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Faſt alle Autoren entſchuldigen ihre Kühnheit, wenn ſie vor das Publikum treten und ihm etwas darbieten, was es doch, trotz aller Vorreden, aufnimmt, wie es ihm gefällt Ich dagegen nehme mir die Freiheit, dem Leſer von vorn herein zu erklären, in welcher Abſicht ich meine Reiſe antrat und unter welchen Umſtänden ich ſie fortſetzte, damit er ſogleich ermeſſen kann, ob ihn der Bericht über | eine ſolche Reife anſprechen wird oder nicht. | Im Frühjahre 1846 verließ ich St. Louis im Staate Miſſouri, in der Abſicht, Nord⸗Mexiko und Ober⸗Californien zu bereiſen und im Herbſte des folgenden Jahres wieder heimzukehren. Der Haupt⸗ zweck meiner Reiſe war ein wiſſenſchaftlicher: ich wollte die Geo— graphie, Naturgeſchichte und Statiſtik des Landes ſtudiren, indem ich meinen Weg nach dem Compaſſe einſchlagen und die Haupt— punkte auf demſelben durch aſtronomiſche Beobachtungen feſtſtellen wollte. Ich machte eine reiche Sammlung ganz neuer und noch un— beſchriebener Pflanzen; ich prüfte den Charakter der Felſen, um Aufſchluß über die geologiſche Formation des ganzen Landes zu er— halten; beſuchte ſo viele Minen, wie nur möglich, und analyſirte mehrere Erze. Ich machte Barometerbeobachtungen, um die Erhe— bungen über der Meeresfläche zu finden, führte meteorologiſche Ta— % VI bellen, um daraus auf das Klima und feine Geſundheit und Geeig- netheit für den Ackerbau zu ſchließen, und ſammelte Notizen über die Bevölkerung, ihre Zahl, Induſtrie, Sitten, ältere Geſchichte u. ſ. w. Kurz, die Abſicht, in der ich meine Reiſe antrat, war, Nachrichten über ein noch wenig gekanntes Land zu ſammeln. Alles, was ich daher dem Publikum in den folgenden 1 4 darbieten kann, ift, was ich felbft geſammelt habe: eine e | Thatſachen, die ich nicht im anziehenden Gewande einer Novelle ſondern in der einfachen Form eines Tagebuches bringen, in welchem ſich die Zufälle und Abenteuer, welche mir auf dem Ausfluge be- gegneten, kunſtlos eingeflochten finden. In wie weit ich erreicht habe, was ich wollte, mag der Leſer am Schluſſe des Werkes ſelbſt entſcheiden; ich ſelbſt muß bekennen, daß das Ergebniß meiner Reife aus verſchiedenen Urſachen bei Wei⸗ tem nicht den von mir gehegten Erwartungen entſprochen bat. Aus eigenen Mitteln für die Reiſe ausgerüſtet, hatte ich ſchon den Weg angetreten, als der Krieg zwiſchen den Vereinigten Staa⸗ ten und Mexiko ausbrach und ſehr ftörend auf meine Pläne eins wirkte. Dann wurde ich, wie der Leſer im Laufe meiner Erzählung erfahren wird, durch die Willkür der Regierung des Staates Chi⸗ buahua zu ſechsmonatlicher Unthätigkeit verdammt, und als dann amerikaniſche Truppen in Chihuahua eintrafen und ich einſah, daß ich meine Reiſe nicht fo weit werde ausdehnen konnen, als ich mir vorgenommen hatte, nahm ich eine Stelle als Militärarzt an und kehrte mit der Armee über Monterey nach den Vereinigten Staaten zurück. Meine Stellung in der Armee gab mir Gelegenbeit, mit den Hauptereigniſſen dieſes Feldzuges bekannt zu werden; da ich aber nicht allen als Augenzeuge beiwobhnte, jo betrachte ich meine biſtoriſchen Aufzeichnungen nur als einen Beitrag zu einer künftigen Beſchreibung des Feldzuges, eine Aufgabe, deren ſich bald ein bes fähigterer Freund von mir in St. Louis, ein in Oberſt Donniphan's Regiment gedienter Officier, unterzieben wird. \ VII So wenig mich übrigens auch im Allgemeinen die Früchte mei- ner Forſchungen befriedigt haben, ſo muß ich mich doch damit trö— ſten, daß ich einer der erſten gelehrten Pioniere in einem großen Theile des von mir beſuchten Landes geweſen bin; und ſo wie die Blockhütte des Pioniers im fernen Weſten in künftigen Jahren den | | Wohnungen der vorſchreitenden Civiliſation weichen wird, wird mein kleines Werk ſeinen Zweck erfüllt haben, wenn in ſpäteren Jahren gelehrte Männer unter günſtigeren Verhältniſſen jenes Land gründlicher durchforſchen und ſeine Schätze wie ſeine Wüſten der ganzen civiliſirten Welt offen legen werden. In einer Hinſicht habe ich ganz beſonders die Nachſi cht des Publikums anzuſprechen. Ich bin Deutſcher von Geburt und Ame- rikaner nach eigener Wahl, und obgleich ich nicht verkenne, daß man durch Studium und tägliche Uebung vieler Sprachen mächtig werden kann, ſo können doch nur Wenige ihre Gedanken ſo frei und beſtimmt in der einen wie in der anderen Sprache ausdrücken. Die Sprache unſerer Kindheit prägt ſich unſerem Geiſte gewöhnlich am tiefſten ein und übt unwillkürlich ihren Einfluß auf das um⸗ faſſendere Wiſſen ſpäterer Jahre. Sollte daher der Leſer, wie ich nicht zweifle, in meinem Engliſch einige Germanismen entdecken, ſo wird er hoffentlich nicht mit der Strenge eines engliſchen Gramma⸗ tikers, ſondern mit der menſchenfreundlichen Liberalität des Welt⸗ bürgers über mich urtheilen. Schließlich gewährt es mir vieles Vergnügen, hier die gütige Mitwirkung vieler Gelehrten an der Herausgabe meines Werkes dankbar anzuerkennen. Unter ihnen bin ich am meiſten meinem Freunde und früheren Aſſocis in der ärztlichen Praxis, Hrn. Dr. Engelmann in St. Louis, verpflichtet, der meine botaniſche Sammlung ordnete; dann dem Hrn. Prof Göbel für die genaue Berechnung meiner aſtronomiſchen und Barometerbeobachtungen; Hrn. W. Palm für die geſchickte Zeich— nung der Karten; Hrn. Dr. J. Gregg für den Austauſch ſeiner aſtro— nomiſchen Beobachtungen von Chihuahua nach Matamoros gegen VIII meine Barometerbeobachtungen; Hrn. Artillerie-Lieutenant C. Krib⸗ ben für ſeine Hilfe bei Aufzeichnung der Straße von Chihuahua nach Monterey; und Herren Dr. King in St. Louis und Dr. S. G. Morton in Philadelphia für ihren Beiſtand im geologiſchen Theile. Endlich bin ich noch, und nicht am wenigſten, dem ausgezeich⸗ neten und gelehrten Senator Miſſouri's, Hrn. Thomas H. Benton, zu großem Dank dafuͤr verpflichtet, daß es mir auf ſeine Verw n dung hin geſtattet wurde, dem Senate der Vereinigten Staaten mein Werkchen vorlegen zu dürfen, welches unter dem 1 dieſes mächtigen Körpers veröffentlicht wurde. Dieſer edelmuͤthige Beiſtand enthebt mich aber nicht der Ver— antwortlichkeit für meine im Werke ausgeſprochenen individuellen Anſichten und daraus gezogenen Folgerungen. Sie ſind einzig und allein aus meinen Beobachtungen entſprungene Urtheile, und ſind ſie falſch, ſo fällt die Schuld auf mich allein. Wie falſch Dieſer oder Jener fie aber auch finden möge, der unparteiiſche Leſer wird zugeben, daß ſie auf Thatſachen fußen und augenſcheinlich berechnet find, das Beſte meines Adoptiv-Vaterlandes zu fördern. Waſhington City, im Januar 1848. A. Wislizenus. Independence, Miſſouri, d. 9. Mai 1846. An 4 Mai verließ ich St. Louis und traf heute hier in dieser wohlbekannten Grenzſtadt Miſſouri's ein, von wo gewöhnlich die Handelszüge nach Santa Fe, Oregon und Californien abgehen, obgleich von letzteren auch manchmal Weſtport oder Kanſas gewählt wird. Als ich vor ſieben Jahren von einem Ausfluge nach Oregon heimkehrte, ſah ich Independence als ein kleines Dorf, jetzt dagegen hat es ſehr zugenommen und die Maſſe von Auswanderern nach dem „fernen Weſten“ und von Santa Fe-Händlern, welche gegen— waͤrtig hier verſammelt ift, giebt ihm ein ganz lebhaftes Ausſehen. Dieſe bunte Maſſe von Fremden war aus gar verſchiedenen Stoffen zuſammengeſetzt, doch trafen ſie alle in einem Punkte überein, darin nämlich, daß ſie im Begriff ſtanden, in den großen Ocean der Prairie“) auszulaufen und ihn in weſtlicher Richtung zu durch— ſchiffen. Meine Abſicht war, mich dem erſten großen Zuge nach Santa Fe anzuſchließen, und mein unternehmender Landsmann, Herr A. Speyer, deſſen Name, ſeiner Energie, Beharrlichkeit und Furchtloſigkeit wegen, im Santa Fe-Handel einen guten Klang hat, war mir auf alle Weiſe dabei behülflich. Da Herrn Speyers eigne Vorbereitungen zur Reiſe noch nicht beendigt waren, und ich mich nach der Prairie ſehnte, ſo verließ ich Independent am 14. Mai und begab mich nach Bir blue camp, dem erſten Haltplatze auf der Prairie, ee 20 1 von Independence entfernt. Meine, Bi?) Grasſläche. D. Ueberſ. 99) Ueberall, wo von Meilen die Rede iſt, find engliſche Meilen ge— Ko deren 43/, gleich einer deutſchen Meile find. D. Ueberſ. 1 2 während meines Aufenthaltes in Independence angeſtellten Baro⸗ meter⸗ Beobachtungen wieſen ſeine Erhebung über der Nerrai auf 1040 Fuß!) nach. Big blue camp, den 15. Mai. Dieſer erſte Haltplatz in der Prairie iſt ein lieblicher Punkt. Er liegt genau auf der weſtlichen Grenzlinie des Staates Miſſouri, und die Militärſtraße vom Fort Towſon nach dem Fort Levenworth läuft nabe an ihm vorüber. Dieſe Straße ſcheidet die äußerſten Anſiedlungen vom Indianer⸗ gebiete. So auf dem Vereinigungspunkte der Civiliſation und der Wildniß gelegen, konnten wir beide mit einem Blick überſchauen. Gegen Oſten erblickten wir die Segnungen der Civiliſation: ſchöne Landſitze mit Getreidefeldern, Obſtgärten, Wohnhäuſern und der ganzen Behaglichkeit der Heimath; gegen Weſten die einſame, weit⸗ hin ausgedehnte Prairie, ohne Häuſer, ohne Kultur, — die Heimath des unruhigen Indianers, der Heerweg des weißen Abenteurers. Die Scene war von Tauſenden um uns herumgraſenden Rindern und den täglich neu zuſtrömenden Fuhrwerken und Prairiereiſenden belebt, welche von hier in die Prairie abgehen. Unter dieſem ge⸗ räuſchvollen Treiben der ganzen Karavane mußte ich ungefähr acht Tage lang verweilen, die ich zu aſtronomiſchen und barometriſchen Beobachtungen benutzte, deren erſtere 38° 59° 27“ nördlicher Breite, die letzteren eine Höhe von 1020 Fuß über der Meeresflaͤche ergaben. Den 22. Mai. Heute ſetzte ſich unſere ganze Karavane in Bes wegung; ſie beſteht aus 22 großen Laſtwagen, jeder von 10 Maul⸗ thieren gezogen, mehreren kleineren Wagen und 35 Maͤnnern. Ich ſelbſt hatte mich mit einem kleinen, auf Federn ruhenden Wagen verſehen, der meine Bagage und Inſtrumente trug und mir bei ſchlechtem Wetter zum Zufluchtsort dienen ſollte. Die Unordnung und das Geräuſchvolle des erſten Aufbruchs, die Unerfahrenheit eis niger der Fuhrleute und die Widerſpenſtigkeit der Maulthiere machen es rathſam, daß der erſte Tagsmarſch nur als Uebungs⸗ marſch betrachtet wird. Geht Alles gut, jo kaun man nachber rubi vorwärts ſchreiten. Aus dieſem Grunde legten wir heute nur ) 12 amerikaniſche Zoll S 1 Wiener Fuß; 123% amerif Zoll 1 Preuß. Fuß; 127% amerikaniſche Zoll = 1 franzoͤſ. Fuß. D. 3 Meilen auf der Santa Fe-Straße zurück und lagerten uns dann auf der Prairie, wo gutes Gras und Waſſer in der Nähe vors handen waren. N Am Morgen des 23. Mai ſchlugen wir den Weg nach dem zehn Meilen entfernten Lone Elm tree oder Round grove ein. Noch nie ſah ich eine ſo ſchöne Prairie als die, über welche uns unſer Weg führte. Das Gras hatte die ganze Friſche des Frühlings und die ganze Ebene war fo mit Blumen, beſonders mit der himmel— blauen Tradescantia virginica und der hellrothen Phlox aristata bedeckt, daß ſie einem ungeheuern grünen Teppich glich, in welchen die herrlichſten Farben eingewoben ſind. Das lange, durch die Prairie ſich hinziehende Geleiſe, welches die Santa Fe-Straße ge— nannt und nur durch die Tauſenden von großen Wagen gebildet wurde, die darüber hinzogen, iſt eine beſſere Straße, als man in den meiſten Gegenden Miſſouri's und Illinois' findet. Die hohe Lage der ſich leicht hebenden und ſenkenden Prairie, und die Leichtigkeit, mit welcher man ſich das günſtigſte Terrain für die Straße aus— ſuchen kann, erklären dies hinlänglich. Mittags hielten wir bei Lone Elm tree an, einem nichts weniger als günſtigen Haltplatze mit ſchlechtem Waſſer, dürftigem Graswuchſe und einem einzigen Ulmbaume (woher der Name); am Waſſer ein wenig Schilf. Wie lange noch der Reiſende den ehrwürdigen Ulmbaum reſpectiren wird, der manche Generation durchlebt hat, vermag ich nicht zu ſagen, ich fürchte aber, daß ſeine Tage gezählt ſind und daß das kleine Thal dann öder als jemals ſein wird. Nachmittags brachen * wieder auf, legten fünf Meilen zurück und machten dann bei einem Teiche in der Prairie Halt. Bei jedem Halt- oder Lager⸗ platze (Camp) werden die Wagen in einen Corral geſtellt, d. h. man bildet aus ihnen einen länglicht runden Kreis, der an einer Seite offen bleibt. Hierauf werden die Zugthiere zum Graſen losgelaſſen und, wenn die Zeit zum Aufbruch naht, in den Corral getrieben und dort auf mexikaniſche Weiſe mit dem Lazo eingefangen. Dien 24. Mai., Heute Vormittag paſſirten wir die Straße Oregon, welche ſich, ungefähr acht Meilen von Round grove entfernt, von der Santa Fe-Straße trennt und ſich rechts dem Kanſas zuwendet. Ein am Scheidepunkte ſtehender Wegweiſer trug die Au fſchrift „Straße nach Oregon;“ man hätte „nach Japan, China, Oſtindien ꝛc.“ hinzuſetzen können. Mittags kamen wir nach Black sr 1 4 Jack Point, zwölf Meilen. In unſerem Lager und noch mehr zu un⸗ ſerer Rechten ſahen wir viele jener Zwerg-Eichbäume, der ſogenann⸗ ten Black Jack), deren dunkelgrüne Blätter auffallend gegen das lebhaftere Grün der Prairie abſtechen. Dieſe Eiche wächſt auf feuchtem, magerm Boden, und dem entſprach dieſe Gegend auch vollkommen. Nachmittags marſchirten wir acht Meilen weiter, nach Hickory Point und noch vier Meilen weiter nach Wackaruſſi Point, einem gut beſetzten Lagerplatze mit guter Quelle im Gehölze. Bevor wir dieſes unſer Nachtlager erreichten, genoſſen wir, als wir über eine Hochebene dahin ſchritten, eine wunderſchöne Ausſicht auf ein gegen Norden gelegenes Thal, welches viele Indianerwällen ähnliche Hügel enthielt und im Hintergrunde von den fernen Ufer ketten (bottoms) des Kanſasfluſſes begrenzt wurde. Wie man mir ſagte, iſt dies ein beliebtes Jagdrevier der Kanſas-Indianer. Den 25. Mai. Mittagshalt nach fünf Meilen, unweit Waſſer; Nachtlager, zehn Meilen weiter, am Rock Creek“), an welchem wir gutes Gras, leidlich gutes Waſſer, aber kein Holz fanden. Zum erſten Male ſeit dem Beginn unſrer Reiſe ſah ich Kalkſtein in der Prairie, der ſowohl an dem Bache, bei welchem wir um Mittag Halt machten, als auch am Rock Creek zu Tage kam. An beiden Stellen war es ein gelber, compacter Kalkſtein mit Encriniten und anderen Foſſilien der kohlenartigen Kalkſtein-Formation. Den 26. Mai. Um Mittag erreichten wir Hundred ten miles ereek (zehn Meilen) mit gutem Holz, aber ohne laufendes Waſſer. Der Bach trägt ſeinen Namen, Hundertzehn-Meilen-Bach, von der Entfernung bis zum alten Fort Oſage. Acht Meilen weiter, am Bridge Creek, fanden wir einen herrlichen Platz zum Nactiager. Nachts zog ein heftiges Gewitter über uns herauf, was einige un⸗ ſerer Maulthiere auf die Idee brachte, zurück zum civiliſirten Leben zu fliehen, aber unſere mexikaniſchen Maulthiertreiber, die beſten zu dieſem Zwecke, brachten ſie Morgens als Gefangene in's Lager zurück. Den 27. Mai. Acht Meilen Vormittags zurückgelegt, bis zu Switzlers Creek, einem ſchönen, fließenden Waſſer. Nachmittags 5 Quercus imbricaria, Lorbeereiche. ) Creek, Bach. | N D. Ueberſ. ; 5 überſchritten wir drei kleine Bäche und lagerten uns am vierten, dem Fiſh Creek (zehn Meilen.) Den 28. Mai. Morgens paſſirten wir zwei kleine Bäche und machten um Mittag am dritten Halt, Pleasant valley ereek genannt. (funfzehn Meilen.) Dieſer Lagerplatz verdient ſeinen Namen“); er bie: tet gutes Gras und reichlich Holz und Waſſer dar, die drei großen Erforderniſſe eines Prairielagers. An der jenſeitigen Uferkette fin— den ſich zwei Arten von Kalkſtein; die eine iſt compact, weiß, gleich dem kohlenartigen Kalkſtein bei St. Louis, mit einigen undeutlichen Verſteinerungen; die andere ein thoniger, weicher, erdiger Kalkſtein ohne Foſſilien, der im Aeußern viel Aehnlichkeit mit Felſen von der Kreideformation hat, aber wahrſcheinlich derſelbe Kalkſtein wie der zuerſt erwähnte iſt und ſich nur im Zuſtande der Zerſetzung befindet. Regens halber legten wir Nachmittags nur drei Meilen zurück und lagerten uns auf offener Prairie, wozu wir Holz und Waſſer mit uns genommen hatten. — Am 29. Mai machten wir einen Weg von fünf Meilen bis zum Bluff Creek, ebenfalls einem herrlichen Lagerplatze, mit klarem Waſſer, hinreichendem Holz und Kalkufern; aber der beſte bis jetzt getroffene Lagerplatz wartete unfrer am Abend. Nachdem wir den Big John Creek überſchritten hatten, erreichten wir das wohlbekannte Council Grove (ſechs Meilen), und lagerten uns am rechten Ufer des dort vorbeifließenden kleinen Fluſſes. Das Thal, in welchem Council Grove liegt, bietet ganz beſondere Vortheile dar. Es iſt beſſer be— waldet, als irgend eines an der Straße. Der Fluß wird von ei— nem Waldſtreifen von ½% bis 1 Meile Breite eingefaßt, deſſen Bäume vollkommen ausgewachſen ſind und meiſtens aus Eichen, Hickories, Eſchen, Wallnuß, Ulm: und anderen Bäumen beſteht. Die Vegetation iſt üppig, der Boden ſehr fruchtbar, und für Ackerbau und Viehzucht würde ſich dieſe Gegend ganz vorzüglich eignen. Die Hügel— reihen zu beiden Seiten von Council Grove beſtehen aus grauem, tho— nigem Kalkſtein, ohne Verſteinerungen. Hier findet man auch mehrere Gräber von Indianern und weißen Männern, welche in der ge— e Prairieweiſe errichtet und mit Felſen bedeckt ſind. Council Grove bildet gewiſſermaßen die Scheidelinie im Cha— 9 Pleasant Valley: liebliches Thal. 12 | D. Ueberſ. 6 rakter des öſtlich und weſtlich von ihm liegenden Landes. Das oſtwärts gelegene Land beſteht aus leicht aufſteigender und abfal⸗ lender Prairie, aus, ich möchte ſagen, ſtehenden Wogen, die bald kürzer und abſchüſſiger, bald größer und voller ſind, ähnlich den Wellen des Oceans, welche ohne Zweifel einſtmals dieſe Ebenen bedeckten und ihnen zum Theil ihre jetzige Geſtalt verliehen. Von dieſer leichten Wellenform werden die Barometer-Meſſungen am beſten zeugen. Big Blue Camp war 1020 Fuß über dem Meere erhaben, Council Grove liegt 1190, und der höchſte Punkt zwiſchen beiden, auf der Scheide zwiſchen den Gewäſſern des Oſage und des Neosho oder Grandfluſſes, 1420 Fuß über der Meeresfläche. — Der öſtliche Theil iſt gut bewäſſert und am Laufe des Fluſſes ge— nügend bewaldet, um für etwaige Anſiedlungen das nöthige Holz zu liefern. Der Boden iſt durchſchnittlich ſehr fruchtbar und, der höhern Lage nach zu urtheilen, fieberfreier, als die von dieſer Plage heimgeſuchten Flußniederungen. Werfen wir nun einen Blick auf das weſtlich von Council Grove vor uns liegende Land. Ein wenig in weſtlicher Richtung von uns entfernt, erhebt ſich das Land plötz— lich auf 1500 Fuß und ſteigt nach und nach, gegen den Arkanſas zu, bis auf 2000 Fuß und mehr über der Meeresfläche. Das dazwiſchen liegende Land zeigt indeſſen doch noch bisweilen die kurze Wellenform des öftlichen Theiles, öfter aber gleicht es noch mehr den Plateaux oder Hochebenen zwiſchen dem Arkanſas und dem Cimarron, jenen beiden Repräſentanten der ruhigen, unend⸗ lichen Seen, von denen der Horizont ſich weiter ausdehnt, wo der Boden trockner, die Vegetation dürftiger, Holz und Waſſer immer ſeltener werden. Das Land zwiſchen Council Grove und dem Arkanſas bildet den Uebergang zu den ſandigen Ebenen jenſeit des Arkanſas; der Boden iſt im Allgemeinen weniger fruchtbar als im öſtlichen Theile, doch an den Flüßchen, wie am Cottonwood-, Lille Arkansas, Walnut-, Ash-, Pawnee-creek und am Arkanſas, dürften Anſiedlungen wohl fortkommen, obgleich fie mehr auf Vieh⸗ zucht, als auf Ackerbau begründet ſein müßten. Den 30. Mai. Allmaͤlig aufwärts ſteigend, legten wir Vormit⸗ tags funfzehn Meilen, von Council Grove bis Diamond Spring zurück, auf welchem Wege wir einige große Schnepfen erlegten, wahrſchein lich den langgeſchnäbelten Brachvogel (Numenius longirostris, Wilson ), und ſahen die erſten Antilopen. Abends reiſten wir ſieden Meilen 7 weiter und lagerten uns in der Prairie ohne Waſſer. Guter Boden und herrliches Gras. — | Den 31. Mai. Die Lower Springs überſchreitend, gelangten wir über eine Hochebene, von der aus kein Gegenſtand den fernen Ho— rizont der Prairie verhüllte, nach dem vierzehn Meilen entfernten Willowgreen. Nachmittags hatten wir ein heftiges Gewitter und die ganze Nacht hindurch Regen. Den 1. Juni. Tüchtig durchnäßt machten wir uns Morgens nach dem Cottonwood Creek (ſechs Meilen) auf den Weg, einem ſchö— nen Lagerplatze mit Silberpappeln (Populus canadensis), den erſten, welchen wir begegneten, und Weiden am Bache, der durch ſeine halbkreisförmige Windung einen natürlichen Corräl bildet. Hier fand ſich viel violettblumiger Malva papaver. Abends zogen wir ſechs Meilen weiter und lagerten uns an einem Teiche. Auf dem Wege zu unſrer Nachtlagerſtätte fand ich einiges Mooreiſenerz auf der Prairie und eine Menge gelben, braunen und röthlichen Sand— ſtein, verbunden mit Eiſenoxyd-Hydrat, welchen Sandſtein ich, da ich ſeiner öfter erwähnen muß, eiſenhaltigen Sandſtein nennen will. Da wir uns nun dem Lande der feindlichen Indianer näherten, ſo ſtellten wir zum erſten Male Nachtwachen aus. Den 2. Juni. Heute wanderten wir den ganzen Tag lang über eine Hochebene, dem Lieblingsaufenthaltsorte der Antilope. Mittags hielten wir beim Little Turkey Creek an (zwölf Meilen), und Nachts lagerten wir uns oberhalb des Big Turkey Creek auf der Prairie (zehn Meilen) ohne Waſſer. Den 3. Juni um Mittag erreichten wir den Little Arkansas Gwölf Meilen). Auf dem Marſche dahin ſahen wir zum erſten Male, zur Linken, in einer Entfernung von etwa zehn Meilen, die niedrigen, ſandigen Uferketten des Arkanſas, die hie und da mit Silberpap— peln bewachſen ſind. Der Little Arkansas, ſein Tributär, war jetzt ein kleiner, leicht durchwatbarer Fluß, iſt er aber von Regen an- wollen, ſo wird er zu einem reißenden Strom, der ſein ſteiles Ufer überſteigt und das ganze Thal überſchwemmt. Der Boden iſt ſandig und das Gras mittelmäßig gut. Heute fand ich zum erſten Male auf unſrer Reiſe die Bewohnerin der trockenen, ſan— digen Region, die ſtachlige Birne oder Cactus, der ich überall auf meinen Reifen in Mexiko begegnete; es war dies die Opuntia vul- Laris mit hellgelber Blume. Sind alle Blumen der Cactusfamilie 1 — 8 reizend, ſo ſind ihre Dornen und Stacheln nicht minder ritzend. Wer ſie pflücken will, muß entweder mit eiſernen Nerven ausge⸗ rüſtet ſein, um keinen Schmerz zu empfinden, oder noch beſſer mit eiſernen Handſchuhen, um ſie ungeſtraft berühren zu können. Auf den Uferbänken des Little Arkansas fand ich einen gefleckten, gelb— lichen, kalkartigen Sandſtein, ohne Verſteinerungen, und loſe Stücke eiſenhaltigen Sandſteins. Abends legten wir ſechs Meilen zurück und lagerten uns in der Prairie ohne Waſſer. Auf dem Wege dahin begegneten wir einem Zuge von 22 Wagen von Bents Fort, durch den wir erfuhren, daß die Comanches und Pawnees ſehr feindlich geſinnt ſeien und am Pawnee Fork einen Mann der Ka⸗ ravane getödtet hätten. Den 4. Juni. Der Morgen war ſehr ib. Wir paſſirten mehrere der Little Cow Creeks, bei deren einem der mexikaniſche Kaufmann Chavez im Jahre 1843 beraubt und ermordet wurde. Mittags machten wir am Big Cow Creek (vierzehn Meilen) Halt, wo der Boden ſandig, das Gras kurz und ſaftlos iſt. Abends brachen wir wieder auf und trafen ſpät in der Nacht bei Camp Oſage (ſechszehn Meilen) ein, dem erſten Lagerplatze am Arkanſas. Heute erblickten wir die erſten Spuren von Büffeln und das erſte Dorf von Prairiehunden. | Den 5. Juni. Längs des Arkanſas und etwa zwei Meilen nordwärts vom Fluſſe marſchirten wir acht Meilen weit bis zum Walnut Creek, einem zweiten Tributar des Arkanſas, wo wir Mit⸗ tagsraſt hielten. Auf dem Wege hieher begegneten wir kleinen Heerden von Büffeln, die aber zu . waren, als daß wir uns ihnen hätten nähern können. Auf der Hälfte des am Morgen von uns zurückgelegten We liegt eine niedrige, größtentheils mit Gras bewachſene Hüge in der Prairie. Von einem auf dieſer Erhöhung liegenden, a Felsblöcken gebildeten Indianergrabe angezogen, erſtaunte ich zu finden, daß dieſe Steine nicht aus Kalk oder Sandſtein beſtanden, ſondern einer vulkaniſchen Formation ähnlich waren, und bei näbe⸗ rer Prüfung entdeckte ich dieſelbe Felsart in Ablagerung, wie ſie an der Südſeite des Hügels zu Tage kam. Dieſer Fels iſt eine poröſe, roth, ſchwarz und gelbe Maſſe, und ſiebt aus, als ob eiſen⸗ haltige Erdmaſſen in heftigem Feuer zuſammen gebacken worden ſeien. Die Maſſe hat große Aehnlichkeit mit dem burnt rock der Kreideformation am obern Miſſouri, von welchem der verſtorbene Herr Nicollet von ſeiner Expedition Proben mit heimbrachte; die letzteren ſind jedoch ſchwärzer und leichter. Der Charakter des Geſteins ſowohl, als des umliegenden Landes, läßt die Anſicht nicht aufkommen, daß dieſe Felsart durch vulkaniſche Kraft aus der Tiefe herausgeworfen worden ſein könnte; wahrſcheinlicher iſt es, daß fie durch pſeudoulkaniſche, oder dicht unter der Erdoberfläche brennende Feuer, ſogenannte Erdbrände, entſtand, die gewöhnlich durch abſichtliche oder zufällige Entzündung von Kohlenlagern ent— ſtehen ). Als ich heute Abends am Pawnee Rock dieſelbe Forma— tion wiederfand, war es in ſo inniger Verbindung mit eiſenhaltigem Sandſtein, daß ich überzeugt wurde, dieſer Erdſchlackenfels ſei das Product der Einwirkung von Erdbränden auf eiſenhaltigen Sandſtein. ) John |. (Travels in the Interior of America in 1809, 10 and 11, Liverpool 1817, pag. 153) ſagt: „In dem ſenkrechten Ufer, unterhalb des Forts (des Forts der Miſſouri Pelzcompagnie am obern Miſſouri, oberhalb des Mandandorfes) fand ich ein etwa 18 Zoll dickes Kohlenlager, von welchem ich einigen der Jäger des Forts Proben zeigte, die mir verſicherten, daß dieſe Kohle höher den Fluß hinauf ſich ſehr häufig vorfinde und daß fie dort an manchen Stellen in Brand ge— rathen ſei. Da man oft Bimsſteine den Miſſouri hinabſchwimmen ſieht, ſo habe ich mich oft bei den Jägern erkundigt, ob am Fluſſe ſelbſt oder ! an feinen Armen irgend ein Vulkan vorhanden ſei, habe aber nie eine Auskunft erhalten können, welche als Bürgſchaft dafür angeſehen werden könnte. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß et Bimsſtein aus dieſen bren— nenden Kohlenlagern kommt.“ 1 Major Stephen H. Long (Account of an Expedition from Pitts- burgh to the Kocky mountains in 1819 and 20. Philadelphia 1823, vol. II. pag. 80) ſagt, als er das Ratongebirge überſchreitet: „Dieſer ner der am Boden N Schlucht zu Tage kommt, iſt ſchieferartig 1 geformt und umſchließt enge Lager von bituminöſem Thenſchiefer, der Stücke von Holzkohlen oder verkohlte Pflanzentheile enthält, die in jeder Hinſicht der Holzkohle gleichen, welche durch Verbrennung“ in freier Luft erzeugt wird. In den Schluchten und auf der Oberfläche des Bodens fanden wir Maſſen von einer leichten, poröſen, rothbraunen Subſtanz, die derjenigen, welche man häufig den Miſſouri herabſchwimmen ſieht und die von Einigen für ein Product der an den obern Armen dieſes Fluſſes be— findlich fein ſollenden pſeudo-vulkaniſchen Feuer gehalten werden, außeror⸗ dentlich ähnlich iſt.“ 10 Nachmittags brachen wir nach Aſh Creek auf (neunzehn Meilen), wohin der Weg durch eine Sandebene mit kurzem, feinem Gras, dem ſogenannten Büffelgras (Sessleria dactyloides) führte, während der Arkanſas einige Meilen ſüdlich von uns dahin floß. Die ganze Ebene, durch welche wir wanderten, war im ſtrengſten Sinne des Wortes mit Heerden von Büffeln bedeckt, deren Zahl wenigſtens 30,000 betragen haben muß. Jetzt ſtellte ſich das Jagdſieber ein; alle Büchſen und Piſtolen wurden zur Hand genommen, die mächtigen Thiere wurden aber mehr erſchreckt als beſchädigt. Die flache Ebene verhinderte uns, die Thiere zu umzingeln, ſo daß nur die Jäger, welche auf raſchen Pferden Jagd auf ſie machten, das Glück hatten, einige zu erlegen. Ungefähr ſechs Meilen von Aſh Creek ent- fernt, rechts von der Straße, ſpringt ein Fels hervor, an den ſich eine niedrige Hügelkette anſchließt. Dieſer Fels trägt den Namen Pawnee Rock, beſteht aus gelbem Sandſtein, bedeckt und umgeben von eiſenhaltigem Sandſtein und Erdſchlackenfels. Der allmälige Uebergang des eiſenhaltigen Sandſteins zu Erdſchlackenfels ſtellt ſich hier ſehr deutlich heraus und läßt über den Urſprung des letztern keinen Zweifel mehr zu. Da ich kein anderes Licht als den Mondſchein hatte, ſo konnte ich die umliegenden Hügel nicht näher unterſuchen. Spät in der Nacht erreichten wir Aſh Creek, wo Ue⸗ berfluß an Holz, aber kein Tropfen Waſſer zu finden war, was jedoch weder unſern Appetit zum gebratenen Büffelhoͤcker, noch den gefunden Schlaf in unſern Wolldecken ſtöͤrte. — Am 6. Juni machten wir Morgens nur ſechs Meilen bis Pawnee Fork, in deſſen Nähe ich wiederum gelben und rothen Sand⸗ ſtein entdeckte, der von Erdſchlackenfels von Südweſten nach Nord⸗ weiten gleichſam in die Höhe gehoben war. Der bier ſich vorfin- dende eiſenhaltige Sandſtein iſt compacter und dunkelroth. Pawnee Fork iſt ein ausgezeichneter Lagerplatz. Das kurze Gras iſt hier freilich trockener als es jetzt ſonſt irgendwo der Fall iſt, aber Holz iſt reichlich vorhanden und der munter fließende Bach enthält Fiſche. Abends ſetzten wir unſern Weg durch die Ebene fort bis ſpät in die Nacht hinein. Nachdem wir durch mehrere ausgetrocknete Bäche marſchirt waren, kampirten wir, ungefähr ſechszehn Meilen von Pawnee Fork entfernt, auf der Prairie, wo wir weder Holz noch Waſſer und nur mittelmäßig gutes Gras fanden. Auf dem Wege bieber ſahen wir das Grab des unglücklichen Mannes, der, wie uns ſeine 11 Gefährten von Bents Fort erzählt hatten, hier vor acht Tagen von Indianern getödtet wurde. Am 7. Juni gelangten wir Vormittags ſechs Meilen weit, nach dem Little coon creek, wo wir uns neben einer Waſſerlache lagerten. Abends ging es weiter, und da wir im Big coon creek kein Waſſer fanden, ſo mußten wir uns ohne Waſſer auf der Prai— rie lagern (funfzehn Meilen). Obgleich wir noch immer dieſelbe Ebene durchwandern, den Arkanſas zu unſerer Linken, ſo ſehen wir doch von Tag zu Tag immer weniger Büffel. Den 8. Juni. Nach einem Marſche von wenigen Meilen fan— den wir Morgens in einem Bache, der wahrſcheinlich ein Arm des Big coon creek iſt, etwas ſtehendes Waſſer. Die Uferbank des Baches beſteht unten aus gemeinem Sandſtein, oben aus weißem, feinkörnigem Mergel, ohne Foſſilien. Dieſer Mergel gleicht eben— falls den von Herrn Nicollet vom obern Miſſouri mitgebrachten Proben und gehört zur Kreideformation. Nachdem wir unſere Thiere erfriſcht hatten, reiſten wir Vormittags zehn Meilen weiter, allmälig aufſteigend, bis wir den Arkanſas erreichten, wo wir um Mittag anhielten. Der Arkanſas iſt, gleich allen Prairieflüſſen, ziem- lich monoton und langweilig. Er iſt breit, aber ſeicht und ſandig, hat niedrige oder gar keine Uferketten, die hie und da mit Silber— pappeln beſetzt, in der Regel aber kahl ſind. Wie wenn er ſich ſelbſt nach Abwechslung ſehnt, eilt er raſch durch die offene Prairie dahin. Doch wenn man einige hundert Meilen weit durch die Prairie gewandert iſt, ſo fühlt man ſich ſchon durch den Anblick eines, wenn auch noch weniger ſchönen Fluſſes erquickt und hält ihn für eine weſentliche Verſchönerung der Landſchaft. An unſerm Mittags⸗Haltplatze fand ich niedrige Uferketten, aus graulichem Säandſtein mit ſehr kleinen und undeutlichen Foſſilien beſtehend, und gekörnt wie feines Conglomerat. Nachmittags marſchirten wir etwa zwölf Meilen den Fluß aufwärts. Das Thal des Arkanſas iſt hier mehrere Meilen breit, und die Uferketten beſtehen aus unbe— deutenden Hügeln, welche mit Gras bewachſen ſind. Unſer Nacht— lager ſchlugen wir zu Caches auf, einem Platze, der ſeinen Namen daher führt, daß hier ein Handelszug im Jahre 1822 ſeine Waaren verſteckte. Bei dieſem Platze vorbei ſoll ſich der hundertſte Länge— grad, weſtlich von Greenwich vorbeiziehen, doch fehlte es mir an Gelegenheit, darüber Beobachtungen anzuſtellen. We "Sa Am 9. Juui legten wir etwa 20 Meilen, den Arkanſas auf wärts, zurück, bisweilen im Thale, bisweilen auf der Uferkette oder über die Hochebene marſchirend, in welche dieſe ausläuft. Die Uferketten fand ich heute aus einer groben Miſchung von Sand und Quarz beſtehend, welche durch Kalk verbunden iſt. Nachmit⸗ tags kamen wir zu der gewöhnlichen Arkanſasfurt und hatten die Freude, am jenſeitigen Ufer einen Corral von Wagen zu bemerken, welcher aus einigen kleinen, vor uns abgereiſten Geſellſchaften be⸗ ſtand. Den Fluß zu Pferde durchreitend begrüßten wir unfre Freunde und nahmen an ihrem Büffel-Diner Antheil. Die Durchführung der Wagen durch den Fluß wurde bis auf den nächſten Tag verſchoben. Der Fluß hat hier eine Breite von mehreren hundert Ellen, iſt ſehr ſandig, aber faſt überall ſehr leicht zu durchwaten. Die Straße, welche ſich am nördlichen Ufer aufwärts zieht, führt nach Bents Fort und wird für die zweckmaͤßigſte Militärſtraße gehalten, wäh⸗ rend die ſchwierigere, aber kürzere Straße, welche man hier durch Ueberſchreiten des Fluſſes gewinnt und die in ſüdweſtlicher Richtung nach dem Cimarron führt, von den Santa Fe-Händlern vorge zogen wird. — Den 10. Juni. Der ganze Vormittag ging mit dem Herüber⸗ ſchaffen der Wagen hin. Jedem derſelben wurden acht bis zehn Paar Maulthiere vorgeſpannt, und nach ungefahr ſechs Stunden ſtand der ganze Zug wohlbehalten am andern Ufer. Wir verweilten hier jedoch noch bis zum Abend und verſorgten uns mit Holz und Waſſer, weil es zweifelhaft war, ob wir in dieſer Sandregion, welche arm an Waſſer und Holz iſt, ſolches auf den nächſten fünf⸗ zig Meilen finden würden. Meine, an der Furt des Arkanſas gemachten Barometer-Beobachtungen ergaben eine Höbe von 2700 Fuß über der Meeresflaͤche, der bis dahin böchſte Punkt auf unſerer Reiſe. Von hier aus werden wir raſcher und ohne Unterbrechung aufwärts ſteigen, bis wir in der Nahe von Santa Fe eine Höhe von 7000 Fuß erreichen. 7 =; Gegen Abend brachen wir auf und unſer Weg führte uns durch tiefen Sand. Gras war wenig vorbanden, deſto reichli tet fanden wir Sandpflanzen, und der Boden war fo mit den verſchie⸗ denartigſten Blumen bedeckt, befonders mit der beitern Gaillardia pulchella, daß die Sandwüſte einem unermeßlichen Blumengarten glich. Anfangs ein wenig bergan ſteigend, kamen wir ſpäter über 13 eine Hochebene mit guter Straße, und ſchlugen endlich unſer Nacht— lager in Battle Ground (Schlachtfeld), funfzehn Meilen vom Arkanſas entfernt, auf, wo ſich dürftiges, trockenes Gras, aber ein kleiner Waſſerteich vorfand. Dieſer Punkt trägt feind! Namen davon, daß hier im Jahre 1843 ein kleiner Haufen Texaner unter Oberſt Snively mit der Vorhut von General Armijo's Armee zuſammenſtieß, und mit ſeinen Büchſen und Bowiemeſſern ein furchtbares Blut— bad unter ihr anrichtete. Die wenigen Mexikaner, welche ent— kamen, jagten dem General Armijo durch ihre Berichte eine ſolche Furcht ein, daß er mit ſeiner ganzen Armee zurück nach Santa Fe lief. 5 Am 11. Juni marſchirten wir ungefähr achtzehn Meilen weit, bevor wir Halt machten, ohne Holz oder Waſſer zu ſehen. Von Büffeln iſt nichts mehr zu ſehen; ſelbſt Büffeldünger, der gewöhn— lich ſtatt Brennholz dienen muß, iſt nicht mehr zu finden. Die Hochebene zwiſchen dem Arkanſas und dem Cimarron, die ſich un gefähr 3000 Fuß hoch über der Meeresfläche erhebt, iſt der troſtloſeſte Platz auf der ganzen Santa Fe-Straße, und war der Schauplatz der unſäglichſten Beſchwerden der erſten Santa Fe-Händler. Während der trockenen Jahreszeit kann man nicht darauf rechnen, auf der ganzen 66 Meilen langen Strecke vom Arkanſas bis zu den unte— ren Quellen des Cimarron auch nur einen Bach oder eine einzige Waſſerpfütze anzutreffen. Der Boden iſt durchweg trocken und hart, die Vegetation arm, und es gedeiht hier faſt nichts als kurzes, dürres Büffelgras und einige Cactus. Trotz des ausgedehnten Horizontes iſt doch weder Baum noch Strauch zu entdecken, auf dem das Auge ruhen könnte, und von Wild zieht nur dann und wann eine Antilope die Aufmerkſamkeit auf ſich, um Euch vielleicht zu einer erfolgloſen Jagd zu verleiten. Aber durch etwas zeichnet ſich dieſe Wüſte dennoch aus. Wenn der lange Ritt und das ewige Einerlei der Landſchaft Eure Geduld erſchöpft und der bren⸗ nende Durſt Eure Lippen verdorrt hat, und ein Freund an Eurer Seite Euch, grauſam tröſtend, an die Annehmlichkeiten des Lebens in der Heimath erinnert, welchem Allen Ihr zur Stunde einen einzigen Schluck friſchen Waſſers vorziehen würdet, — da breitet ſich plötzlich vor Euren ſtaunenden Augen ein prachtvoller See in der Ebene aus. Seine Oberfläche gleicht dem Kriſtall; der unge— heure Spiegel wird leiſe vom Winde bewegt, aber je raſcher Ihr 14 vorwärts eilet, je näher Ihr dem See kommt, deſto eher Ihr enttäuſcht. Der See verſchwindet vor Euren Auge wenn Ihr den Punkt erreicht habt, wo Ihr ihn zu erblicken glau ſo ſehet Ihr nichts als denſelben harten, trocknen, ved Erdboden, über den Ihr den ganzen Tag lang gewandert ſeid. Dies iſt die berühmte Luftſpiegelung (falſcher Teich, Fata morgana). Obgleich dieſelbe auch auf andern Prairien beobachtet wird, ſo iſt ſie doch nirgends ſo häufig, ſo täuſchend und ſo deutlich als bier. Durch meine Unterſuchungen über das Entſtehen dieſer Erſcheinung auf dieſer Hochebene bin ich zu folgenden Schlüſſen gekommen: Das Phänomen der Luftſpiegelung erfordert: 1) Eine große Hochebene mit ausgedehntem Horizont und lei⸗ ſer Wellenform des Bodens. 2) Einen trockenen, harten Boden, der entweder ganz kahl, oder nur mit dürrem, ſpärlichem Pflanzenwuchs bedeckt iſt, wie etwa das kurze Büffelgras. 3) Trockenes, warmes Wetter und klare Luft. An ſolchen Ta⸗ gen, und weniger Morgens und Abends, als gerade dann, wenn die Sonne die größte Kraft hat, iſt die Luſtſpiegelung am bänfig- ſten und deutlichſten. 4) Eine leiſe Vertiefung in der wellenförmigen Ebene, wenn auch noch ſo unbedeutend, damit ſich ein Hintergrund bilde. Wo dieſer Hintergrund vom Horizont unterbrochen wird, da wird die Luftſpiegelung matt und verſchwindet ganzlich. 5) Eine Eutfernung von mehreren Meilen zwiſchen dem Beob⸗ achter und der Erſcheinung. Jemebr man ſich nähert, deſto undeut⸗ licher wird die Luftſpiegelung, und geht am Ende in ein Schimmern der Luft über, wie man ſolches an beißen Tagen auf trockenen Chauſſeen beobachten kann, wenn dieſe die auf ſie fallenden Son⸗ nenftrablen beftig wieder zurückwerfen. 6) Die Luftſpiegelung iſt alſo die Wirkung eines ſtarken Reflectes der Sonnenftrablen vom Erdboden, aus einer gewiſſen Entfernung an gewiſſen Orten beobachtet. 7) Daß Gegenſtaͤnde, welche ſich in der Nahe der Luftſpiege⸗ lung befinden, doppelt geſeben werden, wie z. B. Baͤume, Tbiere, Menſchen u. ſ. w., kann ebenfalls aus folgenden Geſetzen der Re⸗ flegion erklart werden: * 15 115 Wenn zwei Luftſchichten, die eine von gewöhnlicher, mittlerer Temperatur und Dichtigkeit, und die andere heißer, zuſammentreffen, wird ein Beobachter, der ſich in gewöhnlicher Temperatur befin— et und auf einen Gegenſtand hinblickt, der ſich in der Nähe des Punktes befindet, wo die beiden Luftſchichten ſich begegnen, dieſen Ge— genſtand doppelt ſehen und zwar direct in der gewöhnlichen Luftſchicht, in welcher er ſich befindet, und indirect abgeſpiegelt in der heißeren Luftſchicht. Das directe Bild ſteht aufrecht, das indirecte umgekehrt. Doch, kehren wir zu unſerer Karavane zurück. Als wir heute über die öde Fläche hinzogen, Menſchen und Thiere gleich ſehr er- müdet und erſchöpft, erſchien plötzlich auf einem kleinen Hügel vor uns eine Anzahl wild ausſehender Reiter, welche wir auf den erſten Blick für Indianer hielten, uns bald jedoch dadurch, daß ſie den Kopf bedeckt trugen, was bei den Indianern nie der Fall iſt, von unſerem Irrthum überzeugten. Es war eine Bande Ciboleros, oder mexikaniſche Büffeljeager, in Leder oder Wolldecken gekleidet, mit Pfeil und Bogen und Speer, Einzelne auch mit Flinten bewaffnet, und von einem großen Zuge abgeſchundener Packthiere begleitet. Dieſe Ciboleros ſind in der Regel arme Mexikaner aus den Grenz— Niederlaſſungen von Neu-Mexiko, die ſich durch ihre jährlichen Streif— züge in die Büffelgegenden mit gedörrtem Büffelfleiſch für den eigenen Bedarf und zum Verkauf verſorgen. Ihre vornehmſte Waffe iſt der Speer, den ſie im vollen Reiten ſo genau in die Flanken des Büffels zu werfen verſtehen, daß ſie ſelten ihr Ziel verfehlen. Sie ſind nie feindlich gegen Weiße geſinnt und ſcheinen die Indianer zu fürchten. In ihren Gebräuchen, Kleidern, Waffen und Geſichtern gleichen ſie den Indianern ſo ſehr, daß ſie leicht mit ihnen zu verwechſeln ſind. Die Bande, der wir begegneten, beſtand aus etwa hundert Männern und einigen Weibern, und Alle fühlten ſich ſehr getäuſcht, als wir ihnen ſagten, wie weit fie noch zu wants dern hätten, um auf Büffel zu ſtoßen. Gegen Abend verließen wir unſer Mittagslager, entſchloſſen, nicht eher anzuhalten, als bis wir Waſſer gefunden haben würden. Spät in der Nacht erreichten wir Sand Creek (ſiebzehn Meilen) und waren glücklich genug, hier ſchlammiges Waſſer und ziemlich gutes Gras zu finden. Am 12. Juni, früh Morgens, wurden wir in unſerem Lager mit dem Beſuche von fünf Indianern (Shayenes) beehrt, welche uns berichteten, daß 500 Zelte ihres Stammes ſich am Cimarron gela⸗ 16 SZ gert hätten, um dort mit den Ei be v. und daß ſein würden, wenn wir fie Abends beſuchen wollten. Die fü FA gefandten hatten „geträumt, “daß wir ſie mit einem guten Frühſt { bewirthen würden, wir ließen ihren Traum daher in Erfüllung ge- hen, und ſo verließen ſie uns ſehr zufrieden geſtellt. Heute Mor⸗ gen brachen wir ſehr ſpaͤt auf und erreichten ungefähr um Mittag Lower springs of Cimarron (acht Meilen), ein kleines, grünes Thal, welches wie eine Oaſe in der Wüſte ausgebreitet liegt. Das Waſ— ſer iſt friſch und lebhaft fließend, und am Ufer hin wachſen Binſen. Wir hatten uns hier kurze Zeit gelagert, als eine ganze Menge Shayenes, Krieger, Weiber und Kinder erſchienen. Die Krieger ſetzten ſich, rauchten und ſprachen, wurden bewirthet und beſchenkt, die Weiber, deren einige ganz hübſch waren, verkauften unſeren Leuten Stricke, Moccaſins ꝛc., und wir trennten uns nachher als Freunde. Abends legten wir noch acht Meilen zurück und machten dann am Cimarron Halt, den wir mehrere Tage lang aufwärts verfolgen werden. Der Cimarron iſt hier nichts als ein trocknes Sandbett; gräbt man aber einige Fuß tief, ſo füllt ſich das Loch bald mit Waſſer. Den 13. Juni. Morgens marſchirten wir achtzehn Meilen weit über eine dürre Ebene, ehe wir am Gimarron Halt machten, deſſen trockenem Bette wir wieder einiges Waſſer entlockten. Abends er- reichten wir die mittleren Quellen des Fluſſes (acht Meilen) mit leidlich gutem Waſſer. Zum erſten Male wieder erblickten meine Augen einige Felſen: einen ſandigen Kalkſtein auf reinem Sand⸗ ſtein lagernd. Den 14. Juni. Nach einem nur drei Meilen langen Marſche ruhten wir an einem in den Cimarron gegrabenen Waſſerloche aus. Der Boden iſt jetzt ganz Sandboden geworden; verſchiedene Spe— cies von Wermuth, jenem bitter ſchmeckenden und nach Terpentin riechenden Geſträuche, bedecken die ganze Ebene; Hornfröſche, Eidechſen und Klapperſchlangen finden ein behagliches Lager in dem warmen Sande; Tauſende von Heuſchrecken nehmen die Staus den und anderen Pflanzen in Beſchlag, und Mosquitos und Büffel⸗ mücken durchſchwirren die Luft. Wie viele Anſiedlungen hatten hier Raum! Abends legten wir ungefahr zehn Meilen zurück und lagerten uns ohne Waſſer, aber bei ziemlich gutem Graſe unfern des Cimarron. 17 bare n machten Wings Halt. Zum erſten Male ſahen wir hier fließendes Waſſer im Bache, aber es hatte einen ſchlechten Brackwaſſergeſchuack Die Ebenen, durch welche uns unſer Weg führt, ſind häufig mit alkaliniſchent Salze überzogen, welches in Ausblühung begriffen iſt. Der Boden iſt hier weniger ſandig, das Gras entfchieden beſſer, und Blumen, welche ich nicht geſehen hatte, ſeitdem wir den Arkanſas verließen, kamen hier wieder zum Vorſchein. Nachmittags paſſirten wir den Willow Creek und lager— ten uns Abends an der Cimarron-Furt (acht Meilen). Heute ſahen wir auf unſerm Wege die Schädel und Knochen von ungefähr hundert Maulthieren, welche Herr Speyer hier vor mehreren Jahren verlor, als er ſpät im Herbſte durch dieſe Ebene reiſte und Nachts von einem Schneeſturm überfallen wurde. Die armen Thiere drängten ſich, wie er mir erzählte, alle um ein kleines Feuer herum, welches er angezündet hatte, die Kälte war aber ſo ſcharf, daß die Mehrzahl ſchon in der Nacht umkam, und die an— deren, dem Hungertode nahe, fraßen den geſtorbenen die Ohren ab. Der Cimarron iſt da, wo wir unſer Nachtlager aufgeſchlagen haben, ein ſchöner, fließender Bach mit gutem Graswuchs, aber ohne Holz. Die Höhe unſres Lagerplatzes beträgt 3,830 Fuß. Morgen werden wir vom Cimarron Abſchied nehmen und uns beſſe— ren Gegenden zuwenden. Blicken wir von hier nach dem Arkanſas zurück, ſo bedarf es kaum der Erwähnung, daß das ganze Land zwiſchen dem Uebergang über den Arkanſas und dem über den Ci— marron niemals angeſiedelt werden wird, weil es kraftloſes Gras, wenig Waſſer und gar kein Holz beſizt. Aber weſtlich von hier werden wir in Gegenden kommen, welche mehr von der Natur be— günſtigt und der menſchlichen Industrie zugänglicher ſind. Den 16. Juni. Morgens aufgebrochen, überſchritten wir heute die oberen Quellen des Cimarron (zwölf Meilen) und gelangten nach Cold Springs (ſiebzehn Meilen). Der Weg wird kieſiger. Rechts von uns bemerkten wir in der Ferne tafelförmige, bewaldete Hügel; — ein erquickender Anblick für den Reiſenden, der vom Cimarron herkommt. Etwa fünf Meilen weit von der Furt entfernt erheben ſich ſeichte Hügel auf der Prairie, welche unten aus gelblichem und röthlichem, und oben aus geflecktem Sandſtein, verbunden mit Kalk 2 18 und Thon, beſtehen. Fünf Meilen weiter, rechts von m Wege, erhebt ſich ein kleiner Berg von etwa 100 Fuß Höbe, der aus einer Menge von unregelmäßig auf einander gehäuften Fels⸗ blöcken beſteht. Ueber dieſe Blöcke zum Gipfel hinaufſteigend, fand ich, daß fie alle entweder aus reinem Quarz oder aus compactem, kieſeligem Sandſtein beſtanden, der von weiß bis tiefroth (durch Eiſenoxyd) gefärbt war. Im erſten Augenblicke konnte ich mir die Erſcheinung und die Entſtehung dieſes Berges gar nicht erklären. Rund umher in der Prairie, und ſelbſt am Fuße des Berges, fand man gewöhnlichen Sandſtein, aber ich konnte zwiſchen dieſem und dem vereinzelt daſtehenden Berge gar keine Verbindung ent- decken und nirgends erblickte ich plutoniſche Felſen. Der Berg konnte daher nicht in Ablagerung ſein; er war ein ungeheurer Findling, der durch Waſſer oder Eis, oder wie man ſonſt die Verſetzung fo ſchwerer, weit von dem Orte ihres Entſtehens gefundener Maſſen erklären will, hieher gebracht wurde. Meine Anſicht wurde bejtü- tigt, als ich auf der Südweſtſeite und ſelbſt auf dem Gipfel die Oberflache einiger Blöcke abgeſchliffen fand. Einige Meilen weiter ſtieß ich auf viele iſolirte Felsblöcke deſſelben Charakters und auch auf erratiſche Blöcke von Terpentinſtein und mandelſtein⸗ artigem Baſalt. Cold Spring, wo wir Halt machten, lieferte uns das beſte Waſſer, das wir ſeit der Zeit fanden, als wir uns vom Arkanſas trennten; es kommt aus dem hier vorherrſchenden Sandſteine und hat eine erfriſchende Kühle. Abends legten wir ſechs Meilen Weges zurück und lagerten uns dann auf der Prairie. Gegen Abend ge— noſſen wir den Anblick eines Gemäldes, wie ihn nur eine Lande ſchaft ſo gemiſchten Charakters wie dieſe, welche Berge und Prairie in ſich vereinigt, gewähren kann. In den fernen Bergen vor uns und zu unſerer Linken ſammelte ſich ein, Gewitter, und die ſinkende Sonne fürbte die fliegenden Wolken mit jo glänzenden Farben, daß es ſelbſt dem Pinſel eines Salvator Roſa nicht gelungen ſein würde, die grandioſe Scene getreulich wiederzugeben. Den 17. Juni. Als wir heute früh aufbrachen, hatten wir einen dichten, feuchten Nebel, der aber am Ende doch der Sonne weichen mußte. Die allmaͤlig aufſteigende Straße iſt gut und leitet durch die Ebene, waͤhrend mit Cedern bewaldete Berge auf etwa zehn Meilen Entfernung ſich zu unſrer Rechten hinziehen, und die 19 Rabbit - ear (Kaninchenohr-) Hügel gerade vor uns liegen. Mittags hielten wir am Cedar Creek (acht Meilen) an, an welchem einige Cedern und Silberpappeln wachfen und wo Sandſtein vorherrſchend iſt. Das Waſſer iſt gut, das Gras leidlich. Nachmittags wander— ten wir bis zu M. Nees Creek (zwölf Meilen), den wir aber völlig ausgetrocknet fanden. e Den 18. Juni. Bei unſerem Mittagslager am Cottonwood Branch (Zwölf Meilen) fanden wir Waſſer. Hier, wie am M. Nees Creek, herrſcht gelber Sandſtein vor. Die Straße nähert ſich im— mer mehr und mehr dem Gebirge. Nachmittags paſſirten wir rechts an den Rabbit-ear-Hügeln vorbei, deren Aehnlichkeit mit Ka— ninchenohren man bei einiger Einbildungskraft leicht entdecken kann, und gelangten nach Rabbit-ear-Creek (zwölf Meilen), wo wir gutes Waſſer und Gras und Silberpappeln und Weiden am Ufer fanden. Am rechten Ufer des Baches erhebt ſich eine ſteile Hügelkette, die aus jenem poröſen, ſchwärzlichen Baſaltfels gebildet iſt, der unter dem Namen mandelſteinartiger Baſalt (baſaltiſches Trümmergeſtein?) be— kannt und überall in Mexiko zu finden iſt. Hier ſah ich dieſen Baſalt zum erſten Male in Ablagerung. Er bildet ſenkrechte Wände und findet ſich am ganzen Ufer zerſtreut. Unten liegt ein compac- ter, quarziger Sandſtein, der ausſieht, als ſei gewöhnlicher Sand— ſtein vulkaniſchen Einflüſſen ausgeſetzt geweſen. Baſalt und Sand— ſtein liegen beide horizontal. | Den 19. Juni. Wegen Mangels an Waſſer marſchirten wir zwanzig Meilen weit bis zum Rock Creek. Ungefähr acht Meilen weit hinter Rabbit-ear- Creek erhebt ſich ein Berg auf der Prairie, der ungefähr eine Meile weit ſüdlich von der Straße entfernt liegt und der Round Mound genannt wird. Ich beſtieg ihn, und fand durch barometriſche Meſſung, daß ſeine Höhe vom Fuß bis zum Gipfel 610 Fuß und die abſolute über der Meeresfläche 6555 Fuß beträgt. So raſch alſo ſind wir aufwärts geſtiegen, ſeitdem wir den Cimarron verließen. Auf dem Gipfel des Berges wachſen Cedern. Der Fels, aus welchem er beſteht, ſcheint baſaltiſch und in der Zerſetzung begriffen zu ſein, hat eine braune Farbe und iſt an manchen Stellen ſehr compact, an anderen körnig und zerreibbar. Vom Round Mound aus genießt man eine ſchöne Ausſicht über das umliegende Land. Die Faos-Berge gegen Weſten ſind gut ſichtbar, und die nordweſtlich von mir entdeckten hohen Berge, deren einige 2 * 20 ſchneebedeckte Spitzen hatten, find wahrſcheinlich die ſpaniſchen Piks. Am Rock Creek fand ich den mandelſteinartigen Baſalt wien in Ablagerung, auf einer Unterlage von Sandſtein. Den 20. Juni. Morgens machten wir nur fünf Meilen bis zum Whetstone Creek, wo wir uns bei gutem Gras und Waſſer lagerten. Der hier ſich vorfindende Sandſtein enthält etwas Kalk und kann zu Schleifſteinen verwendet werden. Der mandelſtein⸗ artige Baſalt, den ich neben unſrem Mittagslager fand, iſt mit Kieſeltheilchen vermiſcht, welche wie Glimmerſchiefer glänzen. Nach— mittags legten wir vierzehn Meilen, bis zum Point of rocks zurück, der den Vorſprung einer zu unſrer Rechten liegenden Bergkette bildet, die ſich hier der Straße näher zieht. Auf unſerm Marſche nach der Nachtlagerſtätte paſſirten wir ausgedehnte Lager von gelbem, quarzigem Sandſtein, welche leiſe gegen Nordoſt ſtrichen. Point of rocks ſelbſt iſt eine Maſſe großer Syenitblöcke, welche bis zu einer Höhe von mehreren hundert Fuß auf einander gethürmt ſind. An einer klaren, aus dem Felſen hervorſprudelnden n ſchlugen wir unſer Lager auf. Den 21. Juni. Morgens machten wir auf einer ganz vorzüg⸗ lichen Straße einen Weg von acht Meilen und hielten Mittags in einem Bergpaſſe oder Canon an, der 6486 Fuß über der Meeres- fläche liegt. Den ganzen Tag über genoſſen wir eine berrliche Ausſicht auf die Berge vor und um uns, deren entfernteſte Höhen mit Schnee bedeckt waren. Auf unſerem Nachmittagsmarſche traf ich auf der Ebene einen Hügel von ſehr compactem, ſchwarzem Baſalt auf einem Lager von Sandſtein. Abends erreichten wir den Coloradofluß Zwölf Meilen), den Hauptzufluß des Canadian, und fanden einen ausgezeichnet guten Lagerplatz. Der Rio Colorado iſt ein klarer Bergſtrom, an deſſen Ufer guter Boden und gutes Gras gefunden wird. Auf den Hügeln in ſeiner Nähe und weiter unten am Ufer wachſen Cedern. Hier würde eine Anſtiedlung gedeihen können. Am 22. Juni Morgens brachen wir vom Colorado nach dem Ocaté Creek (ſechs Meilen) auf, der nur wenig Waſſer enthielt, deſſen Sandſteinbette und ſteiles Ufer aber für einen größeren Strom zu gehören ſchien, zu dem er auch bisweilen anſchwillt. Am Ocate Creek ſtehen einige Notbfichten, die erſten, denen wir nahe an der Straße begegneten. Die Höhe des Creeks über der Meeresflache 21 beträgt ungefähr 6000 Fuß. Nachmittags brachen wir nach Wag— gon Mound auf. Wie gewöhnlich, führte uns auch heute unſre Straße durch eine große Ebene, in der wir beſtändig das nordweſt— liche Gebirge vor uns hatten. Auf dem halben Wege überfiel uns ein Hagelſturm und nöthigte uns, auf der Prairie Halt zu machen. Gwölf Meilen). Den 23. Juni. Heute Vormittags marſchirten wir zwölf Meilen weit, bis nach Santa Clara. Noch immer führt unſer Weg durch eine weite Ebene, die aber ſchon mehr von Bergen eingefaßt iſt. Die weſtlichen Berge, gerade vor uns, ſind alle dicht mit Fichten— bäumen bewachſen. Hie und da erhebt ſich ein einzelnſtehen— der Berg auf der Ebene, an deren höchſtem, dem Waggon Mound die Straße vorbei läuft, und den ich ſo weit beſtieg, als es die Felſen zuließen. Oben auf dem Berge fand ich das erſte Exemplar der Opuntia arborescens, die in Mexiko ſehr häufig iſt, und deren poröſer Stengel im Süden als Fackel verwendet wird. Der Fels, aus welchem der Waggon Mound beſteht, iſt ein compacter, ſchwar— zer und gefleckter Baſalt, der auf dem Gipfel in ſteile, perpendiku— läre, ausgezackte Säulen von 100 Fuß Höhe ausläuft. Während ich noch auf meiner Excurſion begriffen war, hatte die Karavane ſchon Halt gemacht und ſich an einer Quelle Namens Santa Clara, in der Nähe des Waggon Mound gelagert. Als ich auf das Lager zuritt, überraſchte mich der kriegeriſche Ton einer Trompete und der Anblick eines Hauptmanns mit 30 Mann mexikaniſchen Sol— daten und einer Heerde Schafe neben unſrer Karavane. Die Sol— daten ſahen arm und elend aus; einige trugen Stücke von Uniformen, andere waren in Lumpen gekleidet; einige ritten auf Maulthieren, andere liefen barfuß einher. Alle waren mit kurzen Lanzen bewaff— net, gleich den Ciboleros, aber einige trugen auch roſtige Flinten. Alles in Allem genommen, hatten ſie kein Furcht erregendes Aeußere; gebrauchten es aber auch nicht, da ſie in der freundlichſten Abſicht erſchienen. Sie bildeten die gewöhnliche Eskorte, welche den Ka— ravanen vom Gouverneur von Santa Fe entgegen geſendet wird, u, um ſie gegen Indianer zu ſchützen, theils um des Gouver— neurs Schafe am fie zu verkaufen, hauptſächlich aber, um das Schmuggeln zu verhüten. Die Mexikaner berichteten uns, daß in Santa Fe Alles ruhig ſei und daß General Armijo an der Spitze der Regierung von Neu-Mexiko ſtehe. Nachmittags legten wir 22 etwa acht Meilen zurück, und lagerten uns dann auf der Prairie ohne Waſſer; die Mexikaner eine Strecke weit vor uns. f Den 24. Juni. Morgens fünf Meilen weit bis zum Wolf Creek. Der Weg am Ufer hinunter iſt ſehr ſteil und felſig. Der Bach ſowohl als die ganze Umgegend zeigte wiederum den mandelſtein⸗ artigen Baſalt (baſaltiges Trümmergeſtein?) auf quarzigem Sand⸗ ſtein, beide in horizontaler Lage. Rothfichten, Cedern und verſchie⸗ dene Binſenarten wachſen am Bache; Waſſer und Gras ſind gut. Als wir heute Morgens ruhig über die Ebene hinzogen, hör⸗ ten wir in einer Entfernung von mehreren Meilen ein ſonderbares, ängſtlich klingendes Geräuſch, welches klang, als wenn Felſen einen Abhang hinunter rollen, Knochen zerſchmettert und Angſtſchreie ausgeſtoßen werden. Der unheimliche Eindruck aber, welchen dieſes myſteriöſe Geräuſch auf mein Gehör gemacht hatte, wurde noch durch das Erſtaunen übertroffen, das mich ergriff, als ich mit meinen Augen jene wunderbare Maſchine erblickte, welche jene hölliſche Muſik hervorgebracht hatte — eine mexikaniſche Carreta. Man denke ſich einen Karren, an dem kein Nagel, kein noch ſo kleines Stück Eiſen befindlich iſt, und deſſen beide maſſive Rader aus zwei aus dem Stamme eines dicken Baumes geſägten, mehr viereckigen als runden Scheiben gebildet und mit Ochſenhaut oder einigen durch Rohhaut an einander befeſtigten Stöcken ſtatt Reifen verſehen ſind. Denkt man ſich dieſe Maſchine durch drei Joche Ochſen in Bewegung ge— ſetzt und mit einer Laſt beladen, welche auf einem beſſern Fuhr⸗ werke von einem einzigen Zugthiere ſchneller und leichter gezogen werden würde, jo wird man eine Idee von dieſem, nur in Nord- Mexiko bekannten Urfuhrwerke bekommen. Dieſe uns begegnenden Carretas waren mit Mais beladen, den Herr Spever von der nächſten Anſiedelung hatte herſchaffen laſſen, und ſo ladten ſich unſere, durch die Reiſe etwas erſchöpften Thiere einige Tage lang an einem nahrhaften Mittagsmahle, um das fie die armen Mexika— ner, deren Nahrung aus nichts als Bohnen beſtand, zu beneiden ſchienen. Nachmittags batten wir zur Rechten und Linken unſerer ebenen und guten Straße Berge mit Fichten bedeckt. Ungefähr acht Meilen hinter dem Wolf Creek erreichten wir den Rio Mora, einen ſchönen Bergſtrom, und ein liebliches That breitete ſich vor uns aus. Boden, Gras und Waſſer waren vor züglich. Die Berge umber liefern einen Ueberfluß an Rotbfichten, 23 und ſchützen zugleich das Thal vor heftiger Winterkälte. Die Rindviehzucht hat hier einen guten Fortgang, dennoch aber giebt es nur wenige Anſiedlungen in dieſem Theile des Thales, weil ſie beſtändig den Raubzügen der Indianer ausgeſetzt ſind. Wir hielten kurze Zeit bei der erſten, den Herren Smith und Wells gehörigen Anſiedelung an. Das Haus — ein ganz ungewohnter Anblick für uns, ſeitdem wir Miſſouri verlaſſen hatten — war nach mexikani— ſcher Weiſe aus an der Luft getrockneten Backſteinen erbaut und hatte ein plattes Dach. Man bewirthete uns mit Dellikateſſen, wie Milch, Butter und Fruchtkuchen, die natürlich nicht zurückge— wieſen wurden. Von Rio Mora aus marſchirten wir noch ungefähr ſechs Meilen weit, und lagerten uns dann auf der Ebene. Am 25. Juni legten wir Morgens zwölf Meilen bis zum Gallinas Creek zurück. Auf dem halben Wege dahin hatten wir eine ſchöne Ausſicht über die ganze Gebirgskette, welche wir jetzt zu durchwandern haben. Das linke Ufer des Baches iſt ſehr ab— ſchüſſig. Die Uferketten beſtehen aus einem