I, HARVARD UNIVERSITY. LI B RAR Y OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. JV öAKaaaJU^ S-0, \OyOb. ■^ v,:\o>i DENKSCHRIFTEN KAISERLICHEIN' AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. ACHTER BAND. MIT XXXI TAFELN. IN COMMISSION BEI W. BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES UND DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN . I f:.,TU Ausgegeben am 18. Decembur 1834. Mathcmatiscli-naturwisseiiscliaftliclie Classe. Achter Band. INHALT. Erste Abtheilnng. Abhandlungen von Mitgliedern der Ai(adeinie. Seite Fenzl: Bericht über die von Herrn Dr. Constantin Reitz, k. k. österr. Vice-Consul für Inner- Afrika , auf seiner Reise von Chartuin nach Gondär in Abyssinien gesammelten geographisch-statistischen Notizen. (Mit I Karte.) 1 Ettingshausen, Const. v. : Die eoceue Flora des Monte Promina. (Mit XIV Tafeln.) . . 17 Fenzl: Cyperus Jacquini Schrad., Prolixus Kunth. imd Comostemum mpntevidense N. ab Es. Ein Beitrag zur näheren Kenntniss des relativen Werthes der Differential- Charaktere der Arten der Gattung Cyperus. (Mit III Tafeln.) 45 Hyrtl: Über den Zusammenhang der Geschlechts- und Harnwerkzeuge bei den Ganoiden. (Mit III Tafeln.) 6S Hyrtl: Beitrag zur Anatomie von Heterotis Ehrenbergü C. V. (Mit III Tafeln.) ... 73 Kr eil: Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. (Mit III Tafeln.) ... 89 Grunert: Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge der unteren Planeten vor der Sonne und der Sternbedeckungen für die Erde überhaupt 133 Zweite Abtheilnng. Abliandlungen von Niclit-Mitgliedern. Schönemann: Theorie und Beschreibung einer neuen Brücken-Wage. (Mit II Tafeln.) . 1 Langer: Das Gefäss- System der Teichmuschel. I. Abtheilung: Arterielles und capillares Gefäss -System. (Mit H Tafeln.) 15 DENKSCHRIFTEN DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. ACHTER BAiND. WIEN. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 18S4. INHALT. Erste Abtheiluiig. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Seile Fenzl: Bericht über die von Herr» Dr. Coiistantin Reitz, k. k. österr. Vice-Consul für Inner-Afrika , auf seiner Reise von Chartum nach Gondär in Abyssinien gesammelten geographisch-statistischen Notizen. (Mit I Karte.) 1 Ettingshausen, Const. v. : Die eocene Flora des Monte Promina. (Mit XIV Tafeln.) . . 17 Fenzl: Cyperus Jacquini Schrad., Prolixus Kunth. und Comostemum montevidense N. ab Es. Ein Beitrag zur näheren Kenntniss des relativen Werthes der Differential- Charaktere der Arten der Gattung Cyperus. (Mit III Tafeln.) 4S Hyrtl: Über den Zusannnenliang der Geschlechts- und Harnwerkzeuge bei den Ganoiden. (Mit IH Tafeln.) 65 Hyrtl: Beitrag zur Anatomie von Heterotis Ehrenbergii C. V. (Mit IH Tafeln.) ... 73 Kr eil: Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. (Mit III Tafeln.) ... 89 Grunert: Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge der unteren Planeten vor der Sonne und der Sternbedeckungen für die ICrde überhaupt .133 Zweite Abtheilung. Abliaudlungen von Niciit-Mitgliedern. Schönemann: Theorie und Beschreibung einer neuen Brücken- Wage. (Mit H Tafeln.) . I Langer: Das Gefäss - System der Teichmuschel. I. Abtheilung: Arterielles und capillares Gefäss -System. (Mit H Tafeln.) IS Erste Abtheiluns:. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Mit 27 Tafeln. BERICHT über die von Herrn Dr. Constantin R e i t z , k. k. österr. Vice-Consul für Inner-Af riea auf seiner Reise von Chartum nach Gondar in Abyssinien gesammelten geographisch-statistischen Notizen, VON PROF. Dr. E. FENZL'), WIRKLICHEM MITGLIEDE DEIl KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (MIT I KARTEO IVOKGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM I. DECEMBEU MDCCCLIII.) i^ achstehender, vom 30. Jänner 1853 aus Gondar datirter Reisebericht des, leider nur zu früh verstorbenen , ausgezeichnet thätigcn und kenntnissreichen Mannes bildet den Schluss einer kurzen Reihe früherer an das k. k. General -Consulat zu Alexandrien gerichteten interessanten Mittheilungen über die handels-politischen Verhältnisse des Sudans und Abyssiniens. Während Dr. Reitz in diesen Consular-Rerichten vorzugsweise nur letztere Verhältnisse im Auge behält und nur nebenher seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, wie seiner eigenen Reise-Erlebnisse gedenkt, liefert er uns in dem vor- liegenden Berichte, mit steter Bezugnahme auf seine früheren Mittheilungen, einen äusserst schätzbaren Beitrag zur näheren Kenntniss eines uns beinahe noch völlig unbekannten Landstriches zwischen dem blauen Nil und dem Tzana-See in Abyssinien. Ganz aphoristisch gehalten und jedes, nicht gerade zur Sache gehörigen Beiwerkes absichtlich entkleidet, ist er in der Form eines schlichten Itinerariums abgefasst, in welchem er uns mit den Entfernungen der Rast- und Wasserstationen der Karawanen nach Tagreisen und Stunden, der Marktplätze, der oro- und hydrographischen Verhältnisse der eingeschlagenen Route, den Handelsartikeln, Ladungspreisen und ihrer Transportmittel von Punct zu Punct von Chartum an bis Gondar genau bekannt macht. Die an Entbehrungen und Beschwerden reiche Hinreise umfasst einen Zeitraum von beinahe 20 Tagen und durchschneidet in fast diagonaler Richtung eine zwischen den ') Das hohe Ministerium des Äussern hatte der kais. Akademie der Wissenschaften den an dasselbe eingelangten Reisebericht des Herrn Reitz mitgetheilt , und die Classe hat auf Grundlage des von ihrem Mitgliede Dr. Fenzl erstatteten Berichtes über denselben beschlossen, sowohl diesen als den des Herrn Dr. Reitz in ihre Denkschriften aufzunehmen. Denkschriften der mntheni.-nnturw. Cl. VIII. Bd. l- 2 Eduard Fenzl. 30° und 3S° ö. L. von Paris und dem 12 — 16" n. Br. liegende, von Araber- Horden zum griisseren Theile bewohnte Gegend. Das erste Drittheil der Reise führt von Chartum aus östlich durch den unteren Theil der Steppen des alten sogenannten Insellandes Meroe, des heutigen Dar Atbara, das zweite Drit- theil süd-siid- östlich längs des Atb ära-Stromes durch die am Abfalle des abyssinischen Hochlandes sich hinziehende Kolla, das letzte endlich durch die fruchtbare Provinz Galabät, dann immer mehr ansteigend in die abyssinischen Districte Tschelga und Denibea an den Tzana-See und Gondär. Dr. Ueitz ist meines Wissens nach Poncet und Bruce der erste gebildete Beisende wieder, dem es überhaupt gelungen ostwärts vom blauen Nil nach Habesch vorzudringen , sicher ist er aber der einzige, der den obersten nur sehr dunkel bekannten Karawanen- Weg von Abuharäs nach Gondär einge- schlagen. Bruce kreuzte auf seiner Rückreise von Gondär nach Sennar Reitz' Route blos im süd- lichsten Drittheile. Poncet, der am blauen Nil über Roserres bis nach Gisim hinauf und von da über die Gebirge nach Gondär ging, berührte gleichfalls die Route unseres Reisenden nur nahe an ihren Endpunkten. Vergleicht man die Wege, welche die drei genannten Reisenden einschlugen, vom handels-politischen wie vom streng geographischen Standpunkte aus näher unter sich, so fällt der Werth der Reitz'schen Route in beiden Beziehungen sogleich in die Augen. In commercieller hat sie vor allem die grössere Nähe Chartums, als des wichtigsten inner-afrikanischen Handelsemporiums an der Vereinigung des weissen und blauen Nils für sich, ferner ein bis halben Weg nach Gondär wenig coupirtes und nicht einmal besonders wasserarmes Terrain voraus. Als Handelsweg benutzt, berührt er in nicht zu grossen Entfernungen aus- einander liegend 9 grössere und kleinere Marktplätze und erfreut sich bei Kanära noch überdies der Nähe des für den Zwischenhandel wichtigen Punktes Sufie, an dem sich die grosse von Suakim am rotlien Meere nach Sennar südlich führende Karawanenstrasse mit noch zwei anderen binnenländischen kreuzt. Endlich folgt Reitz's Weg zu mehr als zwei Drittheilen der Wasserstrasse des Atbara und geniesst von ägyptischer wie von abyssinischer Seite her eines verhältnissmässig grösseren Schutzes gegen räuberische Angriffe als irgend eine der südlicheren und nördlicheren Handelslinien. Man kann daher bei nur einiger- massen erleichterten Zollverhältnissen an den Einbruchsstationen in Abyssinien, wie sie Dr. Reitz bereits angebahnt, diesem Handelswege ein sicheres Prognosticum künftigen Gedeihens stellen. Seine genaueren Angaben über die auf diesen Handelsplätzen gangbaren Waaren , deren Preise und Transportkosten von Station zu Station müssen uns desshalb von besonderem Werthe erscheinen. In geographischer Beziehung hat Dr. Reitz durch seine genaue Ermittlung der Ortslagen, Namen- Synonymie derselben und gegenseitige Entfernungen , der Bodenconfiguration , Bichtung der zunächst seiner Route liegenden Gebirge, der wichtigeren Zuflüsse zum Atbara, ganz besonders aber durch die Aufhellung des von Alters her problematisch gebliebenen Laufes dieses mächtigen Nilzuflusses sich ein aller Anerkennung werthes Verdienst um die Topo- und Hydrographie dieses in alten Zeiten besser als heutzutage bekannten Landstriches erworben. — Wie wichtig die Kenntniss des durch ihn zum erstenmale genau erforschten Laufes des Atbara ist, dürfte aus Folgendem entnommen werden: Der Atbara ist in dem ungeheuren vom Mittel- und rothen Meere, dem Nordabfalle des abyssi- nischen Hochlandes und dem Nil eingerahmten Landstriches der einzige Nilzufluss, der den Namen eines Stromes verdient. Seiner Länge , wie seiner Wassermenge nach bleibt er hinter dem blauen Nil nur wenig zurück. Russegger fand dessen Flussbett an seiner Mündung (17" 34' n. Br.) an 200 Klafter breit, und schätzt seinen Lauf durch die Ebene auf 80 geographische Meilen. In seinem unteren Laufe, den Alten schon als Astaboras, den Neueren vorzugsweise als Atbara, in seinem oberen als Tacazze bekannt, findet man ihn auf allen Karten verzeichnet. Ihn seiner ganzen Länge nach zu verfolgen war bisher noch keinem Europäer gelungen. Bruce übersetzte ihn nur bei seiner Einmündung in den grossen Nil; Burckhardt und Bericht über die vom Herrn Dr. Reitz gesammelten geogrnphisch-statistischen Notizen. 3 Linant verfolgten ihn von Goz-Radjel), um 1" südlicher, wo sie auf ihn stiessen, bis zu seinem Aus- flusse. Von diesem Punkte aufwärts bis Sufie (14° 22' n. Br.) blieb sein Lauf ganz problematisch. Man wusste nur, dass derselbe von letzterem Orte an eine immer nord-nord-westliche, und erst hoch oben bei dem Dorfe Atbara mit einem male streng westb'che Richtung einhalte. Über Sufie hinauf dieselbe Unsicherheit über Richtung und Ursprung. Man ghiubte jedoch ziemlich sicher über dessen Identität mit dem aus Tigre von Ost nach West lliessenden Tacazze zu sein, von dem man jetzt weiss, dass er in der Parallele des Tzana- Sees in Abyssinien westlich von diesem entspringt, anfänglich nach Norden lliesst, in einem grossen Bogen dann nach Westen umbiegt und über den Punkt, an welchen die Karawanenstrasse zwischen der Provinz Sire und dem Passe Lamalmon in Tigre ihn kreuzt, sich als reissender Berg- strom dem Tieflande im Westen zustürzt. Man hatte allen Grund in dem Tacazze den Oberlauf des Atbara zu suchen, als ausser dem Di n der und Rah ad innerhalb derselben Breitenparallele kein einziger Fluss von Bedeutung am linken Ufer des blauen Nils mündet. Ritter , Rüppel und Russegger erklären ihn unbedingt für den oberen Atbara und so finden wir ihn auf den Karten von Berghaus, Zimmer- mann und Russegger, in seinem westlichen Laufe hypothetisch bei Sufie anlangend , in rascher Krüm- mung den nördlich strömenden Atbara bilden. Ausserdem finden wir auf denselben Karten bei Sufie noch ein kleines in die Krümmung des Stromes mündendes, ziemlich problematisches Flüsschen verzeichnet, welches gerade aus Süden kommend G u a n g e (auch G u a n g u e) heissen soll. B e r g h a u s und Z i m m e r- mann lassen ihn als eine muthmasslicbe Fortsetzung des noch höher hinauf in Abyssinien westlich strömenden Gandowa erscheinen, welchen Poncet auf seiner Reise überschritt. Diese Unsicherheit in der Bestimmung des Laufes und der Zuflüsse des Atbara ist nun meines Dafürhaltens durch Reitz, was den Guange und Gandowa betrifft, vollständig, die Mündung des Tacazze belangend, mindestens theilweise behoben. — Dr. Reitz hat, anknüpfend an den Endpunkt der Reise Burckhard's am rechten Ufer des unteren Atbara, diesen an seinem linken Ufer, auf einer früheren Reise von Schendy aus, von Goz-Radjeb bis Sufie aufwärts verfolgt und hierbei die Lage der Berge von Rera und Man der a in der Atbara -Steppe berichtigen können. Er hat ferner sich über- zeugt, dass bei Sufie (das am linken und nicht am rechten Atbara -Ufer liegt), kein von Osten her- kommender Strom sich in diesen mündet, wohl aber, dass 1 '/o Tagreisen nördlich von diesem Orte der bisher gar nicht bekannte Fluss ßassalam, und eine Tagreise südlich von Sufie der bisher gleichfalls unbekannte Sidit, beide in obiger Richtung zuströmend, sich in den Atbara münden. Reitz lässt es dahingestellt, welcher von beiden Zuflüssen der Tacazze sei. — Nicht unwahrscheinlich däucht es mir, dass derBassalam derselbe Fluss sei, welcher, in der Steppe sich verlierend, als Wadi Omran nördlich vom Tacazze und parallel mit ihm laufend, auf der Berghaus' und Zimmermann'schen Karte verzeichnet ist. In dem Sidit dürfte man aber wohl unbedenklich den einmündenden Tacazze erkennen. Die ganz fremdartige Bezeichnung desselben in dieser Gegend darf einem übrigens weder besonders Wunder nehmen, noch mehr als nöthig über diesen Punkt zweifeln lassen, da, bei der grossen Ver- schiedenheit des Sprach-Idioms und dem so äusserst geringen Verkehr zwischen der Bevölkerung des Tief- und Hochlandes im Nordwesten von Abyssinien solche Erscheinungen zu den gewöhnlichsten zählen. Etwas anderes wäre es, wenn Reitz ausser den kleinen Gebirgswassern, deren er erwähnt, noch einen dritten grössern Fluss höher am Atbara hinauf an dessen Ost-Ufer einmündend gefunden hätte. Durch das Zuströmen des Sidit (oder Tacazze, welcher Name als der weit bekanntere ihm auch ferner wohl bleiben muss) wird nach der beiliegenden Skizze Reitz's der Lauf des Atbara nicht im mindesten geändert, auch behält er, nach der Versicherung des ihn begleitenden Schechs Kanfur, der als früherer Räuberbäuptling Jahre lang in diesen Gegenden sich herumgetrieben, diesen Namen bis zu seinem Ursprünge zwischen Scbelga und Gen da hinauf unverändert bei. Man wird den Tacazze demnach wohl für 1' 4 Eduard Fenzl. den gewiss mächtigsten aller Zuflüsse des Atbara, ihn jedoch nicht länger mehr für dessen oberen Lauf erklären können. Anders verhält es sich mit dem problematischen Gu an ge, oder wie Reitz ihn gewiss richtiger schreibt „Gu anch". In diesem auf den Karten bisher unsicher angedeuteten Zuflüsse des Atbara aus Süden lernen wir durch Reitz nunmehr den wahren oberen Lauf des letzteren kennen. Ausserdem erfahren wir durch ihn, dass er nebst den kleineren beiderseits zuströmenden Gebirgswassern, näher schon dem 1 3. Breite- grade , den von West herkommenden wasserreichen C bor Cacaniut bei Metamme und halben Wegs zwischen diesem Orte und Wochui südlicher noch den Chor Gandoa aufnimmt. Niemand kennt jedoch weder einen anderweitigen Zufluss des Atbara noch dessen oberen Lauf unter dem Namen Guanch. Letzterer ist daher in der Folge unter die Synonyme des Atbara aufzunehmen. Unschwer erkennt man aber in dem Gandoa sowohl aus der Richtung seines Laufes von Süd nach Nord, als aus der Homo- phonie des Namens den früher schon erwähnten Gandowa Poncets. Dunkel bleibt mir nur mehr der auf der Berghaus'schen Karte verzeichnete von Osten herkommende Tokur, der nach der Aufnahme des kleineu Flüsschens Gilma sich in den Gandowa unter Wochni ergiessen soll. Auf der Zinimer- mann'schen Karte erscheint er gleichfalls nur mehr verkürzt und ohne alle Bezeichnung. Aller Wahrschein- lichkeit nach ist er einer der vielen vom Westabhange des abyssinischen Hochlandes in dieser Gegend beginnenden Gebirgsbäche . die höher am Atb:'ira hinauf nach Reitz's Berichten immer zahlreicher niederrauschen. Zwischen Hellet-Dauüd und Metamme fällt das westlich vom Atbara aus Süden heranziehende Gebirg Ras-el-Fil schrolT in das Tiefland der Provinz Galabat ab und bildet so die Wasserscheide zwischen den Quellengebieten des dem Ost-Ufer des blauen Nils zuströmenden Rah ad und den Avestlichen kleineren Zuflüssen des Atbara. Auf den Karten wird dieser Gebirgszug fälschlich als Ortsnamen mit zu südlicher Lage aufgeführt. Sein Nordabfall wäre demnach ungefähr unter den 33° 30' ö. Länge von Paris und 13'' 22' n. Br. zu setzen; eben so der Berg Bela (nicht Beyla. wie er auf allen Karten steht) etwa 10' nordöstlicher noch zu verzeichnen, als er auf der Zimm ermannschen angegeben wird. Eine detail- lirtere Karte dieser Gegenden ist uns in Aussicht gestellt, da Dr. Reitz diese Arbeit seinem treuen Begleiter Dr. Heuglin übertrug. — Damit könnte ich nun meinen Bericht über dessen kurze , aber wie wir gesehen, in hydrographischer Beziehung wichtige Reiserelation schliessen. Wenn ich mir demunge- achtet erlaube, Ihre Geduld noch für eine kurze Zeit in Anspruch zu nehmen, so geschieht es, um, angeregt durch Reitz's Ausmittelung des Atbara - Laufes . gelegentlich einige vergleichende Rückblicke auf die von den Alten angegebene südliche Wasser -Grenze des alten Staates Meroe zu werfen. Dass das zwischen dem Nil und dem Atbara eingeschlossene, Dar Atbara gegenwärtig genannte Stromland die Insel Mero e hiess und die bei Ass uan zwischen der Atbara - Mündung und Schendy liegenden Ruinen die Trünnner ihrer berühmten Metropolis seien, darüber sind nach der Untersuchung der- selben durch Caillaud, Russegger und Andere wolil aUe früheren Zweifel verstummt. Die durch geraume Zeit hierüber mit grosser Gelehrsamkeit geführten Controversen können daher als geschlossen angesehen und höchstens nur mehr die Frage ventilirt werden, wie es denn kommen mochte, dass die Alten Meroe nicht blos iigürllch eine Insel nannten, sondern sie auch auf ihren Karten , \vie dies die uns erhalten gebliebene Ptolomäiscbe lehrt, auch als solche darstellten. — Hoskins und nach ihm Russegger*) deuten die Bezeichnung ,, Insel" von Seite der Alten dahin, dass sie sagen: „letztere hätten dieses Wort genau in dem Sinne genommen , wie die Araber noch heute es gebrauchen, wenn sie von einer D sehe sirah ') Hoskins: Travels in Aethiopia, p. 66 etc. und Russegge rs Reisen, 11. 1. p. 476 etc. Bericht über die vom Herrn Dr. Reitz gesammelten geograjyhisch-statistischen Notizen. S sprechen , das ist von einer Gegend , welche zum grössten Theile oder g-anz von Flüssen eingerahmt ist, ohne dass diese unter sich gerade ein geschlossenes Netz bilden. Nun komme dem Begriffe einer Insel im engeren Sinne das heutige Dar Atbara noch um so näher, als das Quellenland des blauen Nils von dem des Tacazze wohl um kaum mehr als 30 geographische Meilen (am Dembea- oder Tzana-See herum) entfernt liege". Damit ist zwar die Frage im Allgemeinen, keineswegs aber dann erlediget, wenn es sich um die Bestimmung einer Wasser-Grenze handelt, welche die Alten positiv ihrer Insel Meroe gegeben. In der Angabe einer wirklich insularen Bildung stimmen alle alten Geographen bis zu Ende des vierten Jahrhunderts überein und lassen sie bald von zwei , bald von drei namentlich unterschiedenen Flüssen bilden. Am bündigsten und unzweideutigsten sprechen sich hierüber Strabo und Pt ol oniae u s aus. Nach allen bildet der Astaboras (der Atbara) die Ost-, der Astapus (derblaue Nil) oder nach Anderen, wie bei Ptolomaeus , richtiger der g a n z e N i 1 , die West- , jedesmal aber der Astapus zugleich wieder die Süd- Grenze. Vollkommen im Einklang mit dem Ptolomäischen Texte zeigt auch dessen Karte, die ich in dem berühmten handschriftlichen Codex aus dem fünfzehnten Jahrhunderte auf der hiesigen Hofbibliothek damit verglich, einen südöstlich liegenden Z usammenfluss des Astapus mit dem Astaboras und einen westlichen mit dem grossen Nil. Von jenem Confluenz-Winkel des Astapus mit dem Asta- boras aus erscheint nur der erstere allein gegen Süd-Südost bis zum See Coloe (dem heutigen Dembea- oder Tzana-See) nach Abyssinien hinaufgezogen und damit man ja nicht in Versuchung gerathe den oberen Lauf des Astapus für den Astaboras zu halten, steht der Name des ersteren sowohl ober- als unterhalb der Vereinigungsstelle längs des langen und kurzen Laufes bis zu seiner Mündung in den grossen Nil angeschrieben. Von einem weiteren Zuflüsse zum einen wie zum anderen findet man weder im Texte noch auf der Karte eine Spur. Der ganzen Darstellung nach gabelt sich der Astapus, und der längere, die Ostgrenze der Insel bildende Arm führt allein den Namen Astaboras, der kürzere, die schrägere Südgrenze derselben bezeichnende, seinen ursprünglichen. Der Astaboras galt Ptolomaeus demnach nicht für einen selbst ständigen Fluss mit einem eigenen Quellen-Gebiete, sondernfür einen reinen Arm des Astapus. Eben deshalb erwähnt er auch eines oberen Laufes des Astaboras mit keiner Sylbe im Texte, während er dies ausdrücklich bei dem Astapus wie bei dem grossen Nil thut. Erst zu Ende des vierten Jahrhunderts , wenn nicht viel später , erfahren wir durch einen anonymen Griechen, dass in dem Lande der Axumitae (dem heutigen Tigre im nördlichen Abyssinien) sich der Astaboras mit dem Astapus vereinige, dass beide dann vereint dem grossen Nil zueilten, sich aber später wieder von diesem trennten, hierauf ösüich flössen und zuletzt im Norden von Meroe wieder sich mit dem Nil vereinigten. Aus der ganzen Relation des Griechen geht ausser der geschlossenen insularen Bildung Meroes nur das einzige Factum hervor , dass, in unsere Sprache übersetzt, der Tacazze als Astaboras sich in unseren Atbara ergiesse;der Rest mit Ausnahme des Schlusses ist Faselei. Mannert, in seiner äusserst schätzbaren Geographie der Alten , X, 1, p. 178 etc., schenkt der Relation dieses Griechen zu viel Glauben und gelangt bei dem Entwürfe seiner Karte der Nilquellen eben dadurch zu ganz irrigen Vorstellungen über den Lauf, die Verbindung und Namensbezeichnung der hierbei concurrirenden Flüsse , sowie über die Ausdehnung und Configuration von Meroe. Selbst F" orbig er, in seinem Meisterwerke (Handbuch der alten Geographie, IL) lässt auf seinem sauberen Kärtchen von Africa nach Ptolomaeus (zu pag. 764) nach der Angabe des Griechen, im Wiederspruche jedoch mit dem Wiener Codex, den Astaboras als eigenen Strom erscheinen, ihn mit dem Astapus ungefähr da vereinigen, wo der Tacazze sich in den heutigen Atbara mündet, eine Strecke oberhalb aber wieder abtrennen und den wahren Ptolomäischen Astaboras bilden, den aus dem Koloe-See abfliessenden Astiipus aber von der Abzweigung des letzteren an in einem kurzen Bogen in den grossen Nil sich ergiessen. 6 Eduard Fenzl. Will man nicht mehr in die Worte des Ptolomaens hineinlegen, als sie Avirklieh besagen, so muss man sich hei der Erklärung der Flüsse und der Art ihrer Verbindung rein an dessen Karte halten, wie sie der Wiener Codex gibt. Geben andere Codices auf dieser Karte mehr, was mir unbekannt ist, so spricht meines Erachtens der in allen hier gleichlautende Text weit mehr gegen, als für die Echtheit der Copiatur der hierbei benützten ältesten aber verloren gegangenen Karten. Wendet man sich, von diesem Standpunkte der Quellenforschung ausgehend, zur Vergleiebung derPtolomiiischen Angaben mit unseren heutigen Erfahrungen über Namen, Lauf, Ilichtung und Verbindung dieser Flüsse, so ergeben sich unschwer folgende Resultate: 1) Ptolomaeus und seine Zeitgenossen kannten ganz gut die ober dem Einflüsse des Atbära (Astaboras) in den ganzen Nil (Neilos) liegende A'ereinigung des blauen Nils (Astapus) mit dem weissen Fluss bei dem heutigen Chartum. 2) Beide Flüsse galten ihnen nur als Zuflüsse des grossen Nils, von welchen der Astapus als der mächtigere, dessen Hauptmasse und Richtung (nach Eratosthenes) bestimmte. 3) Bekannt musste Eratosthenes und seinen Nachfolgern ferner der nördlichste Theil des heutigen Sennar-Delta , und somit der blaue Nil, etwa über das Sirbi tum desPlinius hinaus, bis zur Einmündung des Rahäd in denselben sein. Dass zur Zeit der grössten Blüthe Meroes und selbst nach dem Verfalle dieses Reiches, dessen Macht sich auch über Sen nar erstreckte, diese Gegenden den Griechen und Römern in Ägypten nicht unbekannt geblieben, geht aus zu vielen Stellen der alten Geographen hervor, um daran zweifeln zu können. Es ist daher gar nicht so unwahrscheinlich, dass sie , durch unklare Relationen über den wahren oberen Lauf des blauen Nil getäuscht, ihm eine dem Laufe des Rahäd entsprechende östlichere Richtung zumutheten, als er factisch besitzt. Wenigstens spricht die dem kurzen Arme des Astapus auf der Karte des Ptolomaeus gegebene vollkommen dafür. War dies aber einmal der Fall, so musste sein oberer Lauf schon innerhalb eines Längengrades weiter nach Südost fortgezogen unseren Athara zwischen dem 13"" und 14"" Breitegrade treffen, also gerade in der Gegend des Noi'dabfalles des Ras-el- Fil. Und in der That finden wir auf der Ptolomäischen Karte, zwischen der Länge dieses Astapus- Armes, verglichen mit dem grössten Querdurchmesser seiner Insel Meroe und dem Abstände der Ein- mündung des Rahäd in den blauen Nil von dem Atbära zwischen Doka und Metamme nach der Reitz"- schen Karte , eine so grosse Übereinstimmung , dass ich an der Richtigkeit der Deutung dieser südlichen Wassergrenze der Insel Moroe , wie die Alten sich dieselbe dachten , nicht besonders zweifeln möchte. Eine ungezwungenere , mehr mit den Angaben derselben übereinstimmendere wüsste ich wenigstens nicht zu geben. Diese Erklärung, vor der Hand als die wahrscheinlichste angenommen, muss der Astapus der Alten in seinem oberen Laufe uns als der durch Reitz nachgewiesene obere Lauf des Atbära (der Guange unserer Karten) gelten, womit Lage, Richtung und supponirter Ursprung aus dem Koloe-See auf der Karte des Ptolomäischen Codex abermals vollkommen übereinstimmt. Liegen doch die Quellen des Atbära zwischen Schelga und Gen da schon so nahe am Nordende des Tzana-Sees, dass uns nur die nähere Kenntniss seines Beckenrandes von der Annahme eines Abflusses von dieser Seite her bewahrt ! Dürfen wir aber nach dem bisher Gesagten wohl eine eben so genaue Kenntniss dieses Sees bei Ptolomaeus voraussetzen? Wohl schwerlich, und gewiss um so weniger, als er ihn, der Wassermenge des aus ilni ablliessenden A s t ä p u s wegen, schon weit südlicher, ja bis in den Äquator hinauf, zu verlegen sich gezwungen sah. — Was nun den unteren Lauf seines A s t ä p u s betrifl't, so erscheint, übereinstimmend mit seiner und unseren heutigen Karten, der Astaboras als d lege r ade Fortsetzung desAtbära, während der dafür erklärte T a c a z z e , in Folge der Reitz'- schen Erhebungen über denLauf des ersteren, aufliört hierbei eine Rolle zu spielen. Der kurze dem grossen Nil sich in westlicher Richtung zuwendende Arm des Ptolomäischen Astapus hingegen ist von seiner Abzweigung bis halbe Länge für w i r kliche Fiction, von da an bis zu seiner Ver- Bericht über die vom Herrn Dr. Reitz gesammelten geographisch-statistischen Notizen. 7 einigling mit dem weissen Flusse aber für den untersten Lauf des blauen Nils zu erklären. Dies, meines Dafürhaltens, die einzig mögliche und ungezwungene Deutung, welche man, ohne sich in noch gewagteren Voraussetzungen zu ergehen, der von den Alten postulirten südlichen Wassergrenze Meroes geben kann. Die Annahme einer in historischer Zeit allenfalls bestandenen, nunmehr aber nicht mehr existiren- den Verbindung der Gewässer des Atbära mit dem blauen Nil entbehrt nicht blos aller Wahrscheinlich- keit, sondern, wie mir däucht , sogar des Scheines einer Möglichkeit. Es bedarf in der That nur eines Blickes auf die meisten Karten dieser immerhin uns noch viel zu wenig bekannten Gegenden und der Berücksichtigung der Relationen Reitz's, Linant's und Burckhardt's über die dortigen Terrainverhältnisse, um sich von der Richtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen. Man gewahrt nämlich sogleich eine, innerhalb der Parallele eines vollen Längengrades, vom Nordabfalle des Ras-el-Fil im Süden an, bis in die Breite vonChartum nördlich streichende, und genau in die Längs-Axe dieses äthiopischen Mesopotamiens fallende Reihe isolirter Berge von mittlerer Höhe, welche unter sich wieder durch eine in derselben Richtung streichende wasser- arme Steppe zusammenhängen und so eine zwar niedere aber ununterbrochene Wasserscheide bilden, wie wir solchen allerwärts in den Ebenen Sibiriens, dann Nord- und Südamerica's beg-esrnen. Ob bei dem raschen Fall der Ebene nach Norden und dem beschleunitcteren Laufe der aus den südlich sreleffenen Gebirgen herabeilenden Gewässer gerade hier ein querer Durchbruch dieses breiten Landrückens denkbar sei, dessen Existenz noch bis in unsere Formations -Periode hätte reichen können, überlasse ich getrost dem Urtheile Sachverständigerer als ich bin. Will man der Erklärung der südlichen Wassergrenze des alten M e r o e , so wie ich sie gegeben , aber nicht beipflichten und lieber annehmen, die Alten hätten den Begriff „Insel" in keinem anderen Sinne als den einer Dschesirah genommen, so braucht man auch in diesem Falle nicht bis zu dem Quellengebiete des Tacazze , Atbiira und blauen Nils hinaufzugehen, um so Meroe eine Ausdehnung zu geben, die es nie besessen , sondern findet sie wieder und überdies noch näher an einander gerückt an derselben Stelle , an die ich die zusammenhängende Wasserlinie nach der Karte des Ptolomäus hin verlegte. Wir finden nämlich unter dem IS"" Breitegrad ungefähr das Quellengebiet des ChorCacamut an der Ostseite, das des Rahad am Westahhange des Ras-el-Fi 1 liegen, und somit diesen von Süd nach Nord in das Tiefland abfallenden Ausläufer der Gebirge Amharas die Dschesirah von Meroe natürlich abschliessen. Vergleichen wir weiter die Dimensionen dieser, von vier Flüssen und einem zwischen zwei derselben sich einkeilenden Berge eingerahmten Dschesirah mit den von Diodor und Strabo angegebenen Stadienmassen der Länge und Breite der Insel Meroe , so wird man . wie ich gleich zeigen werde , auch in dieser Hinsicht wieder eine so grosse Übereinstimmung beider gewahren, dass man meiner Deutung ihrer südlichen Wassergrenze bei den Alten schwerlich eine zutreffendere entgegenzustellen im Stande sein dürfte. Diodor und Strabo (letzterer des ersteren Angabe für etwas zu hoch gegriffen haltend) geben die Länge Meroes auf 3000, ihre Breite — vermuthlich etwas weniges über der Stadt Meroe aufwärts genommen — • auf 1000 Stadien an. Nachdem nun 1 Stadium bekanntlich einer V40 deutschen Meile ungefähr gleichkommt , so würden die 3000 Stadien ungefähr 73 deutsche oder 300 geographische Meilen für die Länge, die 1000 Stadien 2S deutsche oder 100 geographische Meilen für die Breite der Insel an der gedachten Stelle geben. Sie musste somit innerhalb einer Zone von ungefähr S Breitegraden und 1" 40' Länge liegen. Und in der That fällt der schmälste Theil der oben angegebenen Wasserscheide zwischen dem Chor Cacamut und deniRahädaufden 13° n. Br., die Mündung des Atbara (Astaboras) in den Nil auf den 17° 34' n. Br. Beide Punkte liegen somit 4° 34', oder 274 geograj)hische Meilen von Süd nach Nord aus einander. Andererseits fällt der Quer- durchmesser M e r 0 e s zwischen Sehend y und G 0 z - R a d j e b (wahrscheinlich der von den Alten gemessene und noch heutigen Tags, wiewohl selten, benutzte Karavanen- Weg nach S u a k i m , da sie den grösseren Durch- messer bei Chartum gar nicht meinen konnten) ziemlich genau zwischen den 31" 4' und 32° 40' öst. Länge 8 Eduard Fe ml. von Paris, welche Entfernung somit 1° 36' oder einer Breite von 96 geographischen Meilen entspricht. Der ganze Unterschied zwischen unseren Massnahmen nach der Berghau s'schen Karte und den ältesten Angaben Diodors beträgt daher blos 26 geographische Meilen für die Länge und 4 geographische Meilen für die Breite weniger als bei den Alten. Unterschiede , welche bei der Unsicherheit der alten Mes- sungen und der nicht geringeren unserer heutigen Ortsbestimmungen in diesen Gegenden sicher von gar keinem Belange sein können, wenigstens der Übereinstimmung der Ausmasse im Ganzen gewiss keinen Abbruch thun. Man ersieht hieraus nur, aus wie guten Quellen die Alten geschöpft haben mussten und wie unrecht man ihnen that , als man ihre Hydrographie des Nils geradezu für ersonnen erklärte. Selbst ihren Irrthümern liegt meist noch ein guter Rest von Wahrheit und positiver Landeskunde zu Grund. Von den Mährchen, die sie sich über die Bevölkerung Inner- Africa's nebenher noch aufbinden liessen , muss man freilich absehen ; man findet die ärgsten aber meistens nur bei den Epigonen der Ptolom.neer und den geographischen Com- pilatoren. Wenn Ptolomaeus auch, wie ich nachgewiesen , den blauen Nil zum grössten Tbeile mit dem Atbar a verwechselt, so möchte ich darum aber doch noch lange nicht glauben, dass auch seine beiden mächtigen Seen, die er zwischen den 6. und 7. Grad südlicher Breite hinaufrückt (die paludes Nili), aus welchen er den eigentlichen Nil (unseren weissen Fluss oder Bachar-el-Abiad) entspringen lässt, ähnlichen Missgriifen oder falsch verstandenen Berichten ihren Ursprung verdanken. Bestätiget sich das Vorhandensein des Zambre- und des gegen 630 geographische Meilen lang sein sollenden NTassi-Sees unter diesen Breite- graden und ihr AbHuss nach Norden, wie dies Berghaus (in seinem geographischen Jahrbuche von 18S0) nach den Forschungen Cool eys sehr wahrscheinlich findet, dann steht Ptolom aeus mit seinen Angaben glänzender als je gerechtfertiget da. Indem ich damit meinen Bericht über Dr. Reitz's Reiserelation mit dem Ausdrucke meines lebhaf- testen Dankes für die Mittheilung derselben von Seite der Akademie schliesse, kann ich nur den Antrag auf unveränderte Aufnahme derselben sammt Flusskärtchen in Ihre Denkschriften stellen. Möge seinem treuen, noch in Chartum weilenden und für die Wissenschaft so unermüdlich thätigen Reisegefährten Herrn Dr. Heuglin, so wie unserem so kenntnissreichen und glaubensmuthigen apostolischen General-Vicar Dr. Knoblecher, den seine hohe Mission bereits weiter nach Süden geführt als irgend einen anderen Reisenden vor ihm, ein glücklicheres Loos beschieden sein als unserem vortrefflichen Vice-Consul Dr. R eitz. Bericht über die vom Herrn Dr. Reitz gesammelten geojjrapimch-statistischen Notizen. 