen der Waſſertropfen ganz weſentlich erleichtert. Welche Bedeutung die Träufelſpitze für die Trockenlegung der Blattſpreite hat, davon kann man ſich leicht durch einen Verſuch überzeugen. Stahl verwendete dazu Justicia picta, eine Akanthazee, deren Blätter in eine etwa zentimeterlange, I 8 oft ſäbelförmig gekrümmte Spitze enden. Sechs möglichſt gleichgeſtaltete Blätter dieſer Pflanze wurden nebeneinander ver— mittelſt Stecknadeln auf einem Brettchen befeſtigt, ſo daß die Spitzen über dasſelbe hervorragten. Nachdem die Spreiten gleich— mäßig mit Waſſer beſpritzt worden waren, wurde das Brettchen in einem Winkel von etwa 30“ zum Horizont befeſtigt. Nach etwa 20 Minuten waren ſämtliche Spreiten ent— weder ganz entwäſſert, oder es befand ſich nur noch an der Spitze ein kleiner, bald ver— dunſtender Tropfen. Sofort wurde der Verſuch wiederholt, nachdem aber vorher an einigen Blättern mit der Schere die Spitze entfernt und durch ein abgerundetes Ende erſetzt worden war. Während die un— verſehrten Blätter nach kurzer Zeit nur noch an der verlängerten Spitze benetzt waren, hielt ſich an den künſtlich abgerundeten Spreitenenden ein großer Waſſertropfen, von dem aus ſich das Waſſer den vertieften Nerven entlang kapillar weit hinaufzog. Erſt nach etwa einer Stunde — alſo etwa in der dreifachen Zeitdauer — waren auch dieſe Blätter auf ihrer Oberfläche waſſer— . Abb. 20. frei. Ein unverſehrtes Blatt von Coffea Blätter mit Träufelſpize⸗ arabica war unter denſelben Verſuchs— (Nach einer Zeichnung von R. Deffinger.) bedingungen nach einer Viertelſtunde be— reits entwäſſert, während nach Entfernung der Spitze dasſelbe Reſultat erſt nach zwei Stunden eintrat. Ein intaktes Blatt von Piper nigrum brauchte zur Ab— trocknung 35 Minuten; nach Entfernung der Spitze waren hierzu über zwei Stunden erforderlich. Eine Träufelſpitze iſt natürlich nur bei abwärts hängenden Blättern von Be— deutung und deshalb auch nur bei ſolchen vorhanden. Pflanzen mit aufrechtſtehendem Das Leben der Pflanze. VI. 19 290 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. Laube zeigen häufig durch Auskeilung der Spreite einen allmählichen Übergang in den Blattſtiel; bei ihnen ſickert das Waſſer auf dieſem Wege herab. In engem Zuſammenhang mit der Träufelſpitze ſteht die Benetzbarkeit der Blatt— oberfläche. Dieſe iſt ein äußeres Merkmal der ombrophilen Blätter. Und da das Laub der Gewächſe immerfeuchter Tropengebiete vorwiegend ombrophilen Zug Abb. 21. Bodenvegetation des javaniſchen Urwaldes mit buntblättrigen Arazeen, breiten, pliſſeeartig gefalteten Grasblättern und Farnen. An den Stämmen des Hintergrundes der epiphytiſche Farn Asplenium nidus. (Aufnahme von Pr. Jenſen.) trägt, To iſt auch hoch— gradige Benetzbarkeit bei ihm ſehr verbreitet. Um durch die Träufel- ſpitze von der Blattober- fläche abgeleitet zu wer= den, darf das Waſſer nicht in einzelnen ge— ſchloſſnen Tropfen ſtehen bleiben, ſondern muß zu einer zuſammen⸗ hängenden Schicht ver— fließen. Natürlich brauchen nicht alle be⸗ netzbaren Blätter in eine Träufelſpitze zu endigen; ſie können auch nach dem Stielende zu entwäſſert werden. „Andrerſeits wird man aber,“ — betont Stahl mit Recht — „wenn die hier vertretene Auffaſ— ſung über die Bedeu— tung der Träufelſpitze richtig iſt, erwarten dürfen, daß dieſe letztere fehlen wird bei Blät- tern, deren Oberfläche nicht benetzbar iſt.“ Bei der Durchmuſterung einer großen Anzahl von Pflanzen hat ſich dann auch herausgeſtellt, daß eine Träufelſpitze ſtets mit Benetz— barkeit vereint auftritt, hingegen die Blätter, von denen das Waſſer abrollt, ohne ſie zu benetzen, des Träufelapparats entbehren. Von beſonders hoher Benetzbarkeit ſind ſolche Blätter, die auf ihrer Oberfläche einen oft prächtigen Samtglanz entwickeln. Sie treten in der Bodenvegetation des tropiſchen Regenwaldes, und zwar an den ſchattigſten und feuchteſten Stellen, nicht ſelten auf und gehören den verſchiedenſten Monokotylen— und Dikotylenfamilien an, Träufelſpitze. Samtglanz. 291 die durch zahlreiche Beiſpiele auch in unſern Gewächshäuſern vertreten ſind (Arazeen, Orchideen, Marantazeen, Vitazeen, Melaſtomatazeen, Begoniazeen u. a.). Hervorge— rufen wird der Samtglanz durch papillenförmige Vorwölbung der einzelnen Ober— hautzellen. Die Ausbreitung eines auffallenden Waſſertropfens geht bei den Samt— blättern ſo ſchnell vor ſich, weil die zwiſchen den Papillen liegenden engen Tälchen eine Kapillarſaugung ausüben. Bei einem Verſuch, den Stahl mit einem ſenkrecht abwärts hängenden Blatt von Anthurium erystallinum anſtellte, deſſen Spitze er in ein Waſſergefäß tauchte, ſtieg das Waſſer ſofort an der Blattoberſeite empor. An einem friſch entfalteten Blatt, deſſen Oberfläche noch ganz rein war, betrug die kapil— lare Steighöhe 140 mm. Dieſe Beſchaffenheit der Blattoberſeite, die ſofortige Aus— breitung des aufgefallnen Waſſers zu einer äußerſt dünnen Schicht ermöglicht, iſt für die raſche Trockenlegung der Spreite in hohem Grade förderlich. Auch bei ſtarken Regengüſſen haftet es an den Samtblättern immer nur in ſehr dünner Schicht, der Überſchuß träufelt von der Spitze ab; hört der Regen auf, ſo genügt kurze Zeit, um die dünne Schicht zum Verdampfen zu bringen. Bedeutung für die Entwäſſrung der Blattſpreite haben auch die Nerven. Sind ſie auf der Oberſeite rinnenförmig vertieft, ſo bewegt ſich das abfließende Waſſer nicht gleichmäßig über die ganze Fläche, ſondern faſt ausſchließlich in dieſen Rinnen, die ſich häufig durch größere Benetzbarkeit vor der übrigen Blattfläche auszeichnen. Be— ſonders vorteilhaft für die Entwäſſrung iſt der bogenförmige Verlauf der nach der Träufelſpitze hin zuſammenſtrebenden Hauptrippen; ein Typus, der in der Familie der Melaſtomatazeen faſt herrſchend iſt, aber auch ſonſt bei tropiſchen Pflanzen weite Ver— breitung beſitzt. In neurer Zeit hat Diels die Bedeutung der Träufelſpitze für die Waſſer— ableitung von den Blättern beſtritten, ohne eine nähere Begründung dieſer Anſicht zu geben. Nach einer brieflichen Mitteilung glaubt er vor allem den Umſtand da— gegen ins Feld führen zu ſollen, daß Träufelſpitzen auch bei Blättern trockner Gebiete ſich finden. „So hat Combretum Hartmannianum ſchöne Spitzen, wächſt aber in Kordofan. Und ob Ficus religiosa, die oft zitierte, überhaupt in Regenwäldern wächſt, iſt mir noch zweifelhaft.“ Dieſe Zweifel dürften unberechtigt ſein. Nach der „Flora of British India“ kommt die zum Schulbeiſpiel für die Träufelſpitze gewordne Ficus-Art im Sub-Himalaja, in Bengalen und Zentralindien vor, Gegenden, die nach der Angabe des Hannſchen Handbuchs der Klimatologie Regenmengen von 1150-2655 mm im Jahre empfangen. Auch nach der Regenkarte in „Andrees All— gemeinem Handatlas 1900“ erhalten dieſe Gebiete jährlich zwiſchen 100 und 200 em und mehr. Daß vereinzelte Pflanzen auch in trocknen Klimaten zu einer Spitze aus— gezogne Blätter beſitzen, läßt ſich vielleicht ſo erklären, daß ſie früher einer „hygro— philen“, d. h. Feuchtigkeit liebenden Vegetation angehört haben, allmählich aber in trockne Gebiete eingewandert ſind, wobei das Merkmal der Träufelſpitze, da es keinen Nachteil bedeutete, erhalten blieb. So gibt z. B. Stahl an, daß es auch auf den hohen, lufttrockenen Berggipfeln von Java, deren Vegetation einen ausgeſprochnen Kero— phyten-Habitus aufweiſt, an Sträuchern mit gut entwickelten Träufelſpitzen nicht fehlt. „Doch ſind dies meiſt Arten, die aus tieferen (feuchteren) Lagen bis hierher empor— geſtiegen ſind.“ Stahl vergleicht von dieſem Geſichtspunkt die verſchiednen Arten 292 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. mehrerer Gattungen und kommt zu dem Schluß, daß das Fehlen oder Vorhanden— ſein der Blattzuſpitzung ſehr gut in Übereinſtimmung ſteht mit dem trockeneren oder feuchteren Standort. Auch die Verhältniſſe im ſubtropiſchen chileniſchen Regenwald findet Neger in Übereinſtimmung mit der Jungner-Stahlſchen Deutung der Träufelſpitze. Es wurde ſchon darauf hingewiſen, daß die Reizbarkeit der Blätter der Sinn— pflanze einen ausgezeichneten Regenſchutz darſtellt. Das iſt auch bei verwandten Ge— wächſen der Fall, deren Blätter „Variationsbewegungen“ auszuführen vermögen, d. h. auf einen äußeren Kraftreiz hin zuſammenklappen. Schon Jungner hatte in Kamerun dieſe Beobachtung gemacht. „Sobald Regen fällt, biegen ſich die ſonſt hori— zontal ausgebreiteten Blättchen dieſer Pflanzen nach oben, ſo daß die Waſſertropfen ſchräg auffallen und über die ſchmäler werdenden Blättchenbaſen hinabrinnen.“ Solche Pflanzen, zu denen Mimosa-, Acacia Caesalpinia-, Poinciana- Arten und viele andre gehören, entbehren deshalb der Träufelſpitze auch im regenreichen Tropenklima. Hingegen iſt ſie, oft recht ſtark, ausgeprägt, wenn die Blättchen ſich nicht heben, ſondern ſenken, wie bei vielen Phaſeoleen. Infolge lang andauernder Regen nehmen aber auch bei andern, nicht reizbaren Pflanzen Blätter oder ganze Sproſſe eine Lage ein, die es ermöglicht, das Waſſer raſch abzuleiten oder gar nicht erſt in größeren Mengen aufzufangen. Beccari beobachtete auf Celebes bei einer Sonneratia, daß die Blätter bei ſchweren Regen aus der üb— lichen wagrechten in die ſenkrechte Stellung übergingen. Auch nach Wiesner findet ein Abwärtsbiegen von Blättern und Sproſſen ſtatt, oder auch eine bauchige Auf— wölbung der Blätter, und zwar nicht durch die Stoßgewalt des Regens, ſondern als eine ſekundäre, auf Schutz berechnete Wirkung. Den Ausgangspunkt der Beſprechung all dieſer Einrichtungen zur ſchnellen Entwäſſrung der Blätter gab die von Stahl behauptete Notwendigkeit der Entlaſtung der Pflanzen. Wie gründlich in den Tropen die Ableitung des Regenwaſſers von den Blättern wirklich iſt, erkennt man daran, daß nach dem Aufhören des Regens durch Schütteln oder Windbewegung nur einzelne Tropfen noch nachträglich herabfallen. Entlaſtung des Aſtwerkes aber iſt nicht der einzige Grund dieſer Erſcheinung. Die Leitung des vom Blattwerk aufgefangnen Waſſers zu den Wurzeln dürfte wohl in dem ſtets feuchten Boden tropiſcher Urwälder überflüſſig ſein. Dagegen erſcheint Rein— haltung der Blattoberfläche von kleinen Tieren und deren Ausſcheidungen, vor allem aber von den Sporen niedrer Pflanzen auf den erſten Blick ſehr einleuchtend. Jungner hatte der Blattſpitze hauptſächlich dieſe Aufgabe zugeſchrieben, da er ſah, daß in dem feuchtwarmen Kameruner Klima die Blätter ſolcher Pflanzen, die keine Träufelſpitze hatten, häufig dicht mit Algen, Flechten und Mooſen bedeckt waren. Jungner mußte die Unterdrückung dieſer „epiphylliſchen“ Vegetation um fo wünſchenswerter erſcheinen, als er ſie für paraſitiſch hielt, was ſie aber, wie noch zu zeigen, nur zum kleinen Teil iſt. Schon Stahl bezweifelt dieſe Deutung, und durch die Unterſuchungen von Buſſe hat ſich ergeben, daß Träufelſpitze und Epiphyllenvegetation in keinem Zuſammen— hang ſtehen. Die Waſſerableitung ſcheint vor allen Dingen im Dienſte der Tranſpiration zu ſtehen. Das führt uns auf die Bedeutung der hohen Luftfeuchtigkeit mancher Tropen— Zweck der Laubentwäſſrung. 293 gebiete für das Pflanzenleben. In ihrem Gefolge treten natürlich gerade die ent— gegengeſetzten Verhältniſſe ein, wie ſie in Steppen und Wüſten herrſchen. Müſſen ſich die Gewächſe hier vor zu ſtarker Verdunſtung ſchützen, um nicht zu welken, ſo wird bei hoher Luftfeuchtigkeit, die nicht ſelten den Sättigungsgrad faſt erreicht, nach phyſikaliſchen Geſetzen die Verdunſtung ſehr träge ſein. Eine gewiſſe Verdunſtungs— größe aber darf nicht unterſchritten werden, da ſie zu den notwendigen Lebensbeding— Abb. 22. Olea chrysophylla (Abeſſinien). Die Krone iſt aus haufenförmigen Einzelteilen zuſammengeſetzt. (Aufnahme von Prof. Dr. F. Roſen.) ungen der Pflanzen gehört. Leclerc du Sablon glaubt in neurer Zeit zwar nach— gewieſen zu haben, daß die Tranſpiration für das Aufſteigen des Waſſers in der Pflanze aus den Wurzeln und damit für die Zuführung der Nährſalze zu den Blättern nicht nötig ſei; Waſſerdampf entweiche nur deshalb, weil das Gegenteil phyſikaliſch unmöglich ſei. Doch ſcheint gegen dieſe Auffaſſung der Umſtand zu ſprechen, daß die Natur für die Abſtimmung der Tranſpiration die mannigfaltigſten und feinſten Mittel in Anwendung bringt. Und folgende Beobachtung aus der freien Natur deutet 294 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. A. M. Smith gerade im entgegengeſetzten Sinne. Bei einer großen Zahl von Bäumen in Baradeniya beginnt das neue Wachstum in der trockenſten Zeit des Jahres, und der genannte Forſcher vermutet, daß nur zu dieſer Zeit der Tranſpirationsſtrom kräftig genug ſei, um die nötigen Nährſalze emporzuſchaffen. Doch, abgeſehen von dieſer Be— deutung, ſtellen die Spaltöffnungen die Hauptwege des Waſſerdampfs, auch die haupt— ſächlichſten Hilfsorgane der Atmung und Aſſimilation dar: ſie vermitteln den Luft— austauſch zwiſchen dem Blattinnern und dem Außenraum. Ihre Offenhaltung durch den Tranſpirationsſtrom iſt alſo eine Notwendigkeit. Ferner hängt von der Tran— ſpiration der Turgeszenzzuſtand der Pflanze ab, der das Wachstum erheblich beeinflußt. Was iſt nun die Hauptbedingung für eine ausreichende Tranſpiration in ſehr feuchter Luft? Eine Verdunſtung ſeitens der Blätter iſt ſelbſt in völlig mit Waſſer— dampf geſättigter Atmoſphäre dann noch möglich, wenn die Temperatur der Blätter höher iſt als die der umgebenden Luft. Da alle Pflanzen ſich durch die Atmung in geringem Grade erwärmen, ſo tranſpirieren ſie vermöge dieſer Lebenstätigkeit in ge— ringem Maße ſelbſt noch im dampfgeſättigten Raum. Durch Abkühlung würde der Verdunſtung ein Ende bereitet werden können. Sie träte nun tatſächlich ein, wenn ſich nach einem Regen große Waſſertropfen auf den Blättern hielten; dieſe müßten durch ihr langſames Verdampfen die Temperatur des Laubes herabſetzen. Hier iſt ſo recht der Zweck möglichſt vollkommener Waſſerableitungseinrichtungen zu erkennen. Durch ſie wird die Hauptmaſſe des Regenwaſſers entfernt, und der Reſt breitet ſich zu einer dünnen, bald verdunſtenden Schicht aus. Aber auch unmittelbar fördert die ſchnelle Entfernung des Waſſers von den Blättern die Tranſpiration, nämlich dadurch, daß ſie die Verſtopfung der Spalt— öffnungen verhindert. Denn der Regen kann nicht unmittelbar in dieſe eindringen, da die in ihnen befindliche Luft durch die auffallenden Tropfen zuſammengedrückt wird und der Flüſſigkeit Widerſtand entgegenſetzt. Bliebe das Waſſer aber längere Zeit ſtehen, ſo würde die kleine Luftmenge durch Löſung allmählich darin übergehen, und das Waſſer fände nun freien Zutritt zu den Poren, würde aber, da dieſe ihrer Kleinheit wegen ſtarke Kapillaranziehung ausüben, nicht bald wieder aus ihnen verſchwinden und ſo Tranſpiration und Gasaustauſch erheblich ſchädigen können. Für die Vegetation feuchter Gebiete hätte dies um ſo mehr zu bedeuten, als bei ihr Spaltöffnungen, die ſonſt mehr auf die Blattunterſeite beſchränkt ſind, auch auf der Oberſeite reichlicher auftreten, und zwar gerade zu dem Zwecke der Tranſpirationsbeförderung. Im Anſchluß daran ſollen hier gleich noch die übrigen in der äußeren und inneren Ausgeſtaltung des Blattes liegenden Mittel der Verdunſtungsſteigerung angeführt werden. Sie ſtellen überall das Gegenteil von dem dar, was bei den Gewächſen trockner Klimate verdunſtungshemmend wirkt. Die Pflanzen feuchter Standorte bilden eine große, flache Blattſpreite aus, die in vielen Fällen hautzart oder wenigſtens verhält nismäßig dünn iſt, ſo daß ſie leicht durchſtrahlt werden kann. Denn Wärme- und Lichtſtrahlen — letzte durch Umſetzung in Wärme — erhöhen die Tranſpiration. Bei manchen Farnen iſt die Blattſubſtanz außerordentlich dünn, bei den Hautfarnen (Hymenophyllazeen), die nach dieſer Eigentümlichkeit den Namen tragen, ſtellen ſie nur ein Häutchen aus einer einzigen Zellſchicht dar. Der Oberflächenvergrößerung und beſſeren Durchſtrahlung dient auch, wie ſchon erwähnt, die Zerſchlitzung der Blätter. Sonſtige Mittel der Verdunſtungsſteigerung. 295 Die Kutikula, die bei den Sonnenpflanzen eine Verdickung erfährt, iſt bei den Be— wohnern ſchattiger Orte gewöhnlich dünn oder wenigſtens in viel geringerem Grade mit Kutin durchſetzt, dem Stoff, der ſie, wie wir geſehen haben, für Waſſerdampf un— durchläſſig macht. Auch Haarbekleidung, Wachsausſcheidung und dergleichen fehlt den hygrophilen Blättern. Ferner ſind die Spaltöffnungen, deren Zahl ſtark vermehrt iſt, nicht in windſtille Räume eingeſenkt, ſondern liegen mit der Kutikula in gleicher Höhe oder ſind auf ſchornſteinartigen Bildungen ſogar über die Blattfläche erhoben. Von innerlichen, anatomiſchen Eigentümlichkeiten iſt hauptſächlich das lufthaltige Inter— zellularſyſtem, das mit den Spaltöffnungen in unmittelbarer Verbindung ſteht, durch die Vergrößerung ſeiner Räume der Tranſpiration dienſtbar. Alle dieſe Einrichtungen ſind gewiſſermaßen Vorbedingungen für die Erleichterung der Tranſpiration. Ihr tatſächliches Eintreten in ſehr feuchter oder ſogar geſättigter Atmoſphäre hängt, wie ſchon geſagt, von einer Überwärmung der Blätter über die um— gebende Luft ab. Und da die Atmungswärme doch nur gering iſt, ſo werden beſondre Einrichtungen zur Erhöhung der Blattemperatur den Pflanzen des Tropenwaldes, be— ſonders der in der feuchteſten Atmoſphäre wachſenden Bodenvegetation, für ihre Tran— ſpiration zugute kommen. Stahl hat in der Tat gewiſſe Eigenarten, die gerade dieſen Pflanzen zukommen, in dieſem Sinne gedeutet. Wie ſchon auseinandergeſetzt, erklärte er bei dem Kernerſchen Verſuch mit Satureja und Linum in alpiner Höhe die Auf— gabe des in erſter Pflanze gebildeten Blattrots nicht als Lichtſchirmwirkung gegen das intenſive Alpenlicht, ſondern als Wärmeſpeicherung. Und dieſelbe Erklärung gibt er für die gerade bei Bodengewächſen des tropiſchen Urwaldes außerordentlich weite Ver— breitung roter Farbſtoffe in den Blättern. Daß dieſe Wärmeſpeicherung der Ver— dunſtungsſteigerung dienen muß, wird jetzt noch einleuchtender ſein, als an der früheren Stelle, die über das Blattrot handelt (S. 266). Die Rotfärbung an den Blättern der Urwaldpflanzen beſchränkt ſich in vielen Fällen auf die Unterſeite, auf der häufig das Grün vollſtändig verdrängt iſt. Seltner tritt es in einzelnen größeren oder kleineren Flecken auch auf der Blattoberfläche auf. Hier finden ſich vielmehr häufig hellere Färbungen als Grün, nämlich Gelbgrün, Goldgelb, Grauweiß, Silberweiß, Reinweiß. Und dieſe Farben treten nun im Gemiſch mit dem Rot auf, ſo daß die Laubblätter der tropiſchen Urwaldbodenpflanzen an Bunt— heit zuweilen mit den Blüten wetteifern und ſie an Kraft der Färbung und Mannig— faltigkeit der Farbentöne nicht ſelten übertreffen. Zahlreiche Arten ſind dieſer Eigen— ſchaft wegen in unſre Gewächshäuſer eingeführt worden und werden in ihren natür— lichen oder in gärtneriſch noch weiter gezüchteten Formen gepflegt. Denken wir nur an die Hunderte verſchiedner Kaladien. Überhaupt ſtellt die Familie der Arazeen eine große Zahl buntblättriger Arten. Sehr bekannt iſt die Erſcheinung auch bei den Begonien. Andre Fälle finden ſich vornehmlich in den Familien der Kommelinazeen, Marantazeen und Orchideen, der Urtikazeen und Piperazeen, der Melaſtomatazeen, Geſſnerazeen, Akanthazeen und Rubiazeen: alles Familienkreiſe, die zum großen Teil oder faſt ausſchließlich der Bodenvegetation des Urwaldes angehören. Gedeihen doch auch die, die den Weg in unſre Glashäuſer gefunden haben, in deren wärmſten und feuchteſten Abteilungen am beiten und verraten ſchon dadurch die Wachstums- bedingungen ihrer heimatlichen Standorte. 296 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. Daß die Rotfärbung durch einen im Zellſaft gelöſten Farbſtoff zuſtande kommt, haben wir oben ſchon geſehen. Ganz anders verhält es ſich mit den hellen Blattflecken, die, wie weißes Haar, weiße Blüten und die Farbe des Schnees, auf eine rein phyſi— kaliſche Erſcheinung zurückzuführen ſind. An ſolchen hellen Blattpartien finden ſich unter der Oberhaut, zwiſchen ihr und dem Aſſimilationsgewebe, mehr oder weniger ausgedehnte Hohlräume, die mit Luft erfüllt ſind, ſo daß Totalreflexion des auffallen— den Lichtes ſtattfindet. Scheinen die Töne der hellen Bezirke etwas ins Gelbliche, ſo beruht das auf Vorhandenſein vergilbter Chlorophyllkörner. Abb. 23. Lichte Baumſavanne in Oſtafrika während der Trockenzeit. Die meiſten Bäume ſtehen laublos. Die Blätter in der Krone des links im Vordergrunde ſtehenden Baumes gehören nicht dieſem an, ſondern der Liane, die in ihm wuchert, einer fuffulentblättrigen Cissus. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Obgleich es ſcheinbar eine widerſinnige Behauptung iſt, ſchreibt Stahl dieſen hellen Blattflecken doch eine den roten Partien gleiche Funktion zu. Wie die dunklen Stellen bei Sonnenbeſtrahlung ſich raſcher und ſtärker erwärmen, ſo geben ſie zur Zeit der Ausſtrahlung, die bei bewölktem Regenhimmel und während der Nacht vor ſich geht, die Wärme auch ſchneller und gründlicher wieder ab. Dagegen erwärmen ſich die weißen Stellen infolge der Reflexion der Strahlen zwar nicht ſo ſchnell, kühlen ſich aber auch langſamer ab. In der Zeit der Ausſtrahlung werden alſo die hellen Stellen länger eine höhere Temperatur bewahren als die grünen und roten und infolgedeſſen der Verdunſtung dann in höherem Maße dienen. Die hellen Flecken der Blätter er— Sonſtige Mittel der Verdunſtungsſteigerung. 297 füllen alſo zur Zeit der Ausstrahlung dieſelbe Funktion wie die roten Flecken bei Sonnenbeſtrahlung. Sie werden deshalb für die Pflanze an Bedeutung in demſelben Maße zunehmen, wie an den heimatlichen Standorten die Ausſtrahlung der Blattfläche die Zuſtrahlung zeitlich überwiegt, ein Verhältnis, das in den feuchten Gebirgsgegenden der Tropenländer, wo die Sonnenſtrahlen nur wenige Stunden, und zwar meiſt ſehr geſchwächt, zur Pflanzendecke des Urwaldbodens gelangen, oft genug verwirklicht iſt. Es gibt eine Anzahl von Tropenpflanzen, bei denen die hellen Bezirke der Blätter die dunklen an Ausdehnung übertreffen, ja oft bis auf geringe Reſte verdrängen, ſo bei der Orchidee Cypripedium Lawrenceanum, der Bromeliazee Cryptanthus Beukeri, beſonders aber bei einer Varietät der Arazee Dieffenbachia picta. Es iſt zu vermuten, daß die natürlichen Standorte dieſer Pflanzen die ungleiche Zeitver— teilung der Beſtrahlung und Ausſtrahlung in äußerſtem Maße zeigen. In Übereinſtimmung mit dieſer Deutung ſteht die Tatſache, daß die weißen Flecken, wie ich durch Vergleich einer Reihe von Gewächshauspflanzen gefunden habe, in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ſich auf die Oberſeite der Blätter, die der ſtärkeren Ausſtrahlung ausgeſetzt iſt, beſchränken. Zuweilen ſchimmern ſie infolge der Blattdünne auf der Unterſeite durch, wo ſie dann wegen des deckenden Chlorophyll— gewebes gelblich erſcheinen. Gut in Einklang bringen mit der Stahlſchen Erklärung läßt ſich ferner das Auftreten weißer Flecken bei vielen ſukkulenten Steppen- und Wüſtenpflanzen, wo ſie auf den Blättern, zonenweiſe mit grünem Gewebe abwechſelnd, oft breite Binden bilden, wie bei ſehr vielen Bromeliazeen, bei Agave Aloe- und Sanseviera- Arten. Dieſe Gewächſe ſind in jenen offnen Formationen der Aus— ſtrahlung in hohem Maße preisgegeben. Sind doch die Unterſchiede der Tag- und Nachttemperatur in Wüſten und Steppen oft übermäßig. Durch die Wirkung der nicht ſelten breiten Raum einnehmenden weißen Flecken muß die Ausſtrahlung der Blätter gemindert, die tägliche Temperaturſchwankung der Pflanze alſo gemildert werden. Wie man ſich dieſe Wirkung phyſikaliſch vorzuſtellen hat, iſt nach Stahls Ausführungen allerdings nicht ganz klar. Infolge der Totalreflexion ſoll die Luft in den unter der Epidermis ſich erſtreckenden Hohlräumen weniger erwärmt werden. Luft wird aber durch Strahlung ſo gut wie gar nicht erwärmt. Die vollkommene Rückſtrahlung alſo hat nicht viel zu ſagen. Jene Flecken und Binden ſehen einer phyſi— kaliſchen Notwendigkeit gemäß weiß aus; doch hängt ihre weiße Farbe mit ihrer Wir— kung nicht unmittelbar zuſammen. Dieſe beruht wohl vielmehr in dem ſchlechten Wärmeleitungsvermögen der Luft, durch das die unter den weißen Bezirken liegenden grünen Gewebe, die recht lebhaft ausſtrahlen würden, länger ihre Wärme behalten. Ferner tritt in der Nacht ſicher ein lebhaftes Wärmegefälle durch Leitung aus den grünen Blattpartien an die Luft der weiß erſcheinenden Hohlräume ein. Von dieſer aber wird die Wärme weniger leicht ausgeſtrahlt als von jenen. — Im Gegenſatz zu weißen Flecken findet ſich Blattrot bei Pflanzen offner Gebiete nicht ſehr häufig. Es würde während der Zeit der Beſtrahlung, die an ſich ſchon intenſiv genug iſt, noch beſonders die Wärme ſpeichern, eine Leiſtung, die der Pflanze unter dieſen Umſtänden eher ſchaden als nützen würde. Die hier über das Blattrot gemachten Angaben ſollen keineswegs ſeine bio— logiſche Bedeutung erſchöpfend kritiſch behandeln. Zur Entſcheidung darüber werden 298 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. außertropiſche Gebiete weſentliche Beiträge ſtellen. Wer tiefer in die Frage eindringen will, ſei auf ihre monographiſche Behandlung durch Buscalioni und Pollacci hingewieſen. Schließlich muß hier noch einmal des Samtglanzes gedacht werden, der durch die papillenförmige Vorwölbung der einzelnen Oberhautzellen auf den Blättern ent- ſteht. Wir hatten ſchon geſehen, daß vermöge der ſo eintretenden Kapillaranziehung das Regenwaſſer auf der Blattfläche zu einer dünnen, leicht verdunſtenden Schicht aus— gebreitet wird. Doch dienen ſie der Tranſpirationserhöhung auch unmittelbar dadurch, daß die linſen— ähnlichen Vor— wölbungen einen „Strahlenfang“ darſtellen. Bei Blättern mit eb⸗ ner Epidermis richtet ſich die Be⸗ leuchtungsſtärke der Blattfläche nach dem Einfalls— winkel der Licht⸗ ſtrahlen; je ſchrä— ger ſie auftreffen, um ſo weniger Licht empfängt das Blattinnere. Dem wird durch Abb. 24. 7 se „ Agave filifera (Mexiko). Blattſukkulente. Die an den Blatträndern ſitzenden Fäden die kegelförmige dienen als wärmeableitende Organe. (Anfnahme von Dr. H. Reimann.) Aufwölbung der Epidermiszellen entgegengearbeitet, die auch noch ſtark ſeitlich einfallende Strahlen dem Blatte un— reflektiert zuleiten. Die Samtblätter werden deshalb gerade an den ſchattigſten Stand— orten am Platze ſein, an denen die Pflanzen hauptſächlich, wenn nicht ausſchließlich, auf die zerſtreute, von allen Seiten auf ſie treffende Strahlung angewieſen ſind. Es wird der „Strahlenfang“ der Papillen ſicher auch der Kohlenſtoffaſſimilation des Chlorophylls zugute kommen. Doch ſprechen gewiſſe Gründe dafür, daß der Haupt— nutzen in der Beförderung der Tranſpiration zu ſuchen iſt. Denn da, wo dieſe auf andre Weiſe erreicht wird, fällt die Vorwölbung der Oberhautzellen weg, z. B. über den hellen Bezirken bunter Blätter. Auch Haberlandt ſieht die mehr oder minder ſteil kegelförmigen Papillen der „Samtblätter“ als Strahlenfänge an, ihre abgerundeten Spitzen als Sammellinſen. Er findet darin ein ausgezeichnetes optiſches Hilfsmittel der Pflanzen, um ſich über die Richtung des einfallenden Lichtes zu orientieren und danach die Laubblattflächen der günſtigſten Beleuchtung zuzuwenden. Die Höhe der Papillen ermöglicht es, daß die abgerundeten Kuppen auch bei Benetzung des Blattes noch gleich Inſeln aus dem 2e Samtglanz. Hängeblätter. 299 Waſſer hervorragen und ihren Dienſt verrichten können. Man dürfe daher in der kegelförmig papillöſen Oberhaut der Samtblätter eine Anpaſſung an die häufige und andauernde Benetzung erblicken, der die betreffenden Pflanzen an ihren natürlichen Standorten ausgeſetzt ſind. Dieſe Auffaſſung läßt ſich mit der Stahlſchen Anſicht wohl vereinigen. Trotz aller eben geſchilderten Förderungsmittel erreicht die Tranſpiration der Pflanzen feuchter Tropengebiete im allgemeinen keinen beſonders hohen Grad, bleibt 3. B. hinter der der mitteleuropäiſchen Gewächſe um das Zwei- bis Dreifache zurück. Um ſo merkwürdiger erſcheint die Tatſache, daß ſich in nicht ſeltnen Fällen auch bei Pflanzen feuchter Tropengebiete Einrichtungen finden, die auf Tranſpirationsherab— ſetzung abzielen. Dazu iſt wohl die Erſcheinung der, Hängeblätter“ zu rechnen. Bei einer großen Zahl von Holzpflanzen hängen die jungen Blätter, die meiſt noch kein Chlorophyll enthalten und häufig heller oder dunkler rot gefärbt ſind, von den Zweig— ſpitzen ſenkrecht abwärts. Bei vielen unſrer heimiſchen Bäume, an denen man im Frühjahr dieſelbe Beobachtung machen kann (Roßkaſtanie), wird dieſes Verhalten wohl mit Recht als Kälteſchutz, als Mittel zur Herabſetzung der nächtlichen Ausſtrah— lung, betrachtet. Was das Zuſtandekommen der Hängelage betrifft, ſo iſt ſie, wie Czapek nachgewieſen hat, nicht die Folge eines „turgorloſen Zuſtandes“ während der erſten Entwicklungsſtadien der jungen Organe, ſondern ſteht mit dem Fehlen der noch nicht ausgebildeten mechaniſchen Elemente im Zuſammenhang. Die Aufrichtung er— folgt dadurch, daß die Gelenkpolſter der Blätter an der Unterſeite ſtärker wachſen als oben, ein Verhalten, das an die Aufwärtskrümmung der Halmknoten lagernden Getreides erinnert. Hängendes Junglaub findet ſich z. B. bei Monstera deliciosa, einer unter dem Namen „Philodendron“ auch kultivierten Warmhaus- und Zimmerpflanze, beim Kakaobaum, beim Durian, bei tropiſchen Eichen- und Ahorn-Arten, beim Mango⸗ baum, dem Para-Kautſchukbaum (Abb. 19) und vielen andren. Eine gewiſſe Gruppe von Cäſalpinioideen, zu denen Parinarium, manche Cynometra- Arten, Am— herstia, Brownea u. a. gehören, ferner einzelne Arten der Konnorazee Rourea, laſſen die ganzen jungen Triebe, die bis handlang ſein können, mit ihren ſämtlichen Blättern wie ein Büſchel abwärts hängen. Dieſe Jungtriebe kommen aus den ſehr angeſchwollenen Knoſpen, in denen die Internodien eine ſtarke Streckung erfahren haben, über Nacht hervor, erſcheinen gleichſam plötzlich ausgeſchüttet, weshalb man nach ihrem erſten Beobachter Treub von „Schütteblättern“ ſpricht. Wie ſchon erwähnt, iſt dieſe Hängelage junger Organe von Stahl als Mittel zur Vermeidung von Regenverletzungen gedeutet worden. Dagegen ſprechen aber die Beobachtungen Wiesners. Dieſer Forſcher hält die Hängelage für einen Schutz des Chlorophylls vor Überlichtung, eine Anſicht, die dadurch hinfällig wird, daß die Blätter in dieſem Stadium meiſt noch kein Chlorophyll beſitzen. Wenig Wahrſchein— lichkeit kommt auch Czapeks Anſicht zu, nach welcher bei dem raſchen Wachstum der jugendlichen Blätter durch ihr Abwärtshängen der verfügbare Raum beſſer ausgenützt wird. Ich möchte mich Keeble anschließen, der in der Hängelage einen Tranſpirations— ſchutz ſieht. Durch welche Faktoren aber im einzelnen dieſe Wirkung erzielt wird, er— ſcheint mir noch nicht geklärt. Die Sonnenbeſtrahlung wird bei der ſenkrechten Lage 300 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. der jungen Blätter natürlich gemildert und dadurch zugleich die Verdunſtung. Andrer⸗ ſeits bietet die Hängelage und die teilweiſe gegenſeitige Deckung der Blätter in den Büſcheln einen Schutz vor Ausſtrahlung und damit ein Mittel zur Tranſpirations— erhöhung. In demſelben Sinne wirkt die häufige Anweſenheit von Blattrot durch Wärmeſpeicherung. Während die Erſchei— nung der Hängeblätter alſo nicht ſicher als Tranſpirationsſchutz angeſprochen werden kann, finden ſich andre Einrichtungen, die wir bei der xerophilen Vege— tation ſchon zweifellos als dieſem Zweck dienit- bar erkannt haben, vor allem die verſchiednen Formen von Wajjer- reſervoiren wie ty⸗ piſches Waſſergewebe, Schleimzellen, Spei⸗ chertracheiden. Sie ſind der Kokosnuß, vielen Feigenarten, dem Kakaobaum, auch krau⸗ tigen Gewächſen wie Peperomia, Bio- phytum sensitivum und manchen andren eigen. Die direkten Schutzeinrichtungen, wie dickwandige, ſtark kutikulariſierte Epider⸗ mis, eingeſenkte Spalt⸗ ran * NN a SEN x s 5 2 ar) en y- . Abb. 25. öffnungen, Haar- Waſſerlauf im dichten borneaniſchen Urwald, mit Baumfarn (Alsophila 8 8 5 latebrosa). (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) bekleidung uſw., die die Verdunſtung dadurch herabſetzen, daß ſie die Durchlüftung der Blätter erſchweren, fehlen zwar nicht gänz— lich, treten aber gegen jene andern, die waſſerzurückhaltend wirken, ſehr in den Hintergrund. Dieſe Einrichtungen ſind nun nach Haberlandt auch bei tropiſchen Feucht⸗ pflanzen erklärlich. Denn wenn auch die Geſamtverdunſtung dieſer Pflanzen ver- hältnismäßig gering iſt, ſo erreicht doch die Tranſpiration in den hellen Vormittags— ſtunden, beſonders bei direkter Beſonnung, ſo beträchtliche Werte, daß die Gefahr, Waſſerſpeichrung bei tropifchen Feuchtpflanzen. 301 wenn auch nicht gerade des Vertrocknens, ſo doch des Welkens außerordentlich nahe gerückt wird. Wiesner hat nachgewieſen, wie ſtark die Verdunſtung grüner Pflan— zenteile durch Umſetzung des in das Chlorophyll einſtrahlenden Lichtes in Wärme geſteigert wird. Nach Detlefſen und Pfeffer wird von der Menge des zugeſtrahl— ten Sonnenlichtes weniger oder nur wenig mehr als 1% für die Aſſimilation von den Pflanzen benutzt. Durch ſehr genaue Unterſuchungen wieſen Froſt Blackmann und Gabrielle Matthaei dann nach, daß die Lichtintenſität, die zur Aſſimilation verwendet wird, dieſes Maß zwar überſteigt, aber immerhin ſehr gering und ganz konſtant iſt, ſo daß die meiſten der vom Blatt abſorbierten Strahlen nicht auf die Aſſimilation, ſondern auf die Verdunſtungsgröße allein Einfluß beſitzen. Wenn es nun, wie geſagt, bis zu einem Vertrocknen auch wohl kaum kommt, ſo iſt doch ſchon das bloße Welk— werden der Blätter mit einem ſehr beträchtlichen Nachteil für die Pflanze verbunden, da welke Blätter wegen der bei ihnen eintretenden Schließung der Spalt— öffnungen auch unter ſonſt günſtigen äußeren Bedingungen nicht aſſi— milieren. Da aber ge— rade jene Tagesſtunden, die die Gefahr zu ſtarker Abb. 26. Tranſpiration mit ſich Dumpalme, nene eee Stamm. bringen, für eine aus⸗ giebige Aſſimilationstätigkeit weitaus am günſtigſten ſind, ſo iſt es für die Pflanze von größter Wichtigkeit, daß zu dieſer Tageszeit die Blätter nicht welk werden. Daß zu dieſem Zwecke die direkten Tranſpirationsſchutzeinrichtungen nur in beſchränktem Maße Anwendung finden, erſcheint, wie ebenfalls Haberlandt dargelegt hat, be— greiflich, da ja die Gefahr des Austrocknens nicht gerade vorliegt, eine erſchwerte Durchlüftung, wie ſie jene Einrichtungen nach ſich ziehen, aber zugleich die Aſſimilation beeinträchtigt. Die Ausbildung von Waſſerſpeichern wird dagegen um ſo mehr am Platze ſein, als ihre tägliche Füllung in den Nachmittags- und Nachtſtunden, wenn die Tranſpiration aufs äußerſte ſinkt, zugleich ein Mittel darſtellt, die von dem ſehr bedeutenden Wurzeldruck emporgepreßte Waſſermenge, die leicht in die durchlüften— den Interzellularräume dringen könnte, unſchädlich zu machen. So erfüllen Wafjer- gewebe, Schleimzellen und Speichertracheiden der Laubblätter im feuchten Tropen— klima eine doppelte Aufgabe: in den heißen, ſonnigen Vormittagsſtunden verhüten 302 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. 0 5 ſie das die Aſſimilation in hohem Grade beeinträchtigende Welken der Blätter, und nachts bilden fie gewiſſermaßen ein Überſchwemmungsgebiet zur Aufnahme des vom Wurzeldruck reichlich emporgetriebnen Waſſers, das, wenn es ſeinen Weg in die Interzellularräume fände, die gehörige Durchlüftung der Pflanze verhindern würde. Daß dieſe Deutung der Tatſachen das Richtige trifft, beweiſt eine Gruppe von Pflanzen, die ein ſehr ſtark ausgebildetes Waſſergewebe beſitzen, nämlich die ver— wandten Familien der Muſazeen, Kannazeen, Marantazeen und Zingiberazeen. Sie wachſen zwar am feuchten Urwaldboden, aber meiſt an lichteren Stellen, viele mit Vorliebe am Waldrande und auf kahlgeſchlagnen Blößen, ſo daß gerade für ſie die tranſpirationsſteigernde Wirkung direkter Beſtrahlung in den gefährlichen Vor— mittagsſtunden beſonders groß iſt. Sie nehmen denn z. T. auch noch die Mittel zur direkten Verdunſtungsminderung, wie Behaarung, Variationsbewegungen oder Ein— rollung der Blätter, zu Hilfe; am wenigſten noch Musa, die ſich auch am meiſten im Waldesſchatten hält. Auch für die den Oberwuchs bildenden Bäume des Waldes, deren Kronen von der Sonne ungehindert getroffen werden, muß Tranſpirationsſchutz in den gefährlichen Tagesſtunden von hoher Bedeutung ſein. Damit im Zuſammenhang ſtehen die Einrichtungen zur Abſcheidung flüſſigen Waſſers, wie ſie an feuchten und ſchattigen Standorten auch unſrer heimiſchen Vege— tation durchaus nicht fehlen, bei den Pflanzen feuchtwarmer Tropengebiete aber noch verbreiteter und mannigfaltiger ſind. Denn ſelbſt jene Speichergewebe vermögen noch nicht den ganzen Überſchuß des während der trüben Tagesſtunden und der Nacht von den Wurzeln zur Krone emporgedrückten Waſſers aufzunehmen. Der innere Über— druck des Waſſers iſt bei tropiſchen Feuchtpflanzen deshalb ſo groß, weil ihnen im Boden ſtets Waſſer im Überfluß zur Verfügung ſteht, das durch die Wurzeln ſtändig aufgenommen wird, während ein Ausſtoßen von Waſſerdampf durch Tranſpiration zur Nachtzeit, in der die Luftfeuchtigkeit ſehr hoch und die Blattemperatur kaum höher als die umgebende Luft iſt, nur in geringem Maße oder gar nicht ſtattfindet. Durch den in den lebenden Zellen entſtehenden Überdruck kann das Waſſer, wie ſchon wieder— holt erwähnt, leicht in die Interzellularräume gepreßt werden. Dieſe ſind aber dazu beſtimmt, von atmoſphäriſcher Luft durchſtrömt zu werden, deren Anweſenheit im Innern der Pflanze dieſe erſt zu den notwendigen Lebenstätigkeiten der Atmung und Aſſimilation befähigt. Durch eintretendes Waſſer würde aber die Luft aus den Inter— zellularräumen verdrängt und ſo Atmung und Aſſimilation unterbunden. Daß bei genügender Bodenfeuchtigkeit und geminderter Tranſpiration tatſächlich eine ge— waltige Waſſeranhäufung im Innern der Pflanzen ſtattfindet, dafür ſprechen zwei Tatſachen: erſtens die ſogenannte „Schwellungsperiode“ und dann die bekannte Er— ſcheinung des „Blutens“ der Pflanzen. Die Gewächſe, auch die Stämme der Bäume, haben nicht zu allen Zeiten genau denſelben Umfang. Des Nachts z. B. nehmen ſie um ein geringes an Umfang zu, eben eine Folge der vermehrten Waſſeraufnahme bei herabgeſetzter Verdunſtung. Auf denſelben Grund iſt das „Bluten“, d. h. das reich— 0 liche Saftausſtrömen an beſchnittenen oder angebohrten Stämmen (Weinſtock, Birke) zurückzuführen. Moliſch und Figdor haben außerordentlich hohen Blutungsdruck an tropiſchen Bäumen nachgewieſen. Volkens berichtet von einer afrikaniſchen Parkia, die noch kahl, aber kurz vor dem Treiben ſtand, daß aus der angeſtochnen Rinde ein Hydathoden. 303 Waſſerſtrahl faſt meterweit hervorſchoß. Und mit dieſem innern Überdruck des Waſſers wird, wie geſagt, die Injektionsgefahr für die Interzellularräume dringend. Ihr begegnet die Pflanze dadurch, daß ſie, auch ohne zu tranſpirieren, Waſſer an ihren oberirdiſchen Vegetationsorganen ausſcheiden kann und zwar in tropfbar flüſ— ſiger Form. Schon in unſrem Klima kann man nicht ſelten nach feuchten Nächten des Morgens an den Blät— tern zahlreicher Pflan— zen Waſſertröpfchen hängen ſehen, deren regelmäßige Anordnung ſchon dagegen ſpricht, daß es etwa Tautropfen wären. Sie ſitzen beſon— ders entlang des Blatt— randes an den Spitzen der Zähnchen. Denn gerade hier finden ſich in der heimiſchen Flora hauptſächlich jene Or- gane, die das Waſſer auszuſcheiden ver— mögen, und die von Haberlandt als „Hydathoden“, d. h. Waſſerwege, bezeichnet worden ſind. Derſelbe Forſcher hat an tropi— ſchen Pflanzen die mannigfachſten Formen dieſer Organe nach— gewieſen, vom einfachen Haar bis zur kompli⸗ zierten Drüſe. Manche bilden ſie in ſolcher 5 Abb. 27. Menge 1 aus, daß beide Lianengewirr im Urwald von Uſambara (Oſtafrika). Blattſeiten ganz mit (Aufnahme von Dr. H. Prell.) ihnen bedeckt ſind und des Morgens vollkommen feucht erſcheinen. Bei der Ikazinazee Gonocaryum pyri- forme fanden ſich an beiden Blattſeiten mehr als 50 Hydathoden auf 1 Quadrat- millimeter. Auch als Waſſerſpalten in der Epidermis mit direktem Anſchluß an die Leitungsbahnen der Gefäßbündel treten die Hydathoden auf, ſo beſonders bei vielen Farnen, wo ſie ſich äußerlich als feuchte Grübchen zu erkennen geben. Bei manchen Arten (z. B. Polypodium nigrescens) trifft man ſie über die ganze Blattoberſeite gleichmäßig zerſtreut, bei andern (z. B. Polypodium aureum) kommen ſie hauptſäch— 304 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. lich längs der Blattränder, eine fortlaufende Reihe bildend, vor. Haberlandt ſchreibt darüber: „Im Buitenzorger botanischen Garten gehört die Waſſerausſcheidung ſeitens der Blätter verſchiedner Farne zu den auffallendſten und ſchönſten Erſcheinungen dieſer Art. Große Tropfen ſitzen frühmorgens in gleichen Abſtänden längs der Blatt— ränder oder verteilen ſich gleichmäßig über die ganze Blattoberſeite.“ — Erwähnt möge zum Schluß noch werden, daß viele der Hydathoden nicht nur zur Waſſerab— ſcheidung, ſondern unter Umſtänden auch als waſſeraufnehmende Organe dienen können. Eine ſehr eigenartige Einrichtung ſind die bei manchen Tropenflanzen auf— tretenden „Waſſerkelche“, die zuerſt von Treub bei dem ſchönen Bignoniazeen— baum Spathodea campanulata entdeckt wurden. Die fünf Blätter, aus denen die Blütenkelche dieſer Pflanze beſtehen, ſind ſo eng und vollſtändig miteinander ver— wachſen, daß ſie einen ſchlauchförmigen, nach oben ſich verengenden, vollſtändig ge— ſchloſſnen Hohlraum darſtellen, in dem die Blumenkrone mit den Staub- und Frucht- blättern völlig zur Entwicklung kommt. Eines Morgens ſpringt der Schlauch mit einem Riß auf und in ganz kurzer Zeit ent— faltet ſich die leuchtend rot gefärbte Krone. Ihre Ausbildung iſt in einem Waſſerbade vor ſich gegangen. Denn bis zum Auf— platzen iſt der Kelchſchlauch prall mit Waſſer angefüllt, das von drüſenartigen Gebilden auf ſeiner innern Fläche ausge— ſchieden wird und in dem Schlauch unter geringem Drucke ſteht, ſo daß, wenn man ihn Urwald auf e eine Liane um einen aer Atabel in 5 Ten ae Baum windend. Dichte Bodenvegetatton herausdringt. Damit durch dieſen Druck sus eng Senden dean den deen. der Kelch nicht vor der geit geſprengt wird, (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) ſind die Kelchzipfel nach oben zu, wo ſie nicht mehr direkt verwachſen ſind, mehr oder weniger ſtark miteinander verzahnt, und noch andre Einrichtungen zum waſſerdichten Verſchluß des Kelches ſind getroffen. Noch bei andern Pflanzen finden ſich Waſſerkelche. Etwa 20 Arten aus ver— ſchiednen Familien (Zingiberazeen, Vitazeen, Verbenazeen, Solanazeen, Skrophularia— zeen, Bignoniazeen, vielleicht auch Melaſtomatazeen), ſind bisher bekannt geworden. Da bei manchen von ihnen ſich auch die Blumenkrone an der Waſſerausſcheidung be— teiligt, jo hat Koorders vorgeſchlagen, den Namen Waſſerkelch durch „Waſſer— (UVPOS d uog augvulng aauıa PIE) EhPgussu PH) PhganlIugH wog guy use us uo Ing sozogens enssq uog use ute qun eee eee e veuvnzeg ug dolvp fog IYWDLINLS une 430 enen * SOWSO usdoad 190 yaauatunych Aeohuigd Waſſerkelche. 305 knoſpe“ zu erſetzen. In andern Fällen finden ſich nicht ſolche geſchloſſnen Kelche, ſondern die Entwicklung der Blüte in einem Waſſerbade wird auf andre Weiſe erreicht, nämlich dadurch, daß dicht unter den Blüten kahnartige Brakteen (Tragblätter) ſtehen, in denen ſich von der Pflanze ſelbſt ausgeſchiednes Waſſer oder auch Regen und Tau anſammelt. Dieſe Einrichtungen kann man bei einigen Hundert Pflanzen beobachten. Einen der intereſſanteſten Fälle ſtellt eine bei Buitenzorg häufig wachſende Anei- lema- Art (Kommelinazee) dar. Bei ihr werden die kahnförmigen Brakteen ſehr groß, und in dem darin ſich ſammelnden Waſſerbade entwickeln ſich die Blütenknoſpen. Nur zur Herbeiführung der Befruchtung erheben ſich die Blüten durch Aufbiegung des Blütenſtiels kurze Zeit über den Waſſerſpiegel, um ſofort nach der Beſtäubung wieder hinabzutauchen und die Fruchtbildung unter Waſſer zu vollziehen. Bei einzelnen Pflanzen mit Waſſerknoſpen ſchließt ſich der Kelch nach dem Ver— blühen wieder und fährt fort, Waſſer auszuſcheiden, ſo daß auch hier die Fruchtent— wicklung in der Flüſſigkeit vor ſich geht. Natürlich nimmt der Kelch dann mit dem Wachstum der Frucht an Größe zu — „poſtflorale Kelchvergrößerung“ — und ſpringt erſt auf, wenn fie ganz reif iſt. Solche Früchte bilden nur eine ſehr ſchwache Schale aus, und eine etwaige Verholzung tritt erſt unmittelbar vor der Samenreife ein. Dieſes Verhalten findet ſich bei einer Konvolvulazee (Stietocardia tiliifolia), einer Verbenazee (Clerodendron Minahassae), zwei Solanazeen (Nicandra physaloides und Juanulloa parasitica) und wohl auch bei andren noch. Das in den Kelchen befindliche Waſſer iſt nicht rein, ſondern mit ihm zugleich wird auch Schleim ausgeſchieden, der dann die Innenſeite des Kelches und die Kronen— außenwand als mehr oder weniger dünne Schicht bekleidet. Unter Waſſer lebende Ge— wächſe ſind vielfach mit einer ſolchen Schleimſchicht bedeckt, die Goebel hier als Schutz gegen das Eindringen des umgebenden Waſſers in das Pflanzengewebe ge— deutet hat. Möglicherweiſe kommt — nach Koorders — dem Schleim der Waſſer— kelche dieſelbe Aufgabe zu. Raciborski berichtet noch von andern Anpaſſungen ſolcher Blüten an das, Waſſerleben“. Bei zahlreichen Bromeliazeen entwickeln ſich die Blüten- ſtände in den noch zu beſprechenden „Ziſternen“ faſt bis zum Offnen vollſtändig unter Waſſer; z. B. bei Nidularium spathulatum. In den Epidermiszellen der äußeren Perigonblätter dieſer Pflanze findet ſich in großer Menge Kieſelſäure abgelagert, und zwiſchen den Gefäßbündeln bilden ſich große Interzellularräume, die von ſehr lockrem Sternparenchym ausgefüllt find: zwei bei Waſſerpflanzen ſehr verbreitete Erſcheinungen. Was iſt aber der Zweck der ganzen Einrichtung? Als ſolchen hatte ſchon der erſte Entdecker der Waſſerknoſpen, Treub, Schutz der ſich entwickelnden Blüte — bezw. Frucht — gegen Austrocknung angenommen, und das iſt wohl auch heute noch die gangbarſte Deutung. Man könnte dieſen Zweck auf den gleichen Grund zurückführen, dem auch das Auftreten von Tranſpirationsſchutzmitteln bei tropiſchen Feuchtpflanzen zuzuſchreiben iſt. Dann müßte allerdings noch erklärt werden, warum gerade die hier in Betracht kommenden Blüten eines ſolchen beſonders kräftigen Schutzes bedürfen, Tauſende andrer aber nicht. Bei Spathodea campanulata und Clerodendron Minahassae ſtehen ſie allerdings an der Peripherie der Krone und ſind deshalb der Sonne und dem Winde mehr ausgeſetzt. Parmentiera cerifera, die ebenfalls Waſſerknoſpen beſitzt, birgt ihre Blüten aber im Laube. Andrerſeits gibt es viele Das Leben der Pflanze. VI. 20 306 Das Tropenklima. Niederſchläge und Feuchtigkeit. Bäume mit peripheren Blüten, deren Kelche ſehr kurz ſind und wenig Schutz bieten können. Das kommt ganz beſonders häufig in der Familie der Leguminoſen vor; die Berlinia-Arten machen z. B., wenn ſie blühen, einen ganz ähnlichen Eindruck in ihrem Habitus wie Spathodea, nur daß die Blüten weiß find. Für Leea ama- bilis, eine ſtrauchige Vitazee, die ſich ſchon durch ihre bunten, ſamtglänzenden Blätter als typiſche Schattenpflanze zu er— kennen gibt, beſtreitet Hallier die Schutzaufgabe des Waſſer— kelches ausdrücklich. Die vollſtändige Ausbil- dung der Blüte in einer ge— ſchloſſnen Hülle, der beim Auf— brechen nur die Entfaltung zu folgen braucht, hat einige Ahn— lichkeit mit der Entwicklung der Schütteblätter in der Knoſpe; und vielleicht werden beide Er— ſcheinungen durch dieſelben oder ähnlichen inneren Gründe ver— anlaßt, was zunächſt allerdings mit dem Auftreten des Waſſers in dem einen Fall noch nichts zu tun hätte. Auch bei Pflan- zen, die keine Waſſerknoſpen beſitzen, kommt fertige Ausbil- dung der Krone und der Ge— ſchlechtsblätter innerhalb des geſchloſſenen Kelches vor. Nur der Durian (Durio zibe- thinus) ſei erwähnt, deſſen Blüte nur eine Nacht hindurch friſch iſt und am frühen Morgen Abb. 29. 22 g Aus dem Urwald von Uſambara (Oſtafrika). Mannſtarke Liane, ſchon abfällt. Der Kelch ſpringt ſich allmählich immer mehr verzweigend. erſt in den Nachmittagsſtunden (Aufnahme von Dr. H. Prell.) des vorhergehenden Tages auf. Erwähnt möge noch werden, daß Lagerheim für die amerikaniſche Solanazee Jochroma, bei der das Waſſer im Kelch auch während der Blütezeit vorhanden iſt, annimmt, daß es den Zweck habe, die Kolibris vom Aufſchlitzen der Kronenbaſis und dem Stehlen des Nektars abzuhalten; er will oft Einbruchslöcher im Kelch, aber nie— mals in der Krone gefunden haben. Dasſelbe gibt Koorders für Clerodendron Minahassae aus dem malaiiſchen Archipel an, bei der das Kelchwaſſer ebenfalls die ganze Blütezeit über erhalten bleibt. Als Einbrecher kämen hier natürlich keine Waſſerſchutz der Früchte. 307 Kolibris, ſondern Honigvögel oder Hummeln in Betracht, doch will dieſer Forſcher Lagerheims Deutung nicht gelten laſſen. „Denn wenn ſich das Loch im Kelch nicht bald ſchließt, dann findet der folgende Kolibri den Kelch trocken, und den Weg zum Honig ebenſo frei, wie wenn nie Waſſer im Kelch geweſen wäre.“ Dagegen könnte man allerdings wieder anführen, daß die Tiere an einmal durchlöcherte Blüten nicht wieder herangehen, weil ſie von zahlreichen andren Fällen her aus Erfahrung wiſſen, daß in ihnen gewöhnlich kein Honig mehr zu finden iſt. Von Jungner wird angegeben, daß in ſehr feuchten Tropengegenden die weiße Farbe der Blüten vorherrſche, und Neger beſtätigt aus dem ſubtropiſchen Regen— walde Chiles, daß alle Pflanzen, die während der Regenzeit blühen, rein weiße Blüten— farbe haben. Inwieweit dieſe Erſcheinung, die nach meinen Beobachtungen aber doch viele Ausnahmen erleidet, mit den Klimaverhältniſſen zuſammenhängt, bedarf noch weitrer Unterſuchung. Es wurden ſoeben einige Beiſpiele dafür angeführt, daß heranwachſende Früchte vor Austrocknung geſchützt ſind. Sehr verbreitet ſcheint ein ſolcher Schutz — falls dieſe biologiſche Deutung zutrifft — nicht zu ſein. Denn ſonſt müßte er doch wohl bei den Gewächſen offner, ſonnendurchglühter Formationen zuerſt auftreten. Ich ſelbſt kenne gerade ſolche nicht ausreichend genug, habe aber in der Literatur nirgends da— hin gehende Andeutungen gefunden. Fleiſchige Früchte, die in ihrem Fruchtfleiſch Waſſer ſpeichern, könnten noch am erſten als Anpaſſung an ein ſehr trocknes Klima erſcheinen. Doch ſind gerade ſie in Wüſten- und Steppengebieten durchaus nicht in der Überzahl vorhanden. Bemerkenswert iſt es vielleicht, daß die Früchte mancher Steppenpflanzen, wie Astragalus, auch zahlreicher Kakteen, von einem dichten Haar— pelz umhüllt ſind. Seine ſtärkſte Ausbildung erreicht dieſer aber wohl meiſt erſt im Reifezuſtand der Frucht, ſo daß ſeine Schutzwirkung für die heranwachſende Frucht zweifelhaft erſcheinen muß. Dagegen ſind von einigen botaniſchen Reiſenden im Anſchluß an ihre Beobach— tungen über Feuchtigkeitsſchutz am Laub ähnliche Einrichtungen auch für die Früchte immerfeuchter Tropengebiete angenommen worden. Vor allem hat man auch hier Träufelſpitzen zu finden geglaubt, ſo Jungner in Kamerun, Neger in den chileniſchen Feuchtwäldern. So weit meine Kenntnis reicht, ſcheint die Verbreitung hängender, zugeſpitzter Früchte für dieſe Anſchauung keine Stütze zu bieten. Es gibt in trocknen Klimaten zahlreiche Früchte von länglicher, zugeſpitzter Form oder rundliche mit oft ſtark ausgezogner und ſäbelartig gekrümmter Spitze. Eins der auffälligſten Bei— ſpiele bieten manche Sterculia-Arten. Andrerſeits könnte ich Hunderte von Früchten des tropiſchen Regenwaldes aufzählen, ſaftige wie trockne, die kugelrund ſind. Be— ſonders häufig find ſolche in den Familien der Anakardiazeen, Sapindazeen, Gutti— feren, Ebenazeen, Apozynazeen u. a. Bevor man die Frage nach der Schutzbe— dürftigkeit der Früchte gegen Näſſe aufwirft, müßte klargeſtellt werden, welchen Schaden dieſe anrichtet. Der Hauptgrund, der eine ſchnelle Entwäſſrung des Laubes wünſchenswert erſcheinen läßt, Bewahrung vor Tranſpirationseinengung und Aſſimi— lationsminderung, fällt bei den Früchten doch wohl weg. Denn wenn ſie im grünen Zuſtand während des Wachstums auch einen gewiſſen Teil der Bauſtoffe ſelbſt be— reiten können, ſo wird die Hauptmaſſe davon doch jedenfalls durch den Stiel zugeleitet. 308 Periodizität der tropiſchen Vegetation. Es könnte ſich allerdings darum handeln, daß die Fruchtwand während des Heran— wachſens einen ombrophoben Charakter trägt, wie denn Jungner tatſächlich von der Gefahr des Verfaulens ſpricht. Doch wäre das, wenn man es mit der Ombrophilie des Laubes vergleicht, höchſt merkwürdig. Ich bin, bevor Verſuche uns nicht beſſer belehren, zu der Annahme geneigt, daß die Schale bzw. das Fleiſch heranwachſender tropiſcher Früchte durch Anreicherung fäulniswidriger Stoffe, wie es auch beim Laube feuchter Tropengebiete der Fall iſt, gegen Verfaulen hinreichend Schutz findet. Dafür ſpricht der Terpentingeſchmack und Gerbſtoffgehalt ſo vieler tropiſcher Früchte. Abb. 30. Baumgruppe mit Phoenix reclinata in der Blackwengo-Ebene (Caprivi-Zipfel). (Nach einer Aufnahme von J. von Oetzen.) III. Die Periodizität der Vegetation in den Tropen. He findet am beſten Anſchluß die Erörterung darüber, wie ſich eine mit dem Klima zuſammenhängende allgemeine Lebensäußerung der Pflanzen unter den be— ſondern Verhältniſſen der Tropen abſpielt: die Periodizitätserſcheinungen. Darunter verſteht man den Wechſel von Perioden äußerer Ruhe und Lebenstätigkeit, Grund der Periodizität der Pflanzen. 309 wie er uns z. B. im heimiſchen Klima aufs deutlichſte entgegentritt in der winterlichen Kahlheit und ſommerlichen Belaubtheit der Holzgewächſe. In dieſem Falle iſt der Zuſammenhang der angeführten Periodizitätserſcheinungen mit den Jahreszeiten nicht zu verkennen. Im Herbſt werfen Bäume und Sträucher ihr Laub, ziehen die krautigen Gewächſe ihre oberirdiſchen Vegetationsorgane ein und im Frühjahr beginnen ſie wieder zu treiben. Dieſer Zuſammenhang zwiſchen der pflanzlichen Lebenstätigkeit und dem Klimawechſel iſt heute in vielen Fällen ſtändig und nicht oder nur allmählich lösbar. Doch iſt deshalb Klimawechſel noch nicht die letzte Urſache der Periodi— zitätserſcheinungen im Pflanzenreich. Dieſe ſind auf innere Veranlagung, bzw. rein phyſiologiſche Verhältniſſe zurüdzufüh- ren und uns vorläufig noch nicht bekannt. Die Beobachtungen von Klebs beweiſen ſeine in neueſter Zeit aufgeſtellte Behaup— tung des Gegenteils wohl nicht. Man hat eine Er— klärung darin zu finden ge— glaubt, daß durch die Aſſimilationsarbeit des Chlorophylls Neben— — —__— produktſtoffe in den Blät⸗ al. tern angeſammelt würden, | Olvalmenhain in Togo. f & le 0 Zur Verfügung geſtellt vom Kolonial-wirtſchaftl. Komitee, Berlin. die die Aſſimilation all- (Aufnahme von Geh.⸗Rat Dr. W. Buſſe.) mählich unmöglich machten und zum Abfallen der Blätter führten. Daß Blätter, die ihrer Funktion nicht mehr genügen können, abgeworfen werden, iſt eine im Pflanzenreich verbreitete Erſcheinung. Die Periodizität des Blühens, der Umlagerung der Stoffe, wie ſie z. B. in den Stämmen und Wurzeln der Bäume auch im Winter vor ſich geht, wäre dann nur die notwendige Folge des Laubwechſels. Daß der letzte Grund der Periodizität der Vegetation tatſächlich in inneren Zu— ſtänden und Vorgängen liegt, kann man ſchon aus der Rolle erkennen, die das Alter der Blätter beim Laubfall ſpielt. So fallen bei zahlreichen ſommergrünen Holz— gewächſen Mitteleuropas die Blätter von Johannistrieben oder von ſpäten, nach Ver— 310 Periodizität der tropiſchen Vegetation. ſtümmlung entſtandnen Ausſchlägen nicht gleichzeitig mit den übrigen ab, ſondern trotz der Ungunſt der Wittrung viel ſpäter, ja ſie vermögen bei manchen Arten tief in den Winter hinein deſſen Unbilden zu trotzen. Beſonders auffällig zeigte ſich dieſes Verhalten bei Bäumen, die Dingler, geſchneidelt“, d. h. im Frühjahr der austreiben— den Knoſpen beraubt hatte. Die an den darauf entſtehenden ſpäteren Trieben er— ſchienenen Blätter blieben im Herbſt viel länger an den Bäumen ſitzen als die normalen Frühjahrsblätter. Ahnliche Reſultate erzielte derſelbe Forſcher in den Tropen. Klebs erſcheint: der daraus gezogne Schluß ungerechtfertigt; der Verſuch beweiſe nur, daß jüngere Blätter mehr Trockenheit ertragen könnten als die alten. Hiergegen hat ſchon Volkens eingewendet, daß das mit ganz allgemeinen Erfahrungen nicht übereinſtimme. Auch letzter Forſcher hat noch neuerdings gegen Klebs nachdrücklich die Anſchauung vertreten, daß die Periodizitätserſcheinungen auf „inneren Urſachen“ beruhen. Nachträglich, durch Anpaſſung, iſt dann allerdings eine Harmonie zwiſchen den Lebensperioden der Pflanzen und den Klimaperioden herausgebildet worden. Dennoch ſind die feſt eingegrabnen, ſich hebenden und ſenkenden Bahnen des pflanzlichen Lebens— ablaufs durch äußere Verhältniſſe nur ſchwer und in verſchiednem Grade ablenkbar. So behalten nach Dingler viele aus gemäßigtem Klima ſtammenden ſommergrünen Bäume im tropiſchen Gebirgsklima Ceylons eine deutliche Periodizität bei. Der in Europa einmalige Kreis ihrer Lebensfunktionen wird in Ceylon allerdings zweimal im Jahr durchlaufen; die Bäume werden aus einfach ſommergrünen zu zweifach ſommergrünen. Cattlaya gigas kommt nach Bloſſfeld in unſern Gewächshäuſern nur zur Blüte, wenn ſie nach Beendigung des Triebes eine Hungerkur bis zum Früh— jahr durchmacht, die der Trockenzeit ihrer Heimat (im tropiſchen Amerika) entſpricht. Wie lange es manchmal dauert, bis durch klimatiſche Beeinfluſſung die Periodizität einer Baumart geändert wird, dafür gibt Wright einen Fall an, den ich nach Dingler wiedergebe: In den Nilgiris angepflanzte Bäume von Acacia dealbata, die in Neu⸗Südwales, Victoria und Tasmanien zu Haufe iſt, haben zwar vollſtändig ge— wechſelt, doch brauchte die Pflanze nahezu 40 Jahre, um ihre alte Gewohnheit, im Frühling zu blühen, zurückzugewinnen. Die Bäume blühten 1845 und bis etwa 1850 im Oktober, was mit ihrer Blütezeit in Ausſtralien übereinſtimmt. Um 1860 wurde bemerkt, daß ſie im September blühten; 1870 blühten ſie im Auguſt, 1878 im Juli, und 1880 begannen ſie im Juni zu blühen, der in den Nilgiris der Frühlingsmonat iſt und dem Oktober in Auſtralien entſpricht. Eine vollkommene Anpaſſung der Perio— dizität an Klimaverhältniſſe hat nach Volkens die am Kilimandſcharo gebaute Kar— toffel erlitten; während bei uns die Knolle ſofort nach der Ernte nicht zum Auskeimen zu bringen iſt, ſondern erſt eine Ruhepauſe durchmachen muß, iſt dieſes Bedürfnis in jener Gegend geſchwunden. In den Tropengebieten mit ausgeſprochner Scheidung von Regen- und Trocken— perioden fällt die Erſcheinung des Laubfalls mit derſelben Deutlichkeit auf als bei uns im Herbſt. Ja, dieſe Beobachtung hat erſt den Schlüſſel zur richtigen Erklärung des herbſtlichen Laubfalls gegeben: er iſt nicht eine Wirkung der Kälte, ſondern, wie in den Tropen, der Trockenheit. Nicht weil die niedrige Temperatur des Winters das Fortbeſtehen des Laubes nicht geſtattete, fällt es ab, ſondern um die Tranſpiration des Baumes möglichſt einzuſchränken. Denn wegen der Kälte des Erdbodens vermögen 1 Der Laubfall in den Tropen. 311 die Pflanzenwurzeln im Winter kein Waſſer aufzunehmen, obwohl es reichlich im Boden vorhanden iſt; die Vegetation leidet im Winter unter „phyſiologiſcher Trockenheit“. Hinſichtlich des regneriſchen Tropenklimas begegnet man häufig der Anſicht, daß die Natur dort nie zur Ruhe komme. Wir haben aber geſehen, daß das Abwechſeln von Ruhe- und Wachstumsperioden im innern Weſen der Pflanze begründet liegt und der Anſchluß an Klimaperioden erſt nachträglich ſtattgefunden hat. So können wir denn mit Recht erwarten, Periodizitätserſcheinungen auch bei den Pflanzen immer— feuchter Tropengebiete zu finden, ja hier erſt in ihrer urſprünglichen, rein phyſio— logiſch, nicht öko— logiſch bedingten 1 — 4 =. 2; & Sy; Ausprägung. D er W ES Denn einen An— ‚A 5 s ſchluß an Jahres— i A 8 er 8 n zeiten gibt es hier nicht. Deshalb find aber in fol- chen Gebieten die Periodizitäts⸗ erſcheinungen auch von ſo man⸗ nigfaltiger und verwickelter Art, daß bei den bis⸗ her angeſtellten wenigen Beob— achtungen die n 8 N 8 x Abb. 32. Erklärung der Aristolochia gigas (Braſtlien). Eine der größten Blüten. meiſten Fälle (Aufnahme von Dr. Reimann.) noch fehlt. Den Blick auf dieſe Verhältniſſe haben wohl zuerſt Fritz Müller in Braſilien und dann der Pflanzengeograph Schimper gelenkt. Die erſten Beobachtungen Schimpers beziehen ſich auf die hinſichtlich des Blatt— falls ſehr auffälligen Cäſalpinioideen. Bei drei neben einander ſtehenden Bäumen von Poinciana regia, einem unter dem Namen Flamboyant in den Tropen häufig kultivierten Zierbaum, kann man finden, daß der eine bei mangelnder Belaubung in ſeinem purpurnen Blütenkleide prangt, der zweite ein ſchlichtes grünes Laubgewand trägt und der dritte mit langen braunen Hülſen bedeckt iſt. Ja noch mehr: an ein und demſelben Baume blüht zuweilen die eine Seite, während die andre reife Früchte trägt. Das iſt überhaupt ein hervorſtechender Zug in der Vegetation des tropiſchen Regenwaldes, daß die Periodizitätsvorgänge an den Bäumen nicht von einer Zentrale aus gleichmäßig regiert zu werden ſcheinen, ſondern daß die einzelnen Zweige oder Zweigſyſteme unabhängig von einander werden. Das kann man öfter an dem in den Tropen der Alten und Neuen Welt weit verbreiteten Wollbaum (Ceiba pentandra) beobachten. Er blüht in Weſtafrika im laubloſen Zuſtande während der Trockenzeit, 312 Periodizität der tropifchen Vegetation. Dezember und Januar. Nach dem Verblühen treiben die Blätter aus. Nicht ſelten kann man nun ſehen, daß ein Aſtſyſtem ſchon völlig grün iſt, während der ganze übrige Baum noch von den gelbweißen Blüten über und über bedeckt wird. An der in Kamerun als Obſtbaum eingeführten Gareinia xanthochymos beobachtete ich Ende Sep— tember, daß zwei Exemplare nur je einen einzigen Trieb an der Oſtſeite gemacht hatten, während ein benachbarter auf allen Seiten ſpannenlange Jungtriebe trug. Ahnliche Fälle berichtet Volkens aus Java. Es gibt dort Arten, bei denen zu jeder Zeit, wann wir auch den Baum betrachten mögen, einige wenige oder auch eine größere Zahl von Zweigſpitzen mit eben ſich entfaltendem Laube bedeckt ſind, während alle übrigen in Ruhe erſcheinen. Dieſer Fall iſt an der ſchönen, runden, außerordentlich dichten Krone des ſeiner Früchte wegen häufig kultivierten Mangobaumes, Mangifera indica, zu beobachten. Dieſes Verhalten ſetzt voraus, daß die Waſſerbahnen der ſtärkeren Aſte im Stamme des Baumes unabhängig von einander ſind. Über ſeinen Grund iſt damit freilich nichts geſagt. Holtermann, der der Anſicht iſt, daß der Laubfall durch Waſſermangel hervorgerufen wird, findet es deshalb ganz natürlich, daß es Bäume gibt, die nur einen Teil ihrer Blätter abwerfen, da für die übrigen genug Waſſer vor— handen iſt. Dies könnte allenfalls zutreffen, wenn ſichlder Baum über die ganze Krone hin gleichmäßig eines Teiles ſeiner Blätter entledigt, nicht aber im vorliegenden Falle, in dem nach dem Ausdruck von Treub jeder Aſt gewiſſermaßen ſeiner eignen Ein— gebung folgt. Selten ſpielen ſich Laubfall und Laubentwicklung ſo ab, daß ſie bei demſelben Individuum neben einander hergehen. Volkens ſtellte bei Albizzia moluccana und Filicium decipiens (Sapindazee) feſt, daß die Bäume fortwährend treiben: unaufhörlich laſſen ſie an der Spitze aller Zweige neue Blätter hervorſprießen, während die alten in der Reihenfolge ihrer Entſtehung abfallen. Ich kann zu dieſen noch Ce— drela odorata (Meliazee) hinzufügen. Und es iſt merkwürdig, daß ſowohl Albiz- zia moluccana wie Cedrela odor ata Bäume find, die mit unglaublicher Schnellig— keit emporſchießen. Die Blätter müſſen jedenfalls ein hohes Maß von Aſſimilations— arbeit leiſten, und ſie werden abgeworfen, ſobald ſie wegen der Beſchattung durch die am Gipfel neu entſtandnen Blätter ihre volle Tätigkeit nicht mehr ausüben können. Bei Cedrela iſt das angegebne Verhalten jedenfalls vorhanden, ſolange ſie mit palmenartigem Habitus ohne Verzweigung bis zu 10 m Höhe und mehr aufſchießt. Daß bei dem ſchnellen Wachstum und den ziemlich dicht ſtehenden, mehr als / m langen Fiederblättern die unteren immer bald von den neu hervorſproſſenden beſchattet werden, kann man leicht beobachten. Wiesner hat feſtgeſtellt, daß ſolche Blätter, deren normale Tätigkeit — z. B. durch Lichtentziehung — unterdrückt wird, tatſächlich abfallen. Auf das ſtetige Sinken des Lichtgenuſſes, das mit dem Überſchreiten der höchſten Mittagsſonnenhöhe ſich einſtellt, führt Wiesner den „Sommerlaubfall“ bei unſern heimiſchen Holzgewächſen zurück, d. h. die Tatſache, daß den ganzen Sommer hindurch einzelne Blätter abgeworfen werden, ein Fall, dem der eben beſprochne nicht unähnlich iſt. Holtermann bringt mit dieſer Wiesnerſchen Auffaſſung eine auffallende Erſcheinung, die er auf Ceylon beobachtete, in Zuſammenhang. Verſchiedne Bäume, die während der Trockenzeit belaubt geblieben waren, ließen zu Anfang der Regen— periode, als der Lichtgenuß durch die Bewölkung herabgedrückt wurde, Laub fallen. | € 1 % Der Laubfall in den Tropen. 313 Sollte ſich dieſe Verknüpfung beſtätigen, ſo werden es jedenfalls beſonders lichtbedürftige Bäume ſein, die ſich ſo verhalten. Gar nicht ſelten iſt auch im tropiſchen Regenwalde der Fall ausgeſprochner Periodizität. Es gibt eine ganze Anzahl von Bäumen, die längere Zeit, oft mehrere Monate, völlig kahl daſtehen. Meiſt blühen ſie während dieſer ganzen Zeit oder gegen ihr Ende zu. Die Periodizität ſteht in Übereinſtimmung mit dem wohl in keiner Gegend des tropiſchen Regenwaldes gänzlich fehlenden Unterſchied zwiſchen einer Regen- und einer Trockenperiode. Die letzte iſt dann die Zeit der Laubloſigkeit. Wie die Ver— änderung der Jahreszeit wirkt, iſt noch unklar; jedenfalls nicht direkt durch Erſchwerung des Waſſererſatzes. Denn der Boden des tropiſchen Regenwaldes iſt auch in der Trockenzeit ſehr reich an Waſſer. Der Trennung von Laubund Blüten— periode, wie ſie in dieſem Falle ſtatt— findet, könnte man eine biologiſche Bedeutung für die Pflanze wohl zu— ſchreiben. In dem dichten Blätterdach des tropiſchen Waldes müſſen die Blüten laubloſer Bäume natürlich auf fälliger erſcheinen. Merkwürdig iſt, daß die von mir am Kamerungebirge beobachteten Arten mit dieſem Ver— halten vogelblütig waren, nämlich Ceiba pentandra, Bombax bu— onopozense und eine Erythrina; eine Combretum-Xrt könnte es eben— falls ſein. Die Entlaubungs periode kann ein⸗ oder mehrmal im Jahre eintreten; eine Tatſache, die ſicher auch mehr mit innrer Veranlagung als mit der Jahreszeit zuſammenhängt. Denn Abb. 33, auch in Kamerun gibt 8 aller⸗ Stereulia spee. (Weſtafrika) mit Pfeilerwurzeln. Ä a 5 5 (Zur Verfügung gejtellt vom Kolonialkriegerdank, Berlin.) dings nicht ſehr ausgeprägt — eine große und eine kleine Regenzeit und dementſprechend eine große und kleine Trocken— periode. Die letztgenannten Bäume zeigen aber nur einmaligen Laubwechſel. Andre dagegen wechſeln öfter als zweimal im Jahre ihr Laub. Am auffälligſten zeigt dieſes Verhalten eine Anzahl von Ficus-Arten, wie ſchon Fritz Müller in Braſilien beo— obachtete und ſpäter Volkens aus Java, Herbert Wright aus Ceylon, ich ſelbſt aus Kamerun beſtätigen konnte. Schimper gibt z. B. aus Buitenzorg an, daß Ficus glabella etwa alle zwei Monate ihr Laub wirft und neue Blätter erzeugt. Unter denſelben äußren Bedingungen treten alſo einerſeits bei dieſen Arten eine, bei jenen mehrere Entlaubungsperioden auf, und das Verhalten iſt andrerſeits bei verwandten Pflanzen in verſchiednen Gegenden gleich. Schon hieraus ergibt ſich, daß die Anſicht 314 Periodizität der tropiſchen Vegetation. Holtermanns, der auch dieſe Fälle durch Waſſermangeb erklären will, nicht zutreffend ſein kann. Der Laubwechſel ſteht hier, wie ich in Übereinstimmung mit Fritz Müller beobachtet habe, bei manchen Arten im Zuſammenhang mit dem Fruchten. Übrigens ſpricht gegen die Holtermannſche Anſicht auch die ſchon früher erwähnte Tatſache, daß manche bei Beginn der Trockenzeit laubwerfende Bäume nicht mit dem Einſetzen der Regenzeit, ſondern mitten in der Trockenperiode das Junglaub bilden. Der Vorgang der Ent— laubung kann ſich ſehr ver— ſchieden abſpielen. Entweder werfen alle Aſte gleichzeitig die Blätter, oder aber ganz uns regelmäßig, heute dieſer, mor— gen jener Aſt. Die Dauer des Laubfalls kann zwiſchen Tagen und Monaten ſchwanken. Hier- mit hängt vielleicht eine Tat- ſache zuſammen, auf die in den Tropen wohl noch kaumgeachtet worden iſt: das Vergilben der Blätter vor dem Fall, wie wir es in unſern Breiten im Herbſt allgemein beobachten können. Das Gelbwerden des Herbſtlaubes bei uns kommt folgendermaßen zuſtande. Die grüne Farbe der Chlorophyll⸗ körner iſt nicht auf einen ein heitlichen Farbſtoff zurückzu- führen, ſondern auf das Ge— miſch zweier, des eigentlichen Chlorophyllgrüns von blau— grünem Ausſehen und des Chlorophyllgelbs, das mit dem Abb. 34. ge 2 7 Ficus spec. (Zanzibar), ganz oberflächlich an einem Turm wachſend. Möhrenfarbſtoff(Karotin) ver⸗ (Aufnahme von Dr. Malguth.) wandt iſt. Bei der herbſtlichen Vergilbung des Laubes nun wird, wie heute wohl als feſtſtehend angeſehen werden kann, das Chlorophyllgrün in beſtimmte Abbauſtoffe zerlegt, die durch die Leitungsbahnen der Blattnerven und des Stiels in die Pflanze zurückfließen. Der übrigbleibende gelbe Anteil wird in den Blättern zurückgehalten und tritt im Zellſaft in der Form gelber Kügelchen auf, die mit dem Laub verloren gehen. Der Zweck dieſer verſchiednen Verwertung des Chlorophyllgrüns und Chlorophyllgelbs ſeitens der Pflanze liegt in Erſparnisrückſichten. Letztes iſt ein Kohlen— waſſerſtoff, beſteht alſo nur aus Elementen, die im Boden und in der Luft reichlich zur Verfügung ſtehen. Dagegen iſt in dem Chlorophyllgrün Stickſtoff, Phosphor und Mag- > BR en ren nd, | Der Laubfall in den Tropen. 315 neſium enthalten, Elemente mit denen die Pflanze bedeutend ſparſamer umgehen muß und die ſie deshalb, nachdem ſie einmal aufgenommen ſind, nicht wieder preisgibt. Die Pflanzen der Tropen ſcheinen ſich nicht anders zu verhalten. Bei den plötzlich und ſchnell ſich entlaubenden Bäumen tritt jedenfalls in den meiſten Fällen eine Verfärbung wohl kaum ein. So berichtet Schimper von Ficus glabella, daß das ganze Laub in voll— kommen grünem Zuſtand im Laufe eines Tages abfiel, ſo daß der am Morgen noch ganz lebensfriſch ausſehende Baum am Abend winterkahl daſtand. Da ſich ſolche Bäume auch ſehr ſchnell wieder zu belauben pflegen, ſo ſind die Blätter in den Knoſpen ſchon ſo weit herangebildet, daß ſie ſofort nach dem Hervortreten aſſimilieren können, geſpeicherte Reſerveſtoffe für die Pflanze alſo mehr oder minder überflüſſig machen. Es wäre von Intereſſe, ſolche Bäume mit andern, die längere Zeit oder die ganze Trockenperiode hindurch kahl ſtehen, hinſichtlich der Reſerveſtoffſpeicherung zu ver— gleichen. Wie weit ein Vergilben des Laubes vor dem Fall in den Tropen eintritt, bleibt ebenfalls noch feſtzuſtellen. Mit der Reſerveſtoffſpeicherung dürfte es ferner in Zuſammenhang ſtehen, ob das junge Laub ſofort grün, alſo aſſimilationskräftig iſt, oder anfangs längere oder kürzere Zeit etioliert, das heißt mit grünem Farbſtoff noch nicht ausgeſtattet iſt. Ficus glabella und Terminalia catappa ſtehen in dieſer Beziehung z. B. den gleich zu erwähnenden drei Arten (Ficus lucida, Mangifera indica und Gareinia xanthochymos) gegenüber. Nach Niederſchrift dieſes Abſchnitts erſchien Volkens' „Laubfall und Laub— erneuerung in den Tropen“. Der Verfaſſer macht darin einige Angaben über Laub— verfärbung vor dem Werfen und über Stärkeſpeicherung. Die Schimperſche Angabe, daß Ficus glabella das Laub in vollkommen grünem Zuſtande fallen laſſe, kann Volkens nicht beſtätigen. Er fand überhaupt gelbe bis rote Verfärbung vor dem Ab— fallen ſehr häufig. Die Frage der Reſerveſtoffſpeicherung könnte auf die ganze Laub— fallfrage der Tropen ein Licht werfen. Es wäre ſehr wünſchenswert, bei tropiſchen Bäumen die ganzen inneren Lebensvorgänge, vor allem die Speicherung und Umſetzung der Stärke mit derſelben Gründlichkeit zu ſtudieren, mit der ſie uns Fiſcher bei den Holzgewächſen der gemäßigten Zone gezeigt hat. Auch die Bildung der ſogenannten „Trennungsſchicht“ wird in den verſchiednen Fällen verſchieden vor ſich gehen. Bekanntlich geſchieht die Ablöſung der Blätter nicht durch äußere mechaniſche Urſachen, ſondern durch einen organischen Prozeß, indem in einer Querzone am Grunde des Blattſtiels Veränderungen der Zellwände auftreten, die ein glattes Loslöſen der Wände von einander ohne Rißbildung geſtatten. Für den Pflanzen ſammler iſt es auffällig, wie leicht ſich im Herbar von manchen immergrünen tropiſchen Pflanzen — im Gegenſatz zu mitteleuropäiſchen Bäumen und Sträuchern — die Blätter glatt ablöſen. Die Bildung der Trennungsſchicht muß hier in außerordent— lich kurzer Zeit erfolgen, während des Trocknens für das Herbar. Andre tropiſche Holz— gewächſe halten im Herbar ihre Blätter. Vielleicht unterſcheiden ſich die beiden Gruppen in der Natur dadurch, daß erſte plötzlich und ſchnell, letzte allmählich das Laub wirft. Wie die Dauer des Laubfalls, ſo iſt auch die Zeit des Kahlſtehens außerordent— lich verſchieden, und ſie hängt, wie ſchon eben angedeutet, mit jener jedenfalls zuſammen. Albizzia Lebbek ſoll nach Volkens ein halbes Jahr in laubloſem Zuſtand ver— harren. Ceiba pentandra ſteht in Kamerun etwa zwei Monate lang kahl. Wird 316 Periodizität der tropiſchen Vegetation. dieſe Zeit ſo abgekürzt, daß heute die alten Blätter fallen und morgen die friſchen ſchon hervorgeſproßt ſind, ſo nähert ſich dieſes Verhalten dem „Treiblaubfall“ Wiesners und iſt möglicherweiſe auch ſo zu erklären. Die Blätter werden dabei von den trei— benden, ſchwellenden Achſelknoſpen an der Trennungsſchicht des Stiels von den Zweigen losgedrängt. Solches Verhalten zeigt Terminalia catappa, und manche Ficus- Arten. Sicher iſt dieſe Gruppe von tropiſchen Holzgewächſen ſehr groß. Aber Treiben kann auch ſtattfinden, ohne daß das alte Laub geworfen wird. Ein als Ficus lucida im botaniſchen Garten in Viktoria (Kamerun) bezeichneter Strauch hatte am 8. Sep— tember an vielen Zweigſpitzen, beſonders den oberen, gelblichgrünes Junglaub und war dabei von alten Blättern dicht bedeckt. Dieſes Verhalten hatte er auch am 14. und 29. September noch nicht geändert. Auch der Mangobaum und die ſchon genannte Gareinia xanthochymos gehören zu dieſen Pflanzen. Wie ſchon oben bei den Cäſalpinioideen erwähnt, gibt es Pflanzenarten, deren einzelne Vertreter ſich, ſelbſt auf engem Raum und unter gleichen klimatiſchen Be— dingungen, nicht gleich verhalten. „Man kann“, wie ſich Holtermann ausdrückt, „oft alle vier Jahreszeiten auf einmal überſehen“. In manchen Fällen mag hier die phy— ſikaliſche Beſchaffenheit des Bodens, vor allem die Verſchiedenheit an Feuchtigkeitsge— halt mitſpielen, wie der eben genannte Forſcher meint. Daß das ſtets der Grund iſt, glaube ich nach meinen Erfahrungen leugnen zu müſſen. Bei weiteren Unterſuchungen über den tropiſchen Laubfall wird auf dieſen Punkt noch eingehender zu achten ſein. Nicht ſelten ſind ſolche Fälle auch auf das verſchiedne Alter der Bäume zurückzuführen; es gibt in den Tropen eine ganze Anzahl, die in der Jugend immergrün ſind, von einem gewiſſen Alter ab aber periodiſch belaubt. Und zwar ſind es nach Lewis und Holtermann die langſam wachſenden Arten, die ſich ſo verhalten, wie Ficus religio— sa und Poinciana regia, die vom fünften Jahre ab periodiſch find, Cassia nodosa vom vierten. Auch in dieſem Falle iſt Holtermann mit ſeiner Univerſalerklärung bei der Hand: „Die Waſſerzufuhr iſt bei den kleinen Pflanzen leicht, die Schwierigkeit tritt erſt beim Größerwerden ein“. Da ſich aber auch der umgekehrte Fall findet, nach Dingler z. B. bei Spathodea campanulata, die nur in der Jugend während der Trockenzeit laublos iſt, im Alter aber immergrün wird, fo ſcheint Holtermanns Deutung nicht allgemein anwendbar zu ſein, wenn ſie überhaupt begründet iſt. Man könnte hier die Sache ja ſo wenden, daß in der Jugend die Wurzeln ſich nur in der oberflächlicheren Bodenſchicht ausbreiten, die in regenarmer Zeit raſch austrocknet, ſo daß Waſſermangel den Baum zur Entblätterung zwingt. Doch würde dann die Er— ſcheinung, wie fie Spathodea zeigt, wohl viel häufiger auftreten. Daß in ſolchen Fällen noch ganz andre, innere Verhältniſſe, etwa Wechſelbeziehungen, mitſprechen können, zeigt das von Schimper berichtete Verhalten von Schizolobium excelsum, das in der Jugend immergrün iſt, ſpäter aber, ſobald es blühreif wird, vor der Blüte— periode jedesmal das Laub wirft. Über das Alter, das die Blätter in den Tropen erreichen können, iſt noch wenig bekannt. An allen Pflanzen mit vollſtändigem periodiſchem Laubfall muß es geringer als ein Jahr ſein. Bei andern aber werden die Blätter ſicher viel älter, wie ſchon Fritz Müller aus der üppigen Vegetation von Mooſen, ja zuweilen ſelbſt Orchideen in voller Blüte, ſchließt, die ſich auf ihnen anſiedeln. Jahresringe. Periodizität im Blühen und Fruchten. 