dunkelblauen ſchie— ferigen Kalkſtein mit Foſſilien, welche der Kreideformation ange— hören. Ungefähr eine Meile weit vom Bache entfernt liegt las Vegas oder Gallinas, ein Städtchen von hundert und etlichen Häu— ſern und mit arm und unreinlich ausſehenden Einwohnern, welche auf den, um daſſelbe liegenden, künſtlich bewäſſerten Feldern Acker— bau und auch Viehzucht treiben. Das Thal von Vegas iſt nicht ſo fruchtbar als das von Mora und mehr der Strenge des Winters ausgeſetzt. Nachmittags paſſirten wir das Städtchen und wendeten uns dem Gebirge zu. Statt über Hochebenen werden wir von nun an durch enge Thäler und Gebirgspäſſe wandern, welche von hohen, ſteilen Felſen eingeſchloſſen ſind und Canons genannt werden. Durch einen ſolchen Canon kamen wir ſchon Nachmittags. Die ſchroffen Felſen, welche bisweilen über unſern Weg hinüberhingen, beſtanden aus gemeinem und kieſeligem Sandſtein, roth, weiß und graulich— von Farbe. Auf dieſen Bergen wachſen zwei Species Rothfichten, welche beide noch nicht beſchrieben ſind. Die eine (Pinus brachyp— tera) findet ſich ſehr häufig in Neu-Mexiko und eignet ſich vorzüg— lich zu Bauholz; die andere (Pinus edulis), hier Pinon genannt, birgt in den Tannzapfen nußähnlichen Samen, der geröſtet gegeſſen wird. Am Ende des Canon, in einem etwa fünf Meilen von las Vegas entfernten Thale machten wir Halt. Unſere Lagerſtätte war 24 rund herum von Felſen eingeſchloſſen. Das durch den kürzlich ge⸗ fallenen Regen hervorgelockte Gras iſt ſehr friſch und zart, hatte aber eine ſonderbare blaugrüne Farbe, welche wahrſcheinlich von dem von den Fichten zurückfallenden Lichte herrührt. Unſer Nacht⸗ lager iſt, wie ich ſpäter hötte, derſelbe Platz, an welchem General Armijo in feinem letzten denkwürdigen Feldzuge ſeine Truppen cons centrirte, um die Amerikaner im Canon anzugreifen. Den 26. Juni. Morgens zogen wir durch eine bergige und bewaldete Gegend bis Tecolote Abajo, einem kleinen Dorfe von etwa 30 Häuſern, und machten einige Meilen weit hinter demſelben, an einem unbedeutenden Bache Halt (ſieben Meilen), wo ein grober, ge; miſchter Sandſtein vorherrſchte, und Rothfichten und Cedern in Menge wuchſen. Nachmittags erſtiegen wir zuerſt einen ſteilen, ſehr felſigen Hügel, kamen nachher bei Ojo de Bernal- oder San Miguel-Quelle vorüber, an welcher etwa ein Dutzend Häufer liegen und lagerten uns einige Meilen öſtlich von San Miguel (zehn Meilen). Die Felſen ſetztem Granit, Sandſtein und Kalk. Den 27. Juni. Heute Vormittags paſſirten wir San Miguel oder Rio Pecos, einen Ort, der etwas größer und wohlhabender als las Vegas zu ſein ſcheint. Unter den Gebäuden füllt dem Rei⸗ ſenden am meiſten eine aus Luftſteinen erbaute Kirche auf. San Miguel iſt der ſüdlichſte Punkt auf der Santa Fe-Route; von bier nimmt unſere Gebirgsſtraße eine nordweſtliche Richtung. Ungefähr drei Meilen weit hinter San Miguel machten wir Mittags Halt, und ſchritten darnach weiter dem Gebirge zu. Meiner Gewohnbeit gemäß ritt ich dem Zuge voran, um das zu Land zu unterſuchen. Der Tag war unerträglich heiß; ich ritt daher, um den Waſſerplatz für unſer Nachtlager bald zu erreichen, ſchneller, kam aber über den Punkt hinaus, weil er ſeitwärts vom Wege liegt. Entſchloſſen, Waſſer zu finden, ritt ich zwanzig Meilen weit, bis ich an den Rio Pecos gelangte, dem alten Orte Pecos gegenüber. Oben war das Bette des Fluſſes ganz trocken, aber da, wo der Weg bindurch führt, entſpringen dem Sande zwei klare, kalte Quellen, an denen mein Pferd und ich uns gleich ſehr erlabten. Etwas weiter den Fluß abwärts ſchlug ich mein einſames Nachtlager auf. Mein Pferd, welches ich, als es hinreichend gegraſet batte, an einen Pflock de— * * in der Nähe unſeres Nachtlagers ſind ein grobes Gemiſch von zer— 9 25 feftigte, legte ſich mir zur Seite nieder, und die Nacht verging ohne die leiſeſte Störung. a Den 28. Juni. Morgens erwachte ich vom Froſt geſchüttelt, da ich keine Wolldecke bei mir hatte, fühlte mich aber bei einem guten Feuer bald wieder recht behaglich. Um mir bis zur Ankunft der Karavane die Zeit zu vertreiben, ging ich das Ufer des Baches entlang und unterſuchte die aus zerſetztem Granit beſtehenden Felſen. Während ich beſchäftigt war, mit meinem Hammer einige Stücke von den großen Granitblöcken abzuſchlagen, ſah ich plötzlich einen Indianer in vollem Gallopp über den Hügel gerade auf mich zu reiten. Da ich mein geſatteltes Pferd ſtets zur Hand hatte, ſo ſaß ich in einer Minute im Sattel, aber der Indianer war auch ſchon neben mir, auf dem Fuße von ungefähr 20 Indianern gefolgt. Ohne die geringſten Freundſchaftszeichen zu machen, gab er mir vielmehr auf befehlshaberiſche Weiſe zu verſtehen, ich ſolle abſteigen, deſſen ich mich jedoch entſchieden weigerte und ihm zu verſtehen gab, ich habe noch einen weiten Weg vor mir. Darauf warf ich mein Pferd herum und ritt ſo raſch davon, daß ſeine Gefährten mich nicht einholen konnten. Der alte Häuptling, — das war er augenſcheinlich, — ſah mir einige Minuten lang unentſchloſſen nach, da er aber ohne Zweifel bemerkte, daß ich meine Büchſe und Piſtolen zur Vertheidigung bereit hielt, ſo brummte er etwas, das wie ein Fluch klang und ließ mich reiten. Ich ritt, nicht ſehr ſchnell, weiter, bis ich ihnen aus den Augen war, und lenkte dann nach meiner alten Straße ein, wo ich im Gehölze die Karavane erwartete, welche um die Mittagszeit erſchien und dann an den Pecos-Quellen lagerte. Die Indianer waren, wie man mir ſagte, ein Trupp Comanches. Ungefähr eine Meile nördlich von den Pecos-Quellen liegt das Städtchen Alt-Pecos. Als die Karavane Nachmittags auf— brach, ritt ich ſeitwärts, um dieſen intereſſanten Platz zu beſuchen, der ganz menſchenleer iſt. Das bemerkenswertheſte Haus im Städt— chen iſt ein altes, geräumiges, aus Luftſteinen erbautes, zwei Stockwerke hohes, mit ſtarken Thüren und Säulen von Cedernholz verſehenes und mit Schnitzwerk verziertes Gebäude. Dieſes alte Gebäude iſt der Tem— pel Montezumas, in deſſen unterirdiſchen Gewölben der Stamm der Peeos⸗Indianer ein ewiges Feuer unterhielt, von welchem die Sage geht, daß Montezuma ſelbſt dieſes heilige Feuer angezündet habe, und daß er dereinſt wiederkehren werde, wenn ſeine Nach— 26 kommen daſſelbe unterhalten würden. Jahrhunderte lang wurde das Heiligthum ſorgfältig bewacht, aber der Stamm ſchmolz bis auf eine geringe Zahl zuſammen, und ſo, ſei es gezwungen, oder weil der Glaube erſchüttert war, verließen ſie vor etwa ſechs | Jahren die Heimath ihrer Väter und ſchloſſen ſich einem andern Stamme an. Von den Quellen des Pecos wanderten wir Nachmittags ſechs Meilen weit über eine ſehr bergige Straße nach Cottonwood Branch, einem kleinen Thale zwiſchen hohen Bergen, wo Eichen, Ahorn (Negundo fraxinifolja), gewöhnliche und bittere Silberpappeln (Po- pulus canadensis und augustifolia), von Rothfichten umgeben, wach⸗ ſen. Hier iſt der höchſte Punkt der Santa Fe⸗Straße; nach meinen Barometer-Meſſungen 7,250 Fuß über der Meeresfläche erhaben. Am 29. Juni legten wir Vormittags acht Meilen auf einer rauhen, durch ein enges, von einem Waldbache durchſchlängeltes Thal, oder vielmehr Canon führenden Straße zurück. An einem Waldſtrome hielten wir an. Von Cotton Branch bis hieher beſtehen alle Felſen um uns herum aus Sandſtein der verſchiedenſten Arten: aus gemeinem, kieſeligem und kalkartigem Sandſtein, der weiß, roth, graulich, geſtreift und gefleckt, bisweilen loſe und grob geförnt, bisweilen feiner und ſehr compact iſt. Die Streichung war in der Regel horizontal, ausgenommen bei unſerm Mittagshaltplatze, wo die Felsmaſſen von Südweſten nach Nordweſten in einem Winkel von 100 Graden aufgehoben worden zu ſein ſchienen. Vom Mit⸗ tagslager aus zog die Karavane abermals durch einen etwa ſechs Meilen langen Canon, während ich es vorzog, Über einen Bergpfad zu reiten, der den Weg um mebrere Meilen abkürzt. Dieſer Pfad war außerordentlich ſteil und überall mit Granit: und Gneisblöcken befüet. Dies iſt der erſte Punkt auf der Santa Fe Straße, wo ich Granit, obne allen Zweifel, in Ablagerung fand. Am Rio Pecos und an einigen anderen Stellen fand ich den Granit immer in einem zerſetzten und gemiſchten Zuſtande, und es iſt anzunehmen, daß er im Laufe der Jahrhunderte durch die jährlichen Anſchwel⸗ lungen des Fluſſes dorthin gebracht wurde. Aber bier ſtand ich auf ſolidem Granitboden, der aus den Eingeweiden der Erde in einer jener großen Revolutionen berausgeſchleudert wurde, die vor undenklichen Zeiten die Natur unſres Erdballs umgeſtaltet baden. Dieſe Granitformation dehnt ſich ohne Unterbrechung von bier dis 2 27 Santa Fe hin aus. Auf dem höchſten Punkte meines Weges fand ich eine kleine Ebene mit gutem Gras, von der man eine ſchöne Ausſicht über das Gebirge genießt. Man ſieht hier viele auf Haufen von Granitblöcken errichtete Kreuze, — Zeichen, daß hier viele Wanderer durch Räuberhand einen unzeitigen Tod fanden. Abwärts wandernd, erreichte ich am Ausgange des Canons die ge— wöhnliche Straße wieder, wo ich die Karavane erwartete, die auch bald eintraf, und mit der ich mich in der Nähe einiger Quellen lagerte. Unſer Nachtlager iſt derſelbe Platz, wo einige Monate ſpäter Gouverneur Armijo mit ſeiner ganzen Armee lagerte, um ſich zu einer Schlacht mit General Kearny zu rüſten. Seine Batte— rien hatte er auf einer kleinen Anhöhe am Ausgange des Canons poſtirt, wahrſcheinlich in der Abſicht, die Amerikaner durch die ganze Länge des Canons beſchießen zu können und hier eine entſcheidende Schlacht zu liefern. Der Boden war leicht genug zu vertheidigen. In der That, die ganze Bergſtraße von las Vegas bis nach Santa de iſt von der Natur ſo befeſtigt, daß die Amerikaner ſich Glück wünſchen können, keinem energiſcheren Feinde begegnet zu ſein, der, ohne es zu einer Hauptſchlacht kommen zu laſſen, nur durch Scharmützel und Attacken die ganze Armee hätte zerſprengen können. b Den 30. Juni. Morgens legten wir ſechs Meilen auf einer ſandigen und ſteinigen Straße zurück, welche, wie gewöhnlich, von dichter Fichtenwaldung eingeſchloſſen war; dann raſteten wir an einem kleinen Bache. Von hier iſt Santa Fe nur noch vier Meilen weit entfernt. Voran reitend, kam ich über mehrere Hügel, und hatte dann einen Ueberblick über das ſchöne, weite Thal, welches bald enger, bald weiter von Bergen eingeſchloſſen iſt und in wel— chem Santa Fe, die berühmte Hauptſtadt von Neu-Mexiko, liegt. Meine Erwartungen, eine ſchöne Stadt zu erblicken, waren bereits durch das, was ich von andern Reiſenden über ſie gehört hatte und durch den Anblick der mexikaniſchen Landſtädte, durch welche wir gekommen waren, bedeutend herabgeſtimmt worden. Dennoch hatte ich ſie noch um etliche Grade mehr herabzuſpannen, als ich jenen unförmlichen Haufen niedriger, flachdachiger, aus Erde ge— bauter, ſchmutziger Häuſer erblickte, welcher Santa Fe genannt wird, und der in der Ferne eher einem Dorfe von Prairiehunden als einer Hauptſtadt ähnlich ſieht. Nach kurzem Ritte kam ich zum Kr 28 5 „Plaza“, „, dem öffentlichen Markte der Stadt, und begegnete dort einigen Freunden, die mir voran gereiſet waren. Die erſte wichtige Neuigkeit, welche ich in Santa Fe vernahm, war ein Bericht über die Schlacht bei Palo Alto, welcher vom Innern Mexiko's am Tage vor meiner Ankunft Santa Fe erreicht hatte. Als wir die Grenze von Miſſouri überſchritten, meldeten die neueſten Zeitungen das Scharmützel bei Matamoras, welches dieſer Schlacht vorausging, und das Verlangen des Generals Gaines nach Verſtärkung; damals hatte aber noch gar keine Kriegserklärung ſtattgefunden, und es herrſchte allgemein die Anſicht, daß, wenn wirklich ein Krieg ausbrechen ſollte, dieſer ſehr bald beendigt ſein würde. Ich ſelbſt, unbekannt mit dem halsſtarrigen Charakter der Mexikaner und darauf bauend, daß unſere Regierung ſolche ener⸗ giſche Maßregeln ergreifen werde, daß der Krieg mit einem einzigen Schlage ſein Ende erreichen müſſe, war dieſer Anſicht. In dieſer Ueberzeugung trat ich meine Reiſe nach Neu-Mexiko an, und die jetzt erhaltene freudige Nachricht beſtaͤrkte mich noch in derſelben. Die Bevölkerung von Santa ße ſchien die Niederlage bei Palo Alto mit Gleichgültigkeit aufzunehmen; nirgends zeigte ſich die geringſte Aufregung; nur Gouverneur Armijo zeigte Unruhe, weil er erfab- ren hatte, daß Truppen über die Ebene heranziehen und Neu⸗ Mexiko beſetzen würden. Alles, was wir ihm darüber mittheilen konnten, war, daß an einen ſolchen Plan gar nicht gedacht worden ſei, daß zur Zeit unſerer Abreiſe keine Truppen marſchfertig geweſen wären, und daß, wenn wirklich welche marſchiren ſollten, fie Neu- Mexiko nicht eher, als in zwei Monaten von jetzt an erreichen könnten. Inzwiſchen behandelte Gouverneur Armijo die Handels— leute ganz wie gewöhnlich. Nach einigen Unterhandlungen kamen fie mit ihm überein, für jeden Wagen 625 Piaſter Zoll zu bezahlen: diejenigen, welche weiter in's Innere ziehen wollten, erhielten die üblichen Paͤſſe und Alles ging gut, wie im tiefſten Frieden, von Statten. Waͤhrend die Handelsleute ibren Geſchaften nachgingen, benutzte ich dieſe Reiſepauſe, um das ſonderbare Leben in Santa Fe kennen zu lernen, um einige wiſſenſchaftliche Beobachtungen zu machen und jo viele Nachrichten über das Land einzuziehen, als die Umſtände mir geſtatteten, deren Reſultate ich bier als eine ſta— tiſtiſche Stizze von Neu-Mexiko folgen laſſe. Mein kurzes Ver weilen, ſowie auch der allgemeine Mangel an ſtatiſtiſchen Docu« 29 menten in dieſem Staate, und die höchſt ungünſtige Zeit, um Einſicht der wenigen exiſtirenden zu bitten, machen es mir unmög— lich, für jetzt eine genauere Beſchreibung zu liefern. — Statiftik von Ueu-Mexiko. Die Grenzen von Neu-Mexiko find ſchwer anzugeben, da fie nie genau regulirt worden zu ſein ſcheinen, und die neuerdings ent— ſtandenen Grenzſtreitigkeiten mit Texas machen die Ungenauigkeit noch größer. Um aber zu einem Reſultate zu kommen, müſſen wir uns an bekaunte Facta halten. Gegen Norden und Nordweſten wird die Grenze zwiſchen Neu-Mexiko und den Vereinigten Staaten nach dem zwiſchen der Union und Spanien am 22. Februar 1819 abge— ſchloſſenen Vertrage beſtimmt, nämlich: derjenige Theil der Linie, welche vom Red River in den 1000 weſtlicher Länge von Greenwich bis an den Arkanſas-Fluß läuft; von da, den Arkanſas entlang bis zu feinen Quellen; von da in gerader Linie nördlich bis zum 42% nördlicher Breite und dann dem 420 weſtlich bis zum ſtillen Ocean folgend. Die ſüdöſtliche Grenze Neu-Mexiko's wird erſt durch Erledigung der deshalb mit Texas obſchwebenden Frage entſchieden werden. Vor der Revolution wurden als Grenzen der damals mexikaniſchen Provinz Texas gewöhnlich der Nuecesfluß im Südweſten, der Red River im Norden, der Sabine im Oſten und der Golf von Mexiko im Südoſten betrachtet.“) Der Staat Texas beeilte ſich nach ſeiner, ) Unter der ſpaniſchen Regierung gehörte Texas mit Coahuila, Neu: Santander und Neu-Leon zu der General-Commandautſchaft der Provin- cias internas orientales. Dieſe Eintheilung wurde im Jahre 1807 ge: macht. Im Jahre 1824, als 19 unabhängige Staaten und einige Ter— ritorien aus ſich die gegenwärtige Republik Mexiko bildeten, wurden Neu— Leon und Neu- Santander zwei von den zu ihr gehörigen Staaten, don denen der letztere ſeinen Namen in Tamaulipas verwandelt hatte, und Coa— huila und Teras vereint bildeten einen driiten Staat. Die Grenzen jener Staa— ten blieben dieſelben wie unter der ſpaniſchen Herrſchaft. Alle Autoritäten, welche ich darüber zu prüfen Gelegenheit hatte, was die damals ſüdliche Grenze von Texas geweſen, ſcheinen in einer den Nueces entlang gezogenen Linie übereinzukommen, dagegen ſcheint die Grenze zwiſchen Coahuila und Teras von jeher ſehr ungenau geweſen zu ſein. Humboldt in ſeiner Essay politique sur le royaume de la Nouvelle Espagne, p. 282 ſagt: „J'ai trace les limites de Coabuila et Texas pres de ’embouchure du Rio puerco et vers les sources du Rio de San Saba, telles que je les 30 im Jahre 1846 ausgeſprochenen Unabhängigkeitserklärung, die ſüd⸗ weſtliche Grenze von Texas dahin auszudehnen, daß er ſie von der Mündung des Rio Grande, den Fluß aufwärts bis zu ſeiner Quelle und hinauf bis zum 42. Grade nördlicher Breite zog.“) Eine Erledigung dieſer Grenzfrage würde alſo auch zugleich über die nördliche, öft- liche und ſüdoͤſtliche Grenze von Neu-Mexiko entſcheiden. Gegen Süden bildet der Staat Chihuahua die Hauptgrenze von Neu⸗ Mexiko; er macht als feine nördliche Grenze gegen Neu-Mexiko auf 32° 30“ nördlicher Breite Anſpruch, und will dieſe Linie nach Oſten bis zum Rio Pecos oder Puerco, und gegen Weſten gegen den Hauptſtrom des Gilla und dieſen Fluß hinab bis zu feiner Vereini— ai trouvdes indiquees dans les cartes speciales conservees dans les archives de la viceroyaute, et dressees par des ingenieurs au service du roi d’Espagne,. Mais comment determiner des limites territoriales dans des savannes immenses ou les mäaileries sont eloignees les unes des autres de 15 a 20 lieues et ou Fon ne trouve presque aucune trace de defrichement ou de culture,” Ein neueres deutſches Werk über Merifo, von Mühlenpfordt, erſchie⸗ nen im Jahre 1844, ſpricht ſich wie folgt, über denſelben Gegenſtand aus: „Die Grenzen des gegenwärtigen Staates Coahuila gegen Texas im Nor: den und Nordoſten ſind ſehr ungenau, wir glauben aber, daß die Grenze des Staates Coahuila gegen Norden von der Mündung des Rio Puerco bis zum kleinen See San Saba gebt, nabe dem 32“ noͤrdlicher Breite.“ Und an einer anderen Stelle ſagt derſelbe Autor über den Staat Tamau⸗ lipas: „Dieſer Staat, der früher die Colonie Neu- Santander genannt wurde und unter San Luis Potoſi ftand, aber ſeit der merikaniſchen Revolution ein unabhängiger Staat iſt, wird im Norden von dem Staate Coahuila und der jetzigen Republik Texas und im Oſten vom Golf von Mexiko, von der Lagune de Tampico bis zum Nuecesfluſſe, oder vom 22. bis zum 280 nördlicher Breite begrenzt.“ *) Dieſer revolutionaire Anſpruch Teras bis zum Rio Grande ſcheint mir mehr begründet zu ſein, als das zweifelbafte Recht, welches man auf dieſe Grenze durch das dem in Teras gefangenen Santa Ana abgedrun⸗ gene Verſprechen erlangte. In dieſem Theile des Erdballs iſt das Recht der Revolution ſtets ein ſanctionirtes geweſen; auf ibm berubt die Eriſtenz der Vereinigten Staaten und der ganze Continent wird durch daſſelde rege⸗ nerirt werden. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung ſchließt das Recht der Revoluton aber eo ipso zugleich auch das der Eroberung in ſich, wenn immer der unterdrückte Theil, in feinem Streben nach einer republikaniſchen Eriftenz, es für notbwendig oder förderlich erachtet, ſich feines Sieges durch ſolche Mittel zu verſichern.“ 31 gung mit dem San Francisco fortgezogen wiſſen.“) Dieſer nordweit- liche Winkel von Chihuahua wird von den Mexikanern als im 30° 57“ 43“ nördlicher Breite liegend angegeben. Die nördliche Grenze des Staates Sonora, welche von dort her an Neu-Mexiko ſtößt, iſt nie genau beſtimmt worden; gewöhnlich wird der Rio Gila als Grenz— linie angenommen. Gegen Weſten von Neu-Mexiko liegt eine un— geheure Fläche Landes zwiſchen dem Rio Colorado und dem Rio Gila ausgebreitet, die nur von wilden Indianerſtämmen bewohnt iſt. Dieſes große Land wird auf einigen Landkarten zu Sonora, auf anderen zu Californien, in der Regel aber zu Neu-Mepiko gezählt, wogegen die ausgedehnte Wüſte nordweſtlich vom Colorado gewöhn— lich zu Californien gerechnet wird. Nehmen wir nun nach allen Richtungen hin die weiteſten Grenzen für Neu-Mexiko in Anſpruch, fo erſtreckt es ſich vom 320 30“ zum 420 nördlicher Breite und vom 100° bis ungefähr zum 114° Länge weſtlich von Greenwich. Da aber das Land der wilden Indianer nie unter mexikaniſcher Herrſchaft geweſen iſt und ſich auch niemals über feine ganze Fläche Anſiedelungen ausgebreitet haben, ſo wurde gewöhnlich nur das angeſiedelte Land zwiſchen dem 32° und 38° nördlicher Breite und dem 104“ und 108% weit- licher Länge unter Neu-Mexiko verſtanden. Neu⸗Mexiko iſt ein ſehr bergiges Land, mit einem von Rio del Norte gebildeten, von Norden nach Süden ſich ausdehnenden, großen Thale in der Mitte. Das Thal hat durchſchnittlich eine Breite ron 20 Meilen und wird im Oſten und Weſten von Berg— ketten begrenzt, welche Ausläufe des Felſengebirges (Rocky moun— tains) find, von denen die an der Oſtſeite Sierra Blanca, de los Organos, oscura, und an der Weſtſeite Sierra de los Grullas, de — ä ́——äĩ—ĩ —.Tu — ) In dem „Essaya estadistico sobre el Estado de Chihuahua,“ erſchienen in Chihuahua 1842, finde ich p. 10 folgende Stelle: „Der Rio Pecos bildet die Scheidelinie zwiſchen dem Staate Chihuahua und dem von Coahuila und Texas vom 32“ 30“ nördlicher Breite abwärts bis zu ſeiner Mündung in den Rio Grande.“ 0 | In demſelben Werke heißt es p. 11: „Der Hauptſtrom des Rio Gila entſpringt im Mogoyongebirge und bildet die nördlichſte Grenze des Staates (Chihuahua) bis zu ſeiner Vereinigung mit dem San Francisco, welches eine Strecke von 27 Meilen ausmacht.“ 32 Acha und de los Mimbres heißen. Die Höhe dieſer Berge mag ſüdlich von Santa Fe beiläufig zwiſchen 6 und 8000 Fuß betragen, doch näher bei Santa Fe und mehr nördlich erreichen einige ſchnee⸗ bedeckte Spitzen von 10 bis 12000 Fuß Höhe über der Meeres fläche. Das Gebirge beſteht hauptſächlich aus plutoniſchen Felſen, als Granit, Syenit, Dyorit, Baſalt ꝛc. Auf den höheren Bergen wachſen herrliche Fichten, auf den niedrigeren Cedern und hie und da Eichen, im Thale des Rio Grande Wegquite. Die Hauptader Neu-Mexikos iſt der Rio del Norte der längſte und mächtigſte Strom von ganz Mexiko. Seine Hauptquelle wurde im Jahre 1807 von Capitaͤn Pike zwiſchen dem 37. und 38“ nörd⸗ licher Breite erforſcht, ſeine hoͤchſten Quellen ſollen aber um unge fähr zwei Grade weiter nördlich im Felſengebirge, nahe bei den Hauptquellen des Arkanſas und des Rio Grande — des Colorado des Weſtens, — liegen. Eine durchweg ſüdliche Richtung verfol- gend, durchſtrömt der Rio del Norte Neu-Mexiko, wo ihm ſein Haupttributär, der Rio Chamas, von Weſten zufließt, und windet ſich dann nach Süden weiter durch die Staaten Chihuahua, Coahuila und Tamaulipas, bis zum 25° 56 nördlicher Breite in den Meerbuſen von Mexiko. In den letztgenannten Staaten nimmt er den Pecos von Norden, den Conchos, Salado, Alamo und San Juan von Süden auf. In gerader Linie würde ſein ganzer Lauf 1200 Meilen meſſen, wird ader durch die vielen Krümmungen, welche er in ſeiner untern Hälfte macht, auf mindeſtens 2000 Meilen verlaͤngert, von der Region ewigen Schnees bis zum faſt tropiſchen Klima des Golfs. In der Naͤhe von Albuquerque liegt der Fluß ungefahr 4,800, in el Paſo del Norte etwa 3,800 und in Reynoſa, etwa 3 bis 400 Meilen von ſeiner Mündung entfernt, etwa 170 Fuß hoch über der Meeresfläche. Sein Fall zwiſchen Albuquerque und el Paſo ſcheint 2 bis 3 Fuß auf eine Meile, und unterhalb Reynoſa 1 Fuß auf 2 Meilen zu betragen. Das Gefälle ſcheint nur ſelten als Waſſerkraft benutzt zu werden, ausgenommen zu einigen Mablmüblen, die aber öfterer noch durch Maulthiere, als durch Waſſer in Bewegung geſetzt werden. Gegenwärtig ſcheint man den Fluß bauptſaͤchlich für die Landwirthſchaft und zwar zu einem wohlgeleiteten Bewaͤſſerungs⸗ ſyſtem zu benutzen. Was feine Beſchiffung in Neu-Mexiko betrifft, ſo bezweifle ich, ob er auch nur, Mai und Juni ausgenommen, wenn ihn der in den Gebirgen ſchmelzende Schnee anſchwillt, für 33 Canoes zu benutzen iſt. Der Fluß iſt ſeicht und ſeine Strömung von vielen Sandbänken unterbrochen, ſo daß er nichts für die Schifffahrt verſpricht. In ſeinem ſüdlichen Theile haben die kürz— lich angeſtellten Unterſuchungen des Kapitän Sterling, vom Ver.⸗St. Dampfſchiffe „Major Brown“ bewieſen, daß Dampfböte ihn vom Golf bis Caredo, eine Strecke von 700 Meilen, befahren können. Obgleich das genannte Dampfſchiff nicht tiefer als zwei bis drei Fuß ging, ſo haben die den Fluß Unterſuchenden doch die Anſicht ausgeſprochen, „daß wenn einige 100,000 Dollars auf Ver⸗ beſſerung des Fluſſes oberhalb Mier verwendet würden, eine Fahrt für vier Fuß gehende Dampfſchiffe zwiſchen der Mündung des Rio Grande und Caredo hergeſtellt werden könnte.“ Wenn einmal zwi— ſchen der Mündung des Rio Grande und Neu-Mexiko eine Sciffe- verbindung errichtet würde, jo müßte ſich dieſer eine Eiſenbahn an- ſchließen, welche durch das Thal des Rio Grande nach der Hochebene im Staate Chihuahua läuft. Der Boden im Thale des Rio del Norte in Neu-Mexiko iſt durchweg ſandig und von ärmlichem Ausſehen, durch Bewäſſerung bringt er aber reiche Erndten hervor. Obgleich die Landwirth— 1 ſchaft auf eine ſehr rohe Weiſe betrieben wird, ganz allein mit der Haue, oder mit einem rohen, ganz aus Holz gearbeiteten Pfluge, an dem auch nicht das kleinſte Stück Eiſen zu finden iſt, ſo werden doch große Quantitäten Mais und Weizen, Zwiebeln, Bohnen, ro— ther Pfeffer und einiges Obſt gewonnen. Der fruchtbarſte Theil des Thales beginnt unterhalb Santa Fe, den Fluß hinab, und wird „rio abajo“, oder (das Land) den Fluß abwärts genannt. Dort iſt es nichts Seltenes, daß zweimal in einem Jahre geerndtet wird. Die allgemeine Trockenheit des Klimas und des Bodens in Neu⸗Mexiko verweiſet die Landwirthſchaft überall in die Flußthäler, von denen aber ſolche, welche das ganze Jahr hindurch bewäſſert ſind, in ganz Mexiko nur wenige gefunden werden. Dieſem großen Mangel könnte aber leicht durch arteſiſche Brunnen abgeholfen wer— den. Bei verſchiedenen Gelegenheiten habe ich auf der Hochebene, ſüdlich von Santa Fe, bemerkt, daß in einer gewiſſen Tiefe Lehm: lager gefunden werden, welche für die unterirdiſchen Waſſer, die von der öſtlichen und weſtlichen Gebirgskette herabfließen, als Re— ſervoirs dienen mögen, und die durch Bohren oder durch arteſiſche Brunnen gezwungen werden könnten, ihr Waſſer der Oberfläche der 3 34 Erde mitzutheilen. Sollten ſolche Experimente ſich von Erfolg be weiſen, jo würde die Landwirthſchaft in Neu-Mexiko raſche Fort⸗ ſchritte machen, und ſelbſt die vielen geflohenen „Jornadas“ fönnten von waſſerloſen Wüſten in kultivirte Flächen umgewandelt werden. Aber gegenwärtig iſt die Flußbewäſſerung das einzige zu ergreifende Mittel zum Betriebe des Ackerbaues. Die Bewäſſerung wird da⸗ durch bewirkt, daß man die Flüſſe abdämmt und das Waſſer in größere und kleinere Gräben leitet (acéqulas), welche das ganze kultivirte Land umgürten und durchſchneiden. Die Bewohner der Städte und Dörfer haben daher ihre Ländereien bei einander liegen und laſſen zu gewiſſen Zeiten Jedem einen Theil des Waſſers zus kommen. Dieſe Gemeindefelder ſind in der Regel nicht eingezäunt, weil dies dadurch unnötbig gemacht wird, daß die weidenden Heer⸗ den unter der Aufſicht eines Hirten ſtehen. Die ſchönſten Felder pflegt man in den Haciendas zu ſehen, großen Gütern, welche den reichen Landbeſitzern von Neu-Mexiko zugehören. Dieſe Haciendas find augenſcheinlich die Ruinen des alten Feudalſpſtems, nach wel⸗ chem die ſpaniſche Krone ihren Vaſallen große Flächen Landes ſammt den darauf wohnenden Indianern als Leibeigne ſchenkte. In der That ſind die Maſſe Menſchen, welche zu einer ſolchen Hacienda gehören, nichts als Leibeigne; fie erhalten von ihren Herren nur Nahrung, Wohnung und Kleidung, oder vielleicht einen rein nominellen Sold, und ſtehen daher in einen. beitindigen Schuldverhältniſſe zu dem Beſitzer, in einer fortwährenden Ab⸗ hängigkeit von ihm, fo daß, wenn alte Gewohnheit und angeborene Indolenz fie nicht ſchon bewögen, bei ihren angeſtammten Herren zu bleiben, die mexikaniſchen Schuldgeſetze ſchon hinreichen würden, fie von Generation zu Generation in ihrer Dienſtbarkeit zu erhalten. Dieſe faktiſche Sklaverei exiſtirt in ganz Mexiko trotz der freien Conſtitution des Landes, und ſo lange dieſer Widerſpruch nicht gehoben iſt, werden die Deklamationen der mexikaniſchen Preſſe gegen die Sklaverei in den Vereinigten Staaten als ſcheinbeiliges Geſchwätz angeſeben werden müſſen. Außer der Landwirthſchaft widmen die Bewohner von New Mexiko auch der Viehzucht große Aufmerkſamkeit; fie ziehen Pferde, Maulthiere, Rindvieh, Schafe und Ziegen, doch ſind alle von ſehr kleinem Schlage, weil fie die Nacen nicht zu veredeln trachten und nur auf Erzielung einer großen Anzahl eben, die 3) ihnen, da die Stallfütterung während des Winters unnöthig iſt, wenig Mühe macht. Es giebt in Neu-Mexiko Strecken Landes, welche für Cultivirung zu weit vom Waſſer entfernt oder in zu bergigen Gegenden liegen und Heerden von Millionen Köpfen das ganze Jahr hindurch reiche Weide darbieten, unglücklicher Weiſe aber hat die Viehzucht hier, wie auch im Staate Chihuahua, durch feindliche Ueberfälle der Indianer bedeutend gelitten, welche ſich als ſtille Aſſocie's des Geſchäfts betrachten und alljährlich ihren Antheil am Gewinn einkaſſiren. | Ein dritter außerordentlich vernachläſſigter Zweig der Induſtrie in Neu⸗Mexiko ift der Bergbau. Eine große Menge jetzt ver- laſſener Minen in Neu-Mexiko beweiſen, daß der Bergbau in den alten ſpaniſchen Zeiten mit weit mehr Eifer betrieben wurde, als jetzt, was verſchiedene Urſachen haben mag, wie z. B. den gegen— wärtig herrſchenden Geldmangel, Mangel an Kenntniß des Berg— baues, und beſonders die ungeordneten Verhältniſſe des Landes und die Habſucht der Beamten. Die gebirgigen Theile Neu— Mexikos ſind ſehr reich an Gold, Kupfer und Eiſen, bergen auch etwas Silber. Gold ſcheint in großer Menge in allen Bergen bei Santa Fe, ſüdlich davon auf einer Strecke von ungefähr 100 Mei— len bis nach Gran Quivira, und nördlich auf einer Strecke von 120 Meilen bis zu dem Fluſſe Sangre de Chriſto gefunden zu werden. In dieſer ganzen Region iſt ſehr viel Goldſtaub von den ärmeren Maſſen der Mexikaner gefunden worden, welche ſich damit beſchäftigen, ihn aus den Bergſtrömen auszuwaſchen. Gegenwärtig haben das alte und das neue Placer, in der Nähe von Santa Fe, die meiſte Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, und ſind dort nicht allein Goldwäſchereien, ſondern auch Goldminen in Betrieb. Dieſe ſind, ſo weit ich unterrichtet bin, die einzigen in Neu-Mexiko in Betrieb befindlichen Goldminen, aber da ich ſie von Santa Fe aus eigens deshalb beſucht habe, um ſie zu unterſuchen, ſo muß ich meine Leſer bezüglich dieſer Minen auf den dieſelben betreffenden Abſchnitt meiner Erzählung verweiſen. Ueber die Höhe der jähr— lichen Gold: Production in Neu-Mexpiko kann ich nicht einmal eine ungefähre Schätzung angeben, da aber faſt alles Gold Neu-Mexiko's von den Handelsleuten aufgekauft und zum Lande hinaus in die Vereinigten Staaten geſchmuggelt wird, ſo glaube ich, daß die Größe der neu- mexikaniſchen Goldproduction ſich eher in den ver 3 * 980 ſchiedenen Münzen der Union, als in Neu-Mexiko ſelbſt kalkuliren ließe. Zur Zeit der ſpaniſchen Regierung wurden mehrere reiche Silbergruben in Avo, Cerillos und im Nambegebirge ausgebeutet, gegenwärtig aber keine mehr. Kupfer wird im ganzen Lande in Menge gefunden, beſonders aber in las Tijeras, Jemas, Abiquiu, Guadelupita de Mora ꝛc. Wie ich hörte, wird zur Zeit nur in einer einzigen Kupfergrube, ſuͤdlich von den Placers, gearbeitet. Eiſen, welches ſich auch reichlich vorfindet, wird gar nicht beachtet. Kohlen ſind in verſchiedenen Gegenden entdeckt worden, z. B. im Raton⸗ gebirge, nahe beim Dorfe Jemer; ſüdweſtlich von Santa Fe; an einer Stelle jüdlih von den Placers ꝛc. — Gyps, gemeiner und kryſtalliſirter, wird in Mexiko in großen Quantitäten gefunden; ſehr bedeutende Lager davon ſollen im Gebirge bei Algodones, am Rio del Norte und in der Nachbarſchaft des berühmten Salinas ger funden werden. Der gemeine Gyps wird als gewöhnlicher Kalk zum Weißen, der krryſtalliſirte ſtatt des Fenſterglaſes benutzt. Uns gefahr vier Tagereiſen, etwa 100 Meilen ſüd⸗ſüdöſtlich von Santa ße entfernt, auf der Hochebene zwiſchen dem Rio del Norte und Pecos, befinden ſich mehrere große Salzſeen, aus denen alles in Neu⸗ Mexiko verbrauchte Salz (ſalzſaure Soda) gewonnen wird. In der trockenen Jahreszeit gehen von Santa Fe aus große Karavanen dahin, und kehren voll beladen heim. In der Regel vertauſchen ſie einen Buſhel Salz gegen einen Buſhel Mais, oder verkaufen das Salz um einen, ſelbſt um zwei Dollars per Buſhel. — Nicht weit von den Salzſeen entfernt findet man die Ruinen einer alten Stadt, des fabelhaften la Gran Ouivira. Der allgemei⸗ nen Sage nach, lag bier einſt eine ſehr große und reiche Stadt, welche große Bergwerke beſaß, deren Ausbeute ein- oder zweimal jährlich nach Spanien geſendet wurde. Einſtmals, als man mit ganz beſonderen Vorkehrungen für die Verſendung der koſtbaren Metalle beſchaͤftigt war, machten die Indianer einen Ueberfall, in Folge deſſen die Bergleute ihre auf 50 Millionen taxirten Schätze vergruben und aus der Stadt entflohen. Aber Alle bis auf zwei wurden auf der Flucht getödtet. Dieſe Beiden entkamen nach Mexiko, erzählten den Hergang und baten um Hülfe, um zurück, kehren zu konnen; da die Entfernung aber zu bedeutend und die Zahl der Indianer zu groß war, fo wollte fi Niemand ihnen an⸗ ſchließen, und der Zug unterblieb. Einer der beiden Flüchtlinge 37 reiſte nun nach Neu-Orleans, welches damals ſpaniſch war, ſam⸗ melte 500 Mann, und ging den Sabinefluß hinauf, man hat jedoch niemals wieder von ihm gehört. So erzählt man ſich. In den letzten paar Jahren haben viele Amerikaner und Franzoſen den Platz beſucht, und wenn ſie den verborgenen Schatz auch nicht ge— funden haben, ſo beſtätigen ſie doch wenigſtens ſo viel, daß ſich dort eine zehn Meilen lange Waſſerleitung, mehrere noch ſtehende Kirchenmauern, das in Stein gehauene ſpauiſche Wappen und viele große Gruben befinden, welche ſie für Silberbergwerke halten. Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine ſpaniſche Bergwerksſtadt war, die wohl im Jahre 1680 zerſtört wurde, um welche Zeit ein allge— meiner, erfolgreicher Aufſtand der Indianer von Neu⸗ Mexiko gegen die Spanier ſtattfand. Dr. Samuel G. Morton ſpricht in einer kürzlich von ihm herausgegebenen Broſchüre die Vermuthung aus, daß der Ort urſprünglich eine indianiſche Stadt war, in welche die Spanier ſich, wie bei ſo manchen anderen Gelegenheiten, hinein— drängten und ſich da feſtſetzten, ſie ſpäter aber wieder verließen. Weitere Nachforſchungen werden hoffentlich Aufſchluß über die Sache geben. Das Klima von Neu-Mexpiko iſt ſelbſtverſtändlich in den höhe⸗ ren, gebirgigen Theilen des Landes ſehr von dem im Thale des Rio del Norte verſchieden, aber durchſchnittlich genommen, kann man es gemäßigt, beſtändig und geſund nennen. Die Sonnenhitze ſteigt im Flußthale bisweilen auf 100% Fahrenheit, die Nächte aber find ſtets kühl und angenehm. Die Winter ſind viel länger und ſtren⸗ ger als in Chihuahua; die höheren Berge ſind beſtändig mit Schnee bedeckt, und Eis und Schnee ſind in Santa Fe gewöhnliche Erſchei— nungen; doch iſt der Rio del Norte nie dick genug mit Eis belegt, um, wie man früher geglaubt hat, ihn mit Wagen und Pferden überſchreiten zu können. Der Himmel iſt faſt immer klar, die At⸗ moſphäre trocken. Zwiſchen Juli und Oktober fällt Regen, jedoch iſt die Regenzeit hier nicht ſo anhaltend und regelmäßig als in den ſfüdlichen Staaten. Krankheiten ſcheint man nur wenige zu kennen, Entzündungen und nervöſe Fieber zur Winterszeit ausgenommen. Die Geſchichte Neu-Mexiko's liegt ſehr im Dunkeln. Wie es ſcheint, erhielten die Spanier die erſte Kunde von dieſem Lande im Jahre 1551 durch eine Geſellſchaft von Abenteurern, welche unter Kapitän Francisco de Levya Bonillo entdeckte, daß die Be⸗ 38 wohner gleichen Urſprungs mit denen von Mexiko und der Mineral. reichthum dem jenes Landes gleich ſei, weshalb ſie es Neu-Mexiko nannten. Im Jahre 1594 ſandte der damalige Vicekönig von Mexiko, der Graf von Monterey, den tapfern Juan de Oſiate, von Zacatecas nach Neu-Mexiko, um es im Namen Spaniens, in Beſitz zu nehmen, und Anſiedelungen, Miffionen und Forts daſelbſt zu errichten. Sie fanden dort eine Menge Indianerſtämme und indianiſche Niederlaſſungen, welche fie auf die gewöhnliche ſpaniſche Art, mit dem Schwerte in der Fauſt, zum Chriſtenthume bekehrten — und zu ihren Sklaven machten. Die Dörfer der zum Chriſtenthume bekehrten Indianer wurden pueblos genannt, zur Unterſcheidung derjenigen wilden und rauberiſchen Stamme, welche die Gunſt der Spanier verſchmähten. Viele von den Städten, welche jetzt in Ruinen liegen, wurden damals erbaut; viele Bergwerke wurden in Betrieb geſetzt, und der Beſitz des Landes ſchien völlig geſichert zu fein, als 1680 plotzlich ein allgemeiner Aufſtand der Indianer gegen das ſpaniſche Joch ausbrach. Die Indianer metzelten alle weißen Männer nieder, und der damalige Gouverneur von Neu: Mexiko Don Antonio de Ottermin, mußte ſich nach einer blutigen Schlacht mit ſeiner Mannſchaft von Santa Fe zurückziehen und ſuͤdlich bis Paſo del Norte marſchiren, wo er mit einigen befreun⸗ deten Indianern zuſammentraf und die jetzige Stadt dieſes Namens gründete. Es währte zehn Jahre lang, bevor Spanien die ganze Provinz Neu⸗Mexiko wieder eroberte. Später brachen noch mehrere Aufſtände aus, aber kein ſo ſchrecklicher wie dieſer. Der tiefe Haß der Indianer gegen die Weißen lebt bis zum heutigen Tage fort, und in den vielen und blutigen Revolutionen in Neu-Mexiko haben die Pueblos ſtets eine falſche und grauſame Rolle geſpielt. Zwi⸗ ſchen ihnen und den übrigen Mexikanern herrſcht fortwährend eine gewiſſe Abneigung. Sie leben iſolirt in ihren Dörfern, treiben Ackerbau und etwas Viehzucht, und find meiſtens arm, genügſam und nüchtern. Ihre verſchiedenen Stämme, von denen wohl noch zwanzig exiſtiren mögen, find bis auf ungefaͤhr 10,000 Seelen reducirt. Sie ſprechen verſchiedene indianiſche Dialekte und bis: weilen auch gebrochen Spaniſch. Zur Regulirung ibrer Gemeinde angelegenheiten waͤhlen ſie einen Oberſten oder Kaziken und einen Rath, und für den Krieg einen Häuptling. Ihre religiöfen Gebräuche find ein Gemiſch katholiſcher und beidniſcher Formen; die ſpaniſchen 39 Prieſter ſelbſt begünſtigten dieſe Combination aus Politik. Ihre Dörfer ſind ſehr regelmäßig gebaut; bisweilen haben ſie nur ein großes Haus mit mehreren Stockwerken und ſehr vielen kleinen Zimmern, in welchen das ganze Dorf untergebracht iſt. Statt der Hausthüre an der Vorderſeite des Hauſes haben ſie eine Fallthüre im Hausdache, zu der ſie auf Leitern hinaufſteigen, welche zur größern Sicherheit während der Nacht in die Höhe gezogen ſind. Ihr Anzug beſteht aus Mocaſſins“), kurzen Beinkleidern und einer wollenen Jacke oder Decke; das Haar tragen ſie gewöhnlich lang. Bogen, Pfeile und eine Lanze, bisweilen auch eine Flinte, bilden ihre Waffen. Die Geſammt-Bevölkerung von Neu-Mexiko war laut Cenſus vom Jahre 1793 30,953; im Jahre 1830 nahm man 52,360 an, und rechnete davon ½b Gapuchines (geborene Spanier), %½j Kreolen, ½0 Meſtizen aller Abſtufungen und 9% Pueblo— Indianer. Im Jahre 1842 wurde die Zahl der Einwohner auf 57,026, und gegenwärtig auf etwa 70,000 geſchaͤtzt. Die Sitten und Gebräuche der Neu-Mexikaner ſind denen in ganz Mexiko gleich, die ſchon von vielen Reiſenden geſchildert worden ſind. Während die höheren Klaſſen mehr zu europäiſchen und amerikaniſchen Moden hinneigen, halten die Männer der niede— ren Klaſſen getreulich an ihren Serapes oder farbigen Umhänge— decken und an ihren weiten, mit blitzenden Knöpfen beſetzten und von der Hüfte bis zum Knöchel aufgeſchlitzten Beinkleidern feſt, unter denen die weißen Unterbeinkleider hervorgucken; und die Damen aller Klaſſen thun vollkommen Recht daran, daß ſie ihren koketten Rebozo nicht aufgeben, dieſen kleinen Shawl, der über den Kopf gezogen wird. Beide Geſchlechter laben ſich am Cigarrito, oder der Papiercigarre, halten nach dem Mittagseſſen Sieſta, und unterhalten ſich Abends beim Monte, einem Hazardſpiele, oder bei Fandangos. Ihre Tänze find, beiläufig gejagt, ſehr graziös, und meiſtens eine Combination von Quadrille und Walzer. In den Adern der mexikaniſchen Race rinnt vornehmlich indianiſches Blut, das ſich in den Geſichtszügen, der Geſichtsfarbe und dem Tempera— mente kundgiebt. Die Männer ſind meiſtens häßlich, die Weiber ‚ganz hübſch. Eine andere auffallende Sonderbarkeit iſt die Ver— * ) Schuhe aus einem Stücke weichen Leders. D. Ueberſ. 40 ſchiedenheit des Charakters der beiden Geſchlechter. Während die Männer ihrer Indolenz, Lügenhaftigkeit, Betrügerei und Grauſam⸗ keit wegen getadelt werden, find die Frauen thätig, anhänglich, offenherzig und ſelbſt treu, wenn ihre Liebe Erwiederung findet, Obgleich im Allgemeinen nicht in die Kunſt des Schreibens und Leſens eingeweiht, beſitzen die Frauen dennoch vielen natürlichen Verſtand und viel Mitleiden für jedes leidende Geſchöpf, ſei es Freund oder Feind; Eigenſchaften, welche ſie in gewiſſem Grade für den Man⸗ gel an feinerer Bildung entſchädigen. Die Behandlung der in Gefangenſchaft gerathenen Texaner liefert eins der vielen Beiſpiele, wo die Grauſamkeiten der Mexikaner durch die Freundlichkeit und Liebe ihrer Frauen gemildert wurden. Unter der mexikaniſchen Herrſchaft pflegte die Regierung Neu⸗Mexiko's aus einem Gouverneur und einer legislativen Gewalt (Junta departemontal) zu beſtehen; da die letztere aber eine mehr nominelle als wirkliche Gewalt war, ſo war der Gouverneur mei⸗ ſtens unumſchränkt und nur dem Geſetze der Revolution unterthan, von welchem die Neu-Mexikaner ſehr freien Gebrauch zu machen pflegten, indem fie den Gouverneursſeſſel eben jo oft umſtürzten, als die ganze Republik den Stuhl des Prüfidenten umwarf. Gouverneur Armija, der letzte Beherrſcher Neu-Mexiko's vor dem Einmarſche der Amerikaner, hat bereits durch die Preſſe ſein wohl⸗ verdientes Urtheil empfangen. Er iſt einer jener ſchlauen, von ſich eingenommenen Männer, welche, gleich ihrem Prototyp Santa Ana, ſtets daran denken, daß ſich das Glücksrad dreht, und daß die Mexikaner das grauſamſte, aber auch am leichteſten zu betrügende Volk ſind; und obgleich er gegenwärtig geſtürzt und flüchtig iſt, ſo zweifle ich doch keinen Augenblick daran, daß er nicht noch einmal die Bühne betreten und durch dieſe oder jene Mittel wieder zur Macht gelangen werde. Die Juſtiz it in Neu-Mexiko von jeher ebenſo abhängig wie der Gouverneur unabhängig geweſen; auch hatten der Clerus und das Militär ihre eigenen Gerichtshöfe. In Betreff der Regierung von ganz Mexiko hat Neu-Mexiko ſtets eine größere Unabhängigkeit für ſich behauptet, als die meiſten anderen Staaten, theils wegen ſeiner Entfernung von Neu- Mexiko und theils wegen des Oppoſitionsgeiſtes, der ſeine Bewohner deſeelt, die ſehr wenige Vortheile aus ihrer Verbindung mit der Republik zogen und nicht ohne ein Aequivalent beſteuert ſein wollten. Zu iv | * ö 2 2 41 verſchiedenen Malen verſuchte die Regicrung die ſogenannten Eſtan⸗ quillas, das Tabacksmonopol, in Neu-Mexiko einzuführen, aber ſtets ohne Erfolg. Dieſes lockere Band zwiſchen dem Staate und dem Mutterlande wird den Anſchluß deſſelben an die Vereinigten Staa— ten ſehr erleichtern, vorausgeſetzt, daß die Letzteren ihm gewähren werden, was die mexikaniſche Regierung zu gewähren nicht im Stande war: eine feſte Regierung, Sicherheit des Eigenthums und der Per— ſon, und vor Allem Schutz vor den feindlichen Indianern. Zum Schluß wollen wir noch einen Blick auf die Hauptſtadt von Neu⸗Mexiko werfen. Santa Fe iſt eine der älteſten ſpaniſchen Niederlaſſungen in Neu⸗Mexiko; feine Erbauung dürfen wir wohl | bis in's ſechszehnte Jahrhundert zurückverlegen. Die Stadt liegt unterm 35% 41“ 6“ nördlicher Breite und 106° 2“ 30“ weſtlicher Länge von Greenwich“), und 7047 Fuß hoch über der Meeresfläche. Santa Fe liegt in gerader Linie ungefähr 20 Meilen öſtlich vom Rio del Norte, in einer großen Ebene, welche von allen Sei— ten mit Bergen eingeſchloſſen iſt. Die öſtlichen Berge ſind die nächſtgelegenſten; die gegen Nordoſt, das Taosgebirge, die höchſten, von welchen einige ſchneebedeckte Spitzen auf vier bis fünftauſend Fuß höher als Santa Fe geſchätzt werden. Ein kleiner Bach, der von den öſtlichen Bergen kommt, verſorgt die Stadt mit Waſſer und ergießt ſich, etwa fünf und zwanzig Meilen ſüdweſtlich von ihr in den Rio del Norte. Die Ebene iſt baumlos, die Berge find mit Fichten und Cedern bedeckt. Der Boden in der Umgebung Santa Fe's iſt arm und ſandig, ſo daß ohne künſtliche Bewäſſe— rung faſt nichts in ihm gedeihen kann; nicht einmal die Weide iſt zu benutzen, weshalb das Vieh gewöhnlich auf die Berge getrieben ) Dieß iſt das Ergebniß unzähliger aſtronomiſcher Beobachtungen, welche Lieutenant Emery, vom Ingenieurcorps, während ſeines Aufenthal— tes in Santa Fe anſtellte, auf das er mir gütigſt erlaubte, mich beziehen zu dürfen. Das Reſultat meiner eigenen, während meines kurzen Ver— weilens in Santa Fe angeftellten Breite Beobachtungen weicht von dem ſeinigen nur um Sekunden ab. Schon Dr. J. Gregg hatte 3541“ gefunden. Ueber die wirkliche Breite Santa Fe's kann daher kein Zwei— fel mehr obwalten. Deſſen ungeachtet findet man es aber auf allen meri— kaniſchen Karten gewöhnlich um ungefähr einen Grad weiter nördlich. Diefe Neigung der mexikaniſchen Karten nach Norden bemerkte ich auch an mehreren anderen Punkten, wo ich Breite- Beobachtungen anſtellte. — 42 wird, und nur Eſel, Maulthiere und Ziegen, der Viehſtand der ärmeren Claſſen, in der Nähe der Anſiedelungen gehalten werden. Das Klima von Santa Fe iſt ſehr angenehm, nicht ſehr heiß im Sommer und gemäßigt kalt im Winter, wo jedoch häufig Schnee fällt. Der Himmel iſt faſt das ganze Jahr hindurch heiter und die Atmoſphäre trocken. Alle Häuſer in Santa Fe find aus Luftſtei⸗ nen erbaut, haben flache Daͤcher und jedes derſelben bildet ein Viereck, in deſſen Mitte ein offener Hof oder Area liegt. Die Stra: ßen ſind unregelmäßig, eng und ſtaubig. Der hübſcheſte Platz iſt die Plaza, ein geräumiges Viereck, deſſen eine Seite vom Palaſt, der Reſidenz des Gouverneurs, gebildet wird. Der Palaſt iſt ein beſſeres, als die übrigen Gebäude, hat eine Art Portal und zwei Merkwür⸗ digkeiten: Glasfenſter und Guirlanden von Indianerohren. Glas iſt in Santa Fe ein großer Luxusartikel; gewöhnliche Häuſer haben Fen⸗ ſterlaͤden oder kleine Fenſter von kryſtalliſirtem Gyps. Die Guirlan⸗ den beſtehen aus getrockneten, auf Bindfaden gezogenen Ohren von ſolchen Indianern, welche von den zur Bekämpfung feindlicher In⸗ dianer gemietheten und ausgeſandten Haufen getödtet werden, die für jeden Indianerkopf eine Prämie erhalten. In Chihuahua wer den die ganzen Kopfhaͤute der aetödteten Indianer ausgehaͤngt; die feineren Neu-Mexikaner prahlen nur mit den Ohren. Unter den hervorragenden Gebäuden Santa Fe's habe ich noch zwei Kir chen mit Thürmen zu nennen, die aber beide von ſehr alltäglicher Bauart ſind. Die Bewohner Santa Fe's find eine gemiſchte ſpaniſche und indias niſche Race; das indianiſche Blut hat jedoch die Oberhand. Früher zählte die Stadt 4000 Einwohner, jetzt hoͤchſtens 3000, und mit den ums liegenden Anſiedelungen, welche zur Jurisdiction von Santa Fe gebö— ren, etwa 6000. Die Sitten und Gebräuche der Bewohner Santa Fe's find denen in ganz Nord-Mexiko gleich; fie find träge, mäßig, geſellig, große Freunde des Hazardſpieles und des Fandangos, und die niederen Klaſſen, gelinde geſagt, außerordentlich unreinlich. Wie in den meiſten mexikaniſchen Städten, ſetzte es mich auch hier in große Verlegenheit, zu erforſchen, wovon die Maſſe des Volkes lebt, kam aber endlich zu dem Schluſſe, daß, wenn ſie aus angeborener Traͤgheit jo wenig, wie nur möglich arbeiten, fie auch bei ihrer außerordentlichen Frugalität von faſt gar nichts leden können. | 1 43 Seit dem Beginne des Santa Fe-Handels find die dortigen Mexikaner an den Anblick von Fremden gewöhnt worden, und mit großer Spannung harren die Einwohner ſowohl, als die Regierung der Ankunft der amerikaniſchen Handelszüge entgegen, weil ſie Er— ſtere mit Annehmlichkeiten und Nothwendigkeiten des Lebens ver— ſorgen und die letzteren die leeren Taſchen füllen. Santa Fe erhält ſeine Waaren faſt ausſchließlich aus den Vereinigten Staaten, und einige Fremde, meiſtens Amerikaner und Franzoſen wohnen dort des Handels wegen. Unter den damaligen fremden Einwohnern in Santa Fe erinnere ich mich mit Vergnügen an Herrn Houghton, Hrn. Alvarez und Andere, welche mir über das Land alle mögliche ihnen zu Gebote ſtehende Aufſchlüſſe gaben. Was den zwiſchen Santa Fe und den Vereinigten Staaten be— ſtehenden Handelsverkehr betrifft, ſo kann ich nichts ſagen, was nicht ſchon in dem von Dr. J. Gregg erſchienenen Werke „der Prai— riehandel“ geſagt wäre, auf welches Buch ich meine Leſer verweiſe; ich will nur noch erwähnen, daß man den Werth der jährlich dort— hin geführten Waaren auf durchſchnittlich eine halbe Million Dol— lars ſchätzt. Nach Verlauf einer Woche hatte Hr. Speyer ſeine Geſchäfte in Santa beendigt und entſchloß ſich, weiter nach Chihuahua zu gehen. Bis dahin hatten wir weder von unten herauf, noch von der Ebene her neuere Nachrichten erhalten. In dieſer ungewiſſen Lage hielt ich es für beſſer, anſtatt müßig in Santa Fe auf die mögliche Ankunft einer über die Ebene heranrückenden Armee zu warten, meinen Ausflug lieber bis Chihuahua auszudehnen, wo, nach allen Berichten dieſelbe Ruhe wie in Santa Fe herrſchte. Außerdem hatte ich auch vom Gouverneur Armijo einen in üblicher Form ausgeſtellten Paß erhalten, der mir im Fall der Noth die Rückkehr ſicherte. Herrn Speyers Karavane lagerte fünf Meilen weſtlich von Santa Fe entfernt, in Agua Fria und war fertig, am 9. Juli auf— zubrechen. Am 8. Juli reiſte ich von Santa Fe nach Agua Fria. Den 9. Juli. Die Karavane ſchlug den gewöhnlichen Weg über Algodones nach dem Rio del Norte ein. Da ich aber große 44 Luft hatte, die berühmten Goldbergwerke Neu-Mexikos, das alte und neue Placer zu beſuchen, welche in einer Gebirgskette, ſüdweſt⸗ lich von Santa Fe liegen, ſo wollte ich von hier aus erſt dieſen kleinen Abſtecher machen, und nachher mich wieder am Rio del Norte nahe bei Albuquerque der Karavane anſchließen. Ich ſchlug daher die erwähnte Richtung allein zu Pferde ein, nichts als meine Waf⸗ fen und ein Paar Satteltaſchen mit mir führend. Die Entfernung von hier nach dem alten Placer beträgt 25 Meilen; von Santa Fe 27. Ich ritt in ſüdlicher Richtung durch das Thal, welches das Gebirge öftlih von Santa Fe von der Pla— cerskette ſcheidet. Dieſes Thal hat eine Breite von etwa 25 Meilen, iſt ſehr ſandig und ſteril, überall mit Wermuth, und näher am Fuße des Placergebirges mit Zwergeedern bedeckt. Indem ich einer nie⸗ drigen Hügelkette entlang ritt, welche eine Außenmauer für das alte Placergebirge bildet, paſſirte ich zwei Quellen, an deſſen erſterer ich Syenit, an der anderen Süßwaſſer⸗Kalkſtein fand. Als ich ſpä⸗ ter die Hügel hinaufſtieg, begegnete ich überall einem rothen und braunen Sandſtein, bald loſer, bald compacter, und große Maſſen verſteinertes Holz enthaltend. Von hier aus iſt der Aufgang zu den Bergen ſehr ſteil, bis man eine Ebene erreicht, von der aus man einen ſchönen Rückblick auf Santa Fe und eine herrliche Aus⸗ ſicht über das ganze Thal genießt. Alle Berge umher ſind mit Rothfichten und Cedern bedeckt. Von der Ebene aus einige Meilen weit leiſe aufwärts ſteigend, macht plötzlich ein ſchmaler, zwiſchen bohen Felswänden hervorſteigender Wildbach jedes weitere Vordrin⸗ gen unmöglich, und man erblickt an beiden Seiten des engen Tha⸗ les etwa zwanzig an den Felſen haͤngende Häuſer. Dieſer einſame Platz iſt Real de Dolores oder wie er gewöhnlich genannt wird, das alte Placer. Hier leben mehrere Ausländer. Der Erſte, den ich ſah, war Hr. Watrous, ein Neu⸗Engländer, der aber ſchon meb⸗ rere Jahre lang in dieſem Lande lebt. Er empfing mich ſehr gaſt⸗ freundlich und nöthigte mich in ſeine Wohnung. Einige friſche Felle von grauen Büren waren über ein Gerüſt ausgeſpannt, in einer Ecke ſtand eine ſichere amerikaniſche Büchſe und alles trug das Gepräge des ächten Hinterwaͤldlers; ſeine geiſtreiche Unterhal⸗ tung ließ mich ihn aber als einen Mann von Verſtand und ſcharfer Beobachtungsgabe erkennen. Obgleich Hr. Watrous nie jelbit bei Bergwerken betheiligt geweſen war, fo batte er feine Aufmerkſamkeit 45 dennoch der ganzen Nachbarſchaft gewidmet, und zeigte mir verſchie— 1 dene Proben von Golderz, die er auf feinen Streifereien durchs. Gebirge geſammelt hatte. Ich ging in ſeiner Geſellſchaft nach der nächſtgelegenſten Goldfiſcherei, an einem kleinen Bache, der durch das alte Placer fließt. Die Goldwäſcher nahmen vom Bette des Baches, der an den meiſten Stellen ausgetrocknet war, etwas vom Grunde auf, der aus Grand, Sand und Erde beſtand, thaten dies in eine geräumige, ſehr flache Mulde (batéa), goſſen Waſſer dazu, entfernten zuerſt, indem ſie mit der Hand darin umherrührten, die gröberen Stücke des Grandes, und dann durch ein regelmäßiges Schaukeln alle erdigen und ſandigen Theilchen, bis endlich nichts als der feinſte Sand am Boden zurückbleibt, aus welchem alle fit baren Goldtheilchen herausgeſucht werden. Bei dieſen Goldwäſche— reien im Bache find die ärmeren Mexikaner beſchäftigt, weshalb der Bach mit dem Waſſer unter ihnen in Looſe getheilt iſt, welche oft ebenſoviele Reibereien und Streitigkeiten erzeugen, als die werth— vollſten Bauplätze in unſeren Hauptſtädten. Da das Gold hier offenbar durch den Bach von höher gelegenen Goldregionen herge— führt wird, ſo hängt die Größe der Ausbeute von der Jahreszeit ab. Gewöhnlich wird in und nach der Regenzeit das meiſte Gold gefunden, das mit dem Fallen des Fluſſes abnimmt. Bisweilen wird auch ein größeres Stück Gold im Sande gefunden, durch— ſchnittlich aber iſt das Gold ſo im Sande vertheilt, daß eine Ta— gesarbeit von einem viertel bis zum halben Dollar einbringt. Abends verkaufen die Wäſcher ihren kleinen Gewinn an die Krä— mer und nehmen Lebensmittel oder Waaren dafür, oder auch baares Geld, wobei die Unze Gold zu ſechszehn Dollars gerech— net wird. Dies iſt die gewöhnlichſte, aber am wenigſten ein— trtägliche Art der Goldwäſcherei, die an allen Gewäſſern getrieben werden kann, wo eben Waſſer genug vorhanden iſt, um den Sand | zu waſchen. Als ich von dieſer zu einigen anderen Goldwäſchereien in der Nähe ging, unterſuchte ich die im alten Placer vorherrſchen— den Felsarten, und fand weißen und gelben, quarzigen Sandſtein, Quarz, Hornblende und Quarz und Syenit und Dyorit. Der zweite Platz, an welchem ich dem Goldwaſchen zuſchaute, lag an einer ho— hen Stelle, unweit eines Baches. Hier waren eine Menge funfzig bis ſechszig Fuß tiefe Löcher gegraben, aus denen der Grund, eine ſandige, mit Eiſen⸗Ocher gemiſchte Erde auf die Oberfläche herauf 46 * geholt wurde, wo man ihn dann ebenfalls in batéas auswuſch. Dieſe Goldwäſchereien ſollen gewinnbringend ſein, ſie würden es nach meiner Meinung aber noch weit mehr ſein, wenn man einen ordentlichen Schacht einſenken und das Gold durch Queckſilber aus— ſcheiden, oder auf ſonſt eine andere Weiſe, als durch Waſchen reini⸗ gen würde. | Am nächſten Tage ging ich nach einem am oberen Ende der Stadt gelegenen Goldbergwerke, welches Eigenthum des Hru. Zour- nier, eines hier lebenden Franzoſen, iſt. Das Werk liegt zwiſchen einer und zwei Meilen weſtlich von der Stadt, am Abhange einiger Berge, und wurde vor mehreren Jahren von Hrn. Roubadoux ent: deckt, der es auszubeuten begann, dann aber aus irgend einer Ur⸗ ſache liegen ließ. Herr Tournier, der die Mine ſchon ſeit einem Jahre bearbeiten läßt, findet ſie ſehr vortheilhaft. Die Goldader läuft von Süd⸗Süd⸗Oſt nach Nord-Nord-Weit, mit leiſer Senkung und iſt durchſchnittlich von zwei bis vier Fuß Breite. Hr. Tournier bat bereits einen Schacht von vierzig Varas Tiefe und ungefähr dreißig Varas Lauf eingeſenkt, und die Ader verſpricht ſehr gut auszuhalten. Sie wird in Svenit und Dvorit gefunden; der Gang beſteht aus Tboneiſenſtein (gelbem und braunem Eiſenocher), mit dem das gediegene Gold ſehr innig verbunden iſt. Gelbe oder braune Erde, die eine Zerſetzung dieſer nämlichen Felſen iſt und zwiſchen ihnen gefunden wird, wird für beſonders reichhaltig an Gold auge ſehen. Das Erz wird in Säcken zu Tage gefördert und auf Maul⸗ thieren zum Amalgamiren in die Stadt transportirt. Nachdem die Erze durch Stoßen mit Steinen mit der Hand zerbröckelt worden find, werden fie auf die Mühle gethan, die aus einem kleinen runs den Feldbaſſin und einem oder zwei Mühlſteinen beſteht, welche durch Maulthierkraft beſtändig in demſelben berumgedrebt werden. Dieje Mühlſteine liegen auf ihrer flachen Seite und bewegen ſich um eine in ihrer Mitte angebrachte Achſe, welche durch das Thier gedreht wird. Dem grob gepulverten Erze wird erſt Waſſer und dann Queck⸗ ſilber zugeſetzt und die Amalgamation gebt dann ibren gewöhnlichen Weg. Hr. Tournier jagte mir, daß er auf dieſe Weiſe täglich ums gefähr zwei und eine halbe Cargas (750 Pf.) Erz verarbeite, wors aus er durchſchnittlich ungefahr drei viertel Unzen Gold (ungefähr zwölf Dollars wertb) gewinnt. Obgleich das ganze Werk gegen— wärtig noch auf einem kleinen Fuß betrieben wird, und noch einer i | 47 u Menge Verbeſſerungen fähig wäre, fo macht Hr. Tournier doch ein gutes Geſchäft damit und wird ſeine Goldmine bald in wirkliches Gold verwandelt haben. Nahe dem Goldbergwerke des Hrn. Tour— nier befindet ſich eine Kupfergrube (Schwefelkupfer), welches auch Golderz enthalten ſoll, eine Zeit lang bearbeitet, dann aber liegen gelaſſen wurde. Man zeigte mir noch verſchiedene andere Proben von in der Nähe gefundenem Kupfererz; auch ſah ich ſelbſt in der Nachbarſchaft ſehr reiches Eiſenerz, aber man benutzt es nicht. Dias alte Placer verſpricht in bergmänniſcher Beziehung ſehr viel. Die dort befindlichen Golderzlager wurden im Jahre 1828 durch einen puren Zufall entdeckt und darauf die Goldwäſchereien eingerichtet; aber ſonſt iſt der Boden noch von Keinem berührt worden und wird gewiß dem Bergmanne, der ihn angreift, reiche Schätze Mfern. Am nämlichen Tage Nachmittags verließ ich das alte Placer, um einen anderen Bergwerksplatz, ſüdweſtlich davon und ungefähr neun Meilen entfernt, das neue Placer, zu beſuchen. Ich ritt mit Hrn. Nolan, einem in Neu-Placer lebenden Franzoſen, dahin. Unſer Weg führte uns durch eine ſchöne Fichtenwaldung, über ſteile Berge und durch enge Bergſchluchten. Der Weg iſt ſo rauh, daß er nicht be— fahren werden kann. Hat man den höchſten Punkt des Weges er— reicht, ſo erblickt man gegen Süden eine weite Ebene, und gegen Weſten öffnet ſich ein enges Thal, in welchem Neu-Placer, oder Real del Tueſto, eine Stadt von ungefähr 100 Häuſern, liegt. Verſchiedene Ausländer, welche hier wohnen, halten faſt alle Kauf— läden. In dem Hauſe eines derſelben, eines Herrn Trip, fand ich eine artige, gaſtfreundliche Aufnahme. Auch in Neu⸗Placer wird das Gold auf zweierlei Weiſe, durch Waſchen und durch Bergbau gewonnen. Der Hauptplatz für Gold— wäſchereien liegt etwa eine Meile ſüdweſtlich von der Stadt, am Fuße eines kahlen Granitberges, des ſogenannten Bonanza. Hier bildet ein Haufe von Häuſern, oder richtiger geſagt Hütten, ein kleines Dorf, deſſen Bewohner nur vom Goldwaſchen leben, aber ſo arm und elend ausſehen, als ob ſie nie ein Stückchen Gold ihr eigen nannten. Der ganze Ort iſt von Gruben durchlöchert, aus deren Tiefe derſelbe gelbe, goldhaltige Grund gegraben wird, wie im alten Placer, und der auf dieſelbe Art gewaſchen wird. Man findet hier keinen Tropfen Waſſer; alles zum Waſchen nöthige Waſ— — von Neu-Placer und fand, daß es 48 8 1 ſer uß in Fäſſern von Neu-Placet hierher geführt werden. Das 8 old von Neu⸗Placer wird im Allgemeinen bier ſchlechter als das von Alt-Placer gehalten, weil es unreiner iſt. Um die Richtige keit dieſer Meinung zu ergründen, prüfte ich einiges aa; Reines Gold. 92,5 Senn. er. Eiſen- und Quarzkieſel 4,0 | 100,0 enthielt. Es thut mir leid, daß ich kein Waſchgold vom alten Placer bei der Hand habe, um eine vergleichende Analpſe anſtellen zu können, aber das ſoeben mitgetbeilte Reſultat zeigt, daß, wenn irgend eine Verfchiedenbeit zwiſchen Beiden ſtattfindet, dieſe nur unbedeutend ſein kann. . Zur Zeit werden in Neu-Placer nur zwei Goldminen ausgeben⸗ tet; die eine von Mexikanern, die andere von einem Amerikaner. Da fie ſich einander ſehr ahnlich fein ſollen, fo beſuchte ich nur die nächſt⸗ gelegene, welche dem in Neu-Placer wohnenden Amerikaner Herrn Campbell gehört. Herr Campbell treibt den Bergbau erſt ſeit kur⸗ zer Zeit. Seine Amalgamationsmühle war noch nicht in Thätigkeit, er hatte aber ſchon Haufen von Golderz geſammelt, die er mich zu be ſehen einlud. Seine Mine liegt ungefähr 1% Meile ſüdweſtlich von der Stadt entfernt, nahe am Gipfel eines hohen Berges, zu welchem ein nur für Maulthiere gangbarer Weg führt. Wie in Alt⸗Placer wird auch hier die Goldader in Syenit und Dvorit ge funden, läuft horizontal von Oſten nach Weſten, und der Gang be⸗ ſteht aus Eiſenocher und kryſtalliſirtem Quarz. Die etwa acht dis zehn Fuß breite Ader war bis auf ungefähr zwanzig Fuß Länge und zehn Fuß Tiefe erforſcht. Das Erz ſcheint ſehr reich an Gold zu ſein, und Ausſichten, welche ſich jo dem Hrn. Campbell eröffnen, find äußerſt günſtig. Außer den Golderzen, welche das neue Placer mit dem alten gemein hat, und welche in der ganzen Gebirgskette gefunden zu werden ſcheinen, hat Neu-Placer noch den Vorzug vor Alt- Placer, daß es beſſer für eine Stadt gelegen iſt und daß beſſere Straßen dahin führen. Sobald die Verhaͤltniſſe des Staates es erlauben, werden ſicherlich noch mehr Bergwerksſtaͤdte in der Nachbarſchaft entſtehen. Bisjetzt waren mehr Urſachen vorhanden, welche dem * 000 Bergwerksbetriebe entgegen ſtanden, als ſolche, die ihn förderten. Obgleich das Geſetz in Neu-⸗Mexiko im allgemeinen ſehr günſtig für bergmänniſche Unternehmungen iſt, ſo iſt es doch durch die Unbeſtän— digkeit der mexikaniſchen Geſetze überhaupt und durch ihre willkühr— liche Anwendung, faſt gänzlich außer Kraft geſetzt oder aufgehoben worden. Wenn ein Neu⸗Mexikaner ein, noch von keinem Andern beanſpruchtes Goldbergwerk in Angriff zu nehmen wünſcht, ſo hat den, der nach Maßgabe der Mittel und des beabſichtigten Unter nehmens des Bittſtellers, ihm eine kleinere oder größere Strecke Lan— des bewilligt, welche nur in der Front gemeſſen wird und deren Tiefe der damit Belehnte nach Belieben ausdehnen kann. Der Preis die— kes Landes iſt höchſt unbedeutend; wenn der Eigenthümer aber nicht alljährlich eine beſtimmte Quantität davon bearbeitet, ſo fällt es an die Regierung zurück. Im Laufe der immerwährenden Revolutionen und der dadurch oft veränderten Geſetze war es häufig Fremden er⸗ laubt, ſich bei dieſen Privilegien zu betheiligen, oder ſie umgingen das Geſetz, indem ſie einen Mexikaner zum Compagnon nahmen; aber das habſüchtige mexikaniſche Gouvernement war ſtets ein ge— fährlicher Feind für ſie. Oft wenn ein Ausländer eine Mine in Angriff genommen hatte, legten ſich die Stützen der Gerechtigkeit aus irgend einem Grunde dazwiſchen und verjagten den Eigenthümer. Hierfür dienen eine Menge von Beiſpielen als Beweiſe. Rechnen wir zu dieſen Uebelſtänden noch die iſolirte Lage Neu-Mexikos, ſeine ſpärliche Bevölkerung, den Mangel an guten Handwerkern und wirk— lichen Bergleuten, die Feindſeligkeiten und Räubereien der Indianer, ſo werden wir nicht erſtaunen, daß, trotz des Mineralreichthums des Landes nur ſo wenige Bergwerke bearbeitet werden. Die jährliche Production von Gold in den beiden Placers ſcheint ſehr zu variiren; in einigen Jahren wurde ſie auf 30 bis 40,000, in anderen auf 60 bis 80,000 und in den letzten Jahren auf 250,000 Dollars geſchätzt. Deen 11. Juli. Mit Erzproben beladen, machte ich mich Morgens auf den Weg, um wieder mit der Karavane zuſammen zu treffen, welche innerhalb vier Tagen Albuquerque zu erreichen ge— dachte. Die Straße von hier nach Albuquerque läuft anfangs durch einen nach Süd⸗Süd⸗Oſt laufenden Canon, weil eine im Weſten liegende Kette von Granitbergen keine geradere Richtung erlaubt . 