9 K. k. Consulat für Central-Africa. Gondär, den 30. Januar 1853. Sr. Hochwohlgeboren Herrn Ritter von H n b e r , k. k. Ministerial-Rath, General-Consnl etc. etc. Alexandrien. Hochwolilgeboriier Herr Ministerial-Rath! über die von mir eingeschlag'ene und von den Karawanen am häufigsten benützte Strasse zwischen Chartum und Gondär habe ich die Ehre Ihnen folgende Notizen nebst einigen commerciellen, politischen, ethnographischen und statistischen Bemerkungen, wie der gegenwärtige Zustand von Abyssinien dieselben zu machen mir gestattete , gehorsamst zu unterbreiten. I. Die Strecke von Chartum bis Abuharäs, einem Marktplatze und Sitz eines Kaschefs, beträgt circa 44 Stunden und wird soAvohl auf dem rechten als auf dem linken Ufer des blauen Flusses (über Mesa- lamie) mit Lastkameelen in vier Tagen zurückgelegt; für jede Kameelladung zahlen die Kaufleute 1 Thlr. Fracht. Ich ging dahin zu Barke, in ebenfalls vier Tagen; die Hauptrichtung ist südöstlich. II. Die Entfernung von Abuharäs bis Kanara, dem Hauptorte und Markte des Distrietes Kedaref und Sitze eines Kaschefs, beträgt nach meiner Berechnung circa 50 Stunden, und zwar in folgenden Tagmärschen: 1. Bis Scherife Jakub am rechten Ufer des bei Abuharäs in den blauen Fluss sich ergiessenden Rahäd 9 Stunden. 2. Von da bis in die wasserlose Steppe am südwestlichen Ende des Gebel Arang 8 Stunden. Auf dem Wege dahin versorgt man sich mit Wasser aus dem Rahäd, den man vier Stunden oberhalb Scherife Jakub nochmals berührt. Es ist rathsam. Nachts der Löwen wegen ein Feuer zu unterhalten. 3. Marsch in der Steppe, den Gebel Arang stets zur Rechten bis in ein kleines Dorf am Berge und von da in ein I V, Stunden entferntes Thal , welches den Berg von West nach Ost durchschneidet und viele von zahlreichen Nomaden besuchte Brunnen hat, 7 Stunden. 4. Von hierdurch die Steppe bis zur südöstlichen Seite des Gebel Atesch, wo ein kleiner Teich in der Nähe einiger Araberhütten Wasser zum Vorrathauf den nächsten Tag und die nächste Nacht liefert, 9 Stunden. 3. Vom Gebel Atesch durch eine unendliche Steppe, deren südlicher Horizont durch den Gebel Bela und mehrere kleine Berge begrenzt wird, bis zu einem kleinen, mit niederem Laub-Gebüsche bewach- senen Berge, Adembelich, an dessen linker Seite die Strasse hinzieht, 10 Stunden. 6. Von da nach Kanara 7 Stunden. Zwei Stunden von Kanara kommt man an einige von Foggara „Frömmlern" bewohnte Togul - Dörfer. Die Hauptrichtung von Abuharäs nach Kedaref ist östlich. Das Terrain ist, mit Ausnahme der oben- erwähnten Granitberge Arang (circa 2000 Fuss hoch), Atesch und circa 30 anderen weniger bedeutenden Felsen, die sich scharf aus der unabsehbaren Ebene erheben, reines Steppenland mit niederem Mimosen- Gebüsche und einem rohrartigen Grase, das während der Regenzeit oft über mannshoch emporwächst und nachdem es vertrocknet ist, von den noniadisirenden oder in Togul-Dörfern sesshaften Arabern abgebrannt wird , um auf der folgenden Regenzeit der Anpflanzung von Durra Platz zu machen. Diese bietet in statt- Penkschriften der mathem.-naturw. Cl. VHI. Bil. 2 10 Eduard Fe ml. liehen Feldern oft 10 Fuss hoch emporwachsend den Arahern die reichlichste Nahrung und gedeiht in zwei Gattungen, einer rothbraunen und einer weissen, ganz besonders gut im Districte Kedaref, so dass die Kameel- Ladung (zwei Ardebb) um S bis 6 Piaster = 30 bis 36 kr. Conv. Münze daselbst verkauft wird, während sie in Chartum 30 Piaster = 3 fl. Conv. Münze kostet. Die diese Steppen durchziehenden Araber gehören vorzugsweise dem bedeutenden Schukorieh-Stamme an und stehen unter der unmittelbaren Herrschaft des Schech Achmed Ab u-S in. Im Districte Kedaref befinden sich auch Dabeina -Araber in grosser Anzahl. Ein Fracht- Kameel wird von Abuharäs bis Kanara um 1 Thir. gemiethet. In dem circa 2000 Einwohner zählenden Kanara ist jeden Mittwoch Markt, der einst, wie ich in einem früheren Berichte zu bemerken die Ehre hatte , sehr bedeutend war. Seine Wichtigkeit w ar auf seine günstige geographische Lage gegründet, denn in Kanara kreuzt sich die Strasse Chartum-Gondär, zwischen denen es fast gerade in der Mitte liegt, mit derjenigen, welche von Suakin am rothen Meere nach Sennaar führt und somit das Hedjas mit dem Sudan commerciell verbindet. a. Von Kanara nach Suakin geht die Karawanen-Route über Sufie am linken — und nicht wie auf der B e r g h a u s'schen sowohl als auf der Zimmerman nschen Karte fälschlich angegeben ist, am rechten — Ufer des Atbära; zwei kleine Tagereisen. Von da nach Kassala, dem von Jussuf Bey befestigten Hauptorte der Pro- vinz Taka, mit 4000 Einwohnern, 5 Tagereisen, und von hier durch die von Gallenka-, Fadendoa- und Bi- schari-Arabern bewohnten Steppen und Berggegenden nach Suakin 9 Tagereisen, im Ganzen 1 6 Tagereisen. b. Die Strasse von Kanara nach Sennaar führt in zwei kleinen Tagereisen (jede zu 9 Stunden) an den Gebel Bela, avo sich Wasser vorfindet; am dritten Tage auf den Rahäd in der Nähe der Hellet Uad-Gogrus; am vierten Tage auf dem linken Ufer des Rahäd durch eine grosse Steppe nach der Masche ra Nauara, von da am fünften Tage durch die zwischen den Flüssen Rahäd und Dinder ziehende Steppe bis nach Gumre en Nowa auf dem linken Ufer des Dinder; von hier '/, Tag längs des Dinder zur Hellet UadDauud; von da einen Tag nach Uad-el-Abas auf dem rechten Ufer des blauen Flusses und endlich in einer weiteren kleinen Tagereise den blauen Fluss hinauf nach Senn aar; im Ganzen 7'/, Tage- reisen. Diese letztere , durch zahlreiche Elephanten heimgesuchte Strasse wird übrigens seit Verfall des alten Königreiches Sennaar, in dessen Blüthenzeit sich der Handel mit Suakin von Sennaar über Aleis am weissen Flusse bis Kordofan erstreckte, nicht mehr stark frequentirt; die Kaufleute haben seitdem ihren Zug über Abuharäs nach dem von dort vier und vom linken Ufer des blauen Flusses 1'/, Stunden ent- fernten Marktplatz Mesalamieh genommen, wo ein bedeutender Verkehr stattfindet. Der Markt von Kanara fängt an sich wieder zu heben, seit die Bedrückungen der Mauth aufgehört, und war bei meiner letzten Anwesenheit daselbst von einheimischen Krämern, von Handelsleuten aus Mesa- lamieh, Chartum, von Mograbinen und Agyptiern (früheren Soldaten Inder sudanischen Armee) und selbst einigen Hedjas-Arabern ziemlich besucht. Kaffee , Wachs und Sclaven waren von Abyssinien nicht angelangt, wegen der dortigen ungünstigen politischen Ereignisse. Speck , Machleb , Glasperlen , einige Quincaillerie- Waaren und Säbelklingen repräsentirten den Markt mit unseren vaterländischen Producten. In Kedaref beginnen sanfte Hügel und ein üppiger Baumschlag der Mimosen, der sich hie und da zu Wald gestaltet ; die Landschaft verliert innner mehr die Einförmigkeit der Steppen. HI. Der Weg nach Doka in süd-süd-östlicher Richtung berührt mehrere Togul- Dörfer und führt über Abdachungen niederer Hügel, in deren Hintergrund sich im Osten die Berge von Gedai jenseits des Atbära erheben. Doka erreicht man nach zwei kleinen Tagemärschen Q'eder zu 8'/, Stunden) von zu- sammen 17 Stunden. Die Dabeina-Araber haben in der Nähe ihre Hauptniederlassungen als El-Dagadisch mit dem Sitze eines Kadi, Raschid etc.; auch sind einige Dörfer der Djahlin- Araber in der Umgegend, welche sich nach Ismail -Pascha's Ermordung in Schendy auf der Flucht von Schendy und Metamme am Bericht über die vom Herrn Dr. Reitz gesammelten geographisch-statislischen Notizen. 11 Nil hier niederliessen und die Hellet Auad Abu-Dom, Hellet Abdallah, Gobarab, Nefiab und Hellet Abdel-Kader gründeten, während ihre reicheren Stanimgenossen ihre Flucht nach der zu Tigre gehörigen Provinz Walkeit, nördlich von Gedaui fortsetzten. Der Markt von Doka wird wöchentlich zweimal, Montag und Donnerstag, abgehalten, ist jedoch wegen der dermaligen Anwesenseit des türkischen Kaschefs mit 100 Soldaten, zu welchen die Araber eben kein grosses Vertrauen hegen, sehr spärlich besucht; dagegen erfreut sich der Markt von Wokin, das vier Stunden süd-östlich von Doka, 1'/, Stunden von Raschid, drei Stunden von El-Dagadisch und '/j Tag vom Atbära entfernt und von Tagruri bewohnt ist, einer bedeutenderen Frequenz. Ich besuchte denselben auf einem Ausfluge Samstag den 25. December v. J. Er stand dem von Kanara nicht nach und lieferte ausserdem circa 30 abyssinische Pferde, welche von den im Districte Raschid der Zeit stationirten Schaikie- Arabern zur Recrutirung ihrer Reiterei aufgekauft wurden. Auf dem Wege dahin , der über einen circa SOO Fuss hohen , von Kgnokephalus hahtiin und Hyänen bewohnten Berg und mehrere Hügel, sowie durch einige Thäler führt, traf ich hohe Bäume, besonders Gongolas (Adansonia digitata), deren eine von zehn Mann kaum umspannt werden konnte. IV. Von Doka nach Metamme, dem Hauptorte der Provinz Gala bat, folgt der Weg ebenfalls süd- südöstliche Hauptrichtung. Die Gegend fängt an wasserreicher, der Boden fruchtbarer zu werden, und ver- schiedene, theils von Dabeina- Arabern, theils von Tagrurie bewohnte Togul- Dörfer befinden sich in der Nähe der Strasse. Am 30. Dec. v. J. reiste ich von Doka nach Wokin, 4 Stunden; am 31. December von da bis zur HelletDauud, 12 Stunden, und am 1. 1. M. bisMetamme am Cacamut, 6 Stunden, zusammen 22 Stunden. Die Entfernung von Kanara bis Metamme beträgt demnach 39 Stunden. Von der Hellet Dauud, die ungefähr 1000 Einwohner zählen mag und wo sich viele aus Metamme geflüchtete Greise, Weiber und Kinder aufhielten, war ich zwei Stunden vor Sonnenaufgang aufgebrochen und erreichte in dem Momente, wo die Sonne in den Horizont stieg, das von Süden nach Norden sich herzie- hende, schön bewaldete und bei der Hellet Adume, dieichpassiren musste. in scharfem Vorsprung abfallende Gebirge R a s-el-Fi 1 (Elephanten-Kopf). Der Hügel, über den ich gerade herübergeritten war, bot eine besonders am Neujahrs-Morgen in wildfremdem Lande äusserst erhebende Aussicht, zur Rechten der schön geformte Ras-el-Fil, vor mir die Hellet Adume, im Hintergrund die Hügelketten von Metamme, unter denen ein leichter Nebel über den niederen Hügeln und Thälern schwamm, zur Linken die stattlichen Berge von Gedaui. Diese Gegend erscheint mir als die natürliche Grenze zwischen Abyssinien und Sudan ; sie hat ein ganz anderes Profil und eine verschiedene Vegetation , die besonders am Rande der Giessbäche und des Albara in üppiger Fülle strotzt. Noch am Vormittage zog ich in Metamme ein, welches ungefähr 3000 Einwohner zählt und in verschiedenen Togul - Gruppen am linken Ufer des Cacamut liegt, der 3'/2 Stunden weiter östlich in den Atbara sich ergiesst. Die Provinz Galabat, die ich in einer Breite von circa 15 Stunden durchreiste, ist sehr reich an Holz, Wasser, Rindvieh, Getreide und Baumwolle; letztere wird in bedeutender Menge — in der jetzigen Jahres- zeit wöchentlich beiläufig 100 Kameelladungen — ■ in Abyssinien eingeführt, welches dagegen Sciaven, Pferde, Maulthiere, Esel, Wachs, Kaffee und wenige Elephantenzäbne aus dem Districte Wochni liefert. Die abyssinischen Kaufleute lagern unter den prachtvollen Baumgruppen am linken Ufer des Chors (Giessbaches) bei Metamme. Einem derselben nahm mein Führer, Schech Kanfur, eine 15jäbrige abyssinische Christin mit Gewalt ab, die derselbe geraubt hatte und den Muhammedanern als Sclavin zu verkaufen im Begriffe stand. Wie ich in meinem gehorsamsten Berichte ddo. Wochni, 8. I. M., Zahl I, bereits angezeigt, war die Bevölkerung von Metamme, mit Ausnahme weniger streitbarer Tagruri, aus Furcht vor einem Einfalle Kasa's 2" 12 Eduard Fenzl. in die Gebirge entflohen. Morgens und Abends ertönte die Nogara (Kriegstromniel) um die Kleinmüthigen zu ermuthigen, und am Morgen früh wurden die Streitrosse herumgetummelt. Der Markt findet jeden Dinstag bis Mittwoch Mittag Statt; es stand aber, während meiner Anwesenheit, wegen der durch den Kriegslärm entstandenen Furcht keine Frequenz desselben in Aussicht; ich setzte desshalb schon Montag den 3. 1. M. meine Reise fort, hoffe jedoch auf der Rückreise einem Markt daselbst beiwohnen zu können. In Metamme und in| der ganzen Provinz Galabat cursiren nur k. k. österreichische Marien-Theresien- Thaler und als Scheidemünze die alten grossen ägyptischen ganzen und halben Piasterstüeke. Die Anbringung aller anderen Geldsorten ist mit unendlichen Schwierigkeiten und bedeutendem Verluste verbunden, oft sogar ganz unmöglich. Dies ist auch schon in Doka und VVokin der F'all, wo ebenfalls grosser Mangel an Scheidemünze ist. Ein Lastkameel von Kanara bis Metamme wird mit 16 bis 18 Piastern = 1 fl. 36 kr. bis 48 kr. Conv. Münze bezahlt. Die Provinz Galabat, die ungefähr nur 15000 Einwohner zählen dürfte, steht gegenwärtig unter der Herrschaft des Tagruri-Schech Ibrahim. Derselbe, ein ferner Verwandter des Sultan Hussein von Darfur. mit dem er übrigens in sehr unbedeutender Verbindung steht, war neun Jahre lang als Gefangener unter Achmed-Pascha, der Galabat dem Sudan tributpflichtig machte, in Chartum in Ketten geschmiedet, in Folge dessen seine beiden Beine abgestorben sind, so dass ersieh nicht vom Angareb erheben kann. Latif Pascha gab ihn frei und setzte ihn im Einverständnisse mit Fürst Kasa zum Verwalter der Provinz ein; er hat sowohl an die Regierung in Chartum als an Kasa jährlich 400 Thalcr Abgabe zu zahlen, was im Verhältnisse zur Grösse und Ertragsfähigkeit der Provinz sehr wenig, im Verhältnisse zur Indolenz ihrer Bewohner jedoch viel ist. Letztere, unter dem Namen „Tagruri" (Pilger) meistens von Darfur, Bornu, Borgu und Tombuktu eingewandert , bringen aus dem Heimathlande ausser einer Lanze und Kürbisschale gewöhnlich Nichts mit, leben einige Wochen von der Gastfreundschaft ilirer Landsleute in Galabat und Gedaui, kommen durch Betteln allmälilich in den Besitz eines ärmlichen Strohtoguls, bauen dann in den ebenso wasten als fruchtbaren Ländereien einige Stellen mit Durra und Baumwolle an, und benützen den Erlös aus diesen Producten zur P^ortsetzung ihrer Pilgrimfahrt nach dem Hedjas, wohin sie über Sufie, Taka und Suakin gehen. Nach ihrer Rückkunft bleiben sie gewöhnlich noch einige Jahre in Galabat oder Gedaui , erwerben sich auf die oben bezeichnete Weise , trotz einer fast unnachahmlichen Faulheit ein kleines Vermögen und gehen später entweder in ihre ursprüngliche, oder bleiben in der neuen Heimath. Sie sind sehr fanatisch, kennen übrigens nur dürftig die Lehre des Propheten. Ihr Religionseifer wird durch das brutale und oft sehr unchristliche Benehmen der abyssinischen Christen gegen sie gesteigert, da sie von diesen mehr misshandelt werden, als von den Moslim im Sudan. Da diese Tagruri auf ihren weiten Reisen mit verschiedenen anderen Völkern in Verbindung kommen, so sind sie mehr als ihre in der Heimath weilenden dickschädeligen Landsleute geeignet, die Nützlichkeit oder Annehmlichkeit der auf ihren Fahrten gesehenen neuen Gegenstände zu begreifen und überhaupt eine ausgedehntere Auffassung der verschiedenen commerciellen und politischen Beziehungen, in denen die ein- zelnen Völker zu einander stehen, zu erlangen; sie dürften daher im Laufe der Zeit, nachdem sie ein wenig mehr civilisirt worden und nachdem es der gütigen Vorsehung gefallen haben wird, auf die eine oder die andere Weise dem östlichen Theile von Nord-Africa eine andere, der allgemeinen Wohlfahrt der Mensch- heit entsprechendere Stellung anzuweisen, gewiss mit Erfolg als praktische Vermittler zur Anknüpfung und Belebung der commerciellen und politischen Verbindungen mit ihren Mutterländern benützt werden, und somit könnten diese brutal -fanatischen, bis jetzt fast unzugänglichen Länder trotz ihres Widerstrebens in das Netz der Gesittung gezogen werden, welches sich allmählich über die mehr als halbwilden schwarzen Völker Inner - Africa's ausbreitet. Bericht über die vom Herrn Dr. Beitz gesammelten geographisch-statistischen Notizen. 13 V. Von Mctamnie bis zum Markte Wochni im abyssinischen Districte gleichen Namens biegt sich die Strasse mehr nach Osten, hat viele durch die Berge und Giessbäche bedingte Windungen, führt oft an tiefen Abgründen hin über abschüssige Felsplatten und ist für Kameele an vielen Stellen sehr gefährlich. Schöner Baumschlag und hohes Bambusrohr bedeckt Hügel und Thäler, die mit Spuren von Elephanten angefüllt sind; auch gibt es viele Löwen in jener Gegend. Nach einem Marsche von 4 Stunden erreichte ich das von abyssinischen Christen und Muhamedanern (Geberti) bewohnte Dorf Dendeldi am Atbara und setzte am folgenden Tage, den 4. Jänner, 9 Stunden lang meinen Weg bis zum wasserreichen und dem Atbara bei Dendeldi fast gleichkommenden Chor Gandoa fort, der V/^ Stunden nordöstlich von der Strasse in den ebengenannten Fluss mündet. Wegen der Löwen ward Nachts Feuer unterhalten. Von hier reiste ich am S.Jänner stets in ost-süd-östlicher Richtung 11 Stunden lang über viele Hügel und Giessbäche bis Wochni; zusammen 24 Stunden. Zwischen Den- deldi und Wochni (20 Stunden) lindet sich kein Ort an der Strasse. Schech Kanfur erzählte, mit schmerzlicher Erinnerung an die schöne Vergangenheit, rühi-ende Raub- und Mord-Geschichten, die er in seiner Jugend als Räuberhauptmann mit neun Genossen in jener Gegend ausgeführt, bis er von Detschatsch Kanfu, dem älteren nun verstorbenen Bruder Kasa's, gefangen genommen worden und später in die Hände der Türken gerathen. Sein Raubsinn scheint noch nicht ganz erloschen zu sein, denn er nahm in Galahat an mehreren Orten den Tagruri Ziegen weg und verlangte dann für die Rückerstattung derselben einige Piaster Lösegeld, das ich an zwei verschiedenen Orten den armen Einwohnern zur Auslösung ihrer Ziegen von Kanfur zu schenken mich genöthigt sah, um scandalösen Scenen vorzubeugen, welche sich durch Lanzen- stiche zwischen Kanfu r's Leuten und den Tagruris zu äussern drohten. Mehre Stunden rechts von der Strasse erhebt sich der von Wochni in Nordwest sichtbare Berg Gora mit zahlreichen Wohnungen, Stammsitz der Familie des Detschatsch Matsch Kasa, dessen Mutter vor zwei Jahren daselbst gestorben. Wochni selbst, wie alle anderen in diesem Districte und in der Provinz Schelga befindlichen Orte liegt auf einem hohen nur durch einige Schluchten zugänglichen, oben flachen Berge, und ist meistens von Kamant's bewohnt, Ureinwohnern, die sich weder zur christlichen noch zur muhamedanischen Religion bekennen; der Sonntag gilt übrigens bei ihnen als Feiertag. Der Markt wird am südlichen Abhänge des Berges unter schönen Baumgruppen jeden Samstag Mittag abgehalten und ist als Zwischenplatz des bedeutenderen Handels von Metamme und des Marktes in Schelga, dem Hauptorte der Provinz Tschelga, zu betrachten. VI. In meinem gehorsamsten Berichte ddo. Genda in der Provinz Dembea, 13. Jänner 1. J., Zahl 2, habe ich den nur mit Eseln und Maulthieren passirbaren Weg von Wochni bis Schelga bereits näher beschrieben. Ich beschränke mich daher nur auf die Angabe der Entfernungen. Von Wochni bis Belluha 4 Stunden; von da bis an den nordöstlichen Abfall des Berges Uali-Dabba mit Zollstätte gleichen Namens 8 Stunden; von hier über den Berg mit der Zollstätte Wolde-Fadavi nach Schelga 3 Stunden, zusammen 17 Stunden, stets in südöstlicher Hauptrichtung. Jeden Dinstag und Mittwoch ist in Schelga Markt, der an Bedeutung dem von Met am nie gleichzustellen ist; auf ersterem vertreten kleine Portionen Baumwolle, Ingwer, Pfeff"er etc., sowie die von Tigre eingeführten Salzstücke die Scheidemünze. In ganz Abyssinien cursirt am besten der k. k. Marien-Theresien-Thaler vom Jalu-e 1780 mit sieben Perlen im Diadem und neun wohl ausgeprägten möglichst grossen Perlen im Agraf; dieser Thaler muss aber jedenfalls mit den Buchstaben S. F. unter dem Brustbilde versehen sein. VII. Von Schelga nach Gon dar rechnet man einen Tagemarsch von 10 Stunden in rein östlicher Rich- tung und miethet Esel oder Maulthiere in Wochni bis Gon dar um '/o Thaler per Stück (vier Eselslasten rechnen die Kaufleute auf eine Kameelladung). — Ich machte nicht den directen Weg von Schelga hierher. 14 Eduard Fenzl. »■ sondern ging;, wie ich in meinem Berichte von Genda, 18. 1. M., Zahl 2, zu melden die Ehre hatte, in südöstlicher Richtung nach dem 4'/, Stunden entfernten Genda zu dem Fürsten Kasa und von dort in nordöstlicher Richtung über Fendja, der durch den letzten Krieg halbverwüsteten Hauptstadt der Provinz Dembea, und Assaso nach Gondär. Assaso ist l'/a, Fendja 7, Genda Q'/a und Gorgora am Zana- See, wohin ich mit Kasa einen Ausflug machte, 12 Stunden von Gondär entfernt. Die zwischen Wochni und Gondär den Handel belästigenden Mauthplätze habe ich bereits in meinem gehorsamsten Berichte ddo. Wochni, 8. 1. M., Z. 1, angegeben, führe dieselben jedoch, zur Vervollstän- digung des gegenwärtigen Berichtes in der auf anliegender Skizze beigeschriebenen Übersicht nochmals auf. Die Strasse zwischen Metamme und Gondär ist nur von Ende September bis Ende Mai praktikabel, denn während der viermonatlichen Regenzeit können die zahlreichen Giessbäche, von denen nicht ein einziger mit einer Brücke versehen ist, nicht passirt werden. Obdeich unter der ziemlich strengen Herrschaft Kasa's, der Räubern und Dieben Hände und Füsse abhauen lässt, diese Strasse gerade nicht unsicher ist, so ziehen es doch die Kaufleute vor, am folgenden Tage nach jedem Markttage sich in Karawanen zu vereinigen , um von einem Marktplatze zum andern zu ziehen, und diesen schliessen sich auch die Reisenden an. Gondär ist von Norden nach Süden in verschiedenen Abtheilungen auf einem nach Süden in ein Thal abfallenden Bergvorsprunge erbaut, auf dessen östlicher und westlicher Seite ein Chor die Stadt mit Wasser versieht. Der Markt wird östlich von der von den Kaufleuten bewohnten Abtheilung auf einem mit Felsen und Steinen bedeckten terrassenförmigen Hügel jeden Samstag abgehalten. Ich fand auf demselben : von Galabat eingeführte rohe Baumwolle von blendender Weisse und im Lande gewobene Baumwollenzeuge in ansehn- licher Menge, Kuhhäute, rohe und gegerbte, Ziegenfelle gegerbt und theils zu Transport-Säcken genäht, Bleiglanz, Ingwer, Schac, Mohmoko aus Dembea, rothen und schwarzen Pfeffer, Abisch (-Bitter zur Küche), Gescho-Blätter zur Merissa, Ondodsamen zum Waschen der Zeuge, Zwiebeln (kleine rothe), Knoblauch, Kaft'ee, Weihrauch, Salz aus Tigre, Honig, Wachs, Pferde. Rindvieh, Maulthiere, Esel, Schafe (kleine) und Ziegen, Durra, Gerste, Spelz, Tef(roth und weiss), Linsen, Homos, Reps (Dagusa), welsche Bohnen, Nuhk, Leinsamen, Fädu, Goja, Abasoda, Glasperlen verschiedener Gattung (von welchen ich Muster ein- senden werde) , kleine Spiegel ; Waffen : Schilde , Lanzen , Säbel ; Ohr- und Fingerringe , messingene Kettchen (weiss gesotten), Ohrlölfel; alle diese Gegenstände, Producte hiesiger Industrie, von denen ich von Chartum aus Ihnen ebenfalls Muster überschicken werde. Der Markt war ziemlich besucht — über 2000 Menschen — wurde aber durch mehrere Soldaten Kasa's aus einander gesprengt. Einige Djahlin-Araber hatten Glasperlen (Feneto) feil geboten , andere fremde Kaufleute waren nicht zugegen. Ein kleinerer Markt wird jeden Montag vor dem Residenz-Schlosse des Negus abgehalten , und heisst „Sultansmarkt", ist aber ebenso bedeutungslos als der abyssinische Sultansname. Die (Jrosshändler verkaufen ihre Waaren , als Moschus in Hörnern . Wachs , Kaffee , Elephanten- zähne etc. in ihren Wohnumjen. Die Einfuhr fremder Waaren scheint mir sehr unbedeutend und wird hauptsächlich von Massaua aus bewerkstelligt. Alle diese Märkte von Metamme , Wochni , Schelga und Gondär leiden sichtlich durch die schwankenden politischen Verhältnisse. Furcht und Misstrauen ist auf jedem Gesichte zu lesen und die hiesigen Gross- händler klagten mir bitter über das durch jene Zustände verursachte Stocken aller Geschäfte , sowie über die IJedrückungen , denen sie von Seiten der Soldaten immerwährend ausgesetzt sind. Bericht über die vorn Herrn Dr. Reitz gesammelten geographisch-statisfischen Notixen. IS So lange jene iing-liickliclien , allen Wohlstand und Verkehr untergrabenden politischen Zustände nicht geregelt sind , — und dies kann unter Umständen noch lange dauern , wenn nicht eine europäische Gross- macht im Interesse der Gesittung diesem unser Jahrhundert beschimpfenden religiösen und politischen Unwesen in Abyssinien ein Ende macht — möchte ich unseren Industriellen nicht rathen , bedeutendere Unternehmungen hierher zu riskiren. Ich bin übrigens fest überzeugt, dass in einer günstigeren Periode in diesem von der Natur grossmüthig ausgestatteten Lande sehr gute Geschäfte zu machen sind. Und dann dürften die in diesem Berichte enthaltenen Bemerkungen einen wirklich praktischen Werth erhalten , zumal da die österreichischen Unterthanen, nach meiner mit Kasa getroffenen Übereinkunft, in den von ihm beherrschten Provinzen keinen Zoll zu zahlen haben , wenigstens so lange Kasa am Ruder ist. Aber alsdann wird es für unsere Unternehmer von Wichtigkeit sein , nur Agenten zu schicken , die mehr aus Patriotismus und aus Neigung, als aus schnöder Gewinnsucht hierher gehen. Nur durch solche, die mit Leib und Seele für die Sache arbeiten, können unseren Producten Eingang, respective Verbreitung in Abyssinien verschafft und ein bleibender sicherer Gewinn für unsere Industrie in Aussicht gestellt werden, die sich dann leicht von Gondär aus einen Absatzweg nach Godjam, Schoa, den Gallastämmen und von Basso selbst bis Fadassi bahnen und durch anzulegende Colonien befestigen kann. In der Culturgeschichte fast aller Völker bemerken wir, dass von Zeit zu Zeit der Geist der Nation sich auf fremde, weit entfernte Länder gerichtet und durch energische Verfolgung seiner einmal gefassten Plane die Gesittung und den materiellen Aufschwung des eigenen Mutterlandes, sowie des fremden Landes in einem Massstabe gefördert hat, dass die Nachbarvölker fast um ganze Jahrhunderte in der Cultur zurückhlieben. Die Spanier, Portugiesen, Franzosen, Holländer, Engländer etc. haben theils in America, theils an der Westküste und im Süden Africa's , theils in Australien und Ostindien Beispiele hiervon in Menge geliefert. Abyssinien , das täglich mehr in sieh selbst verfällt , scheint mir bald auf dem Punkt anzulangen . wo es ebenfalls in die Gewalt einer an Intelligenz und bürgerlichen Tugenden überlegenen , europäischen Macht fallen wird , und dies muss zu seinem eigenen Vortheile und zu dem der es unterwerfenden Macht geschehen. Schliesslich erlaube ich mir noch einige geographische und statistische Erhebungen beizufügen, welch erstere mit den Angaben der Bergh aussehen und Zimmer man n'schen Karte nicht übereinstimmen und bei neuen Herausgaben benützt werden könnten : 1. Sufie liegt auf dem linken Ufer des Atbara. Als ich es im October 1851 besuchte, zählte es circa 300 Togulhäuser, mit beiläufig 2500 Einwohnern , meistens Djahlin-Araber , welche nach Verbrennung Ismail Paschas in Schendy sich in die westlichen Provinzen von Tigre geflüchtet haben und später durch Achmed Pascha begnadigt und zur Rückkehr in den Sudan eingeladen, vor 13 Jahren Neu-Sufie gründeten. Ausser einigen Handelsleuten sind alle Fogara „Frömmler", die ihr Leben mit Koran-Lesen — aber nicht verstehen — hinbringen und sich von Durrapflanzungen und Viehzucht ärmlich nähren. 23 Minuten nördlich von dieser Stadt befindet sich Alt-Sufie mit circa 10 Familien. Die von mehreren Reisenden aus- gesprochene Vermuthung, es befänden sich Alterthümer bei Alt-Sufie habe ich nicht bestätigt gefunden. Auf dem rechten Ufer des Atbsira ist Steppenland. 2. Den auf der B ergha us'schen Karte angegebenen Ort Gabaryb am Atbara (zwischen dem 16""" und IS'" Breitengrade) habe ich während meiner fünftägigen Reise auf dem linken Ufer des Atbara vom 1 6"" Breitengrade südlich bis Sufie vergebends gesucht. Ich fand zwischen Gos-Radjeb und Sufie nur eine einzige aus circa 20 Häusern bestehende Ansiedelung des Schukorie-Häuptlings Ali Kar tu b mit einigen Sakien (von Ochsen bewegten Wasserrädern) etwa fünf Stunden nördlich von jenem Gabaryb. Der Lauf des Atbara zwischen Gos Radjeb und Sufie ist im Ganzen nicht unrichtig; es ist aber wohl unwesentlich, denselben in seinen Details zu berichtigen. Bei und mit Sufie dürfte derselbe vielleicht circa vier Stunden weiter östlich zu setzen sein. 16 Eduard Fenzl. 3. Mandera, als Hauptsitz der Schukorie angegeben , liegt ungefähr y^ Längengrad weiter westlich von dem Punkte, wo Arang angegeben ist, gerade im Norden, und Rera wenigstens fünf Stunden weiter nordöstlich von dem Punkte, wo es jetzt angegeben ist; ich sah die Berge von Rera ganz deutlich, als ich die Steppe zwischen Schendy und Gos-Radjeb durchreiste. 4. Arang ist auf beiden Karten fälschlich als Dorf angegeben, während es der Name des circa 10 Stunden langen in der Hauptrichtung von Süd nach Nord ziehenden Granitgebirges ist. Es befinden sich auf und dicht an dem Berge mehrere kleine Ortschaften , deren bedeutendste , drei Stunden vom südlichen Ende des Berges, Hellet el Suk heisst. Der Gebel Atesch, 9 Stunden östlich und nicht südlich vom Arang, wie auf der B erghau s'schen Karte angegeben ist , ist nur circa 1 '^ Stunden lang. 5. Die Lage des Berges B el a (nicht Beyla, wie er dort geschrieben ist) ist jedenfalls zu weit südwestlich angegeben , und dürfte nach meinen Beobachtungen etwa 5 Stunden weiter nach Nord-Ost zu setzen sein, als er auf der Z immermann'schen Karte verzeichnet ist. Auf der Berghau s'schen ist er richtiger angedeutet. * 6. Der Ort, welcher Kedaref als Stadt bezeichnet, ist als Districts - Bezeichnung an seiner Stelle; aber Kanara liegt circa 4 Stunden weiter östlich. 7. Der Guange, welcher nach der Berghaus'schen Karte bei Sufie sich mit dem Takazze ver- einigt, existirtdort als Atbara, wie ich mich persönlich überzeugt; bei Sufie vereint sich kein Fluss mit dem Atbära, wohl aber beiläufig l'/, Tag unter Sufie der Bassalam. und ungefähr ein Tag oberhalb Sufie ein anderer Fluss, der Sidit, beide von Südosten herkommend; einer derselben könnte der Takazze sein. Auf der Berghaus'schen wie auf der Z immermann'schen Karte (Guangue) ist der Ursprung des Guanch falsch. Er entspringt zwischen Schelga und Genda ungefähr zehn Stunden westlich von Gondär, gilt als die Grenze zwischen den Provinzen Tschelga und Dembea und ist mit dem von mir 3 '/a Stunden östlich von Metamme, ferner am Einflüsse des Chors Gandoa (Gundowa auf der Berg- haus'schen imd Gandowa auf der Z immerma nn'schen Karte — auf beiden der Lauf unrichtig — ) 9 Stunden südöstlich von Dendeldi und 11 Stunden nordwestlich von Wochni in einer Entfernung vom Wege von circa 3 Stunden berührten, dort noch so benannten Atbara identisch, wie mich Schech Kauf ur, der aus der Umgegend von Wochni stammt, und zehn Jahre lang als Räuberhauptmann alle jene Gegenden kreuz und quer durchschwärmt, fest versicherte. Der ungefähre Lauf des Guanch (Atbära), wie ich ihn tlieils persönlich beobachtet oder nach Mittheilungen Kauf ur's angenommen habe, ist aus anlie- gender Skizze ersichtlich, die ich hauptsächlich in der Absicht entworfen und mit der beigeschriebenen Übersicht der Stationen, Transportkosten , Tagmärsche , Marktplätze und Mauthen versehen habe, damit dieselbe den Handeltreibenden von praktischem Nutzen sei. Die Ausarbeitung einer detaillirten Karte mit nähreren geographischen Erhebungen überlasse ich meinem Reisegefährten, Herrn Heu gl in, der zugleich mit derselben einen na''U'liIstorischen Bericht , zu dem diese Reise ihm reichlichen und interessanten Stoif geliefert , der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften einschicken wird. Indem ich Euer Hochwohlgeboren gehorsamst bitte , den vorstehenden Bericht nebst Beilage dem hohen k. k. Handels-Ministerium mit dem Ersuchen zu unterbreiten, die darin enthaltenen geographischen und statistischen Erhebungen der k. Akademie der Wissenschaften zu beliebigem Gebrauche gnädigst mit- theilen zu wollen, habe ich die Ehre, mit ausgezeichnetster Hochachtung zu sein Euer Hochwohlgeboren prgcbenstor Diener Dr. CoDstantin Reitz. Fpnal . ßericht uWr Rersmotiten des Df K-Reita. Praktische Übersieht: a> der Stationen, deren Entfernung and der Trans- portkosten per Simeel: I) von Chartum nach Mera&lBmieh 40 Stunden, oder nach Abuharas 44 Stunden. 2 Gulden. 8) „ Abuhuras nach Kanara (Kcdarefl .30 . 2 - 3) „ Kedaref nach Mi^tamine (Galabat) 39 - I . 48 kr. 4) „ Metammenach Wochm 24 „ 1 „ 12 „ 5) _ Wochni nach Gondar . 27 „ 4 „ j^g,',, |S4Sti]tiden.llGuld.C.M. b) der Tagmärsche ond Wasserplätie: 1) von Chartum nach Mel^alamieh oder Abuharas (Wasser) 4 Tage. 2) „ Abuharas noch Scherife Jahub _ 1 Tag. 3) „ Scherife Jakub bis Gebe! Arang „ 2 Tage. 4) vom Gebel Arang bis Gebel Atesch „ I Tag. 3) „ Gebel Atesch bis Gebel Adembelich .1 6) „ Gebel Adembelich bis Kanara (Wasser) 1 7) von Kanara bis [loka . 2 Tage. 8) _ DoVa bis Wokin _ ''»Tag. 9) „ Wokm bis Hellet Dauud ... . 1 „ 10) .. Hellet Dauud bis Metamme „ Vj „ I i) „ Metarame bis Dendeldi ... „ ' ^ „ 12) „ Dendeldi zum Chor Gandoa „ 1 , 13) vom Chor Gandoa nach Wochni , « 1 « 14) von Wochni nach Schelga - . „ 2 Tage. 15) „ Schelga nach Gondar „ 1 Tag. Zusammen Id'/jTage. c) der Hai-ktpl&tie: 1) Chartum; 2) Hersalamieh; 3) Abuharas; 4J Kanara (Mittwoch); 5) Doka (Montag und Donnerstag) : 6) Wokin (Samstag): 7) Metamme (Dinslag und Mittwoch); 8) Wochni (Samstag und Sonntag): 9) Schelga (üinstag und Mittwoch); 10) Gondar (Samstag und Montag). d) der Hanthplätxe : ai Einfohr IQ /byssmiBn 1 ) von Metamme nach Wochni, per KameelUdung 1 Thaler. 2) „ Wochni nach Belluha ins Innere, per Esel ' fl 3. 4. 5. 6. 7) in Belluha. Uabi Dabba, Wolde Fadari, Misewa und Kanlafa, per E«el V4Thlr. = 'V» ,. 8) in Gondar. per Esel oder Moulthier . , . . \\\ ^ Zusammen 4' „Thaler, ßi AustUht aus Abyssinier 1) in Wochni. per Kameelladong Wachs, SbIe. Kaffee ^ 1 Thaler. 2) in Metammc, per Kameellnd. Wachs, Kaffee 2 3> in Doka Wachs. Kaffee, per Kantar 12 Piaster = 1 fl. 12 kr. Conv-Mze. IVB. Die Str»ne in ml I k omm f n priHik»brl "ii EoJ* Seplesbcr f 10 a SO ts »ü Stunden auf Mtfnßreüf^-ad. BenkaATiften derk,Akad d U'i.-ispnsfh.m.iilieni n:.liirw l'l Mll M lflJ4 T.iA V ;ftdr 'II J )LllHrf iLSlA«iJrtck*r* 17 DIE EOCENE FLORA DES MONTE PROMINA. VON PROF. Pr. CONSTANTIN v. ETTINfiSHAUSEN, CORRESPONDIHENDEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (MIT XIV TAFELN.