e . ware, er < MH: r l re re > 5 8 BEER Kingerichtetes Kastenaquarium b mit heimischen Pflanzen und Metalldurchlüfter. Irıs, Wasserliesch, Froschlöffel, Hornkraut. von Dr. E. Bade, Herausgeber der „Blätter für Aquarien- und Terrarien-Freunde“. OS Sweite, verbeſſerte und mit einem Anhang: Das Jumpf-Aquarium und Terra-Aquarium vermehrte Ausgabe. 2 IS Mit + Tafeln in Buntdruck, 4 einfarbigen Tafeln, 262 Textabbildungen und vielen Vignetten nach Griginalzeichnungen des Verfaſſers. Verlin 1898. Verlag von Fritz Pfenningſtorff. ©- Ale Rechte vorbehalten. Or Vorwort zur erſten Ausgabe. Bei der Abfaſſung des vorliegenden Werkes bin ich nicht von dem Standpunkte allein ausgegangen, dem Aquariumliebhaber zu ſagen, ſo und ſo haſt du dein Becken einzurichten, die und die Tiere und Pflanzen kannſt du für die Beſetzung verwenden und ſo und ſo mußt du dein eingerichtetes Aquarium pflegen, ich habe vielmehr mein Augenmerk mit darauf gerichtet, die Lebensverhältniſſe der Tiere ſowohl, wie die der Pflanzen eingehend zu ſchildern. Wird mir nun — wie es bereits geſchehen iſt — der Vor— wurf gemacht, ich ſei in manchen Punkten zu wiſſenſchaftlich geweſen, ſo antworte ich darauf, daß die Aquarienliebhaberei in meinen Augen keine Spielerei iſt. Nur wenn dem Liebhaber das volle Verſtändnis für eine Pflanze oder für ein Tier erſchloſſen iſt, wird er erſt die rechte Freude an ſeinen Pfleglingen haben und auch der Wiſſenſchaft durch eigene Be— obachtungen nützlich werden können. Das Thema iſt ſo ausführlich behandelt, wie es auf Grund eigener langjähriger Erfahrung und genauen Studiums des vorliegenden Materials möglich war, ohne den in Ausſicht genommenen Umfang allzuſehr zu über— ſchreiten; ich bin jedoch weit davon entfernt zu glauben, daß der Stoff er— ſchöpft und das Gebotene immer ganz frei von Fehlern iſt. Jeder, der ſich eingehend mit der Pflege von Aquarien beſchäftigt, wird auch die Schwierigkeit meiner Aufgabe voll ermeſſen können und danach dieſelbe würdigen. Wünſche, behufs Verbeſſerungen, die der Verlagshandlung zugeſchickt werden, finden bereitwilligſt ſpäter eingehende Berückſichtigung. Ja, ich bitte ſogar alle Liebhaber, mit Verbeſſerungsvorſchlägen nicht zurückzuhalten, ich bin jedem dankbar, der mich auf Fehler oder Irrtümer aufmerkſam macht, denn nur ſo iſt es möglich das Werk fehlerfrei zu geſtalten und damit der Liebhaberei zu dienen. Die dem Texte beigegebenen Zeichnungen und ebenſo die Tafeln ſind auf Grund genauer Beobachtungen und vielfacher Vergleiche von mir ent— worfen. Sie ſollen keine maleriſchen Abbildungen ſein, ſondern der Beſchreibung nur helfend zur Seite ſtehen und den Gegenſtand ſo zeigen, wie er in Wirklichkeit ſich darſtellt. Der dem Werke angefügte Inſeratenanhang bringt Anzeigen aus dem Geſamtgebiet der Aquarienliebhaberei und ſei der Beachtung des Leſers A VI Vorwort. hiermit beſtens empfohlen. Der Unparteilichkeit halber habe ich von der Empfehlung einzelner Firmen im Texte abgeſehen. So übergebe ich nun mein Werk der Offentlichkeit. Möge es dazu. beitragen, der ſo intereſſanten Liebhaberei der Aquarienpflege neue Freunde zu erwerben und die alten Liebhaber mit manchen Dingen bekannt zu machen, welche ihnen ſonſt vielleicht noch fremd waren. Charlottenburg, im Juni 1896. Der Verfaſſer. Vorwort zur zweiten Ausgabe. Dieſer zweiten, vermehrten Ausgahe meines Werkes habe ich keine weiteren Worte vorzuſetzen, als ich es bei der erſten gethan habe. Die Anordnung des Stoffes iſt nicht geändert worden, es ſind nur die Errungen— ſchaften der letzten Jahre, die neuen Tier- und Pflanzenimporte, die viel— fach verbeſſerten Hilfsapparate zu den ſchon bewährten zugefügt worden und die Abbildungen dem entſprechend vermehrt und einige nicht gelungene Zeichnungen der erſten Auflage durch neue erſetzt worden. Neu in dieſer Ausgabe iſt der Anhang über das Sumpf-Aquarium und über das Terra— Aquarium, desgl. ſind zu den ſchon vorhandenen Tafeln zwei neue hinzu— gefügt worden. Zahlreiche Zuſchriften aus Liebhaberkreiſen geben mir die Gewißheit, daß die Behandlung des Stoffes ihnen zuſagt und daß die Ratſchläge und Anweiſungen, die ich gegeben habe, ſtichhaltig ſind. Ein wiſſenſchaftliches Werk ſoll mein „Süßwaſſer-Aquarium“ nicht ſein; dazu iſt beſonders die niedere Tierwelt lange nicht ausführlich genug berückſichtigt worden, auch habe ich hier, um nicht zu weitſchweifig zu fein, kein eigentliches Syſtem in der Aufzählung zur Anwendung gebracht. Die Tierformen der niederen Waſſertiere indeſſen, die der Liebbaber auf ſeinen Ausflügen in Sumpf und Weiher hauptſächlich findet, wird er nicht ver— geblich in dem Werke ſuchen, und auch eine kurze Belehrung, ſoweit ſolche zum Verſtändnis der Lebensbedingungen dieſer Geſchöpfe nötig iſt, werden ihm die einzelnen Kapitel geben. Dank der freundlichen Bereitwilligkeit des Verlegers hat es ſich er— möglichen laſſen, den durch die teueren Herſtellungskoſten bedingten hohen Preis der erſten Ausgabe für dieſe zweite weſentlich zu ermäßigen. Charlottenburg, im April 1898. Der Verfaſſer. Inhalts- Verzeichnis. Einleitung. Geſchichte der Aquarienliebhaberei Zweck und Wert des Aquariums. Das Aquarium. Formen für Aquarien . Waſſerdurchlüftung F Heizung des Aquarienwaſſers . 5 Selbſtthätige Heber . Der Felſen im Aquarium . Die innere Ausſchmückung des Aquariums. 7. Die Bodenſchicht des Aquariums in ihrer Bedeutung für die Pflanzen. Die Einſetzung der letzteren 8. Das Waſſer des Aquariums und ſeine Einfüllung he Die Süßwaſſer-Flora. 1. Phyſiognomik der heimiſchen Süß— wajjer-Vegetation . Das Licht und feine Veiehung aun Leben der Pflanze . . Die Ernährung der 1 : .Die Form und Geſtalt der Waſſer— Flora Die Fortpflanzung der Süßwaſſer⸗ Flora . Wert der Waſſerpflanzen für das Aquarium 5 1. Schwimmpflanzen (Plantae nat antes) R Die Behandlung der Schwimm⸗ pflanzen im Aquarium. 2. Untergetauchte oder ech: e Waſſerpflanzen (Plantae submersae) . Die Behandlung der untergetauchten Waſſerpflanzen im Aquarium . 3. Pflanzen mit Schwimm— blättern (Plantae foliis natantibus) . Die Behandlung der Pflanzen mit Schwimmblättern im Aquarium. 4. Sumpfpflanzen (Planta e demers ae) ER: Su S SO MID Seite 60 87 - 140 140-141 141—165 | 165 — 166 166— 211 Die Behandlung der Sumpfpflanzen im Aquarium. - 5. Pflanzen zur Beſetzung des Felſens Der Felſen im Aquarium, ſeine Be⸗ pflanzung und die Behandlung der Gewächſe Vermehrung durch Keimung bei den Sumpf⸗ und Waſſerpflanzen Nachſchrift zum Abſchnitt: „Die Süß— waſſer- Flora“. Tafel nebſt Er⸗ läuterung und Erklärung der im Texte gebrauchten botaniſchen Aus— drücke. Die Süßwaſſer⸗Fauna. Phyſiognomik des le und jeiner Fauna ; 1. Kriechtiere (Reptilia) . Schildkröten (Chelonia) . . 1. Waſſerſchildkröten (Clemmys) 2. Sumpfſchildkröten (Emys) Lurche od. . (Amphibia) 5 le: (Batrach 11 Froſchlurche mit Zunge und ſpitzen Zehen (Oxydactylia). Waſſerfröſche (Ranida) . 8 Froſchkröten (Petobatida) . Kröten (Bufonida) . 2 Froſchlurche mit (Discodactylia). Laubfröſche (Hylida) . Shwanzlurde (Caudata) Zaun: (Molge) . & Querzahnmolche (Amblystomida) Plethodontida : Lurche ohne Kiemenbüſchel (Detrotrema). 8 Fiſchmolche (Menopomida) Aalmolche (Amphiumida) N Lurche mit Kiemenbüſchel ([Perennibranchiat a) Olme (Proteida) . Armmolche (Sirenida) . Haftſcheiben 1 236 —238 238 —240 241 243 244 247-250 250 —254 255 258 261--267 267 —271 271—272 272 276 279 —292 292—297 297—298 298—299 299 — 301 301—303 304—305 VI Fiſche (Pisces) ER 1. Knochenfiſche (Teleostei) E Stachelfloſſer (Acanthopteri) 2. Weichfloſſer (Anacanthini) . 3. Edelfiſche (Physotomi) 2. Schmelzſchupper (Ganoidei) Knorpelſtöre (Chondrostei) 3. Rundmäuler (Oyclostomi) Neunaugen (Petromyzontidae) Fiſch⸗Baſtarde Die künſtliche Fiſchzucht. 1. Brutapparate . . Die Gewinnung des Laiches und ſeine Befruchtung . Pflege der Fiſcheier Er Fütterung der Fiſchbrut . .. Fütterung der erwachſenen Fiiche . Juſekten (Insecta) Käfer (Coleoptera) Schwimmkäfer (Hydr ocanthar ida). 1. Fadenſchwimmer (Dytiscidae) 2. Taumelkäfer (Gyrinus) . 3. Waſſerkäfer (Hydrophilina) Zweiflügler (Diptera) Netzflügler (Neuroptera) Gradflügler (Orthoptera). 1. Libellen (Libellulina) 2. Eintagsfliegen (Ephemerida) . Schnabelkerfe (Hemiptera) Spinnen (Arachnoidae) 1. Sackſpinnen (Tubitelariae) 2. Waſſermilben (Hydrachnidae) Kruſtentiere (Krustacea) Niedere Kruſter (Entomostraca) . Blattfüßer (Phyllopoda) und Waſſerflöhe (Cladocera) 1 * Das Sumpf-Aquarium und Terra- Aquarium 519— Inhalts-Verzeichnis. Seite 306 315 315—351 352—353 353 410 410 410—412 412 412—413 413 413—416 | 417—1419 419—421 422—424 424—425 425 427 428 429—431 432—433 433—437 437 — 440 440—442 442 442 — 444 444—446 446—450 450 451-453 453 —455 455 457 | 457—462 2. Muſchelkrebſe (Ost racoda) 3. Ruderfüßer (Copepoda), Einaugen (Cyclopidae), ſchmarotzendeRuder— füßer, Kiemenſchwänze( Branchiura) Rankenfüßer (Cirripedia) . 5 Höhere Kruſter Malacostraca) Dünnſchaler (Leptostraca) Ringelkrebſe (Arthrostraca) . Schalenfrebje (Thoracostraca) oo = Weichtiere (Mollusca) 1. Bauchfüßer (Gastropoda) . 2. Zweiſchaler (Bivalvia) . Würmer (Vermes) Gliederwürmer (Annulata) Strudelwürmer (Turbellaria) . Eingeweidewiirmer (Entozoa) 4. Rädertiere (Rotatoria) . 2 Sol u Moostierchen (Bryozoa) Darmloſe Tiere (Coelenterata) Urtiere (Protozoa) Beſetzung und Pflege des Aquariums. Einteilung der Aquarien nach ihrer Beſetzung 5 Die Aufſtellung des Aquariums 2 Pflege des eingerichteten Aquariums Verſand von Fiſchen und Fiſcheiern Verſand von Amphibien und Reptilien 0 6. Krankheiten der Fiſche — S = DO Anhang. 2330 — 922. Sachregiſter 523. ror 939. Seite 462—468. 465 —466 466. 466 466 467 —468 468—470 470 472—478 478—482: 482 484—487 487—488 488—491 491—493. 493 —494 494—497 497—498 499 —501 501—-503. 503—507 507—511 511 511—518. Einleitung. Geſchichte der Aquarienliebhaberei. us den Tagen unſerer Kindheit taucht oft die ſo poeſiereiche bibliſche Schöpfungs— geſchichte vor uns auf. Sie erzählt uns von dem innigen Freundſchaftsbunde, welcher Tier und Menſch in jener Zeit verband, in welcher der Herr zu den erſten Menſchen ſprach: „Herrſchet über die Fiſche im Meer, über die Vögel unter dem Himmel, und über alles Tier, was auf Erden kriecht.“ Dieſer Freundſchaftsbund, den der Chroniſt ſo ſchön ſchildert, er offenbart ſich noch heute, er verwirklicht ſich an jedem, welcher mit dem Tierreiche umgeht und ſich bemüht, das Weſen des Tieres zu verſtehen und ſeinen Eigenarten Rechnung zu tragen. Haben auch jene paradieſiſchen Zuſtände, wo Menſch und Tier ſorglos neben einander lebten, nie in der Wirklichkeit beſtanden; denn von Uranfang an hat ſtets der Schwächere dem Stärkeren im Kampfe um das Daſein unterliegen müſſen, ſo hat doch der Menſch, um ſeiner ſelbſt willen, viele Tiere an ſich gefeſſelt und zu Haustieren gemacht. Ihnen legte er das Joch der Dienſtbarkeit auf, über ſie herrſcht er. Ihre Kraft und Geſchick— lichkeit benutzt er bei ſeiner Arbeit, ſie hält und pflegt er, um ſich an ihrem Fleiſche zu ſättigen, mit ihren Fellen ſich zu bekleiden. Jedoch auch Tiere, die dem Menſchen keinen direkten Nutzen abwerfen, feſſelt er an ſeine Häuslichkeit und pflegt ſie zu ſeinem eigenen Vergnügen. Was iſt auch wohl natürlicher, als daß der Städter, der vielleicht den Tag in harter Arbeit verbracht hat, endlich aus dem Strudel des täglichen Lebens müde in ſein Heim zurückgekehrt, ſich ein Stückchen Natur ſelbſt in ſeiner Häuslichkeit ſchafft, wo er unbekümmert um das Jagen und Drängen der Zeit ſich wenigſtens nach dem Getöſe der Arbeit in den Schoß der Natur mit ihren edlen Freuden rettet. Dort findet er ſeine Erholung, dort öffnen ſich ihm unerſchöpfliche Quellen ſteter Unterhaltung. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium | 2 Von aller Tierpflege auf dem großen Gebiete der Naturliebhaberei er— ſcheinen am wunderbarſten doch ſtets die Lebensformen im Aquarium, weil die in der Tiefe des Waſſers lebende Tier- und Pflanzenwelt ſich der Beob— achtung faſt gänzlich entzieht. Alles, was Mutter Natur auf dem Grunde der Teiche und Flüſſe in ungeahnter Fülle und Mannigfachheit erſchaffen hat, bleibt für viele ein ewiges Geheimnis. Die ganze, reich an Schönheit, hier unten lebende Fauna und Flora, mit Ausnahme der Fiſche und Krebſe, die auf den Mittagstiſch kommen, iſt der Mehrzahl verſchloſſen. Sie beachtet wohl den goldglänzenden Käfer, der über den Weg läuft, ſie verfolgt wohl den Flug des ſchillernden Falters, der von Blume zu Blume gaukelt, ſie erfreut ſich an dem Tanze der Mücken und dem Geſange des Vogels, aber was die Natur dort unten auf dem Grunde des Teiches gebannt hält, was am Ufer der Sümpfe lebt, was ſich in Tümpeln, Lachen und Gräben umhertummelt, das alles bleibt ihr für immer fremd. Um hier an den oft unnahbaren Rändern der Sümpfe beobachten zu können, darf man feuchte Füße nicht ſcheuen und Mückenſtiche nicht fürchten. Dann aber ſieht auch der, der dieſes in Kauf nimmt und ſich einigermaßen um das „Geſchmeiß“ kümmert, das hier zeitweilig oder für immer lebt, um zu freſſen und gefreſſen zu werden, allerlei wunderſames Getier. Zeigt ſich der Kampf auf dem Lande und in der Luft ſchon heftig um die Exiſtenz und nimmt er ſchon hier kein Ende, ſo gehört da unten das Morden zum Handwerk derer, welche von ihrem Geſchicke in einem Tümpel eingeſperrt wurden, aus dem kein Entkommen iſt. Hier gilt nur das Recht des Stärkeren. Aber Beobachtungen machen, mit Vergnügen die Tierwelt in den Lachen zu ſtudieren, iſt an Ort und Stelle teilweiſe unmöglich. Wollen wir die Waſſertiere gründlich kennnen lernen, wollen wir Freude und Unterhaltung an ihrem Leben und Treiben haben, ſo müſſen wir ſie in der Gefangenſchaft halten, ihnen hier im kleinen die Waſſerlache her— ſtellen, zu deſſen Vorbild uns die Natur den Teich giebt. Dieſes iſt durch— aus nicht ſo ſchwierig, wie es auf den erſten Blick erſcheinen mag, da wir im Stande ſind, den Tieren alle zum Leben nötigen Bedingungen zu gewähren. Seit den älteſten Zeiten ſchon haben Naturforſcher Waſſertiere in Schalen und Gläſern lebendig auf ihrem Arbeitstiſche gehalten, um zu jeder Zeit ihre Wandlungen, ihre Geſtalt und ihre Lebensweiſe erforſchen zu können. Wenn ſpätere Forſcher auf dieſer Grundlage und den Erfahrungen ihrer Vorfahren weiter bauten, bald in mehr oder weniger zweckmäßig eingerichteten Behältern Tiere und Pflanzen pflegten, ahnten ſie wohl kaum, daß ihre oft recht mühevollen Studien einem ſpäteren Geſchlechte die Grund— lagen bilden würden für eine Liebhaberei, zu deren Beſtehen Wiſſenſchaft und Induſtrie, Handel und Weltverkehr ſich gegenſeitig unterſtützen. Röſel von Roſenhof, der 1759 ſtarb und zwei ſehr gute Werke „Historia naturalis ranarum nostratium“ und „Inſektenbeluſtigungen“ ber: ausgab, hielt die von ihm abgebildeten Lurche und Waſſerinſekten in Zucker— gläſern. Aber Aquarien im wirklichen Sinne des Wortes hatten alle Forſcher nicht. Indeſſen ſind ſolche ſchon vor Jahrtauſenden von den 08 2 — 2 — Chineſen, dieſen wunderlichen Tierfreunden, erbaut. Sie, die ſo vieles längſt Men haben, ehe es bei uns auch nur bekannt wurde, hatten dieſe Behälter ſowohl im Zimmer, wie auch in ihren Gärten. Von jeher geneigt, die Natur mit Liebe zu beobachten, haben die Söhne des „Himmliſchen Reichs“ in der Züchtung, Veredlung und Kreuzung von Tieren und Pflanzen Großes geleiſtet und ſich dadurch ein unbeſtreitbares Verdienſt erworben. Aber trotzdem wird auch den Forſchern wie: Swammerdam, Loewenhoek, Réaumur, Schäffer, Trembley, Liebig, Ward und Johnſton der Ruhm nicht geſchmälert, die erſten Schritte gethan zu haben, um das Aquarium für die Erforſchung des Lebens im Süßwaſſer hergerichtet zu haben; denn unabhängig von den Chineſen, mit ihrer Liebhaberei durchaus unbekannt, machten ſie ihre erſten Verſuche. Im Jahre 1837 machte Ward auf das Wechſelverhältnis zwiſchen Tier und Pflanze aufmerkſam. Der Forſcher verfolgte die Sache ernſtlicher und war der erſte, der im Jahre 1841 zeigte, daß das Gleichgewicht im Gasgehalt des Waſſers dadurch erhalten wird, daß Tier und Pflanze gleich— zeitig darin leben. Den erſten Verſuch hierzu machte er mit der Sumpf— ſchraube und Goldfiſchen. Ganz denſelben ſtellte faſt zu gleicher Zeit Johnſton an, und beide müſſen als die Erfinder oder Entdecker des Aquariums an— geſehen werden. Der Chemiker Warrington teilte 1850 ſeine erſten Ver— ſuche über das Süßwaſſer-Aquarium dem größeren Publikum mit. Er hatte zu ſeinen Verſuchen einen aus Glasplatten zuſammengeſetzten Behälter, der als Bodenbelag Bruchſtücke von Geſtein und Flußſand enthielt, worin die Sumpfſchraube wuchs. Einige Stichlinge und Schnecken belebten das Waſſer. Dieſe Anfänge der Aquarienliebhaberei ſind in England entſtanden. Von hier aus hat ſich dieſelbe, Natur- und Schönheitsſinn gleichzeitig pflegend, ziemlich beliebt zu machen verſtanden, und mit der Zeit über alle Länder verbreitet. Vielfach vervollkommnet, erfreut ſie ſich heute einer allgemeinen Beachtung. In Deutſchland war es Adolf Roßmäßler, der im Jahre 1856 in der Gartenlaube unter dem Titel „Der See im Glaſe“ das Süßwaſſer— Aquarium zum erſtenmale ſchilderte und das Verſtändnis für deſſen Ein— richtung, Bevölkerung und Pflege in ſeinem ein Jahr auf jene erſte Ver— öffentlichung folgenden Werke „das Süßwaſſer-Aquarium“ weckte. Aus ſolchen beſcheidenen Anfängen hat ſich heute dieſe Liebhaberei zu ihrer vollen Blüte emporgeſchwungen, die immer neue, weitere Kreiſe in ihren Bereich zieht und ſtetig weiter fortſchreitet. Heute, wo ſich ein allge— meiner Drang nach Erkenntnis der Natur in allen Schichten des Volkes bemerkbar macht, wo das Volk regen Anteil an den Forſchungen auf dem Gebiete der Naturkunde nimmt, da erſt kann ſich die ſo ſehr intereſſante Liebhaberei für das Aquarium voll entwickeln. Wenig koſtſpielig in der Unterhaltung, bietet das Aquarium jedem Naturfreunde ein unerſchöpf— liches Beobachtungsmaterial. Es zeigt ihm das Leben im Waſſer mit ſeinem Reichtum an Tieren und Pflanzen, es offenbart ihm die ſonſt ſo verſchwiegene Waſſertiefe und giebt ihm allerlei wunderbare Dinge zu ſehen, 1* ae von denen er bisher noch keine Ahnung hatte. Hier lüftet die Natur den Schleier, den ſie ſonſt über die dunkle Tiefe ausgebreitet hält, die von dem Dichter mit ſchlanken Nixen bevölkert wird, deren klagender und lockender Geſang die armen Menſchenkinder bethört und ſie unwiderſtehlich dorthin treibt, wo ihnen der Untergang gewiß iſt. — Zweck und Wert des Aquariums. Wenn der Winter die phantaſtiſchen Eisblumen mit ſeiner reichen Phantaſie an die Fenſter malt, wenn auf den Straßen die Schneeflocken in buntem Wirbel zur Erde tanzen und die Natur mit ihrem Leichentuche zugedeckt iſt, dann iſt draußen faſt alles Leben erſtorben. Die meiſten Sänger haben ſchon im Herbſte ihre Heimat verlaſſen und ſind dem ſonnigen Süden zugeeilt und auch die Kriechtiere haben ſich in ihre tiefſten Schlupfwinkel zurückgezogen, wo ſie die Kälte des Winters im Schlafe überdauern. Der Naturfreund empfindet ihr Fehlen an allen Orten. Alles, was ihn draußen in den ſchönen Jahreszeiten erfreut hat, iſt dahin. Will er dennoch täglich eine friſche Farben- und Formenfülle des Naturlebens ge— nießen, ſo muß er Feen- und Luſtſchlöſſer, Nixen- und Nymphengrotten für ſeine Lieblinge im Zimmer ſchaffen, ſich alſo ein Aquarium einrichten. Dann kann er vom bequemen Lehnſtuhle aus die in ſein Zimmer herauf— gebrachten Bewohner des Teiches mit Muße beobachten. „Ein Aquarium,“ ſagt Roßmäßler, „iſt eine freundliche Zimmerzierde und zugleich ein ewig lebendiger Quell belehrender Unterhaltung, durch Zuſammenbringen von Waſſerpflanzen und Waſſertieren in, ihrem Leben zuſagenden, Behältern. Es iſt ein nicht unbedeutend zu nennender Schritt auf der Bahn zu eingehender Beachtung der uns umgebenden Natur, ein Mittel, die Aufmerkſamkeit auf ſolche Punkte des Naturlebens zu lenken, welche, außer von den Naturforſchern, unbeachtet gelaſſen zu werden pflegen; ein Heilmittel gegen die kindiſche Scheu der Menſchheit, womit Dinge gemieden werden, welche nicht nur nicht verabſcheuungswürdig oder gar gefahrdrohend, ſondern reich an ungeahnter Schönheit und an An— regung ſind.“ Der Wert eines Aquariums iſt ein doppelter: Es iſt ein Schatz- und Schmuckkäſtlein des Zimmers und ein ernſter Tempel der Wiſſenſchaft. Derjenige, welcher ſich erſt mit dieſer Liebhaberei befaßt, wird bald ein Diener der Wiſſenſchaft. Er dringt immer weiter ein in das Reich des Lebens, er ſucht mit Befriedigung die ſo verwickelten Lebensformen und Wandlungen der Kleintierwelt zu erforſchen, und kennt er ſie, hat er der Natur hier den Schleier entriſſen, ſo ſtürmt er weiter auf der Bahn, die er als Liebhaber betreten, aber als ernſter Forſcher erſt verläßt. Und iſt es nicht nötig, daß der Menſch die ihn umgebende Natur kennt? Er, der | | in jeder Weiſe von ihr abhängig iſt, er, der nichts weiter iſt als ein Glied in der Kette des Lebens, er, der aus denſelben Stoffen aufgebaut iſt wie alle Lebeweſen, auch ſein Körper tritt in den mannigfachſten Beziehungen zur Natur und iſt vollſtändig von ihr und ihren Geſetzen abhängig. Auch die Kenntnis ſeiner Mitgeſchöpfe, die ihn überall umgeben und zu ihm in bald mehr, bald weniger enger Beziehung ſtehen, ſie in ihrem Nutzen und Schaden für ſich zu kennen, iſt für den Menſchen von hohem Werte. Es iſt zu beklagen, daß Tiere, beſonders ſolche aus der Kleintierwelt, deren großer Nutzen von der Wiſſenſchaft längſt anerkannt iſt, unter einer aber— gläubiſchen Furcht nicht nur ängſtlich gemieden, ſondern an allen Stellen, wo ſie ſich nur zeigen, verfolgt und getötet werden. „Pfui, jene eklige Kröte! ſchlagt das garſtige Tier tot!“ das iſt gewöhnlich der mit dem Ausdruck von Abſcheu und Aengſtlichkeit begleitete Ausruf von Perſonen, denen das harm— loſe und ſehr nützliche Tier zufällig in den Weg läuft. Es iſt höchſt albern, Tiere zu töten, deren Lebensweiſe man nicht einmal kennt. Von allen heimiſchen Kriechtieren iſt nur die Kreuzotter giftig. Man kann ſich, um durch eigene Erfahrung belehrt zu werden, ohne die geringſte Gefahr von unſeren ein— heimiſchen und vielen ausländiſchen Nattern, Eidechſen, Molchen, Fröſchen und Kröten beißen laſſen, ohne die geringſten Folgen, ja ohne meiſt auch nur einen nennenswerten Schmerz zu verſpüren. Eine Kenntnis der niederen Tiere, der Amphibien, Reptilien, Fiſche u. ſ. w. vermittelt das Aquarium in der beſten Weiſe. Wenn es auch freilich in vielen Fällen nur als eine Zierde des Zimmers angeſehen wird, da nichts einen hübſcheren und paſſenderen Mittelpunkt für eine Aufſtellung von Blatt- und Blütenpflanzen abgiebt als dieſes, ſo faſſe ich doch das Aqua— rium von einem höheren Standpunkte auf. Schon bei dem Kinde wird durch dasſelbe der Sinn und die Liebe zur Natur geweckt, es vernichtet ſchon hier die grauſamen Vorurteile, die einigen Tierklaſſen anhaften und trägt dazu bei, den naturwiſſenſchaftlichen Unterricht leichter verſtändlich zu machen, indem es uns Tiere zeigt, die wir „in ihren von Buch zu Buch ſich ver— erbenden Konterfeien“ beſſer als aus der Natur kennen. 1. Tormen für Aquarien. Das Wort Aquarium bezeichnet ein Waſſergefäß, in welchem lebende Tiere und Pflanzen gehalten werden, um ſo einen Teil der belebten Natur im beſchränkten Raume zur Anſchauung zu bringen, damit Tier und Pflanze eingehender beobachtet werden kann, wie dieſes in der freien Natur möglich iſt. Die urſprüngliche Form des Aqua— riums iſt die allbekannte Goldfiſchglocke oder auch Kugelaquarium genannt. Die Form dieſer Gefäße, wie ſie die beiſtehende Abbildung veranſchaulicht, iſt jedermann bekannt, da dieſer Behälter ſehr verbreitet iſt und an allen Orten gefunden wird, wo einige Goldfiſche zum Schmuck ge— halten werden. Die Form und ſonſtige Beſchaffen— heit der Goldfiſchglocke iſt als Tierbehälter durchaus zu verwerfen und nie zur Hal— tung von Waſſertieren irgend welcher Art ———ç zu benutzen, da ſie allen Anforderungen des Tierliebhabers ſowohl wie auch denen des Tieres entgegen iſt; ſie verdient den Namen eines Aquariums überhaupt nicht. Die gebogenen, oft durch Rillen und Riefen, oder durch eingeſchliffene Roſetten und Sterne faſt undurchſichtig gemachten Wände laſſen das Tier nur in einer verzerrten Form erſcheinen, ſind alſo zur Beobachtung desſelben vollſtändig ungeeignet. Beſonders unangenehm, namentlich für das Tier, ſind jedoch die Waſſerverhältniſſe in einem ſolchen Behälter. Die obere Offnung der Glocke iſt viel zu klein, als daß die Luft genügend auf der Oberfläche des Waſſers einwirken könne, ferner geſtattet ſie auch eine Reinigung des Glaſes ohne völlige Entleerung desſelben nicht. Eine Bepflanzung dieſes Behälters kann daher ſchon nicht vorgenommen werden und aus dem Grunde iſt eine öftere Erneuerung des Waſſers notwendig. Dieſe wirkt aber immer mehr oder weniger ſchädlich auf den Organismus des Tieres und beſonders dann, wenn die Überführung Fig. 1. Goldfiſchglas. ae desjelben aus dem warmen Waſſer des Behälters ſofort in kaltes geſchieht. In dieſem Falle findet eine plötzliche Zuſammenziehung der Gewebe der ganzen Körperoberfläche ſtatt, wobei das Blut in einer heftigen Weiſe nach dem Herzen und den ſonſtigen inneren Organen getrieben wird, wodurch nicht ſelten ein augenblicklicher Tod eintritt. Aber ſelbſt wenn dies nicht ſo oft geſchieht, wie man annehmen ſollte, ſo bleibt das Halten von Waſſer— geſchöpfen in Goldfiſchgläſern immer eine arge Tierquälerei. Sobald ſich die in dieſen Behältern nie durch Pflanzen erſetzende Lebensluft von den Tieren verzehrt iſt, was beſonders ſchnell an heißen Sommertagen geſchieht, ſind die Tiere in der ſchwülen Nacht gezwungen, ſich ſtändig an der Oberfläche des Waſſers aufzuhalten, um von hier direkt aus der Luft Sauerſtoff zu ſich zu nehmen. Will man nur einige Tiere halten, um z. B. ihre Entwicklung zu beobachten, ſo nehme man ein Kelchaquarium wie es Abbil— dung 2 zur Anſchauung bringt. Obgleich allen Kelchaquarien noch manche Mängel anhaften, ſo die Krümmung der Wände, die ein Beobachten der Tiere von der Seite nur ſchwer zu— laſſen und ihre geringe Wider— ſtandsfähigkeit gegen Tempe— raturſchwankungen und Er— ſchütterungen, ſo fühlen ſich die in dieſen Gefäßen gehal- tenen Tiere doch bedeutend — — wohler als in den Goldfiſch— Fig. 2. Kelchaquarium. gläſern. Einen Waſſerwechſel braucht man bei den Kelchaquarien nicht öfter vornehmen als bei den ſpäter zu ſchildernden Kaſtenaquarien, da ſie eine Bepflanzung des Bodens mit Gewächſen geſtatten, ſich auch die Wände, ohne daß der Behälter ganz zu entleeren iſt, leicht reinigen laſſen. Sind die Kelchaquarien nur klein, ſo können keine Dekorationspflanzen angepflanzt werden, man muß ſich dann auf untergetauchte Waſſerpflanzen beſchränken und dieſe in der Anzahl in den Behälter bringen, daß das richtige Verhältnis der Luft zwiſchen Tier und Pflanze hergeſtellt wird. Größere Kelchaquarien, wie ſie z. B. aus den Schwefelſäure- oder Petroleumballons leicht ſelbſt hergeſtellt werden können, (ſiehe weiter unten) vermögen jchon eine Anzahl Dekorationspflanzen in ſich aufzunehmen. Für das Halten von zwei Fiſch— chen ſehr geeignet find die in Berlin = gebräuchlichen großen Weißbiergläſer von beiſtehender Figur 3. Ich benutze „8 neben meinen kleinen Kaſtenaquarien dieſelben ſchon ſeit Jahren und bin vollſtändig mit denſelben zufrieden. Leider ſind dieſe Gefäße nur an we— nigen Orten erhältlich. Auch größere, feſte Käſeglocken, die mit dem Knopf in ein hölzernes Fußgeſtell eingelaſſen ſind, kann ich jedem, der nur geringe Mittel zur Anſchaffung von Aquarien beſitzt, empfehlen. Vor einiger Zeit ſah ich ein derartiges, hübſch mit Pflanzen und mit zwei Fiſchchen beſetztes Aquarium, deſſen Fuß aus Korkrinde hergerichtet war. Der ganze Behälter machte einen ſehr netten Eindruck. Alle dieſe Aquarien ſind jedoch nur für Tiere zu verwenden, die mit ſo kleinen Behältern vorlieb nehmen. Wertvolle Zierfiſche halte man nicht in denſelben und ebenſo bringe man keine Flußfiſche in ſie hinein; denn dieſe beanſpruchen größere Gefäße, wo ſie ſich freier bewegen können, wenn ſie in der Gefangenſchaft gedeihen ſollen. Ein billiges und dabei doch geräumiges Kelchaquarium läßt ſich leicht aus einer der bekannten Vitriolflaſchen oder den Schwefelſäure-Ballons herſtellen, die in jeder Drogenhandlung, auch wohl in der Apotheke für wenig Geld — etwa das Stück für 75 Pfennig — zu haben ſind. Über die Herſtellung eines ſolchen laſſe ich Roßmäßler, der dieſe Idee zuerſt gehabt hat, ſelbſt reden. Er ſagt Folgendes: „Wie ich in dieſem Augen— blicke die Sache anſehe, ſo kommt es mir nicht auf einen eleganten Zimmer— ſchmuck an, ſondern auf ein billiges und leicht herzuſtellendes Belehrungs— mittel, welches immerhin auch die ſchöne Zugabe des fröhlichen und friſchen Gedeihens im Schmuck der grünen Farbe zeigt. Daher komme ich auf meinen Ausgangspunkt vor drei Jahren zurück, und der war ein quer geteilter Schwefelſäure-Ballon. Seit einem Jahre habe ich ihn neben meinem großen eleganten Aquarium wieder hervorgeſucht und mit Leben gefüllt, und eben jetzt entfaltet er eine wahrhaft ungeduldige Lebensfülle, nachdem er den Winter über nur einen geringen Vorſprung vor der ſchlummernden Natur im Freien zeigte, obgleich weder das Tier- noch das Pflanzenreich ganz ſtill geſtanden hat. Es iſt eine wahre Luft, die ellen— langen Blätter des Waſſerampfers emporſchießen zu ſehen neben der duftigen Waſſerminze und Vergißmeinnicht; die nun erſt ein Jahr ſtehenden Stöcke von Riedgräſern haben dichte Raſenbüſche getrieben und ſtehen zum Teil ſchon in voller Blüte. Zwiſchen dem Gewirr des Tauſendblattes und des Hornblattes kriechen die geſchäftigen Waſſeraſſeln umher in der ruhigen Geſellſchaft der Schnecken mit ihren vielgeſtaltigen Häuschen, von der flachen Uhrfedergeſtaltung der Tellerſchnecken bis zu den ſpitzgetürmten der großen Schlammſchnecke. An der innern Wand des Glaſes und auf der Unterſeite der ſchwimmenden Blätter haben ſie ihre kriſtallenen Laiche ab— geſetzt, an denen ich von Tag zu Tag die ſonderbare Achſendrehung und Entwicklung des Embryonen und die beginnende Bildung des Gehäuſes mit einer ſcharfen Lupe verfolgen kann. Für die Einrichtung eines ſolchen Aquariums möge folgende kurze Anleitung dienen. Was zuerſt die Herbeiſchaffung eines Gefäßes betrifft, ſo wird dieſe den meiſten meiner Leſer keine Schwierigkeiten machen, da die Schwefel— 9 ſäure eine der herrſchenden Mächte in dem Fabrikbetriebe iſt, und ein Ballon ſamt dem Korbe, in welchem jeder Ballon verſendet wird, um wenige Groſchen leicht zu kaufen iſt. Oft ſind die Ballons von weißem oder wenigſtens ſehr hellgrünem Glaſe, welche den grünen natürlich vor— zuziehen ſind. Mit Sprengkohle wird ein jeder Glaſer den Ballon leicht quer durchſprengen können, was ein wenig über der höchſten Wölbung des Umfanges geſchehen kann. Die untere Hälfte giebt das Gefäß für das Aquarium, und da der Hals des Ballons ſehr kurz iſt, ſo kann man auch die obere Hälfte brauchen, wenn man dieſelbe in eine Vertiefung eines derben Holzfußes einkitten läßt, wozu Zement oder Kalk und Quarz (letzteres iſt nicht beſonders zu empfehlen) am beſten dient. Wenn das Glas des Ballons nicht ſtark iſt, ſo iſt es vielleicht ge— raten, den Rand des daraus gemachten Gefäßes mit einem Ring von in Benzin aufgelöſtem Guttapercha zu belegen, deſſen Herabfließen am Glaſe man durch vorher innen und außen unter dem Rande angeklebte Ringe von Pappſtreifen, die man nachher wieder beſeitigt, verhindern kann.“ Statt die Sprengung des Ballons, wie Roßmäßler es vorſchreibt, von einem Glaſer beſorgen zu laſſen, kann man dieſelbe ſelbſt vornehmen. Man bindet dort, wo der Ballon geteilt werden ſoll, an allen Stellen gleich hoch vom Boden entfernt, loſe einen Faden aus Strickbaumwolle ohne Knoten um denſelben. Dieſen Faden tränkt man mit Terpentin, wobei darauf geachtet werden muß, daß keine Flüſſigkeit an den Seiten herunterläuft, und zündet dann den Faden an, oder beſſer, läßt ihn anzünden und dreht den Ballon mit beiden Händen ſo, daß der Faden völlig abbrennt. Noch beſſer iſt es, wenn der Faden an verſchiedenen Stellen zugleich in Brand geſetzt wird. Nach dem Verlöſchen der gleichmäßig überall brennenden Flamme, im Augenblicke des Erkaltens der Brandfläche, zerſpringt die Flaſche an der Stelle, wo der Faden gelegen hat, wie zerſchnitten in zwei Teile. Iſt dieſes, was jedoch nur ſelten vorkommt, nicht der Fall, ſo lege man einen naſſen Faden um die Stelle, und wird dann das gewünſchte Reſultat ſicher erhalten. Nach gründlichem Reinigen der beiden ſo erhaltenen Gefäße, damit ein etwaiger Reſt des früheren Inhalts, der das Leben der Tiere und Pflanzen gefährden könnte, entfernt worden iſt, kann der untere Teil des Ballons ſogleich als Aquarium gebraucht werden. Zu- und Abflußröhren laſſen ſich bei dieſem unteren Teile des Ballons nicht anbringen, da das Glas ſo dünn iſt, daß ohne Gefahr des Zerſpringens eine Durchbohrung des Bodens nicht vorgenommen werden kann. Anders und leichter iſt dieſes bei dem oberen Teile des geſprengten Ballons durchzuführen. Ein mit Werg umwickelter und mit Pech getränkter Spund, durch den die nötigen Rohre geführt werden, verſchließt dann die Halsöffnung. Der hierdurch noch nicht ausgefüllte Teil des Halſes wird mit Zement ausge— füllt. Nachdem dann noch ein feſtes und nicht zu kleines Fußgeſtell aus Holz u. ſ. w. beſorgt iſt, wobei der Teil, wo Glas und Fuß ſich ein ander berühren, ſorgfältig mit Filz unterlegt iſt, kann zur Einrichtung des Aqua— riums geſchritten werden. eg Der, dem größere Geldmittel zur Verfügung ſtehen und der Gefallen an den runden Gefäßen findet, kann dieſelben durch Vermittelung jeder f größeren Glashandlung und auch durch die beſſeren Aquarien- und Terrarien— handlungen fertig be— ziehen. Alle runden Aquarien, ſo— bald ihr Durchmeſſer 30 em überſteigt, ſind nicht ſehr widerſtandsfähig. Sie ſpringen auch ohne äußere Einwirkung plötzlich, oft nicht einmal in den erſten Tagen, ſondern erſt nach Wochen oder Monaten. Der Grund für dieſe un— genügende Haltbarkeit liegt meiſt in der mangelhaften Kühlung des Glaſes. Einem Glaſe iſt es aber nicht an— zuſehen, ob es gut oder ſchlecht gekühlt iſt. Will man runde Gläſer ver— wenden, ſo nehme man ihren Durchmeſſer nicht größer als 30 em. Die Fundamentierung aller runden Aquarien und auch die der jetzt ſo beliebten Elementgläſer in [ und [Form erfordert eine gewiſſe Sorgfalt. Damit - das oft nur dünne Glas nicht durch einen ungleichen Druck des Waſſers, be— ſonders bei einer Er— ſchütterung des Bodens, zerſpringt oder der gewöhnlich nach innen hohle Boden des Gefäßes vom Felſen eingedrückt wird, muß der Behälter auf eine Unterlage von Filz oder anderen weichen Stoffen geſtellt werden und zwar ſo, daß der Boden überall feſt aufſteht. Beſitzen auch die runden Aquarien den Vorteil, daß ihre Reinigung leicht und mühelos iſt, jo kann ich zu ihrer Anſchaffung aus den teilweiſe ſchon angeführten Gründen, die ich noch hier wiederholen werde, nicht raten. Sind die Gefäße nicht genügend groß, ſo fällt es den Fiſchen ſchwer, ſich Fig. 4. Sechseckiges Aquarium mit zwei Springbrunnen. Pal: in ihnen zu bewegen, da ſie dann gezwungen find, ſtets gekrümmt zu ſchwimmen. Iſt die Form des runden Aquariums größer, daß dieſer Miß— ſtand nicht eintreten kann, ſo beſitzt das gebogene Glas nicht genug Feſtig— keit, dem Drucke des Waſſers zu widerſtehen. Tritt dann eine leiſe Er— ſchütterung ein, oder eine ungleichmäßige Erwärmung, ſo ſpringt der Behälter und das ganze Zimmer füllt ſich mit Waſſer. Durch die Krümmung der Wände wird die Größe der im Waſſer befindlichen Tiere und Pflanzen verändert und ihre Form erſcheint in einer mehr oder weniger verzerrten Geſtalt, ſodaß dadurch die Beobachtung der— ſelben nur ſchwer aus— zuführen iſt. Jedes andere Aquarium ziehe man daher einem runden vor. Bedeutend beſſer, wenn auch noch nicht zweck— entſprechend, ſind die mehreckigen Aquarien von ſechs und acht Seiten. Von ſechseckigen Aqua— rien waren früher die in der ſogen. Tulpen— form ſehr beliebt. Die Scheiben dieſes Beckens ſtehen nicht ſenkrecht, ſondern verjüngen ſich nach unten, ſodaß bei ihnen eine größere Waſſerfläche der Ein— wirkung der Luft aus— geſetzt wird, als wenn die Scheiben ſenkrecht ſtehen. Dieſer Vorteil, der bedeutend überſchätzt wurde, wiegt den Nach— teil wieder auf, den dieſes Aquarium mit den Fig. 5. Kaſtenaquarium mit hochſtehenden Sumpfpflanzen. runden gemeinſam hat, Iris, Kalla, Cyperus. daß ſich Tiere und Pflanzen in einer verzerrten Geſtalt zeigen. Bei den öfter gekauften ſechseckigen Aquarien, die beſonders vielfach auf Blumentiſchen Verwendung finden, jtehenfdie Scheiben, wie es richtiger iſt, ſenkrecht. Noch praktiſcher und von ſchönerer Form e als dieſes Aquarium tt das achteckige. 9 Da die ſonſtige Herſtellung dieſes Aquariums, wie auch die des ſechs— eckigen, mit dem viereckigen ſich deckt, ſo faſſe ich alle drei hier bei dieſem zuſammen. Das viereckige oder Kaſtenaquarium, iſt das zweckmäßigſte, wenn richtig hergeſtellt, von allen. Bei ihm ſoll Breite und Höhe je zwei Drittel der Länge ergeben, z. B.: N Bodenfläche 20/30 cm, Höhe 20 em. Gleich den vorgenannten Arten kann dieſes Aquarium in verſchiedener Größe angefertigt werden. Große Aquarien werden gegenwärtig aus Schmiedeeiſen im Gerüſt hergeſtellt und mit Zinkgußornamenten überkleidet. Zur Verglaſung verwendet man ausſchließlich ſtarkes Spiegelglas, auch für den Belag des dreifachen Holzbodens, der ſeiner Haltbarkeit wegen, um ſich nicht zu werfen, mit zwei, bei großen Behältern, die ſehr lang ſind, auch mit drei Querhölzern, die hochkantig eingeſchoben werden, zu verſehen iſt. Dieſe Leiſten dürfen nicht untergeſchraubt oder genagelt werden, da ſie ſonſt nur wenig Wert haben. Sie dienen gleichzeitig als Füße für das Aquarium, da ſie genügend Raum für Zu- und Abflußrohr bei Einrichtung eines Springbrunnens laſſen. Komplizierte Ecken zum Einkitten der Scheiben verwende man nicht. Dieſelben haben ſich alle ohne Ausnahme als unpraktiſch erwieſen. Läßt eine ſolche Ecke erſt einmal Waſſer durch, ſo iſt ſie nur ſchwer wieder dicht zu machen, und ſehr häufig zerſpringen die Scheiben bei dieſer Manipu— lation noch dabei, wie es mir bei meinem alten Aquarium ſchon öfters paſſiert iſt. Bei der Methode, welche Lachmann angiebt, und nach welcher ſeit dieſer Zeit alle meine Becken verkittet wurden, habe ich nur ſehr ſelten und beſonders nur dann, wenn eines derſelben längere Zeit leer geſtanden hat, über Undichtigkeit zu klagen gehabt. Solange die Behälter im Ge— brauche waren, haben ſie nie Waſſer durchgelaſſen, während die alten Aquarien, von denen ich jedoch nur noch einige in Benutzung habe, nur ſelten dicht halten. Über das Einkitten der Scheiben und den hierzu verwendenden Kitt ſchreibt Lachmann!) folgendes: „Zum Einkitten der Scheiben verwende ich gewöhnlich einen Kitt, welchen ich mir aus Mennige, Firniß und Siccativ herſtelle. Die Mennige klopfe ich trocken ſo lange, bis ſie ſich wollig an— fühlt, dann gebe ich Firniß und Siccativ zu gleichen Teilen zu und ver— arbeite alles zu einem weichen Kitt, welcher zwiſchen den Fingern Faden ziehen muß. Hat man es ſehr eilig, ſo kann man auch folgenden Kitt verwenden, welcher ſehr ſchnell trocknet: 2 Teile feingepulverte Silberglätte und 1 Teil Bleiweiß werden innig gemiſcht und mit 3 Teilen gekochtem Leinöl und 1 Teil Kopallack zu einem knetbaren Teig verarbeitet. (Beim Kochen des Leinöls iſt Vorſicht nötig, da derſelbe ſehr leicht Feuer fängt.) Ein mit Mennigekitt verglaſtes Aquarium muß ca. 3 bis 4 Wochen ſtehen, ehe es gefüllt werden kann, dennoch ziehe ich dieſen Kitt vor, da er dehnbar bleibt und den Temperaturſchwankungen nachgiebt.“ Ich fülle ſogleich, Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde 1891. meine Aquarien nach dem Verkitten mit Waſſer, da ich gefunden habe, daß dadurch die Scheiben ſich feſter an den Kitt und dieſer inniger mit dem Gerüſt verbindet; laſſe jedoch mit dieſem Waſſer den Behälter noch etwa 14 Tage ſtehen. Weiter ſagt Lachmann über das Verkitten folgendes: „Ich laſſe die Ecken des Geſtells, alſo Winkeleiſen, wie ſie ſind, bringe keinen übergreifenden Falz x. an. Das Geſtell wird von innen zweimal mit Olfarbe (Mennige und Firniß) geſtrichen, die Kanten und Scheiben, ſoweit ſie vom Geſtell verdeckt werden, von beiden Seiten ebenſo behandelt. Die Scheiben werden ſelbſtverſtändlich paſſend zugeſchnitten; ſie müſſen ſo lang ſein, daß an jeder Ecke etwa em fehlt, und jo hoch, daß fie über die Seitenteile des Zinkeinſatzes hinweg bis auf den Boden des Aquariums reichen. Der Anſtrich muß erſt völlig trocken ſein, ä ehe man mit dem Ein— kitten beginnen kann. In allen Ecken ſowohl, als auch an allen übrigen Teilen des Geſtells, gegen welche das Glas anliegt, kommt eine ca. 5 mm ſtarke, die ganze Breite des Eiſens bedeckende Lage Kitt. Nun werden die Scheiben eingeſetzt und überall langſam und gleichmäßig die Kittlage an— gedrückt. Hierauf bringt man in allen Ecken, wie auch in Winkeln am Boden entlang, eine nicht zu ſchwache Kittwulſt an, über welche vorher paſſend zugeſchnittene Streifen ge— 2 wöhnlichen Glaſes gedeckt und feſt 2 19: 2 angedrückt werden. (Siehe beiſtehende 75 | © Skizze Fig. 6.) Dieſe Streifen müſſen J. 2 112 von der Seite, welche den Kitt berührt, 2 23 gleichfalls geſtrichen und der Anſtrich . n trocken ſein. Der beim Andrücken neben den Glasſtreifen, ſowie an den Außenſeiten hervorquellende Kitt wird ein wenig glatt geſtrichen, der über— flüſſige entfernt, worauf man das 5 Aquarium mit Waſſer voll füllt. Der | Druck des Waſſers bewirkt nun ein völlig gleichmäßiges Andrücken der 5 Scheiben, edge, daß das Aqua- a, es e rium gerade ſteht.“ Solange das Aquarium unbepflanzt und unbeſetzt daſteht, giebt man demſelben den äußeren Anſtrich. Welche Farbe hierzu verwendet wird, liegt im Geſchmacke des Beſitzers. Die Zeit, in welcher Waſſer in dem Behälter ſteht, iſt gleich eine Probezeit, ob das Aquarium dicht iſt; iſt die Verkittung mit Sorgfalt ausgeführt, ſo findet ein Sickern des Waſſers nicht ſtatt. Nach Ablauf von 14 Tagen oder 3 Wochen entleere man das Aquarium, laſſe es gut austrocknen und überſtreiche nun innen im Behälter alle Stellen, wo der Kitt frei liegt, mehrmals mit in Spiritus aufgelöſtem Schellack, den man ziemlich dickflüſſig macht. Dieſen Überzug mit Schellack wiederhole man ſo oft, als das Aquarium gründlich gereinigt wird, um auf dieſe Weiſe etwa abgeplatzte Stellen wieder zu bedecken. In etwa 15 Minuten n NN U 1 LLL iſt der Schellacküberzug trocken. Derſelbe trägt viel zur Dichthaltung des Behälters bei, da er im Waſſer unlöslich iſt. Sobald der Anſtrich trocken iſt, füllt man das Aquarium wieder mit Waſſer, welches man etwa alle zwei Tage wechſelt, um es gründlich auszulaugen. Nach etwa 8 Tagen kann dann an die Bepflanzung gegangen werden. Für Tiere, die im tiefen Waſſer leben, oder für ſolche, die wie der Olm ihr Leben in unterirdiſchen Höhlen verbringen, ſind Aquarien, deren Seiten— wände ganz aus Glas hergeſtellt ſind, nicht zu verwenden. Bei derartigen Behältern iſt es angebrachter, wenn die dem Fenſter abgewendete Seite ſtatt der Glasſcheibe eine Schieferplatte bekommt. Solche Aquarien, bei denen auch noch zwei Seitenwände aus Schieferplatten hergeſtellt ſind, finden ſich vielfach in England. Nach Gräffe haben dieſe Behälter folgende Kon— ſtruktion: Der Boden, ſowie zwei oder auch drei Seitenwände ſind aus einem völlig waſſerdichten, ſchwarzgrauen Schiefer verfertigt, die durch einen ebenfalls aus Schiefer hergeſtellten Rand zuſammen gehalten werden. Wände, Rand und der Schieferboden ſind durch Scheiben miteinander verbunden. Nur die freigebliebenen Seitenwände tragen Glasſcheiben, die hier in der beſchriebenen Weiſe eingekittet werden. Iſt die Form des Aquariums eine langgeſtreckte, jo werden nur die beiden kurzen Seitenwände, “) bei einer größeren quadratiſchen Form aber drei Seiten aus Schiefer hergeſtellt. Die Aquarien werden mit zwei Glasplatten überdeckt, welche einen fingerbreiten Spalt zwiſchen ſich laſſen und mit zwei Rändern in beſonderen Fugen der oberen Einfaſſung liegen. Dadurch verhindert man das Hineinfallen von Staub, ſowie das Entweichen verſchiedener Waſſertiere. Ich habe dieſe Art der Aquarien nur deshalb angeführt, weil mir die Form, welche hinten und an einer Seite Schiefertafeln beſitzt, ſehr zuſagt. Derartige Behälter dürften ſich beſonders für den Olm und ſeine Zucht eignen. Soviel über das Kaſtenaquarium. Ich habe hierbei durchaus nicht die Abſicht gehabt, eine genaue Anleitung zur ſelbſtändigen Herſtellung derſelben zu geben, denn bei den geringen Fabrikpreiſen, die heute ein Aquarium koſtet, iſt die eigene Fertigſtellung eine nicht empfehlenswerte Liebhaberei. Nur um beim Kaufe desſelben richtig wählen zu können, habe ich kurz die Anfertigung beſchrieben. Auch wollte ich den Liebhabern, die in einer kleinen Stadt oder einem Dorfe wohnen und keine Gelegenheit haben, ſich ſelbſt ein Aquarium in einer größeren Handlung zu kaufen, Fingerzeige geben, wie und in welcher Weiſe ſie zu verfahren haben, wenn einem Handwerker die Herſtellung desſelben übertragen wird. Damit nun die Reihe der Zimmeraquarien vollſtändig iſt, führe ich noch das von Dr. E. Buck angefertigte Zimmerbaſſin-Aquarium und das Salon-Aquarium, an. Über erſteres, welches ich ebenſowenig wie die engliſchen Aquarien erprobt habe, laſſe ich Heß reden, welcher es folgender— maßen beſchreibt: Dasſelbe zeichnet ſich dadurch aus, daß es weniger käfigartig erſcheint als die Kelch, und Kaſtenaquarien und außerdem nicht der Gefahr des Zerſpringens und Leckwerdens ausgeſetzt iſt. Es empfiehlt * Welchen Wert dieſes hat, begreife ich nicht. Der Verfaſſer. — 15 — ſich namentlich für diejenigen, welche mehr die Pflanzenwelt und die damit verbundenen Miniaturlandſchaften als die Tiere im Auge haben, da letztere in demſelben nur unvollkommen beobachtet werden können. Jedoch erfreuen ſich, wie Dr. E. Buck ſchreibt, die Tiere, wie ſie durch ihr munteres Weſen beweiſen, darin einer guten Geſundheit. Sie merken die Gefangenſchaft nicht, indem ſie ſich nicht von gleichhohen, geraden Glaswänden einge— ſchloſſen fühlen. Sie können ja nach Bedürfnis ſeichte Stellen aufſuchen und ſich nahe unter dem Waſſerſpiegel behaglich von der Sonne beſcheinen laſſen oder ſich am Ufer zwiſchen Moos und Wurzeln der Waſſerpflanzen verſtecken. Das Baſſin bildet eine runde ſteinharte Schale mit kleinen Buchten und Felsvorſprüngen und iſt aus Bimsſteinſtücken und Zement zuſammengeſetzt. Der Durchmeſſer beträgt ungefähr 75 em mit einer Tiefe von 20 em, wovon nur 13 em für das Waſſer ſind. Der flache Boden des Baſſins hat ungefähr 53 em Durchmeſſer. Was nun die ſpezielle Einrichtung dieſes Baſſinaquariums betrifft, jo beſchreibt es Dr. E. Buck folgendermaßen: „Die Wände des Baſſins ſind nicht ſenkrecht, um das Licht nicht zu verhindern, voll auf das Waſſer zu wirken. Nur die vom Fenſter abſtehende Hälfte des Baſſinrandes ſtellt ein ſenkrecht abfallendes Felsufer dar, während die andere Hälfte ein ſchräg verlaufendes Ufer zeigt. Der mit dem Waſſer in Berührung kommende Teil des Beckens iſt nur aus ſehr kleinen Bimsſteinſtückchen zuſammengeſetzt und mit einer dicken Zementſchicht waſſerdicht gemacht. Das Ufer hingegen, als über den Waſſerſpiegel ragend, iſt aus einem Wall größerer Bimsſteine gebildet, mit Niſchen für Erde und Pflanzen, welche ſtets feucht bleiben, da der Bimsſtein, ein poröſer Körper, das Waſſer des Aquariums an ſich zieht. Es kann infolgedeſſen aber nicht vermieden werden, daß Waſſer— tropfen zuweilen auf der Außenſeite des Baſſins abfließen; dieſelben ſammeln ſich in einem Zinkblech mit niedrigem Rande, welches dem Aquarium als Unterlage dient.“ Den Schluß in der Beſchreibung der Zimmeraquarien möge, der Vollſtändigkeit halber, das Salon-Aquarium machen. Dasſelbe beſteht aus einem Blumentiſch, der unten eine ſpäter näher zu ſchildernde Expanſions— maſchine trägt, welche eine Fontäne im oberen Teil des Blumentiſches, deſſen Mitte ein rundes, oder beſſer ein ſechseckiges Aquarium einnimmt, treibt. Unter dem Namen Zimmerfontäne mit Blumentiſch und Aquarium hat ſich dieſe hübſche Zimmerzierde bald überall Eingang verſchafft, ſodaß es wohl gerechtfertigt iſt, etwas näher auf dieſelbe einzugehen. Das Aquarium im eigentlichen Sinne iſt für dieſen Zimmerſchmuck die Nebenſache. Man findet daher meiſtens nur einige Goldfiſchchen in dem Behälter, die hier ohne Pflege ihr Daſein vertrauern. Und doch wie ſchön könnte gerade ein ſolcher Behälter eingerichtet werden, welch' ſchöner Tummel— platz könnte gerade er für die Fiſche abgeben! Wenn auch eine Bepflanzung des Beckens nicht gerade notwendig iſt bei dieſem Aquarium, weil die Fontäne ſtets für gute Durchlüftung des Waſſers ſorgt, ſo iſt doch ſolche für das Gedeihen der Tiere nicht zu unterſchätzen. Rings um den Behälter ſtehen Palmen und andere koſtbare Blattpflanzen, weshalb ſollen keine — 16 — Waſſerpflanzen, und wenn es auch nur einige heimiſche ſind, den Tieren den Aufenthalt in dieſem Aquarium weit angenehmer und naturgemäßer machen. Aber die Beſitzer ſolcher teuren Einrichtungen haben in den meiſten Fällen keine Luſt zur Pflege des Aquariums. Das Salon-Aquarium iſt nicht nur ein Schmuck für das Zimmer, ſondern die Fontäne giebt der trockenen Luft in unſeren Wohnräumen fortwährend Feuchtigkeit ab und iſt daher dieſes Aquarium aller Beachtung vom geſundheitlichen Standpunkte wert. In großen Zügen habe ich ſo die verſchiedenen gebräuchlichſten Zimmer— aquarien vorgeführt und vom Standpunkte des Liebhabers aus hinſichtlich ihrer mehr oder minder großen Brauchbarkeit beſchrieben. Auf Auswüchſe der Aquarienliebhaberei, wie ſie z. B. die ſeit einigen Jahren in den Handel gebrachten Wandaquarien ſind, habe mich ich hierbei nicht eingelaſſen. Kurz will ich nur über dieſe Behälter bemerken, daß dieſelben ein paar Tage nach ihrer Einrichtung recht hübſch ausſehen, aber dann iſt es auch mit der ganzen Schönheit vorbei. Da ſolch ein Aquarium an der Wand hängt, iſt ſtets zu befürchten, daß die Haken ausreißen können und der Behälter dann herabfällt und in Trümmer geht. Pflanzenleben iſt in dieſen Aquarien nicht möglich, da ſie nur ſehr wenig Licht bekommen, dieſes aber für Flora und Fauna, wenn ſie gedeihen ſollen, von großer Be— deutung iſt. Eine Verbindung des Aquariums mit einem Terrarium, wie ſie jetzt viel— fach den einfachen Aquarien und Terrarien vorgezogen wird, iſt den Liebhabern ſehr zu empfehlen, welche neben Fiſchen auch noch eine beſchränkte Zahl von Reptilien und Amphibien pflegen wollen, für letztere aber kein eigentliches Terrarium aufſtellen mögen. Die für ein Aqua-Terrarium in Betracht kommenden Tiere müſſen in der Hauptſache mehr im Waſſer als auf dem Lande leben, da der Landraum immer doch nur beſchränkt iſt, weil ſonſt der Waſſeroberfläche die Einwirkung der Luft entzogen wird. Bei größeren Aquarien umgiebt man die Seiten und die Hinterwand mit einem im Verhältnis zum Behälter genügend breiten Rand und richtet dieſen für den Aufenthalt der Terrarien-Tiere entſprechend ein. Der dem Waſſer zugekehrte Rand bildet ein ſanft anſteigendes Ufer, deſſen vordere Hälfte, durch Tuffſteinpartien von dem dahinterliegenden abgeteilt und noch vom Waſſer umſpült, ein Ruhe— platz für die ſtets Feuchtigkeit liebenden Tiere bietet. Nach dem Hintergrunde zu richtet man eine möglichſt maleriſche Abteilung feſten Landes ein mit grüner Moosdecke, unter der ſich feuchte und trockene Höhlungen befinden, ſodaß auch die Landtiere einen hinreichenden Schutz und Raum haben. Alle Höhlungen bilde man derartig, daß man leicht mit der Hand in die— ſelben gelangen kann, um etwa dort geſtorbene Tiere entfernen zu können, ohne die ganze Einrichtung umbauen zu müſſen. Als Grundlage für den Aufbau des Landes benutzt man am beſten Schieferplatten, auf welche, mittelſt Zement, Tuff- und Binsſteinſtücke zu Höhlungen, Felspartien u. ſ. w. in maleriſcher Landſchaftlichkeit verbunden werden. Verſchiedene Sumpf- und Felspflanzen finden an geeigneten Stellen ihre Plätze. Auch kleine, nicht hochſchießende Grasarten, zwiſchen De welchen am Ufer und in traulichen Winkeln einige Zwergfarren ihre graziöſen Blätter entfalten, ſowie geeignete kleinere Topfgewächſe, deren Behälter zweckentſprechend in der Erde verborgen werden, ſodaß ſie wie freiwüchſig ausſehen, verſchönern dieſes Landſchaftsbild und machen es zu einem eden Zimmerſchmuck. Ein Dach aus feinem Drahtgeflecht, deſſen vordere Seite eine Glas— ſcheibe trägt und als Thür dient, ſchließt den oberen Teil des Aquariums ab, um ein Entweichen der Landtiere zu verhindern. Ein Aquarium ſchon nicht mehr, eher ein kleiner Teich iſt das im Garten oder im Gewächshaus befindliche Baſſin-Aquarium. Die Herſtellung dieſes Teichaquariums kann auf verſchiedene Weiſe geſchehen. Nachdem in einer Ecke des Gewächshauſes oder an einer geſchützten Stelle im Garten eine Grube von der Größe, wie ſie der Raum zuläßt, oder wie ſie der Liebhaber herſtellen will, ausgehoben iſt, wird dieſe mit einer das Waſſer nicht durchlaſſenden Erdſchicht ausgelegt. Derjenige, der nur über wenige Mittel verfügt, wird natürlich zu dem billigſten ſich hierzu eignenden Mate— rial greifen, und dieſes iſt der Lehm, da derſelbe das Waſſer nur in geringer Menge durchſickern läßt. Dieſer ſo hergerichtete kleine Teich wird an ſeinem Rande mit Tuffſteinſtücken umgeben, die oben ſehr zweckmäßig blumentopf— artige Offnungen beſitzen zum Einſetzen von Sumpfpflanzen, die nicht eine ſehr große Feuchtigkeit vertragen können. Die Steine werden an der Seite, welche dem Lichte zugekehrt iſt, zu einer etwa / m hohen Felspartie auf- gebaut, um hier Pflanzen hinſetzen zu können, die ſchattige Standorte lieben. Weiter hat auch der Felsaufbau den Zweck, das im Garten frei ſtehende Waſſerbecken gegen die heiße Mittagsſonne zu ſchützen. Im Mittelpunkte des Beckens ſteht ein Felſen, der das Rohr eines Springbrunnens, welcher im Teichaquarium nicht fehlen darf, verbirgt, ebenſo muß ein Abflußrohr, am beſten am Rande, angebracht werden, welches den Waſſerſtand im Becken reguliert. Bei dieſer Einrichtung des Aquariums ergiebt es ſich ſchon von ſelbſt, daß die Beobachtung der Waſſerbewohner hier ebenſo ſchwer iſt wie im Teich und daß die ganze Herrlichkeit, beſonders wenn es in dieſer Weiſe frei im Garten eingerichtet iſt, nicht von langer Dauer iſt. Unzu— träglichkeiten aller Art, die in der Natur der Sache liegen, bereiten dieſem Becken bald den Untergang. Soll es einigermaßen von Dauer ſein, ſo iſt es wenigſtens nötig, daß das Becken ſtatt mit Lehm belegt zu werden, mit Zement ausgegoſſen wird. In welcher Weiſe dieſes zu geſchehen hat, will ich kurz angeben. Nachdem die Grube, welche für das Aqua— rium beſtimmt iſt, ausgehoben iſt, werden die Seitenwände mit Steinen (am beſten Dach-, Ziegel- oder Mauerſteine) dicht belegt und über die ganzen Wände nicht zu flüſſiger Zement gegoſſen, ſo, daß alle Fugen zwiſchen den Steinen verdeckt werden. Stellen, die hierdurch nicht vollſtändig dicht werden, ſind mittelſt der Mauerkelle dicht zu machen. Da es ſich in einem ſolchen Behälter darum handelt, meiſt nur Pflanzen zu ziehen, weil bei dem größeren Raum dieſes Beckens die Süßwaſſer-Flora mehr zur Geltung kommt als im Aquarium und auch Waſſerpflanzen, die N Größe wegen Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. — u im Zimmeraquarium keinen Platz finden können, hier aufzunehmen jind, ſo muß für alle dieſe das Becken entſprechend eingerichtet werden. Ich glaube daher denen, die ſich ein ſolches Aquarium, anlegen wollen, einen Dienſt zu erweiſen, wenn ich dieſer Beſchreibung einen Durchſchnitt des Behälters beifüge. In Figur 7 ſtellt die Linie a b den Waſſerſtand dar. Bei à iſt das kleine flache Becken für Sumpfpflanzen einzurichten und der trennende Raum von g nur durch Tuffſteinſtücke abzuſchließen. Rings um das Becken, bis zum Felſenaufbau d, führt dieſes ſumpfige Uferland, in welches durch die Tuffſteine ſtets genügend Waſſer eindringen kann. Der Raum zwiſchen dem Tuffſteinaufbau f und g wird mit etwas Teichſchlamm, Moorerde, Fig. 7. Durchſchnitt eines Becken- oder Teichaquariums. Lehm und Sand ausgefüllt und hier hinein Sumpfpflanzen aller Art ge— pflanzt. Die Herrichtung des Beckens b erfolgt wie die jedes anderen Aquariums. (Siehe Einrichtung eines Aquariums.) An der Mittagſeite gelegen iſt der Felſenaufbau d. Er ſoll die ſchattenliebenden Pflanzen vor zu großer Beſonnung ſchützen und nimmt zwiſchen ſeinen Geſteinsfugen Felspflanzen auf. Dieſer Felsaufbau wird halbkreisförmig angelegt und iſt in der Mitte am höchſten. Er vereinigt ſich ſpäter mit f und g. Für das von der Fontäne zugeleitete Waſſer, welches durch das Leitungsrohr e kommt, befindet ſich bei e ein Abflußrohr, welches den Waſſerſtand reguliert. Die Größe des Beckens will ich nicht beſtimmen, ſie mag jeder Lieb— haber in der Weiſe nehmen, wie er über Raum verfügt, auch läßt ſich in der ſonſtigen Einrichtung vieles dem Geſchmacke des Liebhabers entſprechend abändern. Hinzufügen will ich nur noch, daß es ſehr empfehlenswert iſt, ein kleines Gitter rings um die Anlage herzuſtellen, damit verhütet wird, daß etwa Kinder in das Becken fallen können. Zur Zeit wenn Froſt eintritt, muß das im Garten frei gelegene Becken entleert werden, da ſonſt dasſelbe leicht durch den Froſt zerſprengt wird. Die ausdauernden Sumpf— pflanzen werden dann mit ihren Wurzeln ausgenommen und in Kübeln an Orten durch den Winter gebracht, wo ſie nicht ſehr der Einwirkung des Froſtes ausgeſetzt ſind. Die Waſſerpflanzen überwintert man desgleichen in Kübeln, wo man ſie unten im Sande einſenkt. Die ausdauernden Felspflanzen bleiben an den Orten, wo ſie wachſen, nur werden ſie zum Schutze gegen 19 ſtarken Froſt mit Matten oder Stroh zugedeckt. Die Tierwelt des Becken— aquariums muß, ſoweit es ſich um Fiſche und Muſcheln handelt, in Zimmer— aquarien überwintert werden. Nach Beendigung des Winters, wenn die Natur ſich rüſtet ihr Früh— lingskleid anzulegen, werden etwaige Schäden, die derſelbe beim Becken— aquarium angerichtet hat, ausgebeſſert. Die überwinterten Pflanzen werden in das Becken zurück gebracht und einjährige Pflanzen, wie dieſelben die Natur hervorbringt, geſammelt und das Becken wieder eingerichtet. Haben die untergetauchten Waſſerpflanzen Wurzel gefaßt, ſind ſie angewachſen, ſo werden auch die Bewohner des Waſſers in das Becken geſetzt, deſſen Ober— fläche wieder von dem ſprudelnden Quell des Springbrunnens belebt wird. 2. Waſſerdurchlüftung. Abgeſehen von gewiſſen Ausnahmefällen iſt die Durchlüftung des Waſſers im Aquarium eine Notwendigkeit. Nur ein Aquarium mit reichem Pflanzenwuchs und wenigen Tieren oder ein ſolches mit Tieren, die ihre zum Leben notwendige Luft außerhalb des Waſſers beziehen, kann ohne Durchlüftung ſein. Jeder organiſche Körper bedarf zu ſeiner Erhaltung der Luft. Dieſe beſteht aus mehreren vermiſchten Gasarten, deren hauptſächlichſte derſelben Sauerſtoff und Stickſtoff ſind. Das Tier gebraucht zur Atmung nur den Sauer— ſtoff der Luft, während es Kohlenſäure an dieſelbe abgiebt. Dieſe hingegen wird von der Pflanze unter Einwirkung des Sonnenlichtes in Kohlenſtoff und Sauerſtoff zerlegt. Erſterer wird von derſelben zum Aufbau des Körpers verwendet, letzterer der Luft mitgeteilt. Soviel hier über das Wechſelverhältnis zwiſchen Tier- und Pflanzenleben, auf welches ich aus— führlicher an einer anderen Stelle zurückkomme. Tritt in einem reich beſetzten Aquarium Mangel an Saueritoff ein, ſei es durch Übervölferung des Behälters, ſei es durch anhaltende ſtarke Wärme ohne neue Waſſerzufuhr oder aus irgend ſonſt einem Grunde, dann zeigt ſich dieſes ſogleich bei den Fiſchen an; ſie kommen zur Oberfläche des Waſſers und atmen hier direkt Luft. Auf der Oberfläche des Waſſers entſtehen hierdurch Schaumbläschen, welche dem Pfleger ſagen, „der Sauer— ſtoff iſt im Waſſer aufgebraucht.“ Um dieſes zu verhüten, muß dem Waſſer auf künſtlichem Wege Luft zugeführt werden. Am einfachſten geſchieht dieſes, wenn aus dem Aquarium Waſſer in eine Spritze gezogen wird und dasſelbe aus einiger Höhe in das Becken zurückgeſpritzt wird. Hierdurch kommt der Waſſerſtrahl mit der Luft in Berührung und reißt eine nicht geringe Menge derſelben mit ſich fort, die ſich dann der übrigen Waſſermaſſe mitteilt. Obwohl man hierdurch dem Waſſer friſche Luft zuführen kann, ſo geſchieht dieſes doch nicht in der Menge, daß die Tiere längere Zeit Nutzen * davon haben. Soll die Durchlüftung Wert haben, ſo iſt es nötig, hierzu einen beſonderen Apparat aufzuſtellen. Jeder Durchlüftungsapparat, mag er durch Hoch- oder Niederdruck arbeiten, gründet ſich darauf, durch Druck Luft oder Waſſer, welches dann in einem ſtändigen Strahl, oder durch ſtändiges Tropfen in den Behälter rinnt und ſo Luft mit fortführt, dieſe dem Waſſer mitzuteilen. Der einfachſte Durchlüftungsapparat iſt der Tropfapparat. Bei dieſem tropft aus einem höher gelegenen Behälter in kurzen Pauſen das Waſſer in das Aquarium. Jeder Tropfen ſättigt ſich bei ſeinem Fall mit Luft und reißt auch eine Menge derſelben mit ſich fort, die ſich dann in dem Waſſer des Beckens verteilt. Beſſer wirkt der Apparat, der das Waſſer in einem feinen Strahl dem Becken zuführt, weil dieſer bedeutend mehr Luft in ſich aufnimmt und mit ſich fortführt. Je kräftiger der Strahl in das Waſſer eintaucht, je wirkſamer arbeitet der Apparat. Während man heute wohl kaum noch Durchlüftungsapparate benutzt, die darauf beruhen, daß fließendes Waſſer Luft mit ſich fortreißt und das Waſſer des Aquariums damit ſättigt, will ich doch einige ſo her— geſtellte Apparate kurz beſchreiben. In beiſtehender Abbildung iſt ein derartiger Durchlüfter ſchematiſch zur zen gebracht. Er iſt aus Glas hergeſtellt und beſteht aus drei Teilen. So wie ihn die Figur darſtellt, iſt er berechnet für eine obere Waſſerzuleitung. Durch einen Schlauch tritt das aus einem höher gelegenen Reſervoir kommende Waſſer in die Röhre a ein und geht durch b zum Aquarium. Bei d iſt eine zweite Röhre g angebracht, die oben bei d vermittelſt eines Korkes feſt abgeſchloſſen it und unten bei e und oben bei e eine Offnung be⸗ ſitzt. Die untere Offnung der Röhre bei e reicht mit ihrer Spitze ein Stückchen in die Röhre h hinein, die bei d ebenfalls dicht abgeſchloſſen iſt und in ihrer unteren Fortſetzung eine Schleife trägt. Sobald nun das Waſſer aus dem Behälter ſtrömt und den Raum f füllt, wird es nach dem Ausfluſſe gedrängt und er— zeugt dort, alſo bei e, einen Wirbel, welcher durch die offene Spitze e Luft einſaugt und dieſe mit dem Waſſer durch b dem Aquarinm zuführt. Damit dieſes reich mit Luft geſättigte und Luft mitführende Waſſer nun bis zum Grunde des Aquariums gelangt, wird das Rohr b mit einem Gummiſchlauche verbunden, der bis zum Boden des Aquariums reicht, von wo dann die Luft in kleinen Perlen bis zur Oberfläche ſteigt. Aquarien, die einen Springbrunnen beſitzen, gebrauchen für dieſen Apparat kein beſonderes Waſſerreſervoir, es iſt dann nur nötig, die beiden Röhren b und g zu wechſeln, ſodaß der Schenkel des Rohres a nach ab- wärts gerichtet iſt. Dieſer wird vermittelſt eines Gummiſchlauches an dem Ende des Springrohres befeſtigt. Fig. S. Glasdurchlüfter 1. I Wird das Rohr ſ b bei dieſem Durchlüftungsapparate verſchloſſen, jo wird durch g das Waſſer aufwärts getrieben, wo dann der Apparat gleich— zeitig als Springbrunnen wirkt, indem ein Waſſerſtrahl die Spitze e verläßt. Einfacher konſtruiert, jedoch auf demſelben Prinzipe beruhend, iſt der zweite Glasdurchlüfter, den die Abbildung 9 veranſchaulicht. Wie bei dem erſten verhindert auch hier die unten am Rohre be— findliche Schleife das Zurücktreten der Luft, welche durch das obere Rohr b bei e eintritt. Bei a iſt das Rohr durch einen Kork luftdicht abgeſchloſſen, auf den Schenkel d kommt das Zuleitungsrohr vom Waſſerreſervoir und auf e kommt der Schlauch, welcher das durchlüftete Waſſer auf den Grund des Aquariums führt. Beide Apparate laſſen ſich ſowohl für Kelch-, wie auch für Kaſtenaquarien verwenden. Haben dieſelben kein Abflußrohr, ſo muß an ihnen ein Heber angebracht werden, der ſelbſtthätig arbeitet, und den ich ſpäter näher beſchrieben habe. Durchlüftungen in dieſer Weiſe werden nur noch ſelten angewendet, weshalb ich mich auf dieſe beiden beſchränke. Dagegen ſind Apparate, die nur Luft dem Waſſer zuführen, jetzt allgemein gebräuchlich. Eine Einrichtung dieſer Art teilt Dorner im „Zoologiſchen Garten“ mit, die er bei Profeſſor Semper in Würzburg geſehen hat und deren Herſtellung die beiſtehende Abbil— dung veranſchaulicht. Ein Apparat in dieſer Weiſe hergerichtet, arbeitet bei mir ſchon längere Zeit zu meiner vollſten Zufriedenheit und werde ich denſelben der Schilderung zu Grunde legen. In der Abbildung ſtellt a das Aquarium, e ein oben luftdicht verſchloſſenes Gefäß, durch deſſen Verſchluß zwei Röhren gehen und b einen mit Waſſer gefüllten Be— hälter vor. Der Grundgedanke dieſes Durchlüfters iſt der, daß durch den Heber das in dem oberen Behälter b befindliche Waſſer durch eine Röhre in das untere leere, dicht verſchloſſene Gefäß e geführt wird, und hier die in dieſem befind— . Fig. 9. Glasdurchlüfter 2. . bos o ο . rανπf.-̊r= r e r i. Fig. 10. Durchlüftungsapparat nach Semper und Dorner. 2 = liche Luft zuſammenpreßt. Durch das zweite in c befindliche Rohr tritt die hier gepreßte Luft in den nach dem Aquarium führenden Heber und gelangt durch deſſen feine Offnung in kleinen Bläschen in das Waſſer. Iſt das Gefäß b leer, jo wird es wieder mit dem Waſſer des Gefäßes e gefüllt. Das Aquarium ſteht etwa in der Mitte des oberen und unteren Gefäßes. In ſo einfacher Weiſe hergeſtellt, iſt jedoch die Durchlüftung des Aquariums, ſelbſt wenn Gefäß b eine ziemlich große Waſſermenge auf— nimmt und in e leitet, eine kurze. Um dieſem Übelſtande abzuhelfen hat Dorner den Heber mit einem Loche d von der Größe eines Nadelknopfes verſehen und oberhalb desſelben einen Quetſchhahn K angebracht. Durch dieſe einfache Verbeſſerung arbeitet der Apparat bedeutend länger, denn es fließt jetzt nicht nur Waſſer in das untere Gefäß, ſondern es wird von dem aus b kommenden Waſſerſtrahl durch das Loch d eine nicht unbeträcht— liche Menge Luft mit fortgeriſſen und in das untere, geſchloſſene Gefäß e geführt. Andere Regeln, welche der Erfinder über die Anwendung des Apparates noch giebt, ſind folgende: Die Klammer K wird einige Centimeter unterhalb des oberen offenen Gefäßes b angebracht und das Loch d noch etwas tiefer. Benutzt man unterhalb des Loches noch ein zur runden Schlinge gebogenes Glasrohr, ſo erreicht man hierdurch ein regelmäßigeres Tropfen. Das Luftleitungsrohr trägt im Aquarium eine nach oben ge— richtete, fein ausgezogene Spitze. Um nun auch an dem Leitungsrohr den Luftſtrom regeln zu können, ſetzt man hier einen zweiten Quetſchhahn K auf den Kautſchuckſchlauch, der das zum Aquarium führende Rohr mit dem durch den Kork gehenden Glasrohr verbindet. Durch geeignetes Stellen des Hahnes kann man dann einen gleichmäßigen Luftſtrom hervorbringen. Vielen Aquarienliebhabern glaube ich einen Dienſt zu erweiſen, wenn ich nach dieſer Ausführung ihnen meinen Apparat, der nach obigem gebaut iſt, kurz beſchreibe. Das Waſſerreſervoir b beſteht bei mir aus einem Behälter, wie er in der Regel für Zimmerſpringbrunnen verwendet wird und 101 Waſſer faßt. In einem feinen Strahl leite ich nun dieſes Waſſer in eine unten ſtehende Flaſche, die ebenfalls 10 1 Waſſer in ſich aufnehmen kann, und laſſe den Luftſtrom, der durch einen Quetſchhahn reguliert wird, durch ein Stückchen eines Thermometerrohres in feinen Bläschen durch das Aquariumwaſſer laufen. Dieſer Durchlüfter arbeitet, wenn er richtig eingeſtellt iſt, 12 Stunden. Ahnlich dem Semper-Dorner'ſchen Apparate iſt der, den Rey hergeſtellt hat. Bei dieſem führt das aus dem Behälter b kommende Rohr bis auf den Boden des Gefäßes e. In der Mitte des Luftleitungsrohres iſt eine Tförmige Röhre angebracht, welche mit einem aus zwei Gummibällen und verbindenden Gummiſchläuchen beſtehenden Gebläſe in Verbindung ſteht, wie die Abbildung zeigt. Sobald das untere Gefäß mit Waſſer gefüllt iſt, wird der Hahn e geſchloſſen und f geöffnet. Jetzt wird die Luft aus dem Gummiballon des Gebläſes durch das T Stück d in das untere Gefäß getrieben, aus welchem dann durch den Druck der Luft das Waſſer aus dem unteren Gefäß in das obere zurückgetrieben wird. Dann wird Hahn f geſchloſſen, e geöffnet und der Apparat arbeitet nun wieder, bis das obere Gefäß leer iſt. Dieſelbe Idee, wie dieſen beiden beſchrie— benen Apparaten, liegt auch dem von Wilke konſtruierten Durchlüftungsapparate zu Grunde. Zwei gleich große Blechgefäße a und a“, Ab— bildung 12, ſind durch zwei Schläuche d und e, e! verbunden. Der Schlauch e, e! wird in der Mitte durch zwei Hähne e und en unter— brochen und zwiſchen beiden führt der Schlauch f in das Aquarium. Weiter befinden ſich an den beiden Blechgefäßen Hähne b und br. Um nun ein Füllen der Gefäße nicht vorzunehmen, iſt der Apparat ſo eingerichtet, daß die Gefäße gewechſelt werden können. Der obere Teil der Blechgefäße trägt hierzu je einen Bügel, die beide untereinander mit einer ſtarken Schnur verbunden ſind, welche über zwei Rollen, g und g, läuft. In der Nähe der Rollen befindet ſich für jedes Gefäß ein Haken h und h, in welchen dasſelbe gehängt wird, wenn es gefüllt iſt. Der Apparat arbeitet in folgender Weiſe. Das oben be— findliche Gefäß à iſt gefüllt und mit dem Bügel in h eingehakt. Das Waſſer läuft nun, ſobald der Hahn b geöffnet iſt, durch den Schlauch d in den Behälter a“, deſſen Hahn b' geſchloſſen iſt, drückt hier die Luft durch den Schlauch en, den geöffneten Hahn e bis zum geſchloſſenen Hahn en und von hier durch den Schlauch k in das Aquarium. Hat ſich nun das Waſſer des oberen Ge— fäßes a in das untere a! geſammelt, jo wird oben der Hahn b geſchloſſen, das Gefäß vom Haken h gelöft und a! in die Höhe gezogen und in hu eingehakt. Jetzt ſchließt man den Hahn e, öffnet e! und b! und der Lauf des Waſſers findet nun von a! durch d nach a ſtatt. Aus a entweicht die Luft durch e, den Hahn en bis zum geſchloſſenen Hahn e, von wo ſie durch f in das Aquarium gelangt. Für diejenigen Liebhaber, deren Aqua— rium einen Springbrunnen beſitzt, hat Fig. 11. Gebläſe für den Durch Fig. 12. lüfter nach Rey. Durchlüftungsapparat nach Wilke. Ey: Schwirkus einen, wenn auch komplizierten, jo doch recht praktiſchen Durch— lüfter hergeſtellt, deſſen ſchematiſche Herſtellung die Abbildung 13 zeigt. Hier wird das Ablaufwaſſer des Springbrunnens in einen unterhalb des Aquariums befindlichen Behälter geführt, um in dieſem die Luft zu ver— dichten und in das Aquarium zu drängen. In Abbildung 13 ſtellt A das Aquarium und B den Sammelkaſten für das Ablaufwaſſer des Springbrunnens dar. Dieſer letztere erhält ſeine Speiſung von einem höher gelegenen Reſervoir durch das Rohr g. Das Waſſer, welches der Springbrunnen dem Aquarium zu— führt, wird durch das Ablaufrohr a in das Sammel— becken B geführt, welches luftdicht verſchloſſen iſt. Aus dieſem Becken entweicht die Luft durch f und ge— langt durch eine fein ausgezogene Fig. 13. Durchlüftungsapparat nach Schwirkus. Spitze in kleinen Bläschen in das Aquarium. Iſt Becken B angefüllt mit Waſſer, jo wird der Hahn b ge- ſchloſſen, es findet alſo nun kein Zufluß mehr ſtatt, desgleichen wird Hahn e geſchloſſen, Hahn d und h dagegen geöffnet. In d dringt jetzt Luft durch die Röhre f in das Becken und dasſelbe läßt nun ſein Waſſer durch hab. Hat ſich Becken B entleert, wird der Hahn bei d und h geſchloſſen und bei b geöffnet. Jetzt hat das Waſſer wieder freien Zutritt und verdichtet die Luft in B. Sobald nun Hahn e geöffnet wird, entweicht dieſelbe in kleinen Bläschen durch e in das Waſſer des Aquariums. Als Ablaufhahn bei h wähle man nicht einen zu kleinen, da ſonſt eine geraume Zeit vergeht, ehe ſich das Becken leert. Überhaupt verwende man zu den Hähnen nur ſehr gute und ſorgfältig gearbeitete Stücke. Sie müſſen ſehr gut eingeſchliffen ſein, da ſie ſonſt bald durch den Kalkgehalt des Waſſers undicht werden. Jede Undichtigkeit macht ſich aber ſofort bemerkbar. An Orten, wo gut gearbeitete Hähne nicht zu erlangen ſind, verwende man zur Herſtellung des Apparates lieber ſtark— wandigen Gummiſchlauch und Quetſchhähne, da dann für eine Dichtigkeit derſelben garantiert werden kann. Einige kurze Winke über den Apparat mögen hier noch am Platze ſein, die bei der Einrichtung zu berückſichtigen ſind. Soll die Durchlüftung in Betrieb geſetzt werden, ſo werden ſämmtliche Hähne geſchloſſen, das leere Reſervoir wird von der Wand unter den Auslaufhahn h geſtellt und die Entleerung des Sammelkaſtens B durch einfaches Offnen des Hahnes h bewirkt. Gleich darauf wird auch der Hahn d geöffnet und das Waſſer fließt, alles etwa in der Luftleitung vorhandene Waſſer mit 1 ſich reißend, in gleichmäßigem Strome ohne Stoßen ab. Jetzt wird das Reſervoir an die Wand gehängt und der Springbrunnen tritt in Thätigkeit. Sobald das Waſſer etwas höher ſteht wie es das Abflußrohr geſtatten ſoll, öffnet man den Hahn b und das Mehr wandert in den Sammelkaſten. Nach einer Weile hört das Abfließen auf, das Niveau im Aquarium ſteigt langſam. Die im Sammelbecken zuſammengepreßte Luft hält nun der darüber ſtehenden Waſſerſäule das Gleichgewicht. Wird jetzt der Lufthahn e geöffnet, ſo entweicht die Luft durch die Spitze des Durchlüftungsrohres und ſteigt in feinen Bläschen durch die Glasſpitze im Waſſer des Aquariums empor. Das Luftentweichungsrohr, d. h. die Spitze von t, e darf nicht mehr Luft entweichen laſſen, als der Springbrunnen Waſſer bringt, beide ſind hieraufhin zu regulieren, was ja nicht ſchwer fällt, da man durch eine Drehung des Hahnes leicht das Verhältnis ausprobieren kann. Bei einem Bekannten, der ſehr mit der Arbeitsleiſtung desſelben zu— frieden iſt, ſah ich dieſen Apparat zuerſt angewendet. Nachdem ich ſo eine Anzahl Durchlüftungsapparate beſchrieben und abgebildet habe, die ſich vom Liebhaber unſchwer ſelbſt herſtellen laſſen, wende ich mich jetzt denjenigen zu, die für ſtärkeren Luftdruck berechnet ſind, und daher beſondere Apparate gebrauchen, um einen entſprechenden Druck der Luft erzeugen zu können. Den erſten derartigen Apparat ſtellte Simon in Berlin her. Ex beſteht aus einer ſtarken Glasflaſche zur Aufnahme der Luft, einem Gummigebläſe mit Quetſchhahn zum Einpumpen der Luft, einem Manometer zum Meſſen des Luftdruckes, einem Luftausſtrömungsrohr, ſowie 2 Gummiſchläuchen zum Verbinden des Manometers und des Durchlüftungsrohres. Eine Glasflaſche, in der Größe von 15! verwendet, wird mit einem zweimal durchbohrten Gummiſtöpſel verſchloſſen und dieſer mit überſponnenem Kupferdraht feſt verſchnürt, der dann um den Flaſchenhals gewickelt wird, um ſo gegen ein Herausdrücken des Stöpſels durch die zuſammengepreßte Luft geſichert zu ſein. In dieſem Stöpſel befindet ſich ein gläſernes J Stück und ein einfaches Glasrohr. Durch das einfache Glasrohr wird mittelſt des Gebläſes Luft in die Flaſche geleitet, die durch das 7 Stück mit Gummi— ſchläuchen zum Aquarium und zum Manometer geführt wird. Das Gebläſe, welches zum Einpumpen der Luft in die Flaſche dient, iſt aus ſtarkem Gummi hergeſtellt und beſitzt nur einen Ballon, da der zweite mit Netz überſponnene ſich als überflüſſig erwieſen hat. Ein zweiter, ſehr wichtiger Teil des Apparates iſt das Manometer. Es beſteht aus einem Uförmigen Glasrohr von ca. 6 mm Durchmeſſer und iſt mittelſt dünnen Kupferdrahtes auf ein 50 em langes und 4 em breites in em eingeteiltes Brettchen befeſtigt. Die in der Mitte des Brettchens mit 0 beginnende Teilung reicht bis 22 em. Vor dem Gebrauche ſteht in beiden Schenkeln das Queckſilber auf 0, wird dagegen Luft in die Flaſche geführt, ſo zeigt es den Druck derſelben auf der Einteilung genau an. Das Luftausſtrömungsrohr, welches in das Aquarium geſtellt wird, richtet ſich in ſeiner Größe nach der Höhe des Aquariums. Es iſt eine — 20 Glasröhre, deren eines Ende nach aufwärts umgebogen iſt und hier eine Erweiterung beſitzt, in die eine 5 em lange und 1½ em breite Holzkohle eingekittet iſt. Vor dem Glasrohr bringt man an dem Gummiſchlauch einen Quetſchhahn an, um mit dieſem den Luftſtrom regulieren zu können. Aus dieſen Teilen, die mit der Zeit mannigfache Verbeſſerungen erfahren haben, die ich weiter unten näher beſchreibe, ſetzt ſich dieſer Durch— lüftungsapparat für komprimierte Luft zuſammen. Iſt nun dieſer Apparat aus den einzelnen Teilen zuſammengeſetzt, ſo iſt es ſehr wichtig zu erfahren, ob alle Teile luftdicht ſchließen. Eine ein— fache Prüfung hieraufhin iſt die, daß alle jene Stellen, die zuſammengeſetzt ſind, mit einer ſtarken Seifenauflöſung beſtrichen werden. Wird hierauf Luft in die Flaſche getrieben und das Ablaufrohr für die Luft mittelſt Fig. 14. Durchlüftungsapparat für komprimirte Luft. Luftkeſſel mit Federmanometer. Luftpumpe und Ausſtrömungsrohr mit Ausſtrömungskörper. Quetſchhahn verſchloſſen, ſo zeigen ſich an allen undichten Stellen Blaſen. Fällt trotzdem, ohne daß ſich Blaſen zeigen, das Manometer, ſo ſind die Schläuche auf ihre Dichtigkeit zu unterſuchen und dieſe, falls ſie Luft durch— laſſen, durch neue zu erſetzen. Läßt die Zuſammenſetzung nichts zu wünſchen übrig, ſo iſt der Quetſch— hahn, welcher das Durchlüftungsrohr ſchließt, zu öffnen, und nun muß der Apparat gut arbeiten, was ſich daran zeigt, daß aus der Kohle, nicht auch neben derſelben, lauter feine Luftbläschen im Waſſer aufſteigen. Dieſer Durchlüfter, der, wenn luftdicht zuſammengeſetzt, ſehr gut arbeitet, beſitzt verſchiedene leicht zu beſeitigende Nachteile. Nicht gerade SA ER jelten kommt es vor, daß die Flaſche, welche die zuſammengepreßte Luft enthält, plötzlich ohne jede Urſache zerſpringt und zwar werden dann die Glasſcherben mit großer Kraft im Zimmer herum geworfen, ſodaß ſie größeren Schaden anrichten können. Ob das Glas beim Anfertigen der Flaſche nicht gleichmäßig gekühlt iſt, oder ob eine ungleichmäßige Er— wärmung der Flaſche ſtattgefunden hat, oder aber ob vielleicht der Druck durch Zufall etwas höher genommen worden iſt wie ſonſt, kurz mit einem ſtarken Knall klirrt die Flaſche plötzlich auseinander und Scherben und Splitter fliegen im Zimmer nach allen Richtungen. Dieſem Übelſtande abzuhelfen, hat man ſtatt der Flaſche jetzt Luftkeſſel aus ſtarkem Weißblech hergeſtellt, die auf 3 Atmoſphären geprüft ſind und ſtatt des läſtigen Queck— ſilbermanometers ein Federmanometer gleich am Keſſel tragen, welches 1'/, bis 2 Atmoſphären Druck anzeigt. Um nun auch dieſem Keſſel einen entſprechend ſtärkeren Druck geben zu können, als es mit dem Gummigebläſe der Fall iſt, verwendet man ſtatt deſſen eine Luftpumpe. Eine weitere und weſentliche Verbeſſerung bei dem Simon'ſchen Durch— lüfter iſt der Fortfall der Kohle des Durchlüftungsrohres. Von allen Kohlen, die ich im Laufe der Jahre beſeſſen habe, hat ſich keine zweckmäßig erwieſen und auch nur annähernd befriedigend gearbeitet. Alles mögliche habe ich verſucht, um einen Erſatz für dieſe Jammerdinger zu finden, aber immer vergeblich. Verſchiedene Arten poröſer Steine habe ich verſucht, ſie gingen einige Tage, wenn es hoch kam einige Wochen, aber dann bedurften alle dringend einer längeren Ruhe und ſchließlich begann ich immer wieder mit der Kohle. Als Erſatz der Kohle ſind verſchiedene Ausſtrömungskörper konſtruiert worden, ohne die Anſprüche zu erfüllen, die an ſie geſtellt wurden. Jetzt endlich iſt es gelungen, einen brauchbaren Stoff zur Ergänzung der Kohle zu finden und zwar in einer Filtermaſſe. J. Falk in Zwickau war der erſte, der infolge eines Zufalles dieſe Maſſe als Durchlüfter verwendete. Er hatte ſich einen Filtercylinder, Syſtem Nordtmeyer-Berkefeld, angeſchafft, um altes Aquariumwaſſer rein zu filtrieren, und in dieſem Waſſer Fiſche zu behandeln, die an Paraſiten erkrankt waren. Dieſen Filter ſteckte derſelbe eines Tages an Stelle der Kohle in das Durchlüftungsrohr und war erſtaunt, wie ſchön derſelbe funktionierte. Nach ſeinen Erfahrungen rät Falk zu einem Filtercylinder von 3 em Dicke und vielleicht 5 em Länge, mit Porzellankopfſtück. Bei 0,5 oder 0,6 Atmoſphären Druck oder 20—22 em im Queckſilbermanometer arbeitet der Durchlüfter ohne Tadel über 24 Stunden. Für große Aquarien wähle man bei einer kräftigen Durchlüftung den Cylinder etwas ſchwächer, aber länger, etwa 2 oder 2¼ em. Nötig iſt es, bei dieſer Maſſe die Luft nicht mit voller Kraft entſtrömen zu laſſen, da dann der Strom zu ſtark wird und die Luft demzufolge zu ſchnell verbraucht iſt. Die Ausſtrömung iſt mittelſt Mikrometerhahnes leicht zu regulieren. Derſelbe wird von Zeit zu Zeit, etwa nach 6 bis 8 Stunden kontroliert und entſprechend nach— geſtellt. Noch beſſer als dieſe Filtermaſſe arbeiten die von J. Reichelt, Berlin, in den Handel gebrachten Metalldurchlüfter, die ſehr zu empfehlen ſind. Ba Zu berückſichtigen iſt, daß bei allen Durchlüftungsapparaten, die verdichtete Luft dem Aquarium zuführen, dieſe auch rein dem Waſſer zu— geführt wird. Um dieſes zu erreichen, befeſtigt man, falls die Luft nicht von unten eingeſogen wird, an der Pumpe einen Gummiſchlauch, der bis zur Erde reicht. Noch beſſer iſt es, wenn die Luft direkt durch einen Schlauch von außerhalb in den Lufftkeſſel tritt. Während bei allen bis jetzt beſchriebenen Durchlüftungsapparaten, aus— genommen den ſchräg in das Waſſer des Aquariums tauchenden direkten Waſſerſtrahl, eine eigentliche Bewegung des Waſſers nicht ſtattfindet, iſt dieſe in vielen Fällen ſehr erwünſcht. Flußfiſche, die im fließenden Waſſer leben, halten ſich nur ſchwer im einfach durchlüfteten Aquarium; ſie verlangen, wenigſtens in der erſten Zeit ihrer Gefangenſchaft, ein durch Strom bewegtes Waſſer, welches gleichzeitig gut durchlüftet iſt. Beides erreicht man durch das Schaufelrad. Auf verſchiedene Weiſe läßt ſich das Schaufelrad in Bewegung ſetzen. Iſt ein Waſſerreſervoir vorhanden, ſo läßt man einen von der Höhe kommenden Waſſerſtrahl auf die Schaufeln wirken, oder iſt ein Waſſerfall im Aquarium angebracht, ſo benutzt man dieſen dazu, das Rad zu drehen. Auch eine kleine Dampf— maſchine, ein Uhrwerk, welches durch Gewichte oder durch eine Feder getrieben wird, oder wie Herr Simon auf der Ausſtellung des Triton in Berlin zeigte, eine kleine Dynamo-Maſchine kann es übernehmen, das Rad in Bewegung zu ſetzen. Buck bedient ſich zum Treiben ſeines Schaufelrades eines ſtarken Feder— werkes, mit welchem derſelbe ſehr zufrieden iſt. Nach ſeinen Angaben iſt ein Sem im Durchmeſſer haltendes mit 2,5 em breiten Schaufeln verſehenes Waſſerrad imſtande, die Waſſermenge eines Kaſtenaquariums von 70 em Länge, 45 em Weite und 25 em Tiefe in ſtetige und kräftige Strömung zu bringen und zwar bis auf den Grund des Behälters hinab. Er ſagt über ſein Rad: „Wenn der Waſſerſtand eines Aquariums nur 15 em beträgt und nicht viele Pflanzen in demſelben wachſen, ſo iſt der erzeugte Strom viel kräftiger als bei einer größeren Waſſertiefe. Die Länge eines Aquariums übt auf den Strom nur einen geringen Einfluß aus, indem die Strömung in einem Aquarium von fünf Fuß Länge faſt gerade ſo auf das Waſſer einwirkt, wie in einem kürzeren Glaskaſten. Um einen Strom zu erzeugen, braucht die Schaufel nur wenig die Oberfläche des Waſſers zu ſtreifen, wobei dann das Waſſer gefaßt und in die Höhe geworfen wird. Je tiefer die Schaufeln in das Waſſer eintauchen, deſto mehr vermindert ſich auch die Schnelligkeit der Radumdrehung, der Strom fließt alsdann langſamer und das gerade ſehr nützliche Aufwerfen der Wellen, das dem Waſſer die meiſte Luft zuträgt, muß wegfallen. Das Waſſerrad dreht ſich zwei Mal in der Sekunde herum, und jede ſeiner ſechs Schaufeln führt dem Waſſer eine Portion atmoſphäriſcher Luft zu. Außerdem entſteht ein kleiner Waſſerſtrahl durch das Auftauchen der Schaufeln, an dem die Fiſche ſich beſonders beluſtigen. Doch das iſt nicht der einzige Vorzug der Maſchine; ſie bringt auch noch andere Vorteile, — 20 indem ſie keinen Staub auf dem Waſſerſpiegel aufkommen läßt und auf dieſe Weiſe das Waſſer ſchön klar erhält. Eine äußerſt praktiſche Durchlüftung hat Herr Johs. Peter, Vorſitzender des Humboldt in Hamburg, in den Blättern für Aquarien- und Terrarienfreunde 1898 geſchildert, die beiſtehend abgebildet iſt. Dieſe Durchlüftung, die von Geyer ſtammt, iſt unzweifelhaft eine der beſten, die wir beſitzen, ſie übertrifft noch die mit komprimierter Luft, wie ich ſie weiter vorne beſchrieben habe. Der Apparat beſteht aus zwei mittels Schlauch ver— bundenen Glasteilen und wird an dem Schenkel a mit dem Strahlrohr verbunden. Er treibt Luft und Waſſer in das Aquarium und kann an jedes Zuflußrohr angebracht werden; ob Waſſerleitung oder Waſſerkaſten iſt gleich. In neuerer Zeit werden Stimmen laut, die ſagen: ein Treiben des Waſſers durch die Luft iſt beſſer, als ein Treiben der Luft durch das Waſſer, und dieſes iſt auch vollſtändig wahr. Ich gehe daher zur Beſchreibung von Springbrunnen über. Fig. 15. Schaufelrad. a. Durchſchnitt des Kaſtens. b. Durchſchnitt des Rohres. Die einfachſte Einrichtung |. En . FRE: Fig. 14. Snjeftions- eines Springbrunnens iſt durchlüfter nach Geyer. diejenige, bei welcher der Springbrunnen und Druck des Waſſers durch a ein höher gelegenes Reſervoir erzeugt wird. In einer beliebigen Höhe befindet ſich dieſes Waſſer— becken und tiefer unten ein zweites, durch deſſen Mitte eine Röhre geht, die oberhalb in eine feine Spitze ausgezogen iſt. Beide Behälter werden durch einen Schlauch verbunden. Nach den hydroſtatiſchen Geſetzen muß nun das Waſſer aus der tiefer gelegenen Beckenröhre emporſchießen und zwar ſo hoch wie der Stand des Waſſers in dem höher gelegenen Behälter. Es trifft dieſes jedoch nicht zu, da der frei ge— wordene Waſſerſtrahl von der umgebenden Luft nicht mehr zuſammengehalten wird, ſich nach oben zu zerſtreut und dann im Bogen niederfällt. Die Herſtellung eines Springbrunnens in dieſer Weiſe erfordert keine Schwierigkeiten. In etwa Um Höhe über dem Aquarium wird an der Wand ein Käſtchen von Zinkblech, welches 40 cm hoch, 25 em lang und 20 em tief iſt, au— gebracht. Fig. 16. Dieſes geſchieht am beſten in einer Ecke des Zimmers oder dort, wo das Gefäß von einer Gardine verdeckt iſt. Eine Röhre a, die oben einen Hahn d trägt, führt von dem Behälter A nach dem Aquarium, wo ſie in der Mitte des— ſelben im rechten Winkel hochſteigt und oben eine abſchraub— bare Spitze b trägt, durch welche das Waſſer in einem feinen Strahl in das Aquarium B zurückfällt. Um nun dieſem Zufluſſe einen Abfluß entgegenzuſtellen, hat man bis zur Höhe des Waſſerſpiegels durch den Boden des Aquariums eine Röhre e gezogen, in welche das überflüſſige Waſſer ge— führt und aus dem Aquarium entfernt wird. Dasſelbe wird in einem daruntergeſetzten Gefäße aufgefangen, welches die— ſelbe Größe hat wie Reſervoir A. Bei einem ſo eingerichteten Abfluß— rohr verläßt ſtets das gute Waſſer das Aquarium, während das dicke, durch Exkremente ꝛc. verunreinigte, auf dem Boden zurückbleibt. Um dieſem Übel— ſtande abzuhelfen, ſtellt man über das eigentliche Ausflußrohr ein zweites größeres Rohr, welches höher als erſteres iſt, unten dagegen einen Aus— ſchnitt beſitzt. Fig. 17. Jetzt wird durch den Druck des Waſſers das Fig. 16. 2 wechſeln und die Leitungsröhren Fig. 17. auszutaufchen, um den Apparat nach Abflußrohranlage. Leerwerden des oberen Behälters ſetzen. Vorausgeſetzt iſt hierbei, daß Zu- und Abfluß— untere Waſſer des Aquariums in Rich— tung der Pfeile in die Überröhre ge— Anlage eines Springbrunnens. trieben und verläßt oben durch die eigentliche Abflußröhre das Becken. Bei einem ſolchen Springbrunnen muß das Waſſer ſtets, wenn A leer iſt, neu in dasſelbe gefüllt werden. Verbindet man nun zwei Gefäße, nach Art des Wilk'ſchen Durchlüfters, durch eine über zwei Rollen laufende Schnur, und mit zwei entſprechend langen Schläuchen, deren einer dem Springbrunnen Waſſer von dem höher ge— legenen Gefäße zuführt, deren an— derer das Abflußwaſſer in das untere Gefäß leitet, ſo hat man nur nötig, den Stand dieſer beiden Gefäße zu ſogleich wieder in Thätigkeit zu rohr außerhalb des Aquariums endigt. Die Anlage eines Springbrunnens bei Kelchaqua— rien geſtaltet ſich etwas umſtändlicher. Hier iſt es nötig, daß das Zuflußrohr die Form von a in Abbildung 18 bekommt und daß das Abflußrohr einen ſelbſtthätigen Heber darſtellt, deren verſchiedene Formen ich ſpäter Fig. 18. Anlage eines Springbrunnens bei Kelchaquarien. 31 beſchreiben werde. Nur ſoviel will ich hier darüber bemerken, daß dieſer Heber, ohne öfter als einmal angeſaugt zu werden, das überflüſſige Waſſer ohne Zuthun aus dem Aquarium entfernt, ſobald es einen beſtimmten Stand überſchritten hat. Iſt Waſſerleitung inn Hauſe vorhanden, jo macht die Herſtellung des Springbrunnens keine weitere Mühe. Der Schlauch wird dann einfach an dem Leitungshahn befeſtigt und das Abflußrohr aus dem Aquarium in das Abfallrohr geleitet. Sehr zu empfehlen iſt aber eine ſolche Springbrunnen— einrichtung nicht, da durch dieſelbe das Waſſer im Aquarium zu ſchnell und zu oft erneuert wird und ſich auch die Temperatur desſelben nur ſehr ſchlecht regulieren läßt. Eine ſehr zweckmäßige Springbrunneneinrichtung hat Paul Nitſche— Berlin erdacht und beſchreibt derſelbe dieſe wie folgt.) Der eigentliche Apparat beſteht aus zwei genau gleichmäßig gearbeiteten Blecheylindern A und B, welche aus beſonders ſtarkem Zinkblech gefertigt, 320m hoch find und 25 em Durchmeſſer haben. Welche Form die Blecheylinder im Querſchnitt zeigen, ob rund, halbrund, dreieckig oder viereckig, iſt durchaus nicht gleichgiltig, wie man vielleicht glauben könnte. Man wähle nur immer die runde Form, alle anderen halten den Luftdruck nicht aus. Man halte ſich möglichſt an die von mir an— gegebenen Größenverhältniſſe, mehr wird zu ſchwer, weniger hält nicht über Nacht vor. Jeder Cylinder iſt mit einem die Laſt ſicher tragenden Eimer— bügel aus 6 mm ſtarkem Rund— eiſen verſehen, der gerade ſo groß ſein muß als der halbe Kreis des Cylinders beträgt und um— legbar iſt. In der Mitte eines jeden Cylinders wird ein 4 bis 6 mm jtarfes Steigerohr ab aus Zinkblech ſo eingelötet, daß es 3 bis 5 mm vom Boden abbleibt und 3 em über die Oberfläche 5 des Behälters ragt. Eine hand- Fig. 19. Springbrunnen-Apparat nach Nitſche. breit vom Steigerohr entfernt, wird ein Loch in den Deckelboden eines jeden Cylinders gemacht *) Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde 1890. 888 und darauf ein 3 em langes, 4 bis 6 mm ſtarkes Luftrohr e aus Zinkblech gelötet. Jetzt befeſtigt man durch kurze Gummiſchlauchendchen den Hahn d an einer Seite mit Zu- und Abfluß. Den einen Behälter ſtellt man leer auf den Fußboden, der andere iſt gefüllt ſo hoch zu hängen, als man es ohne beſondere Mühe kann; je höher, deſto beſſer, doch iſt es nicht nötig, ihn höher zu bringen, als in gleiche Linie mit dem oberſten Rand des Aquariums. ES find nun die beiden Luftröhrchen c mit einem entſprechend langen Gummiſchlauch zu verbinden. Dann müſſen noch die Verbindungen durch gleich lange Gummiſchläuche hergeſtellt werden, von dem Ablauf e nach dem Steigerohr a! b! (der Griff des Hahnes ſteht mit dieſem parallel) und vom Zufluß k nach dem Steigerohr ab. Zwiſchen Ablaufrohr und Hahn iſt vorher ein Quetſchhahn eingeſchaltet worden. Sobald man dieſen nun öffnet, tritt das Waſſer aus dem Aquarium in den unteren leeren Cylinder II, treibt die darin befindliche Luft durch das Luftrohr e —ec! in den oberen gefüllten Cylinder J, drückt jo das in dem— ſelben befindliche Waſſer durch deſſen Steigerohr ab nach dem Strahlrohr, und der Springbrunnen arbeitet. In derſelben Weiſe, wie ſich nun der untere Cylinder füllt, leert ſich auch der obere, und man hat dann nur nötig, die Ballons zu wechſeln, dem Hahn eine halbe Wendung zu geben, um das Spiel von neuem be— ginnen zu laſſen. Eine Verbeſſerung, die Paul Nitſche an ſeinem Apparat getroffen hat, beſteht darin, daß er jetzt ſtatt der bei längerem Gebrauch undicht werden— den Zinkkeſſel entſprechend große Glasflaſchen verwendet, die er in Zink— keſſel einſetzt. Durch den Hals dieſer Flaſchen führt er dann die beiden Röhren. Fig. 20. Springbrunnen-Einrichtung nach Dr. Bade. In ähnlicher Weiſe wie Nitſche hat Simon einen Springbrunnen— Apparat für komprimierte Luft hergeſtellt, der ſehr praktiſch iſt und leicht arbeitet. Während bei dem Apparate von Nitſche die Flaſchen durch einen Flaſchenzug gewechſelt werden müſſen, eine alſo immer hoch 5 und die andere tief ſteht, findet ein derartiges Wechſeln bei dem Simon'ſchen Apparate nicht ſtatt. Hier ſtehen beide Flaſchen unter dem Tiſch des Aquariums. Die Größe beider Flaſchen iſt nicht von Belang, jedoch ſind dieſelben nicht kleiner als je 10 Liter faſſend zu wählen, wenn der Apparat auch die Nacht durch arbeiten ſoll. Wie er von den Geſchäften geliefert wird, ſetzt ſich der ganze Apparat aus den beiden oben genannten Flaſchen, einem 6-Weghahn und mehreren Metern ſtarken Gummiſchlauch zuſammen. Eine dieſer beiden Flaſchen wird mit Waſſer gefüllt und ein der anderen mittels Gummigebläſe oder Luftpumpe der zum Betriebe erforder— liche Luftdruck erzeugt. Dieſe Springbrunnen-Einrichtung läßt ſich durch Umgehung des teueren 6⸗Weghahnes dadurch verbilligen, daß ſtatt desſelben die Schlauch— verbindung ſo ausgeführt wird, wie in Fig. 20 gezeichnet. Die Luftpumpe iſt durch einen Schlauch mit dem Luftkeſſel verbunden und führt die Luft in die mit Waſſer gefüllte Flaſche I. Die Luft drückt auf das Waller, dieſes ſteigt daher in der Leitung a aufwärts und entſpringt im Aquarium dem Strahlrohr. Das hier aus der Flaſche ſo zufließende Waſſer wird durch einen ſelbſtthätigen Heber durch die Leitung b in eine zweite Flaſche ge— führt, die ſich in demſelben Verhältniſſe, wie ſich Flaſche I leert, füllt. Damit nun aber das Waſſer durch den Heber in die Flaſche fließen kann, iſt es nötig, daß die durch das Waſſer verdrängte Luft aus der Flaſche II auch ent— weichen kann, dieſes geſchieht durch das offene Rohr k. An Flaſche J iſt dieſes Rohr g durch ein Stückchen Gummiſchlauch mittels eines Quetſch— hahnes verſchloſſen. Bei dem eben beſchriebenen Wege der Luft und des Waſſers ſind die Leitungsſchläuche offen gezeichnet, die auen ſchraffiert gezeichneten dagegen hinter den T-Stücken durch die bekannten Ouetſchhähne geſchloſſen. Iſt nun Flaſche I leer, jo ſind hier die Quetſchhähne an den d ſchraffiert gezeichneten Schläuchen zu öffnen, dagegen an den offen gezeichneten zu ſchließen. Dann wird aus Flaſche II das Waſſer zum Strahlrohr ge— führt, während Flaſche I durch den Heber wieder gefüllt wird. Bei Verwendung eines 6-Wegehahnes iſt zwar die Hantierung einfacher, die Arbeit des Springbrunnens aber dieſelbe. Einen Nachteil hat die Anlage, durch den Druck der komprimierten Luft ſchleudert der Springbrunnen zuerſt den Waſſerſtrahl hoch, der Druck läßt aber ſtändig nach, und dadurch wird der Strahl immer kleiner. Ein gleichmäßiger Druck läßt ſich nur dann erzielen, wenn am Luftkeſſel ein Reduzierventil, wie es C. Zwies erfunden hat, welches in den Aquarien— geſchäften erhältlich iſt, angebracht wird. Auch den Heronsball hat man zum Treiben von Springbrunnen benutzt, indeſſen hat er ſich hierzu ſehr unpraktiſch erwieſen, da er, wenn aus— gelaufen, eine neue Füllung erfordert, die ſehr umſtändlich iſt. Ferner iſt er kaum dicht zu halten und verſagt bei der geringſten Differenz. Auf dem Prinzipe des Heronsballes beruht eine von Raab in Zeitz hergeſtellte Zimmerfontäne, die ſehr gut arbeitet. Sie beſteht aus zwei Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 3 Blechtrommeln, welche durch eine Röhre mit einander verbunden ſind und ſich um eine Achſe drehen laſſen. Die obere Trommel iſt mit Waſſer gefüllt, die untere mit Luft; ſobald das Waſſer im Aquarium eine beſtimmte Höhe überſchreitet, fließt das Waſſer durch eine Röhre in die untere Trommel. Hierdurch wird die Luft in derſelben verdichtet, und dieſe treibt nun das Waſſer aus der oberen Trommel durch das Springrohr. Sobald die obere Trommel geleert iſt, iſt die unten befindliche Trommel gefüllt, und nun genügt eine einfache Drehung der Trommeln um ihre Achſe, um das Spiel von neuem beginnen zu laſſen. Je nachdem die Trommel groß und der Strahl des Springbrunnens fein iſt, dauert das Springen ohne Unterbrechung mehrere Stunden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß bei dieſem Springbrunnen die Trommeln luftdicht geſchloſſen ſind, und daß die Achſe, um welche ſich beide drehen, eigenartig gebohrt iſt. Vollſtändig vom Waſſerreſervoir unabhängig iſt der Springbrunnen, der durch einen kleinen Motor getrieben wird. Dieſer Motor, eine kleine, ſehr ſolid gearbeitete Expanſionsmaſchine, iſt von dem Ingenieur Paul Lochmann, Beſitzer und Leiter einer Modell-Maſchinenfabrik, erfunden worden. In dem Cylinder dieſer Maſchine wird eine geringe Waſſer— menge, etwa Yon Liter oder 10 Kubikcentimeter abwechſelnd erhitzt und durch Abkühlung niedergeſchlagen. Die hierzu erforderliche Wärme liefert ein in einem Ofen eingeſchloſſenes Spiritusflämmchen, das pro Stunde für 0,5 Pfennig konſumiert. Die erreichte Differenz zwiſchen Druck und Nieder— druck ſtellt die gewonnene Arbeitskraft dar, die auf eine Saug- und eine Druckpumpe übertragen wird, welche das dem Baſſin entnommene Waſſer in einem bis zu zwei Meter Höhe aufſteigenden Strahl aus demſelben empor- und in dasſelbe zurückführt. Zwies, dem wir Liebhaber ſchon ſo viele vorzügliche Apparate ver— danken, hat auch einen Elektromotor gebaut, der entſchieden dem oben be— ſchriebenen Spiritusmotor vorzuziehen iſt, weil er keine Feuergefahr in ſich ſchließt und auch billiger arbeitet. Dieſer Motor entnimmt das Strahl— waſſer aus dem Becken, wie der Lochmann'ſche. Ebenſo ſchön wie ein Springbrunnen macht ſich in einem größeren Aquarium ein kleiner Waſſerfall, der ſich in Kaskaden vom Felſen in das Becken ſtürzt. Dort, wo ein ſolcher eingebracht werden ſoll, iſt es nötig, den Felſen dazu herzurichten, indem man ſtufenförmig Steine dahin legt, wo das Waſſer ſeinen Lauf nehmen ſoll. Sehr gut wählt man als Vor— bild zu einem Waſſerfall einen Gebirgsbach, deſſen Waſſer von Fels zu Fels ſpringen, bald mit Wucht gegen Steinblöcke prallen, dann wieder über Klippen ihren Weg nehmen, wo ſie Strudel und Wirbel erzeugen und ſich dann donnernd in die Tiefe ſtürzen. Für einen Waſſerfall iſt ſchon ein größeres Reſervoir nötig, da ſonſt der Lauf des Falles nur kurze Zeit währt. Das Waſſer verläßt oben auf dem Felſen, überdeckt von einem kleinen Blocke, oder aus einer kleinen Höhle, in einem breiten, nicht runden Strahl das Rohr und eilt dann wie ich oben ſagte, in Kaskaden dem Becken zu. Wie und in welcher Weiſe dieſe Kaskaden angelegt werden, überlaſſe ich dem Geſchmacke und der Phantaſie der Leſer. 3. Heizung des Aquarienwaſſers. Nachdem ich im vorhergehenden Kapitel mit dem Waſſerfall die Reihe der hauptſächlichſten Durchlüftungen des Aquarienwaſſers beſchloſſen habe, iſt es noch nötig, auf die Bedeutung der Heizung des Aquarienwaſſers hinzuweiſen. Fremdländiſche Zierfiſche ſind nur ſchwer durch unſeren nordiſchen Winter zu bringen, wenn ſie nicht ein heizbares Aquarium bewohnen. Selbſt für gewöhnliche Aquarienfiſche reicht unſere Zimmerwärme zum Wohlbefinden zumeiſt nicht aus. Häufig befindet ſich auch der Standort des Aquariums in einem Zimmer, das, wenig benutzt, nur ſelten geheizt wird, und dann iſt oft guter Rat teuer, um ein geeignetes Mittel zu finden, dem Waſſer die nötige Wärme zu geben, welche die Fiſche bedürfen. Eine Erwärmung des Behälters durch untergelegte heiße Sandbecken iſt nur ein ſehr dürftiger Notbehelf und überdies nicht einmal bei größeren Aquarien, die einen ſtarken Holzboden beſitzen, anwendbar. Hier muß man ſchon zu anderen Mitteln greifen. Falk teilt in den Blättern für Aquarien- und Terrarienfreunde eine einfache Vorrichtung mit, die unſchwer von jedem Liebhaber ſelbſt herzu— ſtellen iſt. „Von der Beobachtung ausgehend,“ ſagt er, „daß wärmeres Waſſer leichter iſt als kühleres und daher emporſteigt, brachte ich unter jedem Aquarium, das auf hohe Füße geſtellt war, ein allſeitig dicht ge— ſchloſſenes Gefäß an, von dem aus zwei Röhren durch Löcher im Boden des Aquariums geführt wurden. Die eine Röhre ging vom Boden des Gefäßes aus bis etwa 5 em über den Sandboden und die andere Röhre vom feſtgelöteten Deckel desſelben bis etwa 5 em unter den Waſſerſpiegel im Aquarium. Brannte ich dann unter dem Boden des Gefäßes eine Flamme an, ſo erwärmte ſich das Waſſer, ſtieg empor und durch das am Deckel ange— ſetzte Rohr ins Aquarium, während ſtetig kühles Waſſer durch das untere Rohr herabſank. Vermöge genauer Regulierung der kleinen, ſelbſt kon— ſtruierten Gasbrenner brachte ich es ſoweit, daß die Temperatur in dem einen Aquarium 8e, im anderen 18“ R. blieb, während die Zimmertempe— ratur 3 bis 8e war und manchmal auf den Fenſterbrettern Eis ſtand. Die Differenz zwiſchen dem oben aus dem Rohr ausſtrömenden warmen und dem unten einſtrömenden Waſſer betrug 3 Grad. Das warme Waſſer vermiſchte ſich natürlich ſofort mit dem kühleren, ſodaß das Waſſer am Waſſerſpiegel kaum 1 Grad wärmer war als am Boden. Es iſt überhaupt nicht nötig, daß die Vorrichtung unter dem Aqua— rium angebracht wird, ſie kann ebenſogut daneben aufgeſtellt werden.“ 3# erg Einen Heizapparat, der ähnlich wie der von Falk konſtruierte arbeitet und keiner Aufſicht bedarf, hat auch die Induſtrie hergeſtellt, es iſt dieſes der Thermoſiphon-Heizapparat zum Anhängen an Aquarien. Der Apparat beſteht aus einem Keſſel, unter dem ſich eine Spirituslampe in einem kleinen Ofen befindet. Oberhalb des Keſſels geht das Abflußrohr ab, durch welches in kurzen Zwiſchenpauſen eine kleine Menge erwärmten Aquarien— waſſers in das Aquarium geführt wird. Am Boden des Keſſels mündet ein zweites als Saugheber arbeitendes Rohr, welches kaltes Aquarium— waſſer dem Apparate zuführt. Wie aus der Abbildung erjichtlich, find beide Rohre in ihrer Form umgekehrt U-förmig (J) gebogen und tragen den am Aquarium gehängten Apparat. Das Waſſer im Aquarium muß mindeſtens ſo hoch ſtehen, daß beide Rohre in dasſelbe hinein— reichen und zwar ſo, daß das Saugrohr, welches unten im Heiz— keſſel mündet, etwa 1 em unter dem Waſſerſpiegel ſteht, das oben am Keſſel befindliche Ausſtrömungs— rohr entſprechend etwa 2 em tiefer als erſteres, ſodaß dieſes 3¼ em von der Oberfläche entfernt iſt. Sobald der Apparat in Thätigkeit treten ſoll, iſt dieſer zunächſt mit Aquariumwaſſer zu füllen. Hierzu wird auf die Mündung des Aus— ſtrömungsrohres unter Waſſer ein Gummiſchlauch geſchoben und dann durch Saugen die Luft aus dem Keſſel entfernt, bis ſich dieſer und die Röhren mit Waſſer gefüllt haben und dasſelbe zum Schlauche heraustritt. Jetzt wird der Schlauch, ohne Heben des Apparates, unter der Waſſeroberfläche entfernt, da— mit das eingeſaugte Waſſer nicht wieder zurücktreten kann. Wird jetzt in dem Ofen die Spiritusflamme angezündet, ſo tritt der Apparat nach etwa 5 bis 10 Minuten, je nach der Größe des Keſſels, in Thätigkeit. Das Waſſer im Keſſel wird warm und ſteigt, weil es hierdurch ſich ausdehnt, durch das Rohr a empor und gelangt jo in das Aquarium. Gleichzeitig ſaugt nun auch Rohr eb kaltes Waſſer nach, welches erwärmt wird und dann denſelben Weg durch a zum Aquarium geht, wo es ſich mit dem Aquariumwaſſer vermiſcht. Sobald kaltes Waſſer in den Keſſel eintritt, hört auf kurze Zeit das ſummende Geräuſch hier auf. Dieſer Heizapparat iſt deshalb ſehr zweckmäßig, weil durch ihn die Temperatur nicht plötzlich, ſondern ganz allmählich im Aquarium ſteigt. Würde er einen jähen Temperaturwechſel hervorrufen, ſo wäre er für Aquarien Fig. 21. Thermoſiphon-Heizapparat. 9 unbrauchbar, da Amphibien, Reptilien und Fiſche dieſen Wechſel nicht ver— tragen können. Ununterbrochen den Apparat an einem Aquarium in Betrieb zu laſſen, dürfte nur in ſeltenen Fällen nötig ſein. Iſt der Behälter nur klein, ſo wird das Waſſer bald die gewünſchte Temperatur angenommen haben, worauf dann die Flamme zu verlöſchen iſt. Bei einer zweiten Benutzung der Heizung an demſelben Aquarium iſt, falls der Apparat nicht von dem Behälter genommen iſt, nur ein Anzünden der Flamme nötig, worauf der Apparat ſeine Thätigkeit wieder aufnimmt. Iſt indeſſen der Apparat vom Aquarium abgenommen geweſen, ſo muß der Keſſel neu vollgeſaugt werden. In ganz ähnlicher Weiſe wie der Thermoſiphon-Heizapparat arbeitet der von Kallmeyer hergeſtellte. Letzterer beſchreibt denſelben wie folgt: „Aus verſchiedenen Gründen hielt ich es für praktiſcher, den Apparat nicht aus Metall, ſondern, ſoweit es angänglich aus Glas herzuſtellen, weil dadurch das Funktionieren des Apparates beobachtet und zugleich Unreinlichkeit bemerkt und vermieden werden kann. Der Apparat beſteht im Weſentlichen aus einer gut gekühlten gläſernen Kochflaſche (Siehe Fig. 22) von 100 Kubik— centimeter Inhalt, welche mit einem zweimal durchbohrten Gummiſtopfen feſt verſchloſſen iſt. Durch die Offnungen des Gummi— ſtopfens ſind zwei Glasröhren geſchoben, von denen die eine a bis auf den Boden geht, die andere b fait mit der unteren Fläche des Gummiſtopfens abſchneidet. Beide Röhren find J-förmig über den Rand des Aquariums gebogen und die Länge der beiden Schenkel ſteht in einem beſtimmten Verhältniſſe zu einander. An dem kürzeren Rohre b befindet ſich ein Gummiſchlauch, der ziemlich bis zum Boden des Behälters reicht. Zur Erwärmung dient eine Spiritus— lampe aus Meſſingblech von ca. 250 Kubik— centimeter Inhalt mit Dochtregulierung und — Schutzblech. Der ganze Apparat nebſt Röh— Fig. 22. Heizapparat nach Kallmeyer. renarmatur und Spirituslampe ruht auf einem lackierten Blechgeſtell, welches vermittelſt eines Hakens einfach über den Rand des Aquariums gehängt wird.“ Sobald der Apparat in Thätigkeit treten ſoll, iſt er, wie der Thermo— ſiphon-Apparat, anzuſaugen und zwar an dem Gummiſchlauche, der an der Glasröhre nb befeſtigt iſt. Nachdem dieſes geſchehen iſt, wird die Spiritus— lampe angezündet und nun arbeitet der Apparat ſelbſtſtändig ohne jede Gefahr wie der Thermoſiphon-Apparat. Beginnt das Waſſer in der Flaſche zu ſieden, ſo wird die Flamme IN tl ll]! Mil mittelſt der Dochtregulierung ganz klein geſtellt, da ſchon einzelne nach einander aufſteigende Luftblaſen genügen, den Apparat in Thätigkeit zu erhalten. Beſſer wie dieſe beiden beſchriebenen Apparate iſt der von Dr. Vogel, nach der Methode der gewöhnlichen Warmwaſſerheizung, hergeſtellte Heiz— apparat. Während bei den vorgehenden Apparaten dem Aquarium ent— nommenes Waſſer teils kochend, teils ſehr heiß, direkt wieder zugeführt wird, wodurch in dem im Keſſel erhitzten Waſſer ſämmtliche niederen tieriſchen und pflanzlichen Lebeweſen vernichtet werden, was einen Ausfall an Nahrung für die höheren Tiere bedeutet, beſeitigt Vogels Heizapparat dieſen Fehler vollkommen. Mit dem Kochen des Waſſers wird auch dieſes ſehr verändert, z. B. durch das Ausfallen von gelöſten Salzen, die Aus— treibung der abſorbierten Gaſe, insbeſondere des Sauerſtoffes, der Lebensluft für die Tierwelt u. ſ. w. Bei der nun folgenden Beſchreibung des Apparates folge ich im großen und ganzen dem Erfinder, der ſeine Einrichtung in den Blättern für Aquarien- und Terrarienfreunde 5. bekannt gegeben hat. Wie ſchon = aus der Abbildung erſichtlich iſt, beſteht der ganze Apparat hauptſäch— lich aus einem in ſich geſchloſſenen Röhrenſyſtem, welches mit Waſſer gefüllt iſt, das an einer Stelle er— hitzt wird. An dieſem Orte iſt das Rohr, wozu am beſten Bleirohr ge— nommen wird, welches etwa für mittlere Aquarien 5 mm Weite im Lichten beſitzt, ſpiralig aufgewunden. Dieſe Spirale führt zu einem kleinen Behälter b, welcher den höchſten Punkt der ganzen Einrichtung ein— nimmt, und wird von da in den zu heizenden Behälter geleitet, an deſſen Boden es eine oder mehrere Windungen macht, um dann über den Rand des Aquariums zur Spi— rale zurückzukehren. Dieſe Spirale wird durch eine Flamme erhitzt. Das Waſſer erwärmt ſich hier und ſteigt, da es leichter iſt als das kalte, in die Höhe und gelangt, das kleine Reſervoir (b) durchlaufend, in das Aquarium. Hier giebt das Waſſer feine Wärme an die Umgebung ab, ſinkt abgekühlt zur Heizſpirale zurück, um von hier dasſelbe Spiel zu wiederholen. In der ganzen Anlage iſt das kleine Reſervoir (b) oben an der höchſten Stelle der Röhre die einzige Offnung und wirkt hier als Ausgleichventil. Gleichzeitig dient es auch dazu, den Apparat mit Waſſer zu füllen und A Iı I —— 0 | l Fig. 23. Heizapparat nach Dr. Vogel. AU ſtets gefüllt zu halten. In Wirklichkeit ſtellt ſich die Heizſpirale anders dar, als auf der Zeichnung erſichtlich, die einzelnen Umwindungen liegen dann dicht auf einander, ſodaß nur oben ein Abzugloch frei bleibt. Alle drei beſchriebenen Apparate ſtellen ſich jedoch in ihrer Unterhaltung zu teuer, was mich bewog, den in beiſtehender Abbildung vorgeführten Heizapparat zu bauen. Die Form iſt aus angefügter Abbildung leicht zu erſehen. Er iſt ganz aus Zink hergeſtellt und trägt dort, wo die Flamme brennt, eine eingekittete Glasſcheibe. Damit der Heizofen nicht im Becken ſchwimmt, hat er unten einen Bleiboden. In einer Ecke des Aquariums eingekittet ſtört er nur wenig, da er bis zu der im Apparat eingekitteten Scheibe im Bodengrund ſteht. Zum Heizen wird Spiritus ver— wendet. Dieſer brennt durch einen Docht in einer ſo kleinen Flamme, daß der Verbrauch für etwa 24 Stun— den ſich im geheizten Zimmer auf 2—3 Pfennig ſtellt, bei einer kon— ftanten Wärme von + 17—20°C. In der Nacht ſinkt die Temperatur auf + 15°C. Der Verluſt an Wärme durch den Schornſtein (das Rohr) beträgt etwa + 5-6 C. Soll der Heizofen für Aquarien 10 5 mit eingekitteten Scheiben gebraucht E werden, ſo kann der Schacht fehlen. Es iſt dann nur nötig, an einer Seite, etwas höher als die Bodenſchicht, die Scheibe durch einen Zinkſtreifen zu erſetzen, der im Innern des Aquariums einen waſſerdicht abſchließenden Zinkkaſten enthält, der oben den Schornftein trägt. Die Zuführung des Gefäßes mit Spiritus erfolgt dann von der Seite des Beckens, durch eine Thür in den Zinkſtreifen. Fig. 24. Heizapparat nach Dr. Bade. 4. Selbſtthütige Heber. Bei Anbringung eines Waſſerzufluſſes in Aquarien, die keine Abfluß— vorrichtung beſitzen, wie z. B. Kelchaquarien, Elementgläſer, muß, um das überflüſſige Waſſer zu entfernen und doch den Waſſerſtand gleich zu halten, ein ſelbſtthätiger Heber angebracht werden. Einen ſolchen, auf dem Prinzipe des Landolt'ſchen Reſpirators be— ruhenden Heber konſtruierte zuerſt Buck, doch iſt derſelbe jetzt wenig mehr gebräuchlich, da er nicht ſicher genug arbeitet und es oft vorkam, daß das Waſſer im Becken überlief. 1 Am meiſten zu empfehlen, weil am ſicherſten arbeitend, iſt der von Johs. Peter, den ich in Figur 24 abbilde und nachſtehend beſchreibe. Damit die einzelnen Schenkel des Hebers je nachdem verlängert oder verkürzt werden können, ſind ſie untereinander durch Gummi— ſchlauch verbunden (a, a). Durch ein— maliges Anſaugen des Loches b wird ein in dem Cylinder befindliches, unten ge— ſchloſſenes Röhrchen voll Waſſer gefüllt, welches das Waſſer, das mehr in dasſelbe geführt wird, in Richtung der Pfeile zum Ausfluß bringt. Der Heber kann auch als Heber benutzt werden, der das Waſſer von unten dem Aquarium entnimmt, wenn der Theil e entfernt wird. In anderer Weiſe hat Simon einen ſelbſtthätigen Heber hergeſtellt. Dieſer wird in den Blättern für Aquarien- und Terrarienfreunde wie folgt beſchrieben: 3 „Derſelbe beſteht aus zwei förmigen Fig. 24. Heber nach Peter. Röhren verſchiedener Größe, von denen die kürzere in eine Erweiterung ausläuft, in der ſich ein Schwimmer be— findet. Dieſes kurze Rohr läßt ſich in das längere einſchieben und beide Fig. 25. Heber nach Simon. 0 e ſind durch Gummiſchlauch abgedichtet. Das größere -Rohr hat einen Durchmeſſer von ca. 8 mm, ſein kürzerer Schenkel iſt 10 em, der längere 25 em lang. Letzterer hat ungefähr 5 em von ſeinem unteren Ende aus gerechnet, eine Verengerung bis auf 4 mm, und 1 cm unter demſelben befindet ſich ein Loch von 2 mm Durchmeſſer. Der Schwimmer in dem weiten Rohr hat am unteren Ende einen Kugelanſatz, welcher an der Stelle, wo das erſtere ſich mit letzterem vereinigt, aufgeſchliffen iſt. Nachdem der Schwimmer eingeſetzt, reſp. aufgeſchliffen worden, iſt das weite Rohr zu— geſchmolzen und mit einer Anzahl Löcher verſehen, welche verhindern ſollen, Schwimmpflanzen mit in das innere Rohr gelangen zu laſſen. An dem Schwimmer ſind noch ſechs kleine Erhöhungen in zwei Reihen angeblaſen, damit ſich derſelbe im Waſſer immer gerade hält, was nöthig erſcheint, da er um 5 mm kleiner im Durchmeſſer iſt, als das weitere Rohr. Soll der Heber funktionieren, ſo muß er mit Waſſer gefüllt werden, was man bequem durch Anſaugen erreichen kann. Das Waſſer muß im et Aquarium natürlich jo hoch ſtehen, daß der Schwimmer nicht unten aufſitzt, ſondern frei ſchwimmt. Da ſich die beiden förmigen Rohre in einander verſchieben laſſen, kann man die beabſich— tigte Höhe des Waſſers im Aquarium nach Belieben einſtellen. Das Loch, welches ſich unter der Verengerung befindet, iſt dazu vorhanden, um das Waſſer bis dahin ab— fließen zu laſſen, weil ſonſt die ganze Waſſer— ſäule vom Heber bis zum Ausgußbecken durch den Schluß des Schwimmers getragen werden müßte.“ Dieſer Heber arbeitet indeſſen nicht ganz ſo ſicher, wie man wünſchen ſollte, weil die Saugkraft des Hebers gern den koniſchen Schwimmer auf der Einflußmün— dung feſthält, auch wenn das Waſſer ſchon beträchtlich im Aquarium geſtiegen iſt. Sicherer arbeitet der von Geyer nach der Idee von Schütt und Abo, konſtruierte Heber, der vor den beiden beſchriebenen noch den Vorteil beſitzt, daß er ſein Waſſer aus den unteren, ſtagnirenden Schichten entfernt. Die Einrichtung und Herſtellung des Hebers ergiebt ſich aus der Zeichnung, ſodaß ich nur wenige Worte über denſelben ſagen brauche. Er ſetzt ſich wie der von Simon kon— ſtruierte aus zwei U-förmig gebogenen Glasröhren zuſammen, die durch ein Stückchen Gummi— ſchlauch gedichtet ſind. Hierdurch iſt es möglich, daß der Heber für verſchiedenen Waſſerſtand ein— gerichtet werden kann. An dem Ausflußrohr be— feſtigt man einen entſprechend langen Gummi— ſchlauch, der das überflüſſige Waſſer in ein Gefäß leitet. Dieſer Schlauch wird, ſobald der Heber in Thätigkeit treten ſoll, unterhalb der Ausfluß— öffnung durch Fingerdruck geſchloſſen und der Heber an der verlängerten Röhre, die oben offen iſt, angeſaugt. Jetzt kann der Heber ſich ſelbſt überlaſſen bleiben; er läßt das Waſſer nie höher kommen im Aquarium, als wie die Ausfluß— öffnung ſteht. Wird unten am Heber, vor dem Il | an II | 00 | | ‚ll N I | 0 | Fig. 26. Heber nach Geyer. | Be fllt Bogen nach oben, der Kork entfernt und dafür — . . der Ablaufſchlauch angefügt, ſo dient der Heber 55 zum gänzlichen Entleeren des Behälters. A Eine verbeſſerte Form des Geyer'ſchen Ab— LE laufhebers, in ſofern, als derſelbe nicht fo leicht Fig. 27. zerbrechlich iſt, weil er eine geringere Anzahl von Heber nach Richter. RN. Pe Biegungen beſitzt wie erſterer, iſt der von Richter hergeſtellte Heber. Dieſer Heber, eine Verſchmelzung zwiſchen dem Buck'ſchen und dem Geyer'ſchen, arbeitet ohne jeden Tadel und kann auf ebenſo große Verläſſigkeit Anſpruch erheben wie der von Geyer konſtruierte. In dem kurzen Schenkel einer förmig gebogenen Glasröhre, deren langer in das Aquarium führt, iſt eine einfache Röhre mit Ausflußrohr und einem oberhalb desſelben befindlichen Loche angebracht und durch ein Stück Gummiſchlauch mit erſterem gedichtet (umſtehende Figur 27). Das Waſſer ſteigt, wie aus der Zeichnung erſichtlich, vom Grunde des Aquariums in die förmige Röhre und füllt die dem kurzen Schenkel angefügte Röhre bis zum Ablaufrohr, durch welches es den Heber verläßt. Wird das ober— halb des Ablaufrohres befindliche Luftloch abſichtlich verſchloſſen, ſo arbeitet der Apparat wie ein gewöhnlicher Heber. Mit dieſem Heber ſchließe ich das Kapitel. Obwohl noch einige andere Heber im Handel ſind, die in derſelben Weiſe das Waſſer entfernen, glaube ich doch von der Beſchreibung derſelben abſehen zu dürfen, da die vier beſchriebenen für alle Zwecke vollkommen genügen. 5. Der Felſen im Aquarium. Eine verſchönernde Zugabe, keine Notwendigkeit für das Aquarium, iſt der Felſen. Er bildet ein Ausſchmückungsſtück, das man ungern ent— behrt, hat den praktiſchen Zweck, bei Vorhandenſein des Springbrunnens das Strahlrohr zu verdecken und bietet außerdem eine ſehr ſchöne Gelegenheit, dekorative Sumpfpflanzen als Zierde des ganzen Aquariums anzubringen ſowie verſchiedenen Bewohnern des Behälters, die nicht ausſchließlich Waſſer— tiere ſind, einen Unterſchlupf zu geben. Zur Herſtellung des Felſens benutzt man, falls man es nicht vorzieht, denſelben fertig zu kaufen, gewöhnliche Tuffſteine, große Schlackenſtücke und entſprechend zugehauene Bimsſteinſtücke. Beſonders an den Stellen, wo dekorative Pflanzen, die ja meiſt Sumpfpflanzen ſind, den Felſen bedecken ſollen, wird dieſer ſehr zweckmäßig aus Bimsſteinſtücken hergeſtellt, da ſolche, wenn ſie mit dem Waſſer in Berührung kommen, den Pflanzen ſtets genügende Feuchtigkeit abgeben. Weiter iſt zu beachten, daß eine größere Fläche des Felſens über das Waſſer des Aquariums hervorragt und dieſer Teil mehrere Höhlen und Grotten enthält, welche von den amphibiſch lebenden Tieren nach Belieben aufgeſucht werden können. Wird der Felſen indeſſen ſo eingerichtet, daß dieſe Tiere denſelben nicht erklettern können, ſo geben ſie ſich alle mögliche Mühe, den Behälter zu verlaſſen und ſtören dann, beſonders in der Nacht, durch ihre raſtloſen, kräftigen Bewegungen nicht nur die übrige Tierwelt im Waſſer, ſondern trüben letzteres dadurch ſogar nicht ſelten. Der Teil des Felſens, welcher im Waſſer ſteht, ſei möglichſt leicht und luftig aufgebaut. Man richte ihn ſo ein, daß der obere Teil, der eine größere Fläche mit Höhlungen und Erhöhungen bildet, von mehreren ſäulenartigen Füßen, die Bogen bilden, getragen wird und dadurch unter Waſſer Höhlendurchſichten entſtehen. Die Zurichtung der einzelnen Steinſtücke zu einem Ganzen geſchieht am zweckmäßigſten auf einem Brette, welches mit Papier bedeckt iſt. Als Bindemittel der einzelnen Teile benutzt man reinen, nicht mit Sand oder anderen Stoffen vermiſchten Portland-Cement, der mit Waſſer nicht ſehr dünn angerührt wird. Alle Steine werden, bevor ſie mit einander durch Cement verbunden werden, angefeuchtet, d. h. in Waſſer getaucht. Die das Ganze tragenden Säulen bekommen, wenn ſie keinen geraden Fuß be— ſitzen, einen ſolchen von Cement. Hierzu belegt man an der Stelle, wo die Säule ſtehen ſoll, in der Mitte des Felſens, oder an der rechten oder linken Seite, auf dem mit Papier überzogenen Brette eine genügend große Stelle mit Cement, in welchen man die Säule ſtellt; ſteht dieſe ſchief, ſo helfen kleine, unter den Fuß geſchobene Steinſtücke, die ſich ſpäter innig mit dem Cement verbinden, dieſes ausgleichen. Nachdem ſo alle Säulen ihren Platz gefunden haben, werden dieſelben mit anderen Steinen bogenartig durch Cement miteinander verbunden. Für das Rohr des Springbrunnens, welches gewöhnlich in der Mitte durch den Felſen geht, ſchiebt man beim Aufbau eine im Lichten etwa 2¼ em meſſende Glasröhre zwiſchen die einzelnen Steine ein und füllt etwa vorhandene Zwiſchenräume mit Cement aus. Die Stellen des Felſens, welche Decorationspflanzen aufnehmen ſollen, erhalten Blumentöpfe, die in den Überbau der Säulen eingefügt werden; kleine Pflanzen, die nicht viel Erde zu ihrem Gedeihen benötigen, werden einfach in vorhandene Vertiefungen, die mit nahrhafter Erde gefüllt ſind, eingeſetzt. Verzichtet man auf einen Springbrunnen im Aquarium, ſo empfiehlt es ſich, die Spitze des Felſens mit einem Blumentopfe zu bedenken, deſſen Seiten mit Tuffſteinſtücken verdeckt ſind und der irgend eine Zierpflanze aufnimmt. Je grotesker der Felſen aufgebaut iſt, deſto ſchöner zeigt er ſich dem Beſchauer im Aquarium. Dieſer Aufbau läßt alſo der Phantaſie des Liebhabers einen weiten Spielraum. Um den Felſen möglichſt leicht zu machen, kann ich allen Liebhabern nur empfehlen, recht viel Bimsſtein beim Aufbau zu verwenden. Auch kann der ganze Felſen aus Bimsſtein beſtehen wie ich einen in meinem runden Aquarium beſitze. Die Verbindung der einzelnen Stücke durch Cement verleiht dem Ganzen ſchon eine genügende Schwere, ſodaß der Aufbau feſt auf dem Boden ſteht. Iſt der Aufbau indeſſen ſehr groß und beſteht er nur aus Bimsſtein, ſo müſſen die Säulen eine Platte aus Cement beſitzen, auf welcher ſie fundamentiert ſind. Eine ſolche Platte in der nötigen Größe ſtellt man ſich auf folgende Weiſe her. Ein mit Papier bedecktes Brett wird mit einem der Größe der einzelnen Platte entſprechenden Holzrahmen belegt und dieſer Rahmen mit Cement ausgegoſſen. Sobald der Cementbrei eine genügende Feſtigkeit (nach etwa 4 Stunden) bekommen hat, wird der Rahmen entfernt und zum Ausfüllen einer anderen Platte benutzt. Nach— dem dieſe Platten einen Tag und eine Nacht an ihrer Stelle verblieben BE find, werden fie noch 24 Stunden in Waſſer gelegt und dann mit Cement am Fuß der Säule befeſtigt. Iſt das Aquarium groß, ſo iſt es zu empfehlen zwei Felſen zu bauen, die oberhalb des Waſſerſpiegels durch einen Felsübergang verbunden ſind. An den Stellen, wo Tuffſtein oder Schlackenſtücke mit Cement verbunden ſind, entſteht eine graue Naht, die den Eindruck des Bauwerks ſtört. Um dieſe Linien zu verdecken beſtreicht man, nachdem der Felsaufbau vollſtändig feſt geworden iſt (nach 4 bis 5 Tagen) dieſe noch einmal mit Cement und beſtreut dann denſelben mit feinen Stücken Tuffſtein, reſp. Schlacken. Dort wo Stücke Bimsſtein miteinander verbunden ſind, entſtehen dieſe entſtellenden Näthe nicht, da der feſte Cement dieſelbe Farbe wie der Bimsſtein annimmt. Nachdem ſo der ganze Bau acht Tage auf dem Brett geſtanden hat, wo er aufgeführt iſt, wird er in das Aquarium geſetzt und dieſes mit Waſſer gefüllt. In den erſten Tagen erneuere man das ſich bald milchig färbende Waſſer nicht, ſondern laſſe alles ſtehen wie es iſt. Nach Verlauf dieſer Zeit entferne man das trübe Waſſer, hebe den Felſen aus dem Aquarium und reinige dieſes. Dann ſetze man den Felſen wieder ein und fülle den ganzen Behälter mit friſchem Waſſer. Dieſes erneuere man nun täglich, ſolange bis es vollſtändig klar bleibt. Auf keinen Fall verſäume man ein gründliches Auslaugen des Felſens, da ſonſt nicht nur ſpäter das Waſſer des eingerichteten Aquariums getrübt wird, ſondern die Gefahr vorliegt, daß auch die eingeſetzten Tiere in dem kalkhaltigen Waſſer ſterben. Bei kleineren Felsbauten iſt es nicht gerade notwendig, Portland— Cement als Bindemittel zu verwenden, wenn auch dieſer anderen vor— zuziehen iſt, ſondern für ſie genügt ein Gemiſch aus feingepulvertem Schellack, der in Spiritus vollſtändig aufgelöſt, und ſodann mit gepulvertem Bimsſtein zu einer dicken, breiartigen Maſſe gemiſcht iſt. In einer nicht zu dünnen Lage wird dieſes Gemiſch auf die Verbindungsſtelle geſtrichen. Dieſer Kitt trocknet ſehr ſchnell und beſitzt eine große Ahnlichkeit in der Farbe mit dem Tuffſtein. Zum Aufbau des Felſens im Aquarium ſelbſt kann ich nicht raten. Hierdurch wird nie eine ſo ſchöne Form desſelben erreicht, wie ſie der Liebhaber ſich wünſcht. Auch laſſen ſich hier die einzelnen Steine nie ſo gut zuſammenfügen wie dieſes außerhalb der Fall iſt, da man im Aquarium nur von oben arbeiten, beim Bauen außerhalb desſelben aber von allen Seiten leicht ankommen kann. 6. Die innere Ausſchmückung des Aquariums. Obgleich ich kein Freund von der Ausſchmückung des Aquariums durch überflüſſige und teils vollſtändig nebenſächliche Dinge, die für Tier und Pflanze keinen Wert haben, auch unnötiger Weiſe beiden den Raum einengen, bin, will ich doch in dieſem Kapitel derſelben kurz gedenken. ne In derſelben Weiſe wie der Felſen giebt eine ſchwimmende Inſel den Amphibien einen Zufluchtsort, den ſie erſteigen und ſich auf demſelben aus— ruhen können, wenn ſie das Waſſer verlaſſen wollen. Beſonders iſt dieſelbe für Glasaquarien zu empfehlen, in denen man keinen Felsaufbau ſeiner Schwere wegen ſetzen möchte. Die Inſel iſt aus Korkholz gefertigt und ſtellt ein kleines klippenreiches Eiland dar. Die Mitte desſelben beſitzt eine runde Oeffnung, in welcher ein kleines Blumentöpfchen eingeſenkt iſt, welches zur Aufnahme näſſeliebender, hübſcher Gewächſe dient, die eine Bewäſſerung der Wurzel aushalten. Die kleinen Höhlungen um dieſen Blumentopf werden mit Erde gefüllt, welche mit Grasſamen gemiſcht iſt. Die Größe der Inſel richtet ſich nach der des Aquariums. Gewächſe mit großem Wurzelſtock finden auf derſelben keinen Raum, ſolche mit reichem Blätterſchmuck bringen die ganze Inſel leicht aus ihrer Lage und ſind daher von vornherein von der Bepflanzung ausgeſchloſſen. Nur die Mitte, dort wo der Blumentopf eingelaſſen iſt, bekommt eine höhere junge Decorationspflanze; um ſie her nehmen ſich kleine niedrige kriechende Pflänzchen ſehr gut aus. Gewöhnlich wird die Inſel nach und nach durch Aufnahme von Waſſer ſchwerer und wird ſich etwas ſenken, dann nimmt man ſie auf einige Tage aus dem Aquarium und läßt ſie gehörig trocknen, indeſſen ſorgt man durch fleißiges Beſprengen der Pflanzen für deren Erhaltung. Neben den ſchwimmenden Inſeln ſind es beſonders noch Einhänge— gefäße, die mit Pflanzen in derſelben Weiſe wie die ſchwimmenden Inſeln beſetzt ſind, welche ſich einer allgemeinen Beliebtheit erfreuen. Dieſelben laſſen ſich an feinen Drahthaken beliebig tief in den Ecken oder an den Seiten des Aquariums einhängen. Bei geſchickter Zuſammenſtellung der Pflanzen bilden ſie einen ganz hübſchen Schmuck des Aquariums. Muſchelſchalen, die auf dem Boden des Aquariums liegen, um den für manchen Liebhaber eintönigen Eindruck derſelben zu verſchönern, müſſen, bevor ſie in den Behälter kommen, ſehr ſorgfältig gewaſchen werden, da ſie ſonſt faulen, wodurch ſelbſtredend eine Verſchlechterung des Waſſers herbei— geführt wird. Zu empfehlen iſt der Belag des Bodens mit Muſcheln überhaupt nicht, da ſich die Fiſche nicht ſelten an den ſcharfen Rändern derſelben erheblich verletzen können. Auch bedecken ſich alle Muſcheln nach Verlauf weniger Monate mit Algen, wodurch ſie als Verſchönerungsmittel durchaus nicht mehr gelten können. Bedeutend beſſer ſind für den Schmuck des Aquariums die überall erhältlichen ſogenannten Korallen. Dieſelben beſtehen aus einer Tonmaſſe, die gebrannt iſt und dann einen roten Lackanſtrich bekommt. Die Induſtrie fertigt dieſe Korallen in verſchiedener Größe und Form an. Mit ihrem leuchtenden Rot nehmen ſie ſich zwiſchen dem Gewirr der Waſſerpflanzen ganz prächtig aus. Mehr wiſſenſchaftlichen Wert, wenn das Aquarium zum Studium der Waſſertiere und beſonders der Waſſerpflanzen verwendet wird, haben Pflanzen- und Tierſchilder aus Glas, mit eingeſchmolzenem Namen des BR Gegenſtandes. Die Form der Pflanzenſchilder zeigt beiſtehende Skizze. Das Schild wird mit ſeiner Spitze in den Bodengrund des Aquariums neben der : . 10 \ 0 Schwimmendes 9 0 Pflanze geſteckt und trägt neben dem deutſchen F Namen den botaniſchen, ſowie einen Vermerk, A. In ſtehenden und langſam ob ausdauernd oder nur einjährig und wo fließenden Gewäſſern. die Pflanze gefunden wird. In ähnlicher Weiſe kann auch bei den Bewohnern des Aquariums verfahren werden. Schilder für dieſe werden außen am Behälter aufgehängt und tragen eine colorierte Ab— bildung des betreffenden Tieres, unter welcher der deutſche und zoologiſche Name ſteht, Fig. 28. ſowie auch eine kurze Angabe, ob das Tier Muſter eines Pflanzenſchildes.“) nützlich oder ſchädlich, ob es giftig oder harmlos ſei. So eingerichtete Behälter bilden für Schulen eine große Hilfe beim naturwiſſenſchaftlichen Unterrichte. 7. Die Vodenſchicht des Aquariums in ihrer Bedeutung für die Pflanzen. Die Einſetzung der letzteren. Nachdem ſchon ſeit Jahren das Wechſelverhältnis zwiſchen Tier und Pflanze bekannt geworden iſt, wird auch in Aquarien die große Bedeutung des Pflanzenwuchſes für das Gedeihen der Fiſche und der übrigen Waſſer— tiere bei den Aquarienliebhabern allgemein anerkannt, ſodaß man ſelten noch Fiſchbehälter findet, die ohne Waſſerpflanzen ſind. Um im Aquarium Waſſerpflanzen naturgemäß zu halten, iſt es nötig, den Boden zur Aufnahme derſelben herzurichten, wobei indeſſen auch auf die zu haltenden Tiere Rückſicht genommen werden muß. Der einfache Zinkboden des Aquariums bekommt eine Rohglasplatte, die vermittelſt des Seite 12 beſchriebenen Kittes feſt auf dieſen gekittet wird und deren Seitenränder innig mit den Glasſeiten verbunden werden, ſodaß allſeitig ein dichter Abſchluß erreicht wird. Werden Fiſche im Aquarium gehalten, die, wie Welſe, Gründeln oder Aale ſtark im Boden wühlen, ſo wird die Rohglasplatte nur mit ge— waſchenem feinen Flußſand bedeckt, die Waſſerpflanzen dagegen werden in Blumentöpfe von urnenartiger Geſtalt, die mit guter fetter Erde gefüllt ſind, ſo tief in dieſe Sandſchicht geſenkt, daß der Rand der Töpfe wenigſtens noch 5 em mit Sand bedeckt iſt. Wohl ſelbſtverſtändlich iſt es, daß dieſe Töpfe, bevor ſie eingeſetzt werden, außen ſauber abzuwaſchen ſind. Es iſt dieſes deshalb nötig, um die Erdteile, die eventuell während des Einſetzens der Pflanze in den Topf, außen an dieſen ſich geſetzt haben, zu entfernen, da dieſe, Erklärung des in der linken Ecke ſtehenden Zeichens ſiehe bei dem Kapitel Pflanzen. Be wenn fie fich ſpäter im Aquarium auflöſen, eine ſchwer zu beſeitigende Trübung des Waſſers hervorrufen können. Wie ich ſchon bemerkte, iſt die Geſtalt dieſer Töpfe urnenförmig. Oben haben ſie eine weite Oeffnung, in welche die Pflanze eingeſetzt wird; unten beſitzen ſie ſeitlich über dem Boden eine Reihe von kleinen Oeffnungen zum Eintritt und Ausfluß des Waſſers. Zieht man es vor, dieſe Töpfe nicht in die Sandſchicht einzuſetzen, jo wähle man jolche, die außen das Anſehen von Felsgeſteinen beſitzen, indeſſen laſſen ſich auch gewöhnliche Blumentöpfe verwenden, die mit Hilfe von Cement durch kleine Tuffſtein— ſtücke ꝛc. entſprechend hergerichtet ſind. Dieſe Töpfe ſtellt man direkt auf den als Bodenbelag verwendeten reingewaſchenen Sand. Sehr zu empfehlen iſt es, die Waſſerpflanzen, die für die Töpfe beſtimmt ſind, nicht in andere Erde zu verpflanzen, ſondern die zu verwenden, der ſie entſproſſen ſind. Hat man indeſſen Pflanzen ohne Erdballen, ſo legt man auf den Boden jedes Topfes einige Torfſtückchen und pflanzt dann die Gewächſe unter Verwendung ſandiger Torferde ſo ein, wie ich es weiter unten beſchreiben werde. Alle in Töpfen gezogenen Waſſerpflanzen ſind verhältnißmäßig ſchwach und beſitzen nur ein kümmerliches Wachstum. Die frei ausgepflanzten Gewächſe, die unmittelbar im Bodengrunde des Aquariums ſtehen, zeigen in ihrem Wachstum eine unbändige Lebensfülle und wuchern mit erſtaunlicher Üppigkeit, das Becken mit ihren grünen Blättern und Ranken oft vollſtändig durchziehend. Um aber ein ſolches Wachstum der Gewächſe zu erreichen, iſt es geboten, einen zweckmäßigen Bodenbelag dem Aquarium zu geben. Der Schlammgrund, aus nicht durch Abwäſſer verunreinigten Teichen oder aus klaren Feldbächen ſagt unſeren heimiſchen Waſſerpflanzen ſehr zu, er giebt für ſie den geeignetſten Nährboden ab, aus dem ſie ſich in voller Lebensfreudigkeit entfalten. Indeſſen iſt bei ſeiner Verwendung Vorſicht ſehr nötig, da leicht mit demſelben böſe Krankheitserreger in das Aquarium gebracht werden: auch kommt es vor, daß das Waſſer durch den Schlamm leicht einen üblen Geruch annimmt, der nicht wieder zu beſeitigen iſt. Schlamm verwendet man daher nur für Behälter, die einen ſtändigen Zu— und Abfluß des Waſſers beſitzen und mit harten Pflanzen beſetzt ſind, die ſich im kalten Waſſer gut halten. Für Aquarien ohne Waſſerwechſel iſt eine Miſchung aus 1 Teil Flußſand, 1 Teil lehmiger Raſenerde und 1 Teil Moor- oder Lauberde beſſer als Schlammboden zu verwenden. Will man dieſe Miſchung nicht vornehmen, ſo kann man auch Erde benutzen, die vom Maulwurf auf Wieſen ausgeſtoßen iſt, dieſe erfüllt denſelben Zweck wie der durch Miſchung hergeſtellte Boden. Jedoch von allen Bodenarten die beſte für die Kultur der Waſſerpflanzen iſt Torferde. Die Wichtigkeit dieſes Pflanzenbodens für das Aquarium zwingt mich, etwas näher auf dieſen Gegenſtand einzugehen. Der Torf, welcher früher und in manchen Gegenden noch jetzt, ein beliebtes Heizungsmittel bildet, iſt ein dichtes Gemenge abgeſtorbener, teilweiſe zerſetzter Sumpfpflanzen. An 1 allen Orten, wo ſich nur immer ſtagnierendes Waſſer in größeren, tief gelegenen Mulden anſammeln kann, entſteht bald eine Sumpfvegetation, welche, allmählich abſterbend, neuen Pflanzen Raum giebt, die ihrerſeits wieder mit ihren Leichen die Reſte der früheren Generation decken. Auf dieſe Weiſe bildet ſich bald eine mehr bald minder mächtige Lage Torf, deſſen Beſchaffenheit von der Natur der ihn zuſammenſetzenden Pflanzen abhängt. Meiſtens ſind es Mooſe, jedoch auch andere Gewächſe, beſonders Riedgräſer, Wollgräſer, Binſen, auch u. A. Haidekräuter u. ſ. w., die den Torf bilden. Die Bildung desſelben iſt ein ſehr komplizirter Prozeß und hängt von vielerlei Bedingungen ab. In der Hauptſache beſteht er darin, daß infolge ungenügenden Luftzutritts, verurſacht durch eine Waſſerbedeckung, eine Verweſung der abgeſtorbenen Moorpflanzen unmöglich und dafür jene Zerſetzung herbeigeführt wird, die man als Verkohlung bezeichnet. Hierbei werden Säuren entwickelt, die der Zerſetzung entgegen wirken, alſo einen konſervierenden Einfluß ausüben, welcher der Entwickelung von Pilzkeimen ſehr hinderlich iſt. Beſonders deshalb und auch weil der Torf alle Nährſtoffe enthält, die einer Waſſerpflanze, wenn ſie gedeihen ſoll, nötig ſind, bildet er den beſten Bodenbelag für das Aquarium. Indeſſen iſt nicht friſcher Torf, ſondern abgelagerter, der ſchon einige Jahre der Einwirkung der Luft aus— geſetzt geweſen und dadurch mürbe geworden iſt, zu verwenden. Bevor der Torf in das Aquarium gebracht wird, iſt er zu zerkleinern und längere Zeit, etwa 24 Stunden, in Waſſer zu legen. Alsdann wird er gehörig ausgedrückt und reichlich mit gereinigtem Flußſand vermiſcht. Dieſe Miſchung wird jetzt in das Aquarium gebracht und je nach dem Geſchmack des Liebhabers entweder an allen Orten des Bodens gleichhoch oder ſo verteilt, daß eine Ecke an der dem Zimmer zugewendeten Seite frei bleibt und von hier aus die Bodenfläche nach der entgegengeſetzten, dem Fenſter zugekehrten Seite aufwärts ſteigt. Dieſe Füllung iſt die empfehlenswerteſte. Durch die Schrägung iſt die ganze Bodenfläche des Aquariums vom Zimmer aus leicht zu überſehen und die ſich an der tiefſten Stelle des Bodens an— ſammelnden Schmutzteile, Futterreſte, Exeremente ꝛc. ſind von hier leicht mittelſt eines Hebers“) zu entfernen. Weiter ermöglicht auch dieſe Art der Bodenfüllung die verſchiedenartigſten Gewächſe des Aquariums mit einem beſtimmten Erfolge zu pflegen. An der tiefſten Stelle ſtehen unter— getauchte Waſſerpflanzen, weil dieſe wenig Nährboden und hohen Waſſerſtand lieben, während die höchſte Stelle Sumpfpflanzen erhält. (Siehe Tafel Kaſten— aquarien mit heimiſchen Waſſerpflanzen.) Dieſe Bodenſchicht aus Torferde iſt mit einer etwa 6 em hohen Schicht geſchlemmten Flußſandes zu bedecken. Der Flußſand ſei nicht zu grobkörnig, da ſich ſonſt Schmutzteile ꝛc. zwiſchen den Körnern leicht feſtſetzen und auf dieſe Weiſe nicht nach der tiefſten Stelle des Aquariums gelangen können, um hier vermittelſt des Hebers entfernt zu werden. Weiter geſtattet auch Siehe Kapitel Pflege des Aquariums. al) grobkörniger Sand ſtets noch der eigentlichen Bodenſchicht den Durchtritt durch denſelben. Wenn auch dieſer Schmutz ſich auf den Boden lagert, ſo macht er doch einen weniger guten Eindruck als die Sanddecke, auch wird er beſtändig von den Fiſchen aufgewühlt und trübt dann auf lange Zeit das Waſſer des Behälters. Nur dort, wo im Aquarium ſich ein reiches Tierleben von niederen Tieren entwickeln ſoll, iſt nie ganz reiner Fluß— ſand zur Bedeckung der eigentlichen Bodenſchicht zu verwenden. Hier iſt vielmehr grobkörniger Sand, der eine genügende Menge Bodenſchicht durchläßt, zu gebrauchen. Bevor der vollſtändig von jedem Schmutzteilchen geſäuberte Sand, der ſo oft zu waſchen iſt, bis das Waſſer ganz hell und vollſtändig klar abfließt, auf die Bodenſchicht gebracht wird, iſt die Torferde erſt gehörig feſt zu drücken und dann erſt der Sand einzubringen. Zum Schlemmen des Sandes will ich noch bemerken, daß dieſe Arbeit ſich am leichteſten macht, wenn man nur eine geringe Menge desſelben, etwa zwei Hände voll, in eine Schüſſel giebt und dann Waſſer aufſchüttet. Nachdem man nun den Sand gehörig durchgerührt hat, iſt das ſehr ſchmutzige Waſſer ſchnell abzugießen und durch klares zu erſetzen. Iſt der Sand nicht ſehr ſchmutzig, ſo genügt meiſt ein zehnmaliges Schlemmen, um ihn vollſtändig ſauber zu machen. Man ſchlemme jedoch lieber viermal öfter als einmal zu wenig. Nachdem die Sandſchicht überall gleich hoch über die Torferde gebreitet worden iſt, werden die ſauber gewaſchenen, beſonders von etwa anhaftenden Algen und Polypen gereinigten Pflanzen eingeſetzt. Nur ſteifſtengelige, ſtark bewurzelte Pflanzen ſetze man vor Einbringung des Sandes in die Erde ein. Die untergetauchten Pflanzen ſind nie tiefer zu pflanzen, als daß eben ihre Wurzeln mit Sand bedeckt ſind. Auch richte man ſein Augenmerk darauf, daß die Wurzeln der Pflanze nicht nach oben ge— richtet ſind, da in dieſem Falle die Wurzel abſtirbt und dann längere Zeit vergeht, bis eine ſo behandelte Pflanze ſich erholt und neue Wurzeln treibt. Die Wurzel drücke man leicht mit dem Daumen, Zeige- und Mittel— finger feſt. Pflanzen mit nur kleinen, oder gar keinen Wurzeln befeſtigt man am zweckmäßigſten mit förmig gebogenen Glas- oder Aluminium— nadeln, die in den geeigneten Geſchäften erhältlich ſind, im Boden. Einer vielfach verbreiteten irrigen Anſicht, der ich hier noch beſonders entgegentreten möchte, betrifft die Behauptung einiger Aquarienliebhaber, daß Aquarienpflanzen im reinen Sande in derſelben Weiſe gedeihen, als wenn ſie in einen nahrhaften Bodengrund gepflanzt werden. Richtig iſt es, daß untergetauchte Waſſerpflanzen im reinen Sande fortkommen, d. h. ſich grün und friſch erhalten, aber von einem Gedeihen kann nicht im entfernteſten die Rede ſein. Zwar nimmt der Sand in kurzer Zeit eine ganze Menge organiſcher Stoffe aus dem Waſſer auf, allein um einen reichen Pflanzenwuchs, wie er für beſetzte Aquarien nötig iſt, zu unterhalten, reichen dieſe wenigen Stoffe noch lange nicht aus. Seit Jahren pflege ich ein Aquarium, welches nur untergetauchte Waſſerpflanzen beſitzt, die im Sande wachſen, daneben ſteht ein ſolches, welches Bodenbelag aus Torf beſitzt, und mit derſelben Anzahl Pflanzen und Tiere zu gleicher Zeit beſchickt iſt, — aber welch' ein Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. t Unterſchied zwiſchen beiden. Während im erſten die Pflanzen ſich kümmerlich halten, ſtrotzen die des zweiten Beckens voller Kraft und Lebensfülle. Wer für einen Bodenbelag aus reinem Sande eine beſondere Liebhaberei beſitzt, entferne wenigſtens alle die Waſſerpflanzen, die darauf angewieſen ſind, einen Theil ihrer Nahrung dem Boden zu entnehmen, er verwende dann für ſeine Becken Schwimmpflanzen und ſolche untergetauchten Gewächſe, die ohne Bodengrund geſund und kräftig bleiben. 8. Das Waller des Aquariums und Feine Einfüllung. Während man früher annahm, daß ein möglichſt reines Flußwaſſer für die Füllung des Aquariums zu wählen ſei, iſt man heute anderer Anſicht hierüber geworden. Viele Erfahrungen ſprechen gegen die Wahl eines ſolchen Waſſers, weil mit dieſem die niederen Algen in einer ſehr läſtigen Weiſe im Aquarium überhand nehmen. Kann man zwiſchen Fluß-, Quell— oder Brunnenwaſſer, welch letzteres aus ſandigem Boden kommt, wählen, ſo iſt das Brunnenwaſſer allen anderen vorzuziehen. Ebenſo gut iſt auch das Waſſer aus ſtädtiſchen Waſſerleitungen. Steht dem Liebhaber aber nur einerlei Waſſer zur Verfügung, ſo muß eben dieſes verwendet werden, wenn es auch für die im Aquarium unter zu bringenden Tiere und Pflanzen nicht das beſte iſt. Iſt das Waſſer hart (kalkhaltig), jo fühlen ſich beſonders die Fiſche unbehaglich in demſelben, auch werden durch das Ausfallen des Kalkes die Scheiben bald getrübt. Mit der Zeit jedoch ge— wöhnen ſich die Tiere an das Waſſer, welches in der erſten Zeit für ſie ſogar ſchädlich wirken kann. Zum Einfüllen des Waſſers in das Aquarium benutzt man einen Heber. Derſelbe beſteht meiſt aus einer Glasröhre, welche derartig in einen Winkel gebogen iſt, daß der eine Schenkel länger als der andere iſt. Auch genügt für dieſe Mealpugtion ein einfacher Gummiſchlauch. Obgleich die Anwendung eines ſo beſchaffenen Hebers wohl allgemein bekannt iſt, will ich doch zu Nutz und Frommen derjenigen, die nicht wiſſen, wie ſie den Heber in Thätigkeit ſetzen ſollen, dieſes kurz beſchreiben. Das Gefäß, welches das Waſſer enthält, das zum Füllen des Aquariums gebraucht werden ſoll, wird höher aufgeſtellt, als letzteres ſteht. Nun wird der kurze Schenkel des Hebers bis auf den Boden des erſten Behälters geführt; der lange, welcher etwa 10 em länger iſt, reicht dann um dieſe Länge tiefer und führt in das Aquarium. Wird nun die Luft aus dem Rohre des Hebers durch Anſaugen entfernt, ſo wird hierdurch Waſſer nachgezogen, welches durch den Heber über den Rand des oben aufgeſtellten Gefäßes in das Aquarium ſtrömt. Bedeckt den Boden des Aquariums reiner Sand, ſo kann der Waſſer— ſtrahl aus dem Heber direkt in das Aquarium einfließen, eine Trübung wird nicht erfolgen, ſobald erſterer mit aller Sorgfalt geſchlemmt worden iſt. Bei den Aquarien, deren unterſte Schicht aus Torf- oder Miſcherde beſteht, muß der Waſſerſtrahl vorſichtiger in das Becken geführt werden, ge da ſonſt eine Trübung des Waſſers unausbleiblich iſt. Um dieſe zu ver- hüten, legt man auf die Sandſchicht, dort wo der Waſſerſtrahl in das Aquarium fällt (am beſten an der tiefſten Stelle), einen Bogen Schreibpapier, auf den man das Waſſer in einem ſchwachen Strahl fließen läßt. Beſitzt man ein Waſſer-Nachfüllrohr, ſo kann man dasſelbe zum weiteren Füllen gebrauchen, wenn der Waſſerſtand im Aquarium etwa 6 em hoch iſt. Ein ſolches Nachfüllrohr iſt von Glas und hat etwa 1 em Durch— meſſer. Unten iſt dasſelbe zugeſchmolzen und hat hier bis zur Höhe von 8 bis 10 em etwa 10 kleine Röhrenanſätze, die rings um das Rohr aufwärts gebogen angebracht ſind. Jedes dieſer Rohre hat eine Lochweite von 3 bis 4 mm. Wird das Waſſer durch ein derartiges Rohr eingelaſſen, ſo muß dasſelbe von der unterſten zugeſchmolzenen Rohrſtelle aus, nach aufwärts, geteilt durch die verſchiedenen kleinen Oeffnungen, ausfließen und bleibt in— folgedeſſen der Grund des Aquarium vom Waſſerſtrahl unberührt. Iſt das Aquarium halb gefüllt, ſo kann man mittelſt einer feinen Brauſe, die auf einer Gießkanne befeſtigt iſt, das Aquarium weiter füllen, ohne befürchten zu müſſen, hierdurch das Waſſer zu trüben. Das vollſtändig gefüllte Aquarium bleibt 8 Tage bis 3 Wochen ſtehen, ehe die Waſſertiere in dasſelbe geſetzt werden. ‚m PN 92 70 0 a 1. Phyſiognomik der heimiſchen Büßwaſſer-Vegetation. June Aung fer- Org Mit nur wenigen Ausnahmen ſind wir für die Bepflanzung unſerer Aquarien auf die heimiſche Süßwaſſer-Flora angewieſen, und aus dieſem Grunde kann ich nicht umhin, ein allgemeines Bild derſelben zu entwerfen. Die großen Landſeen, beſonders jene, die von rebenumgrenzten Hügeln eingeſchloſſen ſind, oder die, welche eingebettet zwiſchen ſchneehäuptigen Berg— rieſen, deren Felswände ſteil aus der Flut emporſteigen, ruhen, die alle ein ſo klares, ſo reines, blaues oder grünſchimmerndes Waſſer beſitzen, welches die Farbe des Himmels oder die der Grasmatten vom hohen Geſtade wieder— zuſpiegeln ſcheint, bei allen dieſen tritt die Pflanzenphyſiognomik des Süß— waſſers nicht recht hervor. Auch die großen Seen der Ebene, die ihr vom Wind bewegtes Waſſer über die mit Kiesſand bedeckten Ufer rollen, auch ſie geben uns noch kein richtiges Bild der Flora des Süßwaſſers. Die Ufer dieſer letzteren ſind höchſtens eingefaßt von Binſen, Simſen und dichtem Schilfröhricht, zu welchem letzteren das Volk eine ganze Anzahl Pflanzen rechnet. In dieſem Schilfdickicht thun ſich Juncus- und Seirpus-Arten am ſtärkſten hervor und ſind in den meiſten Fällen nur mit Phragmites unter— miſcht. Iſt der Unterboden hier in der Nähe des Ufers ſchlammig, ſo ſtehen auch zwiſchen dem Röhricht noch eine Anzahl Sumpfpflanzen, wie Igelkolben, Rohrkolben, einige Formen der Kreſſe, des Knöterichs und des Hahnfußes. Ausgeprägter zeigt ſich der pflanzenphyſiognomiſche Charakter des Süßwaſſers dort, wo Wald dicht an das Ufer des Sees tritt, indeſſen voll— ſtändig ausgeſprochen iſt er erſt auf jenen kleinen Teichen der Ebene, die heimlich verſteckt, mitten im dichten Walde ruhen. Unergründlich tief, ſagen die Umwohnenden, ſind die Waſſer dieſer Teiche. Zu ihrer Flut, die von dem moorigen Untergrund tief ſchwarz er— ſcheint, zieht es den Selbſtmörder. Aus den Waſſern ſteigen böſe Dünſte hervor, die den ſchon erſchütterten Geiſt des Unglücklichen verwirren, ſie locken ihn an ſich und ſein Auge ruht ſtarr und ſtarrer auf der ſtillen Waſſer— fläche, aus der es ihm zu winken ſcheint hinabzukommen, wo ewige Ruhe und ewiger Friede herrſcht. — Dieſe ſtillen Waſſerbecken ſind eingerahmt von Buchen und Erlen. Still und ruhig, ſelten von einem Luftzug bewegt, liegt ihre Oberfläche meiſt an „ a0 da. Auf ihr entwickelt ſich das Pflanzenleben oft jo dicht und lebhaft, jo friſch und kräftig, daß der ganze Waſſerſpiegel nur an wenigen Stellen mit ſeinem düſteren Schwarz unter der grünen Blätterdecke hervorſchaut. Die großen Blätter der Nymphäen überziehen faſt ganz die Oberfläche, und zwiſchen denſelben taucht die weiße, vielblätterige Blüte der weißen See— roſe, die ſich erſt gegen Mittag öffnet und mit Sonnenuntergang wieder ſchließt, und die fünfblätterige gelbe Nixenblume hervor. Eine Ecke des Teiches wird von den Waſſerlinſen, die ſich weniger durch ihre Größe, als durch ihre maſſenhafte Anzahl auszeichnen, mit Beſchlag belegt, und neben dieſen haben ſich vom Winde hierhergetrieben noch andere echte Schwimmpflanzen wie: Waſſerſchlauch, Froſchbiß, Salvinia und Riccia hier eingeſtellt und ſtehen jetzt zwiſchen denſelben. An einem anderen Orte, oft mit den großen Blättern der Nymphäen denſelben Umkreis auf der Waſſerfläche bewohnend, bilden auch die Blätter des ſchwimmenden Laich— krauts große grüne Stellen; zwiſchen ihnen ſtehen die kleinen, weißen Blüten des Waſſerhahnfußes, oder es ſchimmern dort vereinzelte roſenrote Trauben der Hottonie hervor. Bedeutend weniger bemerkbar machen ſich auf dem Teiche die unter— getauchten Pflanzen. Hornkraut und Tauſendblatt, Waſſerſtern, Hottonie u. a. können mit ihren büſchelartig wachſenden, ſpitzen Blättern nur hier und da geſehen werden, obwohl die meiſten von ihnen unter dem Waſſerſpiegel lange, weitverzweigte, flutende Stengel treiben. Weiter dem Rande zu weht das Schilf flüſternd hin und her, die zierlichen Rispenbüſchel neigend. Da, wo das Waſſer des Teiches nicht tief, indeſſen der Boden ſumpfig iſt, zeigt ſich eine andere Vegetation. Igelkolben, Rohrkolben, Kreſſe und Waſſerhahnfuß, der auch im tieferen Waſſer fortkommt, wurden als Sumpf— pflanzen ſchon genannt. Hierzu kommt von dieſen Arten das Pfeilblatt mit ſeinen dreiblütigen, weißen Quirlen, die gelbe Schwertlilie, der Fieber— klee, das Kalmus, Waſſerlieſch u. a. Noch flacher im Waſſer ſteht der Froſchlöffel mit ſeiner armleuchterartigen Rispe, das blaue Sumpfvergiß— meinnicht, die Sumpfdotterblume u. a.; die Blätter aller dieſer ſind ſelten, ihre Blüten nie ſchwimmend, ſtets erheben ſie ſich mehr oder weniger über die Oberfläche des Waſſers. Das iſt in großen Zügen das Vegetationsbild des heimiſchen Süßwaſſers. Es iſt nicht ſo überwältigend, nicht ſo be— drückend, wie die Flora zwiſchen den Wendekreiſen, die in den Nelumbien den Gipfelpunkt der Anmut und Schönheit der Waſſerpflanzen erreicht. Während bei uns die Poeſie die Geiſter der Waſſerwelt mit den See— roſen ſchmückt, iſt es dort die vielbeſungene, heilige Padma oder Lotosblume der Indier. Ihre großen runden, ſchildförmigen Blätter, die ſich teils über das Waſſer erheben, teils auf ihm ſchwimmen, die ſchönen roten großen Blüten, zierlich geneigt an dem fleiſchigen, hohen Blütenſtiele und den herr— lichſten Duft über der Waſſerfläche ausſtrömend, ſind fürwahr ein liebliches Bild, wie es beſſer der indiſche Mythus für ſeinen Cultus ſich nicht hätte wählen können. 2. Das Licht und ſeine Beziehung zum Leben der Pflanze. Von einer beſondern Wirkung auf die Lebensthätigkeit der Pflanze iſt das Licht. Die Aufnahme und Zerſetzung der Kohlenſäure, die nur unter ſeinem Einfluſſe erfolgt, das Streben und Wenden der Pflanze dem Lichte zu, ihr Untergang, wenn ſie dem Einfluſſe desſelben entzogen wird, das ſind unwiderlegbare Zeugniſſe hierfür. Stellt man eine grüne Pflanze an einen dunklen Ort, ſo macht man bald die Wahrnehmung, daß dieſelbe ſchon nach kurzer Zeit ihre grüne Farbe verliert und ſchließlich zu Grunde geht. Indeſſen giebt es auch Pflanzen, die monatelang das Licht entbehren können, ohne zu verderben. Bei dieſen findet aber während der Zeit der Finſternis keine Zunahme an Pflanzenſubſtanz ſtatt. Samen, Knollen u. ſ. w. keimen auch in völliger Dunkelheit, aber die Pflanze entwickelt ſich dann nicht normal, ſie wird nicht grün, nimmt eine abnorme Geſtalt an und wächſt nur ſo lange, als Reſerveſtoffe vorhanden ſind. Eine ſolche vom Lichte abgeſchloſſene Pflanze beſitzt weniger organiſche Subſtanz, als im Samen oder der Knolle ent— halten war. Ein beſtimmter Bruchteil der Pflanzenſubſtanz wird verbrannt und ausgeatmet; denn die Pflanzen atmen ſo gut wie die Tiere; ſie nehmen Sauerſtoff auf und ſcheiden Kohlenſäure und Waſſerdampf aus; ihre At— mung erfolgt auch in tiefſter Finſternis, während die Bildung organiſcher Stoffe — die Aſſimilation — nur bei Licht erfolgt, und zwar beanſpruchen die ver— ſchiedenen Gewächſe hierzu einen beſtimmten Grad von Helligkeit; zahlreiche Pflanzen fühlen ſich nur wohl im magischen Halbdunkel des Laubwaldes, während andere Grotten, Höhlen und Klüfte, wo eine ſtändige Dämmerung herrſcht, bewohnen. Für alle dieſe wird der ſonſt lebenſpendende Sonnenſtrahl zum Todesſtrahl, ſie verbleichen, wenn ſie ſeiner Einwirkung ausgeſetzt ſind und ſterben. Die Zahl der Pflanzen, welche mit nur wenig Licht auskommen können, iſt ſehr gering, und alle dieſe ſind blütenlos. Nie kann ſich eine wirkliche Blüte bei gänzlichem Lichtabſchluß entwickeln, bei ihr ſind es die verſchiedenen Farben, welche des flutenden Lichtes beſonders zu bedürfen ſcheinen. Inwieweit Wärme und feuchte Luft, wie ſie in den tropiſchen Ländern herrſcht, oder die klare trockene Luft des Gebirges auf die Blüten der Pflanzen einwirkt, um ſie zu voller Pracht zu entwickeln, dieſe Punkte ſind noch nicht erklärt. Die meiſte Kenntnis beſitzen wir von der Entſtehung der grünen Farbe der Pflanzen. Nach dem, was wir von dem Atmungsprozeß der Pflanze kennen, iſt uns bekannt, daß der Träger der grünen Farbe, das Chlorophyll, mit dieſen in innigem Zuſammenhange ſteht. Nur die Zellen der Pflanzen, welche Blattgrün enthalten, ſind imſtande, Kohlenſäure zu ſpalten und den Kohlenſtoff derſelben mit den Elementen des Waſſers zu organiſchen Verbindungen zuſammen zu ſchmelzen, ein Vorgang, deſſen Ausführung einem Chemiker noch nicht gelungen iſt. Der Chlorophyllkörper tritt bei manchen Algen in der Form von Spiralbändern, Ringen, Platten ꝛc. auf, iſt aber bei den meiſten Pflanzen linſenartig geformt und bildet dann Chlorophyllkörner; die farbloſe, aus Eiweißſtoffen beſtehende Grundlage ER ER: der Körner beſitzt den Bau eines zarten Schwammes, in deſſen Majchen der grüne Farbſtoff eingelagert iſt. Die Vermehrung des Chlorophylls in der lebenden Pflanze geſchieht durch Teilung bereits vorhandener Körner, oder es entſteht neu aus farbloſen plasmatiſchen Gebilden. Die Zu— ſammenſetzung des Chlorophylls iſt noch unbekannt. Die bisherigen Unterſuchungen hierüber haben die verſchiedenſten Reſultate ergeben. Der Chlorophyllfarbſtoff bildet ſich in den plasmatiſchen Gebilden nur dann aus, wenn die Pflanze Licht von einer beſtimmten Stärke erhält. Ihre merkwürdigen Beziehungen zum Licht zeigen dieſe Körner durch die Veränderungen im Wechſel, Lage und Geſtalt, welche ſie beim Wechſel der Beleuchtung im Innern der lebenden Pflanzenzelle ausführen. Die Körner in beſchatteten Organen beſitzen im allgemeinen einen kleine— ren Durchmeſſer und größere Dicke, während ſie bei Beſonnung länger und ſchmäler werden. Iſt das Licht nicht ſehr intenſiv, ſo ſammeln ſich die Chlorophyllörner einer Zelle an den gegenüberliegenden Wänden an, welche dem einfallenden Lichtſtrahl zugekehrt ſind, während ſie bei kräf— tiger Beſtrahlung auf die dem Licht— ſtrahl parallelen Wandungen ſich verteilen; bei völliger Dunkelheit nehmen die Körner eine verſchiedene Stellung ein. Der hohe Wert des Chloro— phylls für das Leben der Pflanzen — Ar beruht darauf, daß durch dieſes die e Waſſerpeſt (nach Dodel). Bildung neuer organiſcher Sub- P. Plasma. 7. Zellkern. C. Chlorophyllkörner. ſtanzen aus den Elementen der Th. Zellwand. Kohlenſäure und des Waſſers nur innerhalb des Chlorophyllkorns unter Einfluß beſtimmter Strahlenarten des Lichtes ſtattfinden kann. Das Chlorophyllkorn iſt das Organ der Kohlen ſäurezerſetzung in allen grünen Pflanzenteilen. An jedem Chlorophyllkorn läßt ſich eine harte Außenſchicht und eine poröſe Innenſchicht erkennen. Der innere Teil iſt von einer ölartigen Maſſe durchtränkt, in welcher der grüne Farbſtoff gelöſt enthalten iſt. ee Alle grünen Teile der Pflanzen beſitzen, ſolange ſie dem Lichte aus- geſetzt ſind, die Fähigkeit, aus ihrer Umgebung, ſei dieſe Luft oder Waſſer, Kohlenſäure aufzunehmen und an ihrer Stelle Sauerſtoff abzuſcheiden und zwar richtet ſich die Menge des Sauerſtoffes, welchen die Blätter liefern, nach ihrer Oberfläche, nicht nach ihrer Maſſe. Ein Beiſpiel für die Aufnahme von Kohlenſäure teilt Bouſſingault mit. Er trieb durch einen Ballon, welcher einen mit 20 Blättern beſetzten Weinſtock in ſich hatte, in einer Stunde, während die Sonne den Ballon beſchien, 15 1 atmoſphäriſche Luft, welche 0,0004 bis 0,00045 ihres Volumens Kohlenſäure enthielt; nach dem Austritt der Luft aus dem Ballon hatte ſich der Kohlenſäuregehalt auf 0,0001 bis 0,0002 verringert. Die Menge des ausgehauchten Sauerſtoffes deckt ſich nicht vollſtändig mit der aufgenommenen Kohlenſäure, ſie iſt ſtets geringer als ſie hätte ſein müſſen. Neben Sauerſtoff haucht auch die Pflanze noch eine gewiſſe Menge Stickſtoff aus, deſſen Herkunft jedoch noch nicht klar iſt. Werden grüne Pflanzenteile dem Einfluſſe des Lichtes entzogen, ſo tritt ein entgegengeſetztes Verhalten ein. Während der Stunden der Nacht abſorbieren die Pflanzen Sauerſtoff und hauchen eine an Kohlenſäure reiche Luft aus. Dieſes findet auch bei ſämmtlichen, nicht grüngefärbten Pflanzenteilen ſtatt, ſie mögen dem Lichte ausgeſetzt ſein oder nicht. Nur die grüngefärbten Pflanzen beſitzen hiernach eine doppelte Atmung, eine durch Verzehrung von Kohlenſäure und Abſcheidung von Sauerſtoff am Tage und eine mit Verzehrung von Sauerſtoff und Bildung von Kohlenſäure verbundene in der Nacht. Wird eine Pflanze mit einer beſtimmten Menge Luft abgeſchloſſen, ſo läßt ſie dieſe in Volumen und Zuſammenſetzung unverändert, ſie bereitet alſo in der Nacht ebenſoviel Kohlenſäure, als ſie während des Tages ab— ſorbiert hat. Wird nun aber dieſer Luft Kohlenſäure zugeſetzt, oder der Pflanze kohlenſaures Waſſer zum Aufſaugen gegeben, ſo zeigt eine nach— trägliche Analyſe der Luft, daß der Sauerſtoff darin überwiegend iſt. Dieſes iſt im Aquarium der Fall. Hier ſorgen die Tiere am Tage für eine genügende Menge Kohlenſäure, die von der Pflanze während der Stunden des Tages umgewandelt wird und während der Nacht Tier und Pflanze erhält. Dieſes iſt die Urſache, daß ſich die Kohlenſäure in einem richtig bepflanzten Aquarium nie über einem beſtimmten Grad anhäufen kann. Das Leben der Pflanze erliſcht ebenſowohl wenn ihm die Kohlenſäure, als wenn der Sauerſtoff entzogen wird. Für die Pflanze ſind beide Atmungswege wichtig, ſie ergänzen ſich gegenſeitig, obſchon ſie ſich ſcheinbar ſchroff und feindlich gegenüberſtehen. Die bei der Atmung von der Pflanze ausgehauchte Kohlenſäure wird durch Verbrennung organiſcher Subſtanz gebildet, wodurch es ſich erklärt, daß die Pflanze durch den Atmungsprozeß einen Ausfall von Subſtanz erleidet. Bei ſchnell und lebhaft wachſenden Pflanzen iſt dieſer Ausfall nicht unerheblich. Nun iſt es ſeltſam, daß einige Gewächſe, deren chloro— phyllhaltige Zellen nur durch Zerlegung von Kohlenſäure direkt aus un— organiſchen Stoffen organiſche Verbindungen zu gewinnen vermögen, einen Teil dieſer letzteren ſofort wieder zu Kohlenſäure und Waſſer verbrennen BA ee und hierdurch einen Abgang der von ihnen angeſammelten Nährſtoffe be- wirken. Es ſcheint dieſes alſo in geradem Widerſpruch mit der Oekonomie der chlorophyllhaltigen Gewächſe zu ſtehen. Der Grund hierfür iſt noch nicht genau feſtgeſtellt; indeſſen ſoviel iſt beſtimmt, daß durch die Atmung diejenigen Kräfte gewonnen werden, welche zur Umſetzung der Bauſtoffe und zum Wachstum nötig ſind; die Verbrennung organiſcher Stoffe im Pflanzengewebe iſt erforderlich zur Erzeugung freier Kräfte. 3. Die Ernührung der Pflanzen. Die Aufnahme der unorganiſchen Nährſtoffe bei der Pflanze iſt nicht unmittelbar ſichtbar. Die Hauptmaſſe des Pflanzenkörpers beſteht aus organiſchen Ver— bindungen von Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Sauerſtoff, Stickſtoff und Schwefel, und alle dieſe Elemente haben für die Ernährung der Pflanze eine ganz beſondere Bedeutung. Ihren Geſammtbedarf an Kohlenſtoff entnimmt die grüne Pflanze dem ſie umgebenden Medium, welches etwa / Koh— lenſäure enthält, und dieſe letztere wird unter Abſpaltung von Sauerſtoff zerſetzt, während der Kohlenſtoff in Form einer noch nicht bekannten Verbindung von der Pflanze aufgenommen d. h. aſſimiliert wird. Dieſe Aſſimilation iſt ſtändig an das Vorhandenſein von Chlorophyll und an die Gegenwart genügend intenſiven Lichtes geknüpft. Als erſtes ſichtbares Produkt der Aſſimilation tritt das Stärkemehl im Innern der Chlorophyllkörner auf. Enthält das der Pflanze darge— botene Medium keine Kohlenſäure, ſo unterbleibt die Bildung des Stärke— mehls. Dieſe Stärke erfährt bald die verſchiedenſten Veränderungen: ſie wird verflüſſigt und von Zelle zu Zelle hinauf in die Knoſpen und hinab in die Wurzeln getrieben oder ſie bleibt in Zuckerarten umgewandelt in den Früchten, den Wurzeln u. ſ. w. oder als fettes Oel, wie im Samen auf— bewahrt. Während der ganzen Periode des Wachstums werden von dem Chlorophyll der Pflanze ſtets neue Verbindungen eingegangen, über deren Entſtehung, Zweck und Bedeutung zum Teil noch wenig ſicheres bekannt iſt. Die Aufnahme des Waſſers und der dieſem beigemiſchten Nährſtoffe bei den Land- und Sumpfpflanzen findet durch die Wurzelhaare, bei den Waſſerpflanzen ſehr wahrſcheinlich durch die ganze Oberfläche ſtatt. Der Bau der oberflächlichen Zellen der Waſſerpflanzen iſt viel ein— facher als der der Erdpflanzen. Zur Hebung der Erdſalze ſind bei dieſen letzteren ſehr verwickelt gebaute Einrichtungen nötig, die beſonders die von der Luft umgebenen oberirdiſchen Teile zeigen. Dieſe Einrichtungen ſind für die Waſſerpflanzen unnötig, da ein Heraufleiten in jene Regionen, wo die Nährſalze bei der Bildung organiſcher Subſtanz verwendet werden ſollen, überflüſſig iſt, weil hier die ganze Pflanze die Nährſtoffe direct aus dem umgebenden Waſſer aufnimmt. Die Aufnahme iſt für ſie bedeutend einfacher, weil keine beſonderen Organe erſt eine Quelle zu ſuchen brauchen, — 58 — da alle Teile von einer Löſung dieſer mineraliſchen Salze umſpült werden. Hiermit ſteht auch in engem Zuſammenhange, daß die Wurzeln der eigent— lichen Waſſerpflanzen meiſt nur klein ſind. Alle Waſſerpflanzen nehmen eine bedeutende Menge mehr Nährſalze auf, als die Landpflanzen. Hiermit erklärt es ſich, daß Waſſer, welches nur arm an Stoffen iſt, auch nur ſehr wenig Waſſerpflanzen enthält. Hiernach ſollte man meinen, daß fließendes Waſſer eine ſehr reiche Flora aufweiſt, weil an dieſen Stellen nicht auf Erſatz der dem Waſſer entzogenen Stoffe gewartet zu werden braucht, da die Strömung ſchon im nächſten Augenblick an die Stelle der verbrauchten Stoffe neue zuführt. Die Erfahrung zeigt dagegen, daß dem nicht ſo iſt. Strömendes Waſſer iſt der Entwicklung der Waſſerpflanzen nicht ſo günſtig als ſtehendes in Teichen, Tümpeln und Seen. Es mag dieſes darin ſeinen Grund haben, daß fließendes Waſſer der Pflanze bei Aufnahme von Nährſalzen mechaniſche Schwierigkeiten entgegenſetzt. Nur wenig Pflanzen ſuchen ſich gerade jene Punkte des Waſſers mit Vorliebe aus, wo ſie dem ſtärkſten Anprall der Wogen ausgeſetzt ſind. Beſonders find es Laub- und Lebermooſe, die an den ſchäumenden Kaskaden der Gebirgsbäche ſich auf dem Geſtein anſiedeln. Wiederholen wir kurz, was von der Pflanze bis jetzt geſagt iſt. Waſſer, Luft, Licht und Wärme ſind die Bedingungen, welche die Pflanze ſtellt, um lebensfähig zu ſein. Durch ſeine Stoffbewegung erzeugt das Pflanzen— leben organische Stoffe, wie Stärkemehl, Zucker, Eiweißſtoffe, Fette ꝛc., welche die Nahrung der Tiere bilden; ebenſo erneuert es ſtändig den für das tieriſche Leben unentbehrlichen Sauerſtoff des umgebenden Mediums. Die Tiere atmen die für das Pflanzenleben unentbehrliche Kohlenſäure aus und bieten dem Boden durch Ausſcheidungserzeugniſſe der Verdauung neue Nahrungsſtoffe für die Pflanzen, beſonders ſtickſtoffhaltige. So ſind beide Reiche organiſcher Struktur, Tier und Pflanze, auf einander angewieſen. 4. Die Torm und Geſtalt der Waſſerflorn. Ganz anders als die Landpflanzen, deren Ausſehen durch den meiſt ſenkrecht ſtehenden Mittelſtamm bedingt wird, zeigen ſich die Waſſerge— wächſe. Dieſer Mittelſtamm iſt bei den Waſſerpflanzen flutend, d. h. er wird vom Waſſer getragen. Holz und Baſt ſind bei ihm nicht vorhanden, dagegen iſt er mit großen Luftkanälen durchzogen und daher ungemein leicht und ſchwimmfähig. In einzelnen Fällen bleibt der Stamm der Waſſerpflanze nur kurz, ſodaß er kaum merklich aus dem Schlamme des Bodengeundes hervorragt. Bei derartigen Stämmen beſitzen die Blätter das Streben, durch ſehr langgeſtreckte, bandartige Formen dieſem Uebelſtande dadurch abzuhelfen, daß ſie ſelbſt nach oben, dem Lichte zuſtreben, ſie werden flutend. Im andern Falle erheben ſich von dem kurzen Stamme Blätter mit großen Blattſpreiten und langgeſtreckten Stielen, welche ſolange fortwachſen, vis die ſcheibenförmigen Spreiten auf die Oberfläche gelangen und dort ſchwimmen. Wieder andere Waſſerpflanzen wurzeln mit ihrem kurzen Stamme gar nicht im Boden, ſie ſchwimmen vollſtändig frei an n der Oberfläche und nur dann, wenn ihre chlorophyllreichen Blätter die Arbeit nicht mehr verrichten wollen, die ihnen zukommt, ſinken ſie auf den Grund hinab und ruhen dort eine Zeit aus. Die Waſſerpflanzen, deren Stengel lang und flutend iſt, beſitzen Blätter von vielfacher Zerteilung und Zerſplitterung, um die Flächen zur Aufnahme von Nährſtoffen, ſowie des unter Waſſer zerſtreuten Lichtes zu vergrößern. Bei Pflanzen, die untergetauchte und ſchwimmende Blätter be— ſitzen, find die untergetauchten vielfach zerſchliſſen, die oben ſchwimmen— den dagegen vollſtändig ausgebildet. Die vollſtändig untergetauchten Waſſer— pflanzen weiſen verſchiedene Blattformen auf. Die von den oft weitverzweigten Stengeln ausgehenden Blätter ſind bald in Schraubenlinien geſtellt, in manchen Fällen breit und den Stengel umfaſſend, bald ſtellen ſie lange Bänder und Fäden dar, bei den meiſten Pflanzen ſtehen ſie rund um den Stengel in geeigneten Abſtänden und ſind in ſehr feine borſten— förmige Zipfel aufgelöſt, andererſeits ſind ſie auch oft wieder ungeteilt und ganzrandig, fein gezähnelt und wellenförmig. Die Form dieſer Blätter hängt von den Eigentümlichkeiten der Beleuchtungsverhältniſſe in den ver— ſchiedenen Waſſertiefen und beſonders von der Richtung des Mittelblatt— ſtammes ab. Pflanzen, die in Tümpeln und Teichen ſtehen, wo eine Bewegung des Waſſers nicht vorhanden iſt, beſitzen untergetauchte Blätter, die in be— ſtimmten Entfernungen kreisartig angeordnet ſind. Andere Pflanzen wiederum deren Standort fließende Gewäſſer ſind, weiſen lange band- oder faden— förmige, oder in fadenartige Zipfel geteilte Blätter auf, die alle Be— wegungen der Strömung mitmachen. Dieſer ſtändigen Bewegung wegen beſitzen auch die Blätter dieſer Pflanzen eine derbere Struktur; ihre Zellen— wände ſind verdickt, ihre Stämme durch zähe, der Rinde eingelagerte Baſtbündel gegen ein Zerreißen geſchützt. In der Form und Beſchaffenheit des Laubes weichen die Sumpf— pflanzen, die man auch wohl als amphibiſche Pflanzen bezeichnet, ſehr von den echten Waſſerpflanzen ab. Sie bewerkſtelligen ihre Ernährung meiſtens durch die im Boden ſich befindenden Wurzeln und gleichen daher in ihrer Lebensweiſe den Landpflanzen, unterliegen jedoch auch dem umbildenden Einfluß des Waſſers, ſei es, daß es fällt, ſei es, daß es ſteigt. Die Ent— wicklung der Sumpfpflanzen geht in den meiſten Fällen nur im Waſſer vor ſich. Sie verlangen, daß ihr Stamm wenigſtens im Anfange längere Zeit von dem feuchten Elemente umſpült wird, ſtellen jedoch auch an— dererſeits wieder den Anſpruch, längere Zeit, wenn auch nicht trocken, ſo doch nur feucht zu ſtehen, um die Wurzel dem Einfluß der Luft auszuſetzen. Ihre im Waſſer ſich entwickelnden Blätter ſind ſchmal und grasartig, ſolange ſie nicht die Oberfläche berühren. Wird dieſe endlich erreicht, ſo verbreitert ſich das Blatt an der Spitze und nimmt ſchließlich eine länglich ovale Form an, indem es ſich dann flach auf das Waſſer legt. Die ſich ſpäter entwickelnden Blätter zeigen die ausgebildete Form, indem ſie ſich auf kräftigen Stielen gleich über die Oberfläche des Waſſers erheben. Ganz entwickelt vermag die Sumpfpflanze auch als Uferpflanze fortzubeſtehen. — 60 — 5. Die Tortpflanzung der Büßwaſſer-Tlarn. Der mächtige Trieb aller organiſchen Weſen, ihre Eigenſchaften in möglichſter Vollkommenheit zu vererben, iſt auch bei den Waſſerpflanzen ausgeprägt. Treten auch unter Umſtänden mancherlei Einflüſſe, wie Stand— ort, Witterung u. ſ. w. dieſem Triebe des öftern hemmend entgegen, ſo bleibt doch der typiſche Charakter der Pflanze faſt immer gewahrt. Es iſt längſt nachgewieſen, daß kein Tier, keine Pflanze ſeinen Eltern vollkommen gleich iſt, ſelbſt dann nicht, wenn der Nachkomme, wie bei vielen Pflanzen, einem Zwitter ſeinen Urſprung verdankt; beide Charaktere von Vater und Mutter werden gemiſcht beim Nachkommen zu finden ſein. Nach beſtimmten Punkten hin weicht eben ſtets der Abkömmling von ſeinen Erzeugern ab und wird dieſe Abänderung Generationen hindurch beibe— halten, ſo muß ſchließlich eine feſtſtehende Veränderung der Art eintreten. Dieſes iſt, bleibt die Pflanze ſich ſelbſt überlaſſen, indeſſen nur ſelten der Fall. Wird aber durch die kundige Hand des Gärtners dieſe oft ſtark auftretende Veränderung beſonders behandelt, ſo können unter ſeiner Pflege dieſe Zufälligkeiten erhalten bleiben, ſich vererben und mit der Zeit als beſondere Charaktereigenthümlichkeit ausgebildet werden. Gehen wir nach dieſen als allgemein gehaltenen Bemerkungen zur eigentlichen Fortpflanzung der Süßwaſſer-Flora über und beginnen wir mit jener der Algen und zwar mit der Fadenalge. Die Fadenalge, durch das Mikroſkop geſehen, ſetzt ſich aus zahlreichen cylindriſchen Zellen zuſammen, die mit Chlorophyll gefüllt ſind. In allen findet eine lebhafte Bewegung des grünen Farbſtoffes ſtatt. Plötzlich bricht eine der Zellen in der Mitte auf und ein in lebendiger Entwicklung be— griffener Protoplasmakörper tritt aus der Schale heraus. Er ſtellt eine grüne Kugel dar. An einem Punkte derſelben entſteht ein weißes Köpfchen, welches wieder einen Kranz langer Wimpern hervortreibt. Die Wimpern fangen an zu ſchwingen; die grüne Kugel rotiert um ihre Achſe und rollt in die Waſſerfläche hinaus, von einem Leben beſeelt, als ob aus der Pflanze ein Tier entſtanden ſei. Dieſe frei ſich bewegenden Protoplasma— körper nennt man „Schwärmzellen“. Faſt alle Kryptogamen beſitzen die Fähigkeit, derartige Schwärmzellen hervorzubringen, die indeſſen in Geſtalt und Größe ihrer Organe, ſoweit man von dieſen ſprechen kann, und in ihrer Bewegung ſehr von einander abweichen. Hat der ins Freie getretene Schwärmer der Fadenalge ſich einige Stunden der freien Bewegung erfreut, ſo werden ſeine Bewegungen langſamer; es treten Pauſen ein, die ſich ſtets mehr und mehr ausdehnen. Schwamm der Schwärmer nach ſeinem Austritt dem Lichte entgegen, ſo ſucht er jetzt dunkle Stellen auf und verankert ſich an irgend einem feſten Körper. Die Wimperfäden werden eingezogen, das tieriſche Leben iſt erloſchen und es beginnt nun ein neues. Das Kopfende bildet eine Art Würzelchen und das hintere, lebhaft gefärbte Ende ſtreckt ſich in die Länge, nachdem ſich der ganze Körper mit einer dünnen, glashellen Zellhaut umkleidet hat. Allmählich wächſt nun dieſes keulenförmige Gebilde zu einem langen, grünen Faden aus, welcher durch eingeſchobene Querwände in viele eylindriſche — 61 — Kammern oder Zellen geteilt ift und dem elterlichen Faden, aus dem der Schwärmer hervorgegangen iſt, völlig gleicht. Jetzt kann ſich der Prozeß wiederholen und jede einzelne Zelle kann Schwärmer entlaſſen, die ſich ſpäter zu neuen Algenfäden entwickeln. Noch intereſſanter, als die Fortpflanzung der Fadenalge iſt die der Kraushaaralge. Dieſe niedliche Pflanze, ſo genannt, weil ihre zarten, un— verzweigten Fäden lockige Büſchel bilden, die oft wie aufgelöſte Haar— ſträhnen über die vorſtehenden Felſen klarer Bäche, oder über die Waſſer— becken laufender Brunnen herabhängen, iſt aus eylindriſchen Zellen auf— gebaut, deren jede in einer glashellen Zellſtoffhaut wäſſerigen Zellſaft, einen zähflüſſigen grüngefärbten Plasmagürtel mit Zellkern und zahl— reichen Chlorophyllbläschen umſchließt. Der Faden wächſt, indem ſich eine jede Zelle in die Länge ſtreckt, worauf der Zellkern in zwei Teile zerfällt, durch die Mitte ſich eine Querwand ſpannt, ſodaß aus einer Elternzelle zwei gleich große Kinderzellen entſtehen. Obgleich eine ſolche Vermehrung ſehr einfach und ergiebig iſt, da die ſo entſtandenen Kinderzellen, jede wieder teilungsfähig iſt, ſo beſitzt die Kraushaaralge noch eine andere Ver— mehrung, die uns an die Schwelle des von mannigfaltiger Poeſie durch— wirkten und umwobenen Pflanzen-Geſchlechtslebens führt. Wie ich ſchon ausführte, beſteht jeder einzelne Faden der Kraushaar— alge aus vielen Zellen. Wenn dieſe Fäden ihr Wachstum beendigt haben und die Zeit zur Befruch— tung gekom— men iſt, zer— teilt ſich der protoplasma— tiſche Inhalt jeder einzel— nen Zelle in viele grün ge— färbte kugelige Teile, die in einem runden, g i I aus einer farb— Fig. 30. Befruchtung und Fruchtbildung der Kraushaaralge. K. K. 8 Matt 1. Austretender Ballen mit Schwärmern. 2. Ausgeſchlüpfter kugeliger Ballen. loſen * kaſſe 3. Ausſchlüpfen der Schwärmer. 4. Abſtoßen zweier aus einer Zelle ſtammen beſtehenden den Schwärmer. 5. Vereinigung von Schwärmern, die aus verſchiedenen . Zellen | en. 6. Vereinigte Schwärmer. 7. Feſtſitzende gepaarte Schwärmer 8 5 Zellen ſtammen. 6. Vereinigte Schwärmer. 7. Feſtſitzende gepaarte Schwärmer. Ballen ruhen Alles vergrößert. (Zum Teil nach Dodel.) und der durch eine in der Zellenwand entſtehende Offnung in das umgebende Waſſer gelangt. Hier löſen ſich ſogleich die einzelnen Protoplasmateile, welche den Ballen bilden und es zeigt ſich nun, daß jeder Teil an einem Ende zwei ſchwingende Wimpern trägt, mit deren Hilfe er im Waſſer frei her— umſchwimmt. Da nun mehrere Zellen zu gleicher Zeit dieſe Ballen dem Waſſer abgeben, ſo ſchwärmen eine ganze Anzahl dieſer Schwärmſporen in das umgebende Medium. Begegnen ſich hierbei zwei aus einer Zell — 62 — kammer ſtammende Protoplasmen, ſo weichen ſie ſich gegenſeitig aus; treffen ſich dagegen zwei aus verſchiedenen Zellen ſtammende, ſo ſtoßen ſie mit ihren bewimperten Enden zuſammen legen ſich ſeitlich umkippend anein— ander und verſchmelzen zu einem mit vier Wimpern beſetzten Körper. Dieſes Verſchmelzen iſt die einfachſte Form der Befruchtung im ganzen Pflanzen— reiche, und ihr Ergebnis iſt die Frucht. Das ſo entſtandene Protoplasma— klümpchen umgiebt ſich mit einer Zellhaut und heftet ſich an irgend einen Körper unter Waſſer feſt. Aus der feſtſitzenden einzelligen Frucht entſteht jedoch nicht ſogleich eine bandförmige Zellenreihe, ſondern es entwickeln ſich zunächſt erſt Schwärmſporen, die ſich wiederum feſtſetzen, ſich mit Zellhaut umgeben, Fächer bilden und dann erſt zum Ausgangspunkt einer band— förmigen Zellenreihe werden. Diejenigen Schwärmer, welche nicht zur Paarung kommen, gehen zu Grunde, ſie zerfließen im Waſſer, ohne den Zweck erreicht zu haben, den die Natur ihnen vorſchreibt. Die Vereinigung der Schwärmſporen vollzieht ſich mit großer Schnelligkeit. Innerhalb weniger Minuten ſind alle Entwicklungsſtufen des ganzen Vorganges durchlaufen. Faſt dasſelbe wie bei der Kraushaaralge findet im Geſchlechtsleben der höheren und höchſtſtehenden Organismen ſtatt, nur daß hierzu bei dieſen beſondere Organe vorhanden ſind. Bei den höherſtehenden Pflanzen, ſeien es Land-, Sumpf- oder Waſſerpflanzen, iſt die Fortpflanzungsweiſe verwickelter. Sie gelangen nach erfolgter vollſtändiger Formenentwicklung zur Blüte und in deren Folge zur Frucht- und Samenbildung. Bei den Waſſerpflanzen, die unter Waſſer ſich ausbreiten, iſt dieſes bewegliche Element für die Blüten- und Fruchtbildung nicht beſonders ge— eignet. Bei der Blüte, die über den Waſſerſpiegel erhoben wird, iſt es ſehr vom Zufall abhängig, ob der launiſche Wind oder die Inſekten und an— dere die Befruchtung vermittelnde Momente, wie ich ſie weiter unten ſchildern werde, ſo ſicher ihren Dienſt verrichten — wie ſie es bei den Land— pflanzen thun, — daß es überhaupt zur Samenbildung kommen kann. Er— höhter Waſſerſtand zur Zeit der Blüte kann bei ihnen ſchon zur Folge haben, daß dieſelben überhaupt nicht zur Entwicklung kommen. Bringt es nun wirklich die Waſſerpflanze zur Blüte, ſo kann der Wind, der ja bei ihnen meiſtens die Übertragung des Blütenſtaubes zu beſorgen hat, dieſen ſehr leicht mit Waſſer in Berührung bringen, wodurch er ſogleich zur Be— fruchtung ungeeignet wird. Aus dieſen Gründen zeigen alle unterge— tauchten Waſſerpflanzen wenig Neigung zur Samenbildung, um ſo größer iſt dagegen ihre Fähigkeit für eine vegetative Vermehrung. Jeder Teil der Pflanze beſitzt bei ihnen das Vermögen, neue Pflanzen zu bilden. Andere Waſſergewächſe vollführen ihre Vermehrung durch Ausſendung von Nebenſproſſen, an denen ſich, mit der Mutterpflanze ſtielartig verbunden, neue Pflanzen ausbilden, um nach hinreichender Entwicklung ſelbſtändig fortzuwachſen. Eine eigentliche Vermehrung durch Samen findet in der Weiſe wie bei den Landpflanzen auch bei den Sumpfpflanzen nicht ſtatt. Bei dieſen iſt allerdings der Pollenſtaub nicht jo leicht wie bei den Waſſer— pflanzen einer Vernichtung durch Waſſer ausgeſetzt. Dagegen unterliegen ihre Samen manchen Zufälligkeiten, welche die Entwickelung in Frage ſtellen. Übergetretene Gewäſſer können ihn fortſchwemmen, ihn verfluten, ſodaß er keine paſſende Gelegenheit hat zur Anſamung. Andererſeits können die Gewäſſer vollſtändig ausgetrocknet ſein, ſodaß er nicht die nötige naſſe Einbettung im Boden findet, die er zu ſeinem Gedeihen benötigt. Um dieſen und anderen Fällen vorzubeugen, beſitzen die Sumpfpflanzen ebenfalls eine ausgeſprochene Neigung zur rein vegetativen Vermehrung ihrer Art durch Wurzelſproſſen, Ausläufer oder Bildung von Knollen, welche unabhängig von äußeren Einflüſſen den Fortbeſtand der Art ſicher ſtellen. Je mehr die Sumpfpflanze an das Waſſer gebunden iſt, deſto mehr findet ſich bei ihr dieſe Art der Fortpflanzung. Es erübrigt nun noch kurz die Befruchtungsvorgänge und die Ent— wicklung des Samens bei den Blütenpflanzen zu beſprechen. Alle höheren Pflanzen beſitzen für ihre Fortpflanzungszellen beſondere Schutzvorrichtungen, und ſorgen auch für die erſte Ernährung ihrer Nach— kommenſchaft. Dieſe Vorkehrungen der Mutterpflanze zum Schutze und zur erſten Ernährung der Fortpflanzungszellen nennt man die Blüte. In ihr ſind in der Regel beide Arten von Fortpflanzungs— zellen, die befruchtenden männlichen und die Ei— zellen oder weiblichen entwickelt. Zum Schutze des Blütenſtaubes werden Blätter in Staubblätter umgebildet; zum Schutze und zur erſten Ernährung des befruchteten Eies, des Keimlings, werden andere in Samenknoſpen verwandelt. Letztere beſtehen aus der Eizelle und den Samenblättern, welche die Eizelle umhüllen und ſie mit der erſten Nah— rung verſorgen. Dadurch wird der Same gebildet, der aus dem Keimling, umgeben von nährendem Eiweiß, und einer bald dünneren oder dickeren Schutzhülle beſteht. Die Eizelle entwickelt ſich nach dem Befruchtungsakt durch die geeignete erſte Nahrung zum Keimpflänzchen, welches aus einem Anſatz zur Wurzel- und Stengelbildung und aus einem oder auch zwei Blattgebilden mit Re— ſervenahrung beſteht, und unter der ſchützenden Hülle der Samenhäute lebensfähig bleibt, bis der Same dem Boden übergeben wird, wo er die e e eee nötige Feuchtigkeit, Nährſtoffe und Wärme findet, den Samen eines Grases. welche der junge Organismus zu aſſimilieren F. Federchen. W. Würzelchen. vermag. K. Keimblatt. E. Eiweiß. 5 ae ee RE S. Samenſchale. Die Form der Blüte, als hier zu weit führend, Stark vergrößert (nach Behrens). übergehe ich und komme nun auf die Geſchlechts— teile zu ſprechen. Unter den männlichen Geſchlechts— teilen der Blumen ſind die Staubblätter oder Staubgefäße zu verſtehen. ie An ihnen laſſen ſich in der Regel zwei Hauptteile unterſcheiden: der lange, dünne Staubfaden und der dicke knollenförmige Staubbeutel. Die Form der Staubgefäße iſt bei den verſchiedenen Blüten eine verſchiedene. Der wichtigſte Teil der Staubgefäße, ohne welchen dieſelben ihren Zweck nie erfüllen können, iſt der Staubbeutel, der die Pollenkörner oder den Blütenſtaub hervorbringt und zumeiſt aus zwei Pollenſäcken, von denen jeder zweifächerig iſt, beſteht. Das Offnen der Staubbeutel geſchieht durch Längsriſſe oder durch Löcher und Klappen; jedoch verſtäubt er nur bei den „Windblütlern“ (Gräſern ꝛc.), bei den Pflanzen, die zu ihrer Befruchtung auf Inſektenbeſuche angewieſen ſind, bleibt er meiſtens an den Wänden des Staubbeutels hängen und befeſtigt ſich an den Haaren der in der Blüte Honig ſuchenden Inſekten. Figur 32. Blüte von der Brunnen— . Bahl . u Wen Felle. (Nasturtiumn otfieinale), vergrößert. ungemein ab, ebenjo ihre Form. 1. Stempel, 2. Staubgefäße. Die Pollenkörner, der Blütenſtaub, ſtellen rundliche einzellige Bläschen mit doppelter Haut dar, deren Inhalt aus trübem Protoplasma mit Ol— tröpfchen, Stärkekörnchen und einem Zellkern beſteht. Bei den Blüten, die auf eine Windbeſtäubung angewieſen ſind, zeigen ſich die Pollenkörner fein und glatt, bei denen, deren Beſtäubung durch Inſekten erfolgt, iſt die Oberfläche mit Warzen, Zapfen und Spitzen verſehen. Den mittelſten Teil einer vollſtändigen Blüte nimmt der Stempel oder der weibliche Geſchlechtsapparat ein. Gewöhnlich findet er ſich in der Blüte nur einmal vor, indeſſen beſitzen einige Blüten ihn mehrmals. An dem Stempel laſſen ſich drei Hauptteile: Fruchtknoten, Griffel und Narbe unterſcheiden. Erſterer iſt knotig, kugelig oder walzenförmig, und beſitzt die ungefähre Geſtalt der ſich ſpäter aus ihm entwickelnden Frucht. Der Griffel iſt ſäulenförmig und wird auch als Fruchtanlage bezeichnet. Er iſt hohl und hat die Aufgabe, die Pollenſchläuche den Samenknoſpen zuzuleiten. Als oberſten Teil trägt der Griffel die Narbe. Die Oberfläche derſelben iſt in den meiſten Fällen uneben und erinnert, wie der Name ſchon ſagt, an eine vernarbte Wunde. Mikroſkopiſch betrachtet trägt ſie kleine Zäpfchen oder feine Härchen, an denen die Pollenkörner leicht hängen bleiben. Aber nicht bei allen Pflanzen iſt die Narbe in dieſer Form vorhanden. Die Gräſer z. B. beſitzen ſie in bürſten- oder federförmiger Geſtalt, um den in der Luft umhertreibenden Blütenſtaub eher auffangen zu können. Selten iſt die Narbe nur ſehr klein, doch ganz fehlt ſie nie. Kurz erwähne ich noch, daß es Pflanzen giebt, die männliche und weibliche Geſchlechtsteile in einer Blüte beſitzen, ſolche, die in einer nur männliche, in der andern nur weibliche, und endlich ſolche, wovon 65 eine Pflanze nur die einen hervorbringt, alſo als männliche bezeichnet werden muß, während die andere nur weibliche beſitzt, alſo eine weibliche Pflanze iſt. Über die eigentliche Befruchtung beſteht noch nicht die gewünſchte Klarheit. Soviel iſt indeſſen beſtimmt, daß ſie in ähnlicher Weiſe vor ſich geht wie es bei der Kraushaaralge geſchildert 5 denn auch bei den höheren Gewächſen beſteht ihr Weſen in der Vereinigung zweier winzig kleiner Plasmamaſſen, von denen die eine als weiblich, die andere als männlich bezeichnet wird. Nur auf dieſe Weiſe iſt es möglich, daß durch Samen ein neuer Organismus entſtehen kann. Bei einer großen Anzahl von Pflanzen geſchieht die Übertragung des Blütenſtaubes von einer Blüte zur Narbe einer anderen durch den Wind. Die Kleinheit der pollenkörner und ihr ſehr geringes Gewicht befähigen ſie, ſich lange Zeit ſchwebend in der Luft zu halten, ſodaß ſie durch den Wind leicht weite Strecken fortgeführt werden können, bis ſie auf ihrer Wanderung zufällig zu den Blüten eines anderen Stockes derſelben Pflanze gelangen, und hier auf der Narbe haften bleiben. Alle Pflanzen, deren Beſtäubung durch den Wind geſchieht, heißen im Gegenſatz zu denen, die zur Befruchtung der Inſekten bedürfen, windblütige Pflanzen oder Windblütler. Sie blühen faſt alle im Frühling, zu einer Zeit, wo ſtärkere Winde wehen. Die Pflanzen, die auf Inſektenbeſuche zur Befruchtung angewieſen ſind, beſitzen eine lebhaft gefärbte Blüte, einen ſtarken Geruch oder ſie ſondern Honig ab. Bei dem Beſuch der Blüten werden die Inſekten mit Blütenſtaub bedeckt, der zwiſchen den Haaren hängen bleibt, auch wohl an ihnen klebt, und der dann von ihnen auf andere Blüten übertragen wird. Es iſt intereſſant, die Beziehungen gewiſſer Inſekten zu be— ſtimmten Pflanzen und die Anpaſſungen erſterer an eine beſtimmte Blüten— form zu beobachten, indeſſen würde eine Schilderung dieſer Verhältniſſe hier zu weit führen und verweiſe ich deshalb für dieſen Punkt auf eine ſpezielle Botanik. Pflanzen, die durch Inſektenbeſuche befruchtet werden, nennt man inſektenblütige. Eine künſtliche Befruchtung der Pflanze kann man mit einem weichen Pinſel ſelbſt vornehmen. Der Blütenſtaub wird aus den geöffneten Staub— beuteln geſtrichen und auf die Narbe einer anderen Pflanze derſelben Art übertragen. Der Blütenſtaub einer Blüte iſt in den meiſten Fällen nicht fähig, den Fruchtknoten derſelben Blüte zu befruchten. Diejenigen Waſſerpflanzen, ſpeziell die untergetauchten, die nicht zur Samenbildung kommen, beſitzen eine beſondere Einrichtung, um ihre Art auch durch den Winter, den Feind aller Vegetation, ungefährdet zu bringen. Sie bilden gegen den Herbſt an den Zweigſpitzen dichtgeſchloſſene End— knoſpen, die nach dem Abſterben der Mutterpflanze auf den Grund des Gewäſſers ſinken, um hier im Frühjahr, wenn alles Organiſche aus dem Bann der Erſtarrung erwacht, zu neuen Pflanzen ſich auszubilden. Sie erfüllen auch ſo die Aufgabe der Artenerhaltung, welche die Natur ihnen geſtellt hat, ohne an eine Samenbildung irgendwie gebunden zu ſein. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 5 1 6. Wert der Waſſerpflanzen für das Aquarium. Nachdem ſchon im Vorhergegangenen hier und da auf den Wert der Waſſerpflanzen für das Aquarium hingewieſen worden, erübrigt es nun noch kurz hier das bereits Geſagte zuſammenzufaſſen und zu ergänzen. Folgen wir bei der Einrichtung des Aquariums ſoviel wie möglich der Natur, die uns ein Vorbild desſelben in dem Teiche gegeben hat, ſo ſehen wir hier, daß derſelbe eine große Zahl Pflanzen beſitzt. Hier wechſeln vollſtändig untergetauchte Pflanzen, die ihre grünen Fäden durch das Waſſer ziehen, mit frei ſchwimmenden, die der Wind bald hier bald dort hin treibt und am Rande, wo das Waſſer nicht ſehr tief iſt, ſtehen in bunten Reihen Sumpfpflanzen vom zierlichen Vergißmeinnicht mit ſeinen himmelblauen Blüten bis zu den ſtattlichen Schilfarten. Sie alle haben für das Waſſer des Teiches und für ſeine Bewohner einen großen Wert, ſie müſſen in ſtehenden Gewäſſern vorhanden ſein, wenn die verſchiedenartigen Tiere hier auf die Dauer leben ſollen, da zwiſchen ihnen ein ewiges, wunderbares Wechſel— verhältnis beſteht: das Wechſelverhältnis in der Ausgleichung der Luft. Das Tier braucht zu ſeinem Leben Sauerſtoff, die Pflanze dagegen Kohlen— ſäure. Fehlten Pflanzen dem Teich, ſo würde ſich Kohlenſäure nicht nur allein infolge der Atmung der Tiere, ſondern auch durch die Verweſung der verſchiedenartigſten tieriſchen Exkremente, die ſich unter dem Einfluß der Wärme, Feuchtigkeit und Luft nach und nach zerſetzen und ebenfalls Kohlen— ſäure, ferner Kohlenwaſſerſtoffgas, Phosphorwaſſerſtoffgas und Schwefel— waſſerſtoffgas bilden, ſo ſehr anhäufen, daß ein tieriſches Leben in einem ſolchen Waſſer überhaupt nicht mehr möglich wäre. Alle dieſe Gasarten werden, wie wir bereits geſehen haben, von der Pflanze verbraucht und der Sauerſtoff an die Waſſerbewohner zurückgegeben. Durch ein einfaches Experiment kann jeder ſich hiervon leicht über— zeugen. Bringt man in kohlenſäurehaltiges Waſſer den abgeſchnittenen Sproß einer Waſſerpflanze, z. B. des Laichkrautes, des Tauſendblattes oder des Hornkrautes, ſo entweicht bei heller Beleuchtung des Pflanzen— teiles ſogleich ein Strom feiner Luftblaſen dem Querſchnitte. Stülpt man ein leeres Glasrohr über die Stelle, wo die Bläschen aufſteigen, ſo iſt es ein leichtes, dieſelben aufzufangen. Um ſich nun zu überzeugen, daß die— ſelben hauptſächlich aus Sauerſtoff beſtehen, iſt es nur nötig einen glühenden Spahn in die Röhre zu halten, deſſen Glut dann ſofort in eine helle Flamme ausbricht. Verbrennungen finden, wie ja allgemein bekannt iſt, nur bei Anweſenheit von Sauerſtoff ſtatt. Hieraus ergiebt ſich die Wichtigkeit einer reichen Flora für das Aquarium ſchon von ſelbſt. Sind Pflanzen in genügender Anzahl im Be— hälter vorhanden, ſo wird auch ein ſonſt nötiger Waſſerwechſel, der für die Tiere ſehr ſchädlich und für den Beſitzer ſehr läſtig iſt, vermieden. Sollen Fiſche im Aquarium zum Laichen gebracht werden, ſo dürfen Waſſerpflanzen überhaupt nicht fehlen, ſie liefern auch die für die Fiſchbrut ſo ſehr not— wendige Entwicklung einer reichen Infuſorienfauna, welche die erſte Nahrung der jungen Tiere bildet. Als Schmuck der Waſſerlandſchaft verleihen die Waſſerpflanzen dem ganzen Aquarium erſt den vollen Reiz. Wunderbar, ſeltſam ſchön, mit keiner oberirdiſchen Landſchaft vergleichbar, zeigt ſich hier die volle Pracht der eigenartigen Flora, die geſchickt zuſammengeſtellt auch dem gleichgiltigſten Menſchen Bewunderung entlockt. Nachdem ich in Vorſtehendem verſucht habe, ſoweit es im Rahmen des Buches möglich iſt, einen kurzen Überblick über Bau, Entwickelung und Beziehungen der Pflanzen zu geben, wende ich mich nun der Be— ſchreibung der Süßwaſſer-Flora zu. Die einzelnen Pflanzenbilder ſind in der Weiſe gegeben, daß, ſoweit bekannt, das Leben der Pflanze im Freien mit ihren beſonderen Eigentümlichkeiten zuerſt geſchildert iſt, daran ſchließt ſich ihre Pflege und Behandlung im Aquarium. IJ. Schwimmpflanzen (Plantae natantes.) Zu den Schwimmpflanzen gehören alle frei auf der Oberfläche oder im Waſſer untergetaucht ſchwimmenden Pflanzen, die entweder ganz ohne Wurzel ſind oder ſich derſelben zur Verankerung und zur Einſenkung in den Boden bei genügendem Waſſerſtande nicht bedienen. 1. Der gemeine Froſchbiß (Hydrocharis morsus ranae. L.) Die Blätter ſind ſchwimmend, geſtielt, faſt kreisrund, am Grunde tiefherzförmig geſchnitten und ganzrandig. Sie beſitzen fünf Bogennerven mit fiedrigen Seiten— nerven, ſind langgeſtielt und von zwei großen häutigen Nebenblättern geſtützt. Die Blüten treten aus einer kurzgeſtielten Scheide, die aus zwei Deckblättern gebildet wird, hervor. An ihnen läßt ſich eine blaßgrüne äußere und dreizählige innere weiße Blütenhülle unterſcheiden. Die Pflanze ſelbſt iſt zweihäuſig. Die männlichen Blüten entwickeln ſich zu zwei oder drei aus der Scheide, ſie tragen oft unfruchtbare Staubblätter. Die weiblichen Blüten ſtehen nur einzeln in ihren Scheiden und beſitzen einen unterſtändigen Fruchtknoten mit kurzem Griffel und ſechs zweiſpaltige Narben. Die Frucht iſt eine ſechsfächerige, kapſelartige Beere, die vielen Samen enthält. Die 8 bis 10 em langen, dicht mit feinen Haaren beſetzten Wurzeln hängen frei im Waſſer. Zwiſchen drei bis vier von ihnen erſcheint der Stengel ab— wärts wie abgebiſſen, als ob eine Pfahlwurzel fehlt. O=*) Stehende Gewäſſer, Gräben, zerſtreut. Juli und Auguſt. Vergl. Tafel: Waſſerpflanzen Figur 5 Froſchbiß und 5 ) In ſtehenden und langſam fließenden Gewäſſern nimmt ein unſchein— bares Pflänzchen durch ſeine Menge unſere Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Die Blätter desſelben ſind ziemlich weit aus einander gerückt und oft zu einer Art Roſette geordnet, was dadurch möglich wird, daß die Stiele der unteren Blätter bedeutend länger werden, als die, welche weiter höher ſtehen. Dieſes wunderhübſche Pflänzchen, welches frank und frei auf der Oberfläche des Waſſers vom Winde getrieben dahin zieht, iſt der Froſchbiß. Alle Blätter liegen glatt auf dem Waſſer und ſind an der Oberſeite mit Spalt— Es bedeutet: O einjährige Sommerpflanze. O zweijährige Pflanze, J. ausdauernde oder mehrjährige Pflanze. * Die Zeichen bedeuten Z männlich, 2 weiblich. 