4 er ſich an den nächſten Alcalde (Diſtrikts-Friedensrichter) zu wen⸗ 50 Schlanke Fichten, Cedern und hie und da ein kleiner Eichbaum, wach- ſen in dem engen Thale und auf allen daſſelbe umgebenden Bergen. Nachdem ich ſechs Meilen weit geritten war, kam ich an einem klei— nem Indianerdorfe oder Pueblo vorüber, deſſen ärmlich ausſehende Bewohner einige künſtlich bewäſſerte Felder bebauen. Der Eingang zu den Häuſern war, wie gewöhnlich, eine Oeffnung im Dache, zu dem ſie auf Leitern emporſteigen. Als ich ein einſames Thal durch- ritt, begegnete ich einem mexikaniſchen Soldaten, der mich als einen Tejano begrüßte und mich unter unendlichen Freundſchaftsverſiche— rungen ſo ſehr mit ſeinem Spaniſch quälte, daß ich mein Pferd in Trab ſeßte und ihn mit feinem Maulthiere hinter mir ließ. Un⸗ gefähr 10 Meilen weiter kam ich nach einer mexikaniſchen Stadt, San Antonio, und da mein Pferd ermüdet war, ſo hätte ich hier gerne angehalten; die ganze Stadt ſah aber ſo ſchlecht und ſchmutzig aus, daß ich durch ſie hindurch und drei Meilen weiter eilte, bis ich an einen kleinen Fluß kam. Dieſem folgte ich eine Strecke weit in's Gebirge, und da Waſſer und Gras ausgezeichnet gut waren, ſo beſchloß ich, hier mein Nachtlager aufzuſchlagen. Ich führte mein Pferd zum beſten Graſe und bereitete mir ein Abendeſſen. In der Nacht wurde ich mehrmals durch mein Pferd, welches wachſam wie ein Hund war, im Schlafe geſtört, weil es ſich erſchrocken zu mir flüchtete; die Urſache ſeines Schreckens war das Erſcheinen von Wölfen, Hirſchen und anderen harmloſen Thieren. Den 12. Juli. Dem Laufe des Flüßcheus folgend, kam ich in ſüdlicher Richtung etwa ſechs Meilen weit durch ein Thal, welches zu beiden Seiten von rauhen Granitbergen eingeſchloſſen war. Mich dann gegen Weſten wendend, verließ ich das Gebirge und betrat eine Ebene, an deren weſtlichem Ende, in einer Entfernung von zehn Meilen, Albuquerque und der Rio del Norte vor mir lagen. Die Ebene bietet ſchönes Weideland dar, auch ſah ich hier eine Menge Vieh graſen. Der erſte Anblick des Rio del Norte war & kein impoſanter; er iſt ein flacher, ſeichter Fluß, mit kahlen, ſandi⸗ gen Ufern und ohne Berge gegen Weſten, die einen Hintergrund bilden könnten. Albuquerque iſt von gleicher Größe mit Santa Fe, liegt einige Meilen weit am linken Ufer des Rio del Norte ausgeſtreckt, und iſt, wenn auch kein hübſcherer, doch jedenfalls auch kein häßlicherer Platz als die Hauptſtadt. Sie iſt die gewöhnliche Reſidenz des Gouverneurs Armijo, der jedesmal, wenn er ſeines 51 Amtes entſetzt wurde, ſich hierher nr um von hier aus ſich wieder auf ſeinen Poſten empor zu arbeiten. Nachdem ich mich in Albuquerque überzeugt hatte, 106 die Karavane die Stadt noch nicht paſſirt ſei, zog ich mich auf einen Rancho (kleines Landgut) in der Nähe der Stadt zurück, um dort ihre Ankunft abzuwarten. Mehrere Tage lang ſah ich vergebens nach der Karavane aus, da es aber in den letzten Tagen geregnet hatte, ſo ſchrieb ich ihre Verſpätung den ſchlecht gewordenen Straßen zu. Inzwiſchen that mein armer, aber gaſtfreundſchaftlicher Ranchero Alles, was in ſeinen Kräften ſtand, um mir den Aufenthalt ange— nehm zu machen. Er führte mein Pferd zum ſaftigſten Graſe, und verſorgte mich reichlich mit Milch und Tortillas. Im Allgemeinen ſchienen mir dieſe Rancheros oder kleineren Gutsbeſitzer ehrlicher als die übrige Bevölkerung zu ſein. Sie arbeiten nicht übermäßig ſtark, weil dies anti-mexikaniſch fein würde; fie find aber fo frugal, daß ſie genug für ihre Bedürfniſſe bauen. Das Land um Albuquerque herum ſcheint gut kultivirt zu ſein, und obgleich der Boden ſandig und augenſcheinlich nichts weniger als fruchtbar iſt, ſo werden ihm durch künſtliche Bewäſſerungen doch reiche Ernten und dieſe oft zweimal in einem Jahre entlockt. Hauptſächlich werden Mais, Wei— zen, Bohnen und rother Pfeffer (Chile colorado) gebaut. Die Fel⸗ der ſind nicht eingezäunt. Ein Kanal, welcher der Ebene das Waſ— fer zuführt, bewäſſert durch feine Verzweigungen das ganze kulti— virte Land. Es iſt erſtaunlich, wie raſch dieſer ſandige, anſcheinend ſterile Boden im Thale des Rio del Norte durch Waſſerleitungen zur größten Fruchtbarkeit gebracht wird; auch mögen die umliegen— den Granitgebirge, deren zerſetzte Theile dem Thale zugeführt wer— den und einen Theil ſeines Bodens bilden, nicht ohne Einfluß hier— auf ſein, denn es iſt bekannt, daß zerſetzter Granit, und beſonders zerſetzter Feldſpath, ſehr günſtig auf die Vegetation wirken, zu ihrer völligen Zerſetzung iſt aber mehr Regen erforderlich, als das Klima durch Regen liefert. | Am 15. Juli endlich entdeckte ich vom Dache des Hauſes aus, meinem gewöhnlichen Obſervatorium, die herannahende Kara— vane, die, wie ich vermuthet hatte, durch die in Folge des Regens den Fluß entlang, faſt unpaſſirbar gewordenen Straßen aufgehalten worden war. Zum Zuge hin reitend, fand ich ihn im ärgſten Schlammboden ſtecken, aus dem er ſich en nach anderthalb Tagen 4* 52 auf eine bisher, öſtlich an Albuquerque vorüber laufende Straße hinauf arbeiten konnte. Da ich meinen Barometer und andere In⸗ ſtrumente im Wagen zurückgelaſſen hatte, ſo war es mir ſeit meiner Exkurſion nach den Goldbergwerken nicht möglich geweſen, Höhen⸗ meſſungen vorzunehmen. Der Platz, an welchem ich wieder die erſte Meſſung vornahm, liegt ungefähr drei Meilen nördlich von Albu⸗ querque, in einer flachen Ebene, ungefähr eine Meile öftlih vom Rio del Norte, und es ergab ſich eine Höhe von 4,813 Fuß über der Meeresfläche. Santa Fe hatte ich 7,047 Fuß hoch gefunden. Die gewöhnliche Straße von dort, über Agua Fria und Algodones nach Albuquerque iſt nicht länger als 63 Meilen. In ungefähr zwei Drittheilen dieſer Länge ſteigt die Straße nach dem Fluſſe hinab, und in dem letzten Drittheile führt ſie längs deſſelben hin und durch das Flußthal, daher muß die Senkung von Santa Fe bis zum Rio del Norte, — auf dieſer Straße eine Entfernung von ungefähr 10 Meilen, — ſehr ſtark ſein, weil ſie ungefähr 2200 Fuß beträgt. a Den 17. Juli. Wetter und Weg beſſerten ſich heute. Wir kamen heute an Albuquerque vorüber, und hielten zwei Meilen dar⸗ über hinaus, bei Sandival's Hacienda an. Wir hatten die obere öſtliche Straße eingeſchlagen, die ſehr ſandig aber trocken war. Von hier aus wollten wir, auf den Rath von Mexikanern, wiederum einen höher gelegenen Weg einſchlagen, der ſich über die Hügel hinzieht, als wir aber Abends auf der Hohe der Hügel anlangten und Mühe gehabt hatten, uns dahinauf zu arbeiten, fanden wir die Straße auf eine ziemliche Strecke vor uns unbefahrbar. Wir muß⸗ ten uns auf einer ſandigen, mit Wermuth und ähnlichem Geſträuch bedeckten, aber grasloſen Ebene lagern. Den 18. Juli. Heute Morgen begannen wir unſern Rückmarſch nach Sandival's Hacienda, und legten darnach auf dem Wege längs des Fluſſes noch drei Meilen zurück, bevor wir Raſt hielten. Einige der Wagen blieben wieder im Moraſte ſtecken und binderten unſer Vorwärtsſchreiten. Unſer Lagerplatz war nahe am Fluſſe, am lin ken Ufer deſſelben. Einige Karavanen zieben es vor, bei Albus querque über den Fluß zu geben und ihn unfern Socorro abermals zu überſchreiten, wir aber hielten es für das Beſte, immer am lin⸗ ken Ufer zu bleiben. Der Rio del Norte bat bier eine Breite von etwa 100 Ellen, it ſandig, feucht, überall durchwatbar und nirgends 53 ſchiffbar, ſelbſt nicht für Canoes. Auf dem Fluſſe bemerkten wir eine große Menge Gänſe, Enten und Pelikane; letztere finden ſich den ganzen Fluß entlang ſehr häufig. Fiſche und Muſcheln ſcheinen ſelten zu ſein. An den Ufern des Fluſſes, die bisher ganz baumlos wa- ren, erblickt man hier einige wenige Silberpappeln. Weſtlich vom Fluſſe erheben fich niedrige Hügel, während öſtlich von ihm, in einer Entfernung von 10 Meilen, eine rauhe Kette von Granitgebirgen das Thal einſchließt. Die Vegetation iſt, die Nähe des Fluſſes aus— genommen, ärmlich; der Boden ſandig und trocken. Ueberall in den Sandregionen Neu-Mexiko's ſieht man die verſchiedenſten Arten von Eidechſen, deren Schnelligkeit aber das Fangen ſehr ſchwierig macht. Den 19. Juli. Der gewöhnlichen, längs des Fluſſes laufen— den Straße folgend, wanderten wir Vormittags ungefähr drei, Nach— mittags nur zwei Meilen weit. Die Karavane des Herrn Speyer war bis auf ungefähr vierzig Wagen angewachſen, und je größer die Karavanen ſind, deſto mehr Verzögerungen finden in der Regel ſtatt. Das Land an der linken Seite ſah ſehr kahl und ſandig aus, während wir an der andern Seite, am rechten Ufer des Fluſſes, mehrere Ranchos und unter ihnen Haciendas-Padillas bemerkten. Unſer Nachtlager ſchlugen wir am Fuße einiger, faſt gerade dem am jenſeitigen Ufer liegenden Pueblo Isleta gegenüber liegenden Sand— hügel auf. Das kleine Dorf mit ſeiner Kirche, grünen Feldern und Silberpappel⸗- und Obſtbaumgruppen gewährte in der uns umge- benden Wüſte einen ganz pitoresken Anblick. Die Indianer des Pueblo brachten einige kleine, ſaure Aepfel in unſer Lager, die uns aber, da wir lange keine gegeſſen hatten, ſehr gut mundeten. Den 20. Juli. Nachdem wir nicht ohne Mühe eine Kette von Sandhügeln überſchritten hatten, kamen wir an einen ſchönen Hain von Silberpappeln, Bosque oder Alamos de Pinos genannt, wo wir Halt machten. (5 Meilen.) Dieſer Hain liegt ungefähr eine Meile weit vom Fluſſe entfernt und gewährt einen vortrefflichen Lagerplatz. Der Schatten der Bäume war uns um ſo willkommener, als das Thermometer ſeit den letzten Tagen ſehr hoch, Nachmittags gewöhn— lich auf 950 Fahrenh. ſtand. Abends machten wir nur zwei Meilen bis zur Hacienda von Mariano Chavez's Wittwe, der größten, die wir bisjetzt geſehen haben. Dieſe Hacienda umfaßt eine große Fläche Landes mit Getreidefeldern und ausgedehnten Weiden, die von Pappeln beſchattet und von einer aus Luftſteinen erbauten 54 Mauer und einem mit fließenden Waſſer gefüllten Graben umichlei- ſen ſind. Das bequeme Wohnhaus der Beſitzerin mit den vor ihm liegenden Hütten der indianiſchen Diener, erinnerte lebhaft an die Plantagen im Süden der Vereinigten-Staaten. Der veritsebene Mariano Chavez war, beiläufig bemerkt, der Bruder des unglück— lichen Antoine Joſé Chavez, welcher auf dem Wege nach — in der Prairie ermordet wurde. Den 21. Juli. Ungefähr eine Meile weit von der Chavez'ſchen Hacienda entfernt, an der Straße, liegt Onteros Hacienda oder Pe⸗ ralta. Dieſer Ontero iſt auch einer von den reichen Adeligen Neu⸗ Mexikos. Seine Ländereien ſind aber ebenfalls ſehr umfangreich, gut kultivirt und mit Luftſteinmauern eingefaßt. Er baut eine große Menge Mais und Weizen und beſitzt eine bedeutende Heerde Rind⸗ vieh. Vormittags zogen wir durch Valencia, und nachdem wir noch ſechs Meilen weiter gereiſet und beſſeren Boden und Weg gefunden hatten, machten wir ungefähr um Mittagszeit, etwa eine Meile weit vom Fluſſe entfernt, neben einem Teiche Halt. Nachmittags paſſir⸗ ten wir Tome, eine langgeſtreckte Stadt, von großen und auffallend ſchönen Mais- und Weizenfeldern umgeben, die wohl bewäͤſſert, aber mit nichts als einem Graben eingefriedigt find. Am ſüdlichen Ende der Stadt, ungefähr drei Meilen von unſerm Mittagslager entfernt, lagerten wir uns für die Nacht. Den 22. Juli. Morgens marſchirten wir fünf Meilen weit und bielten Mittags, bei 95° Fahrenheit im Schatten, auf einem ſandigen Hügel an. Unſer Nachtlager war in Caſas Coloradas (6 Meilen), einer nahe am Fluſſe, auf Sandhügeln liegenden Stadt. Am 23. Juli reiſten wir ungefähr vier Meilen weit, worauf wir ungefähr eine halbe Meile vom Fluſſe entfernt, bei leidlich gu⸗ tem Graſe anhielten. Weſtlich von uns, am rechten Ufer des Flur ſes,erhebt ſich eine bobe Gebirgskette, während im Oſten dieſelbe ſteile Kette, die wir nie aus dem Auge verloren, parallel mit dem Fluſſe nach Süden fortläuft. Das Gebirge zu beiden Seiten des Fluſſes iſt zu weit von mir entfernt, als daß ich es unterſuchen könnte, ſoviel ich aber aus der Form urtheilen kann, beſtebt es aus Granit und Baſalt. Am Flußufer erblickt man keinen einzigen Fel⸗ ſen. Nachmittags legten wir etwa drei Meilen zurück und lagerten uns dann auf einem Hügel in der Nahe des Fluſſes. Den 24. Juli. Mittagsbaltplatz (3 Meilen) mit gutem Gras 55 ungefähr eine Meile weit vom Fluſſe. Hier begegneten wir einer Geſellſchaft Amerikaner von Pitie, in Sonora, wo fie beim Bergbau betheiligt geweſen waren, und nun nach den Vereinigten Staaten heim— kehrten; bei ihrer Abreiſe war Alles ruhig geweſen. Nachmittags paſſirten wir Joyita, eine kleine Stadt, und lagerten uns zwei Meilen dahinter (4 Meilen) am Fluſſe. In der Nähe von Joyita zogen ſich zum erſten Male bergige Uferketten zum Rio del Norte heran; ſie beſtanden aus mandelſteinartigem Baſalt. — Dien 25. Juli. Mittags lagerten wir uns in Joya (5 Meilen), einer andern kleinen Stadt in der Nähe des Fluſſes. Nachmittags hatten wir einen ſteilen Hügel zu überſchreiten. Bei ſolchen Gele— genheiten werden die Beſpannungen verdoppelt und die Wagen einer nach dem andern den Berg hinaufgezogen, was hier einen Aufenthalt von mehreren Stunden verurſachte. Nachmittags legten wir ungefähr drei Meilen zurück, und machten dann wieder am Flußufer Halt. ji Den 26. Juli. Morgens zogen wir durch die Stadt Sabino und ſchlugen hinter ihr, am Fluſſe (10 Meilen), unſer Lager auf. Unſer Nachtlager war fünf Meilen weiter, nicht weit von Parida. Das Pflanzenreich im Thale des Rio del Norte, welches vorzüglich durch eine Menge Sandpflanzen charakteriſirt wird, zeigt uns ſeit einigen Tagen zwei Straucharten, welche, weil ſie über den größten Theil von Mexiko ausgebreitet find, und uns von nun an täglich begegnen werden, einer beſondern Beachtung werth ſind. Die eine Art iſt die ſogenannte Mezquite, ein Strauch, der zu der Familie der Mimoſen gehört und eine Species der Algorabia iſt. Dieſer Strauch gleicht im Aeußern unſerm (dem nordamerikaniſchen) Scho— tendorn, iſt ſehr dornig, trägt gelbe Blumen und lange Schoten von angenehm ſäuerlichem Geſchmack. Das Holz iſt feſt und ſchwer, und wird hier, wo die Pflanze nur als Strauch vorkommt, lediglich nur zur Feuerung benutzt. Die Mezquite verlangt einen ſandigen, trockenen Boden, und iſt ohne Zweifel der in den Hochebenen Mexi— kos am häufigſten vorkommende Baum. So angenehm mir Anfangs der Anblick des Strauches war, den ich nur der Beſchreibung nach kannte, ſo wurde ich doch ſehr bald ſeiner überdrüſſig, als ich ihn täglich und ſtündlich um mich ſah, und ganz beſonders, als ich ſpä— ter von Chihuahua nach Monterey und Matamoras durch endloſes Chaparrälgeſträuch reiſte, deſſen beſtändiger Begleiter die Mezquite 56 iſt. Hier wird fie felten mehr als fünf bis zehn Fuß hoch, aber im Süden habe ich ſie als Baum von 40 bis 50 Fuß un gefunden. | Die andere ſich hier überall ſiuibende Strauchart iſt die Yucca, die im Aeußern dem Palenbaume ähnlich iſt und deshalb auch Palmilla genannt wird. Von dieſer Familie giebt es viele Species, ſie ha⸗ ben aber alle ſehr faſerige, gerade und ſpitzige Blätter, welche am Gipfel eine Krone bilden und den Stamm kahl laſſen, und einen Büſchel weißer, glockenförmiger, zahlreicher Blüthen, die durch ihr Gewicht gewöhnlich herabhaͤngen und einen Büſchel von einem bis zwei Fuß Länge bilden. Die erſte ſehr kleine Species dieſer Pflanze, etwa zwei bis drei Fuß hoch (Yucca angustifolia), hatte ich am Ar kanſas und in der Nähe von Santa Fe geſehen. Hier beginnt aber eine weit größere Species, welche mit jedem Tage häufiger und größer wird. Schon hier finden wir ſie ſechs bis acht Fuß hoch, wogegen ſüdlich von Chihuahua, vorzüglich zwiſchen Parras und Saltillo, eine noch größere Species gefunden wird, die als Baum vorkommt, mehrere Fuß im Durchmeſſer und 40 bis 50 Fuß Höhe hat. Die Wurzel der Palmilla wird hier zu Lande haufig ſtatt der Seife zum Waſchen benutzt und Amole genannt; ſie iſt eine faſerige, ſchwammige Maſſe, welche ſchleimige und wahrſcheinlich auch alka⸗ liniſche Theile enthält. Das Holz der Palmilla it zu porss und ſchwammig, um von großem Nutzen zu ſein, deſſenungeachtet baut der ärmere Theil der Bevölkerung des Südens ſeine Hütten nur aus dieſem Baum. Den 27. Juli. Nachdem wir Morgens kaum zwei Meilen zu⸗ rückgelegt hatten, trafen wir am Fluſſe gutes Gras an und machten Halt, weil unſere Thiere am vorigen Abend nur ſchlechtes Futter gefunden hatten. Nachmittags hatten wir einen ſteilen, ſandigen Hügel zu erklimmen, wobei einige unſerer Wagen umwarfen. Nach langem Abmühen lagerten wir uns wieder in der Naͤhe des Fluſſes. (3 Meilen.) Den 28. Juli. Unſerer Straße gegenüber liegend, ſaben wir heute, am rechten Ufer des Rio del Norte, die Stadt Socorro, und da Herr Speyer mit dem dort wohnenden Prieſter Geſchafte abdzu⸗ machen hatte, fo begleitete ich ihn. Sennor el cura war ein Herr Chavez und offenbar ein Mann von reinem kaſtilianiſchen Geblüte und guter Erziehung. Er ſchenkte mir einige Proben jebr reichen 57 Kupfererzes aus den berühmten Kupferbergwerken in der Nähe des Hauptſtroms des Gila und ungefähr 100 Meilen ſüdweſtlich von Socorro. Da ich erfuhr, daß ſich in den Bergen weſtlich von der Stadt Kupfererze und einige in früheren Zeiten in Betrieb geweſene Bergwerke befänden, nahm ich einen Führer und beſuchte den Platz. Die Berge liegen etwa vier Meilen weit von Socorro entfernt und beſtehen vornehmlich aus Porphyrfelſen. Die angeblichen Kupfer— erze ſtellten ſich als Trachyt heraus, und die Bergwerke waren Gold— werke, die aber wahrſcheinlich erſchöpft ſind, und deren Erzader in Eiſen und Quarz gefunden wurde. In dieſen Bergen fand ich auch eine neue Species der Yucca, mit großen, oblongen, eßbaren Früchten. Die weiche Maſſe ſchmeckt wie Paupau; die Saamenkörner ſind größer und dicker, als die der gemeinen Yucca. Hier ſah ich auch zum erſten Male Opuntias mit reifen, rothen Früchten, die eben ſo ſüß und erfriſchend als die Stacheln, mit denen ſie bekleidet, läſtig ſind. Den Fluß über— ſchreitend, traf ich etwa fünf Meilen weit von unſerm letzten Nacht lager entfernt, mit der Karavane zuſammen. Nachmittags legten wir auf einer ſehr ſandigen Straße noch zwei weitere Meilen zu— rück und lagerten uns dann eine Meile nördlich von Lopez. Dien 29. Juli. Heute Morgen marſchirten wir auf einer beſſe— ren Straße ſechs Meilen weit; kamen auf unſerem Wege bei der kleinen Stadt Lopez vorbei, und machten neben einem Rancho Halt. Die Berge zu beiden Seiten des Fluſſes, welche bisher 10 bis 20 Meilen weit von dieſem entfernt waren, ſcheinen ſich ihm jetzt zu nähern. Der Boden, obgleich immer noch ſandig, hat die vorhin ſchon erwähnte Eigenſchaft, die nämlich, daß er, wenn künſtlich be— wäſſert, reichliche Erndten liefert. An den Hügeln müßten Wein— gärten gut fortkommen. Abends machten wir einen Weg von ſechs Meilen und lagerten uns dann eine Meile weit vom Fluſſe ent— fernt. Heute ſind wir an den letzten Anſiedelungen oberhalb der ſehr gefürchteten Jornada del Muerto vorübergekommen. in Am 30. Juli Morgens zogen wir eine fandige Straße ent— lang, ſechs Meilen weit, und lagerten uns dann in einem ſchönen Gehölze von Silberpappeln in der Nähe des Fluſſes. Als ich Mor— gens die nächſten Hügelketten an unſerer Seite unterſuchte, fand ich, daß fie aus einem dunkelbraunen, nierigen Sandſtein, der mit kei— nem andern Geſtein verbunden iſt, beſtehen. Abends legten wir 58 noch ſechs Meilen zurück, kamen an den Ruinen von Valverde, — proſaiſch überſetzt: an den Dreckmauern eines unbewohnten mexika⸗ niſchen Dorfes — vorüber, und lagerten uns am Fuße einiger Sandhügel in einem herrlichen Silberpappelhaine. Dadurch, daß mehrere Händler und Reiſende zu uns ſtießen, wuchs unſere Kara⸗ vane bis auf fünfzig Wagen an, ſo daß ſie einen ganz reſpektabeln Anblick gewährte. Als ſich die ganze Karavane unter den breiten Silberpappeln gelagert hatte, und die Lagerfeuer die verſchiedenen Gruppen von Wagen, Pferden und Menſchen beleuchteten, welche letztere den verſchiedenſten Nationen angehörten, bildete das Ganze ein des Malens werthes romantiſches Gemälde. Den 31. Juli Als wir heute Morgen die Sandhügel übers ſchreiten wollten, auf denen Mezquite und andere Sandgewächſe blühten, wurde uns das Hinauffahren bedeutend ſchwer. Einige ſchwarz ausſehende, zwiſchen unſter Straße und dem Fluſſe liegende Hügel, beſtanden aus mandelſteinartigem Baſalt. Wieder zum Fluß⸗ thale hinabgeſtiegen, machten wir Halt. (3 Meilen.) Langs des Fluſſes zieht ſich ein breiter Saum von Silberpappeln hin, in wel⸗ chem eine Menge wilder Truthühner gefunden werden. Nachmittags führte uns unſer Weg über mehrere Sandhügel; daun lagerten wir uns ungefaͤhr eine Meile weit vom Rio del Norte entfernt. (7 Meilen.) Auf unſerem Marſche fand ich in der Nähe des Fluß, ſes mehrere Schwefelquellen; die Hügel beſtanden aus ſchwarzem Baſalt. Spät in der Nacht wurde unſer Lager alarmırt. Die In⸗ dianer verſuchten einen ihrer Lieblingsſtreiche, den Pferdediebſtahl auszuführen, da aber unſere Maulthiertreiber wachſam waren, ſo war gleich das ganze Lager in Bewegung und der Plan wurde ver⸗ eitelt. Dennoch verloren wir ein Maulthier. Den 1. Auguſt. Heute Vormittag machten wir ungefähr fünf Meilen und lagerten uns dann ein bis zwei Meilen vom Fluſſe entfernt. Dieſer Lagerplatz iſt unter dem Namen Fray Criſtibal bekannt; da ſich hier aber weder Haus noch Aufiedelung defindet und man ſein Lager nahe am Fluſſe oder weiter von demſelden entfernt aufſchlagen kann, jo ſind die Grenzen von Fray Gristibal nicht jo genau, wie die einer Stadt ausgelegt, und gewöbnlich vers ſteht man unter dieſem Namen den letzten Lagerplatz am oder nabe am Rio del Norte, bevor man die Jornada del Muerto detritt. Dieſer ſchrecklichen, ſich auf etwa 90 Meilen ausdebnenden Jornada, * 59 welche wenig oder gar kein Waſſer hat, muß man ſich zuwenden, weil der Rio del Norte unterhalb Fray Criſtobal nicht allein eine ſehr kreisförmige Biegung macht, ſondern auch, weil die rauhen Berge, welche ſeinem Laufe folgen, den Weg am Ufer entlang, höchſt ſchwierig machen. In der Regenzeit hat die Jornada in der Regel Waſſer in Menge, in der trockenen Jahreszeit findet man aber oft keinen Tropfen. Die bergrückenartige Erhebung der Jor— nada del Muerto über das umliegende Land, die man aus dem barometriſchen Profil erſehen kann, ſcheint weniger als anderswo eine Anſammlung von Waſſer auf ihrer Oberfläche zuzulaſſen. Ob— gleich die Regenzeit noch nicht begonnen hatte, ſo waren ihr doch bereits einige Regenſchauer voran gegangen, und ſo erwarteten wir doch wenigſtens etwas Waſſer zu finden, waren aber auf's Schlimmſte gefaßt. Nachdem wir unſere Thiere nochmals im Fluſſe getränkt und alle unſere Waſſerfäſſer gefüllt hatten, brachen wir Abends auf, und lagerten uns, nach einem Marſche von 12 Meilen über eine gute, feſte Straße, auf der Prairie ohne Waſſer. Die gewöhnliche Richtung, welche man durch die Jornada einſchlägt, iſt geradezu nach Süden. Zur Rechten, oder weſtlich von unſerer Straße, läuft in einer Entfernung von ungefähr fünf Meilen, eine ſich bis an den Fluß hin erſtreckende Gebirgskette; gegen Oſten liegt die Sierra Blanca, eine lange, hohe und ſteile Bergreihe, die ungefähr 30 Mei— len weit von uns entfernt und uns fortwährend ſichtbar iſt. Das breite Land zwiſchen dieſen Gebirgen, durch das uns unſer Weg führt, iſt eine Hochebene, welche von vier bis fünftauſend Fuß über der Meeresfläche liegt, mit dürrem, harten Boden, leidlich gutem Gras und einem Ueberfluß an Mezquite und Palmillas. Letztere erreichen hier bereits eine Höhe von 10 bis 12 Fuß, und verleihen der Landſchaft einen eigenthümlichen, an Africa erinnernden Aus— druck. Andere Bäume wachſen in der Jornada nicht. Die Mez— quite und Palmilla allein liefern das nöthige Brennmaterial. Den 2. Auguſt. Heute brachen wir ſehr früh auf und hielten nach 10 Meilen neben einem Laguna del Muerto genannten Platze, wo der Regen bisweilen als Waſſerpfütze ſtehen bleibt, der jetzt aber ganz trocken war. Etwa fünf Meilen weſtlich von hier, am Fuße des rechts von uns liegenden Gebirges, iſt eine gute Quelle mit mit fließendem Waſſer, die ſogenannte Ojo del Muerto. Wenn ein Reiſender es nicht wagen will, die Jornada in kürzeſter Zeit zu 60 durchwandern, fo treibt er feine Thiere von hier aus dem Ojo und von dort auf die Straße zurück, weil dieſes das einzige Waſſer iſt, auf das man mit Sicherheit rechnen kann. Wir ließen daher alle Wagen und die Hälfte unſerer Mannſchaft im Lager, und die andere Hälfte trieb alle unſere Thiere, etwa 4 bis 500 an der Zahl, nach dem Ojo hin. Ich ſchloß mich dieſen an. Anfangs ritten wir über eine ſandige Ebene, auf der wir viele Antilopen erblickten, deren eine erlegt wurde, und dann durch einen engen Gebirgspaß, oder Canon, bis wir die erſehnte Quelle unter einem Bosket von Sik berpappeln fanden. Das Waſſer war rein, aber zu warm. Die Uferketten am Bache beſtanden aus einem Conglomerat von Gra⸗ nitgeſtein; die eigentliche Gebirgskette lag entfernter. Als wir in's Lager zurückkehrten, hörten wir, daß ſich dort ein Unglücksfall ereig⸗ net habe. Ein kleines, auf einen der Wagen gepacktes Pulverfaß, hatte auf irgend eine Weiſe Feuer gefangen und den ganzen Wagen und ſeine Ladung über die Ebene geſchleudert. Glücklicher Weiſe war Niemand dem Wagen jo nahe, um gefährlich beſchädigt zu werden, und da die fortgeſchleuderten Waaren größtentheils aus Eiſenwaaren beſtanden, ſo war der Schade nicht bedeutend. Gegen Abend ging es weiter vorwärts, bis wir nach 10 Meilen, ohne Waſſer, unſer Lager aufſchlugen. Den 3. Auguſt. In der Frühe aufgebrochen, erreichten wir nach ſechs Meilen Alamos, einen Ort, an dem man bisweilen eine Waſſerlache antrifft, die jetzt aber ganz trocken war und uns vermochte, noch vier Meilen weiter zu marſchiren, ehe wir, ebenfalls ohne Waſ⸗ ſer, Mittagsraſt hielten. Unſer Lagerplatz war auf einem Hügel, nahe bei einem mit einem Kreuze geſchmückten Prairiengrabe. Das Gras war gut, unſere Thiere konnten aber vor Durſt nicht freſſen. Nach einigen Stunden Ruhe machten wir uns wieder auf den Weg und legten 16 Meilen bis Barilla, einem Lagerplatze, zurück, wo wir fo glücklich waren, etwas ſtebendes Waſſer zu finden, womit wir unſere Thiere traͤnkten. Das öſtlich liegende Gebirge ſendet bier einige Ausläufer in die Ebene. Der Boden iſt gut und feſt, und würde, wäre er beſſer bewäſſert, ohne allen Zweifel ſehr fruchtbar fein. Am 4. Auguſt hielten wir nach einem Frühmarſche von fünf Meilen an, weil wir eine Pfütze mit ftebendem Waſſer und gutes Gras fanden. Nachmittags machten wir dann noch achtzehn Meilen und lagerten uns ohne Waſſer. 64 Dien 5. Auguſt. Heute Morgen erreichten wir endlich wieder, nachdem wir acht Meilen weit marſchirt hatten, den Fluß. Der Lagerplatz, wo wir ihn erreichten, heißt Robledo. Das Land ſieht hier ſehr bergig aus. Die öſtliche Gebirgskette hat ein ſehr gebro— chenes, ſcharfes, baſaltiſches Ausſehen, woher ihr Name, das Orga— nongebirge rührt. Unſerem Lager gegenüber, an dem rechten Ufer des Fluſſes, erheben ſich ebenfalls ſehr ſteile Berge. Von hier bis Donnana, der erſten kleinen Stadt, iſt es ungefähr 12 Meilen weit. Ehe wir Donnana erreichten, fand ich an der Straße den größten Cactus, den ich jemals von dieſer Art geſehen habe. Es war ein ovaler Echino⸗Cactus mit enormen fiſchangelähnlichen Stacheln, der vier Fuß hoch war und da, wo er am dickſten war, ſechs Fuß acht Zoll im Umfang hatte. Er hatte gelbe Blumen und zugleich Saa— men, welche ich ſammt einigen Rippen mit mir nahm; es that mir ſehr leid, daß die Größe und Schwere der Pflanzen mir nicht er— laubte, das ganze Exemplar mitzunehmen. Dr. Engelmann, welcher in ihr eine neue, noch unbeſchriebene Species erkannte, hat mir die Ehre erwieſen, ſie nach meinem Namen zu benennen. Am 6. Au guſt legten wir Vormittags fünf, und Nachmittags drei Meilen zurück, und wählten unſeren Nachtlagerplatz in der Nähe des Fluſſes. Den 7. Auguſt. Heute Morgen alben Herr Wiek, ein Kauf— mann von Chihuahua und ich der Karavane voran, um einige Tage früher nach el Paſo zu kommen. Wir nahmen unſere kleinen Wagen mit uns, legten Morgens 15 Meilen zurück und machten um mee nahe am Fluſſe, Halt). Ja 9) Dieſer Lagerplatz iſt De Allem, was ich ſpäter daruͤber erfuhr, das berühmte Schlachtfeld Brazito, wo einige Monate ſpäter das Regiment des berſten Donniphan durch ſein erſtes Zuſammentreffen mit dem Feinde den Weihnachtstag feierte. 1200 Mexikaner griffen hier ganz unerwartet 450 Amerikaner an, aber, obgleich die ſchwarze Fahne, zum Zeichen, daß es ein Kampf auf Leben oder Tod ſein ſolle, vor dem Ueberfalle entfaltet worden war, jo waren die Mexikaner ſchon nach zwanzig Minuten jo vollkommen geſchlagen, daß ſie mit Sturmeseile 130 Meilen weit, bis nach Carrizal liefen. Unſere braven Freiwilligen hatten das Feld wie Männer behauptet. Sie empfingen die erſten Lagen des Feindes ohne einen Schuß zu erwiedern, als aber das Kommandowort ertönte, entſchieden ihre ſicher tödtenden Büchſen die Schlacht mit einem Schlage. Dieſes erſte glückliche 62 Nachmittags reiten wir weiter und die ganze Nacht durch, bis wir, nach 28 Meilen, nahe bei dem oberen Uebergang (uppererossing) des Rio del Norte anhielteu. Die Straße war ſehr gut und ſenkte ſich auf der letzten Strecke. An beiden Seiten des Fluſſes erheben ſich Berge, welche oberhalb el Paſo zuſammenlaufen und den Fluß mehrere Meilen weit in einen Engpaß zwängen, der durch en ſige Felſen gebildet wird. Den 8. Auguſt. El Paſo del Norte, wohin zwei Straßen führen, liegt ungefahr ſechs Meilen weit vom oberen Flußübergange entfernt. Die eine Straße durchſchneidet hier den Fluß und führt über mit tiefem Sande bedeckte Hügel in die Ebene, auf welcher die Stadt liegt; die andere läuft an der linken Seite des Fluſſes ent⸗ lang, über ein felſiges, zerriſſenes Land zu einer bedeutenden Höhe empor und ſteigt von da in die Ebene von el Paſo hinab, wo ſie unterhalb der Stadt durch den Fluß führt. Wir ſchlugen die erſt⸗ erwähnte Straße ein und gingen daher ſogleich über den Fluß, deſſen Waſſer niedrig und daher ohne Schwierigkeit zu paſſiren war. Meine hier auf dem flachen Ufer angeſtellten Barometerbeobachtun⸗ gen, ergaben eine Erhebung von 3,797 Fuß über der Meeresfläche; alſo ungefähr 1,000 Fuß niedriger, als ich die Höhe des Fluſſes faſt 300 Meilen nördlich von hier bei Albuquerque gefunden hatte. Nimmt man an, daß die Windungen des Fluſſes von jenem Punkte bis hieher eine Länge von 400 Meilen ergeben, jo macht der Fall feines Waſſers im Durchſchnitt 21% Fuß per Meile aus. Nach einigem Ausruhen am rechten Flußufer, ſetzten wir unſeren Weg nach den ſandigen Hügeln weiter fort, fanden aber den Sand viel tiefer und unſere Thiere ermüdeter, als wir gedacht hatten. Da wir die Unmöglichkeit einſahen, auf dieſem Wege ohne friſche Pferde durch— zukommen, ſo kehrten wir zum Fluſſe zurück, überſchritten ibn und ſchlugen die andere Straße ein, welche felſig, zerriſſen und raub, aber nicht ſandig iſt. Rechts von uns lief der Fluß durch einen Cauonz links erhob ſich eine ſteile, bobe Felswand. Die Straße ſtieg beſtändig von Hügel zu Hügel aufwaͤrts, bis wir endlich auf den höchſten 925 kamen und das reizende Thal von el Paſo del Scharmützel lehrte ſie ihre eigne Kraft und die Schwäche des Feindes fen: nen, und jlöpte ihnen den kühnen unbeſiegbaren Muth ein, der fie auf ihrem langen Eroberungszuge durch Mexiko begleitete. i | 66 Norte zu unſeren Füßen vor uns ausgebreitet daliegen ſahen. Der Rio del Norte, der dem Gebirgspaſſe entſchlüpft iſt, fließt hier in eine offene, fruchtbare Ebene hinein, an deren Anfang el Paſo liegt. Die Stadt iſt zum größeren Theile am rechten Flußufer erbaut; am linken liegen nur wenige Häuſer. Mehrere Meilen weit am Fluſſe entlang ausgeſtreckt liegend, bietet die Stadt mit ihren von Gärten, Obſtgärten und Weinbergen umgebenen Häuſern und der, ſo weit das Auge reicht, von reichen Anſiedelungen, Kornfeldern und grünen Matten eingefaßte Fluß, ein feſſelndes Bild dar und dem Reiſenden, der durch die einſamen Ebenen und die traurige Jor⸗ nada del Muerto gezogen iſt, erſcheint hier eine Oaſe in der Wüſte Von den Hügeln herab in's Thal niederſteigend, überſchritten wir den Fluß an der untern Furt der Stadt gegenüber, und befanden uns bäld im Mittelpunkte derſelben, auf der Plaza. Ich verweilte etwa eine Woche lang in el Paſo, um meine Thiere zu rekrutiren und die Stadt und Umgegend in Augenſchein zu nehmen. Unglücklicher Weiſe verhinderte mich die eintretende Regenzeit, recht viele Ausflüge und Beobachtungen zu machen. Was ich jedoch erfahren a das will ich dem Publikum hier mittheilen. Die Niederlaſſung el Paso wurde ungefähr um das Jahr 1680 gegründet, als der Gouverneur Otermin von Neu-Mexiko und die Seinigen durch einen Indianeraufſtand von Santa Fe nach Süden verjagt wurde. Sie wurden auf einigen bereits in dem fruchtbaren Thale befindlichen Indianer-Pueblos gaſtfreundlich auf— genommen; ihre Anſiedelung war aber e die erſte ſpaniſche. Unter der ſpaniſchen Regierung gehörte el Paſo zur Provinz Neu⸗Mexiko, jetzt zu Chihuahua. Der Staat Chihuahua nimmt als ſeine nördliche Grenze gegen Neu-Mexiko, wie bereits angeführt, den 32430“ nördl. Breite in Anſpruch, eine Linie, die, wie Mexi— kaner annehmen, nahe bei Robledo, unſerm erſten Lager, nach der Reiſe durch die Jornada, hinläuft. El Paſo ſelbſt liegt nach meinen Beobachtungen im 3104550 nördlicher Breite. Auf den meiſten Karten iſt die Lage der Stadt ebenſo viele Minuten nördlich vom 220 angenommen, als ſie wirklich ſüdlich davon iſt; eine Thatſache, welche der Beobachtung werth iſt, wenn der Vorſchlag einiger Staatsmänner, den 32ten Grad zu unſerer ſüdlichen Grenzlinie ge— 64 gen Mexiko zu machen, Annahme finden ſollte. Die Lage el Paſo's iſt in mehr als einer Hinſicht wichtig; es liegt 340 Meilen von Santa Fe und ungefähr 240 Meilen von Chihuahua entfernt, und iſt die größte Stadt zwiſchen dieſen beiden Hauptſtädten. Dazu kommt noch, daß die über el Paſo führende Straße die einzige für Wagen paſſirbare von Santa Fe nach Chihuahua iſt. Man könnte eine andere, im Bogen laufende Straße nöthigenfalls vom rechten Flußufer aus, am nördlichen Ende der Jornada del Muerto nach den Kupferminen in der Nähe der Quellen des Gila, und von da über Carmen, nach Chihuahua einſchlagen; dieſe iſt aber bei weitem bergiger, gekrümmter und ſchwieriger, als die direkte Straße über el Paſo, welche die wahre Landſtraße und in der That der einzige Verbindungsweg zwiſchen den beiden Staaten geworden iſt. El Paſo iſt der beſte Punkt zur Errichtung einer Militairſtation, den ich auf dem ganzen Wege von Santa Fe nach Chihuahua ge ſehen habe. Zweckmäßige, am Bergpaſſe oberhalb el Paſo errichtete Feſtungswerke, würden die Uebergangspunkte über den Fluß und die nach Norden führenden Straßen beherrſchen und eine mit Le⸗ bensmitteln und Munition wohl verſehene Garniſon könnte ſich dort gegen eine zehnmal ſtärkere Macht halten. Hätten die Mexikaner, ſtatt, wie Wahnſinnige, die Amerikaner bei Brazito anzugreifen, und dann, wie feige Memmen davon zu laufen, ſich hier in den Bergen zur Gegenwehr feſtgeſetzt gehabt, ſo würden ſie allerdings auch von den Amerikanern aufs Haupt geſchlagen worden ſein, aber nicht auf eine ſo ſchmachvolle Weiſe. Aber abgeſehen von allen dieſen Vortheilen, iſt das el Paſo⸗ thal das fruchtbarſte Land, das wir am Fluſſe gefunden haben. Außer Mais und Weizen, wird bier eine große Quantität Obſt, Aepfel, Birnen, Feigen, Quitten, Pfirſiche u. ſ. w., vorzüglich aber vortreffliche Trauben gezogen, aus denen der ausgezeichnete el Paſo⸗ wein und der von den Amerikanern Paß⸗Wbiskey genannte Brannt- wein gewonnen wird. Die in großer Menge gebaute Traube iſt ſpaniſchen Urſprungs, blau, ſehr ſüß und ſaftig, und liefert einen ſtarken, ſüßen, ſüdlichen, ſtrohfarbigen Wein. Aus Mangel an Air ſern, wird er gewöhnlich in großen, irdenen Krügen, oder in Säcken von Ochſenbaut aufbewahrt. Der Wein hat jebr viel Körper, und wenn er älter wird, ſchmeckt er wie Malagawein. Außer den blauen, werden auch weiße Trauben gezogen, die ganz wie Muskatellertrau⸗ 65 ben ſchmecken, von denen ich aber keinen Wein gefehen habe. Die Art des hier betriebenen Weinbaues iſt ſehr einfach; im Winter werden die Stöcke mit Erde bedeckt, die Gärten von Unkraut frei gehalten, gehackt, die Weinſtöcke ausgebrochen, wenn die Jahreszeit dazu da iſt, aber nicht an Stützen aufgebunden. Boden und Klima ſcheinen ſo günſtig zu ſein, daß hier weniger Arbeit erforderlich iſt, als in den meiſten anderen Ländern. Ein großer, wenn nicht der größte Theil der Fruchtbarkeit des Thales muß der hier eingeführ— ten ſinnreichen Bewäſſerungsmethode zugeſchrieben werden. Ober— halb el Paſo iſt ein Damm im Fluſſe errichtet worden, der eine große Waſſermaſſe in einen Kanal leitet, welcher durch ſeine über— all hin auslaufenden und ſich wieder vereinigenden Arme alles kul— tivirte Land hinreichend mit Waſſer verſorgt. Wein und Früchte bilden die hauptſächlichſten Ausfuhrartikel; ſie gehen nach Norden und Süden und heben den Wohlſtand der Bewohner el Paſos, von denen einige ſehr vermögend ſind. Die Zahl der Bevölkerung der eigentlichen Stadt, welche nur ein kleiner Ort iſt, und der langen Reihe von Niederlaſſungen, welche ſich 20 Meilen weit den Fluß hinab erſtrecken, wird auf 10 bis 12,000 geſchätzt. Die Erhebung der Stadt über der Meeresfläche iſt, vom Plaza aus gemeſſen, 3814 Fuß. In den nahe gelegenen Bergen wurden früher, wie man mir ſagte, einige Bergwerke betrieben; gegenwär— tig liegen ſie aber darnieder, obgleich man mir Kupfer und Silbererze zeigte, welche zur Stunde noch dort gefunden werden. Um den geologiſchen Charakter des die Stadt umgebenden Landes zu unterſuchen, machte ich eines Tages einen Ausflug in das ſüd— weſtlich von ihr liegende Gebirge, und war erſtaunt, es faſt ganz aus Kalkſtein beſtehend zu finden, dem erſten, dem ich im Thale des Rio del Norte begegnete. Unter dem Kalkſtein, am Fuße der Berge fand ich horizontal ſtreichende Lager von kompaktem, quarzigem Sandſtein, denſelben, welchen ich einige hundert Meilen entfernt, in der Prairie gegen Santa Fe hin, unter Baſalt- und Granitfelſen gefunden hatte. Der Kalkſtein erhob ſich auf dem Sandſtein bis zum Gipfel der Gebirgskette, aber an den Seiten ſchienen unbedeu— tende Granit- und Porphyrfelſen den Kalkſtein durchbrochen und ihn überſchüttet zu haben. Nach langem Suchen hatte ich endlich das Glück, nahe am Gipfel des Berges einige zum Silurinſyſtem | 5 66 gehörige Verſteinerungen im Kalkſtein zu finden. Da wo der Kalk ſtein und der plutoniſche Fels ſich begegnen, ſah ich einige alte verlaſſene Gruben. Mit Hülfe meines Lazo, den ich außen an einem Felſen befeſtigte, ſtieg ich ungefähr 30 Fuß tief in eine der Gruben hinab, wo ich eine Ader von Kalkſpath und einige wie Golderz ausſehende Stücke fand; in der Tiefe war aber keine Spur mehr davon vorhanden. . Von den vielen auf nahe gelegenen Bergen wachſenden Pflan⸗ zen will ich hier nur der beiden gewöhnlichſten und nützlichſten er⸗ wähnen. Die eine iſt die ſogenannte Lechuguilla, eine Art Agave, deren lange, ſteife, gezackte Blätter, ähnlich denen der gemeinen Agave, benutzt werden, um aus den Faſern Seile zu verfertigen, die andere eine Species der Dasylirion, iſt der buſchige ſogenannte Sotol, deſſen weiche Wurzeln geröftet gegeſſen und aus denen auch eine alkoholiſche Flüſſigkeit bereitet wird. Während meiner Anweſenheit in el Paſo zog General Ugarte mit 400 Mann und mehreren Kanonen durch die Stadt, um ſich einem etwaigen Eindringen der Amerikaner in Neu-Mexiko entge⸗ gen zu ſtellen. Dies war die einzige feindliche Demonſtration, von der ich ſah und horte; vom Süden waren keine neueren Nachrich⸗ ten eingetroffen. Den Bewohnern von el Paſo ſchien es ganz gleichgültig zu fein, wer ſiegen werde. Die Bebörden der Stadt hatten mir weder meinen Paß abgefordert, noch den Inhalt meines Wagens unterſucht, und alle damals ſich in el Paſo aufbaltende Fremde wurden auf das Höflichſte behandelt. Unter ſolchen Umſtän⸗ den nahm ich keinen Anſtand meinem urſprünglichen Plane zu fol⸗ gen und meine Reiſe nach Chihuahua fortzuſetzen. Die Karavane des Hrn. Spever war mittlerweile durch el Paſo weiter gezogen; da ich jedoch wußte, daß ſie in Folge ihrer großen Wagenzahl nur ſehr langſam vorwärts ſchreiten könne, ſoentſchloß ich mich, mich mit Hrn. Wiek einer kleineren, aber raſcher reiſenden Geſellſchaft anzu⸗ ſchließen, die binnen wenigen Tagen von el Paſo nach Chihuahua aufbrechen wollte. Dieſe Geſellſchaft beſtand aus ungefähr 20 Mexi⸗ kanern und 5 Ausländern. Die Mehrzahl der Mexikaner war im Dienſte des Herrn Jacquez aus In. der mit feiner Fa⸗ milie reiſte. Am 15. Auguſt ſchieden wir von el Paſo und vom Rio del Norte, und ich hatte noch keine Ahndung von den Beſchwerden die 97 meiner harrten, ſowie davon, daß ich im nächſten Jahre, ſtatt am ſtillen Ozean zu wandern, dieſen Fluß bei ſeiner Mündung in den Meerbuſen von Mexiko wlederſehen ſollte. Von el Paſo führen zwei Straßen nach dem zwiſchen dieſer Stadt und Chihuahua liegenden Carrizal. Die eine folgt dem Fluſſe noch vierzig Meilen weit und trifft mit der andern beim See Patos zuſammen; die andere verläßt den Fluß bei el Paſo und führt über die ſogenannten Sandhügel nach Carrizal. Die erſte iſt mehr geſchweift, aber die einzig paſſirbare für Laſtwagen, die zweite iſt kürzer, auf den Sandhügeln aber ſelbſt für gewöhnliches Fuhr— werk nicht fahrbar. Auf beiden Straßen trifft man wenig Waſſer an, am wenigſten aber auf der erſten, auf der man vom letzten Lagerplatze, am Fluſſe, an, bis zum See Patos, auf einer Strecke von 60 Meilen, in der trockenen Jahreszeit auf kein Waſſer rech— nen darf. Hr. Speyer hatte den erſterwähnten Weg eingeſchlagen; unſere Geſellſchaft zog aber den andern vor, weil wir nur einen klei— nen Wagen bei uns führten und weil wir dadurch einen Weg von 20 bis 30 Meilen erſparten. Waſſermangel hatten wir nicht zu be⸗ fürchten, da die Regenzeit bereits begonnen hatte und tägliche Schauer uns mehr Ueberfluß ſandten, als uns angenehm war. Am erſten Tage reiſten wir ziemlich ſpät von el Paſo ab, legten aber doch noch 24 Meilen ohne anzuhalten zurück. Zu mn: ſerer Rechten zog ſich eine Bergkette hin, welche der Kalkſteinfor— mation anzugehören ſchien; zu unſerer Linken das Thal des Rio del Norte, der hier eine ſüdöſtliche Richtung einſchlägt und von dem wir bald durch eine hohe Gebirgskette getrennt ſein werden. Unſere Straße zog ſich durch eine große, ſandige Ebene hin, welche mit Mezquite und ähnlichem Geſträuch bedeckt iſt, und auf welcher zwei Arten Kalkſtein ausgeſtreut liegen; die eine gleich der, welche ich in el Paſo angetroffen hatte, und die andere von kreideartigem Aeußern, wahrſcheinlich Süßwaſſerkalkſtein. Von erſterem waren die Stücke häufig von einer Rinde von letzterem umgeben. Wir lagerten uns Abends unter der Straße auf der Ebene, fanden gu⸗ tes Gras und reichlich Regenwaſſer. Dien 16. Au guſt. Heute Morgen machten wir nur acht Mei- len Weges und raſteten dann bei gutem Graſe und Regenwaſſer. Vor uns hatten wir die fo ſehr gefürchteten Sandhügel, los mé— danos, ein enormes Feld von ſteilen Sandrücken ohne Geſträuch 8 5 * 68 oder ſonſt eine Spur von Vegetation, jo daß fie wie ein hieher ver- pflanztes Stück einer arabiſchen Sandwüſte oder der emporgeho⸗ bene Boden des Meeres ausſehen. Neben den Eandhügeln wer⸗ den, wenn ich recht berichtet worden bin, mehrere Quellen gefunden, und es iſt durchaus nicht unwahrſcheinlich, daß dieſe ganze Gegend einmal von einem See bedeckt geweſen war. Eine von dieſen Quel⸗ len, welche am Fuße der Sandhügel ein Waſſerbecken bildet und 0jo de malayuque genannt wird, wird gewöhnlich als Lagerplatz auf unſerer Route benutzt, wir hielten aber ſchon früher an. Ob⸗ gleich wir nur den niedrigſten Abhang der Hügel, gegen ihre weit- liche Grenze hin, überſchreiten werden, ſo wird dies doch eine ſchwierige Arbeit ſein, wir haben unſere Thiere daher durch langes Ausruhen darauf vorbereitet. Ungefähr um Mittag, als wir uns gelagert hatten, überfiel uns eines der in der Regenzeit haufigen Gewitter. Es regnete eine Zeit lang, und gegen Ende des Schauers, als der Donner in der Ferne verhallte, beobachtete ich in den etwa 10 Meilen zu unſerer Rechten entfernt liegenden Bergen ein hoͤchſt merkwürdiges Phäno⸗ men. Drei ſpitze Flammen, dem Anſchein nach ein bis zwei Fuß hoch und von weißlichem Glanz, wurden plötzlich auf einem hohen, kahlen Punkte im Gebirge bemerkt, brannten dort etwa zehn Mi⸗ nuten lang und verſchwanden dann ebenſo plötzlich wieder. Die Mexikaner ſagten mir, daß dieſes Phanomen in dieſem Gebirge nicht ungewöhnlich ſei, und daß eine ſolche Stelle einſt unterſucht und dort eine Erdkluft gefunden wurde, um welche herum das Gras verbrannt war. Nach dem mexpikaniſchen Volksglauben ſollen dieſe Flammen Silberminen andeuten. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß dieſes Phaͤnomen mit Elektricität in Verbindung ſteht, ob aber ein breunbares Gas, welches der Erdkluft entitrömt durch den Blitz entzündet, oder ob eine ungewöhnlich große Quantität freier Eleetricität durch lokale Urſachen entwickelt wird, oder ob der Oberfläche nahe liegende Metallſchichten Einfluß auf die Entſtebung deſſelben haben, das find Fragen, die nur durch wiederholte ſorg— fältige Unterſuchungen der Lokalitäten und Umſtände gelöft werden können. Nachmittags traten wir unſern Marſch nach den Sandhü— geln an. Wir hatten ſechs Meilen weit über einen ſandigen und hügeligen Boden zu wandern, bevor wir die eigentlichen Sandbügel erreichten, die hier ſechs Meilen breit ſind. Auf der erſten Hälfte ©. + 69 der Straße ſah ich Felſen von röthlich braunem Porphyr, bisweilen mit einem kreideartigen Kalkſtein überzogen, häufiger aber fand ich Kalk— ſteinſtücke. Auch die Form der Berge zu unſerer Rechten gleichen mehr plu— toniſchen Felſen als Kalkſtein. Sobald wir den Fuß der Sandhügel erreicht hatten, marſchirten wir langſamer. Rund um uns herum war nichts als der tiefſte, reinſte Sand, und die Thiere konnten nur im langſamſten Schritt vorwärts kommen und mußten in kurzen Zwifchenräumen anhalten. Endlich waren meine Thiere ganz erſchöpft; ſie wollten keinen Schritt weiter gehen, und doch hatten wir noch nicht die Hälfte des Weges zurückgelegt. In dieſer verzweifelten Lage ſpannte ich mein eigenes Reitpferd vor den Wagen, Herr Jacquez lieh mir einige ſeiner Maulthiere dazu, und ſo ging es wieder vorwärts. Inzwiſchen war es ſtockfinſtere Nacht geworden, die nur der Blitz erhellte, um ein ſchreckliches Nachtgemälde zu zeigen: unſere langſam und feier— lich wie ein Leichenzug vorwärts ſchleichenden Wagen, geiſterhafte, in Decken oder Mäntel gehüllte Reiter; einige ermüdete Reiſende im Sande hingeſtreckt liegend, andere an der Spitze des Zuges und beim Feuer ihrer Cigarritos die Straße ſuchend, und die tiefe Stille nur durch das gellende Schreien der Kutſcher und das ferne Brüllen des Donners unterbrochen. Dieſe Scene hat ſich meinem Gedächtniſſe lebhaft eingeprägt; ich gelobte aber in dieſer Nacht, daß ich, ſollte ich jemals wieder dieſe Reiſe unternehmen, lieber einen drei Tage langen Umweg machen, als nochmals mit einem Wagen über die Sandhügel reiſen werde. Um Mitternacht endlich erreichten wir das ſüdliche Ende der Sandhügel und lagerten uns Waſſer. Am 17. Auguſt reiſten wir Morgens etwa 12 Meilen weit af einer beſſern Straße, und hielten dann bei einem Teiche voll Regenwaſſer an. Der Boden beginnt jetzt feſter zu werden, enthält mehr Lehm als Sand und bietet uns von hier aus bis Chihuahua eine Straße, welche ſo gut iſt als wenn ſie macadamiſirt wäre. Die etwa 15 bis 20 Meilen breite Ebene, durch welche wir wan— dern, wird gegen Oſten und Weſten von Bergen begrenzt, welche mit wenigen, ärmlichen Cedern und einigen Rothfichten bewachſen ſind und der Granit und Porphyrformation angehören. Das Gras wird mit jedem Tage beſſer und ſieht ſo friſch wie im Frühjahre aus. Das ſogenannte Grammagras, welches hier ſehr ſchön wächſt, wird von unſern Thieren beſonders gerne gefreſſen. Eine kleine 70 Raupe bedeckte es in großer Anzahl. Auch auf den Mezauiteſträu⸗ chern findet man jetzt viele Inſekten, beſonders eine Menge Spectra und eine große, platte Art von Centipede von dunfelbranner Farbe. Nachmittags legten wir noch 15 Meilen zurück und lagerten uns dann wieder auf der Prairie bei reichlichem Vorrath von Re⸗ genwaſſer. Ungefähr fünf Meilen vor unſerm Lagerplatze, machte ich einen Ausflug nach einer feitwärts von der Straße liegenden Höhle. Die Höhle lag in einem kleinem iſolirten, aus mandelſtein⸗ artigem Baſalt und Porphyrfels beſtehenden Berge. Es war gegen Sonnenuntergang als ich mich dem Berge näherte, der mit der Höhle ein myſteriöſes Ausſehen hatte. Zwei auf hohen davorſte⸗ henden Palmillas ſitzende Raben ſchienen den Eingang zu bewachen, und als ich hineinzutreten wagte, flog eine Eule ſchreiend über mei⸗ nen Kopf hin. Inwendig fand ich einen kleinen See mit friſchem Waſſer und einem Kalkſtein-Bodenſatze; es war jedoch ſchon zu dunkel, um weitere Unterſuchungen anzuſtellen. Den 18. Auguſt. Morgens machten wir 15 Meilen und lager⸗ ten uns dann wieder auf der Prairie bei einer Waſſerlache. Vor⸗ mittags kamen wir an 0jo Lucero (Venusquelle) vorbei und dann am Laguna de Patos (Gänſeſee). Erſtere it eine vortreffliche, nur hundert Ellen links von unſerer Straße abliegende Quelle. Das Waſſer entquillt einem kleinen, ſandigen Baſſin in der Prairie, ſteigt aber mit beträchtlicher Kraft zu Tage, und iſt klar und weich von Geſchmack. Die Temperatur der Quelle war 77° 57 Fahr. während die der Atmoſphare im Schatten 81. Fabr. betrug. Ein kleiner, von der Quelle gebildeter Bach durchſchnitt die Straße und breitete ſich rechts von derſelben zu einem kleinen See aus. Einige Meilen weiter, links von unſerer Straße, aber weiter von ihr abliegend, ſieht man einen größern See in der Ebene, den La⸗ gung de Patos, der der Ausgang des Rio Carmen iſt. Zwiſchen der Ojo Lucero und dem Patosſee, aber rechts von der Straße, erhebt ſich ein viereckiger, einige 20 Fuß bober Hügel, auf deſſen flachem Gipfel, gerade aus dem Mittelpunkte, eine warme Quelle hervorſprudelt. Das Vorhandenſein vieler ähnlicher Quellen in dier ſem Thale beweiſet, daß bier kein abſoluter Waſſermangel berrſcht, und es iſt wahrſcheinlich, daß larteſiſche Brunnen auf ein großes, unterirdiſches Waſſerbaſſin ſtoßen würden. 71 > Unfern vom Patosfee treffen die beiden von el Paſo auslaufen⸗ den Straßen zuſammen. Unſerm heutigen Mittagslagerplatze ge— genüber, in der weſtlichſten Gebirgskette, erhob ſich ein iſolirter Berg von ſehr eigenthümlicher Form; an der Baſis koniſch und auf dem Gipfel flach, bot er Raum genug zu einem Fort dar. Dieſen ſonderbaren Berg behält man eine große Strecke weit im Auge. Nachmittags reiſten wir noch 12 Meilen weiter und erreichten Car⸗ rizal, die einzige Stadt auf der von el Paſo nach Chihuahua füh— renden Straße. Hier hielten wir an. Carrizal iſt ein kleines Landſtädtchen, war früher ein Presidio oder Fort und iſt daher auch jetzt noch mit einem Walle umgeben und mit einigen Soldaten beſetzt; aber alles dieſes ſichert die Stadt nicht mehr gegen die Indianer, als wenn es nicht da wäre. Den 19. Auguſt. Wir verweilten dieſen Vormittag noch in Carrizal, weil unſere Wagen ausgebeſſert werden mußten, und ſetz— ten ungefähr um Mittag unſere Reiſe weiter fort. Wir legten 15 Meilen zurück, und lagerten uns wieder am Wege. Als wir ungefähr 10 Meilen gemacht hatten, kamen wir an der Ojo caliente (warme Quelle) vorüber, deren klares, reines Waſſer in einem gro— ßen Porphyrbaſſin mit ſandigem Boden hervollquillt, aus dem noch mehrere warme Quellen an die Oberfläche dringen. Das in die Quellen getauchte Thermometer zeigte 82° Fahrenheit; die Atmoſphäre hatte 84° 5°. Ein einen Bach bildender Auslauf des Baſſins läuft in den weiter unten fließenden Carmen. In der Nähe der Quellen trifft man einen ganzen Bergrücken von Porphyrfels der etwas Kalkſtein enthält und ohne Zweifel mit den Quellen in Verbindung ſteht. Das Baſſin mit dem lauwarmen Waſſer bietet ein ſehr be— hagliches Bad dar, wir ließen uns aber nicht die Zeit, es zu ver— ſuchen. Ungefähr eine Meile ſüdlich von dieſer Ojo überſchritten wir den Carmen, der jetzt ein ordentlicher Fluß war, in der trocke— nen Jahreszeit aber gewöhnlich keinen Tropfen Waſſer aufzuweiſen hat. Der Carmen kommt in ſüdweſtlicher Richtung aus dem Ge— birge, wendet ſich von hieraus nördlich, und ergießt ſich, wie vor— hin bemerkt, in den Patosſee. Dieſe Eigenthümlichkeit der mexika— niſchen Flüſſe, daß ſie bald gänzlich trocken liegen, bald wieder zu Flüſſen anſchwellen, muß theilweiſe der Regelmäßigkeit der trocke— nen und der naſſen Jahreszeit, und theilweiſe der allgemeinen 1 Trockenheit des Bodens und der Atmofphäre des Landes zugeſchrie⸗ ben werden. 