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM XVI. FEBRUAR MDCCCLIV.) In neuester Zeit hat man das Alter der zur eocenen Epoche gezählten Tertiärfloren vielfach ange- zweifelt und sich bemüht, die Gleichzeitigkeit aller bis jetzt aus der tertiären Formation gewonnenen Floren als höchst wahrscheinlich zur Geltung zu bringen. Den mächtigsten Impuls hiezu gab die von Leopold von Buch in seiner Schrift über die Lagerung der Braunkohlen in Europa aufgestellte Ansicht, dass die verschiedenen Lagerstätten von Braunkohlen dieses Welttheiles und die selbe begleitenden fossilen Pflanzenreste nur Einer Epoche zufallen, welche der Nummuliten- oder Eocen -Periode folgte, sonach als mittel-tertiär zu bezeichnen wären. Diese Ansicht wurde von allen jenen mit grossem Beifalle aufgenommen, welche die Schwierigkeiten der genaueren Bestimmung des Alters einzelner Localitäten von Kohlen und Pflanzenresten in der Tertiärformation durch eigene Untersuchung kennen gelernt haben. In der That ist die Grenze zwischen dem Eocenen und Miocenen in der Flora keineswegs so scharf ausgesprochen, wie dies in der Fauna der Tertiärformation sich zeigt. Otto Weber fand in den immerhin als miocen zu bezeich- nenden Braunkohlen-Localitäten der niederrheinischen Formation viele Arten, welche die als eocen geltende Flora von Sotzka lieferte; Fischer-Oster entdeckte eocene Pflanzenarten in einigen Localitäten der Schweizer Molasse. Mir seihst wurde bei der Durchforschung der Vorkommen von tertiären Pflanzenresten in der österreichischen Monarchie eine Localität — das Kohlenlager bei Fohnsdorf in Steiermark — bekannt, deren fossile Flora ihrem Charakter nach zwischen die beiden tertiären Zeitabschnitte zu fallen scheint, indem die Anzahl von solchen Arten , welche die eocene Periode charakterisiren , der Zahl von eigentlich miocenen Formen nahezu gleichkommt. Die fossile Flora von Sagor in Krain, obwohl mit Sotzka sehr analog, birgt manche miocene Formen. Dessungeachtet erschien es einigen Forschern gewagt, nach diesen Thatsaehen hin sich zu der Annahme bestimmen zu lassen, dass die Verschiedenartigkeit, nach welcher wir die tertiären Floren bis jetzt in miocene und eocene zu trennen suchten, in localen Verhältnissen ihre Ursache habe, und dass es keine eigentlich eocenen Floren gäbe. Bei dieser Sachlage kann die Entdeckung einer unzweifelhaft eocenen Flora, als welche sich unsere in gegenwärtiger Schrift bearbeitete Flora herausstellt, nur als ein sehr erwünschtes Ereigniss betrachtet werden. Am Monte Promina, nordöstlich von Sehenico in Dalmatien, einer bekannten Braunkohlen-Localität, deren Reichthum an Pflanzenresten bereits Leopold von Buch in oben gedachter Schrift erwähnt, fanden sich in Schichten von Kalkmergel und Mergelschiefer, welche ihren Lagerungsverhältnissen nach mit der Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. VIII. Bd. •> 18 CoHstantin v. Ettingshatisen. Kohle und den sie bedeckenden, Pflanzenreste führenden Schichten gleichzeitig sind, Nummuliten und andere die Eocenformation bezeichnende Versteinerungen. Die k. k. geologische Reichsanstalt verdankt den Bemühungen der Herren G. Schlehan, Director der adriatischen Steinkohlengewerkschaft zu Sieverich, G. Rösler, k. k. Oberbergamts-Assessor, und Dr. Lanza, Professor der Naturgeschichte zu Zara, eine reichhaltige Sammlung der trefflich erhaltenen Pflanzenfossilien und der Thierversteinerungen. Die wichtigsten Fundorte sind nach der Angabe des Herrn Schlehan: die Mergel bei der Quelle Velki Totschek und der Barbara-Stollen bei Sieverich, am südöstlichen Abhänge des 3633 Fuss hohen, aus abwechselnden Schichten von Kalkconglomerat und Mergeln bestehenden Monte Promina. An der letzteren Localität erreicht die Braun- kohlenablagerung ihre grösste Mächtigkeit, 6— 10 Klafter. Das Hangende derselben bildet ein blaulicher, meist sehr bituminöser Mergelschiefer , welcher zahlreiche Pflanzenreste , darunter die interessante Goniopteris dalmatica X. Braun, in vorzüglicher Häufigkeit enthält. Über diesen liegt in einer Mächtigkeit von 8 — 12 Klaftern ein gelblicher, leicht spaltbarer, oft kalkreicher Mergelschiefer, dessen untere Lagen sich ebenfalls sehr reich an Pflanzenfossilien zeigen, namentlich an Dikotyledonen-Blättern, Zweigen von Arau- carifes Steruberf/i'i Göpp., Fieder-Fragmenten von Goniopteris polypodioides Ett. u. a. Die oberen Schichten hingegen führen durchaus keine Pflanzenreste , vielmehr besonders häufig Mollusken. Über diesen Schichten tritt ein an Thierversteinerungen mitunter reicher Nummuliten-Kalk in verschiedener Mächtigkeit auf. Nach den von meinem geehrten Freunde, Herrn Bergrathe Franz v. Hauer, vorgenommenen Unter- suchungen gehören alle Thierfossilien, welche in den angegebenen über der Kohle liegenden Schichten bis jetzt aufgefunden werden konnten, sicher der Eocenformation an und tragen entschieden den Typus der Arten der alpinen Nummuliten-Fonnation. Die meisten Arten kommen nur als Steinkerne vor und sind daher schwer genauer zu bestimmen ; doch konnten die nachfolgenden Arten mit ziemlicher Sicherheit erkannt werden : Neritina conoidea Des h.. Melania stygii Brongn., Natiea sigarefhia Des h., Turritella asperula AI. Brong.. Melania costellata Lani., Rostellaria fissurella La in., Pholadomya Puschii Goldf. Ausserdem fanden sich Arten der Geschlechter Bulla, Voluta, Oliva, Cardium u. s. w. Wir gehen nun zu der Schilderung der allgemeinen Vegetationsverhältnisse über, welche sich aus den Special-Untersuchungen der einzelnen Fossilreste schöpfen Hessen. Die bis jetzt aus den Schichten des Monte Promina gewonnenen Pflanzenfossilien konnten zu 71 Arten gebracht werden, welche sich in 26 Ordnungen dergestalt vertheilen, dass vier Arten auf zwei Ordnungen der Thallophyten . sechs Arten auf drei Ordnungen der Endsprosser , fünf Arten auf drei Ordnungen der Umsprosser , eine Art auf die nacktsamigen . 2 1 Arten auf sechs Familien der apetalen , zehn Arten auf drei Familien der gamopetalen und 24 Arten auf 8 Ordnungen der dialypetalen Endumsprosser fallen. Drei Arten, nämlich: Sphaerococciles flabeUiformis, Deksserites sphaerococcoides und Chondrites dulmaticus, müssen ihren in der Flora der Jetztwelt lebenden Analogien zu Folge als Meeresbewohner; fünf Arten, nämlich : Confemtes capilliformis, Cauliniles articulatus, Zosterites affinis, Neltimhium Buchii und Nehimhium mjmphaeoidcs, als Süsswassergewächse ; drei Arten, Equisetites Erbreichii, Typhaeloipum liaerinfjianum und Vacciuinm (w/ieronticum, als Sumpfpflanzen, die übrigen als eigentliche Festlandpflanzen im engeren Sinne betrachtet werden. Diese letzteren können wir weiters. auf Grundlage der von ihren zunächst verwandten jetzt lebenden Gewächsen bekannten Vegetationsbedingungen, in folgende Gruppen nach der muthmasslichen Beschaffenheit ihres Wohnortes abtheilen. An dürren, sandigen oder felsigen, über das Meeresniveau nur wenig erhabenen Stellen wuchsen : die Santalum-Arten , einige Proteaceen, vorzüglich Petrophiloides Richardsoni , Banksien und vielleicht einige Die eocene Flora des Monte Promiua. 19 kleinblätterige Sapotaceen iindMyrtaceen. Aiiffelsigen,biischigen Anhöhen oder solchen Abhängen der Hügel und niederen Berge oder an ähnlichen Orten der Thäler konnten vorzüglich die Daphnogene- und Laurus- Arten, die Flabeilarien, Arten von Adiantum und Pisonia, Araucarites Sternbergii, die Mehrzahl der Protea- ceen, besonders Banksia- und Dryandra-Arten, einige Celastrineen, die Sterculia , die meisten Sapotaceen, Ericaceen, Bhamneen, Myrtaceen und Leguminosen sich vergesellschaften; yiv\\Ycm\ Artocarpidium Ep/äaltae, Apocynophyllumphuneriaefolium, Domheyopsis Philyrae, die Ficus-Arteu, diesen eingereiht und unter- geordnet einige Cassieen, schlingende Celastrineen, ßhdpiyhiastrum dalmaticum und Filices, die Hauptbestandtheile der dichteren und feuchten Wälder der fossilen Flora des Monte Promina bildeten. Ergibt sich aus der Vergleichung dieser Flora mit den Florengebilden der Jetztwelt einerseits der rein tropische Charakter, wie er nur an den als eocen bestimmten Tertiärfloren bis jetzt erkannt worden ist, so stellt sich anderseits durch die Vergleichung unserer Flora mit den bekannten tertiären Localfloren (siehe beifolgende Tabelle) ihre grosse Ähnhchkeit mit den Floren von Sotzka und von Häring evident heraus, während die Verschiedenheit ihres Charakters von dem der Floren von Parschlug, Bilin, Radoboj, Wien und anderer Miocenfloren eben so entschieden hervorgeht. Schon auf den ersten Blick lallt, wie bei den erstge- nannten Floren, das Vorwiegen der schmalen lederartigen, am Rande gezähnten Proteaceen und der ebenfalls schmalen ganzrandigen derben Blätter von Myrtaceen auf, vieler anderer Repräsentanten der neuholländischen Vegetation nicht zu gedenken, die bei näherer Untersuchung sich zu erkennen geben. Breite Blattformen mit bogenläufiger Nervation und eigentliche Randläufer, welche die Miocengebilde vorwiegend charakterisiren, kommen hier selten zum Vorschein; die ersteren entsprechen meist tropischen Dikotyledonen , als: Ficus, Artocarpus, Dombeya, einigen Geschlechtern der Laurineen, Apocynaceen, Malpighiaceen u.s. w. Im Ganzen trägt diese Flora so wie die von Sotzka, Häring und Sagor den Typus der neuholländischen Vegetation an sich. Die dieser Flora eigenthümlichen Arten fallen zum grössten Theile solchen Geschlechtern zu, welche überhaupt in der Flora der Tertiärperiode vorzugsweise repräsentirt siiul. Doch mahnen einige Formen niederer Gewächse, Florideen, Sphenopterideen , Pecopterideen , an die Flora der Kreidezeit. Nach Erwägung dieser Ergebnisse können wir die oben erwähnte Ansicht Leopold von B u c h's nicht theilen. Gleichzeitig mit der Fauna der Nummuliten-Formation sind die fossilen Floren von Monte Promina, Monte Bolca, Häring, Sotzka, Eperies und Sagor; den Faunen der Miocen-Periode entsprechen die Localfloren von Fohnsdorf, Parschlug, Leoben, Trofajach, Gleichenberg, Eibiswald, Wien, Schauerleiten bei Pitten, Bilin, Altsattel, Radoboj, Tokay, der niederrheinischen Braunkohlenformation, u. a. Übersicht der Arten der fossilen Flora des Monte Pronüna, iiires Vorlionimens und ilirer Analogien. Aufzahlung der Arten. Vorkommen in analogen Localfloren der Eocen- forniation. Vorkommen in anderen Tcrtiiir- Floren. Analogien in vor- weltlielien Floren. Analogien in der Flora der Jetztwelt. Regio Thallopliyta. Classis Algae. Ordo Confervaeeae. Confervites capiUiformis Ett. Ordo Floi'ideae. Sphaerococcites fluhelliformis Ett. Delesserites sphacrococcoides Ett. Chondrites dalmaiicus Ett. Hiiring ; — C. biUiiictfS Ung. Bilin. Sphaerococcites iilci- COrnis Ett. Häring. Conferva-Arten, Siisswasserb. Del. aluta u. siniiosa. Chondria sp. pl. Ch.TurgioniiSlerh. Kreide-und Neoco- mien-F. 20 Constantin v. Ettingshausen. Vorkommen in analogen Vorkommen in Analogien in vor- Analogien in der Aufzählung der Arten. Localflorcn der Eocen- formation. anderen Tertiär- Floren. weltlichen Floren. Flora der Jetztwelt. Regio Cormoplijta. Sectio I. Acrobrya. OrJo Equisetaceae. Equisetites Erbreichii E 1 1. Eqiiis. Braunü Ung. Parschlug, Kindbg., Piesting, Oeningen. Equisetum-Kvien. Ordo Sphenopterideae. Sphenopteris eocenica Ett. — — — Sph. reeentior Ung. Radoboj. Adiantites Schlehani Ett. — — — Adiant.Freyeri Ung. Radoboj. Adiant. suhcordatum Swart Z.Brasilien. Ordo Polypodiaceae. Goniopteris dabnatica A. Braun. — — — Cilli in Untersteier- mark, Eocen-F. Gon. Braunü Ett. Aspidium Eckloni Kunze. Cap. „ pohjpodioides Ett. — — — Gon.stiriaca Brong. Goniopter. prolifera Presl. Blechnum. Braunü Ett. — — — Taeniopieris dentata Sternb. Blechnum striatum R. Brown. Neuhol. Sectio II. Amphiltiya. Ordo Najadeae. Caulinites artieulatiis Ett. Häring — — Zosterites afßnis Ett. Härino* Z, tnarina Ung. Zostera-Arten. Radoboj. Ordo Typhaceae. Typhaeloipiim haeringiantim Ett. Häring — — T. maritimum Sagor, Radob.,Bilin, Oening. Ordo Palmae. Flabellaria raphifolia Stbg. Häring Sotzka Lausanne i. d. Schweiz, Aix, Vinnacourt in Frankr.; Mioc.-F. „ Latania Rossm. Altsattel, Böhmen Ra- doboj, Bonn; Mio- cen-F. Sectio III. Acramphibrya. Ordo Abietineae. Araucarites Sternbergii G ö p p. Häring Sotzka Stein und Laak in Krain, Kostenblatt, Wittingau in Böh- men, Blocksberg bei Ofen; Miocen-F. Ordo Moreae. Ficus dabnatica Ett. — — — ( F. fli/rfrac/i OS Ung. \f. pannonica Ett. Mehrere Ficus-Arten. „ Jynx Ung. Häring Sotzka — „ Morloti Ung. — Sotzka — Ordo Artocarpeae. Artoearpidium Ephialtae Ett. A. integrifol. Ung. Sotzka, Häring. Ordo Nyctagineae. i Pisonia Brtinoniana Pisonia eocenica Ett. Häring Sotzka Sagor 1 Endl. Norfolk. jPisonia aculeata L. \ Amcr. trop. Die eocene Flora des Monte Promina. 21 Aufzählung der Arten. Vorkommen in analogen Loealfloren der Eocen- formation. Vorkommen in anderen Tertiär- Floren. Analogien in vor- weltlichen Floren. Analogien in der Flora der Jctztwelt. Ordo Laiirineae. Daplinogenc pohjmorpha Ett. Häring Sotzka Sagor Radoboj , Fohnsdorf, Arnfels, Eibiswald, Leoben. Parsehlug , Wildshuth, Wien, Altsattel, Bilin, Swo- \ „ lanceolata Ung. Hiiring Sotzka Sagor szowicze, Erlau, St. Gallen, Oeningen, Mombach, Salzbausen, Bonn; Miocen-F. \ Ostindische Cinna- / momum- , Cam- phora u. Litsaea- Arten. „ grandifolia Ett. Häring Sotzka — l „ cinnamomifolia Ung. Häring Radoboj , Parsehlug, Altsattel, Bonn, Oeningen; Mioe.-F. / Lauras Lalages Ung. Häring Sotzka Sagor „ pachyphylla Ett. L. Smoszowic. Ung. Swoszow.jWien etc. Ordo Santalaccae. Santalum acheronticum Ett. Häring Sotzka Sagor Parsehlug, Radoboj, Erdöbenye b.Tokay. Santalum sp. Neuh. iSant. ohttisifolium „ salicinum Ett. Häring Sotzka Sagor \ Brown. Neuholl. iSa)i^ Preissianiim *■ Miq. Neuliolland. /Sant. lanceulafiim } R. Br. Neuholl. „ osyrinum Ett. Ordo Proteaceae. Häring Sotzka ' Osyris sp. pl. Petrophiloides Richardsoni Ett. _ _ _ Insel Sheppy; Eoc.-F. Pctrophila- und Iso- pogon-Artcn. Neu- holland. Banksia longifoUa Ett. Häring Sotzka Sagor Fohnsdorf , Stcicrm.; Banksia spinulosa Blocksberg b. Ofen; R. Brown. Neu- Mioeen-F. holland. „ liaeringiana Ett. Häring Sotzka Sagor B. prototypa Ett. Niederschöna; K.-F. Banksia collina R. Brown. Neuhol. [Banksia uttenitata \ R. Brown. Neuh. „ Uiigeri Ett. Häring Sotzka Sagor jBnnksia littoralis j R. Brown. Neuh. / Banksia serrata \ R. Brown. Neuh. „ dillenioides Ett. Häring — — B. ditleiiiaefolia. Kn. et Sal. Dryandra Brongniartii Ett. Häring Eperies, Ungarn; Eoe.- F.; Armissan, Cler- mont, Schweiz; M.-F. Dryandra antiq. Ett. Grünsand, Skandin. Dryandra formosa R. Brown. Neuh. Dryandroides hakeaefolia Ung. Häring Sotzka — Ordo Apocynaceae. Apocynophyllum plumeriaefolium Ett. — — — Mehrere Plumeria- u. Allamanda-Arten. Ordo Sapotaceae. Bumelia uhlongifoUa Ett. B. ambigiia Ett. Wien; Mioc-F. 22 Constantin v. Ettingshausen. Aufzählunff der Arten. Vorkommen in analogen Localfloren der Eocen- Formation. Vorkommen in anderen Tertiür- Florcn. Analogien in vor- weltlichen Floren. Analogien in der Flora der Jetztwelt. Bumelia Oreadum Ung. Sapotacites Daphnes Ett. „ vaccinioides Ett. „ ambiguus Ett. Ordo Ericaceae. Andromeda protogaea Ung. Gautiera eocenica Ett. Vaccinhim aclieronticum Un^ Rhododendron Satiirni Ett. Ordo Nelumbonae. Nelumhium Biicliii Ett. „ nymphaeoides Ett. Ordo Büttneriaceae. Dotnbeyopsis Phüyrae Ett. „ grandifoUa Ung. Ordo Sterculiaceae. Sterculia Labriisca Ung. Ordo Malpighiaceae. Malpighiastriim dalmaticum Ett. Ordo Celastrineae. Celastrus Pldegelhontis Ett. V Andromedae Ung. „ oreophUiis Ung. Ordo Rliamnoae. Rliamnus Koeslei-i Ett. Ceanothus zhgphoides Ung. Häring Häring Häring Häring Häring Häring Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sagor Radoboj, Fohnsdorf, Bonn; Miocen.-F. Parschlug, Schemnitz; Miocen-F. Sagor Heiligenkreuz, Sza- kadat, Wittingau; Mioeen-F. Radoboj , Parschlug. Gaut.ligmtum Web, Bonn. Miocen-F. Bumelia nervosa W. Trop. Amer. Sideroxylon-und Ach- ras-Arten. Bassia- und Bumelia- Arten. Mimitsops Caffra E. May. Cap. Andromeda eiica- lyptoides D. Cand Brasilien. Gautiera acicmi- nata Schlecht. Nordamerika. Rliododendr. piinc- tatum Bch. Nord- amerika. Nelumb. speciosum Willd. Asien. Bilin, Leoben, Kainbg., Prevali,Willdshuth, Bonn. Dh. tiliaefolia Ung. Sotzka, Eocen-F.; Oeningen , Bilin, Bonn , Kainberg, Tokay; Miocen-F. Sagor Stere. d'wersifolia G. Don. Neuholland. Celastrus europaeus Ung. Radoboj, Par- schlug; Miocen-F. Celastrus pachyphyl- his Ett. Häring. Celast-glauciis Salt. Celastrus pterocar- pits D. Cand. Cap. Rhamnus- und Po- maderris-Arten. Zhyphiis inciirva Roxb. Neapel. Zi^yphus sinensis Lam. Asien. Die eocene Flora des Monte Promina. 23 Aufzähluno' der Arten. Vorkommen in analogen Localfloren der Eocen- Formation. Vorkommen in anderen Tertiär- Floren. Analogien in vor- weltlichen Floren. Analogien in der Flora der Jetztwelt. Ordo Myrtaceae. CallistemophiiUiim melaleucae- fonne E 1 1. Callistemophtjllitm diosmoides E tt. Eucalyptus oceaniea Ung. Eugeuia Apollinis Ung. Ordo Papilionaceae. Dalhergia primaeva Ung. Sophora europaea Ung. Caesalpinia norica Ung. „ Haidingeri Ett. Cassia ambigiia Ung. „ Zephyri Ett. „ hyperborea Ung. „ Dianes Ett. „ Phaseolifes Ung. Hiiring Häring Hiiring Häring Hiiring Häring Häring Häring Häring Häring Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sotzka Sagor Sagor Sagor Sagor Sagor Sagor Radoboj, Erdöbenye b. Tokay; Mioc. F. Monte Bolca; Eoc. F. Eucalyptus haerin- giana Ett. Häring. Dalberg. haeringiana Ett. Parschlug , Fohnsdf., Bilin, Wien, Radob., Tokay, Oeningen; Miocen.-F. Parschlug, Radoboj, Bonn; Miocen-F. Radoboj ; Miocen-F. CfiUisfemon glau- cinn D. C. Neuh., Callist. saligmim D. C. Neuh. Melaleuca- u. Calli- stemon-Art. , Neuh. Mehrere Euealyptus- Arten. Neuholland. Eugenia sineitsis. Asien, Neuholland. Mezoneurum Cum- miiigianum F e n z 1 Ins. Philipp. Caesalpinia-Arten. Caesalpinia sepiaria Roxb. Ostindien. Cassia coluteoides Coli. Chili. Cassia ruscifolia Jacq. Madeira. Cassia corymbosa L inn. Trop. Am. Cassia laevigata Willd.Trop.Am. Cassia-Arten. Cassia micranthera D.C and. Brasil. Cas. gemminiflora Coli. Mexico. Besclireibuiiii; der Arten. REGIO I. THALLOPHTTA. Ordo CONFERVACEAE. Confervites capilliformis Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Hiiring in Tirol, Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, Bd. H, Abth. 3, Nr. 2, p. 25, Taf. 4, Fig. 1. Taf. XIV, Fig. 4. C. filainentis simplicibus elongatis teniiissiinis , capillaceis , strictis , fragililnisque , fasciciilatim aggi'egatis. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina Dalmatiae, nee non in calcareo-bituminoso ad Haering Tirolis. Diese Confervacee erhielt ich durch Herrn Bergmeister Schlehan nur in dem einzigen vorliegenden Exemplare. Sie theilt alle Charaktere mit dem von mir in den Eoeen-Schichten von Häring aufgefundenen und a. a. 0. besehrie- 24 Constantiu v. Ettingshaiisen. benen ConfervHes capilUformis, daher icli dieselbe vorläufig der genannten Art jedoch mit der Bemerkung einreihe, dass erst vollständiger erhaltene Exemplare sichere Aufschlüsse über die systematische Stellung dieser Süsswasser- alge geben können. Ordo FLORIDEAE. Sphaerococcites flabelliformis Ettingsh. Taf. I, Fig. 2, 3. Sph. fronde plana vel subplicata, coriacea, flabelliformi, digitatini ramosa, ramis abbreviatis, fere lato- lanceolatis vel ovatis, longitudinaliter plicatis vel striatis. In schisto calcareo-margaceo ad niontem Promina. Diese interessante Algen-Form mag in unserer vorweltlichen Flora häufiger vorgekommen sein, da aus den Schichten des Monte Promina eine grössere Anzahl von Fragmenten derselben gewonnen wurden. Delesserites sphaerococcoides Ettingsh. Taf. I, Fig. 1. D. fronde plana, dicbotome ramosa, teniie membranacea, ramis cuneatis, ramulis lato-linearlbus integerrimis , obtusis, sinu acutissimo divisis, ramis ramulisque nervo mediano pinnato percursis, venis simplicibiis vel ftircatis. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Die gabelspultige Verästelung des flachen, fächerförmig ausgebreiteten Laubes erinnert an Sphaerococcus. Jedoch ist die Nervation des Laubes, der gefiederte an der Theikmg der Äste und Ästchen gabelspaltige Mediannerv den Formen des genannten Geschlechtes fremd. Dieselbe kommt vielmehr einigen Delesseria-Arten zu. Unsere Art theilt den Habitus des Laubes mit Delesseria alata, die Nervation mit D. sinuosa. fliondvites dalinaticus Ettingsh. Taf. I, Fig. 4, 5. Ch. fronde pinnatim ramosa, ramis simplicibiis, elongatis, linearibus, aequilatis, approximatis , infe- rioribus suboppositis, patentibus. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Die vorliegenden Fragmente einer Chondrites-Art, welche sich hier fanden, gleichen auf den ersten Blick so sehr den Formen des in den Schichten der Kreide und des Neocomien vorkommenden Chondrites Targionii Sternb., dass man geneigt sein könnte, selbe mit letzterer Art zu vereinigen. Bei näherer Vergleichung unserer Fossilreste mit einer hinreichenden Anzahl von Exemplaren des Chondrites Targionii spricht sich jedoch folgende nicht unbedeutende Differenz in der Tracht aus: die Äste des Laubes sind verhältnissmässig steifer und daher mehr gerade; die mittleren und unteren stehen sparrig, unter nahezu rechtem Winkel von der Spindel ab, unter einander fast parallellaufend. Dies ist schon an dem Fragmente Fig. 4, aufl\dlend aber au Fig. 5. welches Exemplar den unteren Theil des Laubes darstellt, ersichtlich. Ausserdem stehen die Äste, wie es scheint ziemlich constant, sich fast gegenüber, was sogar bei den unteren, weiter von einander entfernten der Fall ist. Die angegebenen Charaktere bestimmten mich, diese Formen als die Beste einer besonderen, mit der genannten Kreide-Alge zunächst verwandten Chondrites-Art zu betrachten. Die eocene Flora des Monte Promina. 2S REGIO II. CORMOPHYTA. SECTIO I. AGROBRTA. Ordo EQUISETACEAE. Equisetites Erhreichii Ettingsh. Taf. I, Fig. ö, 7. E. caule simplici , diainetro 4 — 5 niillim., articulato, tenuiter striato, articulis inaequilongis, vaginalis, vaginis brevissimis, tenuiter cremilatis , adpressis. In sehisto ealcareo-margaeeo ad montcm Promina. Von dem neuerlich auch in eoccnen Schichten beobachteten Equisetites Brmmii Vng. durch die sehr kurzen, fein gekerbten Scheiden leicht zu trennen. Ich benenne die Art zu Eln-en des Herrn geheimen Bergrathes Erbreich in ßerhn, welcher sich um die Aufsammlung der Ptlanzenfossilien des Monte Promina verdient gemacht. Ordo SPHENOPTERIDEAE. Sphenopteris eocenica Ettingsh. Taf II, Fig. 5—8. S. fronde bipinnata, pinnulis oblongis vel lanceolatis, aciitis, inaequaliter inciso-dentatis vel pinnati- fidis, ereeto-patentibus , approxiniatis, dentil)us aut lobis ovatis aeutis, rarius obtusis, integerrimis vel crenulatis ; nervis tenuibus pinnatis , nerviibs fiircatis. In sehisto calcareo-inargaceo ad montem Promina. Diese in den Pflanzenreste fidu-enden Mergelschichten des Monte Promina nicht selten vorkommende Spheno- pteris-Art hat auf dem ersten Blicke viele Ähnlichkeit mit der bis jetzt nur aus der Flora von Radoboj bekaimten Sphenopteris recentior Ung., mit welcher sie auch Leopold v. Buch verwechselt zu haben scheint (siehe dessen „Lagerung der Braunkohlen in Europa" Ber. d. k. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 18S1, p. 686). Bei näherer Vergleichung unterscheidet sie sich aber von derselben leicht durch den nur zweifach-gefiederten Wedel und die länglichen oder lanzettlichen, spitzen, ungleichförmig eiugeschnitten-gezähnten oder fiederspaltigen Fiederchen. Adiantites Schlehani Ettingsh. Taf XIV, Fig. 3. A. fronde pinnatim composita, pinnulis nieinbranaeeis, circ. 23 millini. longis, 17 iniHim. latis, sessilibus, subrotundis, basi eordatis, niargine denticulatis vel integerrimis, venis flabellato-diehotomis. In sehisto caleareo-margaeeo ad montem Promina. Diese interessante Art, welche ich Herrn Director Schleban, dem man die Aufsammlung und sorg- fältige Aufbewahrung vieler und seltener Reste des Monte Promina zu verdanken hat, widme, unterscheidet sich von Adiantites Frey eri Vng. durch die rundlich-keilförmigen, an der Basis abgerundet-herzförmigen, am Rande fein- und entfernt-gezähnelten Fiederchen. Einige Formen der vielgestaltigen Fiederchen der sterilen Wedel von Adiantum subcordatum Swartz aus Brasilien zeigen mit dieser Art sowohl in der Form als Nervation manche Ähnlichkeit. Ordo POLYPODIACEAE. €ioniopteris dahnatica X. Braun. Alex. Braun, über fossile Goniopteris-Arten, Zeitschrift d. deutsehen geol. Gesellschaft, Jahrg. 1853, p. bb8, Taf. 14, Fig. 2 — 4. Taf I, Fig. 8, 9. G. fronde pinnata, pinnis anguste linearibiis, breviter petiolatis, elongatis, 7 — 12 centm. longis, circ. 1 centin. latis. pinnatilobis, lobis triangularibus, obtiisiiisculis vel rotundatis; nervis secundariis e Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. VUI. Bd. 4 26 Consf antin v. Ettingshausen. nervo primario sub augulis 70 — 90" orientibus, pinnatis, ramulis alternantibus leviter curvatis, parallelis, infimis basilaribus. In schisto calcarco-margaceo ad iiiontem Promina, nee non ad Cilli Stiriae infcrioris. Die Reste dieses interessanten Farreu, weiche Herr Prof. Alex. Braun a. a. 0. trefflich schildert und abbildet, gehören jedenfalls zu den häufigeren Pflanzenfossilien des Monte Promina. da alle Sendungen, welche mir von daher zukamen, dieselben in grosser Anzahl enthielten. Herr Prof. Braun führt als Analoga seiner Goniopteris dnlmatica eine Reihe von grösstentheils in den Tropen lebenden Filices an, als: Aspidium gotnjlodes Schkr. auf den Antillen und Surinam, A. fectindum Wall, aus Nepal, A. Pohlianum Presl. aus Brasilien, A. resiniferiim Kaulf. von den Sandwich-Inseln, A. propinquum R. Brown, aus Neuholland und A. Eckloni Kunze vom Cap. Die letztere Art steht der fossilen unstreitig am nächsten. Goniopteris polypodioides Ettingsh. Taf. II, Fig. 1—4; Taf. III. Fig. 5. G. fronde pinnata, rbachide primaria sulcata , piiinis lineari-lanceolatis, breviter petiolatis, reniote dentatis vel iiitegerrimis ; nervis secundariis 4 — 3 milliin. inter se distantibus, minus distinctis , e nervo primario sub angulis SO — 60" orientibus, pinnatis, ramulis alternantibus, leviter areuatis, parallelis, infimis basilaribus; soris medio ramulorum insertis. In schisto caleareo-inargaceo ad montem Promina. In den vorliegenden Wedelfragmenten eines Farren, welche in den Kalkmergelschichten am Barbara-Stollen bei Sieverich keineswegs selten vorkommen, ist ebenfalls das Geschlecht Goniopteris mit Sicherheit zu erkennen; und zwar haben wir hier entweder die Goniopteris stiriaca Brongn. oder eine neue, dieser sehr nahe verwandte Art voruns. Erstere charakterisirt sich durch einen einfach gefiederten Wedel mit linealen, sitzenden, am Bande gesägten Fiedern und scharf hervortretenden, 2 — 3 Millm. von einander entfernten fiederästigen Secundärnerven, deren sanft gekrümmte Astchen über ihrer Mitte die sehr kleinen Sporangienhäufchen tragen '). Die hier in Betrachtung stehenden Formen kommen in allen diesen Merkmalen der bezeichneten Art sehr nahe, zeigen aber bei näherer Vergleichung folgende Abweichungen: Die Fieder des ebenfalls einfach gefiederten Wedels sind kurz gestielt (wie aus Fig. 1 und 2 ersichtlich), breitlanzettförmig, gegen die Spitze allmählich verschmälert, an der Basis wenig verschmälert oder abgerundet , am Rande entfernt-gezahnt oder fast ganzrandig. Die in Abständen von 4 — S Millm. entspringenden Secundärnerven sind feiner, treten weniger scharf hervor und werden nur durch die oft zwischenliegenden Falten bemerklicher. Hingegen sind die Fiederästchen derselben deutlicher ausgesprochen, dem unbewaffneten Auge stets erkennbar und tragen die Sporangieuhäufchen in der Mitte oder seihst innerhalb derselben. Auf die eben erörterten Unterschiede hin glaube ich diese Goniopteris-Form von G. stiriaca trennen zu sollen. Unter den jetzt lebenden Arten dürfte der Goniopteris polypodioides A\e Goniopteris proliferaVvc&\. am nächsten stehen. Blechnum Bratinii Ettingsh. Taf. XIV, Fig. 2. B. fronde simplieiter pinnata, pinuis subcoriaceis , linearibus, elongatis, circ. 11 centm. longis, 1 centm. latis, margine subtilissime crenulatis; venis e costa mediana sub angulo acuto orientibus, tenuis- simis, creberrimis rectis, parallelisque ; sporangia in soros llneales geminos, costae medianae utrinque paralleles continuos disposita. In sclüsto calcareo-margaceo ad montem Promina. Herr Prof. Braun erwähnt in seiner Schrift „über fossile Goniopteris-Arten" I. c. S. 5S8 eines Farrenkrautes vom Monte Promina, welches er wegen seiner Ähnlichkeit mit Taeniopteris dentata Sternb., die nach fructificirenden. ') Das vonUngcr in iev Iconographia planiarum fossiliiim »Is Goniopteris stiriaca abgebildete Farrenfragment von Radoboj l^ann, da es eine vom Nervationstypus des Geschlechtes Goniopteris wesentlich verschiedene Nervenbildung zeigt, sicherlieh nicht hierher gehören. Die eocene Flora des Monte Piomina. 27 im Berliner Museum aufbewahrten Exemplaren eine Blechnum-Art ist'), zu diesem Geschleehte bringt. Durch Herrn Director Schieb an zu Sieverieh erhielt ich nun das hier abgebildete Fiederfragment eines Farren, weiches wohl am besten mit Blechnum-Arten verglichen werden kann und sich von Tacniopteris dentntu nur durch die schmälere Form der Fieder, die feine Zähnelung des Randes und die zahlreichen sehr genäherten Secundärnerven unterscheidet. Ich habe diese interessante, bis jetzt noch unbenannt gebliebene Art zu Ehren ihres ersten Entdeckers benannt. Von den gegenwärtig lebenden Blechnum-Arten entspricht unserer Art in jeder Beziehung Blechnum striatum R. B r 0 w n (Blechnopsis striata P r e s 1^ aus Neuholland. SECTIO II. AMPHIBRYA. Ordo NAJADEAE. CauUnites articuUitus Ettingsh. Ettingshausen, tertiiire Flora von Haring in Tirol, Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd. II, Abthl. 3, Nr. 2, Seite 28, Taf. 4, Fig. 13—13. C. cauHbus ramosis, circ. 3 millm. latis, Equisetorum more articulatis, gracilibus, articulis aequalibus circ. 4 niiUin. longis, cicatricibus radiculonim adventivoruin tuberciilatis, tuberculis infra articulationem insitis, verticillatis. In schisto caleareo-niargaceo ad montein Promina, nee non in bituminoso ad Haering. Die dieser Bestimmung zu Grunde liegenden Exemplare stimmen bis auf die knötchenförmigen Narben der Adventivwurzeln mit den zu Häring vorkommenden des CauUnites articidatus genau überein. Xosterites afßnis Ettingsh. Ettingshausen, tertiiire Flora von Häring in Tirol, 1. c. p. 29, Taf. 4, Fig. 2i, 22. Taf. III, Fig. 1. Z. caulibus striatis, nodosis, foliis anguste linearibus 1 — 2 millm. latis, nervosis, nervis pluribus tenuissimis parallelis vix distinctis. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering et ad niontem Promina. Das auf angegebener Tafel abgebildete Ptlanzenpetrefact erhielt ich durch Herrn Rösler. Es zeigt dieselben Reste einer monokotyledonen Pflanze, welciie ich auch zu Häring in Tirol fand und wegen ihrer Ähnlichkeit mit den ßlattresten des Zosterites marina Ung. zu diesem Geschlechte stellte. Die Unterschiede derselben von der genannten Art habe ich bereits in der oben citirten Schrift angegeben, worauf ich hier verweise. Ordo TYPHACEAE. Vffphaeloipuni haeringianum Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Hiiring 1. c. p. 30, Taf. 4, Fig. 20. T. foliis lato-linearibus, iiitegerrimis, striatis, striis crebris approximatis parallelis, septis transversis vix distinctis. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina et in bituminoso ad Haering. Wenn auch die nähere Bestimmung der mit obiger Bezeichnung aufgeführten, ebenfalls den Monokotyledonen angehörigen Fossilreste noch zweifelhaft ist, so stelle ich wenigstens die Thatsache fest, dass dieselben Reste, welche ich in den Schichten von Häring auffand und als Typhaeloipum haeringianum beschrieb , auch in den Eocen-Mergeln des Monte Promina vorkommen. ') Ich hatte bei einem Aufenthalte in Berlin durch die Güte des Herrn Prof. A. Braun Gelegenheit, mich von der Richtigkeit dieser Angabe nach eigener Anschauung zu überzeugen. 28 Constantin v. Ettingshausen. Ordo PALMAE. Piahellaria raphifolia Sternb. Sternberg, Vers. I, Fase. 2, p. 32; Fase. 4, p. 34, Taf. 2i. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring in Tirol, 1. c. p. 30, Taf. i, Fig. 1—9; Taf. 2, Fig. 1 -6; Taf. 3, Fig. 1—2. Taf. III, Fig. 4; Taf. XIV, Fig. i. F. foliis longe petiolatis, fliibellato-pinnatis vel ad petiolum iisque multifidis, pinnis vel lobis longissimis planis , linearibus , numerosis , congestis , rhachide in piano anteriore brevi , obtusa vel convexa , in piano posteriore ovata vel lanceolata, acuta; nervis prominentibus, striatis, petiolo tereti, diametro l'/j — 3 centin. Palmacites flabellatiis Schloth., Petref. p. 393. Palmacites oxyrhachis Sternb., Vers. II, Taf. 42. Flabellaria o.ryrhachis Ung. in Mart. Gen. Palm., p. 61. — Gen. et spee. plant, foss., p. 330. Flabellaria Martii Ung. in Mart. Gen. Palm., p. 62. — Gen. et spee. plant, foss. 1. c. Flabellaria haeringiaim Ung., Chloris prolog., p. 43, Taf. 14, Fig. 3. — Fossile Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Aka- demie der Wissenschaften, Bd. II, S. 175, Taf. 23, Fig. 10. Flabellaria Lamanonis Brongn., Prodr. p. 121. — Ung. Gen. et spee. plant, foss., p. 331. In schisto calcareo bituminöse ad Haering Tirolis, in margaceo ad Sotzka Stiriae inferioris, ad Lausanum Helvetiae ad Aix et Vinnacourt Galliae, nee non ad montem Promina. Unstreitig dasselbe Palmenblatt, welches besonders häufig und in wohlerhaltenen Exemplaren unter den Pflanzen der Eoeensehichten von Häring erscheint und von welcher wir eine Reihe verschiedener Entwickelungs-Formen in oben citirter Schrift abbildeten. Hier, wie auch bei Sotzka scheint diese Palme sehr selten zu sein. M^labellaria Mjatania Rossm. Rossmaessler, Beitr. zur Versteinerungskunde, Hft. I, p. 39, Taf. 11, Fig. 49. — Sternberg, Vers. II, p. 195, Taf. 40, Fig. 2. Taf. III, Fig. 2, 3; Taf. IV, Fig. 1—3. F. foliis longe petiolatis, laciniis rhachidi cylindricae, elongato-acuminatae sexpoUicari insidentibus numerosis congestis longissimis linearibus, basi saepe ultra dimidiam unitis, induplicatis, nervis secundariis plurimis approximatis , petiolo compresso , valido , dorso vero sulcato. In calcareo-margaceo forniationis eocenicae ad montem Promina, in arenaceo lignitum ad Altsattel Bohemiae, ad Rott prope Bonnam, nee non ad Radobojum Croatiae. Die hier abgebildeten und einige andere Blattfragmente einer Palme, die sich am Monte Promina fanden, stimmen mitden in der Braunkohlen-Formation von Altsattel nicht selten erscheinenden Fragmenten der Flabellaria Lntania, von welcher ich auf Taf. IV einige Exemplare zur Vergleichung beigefügt habe, so genau überein, dass ich an ihrer Identität mit genannter Species kaum zweifeln kann. Leider konnte ich bis jetzt kein vollständigei-es Fragment erhalten, um diese in der Tracht des Blattes ausgezeichnete Art für die Flora des Monte Promina mit grösserer Sicherheit nachzuweisen. SECTIO m. AGRAMPHIBRTAE. Ordo ABIETINEAE. Araucarites Sternbergii Göpp. Göppert in Bronn's Geschichte der Natur, III, 2, p. 41. — Monographie der fossilen Coniferen, p. 236, Taf. 44, Fig. 1. — Unger, foss. Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Akad. der Wissenschaften, Bd. II. p. 157, Taf. 24, Fig. 1 — 14; Taf. 25, Fig. \ — 7. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Hüring, Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt, Bd. II, Abthl. 3, Nr. 2, p. 36, Taf. 7, Fig. 1—10; Taf. 8, Fig. 1-12. Taf. V, Fig. 1—3. A. strobilis subglobosis, squamis numerosissimis, acumine recurvis, circ. 1 centni. longis, 2 — 3 millm. latis, imbricatis; ramis sparsis elongatis ; foliis ovatis, ovato-lanceolatis, acutis vel aeuminatis, sub- falcatis, basi decurrentibus , imbricatis, apice patentibus. Araucarites Goepperti Sternb., Vers. II, p. 204. — Göppert, Monographie der fossilen Coniferen, p. 236, Taf. 44, Fig. 2. Cijsloseirites dttbitis Sternb., Vers. II, Taf. 9, Fig. 5, 6; Taf. 17, Fig. 1. Die eocene Flora des Monte Promina. 29 Cystoieirites taxiformis Stcrnb., Vers. II, Taf. 18, Fig. 1—3. Jiiniperites cespitosa Bronsn., Transiict. of GpoI. Soc, VII, p. 373. Lyvopodites cespilosiis Sclilotli., Petref., p. 416. In schisto calcareo-hituminoso formalionis cocenicae ad Haering, in calcareo-marfjacpo ad Sotzka Stiriae inferioris et ad montem Promina Dalmatiae; in schisto margaceo formationis mioeenicae ad Stein et Laak Carnioliae , ad Kostenblatt prope Bilinum et ad Wittingau Bohemiae, nee non ad Blocksberg prope Budam Hungariae. Die Reste dieser Conifere kommen am Monte Proniina in gleicher Häufigkeit wie zu Sotzka und Häring vor. Die selilanken verlängerten Ästchen, die spitzen Winkel ihrer Einfügung und die oft verkürzten, weniger abstehenden Blätter — Merkmale, welche, wie ich bereits in meiner tertiären Flora von Häring 1. c. erwähnte, die Art mehr mit Dacrydium cupressinum als mit Araucaria excelsa tlieilt — sind an den hier abgebildeten Exemplaren sehr deutlich ausgesprochen. Ordo MOREAE. FicHS dalniatica Ettingsh. Taf. VII, Fig. 11. F. foliis petiolatis, ovatis utrinqiie aciitis, membranaceis, integerrimis, nervatione camptodroma, nervo primario versus apicein sensiin evanescente, nervis seciindariis infimis siiprabasilaribus, sub angiilo 30°. reliquis sub angulis obtusioribus orientibus , apice rainosis, nervis tertiariis tenuissimis rete laxum forinantibus. Longt. circ. 6 centm., lat. 2 centm. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Dem Habitus nach dürfte dieses Blatt dem Geschlechte Ficus zufallen. Die grundständigen Nerven entspringen unter spitzerem Winkel als die übrigen Secundärnerven, welche, spärliche Tertiärnerven absendend, ein Blattnetz zwischen sich fassen, das auch den einiger Ficus-Arten sehr ähnlich ist. Übrigens spricht weder die Form des Blattes noch seine membranöse Textur gegen die gewählte Gesehlechtsbestimmung. Unter den vorweltlichen für Ficus-For- men erkannten Blättern sind zwei zu erwähnen, die sich mit unserer Art, besonders im Typus der Nervation nahe ver- wandt zeigen. Die eine ist Ficus Hydrarchos Ung. aus der fossilen Flora von Sotzka, die andere Ficus pannonica Ettingsh. der fossilen Flora von Tokay angehörend. Von beiden Formen unterscheidet sie sich durch den ganzen, weder buchtigen noch gezähnten Rand und die schmälere, mehr zugespitzte Form des Blattes hinlänglich. Ficus tfynx Ung. Unger, Gen. et spec. plant, foss., p. 413. — Die foss. Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Akademie der AVissensehaften, Bd. II, p. 163, Taf. 33, Fig. 3. — Etti ngshausen, tertiäre Flora von HUring in Tirol, Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt. Bd. II, Abthl. 3, Nr. 2. p. 41, Taf. 10, Fig. 6, 8. F. foliis longe petiolatis, coriaeeis ovato-oblongis vel ellipticis, obtusiusculis vel acutis, integer- rimis margine saepe undulatis , penninerviis ; nervatione camptodroma, nervis secimdariis approximatis e nervo primario crasso sub angiilis 70 — 80° orientibus, marginem versus arcuatis et inter se coiijunctis. Longt. S — 12 centm., lat. 2 — 6 centm. Rhamtius Eridani U n g.. Gen. et spec. plant, foss., p. 46S. — Die fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 178, Taf. 52, Fig. 4 — 6. In schisto margaceo ad Sotzka et ad montem Promina, nee non in bituminöse ad Haering. Eine wie es scheint ausschliesslich der Eocen-Formation angehörige Species, als deren eigentlicher Vegetations- herd die fossile Flora von Sotzka betrachtet werden muss. Hier und aus Häring in Tirol ist sie nur in wenigen Blattfragmenten erhalten worden. Ficus Morloti Ung. Unger, die fossile Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. 11, p. 164, Taf. 33, Fig. 1. F. foliis ovatis, circ. 2S centm. longis, 15 centm. latis, petiolatis integerrimis , apice rotundatis, nervatione camptodroma, nervo primario valido, nervis secundariis circ. 3—4 centm. inter se remotis, sub angulis 33 — 70" orientibus, subsimplicibus, alternis. In schisto margaceo ad Sotzka Stiriae inferioris et ad montem Promina. 30 Constantin v. Etlingshaiisen. Das Vorkommen dieser interessanten Species erwähnt schon Leopold v. Buch in der Anfangs citirten Schrift über die Lageruns: der Braunkohlen in Europa. Durch Herrn Director Schlehan zu Sieverich bekam ich ein Blatt- exemplar derselben, welches dem von Unger a. a. 0. abgebildeten an Grösse nur wenig nachgibt. Ordo ARTOCARPEAE. Artocarpidiutn Kphialtae Ettingsh. Taf. VII, Fig. 10. k. foliis Gratis, petiolatis, integerrimis, nervatioiie camptodroma, nervo mediano debili, nervis seciin- dariis tenuibus , approximatis , sub angulis 60 — 70" orientibus, nervis tertiariis rete laxum macrosynam- niatum forniantibus. In schisto margaceo ad montem Promina. Ein eiförmiges, gestieltes, ganzrandiges Blatt von anscheinend derber Textur, mit feinen bogenläufigen, unter wenig spitzen Winkeln entspringenden, ziemlich genäherten Secundärnerven, welche ein lockeres, grossmaschiges Netz zwischen sich einschliessen. Die Charaktere und der Habitus dieses Blattes deuten auf eine Verwandtschaft mit den Moreen oder Artocarpeen. Eine Ähnlichkeit dieses Fossils mit manchen Formen des Ficiis Jynx ist nicht zu verkennen, jedoch ist es von genannter Art durch das grossmaschige Blattnetz sicher zu unterscheiden. Ordo NYCTAGINEAE. M*isonia eocenica Ettingsh. Ettings hausen, tert. Flora von Hiiring in Tirol, Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, Bd. II, Abthl. 3, Nr. 2, p. 43, Taf. 11, Fig. 1—22. P. floribus corymboso cymosis (?); ovario vel acbenio elongato, linear! subclavato, laevi, pedicellato, pedicello iilifonni ; foliis eoriaeeis, obovatis vel obovato-elliptieis, saepe obliquis, in petiolum 5 — 10 milhn. longum angiisfatis, apice o])tusatis; nervatione dietyodronia, nervo mediano vaJido, nervis seeundariis tenui- bus, vix distinctis. Longt. fol. circ. 3 — 6 centni., lat. t — 2^/3 centm. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering , in schisto margaceo ad Sotzka et Tüffer Stiriae inferioris , ad Sagor Carnioliae nee non ad montem Promina. Dieselben Blatter, welche ich unter angegebener Bezeichnung in meiner tertiären Flora von Häring a. a. 0. beschrieben und in zahlreichen Exemplaren abgebildet habe, fanden sich auch hier vor. Ihre Ähnlichkeit mit Blättern einiger Pisonia-Arten ist zwar auffallend , jedoch die wenig charakteristische Form dieser Blätter allein nicht hin- reichend, um auf die Vertretung des genannten Geschlechtes in der Flora der Vorwelt mit Sicherheit schliessen zu können. Dies wurde erst durch die Auflindung einer Frucht in den Schichten von Häring möglich. Obige Bestim- mung gründet sich vorzüglich auf eine kleine Achene, welche mit den Achenen von Pisonla suhcordata Swartz aus Brasilien sehr grosse Übereinstimmung zeigt. Ordo LAURINEAE. Oaphnogene polytnorpha Ettingsh. Ettingshausen, TertiSrflorcn der österreichischen Monarchie, S. 16, Taf. 2, Fig. 23— 23. — Tertiäre Flora von Häring in Tirol, I. c. p. 4ä, Taf. 31, Fig. 4, S, 11. Taf VI. Fig. 1—8; Taf. VII, Fig. 1—6. D. foliis petiolatis, eoriaeeis e basi aequali saepius angustata lanceoiatis vel oblongis, acuminatis vel obtusis, integerrimis, triplinerviis ; nervatione acrodroma, nervis seeundariis suprabasilaribus , extrorsum ramosis, reliquis minoribus, sub angulo 45" orientibus. Ceanothus polymorphiis A. Braun, Neues Jahrbuch für Mineralogie 184S, S. 171. — Unger, Chloris prot., p. 144, Taf. 49, Fig. 11. — Gen. et spep. plant, foss., p. 446. — Weber, Tertiarflora der niedcrrhein. Braunkohlenformation, Palaeon- tographica von W. Du nkcr und H. v. Mayer, Bd. II, p. 92, Taf. 6, Fig. 4. Die cocene Flora des Monte Promina. 31 In formationc eocpnica ad Hacring , Sotzka , Tüffcr, Sagor, ad montem Proinina; in formatione mioccnica ad Radobojum, Fohnsdorf, Arnfels, EibiswaUI, Altsaftel. Bilin, Swoszowicze, Erlau, Parschlug, Lcoben, Wildsliuth, Vindobonam, Oeningen, St. Gallen, Mombach, Salzliausen, Bonnam et alibi. Diese bekannte, von Leopold v. Buch ihrer grossen Verbreitung wegen als tertiäre Leitpflanze hinge- stellte Form erscheint in den Schichten des Monte Promina noch häufiger als zu Radoboj in Croatien. Es wurde hier zur Darstellung ihrer zahlreichen Abänderungen eine Reihe von Exemplaren abgebildet. Aus der Vergleichung der- selben mit den Blättern von Cianamomum , Camphora, Litsaea und anderen Geschlechtern erhellet wohl mit Evi- denz ihre nahe Verwandtschaft zu den Laurineen. Daphnogene grandifoUa Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring in Tirol, Abhandlungen der k. k. geologischen Reiebsanstalt , Bd. II, Abtbl. 3, Nr. 2, p. 4S, Taf. 31, Fig. 10. Taf. VI, Fig. 9—12. D. foliis petiolatis coriaceis, rigidis late ovato-oblongis, acutis vel obtusis, integerrimis tripliuerviis ; nervatione acrodroma , nervis secundariis suprabasilaribus , extrorsum ramosis , nervis tertiariis sub angulo recto vel subrecto exeuntibus. Longt. circ. 10 — ^20 centm., lat. 6 — 10 centm. In scbisfo margaceo ad Sotzka, Haering et ad montem Promina. Diese Art erscheint in unserer Flora weit häufiger als in den reichhaltigen Floren von Häring und Sotzka. Da die Blätter sehr gross sind, so fanden sich meist nur Bruchstücke derselben vor, von welchen wir die vollständig- sten auf cit. Tafel abbildeten. Oaphnogene cinnumomifoUa Ung. ünger, Gen. et spec. plant, foss., p. 424. — Fossile Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. II, p. 168, Taf. 39, Fig. 7—9. — Ettingshausen, tertiiire Flora von Hiiring, 1. c. p. 46, Taf. 31, Fig. 6—9. Taf. VII, Fig. 8. D. foliis coriaceis petiolatis, e basi aequali vel angustata ovalibiis vel obloiigis, obtusis vel aeuminatis, margine integerrimis, tripliuerviis ; nervatione acrodroma, nervis secundariis suprabasilaribus, nervis tertiariis sub angulo recto vel subrecto exeuntibus, transversis, leviter curvatis. In schisto margaceo formationis eocenicae ad Häring et ad montem Promina, in formatione mioccnica ad Radobojum, Parschlug, Altsattel, Bonnam, Oeningen etc. Fand sich nur in einigen wenigen Exemplaren mit den vorhergehenden Formen. Mtaphnogene Ittnceolata Ung. Ung er. Gen. et spec. plant, foss., p. 424. - Fossile Flora von Sotzka, I. c. p. 167, Taf. 37, Fig. 1—7. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring, I. c. p. 46, Taf. 11, Fig. 23—26. Taf. VII, Fig. T. D. foliis petiolatis lanceolatis aeuminatis, basi producta parum constrictis, integerrimis triplinerviis, nervatione acrodroma, nervis suprabasilaribus subrectis simplicissimis. In schisto margaceo formationis eocenicae ad Sotzka et Sagor, in calcareo-margaceo ad montem Promina, nee non in calca- reo bituminoso ad Haering. Nach der hier dargestellten Formenreihe der Daphnogene pohjmorpha dürften sich wohl gegründete Zweifel über die Geltung der D. lanceolata Ung. als selbstständige Art erheben. In der That ist die mehr gestreckte Form das einzige Merkmal, auf welches sich die in der Nervation von D. polymorpha durchaus nicht verschiedene D. lan- ceolata allenfalls stützt. Will man aber beide Formen als besondere Arten trennen, so kann man die von Unger in der fossilen Flora von Sotzka, I. c. Fig. 1—7, als D. lanceolata dargestellten Formen unmöglich zu Einer Art zählen, denn es ist nicht abzusehen, warum z. B. Fig. S, ja selbst Fig. 1 und 2 an besagtem Orte sich von D. polymorpha (Ceanothus pntymorphus A. Braun) specifisch unterscheiden sollen. Nur Fig. 3, 4 und 6, durch die lang vorgezo- gene Spitze und die etwas verschmälerte Basis von der Erstgenannten verschieden, dürften die eigentliche D. lan- ceolata darstellen. Die von uns auf Taf. VII, Fig. 3—6 abgebildeten Exemplare können immerhin als Übergangsformen zwischen beiden Arten gelten. 32 Constantin v. Ettingshausen. Etaurtts Mjalages Ung. Unger, fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 169, Taf. 40, Fig. 6—9. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring, 1. c. p. 47. L. foliis ovato-lanceolatis, utrinque attenuatis, longe petiolatis, integerrimis, subcoriaceis, nervatione camptodroma, nervis secundariis simplicibus curvatis, inferioribiis approximatis, sub angulo recto vel sub- recto, mediis et siiperioribus sub angulo acutiore orientibus. Longit. foliorum circ. 9 — IS centm., lat. 3 — SVä centm. In schisto margaceo ad Sotzka, Sagor, ad Haering, ncc non ad montem Promina. Fand sich nur in wenigen Exemplaren, zumeist mit Fragmenten von Goiiiopferis dalmatica A. Braun. Mjaurus pachyphylla Ettingsh. Taf. VII, Fig. 9. L. foliis ovato-oblongis, integerrimis petiolatis, basi obtusis, coriaceis rigidis; nervatione campto- droma, nervis secundariis validis subsimplicibus rectis, sub angulo acuto orientibus. Longt. circ. 7 centm., lat. 2^/2 centm. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Vorliegendes Blatt zeigt die Form der Lanrus Siooszowiczianu Ung. und beiläufig die Nervatur der vorher- gehenden Species. Von beiden muss es aber seiner auffallenden derblederartigen Beschaffenheit und der stark her- vortretenden Secundärnerven wegen der Art nach getrennt werden. Ordo SANTALACEAE. Santalum acheronticum Ettingsh. Ettingshausen, tertiiire Flora von Häring, 1. e. p. 49, Taf. 12, Fig. 6—10. S. foliis ovatis vel ovato-oblongis, obtusis, integerrimis, petiolatis, basi acutis, 22 — 34 millm. longis, 8 — 12 millm. latis, subcoriaceis; nervatione dictyodroma, nervo medio distincto, nervis secundariis simpli- cibus, sparsis, vix conspicuis. Vacchtinm acheronticum Ung. (ex parte), Gen. et spec. plant, foss., p. 440. — Fossile Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. II, Taf. 43, Fig. 2, 8, 9, 12, 14, 17. In schisto margaceo formationis eocenicae ad Sotzka, ad Sagor, ad Haering, nee non ad montem Promina ; in formatione miocenica ad Parschlug, ad Radoboj, nee non ad Erdöbenye prope Tokay. Santalum salicinum Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Hiiring, 1. c. p. 49, Taf. 12, Fig. 3— S. S. foliis subcoriaceis, 4—6 centm. longis, circ. 1 centm. latis, oblongo-lanceolatis, integerrimis, ob- tusis, basi in petiolum crassum angustatis; nervatione dictyodroma, nervo medio distincto, saepe infra apiceni evauescente, nervis secundariis vix conspicuis. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering, in calcareo-margaceo ad Sagor, Sotzka, nee non ad montem Promina. Santalum osyrinnm Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring, 1. 0. p. 49, Taf. 12, Fig. 14—18. Taf. IX, Fig. 3. S. foliis lanceolatis acutis margine integerrimis, basi in petiolum brevem angustatis, coriaceis, 26 — 40 millm. longis, 7 — lü millm. latis; nervatione hypbodroma, nervo medio distincto. In schisto margaceo ad Sotzka Stiriae, ad montem Promina, nee non in calcareo bituminöse ad Haering. Die eocene Flora des Monte Promina. 33 Ordo PROTEACEAE. Petrophiloides MSichardsoni. Ettingshausen, die Proteaceen der Vorwelt, Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. VII, 1851, p. 712. P. strobilis ovoideis vel cylindrieis ty^ — 4 centm. in diametro longitudinali, 1 — 3 centm. in diametro transversal! metientibiis, squaniis confluentibus, apicibiis siibgibbosis vel depressis; seminibus compressis ovatis, obtusis, bilobis. PetropJiiloides Richardsoiii Bowerb., Hist. of the foss. fruits and sceds of the London-clay. I, p.44, Taf.9, Fig. 9 — IS; Taf. 10. Fig. S-8. Petrophiloides cylindricus B o w e r b., 1. c. p. 48, Taf. 9, Fig. 18, 19. PetrophUoides conoideus Bow erb., 1. c. p. 48, Taf. 9, Fig. 26. Petrophiloides ellipticiis Bowerb., 1. c. p. 49, Taf. 9, Fig. 21. Petrophiloides cellidaris Bowerb., 1. c. p. 47, Taf. 9, Fig. 16, 17. In argilla londinensi ad littora Swale Cliff et Herne-Bay insulae Sheppy, nee non in calcareo-margaeeo ad montem Promina Dalinatiae. Banksia longifolia Ettingsh. Ettingshausen, Proteaceen der Vorwelt, Sitzungsbericlite, 1. c. p. 730, Taf. 31, Fig. 19. — Tertiäre Flora von Häring , I. c. p. 53, Taf. 15, Fig. 11-26. Taf. VII, Fig. 12—14; Taf. VIII. B. foliis anguste linearibus, basi in petioliim atteniiatis, margine remote denticiilatis ; nervatione dictyo- droma, nervo primario distincto, nervis secundariis tenuissimis, sub angulo recto orientibus, reticulatis. Myrica longifolia Ung., Gen. et spec. plant, foss., p. 396.— Foss. Flora v. Sotzka, Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. II, S. 159, Taf. 27, Fig. 2; Taf. 28, Fig. 1. Myrica Ophir Ung., Gen. et spec. plant, foss., p. 396. — Fossile Flora von Sotzka, I. c. Taf. 27, Fig. 12—16. In schistu margaceo formationis eocenicae ad Sagor, Sotzka, Haering et ad montem Promina, in formatione mioceniea ad Fohnsdorf Stiriae superioris, nee non ad Blocksberg prope Budam. Banksia hacringiana Ettingsh. Ettingshausen, Proteaceen der Vorwelt, I. c. p. 731, Taf. 31, Fig. 17, 18. — Tertiäre Flora von Haring , I. c. p. 54, Taf. 16, Fig. 1-25. Taf. VII, Fig. 16. B. foliis lanceolatis vel lineari-lanceolatis, siibcoriaceis, basi in petiolum atteniitis, margine argiite ser- rato-denticulatis ; nervatione dictyodroma, nervo primario distincto, nervis secundariis tenuissimis sub angulis 65 — 80" orientibus, arcuatis, marginem versus adscendentibus. Myrica haeringiana Ung., Gen. et spec. plant, foss., p. 395. -Foss. Flora v. Sotzka, I. c. p. 160, Taf. 27, Fig. 11 ; Taf. 28, Fig. 8. In schisto margaceo formationis eocenicae ad Sotzka, ad Sagor, ad Haering, nee non ad montem Promina. Banksia MJngeri Ettingsh. Ettingshausen, Proteaceen der Vorwelt, I. c. p. 731. — Tertiäre Flora von Hiiring, 1. c. p. 54, Taf. 17, Fig. 1—22; Taf. 18, Fig. 1-6. B. foliis lineari-lanceolatis vel linearibus, coriaceis, in petiolum attenuatis, margine argiite serrato-cre- natis ; nervatione dictyodroma , nervo primario distincto, nervis secundariis numerosis, tenuissimis, approxi- matis, sub angulo recto vel subrecto orientibus. Phylliies ambiguns Stern b., Vers. I, Fase. 4, Taf. 42, Fig. 1. Myrica banhsiaefoUa Ung., Gen. et spec. plant, foss., p. 395. —Fossile Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Akad. der Wissenschaften, Bd. II, p. 160, Taf. 27, Fig. 3, 4. Myrica speciosa Ung., Gen. et spec. plant, foss., p. 396. — Fossile Flora von Sotzka, I. c. p. 161, Taf. 28, Fig. 7. In schisto margaceo formationis eocenicae ad Sotzka, ad Sagor, ad Haering, nee non ad montem Promina. Denkschriften der mathera.-naturw. VIII. Bd. 5 34 Constantin v. Ettingshausen. itanksia dillenioides Ettini^sh. Ettingshausen, Proteaeeen der Vorwclt, I. c. p. 732. — Tertiäre Flora von Hüring, 1. c. p. 33, Taf. 18, Fig. 7. Taf. IX, Fig. 5—9. B. foliis oblongo-lanceolatis, coriaceis, basi in petioliiin angustatis, margine serrato-crenatis ; nerva- tione dictyodroma, nervo priniario valido, nervis secundariis tenuibus, 2 — 5 miUm. distantibus, sub angulo subrecto orientibus. In schisto caicareo-bituniinoso ad Haering, in calcareo-niargaceo ad montem Proniina. Mtt'yandra Brongniartii Ettingsh. Ettingshausen, Proteaeeen der Vorwclt, I. c. p. 734, Taf. 32, Fig. 1—8. — Tertiäre Flora von Häring in Tirol, I. c. p. SS, Taf. 19, Fig. 1-26. Tiif. XIV, Fig. S— 6. D. foliis linearibus vel lineari-lanceolatis, acuminatis, coriaceis, basi in petiohnn angustatis, alternatim pinnatilidis, hiciniis triangularibus, vel siibrbonibeis, acutiusculis, 2 — 4 nerviis; nervatione dictyodroma, nervis tenuissimis, sub angiilis 63 — 80* orientibus. Compionia dryandraefoUa Brongn., Prodr. p. 143, 214. — Ann. des scienc. natur. Tom. IV, p. 49, Taf. 3, Fig. 7. — ünger. Gen. et spec. plant, foss., p. 393. Comntonia hreviloha Brongn., Transaet. of Geol. Soe. Vol. VII, p. 373. — Unger, Gen. et spec. plant, foss., p. 394. — Fossile Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. II, p. 162, Taf. 29, Fig. 2. Aspleniopteris Schrankii Sternb., Vers. I, Fase. 4, p. 22, Taf. 21, Fig. 2. In formatione tertiaria ad Eperies Hungariae, ad Haering Tirolis, ad montem Proniina Dalmatiae, ad Armissan prope Narbonnam, ad montem Gergovia prope CIcrmont Galliae, nee non in pluribus locis Helvetiae. Mtryatutroifles hakeaefolia Ung. Unger, Gen. et spec. plant, foss., p. 428.— Fossile Flora von Sotzka, l.c.p.l69, Taf. 27, Fig. 5, 8, 10; Taf. 41, Fig. 7—10.— Ettingshausen, Proteaeeen der Vorwelt, 1. c p. 738. — Tertiäre Flora von Häring, 1. c. p. 56, Taf. 20, Fig. 1, 2. Taf. VII, Fig. 15. D. foliis elongato-lanceolatis, in petiolum attenuatis, remote dentatis, coriaceis, dentibus parvis inae- qualibus, nervatione hypbodroina, nervo prlmario distincto. In schisto margaceo formationis eocenicae ad Sotzka, Haering et ad montem Promina. Ordo APOCYNACEAE. Apocynophyllutn plumeriaefoUum Ettingsh. Taf. IX, Fig. 14. A. foliis oblongis breviter petiolatis, integerrimis versus basin angustatis ; nervatione cainptodroma, nervis secundariis validis, a|)proxiinatis, e nervo priniario valido sub angulis 70 — 83" orientibus, simplicibus. Longt. circ. 7 centm., lat. 2^^ centm. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Dieses Blatt ist seiner charakteristischen Nervation wegen nicht schwierig zu deuten. Aus dem starken Pri- märnerven entspringen hogenliiufige, ziemlich stark ausgeprägte Secundärnerven unter wenig spitzem oder nahe rechtem Winkel. Dieselben sind genähert, einfach, zeigen einen schwach welhgen Verlauf und bilden erst in der Nähe des BlattraTulos einen kleinen Bogen. Zwischen den Secundärnerven liegt ein lockeres Netz, welches jedoch nur an wenigen Stellen erhalten ist und dessen Nerven erster Ordnung aus den secundären Nerven unter rechtem Winkel entspringen. Die länglich-verkehrt-ovale, ganzrandige Form und die ziemlich derbe Textur des Blattes in Combination mit der beschriehenen Nervation finden wir beinahe ausschliesslich und in zahlreichen Fällen in der Ordnung der Apocynaceen, wo Blätter von Plumeria-, Allnmanda- und andere Arten sehr grosse Übereinstimmung darbieten. Die eocene Floru des Monte Promina. 3S Ordo SAPOTACEAE. Bumelia oblongifolia Ettingsh. Taf. IX, Fig. 2. B. foliis coriaceis, breviter petiolatis, cuneiformibiis, integerrimis, apice rotundatis; nervatione dictyo- droma, nervo primario valido, nervis seciindariis tenuibus siib angiilo aciito orientibus. Longt. circ. 5 — 6 centin., hit. 2 centm. In schisto caleareo-margaceo ad montem Promina. Unterscheidet sich von den Blättern der nachfolgenden Art durch die länglich-keilige Form und die angegebene Nervation, von der ihr noch näher stehenden Bumelia nmbigua durch die derbere Blatttextur und die unter minder spitzen Winkeln abgehenden Secundärnerven. Butnelia Oreadum, Ung. Unger, Gen. et spec. plant, foss., p. 43ö. — Fossile Flora von Sotzka, I. c. p. 172, Taf. 43, Fig. 7 — 14. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Haring, 1. c. p. 64, Taf. 21, Fig. 19, 20. B. foliis obovatis, obtusis, petiolatis, integerrimis, coriaceis; nervatione dictyodroma, nervis secun- dariis tenuissimis. In schisto niargaceo forinationis eocenieae ad Sotzka, Sagor et ad montem Proniina, nee non in calearco-bituminoso ad Haring; in formatione miocenica ad Radobojum, Fohnsdorf, ad Bonnam. Sapotacites Miaphnes Ettingsh. Taf. IX, Fig. 10. S. foliis petiolatis ovato-oblongis vel oblongo-lanceolatis, margine saepe revoluto-integerrimis, cori- aceis, rigidis, supra nitidis; nervatione dictyodroma, nervis seciindariis tenuissimis, approximatis, rectis parallelisque, e nervo primario valido sub angidis 65 — 80" orientibus. Longt. circ. 3 — 9 centm., lat. l'/a — 3 centm. Queriius Daphnes Ung., Chlor, protog., Taf. 31, Fig. 2, 3. — Gen. et spec. plant, foss., p. 402. In schisto caleareo-margaceo formationis eocenieae ad montem Promina, in niargaceo formationis miocenicae ad Parsehlug Stiriae, nee non ad Schemnitz Hungariae. Sapotacites vaccinioides Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Haring, 1. c. p. 63, Taf. 21, Fig. 10—16. S. foliis obovatis, brevissime petiolatis vel sessilibus, integerrimis, coriaceis, apice obtuso saepius emar- ginatis, nervatione bypbodroma, nervo mediano solo conspiciio. Longt. 1*/, — 2'/, centm., lat. 4 — 7 millm. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering, in niargaceo ad Sotzka, nee non ad montem Promina. Sapotacites atnbiguits Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Haring, 1. c. p. 63, Taf. 21, Fig. 2S. Taf. IX, Fig. 4. S. foliis lanceolatis vel oblongis, petiolatis, integerrimis, coriaceis, rigidis, basi et apice acutis, nerva- tione bypbodroma, nervo mediano solo conspicuo. Longt. 3 centm., lat. 9 millm. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering, in niargaceo ad Sotzka, nee non ad montem Proniina. Ordo ERICACEAE. Andromeda protogaea Ung. Unger, fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 173, Taf. 64, Fig. 1—9. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Haring, 1. c. p. 64, Taf. 22, Fig. 1-8. Taf. IX, Fig. 11. A. foliis lineari-lanceolatis, elongatis, longe petiolatis, obtusiusculis, integerrimis, coriaceis, nervatione bypbodroma, nervo medio solo conspicuo. Longt. circ. 4 — 10 centm., lat. 1 — 2 centm. In formatione coeenica ad Sotzka, Sagor, ad montem Proniina. nee non ad Haering ; in formatione miocenica ad Heiligenkreuz propc Kreninitz, ad Szakadat Transsylvaniae, nee non ad Wittingau Bohemiae. 36 Constantin v. Ettingshausen. Gautiera eocenica Ettingsli. Taf. IX, Fig. 12. G. foliis coriaceis, ovato-lanceolatis, basi angustatis, integerriinis, nervatione cainptodroma, nervo primario valido, nervis secundariis sub angulis 20 — 30" orientibus. Longt. circ. 7 — 8 ceiitm., lat. ly, — 2 centm. In schisto calcareo-margaceo ad monteiti Promina. Dieses Blatt verräth weniger seiner Form als der Nervation und der auffallend derben lederartigen Textur nach eine nicht geringe Ähnlichkeit mit der von 0. Weber beschriebenen Gautiera Ugiiitum aus den Braunkohlengebilden des niederrheinischen Tertiärbeckens. Auch die nordamerikanische Gautiera acuminata Schicht., welche Weber mit der genannten fossilen Art vergleicht, stimmt besonders in der Nervation mit demselben iiberein. Ich stellte es aus diesem Grunde unter das bezeichnete Geschlecht und unterscheide die Art, welcher dieses Blatt angehörte, von der Weber'schen durch die lanzettliche, an der Basis verschmälerte Form und die unter spitzeren Winkeln abgehenden Secundärnerven. Vacciniuin acheronticuni Ung. Ungier, Gen. et spec. plant, foss., p. 440. — Fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 173, Taf. 45, Fig 1, 3, 4, 16. V. foliis ovato-lanceolatis, obtusis, integerrimis , petiolatis, siibcoriaceis ; nervatione dictyodroma, nervo primario distincto, nervis secundariis subtiiibus ramosisque. Longt. circ. 2 — 4 centm., lat. S— 12 milim. In formatione eocenica ad Sotzka et ad montem Promina, in miocenica ad Parschlug et Radoboj. Rhododendron Salurni Ettingsh. Taf. IX, Fig. 1. R. foliis lanceolatis basi rotundata sessilibus, integerrimis, coriaceis; nervatione dictyodroma, nervo primario valido, nervis secundariis tenuibus, apice ramosis. Longt. circ 6 — 7 centm., lat. 2 centm. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Ein starres, lederartiges, sitzendes Blatt von lanzettlicher Form mit hervortretendem Median- und feinen ästigen unter wenig spitzen Winkeln abgehenden Secundärnerven. Blätter von Ericaceen, namentlich mehrerer Rhododen- dron-Arten, z. B. von R. puHctatum Bch aus Nordamerika, zeigen mit demselben besonders dem Typus der Nerva- tion nach grosse Ähnlichkeit. Ordo NELUMBONAE. Nelutnhinni Bnchii Ettingsh. Taf. X, Fig. 2, 3; Taf XI, Fig. 1; Taf. XII. N. foliis longe petiolatis, laminis natantibus, orbicularibus, peltatim petiolo crasso Insertis, integerrimis, coriaceis; nervatione aspidodroma, nervis crassis, strictis. ramosis; ramis sub angulis acutissimis orientibus dichotomis. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Diese interessanten Pflanzenreste beurkunden sich unzweifelhaft als Blatttheile einer Nelumbium-Art. Die höchst wahrscheinlich sehr lang gestielten Blätter zeigen einen kreisrunden, vollkommen ganzrandigen Laminartheil von ziemlich derber, lederartiger Consistenz, der schildförmig und excentrisch einem dicken Stiele eingefügt ist. Die schiidläuiigen, von der ansehidichen und etwas hervorragenden Einfügungsstelle des Stieles strahlenförmig auslaufenden Nerven sind mächtig hervortretend, steif, an der Spitze ästig; ihre Äste unter sehr spitzen Winkeln entspringend, fast parallel laufend, gabelspaltig. Mit der eben charakterisirten Form und Nervation stimmen die Blätter des die Süsswasseransammlungen des wärmeren Asiens zierenden Nelumbium speciosum Willd. ziemlich überein. Entfernter stehen die Blattformen des nordamerikanisehen N. luteum Willd. Die eocene Flora des Monte Promina. 37 Nelittnbiuin nyniptuteoides Ettingsh. Taf. X, Fig. 1 ; Taf. XI, Fig. 2. N. foliis loiige petiolatis, siibpeltatis basi sagittaeformibus, integerriinis, lobis obtusis, approximatis, subconniventibus ; nervatione aspitlodroma, nervis crassis, strictis, rainosis. In scliisto culeareo-margaceo ad inontem Promina. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Art, welcher sie in der Nervation voilkommen gleicht, durch den spitzen, pfeilförmige Lappen bildenden Einschnitt an der Einfügungsstelle der Lamina. Ordo BUETTNERIACEAE. Oombeyopsis Philyrae Ettingsh. Taf. IX, Fig. lä— 16. D. foliis rotundatis, integerriinis, coriaeeis, nervatione cainptodroma , nervis secundariis validis, arciiatis, suboppositis, SHperioribiis siinplicibus, vel apiee raniosis, inferioribus et infimis extrorsum pinnatis. Longt. circ. 6 centm., lat. 5 centni. In schisto calcareo-margaceo ad montem Proniina. s Von der im Typus der Nervation übereinstimmenden Dombeyopsis üliaefoUa Ung. durch die gleiche, nicht herzförmig ausgeschnittene Basis und die derbe, lederartige Blatt-Consistenz wohl verschieden. JOombeyopsis grandifolia Ung. Unger, Gen. et spec. plant, foss., p. 447. — Fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 173, Taf. 47, FIff. 1—2; Taf. 48, Fig. 1—2. Ettingshausen, fossile Flora von Willdshuth, Sitzungsb. d. kais. Akad. d. Wissensch. IX. Bd.p. 40, Taf. 4, Fig. 1—2. D. foliis dimidiato-cordafis, siibpeltatis, integerriinis, magnis nervatione actinodroma, nervis 3 — 7, lateralibus extrorsum, mediano utrinque pinnato, venis intersticialibus rete laxum ex areolis pentagonalibus hexagonalibusque fonnantibus. In schisto margaceo formationis eocenicae ad montem Promina, in formatione miocenica ad Prevali Carinthiae, ad Bilinum Bohe- miae, ad Leoben et Kainberg Stiriae, ad Willdshuth Austriac supcrioris, nee non ad Bonnam. Ordo STERCULIACEAE. /Sterculia Mjabvusca Ung. Unger, fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 17S, Taf. 49, Fig. 1—11. Taf. XIV, Fig. 7. S. foliis longe petiolatis, coriaeeis, basi rotundatis vel subcordatis, trilobis, rarius bi- vel quinquelobis, lobis lanceolatis, acuininatis, integerrimis, lobo medio saepius productiore; nervatione actinodroma, nervis 2 — 3, nervis secundariis tenuissimis, siinplicibus. Laurus Labrusca Ung., Gen. et spce. plant, foss., p. 423. Ficus earicoides Ung., fossile Flora von Sotzka, I. e. p. 163, Taf. 34, Fig. 8. Platanus Sirii Ung., fossile Flora von Sotzka, I. c. p. 166, Taf. 36, Fig. 1. Acer sotzkianum Ung., (ex parte), fossile Flora von Sotzka. I. c. p. 173, Taf. SO, Fig. 1—3. la schisto margaceo formationis eocenicae ad Sotzka, Sagor, nee non ad montem Promina. Von dieser vielgestaltigen Form, welche wir aus den Mergeln von Sotzka in zwei-, drei- und fünflappigen Typen kennen gelernt haben, fanden sich hier nur wenige Exemplare. Das auf der angegebenen Tafel abgebildete stellt eine Mittelform zwischen den von Unger als Acer sotzkianum und Sterculia Labrusca bezeichneten Blättern dar. Zahlreiche Übergangsformen zwischen diesen beiden, Ficus earicoides und Platanus Sirii, fanden sich zu Sotzka in Untersteiermark. 38 Constantin v. Etting shausen. Ordo MALPIGHIACEAE. Iftalpighiastfuni tiahnaticutn Ettingsh. Taf. XIII, Fig. 1. M. foliis late lanceolatis, basin versus angustatis, integerrimis, coriaceis, nervatione campfodroma, nervis secimdariis 10— IS miliin. distantibus, sub angulis 60 — 70" orientibiis simpiicibus vel apice ramosis. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Dieses Blattfragnient seheint der Form und Nervation nach, die es verräth, einer Malpighiaeee anzugehören. Es konnte weder mit einer der bis jetzt beschriebenen fossilen Formen der genannten Ordnung vereint, noch seiner unvollständigen Erhaltung wegen irgend einem der zahlreichen Geschlechter derselben mit Sicherheit eingereiht werden. Wir stellen es daher vorläufig unter das obige von Unger gebildete Hilfs-Genus. Ordo CELASTRINEAE. Celastrus Phlegethontis Ettingsh. Taf. IX, Fig. 13. C. foliis coriaceis, ovatis, acuminatis, basi obtusis, margine denticulatis ; nervatione dictyodroma, nervo mediano distincto, nervis secundariis tenuibiis, sub angulo acuto egredientibus in rete laxuni solutis. Longt. circ. 3 cent., lat. 2 centm. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Ein eiförmiges, an der Spitze verschmälertes, an der Basis stumpfes, am Rande gezähneltes Blatt von leder- artiger Textur, mit hervortretendem, bis zur Spitze verlaufendem Median-, und netzläufigen, ziendich feinen Secundär- nerven. Seiner ganzen Tracht nach scheint dasselbe der Ordnung der Celasti'ineen anzugehören. Unter den bis jetzt bekannten fossilen Blattformen dieser Ordnung gleicht es am meisten dem Celastrus europaeus Ung. Celastrus Andvomedae Ung. Ungcr, Gen. et spcc. plant, foss., p. 439. — Fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. i77, Taf. SI, Fig. 2—10. Taf. XIV, Fig. 8. C. foliis ovatis vel lanceolatis, utrinque aftenuatis, petiolatis, dentato-crenatis, coriaceis ; nervatione dictyodroma, nervis secundariis tenuissimis, apice ramosis, sub angulis acutis variis orientibus. Longt. circ. 4 — 6 centm., lat. 1 — 2 centm. In schisto margaceo ad Sotzka et ad montem Proniina. Celastrus oreophilus Ung. Unger, fossile Flora von Sotzka, I. o. p. 177, Taf. Sl, Fig. 11 — 13. — Ettingsliausen, tert. Flora von Häring, 1. c. p. 72, Taf. 25, Fig. 1. Taf. IX, Fig. 17. C. foliis parvis obovatis, in petiolum attenuatis, coriaceis, integerrimis; nervatione hyphodroma, nervo mediano crasso. Longt. circ. 2 — 3 centm., lat. l'/o — 2 centm. In schisto calcareo-margaceo ad Sotzka, ad montem Promina, nee non in hituminoso ad Haering. Ordo RHAMNEAE. Mihamniis Roesleri Ettingsh. Taf. XIII, Fig. 2, 3. R. foliis lanceolatis vel lineari-lanceolatis, integerrimis, longe petiolatis, subcoriaceis ; nervatione caniptodroma, nervis secundariis e nervo primario excurrente sub angulis 40 — 50° orientibus, 5 — 6 niillm. distantibus, simpiicibus, parallelis. In schisto calcareo-margaceo ad montem Proniina. Die eocene Flora des Monte Promina. 39 Diese Blatter zeigen in ihren Charalcteren so viele Ähnlichkeit mit den Blättern mehrerer Rhamneen-Arten, namentlich ans den Geschlechtern Rhamnns nnd Poraaderris, dass die nahe Verwandtschaft dieser zu jenen kaum bezweifelt werden kann. Die Art, welche zu den Seltenheiten imscrer Flora gehört, unterscheidet sich von den bis jetzt entdeckten vorweltiichen Rliamneen mit bogenliiufiger Nervation durch die lanzettliche Form, den über 1 Ceatm. langen Blattstiel und die derbe lederartige Textur hinlänglich. Ich benenne dieselbe zu Ehren des Herrn G. Rösler, durch dessen gütige Mittheilung ich zur Kenntniss derselben gelangte. Ceanothus zixyphoides Ung. Unger, Chloris protog., p. i4S, Taf. 49, Fig. 10. — Gen. et spec. plant, foss., p. 466. — Fossile Flora von Sotzka, I. c. p. 179, Taf. S3, Fig. 8, 9. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring, 1. c. p. 76, Taf. 2S, Fig. 9—39. Taf. IX, Fig. 18, 19. C. ramulis elongatis, foliis alternis petiolatis, lanceolato-acumiiiatis, vel ovato-lanceolatis vel ovatis, basi saepius obliquis , abortu subrotiindis, margine remote dentatis vel denticulatis, triplinervis ; nervatione acrodroma, nervis seciuidariis infimis siibbasilaribus, simplicibiis, nervis reliquis teniiissimis, ramosissimis. Longt. norm. circ. 2 — 8 centm., lat. 6 — 23 niillm. In formatione eocenica ad Haering, Sotzka, nee non ad niontem Promina. Von dieser in den Tertiärschichten von Häring und Sotzka sehr häufigen Art fanden sich hier nur die zwei abgebildeten Blätter. Über die Richtigkeit der Bestimmung kann bei der charakteristischen Form dieser Rhanmeen- Blätter kein Zweifel entstehen. Ordo MYRTACEAE. CalUstemophylltim tnelaleucaeforme Ettlngsh. Ettingshausen .tertiäre Flora von Häring in Tirol, 1. e. p. 84. Taf. 27, Fig. 13, 14. Taf. XIV, Fig. 10. C. foliis lanceolato-linearibus, petiolatis, integerrimis, coriaceis; nervatione dictyodroma, nervis secun- dariis crebris, tenuibus, e nervo primario distincto sub angulis acutis orientibus, simplicibus vel ramosis. Longt. 6 — 7 centm., lat. 7 — 9 millm. In schisto inargaceo ad Sotzka, Sagor et ad montem Promina, nee non in calcareo-bituminoso ad Haering. CallistemophyllHtn diosnioides Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring in Tirol, 1. c. p. 83, Taf. 27, Fig. 6 — 9. C. foliis lineari-lanceolatis vel linearibus, petiolatis, integerrimis, coriaceis; nervatione dictyodroma, nervo mediano teniii, nervis secundariis vix conspicuis, in rete tenerrimo soliitis. Longt. 2 — 3'/^ centm., lat. 3—4 millm. In formatione eocenica ad Sotzka, ad Haering et ad montem Promina. Eucalyptus oceanica Ung. Unger, fossile Flora von Sotzka, Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. 0, p. 182, Taf. S7, Fig. 1 — 13. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring, 1. c. p. 84, Taf. 28, Fig. 1. Taf. XIII, Fig. 8—15; Taf. XIV, Fig. 9. E. foliis %■ — 3 pollicaribus, lanceolatis vel lineari-lanceolatis, acnminatis subfalcatis, in petiolum attenu- atis, coriaceis, integerrimis, petiolis semipollicaribus, saepius basi contortis ; nervatione dictyodroma, nervo primario distincto, nervis secundariis tenuissimis, sub angulis acutis orientibus. In schisto margaceo ad Sotzka, Sagor et ad montem Promina, nee non in calcareo-bituminoso ad Haering. 40 Constantin V. Ettingshausen. Eugenia Apollinis Ung. ünger. Gen. et spec. plant, foss., p. 480. — Fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. i82, Taf. S6, Fig. 3-i8. — Ettings- hausen, tertiäre Flora von Hiiring in Tirol, 1. c. p. 83, Taf. 27, Fig. 20, 21. E. foliis petiolatis, lanceolatis vel ovatis, obtusiusciilis, integerrimis, coriaceis ; nervatione dictyodroma, nervo mediano excurrente, nervis secundariis tenuissimis, approximatis, siib angulo aciito orientibus. Longt. 2 — 6 centin., lat. iVa — 3 centm. In schisto margaceo formationis eocenicae ad Sotzka, Sagor, ad montem Promina, nee non in calcareo-bituminoso ad Hiiring. Ordo PAPILIONACEÄE. Mtalhergia priniaeva Ung. Unger, fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 18b, Taf. 60, Fig. 8—12.— Ettingshausen, Tert. Flora v. Häring, 1. c. p. 96. Taf. XIII, Fig. ä. D. foliis pinnatis, foliolis petiolatis ovato-lanceolatis, acuminatis, integerrimis, ultrapolliearibus. In formatione eocenica ad Sotzka, ad Sagor, ad Haering (?), et ad montem Promina. Sophora europaea Ung. Unger, Gen. et spec. plant, foss., p. 490. — Fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 187, Taf. 63, Fig. 1 — S. — Ettings- hausen, tertiiire Flora von Hiiring, 1. c. p. 89, Taf. 29, Fig. 20. — Beitrag zur Kcnntniss der fossilen Flora von Tokay, Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. XI, p. 813, Taf. 4, Fig. 4. Taf. XIII, Fig. 4. S. foliis impari-pinnatis , pkirijugis; foliolis rotundato-obovatis vel ellipticis, basi inaequalibiis, breviter petiolatis, integerrimis; nervo primario valido, nervis secundariis inconspicuis. Foliol. long. circ. SYa — S centm., lat. ly., — 2^^ centm. In formatione eocenica ad Sotzka, ad Sagor, Haering et ad montem Promina; in formatione mioeenica ad Radoboj et ad Erdöbenye prope Tokay. Caesalpinia norica Ung. Unger, fossile Flora von Sotzka, 1. c. p. 187, Taf. 63, Fig. 8,9. — Ettingshausen, Tertiare Flora von Häring in Tirol, 1. c. p. 96. C. foliis abrupte bipinnatis, partialibus quadrijugis, propriis sexjugis; foliolis inaequalibus, basi inae- quali ovato-ellipticis, semipollicaribus, emarginatis, integerrimis, subsessilibus. In formatione eocenica ad Sotzka, ad montem Bolca prope Verona et ad montem Promina Dalmatiae, nee non ad Häring Tirolis. Caesalpinia Haitlingeri Ettingsh. Ettingshausen, Tertiäre Flora von Hiiring in Tirol, 1. c. p. 89, Taf. 29, Fig. 21— 39. C. foliis bipinnatis, foliolis inaequalibus, ellipticis vel subrotundis, basi obliquis, brevissime petiolatis, integerrimis, nervo primario distincto, nervis secundariis inconspicuis. Foliol. longt. circ. 7 — 19 millm., lat. 3 — 11 millm. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering frequens; nee non in calcarco-margaeeo ad montem Promina. Cassia atnbigua Ung. Unger, Gen. et spec. plant, foss., p. 492. — Ettingshausen, Tertiärfloren der österr. Monarchie; fossile Flora von Wien, p. 27, Taf. ö, Fig. 9—13. — Tertiäre Flora von Häring in Tirol. 1. c. p. 90, Taf. 29, Fig. 43—46. Taf. XIII, Fig. (5. C. foliis pinnatis, foliolis subsessilibus v. breviter petiolatis, oblongo-ellipticis v. lanceolatis, subcoria- ceis, integerrimis, obtusiusculis v. acutis, basi rotundata inaequalibus; nervatione dictyodroma, nervo primario distincto, nervis secundariis tenuissimis. Foliol. longt. circ. V/.^ — S'/g centm., lat. 6 — 10 millm. In calcareo-bituminoso formationis eocenicae ad Haering, in caleareo-margaceo ad montem Promina; in formatione mioeenica ad Parschlug et Fohnsdorf Stirlae, ad Bilin, Vindobonam, Radoboj, ad Erdöbenye prope Tokay, nee non ad Oeningen. Die eocene Flora des Monte Promina. 41 Cassia Xephyri Ettingsh. Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring, 1. c. p. 90, Taf. 30, Fig. i— 8. Taf. XIII. Fig. 16. C. foliis pinnatis, foliolis lanceolatis, integerrimis, siibcoriaceis, basi acuta siibobliqiiis ; nervo primario valido, nervis seciindariis obsoletis. Folio), longt. circ. 2'/, — 4 centm.. lat. 7 — 11 millm. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering. in margaeeo ad niontom Promina. Cassia hyperborea Ung. Ungar, Gen. et spee. plant, foss., p. 492. — Fossile Flora von Sotzka, I. e. p. 188, Taf. 64, Fig. i — 3. — Ettings- hausen, tertiäre Flora von Häring, 1. c. p. 91, Taf. 30, Fig. 12 — 14. Taf. XIII, Fig. 18—23. C. foliis pinnatis, foliolis petiolatis ovato-lanceolatis. acuminatis. integerrimis, subeoriaceis, basi in- aequalibus , nervo primario valido , nervis secundariis subtilibus . vix eonspicuis. Foliol. longt. circ. 4V3 — 9 centm., lat. 2 — ^3 centm. Cassia Berenices Ung., fossile Flora von Sotzka. 1. c. p. 188, Taf. 64, Fig. 4—10. In formatione eocenica ad Sotzka, Sagor ad Haering et ad monteni Promina; in forniatione mioeenica ad Parschlug, Radoboj et Bonnam. Cassia Oiones Ettingsh. Taf. XIII, Fig. 7. C. foliis pinnatis, foliolis multijugis, ovatis, integerrimis, acuminatis, coriaceis, basi subobliquis, bre- viter petiolatis, petiolo transversim rugoso ; nervo primario valido, excurrente. In schisto calcareo-margaceo ad montem Promina. Dieses Fiederblättchen unterscheidet sich von denen der Cassia hyperborea nur durch den kurzen, querrunze- ligen Stiel und die fast gleiche Basis. Cassia Phaseolites Ung. Unger, fossile Flora von Sotzka, 1. e. p. 188, Taf. 63, Fig. 1—5: Taf. 66, Fig. 1—9. — Ettingshausen, tertiäre Flora von Häring, 1. c. p. 91, Taf. 30, Fig. IS— 17. C. foliis pinnatis, foliolis multijugis, petiolatis, ovato-elongatis, obtusinsculis, basi rotundata obliquis, integerrimis, membranaceis, nervo primario valido, nervis secundariis tenuibus, crebris, subsimplicibus, paral- lelis. Longt. foliol. circ. 7 — 10 centm., lat. 2 — 4 centm. Phaseolites eassiaefolla Ung., Gen. et spcc. plant, foss., p. 488. In schisto margaeeo forniationis eocenieac ad Sotzka, ad monteni Promina et ad Haering; formationis miocenicae ad Radobojum. Denkschriften der m.ithem.-naturw. Cl. VIII. Bd. 42 Co ns tan tili v. Ettings hausen. Erklärung der Tafeln. Tafel I. Fig. 1. Delesserites sphaerococcoides Ettingsh.; «. ein Fragment des gabelspaltigen Laubes, schwach vergrössert, um die eigenthümliche fiederige Nervation desselben darzustellen. Das einzige Exemplar dieser Art, welches sich am Monte. Promina vorfand. Fig. 2, 3. Sphaerococcites flahelliformis Ettingsh.; Fig. 2 stellt ein Fragment eines jüngeren, minder entwickelten Laubes Fig. 3 eines älteren Laubes dar, an welchen man die derbe lederartige Textur recht deutlich erkennen kann. Fig. 4, S. Chondrites dahnaticus Ettingsh; Fig. 4 den oberen Theil eines Laubzweiges mit dünneren, aufrechten Astchen. Fig. 5 den unteren Theil eines solchen mit steiferen, wagrecht abstehenden Asfchen darstellend. Fig. 6, 7. Eqnisetites Erhreichii A. Braun; Fig. 6 mittlerer Theil des Stengels mit Fragmenten der quirlig gestellten Aste und einer wohl erhaltenen, die Gliederung desselben zierenden Scheide; Fig. 7 unterer Theil des Equiseten-Stengels mit geniiherten Gliedern und stärkeren Lüngsstreifen. Fig. 8, 9. Goniopteris dalmatica A. Braun; Fig. 8 mittlerer Theil eines jüngeren Wedels, an weichem man die Stellung der fheilweise wohl erhaltenen Fiedern noch entnehmen kann, Fig. 9 die zusammengehörigen und mehr gedrängten Seiten- fiedern eines stärkeren Wedels darstellend ; Fig. h Theil einer Fieder in schwacher Vergrösserung, um die gefiederte Nervation zu zeigen. Tafel II. Fig. 1—4. Goniopteris poJypodioides Ettingsh.; Fig. 1 Mittelstück eines Wedels, an welchem man die Einfügung einiger Fiedern gewahrt; Fig. 2 ein ähnliches Exemplar mit deutlich entwickelten den Nervenästchen aufsitzenden Fruchthäufchen: Fig. 3 und 4 Exemplare von Fiedern, steril, mit vorzüglich erhaltener Nervation; Fig. n die sterile, Fig. 6 die Sporangien tragende Nervation in schwacher Vergrösserung dargestellt. Fig. S — 8. Sphenopteris eoeenica Ettingsh.; Fig. 5 Wedelfragment eines älteren Exemplares, mit entfernter gestellten und stärker entwickelten Fiedern; Fig. 6 und 7 Endtheile jüngerer Wedel mit verkürzten, an der Basis zusammenhän- genden Fiedern; Fig. 8 Seitenfiedern eines grösseren, wohl ausgebildeten Wedels; Fig. e ein Fiederchen von letzt- genanntem Exemplare, schwach vergrössert, zur Darstellung der Nervationsverhältnisse. Tafel in. Fig. 1. Zosterites affinis Ettingsh; Blatt- und Stengelreste einer Zosteren ähnlichen Najadee. Fig. 2, 3. Flabelluria Lafania Rossni. ; Fig. 2 Mittcistück der Blattfläche eines grossen Blattes, an welchem man die Anheftung der am Grunde verwachsenen Fiedern an die bereits sehr dünne Spindel noch deutlich wahrnimmt; Fig. 3 Fragment einer Fieder. Fig. 4. Fluhellaria raphifolia Sternb., Mitteltheil eines jungen Blattes, ziemlich schlecht erhalten; man sieht jedoch deutlich den Ansatz der am Grunde zusammenhängenden Fiedcrn an das kleine abgerundete Köpfchen der sehr kurzen Spindel. Fig. ä. Goniopteris polypodioides Ettingsh., Fragmente von sterilen und von fructificirenden Fiedern mit vorzüglich schön erhaltener Nervation. Tafel iV. Fig. 1 — 3. Blattreste der Flabelluria Latania Rossm. aus den Miocenschichten von Altsattel in Böhmen. Tafel V. Fig. 1 — 3. Arancarites Slernhergii Göpp.; Fig. 1 und 2 Fragmente von älteren Zweigen, deren Astchen mehr abstehen und mit grösseren, sparrigen Blättern besetzt sind ; Fig. 3 Exemplar eines wohlerhaltenen jungen Zweigchens, dessen verlängerte mit kürzeren und mehr anliegenden Blättern besetzten Astchen grosse Ähnlichkeit mit Dacrydium cupressinum bedingen. Tafel VI. Fig. 1 — 8. Daphnogene polymorpha Ettingsh.; Fig. 1 — 6 grössere Blattformen mit vorzüglich schön erhaltener Nervatur; Fig. 7, 8, Annäherungsformen zu Daphnogene lanceolata Ung. Fig. 9 — 12. Daphnogene grandifolia Ettingsh.; Fig. 9 oberer Theil eines grossen eilanzettlichen Blattes; Fig. 10 Mitteltheil eines grösseren elliptischen Blattes; Fig. 11, 12 Fragmente kleinerer eiförmiger Blätter. Die eocene Flora des Monte Promina. 43 Tafel vn. Fig. 1 — 6. Daphnogene polijmorpha Ettingsli.; Blattformcn von verschiedener Grösse und Entwickelung; Fig. 1 und 2 normale und am häufigsten vorkommende Formen; Fig. 3 — 6 schmalere und kleinere Blätter, Ubergangsformen zu Daphno- gene lunceolata Ung. Fig. 7. Daphnogoie laneeolata Ung.; Fig. iO Blattfragment mit starker entwickelten oberen Secundärnerven. Fig. 8. Blatt von Daphnogene cinnamom! folia Ung.; die genäherten, querläufigen Tertiärnerven sind sehr deutlich ausgeprägt. Fig. 9. Laiirits pachypitylla Ettingsh. Fig. 10. Artocarpidium Ephialtae Ettingsh. Fig. 11. Ficiis dalmalica Ettingsh. Fig. 12 — 14. Hanksia longif'olia Ettingsh. Fig. 15. Dryandroides hakeae folia Ung. Fig. 16. Banksia haeringiana Ettingsh. Blattformen von Banksia longifolia Ettingsh. Tafel VIII. Tafel IX. Fig. 1. Blatt von Bhododendron Saturni Ettingsh. Fig. 2. Biimelia oMongif'olia Ettingsh. Fig. 3. Kleineres Blatt von Sanlalum osyriniim Ettingsh. Fig. 4. Blatt von Saputacites ambiguiis Ettingsh., dessen besonders stark hervortretender Band die derbe lederartige Textur ausspricht. Fig. ö — 9. Banksia dillenioides Ettingsh.; Fig. ö kleineres Blatt, der Banksia Ungeri Ettingsh. in der Form sehr nahe kommend und nur durch die stärkeren und entfernter gestellten Secundärnerven von derselben zu unterscheiden; Fig. 6 Endtheil eines grösseren Blattes; Fig. 8, 9 verschiedene sich ergänzende Blatt-Fragmente mit schön erhal- tener Nervation. Fig. 10. Sapotacites Daphnes Ettingsh.; kleineres Blatt, das einzige Exemplar dieser zu Parschlug sehr häufigen Art, welches hier aufgefunden wurde. Fig. li. Blatt von Andromeda protogaea Ung. Fig. 12. Gauiiera eocenica Ettingsh. Fig. 13. Celastrus Phlegethontis Ettingsh. Fig. 14. Apocynophyllttm plumeriaefolium Ettingsh. Fig. 15 — 16. Dombeyopsis Phityrae Ettingsh. Fig. 17. Celastrus oreophilus Ung. Fig. 18, 19. Ceanotktts zizyphoides Ung. Tafel X. Fig. 1. Fragment eines grösseren Blattes von Melunibium nymphaeoides Ettingsh., an welchem der spitze Ausschnitt an der Basis vollkommen deutlich erhalten ist. Fig. 2, 3. Neltimbiiim Buchii Ettingsh., Fragmente von kleineren Blättern mit deutlieh sichtbarer Einfügungsstelle des mäch- tigen Blattstieles. Tafel XI. Fig. 1. Fragment eines grösseren Blattes von Nelumbitim Buchii Ettingsh. Fig. 2. Fragment eines Blattes von Nelumbium nymphaeoides Ettingsh., mit vorzüglich erhaltener Nervation. Tafel XD. Fig. 1. Grosses Blatt von Nelumbium Buchii Ettingsh., mit ziemlich vollständigem, ganzen Blattrande und schön erhaltener Nervatur. Tafel XIII. Fig. 1. Blattfragment von Malpighiastrum dalmaticiim Ettingsh. Fig. 2, 3. Blätter von Rhammis Roesleri Ettingsh. Bei Fig. 2 ist die wohl erhaltene Nervation, bei Fig. 3 die derbe, leder- artige Beschaffenheit des Blattes ersichtlich gemacht. Fig. 4. Blättchen von Sophora europaea U n g. Fig. ö. Blättchen von Dalbergia primaeva Ung. Fig. 6. Blättchen von Cassia ambigua Ung. Fig. 7. Blättchen von Cassia Thiae Ettingsh.; nebst dem schärfer ausgesprochenen Mediannerven fällt insbesondere die Quer- runzelung des kurzen Stielchens auf. Fig. 8 — 15. Phyllodicn von Eucalyptus ocean'ca Ung.; Fig. 8 und 9 grössere Blattformen mit ziemlich vollständig erhaltenen Stielen. Der scharf hervortretende Mediannerv und Rand deutet auf die derbere lederartige Beschaffenheit des Blattes. Fig. 8 zeigt einen etwas gedrehten Stiel, eine Erscheinung, die auch bei den zu Sotzka und Sagor vorkommenden 6» 44 Constantin v. Ettingshausen, Die eocene Flora des Monte Promina. Blättern dieser Art nicht selten beobachtet werden konnte, und einen flacheren von der Seite ein wenig zusammen- gedrückten Blattstiel voraussetzen liisst; Fig. 10 und 15 kleinere Blaftformen; Fig. 11 — 14 stellen die am häufigsten erscheinenden Formen dar; Fig. 11 und 14 zeigen die den Eucalyptus-Phyllodien eigenthümliche schiefe, vorgezo- gene Basis augenfällig; Fig. 13 mit Andeutung der feinen, selten bemerkbaren Nervatur. Fig. 16. Blättchen von Cassia Zephyri Ettingsh. Fig. 17. Fragment eines grösseren Fiederblättchens von Cassia Phaseolites Ung. Fig. 18 — 23. Cassia hyperhorea Ung.; Fig. i8 die normale Form, wie selbe in den Schichten von Parschlug vorkommt; Fig. 20 — 23 Übergangsformen zu Cassia Berenices Ung. Tafel XIV. Fig. 1. Blatt von Flabellaria raphifoUa Sternb., eine Übergangsform zu Flahellaria Martii Ung. darstellend. Fig. 2. Fieder von Blechnum Braunii Ettingsh.; Fig. a die wohl erhaltene Nervation des oberen Theiles derselben, in schwa- cher Vergrösserung. Fig. 3. Fiederchen von Adiantites Schlehani Ettingsh. Fig. 4. Fäden von Cotifervites capilliformts Ettingsh., das einzige Exemplar dieser Art, welches in den Schichten des Monte Promina aufgefunden wurde. Fig. 5, 6. Blätter von Dryandva Brongniartii Ettingsh. Fig. 7. Blatt von Sterculia Lahnisca Ung.. Übergangsform zu Acer sotzkianum Ung Fig. 8. Celastriis Aiidromedae Ung. Fig. 9. Eucalyptus oeeaiiica Ung., mit wohl erhaltener Nervation. Fig. 10. Blatt von Callistemophyllum melaleueaefonne Ettingsh. C.v l'illiM"[Nli:niN(>n. Die (Micerio l''lui';i di'v Moiilc IVoiiiiii;i. Taf. I.il)i i[ i;V(lr. III (I k k llcif II ,Sl .'i Hl silrurkiTi'i, Denk seil r'iricii dci' k.Akail.il Wissciiscli iii.-illu'iu.niiliiiw, CI \11l.l^il.li1.i+. (".A. EMiiiü'sJi.-iiiM'ii. Dil' ('(ici'iii' Fliuii (lex Moiilc IVomiiii.-i T.if.n. DeiikNcIfriflcii ilcr kAk;Mli]\\ls.si'MX('Ii.in:itIu'm.fial(iru-.n\1II.n)l. 1(134-. l.itJiiirfi'ih-.inilkJi.Udfu.Stiintsilriickerfi. ('. v.Elliiio'sliau.s'i'ii . Dil' (■iiccMc l''l()r.'i des Müiilr ri'imiina T-A. Dciikxchrinni ilcr I; Ak;i(l d Wissciixch ninllicm.iiiiliinvCI.Vin.rxI.li'i.i-l-. I.illuii'-Vdr.in il.k.k llnf ii Sl a;*(Kdritrkprpi. ('.v.Eliiiiüslu-iiisi'R. Die coitiic Flor;i des Moiilc Froiiiiii;!. TaflV. fiitli 11-üVtlr iji (IJ^.k.Kiil'it.S't.'i.TtsilrirrkeiYJ DcnlvS'cIirif'lcn ilcr k.Ak;H].(I¥is'S(*fix(*li.iti;ilh('iii.M,'iliir\v.('l.VIIl FkI.Iü.U. C.v l'illiiiusli.'UiN'Cii. Dil' i'iui'iii' Kiiiia ilcx Moiilc l'r(i{iiiiiri. 'r;.r,v. I.Kli.uiff-Jr.iri il.k.k llul'u.Sl;iaisilnickrrpi. Denk^rhriTteii (ler k.Akad.JM'isiiwiseh.nuitliffln.iialunv.CJ .VIIIHd.lS.U. e.V. KlIiiMisli.-iiiNPii. Die cDCtMic Klor.i des' .\rinil(' IVomiii; T.-.f.VI. l.ifli.u.u'mlr.Ni J,kkJl"fuSl,i;.lsdnirkcrei. Den1rs('liril>enilprlf.Ab(l.(l.¥iNücii.icli.niiitli™ luilurw Cl.VIlI.Bd. Iti.U. ( .V. Hltiii«isliaiisej|. Die poceiie Flora iIps Monte Pronüiia. TafATI, !) « Bejikscliriften der k.Aka dl.AWssai.s'rli.madieiii.uatunv.t'l AllI.Bd.lßJi. litli.ir o'pdr iü i.k k.flnf ii.Staiifsdruckerot ('. V. Mlliiiosliniist'ii. Die ("oiriic l-'lor.'i dvs .\l(iri(r IVoiiiiii.-i T;if.T]IL. »1^ \ nciiT^xcliriften ilcr k..\k;i(],i1,\\'i',v,s'cii,sili iii;il]iom ii.-ilinw CIAItlMiru-l-. Litli 11*1 in .l.klilliif ii.Sf.-KilsiInn'kcrri. e.V. l'illiiillNliaiist'ii. Die cimciic I''I(ii';i des Mdiilc ridiiiiii; T;if. IX. ncTikst'liririi'i) (l(Mk.Ak;i(l.il\\'i'NN(Mi_scli.iui(lh('iiiri;iiiir\v.('I.\ III, Tu! . Ii^.'>4. Litli.iii;>ilr-iti (IM-Ili)t'ii.Slii;ilsiiriuki'ri' C.v l';iliiiosli;iii,>{i'ii. Die i'omif Klnr;i dos Monlc IVmiiin.i Taf. X 3« F!rfii#^- ^n. V ir Dniksiliiiricn (Irr k Akiid (I.WissHi.wli iiiatliem rialiirw. ClVIll.Bd.lii.U l,illi II 'jViir in Jkk HnCiiSlaalMJiurkiTci ('.v.f'/lliii"',sli;nis('ii. Hit' tMirciic Kliini di'S Monte l'rttniiiKi. T;.r. .VI l.iHi uiVlli-.in .Ik.li.llnr,, Sl .•..■.! Mlni.JiH-,.i. JJcnk.sThrilipii (iw kJk;i(l.il.\\i,s,s'eii,s{'ii.rM;itk('jii.ii;ilurw.('l.\'IDJ)(ll8.)4-, e.V. KffiiiüshauNfn. Die coecnc Fliir.i des Moiilc rruiiiina. Taf.Xn. f \\^f/ ^"-' — ^>^ J l.illi u*ilr miliLklliifii S'l;i:vlsilrurki'ri'i. Dwiksrliril'l.'ii ili'r k..\)(;iil il\\ksfiisrl: iii;illimii. iinliirw ('l.VIII.H(UH.i4-. e.V. I']lliri<>".s'liuiisfii. Die coiTiie Flor.« des iloiilc I'ioiniiKi. Taf . JiM. ijitJi.u,L*p(lr.m (i.^.]c;.Hof fi.Stflfltailrurkcrec. J)cnks('lirfrtPti der k.Akail.d.Wr.^sensch mathcni.riiitwrH'.nATII.Ud.löJi ("v. KitiiiuslKiiiscn. Die coceiic Floivi lies Monlc ri(iiiiiii.-i. Taf \K ^. -9^ LitJi.u ;jriiriii J k k Hiific.St.inftdnirXi'n'r. Denk.vcliriricn der k..Vk;iil.dWTSsi'iiS(h.m;it]ic(ri.ii;itiirw.('l.VIIl.J')(l.liiJ4. 43 CYPERUS JACQUINI schrad., PROLIXUS kunth. UND COMOSTEMllM MONTEVIDENSE n. ab es. EIN BEITRAG ZUR NÄHEREN KENNTNISS DES RELATIVEN WERTHES DER DIFFERENTIAL-CHARAKTERE DER ARTEN DER GATTUNG CYPERUS. VON PROF. UND DIRECTOR Dr. EDUARD FENZL, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (MIT KI TAFELN.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM XVI. FEBRUAR MDCCCLIV.) CYPERUS JACQUINI Schrad. (Sectio MARISCOIDES Nees.) Tafel I. rerennis, laete vireiis, haud tuheriferus. Gaules robusti, fasciciilati , floriferi 1'/, — 2'/, pedales hast globose tumidi, trianguläres, glahri, infra medium foliati, haud septati. Polia magno arcu recurva. majora caulem modice superantia, plana, medio late arguteque carinato-canaliculata, longe attenuata, supra vaginam truncatam 3 — ^" lata, inferius laevia , relicjua parte ad nervös angulosque scabra. Inflores- centia generalis 4 — Spollicaris, bi - subtricomposite umbellaris cum spica centrali s«>»/j//c/ssrä« «;. basi fasciculato-composita sessili . radiis trigono - eompressis faevissimis . primariis S — 10 erecto- patulis, quorum 3 — 4 longiora 3 — Gpollicaria stellatim umbellulifera, reliqua triente v. dimidio breviora spica simplici terminata , secundariis 3 — Q simpliciter spicifferis, nuda parte 2 — iZ'" longis, c\rcü spicam suam centralem stellatim verticillatis. Spicae terminales simplices Ya — Ipollicares cylindricae i /s — 3'" latae , polystachyae , complures basi bracteis 1 — S herbaceis setaceis erectis inaequilongis fultae. Involucri universalis maximi patentissime recurvi folium primum caidem aequans v. superans ; partialium foliola umbellas passim superantia , passim aequantia v. his breviora radiis adpressa , lineari- setacea. Ochreae hinc in ligulam brevem obtusam integi-am productae v. truncatae. Spiculae rÄacA/ adpressae, eamque occultantes, lineari-oblongae ac lineares, 2 — K^/^J' longae ^(t V" latae, compressae, in eadem spica S — liflorae, plus minusve confertae , primum viridi-flavae, demumfulvae; squamae laevis- 46 Eduard Fenzl. simae laxe imbricatae, supra medium patulae , racheolam demiim subnudantes, argute carinatae, '""'*/,,'" longae, complicatae medio ^~y,2"' /«<«^, vi explanatae exacte ovales obtusissimae S — 7nerves. opacae, mucronulo j^one apicem exiirrente recto (ad lentem compositam 40gesies ac ultra aug. apice denticulato) acutatae. Rhacheolae anguste alatae internodia media in tmoquoque latere ^'^/i^'" longa ac Y,,'" ad suniniuni lata. Stamina squamis parum exserta. Stylus subduplo longior tripartitus, diutissime persistens. Caryopsis oblonga triquetra ^"^ / ^l" longa ac supra medium y,,'" lata, atrofusca v. castanea (ad lentem compositam) depresso-punctulata. Cyperiis Jacquini Schrad. in indice sein. h. Götting. 1835, p. S, cum diagn. — Linnaea Littb. 1837, p. 87. — A Kunthio ac Dieterichio in op. suis praetervisus. C. elatits h. Vindob. in catalog. sem. 1826, nee. Li n. Hab. in India orientali, unde Jacqu. fil. semina accepit. Diese vor mehr als 25 Jahren schon in dem hiesigen Garten aus Ostindien eingeführte, und seither zu wiederholten Malen aus Samen gezogene Art fällt sogleich durch ihren besonders gleichförmig ent- wickelten Gesammtblüthenstand auf. Dem Baue ihrer Ahrchen nach gehört sie in der Abtheilung der Mariscoideen Nees" und Kunths' zu jener Artengruppe, bei welcher die Ahrenspindel zur Reifezeit sich am Grunde nicht abgliedert und erst sehr spät und dann häufig auch nur theilweise sich entblättert, wobei nebst der Deckschuppe jedes einzelnen Ahrchens zugleich auch noch die über ihr stehende unterste blüthenlose Balgschuppe an dem nackten Spindelchen stehen bleibt. Unter allen mir aus dieser Gruppe bekannten Arten reiht sich unsere unmittelbar an C. nutans Vahl an, von welchem mir mehrere von Nees in unserem Museums-Herbare selbst bestimmte Exemplare vorliegen. Andererseits nähert sie sich durch ihre schmalen am Ende der secundären Radien stehenden Ähren zugleich auch C. spicatus und philippensis Presl, Roylei W. Arn. und racemosus Retz. Cyperus nutans VahP) unterscheidet sich von C. Jacquini durch seine, bald dickwalzenförmigen, bald lockeren länglichen , ei- und selbst verkehrt-eiförmigen, am Grunde häufig sogar zusammengesetzten, meist stiellos doldenförmig zusammengedrängten Ähren, wodurch die Döldchen ein mehr büscheliges als strenge doldenartiges Aussehen erhalten, was bei einfacherer Zusammensetzung des Blüthenstandes besonders deutlich an den Central-Ahren der Döldchen und den gipfelständigen einfacheren Ähren der kürzeren primä- ren Radien hervortritt. Formen des C. nutans mit höher zusammengesetzten Blüthenständen unterscheiden sich von unserer Art durch die bedeutend ungleiche Länge der secundären Radien, deren Zahl zwischen 2 — 9 schwankt, von welchen dann 2 — 4 häufig wieder 3 — 4strahlige Döldchen tragen, deren kurze wirteiförmig um eine y, — Izöllige centrale sitzende Ähre gestellten Radien oft noch 2 Zoll lange einfache etwas schlalT überhängende Ähren zeigen. Die zur Zeit der Fruchtreife schlaft' aufrechten Ahrchen sind in derselben Dolde bald 9-, bald 15-, häufig selbst 19-blüthig und V/^ — ^^/-I" breit. Ihre 9 — llner- vigen Schuppen stehen dann mehr unter einem Winkel von 45", gegen die Spitze hin, zuweilen sogar etwas zurückgekrümnit , von ihrer Spindel ab, und messen bei gleicher Länge mit jenen des C. Jacquini längs des Kieles zusammengefaltet y,,'" und etwas darüber sogar in der Breite. Die Ährchenspindel ist bei beiden Arten vollkommen gleich, anfänglich grün, getrocknet später an den Knoten und Rändern schwarz-purpurfarbig oder tiefbraun mit blassrostfarben linealem Mittelfelde. Im übrigen unterscheiden sich ') Cyperus .ranihopns Steudel in scbed. ad pl. abyss. exsic. coli. Schimper un itin. 1842, nr. 1021 et liliä ist dieselbe Art; dessgleic'ben C s/j. nr. 528 der Ko ts cb y'sebcn Pflanzen-Sammlung aus ßtMie-Scbangul am weissen Nil. — Das unter Nr. 1021 in unserem .Museums-Herbare befindliche S c bim p er'sche Exemplar ist ein reicbblübendes, nocb geraume Zeit vor der Antbese lies einzelnen Abreben gesammeltes; das unter Nr. 1155 ausgegebene eine in Fruebt stebende Form mit minder bocb zusam- mengesetzter Dolde und büscbelig zusammengedrängten sitzenden dicken Äbrcn. Ein Beitrag zw näheren Kenntniss der Gattung Cyperus. 47 beide Arten nicht im geringsten. Es wäre daher immerhin möglich, dass trotz der anscheinend sehr abweichenden Form des Bliithenstandes C. Jacquini doch nur eine auf einer niedereren Entwicklungs- stufe verharrende Culturvarietät des C. nutans mit schmächtigen Ähren und Ahrchen wäre. Cyperus spicatus Presl') gehört nach dem mir vorliegenden Exemplare mit jungen kaum im ersten Stadium der Anthese befindlichen Ahrchen nicht zu den Mariscoideen , sondern zu den Alopecuroideen Nees"), oder den Exa/tafis Kunth^}. Dem Ansehen des Gesammtblüthenstandes , der Länge des Invo- lucrums und der schmächtigen cylindrischen Ähren mit scharf anliegenden Ahrchen nach stimmt diese Art mit C. Jacquini allerdings sehr überein. Die einzelnen Ährchen sind jedoch hellglänzend braun , ihre Schuppen sehr dicht geschindelt und ungemein scharf bis zur äussersten Spitze anschliessend , über und nicht in der Mitte am breitesten , ausgebreitet daher mehr verkehrt-eiförmig als genau oval , von derberer Textur, und nur ^"Yi," lang; auch messen die Internodien der Ahrenspindel auf je einer Seite kaum y^2 Linien. Cyperus p/iilippensis Presl*), welchen ich nur aus der Beschreibung kenne, scheint dem vorigen und in so ferne auch C. Jacquini gleich nahe zu stehen , unterscheidet sich aber von beiden schon durch die einnervigen Schuppen seiner Ährchen und weissgefärbte Caryopsen. Cyperus Roylei Vf. Arnott^) kenne ich leider nicht aus unmittelbarer Anschauung sicher bestimmter Orginal-Exemplare. Den gleichlautenden Diagnosen und Bemerkungen Nees' und Kunth's nach, dürfte diese Art jedoch unserem C. Jacquini in der Tracht des Gesammtblüthenstandes und im Bau der Ärhchen sehr nahe kommen, sich aber doch durch sehr abstehende linienförmig-pfriemliche Ährchen und eiförmige gelbgefärbte Schuppen unterscheiden. ') Reliquiae Haenkeanae 1, p. 173*. — Kunth Cyperogr. p. 101. 2) Linnaea IX, p. 285, et in Wight Contrib. p. 84. ä) Kunth, Cyperogr. p. 70. *) Reliquiae Haenkeanae 1. p. 174". — Kunth, o. c. p. 101. *) W. Arno tt in Wight Contrib. p. 85 in adnot. — Nees ab Es. in Marl, et Endl. Fl. brasil. Fase. II, p. 34 in adnot. — C. iierlinllatiis Nees in Wight Contrib. p. 87, et Kunth Cyperogr. p. 71, nee Roxb., fide Nees in Fl. brasil. 1. e. (Dim/iiosis Kuiithiana ex opere IVighfiano vei-botenus excerpta). Die zu dieser Art gehörige Diagnose muss man unter C. vertlcUlnliis in den beiden zuletzt genannten Werken naebsehen. nachdem Nees in der Flora brasiliana die niitbigen Andeutungen zur Entwirrung der durch Arnott's Zusätze in Wight's Werke bei C. düjifatus und verücUlatiis entstandenen Widersprüche zwischen Roxburgb's, N e es' und K u n t h's Angaben undSynonymic gegeben. Um möglicbcn neuen Synonymen- Verwecbslungen in dieser Hinsicht vorzubeugen, will ich bei dieser Gelegenheit den wahren Sachverhalt in Kürze angeben: Nees glaubte bei der Rearbeitung der indischen Cyperacecn in einigen Exemplaren des Royle'sehen Herbares und der W a 1 1 ich'schen Sammlung dieselbe Art vor sich zu haben, welche Roxburgh als C. digitatiis heschrieh, während W. Arnott in einer Note (pag. 85 in Wight Contrib.) bemerkt „Roxburgb's Pflanze sei nichts weiter als C. racemosiis Retz. Nees' Pflanze hingegen eine neue Art, die er C. Hoijlei nennen wolle." Kunth (1. c.) führt dem zu Folge auch C. Roylei mit der unveränderten Diagnose Nees' von C. digitatiis auf. Gegenwärtig erklärt aber Nees nach Schrader in der Fl. brasiliana (Fase. III, pag. 34) seinen C. digitatus und somit auch Kunth's C. Roylei, nebst der Wallich'sehen Pflanze sub Nr. 3345 für identisch mit C. radiatus Vahl und gesellt diesen noch Roxburgb's C. verticillatus als synonym bei. Selbstverständlich kann demnach Arnott's obige Remerkung nur mehr der Pflanze im Royle'sehen Herbare gelten, und nur diese hinwieder von Nees stillschweigend in der Flora brasiliana (I. c.) gemeint sein, wo er Kunth's C. verticillatits für identisch mit Arnott's C. Roylei erklärt. Nachdem aber Kunth die Nees'sche Diagnose des C. verficillatiis in Wight's Werke wörtlich auch auf seinen C. verticillatus überträgt, so muss nothwendig auch C. ve rticillntus Nees (in Wight's Contrib. of the Bot. of India p. 87) als synonym des C. Roylei erklärt werden. Zur leichteren Übersicht der dadurch so verwickelt gewordenen Synonymie dieser Arten stelle ich die besprochenen Synonyma nach den Arten, welchen sie angehören, einander gegenüber: Cyperus racemosus Retz. C. Roylei W. Arn. C. radiatus Vahl. Syn. C. digitatus Roxb. C. digitatus Nees in herb. Royle. C. digitatus Nees cum diagn. in Wight Contrib. C. verticillatus Nees in Wight. Contrib. C. verticillatus Roxb. C. verticillatus Kunth. C. Roylei Kunth. C. sp. Wallich List. nr. 3345. 