686 öffnungen überſät, die auf der Unterſeite vollſtändig fehlen. Dieſe An— ordnung iſt für die Tranſpiration ſehr wichtig. Die ganze obere Seite des Blattes kann von den Sonnenſtrahlen getroffen werden und dieſe ver— mögen das ganze Blatt zu durchleuchten und zu durchwärmen. Oben hübſch hellgrün gefärbt, zeigt das Blatt an der Unterſeite eine braun violette Färbung, der es zukommt, weſentlich zur Erwärmung des Blattes mit zu wirken, da dieſer Farbſtoff die Fähigkeit beſitzt, Licht in Wärme um zu ſetzen. Durch den belebenden Strahl der Sonne, der auf das Blatt fällt, wird dieſes erwärmt und Waſſerdampf entwickelt, der aus den oberen Spalt— öffnungen entweicht. Da aber, wie ich ſchon ſagte, nur die Oberfläche des Blattes Spaltöffnungen beſitzt, ſo iſt es unbedingt nötig, daß dieſer Weg der Transpiration nie verſperrt wird. Aus dieſem Grunde iſt von der Natur die Einrichtung getroffen, daß die obere Seite des Blattes nicht netzbar iſt, alſo keine Feuchtigkeit an— nimmt, ſo daß die feinen Löchelchen ſo leicht nicht verſtopft werden können wenn Regen eintritt, oder dichter Nebel über Land und Waſſer lagert. Dazu kommt noch, daß die Blätter des Froſchbiſſes etwas gerundet dem Waſſerſpiegel aufliegen, ſich alſo auch hierdurch von einer Anſammlung von Feuchtigkeit ſchützen. Neben der Aufgabe, Licht in Wärme umzuſetzen, kommt dem die Un— terſeite überziehenden Farbſtoff auch die Aufgabe zu, Licht zurückzubehalten, weil ſonſt, da der Froſchbiß keine untergetauchteu Laubblätter beſitzt, die durch die grünen Blattſcheiden hindurchgehenden Lichtſtrahlen für die Pflanze verloren ſein würden. Dieſes ſo zurückbehaltene Licht wird dann in Wärme umgewandelt und iſt ſo doppelt nutzbar für die Pflanze. Eine eigentliche Fortpflanzung des Froſchbiſſes durch Samen findet lange nicht ſo häufig ſtatt wie durch Schößlingsbildung. Beſonders im Sommer entſpringen in den Achſeln der Laubblätter dieſe langen Schößlinge gleich dicken Fäden, die ſich nahe unter dem Waſſerſpiegel halten. Jeder einzelne Schößling trägt an ſeinem Ende eine Knoſpe, die ſich raſch öffnet, grünt, dem Waſſer aufliegende Laubblätter treibt und Wurzeln in das Waſſer entſendet. Nach nicht langer Zeit gleicht der Schößling ganz der Mutterpflanze und ſendet ſeinerſeits wieder neue Schößlinge aus, ſodaß in kurzer Zeit die ganze Waſſerfläche von den ſchwimmenden Stöcken des Froſchbiſſes beſetzt iſt. Die kräftigſten der Pflanzen bereiten ſich nun zum Blühen vor und halten ihre niedliche Blüte über die Oberfläche empor. Die Dauer der Blütezeit iſt nur kurz und hat in den ſeltenſten Fällen einen wirklichen Erfolg, denn keimfähiger Same wird nur ſehr vereinzelt ge— funden. Rückt der Herbſt heran, ſo treiben die alten Pflanzen noch einmal neue Schößlinge, die wie die erſten mit Knoſpen abſchließen, indeſſen kürzer und auch ſchwerer ſind und eine etwas abweichende Form von den Schößlingen, die im Sommer von der Pflanze hervorgebracht wurden, beſitzen. Sie ſind ſehr feſt und nach außen von knapp an— liegenden Niederblättern umſchloſſen. Hat ſich der Stamm dieſer Knoſpen ee mit einer hinreichenden Menge von Mehl und anderen Nährſtoffen aus— geſtattet, ſo löſt er ſich von der Mutterpflanze ab und die Knoſpe geht auf den Grund des Waſſers, um dort Winterruhe zu halten. Nur die keine weiblichen Blüten tragenden Stiele bringen Winterknoſpen hervor. Die oben noch ſchwimmende Pflanze geht dann ihrem Untergange entgegen und verweſt. Dort wo ſich in den ſchönen Jahreszeiten ein ſo reiches, üppiges Pflanzenleben entwickelt hat, ruht auf der Waſſerfläche die ſtarre Decke des Eiſes, und der Winter hält monatelang alles Leben in Bann. Wehen aber erſt wieder die lauen Lüfte des Frühlings, iſt die Eisfläche verſchwunden, ſo bedecken bald hunderte von braungrünen Sträußchen, entfalteten Baum— knoſpen vergleichbar, die Waſſerfläche. Es ſind dieſes die Keimpflänzchen des Froſchbiſſes. Die unten am Grunde lagernden Knoſpen, welche die Mutterpflanze im Herbſte bildete, haben ſich gelockert, einzelne Zellenräume ſich mit Luft gefüllt und die junge Pflanze iſt zur Oberfläche geſtiegen. Hier ent— falten ſich die Niederblätter raſch, grüne Laubblätter breiten ſich auf dem ſon— nigen Waſſerſpiegel aus, die Wurzeln ſenken ſich in die Flut und bald danach beginnt die Pflanze mit der Entwicklung von neuen Schößlingen, die den ganzen Waſſerſpiegel mit ihrem friſchen Grün überziehen. Als Aquariumpflanze iſt der Froſchbiß ein dankbares Objekt. Lebende Pflanzen, ſowohl ausgewachſene als auch junge eignen ſich gleich gut für die Beſetzung. Sie werden im Sommer vielfach geſammelt und in die Becken geworfen, wo ſie kräftig weiter wachſen. Eine Ueberwinterung des Froſch— biſſes findet weder im Freien, noch im Aquarium ſtatt und trotzdem be— findet ſich in faſt allen botaniſchen Werken angegeben, die Pflanze iſt mehr— jährig, ſie überwintert. Im September bilden ſich, wie ich ſchon ſagte, an den keine weiblichen Blüten tragenden Stielen Winterknoſpen, die auf den Boden des Aquariums fallen. Dieſe werden geſammelt und an einem froſtfreien Orte, in mit Waſſer gefüllten Gefäßen überwintert. Anfangs Januar werden dieſe Gefäße an ein gut belichtetes Fenſter im warmen Zimmer geſtellt, wo die Knoſpen bald zu keimen beginnen. Sobald die Knoſpen oben ſchwimmen und ſich etwas ausgebreitet haben, werden ſie in das Aquarium gebracht, wo die Pflanze dann ihre friſchen Laubblätter entfaltet. Von Schnecken hat der Froſchbiß viel zu leiden. 2. Blaſige Aldrauande, (Aldrovandia vesiculosa L.) Der Stengel iſt untergetaucht, fadenartig und wenig verzweigt. Die Blätter ſind dicht-quirlſtändig, der Blattſtiel etwas flach, dem Ende zu breiter und an beiden Seiten mit einem paar langen Wimpern beſetzt, die Platte iſt blaſig aufgetrieben, die Blattfläche in der Mitte ſcharf zuſammengeklappt, die Ränder übergreifend. Die Blütenſtiele ſind achſelſtändig, einzeln, länger als das Blatt, dieſes wird von ihnen alſo überragt. Die Blumenkrone iſt kaum ſo lang als der Kelch. Die Blüte hat fünf Kelch- und fünf weiße Blumenkronenblätter, fünf Staubgefäße und fünf Stempel. Sie erſcheint im Juli und Auguſt. Die Pflanze ſchwimmtfrei unter dem Waſſer— ſpiegel, ihre Heimat iſt Süd-Europa, doch kommt ſie auch in Schleſien und in einigen Gegenden Pommerns vor. 2. — 70 — Seichte Gräben, Tümpel und kleine Teiche, die von Röhricht und hohen Binſen eingefaßt ſind, bilden den Fundplatz der Aldrovande. Sie iſt völlig wurzellos und ihr dünner, fadenförmiger Stengel ſtirbt in dem Maße, als er an ſeiner Spitze weiter wächſt, hinten ab und geht hier in Verweſung über. Jedes Blatt der Pflanze gliedert ſich in einem nach vorne zu keilig verbreiterten, kräftigen, dunkelgrünen Blattſtiel und einer dünnen, rundlichen Blattſpreite, deren beide durch die Mittelrippe verbundene Hälften gegen— einander unter einem nahezu rechten Winkel geneigt ſind. Die Mittelrippe ragt borſtenähnlich über das Ende der zarten Blattſpreite hinaus. Un— mittelbar neben der Stelle, wo die Blattſpreite ſich an den Blattſtiel anſetzt, entſpringen lange, ſtarre, äußerſt fein behaarte Borſten, die nach vorn gerichtet abſtehen und dem ganzen Blatte ein borſtiges Ausſehen geben. Sie haben den Zweck, größere Tiere vom Blatte abzuhalten. Die Ränder der Blattſpreite tragen am Saume kleine, kegelförmige Spitzen. Die Fläche der Blattſpreite, hauptſächlich längs der Mittelrippe, beſitzt kleine ſpitze Borſten, die Mittelrippe eine große Zahl kleinerer und größerer Drüſen. Dieſe ſind ihrer Form nach ſcheibenförmig und beſtehen aus vier mittleren und zwölf um dieſe Figur 88. 1. Ausgebreitetes Blatt im Kreiſe gruppierten Zellen und werden von der Aldrovande. 2. Durchſchnitt einem kurzen Stiele getragen. Gegen den ein— durch ein zuſammengeklapptes Blatt. gebogenen Rand der Blattſpreite zeigen ſich noch zerſtreute Zellenverbände, Sternhaare, die von oben geſehen ein Kreuz darſtellen. Während des Winters ruht die Aldrovande auf dem Grunde der Teiche und bildet hier einen unförmigen dunklen Ballen. Das Stengelende der Pflanze ſtreckte und verlängerte ſich gegen den Herbſt zu nicht weiter und die Anzahl junger, kleiner Blätter, welche dasſelbe ſchmücken, deren Zellen von Stärkekörnern ganz erfüllt ſind, bleiben dicht gehäuft neben- und über— einander liegen. Zum Frühlingregt ſich in dieſem Ge— bilde wieder ein neues Leben. Die angeſammelten Stärkekörner in den Blättern wer— den verflüſſigt und als Bauſtoffe verwendet, die Achſe wird länger, es entwickeln ſich luft— gefüllte Räume, und hierdurch leichter geworden, ſteigt die Pflanze in die Höhe und erhält ſich den Sommer und Herbſt hindurch dicht unter der Oberfläche des Waſſers. Die kleinen Blätter der Winterknoſpen laſſen im Figur 34. Blaſige Aldrovande (Aldrovandia vesiculosa). SEHE Allgemeinen ſchon die zukünftige Form erkennen, aber gerade der zum Tier- fang geeignete Apparat — die Aldrovande gehört zu den tierfangenden Pflanzen — iſt an ihnen noch wenig entwickelt. Sind die Blätter in— deſſen vollſtändig ausgewachſen, ſo beſitzen ſie die oben näher geſchilderte Form. Der Frühling hat die reiche Fauna des Teiches erweckt und hurtig ſchnellen ſich Cyelops-, Daphnia- und Cypris-Arten, Larven von Waſſer— inſekten, einzelne lebende Diatomaceen ꝛc. durch das warme Waſſer. Treffen dieſe Waſſertierchen auf ihrem Wege die obere Seite der unter rechtem Winkel gegeneinander geneigten Hälften der Blattſpreiten, oder werden von ihnen nur die Borſten am Mittelfelde des Blattes geſtreift, ſo ſchlagen die beiden Blatthälften raſch zuſammen und das Tier iſt nun zwiſchen zwei etwas ausgebauchten Wänden eines richtigen Käfigs gefangen. Verſucht das Tier aus dieſem Gefängniſſe zu entkommen und zwar dort, wo ſich die beiden Ränder der Blattſpreite aneinander gelegt haben, ſo trifft es hier auf einen Saum der eingeſchlagenen Ränder, die gegen den Innenraum zu mit ſpitzen Zacken beſetzt ſind. Auf welche Weiſe die Aldrovande die Tiere tötet, iſt noch nicht gelungen zu ermitteln, raſch geht es indeſſen nicht, da ich noch nach 8 Tagen zu verſchiedenen Malen Tiere wieder aus dem Gefängniſſe befreit habe, die ich der Pflanze zuerſt gereicht hatte. Dieſe Fälle finden ſich jedoch nicht ſehr oft, meiſtens genügt ein Verweilen des Tieres in dem Raum, um es in 4 bis 5 Tagen zu töten. Die Lebens— äußerungen des Tieres werden mit der Zeit immer matter und langſamer, bis ſie ſchließlich ganz aufhören. Oeffnet man nach etwa 14 Tagen die Blätter, ſo finden ſich zwiſchen den Blatthälften nur noch unverdauliche Teile, während alle löslichen Stoffe von der Pflanze aufgezehrt ſind. An dieſer Stelle will ich gleich auf die phyſiologiſche Bedeutung der inſektenfreſſenden Pflanzen im Allgemeinen kurz eingehen. Sie liegt be— ſonders darin, daß von ihnen ſtickſtoffhaltige Nahrung in einer Form auf— genommen wird, wie ſie bei anderen chlorophyllhaltigen Pflanzen aus— geſchloſſen iſt, indem dieſe den Stickſtoff nur in Form von Ammoniakſalzen aufnehmen. Die inſektenfreſſenden Pflanzen ernähren ſich dagegen, wenigſtens teilweiſe, auf Koſten fertig gebildeter organiſcher Subſtanz, deren Eiweiß— ſtoffe von ihnen wie im Magen der Tiere durch eine dem Magenſaft ähnliche Subſtanz der Verdauungsdrüſen gelöſt und dann von ſonſt ganz dazu un— geeignet erſcheinenden Organen, nämlich von Blättern, reſorbiert werden. Es iſt indeſſen nicht nötig, daß die Pflanze, um zu leben, tieriſcher Nahrung bedarf, denn auch ungefüttert vermag ſie jahrelang zu leben, bewieſen iſt jedoch, daß inſektenfreſſende Pflanzen, die tieriſche Stoffe erhalten, die andern an Vegetationskraft, Zahl der Blüten, Samengewicht ꝛc. bedeutend übertreffen. Im Freien gefundene Exemplare der Aldrovande werden einfach in das Aquarium geworfen, wo ſie ſich an der Oberfläche ſchwimmend halten. Wenn im Herbſt die Pflanzen verkümmern und zu Boden ſinken, werden ſie aus dem Aquarium entfernt, in ein Glas geſetzt und wie die Winterknoſpen des Froſchbiſſes durch den Winter gebracht. Im nächſten Frühjahr wird dieſes Gefäß auf das Fenſterbrett gejtellt und die ſich hier entwickelnden Pflanzen, wenn ſie etwa 6 em Länge erreicht haben, wieder in das Aquarium zurückgebracht. 3. Gemeiner Waſſerſchlauch (Utrieularia vulgaris L.) Waſſerhelm, Schlauchkraut, Blaſenkraut. Die Blätter ſind nach allen Seiten abſtehend, 2 bis Zfach gefiedert, vielteilig, mit eiförmigem Umriſſe und zweizeilig. Die Zipfel aber allſeitig abſtehend, gleichgeſtaltet und meiſt ſchlauchtragend. Der Stengel iſt mit ſchuppigen Blättern beſetzt und trägt eine einfache Blütentraube. Aus eirundlichen Hochblättern zweigen ſich die Blütenſtiele ab, welche eine 2lippige gelbe Blume in einem 2teilig gelappten, verwachſenen, bräunlichen Kelch tragen. Die Blüte ſelbſt iſt helmförmig. Die Oberlippe rundlich-eiförmig, ſo lang oder nur wenig länger als der 2lappige Gaumen; die Unterlippe mit zurückgeſchlagenem Rande. Sie beſitzt zwei Staubblätter mit zufammengewachjenen Beuteln und einen ein— fächerigen, oberſtändigen Fruchtknoten, der ſich zu einer kugeligen Kapſel erweitert, die durch einen halbkugeligen Deckel aufſpringt. Der Same liegt ſchildförmig auf einem kugeligen Samenträger. O Gräben, Sümpfe, Teiche, zerſtreut. Blütezeit iſt Juni — Auguſt. Der Blütenſchaft iſt 15 bis 30 em hoch. (Tafel „Pflanzen“ Fig. 1 gemeiner Waſſerſchlauch, 1 A Frucht im Kelche, 1 B Waſſerſchlauch vergr.) Im offenen Waſſer des Torfmoores, zwiſchen den ſchwarzen Wänden des Torfes und der Riedgraspolſter, findet ſich faſt ſtets der Waſſerſchlauch. Das zarte ſchöne Gewächs ſchwebt frei im Waſſer und ſtreckt nur den Blütenſchaft mit den gelben Blumen aus demſelben heraus. Wurzeln fehlen der Pflanze vollſtändig, das, was man für ſolche halten könnte, ſind die vielfach zerſchlitzten, zarten Blätter, die zahlreiche kleine Bläschen tragen. Dieſe Bläschen ſtellen Fangvorrichtungen dar, deren Mundöffnung durch eine Klappe verſchloſſen iſt, die zwar ein Eindringen in den Hohlraum der Blaſe geſtatten, aber eine Rückkehr aus derſelben unmöglich machen. Die Farbe der Blaſen iſt immer blaß-grünlich, oft durchſcheinend. Von zwei Seiten ſind die Blaſen etwas zuſammengedrückt und zeigen eine ſtärker genarbte Rücken- und eine wenig gekrümmte Bauchſeite; ſie ſitzen auf kurzen Stielen. In das Innere dieſer Blaſen führt eine . = a } S * Figur 35. 1. Durchſchnitt durch den Schlauch. 2. Form und An— Mundöffnung, ordnung der Saugzellen an der Innenwand des Schlauches. deren Umrahmung (Stark vergeößertg mit eigentüm— lichen, ſteifen, ſpitz auslaufenden Borſten beſetzt iſt. Der rundliche Mund trägt lippenähnliche Verdickungen, beſonders iſt die Unterlippe ſtark verdickt und mit einem gegen das Innere der Blaſe vorſpringenden feſten Anſatz verſehen. (Siehe Abbildung.) Die Oberlippe trägt eine ſchiefgeſtellte Klappe, welche mit ihrer Unterſeite auf dem Anſatze der Unterlippe aufliegt, hierdurch die Mund— N * ae ae N \ en * . De 3 n . 9 n 1 ee 1 . 6, 1 = . 1 n 5 wu 5 3 N r DENK " Br . Gemeiner Wasserschlauch, 1A. Frucht im Kelche, ıB. Wasserschlauch, 2. Kl. Wasserlinse, 2K. Blüte mit Hüllblatt vergr., 3. Dreifurchige Wasserlinse, 4. Schwimmendes Laichkraut, 4A. Blüte vergr., 5. Froschbiss , 5A. 6 ,6. Süsswasser-Algen vergr., A.B. Einzellige Algen. C. Fadenalge mit sternförmigem Blattgrünkörper. ER öffnung verſchließend und jedem von außen kommenden Druck jofort nachgebend, ſodaß kleine Waſſertiere mit Leichtigkeit in die Blaſe ſchlüpfen können. Die von den Blaſen gefangenen Tiere gehören der Mehrzahl nach den Krebsarten an: Cyelops, Daphnia, Cypris finden ſich hauptſächlich, ich möchte ſagen, ſtändig in ihnen, wenn das Gewäſſer, welches den Waſſer— ſchlauch beherbergt, reich damit angefüllt iſt, indeſſen treten auch Mücken— larven, kleine Würmer, Infuſorien, junge Fiſchbrut ze. in ihnen auf. Die Zahl der gefangenen Tiere iſt verhältnismäßig groß; es ſind von mir in einzelnen Blaſen 23 Krebschen gefunden worden. Vollſtändig unaufgeklärt iſt es noch, was die Tiere veranlaßt, die Klappen aufzudrücken und in die Falle zu gehen. Manche Forſcher nehmen an, daß die Tierchen in dem Hohlraum Nährſtoffe vermuten, andere, daß ſie nur ein Obdach in ihnen zur zeitweiligen Ruhe oder auch Schutz gegen Verfolger zu finden hoffen (welcher Anſchauung auch ich mich anſchließe). Für den letzten Umſtand ſpricht auch noch, daß der Eingang in die Blaſe durch vorgeſtreckte ſtarre und ſpitze Borſten größeren Tieren verwehrt iſt. Nur die Fauna, die zwiſchen den verhältnismäßig größeren Borſten leicht durchſchlüpfen kann, gelangt in das Innere der Blaſen, größere Tiere da— gegen, die den Fangapparat ſchädigen könnten, ſind hierdurch von der Annäherung abgehalten. Merkwürdig iſt es, daß die Form des Schlauches die Geſtalt gewiſſer niederer Krebſe, beſonders die aus der Gattung Daphnia, täuſchend nachahmt. Die Blaſe ſtimmt in der Größe und Form mit dem von Schalen bedeckten Körper dieſer Süßwaſſerkrebſe täuſchend überein, und auch die Borſten gleichen den Antennen und Schwimmfüßen dieſer. Hat der Schlauch Tiere gefangen, ſo werden dieſe nicht gleich ge— tötet und verdaut, ſondern ſind noch ein bis zwei, in einigen Fällen, wie mir bekannt, ſogar fünf Tage in ihrem Gefängnis eingeſchloſſen, müſſen dann aber den Erſtickungs- oder den Hungertod erleiden und gehen in Verweſung über. Dieſe Verweſungsprodukte werden von eigenartigen Saugzellen, welche in Geſtalt kurzer Haare die Innenwand der Blaſe auskleiden, auf— genommen. Ihre Form iſt länglich-lineal, faſt ſtäbchenförmig. Zu je vieren ſind ſie mit einer gemeinſchaftlichen der inneren Zellenlage der Blaſe eingefügten Fußzelle verbunden und ſo geſtellt, daß ſie ein Kreuz (c) bilden. Durch dieſe kreuzförmig gruppierten Zellen werden die organiſchen Stoffe aus den in Zerſetzung übergehenden Leich— namen der gefangenen Tiere aufgeſaugt, gehen von da in die Fußzellen und weiterhin in die anderen angrenzenden Zellen der Blaſe und der ganzen Pflanze über. Eigentliche Verdauungsdrüſen fehlen, daher iſt der Waſſer— ſchlauch nur ein Aasfreſſer. Die von ihm gefangenen Tiere werden nicht aktiv getötet und nicht verdaut, ſondern die Pflanze abſorbiert die zerfallenden Subſtanzen. Profeſſor Kohn, der im Sommer 1874 die erſte Beobachtung von Tierfang an dem Waſſerſchlauch machte, fand oft eine ganze Sammlung von Krebschen und anderen Waſſerinſekten in den Blaſen. Um feſtzuſtellen, in welcher Zeit ſich etwa die Schläuche mit Tieren füllten, ſetzte er ein Exemplar, das vorher in reinem Waſſer kultiviert wurde und daher ganz leere Blaſen beſaß, in Waſſer, worin ſich eine vielgeſtaltige Tierwelt tummelte. Nach etwa 12 Stunden hatten faſt ſämtliche Blaſen reiche Beute gemacht. Aber nicht nur kleine Krebstiere, ſondern wie bereits angeführt, auch junge Fiſche, gelangen in die Blaſen und werden von denſelben aufgezehrt. Profeſſor Moſely zu Oxford brachte einen Waſſerſchlauch in einen Behälter mit kurz zuvor dem Ei entſchlüpften Rotfedern und ſtellte feſt, daß mehr als ein Dutzend Fiſchchen in einem Zeitraum von knapp 6 Stunden von der Pflanze gefangen waren. Einige derſelben waren am Kopfe, andere beim Schwanze, einer am Bauche und einer gar von zwei Blaſen gleichzeitig am Kopfe und Schwanze ergriffen. Etwas gleiches wurde 1891 im Verein „Triton“ Berlin an einem Exemplar gezeigt, hier wurde eine Kaulquappe von zwei Bläschen gefaßt und ausgeſogen. Dieſe letzten beiden Beiſpiele zeigen, daß die fleiſchfreſſenden Pflanzen ihren Raub aus eigenem Antriebe greifen. Die Ueberwinterung des Waſſerſchlauchs deckt ſich mit der des Froſchbiſſes (ſiehe dieſen). Im Freien gefundene Pflanzen des Waſſerſchlauches werden einfach in das Aquarium geworfen. Die Winterknoſpen behandelt man wie die des Froſchbiſſes. Zum März ſtellt man das Gefäß mit denſelben an das Fenſter und wartet, bis aus demſelben etwa 8 em lange Pflänzchen ſich entwickelt haben, die dann in das Aquarium geſetzt werden. Ein möglichſt heller Standort für den Waſſerſchlauch iſt zu ſeiner guten Entwicklung ſehr nötig. Winterknoſpen tragende Stengel, die im Herbſte in den Bodengrund des Aquariums eingeſetzt werden, geben ſchon zu Beginn des Winters junge, wenn auch nur ſchwache Pflänzchen, die ſich bald aus dem Boden losreißen und zur Oberfläche ſteigen. Trotzdem von dem Waſſerſchlauch auch junge Fiſche verzehrt werden, eignet er ſich doch vorzüglich zur Beſetzung des Aquariums und iſt be- ſonders, da er nur eine einjährige Pflanze iſt, dem mehr erfahrenen Lieb- haber zu empfehlen. In Zuchtbecken halte man ihn nicht, da hier in den Schläuchen ſich die jungen Fiſche leicht fangen. Durch eine Unachtſam— keit meinerſeits brachte er mich vor einigen Jahren um eine ganze Anzahl junger, eben dem Ei entſchlüpfter Makropoden. Weitere Waſſerſchlaucharten, die ſich bei uns finden, beſchreibe ich nachſtehend kurz. Auf alle iſt in der Hauptſache daſſelbe anzuwenden, was beim gemeinen Waſſerſchlauch gilt. a. Überjehener Waſſerſchlauch (Utrieularia negleeta Lehmann). Die Blätter wie beim gemeinen Waſſerſchlauch. Die Blütenſtiele etwa 4 bis 5 mal länger als das Deckblatt. Die Oberlippe einförmig-länglich, ſtumpf oder auch ſchwach ausgerandet, bis 3 mal länger als der rundliche Gaumen. Die Unterlippe iſt faſt flach. Sonſt wie Utricularia vulgaris, aber zarter gebaut. Blüht bis in den September hinein. O Moorgräben, Teiche und Torfſümpfe, überall aber nur zerſtreut. Abart hiervon iſt: Utrieularia spectabilis Madauss. Die Blumenkrone iſt meiſt kleiner als bei negleeta, citronengelb, mit orangege ſtreiftem Gaumen. Der Schaft iſt 4 bis 8 blütig, dünn und etwa 15 em hoch. O b. Kleiner Waſſerſchlauch (Utricularia minor L.) Die Blätter im Umriſſe kurz eiförmig, zweizeilig, allſeitig abſtehend, gleichgeſtaltet, wiederholt gabelſpaltig, mit linealiſchen, ganzrandigen, ungewimperten Zipfeln. Die Blätter tragen ſelten mehr als zwei Schläuche, oft fehlen ſie ganz. Der Kelchzipfel iſt rundlich, zugeſpitzt, der Sporn ſehr kurz und kegelförmig. Die Oberlippe iſt aus— gerandet, ſo lang als der Gaumen, die Unterlippe eiförmig, dem Rande zu zurück— gerollt. Die Blüten ſind blaßgelb und ſtehen auf einem 5 bis 15 em hohen Schaft. O Gräben, Sümpfe, Torfitiche, überall zerſtreut. e. Brems Waſſerſchlauch (Utricularia Brems W.) Die Blätter wie beim kleinen Waſſerſchlauch. Kelchzipfel abgerundet, kurz ſtachel ſpitzig. Die Unterlippe kreisrund und flach. Die Blüte iſt blaßgelb, der Gaumen blutroth geſtreift. Im übrigen wie der kleine Waſſerſchlauch, nur in allen Teilen kräftiger. Sumpf und Gräben, ſehr ſelten. O d. Mittlerer Waſſerſchlauch (Utrieularia intermedia L.) Die Blätter ſind zweizeilig, die Zipfel faſt in einer Ebene liegend, doppeltgeſtaltet, die einen in der Regel ohne Schläuche, wiederholt gabelteilig, mit linealiſchen, wimperig gezähnten Zipfeln, die andern, ſaſt immer auf beſondern Zweigen, ver— kümmert nur wenige aber große Schläuche tragend. Die ſchlauchloſen Blätter be ſitzen einen nierenförmigen Umriß. Der Sporn iſt bald vom Grunde an dünn walzenförmig, bis zur Spitze faſt gleich ſtark und in der Regel ſo lang als die Unterlippe. Die Blüte iſt ſchwefelgelb, an der Oberlippe und am Gaumen purpurn geſtreift. Die Oberlippe oft ungeteilt, jedoch wenigſtens doppelt ſo lang als der Gaumen. Die Unterlippe nur flach. Der Blütenſchaft iſt 15 bis 20 em hoch. O in ſtehenden Gewäſſern. Abänderungen dieſer Art werden bezeichnet als: 1. Utrieularia Grafiana Koch. Der Zipfel der Laubblätter iſt ſtumpf mit aufgeſetzter Stachelſpitze, jederſeits mit S bis 12 genäherten und meiſt auf wenig deutlichen Zähnchen ſitzenden Wimpern. 2. Utrieularia Kochiana Cel ak. Die Zipfel der Laubblätter ſind ſchmäler und kürzer, allmählich in eine feine Stachel ſpitze zugeſpitzt, jederſeits nur 3 bis 4 auf einem deutlichen Seitenzähnchen ſitzenden, entfernter ſtehenden Wimpern. Bedeutend ſeltener wie 1. e. Blaßgelber Waſſerſchlauch (Utricularia ochroleuca R. Hartmann.) Blätter wie bei intermedia, indeſſen im Sonſtigen in allen Teilen kleiner und feiner gebaut. Der Sporn von dem breiten Grunde als zur Spitze verſchmälert, richtig kegelförmig, ebenſo lang oder kürzer bis die halbe Unterlippe. Die Oberlippe iſt leicht ausgerandet. O ſtehende Gewäſſer, aber nur ſelten. Abart hiervon iſt: Utricularia brevicornis Celak. Bei dieſem iſt die Blütenkrone am Gaumen bräunlich quergeſtreift. 4. Trianen (Trianea bogotensis. Karst.) Hydromystria stolonifera, Lim— nuobium bogotense. Die Blätter ſind rundlich, kurz geitielt und roſettenartig geſtellt, die jungen Blätter ſind eiförmig. Sie ſind dick, oben gewölbt und mit einem wachsartigen Überzug verſehen. Die Unterſeite iſt heller und die Wölbung der obern Blattſeite entſprechend hier eingedrückt. Sie trägt eine Menge mit Luftbläschen gefüllter Zellen, durch welche das Blatt ſchwimmend erhalten wird. Die im Waſſer herabhängende Wurzel iſt fein veräſtelt und fadenförmig. Sie beſitzt die Eigenſchaft, ſich bei dem geringſten Le Kalkgehalt des Waſſers mit dieſer Subſtanz zu inkruſtieren. Die Blüte der Trianea iſt unanſehnlich, verkümmert und grünblau. A in langſam fließenden Gewäſſern der vereinigten Staaten von Columbia, beſonders häufig in der Nähe der Stadt Bogota. Ausgangs der ſechziger Jahre wurde dieſe reizende Schwimmpflanze in Europa bekannt. Ihre anſehnliche, aus dichtſtehenden Blättern beſtehende Roſette, an deren fadenförmigen Ausläufern ſich raſch wachſende neue junge Pflanzen entwickeln, ſtempelt ſie für das Aquarium zu einer ſehr empfehlens— werten. Jede Blattroſette entſendet kurze Schößlinge, an deren Enden ſich in derſelben Weiſe geordnete Blätter bilden und längere veräſtelte, ſich ſchlangenartig windende und krümmende Wurzeln treiben. Über Sommer verurſacht dieſe Pflanze dem Aquariumbeſitzer keine nennenswerten Schwie— rigkeiten betreffs der Haltung, wenn ſie einen nicht ſehr grell beleuchteten Platz im Aquarium beſitzt, oder beſſer noch, wenn dieſes den Sonnen— ſtrahlen nicht direkt ausgeſetzt iſt. Ihre Ver— mehrung im Becken geſchieht ohne irgend welches Zuthun von Seiten des Pflegers, es iſt nur zu bemerken, daß ſie mehr wie jede andere Pflanze die Geſelligkeit liebt, was auch bei der Überwinterung zu beachten iſt. Will man im Sommer — doch nur zu dieſer Zeit iſt das Verfahren angebracht — ſchöne Ableger erhalten, ſo bringe man ſie in ein Glasgefäß, das dann dem ſtarken Sonnenſchein ausgeſetzt und mit einer Glasplatte zugedeckt wird. Die Überwinterung der Trianea iſt nicht einfach, läßt ſich aber auf verſchiedene Weiſe bewirken. Wird ſie eingepflanzt in Blumentöpfe mit lehmiger Erde, die mit dem Boden im Waſſer ſtehen, ſo kommt ſie gut durch den Winter. Anders nimmt man einen Kork, deſſen Mitte ein genügend großes Loch beſitzt, durch welches man die zerbrechlichen Wurzeln hindurchführt. Die ſo vorgerichtete Pflanze wird dann in ein mit Glas überdecktes Gefäß mit Waſſer gethan, ſodaß nur die Wurzeln von letzterem benetzt werden. Mehrere Exemplare ziemlich dicht zuſammen gebracht, laſſen ſich in einer flachen Schale, die einen Bodenbelag von Sand beſitzt und ſtändig einen geringen Waſſerſtand aufweiſt, leicht durch den Winter bringen. Starken Wärmeſchwankungen oder Zugluft darf die Trianea auf keinen Fall im Winter ausgeſetzt werden, auch darf man ihr niemals kaltes Waſſer geben. Die Temperatur desſelben muß wenigſtens 7 bis 10 R betragen, wenn die Pflanze geſund bleiben ſoll. Nur im Freien kultivierte Pflanzen, die ſo allmählich an eine geringere Temperatur gewöhnt werden, halten, wie ich ein Beiſpiel kenne, noch bei 2 R Nachtwärme gut aus, vege— tieren noch längere Zeit bei 1 R, gehen dann aber ein. Wer Trianea im Freien kultivieren will, bringe ſie in flaches Waſſer, welches nicht tiefer als etwa 10 em. iſt und einen Lehmgrund beſitzt; hier gedeiht ſie geradezu vorzüglich. Figur 36. Trianea. (Trianea bogotensis.) Bien * Außer der Fortpflanzung durch Schößlinge iſt die Vermehrung der Pflanze durch ihren feinen, etwas länglich geformten Samen möglich. Dieſer wird mit Flußſand vermiſcht, in ſeichtes, etwa 2 em. tiefes Waſſer gethan, wo er nach Verlauf von etwa 2 Wochen zu keimen beginnt. Die ſich jetzt bald entwickelnden Blätter ſehen denen der Waſſerlinſe ſehr ähnlich. Die die Pflanze an der Oberfläche des Waſſers haltenden Luftzellen fehlen indeſſen noch und entſtehen erſt nachher. Durch ſtändiges Zugießen von geringen Waſſermengen erreicht man ein beſtändiges Wachſen der Wurzeln, die im Sande ſtecken und eine Länge von 40 cm erreichen können. Alle aus Saat ſtammende Pflanzen entfalten ſehr üppige und große Blätter; ich habe von ihnen Exemplare erhalten, die eine Blattlänge von über 5 em beſaßen. Die Samenpflanzen ergeben jedoch niemals Schwimm— pflanzen, nur die von ihnen abſtammenden Ableger entwickeln ſich zu ſolchen, beſitzen dann aber immer eine geringere Blattgröße, als die Mutterpflanze. 5. Schwimmende Baluinie (Salvinia natans Allioni). Marsilia natans L. Gemeines Schwimmblatt, Bartling, ſchwimmender Büſchelfarn. Die Blätter ſind in zwei Reihen gegenſtändig, ſich mit den Rändern be— rührend. Ihre Form iſt elliptiſch, ſtumpf, am Grunde ſchwach-herzförmig, an der Oberſeite ſternförmig behaart. Auch der Stengel iſt behaart und unterhalb eines jeden Blätterpaares ſitzt ein Stengel, an deſſen Ende ſich ein Büſchel Waſſerblätter (nicht Wurzeln) befindet, zwiſchen denen ſich ein bis zwei Kügelchen (Sporofarpien) bilden, die den Samen enthalten. O) Auf ſtehenden und langſam fließenden Gewäſſern, zwiſchen Floßholz. Die ſchwimmende Salvinie gehört zu der Familie der Wurzelfrüchter, welche ihren Namen der Stellung der nußartigen Spornfrüchte verdanken, die ſcheinbar zwiſchen den Wurzeln ſtehen. Dieſe Wurzeln ſind untergetauchte Blätter, die die größte Ahnlichkeit in Form und Farbe mit den unteren Stengelgebilden der Pflanzen beſitzen. Hier bei der Sal⸗ vinie kann man mit Fug und Recht ſagen, dieſe Blätter ſeien in Saugorgane um— gewandelt, nicht aber die Behauptung aufſtellen, die Blätter ſeien Wurzeln ge— worden. Es ſind alſo bei dieſer Pflanze zwei Arten Blätter vorhanden, die in Ouirlen, je drei bei einander, ſtehen. Zwei von denſelben ſind Luftblätter oder Figur 37. Schwimmende Sabvinie. Schwimmblätter. Deren Form iſt oben F beſchrieben. Das dritte Blatt des Quirles iſt das Wurzelblatt. Dieſes iſt haarförmig zerſchlitzt, dicht behaart, etwa 5 bis S em lang und vertritt die Wurzeln, wurde früher ſogar als ſolche bezeichnet. Die Fortpflanzung der Salvinie iſt ſo intereſſant eigenartig, daß ich etwas näher darauf eingehe. Zwiſchen den Waſſerblättern bilden ſich im Herbſte mehrere kleine braune Ser Kügelchen (Sporokarpien), welche Samen enthalten. Dieſe Samenjporen werden in Sporangien ausgebildet, die gruppenweiſe in Häufchen vereinigt ſind. Jedes Häufchen wird von einem kurzen Stiel getragen und iſt in einem beſonderen Gehäuſe geborgen. Es werden zweierlei Sporen erzeugt: Mikroſporen und Makroſporen. Werden die oberen Sporangienfrüchte geöffnet, ſo finden ſich hier wenige große, mit kurzen Stielen um eine Mittelſäule geſtellte Kapſeln mit Sporen, die ſogenannten Makroſporan— gien, während ſich in den unteren Spo— rangienfrüchten eine ganze Anzahl kleine, langgeſtielte Kapſeln, die Mikroſporangien befinden. Beide ſind in einer erhärteten, ſchaumigen Protoplasma-Maſſe einge— ſchloſſen. Die Makroſporen erzeugen weib— liche Vorkeime, die Mikroſporen bringen männliche Befruchtungsorgane hervor. Die gereiften Gehäuſe verweſen, wenn die Sporen in den Sporangien zu keimen beginnen. Die Sporen verbleiben, ſobald ſie keimen, in den Sporangien, Figur 38. Salvinia natans. in dem ſie ausgebildet wurden. Aus den Duerabjehmitt dee Stammes. L. Kuftblätter. Makroſporen entſtehen, wie ich ſchon ſagte, F. Früchte. W. Waſſerblätter. ER Rn: ; en 5 Längsſchnitt durch drei Abſchnitte eines weibliche Vorkeime, Gewebekörper, die Waſſerblattes. A. Frucht mit Macroſpo- Fruchtanlagen enthalten, und aus den rangien. B. Frucht mit Microſporangien. Mikroſporen bilden ſich andere Gewebe— körper, in deren Zellen ſich die Sperma— trozoiden, die männlichen Befruchtungsorgane, entwickeln. Das Gewebe, welches mehrere Fruchtanlagen eingeſenkt enthält, durchbricht die Haut der Makroſporen und wächſt aus dem Riſſe heraus. Aus jeder Mikroſpore kommt ein papillenförmiges Antheridium hervor, deſſen zwei oberſte Zellen die in ihnen gebildeten Spermatozoiden enthalten. Sobald dieſe ihre Geſchlechtsreife erlangt haben, zerreißt die Haut der Mikroſpore und die Spermatozoiden verlaſſen den Ort ihrer Entwickelung. In ihrer Form ſind die Spermatozoiden ſchraubig gewunden und gelangen ſchwim— mend zu den in der Fruchtanlage geborgenen Ooplasma. Die Frucht wird zum Anfangspunkt der ungeſchlechtlichen ſporenbildenden Generation, welche ſich als ein mit Blattäſten beſetzter, zarter Stamm heranbildet. Die Salvinie, deren eigenartige Blättchen oben auf dem Waſſer frei herumſchwimmen, hat für jedes Aquarium ein großes Intereſſe. Wenn es möglich iſt, dieſe Pflanze erlangen zu können, ſo verſäume man es nicht. Zu ihrem guten Gedeihen verlangt ſie friſche Luft. Da die Pflanze nur einjährig iſt, ſtirbt ſie im Winter ab und es muß deshalb ſchon im Sommer an die Fortpflanzung derſelben durch Samen gedacht werden. Die Sporokarpien werden deshalb zu dieſer Zeit geſammelt, i und in Waſſer geworfen, die Sporen im Frühjahre in mit Sand und Waſſer gefüllte flache Schalen an das Fenſter eines warmen Zimmers gebracht. Später kann man dieſe Schalen in etwa 6 bis 10 em tiefes Waſſer verſenken, — doch iſt dieſes nicht unbedingt nötig, — wo ſie ſolange bleiben, bis ſich kleine Keime zeigen, die aus dem Sande genommen und in das Aquarium geworfen werden. Hier entwickeln ſich die Pflänzchen bald zu ihrer normalen Größe und beginnen nach wenigen Monaten neue Sporo— karpien zu treiben. Sät man den Samen der Salvinie im Herbſt, ſo iſt derſelbe nur auf dem Waſſerſpiegel eines beſonderen Gefäßes auszubreiten. Hier ſchwimmen die Sporen den ganzen Winter hindurch auf der Oberfläche in Form eines grauweißen Staubes bis zum März. Um dieſe Zeit erſcheinen kleine grüne Flecke und bald zeigt ſich das erſte ſchwimmende Blattpaar, dem ſtets neue folgen. 6. Dickſtielige Pantederie (Pontederia erassipes.) (Eichhornia speciosa Kth.) Waſſerhyazinte, prächtige Eichhornia. Die Blattſtiele ſind ſackartig aufgeblaſen, mit Luft gefüllt und tragen die eine Roſette bildenden Blätter. Das Blatt ſelbſt iſt von rundlicher Geſtalt, ich möchte ſagen faſt herzförmig und hellgrün von Farbe. Die mit einem frei in das Waſſer reichenden Büſchel von Waſſerwurzeln verſehene Pflanze ſchwimmt auf der Oberfläche. Am Grunde der Blattroſetten entwickeln ſich Sproſſen, die an ihrer Spitze neue Roſetten bilden. Die Blüten ſind hellviolett, dunkel violett geadert und ſtehen zu zweien oder dreien an einem Blütenſtiel. Die Deckblätter ſind farbig und lederartig. Blüte— zeit Auguſt bis September. J. Südamerika, beſonders Braſilien. Von allen Schwimmpflanzen, die neu eingeführt und jetzt für ein Geringes jedem Aquariumliebhaber zugänglich ſind, nimmt, was Blüten— pracht anbetrifft, die dickſtielige Pontederie den erſten Platz ein. Zeigt ſich auch dieſe herrliche Schwimmpflanze in ihrer wahren Schönheit erſt im Treibhauſe, ſo gedeiht ſie doch auch ſehr gut als einfache Aquarium— Pflanze, ja es ſind Beiſpiele bekannt, daß ſie ſogar bei der geringen Wärme von 3° R Nachts, im Freien geblüht hat. Die hyazintenähnlichen, jedoch größeren Blüten bilden eine aufrechtſtehende Traube. Die einzelne Blüte it unregelmäßig ſechsblättrig, von hellvioletter Farbe. Das obere Biten— blatt iſt das größte; es beſitzt in der Mitte einen kleinen, rautenförmigen, gelben Fleck, der von einem größeren dunkellila Rand eingefaßt iſt. Von dieſem Rande aus ziehen ſich ſtrahlenartig Streifen nach dem Blattrand, in der Mitte derſelben allmählich verlaufend. Die übrigen fünf Blätter ſind einfach helllila gefärbt und zeigen nur in der Mitte einen dunkleren Streifen. Jede Blüte beſitzt ſechs Staubgefäße und einen Stempel. Was nun die Schwimmvorrichtung bei der Pontederie anbelangt, ſo iſt ſie beſonders auffallend. Blaſen- oder tonnenförmig aufgetrieben ſind die Blattſtiele, die ſie über Waſſer halten. Auf den Teichen und Seen ihrer Heimat werden dieſe ſeltſamen, phantaſtiſchen Schwimmpflanzen wie Segelſchiffe hier- und dorthin durch die Luftſtrömungen über den Waſſer— ſpiegel fortgetrieben. — 80 Als Aquariumpflanze iſt die Pontederie ſehr zu empfehlen. Ihre Haltung im Sommer verurſacht keine nennenswerten Schwierigkeiten. Im Waſſer treibt ſie zahlreiche mit Wimpern beſetzte Wurzeln und aus den Blattroſetten heraus lange mit roſettenförmig geſtellten Blättern verſehene Stengel. Eine junge Pflanze entſteht, indem ſich eine neugebildete Blatt— roſette von der Mutter- pflanze los— löſt und Wurzeln treibt. Bei der Pflanze hat man nur darauf zu achten, daß das Waſſer, in welchem ſie kultiviert wird, frei von Algen ſei, die den Wurzeln und den auf— geblaſenen N Blattſtielen Figur 39. Dickſtielige Pontederie (Pontederia erassipes). 1. Blütenſtand. beſonders leicht ver— derblich werden. Ferner iſt es nötig, wenn ſie als Schwimmpflanze zur Blüte gebracht werden ſoll, ſie in den Morgenſtunden mit einem Zerſtäuber reichlich zu beſprengen. Mit der Überwinterung der Pontederie hatte ich lange Zeit große Mühe. Sie darf über Winter nicht in dem Becken gelaſſen werden, ſondern muß ſchon im Herbſt in einen Blumentopf gepflanzt, ſtets feucht, aber nicht naß und an einem warmen, ſonnigen zugfreien Ort durch den Winter ge— bracht werden. Zur Überwinterung eignen ſich junge Exemplare beſſer als alte. Seltener wird die Pontederie als Topfpflanze angetroffen, was ich nur kurz bemerken will; auf eine nähere Schilderung der Pflege einer ſo behandelten Pflanze kann ich mich hier nicht einlaſſen. Daß die Pontederie ſich als Landpflanze gut hält, zeigt ſie ſchon dadurch, daß, wenn ſie bei niedrigem Waſſerſtande in ihrer Heimat auf dem ſchlammigen Grunde der Teiche zu liegen kommt, ſie nicht eingeht, ſondern mit ihren Wurzeln aus der feuchten Erde die Nährſtoffe entnimmt und dann von einer Landpflanze überhaupt nicht zu unterſcheiden iſt; es werden dann auch die Blattſtiele, die als Waſſerpflanze tonnenförmig aufgeblaſen ſind, dünner. 8 7. Muſchelblume (Pistia occidentalis Blume) (Pistia stradoites, Hooker.) Weſtindiſche Piſtia. Die Blätter ſind ſtumpf keilförmig, oben abgerundet und mit einer Auskerbung ver— ſehen, ihre Farbe iſt ein Blaugrün. Die kleinen bemerkbaren Blütenſcheiden erſcheinen am Grunde der Blätter. Die Wurzeln ſind dicht und fein behaart, und tragen an den Enden längliche Knoſpen. Die Pflanze hält ſich auf der Oberfläche des Waſſers mittelſt ihrer mit vielen luftgefüllten Zellen verſehenen Blätter. O) Ihre Heimat iſt das tropiſche Afrika. Dieſe intereſſante Aquariumpflanze gehört zu einer beſonderen Gruppe der Arongewächſe, aus der wir ſpäter noch mehrere Arten kennen lernen werden, und zwar zu den Piſtiaceen. Sie iſt die größte und üppigſte Art und leicht kenntlich an den am vorderen, ſtumpfen Ende ausgekerbten keil— förmigen Blättern. Wie Pontederia bildet auch Piſtia ſchwimmende Roſetten mit Waſſerwurzeln und vermehrt ſich auch wie dieſe durch Sproßbildung. Während die Pflanze an der einen Seite fortwachſend ſich gabelt und ſpreizende Läppchen und Sproſſen bildet, ſtirbt ſie auf der anderen Seite ab, wodurch eine Trennung in mehrere Stücke, alſo in Ableger erfolgt. Dieſe Stücke reihen ſich zu einem Beſtande an, der auf der Oberfläche des Waſſers in einer ſtillen Bucht einen grünen Teppich erzeugt und dieſe ſchließlich ausfüllt. Dann werden einzelne Pflänzchen von dem Strome ergriffen, weiter und weiter geführt, bis ſie endlich von dem Waſſer wieder in eine ſtille, ruhige Bucht angeſchwemmt * werden, wo ſie eine neue Kolonie Figur 40. Muſchelblume (Pistia occidentalis). durch ihre Ableger bilden. Auf dieſe Weiſe, die nicht nur für die Piſtia maßgebend iſt, verbreiten ſich alle Schwimmpflanzen über große Gebiete.“) Als Aquariumpflanze iſt die Piſtia anſpruchsvoller als die Pontederie. Sie gedeiht am beſten, wenn ſie von einer feuchten Luft umgeben iſt und einen möglichſt hellen Standort beſitzt. Feuchte Luft verſchafft man ihr leicht durch einen Springbrunnen, der ſein Waſſer einer feinen Brauſe ent— ſtrömen läßt. Das Waſſer des Aquariums, in welchem die Piſtia wächſt, darf nicht gewechſelt werden, ſondern wird in dem Maße, wie es ver— dunſtet, durch Nachfüllen erſetzt. Ein ſonniger, nach Oſten oder Weſten gelegener Platz iſt für ihre Kultur allen anderen Orten vorzuziehen. Beſitzt das Waſſer dann eine Wärme von 16 bis 20° R., fo gedeiht ſie ſehr üppig. Dieſe Art der Verbreitung findet noch beſonders bei: Rieeia Lemna und Azolla ſtatt, weil alle dieſe ſich ungemein ſchnell vermehren. Auch Waſſervögel, an deren Federn junge Pflanzen hängen bleiben, ſorgen für eine weite Verbreitung. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 6 Wer ſich beſonders mit der Kultur der Piſtia befaſſen will, nehme ein mit einer Glasglocke, Glasplatte, oder mit einem Glaskaſten bedecktes Aquarium hierzu, deſſen Waſſerwärme (ſiehe Seite 35. Heizung des Aquarienwaſſers) ſtändig oben bezeichnete Wärme beſitzt. Durch das Bedecken erreicht man, daß auf dieſe Weiſe der Luft, welche die Pflanze verlangt, die entſprechend hohe und feuchte Temperatur gegeben wird. In einem ſolchen Aquarium bringt man auch die überwinterten Pflanzen erſt zur Vegetation und wirft ſie dann in das Aquarium. Die Fortpflanzung der Piſtia iſt durch Schößlinge und durch Samen möglich. Beſonders iſt die Aufzucht mittelſt Ausſaat zu empfehlen, weil von dieſer Pflanze jährlich Samen in den betreffenden Handlungen zu mäßigem Preiſe zu erhalten ſind und das Keimen derſelben ſehr raſch vor ſich geht. Der— ſelbe wird im Frühling in mit reinem Waſſer gefüllte Unterſätze geſtreut. Die Ableger der Piſtia ſteckt man in Töpfe, deren Inhalt aus einer Miſchung von Torferde, feinem gehackten Mooſe und Sand beſteht und ſtellt dieſe in ein kleines Zimmertreibhaus, wo fie mit warmem Waſſer be— goſſen werden müſſen. Im Frühjahr werden die Ableger den Töpfen ent— nommen und in das Aquarium geworfen. Die jungen Piſtiapflanzen beſitzen eine große Ahnlichkeit mit einer jungen Trianea. Nur ſind die Blätter der erſten ſammetartig fein behaart, die der letzteren einfach glatt. Von den Waſſerſchnecken wird die Piſtia in derſelben Weiſe angegriffen, wie der Froſchbiß. Die Überwinterung der Piſtia geſchieht am beſten, wenn fie in Moor— ſchlammerde gepflanzt und nach und nach als Landpflanze behandelt wird. Die Erde im Topf darf nie trocken werden. 8. Kleine Waſſerlinſe (Lemna minor, L.) Meerlinſe, Entenfloß, Enten— flott, Entengrün. Das Phyllokladium)* iſt ſanft gewölbt, unten glatt und zeigt die Geſtalt einer Linſe. Von der Unterſeite des Phyllokladiums ſenkt ſich eine grüne, Chlorophyll enthaltende Wurzelfaſer in das Waſſer. Die Blüten ſind unbedeutend und treten nur ſelten hervor. Sie bilden am Rande der Linſe einen Einſchnitt und beſtehen aus einer kleinen hautartigen Schuppe, welche ein bis zwei Staubgefäße und einen einfächerigen Fruchtknoten umſchließt. Die Vermehrung geſchieht vorzugsweiſe durch Knoſpen— bildung. J. In allen ſtehenden Gewäſſern nicht ſelten anzutreffen. (Siehe Tafel „Pflanzen“ Fig. 2 Kl. Waſſerlinſe, 2 A Blüte mit Hüllblatt vergr.) Die kleine Waſſerlinſe überzieht oft in kurzer Zeit ganze Teiche. Sie dient beſonders den Waſſer-Inſekten und den Süßwaſſer-Polypen zum Aufenthalt. Als Aquaxiumpflanze iſt die kleine Waſſerlinſe nicht ſehr zu empfehlen, da ſie, beſonders in Sumpfaquarien eingeſchleppt, ſich reißend vermehrt und dadurch das Wachstum der übrigen Pflanzen beeinträchtigt. Nur, wenn ihrer ſtarken Vermehrung durch ſtändiges Entfernen von Pflanzen vorgebeugt wird, iſt ſie eine gute Aquariumpflanze. Im Freien gefundene Exemplare werden einfach in das Becken geworfen. Umgewandeltes Stammgebilde. 9. Buckelige Waſſerlinſe (Lemna gibba, L.) Schleiden.) Die Stengelglieder an der Unterſeite ſchwammig gewölbt. Telmatophace gibba, Die Pflanze beſteht in der Regel aus zwei bis drei elliptiſchen, unten blaſigen Phyllokladien. Jedes Stengel— glied trägt eine einzige Wurzelfaſer. A. Sonſt wie Lemna minor. Als Aquariumpflanze hat die buckelige Waſſerlinſe denſelben Wert wie die kleine Waſſerlinſe. 10. Dreifurchige Waſſerlinſe (Lemna trisulea L.) Kranz-⸗Waſſerlinſe, Spitzblättrige Waſſerlinſe. Die Phyllokladien find lanzettlich-läng— lich und kreuzweiſe geſtellt. Jedes Stengel— glied iſt zuletzt geſtielt und beſitzt unter— ſeits eine einzige Wurzelfaſer, jedes treibt ſeitliche Sproſſen, die kreuzweiſe vereinigt bleiben. Die Blüte findet ſich im April und Anfang Mai an einzelnen, mit der Spitze aus dem Waſſer getauchten Exem— plaren, die ſich erſt nach der Blüte ſeit— wärts vervielfältigen und dann unter— ſinken. J. Stehende Gewäſſer. Siehe Tafel „Pflanzen“ Fig. 3.) Die dreifurchige Waſſerlinſe bleibt den größten Teil des Jahres unter der Oberfläche des Waſſers, nur zur Zeit der Blüte erheben ſich die jungen Teile, welche Blüten tragen, über die Oberfläche, ſinken jedoch ſpäter wieder unter. Ihre Vermeh— rung iſt bei weitem nicht ſo ſtark wie die der übrigen Arten und daher iſt ſie für Aquarien, zumal ſie außerdem noch unter Waſſer lebt, bedeutend wertvoller als die auf der Oberfläche ſchwimmenden Arten. Waſſerlinſen. 1. Wurzelloſe Waſſer— 2. Viel⸗ Figur 41. P. Phyllokladium. linſe (Lemna arrhiza Hallier). wurzelige Waſſerlinſe (Lemna polyrrhiza Schleiden). 3. Bucklige Waſſerlinſe (Lemna gibba Schleiden.) 11. Vielmurzelige Waſſerlinſe (Lemna polyrrhiza Schleiden.) Jedes rundlich-verkehrt-eiförmige Phyllokladium mit 4 bis übrigen gleicht ſie der kleinen Waſſerlinſe, nur iſt ſie größer. 7 Wurzelfaſern. Im O Weniger häufig. Als Aquariumpflanze hat ſie denſelben Wert wie die kleine Waſſerlinſe. 12. MWurzelloſe Waſſerlinſe (Lemna arrhiza Hallier.) (Wolffia arrhiza Wimmer, Wolffia Michelii, Horkel.) Das Phyllokladium iſt rundlich-elliptiſch, an der Unterſeite kugelig gewölbt. Die Pflanze iſt nicht größer als ein Senfkorn und meiſt zahlreich beiſammen. A. Wenig verbreitet. Stehende Gewäſſer. Die wurzelloſe Waſſerlinſe hat als Aquariumpflanze ihrer eigentüm— lichen Form wegen Wert, ſonſt gilt von ihr dasſelbe, was von der kleinen Waſſerlinſe geſagt iſt. a. Wie die vielwurzelige Waſſerlinſe, bildet auch die wurzelloſe gegen den 6 * Herbſt zu an ihrem glattgedrücten Stamm Glieder aus, die ſich von der Mutterpflanze ablöſen, auf den Grund ihres Standortes binabjinten und dort den Winter über verbleiben. Jedes dieſer Glieder hat eine taſchenförmige Geſtalt und zeigt in einer Aushöhlung bereits den Trieb des nächſten Jahres angelegt, aber nur als ein ganz winzig kleines Gebilde, das mit ſeinem halbkreisförmigen freien Ende über die anliegenden Ränder der Taſche kaum herüberragt. Das Sinken dieſer Überwinterungsknoſpen wird dadurch be— wirkt, daß in den Zellen ihres Gewebes, und zwar ſelbſt in jenen der Oberhaut, große Stärkemehlkörner ausgebildet werden, die dicht gedrängt neben einander liegen und die einzelnen Zellräume ganz ausfüllen. Hohl— räume, die Luft enthalten, und durch welche das Pflänzchen während des Sommers auf der Oberfläche ſchwimmt, fehlen, die Spaltöffnungen ſind ge— ſchloſſen und dadurch bekommt die Knoſpe ein Gewicht, das ſie auf den Grund des Teiches zieht, welcher froſtfrei iſt. Hier bleibt ſie den Winter über. Im Frühling werden die aufgeſammelten Stärkekörner zur Bildung des Phyllokladiums verwendet, die Zellen werden dadurch leer, die Hohlräume füllen ſich mit Luft und ſo ſteigen die Pflänzchen zur Oberfläche des Waſſers wieder empor. Bei der Überwinterung der Lemnaarten iſt auf dieſen Vorgang zu achten. Man nimmt mit Waſſer gefüllte Gefäße, die unten am beſten Teich— ſchlamm enthalten und ſetzt im Ausgang des September einige Pflänzchen hier hinein. Dieſe ſtellt man über Winter an einen froſtfreien Ort, bringt ſie Ende Februar auf das Fenſterbrett, wo die Sonne die jungen Pflänzchen bald zu neuem Leben erweckt und wirft ſie dann in das Aquarium ein. 13. Flutende Nircie (Riccia fluitans L.) Das häutige Laub iſt beiderſeits ſchön grün und ſtellt gabelige Lappen mit ſchmalen, ſtumpfen Läppchen vor. Stengel und Wurzeln fehlen, ſtatt letzterer ſind Wurzel— haare vorhanden. Die Vermehrung geſchieht durch Samenkörner. O In Teichen. Zwiſchen den Binſen der Teiche ſchwimmt vom Juli bis zum Oktober die Riccie. Sie macht den Eindruck einer gabeligen Flechte, gehört jedoch nicht zu dieſer Familie, ſondern vertritt die Lebermooſe. Ihre Farbe hier iſt meiſt ein ſchmutziges Graugrün, ähnlich der des isländiſchen Mooſes. Von den Flechten unterſcheidet ſie ſich durch ihre regelmäßigere Blattbildung, den echten Zellenbau und durch ihre feinen Samenkapſeln. Dieſe ſind rundlich, beſitzen ein Gebilde wie ein Griffel, welcher auch wohl als Kapſel— hals bezeichnet, rot iſt und um ein Weniges über das Laub emporragt. Die Kapſeln öffnen ſich mit einer runden Mündung. Die Samen ſind braun und länglich, ſie pflanzen ſich durch bloße Ausdehnung fort. Eine beachtenswerte Eigentümlichkeit des Gewebes der Riccie beſteht darin, gierig Waſſer aufzuſaugen. Hat die Pflanze nicht genügende Feuchtig— keit um ſich, ſo ſchrumpft ſie zuſammen, und nimmt dann auch eine dunklere Färbung an, wieder in Waſſer gebracht, gewinnt ſie ihre urſprüngliche Form und Farbe zurück. Die einzelnen Pflänzchen mit ihrem ſchmalen, tief gabelig einge— ſchnittenem Laube, machen dieſes Gewächs zu einem zierlichen. Abſonderlich 8 jedoch erſcheinen die Pflanzen in ihrer zahlreichen Vereinigung; ſie ſehen dann wie ein ſchwimmender Moosballen aus. In den ſüdeuropäiſchen Ländern gelangt die Riccie zu überaus üppiger Entwicklung und findet ſich oft in erſtaunlicher Anzahl beiſammen. Vor kommt ſie in allen ſtehenden Gewäſſern des ganzen Europas. Sinkt der Waſſerſpiegel dieſer Becken und gelangt die Riccie auf den Uferſchlamm, ſo wird ſie zur Landform und iſt dann als: rinnige Riccie (Ricca canaliculata Hoff.) bekannt. Das Laub wird bei ihr nach oben zu rinnenförmig, kriecht am Boden und ſendet in denſelben Wurzelhaare, um auf ſolche Weiſe Nährſtoffe zu erhalten. In dieſer Form findet auch eine reichliche Fruchtbildung bei der Pflanze ſtatt, während die Waſſerform ſich nur auf rein vegetativem Wege vermehrt. Im Aquarium bildet dieſes Moos förmliche Raſen von ſaftig grüner Farbe. „Es iſt jedoch darauf zu achten“, ſchreibt Geyer: „möglichſt zu— ſammenhängende größere Kolonien dieſer Pflänzchen einzubringen und los— gelöſte Einzelpflänzchen möglichſt zu vermeiden. Die Fiſche ſchnappen gern nach dieſen letzteren und hierbei können, nach meiner Erfahrung, die gabeligen Gebilde ſich leicht in den Kiemen feſtſetzen und empfindliche Verluſte her— beiführen.“ In Zuchtbecken, in denen neſterbauende Fiſche, z. B. Stichlinge, gezogen werden ſollen, darf die Riccie nicht fehlen. Ihnen iſt dieſe Pflanze als Baumaterial ſehr willkommen. Beſonders, wenn ſie in einer Ecke des Aquariums angehäuft wird, macht die Pflanze einen ſehr hübſchen Eindruck, doch laſſe man ſie nie zu ſehr wuchern, da ſie ſich ſonſt bald zu einem dicken Brei über die Waſſerfläche ausbreitet, durch welchen kaum Luft durchzudringen vermag. Hierdurch werden auch die übrigen Waſſerpflanzen in ihrem Wachstum ſehr behindert. Als Not— behelf, beſonders in kleinen Becken, die nicht genügend mit Pflanzen beſetzt ſind, kann ſie dagegen ſehr empfohlen werden, da ſie auch unter Waſſer feſt gehalten gut gedeiht und viel Sauerſtoff erzeugt. 14. Schwimmende Vircie (Riccia natans I.) Das Laub der einzelnen Pflänzchen bildet kleine Roſetten, iſt zwei bis vier lappig und verkehrt herzförmig eingeſchnitten. Die Oberſeite iſt grün, unten mit rotbraunen Blattſchuppen beſetzt. Die Unterſeite zeigt ein ſchwammiges Ausſehen, iſt ſchwärzlich und mit Haaren verſehen. Sie enthält zahlreiche Luftröhren, durch welche die Pflanze ſchwimmend gehalten wird. O) Auf ruhigen Teichen wie die flutende Riccie, doch ſeltener als dieſe. Von der ſchwimmenden Riccie gilt im Ganzen dasſelbe, was ich von der vorhergehenden geſagt habe. Auch ſie bildet beim Zurücktreten des Waſſers eine Landform, die mit dem Namen Riecia terrestis Lindenb. belegt iſt. Ihre dann dem feuchten Schlammboden aufliegenden Blätter nehmen eine ſtrahlenartige Anordnung an und ſenden Saugwurzeln, die der Waſſerform fehlen, in den Boden. Bei ihr findet ebenfalls eine reich— liche Fruchtentwicklung ſtatt, was bei der Waſſerform nur vereinzelt vorkommt. Im Waſſer vermehrt ſich die ſchwimmende Riccie durch Teilung ihres ge— lappten Laubes, geht aber im Herbſt ein. Im Aquarium liebt ſie einen flachen Waſſerſtand. e 15. Caroliniſcher Waſſerfarn (Azolla earoliniana L.) (Azolla cana- densis) Kanadiſcher Moosfarn. Die Blätter an der Baſis tief zweilappig. Die oberen Lappen liegen ziegelartig über einander und ſchwimmen auf der Oberfläche; die unteren Lappen decken ſich nur wenig und ſind untergetaucht. Die Geſtalt der Blätter iſt eiförmig, ihre Farbe hellgrün. Die Pflanze beſitzt echte Wurzeln, die in das Waſſer treiben. O Ver- einigte Staaten von Nordamerika, beſonders in Carolina heimiſch. In Holland verwildert. Der caroliniſche Waſſerfarn gleicht im Bau ſehr der Salvinie, unter— ſcheidet ſich jedoch dadurch von ihr, daß er echte Wurzeln entwickelt. Ur— ſprünglich in Amerika heimiſch, iſt er durch Schiffe auch nach Europa ein— geführt worden und iſt jetzt in Holland ſo häufig, daß er die Kanäle mit einer mehrere Centimenter hohen Schicht bedeckt. In ungeheurer Schnelligkeit vermehrt ſich die Pflanze hier im Sommer. Im Herbſt gehen die Blätter ein, die Sporen fallen auf den Bodengrund und entwickeln ſich im Frühling zu neuen Gewächſen. Als Aquariumpflanze läßt ſich die Azolla vielfach verwenden. Obſchon Schwimmpflanze, hält ſie ſich auch auf den außerhalb des Waſſers befindlichen Grottenteilen gut, wenn dieſe mit einer Schicht Torferde oder zerſchnittenem Torfmoos bedeckt ſind. Wird ſie hier feucht gehalten, ſo überzieht ſie bald die mit Erde belegten Stellen mit ihrem hellgrünen Laube. Als Waſſerpflanze iſt ihre Vermehrung ebenſo bedeutend, wenn ſie einigen Schutz durch höhere Waſſerpflanzen findet und die einzelnen Pflanzen beiſammen gehalten werden. Gegen den Herbſt hin nehmen die friſchen, grünen Pflänzchen eine mehr rötliche Färbung an, wenn ihr Behälter nicht in einem warmen Zimmer ſteht. Zeigt das Aquariumwaſſer im Winter eine Temperatur von 8 bis 10° R., ſo hält ſie ſich ganz gut, vermehrt ſich aber nicht; ſinkt die Temperatur, ſo geht ſie ein, Zur Überwinterung der Azolla ſind mannigfache Verfahren vorgeſchlagen worden. Da meine Aquarien alle in warmen Zimmern ſtehen, laſſe ich die meiſten Pflanzen wie ſie ſind, nehme indeſſen eine Menge derſelben und ſetze ſie in eine flache Schale. Dieſe hat etwa 4 em Teichſchlamm als Bodenbelag und darüber 3 em Waſſerſtand. Die ſo vorgerichtete und bepflanzte Schale (die Pflanzen werden nur auf die Waſſeroberfläche gelegt) wird an ein Fenſter geſtellt, welches viel Sonne bekommt. Bis auf eine geringe Menge, etwa auf % em, laſſe ich das Waſſer verdunſten, erhalte aber durch Nachfüllen dieſen Waſſerſtand bis zum Frühling. Sobald die Pflanze in dieſer Jahreszeit zu wachſen beginnt, iſt der Waſſerſtand all— mählich zu erhöhen und ſpäter die Pflanze in das Aquarium einzuwerfen. Auf natürliche Weiſe und leichter bringt man die Pflanze durch den Winter, wenn ſie gegen den Herbſt zu in ein Gefäß mit Bodenbelag geſetzt wird. Hier ſterben die Blätter ab, die Sporen fallen aus, lagern ſich auf den Boden und aus ihnen entwickeln ſich im Frühling neue Pflanzen.“) ) In mehreren Arten iſt die Azolla über Amerika verbreitet. In Italien und im Süden von Frankreich findet ſich eine zweite Azolla (Azolla italiana), die ſich von der beſchriebenen durch größere Blätter unterſcheidet. 8 Die Behandlung der Schwimmpflanzen im Aquarium. Nach der eingehenden Schilderung der gebräuchlichſten Schwimm— pflanzen für das Aquarium wiederhole ich kurz das über die Behandlung dieſer Pflanzen Geſagte. Alle Schwimmpflanzen treiben ihre Wurzel im entwickelten Zuſtande nie in den Boden, ſondern dieſe hängt frei im Waſſer und wird als Waſſer— wurzel bezeichnet. Letztere fehlt einigen Pflanzen oft ganz und dann ver— treten umgewandelte Blätter ihre Stelle. Nur bei einem Sinken des Waſſer— ſtandes iſt die Pflanze gezwungen, Nährſtoffe mittelſt der Wurzel unmittelbar dem Boden zu entnehmen. Die erſte Entwicklung der Schwimmpflanze geſchieht auf dem Boden des Gewäſſers. Hier keimt ſie. Später wird ſie an die Oberfläche des Waſſers gehoben, indem ſich bald beſondere Organe, bald Blattſtiele oder das Gewebe der Blätter und Stengel mit Luft füllen. Im Freien gefundene, ſchon entwickelte Exemplare werden ins Aquarium einfach auf die Oberfläche geworfen. Hört ihre Vegetation im Herbſte auf, ſo werden ſie nach ihrer Art, wie bei den einzelnen Pflanzen angegeben, durch den Winter gebracht. Bei den einjährigen Pflanzen, die Winterknoſpen bilden und bei denen, die ſich durch Sporen oder ſonſtigen Samen fortpflanzen, ſind dieſe Pflanzen im Herbſt in beſondere Behälter (Schalen, Einmachgläſer, Elementgläſer, Weißbiergläſer ꝛc.) zu ſetzen, die einen Bodenbelag beſitzen, und an einen froſtfreien Ort geſtellt werden. Das etwa verdunſtende Waſſer wird nachgefüllt. Im Frühling erhalten dieſe Gefäße einen ſonnigen Platz, wo die Pflanzen bald zu keimen beginnen. Haben ſie dann in dieſen eine ge— nügende Größe erreicht, ſo werden ſie in das Aquarium geworfen. Die Schwimmpflanzen gehören zu den intereſſanteſten, aber zugleich zu den am ſchwierigſten zu behandelnden Pflanzen des Aquariums. 2. Ankergetauchte oder ächte Waſſerpflanzen. (Plantae submersae.) Zu dieſer Pflanzengruppe gehören Gewächſe, die ſich ſtets auf dem Boden der Gewäſſer anſiedeln, deren Stengel entweder ganz unter Waſſer bleibt, oder bis zur Oberfläche ſteigt und hier oft anders geformte, von den untergetauchten abweichende, ſchwimmende Blätter treibt und oben eine Blüte hervorbringt. Dieſe Pflanzen ſind ausſchließlich an das Waſſer gebunden, welches ihren meiſt flutenden Stengel trägt. Einige von ihnen können, ſich bei allmähligem Zurücktreten des Waſſers vollſtändig den Landpflanzen anpaſſen, andere gehen vollſtändig ein, wenn ſie aus dem Waſſer ent— fernt werden. 1. Bumpfſchraube (Vallisneria spiralis L.) Spiralige Schraubenlilie, Schraubenlilie, Spiralige Vallisnerie. Die Blätter ſind lang, linealiſch, oben abgerundet und um den kurzen Stamm ro— ſettenförmig gruppiert. Sie werden bei der 2 Pflanze länger als 1 m, die der ERS 5 bleiben kleiner, zirka 30 bis 40 em lang. Der 5 Blütenkolben iſt zujamen- gedrückt und ſteht an einem kurzen Blütenſtiel. Er iſt dreiteilig. Von ihm werden viele 5 Blüten umſchloſſen. Dieſelben haben ein dreiteiliges Perigon und drei oder ſechs Staubblätter. Die 2 Blüte ſteht einzeln am Ende eines ſehr verlängerten, ſchraubig gedrehten Stieles. Sie kommt aus einer röhrigen Scheide hervor und beſitzt eine dreiteilige, nach außen umgebogene Blütendecke und iſt dunkelrotbraun gefärbt. Der Fruchtknoten iſt einfächrig. Blütezeit: Juli bis Auguſt. A Vereinzelt in Tyrol, zahlreich Südfrankreich, Südſpanien, Südrußland, im Norden v. Italien. In ſtehenden Gewäſſern Nord-Italiens, in Tümpeln, Gräben und ſeichten Buchten, beſonders häufig am und im Gardaſee, findet ſich die Vallisnerie und bildet hier umfangreiche Beſtände. Ihre Wurzel, die bei der männ— lichen Pflanze länger und ſtärker iſt als bei der weiblichen, iſt im Schlamme ein— gebettet und hält den kurzen Stamm durch viele Wurzelfaſern feſt. Die von dieſem Stamme ausgehenden Blätter ſind aufrecht, ſehr lang und ſchmal und machen den Eindruck von dünnen, ſchlaffen Bän— dern, welche nur durch das Waſſer in ihrer aufrechten Lage gehalten werden, und deren obere Enden bei ſinkendem Waſſerſtande dicht unter dem Waſſerſpiegel gebeugt fluten. In den Achſeln dieſer Blätter entſtehen Knoſpen in mannig— fachem Wechſel, bald nur eine einzige, welche zum Ausgangspunkt eines neuen kriechenden Sproſſes wird, bald drei nebeneinander, von denen eine ſich parallel zum Boden ſtreckt und an ihrem Ende eine Laubknoſpe ausbildet, (ſiehe beiſtehende Abbildung) während die beiden übrigen gerade in die Höhe wachſen, bald wieder zwei, von denen die eine ſich in hori— \ 1 U | zontaler Richtung verlängert, während die "N andere der Oberfläche des Waſſers zu— 0 ſtrebt. Die in die Höhe wachſenden a Sumpfichraube. (Vallisneria Sproſſen erſcheinen wie von einer Blaſe 0 alis ger. 2 ä iche . = R Bitters nefhtoffen. 3, männlicher abgeſchloſſen; dieſelbe beſteht aus zwei Blütenſtand offen. eiförmigen, hohlen, etwas durchſcheinen— den Hüllblättern, von denen das eine mit ſeinen Rändern über das andere übergreift und fo einen feſten Verſchluß herſtellt, in dem ſich die männlichen Blüten befinden. Die Stiele, welche ſie tragen, erreichen die Oberfläche des Waſſers nicht. Die weibliche Blüte ſteht in einer blaſenförmigen Hülle nur einzeln und zeigt einen langen walzigen unterſtändigen Fruchtknoten, der von drei verhältnismäßig großen, in zwei Zipfel geſpaltenen und am Rande fein gefranſten Narben gekrönt iſt. Die Narben ſind von drei oberen kleinen verkümmerten und drei unteren großen ei⸗lanzettförmigen Blumenblättern umſtellt und ſtehen etwas vor dem Rande der Blumenblätter vor. Zur Zeit, wenn die weibliche Blüte ganz ausgebildet und befruchtungsfähig iſt, tritt ſie an die Oberfläche des Waſſers empor, was dadurch möglich wird, daß einesteils die ſpiraligen Windungen des Blüten— ſtiels ſich etwas ſtrecken, während andererſeits bei tieferem Standorte der Pflanze der Blütenſtiel ſo lange wächſt, bis die Blume die Oberfläche des Waſſers erreicht. Es bildet ſich jetzt am Scheitel der blaſenförmigen Hülle eine Spalte; der Fruchtknoten ſtreckt ſich, Blume und Narbe werden über die Hülle emporgeſchoben und ſind jetzt über die Oberfläche des Waſſers an der Luft ausgebreitet. Die männlichen Blüten ſtehen nicht vereinzelt, ſondern ſind trauben— förmig angehäuft in einer, in die blaſenförmige, zweiteilige Hülle hinein— ragenden Spindel. Schon unterhalb des Waſſerſpiegels trennen ſich dieſe beiden Hüllblätter und dann zeigt ſich die Traube, die ſich aus kugelligen Blütenknoſpen zuſammenſetzt, etwa 5 em über dem Boden ſtehend. Jetzt kommt der Befruchtungsakt, bekannt unter der mehrfach von Dichtern beſungenen „Hochzeit der Vallisnerie“. Er iſt bei dieſer Pflanze ſo eigenartig und merkwürdig, daß es ſich wohl verlohnt, ihn näher zu betrachten, da er zu den eigenartigſten Vorgängen gehört, den das Pflanzen— reich aufweiſt. Die männlichen Blüten löſen ſich einzeln von der Spindel ab, ſteigen an die Oberfläche des Waſſers empor und halten ſich hier ſchwimmend. In der erſten Zeit ſind ſie noch vollſtändig geſchloſſen, alſo kugelförmig, bald aber öffnen ſie ſich; die drei ausgehöhlten Blättchen, welche über die Pollenblätter gewölbt waren, ſchlagen ſich zurück und ſtellen drei an einem Punkte zuſammen— hängende kleine Kähnchen dar. Von den zwar in der Dreizahl angelegten Pollenblättern ſind nur zwei entwickelt und dieſe ragen in ſchräger Richtung, von dem Punkte ausgehend, wo die drei kleinen kahnartigen Blätter zu— ſammenhängen, in die Luft. Sowie die Blumenblätter zurückgeſchlagen ſind, ſpringen ſogleich die Antheren auf. Meiſt enthalten ſie, d. h. jede Anthere etwa 36 Pollenzellen. Dieſe ſind verhältnismäßig groß, ſehr klebrig, hängen mit einander zuſammen und bilden ein, von dicken Staubfäden getragenes Klümpchen. Auf dem Waſſerſpiegel werden die Staubfäden von den, kleine Kähne bildenden Blumenblättern ſicher getragen und der Pollenſtaub gegen eine Zerſtörung durch Waſſer bewahrt. Dieſe Kähnchen vollführen jede leichtere Bewegung des Waſſers mit, ohne umzuſchlagen und daher iſt auch ihre Frucht gegen eine verderbliche Durchnäßung von unten ſicher geſchützt. Von dem leiſeſten Luftzug werden dieſe ſchwimmenden männlichen Blüten nach allen Richtungen getrieben und ſammeln ſich an feſten Körpern, beſonders dort, wo dieſe einen Einſchnitt zeigen, an. Bildet die weibliche Blüte der Vallisnerie einen ſolchen Anlegeplatz, ſo iſt es unvermeidlich, daß die männlichen Blüten einen Teil der Pollenzellen an den am Rande gefranſten Narbenlappen der weiblichen Blüte hängen laſſen. Iſt auf dieſe Weiſe eine Befruchtung herbeigeführt, ſo wird die weibliche Blüte unter Waſſer gezogen, indem ihr langer Stiel ſich krümmt und die — 90 — Geſtalt einer Schraube annimmt. (Siehe Abbildung.) Die Windungen dieſer legen ſich mit der Zeit ſo eng aneinander, daß der zur Frucht ge— wordene Fruchtknoten ganz nahe über dem Schlammgrund des Bodens zu liegen kommt, wo er reift. Kurz bemerken will ich noch, daß an den Blättern der Vallisnerie an ſonnigen, warmen Tagen eine ſehr ſchnelle Protoplasma-Bewegung zu beobachten iſt. Entfernt man mit einem ſcharfen Meſſer von einem Blatt— teil die Oberhaut, ſchneidet dann ein Stück des Fleiſches aus und bringt dieſes im Waſſer 111 den Objectträger eines mäßig ſcharfen non jo kann man mit Leichtigkeit die Bewegung verfolgen. Der hohe Wert der Vallisnerie für das Aquarium beſteht darin, daß ihre Blätter ſich auch den ganzen Winter hindurch friſch erhalten, eine Eigenſchaft, die in dem Maße nur wenige Waſſerpflanzen beſitzen, die gleich— zeitig ſo leicht gedeihen wie die Vallisnerie. Ihre Blätter bilden für die Fiſche Schlupfwinkel, zwiſchen denen ſie ſich gern verbergen. Soll die Pflanze gut gedeihen, ſo beanſprucht ſie ein nicht zu flaches Becken, da bei einem geringen Waſſerſtand ihre Blätter ſchmal und gelbbraun werden. Bei einer genügenden Waſſertiefe, wo die Pflanze kräftig und ſchön iſt, vermag ſie im Aquarium ſogar zu blühen. Zur Beſetzung des Aquariums wähle man junge Exemplare mit kleinen Wurzeln, aus ihnen entwickeln ſich in kurzer Zeit ſo kräftige Gewächſ e, daß ſie alte, volle, an Üppigkeit bald übertreffen. Wird die Pflanze in großen Einmachgläſern kultiviert, die nur einen einfachen Bodenbelag von Sand be— ſitzen, jo treibt ſie hier reichliche Schößlinge, als Aquariumpflanze dagegen in reinen Sand geſetzt, entwickelt ſie ſich nicht ſchön. Hier verlangt ſie wenigſtens Schlammboden. Die Einſetzung der Vallisnerie iſt ſehr einfach. Iſt die Wurzel lang, ſo ſchneidet man ſie kürzer, beſonders entferne man lange Saugwurzeln. Beſitzt man ſtarke Exemplare mit vielen Ausläufern, ſo nimmt man ſoviele ab, als abgenommen werden können, um ſo durch mehrere Exemplare ſchneller eine Belaubung des Aquariums zu erzielen. Im übrigen beobachte man die Punkte, die Seite 49 über die Bepflanzung gegeben ſind. Die eingepflanzten Vallisnerien laſſe man etwa einmal im Jahre durch Kaulquappen gründlich von den ſie bedeckenden Algen reinigen; ſie treiben dann jährlich neue ſtarke Ausläufer, wohingegen, wenn dieſes nicht geſchieht, die Blätter ſich mit ſchwarzen, ſpäter braungelb werdenden Flecken überziehen, die ein vollſtändiges Eingehen der Pflanzen bewirken. Als beſte Aquariumpflanze iſt die Vallisnerie vielfach begehrt und daher aus den meiſten Handelsgärtnereien und von ſonſt geeigneten Aquarien— handlungen zu nicht hohem Preiſe zu beziehen. 2. Untergetauchtes Hornkraut (Ceratophyllum submersum L.) Glatter Igel, untergetauchter Igellock. Die Blätter ſind grasgrün, im Winter dunkler und ſtarrer. Sie beſitzen 5--8 haar— feine Abſchnitte und ſind dreifach gabelſpaltig. Die Blattquirle ſtehen nach unten zu 2 bis 3 em von einander ab und ſind durch ihre Zerteilung aus 30 und meh— A reren langen, zarten Zipfeln zuſammen geſetzt. Die Stengel jind glatt. In den oberen Blattquirlen befinden ſich die Blüten. Dieſe ſind ſitzend, perigonlos, von einer 10- bis 12teiligen, mit ſchmalen Abſchnitten verſehenen Hülle umſchloſſen. Die in unbeſtimmter Anzahl vorhandenen Staubblätter ſind ſitzend, ohne Staubfäden und beſtehen aus zweikammrigen, in unregelmäßigen Längsſpalten aufſpringenden Antheren. Die Samenknospe iſt hängend. Die Frucht beſitzt am Ende einen einzigen kurzen Dorn. Stacheln an der Baſis ſind nicht vorhanden. Die Blütezeit fällt in den Juli und Auguſt. J. Landſeen, Teiche, Wieſengräben, kurz in allen ſtehenden Gewäſſern. Da die folgende Art des Hornkrautes nur in der Form ſehr wenig von dieſem verſchieden iſt, ſonſt aber beide in allen Punkten mit einander übereinſtimmen, faſſe ich beide Arten bei der Schilderung zuſammen und gebe nur vorher die Beſchreibung der Art. 3. Hellgrünes Hornkraut (Ceratophyllum demersum I.) Rauher Igellock, emporgetauchter Igellock, ſpitzfrüchtiges Hornblatt. Die Blätter ſind trübgrün, im Winter dunkler und ſtarrer. Sie ſind gabelſpaltig mit 2 bis 4 ſchmalen linealiſchen Abſchnitten. In derſelben Weiſe wie bei sub— mersum ſteigen auch bei dieſem Hornkraute die Stengel aus der Tiefe des Waſſers in die Höhe, veräſteln ſich unterhalb des Waſſerſpiegels und bilden hier große um fangreiche, dunkelgrüne Büſchel. Der untere Stengel trägt die Blattquirle in kurzen Zwiſchenräumen, oben am Stengel aber ſind ſie dicht aneinander ſtehend, Blattzipfel ſich über Blattzipfel legend und eine dichte Quaſte hier bildend.*) Blätter und Stengel ſind leicht zerbrechlich und erſtere fallen beim Herausnehmen aus dem Waſſer nicht ſo leicht wie bei submersum zuſammen. Die Blüte gleicht der des submersum ſehr. Die Früchte beſitzen drei Dornen, einen am Ende und zwei grundſtändig. A. Kommt ſowohl in ſtehenden Gewäſſern, wie in ſolchen mit ſtärkerer Strömung vor. Obgleich die beiden Formen des Hornkrautes, die ich im vorſtehenden beſchrieben habe, ſich ſcheinbar leicht ausein— ander halten laſſen, iſt dieſes doch durchaus N, nicht der Fal. r WZEE: Eine beſtimmte Auf— ſtellung von Spezies dieſer Pflanze hat zu allen Zeiten den Bo— tanikern nicht geringe Schwierigkeiten bereitet. „Vaillant“, ſchreibt en Figur 43. Hellgrünes F demersum) ſächlich auf die Blätter gebaut. Spätere, z. B. Linné, nahmen mehr Rückſicht auf die Frucht; doch fand hier viel Verwirrung ſtatt. In de Candolle's Prodr. z. B. iſt offenbar als C. submersum nur eine Form von C. demersum beſchrieben und wahr— *) In der Abbildung iſt ein ſtark gewachſener Schößling dargeſtellt, um die Stellung der Blätter beſſer zu zeigen. 9 ſcheinlich nur eine unreife Frucht. Chamiſſo glaubte auf die Verſchiedenheit der Frucht noch mehr Spezies gründen zu können, irrte aber, indem er die wirklich reife Frucht nicht von der unreifen unterſchied und, was nur Bil— dungsſtufen ſind, als Species beſchrieb. Sowerby glaubte in der Form der Bracten“) genügende ſpecifiſche Kennzeichen gefunden zu haben. Wahlen— berg war wohl der erſte, welcher auch die Linnéeſchen Spezies zuſammen— warf. Er führt submersum als eine niedrigere, in tiefem Waſſer wachſende Varietät an. Vergleicht man nun die von Chamiſſo, Roxburgh, Wight und Guillemin gegebene Beſchreibung der Früchte, ſo ſieht man gleich, daß ſich ſtetige Übergänge derſelben Form finden und ſelbſt, ohne die Natur zu Rate zu ziehen, ſieht man ſchon ein, daß auf ſolche Weiſe keine Formen auseinander zu halten ſind.“ Alle weiteren Unterſuchungen über die verſchiedenen Spezies von Ceratophyllum haben ergeben, daß die beiden angeführten Formen von den zahlreichen anderen Spezies am leichteſten auseinander gehalten werden können, obwohl auch bei ihnen ſich vielfache Übergänge in der Frucht und in der Form der Blätter vorfinden. Aus dieſem Grunde habe ich mich auf beide beſchränkt und gehe nach dieſen allgemein gehaltenen Bemerkungen jetzt zu den Pflanzen ſelbſt über. Figur 44. 1. Männliche und weibliche Blüte von demersum, vergr. 2. Frucht von demersum, vergr. 3. Längsſchnitt durch die Frucht von demersum, vergr. 4. Keim von submersum, vergr. 5. Frucht von submersum, vergr. 6. Blütenſtand von submersum, vergr. Auf dem Grunde ſtehender oder langſam fließender Gewäſſer, hier und da auch in ſtark ſtrömenden Flüſſen vorkommend, bildet das Hornkraut ausgedehnte Beſtände. Die Blüten ſtehen faſt ungeſtielt in den Blatt— achſeln. Männliche und weibliche Blüten finden ſich nur ſehr ſelten an ein und derſelben Pflanze. Den Samen ſelbſt habe ich im Vorhergehenden ausführlich beſchrieben; ſobald derſelbe keimt, beſitzt er eine ſtummelhafte, kaum 2 mm lange Andeutung einer Wurzel, welche Bildung ſchon bei dem Erſcheinen der erſten Blätter verſchwindet. Die entwickelte Pflanze beſitzt überhaupt keine Wurzel. Das Hornkraut wächſt im Aquarium ungemein leicht, wenn es Sonnen— ſchein und friſche Luft bekommt und ſehr viel Oberlicht erhält. „Ein gutes Mittel, die Schönheit dieſer Pflanze im Aquarium zu erhalten, beſteht darin, ſie, ſobald ihre Spitzen die Waſſeroberfläche erreichen, unten abzu— Deck- oder Tragblätter. Sie haben eine lange Dauer. 98 ſchneiden und ſo einzupflanzen, daß ihre höchſtſitzenden Blätter ſich wenigſtens 6 em unter dem Waſſerſpiegel befinden, ferner das Waſſer ſelbſt möglichſt ſelten zu wechſeln und endlich das Becken thunlichſt rein zu erhalten.“ (Solotnitzky.) Eine ſehr gute Eigenſchaft des Hornkrautes iſt ferner die, daß die Blätter alle Trübung verurſachenden Beſtandteile aufnehmen und ſo das Waſſer rein erhalten. Macht die Pflanze einen unſauberen Ein— druck, ſo hebt man ſie einfach aus dem Becken, ſpült ſie ab und ſetzt ſie von neuem ein, wo ſie dann in neuer Friſche weiter wächſt. Eine Vermehrung des Hornkrautes aus der Frucht iſt nicht nötig, da jede nicht fruchttragende Knoſpe in den Boden geſetzt, weiter wächſt. Im übrigen dürfte es auch nur ganz vereinzelte Gegenden geben, die in Gräben oder Tümpeln kein Hornkraut aufweiſen. 4. Waſſerpeſt (Elodea canadensis Richard). (Anacharis Alsinastrum Bab.) Von den langen, einfachen, fadenförmigen Wurzeln erheben ſich zarte, vielfach ver— äſtelte, beblätterte Stengel, die zahlreiche gegenſtändige oder quirlförmig ſtehende Blätter tragen. Dieſe Blätter ſind länglich bis linealiſch-lanzettlich, ſpitz, kleingeſägt, leicht gekrümmt und geben dadurch der Pflanze, im Verein mit ihrer ſchönen hellgrünen Färbung ein zierliches Ausſehen. Aus den oberen Blattwinkeln kommen die 4 bis 6 cm langen, fadigen Blütenſtiele, die von einer zweilappigen Scheide umgeben ſind und bis zur Oberfläche des Waſſers reichen. Die Blüte iſt unanſehnlich; in allen Teilen dreizählig, beſitzt ſie Z äußere und 3 innere Perigonblätter, 3 lineale, gekerbte oder gelappte, purpurfarbene Narben ohne Griffel. Die Vermehrung der Pflanze geſchieht durch Knoſpen, die in den Blattachſeln entſtehen. Dieſe löſen ſich von der Mutterpflanze ab und bilden ſich zu einer neuen Pflanze aus. Desgleichen wächſt ein abgeſchnittenes Stück, welches in Waſſer gelegt wird, weiter. In Europa finden ſich nur weibliche Pflanzen, die männlichen ſind auch in Amerika, der Heimat der Waſſerpeſt, ſelten. Y. In Flüſſen und ſtehenden Gewäſſern, die zu Zeiten mit Flüſſen verbunden ſind. Beſonders häufig in Norddeutſchland. Die Waſſerpeſt iſt eine dem nördlichen Kanada entſtammende Waſſer— pflanze. In zahlreicher Menge kommt ſie in ihrer Heimat in allen Teichen, tiefen Gräben und Bächen vor. Obgleich erſt ſeit wenigen Dezennien in Europa, hat ſie ſich hier doch außerordentlich ſchnell verbreitet, ſodaß es jetzt Flüſſe giebt, in denen ſie durch ihr maſſenhaftes Vorkommen der Schiffahrt hinderlich iſt und daher beſeitigt werden muß. Im Jahre 1847 (vielleicht ſchon 1832) kam dieſe Pflanze nach Eng— land und Italien, und etwa 1860 wurde fie auch in Deutſchland einge— ſchleppt, wo ſie in den Gewäſſern um Potsdam zuerſt aufgefunden wurde. Seltſam muß es erſcheinen, daß dieſe Pflanze ſogleich mitten in Deutſchland vorkam. Hier iſt nur eine Möglichkeit vorhanden, dieſes zu erklären. Ein Berliner Botaniker ließ ſich 1854 die Pflanze zur Unter— ſuchung aus England kommen, von dieſer iſt wohl abſichtlich, oder un— abſichtlich ein Teil gepflanzt worden und bereits drei Jahre ſpäter wurden Pflanzen bei Sansſouci gefunden. Von hier ſtets weiter Boden faſſend, kam ſie im Jahre 1864 zu den Havelſeen und von da verbreitete ſie ſich mit ungeheurer Schnelligkeit weiter, ſodaß ſie jetzt überall zu finden iſt. Tritt ſie an einigen Orten ſehr ſtark auf, ſo verſchwindet ſie meiſt nach Verlauf von 5 bis 6 Jahren von hier wieder. BE Als Aquariumpflanze iſt die Waſſerpeſt nicht zu unterſchätzen. Ihre ſchönen, hellgrünen, metalliſch glänzenden Stengel durchziehen das Becken in anmutiger Weiſe vom Grunde bis zur Oberfläche des Waſſers mit einem grünen Netze. Als Unterwaſſerpflanze ſteht ſie an Schönheit kaum dem Tauſendblatt nach. So ſchön ſie als Aquariumpflanze iſt, ſo leicht gedeiht ſie auch hier. Ihr Stengel iſt im Anfange freiſchwimmend, treibt jedoch leicht bis zu 35 em lange, weiße, nichtverzweigte Wurzeln. Es iſt zur Kultur der Pflanze nichts weiter nötig, als Zweige mit oder ohne Wurzeln in die Erde, oder auch nur in den Sand zu ſtecken, wobei indeſſen zu beachten iſt, daß dieſe nicht bis zur Waſſeroberfläche reichen. Die zuerſt gepflanzten Teile werden ſchwarz und bedecken ſich mit Niederſchlag, dagegen bleiben die im Aqua— rium ſelbſt gewachſenen grün und friſch. Es folgt hieraus, daß man zur Anpflanzung nur möglichſt kleine Teile verwendet. Sehr üppig und kräftig entwickelt ſich die Pflanze, wenn ſie im Sommer an die friſche Luft geſtellt und möglichſt in einem hellgrünen Glasbehälter der Morgenſonne ausgeſetzt wird. Luft, Regen und Sonnenſchein haben auf ſie einen ſo ſtarken Einfluß, daß ſich auch aus den kränk— lichſten Teilen in überaus kurzer Zeit ſchöne kräftige Exemplare mit dicken Stengeln und großen Blättern entwickeln. Der große Wert der Waſſerpeſt für das Aquarium beſteht darin, daß ſie in kurzer Zeit auch das ſchmutzigſte Waſſer reinigt. Wird die Pflanze in ein mit trübem Waſſer gefülltes Becken geſetzt, ſo lagert ſich auf den Blättern faſt aller Schmutz ab. Sauerſtoff wird von der Waſſerpeſt im Überfluß hervorgebracht, auch giebt ſie pflanzenfreſſenden Tieren reichlich Nahrung. Ihre Vegetation er— leidet zur Winterzeit keinen völligen Still— ſtand. Eine neue Waſſerpeſt, deren Kultur dieſelbe wie die der Elodea canadensis iſt und welche auch im Winter grünt, wurde Fig. 44 b. Elodea densa. von P. Nitſche mit einem Fiſchimport eingeführt. Elodea densa. (Planch.) Dieſelbe erinnert ſehr an die gewöhnliche Waſſerpeſt, nur iſt ihre Belaubung voller, und find die Blätter größer und ſpitz. 9]. Amerika. 5. Caroliniſche Haarnire (Cabomba caroliniana A. Gray.) (Cabomba aquatica, Neetris aquatica) Waſſer-Haar-Nixe. Die untergetauchten Blätter beſtehen aus zwei Quirlen nebenblattloſer, geſtielter, im Umfang nieren- bis kreisförmiger Blattflächen. Die einzelnen Blättchen ſind meiſt fünfteilig, von denen die ſeitlichen zwei bis viermal zweiteilig ſind, das mittelſte nur einmal dreiteilig iſt. Die ſchwimmenden Blätter, die dem Waſſerſpiegel aufliegen, ſind länger geſtielt als die untergetauchten. Ihre Form iſt verkehrt eiförmig und wie die meiſten Schwimmblätter beſitzen fie an der Unterſeite eine ſchwach violette Farbe.) Der Stengel iſt untergetaucht, ſtielrund, gabelig, knotig und hohl. An jedem Knoten jtehen ſich zwei Blätter gegenüber. Die Blüten ſtehen einzeln und ſind lang geſtielt. Sie kommen aus den Achſeln der ganzen und der oberen zer— ſchliſſenen Blätter. Die Farbe der Blüte iſt weiß; die Blumenblätter tragen am Grunde zwei gelbe Flecke. Die Zahl der Blumen und Kelchblätter beträgt je drei. Sie ſtehen miteinander abwechſelnd und ſind in der Form eiförmig ſtumpf. Staub— blätter ſind ſechs vorhanden, Stempel zwei bis vier. Fleiſchige, einfächerige Kapſeln, je mit einem Griffel voll kleiner, runder Samen. Die Blütezeit iſt im Frühling, in den Monaten Mai bis Auguſt. Kelch- und Blumenblätter einer im Verblühen begriffenen Pflanze biegen ſich nach außen hin um. J. In ſtehenden Gewäſſern und Bächen von Guyana, Cayenne und Karolina. Die Karoliniſche Haarnirxe, kurz Kabomba genannt, hat eine große Ahnlichkeit mit 5 gemeinen Hahnfuß. Zu den Haarkrautarten gehört die Pflanze indeſſen nicht, ſondern ſie zählt zu den Seelilien, iſt alſo eine Verwandte unſerer Seeroſe. In ihrer Heimat wurzelt die Ka— bomba im Grunde der Gewäſſer. Aus den Knoten der kriechenden Wurzel treiben anfangs in die Höhe ſtrebende, ſpäter jedoch infolge ihrer eigenen Schwere wieder zurückſin— kende, gabelförmig verzweigte, mit einer ſchleimigen Maſſe überzogene Stengel. An dieſen entwickeln ſich die fingerteiligen Blätter, die eine ſaftig grüne Farbe beſitzen und unter der Waſſerfläche bleiben. Iſt die Figur 45. Caroliniſche Haarnixe. (Cabomba Pflanze größer, jo treibt ſie Schwimm— caroliniana 1. Blatt. blätter, deren Form oben beſchrieben wurde, und wenn dieſe vorhanden ſind, in den bezeichneten Monaten Blüten. Im Jahre 1892 wurde dieſe für Aquarien ſehr wertvolle Pflanze von P. Matte eingeführt und iſt jetzt zu billigen Preiſen aus allen bekannten Hand— lungen zu beziehen. Unbewurzelte Zweige, einfach in Sand geſteckt, bewurzeln ſich nach einigen Wochen und die Pflanzen treiben dann bald eine ſo reiche Verzweigung, daß einige Exemplare das ganze Aquarium mit ihrem reizenden Blattſchmuck füllen können. Über die ſonſtige Kultur der Kabomba iſt wie bei allen untergetauchten Waſſerpflanzen nicht viel zu ſagen. Sie braucht, wenn ſie ſtets ſchön grün *) Vergleiche das über die Froſchbißblätter Seite 68 geſagte. ausſehen ſoll, Licht. Bei einem wenig hellen Standort werden die Blätter klein, ſtehen in längeren Zwiſchenräumen am Stengel und die ſonſt leb— haft gefärbte Pflanze wird gelblich. Zerſchnittene Stengel der Kabomba eingepflanzt, treiben weiter, ebenſo ent- wickeln ſich aus lang unter Sand gelegten Pflanzen neue Triebe. Das Vorhanden— ſein von Wurzeln, behufs Einſetzung, iſt bei dieſer Pflanze unnötig; jedes etwa fingerlange Stück, beſonders leicht die Spitzen von Trieben, ſind zur Ent— wicklung von Wurzeln und Nebenzweigen zu bringen. Eine beſtimmte Temperatur des Waſſers beanſprucht die Kabomba nicht. In Aquarien, die im geheizten Zimmer im Winter ſtehen, kommt ſie gut durch. Im Sommer gedeiht ſie ſogar im Freien. 6. Rofenblättrige Haar-Nirr (Cabomba roseaefolia.) Ahnlich wie Cabomba earoliniana. Die untergetauchten Blätter ſchmutzig-roſa, im Alter dunkel-violett. Die Blüte iſt gelblich, der Stempel rot. Trotzdem ſich die roſenblättrige Haarnixe noch ſchöner als die gew. Cabomba im Aquarium ausnimmt, iſt ſie doch lange nicht ſo zu empfehlen wie dieſe, die im reinen Sande gedeiht, während die erſtere einen ſehr nahrhaften Bodenbelag verlangt und ſich viel hinfälliger zeigt, als die karoliniſche Haarnixe. 7. Maſſeraloe (Stratiotes aloides L.) Gemeiner Waſſeraloe, aloe— blättrige Waſſerſchere, Krebsſchere, Waſſerſäge, Sichelkraut. Blätter ſchwertförmig, fingerlang, ſpitz, nach innen etwas hohler, ſcharf ſtachelig, ſägerandig, fleiſchig und derb, an der Rückſeite gekielt. In der Anordnung bilden ſie rundliche Blätterbüſchel bis zu 40 em Durchmeſſer. Der Stempel iſt nackt und dünn. Aus den Achſeln der inneren mehr ſchneidigen, kürzeren, faſt tütenförmigen, ſägerandigen Blätter erheben ſich nackte Blütenſchäfte. Zur Zeit der Blüte bildet ſich Luft in den lockerzelligen Blättern, wodurch die Pflanze mehr nach oben ſtrebt. Die Wurzeln verlängern ſich, die Blätter überragen den Waſſerſpiegel teilweiſe und die an der Spitze verdeckten Blütenſchäfte öffnen ſich. Die drei äußeren Perigon— blätter der Blüte ſind grünlich, kürzer und länglich; die drei inneren rein weiß und faſt kreisrund. Die 5 Blüten ſind über 3 em breit und enthalten 12 und mehrere gelbe Staubgefäße und 20 und 30 Nebenſtaubfäden. Die 2 Blüten ſitzen zu dreien in der Scheide und haben ſechs zweiſpaltige Griffel. Die Frucht iſt etwas fleiſchig. Blütezeit Mai bis Auguſt. Z und ꝙ Blüten ſtehen auf verſchiedenen Pflanzen. J. Stehende Gewäſſer in der Nähe der Ufer, wo nur ein verhältnismäßig flacher Waſſerſtand iſt, im nördlichen und öſtlichen Deutſchland, beſonders in Norddeutſch— land. Sonſt nur zerſtreut. Der Waſſeraloe kann zu den Schwimmpflanzen gezählt werden, doch iſt es auch nicht falſch, ihn den untergetauchten Gewächſen zuzuteilen. Die aus dem Samen hervorgegangene Erſtlingswurzel dieſer Pflanze iſt im Schlamme eingebettet, alſo eine Erdwurzel; nachdem ſie abgeſtorben iſt, erhebt ſich der Pflanzenſtock, erhält ſich ſchwebend unter dem Waſſer— ſpiegel und entwickelt aus ſeinem beblätterten kurzen Stamm ſchwimmende Wurzeln. Über Winter nun ruht die Pflanze am Grunde der von ihr bewohnten Teiche und dann werden die ſchwimmenden Wurzeln wieder zu Erdwurzeln. Er Im April heben ſich einzelne Stöcke bis zur Oberfläche des Waſſers empor, erhalten ſich hier ſchwebend, erzeugen neue, ſchwertförmige Blätter und Wurzelbüſchel, die von dem verkürzten Stamme ausgehen, und dann Blüten, die im Hochſommer über der Oberfläche des Waſſers erſcheinen. Iſt die Blütezeit beendet, ſo ſinkt die Pflanze in die Tiefe zurück, läßt hier Früchte und Samen reifen und legt Knoſpen für eine vegetative Ver— mehrung an. Dieſe aber kommen aus den Achſeln der unteren Roſetten— blätter als Langtriebe hervor, die ſo lange fortwachſen, bis ſie über den Umkreis der ganzen Roſette hinausgekommen ſind. Iſt dies geſchehen, ſo ſtreckt ſich der junge, wagerecht abſtehende Sproß nicht mehr, ſondern bildet ſich am Ende zu einem Kurztriebe, beziehentlich zu einer Roſette aus, die in den folgenden Jahren neuerdings Langtriebe ausſendet. Zu Anfang des September erhebt ſich die Pflanze noch einmal in die oberſten Waſſer— ſchichten und die zu dieſer Zeit herangewachſenen Knospen gleichen bis auf ihre geringe Größe ſchon ganz der Mutterpflanze. Im Laufe des Herbſtes faulen die Sproſſen, welche die Knoſpenpflanzen mit der Mutter— pflanze verbinden durch, und alle Roſetten ſinken zur Überwinterung auf den Teichgrund hinab. N [Figur 46. Waſſeraloe (Stratiotes aloides). 1. Frucht natürl. Größe. 2. Keimpflanze Anfang Auguſt. . Keimblatt, hw. Hauptwurzel, unentwickelt bleibend, n. erſte Adventivwurzel (natürliche Größen Der Waſſeraloe bezieht ſein Winterquartier nie in Knoſpenform, ſondern ſtets als offene Roſette. Als Aquariumpflanze drückt der Waſſeraloe dem Behälter ein fremd— ländiſches Gepräge auf. Er behält auch ſeine Blätter, wie nur noch we— nige heimiſche Waſſerpflanzen, den Winter über und iſt aus dieſem Grunde ein wertvolles Aquarium-Gewächs. Zum Einbringen in das Aquarium ſind ganz junge Pflanzen oder noch beſſer ſolche, die zwar ſchon Wurzeln aufweiſen, aber noch nicht zur Blüte geſchritten ſind, am geeignetſten. Letztere findet man an den Standorten der Pflanze Ende Mai, kurz vor Bade, das Süßwaſſer-Aquarium I 8 der Blütezeit. „Mit gutem Erfolge läßt ſich der Stratiotes kultivieren, wenn man ihn in einem Gefäße, gefüllt mit demſelben Waſſer, in dem er aufgewachſen iſt, an ſonnigem Orte unterbringt. Dieſes Waſſer wird nie gewechſelt, ſondern nur von Zeit zu Zeit durch Nachfüllen ergänzt. Mit Wurzeln verſehene Exemplare kann man auch in Töpfe, deren Inhalt aus Schlamm und Lehm beſteht, ſtecken; fehlen die Wurzeln aber noch, ſo muß die Pflanze ſo lange auf dem Waſſer ſchwimmen, bis ſie ſolche von wenigſtens 6 em Länge entwickelt. Beſſer iſt es freilich, zu warten, bis die Wurzeln ſo lang ſind, daß der Stratiotes ſelbſt, während jene im Boden einwurzeln, den Waſſerſpiegel erreicht. Iſt d die Wurzel genügend entwickelt, ſo folgt das Pflanzen der Krebsſchere in lehmigen Grund.“ Eine Vermehrung der Pflanze läßt ſich am leichteſten im Herbſt durch die in den Blattwinkeln ſich bildenden Knoſpen bewirken. Dieſe werden in ein mit Waſſer gefülltes Gefäß geworfen, wo ſie den Winter über auf dem Boden liegen bleiben und im Frühling Wurzeln zu treiben beginnen. Schwimmen einige Knoſpen auf der Oberfläche, ſo ſind ſie mittelſt kleiner Steinchen, die an den Pflanzen befeſtigt werden, zu zwingen, auf dem Boden liegen zu bleiben. Für die Knoſpen verwende man im Anfange nur eine geringe Waſſertiefe, ſie wird in dem Maße, wie die Wurzeln länger werden, vergrößert. Pflanzen, die im Freien gewachſen ſind, beſonders alte, haben ſo ſtachliche Blätter, daß, wenn ſolche Gewächſe in das Aquarium gebracht werden, ſich leicht die Fiſche, beſonders Schleierſchwänze, an ihnen ver— wunden können. Bei ſolchen alten Waſſerſcheren verfaulen auch bald die Wurzeln, ſo daß man die Pflanze durch Steine am Boden feſthalten muß. Am vorteilhafteſten iſt es, nur Knoſpen im Aquarium zu verwenden, die nach obigen Anweiſungen behandelt ſind. In ſehr ſeltenen Fällen gelangt der Waſſeraloe im Aquarium zur Blüte. Die Schönheit dieſer Pflanze iſt im Aquarium leider in den meiſten Fällen nur von kurzer Dauer. Mit der Zeit werden die Blätter immer dünner und dünner und ſo ſpröde, daß ſie bei der leichteſten Berührung brechen. Worin dies ſeinen Grund hat, iſt ſchwer nachzuweiſen, jedenfalls iſt dieſe Veränderung auf den Mangel an friſcher Luft zurück zu führen oder auch auf die zu große Klarheit des Beckenwaſſers; was mir am wahr— ſcheinlichſten dünkt iſt, daß beide Faktoren ihr Teil dazu beitragen, den Waſſeraloe allmählich verkümmern zu laſſen. 9. Schwimmendes Lnichkraut (Potamogeton natans L.) Stengel einfach; alle Blätter langgeſtielt, die untergetauchten ſchmäler, lanzettlich oder länglich-eirund, wechſelſtändig. Sie ſind zur Blütezeit meiſt verfault. Die ſchwimmenden Blätter ſind lederartig, rundlich oder länglich-elliptiſch, am Grunde ſchwach herzförmig. Die Blattſtiele auf der Oberſeite ſchwach oder flach rinnenförmig. Die Blütenſtiele gleich dick. Die Blütenähre iſt zapfenförmig und erhebt ſich über die Waſſerfläche. Die einzelnen Blüten beſitzen vier grüne, ſchuppenförmige Perigon— blätter, vier Staubbeutel, welche ohne Fäden ſind und an ihrem Mittelbande ein blütenhüllartiges Anhängſel (Schuppe) haben, ſowie vier Stempel ohne Griffel. Die SR) vier Früchtchen ind ſteinfruchtartig, flach zuſammenge drückt, mit ſtumpfem Rande. Der Keimling iſt ge krümmt. J. Stehende und fließende Gewäſſer, häufig. Blütezeit Juli, Auguſt. Siehe Tafel „Pflanzen“ Fig. 4 und 4 A.) Von allen Laichkrautarten hat das ſchwimmende die weiteſte Verbreitung. Es findet ſich in ſtehenden und fließenden Gewäſſern jo zahlreich, daß es in manchen Gegenden als Düngemittel für die Felder benutzt wird. Seinen eigenartigen Namen, der durch dieſe Pflanze einer ganzen Familie verliehen iſt, führt es daher, daß die Schnecken und Fiſche mit großer Vorliebe ihren Laich an den Blättern dieſer Pflanze abſetzen. Wegen ſeiner Größe empfiehlt ſich das ſchwim— mende Laichkraut nur in jungen Exemplaren als Aquariumpflanze für größere Becken. Nur mit Wurzeln verſehene, die zu Beginn des Frühlings in das Becken gebracht werden, am beſten vorjährige ß• Sämlingspflanzen, gedeihen. Laichtraut Potamogeton N natans). 1. Keimende Frucht. 2. Keimling mit Keimblatt. 3. Keimpflanze. k. Frucht. 8 FR ns I. Hauptwurzel. IJ, 12 erſtes 10. Brausblüttriges Laichkraut (Potamogeton und zweites Yaubblatt, erispus L.) Der Stengel gabelſpaltig und flachgedrückt. Alle Blätter untergetaucht, häutig, durchſcheinend, ſitzend, am Grunde abgerundet, lineal-länglich, ziemlich ſtumpf, kurz zugeſpitzt, kleingeſägt und wellig kraus. Die Ahrenſtiele ſind meiſt länger als die Blätter und nicht verdickt. Die Ahren jmd kurz; die Perigonblätter fat nierenförmig. Die Früchte ſind zuſammengedrückt, hakig geſchnäbelt. Blütezeit Juni bis Auguſt— A, Nicht ſelten. In ſtehenden und fließenden Gewäſſern durch das ganze Europa zerſtreut. Alle ſtehenden oder langſam fließenden Gewäſſer des ganzen Europas beherbergen das krausblättrige Laichkraut. Es wird dieſe Pflanze um ſo üppiger und größer, je tiefer | ſie ſteht, ſo daß von ihr und einigen ihr ähnlichen Arten Flüſſe, Kanäle, Seen und Teiche ſo ſehr ausgefüllt werden können, daß dadurch die Schiffahrt gehindert wird. Im Hochſommer hebt das Laichkraut ſeine Blüte über den Waſſerſpiegel und es ſind die fleiſchigen rötlich-braunen, großen Narben ſchon dann befähigt, den Pollenſtaub auf— zunehmen, wenn die nebenſtehenden Antheren noch geſchloſſen ſind. „Ja nicht einmal die Blumenblätter der betreffenden Blüten haben ſich zu dieſer Zeit auseinander gethan, und man ſieht ſie unterhalb der vorgeſchobenen, kreuzweiſe geſtellten vier Narbenlappen über die Antheren gedeckt. Erſt dann, wenn die Narben ſchon zu welken beginnen, ſchlagen ſich die ſchalenförmigen, kurzgeſtielten Blumenblätter zurück. Faſt gleichzeitig bilden ſich an den großen weißen Antheren Längsriſſe, die ſich raſch in weit klaffende Spalten umwandeln, aus welchen mehliger gelber pollen reichlich hervorquillt. Wenn zur Zeit des Aufſpringens der Antheren ein friſcher, trockener Wind über die aus dem Waſſer ragenden Ahren des Laichkrautes ſtreicht, ſo wird ein 7K — 100 — Teil des Pollens ſofort als Staub fortgetragen; wenn aber Windſtille herrſcht, ſo fällt der Pollen zum Teil nach abwärts in die Aushöhlung desjenigen Blumenblattes, welches wie eine Schale oder wie ein kurz geſtielter Löffel unter die Antheren geſtellt iſt. Hier kann der Pollen bei ruhiger Luft ſtunden— lang abgelagert bleiben. Erſt beim Eintreten eines kräftigen Windſtoßes wird er aus der Schale weggeblaſen und in wage— rechter Richtung zu anderen über das Waſſer auf— ragenden Ahren hingetragen, deren Blüten ſich noch in einem ſehr frühen Entwicklungszuſtande befinden, und wo zwar die vierſtrahligen Narben ſchon zur Aufnahme von Pollen bereit, aber die Antheren noch nicht aufgeſprungen und die Blumenblätter noch ge— ſchloſſen ſind.“ (Kerner.) Eine derartige Befruchtung durch den launiſchen Wind führt aber nicht ſehr oft zur Samenbildung, wenn auch unzählige Pollenkörner von jeder Blüte verſtäubt werden. Die Gefahr, wie ſchon Seite 62 ausgeführt, liegt ſehr nahe, daß der meiſte Pollenſtaub in das Waſſer geweht wird. An eine Befruchtung durch naſſen Pollenſtaub iſt aber nicht zu denken, weil dieſer, ſowie er mit Waſſer in Berührung kommt, dasſelbe in ſolcher Menge auf— ee a ſaugt, daß er platzt. Auch regneriſche Tage können 5 Blütenſtand 1 Befruchtung vereiteln. Ein Tropfen, in das als Ausſtäuben des Pollen- Schale dienende Blumenblatt gefallen, genügt, den ſtaubes vergrößert, ganzen Pollenſtaub, der ſich hier abgelagert hat, zu vernichten. Um allen dieſen und anderen Zufällig— keiten aus dem Wege zu gehen, findet auch bei dieſem Laichkraut, wie bei allen Waſſerpflanzen, eine vegetative Vermehrung ſtatt. Im Spätherbſt entwickeln ſich nahe dem Waſſerſpiegel Sproſſen, die mit kurzen Blättern beſetzt ſind und ſich, bevor noch der Winter die Gewäſſer mit Eis bedeckt, vom alten Stengel ablöſen, in die Tiefe ſinken und ſich dort mit ihrem unteren ſpitzen Ende im Schlamme einbetten. Hier ſind ſie trefflich gegen die Kälte geſchützt und überdauern den Winter, der die Mutterpflanze vernichtet. Im Schlamme treiben dieſe Sproſſen Wurzeln und beblätterte, viel— verzweigte Stengel, welche im Frühling raſch gegen den Waſſerſpiegel hinaufwachſen. Allein nicht nur durch Samen und durch Winterſproſſen findet bei dieſem Laichkraute eine Vermehrung ſtatt, ſondern Figur 49. — 5 3% : ; m Winterknoſpe des kraus. auch durch Stockſproſſen, die im Schlamme nach blättrigen Laichkrautes, allen Richtungen weit umherkriechen. Eine weite Verbreitung, d. h. im Umkreiſe, wird aber durch ſie nicht ſo erzielt, wie durch die Winterſproſſe, die vom Waſſer weit von der Mutterpflanze weggeführt werden kann. Mehr zu empfehlen für das Aquarium als das ſchwimmende, iſt das — 101 krausblättrige Laichkraut. Beſonders gut eignen ſich die Pflanzen, die im ſeichten Waſſer aufgewachſen ſind, alſo nur eine geringere Größe aufweiſen, zur Beſetzung. Die Pflanze wird in ſchlammigen Boden gepflanzt und ge— deiht ohne beſondere Pflege, ſobald ſie Wurzeln beſitzt. Sammelt man Anfang Herbſt die Knoſpen, welche ſich in den Blatt— achſeln bilden und legt dieſelben ins Waſſer, ſo erhält man ſchon im Herbſt neue Pflanzen aus denſelben, die zum Schmucke des Aquariums während des Winters gut verwendet werden können. Die ebenfalls im Herbſt reifen— den harten, geſchnäbelten Samen können durch Antreiben unter Waſſer ſchon im Januar zum Keimen und zur Entwicklung gebracht werden. Ein möglichſt tiefer Standort im Aquarium iſt für das gute Gedeihen dieſes Laichkrautes beſſer als ein verhältnismäßig flacher Waſſerſtand. 11. Durchwachſenblüttriges Laichkraut (Potamogeton perfoliatus L.). Stengel wenig äſtig, reich beblättert. Die Blätter alle untergetaucht. Sie ſind aus herzförmigem, ſtengelumfaſſenden Grunde eiförmig oder ei-lanzettlich, am Rücken etwas rauh. Die Ahrenitiele ſind nicht verdickt, länger als die Blätter. Die Perigon— blätter oben einwärts gebogen und zuſammengeneigt; die Antheren ſehr groß. Die Blütezeit fällt in die Monate Juli, Auguſt. Die friſchen Früchte ſind zuſammen— gedrückt, ſtumpf berandet. J. Zerſtreut in Flüſſen und Teichen. Das durchwachſenblättrige Laichkraut gedeiht im Freien am beſten in einer Waſſertiefe von 80— 150 em. Als Aquariumpflanze, jung oder aus Samen gezogen, in das Becken gebracht, hält es ſich jahrelang gut in einer geringen Waſſertiefe. Es iſt beſonders den Aquarienlieb— habern zu empfehlen, in deren Becken Pflanzen leicht ver— algen, da dieſes Laichkraut frei von Algen bleibt, wenn auch die anderen Pflanzen vollſtändig mit ihnen überzogen ſind. Worin dieſes ſeinen Grund hat, iſt mir noch nicht gelungen feſtzuſtellen, auch habe ich anderwärts nichts darüber in Erfahrung bringen können. Wer das durchwachſenblättrige Laichkraut bekommen kann, verſäume nicht, es in das Aquarium zu verpflanzen. Stengelglieder in den Boden geſetzt, wachſen ohne Schwie— rigkeit. 12. Geſtreckhtes Laichkraut (Potamogeton praelongus Wulf). Potamogeton lucens Weber, Potamogeton tlexuo- sum Schleich, Potamogeton flexieaulis Dethard, Potamo- xeton acuminatum Wahlenb. Figur 50. Der Stengel iſt ſtielrund, ſehr lang, unten einfach, nach eee oben veräſtelt. Die Blätter untergetaucht, häutig, aus eiförmigem kraut n ſtengelumfaſſenden Grunde verlängert lanzettlich, ſtumpf, an ton perfoliatus). der Spitze kappenförmig zuſammengezogen, glattrandig. Die 1. Frucht. Ahrenſtiele rötlich, nicht verdickt und ziemlich lang. Die ge trockneten Früchte ſind zuſammengedrückt und auf dem Rücken flügelig gekielt. Blüte zeit Juli, Auguſt. J. Fließende und ſtehende Gewäſſer, nirgends ſehr häufig, am meiſten zu finden in Norddeutſchland. — 102 — Die Landſeen und Flüſſe Norddeutſchlands beherbergen das geſtreckte Laichkraut verhältnismäßig am zahlreichſten. An allen Orten, wo ich es fand, ſtand es in tiefem Waſſer. Als Aquariumpflanze iſt es ein reizendes Gewächs und ſeine zart— grünen, durchſcheinenden Blätter gereichen dem Becken zur beſonderen Zierde. Fingerlange, unbewurzelte Stengelſtücke treiben, in den Bodengrund geſetzt, bald neue Wurzeln und lange Stengel mit reichem Blattſchmuck. Sämlings— pflanzen werden indeſſen ſchöner— 13. Spiegelndes Laichkraut (Potamogeton lucens L.). Potamogeton acuminatus Schuhm. Kalkſammelndes Laichkraut. Der Stengel iſt ſtielrund und äſtig; die Blätter geſtielt, alle untergetaucht, häutig, durchſcheinend, eirund-lanzettlich, ſtachelſpitzig, am Rande fein geſägt. Die Blüten ſtiele oben verdickt, keulenförmig. Blütezeit Juli, Auguſt. Die Früchte zuſammen gedrückt, am Rücken ſtumpf, ſchwach gekielt. J. Stehende und fließende Gewäſſer zerſtreut, aber nicht gerade ſelten. Das ſpiegelnde Laichkraut ut beſonders dadurch mi daß es ſeine großen, g glänzenden Blätter mit einer ſehr ſtarken, gleichmäßigen Kalkkruſte über— zieht, ſobald das Waſſer, in dem es wächſt, kalkhaltig iſt. Wird die Pflanze getrocknet, ſo löſt ſich dieſe Kalkſchicht los und fällt in . Schuppen ab. Wenn im Herbſt Figur 51. Spiegelndes die Pflanze eingeht, ſo fällt die Aon agen ee Kalkkruſte mit den alten Blättern pflanze. C. Keimblatt. zu Boden und wird dort am II. erſtes Blatt. h. Haupt- Grunde des Teiches in Ruheſtand ee verſetzt. Die Pflanze ſelbſt aber kommt nicht zur Ruhe, der alte Stock treibt im Frühling wieder junge Stengel und Blätter, die ſich mit neuen Kalkablagerungen im 8 42 2 5 4 Laufe des Jahres bedecken, im Herbſte abſterben, _. gude Ser F 5 wa ee „ Spiegelndes Laichkraut. ihre Kalkſchicht dem Boden übergeben und jo all. Potamogeton lucens. mählich eine Erhöhung des Teichbettes bewirken. I. Frucht. Im Aquarium kommt dieſes Laichkraut ebenſo gut fort wie die vorhergehenden Arten. Aus abgebrochenen Endgliedern entwickeln ſich gute Pflanzen, ebenſo aus Samen, der im Glaſe durch An treiben zum Keimen gebracht wird. Am meiſten zu empfehlen ſind auch bei dieſer Art Sämlingspflanzen. 14. Glänzendes Lnichkraut (Potamogeton nitens Web.). Stengel ſehr äſtig. Die untergetauchten Blätter häutig, durchſcheinend, lanzett lich oder lineal-lanzettlich, ſpitz, ohne Stachelſpitze, am Grunde abgerundet, halb — 103 — ſtengelumfaſſend, etwas rauhrandig. Die ſchwimmenden länglich lanzettlich, im Stiel verſchmälert, lederig. Die ſchwimmenden Blätter fehlen oft. Die Ahrenſtiele ſind nach der Spitze zu meiſt verdickt. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Früchte ſind zuſammengedrückt, am Rande gekielt. J. Stehende und fließende Gewäſſer zerſtreut. Durch ganz Deutſchland kommt das glänzende Laichkraut zerſtreut vor, häufiger tritt es jedoch nur im Norden unſeres Vaterlandes auf. Für das Aquarium iſt es ebenſo begehrenswert, wie die übrigen Laichkrautarten, auch die Behandlung iſt dieſelbe. 15. Alpen-Lnichkruut (Potamogeton rufeseens Schrad.). Potamo— geton alpinus, Potamogeton semipellucidum, Potamogeton obseurum, Pota- mogeton serratum. Potamogeton fluitans, Potamogeton annulatum, Potamo- geton purpuraseens, Potamogeton obtusus. Der Stengel iſt einfach. Die untergetauchten Blätter ſind ſitzend, häutig, durchſchimmernd, länglich-lanzettlich, nach beiden Enden etwas verſchmälert, am Rande glatt. Die ſchwimmen den Blätter ſind lederig, verkehrt eiförmig, ſtumpf, im Blattſtiel verſchmälert, letzterer iſt kürzer als das Blatt. Die Ahrenſtiele ſind nicht verdickt. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Früchte ſind linſenförmig, zuſammengedrückt und mit einem ſpitzen Rücken verſehen. J. Stehende Gewäſſer, ſehr zerſtreut. Am häufigſten in den Alpen und in Norddeutſchland. Der Blütenſtand, der Stengel und die oberen jungen Blätter dieſes Laichkrautes zeigen häufig eine rötliche Farbe. Werden die Blätter erſt älter, ſo gehen ſie zu einem Braun über, und noch ſpäter werden ſie ganz grün. Aber nicht immer iſt das Alpen-Laichkraut rötlich angehaucht, es kommen auch Exemplare vor, beſonders junge, die dieſe Färbung nicht be— Figur 53. Alpen-Laichkraut 85 (Potamogeton rufescens.) ſitzen. 1. Frucht. Als Aquariumpflanze hat das Alpen-Laich— kraut denſelben Wert wie ſeine zahlreichen Verwandten, und beanſprucht auch im Becken die gleiche Pflege wie dieſe. 16. Spachtelhlüttriges Taichkraut (Potamogeton spathulatus Schrad.). Die untergetauchten Blätter ſind häutig, durchſcheinend, die unterſten ſchmal lanzettlich, lang, keilartig im Blattſtiel verſchmälert, die oberen allmählich mehr länglicher werdend, in den Blattſtiel hinablaufend. Die ſchwimmenden Blätter ſind lederartig, ovallänglich, ſtumpf, am Grunde vorgezogen, 2 bis 3 mal kürzer als der Blattſtiel. Die Blütenſtiele ſind nicht verdickt. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Früchte ſind ſtark zuſammengedrückt mit ſpitzem Rücken. J. Brüche und Flüſſe in Weſtdeutſchland. Die Bäche des weſtlichen Deutſchlands, der Rheinpfalz und des Unter Be eljaß beherbergen dieſe nicht häufig vorkommende Laichkrautart. In Nord— deutſchland findet ſie ſich nur in der Gegend von Uelzen. Die Haltung der Pflanze im Aquarium deckt ſich mit der der anderen Arten. 17. Lüngliches Lnichkraut (Po- tamogeton oblongus Viv). Potamo- zeton polvgonifolius Pourr. Die untergetauchten, nur wäh— rend der Blütezeit vorhandenen Blätter lanzettlich, die ſchwimmen den länglich, obere eiförmig und am Grunde ſchwach-herzförmig. Die Blütenſtiele oberſeits flach— rinnig. Blütezeit im Juli und Auguſt. Die Früchte zuſammen— gedrückt, am Rande ſtumpf. A, Sümpfe und Moorbrüche im nord— weſtlichen Deutſchland, überall nur ſelten. Das längliche Laichkraut iſt dem ſchwimmenden ſehr ähnlich und ſoviel bis zur Zeit feſtgeſtellt, höchſt wahrſcheinlich nur eine Form von dieſem. Als Aquariumpflanze hat es 51 * o > or 10 8 Figur 54. Längliches Laichkraut Potamogeton daher denſelben Wert wie das oblongus). 1. Frucht. ſchwimmende Laichkraut und ver- langt auch die gleiche Behandlung. 18. Flutendes Tnichkraut (Potamogeton fluitaus Rth.). Potamogeton oblongus Meyer. Alle Blätter langgeſtielt. Die untergetauchten zur Blütezeit verlängert-Imzettlich, häutig, durchſcheinend, die ſchwimmenden länglich-lanzettlich-eirund, am Grunde ſpitz oder abgerundet. Die Blattſtiele dreikantig, oberſeits gewölbt. Die Blütenſtiele kaum verdickt. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Früchte im friſchen Zuſtande zu ſammengedrückt, ziemlich ſpitz berandet. J. In Flüſſen, ziemlich ſelten, am häufigſten in Norddeutſchland. Als Aquariumpflanze iſt das flutende Laichkraut nicht ſehr zu em— fehlen, da es außerordentlich lange Stengel, Blattſtiele und Blattſpreiten treibt. 19. Dichthlättriges Lnichkraut (Potamogeton densus L.). Potamogeton serratum, Potamogeton setaceum. Stengel aufſteigend, unten locker, oben ſehr dicht mit Blättern beſetzt. Alle ſind untergetaucht, häutig, ſitzend, ſtengelumfaſſend, länglich- bis lineal-lanzettlich, etwas zurückgebogen, am Rande ſägezähnig. Die Uhren an den meiſt nur ſchwach ver äſtelten Stengeln gabelſtändig, ſehr klein und kurzſtielig, nach dem Abblühen zurück — II gebogen. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Früchte ſind zuſammengedrückt, breit gekielt, geſchnäbelt. J. Fließende und ſtehende, meiſt ſeichte Gewäſſer. In fließenden, ſeichten Gewäſſern, beſonders häufig in Altwaſſern, bildet das dichtblättrige Laich— kraut ſchöne Raſenflähen. Die dünnen Stengel ſtehen mit ihren zweireihigen Blättern dicht bei ein— ander und auch die aus den Blattachſeln kommenden Blütenſtiele neigen ſich nach dem Verblühen in das Waſſer zurück und vervollſtändigen hierdurch den grünen Teppich. Seiner ſchönen Belaubung wegen und weil es mit einer geringen Waſſertiefe gut auskommt, iſt dieſes Laichkraut für das Aquarium eine der beſten Pflanzen aus der ganzen artenreichen Familie. Auch im Winter bleibt die Pflanze grün und wächſt, ob Sommer oder Winter, ob warm oder kalt, un— verändert fort. Junge Pflanzen im Frühling mit |. e Wurzeln aus dem Boden genommen, entwickeln ſich Laichtrant oandeston im Aquarium eingepflanzt, zu hübſchen Gewächſen. densus). 1. Blüte. Abgebrochene Stücke wollen in der Regel nicht jo gut wachſen, als bewurzelte Stöcke, doch treiben auch ſie nicht ſelten Saug— wurzeln und wachſen dann munter. 20. Wegehreitblättriges Lnichkraut (Potamogeton plantagineus. Ducroz). Potamogeton HornemanniMever, Potamogeton eoloratus Horn. Stengel äſtig, alle Blätter geitielt, häutig, durchſcheinend, glattrandig, die untergetauchten lanzettlich, die ſchwim menden faſt herz-eiförmig. Die Blatt ſtiele halb ſo lang wie die Blätter. Die Blütenſtiele gleich dick. Blütezeit iſt im Juni bis Auguſt. A, Stehende, ſeltener fließende Gewäſſer, überall ſelten. Über das wegebreitblättrige Laich— kraut iſt nicht viel zu ſagen, da es ſich nur ſehr ſelten findet und auch dort, wo es vorkommt, nur vereinzelt ſteht. Um dem Aquarienliebhaber aber die Pflanze zu zeigen, füge ich die Abbildung eines Zweiges von dem Stücke bei, welches ich vor einigen Jahren beſeſſen habe. In der Pflege ſtellt dieſes Laichkraut 8 keine anderen Anſprüche, wie die übrigen Figur 56. Wegeblättriges Laichkraut Arten. Potamogeton plantagineus. — 106 — 21. Grasblüttriges Laichkraut (Potamogeton gramineus L.). Pota— mogeton heterophyllus Schreb.) Der Stengel ſehr äſtig; die untergetauchten Blätter häutig, durchſcheinend, lineal lanzettlich oder ſchmäler, auch breiter lanzettlich, zugeſpitzt, dem Grund nach zu verſchmälert, ſitzend, etwas rauhrandig, die oberen Blätter ſtets kürzer, breit lanzettlich bis eirund, langgeſtielt, lederartig. Letztere fehlen oft. Die Blütenſtiele an der Spitze verdickt. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Früchte zu ſammengedrückt, am Rücken ſtumpf. J. Fließende und ſtehende Gewäſſer zerſtreut. Von allen Laichkrautarten variiert das grasblättrige Laichkraut am meiſten. Kaum, möchte ich ſagen, ſind zwei Pflanzen zu finden, die ſich ſo gleichen, daß man auf den erſten Blick ſie als zuſammengehörig bezeichnen könnte. Je nach der Waſſertiefe ihres Standortes, oder nach der Stromſtärke des Fluſſes zeigt ſich die Pflanze verſchieden, ſodaß mehrere Arten von dieſem Laichkraute aufgeſtellt werden können. Als Potamogeton graminifolius unterſcheidet Koch die Pflanze, wenn ihre untergetauchten Blätter lanzettlich-lineal, nach beiden Enden Fier e eee verſchmälert und ſchlaff ſind und der Stengel traut (Potamogeton gramineus). verlängert iſt. Als Potamogeton heterophyllus 1. Frucht. ſpricht er ſie an, wenn die untergetauchten Blätter kürzer, zurückgekrümmt und meiſt ſtarr ſind und Potamogeton Zizzi nennt er ſie, wenn die Pflanze doppelt bis drei— fach ſo groß iſt, wie die beiden erſtgenannten Arten und die oberen Blätter beſonders ſtumpf, aber ſtets mit einer Stachelſpitze verſehen und meiſt auf— fallend wellig ſind. Die Behandlung des grasblättrigen Laichkrautes im Aquarium iſt dieſelbe wie die der vorher genannten Arten. Nur hat man dafür zu ſorgen, daß es ſo eingepflanzt wird, daß die Schwimmblätter wirklich ſchwimmen und ſich nicht im Waſſer befinden, denn ſonſt gehen nicht nur dieſe ein, ſondern in der Regel auch die ganze Pflanze. Für große Aquarien mit tiefem Waſſerſtand ſind Pflanzen aus tiefem Waſſer, für kleinere Behälter ſolche aus ſeichtem Waſſer zu verwenden. 22. Flachſtengliges Lnichkraut (Potamogeton compressus L.). Pota— mogeton zosterifolius Schuhmacher, Potamogeton eomplanatus Willd. Der Stengel veräſtelt, geflügelt-plattgedrückt. Alle Blätter untergetaucht, häutig, durchſcheinend, ſitzend, lineal und ſehr lang, ſtumpf mit kurzer Stachelſpitze, vielnervig mit drei bis fünf ſtärkeren Nerven. Die Ahre zylindriſch, 10, bis 15-blitig, anfänglich kurz geſtielt, zuletzt lang und oft unterbrochen. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Blüten ſelbſt ſind unſcheinbar, grünlich. J. In ſtehenden und lang— ſam fließenden Gewäſſern. 2107 Durch das ganze deutſche Gebiet findet ſich das flachſtenglige Laichkraut zerſtreut. Als Aquarienpflanze hat es denſelben Wert wie die übrigen Laichkrautarten, hält jedoch beſſer wie viele Artengenoſſen im Becken aus. Eine be— ſondere Pflege beanſprucht die Pflanze nicht. Zur Beſetzung im Frühling eignen ſich ein— jährige Pflanzen gut. Teile der Pflanzen in den Bodengrund des Aquariums geſetzt, wollen nicht gut wachſen. 25. Mäütliches Laichkraut (Potamogeton rutilus Woltg.). Stengel zuſammengedrückt und in der Regel nur am Grunde äſtig. Die Blätter ſchmal lineal iſch, faſt borſtig, verſchmälert zugeſpitzt und drei nervig. Die Blütenſtiele länger als die ſechs bis acht blütige, lockere Ahre. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Frucht klein, länglich-eiförmig, auf dem Rücken ſtumpf. J. Seen und Teiche Figur 58. Flachſtengliges Laich von Norddeutſchland. kraut (Potamogeton eompressus). Das rötliche Laichkraut bedeckt raſenartig 1. Ausgewachſener Blütenſtand. den Grund der Teiche und Seen. Nur die ältere Pflanze zeigt jedoch die rötliche Farbe und daher paßt der Name auch nur für dieſe. Die junge Pflanze iſt einfach grün. Für das Aquarium hat dieſes Laichkraut denſelben Wert wie andere Laichkräuter, die untergetauchte Blätter beſitzen. 24, Stumpfblättriges Taichkraut (Potamogeton obtusifolius. M. u. K.) Potamogeton gramineum Sm., Potamozeton gramineus Gand, Potamogeton eompressum Ath. Stengel zuſammengedrückt und dünn, mit rundlichen Kanten verſehen und ſehr äſtig. Die Blätter ſtumpf, kurz⸗ſtachelſpitzig und drei- bis viernervig. Die Blüten ſtiele ſo lang wie die ſechs- bis zwanzigblütige, ununterbrochene, kurze, cylindriſche Ahre. Blütezeit Juli und Auguſt. J. In Bächen und ſtehenden Gewäſſern, durch ganz Deutſchland zerſtreut. Dieſes Laichkraut iſt dem flachſtengligen Laichkraut ſehr ähnlich und leicht mit demſelben zu verwechſeln. Die Haltung im Aquarium gleicht der der übrigen Arten. 25. Gpitzblüttriges Laichhraut (Potamogeton acutifolius L.) Der Stengel fadenförmig dünn, die Blätter allmählich zugeſpitzt und haarſpitzig, ziemlich lang, linealiſch, vielnervig mit drei bis fünf ſtärkeren Nerven und einem hervortretenden Mittelnerv. Die Ahren ſind vier- bis ſechsblütig. Blütezeit Juli und Auguſt. J. Bäche und ſtehende Gewäſſer, überall nur zerſtreut. SF Das ſpitzblättrige Laichkraut gleicht auf den erſten Blick ſehr dem flachſtengligen und dem ſtumpf— blättrigen. Im Aquarium beanſprucht es keine andere Behandlung, als die bereits genannten Laich— kräuter. 26. Kleines Laichkraut (Potamogeton pusillus I.) Stengel faſt ſtielrund oder etwas zuſammengedrückt und ſehr äſtig. Alle Blätter untergetaucht, kurz ſtachel— ſpitzig, drei- bis fünfnervig. Die Blütenſtiele zwei- bis dreimal länger als die vier bis ſechsblütige, oft unter— brochene Ahre. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Früchte ſind ſchief eirund. J. Bäche und ſtehende Gewäſſer, überall zerſtreut zu finden. Die zwei noch fehlenden Arten der im ſüßen Waſſer vorkommenden Laichkräuter laſſe ich hier gleich folgen. Figur 50. Spitzblättriges 27. Haarfürmiges Lnichkraut (Potamogeton Laichkraut (Potamogeton . 8 = : 7 trichoides Cham.) acutifolins). 1. Blattſpitze. Stengel fait ſtielrund, fadenförmig, dünn, aber etwas ſteif und ſehr äſtig. Die Blätter ſind alle untergetaucht, durchſcheinend, häutig, einnervig, aderlos, borſtig lineal, allmählich zugeſpitzt. Die unteren Nebenblätter borſtig, den Blättern ähnlich, nur die oberen ſcheidig. Die Blütenſtiele ſind zwei- bis dreimal ſo lang als die kurze lockere Ahre. Sie ſind ebenſo dick wie der Stengel. Die Blütezeit fällt in die Monate Juli und Auguſt. Die Früchte ſind halbkreisrund, groß, am Rücken gekielt und neben dem Kiele mit zwei hervorragenden Linien verſehen. J. Stehende Gewäſſer, Gräben und Teiche. Beſonders häufig in Norddeutſchland— Das haarförmige Laichkraut beſitzt eine große Ahnlichkeit mit dem kleinen, unterſcheidet ſich aber Figur 60. Kleines Laich⸗ durch die Fruchtform, die einnervigen Blätter und fraut (Potamogeton pu- durch größere Feſtigkeit und Steifheit. sillus). Winterknoſpe im Auguſt natürliche Größe). 28. Padenblüttriges Tnichkraut (Potamogeton pectinatus L.) Der Stengel oft haarförmig, dünn und ſehr äſtig. Alle Blätter ſind untergetaucht, durchſcheinend, häutig, am Grunde ſcheidig, ſchmal linealiſch oder borſtenförmig, ſpitz einnervig, queraderig, mit ziemlich dicken Adern. Die Ahren ſind lang geſtielt, die Blüten ſtehen in kurzen Zwiſchenräumen an ihnen. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Früchte ſind ſchief-verkehrt-eiförmig, halb-kreisrund und im trockenen Zuſtande auf dem Rücken gekielt. J. Flüſſe und ſtehende Gewäſſer, nirgends gerade ſelten. Die letztgenannten Laichkrautarten eignen ſich alle ſehr gut für das Aquarium. Ihre feinen, untergetauchten Blätter bringen ſehr viel Sauerſtoff — 109 — hervor und die Pflanzen ſind eine Zierde der Becken noch im Winter, da ſie faſt gar nicht einziehen, ſondern zu jeder Jahreszeit weiter wachſen. Auch ihre, im Ver— hältnis zu vielen ihrer Artengenoſs ſen, nur ge— ringe Größe machen ſie für kleinere Becken be ſonders ver— wendbar. Pflanzen 8 . EN | 3 Figur 61. Fadenblättriges Laichkraut (Potamogeton peetinatus). s int Im November gebildete Knollen. J. Achſe des letztgebildeten Yaubtriebes. Herbſt im II. und ILa. Tochterſproſſe hiervon aus ſeinem II. und III. Niederblatt. Freien ge— Der Sproß IIa., der ſich gerade wie II., nur ſchwächer, verzweigt, abge 8 \ ſchnitten. III., IV., V. Knollen erzeugende Sproſſen, deren dritte und ſammelten vierte Internodien zu Knollen anſchwellen. a, b, c, d die aufeinander Sämlingen, folgenden Niederblätter der einzelnen Achſen. W. Adventivwurzeln. oder ſolche, die direkt aus Samen im Zimmer gezogen ſind, erreichen, klein in das Becken gebracht, nie eine beſondere Größe. 29. Maſſerfeder (Hottonia palustris I.). Sumpfwaſſerfeder. Sumpf— Hottonia. Der Wurzelſtock iſt gegliedert, ſehr äſtig und dauernd. Er kriecht ausläuferartig im Schlamme des Bodens, treibt an den Knoten wurzelnde Rhizome und ſtielrunde, im Waſſer ſenkrecht emporſteigende mit dem oberen Teil über Waſſer tretende Stengel. Die Blätter ſind fein kammförmig, fiederteilig und grasgrün. Sie ſitzen an den Ausgängen des Schaftes rojettenartig und ſind haarlos. Die Fiederſchnitte ſind kaum 1 mm breit und gehen in gleicher Breite bis zur langgezogenen Spitze. Die Blüten ſtehen in drei bis vier Quirlen am Schafte, der ſich über Waſſer erhebt— Jeder Quirl beſitzt zwei bis ſechs Blüten, welche geſtielt ſind und zur Zeit der Blüte aufrecht ſtehen. Die anſehnliche Krone iſt roſenrot oder faſt weiß, am Schlunde goldgelb. Die Krone iſt tellerſörmig mit fünfteiligem, flachen Saum und mit ver kehrt eirunden, ausgerandeten Abſchnitten. Die Staubblätter ſind in der Kronenröhre verborgen. Der Kelch iſt fünfzipfelig. Nach Beendigung der Blütezeit, die in die Monate Mai und Juni fällt, ſinken die Blütenſchäfte unter Waſſer, indem ſie die Luft, welche ſich zur Blütezeit in ihren Zellen anſammelte, entlaſſen. Die Samen kapſel iſt kugelig, zugeſpitzt und ſpringt mit fünf Klappen auf. 4. Gräben und Sümpfe zerſtreut. In Sümpfen und Gräben mit langſam fließendem Waſſer, beſonders häufig im moorigen Waſſer und mehr im Norden als im Süden von Deutſch land, iſt die Hottonie zu finden. Hier erhebt ſie ihre Blütenſtiele über Waſſer, an denen dann die reizende Blütentraube erſcheint. Die Pflanze hat, wie man wiſſenſchaftlich ſagt, heterotyle Blüten, d. h. ſie trägt an dem einen Stock Blüten mit verhältnismäßig kurzem Griffel 110 und oberhalb der Narbe ſtehenden Antheren, während ein anderer Stock dagegen nur Blüten mit verhältnismäßig langem Griffel und unterhalb der Narbe ſtehenden Antheren hervorbringt. Zu Beginn der Blütezeit können die Narben ſolcher Blüten weder aus den unterhalb noch oberhalb ſtehenden Antheren Pollen erhalten, die Befruchtung findet vielmehr durch Inſekten ſtatt, die den Pollenſtaub von einer kurzgriffeligen Blüte auf die langgriffelige übertragen. Neben der, wie bei allen Waſſerpflanzen immer ſehr zweifelhaften Ver— mehrung durch den Samen, beſitzt auch die Waſſerfeder noch eine vegetative Vermehrung. Mit dem Eintritt des Spätherbſtes bildet die Pflanze beſondere Wanderknoſpen aus, — ſehr ver— kürzte Triebe, — deren kleine, grüne Laubblätter ſo dicht bei— ſammen ſtehen und ſo feſt anein— ander ſchließen, daß der ganze Trieb als ein rundlicher oder elliptiſcher dunkler Ballen er— ſcheint. Dieſe Ballen bleiben mit einem Stücke des ſchwim— 8. menden Stengels, der ſie ausge— bildet hat, verbunden. Wenn 1. Blüte von oben geſehen. 2 uud 3. Durch der letztere im Spätherbſt zu ſchnitt durch heterotyle Blüten. verweſen beginnt, ſo ſinkt er in die Tiefe und zieht dabei den ihm anhaftenden Ballen mit hinab. Oft kommt es indeſſen auch vor, daß dieſe Ballen ſich von den verweſenden Stengeln loslöſen und für ſich allein in die Tiefe ſinken, wobei ſie dann von der Strömung manchmal weite Strecken fortgeführt werden und ſo eine weitere Verbreitung ihrer Art bewirken, als es der Same vermag. Für das Aquarium iſt die Waſſerfeder eine reizende Pflanze und ihr ungemein ſchnelles Wachstum macht ſie beſonders wertvoll für große Baſſins. Hat ſie ihren Standort in einem weniger großen Becken und füllt jie dieſes ſehr aus, ſo muß ſie von Zeit zu Zeit gelichtet werden. Eine Verviel— fältigung der Hottonie erreicht man dadurch, daß man einen der an der Stengelſpitze ſtehenden Aſte abbricht und in den Bodengrund des Aqua— riums einſetzt. In reinen Sand gepflanzt, verkümmert die Pflanze. Beim Einbringen gehe man vorſichtig zu Werke, denn die Stengel ſind ſo zart und ſpröde, daß ſogar Fiſche durch ihre Bewegungen dieſelben zerbrechen können. Iſt das Aquarium, in dem die Hottonie eingeſetzt iſt, mit vielen Tieren beſetzt, ſo kommt die Pflanze ſelten zum blühen, weil dieſe den Stengel meiſt vorher umknicken. Von Trockenpflanzen iſt Ende des Sommers leicht Samen zu erhalten, den man einfach in kleine Aufzucht-Aquarien einſtreut.) Haben die Pflanzen Figur 62. Waſſerfeder Hottonin palustris“. Aufzuchtaquarien, wie ich fie zu dieſen Zwecken benutze, haben bei mir eine Länge von 18 und eine Breite und Höhe von 12 em. — 111 — in dieſen Becken eine genügende Größe erreicht, ſo werden ſie in das Aqua— rium in der Weiſe geſetzt, daß der bewurzelte Wurzelſtock horizontal und wenig von Erde bedeckt in den lockeren Boden zu ſtehen kommt. Ein bewegtes Waſſer kann die Hottonie nicht vertragen. Hier fault der Wurzelſtock, der ſich durch die Bewegung des Waſſers am Boden reibt und ſo verletzt, ab und die Pflanze verdirbt dann das Waſſer im Becken. Hierdurch iſt auch wohl die ſchon längſt widerlegte Anſicht entſtanden, die Waſſerfeder jet giftig und nach ihrem Anpflanzen müßten die Fiſche ſterben. 30. Herhſtwaſſerſtern (Callitriehe autumnalis L.) Callitriche deeussata Lk., Callitriche virens Goldbach., Callitriche truncata Auet. Alle Blätter linealiſch, am Grunde breiter, gegen die Spitze ſchmäler. Die Staub— blätter viel kürzer als die Deckblättchen, der Staubweg ſehr lang, ſpreizend. Die Frucht iſt flügelig gekielt. Blütezeit Juli bis Oktober. J. Stehende und langſam fließende Gewäſſer, ſehr häufig im Norden von Deutſchland. Da alle drei Arten des Waſſerſterns dieſelben Eigentümlichkeiten zeigen, auch ſonſt nur wenig von einander abweichen, faſſe ich bei der Schilderung alle zuſammen und gebe vorher nur ihre Beſchreibung. 31. Frühlingswaſſerſtern (Callitriche verna Kützing). Die unteren Blätter der Aſte linealiſch, die oberen verkehrt-eiförmig. Die Der: blättchen nur wenig gebogen. Der Staubweg aufrecht, bald verſchwindend. Die Kanten der Frucht ſpitz gekielt. Blütezeit Mai bis Oktober. J. In ſtehenden und fließenden Gewäſſern, durch ganz Deutſchland. 32. Sumpfwaſſerſtern (Callitriche stagnalis Seopoli). Die oberen Zweige tragen gegenſtändige, verkehrt-eiförmige, ganzrandige und ſitzende Blätter. Die Deckblätter ſind ſichelförmig, an der Spitze zuſammenneigend. Die Blüten ſind einhäuſig, im Sommer dagegen findet man Zwitterblüten. Der Kelch ſehr klein, die Krone fehlend, aufrecht oder abſtehend. Die Blütezeit dauert vom Mai bis Oktober. Die Frucht iſt eine vierteilige Spaltfrucht, welche vier einſamige Nüßchen enthält. Sie iſt zuſammengedrückt-kreisrund, mit breitflügelig⸗gekielten Kanten. J. Stehende und fließende Gewäſſer. Betrachten wir kurz die verſchiedenen Varietäten des Waſſerſterns, ehe wir zur eigentlichen Schilderung übergehen. Linné unterſchied nur zwei europäiſche Arten, eine breitblätterige, welche er Callitriche verna und eine ſchmalblätterige, die er Callitriche autumnalis nannte. Kützing hat ſpäter nach der Form der untergetauchten Blätter, der Beſchaffenheit der Deckblättchen und der Früchte Callitriche verna, Callitriche platyearpa und Callitriche hamulata getrennt. Ob aber dieſe Formen, auf deren Be— ſchreibung ich mich an dieſer Stelle nicht einlaſſen kann, bloße Varietäten, oder ob ſie als gute Arten anzuſprechen ſind, iſt endgültig noch nicht ent— ſchieden. Auch die ſogenannten Landformen ſind zu beſonderen Arten erhoben worden. Es iſt aber bewieſen, daß nicht nur der Waſſerſtern, ſondern noch = jo und ſoviel andere Waſſerpflanzen beim Zurücktreten der Gewäſſer andere Geſtalten annehmen, mithin als beſondere Arten durchaus nicht zu bezeichnen ſind. Trocknet das Waſſer ſchon vor der Blütezeit bei dem Frühlingswaſſer— ſtern aus, dann bleibt die Pflanze nur klein und zart; ihr dann etwa 8 bis 10 em langer Stengel ſendet viele nahe beieinander ſtehende kleine Aſtchen aus, wurzelt, ſoweit er am Boden liegt, in die Erde, bedeckt ſich mit nahe bei einander ſtehenden Blattpaaren, deren einzelne Blättchen dann alle linien— förmig find, und bildet an den Spitzen der Aſte und des Stengels Blüten. Die jo beſchaffene Pflanze führt dann den Namen Var. minima; als Var. le wird ſie bezeichnet, wenn ſie noch ſehr feuchten Boden beſitzt, aber ſtehendes Waſſer fehlt. Sie wird dann der Var. minima ſehr ähnlich, nur ſind die Blätter des Hauptſtengels ſchon lanzettlich, während die Aſte nur linienförmige Blätter aufweiſen. Beſitzt die Pflanze nicht ſehr tiefes Waſſer, dann bildet der längere Stengel verkehrt— eiförmige oder auch wohl länglich-eiförmige Blätter, und man ſieht an ſeinem oberen Ende in vielen Dlattachjeln Blüten her— vorbrechen. Dieſe Pflanze heißt Var. fontana. In ſtehendem, ſehr tiefen Waſſer ſtreckt ſich der unten im Schlamm wurzelnde Stengel ſo lang empor, bis er den Waſſerſpiegelerreicht. Hier entwickelt er dann jehr eng aneinander ſtehende Blattpaare von eirunden Blättern und breitet ſie ſternartig auf der Waſſer— Figur 63. Herbſtwaſſerſtern Callitriche autumnalis) fläche aus. Ihre Achſeln 1. und 2. Stengelſtücke mit Blättern (vergrößert). beſitzen Blüten, während 3. 5 durchſchnitten (vergr.). 4. Same (verar.) alle Blattpaare, die unter Frühlingswaſſerſtern (Callitriche verna). 5 5 65 Sumpfwaſſerſtern (Callitriche stagnalis). dem Waſſer entfernt ſtehen und lange, ſchmale, linien— förmige Blätter aufweiſen, keine Blüten hervorbringen. So beſchaffene Pflanzen bilden Var. stellata und von ihr hat die Pflanze den Namen Waſſerſtern. Vom Sumpfwaſſerſtern unterſcheidet, wie ich nur noch kurz andeuten will, Reichenbach eine Form minor und major. Auch die Varietät von Kützing, Callitriche platyearpa, bei der die untergetauchten Blätter linealiſch ſind, die Deckblätter ſichelförmig, an der Spitze ziemlich gerade und ſich kreuzend, gehört hierher. Alle Waſſerſternarten wachſen gejellig in Form großer untergetauchter Raſenflächen oder in fließenden Gewäſſern in Form flutender Vließe. Ihre vielfach verzweigten Stengel, die mit den unteren Internodien im Boden— ſchlamme oder im Kies ſtecken, ſind mittelſt langer, einfacher Adventiv— wurzeln feſtgeankert. Die Pflanzen vermehren ſich auf vegetativem Wege äußerſt lebhaft, indem ſie am Stengelende und den Zweigſpitzen beſtändig weiter wachſen, während von hinten die zarten Teile abſterben, die folgenden Internodien ſich niederlegen und anwurzeln. Auch die Hauptwurzel der jungen Pflanze vergeht bald, und indem das Abſterben vorwärts von In— ternodium zu Internodium geht, bildet ſich bald aus einem Individium eine ziemliche Geſellſchaft zuſammen vegetierender Einzelpflanzen, die in be— ſtändigem Wechſel der vegetierenden Teile begriffen ſind. Der Herbſtwaſſerſtern, der ausſchließlich untergetaucht wächſt und blüht, bildet nur untergetauchte Blätter aus, die als ſolche für alle Waſſerſtern— arten typiſch ſind. Iſt das Waſſer, in welchem die Pflanze wächſt, ruhig und nicht ſehr tief, ſo kommt es, wenn die Aſtſpitzen die Oberfläche erreichen, durch die veränderten Lebensbedingungen, welche das Blatt an der Waſſer— fläche durch die Berührung mit der Luft und die größere Intenſität des Lichtes erleidet, zur Bildung von Schwimmroſetten. Dieſe haben eine geſtauchte Achſe, deren nicht geſtreckte Internodien ſich etwas drehen, ſodaß die verkehrt eiförmigen Blätter ſich dicht aneinander gelagert zu Roſetten anordnen können, infolgedeſſen jenes ſternartige Gebilde entſteht, durch welches die Pflanze ihren Namen erhalten hat. Dieſe Schwimmblätter, als ſolche ſind ſie am beſten zu bezeichnen, weichen von den zarten untergetauchten in ihrer Geſtalt und in ihrer feſteren Struktur ab. Über die Blätter der Waſſerſternarten will ich noch einiges ſagen. Es iſt merkwürdig, daß dieſe Gewächſe ihre Blätter ſtets ziemlich horizontal ausſtrecken, mag nun der Stengel gerade in die Höhe gewachſen ſein oder ſchief im Waſſer liegen. Dieſe Lage beruht auf dem anatomiſchen Bau, indem die Differenzierung in oberes und unteres aſſimilierendes Gewebe, ſtark hervortretend an den etwas breiteren Blättern, ziemlich ausgeprägt iſt. Eine weitere Eigenart der Blätter beſteht darin, daß ſie, wenn die Pflanze aus dem Waſſer genommen wird, dieſe am Leben erhalten, vorausgeſetzt allerdings, daß ein gewiſſer Feuchtigkeitsgehalt der Luft vorhanden iſt. Das iſt nur dadurch möglich, daß auch die untergetauchten Blätter der Waſſer— ſternarten eine chlorophyllarme Epidermis beſitzen, welche ſogar an den breiteren Blättern der oberen Stengelregion ſehr häufig Spaltöffnungen bildet. Die Blätter dieſer Pflanzen ſind als Übergangsformen zwiſchen Waſſer- und Luftblättern anzuſehen. Im Aquarium gedeihen die Waſſerſternarten gut, beſonders in denen, die nur wenige und ruhige Tiere beherbergen. In ſolchen Behältern bildet dieſe Pflanze, wenn ſie zahlreich angepflanzt iſt und ihre anmutenden Roſetten dem Waſſerſpiegel aufgelagert ſind, einen reizenden Schmuck. Bewohnen indeſſen lebhafte Fiſche das Aquarium, ſo vermag das hellgrüne Pflänzchen mit ſeinem fadendünnen Stengel leicht Verdruß zu machen, da die Fiſche Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 8 I diefe ſehr häufig in Unordnung bringen, oft auch wohl einige abreißen, die dann frei im Becken ſchwimmen. Junge Pflänzchen eignen ſich zum Bepflanzen beſſer als alte, indeſſen wächſt noch jedes abgeriſſene Stück weiter und entwickelt an den Inter— nodien Wurzeln. Es empfiehlt ſich für die Kultur der Pflanzen, ſeien ſie mit oder ohne Wurzeln im Grunde eingeſetzt, ſie auf dem in die Erde ge— pflanzten Teil, mit einem Stein zu bedecken, und ſo hier feſtzuhalten. > 33. Sergrasblätterige Heteranthere (Heteranthera zosteraefolia). Seegrasblättrige Pflanze mit ungleichen Antheren. Die gegenſtändigen unter getauchten Blätter find ungeſtielt und lineal lanzettlich. Ihre Unterſeite iſt ſtets hell— grün, die Oberſeite bei Einwirkung von ſtarkem Licht dunkeler, bei wenig Licht hellgrün. Die Schwimmblätter ſind langgeſtielt und elliptiſch. Die Luftblätter ſind ähnlich geformt wie die untergetauchten indeſſen bedeutend kürzer und derber. Die Wurzeln ſind lang, fadenförmig, mit zarten Faſern verſehen und faſt weiß. Die Blüte iſt klein. Die Blumenkrone iſt trichterförmig, beſitzt ſechs ſchmale Zipfel und drei Staub— gefäße, von denen eins die beiden andern überragt mit ungleichen Antheren). Die Farbe der Blüte iſt blau. Die Blüten ſtehen in einer Ahre und erſcheinen einzeln in Zwiſchenräumen. Die Frucht beſteht aus einer länglichen, gefächerten Samen kapſel. J. Teiche und Sümpfe in Braſilien. Dieſe aus Südamerika ſtammende Pflanze iſt von Natur aus ein Sumpfgewächs, verſteht ſich aber allen Verhältniſſen anzupaſſen und iſt da— her, da ſie der Waſſerpeſt und der Vallisnerie in Bezug auf ein müheloſes Fortkommen ebenbürtig an die Seite geſtellt werden kann, für die Aqua— riumliebhaberei von hervor— ragender Bedeutung. Beſon— ders iſt die Heteranthere dem Anfänger der Aquarienlieb— haberei ſehr zu empfehlen. Schon einige Stengel dieſer Waſſerpflanze genügen, um in kurzer Zeit über eine beträcht— liche Anzahl von Pflanzen verfügen zu können, da aus / 2 4 ee, Figur 64. Zweigſpitze der ſeegrasblättrigen a Blattachſen mit Heteranthere (Heteranthera zosteraetolia.) keit ſtets neue Triebe hervor— brechen, die einfach in den Sand geſetzt wieder weiter wachſen und neue Pflanzen bilden. „Es iſt geradezu bewundernswert,“ ſchreibt Hesdörffer in „Natur und Haus“, welche Lebens— zähigkeit dieſe Pflanze an den Tag legt; im Freien wächſt ſie üppig während des Sommers in ſumpfigem Boden, denſelben in ſaftiggrünen Teppich ver— wandelnd, aber auch in warmen und kalten Zimmern, ja ſogar in den wärmſten Gewächshäuſern wuchert dieſe Heteranthera in tiefen und flachen — 115 — Gefäßen geradezu wie Unkraut. Eine eben noch im Sumpfboden über Waſſer gewachſene Pflanze wird, in den Boden eines tiefen Aquariums geſetzt, ſofort zum Waſſergewächs, das unter dem Waſſerſpiegel freudig Triebe von beträchtlicher Länge entwickelt. Ein einziges Exemplar der ſeegrasblättrigen Heteranthera, das ich vor Jahresfriſt in ein tiefes Aqua— rium pflanzte, hat dasſelbe ſo durchwuchert, daß kein Fiſch mehr im Waſſer zu ſchwimmen vermag.“ Die Heteranthere kann untergebracht werden wie und wo ſie will, ſie gedeiht immer, wenn ſie nur Licht, beſonders Oberlicht bekommt. Auch als Schwimmpflanze, in Behältern ohne Bodenbelag, kommt ſie unter ſonſt günſtigen Umſtänden gut fort. Ihre Vegetation erleidet auch zur Zeit des Winters keinen Stillſtand. Eine Vermehrung geſchieht durch abgeſchnittene Zweigſtücke von beliebiger Länge, die ſich um ſo üppiger entwickeln, je nahr— hafter die Erde iſt, in die ſie geſetzt werden. Hat die Pflanze einen gut belichteten Platz und einen Bodengrund aus einer Miſchung von Raſenerde, Schlamm und Flußſand, oder ſtatt des Schlammes Torf, ſo entwickelt ſie ſich zu einem herrlichen, weit verzweigten Gewächs unter dem Waſſerſpiegel. 3J. Flutender Hahufuß (Batrachium fluitaus Wimmer) Ranunculus fluitans Lamarque, Ranuneulus fluviatilis Wigger. Ranunculus peucedani- folius Alliont.. Ranuneulus aquatilis L. Ranunculus pantothrix DO. Fluß— ranunkel. Stengel rund und bleichgrün, manchmal faſt weiß. Der untere Teil trägt eine Art Wurzelſtock, welcher im Schlamme des Waſſerbodens liegt und hier an der Baſis der Blätter ziemlich ſtarke, faſt einfache weiße Wurzelhaare trägt. Die Blätter ſtehen wechſelnd, nur ganz nach oben zuweilen gegenüber. Sie ſind kurz geſtielt und der Stiel umgiebt den Stengel in Geſtalt einer kurzen, ſcharf abgeſtutzten häutigen lockeren Scheide, von deren Spitze das Blatt ſich meiſt drei- bis fünfmal gabel- und dreiteilig veräſtelt. Die Teile ſind ganz ſchmal, borſtig und endigen ſpitz. Schwimm- oder Luftblätter kommen nur unter beſtimmten Umſtänden vor, meiſt beſchränkt ſich die Pflanze auf die Bildung untergetauchter Blätter. Die Schwimmblätter entſtehen, indem die letzten Zipfel und Teilungen kürzer werden, aber auch an Breite zunehmen, eine keil-lanzettliche faſt ſpatelförmige Geſtalt be— kommen, daher ſtumpf, auch wohl zwei- und dreilappig werden können. Dieſe Art Blätter ſind lang geſtielt. Die oberen Blattachſen entſenden die Blumenſtiele, die häufig gekrümmt dem Waſſerſpiegel aufliegen. In der Größe wechſelt die Blume ſehr. Die Kelchblätter ſind rundlich-eiförmig mit weißlich-häutigem Rande. Die Blumenblätter ſind weiß, an der Baſis gelb. Die Staubgefäße find 2 bis 5 um lang, zahlreich und von verſchiedener Größe. Der Stempel bildet ein kleines halbkugeliges Köpfchen. Die Blütezeit fällt in die Monate Juni bis Auguſt. Die Früchte werden ſelten reif. J. Flüſſe und Bäche, auch ſtehende Gewäſſer. Bevor ich zur eigentlichen Beſchreibung der obigen Pflanze übergehe, will ich einer Form der Flußranunkel mit einzelnen ſchwimmenden, halb dreiſpaltigen Blättern, die nicht ſelten über die Waſſerfläche treten, gedenken. Dieſe Form beſitzt kurze Blütenſtielchen und wird als Ranunculus Bachii Wirtgen bezeichnet. In der Flora von Sturm wird fie als Ranunculus fluitans foliis natantibus beſchrieben und abgebildet. Koch ſchreibt über die Pflanze folgendes: 8² — 116 — „Die Art iſt ebenſo merkwürdig, als ihre Entſtehung ſonderbar geweſen. Schon während zwei Jahren forſchte ich nach ausgebildeten Früchten des Ranuneulus fluitans, der in großen Raſen hier im Rednitzfluſſe flutet, aber vergeblich. Alle Früchte, welche ich fand, waren verkümmert oder abgefallen. Ich nahm deswegen in der Mitte des verfloſſenen Sommers (1834) mehrere blühende Exemplare und legte ſie auf dem Wäſſerungsplatze des botaniſchen Gartens in einen eingegrabenen Kübel, welche ſtarken Zufluß von Brunnen— waſſer haben. Auch hier erwartete ich vergeblich eine Frucht, aber ich hatte die Freude, eine andere Beobachtung zu machen, die noch merkwürdiger iſt, als eine ausgebildete Frucht geweſen wäre. Das eine Exemplar hatte nämlich drei ſchwimmende Blätter getrieben, während die darunter befind— lichen haarförmig geſchlitzten abgeſtorben waren. Zwei dieſer Blätter ſind hinten abgerundet und vorne geſtutzt und dreilappig; das dritte beſteht aus einem haarförmig geteilten Zipfel und aus einem dreiſpaltigen mit flachen linealiſchen an der Spitze dreizähnigen Fetzen.“ Figur 65. Flutender Hahnfuß Batrachium Huitans). 1. Blüte von vorne. 2. Blütenblatt. 3. Frucht. Die Bedingungen, unter denen die Bildung der Schwimmblätter vor ſich geht, ſind noch nicht klar erkannt. Manchmal entſtehen die Blätter, wenn die Pflanze zur Blütenbildung ſchreitet, wo dann das oberſte Blatt, deſſen Ende eine Blüte abſchließt, ein Schwimmblatt iſt, aus deſſen Achſeln neue, mit Blüten abſchließende Sproſſe in Form eines Sympodiums hervorgehen. Die Schwimmblätter haben ihre Stellung den Blüten gegenüber. Aber nicht immer iſt die Bildung der Blüte am Ende eines Zweiges die Urſache der Schwimmblattbildung, denn ſogar ſehr häufig ſind alle Blütengegen— blätter, oder einige wenigſtens, untergetaucht und haarförmig. Ein Schwimm— blatt kann ſich nach meiner Anſicht nur bilden, ſobald das einer Blüte entgegengeſtellte Blatt zu einer beſtimmten Zeit ſeiner Entwicklung aus dem Waſſer in die Luft empor gehoben wird. Welche Umſtände dies bewirken können, iſt ſchwer zu ſagen. Tiere, die beim Schwimmen an die Pflanze ſtoßen und ſie aufrichten, angeſchwemmte Gegenſtände, welche die Pflanze ee heben, auch ſtarker Wellenſchlag u. ſ. w. mögen als Urſachen angeführt werden. Beſonders günſtig für die Ausbildung derartiger Blätter ſcheint die Lage der blütenbildenden Endknoſpe zu ſein. Der flutende Hahnfuß gehört zu den Gewächſen, die oft in großen Maſſen in Form ausgedehnter, üppiger, untergetaucht flutender Bänke die Flüſſe anfüllen. Kaum hat im Frühling die Sonne begonnen das Waſſer etwas zu erwärmen, ſo beginnt die Pflanze ſchon zu treiben; bald zeigen ſich die oberſten Spitzen der Blätter und nicht lange danach ſpielen die zerſchlitzten Bänder im Waſſer, alle Bewegungen desſelben mitmachend. Junge Pflänzchen, ſchon Ende März oder Anfang April aus dem Waſſer genommen und in das Aquarium gebracht, entwickeln ſich zu üppigen Gewächſen im Laufe des Sommers. Das Ausheben an ihrem Standort hat mit großer Vorſicht zu geſchehen, desgleichen das Einſetzen. Werden die Pflanzen durch Drücken ꝛc. beſchädigt, jo gehen ſie regelmäßig durch Faulen ein. Entwickelte Pflanzen bieten im großen Aquarium, wo die Pflanze ſich ungehindert ausbilden kann, einen reizenden Anblick, der aber meiſt leider nicht von langer Dauer iſt. Die unteren Blätter werden zu Ende des Sommers braun, und dann fault nach einiger Zeit die ganze Pflanze ab. Kleinere Aquarien mit nur geringem Waſſerſtand eignen ſich nicht für die Kultur des flutenden Hahnfußes, er verlangt ein tiefes, fließendes Waſſer, wenn er ausdauern ſoll. An die Bodenſchicht ſtellt die Pflanze nur geringe Anſprüche, ſie gedeiht im reinen Sande ſo gut wie im Moorboden, wenn fließendes Waſſer und tiefer Waſſerſtand vorhanden iſt. 35. Sparriger Maſſerranunkel (Batrachium divaricatum Wimmer). Ranuneulus divaricatus Schrank, Ranunculus eireinatus Sibthorp., Ranun- eulus rigidus Hoffmann., Ranunculus stagnatilis Wallroth., Ranunculus aquatilis L. Alle Blätter untergetaucht und auch, wenn ſie aus dem Waſſer genommen werden, abſtehend, borſtig, vielſpaltig, außerhalb des Waſſers eine vollſtändig runde Fläche bildend. Das Innenperigon beſitzt 5 verkehrt-eiförmige Blätter. Die Staubblätter länger als das Köpfchen der Fruchtknoten. Die Früchte ſind ſchwach gedunſen, querrunzelig, unberandet, ſteifhaarig, am Ende mit kurzen aufgeſetzten Spitzen. Blütezeit Juni bis Auguſt. J. In ſtehenden Gewäſſern, nicht ſehr häufig. „Ob dieſe Art eine eigene Species oder nur eine Varietät des Ranun- culus aquatilis ſei, muß uns die Zukunft lehren. Bis jetzt betrachten ſie die meiſten Botaniker als eigene Species und geben dafür in dem langen Griffel des Früchtchens das entſcheidende Kennzeichen. Sie hat die größte Ahnlichkeit mit einer Varietät des Ranunculus aquatilis, deſſen Blätter ſämtlich untergetaucht und haarförmig zerſchlitzt ſind, die man capillaceus, oder, wenn ſie nur 12 Staubfäden hat, paueistamineus, oder, wenn ſie im ausgetrockneten Waſſer wuchs und dadurch dickere Zipfel bekam, suceulentus, genannt hat; desgleichen beſitzt ſie die doppelt kleineren Blüten des Ranun- eulus capillaceus; aber ſie unterſcheidet ſich dennoch ſehr leicht ſchon dadurch, daß, wenn man ſie aus dem Waſſer hebt, die Blattzipfel nicht wie bei a Ranuneulus aquatilis capillaceus pinſelartig zuſammen— fallen, ſondern ausgeſperrt bleiben. Sie iſt übrigens bald ſehr ſchön dunkelgrasgrün, bald findet man ſie mit einer weißgrauen Kruſte, die ſie noch ſtarrer macht.“ Schlechtendal.) Das Überziehen der Pflanze mit einer Kalkkruſte findet beſonders in den ſtillen Gewäſſern des Binnenlandes ſtatt, wo dieſes Gewächs ausgedehnte Beſtände bildet. Im Herbſt zieht dann die Pflanze ein, d. h. ihre Stengel und Blätter zerſetzen ſich, verweſen und zerfallen und im nächſten Früh— jahr iſt keine Spur ihrer organiſchen Maſſe mehr zu ſehen. Die Kalkkruſten aber erhalten ſich, ſinken dort, wo die in— kruſtierte Pflanze geſtanden 90 5 auf den Grund des Gewäſſers hinab und bilden daſelbſt eine ſich von Jahr zu Jahr erhöhende Schicht. Als Aquariumpflanze iſt dieſe Hahnfußart mehr zu empfehlen als die vorhergenannte, da ſie länger im Becken ausdauert. Eine beſondere Schönheit kann man indeſſen der Pflanze nicht zuſprechen. Soll ſie gut gedeihen, ſo ver— langt ſie neben viel Oberlicht auch friſche Luft. 36. Gemeiner Waſſerhahnfuß (Batrachium aquatile Figur 66. 48 bee Waſſer. E. Meyer). Ranunculus aquatilis L., Ranunculus hetero- Sehe phyllus Wiggers. Gemeine Waſſerranunkel, gemeines atrachium 5 2 aan) Fr oſchkr aut. Waſſerform. Die untergetauchten Blätter ſind borſtig-vielſpaltig, geſtielt, 1. geſchloſſ. Blüte. ihre Abſchnitte nach allen Seiten abſtehend. Die ſchwimmen— 2. Fruchtknoten. den Blätter ſind nierenförmig, gelappt, geſpalten oder auch 3. Frucht. geteilt, mit ſchmäleren oder breiteren Abſchnitten. Von Staub— blättern ſind 20 und mehr vorhanden, ſie ſind länger als das Fruchtköpfchen. Blütezeit Juni bis Auguſt. Die Früchte ſind ſchwach gedunſen, ſteifhaarig, querrunzelig und tragen ein aufgeſetztes Spitzchen. J. Stehende Gewäſſer, durch ganz Deutſchland zerſtreut. Die verſchiedene Geſtalt der e hat bei der gemeinen Waſſerranunkel zur Aufſtellung mehrerer Varietäten Veranlaſſung gegeben. Die Blätter der Var. peltatus ſind die entwickeltſten. Die Stengel dieſer Pflanze werden je nach der Tiefe des Waſſers verſchieden lang und ſind ſtumpfkantig. Verläuft ſich das Waſſer des Standortes frühzeitig, ſo bildet ſich ein kurzer aufſtrebender Stengel aus, der reichlich mit Blättern be— ſetzt iſt, es erzeugt ſich dann aus der Pflanze die Var. Suceulentus; ſteigt das Waſſer aber während des Wachstums der Pflanze ſtändig, ſo entwickelt die Pflanze keine ſchwimmenden Blätter und dann kommt aus ihr die Varität Ranunculus panthotrix. Mittelarten zwiſchen beiden werden wieder beſonders bezeichnet. Ranunculus panthotrix beſitzt nur 12 oder wenig mehr Staubgefäße, und hat es dadurch bei Freunden, die die Speciesliebhaberei beſonders betreiben, zu einer eigenen Species gebracht. — 119 — Die Pflanze in beiſtehender Abbildung wird von den meiſten Botanikern als beſondere Art, als Ranunculus paueistamineus Tansch bezeichnet, wenn ſie nur borſtig-vielſpaltige aber ſchlaffe Blätter beſitzt. In allen Blüten teilen, mit Ausnahme der kleinen Krone ſtimmt ſie vollſtändig mit Ranuneulus aquatilis überein, weshalb ich ſie als zu dieſer Form gehörend betrachte. Von Ranuneulus 8 divarieatus unterſcheidet fie ſich leicht durch die ; außerhalb des Waſſers zu einem Pinſel zu- ſammenfallenden Blattzipfel und durch die auf dem Fruchtknoten ſitzende Narbe. Nur tiefes Waſſer bringt dieſe Form hervor. Nötig iſt es, wenn die Form ſich bilden ſoll, daß das 5 Waſſer gerade bei der Ausbildung des Stengels ſtändig ſteigt. Ob aber dieſe Varietät mit der 2 2. N Wh, 15 kleinblütigen Art der mit ſchwimmenden Blättern FAR | verſehenen Varietäten eine beſondere Species ausmacht, oder ob alle groß- und kleinblumigen Arten einfach der Species Ranunculus aquatilis beizuzählen ſind, iſt noch eine offene Frage. Nach Verſuchen, die ich ſchon ſeit mehreren Jahren durchführe, die aber noch nicht abgeſchloſſen ſind, Figur 67. Gemeiner Waffer⸗ vertrete ich vorläufig die letzte Meinung. hahnfuß (Batrachium aquatile). Von allen Hahnfußarten iſt der gemeine 1. Schwimmblatt. 2. Frucht. Waſſerranunkel die vielgeſtaltigſte Art. Standort . es ll fließendes und ſtehendes, tiefes und flaches Waſſer 5 und verſchieden ſtarkes Licht bringen eine von der Stammform abweichende Art hervor. Auch echte Landformen bilden ſich beſonders bei dieſer Pflanze leicht aus. Der Habitus der Landform iſt ein buſchiger. Beſonders an ſonnigen Standorten erheben ſich die Stengel nur äußerſt wenig über den Boden, wogegen an Uferſtellen, die feucht ſind, die Pflanze höher wird und die auftretenden Blätter mehr zylindertiche Zipfel tragen. Unter Waſſer gekeimte Pflanzen bilden fadenartige Cotyledonen aus, das folgende Blatt erhält auf einem dünnen kurzen Stiel eine in drei fadenförmige Zipfel aufgelöſte Spreite und die folgenden Blätter ſind vollkommene Waſſer— blätter. Die Cotyledonen der auf dem Lande gekeimten Pflanzen ſind kürzer und breiter, beſitzen einen verkehrt ovalen Umriß und das nächſte Blatt hat auf einem langen kräftigen Stiel eine breite drei- oder fünfteilige, nicht bis zum Grunde reichende Spreite, das folgende eine ähnliche mehrteilige; die nun folgenden Figur 68. Gemeiner Waſſer Blätter haben alle lange Stiele und in zahl- bahnfuß F . 8 . E$ 5 Keimpflanzen: à unter Waſſer, reiche Zipfel geteilte Spreiten. b auf dem Lande entwickelt. — 120 — Am beiten von allen Hahnfußarten eignet fich dieje für das Aquarium. Beſon ders einjährige Pflanzen find ſehr gut zu verwenden. Wuchern ſie im Becken ſtark, ſo ſind ſie durch Zurückſchneiden an zu großer Ausdehnung zu hindern. Eine beſondere Pflege verlangt die Pflanze nicht. 37. Yydrille (Hydrilla verticillata Casp). Hydrilla dentata Casp.. Udora oceidentalis Nutt. Udora vertieillata Sprengel, Udora pommeranica Rehb., Serpieula vertieillata Rost u. Schm. Der runde, veräſtelte, zarte, fadenförmige Stengel trägt unten drei und vier, oben je fünf und ſechs wirbelförmig ſitzende Blätter, die ſpitz gezähnt ſind. Durch die Mitte des Blattes zieht ſich ein rötlicher Nerv. Die Blume bildet ſich in den Winkeln der oberen Blätter. Die männlichen Blüten ſind kurz geſtielt, in einer ſitzenden, faſt kugeligen, am Scheitel zweilappig aufbrechenden, einblütigen Spatha eingeſchloſſen und mit drei Kelchblättchen und drei Staubgefäßen verſehen. Die Spatha der weiblichen Blüte iſt ſitzend, röhrig, mit zweizähniger Offnung, einblütig und umſchließt die Baſis der ſitzenden weiblichen Blüte, deren Fruchtknoten faden— förmig verlängert iſt und oben die Blütenteile trägt. J. In ſtehenden Gewäſſern und Landſeen. Häufig bei Stettin und in Weſt- und Oſtpreußen. Die eigentliche Heimat iſt Südoſtaſien. Von der Waſſerpeſt läßt ſich die Hydrille auf den erſten Blick nur ſchwer unterſcheiden. Wie erſtere beſitzt auch ſie ſehr lange und dünne dreh— runde Stengel, welche ſich ſparſam in gleich— geſtaltete lange Aſte verzweigen. Aus den unteren Blattknoten ſproſſen einzelne lange einfache Adventivwurzeln hervor, welche die langen Triebe am Boden befeſtigen. Dieſe Triebe ſind flutend oder ſie ſchwimmen im Waſſer und vegetieren äußerſt lebhaft in dichten großen Maſſen vereinigt, von hinten allmählich abſterbend, an den Fäden indeſſen weiterwach— ſend. Iſt das Waſſer ihres Standortes gefallen, oder ſteht die Pflanze nur im flachen Waſſer, ſo wird der Stengel mehr kriechend, er legt ſich dann dem Boden an, erzeugt zahlreichere Ad— ventivwurzeln, die Internodien und Aſte werden kürzer und verzweigen ſich reicher. Die Blätter der Hydrille ſind ſehr zart und durchſcheinend. Dieſe Dünne der Blätter zeugt von einer einſeitigen Anpaſſung an das Figur 69. Door Hydria Waſſer und erklärt uns den Mangel einer vertieillata). 1. Blatt vergr.. Landform. Wie ſchwer Hydrille von der Waſſer— peſt zu unterſcheiden iſt, zeigt die Pflanzen— kunde von Leunis, wo in der 2. Auflage Seite 1077 beide Pflanzen nicht ausein— ander gehalten worden ſind, ſodaß ſie als eine einzige Art aufgeführt wurden. „Beide Pflanzen“, ſchreibt Hartwig ſehr richtig in der Iſis im 12. Jahr- gang, „laſſen ſich am ſicherſten durch die Blüten unterſcheiden, da dieſe — 121 aber bei beiden Arten meiſt überſehen werden und bei der Hydrille erſt in neueſter Zeit beobachtet worden ſind, ſo werden wir andere, wenngleich weniger ſichere Unterſcheidungsmerkmale auffinden müſſen: Die Waſſerpeſt iſt mehr verzweigt als die Hydrille; bei der erſteren ſtehen die Blätter in drei bis vierzähligen Quirlen, bei Hydrille unten ebenſo, oben zu fünf bis ſechs. Bei Elodea ſind die Blätter klein-geſägt, bei Hydrilla ſehr fein ſtachelſpitzig-gezähnelt (die Zähnelung bemerkt man mit bloßem Auge nur, wenn man ein Blättchen gegen das Licht hält). Das Blatt der Waſſer— peſt iſt gleichfarbig grün, durch das der Hydrille aber zieht ſich ein rötlicher Mittelnerv hindurch. Aus dem Vorſtehenden ergiebt ſich, daß man beide Pflanzen auf einige Schritte Entfernung kaum noch zu unterſcheiden ver— mag; man muß ſie vielmehr meiſt erſt in die Hand nehmen. Obwohl ich beide Pflanzen häufig neben— einander lebend im Waſſer geſehen habe, ſo vermag ich ſie dennoch auf etwa ſechs Schritt Entfernung, dies muß ich geſtehen, kaum noch mit Sicherheit aus— einander zu halten.“ Die mit Stacheln beſetzten Blätter haben ſo— wohl bei der Hydrille, wie auch beim Waſſeraloe die Aufgabe, pflanzenfreſſende Tiere von dem Ge— wächs abzuhalten und ſo die Pflanze zu ſchützen. Wie bei der Sumpſſchraube, ſo wird auch bei e der Hydrille die Übertragung des haftenden Pollen— Hydrilla lee ſtaubes auf den aus Blumenblättern gebildeten, a. Winterknoſpe. ſchwimmenden Kähnchen durch den Wind vermittelt.“) Zur Überwinterung erzeugt die Hydrille beſondere Knoſpen. Dieſe Winterknoſpen, deren Form die beiſtehende Zeichnung veranſchaulicht, ſind oblong, faſt cylinderifch oder etwas keulenartig und ſtärkereich. Gegen Ende des Sommers gehen bei ſinkender Temperatur Stengel, Blätter und Wurzeln des Gewächſes durch Faulen ein, bilden aber vorher Zweigknoſpen zu Winterknoſpen um, die während der kalten Jahreszeit im Schlamm ver— graben ruhen und im Frühjahr zu neuen Pflanzen auswachſen. Nur dieſe Winterknoſpen erhalten die Pflanze bei uns im Freien, da geſchlechtliche Samen von ihr nicht hervorgebracht werden. Die Bildung dieſer Knoſpen kommt dadurch zuſtande, daß die Internodien der Stammſpitzen oder der axillaren Aſtchen ſehr kurz bleiben, die Blätter zu lanzettlichen, dicht dach— ziegelartig ſich deckenden Schuppen verkümmern und alle Organe und Ge webe ſich mit Stärke füllen. Die Farbe der Schuppenblätter iſt ein weiß— liches Grün, heller an der Spitze, dunkler an der Baſis. Im warmen Zimmer gehalten zieht die Hydrille im Aquarium nicht ein, wenn das Waſſer des Beckens eine möglichſt gleichmäßige Temperatur von 10 k beſitzt. Ob es natürlicher iſt, die Pflanze jo durch den Winter zu bringen oder nicht, wage ich noch nicht zu entſcheiden, da ich erſt im zweiten Jahre die Pflanze pflege“) Im erſten Jahre habe ich ſie im * Bis zur Zeit ſind 13 Pflanzen bekannt, die auf dieſe Weiſe befruchtet werden. * Ob in ihrer eigentlichen Heimat die Hydrille Winterknoſpen erzeugt, iſt nicht bekannt. — 12 — warmen Zimmer überwintert. Die Pflanze iſt dabei nur wenig zurückge— gangen, hat aber keine Winterknoſpen getrieben, während Exemplare, die in dieſem Jahre kalt ſtanden, Winterknoſpen hervorbrachten, die ich in der Weiſe wie beim Froſchbiß durch den Winter bringen will. 38. Quirlblütiges Tauſendblatt (Myriophillum vertieillatum L.) Wirbel— ſtändiges Tauſendblatt, Waſſerfeder. Der einfache Stengel iſt kahl, gegliedert, in der Regel einfach, brüchig, 15 bis 30 em lang und zum größten Teil untergetaucht, oft ſoweit, daß nur die Blüten— wirtel über den Waſſerſpiegel hervorragen, und bis zur Spitze beblättert. Das meiſt verzweigte Rhizom kriecht ausläuferartig im Schlamm, iſt gegliedert, wurzelt an den Knoten und treibt aufwärts lange, dünne, fadenförmige, einfache oder hier und da veräſtelte, wirtelſtändige, dichtbeblätterte Stengel. Die Blätter ſind eigentlich blos Blattrippen und haben im Umfang eine ovale Form. Sie ſind bis auf die Spindel fiederteilig mit fein borſtigen Fiedern verſehen und ſitzend. Ihre Farbe iſt dunkel— grün. Sobald Blüten auftreten, werden die Blätter klein und ſchmal, der Stengel färbt ſich dann rötlich. Die unterſten Blüten ſind P, ihre vier Narben zottig, ihre Fruchtknoten bilden ein grünes vierfaches Nüßchen. Der Kelchrand iſt vierzähnig, die Kronenblätter ſehr klein und zahnförmig. Die mittleren Blüten ſind in der Regel Zwitter, die oberſten jederzeit 8. Die Staubgefäße überragen die Narben und Kronenblätter, dieſe ſind bei den letzten beiden Arten von Blüten weit größer als die Kelchblätter, ganzrandig und in ihrer Form elliptiſch. Die Blütezeit fällt in die Monate Juli und Auguſt. Die Frucht iſt eine vierteilige Spaltfrucht. A, Gräben und ſtehende Gewäſſer, beſonders in Landſeen und Ausſchachtungen. Da die drei bekannten heimiſchen Arten des Tauſendblattes wenig von einander in ihrer Lebensart abweichen, gebe ich nachſtehend erſt die Beſchreibung der einzelnen Pflanzen und faſſe das Lebensbild ſowie ihre Verwendung für das Aquarium zuſammen. 39. Ahrenblütiges Tauſendblatt (Myriophyllum spieatum L). Ahren— Waſſerfeder, ährenförmiges Tauſendblatt. Im großen und ganzen iſt dieſe Pflanze der vorigen im Anſehen faſt völlig gleich. Nur die wirtelſtändigen Blüten bilden eine aufrechte, über die Waſſerfläche emportretende Ahre, deren untere Deckblätter etwas fiederig eingeſchnitten ſind. Die grünen Blätter ſtehen zu 3, 4, 5 oder ſelten zu 6 wirtelſtändig um den Stengel, ſie ſind haarförmig und ſpitz. Solange die Blütezeit dauert, treibt jeder Stengel eine Blütenähre über den Waſſerſpiegel hervor. Die 2 Blüten ſitzen unten an der Ahre, die 5 oben. Beide Blütenarten beſitzen ganzrandige Deckelblättchen, die kürzer als die Blumen find. Der Kelch der Z Blüten iſt vierteilig, deſſen Zähne mit den drei- bis viermal größeren Blumenblättern abwechſeln. Letztere ſind roſa und ebenſo lang als die 8 Staubgefäße. Dieſe ſitzen am Grunde des Kelches, haben gelbe, zweifächerige Antheren und runde Pollen. Die % Blüten beſitzen einen vierteiligen, kronenloſen Kelch und einen aus vier mit einander verwachſenen Fruchtknoten beſtehenden Fruchtknoten. Griffel fehlen. Auf dem Fruchtknoten ſitzen vier weiße, haarige Narben. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Frucht iſt rund und beſitzt vier Einſchnitte. J. Gräben, ſtehende und langſam fließende Gewäſſer. Die legte Art iſt das 40. Wendelhlütige Tauſendhlatt (Myriophyllum alternifforum DC.) Wendelblütige Waſſerfeder. Die in dem Schlamm eindringenden Wurzeln dieſer zarten Pflanze entſenden unten wagerecht oder ſchief liegende Stengel, die nahe der Oberfläche ſenkrecht empor treten und wechſelſtändige Aſte, die mit dem Hauptſtengel dieſelbe Höhe einnehmen, treiben und ihre Blütenähre aus dem Waſſer hervortreten laſſen. Die Blätter ſtehen zu dreien und vieren in Wirteln, ihre kammartig geſtellten Fiedern ſind haardünn, ſtehen einander gegenüber oder wechſeln ab. Die 2 Blüten ſtehen in den Blatt winkeln des Wirtels und ſitzen gewöhnlich nur zu zweien bei einander. Ihr Deckblatt iſt größer als die Blüte und geſägt kammartig. Die 5 Blüten bilden eine gipfel ſtändige Ahre und ſtehen hier abwechſelnd. Die Ahre beſitzt nur zwei bis vier Blüten. Das Deckblatt der 5 Blüten iſt länger als die Blütenblätter. Blütezeit Juni, Juli und Auguſt. J. Stehende Gewäſſer. In unſeren Flüſſen und Teichen bilden die Tauſendblattarten oft ausgedehnte, untergetauchte, flutende Vließe. Die Pflanzen ſetzen ſich mit den unteren Teilen ihrer Laubſtengel, die einen rhizomartigen Charakter annehmen, am Grunde des Waſſers im Schlamm oder im Kies feſt. Von dieſem oft weit verzweigten Rhizomwerk entſpringen lange, aufwärts flutende Laubtriebe, die ſich hie und da verzweigen, wobei die Zweige den Haupt— äſten völlig gleichen. Durch eine reichliche Verzweigung entſtehen mit der Zeit lange flutende Büſchel, welche in ſtark fließendem Waſſer oft eine ganz anſehnliche Länge erreichen und dann an ihren unteren Teilen nackt er— ſcheinen, weil die Blätter von hinten nach vorn zu abſterben. Dort, wo ſich die Stengelteile niederlegen, ſproſſen an den Internodien lange, meiſt unverzweigte Haftwurzeln hervor. Alle flutenden Pflanzen beſitzen Stämme von weniger Biegungs— feſtigkeit, dagegen ſind ſie ſo gebaut, daß ſie die Druck- und Zugfeſtigkeit des Waſſers gut aushalten können. Für ſie bildet das umgebende Waſſer die unmittelbare Stütze und macht jene Anordnung des Gewebes, deſſen die frei in den Luftraum hineinwachſenden Stämme bedürfen, überflüſſig. Es fehlen dieſen Waſſerpflanzen, für welche die Tauſendblatt-Arten typiſche Vertreter ſind, die an der Peripherie verlaufenden Hartbaſtſtränge, die für aufrechte Stammgebilde ſo charakteriſtiſch ſind. Die Gefäßbündel ſind gegen das Centrum des Stammes zuſammengedrückt, die dieſen Bündeln ange— hörenden Baſtſtränge ſind vom Stammumfange im Verhältniſſe weit ent— fernt, das centrale Mark iſt ſehr reduziert, ja fehlt oft ſogar vollſtändig. Gegen einen Druck des umgebenden Waſſers ſind die Stämme durch die Gewebeſpannung in der Umgebung größerer, der Länge nach außerhalb des Gefäßbündelkreiſes hinauflaufender Luftkanäle geſchützt. Dieſer beſonderen Bildung des Stammes iſt es auch zuzuſchreiben, daß Landformen von Tauſendblattarten nur verhältnismäßig ſelten vorkommen. „Ich beobachtete ſolche intereſſanten Formen von Myriophyllum spicatum und Myriophyllum alterniflorum‘, ſchreibt Schenck, „an der unteren Sieg bei Bonn, wo ſie mit Landformen von Ranunculus fluitans und aquatilis, Callitriche, Lim— nanthemum, Nuphar, Potamogeton natans und anderen vergeſellſchaftet auf— traten. An trocken gelegten Sandbänken lagen die Zweigenden auf dem Sand, die Waſſerblätter waren an der Luft zum Teil vertrocknet, aber an den Zweigſpitzen wuchſen die Triebe zur Landform aus. An einigen Stellen gelangte der Stengel von neuem ins Waſſer und war dann wieder als Waſſerform weiter gewachſen. Die typiſche, auf Schlamm vege— tierende Landform zeigt einen ganz anderen Habitus als die Waſſerform, ſie bildet kleine zollhohe Räſchen, deren Stengel ſich vielfach unterwärts verzweigt, aber kurz bleibt, indem die Internodien nicht nur an der Waſſerform eine Streckung erfahren. Auch findet eine reichhaltige Bildung von Adventivwurzeln aus den Blattknoten ſtatt. Die gleichfalls quirlig geſtellten Blättchen ſind ganz bedeutend kleiner als an der ſubmerſen Form, ſie ſind ebenfalls gefiedert, aber die Fiederchen in geringerer Anzahl vor— handen und dicker und breiter. Am beſten gedeiht dieſe Form an feuchten, ſchattigen Uferſtellen. Von Myriophyllum alterniflorum fand ich eine ſehr kleine niederliegende Form auf Kies an ſonniger Stelle. Die Internodien waren noch mehr verkürzt und die Zipfelchen noch kürzer und breiter.“ Stehen die Tauſendblattarten in ſtehenden Gewäſſern, ſo bilden ſich die Pflanzen ſehr zart aus, ſie beſitzen dann faſt haarförmig feine lange Blatt— zipfel, während Formen, die fließende Gewäſſer bewohnen, gedrungene und kürzere feſtere Blattzipfel hervorbringen. Nur zur Zeit der Blüte treibt das Tauſendblatt Blütenähren über die Waſſer— oberfläche hervor. Iſt die Befruchtung bewirkt, jo ſinken die Ahren zur Frucht— reife in das Waſſer zurück. Die Blüte von Myriophyllum vertieillatum ſteht im tiefen Waſſer untergetaucht in den Achſeln der oberen Blätter. In flachem Waſſer bildet die Blüte eine Ahre. Zur Herbſtzeit bildet Myriophyllum verticillatum echte Winterknoſpen aus, welche aus gedrängten zuſammengeballten Laubblättern beſtehen und wie die Winter— knoſpen des Waſſerſchlauchs durch den Winter kommen. Sie ſind hauptſächlich an dem Stengel im Schlamme zu ſuchen. Auch bei Myriophyllum spicatum entwickeln ſich Laubknoſpen, die ſich vom Mutter— e ſtamme ablöſen und im folgenden Jahre (Myriophillum spicatum.) einen neuen Stock bilden. Ob auch 1. Weibliche Blüte. 2. Männliche Blüte. Myriophyllum alterniflorum ſich dieſen beiden Arten anſchließt, iſt noch nicht genau feſtgeſtellt, da ſich die Pflanze im Gegenſatze zu ihren Ver— wandten nur vereinzelt findet. Wahrſcheinlich überwintern an geſchützten Stellen oder in wärmeren Gegenden die Tauſendblattarten in unverändertem Zuſtande, ohne daß eine Bildung von beſonderen Endknoſpen ſtattfindet. Sichere Angaben darüber fehlen jedoch. Die Behandlung der drei Tauſendblattarten im Aqua rium iſt die gleiche. — 125 — Von ihrem Standorte bringt man ſie im Frühling im Waſſergefäß nach Hauſe und hier werden ſie mit ihren Wurzeln etwa zweigliederlang in die Bodenſchicht des Aquariums geſetzt. Sammelt man im Herbſt von den Zweigen, welche weder Blüten noch Früchte erzeugten, die nicht mehr zur Entwicklung gekommenen Endknoſpen, ſo werden dieſe in das Aquarium geworfen, wo ſich bald die Blattquirle auseinander ſchieben und die Pflanze Wurzeln treibt. Mit Myriophyllum vertieillatum hat der Verein „Aquarium“ in Gotha Verſuche angeſtellt, auf welche Weiſe ſich dieſes reizende Gewächs am leichteſten durch den Winter bringen läßt und ob es ſich zur Zucht im Winter eignet. Die betreffenden Verſuche ſind zur vollſten Zufriedenheit ausgefallen und es wird folgendes darüber bekannt gegeben: Das Tauſend— blatt entwickelt gegen den Herbſt hin an den Enden der unfruchtbaren Zweige knoſpenartige Vermehrungsorgane bis zur Länge von 5 em. Jedes derſelben beſteht aus dem verkürzten oberen Stengelteil, welcher mit 25 bis 35 Blattquirlen dicht belegt iſt. Jeder Quirl zeigt fünf oder ſechs kammförmig gefiederte, teilweiſe entwickelte Blättchen. Die Knoſpen werden von dem krautigen Mutterſtengel abgelöſt und in das Aquarium überführt, deſſen Waſſerwärme etwa 10 bis 12 Grad C. beträgt.“) Bei Aufſtellung desſelben in einem ſachgemäß geheizten Wohnraum werden dieſe Grade leicht erreicht. Die Knoſpen ſinken im Waſſer bald zu Boden. Nach einigen Tagen ſtrecken ſich die unteren Glieder derſelben. Die walzen— förmige Geſtalt verwandelt jich unter Entfaltung der unteren Blattquirle zu einer kegelförmigen, und das Gebilde richtet ſich, wahrſcheinlich unter Ver— legung des Schwerpunktes, ſenkrecht auf. Wenige Tage ſpäter iſt dasſelbe durch Wurzeln in den Boden feſtgeankert, ſelbſt wenn Fiſche das Waſſer bewegen ſollten. Innerhalb eines Monats ſchiebt ſich die Knoſpe, auch wenn ſie vom Boden losgeriſſen wird, trotzdem zu einem Pflänzchen von 15—25 em Höhe auseinander. Derartige Knoſpen kann man auch ſammeln, in eine Schale mit Waſſer legen und bis zum Frühjahr an einem froſtfreien Ort aufbewahren. Stellt man dann im April oder ſchon Mitte März die Schalen an das Fenſter eines warmen Zimmers, ſo bilden ſich bald junge Pflänzchen, die zur Beſetzung des Aquariums verwendet werden können. So behandelte Winterknoſpen geben kräftige Pflanzen. Bewurzelte Exemplare aller Tauſendblattarten überwintern im Aquarium, indeſſen pflegen derartige Pflanzen gegen Ende des folgenden Sommers braun zu werden, wodurch ihr ſchönes Ausſehen verloren gebt. Tritt dieſes ein, ſo verſchneide man die Pflanze bis auf einen oder zwei kleine Zweige, die im Herbſt neue Triebe hervorbringen. Zweige, welche im Juni oder Juli geſammelt find, werden im Boden eingeſetzt und treiben bei viel Oberlicht bald Wurzeln. Eine Pflege des Tauſendblattes im Aquarium iſt inſofern nötig, als die Blätter alle im Waſſer befindlichen Schmutzteile an ſich ziehen und ſo 100 G. 80 RR. a ſchnell mit einem ſchmutzigen Niederſchlage bedeckt werden. Um dieſes zu verhindern, iſt es nötig, den Niederſchlag von der Pflanze öfters zu ent— fernen, was durch ein etwas kräftiges Bewegen der Pflanze erreicht wird. Unterbleibt dieſes, ſo verurſacht der Schmutz, der ſich mit der Zeit einfrißt, ein Abfaulen der Blätter. 41. Chileniſches Tauſendhlatt (Myriophyllum proserpinacoides) ame— rikaniſches Tauſendblatt, fälſchlich als Herpestes reflexa bezeichnet. Der Stengel iſt lang und bei der nicht unter Waſſer gehaltenen Form auf dem Waſſerſpiegel kriechend. Hier iſt der wachstumkräftige Teil der Pflanze emporgetaucht. In dem Maße als er länger wird, ſinkt der geſtreckte, für ſeine Länge ſchwere Stengel rückwärts unter das Waſſer, um ſo, unterſtützt durch die Tragkraft des Waſſers, das vordere Ende der Pflanze über Waſſer zu halten. Eine Ahnlichkeit mit den heimiſchen Tauſendblattarten iſt unverkennbar. Die Blüten ſind unſchön, in der Farbe blaßroſa und mit vierblättriger Blumenkrone. Die weiblichen Blüten ſitzen niedriger und die mit vier Staubgefäßen verſehenen männlichen Blüten ſtehen höher. Die Frucht iſt ein Nüßchen mit harter Schale. Tie Blätter dieſer Pflanze ſind ein paarig gefiedert und ſtehen quirlſtändig. Die oberhalb des Waſſers ſtehenden Blätter zeichnen ſich von denen im Waſſer befindlichen durch dichtere, bei einander ſitzende, zahlreiche Blättchen aus. Mit der Zeit werden die untergetauchten Blätter ſchwarz und ſterben dann ganz ab. A, Chile und Braſilien. Über die Lebensweiſe und das weitere Vorkommen des chileniſchen Tauſendblattes iſt mir nichts bekannt, ich habe auch trotz eifrigen Nach— forſchens nichts erfahren können, was beſonders wichtig und für den Lieb— haber von Intereſſe iſt; ich gehe deshalb gleich auf die Bedeutung der Pflanze fürs Aquarium über. Alle Liebhaber ſind darüber einig, daß dieſe reizende Pflanze ein wunder— voller Schmuck für jedes Becken iſt, da ihr Ausſehen wunderhübſchen, hellgrünen Tannenzweigen gleicht, die auf dem Waſſerſpiegel einen förm— lichen kleinen Wald bilden. Beſonders überraſchend wirkt die ganze eigen— artige grüne Farbe der Pflanze, die ſich garnicht genau beſchreiben läßt. Ohne das zierliche Gewächs geſehen zu haben, iſt man nicht imſtande, ſich von der Schönheit der Pflanze einen Begriff zu machen. In betreff der Kultur iſt dieſes Tauſendblatt ſehr anſpruchslos, beſonders gering ſind die Bedingungen, die es an den Bodengrund ſtellt. Unge— waſchener Sand ſagt der Pflanze ebenſo gut zu, als fetter Schlamm- oder Torfboden. Sollen ſich die Pflanzen üppig entwickeln, ſo iſt viel Licht erforderlich und dann muß auch der Stengel Gelegenheit haben, auf dem Waſſer kriechen zu können, wo er dann einige Meter lang werden kann. Den einzigen Anſpruch, den die Pflanze an den Liebhaber ſtellt, iſt der, ſie möglichſt in Ruhe zu laſſen, und keinen Waſſerwechſel des Behälters vor— zunehmen. So ſich ſelbſt überlaſſen, kommt ſie gleich gut fort im Sommer wie im Winter, im warmen wie im kalten, im bedeckten wie im unbedeckten Aquarium. Ein in den Bodengrund geſtecktes Stück der Pflanze entwickelt ſich in kurzer Zeit zu einem reizenden Pflänzchen, das dann als Unterwaſſerpflanze weiter wächſt, wenn es zweckentſprechend behandelt wird. Geyer war der med erſte, der dieſes Tauſendblatt zur untergetauchten Lebensweiſe zwang, wo— durch ſelbſtredend bedeutende morphologiſche Veränderungen bei der Pflanze auftraten. Die Stengelzweige verdünnen ſich dann beträchtlich und werden ſchlaff, ohne das Streben zu zeigen, über Waſſer empor zu wachſen. Die Fiederblätter verlängern ſich anſehnlich; mit einem Worte: Der Habitus der Pflanze nähert ſich ſehr dem unſerer heimiſchen Arten, iſt indeſſen viel zarter und weicher. Auch über Winter bleibt dieſes Tauſendblatt als Unter— Waſſerpflanze grün, während es ſonſt immerhin etwas zurückgeht und nicht mehr ſo üppig in dieſer Jahreszeit gedeiht wie im Sommer. Zur Vermehrung des chileniſchen Tauſendblattes braucht man Teile des knotigen Stengels. Alle Stücke, die Knoten enthalten, erzeugen Wurzeln und Halme. Dieſe Knoten mit einem Stengelſtück ſind in einem mit Schlamm-Erde oder Sand gefüllten Topf zu bringen, gut belichtet zu ſtellen und wenn ſie eine genügende Größe erreicht haben, in das Aquarium zu verſetzen. Auf gewiſſe Eigenthümlichkeiten, welche die Pflanze beſitzt, will ich noch kurz eingehen. Sobald es dunkel wird, ballen ſich die Blätter jeder Zweig— ſpitze zuſammen und öffnen ſich erſt wieder bei ſtärkerem Licht. An einer Pflanze, die in einem Aquarium, unmittelbar neben meinem Arbeitstiſche ſteht, machte ich die Beobachtung, daß die Krone ſich ſtarkem Lampenlichte zukehrt und wieder öffnet, wenn ſie ſich ſchon vorher geſchloſſen hatte. Die Pflanze dreht und wendet ſich überhaupt ſehr dem Lichte zu und öffnet ihre gipfelſtändigen Blätter nie bei einer mangelhaften Beleuchtung. Eine weitere, indeſſen weniger bekannte Eigenthümlichkeit der Pflanze iſt das Anſammeln von Waſſerperlen an den Zweigſpitzen, welches aber in Zimmer-Aquarien nicht ſo oft bemerkt wird. Neue Taufendblattarten, die an ihre Kultur ſonſt keine Anſprüche ſtellen, nicht einmal als ſehr F lichtbedürftig zu bezeichnen find und deren Zweig- | ſpitzen, in den Bodengrund geſetzt, weiter wachſen und auch im Winter grüne Gewächſe liefern, hat Nitſche aus Nordamerika eingeführt. Die wiſſen— ſchaftlichen Namen dieſer Tauſendblattarten ſind, da ſie noch nicht geblüht haben, nicht feſtzuſtellen, in den Liebhaberkreiſen werden ſie bezeichnet als: a) Prismakantiges Tauſendblatt (Myriophyllum prismatum (hort?). Die Blätter ſtehen in der Regel dicht quirlig, ſind zart gefiedert. Der Stengel iſt faſt nicht geteilt. b) Nitſches Tauſendblatt (Myrio— phyllum Nitschei Moenkem).“) Die Blätter ſind ſehr zart gefiedert, die Ver— zweigung iſt eine reiche, und überall brechen aus den Super na une Figur 71a. Prismakantiges Tauſendblatt— az wog “ (Myriophyllum prismatum.) *) Vorläufig jo genannt, bis eine nähere Beſtimmung der Pflanze möglich iſt. En 42. Majas (Najas major Roth.) Najas marina L., Najas fluviatilis Lam; Najas monosperma W; Ittnera Najas Gmel. Der Stengel iſt zart, gabelig veräſtelt, bis zweieinhalb Meter lang, durchſcheinend. Die Blätter ſind ſitzend, opponiert, am Grunde ſchneidig, übrigens lineal-lanzettlich, ausgeſchweift gezähnt, mit ſtachelſpitzigen Zähnen verſehen. Die & Blüte iſt eine von einer engen Scheide umhüllte Anthere; die w Blüte iſt ein zwei- bis dreilappiger, von einer Scheide umgebener Fruchtknoten. Z und Blüten auf verſchiedenen Pflanzen. Blütezeit Auguſt bis September. Die Blattſcheiden ſind ganzrandig. Die Pflanze iſt zweihäuſig. — Seen und Teiche zerſtreut. Im Nordweſten von Deutſch— land fehlend. Ich füge dieſer Pflanze gleich die beiden weiteren Arten an, ehe ich zur Schilderung übergehe. 43. Najas minor All. Die Blätter ſind ſchmal lineal, ausgeſchweift gezähnt, zurückgekrümmt. Die Zähne ſind ſtachelſpitzig. Die Blattſcheiden ſind fein wimperig gezähnt. Der Stengel iſt ſehr zerbrechlich. Die Blüten find einhäuſig. Blütezeit Auguſt bis September. ©) Sehr zerſtreut in Seen und Teichen. Am meiſten zu finden in Oſtdeutſchland. 44, Biegſames Majas (Najas flexilis Roth. Schm.) Der Stengel iſt biegſam, die Blätter ſehr fein ſtachelſpitzig-gezähnelt und abſtehend. Sonſt wie Najas minor. ( Als Standort iſt nur der Binowſche See bei Stettin, der Brodewiner See bei Angermünde, der Paarſteiner See unweit des Paarſteiner Werders, der Wakunter See im Kreiſe Flotow in Weſtpreußen, und der Dlaſpeck, See im Kreiſe Allenſtein in Oſtpreußen bekannt. Alle drei beſchriebenen Najasarten ſind Waſſerpflanzen mit durchſichtigen, linealen, ſcharf gezähnten Blättern, die auf dem Grunde ſtehender Gewäſſer oft ziemlich tief unter dem Waſſerſpiegel in Form ſparriger Wieſen, die von den nebeneinander aufrecht wachſenden, vielfach verzweigten, langen und dünnſtengligen Laubtrieben gebildet werden, vegitiren. An den Laub— trieben ſitzen ſcheinbar in dreizähligen Quirlen die 1½ bis 2 cm langen Blättchen. Die Keimpflanze bringt dicht über dem Quirlblatt das erſte Laubblattpaar hervor, welches in ſeinen Achſeln keine Sproſſe erzeugt, darauf durch größere oder kleinere Internodien getrennt die folgenden Blatt— paare, von denen jedesmal das erſte Blatt einem dem Hauptſtengel gleichen Aſt erzeugt, der hier mit einem Blattpaar beginnt, beſtehend aus einem Schuppenblatt, welches aus ſeiner Achſel die Verzweigung fortſetzt und aus einem ſterilen Laubblatt. Auf dieſe Weiſe enwickeln ſich die dreiblättrigen Scheinquirle an den Stengeln. Die ganze Verzweigung der Pflanze iſt eine ſehr ausgiebige. Die Pflanze ſtirbt von unten ab und zerteilt ſich in eine Geſellſchaft von Einzelpflänzchen und gleichzeitig erzeugen die unteren Knoten fortſchreitend neue Adventivwurzeln. Die Internodien werden nach oben zu kürzer und die Blätter dadurch vorwärts gebüſchelt. Die Blüten entſtehen jedesmal an Stelle des Schuppen— blattes der Seitenäſte und ſeiner Achſelknoſpe. Die vollſtändig untergetaucht lebenden Arten der Gattung Najas ſind in ihrer Befruchtungsart ſehr intereſſant. Ihre Blüten ſtehen, wie ſchon bei der Beſchreibung gejagt, bei Najas major getrennt auf verſchiedenen — 129 — Pflanzen, während ſie bei Najas minor und Najas flexilis getrennt auf der— ſelben Pflanze, ſtehen. Die weibliche Blüte beſteht aus einem einzigen ein— eiigen Fruchtknoten, der nach oben zu 2, 3 mitunter auch wohl 4 walzen— förmige Nebenſchenkel treibt; die männliche Blüte wird von einer zentralen, ſitzenden Anthere gebildet, die von zwei Blütenhüllen um— ſchloſſen wird. Bei Najas major iſt die Anthere vierfäche— rig, bei den beiden anderen Arten dagegen nur einfächerig. Die Hüllen bauen ſich aus zwei bis drei Zellenſchichten auf, die äußere nach oben zu in einen gezähnten Schnabel ausgezogen, die innern dagegen in zwei ſtumpfe Lappen endend, und mit der Antherenwandung faſt bis zur Spitze verwachſen. Bevor die Anthere aufbricht, ſtreckt ſich mehr oder minder die Achſe der inneren und äußeren Hülle, wodurch die innere Hülle über die äußere hervorgehoben wird. Bei Najas major zerreißt beim Aufſpringen die mit der Antherenwandung größtenteils innig verklebte innere Hülle durch vier ſenkrechte Längsriſſe vor den Scheide— wänden der Fächer in vier ſich zurückrollende Klappen, bei den beiden anderen Arten klaffen die beiden Lappen der mit der Antherenwandung verwachſenden inneren Hülle auseinander. Auf dieſe Weiſe wird der Pollen ins Waſſer —_ entleert. Die Pollen haben eine elliptiſche Form und ſind, e die beiden Polenden ausgeſchloſſen, ganz mit Stärkekörnern 1. Frucht 1 vollgepfropft. Durch ihre Schwere ſinken ſie im Waſſer nach unten und werden hier von dem Fangapparat der weiblichen Blüte aufgenommen. Des leicht zerbrechlichen Stengels wegen eignet ſich Najas major mehr für Aquarien, in denen Schnecken, Waſſerinſekten und andere langſam ſich bewegende Tiere gehalten werden. Die beiden anderen Arten können in jedes Becken gepflanzt werden. Abgeriſſene Stengelſtücke in Sand geſetzt, wachſen unſchwer an, beſonders dann, wenn ſie ſo eingeſetzt werden, daß noch ein Stück eines Nebenzweiges mit Sand bedeckt wird. Da die Pflanzen nur einjährig ſind, nimmt man einzelne von ihnen und ſetzt ſie in beſondere Gläſer, wobei man bei Najas major darauf zu achten hat, männliche und weibliche Pflanzen beim Einſetzen zu verwenden. So bepflanzte Gläſer werden an gut belichteten Orten aufgeſtellt, kommen über Winter an einen froſt— freien Ort zu ſtehen und werden Mitte Januar an ein von der Sonne beſchienenes Fenſter geſetzt, wo ſich nach kurzer Zeit die jungen Pflänzchen entwickeln. In derſelben Weiſe können auch die Früchte, welche von im Aquarium ſtehenden Pflanzen erzeugt werden, durch den Winter und zur Entwickelung gebracht werden. 45. Gemeine Zanichelle (Zanichella palustris L.) Der Stengel iſt kriechend oder aufſteigend, etwas veräſtelt, ſehr zart, blaßgrün, brüchig. Die Blätter ſind ſitzend, einnervig, ſehr ſchmal, borſtig, ſpitz: über jedem 9 Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. — 130 — Blatt befindet ſich eine häutige, durchſichtige Scheide, die zwei anderen Blättern als Stütze dient, ſodaß nach dem Abfall der Scheide die Blätter dreizählig ſtehen. Die Blüten ſind einhäuſig, 5 und 2 von einer gemeinſamen Scheide umſchloſſen. Blütezeit Juli bis September. Die Früchte ſind Spaltfrüchte und nußartig kurz geſtielt, faſt ſitzend und ſtehen zu mehreren zuſammen. Der Griffel iſt halb jo lang als die Frucht. J. Stehende und fließende Gewäſſer zerſtreut. Die gemeine Zanichelle ſchließt ſich in der Tracht den zarteren Formen der gras— blättrigen Laichkrautarten ſehr an. Wie jene Arten beſitzt auch dieſe Pflanze fadenför— mige, lineale, ſchlaffe Blätter. Die dünnen ſtielrunden Stengel dieſer Pflanze kriechen mit ihren rhizomartigen unte— ren Gliedern im Boden— ſchlamm. Iſt das Waſſer des Figur 73. Gemeine Zanichelle. Standortes der Zanichelle nur be ehe da en. en eich To bilder ch de Manz ee; pflänzchen. h Hauptwurzel. zu einer kriechenden Form aus 2 w Wurzelhaare. b erites Blatt. und wird dann auch wohl als Figur TA, Zanichella repens bezeichnet. Gemeine Zanichelle Eine ſolche Pflanze wurzelt an den Knoten, während die We eigentliche Form palustris, wurzelloſe Knoten und verlän- ( junge Früchte. gerte Blätter trägt. Die Zanichelle bildet keine unterge— tauchten Wieſen, ſondern wird meiſt nur in wenigen Exemplaren beiſammen gefunden. Als Aquariumpflanze verlangt die Zanichelle keine Pflege, ſie iſt völlig anſpruchslos und gedeiht, wenn ſie einen einigermaßen belichteten Platz im Becken beſitzt, gut. 46. Bugelfrüchtige Pilulurie (Pilularia globulifera L.) Der ſehr zarte, fadenförmige, langgliedrige Stamm wurzelt am Boden. Er kriecht horizontal und entſendet nach oben Büſchel zarter, fädlicher, höchſtens fingerhoher Blätter, an deren Grunde die kleinen kugeligen Sporenfrüchte ſitzen. Fruchtzeit Juni bis September. A, Teiche und Sümpfe, am häufigſten im Rheingebiet, zerſtreut durch Norddeutſchland. Die kugelfrüchtige Pilularie gehört zur Gattung der Marsileaceae. Ihre Sporenfrüchte ſind zwei bis vierlappig und beſitzen zwei bis vier Fächer oben mit Mikroſporangien, unten mit Makroſporangien gefüllt. Die Be— fruchtung und Fortpflanzung kann ich übergehen, da dieſelbe ausführlich bei der Salvinie geſchildert worden iſt und bei der kugelfrüchtigen Pilularie nur wenig von dieſer abweicht. Als Aquariumpflanze wird dieſes Gewächs ſelten gehalten, weil es nur unſcheinbar und ſein Auftreten zu vereinzelt iſt. Vorſichtig an dem Standorte aus dem Boden gehoben und in das Becken gepflanzt, gedeiht — 131 — es hier ohne Zuthun des Pflegers. Die Sporen— früchte ſammelt man im Herbſt, ſäet ſie in Schalen, deren Boden mit Schlammerde bedeckt iſt, aus, bringt ſie an froſtfreien Orten durch den Winter und ſtellt den Behälter im Januar an das ſonnige Fenſter eines warmen Zimmers, wo ſich bald die jungen Pflänzchen entwickeln. 47. Gemeines Brachſenkraut (Isoötes lacustris L.) Das Rhizom iſt zweilappig mit ſchief abwärts ſteigenden Lappen, nach unten mit einfachen Wurzeln beſetzt, nach oben dicht mit 8 bis 10 em langen pfriem— lichen, ſteifen, dunkelgrünen Blättern verſehen, die mit einer breiten blaßbraunen Scheide aufſitzen. Die Ma Figur 75. kroſporen ſind warzig. J. Unter Waſſer auf dem Grunde Kugelfrüchtige Pilularie. von Seen mit ſandigem oder ſteinigem Boden, überall Pilularia globulifera. ſehr zerſtreut Das Brachſenkraut führt ein vollſtändig untergetauchtes Leben und bedeckt in Form einzelner getrennter Individuen den Boden von Seen. Ausläufer, wie ſie ſonſt von Waſſerpflanzen mit Vorliebe getrieben werden, bringt dieſes Gewächs nicht hervor, die Vermehrung iſt einzig und allein nur durch Samen möglich. Zu dieſem Zwecke ſind Sporenbehälter von zweierlei Geſtalt vorhanden: Makroſporangien und Mikroſporangien, die von dem erweiterten Blattgrunde eingeſchloſſen werden. Die Makroſporangien ſtehen an den äußeren Blättern und bedecken dieſe mit niedrigen, leiſten— förmig verlängerten, gebogenen, hin und wieder zuſammenhängenden Höckern. Die Mikroſporangien ſtehen in dem folgenden Zweidrittel der Blätter, während die inneren Blätter unfruchtbar ſind. Aus den Mikroſporen gehen männliche Befruchtungsorgane, Antheridien, aus den Makroſporangien weibliche Vorkeime hervor, welche ſich nach ihrer Vereinigung zu der als Brachſenkraut bekannten Pflanze entwickeln. Als Gewächs für das Aquarium kann das Brachſenkraut, weil es ſeines eigenartigen Ausſehens wegen dem Becken zur Zierde gereicht und im Herbſt nicht abſtirbt, als Winterpflanze empfohlen werden. Am beſten gedeiht das Brachſenkraut, wenn kleine, junge Pflänzchen in Erde, die aus einem Gemiſch von gleichen Teilen Torf- und Moorerde, mit etwas Lehm und Sand vermiſcht, geſetzt werden. Eine nahe Verwandte dieſes Brachſenkrautes iſt das: Stachelſporige Brachſenkraut (Isoätes echinospora Durien). Es iſt niedriger als das gewöhnliche Brachſenkraut, die beiden Rhizomlappen ſteigen nicht nach abwärts, ſondern liegen in einer geraden Linie horizontal; die Blätter ſind kurz, biegſam, hellgrün, lang zugeſpitzt. Die Makroſporen ſind ſehr dicht mit dünnen, ſtachelartigen, ſehr zerbrechlichen Wärzchen beſetzt. J. Auf moorigen Stellen in Seen. Am häufigſten im nördlichen Europa. Bedeutend ſchöner als dieſe beiden einheimiſchen Brachſenkräuter iſt die folgende Art, die indeſſen nur ſelten im Handel vorkommt. N Isoetes Malingverniana A. Br. Die Blätter werden ſehr lang und jedes iſt mit einer Menge großer, luftiger, ſilberglänzender, in der Sonne leuchtender Bläschen angefüllt. Dieſes Brachſenkraut, welches ſich zu ſeiner vollen Schönheit nur in großen, hohen Aquarien entwickeln kann, bietet einen wunderhübſchen An— blick. Ebenſo wie bei den heimiſchen Brachſenkräutern befinden ſich bei dieſer Art die Sporen am Berührungspunkt der Blattſcheide und der Wurzel. „Nimmt man zur Zeit der Reife ein ſolches Blatt ab, ſo erhält man ein Häuflein Sporen, mittelſt welcher die Fortpflanzung erfolgen kann. Herr A. Walther, Inſpektor des Zoologiſchen Gartens in Moskau, hat dieſe Sporen geſammelt, in Raſenerde gepflanzt und dadurch die Pflanze wie Gras vermehrt“ 48. Gemeines Onellmoos (Fontinalis antipyretica L.). Der Stengel iſt lang, ſehr veräſtelt, biegſam und fadendünn. Er iſt mit ab- ſtehenden, eiförmigen, zugeſpitzten Blättern, die in einiger Entfernung von einander ſtehen, beſetzt. Die Aſte ſind lang, ſchlaff und flutend. Die Farbe des Mooſes iſt ein leuchtendes Grün. Die Fruchtkapſel iſt länglich-eiförmig. J. Flüſſe und Bäche. Dieſes Moos erreicht im Waſſer eine ſtattliche Größe und bildet dichte Beſtände in allen Bächen und Flüſſen. Es iſt ſowohl im ſchnell— fließenden Gebirgsbach, wie auch im langſam fließenden Wieſengraben zu finden und an allen dieſen Orten wächſt es mit erſtaunlicher Schnelligkeit. Während andere Pflanzen den Winter über ihre Belaubung verlieren, oder wenigſtens teilweiſe einziehen, entfaltet das Quellmoos gerade zu dieſer Zeit ſeinen ſchönſten Schmuck; die Belaubung iſt gegen Ende des Winters und im Frühjahr am friſcheſten und ſchönſten. Während der Sommer— monate macht das lebhafte Grün einer matteren bräunlichen Färbung Platz. Dieſe Umfärbung tritt dann ein, wenn das Gewächs ſeine größte Entwicklung erreicht hat und im Wachstum ein Stillſtand ſtattfindet. Erſt gegen den Herbſt zu bringt das Quellmoos wieder neue Zweigſpitzen mit friſchem Grün hervor. Für jedes Aquarium iſt dieſe Pflanze ein herrlicher Schmuck; man ſieht durch die vom Boden bis zur Waſſeroberfläche ſich erhebenden Fäden, die oft ein reizend verſchlungenes Netzwerk bilden, wie durch einen Schleier hindurch. In dieſer Schönheit entwickelt ſich das Moos jedoch nur dann, wenn der Standort des Behälters und das Waſſer nicht gewechſelt wird. Eine Pflege verlangt die Pflanze nicht, nur einen hellen Standort im Aquarium, indeſſen ſetze man auch ſie nie dem ſtarken, die Algenbildung beſchleunigenden Sonnenlichte aus. Algen ſind ihre gefährlichſten Feinde; deshalb verſäume man nicht, bevor die Pflanze im Aquarium eingeſetzt wird, ſie tüchtig zu reinigen. Stengelſtücke in den Boden geſetzt und durch kleine Steinchen beſchwert, wachſen leicht und ohne Mühe an. Die Ver— mehrung des Quellmooſes im Aquarium iſt ziemlich bedeutend, wenn keine pflanzenfreſſenden Fiſche denſelben Behälter bewohnen, weil dieſe daſſelbe leicht aus dem Boden ziehen. Von Schnecken wird es weniger angegriffen, beſonders dann nicht, wenn dieſe beſſere Nahrung bekommen können. a Viele Fiſche wählen mit Vorliebe Quellmoos zur Ablagerungsſtätte ihres Laiches. Weitere ſubmerſe Laubmooſe, die ſich bei uns finden, beſchreibe ich kurz. Auch auf dieſe iſt in der Hauptſache das anzuwenden, was vom gemeinen Quellmoos geſagt iſt. a. Zierliches Ouellmoos (Fontinalis gracilis Lindb.). Die Blätter ſind eilanzettförmig, im Kiel geſpalten. Die Kapſel iſt ei- bis fugelförmig. Es it in der Form ſchlanker und kleiner als das gemeine Quellmoos- A. In ganz Deutſchland zerſtreut in Flüſſen, Bächen, Wieſengräben und Torf— löchern. b. Schuppiges Quellmoos (Fontinalis squamosa L.) Kleiner als das gemeine Quellmoos; büſcheliger als dieſes, meiſt ſchwarzgrün und oben ſtielrund beblättert. Die Blätter ſind länglich lanzettförmig, ſtumpfgekielt und glänzend. Früchte werden von dieſer Art nur ſelten entwickelt. J. Gebirgs— flüſſe und Bäche, faſt an allen Orten in Deutſchland. c. Aſtmoosartiges Quellmoos (Fontinalis hypnoides Hartm.). Der Stengel iſt dünn, zart und mit weichen Blättern beſetzt. J. Stehende Ge— wäſſer zerſtreut. d. Rieſen⸗Quellmoos (Fontinalis gigantea Suliv.). Nach bisherigem Unterſuchen nur eine Abänderung von Fontinalis antipyretica. Unterſcheidet ſich durch viel plumpere Formen und breitere Blätter von dieſem. A, Stehende Gewäſſer ſehr zerſtreut. 49. Waſſer-Pfriemenkreſſe (Subularia aquatica L.) Myagrum littorale Scopoli. Das kurze Rhizom treibt nach unten einen Büſchel feiner Faſerwurzeln und nach oben eine Anzahl borſtlicher Blätter, aus deren Mitte einige zierliche, blatt loſe, hin- und hergebogene Stengel mit einer armblütigen Traube kleiner weißer Blüten und länglicher, mit kurzer, kegeliger Spitze verſehene Früchte hervortreten. Blütezeit Juni und Juli. O) In Fiſchteichen unter Waſſer und nach zurück— getretenem Waller am Rande derſelben. Überall nur ſehr Selten. Die Waſſer-Pfriemenkreſſe gehört zu den Kreuzblütern und wächſt auf dem Grunde der Seen. Sie gleicht vor der Blüte auf den erſten Blick einer kleinen Binſe mehr als irgend einem ihrer Verwandten. Auf ſie hat die untergetauchte Lebensweiſe einen ſehr weitgehenden Einfluß in ihrem Habitus ausgeübt. Die blatttragende Axe iſt geſtaucht, daher die nur wenige Centimeter langen, zarten Blätter alle grundſtändig ge— worden ſind. Die Wurzeln ſind einfache weiße dünne Fädchen, durch ſie wird die Pflanze im Boden feſtgehalten. Schon an der Baſis ſeines oberirdiſchen Teiles bildet das Pflänzchen dieſe Faſerwurzeln aus. Die Blätter ſtehen in einem Büſchel, ſie ſind ſpitz zulaufend, grasgrün, haar— los, an der Baſis breiter und ſcheidenartig. Im Juni ſchreitet das nur etwa 5 em hohe Pflänzchen zur Blüte. Es treibt dann einen Schaft, der drei bis vier Schötchen beſitzt, die an feinen Stielen ſitzen. Vermag ſie ihren Schaft nicht über den vielleicht zu hohen Waſſerſpiegel empor zu treiben, ſo öffnet ſich die Blütenknoſpe nicht, und es vollzieht ſich eine Auto— gamie in den geſchloſſen bleibenden Blüten unter Waſſer, wozu indeſſen bemerkt werden muß, daß in den mit Luft erfüllten Innenraum der Blüte das umgebende Waſſer nicht eindringt und demnach der ſehr merkwürdige Fall eintritt, daß die Übertragung des Pollens auf die zuſtändige Narbe zwar unter Waſſer, aber dennoch in der Luft erfolgt. Ich gebrauchte hier das Wort Autogamie, welches wohl dem Botaniker von Fach verſtänd— lich iſt, nicht aber der größeren Anzahl der Aquariumliebhaber, deshalb ſcheint es mir angebracht, das Wort gleich hier etwas näher zu erklären. Eine Befruchtung bei den Pflanzen tritt in der Regel ſonſt nur dann ein, wenn der Blütenſtaub einer Pflanze auf die Narbe einer anderen, derſelben Art zugehörigen Pflanze, gebracht wird. Blüten, die mit ihrem eigenen Blütenſtaub befruchtet werden, erzeugen nur in Aus— nahmefällen keimungsfähigen Samen. Es iſt dieſes eine Fremdbeſtäubung. Indeſſen findet auch eine Selbſtbeſtäubung bei einigen Pflanzen ſtatt, und zwar dann, wenn keine Inſekten ꝛc. die Beſtäubung über— nehmen können. Dieſe Pflanzen befruchten ſich dann dadurch, daß die Pollenkörner direkt aus den Staub— beuteln ihre Schläuche nach der Narbe hintreiben. Eine derartige Befruchtung findet alſo bei der Waſſer— Pfriemenkreſſe ſtatt, wenn ſie gezwungen iſt, unter Waſſer zu bleiben; ſie fruktifiziert bei geſchloſſenem Figur 76. Kelche. Gelangt indeſſen der Blütenſchaft über den Waſſer⸗Pfriemenkreſſe. Waſſerſpiegel, ſo öffnen ſich hier die kleinen unan— 5 5 N ſehnlichen Blüten. Die Blumenkronenblätter ſind 2. Same (vergr.). weiß, ſchmal, ein halb mal länger als der Kelch und neigen ſich zuſammen, die weißen Staubgefäße ſind kürzer als die Kronenblätter und werden von dieſen verdeckt. Die Narbe iſt ſitzend. Nur einmal habe ich die Waſſer-Pfriemenkreſſe im Aquarium be— ſeſſen, wo ſie in der geſchilderten Weiſe unter Waſſer zur Fruchtbildung ſchritt. An dem reizenden Pflänzchen hatte ich meine helle Freude, kam indeſſen kurz vor der Fruchtreife durch einen eigenartigen Umſtand um das Gewächs und habe bis heute, trotz eifrigen Suchens, noch kein Pflänzchen wieder entdecken können. Beſonders zu empfehlen dürfte die Pfriemenkreſſe zur Bepflanzung der Partie des Felſens ſein, die noch unter Waſſer ſich befindet, ſodaß es ihr möglich iſt, den Blütenſchaft über die Oberfläche des Waſſers hervorzutreiben. Nach dem, was ich in dem halben Jahre, in welchem das Pflänzchen in meinem Beſitze war, an demſelben erfahren, iſt es völlig anſpruchslos und bedarf keiner beſonderen Pflege. 50. Stinkender Armleuchter (Chara foetida, A. Br.). Der Stengel iſt in der Regel ſtark veräſtelt und mit einer Kalkkruſte verſehen. Nur in ſehr wenigen Fällen iſt er grün, meiſt weißgrau bis meergrün. Das Krönchen iſt kurz und ſtumpf. Die Pflanze ändert in ihrer Form ſehr ab. A, In allen Gewäſſern zu finden. Die noch hierher gehörenden Armleuchterarten beſchreibe ich nach— folgend und faſſe die Schilderung aller zuſammen. 51. Zerbrechlicher Armleuchter (Chara fragilis, Desv.). Der Stengel iſt ſehr zerbrechlich und ziemlich glatt. Die Pflanze iſt hell— oder dunkelgrün und mit einer feinen Kruſte, oder graugrün und mit einer ſtarken Kruſte überzogen. In der Form erinnert dieſer Armleuchter ſehr an Hornkraut. . Seichte und tiefe Tümpel 52. Rauher Armleuchter (Chara aspera Deth). Die Pflanze iſt in der Farbe ſehr verſchieden: hell- bis dunkelgrün und mit einer Kruſte überzogen, oder gelb- bis bräunlichgrün und faſt ohne Überzug. A, Stehende Gewäſſer, in Deutſchland zerſtreut. >9. Hornblättriger Armleuchter (Chara ceratophylla Wallr.). Die Pflanze iſt kräftig und gedrungen. Die Blätter ſind kurz und dick auf— geblaſen. Der Stengel iſt geſtreift und tief gefurcht. Die Farbe der Pflanze iſt hell- bis dunkelgrün, bisweilen auch bräunlichrot. 4. Auf dem Grunde größerer Binnenſeen. 