2 > n Den 20. Auguſt. Heute machten wir bei. Regenwetter einen ſehr ermüdenden Weg von 30 Meilen ohne anzuhalten; daun far gerten wir uns, wie gewöhnlich, in der Prairie, bei Ueberfluß an Waſſer, ausgezeichnet gutem Gras und hinreichendem Geſträuch zu Brennholz. Wie man mir ſagte, liegt einige Meilen weſtlich von unſerm Wege, im Gebirge, die Chaveta-Quelle. In der Regen- zeit wächſt das Gras wunderbar raſch, viel raſcher wie in anderen Ländern im Frühjahre, was von der großen Warme herrührt. Hier iſt die Regenzeit der wahre Frühling für den Pflanzenwuchs. In den Frühlingsmonaten wächſt das Gras hier zwar auch ein wenig, iſt aber immer trocken und welk; tritt dann die Regenzeit ein, fo kann ein aufmerkſamer Beobachter das Wachsthum faſt täglich bemerken“) Die Regenzeit ſchmückt zugleich die Prairie mit den meiſten Blumen, und hat auch in dieſer Hinſicht Aehnlichkeit mit dem Frühjahre an⸗ derer Länder. Den 21. Au guſt. Heute begaben wir uns früh Morgens auf den Weg und legten 20 M. Weges zurück, bevor wir auf der Prairie Halt machten. Vormittags kamen wir an der Ojo de Callejo vor⸗ über, die gegenwärtig einen Bach bildet, in den Bergen zu unſerer Linken entſpringt und die Straße durchſchneidet. In der trockenen Jahreszeit iſt ſie nichts als eine Quelle, die man in den Bergen aufſuchen muß. Ungefähr vier Meilen ſüdlich von ihr, und etwa eine Meile öftlih von der Straße, findet man, wie ich hörte, noch eine Quelle im Gebirge, welche den Namen Callejito führt. Die Prairie war heute mit einer größeren Menge und farben⸗ glinzenderen Blumen geſchmückt, als ich ſeit langer Zeit geſehen hatte. Das Gras war fo friſch wie immer; auch die bisher kahlen *) Die folgende Thatſache, deren Al. v. Humboldt in feinem Kos: mos erwähnt, zeigt, daß der Gemeinplatz „das Gras wad ſen jeben “ keine Abaeichmacktbeit iſt: 1 „Der berübmte ſpaniſche Botaniker Cavanillos kam zuerſt auf den Gedanken, das Gras wachſen zu ſehen, indem er bisweilen den berizon: talen Mierometerfaden in einem ſtark vergrößernden Telescop auf den Schößling einer Bambuſa oder den Blumenſtengel der ſich raſchentwickeln⸗ den Agave americana richtete.“ 73 Berge trugen ein grünes Sommerkleid. Dieſes ganze Thal, oder vielmehr Ebene, von Paſo nach Chihuahua ſcheint fruchtbar genug zu fein, um zur Viehzucht verwendet zu werden; zur Zeit find die wilden Indianer aber noch die Herren des Landes und die Mexi— kaner werden von Tag zu Tag ärmer. Meinen Barometerbeobachtungen zufolge, iſt unſer Mittagsla— ger der höchſte Punkt auf der Straße von Paſo nach Chihuahuaz ſeine Erhebung über die Meeresfläche beträgt 5,317 Fuß. Faſt an jedem Nachmittage hatten wir ein Gewitter mit Regen, aber heute, als wir auf dem Marſch waren, überraſchte uns das heftigſte von allen. Der Regen ſtrömte in Maſſen hernieder und die Straße wurde in einen mehrere Fuß tiefen Bach verwandelt, doch erlaubte uns der feſte Boden, unſern Weg zu verfolgen, bis wir zu einem Hügel am Laguna de Encinillas gelangten, wo wir uns lagerten. (8 Meilen.) Wir fanden hier kein Holz, hätten es aber auch nicht benutzen können, weil es die ganze Nacht hindurch regnete. Dien 22. Auguſt. Gegen Morgen ließ der Regen nach, die Straße war aber ſchlechter als geſtern. Die Ebene, über welche unſer Weg uns führte, war ungefähr 15 Meilen breit, und zu un— ſerer Rechten lag ein großer See. Dieſer, der Laguna de Enci— nillas, iſt einer jener merkwürdigen Seen Nord-Mexiko's, welche entenden Zufluß aber keinen Abzug haben. Beim Anſchwellen der zuſtrömenden Gewäſſer ſteigen auch ſie und in der trockenen Jahreszeit fallen fie wieder. Obgleich das durch Bäche und Flüffe dieſen Seen zufließende Waſſer Süßwaſſer iſt, ſo hat ihr Waſſer doch faſt immer einen ſalzigen Brackgeſchmack, und das ſie umge— bende Land iſt mit Tequesquite, oder alkaliniſchem Salz in Aus— blühung bedeckt, aus welchem Seife bereitet wird. Die Eigenthüm— lichkeit dieſer Seen erklärt ſich aus denſelben Urſachen, deren ich in Bezug auf die Flüſſe erwähnte. Die ausgedehnte Waſſerfläche, welche ſolche auf flachem Boden liegende Seen bilden und die große Trockenheit der Atmoſphäre, verurſachen eine ungewöhnlich ſtarke Verdünſtung, und die Dürre und Poroſität des Erdbodens ein ra- ſches Einſaugen des Waſſers. Der See von Encillinas dehnt ſich in ſeiner größten Länge, von Norden nach Süden aus, und iſt, je nach der Jahreszeit, von 10 bis 20 Meilen lang; gegenwärtig ſchätze ich ſeine Länge auf 15 Meilen. Seine Breite beträgt durch— ſchnittlich drei Meilen. Unſere Straße wand fi) weſtlich vom Enei— Im 74 nillas über eine flache, etwa 5000 Fuß hohe Ebene hin. Nachmit⸗ tags begann es wieder zu regnen, und nach einem ſehr ermüdenden Marſche, auf welchem ich meinem Wagen noch einige Maulthiere mehr vorſpannen mußte, kam ich ſpät Abends nach el Penol, einer großen, 28 Meilen von unſerm letzten Nachtlager entfernten Ha⸗ cienda. Der gleichnamige Bach, der an dieſer Hacienda vorüber⸗ fließt, iſt der Haupttributär des Encinillasſees. Er war durch den Regen zu einem Strome angeſchwollen und ſeine brauſenden, über alle Hinderniſſe hinwegſteigenden Wogen klangen durch die Stille der Nacht wie das Brüllen eines Waſſerfalls. Den 23. Auguſt. Die Entfernung von el Penol nach Chihuahua beträgt etwa 40 Meilen, welche die Mexikaner unſerer Geſellſchaft in einem Tage zurücklegen wollten, wahrend Hr. Wiek und ich es vorzogen, zwei Tage darauf zu verwenden und daher mit unſeren Wagen und Dienern hinter ihnen zurückzubleiben. Bei ſich beſſern. dem Wege und Wetter legten wir Vormittags 12 Meilen zurück. Uufern der weſtlichſten Gebirgskette gewahrten wir mehrere Hacien⸗ das und Dörfer, unter dieſen z. B. Encinillas am ſüdlichen Ufer des Sees, und weiter ſüdlich Sauz. Nachmittags machten wir noch 10 Meilen. Auf der letzteren Hälfte unſeres Marſches erreichten wir einen Bach Namens Arroyo Seco (trockener Bach), der jetzt aber jo wenig trocken war, daß wir ihn kaum paſſiren konnten. Dieſer Bach fließt nach Oſten und fällt einige Meilen weit von hier in den Sacramento. Von Arrovo Seco reiſten wir noch ungefähr drei Meilen weiter, bis wir das Thal des Sacramento erreichten, welches ſechs Monate ſpäter ein berühmtes Schlachtfeld wurde und von dem ſeit dieſem Augenblicke ſo viele Beſchreibungen und An⸗ ſichten erſchienen ſind, daß ich es für überflüſſig halte, mich weiter über ſeine Lage zu verbreiten. Einige wenige Bemerkungen dürften hier aber wohl am Platze ſein. Die Berge oberhalb des Sacramento nähern ſich einander von Oſten und Weſten und verengen die dazwiſchen liegende Ebene bis auf beiläufig ſechs Meilen, am Sacramento jelbit aber, wo Ausläufer des Gebirges hervortreten, bis auf drei Meilen. Die Straße von Arrovo Seco nach dem Sacramento führt Anfangs über eine Hochebene, ſteigt aber, ſobald man den Sacramento erblicken kann, plötzlich zum Flußthale und zum linken Ufer des Baches hinab. Nahe dem Punkte, an welchem die Straße ſich zu ſenken beginnt, 75 läuft ein Wildbach, an welchem jenſeits ein langer Hügel liegt, an der linken oder öſtlichen Seite der Straße hin, zu deren Rech— ten oder Weſten ſich eine flache Ebene ausbreitet. Auf dem gegen Oſten liegenden Hügel war eine ununterbrochene Reihe von Batte— rien und Verſchanzungen errichtet und die Hauptmacht der mexi— kaniſchen Armee aufgeſtellt. Auf der gegenüberliegenden weſtlichen Ebene marſchirten die amerikaniſchen Truppen, welche ſich bereits oberhalb des Arroyo Seco rechts von der Straße abgewendet hatten, um eine günſtigere Stellung einzunehmen, gegen den verſchanzten und an Zahl weit überlegeneren Feind heran. Welchen Schrecken die erſte Lage der amerikaniſchen Artillerie in die mexikaniſchen Rei— hen ſchleuderte; wie die tapfern, theils berittenen, theils zu Fuß kämpfenden Miſſourier, wie mit einem Schlage, durch den Wildbach und gegen die feindlichen Kanonenſchlünde anſtürzten und, Alles vor ſich niederrennend, oder tödtend, eine Batterie nach der andern nahmen, bis die ganze Verſchanzungslinie in ihrer Gewalt und der Feind in die Flucht geſchlagen war; wie fie von hier aus den Sacra- mento überſchritten und die letzte dort auf einem ſteilen Hügel lie— gende befeſtigte Poſition erſtürmten, bis kein Mexikaner mehr Wi— derſtand leiſtete und alles feindliche Geſchütz, Munition und Bagage in den Händen der Sieger war — dieſe Thatſachen ſind aus der Geſchichte dieſes Feldzuges wohl bekannt und werden die tapfern Miſſouri⸗ Freiwilligen unſterblich machen. Als ich heute Abends dieſes einſame Thal erreichte, ließ ich mir wahrlich nicht träumen, daß hier nach ſechs Monaten der Donner des Geſchützes brüllen, daß das Blut der Mexikaner das klare Waſſer des Baches röthen werde. Mich machte heute nur in ſofern der Bach beſorgt, als mein Pferd überall, wo ich ihn durchwaten wollte, ſchwimmen mußte, ſo daß es dieſen Abend ganz unmöglich war, mit den Wa— gen hinüberzuſetzen, weshalb wir auch am linken Ufer in einem kleinen, mit einigen Quellen und Silberpappeln geſchmückten Fel— ſenkeſſel unſer Nachtlager aufſchlugen. Die Quellen, welche ich mit dem Thermometer unterſuchte, hatten eine Temperatur von 67° F., während die Atmoſphäre 59% Fahr. hatte. Die Erhebung dieſer Stelle über dem Meeresſpiegel beträgt 4,940 Fuß, wonach ſie alſo 300 Fuß höher liegt als Chihuahua. Nach langer Zeit hatten wir heute zum erſten Male wieder eine klare regenloſe Nacht. 76 Den 24. Auguſt. Während der Nacht war der Fluß fo bedeutend gefallen, daß ich heute ohne Schwimmen über ihn hin⸗ überſetzen konnte, und als wir eine gute Furt gefunden hatten, transportirten wir auch die Wagen binüber. An dem jenſeitigen Ufer liegt ein Landhaus, el rancho de Sacramento, am Fuße eines ſteilen Hügels, wo die Mexikaner den letzten Verſuch zum Wider⸗ ſtand machten. Ich unterſuchte das den Hügel bildende Geſtein und fand, daß es aus Porphyr und Trachit von rotber, blauer, weißer und grauer Farbe beſtand. Von hier it Chihuahna noch etwa 20 Meilen entfernt, und die Straße dahin führt über eine flache Ebene, die ſich unterhalb des Sacramentogebirges erweitert. Auf der Ebene wächſt Mezquite und anderes Geſtrauch; das Gebirge weſtlich vom Thale iſt ſteil und rauh, und gehört offenbar der plutoniſchen Formation an. Ungefaͤhr auf halbem Wege vom Sacramento nach Chihuahua erblickten wir zuerſt die Stadt, und waren von ihrer wunderſchönen Lage überraſcht. Die Berge laufen hier von beiden Seiten in der Mitte des Thales zuſammen, als ob ſie daſſelbe abſperren wollten, und mitten in dieſem Gebirgskreiſe liegt Chihuahua mit ſeinen Kirchen und Thürmen, ſeinen breiten, reinlichen Straßen, ſeinen glattdachigen, bequemen Häuſern, mit ſeinem Aquaduet und dem immergrünen Alameda; — da liegt es, jo hell und glänzend und unſchuldig, als ob es eine Quakerſtadt waͤre; — aber mein Entzücken ſollte nur von kurzer Dauer fein. Nachmittags betraten wir die Stadt und wurden ſofort von einem Haufen zerlumpter Pflaſtertreter und Vagabonden als „Texaner,“ dem gewohnlichen Schimpfnamen für die Amerikaner, empfangen. Ich kehrte im American Hotel in Chihuahua ein, einem von den Herren Rittels und Stevenſon geführten Gaftbofe, wo ich bald mit den meiſten dort wohnenden Fremden bekannt wurde, die mir ſagten, daß keine Ausſicht auf einen baldigen Frieden vorhanden, daß General Wool nach Chihuahua beordert, und daß die Stadt bier⸗ über in großer Aufregung ſei. Es hatte ſich in Cbibuabua eine mexikaniſche Kriegs- und eine gemäßigte Partei gebildet. Der damalige Gouverneur des Staats gehörte zur letztern Partei, aber am Tage nach meiner Ankunft entſagte er ſeinem Poſten, oder, richtiger geſagt, wurde aenötbigt, abzudanken, um dem Führer der Gegenpartei das Feld zu räumen. Solche unblutige Revolutionen, welche lediglich durch Intriguen und die Macht des Geldes berbei— 7 x m ; | 77 geführt wurden, waren in Chihuahua ſo gewöhnlich, daß der Staat zu Zeiten mit jedem Monat einen andern Gouverneur hatte. Unter den gegenwärtigen Verhältniſſen war der Gouverneurswechſel ebenſo wichtig für den Staat ſelbſt, wie für die in ihm lebenden Auslän- der. Der von der Kriegspartei neuerwählte Gouverneur war Angel Trias, ein ſeines Reichthums, ſeines Haſſes gegen die Amerikaner und ſeines Strebens nach Macht wegen bekannter Mann. Seine Amtseinſetzung wurde mit militäriſchem und kirchlichem Pomp ge— feiert, der Patriotismus wuchs reißend, und hie und da ließ ſich der Ruf „Tod den Amerikanern!“ hören. Das Kriegsfieber ſtieg bald immer höher; täglich wurden Freiwillige exereirt und in Parade durch die Straßen geführt; eine Kanonengießerei wurde errichtet, Munition angeſchafft, und die Drohungen gegen Leben und Eigenthum der Ausländer mehrten ſich. Indem ich den kriege— riſchen Rüſtungen keine weitere Aufmerkſamkeit ſchenkte, als die ich ihnen zu ſchenken gezwungen war, verfolgte ich ruhig den Zweck meiner Reiſe nach Chihuahua, indem ich Pflanzen ſammelte, den zoologiſchen Charakter der Umgegend unterſuchte und im Hofe hinter meiner Wohnung barometriſche und aſtronomiſche Beobachtungen anſtellte. Für die Fortſetzung meiner Reiſe nach Californien ver— düſterte ſich die Ausſicht inzwiſchen immer mehr. Jedoch General Wool's Armee konnte innerhalb eines Monats eintreffen, und ſollte inzwiſchen die Aufregung einen zu hohen Grad erreichen, ſo gedachte ich mich nach einem ruhigeren Platze zurückzuziehen. Da ich den in Neu⸗Mexiko vom Gouverneur Armijo empfangenen Paß den Behörden von Chihuahua vorgezeigt und ihn anerkannt und con— traſignirt erhalten hatte, ſo bezweifelte ich keinen Augenblick, daß es mir frei ſtehe, die Stadt zu verlaſſen, wann ich wollte. Am 29. Auguſt, fünf Tage nach meiner Ankunft in Chihua— hua, brachte mich ein au ſich unbedeutender Vorfall mit den Behörden der Stadt in Berührung. Einige Tage vorher hatte ich meinem Diener befohlen, meine noch immer geladenen Flinten und Piſtolen an dem erſten ſonnigen Tage zu reinigen; und als ich den Gaſt— wirth, einem alten Bewohner Chihuahuas, nach einem paſſenden Platze fragte, um die Gewehre abzuſchießen, wies er mich nach einer Ecke des Haushofes; erwiederte auch auf meine Frage, ob das Schießen an dieſem Platze nicht etwa verboten ſei, ich möge mir deshalb keine Sorge machen, die Reiſenden thäten daſſelbe faſt 78 täglich. Dieſer Weiſung zufolge ſchoß mein Diener beute Morgens, lediglich aus der Urſache, weil es klares, ſonniges Wetter war, die Gewehre ab. Unglücklicher Weiſe traf am nämlichen Tage ein Bote U von Neu⸗Mexiko mit der Nachricht ein, daß die amerikaniſchen Truppen unter General Kearny Santa Fe beſetzt hätten. Die Bürger von Chihuahua, welche feſt der Meinung geweſen waren, Gouverneur Armijo werde die amerikaniſchen Truppen ebenſo leicht zu Gefangenen machen, wie er einſt eine Handvoll tapferer Texaner gefangen nahm, waren wüthend über dieſe Nachricht und witterten Verrath. Ihr auf's Aeußerſte entbrannter Patriotismus mußte ſich Luft machen. Einige böswillige oder dumme Mexikaner, die in meinem Barometer einen Muthmeſſer, und in meinem Sextanten einen Paixhans erblicken mochten, hatten ſchon vor einigen Tagen das Gerücht ausgeſprengt, daß meine wiſſenſchaftlichen Beobachtungen auf nichts anderes, als auf einen gegen die offene, unbefeſtigte Stadt gerichteten, militäriſchen Plan abgeſeben ſeien, und daß ich der amerikaniſchen Armee als Spion vorangebe. Das Abſchießen meiner Gewehre eröffnete ihren Vermuthungen nun ein weiteres Feld. Obgleich die Gewehre in einem entlegenen Winkel abgefeuert worden waren, und ohne daß wir etwas von den neueſten Kriegs⸗ berichten wußten, auch außer einigen Mexikanern Niemand beim Abfeuern zugegen war, und nichts vorfiel, was die Schüſſe als eine Demonſtration hätte erſcheinen laſſen können, ſo berichteten die anweſenden Mexikaner dennoch, daß ich den Sieg bei Santa Fe durch Gewehrſchüſſe gefeiert habe; worauf ſich fünfzig tapfere Mexikaner die Erlaubniß erbaten, meine Zimmer erſtürmen und mir meine Gewehre wegnehmen zu dürfen. Dieſer Waffenraub hätte vortrefflich zu ihrem bereits auf den Abend angeſetzten Exceß gegen die Amerikaner gepaßt; aber der Gouverneur, mag er ſonſt auch Febler die Menge begangen haben, beſaß doch Edelſinn genug, um das Geſuch abzulehnen und den geſetzlichen Weg einzuſchlagen. Es wurde alſo gegen den Mann, der die Gewehre abgefeuert hatte, eine gerichtliche Vorladung erlaſſen, da mein Diener aber nur meinem Befehle gefolgt war, jo nahm ich ſelbſtverſtändlich die Ver autwortlichkeit auf mich und erſchien vor dem Gerichte. Nachdem der Richter mehrere Zeugen pro und contra vernommen batte, ſab er ein, daß die Denunciation ohne allen Grund ſei, und entließ mich. Deſſenungeachtet brach Abends noch der längſt vorbergeſagte 79 Angriff auf die Amerikaner los. Ich habe tiefen unbedeutenden Vorfall etwas weitläufig, vielleicht weitläufiger erzählt, als dem Publikum lieb iſt, weil ein junger, einige Wochen ſpäter als ich von Miſſouri nach Chihuahua gekommener Engländer, der dort durch ſeinen engliſchen Paß geſchützt war, einen leidenſchaftlichen, und in manchen Theilen unwahren Bericht darüber nach St. Louis in Miſſouri ſchrieb, der ſeinen Weg in verſchiedene Mein (auch deutſche) fand. — Doch kehren wir zum Pöbelauflauf une Ein mexikaniſcher Auflauf iſt nicht ein ſchnell vorübergehendes, tödtliches Ding, wie im fernen Weſten von Nord-Amerika, ſondern mehr eine lärmende Verſammlung, eine etwas unordentliche Prozeſſion, die mit einer gewiſſen Decenz arrangirt und mehr aus Plünderungsſucht als aus Blutdurſt ausgeführt wird. Abends, als es dunkel geworden war, verſammelte ſich eine große Menſchenmaſſe auf der Plaza; es wur— den aufreizende Reden gehalten, die Lärmglocke gezogen, und es bewegte ſich dann die Maſſe mit erſchrecklichem Enthuſiasmus nach dem American Hotel hin, welches für den erſten Angriff auserſehen war. Wir verriegelten die Hausthür und ſtanden im Hofe, des Angriffs gewärtig. Unſere ganze Beſatzung, mich ſelbſt mitgerechnet, beſtand aus nur vier Mann, alle wohlbewaffnet und entſchloſſen, ſich bis auf's Aeußerſte zu vertheidigen. Der Pöbel begann damit, Steine gegen die Thür zu ſchleudern; als dieſe aber Stand hielt, begnügte man ſich damit, uns auszuſchimpfen und patriotiſche Lieder zu ſingen. Endlich miſchte ſich der Gouverneur hinein, und die ſchon ſtundenlang vor dem Gaſthauſe verſammelte Menge ließ von ferneren Gewaltthätigkeiten ab. Ich muß dem Gouverneur die Gerechtigkeit widerfahren laſſen, zu bekennen, daß er öffentlich das Treiben des Pöbels mißbilligte und den Mexikanern dieſe Exzeſſe vorhielt; zugleich aber iſt es mir unbegreiflich, weshalb er den Auflauf nicht verhinderte, da dieſer doch den ganzen Tag über den Stoff zum Tagesgeſpräch geliefert hatte und ihm allein nicht un— bekannt geblieben ſein konnte. Obgleich der erſte Krawall fehlgeſchlagen war, ſo dauerte die gereizte Stimmung doch noch fort und neue Drohungen und Be— leidigungen fielen täglich vor. Sechs amerikaniſche Bewohner Chihuahuas, der Mehrzahl nach Kaufleute, wendeten ſich an die Regierung von Chihuahua, weil ſie ganz beſonders ſtark bedroht 80 8 waren; dieſe wollte aber oder konnte ihnen keine hinreichend ſichere Päſſe geben, womit fie ſich hätten nach Sonora zurückziehen können. Nach einigen Unterhandlungen erhielten fie Bälle nach Coſihuiriachi, einem ganz abgelegenen, etwa 90 Meilen von Chihuahua entfernt liegenden Städtchen, wobei ihnen zur Bedingung gemacht wurde, ſich dort "unter Aufſicht des Praͤfekten zu ſtellen und den Ort nicht ohne ſpezielle Erlaubniß des Gouverneurs von Chihuahua zu verlaſſen. wer Am 6. September reiſten die Amerikaner unter militäriſcher Bedeckung von Chihuahna nach Coſihuiriachi ab. Ich bielt es jetzt für an der Zeit, den für wiſſenſchaftliche Unterſuchungen zu heiß gewordenen Platz zu verlaſſen und mich nach einem ſicherern Punkte umzuſehen; als ich aber meinen Paß begehrte, erklärte mau mir, daß ich gegenwärtig weder den Staat noch die Stadt Chihuahua verlaſſen dürfe; mit andern Worten, ich war Gefangener, war es ſchon geweſen, ohne es zu wiſſen. Mittlerweile war auch Herr Speyer mit ſeiner Karavane eingetroffen und wurde auf manche Weiſe chikauirt: fo z. B. wurden alle feine Leute entwaffnet, bevor ſie die Stadt betreten durften. Anfangs wollte man ihn gar nich wieder aus Chihuahua fort laſſen; endlich indeſſen erlaubte man ihm nach der ſüdlichen Grenze zu reiſen, aber ohne amerikaniſche Dienerſchaft u. ſ. w. Herr Spever war jedoch zu genau mit mexikaniſchen Sitten und Charakter bekannt und ſetzte zuviel dabei auf's Spiel, als daß er ſich nicht allen ſolchen Beläſtigungen ent⸗ fgegengeſetzt hatte, und jo gelang es ihm durch allerlei Machinationen eine Conzeſſion nach der andern zu erhalten, bis er endlich ihren Händen entronnen und auf dem Wege nach Süd-Mexiko war. Mich aber bewog nichts, den Weg nach Süden einzuſchlagen. Einige meiner Freunde, ſehr angeſehene Kaufleute in Chihuahua, verwen⸗ deten ſich abermals für mich beim Gouverneur und erboten ſich, perſönlich Bürgſchaft für mich zu leiſten, aber vergebens. In dieſer mißlichen Lage hielt ich mich für berechtigt, „volniſchen Abſchied“ zu nehmen, und hatte bereits alle Vorbereitungen zur Flucht ge⸗ troffen, als, im Augenblicke der Ausführung, ein engliſcher Ein⸗ wohner von Chihuahua, Hr. J. Potts, mir ſeine Verwendung deim Gouverneur antrug. Ich hatte die Bekanntſchaft des Herrn Potts, welcher Eigenthümer der Münze iſt, gemacht und in ibm einen wiſſenſchaftlich gebildeten, ſehr artigen Mann kennen gelernt, der a von allen Fremden am Platze den meiften Einfluß auf den Gouver— neur beſaß. Auf unſere kurze Bekanntſchaft mich ſtützend, konnte ich eine ſolche Gunſt nicht fordern, da er ſie mir aber aus freien Stücken anbot, ſo zögerte ich nicht, ſie anzunehmen. Durch ſeine gütige Vermittelung empfing ich noch am nämlichen Tage einen Paß nach Coſihuiriachi, unter denſelben Bedingungen, wie die anderen Amerikaner und mit der beſonderen Clauſel, daß ich alle, den Intereſſen des Staates Chihuahua nachtheilige Correſpondenzen zu unterlaſſen habe; ein Beweis, daß ſie es noch immer für möglich hielten, ich ſei ein Spion. Ich empfing meinen Paß Ä den 11. September Abends und verließ Chihuahua, die glänzende Stadt, die ich auf den erſten Blick liebgewonnen hatte, die mir jetzt aber wegen der ungerechten Handlungsweiſe der mexikaniſchen Behörden und der ungeſtörten Pöbelwillkühr herzlich zuwider war, noch in der ſelbigen Nacht. Nach zwei Tagen war ich in meinem Exil, in Coſihuiriachi. Wenn Du jemals in Deinem Leben verſucht werden ſollteſt ein fremdes, zungenbrechendes Wort auszuſprechen, oder wenn Du, lieber Leſer, Luſt bekommen ſollteſt, einen fremdartig ausſehenden, unbegreiflich häßlichen Ort zu beſuchen, fo kann ich Coſihuiriachi Deiner gütigen Beachtung beſtens empfehlen, weil es Alles in ſich vereinigt, was die menſchliche Einbildungskraft an unausſprechlichen Wörtern und Anblicken und nackter Wirklichkeit zu erſinnen vermag. Ich würde Dir gerne die Mühe erſpart haben, ſo oft über die ganze Länge des unausſprechlichen Wortes zu wandern, welches in der alten indianiſchen Sprache ohne Zweifel viel mehr bedeutet, als wir wiſſen; da Mißgeſchick mich dort aber ſechs Monate lang ge— fangen hielt, ſo muß ich Dich bitten, eben ſo geduldig den Namen zu ertragen, wie ich, durch die Nothwendigkeit gezwungen, den Platz ſelbſt ertrug. Die Stadt Coſihuiriachi liegt ungefähr 90 Meilen weſtlich von Chihuahua, unterm 28° 12“ nördlicher Breite. Die Straße von Chihuahua dahin führt beſtändig aufwärts, iſt rauh und bergig und führt in's eigentliche Herz der Sierra Madre. Die einzige anſehn— liche Stadt auf der Straße iſt San Iſabel, etwa 35 Meilen weſtlich von Chihuahua. Nur ein Theil der Straße iſt fahrbar, weshalb man ſich für Transporte der Packeſel bedient. Nach allen Richtungen hin ſieht man ſich ſchroffe Berge plutoniſcher Formation erheben 6 Die Berge find in der Regel von kleinen Thälern und Ebenen durchſchnitten, die für Ackerbau, und noch mehr für Viehzucht ge⸗ eignet ſind; weil aber die Indianer das ganze Land durchſtreifen, ſo trifft man nur wenige Anſiedelungen an. Das Gebirge beſteht hauptſächlich aus Porphyrfelſen, die mit Eichen, Cedern und Roth⸗ fichten bewachſen find. Schlägt man von Chihuahua die weſtliche Richtung ein, ſo wird man ſehr bald aus dem weſtlichen Gebirgs⸗ zuge einen Punkt hervorragen ſehen, den man ſchon aus großer Ferne gewahr wird und der Einem als Wegweiſer dienen kann. Dieſer hohe Berg heißt der Bufa, und dicht an feinem Fuße liegt die Stadt Coſihuiriachi. Nähert man ſich ihm mehr, ſo ſteigt die Straße auf einer Strecke von ein Paar Meilen zu einer engen Bergſchlucht hinab, zu deren beiden Seiten hohe, ſchroffe, bisweilen fenfrechte Berge ſtehen; und durch dieſe Schlucht hindurch und einen Bach entlang, erſtreckt ſich eine einzige von aus Koth erbauten Häuſern beſtehende Straße, welche den Ort unſerer Verbannung bildet. Die Abgelegenheit und Enge des Ortes, dazu die Armuth und Unreinlichkeit des größern Theils feiner Bewohner machen den⸗ ſelben ſehr geeignet, dort Staatsgefangene zu bewachen, und zu verhüten, daß es ihnen zu wohl ergebe. — Zufällig lebten um dieſe Zeit zwei Amerikaner, Herr Phriſtol und Herr Carlysle, in Handelsgeſchäften in Coſihuiriachi, welche ihre Landsleute ſehr gaſtfreundlich aufnahmen und ihre Güte auch auf mich ausdehnten. Wir ſchlugen unſere Wohnung in ihrem, bequemer als die übrigen eingerichteten Wohnhauſe auf, und Bill, unſer farbiger Koch, ſorgte für die Tafel. Die vor mir nach Coſihuiriachi geſandten Amerikaner hießen: Eaſt, Meſſervi, Weatherhead, Stevenſon, Douglaſſ und Litzleiter. Die beſtimmten Nachrichten, welche wir von General Wool's Marſch gegen Chihuahua erhalten ſollen, ließen uns hoffen, daß unſere Verbannung nicht länger als einen, höchſtens zwei Monate währen werde, aber ſtatt deſſen wollte unſer Mißgeſchick, daß wir hier ſechs Monate verweilen mußten, die ich für die langweiligſten meines ganzen Lebens halte. Am Tage nach meiner Ankunft begab ich mich mit meinem in Chihuahua erhaltenen Paſſe zum Präfekten von Coſtihuiriachi, einem ehrenwerthen alten Manne, der uns ſtets ſehr freundlich behandelte und die von Zeit zu Zeit von Chihuahua einlaufenden Befehle, 5 55 R * 13 betreffs unſerer ſchärferen Bewachung, mit all der Humanität voll- zog, die ſeine amtliche Stellung zuließ. Obgleich es uns nicht geſtattet war, Coſihuiriachi mit einem andern Wohnorte zu vers tauſchen, ſo hielten wir uns doch für berechtigt, Ausflüge zu machen. Die meiſten von uns waren erfahrene Jäger, und da die umliegen⸗ den Berge eine große Menge Hirſche beherbergten, ſo ſtreiften wir faſt täglich auf unſerm Jagdgebiete umher, ebenſo ſehr um die Zeit zu tödten, wie um Wildprett für unſern Tiſch zu erlegen. Bei dieſen Gelegenheiten beobachtete ich ſtets die Pflanzenwelt des Landes und machte im erſten Monate eine reiche Sammlung von bisher noch unbeſchriebenen Gebirgspflanzen. Mit Eintritt des Winters verſchwanden aber die Blumen, und die Geologie des Landes war ſehr gleichförmig. Eine neue Ordre vom Gouverneur von Chihuahua hatte uns verboten, unſere Exkurſionen weiter als auf höchſtens zwei Leguas auszudehnen; meine Bücher und Inſtrumente hatte ich faſt alle zurückgelaſſen; mit unſerer Unterhaltung waren wir auf uns ſelbſt beſchränkt; von Chihuahua liefen nur ſelten Nachrichten ein, und, nach Allem, was wir hörten, war keine Hoffnung mehr für General Wool's Marſch nach Chihuahua vorhanden. So verlebten wir denn den Winter in einem unaufhörlichen Zuſtande von Er— wartung und Ungeduld, nur daun und wann von einer kleinen patriotiſchen Aufregung einiger Mexikaner unterbrochen, die uns als Ausländer haßten, aber nicht Muth genug beſaßen, uns anzugreifen. Statt indeſſen dieſe Kleinigkeiten, die für den Leſer ohne Intereſſe ſein müſſen, weiter auszuſpinnen, will ich hier lieber die wenigen ſtatiſtiſchen Notizen folgen laſſen, welche ich über Coſthulriachi zu ſammeln im Stande war. Die Stadt Coſihuiriachi, oder ihrem vollen Nauen nach, Santa Roſa de Coſihuiriachi (auch Coſiguiriachi und Cuſihuiriachie ge— ſchrieben) wurde am Anſang des vorigen Jahrhunderts, in Folge der zufälligen Entdeckung von Silberminen gegründet. Dieſe Minen müſſen ſehr ergiebig geweſen fein, weil die Bevölkerung der Stadt zur Zeit der ſpaniſchen Herrſchaft auf 10,700 Seelen geſchätzt wurde, während ſie gegenwärtig, die umliegenden Anſiedelungen eingerechnet, kaum 3000 beträgt. Die Bergkette, auf welcher die Stadt liegt, heißt Sierra de Metates und bildet einen Theil der Sierra Madre, welche den ganzen weſtlichen Theil des Staates Chihuahua einnimmt. Alle Minen liegen in der weſtlich von der 8” 83 84 1 Stadt ſich hinziehenden Gebirgskette. Unter ihnen waren die Minen von Santa Roſa, San Antonio, la Bufa u. ſ. w. die berühmteſten, und die von San Antonio iſt bis auf eine Tiefe von 300 Varas aus⸗ gebeutet worden. Alle Minen werden in Porphyrfels, der vor⸗ herrſchenden Formation in dieſem Theile des Landes, gefunden. Silber kommt als Schwefelſilber, in Verbindung mit Schwefeleiſen und Schwefelblei vor. Gegenwärtig wird ſehr wenig Bergbau ber trieben, mehr aus Mangel an Kapital, als weil die Minen erichöpft ſind. Einige der Gruben haben des Grubenwaſſers wegen aufge⸗ geben werden müſſen. Die wenigen begüterten Familien, welche hier leben, und den Bergbau in kleinem Maßſtabe betreiben, haben keine Neigung etwas auf Anſchaffung größerer Maſchinen zu wagen, und fremde Kapitaliſten und Bergbauer ſind in den letzten zwanzig Jahren mehr durch die weiter weſtlich liegenden Werke von Jeſus Maria angezogen worden. Das Erz der wenigen Gruben, welche noch im Betrieb find, enthalt durchſchnittlich drei bis vier Unzen Silber in der Carga (300 Pfund), die durch Feuer ausgeſchmolzen werden. So wie die Gruben in Verfall kamen, ſo ſank auch die Stadt immer mehr herab, und der größte Theil der Einwohner ſieht jetzt erbaͤrmlich arm aus. Außerdem leiden ſie an zwei Krank, heiten, welche ſehr verbreitet unter ihnen und nicht geeignet ſind, ein Aufblühen zu bewirken: Syphilis und Lepra. — In Coſihuiriachi ſelbſt wird nut wenig Gartenbau getrieben, aber in der Nachbar: ſchaft ſieht man einige Dörfer und Anſiedelungen mit Getreidefeldern und Obſtgaͤrten; und wire die Plage des Landes nicht, gabe es keine feindliche Indianer, die ganze Ebene könnte kultivirt und das Volk durch Viehzucht reicher werden, als durch Bergbau. Jedoch zur Zeit leben die Mexikaner noch in ſolcher Angſt vor dieſen wilden Wegelagerern, daß fie fie nicht einmal zu verfolgen wagen. Während unſeres Aufenthaltes in Coſthuiriachi ſtahl eine Bande Apaches⸗ Indianer eine Heerde Maulthiere aus einem benachbarten Dorfe und toͤdtete dabei ſechs Perſonen, aber Niemand dachte daran, die Räuber zu verfolgen, bis man ſah, daß wir uns dazu anſchickten; alsdann ſchloſſen ſich uns einige ſchlecht bewaffnete Mexikaner an, und wir folgten den ganzen Tag lang der Spur der Indianer, welche einen Vorſprung von ſechs Stunden vor uns batten, dis wir uns überzeugten, daß fie bereits die verſteckteſten Zufluchtsörter im Gebirge erreicht hatten, wohin ihnen bei Nacht zu folgen mehr N 85 als Tollkühnheit geweſen wäre. Eine einzige amerikaniſche Grenzer— kompagnie würde, wenn ſie gleich den Indianern Streifzüge machen würde, binnen ſehr kurzer Zeit dieſe Feinde des civiliſirten Lebens zum Lande hinaustreiben, die Mexikaner aber mit ihrer fataliſtiſchen Reſignation dulden lieber, als daß ſie die Waffen ergreifen und bis auf's Aeußerſte kämpfen. Die Erhebung Coſihuiriachi's über der Meeresfläche beträgt nach meiner Berechnung 6,275 Fuß, und die des Bufa, des höchſten Berges in der ganzen Gebirgskette, 7,918 Fuß, ſo daß dieſer um 1,643 Fuß höher als die Stadt liegt. Das Klima iſt, ungeachtet der hohen Lage, mehr gemäßigt als kalt; während des Winters hatten wir bisweilen Eis, aber keinen Schnee. Im Anfange des Jahres 1847 begannen unſere Ausſichten ſich zu beſſern. Die Schlacht bei Brazito war geſchlagen worden, und die Erlöſung, der wir von Süden her entgegengeharrt hatten, ſchien uns nun von Norden zu nahen. Dennoch wurden wir noch zwei Monate lang in der geſpannteſten Erwartung erhalten, die um fo aufregender wurde, je näher der Augenblick heranrückte, in dem ſich eine entſcheidende Schlacht erwarten ließ. Ueber die amerikaniſchen Truppen fehlten uns zuverläſſige Nachrichten, dagegen waren wir Zeuge der äußerſten Vertheidigungsmaßregeln der Mexikaner, die ſich eine ziemlich große Anzahl Kanonen und kleines Geſchütz ſammt Munition verſchafft, neue Abgaben in Geſtalt eines Zwangsanlehens erhoben, etwa 4000 Mann zum Militär gepreßt hatten, und durch die Preſſe und von den Kanzeln herab das Volk gegen die „perfiden Yankees“ aufhetzten. Heldenthaten und Tod für's Vaterland waren Phraſen, die man täglich hören konnte. Wozu aber konnte all dieſes theatraliſche Treiben gegen den alten, entſchloſſenen Muth der Miſſouri⸗Freiwilligen nützen, die nicht prahlten, ſondern handelten? Je näher die Zeit der erwarteten Schlacht herankam, deſto geſpannter wurde unſere Erwartung; zu uns aber drangen nur unbeſtimmte Gerüchte in's entlegene, einſame Gebirge, bis, zwei Tage nach der Schlacht, einige Flüchtlinge der mexikauiſchen Armee als erſtes Zeichen einer verlorenen Schlacht heimkehrten, und uns ein Bote von unſeren Freunden in Chihuahua die beſtimmte Nachricht von dem berühmten Siege am Sacramento brachte. Unter ſolchen Umſtänden gab es keine Behörde mehr, die es gewagt hätte, uns in Coſihuiriachi feſtzuhalten. Ein Theil der mexikaniſchen Bevölkerung, 86 deffen Gewiſſen nicht ganz rein war, floh, aus Furcht vor Rache, in's Gebirge, während wir eiligſt Gepäck und Maulthiere für unſere Rückkehr nach Chihuahua bereit machten. Am nächſten Morgen den 3. März 1847 verließen wir unſer Exil, nachdem wir von dem greifen Praͤfekten und einigen beſſergeſinnten Mexikanern Abſchied genommen, und, nach mexikaniſcher Sitte, einige der ſchönen Sennoritas umarmt hatten, über die wir uns nie beklagen konnten. Wir ſchieden ſo froh, wie freie Manner unter ſolchen Umſtänden nur ſcheiden können, und trafen nach zwei Tagen in Chihuahua ein, welches gegen früher zu feinem Vortheile verändert ausſah. Die Hälfte der mexikaniſchen Bevölkerung war aus der Stadt geflohen, aus Furcht die amerikaniſchen Sieger konnten fo niedrig und über⸗ müthig handeln, wie ſie vorher gethan hatten; hierin ſahen ſie ſich jedoch getaͤuſcht, denn es flelen keinerlei Exzeſſe vor, und die Meris kaner wurden ſo liebreich behandelt, wie nur jemals ein — Feind vom Sieger behandelt wurde. Aber wie zerlumpt ſahen unſere Miſſouri-Burſche aus! Kein einziger unter ihnen trug eine vollſtaͤndige Uniform, und nicht Zwei im ganzen Regimente waren gleich gekleidet; Jeder war ſeinem eigenen Geſchmacke oder der Nothwendigkeit gefolgt, und hatte die Reſte früherer Bequemlichkeit ſo gut wie möglich arrangirt, um nur einigermaßen anſtaͤndig zu erſcheinen. Als nach der Schlacht die erſten amerikaniſchen Compagnieen in die Stadt einmarſchirten und auf der Plaza Halt machten, erſchraken einige der in Chihuahna anſäßigen Amerikaner fo ſehr über das wilde Ausſehen ihrer Lands leute, daß fie ſich in ihre Häuſer flüchteten und erſt ſich vergewiſſern wollten, zu welchem Stamm dieſe Leute gehoͤrten. Aber bei all dieſer Zerlumptheit ſagte der Ausdruck ihres Auges doch, daß ſie Brazito und Sacramento geſehen hatten und nicht durch eine zehn⸗ fache mexikaniſche Uebermacht zu erſchrecken ſeien. Unter den Truppen traf ich einige alte Freunde aus Miſſouri an, und wäbrend unſrees Verweilens in Chihuahua wurde ich mit vielen Officieren und Soldaten bekannt, deren Wiſſen und Tapferkeit jeder Armee Ehre gemacht haben würde, und deren achtungswerthes Betragen mir unvergeßlich bleiben wird. Jetzt wollen wir aber Oberit Donniphan und ſein Regiment in den behaglichen Qnartieren der Stadt laſſen, und, bevor wir nach den Vereinigten Staaten zurück⸗ kehren, einen Blick auf den Staat und die Stadt Chihnabua werfen. 87 | Ars Sftatiſtik des Staates Chihunhna. * Das Gebiet des Staates Chihuahua umfaßt 17,151½ Quadrat | Er oder 119,169 englifhe Quadrat-Meilen, und reicht von 260 53“ 36“ bis 3257“ 43“ nördlicher Vpeite, Seine Grenzen ſind gegen Norden Neu-Mexiko, gegen Oſten Coahuila und Texas, gegen Süden Durango, gegen Südoſten Sinalon und gegen Nord— weſten Sonorg. Die große mexikaniſche Gebirgskette, das verbindende Glied zwiſchen den Felſengebirgen des Nordens und den Andes des Südens dieſes Feſtlandes, wird hier Sierra Madre genannt und nimmt hauptſächlich den weſtlichen Theil des Staates ein, wo ſie zu einer beträchtlichen Höhe emporſteigt und dann plötzlich in tiefe Bergſchluchten abfallend, ſich in den reichen Ebenen von Sonora und Sinalon verliert. Die höchſte Spitze der Sierra Madre (bei N Cumbres de Jeſus Maria) iſt, nach mexikaniſchen Beobachtungen, 3004 Varas oder 8441 englifhe Fuß über dem Meeresſpiegel er: haben. Die Bergketten, welche gemeiniglich von Norden nach Süden laufen, werden gegen Often von ſchönen Thälern und Ebenen eingeſchnitten. Der öſtliche Theil des Staates iſt der am wenigſten bergige; er enthält ausgedehnte Ebenen und liegt dem größeren Umfange nach auf der breiten Hochebene, dem abgeflachten Kamm der Cordilleras, welche von Neu-Mexiko bis hinunter zur Stadt Mexiko laufen. Die Höhe dieſes Plateaus beträgt im Staate Chihuahua durchſchnittlich zwiſchen 4 und 5000 Fuß. Die Flüſſe des Staates kann man erſtens in ſolche eintheilen, welche ſich in den Meerbuſen von Mexiko, zweitens in den ſtillen Ocean und drittens in die Binnenſeen des Staates ergießen. Zur erſten Klaſſe gehört der Rio del Norte, der von Nordweſten nach Südoſten den Staat durchſtrömt; und dann ſeine beiden Tributärs, der Rio Conchos und der Pecos. Diejenigen Flüſſe, welche dem ſtillen Ocean zufließen, entſpringen alle in der Sierra Madre und ſind folgende: der San Miguel, Refugio, Moris, Papigochis und Gila. Von letztgenanntem, dem Gila, kann der Staat nur auf die Quellen Anſpruch machen, welche von der Sierra de Mogoyon aus— fließend, ſich nach einer Strecke von 27 Leguas mit dem Rio de San Francisco vereinigen. Die dritte Klaſſe von Flüſſen ergießt ſich in jene Binnenſeen ohne Abfluß, deren ich bereits erwähnte, als ich am Encinillas, oberhalb Chihuahua, vorüber kam; dieſe 88 ſind der Rio de Caſas Grandes, welcher ſich in den See Guzman, der San Buenaventure, welcher ſich in den See Santa Maria und der Carmen, der ſich in den Patosſee ergießt. Es ſcheint, daß dieſe Seen durch die phyſiſchen Eigenthümlichkeiten des Bodens gebildet wurden, durch die ausgedehnte, horizontale Ebene und die große Poroſität des Erdbodens. Einige dieſer Seen ſollen früher mit einander verbunden geweſen ſein. Gewöhnliche und Minerialquellen findet man viel im Staate; die letzteren ſind der Mehrzahl nach ſchwefelhaltig, werden aber nur ſelten für mediziniſche Zwecke benutzt. Das Klima iſt im Allgemeinen ein gemäßigtes. Die ſüdliche Lage des Staates wird durch ſeine ſehr hohe Lage über dem Meere ausgeglichen. In den gebirgigen Theilen der Sierre Madre zeigt ſich natürlich eine große Verſchiedenheit in den Jahreszeiten: heiße Sommer, Regenzeiten und ſtrenge Winter wechſeln oft mit einander ab. Auf den Ebenen des Hochlandes aber, zwiſchen 4 bis 5000 Fuß über dem Meere, iſt ein liebliches, beſtändiges Klima vorherrſchend; mäßige Temperatur im Sommer wie im Winter, mit klarem Him⸗ mel und trockener Atmofphäre, nur von der Regenzeit unterbrochen, welche in der Regel während der Monate Juli und Auguſt anhält. In der Stadt Chihuahua ſteigt das Thermometer, wie man mir gejagt hat, ſelten hoher als bis ungefaͤhrt 95 Fahr., und von der gelinden Kälte des Winters habe ich mich ſelbſt zu überzeugen Ges legenheit gehabt. Einige Winde ſind das ganze Jahr hindurch die vorherrſchenden. Das Barometer zeigt in der Stadt Chihuahua täglich ſehr regelmäßige Schwingungen, aber ſehr unbedeutende Va⸗ riationen. In den vielen Beobachtungen, welche ich dort in der Regenzeit, im Winter und im Frübjahre gemacht habe, beträgt der Unterſchied zwiſchen dem hoͤchſten und dem niedrigiten Stand des Queckſilbers (reduzirt zu 22° Fahr.) nur 0,580 Zoll. Die große Trockenheit der Atmoſphaͤre bewirkt eine jebr freie Entwickelung der Elektrecität. Wenn ich im Dunkeln Katzen und Hunde ſtreichelte, jo lockte ich bier eine größere Maſſe Eleftricität hervor, als ich ſonſt irgendwo gethan habe. Einige durchaus glaud⸗ würdige Perſonen erzaͤhlten mir, daß fie im Anfange ihres Aufent- baltes im Staate, Abends, als fie ihre wollenen Unterkleider wech ſelten, ſehr erſchreckt worden ſeien, als fie ſich in ein elektriſches 89 Feuer eingehüllt erblickten. Ich erinnere mich in einer Beſchreibung der Schlacht von Buena Viſta geleſeu zu haben, daß an einem 1 Abende an den Damen der Schildwachen elektriſche lammen bemerkt wurden. Würde man auf den Hochebenen von Mexiko mit einem guten Elektrometer Verſuche anſtellen, ſo würde 1 ohne Zweifel intereſſante Reſultate erzielen ). Was die rela— tive Trockenheit der Atmoſphäre betrifft, ſo werden meine Beobach— I tungen über den Thau darüber einigen Aufſchluß geben. — | Die landwirthſchaftlichen Produkte des kultivirten Theiles von Chihuahua ſind Mais, Weizen, Bohnen, Erbſen, rother Pfeffer, Aepfel, Phirſiche, Zwiebeln, und in den wenigen hohen Gegenden, Feigen, Granaten, Melonen, Trauben u. ſ. w.; im ſüdlichen Theile des Staates hat man auch mit Erfolg Verſuche mit dem Baum— wollenbau gemacht. Im Allgemeinen ſcheint das Land bisher mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau geeignet zu ſein, da ein großer Theil deſſelben entweder zu bergig, oder zu ſpärlich bewäſſert iſt, als daß es ſehr produktiv fein könnte; deſſenungeachtet hat der Staat in | vun Thälern und an den Flußufern anbaufähiges Land genug, um mehr zu ernten, als eine dichtere Bevölkerung als die jetzige konſu— miren kann. In der Sierra Madre iſt in den Bergen Ueberfluß an Fichtenbäumen, deren ſchönſte und ſchlankſte auf einer Höhe von etwa 8 bis 9000 Fuß über der Meeresfläche wachſen, während 5 bis 6000 Fuß höher Eichen und Cedern gefunden werden, und in den Ebenen Mezquite und anderes Geſträuch das nöthige Brenn— material liefen. In der Stadt Chihuahua brennt man Eichen— holz, welches auf , ee aus dem Gebirge hervorge⸗ t wird. True ) In Major Z. Pike's „Expedition nach den Quellen von Arkan⸗ ſas ꝛc.“ finde ich folgenden intereſſanten Commentar zu dieſem Gegenſtande: „Die Atmoſphäre war daher ſo elektriſch geworden, daß, als wir Nachts anhielten und unſere Wolldecken abnahmen, das elektriſche Fluidum ſie faſt ganz mit Funken bedeckte, und in Chihuahua richteten wir eine Flaſche durch Blattgold als Recipient her und ſammelten darin von einer Bären— haut elektriſches Fluidium genug zu einem bedeutenden Schlage für meh— tere Perſonen. Dieſes Phänomen trat in der Nähe von Chihuahua lebhafter hervor als an irgend einem anderen Orte, den wir be— ſuchten.“ 90 Der jährliche Ertrag des Ackerbaues im Staate zoo l Dollars Werth geſchätzt; er beſteht in >: 246,399 Fanegas Mais - ch 830 Gerſte ri 62,660 5 Weizen N 30,713 2 Bohnen 19 730 „ Erbſen er 569% = rotber Pfeffer 3 12,957 Arobas Baumwolle 23,652 Frascos Wein 28,900 . Whisky Wichtiger als der Ackerbau iſt die Viehzucht des Staates. Pferde, Mauleſel, Rindvieh und Schafe vermehren ſich ſehr raſch, und das Vermögen der Beſitzer der großen Haciendas beſteht mei⸗ ſteus in ihrem unzaͤhlbaren Viehſtande, der gar nicht in Ställe ge bracht wird, ſondern das ganze Jahr hindurch draußen umherſtreift. In früheren Jahren war der Viehſtand, wie man mir ſagte, ſo ſtark, daß große Beſitzer gar nicht die Größe ihrer Heerden kannten, und wenn fie Geld gebrauchten, jo ſandten fie große Heerden nach dem Süden, ſogar bis zur Hauptſtadt Mexiko, und löoͤſten oft aus einer einzigen ſolchen Expedition 100,000 Dollars. Seit den letzten 20 Jahren aber find die wilden Indianer feindſelig gewor⸗ den und haben jo ſtarke Räubereien begangen, daß der Viehſtand von Jahr zu Jahr abnimmt. Einer offiziellen, aber nicht vollſtän⸗ digen Angabe zufolge, betrug der Werth des Viebſtandes im Staate im Jahre 1833: 3,848,228 Dollars. h | Ein anderer hoͤchſt wichtiger Zweig der Induſtrie Chihuahua's iſt der Bergbau. Die vielen und reichen Silberminen des Staates find ſeit mehreren Jahrhunderten ſchon berühmt, und werden vor züglich im weſtlichen Theile des Staates, der ganzen Länge der Sierra Madre nach, und in einer mittleren Breite von dreißig Le⸗ guas gefunden. Die Silbererze kommen zum Theil ſchwefelhaltig, mit Eiſen oder Blei vor, bisweilen auch als reines Silber und ſalzſaures Silber, und werden entweder in Porphyrfelſen oder in Kalkſtein gefunden, der in größerer Tiefe in plutoniſche Felſen übergeht. Das Erz wird entweder durch Amalgamation oder in gewöhnlichen Hoböfen durch Feuer bearbeitet. Für letzteren Prozeß bedarf es in der Regel eines Zuſatzes von Bleiozyd, welches Das 91 durch zu einem werthvollen Handelsartikel geworden iſt. Außer den Silberminen findet man auch einige Kupfer-, einige Gold- Blei⸗, Eiſen- und Zinnminen. Die ausgezeichnetſten Bergwerke des Staates, älterer und neuerer Zeit, ſind folgende: Die Minen von Santa Eulalia, nahe bei Chihuahua, haben im letzten Jahrhundert enorme Maſſen von Silber geliefert, wie durch folgende Thatſache bewieſen werden mag. Die Cathedrale von Chihuahua, ein prachtvolles Gebäude, wurde im letzten Jahr— hundert von einem Fonds erbaut, welcher durch Abgabe eines Reals (eirca 18¾ Pr. Thlr.) von jeder Mark Silber (werth 8 Dollars 25 Cents, alſo 20 Fl. 37½ Kr. rhein.), die aus den Minen von Santa Eulalia gewonnen wurde, gebildet wurde. Die Gründung dieſes Fonds begann im Jahre 1717, und im Jahre 1789 ſchon war die Cathedrale mit einem Koſtenaufwande von 800,000 Dol- lars erbaut. Der in dieſen 72 Jahren aus den Bergwerken gewon— nene Silberwerth betrug demnach 52,800,000 Dollars. Der Ueber— fluß an Blei in Santa Eulalia erleichtert den Schmelzproceß des Silbererzes ſehr. Die Minen ſind gegenwärtig noch nicht erſchöpft, weil aber Waſſer eingedrungen iſt, weil es an Capital fehlt, und weil neue Gruben mehr Reiz haben, ſo werden ſie nur noch wenig ausgebeutet. Die Minen von Perral (Hidalgo) And die älteſten des Staa— tes und waren ebenfalls außerordentlich ergiebig; unregelmäßiges Bebauen hat die meiſten von ihnen aber, wenn auch nicht een jo doch unzugänglich und werthlos gemacht. Die ihrer Silber- und Goldeerze wegen ehemals ſehr berühm; ten, im Jahre 1547 entdeckten Werke von Santa Barbare Rab jetzt gänzlich verlaſſen. Auch die Gruben von Batopilas lieferten früher große Quan— titäten gediegenen Silbers. Südlich von Batopilas liegt das reiche Bergwerk Moretos, entdeckt im Jahre 1826, in welchem eine Stufe ae aa von 230 Mark gefunden wurde. Die Mine von Sierra Rica, weſtlich von dem alten Fort de San Carlos, wurde im Jahre 1829 in Betrieb geſetzt. Die Aus— ſichten für die Compagnie waren Anfangs ſehr günſtig. Die ober— ſten Erzlager lieferten aus einer Carpa 1 bis 100, bisweilen auch 150, und einmal ſogar 327 Mark Silber, aber auf einer Tiefe 92 von 80 Varas ließ die Ergiebigkeit nach, und die zu gleicher Zeit beginnenden Feindſeligkeiten der Indianer bewirkten, daß das Werk verlaſſen wurde. Solche außerordentliche Reichhaltigkeit der Erze kommt — lich nur ſelten vor, und das durch Vergleichung mexikaniſcher Berg⸗ werke mit europäiſchen gewonnene Reſultat, daß die Minen Mexi⸗ ko's in Bezug auf den relativen Silbergehalt ärmer, aber an Erz⸗ maſſe und Ausdehnung der Adern viel reicher ſind, ſcheint auch für die Minen Chihuahua's gelten zu können; denn eine) Silbermine, welche 3 bis 4 Unzen Silber von der Carpa Erz liefert, wird des Bebauens werth gehalten, und manche, welche noch weniger Prozente liefern, werden Nutzen bringend gemacht. In neueſter Zeit iſt in den Minen von Gnazapares und Je⸗ ſus Maria das meiſte Kapital des Staates angelegt worden. Die letztgenannte, ſüdweſtlich von der Stadt Chihuahua und auf der Höhe der Sierra Madre liegend, wurde 1821 entdeckt, und ſeit der Zeit ſind dort ſo viele gute Silber- und Golderzadern in Angriff genommen worden, daß dieſer Diſtrikt auf lange Zeit hin, der er⸗ giebigſte im ganzen Staate zu werden verſpricht. Von den Kupferbergwerken Chihuahua's iſt das von Santa Rita de Cobre das berühmteſte. Es liegt im weſtlichen Winkel der Sierra de Mogovon, nahe dem Hauptſtrome des Gila. Dieſe Mine, welche den Apaches ſchon ſeit langer Zeit bekannt war, ging von einem Beſitzer auf den andern über, bis ſie im Jahre 1828 von einem Franzoſen, Namens Courſier, der in Chihuahua lebt, mit ſol⸗ chem Erfolge ausgebeutet wurde, daß er, wie man ſagt, in ſieben Jahren eine halbe Million Dollars dabei erübrigte. Das Erz ſieht ſehr reich aus; es beſteht aus auffallend reinem Kupferoxpd, dis⸗ weilen mit gediegenem Kupfer vermiſcht, mitunter auch Gold ent⸗ haltend. — Hr. Courſier monopoliſirte ſehr bald den ganzen Kupfer⸗ handel in Chihuahua, und da der Staat um dieſe Zeit eine Menge Kupfermünzen prägte, jo machte er ein vortheilhaftes Geſchaͤft, zuletzt aber mußte die unerſchöpflich ſcheinende Mine verlaſſen werden, weil die feindlichen Indianer die Bergleute überfielen, mehrere von ihnen tödteten und auch die Transporte beunrubigten. Der Staat Chihuahua hat auf dieſe Kupferminen Anſpruch gemacht, ſorgfältige Meſſungen dürften fie aber als zu Neu-Mexiko geboͤrend erweiſen. Die Entſcheidung dieſer Frage iſt von um ſo größerer Wichtigkeit, 93 als dieſe ganze Bergkette Kupfer- und Golderzlager enthält. Das Gerücht ſpricht davon, daß hier auch Zinnober gefunden worden ſei, doch iſt hierüber nichts Gewiſſes bekannt. Bis jetzt hat man erſt an zwei Stellen Steinkohlen gefunden: in der Nähe der Bergwerke von Carmen und der von Sierra Rica, doch wird man wahrſcheinlich auch an anderen Orten welche finden. Nach dieſem flüchtigen Blicke auf die Bergwerke des Staates wird man natürlich nach der Größe der jährlichen Produktion fragen. Alles, was ich darüber berichten kann, iſt Folgendes: In den vier— undzwanzig Jahren von 1738 bis 1761 wurden im Staate Chihuahua 3,428,278 Mark Silber, im Werthe von 28,283,293 Dollars, und in den fiebenzehn Jahren von 1777 bis 1793: 1,394,161 Mark, oder 12,501,828 Dollars gewonnen. Die ſpäteren Jahre lieferten folgenden Ertrag: im Jahre 1824. . . 69,816 Mark, oder 57 5982 Dollars, 826 138,05 1,138,623 - er 12,402 „1,067,566 wi BR AT 21 1,477,976 ⸗ er ERBE eee 1,062,163 . e e s 1,146,057 : 83 11,84 „969,243 s „1838. 116,802 963,616 - 18834 109/419 902,707 z Jüngere Data künfte ich nicht erhalten, doch hörte ich von wohl— unterrichteten Perſonen, daß die Produktion des Silbers in den letzten zwölf Jahren bedeutend zugenommen habe. Der Zuſammen— ſteller vorſtehender Tabelle ſchätzt den Betrag der jährlichen Silber— und Goldausbeute im Staate Chihuahua auf durchſchnittlich 125,000 Mark, oder 1,031,251 Dollars; er glaubt aber, daß davon nur 100,000 Mark in die Münze kommen und die übrigen 25,000 Mark zum Lande hinaus geſchmuggelt werden. In Chihuahua iſt eine ſehr gute Münze (Casa de moneda), welche Gold, Silber und Kupfer prägt und deren Beſitzer gegen— wärtig Hr. J. Potts und fein Bruder find, welche einen Contract mit der Regierung abgeſchloſſen haben. Da alle in Chihuahua ge— fundenen Silbererze goldhaltig find, fo wird das Gold vor dem Prägen mittelſt Schwefelſäure in Platinagefäßen ausgeſchieden. Für das Prägen einer Mark Silber, von der das Gold noch nicht aus— 94 geſchieden ift, werden 2 Realen (37 kr. rh.), für die Ausſcheidung und das Prägen des Goldes 5 Realen bezahlt, jedoch muß das Silber, aus welchem das Gold ausgeſchieden werden ſoll, 9 16 Gran Gold enthalten. 5 Vom Handel des Staates kann nur wenig geſagt werden. Ein Staat, der ſo iſolirt, wie dieſer, im Innern eines großen Landes liegt, der dünn bevölkert iſt, keine ſchiffbaren Flüſſe hat, und die meiſten feiner Einfuhrartikel durch den Santa-Fe-Handel aus den Vereinigten Staaten oder aus dem Innern Mexiko's erhält, oder gelegentlich einmal durch direkte Einfuhr nach den Häfen des ſtillen Oceans, kann keinen Anſpruch auf kommerzielle Vorzüge machen. Wenn aber nach Jahren vermittelſt einer guten, direkten Straße nach dem Rio Grande ein kürzerer Verbindungsweg mit der Küſte eröffnet; wenn die tragen Mexikaner durch ihre vorwärtsſtrebenden Nachbaren aus dem Schlafe aufgerüttelt und zu größerer indu⸗ ſtrieller Energie angeſpornt; wenn die Indianer, dieſe Geißel des Landes, durch einige texaniſche Grenzer-Compagnien vertrieben oder ausgerottet; wenn drückende Geſetze und Monopole freier, indu⸗ ſtrieller Conkurrenz gewichen ſein werden: dann wird der Staat ſehr bald produktiv und reich genug fein, um jäbrlich Millionen im Verkehr mit der Küſte und dem Inlande in Umlauf zu ſetzen. Mit Ausſchluß der Indianer betrug die Zahl der Bevölkerung im Jahre 1827 120,157; 1833 139,081; 1842 147,600 und gegen⸗ wärtig wird fie auf 150 bis 160,000 Seelen geſchaͤtzt, wonach durchſchnittlich etwa 1,3 auf die engl. Quadratmeile kommen. Die Mehrzahl der Bevölkerung iſt indianiſcher Abkunft, obgleich einige auch ihr caſtilianiſches Blut rein erhalten haben. Die Anſiedelungen begannen mit der Entdeckung von Minen und ſchritten zugleich mit dieſen weiter vor. Die älteſte Stadt im Staate it Santa Barbora (in der Nähe von Parral), deren Bergwerke 1556 entdeckt wurden. Im Jahre 1600 etwa zählte die Stadt 7000 Einwohner, die mei⸗ ſtens beim Goldbergbaue beichäftigt waren, der damals von 12 bis 14 Unzen von der Carga lieferte. Später entſtanden Parral, Santa Eulalia, Cirnequilla, Coſthuiriachi u. ſ. w. Die zablloſen Indianer, welche früher im Beige des Landes waren, haben ſehr abgenommen; ; einige find Chriſten geworden und führen in ihren 95 Dörfern (pueblos) ein armes, elendes Leben; andere leben noch im wilden Zuſtande und ſtreifen unſtät umher, ihr Leben von der Jagd und vom Raube friſtend. Dieſe feindlichen Indianer ſind meiſtens Apaches, ein allgemeiner Name für die Tontos, Chirocahues, Saraones, Llaneros, Navajoes, Gilenos, Mimbrenos, Mezcalenos und Lipanes. Nur die letztgenannten vier Stämme leben in Chi⸗ huahua, und zwar in beſtändigem Kampfe mit den Einwohnern. Sämmtliche Krieger dieſer vier Stämme werden auf nicht mehr als 1400 Mann geſchätzt, aber dieſe geringe Anzahl hat die ganze Induſtrie des Staates geſtört und ſeine Fortbildung ſo gänzlich ge— hemmt, daß, wenn nicht energiſche Maßregeln ergriffen werden, die Mexikaner zu Vaſallen dieſer Indianer herabfinfen müſſen. Im Nordweſten des Staates findet man einige alte Ruinen, wahrſcheinlich von einem. eiviliſirteren, aber untergegangenen In— dianerſtamme herrührend. Man nennt dieſe Ruinen Caſas Grandes, und fie liegen nahe bei dem Dorfe und dem Bache gleiches Namens, zwiſchen Janos und Galeana. Hier ſieht man noch Ruinen großer, viereckiger Häuſer, drei Stockwerke hoch von Luftziegeln und Holz erbaut, mit einer hölzernen Galerie und mit einer außen angebrachten Treppe. Dieſe Häuſer haben in den oberen Stockwerken ſehr kleine Zimmer und enge Thüren, und keinen Zugang zum Erdgeſchoſſe. Ein Kanal leitet das Waſſer einer Quelle nach dem Orte hin. Zwei Leguas ſüdweſtlich von ihm entfernt ſteht, auf einer die Ge— gend beherrſchenden Anhöhe, eine Art Wachtthurm. Längs der „Bäche Caſas Grandes und Janos zieht ſich eine lange Reihe in— dianiſcher Verſchanzungen hin, in deren einigen irdene, weiß, blau und violett bemalte Gefäße gefunden wurden; auch fand man Waffen von Stein, aber keine eiſerne. Dieſelbe künſtliche Bauart wie hier findet man noch bei den Moqui-Indianern, nordweſtlich vom Staate Chihuahua. Einer alten Sage nach machten die Aztecs, als fie vom Norden nach Süd-Mexiko wanderten, drei Hauptſtationen: die eine am See de Teguyo (dem großen Salzſee?), die zweite am Gila und die dritte am Caſas Grandes. Die Ruinen von Caſas Grandes liegen nur ungefähr vier Tagereifen von Coſihuiriachi entfernt und ich hatte große Luſt, ſie zu unterſuchen, da aber die Regierung von Chihuahua, hierin dem Dr. Francia in Paraguay folgend, eine wiſſenſchaftliche Unterſuchung des Landes für die Republik gefährdend 96 erachtete, ſo den Berichten Werfen wir r schließlich noch einen Blick auf die Hauptſtadt. Chihuahua, die größte und ſchoͤnſte Stadt des Staates, welche un⸗ gefähr um's Jahr 1691 angelegt wurde. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ſoll die Zahl der Einwohner viel größer als jetzt ge weſen fein, wo man fie auf 12 bis 15,000 ſchätzt. Chibuahna hat eine ausgezeichnet ſchoͤne Lage in einem Thale, welches gegen Norden geöffnet und an den übrigen Seiten von den vorſpringenden Bergen der Sierra Madre umgeben iſt. Die Stadt iſt regelmäßig gebaut, hat breite, reinliche Straßen, in einigen von dieſen ganz hübſche und bequem eingerichtete Häufer, reichlichen Waſſervorrath aus dem Chihuahuabache und mittelſt eines Aquaducts Trinkwaſſer, ſchöne Gärten um die Stadt herum und eine herrliche, von Silber⸗ pappeln beſchattete Promenade (Alameda). Wie in faſt allen Städten Mexiko's iſt auch hier die Plaza, oder der Markt⸗ platz, der ſchoͤnſte Theil der Stadt. Er iſt ſehr geräumig, hat in der Mitte einen Springbrunnen und an den Seiten Trot⸗ toirs, welche mit Saͤulen und Ruhebänken von einem in der Nähe gefundenen Porphyr geſchmückt ſind. Drei Seiten des Marktplatzes werden von öffentlichen Gebäuden und Kaufläden eingeſchloſſen, auf der vierten ſteht die Kathedrale, ein ſehr imponirendes Gebäude, deſſen ich ſchon bei Gelegenheit der Santa-Eulalia-Bergwerke ers wähnt habe. Obgleich der Styl des Gebäudes nicht durchweg rein gothiſch gehalten iſt, jo zeigt doch die Conſtruction eine große Kunſt⸗ fertigkeit und Eleganz. Die beiden gleichen und parallel ſtehe Thürme find, vom Platze aus gemeſſen, 52% Varas hoch ebenfalls koſtbares, aus den ſpaniſchen Zeiten herſtammend tektoniſches Werk iſt der aus Felsblöcken in Bögen erbaute duet, der 6533 Varas lang iſt und den füdlichen Theil der © mit Waſſer verſorgt, während an ihrer Nordſeite der Chibuab fließt, welcher ſich unterhalb derſelben mit dem Rio de Dios ver⸗ einigt und in den Conchos füllt. Auch die Kirche von San Felipe iſt ein bemerkenswerthes Gebäude der Hauptſtadt. Ihr Bau wurde ich auf das Vergnügen verzichten und mich mit nügen, die man mir zukommen ließ.“) — — *) In Clavigero's »Historia antiqua de Mejico« findet man eine ganz ähnliche Geſchichte dieſer Ruinen. 