317 Mit dem Geſagten iſt die Mannigfaltigkeit der vegetativen Periodizitätserſchei— nungen in den Tropen noch längſt nicht erſchöpft. Es zeigt aber, daß die Anſchauung von dem Immergrünen tropiſcher Urwaldbäume unrichtig iſt, ja daß gerade im tro— piſchen Regenwald der Laubfall ſich viel mannigfaltiger und verwickelter erweiſt als in den gemäßigten Breiten, und daß zu ſeinem völligen Verſtändnis noch viele Beob— achtungen und Verſuche nötig ſind. Eine Erſcheinung, die mit dem Laubwechſel der Holzpflanzen in innigem Zu— ſammenhang ſteht, die Ausbildung von Zuwachszonen oder Jahresringen, wird ſich demgemäß in den Tropen ebenfalls anders geſtalten als bei uns. Die Jahresring— bildung in den Klimaten mit Winterruhe kommt dadurch zuſtande, daß im Frühjahr Zellen mit verhältnismäßig dünner Wand und weitem Innenraum, im Herbſt Zellen mit dicker Wand und engem Innenraum auftreten. Während über Sommer das Frühholz in das Spätholz allmählich übergeht, grenzen Spät- und Frühholz der ver— ſchiednen Jahre ſcharf aneinander; ſo treten Ringe in die Erſcheinung. Wenn die Jahresringbildung auch ſicher dem Zuſammenwirken verſchiedner Faktoren zuzu— ſchreiben iſt, ſtets iſt ein Zuſammenhang der Bildung der Zuwachszonen mit der Auf— gabe der Leitungsbahnen und der Tranſpiration des Laubes zu erkennen. Aus dieſem Grunde ſind ſcharf ausgeprägte Holzringe in den Tropen durchaus nicht ſo ſelten, wie öfter angegeben wird. Sie werden bei allen den Bäumen auftreten, denen eine längere Entlaubungsperiode eigen iſt, und Holtermann hat ſie in ſchöner Ausbildung bei Melia dubia, Tectonagrandis, Lagerstroemia flos reginae, Bombax malabaricum und andern auch gefunden. In dieſem Falle handelt es ſich, da die Laubloſigkeit einmal im Jahre auftritt, wirklich um Jahresringe. Bei andern Bäumen, die mehrmaligen Laubwechſel im Jahre zeigen, trifft das nicht mehr zu. Von dieſer Beſchaffenheit der Stämme finden ſich alle Übergänge bis zu völlig zonenloſem Ge— webe, das bei den meiſten Holzpflanzen auftritt, die feinen ausgeſprochnen Laubwechſel zeigen. Stets ohne Zuwachszonen fand Holtermann auf Ceylon die Lianen, von denen nach ſeiner Angabe keine einzige Laubfall aufweiſt. Wenn wir nun zur Periodizität im Blühen und Fruchten übergehen, ſo iſt allgemein zu bemerken, daß bei vielen Pflanzen Laub und Blüten eine gewiſſe Gegenſätzlichkeit aufweiſen, indem ſie ſich zeitlich oder räumlich getrennt entwickeln. Die zeitliche Trennung des blühenden und des rein vegetativen Zuſtands wird dadurch erreicht, daß beide an verſchiedne Jahreszeiten gebunden ſind. In Gegenden mit aus— geprägtem Klimawechſel iſt dies nicht auffallend. Doch auch in immerfeuchten Ge— bieten kommt es nicht ſelten zu zeitlicher Trennung der beiden Funktionen. Hier herrſcht bei den Holzpflanzen während des größten Teils der Fortpflanzungsperiode eine Verlangſamung oder ſogar Stockung des vegetativen Wachstums. In manchen Fällen unterbleibt während der Blütezeit die Ausbildung neuer Laubtriebe, die ſchon entwickelten bleiben aber beſtehen. Häufig jedoch geht der Widerſtreit zwiſchen vegetativen und reproduktiven Lebensäußerungen ſo weit, daß der zum Blühen ſich anſchickende Baum oder Strauch ſein Laub wirft, entweder vollſtändig oder nur an den blühenden Aſten, während die rein vegetativ bleibenden ihr Laub ganz oder zum größten Teil behalten. Auch hier zeigt ſich Freiwerden der einzelnen Aſte von einer gleichmäßigen einheitlichen Beeinfluſſung. Muſterbeiſpiele für dieſes Verhalten ſind 318 Periodizität der tropiſchen Vegetation. der Wollbaum (Ceiba pentandra) und viele leuchtend rot blühende Arten der Le— guminoſen-Gattung Erythrina. Bon Schizolobium giganteum (Leguminoſe) berichtet Schimper, daß es in der Jugend, ſolange es noch keine Blüten erzeugt, immergrün ſei, ſpäter aber vor der jemaligen Blütezeit das Laub werfe. Schon in den höheren Breiten mit ihren ſtarken Temperaturunterſchieden fehlen nicht völlig ſolche Pflanzen, die das ganze Jahr über blühen, wie das Tauſendſchön— chen. Viel häufiger finden ſie ſich natürlich in den Tropen. In den meiſten Fällen ſtellt ſich das Verhältnis ſo, daß man von den einzelnen Arten das ganze Jahr über blühende Exemplare trifft. Doch gibt es auch Holzpflanzen, bei denen ein und derſelbe Stock fortwährend Blüten trägt, z. B. der Kakaobaum (Theobroma cacao). Schimper gibt an, und man kann es bei der Häufigkeit der genannten Pflanzen leicht ſelbſt beobachten, daß auch die Mangrovebäume Rhizophora und Avièçennia, auch Hibiscus tiliaceus, wie jene ein Gewächs offener, ſonniger Standorte, meiſtens blühend anzutreffen ſind. Daß die Blütezeit der einzelnen Individuen ſehr lang iſt, kommt in den Tropen häufig vor. In Mombaſſa ſah ich die Mangobäume im erſten Drittel des Auguſt in voller Blüte. Anfang Oktober hatten die meiſten ſchon Früchte angeſetzt, doch fanden ſich immer noch reichlich Blüten. Von einer ja— vaniſchen Orchideen-Gattung, Aerides, berichtet Raciborski, daß ſich die Blüten ſehr langſam entwickeln. An einer Infloreszenz kommen gewöhnlich zwei Blüten zu gleicher Zeit zur Reife, 4 bis 6 Wochen ſpäter zwei höher ſtehende, und ſo fort. Auf dieſe Weiſe dauert ein Blütenſtand mehrere Monate hindurch aus. Schließlich findet ſich die Erſcheinung wiederholten Blühens in kurzen Zwiſchenräumen, die in höheren Breiten gelegentlich wohl auch auftritt, an vielen tropiſchen Gewächſen normal und regelmäßig, ſo, wie ſchon erwähnt, bei Ficus-Arten. Sehr bekannt iſt ſie vom Kaffee— ſtrauch. Auch an dem amerikanischen „Wachskerzenbaum“ (Parmentiera cerifera) habe ich ſie beobachtet. Hier erfolgt die Hervorbringung der Blüten ſchubweiſe in etwa zweimonatlichen Abſtänden, doch ſind vereinzelte Blüten auch in den Zwiſchen— zeiten vertreten. Solche Verwiſchung der Zeitabſtände bildet den Übergang zu den eben genannten Immerblühenden. „Wie die Rhythmik der Laubbildung, ſo zeigt auch die der Blütenbildung einen Zuſammenhang mit den Jahreszeiten, ſobald letzte ſcharfe Unterſchiede aufweiſen. Und auch für die reproduktive Sphäre iſt dieſe Abhängigkeit eine ſekundäre Erſchein— ung, eine Anpaſſung phyſiologiſch notwendiger Vorgänge an äußere Faktoren.“ In den Tropen iſt natürlich der Unterſchied von Regen- und Trockenzeit das Maßgebende. Es iſt eine von vielen Tropenreiſenden berichtete Tatſache, daß die meiſten Bäume während der trocknen Zeit blühen, daß ſich gleichzeitig eine Menge von Rhizom- und Knollenpflanzen mit Blüten bedecken, und daß die entlaubten Zweige der Bäume blühende Orchideen in Fülle tragen. Ich fand in Oſtafrika während der Trockenzeit viele Mimoſoideen, Kapparidazeen, Burſerazeen, Anakardiazeen, Euphorbiazeen, Ster- kulia-Arten und andre, auch die meiſten Sukkulenten blühend. Dieſe Erſcheinung entſpricht der dem Phyſiologen geläufigen Erfahrung, daß Waſſerarmut des Bodens und der Atmoſphäre Anlage und Wachstum der Blüten begünſtigen. Die Möglichkeit des Blühens ohne gleichzeitige Bereitung organiſcher Subſtanz — die meiſten der blühenden Pflanzen ſtehen in der Trockenzeit ja kahl — tft dadurch gegeben, daß auf- Periodizität im Blühen und Fruchten. 319 geſpeicherte Reſerveſtoffe herangezogen werden können. Die meiſten Kräuter ohne ausdauernde Reſerveſtoffbehälter bringen deshalb ihre vom Laub abhängigen Blüten in der Regenzeit hervor. Abb. 35. Stelechocarpus burahol mit ſtammbürtigen weiblichen Blüten; die männlichen entſpringen aus Blattachſeln. (Nach einer Aufnahme von Jenſen.) Aber auch viele Reſerveſtoff ſpeichernde Holzgewächſe und beſonders Stauden blühen erſt zu Anfang der Regenzeit. Die erſten Regen werden oft von einem noch reicheren Blütenflor begleitet, als ihn ſelbſt die Zeit der Dürre aufzuweiſen hat. Man 320 Periodizität der tropiſchen Vegetation. könnte ſich den Vorgang ſo erklären, daß die Trockenheit die Neigung zur Blütenbild— ung auslöſt und die erſte Anlage der Blüten herbeiführt, während zu ihrer Entfal— tung die Feuchtigkeit notwendig wäre. Es läge dann hier vielleicht ein analoger Fall vor, wie bei vielen Gewächſen winterkalter Zonen, bei denen die Entwicklung der Blüte in zwei durch eine Ruhezeit getrennte Abſchnitte zerfällt: einen der Anlage, im Herbſt, und einen des Wachstums, im folgenden Frühjahr. Die Ruhezeit könnte bei den Tropenpflanzen ſehr beſchränkt ſein. Unter dieſem Geſichtspunkt angeſtellte Be— obachtungen ſind mir nicht bekannt. An Holzpflanzen und ſelbſtverſtändlich noch mehr an Kräutern, die während der Höhe oder gegen das Ende der Regenzeit blühen, fehlt es aber auch nicht. Die Gründe für dieſes Abweichen von dem allgemeinen Verhalten kennen wir nicht. Schimper macht darauf aufmerkſam, daß es ſich vielleicht auf beſondre Anpaſſungen, 3. B. an beſtimmte Beſtäuber zurückführen laſſe. In die Regenzeit fällt gewöhnlich die Fruchtreife der Pflanzen, die in der vorauf— gehenden Trockenzeit geblüht haben; ſie iſt deshalb in den meiſten Tropengegenden die Obſtzeit. Doch gibt es auch Gewächſe, die längerer Zeit zur Ausreifung ihrer Früchte bedürfen. Es wurde der Fall angeführt, daß es im gleichmäßig feuchtwarmen Tropenklima Arten gibt, die das ganze Jahr über blühende Stöcke aufzuweiſen haben. Einen ge— wiſſen Gegenſatz dazu bildet die Tatſache, daß oft alle Arten einer Gattung oder Fa— milie zur ſelben Zeit blühen. So gab es, wie Beccari aus Nordborneo anführt, dort eine Blühperiode für die Gattung Diospyros, dann kam die Reihe an die Sa— potazeen, darauf an die Dipterokarpazeen u. ſ. f. Noch merkwürdiger iſt die Er— ſcheinung, daß innerhalb eines gewiſſen, oft viele Quadratkilometer umfaſſenden Ge— bietes ſämtliche Stöcke einer Art am ſelben Tage aufblühen. Fritz Müller hatte dieſes Verhalten zuerſt bei mehreren Arten der braſilianiſchen Iridazeen-Gattung Marica gefunden. Mir ſelbſt iſt es — nach einem Hinweis von Buſſe — bei einer Holzpflanze aufgefallen, der in den Tropen nicht ſelten als Zierſtrauch kultivierten Murraya exotica (Rutazee), der — wenn mich meine Erinnerung nicht ſehr täuſcht — zu jenen Pflanzen gehört, die öfter in Intervallen das ganze Jahr über blühen. Auch an der ſchon genannten Parmentiera cerifera fand ich beide Eigen— ſchaften vereint; das Aufblühen zweier jungen Exemplare dieſes Baumes im botani— ſchen Garten in Viktoria fand zwar nicht gerade an demſelben Tage, aber doch inner— halb eines nicht ſehr langen Zeitraums ſtatt. Das bekannteſte Beiſpiel für dieſes Verhalten aber iſt Dendrobium ceru- menatum, eine epiphytiſche Orchidee des malaiiſchen Archipels. Alle Stöcke dieſer Art in einem beſtimmten Umkreiſe öffnen ihre Blüten an ein und demſelben Tage, und zwar an allen Trieben der Pflanze, obwohl dieſe ganz verſchiednes Alter beſitzen. Went beobachtete einen Unterſchied von ein bis zwei Tagen zwiſchen der Blütezeit an zwei etwa 3 km von einander entfernt liegenden Orten. Pflanzen, die von fern her überführt werden, blühen gleichzeitig mit den in der Gegend heimiſchen, wohl ein Zeichen dafür, daß äußere Verhältniſſe das Aufblühen beeinfluſſen. Dabei ſpielen Licht und Wärme jedenfalls nur eine untergeordnete Rolle; denn man kann beobachten, daß Pflanzen ſchattiger und ſonniger Standorte die gleiche Periode innehalten. Die Haupt— Blühverioden. 321 ſache ſcheint die Luftfeuchtigkeit zu ſein. Went teilte in Utrecht einen Stock von Den— drobium erumenatum, den er aus Buitenzorg erhalten hatte, in zwei Teile, die natürlich dieſelbe Blühperiode hatten. Der eine Teil wurde in einem Gewächshaus mit 17 C. Mitteltemperatur und nicht ſehr hoher Feuchtigkeit, der andre in einem ſehr feuchten Haufe bei 22° C. kultiviert. In derſelben Zeit, in der erſter einmal zur Blüte kam, hat letzter dreimal geblüht. Und die Blühperioden beider Pflanzen fielen nicht zuſammen. Auch in der Natur treten dieſe Perioden nicht in gleichen Zeitab— ſtänden auf, beſonders in ſolchen Gegenden nicht, die ſtärkere Klimaſchwankungen im Laufe des Jahres aufweiſen. Doch muß für das eigenartige Verhalten dieſer Pflanzen ein innerer Grund vorhanden ſein, den wir bisher nicht zu erfaſſen vermocht haben. In dem eben be— ſprochnen Falle beträgt die zwischen zwei Blüh⸗ perioden liegende Zeit nur den Bruchteil eines Jahres. Es gibt aber auch ſolche Arten, bei denen die zwiſchen den einzelnen Blütezeiten desſelben Individu— ums liegenden Zeit— abſchnitte länger als ein Jahr ſind. Tro⸗ piſche Bäume und Sträucher, bei denen es Regel iſt, nicht jedes Jahr zu blühen, gibt es ſicherlich in größrer Zahl. Nach Ridley 1 . 2 . Abb. 36. tritt die Blüteperiode Stelechocarpus burahol mit ſtammbürtigen Früchten. bei zwei Hopea- und (Aufnahme von Prof. Ernit.) vier Shorea-Irten in Singapore mit großer Regelmäßigkeit jedes ſechſte Jahr ein und ſoll mit ſehr trocknen Jahren zufammenfallen(?). Bei einer ſcharf umſchriebnen Gruppe von Gewächſen, den baumartigen Gräſern, Bambuſen, iſt dieſes Verhalten außerordentlich auffällig. Der erſte, der darauf achtete, war wohl Fritz Müller in Amerika. Verbunden mit der mehr— jährigen Blühperiode zeigt ſich hier noch die eben erwähnte Erſcheinung, daß alle Stöcke einer Art innerhalb eines großen Bezirkes gleichzeitig blühen. Nach Brandis hat Bambusa arundinacea an der Weſtküſte Vorderindiens im Jahre 1804, 1836 und 1868 Blüteperioden gehabt, alſo bei einem Zeitunterſchied von 32 Jahren. In andern Gegenden und an andern Arten ſind andre Zwiſchenzeiten beobachtet worden. Bevor * JAN 0 TI ſich die Pflanzen zum Blühen anſchicken, pflegt ein allgemeines Laubwerfen einzutreten, und nach der Fruchtreife ſind ſie ſo erſchöpft, daß ſie abſterben. Bei ſolchen Bambus⸗ arten vergeht dann eine Reihe von Jahren, bis aus den Samen wieder ſtattliche Be— Das Leben der Pflanze. VI. LIRNAI NEW VO BUOTANK GARD 322 Periodizität in den Tropen. ſtände herangewachſen ſind. Für die Annahme ſolcher Blühweiſe ſeitens der Pflanze ſind urſprünglich vielleicht klimatiſche Verhältniſſe maßgebend geweſen. — Es gibt aber auch Bambuſen, bei denen die Blüten alljährlich erſcheinen. Noch andre zeigen ein mittleres Verhalten, das ſich darin äußert, daß in jedem Jahr einzelne Halme des Stockes ihr Laub abwerfen, zur Blüte gelangen und dann abſterben. Dieſes Abſterben war eben mit „Erſchöpfung“ erklärt worden, ein Begriff, der ſicher eine Reihe verſchiedner Umſtände in ſich ſchließt. Bei andern Pflanzen, die ebenfalls nur einmal im Laufe ihres Lebens blühen und nach der Fruchtbildung ab— ſterben, können wir den Grund des Eingehens genau angeben: Die Pflanze, die nor— malerweiſe keine Achſelknoſpen erzeugt, läßt aus der Endknoſpe Blüte und Frucht hervorgehen und ſetzt fo ihrem Leben ein Ziel. Zu den bekannteſten Gewächſen dieſer Art gehört die ſogenannte „hundertjährige Aloe“, Agave americana, die auch bei uns kultiviert wird. Wie der Volksglaube meint, ſoll ſie erſt zur Blüte kommen, wenn ſie hundert Jahre alt geworden iſt. Darin liegt eine Übertreibung. Doch tritt bei der genannten wie bei andern Arten das blühbare Alter immerhin erſt nach Jahren ein, deren Zahl je nach der Art verſchieden iſt, aber ſicher auch von Wachstumsbeding— ungen mitbeſtimmt wird. Auch manche, aber nicht alle Aloe-Arten verhalten ſich To, ferner die Bananen (Musa) und eine Anzahl von Palmen; hauptſächlich alſo mono— kotyle Gewächſe. Auch hier kann man von einer zeitlichen Trennung der vegetativen und reproduktiven Tätigkeit der Pflanze ſprechen; den erſten, längſten Hauptabſchnitt ihres Lebens ſind die eben genannten rein vegetativ, erſt zum Schluß gehen ſie zur Blüten⸗ und Fruchtbildung über. Bei manchen, wie den Bananen, ſetzt ſich auch dann die Blattätigkeit noch faſt ungehindert fort, bei den meiſten aber wird das in den Blättern enthaltne Waſſer ſamt der organiſchen Subſtanz zum Aufbau der Blüten und Früchte verwendet, ſo daß der vegetative Teil der Pflanze mit dem Fortſchreiten der Fruchtreife allmählich von unten her zugrunde geht. Die in Betracht kommenden Palmen ſpeichern während der erſten vegetativen Lebensperiode in den Stämmen eine Menge Reſerveſtoffe, weil bei den rieſigen Fruchtſtänden mit Tauſenden von Früchten, die ſie zum Schluß entwickeln, die Blätter, ſelbſt wenn ihre Wirkkraft nicht ſchon ge— ſchwächt wäre, die zum Aufbau nötige Subſtanz nicht zu ſchaffen vermöchten. Der Menſch macht ſich dieſe Reſerveſtoffe ja zunutze, indem er aus Palmenſtämmen z. B. die als Sago bezeichnete Stärke gewinnt. Solche Pflanzen, die nur einmal in ihrem Leben blühen und dann eingehen, nennt man „hapaxanthiſch“. Die einjährigen Gewächſe (Annuellen) und die zwei— jährigen (Biennen) gehören ebenfalls dazu. Bei erſten iſt dieſes Verhalten ſelbſtver— ſtändlich, bei den Zweijährigen, wenn man ihre Vegetationsbedingungen in Erwäg— ung zieht, verſtändlich. Für tropiſche vieljährige Stauden und Bäume bedeutet es aber entſchieden einen Nachteil der Fortpflanzungsmöglichkeit. Faſt alle Pflanzen dieſer Gruppe haben deshalb die Eigenſchaft erworben, ſich auf rein vegetative Weiſe durch Schößlinge fortzupflanzen. In der Kultur z. B. der Bananen und der Agaven wird faſt ausſchließlich dieſe Vermehrungsart angewendet. Räumliche Trennung der vegetativen und reproduktiven Sphäre iſt in den Tropen ebenfalls eine ſehr häufige Erſcheinung. Bei Rhizompflanzen, ganz beſonders oft in der Familie der Zingiberazeen, findet ſich der Fall, daß die Blüten nicht an den Kauliflorie. 323 beblätterten Stengeln ſtehen, ſondern an eignen Sproſſen, die gewöhnlich kürzer und nur mit Blattſchuppen beſetzt find, jo z. B. bei der Ingwerſtaude (Zingiber). Auf Borneo ſah ich eine Phaeomeria-Xrt, deren Blattſtengel 3—4 m hoch wurden, während die unbeblätterten Blütenſchäfte nur / —1 m Länge erreichten. Bei vielen Arten der Gattung Amomum und ihrer Verwandten ſind die generativen Stengel ſo kurz, daß die Blüten dicht über den Erdboden zu ſtehen kommen; ja es gibt Fälle, in denen die blattloſen Fruchtſtiele ganz unterirdiſch bleiben. Unmittelbar hieran ſchließen ſich einige Arazeen, wie Amor— phophallus, Dracontium u. a., die aus ihrer Knolle ab— wechſelnd ein großes Blatt und einen Blütenſchaftentſpringen laſſen, zu der räumlichen alſo noch eine zeitliche Trennung der vegetativen und reproduk— tiven Lebensäußerungen hin— zufügen. Auch Kommelina— zeen und einige Gräſer wie Olyra und Pariana könnten hierher gerechnet werden. Bei den Holzpflanzen iſt die räumliche Trennung häufig in der Weiſe durch— geführt, daß die Blüten — und demgemäß ſpäter die Früchte — nicht an den jedes- maligen jungen Jahrestrieben erſcheinen, ſondern am alten Holz. Die Erſcheinung wird als Kauliflorie, Stamm— blütigkeit oder Stamm— bürtigkeit der Blüten bezeichnet (Abb. 35—40). Der am ex⸗ tremſten ausgebildete Fall von N N ’ 1 2 Abb. 37. Kauliflorie tritt bei einem Baccaurea spec. mit ſtammbürtigen Früchten. Typus von Bäumen auf, der (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) in den verſchiedenſten ſyſte— matiſchen Verwandtſchaftskreiſen wiederkehren kann. Der Stamm, dem die Blüten entſpringen, iſt gänzlich unverzweigt und trägt nur an ſeinem Ende zuſammengedrängt einen Schopf von öfter mehr als meterlangen, gefiederten Blättern (Trichoscypha, Glossolepis [Anakardiazeen]). Oder an der Spitze findet eine ſpärliche Verzweigung ſtatt, und die einzelnen Zweige tragen dann die Blätter ſchopfartig an ihrem Ende (Cola pachycarpa [Sterkuliazee]). Recht häufig iſt ein andrer, ebenfalls extremer Fall, in dem der Baum zwar 324 Periodizität in den Tropen. normal verzweigt iſt, die Blüten aber nur am unterſten Teil des Stammes bis etwa in Bruſthöhe trägt, wo ſie nach der Baſis zu am dichteſten ſtehen. Die in Kamerun von mir entdeckte Anonazee Petrastemma zeigt dieſes Verhalten, auch andre Gattungen der Familie. Im malaiiſchen Archipel fand ich es bei Baccaurea-Arten (Euphor— biazeen, Abb. 37), und aus demſelben Gebiet beſchreibt es Beccari als beſonders auffällig bei Durio testudinarum. Bei Unona flagellaris, einer Anonazee auf Borneo, und einigen malaiiſchen Fieus-Arten wie Ficus geocarpa, F. hypo- gaea, F. Beccarii treten Früchte lediglich an gänzlich oder faſt ganz in der Erde ſteckenden Ausläufern auf. Lianen tragen ſehr häufig die Blüten und Früchte nur an den langen tauartigen Stämmen, nicht aber in der hoch oben ſich ausbreiten— den Krone. Eine andre Gruppe kauliflorer Bäume entwickelt ſie außer am Stamm auch an den älteſten und älteren Aſten. Zu ihr gehört der Kakaobaum (Abb. 39) und der ſchon genannte amerikaniſche Wachskerzenbaum (Parmentiera cerifera), von dem Schimper fälſchlich angibt, daß die Blüten nur am Stamm erſcheinen. Eine Stufe, die ſich äußerlich ſchon ſehr dem normalen Verhalten nähert, bilden jene Arten, deren Blüten und Früchte zwar aus dem alten Holz, aber nur im Bereich der Krone, nie— mals am Stamm entſtehen, wie z. B. der Stinkfruchtbaum (Durio zibethinus), auch manche Feigen (Abb. 38). Halleria lucida endlich, ein im öſtlichen Afrika nicht ſeltner Bignoniazeen-Baum, entwickelt Blüten in den Blattachſeln und nach Trinchieri zugleich aus dem alten Holz. Was die Verbreitung der Stammblütigkeit betrifft, jo iſt ſie bisher bei etwa 150 Pflanzenarten der verſchiedenſten Familien bekannt geworden; hauptſächlich ſind es Ariſtolochiazeen, Morazeen, Myriſtikazeen, Anonazeen, Magnoliazeen, Legumi— noſen, Sapindazeen, Anakardiazeen, Euphorbiazeen, Bombakazeen, Sterkuliazeen, Violazeen, Melaſtomatazeen, Lecythidazeen, Paſſiflorazeen, Myrſinazeen, Sapotazeen, Geſſnerazeen, Kukurbitazeen. Bemerkenswert iſt, daß alle Familien, in denen ſie häufig auftritt, ein geologiſch hohes Alter beſitzen. Mit Ausnahme der Leguminoſen-Gattung Cercis findet ji die Erſcheinung nur bei tropiſchen Gewächſen. An den höheren Pflanzen entſtehen Seitenknoſpen regulär nur in der Achſel eines Laubblattes. Daneben gibt es die Adventivknoſpenbildung, die ſo vor ſich geht, daß älteres, ſchon in Dauerzuſtand getretnes Gewebe des Pflanzenkörpers ſich noch einmal in teilungsfähiges Bildungsgewebe umwandelt. Man ſollte nun meinen, daß die Ent— ſtehung ſtammbürtiger Blüten auf letzte Art erfolgt, da Blattachſeln am alten Holze ja meiſt nicht mehr vorhanden ſind. Das iſt jedoch nicht der Fall; die am alten Holz hervorbrechenden Blüten gehen vielmehr, wie ſchon Johow vermutet und Eſſer bei einer Anzahl kauliflorer Pflanzen nachgewieſen hat, aus ſogenannten „ruhenden“ oder „ſchlafenden“ Knoſpen hervor, die urſprünglich ſtets in den Achſeln von Blättern an— gelegt wurden, aber oft erſt nach vielen Jahren ſich weiter entwickeln. Bei einer von Eifer unterſuchten Theophrasta hatten austreibende Knoſpen nach annähernder Schätzung mindeſtens 60 Jahre geruht. Die Bildung geht meiſt ſo vor ſich, daß an dem Stamm oder Mit in feiner Jugend in den Blattachſeln zuerſt eine Knoſpe an— gelegt wird, der ſich nach und nach eine größere Anzahl andrer in lateraler oder ſeri— aler Anordnung hinzugeſellen, deren urſprüngliche Stellung aber durch nachträgliche 7 Kauliflorie. 325 Wachstumsvorgänge unregelmäßig verſchoben wird. Wir haben hier den Fall, daß Pflanzen ſchon im jugendlichen Zuſtande ſozuſagen in potentia, der Möglichkeit nach, geſchlechtsreif werden, in der Tat aber erſt viel ſpäter Blüten und Früchte entwickeln. Intreſſant wäre es, feſtzuſtellen, ob die ruhenden Knoſpen in ihrer Weiterentwick— lung ſchon feſt beſtimmt ſind. Es ſcheint nicht ſo, da Eſſer in einzelnen Fällen Laub— ſproſſe aus ihnen hervorgehen ſah. Vielleicht iſt die Sache aber ſo zu erklären, daß die unter der Rinde ſchlafenden Knoſpen an ſich überhaupt vege— tativer Natur ſind und ſich daher nicht direkt zu einzelnen Blüten entwickeln, ſondern zu oft allerdings ſtark ge— ſtauchten Sproſſen, an denen dann erſt die Blüten entſtehen. Es gibt in der Tat nicht viele Fälle, in denen einzelne Blüten am alten Holze gefunden werden. Meiſt treten ſie jahrelang hinterein— ander auf mehr oder weniger ausgedehnten polſterförmigen Stellen auf, und zwar an längeren oder kürzeren, oft recht ſtark verzweig— ten Sproſſen. Außer- ordentlich kurz ſind dieſe beim Kakaobaum, länger bei manchen Anonazeen, oft recht ſtark verlängert bei vielen Ficus-Arten (Abb. 40) und Bac- N caure a. Ob bei Anona N Abb. 3s. muricata und andern Ficus ee it 8 1 alten Zweigen. Anonazeen, wo Einzel— blüten am Stamm auftreten, dieſe unmittelbar aus der primären Knoſpe hervor— gehen oder einem wenn auch weiter nicht gegliederten Blütenſtand angehören, wäre noch zu unterſuchen. So läßt es ſich auch erklären, daß die ruhenden Knoſpen unter Umſtänden zu Laubſproſſen werden und die Blütenbildung ganz unterlaſſen. Die Blütenknoſpen würden dann auch erſt kurz vor ihrem Erſcheinen angelegt zu werden 326 Periodizität in den Tropen. brauchen und als ſolche nicht lange ruhend verharren, und die Pflanze würde in Wirk— lichkeit erſt kurz vor dem Blühen geſchlechtsreif. Abb. 39. Kakaobaum (Theobroma eacac). Die Blüten erſcheinen am Stamm und an den älteren Zweigen. (Zur Verfügung geſtellt vom Kolonial-wirtſchaftlichen Komitee, Berlin.) Um den Knoſ— pen nach ſo langer Zeit der Ruhe den Durchbruch noch zu geſtatten, darf die Rinde des Stammes nicht zu dick und borkig werden. Ich zweifle deshalb auch, ob Halle- ria lueida, die eine ſtark korkige Rinde entwickelt, zu den typiſch Kaulifloren zu rechnen ſei. Ein Exemplar, das ich in den Uluguru⸗ bergen in Oſt⸗ afrika fand, hatte nur achſelſtändige Blüten an den letz⸗ ten Trieben, und der von Trin⸗ chieri beobachtete Fall an einem kultivierten Exem⸗ plar dürfte nur eine Ausnahme oder doch ein ſelt⸗ nes Vorkommen ſein. Zarte Rinde findet ſich bei den meiſten Bäumen des tropischen Ur- walds, und des⸗ halb bildet auch dieſe Formation die eigentliche Heimat der Stammblütigkeit, die in Steppengebieten allerdings nicht gänzlich fehlt. Daneben bietet der Regenwald noch eine andre Vor— bedingung, die nach Trinchieris Beobachtungen die Kauliflorie zu fördern ſcheint, nämlich hohe Luft- und Bodenfeuchtigkeit. Kauliflorie. 327 Aus dem Geſagten iſt erſichtlich, daß die räumliche Trennung der vegetativen und reproduktiven Lebenstätigkeit in Form der Kauliflorie von klimatiſchen Verhält— niſſen nicht unabhängig iſt, in ihnen ihre notwendigen Vorbedingungen findet. Welchem biologiſchen Zweck ſie dient, dafür gibt es noch keine einwandfreie Deutung. Eine der älteren Erklärungen, die auch in neurer Zeit noch wiederholt worden iſt — ſie ſtammt von Johow — nimmt an, daß die Stamm- und Aſtbürtigkeit der Blüten hauptſächlich großer und ſchwerer Früchte wegen ausgebildet ſei, die an jungen, dünnen Zweigen nicht genügend Halt fänden. Daß dieſe Erklärung nicht richtig iſt, zeigt klar die Gattung Theobroma. Der echte Kakaobaum, Th. cacao, bringt ſeine Früchte am Stamm und an den älteren Aſten hervor, eine wilde, zuweilen auch kultivierte Art, Th. bicolor, an den Jahrestrieben; an Größe geben ſich die Früchte beider Arten nichts nach. Auch die apfelgroßen Früchte, die den ſchlanken Stamm des afrikaniſchen Omphalocarpum Radlkoferi oft dicht bedecken, find kaum größer und ſchwerer als die Früchte mancher Arten der nahe verwandten nicht kaulifloren Gattung Chryso- phyllum. Das beſte Beiſpiel gegen dieſe Deutung iſt aber Boehmeria ramiflora, bei der die männlichen, nicht fruchtenden Blüten an den älteren blattloſen, die weib— lichen an den jüngeren ſchwächeren Zweigen erſcheinen. Schimper fand auch bei Taxotrophis qa vaniqa (Morazee) die männlichen Blüten entſchieden kauliflor, die weiblichen dagegen an jungen Zweigen in Blattachſeln. Es gibt zwar beſonders ſchwere Früchte, die ſtammbürtig ſind, ſo die bis 60 em langen und 30 em im Durchmeſſer haltenden des Jackbaums (Artocarpus inte— grifolia), die von den Malaien gegeſſen und oft durch Brettchen am Baume unter— ſtützt werden. Kugelrund und noch ſchwerer — bis zu ½ Zentner — ſind die der verwandten Treculia africana. Aber ich möchte gerade behaupten, daß hier die Größen- und Schwerezunahme der Früchte eine Folge der Stammbürtigkeit iſt und nicht umgekehrt. Dieſe iſt als Bedingung jener aufzufaſſen. Es gibt verwandte Arten, die keine ſtammbürtigen, infolge deſſen aber auch erheblich kleinere Früchte hervor— bringen, wie der Brotfruchtbaum Artocarpus incisa und mehrere Treculia- Arten. Auch bei der Gattung Ficus iſt dieſes Verhältnis zu beobachten. Die an den Jahrestrieben hervorkommenden Früchte ſind hier klein, oft nur erbſengroß oder noch winziger, ſelbſt an rieſenhaften Bäumen. Wo ſie aſt- oder ſtammbürtig werden, tritt ſofort eine bedeutende Vergrößerung zutage, ſo bei Ficus Roxburghii; und fauſtgroße Früchte kommen nur bei den kaulifloren Lianen der kleinen Sektion Sy- noecia vor. Es dürfte kein Zufall ſein, daß alle dieſe Fälle Morazeen mit Scheinfrüchten betreffen. Dieſe ſind Achſengebilde, die die eigentlichen Früchte auf der Oberfläche tragen. Bei Achſen aber zeigt das Wachstum eine zentrifugale Richtung, drängt von innen nach außen heraus. Dagegen müſſen echte Früchte in ihrem Wachstum mehr zentripetale, zuſammenhaltende Tendenz äußern; denn die Fruchtwand hat die Auf— gabe, die Samen bis zur Reife einzuſchließen. Es braucht daher nicht in allen Fällen dem Auftreten der Kauliflorie auch Fruchtvergrößerung zu folgen, wie das Beiſpiel der beiden genannten Theobroma-Arten beweiſt. Wo es, wie bei Scheinfrüchten, die inneren Verhältniſſe zulaſſen, kommt es in vielen Fällen ſo, mit Notwendigkeit in allen natürlich auch hier nicht. Die angezognen Beiſpiele mögen zeigen, wie, wenn 328 Periodizität in den Tropen. man ſchon Kauliflorie und Fruchtgröße in urſächliche Verbindung miteinander bringt, jene das Urſprüngliche, die Bedingung, dieſe die Folgeerſcheinung iſt. Wallace, der bekannte Tropenbiolog, hat den Grund für die Kauliflorie darin zu ſehen gemeint, daß ſie die Beſtäubung erleichtere: die ſtammbürtigen Blüten wären für Inſekten, beſonders Schmetterlinge beſſer ſichtbar, als die im Laub der Krone Pr SLR NS 3 * Abb. 40. Fieus sykomorus. Die Früchte hängen in troddelartigen Büſcheln von den Zweigen herab. (Aufnahme von Prof. Roſen.) verborgnen. H. Hallier ſchließt aus der nicht ſel— ten trüben Fär⸗ bung kauliflorer Blüten und dem Fehlen des Duf— tes, der zuweilen durch widerliche Gerüche erſetzt iſt, auf eine Anpaſ— ſung an niedere Inſekten, wie Dipteren und Hymenopteren. Gegen die auch von Johow geteilte Anſchauung, daß Kauliflorie und Inſektenbeſuch in Zuſammenhang ſtehen, ſpricht ſchon der Um- ſtand, daß gerade in der durch Kauli⸗ florie ſo ausge— zeichneten Familie der Anonazeen Autogamie, Selbſtbeſtäubung, ſehr verbreitet iſt. Buscalioni, der in neurer Zeit eine längere Abhandlung über die Frage geſchrieben hat, hält die Kauliflorie haupt- ſächlich für eine Einrichtung, die Blüten und Früchte vor Schädigung durch Feuchtigkeit, in erſter Linie durch Regen zu bewahren. Er geht von dem Gedanken aus, daß die Kauli— florie ſchon in älteren geologiſchen Zeiten, vor allem in der Karbonzeit mit ihren hohen und ſtarken Niederſchlägen, ſehr verbreitet war, und daß ſie heute faſt nur noch unter Verhältniſſen vorkommt, die jenen ähnlich ſind, nämlich im tropiſchen Regenwald. Kauliflorie. 329 Sowohl bei den heutigen Bewohnern dieſer Formation als bei den Pflanzen der Karbonzeit finden ſich ausgeſprochne Regenſchutzeinrichtungen an den Blättern, wes— halb — eine eigentümliche Logik! — die Kauliflorie nur ein Regenſchutz der Blüten und Früchte ſein kann. Dagegen iſt einzuwenden, daß manche Erſcheinungen, wie ſtarke Blattzerſchlitzung, das Auftreten der „Aphlebien“ bei Karbonpflanzen, wohl ſicher andre als die von Buscalioni ihnen beigelegte Bedeutung haben. Die Tat— ſache, daß die heutige Regenwaldvegetation mancherlei Schutzmittel des Laubes gegen Niederſchläge beſitzt, beſteht allerdings, wie ſchon oben ausführlich dargetan. Ob aber auch die Früchte ſolchen Schutzes bedürfen, iſt in demſelben Abſchnitt ſtark in Zweifel gezogen worden; Buscalioni ſetzt es einfach voraus. Aber ſelbſt der allgemeine Nachweis, daß es tatſächlich ſo iſt, hätte als Stütze ſeiner Deutung der Kauliflorie noch nicht ausgereicht; er hätte noch beſonders erklären müſſen, warum bei den verhältnismäßig ſo wenigen Arten mit Kauliflorie die Früchte noch empfind— licher ſind als in tauſenden von Fällen, in denen ſie innerhalb der Krone ſitzen. Den— ſelben Nachweis hätte er für die Blüten führen müſſen. Denn wenn man die Not— wendigkeit eines Pollen- und Honigſchutzes gegen Näſſe auch zugibt, ſo iſt nicht ein— zuſehen, warum in der überwiegenden Mehrheit der Fälle die Blüten innerhalb der Krone genügend geſchützt ſind, in ganz wenigen aber eine Verlegung an den Stamm nötig war, zumal ſich oft nahe verwandte Arten mit demſelben Blüten- und Laub— kronenbau verſchieden verhalten. Schließlich ſcheint mir die Annahme, daß die aus dem alten Holz kommenden Blüten vor dem Eindringen von Waſſer beſſer geſchützt ſind als die in den Kronen ſtehenden, noch gar nicht erwieſen. Häufig können letzte viel leichter eine nickende Stellung einnehmen als die ſtammbürtigen Blüten mit ihren oft derben Stielen. Auch das müßte noch geprüft werden, ob die Kronen aller kaulifloren Ge— wächſe den auffallenden Regen nach außen leiten. Sollte das nicht der Fall ſein, ſo bildet gerade der Stamm den Waſſerweg zum Boden. Die Erklärung Buscalionis er- ſcheint mir ſehr unwahrſcheinlich, iſt aber mindeſtens noch nicht genügend bewieſen. Ernſt Ule gibt folgende mehr phyſiologiſche Deutung der Kauliflorie: „Bei der großen Kraftentwicklung, welche die Pflanzen nötig haben, um ihr Laubwerk in der Höhe und im Lichte zur Entfaltung zu bringen, bleibt oft für Blüten und Früchte kein Raum, und da iſt es wohl natürlich, daß ſie ſich aus vorher ſchlafenden Knoſpen an den Aſten und Stämmen entwickeln. Für ſie genügt auch ein mattes Licht und iſt unterhalb der Laubkronen reichlich Raumentfaltung vorhanden.“ — Aber auch dieſe Erklärung wird nicht allen Tatſachen gerecht. Sie paßt vielleicht auf Lianen des Ur— waldes, auf kleine Bäume des Unterholzes ſchon nicht mehr — und doch ſind gerade nach Ules eigner Beobachtung außer Lianen hauptſächlich kleinere Bäume, Sträucher und Halbſträucher kauliflor —; vollends aber nicht, wenn wir ſtammblütige Gewächſe — was allerdings ſelten iſt — auch in offnen Formationen auftreten ſehen. Ein dieſer Erklärung gerade zu ins Geſicht ſchlagendes Beiſpiel bietet der Durian (Durio zibethinus). Bei ihm kommen, wie ſchon erwähnt, die Blüten und Früchte zwar aus dem alten Holz, aber nur im Bereich der Krone, niemals am Stamm. Schimper zählt noch eine Reihe andrer Pflanzen desſelben Verhaltens auf. Daß es nicht der Zweck ſein kann, durch die Kauliflorie die Krone zu entlaſten, um fie lediglich für die Aſſimilation zu reſervieren, zeigt auch Tetrastemma. Bei 330 Periodizität in den Tropen. dieſem diöziſchen Baum erſcheinen auch die männlichen Blüten lediglich am untern Stammteil, bis kaum in Bruſthöhe. Sie könnten doch die urſprüngliche Stellung in der Krone beibehalten, da aus ihnen keine Fruchtbildung und daher keine ſtarke In— anſpruchnahme von Nährſtoffen erfolgt. Man könnte freilich einwenden, die männ— lichen Blüten ſeien zur leichteren Auffindbarkeit für die beſtäubenden Inſekten an die— ſelbe Stelle gerückt, an der auch an den weiblichen Bäumen die Blüten ſtehen. Schimper führt aber ein andres Anonazeen-Bäumchen an, bei dem auf dieſe Erleichterung und Sicherung der Beſtäubung gar keine Rückſicht genommen worden iſt, Stelecho- carpus burahol; bei ihm entſpringen die weiblichen Blüten aus dem Stamm (Abb. 35 und 36), die männlichen an den Zweigen, aus den Achſeln kürzlich abgeworf— ner Blätter. Einen ganz ähnlichen phyſiologiſchen Standpunkt vertritt Haberlandt, wenn er ſchreibt: „Die tropiſchen Gewächſe mit ihrer vielfach weitergehenden Differenzierung ſämtlicher Organe und Organſyſteme zeigen viel häufiger als unſere Pflanzen die Aus— bildung eigener Aſſimilationsſproſſe, denen ausſchließlich die Funktion der Ernährung zukommt. Bei den Bäumen mit ſtammbürtigen Blüten nimmt gewiſſermaßen die ganze Laubkrone einen ſolchen ſpezifiſch aſſimilatoriſchen Charakter an und bei der ſchärferen Differenzierung der ernährungsphyſiologiſchen Hauptfunktion wird die Nebenfunktion des Blühens und Früchtetragens den älteren Aſten und dem Hauptſtamme übertragen. Ein räumliches Auseinanderhalten verſchiedener Funktionen mag ſonach hier im Spiele fein“. Hiergegen iſt dasſelbe einzuwenden, was eben gegen Ule geltend gemacht wurde. Auch nach Beccari ſind höchſtwahrſcheinlich bei der Ausbildung der Kauliflorie biologiſche Urſachen überhaupt nicht im Spiel geweſen, ſondern lediglich rein phyſio— logiſche. Er ſtellt ſich die Verhältniſſe folgendermaßen vor: „Von allen Geweben der höheren Pflanzen beſitzt das Kambium die größte Reizbarkeit und die Fähigkeit, ſich zu teilen und in die verſchiednen ſekundären Gewebe umzubilden. Es gibt eine Periode im Pflanzenleben, während der das Protoplasma des in allen lebenden Pflanzenteilen wohnenden Kambiums und ſpeziell das in den durchbrochenen Gefäßen, die unter der kortikalen Schicht liegen, miteinander in Kommunikation zu treten ſcheinen. Und es kann als ſicher gelten, daß während der Zeit der organiſchen Aktivität (die bei uns in den Frühling fällt) die Elemente zur Erzeugung reproduktiver Zellen, d. h. ſolcher Zellen, aus denen Blüten entſtehen können, überall in jenen Geweben zu finden ſind. Wenn nun zu der Zeit, wo in den Gefäßbündeln die zu den reproduktiven Organen umzuformenden Zellen ſpezialiſiert werden ſollen, ihre Bildung an den normalen Stellen verhindert wird, ſo kann es wohl geſchehen, daß der Vorgang, der in dem einen Teile der Pflanze nicht ſtattfinden kann, in einem andern vor ſich geht. Und aus dieſem Grunde — wenn nämlich während der Epoche der Artbildung, die ich der Kürze halber „kreative“ oder „plasmative“ Epoche genannt habe, die normal ver— teilten Blüten einer Pflanze vernichtet werden, und ſich infolge deſſen keine Früchte und Samen entwickeln — kann dieſe Pflanze im Stande ſein, irgend wo Blüten zu produzieren, und vor allem in jenen Teilen der Rinde, die den urſprünglichen vege— tativen Zentren entſprechen, nämlich dort, wo Augen oder latente oder potentielle Knoſpen exiſtieren, genau wie nach dem Kappen des Stammes oder dicker Aſte an ſolchen Stellen Knoſpen oder Triebe erſcheinen, wo vorher keine Spur zu ſehen war. Kauliflorie. 331 Angeſtellte Verſuche zeigen genau den Vorgang, den ich poſtuliert habe. Bei gepfropften, ſchon erwachſnen und fruchtenden Weinſtöcken habe ich mehrere kleine Blütenbüſchel erſcheinen ſehen, die aus dem nackten Stamm hervorkamen, zweifellos, weil die Pflanze oben abgeſchnitten worden war. In der „Revue horticole“ für 1882 (p. 430 Abb. 93) iſt ein Weinſtock beſchrieben und abgebildet, der mehrere Beeren an ſeinem nackten Teile trägt und ſo genau den Fall der ſtammbürtigen Früchte wieder— holt. Meine Hypotheſe findet ferner Beſtätigung in den Experimenten von Profeſſor Mattirolo (in Malpighia XIII p. 20) an Vicia faba, bei der die fortgeſetzte Ent— fernung der Blüten, die ſich an ihrer normalen Stelle entwickelt hatten, die Bildung von andern Blüten an abnormen Stellen im untern Teil der Pflanze bewirkte.“ Auch Trinchieri hat beobachtet, daß nach kräftiger Beſchneidung an zwei Citrus- und einer Ficus-Art, die) nicht zu den Kaulifloren gehören, Blütenbildung am alten Holz auftrat. Mit dieſen Darlegungen iſt doch aber nur eine Vorſtellung von der phyſiologi— ſchen Möglichkeit der Entſtehung der Kauliflorie gewonnen, wie wir ſie natürlich auch beim ſelektiven Eingreifen irgend welcher ökologiſcher Verhältniſſe vorausſetzen müßten. Dasſelbe gilt von Haberlandts Anſchauung, die er neben der eben ſchon erwähnten noch vorbringt: „Bei immergrünen Bäumen mit allmählicher Laubentfaltung ſpeichern die alten Stämme und Aſte bloß inſofern plaſtiſche Bauſtoffe auf, als dieſe das Mate⸗ rial für die Bildung der Blüten und Früchte liefern. Denn das Baumaterial für die neuen Laubblätter kann ja immer direkt aus den ununterbrochen tätigen älteren Blättern bezogen werden. Wenn alſo die Blüten und Früchte in unmittelbarer Nähe der Speicherſtätten gebildet werden, fo entfällt die langwierige Rückwanderung der dazu Verwendung findenden Bauſtoffe in die jungen Zweige, es wird Zeit und Be— triebskraft erſpart, und die Entwicklung jener Organe kann bei vorhandener Perio— dizität auch prompter vor ſich gehen.“ Im beſonderen iſt hier einzuwenden, daß ge— rade bei Gewächſen mit ausgeſprochner vegetativer Periodizität, wie ſie hauptſäch— lich in offenen Formationen vorkommen, Kauliflorie faſt gar nicht auftritt. Gerade bei ihnen aber wäre der Grundſatz der Okonomie, mit deſſen Anwendung vielfach Miß— brauch getrieben wird, von Wichtigkeit. Von kaulifloren Pflanzen kenne ich außer wenigen Ficus-Arten keine mit ſolchem Verhalten. Dann iſt aber auch hier zu ſagen, daß Speicherung von Bauſtoffen in den Stämmen das Auftreten der Kauliflorie wohl ermöglicht oder erleichtert, aber nicht notwendig zur Folge haben muß. Auch Beccari und Haberlandt können auf ſelektiv wirkende ökologiſche Verhältniſſe nicht verzichten. Denn es muß doch, um bei der Beccariſchen Erklärung zu bleiben, eine beſtändig wir— kende äußere Urſache vorhanden geweſen ſein, die immer wieder zur Zerſtörung der an den normalen Stellen gebildeten Blüten führte. Beccari ſcheint anzunehmen, daß es ſich dabei um Tiere handelt. Wenn das zufällig geſchah, konnte es keine züch— tende Wirkung haben. Welche Notwendigkeit für die fortwährende Zerſtörung von Blüten durch Tiere aber vorgelegen hätte, müßte erklärt werden. Vielleicht iſt die ganze Frage überhaupt anders zu ſtellen. Alle angeführten Erklärungen der Kauliflorie gehen davon aus, [daß dieſes Verhalten das ſekundäre, abgeleitete ſei. Es wäre aber auch denkbar, daß die Kauliflorie den urſprünglichen Zuſtand bedeutet; und dann wäre die Entſtehung des Verhaltens, wie wir es heute 332 Bodenverhältniſſe. bei den meiſten Holzgewächſen finden und deshalb als das primäre hinſtellen, der Erklärung bedürftig. Dieſer Gedanke findet eine Stütze in der ſchon erwähnten Tat— ſache, daß bei den Pflanzenreſten aus dem Karbon ſtammbürtige Blüten häufig ge— funden werden, ſo bei den Kalamariazeen, Sigillariazeen, Lepidophyten uff. Die Gattung Ulodendron gründet ſich ausſchließlich auf jene großen Male an den Stämmen, die ſtammbürtigen Blüten entſprechen. Auch die Benettiazeen, eine aus— geſtorbne Familie, die manche Botaniker nicht ohne Grund als die Vorfahren des größten Teils der heute lebenden Blütenpflanzen anſehen, waren kauliflor. Daß ſich die Erſcheinung heute gerade in Familien findet, die weit in die Vorzeit zurückreichen, iſt ſchon erwähnt worden. Welche Urſachen für das Aufgeben des alten und die Ent— ſtehung des heute als normal geltenden Zuſtands verantwortlich zu machen ſind, wird ſich nicht jo einfach entſcheiden laſſen. Vielleicht ſind es klimatiſche Verhältniſſe geweſen, vielleicht Anderungen in der Beſtäubungsart, vermutlich aber überhaupt nur eine innere Entwicklungstendenz, der wir weiter nicht beikommen können. Merkwürdig iſt dabei noch der Umſtand, daß die Gymnoſpermen mit der ganzen Maſſe der Nadel— hölzer, die den alten Karbonpflanzen verwandſchaftlich am nächſten ſtehen, keinen einzigen Fall von Kauliflorie (oder bei Gnetum?) aufzuweiſen haben. IV. Der Einfluß der Bodenverhältniſſe auf die Vegetation der Tropen. ie wir geſehen, werden durch die Temperatur die großen Vegetations zonen der Erde beſtimmt. Von den atmoſphäriſchen Niederſchlägen hängen dann innerhalb dieſer die Provinzen ab. Der Pflanzenwuchs der einzelnen Provinzen zeigt ebenfalls nicht durchweg dasſelbe Ausſehen, ſondern erweiſt ſich in Formationen gegliedert. Auch die Formationen (3. B. Wald, Steppe, Wüſte) ſind in hohem Maße von den Niederſchlägen abhängig, doch beginnt bei ihnen auch die Wirkung der Boden— verhältniſſe ſich geltend zu machen. Schimper unterſcheidet danach klimatiſche oder Gebietsformationen und edaphiſche (vom griechiſchen edaphos, Erdboden) oder Standortsformationen. Jene erſtrecken ſich meiſt über größere, von gleichen oder ähnlichen klimatiſchen Bedingungen beherrſchte Gebiete. Dagegen ſind die eda— phiſchen Formationen auf enger umgrenzte Standorte mit beſondrer Bodenbeſchaffen— heit beſchränkt, gewöhnlich in die Gebietsformationen eingeſprengt. Wo über größere Strecken hin die Bodenverhältniſſe gleichartig find, können aber auch die Standort- formationen erhebliche Ausdehnung erlangen. Über den Einfluß der Bodenverhältniſſe auf die Vegetation in den Tropen ſind wir noch wenig unterrichtet. Soviel iſt ſicher, daß er ſich in den periodiſch trocknen Gebieten weit ſchärfer ausprägt als in immerfeuchten, wo ſich der Regenwald, an— ſcheinend ohne weſentliche Unterſchiede, über mannigfaltige Bodenarten ausdehnt. So ſteht der Urwald des mittleren und ſüdlichen Kameruns auf Laterit, am Kamerun— gebirge dagegen auf vulkaniſchem Boden. Ein Unterſchied in der Phyſiognomie iſt aber nicht zu finden, und die floriſtiſche Schattierung fällt kaum auf, hängt wohl auch Vulkaniſcher Boden. Laterit. 333 nicht mit den Bodenverhältniſſen zuſammen. Nur an ſumpfigen und ſalzreichen Stand— orten und ſolchen mit beſonders durchläſſigem Untergrund ändert der Wald ſein Aus— ſehen. So fand ich in Borneo auf einem ſehr durchläſſigen Bergrücken, mitten im Urwald, aber ganz beſtimmt abgegrenzt, einen urſprünglichen Beſtand aus niedrigem Stangenholz, in dem die meiſten Arten des umrahmenden Urwalds fehlten. — Das Auseinanderhalten phyſikaliſcher und chemiſcher Einflüſſe des Bodens iſt für die tro— piſchen Gebiete, mangels hierauf bezüglicher Unterſuchungen, noch unmöglich. Ich habe mich oft gewundert, in der ſchiedenſte phyſiognomiſche Aus— bildung, zuweilen unvermittelt, neben einander zu finden, obwohl die Bodenverhältniſſe äußerlich gleichartig erſchienen. Was die Bodenarten an— langt, ſo ſind in einzelnen Teilen der Tropen jungvulkaniſche Geſteine weit verbreitet. Es ſei nur an die Eruptionslinie von Kamerun, Fernando Po, Prin- cipe, Sab Thoms erinnert; fer UM ner an die zahlreichen Vulkane, W die die Ränder der großen oſt— afrikaniſchen Brüche begleiten; endlich an Sumatra und Java. Die Zerſetzungsprodukte dieſer Geſteine liefern einen dem Pflan— zenwuchs außerordentlich zuträg— lichen Mutterboden, ſowohl hin— ſichtlich der phyſikaliſchen Be— ſchaffenheit als auch des Nähr— ſtoffgehaltes. Eine für die tropiſche Zone geradezu charakteriſtiſche Boden— 7.5 FN 1 10 N | m 0 oſtafrikaniſchen Steppe die ver— IN NN 16 N Dh) A, 7 6 4‘ * is 1 7. e 10 J 0 0 IL N Ne art iſt der Laterit. Seine Ent⸗ . ee rn Cereus nyeticalis, wurzelkletternde Kaktazee. ſtehungsurſache haben wir in dem (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) hohen Salpeterſäuregehalt der Niederſchläge ſchon kennen gelernt, der eine Folge der Häufigkeit und Stärke der elektri— ſchen Entladungen iſt. Solche Niederſchläge wirken lebhaft zerſetzend auf alle Ge— ſteine, die Tonerde und Eiſen enthalten, und bringen als Verwittrungsprodukt einen Lehm hervor, der durch Beimengung von Eiſenoxyd und Eiſenoxydhydrat eine dunkel— gelbe bis rote Farbe annimmt. Dieſe Beſtandteile treten als glaſige oder zellige Ver⸗ härtungen auf. Man findet gewöhnlich die Angabe, daß der Name der Bodenart (vom lateiniſchen later — Ziegelſtein) auf die rote Ziegelfarbe hinweiſe. Laterit aber wurde 334 Bodenverhältniſſe. von Buchanan die rote Erde genannt, die in Südindien mit dem Spaten geſtochen und zu Ziegeln geformt wird. Dieſer Boden braucht nicht notwendig arm an Nähr— ſtoffen zu ſein, iſt es tatſächlich aber in vielen Fällen, beſonders da, wo er aus Sand— ſteinverwittrung hervorgegangen iſt, oder wo er ein nachträgliches Ablagerungs— erzeugnis fließenden Waſſers darſtellt. In letztem Falle ſind alle für das Pflanzen— leben wertvollen Beſtandteile wie Kalk, Kali, Natron, Magneſia und Phosphorſäure in hohem Maße ausgelaugt. Phyſikaliſch iſt der Laterit durch ſehr geringe waſſer— haltende Kraft gekennzeichnet, neigt alſo zu ſchnellem Austrocknen. Aus dieſen Gründen ſtellt er, zumal in regenarmem Klima, eine für den Pflanzenwuchs ungünſtige Unter— lage dar, deren Wirkung ſich beſonders auf den Baumwuchs geltend macht. Dieſen kann der Laterit auch noch dadurch nachteilig beeinfluſſen, daß er das Eindringen von Pflahlwurzeln unmöglich macht, indem ſich, wie ich es im ſüdlichen Küſtengebiet von Kamerun beobachtet habe, in wechſelnder Tiefe aus den Eiſenkonkretionen eine zu— ſammenhängende, ſandſteinartig verhärtete Schicht bildet, die wie der „Ortſtein“ in unſern heimatlichen Heiden wirkt; die Pfahlwurzel biegt ſich an der undurchdringlichen Schicht um, und der Baum geht zugrunde. Noch weniger günſtige Vegetationsbedingungen geben Verwittrungsböden aus reinem Kalkgeſtein ab. Sie ſaugen das Waſſer nur ſchwer auf und ſchädigen den Pflanzenwuchs durch ihre trockne Erhitzung. In niederſchlagsarmem Klima bedingt Kalkboden deshalb das Auftreten des am äußerſten xerophilen unter den tropiſchen Waldtypen, nämlich des Dornwaldes bzw. des Dornbuſches. — Wie die chemiſchen Eigenſchaften des Kalks die Gliederung der Pflanzendecke in den Tropen beeinfluſſen, wiſſen wir noch nicht ſicher. Vielleicht gibt es auch da kalkholde Arten. Doch ſcheint der Kalk in den Tropen als Beförderer des Stoffumſatzes im Boden entbehrlicher zu fein als im gemäßigten Klima, wie Wohltmann und Fesca übereinſtimmend an— geben, da ihn hier die ſtärkere klimatiſche Aufſchließung des Bodens in ſeinen Wir— kungen erſetzen kann. Wohltmann findet denn auch, daß die Tropen in der Tat eine weit geringere Zahl von Kulturgewächſen beherbergen, denen man ein ausgeſprochnes Bedürfnis nach Kalk nachſagen kann, als die gemäßigten Zonen. Auch durchläſſiger Kies- und Sandboden wirkt natürlich im trockenen Klima nicht förderlich auf den Holzwuchs. Eine auffallende Tatſache iſt der Humusmangel in tropiſchen Böden. Selbſt die großen Maſſen organiſcher Subſtanz an Blättern, Früchten und ganzen gefallnen Stämmen, die den Urwaldboden bedecken, erleiden in der feuchtwarmen Atmoſphäre eine ſo ſchnelle Zerſetzung, daß es zur Bildung größerer Humusmaſſen nicht kommt. — . P Ww̃ͥ Hauptſächlich helfen die in den heißen Ländern ſo weit verbreiteten und maſſenhaft ö auftretenden Termiten bei der Zerſtörung des Holzes, und auch die Zerſetzung durch Pilze iſt weit ſtärker als bei uns. An einem einzigen modernden Baumſtamm kann man oft eine ganze Anzahl von Schleimpilzen und echten ſaprophytiſchen Pilzen ſam— meln. Nur Baumfarne, die ja aber nicht häufig in großen Maſſen auftreten, und einzelne Harthölzer zerfallen ſehr langſam. So lag im Jahre 1904/05 in den Kakaobeſtänden des Botaniſchen Gartens in Viktoria (Kamerun) der etwa 1½ m Durchmeſſer haltende Stamm eines Momangibaums (oder Mwule, wie er in Oſtafrika heißt, Clorophora excelsa), der bei der Anlage der Pflanzung gefällt worden war. Die Rinde war Humus. 335 längſt zerſtört, das Holz aber ſtellenmeiſe kaum 1 em tief angegriffen, obwohl der tote Stamm ſeit etwa 12 Jahren dort lag. Pechuel-Löſche ſagt mit Bezug auf die ſchnelle Zerſetzung organiſcher Subſtanz: „Der kräftige Geruch friſch gebrochener Acker— krume, der würzige Duft, welchen die von Regen erfriſchten Fluren und Forſten in gemäßigten Breiten aushauchen — man möchte ihn recht eigentlich Kulturgeruch nennen — hat mich noch in keinem Tropengebiete wieder angemutet. Wo immer man dieſe betritt, da herrſcht — mit Ausnahme der ſehr trockenen ö Diſtrikte einiger Erdteile — ein mehr oder weniger hervor— NN tretender Hauch der Verweſung, der die ſchnelle Vergäng- Abs ji I N lichkeit der Überfülle an Lebensformen verkündet“. 7 Unter gewiſſen Umſtänden ſcheinen aber doch mäch— tigere Humusablagerungen auftreten zu können, ſo überall da, wo eine flache horizontale Lage des Bodens die Abſpü— lung durch Regen, zumal wenn noch der Schutz des Urwald— laubdachs hinzukommt, verhindert. Beccari gibt z. B. aus Borneo an, daß im Urwald eine Menge Humus aufgehäuft ſei, und führt ſogar das oberflächliche Wurzelwachstum der Urwaldbäume darauf zurück. Wie ich ſelbſt in Borneo und Kamerun beobachtete und die meiſten Reiſenden beſtätigen, handelt es ſich dabei doch meiſt um Zuſammenſchwemmungen oder — wie geſagt — um günſtige horizontale Bodenlagen. In Sümpfen kommt es nach Paſſarge infolge Luftabſchluſ— ſes unter Waſſer ſogar zu Moorbildungen, ſo z. B. in den Morichalen der Llanos. Auch die Schwarzerde Indiens — Regur — iſt, wie Walther im Gegenſatz zu v. Richt— hofen behauptet, nicht äoliſchen Urſprungs, ſondern alter Sumpfboden. Ich ſelbſt fand in Südoſt-Borneo in einer heideartigen Formation trocknen Torfboden, deſſen Ausdeh— nung und Mächtigkeit feſtzuſtellen ich leider unterließ. Daß er für den Pflanzenwuchs nicht ohne Bedeutung war, erkennt man daraus, daß dikotyle Bäume auf ihmwuchſen, die ſpargel— förmige Pneumatophoren beſaßen, wie ſie bei Bewohnern moorartigen Bodens öfter vorkommen und uns ſpäter noch 8 1725 85 = beſchäftigen werden. Bemerkt ſei hier, daß ſich an das Vor- an den Anden ehren ; kommen von Humusböden in den Tropen eine äußerst wichtige a geologiſche Frage knüpft, nämlich die nach der Entſtehung der Braunkohle und Steinkohle. Da man ſolche in der heutigen Tropenzone findet, muß man entweder die Möglichkeit mächtiger Humusablagerungen in den Tropen zu— geben oder annehmen, daß zur Karbonzeit dort ein kühles, gemäßigtes Klima geherrſcht habe. Nun iſt es den Anregungen Potoniés gelungen, die Aufmerkſamkeit der Tropen— reiſenden auf dieſe Frage zu lenken. Und Koorders hat denn auch im Jahre 1891 in Mittel⸗Sumatra ein ausgedehntes Flachmoor von mehr als 80000 Hektar entdeckt, deſſen Torfſchicht nach den ſpäteren Unterſuchungen von Larive eine Mächtigkeit bis zu 9 m erreicht. Dadurch hat die von Potonis ſtets vertretne Anſicht eine kräftige 336 Die biotifchen Faktoren. Stütze erhalten, daß die Karbonmoore, die die Steinkohle geliefert haben, als foſſile Tropenmoore oder mindeſtens als Moore angeſehen werden müſſen, die unter froſt— freiem Klima entſtanden ſind. Übrigens iſt der Humusmangel in den Tropen für den Pflanzenwuchs von ge— ringerer Bedeutung als im gemäßigten Klima. Wohltmann gibt folgende Darlegung: „Der Humus fördert bei uns vornehmlich die Erwärmung des Bodens und Erhaltung der Wärme. Dieſe ergibt ſich in den Tropen bereits zur Genüge aus der intenſiveren Beſtrahlung durch die Sonne. Der Humus erhält ferner die Feuchtigkeit, ein Umſtand, welcher ſeine Anweſenheit zwar in regenarmen Tropengegenden recht wertvoll, in regenreichen jedoch mehr ſchädlich als nützlich macht. Er befördert ſchließlich die Ab— ſorptionsfähigkeit des Bodens in hohem Grade. Das iſt zwar für die Tropen gleich— falls von hoher Bedeutung, wenn nicht gerade Tonerde und Eiſenoxydhydrat er— gänzend eintreten. Dieſe beſitzen aber gerade in den Tropenländern ein weit verbrei— tetes Vorkommen.“ Von pflanzengeographiſchem Intereſſe wäre eine Kenntnis des Nährſtoffge— haltes der Urwaldböden. Nach Paſſarge, der auf dieſe Frage aufmerkſam macht, ſcheinen ſie ganz außerordentlich ausgelaugt zu ſein, namentlich an Kali, Phosphor und Kalk, während Stickſtoff verhältnismäßig reichlich auftritt. Edaphiſche Formationen von größerer Ausdehnung ſind folgende: 1. Die Mangrove an den tropiſchen Küſten, im Bereich der Meeresflut. Ihre Organiſationseigentümlichkeiten verdankt ſie zum großen Teil dem Salzgehalt und der Konſiſtenz ihres Subſtrats. 2. Die Strandgehölze oberhalb der Flutlinie, die ebenfalls noch auf Salzboden ſtehen. 3. Die Sumpfwälder des Feſtlandes. 4. Die offnen Sümpfe. Die Galeriewälder, die mitten im Steppengebiet als ſchmale Streifen Waſſer— läufe begleiten und lediglich von dem Waſſerreichtum des Bodens abhängen. 6. Salzſteppen und Salzwüſten. Der Sandſtrand. ST 2 . Die biotiſchen Faktoren. V''s „biotiſchen“ Faktoren ſprechen wir, wenn es ſich um gegenſeitige Einwirkung von Organismen handelt. Sie kommen im Gegenſatz zu den klimatiſchen und edaphiſchen Faktoren nirgends ſelbſtändig für die Ausgeſtaltung von Formationen in Betracht, können aber doch der Lebensweiſe — und damit auch der Wuchsform — einzelner Pflanzen ſo eigenartige Züge aufprägen, daß dadurch die Phyſiognomie einer Formation mehr oder minder mitbeſtimmt wird: ſo den Dorngewächſen in Steppe und Wüſte, den Lianen und Epiphyten im Urwald. 337 a) Phytobiotiſche Faktoren. 1. Stützhilfe unter den Pflanzen. (Die Lianen). Unter Lianen verſtehen wir mit Schenck alle Gewächſe, die ihre langgliedrigen, biegſamen Stämme nicht aus eigner Kraft aufrecht halten können, ſondern an Stützen in die Höhe führen. Zweifellos ſind ige die Ausbildung dieſer Wuchsform biotiſche Faktoren in Anſpruch zu neh— men. Noch ungelöſt ſcheint mir die Frage zu ſein, welchen Vorteil das Klettern den Pflanzen im Daſeinskampfe bot. Bedürfnis nach Licht wird gewöhnlich als Aus— leſungs- und Züchtungsfaktor angeſehen. Nun gehören aller— dings die meiſten Lianen dem dämmrigen tropiſchen Ur— wald an; aber auch in ge— nügend durchleuchteten, offnen Formationen treten ſie häufig genug auf. So pflegen ſie in unſern Breiten den lichtren Waldrand vor dem Waldes— dunkel entſchieden zu bevor- zugen. (Brombeeren, Geiß— blatt, Hopfen). Und im tro⸗ piſchen Urwald gibt es zahl- reiche Lianen, die nicht ſo hoch klettern, daß ſie weſent— lich größeren Lichtgenuß er— zielten. Der Wuchsform der Lianen iſt Häufung der Stützpunkte im feuchten tropiſchen Walde Bedingung b geweſen; faſt neun Zehntel Kletterorgane („Geißeln“) von Rotangpalmen. | aller Lianen beſchränken ſich ne nac einer Seimmung von grau . Biedermann) auf ihn. Sogar auf die Weiſe des Kletterns haben die verſchiednen Stützpflanzen geſtaltend eingewirkt. Um dickere Stämme konnten ſich kräftige Gewächſe winden, oder ſie vermochten ſich mit Haftwurzeln feſtzuklammern; das dünne Gezweig des Unterholzes bot Gelegenheit, Kletterhaken und Ranken zu verwenden; dichtes Gebüſch gewährte ein Widerlager für das Ausſpreizen der Zweige des ſchlaffen Vegetationskörpers. Artabhängig- keit allerdings kann bei Lianen nicht erwartet werden; ſind ſie doch fähig ſich er Das Leben der Pflanze. VI. 338 Phytobiotiſche Faktoren. lebloſer Stützen zu bedienen. Nach dem Geſagten laſſen ſich folgende 4 Lianen— gruppen unterſcheiden: Spreizklimmer, Wurzelkletterer, Winde⸗— pflanzen, Ran⸗ kenpflanzen. Die Spreiz- klimmer ſtehen auf der unterſten Stufe der Kletter- pflanzen. Sie ruhen mit abge— ſpreizten Seiten⸗ zweigen, ohne aktive Befeſtigung auf dem Geäſt der Stützgewächſe. Stacheln und Dor⸗ nen, die häufig da⸗ bei Hilfe leiſten, ſind nicht als An⸗ paſſungen an klet⸗ ternde Lebens- weiſe zu deuten. Gewöhnlich ſind die Spreizklimmer niedrige, ſchlaff ſtrauchige Pflan⸗ zenformen. Den ſchlanken klettern den Bambuſen und den Kletterpalmen aus der Gruppe der Kalameen (Rotang), auch manchen dikotylen Spreizklimmern ſind aber die höch⸗ ſten Baumkronen Abb. 44. nicht zu hoch. Bei Calamus heteroideus. An den rohrartigen Stämmen iſt die Veſtachlung der 1 f Blattſcheiden deutlich zu erkennen. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) ihnen finden ſich denn auch bereits vorzügliche Anpaſſungen an kletternde Lebensweiſe. An einem Combretum der oſt⸗ afrikaniſchen Küſtengegend ſtellte ich feſt, daß die an den Knoten der langen Kletter— ſtämme in dreigliedrigen Quirlen entſpringenden Kurztriebe nicht ſchräg aufwärts, ſondern in einem ſpitzen Winkel nach unten abgehen. Ebenſo finden ſich bei Spreizklimmer. Wurzelkletterer. 339 Bambuſen lange, ſehr feſte, ſpitze, nach unten gerichtete Seitenknoſpen. Beide wirken wie Haken, die in das Geäſt der Stützvegetation eingreifen. In der Gruppe der Rotangpalmen ſtellt die ſogenannte Geißel, die nichts weiter iſt als die ver— längerte Mittelrippe der Fiederblätter, das Kletterorgan dar (Abb. 43). An ihr ſind die Blattfiedern zu kleineren oder größeren, rückwärts gekrümmten, ſcharfen Haken umgebildet, wie bei dem afrikaniſchen Ancistrophyllum, oder es treten widerhakig gekrümmte Stacheln auf. Die leicht bewegliche Geißel wird vom Winde hin und her geſchaukelt, kommt mit den Zweigen der Sträucher und Bäume in Be— rührung und verankert ſich an ihnen. Jedes höhere Blatt greift mit ſeiner Geißel an höhere Baumzweige, und ſo klettert der dünne Rotangſtamm bis in die höchſten Wipfel. Er ruht dabei nicht ſo ſehr auf den Stützgewächſen, als er an ihnen hängt. Die zuweilen recht lange Be— ſtachlung der Blattſcheiden (Abb. 44) und Rippen kann eine wirkſame Unterſtützung beim Klettern bieten, ohne daß ſie als Anpaſſung aufgefaßt zu werden brauchte. — Die Spreiz- klimmer können wohl zum Teil als ſtammesgeſchichtliche Vorſtufe für Winder und Ranker angeſehen werden. Dagegen hat die nicht ſehr große Gruppe der Wurzelkletterer, die ſich nach Art des Epheus befeſtigen, ihre Entwicklung wahrſcheinlich aus kriechenden, an den Knoten Adventiv— wurzeln bildenden Bodenpflanzen Abb. 45. genommen. Auch tropiſche Kletterer Lianen mit Korkſtacheln. N . f Die ſtärkere: XNanthoxylum tetraspermum; die ſchwächere: erzeugen, wie der Efeu, zuweilen X. oxyphyllum. (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) kurze und dünne Haftwurzeln, ſo eine Reihe kletternder Ficus-Arten, von denen wir auch in Warmhäuſern und im Zimmer einige ziehen. Ebenſo verhalten ſich eine Reihe von Piper-Arten (Abb. 42) und in Amerika die in ihrer Tracht den wurzelkletternden Feigen außerordentlich ähnlichen Marcgraviazeen. Auch die Kaktazeen haben ſolche Formen aufzuweiſen, wie die be— kannte „Königin der Nacht“ (Cereus nycticalis, Abb. 41), ferner Melaſtomatazeen, Asklepiadazeen, Bignoniazeen, im Monſungebiet die zahlreichen Freycinetia. In andern Fällen erreichen die Haftwurzeln die Dicke eines ſtarken Bindfadens bei 20 bis 30 em Länge und umklammern reifenartig zylindriſche Stützen, fu beſonders bei man— chen Arazeen (Monstera, Philodendron u. a.), auch bei der Vanille. Dieſe längeren 340 Phytobiotiſche Faktoren. Haftwurzeln entſpringen meiſt nur an den Knoten des Stengels, ſtets unter einem rechten Winkel und wachſen horizontal um den Stützſtamm herum. Daß ſie ſich immer der Stütze anſchmiegen, beruht auf Empfindlichkeit für Berührungsreiz, die ſie mit den gleich zu beſprechenden Ranken gemeinſam haben, weshalb ſie zuweilen auch als Wurzelranken bezeichnet werden. Unklarheit aber herrſcht noch darüber, was ſie veranlaßt, nicht nach allen Richtungen an der Stammoberfläche zu kriechen, ſondern ſtets horizontal zu wachſen. Vielleicht ſind ſie transverſalgeotropiſch veranlagt, d. h. ſo, daß ſie unter allen Umſtänden, wenn ſie nicht äußerlich gehindert werden, ſenkrecht zur Richtung der Schwerkraft wachſen. Doch könnten ſie auch eine Empfindlichkeit für die ſtärkſte Krümmung der Haftfläche beſitzen. Die Haftwurzeln aller Wurzelkletterer befeſtigen ſich an der Unterlage mit Wurzelharen, die an der Haftſeite der Wurzeln oft dicht wie ein Pelz erzeugt werden und in die kleinſten Unebenheiten und Ritzen eindringen. An der Spitze ſind ſie nicht ſelten ſcheibenartig verbreitet. Früher ſchrieb man ihnen, hauptſächlich auf die Aus— ſage Darwins geſtützt, auch Ausſcheidung klebriger Subſtanzen zu. Das iſt in neurer Zeit beſtritten worden, doch ſcheint mir noch keine endgültige Klarheit in dieſem Punkt zu herrſchen. Das bezeichnende Merkmal der Windepflanzen iſt eine einſeitige Wachstums- förderung des Stengels, die auf der rechten oder linken Flanke liegen kann. Infolge ihrer beſchreibt der geneigt oder horizontal abſtehende Sproßgipfel bei ſeinem Fortwach— ſen eine kreiſende Bahn, eine aufſteigende Spirale, die anfangs flach und locker iſt, ſpäter ſteiler und enger wird. Dadurch ſchmiegt ſich der Stengel der von ihm er— faßten Stütze feſt an. Gute Winder haben im allgemeinen 1½ bis 2½ Stunden für einen Umlauf der Sproßſpitze nötig. Eine der ſchnellſten Bewegungen maß Darwin bei der Loaſazee Seyphantus; fie vollendete einen Umlauf in 1 Stunde 17 Minuten. Andre brauchen bedeutend längere Zeit, bis zu 48 Stunden. Die Kreiſe, die das Sproßende beſchreibt, können weit über einen Meter Durchmeſſer haben, wie es Darwin bei der Asklepiadazee Ceropegia Gardneri beobachtete, ſind in der Regel aber be— deutend kleiner. Die Windebewegung geht Tag und Nacht ungeſchwächt vor ſich. „So ſucht der windende Sproß ſeine Umgebung förmlich ab, um eine Stütze zu finden.“ (Haberlandt). Nicht ſelten treten Hilfsvorrichtungen in Zuſammenwirkung mit dem Winden des Stengels auf. Sie haben alle den Zweck, den Reibungswiderſtand zwiſchen Winde— ſtengel und Stütze zu erhöhen und ſo das Herabrutſchen des erſten verhüten zu helfen. Zuweilen ſind es ankerförmig rückwärtsgekrümmte Haare wie bei Phaseolus-, Ipo- moea-, Dioscorea-Arten und Loaſazeen. Manche Winder entwickeln ſolche Haare — die dann alſo Anpaſſungen darſtellen — nur an dem windenden Hauptſtengel, niemals an den nichtwindenden Seitentrieben (z. B. die Dilleniazee Tetracera fagi- folia). Bei windenden Kombretazeen werden die ſtehenbleibenden Blattſtiele zu Dornen umgewandelt. Auch ſtarkentwickelte Lentizellen können die Befeſtigung des windenden Stengels fördern, ebenſo Korkwarzen, Korkſtacheln (Abb. 45) oder -Flügel (Abb. 47 rechts). Einige Asklepiadazeen, wie die Gattung Hoya, zeigen eine Verbindung des Windens mit Wurzelklettern. „Dieſe Formen ſtehen gewiſſermaßen im Begriff, ſich Windepflanzen. Rankenkletterer. 341 zu typiſchen Wurzelkletterern zu entwickeln, die ihrerſeits dann wieder als Ausgangs— form für die wurzelkletternden Epiphyten nach Art von Dischidia imbricata dienen konnten.“ Eine reichliche Verzweigung der Schlinger tritt erſt ein, wenn ſie die Laub— kronen des Waldes erreicht haben. Dann wird vorwiegend ſeitlich abſtehendes, nicht windendes Geäſt erzeugt, während die in die Höhe kletternden Stengel meiſt ganz un— verzweigt geblieben ſind und nach Abwerfen der Blätter als nackte, um die Stützen geſchlungne Taue erſcheinen, höchſtens hier und da einen Seitenzweig mit gleichem Ver— halten abgeben. (Abb. 27, 28, 29.) Die Ahnlichkeit der Lianen— ſtämme mit Tauen und Kabeln iſt für jeden Beſucher des Tropen— waldes unverkennbar. Und nicht nur äußerlich beſteht ſie. „Die beſondere Art und Weiſe, wie der Lianenſtamm auf Feſtigkeit beanſprucht wird, iſt es geweſen, wodurch jene Ahnlichkeit auf dem Wege allmählicher Anpaſſung erreicht worden iſt. Der Lianen⸗ ſtamm wird nämlich wie ein Tau zunächſt auf Zug beanſprucht, in- dem er bei hängender Stellung die eigene Laſt zu tragen hat, bei bogigem Verlauf von einem Aſt oder einem Baum zum andern durch Bewegungen dieſer im Winde gezerrt und gezogen wird. Ein Zug wird auf die Lianen auch ausgeübt, wenn der Stamm des Stützbaumes allmählich in die Dicke wächſt. Auch Biegungs— feſtigkeit kommt natürlich in Be- tracht. Dieſen Zwecken entſpricht — | Abb. 46. Querſchnitte von Lianenſtämmen aus der Familie der Sapindazeen mit kabelartiger Anordnung der Elemente. (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) ein kabelartiger Bau des Lianenſtammes am beſten, weshalb der Holzkörper nicht, wie bei den druckfeſten Stämmen der Bäume ſolide, ſondern in zahlreiche einzelne, durch Parenchymmaſſen verkittete Stränge zerklüftet erſcheint, die ſeitlich mehr oder minder gegeneinander verſchiebbar ſind. Dieſe Zerklüftung tritt durch Längsrinnenbildung auch äußerlich oft hervor.“ (Abb. 46.) Unter allen Kletterpflanzen erreichen die größte Vollkommenheit der Anpaſſung die Rankenkletterer. Ihre fortgeſchrittenſten Vertreter wie die Kukurbitazeen, Paſſiflorazeen, Vitazeen, ſind mit Eigenſchaften begabt, die in ausgezeichneter Weiſe 342 Phytobiotiſche Faktoren. ſchnell und wirkſam die Befeſtigung der dünnen, raſchwüchſigen Stengel an den Stützen ermöglichen. Allen Ranken, wie verſchieden ſie auch ausſehen mögen, iſt eine Reizbarkeit gemeinſam, die bei andauernder Berührung mit dargebotnen Stützen eine Einkrümmung bewirkt. Morphologiſch ſind die Ranken entweder Phyllome (Blatt— gebilde) oder Kaulome (Sproſſe). Bei den Blattkletterern erfolgt die Umgreifung der Stütze in ſeltnen Fällen durch die ganz normal gebildete Blattſpreite (einige Fumaria- Arten). In eine lange, feine, rankenartige Spitze ſind die Blätter der in den Tropen der alten Welt weit verbreiteten Flagellaria indica ausgezogen, ebenſo die der Liliazee Gloriosa. Meiſt iſt der Blattſtiel mit der zum Ranken nötigen Reizbarkeit aus- geſtattet, z. B. bei unſrer Clematis vitalba und andern Vertretern der Gattung, ferner bei manchen Arten der Kapuzinerkreſſe (Propaeolum). Eins der bekannteſten und ſchönſten, auch bei uns in Warmhäuſern zu beobachtenden Beiſpiele eines Blatt— ſtielrankers ſtellen die Kannen— pflanzen (Nepenthes, Abb. 68) dar. Außerordentlich häufig ſind die Fälle, in denen Blätter ihre ur— ſprüngliche Verrichtung und infolge deſſen ihre Geſtalt ganz aufgeben und zu fadenförmigen Ranken umgebildet ſind. Pflanzen mit ſolchen Organen bezeichnet Schenck im Gegenſatz zu den eben beſprochnen Blattkletterern Links: Stück einer „Affenſtiege“ (Bauhiniaspec.). Die dunklen als Blattranker. Zu ihnen ge⸗ Stellen auf den Wölbungen find die Anſatzſtellen von Seitenzweigen. hören vorzüglich eine große Anzahl Rechts: Unbekannte Liane mit ſternförmig angeordneten Korkleiſten. er . r Reimann) Arten aus den Familien der Smila— kazeen, Papilionazeen, Bignoniazeen und Kukurbitazeen. Bei den meiſten Wicken-, Linſen- und Erbſenarten find das End— blättchen oder noch einige der oberſten Fiederblättchen zu Ranken umgebildet, bei Lathyrus aphaca das ganze Blatt; nur die Nebenblätter dienen hier als Aſſimi— lationsorgane. Dieſer Gruppe gehört eine der mächtigſten Lianen des tropiſchen Ur— waldes an: Entada scandens. Eine beſondre Form der Blattranken bilden die Krallenranken von Big— nonia unguis und einiger Verwandten. Die Endranke der Blätter iſt hier drei— ſpaltig und ahmt die Form eines dreikralligen Vogelfußes nach. Die einzelnen Krallen ſind kräftig und hart, in der Mitte etwas dicker, und endigen in eine ſcharfe rückwärts Abb. 47. 1 Rankenkletterer. 343 gekrümmte Spitze. Andre Bignoniazen erzeugen an Stelle dieſer Krallen infolge des Berührungsreizes Haftſcheiben, wie ſie auch bei manchen Arten des wilden Weins vorkommen. Als höchſt entwickelte Blattranker ſind die in den Tropen ſo zahlreich vertretnen Kürbisgewächſe anzuſehen. Von den etwa 650 Arten gibt es kaum zehn, die nicht ranken. Wir können ſie als Blatt-Fadenranker bezeichnen. Biologiſch ſchließen ſie ſich eng RZ — ae — Abb. 48. Zweigklimmer Abb. 49. aus den Familien der Anonazeen und Legumi— Pluckenetia spee., Liane mit blattloſem Vorläufertrieb. noſen. (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) an die noch zu nennenden Achſen-Fadenranker an, und auch am Aufbau ihrer Ranken ſind außer Blättern ſchon Sproßglieder beteiligt. Die Achſenkletterer benutzen nicht die Blätter, ſondern unveränderte oder umgebildete Achſenteile zum Klettern. Unter ihnen ſtellen eine faſt rein tropiſche Gruppe die Zweigklimmer dar, die ſich hauptſächlich unter Polygalazeen, Legumi— noſen, Konnarazeen, Hippokrateazeen und unter den altweltlichen Anonazeen finden. Ganz normal ausgebildete Seitenzweige ſind bei ihnen mit Reizbarkeit begabt, ſo daß ſie ſich um Stützen krümmen können (Abb. 48). Die Kletterorgane der Hakenklimmer ſtellen, wie ſchon der Name jagt, haken— förmige Gebilde dar (Abb. 50), die ſich in ſeltneren Fällen aus Dornen, häufiger aus 344 Phytobiotiſche Faktoren. Blütenſtandsſtielen, die zuweilen noch Blüten hervorbringen, umgewandelt haben. Nach Umfaſſen der Stütze erfahren ſie meiſt eine beträchtliche Verdickung. Auch dieſe Gruppe iſt rein tropiſch und ſetzt ſich zuſammen aus Olakazeen und Rutazeen (Dornen!), aus Anonazeen, Loganiazeen, Dipterokarpazeen, Rubiazeen (Infloreszenzſtiele!). Sehr nahe ſtehen ihnen die Uhrfederranker. Auch fie bilden aus Inflores— zenzſtielen oder aus vegetativen Achſen Kletterorgane, die ſich nach dem Auffangen der Stütze verdicken können. Charakteriſtiſch für ſie iſt, daß ſie ſich in einer Ebne uhrfederartig zu einer lockren elaſtiſchen Spirale aufrollen, in der ſich die Stützen fangen. Ramnazeen, Sapindazeen, viele Arten der Leguminoſengattung Bauhinia gehören in dieſe ebenfalls rein tropiſche Gruppe. Die vollkommenſten Kletterorgane weiſen die Achſen-Fadenranker auf, deren Hauptvertreter die Vitazeen und Paſſiflorazeen ſind. Sie beſitzen die feinſte Empfind— lichkeit für Berührungsreiz und wickeln ſich in vielen Windungen um die Stütze herum. Einzelne Arten halten ſich mit Haftſcheiben feſt, in denen die Ranken endigen. Einen eigenartigen Typus einer Kletterpflanze beobachtete in neuerer Zeit Ule in Braſilien. Es iſt eine Kapparidazee, der als einziges Klettermittel die etwas ge— krümmten Fruchtſtiele dienen, die wie zwei kleine Haken die Reſte des Replums, d. h. der ſtehenbleibenden Scheidewand der Schotenfrucht, tragen. Die nach dieſer Eigenheit von Ule als Haptocarpum bezeichnete Pflanze wird nur wenig über meterhoch und hat dünne, etwas verholzende Stengel. In der Jugend vermag ſie ſich leichter aufrecht zu erhalten, auch kann ſie ſich durch die etwas feinſtachligen Blatt— ſtiele im Gebüſch ſtützen. Die Fruchtſtiele helfen ihr erſt, wenn ſie höher wird. Ob dieſer Kletterapparat als Anpaſſung aufzufaſſen iſt, möchte ich bezweifeln. Infolge gewiſſer übereinſtimmender Lebensverhältniſſe haben alle Kletter— pflanzen eine Reihe gemeinſamer Eigentümlichkeiten erworben. Ein meiſt überall zu beobachtender Zug iſt das Vorauseilen der beſondern Klettereinrichtungen vor der Laubentfaltung, bzw. die gänzliche Unterdrückung der letzten. Der Zweck dieſes Verhaltens iſt leicht einzuſehen: Die Kletterorgane ſollen beim Aufſuchen der Stützen nicht von den abſtehenden Blättern behindert oder von ihrer Schwere herabgezogen werden. Nicht ſelten meterlang von der Spitze ab erzeugen die windenden Sproſſen nur ſchuppige Hochblätter (Abb. 49) oder die erſten Anlagen der Laubſpreiten. Bei manchen tropiſchen Lianen werden, worauf Treub zuerſt hingewieſen hat, an den kletternden Langtrieben überhaupt nur ſchuppige Blätter gebildet, während die Laubblätter erſt an ſpäter entſtehenden ſeitlichen Kurztrieben auftreten. Dieſe langen Geißeln ragen raketenartig oder wie rieſige ſchlanke Polypenarme aus dem Gebüſch und den Baum— kronen hervor. Dabei beſchreibt die rotierende Spitze große Kreiſe und ſucht ſo einen weiten Umkreis nach ſtützenden Aſten und Zweigen ab. Der Erfolg, den ſie dabei hat, hängt von der Länge der rotierenden Spitze und von ihrer Schwere ab; die letzte aber iſt in erſter Linie abhängig von der Schwere der ſeitlichen Organe, der Blätter. Je leichter deren Maſſe tft, ein um fo längerer Sproß kann bei demſelben AUrbeitsauf- wand rotieren, ohne durch ſein Gewicht nach unten gezogen zu werden; und um ſo größer iſt für die Pflanze die Wahrſcheinlichkeit, eine Stütze zu finden. Wird die Biegungsfeſtigkeit des rotierenden Sproſſes durch ſein Gewicht überſchritten, ſo hängt er wie die Aſte eines „Trauerbaumes“ abwärts, und dann ſtellt ſich ſofort ein Größen⸗ r Gemeinſame Eigentümlichkeiten der Kletterpflanzen. 345 wachstum ſeiner Blätter ein; ebenſo nach Erfaſſen einer Stütze. Raciborski, der dieſe Verhältniſſe eingehender ſtudiert hat, maß bei Beaumontia grandiflora (Apocynazee) den Abſtand zwiſchen der Spitze der Triebe und dem erſten Blatt, das eine Länge von 50 mm erreichte. Bei Sproſſen, die eine Stütze erfaßt hatten, trat es in 155—346 mm Entfernung von der Spitze auf, bei frei wachſenden, noch rotierenden Sproſſen in 735—1333 mm. Bei anderen Lianen verkümmern an den Sproſſen, die nicht bald eine Stütze finden, die Blätteranlagen und werden abgeworfen; ſchließlich ſtirbt auch der Vegetationspunkt ab. Iſt eine Stütze erfaßt, ſo bleiben die Blätter ſtehen und erreichen ihre natürliche Größe. Welchen Wert die Natur auf dieſe Er— leichterung für die Klimmer legt, ſieht man daraus, daß ſelbſt da, wo ein Teil des Laubblatts zur Ranke geworden iſt, die Entwicklung dieſer den übrigen normalen Blatteilen weit vorauseilt. Und zwar geſchieht das in jedem Falle, gleichgültig, ob die Spitze des Blattes rankenartig wird, wie bei Bignonia unguis, oder der Stiel, z. B. bei Entada polystachya. Schon bei den Spreizklimmern fällt dieſer Zug auf. Einer Reihe von Bambus- Arten wurde es leicht, zur kletternden Lebensweiſe überzugehen, weil ſchon die normal wachſenden Bambuſen ihre 30—40 m langen Halme erſt lanzenartig gen Himmel ſtrecken, bevor Seitenſproſſe und Blätter auftreten. Bei den Rotang-Palmen entbehren die Geißeln, obwohl ſie nichts weiter ſind als Blattſpindeln, der Fiederblättchen. Ge— wöhnlich bilden die Geißeln ja nur das obere Ende normaler Blätter, doch gibt es Arten (z. B. Calamus extensus), bei denen gewiſſe, an der Peripherie der Pflanze ſtehende Blätter gänzlich in Geißeln umgewandelt ſind, ohne überhaupt noch Spreiten— teile zu entwickeln. Am auffallendſten tritt die Erſcheinung aber bei den Winde— pflanzen hervor. Beaumontia grandiflora iſt ſchon genannt worden. Eine andre Apocynazee, Anodendron paniculatum, entjendet bis zwei Meter lange blattloſe Windeſproſſe, und weitere Beiſpiele könnten noch zahlreich hinzugefügt werden. Sehr merkwürdig iſt der innere Bau der an den rotierenden Sproſſen ſo lange im Wachstum zurückgehaltnen Blattanlagen. Die Hemmung trifft nicht gleichmäßig das ganze Blatt. Während die eigentliche Blattfläche, die „Spreite“, noch ſehr klein und auch anatomiſch ganz unausgebildet iſt, noch keine Differenzierung in ver— ſchiedne Gewebsarten, keine ſekundären Nerven, keine Interzellularen und Spalt— öffnungen zeigt, findet ſich an der Spitze dieſer Spreite ein Teil, der zur ſelben Zeit ſchon vollſtändig differenziert iſt, aſſimiliert, atmet und Sekrete abſcheidet. Dieſe charakteriſtiſche, ſchon frühzeitig als beſondres Organ ausgebildete Spitze des Blattes, die meiſt in die übrige Spreite allmählich übergeht, zuweilen aber auch deutlich abge— ſetzt iſt, verliert ſich in vielen Fällen nach der vollſtändigen Entfaltung des Blattes durch Einſchrumpfen. Bei manchen Pflanzen, wie Dioscorea, bleibt fie aber be— ſtehen. Raciborski, der fie in Anlehnung an einen ſchon 1856 von Hermann Crüger gebrauchten Ausdruck „Vorläuferſpitze“ nennt, ſchreibt ihr den Zweck zu, an ſchnell wachſenden Sproſſen die Tätigkeit der Blätter, die doch nicht ganz entbehrt werden kann, zu erſetzen. Sie kommt aber auch an ſchneller heranwachſenden Blättern bei andren Pflanzen als Lianen vor, und ihre Bedeutung iſt noch nicht überall klargeſtellt. Andrerſeits tritt nicht bei allen Lianen an den Blattanlagen der rotierenden Sproſſe die Vorläuferſpitze auf. Sie wird dann durch andre Organe erſetzt, die ihre 346 Phytobiotiſche Faktoren. Aufgabe erfüllen können. Zuweilen ſind es die allein ſich findenden ſchuppigen Nieder— blätter, von denen ſchon die Rede war. In andren Fällen, bei vielen kletternden Roſazeen, Leguminoſen, Konarazeen, Büttneriazeen wachſen die Nebenblätter ſchnell zu gut funktionierenden Organen heran. Auch die Ranken eilen, wie ſchon erwähnt, der Blattentwicklung weit voraus und übernehmen nicht nur das Umklammern der Stützen, ſondern auch den Erſatz der Blätter. Denn ſchon im ganz jugendlichen Zu— ſtande, wenn ſie zum Erfaſſen | einer Stütze noch gar nicht fähig ſind, beſitzen ſie völlig ausge— bildete Gewebe, Chlorophyll und Spaltöffnungen, ſo z. B. bei Vitazeen, Sapindazeen, Paſſi— florazeen, Kukurbitazeen und andren Familien. Durchgehend iſt bei den Kletterpflanzen der anatomiſche Bau des Stammes, ſoweit er zur Leitung des Saftſtroms in Be— ziehung ſteht, nach derſelben Rich— tung hin beeinflußt: Der Durch— meſſer der Gefäßhöhlungen iſt ſehr groß. Bei dem geringen Umfang und der Länge der Lianenſtämme würde ſonſt der Erſatz des Tranſpirationswaſſers der Krone zu ſchwierig fein. In— folge der Gefäßweite wird der Reibungswiderſtand, der ſich dem aufſteigenden Waſſerſtrom ent— Ed gegenſtellt, bedeutend herab— n geſetzt und ſo ein ſchnelleres PR Abb. 0. Steigen ermöglidt. Bei Cala- akenklimmer. Links: Artabotrys spec. (Anonazee); die Kletter- 0 > . . haken ſind umgewandelte Laubſproſſe mit Blütenſtänden. Rechts: mus angustifolius treten en de gembir Matten; ie Den Ab sad Altientänden Leitungsröhren von mehr als ½%½ mm Durchmeſſer auf, ſogar 0,7 mm find bei einzelnen Lianen gemeſſen worden. Eine Weite von / mm iſt gar keine Seltenheit. So große Gefäßöffnungen ſind auf dem Querſchnitt natürlich mit bloßem Auge erkennbar: das Holz der Lianen erſcheint ſehr großporig. Der Beſchleunigung und Erhöhung des Waſſerſtroms bei den Kletterpflanzen dient auch die Einrichtung, daß der Stamm vom Umfang bis zur Mitte in allen Alters- ſtadien leitungsfähig bleibt: es wird kein Kernholz gebildet, wie bei den Säulen— ſtämmen vieler Bäume, deren axiler Teil durch anatomiſche und chemiſche Verände— rungen, hauptſächlich Harzbildung in den Gefäſſen, aus der Leitungsbahn des Waſſers ausgeſchaltet wird und der mechaniſchen Feſtigkeit zugute kommt. Gemeinſame Eigentümlichkeiten der Kletterpflanzen. 