5J. Beſenfürmiger Armleuchter (Chara scoparia Bauer). Die Pflanze iſt zart grün, ohne Kalkkruſte und biegſam. Die Characeen ſind untergetauchte, im Schlamme wurzelnde, grüne Waſſerpflanzen, mit niedrigem oder bis zu 1 Meter Länge empor— ſtrebenden, gegliederten und veräſtelten Stamm. Die Glieder dieſes Stammes ſind langgeſtreckte, cylinderiſche Zellen, entweder frei oder von röhrenförmigen Zellen rindenartig umwachſen. Die Knoten, welche die Glieder von einander trennen, ſind aus einer Zentralzelle gebildet, welche einen Wirtel von gegliederten Auszweigungen mit nur beſchränktem Wachs— tum trägt, die in der Regel als Blätter bezeichnet werden. Auch die Blätter können berindet ſein und tragen von den Knoten ebenfalls wieder Aus— zweigungen, die man Blättchen nennt. Die Rinde bildet ſich aus Zellen, welche zu je zweien von den Baſilarzellen der Blätter ausgehen, und von denen die eine nach aufwärts, die andere nach abwärts am Stengel an— wächſt; alle von unten kommenden Rindenlappen treffen mit den von oben kommenden in der Mitte des Stengeleylinders zuſammen. Dieſe Rinden— lappen wachſen mittelſt einer ſich teilenden Scheitelzelle fort und bilden eine dicht zuſammenſchließende Rinde, die in den meiſten Fällen noch mit Stacheln und Warzen beſetzt erſcheint. An einzelnen Stellen des Stengel— knotens finden ſich noch einzellige Auswüchſe, die als Stipula bezeichnet werden. Die gewöhnlich als Wurzeln bezeichneten, fadenförmigen Anhänge des hohlen Stengels ſind Haargebilde, welche lange, ſich veräſtelnde Schläuche mit farbloſem Protoplasma darſtellen, die Pflanze im Boden feſthalten und auch alle übrigen Funktionen der Wurzel übernehmen. Es iſt eigentümlich, daß ſich der hohle und ſchlaffe Stengel der meiſten Characeen mit einer Kruſte von kohlenſaurem Kalk überzieht, — 156 — der ähnlich wie der Kieſel in den Schafthalmen, von den Gewächſen ſelbſt erzeugt wird. Der Name Armleuchter iſt für dieſe Pflanzen ſehr bezeichnend, da jedes Stengelglied mit den quirlſtändigen Blättern ſehr an ſolche erinnert. Die Familie iſt nur arm an Arten, aber alle zeigen große Überein— ſtimmung in ihrem Habitus: Die Characeen bilden eine formveränderliche Pflanzengruppe. Die Fortpflanzung iſt bei dieſen Gewächſen ſehr hoch entwickelt. Dem Geſchlechte nach giebt es monöeciſche und diöciſche Arten. Das weibliche Organ ein Oogonium, das männliche ein Antheridium; beide ſtehen ſtets an den Blättern. Das Oogonium beſteht aus drei Zellen, welche von fünf Rinden— ſchläuchen ſchraubenartig umwunden ſind. Die zu unterſt ſich befindende Zelle nennt man die Knotenzelle, die mittlere die Wendungszelle, die oberſte, welche die beiden anderen an Größe be— deutend übertrifft, iſt die Eizelle. Dieſelbe iſt von ovaler Geſtalt und mit dichtem Plasma ge— füllt, daß durch Oltröpf— chen und Stärkekörner undurchſichtig erſcheint. Nur am Scheitel iſt das Plasma klar und durch— ſcheinend, dieſe Stelle nennt man den Keim— fleck. Die einhüllenden Rindenſchläuche treten Figur 77. Zerbrechlicher Armleuchter Chaxa fragilis). F. über dem Scheitel der A. Blattknoten (vergr.). a. Antheridium. b. Berindetes Eizelle zu einer fünf— Blattinternodium. e. Oogonium mit Eizelle und Krönchen. gliedrigen Endroſette d. Blättchen. B. Stück eines Fadens mit den Spermatozoiden. . = A 6. Freie Spermatozoide. D. Schild mit Manubrium und zuſammen, deren Zacken Fadenbüſchel. E. Oogonium— ein- oder zweizellig ſein können, dem Krönchen. Die Antheridien ſind ſehr verwickelt gebaut. In ihrer Geſtalt gleichen ſie einer Hohlkugel, die Schale derſelben beſteht aus acht flachen Zellen, Schildern genannt, die mit ihren gezackten Rändern genau ineinander greifen. Dieſelben enthalten einen leuchtend roten Farbſtoff. Von der Mitte eines jeden Schildes ragt nach innen eine eylinderiſche Zelle, das Manubrium, welches an ſeinem Ende einen Büſchel von Zellfäden trägt, die in mannigfachen Windungen den Innenraum des Antheridiums er— füllen. In jeder Zelle dieſer Fäden entſteht eine ſchraubenförmige, mit zwei langen Wimpern verſehene Spermatozoidie. Beim Ausſchlüpfen gehen die Schilder auseinander, ſodaß die Spermatozoiden ins Freie gelangen können. Zur Zeit der Geſchlechtsreife treten unter den Krönchen die Hüll— zellen des Oogoniums ein wenig auseinander, wodurch Spalten entſtehen, welche eine freie Kommunikation mit dem über dem Scheitel der Eizelle liegenden, von waſſerheller Subſtanz angefüllten Raum herſtellen. Hier hinein gelangen die Spermatozoiden und dringen von da aus in den Keim— fleck der Eizelle ein, welche ſich infolgedeſſen raſch mit einer derben Zell— wand umgiebt und zur Eiſpore heranreift, dann macht ſie oft noch eine jahrelange Ruheperiode durch, ehe ſie keimt. Bei der Keimung entſteht zunächſt ein fadenartiger Vorkeim, an dem ſich die blättertragenden Pflänzchen entwickeln. Merkwürdig, wie ich nur beiläufig erwähnen will, ſind die Arm— leuchtergewächſe dadurch, daß an ihnen die freie Saftbewegung zuerſt und zwar von Corti im Jahre 1774 entdeckt wurde. Die Chlorophuollkörner ſteigen im Innern der Stengelröhre an einer Seite auf und kehren an der anderen zurück. Stoßen ſie auf dieſem Wege aneinander, ſo laſſen ſie ſich hier— durch nicht irre machen, ſondern ſetzen ihren Weg unbehindert fort. Die Be— wegung hört jedoch auf, ſobald das Stengelſtück in Weingeiſt getaucht wird. Knickt oder ſchnürt man ein Stengelſtück an einer Stelle ein, ſo ſteigen die Körner bis zur Hemmungsſtelle und kehren von da zurück. Faſt alle Armleuchtergewächſe eignen ſich für das Aquarium, die kleineren Arten ſogar ſehr gut. Die im Freien gefundenen Exemplare werden vor— ſichtig aus dem Schlamm gehoben, etwas von dem anhaftenden Schmutz durch langſames Durchziehen durch das Waſſer gereinigt und in das Sammel— gefäß nach Hauſe gebracht. Hier werden ſie ſorgfältig und vorſichtig ge— waſchen, bis ſie annähernd rein ſind. Gefäße von der Größe, daß die Pflanze vollſtändig in ihnen ausgeſtreckt liegen kann, ſind hierzu am meiſten zu empfehlen. Iſt die Pflanze ſo weit gereinigt, daß das Waſſer nicht mehr ſchmutzig wird, jo wird fie in ein beſonderes Gefäß, Einmacheglas, Weißbierglas ꝛc., geſetzt, von der entſprechenden Größe, wie ſie die Pflanze aufweiſt. Das Umſetzen der Pflanze aus dem Waſch- in das Kulturgefäß muß vorſichtig und langſam geſchehen. Befindet ſich die Pflanze im Gefäß, ſo muß ſie ſenkrecht im Waſſer ſtehen und die Enden der Zweige müſſen ſich noch einen Centimeter unter der Waſſeroberfläche befinden. Der Behälter wird ſo ge— ſtellt, daß keine direkten Sonnenſtrahlen die Pflanze treffen können. Nach etwa 48 Stunden erneure man das Waſſer und fahre ſo fort, bis es in der erſten Woche etwa dreimal geſchehen iſt. Nach dieſer Zeit kann die Pflanze in das Aquarium überführt werden, oder ſie bleibt in dem Glaſe, wo ſie urſprünglich eingeſetzt wurde. Man hat darauf zu achten, daß die Spitzen des Gewächſes nie über den Waſſerſpiegel hervortreiben und die Pflanze kein direktes Sonnenlicht erhält, da alle Characeen ſehr licht— empfindlich ſind; auch vermeide man ſpäter einen Waſſerwechſel und eine Stand-Veränderung des Gefäßes, dann wird man ſchöne Kulturen von Armleuchter erhalten. Den unangenehmen Geruch der Charaarten braucht niemand zu fürchten; derſelbe iſt nur bemerkbar, wenn man eine größere Anzahl von Pflanzen friſch aus dem Waſſer nimmt. Die beſte Zeit zum Einſammeln der Armleuchter iſt das Frühjahr. Den Characeen ſich eng anſchließend, bilden die Nitellen eine beſondere Gattung. Sie ſind äußerlich den Characeen ſehr ähnlich, in— deſſen im allgemeinen zarter gebaut als erſtere. Das Haupt— erkennungszeichen iſt das Krönchen des Samens, welches bei den Nitellen zehnzellig iſt und aus zwei übereinanderliegenden fünfzelligen Kreiſen beſteht. Es fällt ſchon vor der Frucht— reife ab. Mit unbewaffnetem Auge ſind indeſſen die Unter— ſchiede zwiſchen beiden Gattungen nicht immer feſtzuſtellen. Durch das Mikroſkop betrachtet, erſcheinen die Zellen eines etwa 1 em langen Stückes eines Seitenzweiges bei Nitella einfach Zelle an Zelle gereiht, während bei Chara die älteren Zellen von einem Mantel dünner, eng aneinander liegender ſogenannter Rindenzellen umgeben ſind. 0 eh Da Nitella und Chara als Aquariumpflanzen denjelben Chara (p. Wert haben, ſich nur in wenigen Punkten, die auch nur ein botaniſches Intereſſe beſitzen, von einander unterſcheiden, füge ich dieſer Schilderung gleich die Beſchreibung der Nitella-Arten an. 56. 58. 59 . Gemeine Nitelle (Nitella syncarpa Ktz.) verwachſenfrüchtige Nitelle. Stengel wird bis über 30 em lang. Die Pflanze iſt gelblich bis dunkelgrün, ſtellenweiſe, in wenigen Fällen, mit einer Kruſte überzogen. O Lehmgruben, Teiche und Seen. Zierliche Nitelle (Nitella gracilis Smith). Der Stengel erreicht eine Höhe bis zu 20 em, er iſt ſehr ſtark verzweigt und äußerſt biegſam. Die Farbe der Pflanze iſt hellgrün, ſelten etwas bräunlich. J. Überall in ſtehenden Gewäſſern zu finden. Biegſame Nitelle (Nitella flexilis Ag.) Der Stengel iſt biegſam, wenig veräſtelt und ziemlich kräftig. Die Farbe der Pflanze iſt ein glänzendes Grün und zwar ein Bleich- bis Dunkel- oder Braungrün. J. Stehende Gewäſſer im mittleren Europa. Atuchelſpihige Mitelle (Nitella mueronata A. Br.) Sie iſt mit kurzblätterigen und daher kugeligen Blattquirlen beſetzt. A, Ver— einzelt in ſtehenden Gewäſſern. Glaſige Nitelle (Nitella hyalina Ktz.) Findet ſich in Deutſchland nur im Bodenſee. ae 60. Perlſchnurfürmige Froſchlnichalge (Batrachospermum moniliforme Both). Die Zweige ſind wirbelförmig, ſehr aſtig, dicht mit Quirlen von Zellen beſetzt, wodurch eine Ahnlichkeit mit aneinander gereihten Froſchlaichkörpern erzielt wird. Die Größe der Pflanze ſchwankt zwiſchen 5 bis 6 em, ſie iſt violett, rotbraun oder grünlich gefärbt. In kalten Gräben, Quellen und Bächen, nirgends ſelten. Die perlſchnurförmige Froſchlaichalge gehört zur Familie der Florideen und ſie und einige wenige Vertreter dieſer ſo farbenprächtigen Algengruppe vermögen uns, als Vertreter des Süßwaſſers, nur ein kümmerliches Bild von den ſonſt ſo herrlichen Farben dieſer Familie zu geben. Nur ganz ausnahmsweiſe haben die Mitglieder dieſer Familie eine andere Farbe als die rote und dieſe Ausnahme findet gerade bei Batrachospermum ſtatt. Das Gewächs beſteht aus einer ſchleimigen, reich verzweigten Faden— maſſe von ſehr zierlichem Ausſehen unter dem Mikroſkop und meiſt von blaugrüner oder grauvioletter Farbe. Geſellſchaftlich, raſenförmig, wächſt die Alge in kalten Gräben und Bächen. Ich kann dieſe Alge nicht verlaſſen, ohne etwas näher auf ihre Fort— pflanzung einzugehen. Alle Florideen beſitzen eine doppelte Fortpflanzung, eine geſchlechtliche und eine ungeſchlechtliche. Eine ungeſchlechtliche Vermehrung findet in der Weiſe ſtatt, daß ſich in den meiſten Fällen vier, in Tetraden zu— ſammenliegende Zellen zu Sporen, Tetraſporen, um— bilden. Bei der geſchlechtlichen Fortpflanzung ent— ſtehen weibliche Zellen (Carpogonien) und männliche rundliche Fortpflanzungszellen, welche beide unbeweg— lich ſind. Das Carpogon entwickelt noch einen Hals— teil, Trychogyen genannt, an dem die männlichen Zellen vom Waſſer herangeſpült werden, feſthaften Figur 79. perl) - u y : nf . förmige Froſchlaichalge und ſo die Befruchtung vollziehen. Infolge der (Batrachospermum Befruchtung bildet ſich entweder ein Sporocarpium imoniliforme). oder ein nacktes Eiſporenlager, aus denen ebenfalls unbewegliche Fortpflanzungszellen ſich abgliedern, die keimen und neue Pflanzen entwickeln. Wer die perlſchnurförmige Froſchlaichalge auf ſeinen Exkurſionen findet, verſäume nicht, das zierliche Gewächs ſeinem Aquarium einzuverleiben. Es beanſprucht keine beſondere Pflege, nur iſt es vor direktem Sonnenlicht zu ſchützen. 61. Plußhorſten-Alge (Lemanea fluviatilis Ag.) Der Stengel iſt knotig gegliedert, fadenförmig und erreicht eine Länge von 15 cu. Er iſt in der Farbe dunkelgrün und borſtendick. In Gebirgsflüſſen und Bächen nicht ſelten. In büſchelförmigen Raſen wachſend, findet ſich dieſe Alge in allen Gebirgsflüſſen Deutſchlands. Sie bildet eine Art der kleinen Gruppe braun— gefärbter Süßwaſſer-Algen, die ſich eng den Florideen anſchließen, denen ſie auch hinſichtlich der Befruchtungsorgane ſehr ähneln. Der Thallus iſt — 140 — knotig⸗gegliedert, fadenförmig, mittelſt einer Haftſcheibe angewachſen und flutend. Er ſtellt einen hohlen Schlauch dar, in deſſen Achſe ein einfacher, gegliederter Zellfaden verläuft, der in der Mitte zwiſchen zwei Knoten, mittelſt vier in Kreuzform geſtellter Stützzellen mit der Wand des Kanals verbunden iſt. Dieſe Wand beſteht aus mehreren Schichten, deren äußerſte, ſehr dichte, die Rinde bildet, während die innerſte aus großen, locker ver— bundenen Zellen beſteht. Jede Stützzelle ſchickt einen oder zwei gegliederte Fäden nach oben und unten bis zu den Knoten; von ihnen kommen die weiblichen Geſchlechtsorgane in Geſtalt und Form von Aſten, die mit ihren verlängerten Endzellen die Wand des Schlauches durchbohren. An der Außenſeite bilden dieſe zwei bis drei Ausſackungen, welche von kleinen, be— wegten Zellen, die ſich in den Papillen der Knoten entwickeln (Antheridien), durch eine Anlagerung befruchtet werden. Hierdurch entſpringen aus der in der Innenwand ſteckenden Baſis des Trichogyns gegliederte Fäden, die in der Höhle des Schlauches Büſchel von Sporen entwickeln. Ebenſo wie die vorige Alge, iſt auch dieſe für das Aquarium verwend— bar. Eine beſondere Pflege beanſprucht auch ſie nicht, nur darf ſie nie dem direkten Sonnenlicht ausgeſetzt ſein. 62. Darmühnliche Schlaudpalge (Enteromorpha intestinalis. Link). Der Stengel wird bis zu 40 em lang, iſt rund und mit einem darmartigen Hohlſack geſchloſſen, er beſteht aus einer einfachen oder doppelten Zellenſchicht. Die Pflanze iſt von tiefgrüner Färbung und ſehr vielgeſtaltig. Urſprünglich am Grunde des Gewäſſers angewachſen, löſt ſie ſich ſpäter los und ſchwimmt dann frei. In Gräben, Bächen, Seen, auch im Meere in ganz Europa. Dieſe Alge möge als letzte derjenigen, welche ſich zur Aufnahme im Aquarium eignen, Erwähnung finden. So groß auch die Fülle dieſer pflanzlichen Gebilde in den Gewäſſern iſt, ſo ſind doch außer den genannten faſt keine weiter zur Bepflanzung unſerer Behälter tauglich. Die meiſten von ihnen ſind im Gegenteil im Becken läſtig und ſchädlich und müſſen auf jede Weiſe fern gehalten werden. Wie und auf welche Art dieſes zu ge— ſchehen hat, werde ich im fünften Abſchnitt über die „Pflege des eingerichteten und beſetzten Aquariums“ in einem beſonderen Kapitel ſchildern. Die Bebandlung der untergetauchten Walſer— pflanzen im Aquarium. Die untergetauchten Waſſerpflanzen, die den größten Teil ihrer Be— laubung unter dem Waſſerſpiegel aufweiſen, und nur zur Blütezeit, bei einigen Arten, ſogenannte Schwimmblätter hervorbringen, ankern oder wurzeln im Bodengrunde des Aquariums. Viele von ihnen beſitzen ächte Wurzeln, andere ſind wurzellos und nur der keimende Same hat eine Andeutung der Wurzel, noch andere erzeugen wurzelähnliche Gebilde, alle aber verankern ſich im Boden. Landformen, die bei einigen von ihnen auftreten, werden nur dann gebildet, wenn der Waſſerſpiegel ihres Wohnortes zurückſinkt und ee ſie zwingt, ſich den neuen Verhältniſſen anzupaſſen. Der Mehrzahl von ihnen iſt mit dem Zurücktreten des Waſſers die Lebensfähigkeit genommen, ſie vertrocknen außerhalb ihres eigentlichen Elementes. Für die Dauer ſich als Landform zu halten, iſt auch den ſich zur Landform umbildenden Pflanzen unmöglich. Wenn ſie früher oder ſpäter nicht in ihr eigentliches Element zurückverſetzt werden, gehen auch ſie ein. Alle untergetauchten Waſſerpflanzen müſſen im Aquarium in die Erd— ſchicht eingepflanzt werden, die den Boden bedeckt. Hier entwickeln ſie ſich üppig und durchziehen, wenn ihre geringen Anſprüche erfüllt werden, oft in kurzer Zeit das Aquarium mit ihrer leuchtenden Belaubung. Von einer eigentlichen Pflege dieſer Pflanzen kann man nicht ſprechen. Die meiſten von ihnen paſſen ſich den Verhältniſſen an, beſonders dann, wenn zur Bepflanzung junge Sämlingspflanzen verwendet werden, die ſchon von Jugend auf an die Verhältniſſe ihres bleibenden Standortes gewöhnt ſind. Die Aufzucht junger Sämlinge aus Samen hat ihre Schwierigkeit darin, daß die Kenntnis der nötigen Bedingungen für eine gedeihliche Ent— wickelung der Pflanzen von der Keimung des Samens wenig bekannt und unterſucht iſt. Es iſt durchaus nicht ſo leicht aus Samen, bei aller Pünkt— lichkeit und Sorgſamkeit des Liebhabers, Pflanzen zu ziehen, es iſt hierin die erforderliche Übung nicht zu lehren, ſondern zu erlernen. Eine ſoviel wie möglich ausführliche Schilderung über dieſen Punkt findet ſich im Schluß— kapitel des Abſchnittes über „die Flora des Süßwaſſers“. Bei den einjährigen, untergetauchten Waſſerpflanzen ſind, wie bei den einzelnen angegeben, die Winterknoſpen im Herbſt zu ſammeln und in be— ſondere Behälter (Schalen, Einmachegläſer, Elementgläſer, Weißbiergläſer ꝛc.) zu ſetzen, die einen Bodenbelag beſitzen und an einen froſtfreien Ort geſtellt werden. Das Waſſer, welches verdunſtet, wird durch Nachfüllen er— gänzt. Zu Anfang des Frühlings (Mitte Februar) erhalten dieſe Gefäße einen Platz am ſonnigen Fenſter eines warmen Zimmers, wo ſich die Winter— knoſpen bald zu neuen Pflanzen entwickeln. Wurzelſtöcke von eingezogenen Pflanzen laſſe man im Aquarium, ſie bringen im Frühjahr von ſelbſt neue Triebe hervor. 3. Pflanzen mit Schwimmölättern. (Plantae foliis natantibus.) Die Stämme dieſer Pflanzen find meiſt kurz, wurzeln im Schlamm und ſenden Blätter aus, deren breite, im Umriſſe häufig kreisförmige Spreiten, von ſehr langen Stielen getragen werden. Die ſcheibenförmigen Blätter liegen mit ihrer unteren Seite in der Regel dem Waſſerſpiegel auf. Die Blattſtiele kommen aus dem kurzen Hauptſtamm, oder ſie gehen von ſeil— förmigen Seitenſtämmen aus. Unter Waſſer befindliche Blätter fehlen in der Regel. rn 1. Weiße Seerole (Nymphaea alba L.) (Castalia alba Link) Seelilie. Der horizontal liegende Stengel it im Schlamm eingebettet und mit zahlreichen Wurzeln beſetzt. Er treibt große tiefherzförmige, lederartige Blätter, deren Stiel je nach der Tiefe des Waſſers kürzer oder länger iſt. Dieſe Stiele haben nach unten zu drei Kanten, ſind oben rund und von zahlreichen Röhren durchzogen. Auch der Blumenſtiel, deſſen Länge ſich ebenfalls nach der Höhe des Waſſers richtet, iſt reich an Luftröhren. Die Blüte ſchwimmt auf dem Waſſerſpiegel. Kelch- und Kronenblätter ſind von gleicher Länge. Erſtere ſind zu vieren vorhanden, ſie ſind äußerlich grün, innen weiß. Die Zahl der Kronenblätter ſchwankt zwiſchen 20 und 28. Sie beſitzen eine länglich lanzettliche Form und ſind ſchneeweiß. Die äußeren Staubgefäße näheren ſich den Kronenblättern, alle ſtehen auf dem Fruchtknoten. Die Narbe iſt kreisrund, die Strahlen lineal, ſtumpf und gelb. Blütezeit Juni bis Auguſt. Die Frucht reift um Michaelis. J. Landſeen, Teiche und kleine, langſam fließende Flüſſe. Die weiße Seeroſe iſt die prächtigſte aller heimiſchen Waſſerpflanzen und wird daher mit Recht als „Königin der Waſſerflora“ bezeichnet. Mittelſt des dicken, narbenbeſetzten, nur ſparſam verzweigten Rhizoms, das im Teich— boden eingebettet iſt, treibt die Pflanze jähr— lich bei Beginn der Vegetationsperiode an den Enden desſelben ein Büſchel langgeſtielter mächtiger Schwimm— blätter und Blüten. Die ausgewachſenen Blätter ſind von feſter, lederartiger Beſchaffen— heit, welche bei ihrer Größe unbedingt er— forderlich iſt, um den mechaniſchen Anforde— rungen der ſchwimmen— den Lebensweiſe zu ge— nügen. Die Oberfläche der Blätter iſt glatt, mit einem wachsartigen Überzuge verſehen und 819 5 80. Weiße Serbe Nymphaen alba). 1. Blüte e ee u 5 und Blätter in verſchiedenem Alter. 2. Knoſpe. netzbar, die Farbe iſt 3. Samenfapiel. ein jattes Grün, wäh— rend die Unterſeite des Blattes violett iſt. (Vergleiche Seite 68 das über die Blätter des Froſchbiſſes Geſagte.) Die von dieſer Pflanze entwickelten Niederblätter ſind von eiförmigem oder lanzettlichen Umriſſe, in welchem eine Gliederung in Stiel und Spreite nicht zu bemerken iſt. Ihre Mittelblätter dagegen gliedern ſich in einen runden Stiel und in eine ſcheibenförmige Spreite. Dieſe Merkmale treten unter allen Umſtänden hervor, gleichgültig, ob der Same des betreffenden Stockes am Grunde eines tiefen Waſſers oder im Schlamme einer ſumpfigen Wieſe gekeimt hat. Hier auf letzterer bleiben die Niederblätter kurz, und die Wände ihrer Oberhautzellen verdicken ſich in einer ganz auf— Ih, fallenden Weiſe, die Stiele, welche von Luft umgeben ſind, werden etwa ſpannenlang und 1b. erzeugen eine mächtige Lage von Baſt. Wenn aber dieſe Seeroſe unter einer mächtigen 7 Waſſerſchicht aufſproßt, ſo verlängern ſich die Niederblätter zu langen ſchlaffen Bändern und die Stiele der Mittelblätter wachſen ſo lange, 15.2 bis die von ihnen getragenen Spreiten auf dem Waſſerſpiegel zu liegen kommen. Die obere $ Seite dieſer Spreiten iſt, wie ich ſchon ſagte, 5 8 nicht netzbar, etwaige Waſſertropfen, die auf nm, 0 ſie fallen, zerfließen. Damit nun auch die ©. Waſſerperlen nicht längere Zeit auf dem Blatte bleiben, iſt die Scheibe dort, wo ſie dem Stiele \ rm. aufſitzt, etwas erhöht und der Rand des J Blattes wellenartig hin- und hergebogen. Es | entſtehen hierdurch am Umfange der Scheibe Fier ee flache Vertiefungen, durch welche bei der ge— Nymphaea alba.) Keim ringſten ſchaukelnden Bewegung die Waſſer- pflanze. s. Same. Uw. Haupt- ; 0 2 R ne N wurzel. nw. Nebenwurzel. tropfen von der Mitte des Blattes zum Rande 1, b 2, Ip, erſtes, zweites abrollen, um ſich dort mit dem Waſſer zu und drittes Laubblatt. vereinigen, welchem die Blätter aufliegen. Dieſe Wellung des Blattes hat eine intereſſante Erſcheinung im Ge— folge, der ich kurz noch gedenken will. Zur Mittagszeit, bei hellem Sonnen— ſchein, ſieht man am Grunde eines ſtillen Sees, auf deſſen Spiegel See— roſen ihre Blätter ausbreiten, den Schatten derſelben in Form der mächtigen Wedel von Fächerpalmen ausgebreitet; von einem dunklen Mittelfelde ſtrahlen lange dunkle Streifen aus und dieſe ſind durch ebenſoviel helle Bänder von einander geſchieden. Der Grund dieſer ſonderbaren Schatten— bildung liegt in dem welligen Rande der auf dem Waſſerſpiegel ſchwimmen— den Blätter. Das Waſſer heftet ſich der ganzen unteren Blattſcheibe bis zum Rande an und zieht ſich auch an den nach oben gewölbten Teilen des welligen Randes empor. In dieſen empor gezogenen Waſſer— partien bricht ſich der Sonnenſtrahl wie in einer Linſe, und ſo bildet ſich, entſprechend jedem konvexen Abſchnitte der gewellten Blattränder, am Grunde des Sees ein heller Streifen, während dem konkaven Abſchnitte dunkle Streifen entſprechen, die ſich ſtrahlenförmig um das dunkle Mittel— feld des Schattens gruppieren. Auf ebenſo langen Stielen, wie ſie die Blätter beſitzen, bildet ſich — 144 — auch die Blüte aus. Sie hat die Gewohnheit, ſich mit großer Regel— mäßigkeit zu öffnen und zu ſchließen, und wurde aus dieſem Grunde von Linné mit zur Aufſtellung ſeiner Blumenuhr benutzt. Um 7 Uhr des Morgens beginnt die Blume ſich aus dem Waſſer zu erheben und zu öffnen; Mittags um 12 Uhr iſt ſie vollſtändig offen und befindet ſich zu dieſer Zeit etwa 5 em über dem Waſſerſpiegel. Um 4 Uhr Nachmittags bereitet ſie ſich zur Nacht vor, ſie ſchließt ihre leuchtende Blüte allmählich, iſt um 5 Uhr vollſtändig geſchloſſen und bis zur Waſſerfläche zurück— geſunken. Um 6 Uhr Abends iſt in keinem Gewäſſer mehr eine Seeroſen— blüte zu ſehen. Als Aquariumpflanze eignet ſich die weiße Seeroſe ſehr gut in kleineren Exemplaren. In waſſerreichen Gegenden wird man ſolche oft in kleinen Gräben und ſeichten Torflöchern finden, die nichtsdeſtoweniger herrliche Blüten entwickeln und Samen reifen. Beſonders ſind zur Beſetzung Sämlingspflanzen zu verwenden, die im Frühjahr ins e übertragen werden. Das Ausheben der jungen Pflanzen hat mit Vorſicht zu geſchehen; dieſelben ſind im Sammelglas unter Waſſer nach Hauſe zu bringen. Beim Einſetzen iſt der Wurzelſtock nicht zu drücken, auch nicht aufrecht, ſondern wagerecht in die obere Schicht des Bodenbelages anzupflanzen. 1 55 man Sämlinge nicht erhalten, ſo nimmt man einen großen Wurzelſtock, wäſcht dieſen im Waſſer gründlich ab und verwendet von dieſem kleine Knollen, womöglich ſolche, die ſchon Blätter zu treiben beginnen, zur Einſetzung; auch einzelne Stücke des Rhizoms wachſen unſchwer weiter und entwickeln Blätter und Blüten. Die Seeroſe verlangt, um lebensfähig zu bleiben, einen Bodenbelag von Torf- oder Schlammerde. In reinen Sand geſetzt geht die Pflanze ein. Der Same von der Seeroſe wird im Juni oder Juli in mit Schlamm oder Lehm, oder mit einer Beimiſchung von Torf gefüllten Gefäßen geſäet, die nur einen geringen Waſſerſtand beſitzen und an gut belichtete Orte ge— ſtellt werden. Die entkeimten Pflanzen bringt man im nächſten Frühjahr in das Aquarium. Um keimfähigen Samen zu erhalten, iſt folgendes Ver— fahren zu empfehlen: „Bevor die Fruchtkapſel ſich anſchickt, ins Waſſer zu verſinken, alſo Mitte oder Ende Auguſt, umwickelt man ſie mit einem Gaze- oder Mulllappen und läßt ſie, nach erfolgter Befeſtigung mittelſt eines Fadens an einem Korkſtücke ſchwimmen.“) Der Fruchtknoten bleibt bis zur Reife auf dem Waſſer liegen und verſchwindet dann plötzlich, kann aber, da er mit dem nicht untergehenden Korkſtücke in Verbindung ſteht, leicht aufgefunden, ſowie herausgezogen werden und giebt nun durch den als Umhüllung benutzten Lappen aufgefangenen keimfähigen Samen.“ Von der weißen Seeroſe finden ſich als Formen: a. Schneeweiße Seeroſe (Nymphaea candida Presl.) Die Anſatzkanten der Kelchblätter vorſpringend. Alle Staubfäden breiter als die Staubbeutel, Narbenſtrahlen geringer, (6 bis 14) oft dreiſpitzige und hochrote Fruchtknoten, an der Spitze meiſt ſehr verſchmälert und daſelbſt ohne Staubgefäße. Frucht eiförmig. Der Same groß. Sonſt wie Nymphaen alba. A, Teiche, Gräben, in Nordoſtdeutſchland. Vergleiche auch das über die Fruchtverbreitung bei der gelben Seeroſe geſagte— — 145 — b. Nymphaea semiaperta Klinggraeff. Kelchblätter während der vollen Blüte aufrechtſtehend. Die unbedeckte Narbe 8 bis 14 ſtrahlig. J. Teiche und Gräben. c. Nymphaea biradiata Sommerauer. Narbe 5- bis 10ſtrahlig. J. In Gebirgsteichen. 2. Kleine gelbe reraſe (Nuphar pumilum Smith) Nymphaea pumila Hoffmann, Nenuphar pumila Hayne, Nymphaea minima Smith, Nymphaea Kalmiana Hooker. Das weithin kriechende Rhizom iſt kurzgliedrig, ſtark bewurzelt, bis fingerdick. Die Blätter jmd fait oval, tiefherzförmig, die Lappen meiſt auseinanderſtehend, ſchwimmend. Sie zeigen an der Oberſeite der Blattſpreite deutlich hervortretende, weißliche Nerven. Die Blätter ſtehen auf ſehr dünnen Stielen, die nach oben zu zweiſchneidig ſind. Die Blume iſt klein, dunkelgelb, beſitzt fünf Kelchblätter und ſieht der des Sumpfhahnenfußes ähnlich. Die Narbe iſt flach, ſternförmig, ſpitz gezähnt oder eingeſchniten und meiſt 10ſtrahlig, zuletzt halbkugelig, mit an den Rand aus— laufenden Strahlen. Blütezeit Juli und Auguſt. J. In Landſeen und Teichen nur zerſtreut. Da die kleine gelbe Seeroſe ſich nur durch die geringere Größe aller Teile und die oben angegebenen, wenig abweichenden Artenkennzeichen von der gelben Seeroſe unterſcheidet, gehe ich gleich zu dieſer über. Noch be— merken will ich, daß dieſe Seeroſe ſich für das Aquarium vorzüglich eignet, ſo daß niemand, der das Gewächs erlangen kann, verſäumen möge, es ſeinem Becken einzuverleiben. 3. Gelbe Seerofe (Nuphar luteum Smith) Nymphaea lutea R., Nenuphar lutea Harne. Mummelblume, gelbe Nixenblume. Der faſt walzenförmige, bis armdicke, oben mit Narben von abgeſtorbenen Blättern und Blumenſtielen, unten aber mit ſtarken vielzaſerigen braunen Wurzeln beſetzte Wurzelſtock liegt wagerecht auf dem Boden der Gewäſſer und wächſt an ſeiner Spitze weiter, während er hinten allmählich abſtirbt. Die Blätter ſind eiförmig, auf ½ herzförmig eingeſchnitten, ganzrandig, ſchwimmend. Nebenblätter fehlen. Die Blattſtiele ſind unten faſt rund, nach oben mehr dreiſeitig, innen ſo wie die ganz runden, ebenfalls bis zur Waſſerfläche reichenden Blumenſtiele mit einer großen Menge gleich großer Luftgänge verſehen. Die Blume iſt groß mit vielblättrigem Innenperigon. Sie ruht auf dem Waſſerſpiegel und blüht ſo bis zur Fruchtreife. Kelchblätter ſind fünf vorhanden und bleibend. Sie ſind länglich-rundlich, zuweilen etwas ausgeſchweift, entweder oben abgerundet oder ſchwach zurückgedrückt, meiſt kegelig ſich zuſammenlegend, innen ſchön dottergelb, außen nur am Rande gelb, nach innen und unten ins Grüne übergehend. Blumenblätter ſind zahlreich vor— handen, doppelreihig geſtellt, umgekehrt-eiförmig oder elliptiſch, unten verſchmälert mit gekerbtem Rande und dottergelb. Die Staubbeutel ſind länglich-linealiſch und ſtehen in mehreren Reihen im Anfange aufrecht, ſpäter nach außen gebogen. Der Stempel iſt kugelig, flaſchenförmig und überragt die Staubgefäße, er iſt grün, mit kreisrunder, etwas ausgeſchweifter, innen vertiefter Narbe, welche mit 12 bis 20 ein wenig erhabenen Strahlen verſehen iſt. Blütezeit: Juni, Juli und Auguſt. Die Frucht iſt vielfächerig und enthält in jedem Fache mehrere eiförmige, etwas zu— ſammengedrückte, gelblich grüne Samen. J. Landſeen, Teiche und langſam fließende Gewäſſer. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 10 — Neben der weißen Seeroſe gehört die gelbe Seeroſe zu den prächtigſten Bewohnern unſerer Teiche. Sie iſt ebenſo, wenn nicht noch allgemein be— kannter als erſtere. Ihre Blume iſt im Verhältnis zu den großen Blättern nur klein, ſie beſitzt fünf große, gelbe Kelchblätter und zahlreiche winzige, zu Nektarien umgeſtaltete Blumenblätter. Die Unterſeite dieſer reduzierten Blumenblätter ſondert Honig ab.“) Die weiße Seeroſe iſt geruchlos, aber das größte Blütengebilde unſerer einheimiſchen Pflanzen; der gelben See— roſe entſtrömt ein ſüßer, köſtlicher Geruch, der etwa mit dem Duft der Palmenweidenkätzchen verglichen werden kann, ihre Blüte dagegen iſt nur klein im Verhältnis zu der ihrer Schweſter. Auf dem dunklen Schlamm— grunde iſt das oft armſtarke, fleiſchige, narbige Rhizom unſerer Pflanze vor Anker gelegt. Auf der älteſten Seite geht all— jährlich zur Winterzeit dieſes ſchwammigfleiſchige Stengelge— bilde etwa eine Spanne lang ein, auf der Verjüngungsſeite dagegen erneuert es ſich in gleicher Länge. Wenn der Frühling die Eisdecke des Teiches geſchmolzen hat und ſich das Waſſer durch den beleben— Figur 82. Gelbe Nixenblume Nuphar luteum), den Sonnenſtrahl allgemach er— 1. Blatt und Blüte, 2. Knoſpe, 3. Sonnenkapſel. wärmt, verlängert ſich die an— ſehnliche End- oder Terminal— knoſpe zu einem ſaftigen Triebe, der alsbald die langen Blattſtiele zum Waſſer— ſpiegel emporſendet. Erſt wenn von ihnen das ſchwerere Waſſer durch— drungen iſt, breiten ſich die aufgerollten Blattſpreiten im vollen Lichte aus und legen ſich dem Waſſerſpiegel auf. Oft ſind ſie ſo zahlreich aus der Tiefe emporgeſtiegen, daß ſie dicht neben einander liegend einen ſaftig grünen Teppich bilden, auf welchem allerlei Waſſergeflügel ausruht und ſich ſonnt. Im Juni erſcheint zwiſchen den Blättern die erſte Blüte, der in kurzen Zwiſchenräumen weitere folgen, die nach der durch Inſekten erfolgten Be— fruchtung auf den Grund ſinken und hier den Samen reifen. Zur Zeit der völligen Reife, Ende Auguſt oder Anfang September, löſt ſich die Fruchtkapſel vom Stiel, ihrem bisherigen Träger, los und wird von dem Waſſer bald hier, bald dorthin verſchlagen. In derſelben Weiſe erfolgt auch die Loslöſung der Fruchtkapſel bei der weißen Seeroſe, nur mit dem Unterſchied, daß die Samen dieſer mit einem Samenmantel verſehen ſind, ſodaß ſie nach dem Platzen der Frucht an der Waſſerfläche, durch die zwiſchen ihnen und dem Samenmantel enthaltene Luft gehalten, umher— *, Nymphaea alba ſondert keinen Honig ab. en ſchwimmen können. Dieſer Mantel umgiebt die Samen loſe als weiße Hülle. Zunächſt ſind nach dem Auseinanderfallen der Fruchtwände die Samen zu einem ſchleimigen Haufen vereinigt, der ſich aber ſchließlich auf— löſt, ſo daß die Samen ſich unabhängig von einander bewegen können. Auch dieſer Samenmantel vergeht mit der Zeit, die Luftblaſen entweichen und der Same fällt vermöge ſeiner Schwere zu Boden. Es iſt alſo bei der weißen Seeroſe eine Verbreitung des Samens durch das Waſſer möglich. Dieſes verhält ſich nun bei der gelben Seeroſe anders. Eine Vorrichtung zur Verbreitung durch das Waſſer findet ſich bei ihr nicht an dem Samen, ſondern ſie liegt in einer beſonderen Konſtruktion der Fruchtwände. Nach dem Ablöſen der Fruchtkapſel vom Stiel trennt ſich von der äußeren Fruchtwand die äußere grüne Schicht los, während die innere mit den Scheidewänden der Frucht in Verbindung bleibt. Bald ſpalten ſich auch dieſe Scheidewände von außen beginnend in je zwei Lamellen, wo— durch halbmondähnliche Scheiben entſtehen, gebildet aus einer feſten Außen— haut, die die zahlreichen ſchweren Samen in einem Schleim eingebettet umſchließt. Dieſe Scheiben werden durch Luftblaſen, die im Schleim ent— halten ſind, an der Oberfläche gehalten. Erſt wenn die Scheiben längere Irrfahrten vollführt haben, löſt ſich die äußere Hülle auf, die Luftblaſen entweichen und die Samen werden auf den Grund des Waſſers ausgeſäet. Der Samenmantel der weißen Seeroſe fehlt der gelben ganz. Indeſſen iſt dieſe Verbreitung des Samens, weil die Pflanzen (die weiße und die gelbe Seeroſe) meiſt nur in ſtehenden Gewäſſern wachſen, nur eine beſchränkte, da die Früchte von hier weder durch den Wind, noch durch Strömungen u. dergl. nach andern Gewäſſern überführt werden können. Eine Verbreitung von einem Gewäſſer in das andere wird von den Waſſerhühnern beſorgt, die mit Gewißheit ſtets an den Stellen zu finden ſind, wo Seeroſen wachſen. Zur Reifezeit werden die Früchte wegen ihres überaus mehl- und eiweißreichen Samens von dieſen Tieren eifrig geſucht. Da die Waſſerroſen drei volle Monate blühen und ebenſo lange ihre Kapſeln zeitigen, bilden dieſe einen großen Beſtandteil ihrer Nahrung. Bei dem Verzehren derſelben bleiben die klebrigen Samen den Vögeln an Federn und Schnäbeln haften und werden, wie Noll es zuerſt bekannt machte, von ihnen verſchleppt. Bevor ich auf eine nähere Schilderung der gelben Seeroſe für das Aquarium eingehe, ſcheint es mir wichtig genug, noch auf eine Abart dieſer Pflanze näher einzugehen. Zwiſchen der kleinen Nixenblume und der gelben Seeroſe finden ſich in den Seen des Schwarzwaldes und der Vogeſen, zerſtreut auch im ganzen nördlichen Deutſchland und mit zunehmender Häufigkeit im mittleren und nördlichen Rußland und in Schweden ein Baſtard Nuphar intermedium. Dieſe Pflanze erhält und vermehrt ſich dort, wo beide Elternpflanzen nicht mehr vorkommen, in unveränderter Geſtalt. Wie dieſes gekommen iſt, erklärt Kerner wie folgt. „Alle drei Nuphar finden in der Richtung nach Norden ihre natürliche Grenze dort, wo ihre Früchte nicht mehr zur Reife gelangen. Nuphar luteum blüht unter den drei ge— nannten Arten am ſpäteſten auf, ſeine Früchte kommen daher auch am 10* — 148 — ſpäteſten zur Reife, und er bleibt darum zuerſt zurück, d. h. er findet ſchon früher gegen Norden eine Grenze als die beiden anderen, weil dieſe in den nördlichen kälteren Landſtrichen noch Früchte reifen, was bei Nuphar luteum nicht mehr der Fall iſt. Aber auch Nuphar pumilum und inter— medium verhalten ſich in dieſer Beziehung verſchieden. Nuphar intermedium reift in Norbotten und Lappland ſeine Früchte etwas früher als Nuphar pumilum, und iſt infolgedeſſen auch befähigt, ſich noch um eine Strecke weiter nach Norden zu verbreiten als dieſelbe. Je weiter nach Norden, deſto mehr iſt die den Pflanzen zu ihrer jährlichen Arbeit gegebene Zeit verkürzt, und die früh reifenden ſind dort gegenüber den ſpät reifenden entſchieden im Vorteil. In Betreff des Nuphar intermedium wurde auch ermittelt, daß die in der freien Natur entſtandenen Stöcke derſelben fruchtbarer ſind als jene, welche durch künſtliche, im Garten vorgenommene Kreuzung zuſtande ge— kommen waren. Die Kapſeln der im Königsberger botaniſchen Garten er— zeugten Stöcke des Nuphar intermedium enthielten je 15—18, die in den kleinen Seen des Schwarzwaldes gereiften Kapſeln je 38—63 und die Kapſeln der lappländiſchen Stöcke je 41— 72 keimfähige Samen. Aus dieſen Angaben geht zweierlei hervor, zunächſt, daß Nuphar intermedium dort, wo er über den Verbreitungsbezirk ſeiner Stammeltern vorgedrungen iſt, die größte Fruchtbarkeit beſitzt, und zweitens, daß man aus der geringen Frucht— barkeit oder auch Unfruchtbarkeit eines Baſtardes an dem einen Orte nicht zu ſchließen berechtigt iſt, es ſei das eine dem betreffenden Baſtard aller— wärts zukommende Eigenſchaft.“ Kehren wir nach dieſer Abſchweifung zur gelben Seeroſe zurück. Dieſe Pflanze hat für das Aquarium einen noch größeren Wert wie die weiße Seeroſe, weil ſie ihre Blätter, die im Sommer auf der Ober— fläche ſchwimmen, im Winter aber untergetaucht ſind, das ganze Jahr hin— durch behält. Als Aquariumpflanzen ſind beſonders kleine, einjährige Stöcke zu wählen, oder ſolche aus Samen zu ziehen. Die grünen Fruchtkapſeln ſind von Mitte Auguſt bis Ende Oktober zu ſammeln. Ihre Reife zeigen ſie dadurch an, daß ſie etwas gelb werden und im Begriff ſind, aufzuſpringen. Die gefundenen Kapſeln werden in ein mit Waſſer gefü (ltes Glas gelegt, zu Haufe vom Schleim gereinigt und in das Waſſer des Aquariums geſtreut, wo ſie bei guter Beſchaffenheit ſogleich unter— ſinken. Auch kann der Same in der Weiſe behandelt werden, wie es bei der weißen Seeroſe geſchildert wurde, des— gleichen laſſen ſich Stücke des Rhizoms, wie ebenfalls dort Figur 88. angegeben iſt, zur Beſetzung verwenden. Treiben dieſe Juphar luteum. Stücke zu große Blätter mit zu kräftigen Stielen, jo tt Aus dem Samen große mit z tig joy hervortretender die fla an zu ſtarkem Wachstum dadurch zu verhindern, Keimling, daß oft die Blätter abgeſchnitten werden. = e Eine beſondere Pflege verlangt die Pflanze weiter nicht, ne nur iſt es nötig, den ſich auf den Blättern von Zeit zu Zeit bildenden ſchmutzigen Niederſchlag zu entfernen, der ſonſt hier bald ſchwarze Flecken bildet und dann ein Eingehen der Blätter verurſacht. — 149 — Weitere Seeroſenarten, die ſich zur Beſetzung des Aquariums eignen und auf deren Haltung und Pflege das bei den beiden deutſchen Arten an— gegebene bezogen werden kann, führe ich nachſtehend auf und beſchreibe die Pflanze dabei. 4. Nymphaea Marliacea chromotella foliis marmoratis. Die Blätter vorn ganz abgerundet, hinten ziemlich tief herzförmig eingeſchnitten, dunkelgrün und rotbraun, in der Richtung der Blattnerven gebändert und gefleckt. In der Hauptſache zeigt ſich dieſe Zeichnung ſehr bei den jungen Blättern aus— geprägt, wo ſie auf beiden Seiten gleich intenſiv auftritt. Alte Blätter erſcheinen einfarbig. Die Blüte iſt hellgelb, gleicht ſehr derjenigen der weißen Seeroſe, iſt je— doch kleiner als dieſe. 5. Blaue Seeroſe (Nymphaea coerulea Savign.) Blätter ganzrandig, etwas ausgeſchweift und lappenförmig. Sie kommen aus rundlichen Knollen, die in die Erde ſehr lange fleiſchige Knollen entſenden. Die Blumen ſtehen einzeln. Der Kelch iſt achtblätterig in zwei Kreiſen, der innere ge— färbt. Blumenblätter ſind lanzettförmig und zu 12 bis 20 vorhanden. Sie ſind glänzend weiß, am Ende zu himmelblau. Die Narbe hat 12 bis 25 Strahlen. Die Staubfäden ſind gelb und breit. Die Frucht beſitzt ſoviel Fächer als Narben und viel runden, roſenroten Samen. 4. Agypten. Andere Arten, die hin und wieder im Handel vorkommen, doch nur ſelten zu erlangen ſind, auch, wenn ſie zur Blüte kommen ſollen, meiſt ein erwärmtes Waſſer verlangen, führe ich nur dem Namen nach an: Nymphaea odorator minor, Nymphaea odorata rosea, Nymphaea albo-rosea, Nymphaea dentata, Nymphaea seutifolia, Nymphaea Devoniensis. Alle dieſe, auch die unter 4 und 5 genannten, pflanze man bei ihrer Kultur in recht nahrhaftes Erdreich, am beſten verwendet man Torf- oder Lauberde mit Lehm ver— miſcht dazu. Zur Aufzucht der Samenpflanzen, als auch zum Antreiben der Knollen, nehme man einen Behälter, deſſen Waſſer auf 25 bis 28% R. erwärmt werden kann. Der Same wird Anfang März in Töpfe geſäet und dieſe etwa 1 em unter Waſſer geſtellt. Nach ungefähr 14 Tagen zeigen ſich bei einer Waſſer— wärme von 25 % R. die Keime. Sobald ſich das erſte Blatt entwickelt hat, ſind die Pflanzen einzeln in Töpfe unterzubringen, tiefer im Waſſer zu verſenken und zu Beginn des Monat Mai, vorausgeſetzt, daß die Pflanzen ſtark genug ſind, in der oben näher beſchriebenen Weiſe in den Boden— grund des Aquariums zu pflanzen. 6. Epheuhlüttriger Nanunkel (Batrachium hederaceum, E. Meyer.) Die Wurzel treibt / bis ½ m lange Stengel, die im Waſſer ſchwimmen und an den Knoten ein Büſchel Adventivwurzeln und einen etwa fingerhohen Stengel treiben, der ſich über die Waſſerfläche erhebt und mit mehr oder weniger lang— ſtieligen Blättern bekleidet. Dieſelben find wendelſtändig und liegen dem Waſſerſpiegel auf. Sämtliche Blätter ſind nierenförmig, ſtumpf-fünflappig, völlig kahl, glatt und — 150 — glaͤnzend. Die Blüten ſtehen einzeln in den Blattachſeln auf kurzen, aufwärts ge— bogenen Stielen, mit kleinem, weißem, fünfblättrigem Innenperigon, mit verkehrt eiförmigen, abgerundeten Perigonblättern, welche am Grunde in einen ſehr kurzen kagel auslaufen. Blütezeit Mai bis Juli. J. In klaren Quellen und kalten Bächen. Der epheublättrige Ranunkel vegetiert in klaren, nicht ſehr tiefen Ge— birgs- und Quellwaſſer. Der Stamm der Pflanze iſt meiſt ganz nieder— liegend und kriechend, er wurzelt ſich mit zahlreichen Nebenwurzeln an den Knoten feſt. „Bei Exemplaren in niedrigem Waſſer liegen auch die jüngſten Stengelteile dem Boden feſt an und ſind wenig verkürzt, bei Exemplaren dagegen, welche in tieferem Waſſer mit den oberen Stengelteilen nach auf— wärts ſtreben, ſind die Internodien nach der Oberfläche zu verkürzt, der Stengel verzweigt ſich dann auch häufiger und die kurz bleibenden Zweige ſtellen mit den kurzen Stengelgliedern eine kronenartige Anhäufung von Blättern und Blüten dar. Die Veräſtelung iſt im allgemeinen reichlich. Die Blätter ſind abwechſelnd an den Axen inſeriert und bilden ſich ſämtlich gleichartig als Schwimmblätter aus. Je Figur 84. Epheublättriger Ranunkel nach der Tiefe ſeines Urſprungs erlangt (Batrachium hederaceum). 1. Frucht. der Blattſtiel verſchiedene Länge. Die Spreite iſt fünflappig mit abgerundeten Lappen, von faſt rundem aber nierenförmigem Umriß. Die Geſtaltung des Ranunculus hederaceus, die“ Längen— und Größen— verhältniſſe der Axen, der Blattſtiele und Spreiten ſind, wie überhaupt bei Waſſergewächſen, ſehr abhängig von den äußeren Bedingungen, von höherem oder niedrigem Waſſerſtand. Auf feuchtem Schlammboden erheben ſich die Blätter in die Luft, wobei der Rand im allgemeinen tiefer eingeſchnitten erſcheint, als bei den typiſchen Schwimmblättern, die Stengelglieder, Blüten— und Blattſtiele bleiben kurz, während im Waſſer dieſe Organe ſich ſtrecken. Die Pflanze gedeiht ſehr üppig und deckt mit ihren vielfachen Trieben und Schwimmblättern oft kleine Tümpel vollſtändig zu.“ (Schenk.) Von dieſer Pflanze ſtellt die Zeichnung ein Zweigſtück dar, welches ich vor Jahren im Harz geſammelt habe. Ich ſelbſt habe das Gewächs noch nicht gepflegt, glaube indeſſen nach dem, was ich von der Pflanze in der Freiheit geſehen habe, daß ſie ſich für kleine Aquarien da das Pflänzchen oft nur eine Länge von 30 em erreicht, ſehr gut eignet und dem Behälter einem beſonderen Schmuck verleiht. 7. Waſſernuß (Trappa nataus L.) Stachel-Jeſuitennuß, Waſſerkaſtanie. Der Stengel kriecht im Boden der Gewäſſer, iſt deutlich gegliedert und entſendet an den Knoten nach unten Wurzelfaſern, nach oben beblätterte Stengel. Die unter getauchten linealen Blätter ſind ſehr hinfällig. Die unterſten von ihnen gegenſtändig, die folgenden abwechſelnd. Zu beiden Seiten der Narbe dieſer Niederblätter ent wickeln ſich jederſeits farnförmig gefiederte Gebilde, die irrtümlicher Weiſe lange als Nebenblätter angeſehen wurden, aber Adventivwurzeln ſind, die in zwei gegenüber— ſtehenden Reihen zarte Seitenwurzeln erzeugen, in denen ſich Chlorophyll bildet. — See Die ſchwimmenden Blätter ſtehen gedrängt, ungeteilt, langgeſtielt, der Stiel in der Mitte blaſig aufgetrieben, die Spreite ungeteilt, breit, rhombiſch, gegen das Ende ſcharf geſchweift und glatt, der Spitze zu ſägezähnig. Dieſe Schwimmblätter ſtehen in einer Roſette. Ihre Stiele ſind in den meiſten Fällen länger als die Blatt— flächen. Die Blüten ſind achſelſtändig und kurzgeſtielt. Der Kelch iſt vierteilig, die Kelchzipfel lanzettförmig. Blumenkronenblätter ſind vier vorhanden, ſie ſind verkehrt— eiförmig und weiß. Die kurzen Blütenſtiele halten die Blüte über Waſſer. Nach der Blütezeit, die in die Monate Juni und Juli fällt, ſchwillt die Frucht und bildet ſich aus einer zweifächrigen, zweiſamigen Frucht zu einer einfächrigen, einſamigen aus. Der Kelch, durch die Röhre mit dem Fruchtknoten verwachſen, verhärtet ſich ſamt den freien Kelchzipfeln zu einer feſten Schale, welche durch die vier Kelchzipfel vier Spitzen erhält. Der Kern iſt dreieckig. Die Frucht ſchwimmt nach der Reife auf dem Waſſerſpiegel. O) Stehende und langſam fließende Gewäſſer. Sehr zerſtreut durch das ganze Deutſchland verteilt. In vielen Gegenden fehlend. Die Pflanze iſt im Ausſterben begriffen. ü Eine Pflanze mit Schwimmblättern, die nicht nur die Zeit ihrer haupt— ſächlichſten Entfaltung hinter ſich hat, wie die Seeroſen, ſondern nach allen Anzeichen jetzt im Ausſterben begriffen zu ſein ſcheint, it die Waſſernuß. Carlſen und Nathorſt, welche die V zerbreitung der Pflanze in Schweden unterſucht haben, fanden hier ihre Früchte im Schlamm vieler Seen, in denen die Pflanze zur Zeit überhaupt nicht mehr vorkommt, oder doch nur noch ganz vereinzelt. 1891 wurde auf Anregung des Stadtrats Friedel in Berlin vielfach nach der Waſſernuß in deutſchen Seen geforſcht und auch hierbei hat es ſich herausgeſtellt, daß die Pflanze immer mehr verſchwindet. An Orten, wo ſie früher ſo ſtark aufgetreten iſt, daß die Schiffahrt durch ſie gehemmt wurde, iſt ſie heut nur noch vereinzelt zu finden und in einigen Jahren vielleicht ganz verſchwunden. Gnentzſch bringt das 5 dieſer reizenden Waſſerpflanze mit dem Wuchern der Waſſerpeſt in Verbindung. Da das Wachstum dieſer letzteren beginnt, ſobald das Waſſer vom Eiſe befreit iſt, ſo iſt es den erſt bedeutend ſpäter keimenden, am Grunde des Waſſers liegenden Waſſernüſſen in den meiſten Fällen nicht mehr möglich, ſich zu entwickeln, weil die Keimlinge, von der Waſſerpeſt zurückgehalten, nicht die Oberfläche des Waſſers erreichen und zur Bildung ihrer Blatt— roſette ſchreiten können, die Pflanze muß daher verkommen. Sei es aber dieſer oder ein anderer Grund, welcher den Niedergang der Waſſernuß her— beiführt, ſoviel ſteht feſt, daß die hübſche Pflanze in abſehbarer Zeit aus unſerer ne verschwunden ſein wird. Die ſubmerſen Blätter der Waſſernuß beſitzen eine Reihe von Eigen— tümlichkeiten, die anderen ſubmerſen Blättern abgehen. Die oberſten von ihnen weiſen ſowohl Luft- als Waſſerſpalten auf, die von einer charakteriſti— ſchen Anordnung find. Luft- und Waſſerſpalten ſind im allgemeinen ſonſt bei Waſſerpflanzen ſelten. Nach De Bary finden ſich dieſe noch auf den Samenlappen von Batrachium, den Laubblättern der Callitrichcen, bei Hippuris und Hottonia. Die ſehr feinfiedrigen, grünen, ſubmerſen, blattähn— lichen Bildungen ſind Waſſerwurzeln, die gewiſſermaßen an die grünen Luft— wurzeln anderer Pflanzen erinnern. Während bei Salvinia die ſogenannten Waſſerblätter ſich wurzelartig geſtalten, (Vergleiche Seite 77) ähneln die Adventivwurzeln der Waſſernuß ſubmerſen Blättern. Allerdings iſt es fraglich, ob die betreffenden Organe in Wirklichkeit allein als Blätter ihre Thätigkeit ausüben oder noch von Bedeutung für die Aufnahme von Nähr— ſalzen aus dem Waſſer für die Schwimmroſetten ſind. Die Wurzelnatur dieſer Gebilde iſt indeſſen endgültig feſtgeſtellt. Frank, dem ich hier im Auszuge folge, hat in Cohn's Beiträgen zur Biologie! intereſſante Verſuche über die Wachstumsvorgänge bei der Waſſer— nuß angeſtellt. Während bei dem Froſchbiß das Wachstum der Blattſtiele die Lage der Roſette auf dem Waſſerſpiegel reguliert, übernimmt bei der Waſſernuß zunächſt der Stengel dieſe Funktion. Hat derſelbe mit ſeinem Ende die Waſſeroberfläche erreicht, ſo läßt die Streckung der in dieſem Zeitpunkt im Wachſen begriffenen Internodien nach. Es iſt jedoch der Über⸗ gang zur geſtauchten Roſettenaxe ein allmählicher, und die erſten Blätter, mit denen der Sproß auf der Waſſerfläche erſcheint, können nicht dauernd ſchwimmen bleiben, wohl aber die folgenden, der in der That verkürzt bleibenden Internodien. Auch beſitzt die Pflanze die Eigenſchaft, ihre Blatt— ſtiellängen zu bemeſſen: Die älteren Blätter erhalten die längſten Stiele, die jüngeren dagegen paſſen ihre Stiellänge den zu Gebot ſtehenden Raumverhältniſſen der Roſette an. Wird eine Roſette in ziemlich tiefes Waſſer verſenkt, ſo ſtrecken ſich die unterſten Internodien derſelben, wie auch die einzelnen Blattſtiele etwas und verſuchen die Blätter zum Waſſerſpiegel zu erheben, verlieren indeſſen der Reihe nach allmählich ihre Streckungsfähigkeit und wenn das Niveau nicht erreicht wurde und die Blätter untergetaucht bleiben müſſen, ſo ſterben ſie nach und nach ab. Unter dieſen Umſtänden beginnt die geſtauchte Roſettenachſe ſich zur Waſſeroberfläche zu ſtrecken, die Roſette verjüngt ſich und beſteht endlich aus faſt ganz neuen Blättern. Diejenigen, die am An— fange des Untertauchens ſich noch in der Knoſpenlage befanden, nehmen nie den äußerſten Rand der neuen Roſette ein. Sehr intereſſant verhält ſich die Waſſernuß bei Abſchluß des Lichtes. Die neu gebildeten Blätter erheben ſich dann ſenkrecht vom Waſſerſpiegel in die Luft, nehmen aber bei Lichtzutritt ihre ſchwimmende Lage allmählich wieder an. Nur ſo lange, bis die Frucht der Waſſernuß gereift iſt, halten die Schwimmblätter mit den luftgefüllten Stielen die Pflanze mit ihren Blüten über Waſſer. Nach der Reife ſinkt die ſchwere Frucht, von den Schwimm— blättern, die zu dieſer Zeit die Luft aus ihren Stielen geſtoßen haben, nicht mehr oben gehalten, in die Tiefe und zieht Stengel und Blätter mit ſich. Die Früchte bilden Nüſſe und keimen auf dem Grunde des Gewäſſers. Zu— erſt tritt die Hauptwurzel als ein wurmartiges Gebilde aus dem Löchelchen der Nuß hervor und wächſt nach oben empor. Bald wird auch der eine kleinere, ſchuppenartige Samenlappen emporgeſchoben, während der zweite, vielmals größere Samenlappen in der Nuß verbleibt. Die Pflanze wächſt mit ihrer Hauptwurzel gegen den Waſſerſpiegel. Nach einiger Zeit tritt aus der Knoſpe zwiſchen den beiden Samenlappen auch der beblätterte Stengel hervor, der ſich ebenfalls im Bogen krümmt, um zum Waſſerſpiegel empor zu wachſen, und zugleich entwickeln ſich aus der Hauptwurzel ſehr - — 153 — reichliche Nebenwurzeln, denen die Aufgabe zukommt, jetzt, nachdem die im Samen niedergelegten Stoffe zum Wachstum aufgebraucht ſind, aus dem umgebenden Waſſer Nährſtoffe aufzunehmen. Dieſe Wurzeln wachſen nach allen Richtungen, nach oben und unten, horizontal, nach rechts und links, vorn und hinten, alle aber vermeiden mit großer Sorgfalt, ſich zu berühren. Erſt bedeutend ſpäter biegt ſich die bisher mit ihrer Spitze noch immer gegen den Waſſerſpiegel wachſende Hauptwurzel um, und es entſtehen dann auch aus dem Stengel neue Wurzeln. Auch die Knoſpe, die an der Baſis des kleinen, ſchuppenförmigen Blattes f am Keimblattſtamm angelegt wurde, iſt mit der Zeit ausgewachſen und zu einem Sproſſe geworden, welcher unten Niederblätter, weiter auf— wärts grüne Mittelblätter entwickelt und zur Oberfläche hinauf wächſt. Das ausgeſaugte Keimblatt verläßt nie den Innenraum der Nuß, ſondern geht wie dieſe allmählich in Ver— weſung über. Über die Nüſſe will ich noch einige Worte ſagen. Die Dornen dieſer ſcheinen ankerartig ausgebildet und beſitzen auch eine ähnliche Wirkung wie Anker, d. h. ſie hängen ſich im Grunde der Teiche mit Hilfe ihrer widerhakigen Spitzen an ver— ſchiedene, den ſchlammigen Boden unter Waſſer bedeckende Pflanzen— reſte an und werden dann förmlich verankert. Der Keimling vermag auch nicht die feſte Fruchthülle mit empor zu heben, er verbleibt dort, wo die Nuß hingefallen iſt. Als Aquariumpflanze hat die Waſſernuß für jeden Liebhaber ein Figur 85. Waſſernuß (Trappa natans). großes Intereſſe, leider iſt die reizende 1. Keimling, deſſen Samen herauspräpariert it. Me „ 8 0 2. Keimpflanzen mit anhängendem Fruchtgehäuſe. Pflanze nur einjährig, muß alſo in 3. Keimpflanzen mit herabgebogener Haupt— jedem Frühjahr neu angepflanzt wurzel (hw.), st. Stengel. werden. Die jungen Pflanzen ſind unſchwer aus den Nüſſen zu ziehen, indem man dieſe in kleine Gefäße, die mit einem Bodenbelag von Torferde gefüllt find, ſetzt. Dieſe Nüſſe müſſen, wie die Gärtner ſagen, abliegen und nachreifen. Bringt man ſie auch ſchon im Herbſte in das Aufzuchtsgefäß und hält in dieſem die Waſſertemperatur den ganzen Winter hindurch auf 15° R., jo wachſen die Würzelchen der Keimlinge doch erſt im kommenden Frühjahr hervor und zwar nicht erſt bei einer erhöhten Temperatur, ſondern bei derſelben, welcher die Waſſer— — 154 — nüſſe ſechs Monate hindurch ununterbrochen ausgeſetzt waren. Wird auch die Wärme des Waſſers auf 20° R. erhöht, jo wird hierdurch das Her— vortreiben der Würzelchen um nichts beſchleunigt. Die Wärme kann erſt dann als Anregungsmittel zum Wachstume wirkſam werden, wenn der Same im Laufe der ſechs Monate entſprechend zubereitet worden iſt. Die Nüſſe ſind im Herbſt zu ſammeln und in die Behälter zu thun, die mit ihnen an froſtfreien Orten überwintert werden. Dort, wo die Waſſernuß häufig vorkommt, wird die Frucht als Vieh— futter verwendet. Selbſt vom Menſchen wird die mehlige Frucht gekocht und oft gegeſſen. Beſonders zur Zeit einer Hungersnot, oder einer Miß— ernte bildeten Waſſernüſſe den Bewohnern, wo dieſes Gewächs vorkam, eine ſehr willkommene Zugabe ihrer Speiſen. 8. Beekanne (Limnantheum nymphaeoides Lk.). Villarsia nymphoides Vent. Menyanthes nymphoides Lk. Waldschmidia nymphoides Wiggers. Schweykerta nymphoides Gmelin. Limnantheum peltatum Gmelin. See— roſenähnlicher Teich-Enzian. Das Rhizom iſt gegliedert und kriecht im Schlamm am Boden der Gewäſſer. Es treibt lange, glatte, ſtielrunde Stengel, welche ſich aus den Blattwinkeln wieder veräſteln. Unter Waſſer treten keine Blätter auf, nur über Waſſer kommen gegen— ſtändige Blattpaare hervor, die 5 bis 10 em lange Stiele beſitzen. Die Blattſpreite iſt ſchildſtielig angeheftet, kreisrund, am Anheftungspunkte des Stiels ſehr tief herz— förmig ausgeſchnitten, am Rande ganz flach entfernt, buchtig gezähnt und dem Waſſerſpiegel aufliegend. An der Oberſeite iſt das Blatt glatt, unterſeits leder— farben angelaufen und mit graulichen oder rötlichen, ſitzenden Drüschen punktiert; hin und wieder beſitzen auch Blattſtiel und Stengel dieſelben. Die Blüten ſind langgeſtielt und ſtehen gruppenweiſe in den Blattachſeln. Der Kelch iſt fünfteilig und grün, die Kelchzipfel ſind lanzettlich, die Kelcheinſchnitte reichen faſt bis zur Kelchbaſis herab. Die Blumenkrone iſt radförmig mit fünfteiligem Saum und gelb. Die Kronenzipfel ſind eirund, ſtumpf und an ihrem Rande durch gelbe, geſtielte Drüschen gefranzt. Nach der Befruchtung ſinkt die Pflanze unter Waſſer, die Kelch— lappen klappen zuſammen und umſchließen den nun zur Frucht auswachſenden Fruchtknoten. Die Frucht iſt eine einfächerige, zweiklappig vielſamige Kapſel. Blüte— zeit Juli und Auguſt. J. Landſeen, Teiche, langſamfließende und ſtehende Gewäſſer. Abweichend von den übrigen Pflanzen mit Schwimmblättern, beſitzt die Seekanne einen eigenartigen Aufbau. Aus dem im Boden kriechenden, aus ſehr langen Gliedern ſich zuſammenſetzenden, an den Knoten ange— wurzelten Stocke erheben ſich aus deſſen Achſen als lange, flutende Blätter und Blüten erzeugende, ſchräg zur Waſſeroberfläche weiter wachſende Laubſtengel. Dort, wo ein ſolcher Trieb ſich erhebt, ſteht ein langgeſtieltes Schwimm— blatt, aus deſſen Achſel ein mit Niederblättern beſetzter dünner Zweig ent— ſpringt, der auf dem Boden kriecht und den Wurzelſtock fortſetzt. Die langen, im Waſſer emporwachſenden Stengel können ſich zunächſt gabel— artig aus den Achſeln langgeſtielter Schwimmblätter verzweigen. Alle dieſe Zweige, ſowie auch die Mutteraxe desſelben, endigt mit einer Gipfelblüte, der in der Regel zwei gegenſtändige Laubblätter, nebſt einem ausgebildeten und einem nicht zur Entwicklung kommenden Hochblatte vorangehen. Aus der Achſel des oberen Laubblattes kommt ein büſcheliger Blütenſtand, deſſen langgeſtielte, aufrechte Blüten dicht zuſammengedrängt ſind; aus der Achſel des unteren Laubblattes dagegen kommt als Fortſetzung des Stengels ein langgeſtielter, mit zwei gegenſtändigen Schwimmblättern beginnender Blüten— ſtand hervor, der ſich in derſelben Weiſe aufbaut und fortſetzt wie der erſte. Je nach der Waſſertiefe ſind die Schwimmblätter bald kürzer, bald länger geſtielt. Wenn der Herbſt in das Land einrückt, ſo gehen die Laub— triebe zu Grunde und die Pflanze pereniert dann mittelſt der End— triebe ihres Wurzelſtockes, der allmählich von hinten abſtirbt. Im kommenden Frühjahr be— ginnen die überwinterten Rhi— zomtriebe ihre Sproßentwicklung. Auch Landformen von der Seekanne ſind bekannt; finden ſich indeſſen nur dort, wo der Boden noch feucht iſt. In ihrem Geſamtbilde gleicht die Pflanze dann den entſprechenden Formen von den Seeroſen- und Laich— krautarten. Es tritt bei ihr _\ gas { 4 inne Achſen⸗ Sun V e i A = I. Kronenblatt mit Staubgefäßen. 2. Blüte im glieder und Blattſtiele auf und Längsſchnitt. 3. Frucht quer durchſchnitten. 4. Same. die Blattſpreiten werden kleiner. Beſonders für Aquarien, welche eine größere Flächenausdehnung be- ſitzen, eignet ſich die Seekanne gut. Aus Samen oder aus Ablegern ge— zogenen Exemplare, die gewöhnlich nur einfache, nicht verzweigte Stengel beſitzen, nehmen ſich ſehr gut aus. Die Ableger, Sämlinge oder Wurzel— ſtöcke werden bis an den Knotungspunkt in den Bodengrund des Beckens eingepflanzt und bleiben hier auch über Winter, wenn die Pflanze einzieht. Als Bodenbelag iſt neben der ſonſtigen Torferde, Lehmboden mit Sand und Gartenerde gemiſcht, ſehr zu empfehlen. Sämlingspflanzen ſind im Frühling in das Becken zu bringen. Will man aus ihnen ſchöne Exemplare ziehen, ſo ſind dieſelben in tiefes Waſſer einzuſetzen. In Becken mit flachem Waſſerſtand gebracht, entwickelt die Seekanne, falls ſie reichliches Sonnenlicht bekommt, viele Ableger. Der Same, der indeſſen ſelten ausreift, wird im Herbſt in Aufzucht— gläſer, die einen Bodenbelag beſitzen, gethan und an froſtfreien Orten durch den Winter gebracht. Im Frühjahr ſind die Gefäße in ein warmes Zimmer zu bringen und hier dem Sonnenlichte auszuſetzen, wo, falls der Same keimfähig iſt, er bald zu keimen beginnt. ae 9. Schwimmendes Pfeilkraut (Sagittaria nataus L.) Die jungen Blätter ſind grasartig, ähneln ſehr denen der Sumpfſchraube, unter— ſcheiden ſich jedoch von dieſer dadurch, daß ſie eine ſtark hervortretende Rippe be— ſitzen, die bei der Sumpfſchraube nur angedeutet iſt, auch laufen die Blätter letzterer nicht ſo ſpitz zu, wie bei dem ſchwimmenden Pfeilkraut. Die ſchwimmenden Blätter ſind flachgedrückt und löffelähnlich. Steht die Pflanze im tiefen Waſſer, ſo ver— wandelt ſich das junge, untergetauchte Blatt in einen Stiel, an deſſen Ende ſich das Schwimmblatt bildet. Dieſes iſt dunkelgrün und zeigt bisweilen unregelmäßig ver— teilte, rotbraune Flecken und fünf bis ſieben ſtarke Nerven. Iſt der Waſſerſtand flach, ſo bildet ſich das Schwimmblatt als Fortſetzung des untergetauchten. Das hauptſächlichſte Unterſcheidungsmerkmal bei Pflanzen, die noch keine Schwimmblätter beſitzen, iſt die Wurzel. Bei letzterer ſind die Wurzeln fein und grau, bei erſterer ſtärker und weiß. Der Blütenſtand iſt eine Riſpe. Die Blüten ſind weiß, in der Mitte gelb. Blütezeit iſt nicht an eine beſtimmte Periode gebunden, die Pflanze kann zu jeder Zeit zur Blüte ſchreiten. J. Florida. Das ſchwimmende Pfeilkraut gehört zu den dankbarſten Aquarien— pflanzen, welche der Liebhaberei zugänglich gemacht ſind. Die untergetauchten Blätter erzeugen viel Sauerſtoff, die Blüte gewährt einen reizenden Anblick und die Kultur der Pflanze iſt leicht. Eine Pflege beanſprucht das Ge— wächs faſt garnicht. Es gedeiht beſſer an einem weniger belichteten Platze, als viele andere Pflanzen und verträgt eine Temperatur von — 32% R. wie von — 3° R., hört indeſſen mit dem Wachstum bei — 7 K. fait auf. An den Bodenbelag ſtellt die Pflanze faſt keine Anſprüche, ſie gedeiht in jeder Erdmiſchung, kommt in jedem Waſſer fort, hat die Fähigkeit das ganze Jahr hindurch Sprößlinge zu treiben und iſt nur empfindlich gegen einen öfteren Waſſerwechſel. Die Vermehrung der Pflanze kann durch Samen oder mittelſt Ableger erfolgen. Ableger finden ſich nur höchſtens zwei an einer Pflanze, die wieder ihrerſeits, nachdem fie einige Blätter ge— bildet haben, neue Sprößlinge hervortreiben. Ein zweiter Sprößling ent— wickelt Blätter nicht früher, als bis derjenige, dem er entſtammt, Wurzel gefaßt hat. Daher kann es vorkommen, wenn die Pflanze nur gar zu wenig Oberlicht erhält, daß die Sprößlinge ſich bis zur Mitte des Waſſers er— heben und von hieraus dem Boden wieder zuſtrebende Wurzeln treiben. Tritt dieſes ein, ſo kann der Sprößling abſterben, wenn die Mutterpflanze nicht ſchnell genug einwurzelt. In einem ſolchen Falle iſt es ſehr ange— bracht, die Pflanze dem Boden zu nähern und ſie dort zu befeſtigen. Iſt dieſes nicht auszuführen, ſo häufe man unten ſoviel Sand auf, daß die Wurzeln vollſtändig bedeckt ſind. Erhält die Pflanze genügend Licht, ſo treibt fie ihre Rhizome ſogar tief in den Bodengrund, derartige Vorgänge treten dann nicht ein. 10. Vierblüttriger Bleefarrn (Marsilia quadrifolia L.). Das Rhizom wurzelt im Boden der Gewäſſer und kriecht wagerecht fort als ein dünner, langgliedriger Stengel mit langgeſtielten, aufrechten, vierzähligen Blättern mit zarten, verkehrteirunden, nach dem Grunde keilig verſchmälerten Blättchen, die völlig kahl ſind und auf dem Waſſerſpiegel ſchwimmen oder bei niedrigem Waſſerſtand über dem Waſſerſpiegel hervortreten. Zwiſchen den Blattachſeln ſtehen meiſt paarweiſe die kurzgeſtielten, länglichen Sporenfrüchte. Ihre Stiele ſind unter ſich und mit — 157 — dem Blattſtiel verwachſen. Fruchtzeit Juli bis September. J. Stehende Gewäſſer. Zahlreich in Schleſien, ſonſt zerſtreut in Süd-Deutſchland. Der vierblättrige Kleefarrn iſt ein amphibiſches Gewächs, welches im tiefen Waſſer vegetierend Schwimmformen erzeugt, meiſtens indeſſen als Uferpflanze gefunden wird. Wächſt die Pflanze im Waſſer, ſo werden die Blattſtiele lang und zart und die Spreite bildet ſich zu einer Schwimm— roſette um, indem die Fieder größer werden und mit ihren Rändern ſich dicht zuſammenlegen. Durch eine entſprechende Kultur läßt ſich dieſe Form der Marſilie unſchwer erzeugen. Die Pflanze wird einfach in ſo tiefes Waſſer geſetzt, daß ſie vollſtändig untergetaucht iſt. Diejenigen Blätter, die ſchon ganz entwickelt ſind, paſſen ſich dieſen Verhältniſſen nicht mehr an, ſie ſterben bald ab. Die noch geſtaltungsfähigen Blattanlagen ent— wickeln ſich indeſſen zu Schwimmblättern. Die Blattſpreite iſt dabei noch klein und das Wachstum findet hauptſächlich am Blattſtiel ſtatt, hiernach entwickeln ſich aber auch die Spreiten ſchnell, werden um vieles größer als die Luftſpreiten und formen ſich ſchließlich zu einem regelmäßigen vier— ſtrahligen Stern an der Waſſeroberfläche. Die Stiele ſind dünn und biegſam, ſie vermögen ſich dem ſteigenden oder ſinkenden Waſſerſpiegel anzupaſſen, indem ſie ſich im erſteren Falle weiter ſtrecken, im letzteren Falle ſich ſeit— wärts biegen. Hildebrand, der ſolche Verſuche angeſtellt hat, bekam ſo Schwimmblätter mit über drei Fuß langen Stielen. Alle Teile von im Waſſer gezogenen Pflanzen entwickeln ſich weit üppiger, als diejenigen, die an der Luft, auf Schlamm oder an nur ſeichten Stellen wachſen. Indeſſen unterbleibt hier mit der geförderten Vegetation die Fruchterzeugung faſt ganz, während Pflanzen, die trocknere Stellen bewohnen, reichlich Sporangien er— zeugen, dagegen findet im Waſſer eine ungeſchlechtliche Vermehrung ſehr reichlich und ſehr ſchnell ſtatt. Die Befruchtungsvorgänge der Marſilie decken ſich faſt volllʒommen mit denen bei der Salvinie, wo ich dieſelben ausführlich geſchildert habe. (Vergleiche Seite 78.) Hier will ich nur noch bemerken, daß die Früchte, die meiſt zu zweien erzeugt werden, geſtielt ſind, und zwar ſtets an einem gemeinſamen Stiel ſtehen, der aus dem unteren Teil des Blattſtiels entſpringt. Die Sporenfrüchte ſind zweiklappig, beſitzen im Innern zwei Reihen von Fächern und ſind auf einem elaſtiſchen Bande befeſtigt. Jeder Sorus ) enthält Macroſporangien . * . ee 1 55 ER Figur 87. und Microſporangien. In welcher Weiſe dieſe Sori Vierblättriger Kleefarrn in das Freie gelangen, iſt ſehr intereſſant. Im Innern (Marsilia quadritolia). der Frucht findet ſich in der Rücken- und Bauchfurche 1 Svorenbehatter. verlaufend ein ringförmiger Wulſt, der ſogenannte Gallertring. Hier an dieſem ſind die Sori in der Weiſe befeſtigt, daß ſie mit ihrem Grundteile dem rückenläufigen, mit dem entgegengeſetzten Ende * Ein häutiges Säckchen. — 158 — dem bauchigen Teile des Gallertringes angewachſen ſind. Sobald nun die Frucht ins Waſſer kommt, ſchwillt dieſer Gallertring an. Durch den hier— durch erzeugten Druck öffnet ſich die Wandung der Frucht zweiklappig, der Bauchteil des Gallertringes tritt hervor und nun zieht er die Spitze der Sori mit ſich. Jetzt dringt das Waſſer in die geöffnete Frucht ſtärker ein, auch der Rückenteil des Gallertringes quillt ſtärker auf und zieht nun die vom Bauchteil ſich völlig loslöſenden Sori mit ſich nach außen, ſodaß ſie wie Fiedern dem Gallertringe aufſitzen. Aus den Mikroſporen bilden ſich die Spermatozoiden, die das aus den Makroſporen ſich entwickelnde Prothallium befruchten, worauf ſich die neue Pflanze bildet. Keimverſuche mit der Marſilia hat Braun angeſtellt. Das einzige Keimblatt der Pflanze iſt pfriemförmig, dann folgen mehrere Primordinal— blätter, die erſteren ſchmal-lanzettlich, dann zweiſpaltige, dann ein vier— ſpaltiges und jetzt erſt ein richtiges Schwimmblatt. Im Aquarium hält ſich der vierblättrige Kleefaren ganz gut und gedeiht vortrefflich in einer Erde von gleichen Teilen Moor- und Torferde, mit etwas Sand und Lehm untermiſcht. Die Pflanze zieht im Winter nicht ganz ein; ſollte dies aber dennoch einmal der Fall ſein, ſo nehme man den Wurzelſtock nicht heraus, er wird im Frühling ungeſtört weiterwachſen und neue Blätter treiben. Die Fortpflanzung erfolgt im Frühling durch Ausſtreuen des Inhalts der Sporocarpien in eine in einer Schale befindliche Schlammſchicht. Dieſe Schale mit dem Schlamm und dem ſie in einer Höhe von 1 em bedeckenden Waſſer ſtellt man an das Fenſter eines warmen Zimmers und läßt ſie dort ſolange, bis ſich Keimlinge zeigen. Außer dieſer Marſilia finden ſich noch folgende Arten, die ich nach— ſtehend beſchreibe und auf deren Kultur ſich daſſelbe anwenden läßt. a. Errettende Marſilie (Marsilia salvatrix Hanst.). Die Stiele, welche die vierteiligen Blätter tragen, ſind ziemlich lang, behaart und holzig jtarı.*) 4A, Auſtralien. b. Marsilia mara iſt kleiner, oder richtiger niedriger im Wuchs wie unſere deutſche Art, ſonſt übereinſtimmend. 4 Weitere Arten, die in gärtneriſchen Katalogen noch genannt werden, indeſſen auch dieſelbe Kultur verlangen, ſind: c. Marsilia aegyptiaca Delile aus Agypten. d. Marsilia Fabri Dunal aus Südeuropa. 6. Marsilia pubescens Ten aus Südeuropa. f. Marsilia Drummondi A. Br. Auſtralien. 11. FCeichroſenühnlicher Waſſerſchlüſſel (Hydrocleis nymphaeoides Buch.). Limnocharis Humboldti Kth., Hydroeleis azurea Schultes, Hydroe— Die Sporenfrüchte dieſer Art, die die doppelte Größe von Marsilia quadrifolia er- reichen, werden geſammelt und als Nardoo zur Nahrung gebraucht. Den Reiſenden in Auſtralien hat der Nardoo ſchon oft das Leben erhalten. — 159 — leis Humboldti Endlicher, Limnocharis nymphaeoides Willd, Stratiotes nymphaeoides Willd. Waſſerſtolz, Humboldts Sumpfzierde, Humboldts Limnocharis. Die Pflanze treibt unten im Boden ein weitverzweigtes Wurzelſyſtem, das be- ſonders aus Adventivwurzeln beſteht. Die Stengel ſind ſchwimmend und tragen aus herzförmigen Grunde ovale Schwimmblätter mit ſieben von der Ausrandung nach der Spitze ziehende Nerven, deren mittelſter auf der Unterſeite durch ein ſchwammiges Zellgewebe bedeckt iſt. Die Farbe der Blätter iſt dunkelgrün, im Frühlinge oft rötlich gefleckt, in ihrer Struktur ſind ſie lederartig derb. Grund— blätter, welche die Pflanze im Herbſt, Winter und Frühling entwickelt, beſitzen eine mehr länglich-elliptiſche Geſtalt. Ferner erzeugt die Pflanze noch ſechs Primordial— blätter, die untergetaucht ſind. Die Blüte beſteht aus drei grünen Kelch-, und drei ſchwefelgelben, am Grunde rotgelb gefärbten Kronenblättern. Fruchtknoten ſind ſechs vorhanden, dieſelben beſitzen einwärts gekehrte Narben. Staubgefäße ſind viele vorhanden, von denen die äußeren unfruchtbar ſind. Die Blüte ſitzt auf langen Stielen, an deren Baſis ſich Nebenblätter befinden. Blütezeit Juni und Oktober. A. Südamerika. Die Heimat des Waſſerſtolzes iſt das ganze öſtliche, tropiſche und ſubtropiſche Amerika, wo ſich beſonders die Pflanze in den ausgedehnten Flußniederungen der großen, hier fließenden Ströme findet, und ſüdlich bis nach Buenos-Ayres hin vorkommt. Zur Regenzeit, die in die Monate Februar, März und April fällt“), überzieht die Pflanze in üppiger Vege— tation die überſchwemmten Ufer der Flußläufe und von hier verbreitet ſie ſich, in ſeichten Gräben weiter wachſend, über weite Strecken, dem Reiſenden, der dieſe Gegenden durchzieht, im Verein mit vielen Seeroſenarten, ein überaus prächtiges Bild der Waſſerflora bietend. Nach den diesbezüglichen Schilderungen zeigt ſich indeſſen in ihrer Heimat die Pflanze anders, als ſie der Aquariumliebhaber kennt, denn hier tritt ſie mehr als Sumpfpflanze auf und vermag, begünſtigt durch die mit Waſſerdampf geſättigte Atmoſphäre, ihre Blätter mehr oder weniger über den Waſſerſpiegel emporzuheben. Neigt ſich die Regenzeit indeſſen dem Ende zu, ſinkt der Waſſerſpiegel mehr und mehr zurück, ſodaß nur der Boden noch durchfeuchtet iſt, ſo tritt der Charakter einer Sumpfpflanze bei dem Waſſerſtolz erſt recht hervor. In verminderter Geſtalt verbringt dann das Gewächs die ungünſtige Jahreszeit, bis wieder eine neue Waſſer— zufuhr der Pflanze die beſſeren Lebensbedingungen ſchafft. Für die Kultur im Aquarium zeigt ſich dieſe Pflanze beſonders geeignet. Die Leichtigkeit der Pflege, die Pracht des Blattſchmuckes und der Blüten und die Widerſtandsfähigkeit werden den weiteſtgehenden An— ſprüchen gerecht. UÜbber die ſonſtigen Kulturbedingungen jagt Richter in „Natur und Haus“ im dritten Jahrgange folgendes: Entſprechend der Größe der Blätter Hydrocleis iſt eine gewiſſe Ausdehnung des Waſſerſpiegels geboten und eine feuchte Atmoſphäre, wenn auch nicht gerade nötig, ſo doch der Pflanze ſehr lieb. Eine Bedeckung des Aquariums mit Glas wird ſich daher bei ſeiner Kultur ſehr empfehlen. Gegen das Licht iſt Hydrocleis nicht x ar x teje Monate decken ſich in unſerer Heimat mit Juli, Auguſt und September. — 160 — empfindlich, ja man wird leicht bemerken, daß die vollen Strahlen der Mittagsſonne dieſer Pflanze durchaus nichts anhaben, während andere Waſſerpflanzen ihrer Heimat, wie die bekannte Trianea, gegen ſtarkes Licht ſehr empfindlich ſind. Treffen die Pflanze ſonſt keine Schädlichkeiten, ſo dauert dieſelbe bei keineswegs ſchwieriger Kultur mehrere Jahre lang aus. Als beſonders ſchädigend zeigten ſich meiner Erfahrung nach manche Makro— podenmännchen, die namentlich zur Laichzeit gern Stücke aus den noch unter Waſſer befindlichen und zuſammengerollten Blättern herausreißen und ſo zur krüppelhaften Entwickelung der Blätter Urſache geben. Außerdem fand ich auch, daß Cypris fusca, ein kleiner Muſchelkrebs, die Blattränder angreift und ſo zur Zerſtörung der Blätter beiträgt.“ Die Vermehrung des Waſſerſtolzes erfolgt durch Schößlinge, d. h. durch die, an der Baſis von einer Gruppe Nebenblätter begrenzten Blüten— ſtiele, die in ſeichtes Waſſer, welches einen Bodenbelag von Lehm und Sand gemiſcht, geſetzt werden. Die Abtrennung dieſer Schößlinge geſchehe möglichſt früh, ſtets jedoch vor Ende der Blütezeit. Die Schößlinge erſcheinen oft zu mehreren gleichzeitig an einer Pflanze, die nach einiger Zeit aus ihrer Mitte wiederum neue Ausläufer hervorſproſſen laſſen, und ſo mit der Zeit eine ganze Kette bilden, die oft bis zu zehn Pflanzen mit dem Mutterſtock verbunden ſind. Werden dieſe Schößlinge nicht abgetrennt, ſo zeigen ſie das Beſtreben, zum Waſſerſpiegel zu wachſen, um hier wieder neue Pflanzen zu entwickeln. Dieſes Emporwachſen vermeidet man dadurch, daß man flache Steine an das Ende des Schößlings legt und dieſen ſo zwingt, Wurzeln zu jchlagen. Gänzlich zieht die Pflanze nicht ein. Sollte dieſes aber doch einmal der Fall ſein, ſo iſt ſie im Aquarium zu belaſſen, da der Wurzelſtock, wenn er nicht vollſtändig abgeſtorben iſt, wieder neue Blätter und Blüten ent— wickelt. 12. Schwimmender Froſchläffel (Alisma natans L.). Echinodorus na- tans Engelm. Elisma natans Buchenau. Die Blätter des Pflänzchens ſind lange, ſitzende, ſchmale, linealiſche, untergetauchte Baſalblätter. Die geſtauchte Axe verlängert ſich zu einem fadenförmigen, dünnen, gebogenen Stengel mit einigen kleinen, langgeſtielten, eirunden oder länglichen, ſehr ſtumpfen, meiſt abgerundeten Stengelblättern, die auf dem Waſſerſpiegel ſchwimmen Die Blüten ſtehen an den Knoten und ſind langgeſtielt. Sie beſitzen drei Kelch— und drei Kronenblätter. Blütezeit Juni bis Auguſt. Die Früchte ſind länglich, ſtumpf, zugeſpitzt, geſchnäbelt, 12- bis Lörillig, etwas abſtehend. J. Stehende Ge— wäſſer Norddeutſchlands, überall zerſtreut. Der ſchwimmende Froſchlöffel iſt ein reizendes Gewächs, das äußer— lich eine Ahnlichkeit mit gewiſſen Laichkräutern nicht verkennen läßt, in— deſſen bezüglich ſeines morphologiſchen Aufbaues bedeutend von dieſen ab- weicht. Die Pflanze iſt durch ein Büſchel von Adventivwurzeln im Boden befeſtigt. Die geſtauchte Achſe verlängert ſich zu einem dünnen und ſehr biegſamen, ſchief im Waſſer in die Höhe ſteigenden blütentragenden Stengel, der unter Umſtänden mit den unteren Gliedern niederliegt, an den Gelenken — 161 — wurzelt und aus denſelben Sproſſe erzeugt, welche zu einem der Mutter— pflanze ähnlichen Individuum heranwachſen können. Indeſſen tragen die Gelenke nur einige wenige Blätter und 1—5 langgeſtielte zarte Blüten. Je nach der Tiefe des Waſſers kann der blütentragende Stengel länger oder kürzer werden. In manchen Fällen kommt er überhaupt nicht zur Entwicklung und dann ſind die Blütenſtiele bodenſtändig. In den Fällen nun, daß die dem Offnen nahe Blüten— knoſpe unter Waſſer geſetzt wird, öffnet ſie ſich nicht und es vollzieht ſich dann eine Autogamie in den geſchloſſen blei— benden Blüten, (ver— gleiche Seite 133), die in der Weiſe vor ſich geht, wie es bei der Subularia ge— ſchildert wurde. Von den Blät— tern des Stengels bilden ſich die oberen in der Regel zu Schwimmblättern Figur 88. Schwimmender Froſchlöffel. (Alisma natans). aus, indeſſen kann 1. Frucht. die Bildung dieſer ſchon an der grundſtändigen Blattroſette beginnen, wenn der Waſſerſtand nur ein geringer iſt. Der Übergang von den untergetauchten Blättern zu den ſchwimmenden wird durch Formen mit winziger, löffelförmiger Spreite vermittelt. Aus der grundſtändigen Hauptachſe entſpringen auch ſeitliche lange Stolonen ), die in ganz ähnlicher Weiſe ſympodial ſich zuſammen— ſetzen und an ihren Gliedern neue, mit ſchmal-linealen, zarten, ſubmerſen Blättern beginnende und ſich mittelſt Adventivwurzeln feſthaftende Strauch— linge entwickeln. Die am blütentragenden Stengel und den Stolonen neu erzeugten, ſogenannten Tochterſproſſen, werden durch Verweſung der dünnen fadenartigen Achſen, die ſie im Anfange verbanden, getrennt und wieder— holen dann für ſich dieſe Entwicklung. Kurz erwähnen will ich noch eine ſich auf dem Schlammboden bildende Landform vom ſchwimmenden Froſchlöffel, die in ihrer Verzweigung der Waſſerform gleicht, indeſſen nur Blätter bildet, die den Schwimmblättern der Waſſerform gleichen. Dieſe Blätter werden in aufrechtſtehenden Spreiten entwickelt. Stolo iſt ein liegender, nach Jahr und Tag abſterbender Stamm, der reichlich und in nicht allzu großen Entfernungen mit Blättern beſetzt iſt. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 11 — 162 — Über die Pflege dieſer Pflanze im Aquarium iſt wenig oder nichts zu ſagen. Sie gedeiht in den, im allgemeinen Teil Seite 48, angegebenen Erdgemiſchen vorzüglich, ohne irgend ein ſonſtiges Zuthun von ſeiten des Pflegers. 13. Zweiühriges Waſſerkraut (Aponogeton distachyus Thbg.). Kap— Waſſerlinie. Aus der knolligen Wurzel erheben ſich langgeſtielte Blätter mit geſtreckt läng— licher, ganzrandiger, ſchwimmender Blattſpreite. Die Blätter ſind von vielen, deutlich ſichtbaren Quernerven durchzogen und beſitzen einzelne dunkle Stellen, die durch den Druck eines harten Gegenſtandes hervorgebracht erſcheinen. Die Farbe der Blätter iſt ein friſches Hellgrün. Die faſt ohne Unterbrechung erſcheinenden, zweizeiligen Blüten kommen aus der Spitze eines wurzelſtändigen Schaftes über den Waſſer— ſpiegel hervor. Die Blumen ſind wohlriechend, jede einzelne von einer weißen, ovalen Braktea geſtützt, die von ſchwarzen Antheren wirkungsvoll gehoben werden. Jede Blüte beſitzt nur ein Blütenblatt. Sechs bis achtzehn Staubfäden umgeben einen Fruchtknoten, der in drei bis fünf ſtrahlenförmige Fortſätze geteilt iſt. Ein Kelch fehlt. J. Kap der guten Hoffnung. Schon im Jahre 1788 wurde das zweiährige Waſſerkraut in England eingeführt, wo das Gewächs bald ein häufiger Bewohner der Aquarien des Greenhoͤuſes wurde. Obſchon nun vor etwa einem Jahrzehnt dieſe Pflanze in großen Maſſen, und zwar unter dem Namen „Kap-Waſſerlinie“, neu eingeführt und auch als Neuheit angeprieſen wurde, hat ſie demnach ſchon ihr hundertjähriges Einzugsjubiläum in Europa gefeiert. Überall, wo ſie einmal im Aquarium gepflegt worden iſt, hat ſie ſich als dankbare Pflanze gezeigt, die die volle Würdigung des Liebhabers ver— dient hat, da ſie unſchwer auch im Aquarium zur Blüte ſchreitet. Die Blütezeit beginnt, wenn die Zimmertemperatur genügend hoch iſt und das Becken an einem gut belichteten Platze ſteht, im Herbſt und dauert bis zu Ende des Winters. Eine jede Blüte, deren eine ſtarke Pflanze zwei bis acht beſitzt, eine ſchwache dagegen ſelten mehr als eine, blüht drei Wochen, unter Umſtänden auch länger. Sobald ſich der Stengel entwickelt, iſt es möglich feſtzuſtellen, ob es ein Blatt- oder Blütenſtiel iſt. Letzterer iſt be— deutend runder und ſtärker und wird nach dem Ende zu breit. Gut gedeiht die Pflanze in etwa 35 em tiefem Waſſerſtand, doch will ich hiermit durch— aus nicht geſagt haben, daß der Waſſerſtand nicht flacher oder höher ſein darf. Die Pflanze ſtreckt ſich eben nach der Decke. Über Winter pflegt das zweiährige Waſſerkraut ſeine Blätter zu behalten, ja entwickelt auch in dieſer Jahreszeit zuweilen neue. Die Wartung, welche die Pflanze verlangt, iſt eine geringe. Der ſich auf den Blättern bildende Niederſchlag muß, um dieſe vor einem Ver— faulen zu ſchützen, von Zeit zu Zeit entfernt werden. Derſelbe wird mit einem weichen Schwamme vorſichtig abgeſtrichen. Dieſer Niederſchlag bildet ſich beſonders, wenn die Pflanze ſtarkem Lichte ausgeſetzt wird, welches andererſeits das Gedeihen des Gewächſes ſehr fördert. Eine Vermehrung der Pflanze geſchieht durch Spalten der Pfahl— wurzel. Dieſelbe wird mit einem ſcharfen Meſſer in mehrere Teile zerlegt, m die dann in mit Torferde oder in Miſcherde aus Sand, Lehm und Schlamm gefüllte Töpfe geſteckt, die bis an den Rand in ein warmes Waſſer, etwa 15 bis 20° R., verſenkt werden. Nachdem die geteilten Wurzeln je zwei neue Blättchen gebildet haben, werden die Pflanzen in tieferes Waſſer gebracht. Die Vermehrung durch Samen, der, wenn er ſeine Keimkraft bewahren ſoll, in Waſſer aufbewahrt werden muß, iſt ebenſo einfach. Im Frühling, gleich nach der Reife, wird er in Töpfe mit ſandiger Schlammerde ge— legt und dieſe randhoch unter Waſſer geſetzt, wel— ches, wenn es möglich iſt, auf 15 bis 20% R. ge⸗ halten wird. Zeigen ſich die Keime, ſo wird das Waſſer allmählich kühler gehalten. Derartige aus Samen gezogene Pflanzen bringen im nächſten Jahre Blüten hervor. Sehr angebracht iſt es, um keimfähigen Samen ſicher zu erhalten, Aa Figur 89. Zweiähriges Waſſerkraut. (Aponogeton künſtliche Befruchtung vor— distachyus.) 1. Schwimmblatt, 2. Blütenſtand, 3. einzelne zunehmen. Oft kommt es Blüte. auch vor, daß in den ſchräg emporgerichteten Blüten die Autogamie ), d. h. Selbſtbeſtäubung, eintritt. Dieſelbe kommt dadurch zuſtande, daß im Verlaufe des Blühens die Antheren, welche anfänglich tiefer als die Narbe ihren Stand haben, infolge der Verlängerung ihrer Träger in die Nähe der Narben gebracht werden und dort ihren Pollen ablagern. Im Anfange des Blühens ſieht man die Antheren von der Narbe ſo weit entfernt, daß der aus ihnen hervorquellende Pollen von ſelbſt nicht auf die zuſtändige Narbe kommen würde, aber die hierauf erfolgte Streckung der Antherenträger iſt dem Raume und der Zeit nach ſo bemeſſen, daß die Antheren, ſobald ſie mit Pollen bedeckt ſind, in die Nähe der Narbe gelangen, ſich an das belegungs— fähige Gewebe legen und den Pollen zur Autogamie abgeben. 14. Schwimmender Ruüterich (Polygonum natans L.) Polygonum amphibium L., Waſſerknöterich, Sumpfknöterich. Das Rhizom iſt langgliedrig, veräſtelt, weithin kriechend und treibt ſchwimmende oder aufſteigende Stengel. Derſelbe iſt ſtielrund, oben rötlich und haarlos. Die Vergleiche auch Seite 133. — 164 — Blätter ſind beſonders unten langgeſtielt, mit dem haarloſen Stiele 7 bis 15 em lang und etwa 2½ em breit. In ihrer Form ſind ſie lanzettförmig, ſpitz oder ſtumpflich, am Grunde ſchief abgerundet oder herzförmig, lederartig, haarlos, am Rande ſcharf, auf der Oberfläche glänzend. Die Blütenähren ragen über das Waſſer heraus, ſind zuweilen fait kugelig, in der Regel cylindriſch und eiförmig oder länglich. Staubblätter ſind fünf vorhanden. Dieſelben ſind ſo lang als die Perigonblätter; die beiden Narben ſehen aus dem Perigone hervor. Blütezeit Juni und Juli 4. In Landſeen, Teichen, Gräben, an ſumpfigen Orten. Der ſchwimmende Knöterich iſt ein ſonderbares Gewächs, welches mit derſelben Leichtigkeit ſchwimmende Waſſerformen, als auch echte Landformen erzeugt, je nachdem der Standort beſchaffen iſt. Steht die Pflanze im Anfange vollſtändig unter Waſſer und verläuft oder verſiegt dieſes, ſo wächſt ſie als echte Landpflanze fröhlich weiter und wird dann als Polygonum terrestre bezeichnet. Bei dieſer erhebt ſich der Stengel, iſt auch an gänzlich trocknen Stellen aufrecht, an Orten, wo der untere Teil noch im Waſſer liegt, aufſteigend. Die Blätter ſind hier kürzer geſtielt, doch mit ſteifen, anliegenden Borſtenhaaren be— ſetzt, auch am Rande ſchwielig-borſtenhaarig. Die Staubgefäße ſind kürzer als die Prigon— zipfel, der Blütenſtiel it gleichfalls mit Borſten beſetzt und auf dieſe Weiſe hat die ganze Pflanze nur ein mattes Grün. Im all— gemeinen wird Polygonum natans als Haupt— form angeſehen, Polygonum terrestre iſt eine Verkümmerung, die der ungünſtige Standort erzeugt. Dieſes zeigt ſich ſchon dadurch, daß letztere viel ſeltener und ſpäter blüht. Noch erwähnen will ich, daß zwiſchen beiden Formen, nach Maßgabe der Ver— hältniſſe des Standortes, verſchiedene Über— gangsformen in Richtung des Stengels, Figur 90. Schwimmender Knöterich Stärke der Behaarung und Form des Blattes (Polygonum natans. 1. Blüte. vorkommen, die alle mit beſonderen Namen belegt worden ſind, deren nähere Beſchreibung ich mir indeſſen ſchenke. Für uns hat nur die Stammform natans be— ſonderen Wert. Aus dem im Schlamme kriechenden Rhizom entſpringen ſtielrunde, ſehr lange, ſchief anſteigende, an der Baſis oft wurzelnde Laub— ſtengel, deren Länge ſich nach der Waſſertiefe richtet. Der ausgewachſene Laubtrieb beſitzt an den oberen Internodien die Ausgangspunkte der charakteriſtiſchen Schwimmblätter, während die unteren Knoten ihre Blätter bald verlieren. Wie Mertens und Koch ſchon richtig ſagen und auch be— gründen, beſitzen die ſchwimmenden Achſen in der Regel nur fünf Blätter, weil die untergetauchten Blätter, die ſich an den unteren Internodien be— finden, die ſchwimmende Lebensweiſe nicht annehmen können und bald ab— ſterben. Die Landform dagegen beſitzt vier- bis fünfmal ſoviel Blätter zu gleicher Zeit. — 165 — Die Landform vom Knöterich, wenn ſie auch ſchon ſeit Jahren in ausgetrockneten Gräben gewachſen iſt, erzeugt, in Waſſerbecken gebracht, hier ſchwimmende Blätter, wie ſie ſonſt nur Polygonum natans hervorbringt. Hildebrand teilt in der „Botaniſchen Zeitſchrift“ Jahrgang 1870 hierüber folgendes im Auszuge mit. Er nahm Landpflanzen, verſenkte ſie in drei Fuß tiefe Waſſerbecken des botaniſchen Gartens zu Freiburg und erzielte aus ihnen Schwimmformen. Zu Anfang des Verſuches befanden ſich die Spitzen der aufrechten Pflanzen noch etwa ¼ Fuß unter dem Waſſerſpiegel— Die Triebe hörten bald auf zu wachſen, ihre Blätter verdarben und aus dem Wurzelſtock entſprangen neue Zweige, die nach einigen Wochen mit ihren Spitzen die Oberfläche des Waſſers erreicht hatten und hier die Schwimmblätter ausbreiteten. Für das Aquarium ſammelt man am beſten die Pflanze im zeitigen Frühling, wenn die erſten, noch rötlichen Schwimmblätter über Waſſer er— ſcheinen. Die Länge der Stengel braucht niemanden zurückſchrecken, die Pflanze paßt ſich dem Waſſerſtande vollſtändig an. Sie wird in den Grund des Aquariums gepflanzt und kann ſowohl im Sumpf- wie im Kaſten— Aquarium gehalten werden. Eine beſondere Wartung verlangt dieſes Ge— wächs nicht, nur ſind die Schwimmblätter von etwa ſich auflegendem Staub von Zeit zu Zeit zu befreien. Die Bebandlung der Pflanzen mit Schwimmölättern im Aqutarium. Die Pflanzen mit Schwimmblättern, deren Belaubung zum großen Teil dem Waſſerſpiegel aufliegt, bedürfen meiſt alle einen geeigneten Boden— belag, wie er Seite 48 beſchrieben iſt, um ſich in voller Schönheit ent— falten zu können. Alle aufgeführten Arten Jind ausdauernd. Viele von ihnen ziehen über Winter ein, d. h. ihre Blätter vergehen und nur der Wurzelſtock, der in der Bodenſchicht des Aquariums eingebettet iſt, über— dauert den Winter und treibt im Frühling neue Blätter und Blüten. Ihrer Größe wegen ſind nicht alle Arten für kleine Behälter zu empfehlen, ſodaß es angebracht iſt, nicht ausgewachſene Pflanzen von ihnen in das Aquarium zu ſetzen, ſondern Sämlingspflanzen zur Beſchickung zu verwenden. Der— artige im Freien gefundene Exemplare werden an ihrem Standorte vor— ſichtig aus der Erde genommen, in Waſſer nach Hauſe gebracht und hier, wie Seite 47 geſagt, in die Becken gepflanzt. Der Same von im Zimmer gezogenen Stöcken muß, wenn er ſeine Keimkraft nicht verlieren ſoll, wie es ja auch bei vielen anderen Waſſerpflanzen der Fall iſt, im Waſſer auf— bewahrt werden. Ausgeſäet wird er in Schlamm, Lehm oder in mit einer Beimiſchung von Torf gefüllten Gefäßen, die nur einen geringen Waſſer— ſtand beſitzen. Wie die untergetauchten Waſſerpflanzen, verlangen auch die Pflanzen mit Schwimmblättern nur eine geringe, kaum nennenswerte Pflege. Ihre großen, der Waſſerfläche aufliegenden Spreiten, die bei einigen Arten, ee z. B. der weißen und gelben Seeroſe, im Herbſte und Winter untergetaucht ſind, müſſen von Zeit zu Zeit von dem ſich auf ſie legenden Niederſchlag befreit werden, was leicht durch ein Abwiſchen mit einem feuchten Schwamm geſchieht. Wird dieſes verſäumt, ſo werden die Blätter unanſehnlich und gehen vor der Zeit ein. 4. OBummpfpflanzen (Plantae demersae.) Die hierzu gehörenden Pflanzen ſtehen am Rande der Gewäſſer, im Sumpf, wie ſchon ihr Name jagt. Dieſelben können zu gewiſſen Zeiten, je nach dem Stande des Waſſers, in dieſem ſtehen, oder in dem durch— feuchteten Grunde wachſen, ſo daß ihre Wurzel nur in das Waſſer des Untergrundes eindringt. Stengel und Blätter ſtehen meiſt über dem Waſſer— ſpiegel, doch kommen auch Sumpfpflanzen vor, welche vom Ufer aus ſchwimmende Stengel über die Oberfläche des Waſſers hintreiben. Zu ihrem Wohlbefinden bedürfen alle Arten des Waſſers, in dem ſie bald tiefer, bald flacher ſtehen. 1. Gemeines Pfeilkraut (Sagittaria sagittaefolia L.). Sagittaria major Scop. Sagittaria heterophylla Schreb. Gemeines Pfeilblatt. Das Rhizom iſt ungegliedert und ſchwach, ſitzt ſenkrecht im Boden und treibt manchmal kriechende Ausläufer. Die untergetauchten Blätter ſind ſchmal linealiſch, an ihrem Ende abgerundet. Die über Waſſer tretenden ſind langgeſtielt, tiefpfeil— förmig, 3- bis önervig. Ihr Stiel iſt unten dreikantig, nach oben zu ſehr ver⸗ dünnt. Zwiſchen den untergetauchten und den oberen Blättern zeigen ſich Über— gangsformen. Der oft meterhohe, dreikantige Schaft iſt dreizählig-quirlig veräſtelt und trägt eingeſchlechtliche Blüten. Die unteren Blüten find P, die oberen Z. Das Kelchperigon iſt klein und grün. Das Kronenperigon iſt groß, beſteht aus rundlichen weißen, rot genagelten Blättern. Staubgefäße und Fruchtknoten ſind zahlreich auf kugeligem Fruchtboden vorhanden. Letzterer iſt flachgedrückt, berandet. Blütezeit Juni und Juli. O Sümpfe, Teiche, Landſeen und langſam fließende Flüſſe. Für gewöhnlich bildet das gemeine Pfeilkraut, welches als Sumpf— ſtaude die Ufer unſerer Gewäſſer ziert, keine ſubmerſe Form, indeſſen kommt hin und wieder ein ausgeſprochenes Unterwaſſerleben auch bei ihm vor. Vollſtändig untergetaucht ähnelt die Pflanze dann ſehr der Sumpfſchraube, und hat auch jchon zu Verwechſelungen mit letzterer, ſogar von Seiten Linnés, Veranlaſſung gegeben. Die an der geſtreichten Achſe grundſtändig ſitzenden Blätter ſind bei dieſer Form alle lineal, außerordentlich lang, unter Umſtänden ſich ſpiralförmig windend, halbdurchſichtig und flutend. Blüten werden von dieſer Pflanze nicht entwickelt, die Vermehrung geſchieht allein auf vegetativem Wege durch Knollen. Nur in tiefem Waſſer kommt dieſe Form vor. Iſt der Waſſerſtand nicht jo hoch und vermag die Pflanze mit den oberen Blättern die Oberfläche zu erreichen, ſo bilden ſich, durch Über— gangsformen vermittelt, Schwimmblätter mit oval verbreiteter Spreite und dieſe können je nachdem in die ſpießförmigen Luftblätter übergehen. Jede in nicht zu tiefem Waſſer überwinternde Knolle erzeugt dieſe drei Blatt— formen. Beſonderen Einfluß auf die Bildung der Blätter hat das Waſſer. een = Sind die Blätter während ihrer Entwicklung einer lebhaften Strömung ausgeſetzt, ſo wird die Blattſpreite faſt gänzlich unterdrückt. Was von ihr noch vorhanden iſt, nimmt die Geſtalt eines Spachtels an, oft iſt ſogar jede Spur der Spreite verloren gegangen. Die Knollen, welche das Pfeilkraut entwickelt, ſind eigentümlich. Aus dem knotigen, im Schlamm ruhenden Stamm ſprießen gegen den Herbſt zu Ausläufer hervor, deren Niederblätter in eine feſte Spitze auslaufen. Das vorderſte Blatt, von welchem das knollig verdickte Ende des Ausläufers eingehüllt iſt, trägt eine ſtarre Spitze und übernimmt die Rolle eines Erd— bohrers, indem dasſelbe für die bis zu 25 em ſich verlängernden Ausläufer den Weg bahnt. Hier an dem etwa haſelnußgroßen Ende des Ausläufers bildet ſich eine kleine Knoſpe mit grünlichen, dicht übereinander liegenden Blättchen aus, die ſamt den knollenförmigen Trägern den ganzen Winter hindurch friſch bleibt, während der Stock, von dem der Ausläufer abſtammt, ſtirbt. Im Frühjahr wächſt jede der einzelnen Knoſpen zu einem neuen Stocke aus, indem ſie die Reſerve— ſtoffe des ihr zur Unterlage dienenden Knollens verbrauchen und dort, wo ſich der alte Stock im vorigen Jahre erhoben hat, ſteht jetztein Trupp junger, getrennter Stöcke. Das an allen Orten zu findende Pfeil— I 3 1 kraut iſt eine der dankbarſten und wert- a, volliten Pflanzen für das Aquarium. Sehr ö (ine oe lohnend iſt es, im Herbſte Brutknoſpen von dieſem Gewächs zu ſammeln und aus dieſen junge Pflanzen zu ziehen. Zu dieſem Zwecke nehme man die Mutterpflanze vorſichtig aus dem Sumpf und ſchneide die Knoſpen, die ſich unten an der Wurzel befinden, ab. Dieſe Knoſpen wirft man einfach in das Aquarium, wo ſie ſogleich unterſinken. Will man noch ein übriges thun, ſo kann man ſie auch in den Bodengrund einſetzen und zwar ſo, daß die Spitze der Knolle nach oben ſteht. Hat das Aquarium ſeinen Standort im geheizten Zimmer, ſo beginnen einzelne Knoſpen ſchon Mitte Januar zu treiben. Hat man die Knoſpen nicht eingepflanzt, ſo ſteigen ſie an die Oberfläche, wo ſie verbleiben bis die erſten, zarten, weißen Wurzelſpitzen ſich zeigen, dann aber iſt es nötig, die Pflanze in die Bodenſchicht einzupflanzen und zwar ſoweit, daß der Wurzelkranz etwa 1½ em unter die Erde zu ſtehen kommt, da die Knolle ſtets nachſchiebt. Die an tiefen Stellen im Aquarium eingeſetzten Knollen kommen nicht zur Blütenbildung. Nur dort, wo die Knolle eine geringere Waſſerſchicht — 168 — über ſich beſitzt, und die Pflanze einen hellen Standort hat, entwickelt ſie ihre ſchönen Blüten. Das Pfeilkraut liebt ein Gemiſch aus Moor-, Torf-, Schlamm-, Lehm— erde und Flußſand, gedeiht aber ſonſt auch in jedem Bodengrund und Figur 92. Pfeilblatt (Sagittaria sagittae⸗ folia). Winterknolle. a. Inſertionshöhe des Scheidenblattes Su b. des vom Scheiden— blatt Sz, von dem die Endknoſpe einge— ſchloſſen wird. Das erſte Scheidenblatt der * liebt im Zimmer eine Waſſertiefe von 15 bis 25 em, ohne daß dieſes indeſſen eine Bedingung für die Pflanze iſt. Dieſe und die folgenden Pfeilkrautarten, mit Aus— ſchluß von Sagittaria japonica flore pleno, die unfrucht— bar iſt, laſſen ſich unſchwer im Zimmer durch Samen ziehen. Es iſt leicht, denſelben keimfähig von der Pflanze zu erhalten, da dieſe Pollenblüten und Frucht— blüten entwickelt. Wird in den Mittagſtunden eines ſonnigen Tages mit einem feinen Pinſel der Staub aus den männlichen Blüten auf die Narbe der weiblichen übertragen, dann die Pflanze vor Näſſe, die auf die Blüte fallen kann, geſchützt, ſo erfolgt ſicher ein Samen— anſatz. Der Same wird in flache Gefäße, die einen Bodenbelag beſitzen, ausgeſäet und an das Fenſter eines ſonnigen Zimmers geſtellt, wo er dann zu keimen beginnt. Knolle iſt verreift. Weitere Pfeilkrautarten, auf deren Kultur das oben Geſagte ebenfalls anzuwenden iſt, ſind: a. Chineſiſches Pfeilkraut (Sagittaria chinensis). Die untergetauchten Blätter ähneln denen der Sumpfſchraube. Später entſtehen die in der Abbildung dargeſtellten Blätter, die ſich über Waſſer auf langen Stielen erheben, indeſſen keine Pfeilform zeigen. Die Blüten ſind klein und weiß und ſtehen auf längeren Stielen. Blütezeit Sommer bis zum Spätherbſt. O China. Das chineſiſche Pfeilkraut blüht im Aquarium üppig, wenn es einen genügenden Bodenbelag aus einer Miſchung Torferde, Lehm und Sand beſitzt. Die Vermehrung geſchieht reichlich durch Ausläufer und durch Samen. b. Sagittaria japonica flore pleno. Die Pflanze erinnert ſehr an unſer heimiſches Pfeil kraut, ſolange die Blüten nicht erſcheinen, doch ſind die Blätter größer und zarter. Die Farbe der Blüten it weiß, roſa angehaucht, die unteren Blüten ſind © %r die oberen 5. Blütezeit Mai bis September. @) Japan. Zum guten Gedeihen beanſprucht dieſe Pflanze lehmig-ſchlammigen Boden und wenn ſie zur Blüte ſchreiten ſoll, nicht ſehr tiefen, eher flachen Chineſiſches Pfeilkraut (Sagittaria Figur 93. chinensis). 1. Blatt, 2. Blütenſtand. — 169 — Waſſerſtand. Iſt das Waſſer, in dem das Pfeilkraut wächſt tief, ſo werden keine Blüten erzeugt, im anderen Falle erſcheinen die großen, gefüllten, un— fruchtbaren Blüten reichlich, verblühen indeſſen ſchon nach einem Tage. Die Dauer der Blüte des ganzen Blütenſtiels erſtreckt ſich auf etwa 8 Tage. Im Herbſt ſtirbt die Pflanze ab, nachdem reichliche, mit Knollen verſehene Ausläufer in den Boden getrieben ſind. ec. Sagittaria motevidensis. Die Blätter groß, in der Form dem gemeinen Pfeilkraut ähnlich. Die Blüten ſitzen in 7—12 Quirlen um jeden Blütentrieb und entwickeln ſich von oben nach unten, nicht wie bei dem gemeinen Pfeilkraut umgekehrt. Die Blüte iſt weiß, jedes Blütenblatt am Grunde mit einem zimmetfarbenen Fleck verſehen. Die drei unterſten Quirle bringen 9, die oberſten § Blüten hervor. J. Süd-Amerika. Dieſes Pfeilkraut iſt das Stattlichſte von allen und beſonders für große Aquarien zu empfehlen, da es auch über Winter grün bleibt und Blüten hervorbringt. Die Vermehrung geſchieht nur durch Samen. Knollen und Ausläufer werden nicht hervorgebracht. 2. Aburchſelnd blättriges Cyperngras (Cyperus alternifolius L.). Das Rhizom kriecht ausläuferartig im Bodengrund. Der ſchlanke Schaft, welcher nicht ſelten über 40 em lang wird, trägt einen Schirm von flachen, linealen, lang— zugeſpitzten, ſaftig- grünen Blättern. Im Anfange ihrer Entwickelung ſtehen dieſe gerade vom Halm ab, nachher ſind ſie mehr oder weniger nach unten gebogen. In den Blattwinkeln entwickeln ſich die federgrasähnlichen Blütenriſpen, welche im Bogen überhängen. Sie find unanſehnlich braunrot und zweizeilig geſtellt. Blüte— zeit iſt verſchieden, fällt indeſſen meiſtens im April oder Anfang Mai. Frucht drei— kantig. J. Madagaskar. Zur Familie Cyperus gehören etwa 500, meiſt in wärmeren Ländern lebende Arten, von denen indeſſen hauptſächlich nur das abwechſelnd blätt— rige Cyperngras mit ſeinen Spielarten als Zierpflanze gepflegt wird. In Madagaskar wächſt dieſes Gras an den Ufern der Gewäſſer, wie bei uns die Binſe, und verleiht der Landſchaft ein ganz eigenartiges Gepräge, da die Halme mit ihren Blätterkronen eine gewiſſe Ahnlichkeit mit der Zwerg— palme beſitzen. Für das Aquarium iſt das Cyperngras eines der reizendſten Sumpf— gewächſe; ſeine Härte und Widerſtandsfähigkeit, die allen denen genügend bekannt iſt, welche es beſitzen, laſſen es ſelbſt unter ungünſtigen Bedingungen und ohne ſonderliche Pflege im Becken gedeihen. Beſonders eignet es ſich für die Bepflanzung der Felſengrotten, gedeiht indeſſen ebenſo vortrefflich in tieferem Waſſer, wenn es allmählich an einen ſolchen Stand gewöhnt wird. Große, ſchöne Exemplare des Cyperus, die durchaus keine Seltenheit ſind, bilden den ſchönſten Schmuck jedes Aquariums. Die Schönheit der Pflanze hängt jedoch von ihrem Alter und von der ungeſtörten Entwicklung der Wurzel ab. Kann dieſe ſich genügend ausbreiten, ſo werden die Halme ſtattlich und hoch, entwickelt ſich die Wurzel nicht gut, ſo bleiben die Halme — 170 — klein. Wurzeltriebe, die durch Spalten und Riſſe der Grotte dringen, laſſe man ungeſtört weiter wachſen. Ihre Entfernung ſchadet nicht nur der Pflanze, ſondern es wird dem Aquarium auch ein ſchöner Schmuck und den Fiſchen gern aufgeſuchte Schlupfwinkel hierdurch vernichtet. Die Wurzeln der Pflanze ſchillern vom dunkelſten Rotbraun bis zum glänzendſten Silber— weiß in allen Farbenabſtufungen; in maleriſchen Windungen durchziehen ſie bei alten Stämmen das Waſſer und beſitzen die Fähigkeit, das Waſſer von Trübung zu reinigen. Alles dieſes ſind wahrlich Gründe genug, die Pflanze ſo wachſen zu laſſen, wie es derſelben beliebt. „Ich beſitze einen Cyperus, der, als ich ihn vor 6 Jahren ins Aquarium ſetzte, drei dünne Halme hatte, deren er heute aber 60 aufweiſt. Einige derſelben find 1½ m hoch und von der Dicke eines Bleiſtiftes, die übrigen aber klein und nicht dicker als ein Weizenhalm. Alle ſtarken Halme wuchſen im Frühling, während welcher Zeit ich die Wurzeln unberührt ließ, die ſchwachen im Sommer, nachdem ich beim Reinigen des Aquariums die Wurzeln be— ſchnitten hatte. Dieſelbe Erſcheinung habe ich auch an anderen Exemplaren zu beobachten Gelegenheit gehabt; infolgedeſſen hörte ich mit dem Be— ſchneiden auf.“ Die Pflege des Cyperus im Aquarium beſchränkt ſich darauf, die Blätter von Staub ec. zu reinigen, da dieſelben ſonſt leicht gelb werden und vertrocknen. Zeigen einige Blätter gelbe Spitzen, ſo ſind dieſe eben— falls durch Abſchneiden mittelſt einer ſcharfen Scheere zu entfernen. Einen möglichſt hellen Standort liebt die Pflanze ungemein. Die Vermehrung derſelben läßt ſich auf verſchiedene Art ausführen. Für Pflanzen, die aus dem Bodengrund genommen ſind, wird die Wurzel ſo geteilt, daß jedes Stück wenigſtens einen Halm beſitzt. Jeder dieſer Teile wird in eine ſtets feucht zu haltende Miſchung von Sand und Erde geſetzt. Auch die in den Blattkronen ſich zahlreich bildenden Schößlinge werden zur Vermehrung benutzt. Man bricht dieſe aus und ſtellt ſie ſo lange in Waſſer, bis ſie Wurzeln geſchlagen haben, oder man pflanzt ſie ſofort an Ort und Stelle. Bleiben die Schößlinge an der Mutterpflanze, ſo kann man verſchiedene Generationen auf einem Halme erhalten. Obgleich noch einige ähnliche Verfahren, die eine weitere Vermehrung der Pflanze zulaſſen, bekannt ſind und auch angewendet werden, will ich mich doch auf dieſe beiden beſchränken und nur noch der Aufzucht der Pflanze aus Samen gedenken, da dieſe die lohnendſte von allen iſt. Man füllt zu dieſem Zwecke einen Topf mit ſandiger Erde, ſtreut den Samen darauf, und bedeckt ihn mit einer dünnen Schicht Sand. Alsdann jet man den Topf etwa ½ em unter Waſſer. Sobald die kleinen Pflänzchen kräftig genug ſind, werden ſie verpflanzt. Samen erhält man von alten Aquarienpflanzen oder aus geeigneten Handlungen. Cyperusarten, die von Gärtnereien angeboten werden und auf deren Pflege und Kultur faſt dasſelbe anzuwenden iſt, ſind: a. Cyperus alternifolius nanus. Die Pflanze gleicht der vorgenannten, nur iſt ihr Wuchs gedrungener. 4, Eee b. Cyperus alternifolius variegatus. Die Blätter ſind ſilberweiß gerandet oder geſtreift.““ A, © Oyperus Jueidus R. br. Dieſe Pflanze bildet wurzelſtändige, dichte Raſen bildende Blätter von bis 1 m Höhe. Auf der Spitze der Halme ſtehen doldenförmige Blütenſtände. J. Auſtralien. d. Cyperus Papyrus, Papyrus antiquorum L. Die Schäfte ſind faſt dreieckig, ſie tragen auf ihrem Scheitel einen ſprengwedel— förmigen Büſchel von grünen, fadenförmigen, gabelig geteilten Verzweigungen. 4. Agypten. (Vergleiche Figur 4. Rundes Aquarium auf einem Blumentiſche. Hinter den Felſen ſtehen zwei Papyrus, die im Bodengrund eingeſetzt ſind.) Weitere im Handel noch vorkommende Arten führe ich nachſtehend dem Namen nach auf: e. Cyperus distans. — f. Cyperus laxus — g. Cyperus longus. — h. Cyperus vegetus. — i. Cyperus eonyestus. — 3. Hummpf-Schlangenmurz (Calla palustris L.). Schlangenkraut, Schlangenwurzel, Drachenwurzel, Sumpf-Kalla, Roter Waſſerpfeffer, Schweinsohr. Der grüne, gegliederte, weit veräſtelte Wurzelſtock kriecht im ſumpfigen Boden ſchlangenartig und ſendet fadenförmige Wurzeln aus, die beſonders an den Knoten und der unteren Seite hervorbrechen. Die Enden des blattloſen Rhizoms ſteigen ſenkrecht empor und ſind hier mit mehreren, dicht aufeinander folgenden, langgeſtielten, am Grunde herzförmigen, am Ende geſchweift zugeſpitzten, ganzwandigen, glatten, glänzenden, hellgrünen bogennervigen Blättern beſetzt. Aus ihrer Mitte erhebt ſich der Blütenſchaft, der an der Spitze eine etwas fleiſchige, innen weiße, am Grunde und an der Spitze etwas eingerollte, außen grüne Blattſcheide und den kurzen Blütenkolben trägt. Der Kolbenſtiel iſt dick, ſtielrund, glatt, glänzend. Der Kolben iſt kurz cylindriſch, ſtumpf, innerhalb der Scheide geſtielt. Jede Blüte beſteht aus ſechs grünen Hüllblättern, ſechs Staubblättern und einem oberſtändigen, kegelförmigen, 2- bis Zfächerigen Fruchtknoten mit ſitzender Narbe. Dieſe wird in der Reife zu einer roten Beere, welche oben mit einem aufgeſetzten Spitzchen endigt und mit Längsfurchen verſehen iſt. Die Fächer ſind einſamig, der Same länglich mit ſcharfem Flügelrand. Blütezeit Mai bis September. J. In Bächen, Gräben und Sümpfen. Häufig in Sumpfgegenden. Der im Schutze der Schilfpflanzen, oder an den Ufern verſumpfter Flüſſe, Teiche und Gräben, da wo dieſe durch den Wald ziehen, wachſende Sumpf-Schlangenwurz, iſt dem Botaniker beſonders wichtig in Bezug auf die Beſtäubungsweiſe, die bisher noch nicht feſtgeſtellt worden iſt. Ehe ich etwas näher hierauf eingehe, will ich noch kurz vorausſchicken, daß bei dieſer Pflanze neben echten Zwitterblüten auch reine Pollenblüten vor— kommen. Bei der Beſtäubung iſt es fraglich, ob die Pflanze durch Schnecken oder Inſekten befruchtet wird oder, wie Kerner und Andere vermuten, einer Befruchtung durch Regen oder Tau angepaßt iſt. Die Wurzel, die anfangs fade ſchmeckt, nachher ſehr heftig brennend, wurde ſonſt gegen den Biß von Schlangen angewendet, auch war ſie als Dieſe Abart artet leicht aus, d. h. fie erzeugt wieder grüne Blätter. Dieſelben müſſen, ſobald ſie ſich zeigen, entfernt und der Pflanze weniger nahrhafte Erde geboten werden. ee Schweißmittel im Gebrauch unter dem Namen Radix dracunculi aquatici. Der ſcharfe Stoff iſt jedoch flüchtig, und benutzt man daher das Mehl der Wurzel in Lappland und Schweden, mit Roggenmehl gemiſcht, zur Brot— bereitung. Die roten Beeren der Pflanze ſind giftig. Dieſe Pflanze gehört mit zu den empfehlenswerteſten Sumpfgewächſen für das Aquarium. „Sie iſt nicht nur ſchön und ausdauernd,“ ſchreibt Hartwig in der Iſis, „ſondern auch von bedeutendem Nutzen; denn ſie hält (wie auch ihre fremdländiſchen Verwandten) durch ihr bedeutendes Aufſaugungsvermögen das Waſſer des Aquariums klar. Dieſe letztere Eigenſchaft der Aronsgewächſe lernte ich auf Madeira kennen und überzeugte mich nach meiner Rückkehr nach Berlin davon“. Ein recht feuchter Standort iſt für ein gutes Gedeihen der Pflanze unbedingt von nöten, doch iſt zu beachten, daß der Sumpf-Schlangenwurz Sommer wie Winter nicht den gleichen Waſſerſtand verträgt. Eine Vermehrung des Gewächſes läßt ſich im Frühling oder Sommer durch Wurzel— teilung bewerkſtelligen, auch mit Hilfe des Samens ausführen. Dieſer wird gegen Ende des Sommers eingeſammelt, wenn die Blütenkolben mit ihren Früchten ins Waſſer ſinken und der Same von einer gallertartigen Maſſe umgeben, die Frucht— hülſen verläßt. In Gefäße gethan, die einen Schlammgrund beſitzen und oberhalb — einen geringen Waſſerſtand aufweiſen, Figur 94. Sumpf-Schlangenwurz . RR (Calla palustris). kommt er zum Keimen. J. Weißgefleckte Ralla (Richardia albomaculata Hook). Die Knollen ſind ſcheibenförmig, treiben dicke, faltige, weiße Wurzeln in den Boden, nach oben erheben ſich lange, dünne Triebe, aus deren Hüllen ſich die ein gerollten Blätter entwickeln. Das ausgewachſene Blatt iſt pfeilförmig, langgeſtreckt und wellig. Die Grundfarbe des Blattes iſt ein ſchönes Grün, ſtark mit länglichen, jilberfarbenen Flecken gezeichnet. Die große Blütenſcheide iſt innen weiß, außen grün und trägt hier den Blütenkolben. Blütezeit Juni oder Juli. J. Natal. Von dieſer Art nur in der Geſtalt unterſchieden, in Haltung, Pflege und Kultur ſich jedoch faſt deckend, iſt die 5. Afrikaniſche Kalln (Richardia aethiopiea L.). Richardia africana, Calla aethiopiea Kth. Aus der Wurzelknolle entſpringen, hauptſächlich oben, weiße Fadenwurzeln, die in den Boden eindringen. Nach oben werden die großen, im Anfange gerollten, auf langen Stengeln ſitzenden herzförmigen Blätter von dunkelgrüner Farbe getrieben, die weiß-grüne Blattnerven beſitzen. Die Scheide iſt kappenförmig, groß und weiß. Den Blütenkolben hat die Kalla mit der weißgefleckten Kalla und dem Sumpf— Schlangenwurz gemein. Blütezeit vom Sommer bis in den Herbſt. J. Afrika. Eine ſchöne Schilderung der Richardien bringt Sprengler im dritten Bande von Natur und Haus. Dieſer jagt: „Richardia aethiopiea tft im dunklen und im dunkelſten Afrika weit verbreitet. Man bekommt ſie aus Agypten, vom Gazellenfluſſe, vom weißen Nil, aus dem Natal- und dem Zululande, dem Kaplande u. ſ. w. Und wahrſcheinlich bewohnt ſie ganz Mittel- und Südafrika. Im Natal wächſt ſie zuſammen in moorigen Brüchen der Gebirge mit Asparagus plumosus, Vallota Clivia, alles dem Gärtner und Liebhaber wohlbekannte ſchöne Pflanzen. Sie liebt moorigen, ſchwarzen Sumpfboden, kommt aber in dem weiten Gebiete ihres Heimat— landes in allen Höhenlagen an feuchten Stellen vor. Sie wandert mit den Quellen in die Ebene, umſäumt Sümpfe und Moräſte, klettert über Felſen und wächſt im Buſchwalde, wo es nicht allzu trocken iſt. Kaum eine Pflanze ihres ganzen Geſchlechtes tt jo genügſam und dann wieder jo anſpruchsvoll, ſo beſcheiden und dann wieder ſo üppig, ſo wandelbar und doch ſo ſcheinbar einförmig als dieſe Kalla. Wahre Rieſen erzieht man aus den halbvertrockneten Knollen reſp. Rhizomen, die man z. B. aus dem Natal gelegentlich bekommt, Zwerge an Geſtalt dagegen ſind die— jenigen, welche vom Kaplande kommen. Wie mit Silber belegt erſcheinen die Rieſenblätter der Kalla des Zulu— landes, und grasgrün, friſch und fröhlich ſchimmern in der Maienfarbe diejenigen Agyptens. Zahlreiche Formen ſind zweifelsohne noch nicht entdeckt, denn jede neue Sendung Figur 95. Afritaniſche Richardie ſolcher Knollen bringt uns neue, ab— (Richardia aethiopiea). weichende Geſtalten. Calla aethiopiea iſt wandelbar wie kaum eine andere Pflanze in ihren Neigungen und ſchmiegt ſich jedem Verhältniſſe an. Sie lebt im Waſſer, am Rande der Gewäſſer, im Sumpf, in dürren Felſenritzen, im Walde, auf der blumigen Wieſe, im Bruche, faſt all-überall und meidet nur die Wüſte. Ob fließendes oder N ſtehendes Gewäſſer iſt ihr gleich. Sie fügt ſich überall und paßt ſich an, ſo gut es geht.“ Steht ſie im Waſſer, ſo grünt und blüht ſie hier das ganze Jahr hindurch, treibt neue Schößlinge und bettet ihren Samen in das Erdreich. Die weißgefleckte Kalla und die afrikaniſche Kalla gehören beide zu den impoſanteſten Sumpfgewächſen eines größeren Aquariums. Allmählich an tiefen Waſſerſtand gewöhnt, dauern beide im Becken vorzüglich aus, wenn ihre Blätter mit dem Waſſer nicht in Berührung kommen. In der Regel wird man dieſen beiden Pflanzen auf dem Felſen einen Platz geben und zwar ſo, daß ihre Wurzeln noch im Waſſer des Aquariums zu ſtehen kommen. Um Riehardia aethiopiea in den Bodengrund zu pflanzen, wähle man große ausgewachſene Exemplare, für die Grotte dagegen kleine und ſolche, deren Wurzelknollen womöglich mehrere Keime getrieben haben. Die Vermehrung geſchieht in den meiſten Fällen bei dieſem Gewächs mittelſt Schößlinge. Dieſe werden Anfang oder Mitte September abge— trennt und in mit Schlamm gefüllte Töpfe geſetzt, die etwa dreiviertel im Waſſer ſtehen, ſodaß die Erde in ihnen ſtets leicht erhalten bleibt. Von acht, Mitte September ſo eingeſetzten Knollen, die der in beiſtehender Ab— bildung dargeſtellten Pflanze entnommen waren, haben ſich ſechs im Dezember ſchon zu netten Pflänzchen entwickelt, während die beiden übrigen erſt zu keimen beginnen. Richardia aethiopiea behält über Winter ihre Belaubung. Die weißgefleckte Kalla wird von Hesdörffer als eine dankbare Blüten— pflanze für Sumpfaquarien bezeichnet. Da ich ſelbſt ſie noch nicht gepflegt habe, gebe ich das wieder, was derſelbe über dieſes Gewächs ſagt: „In der Kultur weicht unſere Pflanze erheblich von allen im Zimmer kultivierten Arongewächſen ab, weil ſie ein Knollengewächs iſt, das im Herbſt völlig einzieht. Die eine große Lebensdauer zeigende glatte Knolle iſt auffallend flach. Mitte Februar oder im März pflanzen wir die bis dahin trocken aufbewahrten Knollen unter Verwendung einer ſandigen Miſtbeeterde in 8 bis 10 em weite Töpfe. Unter dem Einfluß der Wärme des Wohnzimmers und bei möglichſt gleichmäßiger Feuchtigkeit treiben die Knollen ſehr raſch ihre faltigen, dicken, weißen Wurzeln und bald darauf wachſen lange dünne Triebe hervor, deren Hüllen ſich bald löſen, worauf dann die erſten ein— gerollten Blätter ſich zu entwickeln beginnen. Den beſten Platz findet die bewurzelte Knolle im Sumpfaquarium, doch kann ſie auch im Topfe bei einmaligem Verpflanzen während des Sommers weiter kultiviert werden.“ Von anderer Seite wird hierzu ergänzt, daß, ſobald die Pflanze eingezogen hat, die Knolle aus dem Aquarium zu entfernen iſt und an einem Orte mit kühler Temperatur, eingepflanzt in einem Topf, der mit einer Miſchung von Erde, Schlamm und Torf gefüllt iſt, bis Mitte Dezember aufgehoben wird. Dann bringe man den Topf mit der Pflanze in ein ſonniges Zimmer, recht nahe der Glasſcheibe, und ſetze ſie im Februar wieder in das Aquarium. Eingeſetzt kann die weißgefleckte Kalla in den Bodengrund des Aquariums werden, wenn ihre Blattſtengel im richtigen Verhältniſſe zur Tiefe des Waſſers ſtehen, wie es ſchon bei der afrikaniſchen Kalla gejagt worden iſt, ſonſt ziert ſie den Felſen. Die Vermehrung erfolgt entweder durch Wurzelteilung oder mit Hilfe der ſich an der Hauptknolle bildenden Nebenknollen. 6. Froſchlüffel. (Alisma Plantago L.) Aus dem kurzen, ungegliederten Rhizom kommen die grundſtändigen Blätter. Dieſelben ſind unten ſcheidig, langgeſtielt, eirund, am Grunde herzförmig, 5 bis 7 nervig, queraderig, fait ganzrandig. Die untergetauchten Blätter ſind ſchmäler, fait lineal. Der bis meterhohe Schaft iſt blattlos und trägt eine quirläſtige Blüten— riſpe. Nur am Grunde der Riſpenäſte ſtehen lanzettliche, langſpitzige Deckelblättchen. Die Blüten ſind langgeſtielt. Das Außenperigon grün, kelchartig, ſeine Blätter ei— lanzettlich, am Grunde etwas verwachſen. Das Innenperigon beſteht aus drei weißen, innen blaßrot angelaufenen Kronenblättchen, die kreisrund, ſchwach aus— gerandet, gezähnelt ſind. Die ſechs Staubblätter ſtehen paarweiſe vor denſelben. Die Stengel ſind zahlreich, einſamig mit ſeitlichſtehenden Griffeln; die Früchte linſen— förmig, am Rücken 1- bis 2furchig, Blütezeit Juli, Auguſt. J. In ſtehenden Gewäſſern, an Flußufern und naſſen Orten. In allen waſſerreichen Gegenden iſt der gemeine Froſchlöffel ein häufiges Gewächs. Je nach dem Standorte, wo die Pflanze wächſt, zeigt ſie ein verſchiedenes Habitusbild. Steht die Pflanze im tiefen Waſſer, ſo ſind faſt alle Blätter grasartig lineal und flutend, nur einzelne erheben ſich über den Waſſerſpiegel und erweitern hier ihre Blattfläche. In dieſer Waſſerform bleibt die Pflanze ziemlich klein und armblütig. Auch Keim— pflanzen, die im ſeichten Waſſer wachſen, bilden gleichfalls die erſten Blätter ſchmallineal und zart aus, indeſſen gehen dieſelben ſtufenweiſe in Schwimm— und Luftblätter über, während die auf Schlamm an der Luft entwickelten jungen Pflänzchen derbe Erſtlingsblätter mit breiter Spreite hervorbringen. Gewöhnlich führt der Froſchlöffel ein Waſſerluftleben, unter ganz beſonderen Umſtänden auch wohl ein reines Waſſerleben. Pfeifer giebt in ſeinem Werke: „Der goldene Schnitt und deſſen Er— ſcheinungsformen in Mathematik, Natur und Kunſt“ Zeichnungen und Meſſungen über den Blütenſtand des Froſchlöffels, der ſich mit e tiſcher Regelmäßigkeit in die Luft erhebt. Er führt aus, daß das Ver— hältnis des goldenen Schnittes beſonders häufig in dem Aufbau dieſer Pflanze zu Tage trete. Der Froſchlöffel kommt im Aquarium recht leicht fort und gedeiht vorzüglich und üppig in der gewöhnlich verwendeten Erdſchicht, wie ſie Seite 48 beſchrieben worden iſt. Im Herbſt zieht die Pflanze ein und ſprießt im folgenden Frühjahr von neuem hervor. Je nach der Größe des Aquariums verwende man kleine oder große Exemplare zur Bepflanzung. Im Sommer geſammelte kleine Exemplare, die bis zu Anfang oder Mitte des Monats Auguſt, in von der Sonne beſchienenem Waſſer ſchwimmend verbleiben, dann im Aquarium eingeſetzt werden, entwickeln ſich im Herbſt zu hübſchen Pflanzen, die das Becken über Winter zieren. An einigen Orten noch vorkommende Froſchlöffelarten, außer Alisma natans (vergleiche Seite 160), beſchreibe ich kurz. Von ihnen gilt in der Hauptſache dasſelbe, was von den beiden näher geſchilderten Arten geſagt iſt. N a. Herzblattblättriger Froſchlöffel (Alisma parnassi- tolium L.). Echinodorus parnassifolius Engelmann. Bedeutend kleiner und zierlicher gebaut als Alisma plantago. Die Baſalblätter langgeſtielt, aus herzförmigem Grunde eiförmig, ziemlich ſtumpf. Der Schaft faſt ſtielrund, quirlig-traubig oder im unteren Teil riſpig. Die Seitenäſte faſt immer Zzählig. Frucht verkehrt eiförmig, an der Spitze auswärts abgerundet und einwärts vielrillig. Blütezeit Juli, Auguſt. J. Sehr zerſtreut und ſelten. b. Hahnfußähnlicher Froſchlöffel (Alisma ranuneuloides L.). Die Blätter ſind langgeſtielt, lanzettlich, ſehr ſpitz, etwas fleiſchig und von 3 Nerven durchzogen. Die Dolde iſt einfach, 3 bis 7blütig, ſeltener zuſammengeſetzt. Die Früchte find ſchief, länglich, 5kantig, ſpitz. Blütezeit Juni, Juli, Auguſt. 4, Nicht ſo ſelten wie a. Abart hiervon iſt: Alisma ranuneuloides zosterafolium Fries. Alle Blätter lineal, häutig und ſchwimmend. J. Nur ſehr vereinzelt. Dieſe letzten drei Froſchlöffelarten finden ihren beſten Standort in nicht tiefen Aquarien oder ſie werden mit zur Bepflanzung des Felſens ver— wendet. 7. Gemeiner Tannenwedel (Hippuris vulgaris A.) Beetanne. Das Rhizom iſt kurzgegliedert, kriecht im Schlamm des Bodens und wurzelt an den Knoten. Nach oben treibt es einen einfachen, ſtielrunden, je nach der Waſſer— tiefe hohen oder niedrigen, ziemlich dicht mit Blattwirteln beſetzten Stengel, welcher hohl iſt und aufrecht empor wächſt. Die Blätter ſind ſehr ſchmal und linealiſch, ſie kommen aus den Gliedern. Aus den unteren Gliedern treten Wurzeln hervor, aus den mittleren Blätter, aus den oberen Blätter und Blüten. Blätter ſind S bis 15 in jedem Blattwirtel vorhanden. Sie ſind ungeſtielt, die untergetauchten etwas breiter, einnervig und ſchlaff herabgeſchlagen, die oberhalb des Waſſers ſtehenden ſind dagegen abſtehend, etwas ſpitzig und dreinervig. Die Blüten ſind ſitzend, ſehr klein und faſt alle Zwitter. Es kommt je— doch vor, daß unten P, oben 5 Blüten ſtehen, die indeſſen als Verkümmerungen anzuſehen ſind. Das Staubgefäß iſt dem Kelch eingefügt, ſeine große Anthere iſt rot. Der fadenförmige Griffel iſt federartig. Blütezeit Juli und Auguſt. J. 5 In ſchlammigen Teichen, Weihern und Gräben. Figur 96. Gemeiner Tannen- Eine vollſtändig untergetauchte, ſubmerſe wedel (Hippuris vulgaris). Lebensweiſe ihren An del elt 1. Fruchtknoten mit Piſtill und Le ensweiſe führ er Tannenwedel nur ſelten Staubgefäß. und bildet dann auch keine langflutenden Stengel. Steht die Pflanze in tiefem Waſſer, daß ſie die Oberfläche nicht erreichen kann, ſo ſind alle Blätter der untergetauchten Lebensweiſe angepaßt, die Pflanze dagegen erreicht dann nicht ſelten eine bedeutende Länge. Wächſt ſie dagegen auf Schlamm am Ufer, ſo bleibt ſie niedrig. Die Blätter ſind alle kurz und lineallanzettlich. Dieſe Land— form iſt im Gegenſatz zur Waſſerform nur einjährig. Als Aquariumpflanze wächſt dieſes Gewächs unſchwer im Becken weiter — 177 — und treibt im Frühling neue Stengel. Da der Stengel der Pflanze hohl iſt, muß ſie behutſam an ihren Standorten aus dem Schlamm gehoben werden. Eine Vermehrung des Tannenwedels kann durch Wurzelteilung er— folgen. Zu dieſem Zwecke trenne man im Herbſt Ableger mit Wurzeln von der Mutterpflanze ab, ſetzte dieſe in ein mit Schlamm gefülltes Gefäß, welches in Waſſer verſenkt wird, und laſſe ſie hier, bis Schößlinge getrieben werden. Sobald dieſe vorhanden ſind, werden die Pflanzen in den Aquarien— grund gepflanzt, am beſten an ſolcher Stelle, wo ſie viel Licht erhalten. — 8. Herzblatt-Echſenſchwanz (Houttuynia cordata Thbg.). Herzblättrige Houttuynia, gemeine Houttuynia. Aus dem kriechenden Rhizom erheben ſich an jeder Stelle, wo dieſes ſich zweigt, hohe Stengel. Die Blätter ſind herzförmig, ſpitz zulaufend, glattrandig, in der Farbe ſtumpf, oben grün, unten rötlich. Die Blüten ſind klein, entbehren des Kelches und ſitzen in einer kurzen, walzigen Ahre, welche letztere am Grunde von 4 weißen, ovalen Hüllblättern geſtützt iſt, die das Ausſehen von Blumenblättern beſitzen. Jede einzelne Blume beſteht aus einem Fruchtknoten mit 3 Narben, der von 3 einzelnen Antheren umgeben iſt. Blütezeit Juli bis September. J. Japan, Cochinchina und Nepal. Der Herzblatt-Echſenſchwanz iſt in ſeiner Heimat ſehr gemein und in allen Tümpeln und Gräben zu finden. Die Kultur desſelben deckt ſich mit der folgenden Pflanze, ich faſſe daher beide zuſammen und gebe vorher erſt die Beſchreibung. — 9. Glünzender-Eidechſenſchmanz (Saururus lucidus Don). Heller Saururus, glänzender Molchſchwanz. Das kriechende Rhizom treibt hohe, ſtark verzweigte Stengel, die eine Länge von über 1 m erreichen und in der Regel zu mehreren erſcheinen. Die Blätter ſind geſtielt, herzförmig, gekrümmt, glänzend dunkelgrün in der Farbe und ſtark aromatiſch duftend. Aus einem oberen Teile der Pflanze, einem Blatte gegenüber, entwickelt ſich die Ahre. Die einzelnen Blüten dieſer entbehren des Kelches und der Blumen krone, ſie ſind kurz geſtielt und ſitzend. Die Staubfäden ſind weiß. Blütezeit Juni bis September. J. Im Süden von Nordamerika. Der ebenfalls in ſeiner Heimat ſehr gemeine glänzende Eidechſen— ſchwanz zählt mit dem Herzblatt-Echſenſchwanz zu den dankbarſten Sumpf— pflanzen eines größeren Aquariums. Beide Pflanzen gedeihen in jeder Erdmiſchung und entwickeln ſich, wenn ſie in ihrem Wachstum ungeſtört gelaſſen werden, zu impoſanten Gewächſen. Zum Bepflanzen des Beckens wähle man Pflanzen, die ſo hoch ſind, daß ſie ihre unterſten Blätter über den Waſſerſpiegel tragen. Junge Pflanzen in tiefes Waſſer geſetzt, vegetieren hier ohne ein nennenswertes Wachstum zu zeigen; um gut zu gedeihen, muß wenigſtens bei den Pflanzen das Herz des Spitzblattes über Waſſer bleiben. Zu einer ſchönen Ent— wicklung dieſer reizenden Gewächſe ſei das Becken, in dem die Pflanze ſteht, nicht zu klein. Wenn auch beide in kleineren Becken fortkommen Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 12 — 178 — können, ſo hemmen ſie die übrigen Pflanzen in ihrem Wachstum ſehr, wenn der Pfleger zu viele Stengel ſtehen läßt, ſie nehmen den Pflanzen das Licht weg und dadurch verkümmern dieſe. Die überzähligen Wurzel— rhizome entfernt man am zweckmäßigſten dann, wenn ſie einige Blätter über den Waſſerſpiegel getrieben haben. Die ſo erhaltenen Pflanzen ſetze man in Gläſer, die einen Bodenbelag beſitzen, fülle dieſe mit Waſſer und ſetze ſie mit der Pflanze der Sonne aus. Eine weitere Vermehrung erreicht man durch die vielen Triebe, welche von den Pflanzen hervorgebracht werden. Dieſe ſteckt man einfach in den Bodengrund, daß einige Blatt— achſeln in denſelben kommen, das Herz der Pflanze dagegen über Waſſer bleibt, ſo wurzeln ſie ſtets an. Die aus Wurzeltrieben ſich entwickelnden Pflanzen, die gleich an den, am Stamme ſitzenden weißen Flecken kenntlich ſind, werden faſt immer üppiger als die Mutterpflanze. Beide Pflanzen und ganz beſonders der glänzende Eidechſen— ſchwanz, vertragen die trockene Zimmerluft ganz vortrefflich. „Ja,“ ſagt Nitſche ſehr richtig von letzterem, „er ſcheint ſolche zu verlangen, denn in mit Glas— dach verſehenen Behältern ver— ſtockten die Blätter, ſo daß ich Figur 97. Glänzender Eidechſenſchwanz. je eine Scheibe durch Drahtgaze (Saururus lueidus.) Zweig mit Blüte. erſetzen mußte. Einer weiteren guten Eigenſchaft dieſer Pflanze muß ich noch Erwähnung thun — nur einmal ſah ich bei einem Freunde Saururus lueidus mit einer weißen Blattlausart behaftet —, die gewöhn— liche Blattlaus, die uns an Sagittarien, Alisma und vielen anderen Pflanzenarten gar oft die Freude verdirbt, geht niemals an Saururus lueidus.“ Dieſes kann ich vollſtändig beſtätigen und füge nur noch zu, daß es ſich ähnlich mit dem Herzblatt-Echſenſchwanz verhält. Können Blatt— läuſe andere Pflanzen erreichen, jo ſiedeln fie ſich auf dieſen an, verſchonen aber die beiden Gewächſe mit ihrem ungebetenen Beſuch. Einen Fehler haben beide Pflanzen, ſie ziehen im Herbſt faſt voll— ſtändig ein, bilden aber unter Waſſer neue Zweige, die im Frühjahr zu kräftigen Pflanzen auswachſen. eg 10. Waſſerlieſch (Butomus umbellatus L.). Schwanenblume, Blumen— binſe. Das Rhizom iſt kräftig, fingerdick, ungegliedert und liegt ſchräg im Boden. Aus ihm erheben ſich eine Anzahl baſalſtändiger, bis 1 m langer, linealiſcher, dreikantiger, rinnenförmiger glatter Blätter, und aus deren Mitte der ſtielrunde, blattloſe Schaft. Dieſer trägt am Ende eine reiche, von kleinen ſpitzen Deckblättern geſtützte Schein⸗ dolde. Die Blumen ſind groß, das äußere Perigon mit ſchmäleren, ziemlich ſpitzen und etwas hohlen Blättern, das Innenperigon aus flachen, eiförmigen, ſtumpfen Blättern gebildet. Die Blumenkrone iſt roſenrot angehaucht, dunkel geadert. Blüte— zeit Juni bis September. J. In und an Landſeen und Teichen. (Vergleiche Tafel „eingerichtetes Kaſtenaquarium.“ Der Waſſerlieſch, zur Blütezeit eine der reizendſten Pflanzen, welche das Waſſer einſäumt, oder im ſeichten Waſſer ſelbſt ſteht, hat für den Syſtematiker in der Botanik dadurch Wert, daß dieſes Gewächs das einzige unſerer heimiſchen Flora iſt, welches zur neunten Linné'ſchen Klaſſe gehört. Auf den Beſchauer macht dieſe Pflanze einen entſchieden fremdartigen Eindruck. Ihre eigenartigen, dicken fleiſchigen Blätter, deren Durchſchnitt Figur 98 1 zeigt, geben ihr dieſes ſonderbare Gepräge, das noch er— höht wird durch den ſo hübſchen Blumen— ſtand mit den zart gefärbten Blüten. Der Name des Gewächſes ſtammt aus Griechenland, wo die Blumenbinſe ſehr häufig iſt. Butomaceae*) ſetzt ſich aus den griechi— ſchen Worten Rind, ſchneiden, abfreſſen zu— ſammen. Wer dieſe reizende Pflanze für das Aquarium verwenden will, thut am beſten daran, den Wurzelſtock im Frühling, wenn die Pflanze zu treiben beginnt, einzuſetzen. Will man ſie ſicher zur Blüte bringen, ſo warte man, bis ſich die Knoſpen zu bilden beginnen, mit dem Ausheben. Kommt ſie Figur 98. Waſſerlieſch 8 3 ß 9885 5 Butomus umbellatus,. im Zimmeraquarium zur Blüte, ſo iſt dieſe 1. Durchſchnitt durch das Blatt. Pflanze entſchieden eine der ſchönſten Sumpf— gewächſe, welche das Becken beherbergt. Das Einſetzen geſchieht in die Bodenſchicht. 11. Ulaſſerminze (Mentha aquatica L.). Mentha hirsuta IL, Mentha palustris Miller, Mentha intermedia et purpurea Host. Der wiſſenſchaftliche Familienname. (Bodrouos von 3% Rind, 5s Schneiden, abfreſſen). 12 e Der Wurzelſtock iſt gegliedert, liegend, kriechend und treibt beblätterte Ausläufer. Er hat an den Knoten Wurzelfaſern, die mit zahlreichen Zäſerchen verſehen ſind und geht in den ebenfalls gegliederten, unten in der Regel blattloſen, dann aber be— blätterten und äſtigen, oben mit einem Blütenkopf endigenden, bald kahlen, bald mit herabgebogenen weißen Haaren mehr oder weniger beſetzten, 30 bis 60 em hohen Stengel über. Die Aſte, welche von den höheren Blattachſeln entſpringen, ſind ſtets kürzer als der Hauptſtengel und endigen ſehr oft mit einem Köpfchen. Alle Blätter ſtehen ſich gegenüber, ſind bald lang-, bald kurzgeſtielt, in ihrer Form meiſt ſtumpf, mehr oder weniger am Rande ſtark geſägt, am Grunde etwas keilförmig. Sie können in der Form auch bald mehr rundlich, bald herzförmig auftreten. Die Haupt— adern und der Nerv treten unten etwas hervor. Die Blumen ſtehen in Schein— quirlen, die aus vielblumigen, achſelſtändigen Trugdöldchen beſtehen, fie bilden einen ſtumpfen Blumenkopf. Der Kelch it grün, die Blumenkrone lila und in 4 ſtumpfe Zipfel geſpalten. Blütezeit Juli bis Oktober. Die vier kleinen braunen Früchtchen liegen am Grunde des Kelches, werden indeſſen oft nicht ausgebildet. “ An Fluß— ufern, Bächen, Teichen, Gräben und an naſſen Orten. Die Waſſerminze dürfte nur vereinzelt als Aquariumpflanze gehalten werden, obgleich gerade ſie namentlich wegen ihres angenehmen, erfriſchen— den Wohlgeruches für das Aquarium zu empfehlen iſt. Die krausblättrige Minze, die nur kultiviert vorkommt, beſitzt einen noch ſtärkeren aromatiſchen Geruch, einen balſamiſch-bittern Geſchmack und liefert als Herba Menthae erispae ein treffliches Arzneimittel, welches die Stelle der Pfefferminze in vielen Fällen vertritt, wo der Reiz weniger ſtark ſein ſoll. Die Mentha aquatica beſitzt dieſer gegenüber einen weit weniger angenehmen Geruch und übt eine viel ſchwächere Wirkung aus. Die Blüten entwickeln ſich während des ganzen Sommers. Als Aquariumpflanze iſt die Waſſerminze ein gutes Gewächs, da ſie leicht im Becken fortkommt, durch ihre lange Blütezeit das Auge und durch ihren Geruch die Naſe erfreut. Sie kann im kleinſten, wie im größten Becken gezogen werden, nur darf die Waſſertiefe nicht zu bedeutend ſein. Sehr gut entwickelt ſie ſich, wenn ſie 15 bis 20 em im Waſſer ſteht und hier eingeſetzt wird. Eine beſondere Pflege verlangt die Pflanze nicht. 12. Maſſerfenchel (Venanthe Pellandrium Lam.) Pellandrium aqua- ticum L. Rebendolde, Roßkümmel, Pferdekümmel, Roßfenchel. Der unterirdiſche, fingerdicke Stengel, fälſchlich Wurzelſtock genannt, iſt faſt möhrenförmig, fächerig und ziemlich weich, an den Gliedern ganz mit zarten, weißen Wurzeln bedeckt. Der über dem Boden beſindliche Stengel iſt hin und her ge— bogen, ſehr äſtig, tief gefurcht, glatt und hohl. Die Blätter ſind doppelt und drei— fach gefiedert, alle geſtielt, die untergetauchten in haardünne Lappen zerteilt. Die oberen ſind hellgrün in der Farbe, haben eirunde, ganze, dreiſpaltige oder fieder ſpaltige, haarloſe Fiederlappen, die ſtumpf, mit einem feinen Stachelſpitzchen endigen. Die unterſten, über dem Waſſerſpiegel ſich befindenden Blätter ſind ziemlich groß, 3. und mehrfach-fiederig geſchnitten, nach oben zu werden ſie kleiner und weniger zuſammengeſetzt. Die Blattſtiele ſind rund und an der Baſis beſcheidet. Die den Blättern gegenüberſtehenden Dolden ſind kurzgeſtielt. Ihre Hülle fehlt in den meiſten Fällen. Die Döldchen ſind gewölbt, ihre Hüllblätter pfriemenförmig; von den 5 Kelchzähnen ſind zwei etwas größer. Die Kronenblätter ſind ein wenig ungleich. Blütezeit Juli, Auguſt. Die Frucht hat auf der einen Seite 2 Furchen, auf der anderen 5 Rippen. O O) In ſchlammigen Gräben, Teichen de. Als Sumpfgewächs hebt der Waſſerfenchel den ſehr äſtigen geſpreizten Stengel hoch über das Waſſer. Steigt das Waſſer des Standortes, über— flutet es nur die unterſten Blätter der Pflanze oder das ganze Gewächs, ſo paſſen ſich die betreffenden Organe der Pflanze genau dem Medium an, und die Pflanze wächſt als Unterwaſſer-Pflanze ohne Störung weiter. Schon der Same zeigt eine große Anpaſſungsfähigkeit. Keimt er im tiefen Waſſer, ſo entwickelt ſich die Pflanze zu einem ſubmerſen Gewächs, bis ſie ſchließlich die Oberfläche erreicht and als Sumpfſtaude ſich in die Luft erheben kann. Hier unter Waſſer gekeimt, zeigen ſich die Blätter in pfriem— liche, faſt haardünne, lange Zipfel aufgelöſt und mit den charakteriſtiſchen Eigenſchaften der Waſſerblätter überhaupt verſehen. Der Waſſerfenchel iſt eine zweijährige Pflanze. Er keimt im Herbſt, überdauert den Winter als kleines Pflänzchen und blüht im folgenden Jahre. f „Durch ihren Doldenhabitus,“ ſchreibt Roßmäßler, „und ihre hundert— fach zuſammengeſetzten Blätter bildet der Waſſerfenchel einen wahren Filigran— ſchmuck des Aquariums.“ Da der Stengel hohl und die junge Pflanze recht zart iſt, ſo muß man beim Ausheben derſelben im Frühling mit Vor⸗ ſicht zu Werke gehen. Am beſten pflanzt man das Gewächs in der Mitte des Aquariums, damit es ſeine Aſte gleichmäßig ausbreiten kann. Je mehr Bodenbelag der Behälter beſitzt, je kräftiger und größer wird das Gewächs Die junge Pflanze kann im Frühjahr auch in das kleinſte Aquarium geſetzt werden, ohne dieſes zu ſehr auszufüllen. Ebenſo anſpruchslos und manchem Liebhaber mehr gefallend, da ſie zarter, duftiger, wenn auch blattloſer iſt, iſt die folgende Pflanze, deren Beſchreibung ich nachſtehend gebe. 13. Rühriger Waſſerfenchel (Oenanthe fistulosa L.). Röhrenſchirm. Das verzweigte, ausdauernde Rhizom liegt wagerecht am Boden. Der Stengel, der eine Länge bis zu 1 m erreichen kann, ſteht aufrecht, iſt glatt, duftig grün, unten zwiſchen den Internodien angeſchwollen. Die Blattſtiele ſind unten am Stengel röhrig, wie der Stengel ſelbſt, an der Baſis ſcheidig und tragen linien— lanzettliche oder ſchmallinealförmige Blättchen, die oft fehlen können. Alle Blätter der Stengelglieder ſind ganzrandig. Auch die unteren Stengelblätter ſind doppelt gefiedert und ſteht die ganze Pflanze im Waſſer, ſo ſind ſelbſt die Blattſtiele ge gliedert, in den Gelenken angeſchwollen und ſogar die Blättchen hohl. Die Blättchen der Wurzelblätter ſind dagegen keilförmig, ganz- oder dreilappig. Nur die 2 bis 3ſtrahlige Mitteldolde iſt fruchtbar, die übrigen 3- bis 7ſtrahligen Dolden bringen keine Früchte hervor. Die Döldchen ſind meiſt halbkugelig und die Blumenkrone iſt zart rötlich-weiß. Hüllblättchen beſitzt in der Regel die Dolde nicht. Blütezeit Juni bis Auguſt. J. Sumpfige Wieſengräben, Waldſümpfe und überſchwemmte Wieſen. N 14. Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris L.). Kuhblume, B blume, Schmalzblume, Sumpfſchmirgel. Der Wurzelſtock oder das Rhizom ſitzt ſenkrecht im Boden, treibt nach unten eine Anzahl weißlicher, ſtarker Wurzelfaſern. Aus dieſen erheben ſich mehrere utter- — 182 — Blätter und in der Regel nur einer oder ſonſt wenige, ſchwach äſtige, aufrechte oder aufſteigende, zuweilen auch niederliegende, rundliche, ſtumpfeckige, röhrige, kahle Stengel. Die Blätter zeigen ein friſches, glänzendes Grün, ſind am Rande mehr oder weniger kleingekerbt und beſitzen eine rundlich-herzförmige bis breit gezogene, nierenförmige Geſtalt. Der Blattſtiel iſt oben rinnig, nach unten lang- und breit— ſcheidig-zumfaſſend den Stengel. Die Blumen ſtehen einzeln auf endſtändigen und blattachſelſtändigen Blumenſtielen, die mehr oder weniger lang die letzten Blätter überragen. Kelchblätter ſind 5 vorhanden. Innen gelb und glänzend, außen matter, oft grün angelaufen. Blütezeit April bis Juni. Die 5 bis 10 Früchte ſtehen ſternartig beiſammen, ſind zuſammengedrückt und hülſenförmig. J. Auf feuchten Wieſen, in kleinen Gräben. Überall zu finden. Die Sumpfdotter-Blume iſt eine in allen Gegenden Deutſchlands vor— kommende Pflanze, für deren weitere Verbreitung und zahlreiches Auftreten ſchon die oben angeführten Namen bürgen, und die überall zu finden iſt, wo ſich Wieſen befinden. Die ganze Pflanze iſt ſcharf und bitter und wird daher vom Vieh nicht beſonders gern gefreſſen. Die noch geſchloſſenen Blüten— knoſpen ähneln den Kapern; ſie werden in Eſſig, der die Schärfe auszieht, ein— gemacht und als „falſche Kapern“ ge— geſſen. Im Aquarium verlangt die Sumpf— dotterblume ein recht ſeichtes Waſſer. Den Wurzelſtock hebt man während des Sommers mit ſeinem Gefäß, wo er am beſten einzuſetzen iſt, ganz aus dem Waſſer und behandelt ihn als Figur 09. Sumpfdotter-Blume. Trockenpflanze. Steht die Pflanze auf Sala ul die Dauer im Waſſer, ſo ſcheint ihr | der Standort nicht beſonders zu be- hagen. Während der Blütezeit bildet dieſe Pflanze unzweifelhaft einen hübſchen Schmuck des Aquariums. Eine Kulturform dieſer Pflanze iſt die gefüllte Sumpfdotter— blume (Caltha palustris flore pleno) Ihre Blätter find unregel— mäßig gerundet und fein gezähnt. Die gefüllten Blüten ſind hellgelb; ſie erblühen zu Anfang des Frühlings und ſehr oft noch einmal im Spät⸗ herbſt. Eine Fortpflanzung dieſer Pflanze erreicht man durch Abtrennung ihrer kriechenden Stengel, die an jedem Knoten Wurzelbüſche treiben. Zum Frühling werden die abgetrennten Stengel eingepflanzt. Im Aquarium erfordert dieſes Gewächs dieſelbe Pflege wie die erſt beſchriebene Stammform. Beſonders ſind beide geeignet für die Beſetzung eines Sumpfaquariums. * — 183 — 14. Tlammender Hahnfuß (Ranunculus flammula L.). Brennender Ranunkel. Das Rhizom iſt faſerig und treibt zahlreiche, lange und weißliche, ziemlich ſtarke Wurzelfaſern. Der Stengel iſt aufſteigend und gerieft, im Innern röhrig, viel oder wenig veräſtelt, in der Regel haarlos, zuweilen indeſſen mit einem angedrückten Flaume verſehen. Die Blätter, ſowohl die Baſalblätter, als auch die Stengelblätter, wenigſtens die unteren, ſind geſtielt, länglich, breiter- oder ſchmäler-lanzettlich, ſelten lineal-lanzettlich, bisweilen auf langem Stiel zungenförmig und ziemlich grob geſägt. Die Blüten ſind am Ende des Stengels zuſammengedrängt. Kelch- und Blumen— kronenblätter ſind 5 vorhanden, erſtere ſind grün, letztere leuchtend gelb. Blütezeit Juni bis zum Oktober. Die Form der Frucht iſt verkehrt-eiförmig, glatt, ſchwach berandet, am Ende mit einem ſtumpfen, aufgeſetzten Spitzchen verſehen. J. Feuchte Wieſen, naſſe Gräben, an Ufern von Gewäſſern. Je nach dem Standort variiert dieſe Pflanze ſehr in ihrem Habitus und beſonders kann man eine ausläuferbildende Form als reptans unter— ſcheiden, die jedoch mit Ranunculus reptans IL. keine Ahnlichkeit aufweiſt. An Blättern entwickelt der flammende Hahnfuß mitunter Baſalblätter, die breit-eiförmig ſind. Oft ſind auch die Blätter am Rande geſägt und tritt dieſes auf, ſo pflegen die Stiele mit großen, weißlichen Scheiden verſehen zu ſein. Dieſem Gewächs ſchließt ſich eng der folgende Hahnfuß an. Die Kultur beider im Aquarium iſt faſt dieſelbe, ſo daß ich beide zuſammen— faſſe, abweichendes angebe, und vorher erſt die Beſchreibung der Pflanze einſchalte. 15. Großer Hahnfuß (Ranunculus lingua L.). Das ſehr kräftige, dauernde, ungegliederte Rhizom treibt einen oder mehrere be— blätterte, an den unteren Knoten nicht ſelten Wurzel treibende, ſteif aufrechte, viel— blütige Stengel, die im Boden kriechende Ausläufer treiben. Steht die Pflanze im Waſſer, ſo iſt der Stengel glatt. Die unteren Blätter ſitzen an kurzen, ſcheidigen Blattſtielen, ſind hellgrün, ſchwert-lanzettförmig und tragen am Rande kleine Säge— zähne. Die oberen ſind ſitzend und am Grunde ſcheidig umfajjend. Alle endigen in eine dicke Spitze. Die Blume iſt ſehr groß, dunkelgelb. Die 5 Kelchblätter ſind eiförmig, gelb, die Blumenkronenblätter verkehrt-eiförmig, ganzrandig, dottergelb, ſtark glänzend und an ihrer Unterſeite liniiert. Blütezeit Juli, Auguſt. J. Am Rande von Flüſſen, Landſeen, Teichen, in Sümpfen, an allen feuchten Orten faſt zu finden, häufig indeſſen nur in waſſerreichen Gegenden. Wie ſchon der Name „großer Hahnfuß“ jagt, iſt dieſes Gewächs die größte Art der Familie. Meiſt ſteht die Pflanze im Waſſer, oft ſogar recht tief. Ich habe Pflanzen gefunden, die 80 em unter Waſſer ſtanden. Beim Übertragen der Pflanze in das Aquarium ſetzt man den Wurzel— ſtock ſehr zweckmäßig im Frühjahr, wenn die Pflanze über Waſſer erſcheint, ein. Die Pflanze wird in die Bodenſchicht bei tiefem Waſſerſtand gepflanzt. Der kriechende Wurzelſtock treibt viele Ausläufer, ſogen. Wintertriebe. Dieſe ſind beſonders zu ſammeln und für das Aquarium zu verwenden. Während die Blätter der entwickelten Pflanze lanzettlich ſind, ſind diejenigen der Wintertriebe lappig, von erſteren vollſtändig verſchieden. Werden im Herbſt die abgeblühten Stengel entfernt, ſo treiben die oft durch ihre große Anzahl läſtig werdenden Ausläufer üppig untergetauchte Laubblätter, die Be im warmen Zimmer lebhaft wachſen. Im falten Raum dagegen über— wintert die Pflanze naturgemäßer und für ſie zuträglicher. Hier können ihre Winterknoſpen lange Zeit in Eis eingeſchloſſen ſein, ohne irgendwie dadurch geſchädigt zu werden. Der brennende Hahnfuß verlangt eine ähnliche Behandlung. Die Blätter ſeiner Wintertriebe können leicht mit den Blättern der Sagittaria natans ver— wechſelt werden, da ſie auf dem Waſſer ſchwimmen wollen, wie ſie es im Freien gewöhnt ſind. 16. Bitterkler (Menyanthes trifoliata L.). Fieberklee, Bitterklee, Dreiblatt, Zottenblume. Der Wurzelſtock iſt kurzgegliedert, etwas äſtig und kriecht auf dem ſchlammigen Boden, mit den fadenſörmigen Wurzeln ſich feſt in demſelben haltend. Dieſe Wurzelfaſern tragen ſcheidenartige Schuppen, welche allmählich ver— wittern und ſich ſpalten, an den Spitzen weiter wachſen und hier neue Blütenſtiele entwickeln. An den Enden treibt der Wurzel— ſtock Zweige mit Blättern und einen blatt— loſen Blütenſchaft. Die Blätter ſind lang— geſtielt, dreizählig, glänzendgrün bis finger— lang, am Ende abgerundet oder ſtumpf, Ri 8 ze von einen kräftigen Mittelnerven und zarten Figur 100. Großer Hahnfuß wandläufigen Fiedernerven durchzogen und (Ranuneulus lingua). 1. Same. geadert, in ihrer Form eiartig. Der Blatt— ſtiel iſt rund, nach unten ſcheidenartig erweitert und umfaſſend. Der Blütenſtiel erreicht eine Länge bis zu 30 em. Er iſt rund, ſteht neben den Blatttrieben und trägt oben eine gedrungene Blütentraube, die Ahnlichkeit mit einer Hyazinthe beſitzt. Die Blumenkrone iſt unten walzenförmig, oben trichterartig ſich erweiternd und in einen tief 5ipaltigen Saum mit innen weiß zottigen, nach außen gebogenen Zipfeln ausgehend. Die Krone iſt weiß, anfangs nach außen etwas rötlich. Blütezeit April bis Juni. Die Frucht iſt rundlich ei— förmig. J. In Sümpfen, auf moorigen Wieſen, in Gräben, Teichen ze. Für den Bitterklee, der feine auf einer Ahre ſitzenden reizenden Blüten ſchon zu Ende des April über den W Vaſſerſpiegel erhebt, beſitzt der Botaniker deshalb ein beſonderes Intereſſe, weil ſich in feinen Blüten leicht eine Autogamie abſpielen kann. Obſchon die Blüte auf Inſektenbeſuche zu ihrer Beſtäubung angelegt iſt, tritt es doch oft ein, daß dann, wenn die Blüten nahe , oO, — 2 10 7 7 daran ſind, ſich zu öffnen, Regenwetter eintritt, welches unter Umſtänden wochen— lang anhält. Die Inſekten haben ſich bei einem ſolchen Witterungsumſchwung in ihre Verſtecke zurückgezogen und beſuchen zu dieſer Zeit keine Blüte. Das Wachstum der Pflanze iſt aber in dieſer Zeit nicht ſtehen geblieben, und in den Blüten ſchreitet bei entſprechender Temperatur die Entwicklung ruhig fort; das Narbegewebe wird belegungsfähig, die Antheren erlangen ihre Reife, f ſpringen auf und entlaſſen ihren Pollen; aber noch immer zürnt Jupiter-Pluvius und ſendet neue Waſſermaſſen vom Himmel, ſo daß ſich u a Blütenbeſuch einſtellen kann. Unter ſolchen Umſtänden findet auch ein Offnen der Blütenpforte nicht ſtatt; es kommt in der geſchloſſenen Blüte zur Autogamie, und die V Vorrichtungen, durch welche eine Kreuzung hätte er— zielt werden können, treten nicht in Wirkſamkeit. Derartiges zeigt ſich noch bei Pflanzen, die die verſchiedenſten Standorte bewohnen, aber alle das miteinander gemein haben, daß ihre Blüten, auch wenn ſie ſich öffnen, nur von kurzer Dauer ſind. Schon, wenn im Freien noch eine Eisdecke die Gewäſſer überzieht, liegen die Blütenknoſpen unter einer häutigen Hülle ausgebildet. Schmilzt die Eis— decke, jo ſammle man Pflanzen für das Aquarium. Man hebt einkräftiges Stück des Gewächſes, das eine Knoſpe tragen muß und viele lange, ver— filzte Wurzeln beſitzt, aus, ſchneidet es zurecht, und bettet es in die Torf— erde ſo ein, daß der Stengel ſchief die Oberfl äche des Waſſers erreicht, Figur 101. Bitterklee (Menyantlıes trifoliata.. nicht aber ſenkrecht von unten auf- 1. Blütenſtand. 2. Staubblatt. 3. Stempel. ſteigt und ſchwimmt, ſo daß die Blätter 4. Frucht. 5. Same. 6. Blüte auseinander 5 m N gelegt. und Knoſpen knapp über Waſſer ſtehen. f Fehlt es dann der Pflanze nicht an Oberlicht, ſo entwickelt ſich die Knoſpe bald zur Blume. Der Bitterklee iſt recht hart und dauert vorzüglich im Aquarium. Leider iſt die Blütedauer der Pflanze nur kurz. 17. Herzblüttrige Pontederin (Pontederia cordata L.). Unisima obtusifolia. Das Rhizom iſt friechend und knollig. Es ſendet nach oben oft meterlange Stengel, die mit geſtielten, länglichen, am Grunde herzförmigen Blättern ſparſam beſetzt ſind. Ihre Farbe iſt lebhaft hellgrün. An der Spitze der Stengel entſpringt eine Ahre. Die in 3 bis 4 Gruppen an einer gemeinſamen Achſe ſitzenden Blüten ſind blau gefärbt. Die einzelne Blume iſt zweilippig, 6lappig. Blütezeit Juni bis Ende Auguſt. J. Mexiko. Die herzblättrige Pontederia iſt durchaus keine neue, der Liebhaberei gebotene Pflanze, ſondern ſchon lange eingeführt, im Handel dagegen ziemlich ſelten. Das Gewächs iſt eine echte Waſſer- und Sumpfpflanze, im Gegen— ſatze zu den Verwandten Pontederia erassipes und eoerulea, auch bei weitem nicht ſo empfindlich gegen die Temperatur wie die beiden vorgenannten, ſo daß die herzblättrige Pontederia über Sommer im Freien gehalten werden kann. Für das Aquarium iſt gerade ſie weit eher geeignet, als die anderen Arten, zieht aber im Herbſt leider ein. — 186 — Hat die Pontederia genügend Licht und Sonne, iſt ſie in einem für ſie geeigneten Bodengrund von Torf-, Gartenerde und Sand geſetzt, ſo ſchreitet ſie bei entſprechender Kultur ohne große Schwierigkeit im Aquarium zur Blüte. Eine Vermehrung der Pflanze läßt ſich durch Wurzelſpaltung oder durch Samen bewirken. Gleichzeitig bei der herzblättrigen Pontederia, will ich kurz die blaue Pontederia (Pontederia coerulea) anführen. Sie iſt eine ausgeſprochene Schwimmkriecherin und für größere Becken zu verwenden. 18. Waſſerſchierling (Cicuta virosa L.). Cicuta aquatica Lam. Coriandrum Cieuta Roth. Wüterich. Das Rhizom iſt kurz, rübenförmig und etwa jo groß als eine Kaſtanie. Es ſitzt in der Regel ſenkrecht, ſeltener nach aufwärts gekrümmt im Boden und iſt durch kurze, hohle Glieder im Innern gekammert. Aus dem Rhizom kommt ein etwa fingerſtarker, aufrechter runder Stengel, der glatt und grasgrün it. Er erreicht eine Höhe von 1 bis 1½½ Meter. Der Stengel iſt unten dick, rot angelaufen und wurzelt häufig an ſeinen Knoten, er veräſtelt ſich nach oben ſehr und die Aſte ſtehen weit ab. Vielfach zuſammengeſetzt ſind die Wurzelblätter, weniger geteilt ſind die unteren Stengelblätter, die Fiedern aller Blätter gehen in dreizählige, oft auch in zweizählige Blätter aus. Die 15- bis 25ſtrahlige Hauptdolde hat am Grunde meiſt nur 1 bis 2 oder gar keine Hüllblätter, die gewölbten Döldchen aber 8 bis 12 ſehr ſchmale. Der Kelch der einzelnen Blüte iſt mit dem unterſtändigen Fruchtknoten verwachſen und bildet einen Rand deſſelben durch 5 kurze Zipfel, zwiſchen denen 5 weiße, mit der Spitze nach innen gekrümmte Kronenblätter ſtehen, die vor der Entfaltung die 5 Staubblätter decken. In der Mitte der Staubblätter ſtehen 2 Griffel. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Frucht iſt rundlich; die Hauptrippe flach. Zwiſchen den einzelnen Hauptrippen liegen Olbehälter. J. In Gräben, am Ufer von Teichen und langſam fließenden Flüſſen. Der Waſſerſchierling iſt die ſtärkſte Giftpflanze unſerer Heimat. Das ganze Gewächs, vorzüglich aber die Wurzel, iſt ſcharf, riecht betäubend 5 5 enthält eines der ſtärkſten Pflanzengifte für Menſchen und Tiere. Wegen ihrer Gefährlichkeit nennt man die Pflanze an einigen Orten auch Wüterich. Der gefährliche Giftſtoff iſt beſonders in dem Wurzelſtocke enthalten, der im Innern durch kurze, hohle Querkammern gegliedert iſt, und welcher, ſobald er zerſchnitten wird, einen hellgelben, giftigen Saft von ſich giebt, der an der Luft dunkel wird. Beſonders heftig iſt die Wirkung des Giftes vor der Blüte. Der Genuß erregt Schwindel, Betäubung, Übelkeit, Brennen, Entzündung und der Tod iſt eine unausbleibliche Folge, wenn nicht augen— blicklich Gegenmittel, als: Eſſig, oder ſaure Flüſſigkeiten oder Brechmittel angewendet werden. Früher war herba Cicutae aquaticae offizinell und wurde gegen Verhärtung der Drüſen, Krebs u. dergl., ſowohl innerlich als in Pflaſtern gebraucht. Dem Aquariumliebhaber möchte ich dieſes Gewächs nicht empfehlen, trotzdem es eines der ſtattlichſten Waſſergewächſe unſerer Heimat iſt. — 187 — 19. Zotos (Nelumbium speciosum Willd). Indiſche Lotosblume. Das Rhizom liegt wagerecht, kriecht weit im Boden und treibt nach oben viele Sproſſen, nach unten weiße Zaſern. Die erſten Blätter der Pflanze ſind Schwimm- blätter und dieſe folgen ſich ſolange, bis das Gewächs kräftig genug iſt, Blattſtiele zur Oberfläche des Waſſers emporzutreiben, dann werden keine neuen Schwimm⸗ blätter mehr entwickelt. Die Blätter ſind ſchildförmig in der Geſtalt, in ihrer Farbe blaugrün, und ſtehen auf langen Stielen. Die Blüten erreichen einen Durchmeſſer von etwa 25 em. Sie ſind vielblätterig, blaß-roſenfarben und entwickeln einen angenehmen Geruch. Die Frucht gleicht in ihrer Form der Dille einer Gießkanne, iſt oben glatt, mit 18 bis 30 Gruben, worin die Samen liegen. J. Oſtindien, China, Japan, Ceylon, Perſien, Mittel-Aſien. Die Lotosblume, ſchon bei den alten Egyptern berühmt und häufig als Zierat an den Tempeln verwendet, wächſt nicht mehr in Agypten, kommt indeſſen in Indien häufig vor und iſt Vielen durch Heines Lieder bekannt geworden. In beiden Ländern galt die Lotosblume für eine ge— heiligte Pflanze, die ſchon in Jahr— tauſende alten Liedern beſungen wurde. Die Pflanze liefert einen eßbaren Samen, aus denen Brot, das übrigens herzlich ſchlecht ſchmecken ſoll, gebacken wird. Im Frühjahr, wenn die Regen— zeit vorüber iſt, treiben die im Schlammboden überwinternden Rhi— zome des Lotos neue Blätter, die mit ihrer Spreite dem Waſſerſpiegel aufliegen. Wird die 5 flanze indeſſen erſt kräftiger, hat ſie erſt einmal den erſten Blattſtiel über Waſſer hervorgeſchoben, ſo erſcheint kein Schwimmblatt mehr, die Pflanze hat jetzt die Kraft, ſie auf dem Stiel emporzuheben, und man ſieht demnach die Blätter hoch über der Oberfläche ſchirmartig ausge— breitet. Noch höher als die Blätter, erheben ſich meiſt die Blüten, die bei der Pflanze wunderſchön ſind, wozu noch kommt, daß ſie nicht a mit Knoſpen geizt. Täglich öffnet Figur 102. Lotos (Nelumbium speeiosum'. ſie neue holde „Blumengeſichter“, die ſich leiſe über dem Waſſer ſchaukeln und ſich in der Flut beim milden Mondenlichte ſpiegeln. „Der Mond, der iſt ihr Buhle, Und ihm entſchleiert ſie freundlich Er weckt ſie mit ſeinem Licht, Ihr frommes Blumengeſicht.“ a Heine. In ihrer Heimat füllt die Lotosblume ſtellenweiſe weite Sümpfe aus. Dicht gedrängt ſtehen die Pflanzen hier, eine ſcheint die andere überwuchern ae zu wollen und von dem Waſſer des Sumpfes iſt faſt nichts zu ſehen, es iſt verdeckt durch die großen ſchirmähnlichen Blätter, die bald wenig, bald mehr, bald ganz hoch ſich über demſelben erheben, ihre Blüte noch höher empor ſchicken und Samen reifen für eine neue Nachkommenſchaft. Nur zur Bepflanzung größerer Aquarien eignet ſich dieſe Pflanze. Sie wird in die, den Boden deckende Erdichicht, die am beſten aus lehmiger, ſchwerer Gartenerde, etwa mit dem vierten Teil Moor- oder Torferde durchſetzt, beſteht, eingepflanzt. Licht, warme Luft und Sonnenſchein ſind zur Kultur notwendig, wenn die Pflanze zur Blüte kommen ſoll. In Töpfen ein— geſetzte Lotos bringen nur in den wenigſten Fällen Blüten und über Waſſer ragende Blätter hervor. g Eein Waſſerſtand von 25 bis 30 em ſagt der Pflanze Figur 103. Lotos (Ne- a lumbium speciosum). ſehr zu. 8 AR En Fruchtdurchſchnitt. Die Vermehrung erfolgt durch Samen und Ausläufer. 20. Ralmus (Acorus Calmus .). Deutſcher Zwitter. Das Rhizom iſt gegliedert, äſtig, daumſtark, etwas abgeflacht und kriecht horizontal auf dem Schlamme des Bodens fort, indem es von den Knoten aus zahlreiche ſtiel— runde Wurzeln entſendet. Die Aſte ſtehen zu beiden Seiten des Hauptſtammes und ſteigen wie dieſer ſenkrecht aufwärts und entſenden eine Anzahl reitender, zweizeilig geordneter, unmittelbar aufeinander folgender, dreikantiger, nach oben zu linealiſcher, breiter, ſchwammiger Blätter und bilden auf dickem, 4kantigem Stiel den kurzen, cylindriſchen, oft gekrümmten, abſtehenden Kolben, der von einer weit über ihn hinausgehenden, grünen, den Blättern ähnlichen Spatha geſtützt wird. Blütezeit Juni und Juli. Die Frucht iſt holzig, 3 fächerig und vielſamig. J. Stehende Ge— wäſſer, Flußufer, Sümpfe und Gräben. Eigentliche Heimat iſt China und Indien. Der Kalmus iſt eine allbekannte Pflanze und wird neben der Birke oft zur Ausſchmückung der Wohnungen für das Pfingſtfeſt verwendet. 1574 kultivierte Cluſius den erſten Kalmus, den derſelbe aus Konſtantinopel erhalten hatte, bei Wien; die Pflanze verbreitete ſich dann ſehr ſchnell und akklimatiſierte ſich überall, galt aber noch 1725 als ausländiſche Droge und kam zum Teil aus Indien. Der Wurzelſtock iſt als Rhizoma Calmi offizinell. Er iſt geſchält, geſpalten und getrocknet gelblich-weiß, ſchwammig, ſchmeckt ſtark bitterlich, riecht aromatiſch und enthält außer einem Bitterſtoff etwa 13 d% gelbes ätheriſches Ol. Die Wurzel wird bei Verdauungsſchwäche angewendet, zu Zahnpulvern und zur Bereitung von Bädern benutzt. Kandierter Kalmus iſt beſonders im Orient ein ſehr beliebtes Konfekt. Das Ol dient gleichfalls als Arzneimittel und wird zu Likören und Par— fümerien verbraucht. Kalmus war ſchon in der alten Medizin, auch bei Griechen, Römern und Arabern gebräuchlich. Nach Vermutungen von Delpinos gehört der grüngelbe Blütenkolben des Kalmus zu den für Schneckenbefruchtung eingerichteten Blüteneinrichtungen. Sobald ſich die Antheren des Kalmus öffnen, iſt die zuſtändige Narbe ſchon braun und vertrocknet. Eine Autogamie iſt hier vollſtändig ausgeſchloſſen. — 189 — Die Entwicklung der Blüte ſchreitet von der Baſis gegen die Spitze des Kolbens zu, und zur Zeit des Offnens der unteren Antheren ſind die Narben der oberen Blüten noch belegungsfähig. Würde nun der Pollen von den unteren Antheren auf die oberen Narben übertragen, ſo könnte eine Geitono— game”) ſtattfinden, da der Pollen haftet, allein, die Pflanze bringt auch dann, wenn dieſes ſicher eintreten ſollte, auch noch keine Frucht hervor, denn dieſe tritt dann erſt auf, wenn die Beſtäubung vollzogen wird zwiſchen Stöcken, die nicht von demſelben Rhizom abſtammen. Unſere Kalmus— pflanzen ſtammen aber alle von dem durch Cluſius eingeführten Stock ab. Dieſes kommt bei uns nie vor, weil uns Tiere fehlen, die den Kalmus be— ſuchen. In der eigentlichen Heimat des Kalmus werden indeſſen die Blüten durch Inſekten gekreuzt, und dort bilden ſich dann an den Kolben rötliche Beerenfrüchte aus. Eine Vermehrung des Kalmus findet bei uns nur durch das Rhizom ſtatt. Oft wird der Kalmus mit der Schwertlilie (ſiehe unter 20) verwechſelt, iſt jedoch durch Blattquerſchnitt und durch das Rhizom leicht von dieſer zu unterſcheiden. (Vergleiche Abbildung 104 Seite 190). Als Aquariumpflanze verlangt der Kalmus keine Pflege. Indeſſen muß der Wurzelſtock zur Übertragung in das Becken vorſichtig ausgehoben und ſo eingeſetzt werden, daß nur die Wurzeln in der Erde zu liegen kommen, der Stock aber größtenteils ſich über derſelben befindet. Die Pflanze wächſt im Aquarium leicht weiter. Vermehrung wie im Freien durch das Rhizom. 20. Schwertlilie (Iris Pseud-Acorus L.). Waſſerſchwertlilie. Teich— lilie. Gilgenwurzel. Das ziemlich dicke, mehr oder weniger veräſtelte Rhizom kriecht wagerecht oder aufſteigend im ſchlammigen Boden fort. Es iſt innen rötlich, fleiſchig aber geruchlos und ſendet lange wurmförmige Faſerwurzeln aus. Das Rhizom treibt im erſten Jahre nur Büſchel von faſt meterlangen, parallelnervigen, ſchwertförmigen Blättern empor, welche ꝛreihig ſtehen und mit ihrem ſcharfgekielten und zuſammengefalteten Grunde einander und den Stengel halbſcheidig umfaſſen. Im 2. Jahre wächſt zwiſchen den Blättern ein faſt ſtielrunder, beblätterter, ſchwachbereifter Stengel her— aus, deſſen lineal-lanzettliche Blätter gedrehte Blütenknoſpen ſcheidenartig umſchließen Die große gelbe Blütenhülle iſt unten röhrig verwachſen. Von dem 6teiligen Saum ſind drei äußere, verkehrt-eiförmige, gelbe, innen bräunliche, allmählich in einen breiten Nagel verlaufende Perigonzipfel nach außen, drei innere ſchmälere und kleinere nach innen gebogen. Staubblätter ſind 3 vorhanden und von den drei Narben— blättern des Stengels, welche gelb, blumenblattartig, am Ende 2lappig ſind, ver— deckt. Der Fruchtknoten iſt 3kantig, 3fächerig und doppelt jo lang wie die Perigon— röhre. Blütezeit Juni und Juli. Die Frucht iſt eine 3kantige Kapſel mit zahlreichen, bräunlichen Samen. 4, An Gräben, ſeichten Ufern von Teichen und Flüſſen. Durch zahlreiche Farbenſpielarten in unſeren Gärten iſt die Schwert lilie hinlänglich bekannt. Die Waſſerſchwertlilie wächſt wild in Teichen und langſam fließenden Gewäſſern und iſt eine gar ſtattliche Erſcheinung „mitten ) Geitonogamie nennt man eine Befruchtung, wenn die ſich kreuzenden Blüten unmittel bare N en find und auf ein und demſelben Stocke ſtehen. = 90 unter den Scheid- und Riedgräſern.“ Von dem Volke wird ſie ihrer ſäbel— förmigen, blaugrünen Blätter wegen, dem unklaren Begriffe „Schilf“ preis— gegeben. Das Perigon der Schwertlilie beſteht aus ſechs Blumenblättern, welche zu einer Röhre verwachſen ſind, die als Nektarium fungiert. Die über dem fächerigen Fruchtknoten ſich erhebende Griffelſäule teilt ſich in drei große, blumenblattartige Narben, die von manchen Botanikern als Griffeläſte be— ſtimmt werden, da nur relativ kleine Anhängſel derſelben als empfängliche Narben in Wirkſamkeit treten. Von den beiden Staubblattkreiſen iſt nur einer entwickelt, und es ſind demzufolge blos drei Staubblätter vor— handen. Dieſe werden von den Narbenäſten überdacht und öffnen ſich nach unten. Eine Beſtäubung ohne äußere Hilfe iſt alſo unmög— lich. Dieſe Hilfe wird meiſt von den Hummeln geleiſtet. Wenn dieſelben ihren Körper unter eines der drei Narbenblätter ſchieben, um zum Nektarium zu gelangen, ſo ſtreifen ſie mit dem— ſelben an einen Staubbeutel und beladen ihren Rücken mit Blütenſtaub. Da den drei Narben— äſten entſprechend drei geſonderte Nektarien vor— handen ſind, ſo liegt die Annahme nahe, daß die honigſammelnden Hummeln dreimal hinter— einander in die Blüte fahren und dabei Selbſt— beſtäubung vermitteln. Indeſſen hat Hermann Müller beobachtet, „daß die Hummeln ſich nach der Entleerung des erſten der drei zu beſuchen— den Nektarien nicht ganz aus dem Blumen— grund zurückziehen, um nachher auf ein zweites Perigonblatt derſelben Blüte zu fliegen, ſondern, daß die klugen Tiere den Weg abzukürzen ver— ſtehen, indem ſie ſofort, nachdem ſie den Honig des erſten Nektariums geſaugt, mit den Beinen ſeitwärts nach einem der beiden anderen äußeren Perigonblätter hinübergreifen, dasſelbe er— klimmen, ſich unter das gewölbte Narbenblatt drängen und von neuem die honigführenden Röhrenteile entleeren. Nachdem ſie auf dieſelbe Weiſe unter das dritte Griffelblatt gelangt ſind und auch das dritte Nektarium entleert haben, fliegen ſie auf eine andere Blume und verfahren auf der— ſelben in gleicher Weiſe.“ In dieſer Art durchgeführt iſt nur eine Fremd— beſtäubung möglich, denn wenn auch die Hummel beim Zurückziehen des Körpers einen Teil des Pollens am Griffelblatt abſtreift, jo iſt ſolches nicht einer Beſtäubung gleichzuachten, da der empfängnisfähige Teil der Narbe nur von oben her erreicht werden kann. f Eine weitere, von Müller entdeckte Thatſache kann ich nicht übergehen. Sie iſt ſo eigenartig, daß Syſtematiker danach zwei verſchiedene Waſſer— Figur 104. Schwertlilie (Iris Pseud-Acorus). ee ſchwertlilien unterſcheiden können, die beide in der Art ihrer Befruchtung verſchieden ſind. Eine Art wird von der Hummel, die andere von einer kleinen Kegelfliege befruchtet. „Eine kleine Differenz im Offnungswinkel der verſchiedenen Blumenblätter genügt, um dieſem oder jenem Inſekt den Weg zum Honigbehälter zu öffnen oder aber zu ſperren.“ Eine Pflege, die an den Liebhaber große Anſprüche ſtellt, verlangt die Waſſerſchwertlilie im Aquarinm nicht. Der Wurzelſtock wird, wie er im Freien im Schlamm lagert, in den Bodengrund des Aquariums ein— geſetzt, wo er 25 bis 30 em Waſſer über ſich haben kann. Erhält die Pflanze dann ausreichend Licht, Luft und Sonnenſchein, ſo ſchreitet ſie zur Blüte. 21. Schwimmende Sumpfdolde (Heloseiadium inundatum Koch). Sison inundatum L., Meum inundatum Spreng,, Hydrocotyle inundata Smith. Sium inundatum Roth. Der untere Teil des gegliederten Stengels iſt meiſt untergetaucht und wurzelt an den Knoten im Schlamme der Gewäſſer. Je nach dem Waſſerſtande wird er 15 bis 60 em lang. Soweit derſelbe ſich im Waſſer befindet, treibt er nur haar förmig zerſchlitzte Blätter, die mehrfach fiederig geſpalten ſind. Es ſind Blattrippen ohne Flächen. Derartige Blätter können ſich auch über den Waſſerſpiegel befinden, wenn derſelbe ſeit ihrer Bildung gefallen iſt. Der Stengel iſt hohl und rund, er veräſtelt ſich nur an ſeinem oberen Ende und bildet dort einfach gefiederte Blätter von 3 em Länge, welche den Dolden gegenüberſtehen. Die Blattſtiele ſind gleich denen der untergetauchten Blätter ſcheidig, die Fiederblätter 5 bis 10 mm lang, dreiſpaltig oder tief eingeſchnitten geſägt, die Zipfel lineal und ſpitz, das ganze Blatt von einer hellgrünen Farbe. Die Doldenſtiele beſitzen eine Länge von 1 em, ſind ſtets kürzer als das ihnen gegenüberſtehende Blatt und haben eine ſperrige Stellung. Sie find weiß, 2ſtrahlig, zuweilen 3 oder Iſtrahlig und hüllenlos. Die Döldchen beſitzen ein wenig blätteriges, bald ein vielblätteriges Hüllchen von lanzettlich-linealen und ſpitzen Blättchen, die die ſtielloſen Blüten überragen. Dieſe ſind weiß und die Blumenblätter ganz. Blütezeit Juni, Juli. Die Früchtchen ſind ſtiellos, eiförmig und die kurzen Griffel wenig verlängert, dienen als ihr Polſter. J. In ſtehenden Gewäſſern, Sümpfe, Gräben, auf ſchlammigem Boden. Ebenſo wie Oenanthe pellandrium beſitzt auch die ſchwimmende Sumpf— dolde eine große Plaſtieität. Mag ſie mit allen ihren Blättern unter Waſſer verſenkt werden, dieſe Organe paſſen ſich genau dem Medium an, ſodaß die Pflanze unter Umſtänden als vollſtändig ſubmerſes Gewächs auftreten kann. Wie es bei allen Gewächſen der Fall iſt, die an verſchiedenen Orten leben können, treten auch bei der ſchwimmenden Sumpfdolde Pflanzen auf, die von Botanikern, obgleich ſie nur örtlich verſchieden oder durch äußere Einflüſſe von einander abweichend ſind, mit beſonderen Namen belegt ſind. Heloseiadium heterophylla Sonder beſitzt untergetauchte Blätter, die haarförmig-wielſpaltig ſind, die aufgetauchten dagegen ſind mit fünf keilig⸗ dreizähnigen Blättchen verſehen. Von dieſer Pflanze unterſcheidet ſich als weitere Form Heloseiadium isophylla Sonder, bei der alle Blätter gefiedert, die Fiedern auf beiden Seiten 3 bis 4, dreiſpaltig oder fieder— ſpaltig zerſchlitzt ſind. Haarförmig zerſchlitzte Blätter fehlen dieſer Pflanze ganz. en Zur Bepflanzung des Aquariums eignet ſich die Sumpfdolde jehr und dauert gut aus, wenn ſie einem nicht zu tiefen Waſſerſtande ausgeſetzt iſt. Eine Pflege beanſprucht die Pflanze nicht. 22. Quellen-, Figur 105. nica Becc Buchbungen (Veronica Beecabunga L.). Veronica limosa Lej Bachbungen-Ehrenpreis. Der Stiel iſt walzenrund und wurzelt an den Gliedern. Er iſt ſpäter auf— ſteigend, in der Farbe rötlich. Die Blätter ſind kurzgeſtielt, eirund oder länglich, abgerundet oder ſtumpf, am Grunde in den Stiel verſchmälert oder faſt herzförmig, am Rande kerbig geſägt, etwas dicklich, faſt ledrig und ſatt-grün. Die kurzen Blatt— ſtiele verwachſen beinahe ſeitlich miteinander. Aus den Blattwinkeln kommen die mehr oder minder lockerblütigen Trauben zum Vorſchein, die eine Länge von 2 bis 8 em erreichen und einen dünnen, gemeinſchaftlichen Stiel beſitzen. Die Blumen— krone iſt radförmig, kaum 4 mm im Durchmeſſer, blau, rötlich angehaucht, ſelten rot. Die 2 Staubgefäße ſind kürzer als die Blumenblätter und beſitzen violette Antheren. Der Griffel iſt fadenförmig und beſitzt eine etwas verdickte 2lippige Narbe. Blütezeit fällt in die Monate Mai bis September. Die Frucht iſt eine zweifächerige Kapſel und enthält zahlreiche kleine Samen. J. In Quellen, Bächen und ſtehenden Gewäſſern. Dort, wo in den muldenförmigen Vertiefungen Lachen und Tümpel mit oft wechſelndem Waſſer— ſtande entſtehen, auch dort, wo Quellen ihre Waſſer abführen, oder wo ſtets Waſſer ſteht und Teiche bildet, wird man die Bachbungen nicht vergeblich ſuchen. Hier ſteht die Pflanze in der Regel mit der Waſſerminze zuſammen und auch der erfahrene Botaniker muß im Frühling, wenn die Pflanzen noch nicht blühen, oder im Herbſt, wenn ihre Blütezeit vorüber iſt, ſehr oft erſt den Geruch zu Rate ziehen, um beide Pflanzen von einander unterſcheiden zu können. Die Bachbungen iſt bei weitem häufiger zu finden, als die Waſſerminze, zu unterſcheiden iſt ſie leicht von letzterer durch den ihr fehlenden Wohlgeruch. Einer beſonderen Eigentümlichkeit der Bach— bungen, die dieſe indeſſen mit vielen Sumpf— Bachbungen Vero: pflanzen teilt, will ich hier noch kurz gedenken. abunga). 1. Blüte. Die Laubblätter von dieſer Pflanze erſcheinen, wenn ſie unter Waſſer wuchſen, kaum ein Drittel ſo dick als jene, welche ſich an der Luft entwickelt haben, und zwiſchen der oberen und unteren Zellhaut finden ſich nur 4 bis 5 Lagen kurzer Zellen, während die entſprechenden Laubblätter der Luftpflanze 10 bis 12 Lagen von Zellen und eine deutliche Sonderung in ein Paliſſaden- und Schwamm— gewebe e rkennen laſſen. Auch der Umriß der Blätter verändert ſich unter Waſſer gleichfalls in der verſchiedenſten Weiſe. Die Verkürzung des Blatt— ſtiels und die Undeutlichkeit der Blattzähnelung treten am meiſten hervor. Als Aquariumpflanze iſt die Bachbunge ebenſo zu behandeln wie die Waſſerminze, die ſie auch vollſtändig, den angenehmen Geruch ausgenommen, im Becken erſetzt. 23. Brunnenkreſſe (Nasturtium offieimale R. Br.). Das Rhizom iſt deutlich gegliedert, liegt wagerecht im Schlamme und entſendet von ſeinen Knoten Büſchel von Faſerwurzeln, nach oben zu etwas kantige, kahle, glatte, hohle Stengel, welche locker beblättert ſind und ſich wenig veräſteln. Die unpaarig gefiederten Blätter ſind auf der Oberſeite dunkelgrün, glänzend, unten mattgrün; die Fiederblättchen ſind rundlich, ausgeſchweift, das endſtändige größer, eirund, am Grunde faſt herzförmig. Die Blüten ſind Kreuzblüten und ſtehen in endſtändigen Trauben. Die Blumen ſind weiß. Ihr vierteiliger Kelch ſteht etwas ab. Es ſind 6 Staubgefäße und 1 Stempel vorhanden; an den erſteren ſind die An theren gelb. Die Blütezeit fällt in die Monate Juni bis September. Die Frucht iſt eine walzenrunde Schote, die, in zwei Reihen ſtehenden, bräunlichen Samen ent— hält. J. An Quellen und Bächen. Seltener an Teichrändern. Häufiger in Süddeutſchland, als in Norddeutſchland. Bevor ich näher auf dieſe Pflanze eingehe, will ich kurz erſt der verſchiedenen Formen derſelben gedenken. Außerhalb des Waſſers bildet die Brunnenkreſſe ſehr kleine, kurzgeſtielte Blättchen aus, die ganze Pflanze wird dann ſehr ſchlank und führt die Namen Nasturtium mierophyllum Reichenbach. Steht das Gewächs dagegen im tiefen Waſſer, ſo wird es robuſt und dickſtenglich, die Blättchen werden groß und ſind aus herzfkörmigem Grunde länglich-lanzettlich zugeſpitzt. So beſchaffen heißt die Pflanze Nasturtium siifolium Reichenbach. Sind die Früchte lang, die von ihr hervorgebracht werden, wird ſie Var. longisiliqua Irmisch, dagegen mit kurzen Früchten Var. brevisilica Irmisch genannt. Eine weitere Varietät unterſcheidet Kittel. Sie beſitzt ungefiederte, rundlich— herzförmige Blätter und heißt Var. trifolium Kittel. In großartigem Maßſtabe wird die Brunnenkreſſe in Erfurt zum Zwecke des Verſpeiſens angebaut. Hier zieht ſich auf weiten Feldern Graben bei Graben hin, in denen die Pflanze üppig wuchert. Einen guten Gewinn wirft ihre Kultur ab, da ſie als Salat und Gemüſe einen nicht unbedeutenden Ruf beſitzt. Das Kraut ſchmeekt bitterlich ſcharf, enthält Salze und beſitzt blutreinigende Eigenſchaften. Es iſt bewieſen, daß die Brunnenkreſſe zu den geſündeſten Nahrungsmitteln gehört. Als Aquariumpflanze wird die Brunnenkreſſe nur hin und wieder bei dem Liebhaber angetroffen, indeſſen verdient dieſelbe bei weitem mehr Aufmerkſamkeit, als ihr zu teil wird. Wie und wo im Becken ein— geſetzt, kommt ſie überall fort und treibt das ganze Jahr hindurch, auch im Winter, ihre weißen Blüten. Ihrer äußerſt raſchen Vermehrung gebietet man durch öfteres Entfernen von Schößlingen leicht Einhalt. Wird ſie ſich ſelbſt überlaſſen, jo durchwuchert fie das Becken vollſtändig, alle anderen Pflanzen durch ihr Wachstum unterdrückend. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 13 e 24. Waſſerpfeffer (Polygonum Hydropiper I.). Die Wurzel wird von einem Büſchel hellbräunlicher Wurzelfaſern gebildet. Der Stengel iſt ſtielrund, fein geſtreift, äſtig unter den Gelenken angeſchwollen, blaßgrün oder oft dunkelrot gefärbt. Die Aſte ſtehen aufrecht, aus dem Grunde der gewimpert borſtigen, gelblichrötlichen, am Grunde dunkelrot gefärbten Tuten entſpringend. Die Blätter ſind kurzgeſtielt, außen an der Mitte der Tuten (Neben— blätter) entſpringend, lanzettförmig, am Grunde verſchmälert, an der Spitze meiſt langzugeſpitzt, am Rande etwas wellig und im trocknen Zuſtande ſcharf, unbehaart, oberſeits lebhaft grün, zuweilen rötlich angelaufen, unterſeits bläſſer. Die Blüten— ähren ſtehen einzeln an der Spitze des Stengels und der Aſte, an letzteren ſind ſie mehr unterbrochen und tragen weniger Blüten. Die einzelnen Blüten ſind ganz kurz geſtielt und kommen meiſt paarweiſe aus ganz feingewimperten, rötlichen, ſehr kurzen Tuten hervor. Der Kelch iſt 4- bis 5fpaltig und grün, oben lila gefärbt und außen mit feinen drüſigen Punkten beſetzt. Die Blütenblätter ſind matt— roſa angehaucht. Blütezeit Juli bis zum Herbſt. Der Same iſt zſeitig, etwas zuſammengepreßt und bleibt bis zur Reife im Kelche eingeſchloſſen. Er iſt glänzend kaſtanienbraun. O An feuchten Orten, in Gräben. Unter dem Namen Herba Perficariae urentis war früher der Waſſerpfeffer offizinell. Dem Ge— ſchmacke nach iſt die Pflanze brennend und zieht Blaſen im Munde, wurde auch früher gegen Ge— ſchwüre gebraucht und innerlich gegen Stockungen im Unterleibe, Gelb- und Waſſerſucht. In der Botanik gehört der Waſſerpfeffer zu den Pflanzen, welche den Übergang bilden zu den Gewächſen, welche regelmäßig zweierlei Blüten aus— bilden, ſolche, welche ſich öffnen und darauf an— gewieſen ſind, daß in ihnen durch Vermittelung Figur 106. Waſſerpfeffer der Tiere eine Kreuzung erfolgt, und ſolche, welche e geſchloſſen bleiben und in denen ſich die Autogamie 2 Blüte, 3. Geleniſcheide, vollzieht. Am Waſſerpfeffer kann man leicht die 4. Same. Beobachtung machen, daß ſich an jenen Stöcken, welche vereinzelt wachſen, und deren ſämtliche mit Blüten beſetzte Zweige dem Sonnenlichte zugekehrt, den Inſekten alſo ſicht— bar und zugänglich ſind, alle Blüten öffnen. Stehen dagegen viele Stöcke beiſammen, wachſen ſie dicht aneinander gedrängt auf, ſo öffnet nur ein Teil der Blüten die Perigone und zwar die, welche an den aufrecht ſtehen— den Zweigen ſich befinden, alle die beſchattet werden, verſteckt ſind und von Inſekten nur ſchwer erreicht werden können, bleiben geſchloſſen, in ihnen vollzieht ſich die Autogamie. An den Stellen im Aquarium, wo der Waſſerſtand ein nicht ſehr tiefer iſt, beſonders im Sumpfaquarium, iſt der Waſſerpfeffer ein ganz reizendes Gewächs, welches ſich ohne Pflege, an einem weniger gut belichteten Platze, unſchwer zu einer üppigen Pflanze entwickelt. — 25. Srumpfanpfer (Rumex aquaticus Pollich.) Rumex Hydrolapathum Hudson. Das kräftige Rhizom treibt einen hohen aufrechten gefurchten Stengel, der unten über 30 em lange, lanzettförmige Blätter trägt. Dieſe ſind duftiggrün, laufen in dem oberſeits flachen Blattſtiel ſpitz zu, ſtehen ſteif in die Höhe und ſind meiſt ſchön gewellt. Der Blütenſtand iſt ſehr veräſtelt. Am Ausgange eines jeden Aſtes ſitzt ein linienförmiges Deckblatt und die Aſte ſind dicht mit blattloſen Blütenquirlen beſetzt. Die blütentragenden zarten Stiele beſitzen ein undeutliches Gelenk. Die inneren Perigonblätter ſind an der Baſis breit zugerundet, laufen aber dreieckig aus, iind netzaderig und beſitzen ſämtlich Schwielen. Blütezeit Juli und Auguſt. Die inneren Perigonteile werden zur Fruchtzeit eiförmig-dreieckig, ganzrandig oder hinten gezähnelt, alle ſchwielentragend. J. An Flußufern, Landſeen, Teichen, Gräben und Sümpfen. Von den weiteren Ampferarten führe ich noch zwei auf und faſſe die Schilderung aller drei zuſammen. 26 . naulhlütiger Ampfer (Rumex conglomeratus Murray.) Rumex glomeratus Schreber, Rumex Nemolapthum Ehrhardt”), Rumex acutus Smith**), Rumex paludosus Withering, Rumex undulatus Schrank. IN —1 Bedeutend kleiner als der Vorige. Die Aſte aufſtrebend und weit abſtehend. Die unteren Blätter herzförmig- oder eiförmig-länglich, die mittleren herzförmig, lanzettlich und zugeſpitzt. Faſt jeder Blütenquirl iſt durch ein Blatt geſtützt, nur ö ) ] 2 . die letzten nicht. Die junge Pflanze iſt grün, während der Blütezeit verfärbt ſich der Stengel, die Aſte und die Fruchthülle und werden rötlich-braun. Blütezeit Juli und Auguſt. J. An Ufern von Gräben und Bächen, von Tümpeln, Weihern * 7 8 * und Sümpfen. . Mlaller-Ampfer (Rumex aquaticus L.). Der Wurzelſtock iſt dick, äſtig, mehrköpfig, innen gelb, außen ſchwärzlich und treibt aufrechte lange Stengel. Tieſe ſtehen ziemlich ſteif und ſind kantig. Die Wurzelblätter ſitzen auf langen Stielen, ſind an der Baſis ſehr erweitert, verſchmälern ſich dann plötzlich und laufen ſpitz zu, ſo daß die Erweiterung der Baſis an beiden Blattſeiten 2 ſehr ſtumpfe Zipfel bildet. Die Blätter an den Stengeln ſind kleiner und kürzer geſtielt, auch ſchmäler und werden nach oben zu immer ſchmäler und kürzer, zuletzt ganz ſtiellos und an der Riſpe ſogar lanzettförmig. Die Blütenriſpe wird über 30 em hoch, ihre Aſte ſind in die Höhe gerichtet und gehen geradeaus. Die kleinen Blüten beſitzen eine grün-rote Farbe, hängen an vielblütigen Wirteln und letztere ſtehen ziemlich dicht. Die äußeren Perigonalblätter ſind länglich-lanzett— förmig, die inneren dreieckig mit durchſcheinenden Rändern verſehen. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Frucht iſt wie beim Sumpfampfer. 4, An ſtehenden Gewäſſern mit tiefſchlammigem Grunde, langſam fließenden Gewäſſern, in Sümpfen und ähn— lichen Orten. In früherer Zeit waren die Wurzeln und das Kraut aller drei Pflanzen offizinell. Sie wurden gegen Scorbut, Geſchwüre und Ausſchläge an— gewendet. Heute benutzt man die jungen Blätter, beſonders die des Sumpf— ampfers, in Italien als Gemüſe. Als Aquariengewächſe ſind alle drei Ampfer gleich zu empfehlen, be— — . Nicht Wallroth. Nicht I.. — 196 ſonders find ſie für Sumpfaquarien vortreffliche Dekorationspflanzen. Sie gedeihen in fetter Bodenſchicht vorzüglich und ſchmücken, in eine Ecke des Behälters eingeſetzt, dieſen in einer reizenden Weiſe. Der Waſſer— ſtand ſei indeſſen für ſie nicht zu hoch, überſchreite wo möglich die Höhe nicht, welche die Pflanzen an ihren Standorten inne gehabt haben. Von einigen Seiten wird empfohlen, den Stengel nach dem Abblühen, welches übrigens lange Zeit dauert, zu entfernen, und auch den Wurzelſtock aus dem Waſſer zu nehmen und ihn etwas trockner und kühler zu ſtellen. In— deſſen halte ich dieſes für nicht unbedingt nötig, da eine Pflanze bei mir, die zu dieſem Verſuche zwei Jahre im Becken verblieb, ſich ebenſo ſchön und kräftig weiter entwickelt hat, als eine andere, die im Herbſt aus— genommen worden iſt. 28. Xſtiger Igelkolben (Sparganium ramosum Huds.). Sparganium ereetum L. Das Rhizom iſt kurz gegliedert, treibt Ausläufer und kriecht im Schlamm des Bodens fort. Es treibt nach oben büſchelig abſtehende Blätter und ſtielrunde bis meterhohe Halme, an denen die Blätter gedrängt 2zeilig ſtehen. Unten umfaſſen dieſelben ſcheidig den Stengel, nach oben von ihm abſtehend. Die Blattſpreite iſt etwa 1½ em breit, linealiſch, bis meterlang und beſitzt einen verſtärkten Mittelnerv. Der Kolben veräſtelt ſich mit hin- und hergebogenen Spindeln. Am Grunde der Blütenäſte ſtehen ziemlich lange, linealiſche Deckblätter. Die unteren Köpfchen be— ſtehen aus dichtgedrängten Stempeln, die von Spreublättchen umgeben ſind, und nehmen zur Zeit der Reife die Form eines zuſammengerollten Igels an, indem die trockenen Steinfrüchtchen mit kurzer, ſtarrer Spitze verſehen ſind. Die oberen Köpfchen enthalten Staubblätter, welche durch Spreublätter getrennt ſind. Blütezeit Juli, Auguſt. J. An Flußufern und in ſtehenden Gewäſſern. Von den Igelkolbengewächſen wird von vielen Seiten behauptet, daß ſich Aſte von ihnen ſchon in den Schichten der meſozoiſchen und tertiären Perioden der Erde finden; dieſe Pflanzen haben alſo ſchon ein hohes Alter zurückgelegt. Die Staubblüten des Igelkolbens ſtehen über den Fruchtblüten, kommen aber infolge ungleichzeitiger Streckung der Achſen mit ihren zu beſtäuben— den Blüten des einen Stockes mit älteren höheren Stengeln gewöhnlich höher zu liegen, als die Staubblüten eines nebenbei ſtehenden Stockes mit jüngerem niederem Stengel, und unſchwer kann man ſich durch Beobachtung überzeugen, daß auch hier der ſtäubende Pollen durch Luftſtrömungen nicht in wagerechter, ſondern in ſchräger Richtung nach aufwärts entführt und an die zu belegenden Narben benachbarter Stöcke angeweht wird. Dieſes iſt nun nicht etwa ſo aufzufaſſen, als ob bei dem Entführen des ſtäubenden Pollens durch den Wind gar kein Pollen zur Tiefe gelangen würde; für die Mehrzahl der Fälle ſteht es außer Frage, daß die Wölkchen des Blütenſtaubes, welche durch mäßige Winde fortgeführt werden, zunächſt nach aufwärts ſchweben und entweder ſchon auf dieſem Wege zu den höher ſtehenden zu belegenden Narben gelangen, oder aber ſpäter, wenn die über weite Räume verteilten Pollenzellen bei ruhigerer Luft wieder langſam zur Tiefe ſinken, die Narben dann belegen. — 197 — Der äſtige Igelkolben kommt durch ganz Deutſchland vor, und zwar am Ufer der Gewäſſer, wie auch im Waſſer ſelber. Hin und wieder findet man ihn noch bei einer Waſſertiefe von 1 m, ſodaß man von der Pflanze nichts weiter als den Blütenſtand ſieht. Beſonders zur Blütezeit, welche von Ende Juni bis Ende Auguſt dauert, macht ſich die Pflanze recht ſchön. Beim Aus— heben des Gewächſes ſei man vorſichtig und beſchädige den weichen Stengel nicht, da ſonſt die Pflanze im Aquarium eingeht. Von den nachfolgenden anderen Igel— kolbenarten iſt beſonders intereſſant der aſtloſe oder einfache Igelkolben. Sein Stengel iſt ſehr oft ganz im Waſſer flutend. Bedeutend ſeltener iſt der ebenfalls im Waſſer ſchwimmende Sparganium affine. a. Aſtloſer Igelkolben (Sparganium simplex Huds.) Stengel und Kolben ſind einfach. Die Blätter am Grunde zſeitig, an den übrigen Seiten flach. § Blütenſtände ſitzend, 2 kurz— geſtielt mit langen linealiſchen Mündungs— lappen verſehen, ſonſt wie der vorige. b. Sparganium affine Schnitzl. Stengel in der Regel einfach mit ein— fachem Kolben endigend. Die Blätter ſind an den Knoten meiſt angeſchwollen, ſehr lang und ſchlaff, oft ſchwimmend. Sie ſind aus ſehr breitem ſcheidigem Grunde linealiſch, oberſeits flach, unterſeits gewölbt. Die unteren Blütenſtände ſind geſtielt und 2, die oberen 5 und ſitzend. Selten, ſonſt wie der äſtige Igelkolben. c. Sparganium minimum Fr. Figur 107. Aſtiger Igelkolben. (Spar- ganium ramosum). Die Pflanze iſt klein und zierlich. Die Blätter ſind ſchmal, flach, am Grunde breit ſcheidig, herabhängend oder oft ſchwimmend, & Blütenſtände des ganz ein— A fachen Kolbens 2 bis 3. S Blütenſtand endſtändig, in der Regel nur ein einziger. Ebenſo ſelten als Sparganium atfine, ſonſt wie der äſtige Igelkolben. 29. Ber-Binſe (Seirpus lacustris. I.). Das Rhizom iſt ſehr kräftig, gegliedert, kriechend und liegt wagerecht im Boden Die Halme erreichen je nach dem Standort eine verſchiedene Höhe. Die Stärke des Halmes ſchwankt zwiſchen ½ bis 1½ em im Durchmeſſer. Der Halm iſt ſtielrund und in der Farbe grasgrün. Der Blütenſtand iſt zuſammengeſetzt und die Ahrchen derſelben find büſchelig gehäuft, er iſt ſeitlich nicht endſtändig. Je nach der Uppigfeit des Standortes iſt die Entwicklung des Blütenſtandes ſehr verſchieden. Zuweilen werden nur wenige Ahren getrieben, anderenfalls über 40 bis 50. In ihrem Stande ſtellen die Ahren eine unregelmäßig verzweigte Scheindolde dar, welche kürzer — 198 — oder länger als das Hüllblatt ſein kann. Die Stielchen der Ahrchen ſind rauh, die Deckblättchen roſtbraun, am Rande durch gekrümmte Haare gewimpert, an der Spitze tief ausgerandet. Blütezeit Juni und Juli. Die Früchte ſind dreikantig. J. Stehende Gewäſſer. Unter dem Namen Radix Seirpi maioris 8. Junei maximi wurde das Rhizom dieſer Binſe a ne früher als ſchwach adſtringierendes und harn— treibendes Mittel angewendet. Das Mark des 5 Halmes, welches unter Umſtänden bis fingerdick „ 77 werden kann, wird von den Landleuten bei Brand— 2 wunden verwendet. Hier und da werden auch N 2 Dochte daraus bereitet. Die Halme werden als Flechtmaterial gebraucht, und Decken, Fußmatten, Fiſchkörbe, Siebe ꝛc. aus ihnen verfertigt. Da die Binſen größtenteils bekannt ſind, will rich nicht näher auf die Pflanze eingehen, nur noch Figur 108. Querſchnitte durch bemerken, daß die unten angeführten Arten ſich Blätter der Schilfgewächſe. für das Aquarium gut eignen. Da der ſtarke 2. Schwertlilie, b. Kalmus, Wurzelſtock fei Wir zeln fehr ien ı er ; e. d. k. Aſtiger Igelkolben. Wurzelſtock ſeine Wurzeln ſehr tief in die Erde e. 1. Blumenbinſe, k. Schmal- treibt, iſt es nötig, der Pflanze im Aquarium einen blätteriger Liſchkolben, e RE 5 5 e ee oe dementſprechend hohen Bodenbelag zu reichen. J. m. Breitblätteriger Liſch— Aus der großen Zahl der Binſen greife ich kolben, n. Waldbinſe. die für unſere Zwecke beſten heraus und beſchreibe ſie nachfolgend kurz. a. Tabernaemontan's Binſe (Seirpus Tabernaemontani Gmel.) Im großen und ganzen der vorigen Binſe jehr ähnlich, aber meiſt niedriger und zierlicher. Das größere Hüllblatt ſehr oft kürzer als die Spiere. In der Färbung iſt der Halm meergrün (nicht wie bei der Seebinſe grasgrün) und von einem zarten bläulichen Duft überflogen. Das ſicherſte Kennzeichen dieſer Pflanze der erſteren gegenüber ſind die Deckſchuppen (Spelzen), welche nur im Anfange kaſtanienbraun ausſehen, indeſſen ſpäter durch purpurfarbige Punkte, wodurch ſie rauh werden, ein ſchwarzpurpurnes Kolorit erhalten. Alles übrige wie bei der See— binſe, nur bedeutend jeltener. b. Stechende Binſe (Seirpus pungens Vahl.) Seirpus Rothii Hoppe, Seirpus triqueter Rth., Seirpus mueronatus Schrank. Dieſe Binſe gehört mit zu den kleinſten Binſenarten. Der Halm iſt dreikantig, gerade, am Grunde mit häutigen Scheiden beſetzt, welche in kurze, grüne Spreiten auslaufen. Die Spiere iſt kurz, geknäult, trugſeitenſtändig, das größere Hüllblatt aufrecht, die Spiere weit überragend. Alle Ahren ſitzend, in ihrer Form länglich. Blütezeit Juli und Auguſt. Die Pflanze wird ſehr oft mit anderen ihrer Familie verwechſelt. e. Dreikantige Binſe (Seirpus triqueter. L.). Seirpus Polliehii Godr. Gren, Heleogiton triquetrum Roth. Seirpus mueronatus Poll, Seirpus trigonus Rth. Die Pflanze iſt von grasgrüner Farbe, wie die Seebinſe, erreicht aber nur eine Höhe von etwa 1,30 m. Von der Seebinſe unterſcheidet ſie ſich ſogleich durch ihren dreikantigen Halm und von der bedeutend kleineren ſtehenden Binſe durch die ſchwarzbraunen Scheiden, welche den Stengelgrund umſchließen. — 199 — d. Wurzelnde Binſe (Seirpus radicans Schk.). Die Spiere iſt mehrfach zuſammengeſetzt. Das Nüßchen iſt verkehrt eiförmig Die unfruchtbaren Halme ſind zur Zeit der Blüte länger als die fruchtbaren. Nach der Blütezeit (im Juli und Auguſt) neigen ſich dieſe unfruchtbaren Triebe zur Erde und beginnen an der Berührungsſtelle Wurzeln zu treiben. 31. P'atterſimſe (Iuneus effusus I.). Die Familie der Simſen iſt reich an Arten, doch ſind von der ganzen Anzahl nur wenige für unſere Zwecke verwendbar. An keinem Orte ſelten, ſind alle die beſchriebenen Arten beſonders für Sumpfaquarien zu verwenden, geben auch eigenartige Dekorations- pflanzen für Beckenaquarien ab, ſind jedoch nicht ſo ſehr zu empfehlen wie die vorher genannten Binſen. Am dankbarſten von ihnen iſt die vorbeſchriebene Flatterbinſe. Sie wird mit Vorſicht aus dem Boden ihres Standortes gehoben und am beſten ſo tief in das Waſſer des Beckens geſetzt, wie ſie an ihrem Stand— orte im Waſſer geſtanden hat. Eine Pflege beanſprucht die Pflanze nicht. Von dem braunen, kriechenden Wurzelſtock erheben ſich viele ſtielrunde, bis 50 em hohe, dunkelgrüne Halme, am Grunde mit ſtehendſpitzigen, braunen Scheiden beſetzt, im trocknen Zuſtande gerillt, innen mit ſternzelligem Mark gefüllt, in einiger Ent— fernung unter dem Blütenſtande tragen ſie ein den Blütenſtand überragendes Laub— blatt, das pfriemlich zugeſpitzt iſt. Der Blütenſtand iſt eine vielblütige Spiere, die Zweige derſelben tragen an ihrem Grunde ein 2fieliges Hochblättchen. Die Blüten ſind von zwei bräunlichen Vorblättern umgeben. Die Blütenhülle beſteht aus ſpelzenähnlichen, grünlich-weißen, am Rande trockenhäutigen, ſehr zugeſpitzten Blättchen, die ſich dachziegelig decken. Sie umgeben 6 Staubblätter nebſt einen oberſtändigen Stempel. Derſelbe beſteht aus einem dreifächerigen, vielſamigen Fruchtknoten, einem Griffel und 3 fächerförmigen Narben. Blütezeit vom Juni bis Auguſt. Die Frucht iſt eine verkehrt-eiförmige, 3fächerige Kapſel. 4, An Gräben und in Sümpfen. Als weitere Art der Simſen iſt zu empfehlen: Figur 109. Flatter A. Juneus eonglomeratus L. binje (Juneus effusus). Das Rhizom wie bei der Flatterbinſe. Schwarzbraun, mit glänzenden Blattſchuppen dicht beſetzt, nach oben raſig gedrängte, ſterile und fertile Halme treibend. Der Halm iſt nackt, fein gerillt, im Innern markig. Die Blätter der ſterilen Halme ſind ſtielrund und ziemlich ſpitz. Die untere Blüten— ſcheide ſehr lang und ſpitz, den meiſt gedrungenen Blütenſtand weit überragend und ſcheinbar endſtändig. Blütezeit Mai und Juni. J. Sumpfige und feuchte Orte. Graugrüne Simſe (Juneus glaueus Ehrh.) Das Rhizom iſt bleifederſtark, kräftig, faſt holzig, horizontal kriechend, un— gegliedert, ſehr dicht mit bis über ½ m hohen graugrünen, nackten, feingerillten, innen gefächerten Halmen beſetzt, deren grundſtändige Scheiden ziemlich hoch ſind und ſich durch eine prächtige dunkelrotbraune Farbe und ſtarken Glanz auszeichnen. Die Scheide, welche die Spiere hoch überragt, ſteht zur Blütezeit aufrecht, nach dem Abblühen biegt ſie ſich zurück. Die Spiere iſt locker, veräſtelt. Blüten langgeſtielt. — 200 — Blütezeit fällt in die Monate Juni, Juli und Auguſt. J. An ſumpfigen und feuchten Orten. Quirlbättrige Simſe (Juneus supinus Much). Das zarte, kriechende Rhizom iſt eigentlich ungegliedert, aber die langen fädlichen, ſehr dünnen und ſchlaffen, langgliedrigen Halme ſinken zum Teil nieder, wurzeln an den Knoten und werden dadurch zu Ausläufern; die Baſen und die Knoten der Halme ſind mit ſchmalen, oberſeits gewölbten, fädlichen Blättern beſetzt. Der Halm iſt gabelig veräſtelt; jeder Knoten und das Ende jedes Gabelaſtes mit zarten Blättern und mit einem Blütenköpfchen beſetzt. Blütezeit Juli, Auguſt. J. Auf Moor— wieſen, in Sumpfgräben. Formen hiervon ſind: Juncus fluitans. Die Halme verlängert und flutend. An über- ſchwemmten Orten. Juneus repens. Die Halme liegend und wurzelnd. Juncus uliginosus Rth. Auf ſehr ſchlammigem Boden. Juneus nigritellus. Die Kapſeln find nur kurz und an ihrer Spitze etwas eingedrückt. 2 31. Rohrkolben (Typha angustifolia L.). Schmalblättriger Rohrkolben. Das Rhizom iſt fingerdick, ungegliedert und kriecht horizontal im Schlamm, treibt Ausläufer und nach oben ſenkrechte, ſteife, 2 bis 3 m hohe Stengel ohne Knoten, welche die Blütenkolben tragen. Die flachen, ſteifen, linealen, graugrünen Blätter umfaſſen mit ſcheidigem Grunde den Stengel und überragen die Blüten— kolben, welche frühzeitig ihre Scheiden verlieren; der untere, fingerlange, braune Blütenkolben enthält die geſtielten, einfächerigen einſamigen Stempel mit langer Narbe, umgeben von haarförmigen Perigonen, die ſo dicht gedrängt ſind, daß ſie eine ſammetartige Oberfläche bilden. Darüber ſteht in kurzer Entfernung der Kolben mit 2 Blüten, der nach dem Verblühen abfällt. Jede Z Blüte beſteht aus 3 Staub— blättern, deren Fäden faſt ihrer ganzen Länge nach verwachſen und mit haarförmigem Perigon umgeben ſind. Blütezeit fällt in die Monate Juli und Auguſt. Die Frucht iſt eine ſchlauchförmige geſtielte Nuß, die durch den fadenförmigen, vertrockneten Griffel zugeſpitzt iſt. J. Stehende und langſam fließende Gewäſſer. Der ſchmalblättrige Rohrkolben unterſcheidet ſich nur ſehr wenig von ſeinem nächſten Verwandten, dem breitblättrigen Rohrkolben, deſſen Be— ſchreibung ich gleich hier folgen laſſe. 32. Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia L.). Bullenpeſel, Böttcherſchilf. In allen Teilen ähnlich dem ſchmalblättrigen Rohrkolben gebaut, iſt dieſer nur ſtrammer und kräftiger. Die hohen Halme ſind mit abwechſelnden, zweizeiligen, linealiſchen, flachen, ſteifen, den Blütenkolben überragenden, graugrünen Blättern beſetzt, deren ſcheidig umfaſſende Baſis, von welcher die Spreite ſpitzwinklig abſteht, das Internodium deckt und röhrig umſchließt. Der Kolben iſt langgeſtielt, daum— dick, ſchwarzbraun, der untere Teil &, der obere, kaum von dem unteren getrennt“) 5. Nach Beendigung der Blütezeit fällt der obere Kolben ab und nur die ver— trocknete Spindel bleibt über den Fruchtſtand ſtehen. Blütezeit Juli und Auguſt AJ. Stehende und langſam fließende Gewäſſer. Beim ſchmalblättrigen Rohrkolben findet ſich hier ein größerer Zwiſchenraum. — 201 — Hier gleich anfügend, beſchreibe ich den letzten unſerer heimiſchen Rohr— kolben und gebe das Lebensbild aller gemeinſchaftlich. 50 33. Kleiner Rohrkolben (Typha minima Hoppe). Typha minor Sm., Typha angustifolia var. L. Sehr dem ſchmalblättrigen Rohrkolben ähnlich, aber nur etwa ½ m Höhe erreichend und in allen Teilen äußerſt zart gebaut. Das Rhizom iſt federkieldick, äſtig. Die Blätter ſehr ſchmal lineal, faſt borſtig, geſtielt, kurz zugeſpitzt. Die Ahre iſt dick, faſt keulig. Die Blätter der ſterilen Halme ſind faſt borſtig, diejenigen der fertilen Halme dagegen kurz, breit, ſcheidig. Blütezeit fällt in die Monate April bis Juni. A An Flußufern und in Sümpfen. Selten. In zwölf Arten bekannt, treten bei uns die beſchriebenen drei Rohrkolbenarten auf. Eine Eigenheit der Rohrkolbengewächſe, die indeſſen auch bei einigen anderen Pflanzen ſich zeigt, will ich im Nachſtehenden kurz gedenken. Beſonders iſt es der ſchmalblättrige Rohrkolben, an dem ſich dieſes beſonders ausprägt, es iſt das Schraubenblatt und läßt ſich vorzüglich an jungen Pflanzen beobachten. Das Blatt zeigt 2 bis 3 Drehungen und bekommt dadurch oft ein lockenförmiges Aus— ſehen. Der Vorteil, welchen ein ſo gebautes Blatt, einem ebenflächigen in Beziehung auf Windſtöße beſitzt, iſt nicht zu verkennen und wird recht auffällig, wenn man ſich beide Blattformen in nächſter Nähe dem gleich ſtarken Luftſtrom ausgeſetzt denkt. Trifft der horizontale Windſtoß auf die Breitſeite eines ebenflächigen, aufrechten, ſteifen Blattes, ſo werden alle Punkte der Blattfläche ſenk— recht getroffen, und das Blatt wird ſehr Figur 110. Rohrkolben ſtark gebogen, möglicherweiſe auch wohl ge— (Typha angustifolia). knickt. Anders verhält es ſich, wenn er auf das ſchraubig gewundene Blatt wirkt. Hier werden alle Punkte desſelben unter ſchiefen und zwar ſehr verſchiedenen ſchiefen Winkeln getroffen, der Luftſtrom wird dadurch geſpalten, in unzählige Luftſtröme aufgelöſt, welche den Windungen der Schraube entlang fortgleitend, nur eine geringe Biegung bewirken und kaum jemals eine Knickung veranlaſſen. Die Rohrkolbenarten gehören zu den ausgeſprochenſten Windblühern. Die Blüten ſtellen die denkbar einfachſten Monokotyledonenblüten dar, aus zwei Staubfäden oder einem Stempel beſtehend, an deſſen Grund haarähn— liche Gebilde ſich befinden. Sie bilden bei den weiblichen Blüten ſpäter den Flugapparat der Früchtchen, die aber auch zu ſchwimmen vermögen. Im Herbſt und Frühling treiben ſich die letzteren in mächtigen wolligen 202 Maſſen auf und an den Gewäſſern umher. Gegen Tierfraß ſind die Rohr— kolben durch Büſchel von Nadeln des Kalkoxalats geſchützt. Wie die bisherigen Unterſuchungen bei allen einhäuſigen Pflanzen er— geben haben, ſind auch die Blüten bei den Rohrkolben proterogyn. Der ſtäubende Pollen wird ſtets erſt aus den Antheren entbunden, nachdem die Narben an demſelben Stocke ſchon 2 bis 3 Tage hindurch belegungsfähig waren. Ganz eigenartig ſind die Keimungsverhältniſſe bei den Rohrkolben— arten. „Die kleinen, durch Luftſtrömungen von dem Kolben abgehobenen Früchtchen,“ ſchreibt mir ein Freund, „welche auf der Oberfläche des Waſſers fallen, ſchwimmen hier erſt einige Tage. Dann öffnet fich die Fruchthülle und der Same ſinkt langſam durch das Waſſer in die Tiefe. An einem Ende iſt die Schale des Samens zugeſpitzt, an dem anderen mit einem äußerſt zierlichen Deckel verſchloſſen. Sobald der Same ſinkt, iſt das zugeſpitzte Ende nach unten gekehrt, dasjenige mit einem Deckel verſehene nach oben. In dieſer Stellung verbleibt der Same am Grunde des Waſſers und hält ſich in dieſer Stellung an den Stengeln und Blättern. Jetzt ſtreckt ſich das Keimblatt, ſtößt gegen den Deckel Figur 111. Rohrkolben und erſcheint an der Mündung der Samenſchale. (Typha latifolia). Frucht. Weiter wachſend, erreicht es durch Beſchreibung eines Bogens mit jenem Ende, in dem der Keim— blattſtamm und die Knoſpe eingehüllt ſind, den ſchlammigen Boden. Hier angekommen, verlängern ſich die Oberhautzellen und werden zu langen, ſchlauchförmigen Gebilden, die in den Boden eindringen und nun hier das Ende des Keimblattes feſthalten. Kurz darauf kommen auch Würzelchen hervor, die das Keimblatt durchbrechen. Bis zu dieſer Zeit hat für das Pflänzchen die Reſervenahrung im Samen ausgereicht; das Keimblatt ſchiebt jetzt ſeine Spitze aus der Samenſchale, es ſtreckt ſich, wird grün und tritt als erſtes Laubblatt in Thätigkeit.