97 eibung aber unvoll⸗ endet gelaſſen. In dieſem Gebäude wurden d der patriotiſche e Hidalgo und ſeine Gefährten bis zu ihrer Hinrichtung N d halten, eben ſo auch die unglücklichen texaniſchen Officiere, welche auf der Santa⸗ Fe⸗Expedition den Weg nach Süden einſchlugen. In jüngſter Zeit wurde die Kirche in eine Eiſengießerei umgewandelt, in welcher die von Oberſt Donniphan's Regiment in der Schlacht am Sacramento genommenen Kanonen gegoſſen wurden, die ſpäter ihren Weg nach der Hauptſtadt des fernen Miſſouri nahmen. Im Innern des Ge— bäudes hatten die Amerikaner, ſo lange ſie Chihuahua beſetzt hielten, ihr Hospital errichtet. Neben der alten Kirche, auf einem öffent— lichen Platze, ſteht ein einfaches Monument, welches zu Ehren von Hidalgo, Allende und Jimenez, der hier von den Spaniern erſchoſſe— nen Revolutionshelden, errichtet iſt. Chihuahua liegt, meinen häufig angeſtellten Meſſungen zufolge, 4640 Fuß hoch über der Meeresfläche erhaben; ſeine geographiſche Breite iſt 28 38“ N., feine Länge, nach Mondbeobachtungen des Dr. Gregg, 106 30“ weſtlich von Greenwich. Das Klima iſt ent⸗ zückend ſchön. Von Krankheiten habe ich hier im Sommer die Ruhr. und Entzündungsfieber, und im Winter rheumatiſche Leiden ge— funden. Wechſelfieber und Scorbut, welche hier unter den ameri— kaniſchen Truppen herrſchten, ſind in Mexiko nicht gewöhnlich. Ein Theil der Bevölkerung iſt ſehr vermögend, die Mehrzahl aber ſehr arm. Die niedrigen Klaſſen ſind zerlumpt und ſchmutzig, und was ihre Spitzbübereien anbetrifft, ſo können ſie in London und Paris Gaſtrollen geben. Das Betragen des Volkes iſt im Allgemeinen, ausgenommen wenn ſie in patriotiſchen Paroxismus 8 gerathen, ſehr artig; die Damen ſind, ihrer Schönheit und natür⸗ lichen Grazie wegen, berühmt, und Fandangos und Montebanken, I Er 3 und Stiergefechte blühen hier, wie überall in Mexiko. „ 47 1 von den Jeſuiten begonnen, nach deren Verkreibun U — — UU —ů a Kehren wir nun zu den amerikaniſchen Truppen in Chihuahua zurück. Als Oberſt Donniphan's Regiment von Santa-Fe auf hier abmarſchirte, geſchah dies in Folge aus dem Hauptquartier ein— gegangenen Befehles, ſich nach Süden zu wenden und beim Gene⸗ ral Wool zu melden, der zu jener Zeit anf Chihuahua zu mars 7 98 ſchirte. General Wool erhielt ſpäter eine andere Beſtimmung, wo⸗ von die Truppen in Santa-Fe aber keine Nachricht, auch keine an⸗ dere Ordre erhielten, daher alſo als verlorenes Regiment gen Süden marſchirten, um General Wool in Chihuahua, oder ſonſt irgendwo, anzutreffen. In el Paſo erfuhren ſie zuerſt, daß der General noch nicht in Chihuahua eingetroffen ſei, und daß die Re— gierung dieſes Staates erſchreckliche Vertheidigungs-Anſtalten ge— macht habe. Zu gleicher Zeit erhielten ſie Nachricht von der in Neu⸗Mexiko ausgebrochenen Revolution, die ihnen abſichtlich mit Uebertreibungen hinterbracht wurde. In dieſer ſchwierigen Lage, mitten in einem feindlichen Lande, von feindlichen Truppen um⸗ geben und abgeſchnitten von aller Verbindung und Unterſtützung vom eigenen Lande, faßten ſie den einzigen Entſchluß, der in ſolcher Noth helfen konnte, und ſchritten vorwärts, um zu ſiegen oder zu ſterben. Natdem fie Chihuahua genommen und General Wool dort nicht gefunden hatten, wurde ein Bote von hier aus in ſein Lager bei Saltillo geſendet, um fernere Befehle einzuholen. Herr John Collins von Boonville, im Staate Miſſouri, ein Kaufmann, der die Schlacht am Sacramento als Freiwilliger mitgemacht hatte, und zwölf Mann erklärten ſich zu der gefahrvollen Tour bereit. In⸗ zwiſchen wurde das Regiment in Chihuahua einquartiert, wo es ſich ſehr wohl ſein ließ. Gegen Ende Maͤrz trafen die erſten Nach— richten von der Schlacht bei Bueng-Viſta ein. Obgleich Santa Ana in einem officiellen Bericht, der nach Chihuahua gelangte, fi den Sieg zuſchrieb, ſo waren die Amerikaner doch ſchon zu geſchickt in der Ueberſetzungskunſt mexikaniſcher Schlachtberichte, als daß fie nicht un- ſerm Siege zu Ehren Freudenſchüſſe auf der Plaza abgefeuert hätten. Am Ende begann das unthätige Leben in Chihuahua die mei⸗ ſten Soldaten zu langweilen, und fo wurde denn Kriegsrath ge— halten und eine Expedition nach dem ſüdlichen Theile des Staates beſchloſſen. Einige Unterhandlungen mit den nach dieſer Richtung hin entflohenen alten mexikaniſchen Behörden Chihnahua's führten zu keinem Ziele; ſie bewahrten vielmehr noch im Süden, in Perral, einen Schein der mexikauiſchen Regierung. Ein dortbin gerichteter Marſch der amerikaniſchen Truppen würde die ganze Regierung mit einem Schlage vernichtet haben, und das Regiment batte, dem eigentlichen Kriegsſchauplatze naher, den Umſtaͤnden gemäß, ſich ent⸗ 98 weder nach dem Staate Durango werfen oder hach Saltillo mar— ſchiren können. Am 5. April 1847 verließen zu dieſem Ende 600 Mann mit 14 Kanonen Chihuahua, während 300 Mann mit einigem groben Geſchütz zur Sicherheit dort zurückblieben. Da um jene Zeit Mangel an Aerzten beim Regimente fühlbar war, ſo bot man mir eine ſolche Stelle an, die ich auch geceptirte, und mit den nach dem Süden beſtimmten Truppen abmarſchirte. - Ueber Maguba und Bachimba erreichten wir in drei Tagen das 50 Meilen ſüdöſtlich von Chihuahua liegende San Pablo. Hier begegneten wir einem amerikaniſchen Boten, der uns meldete, daß eine große mexikaniſche Heeresmacht vom Süden herauf mar— ſchire, um Chihuahua wieder zu erobern; daß die merikaniſche Re— gierung ſich auf die erſte Nachricht von unſerem Marſche gegen Süden geflüchtet habe; daß General Taylor von Saltillo aufge— brochen ſei u. ſ. w. Auf dieſe Nachrichten hin entſchloß ſich Oberſt Donniphan, nach Chihuahua zurückzu kehren und dieſen Platz unter allen Umſtänden zu vertheidigen. Die Truppen machten nach eini— gem Zögern Kehrt; die ritterlichen Söhne Miſſouri's bauten ſo feſt auf ihre Tapferkeit und ihr gutes Glück, daß ihnen jede rückgängige Bewegung, wenn auch von der Klugheit geboten, zuwider war. Zum großen Erſtaunen von Freund und Feind marſchirten wir ſchon nach zwei Tagen wieder in Chihuahua ein. Viele mexikaniſche Familien, welche bis jetzt ausgeharrt hatten, verließen nun aus Furcht vor einer Schlacht die Stadt. Zwei Wochen lang warteten wir vergebens auf die von Süden kommende große Heeresmacht, bis wir uns zuletzt überzeugten, daß das Ganze eine Myſtification war, die vielleicht von einigen Perſonen in Chihuahua ausging, in deren Intereſſe es lag, uns ſo lange wie möglich in der Stadt zu behalten. Als die Ausſichten auf eine Schlacht verſchwanden, äußerte das Regiment, deſſen Dienſtzeit zu Ende ging und das in dieſem Feldzuge reichlich Ruhm geerntet, aber weder Sold, noch Montur erhalten hatte, von Tag zu Tag lebhafter den Wunſch, nach den Vereinigten Staateu zurückzukehren, und ſo wurde denn endlich ein Tag feſtgeſetzt, an welchem das ganze Regiment den Rückmarſch antreten ſollte, falls bis dahin der an den General Wool entſendete Bote nicht zurückgekehrt ſein ſollte. Unſere Route für dieſen Fall wurde über Preſidio del Norte und den Redfluß nach Fort Towſon rk 100 feſtgeſetzt; inzwiſchen aber kehrte Lerr Collins von feiner Miſſion zurück. Er hatte in ungefähr 30 Tagen mit einer Handvoll Men⸗ ſchen etwa 1000 Meilen durch ein feindliches Land zurückgelegt, ohne andere Päſſe, als die Büchfen. Bei feiner Abreiſe hatte er zwölf Mann, bei ſeiner Rückkehr war die Zahl auf vierzig angewachſen. Der tapfere Collins wurde mit lautem Jubel in Chihuahua begrüßt. Er brachte uns die beſtimmte Ordre von General Wool, ſogleich und auf dem geradeſten Wege nach Saltillo aufzubrechen, und in zwei Tagen waren wir marſchfertig. Bevor wir abmarſchirten, ließ Oberſt Donniphan die mexikaniſchen Behörden der Stadt rufen, und nahm ihnen das Verſprechen ab, die amerikaniſchen Einwohner der⸗ ſelben ordentlich zu behandeln, zugleich drohte er, im gegentheiligen Falle mit amerikaniſchen Truppen zurückzukehren und ſtrenges Ge⸗ richt zu halten. Viele amerikaniſche und andere ausländiſche Ein⸗ wohner hatten jedoch ſo wenig Vertrauen auf mexikaniſche Ver⸗ ſprechungen, daß ſie es vorzogen, die Truppen zu begleiten. Am 25. April verließ unſere Vorhut mit der Artillerie Chi⸗ huahua, legte 14 Meilen zurück und lagerte in Courſier's Hacienda, unweit Mapula. Dieſer Platz liegt zur Rechten der gewöhnlichen Straße, ungefähr fünf Meilen feitwärts, muß aber berührt werden, um Waſſer zu bekommen, wenn man nicht beabſichtigt, in einer Tour bis Bachimba zu marſchiren, dem nächſten, aber 32 Meilen von Chihuahua entfernten Wafferplage auf der Straße. Ich wurde noch den ganzen Tag in Chihuahua aufgehalten, und brach erſt am 26. April Morgens auf, um in Bachimba mit den Truppen zuſammenzutreffen. Als ich, nach einem Wege von vier Meilen bei'm Uebergange über eine Gebirgskette, welche ſich um Chihuahua ſchlingt, noch einen Blick auf die liebliche Stadt zurückwarf, in der ich waͤh⸗ rend der letzten acht Monate ein ganzes Drama durchlebt hatte, mußte ich unwillkürlich abermals ihre romantſche Lage bewundern, und der günſtige Eindruck, den ihr erſter Anblick auf mich gemacht hatte, kehrte wieder. Doch ich hatte keine Zeit, mich Betrachtungen hinzugeben; ich nahm daher von dem ſchönen Thale und von dem ferneren Sacramento-Berge Abſchied, der, wie ein coloffaler Grabſtein, vom Schlachtfelde aufſtieg, wanderte über die Hügel und befand mich bald in einem andern Thale, welches in ſüdweſtlicher Richtung von der Straße durchſchnitten wird. Dieſes Thal war ungefähr zehn Meilen breit, hatte im Weſten und Oſten eine Gebirgskette, | 101 und nur wenige Anfiedelungen zur Rechten (Mapula und Cour⸗ ſier's Hacienda). Das Gras war ſehr trocken und das Bett mehrerer Bäche, über die mich mein Weg führte, enthielt nicht einen einzigen Tropfen Waſſer. Ungefähr zwanzig Meilen von Chihuahua entfernt, ſchloſſen die von Oſten und Weſten vortretenden Berge das Thal ein und wandelten es plötzlich in einen engen Paß (canon), der, bei fünf bis ſechs Meilen Länge, eine Breite von einer halben bis zu einer ganzen Meile hat. Der Paß wird an einigen Stellen durch ſchroffe Felſen ſo eingezwängt, daß er mit einigen Verſchan— zungen uneinnehmbar gemacht werden könnte; wie man mir aber geſagt hat, kann der Canon umgangen werden, wenn man eine, weſtlich davon nach Chihuahua führende Bergſtraße einſchlägt. Faſt in der Mitte des Paſſes liegt ein Rancho mit einer Quelle, die aber nur wenig Waſſer liefert; weiter abwärts kamen wir an einem verlaſſenen, von Indianern zerſtörten Rancho vorüber. Meh— rere bei dieſem Ueberfalle getödtete Mexikaner waren ſo nachläſſig begraben worden, daß ihre Gliedmaßen unter den ſie bedeckenden Felsſtücken hervorſahen. Am Ausgange des Canon öffnete ſich aber— mals ein breites Thal, durch welches wir nun marſchiren müſſen. Bachimba liegt ungefähr fünf Meilen weit vom Canon entfernt, in der Ebene; es iſt eine Hacienda mit etwa einem Dutzend Häuſern und einem ſchönen laufenden Fluſſe. Wir ſchlugen hier unſer Nacht— lager auf. Den 27. April. Heute legten wir durch daſſelbe breite, von Nordweſt nach Südoſt laufende Thal zwanzig Meilen bis nach Santa Cruz zurück. Das Gebirge zur Linken von unſerer Straße, gegen Oſten hin, liegt ungefähr 25 Meilen weit entfernt; der Conchofluß ſchlängelt ſich an dieſer Kette entlang. Die Berge zu unſerer Rechten, oder Weſten, liegen in einer Entfernung von bis 10 Meilen von der Straße. Die ganze ausgedehnte Ebene iſt mit Mezquite und anderem Geſträuch bedeckt, welches ſogenannte Chaparrals bildet. In dieſem Chaparral traf ich auch verſchiedene Species blühender Cacti. Ein kleiner, wunderlicher Baum (Koe berlinia), den ich fand, ſchien faſt ganz aus langen, grünen Dornen zu beſtehen; einige Yucca's hoben ihre Kronen von ſchneeweißen Blumen über die Sträucher empor, fo auch die purpurblüthige Fou- quiera splendens. Dem letztgenannten Strauche war ich bereits in der Jornada del Muerto begegnet, oberhalb el Paſo, aber damals | TURN 102 er | blühte er nicht. Da dieſer Strauch einer der gewöhnlichiten und ſchädlichſten in den uns auf unſerm Marſche nach Monterey um⸗ gebenden Chaparrals iſt, ſo will ich ihn hier näher beſchreiben. Er wächſt in langen, zweigloſen Stengeln, die mit wenigen, ſehr kleinen Blättern beſetzt find und auf der Spitze einen Büſchel purpurfar⸗ biger Blumen tragen; wird in der Regel 10 bis 20 Fuß hoch, er reicht aber auch bisweilen eine Höhe von 30 Fuß. Ihr eigenthüm⸗ liches Ausſehen, ihre Höhe und die rothen Blumen laſſen fie beſon⸗ ders ſtark aus den Chaparrals hervortreten. Die Mexikaner be⸗ nutzen dieſes Geſträuch bisweilen zu Einzäunungen. Der Boden war ſehr ſandig, das Gras dürr und dünn, 2 die Straße feſt und eben. Ungefähr 10 Meilen von Bachimba ent⸗ fernt, ſpaltet ſich die Straße; der linke Arm führt ſüdsſtlich nach San Pablo; der rechte ſüdſüdoſtlich nach Santa Cruz. Vor San⸗ tillo treffen beide Arme wieder zuſammen. Die San Pablo-Straße iſt um einige Meilen kürzer; da wir aber hörten, daß eine ſchlam⸗ mige Ebene in der Nähe von San Pablo, die ganz mit Teques⸗ quite bedeckt iſt, durch den Regen unpaſſirbar geworden ſei, ſo ſchlugen wir die Santa Cruz-Straße ein, erreichten dieſe Stadt bei guter Tageszeit und lagerten uns eine Meile ſüdlich von ihr. Santa Cruz iſt eine ziemlich gut ausſehende Stadt, die mit den umliegenden Anſiedelungen 5000 Einwohner haben ſoll. Der San Pedrobach läuft an ihr vorbei; ein klarer Bergſtrom, der aus dem Gebirge, ungefahr 100 Meilen weſtlich von Santa Cruz, kommt, und im Halbzirkel von Südoſt nach Nordweit durch die Ebene läuft, bis er etwas unterhalb San Pablo in den Conchos fällt. Seine Ufer ſind mit Silberpappeln geſchmückt. San Pablo, die Stadt, welche wir auf unſerem erſten Marſche von Chihuahua aus beſucht hatten, liegt etwa 8 Meilen unterhalb Santa Cruz, am San Pedro, und ſcheint ein blühender Ort mit etwa 4000 Einwohnern zu ſein. Den Strom entlang findet man viel trefflichen Boden, auf welchem beſonders Mais, aber auch etwas Baumwolle gezogen wird. Nicht weit von unſerem Lagerplatze ſtanden eine Mahlmühle und eine Baumwollen-Reinigungsmaſchine. Letztere ſchien nicht mehr gebraucht zu werden; aber ein Waſſerbecken, in welchem die Baumwolle ges waſchen zu werden pflegte, und ein etwa zehn Fuß bober Waſſerfall gewährten uns ein erfriſchendes Schauerbad. Wir verweilten bier auch noch den folgenden Tag. 103 Am 29. April brachen wir nach dem 23 Meilen entfernten Saneillo auf. Wir machen unſern Tagesmarſch immer ohne Mit: tags anzuhalten, weil dieſes für Truppenmärſche das bequemſte iſt. Unſer Weg ging noch immer durch das mit Chaparrals bedeckte Thal; die Straße war gut, aber nicht mehr ſo eben, als bisher. Unfern Sancillo kommen die Gebirge einander näher und bilden ſüdlich von der Stadt eine weite Oeffnung, welche in ein anderes Thal führt. Sanceillo liegt am Conchos, einem Fluſſe, der ſich durch ein Drittheil des Staates Chihuahua verzweigt, von der nordweſtlichen Höhe der Sierra Madre kommt, erſt eine ſüdliche, dann eine öſtliche und nordöſtliche, und zuletzt eine nördliche Richtung nimmt, und unweit Preſidio del Norte, das deshalb auch Preſidio de los Juntas genannt wird, in den Rio Grande fällt. Sein ganzer Lauf beträgt etwa 400 Meilen und ſein Charakter iſt ſo abwechſelnd, wie der aller mexicaniſchen Flüſſe; gegenwärtig war er nur ein kleiner Strom. In den Bergen ſüdweſtlich von Sancillo werden einige Silber— bergwerke ausgebeutet, deren Erze in der Stadt geſchmolzen werden. Das Erz iſt mit Blei verbunden und liefert nur 1 bis 14 Unzen Silber aus der Carga; doch macht die gleichzeitige Production von Greta (Bleioxyd) das Unternehmen vortheilbringend. Seit unſerer Abreiſe von Chihuahua ſah ich hier zum erſten Male wieder Kalk— ſtein, ſtatt der ſonſt vorherrſchenden Porphyrfelſen. Den 30. April. Heute machten wir 30 Meilen, bis Santa Roſalia. Die Oeffnung, durch welche man aus dem früheren Thale in ein neues gelangt, iſt ungefähr 5 Meilen weit; die hindurch führende Straße hügelig. Faſt auf der Hälfte des Weges kamen wir durch la Cruz, eine kleine Stadt, und weiter abwärts durch las Garzas, einen noch kleinern Ort, wo wir den Conchos über— ſchritten und feinem Laufe bis zu dem Punkte folgten, wo er den Florido in ſich aufnimmt. Hier, der Stadt Santa Nofalin gegen— über, welche auf einem, in dem von den beiden Flüſſen gebildeten Dreieck ſich erhebenden Hügel liegt, lagerten wir uns. Südweſtlich von der Stadt, unſerem Lager gegenüber, und in einer Entfernung von etwa fünf Meilen, zieht ſich eine Bergkette hin, die aus Kalk— ſteinſchichten beſteht, und längs der ſich der Conchos windet. In dieſer Richtung werden am Fluſſe einige Schwefelquellen gefunden, welche von den Mexikanern gegen Haut- und andere Krankheiten gebraucht werden. Ich hatte keine Zeit, ſie zu beſuchen, aber e 404 Dr. Gregg, der fie ſah, ſagte mir, daß die verſchiedenen Quellen eine Temperatur von 105 bis 108° Fahr. hatten, während die der Atmosphäre 85° Fahr. betrug. Am Boden der Quellen wird ein Bodenſatz von reinem präcipitirten Schwefel gefunden. Die Berge an der öſtlichen Seite des Thales liegen ungefähr 10 Meilen weit entfernt, und die dazwiſchen liegende Ebene iſt größtentheils mit Chaparrals bedeckt. Der Rio Florido, der aus dem Staate Du⸗ rango kommt und im Allgemeinen nach Norden läuft, nimmt hier eine nordweſtliche Richtung durch das Thal, und ergießt ſich in den von Südweſten kommenden Conchos. Santa Nofalia iſt eine Stadt von ungefähr 5000 Einwohnern; ſie liegt auf einem Hügel, der etwa 100 Fuß über den Fluß emporragt und ſich gegen Süden in eine kleine Hochebene ausbreitet. Hier, am ſüdlichen Ende der Stadt, hatten die Mexikaner ein Fort gegen General Wool errichtet, als man vermuthete, daß ſeine Diviſion gegen Chihuahua marſchiren werde. Dieſe Befeſtigungen beſtehen aus einem geräumigen, aus in der Sonne getrockneten Ziegeln (Adobes) erbautem Viereck mit Redonten, Schießſcharten und Laufgraben. Solche aus Luftziegeln erbaute Werke gewähren den Vortheil, daß die Kanonenkugeln durch ſie hindurch ſchlagen, ohne Breſche zu ſchießen. Das Fort ſteht auf einem ſehr günſtigen Nunkte der in die Stadt führenden Straße, eine feindliche Armee kann es aber gänzlich meiden, wenn ſie durch eine große, weſtlich davon gelegene Ebene marſchirt, die jedoch ganz mit Chaparrals bedeckt iſt. Am 1. Mai lagerten wir hier noch, um den Compagnieen, welche Chihuahua zuletzt verlaſſen ſollten, Gelegenheit zu geben, uns einzuholen. Den 2. Mai. Da jetzt das ganze Regiment verſammelt war, ſo brachen wir heute Morgens von Santa Roſalia nach la Ramada auf. (24 Meilen.) Oberſtlieutenant Mitchell marſchirte mit einer kleinen Abtheilung voran, um das Land zwiſchen bier und Saltillo zu recognosciren. Die Straße wurde ſandiger, aber deſſenungeachtet war ſie feſt und es marſchirte ſich leicht. Wir marſchirten nach Oſtſudoſt, hatten den Rio Florido Beitindig zu unſerer Linken und Chaparrals um uns herum. Abends hatten wir ein Gewitter mit Regen. La Ramads iſt ein kleiner Ort am Florido. ’ Am 3. Mai machten wir einen anftrengenden Marſch von 33 Meilen bis Guajuquilla. Die Straße wand ſich unaufhörlich durch 105 * Chaparrals hindurch; zur Linken hatten wir den Rio Florido, gegen Oſten und Weſten, in einer Entfernung von 10 bis 20 Meilen, Berge und Hügel. Auf halbem Wege kamen wir an einem Rancho mit gutem Waſſer vorüber. Weiter hin ſpaltet ſich die Straße und führt rechts geradesweges, links bei einer großen Hacienda vorbei zur Stadt. Vor Guajuquilla ſetzten wir durch den Florido, marſchirten durch die Stadt und lagerten uns ſüdlich von ihr. Guajuquilla ſieht mehr als irgend ein anderer Ort, den wir von Chihuahua bis hieher geſehen haben, einer Stadt ähnlich; es hat 6 bis 7000 Einwohner. Das die Stadt umgebende Land iſt gut kultivirt und ſcheint ſich für den Baumwollenbau zu eignen. Im verfloſſenen Jahre wurden hier 140,000 Arobas-Baumwolle geerndtet. In der Nachbarſchaft ſollen, wie man mir ſagte, Kupfer- und Silbergruben in Betrieb ſein, von den Erzen konnte ich aber nichts zu ſehen bekommen. Am 4. Mai Morgens marſchirten wir nur drei Meilen weit ſüdlich von Guajuquilla nach der Hacienda de Dolores, einem großen Landgute mit gut bewäſſerten und kultivirten Feldern. Von I hier aus werden wir 20 Leguas weit zu marſchiren haben, bevor wir Waſſer antreffen. Die Ausſicht auf dieſe Jornada veranlaßte uns, bis zum Abend der Ruhe zu pflegen. Heute machten wir zwei mexikaniſche, der Spionerei verdächtige Vagabunden zu Ges fangenen; fie bekannten, Boten des Generals Ugarte zu fein, der in der Nachbarſchaft umherreiſe und uns in der Jornada zu über⸗ fallen gedenke. Wir ſchenkten dieſem Berichte wenig Glauben. Den einen der Spione nahmen wir mit uns; er entwiſchte uns aber in der Nacht. Ungefähr um vier Uhr Nachmittags machten wir uns — der Jornada auf den Weg und legten an dieſem Abende noch zwanzig Meilen durch Chaparrals und über eine ſehr einförmige Ebene zurück, worauf wir uns um Mitternacht in einem kleinen Thale ohne Waſſer lagerten. Am 5. Mai brachen wir früh Morgens auf und marſchirten durch eine hügelige Gegend bis wir ein Tafelland erſtiegen, welches die Gewäſſer des Conchos und des Rio Grande von einander ſcheidet. Eine auf der Höhe des Tafellandes angeſtellte Barometer— meſſung ergab eine Erhebung von 4,700 Fuß über der Meeresfläche. Die Ebene war mit Stücken Kalkſtein beſäet, mit gemeinem Quarz 106 und Chalcedon. Statt Mezquite fanden wir mehr Gras um uns herum, und ſtatt der Berge ſahen wir nur Hügel, welche nach Oſten und Weſten liefen. Von dieſem Tafellande ſtiegen wir wiederum in ein Chaparralthal hinab, welches von Nordweſten nach Südoſten läuft und von Kalkgebirgen umgeben iſt. Die Chaparrals waren angezündet worden, und dicke Rauchwolken wälzten ſich über uns hin; dies hielt uns jedoch nicht im mindeſten in unſerm Marſche auf, obgleich die Hitze dadurch viel drückender wurde. Ich konnte keine Gewißheit darüber erlangen, ob die Chaparrals zufällig in Brand gerathen waren, oder ob Ugartes Banden fie angezündet hatten, um uns dadurch zu peinigen, oder ob vielleicht ein vor uns her reiſender Schüler des Profeſſors Espy uns mit einem Regenſchauer in der Jorgada beglücken wollte; jedenfalls miß⸗ glückte das Experiment und ging in Rauch auf. Eine Strecke weiter begegneten wir Arriéros-Maulthiertreibern, welche eine große Ladung braunen Zucker von Saltillo nach Chihuahua transportirten. Sie verkauften den Piloncillo, ein etwa ein Pfund ſchweres Stück um einen Medio (%s Dollar). Ungefähr acht Meilen vor unſerm Nachtlagerplatze kamen wir in einer Bergſchlucht an einer Quelle mit einem Waſſerbecken vorüber, aber das Waſſer war ſo ſchlammig und brackig, daß unſere Thiere es nicht trinken, oder richtiger geſagt, nicht eſſen wollten. Dieſer Punkt iſt unter dem Namen San⸗ Antonio-Lager bekannt. Drei Meilen weiter trifft mau, rechts von der Straße, auf einige einzeln ſtehende Häufer und eine Quelle (San Blas), aber das Waſſer iſt ebenſo ſchlecht und hat einen Schwefelgeſchmack. Das erſte gute und reichlich vorhandene Waſſer trifft man erſt fünf Meilen unterhalb San Blas an, in San Ber⸗ nardo, einem verlaſſenen Rancho, der von Weiden und Silber⸗ pappeln umgeben, ſich an eine Bergwand lehnt, aus der ein ſchoner Bach entſpringt. Eine, eine halbe Meile unterhalb des Rancho liegende, kleine Ebene enthalt auch einige Quellen und Waſſerlachen. Wir nahmen unſern Weg durch dieſe Ebene, und marſchirten heute, nach meiner Schätzung, im Ganzen 40 Meilen weit. Dieſe weite Strecke, der Waſſermangel und die drückende Hitze, beſonders aber der ſchreckliche Staub auf der engen, durch Chaparrals laufenden Straße, machte den heutigen Marſch zu einem der ermüdendſten. Den 6. Mai. Heute brachen wir ſpat auf und marſchirten nur zehn Meilen weit, bis zum Cerro Gordo oder el Andabazobache. 7 107 Nachdem wir den Berg überſchritten hatten, an deſſen Fuß San Bernardo liegt, gingen wir eine Meile weit durch einen Canon, der an beiden Seiten von Kalkſteingebirgen eingeſchloſſen iſt, und kamen dann in ein vom el Andabazo bewäſſertes Thal. Dieſer anſehnliche Bach ſcheint von Südweſt nach Nordweſt zu fließen, aber ob er mit dem Naſasfluſſe in Verbindung ſteht, oder ob er, was wahrſcheinlicher iſt, in den Palomaſen fließt, einen kleinen, nordweſtlich von dem großen Laguna de Hagualila liegenden See, konnte ich nicht erfahren. Die Mexikaner bekümmern ſich im All— gemeinen ſo wenig um die Geographie ihrer Nachbarſchaft, daß ein Reiſender oft in Verlegenheit kommt, die verſchiedenen Angaben mit einander in Einklang zu bringen. Am linken Ufer des Fluſſes lag ein verfallener Rancho. Wir ſetzten über den Fluß und Wen uns am jenſeitigen Ufer in den Chaparrals. Den 7. Mai. Heute machten wir 25 Meilen bis zur Ha⸗ cienda de San Joſé de Pelayo. Unſer Weg ging durch eine große Ebene, von der aus man in der Ferne, gegen Oſten und Weſten, Hügel erblickt. Der Boden iſt mit Chaparralgeſträuch und, an hö— her gelegenen Punkten, mit Lechuquilla und Sotol bewachſen. Eine wohlgeformte Echino cactus, von der ich ein Exemplar mitnahm, wuchs hier ſehr häufig, und die Opuntia arborescens, mit geradem Stamm und einer Menge horizontaler Zweige, kam als Baum in einer Höhe von 20 bis 30 Fuß vor, deſſen zahlreiche rothe Blü— then und unreife, gelbe Früchte ipm das heitere Ausſehen eines Weihnachthbaumes gaben. Pelayo iſt ein kleines Dorf, oder Hacienda, von mehreren gu— ten Quellen umgeben, von denen einige eine gewöhnliche, andere eine höhere Temperatur haben. Der von ihnen gebildete Bach ver— liert ſich, nach mexikaniſchen Angaben, ſpäter im Sande. Pelayo gehirt zum Staate Durango, ich weiß aber nicht gewiß ob der el Andabazo oder ein anderer Punkt hier die Grenze zwiſchen Chihua— hua und Durango bildet. In Pelayo war ein kleiner, ſteiler Hit gel auf dem Gipfel durch Steinmauern befeſtigt, und ſollte wahr— ſcheinlich gegen General Wools Armee verwendet werden. Zwei Tage vor uns war Oberſtlieutenant Mitchell hier mit der Avant— garde eingetroffen und hatte, als er die Bewohner des Ortes mili— täriſch organiſirt fand, dreißig von ihnen zu Gefangenen gemacht und fie entwaffnet; da fie ihm aber vorſtellten, daß fie auf dieſe Es 108 Weiſe eine Beute der fie umgebenden Indianer werden würden, gab er ihnen ihre Waffen unter der Bedingung zurück, daß ſie dieſelben nur zur Vertheidigung gegen die Indianer uchen dürften. Den 8. Mai. Heute kamen wir auf ei Straße in ein anderes Thal, in welchem C Gouverneur von Durango gehörige Haciend Ungefähr drei Meilen öſtlich von unſerm Lag adena erhebt ſich eine ſteile Gebirgskette; und gegen Weſten liegt auch eine ſolche, die Sierra de Mimbres, aus welcher ein Bach herabkommt, der in öſtlicher Richtung durch Cadena fließt. Ungefähr auf der Hälfte unſers heutigen Marſches, kamen wir auf einer verfallenen Ha⸗ eienda, Oruilla, vorüber, wo früher Kupfererze geſchmolzen wur⸗ den. Ich fand dort Stücke von ſehr reichem, n kohlenſauren Kupfer. Den 8. Mai. Heute Morgens führte uns unſer Weg zuerſt nach der öſtlichen Gebirgskette hin, und dann kamen wir durch einen engen, aber ſehr guten Paß in ein anderes großes, etwa 20 Mei len breites Thal, welches von Norden nach Süden etwa 35 Meilen lang fein mag und nach allen Seiten von hohen Bergen umgeben iſt. Der ganze Theil von Mexiko, den wir jetzt durchwandern, kann mit einem großen Netzwerk von Thälern verglichen werden, welche alle mit einander durch gute Gebirgspäſſe und Defilcen ver bunden find. Die Berge am Paß von Cadena (puerta de cadena) fand ich aus ſehr kompakten Kalkſtein beſtehend, der ſich in einem Winkel von etwa 30 Graden von Weſten nach Oſten ſenktz Ein ſeit langer Zeit in dieſem Lande lebender Franzeſe erzählte mir, daß er in dieſem Gebirgszuge Steinkohlen gefunden habe, ich habe jedoch, als wir hindurch marſchirten, weder Foſſilien noch Kohlen ent- decken können. Vom Paß aus wendet ſich die Straße durch das flache Thal ſtricte öſtlich, nach Mapimi, 21 Meilen von Gadena entfernt. Dieſe Stadt liegt in einem öftliben Winkel des Thales von hohen Bergen umgeben, in welchen Siüberbergbau betrieben wird. Zwei Quellen, die Eſpiritu Santo und Agua de Leon, dil⸗ den hier einen Bach, der in öſtlicher Richtung die Stadt durchſtrömt, und ſich, nach mexikaniſcher Angabe, später im Sande verliert. Eine oder zwei Meilen öftlich von der Stadt entfernt liegt ein are ßes Silbererzſchmelzwerk. Das Erz, welches in den Bergen dei Mapimi gefunden wird, iſt bleibaltig, und das ärmſte davon ent⸗ 109 hält, wie man mir fagte, drei Unzen, das reichte eine Mark Sil— ber in der Carga, wozu dann noch der Gewinn an Bleioxyd kommt, welches zu 12 Dollars die Carga verkauft wird. Mus Die Stadt Mapimi ſtand faſt ganz leer. Abends 'feuerte un— ſere Artillerie eine Salve zur Peer des ung; der Schlacht von Palo Alto ab. | Den 10. Mai. Als wir heute Morgens Mapimi verließen, lief unſer Weg zuerſt drei Meilen weit auf die öſtliche Bergkette zu, wand ſich dann etwa zwei Meilen weit durch einen Canon und führte uns dann in ein neues, offnes und ebenes Thal, das zur berühmten Bolſon de Mapimi gehört, die hier ihren Anfang nimmt. Rechts von unſerer Straße, alſo nach Oſten hin, erhebt ſich, in | einer Entfernung von drei bis fünf Meilen, eine ſchroffe Kette von * Kalkſteinbergen; und eine andere Bergkette läuft zu unſerer Linken, in einer Entfernung von 10 bis 15 Meilen hin. Beide Ketten laus fen nach und nach immer weiter auseinander, beſonders die öſtliche, welche ſich erſt nach Nordoſten und dann nach Südweſten zu ziehen ſcheint, fo daß fie einen Winkel bildet und einen großen cul de sac oder Sack in der Mitte macht, von dem das Land wahrſcheinlich feinen Namen erhalten hat, weil Bolson Sack oder Taſche bedeutet. Das barometriſche Profil wird beſſer als eine Beſchreibung dieſen ſackartigen Ausſchnitt des Landes erklären, der ſich wahrſcheinlich gegen Norden bis zum Rio Grande hinaufzieht. Als wir über einen Bergrücken marſchirten, genoß ich eine ſchöne Fernſicht über den Bolſon de Mapimi, an deſſen ſüdlicher Baſis wir jetzt wan⸗ dern. Ueberall um uns herum lag eine immenſe Chaparrelebene, und vor uns, in einer Entfernung von 15 bis 20 Meilen, ſahen wir den Rio Naſas, der gegen Norden läuft, ſich durch den oben— erwähnten Sack windet und dort den großen Laguna de Plagualila bildet, der anf den Karten gewöhnlich der Caymanſee genannt wird. Von meinem Beobachtungspunkte aus war weder der See, noch das nördliche Ende des Bolſon zu erblicken, aber die Umriſſe der fie umgebenden Berge, welche am fernen Horizonte verſchwanden, ſchienen ſich gegen Norden auf eine Länge von ungefähr 80 Meilen, und gegen Oſten und Weſten auf eine Breite von 30 Meilen aus— dehnen. Die Grenzen der Bolfon find noch gar nicht, weder aus geographiſchen noch aus politiſchen Rückſichten, beſtimmt wor— den. Der nördliche Theil davon gehört zum Staate Chihuahua, 1 110 der ſüdliche zum Staate Durango, eine beſtimmte Grenzlinie iſt aber nicht da. In Betreff ihrer phyſiſchen Eigenſchaften, macht die Bolſon den Eindruck eines niedrigen, flachen, ſumpfigen Landes, einer wahren Wüſte auf den Beſchauer, dies iſt aber nur theilweiſe richtig. Die beiden Endpunkte unſeres durch die Bolſon führenden⸗ Weges ſind Mapimi, wo wir ſie betraten, und el Pozo, oder viel mehr ein Punkt zwiſchen el Pozo und Parras, wo wir ſie wieder verließen. In Mapimi beträgt die Erhebung über der Meeresflache 4,487 Fuß; im Thale des Naſas, bei San Sebaſtian, 3,785 Fuß; * — zu San Lorenzo 3,815 Fuß; in San Juan 3,775 Fuß, und gegen die öſtliche Spitze der Bolſon fand ich el Pozo 3,990 und Parras 4,987 Fuß hoch liegend. Wir erſehen hieraus, daß das Thal des Naſasfluſſes, welches die Ader und der Mittelpunkt der Bolſon ge⸗ nannt werden kann, eine mittlere Höhe von 3,800 Fuß hat, und daß es, obgleich 500 bis 1,000 Fuß niedriger als das umliegende Land, doch eine bedeutende abſolute Höbe über dem Meere hat. Der Boden in der Bolſon iſt weniger ſandig und beſſer als in den höher gelegenen Gegenden, das Thal des Naſas ganz beſonders hat einen ſchwarzen, ſchweren Boden und, wie wir jwiter ſehen werden, die reichſte Vegetation. Von dem Bergrücken, von welchem aus ich das Thal über⸗ ſchaute, fällt die Straße langſam fünf Meilen lang bis zu einer Hacienda hinab, auf der früher Silbererze geſchmolzen zu werden pflegten. Hier ſieht man einen großen, tiefen Brunnen, aus wel⸗ chem das Waſſer heraufgezogen, und in friedlichen Zeiten an den durſtigen Wanderer verkauft wird; wir erfriſchten uns natürlich gra⸗ tis. Einige Meilen weiter liegen noch zwei Ranchos mit Brunnen an der Straße. Obgleich der Erdboden überall ſehr trocken aus⸗ ſieht und der Naſas das zunachſt gelegene Waſſer iſt, jo kann man doch überall im Thale Waſſer bekommen, wenn man bis auf eine gewiſſe Tiefe gräbt. Nahe bei dieſen beiden Ranchos ſpaltet ſich die Straße und man kann von bier aus eine ſüdlichere oder nörd⸗ lichere Richtung einſchlagen. Die nöͤrdlichere Route führt über Alamito, San Lorenzo und San Inan, drei am Naſas gelegene Niederlaſſungen, nach el Pozo; während die ſüdliche nach San Sebaſtian, am Naſas, und über Metamoros und Lagana de Parras, nach el Pozo geht. Der letztgenannte Weg wird für den für zeren gehalten, weshalb auch wir ibm den Vorzug gaben und 111 bis San Sebaſtian marfchirten, wo wir Halt machten. Je mehr wir uns San Sebaſtian und dem Fluſſe näherten, deſto reicher wurde der Boden, der kaum etwas Anderes, als Unkraut und Mezquite trug. Der Mezquite war hier vom Geſträuche zum Baume aufgewachſen, der eine Höhe von 50 bis 60 Fuß und Mannsdicke erreichte. San Sebaſtian iſt eine am linken Ufer des Naſas gelegene Hacienda, ungefähr 35 Meilen weit von Mapimi entfernt. Der Naſas iſt hier ein tiefer, anſehnlicher Fluß, wogegen er weiter abwärts flach wird und bisweilen ganz im Sande vers ſchwindet. Er kommt ungefähr 150 Leguas weit vom weſtlichen Theile des Staates Durango her, aus dem ſogenannten Sianori— Gebirge, und fließt in einer nördlichen und nordweſtlichen Richtung in die Bolſon de Mapimi, wo er einen See bildet. Der Naſas iſt der Nil der Bolſon de Mapimi; ſeine Gewäſſer treten alljährlich regelmäßig auf das weite ebene Land an ſeinen Ufern hinaus, und dieſem Umſtande muß die große Fruchtbarkeit des Bodens zuge— ſchrieben werden. Außer Weizen und Mais wird im Flußthale auch eine anſehnliche Menge Baumwolle gebaut, auch hat man ſchon mit Erfolg den Weinbau verſucht. Das Klima iſt, wie ich hörte, ſo mild, daß die Wurzel der Baumwollenpflanze ſelten im Winter von der Kälte zerſtört wird, ſondern mehrere Jahre lang die Triebkraft behält. In San Sebaſtian ſagte man uns, daß wir wegen Waſſer— mangel die ſüdliche Route nicht weiter verfolgen könnten, welche von hier nach el Gatuno, Matamoros (la Bega de Maraujo), Santa Mayara, Alamo de Parras, San Domingo und Pena bis el Pozo geführt hätte. Der Laguna de Parras, den wir ebenfalls auf dieſer Route paſſirt hätten, wird vom Gnanabalfluſſe gebildet, war um dieſe Zeit aber gänzlich ausgetrocknet. Wir beſchloſſen alſo, nach der nördlichen Route umzukehren, indem wir von hier aus längs des Naſas nach San Lorenzo gehen wollten, auf welche Weißt wir ungefähr 12 Meilen verlieren. Da die Einwohner von San Sebaſtian gegen Herrn Collins und ſeine Mannſchaft auf ihrer Expedition feindlich aufgetreten waren, ſo beſtraften wir ſie dadurch, daß wir ihnen eine Partie Mais für unſere Thiere ohne Bezahlung abnahmen. Den 11. Mai. Wir überſchritten den Naſas unterhalb San Sebaſtian in einer guten Furt, und marſchirten an ſeinem rechten Ufer hin, jedoch in der Regel in einer großen Entfernung von dem— 112 felben, bis nach Sau Lorenzo. (24 Meilen.) Unſer Weg ü lg ſtens durch ſchönes Mezquite-Gebölz. Am Fluſſe liegen mehrere Anſiedelungen, wie Rancho del Muerto, Hacienda de Concepcion, Alamito. Letztgenannte Anſiedelung liegt ungefähr auf halbem Wege zwiſchen San Sebaſtian und San Lorenzo, am Fluſſe, und 6 Meilen nördlich von unſerer Straße; es iſt der Platz, an dem wir geſtern Abends unſer Nachtlager hätten aufſchlagen ſollen, wären wir gleich der nördlichen Straße gefolgt. Der Beſitzer von Alamito iſt ein intelligenter Spanier (Gapuchin), Sennor de Gaba, der uns eine Strecke Weges begleitete und mir viele intereſſante Auſſchlüſſe über das Land gab. K Rechts, oder ſüdlich vor uns, läuft eine Kette von Kuifbergen parallel mit unjerer Straße. Am Fuße eines zu dieſer Kette gehö⸗ rigen Hügels zeigte Herr de Gaba mir eine Stelle, an welcher vor einigen Jahren eine merkwürdige Entdeckung gemacht worden war. Im Jahre 1836 gewahrte der Mexikaner Don Juan Flores hier den Eingang in eine Höhle. Er trat ein; als er aber im Junern den Rath indianiſcher Krieger ſchweigend beiſammen ſitzend ſah, zog er ſich zurück und erzählte ſeinen Gefährten, was er geſehen. Dieſe, wohl vorgeſehen, traten mit einander in die Höhle hinein und ent⸗ deckten ungefahr 1000 (?) wohl erhaltene Indianuer-Leichen, welche beiſammen auf dem Boden hockten und die Hande gefaltet auf den Knieen hielten. Sie waren in ſchöne Decken gekleidet, welche aus den Faſern der Lechuquilla bereitet werden, trugen aus einer Lianen⸗ ſpecies bereitete Sandalen an den Füßen und waren mit gefärbten Binden, mit Saatbohnen, polirten Knochen u. ſ. w. geſchmückt. Dies iſt Alles, was man von dem geheimnißvollen Begräbnipplatze weiß, von welchem die Mexikaner glauben, daß er den Ligans, einem alten Indianerſtamme, gehörte, der ſeit undenklichen Zeiten bis auf die unſrige die Bolſon de Mapimi durchſtreift. Schon in Chihuahua hatte ich von dieſer Entdeckung aebört und das Glück gebabt, mir einen Schädel zu verſchaffen, den ein Herr aus der Höhle mitge⸗ genommen hatte. Gegenwärtig iſt der Ort, wie man mir ſagte, ganz leer; deunoch würde ich ihn beſucht haben, hätte es meine Jeit mir geſtattet. San Lorenzo iſt eine Stadt mit einer Bevölkerung von unge⸗ faͤhr 1000 Seelen, und liegt am rechten Ufer des Naſas; das Waſſer des Fluſſes war hier aber ſo ſehr eingetrocknet, daß nur einige 113 Pfützen übrig geblieben waren und man ſich genöthigt geſehen hatte, im trockenen Sande des Flußbettes Brunnen zu graben. In dieſen Brunnen bemerkte ich unterhalb des Sandes, auf einer Tiefe von 10 bis 20 Fuß, eine Lage von Lehm; arteſiſche Brunnen würden daher gute Dienſte leiſten. Solches Verſchwinden und Wiederer— ſcheinen eines Fluſſes iſt in Mexiko eine gewöhnliche Erſcheinung, und ſcheint von der größeren oder geringeren Abſorbirung des Erd— bodens abzuhängen. Der Lauf des Fluſſes wird dadurch nicht un— terbrochen; dieſer läuft nur tiefer unten durch den Sand, vielleicht auch durch Höhlen, anftatt auf der Oberfläche, und mit dem Steigen des Fluſſes kehrt das Waſſer eben ſo nach und nach zurück, wie es — verſchwand. Der größte Theil des Grundbeſitzes in San Lorenzo gehört einem Sennor Sanchez, einem reichen Mexikaner, der uns gut aufnahm und für die Amerikaner eingenommen zu ſein ſchien. Während wir in San Lorenzo campirten, erreichte uns das Gerücht, daß die Mexikaner von San Sebaſtian einige der Armee nachziehende amerikaniſche Kaufleute abgeſchnitten hätten. Sogleich wurde eine Abtheilung zurück beordert, die um ſo eifriger war, als ſich bei dem Handelszuge eine intereſſante, geachtete Dame befinden ſollte, die mit ihrem Manne alle Mühſeligkeiten und Gefahren einer ſolchen Expedition theilte; glücklicher Weiſe aber bewies ſich die ganze Ge— ſchichte als erdichtet. Auch hieß es, daß eine mexikaniſche Armee von Durango aus gegen uns in Anmarſch ſei, ein Gerücht, dem wir damals wenig Glauben ſchenkten, ſpäter aber erfuhren, daß wirklich Truppen gegen uns ausgeſendet waren, die jedoch, als ſie erfuhren, daß wir, anſtatt nach Durango, nach Saltillo marſchirten, annahmen, daß ihre uns unbekannte Annäherung uns aus dem Staate Durango vertrieben habe, worauf dann ein prahleriſcher Bericht über ihren unblutigen Sieg veröffentlicht wurde. Heute wurden einige verdächtige Mexikaner, die ſich in der Nähe unſeres Lagers zu ſchaffen machten, gefangen genommen. Den 12. Mai. Als wir heute Morgens nach Gan Juan aufbrachen, bemerkte unſere Avantgarde drei bewaffnete Mexikaner, vor uns davon laufend. Nach einer kurzen Jagd durch die Cha— parrals wurden die Mexikaner zu Gefangenen gemacht und, da nichts Vernünftiges aus ihnen herauszubringen war, mit nach un— ſerem Nachtlager in San Juan Bautiſta, einem, 15 Meilen von San Lorenzo entfernt, am Naſas liegenden Rancho, genommen 8 114 * Heute war unſere Straße ſandig; gegen Weſten, Süden und Oſten ſahen wir Gebirgsketten. Hier war der Naſas wieder ſehr waſſerreich. Da wir jetzt vom Fluſſe Abſchied nehmen müſſen, ſo will ich hier mittheilen, was ich von Mexikanern über ſeinen Lauf weiter abwärts erfahren konnte. Von hier aus nimmt der Fluß eine im Allgemeinen nördlichere Richtung. Ungefähr fünf oder ſechs Meilen unterhalb San Juan liegt noch eine, und zwar die letzte, Anſiede⸗ lung, San Nicolas, au ſeinem Ufer, und von da aus läuft er noch acht bis zehn Leguas weit, bis er ſich zuletzt in den Laguna de Hagualila ausbreitet, einen Südwaſſerſee ohne Abfluß. In der trockenen Jahreszeit iſt dieſer See oft ganz ohne Waſſer, während er ſonſt in ſeiner größten Ausdehnung von Süden nach Norden eine Waſſerfläche von dreißig und mehr Leguas hat. Einige Ab⸗ theilungen des Sees haben beſondere Namen, wie z. B. Laguna de San Nicolas, de los Aguas, de los Muertos u. ſ. w.; der allge⸗ meine Name iſt jedoch immer Hagualila. Die Benennung „Gaymanz ſee“ iſt den Mexikanern gar nicht bekannt. Die Entfernung von San Lorenzo bis zum See beträgt ungefähr 15 Leguas, und reitet man von da aus um den See herum, ſo kann man die Tour in vier Tagen zurücklegen. Ungefähr 16 Leguas ſüdweſtlich vom Ha⸗ gualila entfernt, liegen noch zwei andere Seen in der Bolſon: der Laguna de Palomas und der Jacque, deren Waſſer ſalzig iſt, und von denen das am Ufer gefundene Salz im Amalgamations⸗-Proceſſe der Silbererze benutzt wird. Den 13. Mai. Heute legten wir 25 Meilen, von San Juan bis el Pozo, zurück. Die Straße war mehr kieſig, als ſandig, An⸗ fangs eben, ſpäter aufſteigend. Wenige Meilen entfernt, zu unſerer Rechten, lief eine ſchroffe Bergkette parallel mit unſerer Straße; zur Linken erblickte man weiter entfernte Berge. Das Gebirge be ſteht aus einem compakten Kalkſtein ohne Foſſilien, der von ſtarken Adern von Kalkſpath durchzogen iſt. Auf dem balben Wege unge⸗ fahr kamen wir an einem verfallenen Rancho mit einem Brunnen vorüber. Nahe bei el Pozo verengt ſich das Thal bis auf ungefähr 5 Meilen Breite. n Da ich beute Morgens vorausgeritten war, jo kam ich ſchon zeitig nach el Pozo, aber doch nicht früh genug, um Theil an einem Scharmützel nehmen zu können, welches unſere Vorhut mit einem Indianerhaufen zu beſtehen hatte. Als ich ankam, waren einige 115 Mexikaner beſchäftigt, mehrere todte Indianer auf einen Haufen zus ſammen zu ſchleppen. Das Scharmützel hatte unter folgenden Um— ſtänden ſtattgefunden: Zwei Tage zuvor hatte eine Abtheilung Lipan— Indianer auf einem ihrer Raubzüge mehrere hundert Maulthiere und Pferde von einer benachbarten Hacienda geſtohlen und dabei auch einige Menſchen getödtet. Der Beſitzer der Hacienda, Don Manuel de Ibarra, wandte ſich an Kapitain Reid von unſerm Re— gimente, der damals mit Oberſtlieutenant Mitchell's Corps vor uns vorausmarſchirte, und bat ihn um Hilfe gegen dieſe Indianer. Der Kapitain, einer unſerer wackerſten Offiziere, nahm nur acht Mann mit ſich, und kehrte in Begleitung des Don nach el Pozo zurück, wohin die Indianer auf ihrem Marſche in's Gebirge kommen mußten, weil dies der einzige Waſſerplatz in der Nachbarſchaft iſt. Dort ver— bargen fie ſich in einem Corral und erwarteten die Ankunft der In⸗ dianer. Zufälliger Weiſe ſtießen dieſen Morgen noch zwanzig Mann unſerer Vorhut in el Pozo zu ihnen, ſo daß die ganze Abtheilung auf dreißig Mann anwuchs, und bald erſchienen auch die Indianer, etwa vierzig bis funfzig Mann ſtark. Als unſere Leute aus dem Corral hervor auf fie zufprengten, empfingen fie die Indianer, in der Meinung, es ſeien Mexikaner, mit Hohnlachen und Schimpf— worten, und die Zuverſicht zu ihren Bogen und Pfeilen wuchs, als die Amerikaner mit der erſten Lage, die ſie vom Pferde aus ab— feuerten, keinen Mann tödteten. Nun ſtiegen unſere Leute aber vom Pferde, nahmen den Feind auf's Korn, und die Indianer fielen auf allen Seiten. Deſſen ungeachtet wichen ſie nicht eher zurück, als bis die Hälfte von ihnen getödtet oder verwundet war, und nun wurde das geraubte Vieh und dreizehn gefangene mexikaniſche Weiber und Kinder der Brutalität ihrer Herren entriſſen. Die Indianer hatten fünfzehn Todte, und auf unſerer Seite war Kapitain Reid durch einige Pfeile leicht verwundet. Die meiſten der getödteten Indianer trugen ſchöne Decken; einige hatten auch Goldſchmuck. Alle waren mit Bogen und Pfeilen bewaffnet, und einige Wenige mit eleganten Lederſchilden, und der „Mann der Arzneien,“ welcher ſtets voran war und am tapferſten focht, trug einen Kopfſchmuck von Federn und Hörnern. Die Gefallenen waren alle mittlerer Größe, aber wohl proportionirt und ſehr muskulös; ihre Schädel und Geſichtsform trugen ohne Ausnahme die Kennzeichen der india— niſchen Race an ſich, aber ihre Haut war weißer, als ich ſie jemals 8 * 116 bei Indianern geſehen habe. Die Leichen lagen den ganzen Tag über im Freien; weder Amerikaner noch Mexikaner bekümmerten ſich um fie, und wahrſcheinlich wurde den Wölfen die Beerdigung über⸗ laſſen. Unter dieſen Umſtänden glaubte ich nichts Unrechtes zu thun, als ich aus wiſſenſchaftlichen Rückſichten den Schädel des „Mannes der Arzneien“ mit mir nahm, den ich nach meiner Heimkehr dem berühmten Craniologiſten, Herrn Profeſſor Samuel G. Morton in Philadelphia, überreicht habe. Ueber den Stamm der Lipans konnte ich von den Mexikanern nichts weiter erfahren, als daß ſie in den Gebirgen der Bolſon leben, ihre Raub- und Mordzüge ſehr weit gegen Süden ausdehnen, und dafür bekannt ſind, daß ſie grauſamer und roher, als andere Indianer, aber auch tapferer ind. El Pozo, der Waſſerplatz, iſt eine dem Don Manuel de Ibarra gehörige Hacienda, welche aus einem einzigen großen Ge— bäude beſteht, in welchem mehrere Familien leben. Der Platz iſt ſeiner herrlichen Waſſerwerke wegen berühmt. Dieſe beiteben aus einem tiefen, ſehr geraͤumigen Brunnen, aus welchem das Waſſer auf folgende Weiſe durch Maulthiere herausgezogen wird. Um ein großes, im obern Theile des Brunnens befindliches Rad iſt ein ſtarker, breiter Lederriemen geſchlungen, der ſich zugleich mit dem Rade herumdreht; au dieſem Bande hangen, in gleichmäßiger Entfer⸗ nung von einander, eine Menge lederner Eimer, welche durch die gleichmäßige, kreisförmige Bewegung des Rades und des Riemen an der einen Seite in den Brunnen binabgleiten und ſich mit Waſſer füllen, und dann an der andern Seite in die Höbe gezogen werden, um ihren Inhalt in ein Baſin zu leeren um dann den Weg in den Brunnen auf's Neue anzutreten. Zur Aufnahme des Waſſers ſind zwei, ungefaͤhr 40 Fuß breite und 100 Fuß lange ſteinerne Baſins angefertigt worden, an die ſich eine lange Reihe ſteinerne Tröge anlehnen, aus denen das Vieh getränkt wird. Ein Theil unſerer Vorhut war Morgens bieber vorausgeſchickt worden, um alle Baſins füllen zu laſſen, und als wir eintrafen, waren unſere Thiere in weniger als einer Stunde ſämmtlich getraͤnkt. Dieſelben Indianer, welche unſere Leute hier beflegten, die Lipans, pflegten den Brunnen nicht allein haͤufig zu beſuchen, ſondern trieben ibre Unverſchaͤmtheit jo weit, daß fie Befehl ſchickten, wann die Baſins gefüllt fein ſollten, und die Mexikaner wagten nicht ungeborſam zu ſein. Obgleich die Conſtruction dieſes Waſſerrades durchaus keine 117 neue iſt, So iſt fie doch ſehr einfach und gut ausgeführt, und um ſo nützlicher für den Reiſenden, als zwiſchen San Juan und Parras, einer Strecke von ungefähr 50 Meilen, kein zweiter Tränk— platz zu finden iſt. Als die Mexikaner von dem Einmarſche des Generals Wool bedroht waren, beſchloſſen ſie unter Anderm auch, dieſen Brunnen zu verſchütten und ſo die Amerikaner verdurſten zu laſſen; dies wäre aber eine höchſt überflüſſige Zerſtörung geweſen, denn die Mexikaner mußten zu dieſer Zeit bereits eingeſehen haben, daß amerikaniſche Truppen ſich nicht durch eine Jornada von 50 Meilen Länge aufhalten laſſen. | Am 14. Mai Morgens brachen wir nach Parras, im Staate Coahuila, auf. Auf den meiſten Karten findet man den Laguna de Parras als die weſtliche Grenze zwiſchen dem Staate Durango und Coahuila angegeben, aber einige Mexikaner ſagten mir, daß der Rio Naſas in der Bolſon de Mapimi als Grenze zu betrachten ſei. Unſere größtentheils aufſteigende Straße lief parallel mit einer nicht weit von ihr, zu unſerer Rechten ſich hinziehenden Bergkette. Gegen Ende unſeres Marſches erblickten wir von einem Hügel aus Parras, welches am Fuße derſelben Gebirgskette liegt, welche hier eine Krümmung nach Südoſten macht. Der erſte Anblick der Stadt erinnerte mich an el Paſo, weil auch fie von einer Menge Wein— und anderen Gärten umgeben iſt. Als wir die Stadt betraten, er— ſtaunte ich über den üppigen Wuchs der Granatäpfel, Feigen und Früchte aller Art, und über die enorme Höhe und den ungewöhn— lichen Umfang der Opuntia und Agave, die ich zwar ſchon im Staate Chihuahua, aber bei weitem nicht von der Höhe geſehen hatte. Die Opuntias hier hatten Stämme von einem Fuß im Durchmeſſer, und die Agave americana erreichte eine Höhe von zehn bis fünfzehn Fuß und bildete vorzügliche Hecken. Die Stadt ſelbſt fand ich viel hübſcher, als ich erwartet hatte. Sie hat einige ſchöne Straßen mit alten, maſſiven Gebäuden, eine große Plaza und ein durchgängig wohlhabendes und behagliches Ausſehen. Wir lagerten uns auf der Alameda, einem lieblichen, von Silberpappeln be— ſchatteten und mit Ruheſitzen verſehenen öffentlichen Spaziergange. Früh Morgens weckte uns ein Concert von Tauſenden von Vögeln, worunter auch Spottvögel, die hier ganz ungeſtört leben. Dieſe Alamedas, welche man in allen beſſeren, mexikaniſchen Städten findet, machen dem Geſchmack der Mexikaner für Blumen, Gärten ur 118 und natürliche Verzierungen alle Ehre. Um die Bäume vor Be ſchädigung zu bewahren, ließen wir unſere Pferde außerhalb der Alameda halten. Parras, welches wahrſcheinlich gegen Ende des ſiebenzehnten Jahrhunderts erbaut wurde, erhielt ſeinen Namen wahrſcheinlich von ſeinem Weinbau; parras heißt Weinrebe. Die Weingärten liegen der Mehrzahl nach an den hügeligen Abhängen der weſtlich von der Stadt liegenden Kalkberge. Sie liefern weißen und rothen Wein, beide von ſehr angenehmem Geſchmack und einiger Aehnlichkeit mit dem von el Paſo, aber feuriger und ſtärker; jedoch bezweifele ich, daß dieſer Wein einen langen Transport vertragen würde. Wenigſtens verſuchte ich mit einem meiner Freunde eine Probe des Weines mit nach den Bereinigten⸗Staaten zu nehmen, er war aber, aus irgend einer Urſache, faſt ganz verdunſtet, als wir nach Saltillo kamen. Die Zahl der Einwohner von Parras wird auf 8 bis 10,000 geſchätzt, und, rechnet man die umliegenden Anſiedelungen dazu, ſo kann man das Doppelte annehmen. Als General Wool bier im vorigen Jahre einmarſchirte, be- handelte er die Bürger ſehr gut, ſo daß ſie eine ſehr gute Meinung von den Amexikanern erhielten; dieſes freundliche Verhältniß wäre jedoch beinahe durch einen unglücklichen Zufall geſtört worden. Einer unſerer Wagenführer, ein ſehr ruhiger Mann, war von einem mexikaniſchen Herumtreiber beleidigt und ſo verwundet worden, daß er bald darauf ſtarb, und da der Präfekt von Parras den Schuldigen nicht ausfindig machen konnte, jo rächten ſich die Freunde des Ver⸗ wundeten an einigen Mexikanern, und es würden gewiß bedeutendere Unruhen ausgebrochen ſein, wenn wir länger verweilt hätten. Wir hielten uns in Parras im Ganzen zwei Tage lang auf und mar⸗ ſchirten am Morgen des 17. Mai unſeres Weges nach Saltillo weiter. Von Parras aus marſchirten wir ungefähr fünf Meilen weit in öftliher Richtung durch eine Ebene nach San Lorenzo, oder, wie der Platz gewohnlich genannt wird, nach Hacienda de Abajo, einer großen, prachtvollen Hacienda, welche Eigenthum des vorhin erwähnten Don Manuel de Ibarra iſt. Die Straße von el Pozo führte gerade auf dieſen Platz zu, und wenn man über Parras reift, fo macht man einen Umweg von mehreren Leguas. Die Hacienda bat ganz das Aus⸗ jeben eines großen, reichen Dorfes, und Don Mannel, der dier 119 wohnt, führt ſicherlich ein fehr angenehmes Leben. Von hier aus wand ſich die Straße über ein hügeliges, ſteiniges Land, bis wir Cienega Grande, eine Hacienda des Don Rey de Guerrero (25 Meilen von Parras) erreichten. Die Berge beſtanden noch immer aus demſelben kompakten Kalkſtein, nur hie und da an der Straße fand man Stücke von Süßwaſſerkalkſtein, und Wurzeln und andere im Bache liegende Gegenſtände waren mit Kalk überzogen. Den 18. Mai. Heute gingen wir durch ein breites, gegen Nor— den und Süden von Bergen begrenztes Thal nach Rancho nuevo (18 Meilen) und lagerten uns ungefähr eine Meile weit ſüdöſtlich davon in einem Thale. An unſerm Wege ſahen wir eine große Menge Lechuquilla und Palmettos, eine Species der Pucca, mit Zweigen in der Krone. Einige Meilen von umſerm Lager entfernt, in einem Winkel zwiſchen den Bergen, liegt Caſtanuela, eine alte, kleine Stadt, von der aus ein kürzerer, aber ſehr rauher Weg über das Gebirge nach Paoras führt. Aus dem ſüdlichen Gebirge her— unterkommend und ſich nach Nordoſten wendend, fließt ein ſchöner Bach an dem Städtchen vorbei. Am 19. Mai marſchirten wir 25 Meilen weit, bis Veguerig, einem kleinen, an einem Bache gleiches Namens liegenden Orte. Von einem Hügel aus konnten wir gegen Oſt-Nord⸗Oſt die fernen Berge von Saltillo liegen ſehen. Ungefähr fünf Meilen vor Vequeria kamen wir über den San Antoniobach mit ſehr klarem Waſſer, der unten, bei Patos, in den Vequeriabach fällt. An ver: ſchiedenen Stellen, beſonders aber in kleinen Thälern, trafen wir heute auf Haine von Nuccas oder Palmettos von ungewöhnlicher Höhe, die bisweilen ein Dutzend Zweige in der Krone hatten und 30 bis 40 Fuß hoch waren. — Nördlich von Vequeria öffnet ſich das daſſelbe umgebende Ge— birge und man ſieht dahinter die Bergkette von Saltillo. Der Weg durch dieſen Paß iſt der kürzeſte und direkteſte nach Saltillo, mit Wagen muß man aber eine ſüdöſtliche Route nehmen, um die Berge zu vermeiden. Etwa eine Meile von Vegqueria entfernt, in dem nach Saltillo führenden Paſſe, liegt die kleine Stadt Patos. Den 20. Mai. Heute machten wir 22 Meilen von Vequeria bis San Juan. Nachdem uns unſer Weg eine Zeit lang aufwärts geführt hatte, kamen wir zu einer großen Hochebene, welche von allen Seiten von hohen Bergen eingeſchloſſen war. Gegen Oſten 120 konnten wir bereits die Berge von Encantada und Buena Viſta unterſcheiden. Wir kamen an mehreren an der Straße liegenden Haciendas und Ranchos vorüber, unter ihnen die Hacienda de los Muchachos, wo alle Häuſer der peons von Yuccabiumen erbaut waren. Aus den dickſten Stämmen hatte man die Thüren, aus den kleineren die Wände gemacht, und die Dächer waren mit den Blättern des Baumes bedeckt. Als ich bei einer dieſer Hütten an⸗ hielt, um Tortillas zu eſſen, fraß mein Pferd beinahe das ganze Dach des Nachbarhauſes auf. Nach dieſer einfachen und uranfäng⸗ lichen Bauart der Häuſer ſollte man auf ein mildes Klima ſchließen zu dürfen glauben, man hat mir aber geſagt, 1 die Winter in dieſer Hochebene ſehr rauh ſind. Wir lagerten uns in San Juan, einem aus dem Revolutions⸗ kriege gegen die Spanier her berühmten Kampfplatze, der gegen⸗ wärtig unbewohnt iſt. Auf einem Kalkſteinhügel ſteht ein verfallener Rancho, an deſſen Fuß ein grüner Raſen mit einer guten Quelle, um den herum aber Sümpfe liegen. General Wool's Lager iſt etwa fünfzehn Meilen von hier entfernt, in Buena Viſta. — Den 21. Mai. Heute erwarteten wir mit General Wool zu⸗ ſammenzutreffen, weshalb es Morgens an's Putzen ging; da es aber unmöglich iſt, aus Nichts etwas zu machen, ſo ſahen wir nach wie vor ſehr abgeriſſen aus. Auch auf dem Marſche ſelbſt wurde eine Vebeſſerung verſucht. Bisher pflegten unſere Leute auf dem Marſche zu gehen wie und wo es ihnen beliebte, ſo daß es nichts Seltenes war, daß unſere Marſchlinie fünf Meilen lang war, oder daß drei Viertheile der Mannſchaft mit der Vorhut marſchirten. Zu meinem großen Erſtaunen marſchirten heute die Helden vom Sacramento in Reihe und Glied und hielten ſo eine halbe Stunde lang aus, bis der Geiſt der Unabhängigkeit die Oberhand dekam, jo daß Oberſt Donniphan's Stimme die Ordnung wieder beritellen mußte. Nach einem zehn Meilen langen Marſche über die Ebene gelangten wir nach Encantada, wo einige Arkanſas-Truppen lagen, und wo wir, der Ordre aus dem Hauptquartiere zufolge, ebenfalls Halt machten. Das Schlachtfeld und General Wool's Lager zu Buena Viſta waren fünf oder ſechs Meilen von bier entfernt, und fo wurden denn zwiſchen beiden Lagern Beſuche gewechſelt. Nach- mittags ritt ich mit einigen Freunden des Illinois-Regiments über das Schlachtfeld und nach General Wool's Lager. | | 121 Encantada iſt die ſüdliche Oeffnung eines hier etwa fünf Meilen breiten Paſſes, der ſich gegen das Schlachtfeld hin auf unge— fähr zwei Meilen Breite verengt. An der Oſtſeite des Paſſes erhebt ſich eine ſteile, rauhe Kette von Kalkſteinfelſen, welche den Paß um ungefähr 1000 Fuß überragt, während gegen Weſten eine mit ent— fernteren Bergen verbundene Hügelkette eine Barriere bildet. Durch dieſes enge Thal führt eine Fahrſtraße, und zwiſchen dieſer und der weſtlich liegenden Hügelkette fließt zuerſt ein kleiner von Encantada kommender Bach und näher dem Schlachtfelde eine tiefe, trockene Bergſchlucht, die wahrſcheinlich durch Regenſtröme gebildet wurde. Gegen das Schlachtfeld hin liegt am Fuße der hohen, öſtlichen Berge ein hohes Tafelland, welches gegen die Straße oder gegen Weſten hin in vielen Vertiefungen endigt. Auf dieſem kleinen, eine halbe bis eine Meile breiten Tafellande wurde die Schlacht ge— ſchlagen, aber in den Vertiefungen und in der Bergſchlucht fanden die blutigſten Handgemenge ſtatt. Dieſes Terrain war offenbar für eine kleine Armee gegen eine größere Macht das vortheilhafteſte, und die Wahl deſſelben gereicht dem General Wool ebenſo ſehr zum Verdienſt, wie die Schlacht ſelbſt, welche von Augenzeugen genau genug beſchrieben worden iſt, dem General Taylor und der ganzen Armee zum Ruhme gereicht. Die Mexikaner nennen dieſen Platz ſehr paſſend Angoſtura. Buena Viſta, wo General Wool nach der Schlacht ſein Lager aufgeſchlagen hatte, iſt ein ungefähr eine Weile nordöſtlich von Angoſtura, an der nach Saltillo führenden Straße liegender Rancho. a