347 Infolge dieſes Baues wird tatſächlich eine außerordentlich große Menge von Waſſer in den Lianenſtämmen geleitet. Sie ſind ſtets ſo ſtark mit Waſſer angefüllt, daß es bei Verletzungen heraustropft. Wenn man ein etwa meterlanges Stück einer Liane heraushaut, den einen Querſchnitt ſchräg anbringt und die Spitze nach unten hält, ſtrömt die Flüſſigkeit nicht ſelten in einem zuſammenhängenden Strahl heraus. Ich habe öfter auf meinen Wandrungen im Urwald den Durſt mit Lianen— waſſer geſtillt. Die Ableitung der organiſchen Stoffe aus den Blättern, die in den Siebröhren geſchieht, iſt einer Beſchleunigung nicht bedürftig. Dagegen müſſen dieſe weichen, nicht verholzenden Leitungsbahnen vor Zerſtörung durch ſtarken ſeitlichen Druck ge— ſchützt werden, der ſich bei Lianen beſonders infolge des Dickenwachstums der Stütz— bäume einſtellt. Neben andern Einrichtungen, die gewöhnlich nur anatomiſch erkenn— bar ſind, iſt die ſeitliche Abplattung vieler Lianen (Rhynchosia-, Bauhinia-, Serjania-Arten und andrer) als Schutz des Siebgewebes zu deuten. Sie kommt dadurch zuſtande, daß das Dickenwachstum der ſpäteren Jahre nicht in geſchloſſnen Ringen um den urſprünglichen Stamm erfolgt, ſondern nur nach zwei gegenüber— liegenden Seiten hin. In gewiſſen Zeiträumen bildet ſich abſchnittweiſe aus dem Paren— chym ein neues Kambium, das regelrecht nach innen Holz, nach außen Bhloöm erzeugt. Die Neubildungen ſetzen ſich kappenartig auf einander mit ſtärkſter Entwickelung des Phloéms an der äußeren Rundung. So iſt es vor ſeitlichem Druck, der feine Leiſtungs— fähigkeit beeinträchtigen könnte, möglichſt bewahrt, da die Holzteile als Schutzpfoſten wirken. Noch vollkommener iſt die Wirkung, wenn die bandförmigen Lianenſtämme zugleich gewellt ſind wie die ſeltſamen unter dem Namen „Affenſtiegen“ bekannten Bauhinia-Stämme in Amerika. Da die beiden Ränder des Bandes weit weniger hin und her gebogen, manchmal ſogar ganz gerade und noch dazu verdickt ſind, bilden ſie einen feſten Rahmen für das ſtark gewellte Mittelfeld. Bei Zerrungen wird zu— nächſt nur der Rahmen betroffen, und die Gewebe des Mittelfeldes können die Säfte unbehindert von und zu den Aſten leiten, die an den Breitſeiten aus ihnen entſpringen (Abb. 47). Eine Reihe von Eigenarten, die allerdings nicht durchgängig ſind, weiſen die Blätter der Kletterpflanze auf. Bei den Wurzelkletterern findet ſich nicht ſelten eine Zweigeſtaltigkeit (Dimorphismus) der Blätter, die damit zuſammenhängt, daß die Stengel vieler dieſer Gewächſe nur im Jugendſtadium an der Unterlage mit Wurzeln befeſtigt ſind, in einem gewiſſen Alter ſich aber von der Stütze loslöſen und dann frei in den Raum hinauswachſen. Dieſe Tatſache, ebenſo wie den Blattdimorphismus kann man ſehr gut beim Efeu beobachten. An ſeinen kletternden Stämmen beſitzen die Blätter bekanntlich eine drei- bis fünflappige Geſtalt, während ſie an den frei in die Luft ragenden Sproſſen, an denen auch die Blüten auftreten, zugeſpitzteiförmig ſind. Dasſelbe Verhalten zeigt eine Reihe wurzelkletternder Ficus-Arten, Maregraviazeen und andre, nur daß hier die Blätter der unteren kletternden Sproſſe nicht gelappt, ſondern mehr oder weniger ungleichſeitig erſcheinen. Kerner hat gezeigt, daß ſowohl die gelappte wie die ungleichſeitige Blattform beſonders geeignet iſt, ein Blätter— mo ſaik zuſtande zu bringen, in dem ſich die Spreiten möglichſt wenig gegenſeitig decken und der Aſſimilationsarbeit entziehen. Das iſt bei dieſen der Unterlage eng ange— 348 Phytobiotiſche Faktoren. ſchmiegten Pflanzen um ſo nötiger, als zur Ausbreitung ihrer ganzen Blättermaſſe nur eine einzige Fläche zur Verfügung ſteht, die noch dazu im tiefen Waldesſchatten liegt. Schenck hat noch geltend gemacht, daß infolge der Ausfüllung aller Lücken durch die Blätter die Haftwurzeln vor Austrocknung gut geſchützt ſeien. Eine auffallende Übereinſtimmung zeigen viele kletternde Pflanzen, vor allem die Winder und auch einige Ranker, nicht aber die Spreizklimmer, in der äußeren Form der Laubblätter. Es ſind einige wenige Blattformen, durch nierenförmigen, herz- oder pfeilförmig geſtalteten Grund ausgezeichnet, die vielfach wiederkehren. Ferner ſind die Blattſpreiten meiſt ſchräg nach unten an den abſtehenden Stielen ge— ſtellt. Die Übereinſtimmung der Blattformen bei windenden Pflanzen aus ganz ver— ſchiednen Familien (Diskoreazeen, Piperazeen, Ariſtolochiazeen, Baſellazeen, Poly— gonazeen, Vitazeen, Meniſpermazeen, Konvolvulazeen) iſt oft überraſchend und um ſo merkwürdiger, als ſich die ſonſt ganz abweichende Monokotylen-Blattform ihr unter— ordnet. Man muß auf den Gedanken kommen, daß die herzförmige Geſtalt der Blätter für Windepflanzen die zweckmäßigſte ſei. Worin dieſe Beziehung beſteht, ließen alle Beobachter der Tatſache bisher auf ſich beruhen. Will man eine Erklärung verſuchen, ſo darf man meiner Anſicht nach dem aus— gebuchteten Grund der Blattform nicht das Hauptgewicht beilegen. Mit nierenz, herz⸗ und pfeilförmigem Blattgrund iſt jedoch ſehr häufig eine handförmige An— ordnung der Nerven verbunden; darauf kommt es an. Die Kletterpflanzen haben mit Schwierigkeiten der Waſſerverſorgung zu kämpfen. Ihre im Verhältnis zum übrigen Vegetationskörper oft kleine Krone hat ein großes Maß von Aſſimilations— arbeit zu leiſten. Meſſende Verſuche würden bei vielen Lianen wahrſcheinlich eine hohe Aſſimilationskraft des einzelnen Blattes ergeben, dazu ſind große Mengen der Nährſalze erforderlich, deren Zuführung von der Waſſerdurchſtrömung des Blattes abhängt. Daß 3—5 oder gar 7—9, bei Bauhinia zuweilen 11 annähernd gleich ſtarke Leitungsbahnen, die in die Spreite eintreten, das Waſſer ſchneller verteilen als fieder— förmige Nervatur, liegt auf der Hand. Von einem Arzt wurde ich darauf aufmerkſam gemacht, daß es im tieriſchen Blutkreislauf entſprechende Fälle gibt: die ſogenannten Wundernetze, z. B. in der Niere, und die venae vorticosae des Auges. Auch bei breitem, abgerundetem Blattgrunde iſt ſtrahlige Anordnung der Nerven möglich; ſolche Blatt— formen finden ſich deshalb auch nicht ſelten bei Lianen, z. B. bei kletternden Piper— Arten und Bignoniazeen, öfter in der viele Kletterer enthaltenden Gattung Bauhinia uſw. Eine ſehr häufige Erſcheinung bei Lianen ſind auch handförmig gelappte Blätter. Das Vorkommen handförmiger Nervatur bei nichtkletternden Pflanzen iſt kein Grund gegen meine Auffaſſung. Auch zur Steifung des Blattes iſt ſie wohl geeignet. Dieſe verſchiedne Leiſtung der Nerven muß ſich in ihrem anatomiſchen Bau aus— ſprechen. In der Tat fand ich ſchon bei wenigen Unterſuchungen, daß in den Bogen— nerven von Kletterpflanzen das Leitungsgewebe gegen mechaniſche Zellen ſtark in den Vordergrund tritt; bei dem Kampferbaum, den krautigen oder ſtrauchigen Miconia- und Cavendishia-Arten war das Verhältnis umgekehrt. Noch beweiskräftiger werden die Gegenſätze, wenn ſie in ein und derſelben Familie auftreten, wie ich es bei einer kletternden Aristolochia- und einer ſtrauchigen Apama-Art feſtſtellte. Auch die Tatſache iſt in dieſem Zuſammenhange bemerkenswert, daß die Blätter nicht klet— Epiphytismus. 349 ternder Pflanzen gewöhnlich nur 3, ſeltener 5 auffällige Bogennerven haben, die der Lianen meiſt 5, nicht ſelten mehr, von annähernd gleicher Stärke. Bei jenen iſt die Blattform im ganzen viel geſtreckter, am Grunde häufig ſogar keilförmig zugeſpitzt, und bedarf deshalb unter gewiſſen Umſtänden, z. B. wenn die Blätter aufrecht ſtehen ſollen, der Längsſteifung. Daß bei abwärts hängenden Blättern der bogenförmige Verlauf der nach der Träufelſpitze hin zuſammenlaufenden Hauptnerven zur Entwäſſrung der Spreite dienlich ſein kann, hat ſchon Stahl ausgeſprochen. Das trifft natürlich auch für aufgerichtete Blätter mit keilförmigem Grunde zu. Es wäre wünſchenswert, dieſe Fragen — im Zuſammenhang mit der Schildform der Blätter — umfänglich näher zu unterſuchen. Was die durchgehends abwärts gerichtete Lage der von langen Stielen getragnen Lianenblätter betrifft, ſo machte mich Lauterbach darauf aufmerkſam, daß dadurch die Herſtellung von Blattmoſaiken erleichtert werden könne. Dieſem Zweck könnte auch die Grundausbuchtung des Blattes und die Zuſpitzung dienſtbar ſein; ſicher iſt es nach dem Geſagten die Lappung. Vielleicht ſteht auch die ſo häufig zweiteilige Blattform bei Bauhinia damit in Zuſammenhang. Eine andre Eigentümlichkeit der Blätter von Kletterpflanzen hat Haberlandt betont: die häufige Umwandlung der Blattſtielbaſen zu Gelenkpolſtern, d. h. zu kräf— tigen Bewegungsorganen, die auch dann noch in Tätigkeit treten und der Blattſpreite eine andre Richtung geben können, wenn das Blatt längſt ausgewachſen iſt. Sie fehlen auch Bäumen und Sträuchern nicht, nehmen aber bei vielen Lianen beſonders große Dimenſionen an. Der Vorteil dieſer Einrichtung iſt klar. Bei Lianen erfährt die urſprüngliche Lage der Sproſſe beſonders leicht nachträgliche Verſchiebungen, infolge deren die Blattſpreiten in eine ungünſtige Lichtlage geraten können. Die Gelenkpolſter ermöglichen es ihnen, wieder die vorteilhafteſte Stellung aufzuſuchen. 2. Epiphytismus. Dieſes biotiſche Verhältnis kann man kaum als gegenſeitige Einwirkung be— zeichnen. Es handelt ſich dabei lediglich um eine Art „Platzparaſitismus“, faſt ohne irgend welche ſpezifiſche Betonung. Epiphyten nennen wir nämlich ſolche Pflanzen, die nicht im Erdboden wurzeln, ſondern auf andren Gewächſen keimen und ſich ent— wickeln, ſie jedoch nur oberflächlich bewohnen, ohne in ihr Gewebe einzudringen und ihnen Nahrungsſäfte zu entziehen. Den phanerogamen Epiphyten bieten meiſt die Stämme und Aſte der Bäume und größeren Sträucher Wohnplätze. In ſeltnen Fällen findet man Orchideen auf Blättern wachſend. Dieſes Verhalten tritt aber ſehr ver— breitet bei niederen Pflanzen auf, die man dann als Epiphyllen bezeichnet. Hier ſcheint ſich ein Übergang zu echtem Paraſitismus zu finden und damit eine Anpaſſung an beſtimmte Wirtspflanzen. Die höheren Epiphyten ſind dagegen wohl kaum der Art nach an die Tragpflanze gebunden; gehen ſie doch gelegentlich ſogar auf Geſtein über (Abb. 34). Außerdem wird — wie ſchon bemerkt — die eigentliche Vorausſetzung für das Daſein der Epiphyten vom Klima gegeben. Da aber in der Regel als, Standort“ Pflanzen in Betracht kommen, ſo ſoll hier der Epiphytismus unter die biotiſchen Faktoren gerechnet werden. Die Herausbildung der epiphytiſchen Lebensweiſe iſt zum größten Teil der aus- leſenden und züchtenden Wirkung des Kampfes um den Raum zuzuſchreiben. Bei einer 350 Phytobiotiſche Faktoren. nicht geringen Anzahl von Gewächſen freilich trat wohl ſicher das Ringen nach Licht hinzu. Denn der Epiphytismus iſt, bei den höheren Pflanzen wenigſtens, ſicher in den dichten Regenwäldern der Tropen entſtanden, wo der nur dämmrig beleuchtete Erd— Abb. 51. Wurzelkletterer an einem Baum. Die geftederten Blätter links gehören einer Arazee an, die Bla ttbüſchel rechts einer Conocephalus- Art. (Aufnahme von Dr. Jenſen.) boden faſt überall von dichteſtem Pflanzenwuchs bedeckt iſt. Schim⸗ per ſchildert den Vorgang ſehr ein- leuchtend. Die erſten Epiphyten dürften Gelegen- heitsepiphyten ge= weſen ſein. Ge— wiſſe Pflanzen des Waldbodens ver- mögen ſich auch auf riſſigen Stäm⸗ men, in Aſtgab⸗ lungen und an an⸗ dren Stellen, wo ſich Humus ſam⸗ melt, anzuſiedeln und zu gedeihen. So verhalten ſich in den Tropen heute noch ver- ſchiedne Solana⸗ zeen, Melaſtoma⸗ tazeen, Farne und andre. Manche von ihnen wären, ohne dieſen ſichren Hort, auf dem Kampfplatz des Waldbodens viel- leicht zugrunde gegangen. Auf den Bäumen aber traten zunächſt nur wenige Arten in Wettbewerb. Denn die Lebensmöglichkeit auf Bäumen ſetzt beſtimmte Eigenſchaften voraus, die keineswegs allgemeiner bei den Pflanzen anzutreffen ſind. So müſſen die Samen, um auf Bäume gelangen zu können, nicht nur der wagerechten, ſondern auch der ſenkrechten Verbreitung, der Fort⸗ führung nach oben fähig ſein. Dieſe kann entweder durch baumbewohnende Tiere Entſtehung der Epiphyten. 351 geſchehen, oder die Samen können durch den Wind nach oben geführt werden. Da die Luftſtrömungen im Walde nur ſchwach ſind, müſſen die durch ſie zu hebenden Samen außerordentlich leicht ſein. Das iſt bei den ſtaubförmigen Farnſporen in der Tat der Fall, ebenſo bei den Samen mancher Orchideen, die häufig nur wenige Tauſendſtel eines Milligramms wiegen. Die Samen andrer Pflanzen wie mancher Rhododen— dron-Arten, Bro— meliazeen, Aſklepia⸗ dazeen, Geſſnerazeen, Rubiazeen, ſind mit geeigneten Flug⸗ apparaten, feinen Häutchen, Flügeln oder Haaren ver— ſehen. Ferner ſind vor andern alle Ge— wächſe im Vorteil, die viele Neben— wurzeln erzeugen, ſich dadurch gut be— feſtigen und den Hu⸗ mus genügend aus— nützen könnenz ſchließ⸗ lich auch die, die mit wenig Waſſer vorlieb nehmen oder Schutz- einrichtungen gegen übermäßige Tranſpi⸗ ration beſitzen. So war die Zahl der Arten, die ihre Zu— flucht auf Bäumen finden konnten, ver- hältnismäßig gering. Infolge der Verſchärfung des Daſeinskampfes auf dem Waldboden nahm die Menge der baumbewohnenden Pflanzen jedoch immer mehr zu, und der Kampf um den Raum ſetzte auch auf den Bäumen ein. Dadurch wurden alle Eigenſchaften, die für Lebensweiſe auf Bäumen geeignet ſind, zu größerer Vollkommenheit herangezüchtet. 0 Abb. 52. Wurzelkletternde Arazee. (Aufnahme von Dr. Jenſen.) 352 Phytobiotiſche Faktoren. Zuerſt werden ſicher die unteren, dickeren, feuchteren, den meiſten Humus ſammelnden Aſtachſeln und Aſte beſetzt worden ſein. Dann trat das Bedürfnis ein, weiter nach oben zu ſteigen. Deshalb wurden namentlich die Eigentümlichkeiten erhalten und weitergebildet, die einen Epiphyten befähigten, nach den höheren Teilen der Baum— kronen fortzuſchreiten und dadurch mehr Raum und Licht zu gewinnen. Welche Eigenſchaften waren es nun, die ein Aufwärtsſteigen der Epiphyten be— günſtigten? — Hauptſächlich alle die, die als Schutzmittel gegen Trockenheit gelten können. Denn auf jeder Stufe des Weges vom Grunde zum Gipfel des Baumes mußte der Gewinn an Raum und Licht mit einem Verluſt an Feuchtigkeit bezahlt werden. Die in den niederen Regionen der Bäume, an den Stämmen und unteren Aſten wohnenden Epiphyten find mehr oder weniger noch hygrophil, die auf den höchſten Aſten und am Umfang der Krone wachſenden aber xerophil. Dieſe ſonnen— liebenden Epiphyten der Baumwipfeln habe ihre Schattenpflanzennatur ſo gründlich abgelegt, daß ſie auch imſtande ſind, trockne Wälder zu beſiedeln, namentlich die Mon— ſun⸗ und Savannenwälder. Übrigens dürfte die Anſicht Schimpers, daß alle Epi- phyten Urwaldpflanzen geweſen ſeien, zu weit gehen. Drude macht darauf aufmerkſam, daß die epiphytiſchen Kakteen jedenfalls aus offnen Formationen ſtammen. Ein Grund für das Annehmen dieſer Lebensweiſe iſt bei ihnen allerdings ſchwer zu finden. Der Kampf um Raum und Licht kann es kaum geweſen ſein; man müßte denn in Betracht ziehen, daß das Lichtbedürfnis der Pflanzen verſchieden iſt, und daß die ſonnen— liebenden Kakteen ſelbſt unter der leichteren Beſchattung der tropiſchen Trockenwälder ſchon leiden können. Die, welche Vorbedingungen für die epiphytiſche Lebensweiſe erfüll- ten, werden deshalb die lichteren Baumwipfel beſiedelt haben. Im allgemeinen aber iſt Schimpers Anſchauung ſicher richtig. Deshalb iſt die Epiphytenvegetation der Monſun— und Savannenwälder auch längſt nicht ſo reich wie die des tropiſchen Regenwaldes; und ſie vermag überhaupt nur da zu gedeihen, wo die Trockenheit nicht zu lange dauert oder durch reichliche Taufälle gemildert wird. In höheren Breiten, wo Kälte eine lange Trockenperiode bewirkt, ſind nur niedre Pflanzen wie Algen, Flechten und Mooſe zum Epiphytismus übergegangen. Die Schimperſche Vorſtellung von der ſtammesgeſchichtlichen Entwicklung des Epiphytismus iſt auf einzelne überwiegend epiphytiſche Familien, vor allem auf die Farne, Orchideen und Bromeliazeen anwendbar. Eine ganze Reihe andrer ſind wohl nicht dieſen Weg gegangen, ſondern haben ſich aus Pflanzen entwickelt, die auf dem Boden hinkrochen und an ihren Knoten Adventivwurzeln erzeugten. Aus ihnen konnten leicht Wurzelklettrer werden. Mit zunehmendem Längenwachstum genügte der dünne Stengel der Zuleitung des Nährwaſſers vom Boden nicht mehr, und die Pflanzen trieben aus ihren oberen Teilen lange Nährwurzeln ſenkrecht zur Erde herab. Dadurch wurden dieſe Teile beſſer ernährt und erſtarkten oft mehr als der unterwärts gelegne Stengelteil, der infolgedeſſen nach Aufgabe ſeiner Tätigkeit nicht ſelten gänzlich ver— kümmerte und abſtarb. In dieſem Falle macht die Pflanze in ſpäteren Stadien ganz den Eindruck eines Epiphyten, weshalb Went auf ſie den Namen Pſeudo-Epiphyt (Schein-Epiphyt) anwendet. Solche Gewächſe konnten dann leicht dazu übergehen, für die Aufnahme anorganiſcher Nahrung den Boden ganz zu verſchmähen und nur die Luft und den auf der Baumrinde angehäuften Humus auszunützen, d. h. zu wahren Java hme) 1 fna N (Nach einer Original-Au De 8 2 — 2 2 — = Q 2 = 5 — = 8 10) 2 —— = {gs} = „Ss — as) un = © — 5 Um — — E Q) — 2 — — — 2 — 2 en 0 — — m — — 8 3 * * — — — — — — > — — — > 2 — — oO im Winkler, Pflanzenwelt der Tropen DLR daruf STUTTGART Kanes Entſtehung der Epiphyten. 353 Epiphyten zu werden. Dieſe Entwicklung dürften nach Went eine Reihe von Arazeen, Cyclanthazeen, Pandanazeen, Morazeen, Araliazeen, Cluſiazeen, Melaſtomatazeen, Solanazeen und andre genommen haben. Manche dieſer Familien zeigen uns noch heute alle Stadien nebeneinander (Abb. 51 u. 52). Den umgekehrten Weg wie die Pſeudo-Epiphyten ſchlagen die Hemi-Epi— phyten (Halbepiphyten) ein. Dies ſind Pflanzen, die zwar auf Bäumen keimen und ihre erſte Entwicklung durchmachen, nachträglich aber durch lange Wurzeln mit dem Boden in Verbindung treten, ſo daß ſie hinſichtlich ihrer Ernährung den gleichen Bedingungen unter— ſtehen wie Bodenpflanzen, namentlich wie wurzel— kletternde Lianen. Die erſten Wurzeln ſolcher Gewächſe ſind gleichartig ausgebildet und dienen zugleich zur Befeſtigung und Nahrungsaufnahme. Später aber zeigt ſich ein ſcharfer Unterſchied zwiſchen kurzen Haftwurzeln und langen, meiſt ſchnell zum Boden herabwachſenden Nährwurzeln. Die ganze Reihe der letztgenannten Familien hat ſolche Pflanzen aufzuweiſen. In ihrer erſten, epiphytiſchen Lebenszeit ſind die Hemi-Epiphyten rerophil und entwickeln verſchiedenartige Waſſer— ſpeicher, nicht ſelten knollige, fleiſchige Anſchwel— lungen des Stengels, wie z. B. Ficus. Eine Gruppe dieſer großen Gattung, die ſoge— nannten „Würgerfeigen“, bilden eine der ver— breitetſten Formen der Hemi-Epiphyten. Sie keimen beſonders gern in den ſtehenbleibenden Blattbaſen von Palmen, aber auch auf andern Bäumen, gelegentlich auch an Mauern (Abb. 34). Die zahlreichen Haftwurzeln, die die heranwachſende Pflanze ausſendet, wachſen nach allen Richtungen, legen ſich dicht um den Stützbaum herum und flachen 9050 REN dem Stamm einer ſich meiſt ſtark ab. An ihren Berührungsſtellen Stpatme. (Aufnahme von Prof. Dr. A. Craft.) verſchmelzen ſie mit einander und bilden auf dieſe Weiſe ſchließlich einen negfürmigen Mantel um den Stützbaum (Abb. 53). Viele Jahre können beide ſo fortleben. Wenn aber die nach unten wachſenden Wurzeln der Feige den Boden erreichen, ſo erſtarken ſie, infolge der kräftigeren Ernährung, bald ſo, daß der Stützbaum in ſeinen Leitungsbahnen immer mehr eingeengt wird und zuletzt ab— ſtirbt. Der Würger lebt dann als ſelbſtändiger Baum weiter, und öfter kann man, wenn der Stützbaum ſchließlich herausgefault iſt, mächtige Ficus-Bäume ſehen, deren Stamm einen netzartig geflochtnen Hohlzylinder darſtellt. Auch andre Familien beſitzen „Würger“. Viele amerikaniſche Clusia-Arten und die braſilianiſche Guttifere Renggeria comans gleichen in ihrem Wachstum völlig den Würgerfeigen. Ahnlich verhält ſich in der Waldregion des öſtlichen Himalaya und auf den Sundainſeln die kleine Skrophulariazeen⸗Gattung Wightia. Ob die Solanazee Marckea Peckol- Das Leben der Pflanze. VI. 23 354 Phytobiotiſche Faktoren. tiorum einen Baumwürger darſtellt, erſcheint mir nach der von Gilg gegebnen Abbildung ſehr zweifelhaft. Von krautigen Pflanzen gehört wohl ſicher eine Anzahl Arazeen (wie Rhaphi- dophora) zu den Hemi-Epiphyten. Sie ſchicken dann, ähnlich wie die Pſeudo-Epi⸗ Abb. 54. Mooswald auf Java. An den Stämmen und Lianen Asplenium nidus. (Aufnahme von Dr, Jenſen.) phyten, ſchnell— wachſende Nähr— wurzeln zur Erde, die entweder dem Stamme des Stützbaumes an— liegen und ihn mit wagerecht abge— henden Haftwur— zeln umklammern oder aus den Kronenfreiherab— hängen und in den Boden eindringen. Etwas näher ſollen jetzt noch die Vollepiphyten betrachtet werden. Es war ſchon da— rauf hingewieſen worden, daß nur ſolche Pflanzen epi- phytiſch zu leben vermögen, deren Samen durch Luftzug oder klet⸗ ternde bezw. flie⸗ gende Tiere verbreitbar ſind. Größere und ſchwerere Samen, die eines eignen Flugapparats be— dürfen, ziehen als ſolchen beſonders gern weiche Haar bildungen vor oder ſind höchſtens mit ſchmalen flügelartigen Fortſätzen ausgeſtattet, die, wie jene, das Feſthalten in engen Rindenſpalten nicht verhindern, ſondern eher begünſtigen. Vereinzelt haben es ſelbſt die winzigen Samen der Orchideen zu eignen Haftorganen, in Form von ankerartig gebognen Häkchen gebracht, wie ſie Raciborski Anheftung der Epiphyten. 355 bei den javaniſchen Aerides compressum und A. minimum fand. Das erſte Haften der Samen wird in vielen Fällen ſicher dadurch begünſtigt, daß die Stämme und Aſte mit Schleimausſcheidungen von Algen überzogen ſind. Ridley beobachtete an Bäumen des botaniſchen Gartens in Singapore, daß ſich von epiphytiſchen Pflanzen die Algen zuerſt einſtellen, darauf Mooſe und Farne und ſchließlich Orchideen. Erſt dann zeigen ſich Gewächſe, deren Samen von Tieren verbreitet werden. Dieſe er— langen gleich dadurch einen Vorteil, daß die Exkremente der Tiere außer dem Kitt zum Anheften zugleich Dünger bilden und die keimenden Samen vor Austrocknung ſchützen. Auch feuchte Moospolſter können den Samen Halt bieten. Es gibt aber Epiphyten, die ſich mit Vorliebe nicht auf Bäumen mit riſſiger, ſondern mit ganz glatter Rinde anſiedeln, z. B. an Palmen oder den glänzend glatten Bambuſen. Den Vogelneſtfarn (Asplenium nidus) findet man beſonders häufig, zu— weilen reihenweiſe, an dünnen, glattrindigen, ſchwankenden Lianenſtämmen (Abb. 54). Wie das Haften der Samen und die erſte Befeſtigung des Keimlings auf ſo glatter und wenig umfangreicher Unterlage geſchieht, bedarf noch der Feſtſtellung. Früher glaubte man, auf eine Beobachtung Darwins geſtützt, daß von den Pflanzen harzartige, klebrige Stoffe ausgeſchieden würden, eine Angabe, die neuerdings beſtritten wird, aber wert iſt, noch einmal nachgeprüft zu werden. Unmöglich wäre es auch nicht, daß die Wurzeln des Keimlings Säuren abſondern, die die glatten Palmen und Bambusſtämme an— ätzen. Büsgen vermutet, nach einer brieflichen Mitteilung, daß Pilze im Spiel find. Später genügen zum Anheften für die kleineren Epiphytenformen die der Baum— rinde feſt angepreßten und durch Haare mit ihr verklebten Wurzeln. Das Anpreſſen kommt dadurch zuſtande, daß die Wurzeln der echten Epiphyten, vor allen die der Orchideen, fein empfindliche Berührungsreizbarkeit zeigen und außerdem negativ helio— tropiſch ſind, was ebenfalls das Hinwachſen zur Unterlage fördert. Ihre Berührung mit Feuchtigkeit hat bei genügendem Luftzutritt und bei Lichtabſchluß die Bildung von Wurzelhaaren und Seitenwurzeln zur Folge, ebenfalls ein dem Feſtheften dien— licher Geſtaltungstrieb. Die mit dieſen Eigenſchaften begabten Luftwurzeln erſtrecken ſich bei manchen xerophilen Orchideen, wie Rhenanthera, Sarcanthus, Vanda, oft meterlang in die Luft hinaus, um durch ihre ſtarke Berührungsempfindlichkeit ge= eignete Orte für die Waſſerverſorgung aufzuſuchen. Deshalb hat Czapek ſolche Wurzeln, die in ihrer Bedeutung für die Pflanze an die Senkerwurzeln vieler klettern⸗ der Arazeen und Vitazeen erinnern, als Sucherwurzeln bezeichnet (Abb. 55.) Die eigentliche Befeſtigung der Wurzeln an der Unterlage geſchieht, wie geſagt, durch Wurzelhaare, die meiſt eine ſehr lange Lebensdauer haben, beſonders bei epi- phytiſchen Farnen. Hier iſt ihr Vorkommen auch nicht auf die Wurzeln beſchränkt. Asjplenium obtusifolium z. B. erzeugt fie nach Gieſenhagen überall dort an den Sproſſen, wo dieſe mit der Unterlage in unmittelbare Berührung kommen. Bei den Hymenophyllazeen, die mit wenigen Ausnahmen epiphytiſch leben, kommen ſie ſogar an den Blattſtielen und der Unterſeite der Blattſpreite zur Ausbildung. Merkwürdig verhalten ſich die Wurzelhaare bei den ſtark xerophilen DPrymoglossum- Arten. Wenn Dürre einſetzt, zieht ſich das Protoplasma der vertrocknenden Wurzelhaare ſamt dem Zellkern in den Baſalteil der Haare zurück, wo es durch eine neu entjtehende Wand von dem verdorrenden Teil abgegrenzt wird. Dieſer löſt ſich dann ab, und der 356 Phytobiotiſche Faktoren. Stumpfharrtnur des belebenden Waſſertropfens, um alsbald zueinem neuen Haar auszu— wachſen. Die größeren baumbewohnenden Pflanzen bilden vielfach beſondre Haftwurzeln aus, wie wir fie ſchon kennen gelernt haben. Bäume mit abblätternder Rinde, wie ſie viele tropiſche Myrtazeen beſitzen, ſind von der Beſiedlung durch Epiphyten ausgeſchloſſen. Daß dieſe in offnen Lagen aber gerade die glatten, harten Stämme von Palmen bevorzugen, die auch reichlich mit Flechten beſetzt ſind, bringt Beccari damit in Verbindung, daß an ihrer Oberfläche die Kondenſierung des Waſſerdampfes der Luft in ſtärkerem Maße erfolgt, als an Baumſtämmen mit poröſer Korkhülle. Die Hauptlebensfrage für Epiphyten beſteht in der Beſchaffung des Waſſers und der Nährſtoffe und in genügendem Tranſpirationsſchutz, bzw. in ausreichen— der Waſſerſpeicherung. Für die Er— werbung der Nährſalze ſind die Epiphyten auf den Staub und Humus angewieſen, der ſich auf den Bäumen ablagert und mit den Niederſchlägen zugeführt wird. Die Waſſerverſorgung kann nur aus atmoſphäriſcher Feuchtigkeit geſchehen. Beides, die Aneignung des Waſſers und der Nährſtoffe, hängt eng mit einander zuſammen und wird durch dieſelben Ein— richtungen ermöglicht und erleichtert. Von dieſem Geſichtspunkt aus unter- ſcheidet Schimper drei Grundformen: Die Protoepiphyten, die Neſtepi— phyten und die Ziſternepiphyten. Die Gruppe der Protoepiphyten iſt ſyſtematiſch und ökologiſch am wenigſten einheitlich. Sie umfaßt alle Arten, die Abb. 55. „ f 2 — 1 vanda tricolor mit weißen als „Sucherwurzeln“ für ihre Ernährung auf die Rinde und ausgebildeten Luftwurzeln. die direkte Zufuhr durch Atmoſphärilien N (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) angewieſen find. Ausgeprägter Anpaſ— ſungen entbehren die Protoepiphyten vielfach. So unterſcheiden ſich im allgemeinen kleine Farne, die auf feuchter, riſſiger Rinde wachſen, wenig oder gar nicht von den des Bodens; ſie ſtehen noch auf der Stufe der Gelegenheitsepiphyten. Auch die meiſten epiphytiſch lebenden Vertreter aus den Familien der Urtikazeen, Morazeen (außer Ficus), Begoniazeen, Melaſtomatazeen, Solanazeen, Geſſnerazeen, Rubiazeen müſſen hierher gerechnet werden. Man findet ſie meiſt nur zwiſchen andern dicht wachſenden Epiphyten in geräumigeren Aſtachſeln oder auf dicken, wagrechten Aſten, wo ſich durch Verweſung und Anwehen in reichlicherer Menge Humus bilden und halten kann. Die | ** * I re 1 rn nn Protoepiphyten. 357 Wurzeln der genannten Pflanzen ſcheinen ſich denn auch nach meinen Beobachtungen in keiner Weiſe von den der Humuspflanzen des Bodens zu unterſcheiden; es ſind reich verzweigte Faſerwurzeln. Auch das Lichtbedürfnis dieſer dikotylen Epiphyten iſt wohl kaum höher als das der Bodenbewohner des Waldes. Knol— lige Wurzel- und Achſenver— dickungen kommen bei manchen von ihnen wohl als Hauptanpaſſung an den Epiphytis⸗ mus in Betracht. Ganz anders dagegen verhalten ſich die übermie- gende Zahl der Orchideen und viele Arazeen. Sie bilden zur Auf⸗ nahme des Waſ— ſers mit ſeinen Nährſalzen eigen- artig gebaute Wurzeln (Luft- wurzeln) aus, die ſich entweder der Rinde des Stütz⸗ baums dicht an⸗ ſchmiegen oder auch frei in die Luft ragen. Sie ſind von ſehr hell⸗ grüner, oft ſogar weißer Farbe, (Abb. 55), die von dem Luftgehalt eines den eigent⸗ Abb. 56. Vogelneſtfarn (Asplenium nidus) auf Java. (Aufnahme von Dr. Jenſen.) lichen Wurzelkörper umhüllenden toten Gewebes herrühren. Die Zellen dieſes Gewebe— mantels, des ſogenannten Velamens, ſtehen durch Löcher in den Wänden miteinander in Verbindung und bilden ſo einen Kapillarapparat, der jeden auffallenden Waſſertropfen wie Fließpapier aufſaugt und den Leitungsbahnen des Zentralſtrangs zuführt. Aber 358 Phytobiotiſche Faktoren. auch den Waſſerdampf der Atmoſphäre vermögen die Luftwurzeln zu verdichten, da ſie infolge ihrer Form eine verhältnismäßig große Oberfläche beſitzen und ſich deshalb durch Ausſtrahlung leicht unter die Lufttemperatur abkühlen. Die mit Luftwurzeln ausgerüſteten Epiphyten können deshalb auch ganz glatte Flächen beſiedeln, von denen das Waſſer ebenſo raſch wie vollſtändig abfließt. Die Neſtepiphyten ſind dadurch gekennzeichnet, daß ſie neſtartige Niſchen oder Hohlräume zum Aufſammeln von Humus bilden. Einer der häufigſten Vertreter dieſer Gruppe iſt der in den geſamten Tropen der alten Welt verbreitete Vogelneſt— farn (Aspleniumnidus). Haberlandt ſchildert feine Wuchsform und Lebensweiſe ſehr anſchaulich: „Die zahlreichen Blätter, die nach unten zu dicht zuſammenſchließen, bilden einen großen, ſeichten Trichter, ein grünes Blätterneſt, auf deſſen Grunde ver— moderndes Blattwerk und Zweige, vermiſcht mit dem hineingewehten Staub und Sand, ſich anhäufen und ſchließlich eine ganz beträchtliche Humusſchicht bilden, die die Stammknoſpe und die noch jungen Blätter bedeckt und ſo zugleich vor dem Austrocknen ſchützt. In dieſes ſelbſt geſammelte Erdreich wachſen die Wurzeln des Farns hinein und finden hier ebenſo reichlich Waſſer und Nahrung, als wenn die Pflanze auf dem Boden wüchſe. So kann der Farn gewaltige Dimenſionen erreichen.“ (Abb. 21,54 u. 56). Bei andern Farnen, wie Drynaria, (Abb. 57), erfolgt eine Arbeitsteilung der Blätter. Die einen ſind wenig oder gar nicht geteilt, ſondern bilden große, zuſammen— hängende, von einem ſtarken Nervennetz durchzogne, gelbliche oder braune, etwas bauchige Flächen, die ſich mit den Rändern feſt übereinander legen und auch dem Stamme des Stützbaums mehr oder weniger dicht anpreſſen. Goebel hat ſie mit einem außer— ordentlich treffenden Namen als „Niſchenblätter“ bezeichnet. In den zwiſchen ihnen und dem Stamm gebildeten niſchenförmigen Hohlräumen ſammelt ſich in derſelben Weiſe wie beim Neſtfarn ſtets feuchter Humus an, in den die Wurzeln der Pflanz— hineinwachſen. Die angeſammelten Humusmaſſen ſind oft ſehr beträchtlich, jo daß ſich große, an dem Tragaſt ſtark vorſpringende Polſter bilden. Polypodium hera- cleum hinterläßt an ſeiner hintren verwitterten Partie einen dicken, von Wurzeln durchzognen Humusſtrang. Durch ihn wird der Weg des Epiphyten auf dem Stamm noch lange nach dem Abſterben gekennzeichnet, beſonders auffällig dann, wenn er in einer Schraubenlinie verlief. Die übrigen Blätter der Drynaria-Arten ſind ſtark zerteilt, grün, ſtehen aufrecht und dienen, wie jedes normale Farnblatt, der Aſſimi— lation und Sporenerzeugung. Ahnliche Niſchen bildet der „Hirſchhornfarn“ (Platycerium), bei dem die grünen Aſſimilationsblätter herabhängen und nicht fiedrig, ſondern mehr in der Form eines Hirſchgeweihs zerteilt find (Abb. 9). Auch eine Anzahl epiphytiſcher Asklepiadazeen ſind hierher zu rechnen, vor allen die von Vorderindien bis Neu-Guinea und Auſtralien verbreitete Gattung Dischidia. Sie lebt auch in den zeitweilig trocknen Monſunwäldern und klettert bis in die äußerſten Zweigſpitzen der laublos daſtehenden Bäume, gehört alſo zu den xerophilſten Epiphyten und iſt deshalb zu beſonders vorſichtigem Waſſerverbrauch gezwungen. Bei der nur an den unteren ſtärkeren Aſten ſitzenden D. imbricata find die Blätter der frei in die Luft hängenden, nur bindfadendünnen Stengel flach, etwas fleiſchig und etwa finger— nagelgroß. An den die Zweigen entlang wachſenden Sproſſen aber vergrößern ſich die Blätter bis zu Markſtückumfang, wölben ſich ein wenig und legen ſich der Rinde Neſtepiphyten. 359 an. In den ſo entſtehenden Hohlraum wachſen die an den Knoten entſpringenden Ad— ventivwurzeln der Pflanze hinein und finden dort ſtets etwas vor Verdunſtung ge— ſchützte Feuchtigkeit. Für die genügſame Dischidia reicht dieſe Ernährung um ſo eher aus, als die Blattniſchen regel— mäßig Neſter kleiner Ameiſen beherbergen, die aus Humus und Exkrementen gebaut ſind. — Die Arten, die ſich bis an die Peripherie der Bäume wagen, können ihre Blätter den dünnen Zweigen nicht mehr anpreſſen; dafür treiben ſie an gewiſſen frei hängenden Sproſſen die Umwölbung der Blattränder ſo weit, daß dieſe miteinander verwachſen kön— nen und dann mehrere Zenti— meter lange Taſchen oder Ur— nen bilden. In der Nähe des Stielanſatzes ſind ſie mit einer Offnung verſehen, die dem reichverzweigten Ad— ventivwurzelſyſtem den Ein— tritt geſtattet. Auch dieſe Blätter fand ich ſtets mit Kartonneſtern von Ameiſen ausgebaut. In den Urnen abgeſtorbner, herabgefallner Pflanzen ſind häufig tote Ameiſen zu finden, ein Um- ſtand, der wohl die Veran— laſſung dazu gegeben hat, daß man ſie früher als Werkzeuge zum Inſektenfang deutete, wie die Kannen von Nepenthes. Ganz ähnlich wie Di— schidia imbricata verhält ſich nach von Wettſtein die ſüdbraſilianiſche Orchidee Physosiphon echinan— Abb. 57. thus, nach Goebel ein von Drynaria quereifolia mit Niſchenblättern und andre 1 1 8 epiphytiſche Farne. Bindfadendünne Lianen (Borneo). ihm in Buitenzorg beobach- (Nach einer Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) 360 Phytobiotiſche Faktoren. Ziſternepiphyten. tetes, nicht näher beſtimmtes Bolbophyllum aus Borneo. Bei andern, wie Onci- dium Limminghii in Venezuela, Sophronitis- und Eria-Arten, find es nicht die Blätter, die ſich der Rinde des Tragbaums anlegen, ſondern ſtark abgeplattete Stengel— knollen. Urnen kommen auch bei epiphytiſchen Farnen vor, ganz ähnlich denen von Dischidia, z. B. bei Polypodium bifrons aus dem Amazonasgebiet. Ob es ſich hier ebenfalls um veränderte Blätter handelt, iſt allerdings noch die Frage. Von Ameiſen ſind auch dieſe Organe, in die der Farn ſeine Wurzeln hineinſchickt, bewohnt. Zu den Neſtepiphyten rechnet man auch einige Orchideen, bei denen das Neſt von Wurzeln gebildet wird. Die bekannteſte von [ihnen iſt das auf Java heimiſche Grammatophyllum speciosum, eine der rieſigſten Geſtalten dieſer formenreichen Familie und wohl einer der größten Vollepiphyten (Abb. 58). Die zahlreichen 8-förmig gebognen, etwas hängenden Zweige dieſer Pflanze werden mehrere Meter lang, und oft erzeugen ſie 50 bis 60 Blütenſtände von mehr als 2 m Länge. Zur Ernährung eines ſolchen Rieſengewächſes gehören große Mengen anorganiſcher Salze; und die Pflanze vermag nur dadurch epiphytiſch zu leben, daß ſie ſelbſt in einem Neſt maſſenhaft Humus an— ſammelt. Dieſes Neſt beſteht aus zahlreichen ſchräg aufwärts gerichteten, dünnen, aber ſteifen Luftwurzeln, die ſich mehrmals verzweigen. An den ſpitzen Wurzelenden ſpießen ſich abfallende Blätter und andre Pflanzenteile auf. Die Regengüſſe ſchwemmen ſie immer tiefer in das Wurzelgeflecht hinein. Staub und aus den höheren Teilen des Stützbaums herabgetriebne modernde Stoffe kommen hinzu, und jo ſammeln ſich in dem Neſt allmählich beträchtliche Mengen von Humus an, die von den Nährwurzeln der Pflanze durchwuchert werden. Wie ein Kranz legt ſich das Neſt um den tragenden Stamm herum. An einem Exemplar in Buitenzorg fand Haberlandt den Durch— meſſer des Kranzes 2,3 m; die Höhe des Wulſtes betrug über einen Meter, ſeine Dicke 80 em. Wie ſehr der im Neſte geſammelte Humus zur Ernährung der Pflanze bei— trägt, geht aus einer Beobachtung Ridleys in Singapore hervor. An einem mächtigen Stock entfernte er einen Teil der Neſtwurzeln, und die von dieſen abhängigen Sproſſe erzeugten keine Blüten. — Als weitere Neſtorchideen werden noch angegeben Cym— bidium, Oncidium und mehrere Arten der braſilianiſchen Gattung Catasetum. Die Ziſtern-Epiphyten gehören wohl ausſchließlich der amerikaniſchen Familie der Bromeliazeen an, hauptſächlich den Gattungen Tillandsia, Vriesea, Aechmea und Nidularium. Die ſchräg aufſtehenden, ſteifen, an der Baſis mehr oder minder löffelartig verbreiterten Blätter ſchließen zuſammen, daß ſie wie waſſerdichte Ziſternen den Regen ſammeln, größere Formen zuweilen bis zu einem Liter (Abb. 59). Darin kann ſich dann ebenfalls Staub und Humus anſammeln, der als Nährunterlage dient. Die Wurzeln ſolcher Bromeliazeen beſitzen faſt gar kein weiches Zellgewebe, ſondern beſtehen nur aus dickwandigen Faſern, ſo daß ſie zähe wie Draht ſind. Sie dienen ausſchließlich zur Befeſtigung der Pflanze und ſpielen bei der Ernährung gar keine Rolle. Die Waſſer- und Nährſtoffaufnahme geſchieht nur durch die Blätter, die zu dieſem Zwecke eigne Organe ausbilden: ſchildförmige, vielzellige Haare, die das Waſſer aufſaugen. Trotz aller eben beſchriebnen Einrichtungen, ſich das an der Rinde herablaufende Regenwaſſer und die Feuchtigkeit der Luft nutzbar zu machen, müſſen wir die Waſſer— verſorgung der Epiphyten noch als wenig ausgiebig bezeichnen, beſonders wenn ſie I N Waſſerſpeicherung bei Epiphyten. 361 die höheren Teile der Baumkronen, zumal ihre letzten feinen Auszweigungen, be— wohnen. Sie beſitzen deshalb zur zweckmäßigen Regelung des Waſſerverbrauchs mannigfaltige Sonderanpaſſungen. Viele ſchaffen ſich für Zeiten der Trockenheit Waſſerbehälter, um den Überſchuß feuchter Stunden oder Jahreszeiten zu ſpeichern. In jedem Warmhaus kann man an epiphytiſchen Orchideen die fleiſchigen, im Innern ſchleimigen Stamm— knollen ſehen, die haupt— ſächlich Waſſerſpeicher darſtellen. Doch wird in ihnen während der Vegetationsperiode auch eine Menge von Reſerve— ſtoffen geſtapelt, die nach der Ruhezeit von der ſich friſch beblätternden und blühenden Pflanze als Nahrung verbraucht werden. Die Knollen weiſen eine ungemein feſte Beſchaffenheit auf und ſind von wechſeln— der Geſtalt und Größe, bei der zentralamerika— niſchen Peristeria elata z. B. kuglig und manchmal von der Aus— dehnung eines Kinder- kopfes. Die zylindri- ſchen, vielgliedrigen Knollen des brafiliani- ſchen Cyrtopodium werden bis 1 m hoch, wogegen die Knöllchen von Bulbophyllum 2 8 8 1 Abb. 58 m — inutissimum wie Fieus spec. mit epiphytiſchen Orchideen (Grammatophyllum speciosum) kleine Linſen ausſehen. und Farnen (Singapore). (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Die Knollen entſtehen durch Verdickung von Stammgliedern; der auch in der Fachliteratur nicht ſelten ge— brauchte Ausdruck „Blattknollen“ iſt deshalb falſch. Die in ihrem Wachstum an Dischidia erinnernde Asklepiadazee Ceropegia Woodii zeigt an den Knoten der bindfadenſtarken, herabhängenden Stengel knollige Anſchwellungen von Haſelnußgröße, aus denen je ein Blattpaar entſpringt (Abb. 60). Hier, wie bei vielen Orchideen dienen die Knollen zugleich der Vermehrung der Pflanze. Auch eine ganze Anzahl Arten der Farngattung Nephrolepis bildet an den 362 Phytobiotiſche Faktoren. Rhizomen waſſerſpeichernde Knollen, die ebenfalls zur vegetativen Fortpflanzung benutzt werden. Auch bei manchen Epiphyten der braſilianiſchen „Ameiſengärten“, von denen wir noch ſprechen werden, beobachtete U le waſſerſpeichernde Knollen, jo bei den Solanazeen Marckea formicarum und Ectozoma Ulei, der Geſſnerazee Codonanthe formicarum. Sehr merkwürdig find die großen, braunen, glatten oder ſtachligen Stamm— knollen der im malaiſchen Gebiet heimiſchen Myrmecodia und Hydnophytum, die faſt überall in botaniſchen Gärten kultiviert werden (Abb. 61). Durchſchneidet man eine ausgebildete Knolle, ſo findet man ſie gangartig von Hohlräumen durchzogen, die am natürlichen Standort der Pflanzen ſtets von Ameiſen bewohnt werden. Noch Beccari, der während eines mehrjährigen Aufenthalts in Borneo dieſe Pflanzen ſorgfältig beobachtete, war der An— ſicht ihrer erſten Ent- decker, daß die Gänge von den Ameiſen herge— ſtellt würden. Später hat Treub gefunden, daß ſich die Hohlräume auch bei ameiſenfrei ge= zognen Myrmecodien bilden, und man hat ſie En deshalb mit klimatiſchen En u Verhältniſſen des Standorts in Verbin Abb. 59. dung gebracht. Kar⸗ Nidularium fulgens, Ziſternepiphyt aus der Familie der Bromeliazeen. 2 (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) ſten hatte zuerſt ange⸗ 5 nommen, daß ſie eine Rolle bei der Waſſerverſorgung ihrer Beſitzer ſpielen. Er glaubte, daß durch die täglichen Temperaturſchwankungen in den mit Waſſerdampf geſättigten Hohlräumen ſich Kondenſationswaſſer niederſchlage, das durch die Lentizellen aufgenommen würde, zugleich mit ihm die aus dem Ameiſenkot gelöſten Stoffe. Nach den im Warmhaus angeſtellten Verſuchen von Rettig kann Kondenſationswaſſer keine Rolle ſpielen, da die Temperaturſchwankungen im Innern der Knollen zu ſeiner Bildung nicht groß und plötzlich genug ſeien. Es handelt ſich vielmehr um flüſſiges Waſſer, das durch die nach außen führenden Mündungslöcher der Gänge auf— genommen wird. In dem Waſſer können natürlich Exkremente der Ameiſen, auch eingeſchleppte anorganiſche Stoffe gelöſt und von den Zellen mit aufgeſaugt werden. Daß dies aber für das Gedeihen der Pflanzen nicht weſentlich iſt, zeigen die Fälle, in denen Myrmecodien viele Jahre ohne Ameiſenbewohnung aushielten. Die mächtigen Knollen zur Waſſerſpeicherung ſind dieſen Rubiazeen deshalb nötig, weil ſie ſonnen- liebende Epiphyten ſind, (Abb. 62), ja ſelbſt auf trockenes Geſtein übergehen. Waſſerſpeicherung bei Epiphyten. 363 Die knollige Anſchwellung der Keimlinge mancher in der Jugend epiphytiſchen Ficus-Arten ſind ſchon erwähnt worden; ebenſo die Tatſache, daß Knollenbildung bei den ſonſt wenig veränderten Epiphyten einiger dikotyler Familien als Hauptan— paſſung an den Epiphytismus auftritt. In Amani fand ich perlſchnurartige Auf— reihungen fauſtdicker Knollen an den nur etwa federkielſtarken Wurzeln von Medinilla Engleri. Bei einzelnen Polypodium- Arten dient als Waſſerſpeicher der an den Baumſtämmen hinkriechende, ſehr fleiſchige Farnſtamm, der bei P.heracleum eine Dicke von 5 bis 6em erreichen kann. Nicht in allen Fällen aber iſt ſolche Arbeitsteilung durch— geführt. Als Waſſerſpeicher funktionieren häufig die Or— gane der Pflanze, die das Waſſer hauptſächlich auch ver— brauchen: die Blätter; ſo bei den eben beſchriebnen, außer- dem durch Neſtbildung aus— gezeichneten Dischidia- Arten, den auch Knollen tragenden Ceropegien und bei andern epiphytiſchen Askle— piadazeen, wie Hoya. Die Blätter ſind bei ihnen infolge reichlicher Ausbildung von „Waſſergewebe“ fleiſchig. Dasſelbe finden wir bei man- chen Orchideen und holzigen Epiphyten und ſelbſt bei einigen Farnen, die ſich doch gewöhnlich durch ſehr dünne Blätter auszeichnen. Es ſind ſolche Formen, die ſich an den trockenſten, dem Sonnen— brand am meiſten ausgeſetzten Ceropegia Woodii (Südafrika), knollenbildender Epiphyt. Stellen der Baumkronen an— (Aufnahme von br. H. Reimann.) ſiedeln, wie Drymoglossum nummularifolium und piloselloides, deren lange dünne Stengel noch an den feinſten Auszweigungen der Aſte hinkriechen. Bei Waſſermangel vertragen die Blätter dieſer Arten ſehr ſtarkes Austrocknen und Einſchrumpfen, bei einſetzen— dem Regen werden ſie raſch wieder prall. Die baumbewohnenden Kakteen ver— halten ſich nicht anders als die in der Erde wurzelnden Glieder dieſer Familie, die ja ebenfalls xerophil ſind und, wie bekannt, fleiſchige Stämme entwickeln. Aber trotz aller eben geſchilderten Einrichtungen zur Aufnahme und Bewahrung des Waſſers können die Epiphyten nicht verſchwenderiſch mit dieſem walten. Vei der Abb. 60, 364 Phytobiotiſche Faktoren. überwiegenden Mehrzahl iſt deshalb für ausreichenden Verdunſtungsſchutz Sorge ge— tragen. Es finden ſich hier die meiſten der Mittel verwendet, deren ſich die Natur auch ſonſt zu dieſem Zweck bedient. Wo nicht eine Verkleinerung der Blattflächen eingetreten iſt, hat ſtarke Kutiniſierung, Wachsbereifung, Einſenkung der Spaltöff— nungen, in ſeltneren Fällen Behaarung oder Bedeckung mit Spreuſchuppen (Farne) Platz gegriffen. Daß die epiphytiſchen Kakteen der Blätter entbehren, iſt nicht wunder— bar; mehr fällt es bei einzelnen Orchideen auf. Das ſchon erwähnte Bulbophyllum minutissimum und das nahe verwandte B. Odoardi, beide auf Borneo heimiſch, die kleinſten aller bekannten Orchideen, ſtellen nur unſcheinbare, auf der Baumrinde hinkriechende Ketten kaum erbſengroßer Knöpfchen dar. Dieſe werden, wie ſchon er— wähnt, von Stengel— knollen gebildet und tragen bei der letzge— nannten Art noch ein kleines, flaches Blätt⸗ chen; bei erſtem weiſen ſie nur eine winzige Höhlung auf, die die Spaltöffnungen beher— bergt. Noch merkwür⸗ diger verhalten ſich das dem malaiiſchen Gebiet angehörige Taenio— phyllum Zollingeri und die weſtindiſche Gattung Polyrrhiza. Die ganze Pflanze beſteht hier faſt nur aus Luft⸗ wurzeln, die die oben beſchriebne Eigenart Abb. 61. 7 2 Myrmecodia echinata (malaiiſches Gebiet) mit Knollenſtamm. der Orchideen-Luft⸗ (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) wurzeln beſitzen, aber nicht weiß, ſondern grün erſcheinen. Denn ſie müſſen bei dieſen Pflänzchen auch die Aſſimilationsarbeit übernehmen, da die Blätter auf winzige Schüppchen des kaum wahrnehmbaren Stämm— chens zurückgebildet ſind oder ganz fehlen. Wie ſchon erwähnt, beſchränkt ſich die Epiphytenvegetation des tropiſchen Ur— waldes nicht auf die Stämme und Aſte der Bäume, ſondern greift ſogar auf die Blätter über; man ſpricht in dieſem Falle von Epiphyllen. Fritz Müller berichtet, daß er in Braſilien eine kleine Orchidee (P nymatidium delicatulum) in voller Blüte auf einem Blatte wachſend fand. In dem regenreichen Klima der Weſtſeite des Kamerungebirges beobachtete ich wenigemale dasſelbe. Auch Farne wachſen ſelten auf Blättern, häufiger ſchon Laubmooſe, doch nur in ſehr feuchten Gebieten. Die Hauptmenge der größeren Epiphyllen entſtammt den Lebermooſen und zwar der einen Epiphyllen. 365 Gruppe der akrogynen Jungermannizeen. Beſonders häufig begegnet man Radula— vor allen aber Lejeunia-Arten. Unter den zahlreichen epiphylliſchen Algen nehmen die Chroolepideen die erſte Stelle ein. Außerordentlich verbreitet ſind Flechten. Die an ihnen beteilig— ten Algen ſind ebenfalls Chroole— pideen. Möglich wird die Anſiedlung dieſer Organis— men auf Blättern nach Buſſe unter folgenden Ver- hältniſſen. Der Feuchtigkeitsge— halt der Luft darf einen gewiſſen Grad nicht unter— ſchreiten. In höhe— ren Lagen werden durch ſtarke Nebel und reichlichen Taufall beſonders günſtige Beding- ungen für Epi⸗ phyllen geſchaffen. Buſſe fand, während in der Ebene vorwiegend glatte und ledrige Blätter beſetzt ſind, in höheren Lagen häufig auch rauhflächige be- fallen. Beccari macht für das ver⸗ ſchiedne Verhalten der Blätter gegen die Epiphyllen denjelben me Abb. 62. Myrmecodia echinata (malaiiſches Gebiet), epiphytiſche Ameiſenpflanze, ſehr lichte Bäume bewohnend. (Aufnahme von Dr. Jenſen.) ſtand verantwortlich, wie für das Auftreten von Epiphyten an glatten Palmenſtämmen: Glatte, ledrige Blätter verdichten den Waſſerdampf der Luft in höherem Maße als weiche und rauhe. Wo dieſe jedoch durch tropfbar flüſſiges Waſſer, wie bei Nebel, benetzt werden, treten wohl Epiphyllen an ihnen auf. Dicht behaarte Blätter ſind nach Buſſe 366 Phytobiotiſche Faktoren. aber ſtets frei. Schatten befördert die Beſiedlung, weil ſich auf beſchatteten Blättern die erforderliche Feuchtigkeit länger hält als auf beſonnten. Starke Regengüſſe ſpülen von ungeſchützten Blättern Sporen und ſonſtige Fortpflanzungskörper herab. Aus den beiden letzten Gründen findet man an freiſtehenden Bäumen häufig ſämtliche äußeren Blätter epiphyllenfrei, während nach dem Innern der Krone zu der Befall mit dem Maße des Schutzes zunimmt, den die Blätter genießen. Da der Beſiedlungsvorgang Zeit in An— ſpruch nimmt, bleiben die Holzgewächſe mit jährlichem Laubfall und die einjährigen Kräuter fait ſtets verſchont; an den übrigen Gewächſen die Blätter des letzten Jahres— triebes, weil die Oberfläche junger Blätter, wie ſchon angeführt, wenig benetzbar iſt. Benetzbarkeit der Blattoberfläche iſt für das Feſtſetzen von Epiphyllen aber unerläßlich. Eine große Rolle für die Beſiedlung ſpielt natürlich die Lage des Blattes im Raum; je mehr ſie ſich der Horizontalen nähert, um ſo leichter wird das Blatt befallen, weil ſich Waſſer länger auf ihm hält. Die Hauptanpaſſung der Epiphyllen an ihre Lebensweiſe liegt in ihren Haft— organen. Alte Lebermoospflanzen halten ſich an dem Blatt mit zahlreichen Rhizoiden feſt, die Keimlinge, die dem Abſpülen durch Regen beſonders ausgeſetzt ſind, bilden Haftſcheiben aus. Auch bei den epiphyllen Algen der verſchiedenſten Verwandt— ſchaft kehrt Scheibenform des Vegetationskörpers wieder, eine Form, die ein feſtes Anhaften an der Unterlage ſchon deshalb ermöglicht, weil ſie eine große Fläche des Epiphyten mit ihr in Berührung bringt. Noch feſter wird die Vereinigung durch Schleimabſonderung. Bei den Lebermooſen entſteht an den oft umfangreichen Haftſcheiben erſt ſpäter die beblätterte Pflanze. Die der vegetativen Vermeh— rung dienenden Brutknoſpen treten ebenfalls als ſcheibenförmige Gebilde auf, die nicht ſelten noch beſondre Haftorgane entwickeln. Die Brutknoſpen von Radula Hedingeri und R. tjibodensis z. B. bringen vor der neuen beblätterten Pflanze erſt einen flachen, thallusartigen Sproß hervor, an dem jene dann entſteht. Immer alſo das Beſtreben, Flächen zu erzeugen, die mit der glatten Unterlage in Berührung treten! Dieſem Zweck dienen auch die „Hapteren“ der epiphylliſchen Laubmooſe. Goebel ſchildert aus Java ein nicht näher beſtimmtes, vermutlich zur Gattung Solm- siella gehöriges Moos, das fein ganzes Leben lang keinen anderen Vegetationskörper bildet als den bei der Keimung der Spore entſtandenen „Vorkeim“. Er trägt auf dem Rücken blattartige Auswüchſe, die als Aſſimilationsorgane zu deuten ſind. Zu beiden Seiten der Protonemaſtränge treten kurze, flache Sproſſungen auf, Hapteren, die ſich der Unterlage dicht anſchmiegen und als Haftorgane dienen. Die Brutknoſpen ſind hier nicht ſcheibenförmig, ſondern rundlich, tragen dafür aber an ihrem ſchwereren, ſtets nach unten fallenden Ende zwei ankerförmige Auszweigungen, die ſie auf be— haarten Blattflächen, in epiphylliſchen Moosraſen oder im Vorkeimgeflecht der eignen Mutterpflanze feſtheften können. Jungner hatte die Epiphyllen als Schmarotzer bezeichnet. Spätere Beobachter ſahen darin ein Mißverſtändnis. In neurer Zeit jedoch glaubt Fitting feſtgeſtellt zu haben, daß eine Anzahl epiphylliſcher Flechten wirklich Paraſiten ſind, die ſich nicht lediglich auf der Blattoberfläche feſtſetzen. Manche löſen die Kutikula ab, um auf den Epidermisaußenwänden Fuß zu faſſen, andre dringen noch tiefer in das Blattgewebe vor. Die angegriffnen Partieen gehen zugrunde, nachdem ſie ſich zuweilen gegen das Paraſitismus. 367 lebende Nachbargewebe durch Wundkork abgegrenzt haben. Auf dieſe Weiſe kann bei der enormen Menge von epiphylliſchen Algen und Flechten wohl eine Schädigung der Blätter eintreten. Die Anſiedlungsbedingungen dieſer halb oder voll paraſitiſchen Formen dürften andre ſein als die der rein epiphytiſchen. Gewiſſe Wirtspflanzen werden von ihnen bevorzugt. So fand Fitting in Buitenzorg Sapindazeen und Meliazeen beſonders ſtark befallen. Zur Erklärung dieſer Tatſache reichen die von Buſſe angegebnen Um— ſtände nicht aus. 3. Paraſitismus. Ohne Frage, „biotiſch“ iſt die zwiſchen Lebeweſen herrſchende Beziehung des „Paraſitismus“. Das eine wird dabei vollſtändig abhängig von einem andern, dem es — je nach dem Grad des Paraſitismus — organiſche Nährſubſtanz oder nur Waſſer entzieht. Und die Einſtellung aufeinander geht ſo weit, daß wenigſtens die Vollparaſiten auf eine oder wenige nahe verwandte Wirtspflanzen angewieſen ſind. Man ſpricht in dieſem Falle von ſtenotopen Paraſiten; die, welche Wirte verſchied— ner Art ausnützen können, heißen eurytop. Die ſtammesgeſchichtliche Entwicklung des Paraſitismus iſt wohl zwei Wege gegangen. Den über den Epiphytismus haben die niederen Pflanzen wie Pilze ein— geſchlagen. Wir hatten ſchon geſehen, daß Fitting bei der epiphyllen Algenvegetation Übergänge zwiſchen Epiphyten und Paraſiten feſtgeſtellt hat. Die Gründe für das Eindringen des Epiphyten in das Gewebe der Wirtspflanze mittels Senker oder Hauſtorien waren beſſere Befeſtigung, vor allem aber Waſſerverſorgung. Haber— landt macht darauf aufmerkſam, daß er in Buitenzorg weniger paraſitiſche Blattpilze gefunden habe als in Europa, obgleich dort epiphytiſche Formen ſo häufig mit ihrem Myzel die älteren Blätter bedecken. „Erſt bei der Ausbreitung über Landſtriche mit trocknerem Klima wurden Anpaſſungen nötig, die mit der erſchwerten Waſſeraufnahme in engſtem Zuſammenhang ſtanden. Die Hyphen flüchteten ſich von den trocknen Blatt— flächen durch die Spaltöffnungen in die feuchten Interzellularräume hinein, oder ſie trieben direkt von ihren Haftſcheiben aus Saugfortſätze in das Innere des Blattes. Hand in Hand damit ging aber auch das Bedürfnis, ihm organiſche Nährſtoffe zu ent— ziehen. Denn mit der zunehmenden Trockenheit des Klimas verringerte ſich auch die Zahl der grünen Blattepiphyten und damit die Menge des von ihren abgeſtorbnen Teilen gebildeten Nährſubſtrats.“ Eingehendere Unterſuchungen über das Mengen— verhältnis paraſitiſcher Pilze in verſchiednen Klimaten ſind bisher kaum angeſtellt worden. Auch die zweigbewohnenden Halbparaſiten“ aus der Familie der Loranthazeen ſind wohl aus Epiphyten hervorgegangen. Durch Unterdrückung der Blätter konnten ſie gar zu Vollparaſiten werden, wie wir es bei dem amerikaniſchen, Kakteen bewoh— nenden Phrygilanthus aphyllus ſehen. Dagegen haben ſich die wurzelſchmarotzen— den Pflanzen wohl aus Saprophyten, d. h. Fäulnisbewohnern, herausgebildet. Dieſe nehmen völlig fertige Nahrung aus modernden organiſchen Stoffen auf und können daher der aſſimilierenden grünen Blätter entbehren. Ihre Wurzeln breiten ſich nicht weit im Boden aus. Über die Entſtehung der Saprophyten wieder aus * Übrigens glaube ich nach Unterſuchungen, die ich im vergangenen Sommer angeſtellt habe, daß die grünen Loranthazeen nicht reine Halbparaſiten ſind, ſondern dem Wirt auch organiſche Subſtanz entziehen. 368 Phytobiotiſche Faktoren. grünen Pflanzen jagt Beccari: „Den Kampf um Raum und Licht am Waldboden hat eine Reihe von Pflanzen dadurch gewonnen, daß ſie des Lichts entbehren konnten und ihr Wurzelſyſtem einſchränkten.“ Der Paraſitismus der höheren Pflanzen iſt zwar nicht in dem Maße auf die Tropen beſchränkt wie die Stützhilfe und der Epiphytismus. Doch begegnen uns gerade die durchgehend oder überwiegend paraſitiſchen Pflanzenfamilien, deren Vertreter zugleich in äußerſtem Grade Paraſiten ſind, in der heißen Zone. Den Grund dafür kann man in ihrer eben angenommenen ſtammesgeſchichtlichen Entwicklung ſehen: ihr einer Vorläufer, die Epiphyten, ſind hauptſächlich tropiſch; und der Saprophytismus, die Vorſtufe der Wurzelparaſiten, fand, wenn wir uns Beccaris Erklärung ans Abb. 63. Rafflesia Arnold, eine auf Wurzeln ſchmarotzende Pflanze aus den Urwäldern Sumatras. (Nach dem Original von R. Brown, gezeichnet von R. Oeffinger.) ſchließen, auf dem Boden des tropiſchen Urwaldes am beſten ſeine Entſtehungs— bedingungen. In der Tat gibt es in den Tropen weit mehr phanerogame Sapro— phyten als bei uns. Wir haben in unſrer Flora nur wenige ſaprophytiſche Orchideen und den Fichtenſpargel. Dagegen leben in Java allein etwa 17 Orchideenarten aus 10 Gattungen als Humusbewohner. Ganz ſaprophytiſch iſt die Familie der Triuri⸗ dazeen, zum großen Teil ſind es die Burmanniazeen, ferner einzelne Vertreter der Polygalazeen und Gentianazeen. Aus Weſtindien und Braſilien nennt Johow 13 ſaprophytiſche Arten aus 8 Gattungen. Die auch in den gemäßigten Zonen durch mehrere Arten vertretne, für manche Kulturpflanzen fo ſchädliche Seide (Cuscuta) hat in den Tropen einen Doppelgänger aus einer weit entfernten Familie: die Laurazee Cassytha. Sie ſchmarotzt auf den ver⸗ ſchiedenſten Gewächſen und überzieht niedrige Geſträuche oft dicht wie ein Netz. In ihrem Außern gleicht ſie vollkommen der Seide, deren Lebensweiſe ſie in den Hauptzügen auch ö Balanophorazeen. Raffleſiazeen. Loranthazeen. 369 teilt. Wie jene keimt ſie im Erdboden und windet dann ihre fadenförmigen, blattloſen Stengel um die Nährpflanze, in unregelmäßigen Abſtänden Saugwarzen treibend. Iſt ſie auf dieſe Weiſe befähigt, aus den Geweben ihrer Wirtspflanze ihre Nahrung zu be— ziehen, ſo wird durch Abſterben der unterſten Stengelteile der Zuſammenhang mit dem Boden aufgehoben, und die Pflanze ſtellt einen Paraſiten und Klettrer zugleich dar. Die in allen ihren Gliedern paraſitiſche Familie der Kolbenſchoſſer (Bala— nophorazeen) iſt mit einer Ausnahme auf die Tropen beſchränkt. Alle find Wurzel— ſchmarotzer. In ihrem Ausſehen erinnern ſie an die Phalloideen unter den Pilzen. Die fleiſchigen, ſchuppige Niederblätter tragenden Blütenſtände entſpringen einer Knolle, die den Wurzeln der Wirtspflanze aufſitzt. Aus einem wachsartigen Körper, den ſie enthal— ten, dem Balanophorin, verfertigen die Eingebornen verſchiedner Tropenländer Kerzen. Eine der eigentümlichſten Pflanzenfamilien ſind die Raffleſiazeen. Die Ent— artung infolge ihrer ſchmarotzenden Lebensweiſe geht ſo weit, daß ihr Vegetations— körper nur aus pilzfädenähnlichen Gebilden beſteht, die zwiſchen Rinde und Holz der Wirtspflanzen hinwuchern. Aus ihnen entwickelt ſich dann ein ſehr kurzer, mit Nieder— blättern beſetzter Sproß, der oft mit einer rieſenhaften Blüte abſchließt (Abb. 63). So beſitzt die auf Sumatra heimiſche Rafflesia Arnoldi die größten überhaupt bekann— ten Blüten, die bis 1 m Durchmeſſer und 5—8 kg Gewicht erreichen. Sie find trübrot gefärbt und verbreiten einen ſtarken Aasgeruch, der Schwärme von Fliegen anlockt. Blume will Eiablage dieſer Tiere in der Blüte beobachtet haben. Dieſer Inſekten— beſuch kann jedenfalls die Beſtäubung vermitteln. Früchte von Rafflesia-Arten ſind aber ſelten gefunden worden. Sie ſtellen große Beeren dar; die Samen werden von Tieren, die in die breiige Fruchtmaſſe treten, an die Wurzeln der Nährpflanzen — Cissus-Arten — gebracht. Andre Raffleſiazeen ſchmarotzen an Baumzweigen oder Lianen und bringen genießbare Beerenfrüchte hervor, deren Samen in derſelben Weiſe Verbreitung finden wie die vieler Epiphyten. — Auch dieſe Familie iſt vor— wiegend tropiſch, hat aber einige Vertreter auch in höheren Breiten. Den Raffleſiazeen nahe ſteht die kleine Familie der Hydnorazeen in Afrika und Südamerika. Ganz anders verhält ſich die mehr als 500 Arten umfaſſende Familie der Loran— thazeen (Abb. 64), die mit wenigen Ausnahmen, wie der bei uns weit verbreiteten Miſtel (Viscum album) und der ſüdeuropäiſchen Riemenmiſtel (Loranthus europaeus), faſt ausſchließlich den Tropen angehört. Die Gattung Loranthus iſt die größte der Familie. Wenige Loranthazeen wurzeln, ganz ſelbſtändig lebend, im Boden. Doch auch die übrigen, paraſitiſchen, entziehen den Wirtspflanzen keine zubereiteten Nahrungs⸗ ſäfte, ſondern lediglich Waſſer (2), weshalb man fie auch „Waſſerparaſiten“ nennt. Die in das Gewebe der Wirte getriebnen, ſehr mannigfaltig ausgebildeten Saugorgane enthalten daher nur Holzgefäße zur Leitung des nährſalzerfüllten Waſſers, aber keine Siebröhren. Die Loranthazeen beſitzen grüne Blätter und aſſimilieren ſelbſt; ſie müſſen als Halbparaſiten gelten. In den meiſten Fällen ſchädigen fie, ſelbſt in großen Mengen auftretend, die Wirtspflanze wohl kaum. Ich habe ſie ſogar unter Verhält— niſſen getroffen, welche die Frage nahe legten, ob ſie nicht ſogar zur Ernährung des Wirtes mit beitrügen, was auch Körnicke vermutet. Nach eignen neueren Unter— ſuchungen iſt dagegen F. Arens geneigt, doch eine Entziehung zubereiteter Nähr— ſtoffe anzunehmen. Er beſtätigt das Fehlen von Siebröhren in den Hauſtorien, fand aber, Das Leben der Pflanze. VI. 24 LRRA| NEW yo BOTAnNı. GAR Be; 370 Paraſitismus. daß ihre Zellen bei Viscum album größere osmotiſche Kraft beſitzen als diedes Wirts, ſo daß ſie aus ihnen auf endosmotiſchem Wege organiſche Stoffe aufnehmen könnten. Wohl bei allen Arten der Familie ſind die Blätter mehr oder weniger dickfleiſchig, ledrig, bei einigen auch mit Haarfilz bekleidet: Einrichtungen des Verdunſtungsſchutzes, die bei der gleichzeitig epiphytiſchen Wohnweiſe dieſer Pflanzen erklärlich ſind. Die im Erdboden wurzelnden Arten, wie Maerosolen Beccarii in Borneo, die Gattungen Nuytsia in Auſtralien und Gaiadendron in Amerika, beſitzen dünne Blattſpreiten. Die beerenartigen Früchte der Loranthazeen, die von Vögeln gefreſſen und verſchleppt werden, ſind zur Verbreitung von Baum zu Baum ge— eignet. Zur Befeſtigung der Samen an der Zweigrinde dient eine klebrige, als Viszin be⸗ zeichnete Maſſe. Früher nahm man an, daß die Samen, um zu keimen, durch den Vogelmagen gegangen ſein müßten. Nötig iſt das nicht, för⸗ derlich für die Weiter- entwicklung des Keim— lings aber ſcheint es zu ſein. Obwohl die Loran— thazeen den Wirtspflan⸗ zen das Waſſer entneh— men, finden ſie ſich nicht nur auf hygrophilen N Abb. Gehölzen mit reichlicher EEE Durchströmung, ſon⸗ 5 dern ſehr häufig auch gerade auf Kerophyten. Auch Sukkulenten, wie Euphorbia tirucalli, werden von ihnen bewohnt. Auf Monokotylen und Koniferen hat man fie ebenfalls gefunden. In Menge werden oft die Fruchtbäume der Eingebornen-Dörfer und [verlafine Kaffee— pflanzungen beſiedelt, in denen ſich mit Vorliebe die Vögel aufhalten, die die Ver— breitung der Loranthazeenſamen beſorgen. In den lichten Baumbeſtänden der Dorf— gärten finden dieſe auch die günſtigſten Keimungsbedingungen, zu denen nach Wieſners RN Loranthazeen. 371 Unterſuchungen das Licht gehört. Auch andre Bäume, die in lichten Beſtänden bei Siedlungen wachſen (Ceiba, Ficus, Hibiscus) ſind meiſt ſtark befallen. Als Halbparaſiten unterliegen die Loranthazeen keiner ſtarken Artanpaſſung; fie find in hohem Maße eurytop. Loranthus Exocarpi in Auſtralien lebt nicht nur auf Arten der Santalazeen-Gattung, der er ſeinen Namen verdankt, ſondern auch auf Casuarina, Acacia, Prunus, Hymenanthera und auf Loranthus pendu- lus. Überhaupt iſt das Befallen von Vertretern der eignen Familie nicht ſelten. Abb. 65. Akazien⸗Dornbuſch (Oſtafrika). (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Körnicke fand Lorxanthus-Keimlinge auf Viscum articulatum und dieſes ſelbſt wieder auf Loranthus pentandrus. Auch die eigne Art wird bewohnt, fo Vis- cum articulatum von Viscum articulatum. Selbſt auf Blättern vermögen die Loranthazeen ſich zu entwickeln. In Buitenzorg ſah Körnicke, daß ein Loranthus, der einen Juniperusſtrauch bewohnte, auf eine dem Juniperus epiphytiſch aufſitzende Orchidee überging, mit deren Blätter und Luftwurzeln er durch Senker in Verbindung trat. Derſelbe Beobachter berichtet, daß der Blattſtiel einer Myrmecodia, Cordy- line-Blätter und Loranthazeenblätter ſelbſt mit Keimlingen beſetzt von ihm gefunden wurden. Es iſt allerdings kaum anzunehmen, daß ſelbſt auf vieljährigen Blättern der Schmarotzer eine normale Entwicklung nehmen werde. Man erkennt daran aber die hohe Keimfähigkeit der Loranthazeenſamen, die ſicher zu den Urſachen der Häufig— keit und weiten Verbreitung dieſer Pflanzen gehört. Ebenſo ſind die ausgewachſnen 372 Zoobiotiſche Faktoren. Stöcke ſehr lebenszäh. Wenn z. B. von einer heruntergeriſſnen Pflanze auch nur ein Hauſtorium mit einem Wurzelſtückchen ſtehen bleibt, jo wächſt es durch Adventiv— ſproſſe zu einer neuen Pflanze heran. Im Gegenſatz zu unſrer Miſtel, deren Wurzeln innerhalb der Rinde des Wirtes wachſen, verlaufen ſie bei den tropiſchen Loranthus-Arten auf der Rinde und ſenden Saugfortſätze (Hauſtorien) ins Holz. Ob dieſes Verhalten durch die in den Tropen ſtets feuchte Luft möglich wird, erſcheint mir zweifelhaft; denn in den Steppen herrſcht oft große Lufttrockenheit. Die tropiſchen Viscum Arten befeſtigen ſich nach meiner Erinnerung ebenſo wie ihre europäiſche Verwandte. Die Wurzelungsweiſe ſcheint eher ein ſyſtematiſches Merkmal zu bilden. Bemerkenswert iſt die Art, wie die oberflächlichen Rindenwurzeln der Loranthus- Arten ſtets neue, neben einander gelegne Waſſerleitungsbahnen des Wirtes anzapfen. Wenn die Wurzel eine beſtimmte Länge erreicht hat, fo ſtirbt fie ab. Dafür wächſt nach kurzer Zeit ſeitlich ſympodial eine neue aus. Auf dieſe Weiſe können ſo zahlreiche Wurzeln entſtehen, daß der Nähraſt ganz umwuchert wird. Auch die nahe verwandte Familie der Santalazeen enthält grüne Halbparaſiten, die teils auf Baumzweigen leben (Henslowia, Phacellaria), teils den Wurzeln andrer Pflanzen vermittelſt Hauſtorien aufſitzen (Osyris, Santalum, Comandra, Arjona, Quinchamalium). b) Zoobiotiſche Faktoren. Viel ſchärfer als bei der Abhängigkeit der Pflanzen unter einander treten die Beziehungen in der Lebensgemeinſchaft zwiſchen Pflanzen und Tieren zutage. Es kann ſich dabei um einen gegenſeitigen oder um einen einſeitigen Vorteil handeln. In erſtem Falle ſprechen wir von Symbioſe im ſtrengen Sinne, auch von mutueller Symbioſe. Hat nur einer der Symbionten von dem Zuſammenleben einen Vorteil, der andre dadurch Schaden, ſo befinden ſie ſich in antagoniſtiſcher Symbioſe, was gleichbedeutend iſt mit Paraſitismus. Wenn nur einer der beiden Symbionten aus der Lebensgemeinſchaft Vorteile zieht, der andre durch ſie aber in der Regel keinen Nachteil erleidet — wie bei der Stützhilfe und dem Epiphytismus unter den Pflanzen —, könnte man von alterniſtiſcher Symbioſe ſprechen. 1. Tieriſche Schädlinge. Tiere, die an Pflanzen ſchmarotzen, pflegen wir als Schädlinge zu bezeichnen. Tieriſche Schädlinge der Vegetation gibt es auch in unſern Breiten reichlich, wie jeder Feld- und Gartenbeſitzer nur zu gut weiß; und die Beſchädigungen der Pflanzenwelt durch Tiere ſind in den Tropen nicht gerade beſondrer Art. Dennoch kommen dort einige Verhältniſſe zur Geltung, die eigne Geſichtspunkte für die Schädlingsfrage bieten. Das ſind hauptſächlich das Auftreten ſtarker Herden von Weidetieren in den 3. T. pflanzenarmen Steppengebieten; ferner die größere Regenerationskraft der Vege— tation im gleichmäßig feuchtwarmen Tropenklima; ſchließlich die ſtarke Miſchung der Pflanzenarten, beſonders in den Regenwäldern. Der Reichtum der Wüſten und Steppen an dornigen und ſtachligen Pflanzen iſt bekannt (Abb. 65, 66, 67, 70, 71). Seit langem wird ſolche Bewehrung als Schutz⸗ mittel gegen Tierfraß aufgefaßt. Als Beweis dafür ſieht man den Umſtand an, daß Tieriſche Schädlinge. 373 Dornen und Stacheln gerade überall da auftreten, wo die Pflanze am dringendſten dieſes Schutzes bedarf. Baumarten von Pirus und Prunus ſind nur in der Jugend bewehrt, ſo lange das Laub von Weidetieren erreicht werden kann. Die Dornen der Schlehe, des Weißdorns und andrer ſtrauchig bleibender Arten kommen auch ſpäter zur Entwicklung. Bei den Roſen und Brombeeren findet ſich beſonders ſtarke Beweh— rung an den jungen Trieben, die den Schutz am meiſten brauchen. Nicht alle Wüſten- und Steppengewächſe erfreuen ſich dieſer Wehr. Eine Reihe, vor allen die Gräſer, bedarf ihrer nicht, da ihr andre Mittel gegen Vernichtung durch Tierfraß zu Gebote ſtehen; hauptſächlich die Fähigkeit, durch kräftige Sproßbildung den Schaden ſchnell zu er⸗ ſetzen. Andrer— ſeits ſchützen Stacheln und Dornen nicht unbedingt. Es gibt Tiere mit Gegenanpaſ— ſungen. Jeder weiß, daß die hartmäuligen Eſel mit Vor⸗ liebe dornige Pflanzen freſ— ſen. Gegen die Mehrzahl wei⸗ dender Tiere 2 find ſolche aber 2 doch geſchützt. Acacla zanzibarica (Oſtafrika). Die weißen Stacheln find umgewandelte 2 Nebenblätter; häufig ſchwellen fie am Grunde kuglig an und dienen dann als Faſt nie ſtachel⸗ Ameiſenwohnung. (Aufnahme von Dr. F. Stellwaag.) los ſind die ſaftreichen Stammſukkulenten, in der neuen Welt die Kakteen (Abb. 67), in der alten eine große Zahl Euphorbia-Arten. Doch ſpielen die Stacheln hier außer als Schutz— mittel gegen Tierfraß wohl noch eine andre Rolle, wie ſpäter zu zeigen. Wie dieſe Pflanzen, ſo gehören viele Mitglieder einiger beſonders durch Stachel— bildung ausgezeichneten Familien gerade den Wüſten- und Steppengebieten an, z. B. Akanthazeen und Mimoſoiden (Abb. 66). Ihnen ſchließt ſich an die Leguminoſen— gattung Astragalus, die allerdings zum größten Teil außerhalb der Tropen ent— wickelt iſt; ferner die Kapparidazeen, die Rhamazeen, die Gattung Asparagus und viele andre. Dieſe Häufung bewehrter Pflanzengeſtalten verleiht den offnen Forma— tionen einen ſehr eigenartigen Zug, der beſonders aufdringlich da hervortritt, wo auf nährſtoffarmen und trocknen Böden faſt nur Stachelpflanzen wachſen: im Dornwald und Dornbuſch (Abb. 65). Solche Gewächſe ſind meiſt ſehr genügſam und beſitzen keine große Regenerationskraft. Aus dieſem Grunde, und weil in jenen Formationen 374 Zoobiotiſche Faktoren. Weidepflanzen faſt gar nicht vorkommen, müſſen ſie außergewöhnlich gegen Fraß— angriffe geſchützt ſein. Neben dieſen äußeren Abwehrmitteln werden ſicher manche chemiſchen Beſtand— teile des Pflanzenkörpers dieſen vor tieriſchen Angriffen bewahren, ſei es durch wider— lichen Geruch oder Geſchmack, ſei es durch Giftwirkung. Milchſaft, Blauſäure, Harze, ätheriſche Ole wird man dahin rechnen können. Auch die „Raphiden“, kleine Kriſtall— nadeln oxalſauren Kalkes, die in manchen Pflanzenteilen maſſenhaft enthalten ſind, ſollen Freſſer abſchrecken. Wie weit die Wirkſamkeit dieſer Mittel reicht, wird noch 2 a . — BEE Er Abb. 67. Echinocactus grandis, Yucca spee., bei Tehuacan (Mexiko). (Aufnahme von Prof, Dr. H. Schenck.) durch zahlreiche Unterſuchungen feſtzuſtellen ſein. Einzelne Beobachtungen, wie ſie Stahl und ſeine Schüler im Laboratorium angeſtellt haben, darf man nicht verall— gemeinern. Es gibt Tiere, die an Milchſaft geradezu Gefallen finden. Treub hat ſogar gefunden, daß die äußerſt giftige Blauſäure auf manche Tiere anziehend, ſtatt abſchreckend wirkt. Zunächſt werden bei der Schädlingsfrage in den Tropen aber einige Vorfragen zu erledigen ſein: Bedarf die tropiſche Vegetation, zumal des immergrünen Regen— waldes überhaupt in größerem Maße der Schutzmittel gegen Tierfraß, beſonders gegen Verheerungen durch Kleintiere? Gleicht hier die kräftige Regenerationsfähigkeit nicht viele Schäden aus? Kommen größere Schädigungen überhaupt vor? Iſt nicht die ſtarke Miſchung der Arten eine Schutzmaßregel gegen ſie? Oder wird dieſe dadurch „Tierfreſſende“ Pflanzen. 375 hinfällig, daß mit ihr ein Überwiegen der Allesfreſſer zuſammengeht? Alle dieſe Fragen müßten erſt durch rein ſtatiſtiſche Feſtſtellungen beantwortet werden. Dann könnte man ein Urteil darüber gewinnen, ob ein Mittel, das im einzelnen Fall und unter beſondren Verſuchsverhältniſſen gegen Tierfraß ſchützt, in der Natur überhaupt nötig, alſo als Anpaſſung erworben iſt. 2. „Tierfreſſende“ Pflanzen. Das paraſitiſche Verhältnis zwiſchen Pflanze und Tier kann auch umgekehrt ſein: es gibt Pflanzen, die lebende Tiere fangen, töten und durch einen Verdauungs— vorgang als Nahrung zu ſich nehmen. Man nennt ſie fleiſchfreſſend, karnivor, oder, da als Beute hauptſächlich In⸗ ſekten gefunden werden, inſektenfreſſend, in— ſektivor. Bis ins 18. Jahrhundert reicht die erſte Beobachtung dieſes Verhaltens zurück. Die allgemeinere Aufmerk- ſamkeit hat Darwin auf dieſe Pflanzen durch ſein Buch über ſie ge— lenkt. Heute kennt man ihrer mehr als 400 Ar- ten. Sie ſind durchaus nicht auf die Tropen beſchränkt. Am Sonnentau, dem Waſſerſchlauch, der Aldrovandie, dem Fettkraut haben wir Beiſpiele inſektenfreſ— ſender Pflanzen auch in unſrer Flora. Eine große Anzahl wächſt in Nordamerika. Im 5 1 indet Abb. 68, tropiſchen Gebiet fi Kletternde Kannenpflanze (Nepenthes spec.) im javaniſchen Urwald. ſich die Sarraceniazee (Aufnahme von Dr. Jenſen.) Heliamphora, aus dem pflanzengeographiſch ſo intereſſanten Roraimagebirge zwiſchen Guayana und Braſilien; in Afrika und Braſilien die Lentibulariazee Genlisea. Beides ſind nur kleine Gattungen und noch ſehr wenig bekannt. Dagegen beſitzt die eine eigne Familie 376 Zoobiotiſche Faktoren. bildende Gattung Nepenthes an 60 Arten und iſt in unſern Warmhäuſern ein be— liebtes Kulturobjekt. Ihre Heimat iſt das indiſche Monſungebiet, Mittelpunkt ihres Wohngebiets der Kinabalu auf Borneo, das die meiſten und eigentümlichſten Arten aufweiſt. Von hier aus gehen ſie weſtlich bis nach Madagaskar, öſtlich bis Neu-Guinea und Auſtralien. Das auffälligſte Merkmal dieſer Pflanzen wird ſchon durch ihren Namen „Kannenblumen“ bezeichnet. An den Spitzen eines Teils ihrer Blätter entwickeln ſich — auf längeren oder kürzeren Stielen — pfeifenkopfähnliche Kannen oder Becher (Abb. 68, 69), in denen alle Reiſenden übereinſtimmend Reſte von Inſekten gefunden haben, oft in ſo beträchtlicher Menge, daß der Kanneninhalt abſcheulich ſtinkt. Die Kannen dienen demnach als Keſſelfallen, hauptſächlich für kriechende Inſekten, wie Ameiſen, Tauſend— füßler, Kakerlaken; doch findet man auch Fliegen, Mücken und ſelbſt Schmetterlinge. Oft ſind die gefangnen Tiere recht groß. Jenſen ſah einmal einen 3,5 em langen Skorpion, der zwiſchen den Spitzen der beiden Fangarme beinahe 4 em maß. Die Kannen ſind nicht ſelten ſo lebhaft gefärbt, daß ſie mit Blüten wetteifern und von den Javanen auch für ſolche gehalten werden. Bei Nepenthes Raffle— siana find fie mit zahlreichen purpurroten Flecken geſprenkelt, bei andern Arten weiſen ſie eine mehr gleichmäßig purpurrote Färbung auf. Als beſonders ſchön be— ſchreibt Burbidge eine borneaniſche Art mit prachtvoll durchſcheinend-weißen, ſchar— lachrot gefleckten Kannen. Aber auch grüne Kannen kommen vor. Ob die lebhafte Färbung als Anlockungsmittel für kriechende Inſekten dient, die doch kein großes Ge— ſichtsfeld überſchauen, iſt mir ſehr zweifelhaft. Sicher ſind aber Nektartropfen als Lockmittel anzuſehen, die von manchen Nepenthesarten reichlich aus Drüſen ab— geſchieden werden, die um die Mündung der Kannen herum ſtehen. Dieſe Mündung iſt ſo geſtaltet, daß der Kannenrand nach innen wie ein Kragen abwärts geſchlagen, mit vorſpringenden Längsſeiten verſehen und ſehr glatt iſt, ſo daß die dem Honig nachgehenden Inſekten über ihn in den Kannenbauch hinabſtürzen. Emporzuklettern iſt ihnen nicht möglich, da der ganze obere Teil der Innenwand mit einem weißlich ſchimmernden, glatten Wachsüberzug bedeckt iſt. Unter dieſer „Gleitzone“ folgt dann wieder eine Drüſenzone, auf der kleinere oder größere, bei manchen Arten ſchon mit bloßem Auge ſichtbare Drüſen dicht gedrängt ſtehen. Sie ſcheiden die ſchwach ſchleimige Flüſſigkeit aus, die in den Nepentheskannen ſchon vor dem Offnen vorhanden iſt und in entleerten von neuem auftritt. In dieſer Flüſſigkeit ertrinken die hineingefallnen Inſekten, werden dann durch ein ausgeſchiednes peptoniſierendes Ferment bis auf die Chitinpanzer verdaut und reſorbiert. Über den Wert der tieriſchen Nahrung für die Nepenthespflanzen iſt man noch nicht einig. Manche Beobachter haben ſich dahin ausgeſprochen, daß der komplizierte Fangapparat als „Luxusanpaſſung“ gelten könne, welche ſich die in allen Lebensbedin— gungen günſtig geſtellte tropiſche Pflanze zu leiſten erlauben darf, ohne ſie eigentlich zu brauchen. Begründet wird dieſe Anſicht mit der Geringfügigkeit der in den Kannen gefundnen Ausbeute. Es wurde aber ſchon erwähnt, daß man in vielen Fällen große Mengen toter Inſekten feſtgeſtellt hat. Ganz beſonders macht Heinricher darauf aufmerkſam, daß Nepenthes melamphora an den Rhizomen Kannen entwickelt, die vom Humus und dem abgefallnen Blattwerk ganz oder teilweiſe bedeckt find. „Dieſe Nepenthazeen. 377 Hunderte von Kannen waren ſozuſagen unterirdiſch und funktionierten, im Moder ver- graben und aufrecht geſtellt, wie verdeckte Wolfsgruben; alle, die ich unterſuchte und die funktionstüchtig waren, wieſen einen reichen Fang auf, ſie enthielten größere Larven, Aſſeln, mehrfach auch die Gehäuſe von Schnecken, alſo zumeiſt größere Beuteſtücke, fette Brocken. Sehr zweckmäßig iſt unter dieſen Umſtänden der nicht ganz ſchließende Deckel der Kannen: die Kannenmündung bleibt auch bei Bedeckung mit abgefallnem Laube ſtets offen“. Bei der genann— ten, bis in die Baumkronen klet— ternden Art wei— fen die bindfaden— ſtarken Stengel in ihrer ganzen Länge nur wenige Kannen auf, die auch nur geringe Reſte gefangner Tiere enthalten. Erſt in den Baum— kronen, wo ſich die Pflanzen ver- äſtelnd ausbrei⸗ ten, treten wieder Kannen in großer Zahl und üppig⸗ ſter Entwicklung auf. „Dies ſcheint mir — jagt Hein- richer — wieder bemerkenswert zu ſein, weil in den Kronen der Abb. 69. Bäume wahr⸗ (Nach der e eee K. Ginge ſcheinlich ein viel regeres Inſekten— leben herrſcht als im licht⸗ und blütenarmen Unterholz und deshalb ein reicherer Fang geſichert ſein dürfte“. — Auch die Urnengröße mancher Arten ſpricht für ſtarke Ausnutzung der tieriſchen Nahrung. Wohl die größten bekannten Kannen kommen Nepenthes raja vom Kinabalu in Borneo zu. Sie werden bis 30 em lang und 12 cm breit und ſind nach Hooker geräumig genug, daß auch kleinere Vierfüßler oder Vögel in dem Be ertrinken können. Es ſcheinen ſich jedoch auch in ihnen nur Inſekten zu fangen. 378 Zoobiotiſche Faktoren. Wie wir geſehen, ſcheiden die Nepentheskannen eine verdauende Flüſſigkeit aus, die die hineingefallnen Inſekten auflöſt. Um ſo merkwürdiger iſt es, daß gewiſſe Tiere in dem Waſſer der Kannen ihre Entwicklung durchmachen. Von Sarracenia und Cephalotus war es längſt bekannt, daß Tiere in ihren Schläuchen leben. Doch kann hier die Tatſache nicht weiter verwundern, da dieſe Pflanzen keine verdauenden Enzyme beſitzen. In Nepentheskannen hatte Beccari ſchon Froſchleich, Haberlandt, die Saraſins und Clautriau lebende Tiere, z. B. Moskitolarven, beobachtet. Jenſen forſchte in Java mehrere Jahre lang dieſem Verhältnis nach und ſtellte 9 Tierarten als ſtändige Bewohner der Kannen feſt: 3 Fliegenlarven, 4 Mückenlarven, einen kleinen Rundwurm und eine Milbe. Auffallend iſt, daß alle dieſe Tiere wie die Eingeweideparaſiten weißlich ſind, einige auch ziemlich ſchleimig. Sie müſſen natür— lich eine Widerſtandsfähigkeit gegen die verdauenden Nepenthesenzyme beſitzen. Eine dicke Kutikula haben ſie nicht immer aufzuweiſen. Dagegen hat Jenſen durch Ver— ſuch nachgewieſen, daß ſie Antifermente ausſcheiden, wie die in den tieriſchen Ein— geweiden lebenden „Würmer“. Nicht angepaßte Tiere, jo eine Froſchlarve (), die in die Flüſſigkeit der Nepentheskannen geſetzt wurden, ſtarben. Dagegen ſcheinen die an— gepaßten Mücken- und Fliegenlarven gegen gewöhnliches Waſſer empfindlich zu ſein, was wohl auf die verſchiedne osmotiſche Wirkung der beiden Flüſſigkeiten zurück— zuführen iſt. Nach neueren Beobachtungen von Picado ſind auch die Ziſtern-Bromeliazeen zu den Inſektenfreſſenden zu rechnen. Wenn ſie ſich zum Blühen anſchicken, tritt am Grunde der innerſten Blätter eine Gummiausſcheidung auf. Wird die Pflanze ver— letzt, ſo fließt dieſes Gummi reichlich, wird feſt und zeigt dann gelatinöſe Beſchaffen— heit. Häufig findet man darin eingeſchloſſen Tiere, die in dem Ziſternenwaſſer der Bromeliazeen leben oder als Schädlinge die Blätter benagen. Sie ſterben darin und bilden dann einen Teil des Detritus. Die Pflanze nutzt die Zerſetzungsprodukte dieſer Tierkörper zu ihrer Ernährung auch aus. Das Gummi enthält nämlich ein Enzym, das Eiweiß in Peptone und Amidoſäuren überzuführen vermag. Dieſe werden dann von der Pflanze abſorbiert, wie Picado durch Verſuche nachgewieſen hat. 3. Mutuelle Symbioſe zwiſchen Tieren und Pflanzen. Lebensbeziehungen zwiſchen Pflanzen und Tieren, die beiden Teilen Nutzen ge— währen, gibt es auch. Sie zeigen ſich hauptſächlich auf zwei Gebieten: der Übertragung des Pollens (Beſtäubung) und der Samenverbreitung. Der Vorteil, der den Tieren aus dieſer den Pflanzen geleiſteten Hilfe erwächſt, iſt faſt ſtets Erlangung von Nahrung, die für die beſtäubenden Inſekten meiſt in zuckerhaltigem Saft, dem Honig oder Nektar, beſteht. In neurer Zeit ſind zwei weitere, ſehr intereſſante Anlockungsmittel für Tiere in Orchideenblüten bekannt geworden. Die erſten Beobachtungen darüber machte v. Wettſtein in Südbraſilien, und Porſch ſtellte eingehende anatomiſche Unter— ſuchungen an. Dieſe neuen Anlockungsmittel find „Futterhaare“ und Wachs. „Futterhaare finden ſich — ſchreibt v. Wettſtein — bei mehreren Arten der N Gattung Maxillaria, fo bei den braſilianiſchen M. rufescens, M. ochroleuca, M. iridifolia und M. villosa. Die regelmäßig einzeln auftretenden, ſtark nach Vanille duftenden Blüten der erſterwähnten Art produzieren keinen Nektar. Der Samenverbreitung. 379 intereſſanteſte Teil iſt die Lippe, die gelb und rot gefleckt ift und in der Mitte von einem dicken Wulſt durchzogen wird, der ſich bei näherer Unterſuchung als aus zahl— reichen Haaren beſtehend erweiſt. Sie ſind mit Eiweiß und Fett vollgepfropft und werden von den die Blüte beſuchenden Tieren abgeweidet, welche dabei veranlaßt werden, in die Tiefe der Blüte einzukriechen, wobei die bezweckte Pollenübertragung ſtattfindet.