“ Als Aquariumpflanzen, beſonders als Dekorationspflanzen für das Sumpfaquarium, haben alle drei Gewächſe ihren Wert. Der breit- und ſchmalblättrige Rohrkolben findet ſich in ſtehenden und fließenden Gewäſſern, wo ſie oft 25 bis 40 em unter der Oberfläche des Waſſers wachſen. Ohne Mühe ſind die ſtarken Wurzelſtöcke der Gewächſe nicht aus dem Schlamm— grund zu heben und hat man ſich ſehr vorzuſehen, ſie nicht durch Ziehen herauszureißen, weil dieſes ohne eine Verletzung des Zellgewebes nicht möglich iſt, und die Pflanzen dann faſt regelmäßig eingehen. In das Aquarium ſetzt man ſie ſo ein, daß ſie etwa denſelben Waſſer— ſtand erhalten, wie ſie ihn in der Natur beſeſſen haben. Wenn die beiden obigen Rohrkolben keine beſonderen Anſprüche an den Bodenbelag ſtellen, jo liebt doch der kleine Rohrkolben mehr einen thonigen Boden und möglichſt ſeichtes Waſſer. Eine ſonſtige Pflege beanſpruchen die Pflanzen nicht. ae a 34. Taden⸗Niedgras (Carex filiformis L.). Carex lasiocarpa Ehr- hardt, Carex splendila W. Fadenförmige Segge. Das Rhizom iſt liegend, ſtets ungegliedert, mit vielen Wurzelſaſern beſetzt und Ausläufer bildend. Der Halm iſt dünn, ſchlank, bis meterhoch, ſtumpfkantig, glatt oder nach oben hin etwas rauh. Unten iſt der Halm mit braunen Schuppen, dann mit langen, halmdünnen, langſcheidigen, aufrecht ſtehenden Blättern bekleidet, welche anfangs keineswegs hart ſind. Ihr Rand und Stiel iſt ſcharf. Nach oben ſind die Halme blattlos, dreikantig und rückwärts ſcharf. 8 Ahren 1-2, lang und cylindriſch, 2 2—3, entfernt, länglich, aufrecht, gedrungenblütig, ſitzend oder die unterſte geſtielt. Blütezeit Mai und Juni. Die Früchte ſind von einer flaumig behaarten Fruchthülle umgeben. J Stehende Gewäſſer, tiefe Sümpfe. Vorzugs— weiſe in Moorgegenden. Bevor ich zur Schilderung der Riedgräſer übergehe, bringe ich die Beſchreibung der hauptſächlichſten Arten, die für das Aquarium von Be— deutung ſind. 35. Ufer-Riedgras (Carex riparia Curtis). Carex crassa Ehrhardt. Das Rhizom iſt federkieldick, kriechend und ungegliedert. Aus ihm kommen die ſteifen aufrecht- und bis zu einer Höhe von 1½ m emporſchießenden, dicken, haarloſen, dreiſeitigen Halme, die ſehr ſcharf ſind, ſchon vor der Blüte über 30 em meſſen und teils durch Blätter, teils durch Blattſcheiden bekleidet ſind. Die Blätter ſind etwas duftig, am Rande und Kiele ſehr ſcharf und laufen in weißliche, netz förmig genervte Scheiden aus, welche noch zum Teil ſich in netzartige Fäden löſen. Die Deckblätter ſind blattartig und oben grau-grün, unten gräulich— grün, das unterſte Deckblatt iſt gewöhnlich noch über 30 em lang. Die 5 Ahren ſtehen nahe bei ſammen und ſind in der Blüte etwas verdickt. Die O ſtehen entfernt, namentlich iſt die unterſte oft weit abgerückt. Die Ahren erreichen eine Länge von 4 em. Blütezeit Mai bis Juni. Die Fruchthüllen find aufgeblaſen und eiförmig. 4, Am Ufer von Teichen ꝛe. 36. CTyper-Niedgras (Carex Pseudoeyperus L.). Cyperngrasähnliche Segge. Das Rhizom iſt kräftig, ungegliedert, Ausläufer treibend und entſendet einen be blätterten, aufrechten, bis 70 em hohen, grasgrünen Stengel, der von ſchmalen Blättern überragt wird, teilweiſe auch ganz von ihnen bedeckt iſt. Der Halm iſt ſcharf und dreiſchneidig. In der Regel findet man unter der einzigen 5 Ahre nur 4 Q, welche dadurch, daß ſie nach unten immer länger geſtielt ſind, einander ſehr nahe zu ſtehen kommen. Die Deckblätter der Ahren ſind vollſtändig blattartig, nur die untern ſind ſcheidig, ihre Oberfläche iſt ſcharf, ihre Unterfläche glatt. Die Z Ahre wird in den meiſten Fällen über 2½ em lang, ſie beſitzt eine hellrotbräunliche Farbe und ſteht aufrecht. Die Stiele der 2 Ahren ſind fadenförmig, doch dreikantig und rauh. Die Ahren ſelbſt ſind grün. Blütezeit fällt in die Monate Juni und anfangs Juli. J. In ſumpfigen Waldungen, Waldteichen. Zerſtreut. 37 e (Carex vesicaria L.). Carex inflata Hoffmann. as Rhizom treibt mit Blättern beſetzte Halme, deren untere leicht verwelken. N. Velen der Blüte ſind die Halme nur 30 em hoch, werden aber ſchon während des Blühens 40 bis 60 em hoch und erreichen ſpäter eine Größe von über 60 bis 80 em. Sie find im Querſchnitte 3 ſcheidig, an den Scheiden rauh und ziemlich hoch hinauf beblättert. Die Blätter ſind flach, am Rande und Kiele ſcharf, ihre — Scheiden find rötlich und mit Netzfäden verſehen. 5 Ahren ſind in der Regel 2--3 vorhanden, die gleich im Anfange dünner und durch die Staubgefäße gelber als die e ſind. Die letzteren findet man ſtets zu 2—3; ihre Stiele verbergen ſich vor der Fruchtreife in den blattartigen Scheiden, ihre Fruchtknoten werden anfangs von den bräunlichen, mit einem grünen Mittelnerven verſehenen Deckblättchen bedeckt. Etwas ſpäter ändert ſich die Geſtalt der Ahre: der Frucht— knoten wächſt, bläſt ſich auf, wird glänzend, anfangs gelbgrün, dann gelb und die ſonſt ſehr ins Auge fallenden Deckelblättchen werden ganz unſcheinbar. Die Blüte— zeit fällt in die Monate Mai und Juni. 4 An Abzugsgräben, am Rande ſchlammiger Teiche. 38. Schlammſegge (Carex limosa L.). Schlamm-Riedgras. Das Rhizom iſt im Schlamme kriechend und der Halm treibt hier, ſoweit er ſich im Schlamme befindet, Wurzeln. Die einzelnen Halme erreichen eine Höhe von 30 em, ſind dreiſeitig, ſtehen aufrecht und werden an der Spitze etwas ſchärflich. Die Blätter, welche am Grunde und an dem unterſten Drittel des Halmes ſich be— finden, ſind ſehr ſchmal, rollen ſich bald zuſammen und erſcheinen dann borſten förmig. Die Scheiden der Deckblätter ſind am Grunde braun, ſpitzen ſich aber in ein grünes, ſchmales, lang zugeſpitztes Blättchen zu. Die 3 bis 3½ em langen Stiele der Ahren find glatt, die Ahren ſind kürzer als die Stiele, ſtets länglich. An den langen, borſtenförmigen Blättern, die zuſammengerollt ſind Er an den langen und dünn geſtielten & Ahren iſt dieſe Segge ſogleich zu erkennen. Blütezeit Mai und Juni. J. Schlammige Sümpfe und Moore. 39. Zteifes Riedgras (Carex strieta Good). Vignea strieta Rehb., Carex gracilis Wimmer. i Das Rhizom iſt kräftig und ungegliedert, kurz und ohne Ausläufer. Die Wurzeln bilden ein dichtes, inniges Geflecht und dringen tief in den Boden des Waſſers ein. Der Halm ſteht ſteif aufrecht, iſt ſcharfkantig, rauh und über meter— hoch, er iſt unten mit breiten, ſehr langen Blättern beſetzt, deren lange Scheiden alle netzartig geſpalten ſind. Sie ſind mehr oder weniger duftig grün, ſtets kürzer als der Halm, erreichen jedoch eine Höhe von 50 bis 75 em. Im ganzen find ſie ſteif, am Rande und am Kiele ſcharf, und haben eine lange, ſcharfe Spitze. Die Halme ſind ſcharf-dreikantig. Die einzige 3 Ahre beſitzt zuweilen am Grunde noch eine zweite kleinere, doch kommen auch, d. h. nur an kräftigen Exemplaren 2 8 vor. In der Farbe ſind ſie tief ſchwarz-braun und gleich breit. & Ahren ſind 2, 3, auch 4 vorhanden. Die unterſte iſt etwas geſtielt, die oberen ſind nicht ſelten an der Spitze S. In ihrer Form ſind fie ſtumpf, erhalten beim Schwellen der Früchte ein grünbuntes Anſehen, indem die Früchte aus den braunen Spelzen hervorſehen. Blütezeit April und Mai. J. In ſtehenden Gewäſſern, in moorigen Teichen ꝛc. Zerſtreut. Die Seggen oder Riedgräſer gehören zur Familie der Schein- oder Sauergräſer, ſo genannt vom Landmann, weil ihr Auftreten meiſt ſaueren Boden anzeigt. Alle hierher gehörenden Arten find grasartige Pflanzen mit meiſt kantigem Halm; am häufigſten iſt er dreikantig. In den weit— aus meiſten Fällen bricht dieſer Halm aus einem dauernden Wurzelſtock hervor, weit ſeltener ſind die Gewächſe nur einjährig. Alle Angehörigen dieſer großen Familie, aus der ich nur einige wenige herausgegriffen habe, beſitzen das Gemeinſame, daß ihre Ahrchen zwei- bis vielblütig und ihre Früchtchen von einer flaſchenförmigen, aufgeblaſenen Fruchthülle, dem ſo— genannten Schlauch, umgeben ſind. 2 In bunter Abwechſelung ſtehen die Vertreter dieſer Familie am Rande der Sümpfe, Teiche und ſonſtiger Gewäſſer, viele von ihnen haben ihren Standort auch mitten im Waſſer, verlangen jedoch dann, daß hier der Waſſerſpiegel im Sommer oder im Herbſte etwas fällt. Es iſt eine bunte Geſellſchaft, die ſich hier vereinigt hat und trotzdem, daß oft über hundert verſchiedene Arten in einem kleinen Kreiſe ſtehen, vermag der Laie die verſchiedenen Arten nicht auseinander zu halten. Gar manchem treff— lichen Botaniker iſt es ſchon paſſiert, daß er die eine Art mit der anderen verwechſelt hat, daß er verſchiedene Arten als zu einer Art gehörig be— zeichnete und erſt ſpäter iſt er zu der Erkenntnis gekommen, daß er ganz verſchiedene Pflanzen vor ſich hatte. Faßt ja auch das Volk die ganze Familie und noch andere dazu unter dem Namen Gras zuſammen, ohne zu wiſſen, wie viele Pflanzen es überhaupt ſind, die dieſes Gras bilden. Die Beſtimmung der Seggen oder Riedgräſer verlangt eine große Übung. Die verſchiedenen Riedgräſer blühen nicht alle zur gleichen Zeit, ſondern die einen bald früher, die andern etwas ſpäter und dabei kommt es, daß die einen gerade dann aufblühen, wenn bei den anderen die Blüten den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht haben, andere indeſſen ſchon mit ihrer Blütezeit zur Neige gehen. Die Narben der einzelnen Blüten ſind 2 bis 3 Tage belegungsfähig, haben ſich ſämtlich ſoweit über die Deckſchuppen vorgeſchoben und erſcheinen ſo geſtellt, daß der von Luft— ſtrömungen herbeigeführte Pollen an ihnen hängen bleiben muß. Indeſſen ſind noch immer nicht die Antheren der Pollenblüten der betreffenden Art geöffnet, um den Staub aufzunehmen. Hierdurch kommt es, daß die Narben im Verlaufe des erſten und zweiten Tages häufig mit dem Pollen anderer früher aufgeblüter Arten belegt werden; denn weil die Antheren dieſer ſchon bedeutend früher aufgeblüten Arten bereits geöffnet ſind, ſo wird jeder Windſtoß den Pollen aus ihnen wegführen, ihn in das Moor hinaus— wehen und alles das beſtäuben, was auf dem Wege liegt. Der Blüten— ſtaub, welcher ſich ſpäter aus den über und neben den belegungsreifen Narben ſtehenden Pollenblüten entwickelt, kann auch demzufolge, weil er ſpäter reif wird, erſt ſpäter, in zweiter Linie alſo, aufgenommen werden. Es findet bei den Riedgräſern erſt eine zweiartige, ſpäter eine einartige Kreuzung der Blüte ſtatt. Ein eigentliches Aufklappen der Deckblättchen findet bei den Ried— gräſern nicht ſtatt, meiſt iſt es nur eine Lockerung und dieſe iſt in den weitaus meiſten Fällen ſo unbedeutend, daß man ſie bei flüchtiger Be— obachtung kaum merkt. Daher ſind auch die fadenförmigen Antherenträger nur teilweiſe ſichtbar, die Antheren werden durch die raſch auswachſenden Fäden über die Spelzen vorgeſchoben und emporgehoben. Hat der Faden die nötige Länge erreicht, ſo wird ſein oberes Ende überhängend, die An there erſcheint dann an dieſem Ende wie angehängt und findet keinen Widerſtand bei den zum Ausſchütteln des Pollens notwendigen Bewegungen. Die Gruppe der Riedgräſer, auch die der Binſen und Simſen enthält, wie ich hier noch kurz erwähnen will, viele Baſtarde. Beſonders ſind ſolche aus der Gattung Carex bekannt geworden. — 206 Die reifen Samen der Riedgräſer haben feine beſonderen Vorrichtungen zur Verbreitung ihrer Art. Ihnen fehlen Häkchen, Klebeſtoffe ꝛc., mittelſt welcher ſie ſich an die Haut, den Pelz oder an das Gefieder der Vögel feſtſetzen, allein die Fähigkeit beſitzen ſie, ſich auf der Waſſeroberfläche ſchwimmend zu erhalten. Treten Tiere in das Waſſer, auf deſſen Spiegel Samen von Riedgräſern ſchwimmen, ſo hängen ihrem Außeren, durch Ver— mittelung der haftenden Waſſertropfen, ſtets auch zahlreiche Früchte an. Gehen dieſe Tiere zu einer anderen Waſſeranſammlung, ſo werden die Früchte ohne Zweifel dort ſich loslöſen und dann anſamen. Noch mehrere Arten, als ich von den Seggen beſchrieben habe, eignen ſich für das Aquarium. Ihre Brauchbarkeit für das Becken wird man unſchwer ſelbſt erkennen, wenn man ſie an ihren Standorten aufſucht. Im Aquarium dauern ſie leicht aus, wenn man den Pflanzen die nachfolgende Behandlung zu teil werden läßt. Den größten Teil des Jahres ſtehen dieſe Gewächſe im Waſſer, einige von ihnen auch immer, nur zur Zeit der trockenſten Monate kommt ihr Wurzelſtock teilweiſe außerhalb des Waſſers zu ſtehen. Aus dieſem Grunde pflanze man die 4 Gräſer in Töpfe, wie fie von den verſchiedenen 1 Geſchäften erhältlich, und hebe ſie mit dieſen im Juli und Auguſt ſo hoch über den Waſſerſpiegel, daß nur noch etwa das untere Drittel derſelben vom Waſſer umgeben iſt. Verſäumt man dieſes, ſo fangen die Pflanzen an zu faulen, werden unanſehnlich und ſterben ab. 5 40. Viehgras (Glyceria spectabilis M. K.). ö Poa aquatica L., Glyceria aquatica Wahlenberg, Poa altissima Moench, Molina maxima Hartm., Hydrochloa aquatica Hartmann. Waſſerſchwaden. Das Rhizom iſt etwa fingerdick, kurzgliedrig und treibt im Schlamme Ausläufer. Die Halme ſind rohr— artig, ſteif und aufrecht, ſie können eine Höhe von 2 m erreichen. Sie ſind locker mit breiten, lang band— förmigen, ſpitzen, aufrechtſtehenden Blättern beſetzt. Am Rande und am Kiel ſind ſie ſcharf und haben an ihrer Baſis zu beiden Seiten einen braunen oder gelblichen Zeckigen Fleck. Das Blatthäutchen iſt kurz, die Riſpe oft über 30 em hoch. Sie ſendet aus den Ausgangspunkten der Riſpenäſte 3 bis 5 Riſpenäſte aus, von welchen einige über 18 em lang werden — = — — > RS RT 8 = > 2 — 82 — — = RR, G 5 NS — — 7 BED Fe 2 Bug nn ui n = TEE I, — - S SZ Figur 112. Viehgras (Glyceria können. Dieſe, von demſelben Ausgangspunkte spectabilis. 1. Blütenſtand, kommenden Riſpenäſte, wenden ſich alle nur nach 9 * pP 5 11 U W af} N — — . * 22 2. 1 ee einer Seite hin, indem aber die folgenden Aſtbüſchel Blatt. der Riſpe ſich nach den anderen Seiten wenden, wird \ die Riſpe allſeitwendig und hat oft an 1000 Gras— ährchen. Die unterſten Ahren bleiben unfruchtbar. Die Klappen ſind einnervig und häutig, die äußere Spelze iſt grüngelblich oder bräunlich mit weißer Spitze. Blütezeit Juli und Auguſt. J. An Ufern von Bächen und Gewäſſern. — 207 — Von der artenreichen Familie der Gräſer bringe ich aus der Familie Glyceria drei Vertreter, deren Beſchreibung ich folgen laſſe, um dann das Geſamtbild zu geben. 41. Schwadengras (Glyceria fluitans R. Br.). Festuca fluitans L. Poa fluitans Scopoli, Hydrochloa fluitans Hartmann. Das Rhizom iſt bleifederſtark, kriecht im Schlamme und treibt Ausläufer. Es treibt aufſteigende, an den Knoten keimförmig aufwärts gebogene, kräftige Halme mit locker geſtellten, langen, in der Jugend dem Waſſerſpiegel aufliegenden Blättern. Die unterſten Blätter fluten im Waſſer. Die oberſten Blätter ſtehen aufrecht. Die Riſpe wird über 30 em lang, ſendet aus dem Knoten der Spindel je zwei Aſte, wovon einer gewöhnlich nur ein einziges Ahrchen trägt, während der andere weiter verzweigt iſt. Blütezeit Juni und Juli. A. An Gräben und Teichen, be— ſonders auf ſchlammigem Boden. 42, Schmielen-Güßgras (Glyceria aqua- tica Presl.). Poa Airoides Koeler, Aira aquatica L., Catabrosa aquatica P. B., Col- podium aquaticum Trin. Schmielen-Schwaden— gras. Das kräftige Rhizom kriecht ausläuferartig und treibt Blattbüſchel und aufſteigende 40 cm hohe Halme, welche unten mit kurzen Blättern, weiter oben mit längeren, oben mit ſtumpfen verſehen ſind. Die Blattflächen ſind immer weit kürzer als ihre etwas bauchigen und glatten Scheiden, und Halme und Blätter ſind völlig glatt, letztere nicht einmal am Rande ſcharf. Die Blatthäutchen ſind ſtumpf. Die Riſpen ſind durch ihre kleinen, rotbunten Grasährchen ſehr zierlich. Blütezeit fällt in die Monate _, ERST 2 Juni und Juli. 9. An Gräben und Ge- Figur 113. Schmielen⸗Süßgras wäſſern, beſonders in ſtagnierendem Waſſer. (Glyceria aquatica). I u ; 12 ; 2 ſtand, 2. und 3. Halm mit Wurzeln, Die zur Familie Glyceria zählenden 4. Ahrchen, 5. Blatthäutchen. Süßgräſer ſpielen vermöge ihrer amphibiſchen Natur, bei der Umwandlung von waſſerbedeckten in trocknes Gelände und bei der Beſiedlung der, in betreff des Waſſerſtandes großen Schwankungen unterliegenden Flußläufen, eine große Rolle. Ihrem jedweiligen Standorte fügen ſie ſich, paſſen ſich den bezüglichen Verhältniſſen dort an und wachſen ungeſtört weiter. Trotzdem einzelne von ihnen im Aquarium ſich recht reizend ausnehmen, auch im Sumpfaquarium nicht fehlen ſollten, rate ich doch dem Beſitzer des Kaſtenaquariums nicht, ſich viel mit dieſen Gewächſen zu befaſſen. Der Liebhaberei ſtehen viele andere und dankbarere Pflanzen zu Gebote, die entſchieden mehr Intereſſe hervor— rufen als dieſe immerhin etwas ſteifen Gewächſe. — 208 — Zur Beſetzung des Aquariums hebe man die Wurzelſtöcke dieſer und anderer nicht mit beſchriebenen Grasarten, die an geeigneten Stellen wachſen, behutſam aus, und ſetze ſie nicht zu tief in Töpfe. Ihre ſonſtige Behandlung deckt ſich mit der der Carexarten und verweiſe ich auf das bei dieſen Geſagte. Auch der Reis (Oriza sativa L.), jene alte Kulturpflanze, kann im Aquarium gehalten werden. Der Same iſt in größeren Samengeſchäften ſtets zu kaufen und wird bis zur Ausſaat trocken aufbewahrt. Mit dieſer wird Mitte bis Ende März begonnen und zwar in Töpfe, die mit guter Lauberde mit etwas Lehm und Sand vermiſcht angefüllt ſind. „Den Samen,“ ſagt Obergärtner Wüſtenberg in den „Blättern für Aquarien- und Terrarien⸗ freunde“, „ſtreue man ungefähr ½ bis 1 cm auseinander und bedecke ihn mit einer dünnen Schicht Erde. Stelle die Töpfe nun in einem Waſſerbehälter ſo auf, daß das Waſſer höchſtens 2½ em über der Erdſchicht ſteht und ſorge namentlich in dieſer Zeit für eine be— ſonders warme Temperatur des Waſſers, jedoch darf dieſelbe nicht über + 32“ C. ſteigen, da ſonſt die Keime leicht zu Grunde gehen würden. Sieht man die Halme hervorſprießen, ſo verſäume man garnicht, den Behälter mit den Töpfen ſo nahe wie nur irgend möglich ans 5 ä Licht zu bringen, Sonne iſt nun die — 1 Hauptbedingung, je mehr Sonne, deito Figur 114. Reis (Oriza sativa). üppiger und freudiger werden die jungen Pflänzchen gedeihen. Die Temperatur halte man ſtets gleichmäßig auf + 15—20° C. Waſſerwärme. Haben die Pflanzen eine Höhe von 8—12 em erreicht, jo ſetze man dieſelben möglichſt mit dem ganzen Ballen in ein mit flachem Waſſerſtand verſehenes Aquarium, ein Sumpf⸗Aquarium würde ſich hierzu am beſten eignen, bedecke es mit einer Glasſcheibe und lüfte erſt nach 8 bis 10 Tagen, wenn die Pflanzen ſchon etwas angewachſen ſind, mehr und mehr. Als Erdmiſchung verwende man dieſelbe wie oben beſchrieben. Je nach den Verhältniſſen, Witterung oder Pflege werden die Reispflanzen Ende Juli oder Anfang Auguſt ſtark genug ſein, um Blüten hervorzubrigen, und dieſe ſtehen in ährenförmigen Riſpen, welche ſehr leicht Samen anſetzen und ihn auch zur Reife bringen. Der Reis iſt einjährig. 43. Thalia (Thalia dealbata Fraser.). Das Rhizom iſt ausdauernd und wächſt flach im Bodengrunde. Aus demſelben treiben mehrere oft 2 m hohe Stengel, die länglich ovale, zugeſpitzte, geſtielte, am oe Grunde in lange Scheiden ausgehende, friſche grüne Blätter tragen. Im Sommer erſcheinen dieſe Blätter in Zwiſchenräumen von 8—14 Tagen. Die Blüte iſt un— ſcheinbar, die einzelnen Blüten ſtehen in einer Ahre und ſind braunrot, zu je zwei von einer ſcheidigen weißbeſtäubten Bractea umſchloſſen. A. Südſtaaten von Nord-Amerika. Die Thalia iſt unſtreitig eines der dekorativſten Sumpfgewächſe, welche wir bis zur Zeit beſitzen. Streben im Zimmeraquarium ausgepflanzte Gewächſe bis zur Zimmerdecke empor, ſo bleiben im Sommer im Freien gezogene bedeutend gedrungener, dieſe werden dann nur etwa meterhoch, die Blätter auch feſter und dieſe in ihrer Form mehr ovaler. Eine eigenartige Erſcheinung, ähnlich wie bei dem chileneſiſchen Tauſendblatte, zeigen auch die Thaliablätter. So lange die Spitze des Blattes noch grün iſt, tritt hier jeden Abend ein kleiner Tropfen Flüſſigkeit heraus. Die Vermehrung der Thalia erfolgt durch Samen, der indeſſen nur ſchwer keimt, am beſten aber durch Wurzelteilung. Während der Sommermonate kann die Pflanze ziemlich tief im Waſſer ſtehen und die volle Einwirkung der Sonne vertragen, doch verlangt ſie dann ein öfteres Beſprengen. Während der Winter— monate wird ſie imflachen Waſſer durch die kalte Jahreszeit gebracht. Als beſte Erdmiſchung reicht man der Pflanze Moorerde, Lehm und Sand zu gleichen Teilen vermiſcht. Soll die Thalia in Töpfe ausgepflanzt werden, ſo eignen ſich hierzu beſonders flache. Die— ſelben Anforderungen an die Kultur ſtellt eine nicht minder impoſante Sumpfpflanze, das Figur 115. Thalia (Thalia dealbata). Schlaffe Blumenrohr (Canna flaceida Rose). Die Blätter ſind friſch und ſaftig grün und erreichen eine Länge von über 70 em. Die Blüte iſt groß und gelb wie bei den bekannten Cannaarten. N. Nord-Amerika. Zur guten Entwicklung dieſer Canna iſt es angebracht, die Pflanze jedes Frühjahr in neue, nahrhafte, mit Lehm verſetzte Erde zu ſetzen. 44. Fluß- Schachtelhalm (Equisetum Telmateja Ehrh.). Equisetum fluviatile L. Equisetum eburneum Schreb. Equisetum maximum Link. Das Rhizom iſt ſchwärzlich, faſt ſtielrund, bleifederſtark, ziemlich langgliedrig und liegt wagerecht mehrere em tief im Boden. Die fertilen Triebe ſind unten nur dünn, ſchwellen indeſſen nach oben zu raſch an, ſind aſtlos, etwa 30 em lang, ſtiel— rund, hellbraun, zart längsſtreifig, dicht mit unten weißlichen, nach oben braunen trichterförmigen, in 30 und mehr haarfein, zugeſpitzte Zähne auslaufenden Scheiden beſetzt, die oft ſo dicht einander folgen, daß ſie das Internodium bedecken. Die Fruchtähre iſt dick, meiſt ſtumpf, bis 10 em lang. Der ſterile Stengel erreicht eine Höhe von über 1 m. Er iſt ſtielrund, fein längsgeſtreift, rein weiß, mit einfachen, Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 14 210 — ziemlich kurzen und ſtarren grünen Zweigen in 20—40zähligen Wirteln beſetzt. Scheiden am Hauptſtengel bis 20 mm lang, das bis 40 mm lange Internodium nicht ganz bedeckend. Unten weißlich, aber in 20 —40 haarfeine Zähne geſpalten, die oben braun, unten ſchwärzlich ſind. Fruchtzeit fällt in die Monate April und Mai. J.. An Quellen, Flußufern, Gräben ꝛe. . Von den zur Bepflanzung des Aquariums geeigneten Schachtelhalmen beſchreibe ich drei Arten und gebe ihr Lebensbild und ihre Behandlung im Becken zuſammen. 45. Bumpf- Schachtelhalm (Equisetum palustre L.). Kattenſteert.“) Dieſe Pflanze variiert ſehr. Der Stengel iſt grün und trägt in der Regel nur am Ende eine cylindrifche Ahre, ſeltener finden ſich auch etliche am Ende der Zweige. Sonſt iſt der Stengel dünn, langgliedrig, tief 6—10furchig, mit ziemlich anliegend en, kurzen, 6—10zähligen Scheiden. Von ihnen iſt die oberſte etwas mehr auf— geblaſen und langzähnig. Die Aſte ſtehen in 6—10zähligen Wirteln, ziemlich dick, ſtarr, ſteif aufgerichtet, mit 5—6 zähnigen, nach oben etwas erweiterten Scheiden. Die Fruchtzeit fällt in die Monate Juni, Juli und Auguſt. J.. Auf ſumpfigen Wieſen, an Gräben ıc. 46. Teich-Schachtelhalm (Equisetum limosum L.). Das Rhizom iſt kräftig und kriecht im Schlamme. Es zieht im Winter auf eine nur wenige Internodien lange Knolle zurück, um im Frühjahr wieder auszutreiben. Der Stengel iſt röhrig, über bleifederſtark, bis 1 m hoch und ſtielrund. Er iſt fein kanneliert, langgliedrig, kurzſcheidig, der fertile in einer kegelförmigen, ſehr kurz geſtielten Ahre endigend, oft gänzlich aſtlos, oder ſpärlich und unregelmäßig, bisweilen reichlich und regelmäßig wirtelig veräſtelt. Die ſterilen Stengel ſind reicher wirtlich veräſtelt. Die Scheiden find höchſtens 1 em lang, mit etwa 20 ſehr kurzen, ſchmalen und ſpitzen ſchwärzlichen Zähnen, ziemlich dicht anliegend, nur die oberſte oder die 2— 3 oberen etwas aufgeblaſen. Die Aſte find 4—7 kantig, 4—7zähnige, etwas erweiterte Scheiden tragend. Fruchtzeit Juni — Auguſt. A.. Auf ſchlammigem Boden, in Teichen, Gräben, Sümpfen ꝛe. Rieſige Formen der Schachtelhalme lebten in der Vorzeit, beſonders während der Steinkohlenperiode, in der ja überhaupt die Gefäßkryptogamen, zu denen die Schachtelhalme gehören, den höchſten Stand ihrer Ent— wicklung erreichten. Von den gewaltigen Kalamiten, welche zur Steinkohlenzeit ganze Wälder bildeten und na 10-12 m Höhe erreichten, bei einer Stärke von 2 bis (Equisetum I un) 3m Umfang, find die Schachtelhalme der Jetztzeit nur Me we kümmerliche Abbilder. eines fertilen Triebes. Blätter fehlen dem Schachtelhalm faſt ganz, bei ihm herrſchen die Stengelgebilde vor. Das, was man als Blattgebilde anſprechen könnte, ſind jene häutigen, gezähnten cylindriſchen Scheiden, welche das untere Ende eines jeden Halm- und Aſtgliedes rings umgeben und dadurch den Eindruck bei dem Beſchauer hervorrufen, als wäre ein Glied in das andere hineingeſchachtelt oder hineingeſchoben. 5 Plattdeutſche Bezeichnung. — 211 — Die oberen, verkürzten Glieder des Schachtelhalmes verwandeln ihre blattartigen Gebilde in ſechseckige, geſtielte Schildchen, unter denen die ſack— artigen Sporenkapſeln hängen, und welche, quirlſtändig, als ein zapfen— artiges Fruchtgebilde erſcheinen. Die Sporen bilden ſich in einer Mutter— zelle, deren innere Verdickungsſchichten jede Spore mit einem Spiralband umgeben, das als ein Scheideorgan dient. Der vielfach gelappte Vorkeim iſt zweihäuſig, d. h. er trägt entweder nur Antheridien, oder nur Archegonien; aus den letzteren wächſt, wenn ſie befruchtet ſind, der Wurzelſtock unter— irdiſch hervor, verzweigt ſich und ſendet an den Gliedern Wurzelfaſern aus. Die aufſteigenden, oberirdiſchen, gegliederten Stengel ſind hohl, haben eine geräumige, luftgefüllte Markhülle; ihre Gefäßbündel liegen in einem Kreiſe, und die Oberhaut iſt reich an Kieſelſäure. Infolge des oft bedeutenden Kieſelerdegehaltes werden die Schachtelhalme zum Scheuern der Zinn- und Kupfergefäße, ſowie zum Schleifen von Holzarbeiten verwendet. Als Aquariumpflanzen bieten dieſe Gewächſe nur wenig Intereſſe, ſind auch wegen ihrer tiefgründenden und weithin kriechenden Wurzeln nicht beſonders zur Bepflanzung der Becken geeignet. Der Liebhaber, welcher dieſen Pflanzen ein beſonderes Intereſſe entgegenbringt, mag ſie immerhin halten. Sie ſind ſo einzuſetzen, wie ſie an ihrem Standorte wachſen. — Die Behandlung der Humpfpflanzen im Aquarium. Die Sumpfpflanzen, zu einer großen Gruppe vereinigt zählen auch die Uferpflanzen mit zu ihnen, find amphibiſche-zweilebige Gewächſe. Sie be— ſitzen die Fähigkeit im Waſſer ſowohl, als auch im durchfeuchteten Boden leben zu können; ſie paſſen ſich den veränderten Umſtänden an, ohne in ihrer Lebensfähigkeit beeinträchtigt zu werden. Stehen ſie heute in faſt ausgetrockneten Gräben, ſo können dieſe in den nächſten Tagen voll von Waſſer ſein und für längere Zeit auch bleiben. Dieſe Überflutung geht an der Lebensthätigkeit der Pflanze ohne beſondere Störung vorüber; nur zeigen die nachwachſenden Stengel und Blätter das Beſtreben, über die Oberfläche des Waſſers hinaus zu gelangen. Wachſen die Pflanzen ſo im Waſſer weiter, ſtellen ſie auch ihr Wachstum nicht ein, wenn dieſes Waſſer mit der Zeit verſiegt, oder ſonſt einen Abfluß findet. Viele von ihnen verlangen ſogar für einige Monate nur einen durchfeuchteten Boden. Dieſes ſind beſonders die Uferpflanzen, z. B. die Seggen, Riedgräſer, die ſonſtigen Gräſer ze. Dementſprechend werden dieſe Pflanzen am zweckmäßigſten nicht in die Bodenſchicht geſetzt, ſondern für ſie verwendet man Pflanzentöpfe, wie ſie von mir im letzten Abſchnitte des Werkes näher beſchrieben ſind. Dieſe Töpfe füllt man mit derſelben Erdſchicht, wie ſie Seite 47 oder bei der betreffenden Pflanze angegeben iſt, und bringt nach dem Einpflanzen eine entſprechende Schicht gewaſchenen Sandes über den Pflanzenboden. Diejenigen Sumpfflanzen, die ſtändig im Waſſer ſtehen, die alſo obige Anſprüche nicht ſtellen, werden in den Bodengrund geſetzt. Hier entwickelt und vermehrt ſich die Mehrzahl von ihnen bei ungeſtörtem Wachstum außerordentlich. 14* ame Je nachdem die verſchiedenen Pflanzen an ihren Standorten ſtehen, werden ſie in die Becken eingeſetzt. Man ſpricht deshalb von „Tief- und von Hochſtehenden-Sumpfpflanzen.“ Erſtere werden mehr oder weniger tief unter die Oberfläche die Waſſers eingeſetzt, letztere dementſprechend höher, unter Umſtänden ſo hoch, daß nur ihre Wurzeln eine gleichmäßige Feuchtigkeit erhalten. Sie können daher auch zur Bepflanzung des Felſens mit verwendet werden. Nur wenige Sumpfpflanzen behalten auch über Winter ihre Belaubung, die meiſten ziehen ein, treiben indeſſen nach einer kürzeren oder längeren Ruhepauſe im Frühling neue Triebe, die ſich je kräftiger entfalten, je länger die Pflanze im Becken ſteht. Für die großblättrigen Sumpfpflanzen des Aquariums iſt es ſehr zu empfehlen, die Blätter dieſer Gewächſe von Zeit zu Zeit mit einem feuchten Schwamm behutſam abzuwaſchen, um auf dieſe Weiſe ein Unanſehnlich— werden der Blätter vor der Zeit zu verhüten. Oft kommt es bei den Sumpfpflanzen vor, daß dieſelben von Pflanzenläuſen befallen werden, die unter Umſtänden arge Verheerungen anrichten können. Hier ſind ver— ſchiedene Mittel angegeben worden, die aber faſt alle den Nachteil beſitzen, auch die befallene Pflanze mehr oder weniger ſelbſt zu beſchädigen, wenn ſie auch die Tiere vernichten. Viele von ihnen ſind bei den Sumpfpflanzen unſerer Becken überhaupt nicht anzuwenden. Das Beſpritzen der Gewächſe mit Waſſer, in dem Tabaksblätter aus— gelaugt ſind, durch einen Zerſtäuber, iſt noch von den verſchiedenſten Mitteln das beſte. Auch Marienkäferchen (Coceinella) in genügender Anzahl auf die Pflanzen gebracht, vernichten die Schmarotzer. Indeſſen das beſte Mittel ſind Vorbeugungen durch gute Kultur, wozu rechtzeitiges Lüften und nicht zu warmer oder vom Lichte entfernter Standort gehören. Dieſes ſorgt dafür, daß die Pflanze kräftige, geſunde Triebe bildet, die den Blatt— läuſen nicht allzu ſehr ausgeſetzt ſind und deren ſchnelle Fortpflanzung be— dingen. Auch Reinlichkeit ſpielt hierbei eine große Rolle inſofern, als alle ſchlechten Blätter zu entfernen ſind, an denen ſehr oft die Brut dieſer kleinen Inſekten klebt. Dort, wo Blätter und Stengel ganz mit den Tieren beſetzt ſind, ſchneidet man ſolche ganz fort und vernichtet dieſe mit den Läuſen. Junge Aſte, die den Angriffen der Tiere ausgeſetzt find, verkrüppeln doch in der Regel und ſterben über kurz oder lang ab. 5. Pflanzen zur Seſetzung des Felſens. Die hierher gehörenden Gewächſe bilden keine beſtimmt zu trennende und abzuſchließende Pflanzengruppe. Alle haben nur das gemeinſam, feuchte Standorte mit Wurzelbewäſſerung zu lieben oder in feuchtem Erd— reiche zu wachſen. Indeſſen dieſe Pflanzen alle hier aufzuführen, würde weit über den Ramen dieſes Werkes hinausgehen, ich beſchränke mich daher auf diejenigen Gewächſe der Heimat, die ein beſonderes Intereſſe von Seiten des Liebhabers verdienen und auch zur Bepflanzung von ſogenannten Terra-Aquarien inbetracht kommen. Viele von den Pflanzen, die ſich eng den Sumpfpflanzen anſchließen, wurden ſchon bei dieſer Pflanzengruppe behandelt, die noch fehlenden Arten, d. h. nur ſoweit ſie, wie ich oben ſchon ſagte, Intereſſe verdienen, beſchreibe ich nachſtehend und gebe das Lebens— bild derſelben. Derjenige Liebhaber, der ſich weiter über dieſe Gewächſe unterrichten will, möge ſich das Werk von Hesdörffer „Handbuch der prak— tiſchen Zimmergärtnerei“ anſchaffen. Hier wird er vieles finden, was für ſeine Liebhaberei paßt. Welchen nachteiligen Einfluß der Felſen für die ſonſtige Flora des Süßwaſſers hat, ferner wie bei der Einpflanzung der Gewächſe hier zu verfahren iſt, gebe ich in dem Kapitel: „Die Behandlung der für den Felſen beſtimmten Pflanzen“ am Schluſſe dieſes Abſchnittes an. 1. Mundblüttriger Bonnentau Drosera rotundifolia L.). Ros solis rotundifolia Moench, Rorella rotundifolia Allioni. Das Rhizom iſt zart, fadenförmig mit mehreren Faſern beſetzt. Die Blätter ſind langgeſtielt und roſettenartig ausgebreitet, faſt rund, anfangs lebhaft grün, ſpäter braunrot, oberſeits und am Rande mit purpurroten Borſten, welche am Ende mit einer faſt blutroten, kleinen, in der Sonne einen ſchleimigen Saft ausſchwitzenden Drüſe beſetzt ſind, unterſeits kahl. Der Blattſtiel iſt an der Oberſeite mit weißen Haaren beſetzt, am Grunde etwas breiter und daſelbſt auf beiden Seiten mit einigen langen, weißlichen Borſten, welche gleichſam ein Nebenblatt bilden, beſetzt. Der Blütenſchaft iſt ſtielrund, trägt eine anfangs zurückgekrümmte faſt einſeitswandige, ſpäter einfache oder auch 2ſpaltige Ahre. Sie trägt kleine weiße Blüten, die ſich nur bei heiterem Wetter öffnen. Der Kelch iſt tief 5 ſpaltig und bräunlich grün gefärbt. Die Blumenblätter ſind ſchmal, ſpatelförmig und am Grunde genagelt. Die 5 gelben Antheren ſitzen auf weißen Fäden. Die Narbe iſt keulenförmig und ungeteilt. Blütezeit Juli und Auguſt. O O In Sümpfen, Torfmooren, an ſumpfigen Stellen, an Waldwegen, auf Waldwieſen u. ſ. w., beſonders auf Sand— boden. Im Torfmoor, einer „Urwelts-Oaſe“ mitten im parzellierten Kultur— land, wo inmitten ſchwarzer Tümpel und Lachen ſchwellende Moospolſter ſich erheben, umkränzt von rauſchendem Schilf und beſchattet von jchlanten Birken und dunklem Erlengebüſch, findet ſich der Sonnentau. Hier im Mooſe eingebettet, ſchillern bei ſtrahlendem Sonnenſchein die Blätter dieſes niedlichen Gewächſes, als wären ſie mit funkelnden Edelſteinen beſetzt. Dieſe glänzenden roten Tröpfchen an der Spitze der Blätter, oder richtiger an der Spitze der das Blatt umſäumenden roten Drüſenhaare, ſind Lock— mittel für Inſekten. Jedes dieſer Wimperhaare trägt einen ganz kleinen Tropfen der kryſtallklaren Flüſſigkeit, ſodaß das Blatt mit einem Brillanten— diadem umgeben ſcheint, wobei der Kontraſt des jungen, maigrünen Blattes mit dem purpurnen Haar und den glitzernden, nie zuſammenfließenden, zahlloſen Tröpfchen einen reizenden Anblick giebt. Schon unſere Vorfahren, welche in der heißen Mittagsglut, wenn aller übrige Tau von dem Raſen verſchwunden war, die Tropfen auf dieſem Gewächſe allein dauern ſahen, vermuteten ein Naturwunder dahinter und gaben der Pflanze den Namen „Sindau“, das heißt „Immertau“. Erſt ſpäter wurde daraus nicht weniger bezeichnend „Sondau“, Sonnentau. — 214 — Dieſe nie trocknenden Perlen glaubten unſere Vorfahren dazu vom Schöpfer der Pflanze verliehen zu ſein, um der Menſchheit ein Naturheilmittel in der Pflanze gegen zehrende Krankheiten zu geben. Dodonäus ſagt in der Einleitung zu ſeinem großen Kräuterbuche: „Denn wie das Kraut auf das zäheſte den auf ihn gefallenen Tau zurückhält, ſo daß die brennendſte Sonnenglut ihn nicht zu verzehren vermag, ſo glaubt man, daß es die natürliche Feuchtigkeit im menſchlichen Körper erhalten könne.“ Auch die Alchymiſten wurden durch die Abſonderlichkeit der Tracht dieſer Sumpf— pflanze angezogen und hofften in dieſem ſonnenbeſtändigen Tau das Material zur Goldtinktur und zum Unſterblichkeitselixier entdeckt zu haben. Über die wahre Natur und Bedeutung dieſer Tautropfen der Pflanze wurden zuerſt von Roth zutreffende Mitteilungen gemacht. Ihm war es aufgefallen, daß bei einzelnen Blättern ſämtliche Drüſenhaare auf einen Punkt der Blattober— fläche zuſammengeneigt waren und daß ſich dementſprechend auch die Ränder dieſer Blätter ein wenig nach innen gebogen hatten. Als er dieſe, einer vielfingerigen, geſchloſſenen Fauſt vergleichbaren Blätter näher unterſuchte, fand er jedesmal ein totes oder mehr oder weniger verweſtes Inſekt darin. Er ſetzte darauf einige Exemplare in Töpfe, um in ſeiner Behauſung genauere Studien anzuſtellen. Das funkelnde Geſchmeide dieſer kleinen Moorpflanze iſt eine Fallgrube für kleine Tiere. Angelockt durch die funkelnden Tropfen, laſſen ſich hungernde Tiere auf ſie nieder, um ſich an ö den vermeintlichen Honigtropfen zu laben. Dieſe Figur 116. Rundblättriger glänzenden Tropfen ſind von einer klebrigen a Beſchaffenheit und halten jeden Fremdkörper gefangen, 2. Stempel im Quer- feſt. Das in die Falle gegangene Inſekt ahnt ſchnitt, 3. Same, 4. derſelbe im die Gefahr, es ſucht ſich loszumachen, aber je Längsſchnitt. mehr es zappelt, je mehr es ſich bemüht, von ö dieſer verderblichen Stelle fortzukommen, deſto mehr bedeckt es ſich mit der fadenziehenden Flüſſigkeit, deſto feſter klebt es an den verräteriſchen Perlen. Aber auch die nicht berührten Wimpern geraten in eine ſonderbare Unruhe; eine nach der anderen biegt ſich langſam über das zappelnde Opfer, und zwar ſtets ſo, daß ſie mit dem Flüſſigkeits— tropfen am keulenförmigen Ende das Inſekt berühren und eine ſtets heftigere Abſonderung des Klebeſtoffes bewirken. Nach nicht zu langer Zeit iſt das ganze Tier von den blutroten Henkersarmen rings umſchloſſen und von den klebrigen Tropfen erſtickt. Im Verlaufe der nächſten Stunden biegen ſich ſämtliche Wimpern einwärts und zugleich erheben ſich die Ränder der Blattfläche derart, daß letztere die Geſtalt einer hohlen Hand annimmt. In dieſer Höhlung liegt, umgeben von dem ſauren Saft der fühlhornähn— lichen Wimpern, der Leichnam des gemordeten Inſektes, und nun beginnt ie die Verdauung. Alle Weichteile werden aufgelöſt und ſamt der aus— geſchiedenen Verdauungsflüſſigkeit vom Blatte aufgeſogen; öffnet ſich nach einigen Tagen — ſolange dauert die Verdauung — dieſes, ſo ſind von dem Tierchen nur noch die harten, unverdaulichen Teile übrig geblieben, die ein über das Moor ſtreichender Windhauch entführt. Nach und nach ſtellen ſich die Fangarme wieder auf, ihre Köpfe ſondern abermals diamantene Tautropfen ab, um aufs neue Inſekten mit dieſen zu berücken. Nach verſchiedenen Unterſuchungen, beſonders der von Ziegler, will dieſer Forſcher feſtgeſtellt haben, daß alle toten tieriſchen Eiweißſubſtanzen nur dann einen Reiz auf die Blätter des Sonnentaus hervorbringen, wenn ſie vorher eine kurze Zeit zwiſchen den Fingern gehalten wurden. Legte dieſer Forſcher ſie, ohne die Finger zu gebrauchen, mit einer Zange auf die Blätter, ſo übten ſie keine Wirkung aus. Befeſtigte er andererſeits ein Häufchen Bluteiweiß, welches er vorher eine halbe Stunde lang in der Hand gehalten hatte, in der Nähe der Pflanze, ſo hatten ſie nach vierund— zwanzig Stunden gänzlich ihre Empfindlichkeit für Eiweißſtoffe verloren. Dagegen wurden die Blätter nunmehr durch Chinin, welches in Papier eingeſchlagen war, gereizt. Während ein Biſſen rohes Fleiſch das Blatt faſt ebenſo ſchnell wie ein lebendes Tier reizt, äußern trockne, mineraliſche Subſtanzen, kleine Quarzkörner, Stücken Kalk ꝛc. ſelbſt nach vierundzwanzig Stunden keine Wirkung. Die Pflanze beſitzt alſo unzweifelhaft ein Unterſcheidungsver— mögen, oder beſſer geſagt, ein verſchiedenes Verhalten für animaliſche und mineraliſche Körper. Sogar auf eine geringe Entfernung hin werden die Blätter noch von animaliſchen Stoffen beeinträchtigt. Treat befeſtigte eine lebende Fliege einen halben Zoll hoch über dem Blatte und ſah daſſelbe nach vierzig Minuten merklich aufwärts gebogen, nach weiteren zehn Mi— nuten hatte es das Tier ergriffen und in ſeinen Fangarmen feſtgehalten. Der Sonnentau nährt ſich alſo in der That von Säften der Tiere; indeſſen nimmt auch die Pflanze Nahrung aus der Erde durch die Wurzeln auf, gedeiht aber weniger kräftig, wenn ihr die Fleiſchnahrung entzogen wird. Beſonders bemerkbar tritt dieſes durch Verſuche feſtgeſtellte Faktum in dem Samenanſatz hervor, den eine mit Fleiſch gefütterte Pflanze einer dieſer Koſt entzogenen voraus hat. Die Verſuche Darwins haben bewieſen, daß die Blätter des Sonnen— taus ganz in derſelben Weiſe ihre Speiſe verdauen, wie dieſes unſer eigener Magen vollführt. Die Tropfen an den Wimperköpfchen enthalten nur einen Klebeſtoff ſo lange, um das Inſekt feſtzuhalten. Sobald indeſſen ein fremder Gegenſtand den Tropfen berührt, verändert ſich ſeine chemiſche Beſchaffenheit. Der Druck dieſes Körpers übt einen Reiz auf die Drüſen aus; ſie ſcheiden dann Butter-Ameiſenſäure und Pepſin aus, d. h. faſt die gleichen Stoffe, welche im tieriſchen Magen Eiweiß und Fleiſch raſch verflüſſigen. Das geſchloſſene Blatt iſt daher nicht unrichtig mit einem Magen, in deſſen Höhle durch den Verdauungsſaft die Weichteile gelöſt werden, verglichen worden. Sind die dem Blatte gemachten Mahlzeiten zu groß, ſo geht ein Teil derſelben in Fäulnis über, das Blatt wird gelb, ſchwarz und ſtirbt ah. Auf die Reizbarkeit der Fangarme hat das Schütteln des Windes, das Niederfallen der Regentropfen keine Wirkung. Am kräftigſten wirken Flüſſigkeiten, insbeſondere tieriſcher Natur, auf die Drüſenköpfchen. Je nahrhafter der Stoff, deſto raſcher erfolgt ihre Beugung. Wird eine Wimper gereizt, ſo pflanzt ſich der Reiz nach allen Seiten fort, es ſcheint, daß ſolches mit materiellen Anderungen im Zellinhalte der betreffenden Gewebe ver— bunden iſt und daß hierbei Ströme thätig ſind, wie in den Nerven und Muskeln der Tiere. Die Fortleitung des Reizes geſchieht ausſchließlich durch das belebende Protoplasma der die Spiralgefäße einſchließenden Zellen, welches im ungereizten Zuſtande beſtändig in zirkulierender VER Strömung begriffen ift. ur Als Felspflanze für das Aquarium verwendet, ver- D langt der Sonnentau eine von unten gleichmäßig nach— NK dringende Feuchtigkeit und lockere Erde. Am zweckmäßigſten | ſucht man im Frühling junge Pflanzen, ſticht ein hin— länglich großes Stück des Moospolſters, auf dem ſie wachſen, aus und verſetzt es im Aquarium an eine ſolche Stelle auf dem Felſen, wo die oben genannten Anſprüche der Pflanze erfüllt werden. Weiter zu bemerken iſt noch, daß dieſe Pflanze fadenförmige Ausläufer treibt, welche Wurzeln hervorbringen und ſo neue Pflanzen bilden. Auch durch Samen läßt ſich Sonnentau fortpflanzen. MR 2 Dieſer iſt gleich nach der Reife in das Moospolſter zu ne ſäen, wo er bald zu keimen beginnt. Der kleine, gerade Sonnentau (Dro- Keimling ruht in fleiſchigem Eiweiß. Figur 117 ſtellt en eine ſolche Keimpflanze mit den beiden Keimblättern und f chen. dem Sproß dar, der ſchon ein gewimpertes Blättchen trägt. Weitere Arten des Sonnentaus, die ſich bei uns be— finden, beſchreibe ich kurz. Von ihnen gilt dasſelbe, was vom rund— blättrigen Sonnentau geſagt wurde. a. Langblättriger Sonnentau Drosera longifolia Hayne). Drosera anglica Hudson. Der Schaft iſt aufrecht, doppelt jo lang als die linealiſch-keilförmigen Blätter. Die Blattflächen ſind faſt vollkommen flach. Blütezeit Juli und Auguſt. O O Moore, torfige Wieſen, zerſtreut. Abart hiervon iſt: Drosera obovata Koch. Blätter verkehrt-eiförmig-keulig. Die Pflanze ſteht zwiſchen Drosera rotundi- folia und Drosera longifolia. (Wahrſcheinlich Baſtard zwiſchen beiden). Alpen— gebiet. b. Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia Hayne) Schaft am Grunde bogenförmig oder auch niederliegend, aufſtrebend, wenig länger als die verkehrtei-keilförmigen Blätter. Blütezeit fällt in die Monate Juli und Auguſt. O O Tiefe Sümpfe, Torfgräben, beſonders im Nordweſt-Deutſchland. — 217 — 2. Gemeines Pettkraut (Pinguicula vulgaris L.). Moorveilchen. Die faſerige Wurzel treibt mehrere hellgrüne, dem Boden aufliegende, roſetten— artig geſtellte Blätter. Dieſe ſind ſtumpf, ganzrandig und etwas fleiſchig, auf beiden Flächen mit durchſichtigen Haaren verſehen, die einen klebrigen Schleim abjondern. Aus dieſer Roſette ſteigen 1—2, zuweilen noch mehrere, gerade 7-20 em hohe, oben rötlich angelaufene, einblütige Stiele auf, welche im Querſchnitte rund ſind. Der Kelch der Blüte iſt klein, unregelmäßig, öteilig; die Zipfel ſind mit Drüſen geſäumt und auf der Oberfläche mit Drüſen bedeckt. 3 Zipfel ſtehen bei einander und formen eine Lippe, die anderen beiden doppelt kleineren Zipfel formen die zweite Lippe. Auch die Krone iſt zweilippig; die Oberlippe iſt doppelt kürzer als die Unter— lippe, liegt auf derſelben und iſt in 2 abgerundete Läppchen geteilt; die Unterlippe iſt Zlappig. Auf der Außenſeite iſt die Krone hell-violett, auf der Innenſeite dunkel— violett und nach dem Schlunde zu weißlich. Die Blüte iſt nickend. Blütezeit Mai und Juni. J. Auf torfigen Wieſen, durch das ganze Gebiet zerſtreut. Oft in nächſter Nähe des Sonnentaus, ſonſt in Sumpf und Moor, auf feuchten Waldwieſen oder an Ufern von Bächen und Seen, wächſt das gemeine Fettkraut. Sieht man das Pflänzchen ſtehen, ſo macht es den Eindruck der größten Harmloſigkeit für alle Welt. Seine violetten Blümchen, die gelbgrünen, dem Boden aufliegenden, zungenförmigen Blätter zeigen wirklich nicht an, wes Geiſteskind wir vor uns haben. Sehen wir uns die Pflanze dagegen etwas näher an, befühlen wir die Oberfläche der Blätter, ſo zeigen ſich dieſe ſchlüpferig und fettig. Ihre Oberfläche iſt reich mit Drüſen verſehen, die einen klebrigen Schleim abſondern. Wie beim Sonnen— tau, ſo auch hier, wird dieſer Schleim zahlloſen kleinen Inſekten ver— hängnisvoll, indem dieſe auf der Suche nach Honigſäften mit den Blättern in Berührung kommen, von dieſen feſtgehalten und getötet werden. Stets findet man daher auch die Blätter mit verſchiedenen Tierleichen bedeckt. Die Oberfläche der Blätter iſt mit zweierlei Drüſen beſetzt, welche eine farbloſe, ſehr klebrige Flüſſigkeit abſondern. Ein Teil dieſer Drüſen iſt lang-, ein anderer kurzgeſtielt. Die langgeſtielten Drüſen beſitzen eine entfernte Ahnlichkeit mit Hutpilzen. Höchſt wahrſcheinlich liegen dieſen verſchiedenen Drüſen auch verſchiedene Vorrichtungen ob, möglicher Weiſe ſo, daß die einen den klebrigen Schleim, die anderen eine magenſaftähnliche Verdauungsflüſſigkeit abſondern oder auch, daß die einen von ihnen Säfte ausſcheiden, während die anderen dagegen das Geſchäft des Aufſaugens be— ſorgen. Durch das Vorkommen von Inſektenleichen auf den Blättern des Fettkrautes aufmerkſam gemacht, unterſuchte Darwin die Pflanze näher. Er legte eine Reihe kleiner Fliegen dem Rande des Blattes entlang. Am anderen Tage fand er, daß ſich dieſer Rand, jedoch nicht der andere, nach einwärts gekrümmt hatte, was bei der Größe und Dicke des Blattes kaum zu vermuten war. Die Drüſen, auf denen die Fliegen lagen, ſowie die— jenigen auf dem ſich umfaltenden Randſtücke, welche gleichfalls mit dieſem in Berührung gekommen waren, ſonderten reichliches Sekret ab, und dieſes war ſauer geworden, was vorher nicht der Fall war. Nach einiger Zeit waren die Körper der Fliegen ſo weich geworden, daß ſich ihre Gliedmaßen durch eine bloße Berührung von einander trennen ließen. Der Forſcher unterzog nun die Drüſen, welche mit den Tieren in nähere Berührung ge— nee kommen waren, ſowie auch diejenigen, welche ſie nicht berührt hatten, einer eingehenden mikroſkopiſchen Unterſuchung, bei der ſich herausſtellte, daß ſie von einander vollſtändig verſchieden waren. Erſtere waren mit einer bräun— lichen, körnigen Subſtanz gefüllt, die letzteren mit einer homogenen Flüſſig— keit. Auch Pflanzenteile werden von dem Fettkraut ausgeſogen. Die Pflanze nimmt alſo tieriſche und pflanzliche Stoffe zu ſich, zieht alſo aus beiden Nährſtoffe, die ihrem Wachstum zu gute kommen. Den einzelnen Drüſen des Fettkrautes geht eine B Bewegung vollſtändig ab, nur das Blatt ſelbſt vermag ſich mehr oder weniger zu rollen, um hierdurch die genießbaren Stoffe mit möglichſt vielen Verdauungsdrüſen in Verbindung zu bringen. Neben dieſem gemeinen Fettkraut findet ſich im alpinen Vorland, auch im Lande ſelbſt, das Alpenfettkraut (Pinguieula alpina I.). Dieſe Spezies hat mit dem gemeinen Fettkraute eine große Ahnlichkeit, zumal letzteres in Größe und Farbe der Krone ſehr variiert. Ein ſcharfes Merkmal zwiſchen beiden Pflanzen iſt der Sporn der Blüte. Er iſt hier kegelförmig, dort dünn und pfriemlich, hier zurückgebogen, dort ziemlich oder völlig gerade, hier kürzer als der untere Kronenlappen, dort ziemlich ſo lang als derſelbe. Als Aquariumgewächs für den Felſen verlangt das Fettkraut die— ſelbe Pflege und dieſelben Stand— orte wie die Droſeraarten. Wie dieſe zieht es auch im Winter ein und verbirgt ſich als unſcheinbare Knoſpe im Mooſe, aus dem es ſich im Frühjahr zu neuer Blüte ent— . ik N — —— iI. wickelt. N 3. Waſſernabel (Hydrocotyle vulgaris L.). Pfennigkraut, Waſſer— 80 l N ſchüſſel. Figur 118. 11 ernabel (Hydrocotyle vulgaris). Der Stengel iſt fadenförmig, Blüte, 2. Frucht. N dünn, kriechend, gegliedert und an den Knoten wurzelnd, mit etwas entfernten, geſtielten, ſchildſtieligen, ungeteilten, kreisrunden, am Rande gekerbten Blättern beſetzt. Dieſe Blätter entſpringen aus den Knoten, desgleichen auch die kleineren Kopfdolden. Der Blütenſtiel wird 2 bis 6 em lang, hat an der Baſis ein Schüppchen und trägt 5—10 Blütchen, welche in einem Köpfchen ſtehen oder auch ſo gebildet ſind, daß ſich das Stielchen aus der Mitte des Döldchens fortſetzt und mit einem zweiten Doldenköpfchen endet. Jedes Blütchen hat ein weißes, ſcheidenartiges, ſpitzes Deckelblättchen und weiße, auch rötliche, flache Kronenblätter. Blütezeit Juli, Auguſt. J. An moorigen, feuchten oder ſchlammigen Orten zerſtreut. Im Norden von Deutſchland ſeltener als im Süden. Der Waſſernabel gehört ſeiner Form nach zu den eigenartigſten aller. Doldengewächſe, da er von allen dieſen in der äußeren Geſtalt völlig ab⸗ weicht. Mit dem Sonnentau hat dieſes reizende Gewächs, welches in ſeiner Blattform der Kapuzinerkreſſe ſehr ähnelt, faſt die gleiche Verbreitung. Es führt ſeinen kriechenden Stengel am Ufer der Gräben empor, mit den Wurzelhaaren, die an den Knoten entſpringen, in die Erde der Böſchungen eindringend, auch kommt es dem Pflänzchen nicht darauf an, ihn im Waſſer ein ganzes Stück frei fluten zu laſſen. Der wunderliche deutſche Name „Waſſernabel“, den dieſe Pflanze führt, läßt ſich nicht erklären, es iſt auch nicht einzuſehen, zu welchem Zwecke oder zu welcher Ahnlichkeit dieſer Name Veranlaſſung bei der Pflanze gegeben hat. Standorte, wie ſie der Sonnentau liebt, verlangt auch dieſes reizende Gewächs. Wenn möglich iſt es von ſeinem Standorte mit Erde auf den Aquarienfelſen zu verpflanzen. 4 Sumpf- Vergißmeinnicht (Myosotis palustris Roth). Myosotis Scorpioides Wild, Myosotis perennis Moench. Mäuſeöhrchen. Das Rhizom iſt friechend, vielfaſerig, allmählich in den oft niederliegenden, mit der Spitze ſich erhebenden, faſt ſtielrunden, wenig veräſtelten Zweig übergehend. Dieſer, ſowie auch die Blätter ſind mit angedrückten, ſtricheligen, weißen, kurzen Haaren beſetzt. Die länglichen, mehr oder weniger ſpatelförmigen Blätter ſind ſitzend, nur die unteren ſtielartig, am Grunde verſchmälert und von lichtgrüner Farbe. Der Blütenſtand iſt ein Doppelwickel mit Scheinachſe. Dieſe iſt aus rechts und links abwechſelnden Seitenſproſſen gebildet, welche je eine Blume tragen. Der Doppelwickel gleicht einer einſeitswendigen, etwas eingerollten Traube. Die Blumen— krone beſteht aus einer kurzen Röhre mit ßteiligem Saum, deſſen Blättchen an den Berührungsſtellen gefaltet erſcheinen. Der Schlund der kurzen Röhre iſt durch fünf honiggelbe, kleine, runde, geſtielte Schüppchen faſt verſchloſſen; unter ihnen ſind die fünf kleinen Staubblätter am Grunde der Röhre angewachſen. Der Kelch iſt glockig, Hzähnig. Der Stempel hat einen kurzen, fadenförmigen Griffel mit 2lappiger Narbe. Blütezeit vom Mai bis Juni, indeſſen nicht ſelten bis in den Spätherbſt hinein. A. Auf feuchten Wieſen und Waldgräben, an Ufern von Gewäſſern. Das Vergißmeinnicht, „das Sinnbild der Liebesſehnſucht“, wie Roß— mäßler ſagt, „gedeiht nur am Waſſer und entfaltet ſeine himmelblauen Sterne am liebſten auf dem trügeriſchen Moorgrunde, unter welchem dem unvorſichtigen Pflücker der ſchwarze Abgrund droht. Hier ſoll, wie eine gefühlvolle Sage will, der ſymboliſche Name dieſes ſchönen Blümchens er— funden ſein. Ein liebendes Paar wandelte am Rande eines Moorbruchs. Um den Wunſch der Geliebten zu erfüllen, betrat ihr Herzensfreund den treuloſen Boden. Schon hatte er ein Sträußchen in der Hand, als die Moordecke unter ihm brach. Mit den Worten „Vergißnichtmein“ verſank er in die Tiefe.“ — | h Dieſe Pflanze iſt im allgemeinen jo bekannt, daß ich nicht näher auf das Gewächs eingehen will. Nur noch bemerken will ich, daß das Vergiß— meinnicht in verſchiedenen Varietäten, z. B. mit kleinen Blumen, mit ab— ſtehender Behaarung am Stengel, mit Stengeln, deren Behaarung dicht anliegt, und weiter mit dichter Stengelbehaarung und abſtehender Zweig— behaarung vorkommt, indeſſen will ich dieſe Unterſchiede hier nicht näher erörtern. Nicht zu verwechſeln iſt das Sumpfvergißmeinnicht mit dem Feldvergißmeinnicht, auch nicht mit dem Raſenvergißmeinnicht und anderen — 220 — Arten, die gemeinhin vom Volke als Vergißmeinnicht angeſprochen werden. Am leichteſten iſt das Sumpfvergißmeinnicht von den verſchiedenen Ver— wandten dadurch zu unterſcheiden, daß bei ihm Stengel und Kelch entweder mit anliegenden oder nur mit der Spitze abſtehenden Haaren beſetzt ſind, die Blätter indeſſen immer mit ganz oder faſt anliegenden Haaren be— kleidet ſind. Auch der Stengel iſt beim Sumpfvergißmeinnicht immer etwas eckig und die Blätter ſpitz. Zur Bepflanzung des Aquarienfelſens eignen ſich beſonders junge Pflänzchen, die an den oben genanten Orten, faſt zu jeder Zeit zu finden ſind. Für das Fortkommen der Pflanze genügt es, wenn ihre Wurzeln ſtets feucht gehalten werden, doch kann das Gewächs auch ohne Schaden einen Waſſerſtand von einigen Centimetern vertragen. 5. Ginblatt (Parnassia palustris L.). Sumpf-Herzblatt, Sumpf— Einblatt, Studentenröschen. Das Rhizom iſt kurz und treibt eine Menge langer Faſern in den Boden. Nach oben zu entſpringen mehrere langgeſtielte, 1—3 em lange herzförmige, ſtumpfe und ganzrandige Blätter, welche auf beiden Seiten grasgrün und haarlos find. Die langen Blattſtiele beſitzen bald eine mehr oder weniger rote Farbe. Jede Wurzel treibt mehrere 15 bis 30 em hohe Stengel, welche aufrecht ſtehen, ganz unveräſtelt ſind und gewöhnlich in der Mitte nur ein einziges ſitzendes, ſtengelum— faſſendes, mit den Wurzelblättern gleichgeformtes Blatt beſitzen. Im ſonſtigen ſind die Stengel kahl und gefurcht, können auch als Schafte angeſehen werden, ihr Blatt würde unter dieſen Umſtänden ein Deckblatt ſein. Oben am Stiel ſteht eine an— ſehnliche Blume, deren Nebenkronenblätter mit 9— 13 drüſigen Borſten beſetzt ſind. Der 5blättrige Kelch fällt nicht ab und iſt grün, die Blumenkrone weiß. Blütezeit Juli, Auguſt. J. Auf moorigen, feuchten Wieſen. Das Einblatt iſt ein Bewohner feuchter, ſumpfiger Wieſen und erregt hierdurch ſeine relativ große, ſternförmige, blendend weiße Krone um ſo größeres Aufſehen, als ſeine Umgebung meiſt eine recht eintönige und farb— loſe iſt. „Der ganze Bau desſelben iſt bei aller Einfachheit durchaus nobeln Charakters, und ich wüßte unter den Landpflanzen der Torfſümpfe und Riedwieſen keine andere zu nennen, die ihr an äſthetiſcher Anlage gleich— käme. Die Blumenfreunde begrüßen ſie daher allerwärts als freundliche Erſcheinung, welche dichteriſchen Reiz in die Monotonie der Sumpfflora bringt. Im Juni und Juli, zur Zeit da die Riedgräſer anfangen fahl zu werden, nachdem ſie ihre langweiligen Fruchtähren zur Entwicklung gebracht, erheben ſich aus dem Wirrwarr des urwaldförmigen Raſens die ſchlanken Blütenſtengel der Parnaſſia und alsbald ſchimmern und leuchten die ſchneeweißen Blumenſterne an allen Enden zwiſchen Carex- und Gräſer— halmen hervor, weithin mit dem luftigen Inſektengeſindel kokettierend.“ (Dodel.) Und das Einblatt verſteht ſich trefflich genug darauf, die Naſch— haftigkeit und Leichtgläubigkeit der geflügelten Inſekten zu ſeinen Gunſten auszunutzen, es läßt den Inſekten ihre Arbeit, die Beſtäubung, vollziehen, gibt ihnen aber für ihre Mühe nur einen geringen Lohn. Die Parnaſſia iſt eine Täuſchblume, eine Schwindlerin im Reiche Floras. Um nun etwas näher hierauf einzugehen, iſt es nötig, die Blüte etwas ag genauer zu beſchreiben. Zwiſchen Fruchtknoten und Krone zeigt ſich ein ſeltſames Gebilde, deſſen Weſen und Beſtimmung die längſte Zeit hindurch dem Botaniker unbekannt geblieben iſt. Es ſind fünf ſpatelförmige Blatt— gebilde, welche auf ſchlanken Stäbchen goldgelbe, glänzende Köpfchen tragen und dem Einblatt ein ſo gefälliges Ausſehen verleihen. Dieſe fünf Gebilde ſondern auf ihrer Oberfläche Honig ab, es ſind umgewandelte, als Nektarien bekannte Staubblätter. Aus dem Vorhandenſein dieſer Gebilde zeigt ſich ſogleich, daß das Einblatt eine inſektenblütige Pflanze iſt. Aber dennoch könnte der Beobachter, der die Blüte in verſchiedenen Stadien betrachtet, an dieſer Auffaſſung irre werden, wenn er die fünf fruchtbaren Staubgefäße Bewegungen aus— führen ſieht, welche eine Selbſtbeſtäubung zu ver— . mitteln ſcheinen. Dieſe biegen ſich, ſobald ihr 7 88 Pollen reif iſt, zur Narbe, und nehmen nach der \ 7 Entleerung allmählich ihren vorigen Stand wieder ein. Das Biegen zur Narbe geſchieht mit einem Male, das Abbiegen dagegen ganz allmählich. Zwei nebeneinander ſtehende Staubgefäße zeitigen zuerſt, dann zeitigen die zwei folgenden und zuletzt die den zwei erſten entgegengeſetzte. Nach der Abbiegung verlängern ſich die Staubfäden und ver— lieren den leeren Beutel, ſo daß an einer älteren Blüte die ausgeſpreizten Staubfäden vorhanden ſind, wodurch nicht bewanderte Botaniker leicht in die Lage kommen, die geſtielten Drüſen der Nektarien N 5 für verzweigte Staubgefäße zu halten. e Dieſer vollſtändige Vorgang der Selbjt- 1. Same im Samenmantel, beſtäubung wird mit großer Natürlichkeit aus— 2. desgl. ohne Mantel, geführt. Indeſſen tritt nichts weniger als dieſe n ein. Die reifen Beutel legen ſich nämlich in einer Art der Narbe an, daß Blütenſtaub überhaupt nicht auf ſie gelangen kann, und kommt wirklich etwas auf die Narbe, ſo unterbleibt die Selbſtbefruchtung doch, weil die Narbe erſt viel ſpäter empfängnisfähig wird. Durch dieſe ſcheinbar willkürlichen und zweckbewußten Bewegungen wird der ſich nach oben öffnende Staubbeutel in eine ſolche Lage gebracht, daß honigſuchende Inſekten ſich mit Blütenſtaub bepudern und letzteren an eine ältere Blüte genau an der empfängnisfähigen Narbe abgeben, eine Fremdbeſtäubung unter allen Umſtänden eintreten muß. Hierbei fällt nun dem Nektarienapparat die doppelte Aufgabe zu, die Inſekten anzulocken und ſie zu zwingen, eine der Beſtäubung günſtige Stellung über den Fruchtknoten einzunehmen. Die am Ende der borſtenartigen Stielchen ſitzenden Nektarien gleichen ſo täuſchend Flüſſigkeitströpfchen, daß man ſich durch eine beſondere Probe überzeugen muß, es nicht mit ſolchen, ſondern mit völlig trockenen Köpfchen zu thun zu haben. Durch dieſe ſcheinbaren Honigtröpfchen lockt das Ein— blatt eine ganze Anzahl Inſekten an, gibt ihnen, indem ſie herangekommen, 232 eine zwar der Mühe lohnende, aber doch im Vergleiche zu der ſcheinbar in Ausſicht ſtehenden Ausbeute nur beſcheidene Menge Saft. Das Einblatt iſt eines der Gewächſe, welches die große Konkurrenz unter den Blütenpflanzen zu den wunderbarſten Anpaſſungserſcheinungen an die Inſektenwelt geführt hat. Als Felspflanze für das Aquarium verlangt dieſes Gewächs gerade nicht viel Feuchtigkeit. Die Pflanze wird daher in ſolche Vertiefungen des Felſens eingeſetzt, wo ſie zwar feucht, doch nicht naß ſteht. Es iſt ſehr zweckmäßig, das Pflänzchen kurz vor der Blütezeit an ſeinem Standorte mit dem Moospolſter, ohne welches es nicht gut gedeihen will, und mit etwas Erde auszuheben. 6. Wieſenſchaumkraut (Cardamine pratensis L.). Das Rhizom iſt kurz und liegend, vielzaſerig, gelblich-bräunlich und ſendet zu— weilen dünne, kürzere oder längere Ausläufer aus, welche an ihrer Spitze eine Ver— dickung und ein kleines Pflänzchen zeitigen. Aus dem Wurzelſtock erhebt ſich ge— wöhnlich ein einziger, unten einfacher, von der Mitte an oder nur oben einfach äſtiger, rundlicher, kahler, oft unten rot gefärbter, ungefähr 30 em hoher Stengel, welche 4 bis 6 Blätter und eine oder mehrere endſtändige deckblattloſe Blütentrauben trägt. Die Blätter ſind geſtielt, gefiedert, die untern des Rhizoms und Stengels haben längere Stiele und von 1—13 geſtielten Blättchen, welche bald rundlich und herzförmig, bald eiförmig, bald umgekehrt-eiförmig und keilförmig ſind, dabei aber ganzrandig oder durch einige vorſtehende Ecken eckig oder gezähnt erſcheinen. Ge— wöhnlich iſt das Endblättchen etwas größer, deutlicher gezähnt, faſt Zlappig und ſteht zuweilen ganz allein an der Spitze der Mittelrippe. Die oberen Stengelblätter ſind allmählich kürzer geſtielt und werden oben ſitzend. Alle Blätter ſind entweder ganz kahl, oder beſonders die untern mit zerſtreuten, kurzen, ſteiflichen, weißen Härchen am Blattſtiel und den beiden Blattflächen mehr oder weniger beſetzt. Die Blüten— traube iſt erſt bei der Fruchtbildung vollſtändig ausgewachſen. Die Blütenſtielchen, welche im Anfange kürzer als die Blume ſind, werden bald länger und haben ſpäter zur Fruchtreife eine größere Länge als die Schoten erreicht. Die Kelchblätter ſind eiförmig-länglich, ſtumpflich, in der Farbe grün und fallen nach dem Blühen bald ab. Die Größe der Blumenblätter iſt verſchieden. Ihre Farbe iſt ſelten rein weiß, gewöhnlich helllila. Staubgefäße ſind vier vorhanden, länger als der Fruchtknoten, 2 kürzere, mit faſt herzförmigen gelben Staubbeuteln. Der Stengel iſt grün und kahl. Die Blütezeit fällt in die Monate April und Mai. Die Frucht eine Schote. Dieſelbe iſt linienförmig, zuſammengedrückt, zylindriſch, zweifächerig, zweiklappig, die Klappen vom Grunde nach oben aufſpringend und ſich umrollend. J. Auf feuchten Wieſen. Das Wieſenſchaumkraut führt ſeinen Namen daher, daß an ſeinen Blättern oft der „Kuckucksſpeichel“ gefunden wird, der ſpeichelartige Schaum, unter dem die Schaumzirpe, eine kleine Cikade ſich verbirgt und der durch das Inſekt von der Pflanze erzeugt wird. Einer beſonderen Eigenart des Wieſenſchaumkrautes will ich hier noch kurz gedenken. Dort, wo ein Blättchen dieſer Pflanze die Erde anhaltend berührt, bilden ſich, nicht etwa an der Blattwurzel, ſondern mitten aus dem Blatt heraus neue Pflänzchen. Es iſt dieſes inſofern merkwürdig, als an dieſer Stelle eine Wurzelbildung ſonſt nicht einzutreten pflegt. Beſonders leicht geht eine ſolche Bildung dann von ſtatten, wenn die an der unteren Seite vorſpringenden Rippen vom feuchten Sande umwallt werden. Es kommen dann aus dem Parenchym über den Rippen Wurzeln hervor, die ſich nach abwärts ſenken, während ſich darüber ein Gewebekörper ausbildet, der zu einem aufwärts wachſenden, von den Wurzeln mit Nahrung verſorgten belaubten Sproſſe wird. Soll das Wieſenſchaumkraut im Aquarium als Felspflanze gezogen werden, ſo verlangt es einen Standort wie das Einblatt. Die Pflanzen, die vor der Blütezeit geſammelt und womöglich mit Erdballen auf den Felſen verſetzt werden, gedeihen vorzüglich, vermehren ſich auf die oben geſchilderte Art und kommen im Becken zur Blüte. Von den weiteren Arten des Schaumkrautes ſind für die Bepflanzung des Felſens noch zu verwenden die Bitterkreſſe (Cardamine amara L. oder bitteres Schaumkraut, auch ſchleſiſche Brunnenkreſſe genannt. Der Stengel dieſer Pflanze iſt markig, 5kantig, die unteren Blätter nicht roſettig gehäuft; die Blättchen alle eckig-gezähnt; Kronenblätter wenig länger als die Staubgefäße. Die Griffel lang und dünn. Blütezeit April und Mai. J. In Quellen, Gräben und auf feuchten Waldplätzen. Im Aquarium verlangt dieſes Gewächs einen feuchteren Standort als das Wieſenſchaumkraut. 7. Pfennigskraut (Lysimachia Nummularia I.). Das Rhizom iſt dünn, fadenförmig, weitläufig, veräſtelt und kriecht ausläufer— artig am Boden. Die Wurzeln brechen beſonders am unteren Teil des Stengels, zuweilen aber auch nach den Spitzen hin, einzeln oder mehrere zuſammen, aus den Blattknoten hervor. Die Blätter ſtehen auf 2 bis 4 mm langen Blattſtielen ein— ander gegenüber. In ihrer Form ſind ſie herzförmig rundlich oder eiförmig und zweilig in ihrer Stellung. Die Blütenſtiele ſind viereckig, ſtehen einzeln in der Blattachſel, gewöhnlich aber zugleich in beiden der zuſammengehörigen Blätter. Sie ſind meiſt kürzer, zuweilen aber auch ebenſo lang als die Blätter. Die Kelchteile ſind herzförmig, zugeſpitzt, an der Spitze mit einer gelbroten Drüſe verſehen. Die hochgelbe wohlriechende Blumenkrone iſt faſt doppelt ſo lang als der Kelch, ihre Ab— ſchnitte ſind oval-lanzettlich, mit linealiſchen und rundlichen, rotgelben und dunkel— roten zerſtreuten Pünktchen verſehen. Die Staubfäden ſind kürzer als der Kelch. Der Stempel und die Staubgefäße ungefähr gleich lang. Blütezeit fällt in die Monate Juni, Juli und Auguſt. Die Frucht iſt eine Kapſel und ſpringt in 5 Klappen auf. Sie enthält eine große Menge dreikantigen, braunen Samen. 4. An etwas ſchattigen und feuchten raſigen Plätzen, an Gräben, in Waldungen und Gebüſchen. Das Pfennigskraut, welches dieſen Namen, ſowie auch den lateiniſchen, der rundlichen Geſtalt ſeiner Blätter verdankt, galt früher als ein aus— gezeichnetes Wundmittel, welches äußerlich wie innerlich gebraucht und als Numulariae s. Centumorbiae bei Wunden und Geſchwüren, bei Diarrhöen, ſowie bei vielen anderen Krankheiten angewendet wurde. Dieſes allbekannte Gewächs findet ſich überall an feuchten Orten, ſehr oft ſogar im Waſſer. Als kriechende Felspflanze ſowohl, als auch im tiefen Waſſer des Aquariums vollſtändig untergetaucht, wächſt es an beiden Orten unverzüglich weiter. Beſonders iſt die Pflanze im Winter ſehr gut als ſubmerſes Gewächs zu verwenden. Ihr iſt es gleich, ob über ihr das Waſſer 20 bis 30 em ſteht, oder ob nur ihre Wurzeln im feuchten Erd— a reiche eingebettet jind. Wo ſie im Aquarium auch immer ihren Standort hat, überall kommt ſie fort, iſt nur ihr Platz ihrer Feuchtigkeitsliebe an— gepaßt. Als Felspflanze gezogen, entwickelt ſie ihren großen, anſehnlichen Blütenſchmuck, breitet ſich kriechend weit über den Felſen aus und erinnert dann viel an die kriechende Feige (Ficus repens L.). Auf den Grund des Aquariums, mit den Zweigen in den Boden geſteckt, kommt ſie dagegen nicht zur Blüte, macht aber andererſeits auch keinen Verſuch, aus dem Waſſer zu wachſen. Sie vegetiert hier unter Waſſer ſo ſtark, daß ihrer großen Vermehrung f durch Entfernen von Zweig— Figur 120. Pfennigskraut (Lysimachia Numularia). enden und Schößlingen DS 1. Staubgefäße, 2. Stempel. gebeugt werden muß. Würde das Pfennigskraut im Waſſer zur Blütenbildung ſchreiten, ſo müßte man das Gewächs dem ſubmerſen Leben vollſtändig angepaßt erklären und es den untergetauchten Pflanzen zuzählen. Auch als reizendes Ampelgewächs, wie ich nur noch beiläufig er— wähnen will, wird das Pfennigskraut gezogen. Die Pflanze zeigt ein ſo großes Anpaſſungsvermögen an ihre jeweilige Umgebung, ſie ſchickt ſich ſo ſchnell und ſo leicht in die neuen Verhältniſſe, daß man ſich billig wundern muß, wie ein und dieſelbe Pflanze allen dieſen verſchiedenen Einflüſſen gerecht werden kann. Nur unter Waſſer gezogene Exemplare, ohne jeden Übergang an die Luft gebracht, vertrocknen bald. 8. Erdbeerkler (Trifolium fragiferum I.). Das dauernde Rhizom treibt nach allen Seiten kriechende Stengel mit gedrängt ſtehenden, langgeſtielten Blättern. Die Stengel ſind wurzelnd, rund, kahl, im Alter rötlich. An ihrer oberen Seite tragen ſie langgeſtielte Blätter. Die Blattſtiele meſſen 5 bis 10 em, ſind rund, beſonders nach oben mit einzelnen Haaren beſetzt und tragen drei ſehr kurzgeſtielte, haarloſe, ganzrandige, an der Spitze ausgerandete Blättchen. Die über 1 em langen Nebenblätter teilen ſich oben in zwei pfriemen— förmige Spitzen, ſind mit dunkleren grünen Adern der Länge nach geſtreift und unten am Rande weißhäutig. Die Blütenſtiele entſpringen in den Blattwinkeln, übertreffen die Blätter an Länge, ſtehen aufrecht, ſind rund, flaumhaarig und tragen an der Spitze das rötliche Köpfchen, welches S mm Durchmeſſer beſitzt. Die Hülle des Köpfchens iſt vielblättrig, rötlichweißlich, ihre Blättchen ſind in der Form lanzett— artig, ſpitz und jo lang als die Kelche. Die Blümchen find kurzſtielig, die Blumen— ſtiele dicht behaart, die blaßrote Krone iſt haarlos und ragt über die längſten Kelch— zähne hinaus. Der Kelch iſt dicht mit weißen Haaren beſetzt. Die zwei Kelchzähne bleiben an der Spitze ſtehen und werden durch das Wachstum des Kelches ganz nach unten gerichtet. Durch die Erweiterung des Kelches, welcher grünlichgelb und purpurrötlich gefärbt iſt, erhält der Blütenkopf in der Fruchtzeit eine entfernte Ahn— lichkeit mit einer Erdbeere. Blütezeit Juni bis zum Herbſt. 4. In der Nähe von Quellen, auf feuchten Wieſen de. Als Nutzpflanze gehört der Erdbeerklee mit zu den beiten Weide— gewächſen. Er bildet in ſeiner üppigſten Vegetationsperiode dort, wo er wächſt, dichte Raſen, die vom weidenden Vieh mit großer Vorliebe auf— geſucht werden. Zur Fruchtzeit iſt dieſe Kleeart mit keiner anderen zu verwechſeln, ihre Köpfchen ſehen, wie der Name „Erdbeerklee“ ſchon ſagt, zu dieſer Zeit einer Erdbeere nicht unähnlich und gewähren ein niedliches Bild. Zur Bepflanzung des Aquariumfelſens iſt der Erdbeerklee ſehr gut zu gebrauchen. Der am Standorte der Pflanze ausgehobene Stock wird in eine Vertiefung des Felſens eingeſetzt und gedeiht dann ohne weitere Pflege. 9. Taobelie (Lobelia Dortmania L.). Waſſerlobelie. Das ſehr kurze Rhizom entſendet nach unten einen Büſchel fädlicher, runder, einzelner, ungeteilter Faſern, nach oben einen aufrechten, ſtielrunden, mit wenigen ſehr entfernt ſtehenden Schüppchen beſetzten Stengel, der am Ende eine armblütige Traube bildet. Der Stengel iſt am Grunde von einer reichblättrigen Baſalroſette umgeben. Dieſe Wurzelblätter ſtehen gedrängt bei einander, ſind linienförmig, röhrig, in der Mitte durch eine Scheidewand getrennt und dadurch 2fächerig. Sie enthalten einen ſcharfen Milchſaft. Der Kelch der Blüte iſt oberſtändig, 5ſpaltig, die Zipfel ſind faſt gleichgroß und grün. Die Blumenkrone iſt weiß, lila oder auch dunkler blau und lippig. Die Oberlippe teilt ſich in zwei pfriemenförmige Zipfel, die Unter— lippe iſt größer, 3 lappig, mit einem etwas größeren Mittellappen. Die Röhre iſt an der Oberſeite geſchlitzt. Blütezeit Juli, Auguſt. J. In moorigen Landſeen und Moorſümpfen, beſonders an etwas ſalzhaltigen Orten. Dem Botaniker Matthias von Lobel zu Ehren wurde dieſe reizende Pflanze Lobelia genannt. Dieſelbe vegetiert in Form einzelner Strauch— linge, wie das Brachſenkraut am Boden von Landſeen, beſonders gern in ſolchen mit ſandigem Untergrund. In der Regel ſteht ſie in der Blüte— zeit noch unter Waſſer und nur der Schaft ſieht über dem Spiegel hervor. Iſt indeſſen das Waſſer des Standortes ſchon vertrocknet, ſo wird der Schaft gedrungener als er es iſt, wenn die Pflanze ihn über das Waſſer erheben muß. Reizend ſchauen indeſſen die Pflänzchen aus, wenn nur aus dem Waſſer ihre Blütenſchäfte hervorgeſtreckt werden und an dieſen ſich die lippenförmigen Blüten in der Luft ſchaukeln. Die Lobelie eignet ſich, wie auch die Waſſer- e pfriemenkreſſe (Seite 133), ſowohl zur Unterwaſſer— 5 ö u Trierer pflanze, beſſer jedoch als Felspflanze. Sie wird Teil der Pflanze, 2. Blüten— hier am beſten in der Weiſe eingeſetzt, daß ihre ſtand, 3. Blüte. Blätter unter dem Waſſerſpiegel ſtehen, ſie aber leicht ihren Blütenſchaft über Waſſer erheben kann. Sehr gut iſt es für die Pflanze und notwendig ſogar, wenn ſie jahrelang ausdauern ſoll, daß ſie Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 15 zu Beginn der Blütezeit nicht völlig mehr unter Waſſer ſteht und zu der Zeit, wenn ſie im vollen Blütenſchmucke prangt, als Pflanze behandelt wird, die nur eine Wurzelbewäſſerung verlangt. 10. Crypsis aculeata Act. Schoenus aculeatus L., spec. Anthoxan- thum aculeatum L. sppl., Agrostis aculeata Scop., Phleum schoenoides Jaeq., Antitragus aculeatus Gaertn., Helochloa diandra Host. Die Wurzeln find zart, fein und fädlich. Die Pflanze bildet kurze Raſenbüſchel, aus denen mehrere graugrüne Halme kommen, die ſich rund umher ausbreiten und aus den Blattſcheiden Aſte treiben. Die Halme ſind etwas flach gedrückt und legen ſich mit den unterſten Halmteilen auf den Boden. Die Riſpe iſt ährenförmig, halb— kugelig oder von oben abgeflacht, von einer blattigen Hülle umgeben und in dieſelbe eingeſenkt. Sie iſt kopfförmig und in der Farbe rotbraun. Die Blüte tritt aus den Hüllſpelzen hervor, ſie iſt zweimännig. Blütezeit Juli und Auguſt. O Sumpfige Wieſen, beſonders in Niederöſterreich. Fundorte in Süddeutſchland ſind mir nicht bekannt. Crypsis aculeata iſt ein ſehr niedriges, zierliches, mit ſparrigen Zweigen am Boden liegendes, jähriges kleines Gras. Die Pflanze bildet auf moorigem Boden kleine, kurze Raſenbüſchel und N. SE eignet ſich ganz vorzüglich zur Be— ED pflanzung des Aquarienfelſens. In der beiſtehenden Abbildung iſt dieſe Grasart etwa in ½ der natürlichen Größe dargeſtellt. Ein Bekannter 2 N I" el 5 75 f SA CH a WR 2 CFF ——— I A 2 Se > > GE < 3 FT TEN von mir brachte das reizende Gewächs aus Niederöſterreich mit und pflegt Figur 122. Crypsis aculeata. es jetzt ſchon mehrere Jahre, d. h. er zieht jährlich neue Pflanzen durch künſtliche Beſtäubung.) Den Samen ſtreut er auf Moorerde, die, mit Torf vermiſcht, in einem flachen Gefäß ſtändig feucht gehalten wird. Sobald die Pflanzen hier eine entſprechende Größe erreicht haben, finden ſie ihren Platz auf dem Aquariumfelſen, wo ſich die kleinen Gewächſe reizend aus— nehmen. Würde dieſes Gras ausdauernd ſein oder wenigſtens zweijährig, ſo wäre es für die Liebhaberei eines der empfehlenswerteſten und zierlichſten Gewächſe. 11. Tarn-Aſtmaas (Hypnum filieinum L.). Die Stengel erinnern an Farnkraut, ſie ſind fiederäſtig, bis zum Gipfel braun— filzig, die einzelnen Blättchen mit einer Mittelrippe verſehen. J. An ſumpfigen Plätzen, an Quellen. Weitere Arten der Mooſe, die für das Aquarium zur Bepflanzung des Felſens verwendet werden können, führe ich nachſtehend auf und gebe die Schilderung aller gemeinſchaftlich. Indeſſen, wie ich hier gleich be— merken will, bin ich nicht willens, alle Arten zu beſchreiben, ſondern nur ) Vergleiche Seite 65 das über die künſtliche Beſtäubung Geſagte. von den wichtigern die wichtigſten. Um hier auch nur etwas ausführlich zu ſein, reicht mir der zur Verfügung ſtehende Platz bei weitem nicht aus. 12. Vieſen-Aſtmons (Hypnum giganteum Schimp). Stark und dicht fiederäſtig, über 30 em lang. J. Auf Torfſümpfen und be— wäſſerten Stellen. In Deutſchland nur vereinzelt. 13. Waſſer-Aſtmaas (Hypnum fluitaus L.). Der Stengel iſt gabelig geteilt, mit gleich hohen, ſpärlich verzweigten Aſten be— ſetzt und wird über 30 em lang. Die Blättchen find zugeſpitzt und einſeitig, wie eine Sichel gekrümmt. J. Sumpfige und torfige Wieſen, ſtehende und langſam fließende Gewäſſer. Afer-Aſtmoos (Hypnum riparium U..). Der Stengel iſt liegend mit flachen, wenig verzweigten Aſten beſetzt. Die Blätter ſind locker, oval-lanzettförmig, ganz, mit verkürzter Rippe. J. An Flüſſen und ſelbſt an untergetauchten Steinen. Die Moosarten ſind für das Aquarium faſt alle zu verwenden, ſobald ſie ihren Standort im oder am Waſſer oder auf ſumpfigem Boden haben. Alle Mooſe lieben die Feuchtigkeit, vielen iſt ſumpfiger Boden eine Lebens— bedingung. Beſonders geſtaltungsreich von allen Mooſen iſt die Familie der Aſtmooſe, von denen im vorhergehenden einige Vertreter näher be— ſchrieben wurden. Arten aus dieſer Familie ſind über die ganze Erde verbreitet und an allen nur denkbaren Grtlichkeiten zu finden. Sie find in der Ebene ebenſo heimiſch wie in den Regionen der Hochgebirge, ſie ſind in Sümpfen men aber auch in der dürren Haide zu finden, auf Feldern und Wieſen, in dichten Wäldern, ja ſogar im Waſſer flutend finden ſich von ihnen Arten. Ein Teil der größeren Arten hat eine aus— geſprochen amphibiſche Natur angenommen, andere ſind vollſtändige Waſſer— bewohner geworden, jedoch haben ſie nicht die Eigenſchaft verloren, bei Waſſermangel Landformen zu bilden. Auch bei den Sumpf- oder Torf— mooſen — Sphagnaceae —, die auf Sümpfen und Mooren, beſonders in Wäldern und an anderen geeigneten Orten oft ausgedehnte, elaſtiſch— ſchwammige Polſter bilden, kann man oft ſubmerſe Formen, welche von den gewöhnlichen Sumpfformen in Geſtalt und auch in anatomiſcher Struktur abweichen, finden. Beſonders oft findet man vom zugeſpitzten Torfmoos (Sphagnum euspidatum Ehrh.) eine untergetauchte Varietät, die von der Sumpfform erheblich abweicht. Hier ſind dann alle Aſte eines Büſchels ausgebreitet und umhüllen nicht mehr wie ſonſt den Stamm. Die Zweigblätter ſind weit von einander entfernt, ſehr verlängert und von dunkelgrüner Farbe. Der innere Bau paßt ſich auch dieſem Waſſerleben dann an. — Die Sphagnum-Mooſe eignen ſich nicht jo gut für das Aqunrium. Sie wachſen zwar bei genügender Feuchtigkeit fort, indeſſen ſind ihre langen Stengel und auch weiter der Umſtand, daß ſie nur in dichten Polſtern gut gedeihen wollen, zur Bepflanzung für dieſen Zweck hinderlich. — Von den Sternmooſen (Mnium) eignen ſich dagegen viele zur Bepflanzung des 15* Aquariums. Sie wachſen geſellig an naſſen Stellen und bilden hier oft ganze Raſen. Werden ſie mit ihren Wurzelpolſtern auf den Felſen gebracht und hier ſtets feucht erhalten, ſo gedeihen ſie unſchwer. Feuchtigkeit iſt überhaupt für alle angeführten Mooſe zu ihrem Wachstum und Gedeihen notwendig. 15. Hirſchzunge (Scolopendrium officinarum Sw.). Scolopendrium vulgare Sm., Asplenium Seolopendrium L. Das Rhizom iſt kräftig, liegend, locker mit dünnen, ſtielrunden, äſtigen, dunkelbraunen Wurzeln beſetzt, dicht mit braunen, ſtark aufwärts gekrümmten Wedel— ſtielreſten bedeckt. Es erzeugt dem Ende zu eine Anzahl geſtielte, einfache, ungeteilte, ganzrandige, bis 50 em lange Wedel. Die Wedelſtiele ſind von verſchiedener Länge, aber ſtets kürzer als die Spreite, an der gekrümmten Baſis dicht mit breitslanzett- lichen, ſchmutzig zimmtbraunen Spreublättchen beſetzt. Die Wedelſtiele ſind grünlich, etwas flach gedrückt und tragen in der Mitte eine kräftige Rippe, welche bis in die Spitze der Spreite ausläuft. Dieſe Spreite iſt lang und breit linealiſch, in der Regel die eine Seite vom Mittelnerven ungleich der gegen— überſtehenden entwickelt, am Grunde tief ausge— ſchnitten. Die Seitennerven ſind ſehr zart. Die Sori“ an den Gabeläſten der Seitennerven entlang laufend. Die Wedel bleiben im Winter grün. 4 Auf Felſen, in Waldſchluchten, an feuchten, ſchattigen Stellen, auch in alten Brunnen. In Deutſchland, ſonſt nur zerſtreut. Abarten hiervon ſind: a. Gewellte Hirſchzunge (Seolopen- Figur 123. Hirſchzunge drium offieinarum var. undulatum). (Seolopendrium offieinarum). a 7 ; R Die Wedel find Rande hr oder weniger 1. Wedel, 2. Spitze eines fer⸗ ie Wedel ſind am Rande mehr oder weniger tilen Wedels von der Rückſeite, gewellt. 3. ein Teil desſelben mit zwei 0 B ne ; h Sori, 4. Sorus vergrößert, b. Gefingerte Hirſchzunge (Seolo- 5. reifer, aufgeſprungener pendrium oflicinarum digittatum). Sporenbehälter. Die Wedel zeigen an ihrer Spitze fingerförmige Veräſtelungen. Weitere für das Aquarium geeignete heimiſche Farne beſchreibe ich nachſtehend und gebe deren Lebensbild und Kulturanweiſung zuſammen. 16. Hymenophyllum tunbrigense Sm. Trichomanes tundridgense L. Das Rhizom iſt ſtark haardick, einige Centimeter lang, weitläufig veräſtelt, ziemlich dicht mit zarten, wenig veräſtelten ſchwärzlichen Wurzeln beſetzt. Es liegt wagerecht oder aufſteigend zwiſchen Mooſen und treibt nach oben in Entfernungen von 1 bis 2 em zarte, etwa 4—5 em lange, geſtielte Wedel. Der Wedelſtiel iſt bis 2 em Vergleiche Schilderung der Farne Seite 233. lang und ſchwarzbraun. Die Blättchen ſind faſt durchſcheinend, ihre Spreite ge— flügelt, ſie ſetzt ſich als Spindel in die Spreite fort und trägt in Entfernungen von 3—4 mm die wechſelſtändigen, wie die zarten, ſtielrunden, hervortretenden Nerven, 4— bmal geteilten, zarten, hautartigen, olivenfarbigen Fiedern. Die Fiederabſchnitte ſind linealiſch, im unteren Teile entfernter, im oberen gedrängter, zart ſägeartig. Die Sori ſtehen einzeln am Ende eines Gabelaſtes. Der untere Teil der Wedel— ſpindel iſt ſehr ſchwach geflügelt, gegen das Ende nimmt der Flügel an Breite zu. Fruchtzeit Juli und Auguſt. A. In feuchten Feldſch luchten zwiſchen Mooſen. In Deutſchland nur nachgewieſen im Uttewalder Grund in der ſächſiſchen Schweiz. 17. Gemeiner Bippenfarn (Blechnum Spicant Rth.). Blechnum boreale Sw., Lomaria Spicant Deso, Osmunda Spieant L. Spikant. Das Rhizom iſt ungegliedert, kurz, äſtig, dicht mit Spreublättern beſetzt. Es entſendet nach unten eine Anzahl äſtiger ſchwarzbrauner Wurzeln, nach oben mehrere bis 40 em lange, kurzgeſtielte, an beiden Enden ſpitze, breit lanzettliche, einfach gefiederte Wedel, die unten ſteril und liegend, die oben fertil und auf— gerichtet ſind. Die Wedelſtiele ſind halbrund, oberſeits flach und rinnig. Die ſterilen Wedel faſt bis zum Mittelnerven fiederſpaltig-fiederteilig, mit ganzrandigen, am Rande ſchwach gegen die Rückſeite umgerollten, ſonſt gegen die Spitze des Wedels aufwärts gebogenen glatten, glänzenden derben, völlig kahlen, linealiſchen Fiedern, deren ſtumpfes Ende in eine kleine aufgeſetzte Spitze ausläuft. Die unterſten Fiedern ſehr kurz, halb— kreisförmig, alle mit einem Mittelnerven und zahlreichen feinen, ſchräg gegen den Rand ver— Figur 124. Spikant (Blechnum Spicant). 1. zwei Fiedern von laufenden Seitennerven. Die fertilen Wedel der Rückſeite, 2. Spitze eines ſind ſchmäler, mit abwechſelnden, entfernten, fertilen Wedels, 3. der Unterteil ſchmalen, ſehr ſpitzen Fiedern, häufig mit ab- eines ſterilen Wedels, 4. fertile wärts gebogener Spitze. Fruchtzeit Juli bis Fieder etwas vergrößert. Oktober. J. An Mauern, Wällen, Felſen, in ſchattigen mooſigen Waldungen, die feucht ſind. Der Farn verträgt viel Näſſe. 18. Vünigsfarn (Osmunda regalis L.). Traubenfarn. Das Rhizom iſt ſchräg, in dem Boden ſitzend, dicht mit verzweigten dünnen Wurzeln und ab— geſtorbenen Wedelſtielbaſen beſetzt; es erſcheint da— her auf den erſten Blick ungegliedert und weit ſtärker als es in der That iſt. Alljährlich er— ſcheinen einige ſterile Wedel von 30 bis 100 em Länge, doppelt gefiedert; die Fiedern nahezu oppo— niert, die Paare in Abſtänden von 5—7 em, an Figur 125. Königsfarn der oberſeits rinnigen Hauptſpindel kurzgeſtielt. Die (Osmunda regalis). Zweig. Fiederchen ſind etwas ſchief linealiſch-lanzettlich, faſt 1. Endblättchen. — 230 — ſitzend, am Grunde geſtützt oder auch herzförmig, am Ende ſtumpf, am Rande ent— fernt, ungleich, klein, ſägezähnig oder faſt ganzrandig mit einem Mittelnerven und zahlreichen Seitennerven verſehen. Der fertile Teil des Gewächſes iſt doppelt ge— fiedert, aber die Fiederchen nur durch das Fehlen der Spreite mit Sori bedeckt, Nerven darſtellend. Nach Standort und Lage die Fruchtzeit ſehr verſchieden. Juli bis September. J. Auf moorigen, feuchten Waldwieſen. Im Norden häufiger als im Süden. 19. Ulünnlicher Punktfarn (Aspidium flix mas. Sw.) Polystichum filix mas. Rth., Polypodium filix mas. L., Nephrodium filix mas. Rich. Das Rhizom iſt kräftig, bis fingerdick und 30 cm lang. Mit den Wedelſtiel— reſten kann es bis fauſtdick werden. Es iſt ungegliedert, reichlich mit braunen, etwas äſtigen Wurzeln beſetzt, dicht mit den aufwärts gebogenen, breiten, außen ab— gerundeten, nach innen flachen hellbraunen Wedelſtielreſten umgeben, die mit Spreu— blättchen umkleidet ſind. Wedel ſind bei kräftigen Exemplaren zahlreich vorhanden, ſie ſind kurzgeſtielt, bis 100 em lang und doppelt gefiedert. Der Stiel iſt unter— ſeits abgerundet, oberſeits abgeflacht, in der Mitte mit einer vorſpringenden Leiſte verſehen. Die Spreite iſt ſehr groß und breit, im Umriß länglich-lanzettlich, dem Grunde zu etwas verſchmälert. Die Fiedern ſind ſitzend, wechſelſtändig oder un— deutlich gepaart, ziemlich gedrängt ſtehend, beſonders gegen das Ende hin; im untern Teil etwas lockerer, ſehr lang und aus breitem Grunde allmählich in die Spitze ver— ſchmälert. Die Fiederchen ſind entweder völlig getrennt oder am Grunde ſehr ſchwach verbunden. Sie ſind in ihrer Form lineallänglich, abgerundet, kerbig— ſägezähnig. Die Sori ſind ſehr groß, rechts und links vom Nerven des Fieder— chens in einer die ganze Breite des Fiederchens deckenden Reihe liegend. Die Spitze nur iſt frei. Der untere Wedel— teil bleibt meiſt ſteril. Fruchtzeit fällt in die Monate Auguſt bis November J. In Wäldern an feuchten Stellen 2c. gemein. 20. Deutſcher Stenußfarn (Struthiop- teris germanica W.). Onoclea truthiop- teris Hoffer, Osmunda struthiopteris L. Das Rhizom iſt kräftig, ſchwarzbraun, Figur 126. Deutſcher Straußfarn ungegliedert, unten mit vielen ſtarken, (Struthiopteris germaniea), 1. fertile ebenfalls ſchwarzbraunen Wurzeln ver— N ſehen. Es treibt ausläuferartige, am Boden hinkriechende, gegliederte Zweige, welche am Ende einen Wedelſchopf treiben. Nach oben entſendet das Hauptrhizom kräftiger Pflanzen eine große Anzahl bis über 100 em hoher Wedel, im Frühlinge ſterile, die eine palmenartige Krone bilden, im Sommer aus deren Mitte eine kleine Anzahl fertiler, ſteif aufgerichteter Wedel. Die Stiele der Wedel ſind ſehr kräftig, am Grunde löffelförmig und ſtark nach aufwärts gebogen, hier mit ziemlich breiten braunen Spreublättchen beſetzt. Die Wedel ſind alle nur ſehr kurzgeſtielt, faſt bis *) In früherer Zeit wurde dieſe Pflanze für 5 und Athyrium filix fem. für die @ Pflanze gehalten. — 231 — zum Grunde gefiedert, kaum vollſtändig doppelt gefiedert, im Umriſſe ſehr breit und lang lanzettlich, am Ende in eine fiederlappige, kerbzähnige Spitze ausgezogen, ſehr zart und überhängend. Die Fiedern ſind lang und ſchmal, linealiſch, ſitzend, am Ende ziemlich ſpitz. Die Fruchtzeit fällt in die Monate Juni, Juli und Auguſt. J. In naſſen Waldſchluchten, kurz, an ſehr naſſen Orten in Waldungen. Zerſtreut. 21. Braunſtieliger Streifenfarn (Asplenium Trichomanes I.). Asple- nium trichomanoides W. M., Phyllitis rotundifolia Moench. Braunſtieliger Milzfarn. Das kleine, kurze Rhizom entſendet nach unten zahlreiche, dünne äſtige Wurzeln, nach oben zahlreiche, einfache, gefiederte, bis 15 em lange, kurzgeſtielte Wedel. Die Wedelſtiele und Spindel ſind ſchwarzbraun und ſtarr, glänzend, mit zartem, trocken— häutigem Rand, nur in der Jugend iſt die Spindel an der Spitze grün gefärbt. Die Fiedern ſind eiförmig oder faſt kreisrund, am Grunde ſchwach keilig oder geſtutzt, zuletzt ſtarr und dunkelgrün. Die Wedelſtiele und Spindeln ohne Spreuhaare. Fruchtzeit Juni bis November, je nach der Lage. J. An feuchten Nordabhängen, in Waldungen, beſonders im Gebirge. Ahnlich iſt der grüne Streifenfarn (Asplenium viride Huds) oder grünſtieliger Milzfarn. Der Stiel iſt am Grunde braun, oben wie die ganze Spindel grün, weich; Spindel rinnig, ungeflügelt. Die Fiedern der nur ſehr ſelten überwinternden Wedel an der Spindel bleibend und mit letzterer zu Grunde gehend. Sonſt wie der vorige. 22. Sumpfpunktfarn (Polystichum Thelypteris Rtl.). Polypodium Thelypteris L., Aspidium palustre Gray, Nephrodium Thelypteris Deso, Aspidium Thelypteris Sw. Das Rhizom iſt etwa bleifederſtark, deutlich gegliedert, kriechend. Die bis 100 em langen Wedel ſtehen entfernt und bilden eine kleine palmenartige Krone. Sie ſind langgeſtielt, die Oberſeite tief rinnig; die Wedel paarig doppelt gefiedert, indeſſen am Ende des Wedels und der Fiedern die Abſchnitte bis zu Kerbzähnen verkürzt. Die unterſten Fiederpaare ſtehen entfernt, aber nur wenig verkürzt, auch die oberen Fiederpaare ſtehen locker. Die Fiederchen ſind alle ganzrandig, anfangs glatt, aber zur Fruchtzeit am Rande ſtark zurückrollend, wodurch ſie dreieckig erſcheinen, das unterſte Paar iſt größer als alle folgenden und der Spindel anliegend, indeſſen nicht eingeſchnitten, ſondern faſt ganzrandig. Die Linien der Sori nicht völlig randſtändig, ſondern zwiſchen dem Mittelnerven des Fiederchens und dem Rande faſt die Mitte haltend. Die Rückſeite der Wedel iſt völlig kahl; am Ende des— ſelben, ſeine Spitze, ſowie die Spitzen der oberſten Fiedern ſtark zurückgebogen. Die Wedelſpitze und die Spitzen ſämtlicher Fiedern faſt ganzrandig. Fruchtzeit Juli bis Oktober. J. In Brüchen und ſumpfigen Waldungen, ſehr zerſtreut. Schon im Altertum tauchte in den Köpfen einzelner Gelehrter die Vermutung auf, es möchte das jetzige Ausſehen der Erdoberfläche nur ein vorübergehender Zuſtand ſein, und es müſſe die unorganiſche und auch die organiſche Natur einem beſtändigen Wechſel unterworfen ſein. Dieſer Gedanke, der nur hier und da als bloße Vermutung ausgeſprochen wurde, hat ſich voll und ganz beſtätigt. Die verſteinerten Reſte ſeltſamer Weſen, die Bruchſtücke abſonderlicher Pflanzen, die uns in uralten Geſteinsſchichten aufbewahrt worden ſind, ſie ſind deutliche Beweiſe für die Vermutungen — 232 — unſerer Vorfahren. Schweifen wir kurz einmal von unſerem Thema ab und verſetzen wir uns in die Pflanzenwelt der Steinkohlenzeit; in dieſe gerade deshalb, weil in ihr die Farne die größte Ausbeutung, die größte Mächtigkeit und die größte Vielſeitigkeit beſeſſen haben. Alle Gewächſe, die in dieſer Zeit lebten, waren zumeiſt blütenlos, es waren hochſtämmige Sporenpflanzen: Schachtelhalme, Bärlappe, Farne und deren Verwandte. Verleihen die Schachtelhalme und Bärlappgewächſe der Landſchaft einen ernſten, traurigen Charakter, ſo gewähren die zahlreichen Farne ein weit freundlicheres Bild mit ihren mächtigen, hellgrünen zierlichen Blattwedeln. Neben hochwüchſigen, baumförmigen Arten ſind niedere, krautartige Formen, ähnlich unſerem Wurmfarn, reichlich vertreten geweſen und ſtellenweiſe bildeten ſie einen dichten Raſen, der die fahle Streu verwelkter Blätter und den ſchwarzen, torfigen Untergrund mit der Farbe des Lebens verhüllt. Dieſes Zeitalter der Farne iſt vorbei. Ihre Leiber, die der kleinen Arten ſowohl wie die der großen Baumfarne bildeten ſich mit anderen Gefäßkryptogamen im Laufe der Jahrtauſende zu Kohlen um, ſie liefern uns heute ein billiges und heizkräftiges Feuerungs— material, ohne welches wohl unſer Jahr— hundert nicht das „verkehrsreiche“ genannt werden könnte. — Doch nun zurück zu unſerer heimiſchen Flora. ö Im ganzen Kreiſe der Gefäßkryptogamen RAR EELT jind die Farne die größten und ſchönſten Gewächſe dieſer Klaſſe, ſie ſind die Palmen der Gefäßkryptogamen. Der Naturfreund iſt entzückt über die Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit ihrer Blätter, worin ſie kaum von einer anderen Familie erreicht werden. Der Stamm dieſer Gewächſe iſt im all— gemeinen nur klein, niedrig, ſehr häufig in der Erde verborgen, die Wedel dagegen er— ee e, Senne en, reichen faſt immer noch eine ganz tee fir Größe. In Bezug auf das Wachstum ver— von der Rückſeite, vergrößert. halten ſich die Blätter der Farne wie Stamm— gebilde, indem ſie, abweichend von der bei belaubten Gewächſen herrſchenden Weiſe, an der Spitze lange Zeit weiter— wachſen, nachdem der Grund längſt fertig ausgebildet iſt. Ja, bei einigen Arten zeigt die Spitze ein periodiſches Wachstum und nimmt dann die Mittelrippe Geſtalt und Weſen eines unbegrenzt fortwachſenden ſchlingenden Stengels an. Sehr bezeichnend für alle Farnarten iſt die eingerollte Knoſpen— lage der jungen Blätter, wodurch ſie einem Biſchofsſtab nicht unähnlich ſehen; erſt nach Beendigung des Wachtums rollt ſich die ſchneckenartig ge— wundene Spitze auseinander und entfaltet die in der Regel zerteilte, doppelt und dreifach, ja vier- und fünffach gefiederte Blattſpreite. Das Blatt des — 233 — Farns braucht in vielen Fällen mehrere Jahre zu ſeiner vollen Aus— bildung. Die Farne, nahe Verwandte der Mooſe, zeigen einen weit voll— kommeneren Bau als dieſe. Es tritt hier zuerſt — die Farne gehören zu den niedrig ſtehenden Gewächſen — eine ſcharfe Sonderung in die drei Grundformen des pflanzlichen Gewebes auf, in Hautgewebe, Grundgewebe und Gefäßbündel, die ſich bis zu den höchſten Pflanzen — den Blüten— oder Samenpflanzen — hindurchzieht. Die Vermehrung der Farne iſt ſo eigenartig intereſſant, daß ich etwas näher darauf eingehe. Dieſe Gewächſe entwickeln die Keimkörner oder Sporen ſtets an den grünen Blättern. Es erheben ſich aus der Oberhaut, welche die Stränge der Wedel bekleidet, einzelne Papillen, deren jede durch eine Querwand in ein freies Ende und in eine Stielzelle gegliedert wird. Beide Zellen der Papille fächern ſich und bilden Gewebekörper, von welchen jener, der aus der freien Endzelle hervorgegangen iſt, eine eiförmige oder kugelige Geſtalt annimmt. In dieſem letzteren Gewebekörper unterſcheidet man dann eine tetraediſche Mittelzelle und eine aus mehreren Zellenlagen beſtehende Hülle. Durch Fächerung der Mittelzelle entſteht ein kleiner, ballenförmiger Zellenverband, und da ſich die innere Zellenlage der Hülle inzwiſchen aufgelöſt hat, ſo zeigt ſich das Ganze als ein Behälter, der einen von flüſſiger Maſſe umgebenen Zellenballen einſchließt. Jede der Zellen dieſes Ballens teilt ſich nun in vier Fächer, die Protoplaſten, welche den Inhalt der Fächer bilden, verſehen ſich mit einer Haut und werden, wenn ſich das Fächerwerk ihrer Bildungsſtätte aufgelöſt hat, getrennt. Es ſind dieſe getrennten Zellen, welche dem freien Auge als pulverartige Maſſe er— ſcheinen, die Sporen. Wie geſchildert, hat ſich von den Zellenlagen, welche die Hülle des ſporenbildenden inneren Gewebes herſtellen, nur die innere aufgelöſt, die äußere iſt geblieben und bildet eine Kapſel, die Sporenbehälter oder Sporangium genannt wird. Eine Gruppe aus ſolchen Sporenbehältern nennt man Häufchen oder Sorus. Die mit Sporangien bedeckten Wedel werden fertile Wedel genannt. Dieſe erſcheinen jedoch erſt dann, wenn das Farnkraut über ſeine Jugendperiode hinaus iſt, in dieſer Zeit bringt es nur ſterile Wedel hervor. Die Geſtalt der fertilen Wedel iſt oft verſchieden. (Vergleiche die verſchiedenen Abbildungen.) An der Unterſeite eines ſolchen fruchtbaren oder fertilen Wedels erblickt man zu beiden Seiten des Haupt— nerves der Fiederblättchen Tauſende ſolcher kleinen Sporenbehälter oder Fruchthäufchen. Sie ſind im unreifen Zuſtande von einem zarten, nieren— förmigen Häutchen, dem Schleier, bedeckt. Zur Zeit der Fruchtreife ver— ſchrumpft der Schleier und die Kapſeln werden dadurch entblößt. Legt man zu dieſer Zeit ein friſch abgeſchnittenes Blatt auf einen Bogen Papier mit der Unterſeite nach unten, ſo öffnen ſich nach einiger Zeit die Sporangien und entleeren ihre Sporen auf die weiße Papierfläche. Unter dem Ver— größerungsglas nimmt ſich dieſer Vorgang reizend aus und gewährt jedem Beobachter viel Vergnügen. Jede Kapſel ſpringt beim Austrocknen plötzlich auf und ſchleudert die Sporen nach allen Seiten. Die Sporangienwand beſitzt neben großen, zarthäutigen, auch eine ganze Reihe kleiner, dickwan— diger Zellen, welche einen u Ring bilden und als Ring auch bezeichnet werden. Dieſer Ring erleidet infolge der Austrocknung eine ſtarke Spannung, die Kapſel kann dieſer Spannung nicht widerſtehen, ſie zerreißt und der Ring ſpringt zurück. Hierdurch werden die dem Ringe anhaftenden Sporen weggeſchleudert. Sobald der Ring zurückgeſprungen iſt, krümmt er ſich auch blitzſchnell wieder nach vorn, wobei auch die Sporen, welche nicht ſchon bei der erſten Bewegung fortgeſchleudert wurden, es jetzt aber beſtimmt werden. Die Entleerung erfolgt oft mit ſolcher Gewalt, daß die ganze Kapſel . und zu Boden fällt. Aus dieſen Sporen entwickeln ſich kleine, grüne Blättchen, die an ihrer Unterſeite Rhi— zoiden — Wurzelhaare oder lange Zellenſchläuche — hervortreiben und mit laubartigen Lebermooſen eine große Ahnlichkeit beſitzen. Es ſind dieſes die Prothallien oder Farn-Vorkeime. Dieſe beſtehen in der Hauptſache aus einer einzigen Zellenſchicht, die in der Mitte, wo die Wurzelſchläuche entſpringen, eine mehrſchichtige Wulſt, die auch die Geſchlechtsorgane, zumal die weiblichen trägt, beſitzt. Die männlichen Geſchlechtsteile entſtehen an beliebigen Punkten des Vorkeims. Das kleine, gewöhnlich herzförmige Blättchen ſtellt die ausgebildete und ausgewachſene Geſchlechtspflanze dar. Die Antheridien oder männlichen Organe ſind kleine, oberflächlich her— vorragende, halbkugelige oder kegelförmige Körperchen, die eine beſondere, aus wenigen Zellen beſtehende Wand beſitzen, welche die Mutterzelle der Spermatoz otdzellen umgiebt. In dieſer Innenzelle entſtehen durch wieder— holte Teilungen eine Anzahl kleiner, ſich abrundender Zellchen, in denen ſich je ein Spermatozoid oder Samenfaden bildet. Dieſe ſind pfropfenzieher— artig gewundene Fäden mit zahlreichen Wimpern an den Rändern des vorderen Endes und mit einem blaſenförmigen Anhang an der weiteſten hintern Windung. Sie werden durch Platzen der Antheridienwand frei und zeigen dann im Waſſer eine ſchraubenförmige Drehung und fortſchreitende Bewegung. Sie wenden ſich nach allen Richtungen, bis ſie in die Nähe eines reifen Archegoniums gelangen und nun, von dieſem angezogen, ſich auf die Mündung desſelben losſtürzen, um womöglich durch den kurzen Hals bis zum Ei vorzudringen. Das Reizmittel, welches die Archegonien ausſenden, um die Spermatozoiden anzulocken, iſt Apfelſäure. Wie wenig von dieſer Subſtanz genügt, um die Samenfäden in ihrer Bewegungsrichtung zu beeinfluſſen, hat Pfeifer gezeigt. Brachte dieſer enge Glasröhrchen ſog. Kapillarröhrchen, die mit ſtark verdünnter Apfelſäure ge— füllt und an einem Ende zugeſchmolzen waren, in die Nähe herum— ſchwärmender Samenfäden vom Farnen, ſo änderten dieſe ſofort ihre Richtung und eilten nach der Offnung des Haarröhrchens, in welche ſie ſogleich oder nach einigem Herumſchießen vor derſelben eindrangen. Nach erfolgter Befruchtung umgibt ſich das Ei mit einer Zellhaut, teilt ſich unter entſprechender Größez unahme erſt in zwei Halbkugeln, dann in vier Quadrate und wächſt im weiteren Verlauf zu einem vielzelligen jungen Pflänzchen, dem Embryo, heran, an dem man den Stammſcheitel, die erſte Wurzel, ein oder zwei Blätter und den ſog. Fuß unterſcheiden kann. Dieſer ſtellt ein verhältnismäßig großes Saugorgan, mittelſt deſſen — 235 — der Embryo von der Mutterpflanze ſo lange ernährt wird, bis er ſelbſtändig geworden iſt, dar. Mit der Zeit erſtarkt der Keimling und entwickelt ſich zu einer großen beblätterten Pflanze, zu einem Farnkraut, welches ſpäter abermals zur Bildung ungeſchlechtlicher Sporen ſchreitet, die denſelben ge— ſchilderten Kreislauf vollführen. Ein einziges Farnkraut kann mehrere hundert Millionen Sporen erzeugen, doch nur ein verſchwindend kleiner Teil aller Sporen kommt zum Keimen, und desgleichen gelangt nur ein kleiner Teil der Keime zur Entwicklung. Die meiſten von ihnen gehen ſchon im Jugendzuſtande zu Grunde, nur wenig vermögen die furchtbare Kon— kurrenz um Luft, Licht und Boden, ſowie den Kampf mit anderen feind— lichen Elementen auszuhalten und ſo die Erfüllung ihrer Aufgabe, die Er— haltung ihrer Art, auszuführen. Würde die große Mehrzahl der Keime zur Entwicklung kommen, ſo würde binnen kurzer Zeit die ganze Erde ein einziger großer Farnwald ſein. Die Farne find in etwa 3500 Arten bekannt und über ?/, von ihnen gehören der heißen Zone an. In den gemäßigten Zonen iſt die Zahl der Arten bedeutend geringer und nimmt nach den Polen hin mehr und mehr ab; doch nimmt dafür oft die Zahl der Individuen einzelner Arten ſo über— hand, daß durch ſie ſtreckenweit allein der Boden bedeckt wird und alle anderen Gewächſe verdrängt werden. Die Wahl der zum Schmucke des Felſens verwendbaren Farnkräuter iſt nur gering, weil die meiſten einen zu großen Wurzelraum beanſpruchen. Als Bodengrund verwendet man für ſie Heideerde, die mit etwas Torf und ſehr zweckmäßig mit etwas grob zerſtoßener Holzkohle vermiſcht iſt. Alle beſchriebenen Arten verlangen einen gewiſſen Grad von Feuchtigkeit, können alſo als waſſerliebende Gewächſe bezeichnet werden, wenn ſie auch nicht geradezu als Sumpf- oder Uferpflanzen genannt werden können. Dem— entſprechend ſind ihre Standorte ſo auf dem Felſen zu verteilen, daß die Erde ſtets feucht erhalten bleibt. Iſt der Felſen, wie Seite 43 ausgeführt, zum großen Teile aus Bimsſtein hergeſtellt, ſo laſſen ſich feuchte Stand— orte für Farne leicht ausſuchen. Die beſchriebenen Arten begnügen ſich mit nur wenig Wurzelerde, verlangen indeſſen, wie ſchon geſagt, eine ſtetige Feuchtigkeit und Schatten zu ihrem Gedeihen. Kann man die Farne von ihren Standorten mit Wurzelballen auf den Felſen überführen, iſt dieſes Verfahren am meiſten zu empfehlen, iſt es indeſſen nicht möglich, ſo werden ſie in die oben beſchriebene Erdmiſchung geſetzt. Eine Vermehrung dieſer Gewächſe erreicht man leicht durch Teilung und Wurzelausläufer. Indeſſen intereſſanter iſt die Vermehrung durch Sporen, wie ſie oben ausführlich geſchildert wurde. Um im Zimmer eine derartige Vermehrung vornehmen zu können, bedarf man eines gewöhnlichen Suppentellers und einer dieſen bedeckende Glasglocke (Käſeglocke)“). Man nehme nur ganz leichten Torf, der ſo ausſieht, als ſei er aus gelbem Moos gepreßt, ſchneide 2¼ em dicke Scheiben davon und belege mit dieſen den Ich folge hier im Auszuge den Mitteilungen von Lange, in den Blättern für Aquarien- und Terrarienfreunde im dritten Bande, deſſen Verfahren ſehr zu empfehlen iſt — 236 — Teller, doch ſo, daß der Rand frei bleibt. Hierauf bedecke man die Torf— platten etwa 5 mm hoch mit Heideerde oder Erde, wie man ſie in hohlen Bäumen findet, deren Aſte von der Zeit ausgefault ſind, dieſe jedoch zu gleichen Teilen mit Sand vermiſcht. Das Ganze darf nur ſo hoch ſein, daß, wenn der Teller mit einer Glasſcheibe bedeckt iſt, zwiſchen Erde und Glas wenigſtens noch ein Zwiſchenraum von 1 em bleibt. Um nun alles pflanzliche und tieriſche Leben in der Erde zu zerſtören, ſetzt man die ge— füllten Teller einige Zeit einer Hitze von 70 —80 Grad R. aus. Dies iſt deshalb notwendig, da ſonſt durch Schimmel oder winzige Tierchen die kleinen Keime der Farne vernichtet werden. Iſt der Teller längerer Zeit einer ſolchen Hitze ausgeſetzt geweſen, ſo wird die Erde angefeuchtet, was allerdings langſam von ſtatten geht, da die ſcharf trockne Erde nur langſam Waſſer annimmt. Sobald ſie gleichmäßig feucht iſt, drücke man ſie mit einem Hölzchen glatt an und ſtreue etwa eine Prieſe Samen darüber. Jetzt wird die Glasglocke über den Teller geſtellt und der ſo proviſoriſch ein— gerichtete Treibapparat etwas entfernt vom Fenſter in der Stube aufgeſtellt. Waſſer darf nur ſehr vorſichtig auf den Rand des Tellers gegeben werden, da ſonſt der Same durch dasſelbe verſchwemmt wird; andererſeits muß die Erde ſtets ziemlich feucht ſein und darf unter keinen Umſtänden oben an— trocknen oder gar völlig trocken werden. Deshalb darf auch die Sonne nie direkt auf den Teller ſcheinen. Letzterer überzieht ſich bald mit einem moos— artigen Grün. Es erſcheinen zuerſt die Prothallien, die ihrerſeits Geſchlechts— organe hervorbringen und aus denen die ungeſchlechtliche Pflanze, das Farnkraut, ſich entwickelt. Sobald die Wedel etwas gewachſen ſind, ge— wöhnt man die Pflänzchen an die freie Zimmerluft, indem man die Glas— glocke etwas lüftet, um ſie nach einiger Zeit ſtundenlang und endlich ganz zu entfernen. Dann verpflanzt man dieſe kleinen Gewächſe am beſten dort hin, wo ſie ihren bleibenden Standort erhalten ſollen. Trotzdem die Entwicklung der Farne viel des Intereſſanten bietet, wird doch der gewöhnliche Blumenliebhaber ſich mit der Aufzucht der Farne nicht beſchäftigen, er wird meiſt die Geduld verlieren, ſich ſeine Farne in der Natur ſuchen oder vom Gärtner für ein geringes Sch faufen. Der Felſen im Aquarium, feine Bepflanzung und die Behandlung der Gewächſe. Der Felſen im Aquarium beeinträchtigt die Bepflanzung des Boden— grundes mit untergetauchten Pflanzen und iſt der Beobachtung und Beauf— ſichtigung der Fauna hinderlich. Beides ſind hinreichende Gründe, den— ſelben nicht, oder doch nur in kleinen Dimenſionen, dem Aquarium einzu— verleiben. Dort, wo nur Fische gehalten werden, iſt die Einbringung eines, Felſens überhaupt nicht von Vorteil, er kann ſogar unter Umſtänden Schleierſchwänzen hinderlich ſein, indem er deren Bewegungen beeinträchtigt. Werden andererſeits Amphibien oder Reptilien im Aquarium gehalten, ſo iſt ſein Vorhandenſein notwendig. Dieſe Tiere müſſen einen Platz haben, ee um das Waſſer verlaſſen und ſich auf dem Lande ausruhen zu können. Iſt ein ſolcher Platz nicht vorhanden, ſo treten die Seite 82 geſchilderten Vorfälle ein. Weiter hat auch der Felſen den Zweck, wie auch ſchon an obiger Stelle geſagt wurde, bei Anlage eines Springbrunnens das Strahl— rohr zu verdecken. Für eine Bepflanzung des Aquariums mit Sumpfpflanzen und nur Feuchtigkeit liebenden Gewächſen iſt der Felſen nicht zu vermeiden, außer man richte eine Ecke des Behälters ſo ein, daß hier ein ganz flach ver— laufendes Ufer gebildet wird, welches dann dieſe Gewächſe aufnimmt. Um dieſes indeſſen bewerkſtelligen zu können, iſt es notwendig, daß die Form des Aquariums eine verhältnißmäßig große wird, die dann wieder mit einer bedeutenden Mehrausgabe bezahlt werden muß. Behalten wir alſo den Felſen in ſeiner kleinen Form ruhig für unſere Becken, wenn ihn auch die ſtrenge Liebhaberei nicht gerade verdammt, ſo doch anfechtet. Er bildet immer, hübſch bepflanzt, eine reizende Zierde des Behälters. Für die Bepflanzung des Felſens, der nur, oder doch meiſtens nur Gewächſe mit ſchwachem Wurzelſtock, die feine Wurzelhaare beſitzen, auf— nehmen kann, verwende man durchaus leichte Erde. Ein leichtes Erdreich giebt die Lauberde; beſonders für unſeren Zweck brauchbar iſt die in größeren Gärtnereien käufliche ſogenannte Buchenlauberde, oder auch die Nadelerde aus Nadelwäldern. Dieſe Erden kann ſich auch jeder ſelbſt beſorgen, indem er im Walde das Laub der letzten Jahre entfernt und die hier befindliche, bald mehr, bald weniger ſtarke Schicht des betreffenden Erdreichs zu Tage fördert. Ebenſo brauchbar iſt auch die Heideerde, ſie findet ſich an den Stellen im Walde, wo Heidekräuter, Preiſel- und Heidelbeeren wachſen. Die Heideerde iſt ſtets mehr oder weniger mit Sand vermiſcht und hat die Fähigkeit, ſchwere Bodenarten zu lockern. Eine weitere Erde, die hier noch in Betracht kommt, iſt die Holzerde. Sie findet ſich in den aus— gefaulten Aſtlöchern alter Bäume und wird vor der Benutzung mit Heide— erde durchſetzt. Als letzte Erde gebe ich die Moorerde an. Sie findet Ver— wendung für die Pflanzen, die von Natur im Sumpfe wachſen. Dieſen Pflanzen geben wir indeſſen, die reich an Säuren, dem Moore entnommene Erde nicht, ſondern ſtellen uns ein ähnliches Gemiſch aus Torf- und Heide— erde dar, die beide zu gleichen Teilen unter ſich gemiſcht werden. Die beſte Zeit zur Bepflanzung des Felſens, wie überhaupt für die Einrichtung des Aquariums, iſt das Frühjahr. Die Gewächſe ſind jetzt aus dem Winterſchlaf erwacht und beginnen ein regeres Wachstum. Für die verſchiedenen Pflanzen verwendet man im Felſen Höhlungen, die gerade ſo groß ſind, daß die womöglich mit Wurzelballen ausgehobene Pflanze in dieſelbe hineinpaßt und ein nicht zu großer Raum für Erde übrig bleibt. An dem Wurzelſtock ſchneide man möglichſt wenig, er iſt bei den in Betracht kommenden Pflanzen ſchon ſo gering, daß keine Faſerwurzeln entfernt werden ſollen. Über die ſonſtige Bepflanzung leſe man auch das Seite 49 Ge— ſagte nach. Eine geeignete Höhlung, die ſich für die Aufnahme der Pflanze eignet, dürfte bald gefunden ſein. In dieſe füllt man etwas Erde, die ſo verteilt — 238 — wird, daß in der Mitte weniger Erde zu liegen kommt, als am Rande, drückt dieſelbe jetzt etwas an und ſetzt nun den Pflanzenſtock ein. Hat der— ſelbe einen Wurzelballen, ſo wird friſche Erde nur zur Ausfüllung benutzt, andererſeits wird die Pflanze vollſtändig in dieſe eingeſetzt. Wie dieſes zu geſchehen hat, iſt Seite 49 beſchrieben. Die eingeſetzte Pflanze darf nicht tiefer und nicht höher in der Erde ſtehen, als ſie an ihrem früheren Stand— orte gewachſen iſt. Kommt die Pflanze zu tief in die Höhlung zu ſtehen, ſo iſt Erde nachzulegen, kommt ſie zu hoch zu ſtehen, muß eine andere Höhlung ausgeſucht oder dieſelbe tiefer gemacht werden. Es iſt beſonders bei der Pflanzung darauf zu achten, daß die Erde überall zwiſchen die Wurzeln kommt. Um dieſes möglichſt ſicher bewerkſtelligen zu können, be— dient ſich der Gärtner hierzu eines breiten, unten abgerundeten Verpflanz— holzes, welches er, aufziehend und herunterſtoßend, wiederholt um den Rand des die Pflanze aufnehmenden Gefäßes und den Wurzelballen führt. Iſt dies geſchehen, dann drücke man die Erde auf der Oberfläche mit dem Daumen mäßig feſt. Die eingeſetzte Pflanze ſoll in der Mitte der ſie auf— nehmenden Höhlung ſtehen, damit ſie ſich nach allen Seiten gleichmäßig entwickeln kann. Nach dem Einſetzen iſt die Pflanze ſogleich anzugießen, am beſten geſchieht dieſes kurz hintereinander zweimal. Im Aquarium laſſe man das Waſſer nicht gleich an den erſten Tagen nach dem Einſetzen der Fels— pflanzen ſo hoch ſteigen, daß der Wurzelballen ziemlich unter Waſſer ſteht. Für die friſch verpflanzten Gewächſe iſt es viel beſſer, den Waſſerſtand ſo zu ſtellen, daß ſie kein oder doch nur wenig Aquariumwaſſer bekommen, ſie wurzeln dann bedeutend leichter an. Nach einiger Zeit kann das Waſſer immer ſo hoch ſteigen, wie es die Natur der Gewächſe erlaubt. Die ſonſtige Behandlung der Felspflanzen deckt ſich mit der der Sumpfpflanzen, wenn bei den einzelnen Pflanzen keine beſonderen Regeln angegeben ſind. Vermehrung durch Keimung bei den Humpf⸗ und Wafferpflanzen, Die Aufzucht der für die Aquariumliebhaberei verwendbaren Pflanzen aus Samen wird bei dieſen Gewächſen nicht gerade häufig von dem Lieb— haber angewendet, doch giebt es einige Arten, die ſich auf eine andere Weiſe überhaupt nicht vermehren laſſen, während andere, die ſich wohl auf andere Weiſe vervielfältigen laſſen, indeſſen bei einer Vermehrung durch Samen raſch kräftige und viele Pflanzen liefern. Bei dieſen iſt es daher auch angebracht, die Vermehrung durch Samen vorzunehmen, während bei jenen ſich die durch Teilung der Pflanzen empfiehlt. Die Erziehung aus Samen iſt durchaus nicht ſo einfach, und auch dem Geübten treten oft bei aller Aufmerkſamkeit Mißerfolge verſchiedener Art entgegen, die in der Natur der Sache liegen. „Wer Waſſergewächſe durch Ausſaat vermehren will,“ ſagt Hesdörffer in Natur und Haus, „der muß in erſter Linie keimfähigen Samen beichaffen. Ich hebe dieſes beſonders hervor, weil mich die Erfahrung gelehrt hat, daß die im Handel verbreiteten Waſſerpflanzenſämereien meiſt ganz unkeim— fähig ſind. Trocken aufbewahrt, verlieren eben dieſe Samen ſehr raſch ihre Keimkraft, und wer mit ſeinen Ausſaaten nicht böſe Erfahrungen machen will, der beſchränke ſich auf die Ausſaat ſolcher Samen, von denen er genau weiß, daß ſie friſch geerntet ſind. Nur von wenigen Sumpf- und Waſſer— pflanzen, jo vom Nielgras (Uyperus) und einigen Pfeilkräutern (Sagittaria), iſt mir bekannt, daß die Samen längere Zeit keimfähig bleiben. Die zur Ausſaat geeignetſte Erdmiſchung beſteht aus zur Hälfte mit Sand ver— miſchter, fein geriebener Torferde. Handelt es ſich um nicht grobkörnige Samen, ſo fülle man tiefe Topfunterſätze nicht ganz bis zum Rand mit dieſer Erde, drücke dieſelbe mit dem glatten Boden eines leeren Blumen— topfes mäßig an, ſtreue hierauf die Samen nicht zu dicht aus, decke ſie wenig mit Erde und drücke das Erdreich nochmals ſo wie vor der Saat an.“ Mit einer Gießkanne, die einen feinen Kopf beſitzt, wird das zur Ausſaat benutzte Gefäß ſo lange angebrauſt, bis ſich die Erde ganz mit Waſſer geſättigt hat. Dieſes Gefäß finde nun ſeinen Standort in einem größeren, wo es mit der Ausſaat 1 bis 2 em unter Waſſer gehalten wird. Das hierzu verwendete Waſſer ſei vollſtändig rein, am beſten nehme man durchfiltriertes, um ſo eine Gewißheit zu beſitzen, daß keine kleinen tieriſchen Weſen ſich in dem Waſſer aufhalten, die ſich hier reißend vermehren und die ganze Ausſaat in Frage ſtellen können. Sonſt bereitet die Ausſaat nach der Keimung, bis zum Erſtarken der Keimlinge, keine beſondere Mühe mehr. Grobkörnige Samen werden einzeln in kleine Töpfchen ausgeſäet und gleichfalls unter Waſſer geſtellt. Im ganzen läßt ſich die Behandlung und Ausſaat dahin zuſammen— faſſen, daß man in Töpfe oder Schalen, die ein oben beſchriebenes Erdreich beſitzen, die Samen ausſät, je nach der Stärke der Samen dieſe mit mehr Erdreich bedeckt und die Töpfe bis über den Rand in das Waſſer ſtellt. Dabei iſt noch zu bemerken, daß der Samen im Erdreich nicht zu tief zu liegen kommt; denn ſobald der Zutritt der Luft ganz verhindert wird, ſtirbt er ab. Bei den ausländiſchen Waſſerpflanzen ſei die Waſſerwärme, wie ja ſchon bei vielen angegeben, 20 bis 25 Grad R., bei den weniger bedürftigen 15 bis 18 Grad R. Für Sumpfgewächſe, die leichter als die eigentlichen Waſſerpflanzen keimen, iſt dieſes nicht ganz zutreffend. Sie beginnen eher zu keimen, wenn der Topf, der die Ausſaat aufgenommen hat, nicht ganz von Waſſer durchdrungen und umgeben iſt. Die Keimlinge verpflanze man, ſobald ſie das zweite Blatt erhalten haben und ſtelle ſie dann tiefer unter Waſſer, bei einigen Sumpfpflanzen jedoch ſo, daß ſtets das Herz des Blattes über Waſſer bleibt und laſſe mit dem Wachſen des Keimlings auch den Waſſerſtand höher werden. Die Zeit, welche ſich am beſten für die Ausſaat der Waſſergewächſe eignet, ſind die Monate Januar bis März. Sobald die Keimpflänzchen erſtarkt ſind, werden ſie pikiert, wie der Gärtner ſagt, d. h. auseinandergeſetzt. Man hat hierbei mit Vorſicht zu — 240 — verfahren, damit die zarten Wurzeln nicht beſchädigt werden. Größere Keime zieht man mit den Fingerſpitzen aus, kleinere mittelſt einer Pincette. Die Erde, in welche die Keimlinge verſetzt werden, wird vorher angefeuchtet, dann wird für jedes Pflänzchen ein rundes, unten ſpitzes Loch mit einem Hölzchen gemacht, in dieſes der Keimling eingeſetzt und das Loch mit Erde zugedeckt. Man ſtelle die Pflanze nicht höher und tiefer als bis an den Wurzelhals. Die Erde wird dann rings um das Pflänzchen etwas feſt an— gedrückt, ſodaß es von dem über dieſem zu ſtehen kommenden Waſſer nicht weggeſchwemmt werden kann. Die ſo eingeſetzten Pflanzen kommen nun unter Waſſer zu ſtehen, welches etwa 10 bis 15 em den Topfrand über— ragt. Bei fortſchreitendem Wachstum ſind die Pflanzen ſtets tiefer unter Waſſer zu halten, und nachdem ſie eine entſprechende Größe erreicht haben, werden ſie in das Aquarium geſetzt. Die Aufzucht der Waſſergewächſe aus Samen iſt nicht ſo einfach, ſie erfordert eine Mühewaltung, die vielleicht manchmal nicht in dem rechten Verhältnis zu dem erzielten Nutzen ſteht; immerhin iſt ſie ſehr intereſſant und wird manchem Liebhaber Stunden reiner Freude bereiten. Nachſchrift zu dem Aöſchnitt „Flora des Hüßwaſſer-Aqnariums“. Einem mir ſehr ſympathiſchen Wunſche meines Herrn Verlegers folgend, ſchließe ich die Flora des Süßwaſſers mit einer Tafel verſchiedener Blatt— formen, ſchematiſcher Blütenſtände u. ſ. w., ſowie mit einer Erklärung der in dieſem Teil gebrauchten botaniſchen Ausdrücke. Ich konnte dieſelben, obgleich ich mich einer möglichſt populären Dar— ſtellung befleißigt habe, nicht ganz vermeiden, da ich mich nicht darauf be— ſchränken wollte eine einſeitige Schilderung der Pflanze in ihrer Bedeutung für das Aquarium zu geben. Mir lag vielmehr daran, da jedes Gewächs ein erhöhtes Intereſſe für ſeinen Beſitzer gewinnt, ſobald er es in ſeinen Eigentümlichkeiten kennen gelernt hat, dem Liebhaber eine genaue Schilderung dieſer Eigentümlichkeiten — Bau, Leben und Lebensbedingungen — zu geben und mit dem dadurch erſchloſſenen vollen Verſtändnis gleichzeitig das Intereſſe und die Liebe für die Natur, die, wie Roßmäßler ſo ſchön ſagt, unſerer aller Mutter iſt, zu wecken und zu fördern. Der Verfaſſer. 0 Oo r . N fr}; Erklärung der Tafel auf der nächſten Seite. 10. Eilanzettliches Blatt. 255 11. Länglich eirundes Blatt. 26. 12. Borſtlich vielgeſpaltenes Blatt. 27. 13. Fiederteiliges fein borſtliches Dt Blatt. 29. 14. Geſchloſſene Blattſcheide. 30. 15. Gefiedert. gabelſpaltiges Blatt. 31. D 16. Dreizähliges Blatt. 32. Gefingertes Erklärung de Doppelt geſägter Gekerbt-gezahnter Kreuzſtändige Blätter. 44. Blatt. 45. Paarig gefiedertes Unpaarig gefiedertes Blatt. 47. oppelt gefiedertes Blatt. Ouirlſtändiges Blatt. r im Texte 1. Erklärung Ser Tafel. 1. Lanzettliches Blatt. 17. Mehrfach zuſammengeſetztes 33. Ahre. 2. Pfeilförmiges Blatt. Blatt. 34. Traube. 3. Herzförmiges Blatt. 18. Geſägter Blattrand. 35. Doldentraube. 4. Nierenförmiges Blatt. 19. Gezahnter Blattrand. 36. Köpfchen. 5. Schildförmiges Blatt. 20. Gekerbter Blattrand. 37. Blütenkörbchen. 6. Rautenförmiges Blatt. 21. Ausgeſchweifter Blattrand. 38. Riſpe. 7. Schwertförmiges Blatt. 22. Buchtiger Blattrand. 39. Doldenriſpe. 8. Linealiſches Blatt. 23. Gewimperter Blattrand. 40. Dolde. 9. Eiförmig zugeſpitztes Blatt. 24. Ausgefreſſener Blattrand. 41. Blatthäutchen. Blattrand. 42. Blattrand. 13. Zuſammengeſetzte Dolde. Geſpaltene Blattſcheide. Bogennerviges Blatt. Zweiſpaltige Trug-Dolde. Einfacher Wickel. Wurzeln, die aus Internodien kommen. „Internodium Zwiſchenknotenſtück.) Blatt. 46. gebrauchten botaniſchen Nusörticke. Abſorbieren, auf- oder einſaugen, verzehren. Adventivwurzeln, nachtreibende Wurzeln; ſie können aus allen Teilen der Pflanze hervor— brechen. Antheren, Staubbeutel, Staubgefäße. Antheridium, 5 Geſchlechtsorgan der höheren Kryptogamen. Archegonium, Q Geſchlechtsorgan der höheren — Kryptogamen. Aſſimilieren, verähnlichen, machen, angleichen. Autogamie, Selbſtbeſtäubung. Die Blüte be— fruchtet ſich mit ihrem eigenen Blütenſtaub. anarten, ähnlich Baſtard, Produkt geſchlechtlicher Zeugung zwiſchen zwei verſchiedenen Pflanzenarten. Baſalroſette, Grundroſette. Blütenſcheide, ein zum Blütenſtand gehörendes Hochblatt. Braktee, Deckblatt, Blüten ſtehen. Blätter, in deren Achſeln die Carpogonium, , mit ſ. d. ausgeſtattetes den Algen z. B. Cotyledonen, Keime. einer Trichogyne Geſchlechtsorgan bei Diöeiſch, Pflanzen, bei denen Z u. Blüten auf verſchiedenen Gewächſen verteilt ſind, vergl. monöeiſch. Dikotyledonen, Pflanzen mit zwei Samen— lappen, Blattkeimen. Epidermis. Oberflächliche Zellenſchicht, die von deer unter dieſer befindlichen verſchieden iſt. Embryo, ein aus der E Zelle hervorgegangener mehrzelliger Körper, welcher den Anfang einer neuen Generation darſtellt, aber noch von der vorhergehenden Generation ernährt wird. Fertil, fruchtbar; fruchtbarmachen (fertiliſieren,. . der unterſte dicke Teil des Stempels in der Blüte, der die Samenanlage einſchließt. Fremdbeſtäubung, Übertragung des Blüten ſtaubes aus verſchiedenen Blüten derſelben Art, die auf verſchiedenen gleichen Gewächſen ſtehen. Gefäßbündel, Leitbündel, beſtehend aus chloro— phylloſen Zellen und Röhren, die die Stoffe dorthin leiten, wo ſie verbraucht werden. Geiontogamie, die beiden ſich kreuzenden Blüten ſind Nachbarn und ſtehen auf ein und dem ſelben Stocke. Griffel, der auf dem Fruchtknoten folgende obere 0 des Stempels, der an ſeinem Ende die Narbe trägt. Grundgewebe, ein aus Parenchyen (ſ. d.) be— ſtehendes Zellgewebe, in welchem die ſtrang artigen Gewebe der Baſt- und Leitbündel eingeſenkt erſcheinen. Hautgewebe, die oberflächlichen Zellenſchichten der höheren Pflanzen. Heteroſtylie, ungleiche gegenſeitige Stellung von Staubgefäßen und Narbe in der Blüte ver— ſchiedener Exemplare derſelben Art. Homogen, gleichartig. Hüllſpelzen, die unterſten, einander gegenüberſtehenden Spelzen. ſind meiſt etwas ungleich. meiſt in Zweizahl Sie Internodium, Zwiſchenknotenſtück (Vergl. Tafel Figur 47). Inſertion, die Stelle, an welcher ein Pflanzenteil einem anderen eingefügt iſt. Inſektenblütig, Pflanzen, die durch Inſekten beſtäubt werden. Kalkoxalat, mineraliſches Beſtandteil in ge— wiſſen Pflanzen. Karpell, Fruchtblatt, Stempel. Lamelle, dünnes Blättchen. Makroſporen erzeugen 2 Vorkeime. Manubrium, die auf einer Scheibe aufſitzende Stielzelle (Handhabe) z. B. bei den Chara— arten (ſ. d. Seite 136). Mikroſporen bringen & hervor. Monöeiſch, Gegenſatz zu Blüten getrennt auf Pflanze. Monokotyledonen, Pflanzen mit einem Samen— lappen. Befruchtungsorgane u 9 derſelben dibeiſch. einer und Narbe, oberer Teil des Stempels, der den Blüten— ſtaub aufnimmt. Nektarien, umgewandelte Staubblätter, die Honig abſondern. Opponiert, entgegengeſtellt. Oogonium, der Ausgangspunkt für den Embryo. Ooplasma, das zum Ausgangspunkt einer neuen Generation beſtimmte Protoplasma. Parenchym, Grundgewebe. Alle die Teile des Pflanzenkörpers, welche weder dem Haut— gewebe, noch den Gefäßſträngen angehören. Prothallum, Vorkeim. Protoplaſten, dünne, chlorophylloſe, durch zarte Stränge verbundene Wandbelege der Zellen. Quadranten, viertel Kreiſe. Reſorbieren, aufſaugen. Rhizom, walzenförmiger Wurzelſtock. Rhizoiden, wurzelartige Auswüchſe. Schwammgewebe, eine lockere Zellſchicht. Selbſtbeſtäubung, ſ. Autogamie. Spore, eine kleine meiſt mikroſkopiſche Zelle die mit einer einfachen oder doppelten Hülle umgeben, und mit Protoplasma gefüllt iſt. Sporokarpium, ein mehrzelliger Körper, in dem nach der Befruchtung die Sporen erzeugt werden. Spermatozoid, eiförmiges Protoplasmahäuf— chen, das ſich im Waſſer ſchnell bewegt (vergl. Chara Seite 136). Spata, Blütenſcheide. Das Deckblättchen an der’ Baſis der einzelnen Blütenſtiele. Stolonen, liegende, nach Jahr und Tag ab— ſterbende Stämme, die reichlich und in. nicht allzu großen Entfernungen mit Blättern beſetzt ſind. Steril, unfruchtbar. Sorus, ein häutiges Säckchen. Thallus, Lager, Laubkörper. entbehren der Gefäßbündel. Tetraſporen, vier zuſammengekoppelte Zellen eines Ablegers bei den Florideen. Trichogyne, eine lange, fadenförmige Zelle, die die ſich über die Fruchtanlage erhebt. Lagerpflanzen Zwitterblüten, alle Blüten, in denen ſich Staub— gefäße und Stempel befinden. (O einjährige Sommerpflanze, O O zweijährige Pflanze, 4. ausdauernde oder mehrjährige Pflanze, Z männlich, Y weiblich. Vbyliognomik des Süßwallers und feiner Fauna. Nicht ſo unendlich, nicht ſo erhaben und überwältigend ſtellt ſich das Süßwaſſer dem Menſchen gegenüber als das Meer, immerhin erzeugen auch die großen Landſeen einen manchmal recht gewaltigen Eindruck. Weit idylliſcher, weil kleiner und verſteckter liegend, zeigen ſich die hohen, von ſchneehäuptigen Bergrieſen, die himmelſtürmend ihre Häupter emporrecken, überragten und bewachten Bergſeen. Sie bilden in der wilden Bergnatur den Teil, der den Reiſenden in das Gebirge lockt, um in träumeriſchen Stunden an ihren zauberiſchen Ufern die Welt mit ihrer Haſt zu vergeſſen. Denn zauberiſch, wahrhaft zauberiſch ſind ſie. Bei vielen von ihnen wechſelt mit der Tagesbeleuchtung ihre phyſiognomiſche Erſcheinung, bald einen düſtern, bald einen freundlichen Eindruck hervorbringend. Und wenn der Sturm durch die Thäler heranſtürmt, die Höhen umſauſend, wenn er den Tannenwald erſchüttert, ſich einwühlt in die Tiefe des Sees, die hohen Wellen über die Ufer hinwegſchleudernd, als ſollten ſie das Felsgeſtein in die naſſe Flut hinabziehen, wenn die dunklen Umriſſe der Berg- und Fels— geſtalten nur für Momente durch das blendende Licht des Blitzes erhellt werden, und der endlos rollende Donner, das Toſen, Schlagen und Drängen des Waſſers, das Heulen und Pfeifen des Sturmes im hundertfachen Echo von Felswand zu Felswand geſchleudert, rings die Luft erſchüttert, dann bietet der Bergſee fürwahr ein Naturſchauſpiel des Kampfes der entfeſſelten Elemente wie es großartiger, wilderregter und ſchauriger kaum der ſchwellende Ozean hervorbringen kann. „Der See raſt“, wie Schiller im Tell ſagt. Zu einer anderen Zeit liegt ſein Spiegel ruhig und klar da. Dann taucht ſo gern der Blick in den tiefen Grund, wo zwiſchen glitzernden Kieſeln der Fiſche beweglich Heer im Sonnenſchein ſpielt. „Der See iſt ein Mikrokosmus, eine Welt, die ſich ſelbſt genügt, in welcher das Lebensſpiel der verſchiedenen Organismen ſich hinreichend im Gleichgewicht hält, um ein ſtabiles Verhältnis zwiſchen den ausgeſchiedenen und nutzbar gemachten Stoffen zu bilden, ohne daß die Zuſammenſetzung des Mediums durch die in ihm wohnenden Weſen eine Veränderung er— litte. So ſagt Forel in Zacharias die „Tier- und Pflanzenwelt des Süß— waſſers.“ Er fährt weiter fort: „Tiere und Pflanzen, höhere und niedrige Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 16 — 242 — Organismen, leben da gleichzeitig mit einander, jedes nach ſeiner Art, und gemäß den ihm eigentümlichen Funktionen; jedes findet in dem Medium, von dem es umgeben iſt, die zur Lebensfriſt notwendigen Elemente, und jede Gruppe von Weſen vervielfältigt ſich in Individuen, die um ſo zahl— reicher ſind, in je größerer Fülle die ihr unentbehrlichen Elemente vor— handen ſind. „Auf der anderen Seite iſt ein Süßwaſſerſee kein ganz geſchloſſenes Baſſin, kein verſchloſſenes Gefäß. Vielmehr ſteht er in Verbindung mit der übrigen Welt, ſei es durch die atmoſphäriſche Luft, welche einen un— aufhörlichen Austauſch von Gaſen mit ihm unterhält, ſei es durch ſeinen Abfluß, der ihm?! Waſſer mit Subſtanzen in gelöſtem > ungelöſtem Bu ſtande entführt, ſei es durch ſeine Zuflüſſe, die ihm neue Stoffe zuleiten.“ Dieſe ſich ſelbſt 1 1 Welt wird von jedem mit organiſchen Weſen beſetzten Tümpel gebildet, jeder Teich zeigt ſie, jeder Fluß oder Bach, jeder Wähle 5 ſchließt ſie ein, aber nicht ab. Das Tier und die Pflanze ergänzen BR in dieſer Süßwaſſer⸗W Welt; was für das eine organiſche Gebilde auf die Dauer der Tod ſein würde, bildet für das andere das Leben, eins greift in das andere, beide organiſche Reiche vereinigen ſich zu einem Ganzen.“) Wie von den Pflanzen, findet man auch von Tieren alle die, welche durch ihre Lebensweiſe an das Süßwaſſer gebunden ſind in einer größeren Anſammlung desſelben. Säugetiere und Vögel, Reptilien, Amphibien, ſind nicht immer im Waſſer zu finden. Die erſte Tierklaſſe der Säugetiere ſchickt ihre Vertreter nur in ausgebildetem Zuſtande in das Waſſer, wo ſie der Jagd obliegen, dasſelbe thuen auch die Vögel. Die Reptilien werden am Lande geboren, ſie verlaſſen hier das Ei und begeben ſich dann in das Waſſer, während die Amphibien im Waſſer geboren werden, hier ihren Jugendzuſtand, ihre Verwandlung durchmachen und auch noch als alte, er— wachſene Tiere das Waſſer aufſuchen. Die Fiſche dagegen werden im Waſſer geboren und verlaſſen dieſes Element nicht. Sie ſind die Herrſcher im Waſſer. Hiermit iſt jedoch die Fauna des Süßwaſſers durchaus nicht erſchöpft, denn auch alle die noch folgenden Tierklaſſen bis hinab zu den Protozoen, ſtellen ihre Vertreter zur Süßwaſſer-Fauna. Es iſt ein buntes Gemiſch von Tierformen, die ſich in dem Süß— waſſer tummeln, und die im ewigen Kampf um das Daſein, wie er heftiger, gieriger nicht auf dem Lande ausgefochten wird, ſich ihren Unterhalt ver— ſchaffen. Alles jagt und mordet hier unten, aber kein Kampfgebrüll, kein Schmerzensſchrei, kein Jubellaut des Siegers wird vernommen. In un— heimlicher Stille werden die Beutezüge ausgeführt, die ſelten nur den Landbewohnern durch das Plätſchern der gepeitſchten Wellen, das zuckende Aufſpringen des zum Tode Verwundeten, bekannt werden. Hier in der Tiefe herrſcht ein unaufhörliches Jagen und Entfliehen; ein Faſſen und Verſchlingen; denn nur durch das nie ruhende Zerſtören und Vernichten Man vergleiche zur Ergänzung dieſes Kapitels Seite 52 „Phyſiognomik der heimiſchen Süßwaſſer-Vegetation“. — 243 — des Lebens wird die ſo rieſige Fruchtbarkeit des Waſſers eingeſchränkt und die allzu üppige Ausbreitung in die richtigen Wege geleitet. Striechtiere (Reptilia). Kriechtiere oder Reptilien ſind Wirbeltiere mit rotem, kaltem Blute, mit Horn- oder Knochenſchildern bedeckt, die ihre ganze Lebenszeit durch Lungen atmen und deshalb in der Jugend keine Verwandlung durchmachen. Die meiſten Arten legen Eier. In Geſtalt und Größe wechſeln die hierher gehörenden Tiere ſehr. Einige Arten beſitzen in ihrer Körperform, bald mehr, bald weniger aus— geprägt, die Geſtalt einer Scheibe, andere ſind walzenförmig, noch andere können mit einer Spindel verglichen werden, alle beſitzen aber die oben angegebenen Merkmale. Beine ſind nicht bei allen vorhanden; einige Arten haben ſie ſehr ausgeprägt und kräftig, bei anderen ſind ſie verkümmert, noch anderen wiederum fehlen ſie äußerlich ganz. Dort, wo ſie vorhanden ſind, werden ſie zum Laufen eigentlich faſt gar nicht benutzt, ſie ſind nur Stützen des Körpers oder helfen dieſen nachſchieben, wenn der Körper mit der Bauchfläche auf dem Boden dahin gleitet. Der Wirbelſäule kommt hauptſächlich die Ortsbewegung zu, ſie iſt dazu eingerichtet, durch Windungen den Körper fortzubewegen. Auch der Schwanz, der bei vielen Reptilien ſehr ſtark und kräftig ausgebildet iſt, beſonders bei ſolchen, denen Beine fehlen oder wo ſie verkümmert ſind, übernimmt die Ortsbewegung mit. Der längliche, meiſt weit geſpaltene Kopf geht bei vielen Arten ohne einen be— ſonderen Halsabſchnitt in den Körper über. Die Zahl der mit ſcharfen Krallen ausgerüſteten Zehen beträgt vier oder fünf. Die Körperbedeckung wird von Schuppen, Schildern oder knöchernen Tafeln gebildet und nur von einigen Arten in Zwiſchenräumen abgeworfen. Während alle dieſe Punkte rein äußerlicher Natur ſind, iſt für die Stellung der Tiere im Syſtem ihr anatomiſcher Bau wichtiger. Das Gerippe der Kriechtiere iſt faſt vollſtändig verknöchert und ſehr verſchieden gebildet, ſo daß es auch hier ſchwer fällt, etwas allgemeines über dasſelbe zu ſagen. Der Schädel iſt mehr oder weniger abgeplattet und ſein Kiefer— gerüſt, einſchließlich der Geſichtsknochen, überwiegend ausgebildet. Die Teile des Schläfenbeines ſind bald unbeweglich durch Knochennähte verbunden, bald mehr oder weniger durch elaſtiſche Bänder angeheftet und geſtatten dann dem Maule eine bedeutende Erweiterung. Die Zahl der Wirbel ſchwankt bedeutend, desgleichen ſind die Rippen in wechſelnder Zahl bei den verſchiedenen Arten vorhanden; alle aber ſehr vollſtändig ausgebildet. Ein Bruſtbein fehlt oft gänzlich oder iſt, falls vorhanden, auffallend ver— kümmert. Auch Schultern und Beckengürtel können oft fehlen oder nur angedeutet ſein. Einige Kriechtiere beſitzen den Beckengürtel und in deſſen Gemeinſchaft zeigen ſich noch zwei Kreuzbeinwirbel. Er ſetzt ſich hier aus Darmbein, Sitzbein und Schambein zuſammen und durch Vereinigung der beiderſeitigen Scham- und Sitzbeine ſchließt er ſich nach unten. 16* 244 Von den Sinnen ſcheinen die Augen am vorzüglichſten ausgebildet zu ſein, jedoch auch wieder bei den verſchiedenen Arten verſchieden. Augen— lider können fehlen oder vorhanden ſein. Nächſt dem Geſichte iſt der Geruch am ſchärfſten ausgeprägt, das Gehör iſt dagegen bei faſt allen Arten nur ſchwach entwickelt und noch weniger der Geſchmack. Dieſer ſcheint in becherförmigen Organen, die an beſtimmten Stellen der Mund— höhle liegen, ſeinen Sitz zu haben, während die Zunge nur zum Taſten dient. Die Lunge iſt ſtets weitmaſchig und ſomit für den raſchen Gasaus— tauſch nicht eingerichtet. Ihr hinterer Teil dient häufig als Luftſpeicher, welcher während des langſamen Schlingaktes die Luft zur Atmung liefert und auch dann in Betracht kommt, wenn das Kriechtier unter Waſſer ſich befindet. Oft weiſt die Lunge zahlreiche Ausſackungen und luftführende Schläuche auf. f Das Blutgefäßſyſtem nähert fich ſehr dem der höchſtſtehenden Wirbel: tiere, was ſich beſonders in der Ausbildung des Herzens bemerkbar macht. Zur Scheidung in einen linken und rechten Vorhof tritt auch eine ſolche in eine linke und rechte Herzkammer), die indeſſen oft durchbrochen iſt. Alle Kriechtiere ſind getrennten Geſchlechts und pflanzen ſich meiſt alle durch Eier fort. Als kaltblütige, beſſer geſagt, als wechſelwarme Tiere, da ihr Blut nur wenige Grade höher iſt, als das ſie umgebende Medium, lieben ſie Wärme und Feuchtigkeit ſehr und zeigen daher die großartigſte Entfaltung in warmfeuchten Gegenden. Ihre erſtaunliche Lebenszähigkeit iſt bekannt. Sie verbringen die für ſie ungünſtigſte Jahreszeit ihrer Heimat in einem mehr oder weniger erſtarrten Zuſtande, d. h. ſie halten einen Winter- bez. einen Sommerſchlaf. Dementſprechend beſitzen ſie auch die Fähigkeit, lange Zeit Hunger und Durſt zu ertragen, ſind aber zu anderen Zeiten ſehr ge— fräßig und würgen ihre Beute mit wenig Ausnahmen unzerſtückelt und ungekaut hinunter. Die hierher gehörenden vier Ordnungen ſind: Echſen, Schildkröten, Eidechſen und Schlangen, von denen nur die Schildkröten einigermaßen als Aquarientiere zu betrachten ſind. Schildkröten (Chelonia). Der Körper iſt bei dieſen Tieren breit und hat die Form einer Scheibe. Er iſt bei den meiſten Arten von einem knöchernen, aus einer Rücken- und Bauchſchale gebildeten Panzer einge— ſchloſſen. Die Kiefer der Tiere ſind zahnlos, beſitzen aber ſchneidige Ränder. Beine ſind vier vorhanden, Zehen ſind Wie fee Dieſe Scheidung iſt vollſtändig bei den Krokodilen. — 245 — Unter den Kriechtieren weiſen die Schildkröten den ſeltſamſten Körper— bau auf; wie Übervefte längſt vergangener Zeitalter muten ſie den Forſcher an. Das für die Wirbeltiere ſo charakteriſtiſche innere Skelett, reckt bei ihnen großenteils nach außen 135 verſchmilzt mit dem Hautſkelett zu einer dickwandigen Kap— ſel. Dieſe Kapſel, einem Panzer ver⸗ gleichbar, ſetzt ſich aus zwei Stücken, einem Rücken- und einem Bauchſchilde zuſammen. Das Rückenſchild teilt ſich in mehrere Knochenſtücke, welche durch Zackennähte ver— bunden, und in welchendieRücken— wirbel und Rippen eingewachſen ſind. Auch das Bruſt— ſchild beſteht aus 1 S on zin. Figur 128. Schildkrötenſkelett von unten. a. Schulterblatt, b. Schulter— mehreren 8 höhe, e. Rabenſchnabel, d. Oberarm. Am Becken a. Hüftbein, b. Sitzbein, ander greifenden c. Schoßbein, d. Schenkel. Knochenſtücken, und bildet das nach außen gekehrte breite Bruſtbein dieſer Tiere. An der Bildung des Rückenſchildes beteiligen ſich die Rippen, die Dornfortſätze der Wirbel, die verknöcherte Lederhaut und die verhornte Oberhaut; das Bauch— ſchild wird faſt ausſchließlich aus Hautknochen zuſammengeſetzt. Erſteres iſt bald mehr, bald weniger gewölbt; das Bruſtſchild dagegen nie. Bald durch eine knöcherne Verbindung, bald durch ein dickes, feſtes, knorpel— artiges Band hängt letzteres mit dem Rückenſchilde zuſammen und iſt bei wenigen Arten in der Mitte der Quere nach in zwei bewegliche Stücke geteilt, welche durch ein ſehniges, zähes Band zuſammenhängen. Das vordere Stück ſchließt ſich mit dem vorderen, das hintere Stück mit dem hinteren Ende an das Rückenſchild an, wenn das Tier in ſeine Schale einzieht, und 1 Kopf und Beine zurückgezogen werden, iſt das Tier feſt eingeſchloſſen. Die hornartigen Deckſchilder finden ſich bei denſelben Arten ſtets in einer beſtimmten Anzahl, und zwar zählt man am Rande des Rückenſchildes von 22—26, in der Mitte von 13—15 und auf dem Bauchſchilde der uns intereſſierenden Arten 12— 14. Der Bau des Skelettes iſt dieſer eigenartigen Körpergeſtalt angemeſſen. Am Schädel ſind die Knochen durch Nähte feſt miteinander verbunden und bilden ein breites, in einen ſehr kräftig entwickelten Hinterhauptkamm ſich fortſetzendes Dach, der Schnauzenteil iſt kurz und ſtumpf, Zwiſchen- und — 246 — Oberkieferbeine ſind feſt und unbeweglich mit dem Schädel verbunden. Die Wirbelſäule hat bewegliche Knochen nur im Halſe und Schwanze, alle anderen ſind mit den Rippen zu dem Rippenpanzer verbunden. Die acht Halswirbel beſitzen ſehr vollkommene Kugelgelenke und dieſe Einrichtung ermöglicht die ſtärkſten Beugungen des Halſes und das Zurückziehen des— ſelben unter den Panzer. Schwanzwirbel ſind 16 bis 36 vorhanden. Die Panzerbildung, die ſchon beſchrieben wurde, bewirkt, daß ſich der Schulter— gürtel mit der zugehörigen Muskulatur nicht außen dem Bruſtkaſten an— legen kann, ſondern daß er und desgleichen das Becken innerhalb der Rumpfhöhle ſtecken und die Muskeln ſich dementſprechend an die Innen— ſeite der in Frage kommenden Knochen heften. Der Schultergürtel beſteht aus dem ſtabförmigen Schulterblatt, deſſen oberes Ende ſich dem Quer— fortſatz des vorderſten Bruſtwirbels anfügt, aus Schlüſſel- und Gabelbein. Das Kreuzteil wird von zwei breiten, glatten Wirbeln gebildet; drei breite, aber nur kurze Knochen zu jeder Seite des Kreuzbeins ſtellen das Becken vor. Oberarm und Oberſchenkel ſind kurz und gerundet. Erſterer gliedert durch einen großen Gelenkknopf mit den ſchon genannten drei Knochen des Schultergürtels. Aus zwei getrennten Knochen beſteht Unterarm und Unterſchenkel. Hand- und Fußwurzel ſetzen ſich aus mehreren kleinen, unregelmäßigen Knöchelchen zuſammen. Finger und Zehen, gewöhnlich in der Fünfzahl vorhanden, beſtehen aus 2 oder 3 Gliedern, deren letztes mit einer Kralle bewehrt iſt. Die innere Körperbildung ſchließt ſich der Form des Skelettes an. Das Herz iſt faſt viereckig mit zwei Vor— kammern von bedeutender Größe und liegt in einem Herzbeutel. Die Aorta teilt ſich in zwei Zweige, ſodaß es ſcheint, als hätten dieſe Ge— ſchöpfe zwei herabſteigende Aorten. Die Leber iſt in zwei Hauptlappen geteilt, und jede derſelben bei einigen Arten noch in drei Lappen gegliedert. Faſt in der Mitte des Bauches hat die Milz ihre Lage. Der Maſtdarm endigt in eine Kloake, in welche ſich auch die Urinblaſe und die Geſchlechts— organe öffnen. Hinſichtlich ihrer intellektuellen Fähigkeiten ſtehen die Schildkröten auf einer äußerſt niedrigen Stufe; langſam und ungeſchickt ſind ſie in ihren Bewegungen, haben keine ſcharfen Sinne, und obgleich ſie leicht gezähmt werden können, lernen ſie ihren Wohlthäter wohl von ihrem Feinde unter— ſcheiden, ſind aber ſonſt kaum der geringſten Anhänglichkeit fähig. Durch ihre Schilder durchaus nicht vor ihren Feinden vollkommen geſchützt, er— liegen ſie deren Angriffe ſehr oft. Katzen, die Schildkröten habhaft werden können, wenden ſie um, reißen mit ihren Tatzen das Fleiſch aus dem Panzer und bewältigen ſie ſo. Schweine freſſen ſie, ſolange ſie noch jung ſind, trotz ihres Panzers ganz auf, ebenſo ſtellen große Raubvögel den Tieren nach. Auf dem Lande ſind die meiſten Arten vollſtändig hilflos, nur durch Tauchen im Waſſer können ſie ſich eines Teils ihrer Feinde erwehren, obwohl ihnen auch hier auf mancherlei Art nachgeſtellt wird. Zu ihren Feinden aus der Tierwelt geſellt ſich der Menſch, da Fleiſch und Eier von faſt allen Arten zu genießen und ſehr wohlſchmeckend ſind. Mehr faſt wie alle anderen Tiere ſind ſie auf die Wärme angewieſen und — 247 — gehören daher vorzugsweiſe der heißen und warmen Zone an, nehmen dem— zufolge gegen die Pole zu, an Arten- und Individuenzahl raſch ab. Die Arten, welche ihre Heimat in einem rauhen Klima aufgeſchlagen haben, ſchützen ſich gegen die Kälte des Winters, wie andere Reptilien, durch Einſcharren in die Erde. Nach dem Erwachen des Frühlings ſchreiten die Schildkröten zur Fortpflanzung. Gewiſſe Arten e ihre Zeugungsfähigkeit erſt im 10. oder 11. Jahre. Ziemlich ſpät nach der Begattung gräbt das Weibchen mit großer Vorſorge Löcher in die Erde, gewöhnlich in Sand, legt die Eier ab, deckt ſie mit Erde zu und überläßt die Ausbrütung der Jungen der Sonne. Die ausgeſchlüpften Jungen begeben ſich ſogleich in das Waſſer. Die Eier haben eine harte, kalkige Schale.“) Von den vielen hierher gehörigen Arten bringe ich nur zwei. Eines— teils ſind die Schildkröten nur Aquarientiere, ſo lange ſie jung ſind, aus— gewachſen, oder größer geworden, gehören ſie in das Terrarium oder Terra— Aquarium. Da ſie jedoch vielfach im Aquarium gehalten werden, kann ich dieſe Familie nicht übergehen, ohne wenigſtens einige Vertreter zu bringen. Was von dieſen in dem Lebensbilde geſagt iſt, bezieht ſich auch auf die anderen nicht aufgeführten Süßwaſſer- und Sumpfſchildkröten. In Ge— fangenſchaft werden dieſe Tiere ſeit uralter Zeit gehalten. Im großen und ganzen ſind ſie hier träge, ſtumpfſinnig und langweilig. Indeſſen gibt es auch Liebhaber, die dieſe Geſchöpfe gern haben, an ihnen Vergnügen finden und ſie mit Luſt und Liebe pflegen. So groß auch ihre Lebenszähigkeit iſt, ſo leicht ſie Verſtümmelungen der verſchiedenſten Art ohne ſonderliche Schmerzen ertragen, ſo erliegen ſie in der Gefangenſchaft doch Be Krankheiten, die indeſſen ihren Grund meiſt in mangelhafter Pflege oder unzweckmäßiger Wartung haben. Ihre Pflege iſt durchaus nicht ſo einfach, wie von vielen Seiten angenommen wird, ſie erfordert mehr Sorgſamkeit und Verſtändnis als ihr gewöhnlich entgegengebracht wird. Die Zählebig— keit der Schildkröten iſt durchaus nicht der Beweis dafür, daß ſie befähigt ſind, alles zu ertragen. Werden ſie indeſſen richtig behandelt, ſo gehören ſie zu den ausdauerndſten Tieren unſerer Behälter. Wärme iſt für alle Arten die Hauptbedingung für ihr Wohlbefinden. Werden ſie in kühlen Räumen oder im kalten Waſſer gehalten, ſo gedeihen ſie nie. Bei der Erwerbung der Schildkröten achte man darauf, daß das Auge klar ſei und das auf den Rücken gelegte Tier ſogleich verſucht, ſich umzu— zudrehen, und dieſes auch auf nicht zu glatten Gegenſtänden ohne An— ſtrengung fertig bringt. Die weitere Haltung und Pflege gebe ich in den nachfolgenden Lebensbildern. 1. Wafſerſchildkröten (Clemmpys). Der Rückenſchild beſitzt eine doppelte Schwanz- und Nacken— a und iſt Schwach gewölbt. Die Bauchſchale beſteht aus 12 * Nur bei einer Familie der Seeſchildkröten beſitzen ſie eine pergamentartige Schale. — 248 — Platten, iſt ungegliedert, aus einem Stück beſtehend und mit der Rückenplatte ſeitwärts unbeweglich verwachſen. 1 Achſel- und 1 Weichplatte iſt vorhanden. Der aus 25 Platten beſtehende Rand der Rückenſchale iſt bald mehr, bald weniger abgeſetzt oder nach aufwärts gebogen. Die Vorderfüße haben 5, die Hinterfüße 4 Krallen und mehr oder weniger entwickelte Schwimm häute. Der Schwanz iſt lang und trägt keinen Endnagel. Die Vorderarme werden von dachziegelartig gelagerten Schuppen bedeckt, die eine verſchiedene Geſtalt beſitzen. Die den Kopf bekleidende Haut iſt glatt. 1. Baſpiſche Sumpfſchildkrüte (Clemmys caspica Gmelin). Emmenia grayi, Emys rivulata, Emys tristrami, Emys pannonica ete. Der Rückenpanzer iſt eiförmig, ſchwach nach hinten verbreitert, ganzrandig. Die Bauchſchale hinten und vorn faſt gleich breit, vorn kürzer, jedoch weniger auffallend als hinten, kürzer als die Rückenſchale und hinten Ziemlich tief ausgeſchnitten, vorn abgeſtutzt. Die Nackenplatte zeigt ſich bei alten Tieren erheblich länger als breit, vorn etwas ſchmäler als hinten: Kopf flach. Die Ränder des vorn in der Mitte eingeſchnittenen Oberkiefers fein gezähnelt. Die Rückenfarbe iſt oft einfarbig oliven— grün, andererſeits kann ſie auf dieſer Grundfarbe mit gelben, ſchwarz geſäumten, bogigen, eine netzartige Zeichnung bildenden Streifen überzogen ſein. Die Bauch— ſchale iſt einfarbig ſchwarz oder ſchwarzbraun, nur ein kleiner, bei jungen Tieren gelber Fleck auf der Außenſeite jeder Platte. Alte Tiere beſitzen mehr Gelb. Die Halsſeiten ſind auf olivengrünem Grunde mit zahlreichen gelben oder orangefarbigen mit ſchwarzen oder blaugrauen Streifen abwechſelnde Binden beſetzt. Die Kehle zeigt ſich gelb oder dunkel gemarmelt. Beine und Schwanz ebenfalls geſtreift. Länge von der Schnauzen- bis Schwanzſpitze ungefähr 30 —32 em. — Dalmatien, Griechenland, Türkei, Kleinaſien, Cypern, Syrien, die Länder vom Kaſpiſchen See an weſtwärts durch Südrußland. Ehe ich zur Lebensſchilderung ſelbſt übergehe, beſchreibe ich noch folgende Unterart der oben dargeſtellten Schildkröte. Spaniſche Waſſerſchildkröte (Clemmys leprosa Schweiger). Emys Sigriz, Emys marmorata, Emys laticeps, Terrapene sigriz, Mauremys laniaria etc. Dieſe Art unterſcheidet ſich von der Kaſpiſchen Sumpfſchildkröte dadurch, daß die gelbe Farbe der Oberſchale in Form geſonderter, ſchwarz umſäumter Flecken ſich zeigt, die ſich ſtets in der Mitte jeder Scheibenplatte befinden und groß und länglich ſind. Die Seitenflügel der Bruſtſchale ſind auf braungelbem Grunde mit einem tiefſchwarzen Längsſtreifen geſchmückt und die gelben Streifen auf Hals und Beinen ſind nicht ſchwarz geſäumt. Die Ränder des Oberkiefers ſind ohne Zähnelung, voll— ſtändig glatt. — Im ſüdlichen Teil von Spanien und Portugal, Marokko und Algier bis Senegambien. Die kaſpiſche Sumpfſchildkröte wie auch ihre Unterart leben, wie alle Süßwaſſerſchildkröten, nur in feuchten Gegenden und meiſtens im Waſſer langſam fließender Flüſſe, doch ſchließen ſich Teiche und Seen von dieſen Wohnplätzen nicht aus. Wie alle Arten dieſer Familie ſind auch ſie trefflich begabte Waſſertiere. Stundenlang ſchwimmen IE auf der Ober: fläche des Waſſers, die Augen nach unten gerichtet, einem Beute ſuchenden Raubvogel vergleichbar, den unter ihnen liegenden Grund des Gewäſſers abzuſuchen. Kaum erſpähen ſie eine Beute, ſo laſſen ſie einige Luftblaſen on ſteigen, beſchleunigen ihr Rudern, ſinken zur Tiefe hinab, um mit gierigem Schnappen ſich des verlockenden Biſſens zu verſichern. Ein einmal mit den ſcharfen Kiefern gepacktes Beutetier wird einen Augenblick ſpäter mit einem kräftigen Rucke des nach vorn jählings ſich ausſtreckenden Kopfes verſchlungen, falls es nicht zu groß iſt. Größere Beuteſtücke werden durch Reißen und Zerren mit den Füßen geteilt und dann verzehrt. Die Tiere ſind nur mutig und lebensluſtig, wenn ſie im warmen Waſſer leben, ſinkt die Temperatur ihres Standortes, ſo werden ſie träge, ſind jedoch immer noch lebhafter und beweglicher wie unſere deutſchen Teichſchildkröten, deren Lebensweiſe ſie ſonſt teilen, ſodaß das von dieſer gegebene Lebensbild auch auf die kaſpiſche Sumpfſchildkröte anzuwenden iſt. Einen wie hohen Wärmegrad die kaſpiſche Schildkröte vertragen kann, geht daraus hervor, daß in den heißen Schwefelquellen bei Lenkoran kaſpi— ſche Schildkröten vorkommen. Dennoch ſind die Tiere keineswegs ſo empfindlich gegen Kälte, wie man hieraus annehmen ſollte. Sie beanſpruchen nicht einmal in der kalten Jahreszeit ein erwärmtes Waſſer, wenn nur das Zimmer regelmäßig geheizt wird und die Temperatur in der Nacht nicht erheblich ſinkt. Indeſſen lieben ſie die Sonne ungemein und fühlen ſich nur in ſolchen Behältern behaglich, die dieſem leben- und wärmeſpendenden Quell möglichſt viel ausgeſetzt ſind. Wenn die Sonne längere Zeit mit Wolken verſchleiert war, kann man ordentlich ſehen, welches Wohlbehagen ſie bei ihnen hervorruft, ſobald ſie ſich nach ſolcher Zeit einmal wieder zeigt. Beſitzt ihr Aquarium einen Felſen, der eine kleine Sandfläche aufweiſt, ſo wühlen ſie ſich gern mit den Füßen und dem unteren Teile des Panzers ein, ſodaß die Strahlen auf ihren Rücken brennen. Sind ſie nicht zur Nahrungsſuche aufgelegt, oder iſt ihr größter Hunger geſtillt, ſo ſuchen ſie das Waſſer nicht auf. Ihre Lebhaftigkeit und Beweglichkeit ſtempelt ſie zu ganz reizenden Tieren, hat jedoch auch wiederum eine Schattenſeite; die Schildkröte benutzt nämlich jede ſich darbietende Gelegenheit, dem Aquarium zu entwiſchen. Ihre Gewandtheit im Klettern iſt faſt unglaublich. So iſt es Ruß paſſiert, daß eine von ihm gepflegte Schildkröte dieſer Art, aus dem Aquarium auf den Boden gefallen, die Fenſtervorhänge als Strickleiter benutzend, an dieſen bis zur Zimmerdecke emporkroch. Scheu iſt die kaſpiſche Schildkröte durchaus nicht. Wenige Tage ſchon genügen, ſie im Behälter heimiſch zu machen, und es dauert nicht lange, ſie dahin zu bringen, das Futter aus der Hand zu nehmen. Wie in allen ihren Bewegungen, hat ſie auch in der Art, wie ſie das Futter erfaßt, etwas Schnelles, Haſtiges an ſich. „Un— beſchreiblich iſt die Freßluſt dieſes Tieres,“ ſagt Siebeneck, „Mehlwürmer, Fliegen, Brod- oder faſerige Flei ſchſtücke, alles verſchlang es gierig, ohne genug zu bekommen. Zufällig fiel es mir mal ein, ihm kleine Kaulquappen zu geben. Dieſes Nahrungsmittel erwies ſich als zweckentſprechend — meine Clemmys wurde ſatt.“ Neben dieſem von Siebeneck angegebenen 1 nimmt die kaſpiſche Schildkröte noch Regenwürmer, kleine Fröſche und Fiſche, Molche, Krebſe, Würmer, Schnecken ꝛc. Während alle dieſe Tiere wohl im Sommer zu erlangen ſind, ſtehen uns im Winter nur kleine rg Stiche, Regen- und Mehlwürmer zur Verfügung und ſind auch dieſe nicht immer zu haben. Es iſt daher ſehr zweckmäßig, die Schildkröte ſchon im Sommer an rohes Fleiſch zu gewöhnen, das neben dem lebenden Futter gereicht wird. Das Fleiſch wird in wurmförmige Stückchen geſchnitten, und durch Hin- und Herbewegung unter Waſſer den Tieren vorgehalten. Die Verſchlingung des Futters iſt den Schildkröten auf dem Lande faſt unmöglich, ſie vermögen dasſelbe nur unter Waſſerſchlucken leichter zu würgen. Wird die Temperatur ihres Aufenthaltsortes möglichſt ſtändig auf einer Höhe (15 bis 15° R) gehalten, jo iſt dieſe Schildkröte Krankheiten weniger ausgeſetzt, während im anderen Falle Durchfall und Verſtopfung nicht ſelten eintreten können. Durchfall kann durch öfteres Herausnehmen der Tiere aus ihren Behältern eintreten und iſt durch Erhöhung der Wärme in der Regel unſchwer zu heilen. Bei Verſtopfung erhalten die Tiere ein Bad von etwa 28 R. Sumpfſchildkröten (Emys). Die Rückenſchale flach gewölbt. Eine Nackenplatte und doppelte Schwanzplatten ſind vorhanden. 11 Paar Randſchilder bilden den Außenrand, der weder abgeſetzt, noch i e iſt. Der Bauchpanzer iſt breit und aus 12 Platten in zwei beweg— lichen Stücken zuſammengeſetzt, doch iſt die Beweglichkeit dieſer beiden Hälften zu ſchwach, als daß die Offnungen des Rücken— panzers völlig geſchloſſen werden können. Rücken und Bauch— panzer ſind durch eine weiche Knorpelnaht verbunden. Achſel— und Weichplatten fehlen. Eine glatte Haut bekleidet den Kopf, die Beine ſind mit größeren Schüppchen bedeckt und an den Vorderfüßen mit 5, an den Hinterfüßen mit 4 Nägeln verſehen. Der Schwanz trägt reihenförmig geſtellte Schildchen, ihm fehlt der die Spitze umhüllende Nagel. Guropäiſche Bummfſchildkrüte (Emys europaea Schneider). Emys orbieularis, Emys lutaria. Emys meleagris, Emys flava, Emys pulchella, Lutremys europaea, Cistudo europaea, Cistudo hellenica ete. Fluß-, Bfubl-, Teich-, Schlammſchildkröte. Bei älteren Exemplaren iſt die Rückenſchale elliptiſch-eiförmig, hart, jungen Tieren gegenüber ziemlich hoch. Die Bauchſchale iſt vorn in der Regel ebenſo lang, als die Rückenſchale, hinten jedoch merklich kürzer. Sie iſt beim 2 in der Mitte des Körpers etwas vertieft, dann nach aufwärts gebogen und wieder abfallend. Beim O dagegen flach und eben oder etwas gewölbt (konvex). Der Kopf iſt flach, etwas breiter als hoch, die Schnauze kurz zugeſpitzt. Oberkopf und Kopfſeiten nicht beſchildert. Die Kieferränder ſind Schneiden, aber ungezähnt. Die Haut des Halſes iſt ſchlaff. Die Beine ſind ſchwach zuſammengedrückt und tragen vorn 5, hinten 4 Zehen. Sie ſind mit faſt ganzen, tafelartigen, rundlichen, in nicht ſehr deutlich ſtehenden Querreihen ſtehenden Schuppen bedeckt. Die Zehen ſind mit einer Schwimmhaut verbunden. Der Rückenpanzer iſt in ſeiner Grundfarbe ſchwarzgrün, 2 durch ſtrahlig verlaufende, geſpitzte Punktreihen von gelber Färbung gezeichnet. Der Bauchpanzer iſt ſchmutziggelb und an den Panzernähten blaugrau gefleckt. Die ungepanzerten Teile ſind auf ſchwärzlichem Grunde hin und wieder mit gelben Punkten verſehen. — Der Süden und das öſtliche Mitteleuropa. In Deutſchland bewohnt ſie faſt ausſchließlich das Gebiet der Oder und Weichſel; kommt indeſſen auch in fließenden Gewäſſern in Brandenburg und Mecklenburg vor. Die europäiſche Sumpfſchildkröte kommt in verſchiedenen Spielarten oder Farbenvarietäten vor, deren einzelne ich am Schluſſe beſchreiben werde, ohne jedoch auf allzu kleinliche Unterſcheidungszeichen näher einzugehen. Dieſe Schildkröte iſt, wie ſchon ihre verſchiedenen deutſchen Namen zeigen, in ihrer Lebens- und Ernährungsweiſe eng an das Waſſer gebunden. Bäche, Flüſſe und Ströme mit ſtarkem Gefälle und freie Seen meidet ſie und liebt ſeichte, ſchlammige, ſchlupfreiche, ſtehende oder träge dahinfließende Gewäſſer, umbuſchte, ſchilfreiche Waldteiche, Weiher, Tümpel, Lachen und Sümpfe, die womöglich mit fiſchreichen Teichen in Verbindung ſtehen, und giebt Brüchen, verſumpften Flußläufen und anderen ähnlichen Waſſerläufen den Vorzug. Dementſprechend findet ſie ſich hauptſächlich in der Ebene, der Niederung, der Steppe und geht nur in die weiten Thalmulden hügeliger Gelände, ohne die Region der Vorberge zu überſchreiten. Faſt ihr ganzes Leben verbringt die Flußſchildkröte im Waſſer, hier bewegt ſie ſich ſehr behend, iſt jedoch nicht ausſchließlich auf dieſes Element angewieſen, ſondern kommt gegen Abend oder am Tage, wenn die Sonne recht ſcheint, ans Land, ohne ſich jedoch weit vom Waſſer zu ent— fernen. Wenn die Tiere ſo am Ufer auf dem von der Sonne durch— glühten Sand liegen, geben fie ſich keinen Augenblick der reinen Sorg— loſigkeit hin. — Die Köpfe von Zeit zu Zeit erhebend, muſtern ſie mit ihren klugen Augen ſtets ihre Um— gebung. „Eine verdächtige Bewe— gung, ein ungewohntes Geräuſch,“ Figur 129. ſchreibt Fiſcher, „und ſie verſchwinden Europäiſche Sumpfſchildkröte (Emys europaea). unter haſtigen Bewegungen der Füße in das ſchützende Waſſer, wo ſie ſofort einige Luftblaſen aus ihrem Maule entweichen laſſen, um ihr ſpezifiſches Gewicht zu erhöhen und untertauchend den Grund des Gewäſſers zu erreichen trachten, auf dem ſie, mit den Vorderfüßen den Grund aufwühlend, das Waſſer hinter ſich trüben, weiter— kriechen und ſich im Schlamme oder unter den Waſſerpflanzen, unterhalb der Uferränder, Steine u. ſ. w., welche auf dem Waſſergrunde liegen, zu vergraben ſuchen. Erſt wenn alles wieder ſtill iſt, ſteigen ſie wieder an die Waſſeroberfläche, welche ſie unter ſpitzem Winkel, in ſchräger Linie nach oben rudernd, erreichen. Um nicht wieder unterzuſinken, ſchlucken ſie, ſobald die Naſenlöcher die Luft erreicht haben, eine große Menge Luft in großen Zügen ein und erhalten auf dieſe Weiſe ihren Körper ſchwimmend. Wollen ee ſie wieder herabſteigen, jo haben ſie nur eine gewiſſe Quantität Luft in Blaſenform aus dem Maule wieder entweichen zu laſſen, und der Körper ſinkt. An der Waſſeroberfläche ſchwimmend, ſo daß nur die Füße, ihre Rückenſchale und etwa ¼ des Kopfes herausragen, umkreiſen ſie lange Zeit die Stelle, auf welcher ſie ſich zu lagern beabſichtigen, und erſt wenn nichts Verdächtiges weder zu hören noch zu ſehen iſt, legen ſie am Ufer an, indem ſie ſich nur mit den ſcharf bekrallten Vorderfüßen im aufgeweichten oder ſandigen Erdreich der Ufer feſthalten, wobei etwa nur ein Drittel des Körpers aus dem Waſſer hervorragt. Noch lange Zeit wenden ſie ihren Kopf auf dem ausgeſtreckten Halſe hin und her, ehe ſie ſich entſchließen, das naſſe Element gänzlich zu verlaſſen.“ Durchaus nicht ſo ſchwerfällig wie man eigentlich annehmen ſoll, iſt die Sumpfſchildkröte auf dem Lande; ſie iſt hier bedeutend gewandter als die Landſchildkröten. Zu Ende des Monat Mai oder Anfang Juni, in einer warmen, lauen Nacht, begiebt ſich die weibliche Schildkröte an das Ufer, um hier die Eier, die ihre Nachkommenſchaft enthalten, abzulegen. Wenig entfernt vom W̃ Laſſ er, je nach Lage und Beſchaffenheit der Ortlichkeit, mitunter auch weiter, gräbt das Weibchen mittelſt des Schwanzes und der Hinterbeine ein etwa 5 em weites Loch, welches ſich nach unten verengert, und läßt die Eier, welche nach Austritt aus der Kloake von einem untergehaltenen Hinterfuß aufgefangen werden, in die Grube gleiten. Nach Vollendung des Legegeſchäftes werden die Eier mit Erde bedeckt. In der Regel werden 10—15 hellgraue Eier von dem Weibchen abgelegt. Bevor das Weibchen ins Waſſer zurückkehrt, glättet es die Erde noch mit dem Bauch— panzer. Das Brutgeſchäft und alles Weitere wird der Natur aa Über die Fortpflanzungsgeſchichte der Sumpfſchildkröte giebt Maregraf zuerſt nähere Angaben. Er hatte 1749 gute Gelegenheit zu dieſer Be— obachtung, da ſich in ſeinem Hauſe zwei Sumpfſchildkröten vermehrten. Die Begattung fand im Februar ſtatt und wurde durch ein Spiel eingeleitet. Das Männchen ſtieß mit dem Kopfe gegen den Kopf des gegenüberſtehenden Weibchens und ſtieg erſt dann auf deſſen Rücken, um ſich hier mit den Krallen eee und zwei Stunden jo im Waſſer umherzuſchwimmen.“) Dieſer Vorgang wiederholte ſich öfter und einige Zeit ſpäter ſuchte das Weibchen etwas feuchte Erde auf, die es in der Nähe einer Plumpe fand. Hier legte es ſeine Eier. Im Juni kam die kleine Brut zum Vorſchein und begab ſich ſogleich in das Waſſer. Die Jungen waren im Anfange nicht größer als ein Groſchen. Sie brachten ihr Wohnhaus gleich mit, das zwar hart, aber ganz weiß und durchſichtig war. In wenigen Tagen wurde es rot und endlich ſchwarz. Die Zeitdauer, welche zwiſchen dem Ablegen der Eier und dem Ausſchlüpfen der Jungen liegt, iſt noch nicht völlig aufgeklärt. Marſigli giebt an, daß im Frühling gelegte Eier erſt Ende März oder Anfang April des nächſten Jahres auskriechen und Miram ſtimmt Marſigli zu, da die am 28. Mai in ſeinem Garten abgelegten Eier ſeiner Wahrnehmung nach einer Nachreife von etwa 11 Monaten bedurften. Derartige Beobachtungen ſind verſchiedentlich gemacht worden. 2 Bei Marſiglis Beobachtung ſind entſchieden Fehler unterlaufen oder es ſprechen hier klimatiſche Verhältniſſe ſehr ſtark mit. Um von anderen Schildkröten auf die Sumpfſchildkröte zu ſchließen, können, wie Dürigen ſagt, und dem ſchließe auch ich mich an, die Eier höchſtens einer Nachreife von 2 oder 3, nicht aber von 10 oder 11 Monaten bedürfen. Nach Untergang der Sonne erwacht in der Sumpfſchildkröte erſt das wahre Leben und ſie iſt von jetzt ab während der ganzen Nacht thätig. Auch noch zu dieſer Zeit, wenn die Natur ruht, iſt ſie vorſichtig und auf ihre Sicherheit bedacht, ſie taucht bei dem geringſten Geräuſch, wenn ſie oben auf dem Waſſerſpiegel ſchwimmt, unter; wird ſie dagegen nicht be— unruhigt, ſo läßt ſie oft, beſonders im Mai, ein ſonderbares Pfeifen er— tönen, das ihr Vorhandenſein ſicher feſtſtellt, wenn ſie auch nicht geſehen wird. Jetzt ſtellt ſie Würmern, Waſſerkerfen, Fröſchen und deren Larven nach, verſchont auch Fiſche nicht, ja, wagt ſich ſelbſt an ziemlich große, denen ſie Biſſe in den Unterleib verſetzt, bis die Beute entkräftigt iſt und dann vollends von ihr bewältigt werden kann. Das Opfer wird bis auf die Gräten unter Waſſer verzehrt. Bei dieſer Mahlzeit kommt es oft vor, daß die Schwimmblaſe abgebiſſen wird und auf der Oberfläche des Waſſers ſchwimmt, ein ſicheres Zeichen, daß Schildkröten das Gewäſſer bewohnen. Wird die Zeit erſt kühler, hat der Herbſt den Fruchtreichtum ab— gegeben, ſo wird die im Sommer ſo bewegliche Sumpfſchildkröte in ihrem Thun und Treiben langjamer. Im Oktober, wenn der „Alte-Weiberſommer“ vorüber iſt, bereitet ſie ſich zum Winterſchlaf vor, ſie gräbt ſich im Schlamme ein und kommt nicht früher aus ihrem Verſteck zum Vorſchein, bis die lauen Frühlingslüfte wehen. Da die Sumpfſchildkröte auf Waſſer und Feuchtigkeit angewieſen iſt, eignet ſie ſich beſſer für das Aqua-Terrarium als für das einfache Terrarium, kommt indeſſen auch im gewöhnlichen Beckenaquarium, falls dieſes nur einen Felſen beſitzt, den ſie erklimmen und ſich auf ihm ruhen kann, fort. Zur Beſetzung eignen ſich am beſten kleine Stücke für das Aquarium, größere Exemplare räumen unter den Fiſchen ganz gewaltig auf, ſie ſind daher in Terra-Aquarien unterzubringen. Ebenſo, wenn auch nicht gerade in dem Maße wie die kaſpiſche Waſſerſchildkröte, liebt auch die Sumpfſchildkröte die Sonne, ihre Strahlen ſind zum Gedeihen des Tieres unbedingt not— wendig, unter ſtändigem Mangel an Sonnenſchein verliert ſich der Appetit, die Tiere werden kraftlos und gehen zu Grunde. Ihre Ernährung deckt ſich mit der der kaſpiſchen Waſſerſchildkröte. Die Überwinterung der Schildkröten läßt ſich am beſten bewerkſtelligen, wenn dieſelben im Oktober oder Anfang November in eine mit Sand, Moos, Sägeſpähnen gefüllte, durch einen Drahtdeckel verſchloſſene Kiſte geſetzt werden und dieſe mit den Inſaſſen in einem dunklen, kühlen, doch froſtfreien Raum untergebracht wird. Ende März oder Anfang April ſetze man die Kiſte in die freie, warme Luft oder in das geheizte Zimmer, reiche den Tieren nach ihrem Munterwerden ein laues Bad und verabfolge dann lebendes Futter. Im Sommer ſind Schildkröten drei- bis viermal in der Woche zu füttern. Im Winter im warmen Zimmer gehaltenen Tieren wird nur einmal in der — 254 — Woche Futter gereicht. Steht ihr Behälter in der Nähe des Ofens, ſo er— leidet die Freßluſt der Tiere keine Einbuße, ſollte dieſes indeſſen eintreten, ſo genügt ein warmes Bad, die Lebensgeiſter der Schildkröte wieder auf— zumuntern. Die hauptſächlichſten Spielarten oder Farbenvarietäten ſind: a. Geſprenkelte Sumpfſchildkröte (Var. sparsa.) Das ſchwärzlich dunkelolivfarbene Rückenſchild trägt gelbe Strahlenlinien, die in viele Strahlchen aufgelöſt ſind. Das Rückenſchild iſt alſo gelb geſprenkelt. b. Getüpfelte Sumpfſchildkröte (Var. punctat a). Kleinere und größere gelbe Flecke ſind unregelmäßig über den Rückenpanzer ver— teilt. Erinnert ſehr an Var. sparsa. e. Gefleckte Sumpfſchildkröte (Var. maeulosa). Das Gelb tritt als Hauptfarbe an Stelle des ſonſt düſteren Grundes, ſodaß eine ſchwarze Strahlenzeichnung entſteht. d. Einfarbige Sumpfſchildkröte (Var. concolor.) Die Rückenſchale erſcheint einfach dunkelgrünlichbraun oder ſchwarz. Die gelbe Zeichnung iſt vollſtändig zurückgetreten. 6. Griechiſche Sumpfſchildkröte (Var. hellenica). Die Rückenſchale iſt ſtark gewölbt. Die freien Körperteile beſitzen eine vor— herrſchend gelbe, mit unregelmäßigen bräunlichen Flecken und Strichen netzartig durchzogene Färbung. (Kommt in Griechenland neben der Stammform vor.) l. Dalmatiſche Sumpfſchildkröte (Var. Hoffmanni). Größer als die Stammform. Die Nähte zwiſchen den einzelnen Platten furchen— artig und die Rückenſchale glänzend ſchwarz. Auf den Rippenplatten befinden ſich zahlreiche feine, lange gelbe Strahlenlinien. Die Bauchſchale iſt glatt und einfach gelblich. Die beſonders in letzter Zeit zahlreich importierten amerikaniſchen Waſſer- und Sumpfſchildkröten kann ich hier nicht näher beſchreiben und ſchildern. Gehören ſie den beiden geſchilderten Familien an, was leicht nach der gegebenen Beſchreibung zu beſtimmen iſt, halte man ſie wie die genannten Vertreter dieſer Familie, laſſe ſie jedoch ſehr zweckmäßig nicht in Winter— ſchlaf verfallen, ſondern überwintere ſie in warm gehaltenen Terra-Aquarien. Beſonders Figur 130. Kopf der Schlangenhals- weichlich ſind junge Tiere. Dieſe Importe ichildfröte(Hydromedusateetifera). haben uns manche reizende Neuigkeit für die Liebhaberei gebracht und verdienen alle An— erkennung. Amerika iſt überhaupt reich an Schildkrötenarten, die oft die ſonderbarſten Formen beſitzen, wovon die nebenſtehende Abbildung den Kopf einer für Terra-Aquarienbeſitzer ſehr intereſſanten Art darſtellt. Da im ganzen die Schildkröten, wie geſagt, mehr Terrarien- als Aquarientiere ſind, kann ich mich hier nicht näher auf dieſe Tiergruppe einlaſſen. a Surche oder Amphibien (Amphibia). Die Amphibien jind kaltblütige Wirbeltiere mit meiſt nackter Haut; die Mehrzahl atmet durch Lungen, in der Jugend durch Kiemen. Sie legen dünnhäutige Eier (Laich), aus welchen den erwachſenen Lurchen unähnliche Larven hervorgehen und die da— her eine Verwandlung (Metamorphoſe) durchmachen. Sie be— ſitzen einen unvollſtändigen, doppelten Blutkreislauf. Mit dieſen trocknen Worten iſt der Wiſſenſchaft Genüge gethan, um Reptilien und Amphibien von einander zu ſcheiden, doch iſt es nötig, um allgemein verſtändlich zu ſein, etwas näher auf dieſe Tierklaſſe einzugehen. In der Geſtalt weichen die Lurche ebenſo ſehr von einander ab, wie die Reptilien. Zwiſchen dem fußloſen, walzenförmigen Körper der B zlindwühlen und dem mehr runden, von kräftigen Beinen getragenen, ſcheibenförmig ab— geplatteten Körper der Fröſche, zeigen ſich Tiere in vielfachen Formen. Bei den unter der Erde lebenden Blindwühlen gleicht die Körperform, die nur Leib und nahezu ſchwanzlos iſt, einem Regenwurm ſehr, da auch dieſen Tieren Gliedmaßen gänzlich fehlen, während den im Waſſer lebenden Aal— molchen, wenn auch deren Körper lang geſtreckt iſt, doch ein ſeitlich zu— ſammengedrückter Schwanz und verkümmerte Gliedmaßen zukommen. Je mehr ſich die Füße entwickeln, deſto kürzer wird der Körper und deſto mehr plattet er ſich ab, bis er die Reihe mit den Froſchlurchen abſchließt. Mit dieſer Verſchiedenheit der Körperform geht Hand in Hand der anatomiſche Bau des Lurchkörpers, zumal jener des Skelettes, durch welchen die Lurche den Fiſchen weit näher ſtehen als die Reptilien. Die Wirbel der Kiemenmolche laſſen ſich ihrer Geſtalt nach von Fiſch— wirbeln kaum unterſcheiden, ſind dagegen bei den eigentlichen Molchen bereits vollſtändig ausgebildet. Alle Lurche mit langgeſtrecktem Körper be— ſitzen viele Wirbel, während bei den Froſchlurchen dieſe Rückenwirbel nur in der Zahl von 7—8 vorkommen. Auch beſitzen die Froſchlurche ein breites Kreuzbein, das aus der Verſchmelzung mehrerer Wirbel entſtanden zu ſein ſcheint und mit einem langen, ſäbelförmigen Knochen, dem Steiß— beine, in Verbindung ſteht, das die Wirbelſäule bis zum After fortſetzt. Die Querfortſätze der Wirbel ſind bei allen Lurchen ganz gut ausgebildet, zuweilen ſogar ungemein lang, und erſetzen in gewiſſem Grade die fehlen— den Rippen, die nur durch kleine Knochen oder Knorpelanhänge angedeutet ſind. Im ganzen iſt das Skelett verknöchert, doch erhalten ſich am Schädel viele Reſte des urſprünglichen Knorpels. Betreff des Kopfgerüſtes iſt zu bemerken, daß die ganze Klaſſe der Lurche zwei ſeitliche Gelenkknöpfe am Hinterhaupt beſitzt, die von dem ſtets een Hinterhauptbein hergeſtellt werden und in zwei Vertiefungen des erſten, ringförmigen Halswirbels paſſen. Die Form des Schädels iſt immer ſehr breit und platt. Im Verhältniſſe zu demſelben ſind die Augen— höhlen für gewöhnlich groß und durchgehend, ſo daß, von oben geſehen, die Kiefer einen Halbkreis bilden, der in ſeiner Milte von dem eigentlichen Schädel durchſetzt wird. Die Seitenflächen des Schädels bleiben bei den Kiemen— — 256 — lurchen faſt ganz knorpelig oder zeigen auch eine dem vorderen Keilbein— flügel, ſowie dem vorderen Stirnbeine entſprechende Verknöcherung. Sofern die Lurche Gliedmaßen beſitzen, ſetzen ſie ſich aus dem Schulter— und Beckengürtel und den eigentlichen Gliedmaßen zuſammen. Der Schulter— gürtel ſetzt ſich aus dem ſtielförmigen Schulterblatt, dem breiten, ſpatel— artigen Rabenſchnabelbeine und ſehr oft auch noch aus einem geſonderten Schlüſſelbeine zuſammen und iſt ſeitlich an den Halswirbeln befeſtigt. Das Vorderbein beſteht aus einem einfachen Oberarm-, zwei zuweilen ver— ſchmolzenen Vorderarmknochen, ſowie einer oft knorplig bleibenden Hand— wurzel und aus Fingern, deren Zahl meiſt vier, ſeltener drei bis zwei be— trägt. Der Beckengürtel iſt bei einigen Familien, z. B. den Molchen, nur ſchwach entwickelt, und die Kreuzbeinwirbel ſind in ihrer Bildung von den übrigen Wirbeln kaum verſchieden; das Becken verbleibt außerdem meiſt knorplig und gliedert ſich in drei gewöhnliche Knochen: Schambein, Sitz— bein und Darmbein. Iſt das Becken hier bei den Molchen verkümmert, ſo iſt es um ſo ausgeprägter bei den Fröſchen ausgebildet, wo es den ſtarken Springbeinen als Stützpunkt und ihren Muskeln zum Anſatze dienen muß. Fuß und Zehenknochen ſetzen ſich ähnlich zuſammen wie an den vorderen Gliedmaßen, obgleich auch größere Wechſel vorkommen, indem bei vielen Schwanzlurchen ſich nur 2, 3 oder 4, bei Fröſchen aber ſtets 5 Zehen an den Hinterfüßen befinden. Krallenartige Nägel haben nur ſehr wenige Lurche, meiſt ſind die Zehen vollſtändig nackt, häufig durch Schwimmhäute verbunden. Das Gehirn bleibt bei allen Amphibien nur klein und ſeine einzelnen Knoten ſind hintereinander gelagert. Augen ſind ſtets vorhanden, jedoch manchmal unter der Haut verſteckt; dagegen fehlen Augenlider gänzlich, oder ſie ſind aus dem oberen und unteren Lid gebildet, oder ſie beſtehen aus dem oberen Lid und der ſogen. Nickhaut. Bei den Tieren, die Zähne beſitzen, dienen dieſelben nur zum Feſthalten der Beute, nicht zum Kauen; wie dieſe einigen Tieren fehlen, beſitzen andere keine Zunge. Der kurze Darm der ausgewachſenen Tiere deutet darauf hin, daß die Geſchöpfe ſich haupt— ſächlich von animaliſchen Stoffen nähren. Nur in dem Jugendzuſtande iſt er bedeutend länger als der Körper. Der Atmung dienen in der Jugend 2—3 Paar Kiemen, die anfänglich als zerſchlitzte Hautanhänge frei am Halſe herabhängen, ſpäter aber ge— wöhnlich durch andere, in einer Kiemenhöhle gelegene und an den Kiemen— bogen feſtgewachſene Kiemen erſetzt werden. Mit der Zeit ſchwinden auch dieſe; zugleich ſchließen ſich die Kiemenſpalten, die den Mundraum mit dem Waſſer, in welchem die Tiere leben, in Verbindung ſetzen, und nun treten zur Atmung Lungen auf. Bei einigen Arten beſtehen die Kiemen mit den Lungen zugleich und ſind auch mit ihnen thätig. Die Lungen bilden zwei geräumige Säcke. Ganz nach den Atmungswerkzeugen richtet ſich das Ge— fäßſyſtem. Bei einer Kiemenatmung ähnelt es ganz dem der Fiſche, wird aber beim Auftreten der Lunge komplizierter. Das Herz beſitzt nur für das arterielle und venöſe Blut eine Herzkammer, enthält alſo ſtets ge— miſchtes Blut. Die Nieren liegen zu beiden Seiten der Wirbelſäule, oft ſehr weit nach vorn. Die Harnleiter münden in die Kloake; der Harn ſammelt ſich in einer ſackförmigen Ausbuchtung der Kloakenwand wie in einer Harnblaſe. Die Geſchlechtswerkzeuge ſtehen in enger Verbindung mit den Nieren oder den Harnleitern. Alle Lurche ſind getrennten Geſchlechtes. Die Eierſtöcke umſchließen als paariges Organ einen Hohlraum. Neben ihnen liegen die Eileiter, die gewöhnlich nach rückwärts in vielen Windungen verlaufen. Die reifen Eier fallen in die Bauchhöhle, werden von dem, mit einer trichterförmigen Erweiterung verſehenen Eierleiter aufgenommen und dem Harnleiter zur Beförderung in die Kloake überliefert, wo ſie dann austreten. Beim Männchen gelangt der Same durch den vorderen Teil der Niere hindurch in den Harnleiter. Begattungsorgane fehlen faſt allen und daher findet eine Befruchtung der Eier meiſt gleich nach dem Austritte aus dem Körper ſtatt. Nur wenige Amphibien vollziehen eine merkliche Begattung und manche bringen lebendige Junge zur Welt. Werden die Eier abgelegt, jo geſchieht dieſes in Laichform. Meiſt wird der Laich ſich ſelbſt überlaſſen, indeſſen ſorgt in einigen Fällen eines der Eltern für das weitere Schickſal derſelben. Die ausgeſchlüpften Tiere haben eine Meta— morphoſe durchzumachen. (Vergleiche Tafel „Froſchlurche“ a’), b), e, d, e, t, Entwicklung des Froſches aus dem Ei). Vertreter der Lurche ſind über die ganze Erde verbreitet. Die meiſten Arten ſind Nachttiere, die den Tag in träger Ruhe verbringen. So gefräßig ſie im allgemeinen ſind, ſo leicht können ſie längere Zeit die Nahrung ent— behren. Während ihre Nahrung in der erſten Jugend meiſt aus Pflanzen— ſtoffen beſteht, nähren ſie ſich ſpäter, wie ich ſchon ſagte, von allerlei kleineren Tieren, meiſtens Inſekten und Würmern, die unzerſtückelt verſchlungen werden. Gelegentlich fallen ihnen auch junge Fiſche und Waſſervögel oder Angehörige ihres eigenen Stammes zum Opfer. Als ausgeſprochene Nachttiere, wenigſtens in der Mehrzahl, und auch, weil ſie ihre Wohnplätze faſt alle an abgeſchiedenen, ſumpfigen, feuchten Orten aufſchlagen, werden ſie von den Menſchen nur ſelten beachtet. Ihre in der Regel nichts weniger als ſchöne Geſtalt, ihr, man möchte ſagen, oft abenteuerliches Ausſehen, ſtempelt ſie nicht zu beſonderen Lieblingen des Volkes, unter deſſen abergläubiſcher Furcht ſie oft ſchwer zu leiden haben. In ihrem Thun und Treiben völlig verkannt, erfreuen ſich nur wenige von ihnen einer beſonderen Zuneigung der Menſchen und dieſe Zuneigung ver— danken ſie nur der Färbung ihres Kleides. In ihrer Lebensweiſe ſind alle Lurche an das Waſſer gebunden. Das Sumpfland mit ſeinen ſchlammigen Ufern, ſeinen zahlloſen großen und kleinen Waſſertümpeln, ſeinem Überreichtum der verſchiedenſten tieriſchen Nahrung, ſeinen unzähligen Verſtecken ſind Orte, wie ſie von den Lurchen bewohnt werden. Aber auch dunkle Wälder mit ihren vielen kleinen Moräſten und Pfützen, die faſt ſtets gefüllten Waſſergräben auf Wieſen und Feld, verfallenes Gemäuer und Steinhaufen mit ihren zahlloſen verborgenen Schlupfwinkeln, ſuchen ſie nicht minder auf. An allen dieſen Orten führen a Froſchlaich in Häufchen, **) b Krötenlaich in Schnüren. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 17 — 258 — ſie ein Leben der ſtändigen Fehde, leben mit allen Tieren, die ſie bewältigen können, in ewigem Krieg, erliegen andererſeits aber auch wieder den Nach— ſtellungen vieler größerer Tiere. Alle Lurche ſind mehr oder weniger wehrloſe Tiere, die zu ihrer Ver— teidigung faſt nichts weiter beſitzen, als Hautdrüſen, die einen ſcharfen, oft unangenehm riechenden Saft abſondern, der die Eigenſchaft beſitzt, kleinere Tiere zu töten, in gewiſſem Sinne alſo giftig wirkt. Ihre von dieſen Drüſen ſtets feucht gehaltene Körperoberfläche hat außerdem noch den Zweck, den Gasaustauſch zu erleichtern. Das Geiſtesleben der Amphibien iſt kaum höher ausgebildet, als das— jenige der Fiſche, weil das Gehirn, wenn auch beſſer ausgebildet als bei letzteren, klein bleibt und an Maſſe dem Rückenmark unterlegen iſt. Mit Anbruch des Winters ziehen ſich die Lurche in Erdlöcher, hohle Baumſtümpfe, unter Baumwurzeln oder in den Sumpfſchlamm zurück und verfallen in einen todesähnlichen Schlaf. Dieſer Winterſchlaf wird in unſeren Gegenden den Tieren von der Kälte vorgeſchrieben, in wärmeren Gegenden bewirkt das Eintrocknen der Gewäſſer dieſen Schlaf, er iſt alſo hier kein Winter-, ſondern ein Sommerſchlaf. Von den hierher gehörenden drei Ordnungen: Fröſche, Schwanzlurche, und Schleichlurche kommen für unſere Zwecke nur die beiden erſten Ord— nungen in Betracht. 1. Fröſche (Batrachia). Die Fröſche ſind nackthäutige, im ausgebildeten Zuſtande nie mit Kiemen verſehene Lurche, mit kurzem, gedrungenem, ſchwanzloſem Körper, ſtets mit vier Füßen, von welchen die hinteren länger als die vorderen ſind. „Wer einen Froſch aufmerkſam betrachtet hat, kennt alle Mitglieder der erſten Ordnung dieſer Klaſſe. Die Unterſchiede im Leibesbau, die ſich innerhalb der Abteilung bemerklich machen, ſind zwar nicht unerheblich oder unweſentlich, aber doch nicht ſo durchgreifender Art, daß ein Froſch- oder ungeſchwänzter Lurch jemals mit einem anderen Lurche verwechſelt werden kann.“ Mit dieſen Worten beginnt Brehm in ſeinem Tierleben die Lurche zu beſchreiben. Dem ſtets mehr oder weniger ſcheibenförmigen, kurzen Körper fehlt ein Schwanz, er beſitzt dagegen vier ziemlich lange Beine, von denen die hinteren durch Länge und kräftige Ausbildung der Schenkel meiſt zum Sprunge befähigen. Der flache, breite Kopf geht ohne Andeutung eines Halſes in den Rumpf über. Die Augen ſind ſtets groß, vor- und zurückziehbar, mit deutlichen Lidern, von welchen das untere (Nickhaut) durchſichtig, größer und über das ganze Auge hinaufziehbar iſt. Die Iris zeigt meiſt immer eine lebhafte Farbe. Die Naſenlöcher ſind klein und befinden ſich ganz vorn in der Schnauzenſpitze. Sie haben ihre Mündung faſt ſenkrecht nach unten in die Mundhöhle und können mittelſt eigener Hautlappen geſchloſſen werden. Der Unterkiefer trägt ſelten Zähne. Der n Mund iſt bis weit hinter die Augen geſpalten. Die Zunge iſt ziemlich groß, meiſt dick und fleiſchig, gewöhnlich an dem vorderen Teile angewachſen, an dem hinteren Teile aber frei und als Fangorgan aus dem Rachen herausſchleuderbar. In den ſeltenſten Fällen iſt ſie am Boden der Mund— höhle ganz befeſtigt. Ein äußeres Ohr iſt nicht oft vorhanden; das meiſt große Trommelfell liegt in der Regel frei oder unter der Haut verborgen. Die Haut iſt ſtets nackt, faſt immer mit Warzen verſehen, von denen einige in beſonders reichlichem Maße ätzende Stoffe abſondern. Sie wird periodenweiſe erneuert, indem ſie über Kopf, Rücken und Beine hinweg— gezogen und in zwei ſich allmählich in den Mund ſchiebenden Bändern verſchlungen wird. Die Gliedmaßen ſind gut entwickelt, die hinteren mehr oder minder länger als die nach innen gebogenen vorderen; die vier Zehen der Vorder— füße ſind gewöhnlich frei und ziemlich gleich lang; die Zehen der Hinter— füße, meiſt in der Fünfzahl vorhanden, ſind ungleich groß und meiſtens durch halbe oder ganze Schwimmhäute verbunden. Sehr ſelten finden ſich an den Zehen Nägel, oft aber beſitzen ſie an der unteren Fläche eigentüm— liche Ballen und Warzen oder ſcheibenförmige Erweiterungen. Am Skelett der Froſchlurche fällt die Kürze der Wirbelſäule ſogleich auf. Sie beſteht gewöhnlich nur aus 7, ſehr ſelten aus 6 Wirbeln, die ſich, da zwiſchen Bruſt- und Bauchwirbeln Unterſchiede nicht vorhanden ſind, nicht näher bezeichnen laſſen. Rippen fehlen. Der äußeren Form entſprechend iſt der Schädel ſtark nieder— gedrückt, da ſich die Gaumen— und Jochbeine ſehr ausdehnen und die großen Augenhöhlen faſt wagerecht liegen. Der Hals iſt nur angedeutet. Das Kreuzbein iſt jederſeits in einen walzigen oder glatten, drei— eckigen Knochen ausgezogen, an dem ſich in der Mitte ein 4 langes, ſtabförmiges Steiß— Figur 131. Skelett des Froſches. bein und beiderſeits ähnlich geſtaltete, unten oder hinten verbundene Beckenknochen anfügen. Die Vorder— gliedmaßen ſind durch einen knorpeligen, nach hinten freien, mit der Wirbel— ſäule durch weiche Teile zuſammenhängenden Gürtel verbunden, den unten Schlüſſelbein, Gabelbein und ein in mehrere Stücke zerfallendes Bruſtbein bilden. Elle und Speiche, Schien- und Wadenbein verſchmelzen zu je einem Knochen. Ein Teil der Mittelfußknochen vereinigt ſich zu einem weiteren Beinabſchnitte, deſſen zwei Langknochen als Sprung- und Ferſenbein zu deuten ſind. Die Zehen ſetzen ſich aus mehreren Knochen zuſammen. Dieſem Knochengerüſte entſpricht der innere Bau der Froſchlurche. Da dieſe Tiere keinen Bruſtkorb beſitzen, ſo iſt ihre Atmung nur unvollkommen 17* — 260 — und beſteht eigentlich nur in dem Einſchlucken und Einpreſſen von Luft in den großen, ſackförmigen Lungen. Die Speiſeröhre iſt kurz, der Magen weit und häutig, der Darmſchlauch wenig gewunden und kurz. Von den Nieren führen die Harnleiter in einen Waſſerbehälter, der als Harnblaſe betrachtet werden kann und der eine klare, an Reinheit gutem Waſſer gleichkommende Flüſſigkeit enthält, die ſehr wahrſcheinlich dazu dient, bei einer großen Trockenheit, die allen Lurchen unbedingt nötige Feuchtigkeit zu gewähren. Der weite Kehlkopf dient als Stimmorgan, und beſonders die Männchen ſind durch blaſenförmig anſchwellende Luftſäcke der Kehle zur Hervorbringung lauter Töne befähigt. Die Fortpflanzung der Lurche fällt meiſt in das Frühjahr; hierbei ſind gewöhnlich die Weibchen durch lebhaftere Farben ausgezeichnet als ſonſt, und auch die Männchen legen zu dieſer Zeit ein prächtigeres Kleid, das Hochzeitskleid, an. Faſt bei allen Arten erfolgt die Begattung im Waſſer. Das Männchen befruchtet die in Schnüren oder klumpenweiſe austretenden, von einer zähen, im Waſſer aufquellenden Gallertſchicht um— gebenen Eier. Hier im Waſſer entwickelt ſich auch meiſt der Lurch. Die Eier werden oft von den Eltern nach Ablage verlaſſen, doch treten auch merk— würdige Beiſpiele von Brutpflege durch beide Geſchlechter auf. Bei den uns hier beſonders intereſſierenden einheimiſchen Formen verlaſſen die Jungen das Ei als ſogen. Kaulquappen, d. h. als Larven von Fiſchform, ohne Beine und ohne Maul, aber mit einem Ruderſchwanz. (Vergleiche Tafel „Froſchlurche“ a, b, c, d, e, t, Entwicklung des Froſches aus dem Ei). Dieſe jungen Tiere beſitzen zwei Saugnäpfe, mit denen ſie ſich an die Reſte des Laiches anheften und ihre Metamorphoſe beginnen. 5 — Im allgemeinen dauert dieſe 3—5 Monate. Die Fröſche ſind die plumpeſten, aber trotzdem die beweglichſten und munterſten Vertreter der ganzen Amphibienklaſſe. Sie ſchwimmen und tauchen vortrefflich, führen weite Sätze und Sprünge aus und einige tummeln ſich ſogar im Laubwerk der Bäume. In ihrer Jugend ſind ſie ausgeſprochene Waſſertiere, ſpäter jedoch, wenn ſie ihre Metamorphoſe zurückgelegt haben, ſtreifen ſie gerne in Wieſen, Feldern und Wäldern umher, oder führen in Erdlöchern ein verborgenes, einſames Räuberleben, denn gefräßige Raubtiere ſind ſie alle. Zur Zeit der Fortpflanzung kehren alle Arten in das Waſſer zurück, um hier ihren Laich abzulegen. Die Lebensweiſe der Froſchlurche iſt mehr oder weniger bei allen Arten dieſelbe. „Sie führen ein munteres heiteres Frühlings- und Sommer— leben, mit vielem Lärm und vielem Behagen, ein ihnen minder gefallendes Herbſttreiben, und dann einen monatelangen Winter- oder Trockenſchlaf tief unten im Schlamm der gefrierenden oder austrocknenden Gewäſſer, bis der warme Hauch des Frühlings die Eisſchollen ſprengt oder der erſte Regen die von der Sonne zerklüftete Schlammſchicht zuſammenfügt und Wärme oder Feuchtigkeit die tief verborgenen Schläfer wiederum zum Leben erweckt.“ — 261 — Man teilt die Fröſche in drei große Gruppen und ſechszehn Familien ein. 1. Zungenloſe Froſchlurche (Aglossa), 2. Froſchlurche mit Zunge und ſpitzen Zehen (Oxydactylia), 3. Froſchlurche mit Zunge und breiten Zehen, deren Spitzen in Haftſcheiben enden (Discodactylia). Zungenloſe Froſch— lurche, zu denen z. B. die Wabenkröte gehört, beſitzen wir nicht, daher wenden wir uns gleich der zweiten Gruppe zu und betrachten aus dieſer die heimiſchen Vertreter. 1. Froſchlurche mit Zunge und [pißen Beben. (Oxydactylia). Waſſerfröſche (Ranida). Glatthäutige, ziemlich ſtark gebaute Froſchlurche mit meiſt deutlich ſichtbarem Trommelfell. Zähne im Oberkiefer, zuweilen auch am Gaumen. Zunge vorn angewachſen, hinten frei. Pupille rund. Die Zehen ohne ſcheibenartige Erweiterungen und die der ſehr kräftigen, verlängerten Hinterbeine ſind gewöhnlich durch ganze Schwimmhäute mit einander verbunden. 1. Taufroſch (Rana temporaria L.). Rana muta Laur., Rana eruenta Pall., Rana seotiea Bell., Rana flariventris Millet. ete. Gras- oder Bachfroſch. Die Oberſeite braun oder rotbraun, mit dunkelbraunen oder ſchwarzen Flecken verſehen. Die Schläfe mit einer dunklen Längsmakel gezeichnet. Die Beine dunkel gequerſtreift. Bruſt und Bauch beim 5 wie bei dem nur etwas größeren auf hellem Grunde rotbraun gefleckt oder marmoriert. Das Trommelfell iſt kleiner als das Auge. S ohne Schallblaſe. Die Füße beſitzen keine vollſtändige Schwimm— haut. Die Schnauze iſt ſtumpf. — In Nord- und Mitteleuropa bis zum Nordkap, durch das gemäßigte Aſien, auch im Gebirge bis zur Höhe von 2200 Meter findet ſich der Taufroſch. Mit jedem neuen Tage taucht die liebe Sonne früher über die Erd— oberfläche empor, weilt ſie länger auf unſeren beſchneiten Fluren mit ihrem goldenen Lichte. Schon ſind die ſüdlichen Böſchungen von der weißen Decke befreit und es recken die zarten, jungen Blättchen unter dem Schutze der vorjährigen dürren Stengel ihre friſchen Triebe dem jungen Lichte, dem neuen Leben entgegen. Schon zu dieſer Zeit, wenn die Eisdecke des Teiches kaum geſchmolzen iſt, tummelt ſich am Rande des Waſſers ein brauner Froſchlurch, entweder ſchon ein Weibchen heftig umarmend oder ein ſolches ſuchend und ſich um deſſen Beſitz mit anderen ſeinesgleichen ſtreitend. Iſt es ſchon wärmer geworden, hat die Natur ihr grünes Feſtkleid angelegt und zwingen uns die Sonnenſtrahlen den Aufenthalt im kühlen Walde dem auf freien Felde vorzuziehen, ſo ſpringen hier vor unſeren Füßen in mäch— tigen Sätzen große und kleine Froſchlurche auf, die ihr Heil in möglichſt ſchneller Flucht ſuchen. In beiden Fällen haben wir es mit dem Taufroſch zu thun. Trotzdem ſeine Sprungfähigkeit durchaus nicht gering iſt, nimmt ſich der Taufroſch doch nicht die Mühe, feiner Beute nachzujagen: lieber 2 erwartet er ſie im Graſe lauernd, um ſie durch einen mächtigen, ſelten das Ziel verfehlenden Sprung zu erhaſchen. Erſt mit vier Jahren iſt der Taufroſch ausgewachſen und fortpflanzungs— fähig. Um ſo früher, als die wärmenden Frühlingsſtrahlen die Erde be— glücken, tritt die Paarungs- und Laichzeit bei ihm ein. Von allen Froſch— lurchen iſt er der erſte, der, ſobald das Eis, das ſeine Winterwohnung bedeckt, zerſchmilzt, zum Vorſchein kommt und dann die Wiederkehr der lauen Tage mit ſeinem Quaken begrüßt. In langen, aneinander hängenden Schnüren und Haufen giebt das Weibchen ſeine Eier oder den Laich im Waſſer von ſich, der vom Männchen befruchtet wird und nach der Ablage zu Boden ſinkt. Die Umhüllung der Eier ſaugt ſich aber bald voll Waſſer und ſie ſteigen ſpäter zur Oberfläche empor, hier große, dichte, ſchleimige Klumpen bildend. Bei geringer Wärme ſchreitet die Entwicklung des Laiches nur langſam vorwärts. In einigen Tagen verliert der runde, ſchwarze, in der Mitte des Eies liegende Punkt ſeine runde Geſtalt; er wird in der Färbung heller: die Wärme löſt den A und es zeigt ſich ein Schwänzchen, das ſich zuerſt, aber immer noch undeutlich, von dem Knäuel loswickelt. In der Regel vergehen bis zu dieſem Punkte fünf Wochen. Nach dieſer Zeit bemerkt man die erſte Bewegung, die erſte Spur von Leben in dem bisher toten Punkte. Die noch undeutliche Schwanz— ſpitze vollführt einige Zuckungen dem vorderen Teile zu und es iſt unver— kennbar, daß der Schleim die erſte Nahrung der Quappe iſt. Nach etwa 6 Wochen iſt die Eiform völlig verſchwunden. Das junge Tier drängt ſich näher an den Rand des Eies; die Häute platzen und nun fällt das kleine Geſchöpf aus dem Ei auf den Boden des Waſſers, kehrt aber von da oft wieder in die Höhe zum geliebten Schleime, der die Stelle der mütterlichen Bruſt ſo wohlthätig vertritt, zurück. Die Larven ſind anfänglich ſchwärzlich und bleiben, nachdem ſich die Bauchſeite ſchon aufgehellt hat, noch lange am Rücken dunkel. Bles und A. Milnes— Marſchal berichten von der Larve des Grasfroſches noch folgendes: Während junge, frei ſchwimmende Quappen eine regelmäßig durchbohrte Speiſeröhre beſitzen, verengert ſie ſich bei dieſen von etwa 7,5 mm Körperlänge bis zum voll ſtändigen Schwinden der Durchgangsöffnung und bleibt ein feſter Strang, bis die Larven etwa 10,5 mm Größe erreicht haben. Ferner iſt es ſehr auffallend, daß dieſes Schwinden der Durchgangsöffnung eintritt, bevor die Mundöffnung gebildet iſt, und daß ſie es für eine kurze Zeit auch noch nach dieſem wichtigen Ereignis bleibt. Von dieſem Zeitpunkt geht die Ent— wicklung der Larven ſchneller vor ſich, und iſt im Verlaufe von 3 Monaten beendigt, wo ſich dann der junge Froſch zeigt. Die entwickelten Tiere ver— laſſen das Waſſer und zeigen ſich oft in ſolcher Menge, daß die alte Sage vom Froſchregen eine ſehr natürliche Erklärung findet. In kalten Gegenden, oder auch in Gewäſſern der Hochgebirge, gelingt es den Tieren nicht, ihre Verwandlung in einer ſo kurzen Zeit durchzumachen und nur in den ſeltenſten Fällen erfolgt ſie in dem Jahre, wo der Laich abgelegt worden iſt. Meiſt ſind die Tiere hier gezwungen, unter der dicken — 263 — Eisdecke zu überwintern, um im nächſten Sommer ſich zu vollſtändigen Tieren umzubilden. Beſonders in den Abendſtunden verlaſſen die entwickelten jungen Fröſche zu Hunderten ihre Sümpfe, begeben ſich auf Wieſen und in Wälder, um hier ſich ihre Nahrung zu ſuchen. Lebten die jungen Tiere im Waſſer von Pflanzenſtoffen, ſo bilden auf dem Lande Tiere aller Art, die ſie nur bewältigen können, ihre Nahrung. Aber wie der Taufroſch alles verfolgt was er bewältigen kann, ſo wird auch ihm von groß und klein, zu Waſſer und zu Lande nachgeſtellt. Alle Sängetiere, alle Vögel, die Kriechtiere freſſen, finden in dem Taufroſch eine jederzeit leicht zu erlangende Beute, ebenfalls richten die Lurche freſſenden Schlangen ihr Augenmerk beſonders auf ihn, auch alte erwachſene Taufröſche ſtellen ihren Jungen nach und das Heer ſeiner Verfolger wird gekrönt vom Menſchen, der ihn ſeiner feiſten Schenkel wegen zahlreich fängt. Und dort, wo er ſeiner Schenkel willen nicht verfolgt wird, trifft ihn das Vorurteil der Menge, weil er ein Froſch iſt. Alles, alles will ihn vernichten. Aus e bringt man ihn oft um das Leben, weil er in Gärten und Feldern, in Wieſen und Wäldern im ſtillen W̃ Wohlthaten erzeugt, die von der Menge nicht erkannt werden. Nur wenn er ſich zum Winterſchlaf tief in den Schlamm der Gewäſſer eingewühlt hat, iſt er ſeinen Feinden bis zum Frühling entronnen. Als eigentliche Aquarientiere eignen ſich die Fröſche alle nicht im er— wachſenen Zuſtande, da ſie gewöhnlich außerhalb des Waſſers leben oder gewaltige Räuber ſind. Sie gehören in dieſem Zuſtande in überdachte Terra-Aquarien, dagegen ſind 5 im Larvenzuſtande ſehr für die Becken zu empfehlen, einesteils iſt ihre Verwandlung ſehr intereſſant, andererſeits bilden ſie ein geeignetes Futter für zahlreiche Aquarientiere. Man ſammelt im Frühlinge Laich, ſtellt ihn in einem flachen Gefäße, welches mit Waſſerpflanzen beſetzt iſt an einen ſonnigen Platz, wo die Tiere nach einer entſprechenden Zeit die Eier verlaſſen. Die jungen Tiere ernähren ſich zuerſt hauptſächlich von Pflanzenſtoffen, nehmen jedoch auch tieriſche Nahrung zu ſich, können ſogar ſich ausſchließlich von letzterer nähren, wie verſchiedene Beiſpiele beweiſen, denen auch ich noch eines bei— fügen will. In einem Teiche, der mir die für meine Fiſche nötigen Daphnien ꝛc. liefert, finden ſich im Frühling dieſe Kruſter in ungeheurer Zahl, doch nur ſo lange, als Kaulquappen noch nicht aus dem Ei geſchlüpft ſind. Sobald dieſe in einer größeren Anzahl auftreten, zeigen ſich faſt keine Daphnien und es ſind nicht jo viel zu ſammeln, um 3 Fiſche damit ernähren zu können. Das dauert bis Mitte Sommer. Haben die Quappen ſich verwandelt und das Waſſer verlaſſen, ſo zeigen ſich die Daphnien wieder in derſelben Anzahl wie im Frühlinge, durch ſie iſt das Waſſer des Teiches dann an einigen Stellen ganz rot gefärbt. Der Körper der Kaulquappe iſt ein intereſſantes Objekt für mikro— ſkopiſche Beobachtungen, beſonders ſind es die einige Tage nach dem Aus— ſchlüpfen an den Seiten des Nackens wachſenden federartigen Kiemen. „Dieſe aus einer Gallert-Subſtanz beſtehenden büſchelartigen Kiemen ſehen annähernd wie ganz feine Farnblätter aus und ſind von einer Menge kleiner, — 264 — dünner Adern durchzogen. Mit Hilfe eines Mikroſkops ſieht man in dieſen Adern das Blut pulſieren — ein ſeltſamer Anblick, der beſonders über— raſchend wirkt, wenn man eine ſolche Beobachtung zum erſten Male im Leben macht. Noch weit wunderbarer iſt aber die Wirkung, richtet man das vergrößernde Glas direkt auf den Körper des winzigen Geſchöpfes. Vorher beobachtete man das Auf- und Abwogen des Blutes in den hellen Adern der die Kiemen interimiſtiſch vertretenden Büſchel, man ſah das Leben in einem Körperteil pulſieren, nunmehr liegen alle Organe der Kaul— quappe offen vor Augen. Man ſieht das kleine Herz ſchlagen, die Herz— klappen ſich öffnen und ſchließen. Man beobachtet, wie das Blut ſich in beſtändiger Bewegung befindet, wie es als Strom die Venen, als Fluß die Adern und als Bach die Haargefäße durchſtrömt — während gleichzeitig ein anderer heller Strom den Weg zurückmacht, und unterſcheidet deutlich dunklere Kanäle, durch die eine breiige, ſchmutzige Maſſe von grünlicher Färbung, die Nahrung, getrieben wird. Mit einem Worte, hier zeigt ſich in dem kleinen Leibe eine ungeahnte Bewegung, ein Strömen, ein Leben, von dem man ſich nur durch eigene Anſchauung ein Bild machen kann.