Den 22. Mai. Heute erſchien der General mit ſeinem Stabe in unſerm Lager, um unſer Regiment die Revue paſſiren zu laſſen. Er wurde mit einer Salve empfangen, und ſprach ſeine Zufriedenheit mit dem kriegeriſchen Ausſehen des durch ſeine Märſche und Kämpfe ausgezeichneten Miſſouri-Regimentes aus, ſchien unſere Uniform aber nicht zu bewundern. Wir erhielten Befehl, von hier nach Saltillo, Monterey und Matamoros zu marſchiren. i Bevor wir Encantada verlaffen, will ich noch bemerken, daß unſer Lagerplatz 6104 Fuß hoch über dem Meeresſpiegel liegt, alſo der höchſte Punkt auf unſerm Wege von Chihuahua hieher iſt. Von hier wird unſer Weg ſchnell abwärts nach Monterey führen, welches nur 1626 Fuß über der Meeresfläche liegt und als die 122 äußerſte Grenze der Hochebenen und Berge dieſes Theiles von . rifo betrachtet werden kann. Am 23. Mai Morgens verließen wir Encantada, erben am Schlachtfelde und an General Wool's Lager vorüber und durch Saltillo hindurch, bis wir uns ſechs Meilen weiter lagerten. In Wool's Lager ließen wir die zu unſerm Regimente gehörenden al⸗ ten, amerikaniſchen Kanonen zurück und nahmen die von den Me⸗ xikanern eroberten Geſchütze als Trophäen mit nach Miſſouri. Saltillo oder Leona Victoria, die Hauptſtadt von Goabuila, liegt am Beginne einer großen Ebene und iſt an dem Abhange eines Hügels erbaut, der, wenn man von Südweſten kommt, die Ausſicht auf die Stadt verſperrt. Die Stadt iſt ſehr dicht gebaut, hat ein halbes Dutzend Thürme, reinliche Straßen, eine ſchöne Kirche u. ſ. w., aber etwas Enges und Düſteres, und die große Ebene, in welcher ſie liegt, dient nur dazu ihre häßliche Lage noch mehr hervorzuheben. Im Jahre 1831 betrug die Zahl der Bevöl⸗ kerung 20,000, ſcheint ſeitdem aber abgenommen zu haben, und namentlich gegenwärtig hatten viele Bewohner die Stadt verlaſſen. Ich kehrte auf einige Stunden im Great-Weſtern-Hotel an, wel⸗ ches von der berühmten Vivandiere gehalten wird, die ſich dieſen Namen durch ihr furchtloſes Benehmen in der Schlacht von Buena Viſta erwarb, wo ſie viele Verwundete verband und ſie aus 1 dichteſten Gefechte beraustrun. Eine lange, abſchüſſige, ſchlecht gepflafterte Straße führte uns nach unſerm Lager, welches auf einem Damm, neben einigen Ran, chos aufgeſchlagen wurde. Auf dem Wege dahin ſah ich zum erſten Male Anpflanzung von Maguey (Agave americana), derſelben Pflanze, welche wir auf unſerem Marſche von Chihuahua abwärts oft als Garteneinzaͤumung benutzt geſeben hatten, die bier aber eigens zur Bereitung von pulque, einem weißlichen, leicht brannt⸗ weinartigen Getraͤnk, gezogen wird, das ich ſchon in Saltillo ge⸗ koſtet hatte und das mir ganz wohlſchmeckte. Einige der Pflanzen waren gerade zur Erndte reif. Die weiße Flüſſigkeit wurde in dem Kern der Pflanzen geſammelt, in welchem dadurch, daß in der rech⸗ ten Jahreszeit ein Loch in den Stamm geſchnitten wird, eine Höh⸗ lung gebildet iſt, in welche taglich etwa eine Gallone ſüßer zuckeri⸗ ger Saft rinnt, aus welchem durch kurze Gährung der pulque ber reitet wird. Durch längere Gährung wird auch ein Likör aus dem 123 Safte gewonnen, der in Mexico ſehr viel getrunken und Mezcal oder Mexical genannt wird. Die alten Mexikaner machten aus den Faſern der dicken Halme der Agave americana ein ſehr ſchönes Pa— pier, auf welches ſie ihre Hieroglyphen druckten. Jetzt werden aus dieſen Faſern Stricke, Säcke und Garn gemacht, zu letzterem aber wird einer kleineren verwandten Species der Agave (lechuguilla) der Vorzug gegeben, deren feinere und längere Faſern pita ge— nannt werden. Vor der Blüthezeit enthält der Agave einen ſchar— fen Stoff, der zum Aetzen von Wunden benutzt wird. Da die Maguey eine perenirende Pflanze iſt und auf verſchiedene Weiſe benutzt wird, ſo wird eine Pflanzung davon im ſüdlichen Mexiko für ſehr einträglich gehalten. Den 24. Mai. Heute Morgens buchen wir nach Rinconada auf. (25 Meilen.) Nachdem wir ungefähr 18 Meilen weit durch eine große Ebene marſchirt waren, kamen wir zu einigen von ame— rikaniſchen Truppen zerſtörten Ranchos. Von hier aus windet ſich die Straße durch einen Gebirgspaß, mit ſchroffen Kalkſteinfelſen zu beiden Seiten. Der Paß iſt durchſchnittlich zwei Meilen breit und ein Bach mit klarem Waſſer fließt durch ihn hindurch. Die Straße geht faſt unausgeſetzt durch ein hügeliges, zerriſſenes Land, und die Landſchaft iſt wild und romantiſch. Au einer Stelle etwa drei Meilen von Rinconada iſt der Paß kaum mehr als 500 Ellen breit. Hier hatte General Ampudia begonnen einige Befeſtigungen zu er— richten, indem er Redouten und andere Werke aufwerfen ließ, und wegen der Enge des Paſſes und der Abſchüſſigkeit der Straße iſt dieſe Poſition auch eine ſehr ſtarke, aber nach der Schlacht von Monterey wurde ſie von den Mexikanern anfgegeben. Rinconada gehört zum Staate Nuevo Leon, den wir jetzt be⸗ treten haben, und iſt ein verlaſſener, an einem Vache in der Ecke des Gebirgspaſſes liegender Rancho. Obgleich er ſich gegenwärtig im Zuſtande der Verwüſtung befindet, fo ficht man doch, daß er ein wohlkultivirter Platz geweſen iſt, der am Waſſer eine große Allee von Silberpappeln und im Garten eine Menge Granatäpfel - und Feigenbäume hat. Rinconada liegt 3,381 Fuß über der Mee— resfläche, wir ſind alſo auf den 43 Meilen von Encanada Ken hie⸗ her, 2,723 Fuß abwärts gegangen. | Am 25. Mai marſchirten wir noch eine Zeit lang, auf fort⸗ während ſich ſenkender Straße, durch den Gebirgspaß, der ſich 124 nach und nach in ein großes Thal erweiterte, welches gegen Süden und Norden durch hohe Berge begrenzt iſt. Nachdem wir bei Santa Catarina, einem rechts von unſerer Straße gelegenen Dorfe, und bei einer großen Mühle, Moleno de Jeſus Maria vorbeige— kommen waren, lagerten wir uns ungefähr vier Meilen von Mont⸗ terey, (24 Meilen von Rinconada), mit der Ausſicht auf den Pa⸗ laſt des Biſchofs. Nachmittags hatten wir ein Gewitter mit Regen, dem erſten guten Schauer ſeitdem wir Chihuhhua verließen. Den 26. Mai. Heute Morgen machten wir uns nach Mon⸗ terey, der berühmten Hauptſtadt von Nuevo Leon, auf den Weg, wohin die Straße am Fuße des biſchöflichen Palaſtes vorüberführt. Dieſes von Steinen erbaute Gebäude ſieht mehr einer Kapelle als einem Palaſte ähnlich, und um daſſelbe herum find, einige Wälle und Gräben „ezogen. Der Hügel, auf welchem der Palaſt liegt, iſt der Ausläufer des nächiten Gebirges, ungefähr 100 Fuß höher als die Straße, aber ſehr ſteil und felfig. General Worth's Sturm gegen dies Fort gehört nicht zu den geringſten der vielen Kriegs- thaten dieſes Murats der amerikaniſchen Armee. Vom biſchöflichen Palaſte aus genießt man eine herrliche Ausſicht auf Monterey, wel ches ungefähr eine Meile öftlich davon entfernt liegt, dann auf das gegen Norden liegende ſchwarze Fort, und über die ganze, weite Ebene, welche ſich nordöſtlich von Monterey ausbreitet. Die Stadt zeigt ſich von hier aus ſehr vortheilhaft; die vielen Gärten in den Vorſtädten geben ihr ein lebhaftes Ausſehen, und das dichtere Cen⸗ trum bildet einen ſchönen Contraſt zu ſeiner grünen Umgebung. Durch die Vorſtädte reitend, kamen wir endlich zur Plaza, wohin die mexikaniſchen Truppen vor ihrer Kapitulation zuſammengedrängt worden waren. Viele Häuſer der Stadt, beſonders die an den Straßenecken trugen noch Spuren von Kanonen- und Flintenkugeln. Gegenwärtig haben ſo viele Mexikaner die Stadt verlaſſen, daß ſie mehr von Amerikanern als von Mexikanern bewohnt zu ſein ſcheint; wenigſtens gehörten die meiſten Kaufladen Amerikanern. In Friedenszeiten wird die Einwohnerzahl Monterev's auf 15 bis 20.000 geſchätzt. Viele der Häuſer find von Kalkſtein, anſtatt von Luftziegeln erbaut, und in den Vorſtädten find die meiſten mit Strob gedeckt. Bei einer Höhe von 1626 Fuß über der Meeresfläche, iſt die Stadt von drei Seiten von der Gebirgskette der Sierra Madre geſchützt, deren öſtliche Verzweigung hier plötzlich aufhört, und ger 4 125 gen Oſten, wo das Land nicht bergig, ſondern nur hügelig iſt, tft ſie den kühlenden Seewinden zugängig. Orangen und andere Süd— früchte wachſen hier im Freien, ja in einem Garten ſah ich ſogar einen Palmbaum. Das Land um Monterey herum iſt durchſchnitt— 00 ſehr fruchtbar. Unſer Regiment marſchirte an dieſem Tage noch vier Meilen eber nach General Taylors Lager an den Walent-Quellen. Auf meinem Ritt dahin kam ich am ſchwarzen Fort vorüber, einer ſtarken Veſte in der Ebene, nordöſtlich von der Stadt, welche die Haupt— ſtraße und einen großen Theil der Hauptſtadt beherrſcht. Das Fort war von den Amerikanern ausgebeſſert und mit der Mehrzahl der eroberten Kanonen armirt worden. | Als ich das Lager erreichte ſah ich eine Menge Offiziere und Soldaten um einen gewöhnlich gekleideten, einfach ausſehenden Mann mit einem Strohhute anf dem Kopfe ſtehen, der niemand anders als der alte Ranchero ſein konnte, wie der Mexikaner den Helden von Palo Alto, Monterey und Buena Viſta nannten. Ihm vorgeſtellt, fand ich ihn in ſeiner Unterhaltung eben ſo einfach und offen als in ſeiner äußeren Erſcheinung, ſo daß er uns ſogar einige ! intereſſante Details über die Schlacht bei Monterey erzählte. Ge— neral Tailor ſcheint viel auf ſeinen jetzigen Lagerplatz bei den Wa⸗ lent⸗Quellen zu halten; das friſche Waſſer und der ſchöne Holzwuchs rechtfertigen dieſe Vorliebe aber auch vollkommen. Am 27. Mai, um die Mittagszeit, marſchirten wir von Ge— neral Taylors Lager nach Marin (20 Meilen) wohin der Weg durch eine große Ebene führt, zu deren Seiten die Berge in Hügel über— gehen. Auch hier iſt der Boden mit Chaparral bedeckt, jedoch ſcheint das Erdreich hier ſchwerer und fruchtbarer als auf unſerm bisherigen Wege zu ſein. Wir kamen an mehreren Ranchos und Dörfern vorüber, wie z. B. San Domingo, San Francisco, Agua Fria, welche bewohnt waren, und an anderen, welche von den amerikaniſchen Truppen zerſtört worden waren. Marin iſt eine “Heine, auf einer Anhöhe am Rio Meleros, wahrſcheinlich dem nörd— lichen Hauptarme des San Juan, gelegene Stadt. Am 28. Mai legten wir 33 Meilen bis Carrizitos zurück. N Das hügeliche Land war überall mit Chaparral bewachſen, aber die Chaparrals im niedrigen Lande von Monterey bis an die Meeresküſte, ſind ſehr verſchieden von denen auf den Hochebenen 126 und in den bergigen Gegenden Mexikos. Obgleich hier wie dort verſchiedene Species von Mezquite in ihnen vorherrſchend find, ſo verſchwinden hier doch alle anderen Geſträuche entweder gänzlich, oder nehmen wenigſtens ab und werden von neuen Sträuchern und Bäumen verdrängt. So z. B. verſchwindet hier die Fouqueria splen- dens; yuccas werden ſehr ſelten, jo auch Cacti, dagegen erſcheinen neue Straucharten und Bäume, wie der ſogenannte Schwarze⸗ Ebenholzbaum, eine Mimoſe mit ſehr feſtem Holz; der Leucophyllum texanum, ein Strauch mit violetten Blumen von äußerſt angeneh⸗ mem Geruch u. ſ. w. Als einen Wechſel im Thierreiche habe ich noch zu erwähnen, daß wir in der öftlih von Monterey liegenden Ebene das amerikauniſche Rebhuhn oder Watchel (Ortya virginiana) wiederſahen, welches nie in den höhern Regionen von Nord-Mexiko gefunden wird, ſondern ein ihm verwandter Vogel, Ortyx squamata (vigors). | Ungefähr ſechs Meilen von Marin entfernt liegt der Punkt wo General Canales vor einigen Monaten mit ſeiner Guerillaband einen reichen Train der amerikaniſchen Armee auffing und die un⸗ bewaffneten Fuhrleute tödtete. Die Gebeine der unglücklichen Maͤn⸗ ner, welche entweder gar nicht beerdigt, oder von den Wölfen wie, der ausgeſcharrt worden waren, lagen nach allen Richtungen bin zerſtreut. Ein noch ſchrecklicherer Anblick bot ſich unſeren Augen bei Agua negra, einem verlaſſenen Dorfe, dar, wo ein Mann, nach der Kleidung zu urtheilen, ein Amerikaner, bis auf einige Knochen zu Aſche verbrannt worden war. Es iſt den amerikaniſchen Trup⸗ pen wahrlich kein Vorwurf zu machen, daß ſie von ſo entſetzlichem Anblicke gereizt, Rache übten und alle Dörfer und Ranchos nieder⸗ brannten, welche dieſen Näuberbanden einen Zufluchtsort gewährten. Das Recht der Wiedervergeltung und die Nothwendigkeit der Eile gebieten, nach meiner Anſicht, ſolche Maßregein gegen eine unger brauchliche Kriegsführung, und verfährt man dabei mit einiger Um⸗ ſicht, ſo werden die Guerillabanden auf dieſe Weiſe weit 8 als durch gelindere Maßregeln zerſtort. Ungefähr auf der Hälfte unſeres Weges kamen wir an einem verlaſſenen Rancho vorüber, der Waſſer hatte; wir marſchirten aber weiter nach Carrizitos, einem Platze mit mehreren niedergebrannten Ranchos, wo wir einen ſchönen Bach, ausgezeichnetes Gras und Holz in Menge fanden. 127 Den 29. Mai. Vormittags machten wir nur ſieben Meilen durch eine Chaparral-Ebene nach Cerralbo, einer leidlich gut aus— ſehenden Stadt, mit vielen ſteinernen Häuſern, und einigen Silber— minen in der Nähe. Heute hielten wir Mittagsraſt hier, wo einige Truppen aus Nord-Garolina und eine texaniſche Grenzercompagnie ſtationirt waren. Die letztere hatte heute Morgens einen wohlbe— kannten Chef einer Guerillabande gefangen genommen, der viele Grauſamkeiten an Amerikanern begangen haben ſollte. Er wurde, zum Erſchießen verurtheilt, bekannte aber nichts, ſondern rühmte ſich noch, eine Menge Menſchen getödtet und ſtets daſſelbe Schickſal erwartet zu haben. Die Exekution wurde auf der Plaza vorge— nommen. Als man ihn dort hinführte und an eine Mauer ſtellte, bat er, daß man ihm nicht die Augen verbinden oder von hinten erſchießen möge, wie ſolches in Mexiko Sitte iſt, was ihm auch be— willigt wurde. Nach kurzer Unterredung mit einem Geiſtlichen drehte er ſich eine Cigarrito, zündete ſie mit feſter Hand an, und hatte ſie noch nicht ganz zu Ende geraucht, als er in Herz und Kopf ge— troffen, todt zu Boden ſank. Sein Name war Nicholas Garcia, und, mag er ſchuldig oder unſchuldig geweſen ſein, er ſtarb wie ein tapferer Mann. Später hieß es, er ſei der Bruder des Generals Canales, aber in Cerralbo wollte man ihn genau kennen, und man ſagte, ſeine Mutter lebe noch dort und er habe mit. Ennales in keiner näheren ann geſtanden, als daß er zu ſehwer Bande gehörte. Von Gerd aus marſchirten wir Nachmittags 15 Meilen weit nach Puntiagudo, einem an einem Bache liegenden, niederge— braunten Dorfe. Der Bach iſt ein Haupttributär des Alamo. Cerralbo liegt 1000, Puntiagudo nur 700 Fuß über dem Meeres— ſpiegel erhaben. Seitdem wir von Monterey abwärts marſchirt find, haben wir beſtändig vom Meerbuſen von Mexiko herkommenden Oſt⸗ und Südoſtwind, und ſtarker Thau näßt unſere Decken jede Nacht. Seitdem wir die höheren Regionen verlaſſen haben, ge— wahren wir oft an den ſandigen Stellen der Straße eine große, ſchwarze Spinne, welche mich an die vögelfangende Spinne Süd— Amerikas erinnert und von den Mexikanern für giftig gehalten wird. Den 30. Mai. Heute marſchirten wir 30 Meilen weit durch endloſe Chaparrals, nach Mier, welches durch die texaniſche Invaſion im Jahre 1840 berühmt geworden iſt. Es iſt eine Stadt mit 2 reiten, um dem Fluſſe folgen zu können, deſſen Uferketten aus 128 bis 3000 Einwohnern, vielen ſteinernen Gebäuden und einigen mit Stroh gedeckten Hütten und liegt am rechten Ufer des Alamo oder Alcontre, einem kleinen, fünf Meilen weiter unten in den Rio Grande ſich ergießenden Fluſſe. Auf der Plaza zeigte man uns das Haus, wo die Texaner auf ihrer ewig denkwürdigen Expedition gegen eine zehnmal größere Anzahl von Mexikanern fochten. Wir lagerten uns außerhalb der Stadt, nahe am Fluſſe. Den 31. Mai. Früh Morgens ging es weiter nach Camargo, (25 Meilen). Unſere Straße ging hier vom Fluſſe ab, ich aber folgte dem Ufer noch mehrere Meilen weit, weil ich gehört hatte, daß hier eine beſondere Art großer Auſterſchalen gefunden werde. Ich mußte eine Menge tiefer Wildbaͤche durch⸗ grauem Kalkſtein ohne Foſſilien beſtehen. Eine ganze Zeit lang fand ich nur eine große Anzahl friſcher Muſcheln, welche am Fluſſe oder am Ufer leben, bis ich endlich im Lehm am Flußufer ein ganzes Bette der angeblichen Auſterſchalen entdeckte, welche in der That eine große Art der Oſtrea waren, die ohne Zweifel der Kreide⸗ ſormation angehören. Der Platz, wo ich ſie fand, iſt nahe am Ufer, ungefahr zwei Meilen von Mier entfernt und ungefähr drei von der Mündung des Rio Grande. Nach ähnlichen Erzählungen über am oberen Rio Grande gefundene große Auſterſchalen zu urtheilen, ſcheint dieſe Kreidenformation ſich den Fluß binauf bis Baredo auszudehnen und mit der kürzlich in Texas entdeckten nämlichen Formation in Verbindung zu ſtehen. Mit Exemplaren beladen kehrte ich zur Straße zurück, und gelangte, an mehreren Bächen, Rauchos und Dörfern vorüber, an's linke Ufer des Rio San Juan, Camargo gegenüber. Der San Juau, deſſen Hauptarm wir bei Monterey paſſirten, iſt hier ein breiter, anſehnlicher Strom, der ſich ungefaͤhr neun Meilen unterhalb Camargo, bei San Francisco, in den Rio Grande ergießt. Bei Hochwaſſer fahren fünf Fuß tief gehende Dampfboͤte von der Mündung des Rio Grande an dis Camargo hinauf, wo das Kriegsdepartement ein großes Depot errichtet hat; gegenwaͤrtig war das Waſſer aber zu ſeicht, und man ſagte uns, daß wir wahrſcheinlich bis Reynoſa marſchiren müßten, bevor wir Dampfſchiffe antreffen würden. Eine an einem quer über den Fluß gezogenen Seile geführte Führe brachte uns an's jenſeitige Ufer nach Camargo. Dieſe Stadt hat 1000, boͤchſtens 129 2000 Einwohner, einige ſteinerne Häuſer und viele Hütten. Die amerikaniſchen Depots befinden ſich größtentheils in großen Zelten oder Schoppen mit hölzernen Dächern und Leinwandwänden. Die Lage der Stadt, in einer ſandigen Ebene, hat durchaus nichts An— ziehendes, und der tiefe Sand in den Straßen, der beſtändig we— hende Wind und das ſalzige und ſchwefelhaltige Waſſer des Rio San Juan machen den Aufenthaltsort dort ſehr unangenehm. b Am 1. Juni machten wir uns nach San Francisco auf den Weg, welches neun Meilen von Camargo entfernt iſt. Ich war durch Geſchäfte in der Stadt zurückgehalten worden, bis alle Trup— pen abmarſchirt waren, weshalb ich allein hinterher ritt. Die Straße war ſehr ſandig und der Wind füllte die Luft mit einem die Augen peinigenden Sand und Staub. An beiden Seiten der engen Straße waren dichte Chaparrals. Als ich mit halbgeſchloſſenen Augen vor— wärts ritt und daran dachte, welch' eine glückliche Gelegenheit die Guerillas hätten, meinen wiſſenſchaftlichen Streifzügen hier ein Ende zu machen, ſtieß ich auf eine auf dem Rückmarſche begriffene Ab— theilung unſers Regiments, von der ich erfuhr, daß Hr. Sivain, welcher etwas hinter dem Zuge zurückgeblieben war, ſoeben von einigen Mexikanern an der Straße getödtet worden ſei. Der Tod des unglücklichen Mannes hatte mir wahrſcheinlich das Leben gerettet. Wir gelangten bald zu dem Schauplatze des Unglücks. Die Leiche des Getödteten war bereits von ſeinen Freunden fortgeſchleppt wor— den und mehrere Mexikaner, welche ſich unter verdächtigen Umſtän— den auf dem nächſten Rancho aufhielten, wurden zu Gefangenen gemacht. Die mir begegnende Abtheilung unſers Regiments unter— ſuchte noch mehrere Ranchos, in deren einem eine mexikaniſche Uni— form, mexikaniſche Bücher und Kleider und ein verſteckter Mexikaner gefunden wurden, der mit den Sachen in's Lager transportirt wurde. Dort wurden die Gefangenen von einigen Offizieren in's Verhör genommen und dann, weil ſich nur ſtarker Verdacht, aber kein Be— weis gegen ſie ergab, in Freiheit geſetzt. Wie man mir ſpäter ſagte, folgten einige Freunde des Verſtorbenen, welche mit dem Ausgange des Verhörs nicht zufrieden waren, den entlaſſenen Mexi— kanern, tödteten vier oder fünf von ihnen und legten einige Ran— chos in Aſche. | San Francisco iſt ein kleines Dorf am Rio Grande. Hier war kein Dampfſchiff zu ſehen; dagegen ſagte man uns, daß mehrere 9 . 130 in dem 39 Meilen weiter unten liegenden Reynoſa ſeien. Wir ver⸗ ließen daher Abends noch San Francisco, marſchirten die gange Nacht hindurch und kamen am 2. Juni Morgens in Reynoſa, einer kleinen Stadt am Rio Grande, an. Hier ift der Fluß ſchon recht bedeutend, unge⸗ fähr 200 Ellen breit und 6 Fuß und darüber tief; ſeine Ufer ſind flach, ſandig, kahl und, gleich der umliegenden Ebene, nur mit Chaparrals bedeckt. Eine Barometermeſſung, welche ich bier unge⸗ fähr 10 Fuß über der Oberfläche des Fluſſes anſtellte, ergab eine Erhebung von 184 Fuß über der Meeresfläche, wonach der Fall des Fluſſes von hier bis zu ſeiner Mündung, zu Waſſer eine Entfernung von 3 bis 400 Meilen, durchſchnittlich einen Fuß auf 2 Meilen beträgt. Endlich genoſſen wir den längſt erfebnten Anblick von Dampf⸗ ſchiffen, deren zwei im Fluſſe lagen und andere beraufkamen. Der Roberts und der Aid wurden für unſer Regiment engagirt, und Je⸗ dermann machte ſich zur Einſchiffung bereit. Unſere Wagen mußten nach Camargo zurückgebracht und unſere Reitpferde über Land durch Teras nach Miſſouri getrieben werden. Da aber dieſer Transport einem gänzlichen Verluſte gleich zu achten war, ſo gaben die Mei⸗ ſten von uns ihre Pferde um einen Spottpreis weg oder ließen ſie laufen. Viele dieſer Thiere würden nach mehrmonatlicher Ruhe beſſer zum Dienſt geweſen ſein, als die das Klima und das Land noch nicht gewohnten neu eingeführten; es feblte aber an Futter, und ſo erlitten die Leute und die Regierung den Verluſt. Am 3. Juni ging ich mit dem Artillerie-Bataillon an Bord des Roberts. Da wir einige Meilen den Fluß abwärts eine Sand⸗ bank zu paſſiren hatten, ſo wurden die Kanonen und die Bagage über Land dahin gebracht und dann an Bord genommen. Dies hielt uns bis zum Abend auf, und fo lagen wir die Nacht über ſtill. Am 4. Juni bei Tagesanbruch ging es vorwärts, und da wir den ganzen Tag fubren, fo legten wir mebr als den balben Weg nach Matamoros zurück. Der Fluß war ziemlich ſeicht, wes⸗ halb man das Schiff häufig über Sandbänke gleiten börte und fühlte; da aber im Sandbette des Fluſſes weder Felſen noch Baumſtämme befindlich ſind, ſo iſt bei ſolchem Auffabren keine Gefahr. Der Lauf des Rio Grande iſt der gewundenſte, den ich je geſeben babe; der Miſſiſippi kann in Vergleich mit ibm gerade genannt werden. Wenn 131 man nur auf die Richtung achtet, fo weiß man oft nicht, ob man auf⸗ oder abwärts fährt. Namentlich an einer Stelle läuft er ge— radezu nach Süden, und nachdem er dann etwa 5 Meilen weiter gelaufen iſt, macht er gerade gegen Norden Kehrt und kommt nach dem früheren Punkte ſo nahe zurück, daß dieſer nur durch eine ſchmale Sandbank davon getrennt iſt. Das Land in der Gegend des Fluſſes iſt eben und flach; nahe am Fluſſe ſcheint der Boden ſehr gut zu ſein; man ſah aber nur ſehr wenige Anſiedelungen und wenig kultivirtes Land. Die Chaparrals ſchienen dünner zu werden; dagegen ſah man häufig Bäume mit langen Bärten von ſpaniſchem Moos (tillandsea asneoides). An verſchiedenen Holzplätzen wurde das Schiff mit Brennholz verſorgt, welches meiſtens Mezquite und ſchwarzes Ebenholz war. Den ganzen Tag über ſahen wir ſechs Dampfböte. Nachts legten wir bei. Am 5. Juni, ungefähr um Mittag, erreichten wir Matamoros; da aber die Stadt eine halbe Meile vom Fluſſe entfernt liegt und wir nur eine halbe Stunde lang anhielten, ſo konnte ich nur einen flüchtigen Blick auf ſie werfen. Sie liegt auf einer unbedeutenden Anhöhe in der Ebene; die Häuſer ſind entweder von Stein oder aus Luftziegeln erbaut; die Plaza und die Hauptſtraßen waren von Amerikanern bewohnt, und der übrige Theil der Stadt ſchien ganz verlaſſen zu ſein. Was Schönheit der Lage und prachtvolle Gebäude betrifft, ſo kann ſich Matamoros mit keiner der größeren Städte meſſen, durch welche unſer Weg uns führte. Von Matamoros kamen wir an Fort Brown vorüber, auf wel— chem das Sternenbanner flatterte, und in den entfernteren Chapar— rals gegen Norden zeigte man uns die Schlachtfelder von Palo Alto und Reſaca de la Palma. Der Fluß war hier ſehr gut ſchiffbar, aber noch immer ſo gekrümmt wie vorher. Ich ſah mehrere kleine Palmbäume, häufigere Niederlaſſungen am Fluſſe und auf dieſen Zucker⸗ und Baumwollenpflanzungen; im Hintergrunde aber immer Chaparrals. Nachts legten wir bei; als aber nach Mitternacht der Mond aufging, fuhren wir weiter und erreichten am 6. Juni die Mündung des Rio Grande, an deſſen linkem Ufer wir uns lagerten. Ungefähr eine Meile von unſerm Lager entfernt war das Meer und die Flußmündung. Am linken Ufer der Mündung hatten ſich einige ſogenannte Commiſſarien und Kauf— läden etablirt und dem Platze den Namen »Mouth of Rio Grande« 9 * 132 gegeben, welchem gegenüber, auf der anderen Seite der Mündung, ein zweites kleines Dorf, mit Namen Bagdad, liegt. Auf dem Fluſſe lagen einige kleine Dampfböte und Schoner, aber keine größeren Schiffe, welche neun Meilen von bier entfernt, in Brazos Santiago, einen beſſern Ankerplatz baben, wobin ein Bote gefandt wurde, um ſobald wie möglich Schiffe für unſer Regiment zu engagiren. Wir verweilten inzwiſchen hier, weil hier ein beſſerer Lagerplatz iſt. Wir mußten drei Tage lang warten, die ich größtentbeild am Meeresufer zubrachte. Der lang entbehrte Anblick des Oceans, die Seepflanzen und die Muſcheln am Ufer und das erfriſchende Seebad riefen viele alte Erinnerungen in mein Gedächtniß zurück, und die herrlichen Auſtern, Seefiſche, Krabben und anderen Dellikateſſen, welche mir in dem modernen Bagdad geboten wurden, ließen auch dem Körper feinen Antheil an dem Behaglichen der Schöpfung zu⸗ kommen. . Während unſers Aufenthaltes bier machte ich noch einen letzten Verſuch mit meinem getreuen Barometer, den ich aus St. Louis in Miſſouri mitgenommen und auf der ganzen Reiſe zum Meeres⸗ ufer vor Schaden bewahrt hatte. Wie oft hatte ich das zerbrech⸗ liche Inſtrument auf dem Rücken getragen und es wie ein verzoge⸗ nes Kind behandelt; aber ich follte auch den Lobn für meine väter⸗ liche Zärtlichkeit ernten. Dieſe letzten Beobachtungen am Meeres⸗ ſtrande bewieſen zu meiner großen Befriedigung, daß der Baro⸗ meter noch vollkommen in Ordnung ſei, und ein ſpäter in St. Louis angeſtellter Vergleich zeigte, daß er nur um ein Unbedeutendes ver⸗ ändert ſei. Ich boffte am Ufer einige meteorologiſche Tabellen zu finden, um danach meine barometriſchen Beobachtungen vergleichen und berechnen zu konnen, ſab mich bierin jedoch getäuſcht. Im Bureau des Quartiermeiſters in Mouth of Rio Grande fand ich zwar einen ſehr guten Barometer, mit dem aber feine regelmäßigen Beobachtungen angeſtellt, ſondern nur die Nordwinde vorbergejeben waren. Am 8. Juni erbielten wir die Nachricht, daß in Brazos Schiffe für uns bereit ſeien. Wir verließen daber am 9. Juni unſer Lager am Rio Grande und marſchirten über Land nach Brazos Santiago (9 Meilen). Die Kanonen wur⸗ den zu Waſſer, die Bagage zu Wagen bingeſchafft und die Mann⸗ ſchaft ging zu Fuß. Der Weg führt durch tiefen Sand und groͤß⸗ 133 tentheils am Strande hin. Ueber die Seebucht, welche die kleine Inſel Brazos Santiago bildet, führt eine hölzerne Brücke. Wir erreichten bald den Hafen, in welchem viele Schiffe vor Anker la— gen und um welchen herum ein Städtchen von Niederlagen, Läden u. ſ. w. gebildet war. Dies war der letzte Ort, den wir dieſſeits des mexikaniſchen Meerbuſens ſahen, und ohne Zweifel der ſchlech— teſte, dem ich auf meiner Reiſe begegnete. Die ganze Inſel iſt eine einzige Sandfläche, ohne Baum, ohne Grashalm, und mit nichts als Brackwaſſer, einer halb ſüßen, halb ſalzigen Flüſſigkeit, die aus in den Sand gegrabenen Löchern gewonnen wird. Man ſieht hier keine anderen Geſichter, als die ernſter Beamten oder ſchlauer Spekulanten, die ſofort nach Kamtſchatka aufbrechen würden, wenn dabei Geld zu verdienen wäre. Genug, es iſt ein abſcheu— licher Platz, an dem Niemand leben wuͤrde, geböte es ihm nicht die Pflicht oder die Gewinnſucht. Wir ſchliefen nur eine Nacht in die— ſer Sandwüſte und gingen am 10. Juni an Bord unferer Schiffe, die Republik und Morillo, zwei nach New- Orleans beſtimmte Segelſchiffe. Ich ſchiffte mich mit der Artillerie auf letztgenanntem Schiffe ein, und Nachmittags ſtachen wir in See. Nach einer achttägigen glücklichen Fahrt landeten wir in New-Orleans. Anfangs betäubte mich der Lärm und das Treiben der großen Stadt; bald aber betäubten die Genüſſe des civiliſirten Lebens die Eindrücke der einſamen Prairie und der öden Chaparrals. Unſer Regiment wurde in New⸗Orleans abgezahlt und entlaſſen, und die Leute waren bald von zerlumpten Burſchen in Herren ver— wandelt. Nachdem ich meine Privatgeſchäfte in New-Orleans been— digt hatte, kehrte ich heim nach St. Louis, wo ich Anfang Juli's eintraf, um dort von den Mühſeligkeiten der Reiſe auszuruhen. In 14 Monaten hatte ich von Independence nach Reynoſa am Rio Grande ungefähr 2200 Meilen zu Lande und ungefähr 3100 Meilen zu Waſſer zurückgelegt und viele Entbehrungen, Mühſelig— keiten und Gefahren ertragen. Ich ertrug ſie aber alle mit Ver— gnügen, weil ich der Wiſſenſchaft nützen wollte; nur nicht die uns gerechte willkürliche Behandlung der Regierung von Chihuahua, die mich ſechs Monate lang meines höchſten Gutes, meiner perſönlichen Freiheit, beraubte und mich verhinderte, meine Reiſe fo weit aus⸗ 134 — zudehnen, wie ich Anfangs beabſichtigte, um ihre Nefultate allge⸗ mein nützlicher zu machen. 5 Zum Schluſſe meines Tagebuches mögen bier einige allgemeine Bemerkungen über Nord-Mexiko am Platze ſein. Neu⸗Mexiko und Chihuahua, welche ich hier beſonders im Auge habe, weil ich ſie genau kennen lernte, ſind weder die reichſten, noch die ärmſten Staaten von Mexiko; beide beſitzen Hilfsquellen, welche noch nie genau dargeſtellt worden ſind. Der Ackerbau iſt der wenigſt verſprechende Induſtriezweig. Die aus Mangel an fließendem Waſſer entſtebende Nothwendigkeit künſt⸗ licher Bewäſſerung trägt hauptſächlich die Schuld; dennoch wird all⸗ jährlich mehr geerntet, als zum eigenen Bedarf nothwendig iſt, und Mißernten und in Folge deren Hungersnotb kommen hier ſeltener als in anderen Ländern vor, weil eben die Bewäſſerung dieſe ver⸗ hindert. Außerdem giebt es noch manche für den Ackerbau geeignete Strecken Landes, die jedoch der Indianer wegen keine vereinzelten Anſiedelungen aufnehmen koͤnnen. Auch die großen Haciendas fteben dem Aufblüben kleiner Anſiedelungen bindernd im Wege. Jene une abhängige Klaſſe kleiner Farmers (Gutsbeſitzer), welche den größten Theil des Landes in den Vereinigten Staaten im Beſitz hat, iſt hier nur ſpärlich repräſentirt, und die großen Grundbeſitzer kulti⸗ viren in der Regel weniger Boden als die kleinen, aber unabbän⸗ gigen Farmers des Nordens. Als Weideland werden beide Staaten von keinem der Union übertroffen. Auf den Prairien der Hochebenen und auf den Bergen können jährlich Millionen Stück Vieb gezogen werden. Rindvieb, Pferde, Maulthiere und Schafe vermehren ſich ſebr raſch, und wenn auf ihre Veredelung mehr Aufmerkſamkeit verwendet würde, fo konnte allein von den Schafen fo viel Wolle gewonnen werden, daß da⸗ durch der größte Theil der jetzigen Einfuhr gedeckt würde; vorerſt aber müßten die wilden Indianer unterjocht werden, welche in den legten zehn Jahren die ganze Viebzucht zu Grunde gerichtet baden. Der Bergbau, eine weitere Haupthilfsquelle des Landes, bedarf ebenfalls in gewiſſem Grade des Schutzes gegen die Indianer, deren 135 Ueberfälle ſchon mehrere Bergwerke verwüſtet haben, und andere Gegenden, welche reich an Mineralien ſind, haben derſelben Plage wegen nicht einmal genau unterſucht werden können. Obgleich die Silberminen von Chihuahua ſeit Jahrhunderten ausgebeutet worden ſind, ſo ſcheinen ſie doch noch immer unerſchöpf— lich zu ſein. Die Entdeckung neuer Erzlager iſt ein ganz gewöhn— liches Ereigniß, welches bewirkt, daß die mit dem Bergbau beſchäf— tigten Leute die alten, noch nicht erſchöpften Werke verlaſſen und nach den neuen eilen. Um den Bergbau zu heben, müßten alle drückenden Abgaben und Beſchränkungen beſeitigt werden, und es würden ſogleich genügende Capitalien nach dem Staate wandern, um die Werke gründlicher und ausgedehnter zu bearbeiten. Neu— Mexiko ſcheint eben ſo reich an Gold-, wie Chihuahua an Silber— erzen zu ſein; aber großer Mangel an Capital und noch größere Unſicherheit ſind die Hinderniſſe geweſen, welche ihrer umfangreichen Ausbeutung entgegenſtanden. Um alle die Hilfsquellen auszubeuten, mit welchen die Natur dieſe beiden Staaten geſegnet hat, müſſen ſich überhaupt alle Ver— hältniſſe des Landes ändern. Vor Allem iſt eine gerechte, feſte und ſtrenge Regierung nöthig, welche die feindlichen Indianer bezwingen, Schutz der Perſon und des Eigenthums, wie auch freie Concurrenz in allen Zweigen der Induſtrie gewähren kann, und das Volk nicht höher beſteuert, als die Bedürfniſſe der Regierung erheiſchen. Unter einer ſolchen Regierung würde die Bevölkerung und die Production des Landes raſch zunehmen; es würden ſich dem Handel neue Wege eröffnen, und das Volk würde nicht allein wohlhabender und für die Annehmlichkeiten des Lebens empfänglicher, ſondern auch aufge— klärter und freiſinniger werden. Iſt jetzt Ausſicht für einen ſo günſtigen Wechſel vorhanden? Seit ihrer Unabhängigkeitserklärung ſind die Mexikaner in einer fortwährenden Reihe von localen und allgemeinen Revolutionen verwickelt geweſen, welche beweiſen, daß republikaniſche Inſtitutio— nen noch nicht bei ihnen Wurzel gefaßt haben, und daß ſie, wenn ſie auch das fremde Joch abgeworfen haben, doch nicht im Stande ſind, ſich ſelbſt zu regieren. Es war auch kaum zu erwarten, daß ein Volk, welches aus zwei Racen beſteht, die ſich wohl vermiſcht, aber nicht innig mit einander verſchmolzen haben, nach 300jähriger Unterdrückung plötzlich für eine Republik reif ſein ſollte. Wohl mag 136 Fanatismus allein im Stande fein, ein altes Regiment über den Haufen zu werfen; aber um ein neues, für das Volk paſſendes in's Leben zu rufen, bedarf es klarer, ruhiger Köpfe, und das ganze Volk muß einen gewiſſen Grad von Intelligenz beſitzen, wenn eine Republik Beſtand haben ſoll. Dieſe allgemeine Intelligenz iſt aber noch nicht bei den Mexikanern zu Hauſe, ſonſt würden ſie ſich nicht ſeit zwanzig Jahren von egoiſtiſchen Führern haben dupiren laſſen, die nur nach Macht und Reichthum ſtrebten; und während all’ der ſchmählichen inneren Revolutionen haben weder die allgemeine, noch die localen Regierungen das Geringſte getban, um die Maſſe des Volks aufzuklären; dazu fehlte es ihnen theils an Geld und Zeit, theils entſprach es nicht ihren ehrgeizigen Plänen, ein aufgeklärtes Volk zu regieren. Von woher ſoll denn nun die Aufklärung der Menge und die Feſtigkeit der Regierung kommen? Ich kann mich nicht des Gedan⸗ kens erwehren, daß, wenn Mexiko, durch den gegenwärtigen Krieg entnervt, ſich ſelbſt überlaſſen würde, die Erneuerung ſeiner inneren Unruhen es raſch ſeinem gänzlichen Untergange entgegenführen würde, und was man jetzt den Vereinigten Staaten als Kriegsent⸗ ſchädigung zu geben ſich weigert, das wird ihnen ſpäter als Ge⸗ ſchenk angeboten werden. Das Schickſal Mexiko's iſt entſchieden. Unfähig, ſich ſelbſt zu regieren, wird es von einer andern Macht regiert werden, und es darf ſich Glück wünſchen, wenn es nicht in ſchlechtere Hände, als die der Vereinigten Staaten fällt, denn dieſe würden wenigſtens ſeine Nationalität reſpectiren und ihm das ſichern, was es bis jetzt noch nicht gebabt bat — eine republikaniſche Regierung. Ich zweifle keinen Augenblick daran, daß von ſolchem Wechſel ganz Mexiko ſowohl, wie die ganze civiliſirte Welt Nutzen zieben würde, da dieſes wundervolle Land dadurch der Induſtrie einer kräftigeren Race geoͤffnet werden würde; wobl aber bezweifle ich, daß es in der Politik der Union liegen koͤnnte, ganz Mexiko zu be⸗ ſitzen, wenn dies in ihrer Macht läge; denn eine beterogene Maſſe von 7 bis 8 Millionen Mexikanern, welche aus Feinden in Freunde zu verwandeln und aus einer verdummten und gedrückten Lage zu Bürgern einer Republik zu erbeben wären, würde nicht ſo leicht mit der Republik zu verſchmelzen fein, als eine gleiche Anzahl europäiſcher Einwanderer, welche bier in großen Zwiſchenraumen 137 eintreffen, ausgeſtattet mit mehr Kenntniſſen und entſchloſſen, als Amerikaner zu leben und zu ſterben. Am Schluſſe des gegenwärtigen Krieges werden die Vereinigten Staaten ſich wahrſcheinlich durch einige mexikaniſche Provinzen für ihre Kriegskoſten entſchädigen müſſen; je werthvoller dieſes Territo— rium aber ſein wird und je weniger Mexikaner ſie auf dieſe Weiſe erhalten, deſto vortheilhafter wird der neue Beſitz für die Union ſein. Die nördlichen Provinzen Mexiko's vereinigen beide Vorzüge in ſich. Nehmen wir z. B. an, daß von der Mündung des Rio Grande an bis nach Laredo, dem äußerſten Punkte für die Dampfſchifffahrt auf dem Rio Grande, eine Grenzlinie gezogen würde, und eine andere Linie von der Breite Laredo's gegen Weſten zum Golf von Californien, ſo würde dieſes Territorium, außer den alten Provin— zen von Texas, einen kleinen Theil vom Staate Tamaulipas und von Coahuila, den größten Theil vom Staate Chihuahua, den Staat Sonora, Neu-Mexriko und beide Californien umfaſſen. Die mexikaniſche Bevölkerung dieſer Staaten — wenn wir die höchſten Schätzungen ausſchließen und ſtatt der kleinen Stückchen von Ta— maulipas und Coahuila die ganze Bevölkerung von Chihuahua ein— ſchließen — würde ſich, wie folgt, herausſtellen: Chihuahua - . . . 160,000 Einwohner. eRuprae. "2 Ua V0o » TEBADIERIED es » Ober⸗Californien . 35,000 „ Unter⸗Californien . 5,000 » 400,000 Einwohner. Die ganze Einwohnerzahl dieſer Staaten beläuft ſich alſo nur auf ungefähr 400,000, während ihr Territorium eine Fläche von 910,000, oder, mit Einſchluß der alten Provinz Texas, welche Mexiko bereits verloren hat, 1,200,000 engl. Quadratmeilen umfaßt. Der größte Theil dieſes Territoriums iſt nie von den Mexi— kanern in Beſitz genommen oder auch nur unterſucht worden, und die dünne Bevölkerung in den bewohnten Theilen zeigt, daß ſie nie— mals beſondern Werth auf denſelben legten. Die größeren Reize, welche Süd⸗Mexiko in ſeinen Bergwerken, Klima, Handel u. ſ. w. darbot, haben dort die 7 bis 8 Millionen Einwohner coneentrirt, 138 welche die mexikaniſche Nation ausmachen, und nur eine geringe Anzahl davon kommt auf die nördlichen Provinzen. Die eine Hälfte dieſes nördlichen Territoriums mag in der That eine Wüſte und für den Landbau werthlos ſein, für eine große Handelsnation, wie die amerikaniſche, aber, für welche am ſtillen Ocean neue Staaten erblühen, wird ſie dennoch wegen ihrer Verbindung mit dem ſtillen Ocean, wegen ihres großen Mineralreichtbums und wegen ihrer Geeignetheit zur Viehzucht von großem Werthe ſein. Mexiko würde an den Staaten, welche dieſes Territorium bilden, einen geringen Verluſt erleiden, da ſie für daſſelbe von jeber mehr eine Laſt, als die Quelle von Einkünften geweſen ſind. Alle Verbindungen, welche bisher zwiſchen Mexiko und dieſen Staaten beſtanden haben, beſtan⸗ den lediglich darin, daß die Regierung fie fo hoch wie möglich be⸗ ſteuerte, was dennoch nur wenig ausmachte, und ſie ſo tief wie möglich mit in den revolutionären Wirrwarr des Südens bineinzog, ihnen aber nie Schutz gegen die feindlichen Indianer und gegen deren Raubzüge durch das Innere des Landes angedeihen ließ, oder jemals das Geringſte that, um Bildung und Induſtrie zu heben; — kurz, Mexiko bäufte ſtatt Segen den ganzen Fluch einer ſchlechten Verwaltung auf dieſe Staaten. Sollten die Vereinigten Staaten von dieſem Lande Beſitz er⸗ greifen, ſo werden die officiellen Blutſauger, welche ein Privile⸗ gium auf die Regierung dieſer Staaten zu haben glauben, ſich, wenn auch nicht offen, ſo doch auf dem Wege der Intrigue wider⸗ ſetzen; die Maſſe des Volkes wird aber ſehr bald einſeben, daß es durch den Wechſel gewonnen bat, und wenn ibrem Nationalgefüble gehörige Rechnung getragen wird, fo werden ſie ſich in wenigen Jahren an die Regierung gewöhnen und, obgleich immer noch Me⸗ rikaner, doch gute Bürger der Republik des Nordens werden. Nach meinem unmaßgeblichen Dafürbalten verlangt es die Por litik und nicht minder die Humanität, daß das Reich der Freibeit für das ganze Menſchengeſchlecht eine ſolche Ausdebnung erbalte. Wenn Wüſteneien und Bergketten die beſten Barrieren zwiſchen Staaten bilden, ſo beſitzt die von mir angegebene Grenzlinie dieſe Eigenſchaften: im Oſten den Bolſon de Mapimi, im Weſten die Sierra Madre. Am Meerbuſen von Californien würde der wichtige Hafen Guaymas oberhalb dieſer Grenzlinie liegen. Eine genaue Unter⸗ * 139 ſuchung des Terrains müßte entſcheiden, welche Art von Communi— cation die beſte zwiſchen Guaymas und dem Rio Grande ſein würde; wahrſcheinlich aber würde im Laufe der Jahre eine Eiſenbahn den genannten Hafen mit dem Rio Grande verbinden und einen neuen Weg vom atlantiſchen zum ſtillen Ocean für Handel und Auswan— derung nach Californien und Oregon eröffnen. Die Entfernung von Laredo am Rio Grande nach Guaymas beträgt in gerader Linie ungefähr 770 Meilen. Das Project einer ſolchen Eiſenbahn würde alſo, ſelbſt wenn die Sierra Madre im Weſten die Verfol— gung der geraden Linie zum ſtillen Ocean verhindern ſollte, weniger chimäriſch ſein, als die vielbeſprochene große, weſtliche Eiſenbahn vom Miſſiſippi nach dem Columbiafluſſe, und wenn das mehrer— wähnte Land den Vereinigten Staaten zufallen ſollte, ſo können wir vielleicht in weniger als zehn Jahren meinen Plan realiſirt ſehen. Die angedeutete Grenzlinie würde zu gleicher Zeit auch leicht zu vertheidigen ſein; Militärſtationen am Rio Grande und in der Nähe des Golfs von Californien würden die Endpunkte der Linie ſchützen; einige Feſtungswerke an den Bergpäſſen der Sierra Madre, da, wo nur eine Hauptſtraße den Staat Chihuahua mit Süd-Me— riko verbindet, würden Invaſionen von jener Richtung her verhin— dern, und einige kleinere Forts im Innern wären hinreichend, um die wilden Indianer im Schach und unter Aufſicht zu halten. Botanischer Anhang. Herr Dr. Wislizenus hat mir ſeine äußerſt intereſſanten bo⸗ taniſchen Sammlungen mit dem Wunſche anvertraut, daß ich die vielen in denſelben enthaltenen Novitäten beſchreiben möge. Ich würde dieſem Wunſche gern entſprochen haben, hätte es mir nicht an Zeit gemangelt und lebte ich nicht bier in St. Louis von allen größeren Sammlungen und Bibliotheken abgeſchnitten. Unter die⸗ ſen Umſtänden kann ich nur eine allgemeine Ueberſicht von der Flora der von ibm bereiſten Gegenden geben und einige wenige der von ihm geſammelten Pflanzen beſchreiben, wobei ich jedoch bemerke, daß einige von ibnen vielleicht ſchon, obne mein Wiſſen, von anderer Seite beſchrieben worden ſein koͤnnen. Bei Unterſuchung der Sammlungen des Dr. Wislizenus war es mir von großem Nutzen, daß ich ſie mit den Pflanzen des Verfaſſers des berübmten Werkes »der Prairiebandel«, des Hrn. Dr. Gregg, vergleichen konnte, die er zwiſchen Chibuabua und der Mündung des Rio Grande, befonders aber in der Näbe von Monterey und Saltillo geſammelt bat, und von denen er mir einen Theil zu überlaſſen die Güte batte. Seine und des Hrn. Dr. Wis⸗ lizenus Sammlungen zuſammen bilden ein ausgezeichnet ſchoͤnes Herbarium jener Gegenden. Die Reiſeroute des Hrn. Dr. Wislizenus zog ſich, wie ein Blick auf die Karte zeigt, durch das Thal des Rio Grande und um ganz Teras herum, Seine Pflanzen tragen alſo den Char 141 rakter der Floras der verſchiedenſten Länder an ſich, die das Fluß— thal von einander ſcheidet. In der That, die Flora des Rio Grande verbindet mit einander die der Vereinigten Staaten, Californiens, Mexiko's und Texas', indem ſie Species oder Genera oder Fami— lien enthält, welche jedem dieſer Länder angehören. Der nordöſtliche Theil der Route führt mitten durch die großen weſtlichen Prairien hindurch, welche bei Independence, in Miſſouri, von 1000 bis, weſtlich vom Cimarronfluſſe, zu 4000 Fuß Erhebung über der Meeresfläche emporſteigen. Die auf dem erſten Abſchnitte dieſes Theiles der Reiſe, weſtlich bis zum Uebergange über den Arkanſasfluß geſammelten Pflanzen ſind die wohlbekannten Bewoh— ner unſerer weſtlichen nordamerikaniſchen Ebenen. Ich will hier nur als beſonders intereſſant für den Botaniker, oder als die Land— ſchaft charakteriſirend, einige der Ordnung nach, wie ſie geſammelt wurden, aufzählen: Tradescantia virginica, Phlox ardistata, Oe- nothera missouriensis, serrulata, speciosa u. ſ. w., Pentstemon Cobaea, Astragalus caryocarpus (häufig vorkommend im Weften nach Santa Fe), Delphinium azureum, Baptisia australis, Malva Papaver, Schrankia uncinata und angustata, Echinacea angusti- folia, Aplopappus spinulosus, Gaura coccinea, Sida coccinea, Sophora sericea, Sesleria dactyloides, Hordeum pusillum, Engel- mannia pinnatifida, Pyrrhohappus grandiflorus, Gaillardia pul- chella*), Argemone mexicana (mit ſehr rauhem Stengel und gro- ßen, weißen Blumen). Die zwiſchen dem Arkanſas und dem Cimarron geſammelten Pflanzen ſind ſeltener, und einige von ihnen uns nur durch Dr. James bekannt, der im Jahre 1820 Long's Expedition nach jenen Gegenden begleitete. Hier finden wir Cosmidium gracile, Torr. und Gr., welches auch bei Santa Fe und weiter abwärts am Rio Grande gefunden wurde; Cucumis (?) perennis, von James bei Santa Fe und Chihuahua, und von Lindheimer in Texas gefunden, kann, weil die Blumenblätter bis zu zwei Drittheilen ihrer Länge mit einander verbunden ſind, nicht mehr zum Genus Cucumis ge— zählt werden; Hoffmannseggia Jamesii, T. und G., wurde ebenfalls auf dieſem Theile der Reiſe geſammelt; dann verſchiedene Species ) Sehr häufig im Sande am Arkanſasfluſſe, mit herrlichen Blumen, aber nur ſechs Zoll hoch. Sicherlich jährig. 142 von Psoralea, Pelalostemon und Astragalus; auch Torrey’s Gaura villosa und Krameria lanceolata; Erysimum asperum, von dem man früher nicht wußte, daß es ſo weit ſüdlich gedeihe; Polygala alba, Lygodesmia juncea. Hier begegnen wir auch zum erſten Male Rhus tribolata, Nutt., welche weiter weſtlich eine ſehr häufig vorkommende Pflanze iſt ). Eine neue Talinum, welche ich I. caly⸗ cinum !) genannt habe, wurde in dem ſandigen Boden am Ci⸗ marron gefunden. Dieſe Pflanze bat, gleich der ihr nabeftebenden T. teretifolium der Vereinigten Staaten, eine merkwürdige Lebens⸗ zähigkeit, ſo daß Exemplare, welche im Juni 1846 geſammelt, gepreßt und getrocknet wurden, kräftig weiter wuchſen, als ich ſie 14 Monate ſpäter, im Auguſt 1847, pflanzte. | Psoralaea hypogaea, Nutt., wurde nahe bei der Coldquelle ge funden, und Yucca angustifolia auf dem Wege von bier nach Santa Fe. Vom Cedarbache an beginnt die bergige Region mit einer Er⸗ hebung von beinahe 5000 Fuß über dem Golf von Mexiko, die bei Santa Fe ungefähr 7000 Fuß erreicht. Mit den Bergen kommen wir in die Region der Fichten und der Cacti. Dr. Wislize⸗ nus bat bier zwei Pinusarten geſammelt, welche beide noch nicht beſchrieben zu ſein ſcheinen, ſo daß ich es wage, bier eine kurze Beſchreibung von ibnen zu geben. Die wegen ibrer nützlichen Frucht und auch in botaniſcher Hinſicht intereſſanteſte Art iſt die Nußfichte *) Gleich vielen anderen hier erwähnten Pflanzen, iſt dieſe ebenfalls in ſehr zahlreichen und ſchͤnen Exemplaren von Hrn. A. Fendler, einem jungen Deut: ſchen, geſammelt worden, der die Gegend um Santa Fe im Jahre 1847 beſucht und viele werthvolle und wohl erhaltene Sammlungen gemacht bat, von denen er einige zu verkaufen wünſcht. Wenn ich von der Flora von Santa Fe ſprechen werde, werde ich mich noch oft auf dieſen Herrn beziehen müſſen. ) Talinum calycinum, n. sp., rhizomate crasso, caulibus demum ramosis; foliis subteretibus elongatis, basi triangulari productis; pedunculis elongatis nudis; cyma bracteosa; sepalis 2 ovata-orbiculatis, basi productis, cuspidatis, persistentibus; petalis fugacibus calycembis superantibus; staminibus sub 30; stylo elongato, stigmatibus 3 abbreviatis. In fandigem Boden am Cimarron; blüht im Juni. Unterſcheidet ſich von T. teretifolium durch größere Blätter und Blumen, viel größere, aufrecht ſitzende Blattſtengel, größere Frucht und Samen. Die Blätter find 1˙½ dis 2 Zoll lang, die Blumen haben 10 bis 11 Linien im Durchmeſſer; Kapfeln und Samen noch einmal fo groß als deim T. teretifolium. 143 von Neu-Mexiko (Pinon), Pinus edulis 2), nahe mit der Nußfichte von Nordoſt-Mexiko, der Pinus osteosperma 3), verwandt, von der Dr. Gregg mir Exemplare ſandte, die auf dem Schlachtfelde von Buena Viſta geſammelt wurden, und ebenſo mit der Nußfichte von Californien, P. monophylla, Torr. und Frem., welche drei Species die weſtlichen Repräſentanten der Pinus Einen und Cem- bra des öſtlichen Continents find. Die Be Species, Pinus brachyptera 9), iſt die in Neu⸗ 2) Pinus dk, n. sp., squamis turionum ovatis acutis adpressis; la- einiis vaginarum abbreviatarum circinato-revolutis, demum deciduis; foliis binis brevibus rigidis, curvis, tenuissime striatis, margine laevibus, supra con- cavis glaucis, subtus convexis viridibus; strobilis sessilibus erectis, subgloboso- conicis, squamis apice dilatato pyramidatis, inermibus; seminibus obovatis, apteris, magnis, testa tenuiore. Nicht felten vom Cimarron bis Santa Fe und wahrſcheinlich auch durch ganz Neu⸗Mexiko. Ein kleiner 10 bis 20, ſelten 30 Fuß hoher Baum; Stamm 8 bis 12 Zoll im Durchmeſſer; Blätter 12 bis 18 Linien lang, und, wie es bei allen anderen Fichten der Fall iſt, concav an der inneren oder oberen Oberfläche wenn zwei, und kielförmig wenn drei zuſammenſitzen, welches bei unſerer Species fehr ſelten der Fall iſt. Zapfen ungefähr 18 Linien im Durchmeſſer; der Samen— körper ungefähr 6 Linien lang und 4 Linien im Durchmeſſer; die Schale weit dünner als die der Haſelnuß; der Kern, wenn leicht gebacken, ſehr wohlſchmeckend. ) Pinus osteosperma, n. sp., squamis turionum elongata - acuminatis, fimbriatis, squarrosis; laciniis vaginarum abbreviatarum circinato-revolutis, demum deciduis; foliis ternis binisve brevibus, tenuioribus, rectiusculis, mar- gine laevibus, utrumque tenuissime striatis, supra glaueis, subtus virescentibus; strobilis sessilibus erectis elbe, inermibus; seminibus obovatis apteris, magnis, testa dura. An den Bergſäumen, nahe bei Buena Viſta, und um Saltillo. Ein kleiner Baum, 10 bis 20 Fuß hoch; dreifache, ſeltener zweifache Blätter, 1 bis 2 Zoll lang, viel ſchlanker als bei der vorigen Species; Nuß von derſelben Größe, aber viel härter. Pinus monophylla hat breiteiförmige, ſtumpfe, anliegende Schuppen an den jungen Sproſſen und meiſtens einfache, runde Blätter; Zapfen und Samenkörner ſind den beiden anderen ähnlich. ) Pinus brachyptera, n. sp., squamis turionum longe acuminatis, fimbriatis, squarrosis, subpersistentibus; vaginis elongatis adpressis; foliis ternis (raro binis 8. quaternis) utrumque viridibus et aspero striatis; strobilis sessilibus erectis, ovatis 8. elongato conicis, squamis recurvo aculeatis; seminibus obovatis breviter alatis. Im Gebirge in Neu-Mexiko häufig. Ein großer ſchöner Baum, oft 80 bis 100 Fuß hoch, 2 und ſelbſt 3 Fuß im Durchmeſſer; Blattſcheiden 6 Linien lang, meiſtens ſchwarz; Blätter gewöhnlich dreifach, rauh, 3 bis 6 Zoll lang; an den vor mir liegenden Exemplaren gegen das Zweigende hin dicht gedrängt; Zapfen 2% bis 6 Zoll lang. 144 Mexiko am häufigſten vorkommende Fichte und wegen ihres Holzes ſehr nützlich. Eine dritte Species, Pinus flexilis, James, wurde von Dr. Wislizenus überſehen, aber in guten Exemplaren von Hrn. Fendler bei Santa Fe geſammelt. Ihre fünffachen Blätter und hangenden, cylindriſchen, ſparrigen Zapfen machen fie der Pinus strobus ähnlich, aber der Same iſt groß und eßbar, wie Dr. James bereits bemerkt hat, und die Blätter ſind nicht gezackt und viel ſtärker. Die in Santa Fe ſehr ſtark gegeſſenen Pinones ſchei⸗ nen vorzüglich die Frucht der Pinus edulis zu ſein. Wenn ich zur Flora der Chihuahua-Gebirge komme, werde ich Gelegenheit baben, noch über drei andere Fichtenarten zu ſprechen. Linum perenne erſcheint bier zuerſt und wird bis Santa Fe gefunden, ebenſo die Lathyrus ornatus, welche ibren Namen mit allem Rechte trägt. In dieſer Gegend wurden auch mebrere Spe⸗ cies von Potentilla, Oenothera, Artemisia und Penstemon ges ſammelt. Zu den merkwürdigſten der gefundenen Pflanzen gehörten auch die Cactaceae. Nachdem Dr. Wislizenus am Arkanſas und nord⸗ öſtlich von dieſem Fluſſe nichts als Opuntia bemerkt hatte, welche ſich wahrſcheinlich nicht von O. vulgaris unterſcheidet, begegnete er ſogleich, als die Berggegenden und die Fichtenbolzungen be⸗ gannen, mehreren ſchoͤnen und intereſſanten Mitgliedern dieſer ſon⸗ derbaren Familie, ein Beweis, daß er der Lieblingsbeimath des Cactusſtammes, Mexiko, ſich näberte. Am Waggon-mound wurden die erſten (blumenloſen) Exem⸗ plare einer ſonderbaren Opuntia mit geradem bolzigen Stamm und cylinderförmigen, ſchrecklich dornigen, horizontalen Zweigen gefun⸗ den. Die Pflanze war bier nur 5 Fuß boch, erreicht aber bei Santa Fe eine Höhe von 8 bis 10 Fuß, und wird bis Chibuabua und Parras gefunden. In letzterem günſtigen Klima wird ſie ein Baum von 20 bis 30, ſelbſt 40 Fuß boch, wie Dr. Wislizenus erzählt, und gewährt, wenn fie mit ihren großen, rothen Blütben bedeckt iſt, einen ausgezeichnet ſchöͤnen Anblick. Es iſt offenbar dies ſelbe Pflanze, welche Torrey und James als wabrſcheinlich — aber irrtbümlich — als zu Cactus Bleo H. B. K. gebörend be⸗ zeichnen. Sie iſt nabe mit Opuntia furiosa, Willd., verwandt, aber wohl von ibr unterſchieden, und da fie noch unbeſchrieden zu ſein ſcheint, ſo kann ich ibr keinen paſſenderen Namen als Opuntia 145 arborescens s) geben, der Baum-Caetus, oder Foconoztle, wie ſie, wie Dr. Gregg erzählt, die Mexikaner nennen. Die Stengel der getrockneten Pflanze bieten einen ſehr ſonderbaren Anblick dar, indem die weichen Theile verfault ſind und ein Netzwerk von hol— zigen Faſern zurückbleibt, welches in der hohlen Röhre in regel— mäßigen, rautenförmigen Maſchen liegt, welche mit den Knoten der lebenden Pflanze correſpondiren. Am Waggon-mound wurde auch die erſte Mammillaria ange— troffen, eine nahe mit der M. vivipara von Miſſouri und der tera= niſchen M. radiosa, Engelm. (in Plant. Lindh. inedit.), verwandte Species, unterſcheidet ſich aber wahrſcheinlich von beiden. Herr Fendler hat dieſelbe Species bei Santa Fe gefunden. Am Wolfbache wurde die ſonderbare und ſchöne Fallugia para- doxa, Endl., welche einem Geumſtrauch gleichſieht, in Blüthe und mit Frucht gefunden; fo auch eine neue (?) Species von Streptan— thus und ein intereſſantes Geranium, welches ich G. pentagynum 6) 5) Opuntia arborescens, n. sp., caule ligneo erecto, ramis horizontali- bus, ramulis cylindricis, tuberculatis aculeatissimis, arbolis oblongis, brevissime tomentosis, aculeos 12 — 30 corneos, stramineo-vaginates teretes undique por- rectos gerentibus; ramulis versus apicem floriferes; ovario tuberculato, tuber- culis sub 20 apice sepala subulata et areolas tomentosas cum setis paucis al- bidis gerentibus; sepalis interioribus 10to 13 obovatis; petalis obovatis, ob- tusis s. emarginalis; stigmatibus sub 8 partulis; bacca flava sicca, ovato-glo- bosa, tuberculata, profunde umbilicata. Im Gebirge von Neu-Meriko nach Chihuahua, Parras und Saltillo; blüht im Mai und Juni; die Frucht, wenigſtens bei Santa Fe, reift im zweiten Jahre (Fendler); im Norden 5 bis 10, im Süden 20 Fuß und darüber hoch; 5 bis 10 Zoll im Durchmeſſer, die letzten Zweige 2 bis 4 Zoll lang; Dornen an den Exemplaren vom Waggon-mound 20 bis 30 in jedem Büſchel, weiter ſüdlich ge— wöhnlich nur 12 bis 20, und weniger an der unteren Seite der Aeſtchen. Die Dornen hornartig, mit ſtrohfarbigen, loſen Blattſcheiden, von 3 bis 10, gewöhn— lich 6 Linien lang. Die Blumen purpurroth, 3 Zoll im Durchmeſſer; die Sta— mina roth; die Frucht ungefähr 1 Zoll lang, gelb. 6) Geranium pentagynum, n. sp., perenne, caule erecto ramoso cum petiolis retorso-piloso; foliis strigoso - pubescentibus inferioribus 7-, superi- oribus 3—5-partitis; segmentis inciso-labatis; pedicellis binis, glanduloso pu- bescentibus; sepalis glandulosis, longe aristatis; petalis basi villo brevi in- Structis, ad venas pilosiusculis, obovatis integris; filamentis ciliatis; ovario glanduloso; stylis ima parte solum connatis; capsula glanduloso-pubescente. 10 146 8 nannte, weil ſeine fünf Griffel nur leicht an der Baſis vereinigt ſind, während die meiſten anderen Geranien ſie auf ungefähr zwei Drittheile oder mehr ihrer Länge vereinigt haben. Auf den Prairien am Wolfereef, auf einer Höhe von 6 bis 7000 Fuß wurde die kleinſte der Cacteae entdeckt, von denen im Verfolg der Reiſe zahlreiche Species im Süden und Südoſten ges funden wurden; mehrere andere wurden auch in Texas geſammelt. Ich meine jene Zwerg-Cerei, deren einige mit dem ſüdamerikaniſchen Genus Echinopsis beſchrieben, oder abwechſelnd zu Cereus oder Echino- cactus gezählt worden ſind, und die ich zur Unterſcheidung von allen dieſen Echinocereus?) nennen möchte, wodurch ihre Stelle zwiſchen Cereus und Echinocactus bezeichnet wird. Sie näbern ſich am meiſten dem Cereus, zu welchem Genus fie ſowohl als das Genus Echinopsis als Subgenera gerechnet werden ſollten. Die oben erwähnte Species iſt von allen anderen mir bekann⸗ ten durch ihre gelblich-grünen Blumen unterſchieden, da die anderen karmoiſin⸗ oder purpurrothe Blumen haben. Ich babe ſie daher Echinocereus viridillorus ) genannt. Am Wolfereek; blüht im Juni. Verſchiedene 1 Fuß hohe Stengel von einer großen holzigen rhizoma; ähnlich 6. maculatum, aber von dieſer und den meiſten anderen Species leicht dadurch zu unterſcheiden, daß die Griffel nur auf „ oder % ihrer Länge verbunden find; Blumen von derſelben Größe, aber die Aristae der Blattſtengel viel größer; Blätter nur 2 oder 2%, Zoll breit. 