48 Eduard Fen zl. Cyperus racemosus Retz'), von welchem mir einige von Nees bestimmte Exemplare vorliegen, unterscheidet sich schon durch einen weit schlafferen und lange nicht so regelmässig doldenförmig ent- wickelten Blüthenstand , ganz lockere Ähren, schmälere nur ^^^/x-!" breite und bei einer Länge von 2 — 2y2"' schon 9 — llblüthige Ahrchen, kaum Yu'" lange Schuppen, sehr zarte Ahrchenspindel mit höchstens */,,'" langen Internodien an jeder Seite und weissliche blos ^"^/lo"' lange Caryopsen. Die bis auf Zwölftheile einer Wiener Linie sich erstreckenden Angaben der Längen- und Breitenmasse der Ahrchen, Schuppen und Spindel-Internodien dürfte wohl Vielen als zu weit getrieben, deren Aufnahme aber als Differential-Charaktere in die Diagnose, als allem Herkommen zuwiderlaufend, wohl den Meisten ganz verwerflich erscheinen, noch Andere dürften am Ende in dieser versuchten Neuerung nichts weiter als ein fruchtloses Bemühen erblicken , der von Einigen bereits an das Ungeheuerliche streifenden Speciesmacherei einen Anstrich von Wissenschaftlichkeit zu geben. Gegen letzteren Vorwurf bedarf es meiner Seits wohl keiner besonderen Verwahrung, denn die aus allen meinen veröffentlichten systemati- schen Arbeiten augenfällig genug hervortretende Tendenz, diesem eben so unwissenschaftlichen als impraktischen Treiben entgegen zu treten , spricht mich sicher von jeder Mitschuld an demselben los. Das genaue Unterscheiden verschiedener und mitunter ganz eigenthümlicher , durch den ganzen Complex ihrer Merkmale übrigens als Glieder eines und desselben Gestaltungstypus charakterisirter Formen , invol- virt meines Erachtens nämlich noch lange nicht die Nöthigung einer eigenen Namensverleihung an dieselben unter der Firma von besonderen Arten. Ich halte die Unterordnung derselben nach Massgabe ihres längeren Bestehens unter verschiedenen äusseren Verhältnissen und des häufigeren oder spärlicheren Auf- tretens von Mittelformen, unter der Bezeichnung von Varietäten und reinen Übergangsformen (lusus) unter einem Artennamen für weit vortheilhafter für die Systematik und Pflanzengeographie , als das kritik- lose Bezeichnen jeder geringfügigen Modification des einen und des anderen Charakters derselben mit einem neuen Artennamen. Weit sicherer und leichter werden an solche Specialerhebungen über den Formenkreis gewisser Arten sich Untersuchungen von grösserer Tragweite anknüpfen lassen, und man wird weit seltener als gegenwärtig in die Verlegenheit kommen , das seinem inneren Wesen nach Ver- schiedene von dem blos transitorisch Verschiedenen zu unterscheiden. Der Gesammtüberblick über die Artenmenge in den einzelnen Gattungen kann dadurch nur gewinnen und die Nothwendigkeit der Begrün- dung letzterer wird dann von den subjectiven Ansichten über den Werth der Charaktere weniger abhängig sein als gegenwärtig ; denn leider ist man jetzt schon nahe daran , den Artenbegriff an das Exemplar zu knüpfen, welches dem Autor eben als Vorlage zu seiner halbwahren Diagnose gedient. Gegen die Ablehnung der Aufnahme genauerer Masse in die Artendiagnose und die dadurch nothwendig gewordene Ausdehnung derselben zu kürzeren Beschreibungen, habe ich nur Folgendes zu bemerken : Masse und Zahlenverhältnisse spielen in der organischen wie in der anorganischen Schöpfung, sobald es sich um die Bestimmung einer Gestalt handelt, die erste Rolle, und es gilt hiebei ganz gleich, ob die gegebene Gestalt sich als eine unveränderliche oder veränderliche erweist. So lange wir die Gesetze, welchen ihre Bildung gehorcht , nicht kennen , sind wir auch gar nicht im Stande , über den Werth oder Unwerth der Ziffer, welche eine Messung der Gestalt gibt, zu entscheiden. Wir können vor der Hand nichts anderes mit ihnen anfangen , als Behufs der Charakteristik des Einzelnen sie mit der Angabe der Zeit, des Ortes und der Lebensverhältnisse, in welcher und unter welchen wir sie zu untersuchen Gelegen- heit haben , genau zu verzeichnen und vergleichend mit anderen gehörig zusammenstellen. Je sorgfältiger und gleichförmiger dies bei vielen geschieht , desto sicherer werden wir im Stande sein , den Gegenstand, ') Retz Obs. 6, p. 20. — Vahl cnum. II, p. 35S. — Nees in Wight Contrib. p. 8S.— Kunth, Cyperogr. p. 100. Ein Beitrug zur näheren Kenntniss der Gattung Cypenis. 49 wenn wir ihn unter denselben oder anderen Verhältnissen wieder begegnen , nicht nur selbst wieder zu erkennen , sondern ihn auch Anderen kenntlich zu machen. Das genauere Studium der niederen Thier- und Pflanzenwelt hat die tüchtigen Forscher bald genug gelehrt , eine vage Terminologie mit einer concreteren , in Zahlen sprechenden , zu vertauschen. Man begegnet in der Charakteristik dieser Organismen daher schon weit allgemeiner als in der höheren Ord- nungen angehörenden Pflanzenarten , bestimmt angegebenen Ausmassen ihrer wichtigeren Theile. Bei den letzteren scheint theils die allen derartigen Bestimmungen anscheinend Hohn sprechende Unbeständigkeit der Raumverhältnisse der Axen- wie der Blattgebilde , theils die grössere Leichtigkeit der Bezeichnung ihrer Formen durch Hervorhebung anderweitiger, minder variabler oder augenililligerer Charaktere die Fachmänner vorläufig abgehalten zu haben , genauere Massbestimmungen der wichtigeren Organe jedesmal in die Diagnose der Art mit aufzunehmen. In der Regel begnügt man sich mit vagen relativen Schätzungen in derselben und verbannt die genaueren Theilmasse, wenn man überhaupt sie zu machen der Mühe w erth gefunden , in die nicht selten noch für überflüssig erachtete Artbeschreibung. So stehen denn zum öftersten gerade die wesentlichsten Differential-Charaktere in dieser, die nichtssagenden dafür in der Diagnose , ja man darf oft noch von Glück sagen , wenn letztere der ersteren nicht theilweise oder ganz widerspricht. Und dies alles geschieht bald aus reiner Bequemlichkeit, bald aus Sorge gegen die hergebrachte Form zu Verstössen. Ohne es selbst zu wissen und zu wollen substituirt man damit dem durch genaue Massangaben sicherer und leichter zu bestimmenden Charakter der einzelnen Theile einen rein eingebildeten. Eine Menge ganz unvermeidlicher und vollkommen schuldloser Artenverwechslungen und eine noch weit grös- sere Anzahl unhaltbarer Arten (wahrer Phantasiestücke) verdankt die heutige Systematik dieser Scheu vor genauen comparativen Messungen und gewissenhafter Angabe des Wie, Wo und Wann sie angestellt wurden. Die Mehrzahl unserer Arten-Diagnosen gleichen daher häufiger Räthsel-Aufgaben als succincten Charakteristiken möglichst einerleiheitiger Individuen. Besonders glücklich hierin sind diejenigen, welche in jedem nur etwas verschieden aussehenden Individuum den Typus einer neuen Art herauszuwittern ver- stehen. So lange die Artenzahl einer Gattung noch eine massige bleibt, so lange findet man sich in diesem sytematisch gepflegten Irrgarten allenfalls zurecht ; schwillt aber die Menge derselben, wie eben bei Cyperus zu förmlichen Legionen an , dann mag man bei Bestimmungen einzelner , selbst mit Benützung eines wohlbestcllten Herbares und eines reichen Literaturschatzes, vom Glück sagen, wenn man nach tage- langem Abmühen und Vergleichen keinen grösseren Fehlgriff" macht , als den , eine vordem schon aufge- stellte aber änigmatisch charakterisirte Art für eine noch unbekannte zu halten und als neue aufzustellen. Am besten fährt man allerdings — und wie es scheint machen es sehr Viele in der Verzweiflung so — wenn m;ui den letzteren Weg , als den mindest zeitraubenden und der persönlichen Eitelkeit zugleich am zusagendsten , gleich von vorneherein einschlägt. In der Regel gewinnt aber die Wissenschaft bei solchem Vorgehen nichts weiter als ein paar neue, aber eben so unklare Formeln für dieselben Arten mehr, als sie vordem schon besass. — Abbildungen und selbst vom Autor oder einzelnen Monographen eigenhändig bezeichnete und in ihren Schriften als gesehen angeführte Original-Exemplare lassen einem in solchen Nöthen nicht immer des Richtige treffen; die ersteren nicht, weil sie häufig verzeichnet, die letzteren oft desshalb nicht, weil sie genauer untersucht und verglichen auf des Autors eigene Diagnose und Beschreibung oft kaum zur Hälfte passen. Eine reiche und bittere Erfahrung in diesen Dingen hat mich desshalb ungemein misstrauisch gegen meine eigenen und in nicht minderem Masse auch gegen die Bestimmungen Andrer, besonders phantasiereicher Artenfreunde, gemacht. Die Noth, die mich bei derartigen Bestimmungen so oft überkam , w urde auch hierin mir zur besten Lehrmeisterin. Die Gattung Cyperus belangend , musste es mir vor Allem anderen zu thun sein auszumitteln , worin denn das Eigenthümliche der Tracht, das Ähnliche und Fremdartige derselben bei so vielen, ich möchte Dcnksclirifleii der mathem.-naturw. Ol. VIII. Bd. 7 so Eduard Feii zI. sagen nach einer Schablone geschaffenen Arten liege und welche Organe es denn seien, deren Dimensionen unter dem grösstmöglichsten Gestalt- und Zahlenwechsel anderer desselben Individuums, oder unverkenn- bar identischer, in verschiedenen Lebensaltern und unter verschiedenen äusseren Verhältnissen die geringsten Schwankungen zeigen. Liessen sich überhaupt solche nachweisen, so mussten , bei sonstiger Übereinstim- mung in der Textur , Messungen ihrer Dimensionen jedenfalls Zahlenverhältnisse geben , deren Differenzen aller Wahrscheinlichkeit nach bei ein- und derselben Art nicht zu weit aus einander liegen konnten. Alle sonst im höchsten Grade relativen Bezeichnungen, wie gross und klein, eiförmig, oval, lanzettlich etc., konnten dadurch einen schärferen Ausdruck und eine grössere Bedeutung in der Charakteristik der Arten gewinnen, als sie vordem besassen. Vielfältige, seit Jahren mit möglichster Genauigkeit wiederholt aufgenommene derartige Untersuchungen haben mich nunmehr belehrt, dass nur die Ahrchen es seien, deren Theile, einer sicheren Messung unterzogen, Charaktere bieten, welche, auf ihr richtiges Mass zurückgeführt, den Ariadnen- faden für die verlässlichere Bestimmung der Hunderte bereits entdeckter und noch zu entdeckender Arten später liefern dürften. Damit soll aber noch gar nicht gesagt sein, dass die Dimensionen dieser Organe für sich allein schon zur Bestimmung der Art genügten, und die Anführung und Mitbenützung anderweitiger Charaktere geradezu entbehrlich machten. So viel ist mir jedoch gegenwärtig schon klar geworden, dass man ohne genaue Messung gedachter Theile in verschiedenen Altersstufen und Regionen des Gesammtblüthenstandes nie zu einer sicheren Bestimmung der einzelnen Arten gelangen kann. — Vor Allem sind sie auf die Länge der blüthentragenden Schuppen (mit Ausschluss der häufig auftretenden Stachelspitze), ihre grösste hälftige Breite, (nach vorläufiger scharfer Zusammenfaltung auf den Kiel), dann auf die Abstände der Insertionsp unkte der Schuppen im mittleren Drittheile der Ähr chenspindel und deren Breite auszudehnen. Werden diese Massnahmen einmal bei einer grossen Anzahl von Arten gleichförmig durchgeführt sein, dann erst dürfen wir hoffen, zu einer natürlichen Grup- pirung derselben, unbeirrt durch die wechselnde Zusammensetzung ihres Gesammtblüthenstandes, zu gelangen. — Vorerst genüge auf selbe aufmerksam gemacht und sie der besonderen Beachtung jener empfohlen zu haben , welche sich mit der Bestimmung von Cyperus-Arten befassen wollen. Mögen diese aber auch noch den folgenden, dem relativen Werthe der übrigen Artencharaktere gewidmeten Bemer- kungen bei solchen Anlässen eine geneigte Berücksichtigung schenken. Gesammtblüthenstand. So charakteristisch derselbe dem ersten Eindrucke nach für die meisten Arten auch sein mag. so wenig zuverlässig erweist er sich, sobald man näher auf seine Bildung eingeht und alle Wandlungen verfolgt, welchen er bei den einzelnen Arten nach den wechselnden Boden- und klimatischen Verhältnissen, ja unter denselben Bedingungen oft an einem und demselben Individuum unterliegt. Vorzüglich gilt dies von den Arten mit mehrfach zusammengesetzter rispendoldiger Inflorescenz, welche unter ganz gleichen Verhältnissen an sehr vielen Exemplaren , ja nicht selten sogar an einzelnen Halme des- selben Wurzelstockes zur einfachen Ähren-, Trauben-, Büschel- oder Kopfform herabsinkt, während umgekehrt solche Inflorescenzen, wie man sie bei vielen Arten in der Regel findet, sich gar nicht selten in langstrahlige und mehrfach zusanunengesetzte auflösen. Ich erinnere in erster Beziehung einfach an Cyperus longus , rottindus, esculentus, Monti und congestm , in letzterer an C. fflabei; g/omeralus und andere. Gar manche Arten verdanken diesem äusserst trügerischen Charakter allein ihre Existenz in unseren Floren und figuriren seit Jahren schon, oft weit von einander getrennt, unter verschiedenen Namen in den grösseren systematischen Werken. Genaue Messungen der einzelnen Schuppen ihrer Ahrchen und der Internodion ihrer Spindeln lassen in solchen Fällen allein das Richtige erkennen. Hüllblätter und Tuten. Noch weit unzuverlässlicher als die Bildung des Gesammtblüthenstandes sind bei den meisten Cyperus-Arten Zahl, Länge und Breite der Involucralblätter. Als wahre Ein Beitrug zur nüheren Kenntniss der Gattung Cyperus. Sl Stützblätter der einzelnen primären oder secundären Bliithenäste — mögen diese sich zu deutlichen Radien entwickeln oder, vom Grunde aus sogleich Ahrchen tragend, als deren gemeinsame Spindeln erscheinen — haben sie keine grössere Bedeutung als die grundständigen Laubblätter selbst, und dienen bei kopfförmigen oder dicbtbüscbeligen Blüthenständen selten zu viel mehr als zur Orientirung über die Anzahl der angelegten Blüthenäste. — Beachtenswerther ist schon ihre Richtung, insbesonders dann, wenn das erste Hüllblatt die Spitze des Halmes scheinbar fortsetzt. — Ihre Dimensionen stehen mit seltenen Ausnahmen in geradem Verhältnisse zu jenen der oberen Laubblätter und häufig auch zur Länge und Dicke der primären Radien, so dass man, bei zufälligem Mangel der Laubblätter an Herbariums-Exemplaren, aus der Beschaffenheit der ersteren einen ziemlich sicheren Schluss auf die gleiche der letzteren wagen darf. Gewöhnlich sind die drei ersten in der Blattfolge auch die am meisten entwickelten, und häufig das zweite Blatt sogar länger als das erste, alle folgenden hingegen in der Regel unverhältnissmässig verkürzt und in demselben Masse zugleich verschmälert. — Gewahrt man zwischen locker oder gedrängt beisammenstehenden Ahrchen (nicht zu verwechseln mit den immerhin gleichwerthigen Hüllblättchen am Grunde ganzer Ähren und Büschel) borstenförniige sie überragende Blättchen , so weist ein solches Vorkommen schon auf eine höhere Zusam- mensetzung des gemeinsamen Radius oder der Spindel hin, und berechtiget unbedingt zur Annahme noch anderweitiger zur selben Art gehöriger Formen mit entschieden entwickelten Radien erster, oder wenn solche schon vorhanden zweiter oder dritter Ordnung. Trifft man hingegen an solchen kopf- oder büschelförmigen Blüthenständen keine derartig zwischen den Ährchen eingemengten längeren Stütz- blätter, so kann man mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass eine höhere Verzweigung des Blüthen- standes unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht im Wesen der Art begründet ist, es müsste denn eben nur eine sehr verkümmerte Form einer Art mit typisch höher zusammengesetztem Blüthenstande sein. Dass jedes Ährchen sein eigenes Deckblättchen besitzt, und dieses seiner Gestalt wie seiner Textur nach sich bald mehr den Stützblättern, bald den Ährchenschuppen nähern könne, versteht sich von selbst. Die Dimen- sionen dieser Deckblättchen eignen sich nur sehr selten zur Charakteristik der Arten, da ihre Länge und Breite vom Grunde o^e^^^n die Spitze der gemeinsamen Ährenspindel abnimmt und kaum je in einem directen Verhältnisse zur Menge der Ährchen und ihrer Blüthen steht. Die am Grunde aller deutlich entwickelten Radien auftretenden scharf anliegenden Ochreae sind nichts weiter als dem Vorblatte der Äste und der inneren zweinervigen Spelze der Gräser entsprechende, auf den Scheidentheil reducirte Niederblätter. Sie zeigen bald einen quer oder schief abgestutzten, bald einen in ein oder zwei Läppchen oder Zähnchen vorgezogenen Saum. Gleich den Involucralblättern liefern sie nur wenig verlässliche, blos subsidiäre Artencharaktere. Es fällt häufig nicht schwer, an einem und demselben Individuum sämmtliche angegebene Modificationen des Saumes nachzuweisen. Ährchen. Weit charakteristischer und standhafter als die Verzweigung des Gesammtblüthenstandes ist für die einzelne Art schon die Verthei hing, Anordnung und Richtung der Ährchen zur Zeit der Anthese und vollen Fruchtreife. Ihr Verhalten in dieser Beziehung ist ziemlich unabhängig von der das Aussehen des Gesammtblüthenstandes oft so wesentlich verändernden Länge und Verästlung der gemeinsamen Haupt- und Nebenspindeln. Das horizontale Abstehen oder selbst Zurückschlagen der Ährchen in einem der gedachten Stadien ihrer Entwickelung ist, wenn nicht durch gegenseitigen Druck bei massenhafter Anhäufung bewirkt, gewöhnlich Folge einer intraaxillären kegel- oder kugeligen Anschwellung der Ährchenspindel an ihrer Insertionsstelle und dann weit mehr als im anderen Falle, oder bei fehlender Anschwellung überhaupt, charakteristisch für die einzelne Art. Bei weitem unbeständiger als die Richtung der Ährchen, die Dimensionen ihrer Schuppen und deren Abstände an jeder Seite des Spindelchens erweist sich die Zahl der Schuppen an den Ährchen desselben und verschiedener Individuen derselben Art. Sie unterliegt bei den meisten Arten sehr bedeutenden Wand- 52 Eduard Fenzl. Imig-eii und erhebt sich l)ei eininea nicht selten auf das Doppelte, Drei- und Vierfache des beobachteten Minimums. Man lasse sich daher , ])ei sonstiger Übereinstimmung der Dimensionen dieser Theile an ver- schiedenen Exemplaren, ja nicht zu vorschnell durch die verschiedene Schuppenzahl einzelner Ahrchen zur Annahme einer Artverschiedenheit verleiten. Am trügerischsten erweist sie sich vor und bei beginnen- der Anthese der Ahrchen, indem die obersten noch ganz unvollständig entwickelten, von den zunächst unteren ausgebildeten Schuppen vollständig verhüllt sind. Die Angabe ihrer Maxima und Minima, wie sich solche an verschiedenen Ahrchen eines oder mehrerer Exemplare heraustellen, ist in der Charakteristik der Arten daher von weit grösserem Werthe als die der blosse n Durchschnittszahlen und immer in die Diagnose aufzunehmen. Die Gestalt der Ahrchen belangend, erleidet diese nach der Anthese bis zur vollen Frucbtreife bei den wenigsten Arten sehr erhebliche Veränderungen und gewährt desshalb schon in jenem Altersstadinm. in welchem zwei Drittheile aller Blüthen bereits verstäubt, bei der Bestimmung der Arten sicherere Anhalts- punkte für die Ermittlung ihrer endlichen Form als die meisten der früher besprochenen Charaktere. Am unsichersten bleibt ihre Bestimmung bei noch gar nicht zur Verstäubung reifen Ahrchen. In den Abthei- lungen der Glomeraten , Pennaten, Mariscoideen und Killingioideen Kunth's verlasse man sich selbst zur Zeit der vollsten Anthese nicht zu sehr auf deren Form, weil ihre anfänglich oft cylindrische Gestalt später in eine plattgedrückte übergeht und die früher noch sehr angedrückt geschindelten Schuppen bei der Fruchtreife zuletzt gar nicht selten sehr gelockert abstehen. Von entschiedenstem Werthe für die Bestimmung der Art erweist sich, wie ich schon wiederholt zu bemerken Gelegenheit hatte, die Gestalt der einzelnen Schuppen, hervorgehend aus dem Dimensions- Verhältnisse ihrer Länge und grössten Breite, je nachdem letztere in das oberste, mittlere oder unterste Drittheil der ersteren fällt. Ohne genauester Angabe dieser Verhältnisse reicht man mit den üblichen Bezeichnungen von eiförmig, verkehrt-eiförmig, oval, länglich und lanzettlich schlechterdings nicht aus und verfehlt, sobald man sich auf den blossen Sinneseindruck und eine oberflächliche Schätzung beider Durchmesser verlässt, zum öftersten die richtige Bezeichnung. Bei Organen, welche nur in seltenen Fällen mehr als zwei Linien lang und hälftig mehr als eine Linie breit sind, verändern Unterschiede von weniger als einer '/, Linie in beiden Dimensionen schon merklich die ganze Configuration der Ahrchen. Erwägt man ferner, dass das absolute Längenmass der einzelnen Schuppen weit aus bei den meisten Cyperus- Arten nur innerhalb ^/^ und 1'/, Linien sich bewegt, so wird man begreifen, wie entschieden werthlos jede blos approximative Schätzung erscheinen muss. — Abgesehen selbst von dem beinahe völligen Mangel genauer Messungen der Schuppen erfährt man gegenwärtig nur selten aus den Beschreibungen, gar nirgends aber aus der blossen Diagnose, ob die angegebene Bezeichnung ihrer Gestalt auf die natürlich zusammengefaltete und an der Spindel sitzende, oder auf die abgelöste und künstlich ausgebreitete Schuppe sich bezieht oder nicht. — Genaue Messungen gewinnt man übrigens nur durch Auflegen abgelöster und scharf am Kiele zusammengefalteter Schuppen auf die Theillinien eines Transversal-Massstabes; Messungen mit einem Zirkel taugen nichts mehr. Künstlich flach ausgebreitete Schuppen geben selten richtige Maasse und noch seltener ein richtiges Bild derselben, weil bald eine Nebenfalte längs des Rückennerven, bald eine Berstung an den Rändern, an der Spitze oder am Grunde dasselbe verzerrt. Die Bestimmung der hälftigen Gestalt ist desshalb immer vorzuziehen und in den meisten Fällen vollkommen genügend. Dass ein ganz scharfes Einstellen auf die Theilungs- linien hierbei so gut als bei feinen mikroskopischen Messungen unerlässlich sei. ist wohl kaum erst zu bemerken nöthig. Da bei allen Cyperus- Arten das unterste und oberste Blümchen , oder wohl auch noch das zweite unterste eines Ährchens gar nie zur Ausbildung gelangen oder verkümmern, und auch deren Schuppen den Ein Beitrag zur näheren Kenntniss der Gattung Cyperiis. 1)3 dazwischenliegenden selten an Länge gleichkommen , so thut man gut , nur Schuppen aus dem mittleren grösseren Ahrchendrittheile zu Messungen zu verwenden. Auch wähle man , um sicher zu gehen und gleich von vornherein die äussersten Grenzen der stattfindenden Schwankungen in den Dimensionen dieses Organs zu erhalten , hierzu Schuppen aus den kleinsten und grössten auf gleicher Altersstufe stehenden Ährchen desselhen oder verschiedener sicher identischer Exemplare derselben Art. Vielfache derartig vorgenommene Messungen von Ahrchenschuppen unserer einheimischen und cultivirten exotischen Cyperus-Arten haben mich über die Zweckmässigkeit dieser Untersuchungsmethode und ihre Verlässlichkeit bei der Bestimmung, was man in zweifelhaften Fällen für Art oder Abart vor der Hand zu halten habe, genügend belehrt. Ich habe hierbei sattsam Gelegenheit gehabt mich zu überzeugen, dass man durch Anzucht aus den Samen ein und derselben Pflanze Individuen mit anscheinend so bedeutend verschiedener Ährchen- als Inflorescenz- bildung erhält, dass, fänden sich nicht die Extreme derselben häufig auf einem und demselben Stocke vereinigt , und nebenher noch durch Zwischenformen vermittelt , man sich sehr versucht fühlen könnte , sie im Sinne Vieler für verschiedene Arten zu halten. Untersucht man dann diese extremen Formen genauer, so findet man, dass das ganze fremdartige Aussehen des einen wie des anderen Exemplares häufig in nichts weiterem , als in dem Vorherrschen der kleinsten oder grössten Dimensionsverhältnisse der Schuppen sämmtlicher Ährchen liegt, während das Prädominiren der mittleren Dimensionen, mit den extremen ver- schiedentlich gepaart, die Blüthenstände der eben so zahlreichen und gewöhnlich noch zahlreicheren Zwischenformen kennzeichnet. Häufig fällt und steigt mit der Grösse der Schuppen auch ihre Zahl in den einzelnen Ährchen. Cyperus rotundns, longus , strigosus, elegans, congestiis und distans haben mir jedoch in dieser Beziehung zu häufige Beispiele des Gegentheils geliefert, als dass ich mich bewogen fühlen könnte, bei Dirimirung nahe verwandter Arten der Schuppenzahl einen gleichen Werth mit den Dimensionsverhält- nissen derselben zuzuerkennen. Die grössten bisher beobachteten Schwankungs-Differenzen der Länge und der correspondirenden geringeren in der Breite der Schuppen fand ich bei diesen und noch einigen anderen Arten sich doch nie über y,, einer Linie erheben. Wohl aber haben comparative Messungen von Ährchen- schuppen der verschiedenst gestalteten Exemplare derselben Art aus weit entlegenen Gegenden und Ländern häufig die allergrösste Übereinstimmung in ihren mittleren Massen sowohl , wie in ihren Extremen gezeigt. Charakteristisch für viele Cyperus-Arten , besonders für die mit breit-eiförmigen oder ovalen Ährchen, für manche aus der Abtheilung der Pennaten und Mariscoideen, so wie für die echten Marisci, ist besonders der Grössenwechsel der Schuppen in den einzelnen Ährchen selbst (nicht zu verwechseln mit dem der Gestalt der Ährchen) , während er bei anderen sich nur als zufällige Missbildung erweist. Sehr beachtenswerth ist das Verhalten des Rücken nervens zum häutigen Saume der Schuppen- spitze , in so ferne er entweder innerhalb des letzteren erlischt , oder bis an den äussersten Rand , oder wohl über diesen hinaus sich in Gestalt einer Stachelspitze fortsetzt. Auf die An- und Abwesenheit , wie auf die Länge dieses Fortsatzes selbst darf man sich jedoch bei der Artenbestimmung nicht mit voller Zuversicht verlassen und ihn desshalb auch nie in das L ä n g e n m a s s der Schuppe einbeziehen'). Häufiger aber noch als diese veränderliche Mucronenbildung hat die verschiedenartige Zuspitzungsweise der Schuppen selbst zu Verwechslungen von Arten, wie hinwieder zur Aufstellung nichts weniger als verschiedener veranlasst. Bei vielen Schuppen laufen nämlich deren Ränder noch eine Strecke an der Stachelspitze hinauf und bilden so gemeinsam mit der vorgezogenen Kielspitze den Mucro ; bei anderen Arten hingegen fliessen sie schon innerhalb des letzteren zu einem bald mehr bald minder deutlichen kappenartigen Saum (fornix) ') Untersucht man die Spitze solcher Mucronen bei einer SO — 200maligen Vergrösserung, so findet man die Enden der ihn bildenden Zellen häufig als kleine Zähnchen in verschiedener an den Schuppen desselben Ahrchens oft sehr abändernder Anzahl hervortreten. S4 Eduard Fenzl. zusammen , hinter welchem dann , scheinbar aus dem Rücken der Schuppe entspringend , die Stachelspitze sich fortsetzt. Bei noch anderen Arten zeigt der häutige Theil der Schuppenspitze eine Ausrandung, aus deren Sinus der verlängerte Kiel dann als Stachclspitze hervortritt. Übergänge von der einen Art der Bildung zur anderen lassen sich im Allgemeinen genug nachweisen, weit seltener jedoch bei ein- und derselben Art , beinahe nie an Ahrchen desselben Individuums. Jedenfalls sind diese drei Arten von Mucro- bildungen bei der Charakteristik der Arten schärfer hervorzuheben und mehr zu beachten , als das einfache Vorhanden- oder Nichtvorhandensein der Stachelspitze selbst. Verwechslungen derselben, hervorgegangen aus einer unzweckmässigen Untersuchungsmethode , scheinen nicht selten da , wo von Ausrandungen der Schuppen die Rede ist, vorzukommen. Besonders dürfte dies bei solchen Arten der Fall sein, deren Schuppen eine gewölbartige Mucrobildung besitzen , oder bei welchen die zarten Ränder durch Hinauf- wachsen sich an dieser betheiligen. Bei dem gewaltsamen flachen Ausbreiten der am Rücken gewöhnlich etwas nach innen oder aussen gekrümmten Schuppen findet fast unvermeidlich , ja zur Reifezeit durch Ver- trocknung der zarten Membran von selbst, ein Einreissen und Ablösen der häutigen Ränder von der derberen Kielspitze Statt, und so mögen denn manche der Arten, welchen ausgerandete Ahrchenschuppen zugeschrieben, in Wirklichkeit solche nicht besitzen. Die Wahl der jüngeren Ahrchen zur Zeit der Anthese oder compara- tive Untersuchung von Schuppen aus verschiedenen Höhen desselben und verschiedener Ahrchen eines Exemplars , ohne sie auszubreiten , lässt dann sehr bald den wahren Sachverhalt erkennen. Die Zahl der Nerven zu beiden Seiten des Kieles zeigt meinen Erfahrungen zufolge zu grosse Unbeständigkeit an den Schuppen verschiedener Ahrchen desselben Exemplars , um ihr einen besonderen Werth bei der Charakteristik der Arten einräumen zu können. Immerhin besitzt dieses Merkmal aber noch eine vergleichsweise grössere Berücksichtigung als der Grad der Zusammensetzung des Gesammtblüthen- standes. So viel glaube ich aber jetzt schon mit ziemlicher Bestimmtheit angeben zu können, dass die Zahl der Nerven bei derselben Art und denselben Individuen mit der zu- oder abnehmenden grössten Breite der hälftigen Schuppen im geraden Verhältnisse zu stehen scheint. Es gewinnt desshalb dieser Charakter, als differentieller , besonders dann eine höhere Bedeutung, Avenn bei gleich grossen und breiten Schuppen einander sehr nahestehenden Arten deren Nervenzahl bei einer derselben sich sehr gering erweisen sollte. Beachtenswerther als die Zahl der Nerven scheinen mir Abweichungen von dem vorherrschenden Parallelismus derselben in allen jenen Fällen zu sein, in welchen eine solche Abweichung sich constant an den Schuppen sämnitlicher Ahrchen erweisen sollte. Bei Cyperus (Pycreus) flavescens , compressus. Monti und noch manchen anderen fand ich die äussersten Seitennerven über der Mitte, mit einer leichten Krümmung dem Rande sich zuwendend, der Richtung der übrigen Parenchymzellen, jedoch nie allgemein , folgen. Überhaupt muss man sich sehr hüten aus der Anzahl und Richtung der farbigen Streifen an den Schuppen sogleich auch auf die entsprechende der Nerven zu schliessen. Zarte Längsfaltungen des Gewebes an getrockneten Exemplaren sehen unter einer gewöhnlichen Loupe häufig Nerven täuschend ähnlich. Um sicher zu gehen , verabsäume man nie halbirte Schuppen unter einer mindest mehr als I Gmaligen Vergrös- serung zu untersuchen. Die Nerven selbst sind nichts weiter als Stränge langgestreckter Bastzellen ohne Spur eines echten Gelasses. Die Färbung der Schuppen scheint für viele Arten eben so charakteristisch als unbeständig bei nicht wenigen andern zu sein. Man baue desshalb nicht zu sehr, am wenigsten aber dann auf sie, wenn die Ver- färbung aus grün oder gelb in Hellbraun oder Purpurbraun erst im vorgerückten Alter der Ahrchen , oder gar nur halbseitig oder theilweise stattfindet. Man ist häufig nicht einmal im Stande, Varietäten, geschweige denn erst Arten, darnach zu unterscheiden. Ährchen Spindel. Die werthvollsten Arten-Charaktere liefert in Verbindung mit den Dimensions- verhältnissen der Schuppen die Beschaffenheit der Ahrchenspindel, insbesonders aber das Mass der Ein Beitrag zur näheren Kenntniss der Gattung Cgpenis. SS S c h u j) p e n a b s t ä n de j e e i n e r Z e i 1 e im mittleren D r i 1 1 h e i 1 e ihrer ganzen Länge. Ich sage im mittleren Theile der Ahrehen , weil meinen vielen vorgenommenen Messungen an Ahrehen desselben Individuums zufolge die Abstände der Schuppen unter sich in dieser Region die geringsten, in den beiden anderen, besonders im unteren Drittheile, noch die meisten Schwankungen zeigen. Die kleinsten Seluippen- abstände fallen in das untere Drittheil des Spindelchens, und sie sind es, welche überhaupt die Minima und Maxima der Variation der mittleren Abstände der Schuppen bei den verschiedenen Formen und Varietäten jeder Art andeuten. Ich habe, ungeachtet der gleich anfänglich gewonnenen und durch ihre überraschende Uhereinstimnumg mich zu weiteren Vergleichungen anregenden Resultate, diesen Abstandsmassen doch lange kein besonderes Zutrauen schenken vollen, und erst dann einenbestimmtenWerth auf sie zu legen angefangen, als ich fand , dass selbst bei den polymorphesten Arten, wie Cyperus hexastachyus , rotioulus, lougus, alopeciiroides , congentus und anderen, die Unterschiede der grössten Schwankungen nur äusserst selten das Mass von ''""'/^ Linien erreichten und seihst dann noch im vollsten Einklänge mit den noch bedeuten- deren der Schuppendimensionen standen. Bei reichblüthigen Ahrehen sind es gewöhnlich die 3 — 4 untersten Schuppenabstände auf jeder Seite, welche unter sich und den darauffolgenden an Länge differiren und bald kürzer, bald (jedoch seltener) länger als diese sind. Die Abstände der obersten Schuppen weichen seltener von jenen der mittleren und gewöhn- lich nur in jüngeren Altersstadien ab; auch eignen sie sich der bedeutenderen Schwierigkeit halber, die Schuppen ohne Verletzung oder Bruch der Spindel rasch zu entfernen, lange nicht so gut zur Untersuchung als die mittleren. Der Grund, wesshalb ich den Weg der genetischen Schuppenfolge verlassend, sogleich den Abstand je zweier in derselben Zeile über einander stehender vSchuppen (gleich 2 Internodien) mass, liegt einfach in der grösseren Sicherheit der anzustellenden Messung , indem sich einer Seits alle merklicheren Schwankungen in den einzelnen Abständen, als verdoppelt, deutlicher herausstellen, anderer Seits die gerin- geren von selbst compensiren müssen. Dazu kömmt noch die grössere Leichtigkeit directer Vergleichung. mehrerer scharf an einander gereihter Ahrchenspindeln unter einer schwachen Linse, wobei das Auge durch die Schlängelungen der Spindel von einem Knotenpunkte zum anderen, ihre Dicke und Verunstaltung durch anhängende Schuppen- und Flügelreste an den Kanten wenig oder gar nicht beirrt wird. Zur Erzielung mög- lichster Genauigkeit der Masse ist es unerlässlich die Knotenpunkte unter einem Simplex in ihrer Mitte scharf auf die Theilungslinien des Massstabes einzustellen. Vergleicht man kürzere Ahrchenspindeln mit längeren, oder ziemlich gleich lange verschiedener Formen oder Varietäten einer Art, so treten die Abstandsdifterenzen. sobald man die kürzere Spindel genau in die Mitte der längeren bringt, oft anscheinend sehr bedeutend hervor, compensiren sich aber sogleich, so wie man die untersten Schuppenabstände der längeren Spindel mit den mittleren der kurzen zusammenhält. Dasselbe gilt dann auch vom zweiten Falle. Die Breite der Spindel variirt bei allen Arten mit nicht besonders verdickten Knoten und Internodiums- rändern nur ganz unbedeutend. Ihre anderweitige Beschaffenheit wurde bisher viel zu wenig berück- sichtiget, während sie doch für viele Arten charakteristich ist und die bald mehr walzliche, bald scharf zusammen- gedrückte Gestalt der Ahrehen im späteren Alter wesentlich zu bedingen scheint. Ihre Dimensionen sollen daher in keiner Arten-Diagnose