“ Zu derartigen Beobachtungen ſind beſonders Kaulquappen geeignet, die vorher längere Zeit gehungert haben. Die Metamorphoſe der Quappe, die ſonſt nach einem Zeitraum von etwa 3 Monaten beendet iſt, kann gehemmt werden, wenn die Tiere zu der Zeit, da ſich die Vorderfüße zu bilden beginnen, in tiefes Waſſer geſetzt werden und nur mäßiges Futter erhalten. Es können nun u. U. 12 und mehr Monate vergehen, ehe die Tiere ſich zu Fröſchen umbilden. Beſonders zur Reinigung der Becken von Algen ſind Kaulquappen zu verwenden, doch iſt den Tieren neben dieſer pflanzlichen Koſt auch tieriſche zu verabreichen. Wird ihnen dieſe verweigert, ſo fallen ſie die Schwächeren ihrer eigenen Art an, töten dieſe und verzehren ſie. Sind den Tieren nur erſt einzelne Körperteile abgeriſſen worden, ſo pflegen dieſe ſich wieder zu erſetzen. Ja es wird ſogar behauptet, daß ſolche Kaulq uappenteile noch mehrere Tage leben, daß ſie ſich bei jeder Berührung zuſammenziehen und ſich bis zu dem Augenblicke, wo der Tod eintritt, ſogar weiter entwickeln. Dieſe Lebensfähigkeit iſt nach der Anſicht von Brown-Sequa rd auf die Ein— wirkung des in der Luft enthaltenen Sauerſtoffes zurückzufüh ren. Die An— ſicht dieſes Forſchers iſt indeſſen ſchon 40 Jahre alt, neue hierüber liegen aber noch nicht vor. Das Futter ausgewachſener Fröſche beſteht am zweck— mäßigſten aus Inſekten, Nacktſchnecken und Würmern. Bleiben die ausgewachſenen Fröſche im Aquarium, welches im Winter in einem warmen Zimmer ſteht, ſo iſt es bei genügend em Vorrat an Nahrung nicht nötig, die Tiere überwintern zu laſſen, ſonſt bewirkt man dieſes in der Weiſe, wie ich es bei der Sumpfſchildkröte Seite 253 an— ge geben habe. Von dem Taufroſch unterſcheidet ſich: a. Moorfroſch (Rana arvalis). Im ganzen dem Taufroſche ſehr ähnlich. Er unterſcheidet ſich von dieſem dur &. die ſpitze Schnauze und den harten, zuſammengedrückten Mittelfußh öcker. Der a 1 FR, * 8 * 2 1 N rs pr ER, A “ A au 5 r u * ne ei 1 Dar BE 3 wi E 2 * e N N 7 * Bi e An * x ee ö SW “ * N W A * a 8 . I. Laubfrosch, 2. Feuerunke, 3. Moorfrosch, 4. Kreuzkröte, 5. Wasserfrosch, a, b, c, d, e, f Entwicklung des Frosches aus dem Ei. zwiſchen den Augenlidern befindliche Raum it ſchmäler als ein einzelnes Augenlid. Die Drüſenfalte der Rückenſeiten iſt ſtark hervorragend und faſt immer heller gefärbt als ihre Umgebung. Er beſitzt häufig einen hellen gelblichen, ſchwarz eingefaßten Rückenſtreif und eine ungefleckte Bauchſeite. Anatomiſche Unterſchiede, die ich hier nicht weiter erörtern kann, ſind noch durchgreifender. — Nicht ſo häufig als der Tau— froſch. (Siehe Tafel Froſchlurche Figur 3). b. Springfroſch (Rana agilis). Das Tier iſt zart, zeichnet ſich durch ſeine ſpitze Schnauze und ſeine auffällig langen Beine aus. Die Schläfeflecken ſind ſehr dunkel. Eine weiße Linie zieht längs der Oberlippe von der Schnauzenſpitze bis zum Ende des Schläfenfleckens. Die Hintergliedmaßen ſind regelmäßig quergebändert, der Bauch ungefleckt. Die Gelenkhöcker ſind knopfförmig entwickelt auf der Unterſeite der Finger und Zehen. — In Deutſchland bis zur Zeit nur vereinzelt gefunden, in der Süd- und Weſt— ſchweiz, Nord- und Mittelitalien, in ganz Oſterreich und Ungarn de. 2. Waſſerfroſch (Rana esculenta L.). Rana fluviatilis Rondel., Rana edulis Aldrov., Ranuneulus viridis Charlet, Rana aquatica Ray, Rana ridi- bunda Pall, Rana vulgaris Bonnat ete. Grüner Waſſerfroſch, Teichfroſch. Der Kopf iſt dreieckig. Die Zunge wie beim Taufroſch. Das Trommelfell iſt ebenſo groß als das Auge. An der Daumenwurzel zeigt ſich ein großer Höcker, ein kleinerer zwiſchen der vierten und fünften Zehe. Die Schwimmhaut der Hinter— zehen reicht bis zur Spitze. Z beſitzt eine Schallblaſe und zur Laichzeit eine Schwiele. In der Färbung iſt dieſer Froſch im Juni am ſchönſten. Die Augen beſitzen eine goldglänzende Einfaſſung; auf grau-, gelb- oder braungrüner Oberſeite zeigen ſich viele größere und kleinere dunkle Flecke. Die Unterſeite des Leibes iſt gelbweiß mit verſchwommenen Flecken verſehen, die beim & zahlreicher als beim 3 vertreten ſind. — Ganz Europa, Nordweſtafrika und ein Teil Weſtaſiens. (Siehe Tafel Froſchlurche Figur 5). Wer ſeinen Fuß noch nie in eine hunderte von Morgen große Fläche von Sumpfland geſetzt hat, auf der jedes Quadratmeter mehrere Waſſer— fröſche und Feuerunken beherbergt, die alle beſtrebt ſind, ihre Triebe in einen einzigen Ton zuſammenzufaſſen, der hat noch keinen Begriff, was ein ſinn— verwirrendes Getöſe iſt. „Und wenn Löwengebrüll der erhabene, majeſtätiſche Hymnus der afrikaniſchen Natur genannt wird,“ ſagt Marſchall, „dann verdient Brekkekekex, koax, koax! der Sommerkantus Hollands zu heißen! So etwas habe ich nicht wieder gehört, wie ſolch einen Nachtgeſang von hundert— tauſenden Leidener Fröſchen oder „Kickers“, wie ſie der Holländer ſehr be— zeichnend nennt. Ein ſolches Lied hängt wie ein Tonſchleier meilenweit über das Land, es baun gen Himmel mit elementarer Gewalt.“ Wer einmal dieſen Tönen gelauſcht hat, oder hat lauſchen müſſen, dem ſummen noch nach Jahren die Ohren beim bloßen Gedanken an die Stimmen, die dieſe Liebe ſtammeln. Beim Beginn des Geſanges beginnt ein alter, würdiger Vorſänger mit tiefer Stimme das Lied. Bald hier, bald dort fällt einer ein, „immer mehr und mehr ſchließen ſich andere an und endlich ſchallt es empor zu den Sternen, auch ein Gedicht auf die ewige Liebe.“ Eine für Lurche außerordentlich weite Verbreitung hat unſer Teich— froſch, er iſt beheimatet in allen drei Erdteilen der alten Welt. Kleine, — 266 — mit hohem Gras oder Buſchwerk eingefaßte Teiche, deren Waſſerſpiegel mit den Blättern von Waſſerlinſen und Seeroſen bedeckt iſt, bilden ſeine Auf— enthaltsorte. Hier wohnt er in ſehr zahlreicher Geſellſchaft. Er iſt ein großer Freund der Wärme und liebt es, auf dem Blatte einer Waſſer— pflanze, einem ſchwimmenden Holzſtück oder am Ufer in halb aufrechter Stellung wie ein Hund ſitzend, ſich ſtundenlang von der Sonne beſcheinen und durchglühen zu laſſen. Naht ſich eine Gefahr, ſo eilt der ganze Zirkel in gewaltigen Bogenſprüngen ins Waſſer, hier ſich im Schlamme einzu— wühlen. Lange hält er es hier unten aber nicht aus. Bald treibt ihn die Neugier und das Verlangen nach der wohlthuenden Sonnenwärme wieder hervor. Daß er nicht ohne Intelligenz iſt und ſeine Sinne ſcharf ſind, beweiſt ſein Verhalten dem Menſchen gegenüber. Wo dieſer ihn verfolgt, nimmt er ohne Beſinnen Reißaus, ſobald er deſſen Annäherung bemerkt, anderenfalls zeigt er ſich weit weniger furchtſam. Im Raube iſt er viel glücklicher und kühner als ſeine Brüder. Wenn dieſe ſich mit Inſekten und Würmern begnügen, und oft den bitterſten Hunger leiden müſſen, ſo wagt er ſich an Sperlinge, Mäuſe, junge Enten ꝛc. Er ſtielt in den 21 Forellen, iſt mit einem Worte ein gefräßiges und gewaltthätiges Raubtier, dem alles Zappelnde gelegen kommt, das er glaubt bewältigen zu können. Aber andererſeits fehlt es auch ihm nicht an Feinden: Sumpf- und Raub— vögel, Waſſerratten, Fiſchotter, Iltis, Fuchs, Krähen, Nattern, Karpfen, Hecht, Menſch — ſie alle ſtellen ihm ſeines Fleiſches wegen nach. Erſt ſpät verläßt der grüne Waſſerfroſch die Höhlen und den Schlamm, worin er erſtarrt den Winter zugebracht hat und ſchreitet im Juni und Juli zur Begattung. Das Weibchen giebt eine weit größere Anzahl Eier von ſich als andere Froſchweibchen. Sie brauchen 5 Monate, bis ſie ihre Verwandlung ganz durchgemacht haben. Wie bei den anderen Fröſchen umarmt auch das Männchen des Teichfroſches das Weibchen brünſtig und drückt durch die Kraft ſeiner Arme und die Laſt ſeines Körpers die Eier geradezu heraus. Innere Verletzungen infolge der heftigen Umarmung des Männchens ſollen das Weibchen oft ſo entkräftigen, daß es dabei verendet. Die Farbe der Eier iſt auf der einen Seite hell-, auf der anderen graugelb. Sie umhüllen ſich beim Durchgange im Eileiter mit der gallert— artigen all, fallen nach dem Legen zu Boden und bleiben hier liegen. Über ihre 2 Verwandlung kann ich mich kurz faſſen, da ich dieſelbe bei dem Taufroſch ausführlich geſchildert habe und die des Waſſerfroſches nicht er— heblich von dieſem abweicht. Einige Tage nach der Ablage ſind die Eier ſo groß wie Erbſen und vermag man dann bereits das Junge zu ſehen, welches gegen das Ende der erſten Woche ſeine Hülle verläßt und von dem die Eier umhüllenden Schleim ſeine erſte Nahrung zieht. Dieſes dauert jedoch nicht lange, und ſobald es Kiemen bekommen hat, ſchwimmt es frei umher. Am Ende der dritten Woche verlieren ſich die Kiemen, ſpäter zeigen ſich un und Eingeweide, gewöhnlich mit Ablauf der fünften Woche. Nach 2 Monaten teilt ſich die Kopfhaut und der Kopf erſcheint in ſeiner wahren Geſtalt; auch die Füße, zuerſt die hinteren, ſind nach und nach | 1 67 — aus der Haut hervorgeſchoben und entwickeln ſich allmählich mehr und mehr, indeſſen vergeht hierbei eine Zeit von beinahe fünf Monaten, während welcher auch der Schwanz einſchrumpft und der Froſch endlich ſein beſtimmtes Ausſehen erhält. — So ſchnell die Entwicklung aus dem Ei erfolgt, ſo langſam ſchreitet ſie nachher fort; im fünften Lebensjahre legt der Froſch zum erſten Male Eier und bat dann exit die ſtarke Hälfte feiner Größe erreicht. Ohne die Hinterbeine, die allein eine Länge von 10—11 em haben, erreicht ein ausgewachſener Froſch eine Länge von 7—9 em. Auch der Waſſerfroſch iſt im entwickelten Zuſtande kein Aquarientier, ſondern gehört in das Terra-Aquarium, nur ſeine Quappen ſind in die Becken zu bringen, wo ſie denſelben Wert haben, wie die des Taufroſches. Entwickelte Teichfröſche behandelt man wie entwickelte Taufröſche. Vom Waſſerfroſch unterſcheidet ſich durch folgende Merkmale der Seefroſch (kana eseulenta ridibunda). Rana cachinnans, Rana fortis. Der Gelenkhöcker am Anfange der kleinſten Zehe iſt bedeutend kleiner als beim Waſſerfroſch, auch fehlt dem Seefroſch in der Zeichnung der Weichen und Hinterbacken das Gelb, welches beim Waſſerfroſch ſtets vorhanden iſt. Seine Hinterbacken ſind olivenfarbig oder grünlichweiß, dunkelolivenfarben marmoriert. Auch ſind die Unterſchenkel bedeutend länger als ſie beim Waſſerfroſch ſind. Das Verbreitungs— gebiet iſt begrenzt. — In großen Flußthälern, z. B. bei Berlin, im Weichſelgebiete, in der Provinz und im Königreich Sachſen. In Oldenburg, Hannover, Lippe Schaumburg, im Main bei Schweinfurt, an der Nahe bei Kreuznach, bei Münſter und am Niederrhein. In Oſterreich, Polen und im Oſten herrſcht er vor. In Südungarn wird er beſonders groß. Froſchkröten (Petobatida). Plumper als die Fröſche gebaut, ſchon in ihrer Körperform an die Kröten erinnernd. Sie beſitzen kein Trommelfell, ihre Haut iſt rauh und warzig. Alle hierher gehörenden Arten haben eine ſenkrechte Spaltpupille, einen bezahnten Oberkiefer, ſtark verbreiterte Querfortſätze des Kreuzbeinwirbels und einfache Zehenendglieder. Die hinteren Beine ſind wenig länger als die vorderen. 3. Bnoblauchkrüte (Pelobates fuseus Wagl.). P'elobates eultripes Cuv.. Rana calcarata Michah, Bombinator fuscus Dugés, Bufo ealearatus Sehinz, Cultripes provineialis Müller ete. Teichunke, Krötenfroſch. Der Kopf iſt gewölbt, die Schnauze abgeſtutzt. Das Trommelfell iſt verborgen. Die Zehen tragen eine ganze Schwimmhaut, an den Ferſen eine gelbbraune Horn— ſcheibe. Die Körperfarbe iſt auf grauer oder bräunlicher Oberſeite mit kaſtanien braunen Flecken und zinnoberroten Wärzchen beſetzt. Die Unterſeite iſt weißlich, mit oder ohne ſchwärzliche Flecken. Dem 5 fehlt der Schallſack, aber es beſitzt eine große, eiförmige Drüſe auf der Außenfläche des Oberarmes. — Sie findet ſich in Deutſchland, Frankreich, Italien und Spanien. Iſt jedoch nirgends häufig. Die Familie der Froſchkröten bildet die nächſte Verwandtſchaft der Fröſche. Am meiſten tritt die Ahnlichkeit an der Knoblauchkröte hervor. 55 Sie lebt, wie dieſes auch ſchon die breiten Schwimmhäute an den Zehen der Hinterfüße andeuten, viel im Waſſer, wird jedoch ebenſo häufig in dem Uferſand eingegraben, außerhalb des Waſſers angetroffen. Selten, außer zur Laichzeit, bekommt man das Tier zu Geſicht. Den Namen „Knoblauch— kröte“ führt das Tier daher, daß, wie es heißt, dieſes Tier beim Ergriffen— werden einen außerordentlich penetranten Geruch nach Knoblauch verbreitet. Ich ſelbſt habe dieſen Geruch indeſſen an dem Tiere noch nie bemerken können, trotzdem ich doch ſchon eine ganz hübſche Zahl gepflegt habe. — Auf dem Lande gleicht dieſe Kröte den Fröſchen ſehr, da ſie vermittelſt ihrer immer noch langen Hinterbeine, ſich hüpfend, ähnlich wie dieſe, fort— bewegt. Mit ihren nahen Verwandten teilt ſie auch die außerordentliche Gefräßigkeit, worin ſie nur vom Waſſerfroſch noch übertroffen wird. Ver— mag dieſer dagegen manche Monate bei kärglichſter oder auch ohne Nahrung zu exiſtieren, ſo hält die Knoblauchkröte Nahrungsmangel oder auch nur ſpärliche Fütterung nicht lange aus und erliegt dann bald. Mit dem Taufroſch verläßt die Knoblauchkröte am früheſten das Winterquartier. Schon zu Ende März findet ſie ſich an ſtehenden Ge— wäſſern zum Laichen ein und hier beginnen dann die Männchen ihren Minnegeſang. Lange nicht ſo monoton wie der Ruf anderer Kröten iſt der der Knoblauchkröte. Je nach dem Umſtande, wann und wo er aus— geſtoßen wird, iſt er verſchieden. Er iſt anders beim Laichen, als beim Konzert der Sumpflurche und wieder anders, wenn die Kröte beim Ergreifen Laute von ſich giebt; nie iſt er ſo weit zu hören, als der Ruf der Waſſer— fröſche. Selten zu anderer Zeit, als zur Laichzeit, vernimmt man einen Ruf von ihr. Er beſteht bei dem Weibchen aus einem Grunzen, beim Männchen aus einem froſchartigen Quaken. Die Paarung erfolgt im April. Ehe zwei Wochen vergehen, wird der Laich abgeſetzt, jedoch nicht auf einmal, ſondern ſtückweiſe und in langen Schnüren. (Siehe Farbentafel: Froſchlurche b. Krötenlaich.) Man findet ihn alsdann am Ufer zwiſchen Gras, Rohr und anderen Waſſerpflanzen. Er beſteht aus kleinen, runden und ſchwärzlichen Körnern, welche ſich all— mählich vergrößern und nach 2 bis 3 Tagen eine birnenförmige Geſtalt annehmen. Am vierten Tage ſcheinen ſolche in zwei Teile geſchieden; am fünften laſſen ſich ſchon die einzelnen Körperteile, Kopf, Leib, Schwanz und Augen, erkennen. Um dieſe Zeit wird von den jungen Tieren der Schleim verlaſſen. Geſellig halten ſie zuſammen und wechſeln öfters ihre Plätze. Am ſechsten und ſiebenten Tage iſt der Schwanz von ſeiner Floſſe um— geben und nun ſuchen ſich die kleinen Tiere durch deſſen Hilfe im Schwimmen zu üben. Am achten Tage erſcheinen die gefranſten Kiemen, um nach kurzer Zeit wieder zu verſchwinden. Bis zum achtzehnten Tage ihres Lebens tritt keine weſentliche äußere Veränderung am Körper ein; Kopf und Beine er— ſcheinen um dieſe Zeit deutlich geſondert, beide ſind in eine helle, durch— ſichtige Haut eingeſchloſſen; Mund und Augen ſind deutlich zu unterſcheiden. Jetzt bleiben die Tierchen nicht mehr ſo geſellig bei einander. In der neunten Woche ihres Lebens kommen die Hinterbeine heraus, drei Wochen ſpäter folgen die Vorderbeine, ſodann häuten ſich die Tiere und verlaſſen im, oe Anfange des vierten Monats, noch mit einem Schwänzchen verſehen, bei normalem Verlauf das Waſſer. Von dieſer Zeit an bleiben ſie auf dem Lande, nehmen die 6 ihrer Eltern auf, bis ſie ſelbſt fortpflanzungs— fähig das Waſſer wieder aufſuchen. Unter allen heimiſchen Lurcharten erreichen die Larven der Knoblauch— kröte die bedeutendſte Größe. Sie können unter günſtigen Umſtänden bis 17,5 em lang werden. An geeigneten Standorten und in nicht zu ſtrengen Wintern überdauern oft Quappen der Knoblauchkröte den Winter und ent— wickeln ſich erſt im folgenden Frühjahr zu ausgebildeten Tieren. Da die erwachſene Knoblauchkröte oft das Waſſer aufſucht, kann ſie in Aquarien, die einen Felſen beſitzen, der Höhlungen für das Tier auf— weiſt, gehalten werden, doch dürfen wertvolle Fiſche mit ihr das Becken nicht bewohnen. Entſprechend ihrer großen Gefräßigkeit verlangt die Kröte eine ſorgſame Pflege und viel und kräftige Nahrung. Die Quappen ſind beſonders dazu zu verwenden, um, durch Hinhaltung ihrer Entwicklung, auch im Winter Algenvertilger zu haben. Fiſche oder e Waſſertiere bringe man indeſſen mit ihnen nicht zuſammen, wenn man Quappen behalten will. Seien auch die letzteren noch ſo groß, ſo werden Fiſche bald mit den Tieren fertig. Nahe verwandt mit der Knoblauchkröte iſt der Meſſerfuß (Pelobates eultripes Tseh.) Alytes obstetrieans Laur. Rana obstetrieans Sturm, Obstetrieans vulgaris Duges ete. Der Kopf ohne hintere wulſtige Verdickung. Die Hornſchwiele der Ferien be ſonders ſtark ausgebildet. Frankreich, Spanien und Portugal.“ 4. Teuerkrüte (Bombinator bombinus Wagl.) Pelobates fuscus Laur, Rana vespertina Pall, Rana fusea Meyer, Bufo vespertinus Schneid, Bombina marmorata Sturm, Bombinator igneus L. ete. Die Körperform iſt Alam und flach. Die Pupille des Auges dreieckig. Das Trommelfell nicht ſichtbar. Die Zunge mit der ganzen Unterſeite angewachſen. Die Gaumenzähne ſtehen in zwei kurzen, nahe geſtellten Reihen. Daumenſchwielen ſind A vorhanden. § ohne Schallblaſe. Die Hinterfüße bejigen Schwimmhäute. Die Oberſeite iſt dunkel graubraun, grünlich, ſchwarz gefleckt und mit Warzen verſehen. Die Unterſeite bräunlich-ſchwarz und rot gefleckt, das Schwarze mit weißen Punkten durchſetzt. — Gemein in faſt ganz Europa. (Siehe Farbentafel Froſchlurche Figur 2). Die Feuerkröte iſt eine der kleinſten unſerer Unken, die uns an allen Orten begegnet. Treten wir an einen kleinen Tümpel oder an eine recht ſchlammige Stelle am Uferrande eines größeren Sumpfes, beſonders da, wo das Waſſer durch eine überreiche Menge von Waſſerlinſen ſich dem Blicke faſt ganz entzieht, ſo ſchaut bald hier bald dort ein Kopf der Feuer— unke aus dem Waſſer. Sobald ſich indeſſen etwas nähert, was ihr ver— dächtig vorkommt, fährt ſie plötzlich in die Tiefe. Wird ſie dagegen auf dem Lande überraſcht, und ſieht ſie ſich außer Stande, ihren Feinden zu Die hier ſich anſchließende Geburtshelferkröte (Alytes obstetrieans) übergehe ich, ſie iſt mehr ein Terrarien-Tier. — 270 — entkommen, ſo zeigt ſie die Trutzfarbe ihrer Unterſeite, gleichſam um an— zudeuten, daß ſie ebenſo ungenießbar ſei wie der bekannte Feuerſalamander. „Unk! Unk! Unk! hätt' ich mir 'nen Mann genommen, wär ich nicht in den Teich gekommen“, überſetzt der Volksmund den Unkenruf dieſer Kröte. Und dieſer Unkenruf hat für den Naturfreund etwas eigentümlich An— ziehendes, er führt uns in die lang vergangene Märchenwelt der Kindheit zurück, er belebt wieder die ſchönen Sagen von wunderlieblichen Prinzeſſinnen, die in Unken verwandelt ſind und von einem Ritter durch einen Kuß auf den Unkenmund von ihrem böſen Zauber erlöſt werden —. O ſchöne, o ſelige Kinderzeit. Die Feuerkröte iſt eine Feindin des Tages. Wenn die kühle Sommer— nacht ſich auf den Weiher herabſenkt und der Mond ſein geborgtes Licht über das glänzende Waſſer ausbreitet, wird unſere Kröte erſt wach und beginnt ihren beſcheidenen Ge⸗ ſangsvortrag. Gewöhnlich ſitzt ſie etwas vom Ufer entfernt, den halben Kopf aus 15 Waſſer hervor— geſtreckt und läßt ihren zwar einförmigen, aber nicht unangenehmen, jedoch mit der Zeit ermüdenden Unkenruf erſchallen. Jedes der Tiere ruft höchſtens drei- bis viermal in der Minute und ſtößt immer nur genau denſelben Laut aus; aber alle Männchen, die ihre Liebe oder ihr Wohlgefallen ausdrücken wollen, ſchreien gleichzeitig, und ſo entſteht die un— x: unterbrochene Muſik, die man vernimmt. Das Figur 132. Gelbbauchige eie 998 RE: 100 125 Bergunke (Bombinator rünſtige Weibchen läßt nur einen leiſe meckernden pachypus). Unterſeite. Ton erſchallen. Im dritten Lebensjahre wird die Unke laich— fähig. Die Begattung erfolgt im Mai oder Juni, während ſchon vorher kurze Zeit die Begattung verſucht worden iſt. „Das Männchen faßt das Weibchen um die Lenden, fruchtet jeden Klumpen des abgehenden Laiches und verläßt darauf das Weibchen wieder, ohne ſich fernerhin darum zu kümmern. Der Laich, deſſen Klumpen gern abgeſtorbenen Pflanzenſtengeln angeheftet werden, bleibt auf dem Boden des Gewäſſers liegen und ent— wickelt ſich der warmen Jahreszeit entſprechend, ziemlich ſchnell. Schon am fünften Tage nimmt man die Larve wahr; am neunten Tage verläßt ſie das Ei; Ende September oder Anfang Oktober haben ſich die Beine ent— wickelt und ſind Kiemen und Schwanz verſchwunden; aber ſchon einige Tage vorher begiebt ſich die junge Brut für kurze Zeit auf das Land oder doch an den Rand der Gewäſſer.“ (Brehm.) Die jungen Larven ſind auf der Oberſeite grau, oft mit dunklem Rückenſtreif und Flecken, an der Unterſeite gelblich weiß. Die Schwanzfloſſe iſt im Anfange hell, erhält jedoch ſpäter eine zierliche Gitterzeichnung. Von allen Froſchlurchen eignet ſich die Feuerkröte und ihre unten näher geſchilderte Verwandte, die gelbbauchige Unke, am beſten für das Aquarium. Die Anſprüche der Tiere an Pflege und Wartung ſind nur ſehr gering und ſie werden doppelt belohnt durch die Zahmheit, die dieſe — 271 — Tiere erreichen. Nicht wie die meiſten Froſchlurche halten ſie ſich auf dem Felſen außerhalb des Waſſers auf, ſondern kehren von Zeit zu Zeit mit Vorliebe in dasſelbe zurück. Weit weniger räuberiſch wie ihre größeren Verwandten macht ſie ihr munteres Weſen bald zum Liebling des Aquarien - beſitzers. Haltung und Pflege dieſer, ſowie der folgenden Unke, deckt ſich mit jener der übrigen Froſchlurche. Bergunke (Bombinator pachypus). Gelbbauchige Unke. Gedrungener gebaut als die Feuerkröte, die Schnauze kürzer, mehr gerundet und die Körperwarzen kräftiger. Z ohne Schallblaſen. Die Unterſeite zeigt große, ſchwefelgelbe Flecken auf ſchwarzblauer Grundfarbe. Kröten (Bufonida). Der Körper zeigt eine mehr oder minder plumpe Geſtalt und eine meiſt ſehr warzenreiche Haut. Die Pupille iſt quer— ſpaltig, ſehr erweiterbar. Das Trommelfell liegt bald ver— borgen, bald iſt es ſichtbar. Die Zunge iſt mit ihrem vorderen Teile am Boden der Mundhöhle angewachſen. Zähne fehlen. An der Baſis der erſten Zehe ein Höcker. Aus dieſer Familie bringe ich nur einen Vertreter und zwar die 5. Rreuzkrüte (Bufo ealamita Laur.). Rana foetidissima, Hermann Bufo cruciatus Schneid., Bufo cursor Dandin ete. Röhrling, Hausunke. Das Trommelfell iſt wenig deutlich. Die Ohrendrüſen groß. Die Grundfarbe der Oberſeite iſt in der Regel ein düſteres Braungrün, von zahlreichen roten Warzen durchſetzt. Über den Rücken läuft ein ſchwefelgelber Strich (Kreuzkröte). Die Unter— ſeite iſt weißlichgrau, auf Schenkeln und Bauchſeite dunkler gefleckt. Die Zehen der kurzen Füße ſind nur am Grunde mit derben Spannhäuten verſehen. — In ganz Europa heimiſch. (Vergleiche Tafel Froſchlurche, Figur 4.) Die Familie der Kröten iſt ſeit alters her als diejenige Tierklaſſe be— zeichnet worden, welche als Geſchöpfe des Teufels verſchrieen war und deren Vertreter für äußerſt giftig gehalten wurden. Wohl kein Geſchöpf hat unter dem Abſcheu des Menſchen mehr zu leiden gehabt, und auch leider noch vielfach zu leiden und keines iſt mit größerem Unrecht verfolgt worden, als die allerdings nicht ſchönen, aber harmloſen und ſehr nützlichen Kröten. Auch die Kreuzkröte gehört mit in dieſe Familie. Wie alle Kröten hält auch ſie ſich im Waſſer nicht länger auf, als für ihre Laichabgabe nötig iſt. Sie bevorzugt die Spalten der Mauern und beſitzt dementſprechend hornartige Spitzen an den Zehen und zwei beinartige Erhöhungen an der Fläche der Füße, die ihr das Steigen und Klettern ſehr erleichtern. In dieſem thut ſie es auch allen ihres Geſchlechtes zuvor; ſie ſteigt an einer ſenkrechten, etwas rauhen Mauer ohne große Beſchwerde hinauf und bewegt ſich auch auf dem Boden laufend ſchnell wie eine Maus vorwärts. Feuchte Ufer, Keller, Ruinen und verfallene Gebäude ſind ihre liebſten Wohnplätze. Zur Schutzwehr gegen Feinde vermag ſie willkürlich einen Geruch um ſich zu verbreiten, der angezündetem Schießpulver ziemlich ähnlich iſt. Sie zieht dann ihre Haut derartig zuſammen, daß ſich alle Drüſen entleeren und ſie mit einer weißen, ſchäumenden Feuchtigkeit umgeben iſt. Nächſt der Knoblauchkröte vermag die Kreuzkröte am beſten unter allen Froſchlurchen zu graben. „Obwohl das Tier ſehr häufig ſchon vor— handene Löcher durch Scharren mit den vier Füßen und entſprechenden Drehungen des Körpers erweitert,“ ſagt E. Scheiber, „iſt es doch auch im ſtande, ganz friſche Höhlen anzulegen, indem es, mit dem Hinterleibe voran— gehend, die Erde mit ſeinen derben, hornigen Zehenſpitzen wegkratzt; in einige Tiefe gelangt, kehrt es ſich dann um und wühlt mit den Vorder— beinen weiter, die losgeworfene Erde wie ein Maulwurf mit den Hinter— füßen hinausſchleudernd. Auf dieſe Art erzeugt es ſeiner Körpergröße entſprechende, in ſchräger Richtung nach abwärts führende Gänge.“ Ende April, Anfang Mai ſchreitet die Kreuzkröte zur Fortpflanzung. Das Laichgeſchäft wird in der N kacht begonnen und auch in einer einzigen Nacht beendigt. Der Laich geht in Schnüren ab. Die Eier ſind in einer Doppelreihe geordnet, ziemlich groß, aber nicht ſehr zahlreich. (Vergleiche Farbentafel: Froſchlurche, „Entwicklung des Froſches aus dem Ei“, Figur b.) Nach etwa drei Tagen ſind die Larven ausgeſchlüpft, hängen an den Eier— ſchnüren und ſchon nach ganz kurzer Zeit werden die äußeren Kiemen ab— geworfen. Die Larven ſind breit und platt, ſie ſind ſchwärzlich gefärbt und mit kleinen, erzfarbenen Pünktchen bofprengt Obgleich die Kreuzkröte unter den heimiſchen Lurchen am ſpäteſten zum Laichen ſchreitet, ſo erreichen ihre Larven doch die erſte Ausbildung von allen Froſchlurchen. Die das Waſſer verlaſſenden jungen Tiere find oft nur 1½ em lang und äußerſt beweglich; im Erklimmen von Höhen thuen auch ſie es ihren Eltern bald nach. Im fünften Lebensjahre ſind die Jungen fortpflanzungs— fähig. Die Kreuzkröte iſt ein ausgeſprochenes Nachttier; nur junge Tiere ſind am Tage, auch während des grellſten Sonnenſcheines, lebendig, alte dagegen erreichen ihre Lebhaftigkeit erſt während der Nacht. Zu dieſer Zeit laſſen ſie, im April beſonders fleißig, ihre laute Stimme erſchallen, die nächſt der des Laubfroſches die weittönendſte iſt. Sobald die Sonne untergegangen und die Luft lind und lau iſt, erſchallt plötzlich das ſtarke Geſchrei der Tiere und hält etwa 5 Minuten an. Zu dieſer Zeit wird es ſcharf unterbrochen, um nach einiger Zeit wieder voll einzuſetzen. Zu Ende des Herbſtes graben ſich die Kreuzkröten oft mehrere Meter tief in die Erde, um zu überwintern. — Das Gefangenleben gleicht dem der übrigen Fröſche. Ausgewachſene Tiere ſind im Aqua-Terrartum zu halten. 2. Froſchlurche mit Haftſcheiben. (Discodactylia). Laubfröſche (Hylida). | Die breiten Zehen beſitzen Haftſcheiben. Oberkiefer ift be⸗ zahnt. Die Querfortſätze des Kreuzbeinwirbels ſind dreieckig verbreitert. 6. Taubfroſch (Hyla viridis Laur.). Rana dryophytes Rondel, Rana arborea Schwenkf., Ranunculus viridis, sive Calamites, sive Dryopetis Gesner, Rana Hyla L., Rana viridis L., Dendrohyas arborea Tsch. ete. Die Zunge iſt an der hinteren Hälfte frei. Die Finger und Zehen abgeplattet und mit Haftſcheiben verſehen. Die Oberſeite blattgrün, mit einem ſchwarzen Seiten ſtreifen von den Naſenlöchern bis zu den Hinterfüßen, der oberſeits hell gerandet iſt. Die Unterſeite iſt gelblich-weiß gefärbt. Die Vorder- und Hinterſchenkel ſind oben grün und gelb umrandet, unten lichtgelb. 5 beſitzt eine ſchwärzliche Kehlhaut. Im großen ändert die Färbung ſehr ab; ſie iſt bald heller, bald dunkler grün, oft ſogar blaugrün. Ganz Europa. (Vergl. Farbentafel: Froſchlurche, Figur 1.) So verabſcheuungswürdig den meiſten Menſchen das Froſchgeſchlecht ſonſt iſt, wird doch ein Vertreter deſſelben, und zwar der Laubfroſch, von der Mehrzahl gern geſehen. Er iſt der kleinſte unſerer heimiſchen Froſch— lurche und auch der hübſcheſte von allen. Groß und klein, alt und jung, ſieht in ihm den Wetterpropheten und hält ihn bald in größeren, bald in kleineren Käfigen. „In kleinen, engen Gläſern,“ ſagt Knauer ſehr richtig und ſchön, „ja, in dunklen Kiſtchen und Schächtelchen friſtet er da zwiſchen halbverfaultem Graſe ſein Daſein und nur ſelten wird ihm in einem größeren Glashäuschen Licht und Waſſer geboten. Wie fröhlich iſt er aber, wenn er ſein tägliches Bad nehmen kann, wenn er in täglich erneutem Graſe oder zwiſchen lebenden Pflanzen ſein gewohntes Grün nicht vermiſſen muß, wenn die fürſorgende Hand des Pflegers recht oft ſchmackhafte Fliegen dar— reicht! Wie bald es der kleine Gefangene merkt, daß ſein Pfleger ihm gut geſinnt, daß dieſer ſelten ohne Gabe kommt! Wie lebhaft er dann ſofort ſein Köpfchen wendet, ſich ſprungbereit macht und auch ſchon die Fliege er— ſchnappt hat! Wie begehrlich und doch friſch er nach langer Schwüle um Regen ruft, dabei ſeine Schallblaſe zum Zerplatzen aufblähend. Fürwahr ein lieber trauter Stubengenoſſe der armen Näherin, die ſich keinen lauteren Sänger erſchwingen kann, des einſamen Studenten, den Heimweh weg von der Stadt ins ärmliche Elternhaus zieht, des wetterneugierigen Gärtners, dem ſtatt des Barometers unſer Laubfroſch Red' und Antwort ſtehen ſoll, und endlich gar der erpichten Lottoſpielerin, der ihr Gefangener dienſtbereit einige Nummern auf dem Bauch oder Rücken davonträgt.“ So hat ſich der Laubfroſch die Liebe und Zuneigung des Menſchen erworben und ſteht nicht mehr unter dem Fluche des Abſcheues, unter deſſem blinden Wahn ſeine Genoſſen und Verwandten ſehr zu leiden haben. Mit Ausnahme des Hochgebirges findet ſich der Laubfroſch überall an geeigneten Ertlichkeiten, die ihm ein grünes ſchützendes Laubdach ge— währen. Er bewohnt das Ufergebüſch oder die nahen Bäume eines großen oder kleinen Teiches, oder er hält ſich im üppigen Wieſengras auf. Wird er nicht von ſeinen Ruheplätzen aufgeſcheucht, ſo bekommt man ihn ſelten zu Geſicht, ſo eng liegt er, je nach der Witterung, der Ober- oder Unter— ſeite der Blätter an, mit deren Farbe ſein lebhaftes Grün ganz verſchmilzt— Jener Gleichfarbigkeit mit den grünen Blättern iſt er ſich wohl bewußt und ſucht ſie mit dem größten Vorteil auszunutzen. Springen würde ihm zum Verderben, da dann ſeine Feinde auf ihn aufmerkſam würden. Er zieht es daher vor, feſt auf ſeinem Standorte zu beharren, die leuchtenden Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 18 — 274 — kleinen Augen auf den Gegner gerichtet, bis die Gefahr vorüber iſt. Nur im äußerſten Notfall benutzt er den Sprung zu ſeiner Rettung. Dieſer geſchieht aber ſo plötzlich und wird mit ſolchem Geſchicke ausgeführt, daß er ihn in den meiſten Fällen rettet. Die Fähigkeit des Laubfroſches, ſich an die Unterſeite der Blätter oder an ſonſtigen Gegenſtänden zu halten, beruht auf dem Bau ſeiner Zehen— ſpitzen, den ich etwas näher erörtern will. Da die Natur ihn zum Klettern beſtimmt hat, ſollte man glauben, ſeine Zehen müßten ſcharfe Krallen tragen, indeſſen ſind 9 5 die an den 0 15 befindlichen Knötchen hierzu bedeutend beſſer geeignet. Dieſe kleinen Halbkugeln an den Spitzen ſeiner Zehen ſind wahre Saugkolben, die faſt wie luftleere Schröpfköpfe wirken, ſich alſo an ihre Unterlage anſaugen. Zwar erfand man, um dieſes wundervolle Auf— und Abſteigen an einer ſteilen, glatten Wand zu erklären, ſehr bald einen zähen, klebrigen Schleim, der aus dieſen Kügelchen hervorgehen ſollte, allein ein derartiger Schleim wurde und wird auch nie entdeckt. Unterſucht man die Knötchen recht genau, ſo findet man eine helle Blaſe, die faſt einen kleinen Fußballen vorſtellt. Über dieſe hin erſtreckt ſich die kleine Halb— kugel, und bildet da, wo ſie aufhört, eine kleine Rinne. Alles bewegt ſich in einem Gelenke. Sowie nun das Tier ſeinen Fuß irgendwo andrückt, verbreitert ſich die Blaſe, drückt die Luft aus derſelben heraus und der Fuß bleibt haften. Die Nahrung des Laubfroſches ſetzt ſich aus mancherlei Kerbtieren zuſammen und beſteht hauptſächlich aus Fliegen, Spinnen, Käfern, Schmetter— lingen und glatten Raupen. Alle Beute muß lebendig ſein, ſich bewegen, tote wird von ihm verſchmäht. Während der Sommermonate beanſprucht der Laubfroſch ziemlich viel Nahrung, liegt deshalb auch während des ganzen Tages auf der Lauer, obwohl ſeine eigentliche Jagdzeit erſt nach Sonnenuntergang beginnt. Da der Laubfroſch nur wenig wärmebedürftig iſt, verläßt er ſein Winterquartier ſchon früh, wenig ſpäter als der Taufroſch und ſchreitet dann zur Fortpflanzung. Die Männchen geben zuerſt die Winterquartiere auf und bald finden ſich auch die Weibchen an ſtehenden, mit Bäumen und Geſträuch umgebenen Gewäſſern zum Laichen ein. Trotzdem dieſe Laichzeit ſchon ſehr früh beginnt, kann man auch noch waage Laubfröſche im Juni antreffen. In der Regel dauert die Ablage des Laiches nur kurze Zeit, oft iſt ſie ſchon nach 2 Stunden beendigt, kann ſich aber auch auf 48 Stunden ausdehnen. Zwölf Stunden nach Ablage hat ſich der Schleim voll Waſſer geſogen, aufgebläht und wird ſichtbar. Das Ei iſt gelblich weiß, an der oberen Hälfte grau angehaucht und hat die Größe eines Senfkorns. Der Laich bildet unförmliche Klumpen und bleibt am Boden des Waſſers liegen bis die jungen Larven ausgeſchlüpft ſind. Die ganze Entwicklung der Eier und die der Jungen braucht nur kurze Zeit. An Eiern, die am 27. April abgelegt waren, beobachtete man ſchon am 1. Mai den Keim mit Kopf und Schwanz, die aus dem Dotter hervorwuchſen. Am 4. Mai bewegte ſich die Larve in dem ſchleimigen Eiweiß, am 8. kroch die nur kleine, etwa . engen 7—S mm meſſende Larve aus, ſchwamm mit ihrem Schwänzchen, welches von einem auffallend klaren Hauptſaum umgeben iſt, und verzehrte Teile des zurückgelaſſenen Schleimes. Am 10. Mai zeigten ſich die Augen und hinter dem Munde zwei Wärzchen, die dem kleinen Tierchen geſtatteten, ſich an Gegenſtände anzuhängen, und die Schwanzfloſſe, am 12. traten die Kiemenfäden hervor, hinter jeder Kopfſeite einer, die bald wieder ab— geworfen werden, auch büdeten ſich Flecke, die das Tier geſcheckt erſcheinen ließen. Am 15. waren Mund und Naſe entwickelt und die Quappe nahm ſchon tüchtig Nahrung zu ſich; am 18. bekamen ihre Augen eine goldgelbe Einfaſſung; am 20. war der After durchbohrt und der Leib von einer zarten, mit Waſſer angefüllten Haut umgeben, die am 29. verſchwand. Jetzt hatte das kleine Geſchöpf eine Länge von 1ſ em erreicht und be— nagte Waſſerlinſen. Die Hinterbeine kamen am 29. zum Vorſchein; am 16. Juli war die Kaulquappe faſt ausgewachſen, 2 em lang und die fünf Zehen geſpalten, am 25. ſelbſt die Haftſcheiden entwickelt, auch zeigten ſich die Spuren der Vorderbeine, die am 30. hervorbrachen, bereits angedeutet. Der Rücken zeigte zu dieſer Zeit eine grüne Farbe, der Leib war gelb, auch kam das Tier ſchon häufig an die Oberfläche, um Luft zu ſchöpfen. Am 1. Auguſt war der Schwanz um die $ 9 älfte kleiner . und am folgenden Tage ganz eingeſchrumpft; das Tier hatte nun ſeine Verwandlung durchgemacht und war zum Landleben befähigt. Trotz dieſer ſchnellen Ent— wicklung wird der Laubfroſch doch erſt im vierten Lebenssahre fortpflanzungs— fähig. Über die Farbenveränderung des Laubfroſches iſt ſchon viel geſchrieben worden. Ein reines leuchtendes Grün zeigt der Laubfroſch, wenn er in der Sonne ſteht, alſo äußeres Licht und Wärme erhält. Fühlt ſich das Tier unbehaglich, ſo wird die Färbung tiefdunkel grün, braungrün, beſonders zeigt ſich dieſes Kleid an trüben Tagen; ſind die Tage noch feucht und kalt, ſo wird die Färbung ſchmutzig grün und mit verwaſchenen Flecken durchſetzt. Dunkelgrau oder ſchokoladenbraun färbt ſich das Tier bei plötzlich eintretender Kälte, grauweiß und bläulich wird es, wenn ihm das Waſſer entzogen wird. Neben dieſen Hauptfarben treten mancherlei Übergänge auf vom Gelbgrün, Grasgrün, Tiefgrün, Licht- und Dunkelgrau, Hell- und Schwarzbraun. Auch vielfach nach der Umgebung verändert der Laubfroſch ſeine Farbe, er paßt ſich möglichſt genau ſeiner Umgebung an. Den Sommer hindurch verbirgt ſich der Laubfroſch in luftiger Höhe auf Bäumen oder Salem, und nur anhaltendes Regenwetter vermag ihn zu bewegen, dieſe Orte zu verlaſſen und ins Waſſer zu flüchten. Iſt das Wetter ſchön oder ſteht Regen bevor, ſo erſchallt aus der Höhe ſein wie Schellengeläute klingendes „Kreck kreck kreck“ faſt die ganze Nacht hindurch. Gegen den Herbſt zu verläßt er die Baumkrone, verkriecht ſich unter Steine, in Erdlöcher oder Mauerſpalten und verbringt hier in todähnlichem Schlaf den Winter, ohne von dem Leben vernichtenden Froſt erreicht zu werden. In der Gefangenſchaft iſt die Genügſamkeit des Tieres ſehr groß. Als Aufenthaltsort genügt ihm ein Einmacheglas mit einigen Waſſerpflanzen beſetzt und mit einer Leiter verſehen, die oben eine größere Fläche auf— 18% oe weiſt, welche mit Moos belegt iſt. Seine Nahrung beſteht aus Fliegen de., wie er ſie in der Freiheit zu ſich nimmt. Das Tier gewöhnt ſich bald an den Pfleger, wie zahlreiche Beiſpiele beweiſen. Es kann dann ruhig aus dem Glaſe herausgelaſſen werden, wohin es, ſobald das Bedürfnis nach Waſſer in ihm rege wird, zurückkehrt. Von den vielen Beiſpielen über die Zahmheit und Zutraulichkeit nur eines, welches Brehmer zählt. Er beginnt: „Ein Freund meines Vaters bemerkte, daß ſein gefangener Laubfroſch ſich jedesmal heftig bewegte, wenn er ſeine Stubenvögel fütterte, und ſich nach der betreffenden Seite kehrte, reichte dem verlangenden Tiere einen Mehl— wurm und gewöhnte es binnen kurzer Zeit ſo an ſich, daß der Froſch nicht bloß ihm, ſondern jedermann die ihm vorgehaltene Speiſe aus den Fingern nahm und zuletzt ſogar die Zeit der Fütterung kennen lernte. Um ihm das Herauskommen aus ſeinem Glaſe zu erleichtern, wurde ein kleines Brettchen an vier Fäden aufgehangen; an dieſem kletterte der Laubfroſch in die Höhe und hielt ſich hängend ſo lange feſt, bis er ſeinen Mehlwurm erhalten hatte. Griff man oben mit dem Finger durch das Loch, um ihn zu necken, ſo ſprang er nach dem Finger. Wenn ſein Glas geöffnet wurde, verließ er es, ſtieg an den Wänden der Stube auf und ab, hüpfte von einem Stuhle auf den anderen oder ſeinem Freunde auf die Hand und wartete ruhig, bis er etwas bekam; dann erſt zog er ſich in ſein Glas zurück, bewies alſo deutlich, daß er Unterſcheidungsvermögen und Gedächtnis beſaß.“ Zum Schluß will ich noch bemerken, daß auch der Laubfroſch zu ſeiner Verteidigung einen ſcharfen Saft ausſpritzt, hierin alſo den Kröten durch— aus nicht nachſteht. Wagler, der einen Laubfroſch zufällig in die Nähe ſeines Auges brachte, mußte dieſes an ſich ſelbſt erfahren. Sobald das Auge mit dem Safte berührt war, erblindete er ſogleich auf geraume Zeit. Die Entzündung, welche das Gift hervorgerufen hatte, verſchwand erſt nach drei Tagen. 2. Schwanzlurche (Caudata). Die Schwanzlurche ſind langgeſtreckte, nackthäutige Lurche mit zwei vorderen und zwei hinteren Beinen. Die meiſten Gattungen haben vorn vier, hinten fünf Zehen, indeſſen nimmt die Zehenzahl ab bis zum völligen Verſchwinden der Hinter— beine. Die Zunge iſt feſtgewachſen. Die Tiere beſitzen eine an— fängliche oder andauernde Kiemenatmung. Jeder, der in der Syſtematik nur wenig bewandert iſt, wird auf die äußere Körpergeſtalt hin Froſchlurche und Schildkröten, und wieder Schwanz— lurche und Eidechſen zuſammenfaſſen. Schwanzlurche und Echſen, zu denen z. B. unſere bekannte Eidechſe gehört, wird der Laie faſt ſtets als zu— ſammengehörige, oder doch nahe verwandte Tiere betrachten, da beide Familien ihrer kurzen Beine wegen, ziemlich glatt am Boden gedrückt ſich fortbewegen. Aber dennoch find die Unterſchiede beider Familien in anatomiſcher Hinſicht ſowohl, als auch in entwicklungsgeſchichtlicher ſehr durchgreifender Natur. Dem Waſſerleben der Schwanzlurche entſprechend, iſt ihr Körper lang— geſtreckt und mit Hilfe des ſeitlich zuſammengedrückten Ruderſchwanzes, ſo— wie der verhältnismäßig weit von einander geſtellten Gliedmaßen, zum Schwimmen ſehr geeignet, aber dieſe Gliedmaßen ſind für die Bewegung am Lande ſehr ungeeignet. Bei allen Schwanzlurchen bleiben ſie ſehr kurz, bei einigen Arten fehlen überdies die hinteren gänzlich. Die Augen zeigen eine verſchiedene Entwicklung bei den einzelnen Arten. Bei einigen ſind ſie nur klein, verkümmert, bei anderen ſogar mit einer Oberhaut überkleidet; noch wiederum andere beſitzen größere Augen, die halbkugelig e und mit vollſtändigen Lidern verſehen ſind. Ihre Hornhaut iſt im Verhältnis zum Augapfel ſehr groß, die Regenbogen— haut bei den höher entwickelten Tieren lebhaft gefärbt. Der Augenſtern immer rund. Die Stellung der Naſenlöcher iſt in der Regel vorn und ſeitlich an der Schnauze. Die Zunge iſt meiſt mit ihrem ganzen Grunde angewachſen und bleibt nur am Rande frei. Das Ohr wird von der äußeren Haut verdeckt. Dieſe iſt kaum weniger verſchieden als bei den Froſchlurchen, meiſtens zart, dünn und glatt, nur bei eee Arten körnig und rauh und mit Warzen beſetzt. Dieſe Warzen ſind Drüſen, die einen klebrigen, eiweißartigen Schleim abſondern. Die Häutung der Schwanz— lurche erfolgt wie bei den Froſchlurchen, nur wird die Haut meiſt in einzelnen Fetzen abgeworfen. Am Bau des Sfelettes laſſen ſich zuerſt die paarigen Scheitel- und Stirnbeine, meiſt auch die Naſenbeine ſtets unterſcheiden, indeſſen ver— kümmert der Oberkiefer oft. Die Wirbelſäule ſetzt ſich aus wenigſtens 50, zuweilen auch aus faſt 100 Wirbeln zuſammen, von denen die des Rumpfes bei den höherſtehenden Arten kurze Rippen tragen. Ein eigentliches Bruſt— bein fehlt. Seine Stelle wird durch Schulterblätter vertreten, die ſich an ihrem unteren Ende in eine wagerecht liegende Knorpelſcheibe verbreitern. Auch das Becken, welches von dem der Froſchlurche hinſichtlich ſeiner Lage und Geſtalt abweicht, heftet ſich durchaus nicht immer demſelben Wirbel an. Entgegen dem Bau der Froſchlurche ſind an den Vorderbeinen, Ellbogen und Speiche, an den Hinterbeinen, wo ſolche vorhanden ſind, Schienen— und Wadbein vollſtändig von einander geſchieden, die Knochen der Hand— und Fußwurzel jind oft ſehr unvollkommen entwickelt, meiſt ſogar auf eine geringe Anzahl beſchränkt. Auch Zähne ſind bei faſt allen Schwanzlurchen vorhanden. Einige tragen im Zwiſchen-, Ober- und Unterkiefer und alle entweder auf dem Pflugſchar- oder dem Gaumenbein dieſelben. Es ſind kleine nach rückwärts gerichtete Gebilde, die nur zum Feſthalten der Beute dienen. Auch der Bau der inneren Teile iſt entſprechend der verſchiedenen Entwicklung des Skelettes verſchieden. Die Speiſeröhre iſt lang; der Magen einem großen Schlauch vergleichbar ohne Blindſack, der ſich nach dem Zwölffingerdarme hin verlängert und allmählich in den nur kurzen Darm— Te ſchlauch übergeht. Verhältnismäßig groß iſt die Leber, von ihr wird ein Teil des Magens bedeckt. Eine Gallenblaſe iſt immer vorhanden und ſehr entwickelt, desgl. auch die unregelmäßig gelappte Bauchſpeicheldrüſe. Die Nieren ſind ſchmal und lang, von ihnen führen kurze Harnleiter in die große dünnwandige Harnblaſe, die ſehr gefäßreich iſt. Ihr Inhalt wird in die Kloake, ſeltener in den Maſtdarm und zwar in ſeinem Endabſchnitte geführt. Die Atmungsorgane ſind teils vollkommen äußere Kiemen, die baum- oder franſenfaſerig verzweigt ſind und auf den Kiemenbogen auf- ſitzende Anhänge bilden, neben den mehr in den Hintergrund tretenden Lungen oder wie bei einigen Arten nur innere Kiemen, je eine Kiemenſpalte jederſeits, die mit den Figur 133. Skelett des Armmolches. a. vorderer Teil des befranſten Kiemen— Skelettes mit den Wirbeln, b. mittlerer Teil, c. Schwanzteil. bogen kommuni— zieren; oder endlich unter völligem Verſchwinden der Kiemenſpalten, Atemfranſen und unter Verkümmerung der Kiemenbogen allein große Sacklungen. Die Entwickelung der Schwanzlurche iſt eigentümlich und durchaus nicht bei allen übereinſtimmend. Die Tiere vollziehen eine eigentliche Be— gattung nicht; beide Geſchlechter ſuchen ſich während der Paarungszeit im Waſſer auf. Die Männchen verfolgen die Weibchen, geben ihren Samen in Häufchen ab und die Weibchen nehmen dann Teile derſelben durch den After in ſich auf, ſpeichern dieſen in Zellen auf und befruchten die Eier erſt vor dem Legen, ſowie ſie den Eileiter verlaſſen, oft auch ſchon noch früher, wo ſie dann lebende Junge zur Welt bringen. Beide Geſchlechter der ſogen. Landmolche verlaſſen nach der Aufnahme des Samens vom Weibchen das Waſſer, indeſſen kehrt das Weibchen zum Ablegen der Jungen nach einiger Zeit in das Waſſer zurück. Auch kommt es vor, daß bei dieſen die Jungen ſogleich auf dem Lande geboren werden (Alpenſalamander). Die eigentlichen Waſſermolche dagegen legen Eier ab und befeſtigen dieſelben mittelſt eines eigenartigen Schleimes an Waſſerpflanzen ꝛc. Die aus— ſchlüpfenden Jungen machen eine Metamorphoſe durch, die ſich ſehr von der der Froſchlurche unterſcheidet. Sie verlaſſen das Ei fußlos, haben deutliche Kiemenbüſchel, behalten dieſe aber bis zu ihrer Verwandlung in den vollkommenen Zuſtand bei. Eine innere Kiemenbildung, wie bei den Froſch— lurchen findet bei den Schwanzlurchen nicht ſtatt. Ferner entwickeln ſich zunächſt die Vorder-, dann erſt die Hinterfüße. Bei der Umwandlung in den vollkommenen Zuſtand ſchrumpft der Schwanz nicht wie bei den Froſch— lurchen ein, ſondern bleibt entweder in ſeiner urſprünglichen breitgedrückten Geſtalt, oder er geſtaltet ſich zu einem drehrunden Stützſchwanz um. Die Schwanzlurche leben mit Ausnahme der nur zur Zeit des Fort— pflanzungsgeſchäftes das Waſſer aufſuchenden Erdmolche faſt immer in dem I ſtehenden oder durchweg wenig bewegten Waſſer der Sümpfe, Teiche, Tümpel und Weiher. Während einzelne Froſchlurche bewegliche Geſellen ſind, zeigen ſich die Molche weniger munter. Müßten ſie nicht von Zeit zu Zeit an der Oberfläche des Waſſers Luft ſchöpfen, ſo blieben ſie beſtimmt ſtundenlang in träger Ruhe am Boden des Gewäſſers, ohne jemals die Oberfläche desſelben aufzuſuchen. Schädlich ſind die Schwanzlurche durchaus nicht, alle ſind harmloſe Tiere, von deren Giftigkeit und Gefährlichkeit wohl überaus viel im Munde des Volkes die Rede iſt, die in der Wirklichkeit jedoch nicht exiſtiert. Nur gereizt ſondern viele von ihnen ſcharfe Säfte ab, die mit den empfindlichen Schleimhäuten der Naſe und des Auges in Berührung gebracht, Entzün— dungen verurſachen. Dagegen ſteht feſt, daß die meiſten Lurche durch Verzehrung ſchädlicher Inſekten, Nacktſchnecken, Würmer de. einen nicht geringen Nutzen ſtiften. Die Schwanzlurche werden in zwei Unterordnungen eingeteilt: Kiemen— (oje Lurche (Salamandrina) und Kiemenlurche (lchthyodea). Die Kiemen— lurche zerfallen wieder in Lurche ohne Kiemenbüſchel (Deroterma) und in Kiemenbüſchel tragende (Perennibranchiata). Zu den kiemenloſen Lurchen gehören die Familien: Salamandrida, Amblystomida, Plethodontida und Molgida. Zu denen ohne Kiemenbüſchel die Familien: Menopomida und Imphiumida, zu denen mit Kiemenbüſchel die: Menobranchida, Proteida und Sirenida. Je nachdem die einzelnen Familien uns Aquariumtiere liefern, werde ich nachſtehend die betreffenden Arten ſchildern. Aus der Familie Salamandrida betrachten wir nur die Gattung Waſſermolche (Molge). Wallermolche (Molge). Der Leib iſt geſtreckt, die ziemlich kleine Zunge rundlich oder oval, meiſt nur an den Seiten fein und mit einem mittleren Längsſtreifen unten an der Mundhöhle angewachſen. Die Gaumen— zähne ſtehen in geraden oder ſchwach gekrümmten Reihen, die nach hinten etwas divergieren. Der Schwanz iſt etwa jo lang als der Körper und ſeitlich zuſammengedrückt, kann jedoch auch in Ausnahmefällen dick und drehrund ſein, trägt jedoch immer oben und unten einen Hautkamm. S und; laſſen ſich leicht durch die Form der Kloake unterſcheiden, die beim 5 kugelig ange ſchwollen iſt, beim 2 indeſſen mehr oder weniger kugelförmig vortritt. Waſſermolche giebt es 21 Arten. J. Rammmalch (Molge eristata Breh.) Triton cristatus Schrank, Salamandra eristata Schneid, Gekko aquatieus Mayer ete. Großer Kamm— molch, gekammter oder großer Waſſerſalamander. — 280 — Der Schläfenbogen am Schädel fehlt. Gaumzahnreihen ſind zwei, vorn ſchwach kon- und hinten mäßig divergierend, vorhanden. Der Rückenkamm des S ſtark entwickelt, bis über den Hinterfüßen ſchrotſägeförmig gezackt. Die Grundfärbung des Rückens, der Seiten, des Schwanzes und der Oberſeite der Gliedmaßen iſt ein dunkles Braun. Die Unterſeite tief rotgelb, der ganze Körper, beſonders am Munde und an den Seiten mit vielen großen ſchwarzen Flecken beſetzt. An den Körper— ſeiten und oben ſtehen in der Grundfarbe noch zahlreiche kleine weiße Flecken. Zur Paarungszeit beſitzt das 5 einen breiten ſchimmernden Silberſtreifen am Schwanze. Nord- und Mitteleuropa. Die weiteren hierher gehörenden Arten, ſoweit ſie in ihrer Lebens— weiſe ſich wenig von einander unterſcheiden, laſſe ich nachſtehend folgen und gebe das Lebensbild aller gemeinſam. 2. Bergmolch (Molge alpestris Breh.) Triton alpestris Lauen, Sala- mandra aquatica Wurfb., Salamandra ignea Bechst., Salamandra rubiventris Daud. ete. Alpentriton. Den Schläfenbogen bilden Sehnenfaſern. Gaumzahnreihen ſind zwei nach hinten ſtark auseinander tretende vorhanden. Die Zunge iſt mittelgroß und an einem furzen Stiel. Der Rückenkamm des S iſt nur niedrig und geht ohne Unterbrechung auf den Schwanz über. Die Färbung iſt oben bläulich-aſchgrau oder braungrau, die Zeichnung beſteht aus dunkelbräunlichen, gezackten Flecken von unregelmäßiger Form, die an den Seiten des Kopfes, Leibes und Schwanzes und auf der Ober— ſeite der Glieder in rundlich ſchwarze Flecken übergehen. Finger und Zehen beſitzen ſchwarze Ringe. Zur Zeit der Fortpflanzung wird das Kleid der Tiere lebhafter. Der Rücken trägt zu dieſer Zeit beim 5 einen Kamm, der nicht eingeſchnitten iſt und eine gelbliche Bogenlinie auf ſchwarzem Grunde als Zeichnung führt. Die ſonſtige Grundfarbe geht an der Rückenſeite in's Blaue über und wird an den Seiten ſogar hellblau; die ſchwarzloſen Punkte umgeben ſich mit hellem Grund, können ſogar in Striche zuſammenfließen. Das Orange der Bauchſeite wird feuerrot. Der obere und untere Saum des Schwanzes trägt große gelbweiße Flecke, die von dunkleren unterbrochen werden. P im Hochzeitskleide gewöhnlich ohne Kamm oder ſonſt doch nur angedeutet. Die Seiten ſind braungrau, der Rücken dunkelgrau, bald mit mehr oder weniger hervorſtehenden dunkleren Zeichnungen verſehen. Das Rot des Bauches iſt heller. — Im Alpengebiete Mitteleuropas. 3. Leiſtenmolch (Molge paradoxus Breh.) Salamandra palmata Schneid. Molge palmata Merr., Triton palmatus Tsch., Lophinus palmatus Gray. Triton helvetieus Razoum ete. Schweizertriton, Fadenmolch. Die Schnauze ift zugeſpitzt. Die Gaumenzähne ſtehen in zwei nach hinten ſtark divergierenden Reihen. Der ſtumpf abgeſtutzte Schwanz beſitzt, beſonders beim 5 ausgeprägt, einen ſchnurförmigen Anfang. Die Körperhaut iſt glatt. Der Schläfen— bogen it knöchern. Der Rückenkamm des S tritt als eine nur wenig erhabene Leiſte auf, die ohne Unterbrechung in den Schwanzſaum übergeht. Zur Fort— pflanzungszeit befindet ſich eine breite Saumhaut an den Zehen. Die Oberſeite iſt düſter bräunlich-gelbgrau mit dunkleren Flecken und Strichen beſetzt. Die Unter— ſeite zeigt ein ganz mattes Orangegelb mit wenigen ſchwärzlichen Flecken. J iſt heller, braungelb gefärbt. Zur Fortpflanzungszeit iſt beim 5 außer dem Rückenſaum und der Saumhaut an den Zehen die untere Seitenhälfte des Leibes glänzend weiß und der Bauch beſitzt eine orangegelbe Binde längs ſeiner Mitte. EBD N ES Zu dieſer Zeit iſt der Schwanz des P niedrig, nur der Unterleib iſt lebhafter gefärbt als beim Z. Das Orange geht bis über die untere Kante des Schwanzes noch bis zum letzten Drittel ſich erſtreckend. — Weſteuropa. 4. Streifenmolch (Molge vulgaris Breh.). Salamandra exiqua Laur, Salamandra taeniata Bechst.. Lacerta maculata Shaw.. Lacerta taeniata Sturm, Molge taeniata Gravenh., Triton lobatus Otth. Kleiner Teichmolch. Der Schläfenbogen iſt nur durch Sehnen hergeſtellt. Zwei nach rückwärts ſchwach auseinander tretende Gaumenzahnreihen. Die Haut meiſt völlig glatt, der Schwanz ſich allmählig zuſpitzend. Der Kamm des S nimmt ſeinen Anfang im Nacken, iſt gekerbt und geht unter allmählicher Vergrößerung ohne Unterbrechung auf den Schwanz über. Zur Paarungszeit zeigt überdies das Z mit Hautlappen umſäumte Hinterzehen und ſtellenweiſe eigentümliche Borſtenbüſchelchen. Der Bauch iſt gefleckt. Eine unregelmäßige Doppelreihe eingedrückter Drüſenpunkte zeigen ſich auf dem Kopfe. Der Schwanz iſt am Ende einfach zugeſpitzt. Die Hauptfarbe der Oberſeite iſt ein olivenbraungrün, das auf den Seiten in zartes Weiß übergeht. Die Unterſeite iſt orangegelb. Schwarze Flecken bilden die Zeichnung. Im Hoch— zeitskleide trägt das 5 auf dem Rücken einen zu einer hohen Flatterhaut entwickelten Kamm und dann zeigen auch die Hinterzehen die ſchon genannten Hautlappen. Das olivengrüne der Färbung tritt noch mehr hervor, die Bauchmitte zeigt ein ſattes Orange, das ſich als Längsſtreifen auf dem unteren Floſſenſaum des Schwanzes fortſetzt. Am Kopfe fließen die ſchwarzen Flecke in fünf Längsſtreifen zuſammen und den breiten Schwanz ſchmückt ein blau glänzender Streifen. Dem ? fehlt noch zu dieſer Zeit der Kamm und der Schwanz zeigt einen nur unbedeutenden Floſſenſaum. Es iſt auch meiſt heller als das 3, und gewöhnlich lichtbraun mit dunklen gewellten Rückenlinien. — Faſt in ganz Europa. Die Tritonen, Molche, Röhrlinge, auch einfach Waſſerſalamander genannt, unterſcheiden ſich von den Erdſalamandern durch den Mangel einer Drüſe am Ohr und der Kammreihe auf dem Rücken, ferner durch einen etwas längern und von beiden Seiten zuſammengedrückten Schwanz. Der Kopf iſt nicht ſo breit, die Füße nicht ſo dick und der Körper nicht ſo plump, als bei den letzteren. Auch die Farbenverteilung iſt nicht ſo ſtreng ge— ſchieden und nicht ſo grell als bei jenen. Ferner iſt es den Tri— tonen eigen, daß bei ihnen eine unendliche Maſſe von Farben— varietäten vorkommt, Figur 134. Waſſermolch. 1. Streifenmolch (Molge vulgaris), 2. Leiſtenmolch (Molge paradoxus), 3. Bergmolch (Molge alpestris). Alles Männchen. ſodaß faſt kein Exemplar dem andern gleich ſieht; ein Umſtand, der Veran— laſſung zu einer Menge ivriger Spezies für den nach ſolchen Unterſchieden erpichten Syſtematiker und Kleinkrämer gab. — 282 — Alle oben beſchriebenen Tiere ſind muntere Geſchöpfe von angenehmer Form und oft reizender Färbung. Entſprechend ihrem Bau ſind ſie als vorwiegende Waſſertiere zu bezeichnen, ohne ſich jedoch das ganze Jahr in dieſem Elemente aufzuhalten. In ihren Bewegungen im Waſſer zeigen ſie eine beträchtliche Fertigkeit, doch ſind ſie, wie die meiſten Kaltblüter träge und ruhen oft längere Zeit unbeweglich an einer Stelle, bis ſie das Be— dürfniß nach Nahrung oder zum Atem ſchöpfen verſpüren. Das Atmen geſchieht alle 2 bis 3 Minuten. Zu dieſem Zwecke ſchwimmen ſie zur Oberfläche des Waſſers, ſodaß ihr Kopf darüber hervorragt, ſtoßen die verbrauchte Luft aus, nehmen friſche auf und laſſen ſich dann ſogleich wieder auf den Grund des Waſſers herab. Ihre Schwimmbewegungen vollziehen ſie gewöhnlich nur durch eine ſchlängelnde Bewegung des Schwanzes, wobei die Füße an den Körper der Länge nach angelegt werden. Wollen ſie indeſſen aus der Tiefe des Waſſers zur Oberfläche emporſteigen, um hier ein Inſekt zu erhaſchen, ſo geſchieht das Schwimmen langſam und mit Hilfe der vorderen und hinteren Füße, es ſieht dann aus, als wollten die Tiere an einer Leiter hinaufſteigen; ſie nehmen zwar auch hierzu den Schwanz zu Hilfe, aber nur ſehr wenig. Obgleich die Molche außerhalb des Waſſers mehr oder weniger un— behilflich ſind, laufen ſie immerhin noch bedeutend ſchneller als die Land— ſalamander. Das Waſſer wird von den Tieren etwa im Auguſt verlaſſen, nachdem ſie 3 bis 4 Monate in demſelben zugebracht haben. Den Reſt des Sommers und Anfang des Herbſtes ſind die Tiere nur in Gärten, Feldern, Wieſen und im Wald zu finden, jedoch dann nur an ſolchen Orten, wo keine zu große Trockenheit herrſcht. Sie gehen hier beſonders morgens und abends, wohl auch in der Nacht wenn die Erde feucht iſt, auf Nahrungs— ſuche aus, und verbergen ſich vor der heißen Mittagsſonne in Mauerlöchern, unter Steinen, dürrem Laube, Moos und Gras. Wenn der Herbſt beginnt, und die Tage kühler werden, begeben ſich auch die Tritonen, wie alle Amphibien, um Winterſchlaf zu halten in Ver— ſtecke, die indeſſen unter Umſtänden ſchon im Februar wieder verlaſſen werden können. Sobald dann eine wärmere Witterung eintritt, bereiten ſich die Tritonenmännchen zur Begattung vor. Das, wenn auch nicht un— ſcheinbare Kleid der Tiere verfärbt ſich und prangt bald in den glühenſten Farben. Ehe noch an eine Abgabe der Eier von Seiten des Weibchens gedacht wird, drängt ſich das Männchen an dieſes heran. Es ſtellt ſich quer vor, den Rücken katzenbucklig gekrümmt, als wollte es ihm nicht nur die ganze bunte Breitſeite, ſondern auch noch den feuerfarbenen Bauch zeigen; der Kopf wird gefallſüchtig auf die Seite gedreht und der ſeitlich umge— krümmte Schwanz vibriert, er ſcheint gewiſſermaßen auf die prächtig ge— färbten Seiten hinzudeuten. Scheint ſich das Weibchen dieſer Lockung gegenüber im Anfange ganz teilnahmslos zu verhalten, ſo ſieht man es doch bald dieſem Liebesſpiel zugänglicher werden, es nähert ſich ihrerſeits dem brünſtigen Männchen, oder es macht beim Annähern desſelben eigen— tümliche ſchwingende und trippelnde Bewegungen. Dann erhebt auch wohl das paarungsluſtige Männchen ſeinen Kamm, bewegt ihn ſchnell und nähert ſich hierauf mit dem Kopfe der Schnauze des Weibchens. Der Schwanz wird hierbei ſtändig bewegt und ſo ſtark gekrümmt, daß er die Seiten des Weibchens berührt oder ſchlägt. Beide Tiere nähern ſich mit den Köpfen bis zur Berührung, entfernen ſich aber mit dem Hinterteile des Leibes etwas mehr voneinander und bilden ſo einen ſpitzen Winkel. Indeſſen findet eine eigentliche Begattung nicht ſtatt, ſondern ſie wird bei den ein— zelnen Arten in der Weiſe ausgeführt, wie ich es Seite 278 geſchildert habe. Sobald das Weibchen die Eier ablegen will, faßt es mit den Hinter— füßen ein Blatt und drückt und knetet bald an ihm, bald an ſeiner aufgequollenen Afteröffnung herum und wenn es ſich nach einigen Minuten entfernt, ſo gewahrt man in einem Umſchlag geheftet, ein faſt hirſekorngroßes, lehm— farbenes Körnchen — das gelegte, mit einem glashellen Schleime angefittete Ei. Schon nach Verlauf von einigen . 85 s & EN x Er 58 Figur 135. Kopf Tagen hat das Ei ſeine Form geändert und am fünften Tage vom Kammmolch erkennt man die gekrümmten Beine, ferner unterſcheidet (Triton eristatus). man ſchon Kopf, Schwanz und Rumpf und als kleine Höcker die ſproſſenden Kiemen und Vorderbeine. Am neunten Tag treten deutliche Bewegungen an demſelben auf, der Herzſchlag wird wahrgenommen, das kleine Tier regt ſich in ſeiner Hülle und am dreizehnten Tage zerreißen die Eihäute. Die mit vorderen Fußſtummeln und mit Büſchel blättriger Kiemen verſehene Larve kommt hervor, hängt ſich mit Fäden, deren vier zu der Zeit am Kopfe ſtehen, an Pflanzenteilen feſt und ruht oft ſtunden— lang in gleicher Stellung unbeweglich von den Anſtrengungen der erſten That ihres Lebens. Dieſe Ruhezuſtände werden bald häufiger durch leb— haftes Umherſchwimmen unterbrochen und nach wenigen Tagen, wenn der in dem Darm beim Auskriechen vorhandene Dotterreſt aufgezehrt iſt, macht das junge Tier eifrig auf Flohkrebschen Jagd, verſchont ſogar bei Hunger die eigenen Geſchwiſter nicht, ihnen werden wenigſtens Kiemen und Schwänze abgenagt. Nach und nach bilden ſich die Vorderbeine aus, ſpäter, wenn die Larve etwas mehr als 2 em an Länge erreicht hat, auch die Hinter— beine. Nach 3 Monaten iſt die Verwandlung beendigt. f Filippe und Schreiber haben beide zuerſt beobachtet, daß unter ge— viſſen beengenden Umſtänden ſchon geſchlechtsreife Waſſermolche noch die Tracht einer Larve beibehalten, alſo kiementragend bleiben können. Derartige zurückgebliebene Tiere ſind beſonders beim Bergmolch wiederholt gefunden worden. Sie ſtellen eine Anpaſſung an äußere Exiſtenzbedingungen dar. Schon in ihrer frühſten Jugend zeigen ſich die Molche als Räuber, die ſich ohne Ausnahme von lebenden Tieren nähren. Mit der Zunahme ihrer Größe werden auch die Tiere größer, auf die ſie fahnden. Käfer, die auf der Oberfläche des Waſſers ſchwimmen, Schnecken und überhaupt Weich— tiere, Regenwürmer, Froſchlaich, Kaulquappen, ja die Larven ihrer eigenen Art werden nicht von ihnen verſchont. Beſonders ſtellen ſie den luſtigen Mückenlarven nach, erweiſen ſich alſo als nützliche Tiere, deren Schonung unbedingt erforderlich iſt. Was früher über ihre Giftigkeit gefabelt wurde und teilweiſe noch jetzt wird, iſt total unbegründet. 55 Die Molche häuten ſich ſehr oft, gewöhnlich alle S—14 Tage. Die Haut ſpringt zuerſt an den Lippen ab und wird dann meiſtens, ohne zu zerreißen, rückwärts ſo abgeſtreift, daß die innere Seite nach außen kommt, und eine ſolche Haut, wenn ſie aufgeblaſen wird, vollſtändig die Form des Tieres hat. Das Abſtreifen wird durch wiederholtes Hin- und Herſchlüpfen zwiſchen Gras, Steinen und Waſſerpflanzen, und zuletzt oft mit Hilfe des Mundes bewerkſtelligt. Dieſes Geſchäft dauert meiſt nur eine Stunde, kann ſich jedoch auch mehrere Tage lang hinziehen. Die abgeſtreifte Haut wird meiſtens von ihnen verſchlungen, aber nicht verdaut. Ehe ich auf die Haltung der Tiere in der Gefangenſchaft eingehe, muß ich noch der außerordentlichen Reproduktionskraft gedenken, welche die Molche beſitzen; denn nicht nur Schwanz, Füße und Zehen erſetzen ſich bei ihnen, ſondern auch beſchädigte oder verſtümmelte Augen wachſen voll— ſtändig wieder, bleiben jedoch dann etwas kleiner. Im Aquarium, falls dieſes einen Felſen beſitzt, laſſen ſich die Molche gut halten. Sie ſind in keiner Weiſe anſpruchsvoll und aus dieſem Grund unſchwer zu verpflegen. Außerſt gefräßig wie ſie find, werden fie, wenn ſie oft gefüttert werden, bald zahm. Nur in der erſten Zeit ihres Gefangen— lebens zeigen ſie ſich ſcheu und ſind ängſtlich, halten ſich beſtändig verſteckt und kommen nur nach 6—8 Minuten an den Waſſerſpiegel, um ihre ver— brauchte Luft auszuſtoßen und neue einzuatmen, ziehen ſich jedoch ſo— gleich, nachdem dieſes geſchehen iſt, mit größter Eilfertigkeit in ihre Ver— ſtecke zurück; werden ſie aber erſt vom Hunger hervorgetrieben und finden ſie Gelegenheit, dieſen zu ſtillen, zeigen ſie ſich bald dreiſter und werden ſo zutraulich, daß ſie den ganzen Tag unter Waſſer ſich bewegen und ſchon auf das ihnen gereichte Futter warten. Vermöge ihrer kleinen Augen ſehen die Molche nur ſchlecht im belichteten Aquarium, da ſie an das magiſche Halbdunkel ihrer Gewäſſer, den ſchlammigen Teichen und Gräben gewöhnt find. Auch beim Fangen und Verſchlingen der Beute benehmen ſie ſich höchſt unbeholfen, bewegen den Kopf hier- und dorthin, um die erfaßte Beute tiefer in das Maul zu ſchieben und ſchlucken ſchwerfällig unter Kopfzucken und Aufſtemmen der Vorderfüße oder unter krampfhaften Bewegungen mit dieſen. Mit Tritonen halte man Fiſche, welcher Art ſie auch ſeien, nicht zuſammen, da die erſteren dieſe entweder verſchlingen oder ihr Floſſen— werk beſchädigen. Zum Verſpeiſen iſt dieſen Tieren übrigens alles recht, nur muß die Beute ſich bewegen. Inſekten, Würmer, Schnecken ꝛc. ver— zehren ſie mit Wohlgefallen, indeſſen können die Molche auch leicht an rohes, fein geſchabtes Fleiſch gewöhnt werden, wenn dasſelbe wurmförmig gedreht, an einer Futternadel befeſtigt, vor ihren Augen hin und her be— wegt wird. Schon nach kurzer Zeit ſuchen ſich die Tiere das Fleiſch, wenn es nur in das Waſſer geworfen wird und gewöhnen ſich auch bald daran es aus der Hand zu nehmen. Futterreſte ſind ſtets bald aus ihrem Be— hälter zu entfernen. Hält man verſchiedene Molche zuſammen in einem Becken, ſo halten ſich die kleinen aus Furcht vor den großen beſtändig verſteckt; denn ſie werden auch, wo ſie ſich zeigen, bald von ihren größeren Kameraden oder Verwandten verfolgt und ohne Weiteres verſchluckt. Daher halte man nur gleichgroße Molche zuſammen, trenne auch die entwickelten Tiere von den unentwickelten. Die Verwandlungen der Molche, wie ich ſie ſchon im Vorhergehenden ausführlich geſchildert habe, laſſen ſich unſchwer in einem mittleren Aquarium beobachten, da die Weibchen auch hier laichen, wenn ein flaches, nicht zu großes Gefäß vorhanden iſt, deſſen Grund ſandig oder ſchlammig und möglichſt mit Waſſergewächſen, beſonders untergetauchten, bepflanzt iſt. Auch die in der Natur geſammelten Eier kann man in das Aquarium mit den Pflanzen einbringen, an denen ſie kleben. Dieſes Einſammeln vollführt man an einem trüben Tage, und zwar recht vorſichtig, bringe auch nicht zu viel Eier in ein Gefäß, da ſich ſonſt in dieſem leicht Mangel an Sauer— ſtoff einſtellt, wodurch in den meiſten Fällen die Eier dem Verderben preis— gegeben werden. Der Standort des Gefäßes, in dem ſich die Eier befinden, ſei weder dunkel noch zu hell belichtet. Verdorbene Eier, die an einem Schimmel— überzuge kenntlich ſind, müſſen ſofort entfernt werden, beſonders dort, wo die Eier dicht neben einander abgelegt worden ſind. Die ſchon etwas in ihrer Verwandlung vorgeſchrittenen Molchlarven verurſachen nur wenig Mühe, da Daphnien- und Cyclopsarten in jeder Größe von ihnen verzehrt werden, während dieſe für ganz junge Larven noch geſiebt werden müſſen und ihnen dann die kleinſten dieſer Tiere gereicht werden. Mit Daphnien de. gefütterte Tiere wachſen ſchnell heran, ſodaß ſie in 3—4 Wochen ſchon Mückenlarven annehmen. Da die ausgeſchlüpften Larven in beſtändiger Feindſchaft unter einander leben, ſind die größeren Tiere von den kleineren zu ſondern und in beſonderen Becken unterzubringen. Von Mitte Sommer an verlaſſen auch die gefangenen Molche das Waſſer und ziehen ſich auf den Aquariumfelſen zurück, in deſſen Höhlungen ſie die heißen Tage, ohne Nahrung zu ſich zu nehmen, verbringen. Iſt das Aquarium, in dem . die Molche leben, nicht verdeckt, ſo verlaſſen viele von ihnen das Becken. Sie klettern, ohne ſich durch manchen Mißerfolg zurück— ſchrecken zu laſſen, an den Scheiben empor und empfehlen ſich dann ohne Abſchiedsviſite. Einige von den Tieren Figur 136. Rahmen für Aquarium. Bedeckung zur Flucht werden wohl bei einer verhinderung für Molche. aaa a Holzleiſten. bb b b Glasſtreifen. gründlichen Reinigung des Zimmers in dieſer oder jener Ecke in einem mumienartigen Zuſtande wiedergefunden, allein die Mehrzahl bleibt ver— ſchollen. Um derartige, dem Liebhaber unangenehme Fluchtverſuche vorzu— >} Fe Ne beugen, iſt es nur nötig, auf den Rand des Aquariums Glasſtreifen von etwa 5 em Breite zu legen, die man ſehr vorteilhaft in einen Holzrahmen ein— faßt, ſodaß dieſelben die Form von Figur 136 erhalten. Der Fang der Molche iſt beſonders lohnend im Frühjahr mit Hilfe eines Kätſchers. 5. Rotgetüpfelter Triton (Molge virideseens mihi) Triton viridescens Rafin Tüpfelmolch. Die Körperform iſt ſchlank, der Schwanz ſeitlich zuſammengedrückt, am Ende abgerundet. Die Gaumenzähne bilden ſehr nahe ſtehende Reihen, welche erſt in ihrem hinteren Drittel weiter aneinander treten. Die Zunge iſt klein, ſcheibenförmig, geſtielt, nur am Rande frei. Die Vorderglieder ſind zart und ſchlank und tragen + Zehen, die hinteren ſind kräftiger und beſitzen 5 Zehen, von denen jedoch nur 3 hauptſächlich entwickelt ſind. Der Kopf iſt vorn abgeſtutzt und verhältnißmäßig lang. Die Iris iſt goldglänzend mit ſchwarzem Querſtrich. Unter dem Auge be— finden ſich beim S drei kleine von der Oberfläche ſchräg nach ein- und nach aufs wärts führende Hautbuchten, welche hintereinander und in einer abſteigenden Linie liegen, und deren vorderſte die kleinſte, deren hinterſte die größte iſt. Ferner beſitzt das S außerordentlich kräftige Hinterbeine, die nach der Innenfläche mit einem ſehr eigentümlichen Haftapparat ausgerüſtet ſind, welcher aus einer Reihe quer— geſtellter und leiſtenformig hervorſpringender Verdickungen von rauher Oberfläche und tiefdunkler ſchwarzer Farbe beſteht. Die Grundfarbe der Oberſeite iſt ein in verſchiedener Färbung variierendes braungrün, die des Bauches helldottergelb. Über die ganze Oberfläche des Körpers, mit Ausnahme der oberen Seite des Kopfes finden ſich zerſtreut zahlreiche größere und kleinere rundliche Flecken von ſchwärzlicher, am Rande mehr oder weniger verwaſchener Farbe. An den Seiten ſtehen beim 5 und beim & zwei Reihen zinnoberroter, von einem breiten ſchwarzen Rande umſäumter rundlicher Tupfen, welche hinter dem Kopfe beginnen und ſeitlich von der Mittellinie ſich über den Rücken bis zum Schwanze hinziehen. Die Anzahl derſelben wechſelt. Auf dem Bauche findet man dieſe Tupfen ſelten, noch ſeltener ſtehen einige auf der oberen Seite des Kopfes. Die Haut iſt fein gekörnt. Ein Haut— kamm des Rückens iſt nicht vorhanden, ſondern nur eine flache Leiſte. Dieſe erhebt ſich erſt über den Hinterbeinen zu einer etwas wellig gebogenen Falte, welche dann ohne Unterbrechung in den oberen Floſſenſaum des Schwanzes übergeht. Das & iſt in der Färbung mehr grünlich als das . Junge Tiere ſind nach ihrer Ver wandlung mennigrot und tragen ſeitlich leuchtende Punkte, dieſes Kleid behalten ſie, bis ſie fortpflanzungsfähig ſind. — Nordamerika. Der Tüpfelmolch, der im Winter 1877/78 zum erſten Male durch N N in * 14 92 * * TA 1 SUN * 78 5 SR Prof. Semper-Würzburg nach Deutichland eingeführt worden iſt, hat ſich als eines der reizendſten Aquaxientiere unter den Molchen gezeigt und erfreut ſich des beſonderen Wohlwollens aller Liebhaber, welche das Tier pflegen. In Nordamerika ſcheint dieſer Molch eine ſehr weite Verbreitung zu beſitzen und ſehr gemein zu ſein. Das Tier, das in ſeiner Größe dem Kammmolche nur wenig nachſteht, iſt unſchwer im Aquarium zu halten, da alle möglichen Nährſtoffe von ihm aufgenommen werden. Trotz ſeiner Größe bilden Daphnien und Tubitex rivulorum ſeine ſehr geſuchte Nahrung, jedoch können auch größere Tiere bewältigt werden, wie z. B. die noch fußloſen Larven ſämmtlicher Lurche. Auch kleine Süßwaſſerſchnecken werden ſamt ihrem Gehäuſe verſchluckt. a 2 Ge 2 ; a 2 ; Er f Die Zucht des Tüpfelmolches, die, ſoviel mir bekannt iſt, nur Zeller I re geglückt iſt, beſchreibt derſelbe wie folgt. (Württemb. naturk. Jahreshefte 1891.) „Sehr merkwürdig iſt das Verhalten der Tiere zur Brunſtzeit, welche lange dauert, vom erſten Frühjahr bis weit in den Sommer hinein. Die Befruchtung ſelbſt geſchieht zwar in derſelben Weiſe, wie wir ſie von anderen Urodelen und ſpeziell von unſeren Tritonen kennen, nicht durch eine Begattung, ſondern ſo, daß das Männchen ſeine Spermatophoren nach außen abſetzt und das Weibchen ſich die Samenmaſſe holt, indem es die Spermatophoren aufſucht und die Samenmaſſe in der Rinne der geſchloſſen bleibenden Kloakenſpalte ſich anhängen läßt, von wo die Spermatozoen ihren Weg in die Kloake hinein und zu den Schläuchen des Receptaculum seminis nehmen, in welchen ſie ſich einniſten. — Sehr eigentümlich aber und völlig abweichend von dem Verhalten unſerer heimiſchen Tritonen iſt das der Befruchtung voraus gehende Vorſpiel. Das Männchen ſpringt nämlich mit größter Gewandtheit dem Weibchen auf den Nacken und um— klammert krampfhaft mit ſeinen hinteren Extremitäten die Kehle desſelben. Dann wendet es ſich zuſammenkrümmend mit dem Kopf gegen den Kopf des Weibchens um und führt auf deſſen Nacken ſitzend und bald nach der rechten, bald nach der linken Seite ſich umwendend, wedelnde Bewegungen des Schwanzes aus, wie es in ähnlicher Weiſe auch unſere Tritonen thun. Figur 137. Rotgetüpfelter Triton (Molge viridescens.) Dies dauert eine halbe, ſelbſt eine ganze Stunde und zwei. Das Weibchen verhält ſich dabei durchaus paſſiv, höchſtens, daß es noch dann und wann mit dem zur Seite gebogenen Schwanze leichte wedelnde Bewegungen macht. Im Übrigen bleiben die Tiere an demſelben Platze liegen und kommen nur an die Oberfläche des Waſſers um Luft zu holen. Zuletzt aber gerät das Männchen in große und raſch zunehmende Erregung und wendet und wirft zum öfteren das völlig hilfloſe Weibchen mit großer Gewalt hin und her. Es ſperrt ſeine Kloakenmündung weit auf, macht eine Reihe zuckender Bewegungen, ſtößt einige kleine Luftbläschen aus, ſtreckt ſich und ſteigt dann ab, um ſich vor dem Weibchen langſam und nur wenig kriechend, ſich auf den Hinterbeinen ſtützend und hin und her krümmend einen Spermatophoren mit der zugehörigen Samenmaſſe und 8 häufig raſch nacheinander noch einen zweiten und dritten herauszupreſſen. Das Weibchen folgt dem Männchen dicht auf dem Fuße nach, indem es ſeine Schnauze gegen den Schwanz und die weit geöffnete Kloaken— mündung des Männchens andrückt, kriecht langſam und vorſichtig über den abgeſetzten Spermatophoren weg und läßt, wenn es mit ſeinem Kloaken— wulſt bei demſelben angekommen iſt, die Samenmaſſe ſich anhängen. Noch iſt hervorzuheben, daß der gallertartige Samenträger ganz anders geſtaltet iſt als bei unſeren Tritonen. Er bildet nicht eine Glocke, ſondern eine Pyramide, oder vielmehr eine breite, am Rande gewulſtete Scheibe, von deren Mitte ſich eine kugelförmige in eine ſehr dünne Spitze auslaufende Fortſetzung erhebt. Auf der Spitze ſitzt die Samenmaſſe, welche ſtiftförmig abgegeben, raſch zu einem Kügelchen von ungefähr ¾ mm Durchmeſſer wird, und nur loſe aufgeſteckt iſt, ſo daß ſie ſchon bei geringerer Er— ſchütterung ſich ablöſt. „Das Eierlegen beginnt erſt längere Zeit, etwa zwei Monate, nach— dem die Befruchtung erfolgt iſt. Die Eier werden einzeln abgegeben und, wie von unſeren Tritonen, in der Falte eines zuſammengeknickten Blättchens feſtgeheftet. Das längliche, etwa 3 ½ mm lange und 2½ mm dicke Ei be— ſitzt eine ziemlich derbe, etwas gefaltete Kapſel. Die Larve braucht zu ihrer Entwicklung ungefähr einen Monat und verläßt die aufgeklappte und in zwei Schalen auseinander gelegte Kapſel eingeſchloſſen in eine weiche Hülle, welche ſich auf einen Durchmeſſer von 6—7 mm ausdehnt, und in welcher ſie noch mehrere Tage verweilt.“ Die Aufzucht der Jungen ge— ſchieht in der Weiſe wie es bei den Molchen angegeben iſt. Als Behälter verlangt der Tüpfelmolch, wenn er zur Fortpflanzung ſchreiten ſoll, ein größeres Aquarium, welches ſelbſtverſtändlich einen Felſen beſitzen muß, der womöglich bepflanzt iſt. 6. Älarmarierter Alolch (Molge marmorata Breh.) Triton marmoratus Latr.. Triton Gesneri Laur., Salamandra marmorata Latreill. Hemisala- mandra marmorata Duges ete. Der Schläfenbogen iſt ſehnig. Ohrendrüſen ziemlich deutlich und zwei nach rückwärts mäßig divergierenden Gaumzahnreihen. Der Rückenkamm iſt ſtark ent wickelt, über den After etwas erniedrigt, wellig gebogen und nicht gezahnt. Dieſer Rückenkamm, der dem brünſtigen 5 zukommt, fehlt dem O. Dieſes beſitzt an deſſen Stelle eine eingeſunkene Rückenfurche von orangeroter oder roter Farbe. Die Haut iſt warzig. Die Oberſeite iſt grau- oder braungrün mit großen dunklen Flecken von unregelmäßiger Form marmoriert. Der Rückenkamm des S ſchwarz und weiß ſenkrecht geſtreift, desgl. beſitzt es ein ſilberweißes Band längs der Schwanzſeite. Die Unterſeite iſt braunrot oder grauſchwarz, ſelten gefleckt und weiß gepunktet, ſehr ſelten marmoriert. Die Finger und Zehen tragen ſchwarze Ringe. — Sid Frankreich, nördliches Spanien und Portugal. Der marmorierte Molch iſt unſtreitig einer der ſchönſten europäiſchen Molche, der in Spanien, als ſeinem eigentlichen Vaterlande, am häufigſten angetroffen wird. Im Vorfrühlinge tummelt er ſich in Quellen, Gräben und Anſammlungen von Regenwaſſer umher, während der übrigen Zeit — 289 — lebt er nach Art des Feuerſalamanders an feuchten und ſchattigen Ortlich— keiten, häufig in Paaren zuſammen außerhalb des Waſſers, wo er auch überwintert. Wie die meiſten Salamander iſt er ein Nachttier, das die hellen Stunden des Tages in träger Ruhe an dunklen Orten verbringt und erſt in der Dämmerung ſich anſchickt, nach Beute auszugehen. Seine Nahrung iſt dieſelbe wie die der übrigen Salamander, mit denen er auch ſeine ſonſtigen Gewohnheiten teilt. Die Fortpflanzungszeit liegt zwiſchen Anfang Februar und Ende Mai. Die Larven ſind ſehr flink in ihren Bewegungen, ſchwimmen ſtoßweiſe, nähern ſich dem Uferrande nie, ſondern bleiben immer in der Mitte der Gewäſſer, wo ſie oft ſehr lange nahe der Oberfläche verweilen, ohne ſich auch nur von der Stelle zu rühren, ſie fliehen indeſſen bei der geringſten Waſſerbewegung oder bei Annäherung eines Gegenſtandes, der ſie beun— ruhigt, in die Tiefe. Sie ſehen den Larven des Kammmolches ſehr ähnlich, ſind jedoch an ihrem grünen Schimmer kenntlich. Beſonders merkwürdig iſt der marmorierte Molch dadurch, daß er mit dem Kammmolche an der Grenze des Verbreitungsgebiets beider Arten, in der Bretagne, nicht ſelten Baſtarde hervorbringt, die man die Blaſius— ſchen Kammmolche (Molge blasii Breh.) genannt hat. Dieſes Tier ſteht in Körperbau und Färbung in der Mitte ſeiner beiden Erzeuger. Sein Schläfenbogen iſt ſehnig wie der des Marmormolches, ſein Rückenkamm gezähnt, ſein Bauch orangerot mit ſchwarzen Flecken beſetzt wie beim Kamm— molche. Die Gaumenzähne ſtehen in zwei langen, nach vorne ſchwach konvergierenden Reihen. Graf Perracca hat gezeigt, daß dieſer Molch vom Kammmolch als Vater und vom Marmormolche als Mutter abſtammt. Auch iſt ein Molch vom Marmormolche als Vater und vom Kammmolche als Mutter bekannt geworden und als Troueſſartſcher Molch (hybr. trouessarti) beſchrieben worden. Der Marmormolch it mehr Terrarien- als Aquarientier. Seine Haltung und Pflege iſt wie die der übrigen Molche. 7. Nippenmolch (Molge waltli Breh.) Pleurodeles Waltlii Michah. Triton walti, Salamandra major, Salamandra pleurodeles. Bradybates ventrieosus ete. Rauhmolch. Der Körper iſt walzenförmig gerundet. Die fleiſchige Zunge iſt an den Seiten und rückwärts frei. Die Gaumenzähne in parallelen, nur vorne etwas konver gierenden Reihen, der Schläfenbogen iſt verknöchert. Der Kopf iſt etwas länger als breit, an der Schnauzenſpitze abgeſtutzt, ja flach krötenartig gerundet. Der Schwanz iſt zuſammengedrückt, am Ende ſtumpf abgerundet und ſowohl oben als nach unten mit einem deutlichen Hautkamm verziert. Ein Rückenkamm fehlt beiden Ge— ſchlechtern. Die Vorderfüße beſitzen 4, die Hinterfüße 5 Zehen, die alle frei ſind. Die Hautbedeckung iſt drüſig und körnig, ſie zeichnet ſich dadurch aus, daß ſie eine längs der Scheidungsgrenze zwiſchen Rücken und Körperſeiten verlaufende Reihe großer horniger Höcker beſitzt, die häufig von den langen, ſcharf zugeſpitzten Rippen enden durchbohrt werden. Die Färbung iſt in ihrer Hauptfarbe ein ſchmutziges gelbbraun, das bei alten P mehr grau, bei 8 mehr rot iſt. Auf der Oberſeite Sade, das Süßwaſſer-Aquarium. 19 — 290 — ſind wenig bemerkbare olivenfarbene Flecken vorhanden, während die in der Färbung blaſſere Unterſeite ziemlich kleine, unregelmäßig gerundete, ſchwärzliche Flecke auf— weiſt, die meiſt einzeln ſtehen, aber auch unter Umſtänden ſo häufig auftreten können, daß die Grundfärbung faſt ganz von ihnen verdrängt wird. Junge Tiere ſind rötlich. — Spanien, Portugal, Nordafrika. Ehe ich auf den Rippenmolch ſelbſt etwas näher eingehe, ſcheint es mir nicht unwichtig, einen Blick auf den, von anderen Schwanzlurchen ab— weichenden Knochenbau dieſes Lurches zu werfen. Der Rippenmolch beſitzt die große Anzahl von 56 Wirbeln. Kein Molch hat ſo viele und ſo aus— gebildete Wirbel, wie gerade er. Der erſte Wirbel trägt keine Rippen, dagegen beſitzen die nachfolgenden 14 wohlausgebildete Rippen, die durch zwei Köpfchen mit den Querfortſätzen eingelenkt, in eine ſcharfe Spitze endigen und etwa S mm Länge erreichen. An dem ſtarken Ouerfortſatze des 16. Wirbels iſt das Knochengerüſt des hinteren Beinpaares befeſtigt, während die übrigen Wirbel dem langen Schwanze angehören. Soviel über den Knochenbau. Wie ſchon in der Beſchreibung des Tieres angegeben wurde, zeigt ſich bei dieſem Molch die Eigentümlichkeit, daß die ſpitzen Enden ſeiner Rippen durch die Haut geſtoßen werden können, das heißt, nicht etwa nach Willkür, ſondern durch beſtimmte äußere Einflüſſe, wie ich ſie unten näher ſchildern werde. Leydig, der dieſes beſonders unterſucht hat, kommt zu der Schlußfolgerung, daß dieſes Durch— ſtoßen der Rippenenden als eine krankhafte Erſcheinung zu i ſei, worüber eine ziemliche Übereinſtimmung erzielt iſt. Mag es z. 3. auch als ſolche angeſehen werden, ſo hat doch nach meiner Meinung dieſes Durch— bohren der Haut von „ſpitzen Rippen“ einen anderen Grund, und zwar faſſe ich es als eine Schutzwehr für das Tier auf, die entweder noch nicht völlig ausgebildet iſt, oder weniger wahrſcheinlich, ſich zurückgebildet hat. Im letzteren Falle würden die Vorfahren des Rippenmolches eine ſtändige Wehr von ſpitzen Waffen an beiden Körperſeiten beſeſſen haben. Für den Grund einer Schutzwehr ſpricht auch der Umſtand, daß der in die Hand genommene Molch bei ſeinen lebhaften Entweichungsverſuchen oft die Haut mit der Rippenſpitze durchbohrt. Tritt dieſes ein, ſo ergießt ſich Blut in die verletzten Gewebe, ein Teil desſelben fließt aus, der Reſt bleibt liegen und gerinnt. Während nun die Flüſſigkeit aufgeſogen wird, lagert ſich das Pigment, aus den zerfallenen Blutkörperchen hervorgehend, in dem Gewebe ab, wodurch gelbrote Flecke entſtehen. Vernarbt die Wunde ohne ſich zu ſchließen, ſo treten bei beſtimmten Stellungen des Molches die Rippenſpitzen wieder frei hervor, ſolche Fälle ſind auch beobachtet worden; anderenfalls kann auch die herausgetretene Rippe ſich vollſtändig wieder einziehen und die Stelle heilen, oder die Wunde vernarbt um das hervorſtehende Koſtal— ende herum. Doch ſei dem genug, hier iſt nicht der Ort, dieſe Punkte weit— ſchweifig zu unterſuchen. Waltl, der Entdecker dieſes Molches, fand das Tier in Eijternen, wie ſie in ganz Andaluſien vorkommen. Dieſe Waſſerbehälter beſitzen oft eine Tiefe von 6—10, einige ſogar bis 30 m; nur die wenigſten ſind jo gebaut, daß man aus ihnen die Tiere mit einem Käſcher fangen kann, der an einer EIG langen Stange befeſtigt iſt. Indeſſen findet ſich der Rippenmolch nicht ausſchließlich in dieſen Ciſternen, ſondern er bewohnt auch Tümpel und Teiche. Bedriaga meint, daß erwachſene Rippenmolche ſich recht gut in der Tiefe dieſer Ciſternen zu erhalten vermögen, daß ſie aber 1 Zwecke ihrer Vermehrung unbedingt eines flacheren Waſſers bedürfen. Die Tiere geraten ohne Frage wider ihren Willen in dieſe tiefen Waſſerbehälter „ſcheinen ſich indeſſen in denſelben ganz behaglich zu fühlen, ſodaß ſie ohne Frage als Waſſerbewohner für ihre ganze Lebenszeit bezeichnet ak können. Wie alle Salamander, ſind auch ſie Nachttiere, die ſich tags über an dunklen Orten aufhalten, mit Dunkelwerden aber auf Nahrungsſuche ausgehen. Unſere Beobachtungen über die Fortpflanzung des Rippenmolches ſind nur ſpärlich, bei Tieren in der Freiheit haben dieſelben überhaupt noch nicht angeſtellt werden können. Diejenigen von Schnee”) ſind die neuſten; eine Eiablage hat indeſſen auch dieſer, wie ſeine Vorgänger, nicht beobachtet, ſeine Mitteilungen beſchränken ſich hauptſächlich auf den Begattungsakt. Vor der Begattung ſtellt ſich das Männchen unter das Weibchen, um— ſchlingt deſſen eines Vorderbein mit ſeinem Vorderbein, ſchiebt das andere noch freie Vorderbein von hinten und unten her über das andere Vorder— bein des Weibchens und hält dieſes ſeſt. „Dieſes, das Weibchen, hält ſeine ſo gefeſſelten Gliedmaßen ſeitlich nach abwärts und nach hinten gerichtet, wobei es ſie im Ellenbogengelenk leicht beugt. Trotz dieſer Stellung bleibt es zu verwundern, wie ſich das Männchen ſtundenlang ſo halten kann. Um ſich in ſeiner gewiß nicht bequemen Stellung erhalten zu können, be— ſitzt unſer Molch an ſeinen Vorderbeinen Brunſtſchwielen, hier kopulatoriſche Platten genannt, wie fie uns bei den Froſchmännchen ſchon längſt bekannt ſind. Dieſe Platten, oder wie man ſie ſonſt nennen will, kommen bei der beſchriebenen Umklammerung auf den hinteren Teil des weiblichen Ober— arms zu liegen und mögen nicht wenig dazu beitragen, dem Männchen Halt zu gewähren. Hat der Molch ſeine Gattin ſo im eigentlichſten Sinne des Wortes auf den Rücken genommen, ſo berührt ſeine Stirn ihre Kehle und ſein Rücken ihren Bauch; in dieſer Stellung macht er mit ſeinem Hinterleib eine halbe Biegung um ſeine Achſe, ohne die Vorderfüße los— zulaſſen und bringt jo ſeine Genitalien mit denen des Weibchens in Be— rührung, wo er ſie hin und her reibt. Auch hierbei verhält ſich ſeine beſſere Hälfte ſehr paſſiv und läßt dieſen oft ſtundenlang dauernden Akt ruhig über ſich ergehen.“ Hinſichtlich der Lebensweiſe . . Molch ſehr unſeren Tritonen. Auch er verläßt bei großer Hitze das Waſſer und nimmt in kühlen Ver— ſtecken, unter Steinen, in Erd- und Baumlöchern, zeitweilig Aufenthalt. Nach Schreiber iſt es möglich, daß dieſer Molch zeitlebens als Larve exiſtieren kann, da man Larven findet, die ausgewachſenen Tieren nur wenig in der Größe nachgeben. Alles in allem genommen, iſt unſere Kenntnis über den Rippenmolch Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde Band 6. 292 noch ſehr unvollſtändig. Unſere Behälter ſchmückt dieſer jo intereſſante Molch recht wenig und nur beſonders begünſtigten Liebhabern iſt es möglich, das Tier zu pflegen; im Handel iſt es faſt garnicht zu haben. Oriterzabhnmolche (Amblystomida). Die Querzahnmolche ſind bald ſchlank, bald mehr oder weniger gedrungen gebaut. Die beiden bogigen Querreihen der Gaumenzähne treffen in der Gaumenmitte zuſammen. Die Zunge iſt groß, eiförmig geſtaltet und mit ihrer Unterſeite an dem Boden der Mundhöhle feſtgewachſen. Die Wirbel ſind vorn und hinten ausgehöhlt. 8. Arnlotl (Amblystoma tigrinum Laur.) Amblystoma mexicanum Hope, Amblystoma maculatum, Amblystoma weismanni, Salamandra tigrina ete. für die Landform; für die Larvenform: Gyrinus mexicanus, Siren pisei- formis Shaw., Siredon axolotl Wagler. Waſſerſpiel. Das Tier iſt gedrungen gebaut, mit dickem, breitem Kopfe, dickem an der Baſis rundem Schwanz, vierzehigen Vorder-, fünfzehigen Hinterfüßen. In der Farbe dunkel braungrün, weißlich gefleckt. Die Larvenform des Axolotl gleicht ſehr der Larve des Waſſerſalamanders, nur iſt ſie bedeutend größer. Sie beſitzt drei Paar Kiemenbüſchel an jeder Seite und einen ſchwachen hohen Kamm auf dem Rücken und Schwanz, pflanzt ſich auch in dieſem Zuſtande fort. — Mexiko. Schon von dem alten Hernandez, der in der Mitte des 16. Jahr— hunderts in Mexiko war, wird dieſer Molch unter dem Namen: Axolotl oder Waſſerſpiel aufgeführt. Er ſagt von dem Tiere: Es giebt eine Art Seefiſche mit weicher Haut und 4 Füßen, wie bei den Eidechſen, eine Spanne lang und 1 Zoll dick, bisweilen aber auch über 1 Schuh lang, mit braunen Flecken; der Kopf niedergedrückt, groß und ſchwarz; die Zehen wie bei den Fröſchen. Das Fleiſch gleicht dem der Aale, iſt geſund und ſchmackhaft und wird gebraten, geſchmort und geſotten gegeſſen, von den Spaniern meiſtens mit Eſſig, Pfeffer und Nägelein, von den Mexikanern bloß mit ſpaniſchem Pfeffer, und das Tier hat ſeinen Namen von der un— gewöhnlichen und ſpaßhaften Geſtalt erhalten. (Thesaurus rerum medicarum Novae Hispaniae 1651.) An einer anderen Stelle (S. 316) ſagt er: Die Indianer äßen mit Wohlbehagen Kaulquappen (Gyrini), welche ſogar manch— mal auf ihre Märkte kämen. Dieſes Tier wurde völlig vergeſſen, bis vor etwa 100 Jahren wieder ein Exemplar nach England kam, von Shaw abgebildet und unter dem Namen Siren piseiformis beſchrieben wurde. Erſt 1805 wurde indeſſen die Larve des Tieres vollſtändig beſchrieben und zerlegt von Cuvier, nach Exemplaren, welche A. v. Humboldt aus Mexiko mitgebracht hatte. Indeſſen war es auch Cuvier noch nicht klar, ob er es mit der Larvenform eines Waſſerſalamanders oder mit einem aus— gebildeten Tiere zu thun hatte. Er ſagt: „Ich ſetze den Axolotl nur noch zweifelhaft unter die Geſchlechter mit bleibenden Kiemen; aber ſo viele 29 Zeugen verſichern, daß er ſie nicht verliert, daß ich mich dazu genötigt ſehe.“ Obſchon die Mehrzahl der Gelehrten der Meinung war, man habe es mit einem noch nicht vollſtändig entwickelten Lurche zu thun, gab es doch andere, die den Axolotl für einen ausgebildeten Lurch anſahen. Endlich zeigte ſich in dieſer Frage eine völlige Gewißheit, als im Pariſer Akkli— matiſationsgarten von einem mit mehreren Männchen dahin gebrachten Weibchen nach einjähriger Gefangenſchaft plötzlich Eier abgelegt wurden, die mit den Pflanzen, an denen ſie ſich befanden, von Dumeril heraus— genommen und in getrennte Waſſerreſervoire gebracht wurden. Die Eier, die bei dem Axolotl bald einzeln, bald in Haufen abgelegt werden, ent— wickelten ſich ſehr gut, binnen vier Wochen ſchlüpften die Larven aus und in nicht ganz ſieben Monaten waren die jungen Tiere zur Größe der Elterntiere herangewachſen. Betrachtete man hiermit die Entwicklung für abgeſchloſſen, ſo zeigte ſich ganz unerwarteter Weiſe, daß zuerſt eines der Jungen, bald darauf die anderen die Kiemen einſchrumpfen ließen, bis ſie gänzlich verloren gingen und die Tiere unſeren Waſſermolchen ganz ähnlich ſahen. Hier war der Beweis geliefert, daß die bisher bekannte Axolotlform nicht die des vollkommenen Tieres, ſondern wie Cuvier ſchon vermutet hatte, nur die Larvenform ſei. Eine derartige Umbildung von der Landform findet indeſſen nicht ſo häufig ſtatt, als man annehmen müßte. Beim Axolotl herrſcht die Larvenform entſchieden vor. Nach allen Angaben, auch den Mitteilungen de Sauſſures, hat man den Axolotl in Mexiko niemals als verwandeltes Tier geſehen, ebenſowenig jemals einen erwachſenen Molch in der Nähe der Seen, in welchem er lebt, gefunden, wo doch der Axolotl jo gemein iſt, daß man Tauſende von ſeinesgleichen als Nahrungsmittel auf den Markt bringt. Da aber Mexiko noch lange nicht genau durchforſcht iſt, will dieſes nichts ſagen, indeſſen ſind in neuerer Zeit verwandelte Axolotl in ihrer Heimat gefunden worden, wenn auch nur vereinzelt. Hiernach ſind wir be— rechtigt anzunehmen, daß das Tier in ſeiner Heimat, wenigſtens zum größten Teile, ſeine Verwandlung durchmacht wenn es geſund iſt und ihm Gelegenheit gegeben wird, von der Waſſeratmung zur Luftatmung allmählich über zu gehen. Daß man die Larve zwingen kann, ſich zum vollſtändigen Tier um— zubilden, haben die Verſuche von Fräulein Marie von Chauvin gezeigt. Weismann, der zuerſt den Gedanken gehabt hatte, daß die Larven ſich zur Landform umbilden müßten, wenn den Tieren der Gebrauch der Kiemen erſchwert, der der Lungen aber erleichtert ſei, ſtellte zwar derartige Verſuche an, erzielte aber keine Erfolge, weil er bald einſah, daß zu ſolchen Ver— ſuchen die durch Monate hindurch fortgeſetzte Pflege und Beobachtung der Tiere nötig ſei, ihm jedoch hierzu die Zeit fehlte. Fräulein von Chauvin nahm ſpäter dieſe Verſuche auf und führte ſie glücklich zu Ende. In der Zeitſchr. f. wiſſenſ ſch. ua berichtet ſie darüber folgendes: „Mit fünf ungefähr acht Tage alten Larven, die von den mir zugeſandten zwölf allein am Leben geblieben waren, begann ich am 12. Juni 1874 die Verſuche. Bei der außerordentlichen Zartheit dieſer Tiere übt die Qualität und Temperatur 294 — des Waſſers, die Art und Menge des gereichten Futters, namentlich in der erſten Zeit, den größten Einfluß aus, ſo daß man nicht vorſichtig genug in deren Behandlung ſein kann. Die Tierchen wurden in einem Glasballon von etwa 30 em Durch— meſſer gehalten, die Temperatur des Waſſers geregelt und als Nahrung zuerſt Daphnien, ſpäter größere Waſſertiere in reichlicher Menge dargeboten. Figur 138. Axolotl Amblystoma tigrinum). 1. Verwandeltes, 2. Larvenform— Dabei gediehen alle fünf Larven vortrefflich. Schon Ende Juni zeigten ſich bei den kräftigſten Larven die Anfänge der Vorderbeine und am neunten Juli kamen auch die Hinterbeine zum Vorſchein. Ausgangs November fiel mir auf, daß ein Axolotl — ich bezeichne ihn der Kürze halber mit I und werde dementſprechend auch die übrigen mit fortlaufenden römiſchen Ziffern benennen — ſich beſtändig an der Oberfläche des Waſſers aufhielt, was mich auf die Vermutung brachte, daß nunmehr der richtige Zeitpunkt ein— getreten ſei, ihn auf die Umwandlung zum Landſalamander vorzubereiten. Zu dieſem Ende wurde I am 1. Dezember 1874 in ein bedeutend größeres Glasgefäß mit flachem Boden gebracht, welches derart geſtellt und mit Waſſer gefüllt war, daß er nur an einer Stelle ganz unter Waſſer tauchen konnte, während er bei dem häufigen Herumkriechen auf dem Boden des Gefäßes überall anders mehr oder weniger mit der Luft in Berührung kam. An den folgenden Tagen wurde das Waſſer allmählich noch mehr vermindert, und in dieſer Zeit zeigten ſich die erſten Veränderungen an dem Tiere: die Kiemen fingen an einzuſchrumpfen. Gleichzeitig zeigte das Tier u das Beſtreben, die ſeichten Stellen zu erreichen. Am 4. Dezember begab es ſich ganz und gar aufs Land und verkroch ſich im feuchten Moos, das ich auf der höchſten Stelle des Bodens des Glasgefäßes auf einer Sand— ſchicht angebracht hatte. Zu dieſer Zeit erfolgte die erſte Häutung. Inner— halb der vier Tage, vom 1. bis 4. Dezember, ging eine auffallende Ver— änderung im Außeren von I vor ſich: Die Kiemenquaſten ſchrumpften fait ganz zuſammen, der Kamm auf dem Rücken verſchwand vollſtändig und der bis dahin breite Schwanz nahm eine runde, dem Schwanze des Land— ſalamanders ähnliche Geſtalt an. Die graubraune Körperfarbe verwandelte ſich nach und nach in eine ſchwärzliche; vereinzelte, anfangs ſchwach ge— färbte weiße Flecken traten hervor und gewannen mit der Zeit an Intenſivität. Als am J. Dezember der Axolotl aus dem Waſſer kroch, waren die Kiemenſpalten noch geöffnet, ſchloſſen ſich allmählich und waren bereits nach etwa acht Tagen nicht mehr zu ſehen und mit einer Haut überwachſen.“ In derſelben Weiſe, wenn auch bei einigen langſamer, verwandelten ſich alle 5 Axolotl aus der Larvenform in die Landform.“ Der erſte Fall der Fortpflanzung eines ausgebildeten, kiemenloſen Tieres wurde gelegentlich der Berliner Fiſcherei-Ausſtellung 1880 beobachtet. Hier ſetzte am 22. April ein Weibchen der Landform ſeinen Laich zwiſchen Hornkraut und anderen Waſſergewächſen ab und ein noch kiementragendes Männchen vollzog die Befruchtung. Hierdurch iſt auch der Satz widerlegt worden, daß ausgebildete Tiere des Axolotl keine Jungen hervorbringen können. Später iſt ein ſolcher Fall mehrfach beobachtet worden; es iſt alſo möglich, ſowohl von der Larvenform, als auch von der ausgebildeten Landform Junge zu ziehen. Neben dem gewöhnlich gefärbten Axolotl werden weiße und gold— gelb gefärbte Tiere gezogen. Die weiß gefärbten Tiere ſtammen alle von einem Männchen ab, welches Dumeril beſaß. : Der Axolotl iſt im Aquarium ſehr ausdauernd und leicht zu erhalten. Altere und ausgewachſene Tiere füttert man am beſten mit kleinen Weiß— fiſchen, ſogen. Futterfiſchen, die von den Tieren ganz verdaut werden, während Fleiſchſtreifen oft gänzlich unverdaut exkrementiert und dann, wenn ſie nicht ſorgfältig entfernt werden, leicht das Waſſer verpeſten. Auch Regen- und Mehlwürmer, Kaulquappen ꝛc., mit einem Worte alles Genieß— und Ungenießbare wird von den Tieren mit Gier verſchlungen. Es kann ſogar vorkommen, daß Steine, die zum Bodenbelag dienen, gierig auf— genommen werden, wenn ſie nicht ſo groß ſind, daß ſie von dem Molche unmöglich bewältigt werden können. Daher verwende man nur nußgroße Steine als Bodenbelag, wenn man es nicht vorzieht, dieſen aus einer ſtarken Sandſchicht herzuſtellen. Für das Aquarium wähle man junge, höchſtens 6 em lange Stücke. Auch dieſe machen ſich oft ſchon ein Vergnügen daraus, Fiſchen nachzuſtellen, werden ihrerſeits aber von Fiſchen ſelten angegriffen. Wenn auch dieſe Angriffe von den Fiſchen mehr als eine Spielerei zu betrachten find, jo kann es doch ge— ſchehen, daß, ſobald der Axolotl von ihnen z. B. am Ruderſchwanz gefaßt wird, er mit einem kräftigen Ruck durch das Becken ſchießt und hier eine große Un— —_. 0 ordnung hervorruft. Iſt dann ferner dem Tiere ein Teil feines Ruder— ſchwanzes abgeriſſen worden, ſo wird es unbehilflich, ſchwimmt ſchwerfällig im Becken umher und nun beginnen alle größeren Fiſche im Aquarium Jagd auf den verſtümmelten Geſellen zu machen, freſſen ihm den Kiemenbüſchel, die Zehen, ja ſogar die Beine ab, ſodaß ſein Untergang vorauszuſehen iſt, wenn er nicht aus dem Behälter entfernt wird. Beſitzt auch der Axolotl die Fähigkeit, verloren gegangene Glieder wieder zu erſetzen, oft ſogar in ganz abnormem Maße, ſo bedecken ſich die verſtümmelten Glieder bis dahin nicht ſelten mit Schimmel, wodurch das Tier förmlich gemeinfährlich werden kann. Am beiten jagt dem Axolotl ein Waſſerſtand von 20—25 em Höhe zu, der Behälter ſei alſo flach aber geräumig und dicht mit untergetauchten Waſſerpflanzen beſetzt. Zur Zucht eignen ſich 2—3 jährige Tiere gut. Die fortpflanzungs— reifen Stücke erkennt man daran, daß das Weibchen dickbauchig iſt und das Männchen eine ſehr entwickelte Kloake beſitzt. An eine beſondere Jahres— zeit iſt die Zucht nicht gebunden, jedoch iſt es zwecks Herbeiſchaffung ge— eigneten Futters für die Jungen ſehr angebracht, die brünſtigen Tiere nicht vor März oder April zu vereinigen. Während der Nacht ſind die Ge— ſchlechter getrennt zu halten, am frühen Morgen vereinigt man ſie wieder. Die kegelförmigen Spermatophoren werden vom Männchen an Steinen ıc. abgeſetzt, wozu oft eine Zeit von S—12 Stunden gebraucht wird. Das Weibchen ſchreitet über dieſelben weg, macht hier und da Halt, ſtemmt ſich mit der Kloake darauf, benutzt die Hinterfüße zum Taſten und nimmt fo die Samenmaſſe auf. Nach 1—2 Tagen ſchreitet das Weibchen zum Ab— legen des Laiches, aus dem nach 14—20 Tagen die Jungen ſich entwickeln. Vorher jedoch ſind die Elterntiere ſchon zu entfernen. Den Eiern und Jungen gebe man einen ſonnigen Standort und füttere wenn irgend möglich nur mit lebendem Futter als: Daphnien, Cyclops be., ſpäter Mücken— larven und Tubifex und noch ſpäter mit kleinen Futterfiſchen. Nur wenn es unmöglich iſt, derartige Tiere aufzutreiben, gebe man künſtliches Futter, wie es hinten beſchrieben iſt. Die Behälter müſſen aber dann noch ſauberer gehalten, als es bei lebendem Futter nötig iſt und ſorgſam alle Reſte ent— fernt werden. Schwieriger als die Zucht des gewöhnlichen Axolotl iſt die ſeiner obengenannten Varietäten. 9. Mordamerikaniſcher Arulotl (Amblystoma mavortium Baird). Die Körperform iſt ſchlank, die Haut faſt glatt und glänzend, die Grundfarbe iſt hellgrau, auf derſelben ſtehen ſchwarze Streifen und Flecken. Die Larven ſind mehr grau und im ganzen heller als die des Axolotl, ſonſt mit dieſen überein— ſtimmend. Indeſſen treten im vorgeſchrittenen Verwandlungsſtadium bereits An— deutungen der Zeichnung der verwandelten Tiere auf. Junge verwandelte Tiere haben eine ſchwärzlich dunkle Hautfärbung und helle Fleckenzeichnung. — Bekannt geworden aus dem See Como (Wyoming Territory, Verein. Staaten.) In betreff der Lebensweiſe ſtimmt der nordamerikaniſche Axolotl mit dem mexikaniſchen überein, doch findet bei dem erſteren die Umbildung une von der Larve zur Landform leichter als bei letzterem ſtatt. Die Eier ſind kleiner als beim Axolotl, die Larven grauer und heller gefärbt. Die Haltung, Pflege und Zucht des Tieres iſt dieſelbe wie die des gemeinen Axolotls, von dem ſich der nordamerikaniſche durch zierlichere Geſtalt und Bewegungsluſt vorteilhaft auszeichnet. Plethodontida. Die kurzen Gaumenzahnreihen konvergieren nach rückwärts. Die hier nun in Betracht kommende Gattung Spelerpes hat Gaumenzähne in vier oder drei Reihen, zwei davon in ſchwachen ſchiefen Lagen kon vergierend. Die Zunge iſt flach und ſcheiben— förmig und ſitzt auf einem kontraktilen Stiele. Der Schwanz iſt ohne Hohlſaum. 10. Roter Alalch (Spelerpes ruber Daud.) Die Geſtalt des Tieres iſt ſchlank, der Kopf kaum breiter als der Körper, dieſer vom Hals bis zum Schwanz ziemlich gleichmäßig dick. Der Rückenſaum fehlt. Die Vorderfüße beſitzen 4, die Hinterfüße 5 Zehen. Die Zehen können frei, oder durch kürzere Zwiſchenfingerhäute verbunden ſein. Die Beine ſind auffallend kurz und ſchwach. Eine Kehlfalte iſt vorhanden. Der Rumpf zeigt Hautfalten. Ohren— drüſen ſind nicht ſichtbar. Der Körper iſt glatt. Die Grundfarbe iſt ein weißliches Zinnoberrot, über der ganzen Oberſeite mit blauſchwarzen Flecken beſetzt. Dieſe Flecke haben ihre bedeutendſte Größe auf dem Rücken und werden nach den Weichen hin kleiner. Zwiſchen dieſen größeren Flecken ſtehen kleine Pünktchen. Die Unter— ſeite iſt blaßrot, mehr oder weniger mit Pünktchen beſetzt. — Nordamerika. Der rote Molch iſt ein noch ziemlich ſeltener Bewohner unſerer Aquarien und ſoviel mir bekannt, noch nicht im Becken zur Fortpflanzung gebracht worden. Lampert jagt über dieſen Molch folgendes:“) „Ein be— merkenswerter Unterſchied zwiſchen Spelerpes und Triton zeigt ſich bei der Häutung. Während unſere Waſſerſalamander die Kunſt „aus der Haut zu fahren“ ſo vorzüglich verſtehen, daß das abgetragene, abgelegte Kleid in toto abgeſtreift wird und die Geſtalt des Tieres bis ins kleinſte bewahrt bleibt, z. B. die abgeſtreifte Haut der Füße ſich wie ein Handſchuh präſentiert, ſchiebt ſich bei dem Häutungsprozeß vom Spelerpes die Haut völlig zu— ſammen und nach Abſchluß dieſes Toilettenvorgangs findet ſich das alte Kleid in Form eines Ringes am Boden liegend.“ Das Halten des Spelerpes ruber in Aquarien iſt ſehr einfach. Nach den freundlichen, mich zu beſtem Dank verpflichtenden Mitteilungen des Herrn Medizinalrat Dr. Zeller, in deſſen reichhaltigem, mit den ſeltenſten Arten verſehenem Amphibienhaus auch Spelerpes ruber nicht fehlt, iſt das Tier, das Verfaſſer daſelbſt in mehreren Exemplaren zu beobachten Ge— legenheit hatte, leicht zu halten; ohne viel Umſtände nimmt es Regenwürmer und fühlt ſich in einem gut gehaltenen Aquarium augenſcheinlich ganz be— *) Natur und Haus Band 3. 298 haglich. Gelegentlich, hauptſächlich, wenn man ein Stück aus dem größeren Baſſin herausnehmen will, entwickelt unſer Tier eine bedeutende Gewandt— heit und Geſchwindigkeit, die es ſogar ſich hoch aus dem Waſſer heraus— ſchnellen läßt. Die leichte Mühe, die ſein Halten in Aquarien erfordert, wird dieſer fremdländiſche Molch augenſcheinlich lohnen.“ Ich weiß dieſem nichts hinzuzufügen, da ich ſelbſt den Molch noch nicht gepflegt habe. Die Abbildung ſtellt ein Exemplar dar aus der von Herrn Eggeling zur Triton-Aus— ſtellung 1895 ge— ſandten Samm— lung nordameri— kaniſcher Molche. Hiermit ſchließe ich die erſte Unterordnung der Lurche ohne Kiemen und Kiemen— löcher und komme zu den Kiemenlurchen. Titrcheobhne Kiemen Büchel (Detrotrema). Jiſchmolche (Menopomida). Der Körper ift walzen— förmig. An den Vorderfüßen vier, an den Hinterfüßen fünf Zehen. Die Zunge iſt feſt gewachſen oder nur am Vorderrande frei. Figur 139. Roter Molch (Spelerpes ruber). 11. Schlammteufel (Uryptobranchus alleghaniensis Fitzinger). Meno- pomida alleghaniensis Harl. Menopoma gigantea Harl. Salamandra gigantea Barton etc. Hellbender. Der Kopf iſt glatt, an der Schnauze abgerundet. Der Leib iſt fleiſchig, dick und beſitzt einen kräftigen, ſeitlich ſtark zuſammengedrückten Schwanz. Die Außenfinger und Zehen tragen ſtark entwickelte Hautſäume. Kiemenlöcher ſind vorhanden, ein Rückenſaum iſt angedeutet. Die Grundfärbung iſt ein düſteres Schiefergrau, die Zeichnung ſetzt ſich aus ſchwarzen, verwiſchten Flecken und einem dunklen Zügel— ſtreifen, der ſich quer durch die Augen zieht, zuſammen. Die Naſenlöcher ſtehen ganz an der Spitze der Schnauze. Die Larve der des Axolotl ähnlich. — Nordamerika.“) ) Vom japaniſchen Rieſenſalamander durch die Kiemenlöcher und die geringere Größe unterſchieden. Sonst hat der Schlammteufel viel Ahnlichkeit mit dieſem. 299 Unſere Kenntniſſe über den Schlammteufel jind nur jehr gering. Wir verdanken Barton, der dieſes Tier im Jahre 1812 beſchrieb, die erſte Kunde. Nach dieſem lebt es im ganzen Flußgebiete des Miſſiſſippi und in den Strömen von Louiſiana bis Nordkarolina. Hier kriecht es langſam im Schlamme und nährt ſich von Würmern, Krebſen und Fiſchen, iſt über— haupt ſehr gefräßig. Von ſelbſt verläßt dieſer vollſtändig harmloſe Molch das Waſſer nicht, vermag jedoch 24 Stunden außerhalb ſeines Elementes zu leben, wie denn überhaupt ſein Leben ſehr zähe iſt. Nach den Mit— teilungen Bartons brachte der Botaniker Michaux einen Schlammteufel von den Alleghanygebirgen nach Paris, wo er von Sonnini und Batreille be— ſchrieben und abgebildet wurde. Ausführlich beſchrieben und zerlegt hat Harlan dieſes Tier. Er hatte ein junges Exemplar von wenigen Monaten, welches dennoch keine Kiemenbüſchel trug. Nach den neueren Forſchungen teilt Cope mit, daß die Eier dieſes Molches ziemlich groß ſind und mittelſt zweier kräftiger Stränge an ihre Unterlage befeſtigt werden. Hiermit iſt unſer Wiſſen von dem Leben des Schlammteufels erſchöpft. In Gefangenſchaft iſt der Schlammteufel in neueſter Zeit oft gepflegt worden, zuerſt im Jahre 1869. An die ihm vorgeworfene Nahrung geht er ſchnell, wenn er Fiſche oder Fleiſch erhält. Über ſeine Fortpflanzung iſt nichts bekannt. Aalmolche (Amphiumida). Der Körper iſt langgeſtreckt und aalförmig. Ein Kiemen— loch an jeder Seite vorhanden und ebenſo vier innere Kiemen— bögen. Die Augen ſind verkümmert und von der Leibeshaut mit überzogen, die ſich jedoch verdünnt, ſodaß ſie wahrgenommen werden können. Rückenwirbel ſind 105 — 111 vorhanden. Die Gaumenzähne bilden zwei Längsreihen. Füße ſind klein, ſtehen weit auseinander und tragen Zehenſtummel. 12. Aulmalch Amphiuma means I.). Der Kopf iſt länglich viereckig. Die Gaumenzähne in zwei nach hinten diver gierenden Reihen. Die Füße ſind winzig klein und tragen bald zwei, bald drei Finger. Die Oberſeite iſt ſchwärzlich braun mit einem Schimmer ins Grünliche, unten heller. Im ſüdöſtlichen Teile der Vereinigten Staaten. Die Sümpfe und Teiche eines Teiles der Vereinigten Staaten be— herbergen den Aalmolch. Hier ſchwimmt das Tier unter ſchlängelnden Bewegungen nach Art der Aale ziemlich munter umher, wühlt ſich aber auch in den Schlamm während des Winters oft metertief ein, in dem es ſich nach Art der Regenwürmer einbohrt. Wenn ich dieſem noch hinzu— füge, daß die Aalmolche von den Negern ſehr gefürchtet und unter dieſen, obgleich ſie völlig harmlos ſind, als ſehr giftig verſchrieen werden, ſo Die beiden hierher gehörenden Tiere, der dreizehige und zweizehige Aalmolch, ver einigt Cope zu einer Art. — 300 — iſt damit unſere Kenntniß von dem Leben der Tiere in der Freiheit er— ſchöpft. Beſſer ſind wir indeſſen über das Gefangenleben unterrichtet. Der Londoner Tiergarten erhielt zwei Aalmolche aus Süd-Carolina, über welche Günther folgendes berichtet: „Sie wurden in ein gewöhnliches Aquarium gebracht, in welchem ſie lange herumſchwammen, oft an die Oberfläche kamen und Luftblaſen ausſtießen. In der Nacht fingen ſie zwei Goldfiſche, von denen jeder etwa 8 em Länge gehabt haben mochte, worauf ſie in das Aquarium des zoologiſchen Gartens gebracht wurden, in dem ſie ſich noch, nach beinahe zwei Jahren, aufs Beſte befinden. Die Länge beider beträgt 60 em wenigſtens, ein Wachstum iſt in der Länge nicht bemerklich, wohl aber in der Dicke. Ihr Aquarium iſt 1,50 em lang, 70 em tief und 60 em breit; der Grund iſt mit Kies belegt und mit einer nötigen Anzahl der gewöhnlichen Waſſerpflanzen bewachſen; an beiden Enden ſind große Steine angebracht, zwiſchen welchen die Amphiuma den Tag über liegen. Von ſelbſt kommen ſie nur des Nachts aus ihren Schlupfwinkeln, um langſam ihrer Nahrung nachzugehen; hier und da ſteigen ſie auch in die Höhe, und verſuchen aus dem Aquarium herauszukommen, was auch einem einntat gelang; das Tier begnügte ſich jedoch in ein anderes Aquarium hinüber— zuſteigen und auf die darin befindlichen Goldfiſche Jagd zu machen— Während des Sommers kann man ſie ſtets mit Leichtigkeit hervorholen: der Wärter befeſtigt einen Wurm in der Gabel eines Stockes und läßt ihn vor dem Loche, in dem er das Tier vermutet, ſpielen. Dieſes iſt immer zur Futter-Annahme bereit und kommt auch ſogleich hervor; indem es verſchiedene Male darnach ſchnappt, wird es in ſeiner ganzen Länge ſichtbar, hat es aber den Wurm einmal gefaßt, ſo kehrt es ſogleich an ſeinen früheren Ort zurück. Die Bewegungen beim Schwimmen ſind die eines Aales, wobei zugleich die Füßchen mit zur Hilfe gebraucht werden; kriecht es langſam auf dem Boden des Waſſers, ſo werden die Füßchen als Stütze und Bewegungsorgane benutzt. Trotzdem, daß ich ſie oft und lange beobachtet habe, konnte ich nie zur Ueberzeugung gelangen, daß ſie beim Aufſuchen ihrer Nahrung durch den Taſtſinn ohne Geſichtsſinn allein geleitet werden; ich glaube, daß ſie den letzteren jedenfalls, wenn auch in untergeordnetem Grade, beſitzen. Täuſcht man ſie z. B., indem man mit dem Stocke allein eine Bewegung vor ihrem Loche macht, ſo ſtecken ſie zwar den Kopf heraus, ziehen ihn aber gleich zurück, wenn ſie ſehen, daß kein Wurm am Stocke befeſtigt iſt. Der oben erwähnte Verſuch des einen Tieres, aus dem Aquarium zu ſteigen, blieb vereinzelt und fiel in die erſte Zeit ſeines Aufenthaltes im Behälter, an den es ſich noch nicht gewöhnt hatte; es beweiſt aber (wie auch die Art des Transportes in einer Kiſte) daß dieſe Tiere einige Zeit lang außer dem Waſſer, oder bei einem ſehr dürftigen Vorrate aushalten können. Bei ihren gewöhnlichen abendlichen Exkurſionen ſuchen ſie meiſt nach Nahrung, verfolgen die Fiſche und ſteigen in unregel— mäßigen Zwiſchenräumen für einen Moment an die Oberfläche, augen— ſcheinlich nicht um Luft einzunehmen, ſondern um ſolche auszuſtoßen, was ſie auch hie und da unter Waſſer thun. Oft iſt eine Luftblaſe an ihrer — 301 — Kiemenöff nung bemerkbar. Während des Winters verbergen ſie ſich, ohne an die Oberfläche zu kommen oder zu freſſen. Ihre Nahrung ſind Regen— würmer, von denen ſie ein Dutzend der größten auf einmal verzehren; auf Fiſche ſind ſie ſehr begierig, und ihre Kiefer und ihr Schlund ſind ſo aus— dehnbar, daß ſie, wie erwähnt, Goldfiſche von S em Länge verſchlucken können. Die Tiere ſind gegen einander ſehr gleichgültig, befinden ſich aber oft zuſammen in demſelben Schlupfwinkel.“ Über ihre Fortpflanzung, Verwandlung u. ſ. w. iſt noch nichts bekannt. Tutrche mit Stiemenbülchel (Perennibranchiata). Olme (Proteida). Der Körper iſt langgeſtreckt und walzenförmig. Die hinteren Extremitäten ſtehen von den dreizehigen vorderen weit ab und ſind zweizehig. Augenlider fehlen, der Oberkieferknochen, Zwiſchen— und Unterkiefer tragen Zähne. Der Schwanz trägt oben einen Hautſaum. Die Zunge nur am Vorderrande frei. 13. Olm (Proteus anguinus Laur.) Siren anguina Shaw, Hypochthon Laurentii Merr.. Hypochthon anguinus Tschudi. Phanerobranchus platyr— rhynchus Leuck. Der Kopf iſt lang und beſitzt eine abgeplattete Schnauze. Die Mundſpalte iſt nur klein, die Oberkieferlippe dick und überragt in ihrem Umfange den Rand des Unterkiefers. Jederſeits am Kopfe ſtehen drei blutrote Kiemenbüſchel. Die Augen ſind unter der Kopfhaut verborgen. Der Schwanz iſt im Verhältnis zur Länge des Rumpfes nur kurz und von einer Floſſe umzogen. Die Färbung des Tieres iſt fleiſchfarben. — In den unterirdiſchen Gewäſſern des Karſtgebirges. Valvaſor berichtete zuerſt vor ungefähr 200 Jahren von dem Olm. Dieſem hatte Krainer von Lindwürmern erzählt, die zu Zeiten aus der Erde hervorkröchen und Unheil brächten. Er unterſuchte die Sache näher und fand, daß dieſe Lindwürmer kleine, einer Eidechſe ähnliche Tiere ſeien, „davon es ſonſt hin und wieder mehr giebt.“ Nach dieſem teilt uns Hohenwarth etwas von dem Olm mit, den er im Zirknitzer See entdeckt hatte und den Laurenti beſchrieb. (Synopsis Reptilium 1768. 37.) Später beſchrieb auch Scopoli das Tier. Dann aber wurde es vollſtändig ver— geſſen, bis Schreiber wieder eine ausführliche Beſchreibung des Olmes giebt. Zu deſſen Zeit waren nur die paar genannten Exemplare bekannt und Schreiber ſelbſt erhielt 3 tote von Sittich durch den in Krain lebenden Baron Zois. Dieſer hat einige lebend beſeſſen, wovon in den erſten Tagen eines der Tiere eine Menge kleiner Schalen von Waſſerſchnecken ausbrach. Es wollte jedoch nicht freſſen, kroch langſam am Boden herum, nahm eine vorgeworfene Schalenſchnecke ins Maul, ſtieß ſie aber wieder aus und ſtarb am ſiebenten Tag. Im Jahre 1751 erfahren wir durch Steinberg, daß gelegentlich einer durch die Nez verurſachten Überſchwemmung des Mühlthals der Olm in fünf — 302 — Stücken gefangen, und bereits 1771 von Steinberg in ſeinen „Nachrichten über den Zirknitzer See“ als eine bisher unbekannte Fiſchart erwähnt wird. Seit dieſer Zeit haben ſich andere zahlreiche Fundorte ergeben und kennt man z. Z. etwa gegen 40 Fundorte des Tieres. Als eigentlicher Wohnſitz für den Olm ſind die unterirdiſchen Gewäſſer des Karſtgebirges anzuſehen. Dort, wo ſich das Tier findet, ſind in den Höhlen ſtets mehr oder weniger tiefe Tümpel mit ſchlammigem Grunde; ſie ſcheinen indeſſen weniger die eigentlichen Wohnplätze zu ſein, als vielmehr die Orte, wo der Olm durch das Steigen der unterirdiſchen Gewäſſer hingeführt und bei deren Sinken zurückgeblieben iſt. Denn nicht ſelten kommt es vor, daß bei Überſchwemmungen oder bedeutender Anſchwellung der unterirdiſchen Ge— wäſſer Olme nach außen geführt werden, wo ſie dann in Gewäſſern, die mit den ausſtrömenden in Verbindung ſtehen, zurückbleiben. Obwohl ſich die Tiere ausſchließlich im Waſſer aufhalten, ſo ſollen ſie doch, nach Ausſage der Grottenführer, zuweilen, namentlich beim Heran— nahen eines Gewitters, das Waſſer verlaſſen und am Ufer im feuchten Schlamme mit unbeholfenen, aalartigen Bewegungen herumkriechen. Die Vermehrung des Grottenolmes iſt erſt in neueſter Zeit bekannter geworden. Obgleich jahrelang Olme in ziemlicher Anzahl in Gefäßen bei— ſammen gehalten worden ſind, hat man nie eine Begattung der Tiere er— lebt. Schulze berichtet, daß er von Globsenik, Bezirkshauptmann in Adels— berg, ein den Eiern des Axolotl ziemlich ähnliches Ei zugeſandt erhielt, welches nach Ausſage des Grottenführers Brelesnik mit 41 anderen von einem gefangenen Olm abgelegt worden war. Das ſpäter von Schulze übermittelte Weibchen, welches dieſe Eier abgelegt hat, iſt von dieſem unterſucht worden und fand derſelbe in deſſem Leibe gut Figur 140. Olm (Proteus anguinus,. entwickelte, mit vielen ver— ſchieden großen Eiern an— gefüllte Ovarien. Auch Fräulein M. von Chauvin beobachtete 1882 einen weiblichen Olm, wie er ſeine Eier an die Decke der Aquariengrotte an— heftete. Das Ei iſt kugelig und hat einen Durchmeſſer von II mm. Eine innerhalb der gallertartigen Schicht befindliche, 6 mm im Durchmeſſer haltende Hülle ſchließt das gelblichweiße, 4 mm große Dotter ein. Die das Dotter umgebenden Schichten ſind farblos und durchſichtig. Männchen und Weibchen ſind äußerlich nicht von einander zu unterſcheiden, erſt zur Fortpflanzungszeit ſchwillt die Kloakengegend des Männchens bedeutend an, beim Weibchen macht ſich eine ſtärkere Körperfülle in ſenkrechter Richtung geltend. Eine Befruchtung innerhalb des mütterlichen Körpers iſt wohl ziemlich ſicher anzunehmen, indeſſen beſtimmt nachgewieſen iſt ſie noch nicht. Die Ablage der Eier geſchieht in der Nacht; jedes Ei wird einzeln angeklebt. Zum erſten Male wurde die Larve des Olmes von Zeller 1888 be— ſchrieben. Die von ihm gepflegten Olme hatten vom 14. bis 16. April 76 Eier gelegt, aus denen nach 90 Tagen zwei Larven ausſchlüpften, die in ihrer Entwicklung weiter als alle anderen Schwanzlurchlarven fort— geſchritten waren. Sie maßen im Anfange 22 mm in der Länge, wovon nur 5 mm auf den Schwanz kamen und waren in ihrer Geſtalt dem er— wachſenen Olm ſchon ſehr ähnlich, nur erſtreckte ſich der Floſſenſaum über drei Viertel der Rückenlänge nach vorn, auch war ihr Auge weit deutlicher ſichtbar und größer als beim erwachſenen Tier, desgleichen waren die Kiemenbüſchel nicht ſtärker als bei dieſen entwickelt. Auch wieſen die Vordergliedmaßen 3, die hinteren ſchon 2 Zehen bei ihnen auf. Nach dieſer Entwicklung zu urteilen, hat es faſt den Anſchein, als ſei der Olm, ſo wie er uns bekannt iſt, nicht vollſtändig entwickelt, ſondern in ſeiner Entwicklung auf dem Standpunkt der Larve zurückgeblieben. Es iſt durchaus nicht ausgeſchloſſen, daß aus dem Olm, wie beim Axolotl, durch irgend welche Eingriffe in ſeiner Entwicklung, früher oder ſpäter, das ausgebildete Tier zu erhalten iſt. Schreibers, der das Tier gezwungen, teils nur unter Waſſer, teils faſt ohne Waſſer zu leben fand, daß bei den erſten Exemplaren die Kiemen ſehr groß und die Lungen klein wurden, bei den letzteren, daß die Kiemen kleiner wurden und ſich zuletzt nur noch als Spuren zeigten, die Lungen aber entſprechend ſich größer ausbildeten. Als er einem dieſer letzteren die kleinen Kiemenſpuren abbinden wollte, ſtarb es ſchnell und unter den heftigſten Zuckungen. Gefangenen Olmen gab man früher keine Nahrung und trotzdem hat man die Tiere jahrelang erhalten. Bis kurz vor ihrem Tode waren alle munter und zeigten auch keine Abmagerung. — Man hält den Olm ent— ſprechend ſeinem natürlichen Aufenthalt in dunklen Aquarien, wenn er ſeine urſprünglich helle Fleiſchfarbe behalten ſoll. Viel dem Lichte ausgeſetzt, wird das Tier mit der Zeit ſchwarz. Sehr lieb ſind dem Olme Höhlungen, wie ſie in Tuffſteinfelſen leicht hergeſtellt werden können, in welche er ſich bei Tage verkriecht. In der Nacht, oder ſchon mit Dunkelwerden kommt er hervor, läuft ziemlich raſch, halb ſchwimmend, halb laufend im Aquarium umher. Gegen erwärmtes Waſſer zeigt ſich der Olm durchaus nicht empfindlich, wie von vielen Seiten angegeben wird, wohl aber gegen Temperaturwechſel. Im Aquarium verträgt er ſich mit anderen Bewohnern ſehr gut, wenigſtens fügt er keinem Tiere Schaden zu. Daphnien und Cyclops bilden für das Tier eine beliebte Speiſe, aber es werden auch Fleiſchſtückchen von 1—2 em Länge und 1 mm Dicke von an dieſe Koſt gewöhnten Tieren nicht verſchmäht. Indeſſen werden nur ſauber geſchnittene Stücke verſchlungen. Lebendes Futter, wie ſchon oben angegeben, und außer dieſem auch kleinere Regenwürmer, Mücken— larven ꝛc. werden lieber als Fleiſch genommen. — 304 — Armmolche (Sirenida.) Der Körper iſt aalförmig. Die hinteren Gliedmaßen fehlen; die vorderen ſind rudimentär, mit drei oder vier Zehen verſehen. Die Kiefer ſind zahnlos, das Gaumenbein mit einer Reihe ge— ordneter Zähnchen beſetzt. Die äußeren Kiemen bleiben ſtehen. Die Kiefer ſind durch Hornſcheiden erſetzt. 14. Armmolch (Siren lacertina L.) Sirena intermedia, Planero- branchus dipus. Der Leib gleicht einer langen Walze, die ſich nach hinten zuſpitzt und ſeitlich abplattet, und an welcher vorn die Füße ſitzen. Die Naſenlöcher haben ihren Platz nahe am Rande der Oberlippe. Die kleinen runden Augen ſchimmern unter der Haut, die ſie bedeckt, hervor. Die Kiemenlöcher ſind drei in ſchiefer Richtung am Halſe liegende Rumpfeinſchnitte, in deren oberen Winkeln ſich die vielfach gefranſten äußeren Kiemen anſetzen. Die Färbung des Tieres iſt ſchwärzlich, auf der Ober— und auf der Unterſeite gleich oder auf letzterer etwas heller. — In den ſüdöſtlichen Vereinigten Staaten. Linné hat den Armmolch 1771 von A. Garden aus Süd-Carolina erhalten, indeſſen hat uns Garden ſchon 1765 mit dem Tiere bekannt gemacht, indem er zwei Exemplare an Ellis in London überſandte und dieſem mitteilte, daß das Tier ſich an ſumpfigen Plätzen, bauptſächlich unter Figur 141. Armmolch (Siren lacertina.) dem Wurzelwerk alter Baumſtäumen am Waſſer aufhalte, bisweilen auch auf () dieſe Stämme klettere und, wenn das Waſſer austrockne, mit klagender Stimme, ähnlich einer jungen Ente, aber heller und ſchärfer pipe. Er ſei aalförmig, ſchuppenlos und daumen— dick, warzig, dunkelgrau, an den Seiten des Rumpfes 40 Runzeln und 2 Seitenlinien; der Kopf wie bei einer Eidechſe, aber nackt, oval und nicht dicker als der Leib. Der Unterkiefer etwas kürzer; jederſeits drei federförmig heraushängende Kiemen mit ebenſoviel Spalten ohne Kiemenhaut. Linné fügt dieſem zu: die Zunge ſei weich, einfach und frei; der Schwanz betrüge / des Leibes, ſei ſehr zuſammengedrückt, oben und unten mit einer häutigen Floſſe; die kurzen Füße dicht — an hinter den Kiemen ze. Während Garden das Tier mehr für einen Fiſch hielt, erkennt Linné ſchon die wahre Natur desſelben und ſtellt es unter die Amphibien. Cuvier bekam 1800 ein junges Exemplar aus Carolina und zeigte, daß es nach den Lungen und Knochen zu urteilen den Lurchen zugehöre; daß indeſſen der Aalmolch ein ausgewachſenes Tier ſei, konnte er erſt nachweiſen an einem großen Exemplar, welches Humboldt ihm gebracht hatte. Im Jahre 1825 kam aus Charlestown ein lebender Aalmolch nach England, wo das Tier 6 Jahre lebte, ohne ſich zu verändern. Es wurde von Neill gepflegt und beobachtet. Ein Kübel mit Sand und Waſſer ſchief geſtellt, damit es aufs Trockne kommen konnte, diente zum Aufenthaltsort, es zeigte indeſſen bald, daß ihm Moos lieber war, da dieſes aber bald faul wurde, gab man dem Tiere Froſchbiß, unter deſſen ſchwimmenden Blättern ſich das Tier gern verbarg. Es fraß Regenwürmer, aber ſehr langſam, Kaulquappen von Waſſermolchen und kleine Fiſche. 1826 im Mai entwiſchte der Armmolch aus ſeinem Behälter, fiel etwa m herunter und am andern Morgen fand man das Tier auf einem Fußpfad außer dem Hauſe; es hatte ſich durch ein kleines Gewölbe in der Mauer einen etwa 70 em langen Gang in der Erde gegraben. Der Morgen war kalt und als dasſelbe gefunden wurde, gab es kaum noch ein Lebenszeichen von ſich, erholte ſich jedoch, ins Waſſer gebracht, wieder. Im Jahre 1827 wurde das Tier in ein Treibhaus von 65° F. gebracht, hier wurde es lebhafter, fing an zu quaken mit einzelnen, gleichförmigen Tönen wie ein Froſch. Während des Sommers fraß es 2—4 kleine Regenwürmer auf einmal. Sobald es den Wurm erſpähte, näherte es ſich dieſem vorſichtig, hielt einen Augenblick ſtille, als wenn es lauerte und ſchoß dann plötzlich darauf zu. Übrigens fraß es in 8 oder 10 Tagen nur einmal. 1831 ent- kam dieſer Molch noch einmal und wurde tot aufgefunden. Seine Kiemen waren vollſtändig vertrocknet. Auch Knauer konnte einen Armmolch längere Zeit pflegen. Er ſagt: „Als ich ihn gleich andern Schwanzlurchen im Waſſer eines Aquariums erhalten wollte, woſelbſt er nur zeitweilig auf einen Tuffſtein außer Waſſer gehen konnte, ſo ſchien ihm dieſe Unterkunft nicht recht zu behagen; er war faſt immer außer Waſſer und ſuchte von dem Tuffſteine weg aus dem Aquarium zu entkommen, was ihm auch zweimal gelang. Als ich ihn aber in ein Terrarium überſiedelte, wo er in feuchter Erde unter Steinen ganz in der Nähe eines kleinen Waſſerbehälters ſich aufhalten konnte, ſchien er ſich ganz behaglich zu fühlen und machte keine weiteren Ver juche | zu entkommen. Ich fütterte meinen Armmolch mit kleinen, vorher in reinem Waſſer gut abgeſchwemmten Regenwürmern, ganz kleinen Laubfröſchen und Kaulquappen anderer Schwanzmolche. Nicht lebende Tiere, Stücke von Rinderherz u. dergl. nahm er nicht an.“ Sade, das Süßwaſſer-Aquarium. 20 en sl = Silche (Pisces). Fiſche ſind im Waſſer lebende, meiſt beſchuppte, faltblütige Wirbeltiere mit unpaaren Floſſenkämmen und paarigen Bruſt— und Bauchfloſſen, meiſt mit ausſchließlicher Kiemenatmung und aus einem einfachen, aus Vorhof und Kammer beſtehendem Herzen. So ſcharf und treffend obige Charakteriſtik in wiſſenſchaftlicher Be— ziehung auch iſt, eine lebenswarme Vorſtellung von der wimmelnden Brut im Schoße der klaren Flut vermag ſie nicht zu geben. Der Körper des Fiſches iſt in den meiſten Fällen mehr oder weniger zuſammengedrückt und ſpindelförmig, doch wechſelt dieſe Geſtalt auch ſehr, ſie geht in die ſonderbarſten Formen über, welche oft eine häßliche Ver— zerrung der Grundform, welche wir für den Fiſch beſitzen, herbeiführt. Bei einigen Arten kann ſie ſich zu einer hohen, dünnen Scheibe umbilden, mit der das Tier auch auf der Seite ſchwimmen kann, iſt dann indeſſen ſelten ganz flach oder ſie zieht ſich zu einem langen dünnen Bande aus, bald beſitzt ſie wunderliche Anhängſel, die dem Tiere eine abenteuerliche Geſtalt verleihen, immer aber iſt die Bauart eine ſolche, daß der Fiſch im Waſſer ſchwimmend ſeinen Lebenszweck verfolgen kann. Zur Förderung dieſer Bewegungen iſt Figur 142. Teile des Fiſchkörpers. K. Kiemendeckel mit hinter— ur Körper nn N liegender Kiemenſpalte, Br. Bruſtfloſſe, B. Bauchfloſſe, R. Rücken— tümlichen, zwiſchen floſſe, A. Afterfloſſe, S. Schwanzfloſſe, SI. Seitenlinie, Kt. After. Knochenſtrahlen ausge— ſpannten Häuten, Floſſen, ausgeſtattet. Dieſe liegen meiſt paarig an den Seiten des Körpers und entſprechen den Gliedmaßen der vorigen Tierklaſſen, teils liegen ſie unpaarig und ſenkrecht in der Mittellinie des Körpers und an deſſen Schwanzende. Die auf der Mittellinie des Rückens, an den Dornfortſätzen der Rückenwirbel angehefteten Strahlenfloſſen heißen Rückenfloſſen; die den unteren Dornfortſätzen angehefteten, hinter dem After liegenden Floſſen: Afterfloſſen; die am Ende des Schwanzes befindliche ſenkrechte Floſſe: Schwanzfloſſe. Oft findet ſich noch auf dem Rücken eine kleine Floſſe ohne Strahl, die man als Fettfloſſe bezeichnet. Seine Hauptbeweglichkeit entfaltet der Fiſch durch das Hin- und Herwenden des kräftigen, meiſt die Hälfte oder mehr als die Hälfte der Körperlänge einnehmenden Schwanzes. Dabei helfen die paarigen Floſſen rudernd mit, und die ſenkrechten Floſſen dienen als Steuer, um dem Körper die aufrechte Lage im Waſſer zu ſichern. Paarige Floſſen ſind nie mehr als 4, zuweilen nur zwei vorhanden, können indeſſen auch vollſtändig fehlen. Die den Vordergliedmaßen entſprechenden Floſſen heißen Bruſtfloſſen; die den Hinterglied maßen entſprechenden: Bauchfloſſen. Hinſichtlich ihrer Anheftung zeigt ſich bei dieſen letzteren eine dreifache Verſchiedenheit. Entweder iſt der ſie tragende, dem Becken entſprechende Knochen ganz nach vorn gerückt und am Schultergerüſte, nahe dem Kopfe befeſtigt, und ſie ſelbſt ſitzen demnach in der Kehlgegend vor den Bruſtfloſſen, oder ſie ſind unter oder dicht hinter den Bruſtfloſſen ein— gelenkt, oder aber weit hinter denſelben an der Bauchgegend. Als Strahlen, welche die Floſſenhäute ſtützen, unterſchied man früher nur, je nachdem ſie in der Länge aus einem einzigen ſpitzigen, meiſt ſteifen, nur zuweilen bieg— ſamen Knochenſtücke beſtanden: Stachelſtrahlen, oder ſie ſetzten ſich aus einer Menge von Gliedern zuſammen: Weich- oder Gliederſtrahlen. Oft beſitzen die Floſſen keine Strahlen, es ſind dann Hautfloſſen; ent— halten ſie nur Faſern, dann ſind es Faſerſtrahlen, indeſſen haben ſie meiſt wahre Floſſenſtrahlen, die entweder Gliederſtrahlen oder ungegliederte ſind. Der Aufbau der Gliederſtrahlen ſetzt ſich aus einer großen Anzahl aufeinander liegender Knochenſtückchen zuſammen und beſteht aus zwei ſeit— lichen Hälften, ſie ſind entweder unverzweigt oder verzweigt; indeſſen ſind ſie faſt immer biegſam, ſelten ſteif, ſtachelähnlich, wo man durch die Quer— jtreifung oder den geſägten Rand deutlich die Gliederung bemerken kann. Die eingegliederten Strahlen ſind meiſt einfach, beſtehen aus einem Stücke, ſind ohne eine Höhlung, und in der Regel biegſam, oder aber auch ſie ſind von einem hohlen Kanale bis gegen die Spitze hin durchzogen und meiſt ſteif und ſtehend; ſie beſtehen aus zwei ſeitlichen Hälften, wie die Gliederſtrahlen und zeigen noch darin eine Verſchiedenheit, daß ſie völlig ſymmetriſch oder umgekehrt unſymmetriſch ſein i können. Haut eines Fiſches. a. Oberhaut, Auf Dornfortſätzen, den ſogenannten b. Schuppen, 6. Lederhaut. Floſſenträgern, ſind die Strahlen der Rücken— und Afterfloſſe eingelenkt und können aufgerichtet und niedergelegt werden; die paarigen Floſſen können ſich fächerähnlich ausſpreizen oder zuſammen— legen. Die Schwanzfloſſe iſt gerundet, abgeſtutzt oder gablig ausgeſchnitten; ſie beſteht ſtets aus gegliederten Strahlen und läßt einen oberen und einen unteren Lappen unterſcheiden. Bei den Fiſchen mit ungleich gelappter Schwanzfloſſe tritt gewöhnlich das Ende der Wirbelſäule in den oberen Lappen der Schwanzfloſſe ein. Die Haut der Fiſche iſt weich, locker, glatt und ſchleimig, nie ver— hornt, jedoch faſt ſtets mit Verknöcherungen bedeckt, welche in der Lederhaut ihren Sitz haben, und auch meiſt von der Oberhaut überzogen ſind. Die Haut beſteht aus zwei Schichten, der derben, elaſtiſchen, meiſtens Schuppen tragenden Lederhaut und der ſie bedeckenden, weichen, gallertartigen Ober— haut, welche ſich bei unſanfter Berührung leicht abſtreift. Die Schuppen ſind für gewöhnlich dünne, durchſcheinende, hornartige Plättchen von ab— gerundet viereckiger Geſtalt, welche mit ihrem vorderen Rande mehr oder weniger tief in den ſogenannten Schuppentaſchen der Lederhaut ſtecken und von der Oberhaut überzogen ſind. Sie decken ſich in der Regel dachziegel— artig, ſelten berühren ſie ſich nur mit den Rändern, in den wenigſten Fällen überhaupt nicht und ſind dann vollſtändig in der Haut verborgen. Je 20* 308 Fe nachdem ihr hinterer Rand frei und glatt oder gezähnt iſt, werden ſie als Rund- oder Kammſchuppen bezeichnet. Ihre dem Körper anliegende Fläche iſt meiſt mit einer weichen, ſtark ſilberglänzenden Maſſe überzogen, deren Glanz durch viele, äußerſt kleine Kryſtalle hervorgebracht wird. An den Seiten des Körpers (vergleiche Figur 142) zeigt ſich auf der Schuppenbekleidung eine Linie. Dieſelbe verläuft bald gerade, bald gekrümmt, zuweilen iſt ſie auch unterbrochen und wird Seitenlinie genannt. Die Schuppen dieſer ſind von einem Kanal durch— bohrt und zeigen nach außen mündende Gänge. Unter dieſen Schuppen liegen Gräben und Kanäle, die eigentümliche, mit den Zweigen des Seitennerven in Verbindung ſtehende Gebilde enthalten e und, wie ſchon gejagt, nach außen Figur 144. Fiſchſchuppenformen. enden. Früher hielt man dieſe Drüſen e unbE 55 be Sede für Schleimdrüſen, jetzt jedoch nimmt Seller der Rare an an an, daß ſie die Träger eines be— des Gründlings, 5. Rundſchuppe der Barbe. ſonderen Sinnes ſind. Kopf und Floſſen ſind gewöhnlich ſchuppenfrei, nur in einzelnen Fällen mehr oder weniger mit kleineren Schuppen bedeckt. Manche ſonſt regelmäßig vollbeſchuppte Fiſche haben conſtant einige ſchuppenloſe Stellen an Bruſt und Bauch, bei anderen iſt nur eine Reihe von Schuppen an der Seitenlinie vorhanden, noch 7 andere ſind gänzlich unbeſchuppt. Am Bauchrande mancher I Arten bilden winkelig gefnickte, an der Knickung wohl auch kiel— „artis verdickte Schuppen eine ſcharfe, oft ſogar ſägeförmige Kante. Figur 15. Bei einzelnen Fiſchen finden ſich jtatt der Schuppen derbe Kryſtalle Knochentafeln oder verſchieden geformte Knochenkörper, die ihre e Stellung bald in regelmäßigen Reihen, bald unregelmäßig zer— ſtartvergr. ſtreut haben, aber immer mit der Lederhaut feſt verbunden find und ſogar zum inneren Skelett als ſogenannte Hautknochen in Verbindung treten können. Ehe ich zum Skelett übergehe, muß ich noch kurz der Färbung der Fiſche gedenken. Der oft prachtvolle Farbenſchmelz dieſer Geſchöpfe, der mit den ſchönſten Schmetterlingen und Vögeln wetteifern kann, wird durch Pigment in der unteren Epidermisſchicht, häufig auch durch verzweigte Pigmentzellen (Chromataphoren) der Lederhaut hervorgebracht. Letztere enthalten ſchwarzes oder rotes Pigment und können dieſes ziemlich ſchnell zu winzig kleinen ſchwarzen oder roten Punkten zuſammenziehen, ſodaß eine vorher dunkle Stelle blaß wird. Dieſe Farbenveränderungen ſind am auf— fälligſten während der Laichzeit. Indeſſen haben auch die Chromataphoren die Eigenſchaft, unter dem Einfluſſe gewiſſer Reize, durch Druck, Licht, Wärme, Erregung, Schreck, Wohlbefinden ꝛc. ihre Ausdehnung und Lage zu ändern. Meiſt erſcheinen ſie als kleine, unregelmäßige Flecke, bald als weitverzweigte Körper mit zahlreichen langen Fortſätzen, und nur in dieſem Skelett des Barſches. (Nach Cuviers Fiſchen J.) J. Stirnbein, 2. vorderes Stirnbein, 3. Riechbein, 4. hinteres Stirnbein, 5. unteres Hinterhauptbein, liegt unter 28 verborgen, 6. Keilbein, 7. Scheitelbein, 8. Stachel fortſatz des Hinterhauptes, 9. äußeres Hinterhauptbein, 10. ſeitliches Hinterhauptbein, 11. großer Keilbeinflügel, 12. Warzenbein, Felſenbein, 14. Augenfortſatz des Keilbeins verdeckt, 15. vorderes Keilbein verdeckt, 16. Pflugſchar, liegt unter 19 Oberkiefer, 17. Zwiſchenkiefer, 18. Obertiefer, 19. erſtes Unteraugenhöhlenbein, 19°, 19, hintere Augenhöhlen-Knöchel oder Jochbeinſtücke, 20. Naſenbein. 21. Schläfenknöchel, 22. Gaumbein, vor 24, unter 19 verborgen, 23. Schläfenbein, 24. Quer bein, 25 inneres Flügelbein, 26. Jochbein, 27. Pauke, 28. Deckelſtück, 2 Stielfortſatz des Zungenbeins, nicht ſichtbar, Vorderdeckel, 31. Verbindungsbein, 32 Unterdeckel, Zwiſchendeckel, 34 Zahnſtück, Gelenkſtück, Winkelſtück, 37. Deckſtück, liegt unter 35 verborgen, aaa. Wirbel, b 6verwachſene Schwanz— wirbel, ce. Querfortſätze, meiſt vom Körper getrennt, dd die beiden verwachſenen Querfortſätze unter dem Schwanz laſſen zwiſchen ſich ein Loch für die Aorta, e e. Rippen, hängen nur mit einem Köpfchen an den Querfortſätzen, k. Rippen-Auhängſel, bisweilen 2 an einer Rippe, gg. Stachelforlſätze, uh. fünfzehn vordere Zwiſchen-Stachelfortſätze, ii. fünfzehn hintere, k k. vierzehn harte Strahlen der erſten Rückenfloſſe, 11 drei harte der zweiten Rückenfloſſe, mm. zwölf weiche Strahlen, un. kurze harte Strahlen der Schwanzfloſſe, 9. weiche, pp. untere Stachelfortſätze, gd. untere Zwiſchen-Skachelfortſätze, r. harte, s. weiche Strahlen, A B. Schulter— blatt in zwei Teile zerfallen, ©. Oberarm, (A BO Schultergürtel), D Elle, R. Speiche, F. vier Handwurzeltnochen, G. Floſſenſtrahl, der noch an der ſogen. Speiche eingelenkt iſt, II. verzweigte Floſſenſtrahlen, J K. zwei Knochenſtücke, die von einigen für den Rabenſchnabelfortſatz, von anderen für das Schlüſſelbein gehalten werden, I., hinter Glied, M. ein harter Strahl der Bauchfloſſe, N. weiche Strahlen der Bauchfloſſe. — 310 — letzten Falle kommt ihre Färbung an der Oberfläche voll zur Geltung. Ihre Veränderung erklärt den oft plötzlichen Farbenwechſel von Fiſchen, die aus kälterem in wärmeres Waſſer, aus der Dunkelheit ins Licht ge— bracht werden, oder die ſich ihrer Färbung, ihrer jedweiligen Umgebung anpaſſen. Das Skelett brauche ich nicht ausführlich zu ſchildern, da die gegen— überſtehende Tafel es genau veranſchaulicht. Es iſt deswegen beſonders intereſſant, weil es mit Formen beginnt, welche bei den höheren Wirbel— tieren nur in früheſter Jugend vorübergehend auftreten. So iſt bei dem Stör z. B. die Wirbelſäule noch nicht in einzelne Wirbel geteilt und hier, ſowie bei den übrigen Knorpelfiſchen noch nicht verknöchert. Aneinander bewegliche Wirbel finden ſich erſt bei den Haifiſchen. Auch Rippen fehlen noch einem großen Teile der Fiſche, oder ſind unvollkommen; ein echtes Bruſtbein zur Verbindung tritt nirgends auf, wird aber zuweilen durch Hautknochen erſetzt. Viele Knochenfiſche beſitzen Y-förmige Knochenſtäbe, ſogenannte Fleiſchgräten, welche durch teilweiſe Verknöcherung der die Muskeln trennenden Bänder entſtehen. Die Wirbelſäule ſelbſt zerfällt in Rumpf- und Schwanzteil; nur am erſteren können ſich Rippen befinden, letzterer ſchließt mit der Schwanzfloſſe ab. Der Kopf ſitzt ohne Hals direkt am Rumpfe feſt. Der Schädel iſt bei einigen Fiſchordnungen noch knorpelig, wird bei den Stören z. B. von beſonderen Hautknochen ſchützend bedeckt und verknöchert bei den Knochenfiſchen zum größten Teil; ſtets aber bleiben Reſte des urſprünglichen Knochenſchädels zurück. Er zerfällt bei dieſen Fiſchen in viele einzelne Knochenſtücke und vereinigt ſich innig mit den gleichfalls zahlreichen Geſichtsknochen. Dieſe ſind in ihrer einfachſten Form nur ein den Mund umſpannender Knorpel— bogen, der aus Unter- und Oberkiefer be- ſteht und durch einen beſonderen knor— peligen Fortſatz des letzteren am Schädel befeſtigt iſt. Ahnliche Knorpel verbinden ſich weiter hinten, an der Grenze zwiſchen Kopf und Rumpf mit Schädel und Wirbelſäule und ſtellen die Kiemenbögen dar. Sie umgeben die Kiemenſpalten, welche für den Austritt des Atemwaſſers nötig ſind. Dieſe Bögen ſind bei den Fig. 146. Kiemengerüſt. a Zungenbeinkörper. i, k, I, m, n Kiemen— bögen ausgeſtreckt. 1, 2, 3 Körper der drei vorderen, 4, 4, 4 vorderes Stück, welches den drei hinteren fehlt. 5, 5, 5, 5, 5 mittleres Stück. 6, 6, 6, 6 hinteres Stück. 7, 7, 7, 7 Stielfortſätze. Dieſelben verdicken ſich bei den drei mittleren, werden ſehr rauh und heißen obere Schlundknochen. Knochenfiſchen ungemein kompliziert ge— baut und mit vielerlei Hautknochen zum Schutze der Kiemen verſehen. An dem Schädel iſt der Schultergürtel aufgehängt, dem die Bauchfloſſen angefügt ſind, die Bauchfloſſen ſind an zwei dreieckigen an— einander ſtoßenden Knochenplatten be— feſtigt, die als Beckenrudimente bezeichnet werden können. Die Wirbelſäule der Knochenfiſche ſetzt ſich aus einer verſchiedenen WI N ı ge ſetzt ſich au er ) Anzahl ziemlich gleich geitalteter, ungefähr cylindriſcher Wirbelkörper zu— ſammen, welche beweglich mit einander verbunden ſind. Bei den Knorpel— fiſchen beſteht die Wirbelſäule nur bei einigen Familien aus getrennten, mehr oder weniger verknöcherten Wirbeln, bei anderen aus einer wenig oder garnicht gegliederten Knorpelmaſſe. Als Anhänge der Wirbelſäule ſind die Strahlen anzuſehen, welche die Floſſen ſtützen. Das Nervenſyſtem des Fiſches iſt ziemlich einfach gebaut. Stets bleibt das Gehirn nur klein und füllt den Schädel bei weitem nicht aus, es wird an Maſſe vom Rückenmark bedeutend übertroffen. Die Sinnes— organe ſcheinen ziemlich leiſtungsfähig zu ſein, beſonders die des Geſichtes. Das Auge iſt meiſt groß und beſitzt eine faſt kugelrunde, mächtige Linſe. Augenlider fehlen ganz oder ſind unbeweglich; nur die uns hier nicht intereſſierenden Haifiſche, wie ich beiläufig noch erwähnen will, beſitzen untere und obere Augenlider, oft ſogar noch eine Nickhaut. Das Ohr iſt weniger entwickelt; das äußere fehlt ganz, im inneren iſt von einer Schnecke kaum eine Andeutung vorhanden. Gehörgang, Trommelfell und Gehör— knöchelchen fehlen. In manchen Fällen bei den r wird durch eine Reihe von Knöchelchen eine Verbindung mit der Schwimmblaſe her— geſtellt, deren Zweck indeſſen noch nicht klar— gelegt iſt. Die Naſe beſteht aus einem Paar Gruben in der Haut des Kopfes; nur bei den Lurchfiſchen iſt ſie hinten nach dem Gaumen zu offen und dient auch zur Aufnahme des Atemwaſſers. Der nervenreiche Teil des Figur 147. Unterkiefer des Hechtes fleiſchigen Gaumes ſcheint der Sitz eines nur mit den Fangzähnen. wenig entwickelten Geſchmackſinnes zu ſein. Zum Taſten mögen die Lippen und deren Anhänge, die Barteln, vielleicht auch einzeln ſtehende Floſſenſtrahlen dienen. Außerdem ſcheinen die Seiten— linien, wie ſchon angegeben, Sinneswahrnehmungen zu vermitteln. Die Verdauungsorgane haben einen komplizierten Bau. Der Mund liegt in der Regel vorn, ſeltener unten und die weite Rachenhöhle iſt meiſt reich mit Zähnen beſetzt. Zahnlos ſind nur wenige Fiſche. Faſt alle Knochen der Kiefer tragen Zähne. Mit ihnen ſind die Kiefer, die Mund— höhle und die Kiemenbögen beſetzt. Sie dienen meiſt nur zum Ergreifen der Beute und beſtehen daher aus kegelförmigen, geraden oder gekrümmten Fangzähnen mit oder ohne Widerhaken und Zacken, ſelten nur aus wirklichen Mahlzähnen; ſie ſind teilweiſe bei einigen Fiſchen beweglich, meiſt jedoch mit den Knochen verwachſen. Von einer Zunge kommt bei den Fiſchen nur noch eine Andeutung vor, Speicheldrüfen fehlen überhaupt gänzlich. Die Speiſeröhre iſt nur kurz, der Magen weit und nicht ſelten in einen anſehnlichen Blindſack verlängert. Meiſt iſt er nur eine ſpindelförmige Er— weiterung des Nahrungskanales, häufig auch hufeiſenförmig gekrümmt. Seine Schleimhaut iſt in der Regel zarter als die der Speiſeröhre. In den Schlund oder Magen mündet von der Rückſeite her der Ausführungs— gang der Schwimmblaſe. Am Anfang des eigentlichen Darmes giebt es häufig viele blinddarmartige Anhänge. Der Dünndarm verläuft meiſt in eo gerader Richtung und beſitzt innen Längsfalten der Schleimhaut, aber ſehr ſelten Darmzotten. Ein Maſtdarm läßt ſich nicht immer deutlich unter— ſcheiden. Sehr oft münden in dem letzten Abſchnitt des Darmes auch noch die Ausführungsgänge der Nieren, Hoden und Eierſtöcke. Der After liegt meiſt weit hinten, nur bei den Kehlfloſſern und den Knochenfiſchen ohne Bauchfloſſen auffallend weit vorn. Die Leber iſt bei allen Fiſchen groß, fettreich, zwei- oder dreilappig, von gelber, rötlicher, bräunlicher oder ſchwärz— licher Farbe und beſitzt in der Regel eine rundliche oder ovale Gallenblaſe, deren grünlich-bräunlicher Inhalt ſich durch den Gallengang in den Anfang des Darmes ergießt und gemeinſam mit den im Magen und Darme ab— geſonderten Säften die Verdauung bewirkt. Die Bauchſpeicheldrüſe iſt ein wenig in die Augen fallendes drüſiges Organ, welches dem Magen oder Darm eng anliegt und deſſen Ausführungsgang neben dem Gallengange in den Darm mündet. Die Milz iſt von wechſelnder Größe und Form und in der Nähe des Magens oder zwiſchen den Windungen des Darmes be— feſtigt; ihre Farbe iſt bräunlichrot. Die Schwimmblaſe entſpricht nach ihrer Entſtehung im Embryo den Lungen der höheren Wirbeltiere, ſie liegt am Rückgrat über dem Darm und ſteht mit deſſen Innenſeite oder mit dem Schlunde durch einen Kanal in Verbindung, oder ſie iſt auch völlig geſchloſſen. Ihre Wandung iſt ſehr elaſtiſch, zuweilen muskulös, innen glatt und zellig und dann der Amphibien— lunge nicht unähnlich. Ihre Innenwand iſt mit einer ſilberglänzenden Schicht, ihre äußere Wand von Muskel— faſern überzogen. Zwiſchen beiden findet ſich bei manchen Fiſcharten ein lebhaft rot gefärbtes, blutreiches, drüſen— artiges Organ. Die in der Blaſe enthaltene Luft wird . von den in ihren Wandungen gelegenen Blutgefäßen aus— Figur 148. geſchieden, auch bei den mit einem Luftgange verſehenen e e Fiſchen dient dieſer wohl nur zum Entweichen der Luft, Karpfen. nicht aber zur Aufnahme derſelben. Die Hauptbeſtimmung der Fiſchblaſe iſt, die Veränderung des Körpergewichtes zu bewirken. Sie macht es durch Zuſammendrücken und Ausdehnen dem Fiſche möglich, ſchnell zu ſinken oder zu ſteigen; auch wird durch ſie den Fiſchen der Aufenthalt in gewiſſen Tiefenregionen vorgeſchrieben, indem der Fiſch in der Tiefe nicht mehr die Kraft beſitzt, die unter erhöhtem Druck komprimierte Schwimmblaſe zu erweitern und umgekehrt, die nahe der Ober— fläche ſtark ausgedehnte Luft der Schwimmblaſe zu komprimieren. Die ziemlich enge Bauchhöhle wird vom Magen, dem Darmkanal, der großen Leber, der Milz und den langen Nieren, den Geſchlechtsteilen und der Schwimmblaſe ausgefüllt. Die Atmung der Fiſche geſchieht faſt ohne Ausnahme durch Kiemen. Sie liegen am Anfange des Verdauungskanals und beſtehen aus Reihen feiner Blättchen, in deren Innern viele Blutgefäße verlaufen. Sie werden von Kiemenbögen getragen (ſiehe dieſe Seite 310) und haben ihre Lage entweder frei in einer einzigen großen Kiemenhöhle, welche durch einen a Spalt mit dem umgebenden Waſſer kommuniziert, oder find jede für ſich in beſonderen Taſchen untergebracht. Das Waſſer gelangt durch den Mund in den Kiemenraum und fließt nach Beſpülung der Kiemen außen ab. Einige Fiſche haben beſondere Einrichtungen in der Kiemenhöhle zur Atmung von Luft; andere atmen zu gewiſſen Zeiten mit der Schwimmblaſe. Das Herz der Fiſche beſteht aus Vorhof und Herzkammer, die Zahl der Schläge iſt eine viel geringere als bei den höheren Wirbeltieren. Der Vorhof iſt dünnwandig und weit, die Kammer kräftig und muskulös. Das, venöſe Blut wird aus dem Herzen in die Kiemen getrieben, nimmt hier unter Abgabe von Kohlen— ſäure Sauerſtoff auf und gelangt nun direkt in alle Teile des Körpers, von wo es wieder in das Herz zurückkehrt. Ein derartiger Blutſtrom kann kein raſcher ſein, da er während eines vollſtändigen Um— laufes nur einmal angetrieben wird, während er bei den übrigen Wirbeltieren zweimal das Herz paſſiert. Die Temperatur des Blutes iſt ſehr veränderlich und richtet ſich nach derjenigen des Waſſers, beträgt Figur 149. Fiſchherz. aber immerhin einige Grad mehr als dieſes. Es „ ere 1 hängt die geringe Eigenwärme einmal von der Körper- ader, 55 or Ag RN bedeckung, die ein guter Wärmeleiter tft, ab, ſodann kammer, 4 Kiemenſchlagader. und hauptſächlich aber von der Langſamkeit des Blut— ſtromes und der beſchränkten Sauerſtoffmenge, während im gleichen Raum— inhalt atmoſphäriſcher Luft 300 Gramm zur Verfügung ſtehen, enthält das Waſſer nur etwa 20 Gramm Sauerſtoff. Man hat berechnet, daß ein Menſch fünftauſendmal mehr Sauerſtoff einatmet, als z. B. ein Karpfen. Die Nieren ſind bei den Fiſchen paarig, ſie erſtrecken ſich meiſt längs des Rückgrats vom Kopf bis zum Ende der Leibeshöhle und ſetzen ſich in zwei Harnleitern fort, die ſich hinter dem Darmkanal zu einer Harnröhre vereinigen. Dieſe erweitert ſich ſehr oft zu einer Harnblaſe und mündet bei den meiſten Knochenfiſchen gemeinſam mit der Geſchlechtsöffnung oder un ihr = einer beſonderen Papille, bei einigen auch in den Endabſchnitt des Darmes Mit nur wenigen Ausnahmen ſind die Fiſche getrennten Geſchlechtes. Außere Unterſchiede treten verhältnismäßig ſelten auf, daher ſind Hoden und Eierſtock, die äußerlich beide auch oft ähnlich ſind, auf ihren Inhalt hin zu unterſuchen, um das Geſchlecht feſtzuſtellen. Die Eierſtöcke ſind meiſt paare, bandartige Säcke, welche unterhalb der Nieren an den Seiten des Darmes und der Leber liegen. Die Eier entſtehen an der inneren Eierſtocks— wandung und gelangen dann in den Hohlraum der zur Brutzeit mächtig anſchwellenden Säcke. Ebenſo wie die paaren Hoden beſitzen ſie keine eigenen Ausführungsgänge: die Geſchlechtsſtoffe gelangen in die Leibeshöhle und von hier entweder durch eine eigne Offnung oder mittelſt eines in den Maſtdarm mündenden Kanals nach außen. Häufiger ſind beſondere Eis, reſp. Samenleiter vorhanden, welche ſich zwiſchen dem After und der Mündung der Harnröhre auf einer Papille nach außen öffnen. Nußere Geſchlechtsteile treten nur ſehr jelten auf. Der Laich wird von dem Weibchen in Klumpen in das Waſſer abgelaſſen und dort vom Männchen befruchtet. Lebende Junge bringen nur wenige Arten zur Welt. Die meiſten Fiſche laichen nicht an ihren gewöhnlichen Aufenthalts— orten, ſondern unternehmen, um geeignete Laichplätze aufzuſuchen, größere oder kleinere Wanderungen, wobei ſie ſich oft in Schwärmen vereinigen. Sie ziehen aus dem Meere in die Flüſſe, weit hinauf in die Quellbäche oder verlaſſen die Flüſſe und gehen in das Meer. Auf dieſen Wanderungen aus dem ſüßen in das ſalzige Waſſer oder umgekehrt, halten ſie ſich ge— wöhnlich kürzere Zeit im Brackwaſſer der Flußmündung auf, um einen plötzlichen Wechſel des Waſſers zu vermeiden. Gleichzeitig mit der Reife ihrer Geſchlechtsprodukte legen viele Fiſche ein von ihrer gewöhnlichen Färbung abweichendes Hochzeitskleid an, welches häufig die auffallendſten und prächtigſten Farben zeigt. Die Laichzeit dauert bei jeder Fiſchart mehrere Wochen, kann auch bei hier nicht heimiſchen Fiſchen mehrmals im Jahre eintreten. Getrennt in Gefangenſchaft gehaltene Fiſche legen den Laich nicht ab, auch wenn er vollkommen reif iſt und beim geringſten Druck auf den Bauch abfließt. Dagegen laichen Fiſche, die gemeinſam in Behältern aufbewahrt werden, ſehr häufig, ſodaß alſo zur Abgabe des Laiches ein Anreiz durch die Anweſenheit des anderen Geſchlechtes erforderlich zu ſein ſcheint. Die meiſten Fiſche laichen jährlich, die Neunaugen und Aale ſetzen nur einmal in ihrem Leben ihren geſamten Laich ab, um dann zu ſterben. Eine Sorge um die Eier oder Jungen findet ſich nur bei wenigen Fiſchen ausgeprägt. Die Befruchtung und Entwicklung des Laiches läßt ſich durch das Mikroſkop bei mäßiger Vergrößerung leicht beobachten. Ich komme auf dieſen Punkt näher zurück in dem Kapitel „Die künſtliche Fiſchzucht“, welches ich der Schilderung der Fiſche anfüge. Die meiſten Fiſche ſind Fleiſchfreſſer und wilde Räuber. Ihre Nahrung ſetzt ſich aus allerlei Waſſertieren zuſammen, nur wenige Arten ernähren ſich mit Pflanzenſtoffen, wenngleich auch ſie ſich nicht ausſchließlich mit vegetabiliſchen Stoffen begnügen, ſondern hin und wieder auch animaliſche Stoffe aufnehmen. Das Recht des Stärkeren herrſcht beim Fiſch in ſeiner ganzen entſetzlichen Rückſichtsloſigkeit; der Fiſch iſt da, um zu freſſen und wiederum von ſtärkeren ſeinesgleichen gefreſſen zu werden, wenngleich auch andere Tierklaſſen manchen Vertreter zu ſeiner Vernichtung ausſchicken. „Ein endloſer, wütender Kampf, ein ewiges Morden, Verſchlingen oder Verſchlungenwerden, das iſt das wohlige Leben des Fiſchleins auf dem Grunde.“ Keine Tierklaſſe möchte ich ſagen, weiſt eine ſolche unerſättliche Gefräßigkeit auf wie die räuberiſchen Fiſche, ſie füllen ihren Magen oft bis zum Platzen. Die Beute wird meiſt ganz verſchlungen. Ahnlich wie Reptilien und Amphibien halten manche Arten einen Sommerſchlaf, indem ſie beim Vertrocknen der Gewäſſer ſich in den Schlamm einwühlen, in Erſtarrung verfallen und ſo bis zur Regenzeit verharren. a) ppunaspiegg °C 'yosaecı "7 ‘Suyy»gS Aoumwwor) "© “Wssioquumysg ie ‘yosseqmey 'ı 8 e 2 ** he En ir rg Die Fiſche werden in vier Ordnungen eingeteilt: 1. Knochenfiſche (Teleostei), 2. Schmelzſchupper (Ganoide). 3. Knorpelfiſche (Chondropterygii) und 4. Rundmäuler (Uyelostomi). Alle vier Ordnungen geben uns Tiere für unſer Süßwaſſer-Aquarium. 1. Rnochenfiſche (Teleostei). 1. Stachelfloller (Acanthopteri). Das Gerippe iſt verknöchert, die Wirbel vollſtändig getrennt. Die erſten Strahlen der Rückenfloſſe ſind ungegliedert, auch die Afterfloſſe beſitzt einige ungegliederte Strahlen, desgl. einer in der Bauchfloſſe. Die Kiemen ſind kammförmig. Die Schwimm— blaſe ohne Luftzugang, kann auch bisweilen fehlen. 1. Barſch (Perca fluviatilis L.). Perca vulgaris. Egelin, Schratzen, Anbeiß, Bürſtling ꝛe. Der Körper iſt gedrungen und ſeitlich nur mäßig zuſammengedrückt, vorn höher als hinten. Bürſten- oder Hechelzähne auf Kiefern und Gaumen, die Zunge in— deſſen frei. Der Mund iſt endſtändig und reicht bis unter das Auge. Der Kiemen— vorderdeckel iſt am Rande fein gezähnelt, der Deckel mit 1 großen und 1— 2 kleinen Dornen bewaffnet. Der Rücken trägt eine vordere ſtachlige und eine hintere weiche Rückenfloſſe. Starke Stacheln finden ſich an der After- und an den Bauch— floſſen. Die Grundfarbe des Körpers iſt meſſinggelb bis grünlich, ſelten (wie die Farbentafel zeigt) ungeſtreift, meiſt mit ſchwärzlichen Querbinden und einem ſchwarzen Augenfleck am Ende der erſten Rückenfloſſe verſehen. Der Rücken iſt dunkelbraun grün. Bruſt- und Bauchfloſſen, ſowie die Afterfloſſe ſind rötlichgelb bis rot, Schwanzfloſſe rot oder grünlich, rot angehaucht. — Ganz Europa mit Ausnahme der Gewäſſer höherer Gebirge. (Vergleiche Farbentafel heimiſche Fiſche Figur J). Der Barſch iſt einer der häufigſten Fiſche unſerer Seen und Flüſſe. Hier hält er ſich 50 bis 75 em unter der Oberfläche in kleinen Trupps auf, die ſich gewöhnlich aus jüngeren Tieren zuſammenſetzen; alte Barſche leben mehr einzeln. Beſonders liebt er klares, leicht bewegtes Waſſer mit feſtem Grunde. Er iſt einer der gefräßigſten Raubfiſche unſerer Heimat und ſteht daher faſt immer auf der Lauer. Mit beſonderer Vorliebe wählt er ſeine Standorte vor der Mündung von Flüſſen oder Bächen, er ſtellt ſich an Brückenpfeilern, Wehren oder dergl. auf, auch zwiſchen Waſſerpflanzen, unter überhängenden Ufern oder zwiſchen Baumwurzeln wird er angetroffen. Naht ſich ſeinem Standorte ein Schwarm kleiner Fiſche, ſo fährt er, wie ein Habicht unter das Geflügel, auf ſie zu, bemächtigt ſich ihrer einen meiſt im erſten Anſturm, oder er erhaſcht ſein Opfer nach einer längeren, häufig ſcharfen Verfolgung. Die Fiſche werden oft durch ſolche Überfälle des Barſches in Schrecken und Verwirrung geſetzt und manche unter ihnen ſuchen dem gierigen Rachen des Räubers dadurch zu entweichen, daß ſie ſich durch einen Sprung über die Waſſerfläche ſchnellen. Iſt der Barſch zu gierig im Verſpeiſen ſeiner Beute, ſo hat er oft das Unglück, ſeinen =. alone Gefangenen von dem weitgeöffneten Rachen aus in eine der ſeitlichen Kiemenſpalten hineinzudrängen, in der er ſtecken bleibt und mit dem Räuber zugleich untergeht. Da ſich nun der Barſch bei ſeinen Räubereien oft ſo voll von blinder Gier zeigt, kommt es auch vor, daß er einen wehrhaften Stichling überfällt und dieſer ihn durch ſeine aufgerichteten Rückenſtacheln tödlich verwundet. Wie ſich der Stichling dem Barſch gegenüber verteidigt, ſo ſchützt ſich dieſer vor dem Hechte. Nähert ſich dieſer verwegene Räuber dem Barſch, ſo richtet letzterer ſeine Rückenſtacheln auf und bringt ihn da— durch vom Angriffe ab, oder er gefährdet den ebenſo gierigen Räuber an Leib und Leben. Das Schwimmen des Barſches geſchieht ruckweiſe. Im dritten Jahre ſeines Lebens iſt der Barſch laichfähig. Je nach der Lage des Wohngewäſſers, deſſen Wärmegehalt und ebenſo nach der herrſchenden Witterung, kann die Laichzeit einigermaßen ſchwanken, fällt aber in der Regel in die Monate März, April und Mai. Einige Fiſche beginnen mit dem Ablaichen ſchon im Februar, während andere noch im Juni und Juli dieſem Geſchäfte obliegen. Flache, ſteinige und mooſige Stellen, Beſtände, die mit Rohr bewachſen ſind, oder harte Gegenſtände, die im Waſſer liegen, bilden geeignete Laichplätze. Die Eier ſind in einem netzartigen, häutigen Schlauche eingeſchloſſen, welchen das Weibchen durch Reiben des Bauches an einem Steine oder einem ſonſtigen Gegenſtande zu befeſtigen ſucht. Dieſe Schläuche, auch als Schnüre bezeichnet, ſind oft ein bis zwei Meter lang und zwei bis drei Centimeter breit. Zur Laichzeit lebt der Barſch paarweiſe. Viel Laich kommt nicht zur Entwicklung, da Waſſervögel und Fiſche eine große Menge desſelben verzehren; auch liegen übereinſtimmende Angaben aufmerkſamer Beobachter vor, daß in manchen Gegenden die Milcher in auffallender Minderzahl vorhanden ſind, ſodaß nur ein verhältnismäßig geringer Teil des Laiches befruchtet werden kann. Hierin iſt vielfach der Grund zu ſuchen, daß der Barſch ſich in nicht größerer Menge vermehrt, als es der Fall iſt. Nach rund 48 Stunden wird die Brut lebendig. Die Aufzucht des Barſches aus Laich iſt nicht ſchwer. Seine Eier können künſtlich befruchtet, oder während der Laichzeit geſammelt werden. Zum Erbrüten ſind Trichterapparate oder Selbſtausleſer die beſten. (Ver— gleiche Kapitel „Die künſtliche Fiſchzucht“). Im Aquarium hält ſich der Barſch gut und erfreut durch ſein ſchönes Kleid und ſein munteres Weſen den Pfleger ſehr, doch iſt er nur mit wehr— haften Fiſchen zu vereinigen, auch nicht in großen Exemplaren dem Becken einzuverleiben. 2. Streber (Aspro streber Sieb.) Spindelfiſch, Zink, Rappfläch. Der Körper iſt breiter als hoch, hinten cylindriſch, mit kleinen, harten und feſt ſitzenden Schuppen bedeckt, die an Bruſt und Bauch ſtellenweiſe fehlen können. Der Kopf iſt flachgedrückt, breit, mit dicker über dem Unterkiefer hervorragender Schnauze, der Schwanzſtiel lang und ſchmächtig. Die Bauchfloſſen ſehr groß. Zwei Rücken floſſen ſind vorhanden, deren erſte Stacheln trägt. Kiemendeckel beſchuppt. Die Färbung braun oder graugelb mit mehreren ſchwärzlichen Schieferbinden. Donaugebiet. ae Nur die größeren Flüſſe des Donaugebietes beherbergen dieſen Fiſch. Er liebt reines klares Waſſer, lebt vereinzelt in der Tiefe von kleinen Tieren aller Art, und wird nur 10—15 em lang. Die Laichzeit ſoll im März und April ſein. In ſeinem Gebiete gehört dieſer reizende Fiſch keineswegs zu den häufigſten Erſcheinungen, wenigſtens nicht zu denen, die oft gefangen werden. Nahe verwandt iſt: a. Apron (Aspro apon Sieb.) Aspron vulgaris Cuv., Perea asper L. Grünlich, drei bis vier ſenkrechte ſchwärzliche Binden. — Im Gebiete der Rhone b. Zingel (Aspro zingel Cuv.). Perca zingel L. Der Körper iſt etwas dreieckig, der Kopf glatt, faſt herzförmig, an der Ober ſchnauze und den Schläfen zur Seite vorſtehend. In der Farbe graugelb mit vier ſchiefen braunen Binden. Figur 150. 1. Zander (Lucioperca sandra). 2. Streber (Aspro streber). 3. Zander (Lucioperca sandra Cuv.). Perca lucicarpa L. Sander, Amaul, Schill, Nagemaul. Der Körper iſt walzenförmig, faſt hechtähnlich. Er iſt mit Ausnahme des Kopfes mit kleinen, feſtſitzenden Kammſchuppen bedeckt. Zwiſchen den Bürſtenzähnen ſtehen lange, denjenigen des Hechtes ähnliche Fangzähne. Der Rücken iſt grüngrau, die Seiten ſilberweiß mit wolkigen, bräunlichen Flecken, die verwaſchene Querbinden darſtellen. Die Floſſen rötlich. Auf den Rückenfloſſen, deren erſtere Stacheln trägt, finden ſich ſchwarze Flecke. — Urſprünglich in Süddeutſchland nur im Gebiete der Donau, bewohnt der Zander jetzt einen großen Teil der Flüſſe und Seen von Mitteleuropa. Dort, wo der Zander vorkommt, findet ſich reines, kühles Waſſer mit hartem Grunde. Hier lebt er geſellig in einiger Tiefe und nährt ſich von kleinen Fiſchen, verſchmäht jedoch auch Inſekten und Würmer nicht. Noch räuberiſcher wie der Barſch, iſt er ebenſo gefräßig wie der Hecht, vergreift ſich auch an jungen Hechten und verſchont ſeine eigene Brut nicht. een Meiſt verbringt er ſein Leben in den unteren Waſſerſchichten, nur zur Zeit der Fortpflanzung, welche in die Monate Mai und Juni fällt, er— ſcheint er auf ſeichteren, mit Waſſerpflanzen bewachſenen Uferſtellen, um hier ſich ſeines Laiches zu entledigen. Die leicht gelblichen Eier werden an Steinen, Wurzeln oder Waſſerpflanzen abgelegt. Trotzdem der Mutterfiſch 2- bis 300000 Eier abſetzt, iſt die Vermehrung des Zanders doch nur gering, weil die eigenen Eltern ihren Laich auffreſſen und die Jungen anderen Raubfiſchen und ſelbſt Tauchvögeln zur Beute werden. Gefangene Zander ſterben leicht und ſind daher nur ſchwer im Aquarium zu halten. Am beſten gelingt es das Tier zu erhalten, wenn die Behälter einen nicht ſehr hellen Platz als Standort haben, und das Waſſer nicht zu warm wird. Ahnlich unſerem Zander iſt der in der Wolga lebende Berſchick (Lucioperea volgensis Cuy.) Perea volgensis Pm. Das Tier iſt dicker als der Zander, mehr brauner als dieſer. Sonſt dieſem ſehr ähnlich. 4 Raulbarſch (Acerina cernua L.). Acerina vulgaris C. Perca cernua L. Kugelbarſch, Stuhr, Goldbarſch, Rauhigel, Rotzbarſch, Schroll, Pfaffenlaus. In der Form gedrungen, vorn höher als hinten, ſeitlich nur wenig zuſammen— gedrückt, die Haut ſehr ſchleimreich. Die Schnauze iſt rundlich, der Kopf beſitzt tiefe Gruben, der Mund mit feinen Hechelzähnen bewaffnet. Vorderdeckel und Deckel mit ſcharfen Dornen bewehrt. Rückenfloſſe iſt nur eine vorhanden, ſie trägt vorn Stacheln. Die Färbung iſt hellbraun, auf dem Rücken und an den Seiten gelblich, auf dem Bauche ſilberglänzend, die Kiemengegend grün und hellblau. Die Floſſen weißlich mit rötlichen Rändern und wolkigen braunen oder ſchwarzen Flecken. Mittel- und Nordeuropa. Vergleiche Farbentafel heimiſche Fiſche Figur 1.) In der Lebensweiſe iſt der Kaulbarſch dem Flußbarſche ſehr ähnlich. Er zieht klare, tiefe Seen den fließenden, ſeichteren Gewäſſern vor, doch beſucht er letztere während der Laichzeit im April und Mai, wo er dann gewöhnlich truppweiſe ihnen zuwandert. Nach der Laichzeit hält er ſich mehr einzeln. Bis gegen den Herbſt hin verweilt er in den Flüſſen und Bächen, ſucht aber zum Winter tiefere Gewäſſer auf und kehrt dann ge— wöhnlich wieder zu ſeinen Seen zurück. Er nährt ſich von kleinen Tieren aller Art, verzehrt auch viel Fiſchbrut; daß er, wie Heckel und Kner ſich von einem Fiſcher haben erzählen laſſen, Gras und Ried frißt, kann ich nicht beſtätigen, trotzdem ich die Tiere ſowohl in der Freiheit als auch im großen Beckenaquarium lange beobachtet habe. Die Laichzeit fällt in die Monate März und April. Die Eier werden an flachen Stellen auf Steinen oder Waſſerpflanzen abgelegt. Einer Eigentümlichkeit des Tieres muß ich noch kurz gedenken. Der Kaulbarſch läßt ſich durch lautes Geräuſch herbeilocken und dieſes benutzen die Fiſcher bei ſeinem Fange in Stellnetzen regelmäßig. Man bringt eine gewiſſe Anzahl von Netzen in verſchiedener Richtung aus und ſodann ſtellt man in die Nähe der Netze eine lange, bis auf den Grund hinabreichende Stange, an der mehrere eiſerne Ringe an einem Geſtell befeſtigt ſind, auf, womit man ein möglichſt ſtarkes Geräuſch hervorbringt. Auf dieſes hin kommen die Kaulbarſche in großer Menge herbei, ſodaß zuweilen in jeder Maſche der Netze einer von ihnen gefangen wird. Für das Aquarium eignen ſich kleine Exemplare des Kaulbarſches ſehr gut, doch bedarf das Tier derſelben Beaufſichtigung wie alle Raubfiſche— Ein naher Verwandter des Kaulbarſches iſt der Schrätzer (Acerina Schraetzer L.). Perea Schraetzer. Er iſt länger als der Kaulbarſch. Der Kopf beſitzt keine Schuppen. Die Färbung iſt gelblich, unten ſilbern, oben olivenbraun, drei ſchwarze Linien längs jeder Seite, bisweilen eine vierte, die aus Flecken gebildet iſt. — In der Donau, ohne häufig zu ſein. 5. Bonnenſiſch (Eupomotis aureus Walberg). Pomotis vulgaris Cuv. Pomotis auritus Günther. Labras auritus L. Der Körper iſt zuſammengedrückt. Die Wangen tragen 4 Schuppenreihen. Der Mund iſt klein, die Zähne ſind ſammetartig. Der Kiemendeckel beſitzt eine häutige Verlängerung am Winkel. Der Vorderkiemendeckel iſt ſchwach gezähnelt. Die Schwanzfloſſe leicht gekerbt und rund gelappt. Die Rückenfloſſe trägt dunkle Flecke. Die Färbung iſt grünlich mit grauen Flecken beſetzt. Der hintere Rand des Kiemen— deckels trägt einen ſcharf umſäumten ſchwarzen Fleck, der je nach den Bewegungen des Fiſches metalliſch ſchillert. Zur Zeit der Fortpflanzung erhält der Fiſch ein prachtvolles Hochzeitskleid, er ſchillert dann in einem leuchtenden bläulichen Silber— glanz, iſt meergrün und orange geſtreift und trägt neben dem ſchwarzen Fleck auf den Kiemendeckeln noch einen zinnoberroten. — Nordamerika. Figur 151.) Aus Nordamerika gelangte der Sonnenfiſch zuerſt nach Frankreich und von hier durch Aquarienhändler nach Deutſchland. Berthoule bezog 23 Sonnenfiſche aus ihrer Heimat und übergab dieſelben Bertrand, der ſie in einem ihm gehörenden Teich ſetzte. Bereits im Jahre 1887 erhielt der Beſitzer eine ganze Anzahl Nachzucht von den Tieren und ein Jahr ſpäter, 1888, verfügte er über viele Tauſend junger Sonnenfiſche. Von dem Borne, der ſich ein großes Verdienſt um die Einführung amerikaniſcher Wirtſchaftsfiſche erworben hat, bezog eine Anzahl dieſer Nach— zucht direkt von Bertrand und im Jahre 1891 erhielt er aus New-YVork 200 große und 300 kleine Sonnenfiſche, deren Nachzucht ihm in kleinen Teichen zahlreiche Junge brachten. In ſeiner Heimat iſt der Sonnenfiſch in allen Flüſſen und Seen ein häufig vorkommender Fiſch, beſonders reich an Arten iſt der Erieſee. Mit beſonderer Vorliebe bewohnt er hier die flachen Uferſtellen, wo das Waſſer ruhig iſt, einen ſchlammigen Grund beſitzt und wo die Waſſerpflanzen mit ihren Ranken dichtverſchlungene Dickichte bilden, in denen er ſich gerne auf— hält. Bevorzugt er im Sommer eine Waſſertiefe von 1—2 m, jo geht er im Winter 5—6 m tief. Seine Laichzeit fällt in die Zeit von Ende Mai bis Juni, wo das Waſſer warm iſt. Das Männchen wählt ſich einen geeigneten Platz für den Bau des Neſtes aus, welches die Form einer flachen Schüſſel beſitzt. Durch Drehungen und Wendungen des eigenen Körpers, beſonders durch Fächeln und Schlagen des Schwanzes, wird die Höhlung hergeſtellt und ey peinlich ſauber gehalten. Hier hinein legt das Weibchen die Eier, die von dem Männchen bewacht werden. Das Neſt hat einen Durchmeſſer von etwa 30 em und ſteht 50--60 em unter Waſſer. Die Nahrung des Sonnenfiſches beſteht aus kleinen Waſſertieren, er ſtellt weder dem Laiche anderer Fiſche, noch ſeinem eigenen nach und kann mit gleich großen Fiſchen unbedenklich zuſammengehalten werden. Noch ſchöner als der Sonnenfiſch iſt der Mondfiſch (Pomotis Auritus.)”) Der Körper iſt nicht ſo ſtark gekrümmt als beim Sonnenfiſch. Das Maul vor- ſtehend, ziemlich groß, ſchräg geſtellt, die Kinnladen reichen bis hinter das Auge. Auf den Wangen ſtehen 7 Reihen kleiner Schuppen. Auf der Bruſt ſehr kleine Schuppen. Der Gaumen trägt wenige, ziemlich große Zähne. Kiemenſtrahlen ganz kurz, ſteif und rauh, weit von einander, nach vorn hin an Größe abnehmend. Die Spitze der Kiemendeckel ſehr lang, ſchmal, meiſtens nicht breiter, als das Auge bei jungen Fiſchen, die Spitze gewöhnlich kürzer und ſtets ſchmal, der untere Rand in der Regel blaß gefärbt. Die Stacheln der Rückenfloſſe ſind kurz. Die Farbe oliven— grün, der Bauch orangerot. Die Schuppen auf den Seiten bläulich mit rötlichen Flecken. Die Bauchfloſſen orange oder gelblich, der Kopf mit bläulichen Streifen, beſonders über den Augen. Die Lebensweiſe des Mondfiſches iſt der des Sonnenfiſches ähnlich, weshalb ich auf dieſen verweiſe. 6. Caliro-Barſch (Centrarchus Hexacanthus Cuv.). Pomotys Hexa- canthus Holbrook, Cichla storeria Kirtl., Pomoxys sparoides Jordan et Gilbert, Labrus sparoides Lacép. Grasbarſch, Silberbarſch, Sonnenfiſch. Der Körper iſt kurz, zuſammengedrückt. Pflugſchar- und Gaumenbein nebſt Zunge mit kleinen Zähnen beſetzt. Der Vorderkiemendeckel beſitzt eine etwas unregel— mäßige Bezahnung. Die Wangen tragen 6 Reihen Schuppen. Die Färbung iſt ſilberglänzend mit reinem Olivengrün gefleckt und gebändert am ganzen Körper. Auch die After- und Rückenfloſſe zeigen dieſe Flecke. — Nordamerika. Im Gebiete des Miſſiſſippi und der großen amerikaniſchen Seen iſt der Calico-Barſch zu finden. Hier bewohnt er häufig die Gewäſſer des Flachlandes und in dieſen die Orte, wo das Waſſer ruhig und tief iſt und kein Schlammgrund ſich findet, den er nach Möglichkeit meidet. Da— gegen ſind dichte Beſtände von Waſſerpflanzen, die geeignete Verſtecke bieten und in die er ſich zurückziehen kann, ihm ſehr erwünſcht. Die Laichzeit des Calicobarſches fällt in den Mai. Seine Nahrung entnimmt derſelbe aus der Reihe der niederen Waſſertiere. Infolge ſeines nur kleinen Maules wird er anderen Fiſchen weniger gefährlich, wenngleich auch er nicht mit wertvollen Fiſchen zuſammengehalten werden ſollte, da er unter Umſtänden ſich recht unangenehm gegen dieſe zeigt. „In meinem Beſtreben“, ſagt Hinderer, „eine möglichſt mannigfaltige Geſellſchaft zu— ſammen zu gewöhnen, brachte ich ein Prachtexemplar von Borne in Berneuchen zuſammen mit Makropode, Hundsfiſch, Zwergwels, Schleier— ſchwanz und vielen einheimiſchen Arten, was alles friedlich untereinander Beſchreibung nach David S. Jordan aus „Synopsis of the Fishes of North America. re auskam; bis mein Silberbarſch in dieſen Kreiſen bekannt war, verhielt er ſich recht anſtändig, bald aber wußte er durch Frechheit zu einer dominieren— den Stellung ſich empor zu arbeiten und nun war der Teufel los. Bald fehlte jeden Tag einem Schleierſchwanz ein Stück aus ſeinem Floſſenſchmuck und einmal mußte ich gerade mit anſehen, wie mein Silberbarſch ein ſolches Stück raubte, — da war natürlich die Trennung unausbleiblich.“ Die von dem Calicobarſch in der erſten Zeit zur Schau getragene Scheu verliert Figur 151. 1. Forellenbarſch (Grystes salmoides), 2. Sonnenfiſch (Eupomotis aureus,, 3. Calicobarſch (Centrarchus Hexacanthus). das Tier mit der Zeit, es wird auch dann zutraulich und erſcheint zur ge— wohnten Stunde an der Futterſtelle, die nicht früher von ihm verlaſſen wird, als bis ſeine Bedürfniſſe befriedigt ſind. Im ganzen iſt er ein reizender Aquarienfiſch, der jedem Becken zur Zierde gereicht. Unſchwer pflanzt ſich dieſer Fiſch im Aquarium, wenn es eine Waſſer— tiefe von nicht über 35 em beſitzt, fort. 7. Bteinbarſch (Centrarchus aeneus Cuv.). Ambloplites rupestris Rafln. Der Körper iſt kurz, etwas zuſammengedrückt. Die Zähne ſind ſammet- oder dicht hechelartig und ſtehen auf dem Pflugſcharbein, dem Gaumenbein und außer— dem trägt auch die Zunge ein Häufchen ſammetartiger Zähne. Die Rückenfloſſe iſt zweiteilig, ihr vorderer Teil beſitzt ſteife Stacheln, der hintere iſt weich. Der Vor— kiemendeckel iſt kaum merklich gezahnt, ganzrandig. Die Farbe iſt ein oliven— grün, oft mehr gelblich, der ganze Körper mit vielen ſchwarzen Flecken bedeckt, die meiſt ſcharf abgegrenzt ſind. Die Augen haben eine rote Iris. Nordamerika. Oſtlich vom Felſengebirge in faſt allen Seen und Flüſſen des nörd— lichen Gebietes des Miſſiſſippi kommt der Steinbarſch in klarem, warmen Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 21 Waſſer vor. Hier hat er ſeine Plätze an Steinen, die er beſonders be— vorzugt, doch hält er ſich auch an Wurzelſtöcken und an Waſſerpflanzen auf, während er Stellen ſeines Wohngewäſſers mit ſchlammigem Grund ver— meidet. Dort aber, wo es ihm behagt, ſchwimmt er oft in kleinen Schwärmen vereinigt umher und macht dann Jagd auf kleine Waſſertiere, beſonders Inſekten und deren Larven, verzehrt Kruſtentiere und Schnecken, nimmt auch Würmer und dergl. zu ſich. Im Jahre 1887 wurde dieſer Fiſch von von dem Borne in 20 Stücken eingeführt und dieſe Tiere brachten im Jahre 1889, wo von ihnen noch 12 Stück am Leben waren, eine zahlreiche Nachkommenſchaft. Die Laich— zeit fällt in die Monate Mai und Juni, und die Eier werden an Geſträuch und Baumwurzeln abgeſetzt. „Es iſt leicht“, ſagt von dem Borne, „den Fiſch in Teichen zu züchten, und er wird dafür von amerikaniſchen Fiſch— züchtern auf das wärmſte empfohlen. Seine Eier kleben, und die Ver— mehrung iſt groß, wenn das Waſſer für den Fiſch geeignet iſt.“ In dem Teiche, in welchem von dem Borne die 12 fortpflanzungsfähigen Stein— barſche geſetzt hatte, legten dieſe ihre Eier auf Kies und Gerölle an ſolchen Stellen ab, die ſie vorher vom Schlamm gereinigt hatten. „Die Fiſche waren ſcheu und ſchwer zu beobachten; es war nicht zu bemerken, daß ſie ihre Eier und Brut bewachten, wie es der amerikaniſche Black Baß (Schwarz— barſch) thut. Anfang Juli war im Teiche viel Brut dicht an den Ufern im Graſe und in der Waſſerpeſt, ſowie unter überhängenden Zweigen.“ Scheuer als der Calicobarſch, ſucht ſich auch der Steinbarſch in der erſten Zeit im Aquarium einen Platz aus, wo er ſich ſicher fühlt. Nur zur Zeit der Fütterung miſcht er ſich unter die übrigen Aquarienbewohner, zieht ſich aber nach Beendigung des Futtergeſchäftes wieder in ſein Verſteck zurück. In letzter Zeit iſt der Steinbarſch als ein räuberiſcher Geſelle im Aquarium bekannt geworden, der nicht mit wehrloſen kleinen Fiſchen ver— einigt werden darf, ſoll er dieſe nicht gefährden. Das Tier iſt nur mit wehrhaften Fiſchen, die dieſelbe Größe beſitzen, beſſer aber noch größer ſind als er, in einem Becken zuſammen zu bringen. Im Zuchtaquarium gebe man dem Fiſche eine Waſſertiefe von nicht viel über 20 em. 8. Farellenbarſch (Grystes salmoides Lacép.) Der Vorderdeckel iſt ganzrandig und der Knochendeckel geht in eine Spitze aus. Eckzähne fehlen, die ſämtlichen Zähne ſind ſammetartig. Das Pflugſcharbein und das Gaumenbein ſind bezahnt. Die Rückenfloſſe trägt eine tiefe Einfurchung, der vordere Teil iſt mit kurzen, ſchwachen Strahlen bewehrt. Der Oberkiefer reicht bis hinter die Augenhöhlen. Die Färbung iſt ſehr wechſelnd und ebenſo die Zeichnung. Bei jungen Fiſchen iſt letztere ſehr deutlich, verſchwindet aber bei alten faſt ganz. In der Jugend iſt der Rücken dunkelgrünlich, Seiten und Bauch ebenſo aber ſilber— farben und auf der Mittellinie zeigt ſich ein aus unregelmäßigen Flecken gebildeter Längsſtreifen. Bei alten Fiſchen verblaßt die Längsbinde, ſie werden einfach blaß grünlich, dafür zeigen ſich oft dunkle Flecke auf den Kiemendeckeln. (Figur 151). Den dem Forellenbarſch nahe verwandten Schwarzbarſch füge ich gleich hier an und gebe die Schilderung beider gemeinſam. — 323 — 9. Schwarzbarſch (Grystes nigricans Cuv.). Coryphaena nigrescens RI. Schn., Grystes dolomieui Lacép. Vom Vorigen unterſcheidet ſich dieſer Barſch dadurch, daß ſein Oberkiefer nicht bis zum hinteren Rande der Augenhöhle reicht. Auch bei dem Schwarzbarſch ändert die Färbung ſehr ab. In der Jugend zeigt ſein Kleid eine dunkelolivgrüne Farbe, bronzefarben gefleckt und gebändert. Die dunklen Flecke an den Seiten bilden ſich nie zu Bändern, wie ſie der Forellenbarſch zeigt, aus. Der Bauch iſt weiß. Altere Fiſche zeigen noch wenig Zeichnung, ſie werden im Alter einfarbig, dunkelgrünlich— grau. — Nord-Amerika. Forellen- und Schwarzbarſch ſind über Nordamerika ſehr verbreitet und kommen an vielen Orten zuſammen vor, wo ſie Seen und Flüſſe be— wohnen. Während der Forellenbarſch ſich mit Vorliebe in ruhigen Strömungen aufhält und auch das brackige Waſſer der Flußmündungen liebt, bevorzugt der Schwarzbarſch mehr ſchnell ſtrömendes Waſſer, welches ſich zwiſchen Steinen durchdrängt und in kleinen Kaskaden von Fels zu Fels ſpringt. Hier iſt für ihn immer klares Waſſer vorhanden. Aus dieſem jedoch ſchließen zu wollen, daß der Schwarzbarſch ſchäumende Gebirgsbäche oder kalte Quellbäche bewohnt, iſt falſch. Er ſowohl wie der Forellenbarſch ziehen warmes Waſſer vor. Beide lieben in Flüſſen eine Abwechſelung von flachem, ſchnell dahinziehendem, von ſchnellen Strömungen unterbrochenem Waſſer, welches andererſeits auch ruhige flache Stellen aufweiſt. Beſonders die Orte, welche in der Nähe einer ſtarken Strömung ruhiges Waſſer be— jigen, wählen ſie zu ihren Standplätzen. Von hier aus ſchießen ſie in den Strom, um von dieſem vorübergeführtes Futter aufzunehmen. Verſunkene Baumſtämme, dichte Krautbetten, Felſen und Steinblöcke bieten ihnen in den ruhigen Waſſerſtellen geeignete Verſtecke, welche ſie mit Vorliebe auf— ſuchen. Wird das Waſſer kälter, ſo ſuchen beide Barſche ihr Winterquartier im tiefen Waſſer, in Schlamm, Felsſpalten und unter Steinen oder ver— ſunkenem Holze auf. Je mehr ſich das Waſſer abkühlt, je mehr nimmt ihre Lebhaftigkeit ab, ihre Freßluſt hört auf und die Fiſche verfallen in eine Art Winterſchlaf. Beſitzen ihre Wohngewäſſer tiefe Stellen, ſo gehen ſie hier in die wärmeren Waſſerſchichten hinab. In ſüdlichen Gegenden dagegen ſind ſie auch im Winter lebhaft, hier zeigen ſie keine Neigung Winterquartiere aufzuſuchen, ſondern gehen das ganze Jahr hindurch auf Beute aus. Etwa 4 bis 6 Wochen vor der Laichzeit verlaſſen beide Barſche ihr Winterquartier und ſteigen dann in die Flüſſe hinauf, leben ſie dagegen in Seen, ſo begeben ſie ſich hier in das flache Waſſer. Im vierten Lebens— jahre ſind beide Barſche regelmäßig fortpflanzungsfähig. Von dem Borne, der das Laichgeſchäft eingehend an ſeinen Fiſchen beobachten konnte, ſagt im Aus— zuge darüber folgendes: Bei uns fällt die Laichzeit in die Monate Mai und Juni, der Schwarzbarſch pflegt früher, der Forellenbarſch ſpäter wie der Karpfen zu laichen, indeſſen muß die Waſſertemperatur wenigſtens + 15 R. betragen, wenn eine Vermehrung der Fiſche ſtattfinden ſoll. Die Waſſertiefe iſt in der Regel 30 em bis 1 m, wo der Fiſch ſeinen Laich abſetzt. BE Zu Berneuchen, der Fiſchzuchtanſtalt von von dem Borne, laichte der Schwarzbarſch auf Steingerölle oder grobem Kies, nach Sterling und Henſall ſetzt er auch den Laich nicht ungern auf feinem Sande ab, wenn er auch Geröll dazu entſchieden vorzieht. Der Forellenbarſch entledigt ſich ſeines Laiches ebenfalls mit Vorliebe auf Geröllen, indeſſen ſetzt er den— ſelben auch an Waſſerpflanzenwurzeln ab. Beide Barſche bauen Neſter. Dieſe haben einen Durchmeſſer von 30 em bis 1 m. Ihre Form iſt ſchüſſel— förmig, d. h. jo im Sande vertieft und dieſe Stelle vollſtändig von Schlamm ze. gereinigt. Das Neſt des Forellenbarſches iſt manchmal mit kleinen Holz— ſtücken und Blättern gepflaſtert, die dann von Schlamm ſehr rein gehalten werden. „Sie ſind ſo ſauber wie eine holländiſche Küche, ſo daß ſie leuchten und weithin ſichtbar ſind.“ Oft werden ſie nahe bei einander angelegt, ſo daß ſie ſich nicht ſelten berühren. Das Laichgeſchäft dauert 2 bis 3 Tage und die Eier kleben an Gegenſtänden, welche ſich am Grunde befinden. Sobald die Eier abgelegt ſind, ſtehen beide Fiſche abwechſelnd Wache, halten durch Fächeln mit Schwanz und Floſſen das Waſſer in Bewegung und verhüten gleichzeitig hierdurch, daß ſich Schlamm auf dieſelben ablagert. Fiſchfeinde, die den Eiern nachſtellen, werden von den Eltern mutig ver— jagt. Nach 8 bis 14 Tagen, je nach der Witterung, ſchlüpfen die Fiſchchen aus den Eiern. Weitere Barſcharten aus Nordamerika, über deren Haltung und Pflege kaum etwas anderes zu ſagen iſt als über den bisher genannten, ſind folgende, die ich nur kurz beſchreibe: a) Kettenbarſch (Apomotis obesus faseiatus Holbrock.) (Ennea- cantus obesus). Dieſer Fiſch wurde von Dr. Weltner beſtimmt und zuerſt in den „Blättern für Aquarien- und Terrarienfreunde“ beſchrieben. Der Körper iſt mit großen Schuppen beſetzt und zeigt eine olivengrüne Farbe. Über den Seiten ziehen ſich 5—8 dunkle Querbinden hin, die eine kettenförmige Zeichnung aufweiſen.“ An Körper und Floſſen ſind purpurfarbige, goldglänzende Flecke. Die Backen tragen farbige Streifen und Flecke. b) Diamantbarſch (fälſchlich Erdbeerbarſch genannt) (Apomotis obesus gloriosus (Enneacantus simulans) Holbrock). Dieſer iſt ein naher Verwandter des Kettenbarſches, aber prächtiger und ſchöner gezeichnet. Körper und Floſſen ſind blaßblau gepunktet auf gelblichem Grunde. e) Schwarzbändiger Sonnenfiſch (Mesogonistius ehaetodon [Baird] Gill). In der Körperform von allen bis z. Z. eingeführten Sonnenfiſchen am meiſten ſcheibenßörmig. Uber den Körper ziehen ſich ſchwarze Bänder hin. Alle Barſcharten ſind mehr oder weniger Raubfiſche, die am beſten nur mit ihresgleichen zuſammen zu halten ſind. Ein erwärmtes Waſſer im Winter benötigen die Tiere nicht, zeigen ſich jedoch dann nur lebhaft, wenn ihr Behälter eine Wärme von etwa 12° R. aufweiſt. 10. Groppe (Cottus gobio L.). Kaulkopf, Koppe, Mühlkoppe, Dick— kopf, Kaulquappe, Rotzkolbe, Tolbe, Dolm, Grozfiſch, Kauzenkopf, Rotzkober, Breitſchädel. Der Kopf iſt niedergedrückt und verſchiedentlich mit Dornen und Knötchen ge— panzert. Zähne vor dem Pflugſchar, aber keine in dem Gaumenknochen. Die Schwimmblaſe fehlt. Die Körperform iſt keulenförmig, das Maul mit feinen Hechel— zähnen bewehrt. An jedem Kiemendeckel ſtehen zwei krumme Stacheln. Die Haut iſt nackt, ſehr ſchleimig. Die Färbung je nach dem Wohnorte ſehr verſchieden, in der Regel bräunlich grau mit verwaſchenen dunkleren Flecken und Binden. Die Farbe der Floſſen iſt graulich, ſchwärzlich, oder auch gelblich gefleckt und punktiert. — Mittel- und Nordeuropa. Figur 152. 1. Groppe (Cottus gobio), 2. Stichling [Pelecus eultratus), 3. Bachforelle (Salmo fario). In ſeiner Lebensweiſe iſt der Kaulkopf durchaus nicht an die Gewäſſer der Ebene gebunden, ſondern er geht in den Gebirgen hoch hinauf. Er liebt klares, lebhaft bewegtes Waſſer mit ſteinigem Grunde und iſt daher ein ſtändiger Begleiter der Bachforelle. Beſonders hat er ſeine Stand— orte unterhalb der Waſſermühlen, wo er ſich oft in erheblicher Anzahl auf— hält und zwiſchen Steinen verſteckt auf Beute lauert. Da er feine Schwimm— blaſe beſitzt, geſchehen ſeine Bewegungen ruckartig ſchießend, doch ſind die Ortsveränderungen, die der Fiſch ausführt, durchaus nicht langſam, ſondern ungemein ſchnell. Die Groppe iſt ein ſchlimmer Raubfiſch, ſie ſtellt allem Lebenden nach, was ſie nur irgend bewältigen kann. Nährt ſie ſich auch vorwiegend von Inſektenlarven, ſo verſchont ſie doch keinen Fiſch, den ſie zu bezwingen ver— mag, ausgeſchloſſen hiervon iſt auch ihre eigene Brut nicht. Beſonders lüſtern iſt ſie auf Forellenlaich. Das Fortpflanzungsgeſchäft der Groppe weicht von den meiſten 55 anderen Fiſche erheblich ab. Schon Linns berichtet, daß die Groppe ein Neſt baue und eher das Leben als die Eier in dieſem Neſte aufgebe. Die Beobachtung wird von Marſigli und Fabricius vervollſtändigt, indem von ihnen richtig das Männchen als Wächter der Eier bezeichnet wird. Die Laichzeit fällt in die Monate zwiſchen Februar und Mai. Heckel, auf die Angaben von Fiſchern geſtützt, berichtet folgendes: „Zur Laichzeit begiebt ſich das Männchen in ein Loch zwiſchen Steinen und verteidigt dieſen Schlupfwinkel gegen jedes andere, das davon Beſitz nehmen will, mit leb— haftem Ingrimm, der unter Umſtänden in langwierige Kämpfe ausarten kann und einem der Streiter nicht ſelten das Leben raubt. Während der Kampfzeit ſoll man öfter Groppen fangen, die den Kopf ihres Gegners im Maule halten, ohne ihn verſchlingen zu können. Dem Weibchen gegen— über benimmt ſich das Groppenmännchen artig; es wird von ihm ohne Widerſtreben aufgenommen, ſetzt an der betreffenden Brutſtelle ſeinen Rogen ab und zieht hierauf ungefährdet ſeines Weges. Von nun an vertritt das Männchen Mutterſtelle und beſchützt 4—5 Wochen lang die Eier ohne ſich zu entfernen, es ſei denn, daß es die notwendige Nahrung ſuchen muß. Ebenſo bewunderungswürdig wie ſeine Ausdauer iſt ſein Mut. Es beißt in die Stange oder Rute, mit der man es verjagen will, weicht nur im höchſten Notfalle und läßt ſich buchſtäblich angeſichts ſeiner Eier erſchlagen.“ Als Aquarienfiſch iſt die Groppe ſehr zu empfehlen. Dort, wo ſie in ſchnellſtrömenden Gewäſſern gefunden wird, iſt ſie erſt nach und nach an den engen Gewahrſam des Aquariums zu 30 00 Sehr zweckmäßig bei dem Eingewöhnen der Tiere iſt ſie getrennt, in möglichſt flachem Waſſer zu halten, das überdies noch durchlüftet werden ſoll. Nach überſtandener Eingewöhnung gehören Groppen zu den härteſten Aquarientieren. Mit kleinen oder ſchwachen Fiſchen halte man ſie aber nicht zuſammen, da dieſe ſtets von ihnen verſchlungen werden. Werden die Tiere am Tage ge— füttert, ſo gewöhnen ſie ſich mehr und mehr an ein Tagleben, ſonſt ver— laſſen fie nur nachts ihre Verſtecke, zu welcher Zeit ſie dann auch lebhaft umherſchwimmen. 11. Gemeiner Stichling (Gasterosteus aculeatus L.). Stechbüttel, Stekerling, Stachlinsky, Stecher, Stichelſtarpe, Stachelfiſch, Stachel, Rotzbarſch. Der Leib iſt ſpindelförmig, ſeitlich zuſammengedrückt, die Schnauze ſpitzig, der Schwanzteil ſehr dünn; die Kinnladen tragen einen ſchmalen Streifen ſammetartiger Zähne. Der Körper iſt an den Seiten mit mehr oder weniger ſchmalen, hohen Knochenſchienen gepanzert. Die Kopfſeiten ſind ganz von den mit dem Kiemendeckel verbundenen und verbreiterten Unteraugenknochen bedeckt. Drei freie Knochenſtrahlen vor der Rückenfloſſe. Die Bauchfloſſen beſtehen aus je einen Knochenſtrahl. Sämtliche Strahlen ſind mit einem Sperrgelenk verſehen. Die Färbung variiert ſehr. Meiſt iſt ſie auf dem Rücken grünlichbraun bis bläulichſchwarz, an den Seiten ſilbrig. Kehle und Bruſt beim Z zur Fortpflanzungszeit blutrot gefärbt, ſonſt meiſt nur roſa. Vergleiche Farbentafel Figur 3.) — Ganz Europa mit Ausnahme des Donau— gebietes. Unſer gemeiner Stichling iſt ein allbekannter Vertreter der Süß— waſſerfiſche, den wohl jeder noch aus ſeinen Kinderjahren kennt. Mit dem — 327 — größten Vergnügen erinnere ich mich noch gerne der Zeit, als es nach Beendigung der Schulſtunden hinaus ging an die Gräben, um dieſen kleinen Räuber mittelſt ſehr primitiver Angeln zu fangen. War ja doch zu dem Fange nichts weiter nötig als ein Zwirnsfaden, an dem ein Regenwurm als Köder befeſtigt war. Wie viel der Tiere wurden ſo in kurzer Zeit gefangen, die dann in Gläſer geſetzt lange zu meiner Freude im Zimmer gepflegt wurden, oder einen kleinen Teich, der im Garten hergeſtellt wurde, belebten. Noch jetzt benutze ich, um Stichlinge zu fangen, dieſe ſo ſehr einfache Fangmethode und denke dabei ſtets mit Vergnügen an meine Schulzeit zurück, wo ich den Grundſtein für meine mit Vorliebe getriebenen Studien der Waſſertiere legte. Wenige Fiſche beſitzen ſoviel anziehende Eigenſchaften wie die Stich— linge. Sie ſind ſtets lebhaft, bewegungsluſtig, zärtlich hingebend für ihre Nachkommenſchaft, mutig und übermütig, geſtützt auf ihre wehrhafte Be— ſtachlung, räuberiſch und ſtreitſüchtig wie nur wenige andere Bewohner der kalten Flut. Alles dieſes wird Urſache geweſen ſein, weshalb ſie in der Gefangenſchaft oft und gern gehalten werden, ſodaß ihre Lebensweiſe weit genauer bekannt iſt, als die anderer Fiſche. Gewöhnlich hält ſich der Stichling in der Nähe der Ufer oft in großen Scharen auf, er ſchwimmt ſchnell mit haſtigen, ruckweiſen Be— wegungen und nährt ſich, außer von kleinen Tieren aller Art, von Fiſch— laich und Fiſchbrut, wodurch er oft ſchädlich werden kann. Große Anſprüche ſtellt er an ſeine Wohngewäſſer nicht, waſſerhaltende Gräben, große und kleine Flüſſe, Bäche und auch Rinnſale, die nur zu gewiſſen Zeiten Waſſer halten, bewohnt er ebenſo gerne wie das Brackwaſſer der Flüſſe, ja er ver— mag ſogar in ziemlich mit Salz geſättigten Solen zu leben. Die Bewegung des Stichlings im freien Waſſer iſt ſchnell und ge— wandt; die Tiere vermögen ſich hoch über den Waſſerſpiegel zu ſchnellen, gefallen ſich überhaupt in mancherlei Spielen, achten aber ſtets auf alles, was um ſie her vorgeht. Um ſtärkere Raubfiſche kümmern ſie ſich nicht viel, wohl wiſſend, daß ihre eigene Wehrhaftigkeit ſie vor deren Angriffen ſchützt. Auch der Hecht, der ſonſt mit allem Genießbaren ſeinen Magen füllt, meidet den Stichling; Dorſche und Lachſe dagegen verzehren unſeren gepanzerten und bewehrten Ritter ohne Schaden. Evers, der einen Barſch in einen mit Stichlingen, Goldfiſchen und Ellritzen beſetzten Behälter ſetzte, beobachtete, daß die zuletzt genannten Fiſche ſich durch den Barſch in ihrer Ruhe durchaus nicht ſtören ließen, die Stichlinge dagegen die Sachlage von einem anderen Punkte auffaßten. Während der Barſch in unheimlicher Ruhe, mit den rötlich funkelnden Augen und dem gierigen Rachen, ein Bild vollendeter Mordluſt ſeine Kreiſe zog, hatten die Stichlinge ſogleich nach ſeiner Ankunft ſich zuſammengeſchart und bewachten alle mit drohend aufgerichteten Dornen den Gegner, einige beſonders mutige Männchen jagten dem Feinde oft eine Strecke weit nach. Ebenſo unternehmend wie den Raubfiſchen verhalten ſie ſich auch einer von ihnen ins Auge gefaßten Beute gegenüber. Sie jagen auf alles Getier, das ſie nur bewältigen können. Backer hat geſehen, daß ein Stichling — 328 — binnen 5 Stunden 74 Fiſche von 12 mm Länge verſchlang. Auch junge Blutegel, wie Ramage geſehen hat, werden von Stichlingen eifrig verfolgt und ſolche von 12 mm Länge ohne weiteres verſchluckt. Bemerkt einer der Stichlinge den Egel, ſo umkreiſt er ihn, bis er ihn packen kann, hat ſich der Egel an irgend einem Gegenſtande feſtgeheftet, ſo wird er abgeriſſen, gebiſſen und geſchüttelt, wie ein Hund eine gefangene Ratte ſchüttelt, und jo lange gemartert, bis er ſich nicht mehr wehren kann, hierauf dann ver— ſchlungen. Geſchieht es zuweilen, daß der Egel ſich an dem Stichlinge feſt— ſaugt, dann verſucht letzterer alles, um jenen los zu werden, erreicht auch in der Regel ſeinen Zweck. Jede Erregung des Stichlings übt einen Einfluß auf ſeine Färbung aus. „Den grünlich, ſilbergefleckten Fiſch wandelt der zornige Siegesmut in einen in den ſchönſten Farben prangenden um. Bauch und Unterkiefer nehmen tiefrote Färbung an; der Rücken ſchattiert bis ins Rötlichgelbe und Grüne; die ſonſt weißliche Iris leuchtet in tief grünem Schimmer auf. Ebenſo ſchnell macht ſich ein Rückſchlag bemerklich. Wird aus dem Sieger ein Ueberwundener, ſo verbleicht er wieder.“ Evers Beobachtungen über dieſe Farbenveränderungen ſind ſehr ſorgfältig ausgeführt, ſodaß ich ſie im Auszuge hier folgen laſſe. Meiſtens, ſchreibt er, war die Verfärbung an ſeeliſche Vorgänge gebunden, ſodaß ſie dafür einen förmlichen Gradmeſſer abgab. Jedes Männchen, welches ſich einen beſtimmten Platz erkämpft hat, prangt in lebhaften Farben, wogegen die einen Platz ſich ſuchenden, ſich zu den Weibchen halten mußten, auch an deren einfachere Färbung teil— nahmen. Sobald bei einem oder dem anderen ein mattes Roſenrot auf— tauchte, konnte man annehmen, daß von dem Tiere bald ein Eroberungs— verſuch ausgeführt werden würde. Dann nahm ſeine Färbung ſtetig zu, verſchwand aber, ſowie das Wagnis nicht gelungen war. Auch bei dem herrſchenden Männchen war die Vertiefung der Färbung jedesmal das Vor— zeichen eines Unternehmens. Sobald die Stichlinge im Höhenpunkt des Farbendunkels in andere Behälter geſetzt wurden, verſchwand ihre Pracht ſehr raſch, kehrt auch, ſolange ſie in Ruhe blieben, nicht wieder. Oft zeigten indeſſen auch ſolche Einſiedler eine erhöhte Färbung, und dann war es manchmal ſchwierig, die Urſache ihrer Erregung zu ergründen. Der eine erboſte ſich über ein geknicktes, vom Winde bewegtes Schilfblatt, der andere über ein ſeiner Auffaſſung nach unrichtig liegendes Sandkorn am Grunde, der dritte über den Schatten des Beobachters. Beſonders die Fortpflanzung des Stichlings iſt ungemein intereſſant. Das Männchen baut dann am Grunde von Gewäſſern ein etwa ſo großes Neſt, wie es die Abbildung Figur 153 zeigt.“) Aus abgeriſſenen Pflanzen— teilen, Wurzelfaſern u. ſ. w. ſtellt das Männchen das Neſt her. Es trägt dieſe mit dem Maule herbei und befeſtigt ſie in dem Boden, oder zwiſchen Waſſerpflanzen. Dieſe Neſter ſind im Freien nicht ſchwer zu finden. Wenn man im flachen, wenig fließenden Waſſer aufmerkſam den Boden muſtert, wird man ſie, falls das Gewäſſer nur Stichlinge beherbergt, bald zu *) Dasſelbe kann bald größer, bald kleiner ſein. — 329 — Geſichte bekommen. Derartige Neſter, wie es Abbildung 3 bei Figur 153 zeigt, finden ſich im tieferen Waſſer, doch auch hier nur vereinzelt. Während des Neſtbaues werden die Männchen von den Weibchen geneckt. Dieſe fahren mit niedergelegten Stacheln auf ſie zu und ſchnellen ſich an den emſigen Baumeiſtern vorbei. In 12 bis 18 Stunden iſt das Net fertig. und zeigt einen etwa 1¼ em großen Eingang, an dem das Männchen noch vielerlei herumbeſſert; es ſchlüpft auch innen ein, oft bis über die halbe Leibeslänge, macht hier alles glatt und bringt nicht hierher gehöriges 2. 2 durchdrängt laichend das Wandungen des aich 8 a fertige Neſt. Neſtes durch drehende Be— wegungen er— weiternd. Figur 153. Neſtbauender Stichling (Gasterosteus acnleatus). 