7) Echinocereus, n. gen. Perigonii tubus ultra germen productus, ab- breviatus. Sepala exteriora s. tubi subulata, in axillis tomentosis setas s. acu- leos gerentes. Sepala interiora subpetaloidea et petala longiora pluriserialia corollam breviter infundibuliformem s. sub-campanulatam aemulantia. Stamina numerosissima tubo adnata, limbo breviora s. eum subaequantia. Stylus stamina vix superans. Stigma multiradiatum. Bacca pulvilligera setosa s. aculeata, perigonio coronata. Seminum testa dura tuberculata nigra. Embryo vix cur- vatus cotyledonibus brevibus contrariis. Kugelrund oder meiſtens eiförmig; einfach oder arößtentbeild von der Baſis Zweige treibend; die Tuberkeln wenige oder viele Rippen bildend; Büſchel von kurzen oder langen Dornen, weitläufig oder dicht, oft ſehr dicht; Verter nie wollig; die Blumen an der Seite vom letztjährigen Triebe öffnen ſich nur im Sonnenſcheine, aber zwei oder drei Tage nach der Reihe; geſchloſſen während der Nacht oder bei trübem Wetter. °) Echinocereus viridiflorus, n. sp., ovato-globosus, humilis, sub 13 co- status, areolis lanceolatis, approximatis, junioribus villosis; aculeis 16 — 18 147 Eine forgfältige Unterſuchung des Samens von ſehr vielen Cactaceae hat mich zwei Abtheilungen in dieſer Familie kennen gelehrt: 1) Cotyledonen, mehr oder weniger deutlich mit ihrer ſcharfen Seite gegen die ſcharfe Seite (oder gegen den umbilicus) und mit ihrer flachen Seite gegen die flache Seite der Samenkörner gerichtet; wenn gebogen, liegend; 2) Cotyledonen, meiſtens ſehr deutlich, blät— terig, mit ihrer ſcharfen Seite gerade gegen die Vorderſeite und mit ihrer Vorderſeite gegen die ſcharfe Seite des Samenkorns (oder gegen den umbilicus); wenn gebogen, aufliegend, und oft kreis- oder ſpiralförmig. Die erſte dieſer beiden Klaſſen umfaßt Mammillaria mit einem geraden Keim, und ohne Zweifel auch Melocactus, von der ich jedoch die Samenkörner nicht unterſucht habe, und Echinocactus, meiſtens mit einem gekrümmten Keime. Zur zweiten Klaſſe gehören Echinocereus, mit einem faſt ganz geraden Keime und ſehr kurzen Cotyledons (wahrſcheinlich auch Echinopsis und Pilocereus, und vielleicht Phyllocactus und Epiphyllum); Opuntia, mit einem kreis⸗ oder ſpiralförmigen Keime (kreisförmig und mit einem größeren Albumen in allen Opuntiae cylindraceae, ſpiralförmig und mit einem viel kleineren Albumen in allen Opuntiae ellipticae, welche ich un⸗ terſuchte) und ſehr großen Cotyledons. Rhipsalis und Pereskia gehören vielleicht auch hieher, waren mir aber nicht zur Hand. Die Blumen von allen den Species, welche zur erſten Klaſſe gehören, mit der zweifelhaften Ausnahme einiger Mammillariae, erſcheinen auf dem Wuchs vom ſelbigen Jahre. Jene der zweiten Klaſſe bringen ihre Blumen immer auf dem Wuchs vom vorigen oder früheren Jahren hervor. Die erſte Klaſſe kann daher, nach der Richtung der Cotyledonen, Cactaceae parallelae, oder, nach der erectis, radiantibus, lateralibus longioribus fuscis, reliquis albidis, centrali nullo s. elongato robusto, apice fusco; floribus lateralibus; tubo pulvillis 25 — 30 albo-tomentosis setas albas 5 — 10 gerentibus stipato; sepalis interioribus lineari-oblongis sub 10; petalis 12 — 15 lineari oblongis, obtusis; baccis elli- pticis virescentibus, seminibus parvis tuberculatis. Prairien am Wolfereek, Blumen im Juni; Santa Fe; Blumen im Mai (Fendler). Pflanze 1 bis 1½ Zoll hoch, oval; Dornen 1 bis 1, auch 3 Linien lang; Mitteldorn, wenn vorhanden, 6 bis 7 Linien lang; Blume 1 Zoll lang und breit; außen grünlich-braun, innen gelblich-grün; Blumenblätter nur 2 Li⸗ nien breit, ungefähr 5 Linien lang. 5 10* 148 Stellung der Blumen, C. apiciflorae genannt werden. Die zweite Klaſſe kann in übereinſtimmender Weiſe C. contrariae oder C. la- teriflorae genannt werden. Echinocereus iſt von der Cereus vorzüglich dadurch unterſchie⸗ den, daß fie einen niedrigen Wuchs hat, durch ihren kurzen, mehr oder weniger ovalen Stamm, der ſich an der Baſis häufig auszweigt und auf dem Boden bleibt, durch die täglichen Blumen mit kurzen Röhren, durch den faſt geraden Keim mit kurzen Cotypledons. Von Echinopsis, zu der einige Species gezählt worden ſind, unterſcheidet fie ſich auch durch kurzröhrige, tägliche Blumen und durch die zabl⸗ reichen Faſern, welche am untern Theile der Röbre wachſen. Wegen weiterer Aufſchlüſſe vergl. Anmerkung 7. Die Gattung Echinoce- reus bewohnt Texas und das nördliche Mexiko, wo die eigentlichen Cerei ſehr ſelten ſind. Sie kommen ſelbſt noch weiter nördlich vor, als die Echinocacti, wie es ſcheint, aber nicht an den alten Gren⸗ zen der Vereinigten Staaten, wo die Cactusfamilie nur durch einige Opuntiae und Mammillariae repräfentirt iſt Die ſüdlichen Gren⸗ zen der Echinocerei find mir unbekannt; ich glaube aber nicht, daß ſie ſich nach dieſer Richtung bin weit ausdehnen; die nabe ver⸗ wandten Echinopses dagegen ſcheinen ausſchließlich in Südamerika und beſonders in den La-Plataſtaaten vorzukommen. Da ich von der geograpbiichen Eintbeilung der Cactaceae ſpreche, ſo will ich hier zugleich bemerken, daß Mammillariae ſich auf der ganzen Reiſe des Dr. Wislizenus fanden, und daß in Teras wenigſtens vier Species vorkommen. Echinocacti wurden nur ſüd⸗ lich von Santa Fe angetroffen und von da bis Matamoros, aber nicht auf den boͤchſten Bergen, wo Opuntiae, Mammillariae und Echinocerei gefunden werden. Zwei Echinocacti wurden in Teras gefunden. Von den eigentlichen Cerei wurden nur zwei Species geſehen; die eine von einem beſonderen Typus bei Chihuahua, und die andere nabe bei der Mündung des Rio Grande, welche ſich nicht von der breiten C. variabilis, Pfeifl., unterſcheidet. Opuntiae ellipticae, wie auch cylindraceae, wurden von Neu-Mexiko nach Matamoros bemerkt, und Species von beiden werden auch in Teras gefunden. Melocacti, Phyllocacti und andere Genera von Cacta- ceae, deren nicht bereits erwähnt wurde, fanden ſich nicht. Die Bemerkungen und Sammlungen des Dr. Wislizenus ber ſtätigen die Anſicht des Prinzen Salm-Dyck, dieſes genauen Beob⸗ 149 achters und glücklichen Ziehers von Cactaceae, daß nämlich die meiſten dieſer Familie geographiſch ſehr eng beſchränkt ſind, wovon nur die zum Genus Opuntia gehörigen eine auffallende Ausnahme machen. Am nämlichen Tage wurden in einer Fichtenwaldung zwei an— dere Species der Echinocereus gefunden, welche beide ſchoͤne, tief⸗ rothe Blumen haben ). Wir werden ſpäter ip Gelegenheit m. von anderen zu ſprechen. ) Echinocereus triglochidiatus, n. sp., ovato-cylindricus, 6 — 7 costatus, costis undulatis, acutis; areolis sparsis, orbiculatis, junioribus albo -lanatis; aculeis 3 — 6, plerumque 3, rectis compressis angulatis, cinereis, sub- deflexis, floribus lateralibus, tubo pulvillis 15—20 albo-tomentosis setas spinosas apice fuscas 2—5 gerentibus stipato; sepalis interioribus sub 12 oblongolinearibus obtusis; petalis 12 — 15 obovatis obtusis; staminibus petala subaequantibus; stigmatibus 8 — 10 virescentibus. Am Wolfcreek, in Fichtenwaldungen, blüht im Juni; Santa Fe (Fendler), 4 bis 6 Zoll hoch, 2 bis 2½ im Durchmeſſer; Dornen bei jungen Exemplaren 4 von 6, bei älteren gewöhnlich 3, 2 an der Seite 8 bis 14 Linien lang und 1 abwärts gebogener nur 6 bis 8 Linien lang. Blumen 2 bis 2½ Zoll lang, 2 Zoll Durchmeſſer; Blumenblätter tief karmoiſinroth, 6 bis 7 Linien breit; Faſern und Staubfäden roth. An den von Hrn. Fendler bei Santa Fe geſam— melten Exemplaren ſind die Blumen faſt 3 Zoll lang, die Blumenblätter 8 bis 9 Linien breit, und die Setä an der Röhre find dornig und haben bräunliche Spitzen. Echinocereus coccineus, n. sp., globoso-ovatus, 9 — 11 costatus, costis tuberculosis subinterruptis; areolis ovatis, junioribus albo-tomentosis; aculeis radialibus 9—10 albidis, rectis, oblique porrectis, superioribus brevioribus; centralibus 1 — 3 longioribus albidis s. corneis; floribus lateralibus; tubo pul- villis 18— 25 albo-tomentosis, setas tenues albidas 8—11 gerentibus stipato; sepalis interioribus 8— 10 oblongo linearibus obtusis; petalis 10 — 12 obova- tis obtusis; staminibus brevioribus; stigmatibus 6 — 8 virescentibus. Wie die vorige, auch bei Santa Fe. Nur 1½ bis 2 Zoll hoch, 1½ bis 1%, Zoll im Durchmeſſer; wie die meiſten anderen Species dieſes Genus, ent— weder einfach oder allgemein von der Baſis an aufzweigend, bisweilen Büſchel von 10 bis 15 Köpfen bildend. Die rundlichen Dornen alle mehr oder weniger aufrecht ſtehend, keine abwärts gedrückt, wie bei vielen anderen Species; die ſtrahlenförmig ſitzenden 3 bis 6, die im Mittelpunkte 8 bis 10 Linien lang. Blumen 1% bis 1%, Zoll lang und 1 bis 1½ breit, wenn völlig ausgeſpannt; die Stacheln an der Röhre 3 bis 6 Linien lang; Blumenblätter tief karmoiſin, 4 bis 5 Linien breit; Staubfäden roth. Die Blumen haben viele Aehnlichkeit mit denen der letzten Species; die Pflanze unterſcheidet ſich aber weſentlich. 150 Von Santa Fe aus wandte ſich Dr. Wislizenus ſüdlich, dem Laufe des Rio Grande folgend. Das Land war zum Theil bergig und felſig, zum Theil und beſonders längs des Fluſſes ſandig, durchſchnittlich A bis 5000 Fuß boch über der Meeresfläche. Hier treffen wir wieder einige Pflanzen aus den Ebenen und aus Texas, wie Polinisia trachysperma, T. und G., Hoffmannseggia Famesii, T. und 6. Die erſte auf der Reife gefundene ſtrauch- und mimoſen⸗ artige Pflanze war eine intereſſante Prosopsis mit ſchraubenformi⸗ gen Hülſenfrüchten, die nahe verwandt mit P. odorata, Torr. und Frem., von Californien iſt. Dieſes Geſchlecht kommt von bier an immer häufiger vor; Mentzelia sp., Cosmidium gracile, Eustoma, Heliotropium currasavicum, Maurandia antirrbinillora, eine ſchöne, großblumige Datura, Abronia, Hendecandra texensis und viele andere. Unweit Olla erſchienen die erſten Exemplare einer neuen Species von Larrea ), die erſte und am weiteſten noͤrdliche Form des Strauches Zygophyllaceae, der häufiger weiter ſüdlich vor⸗ kommt. In dieſer Nachbarſchaft wurde auch zuerſt der Mezquite⸗ Baum oder Strauch gefunden, wahrſcheinlich Algarobia glandulosa, T. und 6. Von bier aus bis Matamoros war der Mezquite ſehr häufig; die geſammelten Exemplare ſcheinen aber anzudeuten, daß es zwei verſchiedene Species davon giebt. | Am nächſten Tage wurde nabe bei Sabino ein intereſſanter, trompetenblumiger Strauch, ohne Zweifel der Chilopsis von Don, gefunden, welcher weiter ſüdlich bäufiger vorkommt. Seine leicht verbundenen Zweige, weidenartig, leicht klebrigen Blätter und gro⸗ ßen, blaß oder dunkler rothen Blumen, machen ibn zu einem merk⸗ würdigen Strauch. Dr. Gregg erwähnt ſeiner unter dem Namen 10) Larrea glutinosa, n. sp., divaricato-ramosissima, ad nodos glutinosa; foliis breviter petiolatis, bifoliolatis, foliolis oblique ovatis mucronatis, ner- vosis, coriaceis, adpresse pilosis glutinosis; floribus inter folia opposita soli- tariis; fructu 5 coccovilloso. Häufig vorkommend von Olla und Fray Eriftobal in Neu⸗Mexiko dis Chir huahua und Saltillo, auch bei Preſidio (Dr. Gregg); blüht im März und April; Fruchtreife im Juli. Strauch 5 bis 8 Fuß hoch, ſehr zweigig, ſehr zäbe, wird, Dr. Gregg zufolge, als ſchweiß und harntreibendes Mittel gebraucht und Gober- nodora, im Norden Guamis genannt. Die Blattchen 3 bis 6 Linien lang und halb jo breit, ſpitzig und ſcharf. Ovarium in 5 Zellen aetbeilt, jede Zelle mit 3 oder 4 Ovules; Frucht 3 Linien im Durchmeſſer, kugelförmig, nach der Baſis zu verdünnt; Same ſichelfoͤrmig, eben, ſcheinend. 151 Mimbre, als eines der ſchönſten Sträucher von Norb-Merifo. Der Charakter, welchen er von Don und Decandolle erhalten hat, ſcheint lückenhaft zu ſein, obgleich nicht zu bezweifeln iſt, daß Beide dieſe Pflanze im Auge hatten. Nach den ausgezeichneten Exemplaren, die ich von Dr. Wislizenus und Dr. Gregg erhalten habe, kann ich dieſe Irrthümer berichtigen 1). Unweit Albuquerque wurde eine ſonderbare Opuntia beobachtet, die offenbar zu den Opuntiae cylindraceae gehört, aber kurze, knor— rige Knoten hat, durch welche der Name O. clavata 1 gerechtfertigt ) Chilopsis Don, char. emend., calyx ovatus plus minus ve bilobus, lobo altero breviter 3, altero 2 dentato; corolla basi tubulosa, curvata fauce dila- tata, campunalata, limbo 5 lobo, crispato-crenato; stamina 4 fertilia didynama, antherarum nudarum lobis ovatis, obtusis; quintum sterile brevius nudum; ovarium ovatum; stylus filiformis, stigma bilamellatum; capsula siliquaeformis, elongata, bilocularis, septo contrario placentifero; semina transversa margine utroque comosa. Ein aufrecht ſtehender, merikaniſcher Strauch, 8 bis 12 Fuß hoch, die Zweig: enden oft leicht vereinigt; die Zweige eben und klebrig oder bisweilen wollig; die unteren Blätter etwas gegen einander ſtehend, die oberen ausgebreitet, lanzen— linienförmig, lang geſpitzt, klebrig oder glatt. Wächſt am Waſſer oder in Berg— ſchluchten von Sabino, nahe bei Albuquerque, bis Chihuahua, Saltillo und Monterey. Blätter 2 bis 4 Zoll lang, 1 bis 3 Linien breit; Blumen 1Y, bis 1% Zoll lang; Frucht 6 bis 10 Zoll lang; Samenkorn mit der Coma 6 Linien lang. Es giebt vielleicht zwei Species: eine aus der Nachbarſchaft von Saltillo, mit größeren, bläſſeren Blumen, nicht klebrigen Blättern und wolligen Zweiglein, vielleicht die C. saligna Don; die andere von Neu-Mexiko und Chihuahua, mit längeren, ſchmäleren, klebrigen Blättern, ganz kahlen, klebrigen Zweigen und dunkleren, kleineren Blumen; vielleicht Ch. linearis, D. C., oder eine neue Spes cies, Ch. glutinosa. Der Blumenkelch bei beiden verſchieden. 12) Opuntia clavata, n. sp., prostrata, ramulis ascendentibus, obovato- ela- vatis, tuberculatis; areolis orbiculatis albo-tomentosis, margine superiore setas albas spinescentes gerentibus; aculeis albis complanatis, radiantibus, 6 — 12 minoribus, centralibus 4—7 majoribus, longioribus deflexis; floribus termi- nalibus; areolis ovarii 30— 45 albo-tomontosis; setas albas 10 — 15 gerenti- bus; sepalis interioribus ovato lanceolatis acuminatis s. cuspidatis; petalis obtusis, erosis saepius mucronatis; stigmatibus 7—10 brevibus erectis; bacca _ elongato-clavata, profunde umbilicata, setaceo spinosa. Um Albuquerque (W.), um Santa Fe, auf den Hochebenen, nie auf Ber: gen (Fendler). Hr. Fendler ſagt mir, daß die aufſteigenden Knoten nahe bei oder von ihrer Baſis entſproſſen, und daß ſie auf dieſe Weiſe zuletzt eine große, ſich ausbreitende Maſſe bilden, oft 2 und ſelbſt 4 Fuß im Durchmeſſer, welchen = 152 wird. Auch wurde eine einzige Pflanze von der Beſchaffenheit der Ranunculus, aber nahe verwandt mit der Saururus in dieſer Nach⸗ barſchaft, unter'm Graſe an den Ufern des Rio Grande gefunden. Das Genus iſt nach von ihm in Californien gefundenen Exemplaren von Nuttall beſchrieben worden, aber ob ſeine Anemopsis califor- nica genau mit der neuen, mexikaniſchen Pflanze identiſch iſt, muß erſt unterſucht werden, da dieſe letztere regelmäßig ſechsblättrige Involucres, ungefähr 6 Stamina hat und vollkommen glatt iſt. Während die letztgenannten Pflanzen anzeigen, daß wir uns einer andern botaniſchen Region nähern, überraſcht uns bier der Anblick eines Polygonum amphibium, welches in der alten und der neuen Welt häufig vorkommt, und Cephalanthus occidentalis, viel verbreitet in den Vereinigten Staaten. Die berühmte Wüſte Jornada del Muerto lieferte, wie ſich er⸗ warten ließ, ebenfalls ihren Beitrag an intereſſanten Pflanzen. Eine Crucifera, ähnlich der europäiſchen Biscutella, wurde bier ſehr haufig gefunden, hatte aber ſehr kurze Griffel und weiße Blumen. Ich hatte fie ſchon für den Typus eines neuen Genus angefeben, als ich in Hooker's »London Journal of Botany« vom Februar 1845 Harvey's Beſchreibung feines neuen californiſchen Genus Dithyrea 13) die weißen ſcheinenden Dornen ein ſehr liebliches Ausſehen geben. Knoten oder Zweiglein 1½ bis 2 Zoll lang; die Tuberkeln an ihrer Baſis ſchmäler, mit kür⸗ zeren Dornen, gegen das obere und dickere Ende größer, mit ſtärkeren und fäns geren Dornen; die ſtrahlenförmig ſitzenden Dornen 2 bis 4, die im Mittelpunkte von 4 bis 9 oder 10 Linien lang; Ovarium 15 Linien lang, Blume gelb, 2 Zoll im Durchmeſſer; die Narben nur 1½ Linien lang; die Frucht augenſcheinlich trocken und dornig, 1½ bis 1% Zoll lang; die Samenkörner glatter, als die der meiſten anderen Opuntiae, Offenbar verwandt mit O. platyacanthae, Salm., aber die Knoten und die Form des Keimes nähern fie mehr den O. cylindracege. 1) Dithyrea, Harv., char. emendat. Sepala 4 basi aequalia oblongolinearia. Petala 4 spathulata, basi ampliata, Stamina 6 tetradynama, libera, edentula. Stylus brevissimus, stigma incrassatum, Silicula sessilis, biscutata, basi et apice emarginata, a latere plano-compressa. Semina in loculis solitaria, com- pressa, immarginata, horizontalia. Cotyledones plane radieulae descendenti septum spectanti accumbentes. Jährige (alle?) Pflanzen von Californien und NewMerifo, mit geitrabitem Ueberzug, ausgeſchweift zackigen Blättern, gelben () oder weißen Blumen in einfachen Trauben. Dithyrea Wislizeni, n. sp., erecta incano-pubescens ramosa, foliis breviter petiolatis repando - dentatis, racemo umbelliformi, demum laxo elongato; 153 fand, welches wahrſcheinlich sere Pflanze hier als eine zweite Species mit aufnehmen muß. Eine neue Species von Talinum, mit einfachen, arillariſchen Blumen, wurde zuerſt in der Jornada gefunden, nachher aber auch weiter ſüdlich gegen Chihuahua geſammelt. Dalea lanata, Centau- rea americana, Sapindus marginata und eine Bolivaria, wahr— ſcheinlich identiſch mit einer neueren, texaniſchen Species, erinnerten an die Flora von Arkanſas und Texas, während uns die gigantiſche Echinocactus Wislizeni “) wieder daran erinnert, daß wir uns dem pedicellis eglandulosis, horizontalibus, flore longioribus, sepalis calycis aperti patulis; petalis (albis) obovatis, unguiculatis basi dilatata sub-cordatis; stigmate cordato conico; siliculis basi profundius emarginatis. Gewöhnlich in fandigem Boden bei Valverde und Fray Criſtobal, nördlich von der Jornada del Muerto; blüht im Juli. Pflanze ungefähr einen Fuß hoch, jährig oder zweijährig; Blätter oval lanzenförmig, nach dem Stiele zu verdünnt, ſehr ähnlich denen von einigen Species von Gaura; die Stengel länger als die Blume oder Frucht; Blumen weiß, ungefähr 3 Linien im Durchmeſſer, offen; Blumenblätter umgekehrt eiförmig, mit einer langen, deutlichen Schale, welche ſich nach der Baſis hin erweitert; die Staubfäden ebenfalls dicker an der Baſis; Griffel kaum ſichtbar im Ovarium, deutlicher in der Frucht, welche 5 bis 6 Linien im Querdurchmeſſer und ungefähr die Hälfte von der Baſis bis zur Spitze hat. N Dithyrea california, Harv., pedicellis basi bi- glandulosis horizontalibus; flore multo brevioribus; sepalis calycis cylindrici clausi erectis; petalis (au- reis?) 8 stigmate bilobo; siliculis apice e emar- ginatis.. Leicht durch die eben von der neu-mexikaniſchen Pflanze aufgezählten Kenn— zeichen zu unterſcheiden, obgleich der Unterſchied in Blumenkelch und Narbe keine generelle Trennung geſtattet. ) Echinocactus Wislizeni, n. sp., giganteus, vertice villoso -tomentoso; costis acutis crenatis; areolis, approximatis, junioribus fulvotomentosis; acu- leis radialibus flavis, demum cinereis, porrectis; lateralibus sub 15 setaceis elongatis laeviusculis, summis infimisque 5 — 6 brevioribus robustioribus annu- latis; centralibus rubellis annulatis, 3 rectis sursum versis, 1 inferiore robu- stissimo, supra plano, apice reflexo-hamato; floribus sub verticalibus, ovario et tubo brevi campanulato sepalis imbrieatis, auriculato cordatis 60— 80 sti- pato; sepalis interioribus 25 — 30 ovatis obtusis; petalis lanceolatis mucro- natis, erenulatis; stylo supra stamina numerosissima brevia longe exserto; stigmatibus filiformibus 18 — 20 erectis; bacca ovata, lignosa, imbricato-squa- - n Bei Donnana, geſammelt im Auguſt, mit Knospen, offenen Blumen, jun— gen und reifen Früchten auf demſelben Exemplare. Sie gehört alſo zu jenen 154 merifanifhen Plateau nähern. Dieſer enorme Cactus erlangte durchſchnittlich eine Höhe von 1½ bis 2 Fuß; Exemplare von 3 Fuß Höhe waren ſelten, aber eins wurde von 4 Fuß Höhe und beinabe 7 Fuß Umfang gefunden; die Spitze war mit Knospen, Blumen und Früchten in allen Graden der Entwickelung bedeckt. Der Größe nach kommt fie dem Echinocactus ingens, Zuce., am nächſten, von dem Exemplare von 5 bis 6 Fuß Höhe bei Zimapan in Mexiko ges funden wurden. Ein anderer merifanifcher Cactus, E. platyceras, Lem., ſoll 6, ja ſelbſt 10 Fuß hoch werden und verhältnißmäßig dick. E. Wislizeni ift daher der dritte der Größe nach von dieſem Genus. Aus derſelben Gegend wurden ſchöne, getrocknete und lebende Exemplare einer berrlichen Mammillaria eingefandt. Sie iſt eine der wenigen Mammillariae longimammae; nur unterſcheidet fie ſich durch purpurrothe, ſtatt der gelben Blumen, und ſteifere Dor⸗ nen. Durch den Namen, den ich ihr beilegte, M. macromeris ), wollte ich andeuten, daß verſchiedene Theile der Pflanze, die Tu⸗ berkeln, Dornen und Blumen, von ungewöhnlicher Größe ſind. Echinocacti, welche den ganzen Sommer hindurch blühen, wie E. setispinus, Engelm. (in Plant. Lindh.), von Texas, während andere nur eine oder zwei Wochen lang im Frühjahre blühen, e. g. E. texensis, Hpfr. Bei letzterer bre⸗ chen die jungen Dornenbüſchel und Knospen zugleich im Frühjahre hervor und es bilden ſich im Sommer keine mehr, während fie ſich bei erſterer nach und nach während der ganzen Sommerzeit entwickeln. Pflanze 1% bis 4 Fuß hoch; oval, mit kleinerem Durchmeſſer. Areolä 6 bis 9 Linien lang, 6 Linien von einander; Dornen ſtrahlenförmig, 1% bis 2 Zoll lang, die mittleren, geraden 1% dis 1% Zoll, und große, hakenförmige 2 bis 2½ Zoll lang; gelbe Blumen 2 dis 2½ Zoll lang, glockenförmig; Frucht 1%, bis 1½ Zoll lang, auf der Spitze mit den Ueberbleibſeln der Blüthe von derſelben Lange; Samen ſchwarz, raub, ſchief oval. 1% Mammillaria macromeris, u. sp., simplex, ovata tuberculis laxis, e basi latiore elongatis eylindricis, incurvis, sulcatis; areolis junioribus albotomen- tosis; aculeis angulatis rectis, elongatis, omnibus porrectis; radialibus sub 12 tenuioribus, albidis; centralibus sub 3 robustioribus, longioribus, fuscis; flori- bus maximis roseis; sepalis ovatis, acutis, fimbriatis; petalis mucronatis, fim- briatis; stylo supra stamina brevia longe exserts, stigmatibus 8. Sandiger Boden bei Donnana; blüht im Auguſt. Alle meine Exemplare einfach; Stamm oval, 1 bis 2 Zoll hoch; Tuberkeln in 8 Reiben, 12 bis 15 Linien lang, eingeſchnitten; die ftrablenförmigen Dornen 1 dis 1½, die mittleren 1% bis 2 Zoll lang; Blumen 2½ bis 3 Zoll Länge und Durchmeſſer, wahr: ſcheinlich größer als bei irgend einer andern Species dieſes Genus; Blumenblätter roſenfarbig, in der Mitte dunkler roth. 155 In derſelben Region wurde zum erſten Male eine ſonderbare Pflanze entdeckt, die damals aber weder Blumen noch Früchte trug, und die für den zufälligen Beobachter ebenſo auffallend, wie für den Botaniker verwirrend iſt: einzelne dornige Stecken von weichem, ſprödem Holz, mit einer Menge Mark in der Mitte; ein Stamm oder mehrere aus derſelben Wurzel, aber immer ohne Zweige, 8 bis 10 Fuß hoch, nicht mehr als einen halben Zoll dick, häufig aus dem Gebüſche hervorragend, unter dem ſie gefunden wird; nur an der Spitze ein Paar Büſchel ſchon gelber Blätter. Im nächſten Früh— jahre fand Dr. Wislizenus die prachtvollen, karmoiſinrothen Blumen dieſer Pflanze zwiſchen Chihuahua und Parras, und Dr. Gregg hat mir die reife Frucht derſelben gegeben, die er bei Saltillo und Mon— terey ſammelte. Es ergab ſich, daß dieſe Pflanze eine Fouquiera iſt, von der Humboldt zwei Species in Mexiko fand, von der die eine, die F. formosa, ein äſtiger Strauch, nur im blühenden Zu— ſtande bekannt war, und die andere, F. spinosa, ein dorniger Baum mit Früchten. Die Form des Ovariums des erſteren ſchien ſo ver— ſchieden von der Kapſel des zweiten zu ſein, daß man es nachher für nöthig hielt, beide generell zu unterſcheiden, und ſo bildete der zweite das Genus Bronnia. Da ich ſowohl Blumen als Früchte einer dritten Fouqueria beſitze, ſo bin ich im Stande, die Schwie— rigkeit in etwas zu löſen und darzuthun, daß es nöthig iſt, die Bronnia wieder mit der Fouqueria zu vereinigen 16). Die Blume 16) Fouqueria, Humb. B. Kunth, charact. emendat. Calyx ö-sepalus, im- bricatus, persistens. Corolla hypogyna, gamopetala, longe tubulosa, limbo brevi 5-partito, putente aestivatione, incomplete contorta. Stamina 10— 15, hypogyna, exserta; filamenta inferne arcuata villosa, basi inter se cohaerentia; antherae biloculares, longitudinaliter dehiscentes, mucromatae, basi cordatae, imo dorso affixae, introrsae. Ovarium liberum sessile; placentae 3 parietales ad centrum productae neque connatae, ovarium inde incomplete triloculare; ovula sub 18 ascendentia, in quaque placenta 6 biseriata; stylus filiformis tri- fidus. Capsula coriacea trivalvis; valvae medio placentiferae; placentae de- mum margine centrali connatae et a valvis solutae placentam singulam cen- tralem triangularem formantes. Semina 3—6 complanata, alata s. comosa, albumen tenuissimum membranaceum; embryo magnus rectus, cotyledonibus planis, radicula breviori intera. Merikanifche Sträucher oder Bäume mit weichem, leicht zerbrechlichem Holz und mit Tuberkeln beſetzten, winkeligen Zweigen; die Tuberkeln tragen Dornen und in ihren Arilfen einzelne Blätter oder Büſchel von umgekehrt eiförmigen, 156 der Fouqueria splendens, wie ich die nördliche Pflanze benannt habe, iſt die einer wahren Fouqueria, während die Frucht faſt ganz dieſelbe, wie die der Bronnia iſt. vollftändigen Blättern; glänzend karmoiſinrothe Blumen in Aehren oder Rispen. Gegenwärtig kennt man nur die folgenden Species dieſes Genus: 1) F. formosa, I. B. K. fruticosa, spinis brevissimis, folüs solitariis 8 subcarnosis; floribus sessilibus arcte spicatis, staminibus 12; stylo apice tripartito. 2) F. splendens, n. sp., fruticosa, simplex, spinis longioribus, foliis fasci- culatis, obovato - spathulatis, membranaceis; floribus breviter pedicellatis in paniculam thyrsoideam congestis, staminibus 15; stylo ultra medium tripartito, seminibus 3—6 comosis. 3) F. spinosa, H. B. K. arborea, ramosa, spinis longioribus, foliis ple- rumque fasciculatis, obovato-oblongis, membranaceis; floribus pedicellatis co- rymboso-paniculatis; staminibus 10; seminibus 3 membranaceo - alatis, Fouqueria splendens iſt eine von der Jornada del Muerto in Neu: Merito bis Chihuahua, Saltillo und Monterey häufig vorkommende Pflanze, welche im April blüht und gegen Ende Mai Früchte tragt. Eine allgemeine Beſchreibung wurde ſchon im Texte gegeben. In Neu⸗Me⸗ rifo fand man fie nur 8 oder 10 Fuß boch, weiter ſüdtich aber 10 bis 20 Fuß, und in günſtiger Lage ſoll fie ſelbſt 30 Fuß hoch werden, ſelten aber dicker als 1 Zoll im Durchmeſſer. Die Rinde eben und aſchgrau; die Dornen, horizontal, leicht gekruͤmmt, 6 bis 10 Linien lang, verſchwinden von alten Stämmen; die Blätter entſchieden büfchelig in den Arillen der gegen den Gipfel bin ſitzenden Dornen; kurze Blattſtiele, ſpatelfoͤrmig, ſtumpf, häufig, glatt, etwas blaulich⸗ grau, 9 bis 12 Linien lang und 3 bis 4 breit; Rispen don den oberen Blatt⸗ büſcheln, nahe dem Gipfel, eine oder mehrere, aufrecht, 4 dis 6 Zoll lang; Stiele länger als die gelblichen Blumenkelche; Blattſtengel ſphariſch, 2 Linien lang; Corolla ſcharlach, 9 bis 12 Linien lang; Staubfaden an der Baſis leicht mit einander und mit der Baſis der Corolla zuiammenbängend, unten raub und mit einem kleinen, horizontalen Vorſprung, der einen Bogen über das Odarium bildet. Placentä im Ovarium 3 an der Seite, jede mit 6 nach aufwärts gerichteten, ſpitzigen Eierchen am innern Rande, wo ſie eins das andere zu berühren ſcheinen, ohne jedoch in dieſem Stadium des Wuchſes wirklich vereinigt zu ſein. Bald nachher aber hängen ſie ſich wahrſcheinlich in der Mitte an einander und machen ſich gegen die Zeit der Reife der Kapſeln von den Flügeln los, jo daß fie in der Mitte eine freie, dreiwinklige, ſchwammige Placenta mit ungefahr 6 Samenkör⸗ nern darlegen. Die Kapſel herzartig oval, ſpitzig, bellbraun, ungefahr 6 Linien lang. Samenkörner zuſammengepreßt, die Hülle in einen Flügel ausgeſpannt. Wenn ich das Ovarium und die Frucht dieſer Pflanze recht beobachtet habe, io hat das Ovarium eine Zelle mit drei Placenta an der Seite; dei einer wahren Fouqueria hat die reife Kapſel eine Zelle mit einer Placenta in der Mitte; dei der Bronnia und der unreifen Frucht müſſen 3 Zellen fein. Fouqueria splendens wächſt raſch aus abgeſchnittenen Zweigen auf und wird um Chihuahua zu Umzaunungen verwendet. 157 Gegen El Paſo hin wurde eine merkwürdige Pflanze gefunden, welche mit der californiſchen Oxystylis, von Torrey und Frémont, nahe verwandt zu ſein ſcheint und mit dieſer eine beſtimmte Gruppe in jener Familie bildet, die ſich, wie Profeſſor Torrey bemerkt hat, den Cruciferae ſehr nähert. Ich habe dieſes neue Genus zu Ehren ſeines Entdeckers, der, obgleich ohne Unterſtützung und oft auf verſchiedene Weiſe von Hin— derniſſen aufgehalten, fo viel gethan hat, um unſere Kenntniß jener nördlichen Provinzen Mexiko's zu erweitern, des erſten Naturfor— ſchers, wie man glaubt, der die Gegenden zwiſchen Santa Fe, Chi— huahua und Saltillo erforſchte, Wislizenia 7) genannt. Von Oxy- stylis unterſcheidet ſie ſich hauptſächlich durch ihr langes Ovarium und Kapſel, welche letztere rückwärts gebogen iſt, und dann durch die verlängerten Racemes; jedoch kann es ſein, daß ſie zu jenem Genus gezählt werden muß. In den Bergen in der Gegend von El Paſo wurde noch eine andere von jenen cylinderförmigen Opuntiae gefunden, aber viel dünner und ſchlanker, als die vorhin erwähnten beiden Species. Nach einer unvollkommenen Beſchreibung zu urtheilen, muß ſie mit der mexikaniſchen O. virgata, Hort. Vind., nahe verwandt fein. Ich habe ihr den Namen O. vaginata 18) gegeben, da die ſtrohgelben, 17) Wislizenia, n. g., sepala 4; petala 4 oblonga, breviter unguiculata; stamina 6 toro cylindrico inserta; filamenta filiformia longe exserta, aestivatione inflexa; ovarium longe stipitatum, globosedidymum, biloculare, loculis 2 ovu- latis; stylus subulatus, elongatus, stigma globosum. Capsula siliculaeformis, didyma tuberculata cum stipite in pedicellum filiformem refracta, bilocularis, loculis plerumque per abortum 1-spermis; valvae urceolate a dissepimento per- tuso solutis, semen includentibus; semen conduplicato -reniforme, laeve; coty- ledones radiculae superae incumbentes. Eine glatte, neu-mexikaniſche, jährige Pflanze, fehr zweigig, von der Be— ſchaffenheit der Cleomella, mit dreifachen Blättern, deutlich eingeſäumten Sti— pules; gelbe Blumen; die Frucht rückwärts neigend. W. refracta, n. sp. Beim oberen Uebergang über den Rio Grande, unweit El Paſo; Blumen und Frucht im Auguſt. Eine intereſſante und ganz abwei— chende Pflanze. 18) Opuntia vaginata, n. sp., caule lignoso, erecto, ramulis teretibus vix tuberculatis; areolis orbiculatis, albo-tomentosis, margine, superiore fasciculum setarum brevium fuscarum, inferiore aculeum elongatum corneum vagina laxa straminea involutum, deflexum gerentibus; floribus parvis, ovario obovato, areolis 13 tomentosis setigeris stipato; sepalis interioribus 8 et petalis 5 ob- 158 loſen Blattſcheiden der langen Dornen ſehr bemerkenswerth find. Auch eine neue Echinocereus wurde gefunden, der ich, weil ſie dicht mit Dornen bedeckt iſt, den Namen E. dasyacanthus 12) gegeben habe. Eins der größten Exemplare, 1 Fuß hoch, welche Dr. Wislizenus gefeben hat, habe ich gepflanzt. In dieſer Gegend wurde die erſte Opuntia Tuna, Mill., gefunden, und dies iſt vielleicht die nördlichſte Grenze für dieſe weit verbreitete Species, wie auch für die Agave ameri- cana, die ebenfalls in Mexiko ſehr bäufig iſt. Beide wurden mehr ausgebildet bei Chihuahua und von da abwärts bis Monterey und bis zur Mündung des Rio Grande gefunden; die Opuntia ſcheint ſich auch bis hoch hinauf in Teras auszubreiten. Hier wurde auch ein Dasvlirion, vielleicht dieſelbe wie die tera- niſche Species, gefunden, die nachher auch bei Saltillo geſammelt wurde. Die Straße von El Paſo nach Chihuahua läuft zum Theil durch eine ſchreckliche, dürre Sandhügelgegend, wo eine beſondere ovatis mucronatis; bacca obovata profunde umbilicata, carnosa, aurantiaca, se- minibus paucis. Auf den Bergen bei El Palo; im Auguſt Blumen und Früchte. Gehört zu Opuntiae cylindraceae graciliores (Salm-Dyck); vielleicht am ähnlichſten mit O. virgata, H. V., aber unterſchieden durch die längeren, abwärts gebogenen Dornen. Augenſcheinlich 3 oder 4 Fuß hoch; die letzten Zweige 2½ bis 3 Linien im Durchmeſſer; Dornen einzeln, 1½ bis 2 Zoll lang, felten mit einem zweiten kleineren, gerade, mehr oder weniger abwärts gebogen; epidermiſche Blattſcheide gelb oder bräunfich, ſehr loſe, zuletzt ganz ablaſſend. Ovarium 4 bis 5 Linien lang; Blume 6 bis 9 Linien im Durchmeſſer, dlaßgelb, mit grünlichem Schein; Narbe coniſch, 5 Blatteinſchnitte, Frucht 7 bis 8 Linien lang. 1%) Echinocereus dasyacanthus, n. sp., ovato-oblongus s. sub-cylindricus, 17 - 18 costatus, costis tuberculatis subinterruptis, areolis approximatis, ovato- lanceolatis, junioribus albo-villosis; aculeis albidis, junioribus apice rufidis, radialibus sub-18 porrectis, summis brevioribus tenulorilus, lateralibus inferiori- busque longioribus; centralibus 4— 6 pluribus deflexis. El Paſo del Norte. Das vor mir liegende Exemplar, eines der arößten, iſt 12 Zoll hoch, unten 3%, oben 2 Zoll im Durchmeſſer; die Wolle auf den jun⸗ gen Areolä ungewöhnlich lang, abfallend; die oberen Dornen 3 Linien lang, die unteren Seitendornen leicht zuſammengedrückt, 6 dis 7 Linien lang, die unterſten 5 Linien lang; die mittleren Dornen faſt ebenſo lang, als die letzteren, dicker als die anderen. Von E. pectinatus und E. caespitosus (ſ. Note 45), denen fie gleicht, iſt fie durch längere, nicht angepreßte Dornen, durch die größere Anzahl und Größe der mittleren Dornen u. ſ. w. unterſchieden. 159 Martynia 2) gefunden wurde, und dann weiter durch ein liebliches Land, welches zu jener Jahreszeit (Auguſt), nach der Regenzeit, eine üppige Vegetation zeigte. Die Erhebung des Landes beträgt hier zwiſchen 4 und 5000 Fuß über dem Golf von Mexiko. Auf dieſem Theil der Reiſe wurde die ſeltene Cevallia sinuata geſammelt, welche auch Dr. Gregg von Monterey geſendet hat. Hier kam auch eine perennirende Species von Linum mit gelben Blumenblättern vor, welche bis hieher in Amerika die einzige pe— rennirende gelbblumige Linum war 21). Nun begegnete man auch verſchiedenen, bisher nicht geſehenen Oenotherae, mehreren Species Gilia, einer Anzahl von Nyctagineae, verſchiedenen Asclepiaceae, Malvaceae, Cucurbitaceae, Compositae und anderen, die eine An— zahl neuer Species in ſich faſſen, an deren Beſchreibung mich Man— gel an Zeit und Hilfsmaterialien verhindert haben. Am Eneinillas— jee wurde noch eine Martynia 2?) gefunden, welche in ihrem Blätter⸗ 20) Martynia arenaria, n. sp., annua, glanduloso-pilosa foliis alternis, longe petiolatis, cordatis 3 — 5 — 7 lobatis, lobis rotundatis, repando- denticulatis; bracteis lanceolatis calycem obliquum, infra fissum, dimidium aequantibus; sta- minibus 4; rostro pericarpium aequante. Sandhügel unterhalb El Paſo; blüht im Auguſt. Blätter 1%, bis 2 Zoll breit und lang; Blumen gelb gefleckt (D. W.), etwas kleiner als bei M. proboscidea. 21) Linum aristatum, n. sp., caulibus e rhizomate ligneo pluribus, ramo- sissimis, angulatis; foliis sparis subulatis, aristatis, superioribus bracteisque denticulatis; sepalis lanceolato-linearibus trinerviis, aristatis, margine membra- naceo glanduloso-denticulatis; petalis (flavis) calycem sub-duplo superantibus; stylis coalitis; capsula ovata, acuta sepalis persistentibus bis breviore. In Sandboden bei Carizal, ſüdlich von El Paſo; geſammelt im Auguſt mit Blumen und Frucht. Die Rhizoma des vor mir liegenden Exemplares iſt 6 Zoll lang und hat 3 bis 4 Linien im Durchmeffer, weiß; Stengel zahlreich, 1 bis 3 Fuß hoch, geſperrt gezweigt; obere Blätter (die unteren nicht geſehen) 3 bis 4 Linien lang, Sepalen 4 Linien lang; Blumen 10 Linien im Durchmeſſer; Blu— menblätter ſchwefelgelb; Griffeln verbunden auf ungefähr drei Viertel ihrer Länge; Kapſel 2 Linien lang. 22) Martynia violacea, n. sp., annua, foliis alternis, cordatis, repando si- nuatis, acute denticulatis, glabriusculis; bracteis lanceolatis calyce obliquo, infra usque ad basin ſisso dimidio brevioribus; staminibus 4; rostro pericarpium superante. Nahe beim Eneinillasſee, nördlich von Chihuahua; Blumen im Auguſt; Blätter 4 bis 6 Zoll lang und faſt ebenſo breit, undeutlich buchtig abgetheilt, beſetzt mit kleinen, ſcharfen, entfernt von einander ſtehenden Zähnen; Blumen von blaßroth bis violettpurpurroth, ſo groß wie die der M. proboscidea. 160 werk der M. proboscidea nahe kommt, ſich aber durch ihre purpur⸗ nen Blumen leicht von dieſer unterſcheiden läßt. Ein ſchöner, gelb- blumiger Strauch, wahrſcheinlich Tecoma stans, Juss., häufiger mehr ſüdlich angetroffen, wurde zuerſt bei der Gallejoquelle entdeckt. Strauchartige Algarobiae und einige andere Mimosae ſah man in größerer Menge. Hier dürfte der geeignete Platz für eine Bemerkung über die verſchiedenen, von Dr. Wislizenus geſammelten Species der Yucca ſein. Unglücklicher Weiſe gingen die Zettel von mebreren Exem⸗ plaren verloren, fo daß es für jetzt unmöglich iſt, die Blätter, Blu⸗ men und Früchte gut zu ordnen. Gewiß iſt es, daß, außer der oben erwähnten Yucca angustifolia verſchiedene Species gefunden wurden; daß die Blätter von allen dieſen faſerige Ecken haben, einige mit ſehr feinen, andere mit ſehr groben Faſern am Rande, daß die Mehrzahl ſaftloſe Kapſeln mit ſehr dünnem, papierähnlichem Samen tragen, und daß nur eine Species eine eßbare, ſaftige Frucht mit ſehr dicken Samenkörnern trägt. Zum Glück traf der von Dr. Wislizenus geſammelte Same bier wohl erhalten ein und einiger davon keimt ſchon, fo daß Hoffnung vorbanden iſt, einige der Species aufzuziehen. Yucca aloefolia, aus den ſüdlichen Staa⸗ ten der Union und Mexiko, ſoll ebenfalls eine eßbare Frucht tragen, hat aber gezackte Blätter; wir haben alſo verſchiedene Species von Yucca mit eßbarer Frucht, welche eine beſondere Section in dieſem Genus bilden können. Für Cacti ſchien der Boden bier zu fruchtbar zu ſein und, einige Opuntiae ausgenommen, war Cereus Greggiiss) die einzige, zwiſchen El Paſo und Chihuahua, ungefähr 100 Meilen ſüdlich von erſterem Platze geſammelte Species, welche, da ſie wahrſcheinlich 2°) Cereus Greggii, n. sp., erectus, ramosus, pentagonus; areolis distan- tibus oblongis, nigro-tomentosis; aculeis nigris, brevissimis e basi incrassata subulatis, acutissimis, 6—9 radialibus subrecurvis, infimis longioribus, centrali singulo deflexo minuto; tabo floris elongato, areolis 60— 80 cinereotomentosis setas 6— 12 nigricantes s. apice albidas gerentibus stipato; sepalis interioribus 15—20 et petalis 15 — 20 lanceolatis, acuminatis integris. Nördlich und ſüdlich von Chihuahua; Blumen im April und Mai. Stamm 1 bis 2 Fuß hoch, ungefähr 6 Linien im Durchmeſſer; Dornen % dis 1 Linie lang, außerordentlich ſcharf; Blume ungefahr 6 Zoll lang und 2 Zell im Durch⸗ meſſer, Stacheln der Röhre 1% dis 3 Linien lang; innere Sepalen roͤthtichgrün, Blumenblatter blaßpurpur. 161 die nördlichſt vorkommende Form der eigentlichen Cereus ift, ein ganz beſonderes Intereſſe gewährt. Die zum Einpflanzen von Dr. Wislizenus geſandten Exemplare waren unglücklicher Weiſe abge— ſtorben, als fie hier eintrafen, und Blumen und Früchte waren nicht geſammelt worden, aber Dr. Gregg hat dieſelbe Species bei Cadena, ſüdlich von Chihuahua, mit Blumen gefunden, wonach ich die Beſchreibung vollendete. Ich hätte ihr keinen paſſenderen Na— men, als den des eifrigen und gelehrten Durchforſchers jener ent— legenen Regionen geben können. Vom Prinzen Salm-Dyck erfahre ich, daß Herr Potts in Chihuahua eine Cereus, wahrſcheinlich die— ſelbe Species, nach England ſandte; daß aber auch dieſes Exemplar abgeſtorben war. Merkwürdig daran iſt die dicke, rübenförmige Wurzel. Da weder Dr. Wislizenus noch Dr. Gregg der Wurzel einige Aufmerkſamkeit geſchenkt hat, ſo weiß ich nicht, ob ihre Exem— plare mit dem des Herrn Potts übereinſtimmen. Dr. Wislizenus war genöthigt, von Chihuahua weſtlich nach Coſihuiriachi zu gehen. Wie ſehr dieſe gezwungene Unterbrechung ſeiner Reiſe ſeiner urſprünglichen Abſicht auch entgegen geweſen ſein mag, für botaniſche Forſchungen könnte er kein günſtigeres Terrain gewählt haben. In dem Porphyrgebirge von Coſihuiriachi und Llanos, welches zwiſchen 6 bis 8000 Fuß Höhe erreicht, und in deſſen tiefen, ſchlundartigen Thälern wurden viele unbeſchriebene Pflanzen geſammelt. In der That, faſt Alles, was dort geſammelt wurde, ſcheint neu zu ſein. Unter den Bäumen erwähne ich drei Fichten⸗Species, welche ganz von den weiter nördlich gefundenen verſchieden, vielleicht aber mit eini— gen an der Küſte des ſtillen Oceans gefundenen Species identiſch ſind. Der prachtvollſte von dieſen Bäumen iſt eine nahe mit Pinus stro— bus und Pinus flexilis verwandte Species, welche ich P. strobifor- mis 2) nenne. Ihre Größe und Wuchs, ihr Blätterwerk, wie auch 24) Pinus strobiformis, n. sp., squamis turionum ovatis acuminatis; vaginis laxis, patulis deciduis; foliis quinis filiformibus, supra albo lineatis; acute ca- rinatis, subtus convexis, margine tenuissime serrulatis; strobilis cylindricis, elon- gatis, squamis obtusis inermibus, demum recurvis. Auf den höchſten Bergſpitzen bei Coſihuiriachi. Die größte Fichte dieſer Ge— gend, 100 bis 130 Fuß hoch. Blattſcheiden 6 Linien lang, ſehr abfallend; Blät— ter 2 bis 3½, meiſtens 3 Zoll lang; Zapfen ungefähr 10 Zoll lang, ſehr harzig. Dieſe Species bildet mit Pinus strobus und Pinus flexilis eine beſondere Section, 11 162 die Form der Tannzapfen, gleichen der gemeinen, weißen Fichte des Nordens, aber die Zapfen find zwei- oder dreimal fo groß ohne der anderen Verſchiedenheiten zu erwähnen. Dieſer Baum wächſt nur auf den höchſten Bergen dieſer Region, ungefähr 8000 Fuß, und erlangt eine Höhe von 100 bis 130 Fuß. Pinus macrophylla 2), eine andere Bewohnerin der höheren Berge von Chihuahua, kommt häufiger vor als die vorige; gleich ihr iſt ſie einer wohlbekannten Species der Vereinigten Staaten, P. australis, ähnlich, von der fie ſich durch ihre kurzen Zapfen un⸗ terſcheidet, welche auf jeder Schicht eine warzenförmige, zurüdger bogene Tuberkel hat, und dadurch, daß ſie ihre Blätter nicht allein drei⸗, ſondern vier- und ſelbſt fünffach trägt. Sie kommt der P. occidentalis des inneren Mexiko nahe; dieſe hat aber regelmäßig fünf Blätter in jeder Blattſcheide. Pinus Chihuahuana %) iſt die gemeine Fichte von Coſibhuiriacht und des Gebirges von Chihuahua, gewöhnlich auf einer Höbe von ungefähr 7000 Fuß. Sie wächſt nur 30 bis 50 Fuß boch und kennbar au ihren 5 Blättern und ihren cylindriſchen, hängenden, ſparrigen Zapfen; die Blätter der P. strobus ſind die zarteſten, concav auf der Rückſeite und ſtark gezackt; die der P. strobiformis find ſteifer, conver auf der Rückſeite und leicht gezackt; die der P. flexilis find noch ſteifer, conver auf der Rückſeite und ohne Zacken. 25) Pinus macrophylla, n. sp., squamis turionum longe acuminatis, fim- briato-laceris, squarrosis, persistentibus; vaginis elongatis, adpressis, laceris; foliis ad apicem ramulorum congestis ternis, quaternis (rarius quinis) longissi- mis, margine carinaque serrulatis, utrumque aspero-striatis, sub glaucis; stro- bilis ovato-conicis; squamis tuberculo conico, apice spinifero, recurvo instru- elis; seminibus parvis, alatis. Häufig auf den höheren Bergen von Coſihuiriachi; 70 bis 80 Fuß hoch; Blattſcheiden 15 bis 20 Linien lang; Blätter 13 bis 15 Zoll lang an den vor mir liegenden Exemplaren; vier- und dreifach, ſelten fünffach; Tannzapfen 4½ Zoll lang. Offenbar nicht weit von P. australis, Mich., aber durch angeführte Kennzeichen wohl davon unterſchieden. 26) Pinus Chihuahuana, n. sp., squamis turionum acuminatis, adpressis; vaginis adpressis, elongatis, laceris, deeiduis; foliis ternis (rare quaternis) supra glaucis, subtus virescentibus, leviter striatis, margine tenuissime serru- latis; strobilis ovatis, abbreviatis; squamis transverse ovatis, inermibus. Die gemeine Fichte der Gebirge von Chihuahua, auf einer Höbe von etwa 7000 Fuß; ein Baum von nur 30 bis 50 Fuß Höbe; Blätter 2 dis 3%, Zoll lang, gezackt am Rande, aber mit faſt ebenen Striä; Zapfen des vor mir lie: genden Exemplares ungefähr 1% Zoll lang. 163 gleicht etwas der P. variabilis, iſt aber deutlich von ihr unterſchie— den. Dr. Wislizenus war nicht im Stande, Exemplare einer vier— ten Fichtenart zu bekommen, welche auf den noch höheren, weſtliche— ren Bergen bei Jeſus Maria wachſen ſoll und 15 bis 18 Zoll lange Zapfen hat. Auf den höchſten Bergſpitzen dieſer Region wurde eine Species von Arbutus gefunden, welche die Einwohner Matronia nennen; es iſt dies ein kleiner Baum mit ebener, rother Rinde, der im No— vember und December rothe, eßbare Beeren trägt. Wenn er über— haupt von A. Menziesii, Pursh, der nordweſtlichen Küſte unterſchie— den iſt, dem er ſehr ähnlich ſieht, ſo iſt es nur durch die Farbe ſeiner Rinde, wonach er den Namen A. sanguinea führen müßte. Dieſer und eine niedrige, ſtrauchartige Eiche mit kleinen perenniren— den Blättern waren die einzigen um Coſihuiriachi geſammelten Bäume. Von dort wurden auch noch eine Species von Juniperus mit rothen Beeren, eine Thuja und eine kleinblättrige Cowania (2) 27) gebracht, welche alle Früchte trugen. Zwiſchen Chihuahua und Coſihuiriachi, beſonders aber in der Nähe des letzteren Platzes, brachte der Porphyrboden eine Anzahl von Cactaceae hervor, einige ſonderbare Echinocacti, mehrere Mam- millariae, einige wenige Opuntiae und hauptſächlich eine große Ber- ſchiedenheit von Echinocerei. Eine dieſer letzteren iſt völlig mit ſtarken und langen Dornen bedeckt?s); eine zweite hat kurze, ſtrah— lenförmige Dornen, welche dicht an die Pflanze gepreßt find 20); 27) Cowania, sp. (2) Strauchartig; Blätter zuſammengedrängt, klein, keil— förmig, dreizahnig zum Apex, umgedreht, glatt und drüſig oben, füß duftend; die kreiſelfüöcrmige Röhre des Calyr ſowohl als die oblongen Lappen 1 Linie lang; 25 Staubgefaͤße; ungefähr 5 wollige Ovarien. Vergl. Note 51. 28) Echinocereus polyacanthus, n. sp., elongato-ovatus, 10-costatus; areo- lis elevatis, ovatis, sub approximatis, junioribus albido 4-tomentosis; aculeis radialibus 10—12 flavidis, apice adustis, plus minus porrectis; lateralibus ma- Jjoribus, demum subadpressis, superioribus minoribus; centralibus sub 4 corneis, apice fascis, 3 superioribus sursum versis, inferiore singulo longiore porrecto, demum deflexo. Coſihuiriachi. Mehrere ovale Stengel, 4 bis 5 Zoll hoch und 2 bis 2% Zoll im Durchmeſſer, von einer Baſis; obere ſtrahlenförmige Dornen 4 bis 5, an der Seite und unten 8 bis 10, obere mittlere 9 bis 12, untere 15 bis 20 Linien lang. Dornen zuletzt aſchgrau. 20) Echinocereus adustus, n. sp., ovatus, 1315 costatus; areolis elevatis, lanceolatis, approximatis, junioribus albo tomentosis, aculeis radialibus 16—18 11 7 164 eine dritte hat kurze, ſtrahlenförmige Dornen und einzelne ftarfe, mittlere, welche nach allen Richtungen hin aus der Pflanze bervor- ſtechen “); eine vierte zeichnet ſich durch ihre längeren und geboge⸗ nen, röthlichen, ſtrahlenfoͤrmigen Dornen und einen größeren Dorn, der aus ihrer Mitte hervortritt, aus ). Ich babe fie ſämmtlich hier gepflanzt, aber noch von keiner von ihnen Blumen oder Früchte geſehen; nach der Analogie zu urtheilen, können ſie aber doch nicht zu meinem Genus Echinocereus gehören. Einige Mammillariae von Coſihuixiachi zeichnen ſich durch ihre gedrungene Form aus; die Tuberkeln find ſehr kurz, kugelförmig oder ſelbſt halbkugelförmig, die Dornen ſtark, zablreich, ſtrablen⸗ förmig und anliegend, die Früchte in der Mitte eines wolligen Ver⸗ ter: Mammillaria compacta *). Eine andere, M. gummiſera ®), adpressis, albis apice adustis; 4—5 superioribus brevibus, setaceis, lateralibus inferioribusque longioribus, robustioribusque, centrali nullo. Coſihuiriachi. Pflanze 1% bis 4 Zoll hoch, 1 bis 2 im Durchmeſſer; obere Dornen 1, untere ungefähr 2 und die an den Seiten ſitzenden 4 bis 5 Linien lang. 0) Echinocereus radians, n. sp., ovatus, 13—14 costatus, areolis elevatis, ovatis subapproximatis, junioribus albo-villosis; aculeis radialibus 16— 20 ad- pressis, Junioribus apice adustis, superioribus brevibus setaceis, lateralibus in- ferioribusque longioribus robustioribus; centrali singulo porrecto, robusto, fusco. Coſihuiriachi. 2½ Zoll hoch, 2 im Durchmeſſer; die oberen ftrablenförmi- gen Dornen 1 bis 2, die unteren 3, die an den Seiten ungefähr 5 Linien lang; die Dornen im Mittelpunkte braun oder ſchwarz, viel ſtärker, 1 Zoll lang. %) Echinocereus rufispinus, n. sp., elongato-ovatus, 11 costatus; areolis elevatis lanceolatis, approximatis, junioribus albido-villosis; aculeis radialibus 16— 18, demum adpressis, intertextis; 3—Ö superioribus setaceis, brevibus, albidis; lateralibus elongatis, fuscis, recurvis, centrali singulo, robusto, fusco, porrecto. Coſihuiriachi. Stengel 4 Zoll hoch, unten 2% im Durchmeſſer; obere ſtrah⸗ lenförmige Dornen oder Stacheln 1 bis 2, untere ungefähr 4, und die an der Seite 7 bis 9 Linien lang; der Dorn im Centrum viel ſtärker, 1 Zoll lang. ) Mammillaria compacta, n. sp., simplex, hemisphaerica s. depresso-glo- bosa; tuberculis abbreviatis, ovoideo-conieis, sulcatis; areolis ovato-lanceolatis, junioribus albo-tomentosis; aculeis omnibus radialibus, 13— 16 subaequalibus, robustis, recurvatis, adpressis, intertextis, albidis, superioribus apice fuscis; suleis tuberculorum axillisque junioribus et vertice tomentosis; floribus in ver- tice congestis; baccis ellipticis perigonio coronatis, viridibus; seminibus ob- ovatis, laevibus, fulvis. Coſihuiriachi. Pflanze 2 dis 3½ Zoll im Durchmeſſer und 1Y, dis 2% Zoll hoch; Tuberkeln in 13 Reihen, 4 Linien boch, an der Baſis 6 Linien breit; Dornen oft mißgeſtaltet und in einander verſchlungen, ſtark, 7 dis 10 Linien lang. ) Mammillaria gummifera, n. sp., lactiflua, simplex, hemisphaerica, tu- 165 gehört zuſammen mit den beiden Species von Texas und von der Mündung des Rio Grande, zu der Abtheilung Angulares mit pyra- midalen, vierwinkligen Tuberkeln und milchigem Saft, der, wenn erhärtet, ein Gummi bildet. Eine dritte Species gehört zu Crinitae und iſt eine ſehr elegante, kleine Pflanze mit zahlreichen, haararti— gen, ſtrahlenförmigen und einem ſtarken, gekrümmten Mittel⸗Dorn; ich habe fie M. barbata st) genannt. Das von Dr. Wislizenus mir mitgetheilte Exemplar, das einzige, welches gefunden wurde, war abgeſtorben, als es hier ankam; es hingen aber noch viele Früchte an der Pflanze und ſo glückte es mir, ſie aus dem Samen zu ziehen. Andere bemerkenswerthe Cactaceae aus dem Staate Chihuahua, welche Hr. Dr. Wislizenus von Hrn. Potts in Chihuahua erhielt, ſind hier nicht beſchrieben worden, weil angenommen werden kann, daß Hr. Potts ſie bereits nach England geſandt hat, wo ſie ohne Zweifel ſchon lange beſchrieben worden find. berculis quadrangulato-pyramidatis; axillis areolisque junioribus albo-tomentosis; aculeis rectis, radialibus 10—12, inferioribus robustis, apice fuscis superiores se- taceos albidos ter superantibus; centralibus 1—2 robustis, brevibus, fuscis, porrectis. Coſihuiriachi. Von 3 bis 5 Zoll im Durchmeſſer, 2½ bis 4 Zoll hoch; wenn verwundet, ergießt ſich eine milchige Flüſſigkeit, welche, wenn erhärtet, ein transparentes oder weißliches Gummi bildet; Tuberkeln meiſtens in 13 ſchiefen Reihen, 6 bis 7 Linien lang und 5 bis 6 Linien breit an der Baſis; die oberen Dornen 2 bis 3, die unteren 6 bis 7 Linien lang, die in der Mitte ungefähr 2. Blumen und Früchte nicht geſehen; wahrſcheinlich gleich denen zweier ähnlicher Species, M. applanata, Engelm. ined., vom Pindernales in Teras, und M. he- misphaerica, Engelm. ined., von der Mündung des Rio Grande; beide find ein: fach, milchig, mit pyramidalen Tuberkeln, kleinen, weiß-röthlichen Blumen und langen, knotigen, ſcharlachrothen Beeren, ohne Reſte der Blüthen. Es iſt eine oft und bei einer bedeutenden Anzahl von Species von mir beobachtete That— ſache, daß die rothen, kugelförmigen oder knotigen Beeren der Mammillariae nie Reſte von Blüthen u. ſ. w. haben, wogegen dieſes ſtets bei den ovalen, grünen Früchten der Fall iſt. % Mammillaria barbata, n. sp., simplex, globoso-depressa; tubereulorum axillis nudis; aculeis radialibus numerosissimis pluriserialibus, exterioribus pili- formibus albis sub- 40; interioribus paulo robustioribus fulvis 10— 15 centrali singulo robusto, uncinato, fusco, erecto; baccis oblongis, viridibus, apice floris rudimento coronatis. Coſihuiriachi. Das einzige gefundene Exemplar war ungefähr 2 Zoll im Durchmeſſer ſtark; Tuberkeln 4 Linien lang; Dornen 3 bis 4 Linien lang; Frucht 5 bis 6 Linien lang, in einem Kreiſe um die jüngeren Tuberkeln; Samenkörner umgekehrt eiförmig, mit Rinnchen, dunkelbraun, klein. 166 Unter den anderen ausgezeichneten Pflanzen von Coſihuiriachi und Llanos darf ich eine ſchöne Delphinium 35) nicht unerwähnt laſſen, welche hier in Menge wuchs; eine Silene, welche vielleicht neu iſt, aber 8. multicaulis, Nutt., nahe kommt, die im Felſenge⸗ birge gefunden wird, und S. Mociniana, D. C., von Mexiko; eine neue Bouvardia ), welche ſich durch ihre Glätte von allen anderen merifanifchen Species dieſes Genus unterſcheidet; eine Echeveria, vielleicht identiſch mit der californiſchen E. caespitosa, D. C, ver⸗ ſchiedene Gerania, welche unbeſchrieben ſcheinen, eine davon mit weißen Blumen; eine Eryngium ), an der die unterſten Blätter ) Delphinium Wislizeni, n. sp., perenne, erectum, simplex, glabrum; pe- tiolis elongatis, infimis basi dilatatis> foliis pedatifide 5—7 partitis, laciniis in- eisis, segmentis linearibus, acutis, divaricatis; floribus laxe paniculato racemo- sis; bracteis subulatis; floribus longe pedicellatis; calcare subulato, curvato, sepala paulo superante; sepalis 2 exterioribus acutis, 3 interioribus obtusissi- mis; petalis brevioribus acuminatis ; ovariis glaberrimis. Auf dem Bufa, einem Porphyrfels bei Coſihuiriachi, 8000 Fuß hoch; Blu: men im September. Stengel 2 bis 3 Fuß boch, ſchlank, glatt, blaulich⸗grau; Blumen ausgebreitet, mit dem Stachel 1 Zoll lang; ſchön blau von Farbe, auf der Außenſeite leicht wollig. . ) Bouvardia glaberrima, n. sp., glaberrima, caule erecto terete; foliis ernatis, breviter petiolatis, ovato-lanceolatis, utrinque acuminatis, patentibus . reflexis; cyma composita, foliacea; calycis segmentis tubum bis superantibus; orolla calyce quintuplo s. sexuplo longiore, extus glabriuscula, intus parce barbata. Coſihuiriachi; Blumen im September; perennirend; 2 Fuß hoch; Blätter 3 bis 3½ Zoll lang, 8 bis 10 Linien breit; Blumen glänzend karmoiſin, 12 bis 15 Linien lang. Offenbar eine der größten Species des Genus; Blatter ganz glatt, nicht am Rande umgedreht. 7) Eryngium heterophyllum, n. sp., glaberrimum, caule erecto; foliis ra- dicalibus oblanceolato-linearibus, acutis, penni-nerviis, serratis, serraturis car- tilagineo-marginatis, aristatis; foliis caulinis inferioribus serrato - pinnatifidis, superioribus palmati-partitis, segmentis linearibus ineisis; foliis involucralibus 10— 13 linearibus acuminatis, spinoso -bidentatis, rarius integris, capitulum ovale longe superantibus; bracteis coeruleis subulatis flores superantibus, inte- rioribus longioribus. Gewöhnlich in den Thälern um Coſihuiriachi; blüht im September. Zwei⸗ jährig; 1½ bis 2 Fuß hoch; Wurzelblätter 2 Zoll lang, 2 Linien breit; invo⸗ lucrale Blatter 12 bis 15 Linien lang, 1 breit; Koͤpfe ungefähr 4 Linien im Durchmeſſer. Aehnlich zwei anderen merikaniſchen Species, E. carlinae, Lar., und E. Haenkei, Presl., von der erſteren durch die größere Anzahl don geraden, nicht eiförmigen, gezackten, involucralen Blättern unterſchieden; von der anderen auch durch die groͤßere Anzahl jener im Allgemeinen gezahnten Blatter. N 167 ſehr elegant gerippt und die unteren handförmig getheilt ſind; eine Zinnia 3), in der Mitte zwiſchen Z. multiflora und Z. elegans, und welche im vorigen Sommer ſehr ſchön aus von dieſen Exemplaren genommenem Samen wuchs. Mehrere andere Compositae find noch nicht unterſucht worden; eine Centaurea wird ſich von der C. Ame- ricana, welche bis jetzt die einzige Species von jenem Genus iſt, das in der alten Welt ſo ſehr verbreitet iſt, unterſcheiden. Indem ich verſchiedene Daleae, Lupini, Giliae, eine Gentiana, Buchnera, Castilleia, eine Anzahl von Labiatae, Gramineae und mehrere andere übergehe, will ich nur noch einige wenige anführen, die ich näher zu ſtudiren Zeit hatte. Zuerſt vor allen die ſchöne und zarte Heuchera sanguinea 39), wahrſcheinlich die ſüdlichſte und ſicherlich die zierlichſte Species jenes Genus. Zunächſt an Schönheit kommt die glänzend geblümte Pentstemon coccineus ), 38) Zinnia intermedia, n. sp., caule erecto, ramoso, parce adpresse piloso, foliis scabris, inferioribus ovatis, basi obtusis, superioribus subsessilibus ovato- cordatis, acutis; pedunculo apice vix incrassato; involucri ovati squamis mar- ginatis obtusis; paleis cristato-fimbriatis; radii ligulis oblanceolatis, extus sca- briusculis, ciliatis; acheniis radii linearibus, disci 1-aristatis, Häufig um Coſihuiriachi; blüht im September. Jährig; 1 bis 2 Fuß hoch; Blätter 1 Zoll lang, 6 bis 8 Linien breit; Blüthenköpfe 18 bis 20 Linien im Durchmeſſer. Die gepflanzten Exemplare wuchſen 3 Fuß hoch, Blätter 3 Zoll lang, halb ſo breit; Köpfe halbkugelförmig, größer; die Ligulä ſpitzig. Unter— ſcheidet ſich von Z. multiflora durch die weniger aufgeblähte Pedunkel, die brei— teren und kürzeren Blätter; von Z. elegans, von der ihr die Form der Blätter ſehr ähnlich iſt, durch die Form der Achenie. Ich will hier noch bemerken, daß in allen Eremplaren der Z. multiflora, ſowohl der gezogenen, wie der in ihrer Heimath geſammelten, die Paleä nicht vollkommen ſind, ſondern an dem ſtumpfen Aper geſäumt. 30) Heuchera sanguinea, n. sp., petiolis patenti pilosis; foliis sinu latissimo cordatis, orbiculatis, 5—7 lobatis, lobis incisis duplicatim dentatis, ciliatis; ju- nioribus pilosis; scapo nudo, infra parce piloso, supra cum pedicellis calyci- busque colorato glanduloso; floribus laxe campanulatis; calycis lobis ovatis obtusis, subaequalibus; petalis lineari-spathulatis persistentibus, cum staminibus pistillisque inclusis. Porphyrberge von Llanos; blüht im September. Stiel 8 bis 12 Zoll hoch; der obere Theil und die Blumen ſcharlachroth; die inneren Blumenblätter ruhen unter dem Hals der Calyx; die Stamina noch niedriger; Staubfäden von glei— cher Länge mit den kreisförmigen, rothen Antheren. 