“ Auf der Lippe von Maxillaria Lehmanni hatte ſchon Janſe Haare feſtgeſtellt, die ſchließlich in einzelne, Pollenkörnern täuſchend ähnlich ſehende Zellen zer— fallen und auf der Lippe eine gelbe, pulvrige Maſſe bilden. Er glaubte, daß dadurch pollenſuchende In— ſekten angelockt würden. Außer Haaren kommen auch Futtergewebe oder „Futterwarzen“, wie man ſie genannt hat, vor, 3. B. bei Stanhopea ocu- lata, warzenartige Er— hebungen dünnwandigen Gewebes, deſſen Zellen reich an Eiweiß find. Merk⸗ würdige „Beköſtigungs— körper“ hat Knuth auch von Freycinetia strobilacea auf Java beſchrieben: rote, dicke, fleiſchige, ſüßſchmeckende Achſenverlängerungen, die von den Beſtäubern — fliegenden Hunden — gefreſſen werden. Abb. 70. Auf das Vorkommen Adenia globosa (Oſtafrika). Die Zweige find mit ſtarken Stacheln bewehrt. von Wa ch 3 als An⸗ (Aufnahme von Dr. H. Kochan.) lockungsmittel für Inſekten wurde v. Wettſtein in Braſilien aufmerkſam, als er einmal im Urwald ein Inſekt eine Orchideenblüte mit einem auffallend weißen Körperchen verlaſſen ſah. Die Pflanze erwies ſich als Ornithidium divaricatum, und eine genaue Beſichtigung der Blüte ergab, daß das weiße Körperchen der Oberſeite der Lippe entſtammte und Wachs war. Die Wachsausſcheidung tritt auf der Lippe in ſolcher Lage auf, daß Pollenübertragung zuſtande kommen muß. Bemerkenswert iſt auch bei dieſer Orchideenblüte das Fehlen des Nektars. Die Samenverbreitung bietet gegen die übrigen Teile der Erde in den Tropen 380 Zoobiotiſche Faktoren. wohl kaum ganz neue, auf ſie beſchränkte Züge. Einige treten aber in ſtärkerem Maße hervor, jo beſonders die „Appetitfärbung“, die durch leuchtende Farben überhaupt, vorzüglich aber durch Kontraſtwirkung erreicht wird. Von heimatlichen Pflanzen dieſes Verhaltens iſt eine der auffälligſten das Pfaffenhütchen (Evonymus euro- paeus): die roten Kapſeln ſpringen bei der Reife auf und laſſen die lebhaft gelbrot gefärbten Samen an kurzen Fäden heraushängen. In den Tropen häufen ſich die Beiſpiele. Beſonders ſchön tritt die Kontraſtfärbung hervor bei der Muskatnuß (Myristica fragrans) und andern Myriſtikazeen. Die Fruchtſchale iſt gelb, das dicke Fruchtfleiſch hell roſa. Im Reifezuſtand reißt ein klaffender Spalt auf, und der glänzend braune, von dem zerſchlitzten, hochroten Samenmantel (Mazis, Muskatblüte) umfangne Same wird ſichtbar: in der Tat eine wundervolle Kontraſtwirkung, die auch ihre Anlockungskraft, hauptſächlich auf Tauben, bewährt. Bei Clerodendron Mina— hassae ſpringt der ſtehengebliebne, die Frucht gänzlich umhüllende Kelch zur Reife— zeit ſternförmig mit fünf Abſchnitten auf. Sie ſind innen, nach dem Aufſpringen alſo oberſeits, herrlich purpurrot gefärbt, wogegen ſich die blauſchwarze, glänzende Frucht ſcharf abhebt. Derſelbe Farbengegenſatz tritt auf zwiſchen den Früchten und dem Kelch und Blütenboden mancher Ochnazeen. Sehr wirkungsvolle Früchte haben viele Ku— kurbitazeen. Coceinea Engleri in Uſambara, die hoch in die Bäume klettert, bringt handlange, wurſtförmige, leuchtend rote Beeren hervor, die in ganzen Gehängen die Baumkronen ſchmücken und weithin ſichtbar ſind. Wie an unſerm Pfaffenhütchen und der Muskatnuß treten lebhaft gefärbte Samenmäntel (Arilli) bei einer großen Reihe tropiſcher Pflanzen (3. B. Maranta— zeen, Leguminoſen, Sapindazeen) auf. Bald kontraſtiert ein brauner oder ſchwarzer Arillus mit der weißen oder roten Samenſchale; bald iſt dieſe dunkel und der Arillus weiß, gelb oder rot gefärbt. Am eigenartigſten nimmt ſich wohl der prächtige blaue Samenmantel von Ravenala madagascariensis aus. f Wie wirkſam die Verſchleppung der Samen genießbarer Früchte iſt, beweiſt die Gattung Ficus. Die Arten der Sektion Urostigma, deren Früchte viel von Vögeln, beſonders Tauben und Nashornvögeln, auch von fliegenden Hunden, gefreſſen werden, ſind weit verbreitet; von 16 borneaniſchen Arten kommen nach Beccari 14 auch außer- halb Borneos vor. Dagegen find von 10 Arten der Sektion Covellia, deren Früchte verſteckter und unſcheinbarer ſind, höchſtens 4 auch ſonſt noch verbreitet. Auf dem Gebiet der Beſtäubungsvermittlung macht ſich in den Tropen eine mannigfaltigere und mehr ins einzelne gehende Anpaſſung geltend als in ge— mäßigten Breiten. So bei den langrüſſeligen Sphingiden. Schwärmerblumen, Sphingophilae, wie fie Delpino genannt hat, gibt es auch bei uns, z. B. Loni— ceracaprifolium (Geißblatt), Platanthera bifolium (Kuckucksblume) und andre. Es ſind meiſt Nachtblüher von hellen Farben und kräftigem Wohlgeruch, die den Honig im Grunde ſehr langer Kronenröhren oder Spornen bergen. Da aber die Schwärmer ihr Hauptverbreitungsgebiet in den Tropen haben, ſo finden wir auch die Hauptmaſſe der Schärmerblumen dort. Zudem treten in den Tropen gerade die längſtrüſſligen Sphingiden auf; es kommen dort Rüſſellängen von 140 bis 160 mm vor, ja bei Macrosilia eluentius hat Fritz Müller einen Rüſſel von etwa ½ m Länge feſt⸗ geſtellt. Dem entſprechend finden wir in den Tropen Blumen mit 6 bis 20 em langen 2 7 4 * £ Beſtäubung. 381 Kronenröhren oder Spornen, wie bei manchen Rubiazeen aus den Gattungen Gar— denia, Randia, Portlandia, Exostema, Oxyanthus, bei Orchideen wie Habe- naria, Angraecum sesquipedale. Auch Schneckenbeſuch von Blüten mit der Wirkung der Pollenübertragung ſcheint in den Tropen häufiger zu ſein als bei uns, wo ſie an Lemnazeen, Calla palustris, Chrysosplenium, auch an Chrysanthemum leucanthemum beo— bachtet worden iſt. Die Möglichkeit der Beſtäubung durch Schnecken iſt dann gegeben, wenn kleine Blüten in einer Ebne dicht bei einander ſtehen, oder wenn Narben und Staubbeutel ſich nur ganz wenig aus flachen Blüten erheben. Dieſe Fälle ſind in den Tropen häufig bei der dort reich ver— tretnen Familie der Arazeen. So werden Alocasia odora, Amor- phophallus variabilis, An- thurium- Arten, Arisaema fili- forme, Ather- urus triparti- tus, Typhonium cuspidatum, Philodendron pinnatifidum als malakophil angegeben. Auch Abb. 71. das Perigon der Adenia globosa (Oſtafrika). Diefe Aufnahme zeigt, wie der Knollenſtamm rieſigen, nahe dem von den ſtachligen Zweigen ganz umhüllt wird. (Aufnahme von Dr. Malguth.) Erdboden ſtehen— den Blüten von Aristolochia Goldie ana in Weſtafrika fand ich von Schnecken zerfreſ— ſen, die beim Umherkriechen wohl Pollen übertragen könnten. — In den meiſten Fällen werden Schnecken wohl nur als gelegentliche, nicht ausſchließliche Beſtäuber auftreten. Einige Tiergruppen kommen nur in den Tropen für Pollenübertragung in Be— tracht: die Fledermäuſe und Vögel. Das erſte Beiſpiel eines Fledermausblütlers wurde durch W. Burck aus Java bekannt. Eine bis hoch in die Bäume klimmende Pandanazee der Gattung Freycinetia entwickelt jährlich mehrmals eine Menge großer, zart roſenroter Blüten, die lebhaft zwiſchen den langen dunkelgrünen Blättern hervorleuchten. Die Pflanze iſt zweihäuſig. Bei den männlichen wie weiblichen Blüten findet man die gefärbten Hochblätter und die ſchon beſchriebnen „Beköſtigungskörper“ 382 Zoobiotiſche Faktoren. durch den fliegenden Hund abgefreſſen. Bei ſeiner Mahlzeit berührt das Tier mit dem Kopf in den männlichen Blüten die Staubbeutel und überträgt beim Beſuch einer weiblichen Blüte den mitgenommenen Pollen auf die Narbe. Aus Trinidad berichtet J. H. Hart von ,chiropterophilen“ Pflanzen, zu denen er Bauhinia megalan- dra und Eperua falcata, zwei Leguminoſen, rechnet. An den Blüten letzten Baumes wurde eine Fledermaus (Glossonyeteris Geoffroyi) gefangen, deren pinſel— förmige Zunge der eines Kolibris ähnelt. Ich ſelbſt ſah im botaniſchen Garten zu Victoria (Kamerun) Fledermäuſe häufig durch die Krone des, Leberwurſtbaumes“ fliegen, und vermute, da der Blütenbau der Pflanze eher dafür als dagegen ſpricht, auch hier Chiropterophilie. Schon ſeit langer Zeit und ſehr häufig iſt der Beſuch von Blüten durch Vögel beobachtet worden. Tatſächlich treten in den Tropen der neuen Welt die Kolibri— arten (Trochiliden), in denen der Oſthalb— kugel die Honigvögel (Nectariniiden oder Meliphagiden), ſeltner auch Spechte als Blütenbeſtäuber auf. Mehr als 50 Pflanzen⸗ familien ſollen „ornithophile“ Arten be— ſitzen. Delpino gibt folgende Merkmale als bezeichnend für Ornithophilie an: Große Ausdehnung, ſackartige Geſtalt und hochrote Farbe der Blüte; Mangel eines geeigneten Anflug⸗ und Sitzplatzes an ihr; ſtarke Honig— abſonderung. In vielen Fällen trifft dies zu, allgemeingiltige Merkmale für ornitho— phile Blumen ſcheint es aber nicht zu geben. In ihrem Verhalten beim Blütenbeſuch unterſcheiden ſich die neuweltlichen Kolibris Abb. 72. Oarica Dapays, Baum mit Schopftrone; von den altweltlichen Honigvögeln ſcharf. männliches Exemplar, dadurch merkwürdig, g 5 . daß die Endblüten der Infloreszenzen weib— Dieſe klammern ſich ober⸗ oder unterhalb lich ſind und Früchte hervorbringen. der Blüte an, jene ſaugen dagegen im (Aufnahme von Dr. Jenſen.) » 1 = Schweben den Honig aus, wie die Schwär— mer, denen ſie vielfach zum Verwechſeln ähnlich ſehen. Macroglossa titan iſt danach ja geradezu als „Kolibrimotte“ bezeichnet worden. Bates ſchreibt darüber in ſeinem Buch „Der Naturforſcher am Amazonenſtrom“ (Leipzig 1866): „Verſchiedene Male ſchoß ich aus Verſehen eine Kolibrimotte ſtatt eines Vogels. Dieſe Motte iſt nur wenig kleiner als gewöhnlich der Kolibri, ihre Art zu fliegen aber und die Art, wie ſie ſich vor den Blüten in Schwebung hält, indem ſie ſie mit dem Rüſſel unterſucht, ſind ganz ſo wie bei dem Kolibri, und es bedurfte der Beobachtung mehrerer Tage, ehe ich ſie im Fluge von einander unterſcheiden lernte“. Beſtäubung. Ameiſen und Pflanzen. 383 In ſeinem „Handbuch der Blütenbiologie“ ſpricht Knuth die Anſicht aus, keine einzige der beſchriebnen ornithophilen Blüten erſcheine ſo eingerichtet, daß ihre Be— ſtäubung durch entſprechend organiſierte Apiden oder Sphingiden gänzlich ausgeſchloſſen wäre. Bei der von mir als vogelblütig beſchriebnen Sterkuliazee Helieteres isora möchte ich das doch behaupten. Die auf einem Androgynophor getragnen Antheren, die ein nur wenige Millimeter großes Scheibchen bedecken, ſtehen vom Blüteneingang wenigſtens 2 em entfernt. Um den Pollen auf den Kopf des Beſtäubers abzuladen, muß das Androgynophor mit dem Scheibchen wie ein Hammer auf ihn pochen. Dies wird dadurch erreicht, daß es mit den Blumenblättern durch gewiſſe Verzahnungen ein ſtarres, federndes Syſtem bildet, das durch einen Druck des Vogelſchnabels zum Spielen gebracht wird. Selbſt abgeſehen von der Länge des Antherenträgers würde ein In— ſektenrüſſel kaum die dazu nötige Kraft beſitzen. Eine merkwürdige Anpaſſung glaubt v. Wettſtein bei einigen epiphytiſchen Orchideen der Tropen in der Blütenfarbe gefunden zu haben. Dieſe hat neben dem Duft bekanntlich die Aufgabe, den Tieren die Blüten wahrnehmbar und auffindbar zu machen. „In Anbetracht dieſes Zwecks der Blütenfarbe — ſchreibt er — fiel es mir ſehr auf, als ich im braſilianiſchen Urwald mehrere Orchideen mit großen, aber recht unſcheinbar gefärbten Blüten fand. Wie erſtaunte ich daher, als ich einmal die Blüten einer dieſer Arten, des Epidendron jonosmum, die für gewöhnlich olivgrün erſcheinen, bei durchfallendem Lichte prachtvoll rot ſah. Die Blumenblätter ſind auf der Oberſeite olivgrün, auf der Unterſeite rot gefärbt; bei durchfallendem Licht kommt dieſe Rotfärbung voll zur Geltung, und ich möchte kaum daran zweifeln, daß dieſe Wirkung des durchfallenden Lichtes, das ja gerade für ein im Dunkel des Urwaldes dahinfliegendes Inſekt ſtark in Betracht kommt, auf eine Anpaſſung der Pflanze an das Vorkommen auf den Aſten der urwaldbildenden Bäume zurückzuführen iſt. Eine ganz ähnliche Einrichtung fand ich dann bei dem großblütigen Oncidium crispum, deſſen Blüten in auffallendem Lichte im allgemeinen braun, bei durchfallendem Lichte ſchön goldgelb erſcheinen.“ 4. Ameiſen und Pflanzen. Die Beziehungen zwiſchen Ameiſen und Pflanzen find mannigfaltig und ihre Bedeutung iſt erſt in geringem Umfange klargeſtellt. Gerade die Fälle der engſten Beziehungen werden heute noch lebhaft erörtert. Der Frage, ob es ſich dabei um eine wirkliche Symbioſe handelt, bei der Pflanze und Tier ſtreng aufeinander angewieſen ſind, iſt von Delpino und Schimper ſicher bejaht worden. In neurer Zeit ſprechen aber faſt alle Beobachter dagegen. Die oberflächlichſte Beziehung zwiſchen Ameiſen und Pflanzen beſteht darin, daß die Tiere auf Pflanzen ihre Neſter bauen. Es handelt ſich dabei nur um die Aus— nützung eines für den Neſtbau geeigneten Platzes, ein Verhalten, das Schumann im Gegenſatz zur Symbioſe als Synözie bezeichnet hat. Nicht zu verwechſeln mit Neſtern ſind gang- oder kuppelartige Erdbauten, ſog. „Schildlausſtälle“, die die Ameiſen zum Schutz der ihnen Nahrung liefernden Schildläuſe aufführen. Da dieſe ſelbſt vom Anſaugen ſaftiger Pflanzengewebe leben, jo kommt hier die Pflanze ſchon als ſolche, nicht bloß als Gerüſt, in Betracht. 384 Zoobiotifche Faktoren. Ameiſen und Pflanzen. Eine weitere Feſtigung der Beziehungen tritt ein, wenn der Pflanzenkörper ſelbſt den Ameiſen Hohlräume als Wohnung bietet. Der biologisch klarſte Fall iſt das Auf— treten von gallenartigen Bildungen. Die Ameiſen beißen Pflanzengewebe an und veranlaſſen ſie durch Einſpritzung von Säuren zu Wucherungen, deren weiche Maſſen ſie kammer- oder gangartig aushöhlen. Ein kleines Eingangsloch führt meiſt in den Hohlraum hinein, in dem zuweilen Schildlauszucht betrieben wird. Solche Ameiſen— gallen können an beliebigen Teilen der Pflanze gebildet werden, meiſt geſchieht es an Stengelteilen. Eine höhere Stufe des Zuſammenlebens iſt erreicht, wenn die Ameiſenwohnungen (Myrmekodomatien) an ganz beſtimmten und ſtets denſelben Stellen der Pflanze auftreten, alſo in ihren normalen Entwicklungsgang gehören. Solcher Fälle ſind ſchon . ee SD ur * Abb. 73, Monochoria vaginalis, eine Waſſerfläche faſt vollſtändig bedeckend. (Aufnahme von Dr. Jenſen.) eine große Zahl in den verſchiedenſten Teilen der Erde beobachtet worden. Doch ſcheint ſich in manchen Gebieten eine Häufung zu finden wie in Südamerika und im malayi⸗ ſchen Archipel; Afrika iſt ärmer an Ameiſenpflanzen. Da hier nicht alle beſchrieben werden können, will ich mich mit einigen Ausnahmen auf die beſchränken, die ich aus eigner Anſchauung kenne. | In Weſtafrika tritt die Flacourtiazeen-Gattung Barteria mit 3 oder 4 Arten auf. Eine von ihnen, B. fistulosa, beherbergt ſtets Ameiſen, große, ſchwarze, biſſige Tiere aus der Gattung Eecremogaster. Ich habe viele Exemplare des kleinen Baums geſehen, aber nur ein einziges ameiſenfrei gefunden; das war durch Feuer Ameiſenwohnungen. 385 geſchädigt. Die Ameiſenwohnungen werden dargeſtellt von den eigenartig gebildeten Zweigen. Dieſe könnte man als lange Kurztriebe bezeichnen. Sie entſpringen, quirl— förmig angeordnet, unmittelbar aus dem Stamm und veräſteln ſich niemals, da ſie in den Achſeln der Blätter keine vegetativen Knoſpen, ſondern nur Blüten entwickeln. Nach Ausreifen der Früchte fallen nicht nur dieſe von den Zweigen ab, ſondern auch die Zweige von dem Stamm, und in der nächſten Vegetationsperiode entſteht ein neuer Zweigquirl. Die Zweige ſind folgendermaßen gebaut. Ein wenige Zentimeter langes Stück am Grunde iſt ganz maſſiv. Dann ſetzt, beſonders nach der oberen Seite zu, eine Aufblähung ein, und der ganze 1—1 / m lange Zweig bildet faſt bis zur Spitze eine geräumige Röhre; die holzige Wand iſt ſehr dünn und brüchig. Das Eingangs— loch der Ameiſen befindet ſich faſt ſtets an der blaſig aufgetriebnen Stelle unmittelbar hinter dem maſſiven Stück; zuweilen kommen noch ein oder zwei weitere ſonſt am Zweige vor. Warburg hat geglaubt, dieſe Bildungen als Ameiſengallen erklären zu können. Sie ſind aber viel regelmäßiger, als dieſer Forſcher an Muſeumsmaterial hat erkennen können. Auch beeinfluſſen ſie die ganze Wuchsform des nur 6—8 m hohen Baumes ſo tief, daß ſie etwas andres als Gallenbildungen darſtellen müſſen. Röhren— förmig hohle Zweige mit ſo dünner, brüchiger Wand können nicht als Grundlage einer weit ausgreifenden Veräſtelung dienen. Zu den auffälligſten malayiſchen Ameiſenpflanzen gehören einige Arten der kletternden Palmengattung Korthalsia. Die Ligula, das Blatthäutchen, an der Grenze von Blattſtiel und Spreite, ſchwillt um den etwa fingerdicken Stengel blaſen— förmig an. Aber auch hohle, von Ameiſen bewohnte Stengel und Zweige fehlen nicht; ſie treten beſonders bei Myriſtikazeen, Euphorbiazeen und Rubiazeen auf. Die Blatt- beutel der epiphytiſchen Asklepiadazeengattung Dischidia wurden ſchon geſchildert, ebenſo die hohlen Wurzelſtöcke einiger Polypodium- Arten. In Südamerika beſitzen manche Vertreter der Melaſtomatazeen Ameiſenbeutel, mit denen zuſammen, wie Schu— mann feſtgeſtellt hat, ſtets eine braune Behaarung der Pflanze einhergeht. Am be— kannteſten und oft abgebildet iſt Tococa lanceolata. Ihre Blätter ſchwellen am Grunde, zu beiden Seiten des Mittelnerven, ſchlauchförmig auf, oder der Blattitiel trägt ſeitlich zwei ſchlauchige Gebilde. An der Spitze, und zwar auf der Blattunterſeite, beſitzt jeder Schlauch eine Eingangspforte. Ahnliche Ameiſenwohnungen bietet die Borraginazee Cordia nodosa, und eine ganze Reihe andrer Pflanzen ließen ſich noch nennen. Wohl die am längſten bekannten Ameiſenpflanzen ſind die Ameiſen-Rubiazeen des malayiſchen Archipels, die Gattungen Myrmecodia und Hydnophytum (Abb. 61). Der Bau ihres knolligen Stammes iſt bereits geſchildert worden. Beccari, der während ſeines langen Aufenthaltes auf Borneo die Pflanzen ſorgfältig beobachtete, nahm an, daß hier ein echt ſymbiotiſches Verhältnis Pflanze und Tier verbinde. Mit großer Entſchiedenheit behauptete er, daß die Anweſenheit der Ameiſen für die Entwicklung der Pflanzen dringend notwendig ſei; daß bei ſtändiger gänzlicher Trennung ſogar der Fortbeſtand der Pflanzen in Frage geſtellt würde. Als Gegenleiſtung für die von den Pflanzen gebotne Wohnung ſollen die Ameiſen eine Wache gegen die Angriffe andrer Tiere bilden. Ferner ſollen ſie in den Galerieen allerhand organiſche Stoffe ablagern, die durch deren zahlreiche Lentizellen aufgenommen würden. Der Anſicht, Das Leben der Pflanze. vI. 25 386 Zoobiotiſche Faktoren. Pflanzen und Ameiſen. daß echte Symbioſe vorläge, ſchloſſen ſich hauptſächlich Schimper und Schumann an. Daß neuere Forſcher die Knollen der Ameiſen-Rubiazeen und ihre gangartigen Hohl— räume mit der Waſſerverſorgung dieſer epiphytiſch lebenden Pflanzen in Zuſammen— hang bringen, iſt ſchon erwähnt worden. Die Beſitznahme durch Ameiſen geſchieht erſt nachträglich und iſt für die Pflanze von untergeordneter Bedeutung. Noch ſchwieriger wird die Frage bei einigen Gewächſen, die den Ameiſen nicht nur Wohnung, ſondern außerdem in einer ganz eigentümlichen Weiſe auch noch Nahrung bieten: bei der Ameiſen-Akazie, Acacia cornigera, aus Mexiko und Mittelamerika, und den Imbauben des tropischen Amerika, mehreren Arten der Gattung Cecropia, vor allen C. adenopus. Bei Acacia corni— gera trägt jedes Fieder— blatt am Grunde zwei Nebenblätter, Stipeln, die, wie oft bei Akazien, zu Dornen umgebildet ſind. Dieſe Dornen ſind hohl und ſehr dünn— wandig. Ameiſen durch— bohren ſie an der Spitze und wohnen in ihnen. Die Nahrung, welche die Pflanze den Ameiſen bietet, beſteht aus eigen= tümlichen Körperchen, die nach ihrem Entdecker, e a dem Naturforſcher Th. Blaeria Meyeri Johannis aus der Erikazeen-Zone des Kilimandjaro. (Aufnahme von Dr. H. Prell.) Belt, als „Beltſche Körperchen“ bezeich— net werden. Sie ſitzen an der Spitze der Blattfiederchen und ſind morphologiſch als umgebildete Drüſen anzuſehen. Bei der Ameiſenakazie weiſen ſie ganz beſtimmte merkwürdige Eigentümlichkeiten auf: ſie ſezernieren nicht und ſind ſtark mit Eiweiß— ſtoffen angefüllt; beim Berühren löſen ſie ſich ſehr leicht los. Belt bemerkte ſchon, daß dieſe „Ameiſenbrötchen“ wirklich von den Tieren in die Reſter geſchleppt und gefreſſen werden. i Eine ganz ähnliche Bildung findet ſich bei den Ameiſencekropien. Schimper ſchildert die Verhältniſſe anſchaulich ſo: „Die Cekropia-Ameiſen geben ſich in ihren — noch zu beſchreibenden — Wohnräumen mit Aphidenzucht ab und würden ſie wenig verlaſſen und das Laub ſelten oder überhaupt nicht aufſuchen, wenn es nicht eine fort- währende Beſichtigung lohnte. Die Baſis der Blattſtiele iſt nämlich an der Unter⸗ ſeite von einem braunſamtnen Haarüberzug bedeckt, auf dem bei unbewohnten Bäumen eiähnliche, etwa 2 mm lange Körperchen von weißlicher Farbe ganz loſe liegen. Die Anweſenheit ſolcher Gebilde, die nach Ihrem Entdecker Fritz Müller Müllerfhe Körperchen' genannt werden, iſt ein ſichres Zeichen, daß der Baum unbewohnt ift: „Ameiſenbrötchen“. Cecropia adenopus. 387 jo find ſie in unſern Gewächshäuſern ſtets ſichtbar. Den bewohnten Bäumen fehlen ſie an der Oberfläche der Polſter gänzlich, indem ſie fortwährend von den ewig nach ihnen fahndenden Ameiſen eingeheimſt und verzehrt werden. Die Müllerſchen Körper— chen beſtehen, wie die Beltſchen aus zartem eiweiß- und fettreichem Parenchym.“ Vom Grunde des Polſters her wachſen ſtets neue nach. — Die Tatſache, daß ſolche „Ameiſen— brötchen“, die eine Preisgabe erheblicher Mengen von Eiweisſtoffen durch die Pflanze bedeuten, bei Acacia, Cecropia, auch bei der Akanthazeen-Gattung Thunbergia im Zuſammenhang mit Ameiſen— bewohnung vorkommen, veranlaßte Schimper dazu, ſie als Anpaſſung an die Ameiſen zu erklären. Bei Cecropia hat die Ameiſen— wohnung anſcheinend noch eine be— ſondere Anpaſſung aufzuweiſen. Der Stamm der Pflanze iſt von einer zentralen, quergefächerten Höhlung durchzogen, wie ſie häufig vorkommt und an ſich mit den Ameiſen nichts zu tun hat. Die Anpaſſung liegt in der Tür zu der Höhlung. „Ober— halb eines jeden Blattanſatzes läuft nahezu bis zum nächſten Knoten eine flache Rinne, deren Gipfel bei ameiſen— freien Bäumen oder an jungen, noch nicht bewohnten Zweigen eine rund— liche Vertiefung zeigt. Da der äußeren eine innere Vertiefung entſpricht, ſo iſt an dieſer Stelle die Wand ſehr dünn. Auch in ihrer hiſtologiſchen Zuſammenſetzung weicht dieſe Wand— ſtelle von den benachbarten Wand⸗ sense , Me er teilen ab, denn ſie entbehrt aller (Aufnahme von Dr. H. Prell.) harten und zähen Elemente, des Koll— enchyms, beſonders auch der Gefäßbündel. Dieſe verdünnte Wandſtelle iſt die vor— gezeichnete Tür für die Ameiſen, ſtets nur an dieſer Stelle bohren ſie. — Entwick— lungsgeſchichtliche Unterſuchungen zeigen, daß das erſte Auftreten der Vertiefung auf den Druck der Heinen Axillarknoſpe zurückzuführen iſt, die in jeder Blattitiel- achſel ſitzt. Da dieſer Druck während des ganzen Längenwachstums der Internodien ſtattfindet, ſo bedingt er die Entſtehung der Rinne. Beim phylogenetiſchen Beginn des Zuſammenlebens bohrten die Ameiſen ihre Eingangsöffnung offenbar in der Rinne, und zwar, wie es ſich auch ſonſt bei faſt allen Ameiſenpflanzen zeigt, am oberen Teil der Wohnung. Alle das Durchbohren dieſer Stelle erleichternden Eigen— ſchaften mußten im Kampf ums Daſeins erhalten und weiter gezüchtet werden.“ Preisgabe von eiweißreicher Nahrung und hiſtologiſche Vorbildung einer "rw, 1 388 Zoobiotiſche Faktoren. Pflanzen und Ameiſen. beſtimmten Stelle der Ameiſenwohnung zum Durchbohren der Tür: das ſind nach Schimper unzweifelhafte Kennzeichen einer echten Symbioſe zwiſchen Ameiſen und Pflanzen. Cecropia ſtellt die höchſte Form einer Ameiſenpflanze dar. Zur Symbioſe gehört nun aber, daß jeder der Symbionten einen Vorteil hat. Welchen Vorteil hat die Ceeropia von den Ameiſen? Bekanntlich iſt es nach Belt, der die Symbioſenhypotheſe aufgeſtellt, und nach Schimper, der ſie am nachdrücklichſten vertreten hat, der Schutz, den die Cekropie durch ihre Gaſtameiſen (Azteka) gegen ihre ſchlimmſten Feinde, die Blattſchneider oder Schlep— perameiſen (Atta), erhält. An dieſer Stelle möchte ich eine andre höchſt merkwürdige Beziehung zwiſchen Ameiſen und Pflanzen einſchieben. Die Atta-Arten ſchneiden die Blät— ter der Cekropien, aber auch vieler andren Pflanzen, beſon— ders eingeführter Gewächſe wie Orangen, Roſen, Granatäpfel, in kleine Stücke und ſchleppen ſie in ihre Neſter, nicht etwa um ſie zu freſſen, ſondern um auf ihnen einen Pilz zu züchten, von dem ſie ſich nähren. Auch dieſe Beobachtung wurde zuerſt von Belt gemacht und dann von Möller näher als richtig be— wieſen. Die eingeſchleppten Blattſtücke werden zerkleinert, zu einem Brei zermalmt und in dem Neſt zu einem ſchwammigen bb 88. Körper aufgebaut, in dem ſich Stück des Pilzgartens einer afritan. Termitenart (Termes bellicosus). 5 5 5 Auf der ſchwammigen Grundmaſſe ſind die weißen „Kohlrabihäufchen“ die Geſchlechtstiere und die F Brut aufhalten. Die ganze ſchwammige Maſſe iſt durchſetzt von dem Myzel eines Pilzes, den Möller Rhozites gongylophora nannte und der in den Ameiſenneſtern ein Produkt hervorbringt, das in der freien Natur gar nicht vorkommt. Das ſind die ſog. „Kohlrabi“, wie ſie Möller bezeichnet hat, kuglige eiweishaltige Körperchen, die die ausſchließliche Nahrung der Acromyrmex-Xrten darſtellen (Abb.76). Sie müſſen als ein Züchtungsprodukt der Ameiſen betrachtet wer— den. Da der Pilz wohl auch für die meiſten Atta-Arten Lebensbedürfnis iſt und nur ganz zufällig im Freien vorkommt, ſo muß er bei Neugründung von Kolonien aus den alten Neſtern in die neuen verpflanzt werden. Kehren wir nun zur Hypotheſe von der Symbioſe zwiſchen höheren Pflanzen Gegner der Symbioſenhypotheſe. 389 und Ameiſen zurück, ſo iſt ſie in neurer Zeit gerade in ihrer höchſten Form, bei Cecropia, beſtritten worden. Was zunächſt die „Ameiſenbrötchen“ anlangt, jo wendet Rettig ein, daß nicht, wie Schimper meint, die myrmekophilen Akazien, Cekropien und Thunbergien die einzigen Pflanzen ſeien, die große Mengen von Eiweißſtoffen, Fett uſw. preisgeben. Pourouma, eine in Guayana wachſende Morazee, alſo mit Cecropia näher verwandte Pflanze, weist dieſelben Körperchen auf wie dieſe. Auch bei Pouro- uma ſtehen ſie in Haarpolſtern, die an der Unterſeite der Blattſtielbaſen auftreten. Es iſt aber nichts davon bekannt, daß dieſe Pflanze von Ameiſen bewohnt würde. Abb. 77. Waldgrenze am Kilimandjaro, mit Schaftlobelien. Die Baumkronen ganz mit Bartflechten (Usnea) beſetzt. (Aufnahme von Dr. Lohmeyer.) Ahnliche Körperchen, ſog. Perldrüſen, die Protein, Zucker und fette Ole ent— halten, finden ſich bei einer großen Anzahl Pflanzen, häufig nur an den jugendlichen Organen, von denen ſie ſpäter abgeſtoßen werden. Beſonders charakteriſtiſch ſind ſie für viele Vitazeen, Piperazeen, Melaſtomatazeen und Urtikazeen. Ihre Be- deutung iſt noch unbekannt. Die „Brötchen“ der drei oben genannten Ameif enpflanzen brauchen alſo nicht notwendig eine Anpaſſung darzuſtellen. Auch für die vorgebildeten Eingangstüren der Cecropia beſtreitet Rettig die Bedeutung als Anpaſſung an Ameiſen. Es kommt ſeiner Anſicht nach — und da— mit dürfte er Recht haben — gar nicht ſo ſehr auf das Freiſein dieſer kleinen runden Stelle von mechaniſchen Elementen an. Denn auch der übrige Teil der Wandiſt, wie man 390 Zoobiotiſche Faktoren. Pflanzen und Ameiſen. ſich mit einer Nadel überzeugen kann, faſt ebenſo leicht zu durchſtechen, und konnte den Beißwerkzeugen einer Ameiſe keine Schwierigkeiten entgegenſetzen. Wenn wir ſehen, wie bei einer großen Zahl andrer Ameiſenpflanzen die Tierchen die normalen Wandungen der Wohnung durchbeißen, ſo müſſen wir dem zuſtimmen. In zahlreichen Fällen habe ich in Kamerum beobachtet, daß die ſtark holzigen Stiele der Kakaofrüchte eines zuckerhaltig-ſchleimigen Saftes wegen von Ameiſen gänzlich durchgenagt wurden. Es liegt alſo gar kein Grund für die ſelektive Ausbildung einer beſonders ſchwachen Eingangspforte vor. — Die Urſache, weshalb die Gaſtameiſen ſtets nur an dieſer Stelle bohren, hat einen ganz andern Grund, der von Schimper nicht beachtet worden ; h IE: 2 i iſt. Dieſe Stelle | iſt nämlich frei von Milchſaft⸗ ſchläuchen. Überall ſonſt ſtrömt bei der geringſten Ver- letzung ſofort und recht reich- lich ein bitter 2 ſchmeckender „ Milchſaft aus, 1 RE, 5 Mr 5 * 7 25 A AU * 5 / 74 N 2 7 . . 15 Be WR , rin der kleinen Ai 2 e, 72 Rinne aber . 7 Hr 705 Er 5 4 weniger als am x * übrigen Stamm; denn dort ſind weniger Milch- * . 15 ſaftſchläuche Abb. 78. vorhanden. Alang:Steppe (Imperata Koenigii) mit Plyllanthus emblic a, Borneo. 1 (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) R ettig glaubt nun nicht anneh= men zu müſſen, daß die Milchſaftfreiheit der Eingangstür Ergebnis einer Züchtung, ſon— dern unmittelbar zurückzuführen ſei auf den Druck der Axillarknoſpe. Er iſt der Meinung, daß bei Aufhebung dieſes Drucks überall Milchgefäße auftreten würden, oder daß ihre Ausbildung bei Anwendung von künſtlichem Druck während der Anlage und Streckung der Internodien auch an andern Stellen der Rinde unterbleiben würde. Verſuche zur Beſtätigung dieſer Anſicht ſcheinen noch nicht gemacht worden zu ſein. Auf die Berichte von Reiſenden geſtützt, glaubt aber Rettig, ſogar das Schutz bedürfnis der Cecropia und damit die Grundvorausſetzung der Symbioſe leugnen zu müſſen. Einer der erſten, die von dieſem Geſichtspunkt aus eine entſchiedne Wider— legung der Schimperſchen Ameiſentheorie verſucht haben, war der bekannte Tier— und Pflanzengeograph H. v. Ihering. Ihm ſtimmte beſonders Ernſt Ule zu, der auf ſeinen langjährigen Reiſen im Amazonasgebiet ſeine Aufmerkſamkeit den Ameiſenpflanzen mit Vorliebe gewidmet hat. iM Gegner der Symbioſenhypotheſe. 391 Die Verwüſtung des Pflanzenwuchſes durch Atta wird meiſt ſehr überſchätzt. Erſtens iſt die Maſſe der von den Ameiſen gebrauchten Blätter gar nicht beſonders groß. v. Ihering hat berechnet, daß 183 Neſter im Jahre erſt ſo viel verbrauchen wie eine Kuh in derſelben Zeit frißt. Die Neſter liegen aber nirgends ſo dicht bei— ſammen, daß die Zerſtörungen fühlbar werden könnten. Ferner iſt das Material, das die Schleppameiſen gebrauchen, ein ſehr mannig— faltiges; es beſteht auch aus Fruchtſchalen, Samen, Handelsprodukten; ſelbſt Papier und Kleider zerſchneiden ſie. Manche Atta-Arten ſammeln auch Blattſtückchen von Kräutern und Gräſern, und eine Art beſchränkt ſich nach v. Ihering auf Gräſer. Auch Möllers Beobachtungen ſtimmen damit ganz überein. Die Zahl der geſchnittnen Pflanzen iſt nach ihm ſehr groß, und es ſpielt weniger die Maſſe des von einer Pflanzenart geſchnittnen Materials als vielmehr gerade ſeine Mannigfaltigkeit eine Rolle. Da drängt ſich natürlich die Frage auf: Warum ſollte die Natur den Cekropien den Vorzug ſo eigenartiger Anpaſſungen gewährt haben, wenn die übrigen Pflanzen— arten auch ohne ihre Hilfe der Atta Trotz bieten können? (Rettig). Ule hat aber ſogar gefunden, daß viele von den Ameiſenpflanzen nach der Beſchaffenheit ihrer Blätter gar nicht zu den von den Pflanzenameiſen bevorzugten gehören. Ganz beſonders ſchroff beſtreitet auch v. Ihering für die Imbauben die Not— wendigkeit des Schutzes vor der Atta. Er ſtellt feſt, daß die Beobachtungen von Fritz Müller und Schimper, nach denen ameiſenfreie Exemplare von Cecropia ade— nopus meiſt geſchnitten geweſen wären, für die von Sao Paulo jedenfalls keine Be— rechtigung habe. Schimpers Beobachtungen ſeien bei Blumenau angeſtellt. Sie müßten auf einem Irrtum beruhen. Schimper gebe nicht an, daß er Atta bei der Arbeit geſehen habe. Es könnten auch Raupen oder Käfer aus der Familie der Chry— ſomeliden in Betracht kommen. Bei Sao Paulo waren die ameiſenfreien Cekropien, junge, wie ältere, den Blattſchneidern gegenüber abſolut immun. „Die Cecropia be— darf der Gaſtameiſen ſo wenig wie der Hund der Flöhe.“ — Andrerſeits ſeien die Ameiſen auf die Müllerſchen Körperchen gar nicht angewieſen. f Ferner ſind auch gerade die Pflanzengaſtameiſen nicht einmal beſonders zur Abwehr geeignet, weil ihre Biſſe im allgemeinen nicht ſo gefährlich ſind, wie man gewöhnlich annimmt. Die meiſten beläſtigen beim Sammeln der Ameiſenpflanzen nicht einmal beſonders. Einige gefährliche Gaſtameiſen gibt es zwar. Läge aber eine Symbioſe vor, ſo hätten doch ganz allgemein nur die biſſigſten Arten zu Gaſtameiſen werden können. Ule ſchließt aus all dem: „Wie wir gezeigt haben, iſt die Be— deutung der Ameiſen für die von ihnen bewohnten Pflanzen nicht ſo groß, wie man bisher angenommen hat. Der Schutz, den ſie vor laubzerſtörenden Tieren bieten, iſt vielfach entbehrlich und oft nicht nachweisbar. Auch ſind die Waffen der Ameiſen meiſt nicht die ſtärkſten.“ Die Schutzbedürftigkeit der myrmekophilen Pflanzen kann alſo nicht als genügend ſtarker Selektionsfaktor an— geſehen werden. Ule meint, daß man bei Erklärung der Bedeutung der Myrmekophilie viel zu wenig die Ameiſen ſelbſt und ihre Lebensweiſe berückſichtigt habe, auf denen wohl der Schwerpunkt in der ganzen Frage liegt. Die Ameiſen müßten doch unzweifelhaft zu den intelligenteſten Tieren gerechnet werden. Sie hätten einfach diejenigen Pflanzen, 392 Zoobiotiſche Faktoren. Pflanzen und Ameiſen. die ihnen dienlich waren, mit vielem Geſchick oder Scharfſinn ausgewählt und je nach ihren Bedürfniſſen benutzt. Höchſtens könnte man die Myrmekophyten bis zum ge— wiſſen Grade als Kulturpflanzen der Ameiſen anſehen. Daß dieſe einen gewiſſen Kultureinfluß ausüben können, zeigt der Kohlrabipilz, deſſen Kohlrabiform außer— halb von Ameiſenneſtern unbekannt iſt. Das Intereſſe an der Pflanzen-Ameiſen-Frage kehre ſich dadurch gänzlich um. Da die meiſten von Ameiſen bewohnten Pflanzen als Ameiſenpflanzen im engeren Sinne nicht mehr aufzufaſſen ſeien, ſo haben ſie für den Botaniker nur noch Intereſſe durch das beſtändige Bewohntſein von Ameiſen, durch deren noch unbekannte Einwirkung und die merkwürdige Bildung von Hohlräumen. Von größerer Wichtigkeit ſeien alle dieſe Pflanzen als komplizierte Wohnungen der Ameiſen und deren damit verbundne Anpaſſungen und Gewohnheiten für den Zoologen; er würde vielleicht mit Recht die Pflanzenameiſen als eine beſondre biologiſche Gruppe behan— deln. So weit iſt es nun meiner An⸗ ſicht nach doch noch nicht. Das Für und Wider in der Symbioſenfrage bei den Myrme— Abb. 79. kophyten muß Vegetations-Inſeln in einem Danau auf Borneo (Pandanus radula). 1 (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) noch viel mehr durch zuverläſſige Beobachtungen und Verſuche geklärt werden. Das geht ſchon daraus hervor, daß bei einer Pflanze die Möglichkeit einer wirklichen Symbioſe auch von Gegnern der Sym— bioſenhypotheſe, wie Rettig, zugegeben wird: bei Cordia nodosa. Dieſe Pflanze ſoll nämlich auf den Antillen die Myrmekodomatien nicht ausbilden. Nun kommen auf dieſen Inſeln zwar verſchiedne Arten von Blattſchneider-Ameiſen vor. Vielleicht ſind es aber ſolche, die der Cordia nicht nachſtellen. Es würde ſich darum handeln, mit der blaſenloſen Antillenform der Pflanze Kulturverſuche in verſchiednen Gegenden anzuſtellen, in denen die blaſentragende Form gemein iſt. Ihre ſtete Vernichtung, d. h. die Unmöglichkeit, ſich unter ſonſt entſprechenden Bedingungen zu verbreiten, dürfte wohl als Beweis dafür gelten, daß die Blaſen der Feſtlandsform wirklich eine Anpaſſung an den Ameiſenſchutz ſind, deſſen die Inſelpflanze aus gewiſſen Gründen nicht bedarf. Mit den bisher erwähnten Verhältniſſen ſind die Beziehungen zwiſchen Pflan— zen und Ameiſen noch nicht erſchöpft. Die jetzt zu beſprechenden ſind ein Beweis 1 . A „Kulturpflanzen“ der Ameiſen. Ameiſengärten. 393 dafür, daß die klugen Ameiſen wirklich Kulturpflanzen haben. Es handelt ſich hier um die Verbreitung von Samen durch Ameiſen. Wenn ſich auch die Beobachtung, daß Pogomyrmex barbatus in den Savannen von Texas und Mexiko auf ihren Neſtern die Kultur des „Ameiſenreiſes“, Aristida oligantha, betreibe, als irrig herausgeſtellt hat, ſo ſteht die Verſchleppung von Samen durch Ameiſen doch feſt. Lundſtröm und dann Adlerz haben zuerſt beobachtet, daß die Samen von Me— lampyrum pratense und andrer Arten von Ameiſen in die Neſter getragen und gleichzeitig mit den Puppen in Sicherheit gebracht werden. ; I Nach Lundſtröm handelt es A ſich dabei um eine Art Mimikry, 2 * N durch die die Pflanze die Ameiſen täuſcht und zur Ver— breitung ihrer Samen veran— laßt. Dieſe gleichen nämlich in Farbe, Form und Gewicht durchaus den Ameiſenkokons. In ausgedehntem Maße ſtellte Kerner v. Marilaun eine Verbreitung von Samen durch Ameiſen feſt. Aus Afrika be— richtet Pechuel-Löſche, indem er von dem plötzlichen Auftreten von Gräſern ſpricht: „Nament— lich die kraftvollen Panizeen entwickeln ſich überraſchend ſchnell auf Stellen, wo ſie zuvor nicht bemerkt wurden. Die emſige Tätigkeit der die Samen ſammelnden und verſchleppen— den Ameiſen ſpielt hierbei eine bedeutende Rolle.“ Noch viel merkwürdigere Abb. so. R Kurzgraſige Baumſavanne (Oſtafrika) in der Trockenzeit, mit laubloſer, Beobachtungen hat Ule im blühender Stereulia spec. Amazonasgebiet gemacht. Er (Zur Verfügung geſtellt vom Kolonialwirtſch. Komitee.) fand, daß Pflanzenſamen von Ameiſen auf Bäumen und Sträuchern angeſät und die Pflanzen dann zum Schutz der Ameiſenneſter aufgezogen und gepflegt werden. Solche Kulturen gleichen ſchwebenden Gärten, die Ule deshalb Ameiſengärten genannt hat. Beobachtet man den Bau der Neſter und die Pflanzenzucht, ſo findet man, daß die Ameiſen die zarten Wurzeln der aufgehenden Pflänzchen ſorgfältig mit Erde umgeben. Beim Heranwachſen der Pflanzen werden dann die Neſter immer mehr ausgedehnt. Dabei handelt es ſich ſtets um ganz beſtimmte Pflanzen, die außer in Ameiſenneſtern ſo gut wie niemals angetroffen werden. Biologiſch laſſen ſie ſich als Humusepiphyten bezeichnen, deren 394 Zoobiotiſche Falloren. Pflanzen und Ameifen. Epiphytenmerkmale nicht beſonders ſtark ausgeprägt ſind. Sie zeigen ſtets weniger rerophile Ausbildung als die echten Epiphyten. Ule faßt das Verhältnis folgender— maßen auf: „Dieſe Ameiſen ſäen und pflegen dieſe Gewächſe, die ſonſt nicht würden beſtehen können, dafür aber ermöglichen ſie ihnen den Bau von Neſtern auf den Bäumen, die durch die Epiphyten Halt vor den heftigen Regengüſſen bekommen und außerdem auch oft vor den ſengenden Strahlen der Sonne geſchützt ſind.“ Das Zu⸗ ſammenleben dieſer Pflanzen mit Ameiſen iſt deshalb als Raumſymbioſe zu bezeichnen. — Für die Land⸗ ſchaft am Ama⸗ zonenſtrom haben die Amei— ſengärten grö— ßere Bedeutung als die übrige epiphytiſche Pflanzenwelt, weil ſie mehr ins Auge fallen. In gewiſſen Wald— ſtrecken ſind die meiſten Bäume von dieſen leben= den Pflanzen knäueln dicht be= laden, die, be= ſonders wenn ſie Abb. 81. . 3 Tamarindenbäume (ramarindus indica). mit ihrer röt⸗ (Nach einer Zeichnung von R. Oeffinger.) lichen Färbung auf großen Mi⸗ moſen oder zur Zeit blattloſen Bäumen auftreten, einen eigentümlichen Anblick gewähren. Ahnliche Bauten wie die Uleſchen Ameiſengärten fand ich in Borneo; kuglige, ſehr lockre Erdneſter von 30—40 em Durchmeſſer, die von Epiphyten, hauptſächlich Melaſtomatazeen und Rubiazeen, durchwuchert waren. Doch glaube ich, daß es ſich dabei nicht um Kulturpflanzen der Tiere, wie bei den amerikaniſchen Ameiſengärten, handelt. Dazu waren die Neſter zu ſelten; ich ſah ſie nur an einer Stelle. Extranuptiale Nektarien. 395 Beziehungen zu Ameiſen haben ſchließlich noch gewiſſe drüſenartige Gebilde der Pflanzen, die man, weil ſie Honig oder zuckerhaltige Flüſſigkeit abſcheiden, als Nek— tarien bezeichnet. In faſt allen Blüten, die durch Inſekten beſtäubt werden, treten Nektarien auf dem Blütenboden oder am inneren Grunde der Staub- oder Kronenblätter auf. Da ſie bei der Befruchtung eine Rolle ſpielen, bezeichnet man fie als nuptiale oder ſexuelle Nektarien. Ihre Abſcheidungen ſind meiſt auf die Anlockung fliegender In— ſekten berechnet. Ahnliche Organe kommen bei einer großen Reihe Pflanzen auch außer— halb der Blüten vor: an der Außenſeite der Kronen- und Kelchblätter, an Blüten— ſtänden, Laubblättern und ſelbſt Zweigen. Mit der Beſtäubung können dieſe natürlich nichts zu tun haben. Delpino hat ſie deshalb als extranuptiale, Kny als aſexu— elle Nektarien bezeichnet; Caſpary weniger treffend als extraflorale. Am häufig— ſten und weiteſten verbreitet treten ſie in der Tropenzone auf, und faſt überall werden ſie reichlich von Ameiſen beſucht, die der Zuckerlöſung nachſtellen. Bei der Erklärung dieſer merkwürdigen Gebilde ſind zwei Richtungen einge— ſchlagen worden. Die einen, vor allen Pfeffer und ſeine Schüler, ſehen in ihnen hauptſächlich phyſiologiſche Organe, die zur Regelung osmotiſchen Druckes und damit gewiſſer Variationsbewegungen der Pflanze dienen. In der Tat finden ſich Nektarien nicht ſelten an Blättern mit periodiſchen Bewegungen. Bonnier betrachtet die Nek— tttrien als Reſerveſtoffbehälter, eine Anſicht, die jedenfalls ganz unhaltbar iſt. Denn die in den Nektarien niedergelegten Reſerveſtoffe ſind dem Regen und den Inſekten ausgeſetzt, gehen für die Pflanze alſo zum großen Teil verloren. Es kann kaum weniger zu Reſerveſtoffbehältern geeignete Organe geben als die Nektarien. Der einmal aus— geſchiedne Zucker wird auch faſt nie wieder in die benachbarten Gewebe aufgenommen. Eine dieſer gerade entgegengeſetzte ältere, ſchon von Juſtus Liebig ausgeſprochne Hypotheſe hat Johow wieder betont. Sie faßt den von den Nektarien ausgeſchiednen 1 Zuckerſaft als Exkret auf, d. h. als weiter nicht verwertbares Nebenerzeugnis des Stoffwechſels, deſſen ſich die Pflanze zu entledigen ſucht. Dieſe Auffaſſung teilt auch Francis Darwin für den Adlerfarn (Pteridium aquilinum). Die zweite Reihe Erklärungen iſt ökologiſch. Delpino ſtellt die extrafloralen Nektarien als Anlockungsmittel für Ameiſen hin, die den Pflanzen für die gebotne Nahrung Schutz gegen Feinde gewähren ſollen. Dieſer Deutung ſchloß ſich v. Wett- ſtein beſonders für gewiſſe europäiſche Kompoſiten mit extrafloralen Nektarien (z.B. K. 3 Jurinea) an. Schimper hält ſeiner ganzen Anſchauung nach, die er in der Ameiſen— frage geltend macht, Delpinos Erklärung für ſehr wahrſcheinlich, ohne daß er glaubt, ſie durch ſeine eignen Beobachtungen in Blumenau endgültig bewieſen zu haben. Gewichtige Gründe ſprechen mindeſtens gegen die Allgemeingültigkeit der Del- pinoſchen Hypotheſe. Iſt ſchon für Amerika mit ſeinen gierigen Blattſchneiderameiſen die Schutzbedürftigkeit der Vegetation in Zweifel gezogen worden, ſo darf das wohl für die alte Welt mit noch mehr Recht geſchehen. Blattſchneidende Ameiſen gibt es zwar auch hier; Pechuel-Löſche beobachtete ſie in Weſtafrika aber nur dreimal, und in jedem Falle waren nur die Blätter von Carica papaya in Angriff genommen worden. Gegen andre blattfreſſende Inſekten ſcheinen Ameiſen aber nur in ſeltnen Fällen als Schutztruppe zu dienen. Ich habe die verſchiedenſten von Ameiſen viel be— ſuchten Kulturpflanzen unter tieriſchen Schädlingen ſtark leiden geſehen. Auch nach 396 Zoobiotiſche Faktoren. Pflanzen und Ameiſen. Ule gibt es in Amerika zahlreiche Beiſpiele von Myrmekophyten, die trotz des Ameiſen— ſchutzes von vielen Tieren geſchädigt oder zerſtört werden. Nieuwenhuis v. Uxküll— Güldenbandt kommt für Java nach genauen Unterſuchungen einer großen Reihe von Fällen ſogar zu dem Schluß, daß Zuckerabſcheidung in extrafloralen Nektarien un— zweifelhaft ſehr nachteilige Folgen habe; im Buitenzorger Garten machte er die Er— fahrung, daß häufig gerade durch ihr ſchlechtes Ausſehen auffallende Stöcke ſich als Pflanzen mit extrafloralen Nektarien erwieſen. In manchen Fällen bedeuten die an— gelockten Ameiſen aber nicht nur keinen Schutz, ſondern beteiligen ſich ſelbſt noch an der Zerſtörung wie bei der Orchidee Spathoglottis plicata und der Melaſtoma— tazee Memecylon floribundum, die nicht nur an der Außenſeite des Kelches Honig abſcheidet, ſondern an den Blatträndern auch noch ein beſondres Futtergewebe erzeugt, das ſtets von Ameiſen ver— zehrt wird. Der genannte For— ſcher faßt ſeine Beobachtungen in folgendem Ergebnis zu— ſammen: „Die in dieſem Kapitel angeführten Beiſpiele zeigen zur Genüge, daß, wie die Verhält⸗ niſſe gegenwär⸗ Abb. 82 1 15 7 . * u 2 Baritofluß in Borneo mit Sagopalmen (Metroxylon) und ſchwimmendem Uferbeſatz tig fi 5 die Pflan 2 von Monochoria vaginalis. (Nach einer Aufnahme von Frau Mertens.) zen im indiſchen | Archipel liegen, eine extraflorale Zuckerausſcheidung für ſie in den günſtigſten Fällen nutzlos, in anderen ſogar äußerſt nachteilig iſt. Die große Verbreitung, welche einige dieſer Pflanzen trotzdem beſitzen, ſpricht allerdings dafür, daß die ſchädlichen Folgen der Sekretion bei dieſen durch andere günſtige Umſtände geſchwächt oder aufgehoben werden müſſen; doch iſt der Fall immerhin denkbar, daß eine Art infolge ihrer Honigausſchei— dung in ihrem Beſtehen ſo ſchwer beeinträchtigt wird, daß ſie allmählich zugrunde geht.“ Ob nun als Gegenanpaſſung, ob aus Zufall — d. h. außer Zuſammenhang mit der Ameiſenfrage —: manche Pflanzen geben die Sekretionstätigkeit ihrer Nektarien auf ſehr eigentümliche Weiſe auf: In dem Drüſengewebe bereits ganz junger Nektarien wuchert ein paraſitiſcher Pilz, der die Drüſen ſchwarz färbt und die Honigaus- ſcheidung verhindert. „Hierdurch wird aber ihr nachteiliger Einfluß aufgehoben und die Pflanzen werden nicht mehr um ihretwillen von jo vielen Schädlingen aufgeſucht. Sehr auffällig war dieſe Erſcheinung bei Hibiscus rosa-sinensis und den Hybriden, dieſes Strauchs. Das auf dem Hauptnerv der Blätter befindliche Nektarium erfcheint äußerlich wie ein ſchwarzer, ſcharf begrenzter Strich. Nur ſehr ſelten beobachtete ich wurden, hatten ſtark [Extranuptiale Nektarien. 397 Ameiſen auf dieſen Sträuchern, ſie ſtachen aber auch durch ihr unverletztes Ausſehen von vielen andern Malvazeen vorteilhaft ab. Der gleiche Pilz bewohnt auch die Nek— tarien des überall verbreiteten Baumes Hibiscus tiliaceus, der zur Zeit meiner Beobachtung ebenſo— wenig wie die vorige Art ſeiner Nektarien wegen von Schädlingen auf— geſucht wurde. Hibis- cus Geroldianus, H. vulpinus und einige Gossypium- Arten, deren Nektarien vom Pilze nicht bewohnt von Käfern, Wanzen und Larven zu leiden.“ Eine andre Auffaſ— ſung vertritt Kerner. In ſeinem Buche „Schutzmittel der Blü— ten gegen unberufne Gäſte“ ſtellt er auch die extrafloralen Nektarien als ſolche hin. An dem Beiſpiel von Im pa- tiens tricornis ſucht er zu beweiſen, daß die Honigausſcheidung an den Laubblättern dazu diene, Ameiſen von dem Blütenhonig abzu— halten, da ſie zur Be— ſtäubung ungeeignet ſind. Die Kernerſche e ee 4 Verhau von ſtarken und ſchwächeren Lianen im borneaniſchen Urwald. „Ablenkungshypotheſe (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) hat nur wenige An- hänger gefunden, wie Aufrecht. Ich ſelbſt habe in den Tropen Ameiſenbeobachtungen mit Vorliebe angeſtellt und bin in Kamerun für gewiſſe Fälle — damals ohne Kennt— nis der Kernerſchen Hypotheſe — auf denſelben Gedanken wie Kerner gekommen. Meinen Schluß zog ich aus der Lage der extrafloralen Nektarien, was Schimper allerdings für unzuläſſig erklärt; ich weiß nicht, warum. Wenn wir uns die Ent— ſtehung eines Organs durch Zuchtwahl denken können, ſo können wir ebenſogut an= nehmen, daß die Innehaltung eines beſtimmten Ortes ſelektiv feſtgelegt ſei. Die Kernerſche Ablenkungshypotheſe halte ich für richtig, ohne ſie deshalb für all— 398 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. gemeingültig erklären zu wollen. Aber weil ſie nicht allgemeingültig iſt, was üb— rigens ſchon Kerner ſelbſt ausgeſprochen hat, trifft auch der Einwurf Warburgs gegen ſie nicht zu: „Welche enormen Quantitäten Zucker müßten abgeſchieden werden, um die Ameiſen derart zu verſorgen, daß ſie nicht mehr das Bedürfnis fühlen, nach neuen ergiebigen Quellen zu ſuchen!“ Der Einwand iſt ſo allgemein gar nicht zu machen, weil in vielen Fällen, wie bei Helicteres, bei Markhamia und andern Bignonia— zeen die Notwendigkeit der Ablenkung für die einzelne Blüte nur wenige Stunden dauert; nach dieſer Zeit welken fie Schon und find nicht mehr beſtäubungsfähig. Für dieſe Zeit reicht aber die extranuptiale Honigabſcheidung auch aus. Die Kernerſche Ablenkungshypotheſe kann nicht zutreffen für Farne mit aſexuellen Nektarien, deren es eine ganze Anzahl gibt, wie Pteridium aquilinum, Drynaria Linnaei(teihlid!), D. quereifolia,.D. rigidula, Polypodium heracleum, P. Meyenianum. Nieuwenhuis-ÜUxküll hält den Einwand Warburgs und die Tatſache, daß aſexuelle Nektarien auch bei windblütigen Pflanzen auftreten, zur Ablehnung der Kernerſchen Hypotheſe für ausreichend. Auf Grund zahlreicher eigner Unterſuchungen kommt er aber zu dem Reſultat, daß auch die Delpino-Schimperſche Schutzhypotheſe nicht zutreffe. Mit den extranuptialen Nektarien am beſten zu vergleichen ſind wohl Wachs— drüſen, die bei einer großen Anzahl von Ficus-Arten vorkommen, wenn ſie auch kaum einen Zuſammenhang mit Ameiſen haben. Renner, der dieſe Drüſen genauer unterſucht hat, fand ſie in den Nervenwinkeln der Blätter, am Grunde des Mittelnervs, auch an den Zweigen neben der Anſatzſtelle der Blattſtiele. Über ihre Bedeutung weiß man noch nichts. Für eine phyſiologiſche Begründung dieſer Art der Wachs— ausſcheidung fehlt jeder Anhaltspunkt, ebenſo aber für eine ökologiſche Erklärung. VI. Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Doe eigenartige Ausſehen der tropiſchen Vegetationsformationen liegt nicht zum wenigſten begründet in der Wuchsform ihrer Beſtandteile. Bevor wir die Pflanzengenoſſenſchaften darſtellen, ſollen deshalb die Hauptcharakterformen der tro— piſchen Gewächſe geſchildert werden. Manche von ihnen gehen zwar ſtellenweiſe, einige ſogar allgemein über die von uns gezognen Grenzen der Tropenzone hinaus, erlangen aber in den Tropen ihre Hauptbedeutung als Beſtandteil der Vegetation. 1. Zellenpflanzen. Die niederen Gewächſe der Algen, Pilze, Flechten und Mooſe können das Vegetationsbild ſtark beeinfluſſen; die erſten drei Gruppen hauptſächlich durch Farben- gebung. Im tropiſchen Tiefland treten gerade ſie aber ſehr zurück. In feuchteren Gegenden ſpielen Algen und Flechten eine Rolle als Blattbewohner (Epiphyllen). Pilze, für die im tropiſchen Urwald die Daſeinsbedingungen wie geſchaffen erſcheinen, ſind wohl maſſenhaft vorhanden, aber nur in kleineren Formen. Die „Schwämme“ Farne. 399 dagegen, die dem Waldboden bei uns häufig jo farbige Abwechſlung geben, fallen im Tropenwalde viel weniger auf. Daran kann auch die Tatſache nichts ändern, daß Beccari in Borneo einmal an einem Tage 49 Pilzarten geſammelt und im ganzen dort mehr als 90 verſchiedne Agaricus-Arten gefunden hat. Dem ſuchenden Botaniker werden ſie nicht entgehen, für die farbige Belebung des Waldbodens ſind ſie aber von geringer Bedeutung. Dieſes Urteil beſtätigen alle Tropenreiſenden, aus dem braſilianiſchen Urwald ſelbſt ein Pilzforſcher wie Möller. „Dort gibt es nichts, was ſich mit den bunten Trupps unſrer zahlreichen Hutſchwämme des Waldbodens vergleichen ließe.“ Da die Mooſe nicht zu den hohe Wärme liebenden Pflanzen gehören, ſo treten ſie in den Tropen erſt in den kühleren Bergregionen auf, hier allerdings in einer Maſſenhaftigkeit, daß man wegen der dichten Bedeckung aller Stämme und Zweige mit Mooſen von „Mooswäldern“ ſpricht. Als beſondre Wuchsform kommen die „Hängemooſe' zu ſtarker phyſiognomiſcher Geltung. Auf derben Blättern, wag— rechten oder ſchräg aufſteigenden Aſten und Zweigen ſind die abgeflachten „Kriecher— ſproſſe“ mit Rhizoiden befeſtigt. Beim Hinüberwachſen über den Rand gehen ſie in die zierlicher gebauten, infolge Anliegens ihrer Blätter dünneren „Hängeſproſſe“ über, die oft lang herabwallende, zarte Schleier bilden. Arten von Barbella, Papil- laria, Meteorium, Aerobryopsis, Floribundaria, Aerobryidium, Meteori- opsis, Aerobryum wachſen jo. 2. Farne und Gymnoſpermen. So wenig die Farne auf die Tropen beſchränkt ſind — kommen ſie doch minde— ſtens überall da auf der Erde vor, wo ſie Wald trägt — ſo bedeutungsvoll ſind ſie doch für die heiße Zone. Allerdings wird nicht gerade durch die Wärme eine An— häufung der Farne in den Tropen herbeigeführt. Die Temperatur kommt erſt in zweiter Linie, und ihre Gleichmäßigkeit iſt wichtiger als ihre Höhe. Die größere Rolle ſpielen die Niederſchläge: erſt von 200 em jährlichem Regenfall an ſetzt die ganze Fülle der Farnvegetation ein. Mit Ausnahme einer Anzahl ſtreng angepaßter Xerophyten ſind die Farne als meſotherme Hygrophyten zu bezeichnen. Ihre Hauptentwick— lung erreichen ſie — wie die Mooſe — deshalb auch nicht im tropiſchen Tiefland, ſondern erſt in gewiſſen Höhenlagen, in denen Gebirgswald oder eine faſt ſtändige Wolkenbedeckung des Himmels dem Schattenbedürfnis dieſer Pflanzen entgegenkommt. Die obere Höhengrenze der Farne in den Gebirgen geht im allgemeinen ſo weit, wie der Wald und das alpine Buſchwerk ſteigt. Doch auch über der Baum- und Strauch— grenze findet ſich noch eine Anzahl ſtreng angepaßter xerophytiſcher Farne, ſo auf den Rücken und Hochflächen der Anden bei 4000 m. Beſonders reich und üppig iſt das Farnleben in den alpinen Mooswäldern der Tropen, und noch bei 3000 und mehr Meter Höhe bilden zuweilen Baumfarne oder ſtattliche Blechnum--Arten die letzten größeren Gewächſe. Die Wuchsform der Farne zeigt große Mannigfaltigkeit: von moosartiger Raſenbildung durch die Staudenform, die Form der Kriecher und Schlinger bis zum Aufbau ſtattlicher Bäume. Die kleinſten und zierlichſten Farne gehören zur Familie der Hymenophyllazeen (Hautfarne), deren meiſte Arten epiphytiſch ſind. Auf den zwirnfadendünnen, verzweigten, kriechenden Stämmchen ſitzen, mit ebenſo dünnen 400 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Stielen, häufig zweizeilig geſtellt, die häutchendünnen, nicht ſelten haarfein zerſchlitzten Blätter „und bilden ſchleierartige, von Tautropfen ewig beperlte Kiſſen: die Hymeno— phyllen in matten bräunlichen Tönen, die Trichomanes oft in kräftigem Dunkel— grün, hier und da von glänzend azurnen Reflexen überhaucht“. (Chriſt). Am Rande, als Verlängerung der Blattnerven, tragen die Hymenophyllazeen taſchen- oder glöck— chenförmige Gebilde, die Sporenbehälter. Die dichten, gleichmäßigen Kiſſen oder Raſen bedecken zuweilen größere Stellen des Waldbodens, öfter aber tiefbeſchattete Stämme und Aſte, von denen die längeren Formen auch wie Behänge herabfließen. Dieſe Pflanzen beſitzen keine Wurzeln, ſondern ſind nur mit haar⸗ artigen Gebilden an der Unterlage befeſtigt. Daher nehmen ihre Blätter das Waſ— ſer unmittelbar aus der Luft auf, wie Gieſen— hagen gezeigt hat, der die Hy— menophyllazeen geradezu „Waſ— ſerpflanzen des feſten Landes“ nennt. Nur we⸗ nige Arten dieſer Familie über⸗ ſchreiten die Tropengrenze. Abb. 84. Schon unter Savannenwald bei Daresfalam mit Farnen (Polypodium) als Bodenvegetation. di 2 t G Helle, riſſige Stämme; dünne Lianen. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) tejen zarten Des bilden tropiſcher Pflanzengeſtaltungskunſt gibt es kletternde Formen, die mit mehrere Meter langem ſchnurförmigem Stamm als Spreizklimmer in die Büſche und Baumkronen ſteigen, die zierlich vielgeteilten Blätter ſeitlich ausbreitend. Mehr und kräftigere Kletterformen finden ſich unter den höheren Farnen. Auch hier treten zunächſt Spreizklimmer auf, jo vor allen die Gattung Gleichenia, oft mächtige Dickichte bildend, die ebenſo zier— lich ausſehen, wie ſie undurchdringlich ſind. Von den Knoten gehen rechtwinklig wieder— um geteilte Zweigeaus, die auf der benachbarten Holzvegetation laſten. Die glänzenden, alasartig ſcharf brechenden Spindeln bilden fo ein etagenartig aufgebautes, blaßgrünes Verhau, das man nur umgehen, nicht durchbrechen kann. In ähnlicher Weiſe, aber mit hakigen Stacheln, klettern einige amerikaniſche Odontosoria-Arten, die ſich auf den Farne. 401 Antillen zu den undurchdringlichen „Bramblefern“-Dickichten vereinigen. Auch dieſe Farne bilden ſtark verzweigte Spindeln und gleichen mit ihren kleinen, reich zerteilten Blattfiedern in der Tat blattloſen tropiſchen Brombeerarten. „Windende Farne, deren Achſen ſich ſchraubig um die Stützen legen, ſind Blechnum volubile, im warmen Amerika, bei dem auch die Blattſtiele zum Winden befähigt ſind; ferner die ziemlich artreiche Gattung Lygodium, der eigentliche Schling— farn par excellence, die in den Tropen der alten und neuen Welt zu Hauſe iſt, aber mit einigen Arten weit ins kalte Gebiet ein— dringt. Die Lygodien ſind gewaltige Schlin— ger, aus deren dünnem Stiel ſich eine unendlich verzweigte und ver— wickelte, viele Meter lange Maſſe prachtvoll doppelt gefiederter oder handförmig geteilter Zweige in die Baum— kronen ſchlingt und aus ihnen wieder herabfällt, und deren Spindeln und Blattſtiele ſich um ihre Nachbarn winden. Manche Arten erreichen eine ideale Schönheit unter den Farnen, was etwas ſagen will.“ (Chriſt.) Weit größer als die Zahl dieſer kletternden s . 1 3 Abb. 85. iſt die der epiphptiſchen Baumfarne (Cyathea spec.) im Urwald bei Amani (Oſtafrika). Farne, deren Rhizome (Aufnahme von Dr. H. Prell.) auf der Rinde der Stämme und Aſte hinkriechen, entweder grade oder ſpiralig, mit kleinen Haftwurzeln ſich anklammernd. Hierher gehören zahlreiche Arten von Polypodium, Davallia, Elaphoglossum, Oleandra uſw. Von dem kleinen epiphylliſch lebenden As ple— nium holophlebium bis zur ſchiffstauſtarken Stenochlaena palustris find alle Übergänge vorhanden. Nicht ſo formenreich iſt die Gruppe der epiphytiſchen Neſt- und Niſchenfarne wie Asplenium nidus und einige nahe verwandte Arten, Platycerium und Drynaria. Doch treten die Drynarien, vor allen aber Asplenium nidus in den ge— ſamten Tropen der alten Welt häufig auf. Mehr ſtaudenartig wachſen die meisten Bodenfarne (Abb. 84). Sie haben gewöhn— Das Leben der Pflanze. VI. 26 402 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. lich ein aufſteigendes oder aufrechtes Rhizom mit ſtark geſtauchten Internodien und dicht ſpiralig geſtellten Blättern. Die bei uns heimiſchen Farne, z. B. der Wurmfarn (Nephrodium filix mas) und der Rippenfarn (Blechnum spicant) vergegen— wärtigen dieſen Typus. Selten verzweigt ſich bei ihnen die Achſe ſtrauchig (Oleandra) oder erhebt ſich nach Art der Baumfarne aufrecht zu einiger Höhe über dem Boden, wie es ſchon unſer Straußfarn (Struthiopteris ger- manica) in geringem Maße zeigt. Reinecke berichtet, daß auf Samoa Pteris patens furz- ſtämmig ſei und meh— rere Aspidium 15 bis 20 Fuß hohe Stämme beſäßen. Blechnum tabulare auf Juan Fernandez und in Bra— ſilien erzeugt einen meterdicken Stamm. Die Hauptmaſſe der Baumfarne ſtellt aber eine beſtimmte Familie, die Cyatheazeen (Abb. 85 u. 86). Der feſte un- biegſam⸗ſtarre Stamm ſteigt in der Regel un- verzweigt in die Höhe. Er beſitzt zuweilen, z. B. bei Hemitelia- Arten, auch Seitenknoſpen, die neben der Blattbaſis in= ſeriert ſind. Sie ent- wickeln ſich aber nur ſelten zu Aſten, was ſie nur könnten, ſolange ſie Baumfarn (Alsophila spec.) 8 (Aufnahme von Dr. Jenſen.) noch in der wachſenden Zone liegen. In ſpäterer Zeit, d. h. als ruhende Knoſpen noch zu Aſten auszuwachſen, iſt ihnen unmöglich wegen der geringen Zahl ihrer Leitungsbahnen, die des mangelnden Dickenwachstums wegen nachträglich nicht vermehrt werden kann. Der Stamm der Baumfarne iſt mit ſpiralig geſtellten Blattnarben bedeckt, wenn ſich die Blätter ganz an ihrem Grunde glatt ab— 3 1 f \ Farne. 403 gliedern, im andern Falle mit den bleibenden, ſtruppig abſtehenden Blattſtielreſten. Die Höhe der Farnſtämme kann bis zu 20 m und mehr, ihr Durchmeſſer bis zu 1 m erreichen. Ihre Farbe iſt faſt ſtets ein tiefes Schwarzbraun, deſſen Kontraſt mit dem lebhaften Grün des Laubes, neben der ſeltſamen Form dieſer Pflanzen überhaupt, ihnen eine hohe phyſiognomiſche Bedeutung für das tropiſche Landſchaftsbild ſichert. Die Blätter bilden an der Spitze des Stammes eine dichte Schirmkrone und neigen ihre Spitzen in leichtem, gefälligem Bogen abwärts. Im Verhältnis zur Schlankheit des Stammes erreicht die Krone oft mächtige Ausbreitung, bis 10 m Durchmeſſer. Die ganze Pflanze erhält dadurch ein palmenartiges Ausſehen, übertrifft die Palmen aber an Zierlichkeit infolge der vielfach zerteilten, wie ſchleierartig durchbrochnen Blattſpreite. Auch iſt die Krone der Baumfarne ſtets viel mehr ſchirmartig abgeflacht wie bei den Palmen. Die kräftigen Blattſtiele ſind nicht ſelten durch Haarſchuppen geſchützt, die bis 3 em Länge erreichen, bald dünn, ſchlaff und gekräuſelt, bald ſkariös und hart ſind und von Silberweiß bis zum tiefem Schwarz in allen Farben prangen. Weit verbreitet iſt auch Stachelbewehrung der Blattſtielbaſen und nicht ſelten auch des Stammes. Noch gänzlich ungeklärt iſt Natur und Sinn der ſogenannten Aphlebien, Ad— ventivfiedern, Erſtlingsfiedern, Zuſatzfiedern, am Grunde der Blattſtiele mancher Baumfarne. Sie ſtellen ſich gewöhnlich als regellos haar-, algen- oder trichomanes— förmig zerſchlitzte Nebenblattgebilde dar, wie bei Hemitelia capensis, H. riparia und setosa in Braſilien; bei AIs ophila ramispina auf Borneo find fie dornig verdickt. Die Aphlebien von Cyathea Boivini der Comoren und C. Beyrichiana in Paraguay zeigen Übergänge zu regelmäßiger Fiederung, aber ſtets mit ſ ehr kleinen Abſchnitten. Während dieſe Bildungen bei foſſilen Farnen der Steinkohlenzeit ſehr häufig find — man hat fie eine Zeitlang alle unter dem Gattungsnamen Aphlebia zuſammengefaßt —, ſind heute nur noch wenige Farne mit Aphlebien ausgeſtattet. Sie ſtehen am Grunde des ganz jungen, noch gänzlich eingerollten Farnwedels ſchon voll— ſtändig ausgebildet. Buscalioni hat ſie als Schutzmittel gegen Regen in Anſpruch genommen; Potonis teilt ihnen als Aufgabe allgemein den Schutz der jungen Wedel zu und, im Anſchluß an Goebel, die Aufnahme von Tau; denn gerade die in ſchnellem Wachstum befindlichen Farnwedel bedürften großer Mengen Waſſers. Daß die Funf- tion der Aphlebien im Dienſte der jungen, im Aufwachſen begriffnen Wedel ſteht, wird, wie Potonié mit Recht betont, durch ihre leichte Abfälligkeit bewieſen. Man könnte vielleicht noch daran denken, daß ſie ähnliche Aufgaben erfüllen, wie ſie Raci— borski der Vorläuferſpitze der Blätter, ferner den Brakteen, Nebenblättern und Ranken der jungen Windeſproſſe zuſchreibt. (Vergl. S. 345). Neben den bisher genannten Farnen, die meiſt ſchon eines nicht zu geringen Maßes von Feuchtigkeit bedürfen, beherbergt das Tropengebiet ſelbſt einige ſubmerſe, d. h. unter Waſſer lebende Formen. Der bekannteſte iſt Ceratopteris thalictroi— des, ein „Unkraut“ der naſſen Reisfelder und ein Bewohner ſeichter Tümpel oder langſam fließender Bäche, vom Panjab bis Japan und Auſtralien, in Oſt- und Weſt⸗ afrika, von Mexiko und Weſtindien bis Braſilien. Es finden ſich unter den zahlreicheren ſubmerſen Phanerogamen wenige ſo durchaus für das Waſſerleben angelegte Geſtal— tungen. 404 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Wie ſchon erwähnt, gibt es unter den Farnen aber auch äußerste Kerophyten, die dünnbewaldete oder offne Gebiete, auch die Gebirge über der Waldgrenze, be— wohnen. Ihre gemeinſamen Züge ſind nach Chriſt große Unabhängigkeit vom Humus, ſtark entwickeltes Wurzelſyſtem, oft roſettig geſtauchter Wuchs, harte, polierte Achſen— teile und Spindeln, kleine, reichlich durch Haare und Schuppen geſchützte Laubteile. Sehr häufig iſt auch der Kopf des Rhizoms mit einem Schopf von Haaren oder Schup— pen bedeckt, welche die in der Knoſpenlage befindlichen Blätter völlig einhüllen. Alle dieſe Eigentümlichkeiten zeigen aufs beſte die Gattungen Cheilanthes, Adiantop- sis und Notholaena, die in ihrem ganzen weiten Verbreitungsgebiet phyſiognomiſch über— einſtimmend auftreten. In Südbraſilien iſt die feinſt zerteilte und kleinſtfiedrige aller Formen zu Hauſe, Adiantopsis dichotoma. „Wie ein Schleier, wie ein Hauch hängt die tauſendfach zer— teilte Spreite an den purpurnen, haardünnen, aber elaſtiſchen Spindeln und Rippen.“ Die Blätter mancher Cheilanthes-Arten ſind unterſeits dicht mit gelbem oder weißem Wachs bedeckt, ſo Ch. farinosa, die von Oſtaſien durch Indien und Afrika bis Mexiko geht. Andre, wie Oh. Mat- thewsii, Ch. andina, führen durch ſtarke Ein- krümmung der Ränder und Spitze der Fiederblätt— chen eine Oberflächenverringerung herbei. Höchſt. eigenartig iſt die Gattung Aneimia, die haupt- ſächlich der braſilianiſchen Kamposflora angehört: zum Teil von ſehr kleiner Wuchsform und aus— gezeichnet durch ſtarken, oft drüſigen Haarſchopf, des Rhizoms. Der augenfälligſt xerophytiſche Farn Abb. 87. der alten Welt iſt wohl Actiniopteris radi- n ata, ein kaum handhohes Pflänzchen mit ſtrahlig. (Aufnahme von br. H. Reimann.) zerteilter Spreite von ſchmalen, drahtartig ſtarren, faſt ſtechenden Abſchnitten. Er kommt im dürrſten Wendekreisklima vor: auf den Capverden, an der oſtafrikaniſchen Küſte, in Vorder- indien, und iſt gegen unbegrenzte Austrocknung nicht empfindlich. Auch die ſchon beſchriebnen kletternden Gleichenia-Arten ſind Xerophyten; keine Humus-, ſondern Sand-, Laterit⸗, Geröllpflanzen, die offne Stellen beſiedeln und mit der vollen Sonne kämpfen. Okologiſch und phyſiognomiſch ſtehen ſie neben unſerm Adlerfarn, der ja auch in den Tropen vorkommt und gleiche Ortlichkeiten bewohnt. Sie bevorzugen größere Höhenlagen, ſo auf den Sundainſeln und Philip— pinen. In den Anden und in Coſtarica ſind ſie eigentliche Gebirgspflanzen; doch finden fie ſich auch in den trockneren Gebieten Nordausſtraliens, Südafrikas, Südbraſiliens und Südchiles häufig. Dem Innern des äquatorialen Regenwaldes ſind dieſe Licht- farne völlig fremd. a Auch eine „nivale“ Farngattung gibt es, Jamesonia, die in den Anden über K Farne. 405 3500 m Höhe auftritt. Sie zeigt ſehr langſames Wachstum: 20 em hohe Stöcke ſind vielleicht 20 Jahre alt. Sie bieten ein ſo merkwürdiges Ausſehen, daß ſie kaum noch als Farne wiederzuerkennen find, vor allen Jamesonia nivea, die Goebel folgender— maßen ſchildert: „Die Blätter dieſer Pflanze weichen weit ab von dem Bilde, das man ſich ſonſt von einem Farnblatt zu machen pflegt. Sie entſpringen einem dünnen, kriechenden Rhizom, ihr oberer Teil iſt dicht in weiße Haare gehüllt, während die älteren Teile unten kahl werden. Sie ſind einfach gefiedert und die Fiederblättchen horizontal und ſo dicht übereinander angeordnet wie die Münzen in einer Geldrolle. Der Rand jedes Fiederblättchens iſt ſtark nach unten eingekrümmt, ſo daß unter jedem eine windſtille Kammer entſteht, in der die Spaltöffnungen liegen. Dazu kommt das dichte Haarkleid, ſo daß ein ſo organiſiertes Blatt nicht viel Waſſerdampf abgeben kann und auch vor raſcher Abkühlung geſchützt iſt.“ Baumfarne fehlen in ausgeſprochen trocknen Gebieten nicht ganz. Sie zeichnen ſich dann durch gedrungnen Wuchs, ledrige Blätter und ſtarke Beſchuppung aus; ſo Al- sophila arbuscula, Cyathea Gardneri u. a. im ſüdbraſilianiſchen Kamposgebiet. Selbſtändige Formationen bilden Farne nirgends; nur in beſchränkten Grup— pen, ja in punktförmiger Zerſtreuung ſind ſie als Beſtandteile andrer Formationen ver— breitet. Die baumartigen Formen treten zuweilen wohl in waldbildenden Maſſen auf, meiſt jedoch nur in Horſten, die ſich in beſonders geſchützten, feuchten Keſſeln des Regenwaldes, aber auch auf Gebirgskämmen anſiedeln. Ausgedehnte Farnbeſtände bieten namentlich die gemäßigten Länder der Südhalbkugel, Neuſeeland und Auſtralien. Sie ſetzen ſich in der Regel aus mehreren Arten zuſammen wie Dicksonia ant- arctica, Alsophila antarctica, Hemitelia Smithii, Cyathea medullaris, Cyathea dealbata u. a. mehr. In Braſilien tritt Alsophila armata ſehr ge— jellig auf. Die Gebirgsſchluchten des malaiiſchen Gebietes ſind mit ausgedehnten Baumfarndickichten beſetzt, über denen die Kronen der Waldbäume einen zweiten Wald bilden. Aber auch über der Waldgrenze, z. B. auf Celebes bei 2500 m, ſetzen ſie mit Pandanazeen krummholzartige Beſtände zuſammen und ſpielen phyſiognomiſch eine ſehr weſentliche Rolle. Ermöglicht wird dieſe alpine Farnvegetation durch die faſt immerwährende Wolkendecke, die die Gipfel einhüllt, Strahlung und Austrocknung verhindert und die Temperatur mildert. An offnen, trocknen Stellen erſcheinen die ſchon geſchilderten Gleichenia- Dickichte und Bramblefern-Beſtände, denen ſich der Adlerfarn, Pteridium aquilinum, anreiht. Mit petaſitesartigen Beſtänden vergleicht Chriſt das geſellige Auftreten von Dipteris conjugata in der Malaya und D. Wallichii in Aſſam, meiſt auf freien Graten am oberen Waldrande. In Maſſen finden ſich nicht ſelten, beſonders im malayiſchen Gebiet, die lianenartig kletternden Farngattungen Stenoch— laena und Lygodium. — Die Teppiche und Behänge der Hymenophyllazeen wurden ſchon geſchildert. Weit weniger als die Farne treten in den Tropen die Lykopodiazeen hervor, doch find fie von größerer Bedeutung als im gemäßigten Klima. Lycopodium cer- nuum findet ſich an lichten Waldſtellen recht häufig. Andre Arten von Lycopodium, auch von Psilotum, ſind ſtellenweis häufige Epiphyten, die in meterlangen Troddeln oder Schleiern von den Baumäſten herabfallen. Den Waldboden bedeckt eine Fülle 406 Charakterformen unter den tropifchen Pflanzen. der zierlich zerteilten, bräunlichen, heller oder dunkler grünen, oft metalliſch glän— zenden Selaginella-Arten. Gehen wir in der Reihe der Pflanzenklaſſen weiter, ſo folgt die geologiſch ſehr alte Gruppe der Cykadazeen. Bei ihnen waren die Variationsmöglichkeiten offenbar geringer als bei den Farnen. Für ſyſtematiſche Neugeſtaltung reicht heute ihre Lebens— kraft nicht mehr aus. Wo ſie auftreten, bilden ſie allerdings einen ſehr wirkungsvollen Einſchlag im Vegetationsbilde. Ihrer Wuchsform wegen ſollen ſie im Anſchluß an die Palmen näher beſprochen werden. Von den Koniferen gehen Podocarpus und einige kleinere Gattungen der Taxazeen, ferner Agathis in die tropiſchen Gebirge und auch Tiefländer hinein. Auf Sumatra wachſen ſogar Kiefern. Wenn wir den Koniferen eine Bedeutung für die Tropenvegetation zuſchreiben wollen, ſo iſt es, zumal bei der Gattung Pinus, eigentlich die eines Mißtons. 3. Monokotyledonen. Die Palmen. Die Monokotyledonen ſtellen die eigenartigſten Vertreter tropiſcher Vegetation. Unter ihnen beanſpruchen die Palmen die Hauptaufmerkſamkeit. Im Gegenſatz zu den Farnen ſind die Palmen — wenigſtens die ſtammbildenden — echte Sonnen— Abb. 8s. Livistona- Allee in Buitenzorg (Java). (Nach einer Originalphotographie.) Palmen. 407 pflanzen. Im Offnen entwickeln ſie ſich am mächtigſten, „und nur, wenn das grelle Licht der Tropenſonne von den glitzernden Fiedern und Fächern zurückſtrahlt und die meiſt hellen Säulenſtämme in Licht gebadet ſind, kommt ihre Schönheit zur vollen Wirkung.“ (Haberlandt.) Die normale Form der Palmen iſt die des unverzweigten, mit einem in der Größe ſehr wechſelnden Blätterſchopf gekrönten Säulenſtammes (Abb. 88). Im Alter iſt er durch die Narben der ab— gefallnen Blattſcheiden oft dicht geringelt, in vielen Fällen aber wie manche Farnſtämme von den ſtruppig abſtehenden Blattſtielreſten verunziert, bis dieſe zuletzt abfallen. Der Pal— menſtamm kann eine Höhe von 30 bis 40 m (Cocos), ſelbſt 50 m (Mauritia) und einen Durchmeſſer bis / m (Boras- sus, Corypha, Oreodoxa), ja bis über m (Metroxylon Rumphii) erreichen. Von dieſer Mächtigkeit gibt es Über— gänge bis zu den bleiſtiftſtarken „Rohrſtämmen“ der Geo— nom a- und der als Gewächs— hauspflanzen häufigen Ch a- maedorea-Arten. Bei dieſen zeigen die Blattnarben grö— ßeren Abſtand. Strecken ſich die Internodien noch mehr, und nimmt die Länge des Stammes im Verhältnis zu ſeiner Dicke ſo zu, daß er ſich nicht mehr ſelbſtändig aufrecht halten kann, ſondern der be— nachbarten Vegetation als Stütze bedarf, ſo ergibt ſich die 5 f Abb. 59. von Mohl als „Calamus⸗ Wallichia disticha mit zweizeilig geſtellten Blättern. Stamm“ (Abb. 44) bezeichnete (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Form. (Kletterpalmen, Rotangpalmen, ſpaniſches Rohr). Sie erreicht oft kaum die Dicke eines Fingers, ſelten die eines derben Stocks bei 100 und mehr Metern Länge. Loureiros Angabe, daß Calamus rudentum mehr als 500 Fuß lang werde, iſt aber wohl übertrieben. Zuweilen treten örtliche Anſchwellungen des Palmenſtammes auf, am häufig— ſten am Grunde wegen der noch zu beſprechenden Ausbildung einer Fundamentknolle 408 Charakterformen unter den tropischen Pflanzen. für den Stamm, beſonders auffällig z. B. bei der Königspalme (Oreodoxa regia, Abb. 90). Bei der Gattung Borassus findet ſich meiſt eine Ausbauchung in oder über der Mitte des Stammes (Abb. 91). Eine der merkwürdigſten Schaftbildungen zeigt Saba! Blackburneana von den Bermudasinſeln: der Stamm hat ſanduhrförmige Einſchnürungen aufzuweiſen, wodurch er ein perlſchnurartiges Ausſehen gewinnt. Nicht immer ſind die Palmenſtämme — bis auf die Blattnarbenringe — glatt, ſondern zuweilen mit ſtarken Stacheln bewehrt. Bei allen Arten der von Mexiko bis Südbraſilien verbreiteten Gat— tung Astrocarya treten dieſe über den Knoten zu Kränzen zuſammen, die im jugendlichen Zuſtande von den Blattſcheiden umſchloſſen und dem Stamm feſt angedrückt ſind und erſt nach dem Abfallen der Blätter durch ſchwellpolſterartige n Vorrich- tungen ſpreizen. Nicht nur an den Knoten, ſondern auch auf den Zwiſchengliedern mit kräf— tigen, kegelförmigen, aus dem Stamminnern hervorbrechen— den Dornen beſetzt iſt die ſüd— amerikaniſche Mauritia . flexuosa. Eigentümlich tt die Bewehrung der ebenfalls tropiſch-amerikaniſchen Gat— tung Acanthorrhiza: wäh- rend die aus den unterſten Stammringen entſtehenden Ad— ventivwurzeln abwärts wachſen und zu normalen Ernährungs- wurzeln werden, bilden ſie ſich Junge Königspalmen ER mit einer Grundknolle weiter oben am Stamm zu ab⸗ am Stamm. (Nach einer Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) ſtehenden, verzweigten Dornen um (Abb. 92.) Eine andre Art von Unebenheit weiſt der mit nicht ſehr treffendem Namen als „blattnarbig“ bezeichnete Palmenſtamm auf. In ſchönſter Ausbildung findet er ſich bei der brafilianifchen Carnaubapalme, Copernicia cerifera. Die Internodien ſind hier ſehr kurz, und die Reſte der infolgedeſſen dicht ſpiralig zuſammengedrängten Blattſtiele bleiben am Stamme ſtehen, aber, wie es ſcheint, nur bis zu einem gewiſſen Alter des Baumes. Hat er dieſes erreicht, ſo werden die Blattſtielhöcker immer kürzer und fallen auch bald ab, fo daßdie erwachſnen Stämme eine glatte obere Hälfte aufweiſen. Verzweigte Palmen finden ſich ſelten. Gelegentlich und jedenfalls meiſt als Folge von Verletzung wächſt wohl einmal der Achſelſproß eines längſt abgefallnen Gigdvabozogct au PIE) uv) lerne 9 18 Wunde gun usuvjlcgollogd mu Haftung u usjavg) wspluvgog mag nv Ayavck, Owsoll a usdorz asg 7aamustunylc, aehuigd 5 Palmen. 409 Blattes aus. So kommt auf etwa eine Million Exemplare eine veräſtelte Kokospalme. Regelmäßige Kronenverzweigung, nach Schoute echt dichotomiſcher Art, findet ſich nur in der afrikaniſchen Gattung Hyphaene (Abb. 26). Daß dieſes Verhalten, welches auch Pandanus und mehreren Liliazeen-Gattungen zukommt, auf einen ver— wandtſchaftlichen Zuſammenhang der Palmen mit dieſen Monokotylen Gruppen hin— deute, wie Haberlandt glaubt, erſcheint mir ſehr zweifelhaft. Die ähnliche Verzwei— gungsweiſe von Hyphaene und Pandanus beruht, wie im Abſchnitt über die Pandanazeen gezeigt werden ſoll, auf dem Fehlen des ſekundären Dickenwachstums, und bei den Lilii— floren ſcheint ſie andrer Natur zu ſein. Zudem ver— zweigen ſich die Baumfarne ähnlich wie Palmen und Pandanazeen, ohne daß man dabei an ver— wandtſchaftlichen Zuſammenhang denken wird. Häufig tritt bei Palmen Ausläuferbildung, d. h. ſeitliche Veräſtlung unter oder unmittel— bar über der Erdoberfläche auf, wohl bei faſt allen geſellig wachſenden Arten, z. B. von Ra— phia, Chamaedorea, Metroxylon, Geonoma, Phoenix (Abb. 30) und andren. Dem Palmenſtamm iſt kein nachträgliches Dickenwachstum eigen wie den Stämmen der Diko— tylen und Nadelhölzer. Schon in der erſten Jugend muß deshalb die noch ganz geſtauchte Hauptachſe jene Dicke erreichen, die dem Stamm endgültig zu— kommt. Jahrelang verbreitert ſie ſich erſt durch dicht über einander entwickelte Blätter, ſo daß ſie ein knollenartiges Ausſehen erlangt (Abb. 90). Die Hauptwurzel ſtirbt, wie bei allen Monokotylen, bald ab, und es treten zahlreiche Adventivwurzeln 8 (Abb. 93) aus der Grundknolle hervor, die ſie im Boden befeſtigen. Die Iria-Arten, die oberflächlich keimen, be— Abb. 91. . 1 er 2 Borassus spee. (Oſtafrika) mit bauchiger ginnen bald einen dünnen Stamm zu bilden, den Anſchwellung oberhalb der Stammitte. ſie mit langen, dünnen Adventivwurzeln ſtreben— Zur Verfügung geftellt vom Kolontal- 9 a 8 8 5 wirtſchaftl. Komitee, Berlin. artig ſtützen. Da nun hier der Stamm mit der Höhe (Aufnahme von Geh.-Rat Dr. W. Buſſe.) an Dicke zunimmt (nicht durch ſekundäres Wachs— tum, ſondern durch ſtete Neuanlage von Gefäßbündeln), ſo werden auch die ſpäteren, höheren Seitenwurzeln nicht nur länger, ſondern auch immer ſtärker, und es entſteht ein ſtelzenartiges Gerüſt, wie wir es bei den Pandanazeen und Mangrovepflanzen noch kennen lernen werden. Neben den Stammpalmen gibt es eine große Menge wenigſtens ſcheinbar ſtamm— loſer Palmen. Wohl die kleinſte aller Palmen iſt Cocos liliputana; fie erreicht nur eine Höhe von 25 bis 35 em und entwickelt ſich größtenteils unterirdiſch. Schon aus dieſem Beiſpiel erſieht man, daß die Stammbildung kein ſyſtematiſches Merkmal bei den Palmen iſt. So ſammelte ich bei Singapore auch eine „Kletterpalme“, die 410 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. kaum meterhoch war, dabei blühte und fruchtete. Auf die eben genannten und eine Anzahl andrer Arten paßt die für die ſtammloſen Palmen häufig gebrauchte Bezeich— nung „Zwergpalmen“, in vielen andern Fällen aber iſt fie gänzlich unangebracht. Bei Phytelephas, Zalacca, Nipa entſpringt dem Erdboden eine mächtige Blatt— roſette. Die Wedel von Nipa fruiticans werden 4 bis 6 m lang (Abb. 4). 1 1 F 1 Abb. 92. Abb. 93, Acanthorrhiza spec. Oberer Stammteil Acanthophoenix spec. Die Pflanze ſteht nur mit verdornten Adventivwurzeln. auf Adventivwurzeln. Die Blattſcheiden ſind ſtark (Aufnahme von Prof. Dr. F. Roſen.) beſtachelt. (Aufnahme von Prof. Dr. F. Roſen.) Die Blätter der Palmen ſind meiſt ſpiralig, nur in ſehr ſeltnen Fällen (z. B. Wallichia, Abb. 89) zweizeilig geſtellt und durch die ſonſt bei Monokotylen ſeltne Zer— teilung gekennzeichnet. Die Spaltung erfolgt fie der förmig oder fächerförmig, wonach man Fieder- und Fächerpalmen unterſcheidet. In ſeltnen Fällen tritt nur an der Blatt— ſpitze eine Zweiſpaltigkeit auf; die ganze übrige Spreite iſt zuſammenhängend, dann aber ſtets fiedernervig. Bei der übergewöhnlichen Ausdehnung der meiſten Palmenblätter iſt die Zer— teilung von beſondrer Bedeutung, weniger vielleicht gegen den zerſtörenden Anprall von Regengüſſen als zum Schutz gegen Winddruck und ſtarke Sonnenbeſtrahlung. Nament- lich letztem Zweck dienen aber auch noch beſondre Stellungsverhältniſſe der ganzen Blät— ter oder deren einzelnen Abſchnitte, die ſchon oben (S. 260) beſprochen worden ſind. Palmen. 411 Im Verhältnis zur Größe der Palmenblätter ſteht Dicke, Feſtigkeit und Starrheit ihrer Spindeln, auch die Breite der Blattſtielbaſis, die häufig den Stamm gänzlich umgreift. Sie würden ſonſt ihr eignes Gewicht nicht tragen, ſicher aber den Angriffen auch nur mäßigen Windes nicht widerſtehen können. Bei manchen Palmen iſt die Blattſcheide noch mehr oder weniger verlängert und röhrenartig um den Stamm gelegt (Areca, Oreodoxa, Abb. 5). Bei der Zuckerpalme, wird ſie von äußerſt feſten Baſt— ſträngen durchzogen, die, wenn das Blatt längſt abgeſtorben und die Scheide verwittert iſt, ein dichtes Flechtwerk vorſtellen, in dem ſich allerlei Epiphyten, Farne und Orchideen niederlaſſen. Oft fallen die braunen Skelette der Blattſcheiden ab und liegen dann wie grobgewobene Säcke auf dem Boden herum. Bei verſchiednen Latania-Arten find die kräftigen Blattſtielſcheiden in der Mitte breit auseinander geſpalten, ſo daß der Blatt— ſtiel auf zwei ſpreizenden Gabeläſten ſitzt, die ſehr elaſtiſch find.