fehlen. Selbst ihre Färbung zur Zeit der Fruchtreife scheint mir einer gewissen Beachtung nicht unwerth zu sein und zwar um so mehr, als sie an getrockneten in jüngeren Altersstadien befindlichen Exemplaren schon ganz übereinstimmend mit der an lebenden, zur Zeit der Fruchtreife beob- achteten hervortritt. Grössere Berücksichtigung als den Dimensionen der Ahrchenspindel ist schon ihrer Be ränderung zu Tlieil geworden, ja die Gattung Papyrus ist geradezu auf ihr Verhalten zur Zeit der Fruchtreife gegründet worden. Meines Dafürhaltens dürfte man hierin wohl etwas zu weit gegangen sein. Denn ein- mal werden dadurch ungemein nahe mitsammen verwandte Arten weit auseinander gerissen, der Conjectur S6 Eduard Fenzl. bei ihrer Bestimmung nach getrockneten, nicht in voller Fruchtreife stehenden Exemplaren der weiteste Spielraum geöffnet, endlich einem einzelneu Charakter ein Werth beigelegt, den derselbe bei dem abso- luten Mangel jedwedes anderen accessorischeu um so weniger verdient, als es nahezu eben so viele, wenn nicht noch mehr Cyperus- als Papyrus-Arten gibt, bei welchen die Beschaffenheit des Flügelsaumes der Spindel genau die Mitte zwischen der etwas derberen Textur bei den eigentlichsten Papyrus- und den zart- häutigen der übrigen Cyperus-Arten hält. Denn eben von dem Grade der Gewebsverdickung dieses Theiles hängt die vollständigere und vorzeitigere, oder blos theilweise und spät erst stattfindende AbliJsung der- selben von den Rändern der Spindel ab. So halten C. articiilatus, corymbosus , Pangorei, odoratus, dissolutiis und Papyrus Pohlii in dieser Hinsicht genau die Mitte zwischen den Cyperus-Arten aus der Gruppe von C. longus einer und Papyrus anliquorum, venustus und auricomus anderer Seits. Oder soll man aus dieser Artengruppe etwa noch eine dritte Gattung bilden? Der Systematik kann doch unmöglich mit ganz künstlich gebildeten Gattungen gedient sein, durch welche weder die Charakteristik der natür- lichen Artengruppen einer weitläufigen Gattung, nach die der einzelnen Arten selbst gefördert erscheint. Der Flügelsaum der Internodien der Ahrchenspindel wird durch ein Verschmelzen der Epidermalzellen ihrer Kanten mit der ganzen unteren Portion des umfassenden freien Theiles der oberständigen Schuppe gebildet und erscheint um so breiter, je stärker diese Portion entwickelt ist. Häufen und verdicken sich die Zelllagen dieser Flügelleiste mehr in der Mediane oder gegen den freien Rand ihrer Ausbreitung zu, so reisst bei der Austrocknung der Schuppe sich diese Partie von dem zarteren Seitentheile der letzteren und zugleich auch von dem derberen Theile der Kante los und haftet dann nur kurze Zeit mehr am unteren Knoten des Internodiums. Nicht selten scheint diese Zerreissung an beiden Enden gleichzeitig stattzufinden und die Lamelle bleibt dann in der Mitte der Internodiums-Kante noch etwas länger haften. Trifft hingegen die Verdickung nur den obersten Theil der Flügelleiste (die untere Schuppenportion), oder verringert sie sich ihrer ganzen Länge nach gegen den freien Rand hin, so reisst blos die Schuppenportion ein und der Riss setzt sich dann längs der Kante mehr oder minder weit nach unten, ja wohl auch gar nicht in allen jenen Fällen fort, in welchen das ganze Gewebe gleichmässig zart geblieben. In dieser Hinsicht lassen sich ohne irgend eine nebenherlaufeude besondere Bildung der Schuppen oder der Spindel, alle Übergänge von sich ganz, theilweise oder gar nicht ablösenden Flügelleisten bis zu ihrem völligen Schwinden nach Ver- schiedenheit der Arten nachweisen. Aus dieser einfachen Darstellung des Sachverhaltes kann man wohl leicht entnehmen , auf welch einem seichten Charakter die Gattung Papyrus gegründet ist. Anders verhält es sich schon bei der, mit der Gruppe der Mariscoideen nahe verwandten Gattung Diclidium'). Hier verdicken sich die Internodien der Ahrchenspindel nach der Anthese der einzelnen Blüthen rasch an ihrem oberen Ende, schwellen an den Kanten schwammig auf und umklammern zuletzt mit den entweder ganz stumpfen oder an den Rändern häutigen Ohrchen die Caryopsc beinahe vollständig. In die Ohrbildung wird hierbei der freie untere Rand der Schuppen nicht hineingerissen und nur der unterste quere angewachsene Theil derselben geht einigermassen in diese Auftreibung ein. Während ferner bei allen Cyperus-Arten die Spindel entweder von vorne, oder von der Seite her flach zusammengedrückt ist, oder die einzelnen Internodien auf einer Seite etwas ausgehöhlt, auf der anderen abgerundet erscheinen, sind letztere bei allen mir bekannten Diciidium- Arten auf der einen Seite tief nachenförmig ausgehöhlt, auf der anderen ebenfalls völlig gekielt und unterhalb mit einer seichten in den Stiel auslaufenden Furche versehen Die nothwendige Folge dieser Spindelbildung ist die rundliche und mehr oder minder geschlängelte Gestalt der Ahrchen, an der alle Diciidium- Arten für einen mit den verwandten Cyperus-Arten nur etwas Vertrauten sogleich kenntlich sind. — An einem von meinem, leider zu früh für die Wissenschaft verstorbenen, Freunde ') Schrader et Nees in Martius et Endl. Fl. brasil. Fase. III, p. .'St. Ein Beitrag zur näheren Kenntniss der Gattung Cyperus. S7 V. Friedrichsthal im Staate Guatemala gesammelten Exemplare einer von Diciidium lenticidare^^ wohl kaum verschiedenen Art, habe ich an den wenigen noch vorhandenen Ährchenresten (nachdem die Mehrzahl bereits abgefallen) sogar eine deutliche Abgliederung der einzelnen Internodien bei voller Friichtreife wahr- nehmen können. Ich wage aus diesem zur Zeit noch vereinzelt dastehenden Factum zwar noch keinen Schluss auf ein derartiges Verhalten aller Ährchen zu ziehen, noch weniger diesen Charakter in den der Gattung selbst schon aufzunehmen, aber unwahrscheinlich däucht mir, der Bildung der Ährchen aller DIclidium- Arten nach, ein solches allgemeines Abgliedern der Spindel durchaus nicht zu sein. Bestätigt sich diese vorerst vereinzelte Wahrnehmung später bei sämnitlichen Arten, so Aviirde der Werth dieser Gattung sich noch entschiedener als gegenwärtig herausstellen. An Andeutungen eines solchen Verhaltens der Ahrchenspindel fehlt es ohnedies nicht, da mehrere Cyperus-Arten aus der Abtheilung der Mariscoideen, wie C. congestus, oostachyus und einige andere, nebst allen Arten von Mariscus, bei voller Fruchtreife das ganze Ahrchen über dem ersten oder zweiten Internodium abwerfen. Überhaupt möchte ich , um eine schärfere Begrenzung für die nun einmal von allen Botanikern fest- gehaltene Gattung Mariscus zu gewinnen, alle bisher bei Cyperus belassenen Arten mit entschieden, sich zuletzt am Grunde abgliedernden Ährchen am liebsten zu Mariscus stellen, und zwar um so lieber, als sie weder ihrer Tracht nach von den echten Mariscis mit längeren mehrblüthigen Ährchen, noch im Baue der letzteren selbst, noch durch irgend einen anderen erheblichen Charakter sich unterscheiden. Nees") gibt zwar an, dass die eigentlichen Marisci von den ihnen ähnlichen Cyperus-Arten sich besonders dadurch unterscheiden, dass die zwei untersten Ährchenschuppen von auffallend ungleicher Länge seien, mit den übrigen sich zur Reifezeit von der Spindel nicht ablösen und, mit Ausnahme der untersten stehenbleibenden, bei voller Fruchtreife mit dieser abfallen. Dagegen habe ich einfach zu bemerken , dass ein derartiges Abfallen der ganzen Ährchen sich schon bei Cyperus congestus und speciosus (welche doch verhältnissmässig viel weiter noch als andere von den Mariscis entfernt stehen) häufig kund gibt; dass dieser Fall schon bei C. liguUiris, oostachyus und coriaceus regel- mässig eintritt, endlich dass die merkliche Ungleichheit der beiden untersten Ährchenschuppen eine ganz gewöhnliche Erscheinung bei gar vielen, wenn nicht bei den meisten Arten aus der Mariscoideen- und Kyllingioideen- Gruppe Kunth's ist. Staubblätter. Ausser dem, von den gewöhnlichen Drei- auf die Zwei- und in sehr seltenen Fällen auf die Einzahl herabsinkenden Zahlenverhältnisse bieten diese Organe kaum irgend einen zur Charak- teristik der Arten verwendbaren erheblichen Unterschied. In der Regel sind sie von ungleicher Länge imd der hintere an die Ährchenspindel angedrückte Staubfaden dann gewöhnlich der längste. Zur Zeit der Ver- stäubung ragen sie bei allen Arten mehr oder minder deutlich über die Ährchenschuppen, bei einigen aus der Abtheilung der Allagostachyi und Mariscoidei Nees selbst beträchtlich, etwa um die halbe Länge der letzteren hervor. Nach der Verstäubung krümmt oder kräuselt sich der Fadentheil ganz leicht bei den genannten. Nur sehr selten, und auch dann nur an einzelnen Staubfäden desselben Ahrchens, konnte ich eine deutliche Schlängelung des Trägers schon vor dem Verstäuben der Beutel in der Knospenlage gewahren, wie dies bei Conwstemum montevidense Nees und den haarförmigen Borsten des Eriophorum alpinum gewöhnlich der Fall zu sein scheint. Cyperus proUxus , dessen ich hier vorläufig schon erwähnen muss, mag wohl die absolut längsten Staubblätter von allen besitzen , relativ sind sie aber auch nicht viel länger als bei einigen anderen. In keinem Falle darf er desshalb zu Comostemum gestellt werden, zu welchem ihn 1) Schrader et Nees in o. c. p. S3. — Die Figuren 1, e, f und d lassen vieles zu wünschen übrig und versinnlichen nur zur Noth den wahren Bau der Ahrchen. ') Nees 0. c. p. 43. g Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. Vni. Bd. 58 Eduard Fe ml. Nees bringt. — Das über die Antheren häufig etwas hervortretende Connectiv dürfte, gleich der Gestalt der letzteren, für manche Arten vielleicht charakteristisch werden. Es liegen aber hierüber noch viel zu wenige Erhebungen vor, um auch nur im entferntesten etwas Bestimmtes sagen zu können. Pistill. Eine eben so magere Ausbeute au Differential -Charakteren für die einzelnen Arten, wie die Staubblätter sie geboten, liefert auch der Griffel mit seinen Asten. Die Tiefe der Theilung und Länge der letzteren ist bekanntlich sehr unbeständig und nur dann charakteristisch , wenn diese, wie bei C. prolixus, weitaus das Längenmass der Schuppen übersteigt. Wichtiger schon ist die Zahl und Stellung der Griffeläste zur Ährchenspindel. Die Gattung Pycreus ist bekanntlich auf deren Zwei zahl, gegenüber ihrer Drei- zahl bei Cyperus, gegründet. So hingestellt würde diese Gattung , bei Ermangelung aller anderweitigen Unterschiede und dem Unistande, dass C. alopecuroides gar nicht selten auf ein und demselben Exemplare zwei- und dreitheilige Griffel zeigt, sich eben so wenig haltbar als Vignea gegen- über von Carex erweisen. Hält man die generische Abtrennung der zweigriffeligen Cyperus- Arten für einen gar so grossen Gewinn für die systematische Eintheilung der Cyperaceen, so mag man zu ihrer besseren Begründung den mir immerhin noch wichtiger als die blosse Zahl der Griffeläste scheinenden Charakter ihrer Stellung zur Ä h r c h e n s p i u d e I mit in den dieser Gattung aufnehmen. Alle mir bekannten echten Pycrei besitzen eine von der Seite und nicht vom Rücken her zusammen- gepresste Ahrchenspindel und eben so linsenförmig zusammengedrückte Caryopsen, mit nach vorne und hinten in der Hohlkelilung der Schuppe und des Spindel-Internodiums liegenden Kanten. Dieselbe Richtung halten nun auch die Griffeläste ein. Bei Cyperus alopecuroides und allen anderen echten Cyperus- Arten, deren Blüthen zuweilen blos zweispaltige Griffel zeigen, fand ich den nach vorne gerichteten Ast fehlgeschlagen, die Caryopse aber auch dann von rück- und vorwärts her etwas zusammengedrückt, oder wenn sie dreikantig erschien , an der vorderen Kante stark abgerundet. Demnach muss man auch alle Pycrei mit zweispaltigen aber nach rechts und links gerichteten Griffelästen und Kanten ihrer Caryopsen zu Cyperus wieder zurück- wandern lassen. Bei allem dem scheint mir dieser Umstand, selbst wenn er sich noch weiter bestätigen sollte, viel zu wenig Eigenwerth zu besitzen , um seinetwegen eine generische Trennung von Pycreus und Cyperus gutheissen zu können. Frucht. Die Gestalt derselben bietet, obgleich sie selten augenfällige Eigenthümlichkeiten zeigt, doch sehr zu berücksichtigende Charaktere zur Unterscheidung nahe verwandter Arten. Nachdem aber ihre Gestalt ewig zwischen der ei- und linienförmigen schwankt, sind genaue Massangaben zu ihrer Bezeichnung, wenn erstere überhaupt eine bestimmte Bedeutung gewinnen soll, ganz un erlässlich und mit in die Diagnose der Art aufzunehmen. Man begnüge sich aber nur ja nicht mit der Messung eines und des anderen Früchtchens. Nicht blos , dass der grössere oder geringere Grad der Reife , den man nicht immer genau zu beurtheilen im Stande ist, Einfluss auf die an und für sich schon geringen Dimensionen der Frucht wie ihre Färbung übt, sondern sie selbst ändern ohne Frage im Verhältniss zur Grösse der Ährchenschuppen nach beiden Dimensionen ab. Sie verhalten sich in dieser Hinsicht genau so, wie der Samen vieler anderer Pflanzen, welche mit kleinen und grossen Corollen abändern, und dabei eine correspondirende Zu- und Abnahme der Dimensionen dieser constant gewahren lassen. Diese innerhalb gewisser Grenzen sich bewegenden Mass- unterschiede in der Grösse der Samen schienen mir weit seltener den wechselnden Dimensionen des Kelches, a I s j e n e n der Krone parallel zu laufen. — Man lasse sich daher , bei sonstiger Übereinstimmung der übrigen wichtigen Charaktere, durch dergleichen Differenzen in der Grösse und Färbung der Caryopsen nicht zu vorschnell zur Annahme einer Artverschiedenheit bei Cyperus verleiten. Von der Wahrheit des Gesagten und dem sehr relativen Werthe dieses Charakters mag sich jeder durch Ver- gleichuug und Messung einer guten Portion reifer , von ein und demselben Exemplare gewonnener Früchte einer beliebigen Cyperus-Art überzeugen. Dass Verschiedenheiten in der Structur und Zeichnung der Caryopsen, Ein Beitrag zur näheren Kenntniss der Gatttmg Cyperus. S9 wo solclie augenfällig sind, grösseren Werth verdienen, versteht sich von selbst, nur lege man ja kein beson- deres Gewicht auf den verschiedenen Grad des Punktirtseins derselben bei gleichem Grade der Reife und Grösse. Gibt man , mit gehöriger Berücksichtigung aller die Dimensionen dieser Organe modificirenden Ver- hältnisse , deren Ausmasse mit der nöthigen Genauigkeit an , und verschweigt man vor Allem nicht geflissentlich was man nebenher noch an demselben und anderen Exemplaren sehen musste, aber aus lauter Unter- schieds- und Namenshascherei nicht sehen Avollte, so wird es nicht so schwer als gegenwärtig fallen, das Bekannte vom Unbekannten, das unwesentlich vom wesentlich Verschiedenen gehörig zu scheiden. Man wird dann nicht erst der tönenden Phrasen „species toto coelo diversa etc."' benöthigen um wirklich ver- schiedene Arten damit kenntlich zu zeichnen, während selbe zum öftersten nur dazu verwendet erscheinen, um sich selbst und andere über die Nichtigkeit ihres Werthes und ihrer Charakteristik zu täuschen. CYPERUS PROLIXÜS Kunth. (Sectio MARISCOIDES Nees). Tafel II. Perennis, laete virens, rhizomate horizontal! crasso, nodosa, haud tuberifero. Caules fasciculati, robusti, floriferi 5 — 6ped(des et (Mores, ima hasi pi/riforme incrassati, acute triquetri, leres, inferiore triente solum foliati. Folia magno arcu recurva culmum aequantia v. superantia, plana, medio late argu- teque carinato-canaliculata, longe attemiata , majora supra vaginam truncatam ö — 9" lata, carina angulisque scaberrima. Inflorescentia generalis 6 — iSpollicaris, 2 — Scomposite-umbellaris, coarctata, nee expansa, 7 — ISradiata cum spica central! subsessili simplici utplurimum hebetata; radiis ancipiti-, pau- cioribus triquetro-compressis, laevissimis, primariis 3 — 7 majoribus ä — 12pollicurihus basi extus glohose tumidis, brevioribus reliquis '/s^Splo brevioribus ac tenuioribus, brevissimis spica simplici v. subcomposita terminatis; radiis secundariis 2 — 9 umbelletis, erectis, paucioribusque patulis, nudaparte 1 — 3polli- caribus, nunc spica simplici , nunc radiolis 1 — 3 obsoletioribus adpressis (uno alterove subinde patentis- simo) aucta terminatis. Spicae majores i — P/spollicares polystachiae, cylindricae v. oblongae, 3 — 6"' latae erectae v. apice subnutantes, foliolis bractealibus setaeeis paucis ipsa 2 — 3plo brevioribus adpressis fultae. Involucri universalis foba praelonga, latissima, patentissime recurva; partialium anguste linearia subulata stricte patentissima 1 — 2pollicaria. Ochreae majores 1^ — 1'/2 poHicares bicuspidatae, radiolorum triplo minores truncatae. Spiculae rhachim omnino occultantes laxe adpressue, in fructu persistentes, lineares ac lineari-lanceolatae, compressae, 3 — 8'" longae ac medio i'" latae, 3 — 18-pleraeque tamen 7- — 12tlorae, virides, demum aeneo-subfuscae, stylis staminibusque longius exsertis crispatis comatae. Squamae laevissimae, nitidulae laxe imbricatae , rhacheolam serius subnudantes, demum deciduae, dorso omnino rectae, parum infra apicem carina excurrente mucronatae, mucrone mieroscopico simplici v. bi- tridentato, in fructu l*"y,2 longae, complicatae media y,o"' latae, explanatae oblongo-lanceolatae, acutius- culae, siccatae 5 — 7nerves, inter nervös fusco-striolatae, carina angustissima expallescente. Rhaeheolae anguste ac tenerrime alatae flexuosae internodia media in unoqnoqiie latere ^''~^'/^^" longa ac rix '/jj'" latiora. Stamina squamis plus dimidio, styli a basi fere tripartiti rami his 2 — 3plove longiores cancris- pati, diu persistentes, fulvi. Caryopsis lineari-lanceolata ""'y,,'" longa, medio y,,'" lata, fusca V. atrocastanea, snhWY\s,s\m^ gramdato - punctata. 8' 60 Eduard Fenzl. Cyperus proli.nis H. B. Kunfh nov. gen. I, p. 206"; cj. Syn. I, p. 140; ej.Cyperogr. p. 79 (inter Cyperos glomerafos). — R. et Schult syst. II, p. 202°— Dieti-. Syn. I, p. 210. Cyperus Schuttirntiis Jaeq. fil. in indice sem. h. Vindoh. anno 1823 et an. sequ. (inique h. Berol. apud Kunth). Cyperus Schottii Dietr. Syn. I, p. 219. Comostemum Schottii N. ab Es. in Linnaea IX, p. 283; ej. in Mart. et Endl. Fl. brasil. Fase. III, p. S°. Hab. /« udiusculis altis prope Villa rica, provinciae Minarnm (Martins); prope Rio Janeiro (unde semina retulit Schott.) in insida Catharinae Brasiliae (Eschscholtz); in Brasilia australiore (Sellow!); in montosis regni novo-granatensis circa Bogota inter Facatativa et Canoas ac prope lacnm Guatavitae (Humboldt); in provincia Oaxaca regni mexicani (Franco!). V. v. etc. Diese ausgezeichnet schöne, gleich so vielen anderen, über weit aus einander liegende Gegenden des tropischen America (zwischen dem 30" s. und 28° n. Br.) verbreitete Art, wurde dem hiesigen Universitäts- Garten durch den gegenwärtigen Director der kaiserlichen Hofgärten, Herrn H. Schott, in Samen mitgetheilt, welche derselbe, als Begleiter der Herren Pohl und Mikan, in den Umgebungen Rio-Janeiro's gesammelt. Von meinem verehrten Lehrer, Freiherrn Joseph v. Ja c quin, für neu gehalten, wurde dieser Cyperus im Jahre 1823 von ihm als C. Schott ianus im Wege des jährlichen Samentausches dem Garten zu Neapel zuerst mitgetheilt. Aus dem letzteren gelangte er in derselben Weise in den Berliner Garten, in dessen Samen- verzeichnisse vom Jahre 1829 er als C. Schottianus h. neapoL, in dem des Jahres 1830 aber schon mit dem Autornamen T e n 0 r e irrthümlich bezeichnet auftaucht. Von diesem Jahre an verliert sich Jacquins Name als Autor aus allen Samenverzeichnissen, mit Ausnahme des hiesigen, und macht der Bezeichnung „horti Bero- linensis^'' allgemein Platz. Gegenwärtig scheint diese Art aus allen Gärten verschwunden zu sein und nur mehr in dem hiesigen cultivirt zu werden, wenigstens begegne ich ihr schon seit mehreren Jahren in keinem der jährlich ausgegebenen Samenverzeichnisse mehr , obgleich sie sehr reichlich Früchte anzusetzen pflegt. Wenn ich ungeachtet der sehr guten Beschreibungen dieser Art in Kunth's und Nees' oben ange- führten Werken, sie dennoch zum Gegenstande einer eigenen Besprechung heranziehe, so geschieht dies weniger um ihrer Charakteristik im Allgemeinen nachzuhelfen , als um einige Angaben Neesv. Esenbeck's (1. c.) über die Beschaffenheit ihres Rhizoms, der Radien und Ährchen zur Zeit der Fruchtreife, wie ihre Versetzung unter die Gattung Comostemum theilweise zu ergänzen und zu berichtigen. Wenn Nees den Wurzelstock von Cyperus prolixus als ein rhiioma tuberosum bezeichnet, so kann diese Angabe sich wohl nur auf die aufsitzende birnförmiire Anschwelluna: der untersten latenten Internodien der blühenden Stengel beziehen; denn knollentragend in der Art von C. esculentus , rotundus, longus und anderer , bei welchen die Knollen sich an verdünnten Ausläufern entwickeln , ist dessen Rhizom durchaus nicht. Es bildet im Gegentheil einen kurzen , oft mehr als daumendicken horizontalen Stock mit gedrängt büscheliger Sprossbildung ohne Ausläufer. Von diesen Sprossen gelangen gewöhnlich nur 2 bis 3 in jedem Jahre zugleich zur Blüthenbildung, während 3 bis 7 andere belaubte in verschiedenen Stadien der Eiitwickelung begriffen , um jene herumstehen und noch andere blos beschuppte aus der knolligen An- schwellung der ersteren horizontal, jedoch mit einer baldigen Neigung nach oben, hervorbrechen. Übrigens zeigen nur die blühenden Stengel, keineswegs aber die blossen Laubsprosse, selbst wenn sie schon mehrere Fuss lange Blätter besitzen , gedachte knollige Auftreibung am Grunde. Was die gleichfalls angegebene Brüchigkeit, oder besser Ablösinig der primären und secun- dären Radien an ihren Insertionsstellen und Stehenbleiben ihrer Ochreae zur Zeit der Frucht- reife betrifft, so muss ich bemerken, dass dies keine normale Erscheinung ist, sondern offenbar ihren Grund in einem zufällig und vorzeitig herbeigeführten Moderprocess haben musste, von welchem das halb- kugelig aufgetriebene untere Ende derselben , oder aber der über demselben befindliche Theil bei dem Trocknen für das Herbar befallen wurde , wie ich dies bei einigen anderen tropischen Cyperus-Arten schon Ein Beitrag zur näheren Kenntniss der Gattung Cyperus. 61 zu beobachten Gelegenheit hatte. Nur im letzteren Falle bleiben die Ochreae an dem verdickten Endgliede stehen , während im ersten der ganze Bliithenstand aus einander fällt. Dieser ganz zufälligen Erscheinung gegenüber habe ich an verschiedenen lebenden , wie getrockneten wildgewachsenen Exemplaren des Cyperus prolixus eine andere wiederholt wahrgenommen , welche die Entwickelung der ährenförmigen Speci albl üth enstände zunächst berührt und darin besteht, dass ein bald theilweises , bald vollständiges Fehlschlagen der Ahrchen an einzelnen Spindeln der kürzeren primären wie der secundären Radien häufig stattfindet. Dieses Fehlschlagen ganzer Ahrchen gewahrt man aber nicht selten auch an den untersten Zusammensetzungen der grösseren Ähren, in deren oberem Drittheile, oder bei dreimal wiederholter Doldenbildung an einzelnen oder allen endständigen Ähren der Radien dritter Ordnung in verschiedenen Graden. Nur ein sehr zahlreiches Fehlschlagen von Ahrchen verändert das Ansehen eines solchen Blüthenstandes ; leichtere Grade desselben fallen hingegen wenig auf, verführen aber , bei voller Fruchtreife solcher Exemplare , nur um so leichter zu den Glauben , man habe es mit einer gemein- samen Spindel zu thun , von der die reifen Ahrchen mit Hinterlassung ihrer untersten Schuppe wie bei anderen Mariscoideen bereits abgefallen und diese nun sammt den Deckblättchen der Spieula an ihr stehen geblieben wären. An solchen vorkommenden Spindeln messen dann die unteren borstenförmigen Deckblättchen 2 bis 3 , ja auch 4 Linien, die oberen gewöhnlich nur 1 Linie in der Länge, während die unter normal ent- wickelten Ährchen stehenden nur selten letzteres Mass überschreiten , ja in der Regel sogar kürzer und von weit zarterer Textur als jene sind. Was sich von den keiner weiteren Entwickelung fähigen Ährehenanlagen in der Achsel dieser Deckblättchen vorfindet , reducirt sich auf die erste blüthenlose kleine normal gebildete und noch eine oder zwei oder drei weitere Ährchenschuppen , die zu einem pfriemlichen 1 '/j bis 2 Linien langen Körper zusammengerollt sind. Einige Zeit vor der Samenreife schon fangen diese missbildeten Spindeln an sich von der Spitze nach abwärts zu bräunen , und in demselben Masse auch diese Ährchen- rudimente abzuwerfen , so dass an ihnen zuletzt nichts weiter als die oberwähnten einzelnen Deckblättchen mit der entsprechenden untersten Ährchenschuppe vertrocknet daran stehen bleiben. Mit diesem Sachverhalte stimmt aber nun zugleich alles, was Nees über das Ansehen der gemein- samen Ährchenspindel und Länge der Deckblättchen in seiner Besehreibung zu Comosfemon Schottii sagt, so genau zusammen, dass ich gegenwärtig nicht im mindesten mehr zweifle, dass es eben eine solche Miss- bildung gewesen , welche ihn über das wahre Verhalten der Ährchen zur Zeit der Fruchtreife so gut , als mich ein um Oaxaea gesammeltes Exemplar bei der erstmaligen Untersuchung täuschen konnte. Seither fand ich nämlich durch directe Vergleichuiig dieses und anderer Exemplare mit der lebenden Pflanze bestätiget, dass bei Cyperus prolixus die Ährchenspiudel sich nach der Fruchtreife bis auf ihre unterste Schuppe entblättert und später erst verschiedentlich zusammenbricht. Mehr Wunder nimmt mich aber schon dessen Versetzung unter Comostemum^} (Androtrichum Brongn. et Kunth^ da doch, wie ich gleich zeigen werde, Cypertis proHxus mit Comostemuni montevidense nicht einen jener Charaktere theilt, auf welche hin diese Gattung mit Fug und Recht gegründet wurde. Schon die Tracht des Gesammtblüthenstandes dieser vormaligen Cyperus-Art ist als eine, nicht blos C. prolixus, sondern auch der Mehrzahl aller übrigen, sehr fremde zu bezeichnen, indem nämlich das erste Hüllblatt, wie bei Scirpus triqueter , lacustris und den Verwandten, zur Zeit der Anthese starr aufgerichtet den laublosen Halm fortzu- setzen scheint , während mit Ausnahme des zweiten etwas kürzeren Hüllblattes alle übrigen sich zu einfachen Hüllschuppen umbilden, zwischen welchen die bald längeren, bald kürzeren, bald nahezu ganz verschwindenden Radien mit ihren erbsen- und haselnussgrossen kopfförmig geknäulten Ährchen, wie an Eriophorum latifolium anfänglich seitlich zum Halme, hervortreten. (Man vergleiche damit die auf Tafel HI gegebene Abbildung und ») Nees in Linnaca IX, p. 283; JI artius et Endl. Fl. hras. Fase. IIl, p. S". 62 Eduard Fenzl. deren Erklärung von Comostemum motiteoidense*^. An ihren Ahrchen trifft man ferner die Achsel der beiden untersten Schuppen entweder vollkommen leer, oder innerhalb der zweiten eine tabescirende, ja nicht selten erst in der Achsel der vierten eine vollständig entwickelte Blüthe. Zudem lassen die Ahrchen an ihrer Insertionsstelle oder dem Spindelchen nicht selten noch eine leichte Drehung um ihre Axe gewahren, wodurch im ersten Falle die unterste Schuppe etwas seitlich zum Deckblättchen zu stehen kommt, oder im zweiten Falle die zweizeilige Schuppenstellung in eine dreizeilige umzuschlagen scheint; lauter Erscheinungen, welche an und für sich schon den Cyperus-Arten im Allgemeinen fremd sind, und auf eine vergleichsweise grössere Verwandtschaft mit den Ficinieen und Scirpeen hinweisen, als sie die echten Cyperus-Arten zeigen. — Der entschiedenste Gegensatz zwischen beiden Gattungen spricht sich jedoch erst in dem Längenverhältnisse der Griffeläste zu den Staub- blättern und in der Art des Verhaltens dieser nach ihrer Verstäubung und zur Zeit der Frucbtreife aus. Während nämlich bei Cyperus die Filamente von gleicher Länge, oder wie bei C. nutans, Jacquini und prolixus, um das zwei- bis dreifache kürzer sind als die Griffeläste, und die Ahrchenscbuppen nur unbedeutend oder selten um ihre halbe Länge überragen , nach der Anthese unverändert vertrocknen und von der reifen Frucht sich ablösen oder ihr nur mehr ankleben , findet bei Comostemum gerade das Gegentbeil Statt. Statt nach der Anthese zu vertrocknen , verlängern sie sich um das vier- bis achtfache der Schuppenlänge und das 7- bis 14fache der Griffeläste, kräuseln und verschlingen sich wirre zu einem lockeren schneeweissen Schöpfe, wie es die haarförmigen Perigjnialborsten bei Eriophorum alpiimm und der Trichophorum- Arten thun und bleiben fest am Grunde der später ausfallenden Caryopsen befestiget. Von allen dem findet sich , Avie gesagt , keine Spur bei C. prolixus. Die anfänglich gelb- , später mehr rostbräunlicbe Bärtung seiner Ähren rührt fast ganz allein von den langen und, wie bei allen anderen langgriffligen Arten, sich kräuselnden Griffelästen und nur zum geringsten Theile von den weit kürzeren hervorgestreckten Staubblättern her. Es hat daher diese Art unter Cyperus zu verbleiben und es kann sich nur mehr um die Ausmittlimg der Gruppe handeln , in welcher er seiner nächsten Verwandtschaft mit anderen Arten nach passend unterzubringen wäre. Kuntb schliesst, nicht so ganz unpassend, mit C. prolixus die Reihe seiner Cyperi ylomerati ab , und in der That zeigt unsere Art mit C. glomeratus L. (C. australis S c h r a d.) , wenn man die luxurirend- sten Formen des letzteren mit schmalen und locker geschindelten Ahrchenschuppen hierbei allein ins Auge tasst, immerhin etwas Ähnlichkeit. Näher verwandt ist sie jedoch unzweifelhaft mit C. nutans und Jacquini durch die ährenförmige Bildung der Partial-Inflorescenzen , die gleiche Richtung und Gestalt der Ährchen, die schlaffe Schindelung und Bildung der Schuppen, wie ihrer Spindel. Von beiden Arten unterscheidet sie sieb aber schon durch die durchaus nicht sparrig ausgebreitete Doldenrispe , die Länge und Richtung der Ährchenschuppen zur Reifezeit, die merklich längeren Spindel-Internodien und die noch weit bedeutendere der Staubblätter, der Griffeläste und Caryopsen. An C. nutans reiht er sich vergleichsweise noch am nächsten an durch seinen höher zusammengesetzten Blüthenstand , die massigeren hie und da etwas gebüschelten und zuletzt auch an der Spitze ein wenig nickenden Ähren. Alle drei Arten bilden zusammen eine ganz natürliche Gruppe unter den Mariscoideen mit bleibender, erst spät sich entblätternder Ährchenspindel, welche sich durch die Bildung langer primärer und deutlich secundärer Radien mit endständigen Ähren und flach zusammengedrückten , mehr aufrechten als abstehenden Ährchen auszeichnet. ^) Bei (lern UinstLinde, ilass die Gattung Comostemum hinliinglieh gut durch Nces in Martins und Endlieher's Flora brasi- liana (Fase. III, p. ä) eliarakferisirt und ihre einzige bisher bekannte Art aucli als Cyperus gluhnliferiis Presl in dessen, Rcli(1 IS.)4. lulli 11 1 Favbi'ii Ji-ar i il k k llnl' ii Sla.ilMlriirk.'m 65 ÜBER DEN ZUSAJVIMENHANG DER GESCHLECHTS- UND HARNWERKZEÜGE BEI DEN GANOIDEN. VON PROFESSOR JOSEPH HYRTL, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (MIT ITI TAFELN.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM IV. FEBRUAR MDCCCLIV.) Die Einmündungs- Verhältnisse der Genitalien in das Harnsystem bieten bei den Ganoiden einige bemer- kenswerthe Verschiedenheiten dar, welche, da sie theihveise von den gegenwärtigen Ansichten hierüber abweichen, hier im Einzelnen etwas näher beleuchtet zu werden verdienen. Spatularia foliuni. Taf. I, Fig. 1, 2. Über die Verbindung des Geschlechfsweges der Spatularien mit den Harnwerkzeugen sagt A. Wagner (De spatulariarum anatome, Berol. J848 , pag. :t3j, Folgendes: Sita sunt (infundibiila) in anterioi-e abdominis parte, et in externa gefiitalium atque ureterum latere. Attamen a Polyptero divergentia , quod, nt apud Stiiriones , brevissima sunt, neque sab exifum abdominis, neque ullo alio loco in ureteres ses e aperiunt, a Stiirionibus eo modo differunt, quod saccis ccecis in ureterem immersis inf'undibuhi non finiuntur. Etenim plica quadam ah omento genitulium orta, ureterem quasi amplexa et ei per hreve spatium coalita , infundibutum formatur, quod stipra vaste apertum, infra ter dentatum sine aper iura est. Aer si aperturee abdominali inflatur , in ureterem non transit, sicut infundibulum ureteri per porum urogenitalem aere repleto prorsus vacuum incumbit. Necesse igitur est, quod J. Mü Her bis in Sturionibus vidit, ut infundibula certo quodam tempore dehis- centia cum tireteribus communicent , alio omnino clausa sint. Dieser Angabe zufolge liegt der Trichter der Genitalien auf dem Harnleiter blos äusserlich auf, und endigt blind. Wagner hatte nur kleine Exemplare zur Untersuchung erhalten, und die eben angeführte Stelle bezieht sich auf ein Individuum , welches er für ein Männchen halten zu sollen glaubte. Ich kann über den fraglichen Punct eine ganz andere , und zwar eine sehr bestimmte Mittheilung machen , da ich so glücklich war , durch die Vermittlung der Vorstände des Hamburger naturhistorischen Denkschriften der mathein.