3. Seitenanſicht des Neſtes mit dem laichenden P drinnen. mit dem Maule heraus. Oft ſteht der größte Teil des Neſtes im Schlamme— verborgen. „Als ich im Jahre 1838“, ſagt Siebold, „in der Umgegend von Danzig einen Teich beſuchte, deſſen Grund mit Sand bedeckt war, fielen mir darin vereinzelte Stichlinge auf, die faſt unbeweglich im Waſſer ſchwebten und ſich durch nichts verſcheuchen ließen. Ich erinnerte mich ſo— gleich deſſen, was ich vor kurzem über den Neſtbau des Fiſches geleſen hatte, und vermutete, daß auch dieſe Stichlinge in der Nähe des Neſtes Wache hielten, konnte aber bei aller Klarheit des Waſſers auf dem ſandigen Grunde des Teiches nirgends ſolche Neſter entdecken. Als ich mit einem Stocke auf dem Grunde umherfuhr, bemerkte ich, daß, wenn ich in die Nähe eines Stichlings kam, dieſer mit der größten Aufmerkſamkeit den Bewegungen des Stockes folgte. Ich konnte durch dieſe Bewegungen der Stichlinge vorausſehen, daß ſie mir ihr wahrſcheinlich im Sande verborgenes Neſt zuletzt ſelbſt verraten würden, und fuhr deshalb um ſo eifriger fort, mit meinem Stocke auf dem Grunde herumzutaſten. Plötzlich ſtürzte ein Stichling auf den Stock los und ſuchte ihn durch heftiges Anrennen mit der Schnauze wegzuſtoßen, woraus ich ſchloß, daß ich jetzt die Stelle ge— troffen hätte, wo ſein Neſt unten im Sande verſteckt liege; ich ſtreifte mit dem Stocke etwas ſtärker über den Sand hin und entblößte in der That ein aus Wurzelfaſern und anderen Pflanzenſtücken gefertigtes Neſt, worin angebrüteter Laich enthalten war. Auf ähnliche Weiſe gelang es bei den übrigen Stichlingen, mir den Ort ihrer Neſter von ihnen anzeigen zu laſſen. Einmal auf eine ſolche Stelle aufmerkſam gemacht, war ich dann leicht im— ſtande, auf dem Sandgrunde an einer kleinen Offnung, aus der Wurzel— faſern hervorſchimmerten, und die ich früher überſehen hatte, das unter dem Sande vollſtändig verſteckte Neſt zu erkennen.“ Sogleich nach Beendigung des Neſtbaues beginnt das Liebesſpiel und kurze Zeit darauf bohrt ſich das Männchen in das Neſt ganz ein, berührt unter zitternden Bewegungen des Schwanzes den Boden des Neſtes und eilt dann durch ein neues Loch auf der anderen Seite des Neſtes aus dieſem heraus. Jetzt begiebt es ſich zum Weibchen, ſtößt einige Male nach dieſem, ſcheint es mit dem Maule zu faſſen und rückwärts vor ihm her ſchwimmend, lockt es dasſelbe zum Neſte. Hier vor demſelben angekommen, ſchwimmt es zur Seite, jenes dagegen dringt durch die Eingangsöffnung ein und legt einen etwa fingergliedlangen Klumpen Laich ab und verläßt an der andern Seite das Neſt. Nach anderen Beobachtungen ſucht der männliche Stichling das Weibchen in das Neſt durch Stoßen mit der Schnauze zu treiben. Fügt es ſich nicht gutwillig dem Wunſche des Männchen, ſo verſucht dieſer durch den Stachel oder mit der Schwanzfloſſe es zum Einſchlüpfen in das Neſt zu bewegen. Hat das Männchen ein Weibchen zum Einſchlüpfen in das Neſt bewogen, ſo legt dasſelbe hier, nach Coſte, 2 oder 3 Eier ab und bohrt ſich dann ſelbſt auf der dem Eingang entgegengeſetzten Seite ein Loch durch die Neſtwandung. Dieſer Vorgang findet in der Regel ſtatt. Nach und nach lockt oder drängt das Männchen weitere Weibchen in das Neſt, welche gleichfalls hier Eier ablegen. Sogleich nach jeder Eiablage begiebt ſich das Männchen in das Neſt, reibt ſeine Seite an der des Weibchens und ſtreicht dann über die Eier hin, um ſie zu befruchten. Nachdem ſo genügend Eier im Neſte abgelegt worden ſind, wird vom Neſte die hintere Offnung verſchloſſen und dieſes möglichſt verdeckt. Teils werden hierzu Steine genommen, die oft halb ſo groß ſind, wie das Tier ſelbſt, teils wird es mit Sand überſchüttet und dann auch die Eingangs— öffnung bis auf ein kleines Loch verbaut. Jeder ſich jetzt nähernde Stichling wird von dem Vater, dem Beſchützer des Laichs und der jungen Brut, mit Wut angefallen und in die Flucht geſchlagen, ganz gleich, ob Männchen oder Weibchen, denn beſonders die letzteren ſind nach den Eiern und der ausgeſchlüpften Brut noch lüſterner als die Männchen. Bis zum Auskriechen der Jungen hat das Männchen noch verſchiedenes zu thun. Es beſſert etwa entſtandene Schäden am Neſte aus, ſtellt ſich vor dem Eingang desſelben auf und fächelt mit ſeinen Floſſen den Eiern friſches Waſſer zu, um ihnen ſtets genügenden Sauerſtoff zu verſchaffen. 1 Nach der Reife der Eier, beſchützt das Männchen die wehrloſen Jungen. Marrington konnte beobachten, daß ein männlicher Stichling, der Eier und Neſt ſorgfältig bewacht hatte, an einem Tage letzteres bis auf einige Grundhalme zerſtörte. Schlamm und Sand, der auf den Eiern lag, wurde auf einer Stelle von 8 em Durchmeſſer ſehr ſorgfältig mit dem Munde fortgeſchafft, und als der Forſcher, verwundert über das Beginnen des Vaters, ein Vergrößerungsglas zu Hilfe nahm, konnte er die eben aus— geſchlüpften Jungen bemerken. Das Männchen ſchwamm kreuz und quer über dem gereinigten Raume umher, ſeine Wachſamkeit verdoppelnd und jeden anderen Fiſch bis auf eine beſtimmte Diſtanz von ihm zurück— treibend. Nachdem die Jungen an Größe etwas zugenommen hatten, ſchienen ſie ſich zerſtreuen zu wollen und brachten hierdurch den Vater oft in arge Bedrängnis, da er dieſes verhindern mußte, um das Leben ſeiner Kinder beſchützen zu können. Er nahm die auf eigene Fauſt in die Welt hinausziehenden Jungen mit dem Maule auf und ſpie ſie vorſichtig wieder in das Neſt zurück. Erſt als die Brut im Schwimmen ſich gewandt zeigte, nahm die Aufmerkſamkeit und Thätigkeit des Männchens ab und als ſie endlich ernährungsfähig waren, bekümmerte der Alte ſich garnicht mehr um ſie. Noch intereſſanter iſt ein Fall, welchen Evers beobachten konnte. Es war nötig geworden, die Bewohner eines Beckens in ein anderes überzu— ſiedeln, als gerade in dem erſten ein Neſt fertig geworden war. Die Unter— ſuchung des Neſtes, die von dem Männchen durch wütende Anfälle ver— hindert werden ſollte, ergab, daß Laich in ihm vorhanden war. Das Männchen wurde herausgefangen und geberdete ſich wie toll, ſeine Färbung wurde blaß. Jetzt wurde das Neſt vorſichtig von dem einen Becken in das andere gebracht und der Wächter nachgeholt. Alle Stichlinge des Beckens, beſonders die weiblichen, waren der Überführung des Neſtes mit großer Aufmerkſamkeit gefolgt und fuhren, ſobald letzteres gelagert war, auf dieſes zu, wo ſie an einzelnen Halmen ſo heftig zu zerren begannen, daß der ganze Bau in Gefahr geriet und Evers ſchnell Sand darüber ſchaufeln mußte, um es vor den gierigen Freſſern zu ſichern. Als das Männchen in dieſes Becken gebracht wurde, fielen die Weibchen auch über dieſes her und ſetzten ihm ſo arg zu, daß Evers mit Stöcken und Netzen eingreifen, ja ſogar die bösartigſten Weibchen herausfangen mußte. Aber das Männchen wurde erſt ſpäter ruhig, es wehrte ſich gegen die Angriffe, unterbrach ſein Umherſchwimmen und ſchien zu ſuchen. Er wurde von Zeit zu Zeit röter, raſte aber auch bald danach wieder verzweifelt an den Glasſcheiben herauf und herunter. Dieſe Verfärbung brachte Evers auf den Son die Aufmerkſamkeit des Tieres auf das Neſt zu lenken. Der erſte Verſuch miß— lang, der zweite erweckte Hoffnung, und der dritte gelang vortrefflich. Als das Tier ſich diesmal dem Neſte näherte, ſtöckerte Evers raſch einen Teil der Eier hervor. Sobald der Stock entfernt war, ſtürzten ſich eine Anzahl beutelüſterner Weibchen auf die Eier, um ſie zu verſchlingen. Aber ehe ſie ihr Ziel erreichten, kam der Vater herbeigeſchoſſen übernahm die Ver— teidigung wieder und trieb die räuberiſchen Weibchen zurück. Jetzt folgte Kampf auf Kampf und bald waren alle ſo eingeſchüchtert, daß ſie ſich ſtill f ö — 332 — an der entgegengeſetzten Seite aufhielten. Während nun alle anderen Männchen erblaßten, ſtrahlte der mutige Sieger in den glühendſten Farben. Er ging nun an die Ausbeſſerung ſeiner Kinderwiege, die Eier wurden tief eingebohrt, die Faſern geordnet, Sand darüber geſchwemmt und auch die nötige Offnung hergeſtellt. „Ob nun freilich,“ ſagt Evers, „er in der That das Neſt als ſein altes erkannt oder ſich Hoffen nur aus väterlichen Pflegetriebe, gleichſam zum Erſatze des verlorenen, angenommen hatte, wer mag das entſcheiden! Beide Beweggründe würden aber ſeinen geiſtigen Fähigkeiten immerhin das beſte Zeugnis ausſtellen.“ Stichlinge, die Evers im Freien bei ihren Neſtern fing und mit dieſen in ſeine Aquarien brachte, brüteten nicht, erkannten ihr Neſt alſo offenbar nicht und raſten ſich zu Tode; dagegen nahmen ſich ſolche, die in den Becken gebaut hatten, im Freien geſammelter und ran Pflege übertragener Eier ebenſo getreulich an wie ihrer eigenen. Nach ungefähr 12 Tagen ſchlüpfen die Jungen aus. Die Laichzeit liegt zwiſchen April und Juni. In einem Gewäſſer, wo der Stichling ſich einmal eingefunden hat, vermehrt er ſich, trotzdem er gegenüber den anderen Fiſchen kaum mit ſo viel einzelnen wie jene mit Tauſenden von Eiern begabt iſt, ſehr ſtark. Seine Eierzahl beträgt nur etwa 60 bis 80 Stück. In manchen Jahren fängt man in Holſtein, Schleswig, Schweden und England die Stichlinge in ſolcher Anzahl, daß man ſie zum Futter des Geflügels, zur Maſt der Schweine, zum Düngen der Acker oder zur Thrangewinnung verbraucht. Pennant erzählt, daß ein Mann in Lincolnſhire längere Zeit hindurch täglich 4 Schillinge mit dem Fange der Stichlinge verdiente, obgleich für einen Scheffel von den Landwirten nur ein halber Penny bezahlt wurde. Siebold wurde in Danzig erzählt, daß in der Not, welche während der letzten Belagerung dieſer Stadt geherrſcht hatte, die ärmeren Einwohner bei dem Mangel der gewöhnlichen Lebensmittel ihre Zuflucht zu den Stich— lingen, die ſich in den Feſtungsgräben gerade zu der Zeit ſo ſehr vermehrt hatten, genommen hätten, um mit ihnen ihren Hunger zu ſtillen. Falls er nur richtig zubereitet werde, ſoll der Stichling eine ſehr wohlſchmeckende Speiſe abgeben. Ob indeſſen ein Rezept ſeiner Bereitung in Davidis Koch— buch angegeben iſt, bezweifelte ich ſehr. Von Krankheiten verſchiedener Art wird der Stichling viel heim— geſucht, beſonders von einem in ſeiner Bauchhöhle frei lebenden Bandwurm (Schistocephalus solidus), der ihn außerordentlich aufbläht und ſchließlich zum Platzen bringt. Auch verdorbenes, nicht genügend ſauerſtoffhaltiges Waſſer wird den Tieren verderblich, während andererſeits auch Schmarotzer— tiere auf ihnen ſich nicht ſelten einfinden. Trotz ſeiner oft nicht gerade angenehmen Eigenſchaften iſt der Stichling einer der intereſſanteſten Bewohner des Aquariums. Seine Beweglichkeit, ſeine Munterkeit und Raſchheit machen ihn zu einem angenehmen Bewohner desſelben. Gern ergeht ſich das Tier in harmloſen Spielen mit ſeinen Artengenoſſen, indeſſen werden zwiſchen ihnen auch nicht ſelten erbitterte Kämpfe ausgefochten, da das Tier leicht erregbar und heftig iſt. In Waſſerbecken mit genügendem Zufluſſe gelingt es ſtets, Stichlinge 385 — 333 — einzugewöhnen; ſogleich in enge Becken gebracht, gehen viele ein, be— De aus Kummer über den dein ihrer Freiheit, oder aus Arger über die Veränderung ihrer gewohnten Verhältniſſe. „Faſt ohne Ausnahme“, ſchreibt der ſchon mehrfach genannte Evers, „geberden ſich alle friſch ge— fangenen zuerſt ganz unſinnig und wütend. Stundenlang konnte ſo ein Kerl an derſelben Stelle hinauf- und hinabraſen, immer den Kopf gegen die Glaswand gerichtet, und kein Leckerbiſſen, kein Eingriff meinerſeits half da, jede Störung machte das Tier nur noch toller. Daß mir viele lediglich infolge dieſes Lebens zu Grunde gegangen ſind, alſo ſich buchſtäblich zu Tode geärgert haben, ſteht mir unzweifelhaft feſt. Kam es doch vor, daß beſonders gallige Stücke gegen meinen von außen genäherten Finger und gegen ihr eigenes Spiegelbild ſo heftig gegen die Glaswand fuhren, daß ihnen das Maul blutete!“ In größeren Becken kommt ſo etwas indeſſen nicht, oder nur ſehr vereinzelt vor. Hier tummeln ſich friſch eingeſetzte Stichlinge zuerſt gemeinſchaftlich umher, ſuchen alle Ecken und Winkel auf, mit einem Worte, ſie machen ſich heimiſch. Sowie indeſſen einer von ihnen Beſitz von einer Ecke nimmt, geht der Krieg los, wenn ein anderer ſich erdreiſten ſollte, ebenfalls auf dieſe Ecke Anſpruch zu erheben. So in einem Kampfe verwickelt, ſchwimmen die beiden Ritter ſchnell um einander herum, beißen, und verſuchen ſich mit ihren Dornen zu verwunden, bis einer von ihnen vom Kampfe abläßt und das Feld räumt. Zur Ruhe kommt aber der Flüchtling noch nicht ſogleich, ſondern er wird von einer Ecke des Aquariums zur anderen gejagt, bis er vor Ermattung kaum noch weiter kann. Oft gebrauchen die Kämpfer ihre Stacheln mit ſo großem Nachdrucke, daß einer von ihnen durchbohrt zu Boden ſinkt. Der Sieger legt dann ſein purpurnes Kleid an, während der Zurückgewichene unſchein— bar, wie ein Weibchen erſcheint. Weibchen und Männchen kämpfen mit einander. Stichlinge, einem ſtehenden Gewäſſer entnommen, gewöhnen ſich beſſer und leichter ein, als ſolche, welche in Bächen leben. Ferner gelingt es leichter ſie im Herbſt oder im Frühling, nur nicht allzu kurz vor dem Laichen, an die Gefangenſchaft zu gewöhnen. Sollen andere Fiſche im Aquarium laichen, ſo ſind keine Stichlinge in demſelben Becken zu halten, denn die kleinen Räuber ſtellen hier noch mehr wie in der Natur dem Laiche nach. Als Naubfifche verzehren ſie auch mit Vorliebe kleine Fiſche, ſind daher mit wehrloſen 9 nicht zu vereinigen. Sehr zu empfehlen iſt es, in kleineren Aquarien nur 2 Männchen und 3 bis 4 Weibchen zu ſetzen. Sind ſie hier erſt eingewöhnt, ſo werden ſie, falls ſie zeitig im Frühjahr gefangen ſind, unſchwer zum Neſtbau und zur Fortpflanzung ſchreiten. Zur Zucht genügt ein Becken von der Größe 30x30 em, welches möglichſt dicht mit Waſſerpflanzen beſetzt iſt. 12. Zwergſtichling (Gasterosteus pungitius L.). Kleiner Stichling, zehn— ſtachlicher Stichling. Der Rücken trägt 9— 11 Stacheln, die alle ſehr kurz und frei ſind. Die Seiten des Schwanzes beſitzen gekielte Schuppen. Die Farbe des Rückens iſt in der Regel * gelblich grün, an den Seiten und unten ſilbrig, fein ſchwarz punktiert. Z zur Fort— pflanzungszeit an der tiefſchwarzen Kehle erkenntlich. Nach der ausführlichen Schilderung des dreiſtachlichen Stichlings kann ich mich beim Zwergſtichling kurz faſſen. Er iſt der kleinſte unſerer hei— miſchen Süßwaſſerfiſche, wenn er auch oft die Größe des dreiſtachlichen Stichlings erreicht. Wie der letztere findet er ſich auch an allen den Orten, welche von dieſem bewohnt werden, doch tritt er nicht ſo ſcharenweiſe wie jener auf. Hinſichtlich der Anlage ſeines Neſtes weicht der Zwergſtichling von ſeinen Verwandten ab, er baut ſein Neſt freiſtehend, was nur in wenigen Fällen beim dreiſtachlichen Stichling der Fall iſt. Die Anzahl der Eier, welche in einem Neſte des Zwergſtichlings gefunden wurden, beträgt etwa gegen 700. 13. Schützenſiſch (Toxotes jaculator C.). Seiaena jaculatrix, Labrus jaculatris, Scarus Schlosseri, Cojus chatareus. Der Körper iſt kurz und zuſammengedrückt, die Rückenfloſſe ſteht auf der letzten Hälfte des Rückens und iſt mit ſtarken Stacheln bewehrt, der weiche Theil iſt be— ſchuppt, wie die ihr entſprechende Steißfloſſe. Die Schnauze iſt kurz und nieder— gedrückt; die Unterkinnlade weit hervorſtehend. Die Zähne ſind ſammetartig und ſehr kurz. Sie ſtehen auf beiden Kinnladen, am Ende des Vomer, den Gaumen— knochen, den Flügelknochen und auf der Zunge. Sechs Kiemenſtrahlen, und ſehr feine Zähnchen am unteren Rande des Suborbitalknochens und des Vorderdeckels. Die Färbung iſt grünbraun-ſilbrig, das durch vier dunklere, bindenartige Flecken unterbrochen wird. —— Siam ꝛc. (Vergleiche Abbildung 157 Seite 350.) In dem Unterlaufe des „Mae-Nam“ und ſeinen Nebenflüſſen und Kanälen bemerkt man den Schützenfiſch hauptſächlich zur Zeit der Flut, deren Wirkung ſich, nebenbei gejagt, durch Anſtauung und Nückflteßen der Gewäſſer bis weit in jene, nur ſehr allmählich anſteigende, äußerſt fruchtbare Niederungen hinein bemerkbar macht, welche von zahlreichen, teils natürlichen, teils von Menſchenhand geſchaffenen Waſſerläufen durchſchnitten, den Hauptbeſtandteil des Königreichs Siam bildet. Der Schützenfiſch zeigt ſich hier ſowohl einzeln als zu mehreren an ſtillen Stellen und Buchten in der Nähe der Ufer nahe an der Waſſerober— fläche umherſchwimmend und in der Ausübung ſeiner intereſſanten Jagd begriffen. Man erkennt ihn leicht an ſeinem geſtreiften Ausſehen und dem glänzenden hellgelben Hornhautring ſeiner großen, beweglichen Augen. Nie ganz nahe zuſammenſchwimmend, ſondern nach Art erfahrener Jäger gut „Diſtanz“ haltend, ſieht man die kleinen Schützen, wie ſie vorſichtig und aufmerkſam das Terrain ſondieren. An dem Stengel einer Waſſerpflanze, etwa einen Fuß hoch über dem Waſſerſpiegel, ſonnt ſich behaglich und ahnungslos eine Fliege. Einer von den ſchwimmenden Jägern hat ſie bereits erſpäht, faßt etwas ſeitlich Poſten, zielt einen Augenblick und „ſchießt.“ Ein Waſſertropfen zerſtiebt genau an der Stelle, wo das Inſekt ſaß, ein blitzartiges Vorſchnellen des Fiſches und das getroffene und ins Waſſer geſchleuderte Kerbtier ruht ſicher aufbewahrt in der Jagdtaſche, dem Magen des geſchickten Schützen, welcher ruhig weiterzieht, um anderes Wild aufzuſuchen. (Karl Meißen).“*) Aus „Humbold.“ — 335 — Beim Spritzen nimmt der Schützenfiſch ſeine Stellung ſo, daß kein Teil ſeines Körpers aus dem Waſſer hervorragt. Seine Augen auf das Beutetier gerichtet, ſteht er unbeweglich und ſchleudert bei geſchloſſenem Maule durch die den Oberkiefer überragende Offnung des Unterkiefers einen Tropfen Waſſer in gerader Linie fort nach ſeinem Ziele, welches nur ſehr ſelten verfehlt wird. Das Herausſchleudern des Geſchoſſes geſchieht ſehr wahrſcheinlich durch plötzliches Zuſammenziehen gewiſſer Schlundmuskeln. Über die Fortpflanzung iſt nichts bekannt. Schon von alten Schriftſtellern wird angegeben, daß Schützenfiſche von Europäern und Chineſen in Gefäßen gehalten werden, über welche Inſekten an Stäbchen ſtecken, durch deren Herunterſchießen von ſeiten der Fiſche die erſteren ſich beluſtigen. n „In meinen Zimmeraquarium“, ſagt Meißen im Humbold weiter, „einem Gl asbaſſin, deſſen Boden mit einer Schicht Sand verſehen war, in welchen ich einige Waſſergewächſe gepflanzt hatte, zeigten ſich die Schützen fiſche in den erſten Tagen ihrer Gefangenſchaft ſehr furchtſam. Bei meiner Annäherung rannten ſie heftig gegen die Glaswände des Baſſins und ſuchten ſich zwiſchen den Blättern der Waſſerpflanzen zu verſtecken, ſchienen aber ſehr ungern unterzutauchen, ſondern hielten ſich ſo viel wie möglich an der Waſſeroberfläche auf. Nach wenigen Tagen hatten ſie ihre Scheu mir gegenüber etwas abgelegt, und ich machte zum erſtenmale die intereſſante Beobachtung, daß die Fiſche mich, ihren Eigentümer, von anderen Leuten zu unterſcheiden ſchienen. Wenigſtens waren ſie bei meiner Annäherung weniger ſcheu und furchtſam, als bei der von Fremden. Wenn ich ſie be— obachtete, ſo verhielten ſie ſich ruhig, und betrachteten mich aufmerkſam und gewiſſermaßen erwartungsvoll. Am nächſten Tage ſah ich, daß eine Ameiſe, welche an der einen der Außenwände des Aquariums oberhalb des Waſſer— ſpiegels vorbei maſchierte, von zwei Fiſchen abwechſelnd heftig bombardiert wurde — natürlich ohne Erfolg. Die verſchleuderten Waſſertropfen zer— ſpritzen in raſcher Aufeinanderfolge an der Glaswand. Die beiden Schützen ſchienen übrigens das Vergebliche ihres Thuns bald einzuſehen und ließen vom Spritzen ab.“ Eine von dem Pfleger gefangene Fliege, deren Flügel zum Gebrauche untauglich gemacht wurden, wurde auf ein Blatt einer etwa 20 em über den Waſſerſpiegel ſtehenden Pflanze geſetzt, und ſogleich von zwei Seiten angegriffen. Sie fiel in's Waſſer und wurde die Beute des ſchnellſten Schützen. In ähnlicher Weiſe hatten die Fiſche Gelegenheit, ſich ihren Lebensunterhalt zu erjagen. Sie wurden nach einigen Wochen äußerſt zahm, daß ſie nicht nur nach Inſekten, welche der Pfleger zwiſchen den Fingern hielt, eifrig ſpritzten, ſondern ſich ſogar ihre Nahrung zwiſchen den Fingern weg ſchnappten. Beobachtern wurden von den Tieren oft Waſſertropfen auf Mund, Naſe, Ohr und Auge geſchleudert. Bezeichnend für die Sicherheit und Schnelligkeit, mit welcher die Tiere das Spritzen ausübten, war der Umſtand, daß man, wenn es auf die Augen abgeſehen war, den Waſſertropfen ſelbſt bis auf Entfernungen von mindeſtens 90 em ſtets auf den Augapfel erhielt, ehe man nur Zeit hatte, das Auge inſtinktmäßig zu ſchließen, auch dann, wenn man den Fiſch zielen ſah — 336 — und wußte, daß man den Tropfen im nächſten Augenblick zu erwarten hatte.“ Außer Kerbtieren nahmen die Fiſche auch kleine Stückchen Fleiſch an, wenn ſie es ſich entweder erſpritzen oder es nahe der Oberfläche weg— ſchnappen konnten. Auf den Grund tauchten ſie nach Futter nie. Auch kleine lebende Fiſchchen wurden verzehrt. Leider iſt dieſer reizende Fiſch lebend zur Zeit noch nicht eingeführt, indeſſen dürfte bald ſeinem Importe entgegengeſehen werden. 14. Kletterbarſch (Anabas seandens C.), Perca scandens Dald., Amphiprion scansor Bl., Lutjanus scandens, Anthias testudineus, Cojus cobojius Hamilton. Kletterfiſch, Baumkletterer. Ein Teil der Schlundknochen in kleine, mehr oder minder zahlreiche Blätter ver— verteilt, welche die Zellen unterbrechen, und in denen ſich Waſſer halten kann, welches auf die Kiemen abfließt und dieſe, wenn der Fiſch ſich außerhalb des Waſſers be— findet, befeuchtet. Der dritte Schlundknochen beſitzt pflaſterähnliche Zähne, und es befinden ſich desgleichen einige hinten am Schädel. Der Körper iſt rund, mit ſtarken Schuppen beſetzt, der Kopf breit, die Schnauze kurz und ſtumpf, das Maul klein. Die Ränder des Kiemendeckels, des Unter- und Zdwiſchendeckels find ſtark gezähnt. Der Schwanz iſt abgerundet, desgl. die Hinterfloſſen. Die Oberſeite iſt grünlich— braun, die Unterſeite heller, oft gelblich gefärbt. Die hellen Seiten manchmal von dunklen Flecken oder Bändern durchzogen. Einzelne Tiere find dunkler gebändert und lichter gefleckt, andere faſt gleichfarbig. — Indien, Ceylon, Barma, die Malayi— ſchen Inſeln ac. Der Kletterbarſch wurde zuerſt von Daldorf beſchrieben, doch wird ſeiner ſchon zu Ende des 9. Jahrhunderts Erwähnung gethan und zwar von zwei arabiſchen Reiſenden. Nach der Beſchreibung des Fiſches ſagt Daldorf, er habe das Tier geſehen, als es in der Ritze einer Palme, die nicht weit von einem Teiche ſtand, in die Höhe kletterte, indem der Barſch ſich mit den Stacheln der ausgeſpreitzten Deckel an den Wänden des Spaltes hielt, den Schwanz hin und her bog, die Stacheln der Steiß— floſſe an die Wand ſtützte, die Deckel zuſammenſchlug und ſo einen Schritt weiter that. Gefangen lief das Tier in einem Schuppen noch mehrere Stunden in trockenem Sande umher. An Bloch ſchickte der Miſſionar John 5 Fiſche mit dem Begleitſchreiben: Die indischen Namen (Undi-colli, Pauniseri, Noja⸗gri ꝛc.) bedeuteten Baumkletterer, weil er mit ſeinen ſägeartigen Deckeln und ſcharfen Floſſen auf die dem Ufer nahe ſtehenden Palmen zu klettern ſuche, während das Regenwaſſer an ihnen heruntertröpfelt. Neuere Reiſende erzählen von derartigen luftigen Spaziergängen des Kletterbarſches nichts, indeſſen ſtimmen alle darin überein, daß dieſer Fiſch ſehr lange außerhalb des Waſſers leben kann und auf dem Boden ſich fort— zubewegen vermag. Auch wird behauptet, Fiſcher hielten dieſe Tiere 5 bis 6 Tage in Gefäßen ohne Waſſer und transportierten ſie ſo 150 engliſche Meilen weit, ohne daß ſie ſtarben. Ueber die Lebensweiſe des Kletterbarſches ſind wir noch ziemlich im Unklaren. „Letzthin war ich,“ ſo ſchreibt ein Regierungsbevollmächtigter in — 337 — Trinkonomali an Tennert, „beſchäftigt, die Grenze eines großen Teiches, deſſen Damm ausgebeſſert werden ſollte, zu beſichtigen. Das Waſſer war bis auf einen kleinen Tümpel verdunſtet, das Bett des Teiches ſonſt an allen Orten trocken. Während wir auf einer Höhe ſtanden, um ein Gewitter vorübergehen zu laſſen, beobachteten wir am Rande des ſeichten Waſſers einen Pelikan, der im Freſſen ſchwelgte. Unſere indiſchen Begleiter wurden aufmerkſam, liefen hinzu und ſchrien: „Fiſche, Fiſche!“ Als wir zur Stelle kamen, ſahen wir in den durch Regen gebildeten Rinnſalen eine Menge von Fiſchen dahinkrabbeln, alle nach aufwärts durch das Gras rutſchend. Sie hatten kaum Waſſer genug, um ſich zu bedecken, machten jedoch trotzdem ſchnelle Fortſchritte auf ihrem Wege. Unſer Gefolge las etwa zwei Scheffel von ihnen auf, die meiſten in einer Entfernung von 30 m vom Teiche. Alle waren bemüht, die Höhe des Dammes zu gewinnen, und würden auch, wären ſie nicht erſt durch den Pelikan und dann durch uns unterbrochen worden, wahrſcheinlich wirklich den Höhepunkt erklommen und auf der anderen Seite einen zweiten Tümpel erreicht haben. Es waren offenbar dieſelben Fiſche, die man auch in den trockenen Teichen findet. Je mehr die Waſſerbecken austrocknen, um ſo mehr ſammeln ſich deren Fiſche in kleinen, noch waſſerhaltigen Tümpeln oder im feuchten Schlamme. An derartigen Stellen kann man Tauſende von ihnen beobachten und ſehen, wie ſie ſich in dem Schlamme, der die Beſchaffenheit von Hirſebrei hat, hin und her bewegen. Wenn auch dieſer Schlamm noch weiter austrocknet, machen ſie ſich auf, um nach waſſerhaltigen Teichen zu ſuchen. An einer Stelle ſah ich Hunderte von ihnen ſich von Figur 154. Kopf des einem gerade verlaſſenen Teich nach verſchiedenen n ee Richtungen hin zerſtreuend ihren Wegaller Schwierig- .die A keiten und Hinderniſſe ungeachtet fortſetzen. — — Schlundknochen, K. Kiemen. Auf mich hat es den Eindruck gemacht, als ob dieſe Die unteren Bogen ſind die Wanderungen nur des Nachts ſtattfänden, denn 3 ich habe einzig und allein in den Morgenſtunden wandernde Fiſche geſehen, auch beobachtet, daß die, welche ich lebend auf— las und in Kübeln hielt, während des Tages ruhig waren, des Nachts aber Anſtrengungen machten, aus ihrem Behälter zu entkommen, oft auch wirklich entkamen. Eine Eigentümlichkeit der wandernden Fiſche, die ich noch zu erwähnen habe, beſteht darin, daß ſie ihre Kiemen geöffnet haben.“ Können die Fiſche auf ihren Wanderungen kein Waſſer finden, oder finden ſie ſchon meiſt ausgetrocknete Tümpel, jo graben ſie ſich im Schlamme ein. Es kann auch vorkommen, daß ſie auf die Wanderung vollſtändig verzichten und ſich gleich im Schlamme einniſten. In einer Tiefe von etwa 50 em und darüber, findet man ſie dann, je nach Beſchaffenheit des Grundes. Die obere Decke des Teiches iſt dann oft ſo trocken, daß ſie zerreißt, oder beim Aufnehmen in Stücke fällt. Die Fiſche liegen dort gewöhnlich in einer etwas feuchten Schicht, aber auch dieſe kann austrocknen, ohne ſie Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 22 3 ſcheinbar am Leben zu gefährden. Das in der Beſchreibung des Fiſches erwähnte Labyrinth, welches an der Unterſeite des Schädels liegt und zwei geſchloſſene, mit den Kiemenhöhlen kommunizierende Räume darſtellt, in welchen ein mit Schleimhaut überzogener und von Blutgefäßen durchzogener Fortſatz der Kiemen ſich befindet, iſt nach neueren Unterſuchungen als ein Luftatmungsorgan anzuſehen, doch iſt dieſes noch nicht endgültig feſtgeſtellt. Füllt indeſſen der erſte Regen ihre Tümpel wieder mit Waſſer, fo arbeiten ſich die Kletterfiſche aus dem Schlamme heraus und beleben ihn wieder wie vorher. Weiteres über das Freileben des Kletterbarſches iſt nicht bekannt. Figur 155. Kletterbarſch (Anabas seandens). Mitte und Ende der ſiebenziger Jahre kamen vereinzelte Kletterbarſche nach London in den Zoologiſchen Garten, dann auch nach Frankreich und in der Mitte der achtziger Jahre in größerer Anzahl in die Aquarien des Herrn Vipan zu Wansfort (England). Erſt 1891 kam der Kletterbarſch nach Deutſchland, nachdem Herr Hothorn ein Stück aus England nach Berlin gebracht hatte. Später erhielt Dr. Schad in Treptow bei Berlin aus Bombay 19 Exemplare und dann kamen 1893 in den Hamburger Zoologiſchen Garten 12 Stück, über welche Bolau im Zoologiſchen Garten nachſtehendes im Auszuge berichtet: In einem der kleinen Süßwaſſer-Behälter des Hamburger Aquariums geſetzt, bedeckten ſich die Barſche bald dicht mit Saprolegnienfäden und eines der Tiere ging nach dem anderen ein. Als Heilmittel wurde Salzwaſſer, wie Noll es empfohlen), angewandt. Die Fiſche wurden zunächſt mit einer ziemlich ſtarken Salzlöſung beſtrichen, dann Iſt nicht zu gebrauchen, ſondern ſiehe weiter hinten „Krankheiten“. — 339 — aber in ſchwach brackiſches Waſſer geſetzt und aus dem kälteren Aquarium in die warmen Räume der Reptiliengallerie überführt. Waſſerwärme 30. Auf dieſe Weiſe gelang es, nachdem noch ein paar von der Krankheit bereits zu ſtark ergriffene Fiſche geſtorben waren, drei der ſeltenen Tiere zu retten. Nach Beendigung der Krankheit wurden die Fiſche in ein flaches, rundes Thongefäß von 40 em Durchmeſſer und 9 em Waſſertiefe geſetzt, welches in ein größeres Blechgefäß von 65 em Länge, 43 em Breite und 20 em Tiefe ſtand und das Ganze dann in einen der für Schildkröten be— ſtimmten größeren Räume der Reptiliengallerie untergebracht. Das Innere, ſoweit es nicht vom Waſſerbehälter eingenommen war, wurde mit Raſen ausgelegt. Die Fiſche begannen bald das Waſſer zu verlaſſen; ſie ſprangen aus demſelben empor, ſchnellten gegen die Glasdecke, womit das Ganze über— deckt war, und fielen entweder in das Waſſer zurück oder auf den Raſen. Nach dem Entfernen der Glasſcheibe ſprang einer der Fiſche aus dem Waſſer und zugleich völlig aus dem Blechgefäß heraus auf den Kiesboden des Schildkrötenkäfigs. Zur nicht geringen Ueberraſchung lief derſelbe über eine Strecke von ſechs bis acht Meter Länge mit derſelben Gewandtheit, wie vorher auf dem Raſen. Hierdurch ermutigt, wurden die Fiſche in ein anderes Waſſerbecken des Reptilienraumes untergebracht. Die Umgebung desſelben war hier ſanft nach hinten aufſteigend mit Ra ſen belegt worden. Sobald die Tiere dieſen Raum bezogen hatten, verließen ſie denſelben und ergingen ſich auf dem Trocknen. Nachdem ſie ſich hier eingewöhnt hatten, zogen ſie es vor im Waſſer zu bleiben. Um nun dieſe Fiſche zu weiteren Landwanderungen zu bewegen, wurde oberhalb ihrer eigentlichen Behälter ein anderes kleineres angelegt und die Tiere wiederholt in dieſes geſetzt, von wo ſie dann ſtets in das größere Becken zurückkehrten. Einmal kam es vor, daß ein Fiſch zufällig aus dem höher gelegenen Becken mit einem Satze, über eine Strecke von 50 em, in das größere tiefer gelegene Waſſer— gefäß ſprang. Sprünge von 30—40 em Höhe wurden mehrfach beobachtet. Sobald die Kletterfiſche nicht geſtört werden, verhalten ſie ſich ganz ruhig, meiſt verbergen ſie ſich vor den Augen der Beſchauer. Kommen dieſe näher, ſo zeigen ſie ſich unruhig, ſchwimmen lebhaft umher, tauchen bis zur Ober— fläche empor und unter einer raſchen Wendung wieder unter; bei manchen ſieht man an jeder Kopfſeite je eine größere oder zuweilen auch mehrere kleinere Luftblaſen nach der Waſſeroberfläche aufſteigen. Der Kletterfiſch iſt ein Raubfiſch. Lebende Tiere werden von ihnen ſowohl von der Oberfläche des Waſſers genommen als auch im Waſſer ſelbſt aufgeſucht, doch begnügen ſich die Gefangenen auch mit friſchem Fleiſch, welches in kleine Stücke geſchnitten iſt. Sie nehmen reichlich Futter zu ſich. Springt der Kletterfiſch aus dem Waſſer, ſo fällt er ſtets auf den Bauch. In dieſer Lage hält er ſich dadurch, daß er die Bauchfloſſen quer nach den Seiten ausbreitet. Bewegt ſich der Fiſch vorwärts, ſo ſpreizt er ebenfalls die Bruſtfloſſen und den Kiemendeckel, und zwar ſo, daß er die Kiemendeckel nach außen umbiegt und die ſcharfen Stacheln in die Unter— 5 — 340 — lage eindrückt, dann wirft er den Körper durch Hin- und Herdrehen, be— ſonders durch den Schwanz, ruckweiſe nach vorwärts, wobei die Kiemen— ſtacheln ſtets von neuem in die Unterlage eingreifen. Auf mehr ebenem Boden werden in der Regel die beiden Bruſtfloſſen abwechſelnd, gehend, bewegt und hierbei von den Bauchfloſſen unterſtützt. Dabei ſchlägt der hintere Körpertheil raſch hin und her und ſtützt ſich auf die kräftigen, harten Strahlen der Afterfloſſe. Bei dieſen Wanderungen ſind alle Floſſen ohne Ausnahme im geſpreizten Zuſtande. Ausgewachſene Kletterfiſche jollen 30 em lang werden, doch ſind zur Zeit erſt ſolche von 20 em bekannt geworden. Die zu uns gekommenen hatten eine Länge von 10—15 em. Beobachtungen über die Fortpflanzung ſind noch nicht angef ſtellt. Herr Simon, Mitglied des Triton in Berlin, gewann durch Zucht 1893 ein Exemplar, ohne indeſſen Beobachtungen über die Fortpflanzung gemacht zu haben. Seit dieſer Zeit haben gefangene Fiſche weder gelaicht, noch haben ſie ſonſtige Anſtalten zur Fortpflanzung gemacht. 15. Gurami (Osphromenus olfax Cuv.) Osphromenus satyrus, Os— phromenus gourami, Triehopus satyrus, Trichopodus mentum. Der Körper iſt zuſammengedrückt. Der Suborditalknochen und der untere Vorderdeckel trägt eine ſehr feine Zähnelung. Die Kinnladen tragen einen ſchmalen Streifen ſammtartiger Zähne, der Gaumen ohne dieſe. Der weiche Teil der Rücken- und Afterfloſſe reicht halbrund bis faſt an das Ende der Schwanzfloſſe. Der Kopf iſt zugeſpitzt, klein und der Mund weit vorſtreckbar. Die unmittelbar unter den großen Bruſtfloſſen ſtehenden Bauchfloſſen ſind klein, ſie beſitzen ein außerordentlich verlängertes, fadenförmiges Ende, welches die Schwanzfloſſe noch überragt. Die Färbung iſt oberſeits bräunlichrot, an den Seiten heller, gegen den Bauch zu allmählich in weiß übergehend. Eine Reihe von 7—9 dunkleren, unregel— mäßigen, ſchrägen Binden, welche beim jüngeren Tiere den Körper überziehen, ver— ſchwinden im Alter. Auf der Wurzel der Bruſtfloſſe ſteht ein ſchwarzer Fleck. Im Hochzeitskleide erglänzt das 5 in kupferroter Grundfärbung mit goldgrün ſchillernden Streifen. — Java, Sumatra und Borneo. In ſeiner Heimat bewohnt der Gurami ruhige und reine Teiche und nährt ſich hier, wie unſer Karpfen, außer von kleinem Getier aller Art auch von faulenden Pflanzenſtoffen, beſonders ſoll er die Blätter der Pistia occidentalis lieben. Die Zählebigkeit des Fiſches, die Leichtigkeit, ihm geeignete Nahrung zu verſchaffen und die Güte ſeines Fleiſches haben ſchon oft Verſuche ge— zeitigt, den Fiſch auch bei uns einzubürgern. Auf der Inſel Mauritius hatten ſich bald den Zuchtteichen entkommene Guramis in den kleinen Fluß— läufen eingebürgert und gedeihen hier ebenſo gut wie die in den Teichen gehaltene. Rufz de Laviſon brachte im Jahre 1869 von 12 aus Indien trans— portierten Guramis 5 lebend mit nach Paris, nachdem ſchon vorher ver— ſucht war, das Tier mit nach dort zu bringen. Dieſe 5 Guramis lebten 3 Monate in Europa, dann ſtarben ſie infolge unzweckmäßiger Haltung — es war zu kaltes Waſſer in ihre Behälter geführt worden. — 341 — Bei dieſem Verſuch, Guramis zu importieren, blieb es nicht. Beſonders in der letzten Zeit ſind zahlreiche Tiere eingeführt worden, von denen jetzt in unſerm Aquarium Osphromenus trichopterus in ſeinen beiden Varie— täten Koelreuteri und Cantoris und Trichogaster fasciatus, eine den Guramis nahe ſtehende Art, gehalten werden. Figur 156. 1. Osphromenus trichopterus, 2. Osphromenus olfax, 3. Zwergwels (Amiurus nebulosus). a) Osphromenus tirichopterus Gthr. Beſitzt einen gejtretteren Körper als Osphr. olfax. Die Rückenfloſſe beginnt‘ auf der Rückenmitte. Die Bauchfloſſenfäden reichen nach hinten zu etwa bis zur Mitte der ſchwach ausgerundeten Schwanzfloſſe. Der Oberkopf iſt grünlich, der Rücken gelbbraun, ſchwach metalliſch violett glänzen die Seiten. Die Floſſen ſind hell und durchſcheinend gelblich, orange geſäumt und ebenſo gepunktet. Zwei an den Seiten ſtehende Flecke ſind ſchwarz, ſchwach ſilbern geſäumt. Von den violetten Seiten ſtehen die Querſtreifen etwas dunkel ab, Z und 0? — Indien. b) Osphromenus trichopterus var. Cantoris Cuv. Sit einfacher gefärbt. Der ganze Körper iſt ſchwach olivenbräunlich. Vom Auge bis zur Schwanzſpitze zieht ſich ein unterbrochener, zickzackförmiger, dunkler Streifen. Der Körper zeigt bald mehr, bald weniger, je nach der Umgebung, eine Streifung. S und 2 ? — Indien. c) Triehogaster fasciatus Bl. Von den Osphromenus-Xrten ſogleich durch ſeine Bauchfloſſenfäden zu unter— ſcheiden, die nur aus einem verlängerten Strahl beſtehen. Die Grundfarbe des ale Körpers iſt olivengelbbraun. Er ſchillert, je nachdem das Licht fällt, himmelblau, grüngoldig glänzend geſtreift. Ebenfalls himmelblau ſind Rücken-, Schwanz- und Afterfloſſe, alle feuerrot geſäumt. Die Kiemendeckel ſind unten intenſiv blau. Das Auge iſt lebhaft rot, desgl. auch die Bauchfäden, die nur an ihrer Anſatzſtelle weiß ſind. Das J iſt matter gefärbt. — Indien. Die Fortpflanzung der Guramiarten konnte eingehend im Aquarium beobachtet werden. Die Tiere bauen für ihren Laich ein Neſt, ähnlich, wie es der Makropode und der Kampffiſch, die uns noch näher beſchäftigen werden, ausführen. Die Laichzeit bei dieſen tropiſchen Fiſchen iſt bei uns haupt— ſächlich an die Sommermonate gebunden und ſchreiten die Tiere dann, wenn ihr Aquarium einen ſonnigen Platz im Zimmer hat, leicht zum Ab— laichen. Um dieſe Zeit ſchmücken ſich die Männchen mit ihrem Hochzeits— kleide und erſtrahlen dann in den glühendſten Farben. Die beſte Schilderung des Laichgeſchäftes bei Osphromenus olfax verdanken wir dem franzöſiſchen Zierfiſchzüchter Carbonnier, deſſen Schilderung ich im großen und ganzen folge. In allen Regenbogenfarben ſchillern die Floſſen, die Bruſt zeigt ein glänzendes Laſurblau, die ſchräg über den Körper laufenden Streifen ſind metallgrün, die After- und Rückenfloſſe wird ſtahlblau, letztere mit einem breiten weißen Rande umſäumt, und die beiden langen Bruſtfloſſen glühen in einem feurigen Rot. In dieſem Prunkkleide kämpft das Männchen mit anderen ſeines— gleichen, während das Weibchen ein müßiger Zuſchauer dieſes Kampfes bleibt. Carbonnier bemerkt hierzu, daß die Weibchen nur während des Kampfes Sprünge aus dem Waſſer machen, da fie erwarten, daß ein Männchen (der Notwendigkeit des Sauerſtoffes wegen) ſich ebenfalls an die Oberfläche des Waſſers begiebt. Erſcheint ein Weibchen auf den Kampf— platz zweier Männchen, ſo wird es von hier verwundet und zerſchlagen zurückgetrieben. Endlich fangen die Lippen des kräftigſten Männchens an dick aufzuſchwellen und andere Männchen trauen ſich jetzt nicht mehr dem Sieger zu nahen. Ihre Farben verdunkeln ſich und der Sieger bleibt allein auf dem Kampfplatze, in einem prächtigen Glanze ſtrahlend. Die Weibchen erkennen das jetzt auch durch ſchnelle Bewegungen ſich auszeichnende Männchen als ihren Beherrſcher an und halten ſich möglichſt in ſeiner Nähe auf. Eines von ihnen wird ausgewählt, das Männchen dreht und krümmt ſich um dieſes und macht demſelben auf alle Weiſe den Hof. Derartige Kampfſpiele ſind im Becken jedoch nur dann zu beobachten, wenn mehrere Paare ſich in demſelben befinden. Iſt nur ein Paar vor— handen, ſo folgt auf das Entfalten des Hochzeitskleides nur die gewöhn— liche Jagd des Männchens auf das Weibchen. In der Freiheit begeben ſich höchſt wahrſcheinlich die beſiegten Männchen in einen neuen Kampf, bis ſie endlich ein Weibchen gefunden haben und dann zum Bau des Neſtes ſchreiten. „Am folgenden Tage fing das Männchen an in einer Ecke ſein Neſt zu bauen. Die Arbeit ging ſo gut von ſtatten, daß nach einigen Stunden ſchon das Neſt einen Durchmeſſer von 15—18 em und eine Höhe von 10—12 em aufwies. Nur war leider das Neſt am nächſten Morgen ſchon wieder zerſtört, und zwar auf die barbariſchſte Art, ſo daß nur hier und da von demſelben ein ſchwimmendes Schaumſtück übrig blieb; die ganze Arbeit des armen Gurami war alſo umſonſt geweſen. Da ich vermutete, — 343 daß die Zerſtörung die Folge eines nächtlichen Kampfes zwiſchen Männchen war, ließ ich nur ein Ehepaar im Aquarium und entfernte ſogleich die anderen. Mein Verdacht erwies ſich bald vollſtändig begründet, denn bald entſtand ein neues Neſt, noch ſchöner als das erſte, und diesmal rührte Niemand daran. Das Neſt war teils aus dem übrig gebliebenen Material des alten hergeſtellt und teils aus Schaumblaſen, die das Männchen von neuem gebildet hatte. Es muß hier bemerkt werden, daß die Zubereitung der Schaumblaſen bei dem Gurami mit viel größerer Schwierigkeit ver— bunden iſt, als bei dem Großfloſſer (Macropodus viridi-auratus). Bei dieſem fließt aus dem Munde reichlich ein befeſtigender Schleim, während bei dem Gurami dieſer nur ſparſam austritt, auch nicht in ſo großer Menge vorhanden iſt und ein zerbrechliches Baumaterial darſtellt, von dem nur wenig verwendet werden kann.“ Wenige Tage nach dem Ablaichen ſchlüpfen die jungen Fiſchchen aus, die in derſelben Weiſe aufgezogen werden, wie ich es bei dem Makropoden beſchrieben habe. Das Weibchen iſt nach dem Ablaichen am zweckmäßigſten aus dem Becken zu entfernen. Das Männchen pflegt die Jungen bis etwa zu ihrem 8. Lebenstage. In derſelben Weiſe laichen auch die anderen Guramiarten. Im Becken ſind die vorbeſchriebenen Tiere, beſonders in der erſten Zeit, während der Tagesſtunden ſehr ſcheu, in der Nacht jedoch werden ſie lebhafter und tummeln ſich dann munter zwiſchen den Pflanzen. Sie lieben überhaupt reich bepflanzte Becken, in denen die untergetauchten Gewächſe dicht verſchlungene Ranken bilden, zwiſchen denen ſie gern Verſteckplätze aufſuchen. Beſonders lebendig ſind die Tiere nur bei einer höheren Waſſer— temperatur; bei 20%. ſind fie ſehr mobil und zeigen dann auch eine reiche Farbenpracht. Sollen die Gurami geſund bleiben, ſo verlangen ſie mindeſtens eine Waſſertemperatur von 12—14 R. Steht das Aquarium, welches die— ſelben bewohnen, in einem regelmäßig geheizten Zimmer an einer geſchützten Stelle, ſo halten ſich die Tiere über Winter ganz gut, lebhaft und farbig ſind fie jedoch dann nicht. Beträgt die Waſſertemperatur auf kurze Zeit 10½ e, jo gehen die Tiere nicht gleich ein, ſinkt ſie jedoch noch weiter, z. B. auf 8 R., fo ſterben ſie ſchnell. Vorgekommen iſt es, daß Gurami auch eine Waſſerwärme von nur 6°R ausgehalten haben, wenn ſie ſich im Schlamm verbergen konnten. Die Ernährung der Gurami im Aquarium fällt nicht ſchwer, ſie ſind als richtige Allesfreſſer zu bezeichnen. Bei den Guramiarten will ich gleich noch den in letzter Zeit aus Siam zu uns gebrachten Kampffiſch abhandeln. Seine Haltung und Pflege iſt die gleiche wie die der Guramiarten, desgleichen auch die Zucht. Ich kann mich alſo kurz faſſen. Kampffiſch (Betta pugnax Cantor). Das Tier erreicht eine Länge von etwa 8 em und iſt ein äußerſt gewandter und in einem geheizten Becken auch ein munterer Geſelle. In ſeinem Hochzeitskleide leuchtet dieſer Fiſch in den herrlichſten Farben. Die Schwanzfloſſe iſt dann weit entfaltet und zeigt in ſatten Farben metalliſch blau glänzende Streifen. Die un— gemein große Afterfloſſe ſteht weit vom Körper und auch ſie hat dieſen wunderbaren Farbenſchmelz angenommen und ſäumt ſich mit einem intenſiv roten Rande. Das kleine Auge funkelt wie ein Türkis, und der häutige Kiemdeckel hat ſich aufgerichtet — 344 — und ſteht wie ein ſchwarzer Kragen vom Kopfe ab. Bei niedriger Waſſertemperatur iſt der Fiſch träge und in der Färbung einfach düſter gezeichnet. — Malaiſche Halbinjel, Sumatra, Java, Saigon 2c. Der Kampffiſch, der in ſeiner Heimat (wahrſcheinlich in einer heraus— gezüchteten Abart) ſchon lange gehalten, und hier von den wettluſtigen Siameſen zur Aufführung von Fiſchkämpfen benutzt wird, iſt als eine wert— Figur 156. 1. und 2. Kampffiſch-Pärchen (Betta pugnax), 3. Bandfleckiger Schlangenkopffiſch (Ophiocephalus punctatus). volle Bereicherung unſerer Aquarienfauna zu betrachten. Ein Pärchen Kampffiſche in ihrem Hochzeitskleide dürfte jeden, der auch nur etwas auf Naturſchönheiten giebt, einen Ruf des Staunens ablocken. Den Kolibri unter den Fiſchen könnte man den Kampffiſch nennen. Um den Kampffiſch ſtets geſund zu halten, darf die Temperatur ſeines Aquariums unter 12°R. nicht herunter gehen. In einer höheren Waſſer— temperatur ſchreiten Pärchen unſchwer zur Brut. Der Neſtbau ꝛc. gleicht dem der Guramiarten und verweiſe ich auf das hier Geſagte. 16. Makropode (Macropodus viridi-auratus Lacep.). Macropodus viridi- auratus, Polyacanthus viridi-auratus, Maeropodus venustus C. Großfloſſer, Paradiesfiſch, Flaggenfiſch. Die Kiemendeckelſtücke ſind ohne eine Zähnelung. Die Kiemen beſitzen 4 Strahlen Ein ſchmaler Streif ſammetartiger Zähne findet ſich an den Kinnladen, der Gaumen iſt ohne Zähne. Die Rückenfloſſe iſt weniger ausgebreitet wie die Afterfloſſe. Der Körper iſt geſtreckt, ſeitlich zuſammengedrückt. Unterſeits graugrün mit abwechſelnden gelb- oder bläulich grünen und rötlichen Querbinden. Der Kiemendeckel iſt blau— grün, rot gerandet. Die Rücken- und Afterflofien ſind gelblichrot, geſtreift, dunkel- blau umſäumt. Die Färbung ändert ab, je nach Temperatur des Waſſers und der Pflege, ſowie des zeitlichen Zuſtandes der Fiſche. Z Größer als das P. Ferner ſind bei erſterem die Floſſen länger und die Färbung des Fiſches intenſiver, auch iſt das § lebhafter als das O. — China. (Vergleiche Farbentafel Figur 2.) Der Makropode bewohnt ein ziemlich ausgedehntes Gebiet. Er iſt aus dem weſtlichen Teile der Inſel Formoſa bekannt geworden, desgleichen auch aus der Umgegend von Singapore. Sprach auch ſchon Lacepede in 1 4 8 7 — N 1 1 1 * > Di Bey In . j a hrs Wi Fu es re — 345 — ſeinem Fiſchwerke (1798 — 1805) ſich dahin aus, daß dieſer Fiſch in den ſumpfigen Seen Chinas lebe, ſo ſind diesbezügliche Angaben Carbonniers noch zutreffender, wenn er ſagt, das Tier bewohne die Reisſümpfe von Canton. In den Sümpfen der Reisfelder von Formoſa kommen Makro— poden maſſenhaft vor und werden von den Arbeitern oft gefangen und zu Spottpreiſen in der Stadt verkauft. Die Anſicht früherer Forſcher, welche das Tier lediglich als ein Erzeugnis lange fortgeſetzter Zucht erkennen will, iſt nach dem Bekanntwerden ſeiner eigentlichen Heimat hinfällig geworden, wenngleich auch, abgeſehen hiervon, ſchon inſofern Zweifel an die Richtig— keit dieſer Annahme auftauchten, als ſeit 25 Jahren faſt ohne Ausnahme Inzucht mit den Tieren getrieben wurde, ohne daß eine weſentliche De— generation der Nachzucht eingetreten iſt. Mit vorſtehendem iſt unſer Wiſſen über das Freileben der Tiere erſchöpft, dagegen iſt über das Gefangenleben der Tiere viel zu berichten. Im Jahre 1869 brachte Simon, franzöſiſcher Konſul in Ning-Po, die bis zu dieſer Zeit nur wenig in Europa bekannten Makropoden lebend nach Paris. Von 100 in China an Bord des Kriegsſchiffes „„L’Imperatriee‘ genommenen Tieren überſtanden 22 die Reiſe und von ihnen wurden am 9. Juli desſelben Jahres 12 Männchen und 5 Weibchen dem bekannten Fiſch— züchter Carbonnier behufs Beobachtung und wo möglich Züchtung übergeben. Durch die lange Reiſe befanden ſich die Fiſche in einem äußerſt mangelhaften Zuſtande. Die Tiere waren über und über mit Schleim be— deckt, ihre Floſſen waren zerſchlitzt und abgeſtoßen, mit einem Worte ſie befanden ſich in einem jämmerlichen Zuſtande. Eine Reinigung der Fiſche erzielte der Züchter dadurch, daß er ihren Behälter dicht mit rauhen Gräſern und zerſchlitzten Pflanzen beſetzte, den Tieren nur Würmer gab, die ſie vom Boden aufleſen mußten und ſich ſo ſtändig an den Pflanzen rieben, wo— durch ihre Schleim- und Schmutzkruſte bald verloren ging und die Floſſen neu nachwuchſen. Schon zu Ende des Jahres 1869 war Carbonnier in der Lage, an ſeinen Pfleglingen mancherlei Beobachtungen machen und ſo viele intereſſante Berichte über die Fiſche ausgeben zu können. Im Auguſt des Jahres 1871 verfügte der Züchter ſchon über etwa 600 Paare, von denen einige Zeit ſpäter auch Tiere nach Deutſchland kamen. Im Frühjahr beginnen bei den Fiſchen die Floſſen zu wachſen, ihr Kleid wird lebhafter, bis zu Beginn der Laichzeit die Fiſche ihren höchſten Schmuck entfalten. Mit dem Anlegen des Hochzeitskleides tritt bei den Tieren ſtets eine große Beweglichkeit hervor, die dem ſonſt ruhigen Fiſche nicht eigen iſt. Das Männchen hält ſich meiſt zu einem beſtimmten Weibchen, giebt ſich jedoch auch nicht ſelten mit mehreren ab. Nähert es ſich dem Weibchen, ſo ſpreizt es den Schwanz und die Floſſen, färbt ſich zuſehends dunkler und beginnt ſich in langſamer und gemeſſener Weiſe um dieſes zu drehen. Das Weibchen ſtellt ſich in der Regel dann mehr oder weniger ſenkrecht, legt alle Floſſen eng an und beginnt auch ſeinerſeits ſich zu drehen. Iſt das Männchen beſonders erregt, ſo zittert es, was auch oft von dem Weibchen nachgemacht wird. Iſt das Weibchen nicht zum Spielen auf— gelegt, ſo nimmt es, ſobald das Männchen herbeikommt, eine ziemlich ſenk— — 346 — rechte Stellung an, dreht ſich einige Male um ſich ſelbſt, währenddem das Männchen es umſchwimmt, und neigt ſich dabei faſt ganz auf die Seite. Dieſe Liebesſpiele ſind ſo reizend, daß man ſich an ihnen garnicht ſatt ſehen kann. Wenn der ſtärker werdende Bauch des Weibchens die Heranreifung der Eier verkündet, beginnt das Männchen mit dem Bau des Neſtes. Eine oft kaum wahrnehmbare Anſchwellung hinter den Bruſtfloſſen kennzeichnet die Fruchtbarkeit des Weibchens. Das Neſt wird durch Ausſpeien und Anhäufen von Luftperlen und Anhäufen kleiner Bläschen aus ſchleimigem Speichel mit einer ganz beſonderen Vorliebe unter ein überhängendes Blatt einer Sumpfpflanze angelegt, ſteht aber auch oft in der Ecke des Aquariums. Es beſitzt trotz des zum Aufbau verwendeten leichten Materials eine bedeutende Haltbarkeit, ragt 1—1!/, em über den Waſſerſpiegel hervor und hat einen Durchmeſſer von 10 em. Um das Neſt herzuſtellen, kommt das Männchen an die Ober— fläche, nimmt das Maul voll Luft und ſtößt dieſe dann in kleinen, von Speichelhäutchen umgebenen Blaſen unter Waſſer aus. Unter dieſem Luft— gebäude ſteht das Männchen in der Regel, während das Weibchen in einer Ecke des Aquariums ſeinen Platz hat, indeſſen kommen beide oft zum Spielen nach dem von Pflanzen freien Teil des Beckens. Bei dieſen Minne— ſpielen wird das Männchen immer ungeſtümer. Es begiebt ſich ſehr oft, man möchte ſagen fortwährend an die Oberfläche, nimmt Luft in den Mund, ſtößt ſie unter Waſſer in maſſenhaften Perlen, teils durch denſelben, teils durch die Kiemen aus, ſchwimmt lebhaft und ruckweiſe umher und richtet beim Stehen die Bauchfloſſen ſteil auf. In ganz ähnlicher Weiſe benimmt ſich das Weibchen. Haben die Spiele längere Zeit gedauert, ſo fährt das Männchen plötzlich auf das Weibchen zu, beide öffnen das Maul und packen je eins die Lippe des anderen mit den Kiefern. In ſolchen Stellungen ſchwimmen die Tiere 10 bis 40 Sekunden verbunden im Becken umher. Dieſes Liebesſpiel wird mit ſolcher Hingabe betrieben, daß den Fiſchen nicht ſelten die Oberhautfetzen um das Maul hängen. Nach ſolchen und ähnlichen Vorſpielen treibt das Männchen das Weibchen nicht ſelten mit Gewalt zur Begattung. Vorher jedoch hat es, falls mehrere Paare das Becken bewohnen, noch einen oder einige heftige Kämpfe mit anderen Männchen zu beſtehen. Endlich erfolgt die Begattung thatſächlich. Das Weibchen wird mit ſtärkerer Kraft vom Männchen gedrückt, oft vollſtändig umgewendet, und durch Preſſen an ſeinen Körper, wobei die Tiere zu Boden ſinken, veranlaßt, die erſten Eier abzugeben. Dieſe befinden ſich bei ihrem Austritte in unmittelbarer Berührung mit dem männlichen Geſchlechtsorgan und werden ſogleich befruchtet. Die Befruchtung ſelbſt iſt äußerſt ſchwierig wahrzunehmen. Nach dem Akte bleiben beide Tiere ſichtlich erſchöpft einige Sekunden liegen, worauf ſie ſich dann trennen. Iſt die Begattung unter dem Neſte vollzogen worden, ſo ſteigen die Eier von ſelbſt in dieſes auf, andernfalls werden ſie vom Männchen im Maule geſammelt, und in das Neſt hineingeſpieen. Das Weibchen kümmert ſich um die Eier garnicht, frißt ſie im Gegenteil nicht ſelten auf. Nach Verlauf einer Viertelſtunde erfolgt, meiſt durch eine Annäherung des Weibchens, eine neue Begattung, der andere in immer längeren Pauſen folgen, bis die Zahl der Eier, 300 bis 500, abgelegt iſt. Das Weibchen iſt jetzt meiſt völlig farblos geworden und ruht unbeweglich in einer Ecke des Aquariums, das Männchen über— nimmt allein die Sorge für die Brut. Die Eier entwickeln ſich, wieder— holt in neue Luftbläschen eingehüllt, ſchon nach Verlauf von 30—36 Stunden bei einer Waſſerwärme von 20—22 „ R. Die ausgeſchlüpften jungen Fiſche ſind kaulquappenähnlich, haben eine Länge von etwa 2 mm, und nehmen erſt nach 5—8 Tagen die Geſtalt von Fiſchen an. Auch noch zu dieſer Zeit werden ſie von dem Vater aufmerkſam bewacht. Fallen ſie aus dem Neſte heraus, ſo ſpeit das wachſame Männchen die Jungen wieder in das— ſelbe hinein, trägt aber wenig Bedenken, ſeine größer gewordenen Kinder aufzufreſſen. Das Weibchen iſt zweckmäßig ſchon 1 Tag nach der Abgabe des Laiches aus dem Becken zu entfernen, während es nötig iſt, den Vater erſt nach Verlauf von etwa 10 Tagen aus dem Becken herauszufangen, da zu dieſer Zeit der Dotterſack aufgezehrt iſt. Die raſche und gute Ent— wicklung der Jungen wird durch die Temperatur des Waſſers bedingt. Nach dem Schwinden des Dotterſackes ernähren ſich die jungen Fiſche von Infuſionstierchen, welche Nahrung mit der fortſchreitenden Entwicklung geändert werden muß. Cyelops ſind für die jungen Fiſche im jungen Alter eine ſehr zweckmäßige Nahrung, ſpäter bei fortſchreitender Entwicklung werden auch Daphnien angenommen. In 3—4 Wochen ſind die jungen Fiſche bei normalem Wachstum merklich herangewachſen und bei guter Pflege ſind ſie ſchon nach 3 3 Monaten laichfähig. Wie ich hier noch gleich anfügen will, find die jungen Makro— poden niemals den direkten Sonnenſtrahlen auszuſetzen. Nach dieſer ausführlichen Zuchtſchilderung laſſe ich weitere Winke zur Behandlung der Tiere folgen. Derjenige Liebhaber, der äußerſt biſſige Männchen beſitzt, gebe dieſen ältere kräftige Weibchen. Es iſt vorgekommen, 115 Makropodenmännchen 6 Weibchen getötet haben und ſich erſt mit dem 7. Weibchen paarten. Nach dem 4. Lebensjahre iſt die Zuchtfähigkeit der Fiſche in der Regel erloſchen, doch iſt bekannt, daß ſelbſt gezüchtete Makro— poden ein Alter von 6 Jahren erreichen. Je älter das Waſſer für die Makropoden iſt, je wohler fühlen ſich die Fiſche in demſelben. Spring— brunnen und Durchlüfter ſind für dieſelben überflüſſige Dinge im Aquarium. Das Waſſer der für Makropoden beſtimmten Behälter habe möglichſt keine niedrigere Temperatur als 10 R., höhere Waſſerwärme ſchadet niemals den Jiſchen, ſie fühlen ſich vielmehr in einem ſolchen Waſſer erſt recht wohl. Bei einer genügenden Waſſerwärme ſchreiten die Tiere zu jeder Jahreszeit zur Fortpflanzung. Zierfiſche, überhaupt wehrloſe Fiſche, ſind mit Makropoden nicht zu vereinigen, da letztere unverträgliche und kampfluſtige Geſellen ſind. Makro— poden ſind im Behälter für ſich zu halten. Ein von Matte eingeführter Zierfiſch, deſſen Zucht und Pflege ſich mit der des Makropoden deckt, aber weil der Fiſch wilder und ſcheuer iſt, ſich etwas ſchwieriger geſtaltet, iſt der glänzende oder ſchäne Paradiesfiſch (Polycanthus opereularis L.). Der Mund iſt klein, kurz und ſtumpf. Die Kiemendeckelſtücke ohne Zähnelung— Der Körper zuſammengedrückt. Die Kiemen beſitzen vier Strahlen. Ein ſchmaler Streifen ſammetartiger Zähne findet ſich an den Kinnladen, der Gaumen ohne Zähne. Die Schwanzfloſſe iſt in ihrer Grundform rundlich. Auffallend ſind die langen Floſſen. Sonſt ſteht das Tier dem Makropoden ſehr nahe, iſt indeſſen etwas ſchlanker gebaut, farbenprächtiger und gewandter als letztere. — China x. Im Aquarium find Zuchtreſultate mit dem ſchönen Paradiesfiſch noch nicht geglückt. Matte iſt der Anſicht, daß die alten Fiſche nicht aus dem Becken genommen werden dürfen, bevor die Jungen anfangen zu ſchwärmen. Sollen Zuchtreſultate erzielt werden, ſo iſt es unbedingt nötig, die Tiere ſo wenig wie möglich zu beläſtigen. 17. Schlangenkopffiſch (Ophiocephalus punetatus Bl.). Ophiocephalus lata Buchmann ete. Waral. Stachelſtrahlen fehlen den Floſſen, nur der erſte Strahl ihrer Bauchfloſſen kann als ſolcher angeſehen werden. Der Körper iſt geſtreckt, faſt cylindriſch; die Schnauze kurz und ſtumpf, ihr Kopf niedergedrückt und oben mit ſechseckigen Schildchen be— deckt. Die Kiemen beſitzen 5 Strahlen. Die Rückenfloſſe erſtreckt ſich faſt über die ganze Körperlänge, desgleichen iſt auch die Afterfloſſe ſehr lang. Die Schwanzfloſſe iſt zugerundet. Bruſt- und Bauchfloſſen ſind mäßig groß. Die Färbung iſt auf der Oberſeite grünlich-, unten weißgrau und mit dunkleren, ſchief von oben und vorn nach hinten und unten verlaufenden Querbändern gezeichnet. Die Seiten ſchillern in blaugrüner Farbe. — Indien. (Vergleiche Abbildung Figur 156 Seite 341.) Herr Dr. Schad führte den Schlangenkopffiſch im Jahre 1893 ein. Von 25 abgeſchickten Fiſchen trafen 24 lebend ein, der 25. war im Be— hälter nicht zu finden, entweder entſprungen oder wahrſcheinlicher von ſeinen Reiſekameraden aufgezehrt worden. Zwei von den Fiſchen waren beſchädigt, von ihnen ſtarb einer bald, der andere heilte aus. Über das Freileben des Schlangenkopffiſches, der übrigens noch 31 nahe Verwandte in ſeiner Heimat beſitzt, iſt uns nicht viel bekannt, ſpeziell über den Waral nichts, doch können wir nicht fehlgehen, wenn wir das von ſeinen Verwandten Bekannte auch auf ihn beziehen. In den meiſten Fällen halten ſich die Tiere paarweiſe zuſammen auf. Sicheres über die Fortpflanzung unſeres Fiſches iſt nicht möglich anzugeben, da für die Schlangenkopffiſche alle möglichen Fortpflanzungsweiſen angegeben werden, ohne genau zu ſagen, welcher Art ſie zukommt. Beobachtungen hierüber an den eingeführten Gefangenen, welche Simon in Berlin pflegt, ſind noch nicht gemacht worden. Nur ſo viel läßt ſich mit Sicherheit ſagen, daß die Alten ihre Jungen in der erſten Lebenszeit beſchützen. Die Eier werden wahr— ſcheinlich in ziemlich entwickeltem Zuſtande abgeſetzt. Schmutziges Waſſer ſcheinen alle Arten dieſer Familie zu lieben, in friſches Waſſer eingeſetzt, ſuchen ſie den Behälter zu verlaſſen. Auf dem Trocknen können ſie lange leben, überſtehen auch die heißen Sommermonate ihrer Heimat im Zuſtande der Erſtarrung im Boden. Aus dieſer treibt ſie indeſſen der erſte Regen wieder hervor. Ihre Luft nehmen die Tiere in gasförmigem Zuſtande zum Atmem auf. Sie kommen an die Oberfläche des Waſſers und atmen. Bine ee Zwingt man fie im Waſſer zu bleiben, jo jterben ſie. Trocknet das Waſſer ihrer Wohnbehälter aus, ſo unternehmen die Tiere Wanderungen über Land, um ſich neue Wohnplätze zu ſuchen. Gegen niedrige Temperatur ſind die Schlangenkopffiſche empfindlich, unter 10 R. laſſe man die Wärme ihres Waſſers nicht ſinken. Die Fiſche des Herrn Dr. Schad ſtehen im Aquarium meiſt zuſammen hinter einem mit runden Löchern verſehenen Stück Holz. Den Tieren entgeht kein Vor— gang im Zimmer, ſie verfolgen genau alle Bewegungen des Beobachters. Waren die Tiere in der erſten Zeit ſehr ſcheu, ſo legte ſich dieſes bald, jetzt ſind ſie ſo zahm, daß ſie ihrem Pfleger das Futter aus der Hand nehmen. Alles Genießbare iſt ihnen recht und wird mit Gier verſchlungen. Weitere Schlangenkopffiſche, die bis zur Zeit eingeführt ſind, bringe ich nachſtehend: a) Quergeſtreifter Schlangenkopffiſch (Ophiocephalus striatus Bloch). Die Rückenfloſſe, die bei dieſer Art ſtets 40 oder mehr Strahlen aufweiſt, beſitzt bei punctatus nur bis 31. Dieſes iſt das ſicherſte Unterſcheidungszeichen. In der Körperfarbe iſt ein großer Unterſchied nicht vorhanden. — Oſtindien, China ıc. b) Gefleckter Schlangenkopffiſch(Ophiocephalus maeulatuslur.). Die Rückenfloſſe zählt 44 oder 45 Strahlen. An jeder Körperſeite auf oliven- grauem Grunde zwei Reihen großer, unregelmäßiger, rundlicher, brauner Flecke Die Oberſeite des Kopfes unregelmäßig dunkelbraun gefleckt. — Oſtindien. 18. Chanchita (Heros facetus Steind.). Chromis facetus Jenyns, Heros Jenynsii Steind., Heros acaroides Hensel, Acara faceata Steind Chamäleonsfiſch. (Die letztere Bezeichnung iſt nicht gut gewählt.) Der Körper iſt elliptiſch. Der Rücken bei älteren Individuen ſtärker als bei jüngeren gekrümmt. Die Stirn iſt breit, im Profil ſchwach konkav. Auf den Wangen ſtehen Schuppen. Die Schwanzfloſſe iſt abgerundet, ſie trägt Schuppen faſt bis zur Längsmitte. Die Rückenfloſſe iſt größer als die Afterfloſſe. Der Kopf bei jungen Tieren mehr als bei alten zugeſpitzt. Die Mundſpalte erhebt ſich ſchief nach vorn. Die beiden Kiefer tragen eine Binde kleiner Spitzzähne, welche vor einer Reihe längerer Zähne liegt. Die Körperfarbe iſt in der Regel braungelb oder grünlich, bald mit hellen, bald dunkleren breiten Binden geziert, die ſich auch auf die Floſſen ausdehnen. Letztere ſind gewöhnlich etwas dunkler als der Körper. Die Querbinden können oft ganz verblaſſen, es zeigt ſich dann nur eine ſchwarze Mittellinie oder oft nur einige dunkle Flecke. Dann werden die Floſſen hell, können ſich auch u. a. mit einem roten Saume ſchmücken. Die Geſchlechter ſind äußerlich nicht unterſchieden. — Süd-Amerika. Über das Freileben des Chanchito iſt nichts bekannt, als daß er in Seen und Flußläufen, auch im brackigen Waſſer der Flußmündungen in ſeiner Heimat gefunden wird. Ende April 1894 gelangte dieſer Fiſch mit anderen aus Braſilien hier an. Der Import wurde von einem Mitgliede des Verein „Triton“ in Berlin aus— geführt, der die Fiſche fangen ließ und nach Deutſchland brachte. Chanchito iſt der braſilianiſche Name für unſern Fiſch und bedeutet ſoviel wie Schweinchen. Wahrſcheinlich hat das Tier ſeinen Namen daher erhalten, weil ſein Rücken hochgewölbt iſt. Wegen der Veränderlichkeit ſeiner Färbung iſt der deutſche Name Chamäleonsfiſch vorgeſchlagen worden. — 350 — Sind wir über das Freileben dieſes Fiſches nicht unterrichtet, ſo ſind wir es deſto beſſer über das Gefangenleben, da der Chanchito ſchon in demſelben Jahre, wo er eingeführt wurde, in der Zuchtanſtalt von Matte ablaichte. Auch im Zimmeraquarium iſt unſer Fiſch bald zur Fortpflanzung geſchritten. Ehe ich den erſten Fall beſchreibe, will ich kurz das Laich— geſchäft ſchildern unter Zugrundelegung von dem, was Zwies in den Blättern für Aquarien- und Terrarienfreunde ſagt. Als das Pärchen ſein Hochzeitskleid angelegt hatte, trat beim Weibchen eine etwa 5 mm lange Legeröhre hervor. Nun begann das Pärchen eine Grube im Sande zu graben, die es ſehr ſauber hielt. Nachdem wurden die Eier an die vorher , — “> my Figur 157. 1. Chanchito (Heros facetus), 2. Schützenfiſch (Toxotes jaculator). von den Fiſchen gereinigte Glaswand des Aquariums an einer weniger belichteten Stelle abgeſetzt. Die aus den Eiern ſchlüpfenden Fiſchchen wurden von den Eltern in die Grube getragen und hier bewacht.“) Ueber die weitere Aufzucht der Jungen in der Zuchtanſtalt von Matte wird folgen— des berichtet: Haben die Jungen die Stätte ihrer erſten Kindheit verlaſſen, bleiben ſie doch noch wochenlang unter Obhut der Alten, und es iſt ein wirklich trautes Familienbild, das ſich dabei den Augen der Beobachter bietet: in bald geſchloſſener, bald mehr ausſchwärmender Schar ſchwimmt die junge Brut vor den ſorgſam auf alles achtenden Alten einher, nach Bedürfnis die in reichem Maße vorhandene, aus kleinen Kerbtieren ꝛc. beſtehende Nahrung aufſchnappend, aber folgſam auf die von den Eltern gegebenen Zeichen, welche in energiſchen, ruckartigen Kopfbewegungen nach *) Vergleiche: Bade, Der Chanchito und ſeine Zucht im Zimmeraquarium. Preis Mark 1. duet ae ung usbund a neten i® 5% 0908. * j F 9 Er u u 8 Ste eng e 8 1 a n u E [ a, R 4 5 3 1 0 7 “2 2 Eu ER: * 5 i . Eu ur BEE Ei DE: RG — 351 — dieſer oder jener Seite ſich ausprägen, merkend und denſelben gehorchend, ſodaß man die Jungen immer die von den Alten angewieſene Richtung einſchlagen, aus dem Bereiche der Gefahr ſich entfernen ſieht. Nähert man ſich geräuſchlos dem Zuchtbecken, ſo kann man die im Vorderteil desſelben ihrem Thun und Treiben obliegenden Fiſche bequem beobachten; ſobald man ſich aber durch Sprechen, Räuſpern ꝛc. oder durch Bewegungen verrät, eilt die intereſſante Geſellſchaft dem Hintergrunde zu.“ Dürigen, der vor— ſtehende Schilderung des Laichens und der Brutpflege in den Blättern für Aquarien- und Terrarienfreunde giebt, hatte Gelegenheit, dieſes bei Matte zu beobachten. Nach Beendigung der erſten Brut ſchritten die Fiſche etwa 8 Wochen ſpäter zu einer zweiten. Der Chanchito iſt bei einer gewöhnlichen Zimmertemperatur im Becken unſchwer zu erhalten, eine Vermehrung erfolgt jedoch nicht ſo ſicher als bei dem Makropoden. Bis heute iſt ein Fall bekannt geworden, daß dieſer Fiſch im Aquarium zur Fortpflanzung geſchritten iſt. Ein Mitglied des Verein „Nymphaea“ in Leipzig hat dieſen Erfolg zu verzeichnen. Am 25. Juli 1895 hatte das Weibchen ſeine Eier an die Blätter der Vallisneri a abgeſetzt. Da indeſſen nach drei Tagen nur noch leere Eierſchalen zu ſehen waren, glaubte ihr Beſitzer zunächſt, die Alten hätten die Brut gefreſſen. Erſt nach längerer Zeit bemerkte der Pfleger die jungen Tiere, etwa 50 an der Zahl, die in der oben geſchilderten Weiſe von den Eltern in einer Ecke des Beckens bewacht wurden. Die Alten wurden entfernt und glücklich eine geringe Anzahl der Jungen durchgebracht. Der Chanchito iſt ein äußerſt zählebiger, gefällig gezeichneter Aquarien— fiſch von abſonderlicher Form, der nach meiner Anſicht dazu berufen iſt, die Makropoden teilweiſe aus dem Becken der Liebhaber zu verdrängen. Nur eine ſchlechte Seite hat der Fiſch: er iſt ſehr futterneidiſch und unver— träglich. Seinesgleichen duldet das Tier durchaus nicht in ſeiner Nähe, ſodaß mehrere dem Becken eingeſetzte Chanchitos ſich in möglichſter Ent— fernung von einander halten. Ein Kampf zwiſchen zweien dieſer Fiſche findet ſelten ſtatt, einer weicht dem anderen aus. Mit einer faſt unglaublichen Geſchwindigkeit raſen ſie hintereinander im größeren Becken her, bis es einem gelingt, durch eine elegante Seitenſchwenkung zu entwiſchen. Der Verfolgte iſt, da er ſelten zur Ruhe kommen kann, faſt immer blaß, ſein Verfolger dagegen dunkel. Bei ſolcher Jagd durch das Becken erhalten auch andere Fiſche, die mit dem Chanchito das Aquarium teilen, ge— legentlich einen Puff ab. Die zweite Ordnung der Schlundkiefer (Pharyngognathi) giebt uns z. Z. noch keine Aquarienfiſche. Die wenigen Familien, welche dieſe Ordnung enthält, leben faſt alle im Meere, nur wenige Vertreter bewohnen die Flüſſe. Das Hauptunterſcheidungsmerkmal dieſer Fiſche iſt, daß ihre unteren Schlundknochen zu einem unpaaren Knochenſtücke verwachſen, wenigſtens aber durch eine feſte Naht vereinigt ſind. — 352 — 2. Weichflolſer (Anacanthini). Die Kiemen der hierher gehörenden Fiſche ſind kammförmig, der Oberkiefer iſt mit dem Zwiſchenkiefer nicht verwachſen. Alle Floſſenſtrahlen in allen Floſſen ſtets gegliedert, nur zuweilen iſt der erſte Strahl der Rücken-, Bruſt- und Bauchfloſſe knochig und hart, doch iſt eine Gliederung ſtets zu erkennen. Die Bauch— floſſen haben ihre Stellung an der Kehle, an der Bruſt oder am Bauche, können auch fehlen. Die Schlundknochen ſind ſtets ge— trennt. Im Süßwaſſer lebt nur eine Art. Quappe (Lota vulgaris Cuv.) Gadus lota L. Gadus maculosus Lesueur ete. Aalquappe, Welsquappe, Trüſche, Rutte, Aalraupe ze. Der Körper iſt langgeſtreckt, rundlich, mit kleinen zarten Rundſchuppen beſetzt, die auch den Kopf und die Wurzeln der Floſſen bedecken. Der Kopf iſt breit nieder— gedrückt, mit gleich langen Kinnladen, die je zwei Reihen kleiner Hechelzähne tragen. Die Mundſpalte reicht bis unter das Auge. Ein Bartſaden ſteht am Kinn, zwei Figur 158. 1. Quappe (Lota vulgaris), 2. Wels (Silurus glanis). ganz kurze an den Naſenöffnungen. Die erſte Rückenfloſſe iſt kurz, die zweite und die Afterfloſſe ſehr lang. Die Schwanzfloſſe iſt abgerundet. Die beiden Bauchfloſſen ſtehen ſehr weit nach vorne und zeigen 2 Spitzen. Z beſitzt einen dickeren Kopf und ſchlankeren Körper als das P. Die Färbung der Oberſeite iſt ein dunkles Blau— grün, heller marmoriert, der Bauch ſchmutzig weiß. — Europa, Aſien und Nord— amerika. Wenngleich die Quappe hauptſächlich ſüßes Waſſer liebt, ſo wird ſie auch im Brackwaſſer von Flußmündungen und Meeresbuchten nicht ſelten getroffen. Lieber dagegen iſt ihr reines, ſtark ſtrömendes Waſſer, ſie ſteigt auch deshalb hauptſächlich in Bächen bis hoch in das Gebirge hinauf. In kleinen Flüſſen wird ſie nur dann gefunden, wenn dieſe an einigen Stellen tiefes Waſſer beſitzen. Sie lebt beſonders am Grunde und ſtellt hier kleinen Tieren aller Art nach, verſchont auch Fiſchlaich nicht und iſt beſonders dem Laiche der Lachſe und Forellen gefährlich. Während der Tagesſtunden hält ſie ſich unter Steinen, Wurzelwerk und an am Grunde des Waſſers liegenden Gegenſtänden auf, verbirgt ſich auch wohl im dichten Pflanzen— gewirr. Wird der Gegenſtand, unter dem ſie ſich verborgen hält, empor— gehoben, ſo bleibt ſie noch eine Zeit ruhig an dem Orte liegen, dann aber ſchießt ſie mit einer kaum glaublichen Schnelligkeit fort, verbirgt ſich an einem anderen Orte oder wühlt ſich im Schlamme ein. Entgegen— geſetzt den Alten, die die Tiefe des Waſſers aufſuchen, verbergen ſich die Jungen in ganz flachem Waſſer nahe dem Ufer. Nach Sonnenuntergang verläßt die Quappe ihre Verſteckplätze und geht auf Beute aus. Sie iſt einer der gefährlichſten Räuber des Süßwaſſers und die Geißel aller Fiſche, welche ſie bewältigen kann, Junge ihrer eigenen Art nicht ausgeſchloſſen. Die Laichzeit der Quappe fällt in den Dezember und Januar, die Tiere ziehen dann in großen Schwärmen ſtromaufwärts, um etwa eine Million Eier an Steinen oder Waſſerpflanzen abzuſetzen. Eine von Stein— buch mitgeteilte Beobachtung, nach welcher eine Begattung ſtattfände, während deren beide Tiere längere Zeit durch einen häutigen Gürtel ver— bunden wären, iſt von anderer Seite noch nicht beſtätigt worden. Für das Aquarium ſind nur kleine Exemplare der Quappe zu ver— wenden, größere ſind zu räuberiſch. Der Gewohnheit der Quappe gemäß ſind ihr Verſteckplätze zu bieten, wo ſie ſich tagsüber aufhält. Junge Tiere halten lange im Becken aus. 3. Eòelfiſche (Physotomi). Zu den Edelfifchen oder Schwimm- oder Mundbläſern, wie der wiſſenſchaftliche Name richtig überſetzt lautet, gehört der größte Teil unſerer Fluß- und Wirtſchaftsfiſche. Sie beſitzen alle das charakteriſtiſche Kennzeichen, daß ihre Schwimmblaſe, falls vorhanden, einen ausführenden Luftgang beſitzt, und durch eine Reihe Gehörknöchelchen mit dem Gehöre verbunden iſt. Die Schlundknochen ſind getrennt, die Kiemen kammförmig, die Floſſen weich. Die Stellung der Bauchfloſſen, falls dieſe vorhanden ſind, befindet ſich hinter den Bruſtfloſſen. 1. Wels (Silurus glanis L.). Waller, Weller, Schade, Schaden, Schaid, Scharn de. Der Kopf iſt breit, plattgedrückt, der Mund ſehr weit, der Unterkiefer etwas vor— ſtehend. Letzterer, wie Zwiſchenkiefer und Pflugſcharbein mit in breiten Binden ſtehenden Hechelzähnen bewaffnet. Die Zunge iſt breit und ohne Zähne, die Kiemen— ſpalte ſehr weit. Der Oberkiefer trägt zwei lange ſtarke Barteln, die bis zur Spitze der Bruſtfloſſe reichen, am Unterkiefer befinden ſich vier kleinere. Die Augen ſind klein, vor und zwiſchen ihnen haben kleine Naſenöffnungen ihren Platz. Der Körper iſt vorn rundlich, hinten zuſammengedrückt. Die Haut iſt nackt und ſchlüpfrig. Die Rückenfloſſe iſt nur ſehr klein aber hoch, ſie ſteht in der Mitte zwiſchen Bruſt- und Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 23 — 354 — Bauchfloſſe. Die Afterfloſſe iſt lang und nur wenig von der gerundeten Bruſtfloſſe getrennt. Die Färbung der Oberſeite iſt dunkel olivgrün oder ſchwärzlich, heller marmoriert. Der Bauch iſt weißlich. — Im mittleren Europa. (Vergleiche Ab— bildung Figur 158 Seite 352.) Ein Rieſe aus der Familie der Welſe, welche nebenbei geſagt in den Tropen einen ungeahnten Formenreichtum entwickelt und allein ſchon ca. 300 Arten auf Mittel- und Südamerika entfallen läßt, iſt unſer heimiſcher Wels. Er iſt von den über 550 Arten der Welſe einer der größten Fiſche und findet ſich vorzugsweiſe in größeren Strömen, Seen und Haffen, geht auch in die Altwaſſer träg fließender Gewäſſer, gelegentlich ſogar in Ge— birgsſeen über. Mit Vorliebe ſucht er ſich ſolche Orte aus, welche durch ihr ſtillſtehendes Waſſer, den weichſchlammigen Untergrund und den ſchwimmen— den Pflanzenbeſtandteilen möglichſt den Charakter verſumpften Waſſers an— nehmen. Dieſer Wels könnte mit Fug und Recht als Sumpffiſch bezeichnet werden. Die Übereinſtimmung ſeiner Färbung mit der des Schlammes iſt für ſeine Jagdweiſe nicht ohne Bedeutung für ihn. Gewöhnlich lebt das Tier einſam am Grunde der Gewäſſer, hinter Wurzeln, verſunkenen Baumſtämmen oder unter Ufervorſprüngen verſteckt. Nur zur Nachtzeit iſt er in Bewegung und ſucht ſich Beute. Ein unerſättlicher, arger Räuber iſt der Wels, der ſeine Beute wahrſcheinlich durch Bewegung der langen Barteln anlockt, denn auf ein Verfolgen derſelben kann ſich das Tier nicht einlaſſen. Außer Fiſchen und anderen Waſſertieren ſtellt er Enten und jungen Gänſen nach. In größeren Exemplaren find ſelbſt Hunde- und Kinderleichen gefunden worden. Derartige reſpektable Geſellen, die ſolche Gegenſtände verſchlingen können, findet man aber nur ſelten, denn es ſind nur Aus— nahmefälle, wenn ein Wels 4 m lang wird und ein Gewicht von 200 kg erreicht. Die Bewohner der Donauländer fürchten ſich vor dem Wels, weil der Aberglaube der Fiſcher meint, daß einer von ihnen ſterben müſſe, wenn ein Wels gefangen ſei. An anderen Orten wird das Tier für einen Wetter— propheten angeſehen, weil es nur am Tage bei Gewitterluft die Tiefe der Gewäſſer verläßt und in die Höhe ſteigt. Die Laichzeit fällt in die Monate Mai bis Juni. Die Tiere ziehen dann paarweiſe an pflanzenreiche Ufer, um hier die Eier, etwa 100000 Stück, abzulegen. Zur Laichzeit halten ſie ſich auch am Tage im ſeichten Waſſer auf Etwa 8 bis 14 Tage nach dem Ablegen des Laiches ſchlüpfen die Jungen aus, welche mit Kaulquappen eine ganz überraſchende Ahnlichkeit beſitzen. Nur wenige Welſe, zum Glück für unſere fiſchreichen Gewäſſer, werden alt und groß. Die Eier werden ſchon vom Stichling, von Aalen, Quappen und Fröſchen verzehrt, junge, das Ei verlaſſende Welſe wandern oft in den Magen der unerſättlichen Alten, während andere Raubfiſche das ihrige dazu beitragen, die Brut zu vernichten. Die hiervon verſchont ge— bliebenen werden meiſt in jungen Jahren von Fiſchern gefangen und nur die wenigſten werden zu Rieſen ihres Geſchlechtes. Ungariſche Fiſcher geben die Lebensdauer des Welſes auf 10 bis 12 Jahre an, jedoch entſchieden mit Unrecht, eine Lebensdauer von 60 bis 80 Jahren kann man dieſem Fiſche nach Berückſichtigung aller Angaben ruhig zuſprechen. — 355 — Nur ſelten gelingt es, junge Welſe für das Aquarium zu fangen. Jahre können vergehen, ehe derartige kleine Tiere Berufsfiſchern in die Fanggeräte kommen, daher iſt auch das Tier in unſerem Becken eine Seltenheit. Dieſe kleinen Geſellen ſind aber im Becken ungemein aus— dauernd. Sie liegen am Tage zwiſchen Pflanzen verborgen und kommen nachts zum Vorſchein, um ſich Nahrung zu verſchaffen. 2. Gefleckter Tadenwels (Pimelodus maeulatus Lac. ). Die Oberſeite des Kopfes iſt rauh. Der Zwiſchenkiefer dem unteren Mundrand nur wenig überragend. Zahnbinde desſelben durchſchnittlich 5 mal ſo breit wie lang. Gaumenzähne fehlen. Unterkiefer und Zwiſchenkiefer tragen hechelförmige Zähne. Alte Exemplare zeigen große, ziemlich ſcharf abgegrenzte dunkelbraune Flecken am Rumpfe in 4— 5 Längsreihen, auf der Oberſeite des Kopfes und auf der Fettfloſſe ſtehen zahlreiche kleinere Flecken. Auch Schwanz-, Bruſt-, Bauch- und Rückenfloſſe ſind gefleckt. Die Barteln der Oberlippe erreichen eine Länge bis zum Ende der Fettfloſſe bei jungen Fiſchen, bei älteren nur bis zur Mitte oder nicht weit über den Anfang derſelben. — Südamerika. Figur 159. 1. Ungariſcher Hundsfiſch Umbra Krameri), 2. Gefleckter Fadenwels (Pimelodus maculatus), 3. Geſtreifter Panzerwels (Callichthys faseiatus). Der gefleckte Fadenwels iſt in ſeiner Heimat weit verbreitet. Das Tier iſt bekannt geworden aus dem unteren Laufe faſt ſämtlicher größeren Ströme Südamerikas, von der Mündung des La Plata bis zu jener des Magdalenenſtromes. Ganz beſonders häufig iſt unſer Fiſch im La Plata und im Rio San Francisco. Im Amazonenſtrome iſt er dagegen nur zwiſchen Parä und Santarem in größerer Menge gefangen worden, im mittlern und oberen Laufe dieſes Stromes dürfte der gefleckte Fadenwels nur ſelten vorkommen. 932 — 356 — Der Import dieſer Fiſche geſchah durch Herrn Kirſchner, auf Ver— anlaſſung des Vorſitzenden vom „Triton“ P. Nitſche in Berlin. Von dieſem und dem folgenden Wels ſoll Nachzucht erhalten ſein. Im Aquarium iſt der gefleckte Fadenwels in der erſten Zeit ſcheu, wird aber ſpäter ruhiger und iſt dann ein prächtiger Bewohner des Beckens. 3. Pimelodus sapo Val. Der Unterkiefer überragt den Zwiſchenkiefer ein wenig, aber nur ganz unbedeutend. Der Kopf iſt ſtark deprimiert, die Haut auf der breiten Oberſeite desſelben bald dünn, ſodaß eine Streifung der oberen Kopfknochen äußerlich hervortritt, bald aber dieſem entgegen dick und glatt. Der Mundrand iſt gerundet. Die Zahnbinde des Zwiſchenkiefers iſt 4—5 mal jo breit wie lang. Die oberhalb des Mundes ſtehenden Barteln ſind ungewöhnlich lang. Die Rückenfloſſe iſt ſo hoch wie lang, am oberen Rande ſchwach gerundet. Die Fettfloſſe verliert ſich nach vorn zu in der dicken Rückenhaut. Die Färbung iſt ein dunkles ſchwarzblau, rötlich ſchillernd. — Süd— Amerika. (Vergleiche Abbildung Figur 160 Seite 360). Pimelodus sapo kommt im Stromgebiete des La Plata und in den Flüſſen in der Umgebung von Rio grande do Sul vor. Obgleich der Fiſch wohl noch weitere Flüſſe bewohnen wird, iſt ſein Vorkommen in dieſen 3. Z. noch nicht feſtgeſtellt. Auch dieſer Wels wurde auf Veranlaſſung von P. Nitſche von Herrn Kirſchner aus Argentinien mitgebracht und ſteht auch von ihm Nachzucht zu erwarten. 4, Geſtreifter Panzerwels (Callichthys faseiatus Cuv.). Der Körper iſt zur Seite mit 4 Reihen Schuppenſtücken gepanzert und auch der Kopf trägt ſolche Platten. Das Mundende und die Unterſeite des Körpers ſind nackt. Die Rückenfloſſe beſitzt nur einen einzigen Strahl im vorderen Rande. Der Mund iſt nur wenig geſpalten und unterſtändig, die Zähne faſt unmerklich. Die Augen ſind klein und ſehr beweglich. 4 kurze Bartfäden ſind vorhanden. Die Färbung des Fiſches iſt ein in verſchiedener Beleuchtung wechſelndes Roſenrot. (Ver— . gleiche Abbildung Figur 159 Seite 355). Über das Freileben des gejtreiften Panzerwelſes iſt wenig bekannt. Wir wiſſen nur ſoviel, daß Panzerwelſe in allen größeren Flüſſen Süd— amerikas gefunden werden und die Tiere ſich mit Vorliebe unter Steinen oder in Uferlöchern aufhalten. Ihre Anſprüche, die ſie an das Waſſer ſtellen, ſind ſehr gering; Kappler fand die Tiere auf Felſeninſeln in Waſſer— löchern ohne Abfluß, die den ganzen Tag von der Sonne beſchienen wurden. Ferner iſt bekannt, daß dieſe Tiere ſich beim Austrocknen der Gewäſſer im Schlamme verkriechen. Ihr Fleiſch mit Salz und Pfeffer auf dem Roſt gebraten, wird als ein Leckerbiſſen geſchätzt. Wegen ſeines Panzers nennen ihn die Anſiedler Soldat, doch dürfte dieſe Bezeichnung wohl auch auf ſeine näheren Verwandten angewendet werden. Weiter iſt noch zu bemerken, daß die Panzerwelſe keine Schwimmblaſe beſitzen. Die erſte Gelegenheit, unſeren Fiſch in der Gefangenſchaft beobachten zu können, war dem franzöſiſchen Fiſchzüchter Carbonnier vergönnt, der ihn im Jahre 1876 erhielt. Im Bulletin mensuel de la Société d’Aceli- 3 matisation zu Paris teilt er folgende Beobachtungen mit: „Den Beſitz von 16 geſtreiften Panzerwelſen, die nur zu meinen Beobachtungen dienten, danke ich der Freundlichkeit des Herrn Rouſſeau, Kommandanten eines nach Süd-Amerika gehenden Dampfſchiffes. Dieſer liebenswürdige Offizier, deſſen Name ſchon ſeit langer Zeit in der Akklimatiſations-Geſellſchaft bekannt iſt, hat ſie mir im Jahre 1876 aus La Plata mitgebracht. Die Fiſche beſitzen eine große Lebenskraft; ſieben von ihnen haben in einem Gefäße ohne Waſſer, da es vergeſſen war ihnen dasſelbe zu reichen, ſechs Stunden ohne Schaden ausgehalten.“ Übergehen wir hier einige allgemein gehaltene Mit— teilungen, wie der Züchter ohne genaue Beobachtungen anſtellen zu können die erſte Nachzucht von 50 Jungen erhielt. Im folgenden Jahre laichten die Fiſche nicht, im Jahre 1880 dagegen ſchritten ſie zur Laichabgabe in einem gut belichteten Aquarium, deſſen Waſſerwärme 21 zeigte. Carbonnier ſagt dann weiter: „Ich hatte in dieſes Aquarium 8 Männchen und 4 Weibchen geſetzt. Die letzteren ſind zu dieſer Zeit an ihrem aufgeſchwollenen und gelber als ſonſt gefärbten Bauch zu erkennen und faſt doppelt ſo dick als die Männchen, welche, obgleich von ſchwärzlich grauer Farbe wie die Weibchen, zur Paarungszeit lebhafter gefärbte Floſſen zeigen. Eines Tags bemerkte ich, wie die Männchen ſich unter den Pflanzen des Aquariums in Gruppen von vier oder fünf verſammelten, ſich heftig bewegten, zuſammen an die Oberfläche ſtiegen, hier Luft einnahmen, und dann ſich in die dunkelſte Ecke auf den Grund zurückbegaben, wo ſie erregte Bewegungen aufführten, gleichſam um ſich wechſelſeitig anzutreiben. Das Weibchen ſchwamm während dieſer Zeit mit ausgebreiteten Floſſen anmutig umher, bewegte ſeine vier Bartfäden nach allen Richtungen und ſchien durch wieder— holte Bewegungen ſeiner Unterlippe dem Männchen eine verführeriſche Rede zu halten; dann ſtieg es hinunter bis zum Grunde, wo es langſam hin und her ſchwamm. Ermutigt ohne Zweifel durch die ſoeben vernommene Erklärung des Weibchens, ſtürzten ſich zwei oder drei der kühneren Männchen auf dasſelbe; eins bewegte ſich an ſeiner Seite längs des Bauches, ein anderes befand ſich am Rücken, ein noch verwegeneres legte ſich quer über den Kopf, und mit Hilfe des erſten knochigen Stachels der Bruſtfloſſe um— ſchlang es wie mit einer Hand das Weibchen feſt mit ſeinen Bartfäden. So angeklammert, kehrte es ſich um und ließ ſich bis unter den Kopf des Weibchens gleiten, indem es mit aller Kraft nach der Richtung des Bauches des letzteren ſeinen Samen abgab. Dieſes Männchen war der Sieger. Das Weibchen war inzwiſchen nicht unthätig geblieben. In demſelben Augenblick, als es ſich vom Männchen umklammert fühlte, brachte es ſeine beiden Bauchfloſſen einander nahe, in der Weiſe zweier geöffneter, an ihren Enden vereinigter Fächer und bildete ſo eine Art Sack, deſſen Seitenwände der Bauch und die Häute der Floſſen vorſtellten, während ſich am Boden die Offnung der Eierſtöcke befand. Der Same des Männchens iſt alſo in dieſem häutigen Sack eingeſchloſſen, ohne auslaufen zu können, und wenn eine Minute ſpäter, durch die Bauch-Zuſammenziehungen des Weibchens ausgeſtoßen, die Eier ebenfalls dort anlangen, ſo werden ſie in unmittelbare Berührung mit dem Samen gebracht und befruchtet. — 358 — Der Laich beſteht aus 5—6 Eiern, welche das Weibchen einige Minuten lang in der ſoeben beſchriebenen Taſche behält. Dann verläßt es die Tiefe, um einen für die Entwicklung der Eier günſtigen Ort zu ſuchen. Es wählte eine der hellſten Seitenwände des Aquariums, 10—15 em unterhalb der Oberfläche des Waſſers; dort reinigte es mit dem Munde einen beſtimmten Raum, legt ſeinen Bauch gegen das Glas, öffnet ſeinen Sack ein wenig und befeſtigt die klebrigen Eier an dieſer Seitenwand. Obgleich die Eier faſt immer ſchon beim erſtenmale haften, wird die Arbeit doch vom Weibchen noch einige Male wiederholt, ohne Zweifel um ſich zu verſichern, daß kein Ei zwiſchen den Bauchfloſſen bleibt. Nach Verlauf einiger Minuten beginnt die Annäherung der Männchen von neuem, und das Legen wiederholt ſich ſo vierzig- bis fünfzigmal an demſelben Tage bis zur vollſtändigen Ab— ſonderung der Eier, deren Zahl ich auf 200—250 ſchätze. Das Abſetzen des Laiches, welches ich beobachten konnte, fing zwiſchen 9 und 10 Uhr morgens an und endete gegen 2 Uhr mittags. Während der ganzen Dauer des Laichens verfolgen die Männchen, ohne Zweifel von dem Geruch der Eier angezogen, raubgierig das Weibchen und verſchlingen eine große Anzahl der oben abgeſetzten Eier und dies ſcheint ihre Begierde zu ſteigern. Übrigens findet bei dem größten Teil der von mir beobachteten Arten dieſes ſtatt. Die zuerſt abgelegten Eier werden faſt ſtets von dem Männchen verzehrt. Zuweilen ſetzt das Weibchen ſeine Eier auf Waſſerpflanzen ab, aber mit Vorliebe wählt es einen großen Stein oder einen etwas aus dem Waſſer ragenden Felſen hierzu, und dort, wo es einmal angefangen hat die Eier abzuſetzen, iſt es ſelten der Fall, daß nicht alle dort angebracht werden. Nach dem Laichen ſind die in Gruppen von 3 bis 5 Stück zuſammen haftenden Eier von einem milchigen, ziemlich undurchſichtigen Weiß; ſpäter wird ihre Farbe gelblich und im Augenblick des Ausſchlüpfens, d. h. am achten bis zehnten Tage der Entwicklung, ſchwärz— lich. Dieſes hat ſeinen Grund darin, daß der Embryo ſchwarz gepunktet iſt, wodurch bereits die Zeichnung des ausgewachſenen Fiſches angedeutet iſt. In dem Maße, als die Entwicklung des Embryo fortſchreitet, hängen die Eier mit größerer Zähigkeit an den Gegenſtänden feſt, denen ſie an— geklebt ſind. Bei ſeiner Entſtehung zeigt der Embryo eine kugelförmige Geſtalt; man unterſcheidet zuerſt nur vier Bartfäden, die kleine Höcker bilden. Das halb durchſichtige Nabelbläschen iſt wenig umfangreich, der Fiſch hält ſich in normaler Lage und iſt nicht wie die Embryonen unſerer meiſten Fiſche umgelegt. Bald erſcheint der Schwanz, dann die Floſſen. Die verſchiedenen Entwicklungsſtufen dauern je drei Tage, während welcher Zeit die jungen Fiſche ein unabhängiges Einzelleben führen, aber auch nach dieſem Zeitraum, d. h. 12— 13 Tage”) nach Ablegen des Laiches, vereinigt ſich die junge Brut und ſchwimmt, eine liliputaniſche Schar, luſtig auf dem Grunde des Aquariums umher. Im allgemeinen flieht ſie das Licht und hält ſich während des Tages unter ſchattengebenden Gegenſtänden Nach vorliegenden neueren Beobachtungen nur 10, bei wärmerer Temperatur nur 7 —8 Tage. verborgen, aber in der Dämmerung und des Nachts ſucht ſie alle Pflanzen des Aquariums ab, um ſich der zahlreichen Infuſorien zu bemächtigen, von denen es dort wimmelt und die ihre Nahrung bilden.“ Während der geſtreifte Panzerwels in ſeiner Heimat die Eier im Oktober und November ablegt, benutzen die importierten hierzu die Monate Auguſt und September, die hier ſchon gezogenen ſogar den Juni. Wenig bewachſene Behälter, in denen dieſer Wels gehalten wird, zeigen ihn als einen munteren Geſellen, in voll und dicht bewachſenen iſt er träge. Nicht ſehr empfindlich iſt der Fiſch gegen eine kühlere Temperatur, auch bei weitem nicht ſo gefräßig wie die übrigen Welſe. Mit dem letzten Transporte, durch welchen ſich der Vorſitzende des „Triton“ Herr P. Nitſche und Herr Kirſchner ſehr verdient um die Aquarien- liebhaberei gemacht haben, ſind auch geſtreifte Panzerwelſe eingeführt worden. Neben dem geſtreiften Panzerwels iſt auch noch ein naher Verwandter desſelben eingeführt, deſſen Beſchreibung ich nachſtehend kurz gebe. Das Tier bot zuerſt Geyer an. Punktierter Panzerwels (Callichthys punctatus C.) Die Oberſeite iſt dunkeloliv, die Unterſeite gelb grundiert. 5. Commerſans Panzerwels (Plecostomus Commersonii Val.) Plecos— tomus spiniger Hens., Hypostomus punctatus Val. Der Kopf in ſeinem Umriſſe elliptiſch. Der Mund längs der Mitte ſtumpf er— höht, die Schnauzenſpitze nackt. Die Eckbarteln lurz, etwa ſo lang wie das Auge. Die Körpergeſtalt iſt geſtreckt. Die horizontalen Schildreihen an den Seiten des Körpers längs der Höhenmitte gekielt und daſelbſt insbeſondere am hinteren Rande jedes Schildes mit etwas größeren Zähnen oder Stacheln beſetzt. Der Bauch trägt kleine, rauhe Schildchen. Kleine zahlloſe, dunkle Fleckchen ſtehen am Kopf, an den Seiten des Rumpfes und auf den Floſſen. Der Bauch iſt mit größeren Flecken minder dicht beſetzt als der übrige Teil des Körpers. — Südamerika. Commerſons Panzerwels iſt bis zur Zeit aus dem La Plata und deſſen Nebenflüſſen, Rio San Fransco, Rio Jacuhy und Cadea, Rio Parahyba, Rio Quenda und Rio Grande bekannt geworden. Über das Freileben des Tieres iſt nichts bekannt, eben ſo wenig über die Fortpflanzung. Die Haltung im Aquarium iſt dieſelbe, wie ſie die vorgenannten Panzer— welſe beanſpruchen. 6. Zwergwels (Amiurus Nebulosus Günth.) Pimolodus Nebulosus Cuv., Pimelodus Atrarius De Kay,, Silurus eatus L. letaelurus nebulosus. Katzenwels. Der Kopf iſt nicht viel länger als breit. Bartfäden oben und unten, die des Oberkiefers reichen bis zum Ende des Kopfes. Der Oberkiefer meiſt deutlich länger als der Unterkiefer. Die Schwanzfloſſe iſt deutlich gegabelt. Die Färbung des Fiſches dunkel gelbbraun, bisweilen gelblich oder auch faſt ſchwarz, bald mehr, bald weniger wolfig gefleckt. — Vereinigte Staaten von Nordamerika. (Vergleiche Figur 156 Seite 341.) — 360 — Der Zwergwels bewohnt in ſeiner Heimat ein ziemlich ausgedehntes Gebiet. Er findet ſich von den großen Seen der Vereinigten Staaten bis zum Meerbuſen von Mexiko und wohnt hier in faſt jedem Gewäſſer, ob dieſes fließt oder ſteht, wenn nur ein Schlammgrund vorhanden iſt. Ruhiges, ſchattiges Waſſer, welches von den Ranken der Waſſerpflanzen dicht durchzogen iſt, ſagt ihm beſonders zu, da die Pflanzendickichte ihm geeignete Verſteckplätze bieten, in denen er ſein beſchau liches Daſein ver— bringt. Seine Nahrung entnimmt er ſowohl dem Tier-, als auch dem Fig ur 160. 1. Commerſons Panzerwels (Plecostomus Commersonii * 8 A (0) 2. Pimelodus sapo. Pflanzenreich und erreicht ein Gewicht bis zu 4 Pfund, wird jedoch nur in Ausnahmefällen ſchwerer. Die Laichzeit des Fiſches fällt in die Frühlingsmonate. Nach Garlik gräbt das Weibchen ein Neſt zwiſchen alten Wurzeln oder unter dem Ufer, bewacht und behütet die Eier und verteidigt die Brut, indem ſie dieſelbe bei herannahender Gefahr in das tiefe Waſſer treibt. Der Ausſchuß des deutſchen Fiſcherei-Vereins erhielt von dem Profeſſor Spencer F. Baird in Waſhington 50 junge Zwergwelſe, die von dem Borne zur Pflege übergeben wurden. Die Tiere haben ſich hier gut vermehrt, ſo— daß der Zwergwels als in Deutſchland völlig eingebürgert betrachtet werden kann. „Von 1887 bis 1890“, ſagt v. d. Borne, „habe ich 2225 einſömmerige Zwergwelſe gezüchtet, 300 in einen See geſetzt, 10 laichfähige und 665 einſömmerige Fiſche an andere Fiſchzüchter und an Aquarien gegeben, und beſitze jetzt 325 Zwergwelſe, die größtenteils laichfähig ſind.“ Im Aquarium hält der Fiſch ſehr gut aus, wenn dieſes dicht mit Pflanzen bewachſen iſt. Doch iſt er nicht mit wehrloſen Fiſchen zu ver: einigen, da ſchon manche Klagen laut geworden ſind, daß er Fiſche verzehrt. Ebenſo reizende Tiere im Aquarium ſind die nachbeſchriebenen Ver— wandten des Zwergwelſes. a. Glänzender Zwergwels (Amiurus splendidus). Die Grundfarbe des Körpers tft ein Olivengrün, auf der ſich dunkel marmorierte Flecke abheben, überfloſſen von einem Goldſchiller, der ſich beſonders an den Kiemen— deckeln, dem Rücken, an der Bauchkante bemerkbar macht. — Nordamerika. b. Fleckenwels (Amiurus Caudafurcatus Günther). Pimelodus Caudafurcatus Lesner, Pimelodus fureifer Cuv., Pimelodus olivaceus Girard, Pimelodus gracilis Girard, Pimelodus eoeruleus L. Sueur. Ietalurus pune- tatus Jordan et Gilbert ete. Gabelichwan;. Die Färbung iſt lichtolivengelb, an den Seiten heller, ins Silberfarbene mit kleinen unregelmäßigen dunklen Flecken überſät. Die Floſſen dunkel gerändert. Einige weitere Welsarten, die in einzelne Stücken eingeführt ſind, von denen aber vorläufig noch keine Nachzucht erwartet werden kann, übergehe ich, ſie ſind nur vereinzelt bei Liebhabern zu finden, haben daher noch keine Berechtigung erlangt, in dem Werke aufgenommen zu werden. 7. Bartgrundel (Cobitis barbartula L.). Nemachilus barbatulus, Nema- chilus fluviatilis, Nemachilus merga. Schmerle, Schmerling, Schmerlein, Schmirlitt, Smerle, Ziele, Mös, Guſe, Steingrundel. Der Kopf iſt klein, breit, der Mund unterſtändig, von ſechs ſtarken Barteln umgeben. 4 trägt die Oberlippe, 2 die Unterlippe. Zähne fehlen. Die kleinen Augen haben ihre Lage hoch auf dem Kopfe; der Stachel des Unteraugenknochens iſt klein und in der Haut verborgen. Seiten und Bauch ſind ſchuppenlos, an anderen Stellen berühren ſich die kleinen, ſehr zarten Schuppen nur mit den Rändern, oft überhaupt nicht. Der Rücken iſt dunkelbraungrün mit ſchwarzen regellos durch— einander laufenden Streifen, der Bauch hellgrau. Die Floſſe graugelblich. — Mittel- Europa. (Vergleiche Farbentafel heimiſche Fiſche Figur 5.) Die Lieblingsplätze der Bartgrundel ſind Bäche, die reines, flaches und ſchnellfließendes Waſſer beſitzen. Dort hält ſie ſich während des Tages— unter hohl liegenden Steinen verborgen, von wo ſie ſich zu dieſer Zeit nur ſelten hervorwagt. Hier am Grunde liegend, paßt ſie ſich der Färbung ihrer Umgebung innig an. Wird ſie aus ihren Schlupfwinkeln z. B. durch Aufheben des ſie verbergenden Steines aufgeſtört, ſo bleibt ſie noch kurze Zeit liegen, ſchießt aber dann pfeilſchnell eine Strecke weit fort und ver— birgt ſich, ſobald ſie einen paſſenden Ort gefunden hat. Unruhig, wenn auch nicht jo wie der nachgeſchilderte Schlammbeißer, zeigt ſich die Bartgrundel auch bei Annäherung eines Gewitters. Erſt mit Untergang der Sonne wird das Tier lebhafter und geht von dieſer Zeit an bis wahrſcheinlich gegen Morgen auf Beute aus. Außer kleinem Getier aller Art, Fiſchlaich ꝛc. werden auch pflanzliche Stoffe nicht verſchmäht. Die Laichzeit fällt in die Monate April und Mai. Leunis giebt an, daß das Männchen ein Loch im Sande grabe, in welches die Eier vom Weibchen abgelegt und vom Männchen bis zum Ausſchlüpfen der Jungen bewacht werden. Dieſe Angabe iſt jedoch nicht richtig. Der Laich wird an Steinen, Pflanzen 2c. abgeſetzt und die Befruchtung erfolgt, indem ſich beide Geſchlechter auf die Seite neigen, ſodaß der Bauch des Männchens nahe an dem des Weibchens ruht. Der Laich wird ſowohl in fließenden als in ſtehenden Gewäſſern abgeſetzt. „Als ich im April 1887,“ erzählt Knauſche, die Ufer eines klaren, reißenden Gebirgsbaches des Vater Zobten entlang pilgerte, bemerkte ich in einem tiefen, vom Waſſer ausgeſpülten Loche eine Anzahl Schmerlen beſtändig am Rande hinſchwimmen, ſo, daß den ſtärkeren Rognern immer die beträchtlich ſchwächeren, kleineren Milchner folgten. Nachdem der Kreis mehrere Male durchmeſſen war, ſchwammen ſämtliche Fiſche, etwa zwölf an der Zahl, dem ins Waſſer ragenden Wurzel⸗ ſtock einer alten Weide zu. Hier zwängte ſich zuerſt ein Weibchen durch eine, von drei Wurzeln gebildete, etwa fingerdicke Offnung hindurch, ihm folgten ſofort ein oder mehrere Männchen. Bei ähnlichen Offnungen — ſie lagen ſämtlich dicht unter der Oberfläche des Waſſers — thaten die übrigen Schmerlen dasſelbe. Infolge der beträchtlichen Reibung des Bauches ließen die Weibchen die Eier, die Männchen den Samen fallen.“ Ein ſehr empfehlenswerter Bewohner des Aquariums iſt die Schmerle gerade nicht. Gegen luftarmes Waſſer iſt das Tier ſehr empfindlich und ſtirbt auch an der Luft ſchnell ab. Wie in der Freiheit, halten ſich die Bartgrundeln den größten Teil des Tages auf dem Boden an einer dunklen und verſteckten Stelle auf. Trübes Wetter indeſſen lockt ſie auch am Tage aus ihren Zufluchtsorten und nun bewegen ſie ſich ſchlängelnd durch das Waſſer; ſteigen auch dann zur Oberfläche des Waſſers empor, nehmen friſche Luft ein, geben die verbrauchte aus ihrem Darme von ſich und ſinken ſchwerfällig und unbeholfen auf den Boden zurück. Zur Zeit der Fütterung ſind ſie munter, nehmen viel Nahrung zu ſich, trüben aber bei der Fütterung mit Würmern ſehr das Waſſer, indem ſie nach Ergreifen eines Beutetieres durch heftige Bewegungen ihrer Bruſt- und Bauchfloſſen den Boden aufwühlen. Nach Hinabwürgen der Beute ſchnellen ſie ſich plötzlich aus dem Trüben hervor, um an ihren Verſteckplätzen die Nahrung zu verdauen. 8. Schlammbeißer (Cobitis fossilis L.). Misgurnus fossilis, Acanthopsis tossilis. Schlammpeitzger, Peißker, Pritzger, Kurpintſch, Pfuhl-, Wetterfiſch, Wetteraal, Moorgrundel, Meherteuſche, Pute, Miſt-, Biß-, Fißgurn, Mift- heinkel, Schachtfeger ꝛc. Der Kopf iſt klein, der Mund endſtändig mit weichen beweglichen Lippen. Die Oberlippe trägt 6, die Unterlippe 4 kleinere Barteln. Die Augen liegen hoch auf dem Kopfe, vor ihnen die Naſenöffnungen, deren vordere röhrenförmig verlängert ſind. Die Unteraugenknochen tragen einen beweglichen, rückwärts gerichteten Dorn, der in einer Hautfalte verborgen iſt. Der Körper iſt auf braunſchwärzlichem Grunde mit 5 gelben und braunen Längsſtreifen verſehen, der Bauch auf lichtem Grunde mit dunklen Tüpfeln gezeichnet. — Im mittleren und öſtlichen Europa. (Vergleiche Farbentafel heimiſche Fiſche Figur 2.) 5823 — 363 — Entgegen der Bartgrundel, welche klares Waſſer trübem und ſchmutzigem vorzieht, liebt der Schlammbeißer gerade die letzten Gewäſſer hauptſächlich, wenn, wie dieſes ja faſt immer der Fall iſt, ihr Boden mit Schlamm be— deckt iſt. In ſolchem meiſt luftarmen Waſſer kommt er oft an die Ober— fläche um Luft zu verſchlucken, die er dann ſpäter ihres Sauerſtoffes beraubt durch den After ausſtößt. Unter ſtarkem Zuſammenpreſſen der Kiemendeckel wird der frei der Luft entnommene Sauerſtoff in den kurzen, gerade ver— laufenden Verdauungsſchlauch hinabgedrängt und dann gleichzeitig die ver— brauchte aus dem After ausgeſchieden. Dieſe Einnahme und Ausgabe von Luft wurde zuerſt von Erdmann als Darmatmung erkannt und voll be— ſtätigt. Wenn Tümpel, die der Schlammbeißer bewohnt, im Sommer ver— dunſten, ſo verbirgt ſich der Fiſch im Schlamm und vermag hier mehrere Monate ohne Waſſer zu leben. Ein ſchlafartiger Zuſtand, den man etwa als Sommerſchlaf bezeichnen könnte, macht ſich nicht bemerkbar. Der Fiſch iſt durchaus nicht erſtarrt, ſondern er regt und bewegt ſich, ſobald er in Waſſer gebracht wird ebenſo munter wie immer. Auch über Winter gräbt ſich der Schlammbeißer im Schlamm ein. Außerſt empfindlich iſt unſer Fiſch Einwirkungen der Elektrizität gegen— über. Herrſcht Gewitterſchwüle, ſo geberdet er ſich höchſt unruhig, ſteigt von dem ſchlammigen Grunde in die Höhe und ſchwimmt unter beſtändigem Luftſchnappen ängſtlich umher. Dieſe Unruhe überkommt den Fiſch ſchon 24 Stunden vor Ausbruch des Gewitters. Die Nahrung des Schlammbeißers iſt dieſelbe wie die der Bart— grundel. Seine Laichzeit fällt in die Zeit von April bis Juni. Die 100-150 000 Eier werden an Waſſerpflanzen abgelegt, indeſſen kommt nur ein geringer Teil derſelben zur Entwicklung. Keiner unſer heimiſchen Fiſche kommt dem Schlammbeißer an Lebens— zähigkeit gleich. Er verträgt die Gefangenſchaft im kleinſten Becken beſſer, als irgend ein anderer Fiſch. Leider hat er den Fehler, bei Witterungs— wechſel in ſeinem Behälter umherzutoben, den Bodenbelag aufzurühren und hierdurch das Waſſer zu trüben. Beſonders macht ſich dieſes bei großen Schlammbeißern bemerkbar, durch deren Toben ſchon oft gut angewurzelte Pflanzen losgeriſſen wurden. Es iſt daher zu empfehlen, das Becken nur mit kleinen Exemplaren zu beſetzen, wo derartige Unzuträglichkeiten nicht ſo leicht eintreten können. Noch will ich bemerken, daß Schlammbeißer direkten Sonnenſtrahlen nicht ausgeſetzt werden dürfen, da dieſe dem Tiere ſchaden, es ſind daher bei ſeiner Pflege dunkle Verſtecke anzubringen, in und unter welche er ſich verbergen kann. 9. Steinbeißer (Cobitis taenia L.). Botia taenia, Acanthopsis taenia, Cobitis larvata, Cobitis elongata ete. Steinſchmerle, Steinpitzger, Sand— buddler, Dorn- und Thongrundel. Der Körper iſt zuſammengedrückt. Der Kopf ſchmal, mit 6 Bartfäden verſehen. Der Suborbitalknochen vor dem Auge bildet einen gabelförmigen beweglichen Stachel. Der Körper iſt vollſtändig beſchuppt, auf ledergelbem Grunde ſchwarz punktiert und mit dunklen Querbinden und Flecken gezeichnet. Kehle, Bruſt und Bauch find ungefleckt; über dem Auge gegen die Oberlippe zieht ſich eine braunſchwarze Linie, die nach hinten zu ſich zur Spitze des Kiemendeckels fortſetzt, eine andere, mit der erſten gleichlaufend, zieht ſich über die Wangen. — Nord- und Mitteleuropa. (Ver— gleiche Figur 161 Seite 365). Nach den ausführlichen Schilderungen der beiden vorhergehenden nahen Verwandten des Steinbeißers kann ich mich bei dieſem ſelbſt kurz faſſen. Er iſt nach den Unterſuchungen von Heckel und Kner die einzige Gattung, die auch ſüdlich der Alpen vorkommt und ſich bis Dalmatien ver— breitet, indeſſen iſt dieſes Tier ſtets ſeltener als Bartgrundel und Schlamm— beißer. Wie ſeine Verwandten, bewohnt der Steinbeißer Flüſſe, Bäche, Waſſergräben, Teiche und Seen und hier hat er unter Steinen ſeine Ver— ſteckplätze. Gern wühlt er ſich auch bis an den Kopf in Kies ein. Seine Laichzeit fällt in die Monate April bis Juni, ſeine Vermehrung aber iſt nur gering. Für das Aquarium iſt der Steinbeißer mehr als der Schlammbeißer zu empfehlen. lepidotus, -nudus, -coriaceus ete. etc. Karpf, Fluß-, Teichkarpfen. Die Körperform variiert ſehr an verſchiedenen Orten und je nach der Nahrung. Der Kopf iſt groß, mit ſtumpfer Schnauze, großem, endſtändigem, dicklippigem Munde, jederſeits am Oberkiefer eine kleinere, am Mundwinkel eine größere Bartel. Die Gaumenzähne ſind glatt und an der Krone geſtreift. Der Körper mit großen feſten Rundſchuppen bedeckt, die gewöhnlich auf dem Kopfe fehlen. In der Regel iſt die Körperform ſeitlich zuſammengedrückt, dreimal ſo lang als hoch, zweimal ſo hoch als breit. Die Oberſeite iſt meiſt ſchwarzbraun bis ſchwarzblau gefärbt, die Seiten meſſinggelb, der Bauch gelblich. Die Rückenfloſſe iſt lang, ihr dritter Knochen— ſtrahl am hinteren Rande ſtark gezähnelt, desgl. der der kurze Afterfloſſe. Die Schwanzfloſſe iſt tief ausgeſchnitten. Die Bauchfloſſen ſtehen unter dem vorderen Rande der Rückenfloſſe. — Urſprünglich in Mittelaſien iſt er heute durch ganz Europa verbreitet. Die eigentliche Heimat dieſes ſo ſehr geſchätzten Wirtſchaftsfiſches ſcheint das gemäßigte Aſien, zumal China zu ſein, von wo er nach Europa und in neueſter Zeit auch nach Nordamerika gebracht worden iſt. In England ſoll er erſt Anfang des 16., in Altpreußen im 18. Jahrhundert angeſiedelt worden ſein. Indeſſen war er bereits den alten Griechen und Römern bekannt, wurde aber von ihnen minder geſchätzt als von uns. Lieblingsaufenthaltsorte des Karpfen ſind ſeichte, möglichſt wenig beſchattete, mit Pflanzen reichlich bewachſene Teiche und Seen. Stark fließende Flüſſe und Bäche meidet er. Er liebt für Weidegebiete ſchlammigen Grund und gedeiht nur dann, wenn ſein Wohngewäſſer möglichſt viel den Strahlen der Sonne ausgeſetzt iſt. Zur Sommerzeit und nach der Fort— pflanzung mäſtet er ſich für den Winter und dann durchzieht er in dichten Scharen die ſeichten Stellen ſeiner Gewäſſer, ſucht zwiſchen den Waſſer— pflanzen nach Kerbtieren und Gewürm, verzehrt Pflanzenſtoffe oder durch— wühlt den Schlamm nach genießbaren Gegenſtänden. 10. Barpfen (Cyprinus carpio L.). Cyprinus nobilis, -eirrhosus, -maero- — 365 — Iſt der Karpfen ein geſelliger, friedliebender Fiſch von trägem Naturell, ſo zeigt er ſich zur Fortpflanzungszeit lebendiger. Er treibt ſich dann plätſchernd an der Waſſeroberfläche umher und läßt ſich von der warmen Sonne der Monate Mai und Juni ordentlich durchwärmen. Zur Laichzeit ſchmückt ſich das Männchen mit zahlreichen weißlichen Warzen, die auf Scheitel, Wangen und Kiemendeckel ſtehen. Auch können ſich einige auf der inneren und vorderen Seite der Bruſtfloſſen zeigen. Lebt jetzt der Figur 161. 1. Spiegelkarpfen (Cyprinus carpio var. rex Cyprinorum), 2. Steinbeißer (Cobitis taenia). Fiſch im freien Waſſer, ſo kommt die Wanderluſt über ihn; ſo weit ihm möglich, verſucht er im Fluſſe aufwärts zu ſteigen, ſcheut auch hierbei vor bedeutenden Hinderniſſen nicht zurück. Geht es zur Befruchtung, ſo ver— folgen mehrere Männchen, in der Regel in den Morgenſtunden, ein Weibchen, treiben es nach pflanzenbewachſenen, flachen und ſonnigen Rändern des Wohngewäſſers und befruchten die Eier, indem ſie an den Seiten derſelben entlang ſtreichen. Die Eier ſitzen an Waſſerpflanzen in Klumpen feſt. Die Zahl der Eier ſchwankt zwiſchen 3Z— 700000. Sie find 1½ mm groß, leicht, gelblich in der Farbe und ſchlüpfen nach drei bis vier Wochen aus. Fehlen dem Karpfen Nährſtoffe nicht, ſo iſt er ſchon im dritten Jahre ſeines Lebens fortpflanzungsfähig. Im fünften Lebensjahre legt, nach den Unterſuchungen von Bloch, das Weibchen bereits gegen 300000 Eier, deren Zahl ſich ſpäter noch mehr als verdoppeln kann. Die Vermehrung des Karpfens im Freien iſt bei uns nur äußerſt gering, da die Brut faſt ohne Ausnahme von anderen Fiſchen gefreſſen wird. Bei der Zucht des Karpfens in Streckteichen dagegen wird die Brut mühelos in großer Zahl herangezogen. Sobald zu Ende des Herbſtes das Waſſer kalt wird, nimmt der Karpfen keine Nahrung zu ſich. Er verfällt in Lethargie und ruht im — 366 — tiefen Waſſer, oder in den Gelegen zwiſchen Waſſerpflanzen. Je mehr ſich aber das Waſſer erwärmt, um ſo größer wird im Frühling ſein Appetit. Unter den gewöhnlich in regelmäßiger Weiſe beſchuppten Karpfen finden ſich in Teichwirtſchaften, gelegentlich auch in der Freiheit, ſolche, die entweder ganz ſchuppenlos ſind, oder nur wenige aber große Schuppen tragen, die dann meiſt jederſeits in einer Reihe vom Kopfe bis zum Schwanze ſtehen, indeſſen aber mitunter ganz unregelmäßig angeordnet ſind. Beide Varietäten werden an manchen Orten mit Vorliebe rein gezüchtet. Der vollſtändig ſchuppenloſe Karpfen wird als Lederkarpfen be— zeichnet, der letztgenannte als Spiegelkarpfen angeſprochen. In neuerer Zeit iſt dieſen beiden Karpfenarten noch der ſogenannte blaue Karpfen zugefügt worden, der, wie es ſcheint, aus Bayern ſtammt. Außerhalb des Waſſers iſt dieſer graublau, im Waſſer dunkelblau. Früher wurden dieſe, durch ihre Beſchuppung ausgezeichneten Karpfen, als beſondere Arten be— trachtet, ohne indeſſen hierauf Anſpruch zu haben, ſie ſind nur Spielarten. Von dieſen Spielarten laſſen ſich unſchwer weitere Unterſpielarten unter— ſcheiden, die indeſſen dann ſchon als beſondere Spielarten völlig wertlos ſind. Lage und Ortlichkeit des Wohngewäſſers, dieſes ſelbſt und die ver— ſchiedene Ernährung, die den Tieren in Teichen zuteil wird, ſchaffen geringe körperliche Unterſchiede, ohne indeſſen die Urform verdrängen zu können. Auf der Fiſchereiausſtellung in Berlin, im Jahre 1880, befand ſich eine weitere Spielart des Karpfens in der japaniſchen Abteilung. Es war ein ausgeſtopftes Tier, welches als Cyprinus carpio var. aurata bezeichnet wurde, von den Japanern Hi-goi genannt. Der Kopf und die Oberſeite iſt rot gefärbt, die Seiten gelbrot, doch kann die Färbung dieſer goldgefärbten Spielart verſchieden ſein. Das Tier iſt entweder rein gefärbt, wie vorher angegeben, oder aber rot und ſchwarz.“) Trotzdem der Karpfen gegen kühle und kalte Witterung ſehr empfindlich iſt, hat er doch ein zähes Leben. Dieſes bezieht ſich nicht nur auf das Vermögen lange Zeit außerhalb des Waſſers zu leben, ſondern auch auf die Fähigkeit, ſchwere Verwundungen leicht ertragen und ausheilen zu können. Auch iſt es dem Tiere möglich, in einem auf hohe Grade erhitzten Waſſer zu leben. Als Aquarienfiſche halten ſich Karpfen im Becken gut, beſonders dann, wenn ſie ſtehenden Gewäſſern entnommen ſind. Sie können ihres fried— lichen Charakters wegen mit wehrloſen Fiſchen unbedenklich vereinigt werden. Allzu große Tiere ſetze man indeſſen nicht in die Becken, da dieſe den Pflanzen ſehr durch Abweiden der Triebe ſchaden. 11. Narauſche (Carassius vulgaris Nord.) Carassius humilis, -oblongus, -moles, -gibelio, Cyprinus carassius, -amarus, -moles, Cyprinopsis carassius ete. Gold-, Stein-, Bauernkarpfen, Karutſche, Guratſch, Giebel, Strummer, Molenke de. Lyprinus carpio var, aurata iſt von Umlauff, Hamburg, eingeführt und dürfte in der nächſten Zeit unſere Becken bevölkern. 3 Der Körper iſt ſeitlich ſtark zuſammengedrückt, in der Form ſehr variierend. Der Kopf iſt klein, ebenſo der Mund, dünnlippig und ohne Barteln. Schlundzähne ſind 4 vorhanden, von denen der vordere kegelförmig iſt, die übrigen dagegen beil— förmig mit gefurchter Schneide. Der Vorderrand der Rücken- und Afterfloſſe trägt hinten einen fein geſägten Knochenſtrahl. Die Schuppen ſind groß und feſt. Die Seitenlinie oft unterbrochen oder nur auf wenige Schuppen ausgedehnt. Die Färbung der Floſſen iſt gelblich-grünlich, die Strahlen oft rötlich angehaucht. Die Körperfärbung an der Oberſeite gelblichbraun oder braungrün, die Seiten meſſing— gelb, der Bauch heller. Oft können auch die Seiten ſilberglänzend ſein. — Mittel— europa und Mittelaſien. Hauptſächlich findet ſich die Karauſche im Norden Deutſchlands, be— ſonders häufig in Preußen und Pommern. Nach Art des Karpfens am Grunde der Gewäſſer lebend, nährt ſie ſich auch wie dieſer von kleinem Getier und verweſenden Pflanzenſtoffen. Das Tier iſt äußerſt genügſam und kommt in kleinen Tümpeln und Torflöchern, wohin Laich oft durch Waſſervögel verſchleppt wird, ganz gut fort. Beſonders liebt die Karauſche ſtehendes Waſſer, Seen mit verſumpften Ufern, tote Arme größerer Flüſſe ꝛc. und iſt überhaupt befähigt, in dem verſchiedenartigſten und unreinſten Waſſer zu leben und bei der ſchmutzigſten, ſchlammigſten Nahrung zu ge— deihen. Stets hält ſie ſich am Grunde auf und verbringt im Schlamme in Erſtarrung den Winter. Pallas ſagt ſogar, daß ſie in Eis einfrieren und ſpäter wieder aufleben kann. Die Laichzeit fällt in die Monate Mai und Juni. Unter lebhaftem Plätſchern werden in kleinen Geſellſchaften die 1300000 Eier an Waſſer— pflanzen abgelegt. Die nahe Verwandtſchaft zwiſchen Karpfen und Karauſche zeigt ſich dadurch, daß beide Fiſche Blendlinge erzeugen, aus dieſem Grunde und weil die Karauſche der jungen Karpfenbrut nachſtellt, werden Karauſchen und Karpfen in Zuchtteichen nicht zuſammen gehalten. Die Brut der Karauſche wächſt langſam, iſt aber im zweiten Lebensjahre ſchon fort— pflanzungsfähig. In kleinen Exemplaren iſt die Karauſche ebenſo empfehlenswert für Aquarien wie der Karpfen. 12. Galdſiſch (Carassius auratus L.). Carassius vulgaris, -eoeruleus, -diseolor, -grandoeulis, -peetinensis, -capensis, -langsdorfii, -euvieri, Cyprinus auratus, -crassoides, -abbreviatus, -thoracatus, -telescopus, -quadrilobus, -quadrilobatus, macophthalmus, chinensis, -mauritanus, -langsdorfii, -maillardi. Die Körperform gleicht ſehr der der Karauſche. Der Kopf iſt im Verhältniſſe zu ſeiner ſonſtigen Körperform groß. Die Schlundzähne beſitzen eine flache, gefurchte Krone und ſtehen in drei Reihen. Der Rücken iſt ſtark gekrümmt. Die Schwanz— floſſe nicht ſehr ausgeſchnitten. Die Färbung zeigt auf zinnoberrotem Grunde einen wundervollen Goldglanz. — Wild lebend kommt der Goldfiſch in der Natur nicht vor. Der Goldfiſch, die „Dorade de la Chine“ iſt in China ſeit langen Zeiträumen ein Pflegling der Tierfreunde, desgleichen wird das Tier im benachbarten Japan ſeit Jahrhunderten in Gläſern, Becken und Teichen gehalten, gepflegt und gezüchtet. Der erſte, welcher uns von dem Goldfiſch etwas mitteilt, war der — 368 — alte Kämpfer. „King-Jo“ nennt er das Tier und beſchreibt es als einen roten, am Schwanze ſchön goldgelben Fiſch, der in China überall gehalten und als Haustier betrachtet wird. Du-Halde berichtet ſpäter in ſeiner Histoire de la Chine I 315 ausführliches über den Fiſch. Er jagt im Auszuge: die Fürſten und Großen des himmliſchen Reiches laſſen in ihren Gärten für den Goldfiſch eigene Teiche graben, oder ſie halten ihn in prachtvollen Porzellanvaſen, die zwei bis dreimal wöchentlich mit friſchem Waſſer gefüllt werden; durch das Anſehen der artigen Bewegungen dieſes Fiſches, mit ſeiner Fütterung und Zähmung verbringen die langzopfigen Herren viel Zeit in einer für ſie höchſt angenehmen Weiſe. In China hat der Goldfiſch immer in hoher Achtung geſtanden; er wird von verſchiedenen alten hervorragenden Familien auf ihren Wappen— ſchildern geführt. Aber auch noch heute iſt die Achtung und Bewunderung für das Tier in China allgemein. Er findet ſich faſt in jedem Hauſe, wird in oft reich verzierten Gefäßen gehalten oder tummelt ſich, wie ſchon Du— Halde ſagte, in kleinen Seen. Alle Chineſen, vom Kaiſer bis zum ärmſten Arbeiter, widmen dem Goldfiſch große Sorgfalt und Liebe, ſeine Zucht iſt im himmliſchen Reiche ſchon ſeit langer Zeit ein Gegenſtand der wichtigſten wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen geworden. Allgemein wird angenommen, daß unſer Goldfiſch wahrſcheinlich zu— erſt nach Portugal aus ſeiner Heimat gelangte und von hier, nachdem er ſich in dieſem Lande ſchon eingebürgert hatte, ſeinen Weg allgemach weiter über Europa nahm. Das Jahr der Einführung wird verſchieden angegeben. Einige Schriftſteller nennen 1611, andere gehen faſt 100 Jahre weiter und ſchreiben 1691 als erſtes Jahr ſeiner Einführung, noch andere laſſen den Fiſch erſt 1728 zu uns kommen. Soviel ſteht feſt, daß er in Frankreich zur Zeit der Pompadour bereits vorhanden war; denn es liegen Angaben vor, daß dieſer Dame Goldfiſche als etwas Außerordentliches und Beſonderes, geſchenkt wurden. In England ſoll der Goldfiſch beſtimmt 1728 durch Philipp Worth, nach anderen aber ſchon früher, 1691, eingeführt fein. Bald nachdem Madame Pompadour die Fiſche erhalten hatte, wurden ſie gewöhnlicher, da es ſich herausſtellte, daß ſie in Portugal ſehr gut gediehen. Hierbei wird angegeben, daß ſie aus einem Schiffe, welches von China kam, entſchlüpften und ſich in einigen Bächen in der Nähe von Liſſabon reichlich vermehrt hätten. Von dieſen Fiſchen wurde ganz Europa mit Goldfiſchen verſorgt. Von Europa aus kam der Goldfiſch nach Amerika und ſetzte ſich auch dort bald in Gunſt. Einige dort ebenfalls durch Zufall in offenes Waſſer gelangte Tiere vermehrten ſich derart reichlich, daß von vielen behauptet wird, Amerika ſei die Heimat des Goldfiſches. Die Farben der Karpfenfiſche, der Karpfen, Karauſchen, Schleie und Orfe haben die Fähigkeit einen bald mehr, bald weniger intenſiv gelben Ton und Glanz anzunehmen. Dieſe Erſcheinung, von den Chineſen an der Karauſche wahrgenommen, gab dem auf Abſonderlichkeiten in Tierformen erpichten Volke einen willkommenen Anlaß zur Heranziehung einer ſtändig goldgelben Karauſche, der Goldkarauſche oder des ſpäteren Goldfiſches. — 369 — Der züchtenden Hand des Menſchen war es vorbehalten, durch Be— achtung und Verwertung der zufällig auftretenden Bildungen in Form und Farbe und durch Auswahl und Zuſammenbringung derjenigen Tiere, welche die betreffenden Eigenſchaften im vollſten Maße beſaßen, ſtets Schritt für Schritt das Zuchttier auszubilden und uns im Laufe eines Jahrhunderts umfaſſenden Zeitraums, endlich die jetzt als Goldfiſch bekannte Karauſchenart zu ſchaffen. So wenig nun auch die gemeine Karauſche Übereinſtimmendes mit dem Goldfiſch im entwickelten Zuſtande beſitzt, ſo ſehr ähneln beide Tiere ſich in ihrem Jugendſtadium; denn, wie ich gleich hier kurz bemerken will, ſtellt ſich die Verfärbung zum Goldgelb und die Ausbildung der weiteren körperlichen Eigenſchaften erſt ſpäter ein, andererſeits hat man bei verwilderten Goldfiſchen, die ſich ſelbſt überlaſſen im offenen Waſſer lebten, nicht ſelten Rückſchläge in die alte Stammform, die der Karauſche, be— obachten können. Auf die Anwendung beſtimmter Erblichkeitsgeſetze gründet ſich die ganze Praxis der Tier- und Pflanzenzüchter. Das wichtigſte derſelben iſt, daß eine neu entſtandene Variation am ſicherſten, gewöhnlich ſogar be— feſtigt und geſteigert wieder auftritt, wenn zwei nach derſelben Richtung von der Stammform abweichende Tiere miteinander gepaart werden. Andererſeits werden Abänderungen wieder verſchwinden, wenn durch die Paarung mit unveränderten Individuen die Vererbungskraft der neu— erworbenen Eigenſchaft durch die ſtärker wirkende Vererbung der älteren Eigenſchaften überwogen und geſchwächt wird. Aber wenn auch die Zucht noch ſo gewiſſen haft und vorſichtig fortgeſetzt wird, ſo dauert es doch lange Zeit, ehe die neu erhaltene Varietät ſich ſo ſehr feſtigt, daß Rückſchläge nur ſehr ſelten vorkommen. Durch eine fortgeſetzte Zucht iſt es nicht be— ſonders ſchwierig, mehr oder weniger ſtändige Raſſen zu erzeugen, falls man ſich ſtreng nach den oben beſchriebenen Geſetzen richtet. Nun ſollte man annehmen, daß Tiere mit allen guten körperlichen Eigenſchaften dieſe voll und ganz auf ihre Nachkommen vererben. Dem iſt jedoch nicht ſo. Es iſt längſt bei der Zucht feſtgeſtellt worden, daß ſehr gute Elterntiere keine ſo vorzüglichen Nachkommen hervorbringen, als ſie ſind. Die Eigentümlichkeiten der Eltern ruhen aber meiſt in den Jungen, die dann ihrerſeits tadelloſen Jungen das Leben geben. Durch eine Vereinigung des Goldfiſches mit der Karauſche erhält man ſehr ſchön rotgoldig gefärbte Baſtarde, die unter dem Namen „Gold— karauſchen“ in den Handel kommen. Eckard-Lübbinchen bei Guben hatte 1880 auf der internationalen Fiſcherei-Ausſtellung in Berlin ſehr ſchöne ſelbſt gezüchtete Exemplare ausgeſtellt. In einer bedeutenden Anzahl von Orten, beſonders im ſüdlichen und weſtlichen Frankreich, unter anderen in der Umgegend von Havre, wird die Goldfiſchzucht viel betrieben. Von Havre wird England faſt ausſchließlich mit den Tieren verſorgt. Auch in einigen Teilen Deutſchlands, im Mohrunger, Königsberger, Nimptſcher, Hirſchberger und Liebenwerdaer Kreiſe des König— reichs Preußen, ſowie früher in Oldenburg, gab es und giebt es noch be— deutende Goldfiſchzüchtereien. Trotzdem hier viele Fiſche gezogen werden, Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 24 — 370 — führt Italien viele Goldfiſche, beſonders nach Berlin, ein. Dieſe Importe von Italien nach Deutſchland begannen 1880. Wegen der Milde des italieniſchen Klimas können die Tiere von dort billiger geliefert werden, als die deutſchen Züchter es vermögen, die daraufhin meiſt gezwungen ſind, ihre Zucht einzuſtellen. Heute indeſſen befaßt ſich faſt jede Fiſchbrutanſtalt mit der Zucht des Goldfiſches, wenn auch nur für eigenen Bedarf oder als Nebengeſchäft. Iſt der italieniſche Goldfiſch billiger als der deutſche, ſo iſt letzterer haltbarer und in den meiſten Fällen in der Färbung ſchöner. Der Goldfiſch liebt ein warmes Waſſer ohne Strömung. Daher hält ſich das Tier in Teichen beſſer als in fließendem Gewäſſer, wenngleich er ſich auch in geeigneten Bächen heimiſch macht. Im Frühling oder Sommer nach ihrer Ausbrütung ſind die Fiſche laichfähig. Ihre Größe hat hiermit nichts zu thun. In der Brutzeit machen ſich geſchlechtliche Unterſchiede bei den Fiſchen bemerkbar. Der After des männlichen Gold— fiſches erſcheint gewöhnlich etwas vertieft, während beim Weibchen ſich hier eine kurze Legeröhre hervorſchiebt. Indeſſen kann es vorkommen, daß dieſe Unterſchiede nicht immer genau und deutlich ausgeprägt ſind. Iſt dieſes der Fall, ſo geht man nicht fehl, den Fiſch als Männchen zu bezeichnen, deſſen Kiemendeckel ſich ro a gere d e mit kleinen weißen Erhöhungen ſchmückt, die als e Di ee Knötchen erſcheinen, wenn der Fiſch ſich im | Laichzeit. Zuſtande der Begattung befindet und nach dieſer Zeit verſchwinden. Sie können bald von kürzerer, bald von längerer Dauer ſein, treten aber beim Weibchen nie auf. Je wärmer die Witterung reſp. das Waſſer iſt, je früher beginnt die Zeit des Laichens. Gewöhnlich iſt dieſes der Fall, wenn das Waſſer eine Temperatur von 12“ R. beſitzt. Um ein Laichen der Goldfiſche beſtimmt zu erreichen, rechnet man auf ein Weibchen mehrere Männchen. Im Laufe eines Sommers entledigen ſich die Weibchen des Laiches mehrere Male. Zur Beſchleunigung des Laichens benutzt man künſtlich erwärmtes Waſſer, da dieſes in den Tieren den geſchlechtlichen Trieb früher erwachen läßt. Nötig iſt es, daß die Zuchtfiſche in jeder Beziehung geſund, von guter Ge— ſtalt und Farbe ſowie ſanften, gezähmten Weſens ſind, da alle dieſe Eigen— ſchaften ſich zum großen Teile auf die Jungen vererben. Ferner iſt es nötig, ſolche Tiere zur Zucht zu verwenden, die ſich ſchon im frühen Jugend— ſtadium umgefärbt haben, da die Verfärbung erblich iſt. Je früher ein Gold— fiſch ſich von ſeinem unſcheinbaren Jugendkleide zum wirklichen Goldfiſch umgefärbt hat, je beſſer iſt er als Zuchtfiſch — vorausgeſetzt, daß er auch andere gute Eigenſchaften beſitzt — zu verwenden. Fiſche, die zur Zucht Verwendung finden ſollen, müſſen mindeſtens in einem Alter von 6 bis 8 Wochen ihre urſprüngliche dunkelbraungelbe Jugendfärbung abgelegt und Se ſich als Goldfiſch verfärbt haben. Dieſe Eigenſchaft vererbt ſich auf ca. 98% der Nachkommen. Werden Fiſche zur Zucht verwendet, die erſt im zweiten Jahre gelb werden, jo wird von ihrer Nachzucht ca. 5 %%, im erſten Jahre gelb, die übrigen Tiere verfärben ſich ſpäter, oft erſt im zweiten Lebens— jahre, noch andere verfärben ſich überhaupt nicht und bleiben immer ſilber— farben. In der Regel behält der verfärbte Fiſch ſeine Farbe, doch kann es vorkommen, daß rote Stellen weiß werden, umgekehrt können weiße ſich rot färben, ferner können ſchwarze Flecke auftauchen oder auch vorhandene verſchwinden. Am frühen Morgen beginnt bei dem Goldfiſch die Ablage des Laiches, kann ſich aber unter Umſtänden bis zum Mittag verzögern; die Fiſche jagen ſich dann und tummeln ſich meiſt inmitten der dichteſten Pflanzen. Betrachtet man etwas ſpäter die Pflanzen, ſo entdeckt man, daß an ihnen eine große Menge von kleinen, runden, wäſſerig-weißen oder gelblich ge— färbten Kügelchen von der Größe eines Nadelknopfes haften. Nach Ablegen des Laiches ſind die alten Fiſche aus dem Aquarium zu entfernen, wenn die Eier im Becken, wo ſie an den Pflanzen kleben, auskommen ſollen. Zweckmäßiger iſt es jedoch die Zuchtfiſche in beſonderen Behältern laichen zu laſſen, denen Waſſerpflanzenbündel aus Hornkraut, Waſſerpeſt, Tauſendblatt ꝛc. eingelegt worden ſind. Dieſe werden mit den an ihnen haftenden Eiern ſorgfältig aus dem Laichaquarium entfernt, die eiertragenden Zweige abgeſchnitten und in Gefäße verteilt, etwa ſo, daß circa 100 Eier in einem 4 Liter faſſenden Behälter kommen. Die Behälter — ich verwende dazu Einmachgläſer — erhalten ihren Platz auf dem Fenſterbrett, wo ſie der Morgenſonne ausgeſetzt ſind und hier ungeſtört verbleiben, bis die jungen Fiſchchen das Ei verlaſſen haben. Das Waſſer der Gläſer, in welches die Eier gethan werden, habe dieſelbe Temperatur wie dasjenige, in dem ſie abgelegt wurden. Etwa 6 Stunden nach Ablage des Laiches kann man ſehen, ob die Eier befruchtet ſind. Unbefruchtete Eier nehmen nach dieſer Zeit eine milchige Färbung an, befruchtete bleiben klar. Die unbefruchteten Eier ſind nach Möglichkeit zu entfernen. Die zum Ausbrüten nötige Zeit ſchwankt zwiſchen 3 und 6 Tagen. Die Temperatur des Waſſers gehe in dieſer Zeit nicht unter 16 und nicht über 24° R. Ob Sonnenſtrahlen den Laich treffen oder nicht iſt gleich, nur die Wärme des Waſſers bewirkt das ſchnelle oder langſame Ausſchlüpfen der Brut. Etwa 4 Tage werden die jungen Fiſchchen vom Dotterſack ernährt; nach dieſer Zeit eilen ſie im Behälter umher, um Nahrung zu ſuchen. Hat man genügende Zeit vorher Aquarien oder ſonſtige Behälter für die jungen Fiſchchen zurecht gemacht und in dieſe etwas Regenwaſſer gethan, ſo haben ſich während dieſer Zeit in denſelben genügend kleine Futtertiere gebildet, um die Brut etwa 4—8 Tage lang erhalten zu können. Nach dieſer Zeit iſt man genötigt, für die Nachzucht lebendes Futter zu beſchaffen. Ver— hältnismäßig zufriedenſtellende Reſultate haben ſich auch dort gezeigt, wo die Brut anſtatt mit lebendem Futter mit künſtlichem aufgezogen wurde. 24* 5 e Dieſes näher zu erörtern, das Für und Wider abzumeſſen, werde ich am Schluſſe der Fiſche in einem beſonderen Kapitel klarlegen, bemerke jedoch hier ſchon, daß ich voll der Überzeugung Nitſche's bin, welcher ſagt: „Ich halte für Fiſche lebende Nahrung mindeſtens gleichbedeutend mit der Mutter— milch der Säugetiere, mit der Schnabelfütterung der Vögel.“ Nicht unintereſſant dürfte es ſein, kurz nach dieſer Schilderung mit einigen Worten die Goldfiſchzucht in China zu beſchreiben, wie ſie vom General-Zoll-Inſpektorat zu Peking veröffentlicht iſt. Hier heißt es im Auszuge: „Die Fiſche werden in großen, flachen, irdenen Töpfen gezogen, die chineſiſchen Hüten in ihrer Form gleichen und verkehrt in den Boden geſteckt werden. Derartige Töpfe ſind oft fünfzig bis ſechzig in einem Garten vereinigt, manchmal in der Nähe eines Teiches, der das Waſſer und die Gräſer abgiebt. Die innere Fläche der Töpfe iſt glatt, trägt je— doch keine Glaſur, denn das in ihr enthaltene Blei würde die Fiſche töten. Sie werden mit den Knollen einer Caladiumart gerieben, um das Wachſen der Waſſerfäden, in denen unzählige kleine Tierchen, die Nahrung der Fiſche, leben, zu beſchleunigen. Alte Töpfe ſind beſſer verwendbar zur Zucht als neue. Im Sommer und Herbſt während des warmen Wetters muß das Waſſer wenigſtens einmal per Tag gewechſelt werden. Manchmal iſt es auch geraten, die Fiſche in den Teich überzuführen, deſſen Boden aber nicht ſchlammig ſein darf.“ Gegen den März laicht das Weibchen und legt die Eier auf die Gräſer, die zu dieſem Zwecke in den Topf geworfen wurden. Dieſe werden mit den Eiern in flache Holzkübel mit Waſſer gelegt und im Schatten eines Baumes aufgeſtellt. Die Eier verlangen etwas Licht, aber wie die Chineſen ſagen, „zuviel Licht iſt ihnen ebenſo verderblich, wie zu wenig.“ Die kleine Brut wird mit hartem Eigelb gefüttert und das Waſſer muß täglich erneuert werden. Nach 10 Tagen werden die kleinen Fiſche mit Daphnien und Cyklops ernährt. Nachdem der Goldfiſch ſich überall eingebürgert, ich möchte ſagen, jedes Haus erobert hatte, dauerte es lange Zeit, ehe neue Zierfiſche zu uns gelangten. Im Jahre 1872 im September kamen endlich neue, wunder— liche Arten, Varietäten oder Abarten des Goldfiſches zu uns, und zwar war es der ſchon öfter genannte Carbonnier in Frankreich, der die erſten Tiere erhielt. Es waren die Teleſkop- und Schleierſchwanzfiſche. Schon ein Jahr nach ihrer Ankunft in Frankreich züchtete Peter Carbonnier die Tiere weiter und gab an andere Liebhaber einzelne Fiſche ab. Seit den ſiebenziger Jahren waren auch deutſche Handlungen beſtrebt, unſere Aquarienfreunde mit dieſen ſo eigenartigen Ausländern bekannt zu machen. Aus kleinen unbedeutenden Zuchtverſuchen entwickelten ſich mit der Zeit große Zierfiſch-Zuchtanſtalten, die ihre gezogenen Fiſche nach anderen deutſchen und ausländiſchen, ſelbſt nach überſeeiſchen Plätzen verſchickten, andererſeits auch wiederum Fiſche direkt aus deren Heimat einführten. Zu der Zeit, da Carbonnier durch Vermittlung von bekannten Schiffs— offizieren u. a., ſeine erſten Fiſche erhielt, kamen desgleichen durch den Admiral Ammen einige aus Japan nach Nordamerika. In Deutſchland ae waren ſie zu dieſer Zeit noch völlig unbekannt, wenn auch in Berlin lebende Japaner, die auch hier wie in ihrer Heimat ſich für die Zucht der Zier— fiſche ſehr intereſſierten, erzählten, daß man in ihrer Heimat ganz ſonder— bare Goldfiſche züchte, beſonders eine Art mit langem, ſchleierartigen, durch— ſichtigen Schwanz, ſo blieben dieſe Außerungen doch ohne irgend einen Ein— fluß auf die ſonſt ſtets unternehmungsluſtigen Händler. Endlich 1883 machte P. Matte den Verſuch, ein deutſches Haus in Japan für die Sache zu gewinnen, von dem dann derartige Fiſche auf— gekauft und dem Kapitän eines Dampfers zur Über— führung übergeben wurden. Die Sendung verunglückte leider. Eine zweite Sendung, die in der Mitte des Monats Oktober im ſelben Jahre in Hamburg glücklich anlangte, Figur 163. 1. Himmelsauge. 2. Teleſkopſchleierſchwanz. brachte wenigſtens von 260 in Yokohama aufgekauften Fiſchen noch 28 lebend mit. Die ſchönſten und größten Fiſche waren auf der Fahrt durch das rote Meer geſtorben. Eine dritte Sendung von 24 ſehr ſchönen großen Fiſchen kam 1885 im Dezember an. Dieſes iſt die Einführung des Schleierſchwanzes, um welche die Matte'ſche Zuchtanſtalt ſich ſehr verdient gemacht hat. Im Anfang der ſiebenziger Jahre kam der Teleſkopfiſch aus China nach Paris. Im Jahre 1876 fand er durch die Gebrüder Saſſe zuerſt Eingang in Berlin, 1878 züchtete Felix Frank, und von 1880 an die Matte'ſche Anſtalt dieſe Tiere weiter. Ehe ich auf die ſeit kurzem eingeführten weiteren Abarten des Gold— fiſches eingehe, gebe ich erſt die Beſchreibung beider vorgenannten Fiſche. a Schleierſchwanz (Carassius auratus var. Japonicus). Der Körper iſt kurz, eiförmig, etwas zuſammengedrückt. Die Floſſen ſind ſehr zart, faſt durchſichtig, ihre Größe ſehr beträchtlich. Bei einigen Fiſchen fehlt die Rückenfloſſe, andere haben an ihrer Stelle nur einen Stachel, noch andere beſitzen zwei ſpitze Rückenfloſſen, bei wieder anderen iſt ſie voll, ſchön und groß ausgebildet. Die Afterfloſſe iſt manchmal einfach, ein andermal doppelt oder auch garnicht vor— handen. Der Schwanz iſt beſonders umfangreich, indem er ſechsmal ſo groß iſt als der eines gewöhnlichen Goldfiſches von gleicher Größe. Er hängt wie ein „Schleier“ herab und macht den Eindruck, als ſeien die Schwänze einer ganzen Anzahl von Goldfiſchen zuſammengewachſen. Die Oberhälfte der Schwanzfloſſe muß dachförmig ſein, ſodaß das Ganze wie eine Haube herunterhängt. Je ent— wickelter der Schwanz und die übrigen Floſſen ſind, je wertvoller iſt der Fiſch. Die Färbung gleicht der des Goldfiſches, kann alſo in allen Farbenſchattierungen wie ſie in dieſer Zeit auftreten, vorgefunden werden. Auch vollſtändig ſchuppenloſe Schleier— ſchwänze ſind gezogen worden. (Vergleiche Abbildung Farbentafel Figur 1.) Auf die verſchiedenen Abarten des Schleierſchwanzes kann ich un— möglich hier eingehen, da je nach dem Floſſenwerk die Tiere bald ſo, bald ſo genannt werden, ich beſchränke mich auf eine Varietät, den Kometenſchweif. Im großen und ganzen dem Schleierſchwanze ähnlich gebaut, der Schwanz iſt jedoch nicht doppelt, ſondern einfach, aber ſehr lang und wallend. Die Nachzucht des Schleierſchwanzes iſt ſchwer. Es liegt dieſes ſchon in dem ſonderbaren Körperbau der Tiere und in ihren ſchwerfälligen Be— wegungen ausgedrückt; denn gerade der reichliche Floſſenſchmuck, die Zierde dieſes Fiſches, erſchwert dem Weibchen das Ablegen des Laiches und dem Männchen das Befruchten desſelben ungemein. Glückt die Nachzucht nicht ſogleich, ſo iſt ein Mißerfolg für die ſpätere Zucht nicht darin zu ſehen; denn Zuchttiere, die zwei oder auch drei Bruten nicht aufbrachten, bringen die übrigen vielleicht gut auf. Die Schleierſchwänze unterſcheiden ſich im Jugendſtadium nicht von den gewöhnlichen jungen Goldfiſchen, bis der An— ſatz des Doppelſchwanzes ſie von jenen ſcheiden lehrt. Wie beim Gold— fiſch richtet ſich auch beim Schleierſchwanz die Umfärbung zur Altersfärbung nach der Witterung, ſie dauert auch hier bei Nachzucht von guten Fiſchen ſechs bis acht Wochen, doch kann es auch vorkommen, daß die Zeit des Ver— färbens erſt nach Ablauf eines Vierteljahres oder im zweiten Sommer er— folgt. Nicht alle Tiere verfärben ſich, manche bleiben dunkel, andere werden ſilberfarben und wieder andere färben nur zum Teil um und bleiben dann geſcheckt. Im Jahre 1884 wurden in der Matte'ſchen Zuchtanſtalt zuerſt ſchuppen— loſe Schleierſchwänze erzielt. Dieſes geſchah durch Innehaltung von Rein— und Inzucht, doch wurde ſtets mit demſelben Blute weiter gezüchtet. Zu— nächſt nur immer mit einem Paar und deſſen Nachzucht unter ſich. So wurden die zuerſt ſich einzeln und ſpäter ſich ſtets häufenden ſchuppenloſen Tiere aufgeſammelt, unter ſich dann gepaart, um aufs neue und endlich ſtets unbeſchuppte Tiere zu erhalten. Ein ausgewachſener Schleierſchwanz zeigt ſeine ganze Schönheit erſt nach 2 bis 3 Jahren. Bei einem guten Fiſch dürfen die mittelſten beiden Fahnen nicht zuſammengewachſen ſein und müſſen vor allem nach unten hängen, bei älteren Tieren faltenwurfartig auseinander gehen und mit einem weißen, ſchleierartig zarten Gewebe endigen. Sind auch die übrigen Floſſen lang, iſt beſonders die Rückenfloſſe hoch und ſchön, womöglich auch die Afterfloſſe doppelt vorhanden, ſo iſt der Fiſch ſehr wertvoll. Noch wertvoller wird derſelbe, wenn auch die übrigen Floſſen ein zartes, ſchleier— artiges Gewebe anſetzen, was aber kaum vor Ende des dritten Sommers zu erwarten iſt. Teleſkapfiſch (Carassius auratus var. macrophalmos). Die Körp erform iſt faſt lugelrund, der Kopf etwas glatt. Von den Floſſen iſt die Schw ſanzfloſſe doppelt, lang, mantelartig ausgebreitet und tief geteilt. Das Charakteriſtiſche an dieſem Fiſch iſt die ſonderbare Bauart der Augen. Je nach dem Alter des Fiſches treten dieſe von 1 bis 15 mm weit aus dem Kopfe hervor, ſo daß ſie in ihrer Form einem kleinen Fernrohre oder Teleſkope ähneln. Dieſe Augen ſitzen bald mehr nach vorne, bald mehr nach den Seiten zu. Tie Floſſen ſind ſehr zart gebaut; die Afterfloſſe fehlt meiſtens. Die Farbe des Fiſches iſt die— ſelbe wie die des Goldfiſches und Schleierſchwanzes. (Vergleiche Abbildung 163 Seite 373). Der Teleſkopfiſch iſt in ſeinen Bewegungen langſam, wie es in ſeinem Körperbau begründet iſt, manchmal kann man ſagen unbeholfen, denn ein ſo kugeliger Körper und ein großer Schwanz, wie ihn die jetzt faſt durch— weg gezogenen Teleſkopſchleierſchwänze beſitzen, wirken zerſtörend auf das Gleichgewicht des Fiſches, beſonders dann, wenn der Fiſch eine gute Mahl— zeit eingenommen hat. In nicht wenigen Fällen kann man die Bemerkung machen, daß die Fiſche in einer ganz unnatürlichen Stellung, den Kopf mehr ſenkrecht als wagerecht, umherſchwimmen. Das Laichgeſchäft beim Teleſkopfiſch geſtaltet ſich noch unbeholfener als beim Schleierſchwanz. Die frei gewordenen Eier haften lieber an anderen Gegenſtänden feſt als an Waſſerpflanzen (Steine, Holzſtücke 2c.). Die Jungen gleichen in der erſten Zeit ganz den Jungen gewöhnlicher Goldfiſche. Zuerſt läßt ſich bei den Tieren der Anſatz zum Doppelſchwanz erkennen. Wie beim Goldfiſch und Schleierſchwanz richtet ſich auch beim Teleſkopfiſche die Umfärbung zur Altersfärbung nach der Witterung und dauert ſechs bis acht Wochen. Ganz ſchwarze Teleſkopfiſche werden auch rein gezüchtet, desgleichen vollkommen ſchuppenloſe. Neu eingeführt ſind dreifarbige Teleſkopfiſche von P. Nitſche. Gute Teleſkopfiſche müſſen gleichmäßig entwickelte, nach oben ſtehende Augen beſitzen; nach unten hängende Augen machen den Fiſch weniger wert— voll. Die Floſſenbildung ſei wie beim Schleierſchwanz, eine hohe Rücken— floſſe gilt als beſonders ſchön. Der Vorſitzende des „Triton“ Berlin, P. Nitſche, der ſich um die Einführung fremdländiſcher Zierfiſche ſo ſehr verdient gemacht hat, hat den Liebhabern im Jahre 1895 weitere Neuheiten von Abarten des Goldfiſches zugeführt, die ich nachſtehend beſchreibe: — 776 Himmelsauge. Dieſer Fiſch iſt dem Teleſkopfiſch ſehr nahe verwandt, unterſcheidet ſich jedoch von dieſem durch die Stellung der Augenrohre, auf welchen ſich die Augen oben befinden, ſodaß der Fiſch gezwungen iſt, ſtets aufwärts zu ſchauen. Die Rücken— floſſe fehlt ganz. Färbung wie bei den übrigen Arten. (Vergleiche Abbildung Seite 373 Figur 168.) Eierfiſch. Der Körper dieſes Fiſches iſt, wie der Name ſchon ſagt, eiförmig. Die Augen find normal (alfo nicht wie beim Teleſkopfiſch oder Himmelsauge). Die Schwanzfloſſe doppelt, indeſſen dieſe und die übrigen Floſſen nicht ſo lang als beim Schleierſchwanz. Rückenfloſſe fehlt. Die Färbung verſchieden, doch ſind weiße Fiſche wertvoller. Über dieſe Fiſche ſelbſt Näheres zu ſagen iſt bis zur Zeit noch nicht möglich, da die Einführungen noch zu neu find. Ihre Haltung deckt ſich indeſſen mit der des Goldfiſches. Die Zucht der Abarten des Goldfiſches ſtimmt mit der des gew. Gold— fiſches überein, da wo Abweichungen vorkommen, habe ich auf dieſelben aufmerkſam gemacht. Obgleich alle die geſchilderten Abarten des Goldfiſches mit dieſem wenig Ahnlichkeit beſitzen, ſo iſt doch Haltung und Pflege faſt bei allen die gleiche. Alles ſind äußerſt ruhige und friedliebende Tiere, die ein ſtilles Leben unter ſich und mit anderen Tieren führen. Selbſt zur Zeit der Paarung und Fortpflanzung, wo andere Tiere wild, haſtig und erregt ſich zeigen, kämpfend um das Weibchen werben und mit ihren Nebenbuhlern in beſtändiger Fehde leben, fließt auch das Leben des Goldfiſches ſtill, ein— förmig und beſchaulich dahin, nur etwas reger zeigen ſich die paarungs— luſtigen Tiere in dieſer Zeit. Von Goldfiſchen, die Mitbewohner des Aquariums angegriffen hätten, wenn ſie nicht zu klein waren, iſt wenig bekannt geworden, meiſt vertragen ſich die Tiere unter- und miteinander. Die Liebe zur Geſelligkeit iſt bei ihnen wie bei wenigen anderen Fiſchen ſtark ausgeprägt. Wird ein Tier in „Einzelhaft“ gehalten, ſo kann man es ihm deutlich anſehen, daß ihm etwas fehlt. Sobald jedoch noch ein Geſellſchafter dazu kommt, iſt ſein Weſen ſogleich ein anderes und beide Fiſche tummeln ſich dann luſtig in ihrem Behälter. Es wird ſogar geſagt, daß Goldfiſche, die längere Zeit geſellig lebten, ſpäter jedoch einzeln gehalten wurden, aus Gram oder wie man es nennen will, ſtarben. Zu ihrem Gedeihen verlangen Goldfiſche keinen großartig eingerichteten Raum, ſie beanſpruchen weder ein mit Sprinnbrunnen, Durchlüftung, noch ein mit kunſtvollem Felſen ausgeſtattetes Becken, ſondern begnügen ſich mit dem einfachſten mit Pflanzen bewachſenen Aquarium. Für Fiſche, welche zweiſömmerig ſind, genügt zur Zucht ein Aquarium von wenigſtens 20 Liter Inhalt, wenn die Tiere von jung auf an dieſes ge— wöhnt ſind. Größere Fiſche beanſpruchen entſprechend größere Behälter. ee 13. Barbe (Barbus fluviatilis Agass.) Cyprinus Barbus L., Barbus- vulgaris, communis, -eyelolepis. Barbel, Barm, Barbine, Sauchen, Barmbet, Barmen. Der Körper iſt cylindriſch, der Kopf zugeſpitzt, lang und ſchmal, die Oberkiefer rüſſelförmig verlängert, die Lippen fleiſchig und dickwulſtig. Jederſeits ſteht eine dicke Bartel an der Oberlippe, eine längere am Mundwinkel. Die Zähne ſtehen in drei Reihen und ſind nach hinten hakig gebogen. Die Augen ſind klein, der Körper iſt mit länglichen, verhältnißmäßig kleinen und zarten Schuppen bedeckt. Rücken und Afterfloſſe ſind kurz. Bei einigen Arten iſt der dritte Knochenſtrahl der Rücken— floſſe geſägt, bei andern ungeſägt. Die Schwanzfloſſe iſt tief ausgeſchnitten. Die Oberſeite iſt düſter gelblich grün, die Seiten gelblich grau, oft gitterartig, durch ſchwarze Färbung der Schuppentaſchen gezeichnet. Der Bauch iſt ſchmutzig weiß. O beſitzt zur Laichzeit am Kopf und Rücken weißliche Knötchen. — Europa mit Ausſchluß von Nordeuropa. Die Barbe lebt geſellig im ſchnell fließenden Waſſer größerer Flüſſe, die feinkieſigen und ſandigen Grund und nicht zu flaches Waſſer beſitzen. Sie geht ziemlich hoch in das Gebirge hinauf und hat ihre Lieblingsplätze Figur 164. Barbe (Barbus fluviatilis.) in den Strudeln an Brückenpfeilern, Mühlwehren u. ſ. w. Nachts iſt ſie in lebhafter Bewegung. Wie der Karpfen, nährt ſie ſich im Grunde wühlend von Tieren und Abfällen aller Art, ſtellt der Fiſch- und Krebs— brut eifrig nach und vertilgt große Mengen junger Lachſe und Forellen. Im Winter wird ſie lethargiſch, hört zu freſſen auf und liegt dann in tiefen Löchern oder zwiſchen Pfählen in großer Menge beiſammen. Im ganzen gehört die Barbe zu den lebendigſten und regſten Ver— tretern der Karpfenfamilie, wird deshalb auch viel in Karpfenteiche geſetzt, um die ſonſt trägen Karpfen in Bewegung zu halten. Zur Laichzeit ver— ſammelt ſich dieſer Fiſch im Frühjahr in großen Schwärmen in ſtark fließendem Waſſer. In der Regel fällt die Fortpflanzungszeit in die Monate Mai und Juni, einzelne Tiere laichen auch erſt im Juli und Auguſt, dann jedoch höchſt wahrſcheinlich zum zweiten Male, während die erſte Abgabe ae des Laiches ſchon im März und April ſtattfand. Um dieſe Zeit bilden die Tiere Züge von oft mehr als 100 Stück und ſchwimmen in langer Reihe hintereinander. Die alten Weibchen eröffnen den Zug, ihnen folgen die alten Männchen, jüngere Tiere reihen ſich an und die jüngſten bilden den Beſchluß. Im vierten Lebensjahre iſt die Barbe fortpflanzungsfähig. Eigentümlich und noch nicht erklärt iſt die giftige Eigenſchaft des Rogens. „Seine Eyer und Rogen ſind gantz ſchädlich: dann ſie führen den Menſchen in Leibs und Lebend Gefahr mit groſſer Pein und Schmertzen“ jagt ſchon der alte Gesner. Auch Vogt, der der Behauptung anderer Per— ſonen keinen Glauben ſchenken wollte, mußte dieſes in ſeiner Jugend an ſich erfahren. Beſonders ſchädlich iſt der Genuß des Rogens während der Laichzeit der Barbe, es ſind Fälle bekannt geworden, wo durch den Genuß der Tod eingetreten iſt; Erbrechen und Durchfall ſtellen ſich ſtets nach dem Verzehren von Barbenrogen ein. Als Aquariumfiſch eignet ſich die Barbe ſehr gut, wenn ſie mit der Zeit an ſtehendes Waſſer gewöhnt wird. Vor dem Karpfen zeichnet fie ſich durch größere Beweglichkeit aus, doch bringe man im Geſellſchaftsaquarium keine größeren Tiere als von etwa 10 em Länge ein. 14, Schleihe (Tinca vulgaris Cuv.) Cyprinus Tinca L., Tinea aurata, -chrysitis, -maculata, -italica, Leueiseus tinca. Schlei, Schlüpfling, Schuſter, Grünſchleihe, Stachelſchleihe. Der Körper iſt gedrungen, wenig zuſammengedrückt, der kleine Mund halb unterſtändig, an jedem Mundwinkel ein kleiner Bartel. Die keulenförmigen Schlund— zähne ſind zuſammengedrückt, mit einer Furche auf der Kaufläche und ſchwachem Haken an der Spitze. Die Schuppen ſind ſehr fein, klein, mit dickem Schleim überzogen. Die Floſſen ſind dick, fleiſchig und gerundet. Rücken- und Afterfloſſe ſind kurz, beim 2 der zweite Strahl der Bauchfloſſe ſtark verdickt und gebogen. Die Körperfärbung iſt grünlichgelb, die Farbe der Floſſen ſchwärzlich. Der Bauch beſitzt meiſt eine hellere Farbe und einen ſtarken Goldglanz. Zur Laichzeit bilden ſich beim & zahlreiche weißliche Knötchen auf Kopf und Rücken. (Stachelſchleihe.) — Europa mit Ausnahme des hohen Nordens. (Vergleiche Abbildung Seite 380 Figur 165.) Die Schleihe iſt ein allbekannter Fiſch, von dem ſich das Volk mancherlei wunderſame Geſchichten erzählt. Wels und Hecht, ſagt es, ver— ſchonen die Schleihe, und zwar aus Erkenntlichkeit, weil ſie deren Wunden mit ihrem Schleim heilt. Ferner glaubt es, ſie vertreibe beim Menſchen, lebend auf die Stirn gebunden, die Kopfſchmerzen, auf das Genick gelegt, die Augenentzündung ꝛc. Als Speiſefiſch iſt ſie beliebt und wird vielfach gegeſſen. Auſonius ſingt: „Wem auch würde des Volkes Leibſpeiſe, die grünliche Schleihe unbekannt ſein.“ Ruhige, ſchlammige Gewäſſer, ſehr langſam fließende verſumpfte Flüſſe bilden ihre Lieblingsplätze. Hier auf weichem, ſchlammigem Grunde ſucht ſie ihre Nahrung, welche aus kleinen Tieren und zerfallenen Pflanzenteilen beſteht. Zu Beginn des Winters wühlen ſich die Schleihen nach Art ihrer Familienverwandten in den Schlamm ein und verbringen jo die für ſie ungünſtige Jahreszeit in einem ſchlafähnlichen Zuſtande. Auch während des Sommers ſind derartige ſchlaftrunkene Schleihe beobachtet worden. Siebold konnte beobachten, daß unſer Fiſch, der zu mehreren in einem kleinen Teiche aufbewahrt wurde, ſich mit einer Stange aus ſeinem Ver— ſtecke hervorziehen ließ ohne ſich zu rühren, erſt von mehreren unſanften Stößen erwachte das Tier und ſchwamm davon, um ſich wieder im Schlamme zu verbergen. „Sollte dieſes Benehmen nicht als eine Art Tag- oder Sommer— ſchlaf bezeichnet werden können?“ Die Schleihe iſt ein zählebiger aber etwas langweiliger Fiſch, der ſich nur am Boden aufhält. Nur zur Zeit guten Wetters ſteigt ſie in die Höhe und zeigt ſich dann lebhafter. Auch zur Laichzeit, welche in die Monate Mai bis Auguſt fällt, erſcheint fie in größeren Geſellſchaften an der Ober— fläche des Waſſers, um an Waſſerpflanzen den Laich abzuſetzen, aus denen nach acht Tagen die Jungen ſchlüpfen. Kleine Exemplare der Schleihe eignen ſich ſehr gut zur Beſetzung des Aquariums; dieſelben ſind ungemein hart und dauern lange Zeit im Becken aus, nur ſind ſie vor direkten Sonnenſtrahlen zu ſchützen. Als eine Spielart der gemeinen Schleihe faſſe ich die Goldſchleihe auf, obwohl einige Zoologen ſie für eine beſondere Art halten. Goldſchleihe (Tinea aurata Cu.). Die Schuppen ſind dünn, durchſichtig und größer als bei der gemeinen Schleihe. Der Rand des Mundes iſt roſenrot, die ſonſtige Färbung goldgelb oder goldrot. Die Stirn iſt ſchwärzlich, die Backen gelb; der Rücken vor der Floſſe ſchwarz, da— hinter gelbbraun. Die Floſſen ſind in der Regel gefleckt, desgleichen zeigen ſich am Körper einige Flecke. Z it an und für ſich durchſchnittlich lichter gefärbt als das P, welches ſtärker entwickelte Bauchfloſſen beſitzt. Beſonders in Böhmen und Oberſchleſien findet ſich dieſe prachtvolle Abart der Schleihe, die an Schönheit den Goldfiſch übertrifft. Für das Aquarium iſt die Goldſchleihe ſehr zu empfehlen, da ſie ebenſowohl wie die gewöhnliche Schleihe jahrelang ausdauert. Ebenſo empfindlich wie die Stammart iſt auch die Varietät gegen direkte Sonnenſtrahlen, und noch empfindlicher als die erſtere gegen eine plötzliche Temperatur-Veränderung des Waſſers. 15. Gründling (Gobio fluviatilis Cuv.) Cyprinus gobio L., Leueiseus gobio, Gobio vulgaris, -renatus, Jutescens, -obtusirostris, -benacensis,- pollinii. Grundel, Grelling, Gringel, Greßling, Kreſſe, Bachkreſſen. Der Körper iſt walzenförmig geſtreckt, mit dickem Kopf und ſtumpf gewölbter Schnauze. Der kleine Mund halb unterſtändig, von fleiſchigen Lippen umgeben und mit einer kurzen Bartel an jedem Mundwinkel. Schlundzähne ſtehen in zwei Reihen und ſind hakenförmig. Der Körper iſt mit großen, weichen Rundſchuppen bedeckt. Oberſeits ſchwarzgrau, dunkelgrün punktiert, unten ſilberweiß, ins Gelbliche ſpielend. Die Färbung der Floſſen iſt bald rötlich, bald gelblich. Die Schwanz— und Rückenfloſſe trägt ſchwarze Flecke. Z zur Laichzeit dunkler gefärbt und an Kopf und Rücken mit feinkörnigen, weißen Hautwucherungen bedeckt. — Nordeuropa. Klare, ſchnell fließende Bäche ſind die Lieblingsplätze des Gründlings, doch findet er ſich noch an anderen Orten, wenn er auch die erſtgenannten — 380 — Waſſerläufe entſchieden bevorzugt, ja er wagt ſich ſogar in's Brackwaſſer, desgl. auch in unterirdiſche Waſſerläufe. In großen Scharen vereinigt, liegt der Gründling feſt am Grunde des Waſſers; ihm ſcheint Geſelligkeit ein Bedürfnis zu ſein. Wegen ſeiner beſonderen Vorliebe für Aas iſt der Fiſch nicht mit Unrecht als Totengräber bezeichnet worden. Marſigli erzählt, daß man nach der Belagerung von Wien 1683 die erſchlagenen Türken nebſt ihren Pferden, um die Leichen nur los zu werden, in die Donau geworfen habe, wo ſich dann die Gründlinge an dem Aaſe ordentlich gemäſtet, aber das Fleiſch der Menſchen dem der Roſſe vorgezogen hätten. Lebt der Gründling in Seen, ſo ſteigt er im Frühlinge in großer Zahl in die Flüſſe, um hier ſeinen Laich abzuſetzen. Die Laichzeit iſt die 9 DREIER Figur 165. 1. Schleihe (Tinca vulgaris), 2. Gründling (Gobio fluviatilis). Zeit vom Mai bis Juni. Rusconi hatte das Vergnügen, in Deſio dem Laichgeſchäfte des Gründlings beizuwohnen. Seiner Schilderung folge ich im Auszuge. Die Tiere hatten ſich zu ihrem Geſchäfte die Mündung eines ſehr flachen Baches auserſehen, wo das Waſſer in ſo geringer Menge floß, daß die Kieſel in ſeinem Bette faſt trocken waren. Die Fiſche näherten ſich der Mündung des Baches, dann ſchwammen ſie plötzlich raſch, gaben ſich hier— durch einen Stoß und ſchoſſen jo etwa 1 m in den Bach hinauf, ohne zu ſpringen, gleichſam über den Kies hingleitend. „Nach dieſem erſten An— laufe hielten ſie an, beugten Rumpf und Schwanz abwechſelnd nach rechts und links und rieben ſich ſo mit der Bauchfläche auf dem Kieſe. Dabei lag, mit Ausnahme des Bauches und des unteren Teiles des Kopfes, ihr ganzer Körper im Trocknen. In dieſer Lage blieben ſie 7—8 Sekunden, dann ſchlugen ſie heftig mit dem Schwanze auf den Boden des Baches, — 381 — daß das Waſſer nach allen Seiten herausſpritzte, wandten ſich und glitten wieder in den nahen See hinab, um bald darauf dasſelbe Spiel zu wieder— holen.“ In dieſer Weiſe ſtiegen die Geſchlechter in den Bach aufwärts; die Männchen ließen den Samen, die Weibchen die Eier fallen. Das Ab— laichen geht unter lautem Geplätſcher vor ſich. Die faſt 2 mm großen hellbläulichen Eier kleben, und da ſie im ſeichten Waſſer abgelegt werden, wo dieſes von der Sonne gut durchwärmt wird, ſind ſie bald gezeitigt. Die junge Brut von 2 em Länge findet man im Anfange des Auguſt in dichten Schwärmen am Rande des flachen Ufers, wo ſie behaglich in der Sonne ruht. Der Gründling wird oft im Aquarium gehalten, wenn er auch dem Liebhaber kaum nennenswerte Freude bereitet. Inſofern als das Tier ſehr zähe iſt, kann man ihn als dankbaren Aquarienfiſch bezeichnen. Eine andere Art des Gründlings iſt der Steingreßling (Gobio uranoseopus Agass.) Das Tier iſt kleiner, niedriger und runder als der Gründling, in der Färbung lichter und auf dem Rücken meiſt dunkel quergeſtreift, auch ſind die Bartfäden länger bei dieſem als beim Gründling. — Im Flußgebiete der Donau und Dnieſter. 16. Bitterling (Rhodeus amarus Bloch.) Cyprinus amarus L. Der Körper iſt hoch, ſeitlich zuſammengedrückt, die Seitenlinie auf die erſten 5 oder 6 Schuppen Pesch enz Die Schlundzähne ſtehen jederſeits in einer Reihe und haben ſeitlich zuſammengedrückte, ſchräg abgeſchliffene Kronen. Der Rücken iſt grau oder blaugrau, die Seiten ſilberglänzend, die Floſſen blaßrötlich. Zur Laichzeit legt das 05 ein prachtvolles Hochzeitskleid an, deſſen Farbenglanz ſchwer zu beſchreiben D iſt. ie ganze Körperoberfläche ſchillert dann in den ſchönſten Regenbogenfarben. Die Seiten ſind blau; der Längsſtreif ſmaragdgrün; Bruſt und Bauch, ſowie das Auge orange: Rücken und Afterfloſſe rot mit ſchwarzem Saum; dicht über der Ober— lippe erhebt ſich zu dieſer Zeit eine Wulſt von kreideweißen Warzen. Das Q behält ſeine einfache Färbung auch zur Laichzeit bei, jedoch entwickelt ſich bei ihm eine lange, elaſtiſche Legeröhre. — Mitteleuropa. Dieſes ebenſo zierliche als farbenſchön gezeichnete, ſtets lebhafte Fiſchchen iſt der kleinſte Vertreter unſerer Karpfenfiſche und bewohnt reine Bäche und Flüſſe Mitteleuropas, insbeſondere die Gebiete des Rheins, der Donau, der Elbe, wo es ſich an ruhig ſtrömenden Stellen aufhält. Er nährt ſich hauptſächlich von Waſſerinſekten, Flohkrebſen, verſchmäht jedoch auch feine Pflanzenſtoffe nicht. Seinen Namen führt der Bitterling von dem bitteren Geſchmacke ſeines Fleiſches, welches ihn vollſtändig ungenießbar macht, in— deſſen dürfte er auch ſonſt wohl ſeiner Kleinheit wegen nicht gegeſſen werden. Dort, wo die Strömung des mündenden Baches in dem nicht tiefen Fluſſe eine Sandbank gebildet, wo hart am Ufer Waſſerpeſt und Hornkraut kleine Pflanzendickichte bilden, erblicken wir den Bitterling in anmutigem Spiel mit einer Schar gleich fröhlicher Genoſſen. Er übertrifft alle unſeren Flußfiſche an Anmut der Bewegung, Schönheit der Färbung und Zierlichkeit der Geſtalt. Es iſt eine Freude, dieſes höchſtens 9 em lange Fiſchchen im Spiel mit ſeinesgleichen zu beobachten. Bald tummeln ſich die kleinen Geſellen im hellſten Sonnenlichte über dem ſandigen Boden, ſich drehend ee und wendend, daß helle Blitze von den ſilberglänzenden Seiten aufleuchten; dann wieder verfolgt eines der Tiere neckiſch einen Genoſſen, um gleich darauf ihm zu entfliehen. Leicht und gewandt ſind alle Bewegungen, ſtets jagen ſie ſich ſpielend umher und doch ſieht man kaum eine Bewegung der blaßrötlichen Floſſen. Plötzlich — war es eine Bewegung unſererſeits, oder erblickte die muntere Schar einen Raubfiſch? — ſind ſie zwiſchen den wuchernden Pflanzen verſchwunden und nicht mehr zu entdecken. Das Verſteck iſt vor— trefflich gewählt. Die graugrüne Färbung ihres Rücken harmoniert vor— züglich mit dem düſteren Grün der Waſſerpflanzen und verbirgt ſie den ſpähenden Augen gänzlich. Aber lange währt es nicht, bis eins der Tiere nach dem anderen ſich wieder aus dem Pflanzengeſtrüpp hervorwagt, um das jäh unterbrochene Spiel im freien Waller wieder aufzunehmen. Zur Laichzeit, im Monat April, Mai und Juni, iſt das Leben und Treiben der Bitterlinge noch lebhafter und unruhiger. Erregt jagt das Männchen mit dem Weibchen umher; ſein Körper ſtrahlt in den prächtigſten Farben und metalliſch glänzend iſt ſein Schuppenkleid. Das Kleid des Weibchens bleibt auch in dieſer Periode ſo einfach, wie es immer war, indeſſen zeigt ſich bei ihm eine ganz wunderbare Erſcheinung. Aus dem Hinterleibe, zwiſchen Bauch- und Afterfloſſe, tritt eine rötliche Legeröhre hervor, die wie ein wurmartiger Strang frei hernieder hängt. Wozu dient dies eigenartige Anhängſel? Lange dauerte es, ehe man entdeckte, daß es zum Ablegen der Eier gebraucht wird, aber noch immer war man ſich nicht klar, weshalb dieſes Ablegen nicht nach Art anderer Fiſche geſchähe. Erſt 1869 entdeckte Noll die Bedeutung und den Zweck der Legeröhre. Der Bitterling vertraut nämlich ſeine Eier den Kiemen einer Muſchel, mit Vor— liebe denen der Malermuſchel an. Unruhig ſchwimmt das Weibchen umher, verfolgt von dem ſchönen Männchen, das es zu einer Muſchel zu treiben verſucht, damit es dort die Eier ablege. Senkrecht im Waſſer ſtehend, mit dem Kopfe nach unten, ſchaut das Weibchen das als Brutſtätte für ihre Nachkommenſchaft erkorene Weichtier an, um plötzlich herabzuſchießen, die Legröhre zwiſchen die Kiemen zu ſtecken, das Ei abzulegen und ſchnell die Röhre aus den Schalen zu entfernen. Jetzt eilt das Männchen herzu, das aufmerkſam dem Thun und Treiben des Weibchens gefolgt iſt und ergießt, am ganzen Körper zitternd, ſeine Milch über den Atemſchlitz der Muſchel, um das Ei zu befruchten. Dieſer Vorgang wiederholt ſich während der Laichzeit, die in der Freiheit vom April bis Juni dauert, in Zwiſchen— räumen von mehreren Tagen. Sind die jungen Fiſche ſoweit ausgebildet, daß ſie ein ſelbſtändiges Leben führen können, ſo begeben ſie ſich nach der Kloake, in welcher die Kiemen der Muſchel münden und gelangen durch die Auswurfsöffnung ins Freie. Es iſt ein höchſt merkwürdiges Wechſelverhältnis, welches ſich hier zeigt. Die junge Muſchel ſucht Zuflucht bei einem Fiſche, von deſſen Schleim ſie ſich nährt, und nimmt ihrerſeits, wenn ſie erwachſen iſt, die Jungen einer anderen Fiſchart, welche die Eihülle ſo früh verlaſſen, daß ſie im Freien noch nicht leben können, in ihre ſchützende Obhut. — 383 — Nachdem die Laichzeit vorüber iſt, ſchrumpft die Legröhre des Weibchens zuſammen, das Männchen legt ſeine prächtige Färbung ab, das Hochzeits— kleid hat dem Alltagskleide Platz gemacht. Seiner Schönheit und Munterkeit wegen iſt der Bitterling eine der anziehendſten und reizendſten Erſcheinungen des Aquariums. Wie hart und widerſtandsfähig das Tier iſt, zeigt folgende Erzählung eines meiner Freunde aus der erſten Zeit ſeiner Aquariumliebhaberei. Er jagt: „Im Winter hatte ich meine Bitterlinge in einem ungeheizten Zimmer in einem Becken, welches unten mit Fußſand gefüllt war und eine Steingrotte ent— hielt. Sie ſchwammen luſtig in dieſem Behälter umher, trotzdem es kälter und kälter wurde. Schließlich war das Waſſer ge— froren und ich mußte je— den Morgen und Abend das Eis auf— brechen, da— mit das Becken nicht ganz zufror. Da, wäh— rend einer bitterkalten Nacht, war das Waſſer faſt bis zum Grunde er— ſtarrt und ich ſah nur noch ver— ſchwommen die Tiere langſam und träge umherſchwimmen und zu meinem größten Bedauern ſah ich eins der Tiere im Eiſe eingefroren. Ich hatte nun nichts eiligeres zu thun, als das Becken in die warme Stube zu bringen, um das Eis allmählich aufzutauen und das tote Fiſchchen — ich hielt es wenigſtens dafür — zu entfernen. Groß war indeſſen mein Erſtaunen, als es von den Eisfeſſeln befreit, ruhig, wenn auch ſchwerfällig und ſchwankend umher— ſchwamm. Nach einiger Zeit hatte ſich das Tierchen vollſtändig erholt, ſo— daß ich das Becken in das kalte Zimmer zurückbrachte, um nicht einen zu raſchen Umſchwung in der Temperatur des Waſſers hervorzurufen.“ Die Zucht des Bitterlings im Aquarium iſt ſehr einfach und reich an intereſſanten Beobachtungen. Für ſie genügt ein Becken von 10 Liter Figur 166. Bitterkalge (Khodeus amarus) in der Laichzeit. h 8 x 5 — 384 — Inhalt. Wer einmal Bitterlinge im Becken gezüchtet hat, der weiß erſt, in welch' ‚prachtvollen Kleide das Männchen zu dieſer Zeit prangt und wird das Tier zu den ſchönſten Fiſchen unſerer Heimat zählen. Zur Laichzeit verſchaffe man ſich einige Malermuſcheln (Unio pietorum) und bringe ſie in das als Zuchtbecken beſtimmte Aquarium. Haben ſich die Muſcheln hier im Sande eingegraben, ſo können die Zuchtfiſche in das betreffende Aquarium überführt werden. Das Männchen wird bald die Muſcheln bemerken und ſich an derſelben zu ſchaffen machen. In ſchräger Richtung, den Kopf nach unten geneigt, macht es dicht über der Kiemen— öffnung Halt. Einige Sekunden ſteht der Fiſch in dieſer Stellung und führt der Muſchel durch lebhafte Fächelung der Bruſtfloſſen friſches Waſſer zu. Während dieſer Zeit erſtrahlt ſein Schuppenkleid in einem herrlichen Glanze. Sind mehrere Paare im Becken, ſo vertreibt das Männchen jeden ſich der Muſchel nähernden Fiſch. Es iſt überhaupt zu empfehlen, nur ein Männchen und zwei Weibchen im Zuchtaquarium unterzubringen. Das Weibchen legt ſtets zwei Eier zu gleicher Zeit in die Kiemenöffnung der Muſchel. Wechſelt man alle 10 Tage etwa die Muf ſcheln im Aquarium und bringt die mit Eiern verſehenen in beſondere Behälter, 1 = zu denen ſich 3 B. Einmachglä äſer ſehr gut eignen, ſo 1 c im kommen die Jungen nicht im Zuchtaquarium aus, Sande. (Die Pfeile ſondern in den betreffenden Gefäßen. Die aus der deuten das aus, und Muſchel ſchlüpfenden Fiſche entgehen hierdurch der Ge— ee ls fahr, von den Alten gefreſſen zu werden. In den frühen ling. Morgenſtunden verlaſſen die jungen Fiſche, faſt ſtets zu zweien, ihre Amme. Der Dotterſack iſt bei ihnen verſchwunden und die Tiere ſchnappen nach Nahrung. Zu dieſer Zeit ſind fie noch ſehr durchſichtig, _ färben ſich indeſſen bald dunkler. Nach einigen Tagen machen die jungen Tiere ſchon Jagd auf kleine Cyelops und Daphnien, und iſt ihre Erhaltung dann nicht mehr ſchwierig. Genau iſt noch nicht feſtgeſtellt, wie lange die jungen Fiſchchen im Innern der Muſchel bleiben, doch dürfte die Zeit wenig über 14 Tage betragen. 17. Ellritze (Phoxinus laevis Ag.). Leueiseus Phoxinus L., Phoxinus aphya, -chrysoprasius, -belonii, -marsilii, Cyprinus phoxinus ete. Ellering, Pfrille, Pfell, Biere, Maigiere, Rümpchen, Gievchen, Maigänschen, Grümpel, Haberfiſchl, Hunderttauſendfiſchl, Spierling, Zankerl, Zarſcheli, Rindling, Lennepiere, Seidlfiſch, Sonnenfiſchl, Wetterling, Moſaik-Zebrafiſch, Sumpf— und Gebirgsellritze 2c. Die Körperform iſt fait cylindriſch, nur im Schwanzteil zuſammengedrückt. Der Mund iſt endſtändig, die Schnauze ſtark gewölbt. Die Schlundzähne ſind doppel- reihig; ihre Spitzen hakig umgebogen. Die den Körper deckenden Schuppen ſind ſehr zart und decken ſich nicht überall. Es finden ſich größere, oft unbeſchuppte Flecken an Rücken und Bauch. Die Seitenlinie iſt nur im vorderen Teile des — 385 — Körpers entwickelt. Die Färbung variiert ſehr. Der Rücken iſt gewöhnlich grünlich, oft auch ſchmutzig grau und durch kleine dunkle Flecken mehr oder weniger getrübt. Oft zeigt ſich längs der Mittellinie des Rückens ein ſchwarzer, vom Rücken bis zur Schwanzfloſſe verlaufender, aus einer Längsreihe von Flecken beſtehender Streifen. Die Seiten ſind ſilbern oder meſſingglänzend, mit einer goldfarbenen Längsbinde auf der Seitenlinie und gewöhnlich unterhalb derſelben mit einer Reihe kurzer ſchwärzlicher Querbinden gezeichnet. Die Unterſeite iſt gelblich oder weiß, oft purpurrot. Die Floſſen find gelblich grau. Zur Laichzeit § und JJ dunkler, erſteres oft ganz ſchwarz. In der Färbung ſind beide Geſchlechter nicht verſchieden. — Mitteleuropa. (Vergleiche Abbildung Seite 388 Figur 167.) Die Ellritze lebt geſellig in klaren Bächen und Flüſſen mit ſandigem oder kieſigem Grunde. Einzeln ſieht man das Tier nur ſehr ſelten, faſt ſtets ſind es ganze Schwärme, die ſich nahe dem Waſſerſpiegel umher— treiben, äußerſt behende auf- und niederſpringen, aber bei jedem Geräuſche ſcheu entfliehen, ja ſo eingeſchüchtert werden können, daß ſie nach Ruſſegger ſich tauſende von Klaftern in das Innere eines Stollens eindrängen, deſſen Abflußwaſſer folgend. „Bei großer Hitze verlaſſen ſie zuweilen eine Stelle, die ihnen längere Zeit zum Aufenthaltsorte diente, und ſteigen entweder in dem Fluſſe aufwärts dem friſchen Waſſer entgegen, oder verlaſſen ihn gänzlich und wandern maſſenhaft in einem ſeiner Nebenflüſſe zu Berge. Dabei überſpringen ſie Hinderniſſe, die mit ihrer geringen Leibesgröße und Kraft in keinem Verhältnis zu ſtehen ſcheinen, und wenn erſt einer das Hemmnis glücklich überwunden hat, folgen die anderen unter allen Um— ſtänden nach. Ein Cornelius befreundeter Beobachter hat dieſem folgende Angaben über dieſe Wanderungen mitgeteilt. In den Rheinlanden werden die Ellritzen gewöhnlich „Maigieren“, oder der Lenne zu Liebe „Lennepieren“ genannt, weil ſie ſich in dieſem Fluſſe während der Laichzeit in großen Zügen einfinden oder zeigen. Sie erſcheinen meiſt bei mittlerem Waſſer— ſtande und heiterem Wetter, weil bei niederem Waſſer ihnen die vielen Fabrikanlagen zu große Hinderniſſe in den Weg legen. Zu genannter Zeit ſind die Brücken belagert von der Jugend, die den Zügen dieſer kleinen, hübſchen Tiere mit Vergnügen zuſieht. Ein einziger Zug mag etwa 0,5 m breit ſein; in ihm aber liegen die Fiſche ſo dicht neben- und über einander wie die Heringe in einem Faſſe. Ein Zug folgt in kurzer Unterbrechung dem anderen, und ſo geht es den ganzen Tag über fort, ſodaß die Anzahl der in der Lenne befindlichen Fiſchchen dieſer Art nur nach Millionen ge— ſchätzt werden kann.“ (Brehm.) In den Gebirgen geht die Ellritze bis 2000 Meter hoch, und findet ſich hier oft mit dem Strömer (Leueiseus agassizi) (vergleiche Abbildung Seite 392 Figur 168) in Scharen zuſammen, der ſeine Verbreitung lediglich im Alpengebiet hat. Ihre Nahrung nimmt die Ellritze ſowohl aus dem Pflanzen-, als auch aus dem Tierreiche. Ein Engländer fand, wie Brehm erzählt, zu— ſammengeſcharte Ellritzen, die ihre Köpfe in einem Mittelpunkte zuſammen— geſtellt hatten und ſich mit dem Waſſer treiben ließen, und fand bei genauer Unterſuchung als Urſache dieſer Zuſammenrottung den Leichnam eines Mit— gliedes des Schwarmes, der von den übrigen aufgezehrt wurde. Die Laichzeit unſeres Fiſches fällt in die erſten Monate des Frühlings, Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 25 — 386 — gewöhnlich in den Mai und Juni, ſelten verſchiebt ſie ſich bis zum Juli. Die Eiablage ſelbſt geſchieht an ſeichten, ſandigen Stellen, wohin jedes Weibchen von zwei bis drei Männchen begleitet wird, die ſogleich nach dem Ablaichen den Laich befruchten. Nach etwa 6 Tagen durchbrechen die Jungen die Eihülle, wachſen aber, wenn ſie eine Länge von etwa 2 em er— reicht haben, ſehr langſam und ſind erſt im vierten Lebensjahre fort— pflanzungsfähig. Die Ellritze iſt für das Aquarium einer der empfehlenswerteſten Fiſche. „An dem Tiere,“ ſagt Hinderer treffend, „iſt alles Leben! Mit Purzel— bäumen allein, die das muntere Fiſchlein außer Waſſer durch die Luft ſchlägt, iſt's nicht gethan; das einemal macht es auf einen anderen Aquarien— bewohner eifrig Jagd, ſucht dieſem alle Ränke abzuſchneiden und verſetzt ihm, ohne bösartig zu ſein, Stöße, dann beſinnt es ſich auf einmal eines Beſſeren, läßt mit einem Ruck von der Verfolgung ab und tummelt ſich, mit dem Leibe oder dem Kopfe gegen den Boden ſchnellend, in graziöſen Bogen am Grunde des Behälters, wobei der ganze Körper ſchillert und glitzert; dann wieder ſtellt es mit ſeinen Stammesgenoſſen eine Art Wett— rennen an und gleich darauf tändelt es einzeln an der dem Lichte zu— gekehrten Glasſcheibe auf und ab, immer mit dem Kopf gegen das Glas ſtoßend — und ſo geht es fort und ein Bild drängt das andere, daß man nur gerade zu ſchauen hat. Ahnliche Lebhaftigkeit habe ich noch bei keinem Fiſch geſehen.“ Friſch gefangenen Tieren iſt in der erſten Zeit möglichſt ſauerſtoffhaltiges Waſſer zu bieten, eingewöhnt halten ſich die Tiere lange Zeit gut im Becken. Zur Laichzeit werden gefangene Ellritzen, die ein großes Becken bewohnen, krankhaft erregt, erholen ſich jedoch in den meiſten Fällen von dieſer Aufregung wieder. In kleineren Becken gehaltene Tiere zeigen eine derartige Erregung nicht. 18. Aland (Leueiscus idus L.). Idus melanotus Heck. et Kner, Leueiseus neglectus, -cephalus, -orfus, -jeses, Cyprinus idus, -idbarus, microlepidotus; Orkus ruber. Kühling, Aländer, Seekarpfen, Rohrkarpfen, Stromkarpfen, Dübel, Dickkopf, Göſe, Geſenitz, Deſe, Giſitzer, Gängling, Orfe, Nerfling ꝛc. ꝛc. Die Körperform dem Karpfen gleichend. — Mitteleuropa und Mittelaſien, auf den britiſchen Inſeln fehlend. (Tafel heimiſche Fiſche Figur 3.) Im nördlichen Europa, beſonders im Gebiete der Elbe, findet ſich der Aland in großer Zahl. Er ſchwimmt ſehr ſchnell und liebt den ſtärkſten Strom, daher zeigt er ſich am häufigſten in der Nähe der Mühlen, doch bewohnt er auch größere Seen und kommt ſogar an den Küſten der Oſtſee vor. Gewöhnlich in kleineren Geſellſchaften vereinigt, ſchwimmt unſer Fiſch abends nahe der Oberfläche des Waſſers. Reines, kaltes und tiefes Waſſer ſcheint zu ſeinen Lebensbedingungen zu gehören. Die Laichzeit fällt in die Monate Mai und Juni. Zu dieſer Zeit, zu Anfang Mai, kommt bei dem Männchen der Hautausſchlag zum Vor— ſchein, dann beginnen die in Seen lebenden Alande in die Flüſſe zu ſteigen, 207 S ) wo ſie fich ſandige oder an Waſſerpflanzen reiche Stellen zum Ablegen des Laiches ausſuchen. Iſt das Frühjahr warm und günſtig, ſo kann die Laich— zeit ſchon im April ihren Anfang nehmen. Die zahlreichen, 1,5 mm großen Eier werden unter großem Geräuſch an Steinen oder Waſſerpflanzen ab— geſetzt. Kommt der Winter in das Land, ſo geht der Aland in die Tiefe. Schon der alte Gesner unterſcheidet im 16. Jahrhundert als beſtändige Abart des Alandes die Goldorfe, die in Süddeutſchland als Lokalraſſe vorkommt. Neuerdings wird von einigen verſucht, die Orfe als beſondere Fiſchart hinzuſtellen, da ſie hinſichtlich ihrer Lebensweiſe, Ernährung ꝛc. in mehreren Punkten vom Alande abweicht. Nach meinem Dafürhalten ſind dieſe Unterſchiede wohl nur durch die ſtändige künſtliche Zucht entſtanden. Die Goldorfe liebt ruhiges, warmes Waſſer und ſchwimmt beſtändig an der Oberfläche. Hier ſucht ſie ſich Inſekten und andere Tierchen, wie auch pflanzliche Stoffe. Der ſteten Munterkeit, ihres genügſamen Weſens und ihrer leichten Zucht wegen und weil ſie ſchon von klein an ihre hübſche Farbe beſitzt, iſt fie begehrenswerter als Zierfiſch, wie der Goldfiſch. Auch iſt ihre Körperform zierlicher und ſchöner als die des letzteren. Alle dieſe Gründe ſind maßgebend geweſen, ſie immer beliebter als Aquarium— fiſch zu machen. Ihre Zucht wird hauptſächlich in Süddeutſchland betrieben. In den Handel kommt fie unter dem Namen „falſcher Goldfiſch“ oder „Goldnerfling“. Für die Zucht der Goldorfe iſt Bedingung: warmes Waſſer; wenig Strömung; ſandiger Grund; keine Waſſerpflanzen, nur am Rande wenige Vegetation, Waſſertiefe in Teichen I—1!/, m und ganz flache Ufer zum Laichen. 19. Plütze (Leueiseus rutilus L.). Leuciscus prasinus, -deeipiens, -pallens, -rutiloides, -pausingeri, selysii, Cyprinus rutilus, -rubellio. Rot— karpfen, Rotäugel, Schwal, Ridde, Bleier. (Außerdem die Namen des Rotauges ſ. d.). Der Körper iſt zuſammengedrückt. Die Körperform ſehr ſchwankend. Der Kopf kurz, gedrungen, mit kleinem, endſtändigem, wenig ſchrägem Munde. Die Schlundknochen gedrungen. Die vorderen Schlundzähne ſtumpf, kegelförmig, die hinteren zuſammengedrückt, mit ſchmaler Kaufurche, an der Oberſeite mit einigen flachen Kerben und am Ende mit ſchwachen Haken. Die Bauchkante iſt zwiſchen Bauch- und Afterfloſſe abgerundet. Die Färbung in der Regel blaugrün oder blau— grau, an den Seiten und Bauch ſilberfarben. Die Lippen und alle Floſſen mennig— rot, Rücken- und Schwanzfloſſe häufig mit ſchwärzlichem Anfluge. Die Naſenlöcher ſtehen dicht vor den rotgefärbten Augen. Die Schuppen find groß. 3 zur Laichzeit am ganzen Körper mit weißlichen, ſtumpf kegelförmigen Knötchen bedeckt. — Mittel— europa. (Tafel heimische Fiſche Figur 1.) Von allen Karpfenfiſchen iſt die Plötze der verbreitetſte Fiſch dieſer Familie. Süße Gewäſſer aller Art, auch das Brackwaſſer, beherbergen dieſen Fiſch. In der Nordſee tritt die Plötze ſelten, in der Oſtſee dagegen ungemein häufig auf. Die Tiere halten ſich ſtets ſcharenweiſe zuſammen und nähren ſich von Würmern, Kerfen, Rogen, kleinen Fiſchen und Waſſer— 25* — 388 — pflanzen, mit beſonderer Vorliebe werden Algen von ihnen verzehrt. Nach den erſteren wühlen ſie oft nach Art des Karpfens im Grunde. Die Plötze vermag ſehr raſch zu ſchwimmen, iſt lebhaft und ſcheu, jedoch harmlos und nicht beſonders klug. Nicht immer zu ihrem Vorteil geht ſie unter andere Fiſche. So behaglich ſie ſich hier fühlt, ſo unruhig wird ſie, ſobald ſie in die Nähe eines Hechtes kommt, denn dieſen, ihren gefährlichſten Feind, kennt ſie ſehr wohl. Die Laichzeit der Plötze fällt in die Monate Mai und Juni, ſehr oft auch beginnt das Ablegen des Laiches in günſtigen Frühjahren ſchon im März oder April. In dicht gedrängten Scharen verlaſſen die GOES 4 REEL EST ENTE „„ Figur 167. 1. Ellritze Phoxinus laevis. 2. Rotauge Scardinus erythrophthalmus. Tiere zu dieſer Zeit die Seen, wo ſie den Winter verbracht haben und ſteigen in die Flüſſe auf. In ganz regelmäßigen Zügen erſcheint die Plötze nach Lund auf den betreffenden Plätzen, zuerſt 50 bis 100 Männchen, ſo— dann die Weibchen und hierauf wieder die Männchen, worauf dann die Eier abgelegt werden. Dieſe werden unter lautem Geplätſcher an Waſſer— pflanzen abgeſetzt. Vorſicht läßt jedoch die Plötze beim Laichgeſchäft nicht außer Acht, die Tiere tauchen bei der geringſten Störung, wenn ſie etwas auf dem Waſſer bemerken, unter. Verwandte Arten der Plötze ſind bei uns der Fraufiſch (Leueiseus virgo Heek) in der Donau und deren Nebenflüſſen, der Perlfiſch (Leu— eiseus Meidingeri Heck) im Chiem-, Atter- und Mondſee. In der Lebensweiſe ſtimmt die Plötze mit dem Rotauge faſt ganz überein und wird auch häufig mit dieſem verwechſelt. Sie liebt mehr langſam fließende Gewäſſer. Beide Fiſche, ſowie ihre verwandten Arten, werden vielfach im Aquarium gehalten. Hier zeigt ſich das Rotauge noch haltbarer als die Plötze, doch ſind beide Fiſche ziemlich ausdauernd, bleiben aber ſtets ſcheu und furchtſam. 20. BRotauge (Scardinius exythrophthalmus L.). Leueiseus erythroph- thalmus, -eoeruleus, -apollonitis, -rubilio. Cyprinus erythrophthalmus, -erythrops, -eoeruleus, -compressus, Scardinius maerophthalmus,- hesperidieus, plotiza, scardafa, -dergle. Rotten, Rotfeder, Röttel, Rotfloſſer, Rotaſchel, Rotungen, Ruiſch, Scharl, Sarf, Furne (außerdem die Namen der Plötze ſ. d.) Körper ſeitlich zuſammengedrückt, hoch, Mundſpalte ſteil nach aufwärts gerichtet. Die Schlundzähne ſind an der oberen Seite ſtark ſägezähnig. Die Bauchkante vor den Bauchfloſſen gerundet, zwiſchen Bauchfloſſen und After ſcharf und mit gekielten Schuppen bedeckt. Form und Färbung wechſeln, letztere meiſt blau oder braungrün, die Seiten ſilberig. Die Floſſen blutrot, Schwanz- und Bruſt— floſſe oft ſchwärzlich angehaucht. Das Auge iſt goldglänzend, oben meiſt ein roter Fleck. Z zur Laichzeit mit einem feinkörnigen Ausſchlag auf Scheitel und Rücken. — Faſt ganz Europa. 21. Dübel (Squalius cephalus L.). Leueiseus cephalus, -dobula, frigidus, -latifrons, -squalus, -tiberinus, cavedanus, -albiensis, -eii, Squalius thyberinus, -albus, -dobula, -meridionalis, -clathratus. Diebel, Deibel, Dübel, Dickkopf, Rohrkarpfen, Schuppfiſch, Möne, Mine, Alten, Altl, Aitel, Elten, Schott ꝛc. Der Körper iſt walzenförmig, wenig zuſammengedrückt. Der Kopf breit, der Mund rund. Die Schlundzähne ſind glatt, etwas zuſammengedrückt und mit hakiger Spitze. Die Schuppen ſind ſehr groß und feſt. Der Hinterrand der Rücken- und Afterfloffe iſt leicht konvex. Der Rücken iſt in der Färbung ſchwarzgrün, die Seiten goldgelb oder ſilberfarben, der Bauch weiß, blaßrot angehaucht. Rücken und Schwanz— floſſe ſind auf ſchwärzlichem Grunde rötlich überflogen, After- und Bruſtfloſſen hoch— rot. — Mitteleuropa. Die Flüſſe und Bäche, aber auch die Seen von Mitteleuropa, mit Ausnahme Dänemarks, beherbergen den Döbel. Er iſt, wie ſeine vielen Namen ſchon anzeigen, ein ganz bekannter Fiſch und wird in allen den Gewäſſern nicht vergeblich geſucht, die klares, mäßig bewegtes Waſſer be— ſitzen. Auch im gebirgigen Lande findet ſich dieſer Fiſch, hier ſteigt er bis zu einer Höhe von 1000 m auf, ſeltener findet er ſich im Brackwaſſer der Buchten der Oſtſee und der finniſchen Küſten. In kleineren oder größeren Geſellſchaften vereinigt, ſteht der Döbel mit Vorliebe an Brückenpfeilern oder Waſſermühlen, wo er auf alle Tiere, die er bewältigen kann, Jagd macht. Große Döbel verzehren ſelbſt Fröſche, Mäuſe und Ratten. Derartige Beuteſtücke werden den Tieren indeſſen nur ſelten geboten, ſie begnügen ſich meiſt mit kleineren Nährtieren, ver— ſchmähen Abfälle aller Art nicht, ja nehmen ſelbſt mit Vorliebe Algen zu ſich. Bei warmem Wetter ſtreifen die Tiere an der Oberfläche des Waſſers hin, bei Kälte ſuchen ſie tiefes Waſſer auf. Solange der Döbel jung iſt, hält er ſich meiſt in kleinen Bächen oder Flüſſen mit kieſigem und ſandigem Grunde auf, hier an langſam fließenden Stellen ſich zu Hunderten tummelnd, aber bei dem geringſten Geräuſche pfeilſchnell in das tiefere Waſſer ent— weichend. Bei reichlicher Beute wächſt der Döbel ſehr raſch; erfahrene Fiſcher verſichern, daß er jährlich etwa 500 g zunimmt. — Die Laichzeit fällt in die Monate Mai und Juni. Der Laich wird im ſtrömenden Waſſer an Steinen und Waſſerpflanzen abgeſetzt. Zu dieſer Zeit zeigt ſich auch beim Männchen ein ſehr feinkörniger Laichausſchlag am Oberkörper. Als Speiſefiſch iſt der Döbel nicht ſehr wertvoll, ſein Fleiſch iſt grätig und erfreut ſich keiner beſonderen Beliebtheit. Mit dem Döbel verwandt iſt der Häsling (Squalius leueiseus L.). Schlanker und geſtreckter als der Döbel gebaut und mit ſchmalerem Kopf. Die Oberſeite bräunlich oder ſchwarzblau, an den Seiten und am Bauche ſilberglänzend, mitunter mit gelblichem Schimmer. Rücken- und Schwanzfloſſe ſind gräulich, die übrigen Floſſen gelblich bis orange. Der hintere Rand der Rücken- und Afterfloſſe iſt konkav. — Mittel- und Nordeuropa. (Vergl. Abbildung Seite 392, Figur 168). Der Häsling bewohnt lebhaft ſtrömende Bäche und Flüſſe, auch Seen und die Haffe. Wie der Döbel, lebt auch er in kleinen Geſellſchaften, iſt jedoch munterer wie erſterer. Seine Laichzeit fällt in die Monate April und Mai. Er wird ſehr häufig mit dem Aland und Döbel verwechſelt. Beide Fiſche können in kleineren Exemplaren im Aquarium gehalten werden. Größere Tiere ſind indeſſen nicht mit kleineren zu vereinigen, da beide räuberiſcher Natur ſind. 22. Napfen (Aspius rapax Ag.). Aspius vulgaris, Cyprinus aspius, -rapax, -taeniatus, Abramis aspius, Leuciscus aspius. Rappe, Raape, Raapen, Schind, Schitt, Schütt, Schieg, Schick, Zalat, Salat, Selat, Mülpe, Mäuſebeißer, Rotſchindel, Mülbe, Raubalet, Schieken. Der Körper langgeſtreckt und rundlich. Der Kopf ſchlank, der Mund groß, der Unterkiefer etwas gekrümmt. Die Schlundknochen ſind ſchlank, die Schlundzähne glatt, cylindriſch, am Ende ſtark hakig. Die Aſterfloſſe nicht länger als die Rücken— floſſe, eher etwas kürzer. Die Bauchkante zwiſchen Bauchfloſſe und After ſcharf. Die Färbung oben blaugrün bis ſchwärzlichgrün, die Seiten ſilbrig mit bläulichem Glanz, unten weiß. Rücken- und Schwanzfloſſe grau, die übrigen Floſſen in ihrer Farbe bald mehr bald weniger rötlich. 2 zur Laichzeit mit kleinen halbkugeligen Knötchen auf Kopf und dem Hinterrande der Bruſt-, Rücken- und Schwanzſchuppen. — Oſtliches Europa. Als großer Räuber lebt der Rapfen ungeſellig in Flüſſen und Seen des öſtlichen Europas, geht aber auch in die Brackwaſſerbuchten der Oſtſee. In den Gewäſſern Rußlands erreicht unſer Fiſch zuweilen eine bedeutende Größe. Reines, langſam fließendes Waſſer beherbergt den Rapfen ſtets, weil er hier genügend Nahrung findet. Am meiſten ſtellt er dem Ückelein nach und verfolgt dieſe Tiere oft ſo heftig, daß ſich die bedrängten Fiſche auf das Ufer zu retten ſuchen und der Räuber ſelbſt hierbei oft auf das Trockene gerät. Im April bis Juni ſetzt der Fiſch in kleineren Geſellſchaften am Grunde ſchnell fließender Gewäſſer feine 80- bis 100 000 Eier ab, das Laichen dauert, wie Fiſcher ſagen, 3 Tage lang. Die Haltung der Rapfen im Aquarium iſt ſchwierig, da der Fiſch ein zartes Leben hat. Mir gelang die Eingewöhnung am beſten, wenn ich — 391 — den Fiſch längere Zeit in fließendem Waſſer gehalten hatte, deſſen Zufluß mit der Zeit vermindert wurde. Lange Freude habe ich aber an meinen Tieren nicht erlebt. Mit kleineren oder wehrloſen Fiſchen iſt der Rapfen im Aquarium nicht zu vereinigen. 23. Tlckelein (Alburnus lueidus Heck.) Alburnus alburnus, -breviceps, -fabraei, Cyprinus alburnus, Abramis alburnus, Leueiseus alburnus, -oehrodon, Aspius alburnus, -alburnoides. Laube, Bleck, Langbleck, Silberbleck, Laugele, Plinte, Ickelei, Blicke, Witing, Leiken. Der Körper iſt langgeſtreckt. Der Kopf trägt einen ſehr ſchief aufwärts gerichteten Mund. Die Schlundzähne ſind ſchmal, zuſammengedrückt, an der Oberſeite etwas gekerbt, ſchwach hackig. Die Rückenfloſſe beſitzt keine Knochenſtrahlen. Die Afterfloſſe doppelt ſo lang als die Rückenfloſſe. Der Bauch bildet zwiſchen Bauch- und After— floſſe eine ſcharfe Kante. Die Schuppen ſind dünn, zart und ſehr loſe befeſtigt. Der Rücken iſt in der Färbung bläulichgrün, Seiten und Bauch lebhaft ſilberglänzend. Rücken- und Schwanzfloſſe lichtgrau, die übrigen Floſſen farblos, an der Baſis mit⸗ unter leicht orange gefärbt. — Nord- und Mitteleuropa. Zwei weitere hierher gehörende Fiſche, die mit dem Uckelein ſehr nahe verwandt ſind, bringe erſt und faſſe das Lebensbild aller drei zuſammen. 24. Mlairenke (Alburnus mento Ag.). Schindling. Langgeſtreckter als der Ückelein, von welchem er ſich bei ähnlicher Färbung durch die große Zahl der Seitenſchuppen (65-67) unterſcheidet. Der Rücken iſt höher gewölbt und die Oberſeite dunkler gefärbt. — Bayriſche und öſterreichiſche Gebirgsſeen. 25. Achneider (Alburnus bipunetatus Heck.). Alburnus faseiatus, Leueiscus bipunetatus, -baldneri, Cyprinus bipunctatus, Aspius bipunetatus, Abramis bipunetatus. In der Körperform dem Ückelein ähnlich, jedoch weniger ſchlank. Die Afterfloſſe beginnt erſt hinter der Rückenfloſſe. Die dunkelgraue Rückenfärbung geht an den Seiten in ein gräuliches Silberfarben, am Bauche in reines Silberfarben über. Die Seitenlinie iſt oben und unten ſchmal ſchwärzlich geſäumt. - - Mitteleuropa. Die Lauben, wie man mit einem Geſamtnamen die drei beſchriebenen Fiſche bezeichnen kann, führen alle dieſelbe Lebensweiſe. Stets ſind ſie in Scharen vereinigt, die ſich bei warmer und windſtiller Witterung nahe dem Waſſerſpiegel umhertummeln und hier nach Beute jagen. Dicht über dem Waſſer hinziehende Inſekten werden von ihnen durch einen Sprung aus dem Waſſer erhaſcht. Die Tiere ſind wenig ſcheu, ſehr neu— gierig und gefräßig. Gegenſtände, ſeien es Futterſtoffe für ſie oder nicht, die ins Waſſer geworfen werden, vertreiben ſie wohl augenblicklich von der betreffenden Stelle, doch kehren ſie nach kurzer Flucht ſogleich wieder zurück, um nachzuſehen was es war, ſchnappen nach dem erſpähten Gegenſtand und geben ihn wieder von ſich, wenn er ihnen nicht behagt. Die Fortpflanzungszeit fällt in die Monate Mai und Juni, kann jedoch auch ſchon im März beginnen und bis ſich zum Auguſt hinziehen. Die rin) Fische vereinigen ſich dann zu dichten Scharen und fteigen in die Fluß— läufe auf, wo ſie ſich geeignete Stellen zur Ablage ihres Laiches auswählen. Bei dieſer Wahl werden ihnen die Fabrikgewäſſer, welche Flüße und Bäche mit ihren Abwäſſern verunreinigen, ſehr verderblich. Wie Cornelius ſchreibt, ſind z. B. die Züge, welche in die Evertsaue geraten, durch die Säuren, welche mit dem Abwaſſer aus den Elberfelder Färbereien geſchwängert und vergiftet ſind, ſehr gefährdet, „und bald ſchwimmen zahlreiche tote und Figur 168. 1. Strömer (Leueisceus agassizi). 2. Häsling (Squalieis leueiscus). 3. Uckelei (Alburnus lueidus). halbtote Fiſche zurück, die Wupper hinab. Manchmal iſt auch wohl die Anzahl der ausgeworfenen und an langſam fließenden Stellen im Waſſer verweſenden Leichname ſo beträchtlich, daß die Luft weit umher von einem unausſtehlichen Geruche erfüllt wird.“ Stellen, die ſteinigem Grund beſitzen, werden zum Laichen vorgezogen, dichte Pflanzenbeſtände ſind den Tieren hierzu weniger lieb. Beim Ablaichen zeigen ſich die Lauben noch lebhafter als ſie ſonſt ſind, ſie ſchnellen ſich übermütig über die Waſſerfläche empor und zeigen ſich beſonders erregt. Mit dem Ablegen des Laiches beginnen die älteſten Fiſche zuerſt, die jungen machen den Beſchluß. Die Lauben bilden wegen ihrer außerordentlichen Häufigkeit eine Hauptnahrung der Raubfiſche. Zur Fabrikation der falſchen Perlen benutzt man die Schuppen der Lauben. Dieſe Erfindung wurde erſt in der Mitte des 17. Jahrhunderts in Paris gemacht und bald ſo vervollkommnet, daß man echte und unechte Perlen in einiger Entfernung nicht unterſcheiden kann. Man ſchuppt die Fiſche, legt die gewonnenen Schuppen in ein Gefäß mit Waſſer und zerreibt ſie ſo gut man kann. Das Waſſer bekommt hierdurch eine Silberfarbe. — Dieſes ſilberfarbene Waſſer wird in ein anderes Gefäß gegoſſen und hier — 393 — bleibt es 12 Stunden ſtehen, während welcher Zeit ſich die ſilberige Materie ſetzt. Das darüber ſtehende klare Waſſer wird ſodann vorſichtig abgegoſſen, bis nichts mehr als ein ölartiger, dicker Saft zurückbleibt, welcher die Farbe der Perlen hat und dann Essence d'Orient genannt wird. Mit dieſer Eſſenz werden die dünnen hohlen Glaskügelchen innen überzogen und mit Wachs gefüllt. Silberfiſche werden von dem Aquarienliebhaber die Lauben zum Gegen— ſatz der Goldfiſche genannt. Es ſind im Becken ausdauernde und muntere Geſellen, die ſich gut halten, indeſſen keinen plötzlichen Temperaturwechſel vertragen können. 26. Braſſen (Abramis brama L.). Abramis vetula, -mierolepidotus, -argyreus, -gehini, Cyprinus brama, -latus, -farenus. Blei, Brachſen, Bläuer, Breſſen, Bräſem, Brachsmane, Halbbraſſen, Halbfiſch, Beißfiſch, Schlaffke, Scheibgleinze, Sunnfiſch, Leſch, Kelſch, Plette, Preſſe. Der Körper iſt hoch, ſtark, ſeitlich zuſammengedrückt. Der Kopf klein, halb unterſtändig der Mund. Die Schlundzähne ſind cylindriſch, zuſammengedrückt, mit glatter Krone. Die Afterfloſſe über 2mal fo lang als die Rückenfloſſe, letztere ſteht hinter der Körpermitte. Der Rücken iſt graubraun oder graugrünlich, die Seiten ſilbergrau oder etwas bräunlich, die Floſſen alle grau. 5 dünner als das N. Erſteres zur Laichzeit an Kopf, Rücken und Seiten mit zahlreichen weißen, kegel— förmigen Knötchen bedeckt. — Mittel- und Nordeuropa. Der Braſſen lebt ruhig ſowohl in fließendem wie in ſtehendem Waſſer, auf dem ſandigen und weichen Grunde der Flüſſe und Seen. Er liebt mäßig tiefes Waſſer, welches dicht mit Waſſerpflanzen durchſetzt iſt. Im Schlamme Figur 169. Braſſen (Abramis brama.) wühlend, nach Art des Karpfens, ſucht er ſich ſeine Nahrung, die aus kleinen Tieren und Pflanzenſtoffen beſteht. In Flüſſen und Bächen mit lehmigem Boden wird der Braſſen nicht vergeblich geſucht. Während der Sommer— monate verweilt er in der Tiefe und hält ſich zwiſchen dem Brachſenkraute auf, wühlt hier den Schlamm durch und trübt dabei weithin das Waſſer. — 394 — Zur Laichzeit vereinigen ſich die Tiere im Mai bis Juli in großen Scharen und legen unter lautem Geplätſcher an flachen Ufern zwiſchen Waſſerpflanzen, oder auch in der Tiefe an Steinen, ihre klebenden Eier ab. Das Laichgeſchäft geht ſelten ohne großes Geräuſch ab, indem die Tiere hierbei mit ihren Schwänzen das Waſſer ſchlagen. Doch ſind ſie beim Ab— laichen ſehr ſcheu und gehen bei der geringſten Störung in die Tiefe; heran— ziehende Gewitter, das Plätſchern vorüberfahrender Dampfer ꝛc. vertreibt ſie ſtets. In Schweden iſt daher während der Laichzeit ſogar das Läuten der Glocken in der Nähe der Seen verboten. Junge Braſſen ſind im Aquarium leicht zu halten, doch dürfte der Liebhaber nur wenig Freude an den Tieren haben, weil durch ihr Wühlen leicht das Waſſer getrübt wird. 27. Halbbraſſen (Abramis björkna L.). Blicca björkna, -laskyr, -mieropteryx, -erythropterus, Cyprinus bjoerkna, -blieca, Jaskyr,-argyroleuea. Blicke, Blecke, Güſter, Geiſter, Sandblecke, Zobelgleinzen, Gieben, Güſter— plötze, Plinten, Rotplinten, Pletten, Platt-, Watt, Leitfiſch. Dem Braſſen ähnlich gebaut. Die Schnauze ſtumpf, der Mund klein und end— ſtändig. Die zweireihigen Schlundzähne und Schlundknochen gedrungen. Die erſten ſind ſtumpf, kegelförmig und tragen eine hakige Spitze. Die Oberſeite dunkel, blau— grau oder graubläulich, die Seiten ſilbern, bläulich und rötlich ſchillernd. Rücken-, After- und Schwanzfloſſe graublau. Die Bruſt- und Bauchfloſſe an der Wurzel, oft auch ganz, rötlich oder rot. Z beſitzt zur Laichzeit nur einen geringen Hautausſchlag auf Kopf und Rücken. — Mittel- und Nordeuropa. (Ver— gleiche Tafel heimiſche Fiſche Figur 2.) In der Lebensweiſe unterſcheidet ſich der Halbbraſſen vom Braſſen nur wenig. Außer der Laichzeit iſt der Fiſch ſehr ſcheu, während des Ab— laichens jedoch iſt er ſo unvorſichtig, daß er ſich mit der Hand greifen läßt. Die Ablage findet in der Zeit von Sonnenaufgang bis 10 Uhr vormittags ſtatt. 28. Zürthe (Abramis vimbra L.). Abramis wimbra, Cyprinus vimbra, -cariatus, -zerta. Ruß-, Blau-, Meernaſe, Nasling, Sündl, Sindl, Schnöpel, Naſe. Die Körperform geſtreckt. Der Kopf klein, die Naſe ſtumpf, über dem Unter— kiefer hervorragend. Z und & zur Fortpflanzungszeit gleich gefärbt. Die Oberſeite bis weit unter die Seitenlinie herab tief ſchwarz, ebenſo Rücken- und Schwanzfloſſe. Die Seiten ſind ſilberweiß, ſeidig glänzend. Ein Streifen von den Lippen bis zum Schwanze in der Mittellinie des Bauches. Die paarigen Floſſen und die Baſis der Afterfloſſe dunkel orange, Bruſt- und Afterfloſſe ſchwarz geſäumt. Sonſt iſt die Färbung oben grünlichblau, an den Seiten und am Bauche ſilberweiß. — Mittel- europa. (Vergleiche Abbildung 170 Seite 396.) Die Zärthe iſt ein nordiſcher Fiſch, vorzüglich in der Oſtſee zu Hauſe, verbreitet ſich jedoch von hier aus in das Gebiet der Oder und ihrer Neben— flüſſe, ſo daß ſie bis Schleſien kommt. Auch die Nordſee beherbergt die Zärthe. Von hier aus ſteigt ſie in das Gebiet der Elbe und des Rheines, bewohnt auch die Weſer und ihre Zuflüſſe. Selten kommt indeſſen — 395 — unſer Fiſch in der Donau vor. Hier findet ſich eine verwandte Art, der Seerüſtling (Abramis melanops Heck), die ſtumpfſchnauzig iſt. Eine weitere Abart die Zopa (Abramis ballerus Cuv.). Dieſe Art findet ſich in der Oſtſee, von Pommern bis zum kuriſchen Haff. Sie beſitzt einen kleinen, ſtumpfen Kopf, braune Stirn, einen mit zwei ſchwarzen Flecken verſehenen Augenring. Der Rücken iſt ſchwarzbläulich, weiter unten gelblich, unter der Seitenlinie ſilberig und am Bauche rötlich. Die Floſſen ſind bläulich eingefaßt. Die untere Hälfte der halbmondförmig ausgeſchnittenen Schwanzfloſſe iſt länger als die obere. Während die Zährte in einzelnen Süßgewäſſern nicht zu wandern ſcheint, ſteigt ſie im Frühlinge vom Meere in die Flüſſe auf, um hier ihren Laich abzuſetzen. Während des Sommers verweilt der Fiſch dann hier und kehrt gegen den Herbſt zu in tiefere Gewäſſer zurück, um hier den Winter zu überdauern. Lebt die Zärthe in Seen, ſo hält ſie ſich hier gewöhnlich in einer Tiefe von 10— 20 Faden auf. Regelmäßig findet ſie ſich dort, wo der Grund ſchlammig iſt, denn auch ſie wühlt nach Art ihrer Verwandten im Boden, um Nahrung zu ſuchen. Die Laichzeit fällt in die Monate Mai und Juni. Die Fiſche er— ſcheinen dann in Scharen und legen in großen Schwärmen unter lebhaftem Geplätſcher an flachen kieſigen Stellen in der ſtärkſten Strömung ihre Eier ab. Für das Aquarium eignet ſich die Zärthe wenig. Sie iſt ſehr unruhig und ſcheu, hält auch nicht lange in der Gefangenſchaft aus. 29. Bichling (Pelecus cultratus L.). Cyprinus cultratus L., Abramis eultratus Cuv., Leueiseus cultratus. Ziege, Zicke, Sichel, Meſſer-, Schwert— fiſch, Meſſerkarpfen, Dünnbauch. Der Körper iſt geſtreckt, ſtark zuſammengedrückt. Der Rücken gerade, ſcharf zu— geſpitzt. Der kleine Kopf trägt eine ſenkrechte Mundſpalte. Die Schlundzähne ſind hakig, in der Krone ſägenförmig gekerbt. Die Rückenfloſſe iſt klein und weit nach hinten gerückt, ſie ſteht über dem vorderen Teile der Afterfloſſe. Die Schwanzfloſſe tief gabelig ausgeſchnitten. Die Seitenlinie zeigt mehrfache, höchſt auffällige Wellen— linien nahe der Bauchkante. Die Färbung iſt im Nacken ſtahlblau oder blaugrün, auf dem Rücken graubraun, an den Seiten ſilberig. Rücken- und Schwanzfloſſe ſind gräulich. Die übrigen Floſſen rötlich. — Oſtliches Europa. (Vergleiche Ab— bildung Seite 325 Figur 152.) über die Lebensweiſe und Verbreitung des Sichlings wiſſen wir noch ſehr wenig. Nach Pallas findet ſich dieſer Fiſch häufig in den Seen und Flüſſen des europäiſchen Rußland, nach Nordmann in denen der Krim; Hekel und Kner ſagen, er erſcheint im Plattenſee während der Sommermonate in großen Zügen, wo er dann zu einer Zeit, wo andere Fiſche ſelten ſind, eine Hauptnahrung armer Leute bildet; nach von Siebold zeigen ſich einzelne Tiere zuweilen in der oberen Donau. Der Sichling iſt weder Fluß- noch Meerfiſch, er fühlt ſich hier ſowohl wie dort heimiſch. Reines bewegtes Waſſer in der Nähe der Ufer bewohnt er geſellſchaftlich mit Vorliebe und zeigt in ſeinem ganzen Gebahren viel — 396 — Ahnlichkeit mit dem Karpfen. In den Monaten Mai und Juni ſoll er an Pflanzen ſeinen Laich abſetzen. Als Aquariumfiſch hat der Sichling nur wenig Bedeutung. Das Tier iſt ungemein zart und ſtirbt, kürzere Zeit der Luft ausgeſetzt, bald. Eingewöhnen kann man die Tiere nur in größere Becken, die Zufluß be— ſitzen, wenn derſelbe ganz allmählich verringert wird. Eingewöhnte Tiere ſind ſchon ihrer Körperform wegen reizende Bewohner der Becken. 30. Naſe (Chondrostoma nasus L.). Chondrostoma coerulescens, -dermaei, Cyprinus nasus. Näsling, Nösling, Spehling, Speier, Eßling, Ohrling, Schnabel, Schnappel, Kräuterling, Rachenzahn, Sunter, Schwarz— bauch, Schwall⸗, Mund-, Schweins, Erdfiſch, Speier, Untermaul, Quermaul, Blaunaſe, Kummel, Zuppe ꝛe. Figur 170. 1. Naſe (Chondrostoma nasus). 2. Zärthe (Abramis vimbra). Die Körperform iſt geſtreckt. Die Schnauze vorſpringend und gewölbt. Der Mund unterſtändig und quergeſtellt, die Oberlippe knorpelig. Die Schlundzähne ſind ſtark zuſammengedrückt und zeigen oben eine lange elliptiſche gerade Fläche. Die Färbung der Oberſeite iſt ſchwärzlich grün, Seiten und Bauch ſilberfarben, die Rückenfloſſe gräulich, die übrigen Floſſen bald mehr bald weniger rötlich, grau an— gehaucht. Zur Laichzeit die Färbung dunkler. Der Rücken dann faſt ſchwarz, die Seiten dunkel atlasartig ſchimmernd. Die Mundwinkel, die Nähte des Kiemen— deckels und die Baſis der Bruſtfloſſe lebhaft orange. Beide Geſchlechter beſitzen einen feinkörnigen Hautausſchlag, der beim Z eine größere Ausdehnung erreicht. — Mitteleuropa. Die Naſe findet ſich in ziemlicher Anzahl in den Seen und Flüſſen Mitteleuropas, beſonders häufig iſt ſie mehr im Süden, wo ſie das Gebiet der Donau und des Rheines bewohnt. Reine, ſchnell fließende Gewäſſer ſagen ihr beſonders zu, doch bewohnt ſie auch die Seen. Hier gründelt ſie nach Art der Karpfen viel am Grunde und weidet mit Vorliebe den aus Algen und niederen Tieren beſtehenden Überzug an Steinen und Holz— — 397 — werk ab. Gewöhnlich trifft man die Naſen in größeren Scharen beiſammen, wo dieſelben ſich oft im Schlamme wälzen. „Im Sommer nähert ſie ſich den Mauern, womit die Ufer eingefaßt ſind und wälzt ſich hier über Steine, die kaum vom Waſſer bedeckt ſind. über die unteren Stufen von Treppen, die ins Waſſer führen, ſtreicht ſie in ähnlicher Weiſe mit großer Regel— mäßigkeit weg, ſodaß die Katzen hierauf aufmerkſam werden und an ſolchen Stellen einen mehr oder minder ergiebigen Fang betreiben.