“ ( Haberlandt.) Auffällig erſcheinen faſt immer die an ſich nicht großen Blüten der Palmen, da ſie ſtets zu umfangreichen Blütenſtänden zuſammentreten. Ihre Spindel ſtellt ent— weder ein vielfach verzweigtes, riſpenartiges Gebilde dar oder oft auch einen fleiſchig— oder faſerig-ſaftigen, mehr oder minder dicken Kolben, auf dem die einzelnen Blüten in Niſchen eingeſenkt ſtehen. Umhüllt werden die Blütenſtände ſtets von einem oder mehreren ledrigen oder holzigen, kahn- oder löffelförmigen Hochbättern, die in der Jugend völlig geſchloſſen ſind, ſpäter aufreißen und entweder bis zur Fruchtreife ſtehen bleiben oder auch bald abfallen. Nur bei wenigen Palmen mit dicken Stämmen kommt als Schlußleiſtung ihres Lebens ein einziger mächtiger kandelaberförmiger Blüten— ſtand aus der Stammſpitze hervor (Metroxylon, Corypha). Noch ähnlicher einem Rieſenkandelaber wird die Pflanze dann, wenn ſie abgeſtorben iſt und alle Blätter verloren hat, bis ſie ein Opfer der Zerſtörung durch Wind und Atmoſ— phärilien wird. In der Regel entwickeln ſich die Fruchtkolben in den Achſeln der Blattſcheiden und erlangen ihre volle Ausbildung entweder ſchon zu der Zeit, wann ihr Tragblatt ſelbſt noch üppig grünt (Cocos, Elaeis), oder erſt nach deſſen Welken und Abfall, ſo daß dann die Kolben am entblößten Stamm unter dem Blattſchopf entſpringen (Euterpe, Arenga, Caryota). Das geſchieht zumal bei allen Palmen mit röhriger Blattſcheide; bei ihnen beträgt der Abſtand der Infloreszenzen von der Blattkrone oft einen Meter und mehr. Je nach der Ausgeſtaltung hängen ſie dann wie maſſige oder zierliche Troddeln oder Trauben herab oder entwinden ſich, unverzweigt, wie lockre oder dickere ſchlangenartige Ahren dem Stamm. Stets find die Blüten in großer An— zahl, oft außerordentlich zahlreich vorhanden. So trägt eine Olpalme bis zu 600000 Blüten. In der Anlage ſind ſie zwittrig, werden aber ſpäter durch Fehlſchlagen der Staub⸗ oder Fruchtblätter eingeſchlechtlich und treten dann in dikliner, polygamiſcher, nicht ſelten auch diöziſcher Verteilung auf. Die Beſtäubung erfolgt in ſeltnen Fällen durch Inſekten, meiſt durch den Wind, wird in der Kultur (z. B. der Dattelpalme) auch künſtlich bewirkt. Die Früchte der Palmen find Beeren oder 1—3 fächrige Steinfrüchte. Bei manchen Arten erreichen fie nur Erbſengröße, bei andern, wie der Seychellennuß (Lo- doicea Sechellarum) die Ausdehnung eines menſchlichen Bruſtkorbes. Zur Aus- reifung der Seychellennuß ſollen zehn Jahre erforderlich fein. 412 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Die außerordentliche Abändrungsmöglichkeit aller angeführten Verhältniſſe macht es erklärlich, daß die Palmen einen auffallenden und ſtets wechſelnden Ton in die Tropenlandſchaft bringen, obwohl ſie ſelten in großen und reinen Beſtänden auf— treten. Was die Verbreitung der Palmen betrifft, ſo gehören von den mehr als 1000 bekannten Arten in der Tat nur etwa 40 nicht den Tropen an; zwei Drittel der Arten hat ſeine Heimat zwiſchen den zehnten Breitengraden beiderſeits des Aquators. Die größere Hälfte findet ſich in der neuen, die kleinere in der alten Welt, und hier iſt Afrika gegenüber dem indiſch-malaiiſch-pazifiſchen Gebiet geradezu ärmlich bedacht. Abgeſehen von der Kokospalme kommen nur wenige auf der weſtlichen und öſtlichen Abb. 94. Kokoshain, untermiſcht mit Obſtbäumen (Java). (Nach einer Originalphotographie.) Erdhälfte zugleich vor, ſo die Weinpalme Weſtafrikas, Raphia vinifera, auch in Braſilien und Zentralamerika, und die weſtafrikaniſche Olpalme, Elaeis guineensis, an der Oſtküſte Südamerikas. Die weiten, viele tropiſchen Küſten bedeckenden Kokoshaine (Abb. 94) verdanken ihre Entſtehung wohl überall dem Menſchen. Auch die in Weſtafrika ſtellenweis in dichterem Verbande auftretende Olpalme (Abb. 31) befindet ſich in einer gewiſſen Halbkultur. Einzelne Palmenarten treten allerdings auch in den natürlichen Land— ſchaften beſtandbildend auf. So bedeckt die Nipapalme (Nipa fruticans, Abb. 4) im ganzen indiſch-malaiiſchen Gebiet die brackigen Küſten und Flußufer oft in kilometer— langem Saum. In den Gebirgen Javas ſoll die gewaltige Gebangpalme (Corypha gebanga) in zuſammenhängender Vergeſellſchaftung wachſen. Und in Afrika kommen, an der Küſte wie im Innern, mehr oder weniger reine oder mit Akazien durchſetzte, doch nie ſehr ausgedehnte Beſtände der Dumpalme (Hyphaene) vor. Zu kleineren, manchmal allerdings auch ausgedehnteren Gruppen, beſonders auf ſumpfigem oder Palmen. Pandanazeen. 413 zeitweiſe überſchwemmtem Boden, treten die Ausläufer treibenden Palmen zu— ſammen, z. B. die Sagopalme (Metroxylon) an den Flußufern der Malaya (Abb. 82), Mauritia-Arten in Amerika, Phoenix-Arten (Abb. 30) in Indien und Afrika. Meiſt jedoch ſtehen die Palmen einzeln oder gruppenweis, in der Steppe oder im Walde, wo ſie dann auf langen, verhältnismäßig dünnen Stämmen über das herrſchende Laub— werk herausragen. Oder ſie nehmen mit einer Maſſe kleiner Formen als Unterholz an der Waldvegetation teil, in kleinen Gruppen oder punktförmiger Zerſtreuung, und entwickeln hier in der Regel eine größere Mannigfaltigkeit als in der Baumform. Verwandtſchaftlich und geitaltlich ſchließen ſich an die Palmen die Cyelan— thazeen an. Die größten und ſchönſt entwickelten Formen dieſer kleinen, ganz auf das tropiſche Südamerika beſchränkten Familie ſind buſchigen Palmen zum Ver— wechſeln ähnlich, ſo die zur Herſtellung der echten Panamahüte dienende Carludo— vica palmata. Die Gattungen Sarcinanthus und Ludo via find dagegen Wurzel— klettrer und ſollen mehr den kletternden Arazeen gleichen. Obwohl einem ganz andern Verwandtſchaftskreis angehörig, will ich hier noch einmal auf die Cykadazeen zurückkommen. Sie ſtellen eine Pflanzengruppe von ähnlicher Wuchsform wie die Palmen dar, beſonders wenn ſie einen ſäulenförmigen Stamm und einfach gefiederte Blätter erzeugen, wie die bekannte, von Madagaskar bis Auſtralien verbreitete, nicht ſelten bei uns kultivierte Cycas. Andre beſitzen einen mehr knollenförmigen Stamm, auch mehrfach gefiederte Blätter. Hauptſächlich durch dieſes Merkmal, ferner durch die ſchneckenförmige Einrollung der jungen Blätter und den dicht mit Blattnarben bedeckten Stamm nähern ſie ſich im Ausſehen auch den Baumfarnen. Obwohl dieſe in Auſtralien einerſeits, in Mittelamerika und Mexiko andrerſeits am reichſten entwickelten Gewächſe ſelten ſind und gewöhnlich nur ver— einzelt auftreten, ſo bilden ſie doch wahrhaft ornamentale Erſcheinungen im Vege— tationsgemälde. Nur wenige Arten ſind wegen ihres geſelligen Vorkommens von be— ſondrer phyſiognomiſcher Bedeutung, wie Macrozamia in Auſtralien. Die Pandanazeen. Den Palmen bis zum gewiſſen Grade ähnlich ſind ferner die Pandanazeen, denen nur drei Gattungen angehören. Die beiden größten, Pandanus und Frey— einetia, find auf die alte Welt beſchränkt, letzte iſt auch von Afrika noch ausgeſchloſſen. Die Gattung Pandanus enthält ſtammloſe und hochſtämmige Arten, während Frey- cinetia dem Typus der Kletterpalmen entſpricht, aber nicht wie dieſe Spreizklimmer, ſondern Wurzelklettrer darſtellt. In der äußeren Tracht der Pandanazeen herrſcht allerdings bei weitem nicht die Mannigfaltigkeit wie unter den Palmen; die ſtets gleiche Anordnung, und ähnliche einförmige Geſtaltung der Blätter läßt eine reichere Abwandlung nicht zu. Die Blätter faſt ſämtlicher Arten haben eine lange, ſchmale, linealiſche Form: bei einer Breite von weniger oder nicht viel mehr als 10 cm erreichen fie nicht ſelten eine Länge von mehreren Metern. Sie weiſen meiſt drei ſeichtere oder tiefere Längs— falten auf, die mittlere nach unten, die beiden ſeitlichen nach oben einſpringend, ſo daß fie im Querſchnitt eine M-fürmige Figur zeigen. Trotz der erhöhten Biegungsfeſtigkeit, die ſie dadurch erhalten, ſind ſie meiſt etwa in der Mitte geknickt, wodurch die großen 414 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Blattſchöpfe ein ſehr ſonderbares Ausſehen erlangen. Der obere Teil des Blatts wird durch die Knickung in ſeiner Funktion nicht beeinträchtigt. In den meiſten Fällen ſind die Blätter am Rande, vielfach außerdem auf der Rückſeite der Mittelrippe, mit kräf— tigen Zähnen bewehrt, die zuweilen rote, ſchwärzliche oder weißliche Färbung annehmen. Auffallend iſt die Anordnung der Pandanazeenblätter: ſie bilden am Ende der Stämme und Aſte mächtige Schöpfe und ſtehen deutlich in Schraubenwindungen, was dieſen Gewächſen den Namen Schraubenbäume, Schraubenpalmen verſchafft hat. Be Be 7 77 4 Ye Abb. 95. Palmenquartier im Buitenzorger Botanifchen Garten (Java). (Nach einer Originalphotographie.) Von den meiſten Palmen (ausgenommen Hyphaene) unterſcheiden ſich die Pandanus- Arten durch die ſcheinbar dichotomiſche Verzweigung des Stammes. Schoute, der über die Veräſtlung monokotyler Bäume genauere Studien gemacht hat, ſtellt ſie mit der Verzweigung der Dikotylen folgendermaßen in Vergleich: „Die oberirdiſche Veräſtlung, die Bildung blatttragender Zweige iſt bei den dikotylen Bäumen, von der mechaniſchen Seite betrachtet, eine ziemlich einfache Sache. Jeder Alt wird als ein Zweiglein gebildet, das ziemlich dünn und lang iſt und mechaniſch ſeine geringe Laſt zu tragen vermag, viel mehr aber auch nicht. Wächſt im nächſten Jahre die Endknoſpe weiter und werden Seitentriebe gebildet, ſo ſteigern ſich die mechaniſchen Anſprüche. Jetzt tritt aber auch ſekundäres Dickenwachstum des Zweiges ein und damit eine Steigerung der Leiſtungsfähigkeit, entſprechend den Bedürfniſſen. Im allgemeinen findet ſich bei der Verzweigung der Dikotyledonen die ſchönſte Über— Pandanazeen. 415 einſtimmung zwiſchen Leiſtungsfähigkeit und geſtellten Anſprüchen.“ — Es leuchtet ſofort ein, daß ſolches Gleichlaufen von Aufgabe und Fähigkeit bei den monokotylen Bäumen nicht beſtehen kann, weil hier — mit Ausnahme der Liliifloren — das ſe— kundäre Dickenwachstum fehlt, worüber Straßburger und Warburg jedoch andrer Anſicht ſind. Bei dieſen Bäumen hat der einmal gebildete Aſt einen beſtimmten Quer— ſchnitt, der ſich nicht mehr ändern kann, wie ſehr auch die Anſprüche, die an den Aſt geſtellt werden, ſich ſteigern mögen. Zweifelsohne im engen Zuſammenhang mit dieſer Tatſache ſind die meiſten monokotylen Bäume einfach, unver— zweigt; die ſchwierige an: der Aſtbildung ohne Dickenwachstum ift hier nicht gelöſt. Nur einzelne Gruppen unter den monokotylen Bäu— men zeigen Veräſtlung, nämlich folgende: 1. fait alle Arten der Gattung Pandanus, 2. eine oder zwei Arten der Palmen— gattung Hyphaene, 3. viele liliifloren Bäume, 4. die Bambuſen. Dabei liegen die Ver— hältniſſe ſo: jeder Aſt verlängert ſich, ſolange er lebt. Die Baſis des Aſtes hat alſo mit der Zeit immer mehr zu tragen, immer ſteigen die Anſprüche, ohne daß die Fähigkeiten zu⸗ nehmen. Hier muß der — — Alt alſo ſchon bei der Abb. 96. Bildung ein mächtiger e lee Körper ſein, faſt oder ſogar ganz ſo dick wie die Abſtammungsachſe. Dazu muß ſchon die Seitenknoſpe eine entſprechende Ausdehnung haben. Dieſe kann ſie nur erreichen, wenn ſie ſofort nach ihrer Bildung ſich weiter entwickelt. Ruhende Knoſpen, die bei dikotylen Holzgewächſen noch nachträglich austreiben, können durch das ſekundäre Dickenwachstum zu anſehn— lichen Aſten werden. Bei den Monokotylen, wo ſchon die Knoſpe den Durchmeſſer des ausgewachſnen Zweiges haben muß — entſprechend der Stammbaſis, wie bei den Palmen dargelegt — kann ſie das nur in der Nähe des Sproßſcheitels, in der noch wachſenden Zone des Baums erreichen. Die häufigſte Veranlaſſung dieſer frühen Ent— wicklung iſt Verluſt des Vegetationspunktes der Mutterachſe, ſei es, daß er zur Bil- dung eines terminalen Blütenſtandes aufgebraucht wird, ſei es, daß er durch Ver— letzung verloren geht. Erſtes iſt der Fall bei den Formen, die ſich regelmäßig ver— 416 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. zweigen: Pandanazeen, Liliifloren, wohl auch Hyphaene; letztes bei den ſeltnen ge— legentlichen Verzweigungen. Schließlich kann es auch vorkommen, daß ſich eine Seiten— knoſpe ohne Verluſt der Endknoſpe der Mutterachſe entwickelt. Über die Urſachen dieſes Verhaltens wiſſen wir noch nichts. Schoute ſcheint mir hier eine Folgewidrigkeit zu begehen. Für die Liliifloren, die er erſt, als mit Dickenwachstum begabt, von den übrigen monokotylen Holzge— wächſen ausgenommeu hatte, läßt er dann dieſelben Urſachen wie bei jenen gelten. Sie verhalten ſich aber wohl ſicher nach der Regel der dikotylen Bäume. Es ſcheint mir nicht richtig, daß ſie ſich nur verzweigen, wenn die Endknoſpen der Tragachſe zu einer Blüte aufgebraucht wird. Dagegen ſpricht ihre reichliche Verzweigung, die häufig durchaus keinen dichotomen, ſondern ganz dikotylenartigen Eindruck macht. Daß ſich bei Dracaena auch ruhende Knoſpen entwickeln können, erkennt man aus der häufigen Verwendung von Stecklingen zur Anlage von Hecken. Über den Verzweigungsvor— gang der Bambuſen beſitze ich leider keine näheren Beobachtungen. Doch kommen bei ihnen die Seitenäſte nicht bloß aus der noch wachſenden Zone; denn ſie entwickeln ſich erſt, wenn die Halme faſt ihre endgültige Länge, oft 20—30 m, erreicht haben. Aller— dings zeigt, wie ſchon Schoute hervorhebt, bei den Bambuſen jeder Wit eine begrenzte Entwicktung, es wird an ihn nur ein einziges, ein für allemal beſtimmtes Maß von Anſprüchen geſtellt, das ſich mit der Zeit nicht ändert. Weitere Studien über das Wachstum und die Verzweigung der Bambuſen wären erwünſcht. Auch für Pandanus bleiben noch Zweifel beſtehen, ob die Seitenknoſpen ſich nur in der wachſenden Region entwickeln können. Wiesner hat bei zahlreichen Dracänen und Pandanazeen beobachtet, daß die Axillarknoſpen meiſt nur ſehr klein ſind, ferner daß ſie unter dem Schutz oft mächtig ausgebildeter Blattbaſen in tiefſter Finſternis angelegt werden und ſich erſt nach dem Abfallen der Blätter im Lichte weiter entwickeln, jo bei Pandanus cera- micus. Die Region der abfallenden Blätter gehört aber wohl kaum noch zur Wachs- tumsregion des Stamms. Ob nicht doch die Anſicht vom ſekundären Dickenwachstum j des Pandanus-Stamms eine Stütze darin findet? — Warburg berichtet ſogar, er habe an einem großen Exemplar von Pandanus furcatus im botaniſchen Garten zu Berlin beim Abſterben des Stamms das Austreiben einer unten am Stamm bee findlichen ſchlafenden Knoſpe beobachtet; die Vegetationsſpitze des neuen Sproſſes verdickte ſich alsbald zu der normalen Stammſtärke der Art. Die Verzweigung tritt bei der Gattung Pandanus in verſchiedner Höhe ein. Manche Arten bilden einen, wenn auch nicht allzu ſtarken Säulenſtamm, an deſſen Spitze Gabelung oder kandelaberförmige Verzweigung ſtattfindet. Andre wachſen ſtrauchig oder verzweigen ſich ſchon unterirdiſch und laſſen ihre Aſte auf dem Boden hinkriechen. Dieſe Verſchiedenheiten im Aufbau des Stamms bewirken wieder Abwand— lungen eines der auffälligſten Merkmale der Pandanazeen: der Luftwurzelbildung. Dieſe Wurzeln dienen als Stützen des Hauptſtamms und der ſtärkeren Aſte. Allſeitig treiben ſie am Stamme aus und wachſen mehr oder weniger ſchräg abwärts in die Erde, wo fie ſich verzweigen (Abb. 96). Bei manchen Pandanus-Arten verjüngt ſich der Hauptſtamm nach unten zu; in dieſem Fall entſpringen die Stützwurzeln ziemlich hoch am Stamm underreichen Armſtärke. Kommt der Stamm ſchon mit ſeiner ganzen Dicke aus n Pandanazeen. 417 dem Boden hervor, ſo ſind die Stützwurzeln nur ſchwach und entſpringen in geringerer Höhe. Aus den wagrecht abſtehenden Aſten kommen die Luftwurzeln auf der Unterſeite hervor und bilden bei manchen ſtark verzweigten, ſtrauchigen Arten einen förmlichen Wald (P. labyrinthicus). Die Blütenſtände der Pandanazeen ſind getrenntgeſchlechtlich. Die männlichen ſtellen oft reich verzweigte Riſpen dar, die weiblichen kuglige oder längliche Kolben, die nach dem Reifen der Früchte als ananasähnliche Gebilde von der Spitze der Zweige herabhängen. Eingeſchloſſen werden die Infloreszenzen nicht ſelten von leuchtend weißen, gelblichen oder rötlichen Hochblättern. Sie brechen zuweilen in einer Nacht aus der Knoſpe hervor. Noch weniger als die Palmen ſind die Pandanazeen ſelbſtän— dige Formationsbild— ner. In kleineren oder größeren Beſtänden kommen manche Arten allerdings vor. So fand Warburg Pandanus Solms-Laubachii ganz waldartig in Nord— queensland; auch P. tectorius bildet große Buſchdickichte auf den Liukiuinſeln. Andre Formen, wie P. poly- cephalus, ſah derſelbe Reiſende auf den Mo— lukken, in Papuaſien, in Südformoſa als dichtes Strauchgebüſch. Ganze 5 Abb. 97. Wälder von . tec- Freycinetia spec., wurzelkletternde Pandanazee im Urwald torius kommen auf den von Tjibodas (Java). (Nach einer Originalphotographie.) Marſchallinſeln vor, und P. labyrinthicus bedeckt auf Sumatra ſchon infolge ſeiner weitreichenden Ver— zweigung größere Flächen. Die hochſtämmigen Formen, wie P. dubius, utilis, altis— simus, furcatus, radula, die ſich bis zu 15 m erheben, wachſen mehr einzeln, als Unterholzbeſtandteile des tropiſchen Tieflandwaldes oder am Meeresſtrande, auch in der Mangrove. Die Früchte ſolcher Arten ſind durch luftgefüllte Hohlräume ſchwimmfähig, während ſie bei andern mehr fleiſchig und lebhaft gefärbt, alſo wohl auf Verbreitung durch Tiere angewieſen find. — Die kletternden Freycinetia treten nicht ſelten in Menge auf und geben dann dem Wald einen ſehr auffälligen Zug (Abb. 97). Das Leben der Pflanze. VI, 27 LN NEW BOTA GAR 418 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Liliazeen. An die Pandanazeen ſchließen ſich habituell einige baumförmigen Liliazeen an, über deren Verzweigung ſchon geſprochen worden iſt. Ein phyſiognomiſch ſtark wir— kender Unterſchied liegt darin, daß die baumförmigen, mit ſekundärem Dickenwachstum begabten Liliazeen mit kräftiger Stammbildung der Erde entſpringen und deshalb der ſo ſonderbar ausſehenden Stelzwurzeln entbehren. Sie erſcheinen uns deshalb nicht ſo fremdartig wie jene, zumal bei manchen die Kronenbildung der eines tropi— ſchen Laubbaums ähnlich iſt. Andre dagegen nähern ſich in der Veräſtlung und der ſchopfigen Blatthäufung entſchieden der Pandanazeenform. Es fehlt allerdings die ſchraubige Anordnung der Blätter. Dieſe ſind auch nicht ſo ſtarr, gewöhnlich unbe— wehrt, lineal-lanzettlich. Auch der Blütenſtand erſcheint meiſt anders: nicht oder nicht ſo ſtark hängend, frei von Hochblättern, die durch Form und Farbe wirken könnten, dafür aber ſelbſt als lockre, häufig umfangreiche Riſpe, mit anſehnlichen, oft recht großen (Yucca, Abb. 8), weißen, gelben, roten oder lilafarbigen Blüten. Bei andern (Dasylirion) iſt er ährig zuſammengezogen, faſt zylindriſch, bis 3 m lang. Die meiſten Vertreter baumförmiger Liliazeen ſtellt die nur in der alten Welt heimiſche Gattung Dracaena, deren bekannteſte Art der von Humboldt ſo anziehend beſchriebne mächtige Drachenbaum (Dracaena draco) iſt. Bei einer mehrere Meter haltenden Stammdicke erreicht er eine Höhe bis zu 18 m. Die nach oben auseinander— ſtrebende Krone löſt ſich mehr und mehr in Hunderte von dick ſchlangenförmigen, zu— weilen perlkettenartig eingeſchnürten Zweigen auf, deren jeder einen Schopf 40 bis 60 em langer, ſchwertförmiger Blätter trägt. Dieſe wie andre Dracaena-Arten entſenden zwar Luftwurzeln aus den Zweigen, doch bleiben ſie nur kurz, erreichen den Boden längſt nicht. Der Drachenbaum iſt allerdings keine eigentlich tropiſche Pflanze; ſein Vorkommen beſchränkt ſich auf die kanariſchen Inſeln. Doch treten ähnliche For— men auf Sokotra (D. Cinnabari) und an der Somaliküſte (D. schizantha) auf. Den Dracänen ſehr nahe ſteht die mit Ausnahme einer amerikaniſchen Art ebenfalls auf die alte Welt beſchränkte Gattung Cordyline, ferner die in Mexiko und Mittelamerika vorkommende Yucca (Abb. 67), die nach Norden allerdings über die Tropengrenze hinausgeht. Kräftige, reich verzweigte Bäume mit 5—10 m hohem Stamm bilden V. brevifolia und V. aloifolia. Manche Vertreter der etwa in derſelben Gegend beheimateten Gattung Nolina ſehen mit ihren Schöpfen lang linealiſcher, ſtarrer Blätter einem Pandanus ſehr ähnlich (z. B. die auch in Kultur befindliche N. recurvata); nur daß der Stammgrund ſich nicht in Stelzwurzeln auflöſt, ſondern im Gegenteil knollig verdickt erſcheint. Die ebenfalls in Texas und im mexikaniſchen Hochland heimiſche Gattung Das y— lirion iſt gekennzeichnet durch einen mächtigen, aufſtrebenden, zylindriſchen Blüten- ſtand und außerordentlich reichblättrige Schöpfe mit langen, ſchmalen, dornig geſägten Blättern. Am meiſten Ahnlichkeit mit ihr haben die allerdings viel plumperen auſtra— liſchen Grasbäume der Gattung Xanthorrhoea, die freilich mehr den außertropi— ſchen Gegenden des Erdteils angehört. Die altweltlichen Dracänen verdanken größere Anhäufung im Auftreten meiſt nur der Mitwirkung des Menſchen, da ſie ein leicht wachſendes Material für lebende Hecken liefern. In Borneo fand ich fie ſtellenweiſe zahlreich in ſekundärem Buſchwalde, Liliazeen. Muſazeen. 419 der nicht höher war als ſie ſelbſt; im primären Walde habe ich fie ſtets nur vereinzelt geſehen. Anders verhält es ſich wohl mit den Baumliliazeen der mexikaniſchen Wüſten— gebiete. Sie bilden hier öfter die höchſte Vegetation in der Landſchaft und treten dann als ſelbſtändige Grundbeſtandteile von Formationen auf (Abb. 67). So berichtet Stahl, daß in der Umgegend von San Luis-Potoſi die Bergabhänge, ſoweit ſie das Auge über— ſehen kann, in einer beſtimmten Höhe mit 5—6 m hohen, meiſt unverzweigten Yucca- Stämmen befät ſind. Die Muſazeen. Ein etwas andersartiges Ausſehen als die bisher geſchilderten Pflanzenformen weiſen die Vertreter der Bananengewächſe (Muſazeen) auf. Dabei fällt es nicht ſo ſehr ins Gewicht, daß die meiſten Muſazeen einen oberirdiſchen Schein ſtamm er— Abb. 98. Junger Drachenbaum, Dracaena Draco, und Ravenala madagascariensis auf Teneriffa, letzte kult. (Nach einer Originalphotographie.) zeugen, der keine holzige Bildung darſtellt, ſondern aus den fleiſchigen Blattſcheiden zuſammengeſetzt und deshalb auch als Krautſtamm bezeichnet wird. Die Blattſcheiden find bei manchen Musa-Arten bis 5 m lang, dachrinnenförmig gewölbt und feſt in— einander geſchachtelt. Der eigentliche Stamm dieſer Pflanzen beſteht nur aus einem kurzen, dicken, unterirdiſchen Rhizom. Wenige andre bringen einen echten holzigen Luftſtamm hervor, der bei dem „Baum der Reiſenden“ (Ravenala madagas- cariensis) bis 30 m hoch wird und, wie bei den Palmen, von den breiten Narben der abgefallnen Blätter geringelt erſcheint (Abb. 6 u. 98). 420 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Die Blätter ſind es, auf denen die eigenartige Tracht der Muſazeen beruht. Sie zeigen einen im ganzen elliptiſchen oder lanzettlichen Umriß und erreichen bei manchen Arten eine Länge von 4—5 m bei einer Breite von faſt / m. Zwiſchen der rinnenförmigen Scheide und der ausgebreiteten Spreitenfläche iſt ein im Verhältnis ſchmächtiger, immerhin mehrere Zentimeter dicker, längerer oder kürzerer Stiel ein— geſchaltet, der ſich als kräftige Mittelrippe durch das ganze Blatt fortſetzt. Seiner ganzen Länge nach ſtreben von ihm in ſtumpfem Winkel ſchwach S-förmig geſchwungne, dichtſtehende Seitennerven dem Blattrande zu. Durch zahlreiche vom Wind hervor— gebrachte Einriſſe, die längs der Seitennerven bis zur Mittelrippe verlaufen, werden ältere Blattſpreiten in viele fiederartige Lappen zerteilt (Abb. 5, 6, 98, 99). Im windſtillen Wald und TERN, in Gewächshäuſern zer- reißen ſie nicht. Je nach der An— ordnung der Blätter laſſen ſich zwei ganz ver- ſchiedne Grundformen der Muſazeen unter ſcheiden. Stehen die Blätter ſpiralig, wie bei der Gattung Musa (Abb. 99), ſo ergibt ſich ein an Palmen erinnern⸗ des Ausſehen, eine Ahn⸗ lichkeit, die noch ver⸗ ſtärkt wird durch das fiederförmige Zerreißen der Spreiten. Das jüngſte, aus der Mitte Abb. 99. 2 Musa chinensis, im Botaniſchen Garten zu Viktoria (Kamerun) kult. hervordrängende Blatt (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) it tütenförmig einge- rollt. Dagegen zeigt ſich ein im Pflanzenreich — in ſolchen Ausmaßen wenigſtens — ſonſt nicht wiederkehrendes Bild, wenn die Blätter in einer Ebne angeordnet ſind, mit ſenkrecht zu dieſer Ebne ge— ſtellter Spreite. Die Krone bildet dann einen rieſigen Fächer, der beſonders auf dem langen Stiel eines geringelten Säulenſtamms, wie bei Ravenala, die fremdartigſte Wirkung in der Landſchaft hervorbringt (Abb. 5, 6, 98). Man könnte ja auch hier einen Vergleich mit Palmen ziehen, den zweizeilig beblätterten, wie Wallichia (Abb. 89). Bei dieſen gehen die Blattſtiele aber nicht alle von einem Punkte aus, ſondern ſtehen am Stamm übereinander. Ahnlich, aber nicht jo mächtig wie Ravenala, bauen ſich manche Arten der ſüdamerikaniſchen Gattung Heliconia auf; die wenigen im Kapland und in Natal heimiſchen Strelitzia-Arten wirken noch unſcheinbarer. Auch die Blütenſtände der Muſazeen fallen durch ſonderbare Ausbildung auf. Bei Musa ſind ſie entſprechend der Blattanordnung ſpiralig gebaut. Aus der Mitte 3 en re ee Monokotyle Blattſukkulenten. Bromeliazeen. 421 des Scheinſtamms kommt eine, meiſt ſofort ſich abwärts biegende, kräftige, rüſſel— förmige Spindel hervor (Abb. 99), welche auf vorſpringenden Polſtern die in Querreihen angeordneten Blüten trägt. Bedeckt ſind dieſe von großen, löffelförmigen, meiſt auffallend rot bis violett, ſeltner grün gefärbten Hochblättern, die entweder bald abfallen oder auch ſtehen bleiben und dann zur Fruchtreife in ihrer Geſamtheit ein mächtiges kolben— förmiges Gebilde darſtellen. Bei den Arten mit fächerförmiger Blattanordnung ſind auch die Blütenſtände zweizeilig gebaut. Die hier kahnförmigen, abwechſelnd rechts und links an der Spindel ſtehenden Hochblätter dauern bis zur Fruchtreife aus (Abb. 98). Die ſtammloſen Muſazeen, wie die Gattung Musa ſelbſt, entwickeln nur einen Blüten— ſtand aus der Endknoſpe und ſterben dann ab (Abb. 99). Bei den Formen mit echtem Stamm ſitzen die Infloreszenzen zu mehreren in den Blattachſeln (Abb. 98), während die Endknoſpe das Höhenwachstum fortſetzt. Infolge ihrer Bedeutung als Hauptnahrung ganzer Völkerſtämme und als Faſer— lieferanten für die eurgpäiſche Induſtrie bedecken Bananenpflanzungen oft weite Land— ſtriche; ſo am Kilimandjaro, auf den Kanaren und Philippinen. Am natürlichen Standort treten ſie wohl nur truppweis auf, im Wald an Waſſerläufen und in feuchten Schluchten. Solche Gruppen, wie etwa von Musa Holstii in den Uluguru- und Uſambarabergen Deutſch-Oſtafrikas, einer der mächtigſten Formen, ſind in ihrer natürlichen Umgebung von großartiger Schönheit und wecken, wie kaum eine andre Pflanzengeſtalt eine Vorſtellung von der Zeugungskraft des ſtets feuchtwarmen Tropen⸗ waldes. Ravenala madagascariensis tritt auf Madagaskar in Beſtänden auf. Heliconia psittacorum ſoll auf der Inſel Cayenne ein läſtiges Unkraut bilden, wohl infolge des unausrottbaren, immer neue Schößlinge treibenden Rhizoms. Monokotyle Blattſukkulenten und Bromeliazeen. Auch dieſe Gewächſe bilden nicht ſelten einen — zuweilen auch verzweigten — Stamm von mehreren Metern Höhe, wie viele altweltliche Alo&- (Abb. 100), manche amerikaniſche Four croya-Arten. Auch er trägt dann einen Schopfmeiſtſpiralig, ſeltner zweizeilig angeordneter Blätter. Nach monokotylem Grundplan haben ſie ebenfalls lanzettliche oder linealiſche Geſtalt. Zum Unterſchied von den bisher beſprochnen monokotylen Schopfpflanzen find die Blätter dieſer Gruppe aber dickfleiſchig (ſukku⸗ lent) und von einer ſehr dicken Oberhaut überzogen, die nicht ſelten grau oder bläu- lich bereift iſt. An der Spitze laufen ſie faſt ſtets in einen kräftigen Stachel aus, und gewöhnlich ſind ſie auch an den Rändern mit ſcharfen Zähnen bewehrt. Die Vertreter der von Mexiko bis Südamerika verbreiteten Gattung Agave (Abb. 101) bleiben in der Regel ſtammlos, ſo daß die kuglige, ſtarre Roſette der graden oder etwas wellig gebognen Blätter unmittelbar aus dem Boden entſpringt. Die Blütenſtändeſtellen bei der Liliazeengattung Klos einfache oder verzweigte Trauben von mäßigem Umfange dar, die endſtändig oder ſeitlich entſpringen. Die genannten amerikaniſchen Gattungen dagegen, die den Amaryllidazeen angehören, er— zeugen mächtige, 2 bis 3, ja bis 15 m hohe terminale Riſpen. Die hochſtämmige Fourcroyalongaeva erlangt dadurch eine gewiſſe Ahnlichkeit mit der Gebangpalme, andre mit Metroxylum. 422 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Alle dieſe Pflanzen find Xerophyten, Gewächſe der offnen, trocknen Steppe oder Wüſte. In Afrika tritt Alos als ſtilgerechter Beſtandteil des Dornbuſches auf, meiſt truppweis. In größerer Ausdehnung bedeckt ſie nicht ſelten als Hauptbewohner felſige Abhänge der Gebirge. Manche Agave-Arten werden in ihrer Heimat Mexiko zur Gewinnung des Nationalgetränkes, der Pulque, aber auch zur Faſergewinnung angebaut; aus letztem Grunde auch bereits in vielen Teilen der alten Welt, beſonders in Afrika in ausgedehnten Pflanzungen (Abb. 101). Doch auch im natürlichen Landſchaftsbild beitim- men ſie durch ihre eigen⸗ artige Geſtalt und ihr zahlreiches Auftreten den Charakter; zumal da, wo ſie, durch ſtärkere Bodenfeuchtigkeit be— günſtigt, die ſtamm⸗ ſukkulenten Kakteen ver- drängen. Hier ſchließen ſich wohl am beſten die in der Tracht ähnlichen, roſetten- oder ziſtern⸗ bildenden Brome⸗ liazeen (Abb. 59) an, von denen einige Gat— tungen wie Hechtia, Puy a, Quesnelia, Brochinia mehrere Meter hohe und auch verzweigte Stämme er— zeugen, wodurch ſie den Cordylinen oder Daſy⸗ lirien ähnlich werden. Die linealiſchen, zungen⸗ 8 oder riemenförmigen, Alo& spec. (Afrika). (Nach einer Originalphotographie.) oft ſtark bedornten Blätter ſind nicht ſehr fleiſchig, ſondern mehr faſerig-hart. Meiſt ſchön gefärbte Hochblätter beſetzen den ährigen oder riſpigen Blütenſtand. Die größte Zahl der Bromeliazeen ſind Epiphyten, und durch ihr Ausſehen und ihr maſſenhaftes Auftreten gewinnen ſie in ihrer Heimat Amerika eine weit höhere Bedeutung für das Landſchaftsbild als die an Artzahl überlegnen epiphytiſchen Or— chideen. Sie beſchränken ſich nicht auf den dichten Urwald, ſondern viele ſind ſo licht— bedürftig und jo vollkommen xerophil organiſiert, daß fie die Peripherie hoher Baum- kronen erklettern und zahlreich die lichten Bäume der Savannenwälder bewohnen, wo Gräſer. Bambuſen. 423 ſie (wie vor allen Tillandsia) durch die ſtarke graue oder weiße Beſchuppung unter den Epiphyten den Ton angeben. Ein guter Teil der Bromeliazeen wohnt aber auf dem Erdboden oder auf Felſen wie Ananas, manche Nidularia- und Pitcairnia-Arten, Quesnelia, Puya, Hechtia, Dyckia, und manche Arten von Tillandsia und Vriesea. Dieſe leben entweder einzeln und erheben ſich dann oft zu einem ſtattlichen Stamm oder Blüten— Abb. 101. Siſalhanf-Pflanzung (Agave rigida var. sisalana) in Oſtafrika. (Nach einer Originalphotographie.) ſchaft; oder ſie wachſen herdenweis beiſammen oder bilden Raſen oder Dickichte, die oft weite Flächen Landes bedecken; jo Brochinia cordylinoides in Guayana. Die meiſten dieſer Erd- und Felsbewohner lieben trocknere Regionen, find daher auf den Hochebenen Mexikos und Chiles verbreitet, wie Hechtia, von der Tracht mancher Agaven. Tillandsia incarnata überzieht die ſterilen Felſen der trocknen Gegenden Kolumbiens mit rötlich-grauen Teppichen, wie es manche Alos-Arten in Afrika tun. Guzmannia tricolor beherrſcht bei Karthago den trocknen Wald. Gräſer. Bambuſen. Die Familie der Gräſer bringt in den Tropen viele weit größere Formen her— vor als bei uns, vor allen in den Unterfamilien der Maydeen und Andropogoneen. Der Mais (Zea mays) ſelbſt, aus dem tropiſchen Amerika ſtammend, iſt heute aller dings nur in Kultur bekannt. Gleiche oder noch größere Höhe erreichen aber auch wildwachſende Gräſer. Euchlaena, die Teofinte, in Mexiko, vielleicht die Stamm⸗ pflanze des Kulturmaiſes, wächſt ſich zu einer 2 bis 7 m hohen, blattreichen Pflanze 424 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. aus. Noch ſtattlicher werden die Vertreter der Gattung Saccharum, zu der das im wilden Zuſtande ebenfalls nicht mehr bekannte, wahrſcheinlich aus dem tropiſchen Oſtaſien ſtammende Zuckerrohr (Saccharum offieinarum) gehört. Eine andre Art, Saccharum spontaneum, in den Tropen der alten Welt verbreitet, bildet einen Beſtandteil der Grasbarren des oberen Nil, und auf den Sundinſeln, beſonders an Uferböſchungen, ausgedehnte Dickichte. Ebenſo tritt in Afrika, vornehmlich in Sekundärformationen und in Pflanzungen, das zur Unterfamilie der Panizeen gehörige Elefantengras (Pennisetum Benthami) auf, das im ausgewachſnen Zuſtand einen Reiter verdecken kann. Vielleicht noch höher wird ein Kulturgras, die hauptſäch— lich in China, Indien und Afrika gebaute Neger— hirſe (Andropogon sorghum). Dieſe Gat— tung, wie die nahe ver— wandte Themeda (An— thistiria) liefert noch eine größere Anzahl hoher Gräſer, die als Hauptbeſtandteile vieler Steppen eine Rolle ſpielen. Außer ihrer Größe haben ſie noch eine andre Eigentümlich— keit aufzuweiſen, die den Gräſern höherer Breiten ſo gut wie ganz fehlt, nämlich eine kräftige Abb. 102, oberirdiſche Verzwei— Grundpartie eines Bambusbuſches (Dendrocalamus giganteus) in Java. n Die jungen Sproſſe kommen wie Spargel aus der Erde; an den älteren links gung, auf der die Un⸗ noch die abfallenden Wuattiche en zu ſehen. durchdringlichkeit ihrer (Aufnahme von Prof. Dr. A. Ernſt.) Beſtände beruht. Die größere Maſſe der tropiſchen Gräſer iſt xerophil; es ſind Savannen-, Steppens, Felſen-, Geröllpflanzen. Damit hängt die Eigenart ihrer Wachstumsform zuſammen: ſie ſtellen den Typus der „Büſchelgräſer“ im Gegenſatz zu den „Rafen= gräſern“ dar. Wie ſchon der Name jagt, bilden fie keine zuſammenhängende Narbe, ſondern einzelne, abgeſonderte Bulten. Dies iſt die Folge davon, daß die an den unter— ſten Knoten erſcheinenden Beſtockungstriebe ſich innerhalb der Scheide des Mutter— blatts weiterentwickeln; ſie zeigen daher eine Neigung zum Aufſtreben, während die Beſtockungstriebe der Raſengräſer die Blattſcheiden durchbrechen, die Form von Aus— läufern annehmen und ſchnell die verfügbaren Zwiſchenräume des Bodens ausfüllen. Unter den verzweigten Gräſern treten aber auch Waldbewohner auf von mehr oder weniger hohem, aber ſchmächtigem, oft zierlichem Bau. Sie überziehen dann gefallne Baumſtämmeoderklettern als Spreizklimmer mehrere Meter hoch in Büſche und Bäume; jo Rottboellia, Isachne, lehnanthus, manche Panieum- Arten und andre. Bambuſen. 425 Es gibt aber ſelbſt Gräſer von baumförmiger Geſtalt, die Bambuſen. Indem die Gräſer phylogenetiſch baumartig werden, ändern ſie auch ihren biologiſchen Charak— ter um und nehmen alle jene Eigentümlichkeiten an, die für das Baumleben erforder— lich find: die Blätter werden — wie Wiesner feſtgeſtellt hat — photometriſch, d. h. ihr Lichtgenuß iſt geregelt; ſeine unterſten Grenzen liegen ſehr niedrig, was ja bei Bäumen häufig vorkommt. Während die gewöhnlichen Gräſer keinem Laubwechſel unterliegen, ihre Blätter vielmehr am Halm zu— grunde gehen, finden wir bei den Bambuſen einen regelmäßigen Laubfall: ihre Blätter bilden die Trennungsſchicht an der Grenze von Spreite und Scheidenteil, die Spreiten fallen ab, oft noch im grünen Zu— ſtande. Die Halme der mächtigſten Bambuſen, wie Dendrocalamus giganteus erreichen Mannesſtärke bei 40 m Höhe. Sie verholzen auch ſehr ſtark, ſo daß ſie ein geſuchtes Bauholz abgeben. Aus dem korallenähnlich veräſtel— ten Wurzelſtock der Bambuſen kommen die Halme zahlreich in einem Büſchel hervor (Abb. 102) und ſchießen RER mit unglaublicher Bambusbeftand bei Amant (Oſtafrita). (Aufnahme von Dr. H. Kochan.) Schnelligkeit unver— zweigt hoch auf, wie rieſige Spargel ausſehend, oft von großen, dicht borſtig braun— behaarten Scheidenblättern beſetzt. Erſt wenn der Halm faſt bis zu ſeiner ganzen Höhe ausgewachſen iſt, treten in der Regel rund um die Knoten, unter Abſtoßung der Scheiden, Quirle von kräftigen Seitenäſten auf, die ſich wiederum quirlig verzweigen und nicht ſehr lange, breite Grasblätter tragen. Wie eine mächtige, vielſtrahlige, in der Höhe ſich auflöſende Fontäne zierlichen Blattgrüns wirkt die Geſamtheit der nach oben zu ſpreizenden und dann in leichtem Bogen überhängenden Halme (Abb. 103). Beſonders als Einzelbüſche und Umrahmung der Dorfſchaften gehören die Bambuſen zu den eleganteſten Erſcheinungen des Pflanzenreichs. Manche Arten, wie Bambusa e 2 426 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. villosula, Melocanna bambusoides und andre, bilden keine Büſchel, ſondern die Halme stehen einzeln, 30 bis 60 em von einander entfernt. Die meiſten, und zwar die büſchligen wie die einſtrahligen Arten, treten beſtandbildend auf. Der Ausdruck „Bambuswald“ iſt in der Tat gerechtfertigt. Aber auch einzeln finden ſie ſich an lichten Waldſtellen und Flußufern. Entſprechend den Palmen und Pandanazeen gibt es auch auch unter den Bam— buſen Kletterformen, und zwar Spreizklimmer (Gigantochloa, Athrostyli- dium, Chusquea, Schizostachyum). Wo ſie vorkommen, in Wäldern, haben ſie für die Phyſiognomie eine ähnliche Bedeutung wie jene, beſonders die Rotangpalmen. Die Zingiberazeen. Dieſe rein tropiſche, in der Hauptſache auf die alte Welt beſchränkte Familie hat große phyſiognomiſche Bedeutung wegen des maſſenhaften Auftretens und des vegetativen Aufbaus ihrer Vertreter. Es ſind ſtaudenartige, 1—2, aber auch bis zu Abb. 104. Elettaria cardamomum, Kardamom, das typifche, ſchilfartige Wachstum der Zingiberazeen zeigend. (Aufnahme von F. O. Koch.) 4 m Höhe erreichende Pflanzen. Sehr bezeichnend iſt die Stellung der lanzettlichen oder länglichen, ſtark geaderten, ſtets ganzrandigen Blätter von 20 bis 60 em Länge. In der Gattung Costus ftehen fie dicht und wendeltreppenartig um den Stengel, ihn mit einer geſchloſſnen röhrenförmigen Scheide umfaſſend. Es iſt klar, daß dieſe hr Zingiberazeen. Marantazeen. 427 Stellung am geeignetſten iſt, gegenſeitige Deckung der Blätter zu verhindern. Sie kommt nirgends ſonſt im Pflanzenreich in dieſer Weiſe wieder vor und gibt daher den Costus-Arten ein unverkennbares Ausſehen. Bei andern Zingiberazeen ſtehen die Blätter dagegen in zwei Zeilen übereinander, entweder ebenfalls mit kurzen Stielen und umgreifenden Scheiden an einem Stengel, oder aber mit ſehr langen Scheiden in ähnlicher Weiſe einen Scheinſtengel bildend wie die Muſazeen. Die Tracht iſt dann nicht ſelten etwas ſchilfähnlich. Der häufig kopfig gedrängte Blütenſtand ſchließt entweder die Blattſtengel ab oder ſteht auf beſondren ſeitlichen, kürzeren, oft kaum über den Erdboden erhobnen, nur ſchuppenförmige Blätter tragenden Stengeln. Die gewöhnlich großen Blüten ſind meiſt zart weiß, gelb oder rötlich. Zuweilen erhöhen ſchön gefärbte Hochblätter ihre Wirkung noch. Bei Phaeomeria pyramido- sphaera auf den Sundainſeln, deren Blattſproſſe 3 bis 4 m Höhe erreichen, ahmen ſie, von weitem geſehen, in Form und Farbe eine Lotosblüte nach, zumal ſie auf etwa meterhohen, blattloſen Schäften ſtehen. Die ziemlich großen Früchte der Zingibera— zeen ſind meiſt leuchtend rot. Die Zingiberazeen ſind Bewohner lichter Waldſtellen, manche haben Vorliebe für naſſen oder etwas ſumpfigen Boden. Beſonders finden ſie ſich aber dickichtartig in ſekundären Formationen, in Buſchwäldern und auf freigeſchlagnem Waldland, das Ste oft in ebenſolchen Maſſen bedecken wie bei uns Brombeeren, Roſen oder Weiden- röschen abgeholzte Berghänge („Schlagpflanzen“). Wegen ihres zähen, reich ver— zweigten Wurzelſtocks, Lurch deſſen reichliche Sproßbildung die Dickichte zuſtande kom— kommen, werden dieſe Pflanzen oft ein läſtiges Unkraut. Einige He- dychium- Arten leben epiphytiſch. Die Marantazeen. Auch ſie bilden eine rein tropiſche Fa- milie, die vorzugsweiſe in der neuen Welt hei— miſch iſt, der alten aber durchaus nicht fehlt. In der Wahl des Standorts und der Art ihres Auf- tretens verhalten ſie ſich ähnlich wie die Zingi⸗ berazeen. Ihre Wuchs⸗ form aber iſt, trotz der nahen Verwandtſchaft der beiden Familien, recht abweichend. Ein Abb. 106. 0 8 Marantazeen-Vegetation an einer lichteren Stelle des Urwaldbodens. Grund dafür liegt ſchon (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) 428 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. in der Geſtalt der Blätter, die im Verhältnis zur Länge eine größere Breite beſitzen als bei den Zingiberazeen: ſie ſind im ganzen eiförmig oder eilänglich mit ſtarker Neigung zur Ungleichſeitigkeit, faſt immer mehr oder minder glänzend. Sehr kenn— zeichnend für die Familie ſind die am oberen Ende des Blattſtiels ſtets deutlich hervortretenden Gelenkpolſter, die eine Hebung und Senkung der Blattſpreite er— möglichen. Ferner iſt die Tracht der Marantazeen in ihrer Blattarmut begründet. Es gibt Arten, die nur ein einziges Laubblatt entwickeln, wie die afrikaniſche Thau- matococeus Daniellii. Sind mehrere Blätter vorhanden, die dann zweizeilig ſtehen, ſo können ſie mit ihren Scheiden ebenfalls einen Scheinſtengel bilden, der aber nie ſo hoch wird wie bei den Zingiberazeen; häufig bleiben die Pflanzen jedoch ſo niedrig, daß es zur Bildung eines oberirdiſchen Stengels gar nicht kommt. Eine ganze Anzahl von Arten gehört zu den Deckpflanzen des tropiſchen Urwaldbodens, den ſie manchmal raſenartig überziehen. Die größeren bilden bei ſolchem Wachstum ſchwerdurchdringliche Dickichte, in denen wenig andres aufkommen kann (Abb. 105); ſo be— ſonders die Arten der afrikaniſchen Gattung Sar cophrynium. Doch gibtes auch ſtrauch— artige Formen unter den Marantazeen, wie das afrikaniſche Trachyphrynium und das ſüdamerikaniſche Ischnosiphon. Wo die Stöcke ſolcher Arten eng bei und durch— einander wachſen, kommen, da die Blattſpreiten alle nach dem Licht gerichtet ſind dichte Blätterwände zuſtande. Andre verzweigen ſich weitläufig und oft, wobei an den Knoten zickzack- oder hakenförmige Knickungen auftreten, mit deren Hilfe die Pflanzen als auffällige Spreizklimmer hoch in die Bäume klettern. Sehr eigentümlich ſind die langen rohrartigen Achſen von Ischnosiphon aruma und I. obliquus, die ſich in gleichmäßiger Dicke bis zu 3 m Höhe erheben und an der Spitze drei bis vier blüten— tragende Zweige erzeugen. Die Arazeen. Von den mehr als tauſend Arten dieſer Familie ſind über 90% ur die Tropen beſchränkt und durch Häufigkeit wie durch Eigenart der Form und Lebensgewohn— heiten gleich ausgezeichnet. Die größere Mehrzahl lebt epiphytiſch oder hemiepiphy⸗ tiſch, indem fie, wie Philodendron, Monstera, Rhaphidophora in der ſchon ge— ſchilderten Weiſe (S. 354) im ſpäteren Alter Haft- und Nährwurzeln erzeugen. Sehr mannigfach iſt bei den Arazeen die Blattform gebildet. In vielen Fällen bleiben die Spreiten ungeteilt und ganzrandig, wobei fie lanzettlichen, läng⸗ lichen, ovalen oder auch pfeil- oder ſpießförmigen Umriß aufweiſen. Doch finden ſich häufig auch geteilte Blätter, z. B. fiederteilige bis fiederlappige bei der Unterfamilie der Monſteroideen. Echt gefiedert find fie bei den oſtafrikaniſchen Gattungen Zami- oculcas und Gonatopus; gefingert bei vielen Anthuria; fußförmig bei einer ganzen Anzahl von Gattungen; tief dreiſpaltig, mit vielfacher Zerteilung der drei Lappen, bei Dracontium (tropiſches Amerika), Amorphophallus (indiſch-malay⸗ iſches Gebiet), Hydrosme (Afrika bis Cochinchina). Von Wachstumsformen tritt neben der Kletterform hauptſächlich die ſtauden- artige Krautform auf; bei ihr entſpringen die Blätter auf einem mehr oder weniger langen und kräftigen Stiel aus unterirdiſchen Rhizomen oder Knollen, ſeltner aus o berirdiſch verlängerten, Luftwurzeln entſendenden Stengeln. Vielfach findet ſich bei Arazeen. 429 ſolchen Arten die Pfeil- oder Spießform der Blätter, ſo bei Zantedeschia, Alo— casia, Caladium, Xanthosoma, oder die mehr abgerundete, eiförmige Spreite iſt ſchildartig am Stiel befeſtigt (Gonatanthus, Steudnera, Colocasia). Einige Arten erreichen verhältnismäßig rieſige Ausmaße, fo Colocasia indica, deren aus— gewachſene Blätter an Größe faſt einer Kuhhaut gleichkommen (Abb. 106). Die Blüten der Arazeen ſind nach dem Vorbild gebaut, das die als Zimmerpflanze kultivierte Zantedeschia zeigt: ein mehr oder weniger fleiſchiger Kolben (Spadix), der mit den männlichen und weiblichen Blüten beſetzt iſt, wird umhüllt von einem tüten⸗, trichter- oder kapuzen⸗ förmigen Hochblatt (Spatha), das länger oder kürzer als der Kolben ſein kann und nicht ſelten unſcheinbar grünlich— weiß, oft aber auch rein weiß, gelb oder leuchtend rot gefärbt iſt (vergl. die Tafel, Urwald. Meiſt erſcheinen Blätter und Blüten zuſammen. Bei einigen Knollen-Arazeen aber wechſeln fie zeitlich mitein- ander ab. So erhebt ſich aus der runden, mehr als 2 m Durchmeſſer erreichenden Knolle von Amorphophal- lus campanulatus ein kurzer, kaum 10 em langer, mit bleichen Niederblättern Colocasia indica. G Prof. Dr. H. Winkler.) beſetzter Schaft. Die ihn krönende Spatha iſt faſt ein halbes Meter hoch und breit, ſchief glockenförmig, wellig gerandet, ſchmutzig violett. Aus ihr ſteigt, bis etwas über den Rand, der dicke Kolben empor, der mützenartig einen ſchwammigen, rotbraunen, an eine rieſige Morchel er— innernden Körper trägt. Zur Vollblüte entſtrömt ihr ein durchdringender, aasartiger Geruch, der die beſtäubenden Inſekten anlockt. Erſt nach dem Abblühen erhebt ſich ein etwa mannshoher, 6 bis 8 cm dicker, warzig ſtachliger und ſchlangenartig weiß— grau gefleckter Blattſtiel, der die vielfach zerteilte Spreite trägt. Der Blattſtiel von Dracontium gigas in Nicaragua erreicht 3 m Höhe, die Spreite mehr als 1 Meter im Durchmeſſer. Meiſt gliedern ſich die tropischen Arazeen den Waldformationen ein. Die klettern— 430 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. den Formen hüllen die Urwaldſtämme oft in dichte Blättermäntel, und nicht ſelten weiſen ganze Gruppen von Bäumen dieſen echt tropiſch anmutenden Schmuck auf. So verhalten ſich Pothos und Rhaphidophora im indiſch-malayiſchen Gebiet, Cul- casiascandens in Afrika, manche Anthurium- und Monstera-Arten in Amerika. Andre, wie die Caladien und ähnliche Formen, gehören zu den Deckpflanzen des Ur— waldbodens, (Abb. 21) den ſie zuweilen in größeren oder kleineren, mehr oder weniger reinen Beſtänden überziehen; meiſt ſind ſie jedoch nur einzeln oder horſtweiſe der ſonſtigen Bodenvegetation eingeſprengt. Manche von ihnen ſuchen dabei gern die Ufer von Waſſerläufen auf. Die von Bengalen bis Borneo verbreitete Lahsia spinosa fühlt ſich im Sumpf oder Schlick der Flußränder wohl; ebenſo die nahe verwandte Cyrto- sperma, von der manche Arten ganze Sumpfdickichte bilden, wie die bis 2 m hohe, große Spießblätter und faſt / m lange Blüten erzeugende C. Afzelii in Weſtafrika. Durch ganz abweichende Tracht fällt in der Familie Pistia stratiotes auf, eine Pflanze, deren rundliche oder ſpatelförmige Blätter eine handgroße, dichte Roſette bilden, die ein Bündel von Faſerwurzeln entſendet. Frei ſchwimmt ſie ſo auf dem Waſſer und überzieht in den Tropen der ganzen Erde die Seen und Flüſſe in der Nähe des Ufers oft ganz (vergl. die Tafel). 4. Die Dikotyledonen. Obwohl an Zahl weit ſtärker als die Monokotyledonen, hat dieſe Gruppe des Gewächsreichs doch nicht ſo viele geſchloſſne Familien aufzuweiſen, die für die Phyſiognomie der tropiſchen Vegetation von ſolcher Bedeutung wären wie jene. Es kommen hier viel mehr ökologiſch beſtimmte Geſtaltungen zur Geltung, die ſich in den verſchiedenſten Familien wiederfinden, z. B. die ſchon beſprochne Blattgeſtalt der Kletterpflanzen, die ebenfalls ſchon erwähnte „ericoide“ Tracht vieler Xerophyten. Bevor im folgenden über die dikotylen Stammſukkulenten und den Laubbaum der Tropen geſprochen wird, möge noch zweier ſehr eigentümlicher Vertreter tropiſcher Hochgebirgsvegetation gedacht werden, die vom Habitus ihrer Gattungsverwandten völlig abweichen: der Schaftlobelien und baumförmigen Kompoſiten. Lobelia rhynchopetala (Abb. 107), Volkensii, Stuhlmanniiund andretrei— ben einen ſtets unverzweigten, nach der Art der Cykadazeen ziemlich dicht mit Blattnarben beſetzten Säulenſtamm, der einen dichteren oder lockeren Schopf großer, breit-linea⸗ liſcher Blätter trägt; fie ſehen jo einer Yucca oder Dracaena nicht ganz unähnlich, nur ſind die Blätter nicht ledrig feſt, ſondern weichkrautig. Der Stamm der kräftigen Arten, wie Lobelia rhynchopetala, kann in 7 bis 10 Jahren Schenkeldicke und eine Höhe von 4 bis 5 m erreichen. Dann wird die Pflanze blühreif und treibt aus der Mitte des Blattſchopfes, wie Dasylirion oder Xanthorrhoea, einen dichten, ährenartigen Blütenſtand, der ſich noch weitere 3 bis 4 m erheben kann. Nach der Samenreife ſtirbt die Pflanze gänzlich ab oder erhält ſich in Stockausſchlägen, von deren Sproſſen einer oder wenige zur Blüte gelangen können. Die Baumlobelien kom- men in der Bergwald- und Hochſteppenregion der alten Welt vor, wo ſie einzeln oder in Gruppen wachſen, auf torfigem, tiefgründigem Boden wohl auch ausge dee aber lockere Beſtände bilden (Abb. 77). Einen ebenſo eigenartigen Eindruck wie dieſe Gewächſe machen die baumförmigen Lobelia. Senecio. Dikotyle Stammſukkulenten. 431 Senecio-Arten (S. Johnstoniu. a. Abb. 75 u. Tafel), deren es nur wenige gibt, die in den oſtafrikaniſchen Hochgebirgen und auf St. Helena ähnliche Standorte bewohnen wie die Lobelien. Ein unverzweigtes Exemplar ſieht wie ein rieſiger Kanonenputzer aus. Der Stamm, der ſich im ſpäteren Alter auch gabelt, kann mehrere Meter hoch werden, iſt aber kaum ſchenkelſtark. An der Spitze trägt er einen Schopf großer elliptiſcher, auf der Unterſeite grauzottiger Blätter; wenn ſie welken, bleiben ſie noch lange Zeit am Stamme ſitzen und bilden in der Länge eines Meters oder mehr einen bürſtenartigen Mantel um ihn. Anſehnliche, aufrechte Blütenriſpen mit den leicht kenntlichen Senecio- Abb. 107. Lobelia rhynchopetala (Abeſſinten). Im Mittelgrunde rechts und links eine Anzahl blühender Exemplare. (Aufnahme von Prof, Dr. F. Roſen.) Blüten krönen das Ganze. Ahnliche Kompoſiten-Geſtalten, auch mit ähnlicher Ver— teilung in der Landſchaft, haben die ſüdamerikaniſchen Anden in den Gattungen Cul- citium und Espeletia aufzuweiſen. Die dikotylen Stammſukkulenten. Wir hatten geſehen, daß eine Reihe rerophiler Pflanzen der Steppen- und Wüſtengebiete ſich in einer großen Roſette dickfleiſchiger Blätter einen Waſſerbehälter anlegen. Andre ſuchen den Anſprüchen der Waſſerökonomie dadurch zu genügen, daß ſie ſich der verdunſtenden Flächen der Blätter bis zum gewiſſen Maße oder ganz ent— ledigen. In ſolchen Fällen muß der Stamm ſelbſt die Aſſimilationsarbeit leiſten; er iſt durch Chlorophyll in ſeinen oberflächlichen Geweben blattgrün gefärbt. Zugleich 432 Charakterformen unter den tropifchen Pflanzen. werden dieſe blattloſen Stämme häufig als fleiſchige Waſſerſpeicher ausgebildet (Stammſukkulenten). Die bekannteſten und in der Tropenvegetation auffälligſten Formen ſtellen die Familien der Kaktazeen und Euphorbiazeen; aber auch unter den Asklepiadazeen, Vitazeen, Paſſiflorazeen und andern treten Stamm— ſukkulenten auf. In der — mit Ausnahme einer einzigen epiphytiſchen Gattung — auf das wärmere Amerika beſchränkten großen Familie der Kaktazeen kommen nur bei der Gattung Peireskia bleibende große, laubige, mehr oder weniger fleiſchige Blätter zur Entwicklung. In den Gattungen Opuntia und Nopalia bilden viele Arten im Jugendzuſtande noch größere grüne Blätter, werfen ſie aber bald ab. An allen übrigen Kaktazeen ſind die Blätter auf ſehr kleine Schuppen zurückgebildet. Die Mannig⸗ faltigkeit in der äußeren Form des Stammes iſt in dieſer Pflan- zengruppe ſo groß, wie wohl in keiner andern; ſie zeigt ſich zuweilen ſo— gar in einer und derſelben Gat⸗— tung. Die fugel- förmigen Geſtal— Abb. 108. Beſtachlung und Behaarung bei Kaktazeen. Links Opuntia tunicata, in der ten (Abb. 67), Mitte Opuntia Scheerii, rechts Cephalocereus senilis (Greiſenhaupt). (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) Wie ſie bei Echi- nocactus und Echinopsis auftreten, können rieſige Ausdehnung gewinnen: es find Stöcke bis zu 3 m Höhe und 2 m Dicke gemeſſen worden, die mehrere Zentner wogen. Von dieſen Formen zu den ſäulenförmigen Cerèeus-Arten, die, wie C. giganteus, bis 20 m hoch und 50 —60 em dick werden, finden ſich alle Übergänge. In vielen Fällen bleiben dieſe Säulen unverzweigt. Erzeugen ſie im obern Teile Seitenäſte, ſo gewinnen ſie dadurch, daß die Aſte zuerſt horizontal wachſen und ſich dann unvermittelt nach oben biegen, ein armleuchterartiges Ausſehen. (Abb. 21 in der Abt. „Pflanzengeographie“ dieſes Bandes). Reichlichere Sproſſung, beſonders aus dem Grunde des Hauptſtamms, bringt raſenförmigen Wuchs hervor, der nicht bloß kleinere Geſtalten, wie faſt alle Echinocereus- und Mamillaria- Arten kennzeichnet, ſondern auch einzelnen bis 3 m hohen Vertretern der Gattung Cereus eigentümlich iſt. Die mehr kugel— förmigen Arten zeigen in der Regel geringere Neigung zu Seitenſproſſen. Nicht ſelten iſt das Längenwachstum der Stämme im Verhältnis zu ihrer Dicke ſo ſtark gefördert, daß ſie ſich nicht ſelbſtändig aufrecht halten können, ſondern der benachbarten Vegetation als Stütze bedürfen; ſie halten ſich dann wie Spreizklimmer oder auch mit France, Das Leben der Pflanze. 1 = Kakteen. Ks 1. Mammillaria Bocasana Pos. 2. M. Wildii Dietr. 3. Eehinoeaetus minuseulus Web. STUTTGART 4. Echinocaetus eapricornus Dietr, (Bafuraufnahmen von Y. Bilfen in Lauenburg a. E.) Die Kaktazeen. 433 Hilfe von Haftwurzeln feſt, wie es die nicht ſelten kultivierte „Königin der Nacht“, Cereus nycticalis, zeigt (Abb. 41). Die meiſten dieſer kugel- und ſäulenförmigen Gebilde ſind nicht glatt, ſondern weiſen mehr oder weniger tiefe, durch vorſpringende Rippen getrennte Längsfurchen auf (Abb. 13 u. 67); oder ſie find mit reihenförmig geordneten kegel- oder pyramiden⸗, halbkugel- oder zitzenförmigen Höckern bedeckt (Abb. 13). Häufig, zumal auf dieſen — nn _ a m en — — | Abb. 109. Opuntia fieus indica aus Süd- und Mittelamerika, in den Subtropen der ganzen Erde kultiviert. (Nach einer Original-Aufnahme.) Höckern, treten ſtrahlig geſtellte, kleinere oder kräftigere Stacheln auf. Ferner ſind Haarbildungen nicht ſelten, die in vielen Fällen eine kurze Filzbekleidung bilden oder auch längere Schöpfe erzeugen. Die Farbe dieſer Haare iſt gelb oder weiß und hat zu dem Namen, Greifenhaupt“ (Cephalocereus senilis) Veranlaſſung gegeben (Abb. 108). Eine zweite Formenreihe der Kaktazeen bilden die mit blattartigen Gliedern verſehenen. Von Laien werden dieſe als Blätter bezeichnet, und in der Tat iſt ihre Ahnlichkeit mit ſolchen oft überraſchend; beſonders tritt ſie hervor, wenn die Glieder Das Leben der Pflanze. VI. 28 434 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. am Rande gekerbt oder geſägt ſind, wenn ſich eine blattſtielähnliche Verſchmälerung am Grunde einſtellt und der Verlauf der Gefäßbündel noch Mittel- und Seitennerven vortäuſcht. Solche Geſtaltungen fallen hauptſächlich in den Gattungen Rhipsalis und Phyllocactus auf. Auch viele Opuntia-Arten haben flache Stengelglieder, die aber gewöhnlich wegen ihrer beträchtlichen Dicke weniger an Laubblätter erinnern. (Abb. 109). Zuweilen entwickelt ſich bei Opuntia ein kräftiger, runder Stamm, an dem auch die ſtärkeren Veräſtlungen noch rund ſind, und erſt in der Krone tritt die ab— geflachte Form der Sproſſe auf. Zu der auffälligen Tracht des Vegetationskörpers der Kaktazeen geſellen ſich meiſt große und lebhaft gefärbte Blüten; beides zuſammen hat ihnen die Bezeichnung „Flammendiſteln“ eingetragen (vergl. die Kaktazeen-Tafel in der Abt. „Pflanzengeo— graphie“ dieſes Bandes). In der Regel ſtehen die Blüten einzeln oder zu wenigen vereinigt. Ihre zahlreichen Kelch- und Blumenblätter, die weder in Form noch Farbe ſcharf geſchieden ſind, ſondern in einer Spirale unmerklich ineinander übergehen, ſind wie weiße, purpurrote, zuweilen orangefarbige, rein gelbe oder auch grüne Sonnen ausgebreitet. Aus dem trichterförmig verengten Grunde lugt ein Kranz oder Buſch von Staubblättern hervor. Die Blüten von Cereus megalanthus erreichen einen Durchmeſſer von 40 em. Ein Teil der Kaktazeen tritt als baumbewohnende Epiphyten der dichten Urwälder Braſiliens auf, jo vor allen die Gattungen Rhipsalis, Phyllocactus, Epiphyllum, auch eine Anzahl von Cerxeus-Arten. Zum größten Teil enthält die Familie aber Bodenpflanzen trockner Klimate. Die regenarmen Gebiete von Mexiko und die Kampos des inneren und öſtlichen Braſiliens beherbergen den größten Reichtum. Oft die dürr— ſten Stellen der Kalkberge des ſüdlichen Mexikos, wo keine andre Vegetation mehr fortkommt, ſind mit den ſtachligen Raſen von Echinocereus conglomeratus über— zogen. In ähnlichen Polſtern, die durch ſeitliche Sproſſung aus wenigen Individuen hervorgehen, tritt Eehinocactus robustus’auf. Die kugligen Formen finden ſich meiſt in reinen, aus einer Art beſtehenden, oder in artgemiſchten Gruppen, die zwiſchen ſich den mit Steinen überſäten Felsboden zutage treten laſſen. Von ihnen ſind be— ſonders häufig die Echinocactus- und Mamillaria-Arten. Opuntien mit ihren Flachgliedern drängen ſich dazwiſchen. Ein andres Bild entſteht, wenn ſich Säulen— formen höher über dem Erdboden erheben. 5—10 m hoch ragen die völlig unver— zweigten Stämme von Cereus gemmatus, dicht nebeneinander wachſend, auf. Mit einem bezeichnenden Bilde nennt man ſie in Mexiko „Organos“, Orgelpfeifen. Eine ganz entſprechende Entwicklung haben beſonders in der alten Welt, haupt— ſächlich in Afrika, eine große Artengruppe der Gattung Euphorbia und einige nahe verwandte Gattungen genommen. Viele ſind den Kaktazeen äußerlich zum Verwechſeln ähnlich. Sowohl kuglige oder ellipſoidiſche Formen kommen vor als auch Armleuchter— geſtalten, die man gewöhnlich als Kandelabereuphorbien (Abb. 144) bezeichnet. Bei einigen find die Zweige ſtielrund (Euph. tirucalli, Euph. Schimperi); ſie erreichen dann gewöhnlich kaum Fingerdicke. Die ſtärkeren Formen zeigen, wie die Kaktazeen, Höckerbildung und Längsriefung. Dieſe geht bei den Kandelabereuphorbien häufig ſo tief, daß die Zweige zwei-, drei- oder mehrflüglig erſcheinen, womit ſich eine glieder— artige Einſchnürung verbindet (Abb. 11,12, 144). Die ältern Aſte runden ſich allmählich Stammſukkulenten; Zweck der Kugelform, ihrer Riefen und Höcker. 435 ab und verlieren infolge oberflächlicher Korkbildung das grüne Ausſehen; die Stämme älterer Euphorbienbäume erſcheinen meiſt wie andre Baumſtämme. Manche Arten bilden fleiſchige Blätter, die ſie lebenslang behalten; bei andern ſind ſie von Anfang an rückgebildet und werden bald abgeworfen; an den meiſten ſind ſie nur als Schüppchen erkennbar. Sowohl unter den Kaktazeen wie Euphorbien ſtellen die kugligen, durch Riefen und Höcker ſkulpturierten Formen die Vereinigung zweier ökologiſch wichtigen, aber einander widerſtreitenden Prinzipien dar. Die Kugelform bietet von allen Körpern im Verhältnis zum In- halt die kleinſte Ober— fläche. Sie iſt dort ange— bracht, wo es auf äußer— ſtes Haushalten mit dem Waſſer ankommt, und findet ſich deshalb in den beiden genannten Fami— lien bei den Bewohnern der trockenſten Stand— orte. Der größtmögliche Körperinhalt wird zur Speicherung großer Waſſermengen erfor— dert, die kleinſtmögliche Oberfläche zur ſtärkſten Einſchränkung der Ver— dunſtung. Die Kugel- form wäre deshalb, wie Goebel auseinander— Abb. 110. eſetzt hat ie für den Coompassia excelsa (Borneo). Die halbkuglige Krone ragt über alle andern Ur- 9 j 5 5 # d f waldbäume hinaus. An dem Zweige rechts iſt ein hängendes Bienenneſt zu erkennen. Sukkulentenſtamm vor⸗ (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) teilhafteſte, wenn es nur auf Waſſeranhäufung und Tranſpirationsverringerung ankäme. Die Verkleinerung der Oberfläche bedeutet aber zugleich eine Einſchränkung des Aſſimilationsgewebes. Um dieſen Nachteil der Kugelform auszugleichen, treten nach Goebel die Riefen und Höcker auf, die im Rahmen jener Form eine Vergrößerung der Aſſimilations— fläche bedeuten. Wohl mit Recht weiſt aber Stahl darauf hin, „daß wir mit dieſer Annahme nicht ausreichen, um die bei wüſtenbewohnenden Stammſukkulenten vor— kommende merkwürdige Erſcheinung zu erklären, daß einerſeits die Oberfläche des Stammes vermindert wird und neben dieſem Prinzip gleichzeitig wieder das Ent— gegengeſetzte der Oberflächenvergrößerung zum Ausdruck kommt.“ Wir müſſen zur Erklärung noch bedenken, eine wie hohe Erwärmung die kugligen Sukkulenten zu ertragen haben, die der brennenden Sonne und der Rückſtrahlung des glühend heißen Wüſtenbodens ausgeſetzt ſind, zumal ihre grüne Oberfläche die Sonnenſtrahlen be— gierig verſchluckt. Daß infolgedeſſen die Gefahr des Todes nahe liegt, iſt durch Ver— 436 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. ſuche nachgewieſen. „Bei den ſukkulenten Kaktazeen und Euphorbien wird dieſer Ge— fahr begegnet durch die aufrechte Stellung der kompakten Glieder und ihre durch die Entwicklung von Längskanten und Mamillen ausgezeichnete Oberflächengeſtaltung, die ſowohl die Aufnahme der Sonnenſtrahlen erſchwert als auch die Ausſtrahlung der aufgenommenen Wärme begünſtigt. Es tritt hier dasſelbe Konſtruktionsprinzip in Kraft, das der Techniker beim Bau der Heizungsröhren unſrer Wohnungen an— wendet, indem er die von heißem Waſſerdampf durchſtrömten Röhren mit ringförmig vorſpringenden Leiſten oder andern Fortſätzen verſieht, zum Zweck der beſſeren Aus— ſtrahlung der zugeführten Wärme an die zu heizenden Räume.“ (Stahl.) Wie die Mehr- zahl der Kakta— zeen, ſo ſind auch die ſukkulenten Euphorbien meiſt mit mehr oder minder langen und ſtarken Sta⸗ cheln bewehrt, ob⸗ wohl ſie ſchon in ihrem Milchſaft ein Abwehrmittel tieriſcher Beſchä— digungen beſitzen. Stahl gibt hier⸗ für folgende Er— " klärung: „Der⸗ ö . Abb. 111. f ’ artige Fälle von Fleus Benjaminaim Botaniſchen Garten zu Buitenzorg. (Nach einer Originalaufnahme.) 2 2 Häufung verſchie— denartiger Verteidigungsmittel find im Pflanzenreich ſehr verbreitet. . . . Es liegt der Gedanke nahe, daß in ſolchen Fällen die Stacheln ihren Trägern nicht bloß von Nutzen ſind gegen den Zahn weidender Tiere, ſondern überhaupt durch Verhütung der Schädi— gung ihrer Oberfläche ſeitens größerer Tiere. Gedenkt man des Schadens, den in unſern Wäldern das Fegen der Hirſche und Rehböcke an jungen Stämmen verurſacht, indem dieſe Tiere, mit dem Geweih auf- und niederfahrend, die Rinde verletzen, ſo wird man den Vorteil der Bekleidung der fleiſchigen, zum Teil leicht verletzbaren Stämme der in baumloſer Umgebung ſtehenden Stammſukkulenten nicht gering anſchlagen. Man braucht hierbei nicht bloß an die Abwehr fegender Tiere aus dem Hirſchgeſchlecht zu denken, die ja in Afrika fehlen; auch das gewohnheitsmäßige Reiben und Scheuern von Körperteilen andrer großer Tiere dürfte durch die ſtarke Bewehrung, wenn nicht ganz verhindert werden, ſo doch nur in weniger gefährdender Weiſe ſtattfinden. Für dieſe Auffaſſung ſpricht das Fehlen der Stechorgane bei den kleineren, dieſer Gefahr nicht ausgeſetzten Euphorbien, wie Euphorbia meloformis, Euph. caput Medusae, den gleichfalls niedrigen Stapelien, dem Echinocactus Williamsii (einer kleinen Kaktazee, die durch ein giftiges Alkaloid geſchützt iſt). . . .“ Stammſukkulenten; Zweck der Beſtachlung. 437 Dieſer, auch von Goebel geteilten Anſicht kann ich mich nicht anſchließen. Denn viele Euphorbien haben nur ſehr kleine Stacheln, die ſcheuernden Tieren eher ein wohltuendes als ſchmerzhaftes Gefühl bereiten würden. Ferner ſind gerade die Stäm— me der hochwüchſigen Euphorbien glatt, während die Stacheln in der Region der Krone ſitzen, an der ſich kein Tier ſcheuern kann. Stacheln als Schutzmittel pflegen aber ge⸗ rade den Organen eigen zu ſein, die ſie brauchen, an andern, die der Schädigung ent— zogen ſind, zu verſchwinden. Schließlich kommen auch kleinen am Erdboden wachſenden Euphorbien ſehr lange Stacheln zu, wie der oſtafrikaniſchen Euphorbia buruana. Schon eben wurde Stapelia genannt. Es iſt dies eine Gattung einer dritten, weder mit den Kaktazeen noch Euphorbiazeen verwandten Familie, die kaktusartiges Wachstum zeigt, der Asklepiadazeen. Auch bei Stapelia (Afrika, beſonders im Abb. 112. Ficus Benjamina (Java). Bindfadendünne Luftwurzeln hängen in ganzen Büſcheln von den Aſten herab. (Aufnahme von Dr. H. Jenſen.) Süden) und einigen nahe verwandten ſukkulenten Gattungen wie Caralluma (Süd⸗ ſpanien, Nordafrika über Arabien bis Oſtindien), Duvalia (Kapland), Hoodia (Kap⸗ land, Angola) und andern tritt Oberflächenvergrößerung durch Kanten- und Höcker— bildung ein. Auch die ſtachlige Bewehrung fehlt ihnen gewöhnlich nicht, obwohl ſie von giftigem Milchſaft ſtrotzen, der bei der geringſten Verletzung ſtark fließt. Die Beſtachlung von Hoodia iſt ſogar ſtarrend dicht, jo daß Stahl dieſe Pflanzen, die durchweg nur niedrig bleiben, mit Unrecht für ſeine ökologiſche Theorie der Stachel— bildung anführt. Über ihre Bedeutung ſoll gleich noch einiges geſagt werden. — Die einzeln oder gebüſchelt ſtehenden Blüten der ſukkulenten Asklepiadazeen ſind nicht ſelten recht anſehnlich und prächtig gelb, rot, violett oder bunt, zuweilen aber auch trüb— farbig und dann mit unangenehmem Aasgeruch ausgeſtattet. 5 438 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. N) Die wenigen halbſukkulenten Formen aus andern Familien wie Vitazeen, Paſſiflorazeen, Kompoſiten u. a. ſind zwar phyſiognomiſch häufig recht auf— fällig, wie die dickſtämmigen oder kletternden Cissus-Arten (Abb. 23), die Vertreter der Gattung Kleinia uſw., ſpielen aber längſt nicht die Rolle wie Kaktazeen und Euphorbien, weshalb nicht weiter auf ſie eingegangen werden ſoll. Doch möchte ich jetzt noch einmal auf die Beſtachlung zurückkommen, die viele Steppen- und Wüſtenpflanzen jo auffällig auszeichnet. Je trockner die Formation iſt, um ſo dorniger wird ſie. Es macht keinen Unterſchied, welcher Familie die hier wachſenden Pflanzen angehören, faſt alle ſind ſie bewehrt. Gewiß iſt es nicht fehl— gegriffen, in dieſer Dornausrüſtung ein Schutzmittel gegen Tierfraß zu erblicken. Wo das Wachstum und die Regeneration infolge mangelnder Feuchtigkeit ſo träge vor ſich geht wie an den genannten Standorten, muß die Vegetation gegen weidende Tiere mit den wirkſamſten Schutzmitteln gerüſtet ſein. Beſonders den kleinen hakigen Dor— nen an den holzigen Teilen vieler Mimoſoiden, Rhamnazeen, auch Dioskoreazeen, As- parageen und andrer wird man Schutzwirkung zuſchreiben müſſen. Die langen pfriemenförmigen Dornen, wie ſie ſo vielen Sukkulenten zukommen, aber auch an laubigen Pflanzen, z. B. Akanthazeen zu finden ſind, ferner auch die Dornzähne der Blätter, ſcheinen mir aber noch andre Aufgaben zu haben, und es iſt mir kaum zweifelhaft, daß dieſe nicht ihre Hauptaufgaben ſind. Von den Dornen der Kaktazeen, die deren Kugelkörper häufig wie ein Gitter umgeben, hat man ange— nommen, daß ſie den Waſſerdampf der Luft verdichten; denn ſie kühlen ſich durch die nächtliche Ausſtrahlung unter die Temperatur der Luft ab. Daß dieſen Gewächſen damit, falls ſie das an ihrer Oberfläche haftende Waſſer aufzunehmen vermögen, an ihren dürren Standorten ein wichtiger Dienſt geſchähe, liegt auf der Hand. Sicher haben die langen, pfriemlichen Dornen aber eine andre Wirkung, die ebenfalls auf ihrer Fähigkeit beruht, große Wärmemengen auszuſtrahlen: ſie vermögen die Pflanzen vor Überhitzung zu bewahren. Es war oben ſchon erwähn worden, daß das zarte Fadenkreuz eines Fernrohrs auch dann keinen Schaden leidet, wenn man es in den Brennpunkt der Objektivlinſe bringt; ſo kräftig leitet es infolge ſeiner verhältnis— mäßig außerordentlich großen Oberfläche die Wärme ab. Dieſe Fähigkeit haben alle langen, dünnen, pfriemlichen Körper. Welcher Erhitzung die gerade den trockenſten Boden bewohnenden Kugel-Kaktazeen ausgeſetzt ſind, haben wir eben geſehen. Ein ſolcher Wärmeſchutz aber iſt für alle Wüſten- und Steppenpflanzen von Vorteil. Dies ſelbe Wirkung werden auch die faſrigen Fäden ausüben, die von den Blatträndern mancher Steppenpflanzen ausgehen, fo bei Lucca filamentosa, Agave filifera u. a. (Abb. 24.) Als Schutzmittel gegen Tierfraß wurde eben auch der Milchſaft erwähnt. Bei dieſer Gelegenheit mögen die Anſichten über ſeine Aufgaben im Pflanzenleben be— ſprochen werden. Unter Milchſaft verſtehen wir eine Emulſion, d. h. feinſte Verteilung und innigſte Miſchung verſchiedner Stoffe wie Gummi, Harze, Kautſchuk, Fett, Gerb— ſtoff, Eiweiß, Stärke, Alkaloide uſw. mit Waſſer. Die Flüſſigkeit hat nicht nur milch⸗ artige Konſiſtenz, ſondern gewöhnlich auch mifchiges, nur ſelten gelbliches oder röt— liches Ausſehen. Nach dem Ausfließen des Saftes aus der Pflanze gerinnt er mehr oder weniger ſchnell. Im Pflanzenkörper iſt er in beſondern Gefäßen, den Milch— F er = Der Milchſaft und fein Zweck. 439 röhren oder Milchſaftſchläuchen, enthalten. Ihr Vorkommen iſt auf ganz beſtimmte Familien, ja ſelbſt Unterfamilien beſchränkt, nämlich auf die Morazeen, Papa— verazeen, Euphorbiazeen, Karikazeen, Apocynazeen, Asklepiadazeen und einen kleinen Teil der Kompoſiten. Daraus erſieht man, daß bei weitem die Mehr— zahl milchender Pflanzen den Tropen angehört. Als Hauptbedeutung des Milchſafts hatte de Vries den Wund verſchluß infolge des Gerinnens angenommen. Dagegen ſtellte Schwendener feſt, daß ſich die Milchröhren ſelbſt bei Verletzung auffällig raſch durch Wandbildung abſchließen. Bernard verweiſt auf die Erfahrung der Kautſchukpflanzer, daß Wunden, die nach Urwald bei Amani (Oſtafrika). Die weißen er leuchten auffällig aus dem dunklen Grün hervor. (Zur Verfügung geſtellt vom Kolonial-wirtſchaftl. Komitee, Berlin.) Entfernung des getrockneten Milchſaftes geteert werden, beſſer gegen Infektion ge— ſchützt ſind und ſchneller vernarben als unter der Milchſaftkruſte. Als Schutzmittel gegen Tierfraß will Stahl den Milchſaft aufgefaßt wiſſen, und Kniep hat ſich dem angeſchloſſen. Nun iſt aber bekannt, daß manche Milchſäfte ſehr reich an Eiweiß ſind und wenig oder gar nicht bitter ſchmecken, ſo daß ſie ſogar vom Menſchen wie Milch getrunken werden können, wie der des „Kuhbaums“, Brosimum galactodendron, in Venezuela. So gibt es denn auch unter den Tieren eine große Anzahl von „Spezia— liſten“, gegen die Milchſaft nicht ſchützt. Es ſoll nicht beſtritten werden, daß Milch— ſaft wirklich ein Schutzmittel gegen Tierfraß bilden kann, doch liegt kein zwingender Grund vor, darin ſeinen Hauptzweck zu ſehen. 440 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Vielleicht können die Milchſaftſchläuche gelegentlich auch bloße Sekretbehälter zur Aufnahme nicht weiter verwendbarer Enderzeugniſſe des Stoffwechſels darſtellen. Dagegen, daß ſie dem in erſter Linie dienen, ſcheint die Tatſache zu ſprechen, daß Sekretbehälter ſonſt Anzeichen von Hypertrophie und anormale Kerne aufweiſen, die den Milchröhren nicht zukommen. Zu jener Auffaſſung war man gekommen, weil die Milch der Pflanzen ſo viele Stoffe enthält, die nach unſrer bisherigen Kenntnis nicht aſſimilierbar ſind. Nun hat aber Harries in jüngſter Zeit einen Zuſammenhang des Kautſchuks mit Kohlehydraten aufgedeckt, und Weewers hat ſelbſt von Alkaloi— i den wie Theobromin und Koffein nach— ER agewieſen, daß ſie als ſtickſtoffhaltige Reſerveſtoffe aufzufaſſen ſeien. So wiſſen wir auch, daß der Milchſaft des Mohns beim Abſterben der Pflanze alkaloidfrei iſt. Aus dieſen Gründen hat in letzter Zeit die von Haberlandt aufgeſtellte Anſicht neue Anhänger gewonnen, nach welcher dem Milchſaft eine ernährungsphyſiologiſche Aufgabe zukommt. Haberlandt war auf ſie geführt worden, weil er öfter augenfällige Anlehnung des Milchröhrenſyſtems an die andern Leitungsbahnen der Pflanzen beobach— tet hatte. Auch durch Verſuche wurde dieſe Auffaſſung geſtützt. Treub ſtellte feſt, daß in verdunkelten Euphorbien die im Milchſaft vorhandne Stärke verloren ging. Bernard kultivierte Manihot, Ficus, Hevea, Castil- loa und andre im Dunkeln und kohlen⸗ ſäurefrei und fand ſtets die Dicke des Milchſaftes und ſeinen Eiweißgehalt Abb. 114. 5 a 8 1 Carica papaya, Melonenbaum. Weibliches Exemplar, an verringert, Stärkekörner deutlich ans dem die Blüten und Früchte auf kurzen Stielen in den Blatt- 5 $ 8 9 an sehen, gegriffen. Als Gegenverſuch ernährte (Aufnahme von Carl Krebs.) er Euphorbia-Pflänzchen ſo gering, daß ſie nicht mehr wuchſen, aber leb— haft aſſimilierten, und erzielte dicken inhaltsreichen Milchſaft. Schließlich beſteht noch eine andre, nicht unbegründete Auffaſſung, die den Milch— ſaft als Schutzmittel gegen Verdunſtung anſpricht. Olſſon-Seffer hatte ſie im Anſchluß an einen Gedanken Nägelis zuerſt geäußert. Freeman ſchloß ſodann aus der in Südamerika gemachten Erfahrung, daß Castilloa in dauernd feuchten Gegenden weniger Milchſaft gebe, als in ſolchen mit Trockenzeiten, daß der Milchſaft einen Waſſervorrat darſtelle, deſſen ſich die Pflanze in trocknen Zeiten bediene. In neueſter Zeit hat Fickendey dieſen Gedanken wieder aufgenommen, indem er an die r Der Milchſaft und ſein Zweck. 441 Krausſche „Schwellungsperiode“ anknüpft, d. h. an die Beobachtung, daß im Zu— ſammenhang mit dem wechſelnden Waſſergehalt der Pflanzen tägliche Schwankungen des Volumens ſich zeigen. Kraus beobachtete ein abendliches und ein vor Tagesan— bruch liegendes (ſtärkeres) Maximum der Schwellung. Begründet ſind dieſe Schwan— kungen des Volumens in der Verſchiedenheit der Tranſpirationsſtärke, die durch Regen und Entlaubung, ſtarke Beſonnung und andre Umſtände beeinflußt wird. Nun fallen bei den Kautſchukbäumen die Maxima der Schwellung mit günſtigen Zapfzeiten zu— ſammen: nach Regen und bei Entlaubung fließt der Saft ſtärker. Fickendey nimmt an, daß der aufſteigende Waſſerſtrom im Stamm während der Nacht bei der abnehmen— den Tranſpiration eine Stauung erfahre und das Waſſer von den Milchröhren auf— genommen werde. Danach müßte die Milch des Morgens um ſo reichlicher fließen, je mehr des Nachts die Verdunſtung ab— nimmt. Nach dieſer Erklä— rungmüßte die Durch— läſſigkeit der Milch— röhrenwand für Waſſer ſehr großſein; Zartheit der Wand würde den Durchtritt erleichtern. Nun ſind aber gerade die Mem— branen der Milch- röhren ſehr dick. Eine einfachere Erklärung des ſtärkeren Fließens der Milch bei herab- geſetzter Tranſpira— tion ſcheint mir dies Abb. 118. in? = Stereulia Wigmanni (Java) mit niſchenbildenden Brettwurzeln. m de se Prof. A Ernſt.) 5 wird der Druck in den Pflanzengeweben größer und dadurch bluten die Wunden beſſer aus. Eine gewiſſe Verwäſſerung der Milch kann hinzukommen, ohne daß ſie eine Be— deutung für die Tranſpirationsregulierung zu haben braucht. Warum müſſen es gerade Milchröhren ſein, die das überſchüſſige Waſſer aufnehmen? In ihnen ſind viele in Waſſer unlösliche Stoffe vorhanden; das osmotiſche Feſthalten des Waſſers würde in gewöhnlichen Zellen mit ihren Salzlöſungen viel beſſer ge— ſchehen können. Gedacht ſei hier auch des „ Wundreflexes“ bei Hevea. Schneidet man bei dieſem Baum eine Rindenwunde am nächſten oder übernächſten Tage von neuem an, ſo fließt die Milch ſtärker als bei der erſten Verwundung; eine dritte und vierte Er— neuerung der Wunde gibt eine weitere Steigerung des Milchfluſſes, bis eine maximale Ständigkeit eintritt. Die Kautſchukkultur macht ſich dieſe Beobachtung beim Zapfen 442 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. — der Hevea zunutze; der Sinn der Erſcheinung für das Leben der Pflanze iſt noch gänzlich unaufgeklärt. Die am Anfang dieſes Abſchnitts geſchilderten Pflanzen pflegen wir als Stamm— ſukkulenten im eigentlichen Sinne zu bezeichnen. Außer ihnen gibt es eine ganze Reihe baumartiger Gewächſe, deren Stamm zum Waſſerſpeicher ausgeſtaltet iſt, ohne die Baumſtammform zu verlieren; er wird nur maſſiger, klobiger und trägt nicht ſelten eine im Verhältnis dazu auffallend kleine Krone. In andern Fällen tritt nicht gerade ein Mißverhältnis zwiſchen Stamm und Krone ein, es herrſcht vielmehr eine wohl— gefällige Abſtimmung: die Krone kann eine verhältnismäßig ſogar mächtige Aus— breitung gewinnen, wie beim Affenbrotbaum (Adansonia digitata, Abb. 3), man wird ſie den- moch für den plumpen Stamm nicht übermäßig groß finden. Die Ein⸗ ſchränkung der Krone bedeutet natürlich eine Herabſetzung der Tranſpira— tion. Seine Aufga- be als Waſſer⸗ ſpeicher kann der Stamm da= durch erfüllen, daß ſeine be⸗ Abb. 116. 5 1 Uapaca Kirkiana (Oſtafrika). Die ganzrandigen, ledrigen Blätter trächtliche ſtehen ſchopfig an den Zweigenden. N (Aufnahme von Geheimrat Dr. W. Buſſe; zur Verfügung geſtellt vom Holzmaſſe Kolontal-wirtſchaftl. Komitee.) ſchwammig weich iſt und von einer dicken als Verdunſtungsſchutz dienenden korkigen oder faſrigen Rinde um— ſchloſſen wird. Bei Adansonia kann fie 6 bis 8 em Stärke erreichen. Übrigens ſtellt die Familie der Bombakazeen, zu der der Affenbrotbaum gehört, eine ganze An— zahl Arten mit folder Stammform. Ceiba und Bomb ax haben zwar im Verhält— nis zu ihrer Höhe keine unförmig dicken Stämme, gehören aber doch zu den ſtärkſten Bäumen der Tropen. Merkwürdig tonnenförmig angeſchwollen iſt dagegen der bis 20 m hohe und 5 m dicke Stamm von Cavanillesia arborea in den braſilianiſchen Catingas und Chorisia-Arten in Argentinien (vergl. Abb. 23 der Abt. „Pflanzen— geographie“ dieſes Bandes). Waſſerſpeicher bilden auch die Stämme der Drachenbäume und mancher baumförmigen Alo e-Arten, wie A. diehotoma im trocknen Südafrika, wo auch Der tropiſche Laubbaum. 443 die Vitazee Cissus Kramerianus vorkommt, die, während faſt alle ihre Gattungs— verwandten Kletterpflanzen ſind, einen kleinen, außerordentlich plumpen Baum mit wenig entwickelter Krone bildet. Die Tonnenform im kleinen, mit baumartig ver— zweigter Krone, wiederholt die nur etwa 2 m Höhe erreichende Dorstenia gigas (Morazee), die auf Sokotra zwiſchen Steinen und Felſen wächſt; die meiſten Arten dieſer Gattung gehören als kleine Kräuter der Bodenvegetation des ſchattigen Wal— des an. Dieſelben Standorte auf Sokotra bewohnen die plumpen, bis 6 m hohen fleiſchigen Stämme von Dendrosicyos socotrana (Kukurbitazee). Sehr neigt zu maſſiger, knolliger Ausbildung des Stammes auch die Paſſiflorazeen-Gattung Ade- nia, am auffälligſten die in der trocknen Dornſteppe Oſtafrikas wachſende A. glo- bosa Abb. 14, 70, 71). Wie ein Steinblock, oft von metermächtigen Ausdehnungen, liegt der Stamm auf dem Erdboden, nach unten eine kräftige Pfahlwurzel ent— ſendend, nach oben an verſchiednen Stellen kaum handlange, armdicke Aſte, die ſich ſofort in ein Gewirr kräftiger, bedornter Zweige auflöſen; ſie überwuchern den Knollenſtamm der Pflanze ſelbſt gänzlich und klettern mehrere Meter hoch in die Baumkronen. Mit ihr zuſammen wächſt die Ikacinazee Pyrenacantha malvifolia (Abb. 16). Ihr Knollenſtamm iſt viel kleiner und nicht ſo ungleichmäßig geſtaltet wie der von Adenia globosa, hat vielmehr die regelmäßige Geſtalt eines bauchigen Tongefäßes; äußerlich erſcheint er nicht grün und mit großen Lentizellen überſät wie bei jener, ſondern glatt und bräunlich, wie mit Leder überzogen. Schließlich wäre noch eine weniger ausgeprägte Sukkulentenform zu erwähnen, die wir als Sarcocaulon-Stamm bezeichnen können, weil ſie für die ſüdafrikaniſche Geraniazeen-Gattung Sarcocaulon kennzeichnend iſt. Meiſt ſtrauchige Gewächſe weiſen ſie auf. Bei ihr treten keine ſtarken, knolligen Bildungen auf, oder höchſtens am Grunde halb unterirdiſch. Die Zweige des Stammes, die in regelrechter Weiſe ſich bilden, erſcheinen nur etwas angeſchwollen und ſtets von einer dicken, glatten, wieder an Leder erinnernden Rinde überzogen. Außer Sarcocaulon ſtellen ſich manche ſüdafrikaniſche Pelargonium- Arten fo dar, ferner andre Steppen- und Wüſtenpflanzen wie Adenium (Apocynazee, Abb. 15), Adenia (Paſſiflorazee), Monadenium (Euphorbiazee), in geringerem Maße manche ziemlich hohen baum— ſtrauchigen Sterculia-Arten (Abb. 16). 5. Der tropiſche Laubbaum. Mit Recht hat Haberlandt gejagt, daß für die phyſiognomiſche Kennzeichnung der tropiſchen Vegetation kein andrer Umſtand von ſo allgemeiner Bedeutung iſt als die Form und Verzweigung der Laubbäume. „Gewiß ſpielen Palmen und Bambuſen, die Farnbäume, Lianen und epiphytiſchen Gewächſe in der Phyſiognomie des Pflan— zenkleides der Tropen eine hervorragende Rolle; ihren Grundzug beſtimmen ſie jedoch nicht. Denken wir uns dieſe auffälligen Pflanzenformen in einen mitteleuropäiſchen Hain oder Hochwald hinein verſetzt“, ſie würden den, der die Tropenwelt mit eignem Auge geſchaut hat, den auffallendſten Zug der tropiſchen Vegetation doch vermiſſen laſſen. Dieſe Wirkung beruht vor allem auf der Mächtigkeit und Stammform vieler tropiſcher Laubbäume, auf ihrer eigenartigen Verzweigung und Kronenbildung, ſchließ⸗ lich auf der Größe, beſonders aber der Stellung und Beſchaffenheit des Laubes. 444 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. Durch Höhe und Mächtigkeit zeichnen ſich vor allen die tropiſchen Urwaldbäume aus; ſie treiben ſich infolge des dichten Standes ſelbſt in die Höhe, und mancher hat das Bedürfnis, noch über die andern in den ſonnigen Raum hinauszuragen. Wohl der höchſte Baum des malaiiſchen Waldes iſt die Leguminoſe Coompassia excelsa, deren Kuppelkrone ſich über alle anderen erhebt und deshalb auch mit Vorliebe von den Bienen zum Neſtbau benutzt wird (Abb. 110). Zu den Rieſen gehört auch der javaniſche Raſamalabaum, Altingia excelsa. Im Amazonasgebiet zeichnet ſich die Gattung Bertholletia durch Höhe aus. Spruce maß einen Stamm, der vom Grunde bis zu Plumiera alba. Die ganzrandigen, ledrigen 815 leben ſchopfig an den Enden der langen Zweige. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) 50 Fuß Höhe einen gleichmäßigen Umfang von 42 Fuß hatte und ſich erſt bei 100 Fuß zu verzweigen begann. Ein ihm unbekannter Baum war 175 Fuß hoch. Pechuel-Löſche nahm in Afrika von einem hingeſtreckten Waldrieſen folgende Maße: Höhe des noch ſtehen— den Stumpfes 6 m, Länge des liegenden Stammes bis zu den erſten Aſten 42 m, Höhe der Krone, ſoweit ſie noch meßbar war, 20 m; Umfang des Stammes mit den Wurzel- ſtützen 2 m über der Erde 18 m, Umfang des walzenrunden Stammes am untern Ende 5,30 m, dicht unterhalb der erſten Aſte 4m. Die äußerſten Zweige dieſes Baumes ragten alſo mindeſtens 68 m hoch in die Luft. Zu den mächtigſten Geſtalten gehören Ficus-Arten, weniger durch ihre Höhe als durch den Umfang ihrer Krone (Abb. 40), den ſie im Gegenſatz zu den meiſten Urwaldbäumen erreichen. Die weit ausgreifenden Mächtigkeit tropiſcher Bäume. 445 Aſte legen ſich dann nicht ſelten ein Stützenſyſtem zu, ſo beim indiſchen Waringin, Ficus Benjamina (Abb. 111); aus ihrer Unterſeite wachſen Luftwurzeln zu Boden, die zunächſt bindfadendünn ſind (Abb. 112), nach dem Eindringen in die Erde aber ſo erſtarken, daß ſie eine ganze Säulenſtellung bilden, auf der die Krone ruht. Aber nicht nur als Stütze, ſondern auch bei der Ernährung der Krone können ſie ſolche Bedeutung erlangen, daß der Hauptſtamm ſich gar nicht weiter verdickt und vor ihnen auszeichnet, ja zuweilen ganz abſtirbt; auch das Grundſtück des Aſtes zwiſchen dem urſprünglichem Stamm und den Stützwurzeln bleibt häufig im Dickenwachstum zurück. Nicht ſelten trifft eine Luftwurzel eines höheren Aſtes auf einen tieferen auf, verwächſt mit ihm und wird allmählich zu einer Ausſteifung zwiſchen beiden (vergl. Tafel). Auch der Banyan, Ficus bengalensis, bildet Säulenwurzeln aus. Von ihm iſt ein Exem⸗ plar bekannt, deſſen Krone über 500 m Umfang hat. Das entſpricht einem Halbdurch— meſſer von 80 m und einer gedeckten Fläche von 2 Hektar, auf denen mehr als 100000 Menſchen Platz finden können. Andre Arten breiten ihre wenn auch nicht ſo rieſenhaften, ſo doch immer noch gewaltigen Kronen frei im Raume aus. Nach Roſens Beſchreibung der oſtafrikani— ſchen Worka, Ficus dahro, reden ſich auf dem oft 3 bis 5 m Durchmeſſer haltenden Stamm die Aſte vorwiegend horizontal aus. Sie erreichen eine Länge von 20 bis 30 m, ſo daß die an 1000 Zentner ſchwere Krone der größten Bäume mehr als einen Morgen Landes bedeckt. Daß die Bäume ſtets feucht-heißer Tropengebiete ſehr ſchnell wachſen, war ſchon oben an einigen Beiſpielen gezeigt worden (Abb. 1). Genaue Zahlen ſtehen mir weiter nicht zur Verfügung. In Java ſah ich einen nachweislich einige 40 Jahre alten Beſtand von Ficus elastica, deſſen Bäume ich auf etwa 30 m Höhe ſchätzte. Auch über die Altersgrenze, die die Bäume in den Tropen erreichen können, gibt es wohl kaum zuverläſſige Angaben; Zonen des Holzes, die Jahresringen entſprechen, finden ſich ja in den meiſten Fällen nicht. Die Regel, die in vielen Fällen für Organismen gilt, daß einem langſamen Heranwachſen und Ausreifen ein langſames Altern entſpricht und umgekehrt, wird ſich ohne Zweifel auch auf den Baumwuchs anwenden laſſen. Da= nach würden die meiſten Bäume des tropiſchen Urwaldes wohl kaum ein Alter er— reichen, das nach Jahrhunderten zählt. Anders ſteht es höchſt wahrſcheinlich mit manchen langſam wachſenden Bäumen der Steppe. Doch iſt das früher auf mehrere tauſend Jahre geſchätzte Alter ſtarker Affenbrotbäume in Zweifel gezogen worden. Was den Stamm der tropiſchen Laubbäume betrifft, fo wiegt beim Hochwuchs des Urwaldes der hohe, grade Säulenſtamm vor, der meiſt eine glatte, nicht ſehr dicke und helle Rinde beſitzt (Abb. 3). Eine Eigentümlichkeit vieler Urwaldſtämme iſt das Auftreten ſtrebepfeilerartiger Brettwurzeln, hauptſächlich bei den Morazeen, Legu⸗ minoſen, Sterculiazeen und Bombakazeen. Zuweilen greifen die Brettwurzeln viele Meter weit um den Stamm aus, find aber kaum einen Meter hoch, wie bei vielen Ficus— Arten, Sterculia-Arten (Abb. 33 u. 115) und Leguminoſen, in andern Fällen, z. B. bei Ceiba, ziehen fie ſich bis faſt unter die Krone hinauf und geben dem Baum zu— weilen eine groteske Form. „Wie Wände — ſchreibt Pechuel-Löſche — treten tafel- ähnliche Strebepfeiler an den größeren Bäumen hervor, nach unten weiter und weiter bis zu 3 und 4 m Entfernung ausſtrahlend. Bald radiär verlaufend, bald wunder— 446 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. lich gewulſtet und gebogen, bilden ſie um den Stamm Niſchen und Kammern, in welchen eine mäßig große Karawane genügend Raum zum Lagern findet.“ Abb. 118. Cylicom orph a parv iflora (Oftafrifa). Die Krone iſt etagenförmig aufgebaut, die Blätter ſitzen fchopfig an den Enden der langen Zweige. (Aufnahme von Prof. br. H. Winkler.) Die Vermutung, daß die Streben den Baum gegen Windgewalt ſtützen ſollen, liegt nahe, zumal die Urwaldbäume vielfach eine flache Be— wurzelung aufweiſen; den Laurazeen, deren Wurzeln immer tief in den Boden gehen, fehlen ſie. Auch dadurch ſcheint dieſe Anſicht beſtätigt zu werden, daß die Brett— wurzeln an den Stäm— men erſt auftreten, wenn ſich die Krone in die oberſte Waldſchicht oder in die freie Luft er— hebt. Doch findet man ſie andrerſeits auch an Baumarten, die ge— ringere Höhe erreichen und ſolcher Stützen nicht bedürfen. In Savannenwäldern und noch offeneren For— mationen, die jährlich Trockenzeiten durchzu— machen haben, bleiben die Stämme viel nie— driger, löſen ſich bei den Schirmbäumen zuwei— len ſchon kurz über dem Boden in Aſtwerk auf. Auch grade und glatt find fie meiſt nicht, ſon⸗ dern wachſen gewöhnlich etwas krüpplig oder knorrig und zeigen meiſt eine ziemlich dicke, riſſige oder ſchuppige Borke (Abb. 84). In der Regel ſind ſie noch heller gefärbt als die Urwaldſtämme. „Unwill— Die Verzweigung des tropiſchen Laubbaums. 447 kürlich — ſagt Haberlandt — vergleicht man dieſes helle Rindenkleid mit dem eignen weißen Tropenanzuge“; und in der Tat erfüllen beide denſelben Zweck: Rück— ſtrahlung der Wärme. Wenigſtens gilt das für die Rinde der Savannenbäume. Die auffällig helle Farbe der Urwaldſtämme, die den Sonnenſtrahlen wenig ausgeſetzt ſind, muß andre Gründe haben. Von noch größrer Be— deutung als die Stamm— bildung iſt für die Phyſiognomie der tro— piſchen Vegetation die Verzweigung der Holz— gewächſe. Wir hatten ſchon eine Reihe baum— förmiger Gewächſe ken— nen gelernt, die ſich über- haupt nicht oder nur aus— nahmsweiſe verzweigen: Farne, Zykadazeen, Pal— men. Auch unter den dikotylen Bäumen findet ſich eine Anzahl unver— zweigter, meiſt kleinerer Formen. Eins der be— kannteſten Beiſpiele iſt der Melonenbaum (Carica papaya, Abb. 71 u. 114); ferner ver⸗ halten ſich viele Aralia— zeen ſo, in Amerika die meiſten Theophraſta— zeen. Palmenartigen Wuchs wird auch der Abb 119. Sapindazeen-Gattung Durio zibethinus (Malaiiſches Gebiet), der berühmte Stinkfruchtbaum. AZ 5 Krone eiförmig⸗-kuglig. Pripterodendron in (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Braſilien und der Och— nazee Cespedesia Bonplandii zugeſchrieben. Andre, wie die Leguminoſen Albizzia und Schizolobium, die Morazee Cecropia und die Loganiazee Anthocleista verhalten ſich wenigſtens in der Jugend ſo. Das ganze Leben ſolcher Bäume iſt auf eine einzige Knoſpe geſtellt, ein Wagnis, das die Natur nur bei den günſtigſten Vegetationsverhältniſſen unternehmen kann. Gewöhnlich vermögen die Holzgewächſe Tauſende von Knoſpen hervorzubringen. Wenn ſich alle dieſe zu fortbeſtehenden Zweigen entwickelten, ſo wäre die Krone eines Baumes in wenigen Jahren ein undurchdringliches Flechtwerk. Das Fortſchreiten 448 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. der Verzweigung, wenn es ungehindert vor ſich ginge, müßte in geometriſcher Reihe erfolgen. So müßte, wenn jeder Sproß in jedem Jahr nur ein Syſtem von Seiten— ſproſſen bildet, eine hundertjährige Eiche 99 Zweigordnungen aufweiſen. Tatſächlich beſitzt ſie nur 5 oder 6; denn der Verzweigung wird von der Natur eine Grenze geſetzt, damit das Laub auch in tieferen Regionen der Krone die zum Leben nötige Lichtmenge erhält. So hat nach Wiesner die Lärche nur 3—4 Zweigordnungen, die Silber— pappel 5, Roßkaſtanie und Stieleiche 6, die Feldrüſter, Eſche und Weißbirke 7, die Hainbuche und Rotbuche 8. Eine höhere Zweigordnung als 8 konnte Wiesner bei keinem unſrer heimiſchen Bäume beobachten. Bei den tropiſchen Holzgewächſen erfährt die Verzweigung N größere Ein— ſchränkung. Vier oder gar fünf Zweigordnungen find ſchon recht ſelten. Häufig werden ihrer 3 ausgebildet (3. B. bei Strombosia, Cinchona, Jagera, Hopea). Nur einmalige Gabelung findet ſich bei manchen großblättrigen Vernonia-Arten, in den Gattungen Garcinia, Brownea, Cocoloba. Der nächſte Schritt führt dann zu der ſchon beſprochnen Palmentracht. — Die Urſachen der Zweigreduktion ſind verſchieden; in den Tropen ſpielt eine große Rolle die bei tropiſchen Holzgewächſen ſehr verbreitete ſympodiale Sproßbildung. Außerlich hat die ſtärkere Unterdrückung ſeitlicher Verzweigung eine Verlängerung der Hauptäſte zur Folge; oft erſcheinen ſie wie lange Ruten, die an der Spitze einen Blattſchopf tragen (Abb. 116, 117,118). Dazu nehmen ſie häufig eine eigenartige Wachstumsrichtung an, die durch die Neigung zum Aufwärtsſtreben ihren Stempel erhält. Im dichten Urwald ſpitzt ſich ja der Kampf ums Daſein ſtark zum Kampf um das Licht zu. Es gibt Bäume, oder wohl richtiger Baum— ſträucher, deren Aſte ebenſo ſenkrecht wie der Stamm und dicht an ihm emporwachſen. Nicht ſelten kommt es zu Verwachſungen, woraus ein dicker Scheinſtamm entſtehen kann. Häufig kann man beobachten, daß bei Bäumen die Aſte erſter Ordnung zunächſt faſt horizontale Wachstumsrichtung einſchlagen, bald aber mehr oder weniger unvermittelt ſenkrecht aufſteigen. In andern Fällen, wie bei manchen Cinnamomum- Arten, der Sterkuliazee Argyrodendron, der Burſerazee Garuga, ſterben die Aſte erſter Ordnung ab und ſolche zweiter Ordnung ſetzen ſie in aufſtrebender Richtung fort. So entſteht ein durchſichtiger Kandelaberaufbau der Verzweigung. In einem Wechſelverhältnis zur Einſchränkung der ſeitlichen Verzweigung ſteht die Belaubung. Wo mit dem Auftreten höherer Zweigordnungen die Dichtigkeit der Krone zunimmt, wird ihr eine ſchwächere Durchleuchtung zuteil. Da nun, wie Wiesner gezeigt hat, zur Entfaltung der Laubknoſpen eine für jede Pflanzenart feſtſtehende Be— leuchtung nötig iſt, ſo werfen die ſtärker verzweigten Bäume das Laub, beſonders in ſolchen Gebieten, wo die Lichtintenſität zur Zeit der Laubentfaltung niedrig iſt. In den Tropen, wo das ganze Jahr eine annähernd gleiche und zwar ſehr hohe Lichtſtärke herrſcht, ſind immergrüne Bäume viel häufiger. Der letzte Grund für den Laubfall überhaupt kann darin jedoch nicht liegen; ſonſt müßten in den ſtärker durchleuchteten Steppengebieten mehr immergrüne Holzgewächſe auftreten als im tropiſchen Urwald. Der angegebne Zuſammenhang zwiſchen Entlaubung und Verzweigung beſteht aber auch hier: die laubwerfenden Bäume der Steppe weiſen höhere Zweigordnungen auf als die immergrünen des Waldes; und die im Wald auftretenden laubwerfenden Bäume, wie Ceiba pentandra, haben eine Krone, die an die der Sommergrünen erinnert. Winkler, Pflanzenwelt der Tropen Xylocarpus granatum, Mangrovebaum mit ſenkrecht aufſtrebenden Atemwurzeln 05405 KO>Ac DLR HATURFREUMME STUTTGART (Zeichnung von X. Sffinger nach einer Aufnahme von J. Schmidt in Schenk-Karſten „Vegetationsbilder“) — Ii Verzweigung und Kronenbildung tropiſcher Laubbäume. 449 Damit hängt dann auch die Verteilung des Laubes zuſammen: die höhere Zweigordnung der laubwerfenden Bäume bringt es mit ſich, daß Zweige und damit Laubmaſſen auch im Innern der Krone ſtehen. Immergrüne Bäume ſind dagegen nur am Umkreis der Krone belaubt (Abb. 121); nur hier werden Knoſpen gebildet, weil ſie nur hier die zur Entwicklung nötige Licht— menge genießen. In einem ein⸗ fachen Verhält- nis zum Grade der Verzweigung ſteht die Größe der Blätter: mit der Einſchrän⸗ kung der Ver— zweigung ſteigt die Möglichkeit, aber auch die Notwendigkeit der Blattvergrö— ßerung. Die größten Blätter haben die gänz— lich unverzweig— ten Schopf⸗ bäume, wie Baumfarne, Pal⸗ men, Bananen, aber auch Difo- tylen, wie die er- wähnten Theo— phraſtazeen, Ver⸗ nonien, Carica (Abb. 71 u. 105). Verzweigung und Laubvertei— lung ſind die 2 * K. 1 97 — * 1 N men, ’ u 2 5 1 ; \ ti — 25 2 een N 1 - Aa 9 5 3 >» x 2 7 8 A : | i 4 | : — n — 2 —— Abb. 120. Eusideroxylon Zwageri, Eiſenholzbaum (Borneo). Walzenkrone. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Grundlagen für die Kronenform. Der tropiſche Laubbaum tritt vorwiegend in drei Formen auf: zerriſſenkronig, kugelkronig und ſchirmkronig; eine vierte, nicht ſo häufige, aber nicht weniger ausgezeichnete Form ſtellt die Etagenkrone dar, wie ſie bei uns den Nadelbäumen eigen iſt. Die zerriſſne Krone ſchließt ſich am engſten der Schopfkrone an, für welche die Palmen das Muſterbeiſpiel ſind. Sie kommt dadurch zuſtande, daß die Krone nur zwei, drei oder wenig mehr Aſte aufweiſt, die auseinanderſtreben, je einen Blattſchopf tragen Das Leben der Pflanze. VI. 29 450 Charakterformen unter den tropiſchen Pflanzen. und ſtändig weiter wachſen. Das Ganze ſchließt ſich nicht zu einer einheitlichen Krone zuſammen, ſondern ſcheint aus ebenſo vielen Blattkronen zu beſtehen wie Aſte vor— handen ſind. Auffällig zeigen dieſe Form einzelne als kleine Bäumchen wachſende großblättrige Vernonia-Arten. Aber auch bei größeren Bäumen mit reicherer Ver— zweigung kann der Eindruck einer gewiſſen Zerriſſenheit beſtehen bleiben. In dieſem Falle wölben ſich aus der im ganzen meiſt kugligen Krone die Laubmaſſen ganzer Aſtſyſteme hervor. Man könnte ſolche Krone, die z. B. bei Mangifera indica, chrysophylla (Abb. 22) vor⸗ kommt, als Haufenkrone be— zeichnen. Kugelkronen zeichnen zumeiſt die Bäume des Urmal- des aus. Nur in ſeltnen Fällen natürlich ſind ſie kugelrund; meiſt mehr oder weniger eiförmig (Abb. 119) oder etwas walzlich, nicht ſelten halb⸗ kuglig (Abb. 110 u. 121). Ausgeſchloſ- fen iſt die Kugel- krone von den off— nen Formationen Abb. 121. Myrlanthus arboreus (Kamerun). Das Laub der halbtugligen Krone iſt an aber durchaus nicht. die Peripherie gerückt, wie beſonders auf der linken Seite zu ſehen iſt. d f (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Ja gerade ort tritt ö ſie zuweilen in mathematiſcher Korrektheit auf, wie ich ſie, an laubhaltenden Kapparidazeen-Bäum⸗ chen in Oſtafrika oft bewundert habe. Sie ſcheinen auf immergrüne Bäume beſchränkt zu fein. Selbſt feinblättrige Leguminoſen wenn fie immergrün und dichtbelaubt find, tragen eine Kugelkrone, wie Tamarindus indica (Abb. 79). Andrerſeits gelangt gerade bei den feinblättrigen Leguminoſen, Mimofoideen — und Caeſalpinioideen, die einen Hauptbeſtandteil der Savannenvegetation ausmachen, die Schirmkrone (Abb. 122) zur ſchönſten Ausgeſtaltung. Wo ſie ſich an der Zu— ſammenſetzung des Urwaldes beteiligen, tragen ſie die Schirmform der Krone auch in dieſe Formation hinein. Sie gehören dann gewöhnlich zu den Rieſen des Waldes, Kronenbildung und Laubbeſchaffenheit tropiſcher Laubbäume. 451 die ihr Laubwerk in der Höhe ausbreiten, wie Parkia biglobosa und Macrotropis sumatrana im malaiiſchen Wald. Zuweilen verſuchen dieſe Leguminoſen dann auch die Kugel- und Schirmkrone zu vereinigen, z. B. Coompassia excelsa (Abb. 110). Die Schirmkrone kommt dadurch zuſtande, daß ſich der Stamm in einer gewiſſen Höhe in einzelne etwa gleich ſtarke Aſte auflöſt, die gleichmäßig leicht bogig aufſteigen; dadurch greifen ſie meiſt weit aus. Jeder dieſer ſtarken Aſte verzweigt ſich wieder in derſelben Weiſe, aber einſeitig nach oben ſchauend. Die Folge davon iſt, daß die inneren Verzweigungen, die Teilkronen, in ſtumpfem Winkel wieder auf die Mitte des Baumes zu wachſen. Da nun die letzten Auszweigungen der Teilkronen ſowohl unter ſich als auch mit den übrigen mehr oder weniger in einer Fläche liegen, ſo erſcheint die ganze Krone oben flach wie ein Tiſch, zuweilen ſogar ein wenig trichterförmig vertieft. Die Geſamtheit der Aſte bildet eine umgekehrte Pyramide. Die Etagenkrone kommt ſo zu ſtande, daß der Hauptſtamm bis zur Spitze durchgeht und mehrere Quirle etwa gleich ſtarker Aſte trägt. Sie tritt mehr oder minder ausgeſprochen auf bei vielen Arten der in der alten Welt hei— 8 Abb. 122. miſchen Combretazeen⸗ Schirmakazie in Oſtafrika. (Aufnahme von Dr. Kochan.) Gattung Terminalia, die meiſt offne Gebiete bewohnen. Beſonders rein ausgeſtaltet und bekannt iſt die Etagenkrone bei der Jugendform des Wollbaums (Ceiba pentandra), auch des Kautſchukbaums Hevea brasiliensis (Abb. 19), die fie im ſpäteren Alter gänzlich verlieren. Im Urwald fehlt dieſe Kronenform durchaus nicht, wie Schimper anzu— nehmen geneigt ift; Cylicomorpha in Afrika, der Trommelbaum, zeigt aus— geſprochnen Etagenbau bis in ſein Alter (Abb. 118). Die Eigenart des tropiſchen Laubbaumes beruht aber nicht nur auf ſeiner Ver— zweigung und Kronenbildung und auf der Größe und Verteilung, ſondern auch auf der Beſchaffenheit des Laubes. Während die Gehölzblätter unſrer Breiten meiſt Zähnelung oder Sägung des Blattrandes aufweiſen, iſt das Laub der tropiſchen Holz— pflanzen, vor allen der Waldbäume, vorwiegend ganzrandig (Abb. 19, 20, 116, 117). Ferner zeichnet es ſich durch ſein Gefüge aus, das nicht ſelten leder- oder blechartig tft. Dazu kommt ein auffallender Glanz, der die Blätter häufig wie lackiert erſcheinen läßt und blendende Reflexe erzeugt. Dickes Gefüge und Glanz der Oberfläche ver— hindern es, daß das Tropenlaub durchleuchtet werden kann, wie es bei den Blättern unſrer Bäume geſchieht. Rückſtrahlung und Durchſcheinung bezeichnen den auf— fälligſten Gegenſatz zwiſchen dem Laub der Tropen und der gemäßigten Breiten. VII. Die tropiſchen Pflanzenformationen. n unſrer Unterſuchung hatten wir uns zuerſt beſchäftigt mit den in der äußren Natur gegebnen Bedingungen des tropiſchen Pflanzenlebens und mit deren hauptſächlichen Einzelwirkungen. Die Geſamtwirkung dieſer „exogenen Kräfte“ tritt am ſtärkſten hervor in der Phyſiognomie der Gewächſe. Die Darſtellung der phyſiognomiſchauffälligſten Gewächſe der Tropenzone bildete deshalb denzweiten Haupt— teil der Betrachtung. Eine weitere Folge des Zuſammenwirkens jener Kräfte iſt der Zu— ſammenſchluß der Pflanzen zu ſozialen Verbänden, die wir als Formationen bezeichnen. a) Die Gehölze. 1. Die Mangrove. Nur wenige Pflanzengenoſſenſchaften leben unter fo eigenartigen Bedingungen wie die Mangrove. So auffallend iſt dieſe Formation in ihrem Ausſehen und Vor— kommen, daß ſchon die am Alexanderzug teilnehmenden Gelehrten ſie als etwas Be— Abb. 123. Saum eines Mangrovefumpfes in Kamerun zur Flutzeit. (Zur Verfügung geſtellt von der Baſeler Miſſion). ſondres erkannten und charakteriſtiſch beſchrieben. Es mußte die Verwunderung der alten Naturforſcher erregen, als ſie im perſiſchen Golf einen Wald ſahen, der im Be— reich des Meerwaſſers wuchs, während in ihrer Heimat kein Baum in dem ſalzigen Element aufkommen kann. Hiermit iſt ſchon die phyſiognomiſche Charakteriſtik der Mangrove gegeben. Unter Mangrove verſtehen wir einen aus Hochſtämmen oder aus niedrigeren, | N 2 N 4 FR „ ee Die Mangrove. 453 buſchigen Bäumen gebildeten Wald, der auf ſchlammigem Boden im Bereich des Meerwaſſers ſteht. Auf weite Strecken bedeckt dieſer Mangrovewald als ſchmaler Saum die Küſten tropiſcher Länder. Stundenlang kann man z. B. in den Kriks der Mündung des Kamerunfluſſes dahinfahren, ohne etwas andres zu ſehen als die ſchlan— ken, dichtgedrängten, grauen oder hellbräunlichen Stämme der Rizophora (Abb. 123.) Scharfe Lichter ſpielen auf dem dunklen, lederartigen, glänzenden Laub; und zur Ebbezeit wird am Boden ein Gewirr ſich kreuzender, von den Stämmen bogig nach unten gehender Wurzeln ſichtbar. Auch von den Zweigen hängen pendelartig dicke, grade, glatte Luftwurzeln herab, die ſich ein- oder mehrmal dichotomiſch verzweigen Abb. 124. Rhizophora als äußerſter Vorpoſten der Mangrove. (Aufnahme von Carl Krebs, Cleveland.) können und zum Teil den Waſſerſpiegel erreichen und auch in den Schlammboden ein— dringen (Abb. 7, 123—125). Eine Vorbedingung für das Aufkommen des Mangrovegürtels iſt das Fehlen einer beträchtlichen Brandung. An der afrikaniſchen Weſtküſte, wo die faſt nie ruhende gefürchtete Kalema mit gewaltiger Kraft gegen die offnen Küſten ſchlägt, zieht ſich die Mangrove deshalb in die von den Gezeiten wohl berührten, vor der Brandung aber geſchützten Deltagebiete der Flüſſe zurück. i Was die Verbreitung der Mangrove anlangt (vergl. Karte), fo iſt ſie hauptſäch— lich auf die Küſten tropiſcher Länder beſchränkt. Doch wurde ſchon eben erwähnt, daß 454 Die tropiſchen Pflanzenformationen. ſie Theophraſt aus dem perſiſchen Meerbuſen, d. h. jenſeits des nördlichen Wende— kreiſes gekannt habe. Noch weiter überſchreitet die Mangrove im Oſten die Tropen— zone. Nach Warburg kommt ſie noch auf den ſüdlichen Lukiu-Inſeln vor, und Döder— Abb. 125. Einzelner Mangrovebaum (Rizophora mangle) zur Ebbezeit. Kamerun. (Zur Verfügung geſtellt von der Baſeler Miſſton.) lein beobachtete Rizophora mucronata, allerdings nicht mehr in ge— ſchloſſnen Be- ſtänden, noch in Südjapan unter 320 n. B. Im Südoſten findet ſich die Man⸗ grove in vollen, artenreichen Be— ſtänden an der Küſte von Queensland bis zum ſüdlichen Wendekreis; Avicennia geht bis auf die Cha⸗ thaminſel, etwa unter 44 f. Br. Im Südoſten und Nordoſten endigt das Areal der Mangrove alſo in aufs fälliger Weiſe an der Palmen— grenze, die Ja— pan etwa unter dem 35° n. Br., Neu-Seeland unter dem 44° ſ. Br. trifft. Die Verbreitung der Palmen ſowohl wie der Mongro— ve außerhalb des Tropengürtels iſt wohl in gleicher Weiſe von der Wärme abhängig. Nicht ſo über— einſtimmend ſind dieſe Grenzen in Afrika und Amerika, wo die Trockenheit der Küſten— Verbreitung der Mangrove; ihre Epiphytenarmut. 455 gebiete die Mangrove einengt. Am Oſtrande Afrikas reicht ſie bis Natal, etwa zum 30 „f. Br. Wie weit die Mangrove an der afrikaniſchen Weſtküſte nach Norden vordringt, iſt mir nicht bekannt. Geſchloſſene Beſtände von Rizophora gehen wohl kaum über das Nigerdelta hinaus, während Avicennia in ſtattlichen Exemplaren noch an der Mündung des Voltafluſſes wächſt. Nach Süden hin dürften die Kriks und Lagunen des Kongobeckens die letzten günſtigen Standorte der Mangrove ſein. Auf der Oſtſeite Amerikas reicht ſie in nördlicher Richtung auf dem Kontinent bis Süd⸗Florida, kommt aber auch auf der einige Grade nördlicher liegenden Bermuda— inſel vor. Wieder in annähernder Übereinſtimmung mit der Palmengrenze erſtreckt ſie ſich im Süden bis zur Inſel St. Katharina. Im Weſten tritt die Mangrove nur von Süd-Kalifornien bis etwa zum 4.“ ſ. Br. auf, bleibt alſo hier erheblich hinter der Palmengrenze zurück. Wie ſchon angedeutet, beruht dieſes Zurückbleiben auf den un— günſtigen Feuchtigkeitsverhältniſſen der weiter nördlich und ſüdlich gelegnen Küſten— ſtriche. Die Mangrove verlangt zu ihrem Gedeihen eine bedeutende Luftfeuchtigkeit und beſonders eine ſtarke und regelmäßige Bewölkung, ein Verhalten, das aus den noch näher zu beſprechenden Standortsverhältniſſen erklärlich wird. Die Mangrovehat alſo, gleich den übrigen Strandpflanzen, eine weite Verbreitung. Doch ſind es nicht überall die gleichen Arten, die ſie zuſammenſetzen. Schimper unterſcheidet die öſtliche und die weſtliche Mangrove. Dieſe, welche die weſtafrikaniſche und die amerikaniſchen Küſten umfaßt, iſt viel artenärmer als die öſtliche, deren Ge— biet ſich von Oſtafrika über Südaſien nach Auſtralien und Mikroneſien erſtreckt. Überall in der Formation nimmt Rizophora die Vorpoſten nach der See zu ein (Abb. 124). Andre, noch zu nennende Arten folgen landeinwärts, wo der Boden höher und feſter wird. Die vom Meere entfernten Lagunen, an denen der Boden zwar noch dem Einfluß der Gezeiten ausgeſetzt, aber bereits weniger ſalzig iſt, pflegen im tropiſchen Oſtaſien und Auſtralien hauptſächlich von den Beſtänden der Nipa-Palme (Abb. 4) umgürtet zu ſein; in Weſtafrika wird ſie von einigen Arten der Weinpalme (Raphia) vertreten, die aber durchaus nicht an das brackiſche Waſſer gebunden iſt. Tropiſch-kosmopoli⸗ tiſche Arten, wie der mannshohe, kräftige Farn Chrysodium aureum (Abb. 126) und Hibiscus tiliaceus, eine ſchön blühende Malvazee, ſind vorherrſchend beim Über— gang zu den Binnenlandformationen. Der Bemerkung Schimpers, daß die Mangrove arm an Epiphyten ſei, kann ich mich ſo allgemein nicht anſchließen. Beſonders dort, wo ſie an Flußläufen weiter ins Land eindringt und mit Urwald zuſammenſtößt, gehen aus dieſem die Epi— phyten auch auf die Mangrovebäume über, die an ſolchen Stellen meiſt gerade be— ſonders reich mit ihnen beſetzt ſind. Die dampfgeſättigte Luft über dem Flußlauf bietet beſonders zuſagende Bedingungen. In den eigentlichen meilenweiten Mangroveſümpfen der Küſten treten die Epiphyten allerdings in Wahrheit ziemlich zurück. Daß daran nicht die Beſchaffenheit der Mangrovebäume an ſich ſchuld iſt, folgt aus dem eben Ge— ſagten. Schimper macht den durch Brandung und Seewind geförderten Salzgehalt der Atmoſphäre verantwortlich. Die Epiphyten befänden ſich ſchon ohne Salz unter erſchwerten Tranſpirationsbedingungen. Vor allem die ſalzfeindlichen Orchideen ſollen der Mangrove fehlen. Dann muß es aber wenigſtens beſtimmte, auf irgend welchen Anpaſſungen beruhende Ausnahmen geben. In Kamerun habe ich gerade von den 456 Die tropiſchen Pflanzenformationen. Rizophora-Aſten der Mangrovebeſtände eine — allerdings kleine — Anzahl Orchi— deen geſammelt, die dort ſehr häufig waren. Bei den auf Strandbäumen gerade ſo häufig vorkommenden Loranthazeen, deren junge Entwicklungsſtadien vollkommen epiphytiſch wachſen, will Koernicke in dem Schleim der Früchte, der zum Teil Abb. 126. Carapa obovata mit brettartigen Atemwurzeln. In der Mitte der Farn Chrysodium aureum. Rechts ein Pandanus epiphytiſch wachſend. Borneo. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) auch noch vorhan— den iſt, wenn ſie durch den Ver— dauungskanal von Vögeln gegangen ſind, eine Einrich— tung zur Auf: hebung der Wir— kung des Salzes erkennen. Er verhindre es viel- leicht, daß die Würzelchen der Keimpflanzen mit den Salzkriſtallen in Berührung kommen, indem er auf das Salz entweder ver- drängend oder auflöſend wirke. Wie auf den ſalzüberzognen Küſtengehölzen, ſo finden ſich Loran⸗ thazeen auch in Vulkankratern, an Stellen, wo ſich Epiphyten nicht entwickeln können wegen eines aus den ſäure- und ſalzhaltigen Dämpfen nieder⸗ geſchlagnen Über- zugs mineraliſcher Stoffe auf den Aſten. Ob dieſe Erklärung allgemein gültig iſt, bleibt aber noch zweifelhaft. Rech inger berichtet, daß auf den Salomonsinſeln der Strand mit rieſigen Bäumen wie Calophyllum, Barringtonia bedeckt ſei, die viele epiphytiſche Farne und Orchideen, auch Myrmecodia und Myrmedone trügen. Dasſelbe kann man am Kamerungebirge beobachten, wo der Urwald oft hart an den Strand herantritt. Die Stelzwurzeln der Mangrovepflanzen. 457 Die ökologiſchen Eigentümlichkeiten der Mangrovepflanzen ſtehen alle in Be— ziehung zum Subſtrat und dienen 1. der Befeſtigung im Boden, 2. der Durchlüftung der unterirdiſchen Teile, 3. der Verdunſtungsminderung, 4. der Samenverbreitung und der Sicherung des jungen Nachwuchſes. Beſondre Einrichtung zu einer ſicheren Befeſtigung im Boden haben am meiſten die Arten nötig, die am weiteſten meerwärts vordringen. Der Boden wird hier von einem zähen, mit vielen organiſchen Reſten durchmiſchten Schlamm gebildet, der täg— lich zweimal den Bewegungen der Gezeiten ausgeſetzt iſt. Den Eigenſchaften dieſes Subſtrats entſpricht das Wurzelſyſtem der Rhizophora-Xrten in hohem Maße. Vom untren Stammteilh entſpringen die Stelzwurzeln nach allen Seiten, bei jüngeren Pflanzen etwa rechtwinklig, um dann bogig nach unten zu gehen, bei älteren Bäumen in ſpitzerem Winkel, da ſich hier die Bogen durch Hebung des Stammes ausgeglichen haben. (Abb. 125). Zu einem beſonders wirk— ſamen Ankerſyſtem wer— den die Stelzwurzeln dadurch, daß, wie van Leeuwen gefunden hat, infolge konſtanter Ver— letzungen des Vegeta— tionspunktes durch einen kleinen, den Scolytiden angehörenden Käfer eine Zwei⸗ oder meiſt Drei- teilung der einzelnen Wurzeln erfolgt. Dieſes Ankerſyſtem iſt der ein— a zige Träger des Baumes, bb da die Hauptwurzel ſehr Arenga spee., eine ſtammloſe Palme des malaitfchen Urwaldes. Borneo. früh am Keimling zu (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Grunde geht. Infolge ſeiner Elaſtizität iſt es dem wiegenden Gang der Wellen und dem Druck der Gezeitenbewegung vorzüglich angepaßt. Die übrigen Mangrovepflanzen, die den Hintergrund der Formation einnehmen, alſo Stellen bewohnen, an denen der Boden ſchon höher und feſter und die Gewalt der Flut gebrochen iſt, entbehren meiſt dieſes Ankerſyſtems. Wie der zähe Schlammboden der Mangrove für die Befeſtigung ſeiner pflanz— lichen Bewohner ein ungünſtiges Subſtrat iſt, ſo erweiſt er ſich auch als höchſt unge— eignet zur Ermöglichung einer der fundamentalſten Lebenstätigkeiten: der Atmung. Auch die unterirdiſchen Pflanzenteile können nicht beſtehen ohne Aufnahme von Sauer— 458 Die tropifchen Pflanzenformationen. ſtoff und Abgabe von Kohlenſäure. Der zähe Schlammboden vermag aber ſo gut wie gar keine Luft aufzunehmen; und die eindringenden Spuren werden bei den in ihm ſtattfindenden Verweſungsvorgängen ſchnell verbraucht. Hinzu kommt die Waſſer— bedeckung, welche die unteren Teile der Mangrovepflanzen während der Flutperioden, alſo durchſchnittlich je einen halben Tag lang zu erleiden haben. Doch ſcheint dieſer Umſtand den Schaden wenigſtens nicht ſehr zu vergrößern. Daß das Flutwaſſer ge— nügend lufthaltig iſt, geht daraus hervor, daß der junge Nachwuchs der Mangrove in der erſten Zeitſeines Da— ſeins oft völlig von der Flut bedeckt wird, ohne geſchädigt zu werden. Zur Herbeiführung des Gasaustauſches haben ſich viele Mangrove— pflanzen beſondre Or— gane zugelegt, die man als Pneumatophoren be— zeichnet hat. Ihrer Ent— ſtehung nach ſind es immer Wurzelgebilde. Für ihre Aufgabe ſind ſie anatomiſch beſonders ausgeſtattet. Sie wer— den entweder nur von einer ſehr dünnen Kork— ſchicht überzogen oder der für Luft undurd- läſſige Korkmantel iſt durchbrochen von gro— ßen Lücken und Spal- ten oder in großer Ans zahl von Lentizellen, den normalen Atmungs⸗ öffnungen des Korks. Um ihrem Zwecke zu Abb. 128. genügen, müſſen die als Verhältnismäßig lichter Urwald aus dem Uſambaragebirge, Oſtafrika. In der 172 Mitte eine kräftige, zum Teil korkzieherartig gewundne Liane; rechts Würgerfeige Pneumatophoren wir⸗ einen Baum umtlammernd; in der Mitte ein ſtattliches Exemplar des epiphytiſchen kenden Wurzeln ein den Farns Asplenium nidus, ausnahmsweiſe auf einem Stein wachſend. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) gewöhnlichen Wurzeln entgegengeſetztes Ver— halten zeigen. Während normale Wurzeln in den Boden einzudringen beſtrebt ſind, poſitiv geotropiſch wachſen, müſſen die Pneumatophoren dem ſchlammigen, ſchlecht durchlüfteten Boden zu entwachſen ſuchen, d. h. negativ geotropiſch ſein. — Als den Typus der Pneumatophoren könnte man die von Sonneratia hinſtellen. Sie ent⸗ Die Atemwurzeln der Mangrovepflanzen. 459 ſtehen als Adventiv-Anlagen auf der Oberſeite der horizontal verlaufenden Boden— wurzeln und wachſen ſenkrecht aus dem Subſtrat heraus. Ihre Geſtalt iſt ſpindel— förmig und bei erwachſnen Bäumen können ſie eine Länge von mehr als 1 merreichen. In treffender Weiſe laſſen ſich beſonders die jugendlichen Pneumatophoren dieſer Art mit Spargelſchößlingen vergleichen. Bemerkenswert iſt, daß ſie deutlich ſtammähn— lichen Bau annehmen. Die freie Oberfläche beſteht aus zahlreichen Korklamellen, die durch unverkorkte Füllzellen von einander getrennt ſind; ſie ſtellt gleichſam eine einzige Lentizelle dar. Auch Avicennia, Ceriops und Lagunculariaer— zeugen Pneumatophoren von dem eben geſchil— derten Typus; ſie wer— den aber nicht viel über fingerlang. Bei den andern Man— grovebäumen finden Ab— änderungen ſtatt. An den ſchlangenartig hin— kriechenden Wurzeln von Carapa obovata tritt auf der Oberſeite fräf- tiges Dickenwachstum ein, ſo daß ſie ſich wie Brettwurzeln aus dem Schlamm erheben (Abb. 126); ihre obere Kante iſt von Lentizellen über— ſät. Bei Carapa moluc- censis iſt das Dicken— wachstum örtlich be— ſchränkt, ſo daß der wage— Abb. 129. recht verlaufenden Erd⸗ Dichter Urwald auf Borneo mit Rotangpalmen. Günſtige Licht- und Fenchtigteits⸗ verhältniſſe an einem Bachlauf haben eine üppige Bodenvegetation zur Folge. 5 ige An⸗ wurzel hörnerartige An⸗ (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) ſchwellungen aufſitzen, die Tiſchler mit den „Kurzwurzeln“ von Aesculus vergleicht. Die Bruguiera- Arten zeigen ſtatt des Dickenwachstums knieförmige Aufbiegungen der horizon— talen Wurzeln, die bei B. caryophyllata große Lentizellen tragen, bei B. gymnorhiza ihre Rinde allmählich abwerfen. Ahnlich verhalten ſich Lum— nitzera und Xylocarpus (vergl. die Tafel). Die Rhizophor a- Arten entwickeln keine beſondern Pneumatophoren, da bei ihnen die oberen, aus dem 460 Die tropischen Pflanzenformationen. Schlamme herausragenden Teile der Stelzwurzeln deren Aufgabe übernehmen. Zur Fortleitung der Luft nach den unterirdiſchen Wurzeln ſind alle Pneu— matophoren mit einer dicken, von großen Interzellulargängen durchſetzten primären Rinde ausgeſtattet. Dieſe Höhlungen entſtehen durch Gewebsauflöſung und ſind durch Verdickungsringe und Querbalken ausgeſteift. Schwimmfähigkeit der Früchte oder Samen iſt eine bei den Strandpflanzen all— gemein verbreitete Erſcheinung, alſo auch bei den Mangrovegewächſen keine auffällige Tatſache. Im Gegenteil, es könnte eher die auf verhältnismäßig niedriger Stufe ſtehende Anpaſſung befremden, inſofern die Früchte bezw. Samen in manchen Fällen keinen Schutz gegen Beſchädigung durch Abreibung zeigen. Zur Erklärung dieſer Tatſache iſt zu bedenken, daß die Abreibung in dem weichen, ſchlammigen Grund der Mangrove längſt nicht ſo ſtark iſt als an den Stellen, wo Früchte und Samen auf einer ſanften Sandböſchung von den Wellen hin und her gerollt oder gegen ſcharfe ſteinige Klippen geſchleudert werden. Weit fortgeſchritten iſt dagegen bei den Mangrovepflanzen eine andre Anpaſſung, die man als „Viviparie“ (Lebendiggebären) bezeichnet. Ihr Weſen beſteht darin, daß zwiſchen Reifung und Keimung der Samen keine Ruhepauſe eingeſchoben iſt, wie bei den meiſten andern Gewächſen, ſondern daß die Samen ſofort nach der Reife, noch an der Mutterpflanze, auszutreiben beginnen. Die Kotyledonen, Erſtlingsblätter des Keimlings, die häufig mehr oder weniger zu einem, Kotyledonarkörper“ verwachſen ſind, wirken in manchen Fällen als Saugorgan zur Aufnahme der im Nährgewebe ge— ſpeicherten Stoffe in den keimenden Embryo, jo beſonders bei Rhizophora. Das Auskeimen geht ſo vor ſich, daß der Achſenteil, das, Hypokotyl“ des Keim— pflänzchens mit dem Würzelchen ſich ſtreckt und aus der von den Keimhüllen freigelaſſnen Offnung, der „Mikropyle“, heraustritt. Das obere Stammende des Keimlings mit den Kotyledonen bleibt dabei im Embryoſack ſtecken, wie geſagt, zur Aufſaugung des Nährgewebes. Bei einer Anzahl von Mangrovepflanzen iſt die Viviparie äußerlich zunächſt nicht zu erkennen, da die Fruchtſchale, ſolange die Frucht noch am Baume ſitzt, geſchloſſen bleibt und erſt geſprengt wird, wenn ſie abgefallen iſt und ſich irgendwo zur Weiterentwicklung feſtgeſetzt hat. So bei Aegiceras majus, Carapa moluccen- sis und Avicennia officinalis. Viel weiter fortgeſchritten iſt die Viviparie der Rhizophorazeen. Bei der Gattung Rhizophora wird die Fruchtſchale ſchon durchbrochen, wenn die Frucht noch am Baume ſitzt, und das Hypokotyl wächſt nicht ſelten zu einer Länge von 60 cm heran. Da- bei iſt es am unteren Ende deutlich keulenförmig verdickt, ſo daß es beim Herabfallen eine feſte Gleichgewichtslage behält; der untere verdickte Teil, der Wurzelpol, kommt auf dieſe Weiſe immer in den Boden, wo er in wenigen Stunden Seitenwurzeln treibt und ſich verankert. Bei andern Arten wird die Verankerung dadurch noch feſter, daß das Hypokotyl eine rinnige Oberfläche beſitzt, oder ſteife, rückwärtsgebogne Borſten trägt. Die durch dieſe Einrichtung für den jungen Nachwuchs entſtehenden Vorteile leuchten ohne weiteres ein: Alle zur Ebbezeit herabfallenden Keimlinge ſind bei Eintritt der Flut ſchon ſo weit befeſtigt, daß ſie nicht mehr weggeſpült werden können. Aber auch für die Weiterentwicklung der zur Flutzeit abfallenden und von den ung Vi Viviparie und Waſſerhaushalt der Mangrovepflanzen. 461 Wellen hinweggetragnen Keimlinge iſt geſorgt. Sie flottieren, wenn man ſie in Süß— waſſer ſetzt, in vertikaler Stellung; im Seewaſſer aber, ihrem natürlichen Element, ſchwimmen ſie in horizontaler Lage. Guppy meint, daß dadurch die Plumula den welkenden Einwirkungen der Sonne bei ruhiger See entzogen werde. Da dieſer Beo— bachter ſelbſt aber nachgewieſen hat, daß Mangrovekeimlinge Austrocknung bis zu neun Wochen ohne Zerſtörung ihrer Lebenskraft ertragen, ſo dürfte der Zweck dieſes verſchiedenen Verhaltens — falls man nach einem ſolchem ſuchen will — ein andrer ſein. Vielleicht beſteht er darin, die Chlorophyll führenden peripheriſchen Teile des Keimlings dem Lichte auszuſetzen, damit auch während des Schwimmens Aſſimilation und Weiterentwicklung ſtattfinden kann, bis das junge Pflänzchen an einer günſtigen Stelle abgeſetzt wird. Auch dieſe Ausrüſtung der Keime, beſonders ihre Länge, be— fähigt die Rhizophora- Arten, die Vorpoſten der Formation nach der See zu bilden und für die Vorſchiebung des Beſtandes zu ſorgen. Bei den wenigen Mangrovepflanzen, die keine Viviparie aufweiſen, zeigt der Embryo im Samen doch ſchon eine weitgehende Gliederung, die einer ſchnellen Ent— wicklung vorarbeitet. Dieſe Gewächſe nehmen mehr den günſtigen Hintergrund der Formation ein. Noch andre, die man heute überhaupt nicht mehr zur Mangrove rech— nen kann, waren, nach Guppy's Annahme, in früheren Erdperioden wahrſcheinlich auch mit Viviparie ausgeſtattet. Die Temperatur des Seewaſſers war damals höher. In warmem See- oder Süßwaſſer (45° — 50°C) fangen die ſchwimmfähigen Samen ſolcher Pflanzen, wie mancher Leguminoſen (Mucuna) und Convolvulazeen, auch heute noch an zu keimen; die hervorbrechenden Keimlinge gehen bei Berührung mit Salzwaſſer allerdings zugrunde. Vivipare Keimlinge können dagegen drei bis vier Monate unbeſchädigt von Salzwaſſer umſpült werden. Da die mangroveartigen Sumpf— formationen in früheren Erdperioden viel verbreiteter waren, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß auch andre Strandpflanzen, die heute nicht mehr zur Mangrove gehören, damals vivipar geweſen ſind, und daß ihr ſchnelles Keimen im Waſſer der Aſtuare als ein Abklingen der Viviparie anzuſehen iſt. Unklarheiten beſtehen noch über den Waſſerhaushalt der Mangrovepflanzen. Eine ihrer merkwürdigſten biologiſchen Einrichtungen iſt die Ausbildung eines ſtarken Verdunſtungsſchutzes. Holtermann bezweifelt allerdings, daß bei den Man— grovepflanzen ausgeprägte Schutzmittel gegen Tranſpiration vorkommen. Das Auf— treten folgender, ſonſt bei Kerophyten vorhandnen Eigentümlichkeiten läßt ſich aber wohl kaum anders deuten. Die Blätter nehmen eine ledrige z. T. fleiſchige Beſchaffen— heit an, zeigen häufig keinen weſentlichen Unterſchied im Bau der Ober- und Unter— ſeite und dem entſprechend vertikale Stellung. Bei Avicennia tritt auch eine ziem- lich dichte Behaarung auf. Anatomiſch ſind die Blätter gekennzeichnet durch ſtarke Kutikula mit tief eingeſenkten, von Kutikularleiſten überwölbten Spaltöffnungen; durch die Ausbildung ſubepidermalen Waſſergewebes, häufig auch eines Schleim— gewebes. Das Aſſimilationsgewebe iſt oft mehrſchichtig, die Paliſadenzellen ſind lang— geſtreckt, die Zwiſchenzellräume verringert und klein. Bemerkenswert iſt, daß die älteren Blätter ihr Waſſergewebe vergrößern und nur noch als Waſſerſpeicher dienen. Man ſollte einen Verdunſtungsſchutz bei dieſen Pflanzen für überflüſſig halten, da die Mangrove eine halbaquatiſche Lebensweiſe führt und, wie ſchon erwähnt, nur 462 Die tropiſchen Pflanzenformationen. da vorkommt, wo ſich hohe Luftfeuchtigkeit mit ſtarker Wolkenbedeckung verbindet. Den Schlüſſel zu dem Verſtändnis des Tranſpirationsſchutzes bei der Mangrove gibt uns die Unterſcheidung Schimpers in klimatiſche und edaphiſche Formationen. Die Man— grove iſt eine edaphiſche Kerophytenformation d. h.ihr ſtarker Tranſpirationsſchutzwird nicht durch das Klima, alſo etwa durch Lufttrockenheit, Beſonnung, austrocknende Winde, ſondern durch die Beſchaffenheit des Bodens bedingt. Auch die übrigen Strandpflanzen zeigen vielfach ausgeprägte Xerophilie. Der Grund iſt in beiden Fällen der Salzgehalt des Bodens. Eine einleuchtende Erklärung für den Einfluß des Salzgehaltes aber fehlt bisher noch. Falſch ſcheint jedenfalls Abb. 130. Partie aus dem urwaldbedeckten Kamerungebirge. Auf freigeſchlagnen Stellen zahlreiche Slpalmen (Elaeis guineensis); vorn links hereinragend ein mächtiger Wollbaum (Ceiba pentandra); im Vordergrunde ein breitblättriges Gras (Pennisetum plicatum). (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) die Anſicht Schimpers zu ſein, wonach durch Tranſpirationsherabſetzung die für das Wachstum und den ganzen Stoffwechſel ſchädliche Anhäufung von Chloriden in den Aſſimilationsorganen vermieden werden ſoll. Diels hat gezeigt, daß die Salzanhäuf— ung, ſelbſt wenn ſie eine notwendige Folge der Tranſpiration wäre, durch die Xero— phytenſtruktur nicht dauernd verhindert werden kann; und Fittings neueſte Be— obachtungen lehren, daß die Salzſpeicherung und ihr Grad auf ſpezifiſchen Befähigungen der Pflanzen beruhen und von der Verdunſtungsſtärke ganz unabhängig ſind: manche lebhaft tranſpirierenden Pflanzen von trocknen Wüſtenſtandorten und aus Salzſümpfen weiſen rechte Salzarmut in ihren Geweben auf. Der rerophile Bau der Mangrovepflanzen. 463 Noch nicht ſichergeſtellt iſt die andre, ebenfalls auf Schimper zurückgehende Er- klärung des xerophilen Baues der Mangrove, wie übrigens auch vieler Sumpfpflanzen, daß der an Salz und Humusſäuren reiche Boden „phyſiologiſch trocken“ ſei, d. h. die Endosmoſe des Waſſers in die Pflanze erſchwert. Mit der Anreicherung von Salz oder Säuren in der Pflanze ſelbſt müßte das phyſiologiſche Gleichgewicht wieder her— geſtellt werden. Fitting hat aber, wie in dem Abſchnitt über die Waſſerverſorgung der Gewächſeſchon angeführt, ſogar nachgewieſen, daß gewiſſe Wüſten— pflanzen, wie Rhus oxyacantha, Capparis spi- nosa,Haloxylon scoparium und andre, in ihren Zellen ungewöhn— lich hohe osmo— tiſche Druckkräfte entfalten, ohne daß Salz oder Säuren eine Rolle ſpielten. Es wäre danach möglich, daß ſelbſt die jungen Man- grovepflanzen, die noch keine Salzan— häufung erlitten haben, von der „phyſiologiſchen Trockenheit“ des Bodens gar nicht berührt würden. Dieſer Schim- per'ſche Begriff iſt einer Klärung durch exakte Unter⸗ Abb. 131. Lichtung in dichtem Urwald des Uſambaragebirges, Oſtafrika. Vorn Musa ulugurensis ſuchungen noch im Walde tau- und girlandenartige Lianen. ſehr bedürftig. (Aufnahme von Dr. Kochan.) So glaubt Dach— nowski behaupten zu können, daß nicht der Säuregehalt die Aufnahme des Moor— waſſers durch die Pflanzenwurzeln erſchwere, ſondern gewiſſe Zerſetzungsprodukte, welche der Tätigkeit niederer Organismen zuzuſchreiben ſind. Der xerophile Bau der Salzpflanzen im allgemeinen erklärt ſich vielleicht dadurch, daß ſie, wie Stahl ge— 464 Die tropiſchen Pflanzenformationen. funden hat, ihre Spaltöffnungen nicht zu ſchließen, die fortdauernde Verdunſtung alſo nicht zu hindern vermögen. Wie ſich die Spaltöffnungen der Mangrovepflanzen ver— halten, iſt jedoch nicht bekannt. 2. Der immergrüne tropiſche Regenwald („Urwald“). Für die Formation der Mangrove haben wir keinen Vergleich in unſrer heimiſchen Pflanzenwelt. Den tropiſchen Urwald könnten wir mit unſern Wäldern vergleichen wollen. Doch auch hier beſteht das Gemeinſame nur in der geſchloſſnen Anhäuſung von Bäumen. Alle Züge der äußeren Erſcheinung des immergrünen tropiſchen Regen— waldes — welchen Namen Pechuel-Löſche für die feuchten Urwälder der tropiſchen Vegetationszone vorgeſchlagen hat — tragen ein ganz eigenartiges Gepräge. Die Wälder Mitteleuropas beſtehen, auch da wo ſie die Forſtwirtſchaft noch nicht ſo ſtark beeinflußt, aus einer einzigen Baumart, oder werden von einer ſolchen doch beherrſcht. Dagegen bietet der tropiſche Urwald in ſeiner Zuſammenſetzung ein Bild wechſelndſter Mannigfaltigkeit. Selbſt in ein und demſelben Gebiet nehmen Hunderte von Baum— arten an ſeiner Bildung teil; höchſt ſelten ſtehen mehrere Artgenoſſen bei einander. Die Zahl der Urwaldbäume des geſamten Tropengürtels rechnet nach Tauſenden. Da— bei ſind die Gattungen unſrer Waldbäume vom tropiſchen Urwald faſt gänzlich aus— geſchloſſen. In den höheren und trockneren Teilen Sumatras kommen zwar Kiefern vor, auch Eichenarten finden ſich zerſtreut in den Wäldern des malaiiſchen Archipels. Sie verſchwinden aber völlig gegenüber der erdrückenden Fülle ganz neuer Geſtalten und Namen. Hauptſächlich ſind es Familien, von denen die gemäßigten Zonen über— haupt keine oder nur kleinere, ſtrauchige oder gar krautige Vertreter beherbergen. Nur wenige Beiſpiele mögen hier genannt werden. Die Familie der Rubiazeen ſtellt zu unſrer Flora nur eine recht geringe Zahl ſchmächtiger Pflänzchen, wie Waldmeiſter und Labkräuter; von ihren etwa 5000 bekannten Arten kommen ſicher / auf tropiſche Sträucher und Bäume, die zum größten Teil dem immergrünen Regenwalde angehören und vielfach ſeine rieſigſten Beſtandtteile bilden. Ahnlich ſteht es mit den Apocy— nazeen, die in Deutſchland nur durch das dem Boden anliegende Sinngrün vertreten ſind. Im Mittelmeergebiet kommt der nur beſcheidne Höhe erreichende Oleanderbaum hinzu. Auch in den Tropen ſind Apocynazeen häufig in dem niederen Unterwuchs des Waldes zu finden. Oft ſtellen fie aber auch rieſige Bäume dar, wie Alstonia im indiſch⸗ malaiiſchen Gebiet. Reicher find bei uns die Euphorbiazeen entwickelt, aber eben— falls ausſchließlich in Krautform (Wolfsmilch, Bingelkraut). Die faſt 5000 Arten der Familie ſind zum größten Teil Tropenbewohner und nehmen an der Zuſammenſetzung des Urwaldes hervorragenden Anteil. Auf Schritt und Tritt treffen wir in der hei— miſchen Flora Leguminoſen, ſogar als Holzgewächſe. Eine Sammlung europäiſcher Leguminoſen vermag aber keinen Begriff zu geben von der Mannigfaltigkeit dieſer Pflanzengruppe in den Tropen. Mehr als 7000 Arten ſind bereits bekannt. Obwohl dieſe Familie auch zahlreich an der Zuſammenſetzung der Savannenvegetation beteiligt iſt, fo gehören doch ihre mächtigſten Vertreter dem Urwald an; der Kuſſibaum (Coom- passia excelsa) z. B. iſt wohl der höchſte Baum des malaiiſchen Urwaldes über— haupt. Merkwürdig iſt es, daß die mit den Leguminoſen nahe verwandte Familie der Roſazeen im Tropengebiet ganz in den Hintergrund tritt. Dagegen fehlen die P 1 1 a a a, Du dd u a Ka on cn = Zuſammenſetzung des tropiſchen Urwaldes. 465 meiſten tropiſchen Familien bei uns gänzlich, ſo die Morazeen (rund 1000 Arten), die zum Teil zu den gewaltigſten Baumrieſen gehören, die wir überhaupt kennen; die Myriſticazeen, Laurazeen (1000 Arten), Rutazeen, Meliazeen, Anacar- diazeen (500 Arten), Sterculiazeen (700 Arten), Guttiferen (500 Arten), die auf das indiſch⸗malaiiſche Gebiet beſchränkten Dipterocarpazeen (300 Arten), die Flacourtiazeen, Myrtazeen, Sapotaz een (400 Arten), Bignoniazeen (500 Arten) und zahlreiche kleineren Familien. Von dieſen Tauſenden von Holzgewächſen ge— hören viele hundert Ar— ten ausſchließlich dem tropiſchen Urwald an. Nach Koorders, einem der beſten Kenner des malaiiſchen Waldes, wieſen die Urwälder der Inſel Java ſchon im Jahre 1895 etwa 500, das ganze Gebiet des Archipels wenigſtens 2000 Baumarten auf. Seitdem haben ſich dieſe Zahlen durch neue Funde bedeutend erhöht. Be— merkenswert iſt es, daß die Palmen im all⸗ gemeinen den Urwald meiden, wenigſtens die großen Formen. Sie ſind, wie oben erwähnt, echte Kinder der offenen, ſonnigen Tropenland— ſchaft. Abgeſehen von den kletternden Calameen treten gewöhnlich nur Zwergpalmen (Abb. 127) oder dünnſtämmige Ar- ten auf, in Amerika z. B. Abb. 73, 1 8 Urwald im Uſambaragebirge, Dftafrifa. Die Arazee C ulcasia seandens die Geonoma, im malais Baumſtämme ganz überziehend; in der Mitte eineDracaena;am Boden viele Farne. iſchen Archipel Pinanga. 8 (Aufnahme von Dr. H. Kochan.) Dieſe Mannigfaltig- keit der Beſtandteile bedingt gegenüber den Wäldern unſrer Breiten drei Eigentümlich— keiten des tropiſchen Urwaldes: die Form ſeiner Profillinie gegen den Himmel, ſeine innere Schichtung und die Färbung des Laubes. Die Profillinie unſrer Wälder erſcheint im ganzen wie am Lineal abgeſchnitten; beim tropiſchen Urwald tritt ſie mannigfach geſchwungen und gezackt auf; die Baumkronen liegen nicht alle in derſ elben Das Leben der Pflanze. VI. 30 466 Die tropiſchen Pflanzenformationen. Ebne, ſondern bilden mehrere Etagen über einander; hoch und breit recken ſich die gewaltigſten über die übrigen hinaus. Im Innern des Waldes ſetzt ſich der etagenförmige Aufbau der Vegetation fort: Bäume und ſtrauchiges Unterholz füllen den inneren Raum in allen Höhenlagen. Das— ſelbe Spiel wiederholt darunter das Heer der krautigen Pflanzen. Die unterſte, dem Boden unmittelbar aufliegende Etage, die in unſern Wäldern oft in großem Umfange von ſchwellenden Moospolſtern gebildet wird, fehlt dem tropiſchen Urwald allerdings faſt immer; nur der Grund der Stämme iſt gewöhnlich von Mooſen bedeckt. Die mitlleren Etagen, kleinere Bäume und ſtrauchiges Unterholz, können im Ur— wald allerdings auch fehlen. Er bildet dann mit ſeinen hohen, ſäulenförmigen Stämmen in der Tat einen lebenden Dom, deſſen ernſte, düſtere, erhabne Schönheit überwältigt. Solche Stellen ſind aber ſelten und meiſt nicht ausgedehnt. Gewöhnlich bietet der tropiſche Urwald nichts weniger als das Bild erhabner Ruhe. Das Durcheinander von Rieſenſäulen, Stämmen und Stämmchen; das Gewirr der Lianen, die im Regen— wald ihre mächtigſte Entwicklung erreichen; das Heer der Epiphyten von der ver— ſchiedenſten Wuchsform, deren eigentliche Heimat der tropiſche Regenwald iſt, all das wirkt verwirrend auf das Auge und zerſtreuend auf die Gedanken. Nicht zum wenigſten wird dieſe Wirkung auch bedingt durch die reiche Nuancierung der Laubfarbe, wie ſie der Artmannigfaltigkeit der Urwaldgehölze entſpricht; ferner durch die häufig hellgrauen, nicht ſelten faſt weißen Stämme der Bäume. Erſt wenn die Dämmerung die Formen ineinanderfließen läßt und die Farben durch Übergang in Grau und Schwarz auszugleichen beginnt; abends am Lagerfeuer, wenn man wie von einem düſteren Raum umfangen tft, den man ſchon tage-, vielleicht wochenlang durchſchritten hat und dem die Phantaſie nun nach allen Seiten hin die gleiche Ausdehnung verleiht, erlebt man ein ſammlungsvolles Erſchauern. Auch die Beleuchtungsverhältniſſe des Urwaldes, die ſich aus ſeinem Aufbau ergeben, tragen weſentlich zu der unruhigen Stimmung in ihm bei. Wir haben ſchon geſehen, daß die Blätter der tropiſchen Waldbäume in vielen Fällen recht groß, dabei meiſt ledrig-dick und auf ihrer Oberſeite ſtark glänzend ſind. Sie laſſen alſo das Sonnenlicht nicht durchſcheinen wie etwa die Blätter unſrer Buchen. Dazu kommt, daß die Blätter der tropiſchen Waldbäume, wie ebenfalls ſchon erwähnt, nicht ſo gleich— mäßig über die Krone verteilt find wie beiunſern Laubbäumen, ſondernhäufigſchopfig zu— ſammengedrängt an den Enden der Zweige ſtehen, einzelne Laubhaufen bilden. (Abb. 116 u. 117). Im Buchenwalde herrſcht deshalb ein gleichmäßiges, gedämpftes Licht. Dagegen fallen im tropiſchen Urwald in die Lücken zwiſchen die haufenförmig geord— neten Laubmaſſen zahlloſe Lichtwellen in jeder Richtung ein, werden von Stamm zu Stamm, von Aſt zu Aſt gebrochen und bilden mit den tiefen Schatten unter den un— durchläſſigen Laubhaufen unruhige Kontraſtwirkungen. Nach dem Grunde des Waldes zu gleichen ſich dieſe allerdings mehr und mehr aus, und, abgeſehen von einzelnen ſonnenbeſchienenen Stellen, herrſcht auf dem Waldboden ſelbſt nur eine geringe Hellig— keit. Stufenweiſe nimmt daher in den Etagen des Waldes die hygrophile Schatten- ausbildung des Laubes zu; im höchſten Maße haben ſie die Kräuter des Urwaldbodens aufzuweiſen mit ihren oft umfangreichen Spreiten (Abb. 21,105, 106) und ihren ſaft⸗ ſtrotzenden, der mechaniſchen Elemente faſt ganz entbehrenden Stengeln. Eines der Beleuchtung im tropiſchen Urwald. 467 ſchönſten Beiſpiele für die Verbreiterung der Blattſpreiten bei Schattenpflanzen ſtellen die im allgemeinen ſchmalblättrigen Gräſer. Eine Reihe von Urwaldgräſern — deren es übrigens nur verhältnismäßig wenige gibt — erzeugen, wie Pennisetum plicatum, ſo breite Blätter, daß man ſie für eine Jugendform gewiſſer Palmen halten könnte. (Abb. 21,130.) Die üppige Vegetation des Urwaldbodens zeugt davon, daß immer noch genügend Licht für den Pflanzenwuchs bis zu ihm hinabdringt; er iſt fast überall ſtärker beleuchtet als der Boden unſrer geſchloſſnen Fichten- und Tannenwälder. Viele der ſchattenliebenden Kräuter des Urwaldes ſind allerdings, wie wir ſchon ſahen zur Abb. 133. Urwaldwand an einer Bachlichtung, Uſambaragebirge, Oſtafrika. Kletterpflanzen, vor allen die Cucurbitazee Coceinea Engleri, Leguminoſen u. a. bilden dichte Behange. (Aufnahme von Dr. H. Kochan.) Ausnützung des geringen Lichtes beſonders organiſiert. Sie entwickeln auch nicht ſelten eine Fülle von zum Teil farbenprächtigen und anſehnlichen Blüten. Denn Pflanzen, deren Laub auf geringere Helligkeit angewieſen iſt, bedürfen auch zur Blütenbildung nur wenig Licht, wie die Haſelwurz unſrer Wälder und die häufig als Topfpflanze kultivierte Aspidistra zeigen. So auch wohl alle Urwald-Bodenpflanzen. Goebel hat gefunden, daß bei chlorophylloſen Phanerogamen die Anlage und Ausbildung der Blüten ganz im Dunkeln erfolgen kann. Vielleicht liegt darin ein Grund für das häu— fige Auftreten von Saprophyten und Paraſiten am Urwaldboden. Was für den Laien in die Vorſtellung des tropiſchen Urwalds den am meiſten charaktergebenden Zug bringt, ſind wohl die Lianen. Dieſe Vorſtellung iſt einſeitig, 468 Die tropischen Pflanzenformationen. aber nicht unrichtig. Vom verſchiedenſten Durchmeſſer, von Bindfadenſtärke bis zu Leibesdicke, umwinden ſie die ſtützenden Bäume oder verbinden wie ſtraffe Taue den Boden mit dem Baumgeäſt, fallen girlandenartig von einer Baumkrone zur andern und verflechten ſich oft zu einem undurchdringlichen Gewirr, in dem nur das Hau— meſſer den Durchtritt erzwingen kann (Abb. 27—29, 128, 131). Andre ſteigen als Wurzelklettrer an den Bäumen empor und umhüllen ſie oft mit einem dichten grünen Blättermantel (Abb. 132). An Waldrändern, wie ſie Flußufer und Schluchten bieten, fallen Kletterpflanzen in ganzen Gehängen über die Kronen herab und bilden oft eine geſchloſſne, grüne Wand. (Abb. 13: 3.) Während Lianen, allerdings in ſchmächtigeren Formen, auch im Steppenwald und in noch offneren Formationen noch reichlich auftreten, ſind die Epiphyten viel mehr auf den tro= piſchen Urwald be— ſchränkt. Kräuter und Sträucher leben epiphytiſch, wachſen in den Aſt— achſeln oder auf der Oberſeite der Zweige, einzeln, oder nad) Ver— wandtſchaft geſel-⸗ lig, oder in wirrem Gemiſch und Ge— dränge. Ein ſtark bewohnter Baum ſtellt wirklich einen kleinen botani⸗ ſchen Garten für Abb. 134. ſich dar. Haben. e die Güfte Hürzere, ſteife Sproſſe oder Blätter, wie die meiſten Farne und viele Orchideen, fo ſtehen ſie aufrecht. Andre aber laſſen ihre ſchlanken, ſchaukelnden Zweige in Strähnen oder in dichten Schleiern herabhängen. Eine Reihe von Eigentümlichkeiten zeigen die Bäume des tropiſchen Urwaldes. Bis 40 m hoch, nur wenig ſich verjüngend, ragen die glatten Stämme empor und tragen, aus Gründen der Raumverteilung, meiſt nur eine verhältnismäßig kleine, kug— lige oder walzenförmige Krone. Die Rinde iſt dünn und glatt, zuweilen, beſonders bei jungen Bäumen, chlorophyllhaltig, gewöhnlich aber mehr oder weniger hellgrau bis weiß (Abb. 113). Bei manchen Arten, vor allem aus den Familien der Myrtazeen, Legu— minoſen und Rubiazeen, ſchält ſie ſich in Fladen ab, die Stämme erſcheinen dann rot oder bräunlich. Beſonders häufig und auffällig iſt bei Urwaldbäumen die Bildung von Brett— wurzeln über deren Bedeutung ſchon oben geſprochen worden iſt (Abb. 33, 115). Auch die Kauliflorie (Abb. 35—40) ift faſt ganz auf den tropiſchen Regenwald beſchränkt. Bodenvegetation des tropiſchen Urwaldes. 469 Die Bodenvegetation iſt im Urwald an feuchten Stellen faſt ſtets ſehr üppig ent— wickelt (Abb. 129). Die ſie zuſammenſetzenden Kräuter und Staudenarten treten im Gegenſatz zum Oberholz häufig geſellig auf. Farne und Arazeen, vor allem aber Scita— mineen, Urticazeen, Balſaminen, Akanthazeen, Geſnerazeen bilden oft größere, mehr oder weniger reine Beſtände. Oder die ſaftigen, oft glaſig-ſpröden Stengel drängen ſich in buntem Gemiſch durcheinander. Hier häuft die Natur jene Gewächſe, die wir ihrer Blätter wegen in unſern Warmhäuſern zuſammentragen. Große, dunkelgrüne Spreiten von Herz- oder Spießform find nicht ſelten; häufig rot, gelb, weiß getupft oder gebändert. Die einen zeigen weichen Samtglanz, andre metalliſchen Blauſchimmer, der zumal auf den fein zerſchlitzten Farnen und Selaginellen anziehend wirkt. — An trockneren Stellen ſtehen die Bodenpflanzen oft ſehr locker; ſeltner iſt wohl allzutiefe Beſchattung daran ſchuld, daß der Boden vom Blätterteppich entblößt bleibt. Gänzlich ausgeſchloſſen vom Urwaldboden find einjährige Gewächſe, von denen Wiesner gezeigt hat, daß ihre Entwick— lung durch direktes Son- nenlicht am beiten ge— fördert wird. Sie ſtellen ja aber auch eine Anpaſ— ſung an weiteperiodiſche Klimaſchwankungen dar, die den tropiſchen Feuchtwald verſchonen. Eine von Reiſenden oft hervorgehobne Er— ſcheinung iſt die Blü— tenarmut des tropi⸗ ſchen Regenwaldes. Es gibt in der Tat Hunderte » von Urwaldbäumen mit Schematiſche Darſtellung ane ee nach Junker. ſehr kleinen und ganz unſcheinbar gefärbten Blüten, wie die meiſten Morazeen, Laurazeen, Euphorbiazeen und manche andre. Und von den auffälligeren Blumen gehen viele in der er— drückenden Maſſe des grünen Laubes verloren. Der Geſamteindruck der Blüten- armut beſteht im Urwald wirklich. Im einzelnen kann man aber die prächtigſten Formen und Farben beobachten. Die runde Krone von Spathodea campanulata, welche die großen, wie zu Flammen zuſammengeſtellten Burpurblüten alle an ihrem Umkreis trägt, fällt im weſtafrikaniſchen Urwald ſchon aus großer Entfernung auf; ebenſo die Berlinia-Arten, die dasſelbe Bild in Weiß bieten. Von Bäumen heben ſich weiter nicht ſelten blühende Mimoſoideen, Sterculiazeen, Apocynazeen, Rubiazeen aufdring— lich aus dem Grün heraus. Von Klettrern gehören zu den ſchönſten Schmuckpflanzen des Urwaldes zwei Rubiazeen, Mussaenda in Aſien und Afrika, Warszewiezia in Amerika. Die Farbenwirkung kommt bei ihnen dadurch zuſtande, daß einer der fünf Kelchzipfel zu einem großen Blatt auswächſt, von weißer, roter oder gelber Farbe, je nach der Art. Die Blüten einiger Aristolochia-Arten gehören zu den größten, die 470 Die tropischen Pflanzenformationen. wir kennen, ſind aber wenig auffällig gefärbt (Abb. 32). Hohe Blütenpracht entfaltet viel- fach die artenreiche Familie der Melaſtomatazeen. Schimper weiſt darauf hin, daß die amerikaniſchen Urwälder ſchon durch ihre Fülle epiphytiſcher Bromeliazeen weniger eintönig erſcheinen, bei denen zu den kräftig gefärbten Blüten ſelbſt nicht ſelten noch eine Abb. 136. Schumewald in Weſt⸗Uſamabara, Oftafrifa. Lints ein Stamm von Juniperus procera. (Aufnahme von Dr. Lohmeyer.) Häufung kontraſt— reich bunter Hoch— blätter kommt. Die Verbrei- tung des immer— grünen tropiſchen Regenwaldes (vergl. die Karte) hängt ganz von den Niederſchlä— gen ab. Er iſt nur in Gebieten ent- wickelt, die eine jährliche Regen— ſumme vonwenig— ſtens 200 em in ziemlich gleichmä— ßiger Verteilung empfangen, alſo keine ausgeprägten Trockenzeiten auf— weiſen. Am reich— ſten und üppigſten tritt der Regen⸗ wald im feucht⸗ warmen Aſien und im tropiſchen Süd- amerika auf. In Vorderindien, das ſeiner größten Ausdehnung nach Savannenlandiſt, findet er ſich über all dort, wo genü⸗ gend Niederſchläge vorhanden find. Das iſt der Fall auf der Weſtſeite der Halbinſel, weil hier der Sommermonſun an Gebir— gen emporſteigt, an denen er ſeine Feuchtigkeit abläd. Tropiſche Regenwälder bedecken deshalb die Weſt-Gahts, etwas nördlich von Bombay bis nahe an die Südſpitze bei Trivandrum; auf Ceylon die Umgebung von Colombo. In der Höhe herrſcht Nebelwald. Verbreitung des tropiſchen Urwaldes. 471 Hinterindien, das durch einen hohen mittleren Gebirgszug in eine weſtliche und eine öſtliche Hälfte geſchieden wird, iſt in der weſtlichen feuchter, ozeaniſcher und gleich— mäßiger temperiert. Beſonders der Süden der Halbinſel, Malakka, und im Norden Burma erinnern in ihrem üppigen Waldreichtum ſchon an den malaiiſchen Archipel. Von Burma aus zieht eine regenreiche, mit Feuchtwald beſtandne Zone nach Norden; Cherra Punji am Südabhang der Khaſia-Berge iſt der feuchteſte Ort der Erde, mit einem durchſchnittlichen Jahresniederſchlag von 12000 mm (1861 fait 23000 mm). Weiter fett ſich der Regenwald fort durch das Bramaputratal bis an den Südfuß des Himalaja, den er, bis zu einer Höhe von 1000 m aufſteigend, durch Sikkim und Nepal begleitet, in den Flußtälern tief ins Innere des Gebirges vordringend. An Üppigfeit und Undurchdringlichkeit gibt er dem äquatorialen Urwald des malaiiſchen Archipels kaum etwas nach. Dieſer bedeckt ein geſchloſſnes Gebiet von mehr als 200 em jährlichem Nieder— ſchlag, namentlich auf Borneo, Sumatra, den Philippinen (beſonders an der Oſtküſte) und Molukken, denen ſich auch Weftcelebes und Weſtjava anreihen. Mit der Annäherung an Auſtralien nimmt der Regenreichtum ab: Oſtjava, Oftcelebes, die kleinen Sunda— inſeln und Timor haben weniger als 200 em im Jahr, und zwar um ſo weniger, je ſüdlicher ihre Lage iſt. Hier tritt der Monſunwald in ſeine Rechte, der auch im ſüd— lichen Siam und in Annam große Ausdehnung erreicht. Während ſich der tropiſche Regenwald über Neu-Guinea nach den Inſeln der Südſee erſtreckt, tritt er in Auſtralien an der gebirgigen Oſtküſte nur in einzelnen, dem Savannenwald eingeſprengten Enklaven auf, ſo nördlich und ſüdlich von Brisbane, vor allem aber in Nordqueensland. Was Afrika betrifft, ſo iſt es in hervorragendem Sinne als der Erdteil der Savannen zu bezeichnen. Vor 20 bis 30 Jahren hatte der in Europa geborne, für Afrika zu einfache Sammelbegriff „Wald“ übertriebne Vorſtellungen von ſehr aus- gedehnten Waldländern im zentralen Afrika erweckt, jo daß ein Gebiet zuſammen⸗ hängender Wälder, größer als die auf höchſtens 40000 Quadratmeilen zu ſchätzende Hyläa Südamerikas ſich aufzutun ſchien. Dabei wurden aber die zuſammenhängenden, dichten Wälder, die Livingſtone auf dem Wege vom Tanganika zum Lualaba durch— ſchritt, zuſammengeworfen mit den ſchmalen Waldſtreifen, die die Waſſerläufe im Steppengebiet begleiten, und mit den „Verdichtungen von Steppenbäumen“, die Pogge „häßliche, ſchattenloſe Hochwälder“ nennt. Schon der italienische Reiſende Piaggia, ſpäter Schweinfurth und vor allen Pechuel-Löſche haben durch ihre Spezialiſierung unſre Anſchauungen über den afrikaniſchen Wald geklärt und berichtigt. Von dem Regenwinkel Kameruns und von Spaniſch-Guinea aus zieht ſich rechts und links der Grenze zwiſchen Kamerun und dem franzöſiſchen Kongo ein zuſammen— hängender breiter Streifen Urwaldes zum mittleren und oberen Kongo hinüberundbreitet ſich hauptſächlich zwiſchen dieſem ſelbſt und ſeinem mächtigen nördlichen Nebenfluß, dem Übangi, aus. Dieſes zuſammenhängende Gebiet des „Guinea-“ und „Aquatorial⸗ mwaldes“ pflegt man in neuerer Zeit als die afrikaniſche, Hyläa“ zu bezeichnen, ein Name, der von Humboldt zuerſt für das große Waldgebiet Südamerikas angewendet wurde. Von ihr aus erſtrecken ſich an den ſüdlichen Zuflüſſen des Kongo urwaldartige Galerie— wälder bis tief in die Savanne hinein. 472 Die tropiſchen Pflanzenformationen. Nach Nordweſten hin ſetzt ſich der Urwald als ein etwa 1 bis 2 Breitengrade tiefer Streifen über die Nigermündung an der Küſte bis Liberia hin fort, gerade unſer Schutzgebiet Togo überſpringend, wo ſich der Wald nur noch in feuchten Gebirgs— ſchluchten gehalten hat. Der Aquatorialwald erreicht im Oſten kaum das Seengebiet. Weiter oſtwärts findet ſich Regenwald nur noch ganz zerſprengt an den höheren Gebirgen: an der Oſt— küſte des Albert⸗ Edward-Sees, der nördlichen Welt- küſte des Viktoria⸗ Sees, am Kilimand⸗ jaro und Meru, in den Uſambara⸗ und Uluguruber- gen, am Südende des Njaſſa-Sees, auf einem ſchma⸗ len Küſtenſtreifen von Natal bis zur Delagoabai. Re⸗ genwald trägt wei⸗ ter noch die nörd⸗ liche Spitze und der ganze öſtliche Rand von Mada⸗ gaskar. Dieſe Tat⸗ ſache iſt dadurch bedingt, daß hier der Paſſat als Re⸗ genwind auftritt. Dieſelbe Er- ſcheinung begeg— net im zentralen Amerika wieder. Auch hier finden wir deshalb tropi⸗ ſchen Regenwald an den nordölt- Abb. 137. . A 2 Mooswald auf Java. (Aufnahme von Dr. Jenſen.) lichen Küſten der weſtindiſchen In⸗ ſeln; doch iſt er auf die feuchteren Inſeln beſchränkt, die großen Antillen und die ſüd— licheren kleinen Antillen bis Guadeloupe. Auch auf dem kontinentalen Zentralamerika iſt, mit Ausnahme der trocknen Halb- inſel Yucatan, der Oſten das Gebiet der Feuchtwälder. Beſonders im Südoſten, in (WBUuulS "5 uoa IAYUWBIS uU Pods) (eIsajseg ‘snyjue9edojyg) usdevqzuvzyc usausgng aun (99801738) rufe ig snipeydoydıowy nu Po mouse uv Bunzp aan > a Mi eq new 19q nv ajvanız S608 ON uscdtoag dog heatus suv gohulgd Verbreitung des tropifchen Urwaldes. 473 Darien und Panama, ſind ſie vorherrſchend, beſchränken ſich aber in Veragua und Coſta Rica bereits auf einen ſchmäleren Streifen an der atlantiſchen Küſte. Jenſeits von Yucatan erſcheint noch einmal ein ſchmaler Regenwaldſtreifen an der Küſte von Vera Cruz und Tabasco. Das ungeheure Waldland Südamerikas pflegt man, wie ſchon bemerkt, als Hyläa zu bezeichnen. Über das ganze Stromgebiet des Amazonas zieht es ſich hin, von den Cordille— ren bis zum atlan⸗ tiſchen Ozean, vom oberen Orinoco bis zum Madeira. Nur an der Mün⸗ dung des Amazo⸗ nas treten Savan⸗ nen an den Strom heran. Allerdings iſt dieſes ganze weite Gebiet nicht zuſammenhängend von immergrünem Regenwald be— deckt. Er tritt, da in Braſilien die Feuchtigkeit, auch die der Luft, ſehr an die Waſſerläufe gebunden iſt, nur im Ufergebiet der großen Ströme auf: des Ama⸗ zonas ſelbſt, des Rio Negro im Norden, des Ma— deira, Tapajos, Zingu im Süden; ferner des Tacan⸗ Abb. 138. tius und Ara⸗ Waldgrenze am Kilimandjaro. Die Bäume find mit Bartflechten (Usnea) dicht behangen. guaya, des Para⸗ (Aufnahme von Dr. Lohmeyer.) 4 guay und Parana. In Oſtbraſilien, zwiſchen dem Rio Sao e und 9 findet ſich ein immer- En en 474 Die tropiſchen Pflanzenformationen. Galeriewald. Höhenwald. Eine beſondre Form des immergrünen Regenwaldes iſt der bereits erwähnte Galeriewald (Alluvialwald, Waſſerwald, Uferwald). Viele Reiſende bedienen ſich, wenn ſie die Landſchaft des zentralafrikaniſchen Hochplateaus ſchildern, desſelben Aus— drucks: ſie vergleichen das Land mit einer ſtark geäderten Marmorplatte. Das Ader— netz wird hervorgerufen durch ſchmale, oft nur 30 bis 50 m breite Waldſtreifen, die die Flußläufe begleiten. Ihre Ränder grenzen ohne Übergang unmittelbar an die Savanne. In breiteren, tiefer eingefchnittnen Tälern können dieſe Waldſtreifen in ihrem phyſiognomiſchen Eindruck den üppigen Charakter des Urwalds wiederholen, deſſen floriſtiſche Zuſammenſetzung ſie mit geringen Abweichungen dann auch teilen. Die durchſchnittliche Höhe des oberſten Laubdachs beträgt nach Schweinfurth 80 bis 100 Fuß. „Allein oft gewährt eine ſolche Galerie, von außen geſehen, längſt nicht den impoſanten Anblick, den man aus der Tiefe der Sohle des Baches genießt, da an vielen Stellen die Einſenkung der letzteren, welche den Galerien- oder Tunnelcharakter vollſtändig macht, kaum die Hälfte des Waldes über die Steppenfläche hervorragen läßt; viele Galerien ſind ganz und gar in ſie verſenkt.“ Junker unterſcheidet dieſe letzten noch als „Teraſſenwälder“, indem er den Ausdruck „Galeriewald“ auf die Uferwaldung in weniger tiefen Rinnen einſchränkt. (Abb. 135). Dieſes Vorkommen mehr oder weniger breiter Urwaldſtreifen mitten in trocknem Savannengebiet muß auffällig erſcheinen und erklärt ſich nur durch das reichliche Vorhandenſein von Grundwaſſer. Während der tropiſche Urwald eineklimatiſche Forma— tion iſt, d. h. von den Niederſchlägen abhängt, muß man die Galeriewälder zu den eda— phiſchen Formationen rechnen, deren Daſeinsbedingungen in der Beſchaffenheit des Bodens liegen: ein beiſpielloſer Reichtum von Quellen, die durch die tief eingeſenkten Flußtäler angeſchnitten werden, bietet den Galeriewäldern die Möglichkeit ihrer Exiſtenz. Man hat ſie desalb auch Waſſerwälder genannt. Auf Flußauen, die nicht eingeſenkt ſind, ſondern mit der Savanne annähernd in gleicher Höhe liegen, iſt der Uferwald wohl mehr von den zeitweiligen Überſchwemmungswaſſern als von ſtändigen Quellen abhängig. Die Bezeichnung „Alluvialwald“ iſt hier angebracht. In ihm ſind die An— klänge an den Urwald nur noch ſchwach: die Lianen werden ſchmächtiger, Epiphyten ſeltner, die Bäume, die ihn zuſammenſetzen, entſprechen mehr der Savannez es beteiligen ſich zahlreiche Leguminoſen, meiſt allerdings auch mächtige, vor allem rauhblättrige Ficus-Arten. Eine andre Form des immerfeuchten tropiſchen Waldes iſt der Höhenwald, der die Gebirgsabhänge etwa zwiſchen 1700 und 3000 m Meereshöhe bedeckt. Überall in den Tropen, wo ſich die Gebirge zu ſolchen Höhen erheben, tritt er auf: an den vorder— indiſchen Gaths, in Hinterindien, im malaiiſchen Archipel, auf Neu-Guinea, an den hohen Vulkanen Afrikas. In Amerika ſind alle Oſtgehänge der Cordilleren von Vene— zuela bis Bolivien mit dichtem Walde dieſer Art überzogen, in dem die Gattung Cinchona den Ton angibt; von den weſtindiſchen Inſeln tragen ihn nur die größeren; Haiti, Kuba und Jamaika. Die Feuchtigkeitsquelle, aus welcher der Höhenwald ſchöpft, ſind die Nebel, die in dieſer Region faſt beſtändig die Gebirge einhüllen. („Nebelwald“.) Die Geſamttemperatur, die ihm zu Gebote ſteht, iſt erheblich niedriger als die des immergrünen Regenwaldes der Ebne und der niederen Bergregionen. Er unterliegt Der Höhenwald. 475 — abgeſehen von den Lichtverhältniſſen — ähnlichen Bedingungen wie die Wälder der feuchten Subtropen, weshalb ihn Engler mit einem mißverſtändlichen Ausdruck als „ſubtropiſchen Höhenwald“ bezeichnet. Meiſt geht er von unten her allmählich aus dem eigentlichen Urwald hervor. Die Baumarten, die in jenem herrſchen, werden mehr und mehr von andern erſetzt, die ſich durch Wuchs und Tracht ſchon unterſcheiden. Nicht ſchlanke, bis 50 m Hohe Säulenſtämme ragen im Höhenwalde auf, ſondern knor— rige, krüpplige Geſtalten gewinnen die Oberhand, erreichen aber zuweilen noch mächtigeren Umfang als Urwaldbäume. Von außen bewahren die Bäume des Höhen— waldes mehr eine ne gleichmäßige Durchſchnittshöhe. Gieſenhagen nimmt als Erklärung dieſer Tatſache an, daß Stürme das Aufkommen der einzelnen über den Wald hoch emporragenden Rieſenwipfel un- möglich machen. Das dürfte kaum der wahre Grund ſein. Die Profil- liniedes Bergwal— des erſcheint zwar gleichmäßiger als die des eigentlichen Urwaldes, aber immer noch zackig genug. Für dieſen Gradunterſchied iſt wohl hauptſäch⸗ lich die gleich— mäßigere Zuſam⸗ menſetzung ver- antwortlich zu 1 machen. Der Berg⸗ Waldgrenze am Kilimandjaro. Ganz mit Flechten beladne Baumäſte. wald iſt allerdings (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) nur im Oberwuchs weniger formenreich als der Urwald der Ebne; die einzelnen Arten ſtehen dichter zuſammen. Plankenſtützen aus Brettwurzeln kommen an den Stämmen nicht mehr vor. Dafür ſah ich am Kamerunberg Araliazeenbäume von ganz eigenartiger Wuchs— form. Nicht ein Stamm entſteigt dem Boden, ſondern es erheben ſich drei bis zehn und mehr einzelne Stämme von verſchiedner Dicke, die ſich dicht über dem Erdboden oder auch erſt bei 3 bis 5 m Höhe vereinigen; aus der Vereinigung ſteigen dann ein oder mehrere ſtarke Stämme empor: der Baum ſteht wie auf Stützen, zwiſchen denen man nicht ſelten hindurchgehen kann. Sie nehmen einen Raum ein, der bis 25 m im Umfang hat, und auf dem Ganzen ruht eine niedrige Krone von gewaltiger Aus— dehnung. Palmen, die im Urwald überhaupt ſelten ſind, fehlen in dieſer Höhe ganz. Gagel (Myrica), Erikazeen (gauria), Araliazeen (Schefflera) und tropiſche Nadel bäume wie Juniperus und Podocarpus (Abb. 136) bezeichnen den Beginn des Höhen— 476 Die tropiſchen Pflanzenformationen. Der Bambuswald. waldes. Elegante Baumfarne, einzeln, oder in anmutigen Gruppen, ſind für ihn charakteriſtiſch. Von oben bis unten oft ſind Stämme und Aſte, ja ſelbſt Blätter mit Mooſen überzogen, die in dieſer ſtets feuchten Atmoſphäre unglaubliche Üppigfeit er⸗ reichen; mit der ganzen Hand, bis an die Knöchel, muß man durch die Moosmäntel hindurchgreifen, um an das Holz zu kommen. Von den Zweigen hängen ſie in fuß— langen, feinen Strähnen herab. Andre Bäume tragen ſtatt deſſen ſchwellende Polſter oder zarte Behänge der zierlichen Hautfarne (Hymenophyllazeen), braun oder ſmaragd⸗grün, mit glitzernden Tauperlen bedeckt. Stark verändert gegen den Urwald tieferer Regionen iſt im Höhenwald die Bodenvegetation. Sehr häufig ſind Farne in ihr, ungemein reich, aber iſt ſie an kräf— tigen Stauden aus Familien, die in der Ebne ſelten ſind, wie Labiaten, Umbelliferen, Kompoſiten. Dazwiſchen klettern Brombeeren und erinnern mit Storchſchnabel und Veilchen an die Waldflora unſrer Breiten. Auf Lichtungen treten ſchon die eigen— artigen baumförmigen Lobelien und Kompoſiten auf, die im Grasland oberhalb des Waldes noch häufiger werden. Lianen ſind im Höhenwalde nicht ſelten, doch erreichen ſie nur geringe Stärke. Dagegen bedeckt eine üppige, wenn auch nicht allzu artenreiche Epiphytenvegetation, Farne und Blütenpflanzen, die Bäume. Je höher wir kommen, um ſo mehr tritt ſie zurück, alle Zweige ſind in dichte Moosdecken gehüllt. Häufiger auftretende Strähnen der Bartflechte (Usnea) zeigen an, daß wir uns der oberen Grenze des „Nebel-“ oder „Mooswaldes“ nähern. Am Waldrande ſelbſt hängt ſie, grau oder gelb, in ganzen Schleiern meterlang aus den Bäumen herab: ein wirklich märchenhafter Anblick bei der nebligen Dämmrigkeit, die in und unter den Kronen herrſcht (Abb. 18, 138, 139). 3. Der Bambuswald. Die Daſeinsbedingungen dieſer Formation ſind noch wenig erforſcht. Schimper glaubt, daß das Auftreten von Bambusbeſtänden mit Eigenſchaften des Bodens ver— knüpft ſei, die andern baumartigen Gewächſen weniger günſtig ſind. Meine Beob— achtungen in Borneo beſtätigen dieſe Annahme: ich fand ziemlich ausgedehnte Bambus= wälder im trockengründigen Hügellande von Südoſtborneo, aber mitten im weiten Urwaldgebiet. Eine gewiſſe, nicht zu geringe Menge von Niederſchlägen und Luft- feuchtigkeit iſt für das Aufkommen von Bambusbeſtänden ſicher notwendig. In Amerika wie in der alten Welt finden ſie ſich hauptſächlich in den feuchteren Höhenlagen der Gebirge. So tritt in den oſtafrikaniſchen Hochgebirgen, die ſich über 2000 m erheben, ziemlich allgemein an der Grenze zwiſchen dem unteren, immergrünen Regenwald und dem Nebelwald eine Zone auf, in der dichte und hohe Bambusbeſtände herrſchen. Ahnliches berichtet Buſſe aus Oſtjava. Im Himalaja ſteigen Bambuſen bis 3400 m, noch höher in den Anden. Hier bilden Chusquea-Arten über der Baumgrenze auf weite Strecken hin undurchdringliche Dickichte, die Carizales. Wo der Bambuswald den Übergang zwiſchen dem Regenwald und dem Höhen— wald vermittelt, nimmt er jedenfalls noch eine Menge Vegetationselemente aus jenem auf. Buſſe ſchreibt vom Bambuswalde des Semeru: „Seine Strauch- und Kraut⸗ Der Bambuswald. Der Monſunwald. 477 flora ift zur überwiegenden Mehrzahl ihrer Glieder mit denjenigen des Regenwaldes gleicher Höhenzonen Oftjavas identiſch und zeigt die allgemein bekannten Erfcheinungen der Anpaſſung an ein regenreiches Klima. In dem mehr oder weniger dichten Schatten des Bambusdomes begegnen wir Cyperazeen, Liliazeen, Amaryllidazeen, Zingiberazeen, Kommelinazeen, Melaſtomatazeen, Piperazeen u. a. m., die hier bei entſprechender Feuchtigkeit die günſtigſten Vegetationsbedingungen finden. An epiphytiſchen Orchi— dazeen und anderen Epi- — phyten fehlt es ebenſo— wenig wie an der klet— ternden Freycinetia.“ Einförmiger zuſam- 8 mengeſetzt ſind die in ge⸗ ringen Höhenlagen auf Borneo von mir durch— wanderten Bambuswäl— der (Abb. 140). Nur ſelten finden ſich höhere Laubbäume. Stamm- palmen, wie Caryota, ſcheinen in den lichteren Räumen der Bambus⸗ beſtände aber leichter aufzukommen als im Ur— walddunkel. Holziger Unterwuchs iſt meiſt nur wenig vorhanden, eben= fo, außer an offnen Stel- len, krautige Bodenve— getation, da vielfach eine Lage abgefallner Bam— busblätter den Boden bedeckt. 4. Der Monſunwald. Reiſt man in der Zeit von Juli bis November vom Weſten der Inſel i a Java nach dem Oſten, ſo fälltein außerordentlicher Wandel der Vegetation auf. In Weſt⸗ java bedeckt üppiges Grün die Berghänge, tropiſcher Urwald in der ſchwerſten Form. Schon die Ebnen und niederen Hügel Mitteljavas tragen dagegen einen Wald, der um dieſe Zeit faſt entblättert daſteht. In der Regenzeit ſchmückt auch ihn ein freudiges Grün, eintöniger allerdings als das des immergrünen Tropenwaldes. Dieſer periodiſche Laubwechſel iſt bedingt durch den ausgeſprochnen Wechſel zwiſchen trocknem Oſtmonſun Abb. 140. Bambuswald auf Borneo. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) 478 Die tropiſchen Pflanzenformationen. und feuchtem Weſtmonſun; die von dieſem Wechſel abhängigen Wälder werden des— halb Monſunwälder genannt. Der Hauptcharakterzug des Monſunwaldklimas liegt darin, daß die Trockenzeit den kürzeren Teil des Jahres ausmacht, und daß die längere Regenperiode noch beträchtliche Niederſchläge mit ſich bringt. Das nur die feuchte Zeit über dauernde Laub der Monſunwaldbäume iſt daher auch kaum oder wenig rerophil gebaut. Ihre übrigen Organe, vor allem Rinde und Knoſpen, beſitzen da— gegen eine der Trockenheit angepaßte Struktur. Solche klimatiſchen Verhältniſſe finden ſich außer im öſtlicheren Java noch in großen Teilen Hinterindiens; ferner ſtellenweiſe in Braſilien und Afrika, wo aber weder ſie ſelbſt noch die von ihnen abhängige Vege— tation genauer erforſcht ſind. Die Monſunwälder Aſiens enthalten als weſentlichen Beſtandteil den Tiekbaum, Tectona grandis, der in mehr oder weniger reinen Beſtänden auftreten kann. Gegen— über dem immer⸗ feuchten tropi— ſchen Regenwald iſt der Monſun⸗ wald überhaupt weniger mannig— faltig zuſammen— geſetzt, wenn auch im:mmer noch bunt genug. Die Bäume erreichen eine Höhe von 30 bis höch— ſtens 40 m und ſelten mehr als 1 m Dicke. Die Stämme ſind häu⸗ fig gefurcht oder auch etwas ge— dreht, im ganzen aber noch von hohem, gradem Wuchs. Bei manchen Arten, wie den im Monſunwald ziemlich häufigen Sterculien, findet ſich an der Stammbaſis das Plankengerüſt. Die Rinde iſt gewöhnlich nicht dünn und glatt, ſondern erzeugt eine dicke, ſchuppige oder faſrige Borke. Da die Bäume im Monſunwald weniger dicht ſtehen als im ſtetsfeuchten Urwald, ſo ent— wickeln ſie eine breitere Krone. Die Größe der Blätter iſt im Durchſchnitt nicht ge— ringer als im Regenwald; beim Tiekbaum erreichen ſie 40 bis 70 em Länge und 30 bis 50 em Breite. Kauliflorie kommt ſelten vor. Im trocknen Oſtmonſum werfen, wie ſchon geſagt, mit Ausnahme einiger Immer— grünen, die Bäume ihr Laub, ſo daß ſie ganz kahl daſtehen. Die trocknen, bei jedem Schritte kniſternden Blätter bedecken den Boden ganz. Dieſer Bodenbelag iſt es neben der Trockenheit des kahlen Monſunwaldes wohl hauptſächlich, was ſeine Armut an Abb. 141. Albizzia hypoleuca, (Oſtafrika), mit Schirmkrone. (Aufnahme von Geheimrat Dr. W. Buſſe. Zur Verfügung geſtellt von K. W. K.) Der Monſunwald. 