40) Pentstemon coccineus, n. sp., glaberrimus, glaucus, foliis infimis ob- - ovatis, caulinis inferioribps oblongo -linearibus, superioribus linearibus minutis; 1 168 Lobelia mucronata 39) mit ſchönen rothen und L. pectinata ®) mit blauen Blumen. Unter den hier geſammelten auffallendſten Pflan⸗ zen muß auch einer Eriogonum “) mit aufgeblähten, knorrigen In⸗ racemo laxo; pedicellis oppositis, elongatis, 2-bracteatis, 1-floris, calycis glan- dulosi segmentis ovatis; corollae tubo superne dilatato, limbo bilabiato, labio superiore ad medium bilobo; antheris divaricatis, filamento sterili glabro, apice dilatato; capsula acuminata. Llanos; blüht im September und October. Stengel 1 bis 2 Fuß hoch, oben faſt kahl; Blumen 15 bis 18 Linien lang, hellſcharlach oder karmoiſin. Nähert ſich ſehr P. imberbis, Steud., iſt aber leicht davon zu unterſcheiden. ) Lobelia mucronata, n. sp., perennis, caule simplici erecto, glabro, infra folioso, supra nudo; foliis lineari-lanceolatis, elongatis, acuminatis, argute den- ticulatis; floribus laxe spicatis; bracteis linearibus glanduloso-dentatis, inferio- ribus pedicellum superantibus, superioribus eum aequantibus; calycibus hemi- sphaericis et pedicellis hirtis; lobis calycis subulatis tubum duplo superantib tubum corollae dimidium aequantibus; Ie bis corollae superioribus lanceolatis, inferioribus ovatis mucronalıs., Coſihuiriachi, an den Flüßchen; blüht im September. Stiel 1 bis 2 Fuß hoch; Racemes kurz, wenige (3 bis 12) Blumen von mehr dunkelrother Farbe als L. cardinalis, mehr gleich L. fulgens; von allen ähnlichen durch die kurzen Lappen der Calyr und durch die ovalen, ſpitzigen, unteren Einſchnitte der Corolla unterſchieden. — Ich laſſe hier die Beſchreibung einer nahe verwandten Species von unterhalb Monterey's her folgen. Lobelia phyllostachya, n. sp., glabra, caule erecto, folioso; foliis lanceo- latis acuminatis, irregulariter dentatis s, inferioribus subintegris; spica infra foliosa, elongata, densiflora; bracteis serrulatis, inferioribus florem longe su- perantibus, superioribus pedicello longioribus; calycis glabri laciniis subulatis corollam vix aequantibus s. ea brevioribus; laciniis corollae superioribus linea- ribus, inferioribus lanceolato -linearibus, acuminatis. Sümpfe zwiſchen Monterey und Cerralbo; Blumen im Mai. Aehnlich L. texensis, Raf., aber unterſchieden durch ihre völlige Glatte, durch die lange (6 bis 12 Zoll), dicke, blatterige Spitze und durch die kürzeren Einſchnitte der Calyr. - ) Lobelia pectinata, n. sp., caule erecto, sabriusculo, folioso; folis, bra- cteis et lobis calycinis pectinato- dentatis, scabris; foliis inferioribus oblongo linearibus sessilibus, superioribus e basi lata cordata, decurrente angustatis; racemo elongato densifloro, bracteis florem subaequantibus; calycis tubo turbi- nato pedicellum aequante, lobis duplo breviore; tubo corollae brevi, lobis su- perioribus lanceolatis, inferioribus ovatis, ad medium coalitis; antheris styloque inclusis, 2 inferioribus apice barbatis. Coſihuiriachi, an feuchten Plätzen; Blumen im September. Jähria 0); 1 bis 1% Fuß hoch; Blätter ungefähr 1 Zoll lang; Spitze dicht, 4 bis 6 Zoll lang; blaue Blumen, 6 Linien lang; Roͤhre mit 3 Schlitzen ungefähr in der Mitte. ) Eriogonum atrorubens, n. sp., perennis, foljis radicalibus petiolatis, 169 ternodien und dunkelrothen Blumen erwähnt werden. Eine andere intereſſante Pflanze ift Phaseolus bilobatus “). Im nächſten Frühjahre begleitete Hr. Dr. Wislizenus die Miſ— ſouri-Freiwilligen unter Oberſt Donniphan von Chihuahua nach Parras, Saltillo, Monterey und Matamoros. Eifrig, wie immer, machte er auch auf dieſer Reiſe eine große Sammlung, aber ſeine Pflichten als Arzt beſchäftigten ihn mehr, als für den Naturforſcher wünſchenswerth war. Dennoch ſind ſeine Sammlungen ſehr reich. Glücklicher Weiſe begleitete Dr. Gregg dieſelbe Expedition und ſtellte auch in jener faſt gar nicht bekannten Region, welche wir als die ſüdweſtliche Grenze des Thales des Rio Grande betrachten können, Sammlungen an. Ich will hier, bevor ich auf die Einzelnheiten eingehe, nur noch bemerken, daß, wie die Karte und Reiſerouten vollkommener zeigen werden, das Land zwiſchen Chihuahua und Parras eine all— lanceolatis, elongatis, villosis; caulis glabri glauci internodiis superne tumidis, clavatis; caule iteratim dichotomo, ad bifurcationes bracteis subulatis pilosis instructas involucrum alarem elongato-pedicellatum gerente; involucris campa- nulatis 5-dentatis, margine pilosis, multifloris. Coſihuiriachi, an den Bachufern; Blumen im September. Perennirend; 1½ bis 2 Fuß hoch; alle Blätter von der Wurzel, 5 bis 6 Zoll lang, 9 Linien breit, an kuͤrzeren Stielen; einige der unteren Knoten ungefähr 6 Linien im D.urchmeſſer, die oberen weit weniger dick; Pedicellen 1 bis 3, die unterſten ſelbſt 4 Zoll lang; Involucrum ungefähr 1 Linie lang und breit, immer fünf— zähnig, 25 bis 30 tiefrothe Blumen enthaltend; die Lappen ungefähr gleich; Nuß olivengrün, kegelförmig ſich erhebend, dreigeflügelt. Auffallend ähnlich mit E. inflatum, Torr. und Fresn.; vielleicht zu nahe, um genau getrennt zu werden, aber deutlich unterſchieden durch die haarigen Blätter und Zweiglein, die gabel— förmige Theilung des Stengels, die große Anzahl von Blumen in jedem Invo— lucrum, und vielleicht die purpurrothe Farbe derſelben, deren Torrey nicht er— wähnt. 44) Phaseolus bilobatus, n. sp., caule prostrato, pilis retrosis hispido; fo- liolis adpresse pilosis reticulatis, lateralibus subsessilibus inaequaliter bilobatis, terminali petiolato, lineari-oblongo; pedunculis folia longe superantibus multi- floris; calycis hirsuti laciniis subulatis tubum aequantibus; leguminibus com- pressis, hirsutis, curvatis; seminibus laevibus. Gewöhnlich um Coſihuiriachi; Blumen im September. leicht der Ph. leiospermus, T. und Gr., aber die braunrothen Blumen und Hülſen viel kleiner; die Form der Blätter ſehr charakteriſtiſch; Hülſe 9 Linien lang und 1 breit; Same ſehr klein. 170 gemeine Erhebung von 4 bis 5000 Fuß hat. Zwiſchen Parras und Saltillo erhebt es ſich bis auf 5 bis 6000 Fuß, und von da ſinkt es ſchnell bis zum untern Rio Grande hinab. Südlich von Chihuahua wurde eine fonderbare blattloſe Eu- phorbia geſammelt, mit röhrenartigen Wurzeln und blattloſem Sten⸗ gel, aber dennoch augenſcheinlich eine nahe Verwandte von E. cya- tophora. Hier begegnete man zuerſt der Berberis trifoliata, Moric., welche das ganze mittlere und untere Thal des Rio Grande zu be⸗ wohnen ſcheint, da wir es in dieſer Sammlung von Monterey wie⸗ derfinden und da Hr. Lindheimer ſchoͤne Eremplare davon von der Guadaloupe in Teras geſandt hat. Echinocerei und Echinocacti kommen in größerer Menge vor. Die Wiederentdeckung der ſchoͤnen Echinocereus pectinatus (Echino- cactus pectinatus, Scheidw., E. pectiniferus, Lem., Echinopsis pectinata, Salm) iſt beſonders intereffant, da fie uns in den Stand ſetzt, zu beweiſen, daß eine teraniſche Species, welche mit ihr ver⸗ wechſelt wurde, ſich weſentlich von ihr unterſcheidet. Die Beſchrei⸗ bung der Pflanze (welche ohne Blumen zu tragen abſtarb), ſo wie fie in verſchiedenen Werken gefunden wird, wie auch in dem neues ſten Werke über Cactaceae, welches vor mir liegt, von Foͤrſter, Leipzig 1846, wurde, wie Prinz Salm mir mittbeilte, nach durch Hrn. Potts in Chibuabua abgeſandten Exemplaren gemacht, und kommt ganz genau mit meinem Exemplare aus derſelben Gegend überein. Aber die in Förſter's Werk gelieferte Beſchreibung der Blume eines im Jahre 1843 in Caſſel blühenden Eremplares (von dem man nicht weiß, woher es gekommen) zeigt, daß dieſes mit einer texa⸗ niſchen Species identiſch iſt, die bäufig zwiſchen dem Brazos und dem Nueces vorkommt, die ich in »Engelmann und Grap's Lind- heimerianae, Boston Journal of Natural History« v. p. 247, unter dem Namen Cereus caespitosus beſchrieben babe und die jetzt Echinocerus caespitosus genannt werden ſollte. Echinopsis pecti- nata, ß. laevior, Monv., und 5. Reichenbachiana, Salm, find vielleicht Klaſſen dieſer teraniſchen Pflanze, welche in ibrer Heimath ſehr verſchiedenartig vorkommt. Dr. Wislizenus bat mir ein leben des Exemplar und getrocknete Blumen der E. pectinatus geſandt; unglücklicher Weiſe hatte die Pflanze ein äbnliches Schickſal, wie die von Hrn. Potts nach England geſandten Exemplare, und dort iſt, wenn ich richtig berichtet bin, jetzt keins angepflanzt; jedoch de⸗ 171 * wahre ich das getrocknete Exemplar in meinem Herbarium und bin durch daſſelbe in Stand geſetzt worden, die Beſchreibung zu liefern“). Nahe bei San Palo wurde eine andere Echinocereus %) ge— 40% Echinocereus pectinatus mihi (Echinocactus pectinatus, Scheidw., E. pe- ctiniferus , Lem.), simplex (semper 2), ovato- eylindricus; 23-costatus; areolis elevatis, linearibus, approximatis, junioribus albo- villosis; aculeis radialibus 16—20 subrecurvis, adpressis, pectinatis, albis, apice roseis, superioribus in- ferioribusque brevioribus, lateralibus longioribus; centralibus 2 — 5 brevissimis, uniseriatis; tubo floris pulvillis 60 — 70 brevitomentosis aculeos albos s. apice roseos 12 — 15 gerentibus stipato; sepalis interioribus 18 — 20 oblanceolatis; petalis 16 — 18 oblongis, obtusis, eroso-denticulatis, mucronalis. Bachimpa, ſüdlich von Chihuahua; Blumen im April. Stiel 7 Zoll hoch, unten 3½, oben 2½ Zoll im Durchmeſſer; obere und untere Dornen 2 Linien, die an der Seite 4 Linien lang; Dornen im Centrum meiſtens 3, bisweilen 2 an der Zahl, und unten 5 in einer vertikalen Reihe, / bis 1 Linie lang; Blu: men ungefähr 3 Zoll lang und breit; rothe oder purpurfarbige, dornige Stacheln auf der Röhre, 2 bis 3 Linien lang; die oberſten, zuſammen nur 3 1 5, ſind 3 bis 5 Linien lang. | Es wird hier wohl eine vollſtändigere und richtige Beſchreibung der ver: wandten texaniſchen Pflanze am Platze fein: Echinocereus caespitosus mihi (Echinopsis pectinata; Cereus caespitosus, Engelm. I. c.), ovatus, caespitosus, 13 — 18 costatus, areolis elevatis, Iineari- bus, approximatis, junioribus albo-villosis; aculeis radialibus 20 —30 subrecur- vis adpressis, pectinatis, albis (nonnunquam roseis, Lindh.) superioribus infe- rioribusque brevioribus, lateralibus, longioribus centralibus nullis; tubo floris pulvillis 80—100 longe cinereo-villosis setas apice s. totas fuscas s. nigricantes 6—12 gerentibus, stipato; sepalis interioribus 18— 25 oblanceolatis integris s. denticulatis; petalis 30 — 40 obovato -lanceolatis, obtusis, acutis s. mucronatis, ciliato-denticulatis; stigmate viridi infundibuliformi, 13 — 18 partito; bacca vi- ridi ovata, perigonio coronata, villosa, setosa, demum nudata; seminibus ob- ovatis tuberculatis, nigris. Vom Brazos bis zum Nueces in Texas, Lindheimer; Blumen im Mai und Juni; gewöhnlich 1 bis 2 Zoll hoch und von beinahe demſelben Durchmeſſer, ſel— ten 5 bis 6 Zoll hoch und 2 bis 3½ Zoll im Durchmeſſer; die längeren Seiten— dornen verſchiedener Exemplare 2 bis 4 Linien lang; Blumen der nördlicheren Exemplare von Induſtry 2 Zoll lang und breit, in denen von Neu-Braunfels 2½ bis 3 Zoll Durchmeſſer und Länge; wenn ganz geöffnet, meiſtens ein wenig breiter als lang. Braune oder ſchwarze Stacheln auf der Röhre, 2 bis 5 Linien lang, von Wolle umgeben, die oft 3 Linien lang iſt. 46) Echinocereus enneacanthus, n. sp., ovato-cylindricus 10-costatus; areo- lis elevatis, orbiculatis, distantibus, junioribus breviter albo-tomentosis; aculeis angulatis, compressis, rectis, albis; radialibus 8 subaequalibus, centrali singulo longiore, demum deflexo; floris tubo pulvillis 30 — 35 albo -tomentosis setas spinescentes albidas fuscatasque inferioribus 6, superioribus 2—3 gerentibus 172 funden und getrocknete Blumen und lebende Exemplare find wobl⸗ behalten hier angekommen. Bei Pelayo wurde eine große Echino- cactus“) gefunden, unglücklicher Weiſe fand man aber keine Blu⸗ men; ſonſt iſt das nach St. Louis gekommene Exemplar gut erhalten. Dr. Wislizenus ſammelte die lebende Pflanze und Blumen, und Dr. Gregg die reife Frucht einer anderen kleineren, aber äußerft eleganten Species deſſelben Genus). Sie unterſcheidet ſich von stipato; sepalis interioribus 10—13 oblongo-linearibus, petalis 12 — 14 lineari- oblongis obtusis s. mucronatis, apice denticulatis; stigmatibus supra stamina brevia exsertis, 8—10 linearibus elongatis. Unfern San Pablo, füdlidy von Chihuahua; Blumen im April. Pflanze 5 bis 6 Zoll hoch, 3 bis 4 im Durchmeſſer; Zweige von der Baſis aus; Ureolä ungefähr 1 Zoll von einander entfernt; Dornen ſtark, winkelig, gleich denen der E. triglochidiatus, Seitendornen 9 bis 16, im Centrum 18 bis 22 Linien lang; Blumen 2½ bis 3 Zoll lang, roth; dornige Stacheln in den Arillen der unter: ſten Blattſtengel (am Ovarium) 4 braune, 2 bis 4 Linien lang, und 2 weiße, 3 bis 4 Linien lang; höher hinauf weniger braune und oben nur 2 weiße Sta⸗ cheln, 6 Linien lang. 7) Echinocactus flexispinus, n. sp., globosus, vertice subnudo, costis 13 obliquis, tuberculato subinterruptis; areolis ovatis, junioribus albo -tomentosis, distantibus; aculeis junioribus rubellis, demum einereis; radialibus 9—11 rectis s. subflexuosis, superioribus tenuioribus, infimo breviori, curvato, lateralibus longioribus compressis annulatis, 3 superioribus rectiusculis s. curvatis, infe- riore longissimo flexuoso, plerumque paulo uncinato, deflexo. Pelayo, zwifchen Chihuahua und Parras. Das vor mir liegende Exemplar iſt 10 Zoll hoch und eben fo viel im Durchmeſſer; Rippen dick, aber nicht ae rundet; Areolä (die blumenreichen, welche 3 bis 4 Linien lang ſind, ausgenom⸗ men) 6 Linien lang und 4 breit, 1 oder 1 Zoll von einander entfernt; die oberſten Dornen am ſchlankſten, 1%, bis 1% Zoll lang; der unterſte 1 bis 1¼ Zoll lang, ſtärker; Seitendornen 1½ bis 3 Zoll lang; die oberen Centrumdornen 2½ bis 4 Zoll lang; der untere Dorn der ſtärkſte, 4 bis 5 Zoll lang, meiſtens abwärts gebogen; oft gebogen und verflochten, mehr gekrümmt und ſeldſt haken⸗ förmig am äußerſten Ende, ſehr zuſammengedrückt; vierwinkelig. *%) Echinocactus unguispinus, n. sp., depresso-globosus, costis 21 inter- ruptis tuberculatis, areolis approximatis junioribus, albo-tomentosis; aculeis ra- dialibus sub 21 tenuioribus, albidis, recurvis, intertextis centralibus 5 (rarias 6) robustioribus, longioribus, corneis, sursum versis, singulo robustissimo, fusco deorsum flexo; floris ovario tuboque brevi sepalis membranaceis, auriculato- cordatis, fimbriatis stipato; petalis oblongis obtusis; stigmate brevissimo conico 10 — 15 sulcato (S. partito 2). Bei Pelayo; Blumen im Mai. Eine ſehr elegante Pflanze; das Exemplar vor mir hat 4 Zoll im Durchmeſſer, 3 Zoll boch; die großen rückwärts gedoge⸗ nen Dornen, beſonders der größte im Centrum, der eine blaue Hornfarde und 173 den anderen in jenen Gegenden gefundenen Echinocacti durch die häutigen Schalen auf der Röhre der Blume und die ſaftige, glatte Frucht, in Rückſicht auf welche ſie meiner E. setispinus aus Texas gleicht; Echino texensis, Hpfr., hat eine ſaftige Frucht, mit wolli— ger und dorniger Schale bedeckt. E. Wislizeni und andere haben eine trockene Frucht, mit harter Schale bedeckt. Meine Opuntia frutescens (Plant. Lindh., I. c. P. 245), welche Hr. Lindheimer am Colorado und am Guadaloupe fand, ſammelte Hr. Dr. Wislizenus auch ſüdlich von Chihuahua und dann an der Straße bei Parras und unterhalb Monterey's. Die in Plant. Lindh. aufgeſtellte Vermuthung, daß fie eine ſüdliche Art der O. fragilis des oberen Miſſouri ſei, hat ſich als irrthümlich gezeigt, da ſie zu einem ganz anderen Genus der Opuntia gehört; O. frutescens und O. vaginata (ſ. Anm. 18.) gehören zu den Opuntiae cylindraceae graciliores. O. frutescens iſt augenſcheinlich nahe verwandt mit O. leptocaulis, D. C., iſt von dieſer aber leicht zu unterſcheiden durch ihren einzigen ſtarken, weißen Dorn, während O. leptocaulis drei kurze, ſchwärzliche Stacheln hat. eine braune Spitze hat, gekrümmt und abwärts gebogen iſt, wie ein großer Fangzahn, bedecken die ganze Oberfläche der Pflanze und geben ihr ein ſehr hübſches Ausſehen. Die unteren ſtrahlenförmig ſitzenden Dornen 6 bis 10, die oberen 12 bis 15 Linien lang; die oberen Centrumdornen 12 bis 18 Linien lang; der einzige untere und ſtärkere nur 10 bis 12 Linien lang. Die Blumen ſind nach den auf der lebenden Pflanze gefundenen eingeſchrumpften Exemplaren be— ſchrieben; ungefähr 1 Zoll lang und wahrſcheinlich blaßroth. Ich zweifle kaum, daß einige von Dr. Gregg in derſelben Region (um San Lorenzo) gefammelte Früchte zu dieſer Species gehören; die fleiſchige ovale Beere iſt 10 oder 12 Linien lang, bedeckt mit derſelben dünnen Schale, die wir an der Blume finden, und gekrönt mit den Reſten der Blüthe; Samenkörner ſchwarz, ſehr zuſammengedrückt, etwas rauh, bedeutendes Albumen, Keim gekrümmt, die Cotyledons kurz, ſtumpf. Dieſe ſehr merkwürdige Pflanze nähert ſich in der Geſtalt einigen der Mammil- lariae; die Tuberkeln, welche die unterbrochenen Rippen bilden, find ſeitwärts zuſammengedrückt, haben ein tomentoſes Grübchen auf ihrer oberen Schneide, welche in einer regelmäßigen, arillarifch gedrückten Areola, gleich der einer wah— ren Mammillaria, endigt; aber das ſchalige Ovarium und der gekrümmte Keim beweiſen, daß ſie ein Echinocactus iſt. Das von Hrn. Dr. Wislizenus hieher gebrachte Exemplar ſtarb bald nach ſeiner Ankunft ab, obgleich es nur 2 Monate unterweges geweſen war, während die im Jahre vorher zwiſchen Auguſt und September geſammelten, welche 8 oder 10 Monate eingepackt geweſen ſind, der Mehrzahl nach ſehr gut gedeihen. Jedoch hat Dr. Greggs Same ſehr gute Keime getrieben. 174 Auf dieſem Theile der Route wurden die Agave Americana und verſchiedene verwandte Pflanzen in Maſſe gefunden; häufig war auch Argemone Mexicana, weiß, gelb oder rofenrotb; Samolus ebracteatus kam an feuchten Plätzen im Innern und auf feuchten Anhöhen vor, während man ſie bisher nur als Uferpflanze kannte; Malvaceae, Oenotherae, Asclepiaceae, Giliae, Solaneae, Justi- liae, ſtrauchartige Labiatae wurden in vielen verſchiedenen Species gefunden. Beſonders charakteriſirt wurde das Land aber durch die oft undurchdringlichen Strauchdickichte, welche Chaparrals genannt werden. Sie find meiſtens dornig und ſebr verzweigt, haben oft merkwürdig kleine Blätter und eßbare Früchte. Unter den beſonders hervorſtechenden Sträuchern der Chaparrals find Euphorbiaceae, auch einige Mimoseae, deren eine ich nicht unerwähnt laſſen darf, weil ſie vielleicht der kleinſte Strauch dieſer Familie iſt, nur 1 bis 2 Zoll hoch, mit ſehr kleinen Blättchen, aber großen, purpurrothen Blumen; man fand fie bei Chihuahua. Einer der gefährlichſten dieſer Chaparral-Sträucher war die Koeberlinia, Zucc., die bier Junco Gregg) genannt wird; fie iſt mehr ein kleiner Baum als ein Strauch, ungefähr 10 Fuß boch, der Stamm 4 bis 6 Zoll im Durchmeſſer, Holz bart, dunkelbraun, mit weißem Alburnum; die äußerſten Zweige grün mit brauner, dor⸗ niger Spitze von 1 bis 2 Zoll Länge und 1½ bis 2 Linien im Durchmeſſer; ſehr kleine, pfriemenfoͤrmige Blätter, leicht abfallend; kleine, weiße Blumen in kurzen Seitenracemen; Frucht nicht geſe⸗ ben; Blumen im Mai. Häufig ſüdlich von Chbihuabua nach Mon⸗ terey bin (und Matamoros, Gregg). Hier finden wir auch wieder die vorbin (ſ. Anm. 11.) erwähnte intereſſante Chilopsis, auch Larrea glutinosa (Anm. 10.) und eine wahre Guajacum #), welche eine noch unbeſchriebene Species zu 4%) Guajacum angustifolium, n. sp., foliis sub 5 (4—8) jugis glaberrimis, foliolis oblongo-linearibus, reticulatis; pedicellis et basi calycis pubescentibus; ovario bilobo, pubescente; capsula bivalvi, seminibus 2 ovatis. Um Parras; auch von Dr. Gregg gelammelt, der die Pflanze häufig von Monclova bis Parras, Monterey und Camargo fand, von Hru. Lindbeimer am Pierdenales in Texas; Blumen im April und Mai. Strauch oder kleiner Baum mit ſehr knäſtigen Zweigen; die Blattchen meiſtens zu 5 oder 6, nur an jungen, kräftigen Schößlingen 6 oder Sfach, meiſtens nur 4 Linien lang, , dis 1 Linie breit, an beiden Seiten durchbrochen; purpurrothe Blumen, 6 Linien im Durch⸗ 175 fein ſcheint und zu jenen Pflanzen gehört, welche die merifanifche und die teranifche Flora mit einander verbinden und die von Par- ras bis Monterey und von da bis zum obern Colorado in Texas gefunden wird. Hier erſchien auch wieder Tecoma stans mit klei— neren, wolligten Blättern und jüngeren Blattſtielen, aber wahr— ſcheinlich nicht von der größeren und ebeneren Pflanze manchen welche unterhalb Paſo gefunden wurde. Die ſchöne Fouquiera splendens (f. Anm. 16.) mit ihren Ris⸗ pen von langen, röhrenfömigen, karmoiſinrothen Blumen, erhob ſich hier über alle anderen Sträucher und erreichte bisweilen eine Höhe von 20 bis 30 Fuß und vielleicht mehr; immer einzelne Stämme. Einige wenige Species der Yucca und Opuntia arborescens (Anm. 5.) waren faſt die einzigen Bäume auf den dürren Ebenen. Aber im Thale des Nazas ſieht man ſtattliche Bäume von einer Species der Algarobia, verſchieden von der A. glandulosa des Nor⸗ dens, mit breiteren Hülſen, größeren Samenkörnern und wenigen oder gar keinen Drüſen auf den Blättern. Bei Saltillo wurden Echinocactus texensis, Hpf. (E. Lind- heimeri, Engelmann in Plant. Lindh. 1. c.) gefunden, welche ſich von hier bis Matamoros und bis zum Guadaloupe und zum Colo— rado in Texas ausbreitet. Die hübſche Mammillaria strobiliformis 50) wächſt auf Felſen bei Rinconade. Hunnemannia fumariaefolia, Sweet, wurde bei Saltillo mit kleineren (1½ Zoll im Durchmeſſer) meſſer; Samenkörner gelb, von der Größe kleiner Bohnen. Das harte und ſchwere, gelbbraune Holz wird bei Saltillo Guajacan genannt und als ſchweiß— treibendes Mittel und in veneriſchen Krankheiten angewendet. (Dr. Gregg.) 50) Mammillaria strobiliformis, n. sp., simplex ovato-conica, tuberculis im- bricato-adpressis, conicis, applanatis, sulcatis; aculeis rectis radialibus sub 10 albidis, centralibus 3 fusco-atris, 2 minoribus sursum versis, singulo longiore porrecto; floribus in vertice lanato centralibus, ovario lanoso; sepalis sub 10 lanceolatis, acutis, integris; petalis sub 24 ovato-lanceolatis, mucronatis, inte- gris vel versus apicem erosis; stigmatibus 7 flavis erecto-patentibus exsertis. Rinconado; auf Felſen; Blumen im Juni. Ungefähr 3 Zoll hoch und unten 2 Zoll im Durchmeſſer; Tuberkeln in 10 bis 13 ſchiefen Reihen, dicht angepreßt, ſo daß die Pflanze faſt das Ausſehen eines Ananas oder Tannzapfens erhält; die ſtrahlenförmig ſitzenden Dornen ungefähr 3 bis 5, die im Centrum 5 bis 8 Linien lang; Blumen im Centrum, 3 bis 5 in einem Büſchel zuſammen, in lan— ger und dichter Wolle, ungefähr 15 Linien lang und breit; Blumenblätter tief purpurroth. 176 und bei Rinconade mit größeren Blumen (3 Zoll im Durchmeſſer) gefunden; ſie iſt eine intereſſante Pflanze, die öſtliche Repräſentantin der californiſchen Eschscholtzia, aber perennirend, mit einem klei⸗ nen Torus, einem anderen Stigma u. ſ. w. Ich kann nicht unterlaſſen, bier einen fchönen Strauch anzu⸗ führen, welchen Dr. Gregg bei Agua Nueva und Buena Viſta ſam⸗ melte. Wenn ich Don's Kennzeichen der Cowania als richtig an⸗ nehme, ſo muß ich dieſe Pflanze als den Typus eines neuen Genus betrachten, welches ich mit großem Vergnügen dem unermüdlichen Entdecker, meinem Freunde Dr. Joſiah Gregg, dedicire, deſſen Name ſchon oft in dieſen Blättern genannt wurde!). Greggia rupestris iſt ein lieblicher, ſüß duftender Strauch mit Blumen, welche in Form und Farbe den Roſen gleichen, jo daß Dr. Gregg fie »Klippenroſe⸗ nannte. Nördlich und nordöſtlich von Monterey erreichen wir das fla⸗ chere Land und zugleich eine andere Vegetation; bier iſt die Region der ſtrauchartigen Cassieae (Parkinsonia, Casparea u. ſ. w.) und Mimoseae; Sophora, Diospyros, einige Species von Rhus und Rhamnus ſind hier ebenſo häufig wie eine klimmende, gelbblumige Hiraea, von der eine andere gerade, rotbblumige Species auf dem Tafellande bei Parras wächſt. Einer der ſchönſten Sträucher die⸗ fer Gegend iſt Leucophyllum texanum, Benth., mit weißlichen Blättern und ſüßlich duftenden, blauen Blumen. Er wird von San di) Greggia, n. gen. (Greggia, Gärtn. Eugenia, Mich., ſide Endlicher), ca- lyx tubulosus, 5-lobus imbricatus; petala 5 calycis fauei inserta; stamina nu- merosissima cum petalis inserta; ovaria plura fundo calycis inserta | — rarius 2 — ovulata stylus villosus deciduus, stigma nudum; ovulum supra basin ovarii placentae interali insertum, anatropum; achenia villosa, ecaudata; semen uni- cum erectum, embryo radicula infera. Ein mexikaniſcher Strauch mit kleinen, keilförmigen, abaeftusten, gezahnten Blättern mit angewachſenen Stipules und einzelnen roſenfardigen oder purpur⸗ rothen, ſuͤßlich riechenden Blumen. Greggia rupestris, n. sp. Felſen um Saltillo, Buena Viſta und Agua Nueva; Blumen vom Januar bis März; mehrere Fuß boch; ſehr zweigig; Blat⸗ ter ungefähr 6 Linien lang und am Apex 3 Linien breit, in Büſcheln; am Rande umgedreht, oben glatt; Blumen an kurzen Zweigen 15 dis 18 Zoll im Durch⸗ meſſer. Nahe verwandt mit Cowania, aber verſchieden don ihr durch den ſchup⸗ pigen, nicht geflügelten Calyr, die rothen, nicht gelben Blumen, und den adfal⸗ lenden, nicht aufrecht ſtehenden Griffel. 177 Antonio in Texas bis Monclova und von Cerralbo bis Camargo gefunden, kommt aber nicht auf Tafelland vor. Vitis bipinnata und V. incisa, in den ſüdweſtlichen Theilen der Vereinigten Staaten und in Texas wohl bekannt, wurden eben— falls hier gefunden. Merkwürdige krautartige Pflanzen waren eine Nicotiana, ein Orobanche (an der Seeküſte), eine Eustoma, verſchiedene Asclepiaceae, Malvaceae, Cucurbitaceae, Labiatae und andere. Lobelia phyllostachya wurde oben ſchon erwähnt (ſ. Anm. 41.). So flüchtig und unvollkommen dieſe Bemerkungen über die Sammlungen des Hrn. Dr. Wislizenus auch ſind, ſo müſſen ſie doch dem Botaniker den Reichthum und die Neuheit der Flora dieſer Länder zeigen und den fleißigen Forſcher zu ferneren Anſtrengungen ermuntern. | St. Louis, December 1847. George Engelmann, med. Dr. Geſtützt auf die Autorität des Hrn. Profeſſors John Torrey in Newyork, der ſo gefällig war, das botaniſche Manuſcript des Hrn. Dr. Engelmann durchzuſehen, ehe es in die Preſſe kam, laſſe ich hier die folgenden beiden Verbeſſerungen folgen: Larrea glutinosa (n. sp., No. 10) ſcheint die Larrea Mexicana von Moricaud zu ſein, welche in einem Werke beſchrieben und ge— zeichnet iſt, welches Hrn. Dr. E. nicht zur Verfügung ſtand. Geranium pentagynum (n. sp., No. 6.) ſcheint Geranium Fremontii (Torr.) nach Fremonts zweitem Berichte zu ſein. 12 178 Die meteorologiſchen Tabellen find nach meinem auf der Reiſe geführten meteorologiſchen Jour⸗ nale gearbeitet. Einige der Columnen bedürfen vielleicht einer Er⸗ klärung. Die Columne »Siedhitzpunkt des Waſſers« bezieht ſich auf meine mit zwei Thermometern angeſtellten Beobachtungen, welche nach meiner Angabe von J. W. Edwards in Boſton angefertigt wurden, jeder von 85 bis 100 Celſius variirend und jeder Grad in Zehntel getheilt. Ich machte auf dem Wege viele Experimente mit ihnen, um den relativen Unterſchied zwiſchen dem Siedbitzpunkte des Waſſers und der Queckſilber-Columne meines Barometers zu finden. Aus ungefähr 50 ſolcher Beobachtungen, welche ich auf einem Umfange von 23 bis 29 Zoll meines Barometers machte, zog ich den allgemeinen Schluß, daß 1 Zoll meines Barometers bei einer Temperatur von 32° Fahrenh. gleich ſei 10,04138 Sied⸗ punkt Therm. C., und 1° Th. C. = 0% 96026 des Barometers. Zu derſelben Zeit bin ich aber auch zu dem nämlichen Schluſſe ge⸗ kommen, wie Andere ſchon vor mir, daß die durch den Siedbitzpunkt des Waſſers gegebene Beſtimmung nie der barometriſchen Meſſung an Genauigkeit gleichkommen kann. Ein Unterſchied im Brennma⸗ terial, im Waſſer, in der Größe des Gefäßes, im Luftzuge u. ſ. w. genügt, um eine ſolche Verſchiedenheit in dem relativen Siedepunkt hervorzubringen, daß dieſe Methode wobl als eine correlative Probe des Barometers dienen und für Höhen ausreichen kann, bei denen es auf einige 100 Fuß mebr oder weniger nicht ankommt, nie aber im Stande ſein wird, das Barometer zu erſetzen. Der Thaupunkt, welcher durch das Uebergewicht der Temperatur der trockenen über die naſſe Zwiebel gefunden wird, wurde nach den »Tabellen zur Beſtimmung des Thaupunktes«, welche die Encyclopae- dia Britanica enthielt und die in dem »Bericht an das Marine Departement der Vereinigten Staaten über amerikaniſche Steinfoblen 179 von Profeſſor Walter R. Johnſon, Waſhington 1844« abgedruckt wurden, berechnet. Beobachtungen, welche über den Umfang dieſer Tabellen hinausgehen, habe ich nach Prof. Espy's Regel berechnet: »Iſt der Thaupunkt nicht zu niedrig, ſo kann man ihn dadurch be— kommen, daß man die Differenz zwiſchen der Temperatur der trocke— nen und der naſſen Zwiebel mit 103 multiplicirt, das Facit durch die Temperatur der naſſen Zwiebel theilt und den Quotienten von der Temperatur der trockenen Zwiebel ſubtrahirt; der Reſt iſt der Thaupunkt.« | In der Columne »Wind« iſt die Kraft des Windes nach Prof. Espy's Empfehlung, durch Zahlen von 0 bis 6 angedeutet; 0 be— deutet Windſtille, 1 ein ſehr ſanftes Lüftchen, 2 ein Lüftchen, 3 einen friſchen Wind, 4 einen ſtarken Wind, 5 einen Sturm, 6 einen Orkan. Die Klarheit des Himmels iſt ebenfalls durch Zahlen, von 0 bis 10, angegeben; 0 bedeutet ganz dunkles Wetter, 10 völlige Klarheit. 12? g 0 nl ag eee e e duo aug Sig ]ozo‘ı eg aaßıquuplag god quaagom aun "Gr 929 eee aag uf 5 1 04 U uaquadsqug o' — 2 22 — a: 22 12 — 2 2 32 32 8 — 2 m 351 3 8 —— zw K 2 . 3 us unzazue JFrupag 9p idzsog E 2 us un 2 aalıug) az nr mn ü n 15 in — uud 1 12 7 In 98 ˙66 90866 09 66 09'656 vselogslo'rz|e'zz Bor io'rglo’zs) — 8 9989,04] 6 70 0090, 66 544% 90% 099 Lan ion 9 * —— Jo 621971 — 1 2 102102 a — 10'722100/ — 66581094 — — 9 862J0˙24 — 6 89 — VE — 604 — 079 — — 0284 — — —— — — 21 ö = nn 23 22 — 2 322157 8 —— — Gore ue 6 nps | or « aer ups e sreoz| eben zı 16V oz usb 6 — nvuzunog | ST « SLL mupng € Ius CH HERZ susa 6 zii « oz uo £ Gebeine 71 oL6ezl usb 6 Ir Cogef mpeg € Ge sbohn 71 6 Gr susa 6 07 „* og Up 2 6 WIG 1 97817 180 u 1134 v 18010 20312 20 181 "9919 62 ron mv e © — 10’c9 |0‘69 |o‘8z |o’szjore’sz| saug 9 urod Issn.u Ye 79 | ar [epem WpUIGIeer lol e — 1 0/39 \0‘z0\o‘zolsoo'se]| swing ? | ) — 42709 0479029 — I — Blavusuuog | oz « x 91 8 0866029 0/29 0% 2 0% e ue € | 8 98 8 — free 79 02 2 oe enn e i > IS C — 4065 0% 9 |0'r9 0899 6e sua 6 5 14 7 — 1185 (0˙07 9% — [| — f invuzuuos 67 « = Ie S' Tes’6chhs’og 02929 10'TZ [see « V 87 « 5 94 — e989 0% 8 [sss ee "MUPrIG € 8 5 9 1 th 08˙66½ 79089008078 e Sonne <7 eu zan LEI E won usb eee Ju eee pg 29a Bag ue ee anohplusBam up uz uaylpuu wv pong a9q quaa gr "ZIG von mung uaBunzaamag 991 4 gut! 9 281 9 el! £ seh 91 1110 901 4 2618 68 10] 2 2 — 8312 ue us un uaalyug) apıygou IR hg augo on pack a ur f - oun gung yaadaynıg wo a9dbojoborpng away dur zg -alles junswo] uv zoo st, ur inne uv mobs adpııg mo erz 4991 som op wo geben wohn u — & 3guydıadoz dug dus ee PI139G 29Q a9qn 390 "Jauch 9 6616 1 1 94 661279 NIT yyunasaaı ei gung 961 N 90 066 66090 999 09 169 * 6 29 „ 0 GN 6502 10˙ 4 DES: 628 loss 69 ( paqoviap) Pubga gg eren eee 7 cc‘ 06 'r 690˙⁰̊ Im 9848 c9g'87 09687 cog'87 “AO MOAUR Unze bus < Borg Gl Uinvuzuuo gz un "/,9 us "€ Unvuzuno N auadıorg . 718 ue J Uinvuzuuog un I. 06 „ 67 * 88 * 18 4“ 97 WIG 5 r rere ———ů——⅛iᷣ᷑¶ᷣꝑ 183 1223 188 „778 80€ 66 987 497 697 8 677 SCC 8e 0% 161 "198316 87 gun jobvch nut ann o U9Droyg uasquv un? eig ede ug 627 07 07 61 oyfurg e um eee o pphehvgq auser dpa -g "79919-U00N n ww ebene aallogg auge on wa a0 ur pz MOE u uv a0 bissig "79919 -ysy ung ee "NIILI-NU Te MUND erg Jevlupgaz gases -O dureg un nnn "[99190-MoN 48 um sbs ag auge n wa a u ze Suva nur ebvinzg⸗ aahhpgß zugo ‘arı wach ada u Rp p- Aung Spar 'q Jeb vnn ieee mau u apa -g un cpr "19949-POOM-Uu0} 100 ur song NOIOo-M O IM ur zg 099% 9210| 7 S' 217 97 'S Ie PS W 11 0 OF P' 91 e M IITREDO; Ice W 100 0 9 8 € Li TV 1 8 018 W e e8 948. |s28'z2 08785 geg | 008'87 9978 0787 0»89 [058/85 up e sub 6 up 77 Banvuouuo gd ung / gusbaozq 9 Bao O Bnvuduuog eee g banvuduuog mugprg < Blnvuaunog mupoG 7 Binvuauusg up "er guabaoık 2 up J 9 0 17 « Tr ung 184 Mone eg ebenes 6 46 60 50 Noe re %r Wh au a ur reg | o’gs lo/oolorz/ozf Yrowumod I yr « uwolauıı Hy e eee 1 0 „ee eee < Moa % mpg eee 5 o'zelo'schszu'zzt uBaorg < gr.“ "wormund) 994 uspany maasyın nog un "WBDLINGLozTE | ohe mug n pues 9919 pupasllogg aaa an -pung uw yipnicieze'z pe om zzl Pwbagg 2 I zı « ang 007 aymladun Ang zug ‘ara qun juzaſus wi usa aich guenter 0 6 5 f cou "9 WIND 007 aguladun "punoas ahi sog 119 -meg ur ezine s - Ar: O zT eue "Ash ır « nagyaq uv qu uaßung “ = Lees zz] mpg 9 „poet “ 7 0786 U r Yan or boy « anloulmozagg a uv Jon eee 5 0786 „69 gegie UpriG 5 pojunzigg um soyoey) u "MpUVIGIN9zT 3 — 9100 % ] binvusunog 6 ung — —— % go a aqus n 2 FU 830 yundıqa Juaquad Jagd zuspoaz Pbaangy (paqovzap) SA unungag ug gun 0 “UI woran ?yurdıadoz dus un u2aljug) apıygo mg GTI ieren eue ing "dus ‘apy U 13q 229 2 — 0.0 2) 185 wand Saus; ge nauuoc'unꝙppzg ug ap aun NR en uno ut) Brragau 1499 "quiagang usa nu aago /u9Barg aug INK en uud pn ue ug "AR gun aduuo gausz Bijzqau aa e ee pez an 7 un agplebun 479 1679 609 609 189 el 17 J ee "79919 Moon un orIGIzoz‘9] "991-1891 qe uw g Gans! 07 0 y9uelg-PooM-UONF o u JeBugyiygleoz' 9 8 "NI9ILI-SOON op um abugpuiglegzn| 2 | T Oo -A 0 um. en 88/7 6] 7 allogg auge 214 war aagur ypriG| 4 ol 1 o enbajogd 299 uv js onncſose 1 81 2 « I Janjuogavu = a0 uv "IPUIG bes e 81 7 ona 1 — 0'92 0˙67 0˙⁰62 0˙9 0ÿ40 0. 0'9, 0'259 9˙08 0˙69 0˙98 =, —sr— — ö 907⁰ü 069 970% e 976˙2 901 ẽ 0 Oe 98 9E 048g 99 008˙85 976˙ 0°7'97 064 97 08097 g S ——— — — — Sone zT Binvusuuo gd BUNG Zr sus Baozqß 9 sBuyng zT sushi % wur 9 Sus bag eee T binpuduuo d ubs CT gus bag ß / mupng 9 Sue Bao ß tr gausg j AL ob e: binvusuuog 174 87 LV 91 cc c « [04 186 pb uogungag ue — . nn — — CDw Z: — — — aun ug in dic aun zung qusq usb 414 % L14101 2041 4 9691 9 66691 € 829 509 £1 2 7 32 32 28 222422 298142 ur“ = ö us u "uaalıug) apıydou ana 1 ond ung nog en dor pndy ung uoa pro mpeg oſuqu 10] -moL 129 Pu wand un bone "Lonudg) wama u rz suo sui oa Ps "ao-suun -jer) uud "JoBopyig (ml ao oi n wach ae! 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Niedrigſter » » » „ » Die folgende Regentabelle über die in den Jahren 1843, 44 und 45 in der Stadt Chihuahua gefallene Quantität Regen (nach Zollen) verdanke ich der Güte des Herrn Potts in Chihuahua. 1843. 1844. 1845. re 0,09 0,00 Februar 0,00 2,61 1,90 DaB + 000 0,00 0,76 April 000 0,00 0,00 Matt. 210,07 0,00 0,00 Junßnß 883 2,05 1,28 Juli. 3 8,37 9,45 Auguſt 83 5,73 6,02 September . . 3,66 6,10 5,93 October 000 2,00 1,14 November. 3,35 0,00 0,07 December. . 0,00 0,00 0,00 22,16. 26,95 26,55 198 G 7 0 0/2 % 09e | 0% 9er eus 6 vr.“ 9 8 0˙%½ | 0'209 0's 06 = u 9 7 7 10 ‘pn 0% „%% see eee ar Y 1 6 von | 06H | % oro Fabian 6 er « 7 7 O vn | 075 | gan 88“ Ks « € 9 8 S van | ses | gan se | mung 7 Leser = (magusagug G 7 ge 0% 0/97 gel Husa 6 oc nF peng gaagjulpanız p9q anyvaad € T 10 — ori — — Uinvuguno z 71 0 ag un) dienen ee ende 01 8 SU von 0% %% 48e „oe GI 9 gos Yyybamagun een 01 2 >) — 975% | gun 086 7 susdiorg 6 II * 2868 „pw : UoBungpugoak 01 zu 668 | Ses | 0og I 09287 muppig € sap WwoWAIGB "N zaapaordgg Naypvad 4 0 von | 06H g' gr pus bad 07 01 « peeing ur aaa puplpan 19 0 1 70 wog | 027g | 03/8 « € I K 0 6% g | Was | Eng | eee ebe e 8 7 8˙8 9% % | gan | 0% else ue 6 3 U L ER 009 0% 0%“ 7 De 9 F 70 9766 | 025 | vos I 94˙2 Bug 7. 9 8 ca — css | San oss“ ge euro 0 88 « 8 I 8 D 0˙8 5 | 0˙2 0 | 0˙8½% 6's up € ae DANS d 1 vndund 01 ı WO org | 0er | 0'297 00% guadıoık 6 2 „ og 'S eee 06 eum 0 e 086 09s %% | on ub € porangyog ur eee ‘uabunpugoags 6 8 10 one | 067 | 08% | ong’ez usa 6 9 avunung 47817 — — — 2 8 a | 25 | 22 2 uaBunzgasuag 5 aug T * * . 2 9 gun 80% nayusagug, aapwmomaadz 199 synbolong ur "PpRIG|zoT| 82 06 g19'%7 «E Fe vaude vß 129 pz 6e 87e 064.87 „ Du « € sır ga] mupug 7 -oyyVlorg vun 12q zs oe 670% eue e /,6| wg opus J ur ze ss 6“ e 08˙97 «„ „8 68 ® « 9 Oe muprIG € „uod Ppou « 7 961 96 sb 7! vngvngig d uog uvgchuuo nad vjuv neee ee eee den Fa an) eee eee | 07 ere z 0e 9e 3 6186 « atplauıg ue Inv waßungpugoag; gunpog ur pz ze | — 986˙2 sc o e ud A| za nad f 4 1081 ubun gau g 0 g pidasbpz 8 SSE ug s SS uni 5 ua S ——— du u 2 > g audi‘ 7 "yuaayvg ag | FS ue l „in IR —— ————— ee en ng — 01687 mupvIg € oplavgprrg 299 Bas; ualpod aa 6 7 D — 8.909 989 ö vingz dog agi 299 inv Bunyprgag | 6 2 S — | ver | 065 99 ore] BUNG e ponmglog ın Bunpogag | or | 7° — [o'9 y | ses | g’rg 868 | gusbang 6 | 97 « eie au) sBuyuugpngg I € 2 — — [be | sis ons se mus € f 0 2 cu — 05% 009 29 [07828 | Bong er 8 8 SS — 0% | 0'998 | g’eg | 088'8% gu3baoyg 6 91 K 9 4 — | or 9029 | 048’82 « € L 2 D — | or 9% 9 04882 | MupuG A8! 200 / ono m mpeg ooch 1 n Me need wo vun nog uvngd ung in ꝙpozg allnneulvgg ud ofusaoz ubs uf npozg Jllnlavivng um uvvgag ung u pz udp u "MprIG vurgug) u "IPUIG "od aquou nog zquvach ons oc log wo u "MPG ug qun sopuog) ud ee end- nee 0 auvz oo aun ubs aun fotpgvauz 19 wo "puIG vypmbolong) uaplıuft einc 29q "Uapjanız:oganı u uo aui ggg z n Fra ung urg uv pz paz uod Inv Bungpogoa 0 phοõẽsq d vquapug ur gebot oyınbulung ur nz usBunzaamar 9 v idassboz ın em — — — an 2 8 uur |. * x ‘% x And dus ‘apupsrı * 60 en « "ongond ua ua we ‘Bus un ungut a gv gina L86% 066 8 614 eng’ LLSY 902% 109% 666 7 Bungagıg n dog dag in O0 anein« = — m 38 er — 8 © 8 6˙ 09 VER VER 6008 626 6˙66 626 6048 6˙86 6706 9 06 9˙86 6709 6˙4 6˙8 098 D ν,j (paqovisp) 9.58 v8 9˙ VER 076 0’001 76 c'18 96 9˙96 9906 926 629 1477 68 96 EyBaanqun (p>ypene) | nn = > — — & 26 c98'97 07897 mn 9 © ana aaa 40 2 in in 008'57 c19'%7 04 969˙97 6089˙ “Ra WLOAUK mung „on . arg g obo 7 007 0 ug bnvuzuuog Susa 6 vn e binvuzuuog uni 9 ei 9 * a “u 0265 80% 201 coe CAusagvg „ag ne anaaa "yUPanız d ade) "woran ad !quaagog 6˙88 "aagun 'n "ag "waalg 202 7% e uioavgß ur ge ae uplpang a2 ple 0 d aagı Ing 9 J zun en juaahjud dad wog yıam e Jadun pute gen uf vj uv quꝝ aquvach ons Bung ZUNG ad uv uobunzcppgogg 1 pues gang geg cpp add aagn gn OT agplebun pg Bunzpugag 2 wis ec 899 qusgzz uv uss qun a net ue ven -wag un vo ad agp 299 un- p dunypogag 210 edue qs 9 eig y os "67 ur dee gun ee cc cc cc aauvac ING geg Bunaunyg quvach onng up vJonaıg oba vu u zg Fa ur eee sondoyung m bz ‚ogyvarag) ur eee ont u 015 0 1 z abo gi ud n ⸗jnujogß q uv I prIG evi a un Karayuoak avuchung un 1 zg PS a een e nne -Daugumug ur pez "ung ub u nꝙæppzg muaanbag ur n æppzg ogongzg opupzs 129 Rꝙæppzg uvach pause un pz 784 784 602 649 1799 499 79 709 009 74 77 989 79 719 76570 495 67 — 787 c JU 804 O O = S OO = <= D oo ic = Y D o DO o SOA nn N D 2 ANREISE 0 0) 0L0'0€ c10'0€ 0e 9970 000.02 057%⁰⁵ 969˙67 998˙67 0267 c10'6% 964.85 09787 058d ge g? g99'97 97% ge 070'°7 scan? 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Der erſte Fels, den ich in Ablagerung in der Prairie fand, nachdem ich Independence verlaſſen batte, war am Rock-creek, ungefähr 79 Meilen von Independence entfernt. Es war ein gelb— bräunlicher, compacter Kalkſtein mit Eneriniten und ähnlichen Foſſi⸗ lien der kohlenartigen Kalkſtein-Formation, wie folder in Miſſouri gefunden wird. Am Pleasant Valley-creek (125 Meilen) befteben die Ufer— ketten aus zwei Arten Kalkſtein; die eine iſt weiß und compact, die andere graulich, weich und thonig. Der erſtere enthielt einige un— deutliche Verſteinerungen, die zu unvollkommen waren, um aus ihnen die Formation zu erkennen. In Council- Grove (143 Meilen) iſt ein borizontaler, grau⸗ licher, thoniger Kalkſtein vorberrſchend, obne Foſſilien. Verläßt man Cottonwood-creek (185 Meilen), fo ftebt man in der Prairie unregelmäßige Haufen von Mooreiſenerz und einen eiſenhaltigen Kalkſtein von gelber, brauner und blauer Farbe, der ſich von bier bis zum Pawnee-fork, eine Strecke von ungefaͤhr 100 Meilen, ausdehnt. 203 Die Uferketten des kleinen Arkanſas beſtanden aus einem ge— fleckten, gelben, kalkartigen Sandſtein und iſolirten Stücken von eiſenhaltigem Sandſtein. Zwiſchen Camp Osage (dem erſten Lager in der Nähe des Ar— kanſas) und Walnut-creek (263 Meilen) fand ich einen ſehr poröſen Erdſchlackenfels in Ablagerung, der augenſcheinlich das Product der Wirkung unterirdiſcher Feuer auf eiſenhaltigen Sandſtein war. Wahrſcheinlich iſt ein großes, hier unter der Erdoberfläche liegendes Kohlenlager in Brand gerathen und hat dieſe Verwandlung des Geſteins bewirkt. Der ſogenannte Pawneefels — zwiſchen Walnut- creek und Ash-creek — beſteht ebenfalls aus durch Feuer verän— dertem eiſenhaltigen Sandſtein, von dem ich die letzte Spur am Pawnee-creek fand, wo er compacter und dunkelroth war. An einem Arme des großen Coon-creek (332 Meilen) beſtan⸗ den die Uferketten unten aus gemeinem Sandſtein und oben aus weißem, feinkörnigem Mergel. Dieſer Mergel hat große Aehnlich— keit mit dem der Kreidenformation des oberen Miſſouri; da ich aber keine Foſſilien fand, fo konnte ich mir hierüber keine Gewißheit verſchaffen. Zwei Meilen weiter oben (341 Meilen von Independence) hatte ich zuerſt Gelegenheit, die Uferketten am Arkanſas zu unter— ſuchen. Ich fand dort einen graulichen, gemiſchten Kalkſtein mit einigen wenigen ſehr unvollkommenen Foſſilien, dem Anſchein nach zur Kreidenformation gehörend. Die Nachbarſchaft des oben er— wähnten Mergels erhebt dieſe Vermuthung faſt zur Gewißheit, fo daß ich keinen Anſtand genommen habe, auf der Skizze Kreiden— formation zu verzeichnen. Ungefähr 20 Meilen weiter den Arkan— ſas hinauf fand ich bei einer abermaligen Prüfung ein grobes Con— glomerat von Sand und Kalkſtein. An der gewöhnlichen Furt (373 Meilen), wo ich mich von Arkanſas nach dem Cimarron hin wandte, waren keine Felſen in Ablagerung. Nach meinem Uebergange über den Arkanſas traf ich zuerſt an den mittleren Quellen des Cimarron (468 Meilen von Independence) auf Felſen, aus ſandigem Kalkſtein auf gemeinem Sandſtein beſtehend. Sechs Meilen weſtlich von der Cimarron-Furt (500 Meilen) erheben ſich in der Prairie kleine Uferketten von gelbem, röthlichem und geflecktem Sandſtein, verbunden mit Kalk und Thon. Einige Meilen über dieſelben hinaus ſteht ein großer, iſolirter, 204 Er aus Findlingen beſtehender Berg in der Ebene, deſſen ſchwere Fels— blöcke aus Quarz und quarzigem Sandſtein beſtehen. Später fan— den wir auf unſerm Wege eine Menge erratiſcher Blöcke. Am Cedar-creek, Mac Nees creek und Cotton rod branch war gelber Sandſtein vorherrſchend. Am Rabbit-ear-creek ſtieß ich zuerſt auf mandelſteinartigen Baſalt (baſaltiſches Trümmergeſtein?), einen ſchwarzen, ſchweren Baſaltfels mit ſehr vielen unregelmäßigen, blaſenartigen Vertiefun— gen, die bisweilen hohl, bisweilen mit Kalk angefüllt ſind, ſelten Olivin enthalten. Dieſe Felsart kommt häufig im Hochgebirge von ganz Mexiko vor. Man findet ſie in ſehr unregelmäßigen Maſſen, bald als ganze Berge, bald als Millionen Stücke über die Ober— fläche des Landes ausgeſtreut. Hier erhob ſich der Fels als eine ſenkrechte Wand, als Uferkette des Baches, und unter ihm lag eine horizontale Schicht von ſehr compactem, quarzigem Sandſtein. Der Round-mound, ein etwa drei Meilen weiter weſtlich in der Prairie ſtebender Berg, den ich beſtieg, iſt aus braunem, zer⸗ ſetztem Baſaltfels gebildet. Am Rock-creek und Whetstone - creek wurde mandelſteinar⸗ tiger Baſalt auf Sandſteinlager gefunden. Auf dem Wege von dort nach Point of Rocks (600 Meilen) kommt man über ausgedehnte, leicht nach Oſten ſich neigende Strata von gelbem, compactem, quarzigem Sandſtein. Point of Rock ſelbſt, ein Ausläufer des weſtlichen Gebirges, iſt eine Sienitmaſſe. Etwa 12 Meilen darüber binaus erbebt ſich ein Hügel auf der Ebene, der aus compactem, ſchwarzem Baſalt auf weißer Sandſtein— Unterlage beſteht. Das Bette und die Uferketten des Rio Colorado und des Ocate-creek (627 Meilen) befteben aus quarzigem Sandſtein. Der Wagon-mound, ein einzeln auf der Hochebene ſtebender Berg, iſt aus compactem, ſchwarzem und geflecktem Baſalt gebildet, der ſich in Säulenform erhebt. Am Wolf-creek (664 Meilen) kamen wieder der mandelſtein⸗ artige Baſalt und quarziger Sandſtein, beide in borizontalen Lagen, zum Vorſchein. Am Gallinas-creek, unfern Las Vegas (690 Meilen), begeg⸗ nete ich nach langer Unterbrechung einmal wieder Kalkſtein. Er war dunkelblau. 205 Von hier aus drangen wir ins eigentliche Herz des Gebirges ein. Anfangs ſahen wir nur Sandſtein, gemeinen und quarzigen und von den verſchiedenſten Farben. Nicht weit von San Miguel (707 Meilen) wurde ein grobes Conglomerat von zerſetztem Granit, Sandſtein und Kalk gefunden, und gegenüber dem alten Dorfe Pecos (737 Meilen) war der Pe— cosfluß von großen Blöcken zerſetzten Granits eingefaßt. In dem von hier nach Santa Fe führenden Cannon ſtößt man zuerſt auf Sandſtein, ſowohl auf gemeinen und quarzigen, wie auch auf kalkartigen, von verſchiedener Farbe und Granulation, bis un— gefähr 15 Meilen vor Santa Fe Granit in Ablagerung erſcheint und bis Santa Fe anhält, wo ich ebenfalls Granit in Ablagerung und, wenn ich nach einer beſchränkten Prüfung urtheilen darf, Sand— ſtein fand, der plötzlich aufgehoben und in einem Winkel von 100 Graden zurückgeworfen war. Auch weſtlich von Santa Fe ſcheint Granit vorherrſchend zu ſein. Auf meinem Ausfluge nach den ſüdweſtlich von Santa Fe liegenden Placers fand ich unter Sandſtein und auf der Höhe des Gebirges Granit und Trapp. Wie man ſagt, ſollen im Gebirge in dieſer Gegend Kalkſtein und ſchwefelſaurer Kalk gefunden werden; auf meinem Wege habe ich jedoch keinen geſehen. Auch im Thale des Rio del Norte, unterhalb Santa Fe, ſchei— nen Granit- und Trappformationen vorherrſchend zu ſein, aber da die Straße ſich immer am Fluſſe entlang hinzieht und die Berge an jeder Seite ungefähr 10 Meilen davon entfernt liegen, ſo konnte ich ſie nicht ſo unterſuchen, wie ich wünſchte, und mußte mich ganz allein auf die äußere Form der Gebirgskette verlaſſen, welche auf ungeſchichtete und plutoniſche Felſen ſchließen ließ. So oft die Berge dem Fluſſe näher kamen, unterſuchte ich ſie näher. So fand ich z. B. in einem Ausläufer der öſtlichen Bergkette, zwiſchen Joyita und Joya, ungefähr 115 Meilen von Santa Fe, quarzigen Sand⸗ ſtein und Quarz, und in Joypita ſelbſt, in der Uferkette am Fluſſe, mandelſteinartigen Baſalt. Einige Meilen weſtlich von Socorro (440 Meilen), am rechten. Ufer des Fluſſes, unterſuchte ich das weſtliche Gebirge und n | Porphyr⸗ und Trachytfelſen. 206 Nahe bei den Ruinen von Valverde fand ich Uferketten von dunkelbraunem, nierigem Sandſtein, und ungefähr 8 Meilen weiter wieder mandelſteinartigen Baſalt. In der Jornada del Muerto ſind die entfernten Bergketten, nach ihrer Form zu urtheilen, granitiſcher und baſaltiſcher Forma⸗ tion, und ein Theil der öftlihen Kette wird wegen feines bafalti- ſchen Ausſehens die Organ- mountains (Orgelberge) genannt. Unterhalb Donnana erblickte ich wieder einiges Urgeſtein am Fluſſe, welches zerſetztem Porphyr ähnlich ſah. Das Gebirge oberhalb El Paſo gehört vorzüglich der Trapp⸗ formation an. Während meines Aufenthaltes in El Paſo beſuchte ich das ſüd— weſtlich vom Thale liegende Gebirge, wo ich zu meinem großen Erſtaunen Kalkſteinberge fand. Der Fuß des Gebirges beſtand aus horizontalem, quarzigem Sandſtein, ähnlich der Unterlage des man- delſteinartigen Baſalts. Auf ihm erhob ſich ein ſehr compacter, grauer, von vielen weißen Kalkſpathadern durchſchnittener Kalkſtein bis zum Kamm des Gebirges, aber an verſchiedenen Stellen ſchie— nen Granit und Porphyr hindurchgedrungen zu ſein und theilweiſe Durchbrüche gebildet zu haben. Nach langem Suchen entdeckte ich endlich einige Foſſilien, die, wenn auch ſehr beſchädigt und unvoll⸗ kommen, doch genügten, das Alter der Formation zu erkennen. Die Foſſilien ſind eine Koralle, Calamopora, und eine zweiſchalige Mu— ſchel vom Genus Pterinea. Dieſer Kalkſtein iſt alſo ein ſiluriſcher Fels. Früher waren bier verſchiedene Bergwerke in Betrieb. Auf der Straße von El Paſo nach Chihuahua fand ich am erſten oder zweiten Tage denſelben Kalkſtein. Die auf der Straße liegenden Stücke waren meiſtens mit einer weißen Kruſte von fob- lenſaurem Kalk überzogen; auch kamen Stücke von Süßwaſſerkalk— ſtein vor. Es iſt febr wahrſcheinlich, daß dies derſelbe Stoff iſt, aus welchem die weiße Kruſte des blauen Kalkſteins beſtebt, und daß beide das Product von Kalkquellen ſind. Ungefähr 50 Meilen ſüdlich von El Paſo ſcheint der Kalkſtein zu verſchwinden, und man findet nun Porpbyrfelſen von der ver⸗ ſchiedenartigſten Färbung und Zuſammenſetzung bis nach Chibuabua bin, nur hie und da von Granitfelſen unterzrbihen, Die Baſis dieſes Porphyrs iſt Feldſpath. Um Chihuahua berum und auf einige Entfernung nach Süden 207 und Weſten, in der Sierra Madre, find Porphyrfelſen vorherrſchend, in denen werthvolle Erzgänge gefunden werden. Unfern Chihuahua, wie ich hörte, ungefähr 12 Meilen nord— öſtlich von der Stadt, kommen Kalkſteinberge vor, und durch die Güte des Hrn: Potts in Chihuahua erhielt ich ein Stück von die— ſem Kalkſtein, welches einige Abdrücke einer Orthoceras enthielt, wonach dieſer Kalkſtein ebenfalls dem ſiluriſchen Syſtem angehört. Auch hier werden Erzadern gefunden. In Chihuahua erhielt ich noch eine zweite Verſteinerung, welche von dem bei Corralitas, einem Bergwerksſtädtchen 250 Meilen nord— weſtlich von Chihuahua, gefundenen Kalkſteinen kommen ſoll. Es ift ein Pecten quinquecostatus (Sowerby) der Kreidenabtheilungen. Da ich jenen Theil des Staates aber nicht beſucht habe, ſo kann ich keinen Commentar hiezu liefern. Auf der Reiſe von Chihuahua nach Matamoros, die ich als Arzt mit der Armee machte, war meine Zeit ſo beſchränkt, daß ich keine großen, von der Straße abführenden Excurſionen machen konnte; die Geologie des Landes ſchien aber auch im Allgemeinen ſehr einförmig und unintereſſant zu ſein. Auf einige Entfernung ſüdlich von Chihuahua ſetzen die Por— phyrfelſen wieder fort. In Saucillo (70 Meilen von Chihuahua) ſah ich zuerſt wieder Kalkſtein. Von da nach Santa Roſalia paſ— ſirte ich einige Hügel von mandelſteinartigem Baſalt; die Haupt— gebirgskette beſtand jedoch aus Kalkſtein, und daſſelbe war mit allen öſtlichen Verzweigungen der Sierra Madre der Fall, über die wir von hier hinunter nach Saltillo und Monterey marſchirten, wo das Flachland beginnt. Dieſer Kalkſtein bildet ſteile, häufig rauhe Berge, welche ſich durchſchnittlich 2000 Fuß über die Ebene erheben; er iſt erzfuͤhrend und hat ganz das Ausſehen von ſiluriſchem Kalkſtein, der in El Paſo und Chihuahua vorkommt; ich habe auf dieſer Route aber keine Foſſilien auffinden können. Es kommen in ihm Silber— und Bleiadern vor, und in dem Kalkſtein um Cadena ſollen Stein— kohlen gefunden werden; es gebrach mir jedoch an Zeit, mich davon zu überzeugen. Von Monterey bis ans Meeresufer machte ich, bei Mier, nur eine intereſſante Entdeckung. Am Ufer des Alamofluſſes, ungefähr 4 Meilen oberhalb ſeiner Vereinigung mit dem Rio Grande, fand ich ein ausgezeichnetes Lager großer, verſteinerter Muſcheln, der Ostrea, 208 welche der Kreidenformation angehören. Da Dr. Römer aus Bonn kürzlich entdeckt hat, daß dieſelbe Formation ſich in Teras vom San Antonio bis zum Brazoss erſtreckt, fo iſt dieſes Kreidenlager bei Mier aller Wahrſcheinlichkeit nach eine Fortſetzung davon. Beim Durchleſen der kürzlich veröffentlichten »Notes of the upper Rio Grande by Bryan Filden« fand ich in einer Beſchreibung des Fluß— ufers des Rio Grande unterhalb Laredo, daß »dort ganze Hügel vorkommen, welche, wie es ſcheint, aus faſt nichts als großen See— auſternſchalen befteben.« Ich ſchließe hieraus, daß dieſelbe Kreiden— formation in dieſer Richtung ſich den Rio Grande binauf ausdehnt. Die Karte. Die dieſem Werke beigegebene Karte fußt, ſo weit ſie meine Reiſeroute betrifft, auf an den vorzüglichſten Plätzen gemachten aſtronomiſchen Beobachtungen, auf täglichen Compaßbeobachtungen und, in Betreff der nicht von mir ſelbſt beſuchten Orte, auf den beſten vorhandenen Autoritäten. Die Länge und Breite vieler Plätze in Mexiko wird man oft ſehr verſchieden von ihrer auf mexikaniſchen Karten angegebenen Lage finden, wo die Breiten meiſtens zu weit nördlich angegeben find und die Längen zu weit öſtlich. Dürftig mit aſtronomiſchen Inſtrumenten ausgerüſtet, außer⸗ dem mit den verſchiedenartigſten Forſchungen beſchäftigt und obne irgend einen wiſſenſchaftlichen Beiſtand, mußte ich meine aſtrono— miſchen Beobachtungen auf die Hauptſtationen beſchränken. Da aber auf dem nördlichen Theile meiner Route ſchon viele Punkte durch frübere Reiſende feſtgeſtellt waren, und ich auf dem ſüͤdlichen Theile mich der unſchätzbaren Hilfe des Dr. Gregg zu erfreuen batte (wie ich bereits im Vorworte erwähnte), ſo ſind genug Punkte für den praktiſchen Zweck einer Karte feſtgeſtellt worden, welche bauptſäch⸗ lich bezweckt, den Leſer in Stand zu ſetzen, meiner Route folgen zu konnen und die groben Fehler — nicht nach Minuten allein, ſon⸗ dern ſelbſt nach Graden — zu berichtigen, die in allen merikaniſchen Karten gefunden werden. In meinem Tagebuche babe ich das Land beſchrieben, wie es ſich meinen eigenen Blicken zeigte; die übrigen Gegenden habe ich künftigen Reiſenden zur Unterſuchung überlaſſen. 209 Im Ganzen genommen, glaube ich, daß dieſe Karte, die kei— neswegs ſo vollkommen iſt, als ich wünſchte, mindeſtens richtiger gefunden werden wird, als irgend eine zur Zeit über Nord⸗Mexiko exiſtirende Karte, und kann ſie auch an den beiden Endpunkten mei— ner Reiſe, welche von den Ingenieurcorps der Generale Wool und Kearny aufgenommen wurden, nicht mit den darüber ausgearbeite— ten Karten wetteifern, ſo wird ſie doch wohl ſchon deshalb einige Anerkennung finden, weil ſie den zwiſchen den beiden Endpunkten Santa Fe und Parras liegenden Raum von faſt 1000 Meilen ent- hält, den noch kein Ingenieur der Armee aufgenommen hat, und weil fie fo die wiſſenſchaftlichen Arbeiten der genannten beiden In— genieurcorps mit einander verbindet. Da meine Route im Weſentlichen den langen berühmten Marfch von Oberſt Donniphan's Regiment enthält, ſo gewinnt fie dadurch ſchon an größerem allgemeinen Intereſſe. Außerdem habe ich den Marſch des Generals Wool von Corpus Christi nach Parras und den des Generals Kearny von Bent's Fort nach Santa Fe nach den Angaben mehrerer Officiere dieſer Corps angegeben und zu— gleich alle intereſſanteren Routen verzeichnet, welche jemals von den Vereinigten Staaten und Texas nach Neu-Mexiko und Chihuahua eingeſchlagen wurden. Das barometriſche Profil. Wenn die Erhebung über der Meeresfläche in anderen Ländern ſchon einen fo wahrſcheinlichen Maßſtab zur Beurtheilung ihres Klimas und allgemeinen Charakters darbietet, daß eine Höhe von 3000 Fuß, ihrer klimatiſchen Wirkung nach, faſt der Wirkung von 10 Breitengraden gleich gerechnet wird, ſo liefert Mexiko einen ſchlagenden Beweis für die Richtigkeit dieſer Regel, da hier unter demſelben Breitengrade alle Verſchiedenheiten des Klimas, vom tro— piſchen bis zum kälteſten, vorkommen, und dieſe lediglich durch den Unterſchied in der Erhebung des Landes über der Meeresfläche be— wirkt werden. Vom ſüdlichen Theile Mexiko's haben uns ſchon Alexander von Humboldt, Burkhardt und andere gelehrte Reiſende ausge— 14 ug: 210 zeichnete Profile des Landes geliefert; von dem nördlichen Mexiko dagegen iſt kaum etwas der Art bekannt, und die Reihe von Hö— henberechnungen von Independence (Miſſouri) bis Santa Fe, Chi⸗ huahua, Monterey und an's Meeresufer, welche mein Profil an⸗ giebt, iſt die erſte veröffentlichte und wird, wie ich vorausſetzen darf, für Jeden von hohem Intereſſe ſein, der ſich eine Anſicht von dem Charakter des Landes bilden will. ö Die Berechnungen baſiren auf täglich von mir auf der Reiſe gemachten Barometerbeobachtungen und auf gleichzeitig angeſtellten Beobachtungen der Herren Dr. G. Engelmann in St. Louis und Lilly in New⸗-Orleans. | Mein Barometer war ein Röhrenbarometer, 30 engl. Zoll lang. Nachdem er mit gereinigtem Queckſilber gefüllt und mebr- mals ausgekocht worden war, verglich ich ihn vor meiner Abreiſe mit dem des Hrn. Dr. Engelmann und fand den meinigen 0% 139 höher als den ſeinigen. Nach meiner Rückkehr nach St. Louis war er noch 0,123 höher, hatte ſich alſo während der ganzen Zeit nur um 0,016 verändert; gewiß ein günſtiges Reſultat, wenn man bes denkt, wie weit er zu Waſſer und zu Lande, im Wagen und auf Maulthieren und oft über die raubeften Straßen transportirt wurde. Der Durchſchnitt meiner Barometerbeobachtungen am Meeres- ufer, an der Mündung des Rio Grande, war 30,025 (die Tem⸗ peratur des Queckſilbers zu 329 Fahrenbeit reducirt). Mit Bezug auf die gleichzeitig in St. Louis angeſtellten Beobachtungen berech— nete ich die Erhebung von St. Louis über dem Meeresſpiegel lich berechnete die »city directrix« neben der alten Markbpalle) auf 420 Fuß. Die »city directrix« iſt ein woblbefannter und ſtabiler Punkt, auf den gegenwärtig alle in der Stadt gemachten geome— triſchen Meſſungen reducirt werden. Er wird zu 38 Fuß 1 Zoll über der niedrigſten Waſſermarke des Fluſſes (Miſſiſippi) und zu 7 Fuß 7 Zoll unter der böchſten Waſſermarke von 1844 angenommen. Von Independence bis Chibuabua reducirte ich meine eigenen Beobachtungen zu denen, welche in St. Louis gemacht waren, in: dem ich meine fortlaufenden täglichen Beobachtungen mit dem mo— natlichen Durchſchnitte der in St. Louis angeſtellten Beobachtungen verglich. Von Chihuahua bis Monterey reducirte ich fie zu dem Durchſchnitt meiner während der Sommer-, Winter- und Frublings— monate in Chibuabuan gemachten Barometerbeobachtungen, welche * 211 wahrſcheinlich die abſolute Mitte des ganzen Jahres enthielten. Von Monterey, wo das Flachland beginnt, bis zum Meeresufer redueirte ich fie zu denen des Hrn. Lilly in New⸗Orleans, dem ich eine Abſchrift ſeines meteorologiſchen Journals zu danken habe. Alle Reductionen und Berechnungen ſind nach der bekannten Formel von Gauß gemacht worden. — pi — 2 — — — — — — fee fe — — — Jh Mexikaniſches Geld, Maaß und Gewicht. onza (Gold) S 16 Dollars —= 40 fl. rheinl. peso (Silber) = 1 Dollar = 2 fl. 30 kr rheinl. real (Silber) = ½ Dollar kr. quartillo (Kupfer) = 3½ Cents. = 4% kr. tlaco (Kupfer) = 1%, Cent. = 2½ kr. Fuß merif. = 0,928 Fuß engl. vara — 2,784 Fuß engl. legua (26,63 auf 1 Grad) = 5000 varas = 2,636 Meil. engl. onza = (8 ochavos) = 1 Unze engl. marco (8 onzas) = , Pfund engl. libra (2 marcos) = 1 Pfund engl. ‚arroba (25 libras) = 25 Pfund engl. quintal (4 arrobas) = 100 Pfund engl. carga (3 quintals) = 300 Pfund engl. fanega (140 Pf.) = ungef. 2 Buſhels oder %, bayer. Scheffel. almuer (almuerza) — 1, fanega. frasco S ungefähr 5 Pinten oder 2½ Flaſchen. * 5 mh N Al \ wi 8 I Hin 60 5 DD