“ (Brehm.) Beſonders zur Laichzeit vereinigen ſich die Naſen im April und Mai zu großen Scharen. Sie ziehen dann in die kleineren Flüſſe, wo auf kieſigen, flachen Stellen, unter lebhaftem Geplätſcher, die zahlreichen Eier abgelegt werden. Da die Naſen während des Laichgeſchäftes viel aus dem Waſſer ſpringen, iſt man zu der unhaltbaren Anſicht gekommen, die Eier würden nur dann befruchtet, wenn dieſelben außerhalb des Waſſers mit der Milch in Berührung gebracht würden. Wie die meiſten übrigen im Fluſſe lebenden Fiſche, hält ſich auch die Naſe gut im Aquarium, wenn dieſelbe zweckmäßig und langſam an das ſtehende Waſſer unſerer Becken gewöhnt wird. 31. Huchen (Salmo hucho L.). Der Körper iſt walzenförmig und geſtreckt. Der Kopf iſt groß, oben flachgedrückt, der Mundſpalt weit und ſtark bezahnt. Das Vorderende des Pflugſcharbeins trägt eine Querreihe von 4 —7 ſtarken Zähnen, je eine Längsreihe noch ſtärkerer finden ſich auf dem Gaumenbein. Auch die Ränder der Zunge ſind mit ſtarken, nach rückwärts gerichteten Zähnen beſetzt. Das nicht ſehr große Auge hat ſeine Stellung nahe dem Stirnrande. Kleine Rundſchuppen bekleiden den Körper. In der Jugend beſitzt dieſer Fiſch die dunklen Querbinden, die allen Forellen eigen ſind, und dünne, wenige ſchwarze Fleckchen auf dem Rücken und den Seiten. Dieſe Flecke verſchwinden im Alter gänzlich und machen einer einfachen grauſchwärzlichen Färbung Platz auf dem Rücken; die Färbung der Seiten und des Bauches iſt ein helles Silberweiß. Auch kann der Körper mehr oder weniger rötlich angehaucht ſein. Kopf und Rücken tragen zahlreiche, ganz feine ſchwarze Pünktchen, zwiſchen denen auf Kiemendeckel, Scheitel und Rücken kleine eckige oder halbmondförmige Flecke zerſtreut ſtehen. Z zur Laichzeit die Floſſen gelblichgrau, ungefleckt, Rücken- und Schwanzfloſſe getrübt und dunkler gefäumt. — Im Gebiete der Donau. Nach den Angaben von Pallas ſoll ſich der Huchen auch in den Flüſſen des Kaspiſchen Meeres finden, doch iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß er das Meer überhaupt nicht aufſucht. Neueren Beobachtungen zufolge ( findet er ſich nur in der Donau und ihren Nebenflüſſen. Während der Laichzeit ſteigt er wahrſcheinlich von dem Hauptſtrome zu Berge, kaum je— doch höher als 1000 m. In ſeinem ganzen Weſen zeigt ſich der Huchen als ein echter Lachs, doch übertrifft er alle ſeine Verwandten bedeutend an Gefräßigkeit. Er iſt ein kühner und gewaltiger Räuber, nährt ſich von kleinen Fiſchen aller Art, verſchlingt gelegentlich auch kleines Waſſergeflügel, Ratten und ähnliche Tiere. Gewöhnlich hält er ſich in der Nähe heftiger Waſſerwirbel, hinter Steinen, Brückenpfeilern und unter überhängenden Ufern auf. ee Die Laichzeit fällt in die Monate März bis Mai. Die Fiſche begeben ſich dann in das flache Waſſer, wo das Weibchen gewöhnlich von mehreren Milchnern begleitet, auf kieſigem Grunde durch heftige Schwanzbewegungen große tiefe Gruben, von den Fiſchern „Brüche“ genannt, auswühlt, in welchen der Laich abgelegt und teilweiſe wieder mit Kies bedeckt wird. Die das Ei verlaſſenden Jungen halten ſich anfangs in kleineren Gewäſſern und am Rande der Flüſſe auf, ins tiefe Waſſer gehen ſie erſt ſpäter. Der Huchen iſt als Aquarienfiſch wenig zu empfehlen. Das Tier dauert, von klein an die Gefangenſchaft in kleinen Behältern gewöhnt, ganz gut aus, iſt aber ein zu gefräßiger Raubfiſch, um Freude an ihm zu haben. Auch neigt dieſer Fiſch ſehr zu Krankheiten. 32. Tachs (Salmo salar C.). Trutta salar L., Salmo salmulus, -nobilis, -hamatus. Salm. Der Körper iſt geſtreckt, mehr oder weniger zuſammengedrückt. Der Kopf iſt im Verhältniſſe zum Leibe klein. Die Schnauze ſchmächtig und geſtreckt, der Mund ſtark bezahnt. Die Decke der Mundhöhle trägt je eine Längsreihe ſtarker Zähne auf den Gaumenbeinen. Die kleine, fünfeckige Platte des Pflugſcharbeines iſt ſtets zahnlos, der lange, hintere Stiel desſelben trägt eine einfache Längsreihe von Zähnen, die jedoch ſchon im frühen Alter verloren gehen. Der Rücken iſt dunkel— ſchiefergrau oder ſchwärzlich, die Seiten ſilberglänzend, der Bauch perlmutterfarben. Der Rücken trägt eine Reihe ſchwärzlicher Punkte. Die Farben ſind zur Laichzeit kräftiger, außer derſelben düſterer und blaſſer. — Nordeuropa. (Vergleiche Ab = bildung 171 Seite 401.) Der Lachs bewohnt die größeren Tiefen an den Küſten des Feſtlandes. Das Aufſteigen in die Flüſſe beginnt im Frühling. Die Tiere ſuchen ſtets die Orte wieder auf, wo ſie ihre Jugendzeit verlebt haben, um hier für ihre Fortpflanzung zu ſorgen. Hauptſächlich geſchieht der Zug während der Nachtſtunden und am frühen Morgen. Wehre und nicht ſehr große Dämme, welche ſich den aufſteigenden Tieren entgegenſtellen, werden ſelbſt in ſtark ſtrömendem Waſſer überſprungen. So geht es weit in die Flüſſe hinauf, in der Elbe bis hinein nach Böhmen, in der Oder bis Oberſchleſien, die heftigen Stromſchnellen des Rheines bei Laufenburg vermögen den Zug nicht aufzuhalten, nur der Rheinfall bietet ihnen ein unüberwindliches Hindernis dar. Zum Ablaichen wählt ſich der Lachs ſandige Stellen aus. Den Kopf gegen den Strom geſtellt, höhlt das Weibchen durch zitternde Schwanz— bewegungen eine Grube aus, in welche es ſeine orangefarbenen Eier ab— ſetzt, die gleich darauf durch das Männchen befruchtet werden. Das Laichen wird niemals an einer Stelle beendigt. Es geſchieht hauptſächlich am frühen Morgen und am Abend gleich nach Sonnenuntergang. Der Fiſch iſt ſo vollſtändig davon in Anſpruch genommen, daß er die drohend über ihn gerichtete Gabel des Fiſchers, welcher ihn harpuniert, nicht ſieht. Nach 2 bis 3 Monaten ſchlüpfen die jungen Fiſche aus den Eiern, und eine faſt ebenſo lange Zeit vergeht, ehe die Dotterblaſe von ihnen vollſtändig auf— 99 — 0 e gebraucht iſt. Während des erſten Lebensjahres entfernt ſich der junge Lachs nicht weit von ſeiner Geburtsſtätte. Erſt nachdem dieſes verſtrichen und das Schuppenkleid feſter geworden iſt, tritt das Tier die Rückwanderung in das Meer an. Aber nur die kräftigſten der jungen Tiere ſind nach Ver— lauf dieſer Zeit genug erſtarkt, um dieſe Reiſe antreten zu können; die Mehrzahl der Jungen lebt 2, manche auch 3 Jahre im Süßwaſſer, bevor ſie ſich aufmachen, das Meer zu erreichen. Der junge Lachs unterſcheidet ſich ſehr erheblich durch ſeine Färbung von dem erwachſenen; es ſind erſt wenige Jahrzehnte verſtrichen, daß die kleinen Tiere mit ihren dunklen Querbinden auf dem Rücken, für beſondere Fiſche gehalten wurden, die man „Salmlinge“ nannte. ö Hier im Meere angekommen, wo die jungen Lachſe Überfluß an Nahrung. finden und ſehr ſchnell wachſen, bleiben ſie ſo lange, bis ſie fortpflanzungs— fähig ſind, dann ſtreben ſie ihren Geburtsorten zu, um auch ihrerſeits dafür zu ſorgen, daß ihr Geſchlecht nicht ausſtirbt. Für das Aquarium eignen ſich nur junge Lachſe. Sie ſind all— mählich an das ſtehende Waſſer der Becken zu gewöhnen. 33. Blaufelchen (Coregonus Wartmanni Bloch.) Rheinomke, Albuli, Balchen, Flölchen, Runke, Blauling, Gomgfiſch, Stübchen ze. Der Kopf klein, ſchmächtig und ſpitz. Die Schnauze gewöhnlich, ſenkrecht ab— geſtutzt. Ganz feine, hinfällige Zähne an den Kiefern. Rückenfloſſe von gewöhnlicher Größe, Kopf und Rücken ſchwärzlichblau, Seiten und Bauch ſilberfarben. — Die Seen der Nordſeite der Alpen und Voralpen. Der Blaufelchen bewohnt die meiſten größeren Seen der nördlichen Alpen und Voralpen und lebt in großen Scharen in bedeutender Tiefe, um ſich hier von Kruſtaceen, Inſekten, Muſcheln ze. zu nähren. „Für gewöhnlich halten ſich die Blaufelchen, wie die meiſten ihrer Verwandten überhaupt, in den tiefſten Gründen der Seen auf, nicht ſelten in Tiefen von 200 m unter der Oberfläche, ausnahmsweiſe nur in Waſſer— ſchichten zwiſchen 40 und 100 m Tiefe. Bei Gewittern und warmem Regen ſollen ſie ſich bis auf 20 m und noch weniger der Oberfläche nähern, bei Eintritt kühlerer Witterung ſofort wieder in die Tiefe verſinken. In die Flüſſe treten ſie niemals ein, wandern alſo auch nicht von einem See zum andern. Die Nahrung beſteht hauptſächlich aus ſehr kleinen Waſſertieren, die in der Tiefe der Binnenſeen leben und teilweiſe erſt durch Unterſuchung des Mageninhaltes der Bläulinge den Forſchern bekannt geworden ſind. Außerdem freſſen unſere Fiſche von dem auf dem Grunde der Seen be— findlichen Schleime, der aus den niederſten Gebilden der Pflanzen- und Tierwelt in deren erſten Entwicklungszuſtänden gebildet wird.“ (Brehm.) Die Laichzeit fällt in die Mitte des November bis Dezember, dauert alſo 3 Wochen. Die Tiere erſcheinen dann in großen Scharen an der Ober— fläche. Vogt erzählt: „Am Neuenburger See war ich oft Augenzeuge des Laichens dieſer Fiſche, wenn ſie ſich den Uferſtellen genähert hatten. Sie hielten ſich paarweiſe zuſammen und ſprangen, Bauch gegen Bauch gekehrt, — 400 — meterhoch aus dem Waſſer empor, wobei ſie Laich und Milch zu gleicher Zeit fahren ließen. In mondhellen Nächten, wenn viele Fiſche laichen, gewährt das blitzſchnelle Hervorſchießen der ſilberglänzenden Tiere ein höchſt eigentümliches Schauſpiel.“ Iſt der Laich befruchtet, ſo ſinkt er in die Tiefe hinab. Junge Tiere in das Aquarium gebracht, halten ſich hier gut, falls, wie es ja nötig iſt, der Behälter nicht überfüllt mit ihnen iſt. Wenn das Waſſer durchlüftet wird, iſt es unnötig, einen Zufluß anzubringen. Nur wenig von dem Blaufelchen abweichend iſt der Sandfelchen (Coregonus maraena Bloch.) Maduemaräne, große Maräne, Weißfelchen. Der Körper iſt gedrungen, der Kopf etwas größer und die Schnauze ſchräg nach hinten abgeſtutzt. Die Färbung des Rückens iſt heller als beim Blaufelchen, die Seiten mehr goldig glänzend. Im übrigen variiert die Färbung ſehr. — Be— wohnt die gleichen Seen wie der Blaufelchen. Ahnlich dem Sandfelchen iſt der beim Fange in bedeutender Tiefe durch ſeinen durch die Schwimmblaſe ausgedehnten Bauch bekannte Kropffelchen (Coregonus hiemalis Jur.). Kilch. Der Rücken von der Rückenfloſſe an nach vorn ſtark gebogen. Die Färbung des Rückens hell bräunlichgrau, Kopf oben gelblichweiß, Seiten und Bauch ſilbrig. — Bodenſee, Ammerſee und Genferſee. >34. leine Ularüne (Coregonus albula L.). Salma albula, -maraenula. Der Unterkiefer überragt die Mundöffnung vorn, ſodaß die abgerundete Ober— lippe kürzer erſcheint. Der Mund beſitzt keine Zähne, nur die Zunge iſt mit einigen zarten Zähnchen bewehrt. Der Rücken erſcheint blaugrau, Seiten und Bauch glänzend ſilberweiß, Rücken und Schwanzfloſſe grau, die übrigen weißlich. Z ſind ſchlanker als die P. — Oſteuropa. 5 Die kleine Maräne findet ſich in vielen tiefen Seen des ural-baltiſchen Höhenzuges, von Rußland bis Mecklenburg und auch im ſüdlichen Skan— dinavien und Finnland. In ihren Sitten und Gewohnheiten ähnelt ſie den Felchen ſehr. Auch ſie hält ſich außer der Laichzeit nur in der Tiefe der Wohngewäſſer auf und erſcheint in den Monaten November und Dezember in dicht gedrängten Scharen an der Oberfläche, wo ſie ſich mit weit hörbarem Geräuſche bewegt. Dort, wo der Laich abgeſetzt wird, be— findet ſich ſtets flaches Waſſer. Das Ablegen geſchieht gewöhnlich nur des Nachts, wo das Weibchen unter lebhaftem Springen die Eier ins Waſſer fallen läßt, wo ſie zu Boden ſinken oder in den Blattachſeln der an den Laichplätzen ſtets vorhandenen Armleuchtergewächſen hängen bleiben. Das Tier wird ſelten im Aquarium gehalten. 35. Xſche (Thymalius vulgaris Nilss.). Salmo thymallus, Coregonus thymallus, Thymaplus rexilifer, -gymnothorax. Aſchling, Springer, Mailing, Spalt, Stalling, Harn, Sprengling, Sprözling, Garr, Harr, Strommaräne. — 401 — Der Körper iſt geſtreckt, der Vorderrücken ſcharfkantig, der Kopf klein und zu— geſpitzt. Der Oberkiefer ſteht über dem unteren Kiefer ein wenig vor. Der Mund alſo halb unterſtändig. Alle Mundknochen fein bezahnt, die Zunge ohne Zähne. Die Rückenfloſſe iſt auffallend hoch und lang, ſie hat ihre Stellung vor der Körper— mitte. Bei jungen Tieren iſt ſie weniger entwickelt. Die übrigen Floſſen ſind ver— hältnißmäßig klein. Die Färbung ändert je nach dem Aufenthalte, Jahreszeit und Alter bedeutend ab. Auf der Oberſeite herrſcht gewöhnlich ein grünliches Braun vor, welches auf den Seiten in Grau und auf dem Bauche in ein glänzendes Silberweiß übergeht. In der Jugend iſt die Färbung ziemlich der Forelle (ſ. d.) gleich, ſodaß ſie nur von dieſer durch die größere Rückenfloſſe und die lebhaft ge— färbten Augen, die etwas hervorſtehen, zu unterſcheiden iſt. — Nord- und Mittel— europa. Die Aſche iſt vorzugsweiſe ein Flußfiſch, und wenn ſie auch in einzelnen Seen nicht ſelten iſt, ſo hält ſie ſich hier doch ſtets nur am Rande auf 4 N und geht nicht in die Tiefe. Von allen heimiſchen Lachs— fiſchen hat ſie die größte Ver— breitung. Ihre Heimat erſtreckt ſich von den Gewäſſern der Alpen durch die ganze nord— 92 7 1 „ deieutſche und ruſſiſche Ebene, Su , era e, auch komt fe in Gm tannien vor, wo ſie durch Mönche eingeführt worden ſein ſoll. In rauſchenden Gebirgswäſſern, welche die Forelle bevorzugt, findet ſie ſich faſt ſtets. Hier iſt das Waſſer nicht zu kalt und zu warm, hier wechſeln ruhige Strömungen mit raſch dahin rauſchendem Waſſer, gerade ſo, wie ſie es liebt. Mit dem Kopfe dem Strome zugekehrt, ſteht ſie ſtundenlang an derſelben Stelle ſo ruhig und ſo feſt, daß ſie mit den Händen ergriffen werden kann. Bewegt ſie ſich dagegen, ſo ſchwimmt ſie ungemein raſch dahin. Ihre Nahrung beſteht aus den Larven verſchiedener Waſſerkerfen, oder aus dieſen ſelbſt; auch werden Waſſerſchnecken und Muſcheln von ihr nicht verſchmäht. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 26 oe Die Laichzeit fällt in die Monate März und April. Dann färben ſich die Tiere lebhaft und erhalten einen oft goldgrün ſchimmernden Glanz. Die weibliche Aſche legt, meiſt von einem Milchner begleitet, ihre Eier in ſelbſtbereiteten Gruben ab, bedeckt ſie auch wohl mit Kies. Die Jungen verlaſſen gewöhnlich im Juni das Ei und halten ſich anfänglich an den ſeichteſten Stellen der Gewäſſer auf, wachſen aber ziemlich ſchnell heran und werden dann wie die Alten. Als Aquariumfiſch nicht beſſer als die Vorigen. Wie bei dieſen, eignen ſich zur Beſetzung der Behälter nur junge Fiſche, die nach und nach an ſtehendes Waſſer gewöhnt worden ſind. 36. Stint (Osmerus eperlanus L.) Osmerus spirinchus, Salmo eperlanus, -marinus, -spirinchus, Eperlanus vulgaris. Spierling. Der Körper iſt nur wenig zuſammengedrückt, der Rücken faſt geradlinig. Der Mund iſt tief geſpalten, der Unterkiefer dem Oberkiefer etwas überragend. Alle Mund— knochen fein bezahnt. Auf dem Vorderteil des nur kurzen Pflugſcharbeines und der Zunge ſtehen einige längere Zähne. Die Schuppen ſitzen ſehr loſe und beſitzen keinen Silberglanz. Eine Seitenlinie tragen nur die erſten Schuppen. Die Färbung des Rückens iſt gewöhnlich grau, die Seiten ſilbergrau mit grün- oder bläulichem Schimmer, der Bauch rötlich angehaucht. Körperform, Größe und Färbung variiert ſehr. — Nordeuropa. Bloch ſah ſich veranlaßt, zwei Arten des Stintes aufzuſtellen, die aber heute nicht einmal mehr als Spielarten betrachtet werden. Die im Meere lebende Form unſeres Fiſches iſt groß, doch kommt auch dieſe in einigen Landſeen vor; kleiner iſt der Stint, der im ſüßen Waſſer lebt. Der das Meer bewohnende Stint unterſcheidet ſich hinſichtlich ſeiner Lebensweiſe ſehr von dem Süßwaſſer-Stint. Beide Arten treten in manchen Jahren in erheblicher Anzahl auf, zu anderen Zeiten werden ſie nur ver— einzelt gefangen. Der in den Landſeen lebende Stint wird nur 10—15 em lang, häufig bleibt er noch kleiner und laicht ſchon vor Ablauf des erſten Lebens— jahres. Die Männchen tragen zu dieſer Zeit an der Oberſeite des Körpers einen weißen, ſandkornartigen Ausſchlag. Das Laichgeſchäft wird nach dem Aufgange des Eiſes begonnen. Der zur Laichzeit in die Flüſſe aufſteigende Seeſtint iſt ſchwer im Aquarium zu halten, wenn dasſelbe ohne Zufluß iſt, der den Landſeen entnommene hält ſich gut. Junge Tiere ſind auch hier alten entſchieden vorzuziehen. 37. Saibling (Salmo salvelinus L.). Salmo umbla, -alpinus, -distichus, -monostichus. Ritter, Schwarzreutel, Schwarzrötel, Rotfiſch, Rötel, Gold-, Rotforelle. Der Leib iſt geſtreckt, an den Seiten etwas zuſammengedrückt. Die Form, wechſelt ſehr. Der Mundſpalt iſt weit, die Zähne nicht ſehr ſtark. Die Platte des Pflugſcharbeins trägt 5—8 gekrümmte, nach hinten gerichtete Zähne, jedes Gaumenbein mit einer Längsreihe, die Zunge nur neben der Mittellinie mit zwei Zahnreihen bewaffnet. Die Färbung iſt wie die Körperform nach Alter, Geſchlecht, Jahreszeit und Gegend verſchieden. Meiſtens iſt der Rücken blaugrau, die Seiten weißlich, der Bauch, beſonders zur Laichzeit, orange- bis purpurrot. Die Körper— ſeiten ſind bald viel, bald wenig, bald überhaupt nicht gefleckt. — Mitteleuropa. Der Saibling verbringt ſein Leben faſt ſtets in bedeutender Tiefe. Hier zieht er in Geſellſchaften umher, lebt von Inſekten, Krebstieren und Gewürm aller Art, auch wohl im höheren Alter von kleinen Fiſchen. Nur zur Laichzeit verläßt unſer Fiſch die Tiefe ſeines Wohngewäſſers, ohne indeſſen aus den Seen in die Flußläufe einzutreten. Je nach Lage der Ortlichkeit fällt die Laichzeit in die Monate Oktober bis Dezember, kann auch erſt im Januar bis März ſein. Die Tiere ziehen dann ſcharen— weiſe an flache kieſige Ufer ihrer Wohngewäſſer, um hier die Eier ab— zulegen. Den Teichen entnommene junge Saiblinge eignen ſich ſehr gut für das Aquarium, ſie ſtellen keine beſonderen Anſprüche an die lege wie andere zarte Fiſche. 38. Bachforelle (Salmo fario L.). Trutta fario, -alpinus, -saxatilis, -cornubiensis, -gaimardi, -ausonii, Trutta fluviatilis, Salar ausonii. Wald», Teich⸗, Stein-, Alps, Gold-, Weiß-, Schwarz, Silber-, Berg-, Alpenforelle. Der Körper iſt gedrungen, die Schnauze kurz und abgeſtumpft, der Mund ſtark bezahnt. Das dreieckige Pflugſcharbein trägt eine Querreihe von 3 bis 4 kräftigen Zähnen, auch der lange Stiel desſelben beſitzt wenigſtens in ſeinem hinteren Teile Zähne. Die Färbung iſt ſehr verſchieden. Je nach Beſchaffenheit des Waſſers iſt die Färbung eine andere, die Bachforelle paßt ihr Kleid dem Gewäſſer an. Der Rücken iſt gewöhnlich dunkel, olivgrün, ſeltener ſchwarzblau, die Seiten meſſinggelb, der Bauch heller meſſinggelb. Oberkopf, Kiemendeckel, Rücken und Seiten ſind mehr oder weniger mit großen Flecken gezeichnet, die gewöhnlich rot, ſelten von blauer Farbe ſind. Die größeren roten Flecken ſind ſehr häufig von einem weißlichen oder bläulichen Ringe umgeben. Bruſt-, Bauch- und Afterfloſſe ſind gelblich, bei älteren Exemplaren mehr oder weniger ſchwärzlich angeflogen. Rücken-, Fett- und Schwanz— floſſe von der Farbe des Rückens. Die Jungen ſind im erſten Lebensjahre dunkel gebändert. — Ganz Europa. (Vergleiche Abbildung 152 Seite 325.) Die Bachforelle bevorzugt helles, klares, lebhaft fließendes Waſſer, nur ſelten findet ſie ſich in ganz ruhig ſtrömenden Flüſſen und Seen. Klares Waſſer, kieſiger Grund, Sommer und Winter ziemlich dieſelbe Waſſer— temperatur, Schatten von Erlen und Weidengeſträuch ſind Hauptbedingungen für das gute Gedeihen dieſes vorzüglichen Wirtſchaftsfiſches. In Bächen oder Teichen, welche moorigen Untergrund beſitzen, in denen das Waſſer ſich im Sommer ſtark erwärmt und im Winter mit einer dicken Eisſchicht überzieht, gedeiht dieſer Fiſch nicht. In den klaren Gebirgsbächen ſteigt die Bachforelle bis zur Grenze des ewigen Schnees. Im Gegenſatz zu ihren Verwandten unternimmt ſie keine Wanderungen zur Laichzeit, ſie iſt ſomit ein Standfiſch. Die Laich— zeit fällt in die Monate Oktober bis Januar, in manchen Gewäſſern tritt fie noch ſpäter ein. Die Eier werden vom Weibchen in ſelbſtgemachte flache 265 — 404 — Gräben in ſeichtem, raſch fließenden Waſſer gelegt und leicht zugedeckt. Die Jungen ſchlüpfen gewöhnlich erſt nach zwei Monaten aus, liegen zu— nächſt faſt bewegungslos auf dem Grunde und zehren vom Inhalte ihres Dotterſackes. Iſt derſelbe verbraucht, ſo macht ſich das Nahrungsbedürfnis geltend, und es beginnt die Jagd auf allerlei winzige Waſſertiere. Meiſt gelangt nur ein kleiner Teil der abgelegten Eier zur Entwicklung, und von den ausgeſchlüpften Jungen werden viele wieder eine Beute anderer Fiſche, bevor ſie ausgewachſen ſind. Die Bachforelle iſt ein gefräßiger Raubfiſch. Tags über hält ſie ſich gern in Uferlöchern und unter Baumwurzeln verborgen und erſt des Abends zieht ſie auf Raub aus. In der Jugend nimmt ſie mit kleinen Waſſer— bewohnern fürlieb, wie Daphnien, Libellen- und Köcherfliegenlarven; kleine Mücken und Fliegen werden erhaſcht, indem ſie nach ihnen oft weit aus dem Waſſer herausſpringt. Iſt die Forelle jedoch erſt einige Jahre alt geworden, ſo wetteifert ſie an Gefräßigkeit mit dem Hechte, ſelbſt größere Fiſche werden ihr dann zur Beute, ja ſie verſchont ſelbſt die kleineren Exemplare ihrer eigenen Gattung nicht. Hält ſich das erwachſene Tier gerne in Uferlöchern ꝛc. verborgen, ſo ſuchen die Jungen hohlliegende Steine auf, unter welche ſie ſchlüpfen. Junge Bachforellen, die aus Zuchtteichen ſtammen, ſind unſchwer im Aquarium zu halten, wenn der Behälter nicht übervölkert wird. Eine möglichſt gleiche Waſſertemperatur iſt aber für ihr Gedeihen nötig, direkte Sonnenſtrahlen laſſe man nicht auf ihre Behälter einwirken. Anſchließend hieran bringe ich gleich die Regenbogenforelle (Salmo irideus Gibb.) Geſtalt und Färbung der Bachforelle ähnlich, nur iſt ſie außer den Flecken noch an den Seiten mit einer regenbogenartigen Zeichnung verſehen. — Californien. Sie iſt nicht ſo anſpruchsvoll wie die Bachforelle und verträgt wärmeres Waſſer als dieſe, wenn es nur genügend Sauerſtoff enthält. 39. Hecht (E Sox lueius L.) Esox boreus. Schnöck, Schnuck, Waſſer— wolf, Hecht. Der Körper iſt langgeſtreckt, der Kopf niedergedrückt, mit ſehr weiter Mundſpalte. Der Unterkiefer iſt vorſtehend und mit zahlreichen, nach hinten und innen gerichteten Fangzähnen von verſchiedener Größe bewaffnet, zwiſchen ihnen ſtehen, wie auf allen übrigen Mundknochen, große Hechelzähne in dichten Reihen. Die Schuppen ſind klein, dünn und in ihrer Form oval, ſie liegen tief in der Haut. Junge Tiere ſind in ihrer Färbung lebhaft grün auf dem Rücken (Grashecht), dieſe Farbe geht im Alter mehr in grau über, auch zeigen ſich dann heller verwaſchene Flecke über dem ganzen Körper zerſtreut. Der Bauch iſt weiß. Die Bruſt- und Bauchfloſſen ſind gelblich oder rötlich, Rücken-, After- und Schwanzfloſſe bräunlichgelb, ſchwarz gefleckt, die beiden letzteren mitunter rot angeflogen. — Mittel- und Nordeuropa. Der Hecht iſt der Hai der Binnengewäſſer. Die Vollkommenheit ſeines Gebiſſes, ſeine große Muskelkraft, ſeine Schnelligkeit, Behendigkeit, 5 ee penn essence ed auvärivch — 405 — Schärfe des Geſichtes und ſeine unglaubliche Kühnheit machen ihn zu dem gefährlichſten Räuber des Süßwaſſers. Er hat, wie ein Naturforſcher ſich treffend ausdrückt, etwas Urweltliches an ſich. Außer den verſchiedenartigſten Fiſchen, wobei er ſeinesgleichen nicht verſchont, ſtellt er Waſſerratten, Enten, Gänſen, Waſſerhühnern und anderen Warmblütern nach. Er nimmt den Kampf mit der gewandten Fiſchotter auf und vermag den Schwan zu be— wältigen, indem er denſelben am untergetauchten Kopf erfaßt und erwürgt. Fiſcher der Havelſeen ſahen einſt einen Fiſchadler mit raſender Schnelligkeit und ausgebreiteten Flügeln über die Waſſerfläche dahin fahren. Sie fuhren mit einem Kahne dem gewaltigen Räuber nach und fingen dieſen und noch einen nicht minder großen Hecht. Der Adler hatte ſeine Krallen tief in das Fleiſch des Hechtes eingeſchlagen, konnte indeſſen die ſchwere Beute nicht heben, noch ſeine Krallen löſen, der Hecht hingegen vermochte nicht ſeinen Feind unter Waſſer zu ziehen, um ihn ſo zu erſticken. — Hat der Hecht einen Fiſch erſpäht, ſo ſchießt er wie ein Pfeil auf ſeine Beute los, erfaßt fie, drückt ihr die tödlichen Fangzähne in den Leib, läßt hierauf los, um ſie aufs neue zu ergreifen und ſie dann zu verſchlingen. Sucht das Opfer in ſeiner Todesangſt durch einen Sprung über Waſſer zu entkommen, ſo ſchnellt ſich der Hecht ihm nach, wobei er ſelten ſein Ziel verfehlt. Nur Barſch, Zander und Stichling werden vom Hechte nicht oder nur ſelten angegriffen, da er vor deren Stacheln gewaltigen Reſpekt hat. Iſt aus— nahmsweiſe einer der beiden erſteren ihm zur Beute geworden, ſo wartet der Räuber mit dem Verſchlucken dieſes Opfers ſo lange, bis dieſes die Kraft verloren hat, ſeine ſcharfen Rückenſtrahlen ſtarr aufzurichten. An allen Orten kommt dieſer Hai des Süßwaſſers zurecht, in Flüſſen und Seen, Sümpfen, Moorlöchern und Gräben lebt er, und ſelbſt das Salzwaſſer ſchreckt ihn nicht zurück. Da, wo er reichlich Nahrung findet, wächſt er ſehr ſchnell heran, er kann eine Länge von 1 Meter und 15 Kilogramm Gewicht erreichen, indeſſen wurden ſchon Rieſen doppelter Länge und von 35 Kilogramm Schwere erbeutet. Was Hechte von dieſer Schwere verzehren, ergiebt ſich aus gewiſſenhaften Beobachtungen. Nach dieſen verzehrt das Tier in einer Woche ſo viel an Nahrung, als es ſchwer iſt. Da iſt es dann auch kein Wunder, daß das Wachstum dieſes Fiſches ein ungemein raſches iſt. Er erreicht bereits im erſten Lebensjahre 1, im folgenden bis 2, bei genügender Nahrung ſogar bis 4 und 5 Kilogramm an Gewicht. Die Laichzeit des Hechtes beginnt oft ſchon im Februar und dauert bis zum April. Zu dieſer Zeit verläßt er die Tiefen ſeiner Wohngewäſſer und begiebt ſich auf die im Frühling überſchwemmten Uferränder und in die kleinſten Gräben. Der Rogener zieht dann, von einem oder zwei Milchnern begleitet, an die für die Eiablage günſtigen Stellen und hier wird unter lautem Geplätſcher und während die Tiere ſich mehrfach an einander reiben, die Eiablage bewerkſtelligt. Die Jungen beſitzen nach ihrem Aus— ſchlüpfen, welches je nach der Temperatur des Waſſers bald kürzere, bald längere Zeit dauert, in der Regel jedoch 2—3 Wochen in Anſpruch nimmt, einen großen Dotterſack, der erſt nach einigen Wochen verſchwindet. u Schon die junge Brut lebt ebenſo einſiedleriſch wie die älteren Hechte und ſteht unbeweglich im Waſſer am flachen Ufer, wo dasſelbe am wärmſten iſt. Sie liebt den warmen Sonnenſchein ſehr, iſt wenig furchtſam und frißt in der erſten Zeit kleine Waſſertiere, denen ſpäter größere folgen. Von Mitte Juni ſuchen die Tiere tiefes Waſſer auf, werden dann auch ſcheu und machen Jagd auf junge Fiſche, worin auch ſie ſchon eine ganz er— ſtaunliche Gewandtheit entfalten. Im Aquarium können junge Hechte bis höchſtens 8 em mit ebenſo großen Fiſchen, doch beſſer mit noch größeren gehalten werden, doch bringe man nie zu ihnen wertvolle Zierfiſche. Wie alle Flußfiſche, die dem fließen— den Waſſer entnommen werden, bedürfen auch ſie in der erſten Zeit Be— hälter mit Zu- und Abfluß, der nach und nach zu verringern iſt. Wenig bevölkerte Behälter und gut durchlüftetes Waſſer ſind den Tieren auch ſpäter zu reichen. Heß berichtet von einem Hecht den Amtsberg durch eine Glasſcheibe von den übrigen Aquarienbewohnern abſperrte: „Anfangs ſchoß der gierige Fiſch wütend nach der Beute und ſtieß ſich dabei die Schnauze wiederholt ſehr empfindlich an der Scheibe, bis er endlich reſignierte. Als nun die Glasplatte entfernt wurde, blieb der gewitzigte und doch ſo thörichte Hecht nach wie vor auf ſeiner Aquariumſeite, ohne einen Fiſch zu behelligen, ganz, als wenn die Glasſcheibe noch vorhanden ſei.“ — Der Hecht ver— langt reichlich Nahrung, wenn er im Becken dauern ſoll. 39. Ungariſcher Hundsſiſch (Umbra Crameri Müll.) Cyprinodon umbra, Gobius caninus. Der Körper iſt gedrungen. Zwiſchen- und Unterkiefer, Pflugſchar- und Gaumen— bein tragen feine Sammetzähne. Die Rücckenfloſſe ſteht weit nach hinten und unter ihr Bauch- und Afterfloſſe. Der Körper iſt mit großen Schuppen bedeckt. Die Färbung auf dem Rücken ein dunkles, am Bauche ein lichtes Rotbraun. Die Zeichnung wird aus unregelmäßig dunkelbraunen Flecken und Punkten und aus einem gelblichen, oft rötlichen, längs der Seitenlinie verlaufenden Striche gebildet. — Ungarn, Süd-Rußland. (Vergleiche Abbildung Figur 159 Seite 355.) Heckel und Kner geben uns die einzige bekannte Beſchreibung der Lebensweiſe des ungariſchen Hundsfiſches. „Der Hundsfiſch,“ wird von ihnen geſagt, „bewohnt in Geſellſchaften von Koppen, Karauſchen und Schlammbeißern die Torfmoore und Sümpfe der Umgebungen des Neuſiedler— und Plattenſees, hält ſich am liebſten nahe dem ſchlammigen Boden in tieferen Stellen unter klarem Waſſer auf und iſt ſelten. In demſelben Moorloche trifft man höchſtens ihrer fünf oder ſechs nebeneinander an. Überdies iſt er ſcheu, ſchnell und ſchwer zu fangen, da er ſich gleich unter unzugänglichem Geſtrüpp oder im Schlamme verbirgt. Beim Schwimmen werden abwechſelnd die Bruſt- und Bauchfloſſen ähnlich den Füßen eines laufenden Hundes bewegt; die Rückenfloſſe macht mit allen Strahlen eine raſche, wellenförmige Bewegung, wie eine ſolche auch bei Seepferdchen und Seenadeln vorkommt und durch eigentümliche Anordnung von eigenen Muskeln für die einzelnen Strahlen der Floſſen bewerkſtelligt wird. Selbſt wenn das Fiſchchen ruhig ſteht oder ſchwebt, befinden ſich die 3 oder 4 — 407 — letzten Strahlen in ſteter Wellenbewegung. Auch dieſes ruhige Stehen findet ſonderbarerweiſe bald in wagerechter, bald in ſenkrechter Richtung und zwar mit dem Kopfe nach auf- oder abwärts ſtatt, oft ſtundenlang während; plötzlich ſchießen dann alle mit raſcher Schwanzbewegung aus der Tiefe bis an den Waſſerſpiegel empor, ſchnappen Luft, geben ſie beim Untertauchen in Form großer Blaſen durch die Kiemenſpalte wieder von ſich und atmen einige Zeit nachher ſehr langſam. In Geſellſchaft zu 3 — 4 in einem geräumigen Glaſe untergebracht, gewöhnen ſie ſich recht bald an die Gefangenſchaft, und es gelang uns, ſie 1½ Jahr lang lebend zu erhalten, indem ſie mit rohem, in ganz kleine Stücke zerſchnittenem Fleiſche gefüttert wurden, das ſie aber gewöhnlich nicht im Unterſinken, ſondern erſt am Grunde liegend erfaßten. Sie werden in kurzer Zeit ſo zahm und zutraulich, daß ſie ſich beim Erblicken einer bekannten Perſon an die Wände des Glasgefäßes drängen und das Futter gierig aus der Hand ſchnappen. Das Laichgeſchäft vollführen ſie jedoch in der Gefangenſchaft nicht, und ein Weibchen, das ſich ein Jahr lang in einem kleinen Gartenbecken erhielt, ging zu Grunde, weil es nicht laichen konnte und mit hirſekorn-großen Eiern ſtrotzend erfüllt war.“ Nach dem Glauben der dortigen Fiſcher iſt der Hundsfiſch giftig und wird beim Fange ſorgfältig von den anderen Fiſchen entfernt. Von dem ungariſchen Hundsfiſch unterſcheidet ſich der amerikaniſche nur wenig; ich bringe nachſtehend die Beſchreibung desſelben. Amerikaniſcher Hundsfiſch (Umbra limi Kirth). Das Tier iſt zierlicher und hübſcher gezeichnet als ſein altweltlicher Verwandter. In der Grundfärbung heller, zeigt die Körperfärbung ein Gelbbraun. Vom Augen— rande bis zur Schwanzwurzel zieht ſich ein rötlicher Längsſtrich, der durch einen ſchwärzlichen begrenzt iſt. Oberhalb und unterhalb treten zahlreiche ſchmale Quer— ſtreifen auf. An der Schwanzwurzel befindet ſich ein ſchwarzer Fleck. — Im Nord— oſten der Vereinigten Staaten. 40. Schlammſiſch (Amia calva I.). Der Körper iſt ziemlich lang geſtreckt, hinten etwas zuſammengedrückt. Der Mund iſt kurz, die Mundſpalte nicht ſehr weit. Die Kiefer tragen eine äußere Reihe dicht ſtehender zugeſpitzter Zähne, hinter dieſen befinden ſich andere, pflaſter— förmige. Die Rückenfloſſe, die zwiſchen den Bruſt- und Bauchfloſſen ihren Anfang nimmt, erſtreckt ſich bis nahe an die Schwanzfloſſe. Die Afterfloſſe iſt kurz. Jedes Naſeloch mit einem kurzen röhrigen Anhängſel verſehen. Die Färbung iſt oben dunkel olivengrün und ſchwärzlich, unten blaſſer; auf den Seiten ſind Spuren netz— förmiger Maſchen. Die untere Kinnlade und die Halsplatte trägt oft runde ſchwarze Flecke. Die Floſſen ſind ſelten gefleckt, meiſt dunkel gefärbt. 2 trägt an der Schwanzwurzel einen runden ſchwarzen Fleck, der mit einem orangegelben Rande umgeben iſt. — Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. In den Gewäſſern ſeiner Heimat iſt der amerikaniſche Schlammfiſch nichts weniger als ſelten, er findet ſich überall, auch in den kleinſten Zu— flüſſen. Hier ſtellt das Tier kleinen Fiſchen nach, verzehrt auch Fröſche und andere Waſſertie re, zeigt ſich überhaupt ſehr gefräßig. Ihre Luſt, ſich aus dem Waſſer zu ſchnellen, iſt ſehr groß, deshalb werden ſie auch geradezu von den Bewohnern „Springer“ genannt. 408 — Von dem Borne, dem wir auch die Einführung dieſes Fiſches zu ver— danken haben, jagt, daß Wilde die Atmung des Schlammfiſches beobachtete und dieſelbe wie folgt ſchildert: „Er erhebt ſich an die Oberfläche, öffnet, ohne eine Luftblaſe auszuſtoßen, die Kiemen weit und verſchluckt offenbar eine große Menge Luft. Dieſe Atmung wird häufiger ausgeführt, wenn das Waſſer faul iſt und [nicht gewechſelt wurde, und man kann kaum zweifeln, daß ſo ein Austauſch von Sauerſtoff und Kohlenſäure bewirkt wird, wie in den Lungen von Luft atmenden Wirbeltieren.“ Dieſe Luft— atmung wird auch durch die zellige Schwimmblaſe leicht erklärt. Über die Zählebigkeit unſeres Fiſches ſagt von dem Borne weiter, daß 100 junge Fiſche in einer Regentonne ohne Waſſerwechſel den ganzen Sommer leben können. Die Vermehrung des Schlammfiſches fällt in den Mai und Juni. Beim Austreten des Flüſſe geht er auf die überſchwemmten Wieſen und laicht zwiſchen dem Graſe. „Ihre Eier bewachen ſie ſolange wie möglich, wenn ſie nicht das Fallen des Waſſers zwingt, dieſelben zu verlaſſen. Die Brut ſchlüpft nach 8 bis 10 Tagen aus den Eiern und bleibt 2 bis 3 Wochen bei den Eltern. Wenn dieſe bei fallendem Waſſer gezwungen ſind, in den See oder Fluß zurückzukehren, ſo bleibt die Brut oft in den Tümpeln zurück und geht erſt im folgenden Jahre in den Fluß oder See, wenn das Hochwaſſer die Verbindung mit der Lache wieder herſtellt. Dann ziehen ſie, 3 bis 6 Zoll lang, dick und fett, in unzähliger Menge in das tiefe Waſſer und können durch ein kleines Netz leicht gefangen werden.“ Etwas ſchwer zu glauben klingt mir eine Mitteilung von Dr. Eſter, daß in der Zeit, wo die Eltern ihre Jungen bewachen, bei herannahender Gefahr der große Fiſch die Jungen dadurch in Sicherheit bringt, daß er den Rachen öffnet und ſie hier hereinſchlüpfen läßt. 41, Aal (Anguilla vulgaris Flem.). Anguilla anguilla, -fluviatilis, -acutirostris, -mediorostris, -canariensis, -callensis, -hibernica, -cuvieri; Muraena anguilla, -oxyrhina. Der Körper iſt langgeſtreckt, nur im Schwanzteil ſeitlich zuſammengedrückt. Er iſt mit einer ſchleimigen Haut bedeckt, in der die kleinen, ſehr zarten, länglichen Schuppen in Zickzackreihen eingebettet ſind. Der Kopf iſt mehr oder weniger zu— geſpitzt, der Unterkiefer vorſtehend und der Mund mit kleinen, in mehreren Reihen ſtehenden Hechelzähnen bewehrt. Die Naſenöffnungen ſtehen nahe der Schnauzen— ſpitze. Die Kiemenöffnung iſt klein und bildet einen ſenkrechten Schlitz dicht vor und unter der Bruſtfloſſe. Bauchfloſſen fehlen. Rücken- und Afterfloſſen gehen ohne Abſchnitt in die Schwanzfloſſe über. Die Färbung des Aales iſt ſehr verſchieden, wechſelt nicht ſelten, ſogar bei den dasſelbe Gewäſſer bewohnenden Tieren ab. In der Regel iſt der Rücken dunkelgrün, blau oder ſchwarz, die Seiten heller und der Bauch weiß. — Europa, ausgenommen der höchſte Norden. Tiefes Waſſer mit ſchlammigem Grunde wird von dem Aale anderem entſchieden vorgezogen, wenn er ſich auch, wanderluſtig wie er iſt, hin und wieder in anderem einfindet. Kalte, ſchnell fließende Bäche vermeidet er — 409 — dagegen gänzlich. Während der Tagesſtunden hält er ſich in Löchern oder im Sande verborgen, bei Nacht ſtreift er umher, um kleine Fiſche, Kruſtaceen, Würmer und Aas zu freſſen. Dem Fiſchlaich und den Krebſen iſt er ſehr gefährlich, auf den Laichplätzen findet er ſich ſtets ein und frißt ſich ſo voll wie er kann, die Krebſe holt er in der Mieterzeit, ſolange ihr Panzer noch weich iſt, aus ihren Wohnlöchern; er hat ſie in manchen Waſſerläufen ganz vertilgt. Der ſeit Albertus Magnus verbreitete Glaube, der Aal gehe nachts aufs Land, um Schnecken und Gewürm, wohl gar wie einige wiſſen wollen, Erbſen zu freſſen, beruht auf Mißverſtändniſſen oder Verwechſelungen. Erfahrene Fiſcher, deren ich eine ganze Anzahl hiernach fragte, belächelten mitleidig dieſe Fabel und verſicherten mir, noch nie einen Aal lebend auf Figur 172. 1. Neunauge (Petromyzon fluviatilis),. 2. Aal (Anguilla vulgaris). dem Lande geſehen zu haben. Hiermit will ich jedoch nicht ſagen, daß es dem Aal unmöglich iſt, außerhalb des Waſſers überhaupt längere Zeit leben zu können; denn ſoviel ſteht feſt, daß das Tier direkt Luft atmen kann, daher auch einen Tag, unter Umſtänden auch wohl noch etwas länger, aus dem Waſſer genommen ſein Leben hinbringen kann, doch iſt alles dieſes nicht genügend, um eine Landwanderung des Aales als beſtimmt feſtſtehendes Faktum betrachten zu können. Wie ſehr ſelten immerhin ſolche Wande— rungen, wenn ſie überhaupt ſtattfinden, ſind erhellt daraus, daß ſie nur ganz zufällig einmal beobachtet worden ſind und zwar ſtets von Leuten, die der Fiſcherei vollſtändig fern ſtehen, ein Zweifel an den Angaben derſelben iſt daher nicht ganz unberechtigt. Aale, die ich unweit des Waſſers ausgeſetzt habe, um diesbezügliche Wanderungen auf dem Lande ſelbſt zu ſehen, kamen in nicht allzugroßer Entfernung ſtets auf dem Trocknen um. Sollte der Aal wirklich Landwanderungen machen, ſo würde er Gewäſſer, die vergiftet ſind, alſo zu ſeinem Leben nicht mehr eignen, freiwillig verlaſſen und nicht, wie oft beobachtet, darin ſterben. Ein von mir in meinem großen Terra— aquarium gepflegter Aal fand ſich eines Tages tot auf dem Lande, er hatte ſich, wahrſcheinlich durch Schildkröten beläſtigt, aus dem Waſſer ge— ſchnellt und lag etwa eine Spanne weit vom Waſſer entfernt. In einem gewiſſen Alter wandert der Aal vom Oktober bis Dezember, — 40 — hauptſächlich in ſtürmiſchen, finſteren Nächten aus den Flüſſen in das Meer. Dieſe ausziehenden, noch nicht geſchlechtsreifen Aale kehren von hier nicht wieder zurück, aber junge Brut von 5—9 em Länge ſteigt im April und Mai, große Hinderniſſe überwindend, über Schleuſen, kleine Wehre und an Felſen emporkletternd, in großen Scharen in die Flüſſe, um hier jahrelang bis zu einer beſtimmten Stufe der Entwicklung zu verharren. Dieſe ein— gewanderten Aale ſind meiſt Weibchen, während die kleiner bleibenden Männchen das Meer überhaupt nicht verlaſſen. Auch wird von einigen Forſchern, ob mit Recht iſt noch nicht feſtgeſtellt, angenommen, daß die die Flußläufe bewohnenden Aale nur verkümmerte Weibchen ſind; die geſchlechtlich ausgebildeten Tiere, Männchen ſowohl wie Weibchen, das Meer überhaupt nicht verlaſſen. Dieſe Anſicht hat viel für ſich, beſtätigt iſt ſie indeſſen noch nicht, aber auch andere Fiſcharten liefern derartige nach— gewieſene ſterile Formen. Die Geſchlechtswerkzeuge des Aals ſind ſchon vor 100 Jahren von Mondini in Italien und von O. F. Müller in Dänemark gefunden worden. Die Eierſtöcke ſind zwei etwa fingerbreite, glatte, weißliche, in zahlreiche Querfalten gelegte, bandartige Organe, die ſich durch die ganze Länge der Bauchhöhle hinziehen, mit ihrem inneren Rande längs der Wirbelſäule angeheftet ſind und keinen Ausführungsgang beſitzen. Die ſpaltförmige Geſchlechtsöffnung liegt dicht hinter dem After und iſt wegen ihrer Kleinheit nur ſchwer zu entdecken. Die Eier ſind mit bloßem Auge unſichtbar und liegen in Fettzellen dicht eingehüllt. Ihre Anzahl iſt ungeheuer groß und beträgt bei mittelgroßen Tieren mehrere Millionen. Die Hoden der männlichen Aale ſetzen ſich aus zahlreichen rundlichen Läppchen zuſammen, welche der äußeren Seite des jederſeits neben der Wirbelſäule gelegenen Ausführungsganges aufſitzen. Eine Rück— kehr der alten Aale nach dem Laichen in die Flüſſe iſt nirgends beobachtet worden; ſehr wahrſcheinlich ſterben die Tiere nach einmaliger Fortpflanzung. Im Winter hält der Aal, im Schlamme verborgen, einen Winterſchlaf. Junge Aale von S—15 em Länge eignen ſich ganz vorzüglich für das Aquarium. Tagsoüber halten ſie ſich unter Höhlungen, die für ſie anzubringen ſind, auf, wenn ſie ſich nicht im Sande einbohren ſollen. Sonniger Stand ihres Behälters iſt für ihr Wohlſein nötig. Größere Tiere als wie oben angegeben, werden anderen Mitbewohnern des Aqua— riums gefährlich. 2. Schmelgſchupper (Ganoidei). Sinorpelftöre (Chondrostei). Die Körperbedeckung beſteht aus tafelartigen oder rund— lichen, ſchmelzbedeckten Schuppen, oder es werden Knochenſchilder dazu verwendet, oder die Tiere ſind ganz nackt. Die Floſſen ſind meiſt am Vorderrande mit einer einfachen oder doppelten Reihe von ſtachelartigen Tafeln beſetzt, die Schwanzfloſſe nimmt zuweilen in dem oberen Lappen das Ende der Wirbelſäule auf, — 41 — die ſich bis in die Spitze dieſer Lappen fortſetzen kann. Die Kiemen ſind frei und liegen in einer Kiemenhöhle unter einem Kiemendeckel. Nebenkiemen können vorhanden ſein, desgl. Spritz— löcher. Das Gerippe iſt knöchern oder teilweiſe knorpelig. tür (Aeipenter sturio L.) Acipenter verus, -latirostris, -hospitus, -oxyrhynchus, -lecontei, Huso oxyrhynchus, Antaceus lecontei ete. Die Körperform iſt geſtreckt, beſonders in der Jugend ſcharf fünfkantig, ſpäter mehr rundlich. Die Kanten ſind mit großen, rautenförmigen Knochenſchildern be— deckt, die in der Mitte einen hohen, anfangs ſcharf ſpitzigen, allmählich aber ſich ab— rundenden Buckel tragen. Die Schnauze iſt mäßig geſtreckt, die Oberlippe ſchmal, die wulſtige, in der Mitte geteilte Unterlippe beſitzt einfache Bartfäden. Die Ober— ſeite des Kopfes mit grobkörnigen Knochentafeln gepanzert. Der Mund liegt an der Unterſeite des Kopfes. Er iſt klein, zahnlos und kann rüſſelartig ſehr weit vor— geſtreckt werden. Rücken-, After- und Bauchfloſſen ſind ſehr weit nach hinten gerückt. Die Färbung der Oberſeite iſt ein düſteres Braun, bald mehr grau, bald mehr gelb. Die Unterſeite iſt ſilberweiß. — Nord- und Oſtſee. Der Stör und ſeine unten beſchriebenen Verwandten können uns hier nur kurz beſchäftigen, da nur in ſeltenen Fällen junge Tiere im Aquarium gehalten werden. Alle Störarten führen ziemlich dieſelbe Lebensweiſe. Sie verbringen ihr Daſein auf dem ſandigen oder ſchlammigen Grunde der Meere und Seen und nähren ſich dort von den verſchiedenſten Kleintieren, die von ihnen mittelſt des rüſſelförmigen Mundes, nach Aufwühlen des Bodens, mit der Schnauze erfaßt und verzehrt werden. Nur in wenigen Fällen ſteigen die Tiere in die höheren Waſſerſchichten auf. Zum Ablegen des Laiches ziehen die Störe ſcharenweiſe in die größeren Flußläufe, wandern jedoch in dieſen nicht ſo weit aufwärts wie die Lachſe. Die Zahl der im reifen Zuſtande ſchwarzen Eier beträgt mehrere Millionen bei einem Fiſch, ſie werden im März bis Mai an Pflanzen oder auf dem Grunde abgeſetzt und haften in Klumpen wie Froſchlaich aneinander. Die Jungen ſchlüpfen nach etwa 5 Tagen aus und wandern dann dem Meere zu. Kleine Tiere werden hin und wieder gefangen, ſie verlangen ein geräumiges Becken, halten ſich jedoch ſelten lange in der Gefangenſchaft. a. Sterlett (Aeipenser ruthenus L.). Die Rückenſchilder ſind hinten am höchſten, zwiſchen den Schildreihen kleine Knochenſchuppen mit rückwärts gerichteten Stacheln; Unterlippe in der Mitte unter— brochen, Bartfäden gefranzt, drei warzige Vorſprünge unter der Schnauze. — Im kaspiſchen und ſchwarzen Meer. b. Haufen (Acipenter huso). Rückenſchilder in der Mitte am höchſten; Haut durch kleine Knochenſpitzen rauh; Unterlippe in der Mitte getrennt; Bartfäden glatt und lang; Schnauze kurz. — Im ſchwarzen und Aſowſchen Meer. Die 3. Ordnung der Knorpelfiſche (Chondropterygii) liefert uns keine eigentlichen Aquarienfiſche. Schollen, die ſich hin und wieder in Flüſſen finden, können, wenn dieſelben nicht ſehr groß ſind, in Aquarien — 412 — geſetzt werden, in denen ſich keine kleinen Fiſche befinden; größere Fiſche zu ergreifen, geſtattet ihnen der Bau ihrer Zähne nicht. 4. Rundmäutler (Oyclostomi.) Neunaugen (Petromyzontidae.) Rückenfloſſen find zwei vorhanden, von denen ſich die zweite unmittelbar mit der Schwanzfloſſe verbindet. Der Saugmund iſt rund, das Innere der Mundſcheibe mit verſchiedenen hornigen Zacken (Zähne) belegt. Die eigentlichen Zähne beſtehen aus weichen Wulſten und beſitzen eine verſchiedene Geſtalt, ſie ſind oben mit einer hornigen Schicht bedeckt. Die Haut trägt keine Schuppen. Die Kiemenlöcher ſtehen weit auseinander, ohne durch eine Längsfurche verbunden zu ſein. Die Kiemenhöhlen ſind von einem beweglichen Knorpelgerüſt umgeben, deſſen Bewegungen den zur Atmung nötigen Waſſerwechſel bewirken. Schwimmblaſe iſt nicht vorhanden. Neunguge (Petromyzon fluviatilis L.). Petromyzon argenteus, -nigri- cans, -prieka, -omalii, Lampetra fluviatilis, -pava. Pricke, Bircke, Neun— äugel, Klieben. Der Körper iſt aalförmig, mit glatter, ſchuppenloſer Haut bedeckt. Die paarigen Floſſen fehlen. Die beiden durch einen ganz geringen Zwiſchenraum getrennten Rückenfloſſen und die mit der hinteren zuſammenhängenden kleinen Schwanzfloſſe werden durch zarte, hornige oder knorpelige Strahlen geſtützt. Afterfloſſe iſt nicht vorhanden, nur zur Laichzeit findet ſich hier eine Hautfalte von der Geſchlechts— öffnung bis zur Schwanzfloſſe. Die Färbung iſt ſchwer zu beſchreiben. Der Körper iſt gelblich, violettſchillernd, die Floſſen geblichbraun. Der Bauch weiß. — In allen Flüſſen und Meeren Europas. (Vergleiche Abbildung Seite 409 Figur 172.) Ein eigentlicher Bewohner unſerer Flüſſe iſt das Neunauge nicht, es lebt mehr im Meere, wenn auch einzelne Tiere ſtändig in Flüſſen und Seen angetroffen werden. Im Herbſt beginnt das Tier in die Flußläufe einzuwandern und kommt im Frühling auf den Laichplätzen an. Hier richten die Neunaugen zu 10—50 Stück vereint, in Kies oder Sand flache Gruben her und legen dort zur Mittagszeit der erſten warmen Maitage ihre Eier ab. Das Weibchen ſaugt ſich dabei meiſt an Steinen feſt, wird vom Männchen mit dem Saugmund im Genick gefaßt, heftig geſchüttelt, und dann entleeren beide Teile ihre Geſchlechtsprodukte. Dieſer Vorgang wiederholt ſich an einem oder mehreren Tagen ſolange, bis die zahlreichen kleinen Eier abgeſetzt und von der Strömung zwiſchen den Steinen zerſtreut ſind. Die abgelaichten Neun— augen ſterben bald ab. Die Jungen ſchlüpfen nach etwa 3 Wochen aus und leben unter dem Namen Querder in Sand und Schlamm verborgen. Hier und da werden dieſe jungen Neunaugen auch wohl als Uhle oder als blindes Neunauge bezeichnet. Das Maul dieſer Querder iſt ohne — 413 — Hornzähne, die Lippen ſind länglich und die Färbung iſt ſchmutzig gelb. Mit der Zeit treten die tief unter der Haut verborgenen Augen an die Oberfläche, das Maul rundet ſich und beginnt ſich mit Hornzähnen zu be— ſetzen, bis endlich im 4. oder 5. Lebensjahre das Neunauge vollſtändig ausgebildet iſt. Die Verwandlung vollzieht ſich im Auguſt und iſt meiſt im Januar vollendet, wo die Tiere dann eine Länge von 20 em erreicht haben und zur vollſtändigen Heranwachſung in das Meer gehen. Dort nähren ſie ſich von kleinen Tieren und Fiſchen, an welche ſie ſich anſaugen und die ſie mit ihren Zähnen anbohren. Vom Querder werden ganz kleine tieriſche oder pflanzliche Organismen aufgenommen. Beide Formen des Neunauges eignen ſich für das Aquarium, nur ſind nicht zu große Exemplare des entwickelten Tieres in die Behälter zu bringen, die auch hier ſelten lange leben. Fiſch⸗Saſtarde. Bei den in der Freiheit lebenden Fiſchen kommen nicht ſehr ſelten Baſtarde vor, deren Vater einer anderen Fiſchart angehört als die Mutter Beſonders iſt dieſes bei den Fiſchen der Fall, die in Schwärmen laichen, zu denen ſich ab und zu einzelne oder mehrere Arten anderer Fiſche geſellen, deren Laichzeit jedoch immer möglichſt nahe zuſammenfallen muß. Indeſſen ſind hierüber noch wenig Verſuche angeſtellt worden, da die ſo erhaltenen Baſtardfiſche für wirtſchaftliche Zwecke nur geringen Wert haben; die größte Anzahl der Baſtarde bleibt höchſt wahrſcheinlich unfruchtbar, andere bringen im höheren Alter nur wenig Milch reſp. Eier hervor, von denen man noch nicht weiß, ob fie ſich zur Befruchtung eignen. Seit 2 Jahren befaſſe auch; ich mich mit der Baſtardzucht, etwas Abgeſchloſſenes hierüber mitzuteilen, iſt ſelbſtverſtändlich bei ſo kurzem Zeitraum noch nicht möglich. Nachgewieſen ſind bis zur Zeit Baſtarde von Brachſen und Rotauge, Blicke und Plötze, Karpfen und h Ückelei und Döbel, Ückelei und Rotauge, Lachs und Bachforelle, Saibling und Bachforelle, Halbbrachſen und Ückelei, Halbbrachſen und Brachſen. Die künftliche Fiſch zucht. IE Bsrufapparate. Zu großer wirtſchaftlicher Bedeutung iſt ſeit einigen Jahren die künſtliche Fiſchzucht gekommen. Sie iſt ſo leicht und einfach, daß ſich auch der Aquarienliebhaber mit ihr gerne beſchäftigen wird, bereitet ſie ihm doch manche genußreiche Stunde. Die älteſten zur Aufnahme der Eier in geſchloſſenen Brutanſtalten an— gewendeten Apparate, waren die Coſte'ſchen Kacheln, viereckige Käſten von gebranntem Thon, in welche die Eier auf einem beweglichen Glasroſt ge— lagert wurden. Um mit einer geringen Waſſermenge viele Kacheln zu ſpeiſen, wurden dieſelben ſtaffelförmig aufgeſtellt. Dieſer Apparat iſt jedoch heute U aus den Brutanſtalten verſchwunden, da das Waſſer, ohne die Eier gänzlich zu umſpülen, nur über dieſe wegläuft. Am gebräuchlichſten ſind heute die fogen. kaliſorniſchen Bruttröge nach der Konſtruktion von von dem Borne, Eckardt, Schuſter u. ſ. w. Sie beſtehen aus zwei beweglich verbundenen Käſten, von denen der innere einen Siebboden beſitzt und in den äußeren ſo eingeſetzt iſt, daß alles in letzteren von oben einſtrömende Waſſer durch den Siebboden in den inneren Kaſten eindringen muß; . r durch eine Röhre oder u u offene Rinne im Figur 173. Kachelbrutapparat. oberen Rand läuft das Waſſer wieder ab. Der praktiſchſte und allgemein gebräuchlichſte von dieſen kaliforniſchen Bruttrögen iſt der v. d. Borneſche, weshalb ich mich auf dieſen beſchränke. Schon an und für ſich bildet dieſer Apparat eine kleine Fiſchzuchtanſtalt für ſich ſelbſt. In einem Apparate können etwa 5000 Eier von Lachſen oder Forellen an- und ausgebrütet werden, auch iſt es möglich, in ihm die Brut zu halten, bis ſie den Dotterſack aufgezehrt hat. Der Apparat ſetzt ſich aus zwei Käſten, Figur 174 1 und 2, zuſammen. Der äußere Kaſten a hat eine Länge von 40 em, iſt 25 em breit und ebenſo tief; der innere Kaſten b iſt 30 em lang, 25 em breit und 15 em tief; das Vorſieb e, welches den Trog verſchließt, iſt 10 em lang, 25 em breit und 10 em hoch. Der Verſchluß wird dadurch gebildet, daß die drei Tüllen d in einander geſteckt wer⸗ den. Strömt jetzt das Waſſer in den Kaſtena, ſo fließt es von unten nach oben durch die Siebböden Figur 174. Tiefer kaliforniſcher Bruttrog von von dem Borne mit Fangkaſten. von b und e und durch die Tülle d ab. Die Siebe müſſen ſo fein ſein, daß weder Eier noch Fiſchchen durch ſie hindurch kommen können. 2 iſt der Fangkaſten. Er iſt durch ein hori— zontales Sieb f geſchloſſen und hat den Zweck, Fiſchchen, die den Trog verlaſſen, wenn das Vorſieb entfernt iſt, zurückzubehalten. Das Waſſer ſtrömt hier in dieſen Kaſten bei e ein, das Sieb k verhindert die Brut am Verlaſſen. . — — ä — — 415 — In den Kaſten b werden die Eier auf dem Drahtroſt ausgebrütet und können ohne Schaden in mehreren Lagen über einander gelegt werden, da das den Trog durchſtrömende Waſſer von unten eindringt und ſie von dieſem etwas gehoben werden. Das Waſſer, welches in den Trog geleitet wird, nützt ſich vollſtändig aus. Für die Ausbrütung von weniger als 1000 Eiern iſt mehr als der oben beſchriebene tiefe kaliforniſche Trog, der trichterförmige Bruttrog zu empfehlen. Er iſt im großen dem erſteren ähnlich gebaut, nur hat er ſtatt des kaſtenförmigen Einſatzes einen trichterförmigen, der oben 30 em, unten 10 em Durchmeſſer beſitzt. Er wird durch ein Vorſieb verſchloſſen und er— hält vorne denſelben Fangkaſten, wie der tiefe kaliforniſche Trog. Fiſcheier und Brut halten ſich in keinem Apparate ſo gut wie in dieſem, da durch ihn eine beſonders lebhafte Strömung geht. Beſſer zur Bebrütung von wenigen Eiern ſind kleinere Selbſtausleſer, die in verſchiedener Form konſtruiert worden ſind. Die Herſtellung aller hat darauf Bedacht genom— men, daß die Eier durch eine ſtark aufſteigende Strömung in ſtändiger langſamer Be— wegung erhalten werden, wo— bei die abgeſtorbenen, ſpeeifiſch etwas leichteren Eier an die Oberfläche kommen und ent— weder durch zeitweiſe Ver— ſtärkung des Waſſerzufluſſes abgeſchwemmt oder mittelſt Figur 175. Trichterförmiger kaliforniſcher Bruttrog von eines Sieblöffels leicht ent— von dem Borne. fernt werden können. Der bei uns gebräuchlichſte Selbſtausleſer iſt der nach dem Prinzip des kaliforniſchen Apparates konſtruierte von v. d. Borne. Bei ihm wird die Stromgeſchwindigkeit ſo reguliert, daß die geſunden Eier zurückbleiben, die toten dagegen mit dem Waſſer abfließen. Die erſte Idee eines der— artigen Apparates hat Chaſe zu Detroit (Michigan, Vereinigte Staaten) gehabt, der ihn ſeit 1875 in Gebrauch genommen hat. Ferner konſtruierte Sam. Wilmot in Neweaſtel (Ontario, Vereinigte Staaten) desgleichen einen „Selfpicker“, den er bei der Coregonenzucht anwendete. Der hier in Deutſchland am meiſten gebrauchte Selbſtausleſer iſt, wie geſagt, der von v. d. Borne, nach dem Prinzipe des kaliforniſchen Apparates konſtruierte. Für Fiſchzuchtanſtalten wird er in nachſtehender Größe angefertigt. Der äußere Waſſerkaſten iſt 50 em hoch, 20x22 em weit, die innere von cylindriſcher Form, 40 em hoch und 10 em weit. Der v. d. Borneſche und alle anderen bis zur Zeit bekannten Selbſtausleſer brauchen viel Waſſer, um die Eier in dem unteren Trichter ordentlich zu heben, können auch nicht, wenn mehrere Trichter ſtaffelförmig aufgeſtellt werden, genau reguliert werden. Dieſes bewog mich verſuchsweiſe im Herbſt 1895 den beſchriebenen Trichter dahin umzuändern, wie ihn Figur 176 zeigt. Dieſer mein Selbſt— — 46 — ausleſer be ſteht aus? zwei Teilen: A den oberen und B den unteren Teil. Beide Teile find bei der Linie d—d durch Schraubengewinde verbunden. Der Trichter A trägt an der Verſchraubungsſtelle bei C ein Sieb, auf welchem die Eier ruhen, die den Trichter etwa bis ¼ füllen können. Das Waſſer läuft bei a ein und paſſiert bei e einen Hahn, der den Waſſer— zufluß reguliert, geht, wie die Pfeile weiter zeigen, durch das Sieb e in den Trichter hoch, umſpült hier ordentlich die Eier, geht dann über den Rand des Trichters und verläßt bei b den Apparat, um in einen Fang— kaſten zu fallen, wie ihn Figur 174 beim tiefen kaliforniſchen Trog zeigt. Der Waſſerdruck, der die Eier hebt, ſoll nicht ſtärker ſein, als daß er dieſelben bis Z em zum oberen Rande hebt. Dieſer Selbſtausleſer hat ſich bei der künſtlichen Ausbrütung von Schnäpel (Core— gonus oxyrrhynchus) im Winter und jetzt beim Ausbrüten von Hechteiern ſehr praktiſch er— erwieſen, ſodaß er allen anderen Apparaten dort vorzuziehen iſt, wo der Waſſerverbrauch ein nicht ſtarker ſein ſoll. Wenn ich die Einheit des Waſſers, welches der v. d. Borneſche Selbſt— ausleſer gebraucht, mit 1 anſetze, jo arbeitet mein Selbſtausleſer mit ¼ dieſer Waſſermaſſe ebenſo vorzüglich. Ferner können bei meinem Apparat ſoviel Selbſtausleſer unter einander Figur 176. Mein Selbſtausleſer. geſetzt werden wie wollen, jeder einzelne Apparat kann für ſich ſelbſt reguliert werden. Dann iſt es aber ſehr zweckmäßig, wenn der Trichter a eine Röhre trägt, die etwa überflüſſiges Waſſer, welches der obere Apparat dem unter dieſem ſtehenden zuführt, ſofort in den Fangkaſten abgiebt, welcher es dann wieder dem unter dieſem ſtehenden Selbſtausleſer abgiebt. Auch tulpenförmige Gläſer, wie ſie als Biergläſer gebraucht werden, können zur Ausbrütung von Fiſcheiern benutzt werden, wenn dieſelben unten ſpitz ſind. Es iſt dann nur nötig, in dieſes Glas von oben einen Gummi— ſchlauch einzuführen, deſſen Ende unten eine Bleiröhre trägt. Der Schlauch geht bis auf den Grund des Glaſes. Fülle ich die Eier jetzt in das Glas, deſſen oberer Rand das Waſſer überall rings über den Rand gleichmäßig überlaufen läßt, ſo hebt das unten einſtrömende Waſſer den Laich, die Eier werden überall vom Waſſer umſpült und erbrütet. Dieſes Brutglas hat dann ſeinen Stand in einem Fangkaſten wie er bei Figur 174 dar— geſtellt iſt. Die jungen Fiſche, welche die Eier verlaſſen haben, werden über den Rand vom Waſſer getrieben und fangen ſich in dem Kaſten. Die Gewinnung des Laiches und [eine Befruchtung. Bei den Fiſchen, die in voller Freiheit oder aus den Behältern zum Zwecke der künſtlichen Befruchtung ihres Laiches gefangen werden, erkennt man die Reife zum Laichen an verſchiedenen Zeichen. Der Bauch des Mutter— fiſches erſcheint zu dieſer Zeit weich aufgetrieben, giebt jedem Druck ſehr leicht nach und die fühlende Hand nimmt eine deutliche Hin- und Her— bewegung wahr, die andeutet, daß die ſchon von dem Eierſtock gänzlich abgetrennten Eier ſich nach jeder Richtung hin bewegen laſſen. Hält man den weiblichen Fiſch ſenkrecht mit dem Kopfe nach oben, ſo ſenken ſich die Eier durch ihr eigenes Gewicht gegen die Afteröffnung, deren Ränder ge— rötet und angeſchwollen erſcheinen. Bei den männlichen Fiſchen iſt der Bauch nicht in der Weiſe aufgetrieben wie bei dem weiblichen Fiſch; wird das Tier dagegen in eine ſenkrechte Stellung gebracht, ſo fließt bei einem volllaichfähigen Fiſch die Milch ohne irgend einen Druck von ſelber aus. Zur Unterſuchung des Geſchlechtes bei laichfähigen Fiſchen iſt es ſehr verwerflich, die Tiere ſo ſtark zu drücken, daß unreifer Rogen oder Milch ausgepreßt wird. So behandelte Fiſche werden durch ſolche vollſtändig unnütze Operationen leicht krank gemacht und ſehr oft fortpflanzungsunfähig. Die eigentliche Befruchtung kann auf verſchiedene Weiſe bewirkt werden. Früher wurde der Laich des Mutterfiſches in eine mit Waſſer gefüllte Schale geſtrichen und dieſem die Milch des Männchens zugeſetzt. Durch ſorgſames Umrühren mit der Hand oder dem feinen Bart eines Pinſels er— reicht man eine ganz gute Vereinigung des Samens mit dem Ei. So ausgeführt, nennt man die Befruchtung eine naſſe. Die Eier verſchiedener Fiſche nehmen ohne gleichzeitige Anweſenheit von Samen kein Waſſer auf, ſie können alſo längere Zeit, ohne anzuſchwellen, im Waſſer liegen, wird indeſſen nachträglich lebender Samen unter ſie gemiſcht, ſo findet auch dann noch eine Befruchtung ſtatt, wenn auch die Eier ſchon ſtundenlang im Waſſer - zugebracht haben. Fiſche mit ſo widerſtandsfähigem Laich können auf obige Weiſe befruchtet werden. Andere Fiſcheier nehmen Waſſer auch ohne Anweſenheit von Samen ſofort auf, und haben ſie ſich erſt einmal voll geſogen, ſo können ſie nicht mehr befruchtet werden. Zu dieſen Eiern gehören gerade die unſerer vor— züglichſten Wirtſchaftsfiſche. Die Schwierigkeit einer guten Befruchtung bei dieſen Fiſchen macht es notwendig, um eine größere Nachzucht erwarten zu können, daß bei der Befruchtung nicht die naſſe, ſondern die trockne gewählt wird. Dieſe, nach einem Ruſſen Wraskij benannte Methode, die auch ſchon von Jacobi be— ſchrieben wurde, iſt heute faſt überall eingebürgert. Nach derſelben werden die Eier eines oder mehrerer Mutterfiſche, in der Weiſe, wie ich es weiter hinten näher beſchreiben werde, in eine trockne, flache Schale abgeſtrichen und mit der Milch eines oder mehrerer Männchen gemiſcht, mit den Fingern oder beſſer mit einer Federfahne vorſichtig umgerührt und dann mit Waſſer übergoſſen, welches die Temperatur des zur Speiſung des Brutapparats Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 27 — 48 — benutzten Gewäſſers hat. Dieſe Befruchtungsmethode liefert viel beſſere Reſultate als die früher meiſt angewandte naſſe. Mit Herrn Fiſchermeiſter Lüdeke in der Provinzial-Brutanſtalt zu Arneburg habe ich dieſe Methode dahin abgeändert, daß nicht die Eier ſo— gleich in eine Schüſſel abgeſtrichen werden, ſondern dieſes in ein engmaſchiges Sieb geſchieht, damit die Eier möglichſt ohne Harn bleiben, auch der Schleim vieler Fiſche nicht mit denſelben in Berührung kommt. Wird Harn und Schleim mit abgeſtrichen, ſo läuft er raſch durch das Sieb. Die ſo er— haltenen, möglichſt reinen Eier, werden dann erſt in die Schüſſel gethan und ihnen hier die Milch zugeſetzt. Ich komme nun zur eigentlichen Befruchtung. Sobald der Fiſch aus dem Waſſer genommen wird, iſt er ordentlich abzutrocknen und ſo zu behandeln, daß er den Harn vor allen Dingen erſt abgiebt. Sehr zweckmäßig iſt es, die abzuſtreichenden Fiſche in ein trocknes Tuch einzuſchlagen, um ſie ohne ſtarken Druck ſicher halten und handhaben zu können. Der Ausführungsgang der Harnblaſe mündet mit der hinter dem After gelegenen Geſchlechtsöffnung gemeinſchaftlich, und um nun Milch oder Eier möglichſt rein zu gewinnen, iſt es nötig, durch leiſes Drücken und Streichen hinter dem After den Harn zu entfernen. Alsdann iſt der Fiſch nochmals zu trocknen und dann erſt die Milch abzuſtreichen. Eier und Milch ſollen vollſtändig reif ſein und faſt von ſelbſt bei der leiſeſten Berührung abfließen. Iſt dieſes nicht der Fall, werden die Eier mit Gewalt dem Fiſche entpreßt, ſo ſterben dieſelben nach einiger Zeit alle. Ein ſanftes Streichen des Bauches muß vollſtändig genügen, um ſie aus der weichen und geröteten Geſchlechtswarze austreten zu machen; der Fiſch muß ſo laichreif ſein, daß, wenn er am Kopf aufgehoben wird, die Eier durch ihr Gewicht, oder wenn er ſich aus den Händen zu befreien ſucht, durch ſeine eigenen Bewegungen ausgetrieben werden. Nur diejenigen ſind reif und zur Befruchtung geeignet, die vom Eierſtocke abgelöſt, frei be— weglich in der Bauchhöhle liegen und bei gelindem Streichen des Bauches vom Kopfe gegen den Schwanz zu in zuſammenhängendem Strahl aus— treten. Noch am Eierſtock befeſtigte Eier können durch heftigen Druck her— vorgepreßt werden, dieſelben treten aber nicht einzeln, ſondern haufenweiſe durch das Eierſtockgewebe aus und ſind vollſtändig unbrauchbar. Zu Beginn des künſtlichen Ablaichens verhindern die Fiſche oft durch ein krampfhaftes Zuſammenziehen des an der Geſchlechtsöffnung befindlichen Schließmuskels, ſelbſt bei ſtärkerem Druck auf die Bauchdecken, den Austritt der Eier, wenn auch dieſe vollſtändig reif ſind. Durch ein leiſes Streichen des Bauches bringt man jedoch den Fiſch bald dahin, dieſen Widerſtand aufzugeben. Kommt während des Abſtreichens der Ausfluß der Eier plötzlich ins Stocken, obgleich der Bauch noch genügend reifen Rogen enthält, ſo iſt es nötig, die Haltung des Fiſches etwas zu verändern, den Körper eine Sförmige Geſtalt zu geben oder Kopf und Schwanz nach dem Rücken hin zu biegen. Bei dem Abſtreichen iſt die Haltung des Fiſches ſtets ſo, daß der — 419 — Bauch abwärts gewandt und dicht über dem zur Aufnahme der Eier be— ſtimmten Gefäß liegt, um die Eier nicht durch einen Fall aus bedeutender Höhe zu beſchädigen. Iſt es nach meinen Erfahrungen vorteilhafter, die Eier des Mutter— fiſches ſtatt in eine flache Schüſſel in ein feines Sieb abzuſtreichen, ſo läßt ſich dieſes beim Abſtreichen des Milchners nicht ausführen. Hier iſt alſo doppelte Vorſicht nötig, um reine Milch zu gewinnen. Wie ich oben ſchon angegeben habe, verſuche man zuerſt durch leiſes Drücken hinter dem After den Harn zu entfernen, trockne den Fiſch gut ab und ſtreiche dann erſt die Milch zu den aus dem Sieb in eine Schüſſel gebrachten Eiern. Durch einen gelinden Druck auf dem Bauch ſtrömt ſie in einem dünnen Strahl aus der Geſchlechtsöffnung. Tritt ein waſſerheller Strahl geſondert, oder mit Milch vermiſcht aus dem After, ſo iſt der Fiſch ſofort von der mit Eiern gefüllten Schüſſel zu entfernen und geſondert zu halten, bis die Milch rein und klar austritt, dann erſt iſt zur Befruchtung weiter zu ſchreiten. Dieſer klare Strahl iſt Harn und verdirbt, wenn in Menge den Eiern zu— geſetzt, dieſe. Von einem Milchner kann man wochenlang, täglich oder in kürzeren Pauſen, Milch gewinnen. Sie genügt von einem Männchen zur Befruchtung des Laiches mehrerer Weibchen. Jüngere Männchen geben in den meiſten Fällen mehr Milch als ältere. Nachdem man durch Umrühren mit der Hand oder beſſer mit einer ſtarken Federfahne, Milch und Eier vollkommen vermiſcht hat, gießt man dann ſoviel Waſſer zu, daß die Eier einige Centimeter hoch mit dieſem bedeckt ſind, rührt dann noch einmal um und ſtellt die Schale einige Minuten ruhig bei Seite. In dieſer Zeit dringen die Samenkörperchen mit dem Waſſer in die Eier ein und vollziehen die Befruchtung. Jetzt wird das milchige Waſſer abgegoſſen und durch reines erſetzt, in welchem ſich die Eier raſch vollſaugen und eine vollgerundete Geſtalt annehmen. Darauf werden ſie in den Brutapparat gebracht. Sind die zur Befruchtung verwendeten Eier zu alt, d. h. überſtändig im Mutterleibe geworden, ſo trüben ſie ſich, in Waſſer gebracht, in kurzer Zeit und werden weiß, oft indeſſen treten ſie auch ſchon weiß aus dem After. Wird das Abſtreichen der Fiſche mit einiger Vorſicht ausgeführt, ſo ſchadet es den Tieren in keiner Weiſe. Bei dem erſten Abſtreichen ſtirbt einem Neulinge in der Fichzucht in der Regel der vierte Teil der abgeſtrichenen Fiſche. Vollſtändig zufrieden kann man ſein, wenn nach jahrelanger Übung die Sterblichkeit der Tiere ſich auf 3 bis 4 pCt. verringert. 3. Pflege der Fiſcheier. Für jeden Züchter ſind im Leben des ſich entwickelnden Fiſch-Eies zwei Perioden beſonders wichtig: die erſte unmittelbar nach der Befruchtung, die andere, wenn die Augen der Jungen durch die Eiſchale hindurch ſichtbar 27³ — 420 — werden. Der erſte Zeitabſchnitt iſt der wichtigſte. Mag die Befruchtung unter noch ſo günſtigen Umſtänden erfolgt ſein, die Bebrütung mit der größten Sorgfalt ausgeführt werden, mag für ſtets gleiche Temperatur, lufthaltiges Waſſer u. ſ. w. geſorgt werden, in den erſten Tagen wird immer ein entſprechender Abgang an Eiern zu verzeichnen fein, deren Ver— derbniß ſich manchmal durch weißliche oder milchige Trübung im Innern zu erkennen giebt. Dieſe erſten Tage ſind die Tage der Einleitung zu den organiſchen Vorgängen, durch welche der Anfang für das ſpätere Tier gelegt wird. Nicht nur das Baumaterial bildet ſich aus dem Dotter hervor, ſondern auch die Anlage der hauptſächlichſten Organe, beſonders des Nerven— ſyſtems und des Herzens; und bis der erſte Blutlauf hergeſtellt und der Körper des Embryos eine, wenn auch nur geringe Feſtigkeit erlangt hat, reicht die geringſte Störung hin, um den Verlauf der Entwickelung entweder gänzlich zu unterdrücken oder doch unregelmäßig zu geſtalten. Einige Fiſch— züchter ſtellen die Behauptung auf, den Eiern ſogleich nach der Befruchtung anſehen zu können, ob ſie wirklich befruchtet ſind oder nicht. Sie haben ſich eine Anzahl vermeintlicher Kennzeichen erdacht oder aus der Luft ge— gegriffen, die weder mit bloßem Auge noch unter dem Mikroſkope zu er— kennen ſind. Eine Trübung des Eies, die Bildung eines ſchwarzen Fleckes, das Vorhandenſein von Oltropfen im Dotter und noch verſchiedenes mehr, ſind für ſie ſichere Punkte, die das Ei als unbefruchtet gelten laſſen. Un— mittelbar nach der Befruchtung iſt an dem Ei überhaupt nichts zu ſehen, weder mit dem Mikroskope, geſchweige denn mit bloßem Auge. Durch die Befruchtung trübt ſich das Ei in keiner Weiſe. Die oben beſchriebenen Veränderungen im befruchteten Ei ſind durchaus dem unbewaffneten Auge verborgen und oft, ſehr oft ſogar halten ſich unbefruchtete Eier klar und unverändert, daß, wenn ihr Alter nicht bekannt ſein würde, es überhaupt nicht zu entſcheiden wäre, ob ſie befruchtet ſind oder nicht. Nußbaum giebt ein einfaches und ſehr zweckmäßiges Mittel an, ſchon nach wenigen Tagen zu entſcheiden, ob Eier befruchtet ſind oder nicht. Bei Salmoniden- oder Coregoneneiern, die in zur Hälfte mit Waſſer verdünnten Weineſſig gelegt werden, bleibt der Dotter vollkommen klar, der Keim oder das ſchon weiter entwickelte Fiſchchen trübt ſich aber ſofort und erſcheint weißlich gefärbt. An ſo behandelten Eiern zeigt ſich in den erſten 8 Tagen der Keim als eine kleine weiße Kreisſcheibe, die ſich jpäter in einen allmählich an Länge zunehmenden ſchmalen Streifen verwandelt. Für Anfänger empfiehlt es ſich, eine Anzahl unbefruchteter Eier im Waſſer aufzubewahren und einige derſelben in Zwiſchenräumen etwa von einigen Tagen mit befruchteten und in der Entwicklung begriffenen Eiern in verdünnten Weineſſig zu werfen und mit einander zu vergleichen. Nachdem die befruchteten Eier in einen Brutapparat gelegt, ſind ſie, wie ich ſchon oben geſagt habe, mit Vorſicht zu behandeln, indeſſen ſind die hier oft gegebenen Vorſchriften zu weit gezogen. Gegen Erſchütterungen der verſchiedenſten Art zeigen ſich zwar befruchtete Eier ſehr empfindlich, ja einige heftige Stöße können genügen, ſämtliche Eier eines Apparates zu vernichten, andererſeits ſchadet ein vorſichtiges Umrühren derſelben in den — 421 — Apparaten, oder das Abſpülen der Eier durch den Sprühregen einer feinen Brauſe, ſobald ſie von Schlamm bedeckt ſind, durchaus nicht. Zu dieſer Vor— nahme laſſe man das Waſſer aus dem Trog ab. Ohne Nachteil kann eine derartige Behandlung auch ſchon in den erſten Tagen nach der Befruchtung vorgenommen werden. Zeigen ſich auch hier noch am folgenden Tage mehr als gewöhnlich weiß gefärbte Eier, ſo iſt es ſehr falſch, anzunehmen, daß ſie urſprünglich in geſunder Entwicklung begriffen geweſen ſind, aber durch das Abbrauſen ꝛc. getötet wären. Eine mikroſkopiſche Unterſuchung zeigt in den weitaus meiſten Fällen, daß die größte Mehrzahl unbefruchtet ge— weſen iſt. Gerade dieſe unbefruchteten Eier zeigen ſich bei einer leichten Erſchütterung viel empfindlicher als in Entwicklung be— griffene befruchtete Eier. Je früher die erſteren entfernt werden, deſto beſſer iſt es für die geſunden. Das Ausſuchen toter Eier gehört mit zu den täglichen Arbeiten. Das Entfernen dieſer Eier iſt dringend nötig, weil ſich auf ihnen bald eine Wucherung von farbloſen, fadenförmigen Schmarotzerpilzen (Achlya, Saprolegnia) ein- & findet, welche auch den gefunden Eiern gefährlich wird. IN Dieſe Pflänzchen will ich hier nicht näher ſchildern, da ich N ſie im Kapitel über die Fiſchfeinde ausführlich beſchreiben N W IR werde. Byſſus nennt der Fiſchzüchter für gewöhnlich dieſe N Pilzfäden. Figur 177. Die Entwicklung der Fiſchchen in den Eiern ſchreitet Saprolegnia⸗ 2 8 - a: e pflänzchen. allmählich vorwärts, ſodaß auch das Tierchen dem un— ik deres bewaffneten Auge im Ei ſichtbar wird. Beſonders ſind es die Augenpunkte, die ſich als zwei große dunkle Flecke zeigen und an deren Bewegung man deutlich erkennt, wie das Fiſchchen ſich im Ei herum— wälzt. Dieſer ſchwarze Farbſtoff in den Augen erſcheint in der zweiten Hälfte der Entwicklung und zu dieſer Zeit iſt das Ei am widerſtandsfähigſten. Die Feſtigkeit und Elaſtizität hängt von der äußeren Eihaut ab, dieſe nimmt aber nach der angegebenen Periode allmählich ab, um dem heranwachſenden Fiſchchen das ſpätere Sprengen der Hülle zu erleichtern, dann leiden die Eier auf dem Transporte, während ſie vor dieſer Zeit ſich leicht verſchicken laſſen. Will man Eier oder Fiſchchen genau betrachten, ſo ; ET 5 1 8 Figur 178. bedient man ſich hierzu ſehr zweckmäßig einer —— Achlya prolifera. . . Re men spırer 22 Linie des Trä⸗ gebogenen Glasröhre. Das eine Ende der Röhre ſchließt gers, w,wt,w?w3 man mit dem Daumen, hält das andere dicht an die Wurzelfäden, w?, Eier oder Fiſchchen und entfernt dann plötzlich den Daumen. *! Haden Wur Das einſtrömende Waſſer führt dann die zu betrachtenden Sen be Gegenſtände in die Röhre hinein. Wird nun das Rohr mit dem Daumen wieder geſchloſſen und aus dem Waſſer gehoben, ſo ſind die Gegenſtände in derſelben leicht zu beobachten. en 4. Fütterung der Fiſchbrut. Während künſtlich in Apparaten erbrütete Fiſche, die für wirtſchaft— liche Zwecke verwendet werden ſollen, ſogleich in Teiche, die für ſie her— gerichtet ſind, geſetzt werden, wo die ihren Dotterſack ſchon verzehrt habende Brut ſogleich Nahrung findet, iſt der-Aquarienliebhaber angewieſen, ſeinen Figur 179. Flohkrebs (Daphnia pulex). Stark vergrößert. aufgezogenen Fiſchen geeignetes Futter zu beſorgen. „Lebende Nahrung für die jungen Fiſche iſt gleich— bedeutend mit der Muttermilch der Säugetiere, mit der Schnabelfütterung der Vögel,“ ſagt Nitſche und dem ſchließe ich mich vollſtändig an, verkenne jedoch auch nicht, daß totes Futter, beſonders, wenn lebendes nicht zu erhalten iſt, nicht zu unterſchätzen iſt. Beides hat Vorteile, beides hat Nachteile. Für Fiſchchen, die kaum den Dotterſack ver— loren haben, geeignetes lebendes Futter zu beſchaffen hält ſchwer, beſonders dann, wenn es ſich um große Mengen von Brutfiſchen handelt. Cyclops und Daphnien, die faſt alle Tümpel und Bäche im Freien füllen, ſind für Brutfiſche viel zu groß und in ihren Bewegungen ſchneller als die jungen Fiſche, können daher, wenn ſie auch wohl ſchon verzehrt werden können, von ihnen nicht erbeutet werden. Um Infuſorien zu erhalten, übergießt man Heu in einem Gefäße mit Waſſer und läßt es einige T Tage in der Sonne ſtehen. Dieſes Waſſer wird 1. Opercularia nutans. 2. Halteria gran- Figur 180. Figur 181. 1. Codosiga botrytis. 2. Difflugia urceolata. dinella. 3. Carchesium polypinum. 4. Aci- | 3. Pseudochlamys patella. 4. Amöba proteus — neta mystacina. 5. Astylozoon fallax. aut. 5. Hyalodiscus guttula. 6. Stichotricha. 6. Epistylis plieatilis. dripartita. (Stark vergr.) 7. Podophrya qua- | seeunda. 7. Hyalodiscus limax. 8. Hyalo- diseus rubieundus. 9. Coelomonas grandis 10. Climacostomum virens. 11. Stentor poly- | morphus. 12.Colpidium colopoda. (Stark vgr.) eos durchgeſeiht (ſ. weiter unten) und in das Aquarium gebracht. Noch beſſer iſt das von Dr. Buck im Triton, Berlin, vorgeſchlagene Verfahren. Ge— trocknete Salatblätter, gedörrte Ranken von Veronica Beccabunga und verſchiedener Galium-Arten, welche überall an feuchten oder ſchattigen Stellen in Menge wachſen, auch Blätter von Vallisneria und Ranken von Elodea können Verwendung finden, werden eingeweicht und täglich, je nach der Anzahl der jungen Fiſche, wird von dieſem Waſſer, welches voll von kleinen Tieren iſt, dem Aquarium etwas zugeſetzt. Zum Über— gießen der getrockneten Pflanzen verwende man Regen— waſſer, welches unter einer Dachtraufe aufgefangen iſt. Dieſes Waſſer färbt ſich ganz grünbraun und es wim— melt in ihm von Infuſorien, von denen beſonders Col— x pidium colpoda Stein und Monaden zu erwähnen ſind. Figur 182. Nachdem jo die junge Brut mit dieſen gezüchteten Hüpferling 5 (Cyelops RER Se quadricornis.) Stark Infuſorien etwa 8 Tage (je nach der Entwicklung der vergrößert. Fiſche bald kürzer, bald länger) ernährt worden iſt, kann ihr größere Nahrung gereicht werden. In der erſten Zeit wählt man hierzu Cyelops und noch jpäter Daphnien und andere Kruſter, auch Mückenlarven werden dann genommen. Auf die beiden abgebildeten Kruſter komme ich bei den Krebſen noch zurück. Lebendes Futter, welches aus ſtehenden oder fließenden Gewäſſern ge— ſchöpft iſt, muß, bevor es in die Becken gegeben wird, vorſichtig unterſucht werden, ob nicht Fiſchfeinde, mit ihm eingeführt werden. Es iſt überhaupt bei der Fütterung mit ſolcher lebenden Nahrung große Vorſicht nötig. Sehr zweckmäßig iſt es, ſolche Nahrung aus Tümpeln zu ſchöpfen, die keine Fiſche beherbergen, da dann die Möglichkeit Paraſiten einzuſchleppen weniger wahrſcheinlich iſt. Beſonders ſind die Becken nicht zu ſehr mit Futtertieren zu überfüllen, da dieſe ſonſt mehr Sauerſtoff verbrauchen als ſie im Waſſer finden, ſie ſterben dann ab und verderben das Waſſer. Es iſt zweckmäßiger, mehrmals des Tages zu füttern als auf einmal zu viel. Um Futtertiere in entſprechender Größe der Entwicklung der jungen Fiſche noch zu erlangen, iſt es ſehr zu empfehlen, mehrere über einander ſtülpbare Siebe von verſchieden enger Drahtgaze zu benutzen und durch dieſe die Futtertiere mit ihrem Waſſer zu gießen. Je nach der Entwicklung er Brut hat man dann für ſie geeignetes Futter in dieſem oder jenem Siebe. Iſt lebendes Futter für die jungen Brutfiſche nicht zu beſchaffen, ſo verwende man künſtliches Futter. Von allen Futterſtoffen, die als Erſatz für lebende Nahrung empfohlen worden ſind, eignet ſich nur hartgekochtes Eigelb. Junge Schnäpel, die in dieſem Jahre (1896) in der Brutanſtalt von Arneburg auf meine Veranlaſſung mit Eigelb gefüttert wurden, gediehen hierbei ſehr gut. Die Schnäpel hatten im Januar ſchon das Ei verlaſſen, der Dotterſack war geſchwunden, die Tiere konnten aber noch nicht in das freie Waſſer ausgeſetzt werden, da Futter für ſie hier noch nicht vorhanden war. Von etwa 340000 Brutfiſchen ſtarben rund und gut gerechnet 40000, — 24 — eingerechnet alle diejenigen, die verkrüppelt aus dem Ei famen oder jonjt- wie beſchädigt waren. Gefüttert wurde früh des Morgens und früh am Abende. Das harte, friſche Eigelb wurde möglichſt fein in einer Schale durch Zuſatz von Waſſer gerieben; war es zerkleinert, wurde es ſtark mit Waſſer vermiſcht und mittelſt einer feinen Brauſe in große Holzkäſten gebrauſt, wo ſich die Brut befand. Durch dieſe Käſten zirkulierte ſtets ein geringer Waſſerſtrom, der nur morgens und abends bei der Fütterung 1 Stunde unterbrochen wurde. Zur täglichen Fütterung der ganzen Fiſche wurde jedesmal ½ des Eigelbes verwendet. Einen Nachteil hat die Eifütterung, ſie begünſtigt ſehr die Pilz— bildung, ſobald nicht eine peinliche Sauberkeit beobachtet wird. Die Pilze ſetzen ſich auf die am Boden liegenden kleinen Eikügelchen feſt. Daß die Fiſche die ihnen gereichte Nahrung annahmen, zeigte ſich ſehr deutlich. Sobald es morgens hell wurde, oder auch, wenn Licht in der Anſtalt an— gezündet wurde, kam die Brut an die Oberfläche des Waſſers und ſetzte hier ihre Excremente ab; auch konnte man an den jungen Fiſchen die Be— obachtung machen, daß ihr Magen 1 mit Eigelb angefüllt war. Füttert man im Aquarium mit Eigelb, ſo ſcheint es mir geboten, keinen Bodenbelag hier aufzunehmen, und als Gewächse nur ſchwimmende Pflanzen zu verwenden, die entweder bald durch neue erſetzt werden können, oder leicht zu reinigen ſind. 5. Fütterung der erwachlenen Filche. Eine Nahrung, möglichſt der natürlichen entſprechend, iſt auch den gefangenen Fiſchen zu verabfolgen. Von allen Anfängern in der Aquarien— liebhaberei iſt es ein großer Irrtum zu glauben, es ſei unnötig, den Tieren Nährſtoffe zu geben, da dieſelbe genügend im Waſſer vorhanden ſind. Im Becken iſt nur für Schnecken geſorgt, die Pflanzen freſſen, auch finden Waſſeraſſeln im Kothe der anderen Tiere noch Nahrung genug, um leben zu können. Die Fiſche dagegen ſind alle mehr oder weniger Räuber, die, wenn es angeht, ihre kleinen Kameraden auffreſſen, ſonſt aber verhungern müſſen, wenn ihnen keine Nährſtoffe gereicht werden. Die Menge der Nahrung, die ein Tier zum Leben nötig hat, richtet ſich nach dem täglichen Verbrauch. Bedarf die Lebensthätigkeit viel organiſche Stoffe, ſo iſt dementſprechend viel Nahrung erforderlich. Bei den Fiſchen ſind aber die Lebensprozeſſe nicht ſonderlich ſtark; ihre Atmung iſt ſelbſt zur Zeit der Fortpflanzung nicht ſehr ſchnell, die Temperatur des Blutes iſt wenig höher als das ſie umgebende Medium, daher kann die Enthaltung der Nahrung lange Zeit dauern, darf jedoch nicht zu lange währen, da ſonſt der Tod des Tieres die unausbleibliche Folge iſt. Iſt es im Sommer nötig den Fiſchen täglich, oder wenigſtens einen Tag um den anderen, Nahrung zu reichen, ſo genügt es, die Tiere im Winter wöchentlich einmal mit derſelben zu verſorgen. Aber auch hierin ſind Unterſchiede zu beachten. Lebhafte Fiſche, wie Ellritze, Stichlinge ꝛc. bedürfen mehr Nahrung als die trägen Karpfen, Schleihe u. ſ. w., und aus- ee geſprochene Raubfiſche wie Hecht, Barſch zc. beſitzen ein noch größeres Nahrungs— bedürfnis. Dieſes iſt ſtets lebhafter, je wärmer das Waſſer iſt. Man füttere indeſſen nie zu reichlich, ſondern eher zu knapp, man gebe nie mehr Nahrung als mit einemmale von den Tieren verzehrt wird. In einem Ideal-Aquarium ſoll jedes Tier ſoviel Nahrung ſelbſt finden wie es bedarf, aber Ideal-Aquarien laſſen ſich nicht herſtellen, wenigſtens nicht im Zimmer. Die beſte Nahrung für den Fiſch iſt die, welche er im Freien findet und zu ſich nimmt. Alle unſere Aquarienfiſche nehmen ſehr gern die kleinen Krebstiere, welche in großer Menge in ſtehenden Gewäſſern leben, zu ſich, doch ſind ihnen dieſe mit Vorſicht zu reichen, da mit denſelben nicht ſelten ſchädliche Paraſiten in die Becken eingeſchleppt werden, wenn die Futtertiere nicht aus fiſchfreien Tümpeln ſtammen. Eingeſchleppte Paraſiten gehen auf die Fiſche über und können den ganzen Fiſchbeſtand verderben. Will man dieſem ausweichen, ſo gewöhne man alte Fiſche an rohes ge— ſchabtes, mageres Fleiſch. Dasſelbe ſagt allen zu und die Tiere befinden ſich wohl dabei. Indeſſen will ich hiermit nicht geſagt haben, nur dieſes dem Fiſch zu reichen, denn auch ihm iſt eine Abwechſelung in der Speiſe— karte nicht unlieb. Friſche Ameiſenpuppen, die vom Mai bis September zu erhalten ſind, werden nicht minder gern genommen und ſind ihnen zu— träglich, Stubenfliegen und Mückenlarven auf die Waſſerfläche geworfen, werden begierig aufgeſchnappt; Futterſtoffe, die aus Mehl hergeſtellt ſind, reiche man dagegen nur den Fiſchen, die derartige Nahrung lieben, aber man verzichte dann auf klares Waſſer. Weißwurm, welcher aus getrockneten Eintagsfliegen beſteht, und vor dem Verfüttern gequellt wird, desgl. getrocknete Daphnien, getrocknetes und pulveri— ſiertes Fleiſch ſind ganz gute Nahrungsmittel für den Fiſch, ihm jedoch nicht ausſchließlich zu reichen. Die Hauptnahrung des Aquarienfiſches beſteheaus ge— ſchabtem Fleiſch oder gehacktem und ſauber abgeſpültem Regenwurm, alle andern Stoffe ſind als Zugabe zu erachten, die nur den Speiſezettel vervollkommnen. Etwa 30—60 Minuten nach der Fütterung find die toten Nahrungs— ſtoffe aus dem Becken zu entfernen, da ſonſt von ihnen das Waſſer im Aquarium getrübt wird. Sehr ratſam iſt es, das Futter ſtets um dieſelbe Zeit zu reichen, nicht nur weil es ſo den Fiſchen ſehr zuträglich iſt, ſondern weil die Tiere auch dadurch zahm werden, daß ſie ſich, wenn man ſich dem Behälter nur nähert, ſchnell an einer Stelle ſammeln und das Futter in Empfang nehmen. Meine Fiſche erhalten ihr geſchabtes Fleiſch ſtets auf ein nicht ſehr ſpitzes Hölzchen geſpießt. Hierdurch erreiche ich, daß jeder ſo viel bekommt wie ihm zukommt und die Großen ſich nicht auf Koſten der Kleinen mäſten, da ich die Fütterung genau überſehen kann. Inlekten (Insecta). Inſekten find wirbelloſe Tiere, die einen aus 3 Haupt⸗ abſchnitten beſtehenden Körper beſitzen. Dieſer ſetzt ſich aus Kopf, Bruſt und Hinterleib zuſammen. Der Kopf trägt die — 426 — Mundteile, die Fühler und die unbeweglichen, zuſammengeſetzten Augen; an der Bruſt befinden ſich 3 Paar Beine und meiſt 2 Paar Flügel. Alle Inſekten machen eine Verwandlung durch (Ei, Larve, Puppe, Inſekt), die meiſt vollkommen iſt. Mit den Inſekten beginnt die zahlreichſte aller Tierklaſſen. Die hier— her gehörenden Tiere ſind klein von Geſtalt, aber ihre Mannigfaltigkeit und Anzahl bietet hierfür vollen Erſatz. Es iſt als ob die Natur hier in unzähligen und ſtets neuen und wechſelnden Formen zeigen will, wie ſie dieſelben Zwecke mit anderen Mitteln erreichen kann, als ob ſie uns belehren wolle, wie kleine Kräfte, richtig vereint, die größten Wirkungen hervorbringen können. Bei faſt allen Inſekten iſt der Kunſttrieb, der ſich hauptſächlich in der Fürſorge für ihre Nachkommen bemerkbar macht, ſehr hoch ausgeprägt. Er bringt oft wahre Wunderwerke zuſtande. Das Leben dieſer Tiere iſt ein ungewöhnlich vielſeitiges, verglichen mit dem vieler Wirbeltiere. Oft erweiſt ſich die Thätigkeit dieſer unruhigen Geſellen dem Menſchen ſehr nachteilig. Milliarden Individuen von ihnen drohen beſtändig die Speiſe— vorräte zu vernichten, die in den Scheuern geſammelt ſind, oder noch auf dem Felde grünen, ebenſoviele vergreifen ſich an unſerer Kleidung, unſerer Wohnung, ja drohen ſogar unſere Geſundheit zu untergraben. Eine Menge unſerer Gewohnheiten und Lebensverrichtungen, beſonders in warmen Ländern, ſind nur ein bewußtloſer Kampf gegen die ſtets auf uns ein— dringende Inſektenwelt. Und was vermögen wir gegen ſo viele? Raupen, Motten, Milben, Maden, das Heer der Fliegen und Mücken zu vernichten, iſt nicht möglich. Werden Milliarden von ihnen getötet, neue Tiere, man könnte ſagen mächtiger als die, welche fielen, ſtürmen von neuem auf uns ein. Und dennoch würde die Geſamtheit Not leiden, wenn wir dieſe kleinen Tiere aus dem Bereiche der Natur ſtreichen wollten. An ihre Gegenwart iſt das Leben höherer Tiere geknüpft, ſie ſind ein Zahn im Getriebe des großen Ganzen, der, wenn er fehlt, die kunſtvolle Maſchine zum Stehen bringt. Durch ihre Zahl und allgemeine Verbreitung tragen die Inſekten ſo recht zur Belebung der Welt im kleinen bei; denn mit Ausnahme des Meeres ſind ſie überall zu finden. Leben ihre Larven in Ritzen der Erde oder in Felsſpalten verſteckt, oder tummeln ſie ſich im Waſſer, ſo durch— ſchwärmen die ausgebildeten Tiere in Zügen die Luft, oder eilen, von ſelbſtſüchtigen Zwecken getrieben, raſtlos hier- und dorthin. Im allgemeinen zeigt das vielgeſtaltige Heer der Inſekten dieſelben Grundformen: Der gegliederte Körper iſt in drei Hauptabſchnitte zerlegt, in Kopf, Bruſt und Hinterleib. Der Kopf iſt beweglich mit dem Mittel— leib, der Bruſt, durch eine weiche Haut verbunden, und mit Augen, den Mundwerkzeugen und zwei Fühlern ausgerüſtet. Die an jeder Seite des Kopfes ſtehenden beiden Augen ſind aus einer großen Zahl, 50 bis 6000, kleiner, wie abgeſchliffen erſcheinender Flächen zuſammengeſetzt und beherrſchen daher, obwohl dieſes Organ unbeweglich iſt, ein weites Geſichtsfeld. Einige ya ne Inſekten find überdies noch mit mehreren kleinen Punktaugen, welche auf dem Scheitel ſtehen, verſehen, nur wenige Arten ſind gänzlich blind. Die Freß- oder Mundwerkzeuge find von ſehr feinem, zuſammengeſetztem Bau, mehr oder weniger entwickelt, und beſtehen im allgemeinen aus Ober- und Unterlippe, welche beißend oder ſaugend ſind. Das ſtets aus 3 Segmenten gebildete Bruſtſtück trägt die drei Beinpaare und die Flügel. Die in einer Art Pfanne liegenden Beine beſtehen aus Hüfte, Schenkelring, Schenkel, Schiene und dem aus mehreren Gliedern ſich zuſammenſetzenden Fuß. Je nach der Lebensweiſe des Tieres ſind ſie verſchieden geformt. Die Atmung beſorgt ein durch den ganzen Körper verzweigtes Syſtem von Chitinröhren (Tracheen). Die Blutflüſſigkeit iſt meiſt farblos. Die Mehrzahl der Inſekten legt Eier, aus welchen jedoch faſt immer von den Eltern verſchiedene Junge, Larven, ausſchlüpfen. Dieſe erlangen nun auf dem Wege komplizierterer oder einfacherer Umwandlung früher oder ſpäter die Geſtalt des Muttertieres. Die Lebensdauer der Inſekten iſt von der Zeit abhängig, welche zu ihrer Entwicklung erforderlich iſt; letztere kann ſich über wenige Wochen oder Monate, ebenſo aber auch auf Jahre, ja über ein Jahrzehnt hinaus erſtrecken, dem vollendeten Inſekt indeß iſt gewöhnlich nur ein kurzes Leben beſchieden. Über die Sinnesorgane kann ich mich kurz faſſen. Ein äußerſt feines Auge und damit vollkommene Sehfähigkeit iſt meiſt vorhanden. Auch der Geruchsſinn, ob derſelbe nun durch die Fühler oder in anderer Weiſe ver— mittelt wird, ſcheint den Inſekten ebenfalls nicht abzugehen; die Sinne des Gefühls und Geſchmacks ſind in gleicher Weiſe bemerkbar. Ein beſonderes Stimmorgan iſt noch nicht bei Inſekten nachgewieſen worden; die oft ziemlich lauten Töne, welche manche Inſekten hervorbringen, werden meiſt durch Reiben des Rüſſels oder anderer Körperteile gegen den Bruſtkaſten erzeugt. Wärme und Trockenheit ſind für die meiſten Inſekten mit ihrem Leben eng verknüpft. Im Zuſammenhange mit dieſem Umſtande ſteht auch ihre geographiſche Verbreitung; die heißen Teile der Erde bringen eine verwirrende Fülle von Inſekten hervor, während das Inſektenleben in der Nähe der Pole, ſowie auf hohen Schneebergen verſchwindet. Zum über— wiegend größten Teile ſind die Inſekten Bewohner des trockenen Landes, nur eine geringe Anzahl von Arten lebt im ſüßen Waſſer, während ſich im Meere kein Inſekt befindet. Die Inſekten werden in ſieben große Ordnungen eingeteilt: Käfer (Coleoptera), Hautflügler (Hymenoptera), Geradflügler (Orthoptera), Netz— flügler (Neuroptera), Schmetterlinge (Lepidoptera), Zweiflügler (Diptera), Schnabelkerfe (Hemiptera). Käfer (Coleoptera). Käfer ſind Inſekten, deren Vorderflügel ganz hornig, deren Hinterflügel häutig ſind. Die Mundteile ſind beißend. Die Vorderbruſt iſt frei beweglich. Die Verwandlung vollkommen. Um leichter verſtändlich zu ſein, ſcheint es mir geboten, etwas näher auf den Bau des Käferkörpers einzugehen. Die Flügel ſind in 2 Paaren vorhanden, von denen die vorderen, die Decken, Flügeldecken, oder Flügel— ſcheiden, hornig find und in der Ruhe die hinteren, häutigen, längeren, breiteren und deshalb nach vorn umgeſchlagenen und zuſammengefalteten, nur beim Fliegen ausgeſpannten Flügel bedecken. Doch kommen auch ungeflügelte Käfer vor. Am Kopfe ſtehen zwei große, facettierte Augen, doch kommen auch Nebenaugen, wenn auch ſelten, vor. Die Fühler ſind ſehr verſchieden gliedrig gebaut, und können bei dem Männchen oft ſehr groß werden. Die Mundteile ſind meiſt deutlich, die Oberkiefer in der Regel nach einwärts gebogen, ſich berührend oder übergreifend, die Kinn— laden mit ihren Taſtern ſehr verſchieden gebildet. Der Bauchſtrang des Nervenſyſtems iſt bei den meiſten Käfern lang— geſtreckt, bei n jedoch zu einer großen Nervenmaſſe in der Bruſt zu— ſammengezogen. Der Darmkanal iſt lang und gewunden. Die Männchen beſitzen ein ſehr großes, horniges Begattungsorgan, welches in der Ruhe in den Hinterleib gezogen iſt. Die Begattung dauert oft tagelang. Die Larven ſind meiſt fußlos oder haben außer den drei Fußpaaren noch Stummel an den letzten Hinterleibsringen; ſie leben meiſt ſehr ver— borgen, vom Licht abgeſchloſſen, ſind daher farblos und nähren ſich von den Stoffen, welche von den erwachſenen Tieren verzehrt werden. Schwimmläfer (Hydrocantharida). Fühler vor den Augen eingelenkt, 11- oder J10gliedrig, meiſt borſten— oder fadenförmig, nur ſelten die mittleren Glieder verdickt oder ganz ſpindel— förmig. Unterkiefer mit 2- und einem 4gliedrigen Taſterpaare. Beine ſind horizontal geſtellt, mit breitgedrückten, am Rande lang bewimperten Schienen und Füßen, letztere Sgliedrig nur die Vorderfüße zuweilen ſcheinbar 4gliedrig; 7 Bauchringe, die 3 erſten verwachſen. Die Schwimmkäfer ſind für das Waſſerleben umgeſchaffene Laufkäfer. Ihr Körper iſt flach, elliptiſch, ſcharf gerandet und mehr oder weniger ge— glättet, darum auch die Beine breit gedrückt, mit langen Haaren gefranzt und ſo zu Schwimmbeinen umgewandelt, um ſich ihrer als Ruder in dem beweglichen Elemente bedienen zu können. Namentlich ſind die hinterſten Beinpaare, welche als das Hauptorgan für die Bewegung dieſer Tiere an— geſehen werden müſſen, ſo gebaut. Darum iſt auch die Hinterbruſt, welcher dieſes Organ eingefügt iſt, auf Koſten der Vorder- und Mittelbruſt beträcht— lich entwickelt, doch ihrerſeits durch die gewaltig vergrößerten Hinterhüften wieder nach vorn gedrängt. Bei den Taumelkäfern ſind die hinteren Bein— paare zu floſſenartigen Ruderorganen umgebildet und dementſprechend haben hier Mittel- und Hinterbruſt eine mehr gleichartige Entwicklung erfahren, ſodaß nur die Vorderbruſt zurückſteht, welcher das zwar verlängerte, doch zum Schwimmen ungeeignete vordere Beinpaar eingelenkt iſt. Dieſe Ruder— beine, ſowie der gleichmäßig gewölbte, ovale Körper machen aus den Käfern — 429 — geſchickte Schwimmer, die indeſſen beim Schwimmen mehr eine ſchräge, denn eine ſenkrechte oder horizontale Richtung inne halten. Da ſie aber nicht durch Kiemen, ſondern durch Luftröhren atmen, die ſich auf dem Hinter— leibsrücken öffnen und durch filzige Klappen verſchloſſen werden können, ſo müſſen dieſe Käfer ähnlich den Lufttieren ſich Luft verſchaffen. Sie kommen dieſerhalb, ſenkrecht mit dem Kopfe nach unten gerichtet, bis zur Waſſer— oberfläche empor, ſtrecken die Hinterleibsſpitze hervor, heben die Flügeldecken ein wenig und laſſen ſo die Luft in den hohlen Raum zwiſchen Hinter— leibsrücken und Flügeldecken eintreten, ſperren dieſen ſo eingenommenen Vorrat durch ſtrammes Andrücken der Decken an den Körper ab, tauchen unter und verbrauchen den mit hinunter genommenen Vorrat nach Bedarf, indem ſie die Luft durch Löcher einziehen. Die Flügel der Schwimmkäfer find kräftig und werden von ihnen zum Wandern von einem Gewäſſer in das andere benutzt. Dieſe Luftflüge geſchehen aber nur in der Nacht und von irgend einer Waſſerpflanze oder einem ſonſt über Waſſer ragenden Gegenſtande aus. Auch zum Aufſuchen von Winterquartieren werden die Flügel benutzt; unter dem Moos der Wälder mit anderen Käfern zuſammen wird von ihnen der Winter ver— bracht. Im Schlamme der Gewäſſer bringen Waſſerkäfer den Winter nicht zu. Die Schwimmkäfer find mutige, gewandte und gefräßige Räuber, die ſich von Froſch- und Fiſcheiern, Waſſerſchnecken, Mückenlarven u. ſ. w. nähren. Gelegentlich, wenn andere Nahrung fehlt, werden Fiſche, ſelbſt große, angefallen und ihnen Löcher in den Leib gefreſſen. Auch Aas, welches im Waſſer liegt, wird von ihnen verzehrt. Ebenſo räuberiſch leben auch ihre Larven, welche hauptſächlich Larven von anderen Waſſerinſekten und Waſſer— ſchnecken verzehren, oder ſie viel mehr, da ihnen eine Mundöffnung fehlt, durch die durchbohrten Oberkiefer ausſaugen. Sie häuten ſich mehrmals und ver— wandeln ſich in einer in der Nähe des Waſſers gegrabenen Erdhöhle zum vollkommenen Inſekt. Als ſolches finden ſich Waſſerkäfer hauptſächlich im Herbſte. Stehendes und träg fließendes Waſſer, das flach, bewachſen und mit allerlei Getier beſetzt iſt, bewohnen Schwimmkläfer ſtets in erheblicher Anzahl. 1. Fadenſchwimmer (Dytiscidae). Fühler 10- oder IIgliedrig, borſtenförmig, länger als der Kopf; dieſer — mit 2 Augen; Bauchringe 7; alle Beine zum Schwimmen eingerichtet. Unter den im Waſſer lebenden Käfern ſind die Fadenſchwimmer ſo— gleich durch ihre fadenförmigen, auch im Waſſer ſtets frei getragenen Fühler gekennzeichnet. Sehr reich an Arten iſt dieſe Familie. Nahezu 150 deutſche Arten ſind unterſchieden, für die 12 Gattungen aufgeſtellt worden ſind. Es iſt mir natürlich nicht möglich, die Beſchreibung dieſer Arten alle zu geben, ich bringe daher nur die anſehnlichſten von ihnen. Gelbrand (Dytiseus marginalis L.). Geſäumter Fadenſchwimmer. Eiförmig, oberſeits dunkel braungrün, Ränder des Halsſchildes und Seitenränder der Decken gelb. Schildchen ſchwarz, Unterſeite braungelb; Bruſtlappen breit und ſtumpfſpitzig. Z an den Vorderfüßen Saugſcheiben, @ meiſt mit gefurchten Flügel— decken und ohne Saugſcheiben. — Stehende Gewäſſer, gemein. Die Entomologen unterſcheiden von unſerem Gelbrand 6 verſchiedene Formen, deren Unterſchiede uns hier aber nicht näher beſchäftigen können. Der Gelbrand hält ſich nie auf der Oberfläche des Waſſers auf, er lebt wie alle ſeine Familien— genoſſen nur im Waſſer, wenn er nicht das bisher bewohnte Gewäſſer mit einem anderen vertauſcht und fliegt. Hier unten im Waſſer geht unſer Käfer auf Raub aus. In nicht zu langen Zwiſchenräumen muß er jedoch, um zu atmen, an die Oberfläche kommen. Hierbei lüftet er die Flügel etwas, ſobald er den Hinterkörper aus dem Waſſer hebt. Bei der ge— ringſten Beunruhigung fährt er jedoch ſofort in die Tiefe. 8 Wenn die erneuten Strahlen der Sonne die Figur 183. Gelbrand 5 ſchlummernde Natur erweckt haben, ziehen auch die Dytiscus marginalis). Wafſerkäfer e e FR ee 1 Vorderfußglied mit Waſſer äfer von ihren Winterquartieren, die ſie im Saugſcheibe. Mooſe des Waldes geſucht hatten aus, und brechen zum Teiche auf. Im April und Mai ſieht man dann oft die Tiere, zu zweien verbunden, der Begattung obliegen. Das Männchen hat ſich mit ſeinen Saugnäpfen, die an den Vorderfüßen ſitzen, auf dem glatten Rücken des Weibchens angeſaugt und verharrt hier nicht ſelten tagelang, bis die Begattung beendigt iſt. Das Weibchen legt dann die Eier ab, aus denen nach etwa 12 FL Tagen die Larven ſchlüpfen, die zu dieſer 7 Zeit kleinen Würmchen gleichen, ſich ENDE sc iR munter im Waſſer umhertreiben, und ,. eine große Gefräßigkeit bekunden, doch — ihrerſeits auch anderen Räubern zum Figur 184. Gelbrand (Dytiscus Fraße dienen. Anfangs wachſen die 01 155 5 „ e marginalis) Larve. jungen Tierchen ſehr ſchnell, bis ſie nach der dritten Häutung im Wachstum lang— ſamer fortſchreiten, wahrſcheinlich, weil ſie von jetzt ab mehr Nahrung bedürfen und ſich oft nicht gänzlich ſättigen können. Zur Atmung dienen der Larve 9 Stigmenpaare, deren vorderes in der Mittelbruſt, die übrigen ſeitlich in den Leibesringeln liegen. Die Beine ſind ziemlich ſchlank und beſitzen nur ein einziges, an der Spitze mit 2 Klauen verſehenes Tarſen— glied. Alles Getier, das die Larven bewältigen können, wird von ihnen ange— griffen, ſelbſt ihresgleichen nicht ausgenommen; ſie packen ihre Beute mit den ſcharfen Freßzangen, tauchen dann unter beſtändiger Arbeit mit den Beinen und unterſtützt durch ſchlangenartige Windungen des Körpers auf — 431 — den Grund ihres Wohngewäſſers unter oder klammern ſich an einer Waſſerpflanze feſt und ſaugen ihren Fang aus. Iſt Nahrung reichlich vor— handen, dann gelangt die Larve ſchon im Sommer, bei kärglicher erſt ſpät im Herbſt zur Reife. Alsdann begiebt ſie ſich an das Ufer ihres Wohn— gewäſſers, arbeitet ſich hier eine Höhlung aus und wird darin zur Puppe, welche nach etwa dreiwöchentlicher Ruhe den Käfer ergiebt, der aber 8 Tage in ſeiner Wiege verbleibt, um die für das Waſſerleben nötige Härte ſeines Körperpanzers zu erhalten. Die Herbſtpuppen pflegen zu überwintern und erſt im kommenden Frühjahr zu Käfern zu werden. Will man gefangene Larven, die man im Sommer leicht bekommen kann, im Aquarium zur Entwicklung bringen, ſo darf man es nie an lebender Nahrung fehlen laſſen; auch muß eine Gelegenheit vorhanden ſein, daß die Larve an das Land kommen kann. Ausgewachſene Tiere erfreuen im Aquarium durch — Für: ihre Munterkeit, aber wegen ihrer Mordluſt und Freßgier Figu I Ded- ſind ſie in beſondere Behälter zu bringen, von wo ſie marginalis) Puppe. nicht entweichen können. Wertvolle Tiere vereinige man nie mit dem Gelbrand, ſie ſind bald ſeine Beute. Ja das Tier ſteht nicht an, ſeine ſchwächern Kameraden einen nach dem andern zu verzehren, wenn im Behälter Nahrungsmangel eintritt. Weitere Käfer, die zu den Fadenſchwimmern gehören, aber bedeutend kleiner als der Gelbrand ſind, führe ich nachſtehend auf: a. Colymbetes suturalis Lac. Colymbetes notatus F. Oben braungelb, Scheitel, ein Mittelfleck und gewöhnlich noch 2 Seitenflecke, oft auch die Mitte des Halsſchild-Hinterrandes ſchwarz; Vorderbruſt und Beine gelb, S mit gelbgerandeten, P mit ganz gelben oder nur an den Seiten ſchwarz ge— färbten Bauchringen. — Stehende Gewäſſer. (Vergl. Abbildung Seite 435 Figur 187.) D bins ater D. G. . Lang eiförmig, etwas zugeſpitzt hinten, oben ſehr fein und dicht netzförmig ge— ſtrichelt. Farbe ſchwarz metalliſch glänzendblau, am äußerſten Rande und unten rotbraun. Die Decken mit je zwei durchſcheinenden Flecken. — In Lachen von Quellwaſſer. (Vergleiche Abbildung Seite 435 Figur 187.) c. Agabus maculatus L. Kurz eiförmig, blaßbraun, Halsſchild am Hinter- und auch meiſt am Vorder— rande dunkler. Die Decken mit dunkeln, mehr oder weniger zuſammenfließenden Flecken und Streifen. — Stehende Gewäſſer. (Vergl. Abbildung Seite 435 Figur 187.) d. Acilius suleatus L. Kurz eiförmig, flach; Rand und ein Mittelſtreif des Halsſchildes gelb, der ſchwarze Bauch und oft auch die Hinterſchenkel gelb gefleckt; die Decken des Q mit 4 breiten, behaarten Furchen. — Stehende Gewäſſer. (Vergl. Abbildung Seite 435 Figur 187.) — 432 — 2. Taumelkäfer (Gyrinus). Fühler kürzer als der Kopf, mit einem großen ohrförmigen Grund— gliede, aus welchem die übrigen Glieder in Form einer kleinen ſpindel— förmigen Keule hervorragen. Kopf mit 4 Augen; Bauchringe 6; nur die beiden hinteren Beine ſind Schwimmbeine. Die Taumelkäfer ſind Tagtiere, die ſich am liebſten im hellen Sonnen— ſchein ihren lebhaften Spielen auf dem Waſſerſpiegel hingeben. Dieſem Leben im Lichte entſpricht auch die Färbung ihres Kleides, es iſt ein metalliſches Braunſchwarz und zeigt an den Rändern einen hellen Gold— glanz. Die Zeichnung auf den Flügeldecken beſteht aus regelmäßigen Punktſtreifen. Von den 11 deutſchen, nicht leicht zu unterſcheidenden Arten, bringe ich nur einen Vertreter. Gyrinus natator L. Die Körperform iſt eiförmig, ſpiegelglatt, oben ſchwärzlichblau, Naht und Außen⸗ rand der Decken gewöhnlich meſſinggelb. Die Punktſtreifen der letzteren nach vorn und zunächſt der Naht feiner; unten glänzend ſchwarz, umgeſchlagene Ränder von Halsſchild und Decken, nicht ſelten auch Bruſt und letztes Bauchſegment roſtrot. — Stehende Gewäſſer, überall. Waſſerkäfer, die auch das Auge des Spaziergängers auf dem Waſſer— ſpiegel ſieht, an deren munteren und raſchen Bewegungen auch er ſich er— freut, ſind die Taumelkäfer. Dieſelben lieben es, in kleinen Geſellſchaften auf der Oberfläche ſtehender Gewäſſer unter mancherlei Kreis- oder Bogen— linien unter einander herum zu fahren und zwar mit ſo ungemeiner Ge— wandtheit und Schnelligkeit, daß man dem einzelnen Tiere kaum mit den Augen folgen kann und glauben möchte, ſeine Bewegungen wären eher ein Dahingleiten auf dem Waſſerſpiegel als ein Schwimmen auf dem Waſſer. Zu dieſem munteren Treiben, der Außerung der Lebensfreude dieſer kleinen Geſellen, werden ſie durch den wohlthätigen Einfluß des Lichtes und der Wärme gelockt. Iſt die Witterung unfreundlich, ſo leben ſie unter Waſſer verborgen, tauchen auch oft während ihrer Spiele in die Tiefe, wenn ſie merken, daß ihnen Gefahr droht und klammern ſich dort an Waſſer— gewächſen feit. Die eigentümliche Weiſe des Schwimmens ſetzt eine beſondere Körper— bildung voraus. Dieſe iſt ſchief elliptiſch, oben mehr, unten weniger ge— wölbt, die beiden hinteren Beinpaare ſind zu breiten, floſſenartigen Ruder— organen umgebildet, welche es den Taumelkäfern möglich macht, in der Kunſt des Schwimmens ſich weit über die Fadenſchwimmer zu erheben. Dabei halten ſich erſtere, weil ſie leichter als das Waſſer ſind und der Schwerpunkt ziemlich genau in der Mitte des Körpers liegt, mit der Unter— fläche horizontal im Waſſer und haben wegen ihres glatten und flach— gekielten Bauches ſelbſt bei ſcharfen Wendungen nur einen geringen Wider— ſtand des Waſſers zu überwinden. Die Umgeſtaltung ihrer Beine zum Schwimmen iſt ſehr vollkommen, vollkommener als bei irgend einem anderen Käfer. Floſſenartig verbreitert zeigen ſich die Schienen und die erſten vier Fußglieder der Mittel- und Hinterbeine, während die Vorderbeine zu Greiforganen gebildet ſind. Die Anpaſſung an das Waſſerleben hat die Käfer auf dem Lande ſehr unbe— hilflich werden laſſen. Der Hinterleib beſteht aus 7 Rücken- und 6 Bauchſegmenten: die beiden letzten Ringel werden von den verkürzten Flügeldecken frei gelaſſen, find hornig und mit einem dichten Haarfilze bedeckt, welcher dem Tiere bei der Atmung beſonders nützlich wird; denn wenn die Käfer untertauchen, nehmen ſie die Luft in Geſtalt eines an der Hinterleibſpitze haftenden Bläschens mit und vermögen dann unter Waſſer ſo lange auszuhalten, bis dieſe Luftblaſe aufgebraucht iſt. Solange der Käfer auf der Waſſerfläche kreiſt, hat die Luft unmittelbar Zutritt zu den 8 ſich auf dem Hinterleibsrücken öffnen— den Stigmen. Wie die Fadenſchwimmer fliegen auch die Taumel— käfer in der Nacht von einem Gewäſſer zum anderen, leben auch wie dieſe vom Raube kleiner Waſſerinſekten, desgl. auch ihre Larven. Dieſe ſind geſtreckt, haben einen ſchmalen Kopf, der faſt viereckig iſt, die borſten— förmigen Fühler ſind 4gliedrig, die ſichelförmigen Ober— kiefer für das Ausſaugen der Beute hohl und an der Spitze durchbohrt, die mäßig langen Beine ſind zwei- 3 klammrig. Die Atmung geſchieht durch haarartige e 1. Taumel⸗ 8 8 f 5 ; F äfer (Gyrinus natator) Kiemen, die zu je 10 von den Seiten der Hinterleibs- 2. Larve (vergr. zu 7). ringel ausgehen. Die Larve verkriecht ſich außerhalb des Waſſers und kriecht, wenn ihre Zeit kommt, an einer Waſſerpflanze empor, umſpinnt ſich hier mit einer dichten, grauen, pergamentartigen Hülle, in welcher binnen einigen Wochen die Verwandlung zum Käfer vor ſich geht. 3. Waſſerkäfer (Hy drophilida). Fühler kurz, 6 —ggliedrig, mit durchbrochener Keule. Kiefertaſter jo lang oder länger als die Fühler; Bauch 4— 7, meiſt Hringelig; Hinter— beine öfter Schwimmbeine. In ihrem Körperumriſſe weichen die Waſſerkäfer nur wenig von den Fadenſchwimmern ab, wohl aber in der Bildung der Mundteile und der Fühler. Die Taſter ſind fadenförmig, ſehr geſtreckt, ſie können die Länge der Fühler erreichen oder noch übertreffen. Die kurzen Fühlerglieder, deren erſtes verlängert iſt, während die letzten eine durchbrochene Keule bilden, ſchwanken in ihrer Anzahl von 6—9, und ebenſo liegen in der Menge der Bauchringe, ſowie in der Bildung der Fußglieder, Unterſchiede ſowohl innerhalb der Familie ſelbſt, als auch den Fadenſchwimmern gegenüber. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 28 — 434 — Nicht alle hierher gehörenden Käfer ſind Waſſerbewohner, manche von ihnen ziehen feuchte Uferränder dem Waſſer vor, andere haben ſich dem Waſſer gänzlich entfremdet, und noch andere leben zwar nicht gänzlich außer Waſſer, können aber nicht ſchwimmen und kriechen auf dem Grunde oder an Pflanzen umher. Diejenigen, die ihr naſſes Element zwar weniger verlaſſen, ſind doch recht ſchwerfällige und ungeſchickte Schwimmer. Hier— nach iſt auch die Lebensweiſe dieſer Familie eine höchſt mannigfache. Die wirklichen Waſſerbewohner nähren ſich von weichen Stoffen wie es die Faden— ſchwimmer thun; daß indeſſen die größeren Arten nicht ausſchließlich vom Raube leben, ſcheint ihr langer, und deshalb auf Pflanzenkoſt hindeutender Darmkanal zu zeigen. Der pechſchwarze Waſſerkäfer nährt ſich von Algen, die er abweidet und von faulenden Pflanzenſtoffen, doch verſchmäht er auch keineswegs lebende Nahrung, wenn er dieſe erlangen kann. Etwa 70 Arten aus dieſer Familie ſind bei uns heimiſch, von denen ich einige bringe: Kolbenmaſſerküfer (Hydrophilus piceus L.). Waſſerkuh, pechſchwarzer Waſſerkäfer. Die Körperform länglich eirund, pechſchwarz, oft grünlich glänzend, Taſter und Fühler roſtrot, letztere mit brauner Keule. Die Decken an der Spitze mit ſcharfen Zähnchen verſehen. Die Bruſtſtacheln vorn tief gefurcht, alle Bauchringe dachförmig gekielt. — Stehende Gewäſſer, nicht ſelten. Der größte Vertreter dieſer Familie iſt der Kolbenwaſſerkäfer. Er wird das ganze Jahr hindurch in ſtehenden Gewäſſern gefunden, vorzugs— weiſe in Fiſchteichen, wo er durch Verzehren der Fiſchbrut gefährlich wird, ja ſelbſt größeren Fiſchen zu Leibe geht. Dieſe Waſſerkäfer ſind ungeſchickte Schwimmer, die ſich im Waſſer mehr kriechend als ſchwimmend bewegen; dagegen iſt ihr Flug gut und andauernd. Wie ihre Verwandten ziehen ſie des Nachts mit ſtarkem Geſumme von einem Teiche zum anderen, wobei ſie ſich nicht ſelten verirren und an Orte kommen, wo Waſſer überhaupt nicht vorhanden iſt. Zur Atmung kommt der pechſchwarze Waſſerkäfer wie der Gelbrand an die Waſſeroberfläche, ſteckt aber nicht wie dieſer den Hinterleib aus dem Waſſer, ſondern er bringt den Kopf an die Oberfläche, beugt ihn zur Seite, ſodaß die von der Hinterſeite der Augenwölbung behaarte Stelle die Oberfläche berührt und legt dann die konkave Seite der behaarten Glieder der Fühlerkeule, dieſe zwiſchen dem erſten und zweiten Gliede umbiegend, hier von außen an, ſodaß ein röhrenförmiger Zugang für die Luft zu der be— haarten und unbenetzten Unterſeite gebildet wird. Am meiſten ſind die Kolbenwaſſerkäfer intereſſant durch die eigen— tümliche Art wie ſie ſchon vor der Eier-Ablage für das Wohl ihrer Nachkommen— ſchaft ſorgen. Schon Lyonnet berichtete darüber in der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. — „Das Weibchen,“ ſagt Taſchenberg, „legt ſich an der Oberfläche des Waſſers auf den Rücken unter dem ſchwimmenden Blatte einer Pflanze, welche es mit den Vorderbeinen an ſeinen Bauch drückt. Aus vier Röhren, von denen zwei länger aus dem Hinterleibe heraustreten als die anderen, fließen weißliche Fäden, die durch Hin- und Herbewegen der Leibesſpitze zu einem den ganzen Bauch des Tieres überziehenden Geſpinſt ſich vereinigen. Iſt dieſes fertig, ſo kehrt ſich der Käfer um, das Geſpinſt auf den Rücken nehmend, und fertigt eine zweite Platte, welche mit der erſten an den Seiten zuſammengeheftet wird. Schließlich ſteckt er in einem vorn offenen Sack. Denſelben füllt er von hinten her mit Eierreihen und rückt in dem Maße aus demſelben heraus, als ſich jene mehren, bis end— lich das Säckchen gefüllt iſt und die Hinterleibsſpitze herausſchlüpft. Jetzt faßt er die Ränder mit den Hinterbeinen, ſpinnt Faden an Faden, bis die Offnung immer enger wird und einen etwas wulſtigen Saum bekommt. Danach zieht er Fäden querüber, auf und ab und vollendet den Schluß wie mit einem Deckel. Auf dieſen Deckel wird noch eine Spitze geſetzt; die Fäden fließen von unten nach oben und wieder zurück von da nach Figur 187. 1. 5 und & von Hydrophilus piceus. 1a. Eierneſt. 2. Colymbetes suturalis. 3. Acilius sulcatus. 4. Agabus maculatus. 5. Ilybius ater. 6. Helophorus costatus. Um ½¼ verkleinert. unten, und indem die folgenden immer länger werden, türmt ſich die Spitze auf und wird zu einem etwas gekrümmten Hörnchen. In vier bis fünf Stunden, nachdem hier und da noch etwas nachgebeſſert wurde, iſt das Werk vollendet und ſchaukelt, ein kleiner Nachen von eigentümlicher Ge— ſtalt, auf der Waſſerfläche zwiſchen den Blättern der Pflanzen. Wird er durch eine unſanfte Bewegung der Wellen umgeſtürzt, ſo richtet er ſich ſo— gleich wieder auf, mit dem ſchlauchartigen Ende nach oben, infolge des Geſetzes der Schwere.“ Das Weibchen ſorgt auch dafür, daß die Jungen beim Auskriechen genügend Mundvorrat vorfinden. Als ſolcher dient die Scheibe der Eier und eine den oberen Teil des Kahnes anfüllende zarte 285 Geſpinſtmaſſe. Erſt wenn die Jungen eine gewiſſe Größe erreicht haben, verlaſſen ſie die in jeder Hinſicht intereſſante Kinderſtube. Die aus den Eiern (bis zu 50 Stück) ſchlüpfenden Larven bleiben bis nach ihrer erſten Häutung im Neſte beiſammen, dann aber durchbrechen ſie den Deckel, auf welchem das Horn aufſitzt, tummeln ſich frei im Waſſer und leben vom Raube kleiner Tiere, die mit ihnen das Waſſer bewohnen. Wird die Larve berührt, ſo giebt ſie im Waſſer eine dieſes trübende ſtinkende Flüſſigkeit ab, um in dieſer ihrem Nach— folger zu entkommen. Iſt ſie zur Ver— puppung reif, ſo verläßt ſie das Waſſer, kriecht in die naſſe Ufererde, bereitet ſich Figur 188. Pechſchwarzer Waſſerküfer. daſelbſt eine Höhlung und nach 10 Tagen (Hydrophilus piceus) Larve. Nat. Größe. etwa tritt die Puppe aus der aufgeplatzten Rückenhaut der Larve hervor, die nach drei Wochen den fertigen Käfer liefert, der, nachdem ſein Hautpanzer er— ſtarkt iſt, ſich zum Waſſer begiebt. Ebenſo räuberiſch wie der nur wenig kleinere Gelbrand, iſt auch der Kolbenwaſſerkäfer im Aquarium und nicht mit wertvollen Tieren zu ver— einigen. Iſt auch ſeine Schwimmfähigkeit nicht ſo groß als die des Gelbrandes, ſo raubt er doch nicht weniger als dieſer. In Ermangelung von ani— maliſcher Nahrung iſt er mit im Waſſer ſich zerſetzenden Blättern, beſon— ders ſolche des Kohles, leicht zu erhalten. Will man die Verwandlung beobachten, ſo darf Erde, etwas über dem Waſſerſpiegel, nicht fehlen, wohin ſich die Larve zur Verpuppung zurückziehen kann. Reichliche Nahrung verlangt auch dieſer Käfer in der Gefangenſchaft. Verwandte des Kolbenwaſſerkäfers ſind: a. Hy drous caraboides L. Körperform eirund, gewölbt, ſchwarz mit grünlichem Glanze. Die hinter der Mitte bauchig erweiterten Flügeldecken mit einigen Punktreihen. Die Vorderbeine meiſt braun. — Stehendes Waſſer. Am Rande, oder im ſtehenden Waſſer, leben u. U. b. Philydrus 4-punetatus Hbst. Philydrus melanocephalus T. Die Körperform elliptiſch, oben dicht punktiert, bräunlich gelb; Kopf, Mitte des Halsſchildes, Unterſeite und die untere Hälfte der rotgelben Beine ſchwarz. Flügel— decken mit nach vorn abgekürztem Nahtſtreif. — Überall. Am Rande lebt u. A. und kriecht träge an den im Waſſer ſtehenden Pflanzen umher: c. Helophorus eostatus Goeze, Helophorus nubilus F. Flügeldecken grau gelbbraun, meiſt undeutlich ſchwärzlich, braun geſtreift, geferbt gefurcht mit Fast gleichhohen Zwiſchenräumen. — Häufig. Ehe ich die Waſſerkäfer verlaſſe, kann ich nicht umhin, noch der Larven und Puppen der Schildkäfer (Donacia und Haemonia) zu gedenken. Die Wurzeln verſchiedener Waſſerpflanzen dienen dieſen Tieren als Aufenthalts— al orte. Eigentliche Kiemen oder Tracheenkiemen beſitzen dieſe Tiere nicht, ihre Haut iſt feſt und derbe, eine Hautatmung iſt daher auszuſchließen. Zum Atmen benutzen ſie die Luft, welche in den ſtets reich entwickelten Luftgängen der Waſſerwurzeln vorhanden iſt. Nach Schmidt-Schwedt in Berlin (Berliner entomologiſche Zeitſchrift Bd. XXXI. S. 325—334 und Bd. XXX. S. 299 —308) benutzen die Larven zwei ſichelförmige braune Anhänge am Ende des Hinterleibes zur Atmung. Dieſe werden, wie das Vorhandenſein der entſprechenden paarigen Narben in den Wurzeln zeigte, in die Pflanze eingedrückt, durch den Druck des Pflanzengewebes werden zwei Längsſpalten an der Rückſeite der Anhänge geöffnet und dann die Luft eingeſogen. Zur Ausatmung, meint der Forſcher, dürften die beiden kurzen Stigmenöffnungen an der Baſis der Anhänge dienen. Zur Zeit der Verpuppung fertigt die Larve ein längliches Gehäuſe, das der Wurzel angeklebt iſt, beißt ein Loch in die Wurzel, ſodaß die hier ausſtrömende Luft das Waſſer aus dem Gehäuſe verdrängt, und ſchließt dann den Bau, um ſo in der Luft die Verwandlung zur Puppe und zum Käfer durch— zumachen. Der das Gehäuſe verlaſſende Käfer ſteigt, durch die ihm an— haftende Luft gehoben, zur Waſſeroberfläche. Zweiflügler (Diptera). Zweiflügler oder Fliegen ſind Inſekten, die nur 1 Flügel- paar beſitzen und deren zweites Paar zu Schwingkölbchen um— gewandelt iſt. Die Mundteile ſind ſaugend. Die Verwandlung iſt eine vollkommene. Flöhe. Im ausgebildeten Zuſtande ſind alle dieſe Tiere vom Leben im Waſſer ausgeſchloſſen, aber von ihren Larven und Puppen lebt eine ziemlich bedeutende Anzahl im Waſſer. Alle die hierher gehörenden Tiere zu bringen, würde zu weit führen, ich muß mich auf die häufigeren Formen beſchränken. Die im Waſſer lebenden Zweiflügler-Larven ſind ohne Beine, nur wenige Arten Mückenlarven beſitzen falſche. Dieſe ſind ungegliedert und mit einer Gruppe von Haken verſehen. Ihre Stellung — ein Paar ſteht am erſten Bruſtring und meiſt ein anderes Paar am Hinterleibsende — läßt eine Verwechſelung dieſer Larven mit ſolchen anderer Ordnungen nicht zu. Flügelanſätze fehlen den Larven, häufig iſt auch der Kopf nur un— deutlich, ſodaß die Larve ſehr einem Wurme ähnelt. Der Beſitz von Tracheen, und ein vorhandenes Kopffkelett mit Kiefern kennzeichnen indeſſen ſogleich die Larve. “) Für die Bewohner des Waſſers bilden die Larven der Zweiflügler eine geſchätzte Speiſe. Sie ſpielen im Teiche eine nicht unbedeutende Rolle. ) Ich gebe hier nur die Kennzeichen der Larve, da nur dieſe im Waſſer lebt. — 438 — Mit hurtiger, purzelnder Bewegung ſchießt das Tier bald hier- bald dort— hin, wie dieſe Bewegung ausgeführt wird, erkennt man erſt, wenn das— ſelbe zur Oberfläche ſteigt und dieſe bald erreicht hat. Es zeigt ſich dann, daß der Hinterkörper mit ſeiner in der Mittelebene des Körpers ſtehenden Borſtenreihe bald rechts, bald links ſchlägt und den Körper, das Afterende voran, vorwärts treibt. Um auch die Fortpflanzung des Tieres kennen zu lernen, beobachten wir ein Weibchen unſerer gemeinen Stechmücke. Während die männliche Mücke einen Federbuſch bildende Fühlhörner beſitzt, ſind die des Weibchens nur einfach. Auch durch die Mundteile ſind die Männchen leicht von den Weibchen zu unterſcheiden. Das Weibchen legt 2— 300 längliche, flaſchenförmige Eier auf ein auf dem Waſſerſpiegel ſchwimmendes Blatt ſo nebeneinander, daß dieſes einem ſchwimmenden Kuchen gleicht. Nach 1—2 Tagen kommen aus ihnen die Larven hervor, indem ſie ſich an der Unterſeite herausbohren und in das Waſſer begeben. Mit dem Kopfe nach unten, dem Schwanze der Oberfläche zugekehrt, hängen die Larven a an dem Waſſerſpiegel. Ihr Körper iſt langgeſtreckt, unge— 1 e 1d, mein zart und durchſichtig. Der Kopf iſt groß, trägt zwei Puppe, 2. Larve er nen ; : rn von der geringeften kleine Punktaugen, zwei gewimperte, gebogene Fühlfäden Stechmücke (Culex und ein Paar große, mit Haarbüſcheln verſehene Kiefer, e nat, welche beſtändig in Bewegung find einen kleinen Strudel Bu hervorzubringen, der vermoderte Pflanzenteilchen dem Tiere zuführt. Auch Algen werden von der Larve abgeweidet. Solange keine Störung eintritt, verweilen die Larven ruhig an der Oberfläche des Waſſers, droht aber Gefahr, wird das Waſſer nur wenig erſchüttert, ſo eilen ſie in die Tiefe, aus der ſie Mangel an Luft bald wieder zur Oberfläche emportreibt. Häuten ſich die Larven, ſo biegen ſie ſich am Waſſerſpiegel, es platzt dann die alte Haut hinter dem Kopfe und hieraus kriecht die Larve in derſelben Geſtalt, nur etwas größer hervor. Nach der dritten Häutung iſt die Larve erwachſen und verpuppt ſich. Auch die Puppe hängt an der Oberfläche des Waſſers, den Kopf nach oben und ſtreckt zwei rohrartige Atem— röhren aus dem Waſſer. Kopf und Bruſt ſind zu einem großen, keulenförmigen Gebilde verſchmolzen, unter deſſen Haut bereits die großen zuſammengeſetzten Augen, die Freßwerkzeuge, die Flügel und die langen Beine zu er— 5 kennen ſind. Die Puppe nimmt keine Nahrung zu ſich. Figur 190. Larve Sie bewegt ſich mit dem dünnen Hinterleibe im Waſſer der Waffenfliege ſchnellend. Der Puppenzuſtand dauert etwa 8 Tage, zu en welcher Zeit ſich die Mücke aus der Hülle hervorarbeitet. um 7 övergrößert. Will man die Verwandlung beobachten, ſo hat man — 439 — nur nötig, Eier oder Larven in ein kleines Glas zu ſetzen und ihnen einige vermoderte Pflanzenblätter, die im Waſſer unterſinken, als Nahrung zu geben. Die Bälge der ſich häutenden Larven findet man dann bald im Waſſer ſchwimmend, nach einigen Wochen tritt darauf die Verpuppung ein und dann kann man nach etwa 10 Tagen das Ausſchlüpfen der Mücken erwarten. Als hierzu gehörend nenne ich nachſtehend einige Zweiflügler und beſchreibe deren Larven. A. . Mochlonyx eulieiformis L. Zucker mücke (Chironomus plumosus L.) Gemeine Stechmücke (Culex pipiens L.) Oben auf dem letzten Ring ſteht unter einem ſchiefen Winkel die Atemröhre, ſie iſt länger als die drei letzten Ringe zuſammen Unter dem hinteren Ring geht noch eine kürzere zweigliedrige Röhre ab, an deren Ende der After ſich befindet, der von vielen Haaren ſtrahlenförmig umgeben und von 2 Paar ovalen Blättchen eingefaßt iſt. Der ganze Leib beſteht aus 9 Ringen, mit Ausnahme des Kopfes. Der größte trägt 3 Paar Haarbüſchel und deutet an, daß dieſer Ring aus dreien zuſammen— geſetzt iſt. Der Kopf iſt braun und hat 2 einfache Augen und 2 bogenförmige Fühler. — Sehr gemein. . Öeringelte Stechmücke (Culex annulatus Schrank). Die Larven find ähnlich, nur etwas größer. — Sehr gemein. Büſchelmücke (Corethra plumicornis F.). Ein Atemfortſatz am hinteren achten Leibesring iſt nicht vorhanden, desgleichen keine Luftlöcher. Der Kopf iſt ſchnabel— förmig verlängert, die Mundteile und auch die Fühler ſind zum Raube eingerichtet. Vollſtändig durchſichtig iſt der Körper. Nur zwei Luftblaſenpaare im vorderen und hinteren Teile des Körpers, ſowie der gelbliche bis ſchwach rötlich gefärbte Darm machen ſie bemerkbar. — Pflanzen- und tierreiche Gewäſſer. Steht zwiſchen der Büſchelmückenlarve und der der gemeinen Stechmücke. Sie iſt nicht ganz ſo durchſichtig wie die erſtere Nicht ſelten. Die Larven ſind wurmartig, rot, beſitzen zwei Punktaugen Figur 191. und zwei falſche Beinpaare je am Vorderbruſtring und am 1 Puppe, 2 Larve Körperende. Atemöffnungen fehlen, die Atmung findet durch von Coretha die Haut ſtatt. Die Larven leben am Grunde von Gewäſſern 7 vergrößert. und bauen ſich mit Hilfe einer Schleimmaſſe aus Sand de. Röhren zum Schutz und zur Wohnung. — Nicht ſelten. Phalacrocera replicata L. Der Kopf iſt Hein und kann völlig eingezogen werden. Das Hinterende des Körpers trägt zwei große gekrümmte Haken. Die Rückſeite des Körpers mit ſtarren geteilten Tracheen-Kiemen. — Tümpel mit reichlichen Waſſermooſen. . Waffenfliege (Statiomys chamaeleon L.) Die Gliederung ift deutlich, das Kopfteil ift einziehbar. Das Ende des Körpers trägt einen reizend geordneten Kranz von Haaren, der ausgebreitet und zuſammen— gelegt werden kann. Die Puppe liegt in der Larvenhaut, dieſe wird alſo bei der Verpuppung nicht abgeſtreift, ſondern das Tier bildet ſich innerhalb dieſer zur Puppe um und ſchwimmt dann mit ausgebreitetem Haarkranze, an der Waſſeroberfläche hängend. zu h. Schlammfliege (Eristalis tenax L.). Die Larve wird als Rattenſchwanzmade und als Mäuschen bezeichnet. Das Vorderende der Larve ſtülpt ſich etwas faltig ein, und beſitzt gewöhnlich zwei Hornhaken. Der Bauch trägt Borſtenreihen, welche zur Fortbewegung dienen, beſonders auch beim Kriechen nach trockenen Stellen, wenn die Verpuppung bevorſteht. Der Schwanz endigt in eine dünne, aus- und einziehbare rötliche Spitze. Durch ihn atmet die Larve. Die Larve verpuppt ſich in der letzten Larven haut auf dem Lande. Hiermit ſchließe ich die Zweiflügler. Obgleich die Zahl der Tiere, welche ihren Larvenzuſtand im Waſſer verbringen, hiermit noch lange nicht erſchöpft iſt, habe ich doch geglaubt, mich auf dieſe beſchränken zu ſollen. Nehflügler (Neuroptera). Die Netzflügler ſind Inſekten mit meiſt 4 gleichartigen, häutigen, netz- oder gitterförmigen Flügeln und beißenden Mund— teilen. Die Verwandlung dieſer Tiere iſt unvollkommen. Die vollſtändig entwickelten Tiere leben nur in der Luft. Die Netzflügler meiden als entwickelte Tiere das Waſſer. Nicht, daß ſie ſich zu dieſer Zeit ihres Lebens ganz vom Waſſer fern halten, ſuchen ſie dasſelbe doch nur auf, um für ihre Nachkommenſchaft zu ſorgen. Daher findet man auch in jedem Gewäſſer, ob ſtehend oder fließend, ob pflanzen— reich oder - arm, ob mit Sand oder Schlamm der Boden bedeckt iſt, ſtets einige Vertreter der Netzflügler, oft ſogar in auffälliger Anzahl. Für das Aquarium am intereſſanteſten find die Waſſermotten (Phry- ganidae). Die Tiere beſitzen im entwickelten Zuſtande Ahnlichkeit mit den Schmetterlingen, weil ihre ſchwachen pergamentartigen Vorderflügel bunt gefärbt ſind. Das Weibchen legt ſeine Eier meiſt an untergetauchten Waſſerpflanzen in Gallerthaufen ab. Die ausſchlüpfenden Larven bauen ſich Gehäuſe aus verſchiedenen Stoffen, die unten am Boden des Gewäſſers liegen. „Bringt man ſie — die Larve —, nackt in ein Glas mit Waſſer, auf welchem allerlei leichte Körper, welche ſie zum Bauen eines Häuschens verwenden könnte, umherſchwimmen, jo bewegt ſie ſich ſtund enlang unter denſelben umher, ohne ſie zu verwenden; wählt man aber Stückchen alter Gehäuſe, Splitter und Pflanzenteile, welche, vom Waſſer durchdrungen, zu Boden ſinken, ſo macht ſie ſich ſogleich daran, ſetzt ſich auf eines der längſten Stückchen, ſchneidet von den Spänen oder Blättern Teilchen ab, heftet ſie hinten an die Seiten des Grundſtückes faſt ſenkrecht, läßt andere nachfolgen, bis ein Kreis und mit ihm der Anfang des Futterals fertig iſt, welches nach und nach wächſt und die Länge der Larve bekommt. An— fangs finden ſich noch Lücken, welche allmählich ausgefüllt werden und ver— ſchwinden. Erſt dann, wenn alles außen nach Wunſch geſchloſſen erſcheint, wird das Innere mit einer zarten Seidenwand austapeziert. Die Seide aber zum Aneinanderheften der äußeren Bekleidung und der inneren Ta— pete kommt wie bei den Schmetterlingsraupen aus den Spinndrüſen, welche in der Unterlippe zwiſchen den walzenförmigen Unterkiefern ihren Ausgang finden, und die kräftigen Kinnbacken zerlegen den Bauſtoff, ſo oft dieſes nötig wird.“ (Taſchenberg.) Haben die Larven Mangel an Bauſtoff, jo begnügen ſie ſich mit Blättern, die ſie übereinander heften, ſodaß von dieſen ein Rohr entſteht, welches ihnen als Zufluchtsort dient. Vorn und hinten iſt die Röhre durch einen Deckel verſchloſſen. Der Kopf und die beiden erſten Bruſtringe der Larven ſind ebenſo wie die Beine, deren erſtes Paar beſonders kräftig iſt, widerſtandsfähig gebaut. Der dritte Bruſtring beſitzt auf der Oberſeite dunkle, mit Haaren beſetzte Hornflecke und ebenſo iſt die Haut ober— halb der Hüften ſtärker chiti— niſiert. Die Mundteile ſind kräftig. Fühler ſind nicht vorhanden, Augen nur als kleine Punkte. Die Atmung erfolgt durch Tracheenkiemen. Zur Ernährung benutzt die Larve Pflanzenſtoffe, doch werden auch tote Tiere keines— wegs von ihr verſchmäht. Viele Larven, im Aquarium untergebracht, können an Figur 192. 1. Larve der Köcherfliege (Limnophilus zarten Waſſerpflanzen erheb- rhombieus). 2. und 3. Gehäufe. 2. von vorne, lichen Schaden anrichten. 3. von oben gejehen. (Nach Zacharias.) Sobald die Larve ſich F verpuppen will, ſpinnt ſie ſich mit ihrem Gehäuſe an Waſſerpflanzen oder Steinen feſt, ſchließt die Offnung durch ein Gitterwerk von Fäden, dem oft noch Bauſtoffe auf— geklebt ſind und verwandelt ſich dann zur Puppe. Dieſe beſitzt frei abſtehende Fühler, Beine und Flügel, auffällig ſtarke Augen und gekreuzte, hakenförmige Oberkiefer. Bevor die Puppe auskriecht, kommt ſie eines Tages aus dem Gehäuſe, indem ſie die Oberkiefer zum Offnen benutzt, ſchwimmt mit dem bewimperten zweiten Beinpaar oder kriecht mit Hilfe der beiden vorderen Beinpaare lebhaft umher, bis ſie eine geeignete Stelle an der Oberfläche zum Ausſchlüpfen gefunden hat. Auf eine Beſchreibung der verſchiedenen Phryganiden-Larven brauche ich mich nicht einlaſſen, die Unterſcheidung der verſchiedenen Tiere der nicht gerade kleinen Familie iſt ſchwer feſtzuſtellen, noch ſchwieriger die Be— ſtimmung der Art. 1 Zu einer Unterabteilung der Köcherfliegen gehört eine in den Flach— landen nicht ſeltene Larve aus der Gattung der Polycentropus. Sie iſt faſt durchſichtig, etwas grünlich und rötlich gefärbt und beſitzt kein Gehäuſe, ſondern begnügt ſich, an Blättern und anderen Gegenſtänden einen Gang zu befeſtigen, der ihr als Zufluchtsſtätte dient. Nur zur Verpuppung wird von ihr ein feſteres Gehäuſe hergeſtellt. Dieſe Larve beſitzt keine Tracheenkiemen, ſondern atmet durch die Haut. Als Zwiſchenform der beiden Larven wird die der Gattung Hydropsyche betrachtet. Dieſe Tiere finden ſich in ſtärker fließendem Waſſer. Die Kiemen ſtehen auf der Unterſeite der Bruſt und des Hinterleibes und die Nachſchieber ſind durch ein ſtarkes Borſtenbüſchel an der Anſatzſtelle der Krallen ausgezeichnet. Auch die hierher gehörenden Tiere fertigen kein Gehäuſe an, welches ſie mit ſich herumtragen, ſondern begnügen ſich mit der Herſtellung von Gängen an Steinen ꝛc. aus Sandkörnchen. Nur zur Verpuppung wird ein Schutzgehäuſe hergeſtellt. In den weiteren Familien der Netzflügler finden ſich nur noch wenige Vertreter, deren Larven das Süßwaſſer bewohnen, ſie übergehe ich als unwichtig. Geradflügler (Orthoptera). Geradflügler ſind Inſekten mit beißenden Mundteilen und unvollkommener Verwandlung. Ihre Larven beſitzen neben beißenden Mundteilen und drei Paar großer, meiſt kräftiger Bruſtbeine an Mittel- und Hinterbruſt deutliche Flügelanſätze, ſobald ſie nicht mehr ganz klein ſind. 1. Tibellen (Libellulina). Schillerbolde werden von einigen Forſchern dieſe Tiere genannt. Auch ſie werden im erwachſenen Zuſtande nie im Waſſer, doch meiſt ſtets an und über demſelben angetroffen. Wegen ihrer zarten Geſtalt, ihrer Reinlichkeit und des Glanzes ihrer Farben, hat man die Tiere nicht mit Unrecht „Waſſerjungfern“ genannt. Dem Außern nach verdienen ſie dieſen Namen vollſtändig, ſicher aber hätten ſie ihn nicht erhalten, wenn dem Namengeber ihre grauſame und mörderiſche Neigung bekannt geweſen wäre. Denn, weit entfernt ſich nur von den Säften der Blumen und Früchte zu nähren, den Faltern gleich in der Luft herum zu gaukeln und der Blüten Honig zu ſchlürfen, ſind ſie wilde Kriegerinnen, gleich den Amazonen mythologiſchen Angedenkens. Beſtändig ſchwirren ſie in der Luft herum, um andere fliegende Inſekten zu erhaſchen, zu würgen und mit ihren Zähnen zu zerreißen. Wie Raubvögel ſtoßen fie auf ihre Beute und zermalmen ſie im Fluge. Sind ſchon die ausgebildeten Tiere ſo arge Räuber, ſo ſtehen ihnen die Larven hierin durchaus nicht nach. Dieſe leben bei allen Ge— ſchlechtern im Waſſer und haben ſechs Füße. Noch ſehr jung werden ſie ſchon zu Puppen, ohne indeſſen einen Ruhezuſtand einzugehen. Kopf, Hals und Hinterleib ſind ſtets deutlich geſchieden, und letzterer, der wie beim aus— gebildeten Tiere zehn Ringe hat, iſt hinten mit drei Spitzen verſehen. Die Larven ſchwimmen ſehr gut und atmen dabei das Waſſer durch das hintere, dreiſpitzige Ende des Leibes. Die drei Spitzen ſchließen ſich pyramiden— förmig an einander und öffnen ſich, ſobald Waſſer zum Atmen eingezogen oder ausgeſtoßen wird. In der innerhalb dieſer Offnung liegenden Röhre, die ſich durch die fünf letzten Bauchringe erſtreckt und den Maſtdarm bildet, liegen die Kiemen, ein Netz von Luftröhren, welche aus zwei Paar an den Seiten durch den ganzen Leib laufenden Hauptſtämmen entſpringen; 24 4 „ J 2 A N J e N . 8 m * 4 2018 5 5 Figur 193. 1. Larve von Aeschna. 2. Larve von Libellula. 3. Larve von Calopteryx. 4. Larve von Agrion. 5. Larve von Clo&on dipterum. Nat. Größe. außerdem befinden ſich am zweiten und dritten Halsringel zwei Paar mit Wimpern verſehene Luftlöcher. Die Freßwerkzeuge bilden eine Art Maske unter dem Kopf. Dieſe iſt nichts weiter als eine ſehr entwickelte, bewegliche Unterlippe, welche vier oder zwei Paar ſehr ſtarke, große und lange Kiefern verdeckt. Faſt alle Puppen bleiben 10— 11 Monate unter Waſſer, ehe fie ſich in vollſtändige Libellen verwandeln. Die Verwandlung wird ſtets außerhalb des Waſſers vollzogen. Sobald die Puppe das Waſſer verlaſſen hat und etwas trocken geworden iſt, klettert ſie auf eine Pflanze, klammert ſich an dieſe mit dem Kopf nach oben an, wobei zwei ſtarke Klauen an den Füßen ſehr deutlich ſichtbar ſind. Die Haut ſpringt dann am Halſe bis vorn auf den Kopf auf, worauf ſich Hals und Kopf aufbläht und herausgezogen wird. Jetzt folgen die Füße, die Libelle biegt ſich zurück, daß der Kopf ganz nach unten hängt, ſchlägt in der Luft hin und her, und hängt dann längere — 444 — Zeit ganz unbeweglich, biegt ſich plötzlich aufwärts mit dem Kopf auf den Kopf der Puppenhülſe, hängt ſich mit den Füßen an deren Hals und zieht nun den Hinterleib vollends heraus. Die Larven oder Puppen, wie man will, ſind jungen Fiſchen und auch dem Fiſchlaiche ſehr gefährlich. Anſtatt jedoch wie andere Kerfe ihrer Beute nachzujagen, liegen ſie im Schlamme verborgen, ſo daß nur die Augen aus der Oberfläche herausragen. So oft ein Opfer in ihre Nähe kommt, ſtrecken ſie ihre verborgenen Zangen ſchnell hervor und ergreifen es. Die Larven der einzelnen Gruppen laſſen ſich ſchwer unterſcheiden. Ich bringe die hauptſächlichſten im Bilde und ſehe dafür von der Be— ſchreibung ab. In welcher Weiſe die Libellenlarven für das Aquairum von Bedeutung ſind, ergiebt ſich aus dem Lebensbild der Tiere von ſelbſt. Auch an größere Fiſche wagen ſich die kräftigen Tiere und ſind daher im Becken nur mit wertloſen Fiſchen ꝛc. zu vereinigen. 2. Eintagsfliegen (Ephemeridae). Die Eintagsfliegen ſind ſchlanke, weichhäutige Tiere mit ſehr großen Augen, großen Nebenaugen, kurzen, borſtenförmigen Fühlern, rudimentären Mundteilen, großen, dreieckigen Vorderflügeln, kleinen gerundeten, bisweilen fehlenden, auch mit den Vorderflügeln verwachſenen Hinterflügeln, zarten Beinen und drei langen, borſtenförmigen Afterfäden am Hinterleib. Das Männchen beſitzt zwei Geſchlechtszangen am vorletzten Körperſegment. Die Weibchen finden ſich nur ſehr ſelten, unter Tauſenden von Männchen ſind nur einige der erſteren. An warmen Sommerabenden vollführen die ent— wickelten Tiere, beſtrahlt vom Glanze der ſich neigenden Sonne, ſich mit ihren glitzernden Flügeln in den lauen Lüften wiegend, Luſt und Wonne trinkend, ihren Hochzeitsreigen. In ihrem Daſein von nur wenigen Stunden nehmen ſie keine Nahrung zu ſich, ſie leben nur der Liebe und ſterben dann. Ihre toten Körper bedecken dann weithin die Ufer der Gewäſſer, wo ſie geboren wurden, wo ſie lebten, ſich entwickelten, liebten und ſtarben, und der proſaiſche Menſch bezeichnet die toten Geſchöpfe ſchlechthin als Uferaas. Oft auch, z. B. an der Elbe und Donau, werden ſie durch Fackeln ange— lockt und die getöteten, der Flügel beraubten Tiere als „Weißwurm“ in den Handel gebracht, ohne daß dieſe Fliegen für ihr Vermehrung ſorgen konnten. Das Weibchen läßt alle ſeine Eier auf einmal in das Waſſer gleiten, aus denen ſich die langen, flach gedrückten, mit langen Fühlern verſehenen Larven bilden. Sie beſitzen blatt- oder büſchelartige Kiemen an den Seiten der Hinterleibsſegmente und lang gefiederte Schwanzborſten. Dieſe Larven ſind eine häufige Erſcheinung im Süßwaſſer. Die Tiere bauen ſich an den Uferwänden Röhren, meiſt deren zwei nebeneinander mit hinten durchbrochener Scheidewand, andere wieder drücken ſich bei eigenartig platter Körperform dicht an im Strome verſenkte Gegenſtänden an und können ſich ſo im fließenden Waſſer halten, noch andere kriechen an ru— higen Stromſtellen in dem Schlamm. Je nach der Lebensweiſe ändert 8 ſich dabei auch bei den verſchiedenen Arten die Form der Tracheenkiemen. Von Körperfarbe ſind die Larven weißlichgelb; Oberkiefer, Augen und Kiemen ſind braun. Als Nahrung nehmen die Larven organiſche Reſte auf und gebrauchen 2— 3 Jahre zu ihrer Verwandlung. Sobald nach mehrfachen Häutungen auf dem Rücken kleine Flügel— ſtummel erſcheinen, treten die Larven in den Puppenzuſtand ein, der ſich jedoch in der Lebensweiſe nicht von dem Larvenzuſtand unterſcheidet. Iſt die Zeit zur vollſtändigen Verwandlung gekommen, ſo verläßt die Puppe die Tiefe des Waſſers, erreicht ſchwimmend die Oberfläche und ſtreift dann die Puppenhaut ab. „Die Schmetterlinge gebrauchen eine ziemliche Zeit,“ ſagt Oken ſehr treffend, „um aus der Puppe zu ſchlüpfen und davon— fliegen zu können; wir ziehen aber unſeren Arm nicht ſo ſchnell aus dem Armel, als das Haft ſeinen Leib, Flügel, Füße und Schwanzfäden aus ihren Futteralen.“ Das Inſekt, welches die Puppenhülle verläßt, iſt voll— kommen, doch verglichen mit dem, welches Eier legt, iſt es in der Färbung matter und unreiner, nicht ſo glänzend und friſch, die Glieder kürzer und plumper. So wird das Tier als Subimago bezeichnet. Ausruhend an dem Stengel einer Sumpfpflanze zerreißt nach nicht langer Zeit die Haut im Rücken und das vollkommene Inſekt, jetzt Imago genannt, kriecht da— raus hervor. In der ganzen Inſektenwelt iſt dieſes das einzige Beiſpiel, daß ein Tier, nach Verlaſſen der Puppenhülle, ſich noch einmal häutet. Nur wenige Arten leben im ſtehenden Waſſer, die Mehrzahl von ihnen findet ſich im fließenden; reicher und mannigfaltiger geſtalten ſich auch in letzterem die Lebensbedingungen der Tiere. Von den am häufigſten vorkommenden Larven bringe ich nachſtehende Beſchreibung. a. Closon dipterum Leadr. Die drei letzten Hinterleibsringe tragen keine Kiemenblättchen, das viertletzte beſitzt ein einfaches rund— liches Blättchen; die 6 vorhergehenden Ringe tragen je zwei ſolcher Blätt— chen. 3 lange befiederte Schwanz— anhänge. — Sehr gemein in ſtehenden Figur 194. Larve der zweiſchwänzigen Uferfliege. Gewäſſern. (Nemura variegata). ½½ vergrößert. b. Caenis luetuosa L. Das erſte Paar der Kiemendecken iſt zu Schutzdecken für die folgenden umgewandelt und die letzteren ſind blattartig, am Rande mit zarten Fortſätzen verſehen. Die vier letzten Hinterleibsringe tragen keine Schußplatten.. — Stehende Gewäſſer. Im fließenden Waſſer finden ſich weitere Arten. Sie graben ſich mit den kräftigen Vorderbeinen Gänge in das Ufer (Ephemera und Palingenia), noch andere von plattem Körper drücken ſich an im Strombette liegende Gegenſtände (Baätis). Auf alle dieſe näher einzugehen, fehlt es mir an Raum. c. Nemura variegata Latr. Tracheenfiemen fehlen. Schwanzborſten find nur 2 vorhanden. Die Lebensweiſe iſt räuberiſch. — In ſchwach fließenden Gewäſſern. d. Ephemera vulgata L. Die Tracheenkiemen befinden ſich an der Unterſeite der Bruſt. Die Larve lebt von Pflanzenteilen. — Nirgends ſelten. Schnabellerfe (Hemiptera). Die Mundteile ſind ſaugend, ſie bilden einen Rüſſel oder Schnabel. Die Verwandlung iſt unvollkommen. Die Vorder— flügel ſind bei einigen bis zur Mitte oder noch darüber hinaus hornig oder lederartig und ſchützen dann die häutigen Hinter— flügel. Die Schnabelkerfe leben teilweiſe nur im Jugendſtadium im Waſſer, teilweiſe ſtändig. In ihrem Verhalten zum Waſſer laſſen ſich die Schnabelkerfe ſehr gut mit den Waſſerkäfern vergleichen. Wie bei den letzteren leben ihre Larven ausſchließlich im Waſſer, die entwickelten Tiere ſind indeſſen durchaus nicht an dieſes gebunden. Vertreter der Schnabelkerfe leben im Waſſer, andere auf der Waſſerfläche, wie wir es bei den Waſſerkäfern gefunden haben. Am bekannteſten aus dieſer Familie ſind die Waſſerläufer (Hydrometra). Durch ihre munteren Spiele auf der Waſſeroberfläche fallen ſie ebenſo ſehr dem Spaziergänger auf wie die Taumelkäfer. Wie dieſe vereinigen ſie ſich bald an einem Punkte, eilen dann ſtoßweiſe nach verſchiedenen Richtungen hin auseinander und bleiben dann wieder unbeweg— lich auf der Oberfläche ſtehen, um kurz darauf mit 5 NV einer großen Gewandtheit hintereinander im neckiſchen Spiele ſich zu verfolgen. Bei ihrem Waſſer— laufen halten die Tiere die Fußglieder der Mittel— 5 . — beine wagerecht ausgeſtreckt und zeitweiſe ruhen die Vorderbeine, ſowie die Schienen und Fußglieder , der Hinterbeine auf der Waſſeroberfläche, die an den | betreffenden Stellen eingedrückt erſcheint. Das Ver— 8 weilen auf der Oberfläche iſt den Tieren dadurch Figur 195. Waſſerläufer möglich, daß ihre Beine ein feines, lufthaltiges Haar— Umriß (Hydrometra), kleid tragen, wodurch die Gefahr des Einſinkens in das flüſſige Elemente gemindert wird. Haupt— ſächlich werden zur Bewegung die Mittelbeine benutzt, nur die Gattung Velia, welche ſchattige, fließende Gewäſſer liebt, läuft richtig auf der Waſſerfläche. Der Kopf der Waſſerläufer iſt klein und trägt lange, fadenförmige Fühler, die aus vier Gliedern beſtehen, von denen das zweite und dritte durch ein kleines Gelenkglied verbunden iſt. Zwei große Netzaugen und zwei kleine Punktaugen, die auf dem Scheitel liegen, vermitteln den Verkehr mit der Außenwelt. Das frei abſtehende Kopfſchild legt ſich über den Umfang des Schnabels und ſcheint dadurch das erſte Glied desſelben zu bilden. Eine Rinne in der Bruſt zum Einſchlagen des Schnabels iſt nicht vorhanden. Der vordere Teil des Rückens iſt ſchmal, aber ungemein lang und bedeckt den mittleren auf der Oberſeite ſehr weit nach hinten. Vier Flügel trägt der Rücken. Die Oberflügel find nur ſchmal, hornartig, mit drei, in der Mitte zwei Gabeln bildende Längsadern, während dagegen die viel breiteren Hinterflügel dünnhäutig und milchweißlich von Farbe ſind und vier Längsadern zeigen. Die Larven unterſcheiden ſich von den entwickelten Tieren nur durch die außerordentliche Verkürzung des Hinterleibes und die fehlenden Flügel. Wie die ausgebildeten Tiere üben auch ſie Strandrecht und nähren ſich von Inſekten, die ein Windſtoß oder ſonſtiger Unfall auf das Waſſer ge— worfen hat. Hierbei werden die Vorderbeine um das Opfer geſchlagen, der Saugrüſſel in den Leib eingebohrt und das Tier ausgeſogen. Auch dicht über dem Waſſerſpiegel tanzende Mücken ꝛc., ſowie im Waſſer lebende Larven und Puppen werden ergriffen und verzehrt. Mit Eintritt der rauhen Herbſttage verkriechen ſich die Waſſerläufer unter Steinen, Moos ꝛc. an geſchützten Orten, aus denen ſie erſt durch die warmen Strahlen der Frühlingsſonne hervorgelockt werden. Zu dieſer Zeit werden auch vom Weibchen die Eier abgelegt. In ihrer Form ſind letztere länglich und werden an Waſſerpflanzen in einem feinen Geſpinſte befeſtigt. Die Offnung der Eier geſchieht durch eine Längsteilung. Für kleinere Aquarien ſind Waſſerläufer nicht zu empfehlen, ſie fühlen ſich nur auf einer größeren Waſſerfläche heimiſch. Sollen ſie längere Zeit leben, ſo iſt ihnen viel Nahrung zu reichen z. B. ſind Stubenfliegen auf die Waſſerfläche zu werfen, die von ihnen ſogleich angenommen werden. Wie bei allen Inſekten, ſind zu ihrer Haltung überdachte Aquarien zu verwenden. Zu den Waſſerläufern gehören von den vielen Arten nachſtehende: a. Sumpfwaſſerläufer (Hy drometra lacustris L.). Die Färbung iſt ſchwarzbraun; Vorderrücken hinten gekielt. Die Körperform iſt ungemein langgeſtreckt. Die Oberflügel find ſchmal, hornartig und düſter gefärbt, während die breiteren Hinterflügel dünnhäutig und milchweißlich von Farbe ſind. am Bauche rot mit drei ſchwarzen Längsſtreifen. b. Teichläufer (Limnobates stagnorum L.). Der Körper ſehr ſchlank, fadenartig. Der Kopf etwas breit gedrückt und nur mit 2 kleinen Augen verſehen. Hinterflügel ſind nicht vorhanden. Die Färbung iſt roſtgelb, an den Beinen gelblich braun. e Bachläufer (Velia currens Fabr.) Der Kopf iſt klein, dreieckig und trägt keine Nebenaugen. Am Vorderrande des Halsſchildes finden ſich zwei filberhaarige Seitengrübchen, die das Halsichild, den Kopf bis zu den Augen bedecken. Die 4 Beine ſind faſt gleich lang und be— ſitzen verdickte Unterſchenkel, die beim Z mit 2 ſtarken Dornen und zahlreichen kleinen Zähnchen verſehen, beim 2 wehrlos ſind. Oberſeite in der Farbe ſchwarz, die Seiten der Bruſt und des Hinterleibes orangegelb. Die Oberſeite trägt ſechs weiße Flecke. 55 Ebenfalls zählt zu der Familie der Schnabelkerfe die Gattung Rückenſchwimmer (Notonecta). Der Körper der hierher gehörenden Tiere zeigt einen gewölbten Rücken und einen flachen Bauch. Der Kopf iſt groß, die Fühler kurz, unter dem Kopfe verborgen; die Hinterbeine- find lang, ſtark behaart und zu Ruderbeinen umgeſtaltet, die in der Ruhe horizontal und rechtwinklig zum Körper geſtellt beim Schwimmen raſch bewegt werden, wobei das Tier auf dem Rücken liegt. Dieſe Schwimmart kommt jedoch nicht bei allen Rückenſchwimmern vor, nur Plea minutissima und Notonecta glauca beſitzen dieſe eigenartige Angewohnheit, die durch ihren Körperbau bedingt iſt. Von erſterer will ich nur erwähnen, daß ſie nicht größer als etwa 2 mm iſt. Mehr Intereſſe beanſprucht dagegen die letztere Art, deren Beſchreibung ich nachſtehend gebe. Als Ruderorgane dienen allen Rückenſchwimmern nur die kräftigen Hinterbeine, die den Körper ſchnell und ruckweiſe bewegen. Zur Atmung wird das Hinterleibsende aus dem Waſſer geſtreckt. Die ſich hier befin— denden Luftlöcher ſind auffallend klein; „große mit zarten Schutzhaaren verſehene Luftlöcher“, ſagt Schmidt-Schwedt im Zacharias, „welche fraglos für die Atmung in erſter Linie in Betracht kommen, liegen dagegen ziemlich verborgen ſeitlich an der Bruſt, etwas nach hinten und bauchwärts von der Anſatzſtelle der Hinter— flügel, ferner in der Ver— bindungshaut der Vorder- und Mittelbruſt, ſowie zwiſchen. Mittel- und Hinterbruſt und zwar am Rande der Unter— ſeite. Die Luft aber wird von dem Hinterleibsende nach x dieſen Stigmen in eigentüm— Figur 196. 1 Rückenſchwimmer (Noto licher Weiſe geleitet. Es iſt von der Bauchſeite. 2. Corixa striata. 3. Naucoris nämlich der Bauch in der eimicoides. (Nach Zacharias). Um ½ vergrößert. Mitte gekielt und wiederum an den Rändern erhaben, ſo— daß zwei ſeitliche, freilich flache Rinnen entſtehen. Über dieſe Rinnen ſtehen je zwei Haarreihen, eine vom Außenrande und eine von der Mitte her und unter ſolchem Haardach wird die Luft in den beiden Rinnen von hinten her zur Bruſt und zwiſchen Haaren derſelben weiter zu den Stigmen fortgeleitet.“ Die Lebensweiſe der Rückenſchwimmer iſt durchaus eine räuberiſche. Sobald ein Rückenſchwimmer auf der Oberfläche des Waſſers eine Beute erſpäht, ſchießt er jählings darauf zu und packt ſie mit ſeinen armartig gekrümmten Vorder- und Mittelbeinen, um ſie im Waſſer rudernd zu ver— zehren. Solange der ſcharfe Stachel das Tier noch nicht durchbohrt hat, bewegt ſich das Opfer und ſucht ſich aus der Umarmung zu befreien, kaum jedoch ſenkt ſich jener in die Beute, ſo wird dieſe getötet. — 449 — Sind die Rückenſchwimmer im Waſſer ſehr geſchickt, ſo zeigen ſie ſich auf dem Lande geradezu tölpelhaft und ſuchen durch zahlreiche Kreuz- und Querſprünge erſteres zu erreichen oder verſuchen in der Haſt die Flügel auszubreiten, um im raſchen Fluge davon zu ſchwirren. Zeitig im Frühjahr, Ende April oder Anfang Mai ſchreiten die Rückenſchwimmer zur Fortpflanzung. Das Weibchen legt die kleinen, hell— gelben, ovalen Eier an lebende grüne Blätter ab, aus denen nach 14 Tagen die Jungen ausſchlüpfen, die dieſelbe Lebensweiſe führen wie die Alten. Ende Juni vollziehen die Jungen die letzte Häutung und ſind dann vollſtändig entwickelt. Gemeiner Mückenſchwimmer (Notoneeta glauca L.). Waſſerbiene.“) Der Kopf iſt dick und graugrün und trägt zwei große glänzende Augen. Der kräftige Schnabel, welcher aus einer feſten, hornigen und viergliedrigen Scheide be— ſteht, in der ſich ſeine, ſtechende Borſten auf- und abſchieben, ſteht vorn am Kopfe. Das Rückenſchild iſt viereckig, groß und gewölbt. Zwiſchen den Flügeldecken ſteht ein nicht gerade kleines, dreieckiges, ſchwarzes Schildchen. Die Flügeldecken ſind graugrünlich gefärbt. — Stehende Gewäſſer. Streng genommen dürfen die Arten der Gattung Corixa nicht mit Notoneeta vereinigt werden. Haben die Tiere auch äußerlich eine große Ahnlichkeit mit einander, ſo ſind doch verſchiedene Umſtände zu beachten, die eine derartige Vereinigung recht gewaltſam erſcheinen laſſen. Die hierher gehörenden Tiere ſchwimmen nicht mit dem Bauche nach oben wie die Rückenſchwimmer, ſondern mit dem Rücken, ſie liegen alſo auf dem Bauche im Waſſer. Auch benutzen die Arten der Gattung Corixa zur Atmung nicht den Hinterleib, ſondern ziehen die Luft zwiſchen Kopf und Vorderbruſt oder Vorder- und Mittelbruſt ein. In der Lebensweiſe ähneln ſie dem Rückenſchwimmer ſehr. Die letzten Beine ſind Schwimmbeine. Die vorderen zeigen eine eigen— artige ſchaufelförmige Ausbildung, welche mit dem Schnabel bei den meiſten Arten zur Hervorbringung von Tönen benutzt wird. Dieſe Töne werden von den Tieren beſonders des Abends hervorgebracht. Die Larven von Corixa atmen im Waſſer, man kann oft be— obachten, daß ſich die Tiere mit den Hinterbeinen friſches Waſſer zufächeln. Weiter entwickelte Larven mit Flügelanſätzen zeigen ſchon die Atmung der entwickelten Tiere. Hierzu gehört Corixa striata L. Die Körperform veranſchaulicht die Abbildung. Die Färbung iſt auf der Rücken— ſeite ſchwarz mit blaßgelben, wellenförmigen Querbinden, auf der Unterſeite gelb und an den Füßen hellbraun. Letztere ſind ſtark gewimpert. — Stehende Gewäſſer. Den Schluß der Schnabelkerfe machen die Waſſerſkorpione (Nepidae) mit den beiden, je eine Art umfaſſenden Gattungen, Nepa und Ranatra. *) Des ſchmerzhaften Stiches wegen, den das Tier ſeinem Feinde, der es angreift, zufügt. 29 Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. — 450 — Von der Gattung Corixa bildet die in Figur 196 abgebildete Art Naueoris erimieoides hinſichtlich der Beinbildung den Übergang zu Nepa. Den Namen Waſſerſkorpion führt die Gattung Nepa daher, daß ihre Vorderfüße zu Raubfüßen umgewandelt ſind, indem Schienen und Tarſen wie eine Meſſerklinge gegen den verdeckten, mit einer Rinne verſehenen Schenkel eingeſchlagen werden können. Überaus träge und langſam kriechen die Waſſerſkorpione auf dem Grunde des Gewäſſers umher. Mit ihrem Schwimmvermögen iſt es ſehr ſchwach beſtellt. Die Mittel- und Hinterbeine, welche dazu verwendet werden, ſind nur wenig behaart, doch iſt es den Tieren auch nicht darum zu thun, ihren Raub zu erjagen. Sie hängen ſich am liebſten an Waſſerpflanzen an, ſodaß nur ihre langen Atemröhren zur Oberfläche reichen und erwarten ſo ihre Beute. Schwimmen Beutetiere vorbei, ſo erfaſſen ſie dieſelben blitzſchnell mit ihren Vorderfüßen und ſei das Opfer auch noch ſo klein, der ſpitze Stachel wird in den Leib gebohrt und es ſo ausgeſaugt. An der ſpäter zu ſchildernden roten Waſſermilbe hat der Waſſerſkorpion eine ge— fährliche Feindin, welche ihre geſtielten Eier an ihm abſetzt. Die ausge— ſchlüpften Jungen halten ſich längere Zeit ſaugend an ihrem Wirt feſt. Die Eierablage geſchieht im Frühling. Das eigentliche Ei wird in eine Waſſerpflanze eingeſenkt, ſodaß nur fadenartige Anhängſel hervorragen, und zwar bei Nepa ſieben, bei Ranatra deren zwei. Die ausgeſchlüpften jungen Tiere ſind ſogleich als zur Gattung zugehörig zu erkennen, ihnen fehlen nur die Flügel, die das entwickelte Inſekt beſitzt und iſt die Atmung etwas anders als bei dieſem. Die Luft wird an der Bauchjeite in zwei Haarrinnen bis zum Ende des Hinterleibes fortgeleitet. Hierher gehört der Waſſerſrorpion (Nepa einerea I.). Der Körper iſt glatt und breit; das Schildchen groß; der Kopf eingeſenkt mit 2 großen Augen. Die Fühler find 35gliederig, in einer Grube unter den Augen verborgen. Die Vorderbeine ſind zu Raubbeinen umgebildet, die 4 anderen werden zum Gehen und Schwimmen benutzt. Am Unterleibe befinden ſich 2 lange Röhren, die zum Atemholen benutzt werden. Die Färbung iſt von ſchwarzbrauner Grund— farbe, die jedoch meiſt durch anhaftenden Schmutz verdeckt wird. Der Hinterleibs— rücken iſt rot, mit einer Reihe ſchwarzer Flecke in der Mittellinie. Kopf und Hals find aſchgrau. — Stehende Gewäſſer. Im Anſchluß an den Waſſerſkorpion bringe ich die Uadelſkorpionswanze (Ranatra linearis J.). Der Körper iſt drehrund, ſchmal und lang, das Schildchen kurz. Die Füße tragen kurze Krallen. Die Färbung iſt ſchmutzig gelb, der Hinterleibsrücken rot, gelb geſäumt, die Flügel milchweiß mit gelben Adern. Die Atemröhren faſt ſo lang als der Körper. — Stehende Gewäſſer. Spinnen (Arachnoidea). Spinnen ſind weißblütige, flügelloſe Gliedertiere mit einem Kopfbruſtſtücke, d. h. mit verſchmolzenem Kopf- und Bruſtſtücke, mit häutiger oder pergamentartiger Körperbedeckung, mit acht — 451 — Beinen und zwei bis zwölf, ſtets einfachen Augen, keinen Füh— lern und keiner ling aber mit mehrmaliger Häutung. Die Spinnen bilden den Übergang von den Inſekten zu den Krebſen. Von erſteren unterſcheiden ſie ſich ſcharf durch die Gliederung ihres Körpers; denn ſtatt wie bei dieſen aus drei, iſt der Leib der Spinnen nur aus zwei Teilen zuſammengeſetzt. Ein abgegrenzter Kopf iſt nicht vorhanden, Bruſt— ſtück und Kopf ſind vielmehr vollſtändig ineinander verſchmolzen, ſodaß man dieſer Abteilung des Körpers den Namen Kopfbruſtteil gegeben hat. Die ſonſt dem Kopfe eigentümlichen Organe verteilen ſich auch über das ganze Kopfbruſtſtück, ſo die Augen, welche, in der Anzahl von zwei bis zwölf bei den verſchiedenen Arten ſchwankend, ganz unregelmäßig über dieſen Körperteil zerſtreut ſind. Dieſelben ſind nicht zuſammengeſetzt, ſondern einfach, können auch einigen Arten vollſtändig fehlen. Da die Tiere eigent— liche Fühler nicht beſitzen, hat man ein Paar Gliedmaßen, welche gleichzeitig als Oberkiefer dienen, auch die Fühlerfunktionen mit übernehmen, als Kiefer— fühler bezeichnet. Die zu fünf Paaren vorhandenen Gliedmaßen ſind gleich— falls am Kopfe befeſtigt, von dieſen dienen die vier letzten Paare als Beine, während das vordere Paar die Stelle des Unterkiefers vertritt. Der in der Regel ungegliederte Hinterleib iſt nie mit Beinen verſehen, in ihm be— findet ſich auch bei den echten Spinnen, von denen uns nur einige be— ſchäftigen, der merkwürdige Spinnapparat, in welchem ſich eine zähe Flüſſigkeit bildet, die, durch zahlreiche Spinnwarzen hindurchgepreßt, an der Luft zu einem klebrigen Faden erhärtet. Die Atmung wird durch faltenförmige Lungen beſorgt, obgleich auch Tracheenatmung bei einigen vorkommt; bei den am niedrigſten ſtehenden Arten findet ſogar die Atmung durch die Haut ſtatt. Die Fortpflanzung aller Spinnen geſchieht durch Eier. Eine Ver— wandlung findet nicht ſtatt, nur die auch zu den Spinnen gerechneten Milben haben eine unvollkommene Verwandlung durchzumachen. Die Nahrung der höheren Spinnen beſteht aus tieri schen Stoffen, die Milben ſchmarotzen auf Pflanzen und Tieren. Verbreitet ſind die Spinnenarten über die ganze Erde. Für unſere Zwecke kommen aus dieſer Tierklaſſe die Familie der Sack— ſpinnen (Tubitelariae) mit zwei Arten in Betracht und aus der Ord— nung der Milben die Waſſermilben (Hydrachninae). Sackſpinnen (Tubitelariae). Der Vorder- und Hinterleib iſt walzig oder auch länglich eiförmig. Die Füße ſind bald lang und die Afterklauen mit 5 bis 8 Zähnen bewehrt (Trichterſpinnen), bald kürzer und ohne Afterklauen. Augen ſind 8 vor: handen, ſie verteilen ſich in verſchiedener Weiſe oben auf dem Bruſtſtück. Die walzigen Spinnwarzen ſind entweder gleich groß, oder die unteren treten weiter hervor. 29* — 452 — Gemeine Waſſerſpinne (Argyroneta aquatica I.). Außerhalb des Waſſers iſt die Färbung einfach graubraun. Augen ſind 8 vor— handen und ſtehen in der Form & ® auf dem Kopfbruſtſtück. Die Atmung erfolgt durch Lungen und Luftröhren. — Sumpf, fließende und ſtehende Gewäſſer. Argyroneta, die Silberumfloſſene, nannte die Wiſſenſchaft dieſe in ihren Lebensverhältniſſen ſo intereſſante Spinne. Sie treibt in Gräben und Sümpfen ihr verborgenes Räuberweſen und legt auch hier ihren luftigen Bau an. Will ſie ſich anſiedeln und ein neues Heim be— gründen, ſo ſchwimmt ſie an die Oberfläche ihres Wohngewäſſers, ſtreckt die Spitze ihres Hinterleibes empor, läßt den Spinnſtoff aus den Warzen treten, kreuzt die Hinterbeine und taucht raſch unter, dabei eine Luftblaſe mit ſich nehmend. Dieſe wird mit Hilfe des Spinnſtoffes an einen paſſend ſcheinenden Gegenſtand gewöhnlich z. B. an einem Pflanzenſtengel be— feſtigt, und das Verfahren jo häufig wiederholt, bis ihr glockenförmiger luftigen Bau etwa die Ausdehnung eines Taubeneies erreicht hat. Verſchiedene Fäden dienen gewiſſermaßer als Ankertaue, andere als Fallſtricke für die Beute. Je nach der Beſchaffenheit des Ortes wird das Netz angelegt, und läßt dieſes auf eine hoch entwickelte Denk- und Überlegungskraft ſchließen. Stets dort, wo das Waſſer reich an Milben und kleinen Inſekten iſt, wo Waſſerlinſen und andere Waſſergewächſe vor— kommen, wird dieſe Spinne nicht vergeblich geſucht. Obgleich ſie nicht ausſchließlich an das Waſſer gebunden iſt, kann ſie doch nicht lange ohne dasſelbe ſein. Geoffroy beobachtete, wie eine und die andere bei Verfol— gung ihres Raubes das Waſſer verließen, die Beute jedoch ſtets unter Waſſer mitnahmen und hier in ihrer Behauſung verzehrten. Im Waſſer bietet die Spinne einen reizenden Anblick. Eine dünne Luftſchicht umgiebt ihren Hinterleib, welcher wie eine Queckſilberblaſe er— glänzt. Dieſe Luftſchicht wird nicht nur von dem ſammetartigen Überzuge, welcher das Naßwerden der Haut verhindert, feſt gehalten, ſondern über— dies noch durch eine fettige Subſtanz vom Waſſer getrennt. Zur Beute fallen den Waſſerſpinnen meiſt Inſekten, die der Wind auf die Oberfläche des Waſſers geworfen hat, doch wird auch von ihnen nicht minder erfolgreich die Jagd im Waſſer betrieben. Haben ſie Beute gemacht, ſo kriechen ſie mit derſelben an dem erſten beſten Stengel in die Höhe und verzehren ſie in der Luft, oder iſt ihre mit Luft gefüllte Wohnung nicht weit, ſo wird hier die Mahlzeit gehalten. Iſt kein Hunger vorhanden, ſo wird das Beuteſtück an einem Faden in der Behauſung aufgehangen. Zur Zeit der Paarung, die im Frühling und im Herbſt erfolgt, baut auch das größere Männchen in der Nähe der Behauſung des Weibchens ebenfalls eine Glocke, aber von geringerer Größe und verbindet dieſelbe durch einen verdeckten Gang mit derjenigen des Weibchen. Um dieſe Zeit ſind die Tiere ſehr erregt, geraten nicht ſelten in Streit, und es ent— wickeln ſich Kämpfe wegen des Eindringens in das eine oder andere Neſt. Die vereinigten Pärchen dagegen leben in Frieden beiſammen. Die Eier werden vom Weibchen in eine umſponnene Luftblaſe gelegt und dieſes ab— — 453 — geplattete, kugelige Neſtchen wird an einer Waſſerpflanze befeſtigt und ſorg— ſam bewacht. Nach Verlauf von etwa 3 Wochen ſchlüpfen die jungen Tiere aus. Auch zum Winteraufenthalt dienen die Glocken, indem ſie unten ver— ſchloſſen werden. Oft kann man auch Waſſerſpinnen in verſchloſſenen leeren Schneckenhäuſern finden, in denen ſie überwintern. Im Aquarium reicht man der Waſſerſpinne kleine Fliegen und Mücken, ſowie deren Larven. Die Tiere verzehren hier überhaupt alle kleinen Weſen und halten ſich lange in Gefangenſchaft. Ich ſchließe hieran gleich die Beſchreibung der andern Spinne, die allerdings weniger Aquarientier iſt, wie die Waſſerſpinne. Floßſpinne (Dolomedes fimbriatus Walck). Die Färbungiſt auf der Oberſeite des Körpers olivenbraun. Kopfbruſtſtück und Hinter— ® ® leib breit weiß geſäumt. Augen ſind 8 vorhanden und ſtehen in folgender ordnung 8 ® 9 0 Die Mitte des Hinterleibes trägt vier Längsreihen ſilberweißer Punkte. Die Bruſt iſt gelb, braun gerändert, der Bauch grau und ſchwarz geſtreift. Beim Z hellbraun mit ſchwarzen Punkten und Stachelhaaren, 2 grünlich. — Sumpfigen Boden, auch auf und am Rande vom Waſſer. Betreibt die Waſſerſpinne ihre Jagd faſt ausſchließlich unter der Waſſeroberfläche, ſo jagt die Floßſpinne auf dem Waſſer. Auf ſumpfigem Boden vermag das Tier vermöge ſeiner Schnelligkeit ſeine Beute leicht zu erlangen, auch iſt ſie imſtande, auf der Waſſeroberfläche ſich jagend zu bewegen, doch iſt es dann nötig, daß ſie ſich am Ufer ausruht. Da die Spinne nicht vollſtändig für ein Leben auf der Waſſerfläche eingerichtet iſt, werden von ihr ſchwimmende Gegenſtände mit einem Spinnfaden verbunden und ſo zu einem Floß hergerichtet. Auf dieſem ruhend läßt ſie ſich von Wind und Wellen treiben, verläßt dieſen ſicheren Punkt nur, um Beute zu machen, mit der ſie auf das Floß zurückkehrt und ſie hier verſpeiſt. Auch dieſe Spinne eignet ſich für das Aquarium und bedarf derſelben Nahrung wie die Waſſerſpinne. Beſonders liebt ſie Fliegen, die auf die Oberfläche geworfen ſind. Waſſermilben (Hydrachnidae). Milben im allgemeinen ſind Spinnentiere mit beißenden oder ſaugenden Mundteilen, ungegliedertem Leibe und bein— förmigem zweiten Kieferpaar, ſie atmen in der Regel durch Luft— röhren und kommen durch un vollkommene Verwandlung zur Ge— ſchlechtsreife. Die Waſſermilben beſitzen fünfgliedrige Taſter und leben im fließlenden und ſtehenden Waſſer. Die Beine ſind 7gliedrig und nehmen von vorn nach hinten an Länge zu. — 454 — Die Milben ſind lange Zeit von den Naturforſchern recht ſtiefmütter— lich behandelt worden, trotzdem ihre Lebensgeſchichte reich an intereſſanten Einzelheiten iſt. Bei den uns hier nur beſchäftigenden Waſſermilben treten z. B. mehrere Arten auf, bei denen beide Geſchlechter ganz verſchie— dene Formen beſitzen. Im ganzen zeigt der Körper dieſer Tiere die Kugelform, die auch von den Weibchen ſtets beibehalten wird, während die Männchen nicht ſelten einen ſchwanzartigen Fortſatz beſitzen. Alle aber, Männchen ſowohl wie Weibchen, zeigen die oben angegebene Körperform. Erſt im Jahre 1781 veröffentlichte O. Fr. Müller, ein däniſcher Natur— forſcher, die Abbildungen einer großen Zahl der in Dänemark einheimiſchen Süßwaſſermilben, die er durch kurze Beſchreibungen erläuterte. Dieſer Arbeit folgten nach und nach mehr, noch immer iſt aber das Material nicht erſchöpft und alle Jahre werden noch neue Arten bekannt. Leider geſtattet mir der hier zu Gebote ſtehende Raum nicht, mich nur etwas ausführlich über dieſe Tiergruppe zu verbreiten, ich muß mich auf ein kurzes allgemeines Lebensbild beſchränken, dem ich die hauptſächlichſten Arten in kurzer Beſchreibung folgen laſſe. Die Körperform veranſchaulicht die beigefügte Abbildung, ſodaß ich die Beſchreibung derſelben übergehen kann. Getrennten Geſchlechtes ſind alle Waſſermilben. Nach einer oft ſehr eigen— artigen Begattung legt das Weibchen einer Art ſeine Eier in angebohrte Pflanzenſtengel, eine andere Art überzieht die Unterſeite von Waſſer— pflanzenblättern damit, noch eine andere ſucht ſie an lebende Tiere abzulegen u. ſ. w. Die ausgeſchlüpften Larven beſitzen nur drei Bein— paare und durchlaufen eine Verwandlung, die mit verſchiedenen Häutungen verbunden iſt. Im erwachſenen Zuſtande führen die in der Figur 197. Sumpfmilbe. Jugend ſchmarotzenden Milben ein freies Leben; e die ein freies Leben als Larven führen, ſchma— ir rotzen gewöhnlich im Alter. Nach Beendigung des Larvenſtadiums gehen ſie auf den Boden des Gewäſſers und ruhen hier als Puppe. Hierher gehören unter anderen: a. Sumpfmilbe (Limnochares holosericeus Latr.) Die Taſter ſind einfach. Die Farbeiſtſcharlachrot, die Körperform etwas niedergedrückt und runzelig. Augen ſind 2 vorhanden, die zwei hinteren Fußpaare haben ihre Stellung faſt in der Mitte des Leibes. Schwimmhaare fehlen. Sie leben auf dem Boden und an Waſſerpflanzen. — Stehende Gewäſſer. b. Eulais extendens Latr. Vier Augen im Quadrat, jedes vordere mit dem hinteren durch eine Längsnaht verbunden; das letzte Fußpaar länger als die übrigen, ohne Schwimmborſten, wird beim Schwimmen nicht gebraucht, ſondern unbeweglich nach hinten geſtreckt. Färbung rot. — Stehendes und langſam fließendes Waſſer. c. Hydrophantes eruentus Koch. Vier Augen, die vorderen den hinteren ſehr nahe ſtehend. Taſter und Rüſſel kurz. Färbung blutrot. — Stehendes und langſam fließendes Waſſer. — 455 — d. Hydrachna geographica Latr. Vier Augen. Am Endgliede der Taſter ein beweglicher Anhang. Körper hoch— gewölbt; Rüſſel lang, faſt dieſelbe Länge erreichend wie die Taſter. Körperform rund; Färbung ſchwarz, mit 4 ſcharlachroten Punkten und Flecken. — Stehendes und fließendes Waſſer. e. Atax erassipes Duges. Zwei Augen. Taſter pfriemenförmig, Rüſſel ſehr kurz, nicht vorjtehend. — In klarem Waſſer. — Kruſtentiere (Krustacea). Kruſtentiere ſind weißblütige Gliedertiere, deren Körper— bedeckung kalkig, horn- oder lederartig, ſelten häutig iſt. Sie beſitzen 2— 4 Fühler, einfache oder facettirte, geſtielte oder un— geſtielte Augen, einen Leib mit vielen, meiſt ungleichen Ringeln und mit 10 oder mehreren ſehr verſchiedenartig gebildeten, in der Jugend nie fehlenden Beinen, an deren Grunde Kiemen— blätter ſtehen. Ein allgemeines Lebensbild der Kruſtentiere oder Krebſe zu geben, hält ſchwer. Dieſe Klaſſe bietet ſo viele Verſchiedenheiten im Baue dar, daß es wie bei den Reptilien faſt unmöglich iſt, alle hierher gehörenden mit allgemeinen Worten zu charakteriſieren. Den Namen Kruſter, ſo be— nannt nach ihrem harten, oft faſt ganz aus kohlenſaurem Kalk beſtehenden Hautpanzer, führen die Tiere, wenigſtens die Mehrzahl von ihnen, mit vollem Recht. Sie ſind charakteriſiert durch die Umhüllung des Körpers mit einer feſten Maſſe, durch die Gliederung des Leibes in Kopf und zahl— reiche ihm folgende Ringe, durch den Beſitz meiſt vieler gegliederter Bein— paare, von allen Gliederfüßern aber unterſchieden durch die Kiemenatmung und durch das Vorhandenſein von zwei Fühlerpaaren. Die Größe der verſchiedenen Kruſter ſchwankt von mikroſkopiſchen Dimenſionen bis, wie ich nur beiläufig erwähnen will, zur Länge eines Meters. Die an und für ſich zarte Haut ſcheidet nach außen eine Schicht hornartigen Chitins aus; während dieſe aber bei den kleinen und kleinſten Formen dünn und nach— giebig bleibt, erlangt ſie bei den größeren Arten oft eine Dicke von mehreren Millimetern und iſt dann ſehr hart und widerſtandsfähig. Durch dieſe Schale findet das Wachstum der Tiere nur zu beſtimmten Zeiten ſtatt, nämlich nur dann, wenn von den Tieren der Kalkpanzer abgeworfen iſt. Er erſetzt ſich nachdem durch einen neuen, der vermehrten Körpergröße entſprechend. Der Körper der Kruſtentiere iſt aus dem Kopfbruſtſtück und dem Hinterleibe zuſammengeſetzt. Der Kopfbruſtteil iſt oben mit einem gewölbten Rückenſchild bedeckt und trägt an ſeiner vorderen Spitze die beiden Augen, welche mitunter auf keulenförmigen Stielen angebracht ſind. Seitwärts von den Augen zeigen ſich die beiden langen äußeren Fühler, die durch kleine innere Fühler unterſtützt werden. Die Mundwerkzeuge ſind aus ſechs Teilen zuſammengeſetzt, welche teils zum Feſthalten, teils zum Zerkleinern der Beute dienen. An der Unterſeite des Bruſtſtückes ſind meiſt fünf Paar — 456 — großer Beine befeſtigt, von denen wenigſtens das erſte in Scheeren endigt. Der bei den verſchiedenen Arten mehr oder weniger lange, oft einem Schwanze gleichende Hinterleib iſt mit fußartigen Anhängen verſehen, zwiſchen welchen die Weibchen ihre Eier zu tragen pflegen. Die Verdauungswerkzeuge ſind größtenteils ſehr einfach. Meiſt wird die Nahrung gekaut, wobei die kräftigen Kiefer- und Kaufüße thätig ſind, oder geſogen und gelangt durch eine kurze Speiſeröhre in den ſog. Kau— oder eigentlichen Magen. Der Darm verläuft geradlinig nach hinten und endet gewöhnlich im letzten Segmente mit dem After. Das Nervenſyſtem beſteht aus dem ober— halb des Schlundes gelegenen Gehirn, von dem die Nerven zu den Augen und den vorderen Fühlern abgehen. Zum Hören dienen, wie man annimmt, vielfach eigentüm— liche Haare, die an allen Teilen des Körpers ſtehen können Figur 198. Flußkrebs und, wie Verſuche gezeigt haben, durch Töne in Schwin— E u W gungen geraten. Die an den vorderen Fühlern ſtehenden der Bruſtfußpaare. Haare deutet man als Riech- oder Schmeckwerkzeuge, während man wieder andere Haare zum Taſten dienen läßt. Während alle anderen Gliedertiere durch eigentümlich gebildete Lungen oder Röhren die Lebensluft einatmen, ziehen die Krebſe, die faſt ausſchließlich Waſſerbewohner ſind, dieſelbe gleich den Fiſchen durch Kiemen oder durch die äußere Haut ein. Dieſe Kiemen haben jedoch nicht ihre Stellung am Kopfe, ſondern an den Seiten des Körpers, neben den Beinen. Es ſind zarthäutige einfache oder veräſtelte Schläuche, in denen das Blut langſam kreiſt und auf dieſe Weiſe durch die Wandungen hindurch den zu ſeiner Belebung nötigen Sauerſtoff aufnehmen kann. Nur wenige Krebſe atmen direkt Luft. Das Herz fehlt nicht ſelten den niederen Krebs— tieren, iſt es vorhanden, ſo liegt es ſtets auf der Rückenſeite, erſtreckt ſich dort durch ein oder mehrere Segmente und treibt das Blut durch Adern oder auch ohne Vermittelung derſelben in die Lücken zwiſchen den Mus— keln, Eingeweiden 2c. Mit wenig Ausnahmen ſind alle Kruſter getrennten Geſchlechts (Rankenfüßer ꝛc.) und die Männchen kleiner als die Weibchen. Die Fort— pflanzung geſchieht durch Eier, aus denen wenige Arten gleich in vollen— deter, wenn auch kleiner Körpergeſtalt hervorgehen; die meiſten indeſſen haben eine Verwandlung durchzumachen und erſcheinen zuerſt in einer Larvenform, welche mit der des ausgebildeten Krebſes wenig Ahnlichkeit hat. Die Eier werden vom Weibchen meiſt unter dem Bauche an die Schwimmfüße des Hinterleibes angeheftet oder in beſondere Bruttaſchen abgelegt und bis zum Ausſchlüpfen der Jungen umhergetragen, ſowie be— ſtändig mit friſchem Waſſer beſpült; nur ſelten werden ſie dem Waſſer übergeben. Alle Krebſe leben nur von tieriſchen Stoffen und ſind meiſt Aasfreſſer. Die höher organiſierten Arten gehen frei dem Raube nach {und verraten bei der Jagd nach Beute eine nicht geringe Geſchicklichkeit und Liſt. Die niederen Ordnungen leben meiſt ſchmarotzend auf Fiſchen und anderen ie Waſſerbewohnern; bei dieſen Familien zeigt ſich die Eigentümlichkeit, daß die Tiere im Jugendzuſtande ſich frei und lebhaft umher bewegen, ſobald ſie ſich indeſſen zauf einem Wohntier feſtgeheftet haben, verlieren fie den Gebrauch ihrer Glieder, ja dieſe ſelbſt. Sie ſind ſomit gezwungen, in ver— kümmerter Geſtalt den einmal gewählten Aufenthalt bis an ihr Lebensende, oder bis zu dem ihres Wirtes, beizubehalten. Man teilt der leichteren Ueberſicht wegen die Krebſe in 2 Unterklaſſen mit 7 Ordnungen ein. Zu den Niederen-Kruſtern (Entomostraca) gehören folgende Ordnungen: 1. Blattfüßer (Phyllopoda), 2. Muſchelkrebſe (Ostracoda), 3. Ruderfüßer (Copepoda), 4. Rankenfüßer (Cirripedia). Zu den Höheren— Kruſtern (Malacostraca) gehören die Ordnungen: 1. Dünnſchaler (Leptostraca), 2. Ringelkrebſe (Arthrostraca) und 3. Schildkrebſe (Thoracostraca). Niedere-Kruſter (Entomostraca). Der Körperbau iſt möglichſt einfach, bei vielen Arten winzig klein, und mit ſehr wechſelnder Segmentzahl und Gliedmaßenpaaren. 1. Blattfüßer (Phyllopoda). Die Körperform iſt geſtreckt, meiſt mit einer zweiklappigen oder ſchild— förmigen Schale gedeckt, der Oberkieſer iſt taſterlos, 2 Paar Unterkiefer und hinter dieſen mindeſtens 4 bis 6, ſelbſt 10 —40 Paar blattförmige, gelappte Schwimmfüße. Segmente ſind meiſt viele vorhanden. Wie ich oben ſchon kurz angab, ſind die Blattfüßer kleine Kerbtiere von ſehr wechſelvollem Bau. In den weitaus meiſten Fällen iſt der Leib auf dem Rücken von einem Schild umhüllt oder mit Ausnahme des Kopfes, oft ſelbſt ganz in eine zweiklappige Schale eingeſchloſſen. Kopf, Bruſt und Hinterleib zeigen ſich desgl. bei manchen hierher gehörenden Tieren nur un— deutlich geſondert. Außer zwei Fühlerpaaren, welche alle Krebstiere beſitzen und den Mundgliedmaßen, zeigen die Blattfüßer noch bis 40 Paar breiter, blattförmiger Schwimmfüße, die noch zum Kauen und Atmen mit Ver— wendung finden. Kiemenfüßer werden daher auch die Tiere direkt genannt, da ein beſonderer Abſchnitt jedes Beines eine Kieme zum Atmen darſtellt. Alle Blattfüßer ſind getrennten Geſchlechts, meiſt Männchen und Weibchen, auch äußerlich unterſcheidbar. Die erſteren treten nicht ſo häufig auf, ſondern nur zu beſtimmten Zeiten. Ihnen liegt es ob, die „Dauer— eier“ zu befruchten, d. h. diejenigen, welche über Winter ruhen, wo ſich der Embryo zu dieſer Zeit nicht weiter entwickelt, während die Sommer— eier auch ohne Befruchtung des Männchens zur Reife gelangen. Die hierher gehörenden Kiemenfüße (Branchiopoda) werden bis zu wenigen Zentimetern lang und beſitzen eine große Anzahl von Beinen. Die Tiere entſtehen entweder noch innerhalb des Muttertieres ſelbſt aus unbefruchteten, oder im Freien aus befruchteten Eiern und ſchlüpfen als — 458 — ſogen. Nauplien in ſehr einfacher Form aus und machen, ehe ſie zum ent— wickelten Tiere ſich heranbilden, noch viele Verwandlungen durch. Beim Austrocknen der Gewäſſer verſchwinden die Tiere, erſcheinen aber nach Regengüſſen, weil ihre Eier im trocknen Schlamme ſich noch jahrelang halten, raſch wieder in oft großen Mengen. Gewöhnlich werden die Tiere nur bis Anfang Mai in Lachen gefunden. Für Aquarienfifche bilden fie ein vortreffliches Futter. Ehe ich etwas näher auf die hierher gehörenden Tiere eingehe, bringe ich erſt die Beſchreibung der hauptſächlichſten Arten. a. Riemenfuß (Branchipus stagnalis L.). Der Körper iſt lang geſtreckt und wird von keiner Schale umhüllt. Der Kopf iſt durch eine Einſchnürung vom Rumpfe getrennt und trägt 2 geſtielte Netzaugen, 4 dünne mäßig lange Fühler und zwiſchen ihnen zwei lange, dicke, fingerartige Anhänge. Unter dem Kopf ſitzt der Mund, der aus zwei Paaren gezahnter Oberkiefer, einer Oberlippe, einer Zunge und einigen Unter— fieferpaaren beſteht. Der Rumpf it aus 11 Ringen zuſammengeſetzt, jeder Ring trägt ein Fußpaar. Der Schwanz hat 9 Ringe und trägt zwei floſſenartige, gewimperte Umhänge. — In trübem, ſchlammigem Waſſer. Die Füße des Kiemenfußes ſind in be— ſtändiger Bewegung, ſowohl beim Umher— ſchwimmen, als auch bei der Ruhe der Tiere, und zwar um kleine, zur Nahrung dienende Tiere dem Munde zu nähern und auch um friſches Atemwaſſer zuzuführen. Wie ich oben ſchon andeutete, verſchwindet das Tier auf mehrere Jahre oft vollſtändig, während zu anderer Zeit oft Tauſende von ihnen anzu— treffen ſind. Es iſt für den Naturfreund ein reizender Anblick, die muntere Schar der oft ganz rot gefärbten Tiere, beſonders die Weibchen mit ihren himmelblauen Eierſäcken, ſich im Waſſer tummeln zu ſehen. Sie ſchießen mit ungemeiner Schnelligkeit hin und her und rollen ſich hier und da zuſammen. Gegen die Kälte ſind die Tiere ſehr empfindlich. Sobald das Thermometer unter - 4 K. heruntergeht, Figur 199. Kiemenfuß vergr. ſterben alle. (Branchipus stagnalis). & von a 8 unten. S Das befruchtete Weibchen legt alle Eier er ns 1 auf einmal im Schlamme ab. Sowie ſie gelegt C. Mund, d. lemenartige Fuße, N N r 5 e. Öffnungen der Milchorgahe werden, finten ſie zu Boden. Trocknet das 5mal vergrößert. Waſſer des Tümpels nicht aus, ſo entwickeln — 459 — ſich aus den Eiern nach etwa 19 Tagen die Larven, aus welcher nach mehr— maliger Häutung das vollſtändige Tier hervorgeht. Die Nahrung des Kiemenfußes ſetzt ſich aus niedrigen Tieren und Pflanzen zuſammen. Im Aquarium hält ſich das Tier ſehr gut und iſt in ſtetiger Bewegung. Weitere Kiemenfußarten, die ich nachſtehend nur kurz beſchreibe, ſind: l. Branchipus diaphanus Schaeff., Chirocephalus diaphanus. Am Grunde der unteren Fühler liegen innen 4 fingerförmige Lappen. — Trübe Tümpel. 2. Branchipus. Grubei Schaeff. Die Stirnfortſätze des & ſind lang, bandförmig, mit zahlreichen bedornten Fort— ſätzen verſehen. Sie werden zuſammengerollt zwiſchen den Fühlern getragen. b. Krebsartiger Riemenfuß (Apus cancriformis Schaeff.). Floſſenfuß. Der Körper iſt von oben nach unten plattgedrückt und in ſeinem vorderen Teile von einer großen Schale bedeckt. Dieſelbe ſtellt ein ovales Schild dar, das an ſeinem hinteren Rande einen halbmondförmigen, mit Stacheln beſetzten Ausſchnitt beſitzt. Es beſteht aus zwei beweglich mit einander verbundenen Stücken, einem vorderen oder Kopfſchild und aus einem hinteren oder Rückenſchild, das durch eine in der Mittellinie verlaufende Linie in zwei ſeitliche Hälften getrennt iſt. Die Augen ſind zuſammengeſetzt. Der Mund liegt auf der Unterſeite und beſteht aus Figur 200. Krebsartiger Kiemenfuß. (Apus eaneriformis) von unten. a. Mund, b. Fühlhörner, c. Füße, d. Kiemenblätter (etwa Amal vergr.). einer viereckigen, nach rückwärts gerichteten haarigen Oberlippe, an deren Baſis die kurzen 2gliedrigen Fühler ſitzen. Der Leib beſteht etwa aus 20 Ringen; die zehn erſten ſind weichhäutig auf dem Rücken, die übrigen ſind hornig und tragen kurze, harte Dornen. Das letzte Glied iſt groß und trägt 2 lange gegliederte Schwanz— borſten. An der Bauchſeite der Ringe ſitzen die eigentümlichen Füße, etwa 120 an der Zahl. Sie ſind blattartig und beſtehen aus 3 Gliedern. An der Spitze der Füßchen befindet ſich eine aus zwei Fingern beſtehende Schere. — Trübe und ſchlammige Tümpel. — 460 — Ebenſo wie der Kiemenfuß findet ſich der krebsartige Kiemenfuß in manchen Jahren häufig in einer Gegend, wo er ſonſt ſeit langer Zeit nicht beobachtet worden iſt. Trocknet ſein Wohngewäſſer aus, ſo ſterben alle Tiere, allein die Eier bleiben entwicklungsfähig, ſelbſt wenn ſie mehrere Jahre trocken liegen. Erſt im Frühling, wenn ſchon warme Witterung vorausgegangen iſt, kommen die Tiere zum Vorſchein und beleben dann das ganze Jahr hindurch den Tümpel, ſo lange dieſer Waſſer hält. Beſonders halten ſie ſich am Rande ihres Wohngewäſſers auf, und zwar dann mit Vorliebe, wenn über Tags die Sonne das Waſſer tüchtig durchwärmt hat. Stürmt es dagegen, oder iſt das Wetter kalt und unfreundlich, ſo ziehen ſie ſich an die tiefſten Stellen zurück und ſind dann nur ſchwer zu bemerken. Die Fortpflanzung geſchieht durch Eier. Dieſe bleiben beim Weibchen eine Zeit lang in dem Eierbehälter des elften Fußpaares liegen, fallen dann heraus auf den Schlamm, wo ſie etwa zwei bis drei Wochen zu ihrer Entwicklung nötig haben. Die jungen Geſchöpfe häuten ſich oft und ſchnell. Schon nach fünf bis ſechs Tagen hat das Tier ſeine vollſtändige Geſtalt erhalten, legt bereits wieder Eier, iſt jedoch noch nicht vollſtändig erwachſen. Nach Dr. Brauer müſſen die Eier von Apus produetus 1 Jahr in Moorerde liegen, die nicht ganz trocken werden darf und hier einfrieren, bevor ſich das Tier aus dieſen entwickelt. Man bringe daher Muttertiere in kleine Becken mit Moorboden, laſſe dieſe hier Eier ablegen und dann das Waſſer verdunften. Einige andere Blattfußarten beſchreibe ich nachſtehend nur kurz: a. Kleiner Blattfuß (Apus produetus Schaeff) Lepidurus productus. Mit einem ovalen Blättchen zwiſchen den Schwanzborſten, welches dem Vorigen fehlt. — Tümpel. Hierher gehören u. a. weiter: b. Limnadia gigas Brong. Limnadia Hermanni. Der Körper iſt von einer zweiklappigen, ſchließbaren Schale umgeben, die kon— zentriſch geſtreift iſt; das letzte Körperglied oben ſtachlich mit zwei krummen Haken: die vorderen Antennen ſehr kurz, keulenförmig, die hinteren lang, mit doppelter Geißel. Das trägt die Eier unter der Schale auf der Mitte des Rückens. Fuß— paare ſind 22 vorhanden. — Tümpel. e. Limnetis bra chyurus. Loven. Die Schale iſt glatt; das letzte Körperglied oben mit zwei Borſten, unten mit zwei kurzen ſpitzen Fortſätzen; das erſte Fußpaar des & iſt Geruchorgan. Die Augen find faſt ganz mit einander verſchmolzen. 8 10 2 12 Fußpaare. — Im nördlichen Deutſchland. Mit den Blattfüßern nahe verwandt find die Waſſerflöhe[Cladocer a). Bei ihnen iſt der Rumpf von einer zweiklappigen Schale umſchloſſen, der Kopf frei, mit einer helmförmigen Bedeckung. Er trägt 2 kleine, trichter— förmige, mit einem Büſchel zarter Riechfäden verſehene, und 2 ſtarke zwei— äſtige Fühler, welche letztere vorzüglich zum Schwimmen dienen. 6, 5 oder 4 Fußpaare mit kammförmigen Kiemen ſitzen am Körper. Die Eier werden — 461 — vom Weibchen auf dem Rücken unter der Schale getragen. Die beiden zuſammengehäuften Augen ſind zu einem einzigen verſchmolzen und durch Muskeln beweglich. Viele Arten beſitzen am Rücken einen Saugnapf, mit dem ſie ſich anheften, um durch Pendelbewegung ſich Nahrung herbei zu führen. Von Mundteilen beſitzen die Waſſerflöhe jederſeits einen Ober— und einen Unterkiefer. Um die innere Organiſation dieſer Tiere kennen zu lernen, betrachten wir einen Vertreter dieſer Familie genauer. Wir wählen den Waſſerfloh und entfernen deſſen Schale. Der Kopf läuft, wie wir an der ſtark vergrößerten Figur ſehen, in einen nach hinten und unten gerichteten Schnabel e aus, an deſſen Ende ſich zwei kurze Freßſpitzchen befinden. In der Mitte des Kopfes liegt bei d das Gehirn, von dem ein Nerv zu dem einzigen, zuſammengeſetzten Auge e ü geht. Unter dem Gehirn liegt noch ein aus zwei birnenförmigen Teilen beſtehendes Nervenganglion. Hinter dem Schnabel liegt der Mund; er beſteht aus einer wagerechten Lippe t, auf der ebenfalls wagerecht die mit drei hakenförmigen Zähnen und einem kleinen Anhang verſehenen Unterkiefer r liegen, und aus dem ſenkrecht kugelförmigen Oberkiefer s. Bei g befinden ſich die Muskeln, welche die Mundteile bewegen. Vom Munde aus führt die Speiſeröhre e nach vorn zu dem im Kopfe ee REN liegenden und mit zwei Blinddarmen gverſehenen (Dapknia len ohne Eile Magen t, von dem aus der Darm nach hinten (Buchitabenerklärung ſiehe im läuft, bei o ſich abwärts wendet und bei! Text.) mündet. Hinter dem Kopf, über dem Darm— kanal, liegt das beutelförmige Herz q. Unmittelbar hinter dem Herzen iſt der Körper mit einem Male tief ſattelförmig ausgeſchnitten, wird ſchmal und iſt in acht Ringe geteilt ii. An ſeinem hinteren Ende, wo er ſich umbiegt, ſind fünf zackige Hervorragungen, von denen die vorderſte lang und nach vorn über den ſattelartigen Ausſchnitt hingebogen, die letzte K mit zwei Borſten verſehen iſt. Die Spitze des Leibes! trägt zwei kammförmige An— hänge. Zu beiden Seiten des Darmkanals liegt beim Weibchen der, einer Perlſchnur vergleichbare, mit großen Eiern gefüllte Eier— ſtock p. Das Tier hat fünf Fußpaare, welche borſten— artige Kiemen tragen. Während der Sommermonate bringen die Weibchen auf ungeſchlechtlichem Wege zahlreiche Eier hervor, die ſich ſehr ſchnell in der am Rücken gelegenen Bauchhöhle entwickeln. Erſt gegen den Herbſt zu treten Männchen auf, und nun legen die Weibchen ein oder zwei be— fruchtete Eier, welche von einer feſten Hülle umgeben und zum Überwintern beſtimmt ſind. Über die Befruchtungserſcheinungen am Ei hat Figur 202. Buckliger Weißmann uns intereſſante Beobachtungen mitgeteilt. eee Die Tiere verlaſſen das Ei in einer Geſtalt, welche der Mit 4 Eiern im Brut— der erwachſenen Tiere ſchon ſehr ähnlich iſt. raum (etwa 30mal vergr.). — 462 — Von der Familie der Waſſerflöhe, welche von Leydig in einer Mono— graphie behandelt wurde, find die Daphniden am zzhlreichſten vertreten. Oft färben die hierzu gehörenden Tiere Tümpel und Lachen durch ihre Unzahl völlig rot oder erzeugen dicke rote Streifen in ihnen. Alle die zahlreichen ver— ſchiedenen Arten näher zu beſchreiben, hat keinen Zweck, ſie haben für den Aquariumlieb— haber nur den Wert, Figur 203. Daphnia sima (etwa 40mal vergr.). daß ſie ein gutes Fiſch— futter ſind. Ich be— ſchränke mich darauf, nur die Abbildungen einiger hierher gehörender Arten zu geben. Der gewöhnliche Gabelfloh (Daphnia pulex) iſt ſchon Seite 422 Figur 178 abgebildet worden. Auch die Einaugen (Polyphemus) gehören hierher. Sie beſitzen vier Fußpaare und zweiäſtige Fühler, deren beide Aſte 5 gliedrig find. Ihr Auge iſt ſehr groß und nimmt faſt den ganzen Kopf ein. Die Schale, in welcher der Körper ruht, iſt aber nur klein. 2. Muſchelkrebſe (Ostracoda). Die zu dieſer Ordnung gehörenden Tiere ſind meiſt Meeresbewohner. Sie beſitzen einen undeutlich gegliederten, vollſtändig von einer zweiklappigen häutigen oder verkalkten Schale umgebenen Körper, ſehr kurzen Hinterleib, taſtentragenden Oberkiefer, 2 Paar Unterkiefer und 2 Beinpaare. Als Vertreter der Süßwaſſer-Muſchelkrebſe ſtehen obenan die Cypriden (Cypridae). Sie be— ſitzen leichte muſchelförmige Schalen, welche das i ganze Tier umſchließen, vier Paar Füße, deren a 8 beide vorderen, gewöhnlich als Kiefer gedeutet, Kiemen— Auge, d erſtes Fußpaar, anhänge tragen, wo hingegen die beiden hinteren der NN = 5 e Bewegung dienen. Betrachten wir uns eines der hier— (etwa 25mal vergr.). her gehörenden Tiere etwas genauer und lernen wir an der Hand der beiſtehenden Zeichnung den inneren Bau kennen. Es iſt Cypris fusca, welches wir von den hierher gehörenden Tieren gewählt haben. Die Schale, in welcher das Tier ruht, iſt bohnen— förmig, oben am Schloß gewölbt, unten entweder gerade oder leicht aus— geſchnitten, bei einigen, wie z. B. der hier abgebildeten Art, iſt ſie teilweiſe mit Haaren beſetzt. Die Schale iſt zwar ebenfalls eine Fortſetzung der Haut des Tieres, aber ſie beſitzt doch ziemlich viel kalkige Beſtandteile. Aus dieſem Grunde iſt ſie ziemlich hart und undurchſichtig, und ehe ſie entfernt iſt, ſieht — man nur die Fühlhörner (Figur 204) e, das Auge b, das erſte Fußpaar d, das zweite Fußpaar e und den Schwanz k. Wird die Schale entfernt, ſo zeigt ſich das Tier wie in Figur 205 dargeſtellt. Der Mund liegt an der Bauchſeite und beſteht aus einer großen zuſammengedrückten Lippe r, aus einem Paar großer, gezahnter, mit einem drei— gliedrigen Taſter g verſehenen Oberkiefer k. Ferner gehören zum Munde noch zwei Paar Unterkiefer h. Bei zeigt ſich ein Kiemenblättchen, und das zweite Kieferpaar i trägt zwei kurze borſtige Taſter. Das Tier hat drei Fußpaare. Das erſte Paar e iſt unter den Fühlern eingefügt, groß, nach vorn ge- Figur 205. Cypris fusea. richtet und mit Borſtenbüſcheln verſehen. Das (Erklärung der Buchſtaben g 5 . g g ſiehe im Text.) zweite Paar K endigt in eine nach vorn gerichtete, hakenförmige Klaue. Das dritte Fußpaar! iſt nach hinten und oben gerichtet, immer unter der Schale verborgen, und dient zur Unterſtützung des Eierſtockes o. Der Leib endigt in einen dünnen, mit Haken verſehenen Schwanz m. Der Eierſtock o bildet zwei dicke, ein— fache Säcke. (Ein Teil iſt auf der Abbildung entfernt.) Das mit en be— zeichnete Organ beſorgt wahrſcheinlich die Funktionen des Blinddarms. Bei b iſt die Stelle, wo die Schale abgetrennt iſt, und e iſt das Auge. Sind die Waſſerflöhe in ihrer Bewegung ruck— artig, ſo bewegt ſich Cypris ſo langſam, ſo gerade und ſo gleichmäßig, daß man vermeint, überhaupt kein Tier vor ſich zu haben. Oft kann man auch beobachten, daß die Tiere mit Hilfe ihrer zwei erſten Figur 206. Einbindiger Fußpaare ſich auf den Waſſerpflanzen gehend be- Piſelfloh (Cypris uni- wegen. fasciatas) . Weitere hierher gehörenden Tiere, d. h. diejenigen, (Va 10 mal vergrößert.) welche im Süßwaſſer leben, ſchwimmen munter zap— pelnd zwiſchen den Waſſerpflanzen umher, immer nach kurz andauernder Bewegung ſich auf kurze Zeit mit den Fühlern an feſte Gegenſtände an— heftend. Ihre Nahrung beſteht aus pflanzlichen und tieriſchen Stoffen. 3. Ruderfüßer (Copepoda). In der Hauptſache beſitzen die Ruderfüße einen geſtreckten Körper ohne Schale, ein Paar Unterkiefer und 4 oder 5 Paar zweiäſtige Ruderbeine. In dieſer zahlreichen Familie laſſen ſich drei Gruppen von Tieren unterſcheiden, von denen zwei beſonders intereſſant ſind wegen der Um— bildung ihres Körpers. Die dieſen Gruppen angehörenden Tiere leben paraſitiſch und haben ſich dieſer ſchmarotzenden Lebensweiſe ſo ſehr angepaßt, daß ſie als Ruderfüßer kaum noch zu erkennen ſind. Ehe ich auf dieſe Gruppen näher eingehe, will ich erſt kurz die freilebenden Ruderfüßer, — 464 — welche beißende Mundteile, den ſchmarotzenden mit ſaugenden gegenüber, beſitzen, behandeln. Die hierher gehörenden Tiere ſind die Einaugen (Cyelopidae). Ihr Körper iſt faſt birnenförmig, gegliedert, der Kopf deutlich und vom verkehrt— eiförmigen oder zylindriſchen 3—5glie— drigen Bruſtſtücke geſchieden. Am ge— gliederten Hinterleibe ſtehen zwei borſten— tragende Anhänge. Fühler ſind vier vorhanden, dieſelben ſind vielgliedrig und peitſchenförmig. Der Körper trägt vier Paar fadenförmige, mit Borſten beſetzte Füße, das fünfte Fußpaar iſt rudimentär. Figur 207. Diaptomus se Si Se ragen 1 1 euer ne N ee Grunde des Hinterleibes in blaſenför⸗ migen Hautſäcken. Die auskommenden Jungen haben nur 2 Fühler und 2 Fußpaare (Vergleiche Abbildung Seite 423, Figur 181). Der Mund der Einaugen iſt von einer als Oberlippe bezeichneten be— zahnten Platte überdeckt. An ſeinen Seiten ſitzen zwei Paar Kiefern und ebenſo viele Kieferfüße, die in ſtetiger Bewe— gung ſind. Das eine Auge, welches alle hierher ge— hörigen Arten beſitzen, iſt ſehr primitiv gebaut und wird wohl dem Tiere kaum mehr als hell und dunkel unterſcheiden laſſen. Dagegen iſt es, als ob Geruch und Geſchmack beſſer ausgebildet ſeien. Welche Körperteile dieſes aber vermitteln, läßt ſich leider noch nicht angeben. Figur 208. Canthocamptus Von den vielen hierher gehörenden Arten minutus Q von der Seite. bringe ich nur noch zwei Abbildungen von e Vertretern zweier Gattungen. Figur 208, Canthocamptus minutus, gehört zu der Familie der Harpactiden, die nur durch eine einzige Gattung Canthocamptus vertreten find. Zahlreicher iſt die Familie der Calaniden vorhanden. Trotzdem die hierher gehörenden Gattungen nicht ſo allgemein verbreitet ſind, treten ſie doch oft an beſtimmten Orten in großer Zahl auf, wenn ſie ſich einmal in einem Waſſer eingebürgert haben. Am meiſten Bedeutung haben die Arten aus der Familie Diaptomus, von der ich einen Vertreter bringe. Waren die vorher gehenden Ruderfüßer mit kauenden Mundteilen aus— gerüſtet, ſo beſitzen die folgenden ſtechende und ſaugende, auch im Gegen— ſatze zu den erſteren weiſen letztere meiſt nur eine unvollkommene Körper— gliederung auf. Urſprünglich führen dieſe ſchmarotzenden Ruderfüßer ein freies Leben, beſitzen dann auch eine den Einaugen ähnliche Körperform. Aber mit der — 465 — Anderung der Lebensweiſe, die ſchon früh mit der Auffindung eines ent— ſprechenden Wirtes beginnt, bilden ſich einzelne Körperteile um oder bleiben in ihrer Entwickelung zurück, ſodaß ein ſchmarotzendes Tier derſelben Art nur ſchwer mit einem freilebenden als zur gleichen Art gehörend zu be— ſtimmen iſt. Die Einteilung des Leibes in Segmente geht oft verloren oder der Hinter— leib verkümmert vollſtändig. Da die Tiere, die einen Wirt gefunden haben ihre Ruderfüße nicht mehr gebrauchen, fehlen ſie oft vollſtändig, Figur 209. Lernaeocera eypri- oder ſind höchſtens nur noch in Andeutungen nacea etwa 3mal vergr. vorhanden. Die Mundteile werden vollſtändig ſaugend, oft bildet ſich auch ein Teil derſelben zu Klammerorganen um, durch welche ſich der Krebs an ſeinem Wirte befeſtigt. Bei dieſen Umwandlungen erhalten die Krebſe die ſonderbarſten Formen (vergleiche die Abbildungen). Oft beſteht der Körper nur aus einem mit Saugnäpfen oder Klammerhaken verſehenen Sack, der die Verdauungs- und Geſchlechts— organe enthält und an dem die abgelegten Eier in zwei feſtſchaligen Säcken oder Röhren be— feſtigt ſind. Die Männchen bleiben ſtets kleiner Dos ee als die Weibchen, haben auch nur eine kurze pulchella etwa Imal vergr. Lebensdauer. Sie ſchwimmen meiſt mit gut entwickelten Sinnes- und Bewegungsorganen frei im Waſſer, oder aber ſie ſitzen mit ziemlich verkümmerten äußeren Organen, oft in mehrfacher Zahl, in der Nähe der Geſchlechtsöffnung des oft mehrere hundertmal größeren Weibchens feſt, und werden Zwerg— männchen genannt. Selten treten dieſe paraſitiſchen Krebſe, an Fiſchen z. B., ſo zahlreich auf, daß durch ſie das Leben des Tieres be— droht wird. Die Vermehrung der Tiere kann jedoch, be— ſonders in kleinen Behältern, in denen unſere Aquarien— fiſche gehalten werden, den Fiſchen verderblich werden, da dieſelbe meiſt enorm iſt. Einige von ihnen leben ſchmarotzend an den Kiemen der karpfenartigen Fiſche, andere beziehen vorzugsweiſe Figur el k andere Körperteile z. B. die Bruſt; verderblich werden fie ewa Sn en jedoch den Fiſchen nur dann, wenn fie, wie ich jchon jagte, maſſenhaft auftreten. Um ein kleines Bild von dem Formenreichtum der Tiere zu geben, mögen die bei— ſtehenden Abbildungen genügen. Die letzte Gruppe der Ruder— Figur 212. Barſchlaus Achtheres perea- 7 „ „ FR * 1 oyſſöcko 8 K 1 erqr. füßer nehmen die Kiemenſchwänze rum mit Eierſtöcken. Etwa 15mal vergr (Pranchiura) ein. Es ſind auf Fiſchen lebende plattleibige Kruſtentiere mit Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 30 — 466 — langem vorſtülpbaren Stachel vor den Saugröhren des Mundes, ſchild— förmig abgeplatteter Kopfbruſt und 4 ſpaltäſtigen Schwimmmbeinen. Das Bruſtſtück beſteht aus mehreren deutlichen Gliedern. Nur nach genauer Unterſuchung zeigen ſich die verſchiedenen hierher gehörenden Tiere als zu den Ruderfüßern gehörig. Der Körper iſt nahezu eirund und vollſtändig platt gedrückt. Der Hinterleib iſt verkümmert und nur noch als zwei kleine Läppchen, die als Schwanzfloſſe gedeutet werden, angezeigt. Die Schwanzläppchen vertreten bei vielen hierher gehörenden Tieren die Kiemen und aus dieſem Grunde haben die Tiere den Namen „Kiemenſchwänze“ erhalten. Die Mundteile ſind zum Saugen eingerichtet und die Nahrungsauf— nahme geſchieht durch einen Stachel und eine Röhre. Um ſich an dem Wirte halten zu können, iſt das erſte Kieferfußpaar mit zwei großen runden Saugnäpfen verſehen, das Figur 213. Karpfenlaus @ (Argulus foliaceus) zweite dagegen mit ſcharfen Klauen von der Untenſeite, etwa 15mal vergr. zum Feſthaken ausgerüſtet. Nicht etwa ſtändig bewohnen die kleinen Tierchen ihren Wirt, ſondern zur Zeit der Begattung bewegen ſie ſich frei im Waſſer, ſuchen ſich jedoch nach dieſer einen anderen. Beſonders häufig wird an Fiſchen verſchiedener Art die in beiſtehender Abbildung dargeſtellte Karpfenlaus (Argulus foliaceus Müller) angetroffen. Mit ziemlicher Gewandtheit bewegt ſich dieſelbe auf der Körperoberfläche der von ihr bewohnten Fiſche umher und trotz der Größe von etwa 3 mm iſt das Tier hier nicht leicht wahrzunehmen, da ſeine grünliche Färbung und die platte Geſtalt die Anweſenheit kaum verraten. 