479 Unterholz, beſonders aber an krautiger Bodenvegetation nach ſich zieht. Palmen treten ſelten auf, häufiger Bambuſen. Die Kräuter des Bodens wechſeln ſehr nach ſeiner Beſchaffenheit. Sit er feucht und humos, ſo ſtellen ſich Zingiberazeen ein, die gegen Aus— gang der Trocken— zeit ihreprächtigen Blüten entfalten. Beſonders trockne Stellen ſind vor— nehmlich mit hohen Gräſern bewach— fen. Unter den un⸗ ſcheinbaren Stau— den ſind nament- lich Malvazeen, Kompoſiten, einige Arazeen, kleine Akanthazeen und Kommelinazeen, endlich verſchiedne in der Trockenzeit blühende Amaryl- lidazeen zu er wähnen. Lianen finden ſich in den Mon- ſunwäldern wohl ſeltner als im Regenwald, feh— len aber durch— aus nicht, wie es Junghuhn aus den Tiekwäldern Javas berichtet. Raciborski for- rigiert dieſe An- gabe folgender— maßen: „Tatſäch⸗ lich kann man 7 r 55 2 2 Abb. 142. Savannenbäume (Abeſſinien) von dünnen Lianen überſponnen. (Aufnahme von Prof. Dr. Roſen.) manchmal größere Strecken durchwandern, ohne Epiphyten oder Lianen zu ſehen; es fehlen aber weder die einen noch die andern. Hie und da hängt oben eine über Im lange 480 Die tropifchen Pflanzenformationen. Der Trockenwald. Hülſe der mächtigen kletternden Entada scandens, und in keinem Muſeum habe ich jo ſchöne, Affentreppen , jene Lianen mit flachem, breitem, treppenartig gebogenen Stamm geſehen wie hier. Seltner finden wir Stämme, die von den Würgwurzeln einer Ara— liazee oder Ficus umſponnen find. Und auch die Epiphyten fehlen nicht ganz, wenn ſie auch in der Zahl der Arten und Individuen ſtark zurückſtehen hinter jenen des immergrünen Waldes.“ Gar nicht ſelten ſind Niſchenfarne, die zum Teil, wie Poly— podium rigidulum, während des Oſtmonſuns ebenfalls ihre Blätter werfen. Auch die hängenden Spreiten des Geweihfarns (Platycerium) fallen häufig auf. Die eigentliche Heimat aber iſt der Monſunwald für jene äußerſt xerophilen Epiphyten, die vermöge ihrer Organiſation noch an den letzten dünnen Zweigenden ſich anzuſiedeln vermögen, wie Drymoglossum von den Farnen und die dickblättrigen, teilweiſe Sack— blätter bildenden Asklepiadazeen (Hoya, Dischidia). Zahlreich ſind auch Orchideen, und zwar gerade ſchönblühende Arten. Merk— würdig häufig tragen die Aſte der Bäume Loranthus-Büfche, die oft ebenfalls große, leuchtende Blüten entwickeln. Überhaupt iſt nach den Berichten aller Reiſenden die Blütenfülle des Monſunwalds größer als die im Urwald. Auch kommt ſie mehr zur Geltung, weil die Blütezeit mit der Trockenperiode zuſammenfällt, in der die Blatt— maſſe ſo ſtark gemindert iſt. 5. Der Trockenwald. Geſtaltet ſich in der Tropenzone der jährliche Ablauf des Klimas ſo, daß die Regenperiode zwar noch ausreichende Feuchtigkeit bringt, die Trockenzeit aber ſehr niederſchlagsarm iſt und den größeren Teil des Jahres über dauert, ſo können nur noch xerophile Gehölze zu Waldbeſtänden zuſammentreten, die man Trockenwälder nennt. Ihre häufigſte Form iſt der Savannenwald, der mit dem immergrünen Regenwalde faſt nichts mehr gemein hat. Die Bäume erreichen, mit wenigen Aus— nahmen, ſelten 20 m Höhe und ſtehen häufig in ſo lichter Anordnung, daß man ſie kaum noch als waldbildend bezeichnen kann. Die Baumwipfel berühren ſich meiſt nicht. Dieſes raume Auftreten im Verein mit der Blattausſtattung der Bäume läßt dem Boden faßt keinen Schatten zuteil werden. In der Ausbildung der Blätter äußert ſich natürlich zuerſt die formgeſtaltende Wirkung der Trockenheit. Faſt ausnahmslos ſind ſie klein, ſelten freudig grün, zuweilen mehr oder weniger grau behaart. Bei den typiſchen Gliedern des Savannenwaldes, den fiederblättrigen Leguminoſen, vermögen ſie bei hohem Sonnenſtande Profilſtellung anzunehmen, wodurch ihre Schattenwirkung ſo gut wie ganz aufgehoben wird. In der Trockenzeit ſteht der Savannenwald faſt laublos da; nur wenige Bäume mit ſehr derben Blättern find immergrün, in Afrika z. B. einige apaca- Arten (Abb. 2), eine Anzahl Capparidazeen, Balanites aegyptiaca, in Auſtralien und Südamerika vor allem Proteazeen. Ein höchſt typiſches Beiſpiel eines trockenkahlen Baumes iſt die im nordöſtlichen Afrika vorkommende Boswellia papyrifera, die ſtellenweiſe reine waldartige Beſtände bildet. Nur etwa von Mitte Juli bis Ende Auguſt, der kurzen Zeit der ſommerlichen Regen, ſteht ſie im Schmuck ihrer 4 bis 5-wꝰjochig gefiederten, wollig behaarten Blätter da, die ganze übrige Zeit des Jahres mit völlig kahlen Aſten. . pr Bi Winkler, Pflanzenwelt der Tropen 05405 K “ESELLICHAFT ER NATURFRLUNDE STUTTGART VBaritofluß in Borneo, mit ſchwimmender Vegetation (Waſſerhyazinthe, Monochoria vaginalis) Am Ufer links Sagopalmen (Metroxylon spec.), rechts malayiſches Dorf in einem Kokoshain (Nach einem Aquarell von X. Oeffinger) Baumform des Trockenwaldes. 481 Höchſt eigenartig iſt der Habitus der xerophilen Savannenwaldbäume. Die nie— drigen Stämme ſind nicht glatt und ſelten ſäulenförmig grade aufſtrebend, ſondern ſteigen oft, ein wenig knorrig oder krüpplig, mehr oder weniger ſchräg empor. Eine meiſt helle, nicht ſelten faſt weiße, riſſige Borke bedeckt ſie in dicker Lage. Das Holz dieſer Bäume iſt gewöhnlich feſt gefügt; nur bei wenigen, wie dem Affenbrotbaum und andern Bombakazeen, auch Sterkuliazeen, erſcheint es ſchwammig weich und dient als Waſſerſpeicher. Solche Arten haben meiſt einen dickeren und höheren Stamm als die übrigen Bäume des Trockenwaldes und eine glattere, ledrig-faſrige Rinde. Das Abb. 143. „Myombo“-Wald in Oſtafrika, ein aus verſchiednen kleinblättrigen Leguminoſen zuſammengeſetzter Trockenwald. (Aufnahme von Geheimrat Dr. W. Buſſe. Zur Verfügung geſtellt vom Kolonialwirtſchaftl. Komitee.) Wurzel ſyſtem der Holzgewächſe iſt in dieſer Formation kräftig entwickelt und dringt bis zum Grundwaſſer vor. Ein verhältnismäßig hoher Grundwaſſerſtand gehört wahr— ſcheinlich zu den Daſeinsbedingungen des Savannenwaldes. Die Krone ſeiner Bäume iſt oft ſtockwerkartig gegliedert, noch öfter aber ſchirm— artig abgeplattet oder gar trichterförmig vertieft (Abb. 121 u. 141). Dieſer Typus tritt uns in allen Reiſeſchilderungen und auf allen Savannenphotographieen mannig— faltig immer wieder entgegen. „Tauſende und abertauſende dieſer meiſt graubraunen Baumſchirme — ſagt Hans Meyer — zerſtreut über die vom roten Boden durch— leuchtete Grasflur verleihen der Landſchaft eine eigenartige Phyſiognomie.“ Die ökologiſche Bedeutung dieſer Kronenform iſt noch nicht genügend erklärt. Daß ſie Das Leben der Pflanze. VI. 31 482 Die tropiſchen Pflanzenformationen. einen Schutz gegen die austrocknende Wirkung des Windes darſtellt, ſcheint einleuchtend, da nur die ſchmalen Seiten der Kronen ihr ausgeſetzt ſind. Auch im Savannenwald finden ſich Lianen recht häufig, doch längſt nicht in ſo reicher Ausbildung wie im immergrünen Regenwalde; meiſt ſind ſie nur bindfaden— bis fingerſtark, ſehr ſelten armdick (Abb. 142). Von der großen Maſſe der Urwald-Epi⸗ phyten vermögen nur wenige beſon— ders xerophil or— ganiſierte, in den Steppenwald überzuſiedeln. Reichlich aber ſind, wie im Monſunwald, die blütenprächtigen ſchmarotzenden Loranthazeen auf den Aſten an⸗ geſiedelt. Und da auch die häufig ſehr zarten Blüten der Bäume größ⸗ tenteils zur Höhe der Trockenzeit, wenn die Bäume laublos daſtehen, zur Entwicklung kommen, ſo iſt die Farbenpracht des Savannenwaldes zeitweiſe ſehr an= Abb. 144. ziehend. Alo e-Landſchaft in Natal. (Nach einer Zeichnung von R. Oeffinger.) An Boden— kräutern iſt der Savannenwald reich, freilich ſchließen ſie ſich in der Regel zu inſelartigen Flecken um den Grund der Bäume zuſammen, große Stellen offnen Bodens zwiſchen ſich frei laſſend. Namentlich treten die im Urwald faſt fehlenden Gräſer in reicher Zahl auf. Auch fie tragen ſtark xerophiles Gepräge. In einzelnen von einander getrennten Büſcheln entſpringen die harten, ſchmalen, gefalteten oder zuſammengerollten Blätter. Aber ſelbſt jo typiſche Feuchtpflanzen wie Farne habe ich in xerophilen Formen 4 j Die Zuſammenſetzung des Savannenwaldes. 483 (Polypodium) am Boden des Savannenwaldes geſehen (Abb. 84). In Amerika be— herrſchen ſtachlige Blomeliazeen weite Strecken des Grundes. Was die Zuſammenſetzung des Savannenwaldes anlangt, ſo treten am häufigſten fiederblättrige Leguminoſen auf, in allen Weltteilen vorwiegend Akazien. Brachy- stegia- und Berlinia-Arten, nicht ſelten weite Strecken mit reinem Beſtand über— ziehend, ſetzen den von den Eingeborenen Oſtafrikas „Myombo“ genannten Trocken— wald zuſammen (Abb. 143). Dalbergia melanoxylon, Poinciana elata, Tamarindus indica, Albizzia-, Pterocarpus- und Erythrina-Arten vervoll— ſtändigen, aber erſchöpfen die Lifte der Savannenwald-Leguminoſen nicht. Vielfach ſtellen die Savannenwälder aber auch ſehr reich gemiſchte Beſtände dar, mit Sterxculia— und Strychnos-Arten, Combretum und Terminalia, Zizyphus und andern Rhamnazeen, der Euphorbiazee Uapaca, Sapindazeen, Kapparidazeen, Burſerazeen, Feigen, dem Leberwurſtbaum u. a., wie es als ſchönes Beiſpiel der „Sachſenwald“ bei Daresſalam zeigt (Abb. 2 u. 84). Seltner finden ſich im Savannenwalde die baum— artigen Kandalaber-Euphorbien. Außerſt charakteriſtiſche Trockenwälder bilden ſich nach der Schilderung von Diels in Auſtralien. Die Gattung Eucalyptus gibt dort den Ton an mit ſchmalen, ſichelförmigen Blättern in ſenkrechter Stellung und von blaugrüner Färbung. Natürlich fehlen auch hier die Akazien nicht. Als ganz eigentümliches Element aber ſtellen ſich Caſuarinen ein mit ihren ſchachtelhalmartigen, blattloſen Zweigen. Die im ganzen nicht ſehr hochwüchſigen Vertreter dieſer Gattung erinnern im Habitus häufig an Kiefern. Schließlich bildet noch eine echte Gymnoſ— perme, die Cupreſſineen-Gattung Frenela, eine bemerkenswerte Bereicherung des Eucalyptus⸗Waldes. Der Unterwuchs beſteht aus Gras oder aus immergrünem Strauchgeſtrüpp. Aus dem tropischen Amerika ſchildert Schimper die Savannenwälder folgen— dermaßen. In Venezuela, bei der Beſteigung der Küſtenkordillere von Süden her, näherten ſich die in der Ebne zerſtreuten Bäume zum nahezu geſchloſſnen Walde. Er beſtand vorwiegend aus Leguminoſen mit ſchirmförmiger Krone, namentlich aus Cassia-Arten, deren völlig entlaubte Zweige von gelben Blüten bedeckt waren. „Zer— ſtreut zwiſchen den entlaubten Bäumen zeigten ſich zwei immergrüne, ſehr derbblättrige Baumarten, die Proteazee Rhopala complicata und der Caju, Anacardium oceci- dentale. Alle Aſte, namentlich aber die der entlaubten Bäume, trugen kleine, hartblätt⸗ rige oder dichtbehaarte Tillandſien und einige ebenfalls ausgeſprochen xerophile Orchi— deen, namentlich eine ſchön blühende Jonopsis. Eine ſäulenförmige Cereus-Art von gleicher Höhe wie die Bäume zeigte ſich häufig zwiſchen den letzten. Der Boden war von reichem und hohem, aber völlig vertrocknetem Graswuchs bedeckt. — Savannen— wälder ſind gewiß noch anderwärts im tropiſchen Amerika vorhanden. So ſcheinen die „Capoes“, die Waldparzellen, welche die Vegetation der Savannen in Zentralbraſilien auf feuchterem Boden erſetzen, zu dieſem Typus zu gehören.“ Es wurde eben erwähnt, daß in Afrika Kandelaber-Euphorbien, in Amerika Säulen⸗Kakteen zuweilen im Savannenwalde auftreten. Zu ſeinen typiſchen Gliedern gehören fie jedoch nicht, vielmehr zu einer andern Form des Trockenwaldes, die wir als Dornwald bezeichnen. Dieſe kommt unter denſelben klimatiſchen Bedingungen wie die Savannenwälder zur Ausbildung, aber auf trocknerem oder nährſtoffärmerem 484 Die tropifchen Pflanzenformativnen. Der Dornwald. Boden. Wie in einem früheren Abſchnitt ſchon dargelegt, macht ſich ja überhaupt in regenarmem Klima der Einfluß der Bodenbeſchaffenheit auf die Vegetation viel mehr geltend als in immerfeuchten Gebieten. Der Dornwald verhält ſich hinſichtlich der Geſamthöhe und der Belaubung wie der Savannenwald, zeigt den xerophilen Charakter aber noch viel ausgeprägter. Be— ſonders tritt eine große Anzahl kleinlaubiger, meiſt laubwerfender Sträucher aus den Familien der Euphorbiazeen, Celaſtrazeen, Capparidazeen, Rhamnazeen, Rubiazeen Abb. 145. Euphorbia Huberti auf einer ſteinigen Inſel des Viktoria-Sees. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Wink ler.) u. a. zu einem mehr oder weniger dichten Unterholz zuſammen, faſt alle mit graden oder hakig gebognen Stacheln bewehrt. Geſellen ſich noch dünne Lianen hinzu, wie es ſtellenweiſe in reichem Maße geſchieht, ſo wird der Dornwald unpaſſierbar. Boden— kräuter, namentlich Gräſer, ſind nur ſpärlich vorhanden, auch an Epiphyten iſt der Dornwald arm. Die Hauptmenge des Oberholzes machen wieder akazienartige Legu— minoſen aus. Dazu kommen als beſonders eigenartiges Element baumartige Suk— kulenten, in Afrika hauptſächlich die Kandelaber-Euphorbien (Abb. 145), aber auch ſtämmige Aloe-Arten (Abb. 100). „Mit ihrer ſteifen, gezierten Erſcheinung — jagt Kandt — ſteht die Kandelaber-Euphorbie da, als hätte fie ein Kunſtgärtner des Empire oder der Zeit Ludwigs XVI. erfunden. Auf den Stichen eines Chodowiecki, zwiſchen Pla— tanenalleen und regelrecht beſchnittnen Taxushecken würde ſie nicht ſtörend auffallen.“ Der Sukkulentenbuſch. 485 Bodenbeſchaffenheit und andre Umſtände vermögen den Dornwald — beſonders durch Ausſchluß der Konkurrenz — ſtark abzuändern. Zuweilen tritt ein und dieſelbe Art über größere Strecken hin alleinherrſchend auf. Wir finden dann reinen Akazien— Dornwald (Abb. 65) oder Euphorbien-Dornwald. Wiegen die ſtrauchigen Formen vor, jo ergibt ſich der Dorn buſch, der, wie in Oſtafrika, dadurch einen ganz beſondren Charakter erhalten kann, daß dickfleiſchige Gewächſe die Oberhand gewinnen. Nirgends wohl iſt dieſer Sukkulentenbuſch ſchöner ausgebildet als am Südfuß des Abb. 146. Sukkulentenbuſch ſüdlich vom Pare-Gebirge (Oſtafrika), mit Euphorbia, Sanseviera, Pyrenacantha u. a. dickfleiſchigen Pflanzen. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Pare⸗Gebirges in Oſtafrika, wo als eigenartigſter Beſtandteil die früher ſchon ge— ſchilderte Adenia globosa mit ihrem klotzförmigen Stamm auftritt (Abb. 14, 70, 71). Hinzu kommt Pyrenacantha malvifolia mit ihrem kleineren, regelmäßigeren Knollenſtamm. Von Euphorbiazeen finden ſich niedrige Euphorbia- und Mona- denia- Arten, von Asklepiadazeen die milchſaftſtrotzenden Stapelia- und Caral- luma- Arten mit oft großen, aber trüb gelb oder braun gefärbten Blüten. Beſonders formenreich aber iſt die Gattung Sanseviera vertreten. Wie im Steppen- und Dorn⸗ wald, ſo klettern auch hier halb ſtammſukkulente Lianen (Cissus-Arten, Vanilla Rocheri), blattlos, oder mit verhältnismäßig großen, fleiſchig-ledrigen Blättern, in das Geſträuch und die niedrigen Bäume, von deren Grau ſie beſonders in der Trocken— 486 Die tropifchen Pflanzenformationen. Das Grasland. zeit durch ihre tiefgrüne Farbe abſtechen. Nichtfleiſchige, ſtachlige Akanthazeen ſind der Bodenvegetation reichlich beigemiſcht. Kaum zehn Schritte weit kann man ſelbſt mit dem Buſchmeſſer in dieſen Verhau eindringen (Abb. 146). Auf ſteinigem Boden verarmt dieſe Formation bis zur Halbwüſte. — Okologiſch und bis zum gewiſſen Grade auch phyſiognomiſch ähnlich erweiſen ſich in Mexiko und Südbraſilien jene halbwüſten Formationen, in denen ſtachlige Kugelkakteen, Agaven und erdbewohnende Bromeliazeen zu lockeren oder feſteren Verbänden zuſammentreten. Aber auch Dornwald und Dornbuſch ſpielen im tropiſchen Amerika eine hervor— ragende Rolle. Es ſind die Catingas (⸗weißer, lichter Wald) Braſiliens, die durch ihre eigenartigen phyſiognomiſchen Züge die Aufmerkſamkeit der Reiſenden ſeit langem auf ſich gezogen haben. Hauptſächlich finden fie ſich in den nördlichen Provinzen Ceara, Pernambuco, Bahia, fehlen aber auch im Süden, z. B. in Minas Geraes, nicht. Sie ſtellen in der Hauptſache dornige Gebüſche dar, an deren Zuſamenſetzung, wie in Afrika, ſich in erſter Reihe Mimoſeen beteiligen. Dazwiſchen erheben ſich zahlreiche Bäume, vor allen die auffälligen Tonnenſtämme der Cavanillesia, Chorisia (ſ. Abb. 23 der Abt. „Pflanzengeographie“ dieſes Bandes) und Säulenkakteen. Auch niedrige Palmen kommen vor. Dünne Lianen klettern im Geſträuch empor. Der ſtreckenweit gänzlich offne Sandboden beherbergt hauptſächlich ſtachlige Bromeliazeen-Roſetten und wenige andre graugrüne, meiſt behaarte Pflanzen. Auch auf den Antillen ſind Dorngehölze reich entwickelt; die kleinen däniſchen Inſeln ſollen von ihnen faſt ganz überzogen ſein. Zuſammengeſetzt ſind ſie in erſter Linie aus Mimoſeen und Cereus-Arten. b) Das Grasland. Grasfluren entwickeln ſich in den Tropen hauptſächlich in zweierlei Form: als Savanne und als Steppe. Bei ihrer Unterſcheidung ſtoßen wir auf eine große Un— ſicherheit der Bezeichnung. Was der eine Reiſende Savanne nennt, heißt bei dem andern Steppe. Aber nicht bloß bei den großen Durchquerern von Afrika z. B., die zum Teil wenig tief vorgebildete Botaniker und Geologen waren, herrſcht dieſe Un— ſicherheit, ſondern auch neuere Pflanzengeographen wenden die Fachausdrücke in ab— weichendem, ja entgegengeſetztem Sinne an. Engler z. B. ſpricht von Steppe, wo Schimper Savanne ſagt. Ich ſchließe mich hier dem auf Griſebach zurückgehenden Sprachgebrauch Schimpers an, der als Steppe eine Grasflur bezeichnet, von der höhere holzige Gewächſe ausgeſchloſſen ſind; Halbſträucher, d. h. niedrige, in ihren unteren Teilen verholzende Pflanzen finden ſich. Sehr häufig tritt ein Blütenflor auf, der beim Be— ginn der kurzen Regen, die die Steppen empfangen, wie hervorgezaubert erſcheint und mit ihrem Aufhören dem Tode geweiht iſt. Knollen- und Zwiebelgewächſe machen die Hauptmaſſe dieſer Prachtblüher aus. Auch die Savanne iſt ein Grasland, aber durchwebt mit einzeln oder in kleinen, inſelartigen Beſtänden auftretenden Holzgewächſen, Sträuchern und Bäumen. Es wurde ſchon erwähnt, daß in trocknen Klimaten geringfügige Bodenverſchiedenheiten, aber Unterſchied zwiſchen Savanne und Steppe. 487 auch kleine Anderungen der Feuchtigkeit eine Veränderung der Vegetation mit ſich bringen können, indem gewiſſe Arten in der Konkurrenz mit andern ſtark begünſtigt werden. So können im Savannenwalde die Gräſer des Bodens die Übermacht ge— winnen; der Baumwuͤchs lichtet ſich mehr und mehr, jedenfalls in ſolchem Maße, daß von Wald nicht mehr geſprochen werden kann. Wir haben dann eine Savanne, die durch Verarmung des Savannenwaldes an Holzgewächſen entſtanden iſt. Umgekehrt kann Savanne auch durch Bereicherung der Steppe mit Holzgewächſen entſtehen. Pechuel-Löſche nennt deshalb mit Recht die Savanne das Mittelglied zwischen, Wald und Steppe. „Dem erſteren iſt ſie durch Beimengung reiner Grasbeſtände unter— geordnet, der letzteren durch Zulaſſung des Baumwuchſes auf trockengrun— digen Boden— ſtrecken über— legen.“ Die vergäng- liche Blüten⸗ pracht der Knol— len⸗ und Zwiebel— gewächſe vieler Steppengebiete iſt der Savanne fremd. Und das Abb. 147. 2. f g f Melkboſchſteppe (Euphorbia virosa) in Südafrika. 8 iſt vielleicht der ( Originalaufnahme.) * wichtigſte Unter⸗ ſchied zwiſchen Savanne und Steppe; das Fehlen der ſtrengen Periodizität in der Savanne. „Selbſt während der Höhe der trockneren Jahreshälfte liegen die Campinen (= Savannen) blos ſcheinbar gänzlich verödet und tot. Denn überall zwiſchen den abgeſtorbnenund teilweiſe verbrannt aufragenden Halmen wie zwiſchen dem Gewirr niedergebrochner Pflanzenteile entwickeln ſich ſpärliche junge Triebe. Sogar auf der offnen Flur, wo der Sonnenbrand mit vollſter Kraft einwirkt, kommt das Wachstum nicht völlig zum Stillſtand. Stets junge Blättchen und Sproſſe treibend, harren die Gräſer, wie im Halbſchlummer ſich leiſe vorbereitend, ihrer wiederkehrenden Vegetationsperiode, um dann in kürzeſter Zeit zur vollen Höhe empor— zuwuchern. Man gewinnt den Eindruck, daß ſie von dem Auftreten der Gewitter, alſo von dem Verlauf der eigentlichen Regenzeit, überraſchend unabhängig ſind.“ Die Gräſer der Steppen und Savannen wachſen ſtets als Büſchelgräſer (vergl. S. 424.) Durch ein Maſchenwerk kahlen, meiſt eiſenhaltigen, roten oder gelben Bodens ſind die einzelnen Büſche mehr oder weniger von einander getrennt. Allen dieſen Gräſern, deren Mehrzahl zu den beiden Unterfamilien der Andropogoneen und Panizeen gehört, eignet mehr oder minder ſtarre Beſchaffenheit der Blätter. Steppen und Savannen ſtellen xerophile Grasformationen dar. Auch die hygro— 488 Die tropiſchen Pflanzenſormationen. Die Savanne. phile Grasflur unſrer Breiten, die Wieſe, fehlt in den Tropen nicht; doch vermag ſie nur dort aufzukommen, wo ſie genügend Feuchtigkeit in Form von Niederſchlägen oder Nebeln empfängt. Da in den Tropen ſolche Gebiete aber ſofort von Wald— wuchs eingenommen werden, jo tritt Wieſenland, mit feiner geſchloſſnen Narbe raſig wachſender Gräſer (vergl. S. 424) zwiſchen den Wendekreiſen nur an verhältnismäßig beſchränkten Stellen auf, in den Einſenkungen höherer Gebirge, den Mulden von Plateaulandſchaften und an ſanften Hängen mit felſigem Untergrund. Eine größere Zahl bis meterhoher Gräſer ſetzt dieſe Wieſen zuſammen, und maſſenhaft hohe Stauden miſchen ſich ein, wie Liliazeen, Iri⸗ dazeen, Orchideen, Leguminoſen, Umbelliferen, Gentianazeen, Kompoſiten u. a. 1. Die Savanne. Die allen Sa⸗ vannen gemein ſamen Züge ſind eben beſprochen worden; in ihren Beſonderheiten iſt dieſe Formation ſehr wandelbar. So unterſcheidet man zunächſt nach Abb. 148. der Höhe der Grä— Im Hintergrunde Dornbuſch, vorn Amarantazeen. 2 1 (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) ſer die Nieder- grasſavanne und die Hochgrasſavanne. Letzte bedeckt mehr ſandigen und lehmigen, erſte mehr felſigen Boden, hauptſächlich Höhenrücken. Die Niedergrasſavanne wird von Gräſern gebildet, die der Hauptmaſſe nach durchſchnittlich 1m hoch werden und ſich nicht beſonders voll beſtocken, hauptſächlich Panicum- und Eragrostis-Arten. Sie geſtatten freie Umſchau und hindern das Durchſtreifen nicht. Doch finden ſich in manchen Gegenden allenthalben zwiſchen den niedrigen Gräſern zerſtreut graziös im Winde ſchwankende, ſehr lockre Garben bis 3 m hoher Andropogon- und Cymbopogon-Arten. Der Beſtand an Bodenſtauden, die zu Anfang der Regenzeit leuchtende, duftende Blüten ent— falten, ſcheint ſehr zu wechſeln. Sie gehören den Familien der Amarantazeen, Legu— minoſen, Skrophulariazeen, Kompoſiten an. Die Niedergrasſavanne bildet haupt— ſächlich die Grundlage für die gleich zu beſprechende Buſch- und Baumſavanne. Schießen die ſtarren Gräſer 4 bis 5 m auf, fo entſteht die Hochgrasſavanne. Feſt umſchließen die ſteifen, kräftigen, oft mehr als zentimeterdicken Halme den Rei— 1 f Formen der Savanne. 489 ſenden und machen ein Abweichen vom gebahnten Pfade fait unmöglich. Eine und dieſelbe Pennisetum-Xtt bildet auf weite Strecken Beſtände, im indiſch-malaiiſchen Gebiet auch Saccharum spontaneum. (Abb. 149.) Bäume, beſonders aber Geſträuch ſind aus der Hochgrasſavanne meiſt ausgeſchloſſen. Am Boden treten in größerer Menge blühende Kräu⸗ 2 282 22 ter, zumal auch * Aa % Zwiebelgewächſe Ah auf. Durch dieſe \ | beiden Züge nä⸗ hert ſich die Hoch⸗ grasſavanne der Steppe. Eine andre Einteilung der Savanne ergibt die Betrachtung der in ihr vor⸗ kommenden Holzgewächſe; ſind es Bäume, ſo ſpricht man von Baum⸗ favanne (Eng- ler nennt in ſeinen Werken über Afrika dieſe Form „Baum⸗ grasſteppe“); gewinnen Sträu⸗ cher die Herr⸗ ſchaft, von Strauch⸗ ſavanne (Eng— ler: „Buſchgras— ſteppe“). Da Afrika in hervor⸗ ragendem Maße als Land der Savanne erſcheint, die in dieſem Erdteil auch am beſten erforſcht ift, ſo mögen ſich die nächſten Schilderungen nur auf die afrikaniſche Savanne beziehen. In der Strauchſavanne treten zwiſchen den Gräſern in größeren Abſtänden ein— zelne oder zu kleinen Gruppen vereinigte Sträucher auf. Der Charakterſtrauch iſt Anonä senegalensis, der ji nur in ſeltnen Fällen zu einem an 3 m hohen Zwerg— baum mit armſtarken Stamm entwickelt. Meiſt gelangt der Strauch, trotzdem er in Abb. 149. Saeccharum spon’taneum, Borneo. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkle r.) 490 Die tropifchen Pflanzenformationen. manchen Gegenden ſehr häufig iſt, im Landſchaftsbilde wenig zur Geltung. Er ſchließt ſich niemals zu Gruppen zuſammen und geht bei Umzinglung durch dichte Hochgräſer zugrunde. Häufig ſind Kapparidazeen aus den Gattungen Capparis, Cadaba, Maerua, alle nur 1 bis 4 m hohe Sträucher bildend. Von Leguminoſen nehmen dieſelbe Wuchsform einige Acacia-Arten an, die ſich unter günſtigeren Bedingungen zu ſtattlichen Bäumen entwickeln, A.seyal, A. stenocarpa, A. tortilis; ferner Bauhinia- und Diphaca-Arten. Nicht ſelten find in der Strauchſavanne Euphor— biazeen von 2 bis 4 m Höhe anzutreffen, jo Phyllanthus, Bridelia, Acalypha, Flüggea. Auch einige Anakardiazeen, Celaſtrazeen, Sapindazeen, Rhamnazeen u. a. beteiligen ſich. Einen nicht unweſentlichen Beſtandteil der Strauchſavanne bilden die Arten der Thymelaeazeen-Gattung Gnidia. Verbenazeen-, Akanthazeen- und Aus biazeen⸗Sträucher beſchließen die Liſte. Eine viel größere Mannigfaltigkeit in der phyſiognomiſchen Ausgeſtaltung bietet die Baumſavanne. Ihr allgemeiner Charakter wird von Hans Meyer mit folgen— den Worten treffend geſchildert: „Vorwiegend Gras und kleine Stauden, wenige Dorn— ſträucher und alle 100 bis 200 Schritte ein Baum oder Buſch, keine Schlinggewächſe. Meiſt ſtehen die Bäume ſo weit auseinander, daß man nach allen Richtungen kilometer— weit zwiſchen ihnen hindurchſehen kann (Abb. 151), ſeltner rücken ſie näher zuſammen und geben durch Aufnahme von Sträuchern der Landſchaft das vielgenannte parkartige Ausſehen.“ Als ſolche Parklandſchaften ſtellen ſich die Übergänge zwiſchen Savannen wald und Baumſavanne dar. Je nach der Art des herrſchenden Baumes unter— ſcheidet man Akazien-Savanne, Boraſſus-Savanne, Dumpalmen- Savanne, Adanſonien-Savanne u. ſ. f. Akazien, mit den charakteriſtiſchen ſchirmförmigen Kronen, treten, nicht ſelten als Gemiſch mehrerer Arten, in den Savannen aller tropiſchen Erdteile häufig auf. In Afrika iſt Acacia spirocarpa am weiteſten verbreitet. Eine der prachtvollſten Arten iſt A. songwensis. Aufgebrochen erſcheinen ihre Blütenköpfe gelblich-weiß, in der Knoſpe purpurn: ein anziehender Gegenſatz der Färbung. Während der Voll— blüte einer ſolchen Savanne iſt die ganze Luft mit ſüßem Honiggeruch erfüllt. Die Boraſſus⸗Savanne hat ihren Namen von der 15 bis 25 m hohen Boraſſus- oder Delebpalme, Borassus flabellifer var. aethiopica, einer Form der indi⸗ ſchen Palmyrapalme, die durch eine ſanfte Anſchwellung des Stammes unterhalb der Krone ausgezeichnet iſt. (Abb. 91.) Die Dumpalmenſavanne wird beherrſcht von der Gattung Hyphaene, deren Vertreter gewöhnlich durch die gablige Verzweigung des Stammes ſofort zu erkennen ſind. Abwärtsgebogen bleiben die alten, vertrock— neten Blätter noch lange an ihm hängen. So tritt im nordöſtlichen Afrika H.thebaica auf, weiter ſüdwärts abgelöſt von H. coriacea. (Abb. 152.) Merkwürdig iſt H. Bussei mit nur unterirdiſch verzweigtem Stamm. H. guineensis iſt unverzweigt; ebenſo H. ventricosa, die wie die Boraſſuspalme eine Anſchwellung unter der Krone zeigt. Beide Formen der Palmenſavanne ſcheinen an feuchteren Boden gebunden zu ſein und überziehen wohl nur ſelten ausgedehnte Strecken. Akazien, Tamarinden, Leberwurſtbäume vergeſellſchaften ſich mit den Palmen. r Formen der Savanne. 491 Ein hervorragender Charakterbaum der afrikaniſchen Savanne iſt der rieſige Affenbrotbaum oder Baobab, in beſonderem Maße ein Wahrzeichen der offnen Landſchaft. Er ſcheint an eine gewiſſe Luftfeuchtigkeit gebunden zu ſein. Zuweilen kommt er in einzelnen gewaltigen Exemplaren vor. (Abb. 3.) In den Küſtenſtrichen aber und den höher gelegnen Ebenen, wo er ſeine günſtigſten Wachstumsbedingungen findet, gelangt er zur unbeſtrittnen Herrſchaft und wird ſtellenweiſe ſo zahlreich, daß er gewiſſermaßen raume Beſtände bildet, „wie die rieſigen Eichen auf unſern Hu— tungen“. (Abb. 153.) Pechuel-Löſche berichtet aus dem Kongogebiet, daß der gigan— tiſche Baum im Ausſterben begriffen ſei, da es vollſtändig an jungem Nachwuchs fehle. Für Oſtafrika trifft das nicht zu. Bei Lembeni am Südfuß des Paregebirges habe ich die ver- ſchiedenſten Altersſtadien bis zum armſtarken Kinde herab ge— funden. Eine der merkwürdigſten Abwandlungen der Savanne iſt die Obſtgarten— ſavanne — ſo müſſen wir nach dem hier befolg— ten Sprachge— b . Abb. 150. f 8 Lichtung im Strandwald der Vulkaninſel Krakatau mit Alang-Alang⸗Steppe. brauch folgerich— (Aufnahme von Prof. Dr. A. Ern ſt.) tig den Hans Meyerſchen Namen „Obſtgartenſteppe“ umändern. Es gibt keinen bezeichnen— dern Namen für dieſe Formation. In wirklich lächerlicher Weiſe erinnert ſie an eine ausgedehnte Apfelplantage, in der knorrige, 4 bis höchſtens 6 m hohe Apfelbäume vor— walten. (Abb. 154.) „Die Bäume“ — ſagt Volkens in ſeiner Schilderung — „von denen keiner ſich über den andern hinaushebt, die alle gleichaltrig erſcheinen, ſind wie von Menſchenhand in regelmäßig gleiche Abſtände“ — man könnte faſt ſagen Reihen — „gepflanzt. Man geht nicht unter, ſondern zwiſchen ihren Kronen hindurch. Höch— ſtens bruſthohe Gräſer (die aber häufig auch völlig fehlen), untermiſcht mit nie— drigen, im Wuchs meiſt an Johannisbeeren oder Stachelbeeren erinnernden Sträuchern bedecken vor Eintritt der höchſten Trockenheit in faſt geſchloſſner Decke den Boden. Es iſt niemals nur eine Baumart, die dieſe Steppe (Savanne!) bildet, ſondern zum wenigſten immer ein Dutzend verſchiedener, aber es herrſcht doch bald dieſe, bald jene vor; am häufigſten die Gardenia Thunbergii, außerdem noch Combretum mit 492 Die tropiſchen Pflanzenformationen. 6 bis 8 verſchiednen Spezies, Stereospermum, Gymnosporia, Zizyphus, Commiphora, Faurea, Diphaca, namentlich auch Bauhinia reticulata.“ — Als ich bei Kahe am Kilimandjaro zum erſten mal jene apfelgartenähnliche Forma— tion ſah, wußte ich die Schilderung von Volkens zunächſt nicht zu deuten. Nur zwei Commiphora-Xrten ſetzten den weiten Beſtand zuſammen. Sehr ſelten ragte eine Akazie höher hinaus, und ganz vereinzelte unbelaubte Sterkulien erinnerten in ihrer Wuchsform und mit ihren grauen Aſten an kahlſtehende Nußbäume. Volkens hat wohl zwei verſchiedne, benachbarte Formationstypen vermengt, da er ohne Hilfe der Abb. 151. Sehr lichte Baumſavanne in Abeſſinien. (Aufnahme von Prof. Dr. F. Roſen.) Photographie nur nach ſeinen Notizen und Sammlungen nachträglich rekonſtruierte. Unterhalb Marangu fand ich am nächſten Tage dann auch ſeine artenreiche „Obſt— gartenſteppe“. Hier aber fehlten gerade die Kommiphoren mit ihrer charakteriſtiſchen Apfelbaumgeſtalt. Und doch paßt auch auf dieſe viel mannigfaltigere Genoſſenſchaft der Name Obſtgartenſavanne, obwohl ſie einen ganz andern Eindruck macht. Zumal die nicht breit auseinandergehenden Combretum-Arten mit ihrer unregelmäßigen Krone und dem zum Teil kleinen Laube erinnern hier an Obſtbaumgeſtalten, aber viel mehr an Pflaumenbäume. Ich habe deshalb zwiſchen Apfelgartenſavanne und Pflaumengartenſavanne unterſchieden. Die Obſtgartenſavanne findet ſich in ihrer reinen Form niemals im Flachlande, wo ſie durch Akazienſavanne vertreten wird, ſondern iſt an den Fuß der Gebirge Die Steppe. 493 gebunden; nach Volkens aus dem Grunde, weil fie ein gewiſſes Maß dauernder Luft— feuchtigkeit verlangt, die ihr aber weniger durch Regen als durch Nebel zuteil wird. In Afrika nimmt die Savanne die weiteſte Ausdehnung und wohl auch die mannigfaltigſte Gliederung an. In ihren Grundzügen weſentlich gleichartig tritt ſie aber auch im größten Teile Vorderindiens auf, ſehr ausgedehnt ferner in Auſtralien, und zwar in enger Verbindung mit dem graſigen Eukalyptus-Walde. In Südamerika finden ſich große mit Holzwuchs durchſetzte Grasfluren im Gebiete der Hylaea, meiſt im Regenſchatten, d. h. an den vom Meere abgewendeten Südhängen der Ge— birge. Ein zuſammenhängendes Savannengebiet ſtellen die Llanos dar, die ſich ſüd— lich der Kordilleren von Venezuela und Kolumbien, ferner durch Guayana und Ekuador erſtrecken. Auch die weiten Campos Südbraſiliens tragen Savannencharakter. 2. Die Steppen. Typiſche Steppen nehmen in den ſubtropiſchen Ländern weite Ausdehnung an, treten in den eigentlichen Tropen hinter den Savannen aber bedeutend zurück. Von dem großen zentralaſiatiſchen Steppengebiet zieht ſich ein nicht zuſammenhängender Streifen durch Vorderaſien und Arabien bis nach Nubien und der Somalihalbinſel. In einem ſchmalen Gürtel durchquert er ſüdlich der Sahara ganz Afrika, an günſtigen Stellen bis weit in die Wüſte eindringend. Südwärts ſetzt er ſich durch Britiſch-Oſt— afrika fort, um ſich in der deutſchen oſtafrikaniſchen Kolonie in größere Flecke auf— zulöſen, die beſonders in ihrem nordöſtlichen Teile liegen, ferner um den Viktoriaſee herum, am Oſtufer des Tanganikaſees, und am Nordende des Niaſſaſees. Von neuem treten Steppen in Südafrika auf. In Indien und im malaiiſchen Gebiet findet ſich reines Grasland nur ganz örtlich beſchränkt. Anders dagegen in Auſtralien, wo ſich in Queensland und Neuſüdwales jene ungeheuren Grasebnen öffnen, die die be— rühmte Viehzucht jener Gebiete begründen. Ein ſchmaler Bogen ſetzt ſie nordwärts im Innern fort und erreicht an der Nordoſtſeite des Erdteils die See. „In Amerika wiederholen die Prärien des Nordens und die Pampas des Südens das Bild der Steppe in mancherlei Wandlungen.“ In Braſilien kommt reines Grasland als Ein— ſprengung in den Savannen zur Entwicklung. Die Grasſteppe ſchildert Schinz ſehr anſchaulich aus Groß-Namaland, wo ſie hauptſächlich aus Aristida-Arten beſteht. „Ich wüßte nichts Schöneres als eine ſolche Grasflur. Kühl weht vom Weſten der Seewind herüber. Koſend überfährt er die ſilberglänzenden langen Federſchweife (Abb. 150) der Aristida. Sich langſam neigend, folgen dieſe der Richtung des Windes und nun erglänzt die wogende Fläche wie eitel Silber. Und erſt im Frühjahr! Noch iſt die Grasnarbe kaum ſpannennhoch, faſt über Nacht ſtrecken ſich aber die ſaftigen grünen Halme zur doppelten Höhe. Rechts und links, wohin wir nur unſer Auge richten, iſt alles in Blüte: aus dem Winterſchlaf erwachte, brennend rote Haemanthus; gewaltige Dolden bis zu / m Durchmeſſer der verſchiedenſten Brunswigia-, Buphane- und Ammocharis-Arten (alles Amaryllidazeen), krautige Akanthazeen und Skrophulariazeen und wie ſie alle heißen, die vergänglichen Kinder des Frühjahrs! Bei näherer Betrachtung verliert die Ariſtidaſteppe allerdings manche ihrer Reize. Wir überzeugen uns dann, daß 494 Die tropiſchen Pflanzenformationen. die einzelnen Stöcke nicht dicht zuſammenſchließen, ſondern durch handbreite Maſchen kahlen Sandes von einander getrennt ſind. Tief bohren ſich die ſpitzen Früchtchen der Aristida in die Kleider bis auf die Haut ein und erzeugen das Gefühl, als ob man fortwährend mit tauſenden von Nadeln gepeinigt würde, das nur noch überboten wird von der läſtigen Zudringlichkeit der raffiniert mit Widerhäkchen'beſetzten Borſten der Infloreszenzen von Setaria verticillata, eines andern Graſes . . .“ Als Steppe, und zwar als Heideſteppe, bezeichnet man häufig auch eine Formation, in der die Gräſer ganz an Bedeutung verlieren. Beſſer iſt hier der Name „Trift“ angebracht. Sie erreicht im ſüdlicheren Teil von Südafrika, in der Karroo, große Ausdehnung. „Die unſrer Heide ähn- lichen Karrooſteppen ſind ausgezeichnet durch das Zurücktreten der Gräſer und faſt völlige Fehlen von Bäumen. Nur an Flußläufen und in feuchten Niederungen treten Grasflächen lokal und Acacia horrida in Büſchen und Bäumen auf. Niedrige Büſche und Halbſträucher über— wiegen und ſtehen mehr oder weniger zerſtreut Abb. 152. 5 11 a 1 A Dumpalmen-Savanne (Hyphaene coriacea) in Oſtafrika. über das Feld hingeſät. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) Sukkulente Gewächſe, wie die Gattung Me— sembryanthemum, ſind ſehr reichlich entwickelt: ca. 30% aller Blütenpflanzen. Meiſt ſtehen die Büſche kahl, gelb, tot, und die Landſchaft ähnelt unſern Heidekraut— ebnen und Moorflächen im Herbſt; aber die Regen zaubern mit überraſchender Schnelligkeit einen herrlichen Blütenflor hervor. Millionen blühender Kräuter ſchießen dann auf, um bald wieder zu verdorren.“ Unter ihnen ſind Kompoſiten beſonders reich vertreten. | Mit dieſen beiden Typen iſt die Mannigfaltigkeit der Steppenbildungen nicht erſchöpft. Das Sandfeld der Kalahari z. B., das durchaus keine Wüſte darſtellt, bietet reiche Abwechſlung. Selbſt Bäume und Sträucher treten hier unter günſtigen Waſſer— verhältniſſen, aber auch mitten in der trocknen Steppe auf und ſchließen nicht ſelten ſogar zu kleinen Gehölzen zuſammen. Sie dürften nach unſrer Begriffsbeſtimmung in der Steppe ja eigentlich nicht vorkommen. Aber die Steppe iſt auf große Aus— dehnung hin nicht immer rein ausgeprägt und wird durch örtliche Abweichungen, zumal der Bodenverhältniſſe, verändert, wie überhaupt Übergänge zwiſchen allen zerophilen Formationen häufig find. c) Die Wüſten. Wenn es auch ſchwer iſt, ohne eigne Anſchauung, nur aus gedruckten Schilde— rungen eine zureichende Vorſtellung von der Wüſte aufzubauen, ſo laſſen ſich doch einige ſeit Jahrzehnten bekämpfte, in weiten Kreiſen aber ſtets von neuem auf— ſchießende Irrtümer berichtigen. Ode und tot erſcheint die Wüſte, mit Ausnahme der Oaſen, überall. Ein unabſehbares, ſonnendurchglühtes Sandmeer, das zu Zeiten von furchtbaren Cyklonen durchbrauſt wird, und die bleichen Gebeine verſchmachteter Tiere und Menſchen gehören auch zum Begriff der Wüſte, aber ſie erſchöpfen ihn Abb. 153. Beſtand von Affenbrotbäumen (Oſtafrika)ß. (Aufnahme von Dr. H. Kochan.) nicht. In der Sahara z. B., mit deren Namen wir vorzüglich die Vorſtellung der Wüſte verbinden, tritt nach der Schilderung Nachtigals Sand gegen felſigen und gegen harten Kiesboden in den Hintergrund. Weite Strecken ſind auch mit ſcharfen oder abgeſchliffnen Steinbrocken verſchiedenſter Größe bedeckt. In der Küſtenwüſte unſres ſüdweſtafrikaniſchen Schutzgebietes freilich bieten die gewaltigen, läſtigen Wanderdünen loſen Flugſandes ein eintöniges Bild. In andern Wüſtengebieten aber iſt die Geſtaltung des Bodens von wechſelnder Mannigfaltigkeit. So ſchildert Volkens den Charakter der ägyptiſch- arabiſchen Wüſte folgendermaßen: „Terraſſenartig vom Niltal emporſteigend, zeigt fie ſich uns als ein chaotiſches Gewirr von Bergen und Felsmaſſen, von tief eingeſchnitenen Schluchten und Tälern, den Wadis, die einem 496 Die tropiſchen Pflanzenformationen. vielfach verzweigten Stromnetz vergleichbar, ſich ſpaltend und wieder vereinigend, überall ſeitliche Ausläufer bildend, der Landſchaft den Stempel einer wilden Zerriſſen— heit aufdrücken.“ Als Mutterboden für den Pflanzenwuchs kommen in der Wüſte nur die Zer— ſetzungsprodukte der Geſteine in Betracht; Humus findet ſich nirgends. Schon daraus läßt ſich folgern, daß die Stellen mit anſtehendem oder grob zerſprengtem Geſtein auf große Strecken hin vegetationslos ſind. Günſtigere Anſiedlungsbedingungen gewähren die Sanddünen, ſoweit ſie gegen Fortführung durch den Wind geſchützt ſind. Die Wüſte iſt das konträre Gegenteil des immergrünen Regenwaldes. Herrſcht in dieſem der Kampf der Pflanzen um den Raum, ſo haben die Wüſtengewächſe einen Kampf gegen den Raum zu führen, gegen den unbewohnbaren Raum. Die einzelnen Indi— viduen ſtehen in mehr oder minder großen Abſtänden von einander, in Abſtänden, die ausgefüllt werden von Fels oder Geröll, von Flugſand oder Salzablagerungen. Jedes Samenkorn hat ſich nicht der Konkurrenz der andern zu erwehren, ſondern der Lebensfeindlichkeit der anorganiſchen Natur. „Die geringſte Pflanze in der Wüſte — ſagt Griſebach — erſcheint wie ein Sieg des Schaffens über zerſtörende Kräfte.“ Ihren Ausgangspunkt kann die Wüſte von den verſchiedenſten xerophilen Formationen nehmen, als deren verarmteſtes Endglied ſie immer daſteht: von der Savanne und Steppe, ganz beſonders aber vom ſukkulenten Dornbuſch und der Trift. Halbwüſte Übergangsformationen treten nicht ſelten als Zwiſchenglieder ein. Für dieſe Verarmung ſind außer den Bodenverhältniſſen hauptſächlich geringe Menge und Unzuverläſſigkeit der Niederſchläge verantwortlich zu machen. Im allgemeinen rechnet man die Gebiete mit durchſchnittlich weniger als 25 em jährlichen Niederſchlags zu den Wüſten. Abgeſehen von gewiſſen Küſtenſtrecken herrſcht in ihnen große Luft⸗ trockenheit. Bemerkenswert ſind auch die außerordentlich weiten Schwankungen der Tagestemperatur. Die ältere Gliederung des Pflanzenwuchſes der Wüſte in Grundwaſſervegetation und Regenvegetation hat ſich nicht als ſtichhaltig erwieſen. Durch die früher ſchon ausführlicher dargeſtellten Unterſuchungen Fittings (S. 282) iſt erwieſen worden, daß es ausdauernde Wüſtenpflanzen gibt, die nicht an Grundwaſſer gebunden ſind, ſondern vermöge einer hohen osmotiſchen Anziehungskraft ihrer Gewebe auch den trocknen oberirdiſchen Bodenſchichten Feuchtigkeit entnehmen können. Allerdings iſt dieſe Vegetation in ihrer äußren Erſcheinung recht dürftig; ein verhältnismäßig reiches Pflanzenleben entwickelt ſich in der Wüſte nur über Grundwaſſer, das die Gewächſe durch ihre langen Wurzeln erreichen. In dem nordafrikaniſchen Wüſtengebiet haben die Wadis und die Oaſen ſo günſtigen Grundwaſſerſtand aufzuweiſen. Die trocknen Stromrinnen der Wadis führen in der kurzen Regenzeit — denn abſolut regenlos iſt auch die Wüſte nicht — in ihren manchmal erheblichen Waſſer— maſſen die feinſten Zerſetzungsprodukte mit ſich, die ſie beim Austrocknen ablagern. An den Rändern der Wadis bietet ein fortlaufender Wall aufgetürmten Flug- und Schwemmſandes der Vegetation ſo günſtige Anſiedlungsbedingungen, daß die Indi— viduen ſich zu einer Art Hecke zuſammenſchließen. Dieſe auf der flachen Sohle und an den Rändern der Wadis angeſiedelten Pflanzen ſtellen einen beſonderen ökologiſchen und phyſiognomiſchen Typus dar. Es ſind ausdauernde Gewächſe, die auch in der (uva id Loa guigvulnzs gouf ꝙppzc) . 30885 Sowso wplngeisıuapy zun jvuvzeong uw gungd usctoad 190 yamuatupyich AUG 1 sr Be APR ° 6 1913 Phyſiognomie der Wüſtenpflanzen. 497 langen, heißen und dürren Periode ihre oberirdiſchen Organe, nämlich die Blätter, wohl einſchränken, aber nicht völlig einziehen. Denn die Wadis führen, auch wenn ihr oberirdiſches Bett längſt ausgetrocknet iſt, meiſt in der Tiefe einen Waſſerſtrom, der in vielen Fällen das ganze Jahr über vorhält. In ihrer phyſiognomiſchen Wirkung paſſen dieſe Pflanzen vorzüglich in den Rahmen der Wüſte hinein; ihr Anblick hat etwas Starres, Totes. Die meiſten ſtellen nur niedrige, halbmannshohe, ſelten mannshohe Büſche dar (vergl. die Taf.); zeigt ſich einmal ein höherer Baum, eine Akazie oder Tamariske, ſo ragt er wie ein Markſtein über die Umgebung hervor. Durch die meiſten Büſche geht ein gemeinſamer Zug: ſie Abb. 154. Obſtgartenſavanne am Fuß des Kilimandjaro. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) bemühen ſich, die Vegetationsorgane möglichſt in ein Haufwerk zuſammenzudrängen und gewinnen dadurch rundliche Umrißformen. Iſt dabei die Zweigbildung reich und dicht, ſo kommen Pflanzenformen zuſtande, die, namentlich von weitem, wie mit der Gartenſchere beſchnitten erſcheinen. Schon infolge dieſes Verhaltens rufen faſt alle buſchbildenden Pflanzen den Eindruck des Bizarren hervor. Durch zwei Umſtände wird dieſer noch geſteigert. Erſtens treten uns an den Vegetationsorganen faſt durch— gehends ſtatt der gewohnten grünen fahle, grauweißliche, durch Wachs oder Haarbe— kleidung hervorgerufne Farbentöne entgegen, die mit der Umgebung wohl vortrefflich harmonieren, aber nicht im geringſten deren ſtarre Ode mildern. Zweitens wirkt im gleichen Sinne die mehr oder minder ausgeſprochne Blattloſigkeit vieler Gewächſe und die dafür eintretende reichliche Ausbildung von Dornen. Sie läßt uns — nach Vol— kens Ausdruck, dem dieſe ganze Schilderung entnommen iſt — die Mehrzahl der im Sommer ausdauernden Vertreter der Wüſtenflora wie Proletarier erſcheinen, die ſich ſtruppig und trotzig durchs Leben ſchlagen. Das Leben der Pflanze. VI. 33 vun. NEW 680 TA Ax 498 Die tropischen Pflanzenformationen. Ein beſondrer Strauchtypus tritt uns auf Wanderdünen entgegen, die ſonſt jeden Pflanzenwuchſes bar ſind. Spielend baut, z. B. in der Dünenzone von Südweſtafrika, der Wind dieſe kahlen Sandhügel auf und ab, in tollem Tanze ganze Wolken von Sand Abb. 155. Halbwüſte bei Tehuatan (Mexiko) mit Pilocereus fulviceps, im Vorder⸗ grunde Hecht fa. (Aufnahme von Geheimrat Prof. Dr. H. Schen ck.) emporwirbelnd und wieder ablagernd. Und doch hat auch der Sturm hier einen Meiſter ge— funden, einen düſtern Strauch mit rutenför— migen Zweigen und gelb-grünen, lederdiden Blättern, Eetadium virgatum aus der Fa— milie der Apocynazeen. Ihm kann der Wind mit ſeiner Zerſtörungswut nichts anhaben: willig beugt er ſein Haupt, wenn der Orkan dahin— brauſt; aber ſchon im nächſten Augenblick er— heben ſich die dünnen, biegſamen Zweige, ohne Schaden genommen zu haben. Wo ſie vom Sande verſchüttet wur— den, wachſen ſie bald nach, bis fie die Ober— fläche wieder erreichen. Neben Strauch- und Buſchbildungen ge— wahrt man am häufig— ſten niederliegende, flach auf dem Boden ausge— breitete Pflanzen; und zwar kriechen entweder von einem Punkte aus einzelne Zweige ohne ſonderliche Nebenäſte lang an der Erde hin, oder fie bedecken in reich— gegliederter Verzweigung ſchirm-oder tellerförmig eine mehr oder minder große Fläche. Seltne und darum auffällige Erſcheinungen ſind einmal windende Gewächſe, dann ſolche, die ſich eines reicheren und ausdauernden Schmudes größerer Blätter erfreuen. Verbreitung der Wüſten. 499 Die meiſten dieſer ausdauernden Gewächſe ſind nur zur Zeit der Frühlingsregen be— laubt und mit Blüten bedeckt. Für eine andre Gruppe aber bilden die Frühlingsregen die einzige Grundlage der Exiſtenz überhaupt. Durch den Eintritt dieſer Regen werden ſie hervorgezaubert und mit ihrem baldigen Ende welken ſie dahin. Volkens nennt deshalb nach dem Vor— gange von Nachtigal dieſe Pflanzen mit Recht Ephemere. Innerhalb der ein bis zwei Monate, welche die ſchwache Regenzeit anhält, durchlaufen ſie ihre ganze Ent— wicklung von der Keimung bis zur Fruchtreife, mit der ſie völlig abſterben. Und ihre Zahl iſt durchaus nicht klein; im Gegenteil wiegen die Ephemeren, nach Individuen— und Artzahl, bei weitem vor. In ihrer Bedeutung für den allgemeinen Vege— tationscharakter freilich treten ſie ganz in den Hintergrund, nicht nur wegen ihrer kur— zen Lebensdauer, ſondern hauptſächlich wegen ihrer Kleinheit, da ihre Größe ſelten Handhöhe übertrifft, gewöhnlich ſogar nur wenige Zentimeter erreicht. Wo, wie in der ſüdweſtafrikaniſchen Wüſte, der Namib, faſt das ganze Jahr über nächtliche Nebel und Tau den Boden befeuchten und die Vegetation netzen, können die Ephemeren voll— ſtändig fehlen. 5 Während die Ephemeren alſo jährlich aus den ſchnell gereiften Samen mit der Befeuchtung durch die erſten Regen aufs neue keimen, gibt es eine Anzahl von Zwiebel— gewächſen und knolligen Dikotylen, die in der Trockenzeit von der Oberfläche zwar verſchwinden aber unterirdiſch ausdauern. Sie bilden einen Übergangstypus von den oberirdiſch Ausdauernden zu den Ephemeren. Eine letzte Gruppe endlich vermag die Trockenheit eine Zeit lang zu ertragen, da ſie in den mehr oder minder fleiſchigen Blättern Waſſerſpeicher beſitzen, deren Er— ſchöpfung aber auch ihr Lebensende bezeichnet. Bevorzugte Vegetationsinſeln im Sandmeer ſind die Oaſen, die in Depreſſionen der Wüſte über größeren Grundwaſſerſammlungen aufſprießen. Ihre Charakterpflanze iſt die Dattelpalme, Phoenix dactylifera, nach Grieſebach der einzige in der Sahara einheimiſche Baum; eine Anſicht, die aber wohl beſtritten werden muß. Näher intereſſiert uns das Vegetationsbild der Oaſen nicht, da die durch künſtliche Bewäſſrung erhaltnen Obſt- und Gemüſepflanzen nichts von Urſprünglichkeit beſitzen. Bekanntlich ſind große Teile der ſubtropiſchen Erdgürtel wüſtenartig; in weiter Ausdehnung fallen dieſe Gebiete auch noch zwiſchen die von uns als Tropengrenze angenommenen 20 Jahresiſothermen. Das weiteſte Wüſtengebiet ſtellt die Sahara dar, in der außer den Oaſen nur einige höhere Gebirgsſtöcke üppigere Vegetation tragen. Im Süden geht ſie in die weiten Steppen und Savannen des Sudan allmählich über. Wüſte iſt ferner ganz Nord- und Südoſtarabien. Auch Indien hat im Nordweſten ein äußerſt regenarmes Gebiet aufzuweiſen, die Wüſte Tharr. Als Wüſte oder min— deſtens Halbwüſte muß man auch das zentrale Plateau von Mexiko mit ſeiner Suk— kulentenvegetation (Abb. 67 u. 155) ſtellenweiſe bezeichnen. Das größte wüſtenartige Gebiet an der Südgrenze der Tropen dehnt ſich in Auſtralien aus. Doch macht man ſich über ſeinen Charakter meiſt falſche Vorſtellungen. Gänzlich vegetationsloſe Strecken von größerem Umfange gibt es in Auſtralien über— haupt'nicht. Wir haben alſo auch hier eher von einer Halbwüſte zu ſprechen. Dagegen tritt an der weſtlichen Küſte Südafrikas eine Strecke mit ausgeſprochnem Wüſten— 500 Die tropifchen Pflanzenformationen. charakter auf, die Namib, die ſich in einer Breite von 60 bis 80 km vom ſüdlichen Benguella bis über den Oranjefluß hinzieht. Sie ſtellt, abgeſehen von dem ſchmalen Küſtenvorland, eine gewaltige trockne Flugſandzone mit wandernden Dünen dar. Ein der Lage nach entſprechendes Wüſtengebiet findet ſich im weſtlichen Südamerika, in Nordchile, wieder. Doch fallen dieſe beiden letzten nach unſrer Abgrenzung nicht mehr in die Tropenzone. d) Die alpinen Pflanzeuformationen der Tropen. Die Pflanzengenoſſenſchaften der alpinen Regionen ließen ſich wohl unter die— bisher beſprochenen Formationen einreihen; über der Waldgrenze treten hauptſäch— lich Wieſen und Steppen auf, ferner heideartige Vegetation und endlich als Abſchluß— nach oben Wüſte. Da ſie aber bunt durcheinander vorkommen und auch mannigfache Eigenheiten zeigen, ſo— ſollen ſie im Zuſammen— hang geſchildert werden. Der Bergwald ſetzt ſich häufig mit ſtattlichen Bäumen plötzlich gegen die alpine Grasregion ab, nur an geſchützten Stellen zungenförmig. in ſie eindringend. (Abb. 157.) Nicht ſelten aber ſchiebt ſich eine Art Krummholzregion ein, mit dem charakteri— ſtiſchen, niederliegen- den, ſchlangenartigen Wuchs der Zweige. Das Laub tritt im Verhält- Abb. 156, nis zur Maſſe des Hol- Grenze des Bergwaldes am Kilimandjaro. 12 (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) zes ſehr zurück, ſteht dicht gedrängt und ift meiſt klein und ledrig oder ſonſtwie xerophil gebildet. Araliazeen, Myrſinazeen, Thy— meläazeen, vor allem aber Erikazeen (Rhododendron, Vaccinium) und Hyperi- cum- Arten, auch tropiſche Eichen, und Koniferen wie Podocarpus und Dacrydium ſetzen dieſes Krummholz zuſammen. Statt ſeiner hat man auf Celebes und Sumatra ausgedehnte, niedrige Pandanus-Beſtände gefunden. Strauchwerk von noch mehr: heideartigem Gepräge ſchließt ſich nach oben hin an das Krummholz an oder tritt ſofort über dem Bergwald auf. Vom Kilimandjaro habe ich dieſe Vegetation folgendermaßen. geſchildert: „Bis faſt zu 4000 m mußten wir die Erikaregion durchſchreiten. Die Baum— form dieſer Gewächſe wird bald immer krüppliger; ſchließlich ſtellen fie nur noch, Die alpine Strauchvegetation. 501 kleine Büſche dar. Aber — wie Volkens ſagt — gleichſam um ſich dafür zu ent— ſchädigen, daß ſie der Ungunſt des Klimas wegen keinen hohen Holzſtamm mehr bilden können, entwickeln ſie am Boden einen klotzigen Stubben, aus dem die Sproſſe manns— hoch wie Lodenwuchs emporſchießen. (Abb. 74.) Bald treten ſie ſo zu mehr oder weniger reinen Beſtänden zuſammen, bald ſind ſie vereinzelter zwiſchen bultenartig wachſende Gräſer eingeſprengt, ebenſo wie dieſe größere und kleinere Steinblöcke ver— bergend. An der unteren Grenze dieſer Region iſt die Grasflur, an der oberen das — N Abb. 157. Waldgrenze am Kilimandjaro mit zungenförmigen Ausläufern. (Aufnahme von Dr. Lohmeyer.) Erikagebüſch zuſammenhängender. Übrigens iſt es nicht die an der Waldgrenze noch baumförmige, ſpäter immer niedriger werdende Erica arborea allein, die dieſe For— mation bildet. Im Gegenteil tritt die nahe verwandte Ericinella Mannii durchaus in den Vordergrund. Hinzu geſellt ſich noch eine dritte, niedrigere Erikazee, Blaeria Meyeri Johannis. Schon von weitem hebt ſich aus dem Gemiſch ein andrer manns— hoher Strauch ab, durch ſeine in dieſer Umgebung groß erſcheinenden ovalen, ledrigen Blätter und noch mehr durch die großen weißen Blütenköpfe, Protea kilimand- scharica. Als ſehr charakteriſtiſch iſt ferner nicht zu überſehen eine ginſterartige, gelb blühende Leguminoſe, Adenocarpus Mannii, das großblütige Hypericum kiboense und Myrsine africana. Überall im Graſe und zwiſchen den Erikabüſchen erfreuen gelbe, weiße und rote Immortellen (Helichrysum) das Auge“ (vergl. die farbige Tafel). Zuweilen zeigen ſich auch bei größerer Höhe in dieſer Heideforma— tion noch wirkliche Baumgeſtalten, wie z. B. am Kamerunberg die Erikazee Agauria mit den vom ſtändig wehenden kalten Winde völlig einſeitig geſtalteten, über— geſchobnen Kronen. Wie ſchon eben erwähnt, tritt ſtellenweiſe, oft ausgedehnt, reine Grasflur, aus 502 Die tropiſchen Pflanzenformationen. bultenartigen Stöcken gebildet, auf: die alpine Steppe. Wie auch in der Niedrungs— ſteppe, miſchen ſich zahlreiche ſtaudenartige Gewächſe, beſonders auch Knollen- und Zwiebelpflanzen ein, Leguminoſen und Kompoſiten, Liliazeen, Amaryllidazeen und Orchideen. In den Hochgebirgen des tropiſchen Amerikas wird dieſer Gegenſatz zwiſchen alpiner Heide und reiner Grasſteppe deutlich zwiſchen den feuchten, nebligen venezo— laniſchen Paramos und den trocknen Punas von Bolivien und Peru. Während dort außer den hohen Kompoſiten-Schopfbäumen, dem „Frailejon“ (Abb. 158), zahl- Abb. 158. Culeitium spec. in den Paramos von Venezuela. (Nach einer Zeichnung von R. Offinger.) reiche Sträucher mit kleinen, derben Blättern, hauptſächlich Melaſtomatazeen, Myr— tazeen und Kompoſiten ſich finden, wird in den Punas die Landſchaft vorwiegend von einem Büſchel-Graſe beherrſcht, nimmt auf weite Strecken ſogar wüſtenartigen Charakter an. Wieſenartige Formationen ſtellen ſich ein auf ebneren Terrainſtufen, wo etwas mehr Feuchtigkeit ſtehen bleiben kann. Aber auch in ihnen verſchwindet der Bulten— wuchs der Gräſer nicht ganz; eine ſo raſige Grasnarbe wie auf unſern Wieſen kommt nicht zuſtande. Viel Ahnlichkeit mit dieſen haben die tropiſchen Alpenwieſen aber durch ihre kräftige, hohe Staudenvegetation, der noch dazu Gattungen angehören, die im ge— mäßigten Klima ihre Hauptentwicklung haben, wie Thesium, Silene, Cerastium, Anemone, Ranunculus, Geranium, Pimpinella, Peucedanum, Sweertia, Scabiosa, Crepis, Carduus. Solche borealen Typen wachſen vor allem auch auf den Quellmatten der Gletſcherbäche bei einander. Alpine Echopfpflanzen. Die alpine Wüſte. erophile Ausbildung der alpinen Pflanzen. 503 An trocknen Standorten, in Felsſpalten, auf Geröll ſind xerophile Farne ver— treten, von denen die merkwürdigſten, Cheilanthes- und Jamesonia-Xrten, die in den Anden bis an die Grenze des ewigen Schnees aufſteigen, ſchon geſchildert wurden. (S. 405 u. 405.) Zu den merkwürdigſten Gewächſen der tropiſchen Alpenregion gehören die mäch— tigen dikotylen Schopfpflanzen, Lobelien und Kompoſiten; in Afrika einige Senecio- Arten, auf den Anden Vertreter der Gattungen Espeletia und Culeitium, in der alpinen Region Inner-Braſiliens Vellozia-Arten, jenen in der Wuchsform zum Verwechſeln ähnlich. Hauptſächlich treten ſie in den heideartigen Beſtänden auf, die Lobelien gern auf Wieſenland; ſie gehen aber bis in den Bergwald hinab, dem die metiten Arten der letzten Gattung ausſchließlich angehören. (Abb. 75, 77, 107, 158, vergl. auch Tafel). Durchſchnittlich bei 4000 m hört in den tropiſchen Gebirgen die zuſammen— hängende Pflanzendecke auf. „Von 4200 m an — jchreibt Volkens über den Kili— mandjaro — gehören oft ſchon ein oder mehrere Schritte dazu, um uns von einem einzelnen kaum handhohen Grasbüſchel zu anderen blütenerzeugenden Vertretern des Gewächsreiches zu bringen, denn wie winzige Tupfen nur ſind ſie über die ſteinigen oder ſandigen Flächen hingeſtreut. Bei 4500 m endlich haben wir auch die letzten Vor— poſten erreicht, alle vereinzelt im Schutz von Steinen kleine Polſter bildend“, zwei Gräſer, einige Korbblütler und die auch in unſeren Gebirgen häufige Ax abis albida. Darüber hinaus herrſchen, ſoweit trockne Stellen in Frage kommen, nur noch Mooſe und Flechten, letzte, wie überall im Hochgebirge, Felswände und freiſtehende Blöcke mit weißen, braunen, ſchwarzen, vor allem roten Farben überziehend. Aus dieſer Schilderung erhellt, daß die Vegetation der tropiſchen Hochgebirge ſtark xerophile Ausbildung zeigt. Nicht merkwürdig iſt das an dem trocknen Weſtab— hang der Kordilleren von Peru und Bolivien. Doch tritt dieſer Zug deutlich auch dort hervor, wo Regen und Nebel nicht ſelten ſind und Wieſen- und Moorflächen ſich ausbreiten, von Waſſermangel alſo nicht die Rede ſein kann. Daß es aber nicht allein auf die Menge des zugebote ſtehenden Waſſers ankommt, hatten wir ſchon bei den Formationen des Meeresſtandes geſehen und können wir jederzeit bei uns auf Hoch— mooren beobachten. Es kommen noch Nebenumſtände in Betracht. Wie Salzgehalt und Humusſäure (2) den Wurzeln der Pflanzen die Waſſeraufnahme erſchweren, ſo auch Temperaturerniedrigung, wie ſchon Sachs gezeigt hat: Pflanzen können auch in einem waſſerreichen Boden welken, wenn er kalt und wenn der Tranſpirationsverluſt groß iſt. Auf eine kräftige Verdunſtung wirken alle klimatiſchen Umſtände des Hoch— gebirges hin: die Dünnigkeit der Luft, in der die ſtarke Sonnenſtrahlung und die ſcharfen, trocknen Winde noch ſtärker zur Geltung kommen. Daß auch die Waſſerauf— nahme durch die niedrige Bodentemperatur erſchwert wird, liegt auf der Hand. Des Nachts kühlt ſich bei der klaren Atmoſphäre die Temperatur ſo ſehr ab, daß häufig der Gefrierpunkt erreicht wird. Der erwärmende Einfluß der Sonne aber iſt auf kurze Zeit beſchränkt, da ſchon in den Vormittagsſtunden Wolken und dichte Nebel zu er— ſcheinen pflegen. Das Waſſer iſt in dieſen Regionen ja meiſt auch eiskalt. Dabei ſcheinen die oberen Bodenſchichten wärmer zu ſein als die tieferen, die ſtändig von den kalten Schmelzwäſſern durchſickert werden. Durch dieſe Annahme erklärt ſich Weber— 504 Die tropiſchen Pflanzenformationen. bauer das häufige Vorkommen von wagerecht wachſenden Wurzeln bei der Vegetation der Hochanden Perus. Ephedra americana, ein kleiner niederliegender Strauch, entwickelt Horizontalwurzeln von mehr als 4 m Länge. Gar nicht in den Kreis dieſer xerophilen Hochgebirgspflanzen hineinzupaſſen ſcheinen einzelne Baumlobelien, z. B. Lobelia rhynchopetalum in Abeſſinien, die „Djibarra“ der Eingebornen, die ſtreng auf die alpine Region beſchränkt iſt. (Abb. 107). Ihre großen Blätter, die, wenigſtens in älteren Stadien, durch Behaarung ſo gut wie gar nicht geſchützt werden, ſind ganz krautig ausgebildet und mit zahlreichen über beide Seiten verteilten Spaltöffnungen verſehen. Roſen hat aber den Nach— weis geführt, daß der Stamm der Pflanze als ausgiebiger Waſſerſpeicher dient, aus dem eine außergewöhnlich große Maſſe von Leitungsbahnen zu den Blättern führt. „Wir haben in Lobelia rhynchopetalum eine Art vor uns, die an Orten, welche ſonſt nur Kerophyten ihre Lebensbedingungen gewähren, eine große und lebhaft tran— ſpirierende Laubmaſſe tragen kann, weil ſie für deren bedeutenden Waſſerbedarf im eignen Körper genügende Reſerven führt, — eine Pflanze alſo, die in ihrem Laub hygrophil, in ihrem Stamm xerophil iſt.“ — Die baumförmigen Kompoſiten find im Gegenſatz dazu ziemlich dickblättrig und mehr oder weniger graufilzig. e) Die Vegetation des Strandſandes. An den Flußmündungen und Lagunen tropiſcher Küſten hatten wir eine wald— artige Strandformation angetroffen, die Mangrove. Wo die Küſte felſig iſt, etwa, wie ſo häufig, von Korallenkalkklippen gebildet wird, trägt ſie gewöhnlich eine Buſchvegetation xerophilen Charakters, die in den meiſten Fällen wohl den Dorn— gehölzen nahe ſteht und Sukkulenten beherbergt. Eine phyſiognomiſch ganz eigen— artige Formation tritt auf dem flachen Sandſtrand und ſeinen Dünen auf. Von allen tropiſchen Pflanzenformationen hat ſie wohl die weiteſte Verbreitung; Schencks ſchöne Bilder aus Braſilien machen denſelben Eindruck wie unſre von Ernſt im malaiiſchen Archipel aufgenommene Photographie. (Abb. 159). Nach der überall in ihr vorkommenden und in ihrer Lebensweiſe für fie charakteriſtiſchen Ipomoea pes caprae, einer Convolvulazee, hat ſie Schimper als Pescapraeformation bezeichnet. Wuchs und Lebensweiſe ihrer Vertreter hängen hauptſächlich von zwei Außen— bedingungen ab: dem beweglichen Sande, in dem ſie wachſen, und der infolge des Salzgehalts phyſiologiſchen Trockenheit dieſes Bodens. Immer und immer wieder werden die Sproſſe dieſer Pflanzen vom Sande bedeckt und müſſen beſtrebt ſein, ſich wieder ans Tageslicht zu ſtrecken. Sie bilden deshalb meiſt mehrere Meter lange Ausläufer, die, an den Knoten wurzelnd, auf dem Sande hinkriechen, gewöhnlich aber bald von ihm verſchüttet werden. Netzförmig vielfach über einanderlaufend bedecken ſo die Gewächſe dieſer Formation den lockren Boden und tragen viel zu ſeiner Be— feſtigung bei. Nur finger- oder handlange Kurztriebe, an denen auch die Blüten er— ſcheinen, ſteigen von den Knoten ſenkrecht auf, in langen Zeilen ſtehend, die um ſo merkwürdiger ausſehen, wenn der kriechende Hauptſproß vom Sande verdeckt iſt. (uva 'ıq uoa duigvulnzd aaa PIE) PETTDIET BES 587805 SGSN owlauvunmy uw TUOISUNOF opus u9doaz 29a Joaustungch A4U1IH 85 er Die Formation des Strandſandes. 505 Außer Ipomoea pes caprae iſt noch Ipomoea carnosa weit verbreitet. Im malaiiſchen Gebiet werden fie häufig von der Fetiſchbohne, Cana valia, ver— treten. In Kamerun fand ich die Cyperazee Remirea maritima, das queckenähnliche Gras Stenotaphrum dimidiatum, die Amarantazee Alternanthera maritima, Hydrocotyle im Strandſande wachſend. Dieſelben oder nahe verwandte Formen treten an allen ſandigen Küſten der Tropen auf. Beſonders erwähnenswert iſt vom aſiatiſchen Strande noch ein blaugrünes Gras, Spinifex squarrosus, das ähnliche unterirdiſche Rhizome ent— wickelt wie der Helm bei uns. Beſondre Auf— merkſamkeit hat es von jeher er— regt durch die nahezu kopfgro— ßen, hauptſäch⸗ lich aus ſteifen Borſten be— ſtehenden, voll— kommen kug— ligen Frucht— ſtände, die zur Zeit der Reife von den trocknen Stengeln abbre— g N Abb. 159. chen, 900 Spiel Pescaprae-Formation auf der Vulkaninſel Krakatau. der Winde auf (Aufnahme von Prof. Dr. A. Ernſt.) der ebnen Sand- fläche werden und dabei die Früchte ausſtreuen. Ein ähnliches Verhalten finden wir ja öfters bei Gewächſen ganz offner Formationen; man nennt ſie „Steppenhexen“ oder „Steppenroller“. Zu den bekannteſten gehört Odontospermum pygmaeum, die Roſe von Jericho. Aber auch Roſettenbildner, wie wir ſie ſchon aus der Wüſte kennen gelernt haben und auch bei uns am Strande finden, bewohnen den tropiſchen Sandſtrand. Von einer Pfahlwurzel entſpringen zahlreiche Seitenſtrahlen, die ſich, ohne Wurzeln zu ſchlagen, radienförmig auf dem Sande ausbreiten. Euphorbia Heliotropium-, Portulaca-Arten und andre zeigen dieſes Verhalten. Die Vegetationsorgane aller genannten Strandpflanzen ſind merklich xerophil ausgebildet; denn der Salzgehalt des Bodens erſchwert die Waſſerverſorgung der Gewächſe und der Wind erhöht die Verdunſtung,: bei allen finden ſich fleiſchige oder eingerollte Blätter, oft noch von einem graugrünen Wachsüberzug bedeckt. Spinifex squarrosus entwickelt in ſeinen Blättern ein mächtiges Waſſergewebe. Durch ihr ſandbindendes Wachstum bereiten die Strandpflanzen den Boden 506 Die tropiſchen Pflanzenſormationen. für andre, aufrechte Gewächſe vor. An geſchützteren oder befeſtigten Stellen erſcheinen ſie ſelbſt, beſonders Ipomoea pes caprae, zunächſt in größerer Uppigkeit und nehmen auch anwandernde Binnenlandpflanzen zwiſchen ſich auf. f) Die tropiſche Waſſer- und Sumpfvegetation. Als Schluß der natürlichen tropiſchen Pflanzengenoſſenſchaften mögen unter dieſer gemeinſamen Bezeichnung noch einige Vegetationstypen geſchildert werden, die zwar nur örtlich begrenzt auftreten, für die Phyſiognomie der Landſchaft meiſt aber ſehr bedeutungsvoll ſind. Einen beſondern Charakter trägt die Vegetation der gewaltigen tropiſchen Flüſſe, deren Mündung ſich ſchon meilenweit draußen auf dem Meere kundgibt, zumal zur Regenzeit, wenn das braune, ſchlammige Waſſer von den klaren blauen oder grünen Fluten der See unſchön abſticht und oft mächtige Baumſtämme oder ganze inſelartige Bodenmaſſen mit ſich führt. Wenn man bedenkt, daß beſonders in bergigen Gegenden die gewaltigen Regengüſſe in wenigen Tagen, ja Stunden, die Flußbetten bis zum Überlaufen mit raſenden Waſſern füllen, ſo iſt es verſtändlich, daß die häufig flach wurzelnden Urwaldrieſen wie leichte Scheite mitgeriſſen werden. Zur Trockenzeit, wenn der Fluß auf ſeinen Tiefſtand ſinkt, liegen ſie dann kreuz und quer durch— einander und ſperren die Durchfahrt. (Abb. 160). Weiter als 100 Meter bin ich in Borneo zuweilen mit den leichten dajakiſchen Booten über die entrindeten, glatten, durch Waſſer und Sand oft wundervoll ſkulpturierten Stämme geſchoben worden. Wie wir geſehen haben, treten die Niederſchläge der Regenperiode in zeitlich beſchränkten Güſſen auf; es regnet nicht tagelang, ſondern täglich nur einige Stunden, zuweilen einige Tage gar nicht. Demgemäß ſchwankt, wenigſtens im Oberlauf der Flüſſe, der Waſſerſtand auch in der Regenzeit häufig plötzlich und erheblich. Die Ufer— böſchungen ſind abwechſelnd überſchwemmt und waſſerfrei. Dann ſieht man, wie ein zäher Schlamm die niedrigen Bäume oder Sträucher, die ſich dort angeſiedelt haben, überzieht; und ſicher mit dieſem halb amphibiſchen Leben hängen die etwa handlangen, bartförmigen Luftwurzelbüſchel zuſammen, die manche von ihnen maſſenhaft an ihren Zweigen entwickeln. Auch die Schmalblättrigkeit dieſer Böſchungsgehölze, die ſchon Beccari in Borneo beobachtete und als „Stenophyllie“ bezeichnete, iſt mir dort auf— gefallen, und kehrt gewiß unter ähnlichen Verhältniſſen in andern Tropengebieten wieder. Der Grund dieſer Erſcheinung iſt nicht klar; er liegt wohl ſicher eher in Beleuchtungs- als in Überſchwemmungsverhältniſſen. Fließen in der Trockenzeit in den Unterläufen der Flüſſe die Waſſer träge, ſo wächſt, zunächſt an den Ufern, eine ſchwimmende Vegetation heran. Mächtige Crinum-Stöcke wurzeln im Schlamme, zwiſchen ihren Roſetten werden Gräſer aus der Unterfamilie der Banizeen feſtgehalten, die ein flottierendes Daſein führen, auch Polygo num Arten treten auf; und ſelbſt einige Farne vermögen auf dieſe Weiſe zu leben. An faſt allen Ufern im Unterlauf der borneaniſchen Flüſſe tritt ferner in mehr oder minder reinen und ausgedehnten Beſtänden Eichhornia crassipes, die aus Südamerika eingeſchleppte Waſſerhyazinthe (Abb. 82) auf, deren wundervolle Die tropiſche Waſſer- und Sumpfvegetation. 507 violette Blütentraube einer Hyazinthe ſehr ähnlich ſieht. Wie auch andre Waſſer— pflanzen, vermag ſie durch blaſige, mit Luft gefüllte Auftreibungen des Blattſtiels zu ſchwimmen. Geſellig mit ihr findet ſich Monochoria vaginalis. Steigen die Fluten zur Regenzeit und werden unruhiger, ſo reißen ſie dieſe loſen, trügeriſchen Teppiche mit weg und führen ſie als einzelne ſchwimmende Inſelchen flußabwärts (vergl. die bunte Taf.). Dieſe häufen ſich oft ſo, daß ſie die ganze Waſſerfläche be— Abb. 160. Flußlauf während der Trockenzeit in Borneo. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) decken und kleineren Fahrzeugen das Durchkommen faſt unmöglich machen. Auch ſtehende Gewäſſer werden nicht ſelten ganz von Eichhornia und Monochoria überzogen (Abb. 73). Eine ganz ähnliche Waſſervegetation, z. T. mit Vertretern derſelben Familien, ja Gattungen, findet ſich im tropiſchen Amerika wieder. Ule berichtet: „An den meiſten Orten, wo ſich Waſſerpflanzen in Menge entwickeln, herrſchen Gramineen und Pontederiazeen — Eichhornia und Monochoria gehören zu dieſer Familie — vor. So bildet Panicum spectabile oft dichte, hohe Waſſerwieſen, die oft von einem Teppich von Eichhornia erassipes umgeben ſind; letztere wird anderwärts von Pontederia rotundifolia vertreten. Außer dieſen wachſen hier auch Poly- gonum Arten, der Farn Ceratopteris thalictroides, Pistia stratiotes, Oryza sativa, Neptunia oleracea, Hydrocotyle ranunculoides, und 508 Die tropiſchen Pflanzenformationen. Die Nilbarren. dazwiſchen ſchwimmen kleinere Pflänzchen wie Phyllanthus fluitans, Salvinia auriculata und Azolla filiculoides. Ein Teil dieſer Schwimmpflanzen wächſt nach dem Fallen der Gewäſſer als Landpflanzen auf feuchtem Boden weiter und entwickelt davon normale Stengel.“ Ahnlich, aber viel groß— iz} artiger als die eben geſchilder— ten ſchwimmenden Raſen bieten ih die berühmten Pflanz en— barren des Nils (vgl. Abb. 37 der Abt. „Pflanzengeographie“ dieſes Bandes), welche die Schiffahrt viele Monate lang gänzlich hemmen können und dadurch mehrfach ſogar poli— tiſche Bedeutung gewonnen haben. Die meiſten Waſſer— adern des mittleren Nilbeckens haben in ihrem unteren Lauf gar kein Gefälle, und da ſie alle nach dem Zentrum des Beckens zuſammenlaufen, ſo entſteht hier eines der merkwürdigſten Sumpfgebiete der ganzen Erde. Während des Hochwaſſers be— trägt die Überſchwemmungs⸗ fläche an 60 000 qkm. Die Ufer der Flüſſe ſind natürlich ſehr flach und beengen durch die Papyruswälder die freie Waſ— ſerfläche oft ſo ſehr, daß z. B. die ſichtbare Waſſerfläche des Bar⸗el⸗Gaſal nach Junker bis- weilen nicht mehr als zwanzig Schritte beträgt. Da entſteht dann aus den verflochtnen 5 Abb. 161. | Wurzeln größerer Waſſerpflan— Papyrus im e e e ee zen wie Cyperus papyrus und Ambatſch (Elaphro- xylon), die mit Erde und kleinen Pflanzen noch mehr vereinigt werden, ein feſter Boden, der auf dem Waſſer ſchwimmt. In den Flußbiegungen häufen ſich dieſe ſchwimmenden Inſeln und verſperren das Bett nach Breite und Tiefe ſo vollſtändig, daß das Waſſer aufgeſtaut wird oder einen ſeitlichen Abfluß ſuchen muß. Dieſe „Sedd“ treten um ſo ſtärker auf, je regenreicher die vorangegangnen Jahre waren. Im November 1878 fand Emin Paſcha oberhalb der Bar-el-Gaſal-Mündung eine Ze” ze >: dme4- ze ö ee —- er Papyrusſümpfe. 509 Anzahl beſonders mächtiger Barren von 600 bis 1200 m Länge, die ſo feſt waren, daß man über ſie gehen konnte. Die Papyrusſtaude (Abb. 161) bildet im ganzen tropiſchen Afrika den Ufer— beſatz größerer Waſſerflächen, hauptſächlich da, wo Verſumpfung ſtattfindet; den Ngamiſee im Süden ſäumt fie ebenſo wie die Ufer des Nils im Norden. Roſen ſchildert ihr Wachstum vom Tanaſee in Abeſſinien ſo: „Durch Strauch und Dorn Abb. 162. Arazeen-Sumpf (Cyrtosperma senegalense) in Weſtafrilka. (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) bahnten wir uns einen Weg hinab, aber nun ſperrte uns eine breite Barre von gigantiſchem Schilf den Blick auf den See: es war Papyrus, die berühmte Papier— ſtaude der antiken Welt. Die dreikantigen, am Grunde armdicken Schäfte dieſer Rieſen— binſe ſchoſſen ſo dicht aus dem Sumpfboden, daß keine Paliſade vollſtändiger den Weg verſperren konnte. Drei Meter und noch höher über der Erde wiegten ſich die aus tauſend fadenförmigen Blättern und Zweiglein gebildeten Dolden im leichten Seewinde. Lange ritten wir an der grünen lebenden Mauer entlang, ehe wir ihr Ende erreichten.“ Auch uns bekannte hohe Sumpfgewächſe, wie das Schilf oder der 510 Die tropifchen Pflanzenformationen. Rohrkolben, verſchiedne Typha-Arten, ferner das Rohr Phragmites communis geſellen ſich den Papyrus-Beſtänden bei oder bilden ſelbſtändig an Fluß- und See— ufern ihre Dickichte. Ein andres mächtiges Gras, das bis 5 m hohe wilde Zucker— rohr, Saccharum spontaneum (Abb. 149), tritt ähnlich im tropiſchen Aſien wie in ganz Nord- und Zentralafrika auf. Noch manche andre ſtattliche Sumpfſtaude der Tropen könnte aufgezählt werden. Nur noch zwei Arazeen ſeien genannt. Zantedeschia aethiopica, die bei uns häufig kultivierte „Calla“, deren Blütenſtand durch das weiße, trichterförmige Hochblatt ſo auffällig wirkt, macht im ſüd— lichen Afrika eine Zierde der Süm— pfe aus, tritt ſtel⸗ lenweiſe ſogar in großen Beſtänden auf. Nicht ſo ſchön gefärbte und mehr geſchloſſne, aber erheblich größere Blüten zeigt die im gan— zen höhere und kräftigere Cyrto- sperma sene— galense, eine Charakterpflanze Abb. 163. der Waldſümpfe Blätter der Vietoria regia, rechts von oben, links von unten. 1 (Aufnahme von Dr. H. Reimann.) Weſtafrikas (Abb. 162). Teiche und Seen, aber auch langſam fließende Gewäſſer werden wie bei uns ſo in den Tropen von Waſſerroſen belebt. Sehr bekannt, weil in allen größeren botaniſchen Gärten kultiviert, iſt die Königin unter den Waſſerpflanzen, Victoria regia, mit rieſigen, bis 2 m Durchmeſſer erreichenden kreisrunden Blättern und 20 bis 40 em großen Blüten. In ſtilleren Nebenarmen des Amazonas und den Seen dieſes Gebiets bedeckt ſie oft meilenweit die Waſſerfläche. Es iſt keine Fabel, daß die Blätter mit dem hochaufgekippten Rande ein drei- bis fünfjähriges Kind zu tragen vermögen; denn der kräftige, im Mittelpunkt der Blattunterſeite anſetzende Stiel geht in zahl— reiche radiale Rippen über, die wieder durch ſproſſenartige Querſtücke mit einander verbunden ſind, jo daß ein netzartiges Syſtem von Ausſteifungen ein Einbiegen der Blattfläche verhindert. Alle dieſe Nerven werden von Luftkanälen durchzogen, die die Schwimmfähigkeit des Blatts erhöhen (Abb. 163). Aber auch weniger rieſige Waſſerroſen bringen die Tropen hervor, ja zum Teil kleinere als die weiße Nymphaea unſrer Gewäſſer. So fand ich in Kamerun Nymphaea Zenkeri, deren Blüte im geſchloſſnen Zuſtande nur 2 bis 3 em Durch— r Tropiſche Nymphäazeen. 511 meſſer hat. In ganz Afrika, von Agypten bis zu den Seen des Kaplandes verbreitet iſt die nicht viel größere Nymphaea stellata, (Abb. 164); auch die ſtattlichere blau— blühende Lotosblume, Nymphaea lotos. Mit ihnen zuſammen kommen noch manche andern ſchwimmenden Waſſerpflanzen vor, die aber weniger auffällig find. Erwähnt ſei nur noch Pistia stratiotes, eine Arazee, die ſtark fauſtgroße Roſet— ten rundlicher Blätter mit einer herabhängen— den Quaſte feiner Fa— denwurzeln bildet. Die Pflanze tritt ſtets ſehr geſellig auf und bedeckt, wie beiſpielsweiſe auf dem Viktoriaſee (vgl. die Taf.) große Waſſerflä— chen mit einem geſchloſſ— nen grünen Teppich. Die eben ſchon er— wähnte, von den alten Agyptern heilig ge— haltne Lotosblume iſt heute in Agypten faſt ganz verdrängt worden durch Nelumbo 9 Nymphaea stellat a, See von Dr. H. Prell.) ciosa, die man eben— falls Lotos zu nennen pflegt. Sie iſt, wohl im Gefolge der Perſer, aus Aſien ge— kommen, wo ſie in Sümpfen weit verbreitet iſt. Vor den übrigen Nymphäazeen zeichnet ſie ſich dadurch aus, daß ihre großen roſafarbigen Blüten und die kreisrunden, etwas trichterartig vertieften, mit einem graugrünen Wachsüberzug bereiften Blätter nicht auf dem Waſſer ſchwimmen, ſondern hoch über die Oberfläche hinausragen. (Abb. 6.) In den weiten Überſchwemmungsgebieten der Rieſenſtröme auf Borneo z. B. bildet dieſeprächtige Pflanze, abwechſelnd miteinem Riedgras aus der Gattung Seleria, ausgedehnte Beſtände. Zwiſchen den hohen Stengeln ſchwimmen auch hier in Maſſen die Roſetten von Pistia stratiotes, einer Pflanze, die ein Beiſpiel der weiten Ver— breitung vieler Waſſergewächſe darſtellt. g) Veränderung der Formationen. Die natürlichen Pflanzenformationen bleiben ſich nicht zu allen Zeiten völlig gleich. Jede macht eine Entwicklung durch, „bis ſie zu dem Endſtadium gelangt, wel— ches den herrſchenden Bedingungen am beſten und vollkommenſten entſpricht. Bei dieſer natürlichen Formationsbildung wird das neue Land durch Keime aus benach— barten Formationen beſiedelt und nach und nach in Beſitz genommen, wobei jede Stufe ſich durch ihre eigenen Wirkungen allmählich aufhebt und die nächſte herbeiführt.“ (Diels.) So entſtandne Formationen bezeichnet man als primäre. 512 Die tropiſchen Pflanzenformationen. Aber nicht dieſen natürlichen Formationswandel, der in den meiſten Einzelfällen noch viel zu wenig ſtudiert iſt, wollen wir hier betrachten, ſondern die Entſtehung „ſekundärer“ Formation durch Einfluß des Menſchen. Als es der Menſchheit — wie ſich Paſſarge ausdrückt — ſo unendlich ſchlecht erging, daß ſie ſich, der Not gehorchend, Feldbau zu betreiben entſchloß, hatte ſie wohl faſt überall erſt Waldland urbar zu machen. Die Beſeitigung des Waldes mit Axt und Feuer zur Gewinnung von Ackerland iſt ſeitdem zu allen Zeiten und in allen Erdteilen geübt worden. Solche Rodungen, die zunächſt wenig ausgedehnt waren, mußten mit dem Anwachſen der Menſchheit allmählich ganze Landſtriche überziehen. So wiſſen wir, daß die heutigen Steppengebiete Südrußlands einſtmals mit dichten Wäldern beſtanden waren. Für die heutige Zeit nimmt v. Danckelmann an, daß in Afrika mindeſtens / der zwiſchen dem Aquator und dem ſüdlichen Wendekreis ge— legnen Zone durch Brände in Mitleidenſchaft gezogen wurde. Das Fällen des Waldes geſchieht im Anfang der Trockenzeit. Nach dem Stürzen wird das Geäſt der Krone noch zuſammengehauen und trocknet aus. Vor den erſten Regen zündet man das Holzfeld auf der Windſeite an. Durch die trocknen Blätter genährt, läuft das Feuer über die Fläche weg; an dem Holz ſchwehlt es lange, doch kohlt es die dicken Stämme oft nur an. Sie werden, wie auch die ſtehenbleibenden Stubben, binnen weniger Jahre von Wetter und Inſekten zerſtört. In Savannen- und Steppengebieten beſchränkt ſich die Urbarmachung des Lan— des auf das Abbrennen des Graſes und Geſträuchs. Prachtvoll ſieht es aus, wenn man gegen Ende der trocknen Zeit des Nachts vom Uſambaragebirge z. B. oder dem Kili— mandjaro ins weite Land hinausblickt, wo die Steppenbrände ihre Feuerkreiſe ziehen. Hat man Gelegenheit, einem ſolchen Brande zu begegnen, ſo überzeugt man ſich, daß er nichts von dem Schrecken an ſich hat, den man mit dem Worte zu verbinden pflegt. Von dem Punkte, wo das Feuer angelegt wird, dringt es, wenigſtens bei Windſtille, kreisförmig vorwärts. Da das „Strohfeuer“ bald herunterbrennt, breitet es ſich wie die von einem ins Waſſer geworfnen Stein verurſachte Rundwelle aus; niemals brennt es auf einer weiten Fläche zugleich, ſondern ſtets iſt nur ein nach außen fortſchreiten— der Feuerring vorhanden, der nur etwa 1 m breit iſt und in der Minute vielleicht 1 bis 2 m fortſchreitet. Kommt man an einen ſolchen Feuerring, fo ſchlägt eine glühende Hitze entgegen, aber mit einem Sprung iſt man hindurch und auf der abgebrannten, ſchwarzen Fläche, wo nur noch hier und dort an einem dickeren Grasbüſchel oder einem Strauch die Flamme züngelt. Daß ein ſolcher Steppenbrand auch ſelbſt kleineren Säuge— tieren gefährlich werden könnte, ſcheint ganz ausgeſchloſſen, höchſtens kriechende Tiere könnten von ihm eingeholt werden. Haushohe Flammen, ſtärkere Glut und größere Ausdehnung der brennenden Flächen kommen aber wohl zuſtande, wenn der Gras— wuchs ſehr dicht und hoch iſt; nach den Schilderungen von Buſſe z. B. in Togo. Die urbar gemachten Stellen können ein verſchiednes Schickſal haben, je mach— dem fie unter der Hand des Menſchen bleiben oder ſpäter wieder ſich ſelbſt überlaſſen werden. Große Teile von Afrika, die früher Wald — auch ſchweren Urwald — trugen, haben heute Savannen- und Steppencharakter angenommen, und verarmen durch die jährlich neu entfachten Brände ſtellenweiſe immer noch mehr. Daß in ſo weiten Ge— bieten, wie ſie in Afrika in Frage ſtehen, ſelbſt wenn die Grasbrände verhindert Sekundäre Formationen. 513 werden könnten, wieder der ehemalige Waldwuchs aufkommen ſollte, erſcheint aus— geſchloſſen. Die allgemeinen Lebensbedingungen ſind allzuſehr nach der ungünſtigen Seite verſchoben worden. Jede Entwaldung hat Austrocknung des Bodens zur Folge; der Mangel an Deckung und Beſchattung ermöglicht die Auslaugung oder Fortſpülung der Krume und verhindert die Humusbildung; der Fortfall des Windſchutzes erhöht die Tranſpiration der Gewächſe. Meſopota— mien, Kleinaſien und ſelbſt das im Altertum noch ſo fruchtbare Spa— nien ſind einige Bei— ſpiele dafür. Aus den bisherigen Erfahrungen iſt wohl mit Sicherheit zu entnehmen, daß die Vegetation überall da, wo ſie nicht im Vollbeſitz der für ſie günſtigſten Lebensbedingungen ſteht, nach Aufhören der menſchlichen Beeinfluſ— ſung den urſprünglichen Charakter nicht wieder— gewinnt: die neu auf— ſchießenden Gewächſe werden xerophiler aus— geſtattet ſein. Anders dort, wo eine Formation von den beſten Bedingungen ihres Daſeins umgeben iſt; wird ſie künſtlich vernichtet, ſo ſtellt ſie ſich allmählich von ſelbſt 3 1 Abb. 165. vollſtändig wieder her, „Lurus“-Formation (Peronema canescens), Borneo. wenigſtens dann, wenn (Aufnahme von Prof. Dr. H. Winkler.) die Vernichtung nicht ſehr weite Strecken ergriffen hat. Die Herſtellung erfolgt allerdings allmählich. Auf den zu Pflanzungszwecken in Südoſt-Borneo freigeſchlagnen Urwaldſtücken, die ich im Jahre 1908 beobachten konnte, ſtellten ſich in kürzeſter Friſt dicht wie geſät ſchnell auf— ſchießende, 30 bis 40 em hohe Kompoſiten, z. B. Erechtites ein. Bald ſchlagen auch manche von den ſtehen gebliebnen Stümpfen aus, und die im Boden befindlichen Samen der alten Waldvegetation beginnen zu keimen. Sie werden aber unterdrückt von Keim— pflanzen eingeſchleppter Holzgewächſe, die durch die Offenheit der Schläge zunächſt be⸗ Das Leben der Pflanze. VI. 33 514 Die tropiſchen Pflanzenformationen. günſtigt werden. Meiſt tritt zunächſt die Ulmazee Prema in ganzen Buſchbeſtänden auf. Wo dieſe durch Buſchmeſſer und Brand ſtets wieder zerſtört werden, fliegen die feder— leichten Samen des Alang-Alang-Graſes (Imperata arundinacea) an, und dieſe Landplage kann feſten Fuß faſſen, weil ihre unterirdiſchen Rhizome durch das Feuer nicht leiden, ſondern nur zu immer dichterem Wuchs veranlaßt werden. So findet man im malaiiſchen Archipel ausgedehnte Alang-Steppen, das verlaſſne Kulturland der Eingebornen. Wo das Brennen nicht mehr ausgeübt wird, ſtellt ſich, zunächſt in weiten Abſtänden, die ſich mehr und mehr ſchließen, niedriger Holzwuchs ein, nur eine be— ſchränkte Anzahl, bis zum gewiſſen Grade xerophil organiſierter Arten. Kaum 10 m Höhe erreicht dieſer ſekundäre Buſch. Aber in ſeinem Schatten vermögen jetzt ſchon einzelne Arten des benachbarten Urwaldes aufzukommen, und nach und nach bildet ſich wieder dichter Wald. Aber auch er enthält zunächſt immer nur eine Auswahl von Urwaldgehölzen. Koorders berichtet von der kleinen, in ſehr feuchtem Klima ge— legnen Inſel Nuſakembangan an der Südküſte von Java folgenden Befund. Ein früher mit Urwald bewachſnes, dann gerodetes Terrain, war nach 28 Jahren ungeſtörter Ruhe wieder mit dichtem bis 25 m hohem Wald bewachſen, der aber von nur 21 Baum— arten gebildet war. Die Armut der ſyſtematiſchen Zuſammenſetzung iſt alſo ein Charakterzug ſekundärer Formationen. Unter Umſtänden kann eine Baumart voll— ſtändig herrſchend werden, wie z. B. die 15 bis 20 m hohe Verbenazee Peronema eanescens (Abb. 165) in den „Lurus“-Gehölzen von Borneo. In dieſen Gehölzen iſt ſtets junger Aufſchlag des Deckbaums reichlich vorhanden, erſcheint manchmal auf großen Strecken wie angeſchont. Ob auch ſie ſchließlich dem Urwald wieder Platz machen wird, erſcheint mir nicht ganz zweifellos. Daß unter günſtigen Bedingungen aber eine natürliche Regeneration des Waldes in ſeiner urſprünglichen Zuſammen— ſetzung ſich vollzieht, zeigt ſicher eine Beobachtung, die Buſſe aus Kamerun berichtet. „Als vor einigen Jahren in der Moliwe-Pflanzung bei Viktoria ein neues Haus für den Pflanzungsleiter gebaut werden ſollte, wurde der als Platz auserſehene Hügel von ſeiner dichten Waldbedeckung befreit. Kein Menſch hätte ahnen können, daß dieſer dichte, hochſtämmige und von Lianen durchwirkte Wald eine ſekundäre Bildung war, wenn nicht zur Anlage eines Weges ein vertikaler Abſtich des Bodens gemacht worden wäre, wobei in anſehnlicher Tiefe — in Buſſes Gegenwart — zahlreiche Topfſcherben, die ſprechenden Zeugen einer alten Beſiedlung, hervorgezogen wurden.“ 2 Nachwort. ls im März 1910 die Franckh'ſche Verlagshandlung mit der Aufforderung an mich herantrat, ein „Pflanzenleben der Tropen“ für ſie zu ſchreiben, ging ich freudig auf den Vorſchlag ein, weil er mir Gelegenheit bot, die während eines zwei— maligen Aufenthalts in den Tropen — in Kamerun und dem malaiiſchen Archipel — gemachten Beobachtungen durch das Studium der Literatur zu vertiefen und abzu— runden, zumal ich für dasſelbe Jahr noch einen Beſuch von Oſtafrika in Ausſicht ge- nommen hatte, der dann in Form einer akademiſchem Studienfahrt gemeinſchaftlich mit dem Zoologen Profeſſor C. Zimmer und 15 Teilnehmern auch zur Ausführung kam. Das Buch will einem weiteren, botaniſch nicht vorgebildeten Leſerkreiſe die Tropenvegetation in ihrer Bedeutung für das Landſchaftsbild und ihre den klimatiſchen Bedingungen entſprechende Organiſation ſchildern. Doch habe ich mich durch dieſen Zweck nicht verleiten laſſen, den tieferen Frageſtellungen aus dem Wege zu gehen. Überall ſind die in der Literatur aufgetauchten Anſchauungen kritiſch beleuchtet und an ſo manchen Stellen eigne Erfahrungen und Unterſuchungen mitgeteilt worden. Ich hoffe daher, auch den Fachgenoſſen, hauptſächlich denen, die die Tropen nicht aus der Anſchauung kennen, einiges Neue bieten zu können, beſonders da die Schilderung in der 2. Auflage von Schimpers Pflanzengeographie nur ein Abdruck der 15 Jahre alten erſten iſt. Die Abbildungen ſind zum großen Teil nach eignen Aufnahmen hergeſtellt. Für die zahlreichen andern, die durch die Güte mir befreundeter oder fachlich naheſtehender Reiſenden, auch einiger Korporationen zur Verfügung geſtellt wurden, deren Namen bei jedem Bilde genannt ſind, möchte ich auch an dieſer Stelle noch einmal meinen verbindlichſten Dank ausſprechen. 13. 1913. f Breslau, 13. Februar 191 Hubert Winkler. 516 Literaturverzeichnis. Literaturverzeichnis zur Abteilung „Die Pflanzenwelt der Tropen“. Aun. Buitenz. = Annales du Jardin bot. de Buitenzerg. A ſo, K., Können Bromeliazeen durch die Schuppenhaare der Blätter Salze aufnehmen? (Flora. C, 1910.) Beceari, O., Wanderings in the great Forests of Borneo. London 1904. Belt, Th., The naturalist in Nicaragua. London 1874. Bernard, Ch., Quelques remarques à propos du röle physiologique du Latex. (Ann. Buitenz. III. Suppl. 1. part., 1910.) Bobiſut, O., Über den Funktionswechſel der Spaltöffnungen in der Gleitzone der Nepenthes-Kannen. (Sitzungsber. d. Akad. d. Wiſſenſch. in Wien CXIX, 1910). 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Adlerfarn 209. 404. Adonis 173. Adventivpflanzen 122. Aechmea 196. 360, Aegiceras majus 460, Asrenchym 183. Aerides 318, — compressum 355. — minimum 355. Aerobryidium 399, Aerobryopsis 399, Aerobryum 399. Aeschynomene 192. 262. Aesculus 211, 459, | Aethophyllum 93. | Aetna 225, Affenbrotbaum 169. 255— 256.* 280. 491. 495.* Regiſter. Alle mit einem Sternchen (*) bezeichneten Ziffern verweiſen auf eine Abbildung im Text. Affenſtiege 342. 346. Agathis 68. 93. 205. 406, Agauria 475, 501. Agave 162. 297. 421. — americana 123. 322. — filifera 298.“ 438. — rigida var. sisalana 423.“ Agrostemma 144, Agrostis 185. 217. 218. 226. 227. Ahorn 102. 210. — tatariſcher 110. Ailanthus 238. Aira 185. 202. 218. Aizoon 281, Ajuga 134, Akanthazeen 252. 289. 295, 373. 438. 479. 490. 493, Akaziendornbuſch 371. Akaziendornwald 485, Akazienſavanne 490, Alang-Steppe 390.* 491,* Alaska (Tertiär) 107. Albertia 68. Albizzia 447. 483. — hypoleuca 478, — Lebbek 315. — molluccana 253, 312, Alchemilla 225—227. Aldrovanda 129, 182. Aldrovandie 375, Alethopteriden 47—49. Alethopteris 47. 48.“ Alisma 182. 183. Allium 156. 173. 241. Allochthonie (der Stein- kohle) 60. Alloiopteris 45.“ Alluvialwald 474. Alluvium. Flora des 111. Alnus 108. 111. 231. — Kefersteini 102.“ Alocasia 429. — odora 381. Aloe 166. 270. 297. 322. 421. 422.* 423. 428,* 484. — dichotoma 442. Aloe, hundertjährige 322. Alpen (Trias) 28. 70. Alpenaurikel 221. Alpenglöckchen 219. Alpenmatten 217 219. Alpenmohn 222. 224. Alpenpflanzen 213. Alpenprimeln 217. Alpenriſpengras 217. Alpenroſen 214. 215. 216. Alpenweiden 216. Alpenwucherblume 219. Alpine Pflanzenformation der Tropen 500-504. Alsinodendron 253. Alsophila 402.“ — arbuscula 405. Alsophila armata 405, — antarctica 405, — ramispina 403, Alstonia 464. Altafrikaniſche Flora 243, Alternanthera maritima 505, Altfarne ſ. Archäopteriden Altingia excelsa 444. Amarantazeen 488.“ Amaryllidazeen 261. Amazonas 198. Ambadſch 192. 508. Ameiſenbrötchen 386. 387. Ameiſenpflanzen 383— 398, Ameiſenwohnungen 384, Amherstia 288. 299. — nobilis 253. Ammocharis 493. Amorphophallus 323, 428, — amabilis 381. — campanulatus 429, Ampelopsis 211, Anabasis 159. 160.“ 180, Anacampseros 269, — telephiastrum 278. | Anacardium occidentale 483, Anagallis 144, Anakardiazeen 307. 324. 465. 490. Ananas 278. 423. Anastatica 155. 156.“ | Ancistrophyllum secundi- florum 337.“ 339. Anden 226. Andorn 145. Andromeda 185. 186.“ 211, Andropogon 132. 168. 169. 171. 226. 277. 488. — sorghum 424. Androsace 141. 221. 223.“ 224. 240. Aneilema 305. Aneimia 404, Anemochor 129. Anemone 139. 220. 217. 242. | Angelica 241. Angers (Unter-Silur) 16. Angiospermen 121. Angraecum sesquipedale 38 Ankömmlinge 122. Annularia 37. 54.“ — radiata 54.“ — stellata 54. Anodendron 345. Anomopteris Mougeoti 68. Anomozamites 75. 79. 94, Anona muricata 325. — senegalensis 489, Anonazeen 324. 343. 344, Anpaſſung 152. 318. paniculatum Antagoniſtiſche 872, Antarktiſches Element 243. Anthistiria 424. Anthochloa 228, Anthocleista 447, Symbioſe 229. * Anthozyan 263—266. 295 — 297. Anthurium 261. 381. 428. 430. — cerystallinum 291. Apama 348. Apennin 225. Apetalen 89. Apfel, wilder 210. Aphlebien 47. 329. 403, Aphleboide Fiedern 47. Apocynazeen 95. 307. 439. 464. 469. Appetitfärbung 380. Aquatorialwald 471. Arabis 225. 240. 242 — albida 503. Arazeen 254. 261. 285. 291. 295. 297. 351.“ 353. 355. 428. 479. —, epiphytiſche 195. Araliaephyllum 89. Araliazeen 353. 447. 475. 480. Araliengewächſe 91. 92. Araucaria 205. — chinensis 79. — imbricata 78. Araukarieen 68. Arbutus 173. Archäopteriden 34.“ Archaeopteris 31. 33.“ Archichlamydeen 89. Arctostaphylos 216, Areca 411. Arenaria 219, Arenga 411. 457.7 — saccharifera 257.“ Argyrodendron 448. Arjona 372. Arillus 380. Arisaema filiforme 381. Aristida 157. 158. 169. 277, 493. — oligantha 393. Aristolochia 348. 469. — gigas 311.7 — Goldieana 381. Ariſtolochiazeen 324. 348. Arktis 233— 238. Arktotertiäre Flora 238— 239. — (Problem) 113. Armleuchtergewächſe 81. Armorikaniſches Gebirge 61. Artabotrys 346.“ Artemisia 145. 240. 276. Arthotaxis 80. 526 Arthotaxites 80, Arthroenemon 180. Arthrostylidium 426, Artisia 58.“ Artocarpus 92. — ineisa 285. 327, — integrifolia 327, Arve 131. 204. 205. Aſelepiadazeen 339. 351. 303. 432. 439. Aſparageen 438. Asparagus 173. Asperula 208, Aspidistra 467, Aspidium 402, — (decursive pinnatum 49. Aspidosperma 168, Asplenium 136, — holophlebium 401. — nidus 290.“ 354.“ 358. 401. 458,* — obtusifolium 355. Aſter 217. Asterocalamites latus 35.“ 54. Asterophyllites 37. 54.“ — longifolius 54.7 Astragalus 157. 225. 373. Astrocarya 408, Astrocaryum 198, Atherurus tripartitus 381, Atriplex 145, Ausläufer 134, | Ausſchleudern der Samen | 133, | Auſtrales Florenelement 243. Auſtralien 63. 64. —, (Perm) 13. Auſtraliſch-neuhollän⸗ | diſches Element in der europ. Tertiärflora 102. 113. | Autun (Frankr.) 13. | Autochthonie (der Stein kohle) 60. Avicennia 318. 454. 455. 459. 461. 502. — offleinalis 460. Azolla filiculoides 508. Azorella 138, 223, 229.* 232, 233. Baccaurea 323.“ 324. 325. Baccharis 232 \ Bactris 261. Baiera 59. 67. — Münsteriana 77, Balanites aegyptiaca 260, 480, Balanophorazeen 369. Ballota 145, Bambus 345. Bambusa arundinacea 321. — villosula 426, Bambuſen 253. 261. 423— 426.7 Bambuswald 476-477.“ Bananen 322. Bananengewächſe 419. serobicu- Baniſterien 103, Banyan 445. Baobab 169. 491. Barbella 399. Bäreninfel, (Devon) 29. Barteria fistulosa 384. Bartflechten 389.“ Baſellazeen 348. Bauhinia 262. 342.“ 344, 346-349. 490. — megalandra 382. — reticulata 492, Baumfarn 401. 402.* 405. s Kompoſiten 0 BUBEN der Reiſenden 19 Baumgrenze 212. 213. — der Arktis 234. 235. Regiſter. Baumſavanne 393. 489. 490. 492. Baumwollkapſel 128.“ Baumwurger 354. Bayreuth 70. Bazillarien 105.“ Beaumontia grandiflora 345. Begoniazeen 291. 356. Begonten 295, Beinbruchſteine 17.* Bekoſtigungstörper 379. 381 Belgien (Devon) 29. — (Wealden) 81. Beltſche Körperchen 383. Bennettitazeen 76. 81. 83 Bennettites 76.“ Berardia 142. Berberitze 231. Bergbahnenfuß 217. Bergttiefer 108, Bergwald 500.“ Berlinia 306. 469. 483. | Bernitein 97. Bernſteinbäume 98. | Bernitein, Blütenreſte im 98. 99. Bernſteineinſchlüſſe 14. 99.“ Bernſteinkiefer 98. tr ‚allgemeines 99 Bertholletia 444, | Beſtäubung 380—383, | Betula 185. 209. 210. 236. — nana 110.“ Bidens 132. Bignonia unguis 342. 345. Bignontazeen 196. 304. 339. 342. 348. 465. Bilobites 18.“ Bilſenkraut 145. | Binnenbecken (der Stein⸗ kohlenzeit) 61. | Bingelfraut 464, | Biophytum 262. — sensitivum 300. Biotiſche Faktoren 337. Birke 102. 108. 111. 209. 210. Birne, wilde 210. Bittertlee 185. Blaeria 226. — Meyeri qohannis 386.5501. Blattfadenranker 343. | Blattkletterer 342. | Blatttnollen 361. | Blattmojaif 53. 347. Blattrot 263, Blauglanz 267. Blaugrashalde 218. Blechnum 399. — orientale 263, — spieant 402, — tabulare 402, — volubile 401, Blutberberitze 264. Blutbuche 264. Bluthaſel 264. Blütenarmut destropiſchen Regenwaldes 469. Bodenvegetation 304.“ Bodenverhältniſſe in den Tropen 332—336, Böhmen (Devon) 29 ff. — (Kreide) 91. 92. Boehmeria ramiflora 327. Bolbophyllum 360. Bolivien 231 —232, Bombax 442. — buonopozense 313. — malabaricum 317, Bombakazeen 324. Borassus 407, 408 409.“ — flabellifer, var. aethio- pica 490, Boraſſus⸗Savanne 490, Boritgras 218, Borſtgrasmatte 224. Boswellia papyrifera 480, Bothrodendron 12.“ 29,* 39, Bowenia 75, Brachyphyllum 80, Brachſentraut f. Isoötes Brachystegia 483 Brasenia peltata 109, Brauner Jura 21. Braunjuraflora 79. sridelia 490. Brochinia 422, — cordylinoides 423, Bromeliazeen 278. 297. 351. 360. 422. — epiphytiſche 196. Brosimum galactodendron 439. Brotfruchtbaum 327. — ſ. Artocarpus Brownea 299, 448, Bruguiera caryophyllata 459, — gymnorrhiza 459. Brunswigia 493. Brüſſel (Eozän) 95. Buche (Rotbuche) 111. 207. 208. Buchsbaum 108. Buddleia 230. Bulbophyllum minutissi- mum 361. 364. — Odoardi 364. Buntſandſtein 21. Buntſandſteinflora 67-69. Buphane 493. Burmanniazeen 368. Buſchelgrasformation 230. Buſchgrasſteppe 489. Büſchelgräſer 424. Büttneriazeen 346. Buriti⸗Palme 169. Burſerazeen 318. 483. Butomus 184, Buxus 138, Cadaba 490, Caesalpinia 292, Caju 483, Cakile 176. 178. Caladium 429, Calamagrostis 178. 209. 230. Calamiten 35 ff. 54. Calamites Suckowi 53.“ — transitionis 35.“ Calamostachys 53. Calamus 200. — angustifolius 346, — extensus 345. — heteroideus 338.“ — rudentum 407. — Zollingeri 337.“ Calla 185. — palustris 381. Callipteridium 48. Callipteris 48. 49. 62. 66. — conferta 49 — curretiensis 49. — Martinsi 66. Callitris 93. — Reichii 93. Calluna 174.* 175. 179. 224. Caltha 185. Calycanthus 239, Calycotome 173, Campanula 217. 218. 222.* 223. 240. Campos 168-169. Canavalia 505. Capoes 483, Capparidazeen 480. Capparis 480. — spinosa 463. Caragana 50. Caralluma 437. 485. Carapa obovata 459, — moluecensis 459. 460. Cardamine 182. 218, 235, Cardiopteris 34,* Carduus 502, Carex 184.185. 218, 226. 286% Carica 449, — papaya 382,* 395, 440,* 447, Carludovica 262, — palmata 413, Garnaubapalme 408, Carpinus 210, Caryophyllaceae 129, Caryota 4ll, 477. Gäjalpinioideen 299, Cassia 253, 262, 483, — nodosa 316, Cassiope 238, Cassytha 130, 368, Castanea 102, Castilloa 440, Casuarina 171. 340. 483, Catalpa 104, Catasetum 360, Catinga 164. 486, Cattlaya gigas 310, Caulopteris 42, Cavanillesia 164. 348, 486, — arborea 442, Cecropia 386, 447, — adenopus 386, Cedrela odorata 312, Cedrus 82. Ceiba 198. 370. 442, 445, — pentandra 311, 313. 315. 318. 448. 451. 462, Cejaregion 230. Cekropien 197. 199. Celaſtrazeen 490. Cenchrus 132. Centaurea 131. 144. Cephalocereus senilis 432.“ 433. Cephalotaxus 206, Cephalotus 378, Cerastium 238, 502, Ceratonia siliqua 50, Ceratophyllum 182, Ceratopteris thalietroides 403. 507. Cereis 324. — siliquastrum 110, Cereus 160, 161. 162,* 232,* 483, 486, — gemmatus 434, — giganteus 432, — megalanthus 434, — nyeticalis 333.* 339, 488, Ceriops 459, Ceropegia Gardneri 340, — Woodii 361. 363,* Geropegien 363, Cespedesia Bonplandii 447, Cetraria 218. 236, Challenger-Expedition 149, Chamaedorea 407. 409, Charazeen 29. 87. Cheilantes 404. 503. — andina 404, — farinosa 404. — Matthewsii 404, Cheirolepis 78, Chemnitz (Rotlieg.) 13. * Chenopodiaceae 177. Chenopodium 145. Cherleria 221. China 77. 79. Chique-Chique 164. Chlorophora excelsa 324. Chondriten 18. Choripetalen 89. Chorisia 164.* 442. 486. Chroolepideen 365. Chrysanthemum 124. — leucanthemum 381. Chrysodium aureum 261. 455. Chrysophyllum 327. Chrysoplenium 381. Chuquiragua 230. Chusquea 426. 476. Cicuta 184 Cinnamomum 99. 101. 448. Cinchona 448, 474. Cissus 166. 296.* 369. 438. 485. — Kramerianus 443, Cistus 173, Citrullus 155. | Citrus 331, | Cladonia 175. 218. 236, Cladophlebis 72. 82. Clathropteris 72. Clematis vitalba 342. Cleome 158.“ Clerodendron Minahassae 305. 380. Clusia 353. Cluſiazeen 353. Coal-balls (Dolomitknol⸗ len) 13. 60.“ | Coceinea Engleri 380. 467.“ Coccoloba 448. — uvifera 261. Cocos. 168, 407. 411. — liliputana 409, Codonanthe formicarum 362, Coffea arbica 289, Cola pachycarpa 323, Colehicum 218, | Collomia 123. | Colocasia 429. — indica 429.“ Comandra 372. N Combretum 197. 313. 338, 483. 491. 492. ) — Hartmannianum 291. Commiphora 492. Coompassia excelsa 435. 444, 451. 464, Comptonia ſ. Myrica as- plenifolia. Coniopteris hymenophyl- loides 79. Connarazeen 299. Conocephalus 350.* Convallaria, 208, Eonvolvulazeen 348. Convolvulus 276. Copernicia cerifera 408. Corallorrhiza 207. Cordaianthus 58.* Cordaites 57.* 58. Cordia nodosa 385. 392. Cordyline 371. 418. Corydalis 173. 202. 225. Corylus 210. — avellana 106. Corypha 407, 411. — gebanga 412. Costus 426. 427. Cotyledon erystata 279. Covellia 380. Crassula decipiens 279, Crataegus 210. Credneria subrhomboidea 91. — triacuminata 90.* Crepis 217. 502, Crinum 506. Cryptanthus Beukeri 297, Cryptomeria 206. 7 Cryptosperma senegalense 509. 510. Cruciferae 129. Cryptomeria 67. Culcasia scandens 430. 465.“ Culeitium 431. 503. Curatella 168. Cuscuta 368. Cyatheazeen 402. Cyathea 401.“ — Beyrichiana 403. — Boivini 403, — deulpata 405. — Gardneri 405. — medullaris 405. | | | | | Cycadeoidea 83.“ — dacotensis 83.“ - Regiſter. Cycadocephalus 79, Cyeadofllices 58, Cycas 74.“ 75. 211. 413, — Steenstrupi f. Pseudo- eycas, Cyelanthazeen 413. 453, Cyelimorpha 451. — parviflora 446.“ Cyelocrinus 27.“ Cyelopteris 50, — digitata ſ. Baiera, Cyclostigma 29 * Cytadazeen 406, 413, Cymbidium 360, Cymbopogon 488, Cynometra 265, 299, Cyperus papyrus 508, Cypripedium 208, — Lawrenceanum 297, Cyrtopodium 361. Cyrtosperma Afzelii 430, Cytisus 276, Cynara 124, Czekanowskia 77. Dacrydium 201. 500. | Dalbergia melanoxylon 483, Danımara f. Agathis Danaeopsis 71. Dänemark (Interglazial) 109. Danthonia 155. 171. 226. Daphne 138. | Daſytladazeen 27. 28, 70.“ Dasylirion 418. 430, Datura 145, Davallia 401, Deiſter 81. Delevpalme 490. Delphinium 144. 239. Dendriten 15.“ Dendrobium crumenatum 320. Dendrocalamus 253. — giganteus 425. Dendrosicyos socotrana443. Deutſchland (Buntſand— ſtein) 69. — (Devon) 29. Deutſch⸗Südweſtafrika 165 — 167. | Deverra 159, 160. | Devon 20 Devonflora 29 ff. Dewalquea 92.* 95. — aquisgranensis 92,* — gelindenensis 95. Diapensia 234. Diatomeen 81. Dieksonia 201. — antarctica 405. Dietyophyllum 71. 72.“ — Roemeri 82. Dietyozamites 12.* 75. Dieffenbachia 261, | — pieta 297. | Dikotyledonen, älteſte 83.87. Diluvialflora 108. Diluvium 22. Dioscorea 340. 345. | Dioskoreazeen 348. 438. Diospyros 320. Diphaca 490. 492. Diploporen 70.“ Diplotmema 46. Dipteris conjugata 405. — Wallichii 405. Dipterotarpazeen 344. 465. Dischidia 358. 361. 363. 385. 480. — imbricata 341. Dodonaea vicosa 270. Dogger 21. Doggerflora ſ. Braunjuras flora 79. Dolomittnollen ſ. coal-balls Donezgebiet (Rußland) 41. Doppelmaſchenaderung 31. 72.0 Dornbuſch 170. 371—373. 485. 488. Dornwald 371*—373, 483. Dorstenia gigas 443. Doryenium 174, Douglasia 234. Draba 221. 227. 234. 235. 237. Dracaena 239. 242. 243. 416. 430, 465.7 — Einnabari 418. — (draco 418. 419.“ — schizantha 418, Drachenbäume 442, Dracontium 323, 428, — gigas 429, Drosera 187. Dryas 216. 234. 241. — octopetala 111. Drymoglossum 355, 480. — nummularifolium 363, — piloselloides 363, Drynaria 358—359,* 401. — Linnaei 398, — quercifolia 398. — rigidula 398, Dryobalanops aromatica 265. Dryophyllum 91.7 92.“ 95. — Dewalquei 95. Dulichium spathaceum 109. Dumpalme 412. Dumpalmen-Savanne 490, 494,* Dünen 178. Durian 329. Durio testudinarum 324, — zibethinus 306. 324. 329, 447,* Duvalia 437, Dyas 21. Dyckia 423, Ebenazeen 307. Ebenholzgewächſe 104. Ebereſche 210. Ebersdorf (Kulm) 34. Eeballium 133. Echinocactus 432. — robustus 434, — Williamsii 436. Echinocereus 432. — conglomeratus 434. Echinopsis 432. — paraguayensis 277.* Echinostrobussternbergiso. Eetadium virgatum 498. Eetozoma lei 362. Edaphiſche Formation 332. Edelkaſtanie 211. Edeltanne 204. Edelweiß 141. 219. 241. Ehrenpreis 144. Eibe 204.7 Eiche 107. 108. 208. 209. Eichengeſtrüpp in Jütland 144.“ Eichhornia 192. — cerassipes 507. Einwanderer 123. Eiſenhut 239. Eiszeit 239— 242. — ſ. Diluvium 21. —, Flora der 108, | Elaeis 411. | — guineensis 257.“ 462. Elaioſome 131. Elaphoglossum 401. Elaphroxylon 508. Elatostema 267. Elefantengras 424. Elettaria cardamomum427.* | Elodea 123, | Elsbeere 210. Elymus 178. Embaiba 199. Empetrum 179. 238. Encephalartos Gorceixia- nus 106, j 237.* 238, 527 Endemismus 136. 138. 139 —142, England (Jura) 78. 79, Entada polystachya 345. — scandens 342, 480, Entlaubungsperiode 313, Enzian 217. EuzideroxylonZwageri449,* Eophyton 18, Eopteris 16,* 29, Eozänflora 98. Eperua falcata 382. Epharmoſe 153, Ephedra americana 504, Ephemere Arten 155. Epidendron ionosmum 383, Epidermis-Präparate foſſ. Pflanzen 12. Epiphyllen 364 —367. 398, 434. Epiphyten 195. Epiphytismus 349—364. Episcia bicolor 252. Equisetites 68. — arenacens 73, — columnaris 79, Equisetunm 68. 185, Eragrostis 122, 165.226. 488, Eranthis 202. Erdbeerbaum 173. Erdſtachelnuß 132. Erebus und Terror 149. Erechtites 514. Erhaltungszuſtände foſſ. Pflanzen 10. 39. Erica 138. 139. 175. 179. 225. 243. 360. — arborea 501. Grifazeen 104. 110. 277. 475, Erieinella 226. — Mannii 501, Krigeron 134, Grifoid 277. Eriocaulon septangulare 109, Eriophorum 185. 187.* 188.“ Eritrichium 220. 237. Erlangen 70. Erle ſ. Alnus Erlenſumpfmoor 185. Eryngium 179. Erythrina 253. 313. 318. 483. Erythrophyll 263. Escada dos macacos 197, Eiche ſ. Fraxinus 104. Eipe 210. Espeletia 431. 503. Gtagenaufbau 285.* Etagenkrone 451. Euböa 86. 106. Eucalamites 54, Eucalyptus 92. 139. 171. 207. 243. 253. 254.“ 260. 483. Euchlaena 423. Euphorbia 158.“ 373, 485. 505. — bureana 437. — caput Medusae 436. — Hermentiana 275.7 — Huberti 484.7 — meloformis 436, — Schimperi 434. — tirucalli 370. 434. — virosa 276.“ 487. Euphorbiazeen 318. 324, 385. 432. 439. 464. Euphorbien⸗Dornwald 485. Euryale ferox 109, Euterpe 411. Evolutionslehre 120. Evonymus 210, 211. — europaeus 380. Exostema 381. Extranuptiale Nektarien 395. Fächeraderung 31. Facherpalmen 967. 101. Fagus 207, 208, Faltlands-Inſeln 64. Farne 350. Farne der ozeanifchen Inſeln 136—137. Faſertohle( Holzkohle) 11.60. Faulſchlamm 184. Faurea 492, Federgras 172,* Feigenbaum ſ. Ficus carica. Feigwurz 202, Telsflora 220— 222, Felſenfluren der Arktis 236. Felſenheide 174. Fenſterblätter 268. Festuca 218. 226. 227. 230. Fetiſchbohne 505. | Fetttraut 375. | Fichte 203. | — f. Picea. | Fichtenſpargel 207. Ficophyllum 89. Ficus 130. 152. 196. 200. 260. 314. 318. 325. 327. 331. 339. 347. 353. 361.7 363. 370. 380. 440. 474. 480. — Beccarii 324, — bengalensis 445. — Benjamina 436. 437. 445. — carica 110. — dahro 445. — elastica 445. — geocarpa 324, — glabella 313, 315. — hypogaea 324, — lueida 315. — religiosa 291. 316, — Roxburghli 327. — Schimperi 325.“ sykomorus 328,* Fiederaderung 31. 48.“ Fiederpalmen 97. 101. Filicium decipiens 312. immenit 13. lacourtiazeen 465. Flagellaria indica 342, Fließwülſte 16. Floribundaria 399. Flöz (Flötz) 28. Flüggea 490. Formationen 332. —, geologiſche 19. ff. — Erklärung 23. Forsythia 148, Foſſile Farne, Syſtem 44. Foſſile Pflanzen, Erhal- tungsweiſe 9 ff Fouquieria 163.“ Foureroya 421. — longaeva 421. Franken (Rät⸗Ltas) 70ff. 82. Frankenberg (Kupferſchie— fer) 67. Frankfurt a. M. 108. e (Buntſandſtein) N 105, Franz⸗Joſefs⸗Land 78. 80. Frauenſchuh 208. Frenela 93. 171. 483. Frenelopsis 93, Freyeinetia strobilacea 339, 379. 381. 413, 417.# 477, Froſchkraut, flutendes 152. roſchlöffel 182. roſtſpuren im Miozän 106. Fuchsſchwanz 145. Fucoiden 18. Fucoides digitatus 67. Fumaria 342, Fünfkirchen 70. Füße mies Wee 378. Futterwarzen 379. Gabelungen an Farn⸗ wedeln 49. Gagea 173, Regiſter. Gagel 475. Gagelſtrauch ſ. Myriea. Gaiadendron 370, Galeopsis 144. Galeriewald 336, 474, Galizien (Keuper) 73. Gangamopteris 63, Gänſefuß 145. Gareinia 448, — xanthochymos 312, 315. Gardenia 104, 240, 381, — Thunbergii 491, Garique 174. Garuga 448, Gauchheil 144. Gebietsſormationen 332. Geißblatt 380, Gelegenheitsepiphyten 356, Gelenkpolſter 349. Gelinden 91. 92. 95, Gemskreſſe, Alpen- 219. Genista 173. 276. Genlisea 375. Gentiana 217. 220. 225. 227. 239 — 242, Gentianazeen 368, Geonoma 407, 409, 465, Geranium 209, 502, — arboreum 253, Geröllpflanzen 222—224. Geſſnerazeen 252. 295. 324. 351. 356. Geum 185, Gewalt tropifcher Regen 273. Gigantochloa 426. Gigantopteris nicotianae- folia 78, Ginkgo 59. 67. 77. 108, 141,* — adiantoides 97, — digitata 77.“ 79. Ginkgophyten (Ginkgo⸗ bäume) 67. 85. Glaux 177. Glaztalrelikte 241. Gleditſchie 210. Gleichenia 400. 404. Gletſcherhahnenfuß 224. Gloriosa 342. Glossolepis 323. Glossopteris 51.“ Glossopteris-Flora oder Fazies 51. 63. 84. Glyceria 184. Glyptolepis 78. Glyptostrobus 93. 106. — europaeus 97. 98.“ — heterophyllus 97, 98, Gnaphalium 219, Gneisformation 19. Gnetum 332, Gnidia 490. Goldpippau 217, Gonathantus 429, Gonatopus 428. Gondwana-Flora, obere 84, — Land 63. Gonocarium pyriforme 303, Gossypium 397. Gottvergeß 145. Gramatophyllum speciosum 360, 361. Granatapfel 108. 239. Graphit 19. Grasbäume 418. Grasland 486-493. Greiſenhaupt 432. 433. Grevillea 253. Grinnelland 107. 113. Gröden (Schichten) 66. Grönland 234. 238, — (Kreide) 86. 87. 90 ff. 107. 113. Großbritannien 138. Grünlandmoor 185, Guineawald 471. Guttiferen 307. 353, 465. Guzmannia tricolor 423, Gymnosporia 492, | Gymnopteris metallica 267, Haastia 233. | Habenaria 381, Haberlea 142, Haemanthus 493, Haftſchetben 343, Hagenia 225, Hainbuche 111. 210, Hainichen (Kulm) 34. Hakentlimmer 343. 346. Halb⸗Eptphyten 353. Halbparaſiten 369. Halleria lucida 324. 326. Halocnemon 180, Halophile Formationen 176181. Halophyten 176. Haloxylon 181. — scoparium 463, Haliserites 29,* Hamamelidazeen 102. Hamamelis 210. 211. 239. Hängeblätter 264. 285. 299. Hängemooſe 399. Hängeſproſſe 399. Haptocarpum 344. Harz (Kreide) 90. — (Silur) 29. Haſelnuß 102. 106. 108. 111. Haufenkrone 293. 450, Hauswurz 134. 221. Hautfarne 294. 399. 475. Hawaii-Inſeln 136. Haworthia 268. Hechtia 163. 422, 453. 498.“ Hedychium 427. eide 174—175, eidekraut 174.“ 175. Heidekrautgewächſe oder Familie 104, Heideſteppe 494, Hettſtothermen 249. Heliamphora 375. Helianthemum 138. 214. Helichrysum 174. 501. Heliconia 420. — Psittacorum 421. Helicteres 398. — isora 383. Heliotropium 505. Helleborus 71. 138, Helm 178, Hemi⸗Epiphyten 353. Hemitelia 201. — capensis 402, — riparia 403. — setosa 403. — Smithii 405, Henslowia 372. Hepatica 139. 202, 242, Herbſtzeitloſe 218. Heterosporie ſ. Verſchieden⸗ ſporigkeit Hevea 197.“ 198. 199. 441. 490. — brasiliensis 285.“ 451. Hibiscus 370. — Geroldianus 397. — rosa-sinensis 396, — tiliaceus 318, 397. 455. — vulpinus 397, Hickory 210. Hieracium 140. ildesheim 80, imalaja 225. Himmelsherold 220. Hippokrateazeen 343. Hirſchhornfarn 358. Hochgrasſavanne 488. ochmoor 111. 186-189. öhengrenzen der Anden 227 — der Arktis 235. Höhenwald 225. 474. Hohlzahn 144. Holunder 130. — f. Sambucus Holzkohle (foſſile) 60, Hoodia 437, Hopea 321, 448, Hordeum 124, Horſtſegge 218, Hoſtim 30. Hostimella 32.“ Höttingen bei Innsbruck 110. Höttinger Breccie 110. Hoya 340. 480. Hülſenfrüchtler ſ. Legumi⸗ noſen 102, Humusmangel in tropi⸗ ſchen Boden 324, Humusſäuren 185, Hutchinsia 219, Hydathoden 194. 303, Hydnophytum 362. 385. Hydnorazeen 369. Hydrocharis 185, Hydrocotyle 505. — ranuneuloides 508, Hydropterangium 73, Hydropterideen 52. 73. Hydrosme 428. Hygromegathermen 249. Hygrophile Formationen 181-193 Hyläa 198. 471. Hymenanthera 371, Hymenophyllum 138, Hymenophyllazeen 294, 355. 399. 476. Hyoscyamus 145, Hypericum 500. — kiboense 501. Hyphaene 409, 412, 415, 490, — Bussei 490. — coriacea 301.* 490, 494,* — guineensis 490, — thebaica 490, — ventricosa 490, Hypnum 185, Hysterites 106, lehnanthus 424, Igapo 198. 199,* Ilex 242, Imbauva 199, Immergrüner, tropifcher Regenwald 464—476, Impatiens 124, 133, 225, — tricornis 397. Imperata Königii 390,* — arundinacea 514. Ingramsdorf b. Breslau 110. Inkohlung 12. Inkruſtate 17. Inſektenfreſſende Pflanzen 375. Inſektivor 375. Inſelfloren 135-139. Inſolation 213. Interglazialflora 109, Interglazialzeit 109. 241. Intuskruſtation 13. Iochroma 306, Ionopsis 483, Ipomoea 179. 340, — carnosa 505. — pes caprae 504-506. Iria 409, Iris 184. 185. Irland 18. 28. 29. Isachne 424. Ischnosiphon aruma 428. — obliquus 428. Isländiſches Moos 236. Isodendron 253. Isoëtes 69. 105. Jackbaum 327. Jagera 448. Jahresringe 317. — der foſſilen Bäume 62. 80. 85. 96. Jamesonia 404, 503. — nivea 404, Japan (Zerttär) 113, — (Waelden) 81. Juanulloa parasitica 305, Juglandazeen 101. Juglans 238. Juneus 178, Jungermanniazeen 365. Juniperus 93, 173, 204, 225, 371. 475, — procera 470, Jura 21. Juraflora 71 ff. —, klimatiſches 85. Jurinea 395. Justieia picta 289. Kabelartiger Bau der Lianenſtämme 341. Kaffeeſtrauch 318. Kataobaum 299. 318. 324. 326. Kaktazeen 279. 339. 432. Katteen 160-161. 367. 373 — 374." 352. 364. Kaladien 295. Kalahari 166. Kalamariengewächſe f. Calamites. Kaltpflanzen 216. Kalmia 211. Kambrium 20. Kambriſche Flora 26. Kamellie 211. Kampferbaum 211. Kandelaberaloe 166. Kandelabereuphorbien 434. Kannazeen 302. Kannenblumen 376. 377. Kannenpflanzen 342. Känozoiſche Flora, allge— meines 112 ff. Kapparidazeen 318. 373. 450. 483. Kaprifoliazeen 104. Kapuzinertreſſe 342. Karbon 20. 34 ff. Karbonflora, Pflanzen— geograpbiſches 64 ff. — ſ. Steinkohlenflora. Karbonmoore(Klima, Vege— F e ꝛc.) Karikazeen 439. Karroo 167. Kaſtanie (echte) ſ. Castanea. Kätzchenträger 92. 101. Kauliflorie 321-332.“ Kaurifichte ſ. Agathis. Kautſchuk 198. Keilbattgewächſe ſ. Spueno— phyllum, Kerguelen 101. 114. 138. Kerguelenkohl 138. Kermesbeere 130. Keuper 21. Keuperflora 71. Kiefer 175. 203, — ſ. Pinus Kieſelalgen ſ. Diatomeen Kieſelgur 105.“ Kieſelpflanzen 216. Kilimandſcharo 225. Kiltorkan (Irland) 31. Kleinia 438, Klette 132, Kletterorgane 339. Kletterpalmen 338. 407.409. Klinge bet Kottbus 109. Knorria 39.“ Knorripteris 70. Knieholz 212.* 215. Knotenlinien der Kalami— ten 35. Kohle 11. 60 ff. Kohlrabihäufchen 388.“ Kohlrabtpilz 392. Kokoshain 412. Kokospalme 101. 126. 127.“ 261. Das Leben der Pflanze. VI. 344. Regiſter. Kolbenſchoſſer 369. | Koloquinthe 156, Kommelinazeen 295. 479. Kompaßpflanzen 260. Kompoſtiten 104. 438, 439, 479. 488. 502. Konarazeen 313. 346. Königin der Nacht 339. 433. König-Karls-Land 78. 80. Köntgsfarn 209, Konkretionen 17. | Konfervativer Endemis- | mus 141, | Konvolvulazeen 106, | Korallenwurz 207. Korbblütler ſ. Kompoſiten. Korteiche 209. Kornblume 144. Kornrade 144. Korſika 173, Korthalsia 385. Koſo 225. Kotelny, Inſel 80. Krakatau-Inſeln 124— 1286. Krallenranken 342. Krautſtamm 419. | Kreide 21, | Kreisfarn ſ. Cyelopteris. Kriecherſproſſe 399. Krummholz 212. 214. 500. Kruüppelgrenze 212, Kryſtalline Schiefer 19. Kugelkronen 449. 450. Kuhbaum 439. Kukurbitazeen 324. 342. 346. enen 4 I Kulmkohlen 34. | Kulturwieſen 218, Kupferfchiefer 66. Kupreſſineen 93, Kupuliferen v2, 101. Kürbisgewächſe 343. Kurzwurzeln 459. Kuſſibaum 464. Küſteninſeln 138-139. Kutitula 157. Laccopteris 72. 82 La Celle 110. Lactuca scariola 260, Lagenostoma 57, Lagerstroemia flos reginae 317. Laguncularia 459. Lahsia spinosa 430. Lamium 144. | Lappa 124, 132. Lappland 235. Lärche 205. Larix 205. 206. 211. Latania 411. Laterit 333. Lathyrus 179. 209, — aphaca 342, Laubentwäſſerung 292. Laubfall 310-316. Laubmooſe 364. Laubwälder 207-211. Laurazeen 90. 368. 446.465. | Laurus 239, — nobilis 110. Lavandula 174. Lebensbaum ſ. Thuja Lebensform 152. Leberblümchen 202. Lebermooſe 364. — (foſſile) 73. Leberwurſtbaum 382. 483. Lecythidazeen 324. Ledum 185. Leea amabilis 306. Legföhre 212. Leguminoſen 169. 324. 343. 346. 464. 488. Lejeunia 365. Lemna 182. Lemnazeen 381. Lentibulariazeen 375. Leontopodium 141, 241, Leontodon 217, 219, Lepidodendron 39. 54. 55.“ — aculeatum 55.“ — Veltheimi 39, Lepidium 145, Lepidophloyos 55,* Lepidophyten 28. 38 ff, 54. Lerchenſporn 202, Leucadendron 243, Leucanthemum 219, Lianen 196. 337—349,* Lias 21. Liasflora 71. Lichtſchirm 263. 266. Lieuala 261. Liliazeen 261. 418, | Limoniastrum 158,* 180, | Linaria 222, Linde 107. 111. 210, Linopteris 50, 51.7 Linum 295, — usitatissimum 266, Liquidambar 102. 103. 107, 238, Liriodendron 91, 239. Livistonia 406.“ 471. Loaſazeen 340, Lobelia rhynchopetale 430, 431.* 504, — Stuhlmannii 430, — Volkensii 430, | Lobelien 225. 476. Lodoicea 126. — Sechellarum 411, Loganiazeen 344, Loiseleuria 216, 234. 236. Lolium 124, \ Lonchopteriden 48. Lonchopteris 51. London (Eozän) 95. Lonicera caprifolium 380.“ Loranthazeen 103. 367. 369-371.“ 482, Loranthus europaeus 369. — Exocarpi 370. | — pendulus 371, Lorbeerbaum 108, 110, | Lorbeergewächſe 89. 95. 108. Lotosblume 511. Lotospflanze 261. Ludovia 413, ö Luftgewebe 183. Luftſtrömungen, Verbrei— tung durch 128. Luftwurzeln 355. 357. 415. 416. 437.“ Luisiana-Moos 193, Lumnitzera 459, Lungenkraut 202. Lunz (Keuper) 71. Lurus-Formatton 3813.“ Lusus naturae ſ. Natur⸗ ſpiele Luzula 226. Lycopodium 218. — clavatum 37.“ 38, Lycopodites 57. Lyginopteris 57. Lygodium 105. 401. — cernuum 405. Lykopodiazeen 405. Macchie 173-174. Macrosolen Beccarii 370. Macrosilia eluentius 380. Macrotropis sumatrana 451. Macrozamia 413, Madagaskar 87. 90. 139, Madenſtein 13. Maerua 490. Magnolia 210. Magnoliazeen 91. 102. 107. 324. Mähren (Kreide) 93. Maiblume 208. Maifje 192. Mais 423. 210. 238. 529 Malm 21. Malmflora 80. Malvastrum 227. Malvazeen 479. Mamillaria 432. 434, — Heideri 277,* Mammutbaum 206. — f. Sequoia 93. Mangifera indica 312, 315, 450. Mangobaum 299. 312. 318. Mangrove 179—180, 336. 452 — 464.“ Manihot 440, Manilloa gemmipara 264, Mannstreu 179, Mansfeld 66, Marantazeen 291. 295. 302. are Marattia Münsteri f. Taeni- opteris Münst. Maratttazeen 62. 71. Maregravtazeen 339. 347. Marckea formicarum 362, — Peckoltiorum 353, Marica 320, Mariopteris muricata 45. 46. Markhamia 398, Marrubium 145, Marſeille 86. Marsilia 129, Maſchenaderung 31. 51,* Maſtixſtrauch 173. Matonia pectinata 82. Matonidium Goepperti 82. Matricaria 124, Matthiola 158, Mattogroſſo 168. Maulbeerbaum 108, Mauritia 164, 197.“ 407, 412, — flexuosa 408, Mazeration (kohliger foſ⸗ ſiler Pflanzenreſte) 11. 12. Mechaniſche Wirkung tro— piſcher Regen 285. Maxillaria 378. — iridifolia 378. — Lehmann 379. — ochroleuca 378, — rufescens 378, — villosa 378. Medinilla Engleri 363. Meeresſtrömungen, Ver— breitung durch 126. Megaphyton 42. 43.“ Megathermen 249. Mehlbeere 210. Melampyrum pratense 393. Melaſtomatazeen 291. 295. 304. 324. 339. 350. 353. 356. 389. 394. 502. Melde 145. Melia dubia 317. Meliazeen 367. 465. Melica 131. Melkboſchſteppe 487.“ Melocactus 164, Melocanna bambusoides 426, Melonenbaum 447. Memeecylon floribundum 396, Menilit 105. Meniſpermazeen 348. Menispermites 89.“ Menyanthes 185. Mesembryanthemum 167. 268. 270. 494. — crystallinum 281-282. Meſothermen 249. Meſozoikum (der Pflanzen- welt) 66 ff. Mesquitebaum 163. Mesua ferrea 264. Meteoriopsis 399, Meteorium 399, 530 Metroxylon 896,* 409, 411, 418. 421, — Rumphii 407, Meum 219, Miconia 348. Mikrothermen 249. Milchkrautweiden 217. Mimosa 292. — pudiea 264. 287. Mimoſeen 486. Mimoſoideen 318. 373. 438. 469. Mirity 197.“ Miſchwälder 210. Miſtel 131. 369. — f. Viseum 103, Mittel der Verdunſtungs— ſteigerung 295 —298, Mnium 185 Momangibaum 324. Monadenia 485, Monadenium 443, Monochoria 507, — vaginalis 384.“ 396,* Monokotyledonen 88. —, älteſte 93. Monotropa 207, Monsonia alba 282. — nivea 277, Monstera 339. 428. 430, — deliciosa 299, Monſunwald 477—480. Mooſe (foſſtle) 73. 104.“ Moosprimel 221. Mooswald 354. 472. Mooswälder 399. Morazeen 324. 353. 356. 439. 465. 0 Morgenrötefarn (Eopteris) 16. 29. Morinda 126.“ Moskau (Kulm) 39. Mucuna 461. Mulgedium 241. Müllerſche Körperchen 386. Murraya exotica 320, Musa 264, 322. — chinensis 420, — Holstii 421, — ulugurensis 463, Muſazeen 302. 419, Muſchelkalk 21. Muſchelkalkflora 70. Museites polytrichaceus 73, Muskatnuß 380. Mussaenda 469. Muttern 219. Mutuelle Sympioſe 372. 378—383, Myombo 483. Myrianthus arboreus 450, Myrica 475. — asplenifolia 102. 103.“ Myriophyllum 182, Myristica fragans 380, Myriſtikazeen 324. 380. 385. 465. Myrmecodia 362, 371. 385. — echinata 364. 365.“ Myrmekochor 131, Myrmekodomatten 384. Myrſinazeen 104. 324. Myrsine africana 501. Myrtazeen 356. 465. 502, Myrtengewächſe 92. Nadelwälder 203— 207. Nageiopsis 84, 89.“ Nährſtoffgehalt der Ur⸗ waldböden 336. Nardus 218. 224. 277. 0 Narras-Pflanze 165.“ Naturſptiele 7. | Nebelwald 474. | Negerhirſe 424. Nelumbo nucifera 257.“ | | | l — speciosa 511. Nematophyeus 30, Neocalamites 54. 69, Regiſter. Neokomflora 82. | Nepenthes 342, 359, 8375— | 378.“ — melamphora 376, — Rafflesiana 376. — raja 377, | Nephrodium filix mas 402, | Nephrolepis 361. Neptunia oleracea 508, Nereites 18.“ Nerium ſ. Oleander, Neſtepiphyten 356—360, Neſtfarne 401. Neſtwurz 207. Neuland, Beſiedelung von 124 — 126. | Neurada 158, 159.* Neuropteriden 49 ff. Neuropteridium 68, Neuropteris 50.“ 51,* — gigantea 50.“ — heterophylla 51,* Neu⸗Seeland 201. 233. | Neu-Sibtrien 107. | Nicandra physaloides 305, Nidularia 423, Nidularium 146, 360, — fulgens 362,* — spathulatum 305, Niedermoor 185. Niederſchleſten (Kulm) 34. Nießwurz ſ. Helleborus, Nigritella 217. Nilssonia 75—77.* 94, — schaumburgensis 82. — serotina 94, Nipa 410, — fruiticans95. 257.410.412. — Palme 455. Nipadites 95. Niſchenblätter 358. Niſchenfarne 401. Nivalpflanzen 220. Nodiallinien 35. Nöggerathiopsis 84. Nolina recurvata 418. Nopalia 432, Nordamerika (Kreide) 91. — (Mitteldevon) 33. — (Botomacflora) 88 ff. — (Tertiär) 101 ff. — (Wealden) 81. Nothofagus 201. 208. 243. Notholaena 404, Novaja Semlja 235. Nuytsia 370, Nycetaginaceae 263, Nymphaea 199,* 510, — lotos 511.* — stellata 511.* — Zenkeri 511, Nymphäazeen 92. Oaſen 496. 499. Oberſchleſten (Karbon) 45. 48. 55. Obſtgartenſavanne 491. 497. Odontopteris 47. 48.“ — Reichiana 48.“ Odontosoria 400, Odontospermum 158, — pygmaeum 505. Oenothera 179. 122. 123. Offne Sümpfe 336. Okologie 152. 153. Olakazeen 344. Olbäume 104. Oldhamia 18.“ Oldrüſen 174. Olea chrysophylla 2935, 450, Oleander 95. 104. 108. 401. 402. Oligozänflora 96, Oltörper 131. Olpalmen 309.“ Olyra 323. Ombropbilte 287. 288. Ombrophobie 287. Omphalocarpum Radikoferi 327. Om Ssuf 191. Oneidium 360. — crispum 383. — Limminghii 360. Oncosperma filamentosa 261, \ Oningen (Schweiz) 103. 106. 107. Opuntia 123. 124. 161. 230. 232. 432. 434. — lleus indica 433.“ — tunicata 432.“ — Scheerii 432.“ Orchideen 291. 295. 297. 318. 363. 371. 381. —, epiphytiſche 195. Orehis 185. Oreodoxa 407, 411. — regia 257.“ 408.“ Ornithidium divaricatum 379. Ortſtein 175. Oryza sativa 508. Oſtaſien, Jurakohlen 70. Oſtindien 63. 64. 84. Osmothamnus 234. Osmunda 209. | — lignitum 105. | Osmundazeen 43. Osyris 173. 372. Otozamites 94. Oued 159, Oxalis 208. 262. Oxalidaceae 262. Oxyanthus 381. Oxytropis 225. Palaeohepatica 73. Palaeostachya 53. Paläobotanik 6. Paläophytologie 36. Paläozotkum (der Pflan: zenwelt) 25 ff. Palissya 77. Palmatopteris furcata 45.“ Palmen 406—413. 414. — (foſſile) 95—97. Palmenreſte, älteſte 92. Palmenſamen (als Schein— fojitlien) 17. Pampas 493. Pandanazeen 353. 409. 413. Pandanus 126. 127.“ 261. 409. 413, 415.“ 500, — altissimus 417. — ceramicus 416, — dubius 417. — furcatus 416, 417. — labyrinthicus 417. — polycephalus 417, — radula 392.“ 417. — Solms-Laubachii 417, — tectorius 417, — utilis 417. Panicum 122. 168. 169. 171. 424. 488, — palmifolium 262, — spectabile 507, — sulcatum 262. Papaver 144. 222, 224, 235, 237.“ 241, Papaverazeen 439, Papilionazeen 342. Papillaria 399, Pappel 107.“ Papyrus 191. 192, 508 509. Para-Kautſchukbaum 299. Paraliſche Kohlenbecken 61. Paralleladerung 31.“ Paramo 502. Paraſitismus 367-372. Pariana 3293. Parinarium 265. 299, Paris 140. 185. — (Eozän) 95, Parkia biglobosa 451. Parkinsonia 163, Parmentiera cerifera 305. 318. 320. 324. Parnassia 141. Paſſau (Graphit) 19. Paſſiflorazeen 324. 344. 346. 432. 438. Patzea 103. Pecopteriden 46 f.“ Pecopteris 47. — Meriani 71. — plumosa 47.“ Pedicularis 225, Peganum harmala 283, Peireskia 161. 432, Pelargonium 243, 443, Pennisetum 489, — Benthami 424, — plicatum 462, 467, Pentas carnea 267, Peperomia 300, Periodizität 308. — im Blühen und Fruch⸗ ten 317. Peristeria elata 361, Permeéformatton) 21. Peronema canescens 513.“ 514. Persea 210. Pescapraeformation 179, 504. 505.“ Peru 81. 226—230, Peucedanum 502, Pfaffenhütchen 380. Pfetlerwurzel 313.“ Pfeilkraut 182. Pflanzenbarren 191. — des Nils 508. Pflanzengeographie im Karbon 62 ff. Phacellaria 372. Phaeomeria 323. — pyramidosphaera 427, Phalaris 122, Phaseolus 340, Phleum 217, Philodendron 195, 261, 299, 339. 428. — melanochrysum 253, — pinnatifidum 381, Phippsia 234, Phoenicites 97.“ 101, Phoenix 409. 413. — dactylifera 101, 499, — reclinata 308.“ Phragmites 183. — communis 510. Phrygilanthus aphyllus 367. Phycodes 17. 27, Phyllanthus 490, — emblica 390.“ — fluitans 508. Phyllocactus 434. Phyllodoce 234, 238, Phyllotheca 63. Phymatidium delicatulum 364. Phyſiologiſche Trockenheit 311. Physosiphon echinanthus 359. Phytelephas 410. Phytobiotiſche Faktoren 337. Phytolacca 130, Picea (Fichte) 98. 108. 111. 139. 203. 206, Pilocereus 164, — fulviceps 498.“ Pilularia 129, Pilze (foſſtle) 99. 103. 105 —107,* Pilzgarten 388.* Pimpinella 502, Pinus 94. 98. 175. 203.* 206, 207. 212. 214. 225. 242, 406. — Nathorsti 112. — silvestris 111. 112, Pinus Strobus 108, — suceinifera 98, Piper 339. 348, — betle 335.“ Piperazeen 295. 348. 389. Pirola 208, Pirus 373. Pisonia alba 263, Pistacia 173, Pistia 192, — stratiotes 430. 508. 511. Pitcairnia 423. Plantago 177. 178. 217. 218. | 219. Platanen 91. 107, 210, Platanthera bifolium 380, Platycerium 196.358.401.480. — Willinkii 261—265,* Pleuromeia 69.“ — Sternbergi 69.“ Pleuropogon 234. Pliozänflora 108. Pluckenetia 343.“ Plumiera alba 444.“ Pneumatophoren 458. Poa 134. 217. 227. 240. Podocarpus 84. 201. 206. 211. 225. 406. 475. 500, — eocenica 95. Podostemonaceae 183, Podozamiten 79. Poinciana 292. — elata 483. — regia 311. 316. Polarweide 110. 236. Polemonium 237. Polierſchiefer 105. Pollentorf (Fimmenit) 13. Polſterpflanzen 159. 221. 228. 232. 233. 237. Polycarpicae 76. 91. Polygala 131. Polygalazeen 343. 368. Polygonum 152. 218. 507. Polygonazeen 261. 348. Polylepis 227. 231. Polypodium 363. 385. 400. 401. 480. 483. — aureum 303. — bifrons 360. — heracleum 363. 398, — Meyenianum 398, — nigrescens 303. — squamulosum 404.“ Polyrrhiza 364. Polytrichum 188.“ 236. Po F eobeſe 3. Pontederia rotundifolia 507. Populus latior 107.“ Porana 106. Portlandia 381. Portugal (unt. Kreide) 105. — (Silur) 18. Portulaca 505, Poſtdonienſchiefer 81. Poſtflorale Kelchvergröße— rung 305 Potamogeton 181. Potentilla 188. 217. 218. 238. Pothos 430. Potomakflora 83. 84. Pourouma 389. Pourretia 227. Prärie 172. Präkambrium 20. Premna 130. Primelgewächſe 104. Primula 131. 132.“ 133,* 140. 141. 221. 224. 225. 239. 240. 242. Pringlea 137.“ 138. Produktive Steinkohlen⸗ zeit (Prod. Karbon) 34. Profilſtellung 256. 259. Prosopis 163, ü Protea kilimandscharica 501. Regiſter. Proteazeen im Terttär 102. 103.7 Proteophyllum 103.“ Protocalamartazeen 37. Protoepiphyten 356. Protolepidodendron 30. 32,* | Provinzen der Vegetations- zonen 332. Prunus 210. 371. 373. Psamma 178. Psaronius 42.“ Pseudocyceas (Ps. Steen- strupi) 86, 94, Pſeudo-Epiphyten 352. Pſeudofoſſilien ſ. Schein— foſſtlien 6. 15 ff. Pseudosporochnus 30.“ Psilophyton 30.“ Psilotum 405. Pteridium 209, — aquilinum 395. 308. 405, Pteridoſpermen 57. | Pteris patens 402, \ Pterocarpus 483, Pterophyllum 59. 75. 94. Pulmonaria 202, Puna 502. Punaregion 227—231, Punica 239, Purpur⸗Enzian 241, Puya 422, 423, Pyenophyllum 228, 232, Pyrenacantha malvifolia 443. 485, Quaderſandſtein 21. Quecke 134. Quercus 208. 209. | Quesnelia 422, 423, Quinchamalium 372, Radula 365. 366. — Hedingeri 366. — tjibodensis- 366. Rafflesia Arnoldi 368. 369. Raffleſtazeen 369. Ramondia 142. Randia 381. Rankenkletterer 341. Rankenpflanzen 338. Ranunculus 129. 152.“ 184. 202. 217. 218. 220. 223. 224. 237. 238. 502. Raoulia 233, Raphia 409. 455. Raphidophora 354. 430. Raſengräſer 424. Rätflora 71. Rätiſch⸗liaſſiſche Stein— kohlenzeit 70. Raubars 132. Raumſymbioſe 394. | Rauſchbeere 179. Ravenala 42.“ — madagascariensis 257.* 259.“ 260, 380. 419. 420. 421. Regenwald 193-201. Regenzeit 271.“ Remirea maritima 505. Renggeria comans 353. Renntierflechte 175. 236. Reſtionazeen 243. Retama 157. 158. Retambuſch 157. Rhacopteris 34. 41.“ Rhamnazeen 344. 373. 438, 490. Rhaphidophora 428. Rheiniſches Schiefergebirge 28 Rhenanthera 355. Rhipidopsis 85. Rhipsalis 434. Rhizocarpon 220. 230. Rhizocaulon 101. Rhizophora 179. 318. Rhododendron 211. 214.215.“ 216. 234. 238. 351. 500. — ponticum 110.“ Rhonegletſcher 129. Rhopala complicata 483. Rhozites gongylophora 388. Rhus oxyacantha 463, Rhynchosia 346, Ribes 231, Riemenmtſtel 369, Rieſengebirge 212. Rio Negro 200, Rippenfarn 402. Ripple- marks chen) 16. Nitterfporn 144. 239. Rizophora 453.“ 455— 461, — mangle 454.“ — mucronata 454, Rohhumus 175, Röhricht 184. Rollblütler 277. Rosa 179. Roſazeen 346. 464. Moſe von Jericho 505. 224. Roſettenpflanzen 221. 228. 237. Roßkaſtanie 211. Rotang 338. Rotangpalmen 337.“ 345. 407. 459. Rotbuche 108. Roter Schnee 220. Rotliegendes 21. Rottanne 203. Rottboellia 424. Rourea 264. 299. Rubiaceae 270. 295, 344. 351. 356. 362 381. 385. 394. 464. 469. 490. Rubus 140, Ruderalpflanzen 145. Rügen (Kreide) 17. 21. Ruhende Knoſpen 324. Ruhrkohlenbecken 41. Rumex 218. Rußkohle (Holzkohle) 11. Rußland.(Interglazial) 109. — (Karbon) 12. — (Wealden) 81. Rüſter 210. Rutazeen 171. 174. 344. 465. Rutenſträucher 276. Ruwenzori 225, Saarbecken (Karbon) 52.64. Sabal 101. — Blackburneana 408, Sachalin 77. 94. Saccharum 424. — offleinarum 424. — spontaneum 424. 489.“ 510. Sachſen (Oligozän) 103. Sagenopteris 72.“ Sagittaria 182. Sagopalme 396.“ 413, Sahara 157-160. Salicornia 176. 177.“ Salinas grandes 231. Salix 188. 211. 216. 219. 235. 236. — herbacea 110, — polaris 110. — retieulata 110, Salsola 178. Salvertia 168. Salvinia 105. — aurieulata 508. Salzſteppen 336, Salzwüſten 180. 336. Sambucus 99.“ 104. 139, Samengewicht 128. Samenmäntel 380. Samenverbreitung 379. Samland 97. 101. Samoa 125.“ Samtalanz 298. Sandſtrand 336. St. Helena 136. Sanseviera 170. 270, 297. 485, (Waſſerfur⸗ 531 Santalazeen 370. 372. Santalum 372. Sapindazeen 89. 270. 307. 324. 344. 346. 367. 483. 490. Sapindopsis 89, Sapotazeen 261. 324. 465, Sapropel 184. Saprophyten 207. Sarcanthus 355. Sareinanthus 413. Sarcocaulon 443, Sarcophrynium 428. Sarothamnus 173, 175. Sarracenia 378, Sarrazentazeen 375. Sassafras eretaceum 89.“ Satureja 295. — hortensis 266. Sauerklee 208. Saussurea 227. Savannen 167—171, 486 493. Savannenbäume479*— 486. Savannenwald 400.“ Saxaul 181. Saxifraga 129. 140. 214. 220. 221. 223. 224. 225. 235. 237. 238. 239. 240. Scabiosa 502, Schachtelhalm 36. 68. 185, Schachtelhalmgewächſe 63. 68. Schafpflanze 233. Schaftlobelien 389.“ 430. Schefflera 475. Schein⸗Epiphyt 352, Scheinſtamm 419. Scheinſtengel 427. Schildlausſtälle 383. Schirmkrone 283. 450. 451.“ Schirmkronig 449. Schizolobium 447. — excelsum 316. — giganteum 318. Schizolepis 78. Schizoneura 69.“ — paradoxa 69.“ Schizostachyum 426. Schlafende Knoſpen 324. Schlangenknöterich 218. Schleſien (Kreide) 92. Schneeball, ſ. Vivurnum opulus Schneegrenze 220, Schneetälchen 219. Schonen 73. Schopfkrone 382. Schottland 28. Schraubenbäume 414. Schraubenpalmen 414. Schreibfreide 21. Schumewald 470.“ Schuppenbäume f. Lepi⸗ dophyten Schuttdecker 223. Schütteblätter 299. Schuttſtauer 223. Schuttüberkriecher 223. Schuttwanderer 223. Schutzmittel gegen Ver⸗ dunſtung 440. Schwärmerblumen 380. Schwarzer Jura 21. Schweden (Kambrium) 27. — (ob. Kreide) 112. — (Rät) 70. Schweiz (Kreide) 94. Sciadopitys 206. 211. Seirpus 183, 1-4, Seitamineae 264, Scleria 511. Scolithus 27.* Scolopendrium 51. Scrub 171. Seyphantus 340, Sedd 508. Seeroſengewächſe 92. 101, 532 Segge 185. Selaginella 406, \ Selaginellites 57. Sempervivum 134, 222, | senecio 225. 227. 230. 503, | — Johnstonii 387.“ 431. Senftenberg 106. 108, Senkerwurzeln 355. \ Sequoia 82. 93, 97. 98. 107. 206. — Couttslae 97. 98.“ — gigantea 97. — Langsdorff 97. 98.“ | — sempervirens 97, Serjania 347, Serra do Mar 195. Siſalhanf 423.“ Sesleria 218. Setaria verticillata 494. Seymour-Inſel 113. Shorea 321. Sibirien (Jura) 79. Sigillaria Brardi 56.“ — elegantula 56.“ — elongata 56.“ Sigillarien 39. 55 tr. —, favulariſche 56. —, leioderme 56. —, thytidolepe 56. Silberbaum 243. Stlberpappel 108. Silberwurz 216. — f. Dryas Silene 144. 155, 221. 237.“ 238. 502. Silur 20, Stlurflora 27 ff. Stilurkohlen 28. Silybum 124. Sinnpflanze 287. Sipboneen (foſſile) 28. Sisymbrium 129. Skolithen 27. Skrofulariazeen 304. 488. 493. Smilax 173. Smilakazeen 342. Solanazeen 304. 350. 353. 356. Soldanella 219.“ Solnhofen (Plattenkalke) 16. 80. Sommereiche 208. Sommerlaubfall 312. Sonnentau 187. 375. Sonneratia 292, 458, Sophranites 360 Spaltöffnung 157. Spaniſches Rohr 407, Sparganium 184, Spartium 173, Spathoglottis plicata 396, Spathodea 316, — campanulata 304. 469, Sphaerella 220, Sphaerites 106. Sphagnum 175, 187. 188. 236, Sphenolepidium 82, Sphenopteriden 44 ff. 3 dissectum Bu — fureillatum 28.“ Sphenophyllum 51 fl.“ 63, — cuneifollum 52.“ — myriophyllum 52.* — speciosum 52,* 84, — tenerrimum 53. Sphenopteris 43, 47, — adıantoides s. elegans 45, — Brongniarti 43,* — Hoeninghausi 43, 45, b7, — Karwinensis 45.“ — Larischi 46. Sphingophilae 380, Spinifex 179, 277. — squarrosus 505. 225. 185. 186. Sph. Regiſter. Spinnenhauswurz 222. Spirangium Jugleri 82. 83.“ Spitzbergen 78. 80, 107. 113, | Spondias 253, | Sporobolus 171, Spreizklimmer 200, 338, 343. 400. 426. 432, | Srbsko 30. Sſedds des Nil 191. | Stochyotaxus 77, | Stammblütigfeit 323, Stammbürtigfeit der Blitz | ten 323, Stammfuffulenten 373— | 374.* 432. Standortsformationen332. | Stangeria 75. | Stanhopea oculata 379. | Stapelıa 167. 436, 437. 485. Statice 178, | — aphylla 278. Stechapfel 145. Steigungsregen 272.“ Steineiche 208. Steinflechten 220. Steinkern 10. 36. Steinkohlenflora 34 ff. —, Allgemeines 59 ff. Steinkohlenformation ſ. Karbon. Stelechocarpus burahol | 319.* 321.* 330. | Stelzwurzeln 460, Steudnera 429, Stenochlaena palustris 401. 405. Stenophyllie 506. Stenotaphrum dimidiatum 505. Steppen 171—173. 486—494, Steppenhexen 505. Steppenroller 505. Stereulia 307. 313.“ 393.7 443. 445. 483. — Wigmanni 441.“ Stereospermum 492. Sterkuliazeen 324. 383. 465. 469. Stietocardia tiliifolia 305. Stieleiche 208. Stigmaria 38.“ Stinkfruchtbaum 324. 447. Stipa 182. 155. 171. 172. 173. 277. Storaxbaum 238. Strahlenfang 298. Strandgebölze 336. Strandhafer 178. Strandmoore 61. Strauchſavanne 489. Straußfarn 402. Strelitzıa 420. Strobilanthes 267, Strombosia 448, Struthiopteris germanica 402. Strychnos 483. Stützhilfe 337. Stylocalamites 54.“ Suaeda 180. Subſigillarten = Leioderme Sigillarien. Subtropiſcher Wald 201, Sucherwurzeln 355. 356. Südafrika 63. 64. 101. Südamerika 63. 64. Sukkulenten 275. 280. 318. Sukkulentenbuſch 485.“ Sukkulenz 255. Sumach 211. Sumpfwälder 336, Sumpfzyypreſſe 193. Sumpfzypreſſenfamilie (Taxodteen) 67. 97 ff. Sumpfzypreſſen f. Taxo- dium Sunda⸗Inſeln 101. Swamps 193. Swedenborgia 78. Sweertia 502. Symbioſe 372. —, alterntitifche 372. —, mutuelle 372. 378—383, Sympetalen 89, 103, Synözie 353, Syringodendren 40. 56. Taeniophyllum Zollingeri 364, Taeniopteris 51. 66. — Eckardti 66.“ — Münsteri 71. Tamarindenbaum 394.“ Tamarindus indica 394,* 450. 483, Tamarix 276, Tanne f. Abies Tasmanit 13. Taubneſſel 144. Taxodieen 67. 97 ff. Taxodium 93. 106. 193. 207. — distichum 97. 98.“ Taxotrophis javanica 327. Taxus 130. 204. 225. Tectona grandis 317. 478. Terminalia 451. 483. — catappa 315. Terra firme 199, Terraſſenwald 469.“ 474. Tertiär 21. Tertiärflora (Allgemeines) 113. Tete am Zambeſi 63. Tetracera fagifolia 340. Tetraglochin 229.“ 232. Tetrastemma 324. 329. Thaumatococus Daniellii 428, g Thaumatopteris 31. 32. 72.“ Themeda 424. Theobroma 327. — bicolor 327. — cacao 318. 326.“ 327, Theophrasta 324, Theophraſtazeen 447. 449, Thesium 502. Thinnfeldia 71.“ Thuja 93. Thujopsis 206. 211. Thunbergia 387. Thymus 175. | Thyrsopteris 79, Tiere, Verbreitung durch 29 129. Tierfreſſende Pflanzen 375 378. Tillandsia 193. 231. 360. 423, — incarnata 423, Titicacabecken 231. Tococa lanceolata 385. Torf 185. Torfdolomite ſ. coal-balls, Torfmoore 109, Torfmoos 175. 185. 186. Torreya 2 6. 239. Tranſpiration 156. 275. Tranſpirationsſchutz 356. Trapa 102. 103.“ 107. 109. — natans 103. — silesiaca 103.“ Träufelſpitze 194.288—289,* Treeulia 327. Treiblaubfall 316, Trema 514, Trias 21. Tribulus 132. Trichomanes 400, — Leprieurii 267. Trichopitys 67. 77. Trichoseypha 323, Trifolium 226. Trift 494. Triglochin 178. Trigonocarpus 58.“ Trivolt 105, Tripterodendron 447. Trisetum 218. 223, Triticum 134, Triuridazeen 368, Trizygia speciosa 84. Trochiliscus 27,* Trockenwald 480, Trockenzeit 271.“ Trommelbaum 451. Trompetenbaum ſ. Catalpa Tropaeolum 342, Tropengewitter 273. Tropiſche Waſſer- und Sumpfvegetation 506 —511.* Tsuga 206. 211. Tulpenbaum 91. 238. 239. Tulipa 173. Tumboa 165. Tundra 236. Tylodendron 59.“ Typha 184.“ 510, Typhonium euspidatum 351, Uapaca 480, — Kirkiana 442,* — nitida 255,* Uhrfederranker 344, Ulex 173, Ulmannia 62, 66. 67. — Bronni 66.“ — frumentaria 66,* Ulmus 102, Ulodendron 332. Uncaria gambir 346.* — scelerophylla 264. Ungarn (Jurakohlen) 70. Unona flagellaris 324. Urgonſchichten (unt. Kreide) 87 Urostigma 380, Urtifazeen 295. 356. 389. Usnea 473. 476. 389.“ Utricularia 182, Vaceinium 130, 185. 211. 224. 500. Vallisneria 181. Vanda 355. — tricolor 356.“ Vanilla Rocheri 485. . Vanille 339. Vargem (Varzia) 198. Varisziſches Gebirge 61. Vegetationszonen 332. Velamen 195. Vellozia 169. 503. Verbenazeen 304. 490. Verbreitungsmittel 126 — 135. Verdunſtungsſchutz 275 — 277. Verkohlung 12. Verlandung 184-185. Vernonien 449. 450. Veronica 144. Verſchiedenſporigkeit (bet foſſilen Pteridophyten) 52. Verſteinerung, echte (In⸗ tuskruſtation) 13. Viburnum 104. — opulus 104. Vieia faba 331. Victoria 182. 193. — regia 510.“ Vitartierende Arten 140. Viola 131. 227. Violazeen 234. Viscum 131. — album 103, 369, — artieulatum 371, Vitazeen 291. 304. 344. 346, 348. 355. 389. 432. 438. Vitis 211. Vivtparie 134. 459. Vochysiaceae 169. Vogelneſtfarn 290.“ Vogeſen 224. Voltzia 67. 68.“ — heterophylla 68.“ — Liebeana 67. Volvaria 388.“ Vorläuferſpitze 345. Borläufertrieb 343.“ Vossia 191. Vriesea 196, 360. 423. Wacholder 204. — ſ. Juniperus Wachskerzenbaum 318. 324. Wadi 496. — Hof 155.“ Walchia 59.“ Waldgrenze 212. 501.“ Waldmeiſter 208. Waldmoor 111. Waldverwüſtung 142—144, | Wallichia 420. — disticha 407.® 410. | Walnußbaum 101. 107. Waringin 445. Warszewiezia 469. Washingtonia 206. | Waſſerfarne 52. 105, | Waſſergewebe 363. Waſſerhyazinthe 192. Waſſerkelche 304. Waſſerknoſpen 304. Waſſerknöterich 152. Waſſernuß ſ. Trapa Waſſerparaſiten 369. Waſſerpflanzen 181182. Waſſerſchlauch 375. Waſſerſchutz der Früchte 307. Waſſerſpeicherung 281. — bei tropiſchen Feucht— pflanzen 301. Adlerz 393. Agricola 7. Aldrovandi 129. Arens, F. 369. Aufrecht 397. Avicenna 7. Bates 382. Beccari 128. 320. 324. 330. 335. 356. 362. 365. 368. 378. 380. 385. 399. 506. Belt, Th. 386398. Bentham, G. 149. Bergen, Joſ. 262. Bernard 439. 440. Berry 87. 112. Blackmann 301. Bloßfeld 310. Blume 369. Boehm 269, Bonnier 214. 395. Brandts 321. Brockmann⸗Jeroſch 240. Brongntiart 8. Brown, Robert 148. Buchanan 334. Burbidge 376. Burck, W. 381. Buscalioni 298. 328. 329. 403. | Büsgen 355. | Buſſe 320. 365. 367. 476. 513. 514. | Candolle, A. de 151. 249. Caſpary 395. | Czapet 299. 355. | Clautrian 378. Coaz 129. Conwentz 99. Cordas. 58. Chriſt 218. 240. 400. 401. 404. 405. Crüger. Hermann 345. v. Danckelmann 512. Darwin 120. 340. 355. 375. Darwin, Francis 395. Delpino 380. 382. 383. 395. Regiſter. Waſſerſpeicherung bei Epi— phyten 361—364. Waſſerverſorgung 277. — bei Wüſtenpflanzen | 283, Wealdenflora 81. 82. Wegerich 217. Weichselia Ludovicae 82. — reticulata 82, Weiden 190. Weimutstiefer ſ. Pinus Strobus, Weingärtneria 151. 175. Weinſtock 107. Weiße Blütenfarbe 307. Weißer Jura 21. Weißtanne 204. Wellenfurchen marks) 16. Weltrichia 79. Welwitschia 154. 165. 166. Wermut 145. Werneria 229.“ Wielandiella 76.“ 83, Wieſen 189. Wieſenmoor 185, Wightia 353. Wildheubänder 217. Williamsonia 76. 79. Windenfamilie 106. Windepflanzen 338. Windröschen 202. Winterblume 202. Wintereiche 208. Wintergrün 208. Wistaria 133. (ripple- Wolfsmilch 464, Wolffla 182, Wollbaum 199, 311. Wollgras 187. Worta 445. Wundreflex 441. Würger 353, Würgerfeige 353.“ Wurmfarn 402. Wurzelböden (unter Koh— lenflözen) 61. Wurzelkletterer 338. 350.“ 361. Wurzelranken 340. Wurzelſchmarotzer 369. Wüſten 154. 495—500, Xanthium 124. 132. Xantborrhoea 418, 430, Xanthosoma 429, Xanthoxylunı oxyphyllum 339. — tetraspermum 339.“ Xeromegathermen 249. Xerophile Merkmale 156 — 157. — Pflanzen 249. Xerophyten 249. Ximenia 130, Xylocarpus 459, Yellowstone-Park 14. Morkihtre 79. Yucca 163. 418. 430, — aloifolia 418, — brevifolia 418. — filamentosa 438, Zalacca 410, Autoren-Regifter. Detlefſen 301. Detto 270. Deuerling 192. Diels 202. 233. 248. 291. 462. 483. 512. Dingler 310. 316. Döderlein 454. | Douval-⸗Jouve 129, Drude 352. Emin⸗Paſcha 509. Engelmann 264. 268. Engler 139. 149. 151. 475. | 486. 489. Ernſt, A. 125. 504. Eſſer 324. 325. Ewart 263. 264. 265. desca 334, Fickendey 440. 441. Fiebrig, K. 226. 231. Figdor 302. Fiſcher 315. Fitting 282. 283. 366. 367. 462. 463. 496. Fontaine 89. Fracaſtro 7. Freemann 440. Fries, R. E. 227. 231. 233. Geinitz, H. B. 8. Gentner 267. 268. Gesner 7. Gieſenhagen 355. 400. 475. Giglioli 270. 284. Giltay 253. Glück 82. Goebel 358. 359. 366. 403. 435. 437. 467. Göppert 8. Griſebach 146. 149. 234. 486. 496. 499. Guppy 461. Haberlandt 150. 255. 258. 273. 298. 300. 304. 330. 331. 340. 319. 358. 360. 367. 378. 407. 409. 411. 440. 443. 446. Hallier 91. 306. 328. Hann 272. Harries 440. 3 J. H. 382. arwen, W. H. 149. Heer, Oswald 67. 219. Heinricher 376. 377. Hemsley 149. Hieronymus 226, Hillebrand, W. 136. Holtermann 312. 314. 316. 461. Hooker, J. D. 138. 148 — 149. 243. 377. v. Humboldt, A. 145. 146. 148. 149. 248. 418. 471. Janſe 379. Jenſen 376. 378. v. Ihering, H. 390. Johow 262 324. 327. 328. 368. 395. Junghuhn 479. Jungner 273. 288. 307. 366. Junker 474. 508. | Kandt 484. Karſten 285. 362. Keeble 299. Kerner 130. 134. 266. 347. 397. Kerner, v. Marilaun 393. Kihlmann 234. Klebs 310. Kluywer 280. Kniep 439. Knorr 7. Knuth 379. 383. Kny 264. 285. 395. Köhler 280. Koorders 253. 304. 305. 335. 465. 514. Köppen 249. 250. Körner 264. Körnicke 369 371. Kraus 253. 441. Krauſe 270. Lagerheim 306, Larive 335. 533 Zamioculcas 428. Zamiten 75. 82. Zamites Feneonis 80. Zantedeschia 429, — aethiopica 510, Zea mays 423, Zechiteinflora 66. Zeder ſ. Cedrus. Zimtbäumeſ.oinnamomum. Zingiber 323. Zingiberazeen 302. 304. 322. 426. 427. 479. Zerriſſenkronig 449. Zirbeltiefer 108. 204. Ziſternepiphyten 356. 360. Ziſtroſe 173. Zitterpappel 108. Zizyphus 483. 492. Zollikoferia 159. 160.“ Zuckerahorn 211. Zuckerrohr 510. Zweigklimmer 343.“ Zwergbirke ſ. Betula naua. Zwergtiefer 212. 214. 242. Zwergpalme 101. 410. Zwickau (Karbon) 48. 64. Zwiebelpflanzen 156. 172. Zwiſchenfiedern 48. wiſcheneiszeiten ſ. Inter⸗ glazial. Zycadaceae 261. Zyelanthaceae 262. Zygophyllaceae 260. 283. Zykadeen 74.“ — (tertiär) 106. Zykadophyten 76. Lauterbach 349. Leclere du Sablon 293. Leeuwen 457. Leibniz 7. Leonardo da Vinci 7. Lewis 316. Liebig, Juſtus 395. Lindley 8. Linné 7. Loureiro 407. Luidius 7. Lundſtröm 393. Marloth 268. 269. v. Martius, K. F. Ph. 148. 194. Matthaei, Gabrielle 301. Mattirolo 331. Mayr 206. 210. 211. Meyen 226. Meyer, Hans 490. 491. Mohl 407. Moliſch 252. 302. Möller 388. 399. Muller, Fritz 311 316. 320. 321. 364. 380. 386. Mylius 7. Nachtigal 495. 499. Nägeli 216. 440. Nathorſt 8. 18. 70, 234. Neger 255. 307. Neumayr 85. 113. Nieuwenhuis, v. Urküll⸗ Güldenbandt. 396. 398. Oliver, D. 149. Olſſon⸗Seffer 440. Ottli 221. Paliſſy 7. Paſſarge 335. 512. Pechuel⸗Löſche 254. 273. 274. 335. 393. 395. 444. 445. 464. 471. 487. 491. Penk, A. 240. Pfeffer 301. 395. Piagga 471. Picado 378. Pick 264. 534 Pogge 471, Pollacct 298. Pöppig 226. Porſch 378. Potonié 335. 403, Brest 8. Raciborski 73. 305. 318. 345. 354. 403 479. Reiche 226. Rein 252. Reinecke 402. Reinke 268. Renner 398. Rettig 362. 389. v. Richthofen, F. 335. Ridley 355. 360. Rikli, M. 173. Rohlfs 278. Roſen 445. 504 509. Sachs 503, Saporta, M. de 15. 108. Saraſin 378. Schenck 183. 337. 348. 504. Schenk S. 70. Scheuchzer 7. — „ e un 44 Autoren-Regiſter. Schimper, W. Ph. 6. 8. —, A. F. W. 150. 179. 311. 313. 315. 318. 320. 327. 330. 352. 356. 383. 386 — 398. 451. 455. 462. 468. 469. 476. 483. 486. 504. Schinz 493, Schlagintweit 227, Schleiden 142. Schlotheim 8. Schoute 409. 416. Schröter 220, 222. Schultze, Chr. Fr. 7. Schumann 383. 385. 386, Schweinfurth 192. 471. 474. Schwendener 150. 439. Scott 8. Sernander 131. Seward 8. Stetenberger 282. Sinclair 233. Smith, A. M. 294. Sonder, O. W. 149. Spir, von 148. Spruce 444. Stahl 263. 264. 265. 266. 273. 274. 280. 285. 288. 295. 349. 435. 436. 437. 439. 463, Sternberg, Graf 8. Stoller 109. Straßburger 415. Stur 44. Supan 250. Theophraſt 454. Tiſchler 459. Treub 125. 299. 304. 312. 344. 362 374. 440. Trinchieri 324. 326. 331. Tſchudy 131. Tyndall 270. Ule 198. 199. 329. 344. 362. 389-398. 507. Unger 151. Vogler 128. 129. 131. Volkens 150. 155. 270. 278. 281. 302. 310. 312. 313. 491. 492. 493. 495. 407. 499. 500, 503, Volkmann 7. De Vries 439. Wahlenberg 2485. Walch 7. Wallace 328. Walther 68. 335. Warburg 385. 398. 415. 416. 417. 454. 5 Warming 130. 144. 150. 234. 238. Weberbauer 226. 228. 231. 503. Weddell 226. Weewers 263. 264. 440. Went 253. 320. 352. v. Wettſtein 359. 378. 379. 383. 395. Wieſner 248. 256. 262. 269, 273. 280. 286. 312. 370. 416. 424. 448, 469, Wohltmann 334. Wright 310. 313, Zeiller 8. * I [4 ieferung 66 des „Leben der Pflanze” 7 W — efg. 1 von Bd. VI . Das Leben der flanze „ fſherausgegeben vonn Prof. Dr. C. Fruwirth · Ur. W. bothan · Ur. U. brafe Prof. Ur. h. hausrath. Dr. l. Roelsch · Willy Lange · Ur. R. Pilger · Ur. h. Winkler · u. a⸗ 5 Dritte Abteilung: 4 Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. A Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. 5 Die Pflanzen der Tropen. Von Dr. 5. Winkler. Rosmos-besellschaft der Naturfreunde [IL I--R [20 Eranchh’sche Derlagshandlung-Stuttgart- a Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann : S. Ferenczi : Prof. Dr. ©. Fränkel : Prof. Dr. C Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafe: Prof. Dr. H. Hausrath : Dr. Ad. Roelich :: Kgl. Gartenbaudirektor Willy Lange :: Privatdozent Dr. R. Pilger: Prof. H. Schulz: H. Welten! Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen— geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Allgemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. x Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz. za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenezi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl. reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. Eee AR ng 67 des „Leben der Pflanze” W Das Leben der flanze Prof Ur. C. Fruwirth · Ur. . bathan · Ur. U. örafe· Prof. Ur. h. hausrath Dr. H. Roelsch · Willy Lange · Ur. R. Pilger · Ur. h. Winkler · u. a⸗ * r. % * * * Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. 2 Pflanzengeographie. Don Dr. K. Pilger. Be Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. H. Winkler. osmos · bes ellschuft der Naturfreunde · n l.⸗Kl 2 3 andlung · Stuttgart · | h er 7 2 Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Willens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann : S. Ferenczi :: Prof. Dr. ©. Fränkel : Prof. Dr. C. Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafen: Prof. Dr. H. Hausrath : Dr. Ad. Roelich :: Kgl. Gartendirektor Willy Lange :: Privatdozent Dr. R. Pilger : Prof. H. Schulz :: H. Welten :: Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen— geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. f Die Pflanzenwelt der Tropen. Allgemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. €. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenczi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl- reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der i ee nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb- leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. . Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart — fg. 3 von Bd. VI Das Leben der flanze herausgegeben vonn Prof. Dr. C. ruwirth · Ur. U. bothan · Ur. U. Grafe · Prof. Ur. h. hausrath. Dr. N. Roelsch · Willy Lange · Ur. R. Pilger · Ur. h. Winkler · u. a⸗ 3 7 Dritte Abteilung: 5 Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. H. Winkler. fosmos · besellschaft der Naturfreunde: [1 I-=R 20 | D 9 1 „ Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botanischen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann : S. Ferenczi : Prof. Dr. ©. Fränkel : Prof. Dr. C Fruwirthe: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafe: Prof. Dr. H. Hausrath: Dr. Ad. Koelſch: Kgl. Gartenbaudirektor Willy Lange: Privatdozent Dr. R. Pilger: Prof. H. Schulz :: H. Welten! Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen— geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz. za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. N Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenezi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl ⸗ reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. . Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart 2 Das Leben der Pflanze herausgegeben von Prof. Ur. C. Fruwirth. Dr. U. bothan. Dr. U. brafe- Prof. Ur. h. hausrath. Dr: H. Roelsch · Willy Lange · Ur. R. Pilger · Ur. h. Winkler · u. a⸗ >” Dritte Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. Dflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. H. Winkler. kosmos-besellschaft der Naturfreunde · I l. UH Franekhsche Derlags andlung · Stuttgart · a Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann: S. Ferenczi n Prof. Dr. S. Fränkel : Prof. Dr. C. Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafe: Prof. Dr. H. Hausrath :: Dr. Ad. Koelſch! Kgl. Gartendirektor Willy Lange:: Privatdozent Dr. N. Pilger : Prof. H. Schulz :: H. Welten :: Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenczi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl- reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb: leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. . Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart. Prof Dr. C. Fruwirt + I De. Aoelach- Willy Lange dr f. hüger-Or h. birth + 1 * Br 4 . F int RR Dritte Abteilung: Sa Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Von Dr. W. Gothan. $ Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. 2 Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. H. Winkler. HR der Naturfreunde 1 1--R12U Stuttgart · 18 ea ‚ 3 BB? Wee 8 .. en 2 * Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann: S. Ferenczi : Prof. Dr. ©. Fränkel : Prof. Dr. C. Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafen Prof. Dr. H. Hausrath: Dr. Ad. Koelſch: Kgl. Gartenbaudirektor Willy Lange: Privatdozent Dr. R. Pilger : Prof. H. Schulz :: H. Welten :: Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. 8 Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz. za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro. feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafel .. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenczi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl. reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. \ flanze herausgegeben von Prof. Ur. C. fruwirth · Ur. . bothan · Ur. D. Grafe. Prof. Ur. h. hausrath . Dr. H. Hoelsch · Willy Lange · Ur. R. Pilger. Ur. h. Winkler · u. a⸗ Dritte Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. flanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. 5. Winkler. kosmos · besellschaft der Naturfreunde · M 1-=K 120 ranckhes eee alz Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann :: S. Ferenczi : Prof. Dr. S. Fränkel : Prof. Dr. C. Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafe: Prof. Dr. H. Hausrath : Dr. Ad. Koelſch: Kgl. Gartendirektor Willy Lange : Privatdozent Dr. R. Pilger : Prof. H. Schulz : H. Welten :: Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen— geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. f Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln: Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenczi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Wit zahl. reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. . Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart Be. =; \ 8 Em * jeferung 72 des „Leben der Pflanze“ y fg.7 von Bd. VI up Das Leben der flanze herausgegeben vonn Prof. Ir. C. Fruwirth · Dr. . bothan · Ur. U. örafe Prof. Ur. h. hausrath. Dr. H. Roelsch · Milly Lange · Ur. R. Pilger · Ur. h. Uinkler · u. a⸗ 7 Dritte Abteilung: 3 Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. 2 Pflanzengeographie. Von Dr. R. pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. H. Winkler. 7 kosmos · besellschaft der Naturfreunde · I 1-=-R 2 SunchhöcheDerlanehandlung-Stutigart. | h 3 r a F Ber a Da 1 5 Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann : S. Ferenczi :: Prof. Dr. ©. Fränkel : Prof. Dr. C. Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafe n: Prof. Dr. 9. Hausrath :: Dr. Ad. Roeljch :: Kgl. Gartenbaudirektor Willy Lange :: Privatdozent Dr. R. Pilger : Prof. 9. Schulz:: H. Welten :: Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz. za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenczi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menid“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. Das Leben der flanze Herausgegeben von Prof dr. b Fruwirth · Dr. M. bothan · Ur. U. Grafe · Prof. Ur. h. hausrath⸗ - De . Roelsch · Willy Lange · Ur. R. Pilger · Unh. ner Dritte Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. h. Winkler. kosmos · besellse aft der naturfreunde · I l⸗ KL. Franc Roche orlanehanälung-Btuttgart- N ‘ * 1 * Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann : S. Ferenczi : Prof. Dr. ©. Fränkel : Prof. Dr. C. Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafe: Prof. Dr. H. Hausrath :: Dr. Ad. Koelſch :: Kgl. Gartendirektor Willy Lange :: Pridatdozent Dr. N. Pilger : Prof. H. Schulz :: H. Welten :: Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. a Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. €. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro. feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenczi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl. reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. . Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart 74 des „Leben der Pflanze“ d. VI 4 Das Leben der Pflanze herausgegeben von 4 Prof. Dr.C-Teuvoirth-Dr. W.6othan-Dr.D.Grofe-ProfDr Saugt | | Dr: A.Roelsch- Willy Lange · Ur. R. Pilger. Ur. h. Uinkler- u. a⸗ wine 2} 0 7 x * K u * a Dritte Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. H. Winkler. Kosmos besellschaft der naturfreunde · 11-- kranckhsche Uerlagshandlung · Stuttgart «se Er . PM nr Pr Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann :: S. Ferenczi n Prof. Dr. S. Fränfel :: Prof. Dr. C. Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafen Prof. Dr. H. Hausrath :: Dr. Ad. Koelſch: Kgl. Gartenbaudirektor Willy Lange : Privatdozent Dr. R. Pilger: Prof. H. Schulz :: H. Welten! Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. i Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz. za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenezi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl⸗ reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“ Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. . Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart es „Leben der Pflanze“ Das Leben der flanze herausgegeben von Prof Ur. C. Fruwirth · Ur. . bothan · Or. U. örufe· Prof Ir. h. ausrath. Dr R. Roelsch · Willy Lange · Dr. R. Pilger · ie ne * N Dritte Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. a4 Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. | Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. H. Winkler. smos-besellschaft der Naturfreunde · 1 1--K1-20 dee hanbtung be ge mn . — Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann : S. Ferenczi n: Prof. Dr. ©. Fränkel n: Prof. Dr. C. Fruwirth : Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafe n Prof. Dr. H. Hausrath Dr. Ad. Koelſch :: Kgl. Gartendirektor Willy Lange : Privatdozent Dr. R. Pilger : Prof. H. Schulz :: H. Welten! Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. 2 Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Ffruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet 0 von Prof. 8. Brüggemann, S. Ferenczi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl. reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. . Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart 7 We 3 ” 8 * rot * eferuüung 3 Pflanze herausgegeben von > Prof. Ur. C. Fruwirth. Dr. U. both an · Ur. U. rafe· Prof. Ur. h. hausrath.· Dr. R. Roelsch · Willy Lange · Ur. R. Pilger · Ur. h. D inkler · u. a⸗ r gr * 2 2 * 5 > l SER RER TEEN DORT" Tyan 5 f er age > 175 7 9 8 8 N 5 , * 2 3 N 55 af Dritte Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. H. Winkler. smos-besellschaft der Naturfreunde- I 1--K1-20 nchhische Uerlags andlung · Stuttgart · Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann: S. Ferenczi :: Prof. Dr. S. Fränkel : Prof. Dr. C Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafen: Prof. Dr. H. Haußrath :: Dr. Ad. Roelich :: Kgl. Gartenbaudirektor Willy Langen Privatdozent Dr. N. Pilger : Prof. H. Schulz :: H. Welten :: Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Allgemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz. za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. a Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenezi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl. reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Jeder Band tommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart | as Leben der Hlanze 9 en we 110 en vonn Prof Ur. P. fruwirth. Ur. UI. othan · Ur. U. brafe · Prof. Ur. h. hausrath · Dr. N. Roelsch · Willy Lange · Dr. R. Pilger · bn Mar : 5 = 55 25 Dritte Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. h. Winkler. f os mos · besellschaft der Naturfreunde · Il l.⸗R 2 Franckesche Berlags handlung · Stuttgart . Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann : S. Ferenczi : Prof. Dr. S. Fränkel : Prof. Dr. C. Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafe: Prof. Dr. H. Hausrath :: Dr. Ad. Koelſch! Kgl. Gartendirektor Willy Lange :: Privatdozent Dr. N. Pilger : Prof. H. Schulz : H. Welten :: Privatdozent Dr. H. Winkler Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Augemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Wit ee Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Dr. 6. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenezi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl. reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsau 8 nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. *. Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart 77 ee} Pro he * Leben der Pflanze“ as Leben d Pflanze herausgegeben von prof Dr. C. Fruwirth - Dr. UU. bothan Ur. U. örafe- Prof. Dr. h. hausrath. Dr: H. Roelsch · Willy Lange · Or. R. Pilger Ir. h. Winkler. u. a⸗ Br: * ’ Kae N 8 Dritte Abteilung: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt. Don Dr. W. Gothan. Pflanzengeographie. Don Dr. R. Pilger. Die Pflanzen der Tropen. Don Dr. ). Winkler. os · besellschaft der llaturfreunde · [Il 1--ß120 sche Uerlags andlung · Stuttgart · Denen * 8 She 7 4 Das Leben d. Pflanze Ein Geſamtbild des botaniſchen Wiſſens Herausgeber und Bearbeiter: Prof. H. Brüggemann : S. Ferenczi :: Prof. Dr. S. Fränkel : Prof. Dr. C Fruwirth :: Privatdozent Dr. W. Gothan :: Privatdozent Dr. V. Grafen Prof. Dr. 9. Hausrath : Dr. Ad. Koelſch: Kgl. Gartenbaudirektor Willy Lange :: Privatdozent Dr. R. Pilger: Prof. H. Schulz :: H. Welten: Privatdozent Dr. H. Winkler U Band 6: Entwicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt und Pflanzen⸗ geographie von Privatdozent Dr. W. Gothan und Privatdozent Dr. R. Pilger. za. 15 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Die Pflanzenwelt der Tropen. Allgemeinverſtändlich geſchildert von Privatdozent Dr. H. Winkler. za. 20 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen ſowie ſchwarzen Tafeln. Band 7: Der Garten. Seine Entwicklung zu neuzeitlicher Gartenkunſt von Kgl. Gartendirektor W. Lange. za. 13 Bogen. Wit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Die Pflanzen der Feldwirtſchaft. Von Profeſſor Or. C. Fruwirth. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Der Obſtbau. Geſchichte und Lehren des Obſtbaues von Prof. H. Schulz. za. 5 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. Der Wald als Kultur und Wirtſchaftsobjekt. Von Pro- feſſor Dr. H. Hausrath. za. 8 Bogen. Mit zahlreichen Abbildungen und ſchwarzen wie farbigen Tafeln. Band 8: Die Verwertung der pflanzlichen Produkte. Bearbeitet von Prof. H. Brüggemann, S. Ferenezi, Prof. Dr. S. Fränkel, Privatdozent Dr. V. Grafe, H. Welten. za. 35 Bogen. Mit zahl- reichen Abbildungen und farbigen wie ſchwarzen Tafeln. Bd. 7 u. 8 erſcheinen auch unter dem Titel „Die Pflanzen und der Menſch“. Jeder Band kommt in 13 Lieferungen zu M 1.— zur Ausgabe. — Band 7 und 8 erſcheinen in der Lieferungsausgabe nebeneinander. — Der Ladenpreis des in Halb⸗ leder gebundenen Bandes iſt M 15.—. — Ausführliche Proſpekte durch den Verlag. Franckh'ſche Verlagshandlung, Stuttgart N — r * 9 > 1 » 1 * 7 J 1 € ö . 1 * x i . . ’ - \ 1 * . a 1 * * N 7 1 A 4 W r N 3 1 2 . 87 * * I > . E i 1 — 0 . 3 4 ” * 7 = 8 * i x . . 5 * _ £ ö 4 vr — RAN a Ah, LEN fr x N 1 PEN hr , 5 en EN x; N \ 9 1 f EN S a NS 1 a 7