4. Rankenfüßer (Cirripedia). Die Rankenfüßer ſind feſtſitzende Meerestiere, die uns hier nicht näher beſchäftigen. Höhere-Kruſter (Malacostraca). Der Körperbau iſt gleichmäßiger und vollkommener, die Segmenten— und Gliedmaßenzahl iſt ſtändig.“) 1. Dünnſchaler (Leptostraca). Sind Meeresbewohner mit nur einer Ordnung. Nur Nebalia beſitzt 21 Segmente, ſonſt alle anderen Tiere 20 und 19 Fußpaare. 2. Aiingelfirebfe (Arthrostraca). Ringelkrebſe find Kruſter ohne ausgeprägtes Rückenſchild, ihr Kopf tit nur mit dem erſten Bruſtring zu einer kurzen Kopfbruſt verwachſen. Sie beſitzen in der Regel 7 freie Bruſtringe, 1 Paar Kieferfüße und ungeſtielte Augen. Von den zahlreichen Gattungen dieſer Ordnung kommen für uns nur in Betracht die Aſſeln (Isopoda) und die Flohkrebſe (mph ipoda). Be— trachten wir zuerſt die Aſſeln. Dieſe beſitzen meiſt einen niedergedrückten, oben gewölbten, unten platten, meiſt breiten Körper mit kurzen oft verſchmolzenen Hinterleibs— ringen. Im Süßwaſſer kommt nur eine Art vor, die Gemeine Waſſeraſſel (Asellus aquatieus L.) Die ſtielförmigen Schwanzanhänge ſind gabelig; das Klauenglied ungeſpalten; die oberen Fühler weit kürzer als die unteren. Das letzte Glied des Hinterleibes iſt groß und ſchildförmig. 2 trägt die Eier in einem Hautſacke vorn unter der Bruſt. — In Gräben und Sümpfen. Alle nicht zu ſchnell fließenden Gewäſſer bewohnen a die Waſſeraſſeln, ja fie kommen ſogar in unter- nF irdischen Seen vor, büßen jedoch dann ihre Augen 7 e 5 . ein und werden blind. Ihnen ſagt flaches Waſſer, FEN welches geeignete Verſteckplätze für fie hat, ſehr zu. N * Oft kommt es vor, daß ihre Wohngewäſſer 7 K im Sommer austrocknen. Gehen nun die meiſten AU N ihrer Mitbewohner hierdurch zu Grunde, ſo ſchützen ANA) ſich die Aſſeln hiervor, indem ſie ſich möglichſt tief in Figur 214. Waſſeraſſel den Schlamm eingraben und hier in eine Art . nach > R er N } rias. Sommerſchlaf verfallen, aus der ſie der erſte Regen, Since B oe der den Tümpel wieder mit Waſſer füllt, erweckt. Die Nahrung der Tiere beſteht hauptſächtich aus pflanzlichen und tieriſchen verweſenden Stoffen, ſie ſind daher zur Reinhaltung des Aquarium ſehr gut zu verwenden. Von den Flohkrebſen, die wie auch die Waſſeraſſeln ihren Reichtum an Arten im Meere voll entwickeln, kommt im Süßwaſſer nur vor der Gemeine Flohkrebs (Gammarus pulex L.) Der Kopf iſt mit dem vorderen Bruſtring verwachſen und trägt zwei ſitzende facettierte Augen, zwei Paar Fühler und außer den 3 Kiefernpaa ren 1 Kieferfuß— paar. Für die Ortsbewegung ſind 7 Paar Beine vorhanden. Durch beſondere Beine wird den Atmungsorganen, welche in Blattform an den Beinen der vorderen Leibesabſchnitte angebracht ſind, beſtändig friſches Waſſer zugeführt. Die Farbe iſt ſchwärzlich grau. — Flache Gewäſſer, beſonders in klaren Gebirgsbächen und Quellen. In ſeiner Lebensweiſe weicht der Waſſerfloh nur wenig von der Waſſeraſſel ab. Er verbringt, wie auch dieſe, ſein Leben unter Steinen, 30* — 468 — in deren Nähe ſich abgeſtorbene und verweſende Pflanzenſtoffe finden, von denen er ſich nährt. Aus dieſem Grunde iſt das Tier für das Aquarium ſehr zu empfehlen, doch liebt es im Becken möglichſt flaches Waſſer, oder iſt dieſes tief, ſo muß es ſtark durchlüftet werden, da das Atmungs— bedürfnis bei ihm ein ſehr großes iſt. In der Regel liegt das Tier unter Steinen verſteckt und nur der Hunger treibt es nachts hervor. Dann Figur 215. e m pulex) etwa d s Wafer 155 nn eine Stelle kommt, wo fich Nahrung für dasſelbe findet. Für viele großen Aquarientiere bildet der Waſſerfloh ein gutes Futter, welches außerdem leicht zu beſchaffen iſt. 3. Schalenkrebfe (Thoracostraca). Die Schalenkrebſe ſind meiſt mittelgroße und große Kruſter, die ein wohlentwickeltes, alle aber nur einen Teil der Bruſtringe umfaſſendes Rückenſchild beſitzen, wenigſtens 2 Paar Kieferfüße aufweiſen und mit ge— ſtielten Augen ausgerüſtet ſind.“) Aus der Familie der Schalenkrebſe kommt für uns nur die Ordnung der Panzerkrebſe (Decapoda) in Betracht. Sind auch die hierher gehörenden Tiere vorwiegend Meeresbewohner, ſo weiſt das Süßwaſſer doch einen Ver— treter auf und zwar den altbekannten Edelkrebs (Astacus fluviatilis L.) Die Vorderſpitze des Kopfſchildes hat an jeder Seite einen Zahn und noch einen jederſeits an ihrem Grunde. Am vorderen Fußpaar ſtehen große, an der Oberfläche körnige, am inneren Rande gezähnte, und am 2. und 3. Fußpaare kleinere Scheren. S größer als Q. Erſterer beſitzt unten am erſten Schwanz— ring auf jeder Seite einen nach vorn gegliederten, faſt geraden, ſchmalen weißlichen Körper, der etwa 3 em lang iſt und dem & fehlt. Gleich über den Wurzeln der großen Fühlhörner liegt am Kopfe auf jeder Seite eine grüne Drüſe. Der Schwanz iſt beim 2 breiter als beim Z. A Die Färbung iſt grünlich braun. — Fließende und ſtehende 0 Mr \ Gewäſſer. Durch die Krebspeſt jedoch in vielen Flußläufen N verſchwunden. Figur 216. Flußkrebs er, ME er 7 7587 5 ASt aens fa a Gewäſſer von mäßiger Tiefe, mit reinem, nicht zu Spitze des Thorax. hartem Waſſer und ſandigem, lehmigem, thonigem Grunde liebt der Krebs. Dagegen vermeidet er die— jenigen, welche tief ſind, hartes Waſſer und felſigen Grund beſitzen und Die uns hier nicht intereſſierenden Cumaceen find ohne geſtielte Augen. ſtärkere Strömungen aufweiſen; doch gedeiht er nur dort, wo die Temperatur des Waſſers nicht dauernd unter 8 R heruntergeht. Die Stunden des Tages verbringt er meiſt unter hohlen Ufern, zwiſchen den Wurzeln der das Waſſer einſäumenden Bäume und Gebüſche, unter verſunkenen Stämmen oder auch wohl in ſelbſt gegraben en Höhlungen. Erſt mit Anbruch der Dämmerung wagt er ſich aus ſeinen Verſteckplätzen hervor, um nach Nahrung auszugehen. Nähert man ſich vorſichtig einem Gewäſſer, welches unſeren Panzerträger beherbergt, ſo ſieht man ihn mit erhobenen Scheren langſam und bedächtig vorwärts ſchreiten, während er, geſtört oder erſchreckt, durch kräftige Schläge mit ſeiner breiten Schwanzfloſſe, Beine und Scheren eng dem Körper an— gefügt, mit großer Schnelligkeit rückwärts ſchwimmt. Dieſes Rückwärtsſchwimmen ge— ſchieht ruckweiſe, indem der Schwanz gegen den Leib gezogen wird. Wird er nicht ge— ſtört, ſo findet er bald Nahrungsſtoffe, die er mit Wohlbehagen verzehrt. Schnecken, Muſcheln, Würmer, Inſektenlarven, tote, jedoch noch nicht ſtark faulende Tiere aller Art, aber auch weiche, mehlreiche Pflanzen— ſtoffe, wie z. B. die Wurzeln und Triebe der Seeroſen, des Schilfes u. ſ. w. genügen ſeinem Bedürfniſſe. Mit einer ganz be— ſonderen Vorliebe ſoll er die mit Kalknieder— ſchlägen inkruſtierten Armleuchtergewächſe , NN verzehren, deren Kalkgehalt er, ebenſo wie 0 u N un Denver Ninichel und Schnecdenichalen, mn Aufbau feines Panzers gebraucht. Außer darm & ohne ücenbebsdung den Kauwerkzeugen, welche der Kopf trägt, und Füße.“) beſitzt noch der Magen ſolche. Im Innern desſelben befinden ſich feſte Leiſten, die mit Zähnen verſehen ſind und ſich gegeneinander reiben, ſodaß ſie alle Speiſen, die zwiſchen ſie kommt, noch einmal zerkleinern. Der Magen der Krebſe wird daher mit Recht als Kau— magen bezeichnet. Im November erfolgt die Begattung, bei welcher das Männchen das Weibchen auf den Rücken wirft und mit Hilfe des röhrenförmigen erſten Schwimmfußpaares ſeine Samenflüſſigkeit entleert, die teilweiſe zu einer *) a. Abgeſchnittene Fühlhörner, bb. Magen mit einem Muskel e, d. Grube der Krebs— ſteine (fie befinden ſich hier nur im Sommer), e. Muskeln zur Bewegung des Oberkiefers, links ausgedehnt. ff. Leber, gg. Kiemen, h. Kiemenloch, i. bewegliches Bläschen, davor K. Herz, in der Mitte des Rückengefäßes, II. Muskeln im Schwanze, m. Darm, öffnet ſich unter der mittleren Schwanzklappe, no. Milchorgane, beim Q Lage der Eierſtöcke. i kreideartigen Maſſe erſtarrt, in der Umgebung der Geſchlechtsöffnungen an— klebt. Etwa 10— 40 Tage nach dem Begattungsakt beginnen die Weibchen ihre gelbbraun gefärbten Eier in den gegen den Bauch eingeſchlagenen Schwanz zu legen, wo ſie an den Borſten der Schwimmfüße angeklebt werden. Die Ablage der Eier erfolgt nach und nach, bis alle, in Form kleiner Trauben von je 20 Stück, an den Schwimmfüßen befeſtigt ſind. Die Entwicklung der Tiere erfordert einen Zeitraum von etwa 5—6 Monaten. Erſt im Mai oder Juni, nachdem die Jungen in oft großen Zwiſchen— räumen die Eiſchale verlaſſen haben, und nachdem ſie ſich noch 8— 12 Tage mit ihren Scheren an den Schwimmfüßen der Mutter feſtgehalten haben, beginnen ſie ein ſelbſtändiges Leben. Schon beim Ausſchlüpfen ſind ſie den Eltern ſehr ähnlich, häuten ſich aber im Laufe des Sommers noch 7—8 mal. Noch nach der erſten Häutung halten fie ſich in der Nähe der Mutter auf, unter deren Schwanz ſie ſich bei drohender Gefahr flüchten. Die Mauſer der Krebſe, die Mieterzeit, wie ſie auch wohl ge— nannt wird, beginnt bei den alten Tieren nach der Laichzeit und dauert vom Juli bis zum September. Es bildet ſich dann unter der alten Schale eine dünne, weiche, neue, durch welche die alte vom Körper getrennt wird. Vor dem Abwerfen der alten Schale iſt der Krebs außerordentlich regſam, bewegt ſich hin und her, um dieſelbe zwiſchen Rücken und Bauch zu ſprengen; ruht dann eine Zeitlang, bewegt aber bald nachher von neuem den Leib und die Füße, bis erſterer ſo weit zurückgezogen iſt, daß er aus der Schale hervordringen kann, worauf auch der Schwanz folgt. Nach der Abwerfung verkriecht ſich das Tier, um nicht in ſeinem noch weichen Kleide ſeinen Feinden zur leichten Beute zu werden. Hier in dem Verſtecke bleibt er drei bis fünf Tage, bis der neue Panzer die Stärke des alten erlangt hat. Im Aquarium dauert der Krebs nur dann längere Zeit aus, wenn ihm ein möglichſt niedriger Waſſerſtand geboten wird, und das Waſſer gut durchlüftet iſt. Wegen ſeiner Raubluſt iſt er nur mit wertloſen Tieren zu vereinigen. Um ihm den Aufenthalt im Becken angenehm zu machen, iſt es geboten, hier für geeignete Verſteckplätze zu ſorgen. Weichtiere (Mollusca). Weichtiere ſind ungegliederte, ſkelettloſe, ſchleimige Ge— ſchöpfe, die von einem Mantel umſchloſſen ſind, deſſen Schleim— netz meiſt ein kalkiges, unbiegſames Gehäuſe abſondert. Der wechſelnden Formenfülle gegenüber, durch welche ſich die Glieder— tiere auszeichnen, erſcheinen die Weichtiere geſtaltungsarm. Ihr Körper beſitzt häufig überhaupt keine feſte Form, er iſt gänzlich ungegliedert, hat keine Gliedmaßen, ſehr oft auch keinen bemerkbaren Kopf. Die Schale, in welcher der Körper der Weichtiere ruht, kann als ein eigentlicher Teil des Körpers nicht betrachtet werden, da er nur eine Ausſcheidung desſelben bildet, nicht aber an deſſen Lebensthätigkeit teil nimmt. Der Körper iſt DE von einer weichen, dehnbaren Haut eingeſchloſſen, welche bei denjenigen Arten, die mit einem Gehäuſe verſehen ſind, die kalkigen Stoffe abſondert, aus dem ſich die Schale bildet. Den Körperbau im allgemeinen und eben— ſowohl die äußere Erſcheinung zu ſchildern, iſt faſt unmöglich, da beide, je nach der Stellung der Tiere, ſo ſehr verſchieden ſind. Bei den hierher ge— hörenden höher organiſirten Arten, den Kopffüßern, die uns indeſſen hier nicht beſchäftigen, und den Schnecken, iſt die äußere Körpergeſtalt eine be— ſtimmte, der Kopf auch bald mehr, bald weniger vom Leibe abgegrenzt. Die Schnecken, wie ich ſchon hier ſagen will, beſitzen Sehorgane, die häufig auf der Spitze ſtielförmiger Fühler ſtehen. Bei den tiefer ſtehenden Arten dagegen fehlt jede Andeutung eines beſtimmten Kopfteils, ebenſo ſind Augen ſehr ſelten vorhanden. Den vollkommeneren Mollusken kommen am deutlich geſchiedenen Kopfe außer den Augen noch Fühler, Zunge und oft hornige Kauwerkzeuge zu; hin und wieder treten auch Gehörsorgane auf. Die ganze, ſtets feuchte Oberhaut wird als Gefühlsorgan gedeutet. Zur Ver— mittlung der Bewegung dienen floſſenförmige Häute oder fleiſchige Arme, die auch gleichzeitig zum Ergreifen der Beute Verwendung finden (Kopf— füßler) auch beſitzen viele eine fleiſchige Sohle unten am Bauche, die als Fuß bezeichnet wird, und durch welche ſich die Tiere feſthalten oder lang— ſam fortſchieben können. Beim inneren Bau ſind vorwiegend die Ernährungsorgane berück— ſichtigt, da alle Weichtiere ſehr ſtarke Freſſer ſind. Auch die zum Erfaſſen und Aufnehmen der Nahrung beſtimmten Teile ſind ſehr zweckentſprechend gebildet. Der Verdauungsapparat beſteht in der Hauptſache aus Mund, Speiſeröhre, Magendarm, Enddarm und mächtiger Leber. Bei den Schnecken ſind die Mundteile mit eigentümlichen, einer Raſchel gleichenden Freß— organen ausgeſtattet, bei den Muſcheln zeigen ſich dieſelben zwar unbe— waffnet, dafür aber iſt bei dieſen die ganze innere Mantelfläche mit feinen Flimmerhärchen beſetzt, welche durch fortwährende Bewegung dem Munde die Nahrung zuführen. Der Blutkreislauf wird durch ein Herz, welches aus einer Kammer und zwei Vorkammern beſteht, geregelt; die Atmung erfolgt bei den uns hier intereſſierenden Arten meiſt durch Kiemen. Die Weichtiere entnehmen ihre Nahrung teils dem Pflanzen-, teils dem Tierreiche. Die Schnecken zerkleinern die Nahrung mit ihrer raſpel— artigen Zunge; die Muſcheln, welche die Nährſtoffe nicht zerkleinern können, find für ihre Ernährung auf die kleinſten organischen Stoffe, Tiere ſowohl als Pflanzen, welche ſich im Waſſer finden, angewieſen und erlangen die— ſelbe mit Hilfe ihrer Flimmerhärchen. Die Fortpflanzung der Weichtiere geſchieht durch Eier. Die Jungen gehen aus den Eiern teils in vollendeter Geſtalt hervor, teils haben ſie noch einen Larvenzuſtand durchzumachen. Das Lebenselement der hierher gehörenden Tiere iſt das Waſſer, alle, wie ich nur beiläufig hier anfügen will, ſelbſt die auf dem trockenen Lande lebenden Arten bedürfen eines ziemlich hohen Grades von Feuch— tigkeit und gehen bei anhaltender Dürre zu Grunde. Flüſſe und Binnen— gewäſſer ſind von zahlreichen Schnecken- und Muſchelarten bewohnt, die — 472 — größte Fülle aber bieten die Weltmeere, welche bis in die größten Tiefen hinab Weichtiere beherbergen. Alle ſpielen in dem Haushalte der Natur eine ſehr wichtige Rolle, indem ſie verdorbene und faulende Pflanzen- und Tierſtoffe verzehren und dadurch das Waſſer rein halten. Für unſere Zwecke vollkommen genügend iſt es, wenn wir die Weich— tiere in 2 Gruppen: in Bauchfüßer (Gastropoda) und in Zweiſchaler (Bi- valvia) einteilen. Bauchfüßer (Gastropoda). Bauchfüßer ſind Weichtiere mit geſondertem Kopfe, mit einem Fuß in der Mitte der Bauchfläche und meiſt vorhandener, aus einem Stück beſtehender Schale. Bauchfüßer nennt die Zoologie die Schnecken, da ihre Bauchfläche, auf welcher ſie ihre Fortbewegung vollführen, als muskulöſer, breitſohliger Fuß erſcheint, wodurch ſie ſich von den übrigen Klaſſen der Weichtiere unterſcheiden. überdies haben ſie von den ſpäter zu ſchildernden, auch hierher gehörenden Muſcheln, den Beſitz eines Kopfes mit Sinnesorganen, einem Augenpaar und einem oder zwei Fühlerpaaren voraus. Die Augen haben ihre Stellung an der Spitze oder am Grunde der Fühler, ſind von kompliziertem Bau, können aber nur auf kurze Entfernungen deutlich ſehen. Auch in der Ausſtattung des Mundes ſind ſie den Muſcheln weit voran, indem derſelbe bei ihnen mit einem hornigen Oberkiefer verſehen iſt. Meiſt zerfällt derſelbe in ein unpaares oberes Stück und zwei ſeitliche Stücke. Ein Unterkiefer iſt aber nicht vorhanden, dagegen befindet ſich un— mittelbar hinter dem Oberkieferapparat die wulſtige, muskulöſe Zunge, welche eine verhornte Haut mit zahlreichen ſcharfen Zähnchen, die ſoge— nannte Reibplatte trägt. „Wenn ein pflanzenfreſſender Bauchfüßer mit Freſſen beſchäftigt iſt, ſo treibt er die Stachelzunge vorwärts und entfaltet ſie bis zu einer gewiſſen Ausdehnung, indem er zugleich die Lippe auf jeder Seite vorſchiebt, wodurch die Zunge zuſammengedrückt und löffel— förmig wird. Das Futter wird nun mit den Lippen ergriffen, vorwärts geſchoben, mit der Stachelzunge gehalten und zugleich gegen den Ober— kiefer gepreßt, wodurch ein Stückchen zuweilen mit hörbarem Geräuſch ab— gebiſſen wird. Die einzelnen Biſſen gleiten dann an der Zunge entlang, werden durch deren ſcharfe Zähnchen zerrieben und zerfeilt und gelangen durch die wurmförmige Bewegung des Körpers ſowohl als die wider— ſtrebende Kraft der anliegenden Muskeln in den Magen.“ (Schmidt). Mit der Zunge führt die Schnecke beim Verſpeiſen der Nahrung eine reibend— leckende Bewegung aus, wodurch die Häkchen am Vorderende mit der Zeit abgenutzt werden. Dieſelben werden dann mit der Nahrung verſchluckt und mit den Exkrementen ausgeſchieden. Am hinteren Teil bildet aber die Zunge ſtets wieder neue Zahnreihen, welche die abgenützten erſetzen. Die Form und Anordnung der Zähnchen bildet in der Syſtematik der Schnecken Unterſcheidungszeichen, da die Zähne bei den verſchiedenen Arten ver— Ba ſchieden gebaut ſind. Meiſt wird indeſſen die Schale zur Artunterſcheidung benutzt. Sie beſteht in den meiſten Fällen aus einer größeren oder kleineren Anzahl von Windungen, die an der Spitze beginnen und mit der Schalen— öffnung endigen. In der Form zeigen dieſe Schalen eine ſehr große Mannigfaltigkeit, desgleichen in der Schalenoberfläche. Letztere iſt bis— weilen glatt, andererſeits zeigt ſie mancherlei Vertiefungen und Erhöhungen, Streifen, Rippen, Borſten, Haare, ꝛc. die als Schalenſkulpturen bezeichnet werden. Manche Arten von Schnecken beſitzen auch vor der Schalenmün— dung einen Deckel, derſelbe liegt meiſt am oberen Hinterende des Fußes und tritt beim Zurückziehen des Tieres in die Schalenöffnung, dieſe ver— ſchließend. Die uns hier nicht beſchäftigenden Landſchnecken (Stylommatophora) übergehen wir und wenden uns gleich zu den Süßwaſſerſchnecken Basom— matophora. Paßt auch hier für dieſelben der wiſſenſchaftliche Name nicht genau, da auch unter dieſem einige Landſchnecken mit begriffen werden, ſo gehören doch in dieſe Gruppe hauptſächlich Süßwaſſerſchnecken. Schlammſchnecken (Limnaea) werden die erſten hierher gehörenden Bauchfüßer genannt. Sie bilden den Übergang zu den eigentlichen Schnecken, da ſie trotz ihres Waſſerlebens durch Lungen atmen. Die Tiere zeichnen ſich ſogleich durch ihre zuſammengedrückten, dreieckigen Fühler vor den anderen Waſſerſchnecken aus. Ihre Augen ſitzen an der inneren Baſis der Fühler. Die Form der hierher gehörenden Tiere iſt ſehr mannigfaltig, ebenſo ihre Farbe, weil beide von den Verhältniſſen ihres Aufenthaltortes abhängig ſind. Faſt jedes Rinnſal, jeder Teich, jede Pfütze hat ſeine eigentümlichen Formen, ſodaß hier Varietäten beſonders leicht vorhanden find. Alle vorkommenden, oder auch nur die hauptſächlichſten Abweichungen zu beſchreiben, dafür reicht der mir hier zu Gebote ſtehende Raum bei weitem nicht aus. Wer ſich etwas ausführlicher über die Schnecken orientieren will, den verweiſe ich auf E. A. Roßmäßlers vortreffliches Werk „Icono— graphie der Land- und Süßwaſſermollusken.“ a. Große Schlammſchnecke (Limnaea stagnalis L.) Die Fühler ſind plattgedrückt, dreieckig, Augen innen am Grunde derſelben. Das Gehäuſe iſt dünn, bauchig oder verlängert-eiförmig. Der Spindelrand bildet eine ſtarke, tief in das Gewinde verfolgende Falte. Farbe gelblich grau, die letzte Windung nach oben faſt winklig, bauchig; Mündung weit eiförmig, länger als das ſpitz ausgezogene Gewinde. Teiche und Altwaſſer. b. Limnaea auricularia L. Das Gehäuſe iſt ſehr bauchig, hell hornfarbig, genabelt mit ſehr kurzem, zu— weilen ganz eingeſchobenem Gewinde. Die Mündung iſt halbkreisförmig; der Lippenrand ſcharf, oft umgeſchlagen. — Stehendes Waſſer mit ſchlammigem Grunde. ec. Limnaea ovata Drap. Das Gehäuſe eiförmig. Der Mundſaum einfach. 4—5 Windungen. — Wieſen— gräben. d. Limnaea vulgaris Held. Das Gehäuſe eiförmig, faſt ungenabelt, wenig bauchig, ſonſt wie e. — Feldteiche. e. Limnaea palustris Müller. Das Gehäuſe ſehr verlängert, gelbbraun, mit erhabenen, runzelartigen Quer— linien; Mündung länglich eiförmig, immer dunkel violett. — Sümpfe, Gräben und Altwaſſer. k. Limnaea fuseus Held. Das Gehäuſe iſt bauchig, glatt, fein geſtreift. Die Mündung von der Länge des Gewindes. — Teiche. Dieſe beſchriebenen Schlammſchneckenarten mögen genügen. Alle hier— her gehörenden Tiere leben vorzugsweiſe in ſtehenden Gewäſſern, die — einen Schlamm- und Pflanzengrund beſitzen. Hier in dieſen Tümpeln führen die Schlammſchnecken ein beſchauliches Leben. Trotzdem die Tiere nicht durch Kiemen atmen, ſind ſie doch befähigt, längere Zeit im Waſſer aus— zuhalten, ehe ſie gezwungen die Oberfläche aufſuchen, um neuen Atemſtoff in der Atemhöhle aufzunehmen. Zu dieſem Zwecke ſteigen ſie zum Waſſer— ſpiegel, halten ihr Atemloch genau in die Höhe derſelben und blaſen die mit Kohlenſäure gefüllte Luft ihrer Atemhöhle aus. Eine Weile hängen ſie nun, mit der Schale nach unten, an der Oberfläche und nehmen neue Luft ein, um dann die Lunge zu ſchließen und langſam an der Oberfläche des Waſſers fortzukriechen oder ſchnell wieder zu ſinken. Die Atem— höhle liegt an der äußerſten Mündungswand und iſt ziemlich groß. Bei der Begattung hängen die Tiere zu zweien oder mehreren kettenweiſe zuſammen. Vom Frühling bis in den Herbſt werden die Eier abgelegt und von der Sonnen— Figur 218. Lim. wärme ausgebrütet. Die Schlammſchnecken ſind Zwitter, naea palustris var. welche ſich bei der Begattung vielfach kreuzen, da die Ge— 8 ſchlechtsöffnungen zu unbequem liegen um eine Selbſtbe— fruchtung vornehmen zu können. Die Eier werden in länglichen Häufchen an der Unterſeite der Blätter von Waſſerpflanzen abgeſetzt. Die Ent— wicklung läßt ſich mit Hilfe einer guten Lupe unſchwer beobachten; be— ſonders auffallend iſt die ſtete Rotation des Dotterkügelchens in dem Ei. Die nach etwa 14 Tagen zum Vorſchein kommenden jungen Tiere ſind ſchon mit einem Gehäuſe verſehen, welche aus 1½ bis 2 Windungen beſteht. Während der kalten Jahreszeit vergraben ſich die Schlammſchnecken im Freien im Schlamm, manche Arten können auch ohne Nachteil im Eiſe einfrieren. Daß die Tiere gegen niedrige Temperaturgrade empfindlich ſind, zeigt ſich ſchon dadurch, daß ſich dann ihr Atembedürfnis ſehr verringert. Obgleich die hierher gehörenden Tiere Algen, die im Becken oft Pflanzen überziehen, freſſen, ſind ſie doch nicht im Aquarium ausſchließlich zu dieſem Zwecke zu halten, da ſie ſich als arge Pflanzenſchädiger hier zeigen, die auch ganz geſunde Pflanzen zu Grunde richten. Beſonders gehen ſie . an Schwimmpflanzen, die ſie oft in kurzer Zeit gänzlich vernichten. Von den weiter hierher gehörenden Schneckenarten bringe ich kurz die a. Mantelſchnecke (Amphipeplea glutinosa Müller.) Das Gewinde iſt kaum erhaben. Umgänge ſind 2—4 vorhanden, die ſehr raſch zunehmen und gewölbt ſind, der letzte iſt ſehr erweitert und nimmt faſt das ganze b. C. Weitere Süßwaſſerſchnecken ſind die Teller— Schlammſchnecken vorkommen, fehlen auch ſie gewöhnlich nicht, weil ſie eine ähn— liche Lebensweiſe wie erſtere führen. Ihr Gehäuſe iſt flach in eine Scheibe aufge— rollt, ſodaß alle Umgänge ſichtbar ſind. Die Mündung iſt zur Achſe ſtets ſchief geſtellt, förmig rund. a. C. Quellenblaſenſchnecke (Physa fontinalisL.) — 475 — Gehäuſe ein. Die Mündung iſt weit, rundlich eiartig in der Form; der Mantel des Tieres ringsum über den Rand des Gehäuſes zurückgeſchlagen. — In ſumpfigen Pfützen und Altwaſſern. Die Form des Gehäuſes iſt eiförmig, die Färbung horn— farben bis blaß gelblich. Die Schale iſt durchſichtig, ſehr zart, die letzte Windung bauchig aufgetrieben und bildet faſt das ganze Gehäuſe. Die Mündung iſt länglich eiförmig. Der Mundſ rf. — In Quellgräben. N Mundſaum ſcharf In Quellgräbe ton el Moosbläschen (Aplexa hypnorum L.). peplea glutinosa. Die Form des Gehäuſes iſt ſpindelförmig; die Schale“ Imal vergr. dünn und durchſcheinend, die Farbe braungelblich, fein geſtreift. Umgänge ſind 6 vor— handen. Die Mündung iſt ſchmal nach oben zugeſpitzt, in der Farbe weiß, rötlich geſäumt. — An moorigen Orten, in Waſſergräben. oder Poſthornſchnecken. Da, wo bald mehr, bald weniger mond— a ausgeſchnitten, aber nie kreis— Figur 220. Großes Poſthörnchen. (Planorbis corneus.) Großes Poſthörnchen (Planorbis eorneus L.) Die Fühler ſind lang, borſten— förmig; Atemloch und After links, ohne Kiel auf der letzten Windung des Gehäuſes, oben tief genabelt, unten ſchwach vertieft. Die Färbung iſt hornfarben. Größte deutſche Art. — Stehende Gewäſſer. Planorbis spirorbis L. Gehäuſe flach, unten ſchwach vertieft. Die Mündung rundlich. Letzter Umgang bedeutend breiter als der vorletzte. Mündung faſt kreisförmig. — Norddeutſchland in ſtehenden Gewäſſern. Planorbis eontortus L. Gehäuſe nur klein, aber ver- hältnismäßig hoch, oben flach, nur mitten vertieft, unten tief ge— N nabelt, 7 ſeitlich ſtark zuſammenge— Figur 221. 1. Planorbis erista var. nautileus, drückte Windungen, die Mündung 2. Limnaea auricularia, 3. Limnaea stagnalis, 85 2 5 i des ida. 5 i ae: bregra. halbmondförmig. — Pflanzenreiche 4. Limnaea tumida, 5. Limnaea peregra Gräben mit frischem Waſſer. IA d. Planorbis earinatus Müller. Gehäuſe oben vertieft, unten faſt eben; Kiel mitten auf der Mündung. — Stehendes und nicht ſchnell fließendes Waſſer. e. Planorbis marginatus Drap. Gehäuſe auf beiden Flächen etwas vertieft; Kiel näher der Unterſeite. Die Mündung iſt außen durch den Kiel nicht zugeſpitzt. — Gemein. Planorbis vortex L. Gehäuſe flacher als bei jeder anderen Art, 6 Windungen, unten ganz flach, oben etwas ausgehöhlt. Fein geſtreift, die Färbung ſchmutzig gelb. Die Mündung ſpitz— herzförmig. — In Norddeutſchland nicht ſelten. g. Planorbis crista L. Gehäuſe ziemlich glatt, dünnſchalig, oben faſt flach, unten offen genabelt. Die Mündung ſehr ſchief, länglich eiförmig. Abweichend hiervon iſt die in Figur 221 Seite 475 abgebildete Form: a. var. nautileus L. Oberfläche ſehr fein geſtreift, Umgänge gedrückt elliptiſch, ohne markierten Kiel. b. var. eristatus Drap. Die Epidermis zu wulſtigen Rippen in gleich— mäßigen Zwiſchenräumen verlängert. Umgängeoberſeits flacher mit deutlichem Kiel. Alle drei Formen kommen vermiſcht durch das ganze Gebiet vor. Neigen die Schlammſchnecken ſehr zur Bildung von Variationen, ſo behalten die Tellerſchnecken weit hartnäckiger ihre typiſchen Formen bei, ſodaß Variationen bei ihnen ſich weit weniger finden. Luftatmer ſind die Tellerſchnecken ebenſo ſehr wie die Schlammſchnecken, doch kommt es auch vor, daß Tiere aus beiden Familien in klarem Waſſer aus größerer Tiefe gefiſcht, überhaupt nicht mehr die Oberfläche aufſuchen, ſondern, daß in dieſem Falle die Lunge als Kiemenhöhle in Thätigkeit tritt. Iſt das Waſſer dagegen ſchlecht, ſo benutzen beide Familienarten die Luftatmung, wie ich ſie vorher geſchildert habe. Ob eine Hautatmung auch vorkommt, dieſe Frage laſſe ich dahingeſtellt, bin jedoch nicht abgeneigt, letzteres anzunehmen. Für das Aquarium eignen ſich Tellerſchnecken beſſer als Algenvertilger und Verzehrer faulender Pflanzenteile als die Schlammſchnecken. . Den bisher geſchilderten durch Lungen atmenden Schnecken ſtellen fich die durch Kiemen atmenden gegenüber, von denen beſonders die Sumpf— ſchnecken (Vivipara) für uns von Bedeutung find. Die hierzu gehörenden Schnecken ſind getrennten Geſchlechts und bringen lebende Junge zur Welt. Von den Männchen unterſcheiden ſich die Weibchen leicht an den ſtarken gewölbten Umgängen, während erſtere an dem verkürzten und kolbig verdicktem Fühler, welcher den Samenleiter enthält, erkannt werden können. Der Laich wird in der Kiemenhöhle abgeſetzt, bis die Jungen zum ſelbſtändigen Beſtehen befähigt ſind; Figur 222. dieſe bringen gleich ein kleines Gehäuſe mit auf die Welt. Lebendiggebärende Die hierher gehörenden Gattungen der Kiemenſchnecken, Sumpſſchneke. die auch unter dem Namen Fußkiemenſchnecken (Potamophila) (Vivipara vera) ä 2 ; Gehäuſe mit Deckel zuſammengefaßt werden, haben nachſtehende Kennzeichen. le Die Augen stehen außen am Grunde der Fühler auf 2 nat. Gr. g g * : 55 5 8 a einem kleinen Höcker; eine Reihe Kiemenblättchen; jeitliche — 477 — Kieferrudimente; die Platten der Radula ſind alle lamellenartig am Rande gezähnelt. Das Gehäuſe beſitzt einen hornigen, ſelten kalkigen Deckel mit concentriſchen oder ſpiralen Anwachsſtreifen, iſt kreiſel, turm- oder faſt ſcheibenförmig, der Mundſaum iſt vollſtändig, ſelten mit einem Ausſchnitt. Die Jungen beſitzen Mundlappen, die nicht mit Wimpern beſetzt ſind. a. Lebendiggebärende Sumpfſchnecke (Vivipara vera Frauen- feld.) Paludina vivipara Lenn. Das Gehäuſe iſt plump, koniſch, eiförmig; das Gewinde faſt von der Länge der letzten Windung. Die Mündung iſt rundlich oval; der Deckel iſt hornig, concentriſch; die Platten der Radula breit, die Zwiſchenplatten an der Baſis zugeſpitzt. Die Rute des 5 im rechten Fühler. Die Färbung des Tieres dunkelſtahlblau, roſtgelb gefleckt. Das Gehäuſe iſt bräunlich mit drei braunen Querbinden, die in der Jugend ſteife Haare tragen. Die Windungen mit vertieften Nähten. — Flüſſe und Gräben. Figur 223. Lebendiggebärende b. Vivipara fasciata Müller. Die Form des Gehäuſes iſt ſchlanker, die Umgänge ſind Sumpfſchnecke weniger gewölbt, und nur durch eine ſeichte Naht getrennt. (Vivipara vera) Die Färbung iſt heller, die Bänder deutlicher. — Flüſſe und à. Kopf, b. Deckel. Gräben. e. Bythinia tentaculata L. Die Rute des S tritt am Grunde des rechten Fühlers hervor. Die Mittelplatten der Radula tragen mehrere Baſelzähne. Der Deckel iſt kalkig, concentriſch. Das Gehäuſe iſt verlängert eiförmig, bauchig, ungenabelt, in der Färbung gelblich. Die Umgänge ſind wenig gewölbt, der letzte iſt bauchig. Gehäuſe ohne Bandzeichnung. — Sümpfe und Gräben. d. Bythinia ventricosa. Gray. Mit ſtark abgeſetzten Windungen und ſichtlichem Nabel von e. unterſchieden. Seltene Arten, die keine große Verbreiterung beſitzen, ſind die Quellen— ſch ecken (Bythinella). Ihr Gehäuſe iſt abgeſtutzt kuppelförmig, mit ſtumpfer Spitze und ins Gehäuſe eingeſenktem Deckel. Nur eine Art Bythinella Steinii lebt am Ufer von Seen und Flüſſen. Das Gewinde iſt bei derſelben im Verhältnis zum letzten Umgang ſehr lang, die Umgänge ſind ſtark ge— wölbt. Von den Fluß- und Schwimmſchnecken (Neritina) bringe ich nur eine Art, die Gemeine Flußſchnecke (Neritina fluviatilis L.) Das Gehäuſe iſt halbkugelig, kahnförmig, ſehr dickſchalig und beſteht aus wenigen, raſch zunehmenden Umgängen. Die Mündung iſt weit, der Mundſaum ſcharf. Es iſt fein geſtreift und glänzend, in der Grundfarbe weißlich, durch dunkle Linien netz— artig gezeichnet. Der Deckel am Außenrande mit rotem Saum. — Bäche, Flüſſe und Seen. Von den aufgezählten Arten kommen für das Aquarium hauptſächlich diejenigen von Vivipara in Betracht. Es ſind dieſes träge, plumpe, ſehr vorſichtige und ſcheue Tiere, die ſich bei der geringſten Störung in ihr Ge— häuſe zurückziehen und dieſes durch den Deckel verſchließen. — 478 — Im Aquarium nimmt Vivipara vera vorwiegend animaliſche Nahrung zu ſich; als Algenvertilger, wie die Poſthornſchnecke, thut ſie ſich nicht her— vor, wenn ſie auch hin und wieder an den Algenfeldern weidet. Sie iſt beſonders als Verzehrer von Futterreſten und toten Tieren im Aquarium zu ſchätzen. Ehe gefangene Tiere in das Becken geſetzt werden, ſind ſie zu wenigen vereint in Gläſer mit Sand und Waſſerpflanzen zu bringen, bis die Tiere ſich hier ausgeſchleimt haben. Als Nahrung iſt ihnen ab und zu Fleiſch zu reichen. Zweiſchaler (Bivalvia). Zweiſchaler ſind Weichtiere ohne geſonderten Kopf, deren Schale aus einer rechten und linken Klappe beſteht. Im großen und ganzen zeigen die Zweiſchaler oder Muſcheln einen ſehr gleichmäßigen Bau. Treffend ſind ſie mit einem Buche verglichen worden: der Rücken des Buches iſt auch der der Muſchel, die beiden Schalen ent— ſprechen dem Einbande und was zwiſchen den Schalen liegt, ſind die Blätter des Buches, hier das Weichtier. Schnecken und Muſcheln laſſen ſich daher leicht auseinander halten, wenn man bedenkt, daß eine Schnecke nur eine einzige Schale, eine Muſchel aber deren zwei beſitzt. Die beiden harten, oft ſehr dicken, aus kohlenſaurem Kalk und einer organiſchen Subſtanz beſtehenden Klappen greifen auf dem Rücken durch Zähne und entſprechende Vertiefungen — das Schloß — ineinander und werden durch ein hornähnliches, ſehr zähes und elaſtiſches Band zuſammen— gehalten. Seiner Wirkung iſt es zuzuſchreiben, wenn die Schalen ſich öffnen und nach dem Tode des Bewohners klaffen. Das Schließen der Schalen iſt von der Willkür des Muſcheltieres abhängig und wird durch eine oder zwei kräftige Muskeln bewirkt, welche ſich von links nach rechts ziehen. Dicht an den Schalen liegen die Mantelblätter und umſchließen einen, zunächſt die Kiemen enthaltenden Raum, die Mantelhöhle. Nicht immer bleiben ihre Ränder vollſtändig von einander getrennt, ſondern ſehr häufig verwachſen ſie bald kürzer, bald länger mit einander. Immer bleibt aber unten ein Schlitz offen, der dem Fuß den Durchtritt geſtattet. Auch der verwachſene Mantel beſitzt an ſeinem hinteren Ende 2 Offnungen, eine obere, die Auswurfsöffnung, durch welche Exkremente, die Geſchlechtsprodukte und das verbrauchte Atemwaſſer geführt wird und eine untere, die Atem— öffnung, durch welche das Atemwaſſer und mit dieſem kleine Infuſorien, Krebstierchen ꝛc. in die Mantelhöhle einjtrömen. Am Rande befinden ſich meiſt braun gefärbte Taſtwärzchen zur Sichtung des durchſtrömenden Ma— terials. Die Kiemen beſtehen jederſeits aus zwei Blättern und ſind aus zarten Lamellen gebildet. Sie nehmen auch die Eier auf. In der Mitte der Mufchel tritt zwiſchen den Kiemen der Fuß hervor. Er iſt in ſeiner Form bei den größeren Arten breit, bei den kleineren zungenförmig. Die Bewegungsfähigkeit der Tiere iſt nur eine ſehr geringe und ihr ruckweiſe erfolgender Ortswechſel erſtreckt ſich nur auf 1 — 2 m Länge. Vollführt wird derſelbe durch Ausſtrecken und Einziehen des Fußes; — 479 — bei dem Einziehen wird die Muſchel nachgeſchleift, wobei ſie im Schlamme eine Furche zurückläßt. Nur eine Art, die Wandermuſchel (Dreissena poly- morpha), auf welche ich noch zurückkomme, haftet ſich durch einen Byſſus an im Waſſer liegende Gegenſtände feſt und wechſelt dann ihren Standort nicht mehr bis zu ihrem Tode. Betrachten wir jetzt kurz noch die Sinnesorgane der Zweiſchaler. Dieſelben ſind auf die verſchiedenſten Körperpartien verteilt. Fühler finden ſich in der Umgebung des Mundes und am Mantel, Gehörbläschen an der Bauchſeite des Leibes, an dem Fuß. Als Geruchsorgane werden zwei mit einem Nervenknoten verbundene Hautſtellen zwiſchen After und Fußende angeſehen und dort, wo Augen vorhanden ſind, ſitzen dieſe als farbige Flecke oder glänzende Kügelchen am Mantelſaum. Die Zahl der Augen kann bis über hundert anſteigen, doch meiſtens fehlen ſie gänzlich. Von den inneren Organen ſtellt das Herz einen Sack dar, welches von einem Herzbeutel umgeben wird, und aus drei Kammern: zwei Vor— höfen und einer Herzkammer beſteht. Es wird gewöhnlich vom Maſtdarm durchbohrt. Das Gehirn iſt nur ſchwach entwickelt. Faſt alle Muſcheln find getrennten Geſchlechtes, nur einige ſind Zwitter. Die meiſten legen Eier, nur wenige gebären lebendige Junge. Zuweilen findet eine Brutpflege ſtatt, indem die Eier in beſonderen Behältern an oder in den Kiemen ihre weitere Entwicklung durchmachen. Faſt alle unter— liegen in früher Jugendzeit einer Verwandlung. Die Larve verläßt das Ei mit der Anlage der ſpäteren Schale und beſitzt noch ein beſonderes vor dem Munde gelegenes, ſcheibenförmiges, im Umkreiſe reichlich mit Flimmern beſetztes Schwimmorgan, das bei der Verwandlung ſchwindet. Die uns hier beſonders intekeſſierenden Flußmuſcheln (Najades) ſind gleichſchalig, ungleichſeitig, mit einer dünnen Oberhaut bekleidet, innen meiſt perlmutterartig mit drei Muskeleindrücken am Vorderende. Der Fuß iſt zuſammengedrückt, kielförmig, lang. Die Kiemen hinter dem Fuße ver— wachſen. Ihre Eier treten in die äußeren Kiemenblätter, wo ſich die junge Brut entwickelt. a. Teichmuſchel (Anodonta mutabilis Clessin). Die Schale ift länglich oder länglich-eiförmig. Das Schloß ohne Zähne. Jüngere Muſcheln beſitzen an der hinteren Seite einen faſt flügelförmigen Kiel, der im ſpäteren Alter wieder ſtark hervortritt. Die Schalenoberhaut iſt bräunlichgrün und glatt, zart runzelig, nur wenig abgerieben oder zerfreſſen. — In Teichen. b. Abgeplattete Teichmuſchel (Anodonta complanata Ziegh. Die Schale iſt klein, ſpitz-eiförmig, ſehr zuſammengedrückt. Das Vorderteil verkürzt und zugeſpitzt gerundet. Das Hinterteil verlängert und zugeſpitzt, oft her— abgekrümmt. Die Wirbel wenig hervortretend. — Selten; in Bächen und Flüſſen. Die Unterſcheidung der verſchiedenen Anodonten iſt ſehr ſchwierig und faſt nur die Umrißform iſt zur Beſtimmung zu gebrauchen. Leider aber variieren die Muſcheln ſehr ſtark, ſie werden von ihren Wohnorten ſehr beeinflußt, ſodaß ganz beſtimmte, ſich gleichende Formen nur in einem Wohngewäſſer gefunden werden. Aus dieſem Grunde habe ich mich auf die beiden beſchriebenen beſchränkt. — 480 — c. Flußperlmuſchel (Margaritana margaritifera L.) Am Schloſſe ſtets ſtarke Zähne, 2 einerſeits, zwiſchen denen einer der anderen Seite eingreift. Leiſten fehlen. In der Form iſt die Schale langei- bis nieren- förmig, etwas zuſammengedrückt, ſehr dickwandig, mitten am Unterrande ſeicht aus— geſchweift und zuſammengedrückt. Die Oberhaut iſt dunkelbraun bis pechſchwarz, ſchwach glänzend. — Bäche und Flüſſe. Im Sande kalkarmer Urgebirgsbäche, welche ruhig und beſonnen, je— doch nicht langſam ihre Straße ziehen, welche ihre rauſchenden Waſſerfälle und drehenden Wirbel hinter ſich gelaſſen haben, findet ſich die Flußperl— muſchel. Mäßig tiefe Stellen mit einem Untergrunde von Granitkies und Sand, an den Ecken und Winkeln der Bäche unter Wurzeln verſteckt, be— herbergen unſer Weichtier ſtets. Hier bald zu mehreren, bald zu wenigen ver— einigt, hin und wieder dicht gedrängte Kolonien bildend, ſtecken die Tiere, der Strömung des Waſſers folgend, bisweilen in querer Richtung, mit der Hälfte oder mit zwei Dritteln ihrer Schalenlänge im ſandigen Grunde, um mit ihrem hinteren, weit offen ſtehenden Schalenende, das über ſie hin— gleitende Waſſer aufzufangen. Die Flußmuſchel iſt beſonders wichtig wegen der Erzeugung der Perlen. Dieſe vollzieht ſich in dem Raume zwiſchen Mantel und Schale und muß die Perle hier frei beweglich bleiben, ſodaß ſie ſtändig in rollender Be— wegung erhalten wird, wenn ſie wertvoll werden ſoll. Nur Fremdkörper, z. B. Sandkörnchen, veranlaſſen die Bildung von Perlen. Der Druck, welcher von dieſen auf die äußere Mantelfläche aus— geübt wird, veranlaßt eine ſtarke Ausſcheidung des Perlmutterſtoffes, welcher ſich in Schichten um den fremden Körper legt und ihn mit der Zeit um— hüllt. Die Einführung künſtlicher Fremdkörper zur Erzeugung von Perlen hat bis zur Zeit noch zu keinem günſtigen Reſultate geführt. Ob ſich die Flußperlmuſchel im Aquarium pflegen und erhalten läßt, kann ich nicht angeben, da ich, und ſoviel mir bekannt iſt, auch noch nie— mand hiermit Verſuche angeſtellt hat. Fließendes Waſſer dürfte aber unbe— dingt hierzu nötig ſein. Eng mit der Flußperlmuſchel verwandt find die Malermuſcheln (Unio). Dieſelben ſind dickſchalig, verlängert eiförmig, mit verkürztem Vorder— und verlängertem Hinterteil. Die Oberhaut iſt grünlich-braun bis ſchwärz— lich, manchmal geſtrahlt, die Wirbel ſind anfgetrieben, runzlich, oft abge— trieben und zerfreſſen. Am Schloſſe rechts ſteht ein Haupt- und ein Seiten— zahn, links zwei Haupt- und zwei Seitenzähne. d. Malermuſchel (Unio pietorum L.) Die Schale iſt länglich eiförmig; der vordere Hauptzahn linker Seite lang, zu— ſammengedrückt; der hintere klein. Die Oberhaut iſt fein geſtreift und glänzend, gelbgrün mit deutlichen, dunkelbraunen Jahresringen. — Im Unterlaufe der Flüſſe und Bäche. e. Unio tumidus Phil. Die Muſchel iſt gedrungen, ſtark bauchig, am vorderen Teile angeſchwollen. Die beiden Hauptzähne der linken Schale faſt gleich groß, zackig gekerbt. Alte Tiere ſind einfarbig oliv bis kaſtanienbraun; junge gelblich grün mit dunkleren Jahresringen und grünen Strahlen. — Norddeutſchland, häufig. — 481 — f. Unio batavus Lamark. Dieſe Muſchel iſt elliptiſch, das Hinterteil ſtets kürzer und gerundeter als bei e. In der Jugend geblich mit mehr oder weniger deutlichen graugrünen Strahlen, im Alter dunkel purpurfarben oder ſchwarz. Die Hauptzähne ſind ſtark höckerartig. In der Form ſehr wechſelnd. — Fließendes Waſſer. „Nicht bloß jeder Bach, Fluß und Teich zeigt ſeine eigentümlichen Formen von Unionen und Anodonten,“ ſagt Roßmäßler ſehr treffend, „ſondern nicht ſelten findet die Erſcheinung ſtatt, daß mit der Veränderung des Fluß— bettes in Breite, Tiefe, Bodenbeſchaffenheit, und mit der größeren oder geringeren Geſchwindigkeit des Laufes ſich die Formen der Muſcheln ver— ändern. An großen Teichen oder Landſeen hat die ſeichte, dem herrſchenden Luftſtrom gegenüber liegende Seite oft ganz andere Formen, als die meiſt tiefere, ent— gegenge— ſetzte Seite. Wer ſeine Unionen und Ano— donten nicht bloß in ein- zelnen aus— geſuchten Exemplaren von Händ— lern bezieht, Figur 224. Malermuſchel (Unio pietorum). ſondern ſelbſt hundertweiſe an Ort und Stelle weit und breit ſammelt und in reicher Auswahl von ſeinen auswärtigen Freunden unter genauer Angabe des Fundortes zugeſchickt erhält, der wundert ſich nicht ſowohl darüber, wenn er die Arten in mehr oder weniger eigentümlich ausgeprägten Formen erhält, ſondern darüber, wenn er dann und wann einmal ganz dieſelben Formen erhält, die er ſchon anders woher bezog.“ Doch ſind auch die Schalen von einander abweichend, die Organiſation der Tiere in ihrem Innern bleibt ſich ſtets gleich. Die Malermuſcheln und desgleichen die Teichmuſcheln ſind alle ge— trennten Geſchlechtes. Die Entwicklung der Tiere bietet, ſoweit ſie bekannt iſt, mancherlei Eigentümlichkeiten, die ich hier nicht übergehen kann, wenn— gleich ich mich möglichſt kurz faſſen muß. Von den Tieren werden eine Unzahl von Eiern hervorgebracht, die von den Ovarien aus in die Kiemen gelangen und hier die erſten Stadien ihrer Entwicklung durchmachen. Hier in den Kiemen bilden ſich aus den Eiern Larven, wozu 2—3 Monate gebraucht werden, je nach den Temperaturverhältniſſen. Die Eihülle wird von den Larven erſt dann verlaſſen, wenn ſich ihre eigenartig geſtaltete Larvenſchale ganz ausgebildet hat. Sie iſt von dreieckiger Form und trägt in der Mitte der Bauchſeite einen kleinen Höcker. Sobald die Eihülle ent— Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. al — 482 — fernt iſt, bilden ſich an der Larve Byſſusfäden, mit denen ſich die in einem Kiemenfache befindlichen Tiere derart verwickeln, daß ſie vollſtändig inein— ander geheftet erſcheinen. Dieſe werden von der Mutter ausgeſtoßen und ſinken auf den Boden des Waſſers, wo die Byſſusfäden im Waſſer flottieren. Hierbei verfangen ſie ſich an dicht über den Boden hinſtreichenden Fiſchen, haften ſich an der Haut feſt, dieſelbe beginnt zu wuchern und umſchließt die Larve, welche ſich hier ſolange hält, bis der Larvenzuſtand vorüber iſt und das Tier nun ohne Schutz ſich weiter entwickeln kann. Nach Braun beträgt die Zeit, welche die Muſchellarve am Fiſche zubringt, 70—173 Tage. Im Aquarium mit Pflanzenwuchs ſind die Muſcheln nicht gern geſehen, da ſie, falls die Sandſchicht nicht ſehr ſtark iſt, ſodaß die Tiere nicht durch dieſe hindurchdringen können, leicht den Bodenbelag aufrühren, die Pflanzen herausreißen und das Waſſer trüben. Nur zur Zucht des Bitterlings (Vergl. Seite 381—384) müſſen ſie vorhanden ſein. Beſſer als dieſe immerhin verhältnismäßig großen Tiere iſt für das Becken zu empfehlen die Flußkreismuſchel (Cyelas rivicola Leach) Sphaerium rivicola Leach. Die Muſchel iſt eiförmig, etwas aufgeblafen, in der Jugend nur flach gewölbt. Stark concentriſch geſtreift, ältere Stücke am Rande in der Färbung faſt braun, in der Regel ſonſt gelb geſäumt. — Im ſandigen Grunde größerer, ruhiger Flüſſe und Seen. Im oberen Rhein und Donaugebiete fehlend. Weitere Arten, die nur wenig von der beſchriebenen abweichen, bringe ich nicht, ſondern nenne nur noch die hierher gehörende kleine Erbſenmuſchel (Pisidium), die deutlich ungleichſeitig iſt und deren Hinterleib bedeutend kürzer als das Vorderteil iſt. Die Schale erſcheint dadurch im Umfange ſchief dreieckig. Zum Schluß der Weichtiere bringe ich noch kurz die Wandermuſchel (Dreissena polymorpha Pallas). Dieſe Muſchel iſt 3 kantig, verkehrt kahnförmig, dünnſchalig, in der Färbung grüngelb mit braunen Wellen- oder Zickzackbänden. — Norddeutſchland. Die Wandermuſchel hat die Fähigkeit der freien Bewegung aufgegeben und iſt feſtgewachſen. Urſprünglich in Rußland zu Hauſe, iſt ſie mit Schiffen aus den Flüſſen des Schwarzen Meeres über ganz Europa ver— breitet worden und findet ſich jetzt in ſtehendem und fließendem Waſſer, gewöhnlich in Klumpen auf Steinen oder anderen Gegenſtänden feſtgewachſen. Wird eine ſolche Kolonie ſamt ihrer Unterlage in das Aquarium einge— bracht, ſo hält ſie ſich hier lange Zeit gut und bietet für den Beſchauer einen reizenden Anblick. Würmer (Vermes). Würmer ſind ungegliederte Tiere ohne ein inneres und äußeres Knochengerüſt mit meiſt langgeſtrecktem Körper. Wird auch der Körper der Würmer gleichfalls aus nebeneinander liegenden Ringeln gebildet, ſo vereinigen ſich dieſe doch nie zu zwei oder drei größeren Abſchnitten, wie dieſes bei den Gliedertieren der Fall war. Die Körpergeſtalt der Würmer iſt im allgemeinen eine langgeſtreckte, nur bei den höher entwickelten Formen tritt eine deutliche Gliederung des Körpers ein, beſteht aber aus gleichartigen Segmenten; bei anderen iſt die Gliederung weniger deutlich, giebt ſich nur durch eine Andeutung von Ringeln oder Falten an der Oberfläche zu erkennen, oder wird nur an ein— zelnen Teilen des Körpers, etwa am Körperende, ſichtbar; bei vielen fehlt eine Gliederung überhaupt ganz. Meiſt iſt der Körper nahezu eylindriſch, oder glatt, und läßt faſt ſtets eine Rücken- und eine Bauch ſeite erkennen. Von Sinnesorganen kommen Augen, Gehörbläschen und Tentakeln als Taſtorgane vor. Die Ortveränderung wird durch Krümmungen und Schlängelungen des Körpers vermittelt, wozu Längs- und Quermuskeln unter der Haut die Tiere geſchickt machen; es treten aber auch noch ver— ſchiedene Bewegungsorgane dieſem hinzu: Fußſtummel mit Borſten und anderen Anhängen; Saugnäpfe, die durch Hakenapparate verſtärkt werden können; Flimmern, die bald den ganzen Körper, bald nur Teile desſelben überziehen, um Strömungen im Waſſer zu erregen, oder auch lappige, mit Flimmern beſetzte Räderorgane tragen dazu bei, daß die Bewegung ziem— lich ſchnell vor ſich geht. Die höher organiſierten Würmer haben einen Darmkanal mit Mund und After. Der Mund liegt meiſt an der Bauch— ſeite, vorn oder oft weit vom Vorderende entfernt; der After hat ſeine Lage in der Regel hinten an der Rückſeite. Andere Würmer haben einen Mund und einen blind endenden Darm ohne After. Fehlt den Tieren der Nahrungsſchlauch ganz, ſo erfolgt die Aufnahme der Nahrung, die aber aus flüſſigen Stoffen beſtehen muß, mittelſt der Körperoberfläche. Manchen Würmern fehlt auch ein Gefäßſyſtem, die meiſten beſitzen jedoch ein ſolches, aber kein eigentliches Herz. Der Strom des zuweilen rot gefärbten Blutes wird durch Pulſation der Gefäße hervorgebracht. Einige Würmer beſitzen Kiemen, bei vielen ſind jedoch die Atmungsorgane noch nicht genügend er— forſcht, um genaueres hierüber angeben zu können, meiſt wird wohl der Gasaustauſch durch die Haut vermittelt. Die männlichen und weiblichen Geſchlechtsorgane ſind bald auf verſchiedene Individuen verteilt, bald in einem Tiere vereinigt. Die Entwicklung vollzieht ſich auf die mannigfal— tigſte Art und Weiſe durch Metamorphoſe oder durch Generationswechſel. Die Abteilung der Würmer beherbergt eine bunte Fülle von Weſen. Sie iſt die Rumpelkammer des Zoologen, wo alles das hinkommt, was an anderen Stellen ſich nicht unterbringen läßt, und heute iſt noch nicht mit Beſtimmtheit zu ſagen, was morgen vom Zoologen als „Wurm“ erklärt wird. Die Abteilung der Würmer iſt eine Heimſtätte für alle Heimatloſen und Verachteten. Es findet ſich unter dieſen Tieren viel nichtsnutziges, charakter— loſes, ſchmarotzendes Geſindel, aber auch beſſere Elemente ſind hierher ge— kommen, bei denen der Ausdruck „Wurm“ nicht die ihm anhaftende ver— ächtliche Bezeichnung trägt. Wir teilen die Würmer in 4 Klaſſen ein: 1. Gliederwürmer (Annulata) 2. Strudelwürmer (Turbellaria), 3. Eingeweidewürmer (Entozoa), 4. Rä— dertiere (Rotatoria). 31* Be 1. Gliederwürmer (Annulata). Glieder- oder Ringelwürmer werden die hierher gehörenden Tiere daher genannt, weil ihr Körper aus einer unbeſtimmten Zahl von Ringeln zuſammengeſetzt iſt, welche an ihren Seiten entweder Borſten tragen, oder glatt ſind. Nach dieſem Kennzeichen unterſcheiden ſich die Gliederwürmer in: Borſten- und Glattwürmer. Die Mundöffnung befindet ſich bei den hierher gehörenden Tieren am Bauche hinter dem erſten Ringe und bildet den Eingang zum Darm, der von vielen Arten wie ein Rüſſel hervorge— ſtreckt werden kann und zum Graben oder Erfaſſen der Beute dient. Die meiſten Arten der Borſtenwürmer leben im Meere, die Glattwürmer oder Egel dagegen entweder frei in ſüßem Waſſer, oder ſchmarotzend an Fiſchen, Krebſen und Muſcheln. Die eigentlichen Egelarten beſitzen mehrfache Augen— paare, ſind mit ſcharfbeißenden Mundteilen ausgerüſtet und nähren ſich vom Blute der Wirbeltiere. Alle Ringelwürmer entwickeln ſich aus Eiern: die Borſtenwürmer machen eine Verwandlung durch, während die Glattwürmer u. die Eihülle in vollendeter Geſtalt verlaſſen. Es iſt nun natürlich nicht möglich, die zahlreichen hierher gehörenden Arten alle zu bringen, aus der großen Anzahlgreife ich die hauptſächlichſten heraus. Unter den Regenwurmarten (Lumbricus), deren Körper verlängert, wurmförmig eylindriſch iſt und an beiden Enden ſich verſchmälert, kommt eine Art Phreoryetes Menceanus Hoffmstr. mit rüſſelförmiger, ge— gliederter Oberlippe und zweireihigen Borſten im Süßwaſſer vor. Brunnen und Baſſins in Süddeutſchland beherbergen das Tier nicht ſelten. Bekannter und verhaßter iſt dem Aquariumliebhaber das Röhrenwürmchen (Tubifex rivu- lorum Udek). Die Kopflappen ſind mit dem Mundſegment verwachſen, die Haut iſt durchſcheinend rötlich. In oft unge— heuren Mengen kommt dieſes Tierchen im Schlamme von Gräben und Bächen vor, wo man das Hinterende aus der Röhre, welche ſich die Tiere im Schlamm gegraben haben, herausragen ſieht. Durch Unvorſichtigkeit in das Aquarium hinein gebracht, trübt es durch den aufgewühlten Schlamm das Waſſer im Becken ſehr. Ebenfalls eine Bewohnerin von Gräben und Weihern, beſonders ſolchen mit vielen Waſſer— Figur 225. linſen, iſt die gezüngelte Naide (Nais proboseidea Ude H. 1 Bei ihr ſind die Kopflappen mit dem Mundſegmente ver— wachſen, der Körper verlängert und fadenartig, durchſcheinend, die Borſten pfriem- oder hakenförmig und in einen oder zwei Bündelreihen ſtehend. Die Stirn iſt in einen fadenförmigen Rüſſel verlängert. Bei dieſer Art iſt die Oberlippe kurz und ſtumpf. Die Fortpflanzung geſchieht meiſt durch Teilung, indem ſich am Mutterkörper ein neuer Kopf bildet, der ſich mit den hinter ihm befindlichen Gliedern als neues Tier losreißt. Aeolosoma decorum Ehrbg. iſt mit der vorhergehenden nahe verwandt. Die Oberlippe iſt breit, weit über die Mundöffnung vorragend; die Borſten ſind zweizeilig und ſtehen an jedem Gliede in zwei Bündeln; der Körper iſt mit — 485 roten Wärzchen beſetzt. Bei Aelosoma Borſten in 4 Büſcheln, an jedem Gliede vorn von keinem Kopflappen überragt. Die Borſtenbüſchel ſtehen einzeilig nach der Bauchſeite gerückt. Die Borſten ſind gabelige Hakenborſten. f Zu den Gliederwürmern zählen auch die Egel (Dis- eophora). Ihr Körper tft weich, länglich oder verlängert, meiſt etwas verflacht, vielgliedrig, ohne irgendwelche zeit— liche Bewegungsorgane, an beiden Enden mit einem Saugnapfe verſehen, mit deſſen Hilfe ſie ſich kriechend be— wegen, ſie ſchwimmen durch ſchlängelnde Körperbewegungen. Der Mund hat ſeine Stellung mitten im vorderen, der After oben am Grunde des hinteren Saugnapfes. Erſterer iſt entweder mit knorpeligen Kiefern bewaffnet, die auf ihrem Rande mehr oder weniger ſcharfe Zähne tragen und dadurch befähigt werden, wie mit einer feinen Säge die Haut zu durchſchneiden, oder er beſitzt einen unbe— waffneten, kieferloſen Rüſſel, der nur zum Aufſaugen von Flüſſigkeiten gebraucht werden kann. Das Gefäßſyſtem iſt wohl entwickelt, und die Blut— ſtrömung bei einigen durchſichtigen Arten deutlich zu be— obachten. Die innere Organiſation zeigt die beiſtehende Abbildung. Die Tiere ſind Zwitter, befruchten ſich gegen— ſeitig, legen Eier, nur einige Arten gebären lebendige Junge. Die Nahrung beſteht entweder aus Waſſertieren oder aus dem Blute der Wirbeltiere. Die Familie der Blutegel (Hirudinacea) beſitzt im Munde mehr oder weniger entwickelte Kieferfalten, welche meiſt mit ſpitzen Zähnen bewaffnet ſind. Ein vorſtreckbarer Rüſſel iſt nicht vor— handen. Bei der für uns wichtigen Gattung Blutegel (Hirudo) iſt der vordere Saugnapf nicht abgeſchnürt, ſondern wird von der mehrgliedrigen Oberlippe gebildet. Im Munde ſtehen drei halbrunde, ſcheibenförmig zuſammen— gedrückte Kiefer mit gezähnter Schneide; die zahlreichen Zähnchen derſelben ſind ſchmal; ſtumpfſpitzig; 10 wenig deutliche Augen vermitteln den Verkehr mit der Außen— welt, 6 von ihnen ſtehen vorn in einer krummen Linie zuſammen, 2 jederſeits im Nacken. Beim Aufnehmen ihrer Nahrung, des Blutes der Wirbeltiere, zerſägen ſie mit ihren fein bezahnten Kiefern die Haut und ſaugen quaternarium Ehrbg. ſtehen die zu vieren. An Waſſerſchnecken ſich anheftend, findet ſich Chaetogaster vermicularis Baer. Der Mund Figur 226. Blutegel zerlegt. a. Nervenſtrang auf der inneren Bauch— fläche mit Knoten. b. c. Blutgefäße, ein Hauptſtamm auf jeder Seite geben Quergefäße auf dem Rücken ab, bei j. einige abgebildet. d. Schleimdrüſen. e. Atemblaſen. f. Milchbläßchen, ent— leeren ſich an g., h. Trageſack und da— rüber a. Eierſtöcke. dann das Blut in ihren langen mit zwei Reihen blindſackartiger Anhänge verſehenen Magen. Hirudo medieinalis iſt dunkelolivengrün, mit 6 hell roſtroten ſchwarz gefleckten Längsbinden auf dem Rücken und ſchwarz ge— flecktem Bauche. Die Körperglieder ſind körnig rauh. Hirudo officinalis iſt ſchwärzlich oder ſchwärzlich-grau mit 6 roſtroten, ungefleckten Rücken— lan binden. Bauch geblich, Körperglieder glatt. Beide werden als Mittel für lokale Blutentziehung vielfach angewendet und ſind durch keine andere Vorrichtung zu erſetzen. Ihre Zucht iſt um ſo wichtiger, als ſie im weſtlichen Europa, wegen des ſtarken Verbrauches, im Freien faſt ganz ver— ſchwunden ſind und aus Ungarn und Kleinaſien eingeführt werden müſſen. Hier leben beide Arten in Flüſſen und Seen. Zu ihrem Aufenthalte lieben die Blutegel ſtilles, weiches Waſſer mit thonigem oder torfigem Untergrund. Am Tage und bei hellem Himmel ſchwimmen ſie gewöhnlich mit ſchlängelnden Bewegungen lebhaft umher; bei trübem und kaltem Wetter liegen ſie zuſammengerollt am Boden, kommen aber ſogleich hervor, ſobald ſie Beute wittern; im Winter verkriechen ſie ſich in den Schlamm. In ihrer Jugend nähren ſie ſich vom Blute der Waſſer-Inſekten und Schnecken, ſpäter wagen ſie ſich an Fiſche und Fröſche; zur Erlangung der Geſchlechtsreife, die im dritten Jahre erfolgt, bedürfen ſie jedoch warmen Figur 227. Blutes. Ihrer viele vermögen ein großes Säugetier zu Hirudo offici— 7 . 9 3 8 nalis a. Mund- töten, indem ſie ihm das Blut ausſaugen. ende, b. Napf, Wie ich ſagte, ſind die Blutegel Zwitter. Nach er— . Mund von folgter Begattung, die im Juni bis Auguſt erfolgt, kriechen vorn, k. Kiefer. 8 € 5 E : fie aus dem Waſſer, bohren Gänge in die feuchte Ufer- erde und ſcheiden unter vielem Drehen und Wenden des Vorderkörpers eine ſchaumige Maſſe aus, die zu einer etwa eichelgroßen Kapſel erhärtet. In dieſe legen ſie zehn bis fünfzehn ganz kleine Eierchen nebſt eiweißartiger Nährſubſtanz, ziehen den Kopf zurück und verſtopfen die Kapſel. Nach etwa ſechs Wochen kriechen die Jungen aus, welche mit Ausnahme der Ge— ſchlechtsorgane bereits die Organiſation der Alten aufweiſen. Im Aquarium füttert man die jungen Egel mit kleinen Fiſchen, Kaul— quappen oder Fröſchen, die ſehr zweckmäßig in ein Netz eingeſchloſſen ſind. Alten reicht man das Blut friſch geſchlachteter Tiere, welches in ein Gefäß gethan wird, in welchem ſich ein feiner Schwamm oder ein weißer Flanell— lappen befindet. Die Tiere werden dem Behälter entnommen und auf dieſen geſetzt, wo ſie bald zu ſaugen anfangen. Wird den Tieren jährlich einmal eine derartige Nahrung gereicht, ſo können ſie hierbei ein hohes Alter er— reichen. Auf Reinlichkeit, weiches Waſſer und Vermeidung eines raſchen Temperaturwechſels achte man ſorgſam— Eng den beiden beſchriebenen Blutegeln verwandt iſt der nur durch die Kiefer, die mit wenigen, ſtumpfen, höckerartigen Zähnchen beſetzt ſind, verſchiedene Pferdeegel (Haemopis vorax Say.). Er lebt im ſüdlichen Europa und im nördlichen Afrika. Anlastoma nigrescens Mog. Tand. beſitzt einen langeſtreckten, vielgliedrigen, ſehr weichen Körper; der Mund hat viele Längsfalten und vorn ſehr kleine Kieferrudimente. In der Fär— bung iſt das Tier grünlich ſchwarz mit gelblicher Bauchſeite. Irrtümlich wird das Tier auch Pferdeegel genannt, kann aber die Haut nicht durch— ne ſchneiden, ſaugt daher auch kein Blut, ſondern geht des Nachts an das Land und verzehrt Regenwürmer. Sehr gemein in den Gräben iſt Helluo vulgaris Oken. Im Munde ſtehen drei vortretende Falten ſtatt der Kiefer. Der Körper iſt ſchmal, in der Färbung auf dem Rücken ſchwarz— braun, oft mit ockergelben in Querreihen geſtellten Punkten verſehen. Die Unterſeite ockergelb. Augen ſind 4 vorhanden. Junge ſind hellbräunlich, zuweilen fleiſchfarbig. Nahe den Blutegeln verwandt iſt die Familie der Plattegel (Clepsinea). Sie beſitzen einen vorſtreckbaren, röhrenförmigen, kieferloſen Rüſſel. Der Körper der Tiere iſt flach, ihre Jungen werden an der Bauchſeite ange— heftet getragen. Clepsine complanata fühlt ſich knorpelig an, iſt ober— ſeits olivenbräunlich, braun punktiert mit gelben und ſchwarzbraunen, in Längsſeiten gereihten Flecken. Weniger häufig iſt Clepsine bioeulata. In der Färbung iſt das Tier aſchgrau, grau oder roſtrot gefleckt. Beide Arten ſtellen den Waſſerſchnecken nach. Ebenfalls zu den Plattegeln ge— hören die Fiſchegel (Piscicola). Die Tiere ſind undeutlich geringelt, ihr vorderer Saugnapf iſt groß, vom Körper abgeſetzt, wenig ver— tieft und napfförmig, der hintere kleiner und weniger abgeſetzt. Die Tiere bewegen ſich wie die Spannerraupen und leben an Fiſchen paraſitiſch, beſonders auf den Kiemen, wo ſie ſich von Schleim und Blut nähren. Namentlich in Karpfenteichen macht ſich Piscicola geometra L. ſehr unangenehm bemerkbar, indem das Tier zeitweiſe in ungeheurer Menge auftritt und die Fiſche ordent— lich plagt. In Teichen, welche von dieſem Egel ſtark heimgeſucht Figur ſind, ſchwimmen die Fiſche fortwährend wild umher, ſuchen ſich 9228 durch Reiben an Steinen ꝛc. des Schmarotzers zu entledigen und Pisei— gehen häufig in Mengen zu Grunde. Das Tier iſt nur dünn, 2555 nicht größer als in der Abbildung, in der Färbung gelbbräunlich. metra. Ein weiterer Fiſchegel iſt Branchiobdellea Astaci Odier, deſſen vor— derer Saugnapf mit Papillen verſehen, aber weniger entwickelt, und deſſen Mund nach vorn gerichtet, jedoch ohne Rüſſel iſt. Er kommt als Schmarotzer auf dem Krebs vor, verurſacht jedoch nicht die Krebskrankheit, welche unter dem Namen Krebspeſt bekannt iſt. 2. Otrudelwürmer (Turbellaria). Der Körper der Strudelwürmer iſt meiſt langgeſtreckt, drehrund oder flach, und ungegliedert. Fußſtummel oder Borſten, desgleichen Saugnäpfe ſind nicht vorhanden, die ganze Hautoberfläche iſt mit Strudel er— regenden Wimpern beſetzt. Ein Kopf läßt ſich nicht deutlich unterſcheiden. Viele Arten beſitzen punktförmige Augen. Der Mund iſt vollſtändig kiefer— los, oft mit einem vorſtreckbaren Rüſſel verſehen. Organe, welche die Atmung beſorgen, ſind nicht vorhanden, die Haut iſt es, welche die Re— ſpiration übernimmt. Die Strudelwürmer ſind z. T. getrennten Geſchlechtes, z. T. Zwitter. Eine freie Lebensweiſe führen alle Arten. — 488 — Die hierher gehörenden Würmer teilt man ſehr zweckmäßig in größere platte Würmer von 1—2 em Länge, die einen deutlichen Darm durch die Haut wahrnehmen laſſen und in ſolche, deren Verdauungs— kanal ſackartig iſt und die in ihrer Körpergröße oft ſehr hinter den erſteren zurückſtehen. Näher auf die anatomiſchen Unter— ſchiede hier einzugehen, verbietet mir der Raum und wende ich mich ſogleich zu der Beſchreibung einiger hauptſächlicher Arten. Planaria alba Schultze findet ſich häufig in Waſſertümpeln und Teichen. Das Tier iſt milchweiß. Planaria gonoce- phala Stimps findet ſich in den Gebirgsbächen unter Steinen Figur 229. und iſt braungrün gefärbt. In den Gewäſſern der Ebene trifft Darmtractus man hauptſächlich Polycelis nigra Ehrbg. an. Bei dieſem 1 1 ſtehen viele kleine Augenpunkte in einer Reihe am vorderen u Rande des Körpers. 3. Eingeweidewürmer (Entozoa). Die Eingeweidewürmer ſind Tiere von ſehr verſchiedener Organiſation und Körpergeſtalt. Ihr Körper iſt aber immer ungegliedert.“) Die all— gemeine Beſchreibung der hierher gehörenden Tiere gebe ich bei den vier Ordnungen und beginne mit den Rundwürmern (Nematoidea). Der Körper dieſer iſt langgeſtreckt, walzig und der Darm liegt frei in der Körperhöhle. Zwiſchen Darm und Leibeshöhle liegen die Geſchlechtsorgane. Die Tiere ſind alle getrennten Geſchlechtes, ob, wie behauptet wird, unter den Tieren auch Zwitter vorkommen, iſt noch nicht allgemein feſtgeſtellt. Der Übergang aus dem Embryo in die Larve und von dieſer zum geſchlechtsreifen Rundwurm geſchieht durch eine Häutung, die mit einer Metamorphoſe verbunden iſt. Nicht alle Rund— würmer leben paraſitiſch, einige Arten bringen ihr ganzes Leben frei zu, während bei anderen Arten nur die Larven paraſitiſch leben. Von den hierher gehörenden Tieren bringe ich nachſtehend die hauptſächlichſten. In den Därmen der Fiſche lebt Cuculanus elegans Müller. Das Tier iſt in der Figur 230. Cuculanus Färbung gelbbraun und kommt hauptſächlich im Darmkanal elegans. 3 Barfches, H 8 1 e 8 190 40 des arſches, Hechtes, Zanders 205 vor. | vergr. Das Waſſerkalb (Gordius aquaticus L.) hat einen dünnen, fadenförmigen, runden Körper von bräunlicher Farbe. In dem ſchlammigen Grunde ſtehender Gewäſſer findet ſich Enoplus liratus Sohn. Das Tier iſt braungelb und trägt erhabene Längasleiſten. Zur zweiten Ordnung der Hakenwürmer (Acanthocephala) gehören Tiere, deren ſchlauchförmiger Körper am Vorderende mit einem * Bei den Bandwürmern z. B. ſtellen die einzelnen Glieder einzelne Tiere vor. Der Bandwurm iſt eine Tierkolonie. Se einziehbaren Rüſſel verſehen iſt. Dieſer iſt bald walzig, bald keulenförmig, bald kugelig und mit vielen nach hinten ge— richteten harten Häkchen beſetzt. Der Rüſſel kann von dem Wurm in eine Scheide zurückgezogen werden. Es werden dann die Häkchen losgehakt und nacheinander nach ein— wärts gekrümmt. Die Ernährung geſchieht mittelſt Ein— ſaugung durch die Haut. Die Hakenwürmer ſind getrennten Geſchlechtes. Die Embryonen der Tiere gelangen in den Darm kleiner Krebs— tiere, durch dieſe in den von Fiſchen oder Waſſervögeln, wachſen hier aus und werden geſchlechtsreif. Die Männchen ſind kürzer als die Weibchen. Die einzige Gattung der Hakenwürmer ſind die Kratzer (Eehinorhynchus). Die Tiere find im Darm der Süßwaſſerfiſche eine recht häufige Figur 231. Erſcheinung, beſonders häufig in Tieren aus der Familie der ar Karpfen. Ich nenne u. a. Echinorhynchus proteus tatus. Etwa Müller und Eehinorhynchus angustatus Müller. Erſterer mal vergr. verbringt jeinen X Jugendzuſtand im Bachflohkrebs, letzterer in der Waſſeraſſel. Wir kommen jetzt zu den Saugwürmern (Trematoda.) Ihr Körper iſt weich, eingegliedert und meiſt flach, ſtets mit Saugnäpfen ver— ſehen. Die Ortsbewegung wird durch Muskeln der Leibeshöhle vermittelt, indeſſe en werden dieſe durch die Saugnäpfe, mit denen ſich die Tiere feſtheften, ſehr unterſtützt. Diejenigen Saug— würmer, die wegen ihrer ectoparaſitiſchen Lebensweiſe einer feſteren Anheftung bedürfen als die endoparaſitiſchen, zeichnen ſich durch große Verſchiedenheit dieſer Gebilde aus. Die größte Mehrzahl der Saugwürmer ſind Zwitter. Die Tiere entwickeln ſich ohne Metamorphoſe aus dem Ei oder mittelſt Generationswechſel. Bei den Tieren, e welche der Unterordnung Monogena angehören und die Gerne ich nachſtehend beſchreibe, geſchieht die Entwicklung ſtets merlangi. Etwa ohne Metamorphoſe; ihre Eier ſind immer groß, wenig 40mal vergr. zahlreich und umgeben von einer feſten Schale mit Fäden. Faſt alle Tiere leben paraſitiſch an Fiſchen. Sie bewohnen hier geſchlecht— lich entwickelt den Darm, die Haut und die Kiemen, teils eingekapſelt als Larven die Muskulatur und auch die inneren Organe. Ihre oft wunderbare Ent— wicklungsweiſe iſt ſehr intereſſant. Denim Freien leben— den Fiſchen ſcheinen ſie ſelbſt bei reichlichem Auftreten keinen weſentlichen Schaden zuzufügen, dagegen rufen ſie für unſere Aquariumbewohner läſtige, oft ſogar töd— lich verlaufende Krankheiten hervor, denen der Liebhaber meiſt ratlos gegenüberſteht. Zu den Saugwürmern, Sn ‚ Se fi ‚ ‚ 5 J vrodactywlus elegans. deren hinteres Körperende mit eigenartigen haken— ine ee bene ähnlichen Organen bewaffnet iſt, gehört u. a. Octobothrium lanceolatum Lench. Der Körper iſt flach, hinten jederſeits 490 vier Saugnäpfe. Das Tier ſchmarotzt an den Kiemen der verſchiedenſten Fiſche. Oetobothrium Merlangi Nordm. iſt breit mit halsartig ver— ſchmälertem Vorderende. Gyrodactylus elegans Nordm. hat vorn einen lappigen Kopf, hinten einen großen Saugnapf, der mit zwei großen Haken und im Kreiſe ſtehenden Häkchen be— waffnet iſt. Das Tier bringt lebende Junge zur Welt. Einen vierlappigen Kopf und in doppeltem Kreiſe ſtehende Häkchen beſitzt Gyrodactylus aurieulatus Nord. Die Tiere leben beſonders an den Kiemen der Karpfenfiſche. Hierher gehört auch noch Diplozoon paradoxum Nordm., auf den Kiemen vieler Süßwaſſerfiſche ſchmarotzend. Dieſes X-förmige Doppelweſen kommt da— durch zu Stande, daß ſich zwei urſprünglich 5 freilebende Individuen mit ihren mittleren Figur 281, 1. Dipl een Darı- Saugnäpfen aneinander heften und zwar doxum. 2. Ei. Etwa 10mal vergr. ſo, daß der Bauchſaugnapf des einen Tieres an den Rückenzapfen des anderen zu liegen kommt und an den Berührungsſtellen verſchmilzt. Jedes der beiden Tiere behält im Uebrigen ſeine urſprüngliche Organiſation bei und entwickelt Eier, aus denen wieder Einzeltiere hervorgehen. Einzelne Exemplare werden nicht geſchlechtsreif. Durch ihre Entwicklung mittelſt Generationswechſel von den aufgeführten Saugwürmern verſchieden, ſind die Tiere der zweiten Unterordnung Digenea. Ihre Eier ſind ſtets klein und mit einer Hülle ohne Fäden umgeben. Die geſchlechtsloſen Tiere bewohnen vorzugsweiſe Schnecken, während die geſchlechtlichen Wirbeltiere aufſuchen. Frei im Waſſer lebend, benutzen ſie zu ihrer Ortsbewegung ihren 3 0 runden oder flachgedrückten Schwanz, den ſie lebhaft in Flinmerem, dieſem Medium hin und her bewegen. Löſt ſich nach kurzer bryo von Dip- Zeit der Schwanz ab, jo kapſelt ſich das Tier um und nach— 1 lar dem es mit der als Wohntier benutzten Schnecke in einen n. Zacharias. anderen Wirt gelangt iſt, entwickelt es ſich vollſtändig. Als entwickeltes Tier im Darm der Fröſche lebt Amphistoma subelavatum Rud. Holostomum euticola Nitzsch. lebt im Auge und der Haut der Karpfenarten. Oft finden ſich die Tiere im Jugendzuſtande im erſteren in ſo großer Zahl, daß mit ihnen alle Flüſſigkeiten des Auges angefüllt ſind. Auch die Ordnung der Bandwürmer (Cestoidea) 5 beſitzt Tiere, die für uns von Bedeutung ſind. Die Tiere Figur 236 kommen teils geſchlechtsreif entwickelt im Darm vor, teils Amphistoma im Larvenzuſtande frei in der Bauchhöhle oder eingekapſelt Ae in der Muskulatur. Der Körper iſt bandförmig flach, Stark vergr. deutlich gegliedert oder ungegliedert, querringelig ohne eine a innere Körperhöhle. Der Kopf trägt Saugnäpfe. Ausgebildet leben die Tiere nur im Darm der Wirbeltiere; die früheren Entwicklungsſtufen finden ſich jedoch auch bei wirbelloſen Tieren. Ver— ſchiedener Wohntiere bedürfen die meiſten in ihren verſchiedenen Lebensperioden. Geſchlechtsreif lebt im Darm der Fiſche, vor— züglich im Lachſe Bothriocephalus probos- Figur 237. : 5 ; 155 Schistocephalus solidus. eideus Rud. Caryophyllaeus mutabilis ; 5 = : 5 Kleines Exemplar. Rud. in Geſtalt und Größe einer Gewürznelke ähnlich, findet ſich bei zahlreichen Karpfenfiſchen. Schistocephalus solidus Crepl. befällt oft den Stichling, den dieſer Bandwurm vollſtändig aufbläht. Bothriocephalus latus Brems kommt bei faſt allen heimiſchen Fiſchen vor. An dieſen letzteren muß ich noch kurz einige Bemerkungen knüpfen. Die Eier von Bothriocephalus latus, des breiten Menſchenband— wurmes, kommen nur im Waſſer zur Ent— wicklung und die frei umherſchwimmenden Flimmerembryonen gelangen in die Musku— latur der Fiſche, wo ſie frei oder eingekapſelt leben. Gelangen ſie lebend in den menſch— lichen Darm, ſo entwickeln ſie ſich zu einem 2 m langen Bandwurm. Schon durch „5 Trinken von Flußwaſſer können dieſe BE eo Bohne: Embryonen eingeführt werden. Larven von UT." i = = Kae: Bothrioce- cephalus latus. dieſem Bandwurm finden ſich hauptſächlich phalus latus. Stark vergr. in Hechten und Quappen. Ligula simpli- Larve. Etwa . "op 1 1 . Amal vergr. eissima Bloch trifft man entwickelt im i 2 Darm fiſchfreſſender Vögel an, als Embryo in der Bauchhöhle der Karpfen— arten, Barſche, Hechte u. ſ. w. 4. Nädertiere (Rotatoria). Die jetzt folgenden Rädertiere bilden den Schluß der Würmer. Die Tiere haben zwar mit einem Wurm im gewöhnlichen Sinne des Wortes wenig Ahnlich— keit, doch zeigen manche Larven von ihnen eine große verwandtſchaftliche Ahnlichkeit mit den Larven verſchiedener Würmer, ſodaß die Abſtammung beider aus einer gemeinſamen Wurzel viel für ſich hat. Die Rädertiere ſind vor— wiegend Bewohner des Süßwaſſers. Auf überſchwemmten Wieſen treten dieſelben oft ſo zahlreich auf, daß Kräuter und Gräſer wie mit Schimmel von ihnen überzogen erſcheinen. Meiſt leben ſie im Gewirr der Algenfäden. Die Vermehrung der Tierchen iſt ſehr groß. Die Fortpflanzung erfolgt durch Eier, von denen während des Sommers dünnſchalige Sommereier, im Herbſt dickſchalige Wintereier erzeugt werden. Aus den befruchteten Wintereiern entwickeln ſich nur Weibchen, während die Sommereier auch Männchen hervorbringen. Beſonders intereſſant ſind die Rädertiere dadurch, daß ſie, ſobald das Waſſer ihres Wohnortes verdunſtet, durch die Aus— trocknung nicht zu Grunde gehen. Sie rollen ſich dann zu einer Figur 240. Floscularia ornata. — 492 Kugel zuſammen und ſchrumpfen faſt ganz ein. Werden ſie ſpäter vom Winde fortgetragen und ins Waſſer geweht, oder fällt neuer Regen, der ihren Wohnort wieder mit Waſſer anfüllt, ſo ſaugen ſie begierig das Lebenselement in ſich auf und fangen an ſich zu recken und zu ſtrecken, bis ſie ihre urſprüngliche Form erlangt haben. Der Körper iſt verlängert ſackförmig. Es laſſen ſich zuweilen an ihm Kopf, Leib und Schwanz oder Fuß unterſcheiden, oft ſind aber Kopf und Leib verſchmolzen. Charakteriſtiſch für dieſe Tiere iſt das mit vielen Wimpern beſetzte Räderorgan am Kopfende, welches vorgeſtreckt und eingeſtülpt werden kann. Durch die be— Sieg orngl der ſtändige, im Waſſer flimmernde Bewegung der Wimpern erweckten dieſe den Anſchein, als ob ſich das ganze Organ räderartig drehe. Hierdurch wird ein Strudel her— vorgebracht, der dem Tiere Nahrung zuführt. Beide Geſchlechter ſind verſchieden gebaut und zwar ſind die Weibchen größer als die Männ— chen. Letztere beſitzen keine Ernährungsorgane, nehmen auch keine Nahrung zu ſich und leben nur kurze Zeit. Die Nahrung der Nädertiere beſteht hauptſächlich aus mikroſkopiſchen Algen, hauptſächlich Diatomaceen, aber auch aus In— fuſionstierchen verſchiedener Art. Floscularia ornata Ehrenb. ſetzt ſich mit dem langen Fußanhang an Pflanzen u. ſ. w. feſt. Der vordere Körperrand iſt in 5 Lappen geteilt und jeder mit einem Büſchel langer Fig. 241. Hydatina senta 5 und zarter, nicht vibrierender Cilien verſehen. (Nach Weber.) dauungskanal. t. Hoden, sto. Ver— n Stephanoceros Eichhornii Ehrenb. iſt wie r. Räderorgan, hg. Schlund, f. Fuß. Etwa Floscularia keulenförmig. Das Räderorgan 100mal vergr. beſteht aus 5 langen, wirtelförmig bewimperten Armen; das Tier kann ſich in ein gallertartiges Futteral zurückziehen. Ein 2lappiges Räderorgan mit einfachem Wimperſaume beſitzt Lacinularia Fig. 242. AÄnuraea aculeata. Etwa 25mal vergr. socialis Ehrenb. Mit dem ſtumpfen Fußende ſitzen die Tiere geſellig an Waſſerpflanzen um einen gemeinſamen Mittelpunkt. An der Bauchſeite tief eingeſchnitten iſt das Räderorgan bei Tubieolaria najas Ehrenb.,, an der Rückſeite weniger, jo daß es aus zwei Hautlappen beſteht, die wieder durch eine ſeit— liche Einbuchtung zweilappig ſind. Zwei lange Tentakeln ſind vorhanden. Der Wimperſaum iſt doppelt. Rotifer vulgaris Schrank. ändert in der Geſtalt ſehr ab. Der Fuß trägt drei gabelſpitzige Glieder. Mittelſt des Räderorgans vermag das Tier ziemlich ſchnell zu Schwimmen. Mit einem ſehr langen gabel— — 493 — förmigen Springfuß ausgeſtattet iſt Searidium longieaudum Ehrenb,., mit welchem es ſich hüpfend im Waſſer bewegt. Bei Hydatina senta Ehrenb. iſt der Körper nackt, mit gabeligem Fußende. Anuraea acu- leata Ehren b., deſſen Körperform die Geſtalt eines zuſammengedrückten Sackes beſitzt, möge den Schluß der Rädertiere bilden, von denen ich nur einige herausgegriffen habe. Nloostierchen (Bryozoa). Die Moostiere bilden häutige oder kalkige zellenartige Gehäuſe, in die ſie ſich zurückziehen können und die vereinigte Tierſtöcke mit ſehr verſchiedener Anordnung der Zellen darſtellen. Von den Moostieren leben nur wenige Arten im Süßwaſſer. Die Fortpflanzung der hierher gehörenden Tiere geſchieht teils durch Eier, teils durch längliche oder kreisförmige, abgeplattete hartſchalige Gebilde, ſogen. Wintereier. Aus dieſen tritt nach dem Aufklappen der Schale ein bereits entwickeltes Moostierchen hervor, das ſich ſpäter durch Knoſpung verviel— fältigt. Hierher gehört Paludicellea articulata Gery. Das Tier ver— mag ſich völlig zurückzuziehen. Der Bolypenftoc iſt häufig hornig, ver— äſtelt. Die Zweige beſtehen aus einer Reihe keulenförmiger durch Scheide— wände völlig getrennter Zellen mit röhriger, ſeitlich am Ende angebrachter Windung. Bei dem Armwirbler (Phylactolaemata), der auch hierher ge— hört, ſtehen die Tentakeln meiſt am Rande einer in zwei Arme ausge— zogenen Mundſcheibe. Sie ſind an ihrem Grunde durch eine feine Mem— brane in zwei parallel einander gegenüberſtehende Reihen angeordnet. Bei Cristatella iſt der Tierſtock frei, durchſichtig, länglich rund, an der Unter— ſeite mit einer kontraktilen zum Kriechen auf Waſſerpflanzen tauglichen Sohle verſehen. Die Einzeltiere ſtehen in drei konzentriſchen Reihen auf der oben gewölbten Seite. Die Statoblaſte iſt kreisrund, auf ihrer obern Fläche mit Stacheln verſehen, die zur Anheftung an Waſſerpflanzen dienen. Plumatella campanulata Lam. gehört auch hierher. Der Polyp be— ſteht aus einer veräſtelten, gallertartigen, biegſamen Röhre, in deren Innern ſich ein ebenfalls gallertartiger Axenkörper befindet. An der Spitze eines jeden Aſtes iſt eine mit einem halsbandartigen Ring um— gebene Offnung, in der das eigentliche Tier ſitzt. Dieſes beſteht aus einem Schlauche, der an ſeiner Spitze einen hufeiſenförmigen Stiel trägt, welcher zu beiden Seiten mit einer Reihe von Armchen beſetzt iſt, ſodaß dieſes Organ einem Federbuſche ähnlich ſieht, daher ſich auch der deutſche Name „Federbuſchwirbler“ ſchreibt. Dieſer Federbuſch kann von dem Tier vollſtändig in den Polypenſtock zurückgezogen werden. Der Poluypenſchlauch öffnet ſich nach innen in die gemeinſchaftliche den Stock bildende Röhre. Obgleich das Tier alle Orte bewohnt, wo Waſſerlinſen die Oberfläche des Waſſers bedecken, iſt es doch ſchwer zu finden, da es bei der geringſten Bewegung ſich ſogleich in den Stock zurückzieht, der an und für ſich nicht nur ſchwer zu entdecken iſt, ſondern auf den Uneingeweihten, wenn er ihn 494 — gerade erblicken ſollte, noch dazu den Eindruck macht, es am wenigſten mit einem lebenden Weſen zuthun zu haben. Den Federbuſchpolypen findet man vom Mai bis September. Will man das Tier ſuchen, ſo nehme man eine Anzahl Waſſerlinſen, bringe ſie in ein reines Glas mit klarem Waſſer und ſtelle dieſes beiſeite, bis nach etwa ½ bis 1 ganzen Stunde der Polyp die Federbüſche ausſtreckt. Bei der Beobachtung hüte man ſich ſorgfältig vor jeder Erſchütterung, man vermeide ſogar das Umhergehen im Zimmer. Iſt der Federbuſch entfaltet, ſo ſieht man, wie an der Mundöffnung jedes Polypen ein Wirbel entſteht, wahrſcheinlich durch das Aus- und Einziehen von Waſſer, denn der Federbuſch bleibt ruhig und ſcheint nur als eine Art Reuſe zu dienen. Dieſer Wirbel treibt die in die Nähe kommenden Gegenſtände durch die Mundöffnung in die gemeinſchaftliche Polypenröhre, um hier als Nahrung zu dienen. Meiſt nähren ſich die Tierchen von dem Samen der Waſſerlinſen oder ſonſtiger niedriger Pflanzen, Tiere werden von ihnen nicht verzehrt. Die Fortpflanzung des Stockes iſt eigentümlich. Oft iſt an einem Morgen der im Becken befindliche ſchöne Stock verſchwunden und ſtatt desſelben ſieht man an verſchiedenen Stellen einzelne Polypen mit einem Stücke des Stockes ſitzen; der Stammteil dagegen treibt tot im Waſſer und zergeht hier ſchnell. Beobachtet man dieſe Polypen längere Zeit, ſo erblickt man bald, daß an der Röhre ein Aſt um den andern hervorſproßt, in welchen man bald die jungen Polypen erkennt. Darmloſe Tiere (Coelenterata). Der Magendarm der darmloſen Tiere bildet keinen ab— geſchloſſenen Kanal, ſondern ſteht durch ein vielſeitiges Syſtem von Röhren mit allen Körperteilen in Verbindung. Aus der Klaſſe der darmloſen Tiere, die in einer reichen Formen— fülle Bewohner der Meere ſind, haben für uns nur Intereſſe die Arm— polypen (Hydrina). Die Tiere haben einen nackten, feſtſitzenden, aber einer Ortsbewegung fähigen, gallertartig weichen Körper, deſſen Körper— höhle der Magen iſt. Man findet die Tiere in allen ſtehenden Gewäſſern in ziemlicher Menge an Waſſerpflanzen, wo fie zuerſt von Leeuwenhoek entdeckt und als Tiere erkannt, ſpäter von Trembley, Baker, Röſel und Schäffer näher beobachtet wurden. Ihr Körper beſteht aus einem röhren— förmigen, walzigen Leibe, der an dem einen Ende fadenförmig verläuft, am anderen Ende aber kugelig vorgezogen und mit einer Mundöffnung verſehen iſt, um welche ungefiederte Fühlfäden in einfachem Kranze ſtehen. Die Körperſubſtanz iſt aus Körnchen zuſammengeſetzt und trotz der ver— ſchiedenen Färbung ſo durchſcheinend, daß die Verdauung im Innern ſich leicht beobachten läßt. Die Zahl der die Mundöffnung umſtehenden Fühl— fäden iſt nach den Arten verſchieden, ſelbſt bei derſelben Art nicht über— einſtimmend, und die Länge derſelben übertrifft die Länge des Körpers oft um das acht- bis zehnfache. — 495 — Die Bewegung der Polypen iſt willkürlich; der Körper in allen ſeinen Teilen zuſammenziehbar und fähig, ſich fadenförmig auszuſtrecken und nach allen Richtungen hin zu beugen. Die Fühl— fäden, deren jeder einzelne beweglich iſt, können ſich auf die verſchiedenſte Weiſe krümmen und der Länge nach aufrollen. Die Bewegung der Tiere ſelbſt von einer Stelle zur anderen geſchieht auf verſchiedene Weiſe: entweder beugt ſich der Körper in einem Bogen ab— wärts und hält ſich mit den Armen feſt, wo— rauf das Schwanzende, welches eine Saug— ſcheibe bildet, dem Kopfende genähert, dann dieſes aufs neue entfernt, und das Schwanz— ende nachgezogen wird, bis der Körper ſich wieder aufrichtet; oder der Kopf wird, wie im vorgehenden Falle, abwärts geneigt, ſodaß d EL 8 an > Figur 243. Hydra grysea das Tier auf den Fühlfäden zu ſtehen kommt, vergr. 9, 10, 11, 12 in ver⸗ und der Schwanz alsdann in entgegengeſetzter ſchiedenen Stellungen, teilweise ; . 5 | 7 5 wenig vergrößert, 2, 3, 4. 5, 6, 0 * . r 8 ke Richtung in einem Bogen abwärts gekrümmt, 7.8 Hydra palleus in verſchiedenen worauf das Kopfende nach der Befeſti— Stellungen, teilweiſe wenig ver- gung der Saugſcheibe, ſich wieder aufrichtet; e oder der Polyp ergreift mit einem oder Stellungen. 1 etwa 5mal vergr. mehreren Armen, bei ausgeſtrecktem Körper, einen entfernten Gegenſtand, läßt das Schwanzende los, und nähert nun mittelſt Zuſammenziehung der Arme den Körper dem Gegenſtande. Es kommt auch vor, daß die Tiere das Schwanzende über die Oberfläche des Waſſers ſtrecken und die Fühlfäden loslaſſen. Das trocken gewordene Ende erhält ſich auf der Oberfläche des Waſſers, und ſo erſcheint der Polyp aufgehangen, mit frei im Waſſer ſchwebenden Körper. Auch frei dem Waſſer überläßt ſich nicht ſelten der Polyp, obgleich er nicht ſchwimmen kann und hier langſam zu Boden ſinkt. Im Innern der Körperhöhle der Armpolypen iſt durchaus kein Organ zu erkennen, und ebenſowenig iſt ein von einer beſonderen Haut gebildeter Magen zu bemerken; der ganze Leib iſt weiter nichts als ein blinder Darm, den man, ohne dem Tiere zu ſchaden, umſtülpen kann, denn es frißt nach— her wie zuvor, und kann mit ſeiner äußern Fläche ebenſo wie mit der innern verdauen. Die Ernährung geſchieht teils durch Einſaugen mittelſt der ganzen Oberfläche des Körpers, teils durch vermittelſt des Mundes aufgenommene Nahrung, die aus Naiden, Daphnien und anderen kleinen Waſſertieren beſteht. Mit Lebhaftigkeit ergreift der Polyp jede Beute, die im Bereich der Fangarme kommt. Jeder Fangarm trägt zahlreiche Gruppen kleiner, mit Wimpern verſehener Zellen, deren mittelſte die größten ſind und Neſſelzellen genannt werden. In ihnen iſt ein langer, ſpiralig aufge— rollter Faden enthalten, der von dem Polypen herausgeſchnellt wird, eine giftige Flüſſigkeit ausſpritzt und hierdurch das Opfer tötet. Widerhaken, die ſich am Neſſelorgan befinden, halten die Beute feſt. Die Arme um— — 496 ſchlingen dieſelbe und bringen ſie nach Aufrollen derſelben in den Mund. Indem der Polyp ſich nun erweitert, drückt das Waſſer die Speiſe hinab in die Magenhöhle. Die Verdauung vollzieht ſich ſchnell, die unverdauten Stoffe werden durch den Mund ausgeworfen. Die Polypen ſind ſehr ge— fräßig, und verſchlin gen oft ſogar ganz kleine Fiſche, können dagegen aber auch im Winter oft Monate lang hungern. Wie ſich bei einzelnen Arten der Armpolypen die Fortpflanzung ver— hält, iſt noch nicht unterſucht. Dieſelbe kann durch Knoſpung, Teilung und durch Eier erfolgen. Mit Geſchlechtsprodukten verſehene Tiere (Eier und Hoden) findet man im Sommer, Herbſt und Winter im Freien. Einzelne Zellen des Polypenkörpers bilden ſich zu Eiern, andere zu Samenfäden um; hierauf findet durch die frei beweglichen Samenfäden die Befruchtung der Eier ſtatt, aus denen nach Zellenvermehrung junge Hydren hervorgehen. Die Brutknoſpen bilden ſich auf ungeſchlechtlichem Wege und wachſen zu einer dem Muttertiere ähnliche Hydra heran. Die Ablöſung von der Mutter erfolgt dadurch, daß ſich zuerſt eine zarte Scheidewand zwiſchen der Leibes— höhle des alten und des jungen Tieres bildet, worauf dann nach einigen Tagen das junge Tier als ſelbſtändig davon ſchwimmt und ſich irgendwo feſtſetzt. Dieſe Fortpflanzung findet jedoch nur im Sommer ſtatt. Bei der Fortpflanzung im Herbſt, die durch Eier geſchieht, unterliegen dieſe einer Befruchtung. Eine Teilung des Polypen im Freien wird wohl nur ſelten vorkommen, doch wachſen zerſchnittene Tiere zu neuen heran. Von Armpolypen kommen bei uns vor: Hydra viridis L. Die Färbung des Tieres iſt grün und wird von Algen hervorgebracht, Hydra fusca L. iſt bräunlich, Hydra grysea Röse! iſt gelb, in der Färbung jehr veränderlich und Hydra palleus Tremb., deren Färbung blaßſtrohfarben iſt. In Zuchtaquarien ſind Polypen läſtig. Sie verzehren ſowohl junge Fiſche, als auch die für dieſe beſtimmte Nahrung, ſind daher hier nie unter— zubringen und falls ſie ſich im Aquarium eingeniſtet haben, durch Abfüllen des Waſſers zum Abſterben zu bringen, oder durch neues Einrichten zu entfernen. Will man eine Neueinrichtung nicht vornehmen, ſo laſſe man das Becken einige Stunden ohne Waſſer ſtehen, nach welcher Zeit in der Regel die Tiere abgeſtorben ſind. Salzwaſſer gieße man nicht in das Becken, dieſes tötet wohl nach einigen Stunden die Polypen, ſchadet da— gegen auch den Pflanzen, was ſich oft erſt nach Wochen zeigt. Neben den Armpolypen findet ſich im Süßwaſſer eingewandert noch der Keulenträgerpolyp (Cordylophora lacustris Allm.) Bis zur Mitte des Jahrhunderts kam dieſer Polyp nur im Brackwaſſer vor, von dieſer Zeit jedoch fand ſich das Tier im unteren Lauf zahlreicher Flüſſe der Nord— und Oſtſee, im ſüßen Waſſer des Binnenlandes wird das Tier jedoch erſt ſeit den letzten 15 Jahren gefunden. Manche Verkümmerung in der Ent— wicklung der Kolonie und der Anlage der Geſchlechtsorgane hat dieſer Polyp im ſüßen Waſſer durchgemacht. Die in den Flußoberläufen gefundenen Polypen leben faſt ſtets als Einzeltiere, welche die Koloniebildung aufge— geben haben. Ob das Tier ſich dauernd im Süßwaſſer halten kann, iſt noch eine offene Frage, die erſt in ſpäterer Zeit beantwortet werden kann. Zirtiere (Protozoa.) Mit dem Namen Urtiere wird ein großer Kreis von Geſchöpfen be- legt, welche, meiſt von mikroſkopiſcher Kleinheit, häufig ohne beſtimmte Form, auf der niedrigſten Stufe tieriſcher Entwicklung ſtehen. Von be— ſtimmten Organen kann nur noch bei einigen wenigen die Rede ſein, der Körper iſt vielmehr aus jenem lebenden Urſtoff gebildet, welchen man Protoplasma nennt, und aus dem mit geringer Abweichung auch die Pflanzen zuſammengeſetzt ſind. Bei dieſem Formen— kreiſe grenzt Tieriſches und Pflanzliches oft nahe an ein— ander, ſodaß häufig die Zugehörigkeit eines Geſchöpfes nach der einen oder anderen Richtung zweifelhaft werden kann. Man rechnet zu den Urtieren: Infuſorien (Infusoria), Schwämme (Spongiae) und Wurzelfüßer (Rizopoda). — Infuſorien und Wurzelfüßer übergehen wir, ſie ſind 1 a mit bloßem Auge oder schwachen Vergrößerungen nur ſchwer nn h zu erkennen und zu beſtimmen, während die Schwämme Weltner.) noch einigermaßen als Aquarienbewohner zu betrachten find. ' nativ. Größe. Früher vielfach zu den Pflanzen gezählt, haben die Schwämme in neuerer Zeit die Aufmerkſamkeit vieler Forſcher auf ſich gezogen. Für unſere Zwecke kommen nur die Schwämme in Betracht, welche das Süß— waſſer bewohnen. Der Formenreichtum der hierher gehörenden Tiere iſt ſehr bedeutend, aber die einzelnen Arten ſind ſchwer gegeneinander abzu— grenzen, ſie gehen oft ineinander über, ſie bilden zahlreiche Varietäten und örtliche Raſſen. Mit Vorliebe finden ſie ſich dort ein, wo durch den Rohr— ſchnitt im Waſſer die Wurzelſtöcke, die ſich hier mehrere Jahre halten, ſtehen geblieben ſind. Dieſe überziehen ſie in bunter wechſelnder Formenfülle, bald einem reich verzweigten Geweihe ver— gleichbar, bald ähnlich den einfachen, klumpenförmigen Auswüchſen und Wulſten der Bäume. „War das den jungen Schwamm tragende Subſtrat“, ſagt Weltner im Zacharias, „keine gerade Fläche, ſondern ein dünner zylinderförmiger Gegenſtand, ein s Pflanzenſtengel, ein Bindfaden, ein Figur 245. „Euspongilla lacustris. Eiſendraht x, jo umwächſt der . Schwamm ſeine Unterlage und nimmt erſt dann an Dicke zu. Mit einem Worte, er paßt ſich zunächſt an ſeine Unterlage an. Erſt wenn eine gewiſſe Größe erreicht iſt, kommen die beiden für die Süßwaſſerſchwämme eigen⸗ tümlichen Geſtalten zum Vorſchein. Die einen beginnen fingerförmige Fortſätze zu treiben, die ſich bei weiterem Wachtstum verzweigen, ſodaß Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 32 — 498 — endlich baum- oder ſtrauchförmige Maſſen entſtehen (Euspongilla lacustris Autt.), die anderen bleiben in der Regel zeitlebens kruſtenförmig, ihre Oberfläche iſt mehr oder weniger uneben oder mit ſpitzigen Zapfen oder gerundeten Wülſten oder blattförmigen Erhebungen verſehen, und wenn längere Fortſätze an ihnen ſichtbar ſind, ſo rührt dieſe ſcheinbare Verzweigung von der Unterlage her. — Alle dieſe kruſtenförmigen Spongilliden gehören den Gattungen Spongilla, Trochospongilla und Ephydatia an.“ Meiſt iſt die Färbung der Süßwaſſerſchwämme ein friſches, ſaftiges Grün oder ein düſteres Braungrün, doch treten auch hierin manche Farbenabänderungen auf. Es kommen Schwämme vor, die teils grün, teils gelb gefärbt ſind, bald heller, bald dunkler in dieſen Farben variieren, auch, wiewohl ſeltener, über— haupt farblos erſcheinen können. Figur 246. e Der Geruch, den ein friſch dem Waſſer entnommener elner an Schwamm verbreitet, iſt ſäuerlich, moderartig, er läßt ſich ſchwer einem Faden. vergleichen. ¼ natürl. Ohne näher auf die Süßwaſſerſchwämme einzugehen!) Größe. will ich kurz einiges über die Fortpflanzung folgen laſſen. Dieſe wird auf geſchlechtlichem und ungeſchlechlichem Wege vollzogen. Die erſtere findet in den Monaten Mai bis Oktober ſtatt. Die männlichen Keimſtoffe werden indeſſen nur bis zum Auguſt gefunden, während Eier zu allen Zeiten angetroffen werden. Erſt treten die männlichen Geſchlechtsorgane auf und weiter ſpäter erfolgt die Reifung der Eier. Durch gewaltſame Teilung eines Süßwaſſerſchwammes wachſen die geteilten Stücke weiter, wenn ſie eine geeignete Unterlage finden, desgl. wachſen auch getrennte und aufeinander gelegte Stücke zu einem einzigen zuſammen. ) Vergleiche hierüber die Arbeit von Dr. Weltner in Zacharias, die Tier- und Pflanzen- welt des Süßwaſſers. | uneinms! 1. Einteilung der Aquarien nach ihrer Belebung. Je nachdem ein Aquarium für die Pflanzenkultur oder zur Pflege der Tierwelt dienen ſoll, muß es dieſen Punkten entſprech end eingerichtet werden. Aber auch dieſe beiden Hauptgruppen des Aquariums laſſen weitere Unterſchiede in Betreff der Behälter und ihrer Ausſtattung zu. Für die Kultur der Sumpfpflanzen eignen ſich gut Behälter, die einen möglichſt niedrigen Waſſerſtand beſitzen, da weitaus die größte Mehrzahl dieſer Pflanzen im Sommer längere oder kürzere Zeit nur im durchfeuchteten Boden wachſen will, bei einem ſtändigen Waſſerſtand aber zu Grunde geht, oder aber ſich nicht zur vollen Schönheit entwickelt. In derartigen, der Sumpfpflanzenkultur dienenden Behältern laſſe man von Beginn des Sommers an bis zur Mitte desſelben den Waſſerſtand ſtets weniger werden und beginne im Herbſt dieſen wieder zu erhöhen. Selbſtverſtän dlich muß Schwinden und Wachſen des Waſſers hier nur ganz allmählich ſtattfinden. Andere Behälter, die zur Kultur von untergetauchten Pflanzen und ſolchen mit ſchwimmenden Blättern dienen, benötigen einen hohen Waſſerſtand, da in einem ſolchen ſich dieſe Gewächſe erſt richtig entfalten können. Werden hier fremdländiſche Gewächſe untergebracht, die viel Wärme lieben, auch wohl, wenn ſie Blüten hervorbringen ſollen, erwärmtes Waſſer und feuchte Luft verlangen, ſo iſt es nötig, dieſes Aquarium mit einem Glasaufſatz zu verſehen, der je nach der Art der Pflanzen bald höher, bald niedriger ſein muß, bald auch nur aus einer Glasſcheibe zu beſtehen braucht. Für höhere Aufſätze, die für die Kultur von Sumpfpflanzen in Frage kommen, ſei eine Seitenwand ſo eingerichtet, daß die hier befindliche Glas— ſcheibe, zum Zwecke des Lüftens, durch einen Rahmen, auf dem Drahtgaze geſpannt iſt, erſetzt werden kann. Feuchte Luft erzeugt in dieſen Behältern der feine Strahl eines Springbrunnens. 32* — 500 — Derartige Aquarien, die ſchon der Pflanzenkulturen wegen geheizt werden müſſen, können gleichzeitig ſehr vorteilhaft auch zur Zucht fremd— ländiſcher, aus warmen Gegenden ſtammender Fiſche benutzt werden. Aquarien, die ſowohl zur Kultur der Sumpfpflanzen, als auch der untergetauchten Gewächſe und ſolcher mit Schwimmblättern dienen ſollen, daneben aber auch noch Fiſche aufnehmen müſſen, wie ſie meiſtens gefunden werden, ſind ſo einzurichten wie die beiden vor— hergehend geſchilderten Behälter zuſammen. Für Sumpfpflanzen erreicht man einen möglichſt flachen Waſſerſtand dadurch, daß der Bodenbelag in einer Ecke, wie ſchon Seite 48 angegeben, möglichſt hoch aufgeſchichtet wird und ſich nach der gegenüberliegenden Seite ſanft abflacht. Dieſe tiefere Stelle des Aquariums nimmt dann die untergetauchten Gewächſe und die mit Schwimmblättern verſehenen auf. Kommen auch hier wärmebedürftige Pflanzen in Betracht, ſo wird dieſen die erforderliche warme feuchte Luft in derſelben Weiſe zugeführt, wie ich es im Vorhergehenden angegeben habe. Mit der Einrichtung des Aquariums ſind wir dort angelangt, wo weitere Unterſchiede im Becken betreffs der Tiere zu beobachten ſind. Amphibien und Reptilien gehören im entwickelten Zuſtande nicht alle in das Aquarium. Dieſe Tiere bringen die Hauptzeit ihres Lebens am Lande in der Nähe des Waſſers zu, letzteres wird von ihnen nur aufgeſucht, um hier entweder ihre Fortpflanzung zu bewerkſtelligen, wie die Amphibien, oder um Zuflucht vor Gefahr in demſelben zu ſuchen, oder aber um in demſelben der Jagd auf Beute nachzugehen. Für alle dieſe Tiere eignet ſich das Aquarium nur in ihrer Jugendzeit, den entwickelten Tieren iſt als Aufenthaltsort das Aqua-Terrarium anzuweiſen, deſſen Beſchreibung ich Seite 16 gegeben habe. Von dem eigentlichen Aquarium, in dem Fiſche gehalten werden, die ſich unter einander vertragen, die alſo keine Raubfiſche ſind, welch' letztere auch größere Fiſche angreifen — alle großen Fiſche verzehren kleine — iſt das Aquarium zu unterſcheiden, welches nur Raubfiſche beherbergt, deshalb auch treffend als Raubfiſch-Aquarium bezeichnet werden kann. Fiſche, die in ein ſolches Aquarium eingeſetzt werden, wähle man möglichſt alle von derſelben Größe, da nur ſo ein Zuſammenleben verſchiedener Arten erreicht werden kann. Bei der Beſetzung aller Aquarien beachte man den Satz: Friedfertige Fiſche mit ſchwächlichen, raubgierige mit kräftigen zu vereinigen, dann wird das Zuſammenleben nie geſtört. Eine weitere Untergruppe der Fiſchaquarien bilden die Zucht— aquarien. Dieſe ſind je nach den Zuchtfiſchen bald als heizbare Aquarien, bald als gewöhnliche Zimmer-Aquarien einzurichten, je nachdem welche Fiſche gezogen werden ſollen. Bei der Beſetzung dieſer befolge man die Regel, einem Männchen mehrere Weibchen zuzugeſellen. Zeigt ſich indeſſen das Männchen träge, ſo bringe man noch eins in den Behälter, damit durch dieſes der ſchläfrige Geſelle aufgeweckt wird und ſeine Schuldigkeit thut. Inſekten im Fiſchaquarium unterzubringen, iſt nicht zu empfehlen. Sind die Inſekten räuberiſch, ſo fallen ſie die Fiſche an, ſind erſtere fried— lich, ſo werden ſie von den Fiſchen angefallen. Für ſie benutzt man Be— — 501 — hälter, die ähnlich den Aqua-Terrarien, Seite 16, eingerichtet find, damit die im Waſſer lebende Larve oder Puppe zum Zwecke ihrer Entwicklung das Land aufſuchen kann. Nötig iſt es aber, daß dieſe Inſektenaquarien dicht verſchloſſen ſind, ſodaß ein Entweichen der Tiere nicht möglich iſt. Niedere Tiere, die im Fiſchaquarium unliebſame Gäſte ſind, ſei es, daß ſie die Fiſche anfallen und hierdurch Krankheiten bei denſelben hervor— bringen, ſei es, daß ſie dieſen das Futter verzehren helfen, oder gerne im Bodengrund wühlen und hierdurch das Waſſer trüben, bringt man am beſten in kleineren Becken unter, wo ihre oft ſehr intereſſante Lebensweiſe leicht verfolgt werden kann. Dieſe Aquarien für niedere Tiere brauchen durchaus nicht groß zu ſein, es genügen kleine Kaſtenaquarien von 18 em Länge und 11 em Breite und Höhe, wie ich ſie zu dieſen Zwecken benutze, vollſtändig. 2. Die Aufſtellung des Aquariums. Ehe ich auf eine Beſchreibung des beſten Platzes für Aquarien näher eingehe, ſcheint es mir nötig, dem Gegenſtand erſt etwas näher zu treten, welcher das Aquarium aufnimmt. In den meiſten Fällen wird es ein Tiſch ſein, auf deſſen Platte vor einem Fenſter der Behälter ſeine Aufſtellung erhält. Dieſer Tiſch aber ſoll für das Aquarium, beſonders wenn er für dasſelbe erſt extra herge— richtet wird, beſtimmten Punkten entſprechen. Für kleinere Aquarien, von 15—25 J z. B., benutze ich Tiſche, die aus Bambus hergeſtellt ſind und deren Platte mit ihrer einen Langſeite auf das Fenſterbrett gelegt iſt, ſodaß der Tiſch von der Seite geſehen, die Form beiſtehender Skizze be— Tischplatte. ſitzt. Soll das Fenſter gereinigt werden, ſo iſt der Tiſch mit ſeinem Behälter leicht von zwei Perſonen & zu transportieren. Die Tiſchplatte trägt eine Unter- lage von Filz, über welche eine Wachstuchdecke ge— ſpannt iſt. So beſchaffen eignet er ſich auch zur Aufnahme von Elementgläſern. Dort, wo das Fenſter— brett die Aufſtellung des Behälters ſelbſt geſtattet, iſt es natürlich nicht nötig, erſt einen Tiſch aufzu— ſtellen. Für die großen, aus Schmiedeeiſen her— gerichteten Aquarien, die oft mehrere 100 ! Waſſer faſſen, genügen ſo kleine leichte Tiſche natürlich i e e nicht. Haben dieſe Behälter einen ſtarken Holzboden, anſicht eines Tisches für ſo können Tiſche Verwendung finden, die keine Platte kleinere Aquarien. beſitzen, wie fie in der Vorderanſicht Figur 248 zeigt. | Ein derartig von mir benutzter Tiſch iſt aus Eiſen hergeſtellt und läuft auf Rollen à à a a, für welche kleine Schienen im Zimmer liegen. & und B ſind zwei durch Eiſenſtäbe verſteifte viereckige Ständer, deren jede Seite eine einfache X fürmige Verſteifung aufweiſt. Durch zwei Eiſenſtangen, — 502 — & a welche die Buchſtaben e und d tragen, find die beiden Ständer, die ich in der Figur 248 mit A und B bezeichne, zu einem Ganzen verbunden. f Iſt natürlich der Boden i A B des Aquariums nicht 8 A ö ſo ſtark, ſo müſſen beide N Böcke mit einer Platte \ belegt werden, auf N welcher das Aquarium /\ ruht. Iſt das Aquarium NV nicht ſehr ſchwer, ſo N genügt es, wenn die AN Rollen ohne Schienen d laufen; dieſe Rollen 5 5 5 ſollen jedoch nur ein Vor— 1 2 und Zurückrücken des Figur 247. Vorderanſicht eines eiſernen Tiſches für größere Tiſches geſtatten, nicht n e oc den en n un ee la, x = : ſeitwärts. Die Höhe eines Aquarientiſches ſei nie höher als das Fenſterbrett des Fenſters, vor dem der Behälter ſtehen ſoll, beſſer noch etwas niedriger. Kleine Kelchaquarien finden meiſt und ſehr zweckmäßig ihren Stand— platz auf Blumentiſchen, doch traue man einem ſolchen, wenn er aus Holz, oder gar aus Korbgeflecht hergeſtellt iſt, nie zuviel zu. Der beſte Stand eines Aquariums iſt an einem nach Norden gelegenen Fenſter, da hier die Temperatur des Waſſers keinen bedeutenden Schwankungen unter— worfen iſt. Fenſter, die nach Oſten oder Weſten gehen, eignen ſich auch ganz gut, doch kann es vorkommen, daß nach Oſten gerichtete Fenſter, kurz vor Mittag, der Sonne zuviel ausgeſetzt ſind, wo dann für eine Bedeckung durch Vorhänge den direkten Sonnenſtrahlen der Eintritt ver— wehrt werden muß. Am wenigſten eignen ſich für die Aufſtellung des Aquariums Fenſter, die der vollen Mittags— ſonne ausgeſetzt ſind, da durch dieſe eine bedeutende Steigerung a a der Temperatur des Waſſers hervorgerufen wird, die allen Figur 245. Seiten- Tieren mehr oder weniger ſchädlich iſt. Beſonders un— anſicht des Tiſches. 5 05 N f 5 aa Rollen, Linie angenehm bemerkbar macht ſich dieſe Temperaturſchwankung ab Aquarienboden. des Waſſers im Sommer; der Behälter iſt dann durch Jalouſien oder Rouleaux vor den Sonnenſtrahlen zu ſchützen. Tropiſchen Waſſerpflanzen, die zu ihrem Gedeihen viel Licht und Sonne bedürfen, denen ein erwärmtes Waſſer und mit Feuchtigkeit geſättigte Luft zur Entwicklung ihrer vollen Schönheit nötig ſind, können ohne Frage am nach Süden gerichteten Fenſter aufgeſtellt werden. Damit ſich aber in der Nacht oder an regneriſchen Tagen die Temperatur nicht zu tief abkühlt, iſt es nötig, das Waſſer durch Heizung ſo warm zu halten, daß es in dieſer Zeit nur wenige Grade kühler iſt als in der Mittagszeit. Hierher gehört — 503 — auch noch das Pflanzenaquarium, welches zur Kultur von fremdländiſchen untergetauchten Pflanzen, ſolchen mit Schwimmblättern und hochſtehenden Sumpfpflanzen dient und oben einen Glasaufſatz trägt. Zum Schluſſe dieſer Ausführung will ich nur noch kurz anführen, daß die meiſten Aquarienpflanzen wohl Licht, viel Licht bedürfen, aber eine direkte Einwirkung der Sonne nicht unbedingt nötig haben. 3. Vflege des eingerichteten Aquariums. Hat das be pflanzte Aquarium längere Zeit an der Stelle geſtanden wo es verbleiben ſoll, und hat ſich während dieſer Zeit das Waſſer rein und klar gehalten, ſo kann zur Beſetzung des Beckens mit Tieren geſchritten werden. Trübt ſich dagegen das Waſſer in dieſer Zeit, ſo iſt es durch neues zu erſetzen, wenn es weißlich gefärbt iſt oder verdorben erſcheint. Waſſertrübungen können durch verſchiedene Umſtände bewirkt werden. Ein nicht genügend in Waſſer ausgelaugter Felſenaufbau teilt dem Aquarium— waſſer ſeine löslichen Beſtandteile mit und färbt es trübe, nicht genügend geſchlemmter Sand thut dasſelbe, während eine nur geringe Sandſchicht über den Bodenbelag ausgebreitet, dieſem an einigen Stellen den Durch— laß geſtattet, welcher gleichfalls das Waſſer ſchmutzig färbt. Auch kleine Würmchen, die ſich in dem zum Bodenbelag verwendeten Schlamm befunden haben, bauen ſich durch die Sandſchicht hindurch Röhren aus Schlamm, ſtecken aus dieſen ihr Hinterleibsende hervor und ſchlängeln mit dieſem im Waſſer. Fiſche oder andere Waſſertiere ſtreichen über dieſe kleinen Schlamm— kegel hin und eine Trübung tft fertig. In dieſer Weiſe iſt der Tubifex für Aquarien beſonders berüchtigt. Auch Futterſtoffe, die mehlhaltig ſind trüben das Waſſer, desgl. die Hüllen der zur Fütterung verwendeten Ameiſenpuppen, wenn ſie lange Zeit im Waſſer liegen, überhaupt alle nicht entfernten Futterreſte. Auch nach Beſeitigung der Futterreſte kann bei einigen Futtermitteln“) durch die Exkremente der Fiſche eine Waſſertrübung auftreten. Im friſch eingerichteten Aquarium wird in der Regel das Waſſer in der erſten Zeit trübe. Daher beſetze man es nie früher als 14 Tage nach Einfüllung mit Tieren. Trübt ſich dennoch das Waſſer, ſo reinigen es Daphnien, in genügender Anzahl eingeſetzt, bald. Jedoch ſind dann vorher die Fiſche zu entfernen. Weitere Waſſertrübungen treten dort auf, wo das Aquarium ſtark belichtet iſt. Sie find auf die Entwicklung mikroſkopiſcher Algen zurück— zuführen, welche das Waſſer vollſtändig grün färben. Wird auch das Waſſer durch dieſe pflanzlichen Gebilde nicht verdorben und iſt es den Fiſchen in keiner Weiſe ſchädlich, ſo iſt ein derartig veralgtes Becken nichts weniger als ein Zimmerſchmuck, an dem der Beſitzer Freude erlebt. Das Waſſer eines veralgten Beckens wird mit der Zeit, — es kann oft lange dauern — zwar wieder klar, da die Lebenszeit der Algen nur eine kurze iſt, doch vorher ſetzen dieſe erſt Sporen ab, aus denen bald neue Spratts Fiſchfutter, Nudeln, gekochte und geriebene Kartoffeln, Pfefferkuchen ꝛe. — 504 — Geſchlechter hervorgehen, zahlloſer als die, welche vor ihnen waren. Treten dieſe Algenbildungen im Becken auf, ſo iſt der Behälter dunkler zu ſtellen, alſo vom Fenſter abzurücken, und die Hinter- und Nebenſeiten des Aquariums mit grünem Papier zu bekleben. Ohne reichliches Licht kommen Algen im Becken nicht fort. Aquarien mit Durchlüftung und Spring— brunnen, durch welche eine Waſſerbewegung erreicht wird, haben weniger durch Veralgung des Waſſers zu leiden als ſolche, denen dieſe Einrichtungen fehlen. Die Bildung von Algen an der hinteren Glaswand ſchadet nichts, dieſe Pfl änzchen erzeugen Sauerſtoff, bilden für Waſserſchnecken einen beliebten Weidegrund, gereichen auch durch ihre ſchöne grüne Färbung dem ganzen Becken zur Zierde. Anders liegt die Sache dort, wo auch die vordere Scheibe von ihnen überzogen wird. Hier ſind die Algen zu entfernen und zwar benutzt man hierzu ſcharfe Bürſten, die einen langen Stiel haben oder beſſer den in Figur 250 dar— geſtellten Scheibenputzer, deſſen untere Fläche mit Plüſch, Moquet, Filz oder einem ähnlichen Stoffe überzogen iſt. Ein derartiges Putzen der Scheibe braucht nur wöchentlich einmal vorgenommen zu werden. Bei dieſer Reinigung wird das Waſſer natürlich nicht abgelaſſen, man reibt mit dem Putzer im Waſſer den Algenüberzug einfach ab. e Bei Aquarien ohne Waſſerbewegung bildet ſich zuweilen a auf dem Waſſerſpiegel eine ſilbergraue Bakterienſchicht, die reiniger. der Oberfläche einen häßlichen Anblick verleiht. Für die Fiſche, ſofern ſie nicht, wie z. B. die Makropoden, zur Atmung an die Oberfläche kommen, hat dieſe Schicht nichts zu bedeuten, doch iſt ſie für das Auge nicht angenehm. Sie wird leicht durch Aufnahme mit Fließ— papier entfernt, dauernd vom Aquarium aber fern gehalten durch einen Springbrunnen oder durch Durchlüftung des Waſſers. Unreinlichkeiten, Exkremente, abgeſtorbene Pflanzenteile, Futterreſte 2c. entfernt man aus dem Aquarium leicht durch einen Heber, wie ihn Figur 251 zur Anſchauung bringt. Derſelbe iſt in allen Aquariengeſchäften erhältlich. Scheut man dieſe Ausgabe und iſt man etwas bewandert mit dem Schmelzen, Biegen und Ziehen von Glasröhren, wie es eigentlich jeder Aquarienliebhaber ſein ſoll, ſo kann man ſich aus dem Lampenzylinder einer Breitbrenner-Lampe 905 Heber ſelbſt herſtellen. Es iſt dazu nur nötig, den oberen Teil des Zylinders etwas auszuziehen oder eine Glasröhre dieſem anzuſchmelzen, unten erſteren durch einen Kork zu verſchließen und durch dieſen eine andere Glasröhre zu führen, wie es Abbildung Figur 252 zeigt. Dieſer und der erſte Heber wird ſo gefaßt, daß der Daumen die obere Offnung bedeckt und dann in das Waſſer getaucht. Sobald der Daumen ge— hoben wird, vermag das Waſſer durch die unten befindliche Röhre einzudringen und führt in einem raſchen Strom die Schmutz- und Schlammteile in die Ausbuchtung. Schließt der Daumen die obere Offnung, ſo hört der Zu— fluß auf. Aus der Ausbuchtung vermag das mit Schmutzteilen angefüllte — 505 — Waſſer nicht zu entweichen und wird oben am Heber ausgegoſſen. Auch durch einen gewöhnlichen Heber kann der Schmutz aus dem Becken ent— fernt werden. Man befeſtigt an einer Glasröhre, die etwas länger als das Aquarium hoch iſt, einen noch etwas längeren Gummiſchlauch, ſetzt den ſo hergerichteten Heber durch Anſaugen in Thätigkeit und ſtreicht dann vorſichtig mit der Glasröhre über den Schlamm hin, der dann durch die Glasröhre über den Rand des Aquariums weg ge— führt wird und aus dem Gummiſchlauche in ein unten befindliches Gefäß läuft. Um bei einer Füllung des unteren Gefäßes nicht noch einmal den Schlauch anſaugen zu müſſen, iſt es praktiſch, dieſen durch einen Quetſchhahn zu verſchließen. Soll der Heber ſpäter wieder in Thätig— keit treten, ſo iſt der Quetſchhahn einfach zu entfernen. Iſt die Bodenſchicht des Aquariums nach einer Ecke hin abgeſchrägt worden, ſo kann hier ein ſogen. Schlamm— kaſten aufgeſtellt werden. Derſelbe iſt oben mit einem Gitter verſehen, deſſen Maſchen Exkremente, welche ſich in dieſer Ecke anſammeln, durchlaſſen und innen aufnehmen. Nach Entfernen des Gitters wird der Kaſten mittels Hebers von dem Unrate geleert. Eine Waſſererneuerung ſoll im Aquarium, ſobald es richtig bepflanzt und nicht mit Tieren übervölkert iſt, überhaupt nicht vorgenommen werden, außer wenn zwingende Gründe es unumgänglich für nötig erachten. Sachgemäß ein— gerichtete und gepflegte Aquarien bedürfen keiner Waſſer— erneuerung, doch iſt durch Nachfüllen das verdunſtete friſches zu erſetzen. Nur bei einer Neu— bepflanzung, die teilweiſe der einjährigen Gewächſe wegen jährlich zu erfolgen hat, iſt das Waſſer aus dem Becken zu ent— fernen, womöglich der obere Teil der Sandſchicht durch eine neue zu erſetzen, Figur 250. Glas- heber. Bei a läuft der Schmutz mit Waſſer ein, ſammelt ſich in b und wird aus dem Heber bei c ausgegoſſen. Waſſer durch nach der Bepflanzung und etwaigen ſonſtigen Reinigung aber das alte Waſſer, ſoweit es klar iſt, zur Füllung wieder zu verwenden. Zur Pflege der Pflanzen im ein— gerichteten Becken beachte man noch folgende Punkte. Die faulenden Blätter aller im Becken untergetauchten Gewächſe ſind zu entfernen. Bei den untergetauchten ie im tiefem Waſſer a a Pflanzen und denen, die im tiefem Waſſer Figur 251. Heber aus einem Lampen— wachſen, hat man zum Zwecke des Ab— zylinder und Anwendung desſelben. trennens dieſer Teile beſondere Pflanzen— ſcheren, die von den Aquarienhandlungen bezogen werden können. Ein — 506 — Abreißen dieſer Teile iſt zu vermeiden, da hierdurch leicht das Gewächs be— ſchädigt werden kann. Bei den Sumpfpflanzen ſind gelb werdende Blätter und Blattſpitzen ebenfalls mit einer Schere zu entfernen. Die Wurzelſtöcke der einjährigen Gewächſe ſind nach dem Abſterben der Pflanzen, beſonders im Herbſte, aus der Bodenſchicht herauszunehmen, desgleichen die Wurzel⸗ knollen der im Winter einziehenden, aber mehrjährigen Pflanzen, die eine trockene Überwinterung verlangen. Von Pflanzen, die im Herbſt Brut⸗ knoſpen erzeugen, ſind dieſe zu ſammeln und in beſondere Gefäße unter— zubringen, da dieſelben ſonſt von den Fiſchen verzehrt werden. Die Fütterung der Fiſche habe ich in einem beſonderen Kapitel ein— gehend geſchildert, brauche alſo an dieſer Stelle dasſelbe nicht noch einmal zu wiederholen. Es kommt oft vor, daß ein eingerichtetes Aquarium, beſonders, wenn es längere Zeit leer geſtanden hat, an einigen Stellen Waſſer durchläßt. Dringt dieſes Waſſer nur in Tropfen durch, ſo iſt die Möglichkeit vor— handen, daß die einzelnen Stellen nach kürzerer Zeit wieder verquellen. Schwieriger iſt eine Dichtung zu erzielen, wenn an einem ſchon längere Zeit be— nutzten Aquarium ſich eine Stelle findet, die ſtärker Waſſer durchläßt. Es iſt dann kaum zu umgehen, e das Waſſer aus dem Becken ſoweit abzulaſſen, bis Figur 252. Quetſchhahn. es unter der rinnenden Stelle ſteht. Dieſe läßt man dann trocken werden, drückt in die Fuge Kitt ein, und zwar möglichſt tief. Zeigt ſich auch innen bei der Eckverkittung ein leerer Raum, ſo iſt dieſer ebenfalls mit Kitt aus— h zufüllen.“) Geſprungene Scheiben laſſen ſich dagegen nur in den wenigſten Fällen dichten. Bei vollſtändig trocknem Glas ſind kleine Sprünge durch Überſtreichen einer ſtarken Kautſchuck- oder Schellacklöſung zu dichten. f Größere Sprünge werden durch innere Ankittung einer . den Sprung verdeckenden Glasſcheibe abgedichtet. II eines Geſteles air Jedes längere Zeit leer geſtandene Kaſtenaquarium Verhinderung des iſt vor der Füllung überall dort, wo Kitt mit dem Nich n der Waſſer in Berührung kommt, mit Ol, am beſten Lein— Fiſche aus dem Aquarium. à Höhen- ölfirniß, zu beſtreichen. Hierdurch erreicht man, daß ſtab, b oberer Stab, der Kitt die verlorene Fettigkeit wieder einſaugt. Nach— 2 8 1 N ’ R . R 1 * 1 Nau dem überſtreiche man dieſe Stellen noch mit einer dicken riumrande aufliegender SR Stab, d Stäbchen, Schellacklöſung. e N Um ein Aquarium vollſtändig mit Waſſer füllen Aquarium an den 5 3 3 ; e e an, Seiden liest zu können, iſt, um ein Herausſchnellen der Fiſche zu verhüten, dieſes mit einer Einfaſſung aus Müllergaze in einer Höhe von etwa 20 em und darüber zu umgeben. Eine der— „Cement in Waſſerglas,“ ſagt Geyer, „zu einem dünnen Brei angerührt und ſehr ſchnell auf die rinnende Stelle gebracht, erhärtet augenblicklich und hält das Waſſer zurück.“ RE artige Einfaſſung ſtellt man ſich leicht ſelbſt her, indem man ſich aus dünnen Stäbchen ein vollſtändiges Geſtell anfertigt, welches auf dem oberen Rand des Aquariums ſtehen kann. Dieſes iſt einfach mit der Gaze zu überziehen. Bei einer Kultur von Sumpfpflanzen bleibt es oben offen, ſonſt kann es auch hier einen Ueberzug tragen. Drahtgitter verwende man zu einer ſolchen Einfaſſung nicht, da ſich an einem ſolchen die Fiſche leicht beſchädigen können. Behälter mit Schleierſchwänzen und Teleſkop— ſchleierſchwänzen benötigen einer ſolchen Einfaſſung nicht, da dieſe Fiſche ſchon durch ihren Körperbau am Herausſchnellen verhindert find. 4. Verſand von Fiſchen und Fiſcheiern. Ehe ich die Verſendung der lebenden Fiſche und der Fiſcheier mit der Poſt näher ſchildere, kann ich nicht umhin, der erſten Verſendung der Goldfiſche von Japan nach Europa kurz zu gedenken. Dieſe fand auf folgende Weiſe ſtatt: Eine Flaſche aus ſtarkem Glaſe mit einer weiten Offnung und etwa 5 I Waſſer als Inhalt wurde mit reinem Sande, Waſſerpflanzen, Schnecken und Kaulquappen verſehen und mit klarem Waſſer faſt bis zum Rande gefüllt, dann mit 4 Goldfiſchen von 5 em Länge be— ſetzt und mit einem durchlöcherten Deckel von Blech geſchloſſen. Dieſe Sendung ſtellte man etwa 1 Woche bei Seite und beobachtete die Fiſche hinſichtlich ihrer Geſundheit. Ließ dieſe nichts zu wünſchen übrig, dann kam die Flaſche in einen Eimer aus ſtarkem Blech oder Zinn, in den ſie genau paßte und der mit Handgriffen verſehen war. Über Flaſche und Eimer wurde ein Geflecht von ſtarkem Draht geſpannt. Das ſo vor— gerichtete Transportgefäß wurde auf dem Dampfſchiffe an den Handgriffen des Eimers aufgehängt, um auf dieſe Weiſe den Schwankungen des Schiffes entgegenzuwirken, dieſe alſo aufzuheben. Während der Reiſe wurde das Waſſer nicht gewechſelt, und die Fiſche erhielten auch kein Futter. Licht und Luft hatten freien Zutritt, daher wuchſen die Pflanzen und hielten das Waſſer friſch. Hatte ſich wirklich Waſſer verſchüttet, ſo wurde es aus dem Eimer in die Flaſche zurückgegoſſen. Aber auch auf noch viel ein— fachere Weiſe haben wir Zierfiſche wohlbehalten aus Japan erhalten. War das Wetter gut, ſo wurden die Tiere in einem Baderaum gehalten, war es unruhig und drohte es zu ſtürmen, ſo war ein Eimer der Ort, wo ſie ſich aufhielten. Derartige überſeeiſche Verſendungen kommen jedoch nur äußerſt ſelten in Betracht, meiſt handelt es ſich doch hier um die Verſendung innerhalb Deutſchlands und der Nachbarländer. Für die Verſendung lebender Tiere mit der Poſt hat die Verwaltung beſondere Vorſchriften erlaſſen, nach denen der Abſender beſtimmen muß, was mit der Sendung geſchehen ſoll, falls dieſe am Beſtimmungsorte nicht beſtellt werden kann, wenn z. B. der Adreſſat die Annahme verweigert. Aus dieſem Grunde iſt auf die Adreſſe niederzuſchreiben: 1. „Wenn nicht angenommen, ſofort zurück“; 2. „Wenn nicht angenommen an N. in N.“ oder 3. „Wenn nicht — 508 — angenommen, telegraphiſche Nachricht auf meine Koſten. Sobald nun der Empfänger 24 Stunden nach geſchehener Benachrichtigung oder auch nach verſuchter Beſtellung die Sendung nicht angenommen hat, wird ſeitens der Poſtverwaltung nach den bezeichneten Vermerken verfahren. Weiter iſt es erforderlich, daß die Sendung den Vermerk in großen, deutlichen, in die Augen fallenden Schriftzeichen trägt: „Vorſicht! lebende Fiſche!“ Vermerke wie z. B. eito 2c. bleiben ſtets unberückſichtigt, dagegen die Aufſchrift: „Durch Eilboten zu beſtellen“ bewirkt, daß die Poſt— verwaltung die Sendung ſogleich nach dem Eintreffen durch einen beſonderen Boten beſtellen läßt. Für dieſe beſondere Beſtellung erhebt die Verwaltung, falls ſie nicht vom Abſender vorher bezahlt iſt, im Ortsbezirke 25 Pfennig, im Landbezirke dagegen je nach der Entfernung pro Kilometer 10 Pfennig, mindeſtens jedoch 40 Pfennig. An Porto für eine Sendung iſt zu entrichten: für Orte unter 10 Meilen im Umkreiſe 35 Pfennig, für die über 10 Meilen 75 Pfennig für die Sendung bis zu einem Gewichte von 5 Kilogramm. Für die Verſendung nach dem Auslande geben die Schalterbeamten der Poſtverwaltung ſtets Auskunft. In Deutſchland iſt den Poſtbeamten vom Staatsſekretär Herrn von Stephan die ſorgfältigſte Behandlung aller Sendungen von Fiſchen und Fiſcheiern befohlen worden, ſobald die Gefäße, die zum Transport dienen, mit beſtimmten, farbigen Etiquetten, die beim Ausſchuß des deutſchen Fiſcherei-Vereins in Berlin für 50 Pfennig pro 100 Stück zu erhalten ſind, verſehen werden. Bei der Verſendung ſind folgende Regeln zu beachten: Je niedriger die äußere Temperatur iſt, um ſo beſſer iſt die Zeit für den Ver⸗ ſand des Fiſches. Ein kaltes Waſſer abſorbiert mehr Sauerſtoff als ein warmes, je wärmer die Temperatur des Waſſers iſt, je mehr Sauer— ſtoff wird von den Fiſchen verbraucht, aus dieſem Grunde muß bei warmer Witterung das Waſſer mittelſt Eis abgekühlt werden. Wie und auf welche Weiſe dieſes geſchieht, habe ich weiter unten ausgeführt. Obiger Satz iſt von beſonderer Wichtigkeit dort, wo es ſich um längere Reiſen handelt. Der Bedarf an Sauerſtoff iſt für eine beſtimmte Gewichts— menge Fiſche um ſo größer, je kleiner die Tiere ſind. Es brauchen alſo 10 Kilogramm kleine Fiſche mehr Waſſer als 10 Kilogramm große Fiſche. Die Waſſermenge wird leicht berechnet nach der Dauer des Transportes und dem Gewicht der Fiſche, indem letztere mit den Zahlen untenſtehender Tabelle multipliziert werden. Stunden 10 % 20. | e | | | Einjqährige Tide . - > 2 2 2. | 90. 25 30 | 35 40 | 45 Zweijährige Fiche le 20 25 | 30 35 40 Dreijährige SIDE - 2.2 2 2 0. 10 15 20 | 25 30 35 Es erläutere dieſes ein Beiſpiel. Ich habe 250 gr Fiſche, dieſelben ſind zweijährig und haben einen Transport von 30 Stunden zu beſtehen, dann erhalte ich folgende Rechnung: 550 X 25 — 6250. — 509 — Die Waſſermenge muß alſo aus 6250 gr oder 6 kg 250 er Waſſer beſtehen. Die übrigen Rechnungen erklären ſich nun von ſelbſt. Als Verſandgefäße benutzt man in der Regel Blechkannen. Die für einzelne Fiſche beſtimmten haben einen Boden durchmeſſer von 23 em und eine Geſamthöhe von 22 em. Beiſtehende Skizze erläutert die— oe jelbe beſſer als eine lange Be— ſchreibung. In den Hals des 4 em | Gefäßes kommt ein am Boden ae durchlöcherter Einſatz als Ver— ee ES ſchluß. Dieſer hat dieſelbe Höhe des Halſes alſo 4 em. Der durchlöcherte Teil befindet ſich dort, wo der Hals aufhört. In dieſen Einſatz auf den durch— löcherten Boden kommt bei warmem Wetter etwas Eis, welches das Waſſer kühl erhält. 5 In die Kanne werden außer Figur 254. en einer Trans- dem Waſſer einige Pfl anzen ge— portfanne und Größenverhältmiſſe than, damit die Fiſche durch dieſe derſelben. gegen Beſchädigung etwaiger, nicht immer zu vermeidender Stöße geſchützt ſind, und damit das Waſſer friſch erhalten bleibt. Auch die Verſendung von Fiſcheiern iſt auf weite Entfernungen mög— lich. Je nach dem Entwicklungsſtadium, in welchem der Fiſchlaich ſich be— findet, iſt er mehr oder weniger leicht zu behandeln. Ganz friſch befruchtete Eier können in den erſten Tagen nach der Befruchtung mit einiger Vorſicht weit transportiert werden. Iſt jedoch die Entwicklung des Keimes S ſchon weiter fortgeſchritten, ſo iſt die = | 2 Verſendung ohne großen Verluſt nicht 55 BES zu bewerkſtelligen. Empfindlich it . NA das Ei, wenn unter der Eihülle die „ dunklen Augenflecke des Tieres ſchon a Y ſehr weit fortgejchritten find und die Zeit herannaht, wo das Tierchen = bald die Hülle zerbricht und aus— a ſchlüpft. Zeigen ſich jedoch exit dieſe Augenflecke, ſo kann das Ei ohne Figur 255. Transportkanne mit Einſatzdeckel. o Jefahr f rſchickt werden. Bei a und al wird durch den Deckel bei a große aan weit verſchickt . das Gefäß mit einem Stabe verſchloſſen, welcher Die Eier transportiert man zu gleicher Zeit als Griff dient. in feuchter Verpackung, oder im Waſſer, die Temperatur beider ſoll möglichſt niedrig, ſtets jedoch über dem Gefrierpunkte ſein. 22 cm 12 em — 510 — Für die Verſendung eignen ſich am beſten Doppelrahmen, [wie ‚fie von v. d. Borne hergeſtellt hat. Sie ſind auf der Innenſeite mit Wollen— fries oder Baumwollenparchent bezogen und können wie ein Buch geſchloſſen werden. Man legt den geöffneten Rahmen in ganz flaches Waſſer, verteilt die Eier darauf und ſchließt denſelben. Die ſo gefüllten Rahmen ſtellt man aufeinander, indem man Moos und Eisſtückchen dazwiſchen legt und bindet ſie mit einer Schnur kreuzweiſe zuſammen. Dann werden ſie in einer etwas größeren Kiſte zwiſchen Sumpfmoos und einigen Eisſtücken verpackt. Kommt die Kiſte an den Beſtimmungsort an, ſo überzeuge man ſich durch ein Thermometer von der im Innern herrſchenden Temperatur; wenn dieſelbe weſentlich höher iſt, wie 0° R., jo tft eine Schädigung der Eier ſehr wahrſcheinlich. Nun bringe man 90 Inhalt der Kiſte allmählich auf die Temperatur des Waſſers, in das die Eier gelegt werden ſollen, indem man wenig Waſſer hineinfließen läßt; dann thue man die Eier in eine Brutſchüſſel, aus welcher die abgeſtorbenen zu entfernen ſind, die geſunden dagegen in den Bruttrog kommen. Den Transport ganz junger Fiſche unterlaſſe man. Sind die Tiere noch mit dem Dotterſack verſehen, ſo iſt ihre Verſendung noch zu bewerk— ſtelligen, jedoch geht im günſtigſten Falle etwa annähernd die Hälfte der jungen Fiſche dabei zu Grunde. Sind die Tiere indeſſen ſchon größer, ſo iſt ihr Transport wie bereits geſchildert auszuführen. 5. Behandlung verſchickter Fiſche bei der Ankunft. Sobald von der Poſtverwaltung die Beſtellung der Sendung an den Empfänger erfolgt iſt, iſt zur Offnung des Transportgefäßes zu ſchreiten. Ein Teil des Waſſers, in dem die Fiſche den Transport zurückgelegt haben, iſt abzugießen und durch friſches zu erſetzen. Das abgelaſſene Waſſer gieße man in eine möglichſt tiefe Wanne, die etwa 4—5 em hoch friſches, ab— geſtandenes Waſſer enthält. Hier hinein überführe man die Fiſche nun vorſichtig durch Ausgießen des Transportgefäßes. Alle Stunde laſſe man aus dem Aquarium, in welchem die Fiſche bleiben ſollen, weitere 4—5 em Waſſer in die Wanne ab und ergänze dieſes im Behälter durch friſches. So fahre man fort, bis in der Wanne ein verhältnismäßig gleicher Waſſerſtand mit dem des Aquariums erreicht iſt. Durch ein Überbinden der Wanne mit Gaze ꝛc. verhütet man ein Herausſchnellen der Fiſche, worauf auch in den erſten Stunden nach der Überführung in das Aquarium zu achten iſt. Fiſche, welche warmes Waſſer lieben, aber in kühler Tempe ratur ver— ſchickt worden ſind, dürfen auf keinen Fall ſofort in ein wärmeres Waſſer geſetzt werden. Sie ſind in einem erwärmten Raume zu laſſen, bis das Waſſer des Transportgefäßes, welches ſelbſtverſtändlich mit den Fiſchen in eine Wanne gegoſſen wird, von ſelbſt eine höhere Temperatur angenommen hat; erſt dann beginne man mit der Zuführung von Aquariumwaſſer, wenn beides dieſelbe Temperatur beſitzt. — 511 — Kein Fiſch iſt behufs Überſiedelung von einem Behälter in den anderen mit der Hand zu greifen, da dem Tiere eine Berührung mit der warmen Hand äußerſt zuwider iſt. Zum Fange bediene man ſich ſtets eines kleinen Netzchens. Ein Aquarium übervölkere man nie! Verſand von Amphibien und Reptilien. Die ſchon bei den Fiſchen angegebenen Vorſchriften der Poſtverwaltung gelten auch hier. Falls die Tiere ausſchließlich Waſſertiere ſind, d. h. auf dem Lande nicht leben können (Olm ꝛc. und Larven), werden fie in den— ſelben Gefäßen wie die Fiſche verſchickt. Entwickelte Amphibien und Reptilien werden in Kiſten mit feuchtem Moos verſand, in denen ſie einen ziemlich weiten Transport ohne Gefahr für ihr Leben zurücklegen können, ſobald der Behälter mit Luftlöchern verſehen iſt. Die eingetroffenen Tiere erhalten eine gute Mahlzeit und werden dann in den Behälter untergebracht. 6. Kranlheiten der Fiſche. Ein geſunder Fiſch hat ſeine Rückenfloſſe ſtets erhoben und vollführt mit den Bauchfloſſen rudernde Bewegungen. Niedergelegte Rückenfloſſen und angelegte Bruſtfloſſen ſind Zeichen, daß der Fiſch ſich unbehaglich fühlt, ev. auch ſchon krank iſt. Nicht nur bei den im Aquarium gehaltenen Fiſchen treten Krank— heiten mancherlei Arten auf, ſondern oft raffen Seuchen ganze Scharen der Fiſche auch in der Freiheit dahin. Gegen viele Gefahren, die oft mit dem Tode des Fiſches endigen, iſt das im Aquarium gehaltene Tier geſichert. Ihm drohen nicht die ſcharfen Zähne des Raubfiſches, auf ihn ſtößt nicht der ſpitze Schnabel des Reihers, weder Eisvogel noch Otter, weder Nörz noch Waſſerratte vermögen dem Tiere etwas anzuhaben. Aber andere Feinde, mikroſkopiſch klein, die im freien Waſſer hauſen, werden oft mit dem lebenden Futter in die Behälter eingeführt, ſie verbreiten Tod und Verderben unter den Pfleglingen, wenn ſie in größerer Anzahl auftreten, und ihnen gegenüber iſt der Menſch faſt machtlos. Dieſe Fiſchfeinde bezeichnet man mit einem Worte als „Paraſiten“ und verſteht darunter Lebeweſen, die bei einem anderen Lebenweſen auf deſſen Koſten Unterkunft und Nahrung finden. Dieſe Unterkunft kann nur auf ein gewiſſes Entwicklungsſtadium des paraſitiſchen Lebeweſens beſchränkt ſein, kann aber auch lebenslänglich währen. Die Nahrung des Paraſiten wird ſtets, ſolange er ein Weſen bewohnt, von dieſem bezogen, ſie beſteht aus den Säften desſelben, aus den Nahrungsſtoffen, ſelbſt aus ſeinen Exkrementen. Der Paraſit ſchmarotzt an, auf oder in ſeinem Wirte, auf Koſten deſſen. Geſundheit. — 512 — Die Paraſiten ſind entweder Pflanzen oder Tiere, auch die Wirte können dem Pflanzen- oder dem Tiergeſchlechte angehören. Je nachdem wo die Paraſiten ihren Wohnſitz aufſchlagen, unterſcheidet man Ekto- und Entoparaſiten. Die Ektoparaſiten ſind Außenſchmarotzer, die Entoparaſiten Innenſchmarotzer. Beide Arten von Schmarotzer können tieriſche oder pflanzliche Gebilde ſein. Je nach dem Auftreten und der Anzahl der Paraſiten bei einem Wirte, kann der Schaden, welche dieſe niederen organiſchen Gebilde dieſem zufügen, ein verſchiedener ſein. Die harmloſeſten von ihnen plagen ihren Wirt durch eine fortwährende Unruhe, während andere ſich von den Nahrungsſtoffen nähren, die gefährlichſten aber ſind die, welche die Säfte ihres Wirtes aufzehren oder von ſeinen Geweben leben. Beſonders ge— fährlich ſind die Ektoparaſiten unſeren Fiſchen. Die Erforſchung und Vernichtung dieſer Tiere hat ſich als beſondere Aufgabe der allen Aquarienliebhabern bekannte Vorſtand des „Triton“ in Berlin P. Nitſche geſtellt. Auch Dr. Weltner, der Leiter der „Blätter für Aquarien- und Terrarien-Freunde“, ſowie Dr. Hofer in München und Dr. Zacharias haben durch ihre Forſchungen manches Licht über dieſe ſchlimmen Fiſchfeinde verbreitet. „Die Zahl der bis jetzt bekannten Paraſiten der Süßwaſſerfiſche aus dem Kreiſe der Würmer iſt ſchon eine ſehr beträchtliche“ ſagt Zſchokke im Zacharias: ‚Die Tier- und Pflanzenwelt des Süßwaſſers, „ſie dürfte kaum unter 250 zurückbleiben; ſie ſteigt jährlich an, nichts läßt vorausſetzen, das die diesbezüglichen Liſten ſo bald als vollſtändig geſchloſſen betrachtet werden können. Den momentanen Stand unſerer Kenntniſſe über die Vertretung von ſchmarotzenden Würmern im Körper der verbreitetſten Fiſche des ſüßen Waſſers dürfte etwa folgende Tabelle entſprechen: Zahl der bei ihm vorkommenden Paraſiten. Namen der Fiſche: | Saug⸗ Band- Faden⸗ . ar er würmer | 2 | N Total ih 8 3 | 4 27 Kaulbarſch 8 2 | 5 | 3 18 Zander 1 1 2 3 13 Groppe 3 2 0 2 7 Stichling 4 4 6 3 11 Aalraupe (Quappe) 6 9 6 | 4 2 Wels 2 2 6 3 N Karpfen 8 1 2 | 4 15 Gründling 3 2 | 3 | 5 10 Barben. 7 3 1 | 5 16 Aitel 7 2 4 2 15 Nane 8 8 8 5 3 19 Haſel 00 2 3 4 16 Ellritze 5 1 4 3 18 Schleihe 2 5 3 4 14 Lauben. 3 4 3 3 13 — 513 Zahl der bei ihm vorkommenden Paraſiten. Namen der Fiſche: || Schmerle . Schlammpeitzger Saibling | e oe a Forelle | S ee | Schnäpel . Felchen Aſche . J 0 Raff. 3 D a 14 EE cr 05 Neunauge. Saug⸗ Band⸗ Faden⸗ würmer würmer würmer | — Ne) DD em vo — O 1 3 1 Kͤratzer Total | 6 2 13 Wer 0 6 1 1 15 7 2 30 4 1 17 9 2 21 3 1 10 | | 1 13 | 5 2 16 1 3 26 AR ee 12 Ne 37 1 3 0 9 Die vorangehenden Zahlen bedürfen kaum eines weiteren Kommentars.“ Beziehen ſich auch dieſe nur auf einen Teil der Entoparaſiten, ſo kommen in der Zahl der Ektoparaſiten ſtets neue Tierformen hinzu, welche den Fiſch mindeſtens heftig plagen. Eine nicht kleine Gruppe von Kiemenparaſiten ſind die Gyrodaktyliden, von denen Seite 489 Figur 233 ein Vertreter dar— geſtellt iſt. In derſelben Weiſe ausgerüſtet iſt Daktylogyrus, deſſen verheerende Wirkungen allen älteren Aquarienliebhabern bekannt find. Die Anweſenheit der Ektoparaſiten, die in die Oberhaut eindringen, ſich hier anheften, zeigt ſich durch das Auftreten kleiner, zerſtreut liegender weißer Pünktchen, die ſich oft mit rapider Schnelligkeit über den ganzen Fiſch verbreiten, Floſſen, Kiemen und den ganzen Fiſch bedecken. Aus den Pünktchen werden größere Flecke und die Oberhaut löſt ſich oft in Fetzen ab. Haupt— ſächlich treten Dactylogyrus, Gyrodaety- lus, Ichthyophthirius, Trichodina, Tretra- mitus, Chilodon und noch einige andere auf. Das Verdienſt der Herren P. Nitſche und Dr. Weltner iſt es, uns genauer mit einzelnen dieſer Ektoparaſiten bekannt ge— macht zu haben. Tetramitus Nitschei Weltner wurde 1893 im Februar an der Haut ausgewachſener Goldfiſche in ungeheurer Anzahl von Nitſche beobachtet. „An einigen der Fiſche“, ſchreibt derſelbe,“) „bemerkte ich einen weißlichen feinen Belag auf der Oberfläche. Der an einem Hirſe— Figur 256. Tetramitus Nitschei. 1. Nach dem Leben; von der Fläche geſehen. 2.—4. Nach Abtötung in ge⸗ ättigter Sublimatlöſung. 2. von der Fläche. 3. und 4. von der Seite (nach Nitſche und Weltner). Natürl. Größe 0,0136 mm lang. korn großen Stück Epidermis bisweilen tauſende der Flagellaten aufwies ) Centralblatt für Bakterielogie und Paraſitenkunde. XVI Nr. 1. Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. — 514 — und ſchließlich in blutrote Stellen an Schuppen und Floſſen überging. Dieſe roten Flecke wurden immer größer, dabei wurde die Freßluſt der Fiſche geringer und die Tiere magerten infolgedeſſen ab. Ein von der Krankheit ergriffener Fiſch ſteht viel ſtill unter der Waſſeroberfläche und geht langſam ein, wenn er nicht rechtzeitig von wenigſtens einem Teile der Paraſiten, die er öfter, wie die anderen tieriſchen Ektoparaſiten, am Bodengrunde an Pflanzen oder an den Glasſcheiben abzuſtreifen ſucht, befreit wird. Dieſes erreicht man, wenn man etwa zehn Schüſſeln mit friſchem abgeſtandenen Waſſer nebeneinander ſtellt und in jeder Schüſſel den Fiſch fünf Minuten beläßt. Die Paraſiten verlaſſen auf dieſe Weiſe den Fiſch und werden dann mit dem Waſſer fortgegoſſen. Wird dieſe Prozedur des öfteren wiederholt, mindeſtens 3 Tage hintereinander, ſo hat man auf kürzere Zeit nichts zu befürchten.“ Später aber treten die Symptome wieder auf. „Die einige andere tieriſche Fiſchektoparaſiten ſicher vernichtende Salz- und Salicyl— ſäurelöſungen ſchaden in den Fiſchen unſchädlichen Stärken dem Paraſiten nicht, und Verſuche mit einer großen Anzahl anderer Chemikalien hatten dasſelbe negative Ergebnis.“ Bringe ich dieſe Krankheit etwas ausführlich, ſo hat dieſes ſeinen Grund darin, um zu zeigen, wie wenig wir Fiſche, die von Paraſiten ge— plagt werden, heilen können. Ein Paraſit ſtirbt von den unten näher beſchriebenen Mitteln, ein anderer lebt noch luſtig auf dem toten Fiſche weiter, der in der Auflöſung geſtorben iſt. Dem Triton in Berlin, in— ſonderheit ſeinem Vorſitzenden P. Nitſche, gebührt das Verdienſt in kurzer Zeit durch freiwillige Beiträge der Mitglieder, ſowie auch durch ſolche an— derer Vereine, die Gelder zur Stellung eines Preisausſchreibens beſchafft zu haben, um wirkſame Mittel zur Vernichtung der Ektoparaſiten zu er— halten. An Intereſſe für die Erforſchung von Fiſchkrankheiten fehlt es in wiſſenſchaftlichen Kreiſen nicht. Die Unterſuchung der Fiſche, die ſtets lebend einzuſenden ſind, iſt nicht ſo leicht, es bedarf hierzu immerhin eines nicht geringen Aufwandes an Zeit und Arbeit. Werden kranke Fiſche eingeſand, ſo iſt auch über den Umfang und über die Symptome der Krankheit das— jenige mitzuteilen was darauf Bezug hat, auch vergeſſe man nicht anzugeben, wie die Tiere gehalten und verpflegt ſind. Fehlen auch zur Zeit noch Mittel, welche die am Körper des Fiſches ſchmarotzenden Paraſiten töten, und den in den Kiemen ſitzenden den Untergang bringen, ſo ſind doch einige bekannt, welche die im Waſſer ſchwimmenden Paraſiten vernichten. Salz, welches ſchon bei den Aquarienbeſitzern zum Univerſalmittel gegen alle möglichen Fiſchkrankheiten geworden iſt, ſchadet nur einzelnen Paraſiten und zwar auch nur dann, wenn die Paraſiten den Fiſch in einer Salzauflöſung verlaſſen. Experimente, die Stiles zur Vernichtung der lehthyophthirius-Krankheit angeſtellt hat, führt Weltner in den „Blättern für Aquarien- und Terrarien— Freunde“ an.“) Betreffs der Salzlöſung ſchreibt nun Weltner hier: *) Band VI. — 515 — „In ein großes vier Fuß tiefes Aquarium wurde feſtes Salz gebracht und ſo ein gelinder Waſſerſtrom in das Aquarium geleitet, daß das Waſſer möglichſt wenig bewegt wurde. Dadurch wird allmählich auf dem Grunde des Aquariums eine geſättigte Salzlöſung erzielt, während das Waſſer nach oben hin in verſchiedenen Graden ſalzhaltig iſt. Da nun das ganze Waſſer nach und nach immer ſalziger wird, ſo ſucht der Fiſch vorwiegend die obere Waſſerhälfte auf, er geht aber doch auch hin und wieder in die tiefen Waſſerſchichten, ſelbſt in die tiefſte, ſalzhaltigſte. Es haben nun die Verſuche von Stiles und von anderen ergeben, daß Fiſche in einem wie eben geſchilderten Aquarium lange leben können. Der Ichthyophthirius geht nun dabei leider nicht zu Grunde, ſolange er in der Fiſch— haut ſitzt, aber er ſtirbt ſofort in dem ſalzhaltigen Waſſer, ſobald er den Fiſch verlaſſen hat. Stiles fand weiter, daß Forellen und Amiurus albidus in einem großen Aquarium von vier Fuß Tiefe, Figur 257. Ichthyophthirus.“) mit etwa 25 Pfund Salz nach obiger Art eingerichtet, nach zwei Wochen zum größten Teil von ihren Paraſiten befreit waren.“ Die vom Ichthyophthirius befallenen Fiſche beſitzen auf der äußeren Haut kleine, mit dem Auge ſchon ſichtbare, milchweiße Pünktchen, die ein wenig erhöht ſind. Solcher Pünktchen ſind zu Beginn der Krankheit nur wenige vorhanden, indeſſen treten immer mehr auf, ſo daß ſich dieſe kleinen Dingerchen zu Flecken vergrößern können, die den Fiſch weiß gefleckt erſcheinen laſſen. In der Regel ſondern die befallenen Fiſche viel Schleim ab, der ſie ganz dick überzieht. Beim Schleierſchwanz werden durch dieſe Paraſiten die Floſſen aufgefaſert und einzelne Strahlen bloßgelegt. Von Schwimmen iſt natürlich bei einem ſolchen Fiſch nicht die Rede mehr, er vollführt nur noch ſchau— kelnde Bewegungen und hält ſich dicht an der Oberfläche auf. Weiter wird von Stiles gegen den Ichthyophthirius Methylenblau in einer 1 wäſſerigen Löſung empfohlen. Er nahm davon verſchiedene * 1. Stück eines Bartfadens vom Schlammbeißer mit vier Ichthyophthirien in dem Epithel der Oberhaut. 2. Ein Teil dieſes Bartfadens ſtärker vergrößert. (1. u. 2.) Nach Ab⸗ bildungen von unveröffentlichten Zeichnungen von Herrn Prof. Hilgendorf. 3. Ein frei im Waſſer ſchwärmender Iehthyophthirius multifilis (Vergr. 75 mal. Nach Kerbert und Weltner). 4. Ein junger Ichthyophthirius multifilis, aus dem Epithel der Haut einer Forelle Vergr. 150 mal. Nach Fouquet). 5.—8. Teilungsſtadien des Ichthyophthirius, der einen Fiſch ver— laſſen hat, um ſich fortzupflanzen. (Nach Stiles.) 5. Zweizellen-, 6. Vierzellen-, 7. Achtzellen⸗ ſtadium. 8. Ein weiteres Zellenſtadium, in dem zwei Zellhaufen ſichtbar ſind. Die Zelle I in 5 iſt bei 6 in den Zellen Ia und Ib, die Zelle II in IIa und IIb zerfallen. Bei 7 haben ſich die Zellen mit der gleichen Bezeichnung wie bei 6 in je 2 Zellen geteilt. Alles nach Weltner aus „Blätter für Aquarien und Terrarienfreunde.“ 38* — 516 — Mengen: 1, 10, 15, 20, 30 ebem., „die er den Aquarien mit verſchiedenen Mengen Waſſerinhalt zuſetzte. Er gelangte nach mehreren Verſuchen da— hin, daß eine infizierte Forelle nach 11 Tagen in dem Methylenblauwaſſer vollſtändig vom Iehthyophthirius befreit war, während an einem Wels nach 6 Tagen noch einige der Paraſiten bemerkbar blieben; bei dieſem Verſuch befanden ſich beide Fiſche in 10 1 Seewaſſer, dem 30 ebem der 1% wäſſerigen Methylenblaulöſung zugegeben war. Die Temperatur des Waſſers betrug 22—24%0 C, und es war vollſtändig Luft durchgeleitet worden. Nach mehreren Tagen hatten ſich viele Ichthyophthirius von den Fiſchen abgelöft und dieſe jelbit hatten viel Schleim in das um— gebende Waſſer abgegeben. — Stiles macht bei dieſer Gelegenheit darauf aufmerkſam, daß das Methylenblau in zu ſtarker Löſung dem Fiſche ſchädlich und ſehr geſchwächten Fiſchen unheilbringend ſei.“ Ein nachfolgender Verſuch dieſen Paraſiten in Eoſin, 1% in wäſſeriger Löſung von verſchiedener Menge, z. B. 5 ebem zu 500 ebem Aquarienwaſſer, 15 zu 500 ebem und 60 ebem zu 10 1 tötete den Paraſiten, ſobald er den Wirt verlaſſen hatte in 15 — 60 Minuten. „Ob aber Fiſche ſolange in einer Eoſin-Löſung leben können, bis ſie alle lehthyophthirius verlaſſen haben und ob ſich die Fiſche auch in der Folgezeit nach Eoſin-Bädern geſund erhalten, S0 iſt auch noch zu entſcheiden.“ W © Von vielen Seiten wird auch zur Vernichtung der S Von vielen Seiten wird auch zur Vernichtung der © 5 Paraſiten ein möglichſt ſtark mit Sauerſtoff durchlüftetes Figur 258. Waſſer empfohlen, da es bekannt iſt, daß dieſer niedere Myxosporidien. Tiere tötet, den Fiſchen aber wohl kaum Gefahr bringt. (ftark bergr.) Größere Ektoparaſiten, z. B. die Karpfenlaus, zu Phoroſpermien. töten gelingt mit / % Lyſollöſung ſicher nach Peters. Auch aus der niedrigſten Klaſſe des Tierreiches, unter den Protozoen oder Urtieren, finden ſich Paraſiten, die dem Fiſche ſchädlich ſind, Phoro— ſpermien früher, jetzt als Myxosporidien bezeichnet. In ihrer Geſtalt ſind die Tiere ſehr wechſelnd und veränderlich, mikroſkopiſch klein, häufig gelb— gefärbt, in ihrem Innern mit einer großen Zahl von äußerſt feinen Kernen angefüllt. Sie werden in allen Organen der Stiche gefunden, bewohnen jedoch hauptſächlich Niere und Milz, kommen auch in den Kiemen, der Haut, den Muskeln ꝛc. vor. Im Innern dieſer Myxosporidien findet man faſt ſtets mehrere Sporen, die früher unter dem Namen Phoroſpermien bekannt waren, und als ſolche für ſelbſtändige Lebeweſen angeſehen wurden. Sie finden ſich bei jungen und alten Tieren. Größere Tiere ſind oft mit einer rieſigen Menge Phoroſpermien angefüllt, ſodaß man in einer Myxosporidien- puſtel Tauſende von ihnen, aber von dem Zellleib der Myxosporidien nichts beobachten kann. Beſonders leiden die karpfenartigen Fiſche durch dieſe Krankheit. Dieſe Knoten werden allmählich zu großen Beulen, die Fiſche werden entkräftet und endlich brechen die ekelhaften Geſchwüre auf und führen den Tod des Fiſches herbei. Befallene Fiſche ſind ſogleich abzuſondern, die Knoten aufzuſchneiden, die Wunde gut auszuwaſchen und in dieſelbe Salyeilpulver zu ſtreuen. Alsdann gebe man den Tieren Becken, die gut durchlüftet ſind und in denen eine peinliche Sauberkeit herrſcht. ee Pflanzliche Fiſchparaſiten gehören, wie das nach der Ernährungsweiſe der Pflanzen nicht anders möglich iſt, ausſchließlich zu den Pilzen. Abge— bildet wurden zwei dieſer Pilze ſchon Seite 421 Figur 177 und 178. Die Verbreitung der Saprolegnien iſt eine ſehr große, es giebt wohl kaum ein Waſſer, in dem ſich dieſe Pilze nicht befinden. Erkrankte Fiſcheier und verletzte Stellen der Fiſchhaut bieten dieſen pflanzlichen Organen einen er— wünſchten Platz ſich einzuniſten, während geſunde Tiere vollſtändig von ihnen verſchont bleiben. Treten im Aquarium derartige Krankheiten auf, ſo iſt das Becken nicht richtig eingerichtet; in nach Vorſchrift eingerichteten Aquarien gehen Saprolegnien von ſelbſt zu Grunde. Von Fiſchen haben beſonders Makropoden unter Pilzwucherungen zu leiden. Die kranken Tiere ſchwimmen ruckweiſe vor- und rückwärts und ihr Körper iſt mit einem weißen, flaumigen Überzug verſehen. Werden die Pilze nicht bald ver— nichtet, ſo gehen die Fiſche regelmäßig an ihnen ein. Befallene Tiere bringt man in Becken unter, die man dunkel und warm ſtellt, durchlüftet aber das Waſſer. Dunkelheit und Wärme zerſtören bald und ſicher die Pilze. Von einer Behandlung mit Waſſer, in welches Chemikalien gethan ſind, ſehe man ab. Die von Ektoparaſiten befallenen Fiſche bekommen oft an den kranken Hautſtellen Pilzwucherungen. Für Fiſche, welche an Verſtopfung leiden, empfiehlt P. Nitſche ein Klyſtir, das er mit großem Erfolge angewandt hat. Ein ſo erkrankter Fiſch liegt ohne ſonſtige weitere Anzeichen von Krankheit flach am Boden, meiſt mit etwas aufgetriebenem Bauche. Er macht bei der Berührung wohl Verſuche zum Schwimmen, liegt aber bald wieder am Grunde in ſeiner vorigen Lage. Ein ſchnelles Eingreifen von ſeiten des Pflegers iſt hier ſehr nötig. Zum Klyftier benutze man eine ca. 50 x 7 mm entſprechend fein ausgezogene Glasröhre, deren Spitze gut abgeſchmolzen iſt, damit durch dieſe der Darm des Fiſches nicht verletzt werde. Etwas mit Olivenöl ver— ſetztes Rieinusöl wird in die Röhre gefüllt. Das größere Ende der Röhre wird hierzu mit einem Stückchen Gummiſchlauch, deſſen Ende zugebunden iſt, verſehen, dieſes leicht zugedrückt, die Spitze in das Ol getaucht und der Druck auf den Schlauch aufgehoben. Hierdurch ſaugt die Glasſpitze einen Tropfen Ol ein. Jetzt wird der Fiſch in ein feuchtes, leinenes Tuch auf den Rücken gelegt und die Spitze vorſichtig in die Afteröffnung eingeführt. Hinter der Afteröffnung macht der Darmkanal des Fiſches eine Wendung nach oben, daher iſt es nötig, die Spitze nach der Rückenfloſſe zuzuführen, doch auch nicht zu hoch. Nach Einführung genügt das Zuſammendrücken des Schlauches, um das Ol in den Darm zu treiben. Nach kurzer Zeit erfolgt die Entleerung des Fiſches und das Tier iſt gerettet. Es iſt dem Tiere dann leicht— verdauliches, lebendes Futter zu reichen, jedoch nicht in zu großer Menge. In neueſter Zeit ſchlägt Hamann in den „Blättern für Aquarieu— und Terrarienfreunde“ vor, bei Verſtopfung einen getöteten Regenwurm mit der Meſſerſchneide zu klopfen und 2—4 Minuten in einer Rhabarber— löſung liegen zu laſſen. So vorgerichtet iſt derſelbe dem Fiſch zu reichen. Haman heilte hierdurch einen Schleierſchwanz, indem er ihn 14 Tage hin— durch täglich den Regenwurm in dieſer Weiſe gab. — 518 — Ein Kopf- reſp. Rückenſchwimmen macht ſich bei Schleierſchwänzen und Teleſkopen oft bemerkbar. Als Urſache dieſer Krankheit wird Erkältung angenommen. Die Schwimmblaſe iſt bei dieſen Tieren an dem Teile, der dem Kopf zugewendet iſt, 40—50 mal jo groß, als in dem dem Schwanze zugewendeten. Beſonders im Jugendſtadium tritt dieſe Krankheit auf. Heilmittel hierfür ſind noch unbekannt, doch dürfte warmer, ſonniger Stand in einem reich bepflanzten Aquarium für den erkrankten Fiſch ſehr gut ſein. Waſſerſucht äußert ſich durch Anſchwellen von Körperteilen, welche mit wäſſeriger Flüſſigkeit angefüllt ſind. Die Krankheit nimmt meiſt ihren Anfang am Schwanze, ſo daß hier die Schuppen wie gelockert erſcheinen. Von hier geht die Krankheit über den ganzen Körper. Sauerſtoffarmes Waſſer ſoll die Urſache ſein. Die Krankheit wird durch von der Sonne durchwärmtes, ſauerſtoffreiches Waſſer gehoben. Krankheiten bei Fiſchen ſind möglichſt zu verhüten, Heil— mittel ſollen nur in dringenden Fällen angewendet werden. Anhang. Das Sumpf-Aquarium und Terra- Aquarium. Das Aquarium, wenn es groß iſt und einen ziemlich tiefen Waſſer— ſtand beſitzt, eignet ſich nur wenig zur Kultur von Sumpfpflanzen, die um ihrer eigenartigen Schönheit willen gerade jetzt mit Vorliebe gepflegt werden. Zu ihrer Kultur nimmt man meiſt beſonders gebaute Becken, die im Verhältnis zu ihrer Größe nur einen geringen Waſſerſtand aufweiſen, alſo niedrig gebaut ſind und nennt dieſe Behälter dann Sumpf-Aquarium. Bei ihnen ſieht man auch meiſt von einer Beſetzung mit Fiſchen ab und bringt nur die Sumpffauna in ihnen unter, welche ihr Leben in Tümpeln und ſchlammigen Gräben verbringt. Schnecken der verſchiedenſten Arten, Krebstiere, Würmer und Inſektenlarven ſind die Geſchöpfe, die ein Sumpf— Aquarium nur beherbergen ſoll. Wie ſchon bei den einzelnen Arten an— gegeben, lebt die Mehrzahl von dieſen Tieren in einer beſtändigen Fehde unter einander: ſie überfallen ſich gegenſeitig, wo ſie nur können. Dieſe Fauna, die auf den erſten Blick nur eine beſchränkte zu ſein ſcheint, birgt ſoviel Eigenarten ihrer Bewohner in ſich, daß es ſich wohl verlohnt, ſie in einem beſonderen Becken näher kennen zu lernen. Iſt auch nun das Sumpf— Aquarium nicht gerade ſpeciell für dieſe Räuber vorhanden, ſondern ſoll es vorwiegend zur Kultur der Sumpfflora dienen, ſo giebt es doch kein Becken, welches zur Aufnahme dieſer Fauna ſo ſehr geeignet iſt, als gerade dieſes. Eingerichtet wird ein Sumpf-Aquarium in derſelben Weiſe, wie jedes andere Aquarium und brauche ich mich hierüber nicht weiter verbreiten, es dürfte vielmehr vollſtändig genügen, wenn ich erwähne, daß die Boden— ſchicht in einer Ecke ſo hoch genommen wird, daß ſie entweder nicht, oder doch nur wenig vom Waſſer bedeckt wird. Hierher kommen die Gewächſe, welche nur zeitweilig einen höheren Waſſerſtand vertragen, während der größten Zeit des Jahres indeſſen nur eine Wurzelbewäſſerung beanſpruchen (Carex). Nimmt man zur Bepflanzung heimiſche Arten, ſo iſt der Waſſer— ſtand, den dieſe Gewächſe im Freien haben, für die Einſetzung inſofern maßgebend, als er nur im Sommer etwas verringert werden muß. Als Bodenbelag verwendet man für das Sumpf-Aquarium die ſchon bekannten Erdmiſchungen, nur etwas ſtärker mit Lehm vermiſcht. Die Aufſtellung erfolgt am zweckmäßigſten in einem Zimmer mit Morgenſonne, hier entwickeln ſich die Pflanzen bald zu impoſanter Größe und Schönheit und ſchmücken das Zimmer wie kaum andere Gewächſe. eye Der Liebhaber, der Sumpfpflanzen mit untergetauchten Gewächſen kultivieren und der neben Fiſchen auch noch Amphibien und Reptilien pflegen will, richtet ſich am beſten ein Terra-Aquarium ein. Ein derartig gut bepflanztes und beſetztes Becken übt zweifellos auf jeden Beſchauer einen großen Reiz aus. Waren auch die Aquarien, als fie noch einen ſtattlichen Felsaufbau hatten, ſchon im gewiſſen Sinne als Terra-Aquarien anzuſprechen, da der Felſen verſchiedenen Tritonen, Molchen, Fröſchen und Schildkröten, die ja das Waſſer nur zu beſtimmten Zeiten aufſuchen, als beliebter Aufenthaltsort diente, ſo haben ſich derartige Aquarien doch nie einer größeren Beliebtheit erfreuen können, da eben der Felſen den unter— getauchten Gewächſen das für ihre gute Entwicklung ſo nötige Licht ent— zog. Er iſt daher auch heute aus dem Becken der einſichtigen Liebhaber ganz verſchwunden. Eine Verbindung von Terrarium und Aquarium konnte aber ohne einen Felsbau nicht ausgeführt werden und daher war es nötig, dieſen ſtatt in die Mitte des Beckens an die Seitenwand zu ſetzen, wo er der untergetauchten Flora kein Licht nimmt. Steht nun der Felſen an einer Seite des Aquariums, jo iſt hierdurch dem Reptilien- und Amphibien— geſchlechte die beſte Gelegenheit gegeben, ſich ohne Abſchied aus dem Becken zu ſalvieren. Um dieſes zu verhindern, iſt ein Terra-Aquarium in ſeinen Grundzügen ſo einzurichten wie ein Terrarium, d. h. es muß allſeitig ab— geſchloſſen ſein. Auf die zweckmäßigſte Form eines Terrariums will ich mich hier nicht einlaſſen, ſondern nur ſoviel bemerken, daß die Hinterwand und die beiden Seitenwände, ebenſo die Hinterwand und die Seitenwände des Daches behufs guter Luftzirkulation aus Drahtgeflecht hergeſtellt werden ſollten und nur die Vorderwand aus Glas. Ebenſo iſt ein Terra-Aquarium zu bauen. Die Seitenwände erhalten Fallthüren von der Größe, daß ſie ein bequemes Arbeiten im Innern des Raumes geſtatten. Je größer ein Terra-Aquarium hergeſtellt wird, einen je ſchöneren Anblick bietet es. Die Grundidee des in der beigegebenen Tafel vorgeführten Terra— Aquariums iſt die, den Aquariumraum ſo einzurichten, daß er ſich von einem gewöhnlichen Aquarium nicht erheblich unterſcheidet. Um nun aber den Felsaufbau in den Ecken vornehmen zu können, ohne daß dieſer Aufbau Schlupflöcher enthält, oder daß ſich das Terrarium mit Waſſer füllt, wird dieſer durch ein gebogenes Zinkblech vollſtändig vom Aquarium abgetrennt. Die beiden Zinkwände erhalten nur eine Verkleidung von Bims- oder Tuffſtein; erſterer iſt ſeiner Leichtigkeit wegen beſonders zu empfehlen. Bevor der Terrariumraum mit Erde ausgefüllt wird, erhält dieſer ein ſogenanntes Drainagerohr, wie ſolche für Felder zum Drainieren ge— braucht werden. Dieſes Rohr wird ſchräg, nach der Hinterwand zu am tiefſten, in grobkörnigem Sande eingebetet. Dort, wo es am tiefſten liegt, erhält es durch die Hinterwand hindurch ein Abflußrohr. In das Drai— nagerohr dringt das Waſſer ein, welches von den Terrariengewächſen nicht verbraucht wird, daher kann ſich auch dieſer Raum nie in einen Sumpf verwandeln, in dem die eingeſetzten Gewächſe verfaulen. Zur Bepflanzung Terra-Aquarium. 8 3 große chtete ingeri E — 521 — dieſes Teiles eignet ſich die Flora, welche wenigſtens eine zeitweiſe Wurzel— bewäſſerung verträgt. Von unſeren heimiſchen Gewächſen ſind es ſolche Pflanzen, die naſſen, feuchten oder ſchattigen Standorten entſtammen. Bei dieſen hat man jedoch damit zu rechnen, daß ſie faſt ausnahmslos im Winter, wenn nicht ganz eingehen, ſo doch bis auf den Wurzelſtock ein— ziehen. Aus dieſem Grunde wird man neben heimiſchen Gewächſen auch ug Glasſcheibe ug = Drahtgeflecht Terrarien— Terrarien- — — Raum / 5 20 Raum — 2 «+ Aquarien-Raum Drahtgeflecht Glasſcheibe Figur 259. Grundriß eines Terra-Aquariums. noch fremdländiſche verwenden, die ebenfalls näſſeliebend ſind. Eine ausführliche Beſchreibung dieſer hierzu geeigneten zahlreichen, noch nicht beſprochenen Gewächſe kann ich an dieſer Stelle nicht geben. Zum größten Teil iſt aber dieſe Flora — —— — bei den Sumpf⸗ und Felspflanzen (vergleiche n Tae arte es dieſe Kapitel) ſchon geſchildert worden. Nur namentlich will ich einige zur Beſetzung geeignete Gewächſe aufzählen. Als erſtes Gewächs iſt das Frauenhaar (Isolepis) zu nennen, die Pflanze verlangt einen hellen Standort; hieran ſchließen ſich die Korb— ſtengelgewächſe (Plectogyne), die lange Zeit mit nur wenig Licht aus— kommen. Chamaerops excelsa und Chamaerops humilis, zwei kleinere Palmenarten, eignen ſich ebenfalls für die Bepflanzung, desgleichen Phormium tenax, unter dem deutſchen Namen neuſeeländiſcher Flachs bekannt. Die verſchiedenen Arten der Cyperngräſer, die Calla-Arten und die ausländiſchen Carexgewächſe, Carex follieollata, C. Fraseri ꝛc. zählen zu reizenden hohen Gewächſen des Terrariumteils. Nicht fo hoch ſind die Dracaena-Arten, Ophiopogon, Pteris, Asplenium, Ophiopogon und die verſchiedenen Farren, die gleichfalls hier gute Ver— wendung finden. Als buſchige Gewächſe können Selaginella-Arten, der auſtraliſche Zwergkalmus (Acorus gramineus), die Sedumgewächſe ꝛc. genannt werden. Rankend find Ficus repens und mehr oder weniger auch die bekannten Ampelgewächſe, die Tradescantien und Epheu. Zur Ausſchmückung des Terrateils dienen auch noch knorrig ge— wachſene Zweige, beliebte Ruheplätze für Schlangen, die, von Rankelge— wächſen umſponnen, ſich reizend ausnehmen. Ein einfacheres Terra-Aquarium ſchildert Höfer in den Blättern für Aquarienfreunde. Sein Terrarienteil iſt ein eingehängter Zinkblechkaſten, der mit ſeiner Rückſeite je der Schmalſeite des Aquariums angepaßt iſt, Terrarien-Raum (Zinkblech) Aquarium (Glas) 3 die beiden Seitenteile des eingehängten Kaſtens ſind rechtwinklige Dreiecke, der ſpitze Winkel nach unten. Die Tiefe des Kaſtens ſteht im Belieben des Beſitzers, oder gleicht der Waſſertiefe, ſo breit man es oben haben will, ſo breit läßt man ſich's herſtellen. „Dieſes ein- und aushängbare Terrarium kann an jedem Aquarium vermittelſt zweier ſtarker Zinkdrähte angebracht werden, im Falle die Pflanzen im Winter einziehen, nimmt man das Terrarium ohne jede Schwierigkeit heraus, ohne dem Terrarium oder dem Aquarium zu ſchaden; die Terrarientiere müſſen ja ſowieſo ihren Winterſchlaf halten und ver— packt werden. Ich nehme mein Terrarium jeden Winter heraus, denn jetzt muß man jeden Lichtſtrahl fangen und darf keine „Fenſtervorſetzer“ dulden. Auf den Grund des Blechkaſtens lege ich ent— weder ein Stück Drahtgaze oder viele Thonſcherben und Steine, ſollte ſich unter dieſen Waſſer anſammeln, ſo kann Bu es leicht durch eine vorher ſenkrecht ein— geſteckte Glasröhre abgeſaugt werden. Man könnte dem Kaſten auch ſteife Drahtbeine geben, dann kann man ihn ſtellen.“ Auch ein gewöhnliches Aquarium kann leicht zu einem Terra— Aquarium umgewandelt werden. Es wird dann von einer Ecke zur anderen ein Felsaufbau aus Tuffſtein hergerichtet, der ſchräg zum Waſſer abfällt. Dieſer Felsaufbau wird zuerſt in das Becken gebracht. Dort, wo die Bodenfüllung für das Terrarium eingefüllt werden ſoll, erhält derſelbe erſt in ſeiner ganzen Höhe groben, geſchlemmten Flußſand, welcher der hinter dieſe Sandſchicht eingefüllten Bodenſchicht keinen Durchlaß in das Waſſer gewährt. Der Aquariumteil wird wie jedes andere eingerichtet, in den Terrarienteil werden die Pflanzen in der Weiſe eingeſetzt, wie ich es Seite 236 ꝛc. beſchrieben habe. Der Liebhaber, der ſich ein Terra-Aquarium einrichten will, beginne zuerſt mit einfachen Behältern. Erſt wenn er ſich mit dieſen genügend eingearbeitet hat, dann ſchaffe er ſich einen Behälter an, wie ihn die Tafel darſtellt und wie einen ähnlichen ſich Fritze-Berlin hat bauen laſſen. Ein ſolches Terra-Aquarium iſt das Schönſte, was die Aquarien- und Terrarien-Liebhaberei bis zur Zeit geſchaffen hat. Terrariumteil Aquariumteil Figur 261. Grundriß eines kleinen Terra-Aquariums. Alphabetiſches Renifter. e Aalmolch. Aalquappe . Aalraupe. Abflußrohr . Abramis alburnus argyreus aspius ballerus. björkna. brama eultratus gehini melanops . microlepidotus. vetula vimbra . wimbra . Acanthocephala Acanthopteri Acanthopsis fossilis 2 taenia. Acara faceata . Acerina cernua 5 Schraetzer. 5 vulgaris. Achiya . Acilius suleatus Acipenser hospitus. 5 huso 5 latirostris 5 lecontei . oxyrhynchus , ruthenus . 5 sturio . x verus . Acorus Calamus . Avolosoma decorum quaternarium Ühren-Wafjerfeder . Ayabus maculatus . Agrostis aculeata Axlossa. nel 2 Aira aquatica 3 Aland. Aländer . Albuli. 5 Alburnus alburnus i x bipunctatus . 408 299 352 352 30 391 393 390 395 394 393 395 | 393 395 393 393 394 394 488 315 362 363 349 318 319 318 421 ll 411 411 411 411 411 411 411 411 188 484 485 122 431 226 261 389 207 | 386 386 399 391 391 Alburnus breviceps. . fabraei . 0 faseiatus . . lueidus . 5 mento . Aldrovande, blaſige Aldrovandia vesiceulosa . Alisma natans . „ Plantago . parnassifolium ranuneuloides . 5 „ zosterafolium, Aloe, gemeiner . Alpenforelle Alpforelle Alpenfettkraut. Alpen-Laichkraut Alten . DIE e Alytes obstetricans. Amaul j Ambloplites rupetris 3 Amblystoma tigrinum. maculatum mavortium. mexicanum weismanni . Amia "Calva : 3 Awmiurus Caudafurcatus 8 = Nebulosus. = splendidus. Amphipoda Amphipeplea glutinosa ; Amphiprion scansor Amphistoma subelavatum Amphiuma means Anabas scandens. Anacanthini . Anacharis Alsinastrum Anguilla anguilla. = acutirostris . a eallensis 1 canariensis cuvieri . ttuviatilis . 7 hibernica . 5 mediorostris. vulgaris Anbeiß 2 Anlastoma nigrescens. 391 | Annulata 391 | Anodonta complanata 391 85 mutabilis 391 Autaceus lecontei 391 Anthoxanthum aculeatum 59 Antbhias testudineus 60 Anuraea aculeata 160 Aplexa hypnorum 175 | Apomotis vbesusfaseiatus 176 „ Aloriosus 176 Aponogeton distachyus . 176 Apron. l 8 96 Apus cancriformis 5 403 „ produetus . 403 Aquarium, Anstrich 218 Aquarium, Ausſchmückung 103 | (innere) 389 | Aquarium, Dicht haltung 389 durch SEEN 269 Aquarium, Dichthaltung mit 3 Schieferplatten 321 Aquarium, Einfüllung . 292 Aquarium, Fundamentie— 292 rung 296 Aquarium, fünf u. mehreckig 292 15 Kittung. 292 a rundes 407 Aquarienwaſſer, Heizung 361 | Arachnoidea. 359 Argulus foliaceus 361 | Argyroneta aquatica . 467 Armleuchter, beſenförmiger 474 5 hornblättriger 336 rauher 490 ſtinkender . zerbrechlicher . 299 | 336 392 93 408 408 408 408 408 408 Armmold . Armpolyp Arthrostraca. Armwirbler Aſche Aſchlinge. Asellus aqu: iticus Aspidium filix . = palustre . 408 0 Thelypteres 408 Aspro apon . 408 „ Streber 315 vulgaris 486 zingel 484 479 471 419 226 336 493 475 324 324 162 317 460 135 304 494 467 493 400 400 Aspius alburnoides . „ alburnus. „ bipunctatus. „ rapax vulgaris Asplenium Trichomanes. Scolopendrium 80 viride Aſſeln. 05 fluviatilis Aſtmoos, Farn⸗ 1 Rieſen⸗ 50 e Waſſer⸗ Atax crassipes. Atmung der Pflanze . Axolotl . „ nordamerikaniſcher Azolla canadensis „ earoliniana . Bachbungen— ee: Bachfroſch : 3 Bachforelle. Bachkreſſen . Badläufer . a. Balchen . 2 Ballonvorrichtung zu Auf nahme. . 5 Ballonſprengung Ballonreinigung. Bandwürmer . Barbus communis „ eyelolepis vulgaris Barbe. Barbel Barbine . Barm. Barmbet . Barmen . Barſch. Bartgrundel Bartling . Batrachium Huitans . 5 divaricatum. aquatile hederaceum. Batrachospermum monili- forme. Bauchfüßer. Bauernkarpfen Baumkletterer. Beißfiſch. Bergunke. Bergmolch . Bergforelle . Berichte . re Betta pugnax Binſe, jtechende . 391 Binſe, dreifantige . 391 „ wurzelnde 391 Bitterklee 390 | Bitterfrefje . 390 Bitterling 231 Bißgurn. 228 | Bivalvia. 231 Blaſenkraut. 467 Blattfüßer . 468 | Blattfuß, kleiner. 226 Blaufelchen. I: 227 Blaunaſe. 394. 227 Bläuer 277 | Bläuling . : 455 | Blechnum Spicant 56 5 boreale. 232 Bleck 296 DBlede . 86 | Blei. 86 | Bleier . Lone Blicke g 391. 192 Blicca björkua. 261 5 mieropteryx . 403 „ laskyr 379 erytropterus . 447 Blumenbinſe : 445 Blütenbeſtäubung duch Ju 399 fette Blütenbeſtäubung durch in 9 Bodenſchicht d. Aquariums. 9Bombinator bombinus 490 A igneus . 377 95 pachypus. 377 95 fuseus . 377 Bombina marmorata 377 | Bothriocephalus 1 377 eideus. ; 377 Bothriocephalus latus. 377 Botia taenia. 377 Böbttcherſchilf 377 Brachſen. 377 Brachsman. 5 315 Brachſenkraut, ſtachelſporiges 361 Brachſenkraut, gemeines. 77 Bradybates ventricosus . 115 Branchipus stagnalis . u 5 diaphanus. 118 75 Grubei . 149 | Branchiura. 5 Bräſem 139 Breitſchädel. 472 Breſſen 366 Branchiobdella Astaci 336 Brunnenkreſſe (Blüte) 393 Brunnenkreſſe. .. 271 Brunnenkeeſſe, ſchleſiſche 220 Brutknoſpen der Pflanzen. 403 | Brutapparate . 318 | Brutapparat, tulpenfürmig 412 Bruttrog, kaliforniſcher . 843 5 v. V. d. Borne 198 5 trichterförmiger . 524 198 199 184 223 381 362 478 72 457 460 399 396 393 399 229 229 391 394 393 387 394 394 394 394 394 179 64 64 46 269 269 271 267 269 491 491 363 200 398 393 131 131 289 458 459 459 465 393 325 398 487 64 193 228 506 413 416 414 414 415 Bryozoa. 493 Bufonida 271 Bufo calamita . 271 „ eruciatus . 271 MEECUNSOLER 2a „ Calcaratus 267 „ vespertinus . 269 Bullenpejel . „ Büſchelfarn, ſchwimmender 77 Büſchelmücke . 2 2) Bürſtling. 315 Butomus umbellatus 179 Butterblume . 181 Bythinella . 477 Steinii . 477 Bythinia tentaculata 477 5 ventricosa 477 Cambomba aquatica . 95 5 caroliniana . 95 roseaefoliä . 96 Caenis luctuosa 445 Calico-Barſch. 320 Calla palustris. 171 aethiopica 172 Callichthys fasciatus 356 punctatus . 359 Callitriche autumnalis. 111 0 decussata 111 5 stagnalis. 111 5 truncata . 111 75 verna. 111 virens. 111 Caltlia palustris 18 „ 1 182 Canna flaccida. 5 209 Canthocamptus minutus. 464 Carassius auratus . 367. 374 5 5 var. japonicus. 2 Carassius auratus var. macrophalmos . 375 Carassius capensis . 367 15 coeruleus . 367 5 cuvieri. 367 = discolor 367 5 grandoeulis . 367 5 gibelio . 366 4 humilis . 366 langsdorfii 367 moles 366 oblongus . 366 peetinensis . 367 vulgaris . 366. 367 Cardamine amaru. 223 7 pratensis 222 Carex crassa 203 „ filiformis 203 „ Sraeilis 204 „ inflata. 203 „ limosa 204 5 Pseudocy perus . 203 „ riparia 203 Carex strieta „ vesicaria 5 Caryophyllaeus mutabilis Castalia alba a Catabrosa aquatica. Caudata. . Centrarchus aeneus Ceratophyllum demersum A submersum Cestoidea . Chaetogaster ver micularis Chamäleonsfiſch. Chanchito Chara aspera >: ceratophylla . foetida fragilis „ Scoparia. Chelonia Chironomus plumosus. Chlorophyllkörper Chlorophyllfarbſtoff Chondropterygü . Chondrostoma nasus 5 coerulescens > dermaei . Chromis facetus Cichla storeria. Cicuta aquatica * Cirocephalus diaphanns . Cirripedia . Cistudo europaea 0 hellenica , Cladocera . : Clo&on dipterum . Clemmys caspica. 5 leprosa. O lepsine complanata \ 5 bioculata Cobitis barbartula elongata . fossilis. larvata. 5 taenia . Üoelenterata . Cojus chatareus Coleoptera Colpodium aquaticum. Colymbetes notatus 5 suturalis . Copepoda : Cordylophora lacustris Corregonus albula = hiemalis A maraena 5 thymallus. Wartmanni Corethra plumiecornis . Coriandrum Cicuta . Corixa > striata . Coryphaena nigrescens Coſteſche Kacheln 204 203 491 142 207 276 321 91 90 490 485 349 349 135 135 134 135 135 244 439 54 55 315 396 396 | 396 349 320 186 459 466 250 250 460 445 248 248 487 487 361 363 362 363 363 494 334 427 207 431 431 463 496 400 400 400 400 399 439 186 450 449 323 413 Cottus gobio Cojus cobojius. Crypsis aculeata . 8 Cryptobranchus allegha- niensis Cuculanus elegans Culex annulatus „ pipiens Cultripes provincialis . Cumaceen . Cyelas rivicola. Cyclopidae Es Cyelostomi 3b. Cvyperngras, abwechſelnd bllättriges Cyperus alternifolius | 7 5 nanus variegatus. 5 conyestus 2 distans | „ laxus longus. 3 5 Papyrus anti- quorum vegetus C 'ypridae Cypriden. £ Cyprinodon umbra . Cyprinus abbreviatus . 5 alburnus - amarus . | 5, amarus .. 95 argyroleuca . aspius = auratus. = Barbus . a bjürkna. 5 bipunctatus . 15 blicca 5 brama 5 carassius . 1 5 var. aurata 5 cariatus 5 carpio 5 chinensis. 5 eirrhosus . 5 eobojius 5 soeruleus . 5 eompressus . 5 voriaceus . - erassoides h eultratus . : 4 erythrophthal- mus 5 erytrops 5 farenus. a gobio 5 idbarus . 55 idus N 5 langsdorfii 5 laskyr latus , Cyprinus macophthalmus 367 5 macrolepidotns 364 2 maillardi . 367 mauritanus 367 microlepidotus 386 moles 366 » nasus, 396 5 nobilis. 364 5 nuckus 364 5 phoxinus . 384 5 quadrilobatus . 367 a quadrilobus . 367 A rapax 390 = rubellio. 387 25 rutilus . 387 > taeniatus . 390 1%; telescopus 367 thoracatus 367 2 Tinca 378 4 vimbra . 394 zerta. 394 Cypris fusca. 462 Darmloſe Tiere . 494 Decapoda . 468 Deibel. 8 389 Dendrohyas arborea 273 Deroterma. 279 Dein. 386 Detrotrema 298 Diamantbarſch 324 Diaptomus. 464 Digenea. 232334220 Dichtung geſprungener Scheiben . 0 Dictopf . . 325. 386. 389 Diebel. IR 389 Diplozoon paradoxum 490 Diptera . 47 ene 261. 272 Döbel. 389 Dolm x 325 Dolomedes fimbriatus . 453 Donacia Haemonia . 436 | Dorngrundel . 363 Drachenwurzel 171 Dreiblatt. 184 Dreissena polymorpha 482 Drosera anglica 216 > intermedia. 216 5 longifolia 216 a obovata . 216 5 rotundifolia 213 Dübel. 386. 389 Dünnbauch. 395 Dünnſchaler 400 Durchlüfter, Injektions-, 22 Syſtem Dorneru. Semper 21 Durchlüfter, Syſtem Rey 22 5 Wi 7 „ Simon 27 5 Glas. 20. 21 Durchlüfter Schwirkus 24 Durchlüfter für komprimierte Luft. Be: Dytiscus marginalis. Echinodorus natans Echinorhychus angustatus a proteus Edelkrebs Egelin. 5 Eichhornia, prächtige £ Eichhornia speciosa a Anne Eierfiſch . Einaugen Einblatt . 5 Eingeweidewürmer. Einhängegefäße . .. Einkitten der Scheiben . Eintagsfliegen. Ektoparaſiten . Elisma natans . Ellering . Ellritze Elodea canadensis densa 462. ” Elten. 5 Emmenia grayi Emys europaea 3 „ var. concolor. hellenica . „ Hoffmanni maculosa. = punctata. > „ „ Sparsa fla va „ ee paris marmorata. „ meleagris . „ orbiecularis. pannonica . pulehella rivulata . Sigriz. tristrami Enneacantus simulans . 5 -obesus Entenflott Entenfloß Entengrün . Enteromorpha intestinalis Entomostraca Entoparafiten . Entozoa. Ephemera vulgata Ephemeridae. Ephydatia. Equisetum eburneum . 5 fluviatile limosum . maximum palustre . Telmateja . 12, 26 430 160 489 489 468 315 US 79 177 376 464 220 488 | Fiſcheier⸗Pflege 526 Erdbeerffee . Erde für Aquarien Erdfiſch Eristalis tenæx Ernährung der ul . Eßling : Esox boreus. „ es, Esperlanus vulgaris. Eulais extendens . Eupomotis aureus Euspongilla lacustris . Fadenalgen. Fadenmolch. Fadenſchwimmer Kar 5 geſäumter Fadenwels, gefleckter . Farbe der Pflanzen Ss ſtehung) . 5 Farn⸗ Aſtmoos Felſen im Aquarium. Felſen im Aquarium, jeine Bepflanzung Felſenaufbau aquariums . des Teich- Felſen-Auslaugen. Felſen-Beſetzung. Festuca fluitans Fettkraut, gemeines Feuerkröte . Fieberklee Filterzylinder . Fiſch-Baſtarde Fiſchbrut-Fütterung Jiſche Jiſche Fiſchegel. Se als Fiſchmolch Sihzuct, nice Fißgurn. 8 Flaggenfiſch. Flatterſimſe. Fleckenwels. ; Flohkrebs, gemeinen. Paraſiten. | Flölchen . Floseularia ornata \ Floſſenfuß Floßſpinne. Flußborſtenalge . Flußkarpfen Flußkreismuſche!. Flußperlmuſcheln. Flußranunkel . Flußſand. Flußſchildkröte Flußſchnecke, gemeine. Fontinalis antipyretica 5 gracilis gigantea. hypnoides . 224 47 396 440 57 396 404 404 402 454 319 498 60 280 429 430 355 54 226 42 236 18 44 212 207 27 289 184 27 413 422 424 306 487 419 511 298 413 362 344 199 361 467 399 492 459 452 139 364 482 480 115 48 250 477 132 133 133 133 Fontinalis squamosa 133 Forellenbarſch. 823 Form undGeſtalt der Waffe er⸗ pflanzen . . 58 Fortpflanzung der Waſſer⸗ pflanzen . l. Fraufiſch 388 Froſchbiß, gemeiner 67 Fröſche BEN: 258 Froſchkraut, gemeines 118 Froſchkröten A 2610 Froſchlaichalge, perlſchnur— förmige . e Froſchlöffel . .. 5 7 hahnfußähnlicher le herzblattblättriger.. 176 „ ſchwimmender 160 Froſchlurche mit Haftſcheiben 272 Froſchlurche, zungenloſe. 261 „ mit Zunge und breiten Zehen 261 „ mit Zunge und ſpitzen Zehen „ „„ Sa le b 111 Furne. : 389 Gabelſchwanz. 361 Gadus lota 352 „ maculosus,. 352 Gammarus pulex . 467 Gängling "2.2386 Ganoidei 315, 2410 Garr 400 Gasteèrosteus aculeatus 326 | 5 pungitius 333 Gastropoda ; 472 Gebirgsellritze we 384 Gefleckter Sctangentopfi 349 Gekko aquatica 279 Geiſter. 394 Gelbrand 430 Geradflügler 442 Geſenitz „% Er Gewinnung des Laiches und Befruchtung 417 Giebel. 366 Gieben 394 Sievchen . 354 ' Silgenwurzel . 189 Giſitzer , e Glasdurchlüfter . ... 20. 21 Gliederwürmer .. 484 Glyceria aquatica 206. 207 5 fluitans . 207 speetabili>. 206 Gobio benacensis 379 „ Auviatilis . 379 „ lutescens 379 obtusirostris . 309 pollinii . 379 renatus . 379 uranoscopus . 381 vulgaris. 379 Gobius caninus 406 Soldbarich . 318 Goldfiſch. 367 Goldfiſchglocke. * 6 Soldforelle . . 402. 403 Goldkarauſche. 369 Goldkarpfen 366 Goldorfe .. 387 Goldſchleiche 379 Gomgfiſch en 399 Gordius aquaticus 488 e 386 Srasbarid) . 320 Srasfroih . 261 Srelling . 379 Greßling. 379 Gringel 379 Groppe 325 Großfloſſer . 344 Grozfiſch. 325 Grümpel. 384 Srundel . 379 Srüundling . RL 379 Grystes dolomieu. . 323 15 nigricans 323 55 salmoides 322 Surami . 340 Suratid) . 366 Guſe 361 Güſter. 394 Güſterplötze 394 Gyrinus . ee: 432 » mexicanus . 292 0 natator . . 482 Gyrodactylus aurıculatus 490 1 elegans. 490 Haarnixe, caroliniſche 95 5 roſenblättrige. 96 Haberfiſchla. 384 Hakenwürmer. 488 llaemopis vorax . 486 Hahnfuß, flammender 183 15 großer 183 Halbbraſſen 393. 394 Halbfiſch. 393 Harn . 400 Harpactiden 464 ‚Hart 400 Häsling . 390 Hauſen 411 Hausunke 2285 271 Heber (jelbjtthätige Ablauf heber) 39 Syſtem Peter 39 5 Geyer . 41 Michter 41 Simon. 41 Heber jür Schmutz 504 Hechte. 9 8 . . . 404 e nach K allmeyer au Dr. Vogel 38 „ Dr. Bade 39 Heizung d. Aquarienwaſſers Hellbender . 9 Helluo vulgaris Helochloa diandra Helophorus costatus 50 nubilus. Helosciadium inundatum. 55 isophylla Hemiptera . Hemisalamandra marmo- rata He erbſtwaſſerſtern Heronsball. 5 Heros acaroides . „ facetus „ — Jenynsii. Herpestes reflexa. Herzblatt-Echſenſchwanz. Heteranthera zosterae- flolia Himmelsauge. Hippuris vulgaris. Hirſchzunge, gefingerte 15 gewellten. Hirudo medicinalis . „ offieinalis Holostomum cuticola . Hornblatt, ſpitzfrüchtiges. Hornkraut, hellgrünes 7 untergetauchtes. Hottonia palustris Houttnynia cordata. Houttnynia, gemeine. 1 herzblättrige . Huchen 1 Humboldts Sumpfzierde Limnocharis Hunderttauſendfi iſchl Hundsfiſch, ungariſcher 406. Huso oxyrhynchus . Hydatina senta. Hydra fusca . „ Srysea „ Palleus „ Viridis Hydrachna geographiea . Hydrachnidae Hydrilla dentata. 1 verticillata. Hpdrille . Hydrina . 3 Hy dr ocantharida 2 Hydrocharis morsus ranae Hy drochloa aquatica . 77 fluitans. Hydrocleis azurea = Humboldtı 2 nymphaeoides Hydrocotyle inundata. 55 vulgaris . Hydrometra lacustris . Hydromystria stolonifera Hydrophantes cruentus . ı Hydrophilida ‚ Hydrophilus piceus . ' Hydropsiche . Hy drous caraboides Hyla viridis Hymenophyllum tunbrid- gense. 8 Hypnum filieinum fluitans . 55 giganteum. 15 riparium Hypochthon anguinus. 35 Laurentii Hypostomus punctatus Ichthyophthirius-Krank— heit Ichty ‚odea i letalurus nebulosus 05 punetatus. Idus melanotus Igelkolben, äjtiger . 5 aſtloſer Igellock, emporgetauchter . 1 glatter . 5 rauher. untergetauchter Iy bius ater . Infusoria Infuſorien . Inſekten-Aquarium Inſel, ſchwimmende Iris Pseud- Acorus. Iso@tes echinospora. „ Malingverniana 8 lacustris Isopoda. Itinera Najas. luncus conglomer ratus. effusus . „ fluitans. I: glaueus. nigritellus repens supinus. „ uliginosus Käfer. Kalla, afritaniſche 5 „ weißgefleckte. Nalmus . ; Kammolch 5 großer Kampffiſch . Kap⸗-⸗Waſſerlilie Karauſche Starpf . Karpfen. 5 blauer Karpfenlaus Karutſche. 3 Käſeglocke als Aquarium 5 Stajtenaquartum . > 1-10 1-1 OO N Kattenſteert. Katzenwels . Kaulbarſche. Kaulkopf. Kaulquappe. Kauzenkopf. Kelchaquarium Kelſch. . Kettenbarſch Kiemenfuß ? er 5 frebsartioer . Stiemenlurde . Stiemenfchwänze . Mil . . 8 Kitten des Aquariums 3 Kleefarn, vierblättriger . Kletterbarſch Kletterfiſch . Klieben Knoblauchkröte Knochenfiſche Knorpelfiſche Gnorpeffitre enöterich, ſchwimmender Kolbenwaſ erkäfer Kometenſchweif Königsfarn. . Kopfſchwimmen der Fiſche. Koppe. . Korallen . Krankheiten der Fische Kranzwaſſerlinſe. Kratzer 5 Kraushaaralge Kräuterling. Krebsſchere . Kreſſe Kreuzkröte . Kriechtiere Kropffelchen Kröten. Krötenfroſch Kruſtentiere. 8 Kruſter, höhere . „ niedere. Kryptogamen . Kugelaquarium . Kuhblumen. Kühling 5 Kummel. Kurpintſch Labras auritus. Labrus jaculatis „ sparoides. „ trichopterus Lacerta maculata. 5 taeniata . Lachs. 5 . socialis . Laichkraut, dichtblättriges . „ durchwachſenblättriges fadenblättriges . 315.4 i Laichkraut 1 106 „ flutendes 104 „ geſtrecktes . 101 „ glänzendes 102 „ grasblättriges 106 „ haarförmiges 108 5 Su 102 „ kleines. 108 0 Frausblättiiges . . 99 „ Jängliches . 104 „ tötliches 107 „ ſchwimmendes .. 98 ſpachtelblättriges . 103 „ ſpiegelndes { 102 „ ſpitzblättriges 107 „ ſtumpfblättriges 107 N 105 Langbleck > 391 Laube. „ l Laubfröſche. 212.218 Laugele . 98 391 Leben der Pflanze. 56 Lederkarpfen 366 Leiken. 391 Leiſtenmolch 280 Leitfiſch = 394 Lemanea fluviatilis A 139 Lemna arrhiza . 83 gibba 83 minor 82 „ Polyrbiza 83 „ krisulca 83 Lennepiere . l 884 Lepidurus produetus g 460 Leptostraca . 466 eh . . 393 Leueiscus albiensis 8 389 50 alburnus . 391 0 appollonitis 389 aspius . 390 baldneri . 391 bipunctatus 391 cavedanus . 389 cephalus. 386. 359 ei 389 coeruleus 389 eultratus . 395 decipiens 387 dobula 389 ery throphthal- mus. 389 3 frigidus 389 n gobio . 379 2 idus. 386 jeses 386 5 latifrons . 389 0 Meidingeri . 388 5 neglectus 386 5 ochrodon 391 a orfus 386 0 pallens 387 pausingeri . 387 Phoxinus 384 Leueiscus prasinus . = rubilio . 95 rutilus . & rutiloides. 5 selysii . » squalus 5 tiberinus . N tinca virgo Libellulina . Licht, Beziehung zur Pflanze Ligula simplicissima Limnaea auricularia en fuseus. Limnadia gigas x Hermanni. 7 orata 55 palustris. 5 stagnalis . vulgaris Limnanthemiun en oides . Limnetis brachy urus Limnobates stagnorum Limnobium bogotense Limnochares holosericeus Lobelia Dortmania . Lobelie . Lomaria Spicant . Lophinus palmatus . Lota vulgaris Lotosblume, indiſche . Lucioperca sandra . 95 volgensis . Luftpumpe. Lurche. m liemenloſe. Lutjanus scandens Lutremys europaea. Lysimachia Nummularia . 279. 1 mit Kiemenbüſchel 279. 387 389 387 387 387 389 389 378 388 442 54 491 473 474 460 460 473 474 473 473 154 460 447 75 454 225 225 229 280 352 187 317 318 27 255 298 301 336 250 223 Macropodus viridi-auratus 344 95 venustus. Macropus viridi auratus. Maigänschen . Mailing . Maipiere. Mairenke. WMafropode . Malacostraca. Dalermuichel . Manduemaräne . Manometer. Mantelſchnecke. Maräne, große „ l Margaritana margaritifer a Marsilia aegyptiaca. „ Drummondi ede „„ macran: „ natans. 344 344 384 400 384 391 344 466 480 400 25 474 400 400 480 158 158 158 158 77 Marsilia pubescens . quadrifolia. 195 Salvatrix. Marſilie, errettende Mauremys laniaria Mäuschen Mäuſebeißer Mäuſeröhrchen Meerlinſe. . Meernaſe Meherteuſche g Mentha aquatica . hirsuta. intermedia et purpurea. palustris. Menobranchida . Menopoma gigantea Menopomida. „ alleghaniensis. Menyanthes nympboides 50 trifoliata Mesogonistius chaetodon Meſſerfiſch Meſſerfuß Mefjertarpfen . Meum inundatum .. Mikrosporen 5 Milzfarn, brannte, 238 Nine . 2% Mißgurn Misgurnus fossilis Miitheinfel . 1 oridien Mnium . . Mochlonyx eulieiformis . Molch, marmorierter. rens 0 Molchſchwanz, glängender f Miolente . . 1 Molge alpestris 5 cristata. 5 marmorata „ paradoxus. 95 taeniata. vulgaris. waltei Molina maxima Mollusca Mondfiſch Mine . Monogena . Mooprfroic . Moorgrundel . Moorveilden . Moosbläschen Moosfarn, canadiſcher Mosstierchen . l MS . Moſaik— Zebrafiſch e Mülbe. Mülpe. 70 Bade, das Süßwaſſer-Aquarium. 529 77 Mummelblume 145 Mundfiſch 396 Muraena anguilla . 408 80 oxyrhina 408 Muſchelblume 81 Muſchelkrebſen. 462 Myagrum littorale 133 Myriophyllum alterniflorum 123 „ Nitschei . 127 prismatum . 127 „ proserpinacoides 122 spicatum .. 122 „ vertieillatum 122 | Myosotis perennis 219 75 scorpioides . 21 9 Nadelſkorpionswanze 450 Nagemaul 317 Nährſalze 57 Najas. Ay: 128 „ biegſames 128 Najas flexilis 128 luviatilis 128 „ aer 128 „ marina 128 „minor 5 128 monosperma . 128 Naide ; 484 Nais proboscidea . . 484 Naſe 394. 396 Masling . 394 Näsling . 5 396 Nasturtium brevisiliea 193 05 longisiligqua . 193 15 mierophyllum 193 5 offieinale 193 5 siifolium 193 trifolium 193 Naucoris erimicoides . 450 Nectris aquatica . 95 Nelumbium speciosum 187 | Nemachilus barbatulus 361 fluviatilis . 361 Nematoidea 488 Nemura variegata 446 Nenuphar pumila. 145 15 lutea. 145 Nepa . 449 „ neee 450 Nephrodium filix. 230 55 Thelypteris 231 Nepidae 449 Verfling . 3 386 Neretina tiuvia lis 477 Netzflügler. 440 Neunauge . 412 95 blindes. 412 Neunäugel . 412 Neuroptera 440 Nitella, flexilis . 138 > gracilis 138 5 hyalina . 138 mukronata 138 Fitella, syncarpa . Nitelle, biegſame „ gemeine. „ glaſige „ ſtachelſpitzige . | zierliche. Nixenblume, gelbe. Nösling I 8 Notonecta glauca. Nuphar luteum. 0 pumilum . Nymphaea alba 5 biradiata | 11 candida . coerulea | “ Kalmiana | ss lutea . | Marliacea chro- motella foliis marmoratis minima 75 pumila 5 semiaperta. @bstetricans vulgaris 05 Merlangi Oenantha fistulosa P 5 Phellandrium . eng Olme 5 | Oneelea truthiopteris : 3 Ophiocephalus lata. 5 punctatus striatus maculatus Das Orkus ruber Orthoptera Oryza sativa Osmerus epelanus 05 spirinchus . Osmunda regalis . Spicant 5 struthiopteris . * 77 5 Osphromenus gourami 55 olfax . 77 satyrus 55 trichopterus | ” , Ostracoda . Oxydactylia . Palingenia Paludina vivipara Panzerkrebſe a e Panzerwels, Commer ons i 1 geſtreifter „ punftierter . Baradiesfiih . ſchöner od. glänzender 34 [23 Octobothrium lanceolatum var. Cantoris : 490 490 181 180 396 301 230 348 348 349 349 386 386 442 208 402 402 229 229 230 340 344 348 Parnassia palustris . Peißker Pelleeus eultratus Pelobates cultripes . fusceus . Perca asper . „ flupiatilis „ scandens „ Schraetzer. „ vulgaris. Zingel berennibranchiata Perlfiſch Petobatida ; Petromyzon argenteus fluviatilis nigricans omalii . pricka . Petromy zontidae . Pfaffenlaus Pfeilblatt 5 Pfeilkraut, chineſiſches 1 gemeines . 5 ſchwimmendes . Pfeil . ‘Pfennigfraut . Pfennigskraut Pferdeegel Pferdekümmel Pflanzeneinſetzunge. Pflanzenreinigung. Pflanzenſchere. Pflanzen mit blättern . Pflanzen mit Schwimm- blättern, deren Behand— lung Pflege des Aquariums Pfrille Pfuhlfiſch Pfuhlſchildkröte : Phalacrocera replieata Phanerobranchus dipus . „ platyrrhynchus Pharyngognathi : Phellandrium aquaticum Philydrus 4-punetatus „ melanocephalus . Phleum schoenoides Phorospermien . Phoxinus aphya belonii . chrysoprasius . 0 laevis 5 marsilii Phreuryctes Menceanus . Phylactolaemata . Phylitis rotundifolia Phyllopoda s Physa fontinalis . Physotomi Schwimm⸗ eingerichteten 267. © 279. 220 | Piere 362 | Pilularia globulifera 395 Pilularie, kugelförmigen. 267 Pimelodus maculatus . 269 5 Sapo 317 Atrarius 315 Caudafurcatus 336 1 coeruleus 319 9 fureifer . 315 = gracilis . 317 99 Nebulosus . 301 15 olivaceus 388 JP'inguicula alpina 267 In vulgaris 412 | Pisees 412 | Piscicola geometra . 412 | Pistia oceidentalis . 412| „ stradoites. 412 Piſtia, weſtindiſche 412 Planaria alba 5 318 5 glonocephala 166 | Planorbis carinatus 168 contortus 166 5 corneus 156 | . erista . 384 5 marginatus. 218 = spirorbis 225 | 9 vortex 486 > var. eristatus 180 „ nautileus 49 | Plantae demersae 5 Aal foliis natantibus 505 3 natantes . 95 submersae 141 Plattfiſch „ Plecostomus spiniger.. . Plethodontia: . . . 279. 165 Plette. . Pletten . 393 508 Plèurodeles W altlii. 384 Plinte . 362 Plinten 398. 250 Plötze 439 Plumatella eampanulata . 304 Poligonum Hydropiper 301 Poly veanthus opereularis 351 Polycelis nigra 180 Polygonum amphibium 436 2 natans 436 5 terrestre 226 Polyphemus . 516 Polystichum filix 384 0 Thelypteris 384 Pomotis auritus 2 384 Hexacanthus . 384 vulgaris 384 Pomoxys sparoides 484 Pontederia coerulea 493 55 cordata. 231 7 crassipes 457 Pontederia, blaue . 475 A dickſtielige 353 5 herzblättrige 530 384 130 130 355 356 359 361 361 361 361 359 361 218 217 306 487 81 320 Poa Airoides 207 „altissımas. 206 „ aquatica. 206 „ ee a 207 Poſthörnchen, großes. 475 Potamogeton acuminatum 101 „ acuminatus . 102 „ acutifolius 107 „ alpinus . 103 „ annulatum 103 „ eoloratus 105 „ complanatus 106 „ compressum 107 „ eompressus . 106 „ erispus 99 „ densus. 104 „ flexicaulis 101 „ flexuosum 01 „ fluitans 103. 104 „ gramineum . ION „ gramineus 106. 107 „ heterophyllus . 106 „ Hornemanni 242108 „ lucens . DO „ nmatans. 98 „ nitens 102 „ oblongus . 104 „ obseurum BER „ obtusifolius 107 „ obtusus 103 „ praelongus . 101 „ Peetinatus 108 „ perfoliatus 101 „Pi antagineus 105 „ polvgonifolius 104 „ purpurascens . 103 „ pusillus 108 „ rufescens 103 „ zutillus. RE 107 semipellueidum . 103 , serratum 103. 104 „ setaceum . 104 „ spathulatus . 103 trichoides 108 „ ꝛ20sterifolius 106 Nreiie . 393 Price . 412 Pritzger „368 Proteida 279. 301 Proteus anguinus. 301 Protoplasmakörper 60 Protozoa 497 Punktfarn, männlicher 280 Pute . 362 Sa ; 5 352 Quellen- Bachbungen f 192 Quellenblaſenſchnecken. 475 Ane By Quellmoos, aſtmoosartiges 133 15 gemeines 132 ſchuppiges 133 5 zierliches 133 Quergeſtreifter kopffiſch Duerder . Duermaul . Querzahnmolche Schlangen— Raape Raapen Rachenzahn Rädertiere Rana agilis „ aAquatica. „ arborea is „ cCalcarata. „ cCachinnans. „ eruenta 8 dryophytes. edulis . esculenta. 8 55 ridibunda „ flaviventris. „ Huviatilis. „ fortis „ Hyla muta „ obstetriean: „ ridibunda N EEScoLIca“ „ temporaria „ vespertina . vulgaris . Ranatra . : > linearis Ranida Rankenfüßer Ranunculus aquatilis 115. „ eircinatus. „ divaricatus „ flammula. „ Nultans. „ fluviatilis. heterophyllus . „ lingua. „ Pantothrix „ peucedanifolius. „ rigidus. „ Stagnatilis viridis. Ranunkel, brennender 5 epheublättriger Rapfen A Rappe. Rappfläch Rattenſchwanzmade Raubalet. Rauhigel. NRauhmold . E Naubfiih-Aguarum . Rebendolde. Regenbogenforelle . S 265. 265. 2 Neis 349 Reptilia. 412 Rheinomke . 5 396 Rhodeus amarus . 292 | Riceia fluitans . | „ natans 390 Riccie, flutende . 390 „ ſchwimmende .. 396 Richardia aethiopiea . 491 = africana . 265 A albo maculata 265 | | Ridde .. 273 Riedgras-Blaſen. 264 1 Gyper . 267 55 Faden. 267 * Schlamm 261 55 ſteifes . 278 Ufer. 5 265 Rieſen⸗ Durellmoos . 267 Ringelkrebſe. 267 Rippenfarn, gemeiner, 261 Nippenmolh . 265 Ritter. Rizopoda . Noöhrenichiem . Röhrenwürmchen Rohrkarpfen . Rohrkolben, breitblättriger. 7 kleiner. N Ex 0 Röhrling. Rorella rotundifolia Ros solis rotundifolia. Roßfenchel . Roßkümmel Rotaſchel. Rotatoria Rotauge Rotäugel. Röteln. Rotfeder. Rotfiſch Rotfloſſer. Rotforelle Kotifer vulgaris ı Notfarpfen . 5 | Motplinten . Notichindel . | Nöttel . Rotten. Rotungen Rotzbarſch Rotzkober. Rotzkolbe. Rückenſchwimmen der Fische Rückenſchwimmer, gemeiner Ruderfüßer. Much. 8 8 Rumex acutus . „ aquaticus. conglomeratus glomeratus . Hydrolapathum . 4 or O ) 1 — —4 — 2 0 404 55 386. 5 . 389 200 201 200 271 213 213 180 180 189 491 389 | 387 402 389 402 389 402 492 387 394 390 984 389 389 318 325 325 517 449 463 389 195 195 195 195 195 Rumex Nemolapthum . „ pPaludosus „ undulatus. Nimpden . Nundmäuler . Rundwürmer. Runke. Rußnaſe. Rutte . Sackſpinnen Sagittaria chinensis. „ heterophylla 55 japonica flore pleno „ major : 2 montevidensis. „ natans. ö „ sagittaefolia Saibling. Salamandra aquatica hs eristata > exiqua . 5 gigantea . ignea 5 palmata 15 rubiventris . 95 taeniata he major 95 marmorata . 35 pleurodeles . tigrina. Salamandrina Salar ausonii Salat g Salm. : Salma albula. „ macraenula Salmo thymallus . „ alpinus „ distichus „ eperlanus „ Faro „ hbamatus. „ hucho. „ irideus 95 marinus. monostichus nobilis „ eee „ Sa«almulus 5 salvelinus . „ spirinchus . 3 umbla . Salon-Aquarium Salvinia natans. 5 Salvinie, ichwinmende . Sonnentau, langblättriger. 7 mittlerer. 15 rundblättriger Sämlingspflanzen . Sandblede . Sandbuddler Sander 315. 280 279 281 298 280 280 280 281 289 288 289 299 279 403 3900 398 400 400 400 402 402 402 403 398 397 404 402 402 398 398 398 213 141 394 363 317 Sandfelchen Sandwaſchung Saprolegnia . Saprolegnien . Sarf Saucen . Saugewürmer Saururus, heller Saururus lucidus . Scardinius erythrophthal- mus. Scardinus maerophthalmus 5 hesperidicus n plotiza . 7 scardafa 75 dergle Scaridium longicaudum . Scarus Schlosseri Schachtelhalm, Fluß— 5 Sumpf⸗ 1 Teich⸗ Schaden . Schaid Schalenfrebje . Scharl. Scharn Schaufelrad Schaumkraut, Scheibenputzer Scheibgleinze . Schicke. Schieg. Schieken . NE Schilder mit Tier- Pflanzennamen . Schildkäfer . Schildkröten Schill. Schind Schindling . Shit 8 Sebistocephalus solidus . Schlachtfeger . Schlaffte . N Schlamm als Bodenbelag. Schlammbeißer . Schlammfiſch . Schlammfliege Schlammpeitzker . Schlammſchildkröte. Schlammſchnecke, große . Schlammſegge. Schlammteufel Schlangenkopffiſch . Schlangenwurzel age, darmäßniche Sclaudfraut . Schlei. ; Schleierſchwanz . Scleihe . Schlüpfling. Schlundkiefer . Schmalzblume bitteres und 389 389 389 389 389 389 493 334 209 210 210 353 353 468 389 353 28 223 504 393 390 390 390 45 436 244 317 Schmarotzerpilze. Schmelzſchupper . Schmerle. Scmerlein . Schmerling . Schmirlitt Schnabel. : Schnabelferfe . Schnäppel Schneider Schnöck Schnöpel. Schnud . Schoenus aculeatus . Schott. Schratzen. Schrätzer. Schraubenlilie g 75 ſpiralige Schroll e Schuppfiſch Schuſter . Schütt. Schützenfiſch Schwal Schwallfiſch Schwämme. Schwanenblume . Schwanzlurche Schwärmzellen Schwarzbändiger S Schwarzbarſch. Schwarzbauch. Schwarzforelle. Schwarzreutel. 390 Schweizertriton Schwertfiſch. Schwarzrötel . . . Schwefelſäureballon Schweinsfidh . Schweinsohr . Schwertlilie. Schweykerta ny mphoides Schwimmblatt, gemeines . Schwimmkäfer 2 Schwimmpflanzen . „ Behandlung. „ Entwickelung. „ Fortpflanzung Schwimmſchnecken Sciaena jaculatrix Seirpus lacustris . „ mucronatus. „ Bollichn- „ pungens „ radicans „ RON Tabernaemontani „ trigonus . triqueter . 78 Seebinſe Seefroſch. Seekanne 315. onnenſiſch 154 Sium inundatum . Self 428 Sonnenfiſch. . 319. 320. 67 Sonnenfiſchl . 87 Sparganium affine 87 1 erectum 87 5 minimum . 477 75 ramosum . 334 simplex 197 Spalt . 198 Spehling. 198 Speier. : 198 Spelerpes ruber 199 Sphaerium rivicola . 198 Sphagnum cuspidatum 198 Spicant . 198 | Spiegelfarpfen 3 198 Spierling 197 Spindelſiſch 267 Spongiae 154 Spongilliden . Seekarpfen . Seelilie Seeroſe, blaue „ gelbe * „ kleine gelbe. 1 ſchneeweiße . 1 weiße Seerüſtling. Seetanne g Segge, fadenförmige 5 17 cyperngrasähnliche. Seidlfiſch er Selfpicker . 5 Selbſtausleſer von v. d. Borne 1 „ Dr. Bade Selat . . Ferpicula vertieillata : Scolopendrium offieinarum var. undulatum „ „ „ digittatum „ vulgare. Sichel. 99 77 | Sichelfraut . Eihliug . Silberbarſch Silberbleck . Silberforelle Silurus catus, „ glanis Simſe, graugrüne. ’ Bu Sind! . 3 Siredon axolotl. Siren anguina . „ lacertina. „ Pisciformis. Sirena intermedia Sirenida Sirenida. Sison inundatum . 5 sive Calamites . „ Dryopstis. 386 142 149 145 145 144 142 395 176 203 203 384 415 415 416 390 120 228 228 228 228 395 96 395 320 391 463 359 353 199 200 394 292 301 304 292 304 304 279 191 273 273 191 361 324 384 OR 196 197 196 197 400 396 396 297 482 227 229 366 402 316 497 498 Spongilla . Sprengling. Springbrunnen. „ Syſtem Nitſche. Simon 4 75 Dr. Bade „ Elektromotor. „ Heizluftmotor Springer. Springfroſch Sprözling g Squalius albus . S cephalus 75 elathratus . 1 dobula 5 leuciscus 5 meridionalis . thyberinus Stachelbarſch 8 Stachelfiſch. Stachelfloſſer . Stachlinsky. Stachel-Jeſuitennuß . Stachelſchleihe Stalling . Stärkemehl. Statiomys chamaeleon Staubgefäße Stechelbüttel Steferling Stecher . Stechmücke, gemeine Er 5 geringelte Steinbarſch. 5 Steinforelle Steingreßling Steinkarpfen Steinjchmerle . Steingrundel . Steinpitzger Steinbeißer Stephanoceros Eichhornii Sterlett Sternmoos Stichelſtarpe Stichling, gemeiner 1 kleiner 5 zehnſtachlicher Stint . . Stör Strommaräne Stratiotes aloides 5 95 nymphaerides. Straußfarn, deutjcher . Streber B Stromfarpfen . Strudehvürmer . Strummer . Struthiopteris germanica Stübchen Studentenröschen Streifenfarn, braunſtieliger 5 grüner . [2 7 — 533 498 Stuhr 5 5 400 Subularia aquatica 5 29 Sumpfampfer. 31 „ elle = 32 „ dolde, ſchwimmende 33 „ dotterblume. 34 15 N gefüllte. 84 „ einblatt ß . 400 „ ellriße 265 „ -herzblatt . 400 „ Hottonia . 389 „ knöterich 389 milbe 389 Sumpfpflanzen, hochſtehende 389 5 1 tiefſtehende. 390 „ punktfarn. 389 „ ſchlangenwurz. .. 389 „ ſchildkröte, dalmatiſche 326 5 55 einfarbige. 326: „ 2 europäiſche i b gefleckte 326 „ 5 geſprenkelte 150 „getüpfelte. 378 „ ö griechiſche. 400 5 5 kaspiſche . 915 „ ſchnecken . 489 5 1 lebendig— 64 gebärende. 326 „ ſchmirgeln. 326 „ ſchraube 326 „ vergißmeinnicht 439 „ waſſerfeder 439 „ waſſerſtern 321 waſſerläufer. 403 Sündl. * 381 Sunnfiſch 366 Sunter a 362 Süßgras-Schmielen 361 363 363 Tabernaemontans-Binſe 492 Tannenwedel, gemeiner. 411 Taufroſch 227 Tauſendblatt, ährenblütiges 326 1 ährenſtändiges 326 55 amerikaniſches 333 5 chileniſches. 333 A quirlblütiges . 402 je wendelblütiges 412 N wirbelſtändiges 400 Taumelkäfer . 96 2 Teichaquarium 159 „ enzian, jeeofenähnlicher 230 | „ forelle. Ne 316 „old: 856 | „ farpfen a8 lufer 366 „ lilie. il 230 „ molch, kleiner. 399 „ muſchel, abgeplattete . 220 „ ſchildkröte 5 281 „ unte 231 | Teleostei 318 133 195 171 191 181 182 220 384 220 109 163 RR: ı Thoracostraca . 454 212 212 231 171 254 254 250 257 254 254 254 248 476 477 181 87 219 109 111 447 394 393 396 207 261 122 122 126 126 479 250 267 315 Teleſkopflſch Terra-Aquarium Terrapene sigriz . Telmatophace gibba Termoſiphon Heizapparat . Tetramitus Nitschei Thalia dealbata Ihongrundel . - Thymaleus vulgaris. Thymallus gymnothorax. 5 rexilifer . Iolbe . Torf Torfmoos Tinca vulgaris . „ Aurata. „ chrysitis. „ ijtalica. maculata. Trapa natans Iraubenfarn . Trematoda ITrianea . E Trianea bogotensis . Trichogaster fasciatus Trichomanes tundrid- gense Trichopodus mentum . Trichopterus Pallasii . Trichopus satyrus Trifolium fragiferum . Triton alpestris 5 eristatus „ Gesneri „ helveticus. „ lobatus. 95 marmoratus. 75 palmatus . Triton, rotgetüpfelter . 198 176 Triton viridescens „ Walti. Trochospongilla. Tropfapparat . Trüſche 5 Trutta alpinus . „ ausoni . „ eormubiensis. „ fario „ fluviatilis . „ gaimardi „„ Sala saxatilis Tubicolaria najas. Tubifex rivulorum Tubitelariae . Turbellaria 2 Tulpenform des Aquariums Tüpfelmolch 3 Typha angustifolia . „ latifolia. „ minima. „ minor 200. 2 534 ückelein : 391 Waſſerſchere, alveblättrige . 96 | Wafjerichüfiel . 218 Udora oceidentalis 5 120 A gemeine 96 „ Shwaden . 206 „ pommerauica 120 Waſſeraſſel, gemeine . .. 467 „ ſchwertlilie 189 „ Verticillata 120 „ biene e e 96 Uhle 3 412 „ durchlüftung durch „ ſalamander, gekammter 219 Umbra Crameri 406 Spritze ꝛc. 1 , 5 großer 279 5 40% fall d 292 Unio batavus 481 farn, caroliniſcher 86 „ ſpinne, gemeine 452 „ pictorum. 480 edes 109 22 „ ſkorpione . . 449. 450 „ tumidus AB ONE „ wendelblütige . 123 „ des 159 Unisema obtusifolia. 185 „ fenchel, röhriger . 181 fſucht der ice 518 Unke, gelbbauchige . Frl „ fenche! 80 „„ e N 403 Untermaul . . 396 „ flöhe. 460 Wattfiſch. 394 Urtiere 497 „ froſch, grüner 265 Weißbierglas . 7 Utricularia Brems 75 „ haar⸗Nixe. 95 Weißfelchen. 400 5 brevicornis 75 „ hahnfuß, gemeiner . 118 Weißforelle. 403 x Grafiana. 75 helm 72 Weller. 358 4 intermedia. 75 „ hyazinthe. 79 Wels 358 5 Kochiana . gern 442 Welsquappe 352 1 minor. 75 „kal 488 Wetteraal 362 9 neglecta. 74| „ kaſtanie 150 Wetterfiſch 362 3 ochroleuca. en tarerz 0. 433 | Welterling . ; 384 5 spectabilis. 74 5 „ pechſchwarzer . 434 Wieſenſchaumkraut. 222 vulgaris. 2 „ 105 2 434 Wolffia arrhiza 83 „ M knöterich ß 163 „ MNichelii 83 Vallisneria spiralis. 87 „ kraut, zweiähriges 162 | Würmer. 482 Vallisnerie, ſpiralige. 87 „ linſe, buckelige. 83 Wurzelfüßer 497 Velia currens 447 „ dreffurchige 83 Wüterich. 186 Verhütung der Algenbildung 504 „ „leine 82 Vermehrung der Waſſer— 5 „ ſpitzblättrige 83 | Zalat . 390 und Sumpfpflanzen . 286 „ vielwurzelige. 88 Zander. 317 Vermes. 482 r „ wurzelloſe 83 | Zanichella palustris. 129 Veronica Beccabunga. 192 „ e 179 Zanichelle, gemeine 129 55 limosa . 192 „ lobelie . 225 Zankerl : 384 Verſandgefäße 5 509 „ Milben. 453 Zarſcheli. 384 Verſand von Amphibien und „ eee, le 394 Reptilien. 511 „ molche. 279 Zicke 395 Verſand von Fischen und „ nabel . 218 Ziege. 395 Fiſcheiern 50 Rnachfüllrohr 51 Ziele 5 361 Verſtopfung, gegen. D se re wo Pimmerbaffin . ; 14 Viehgras. 206 „ pfeffer. . .. 194 Zimmerfontaine von Raab Vignea strieta . l PORT, % eff rl | mE Beer 33 Villarsia nymphoides . 154 „ pfriemenkreſſe. .. 133 Zingel. 317 Vitriolflaſche . 8 eee „ eee A 316 Vivipara. u 476 „ ranunkel, ſparriger . 117 Zobelpleinzen B 394 95 fasciata . 477 7 1 gemeiner. 118 Zopa . 395 er vera 477 „ ſchildkröten . 247 Zottenblume 18! g 15 1 ſpaniſche 248 Zuckermücke 439 Waffenfliege 439 „ fchierling . 186 Zuppe. 396 Waldforelle. 403 „ Schlauch), blaßgelber. 75 Zweiflügler. 437 Waller 353 N 4 Brems . 75 Zweiſchaler. 478 Waldschmidia nymphoides 154 u 7 gemeiner 72 Zwergſtichling. 333 Waral. e 1 kleiner 75 Zwergwels. . 359 Wandaquarium. 16 = Br mittlerer 75 5 glänzender. 361 Wandermuſchel . 482 5 überſehener 74 Zwitter, deutſcher 188 Waſſeraloe. 96 „ ſchlüſſel, teichroſenähnl. 158 Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin SW 12, Zimmerſtr. 29. Ay, ZA VIER NE rs 4 1 L « * Se AR re * 2 * ee Se iv N en r ITHS Aenne 3 9088 01348 8002 9