-n.nlurw. Cl. VIII. Bil. 9 66 Joseph HyrtL Museums zwei Exemplare von Spatularia zu erhalten, deren Länge über vierthall) Schuh misst, und mein geehrter Freund Dr. Leydy in Philadelphia, sowie der österreichische Reisende Scherzer, mehrere kleinere Exemplare dieser seltenen Fische einsendeten. Ich habe im Ganzen vier Individuen untersucht , welche , zu verschiedenen Jahreszeiten gefangen , verschiedene Evolutionsstadien ihrer Geschlechtsorgane darboten , und dennoch alle eine offene, wenn auch durch eigenthümliche Verhältnisse etwas maskirte Einmündung des Genitalientrichters in die Harnwege erkennen Hessen. An einem wahrscheinlich weiblichen Exemplare von 2(S Zoll Länge erstreckten sich zwei wenig gelappte, flache, vom Bauchfell überzogene Organe von gelblich- weisser Farbe, vom vorderen Ende der rJauchhöhle bis anderthalb Zoll vor den After, deren mikroskopische Untersuchung ein zartfaseriges Grundgewebe mit zahlreichen eingestreuten Kernen und wenig kernhaltigen Zellen, nebst Fett in grosser Menge, erkennen Hess. Sie gingen von der Seitenwand des Unterleibes , einen Zoll von der Wirbelsäule entfernt , aus. Der freie Rand dieser Falten war, der stärkeren Fettanhäufung wegen, bedeutend dicker als ihr Ursprungsrand, in welchem die Fettablagerung und der körnige Inhalt allmählich so abnahm, dass sie an dessen Anheftungs- stelle vollkommen fehlten , die Falte somit durchsichtig wurde, und einen zwischen ihren Blättern verlaufenden, streifenähnlichen Körper unterscheiden Hess, den ich für den Rest eines entleerten Ovarium halten zu müssen glaubte. An der der Bauchwand zugekehrten Platte dieser Falte fand sich, ohngefähr am Beginne des hinteren Drittels ihrer Länge , eine senkrecht gestellte , schlitzförmige Öffnung von 3 Linien Länge (Fig. 1 . d, d). Sie führte in einen trichterförmig verschmächtigten Canal , welcher gleich in die untere Wand des entsprechenden Hornes einer Vesica nriuaria hicornis eindrang, und zwischen den Häuten derselben in der Länge eines Zolles nach hinten verlief. Da die Harnblase äusserst dünnwandig ist , so Hess sich die canalartige Fortsetzung des Trichters selbst im ungefüllten Zustande leicht erkennen, und erschien an der äusseren Grenze zwischen oberer und unterer Wand als ein gelblich-grauer Streifen von der Breite einer halben Linie. Der Canal bleibt während seines ganzen Verlaufes zwischen den Häuten der Blase , dringt nicht, wie bei dem Störe, als ein vorspringender Zapfen in die Blasenhöhle ein, und mündet erst am Ende seines langen Verlaufes mit einer sehr feinen Öffnung in das Blasenhorn (Fig. i, e, ^). Luft, Wasser oder Quecksilber, welche durch den Porus tirogeinUdis in die Harnblase eingelassen werden, können durch den €aual nicht entweichen , da durch die Ansammlung dieser Flüssigkeiten in der Blasenhöhle ihre Wände gespannt sind, der Canal somit zusammengedrückt und das Eindringen dieser Flüssigkeiten in ihn ebenso verhindert wird, wie es bei dem interparietalen Verlaufe der Ureteren einer menschlichen Harnblase der Fall ist. Füllt mau aber die trichterförmige Anfangsöffiuuig des Canales in der Bauchhöhle mit Quecksilber , bei senkrechter Stellung des Thieres , so bahnt sich dasselbe durch seine Schwere entweder von selbst den Weg in die Harnblase, oder kann , wenn die Wände des Canales durch die Wirkung des Alkohols zusammen- gezogen oder mit einander verklebt wären , durch leises Streichen mit dem Finger leicht in die Blase ein- strömen gemacht werden. Was A. Wagner als Ureteres longi , vasti et tenues, beschreibt, sind die Hörnereiner Vesica urinaria hicornis (Fig. 1 , 6,6), welche sich erst am hintersten Ende der Bauchhöhle mit einander verbinden, jedoch ohne eine Erweiterung zu bilden, wie sie Wagner angibt: ureteres conjuncti vesicam urinariam satis muqnam formant. Die Hörner der Blase haben im strotzend aufgeblasenen Zustande einen Durchmesser von 4 Linien. Ihre Länge reicht bis zur Mitte des Unterleibes , und aus ihrem hinteren verschmolzenen Ende geht ein U Linien langer und 1 Linie weiter CanaUs urof/euifalis hervor , welcher unmittelbar hinter dem grossen After mündet. Die Blasenhörner verlaufen zwischen den beiden Blättern der Aufhängebänder der Ovarien an der Seitenwand des Abdomen nach vorne, und nehmen ihren Zwischenraum so sehr für sich in Anspruch, dass es den Anschein hat, als sei die hintere Hälfte der Eierstöcke mit der unteren Fläche der Blasen- Vher den Zusummeithaufi der Gesclilcclits- und Hiirnwerkzeufie hei den Ganoiden. 67 hörner verwachsen. Das vordere Ende der Hörner spitzt sich plötzlich zu (was bei einem Ureter nie vorkommt) und durchbohrt, indem es sich gegen die Wirbelsäule nach innen und oben krümmt, die innere Lamelle des Mesoarium , sowie gleich darauf das feste tibröse Scptum , welches die Nieren von der Bauchhöhle trennt, senkt sich in die Substanz der Nieren ein, und bildet eine kurze, spindelförmige Erweiterung (Fig. 1, c, c), die sich zu einen wahren, nur '/, Linie weiten, am äusseren Rande der Nieren verlaufenden Ureter verlängert. Die Blasenhörner selbst nehmen während ihres Verlaufes eine grosse Anzahl sehr feiner, einfacher, oder (besonders nach vorne zu) zu Büscheln vereinigter Harncanälchen auf, welche die fibröse Scheidewand zwischen den Nieren und der Bauchhöhle durchbohren, und das siebförmige Ansehen derselben bedingen, welches besonders am hinteren Ende der Bauchhöhle so sehr auffallt. Die Nieren selbst (Fig. \, a, d) bilden zwei dünne schmale Streifen, welche an der äusseren Seite der Cardinalvenen anliegen. Sie verdicken sich an ihrem hinteren Ende, und schliessen einen grossen, un- paarigen Sinus ein, in welchen sich die Caudalvene entleert, und aus welchen die rechte kleinere und die linke grössere Cardinalvene hervorgehen. Die vorderen Enden der Nieren reichen weit an der Schädelbasis hinauf (Kopfnieren), verdicken sich gleichfalls, und verlöthen sich zu einer gemeinschaftlichen Masse, welche die untere Wand der sinusartigen Aortenwurzel bedeckt, und durch die mächtige Arteria coetiaca und beide Stibclanw durchltohrt wird. An einem S'/a Fuss langen, riesigen Exemplare, entschieden männlichen Geschlechtes, fanden sich folgende, vom eben beschriebenen weiblichen Typus abweichende Vorkommnisse (Taf. 1 , Fig. 2). Die früher erwähnten gelappten, fetthaltigen Organe (Fig. \.h, h} hatten eine Länge von 9 Zoll, eine Breite von 2 Zoll, und eine Dicke von 4 Linien erreicht. An ihrer der Bauchwand zugekehrten Fläche war ein 6*/, Zoll langer und '/s Zoll breiter Hode angeheftet (Lit. 6. f> , h}, welcher schlangenförmig gewunden, von den Seiten zusammengedrückt, und besonders an seinem oberen Rande mehrfach gekerbt erschien. Ich konnte in ihm die gewundenen mit feinkörnigem Inhalt gefüllten Röhren deutlich unterscheiden, welche über die Natur dieses Organes keinen Zweifel Raum liessen. Etwas hinter der Mitte seines oberen Randes fand sich in dem Winkel, welchen die äussere Fläche seines Aufliängebandes mit der Bauchwand bildete, eine ovale Öffnung (Lit. c), welche in den Geschlechtstrichter führte. Die Öffnung war 3 Linien lang, und 2 Linien breit. Der Trichter selbst senkte sich in die äussere Wand des Harnblasenliornes ein, verlief in ihr ohngefähr einen Zoll weit nach hinten, und verhielt sich auf beiden Seiten verschieden. Auf der linken Seite theilte er sich in der Blasenwand in zwei Zweige, einen oberen und unteren (]j\t.e,f), welche massig divergirend neben einander fortliefen, dann die Schleimhaut der Harnblase faltig emporhoben und verschieden endigten. Der untere mündete nach einem halbzölligen Verlaufe mit einer nadelkopfgrossen Öffnung in die Höhle der Blase ein, während der obere, etwas längere, blind endigte. Bei Canälen von so ansehnlichen Durchmessern , und die sich vom Trichter aus mit Quecksilber so leicht füllen liessen , ist an eine Täuschung nicht zu denken. Auf der rechten Seite verlängerte sich der Trichter blos in einen einfachen Oanal , welcher auf dieselbe Weise verlief, und mit einer 1 Linie weiten Öffnung in die Harnblase ein- mündete. Diese merkwürdige Asymmetrie ist übrigens kein auf die Spatularien beschränktes Vorkonuuen, da ich es auch bei anderen Ganoiden (mit gewissen weiter unten zu bemerkenden Modificationen) beobachtete, und ist erstens als Geschlechtsverschiedenheit interessant, indem sie bei dem Weibchen fehlt, dann aber auch für die Lösung der Frage Avichtig, ob sich die Geschlechtstrichter nur zu Zeiten in die Blase öffnen, sonst aber abgeschlossen seien, wie J. M ül 1er von den Stören angibt '). Peritonealcanäle finden sich in beiden Geschlechtern. ') Unteisiiclnin^cn über die Eiiiffeweide der Fische. Beilin, 184S, pag. 7. J. Müller versichert offene Trichter nnr zweimal, bei Aciiieiisei- .■idirio und Sioijhirhyiichi/s Hafijiesquii Heck, gesehen zu haben. 9" 68 Joseph Hyrtl. Bei einem dritten Exenipjare von noch bedeutenderer Grösse fand sich genau dieselbe Anordnung, und bei einem vierten kleineren , welches ich für ein Weibchen halten muss , weil in seinen Geschlechts- drüsen keine Spur gewundener Canälchen aufgefunden wurde, war die Einmündung des Trichters in die Blase, wie bei dem erstbeschriebenen, beiderseits eine einfache, symmetrische, und offene. Acipenser brevirostris und Scapliirhynchus platyrhinus. Die Geschlechtsorgane der Störe unterscheiden sich, mit Ausnahme ihrer auf beiden Seiten symmetrischen Anordnung, nur wenig von jenen der Spatularien. Sie wurden bisher unter allen Ganoiden am meisten untersucht. Schon im Jahre 1819 beschrieb Baer') die Trichter, welche aus der Bauchhöhle männlicher Störe in die Harnleiter führen. Rathke") bestätigte ihr Vorkommen auch bei den Weibchen. Joh. Müller*) fand diese Trichter bei beiden Geschlechtern gegen den Harnleiter zu theils verschlossen, theils offen (in zwei Fällen), und schloss hieraus, dass sie nur zu gewissen Zeiten dehisciren. Stannius*) lässt, Avie Rathke, den Samen durch Quergefässe aus dem Hoden in den Harnleiter gelangen. Leydig fand bei einem männlichen Störe") die Trichter auf beiden Seiten verschlossen. Bei den Weibchen fand er den Trichter offen. Ebenso J. Müller bei Scaphirhynchus Rafi- nescüHeck. Ich habe sie bei Männchen und Weibchen nur offen gefunden, aber zugleich einen sehr langen Verlauf zwischen den Blasenwänden fA. rtdhenus), und ein so feines Lumen angetroffen, dass ich mir wohl denken kann , wie man weder durch Einführen von Sonden noch durch Lufteinblasen das Lumen des Trichtercanals zwischen den Blasenhäuten und seine freie Endmündung auffinden wird. Ich bin bei A. ruthenus durch diese Mittel auch nicht zum Ziele gekommen, und habe die constante offene Einmündung nur dadurch erkannt, dass ich einen Tropfen Quecksilber in das Bauchende des Trichters brachte, den Trichter zuband, und durch vorsichtiges Drücken und Streichen mit dem Finger das Quecksilber in der langen und feinen Röhre bis zu ihrer Mündung vorwärts trieb. Es findet sich bei Acipenser brevirostris dieselbe fettreiche breite Peritonealfalte , in deren äusserer Lamelle die Geschlechtsdrüsen liegen. Das untersuchte Exemplar war ein weibliches. Der Abdominaltrichter liegt unmittelbar unter dem vorderen Ende der zweihörnigen Harnblase (welche für einen Ureter gehalten wurde), deren Umfang jenen bei den Spatularien etwas überwiegt, und deren obere, den Nieren zugekehrte Wand, durch quervorspringende Falten ein tiefzelliges Ansehen erhielt. Dass sie kein Ureter ist, erhellt daraus, dass sie bei ihrer Weite sich am Beginne des hinteren Nierendrittels mit einem blinden Zipfe abrundet, von welchem aus seitlich ein Büschel wahrer Ureteren ausgeht. Der Trichter ist sehr kurz, aber weit, und verläuft in der unteren Blasenwand S Linien lang, bevor er sich mit einer ziemlich weiten Öffnung in die Blase einmündet. Bei Acipenser ruthenus (Weibchen) ist , wie bei A. brevirostris , der Trichter auf beiden Seiten einfach, symmetrisch, aber sein Verlauf zwischen den Blasenwänden bedeutend länger, obwohl die zwei untersuchten Exemplare um 8 Zoll kürzer waren, als der 32 Zoll lange A. brevirostris. Die Einmündung in die Blasen- höhle an beiden offen. Die Öffmmg jedoch sehr fein. Bei drei Exemplaren von Acipenser sturio , beiderlei Geschlechts, waren die Trichter kurz, weit, in die Blase offen, in welche sie an ihrem Ende als pyramidale Zapfen vorsprangen, und bei dem Donau-Riesen, A. huso , dessen von mir zu dieser Untersuchung angekaufte ') Bericht über die anat. Anstalt zu Königsberg. Leipzig, 1819, pag. 40. -) Über den Darineanal und die Zeugungsorgane der Fische. Halle, 1824, pag. 124. ■•) Bau und Grenzen der Ganoiden, Berlin, 1846, pag. 21. ') Lehrbuch der vergl. Anatomie der Wirbelthiere. Berlin, 184ß, pag. 126. *) Anatomiseh-histologisehe Untersuchungen über Fische und Keptilien. Berlin, 18S3, pag. 33. über den Zusammenhang der Geschlechts- und Harnwerkzetige bei den Ganoiden. 69 Eingeweide 22Pfd. wogen, hatte der Trichter beiderseits eine Weite von 1 Zoll, und bildete einen in die Blasen- böhle vorspringenden Zapfen von der Dicke eines Daumens , auf dessen abgerundeter Spitze eine S'/^ Linien weite, querovale, mit einem niedrigen häutigen Saume umgebene Öffnung stand. Das Thier war ein Männ- chen, im März zur Laichzeit gefangen. — leb habe seither an allen A. ruthenus, welche ich häufig zu anderen Untersuchungen benötbige, die Eiumündungsverhältnisse der Trichter nachgesehen, und sie zu allen Jahreszeiten offen gefunden. Bei Scaphirhynchus platyrhinus , männlichen Geschlechtes, waren die Bauchtrichter wie bei den Stören gelagert. Die Fortsetzungen derselben zwischen den Blasenwänden messen nur 6 Linien , mit 1 Linie Weite. Die Mündung in die Blasenhöhle beiderseits offen und einfach. Ihre Weite mehr als y, Linie. Lepidosteus osseus. Taf. II, Fig. 1, 2. Bei einem weiblichen hochträchtigen Exemplare von 4 Schuh Länge füllten die Eierstöcke die ganze Unterleibshöhle aus, und umfassten mit ihren inneren, tief gehöhlten Flächen, sämmtliche Verdauungsorgane. Die Eier hatten die Grösse von Hanfkörnern. Die Umhüllungsmembran des Eierstockes setzte sich (wie durch Müller bekannt ist) unmittelbar in den Eileiter fort, welcher in der Nähe des oberen Randes der inneren Fläche des Eierstockes seinen Ursprung nahm, und daselbst 2 Zoll Weite besass. Er verschmächtigte sich hierauf bald zu einem nur 3 Linien weiten, äusserst dünnwandigen Schlauch, welcher neben dem derberen Ureter verlief. Wo sich die Ureteren zu den Hörnern einer Vesica urinaria bicornis erweitern (Fig. 1 , «, ß), senken sich die Eileiter in die untere Blasenwand ein, und verhalten sich auf beiden Seiten verschieden. Der linke Eileiter (Lit. d) verläuft in der Länge von 11 Linien zwischen den Blasenwänden, erweitert sich zu einem elliptischen, 6 Linien langen und 4 Linien breiten Sack, dessen abgerundetes Ende etwas in die Blasenhöhle hineinragt, und mit einer runden, 1 Linie weiten Öffnung sich in letztere entleert. Vom äusseren und inneren Rande der elliptischen Enderweiterung des Eileiters treten zwei birnförmige Diverticula ab (L\t.e,f), welche gleichfalls sich zwischen die Häute der Blase einschieben. Das Äussere ist länger und mit drei halbkugeligen Buchten besetzt, welche, wie das Diverticulum selbst, blind abgeschlossen sind, und keinen Zusammenbang mit der Blasenhöhle haben. Das innere Diverticulum ist um 2 Linien kürzer, und um die Hälfte enger, als das äussere, und endet gleichfalls blind. Die elliptische Erweiterung des rechten Eileiters (Lit. ^) mündet mit einer grösseren Öffnung in die Blase ein, und lässt nur von ihrem inneren Rande ein bedeutend längeres Diverticulum abgehen, welches S-förmig gekrümmt in der Länge eines Zolles zwischen den Blasenbäuten nach hinten verläuft, sich nicht ausbuchtet, und somit einen cylindriscben Gang darstellt (Lit. Ä) , der einen halben Zoll hinter der Mündung des Eileiters sich gleichfalls in die Blase öffnet. Der rechte Eileiter hat somit zwei Insertionsöffnungen in die Blase. — Die beiden Hälften der Vesica urinaria bicornis (Lit. a, a) hatten eine Länge von 4 Zoll. Eine vorspringende Scheidewand trennte sie nur unvollkommen (Lit. 6), und hörte einen halben Zoll vor dem Beginne der Urethra vollkommen auf. Die innere Oberfläche beider Blasenhörner war vollkommen glatt. Die Ureteren hatten die ansehnliche Weite von 4 Linien, und verliefen am äusseren Rande der Nieren. Bis zum vorderen Drittel der Bauchlänge sind sie von den Nieren durch das die untere Fläche der letzteren überziehende fibröse Septum getrennt, und senden unter rechten Winkeln dicht an einander stehende Seitenästcben ab, welche das Septum durchbohren und sich im Nierenparenchym verzweigen. Am vorderen Drittel des Bauches werden die Ureteren plötzlich enge, behalten nur eine halbe Linie Durchmesser, durchbohren das Septum, und verlaufen von nun an in der Nierensubstanz bis zu ihrem vorderen Ende. Es wäre dessbalb richtiger, den weiten Abschnitt der Ureteren noch als ein verlängertes Blasenborn anzusehen. 70 Joseph Hyrtl. An zwei ebenso grossen männlichen Exemplaren untersuchte ich die Verbindung der Geschlechtswege mit der Harnblase'). Die Hoden hatten eine Länge von 8 Zoll, und umschlossen die übrigen Baucheingeweide, wie oben von den Eierstöcken bemerkt wurde. Sie waren durch ein breites, aber sehr dünnwandiges Mesor- chium, neben der Wirbelsäule befestigt. Dieses enthielt Blutgefässe, namentlich Venen, welche am Hilus des Hoden durch vielfältige Anastomosen einen Plexus bildeten , dessen abführende Stämme , dreizehn an Zahl , an der Wirbelsäule neuerdings sich zu einem Plexus verbanden , welcher mit den Cardinalvenen zu- sammenhing. Zwischen die Blätter des Mesorchium eingeblasene Luft, ging ebenso leicht, als Quecksilber, in einen Samenleiter über , und die Untersuchung der inneren Oberfläche der Harnblase liess die doppelten Mündungen der Harnleiter und Hoden-Ausführungsgänge erkennen. Die Harnblase der Männchen (Taf. 2 , Fig. 2) besitzen noch eine von den Weibchen abweichende Bildung in der Gegenwart zahlreicher querer Scheidewände an ihrer oberen , den Nieren zugekehrten Wand. Die dadurch gebildeten Zellen werden durch kürzere Scheidewände in kleinere Buchten abgetheilt, in deren jede sich ein kleiner Ureter entleert. Die äussere Geschlechtsöffnung (Lit. (T) liegt an der vorderen Wand einer tiefen Bucht, welche von dem After durch eine quere, häutige Scheidewand (Lit. e. e) getrennt wird, an deren freiem Rand in der Mitte, bei Männchen und Weibchen, eine kleine , an ihrem Ende gefranste Papille aufsitzt. Polypterus Bichir. Taf. III, Fig. 1. Polypterus Bichir besitzt den offenen Abdominaltrichter der Störe. Derselbe tritt jedoch auf eine andere Weise mit dem Harnapparate in Verbindung. Die am äusseren Nierenrande verlaufenden Ureteren (Lit. h , 6) von 2 Linien Durchmesser, erweitern sich nicht zu einer zweihörnigen Harnblase, convergiren am hinteren Bauchende, und vereinigen sich zu einer kxu'zen und engen Urethra, welche sich in das vereinigte Endstück der Oviducte entleert (Lit. c). Die Oviducte (Lit. a , «) beginnen an dem vor mir liegenden weiblichen Exemplare (welches kurz nach der Laichzeit gefangen wurde , da an dem entleerten Ovarium die Becher, in denen die hanfkorngrossen Eier lagerten , noch sehr deutlich zu erkennen waren) erst im hinteren Viertel der Bauchhöhle mit einer grossen , in dem Winkel zwischen Mesoarium und Bauchwand gelegenen Öffnung, welche in einen S Linien weiten , sich nicht trichterförmig verengernden Canal (Eileiter) führt. Derselbe verläuft anfangs zwischen den beiden Lamellen des Mesoarium , dann aber frei durch das hintere Segment der Bauchhöhle , hat über sich den Ureter, einwärts das hintere Ende der Schwimmblase liegen, und ver- einigt sich kurz vor dem After mit jenem der anderen Seite zu einem einfachen Porus goiitalis , der die kurze Urethra aufnimmt, und in einer tiefen Grube hinter dem After mündet. Die Afteröffnung ist nicht rund, sondern dreieckig, mit vorderer Spitze (Lit. d). Der vordere Winkel ist an das letzte mediane Knochen- schild der Bauchkante, die beiden seitlichen an ZAvei, die Basis der Afterflosse wie eine Scheide umschliessende, beschilderte Hautlappen befestigt. An den beiden Seitenwänden des dreieckigen Afters stehen zwei niedrige Papillen (Lit. ilci' (iaauidi'u TalM. ,1 Dciik.scIirii'lPiulLAk.-Kl.il.W'is.soascli. iiiallii'in.ii,itiinr.l'l.\TII.Bd.lIi,U -arbnifVdr.lli diJc.lfrpf ii..Vt.i.itiilnifkn-ri . Ilvrtl. (■.■schlwhts-uiiil lliiniwrk/.da'i' ilcr (l:iiiiii(l('i Tat. 11. DrAnt ElFm^- id nat dd LA- a 1. Fatk jeJr i ä k- k ""l'-i' St>«H'l™'I"-'n Donkschi-illni (Irr k, Akail. li.WisM'.is.li. luallicin iwilui-u (IVIH Ril, 1X54. liyril. ('irsrlilcilils-iiM(l ll;ii iiwcik/rML'c ilcr ILiimidni. '. üllmjKdilal d;l Lith II i l'^arbcn ei''lr- i (1. k. k ilof.u. .'^'UalÄilvuikprpi- Di'iiksrliririoii (lor k Ak.id iI.WssimiscIi. iiialhciii. ii.iliivw l'I.MII I'hI I8.")4. 73 BEITRAG ZUR ANATOMIE VON HETEROTIS EHRENBERGU C. V. Von PROF. JOSEPH HYRTL, WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (MIT III TAFELN.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEJIATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM IX. MÄRZ MDCCCLIV.) I. Skelet. a. Kopf. (Taf. I und II, F\g. i.) Die Construetion des knöchernen Schädels von Heterotis und Osteoglossum, und der gesammte Skelethau dieser heiden Gattungen, differiren so auflfallend von dem Typus der Clupeaceen, dass ihr Ver- bleiben in dieser Familie kaum mehr zu gestatten wäre, wenn nicht andererseits, wenigstens für Heterotis, im Baue der Verdauungsorgane, namentlich in der Gegenwart eines musculösen Magens, und in dem Vorkommen accessorischer Kiemenorgane, sich eine nähere Verwandtschaft zwischen dieser Gattung und gewissen Clupeaceen herausstellte'). Ich werde diese Verwandtschaft in einer demnächst vorzulegenden Abhandlung über die Anatomie der Kiemen und der Verdauungsorgane der Clupeen ausführ- licher besprechen, und hier, ohne in Vergleichungen einzugehen, nur einen Beitrag zur beschreibenden Anatomie der wenig untersuchten Gattung Heterotis geben. — Was die Anatomie des Kopfes von Heterotis anbelangt, so sind die Unterschiede so augenfällig, dass sie, ohne in eine detaillirte Beschreibung der einzelnen Schädelknochen einzugehen, eine nähere Erörterung wohl verdienen. *) J. Müller hat sich bereits mit Bestimmtheit für die Belassung von Heterotis bei den Clupciden ausgesprochen. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. VIII. Bd. 10 74 Joseph Hyrtl. Der unbescliuppte, dicke, aus massiven Knochen zusammengesetzte Schädel von Heterotis, mit breiter Scheitelfläche, ist ein wahres Gegenstück des schmalen, hohen, aus zarten und dünnen, meist durchscheinenden Knochen bestehenden Clupeenschädels. Die Grösse, Gediegenheit und Stärke der Infra- orbitalknochen, die bedeutende, bis zum vorderen Augenhöhlenrande reichende Verlängerung der Schädel- höhle, und die dadurch bedingte Trennung der beiden Augenhöhlen durch ein knöchernes Septum, der völli<^e Mangel des bei allen Clupeiden durch das Occipitale basilare und Sphenoideum posterius gebildeten vollständigen') oder nur als mehr weniger tiefe Furche angelegten Canales') zur Aufnahme der Augenmuskeln, die fontanellähnlichen, durch Knorpel ausgefüllten Lücken des Hirnschädels, so wie der Abgang jener Gruben an der Schädelbasis, welche von vorderen Ausläufern der mit dem Gehörorgane in nähere Verbin- dung tretenden Schwimmblase eingenommen Averden, geben die hervorragendsten Unterscheidungsmerkmale ab, in deren etliche hier näher einzugehen ist. Der hintere Schädelwirbel ist nur unvollständig ossificirt, indem zwischen den sehr umfänglichen seitlichen Hinterhauptsbeinen, und der verkümmerten Schuppe, ein ansehnliches Stück des Schädel-Primor- dialknorpels unverknöchert zu Tage liegt , welches durch eine nach hinten und unten gerichtete lange, mediane Zacke der Schuppe , nur unvollkommen in zwei seitliche Hälften getheilt wird. Bei Osieoglossum schliessen die seitlichen unteren Hinterhauptsbeine über dem Foramen occipitale zusammen, und die Schuppe erscheint als Interpurietale (Cuvier). — Vom Basilartheile des Hinterhauptsbeines geht ein, durch Synchon- drose mit ihm verbundener, starker stabförmiger Knochen nach rückwärts zur Verbindungsstelle der Scapula mit dem Schlüsselbeine (Coracoid, Owen), welcher bei Osteoglossum fehlt. Zwei, das Foramen occipitale an Umfang bedeutend übertreffende Löcher dienen dem mehr als federkieldicken Vagus zum Austritt, und sind der Medianlinie der Schädelbasis so nahe gerückt, dass sie nur durch den schmalen Körper des hinteren Keilbeines von einander getrennt werden (während sie bei den Cyprinen, wo sie im Verhältnisse fast eben so gross erscheinen, au der hinteren senkrecht abfallenden Schädelvvand liegen). Es scheint, dass das fragliche Loch bei Heterotis nicht dem unteren seitlichen Hinterhauptsbein allein angehört, sondern auch vom Petrosum, welches mit dem Occipitale laterale inferius verwächst, gebildet Avird. Die gabelige Verbindung des Os suprascapulare mit dem oberen und unteren seitlichen Hinterhauptsbeine zeigt nichts Abweichendes. — Der vom Keilbein gebildete Theil der Schädelbasis besitzt gleichfalls zwei knorpelig ver- schlossene Lücken, welche unten vom hinteren Keilbeine, vorne vom grossen Flügel, hinten und oben durch das Petrosum begrenzt werden. Ich vermuthete anfänglich, dass die Schwimmblase mit dieser Fontanelle in nähere Beziehung tritt, was sich im Verlaufe der Untersuchung nicht bestätigte. Der grosse Keilbeinsflügel und das Mastoideum (Schläfenschuppe, Hallmann)sind bei weitem umfänglicher als bei Osteoglossum, der Vomer nicht bezahnt (bei Osteoglossum an seinem hinteren Endstücke) , die Alae orbitariae trennen durch ihre Grösse die Augenhöhlen vollkommen von der Schädelhöhle (sie sind bei Osteoglossum ohne Zwischenwand), und lassen zwischen sich, dem eigentlichen Frontale, und dem grossen Praeirontale zwei Knorpelsfellen übrig, welche die Abgrenzung der Schädelhöhle gegen die Augenhöhle vervollständigen. Das Schädeldach zeigt, mit Ausnahme paariger Ossa nasal ia, jene Formen, Dimensionen und Verbindungen seiner Knochen, wie sie bei den Cyprinen vorkommen. Die äusserliche knöcherne Umrandung der Augenhöhle wird oben durch das eigentliche Frontale und ein hinter ihm liegendes Supraorbitale, vorne, unten und hinten durch drei gewaltige Infraorbital- knochen gebildet. Bei Osteoglossum rückt, wegen Zurückziehen des Stirnbeines vom Augeidiöhlenrand, das ') i. B. bei Elops saiiriis, C. V. ") z. B. bei Alaiisa lyrannus. De Kay. Beitrag zur Anatomie von Meter otis. 75 Sii])raorbitale an das vorderste Infraorbitale (Preorbital, Owen) heran, während die zwei grössten Infra- orbitaha auf den hinteren Rand der Orbita hinaufrücken, und die zwischen ihnen und dem Praeorbitale übrig bleibende Lücke durch zwei unbedeutende, aber lange, hohle und dünnwandige Knochensäulchen ergänzt wird. Bei beiden sind die zwei hintersten Infraorbitalknochen so breit geworden, dass sie sich auf die Aussenfläche des Praeoperculum mit ihren hinteren Rändern hinaufschieben. Der Verlauf der Schleim- canäle in ihnen wird später angegeben. Das Kiefer-Suspensorium, durch seine Stärke und Höhe ausgezeichnet, besteht aus einem oberen, mittleren und unteren Ergänzungsstück (Epi-, Meso-, Hypotympanic, Owen, — Temporal, Symplectique, Jugal, Cuvier). Ein selbstständiges Praetympanicum (Owen, Tynipanal Cuvier) tritt nur bei Osteoglos- sum als viertes Element dieses Gerüstes auf. Am Gaumenbogen scheinen das Os palatinum, pterygoideum und eniopterggoideum (Owen) zu einer einfachen Knochenplatte verwachsen zu sein, welche nur an dem hinterem Ende ihres inneren Randes (sonst dem Entopterygoideum angehörend) bezahnt erscheint, während bei Osteoglossmn die Trennung der drei Elemente des Gaumenbogens augenfällig ist, das Palatinum an seiner ganzen Mundhöhlentläche, das Entopterygoideum nur an seinem inneren Rande stark bezahnt ist, und namentlich beide Palatina in ihrer durch das vordere, zahntragende Stück des Vomer vermittelten Verbindimg, einen Zahnbogen bilden, welcher mit jenem der vereinigten MaxiUaria superiora und intermaxiUaria parallel geht, und nur durch eine schmale Furche von ihm getrennt erscheint. Die nicht bezahnten Flächen des Gaumen- und Flügelbeines sind bei Ostcoglossum mit scharfen oder blos rauhen Höckerchen übersäet, und fühlen sich wie eine stumpfe Feile an. Sie sind an frischen Exemplaren nicht von der Mundschleimhaut bedeckt, da sie einer unent- wickelten Zahnbildung entsprechen. Ober-, Unter- und Zwischenkiefer sind bei Heterotis mit einer einfachen Reihe von Hakenzähnen, welche bei Osteoglossum geradelinig und pallisadenförmig zugespitzt werden, besetzt. Im Unterkiefer steht bei letzterem hinter den mittleren Unterkieferzähnen, noch eine zweite, vier Linien lange Reihe kürzerer, und etwas nach hinten gerichteter Pfriemenzähnchen. Der Kiemendeckel-Apparat von Heterotis besteht nur aus einem Praeoperculum und Operculum. Letz- teres ist ansehnlich breiter, aber zugleich kürzer als ersteres, und hat an seiner Innern Seite eine horizon- tale, dicke, stark vorspringende Leiste, welche nach vorne eine tiefe Pfanne zur Aufnahme des sphärischen Gelenkskopfes des Epitympanicum trägt. Das Praeoperculum wird bei Osteoglossum von den beiden grossen, die hintere Peripherie des Orbitalringes bildenden Suborbitalknochen grösstentheils bedeckt. Am unteren Ende der inneren Fläche des Praetympanicum liegt ein dünner, breiter, schuppenähnlicher Knochen auf, der in schräg nach hinten und oben gehender Richtung bis zum Epitympanicum hinaufreicht, und an seinem unteren Ende mit der Kapsel des Unterkiefergclenkes verwächst. Er kann als ein nach oben verrücktes Interoperculum angesehen werden. Bei Osteoglossum ist er kürzer, und füllt nur den Winkel zwischen Operculum und Symplecticum aus. Am Unterkiefer von Heterotis sind die Trennungsspuren seiner einzelnen Bestandtheile kaum mehr zu erkennen; — bei Osteoglossum dagegen in gewöhnlicher Form leicht zu bemerken. b. Zungeobeln-Apparat und Kieinenbogeii. (Xaf. iii, Fig. i.) Der Zungenbeinbogen besteht aus den gewöhnlichen Stücken. Das Griffelbein ist knorpelig, und erscheint nicht durch Bandmasse, sondern durch ein Gelenk mit der Fuge zwischen Epi- und Mesotympanicum befestigt. Das obere und untere Stück des Hornes (Epi- und Ceratohyal , Owen) sind breit, dick und kurz ; ersteres mit drei breiten , letzteres mit vier schmalen , stabförmigen Radii hranchiostegi besetzt 10' 76 Joseph Hyrtl. (bei Osteoglossum haften am oberen Stück des Zungenbeinhornes ebenfalls 3, am unteren aber 14 Kiemen- hautstrahlen). — Eine knöcherne Copula fehlt, deren Stelle durch zwei paarige, runde, erbsengrosse Knorpelstücke eingenommen wird, mit welcher ein dicker, pyramidaler, knöcherner Zungenbeinkiel (Urohyal, Owen) durch Bandmasse verbunden ist. Das Os entoglossum (Glossohyal, Owen) fehlt, und es liegt auf den beiden Knorpelstücken der Copula nur ein faserknorpeliger, nach vorne zugespitzter Körper auf, welcher sich nach hinten mit dem vordersten unpaaren Zwischenknochen des ersten und zweiten Kiemenbogens verbindet. Die Kiemenbogen selbst zeigen , bis auf die später zu schildernde Form des vierten und des Pharyn- geum inferius , nichts Abweichendes. Nur die medianen unteren Schlussstücke der Bogen differiren in soferne , als das vordere lange und starke Schlussstück , welches zwischen den zwei vorderen Kiemenbogen liegt, und dieselben in der Medianlinie verbindet, so weit nach vorne sich erstreckt, dass es den Hauptstütz- knochen der Zunge bildet, und an seinem hinteren breiten Theile oben eine Gruppe niedriger zahnartiger Papillen trägt. Hinter ihm folgt ein äusserlich verknöchertes , inwendig knorpeliges Schlussstück für den dritten, und hinter diesem zwei durchaus knorpelige Schlussstücke für den vierten Kiemenbogen, und zuletzt die Ossa pharyngea inferiora. Bei Osteoglossum verlängert sich die vordere Copula der Kiemenbogen einen halben Zoll über die Commissur der beiden Zungenbeinbogen hinaus, und ist an seiner ganzen, der Mundhöhle zugekehrten Fläche bezahnt. Hinter ihr liegt eine zweite knöcherne Copula für den dritten Kiemenbogen. Der vierte, und die beiden unteren Schlundknochen, sind nur häutig verbunden. Die an die Copula sich anschliessenden unteren Segmente der Kiemenbogen haben am zweiten und dritten Bogen eine besondere Form. Jenes des zweiten Kiemenbogens wächst nämlich nach unten in einen langen , starken , etwas nach aussen gebogenen Fortsatz aus , welchen ich in solcher Entwickelung nur bei den Mormyri gesehen habe , und jenes des dritten Kiemen- bogens schickt einen ähnlichen aber kürzeren und breiteren Fortsatz nach innen und unten zur Verbindung mit dem gegenständigen ab , wodurch ein unter der Copula gelegener Hohlweg zum Durchgange des Haupt- stammes der Kiemenarterie entsteht. — Der zweite und dritte Kiemenbogen zählen ein Segment mehr, indem sich an ihre oberen Enden kurze Ergänzungsstücke anfügen. c. Schultergiirtel und Becken. Die gabelförmige Suprascapula hat die gewöhnliche doppelte Verbindung mit dem Hinterhauptwirbel, und noch eine dritte mit dem Os mustoideum durch einen Querriegel , welcher hohl ist , das vordere Ende des Seitencanales (Schleimcanales) aufnimmt, und es in eine, das Os mastoideum durchsetzende Röhre fortleitet. An der Verbindung der eigentlichen Scapula mit der Clavicula heftet sich der säulenförmige Stützknochen an, der von der Seitengegend des Occipitale hasilare herüberkommt (Taf. H , Fig. 1, a ci). An die innere Seite des oberen Endes der Clavicula ist ein flacher , dreieckiger Knochen mit unterer Spitze angeschmiegt, dessen Deutung ich nicht versuchen kann. Analogien des Humerus, des Radius, und der Ulna , finden sich im gezwungenen Sinne Owens und Cuvier's, sowie drei Handwurzelknochen, welche eilf weiche, gegliederte, gegen ihr Ende mehrfach gespaltene Flossenradien tragen. — Bei Osteoglossum ist der Schultergürtel, namentlich die Clavicula, stärker und breiter, Suprascapula und Scapula aber schwächer; die Zahl der Carpusknochen beträgt nur zwei, welche aber die Spuren von Verwachsensein mehrerer an sich tragen. Die Radien der Brustflossen sind , besonders die oberen, mehr als zweimal so lang wie bei Heterotis , der oberste besonders dick und einfach, die folgenden sechs gegen ihr Ende fächerförmig gespalten. Beiirag zur Anatomie von Heterotis. 77 Der unpaare , aus zwei congruenten verwachsenen Seitenhälften bestehende Beckenknochen ist au den unteren Enden des 16. und 17. Rippenpaares durch Band und Fleisch befestigt, und trägt eine aus fünf Strahlen bestehende Bauchflosse. Bei Osteoglossum geht von jeder Beckenhälfte ein langer , griffeiförmiger Knochen nach vorne. Die Zahl der Flossenstrahlen beträgt gleichfalls fünf. d. Wirbelsäule. Die Wirbelsäule besteht aus 69 Wirbeln') (bei Osteoglossimi 61). Der erste ist mit dem flachen und scheibenförmigen Basalstücke des Hinterhauptknochens unvollkommen aber fest verschmolzen , und ich konnte desshalb über das Vorkommen einer konischen Verbindungshöhle zwischen beiden nichts ermitteln. Seine Bogenschenkel schliessen oben nicht vollkommen zusammen , und der Dornfortsatz fehlt. Die folgenden Wirbel zeigen den bekannten Typus der Fischwirbel mit oberen und unteren Bogenschenkeln und konischen Verbindungsfacetten. Die Körper derselben sind kurz , prismatisch mit gerundeten Kanten , mit kleinen Grübchen an der unteren und den Seitenflächen versehen , und an den Bauchwirbeln mit scharfkantigen Leistchen besetzt, welche von der Basis der oberen Bogenschenkel zu den rippentragenden Fortsätzen herabziehen. An den ersten beiden Wirbeln fehlen die rippentragenden Fortsätze; an den folgenden gewinnen sie allmählich an Länge, und nehmen die nach abwärts gehende Richtung an, welche am 27. Wirbel zum unteren Zusammenschliessen und zur Bildung unterer Bogen führt. Die Rippen sind nicht an die Spitze der Processus costem angeheftet, sondern stecken in tiefen Furchen derselben fest ; die unteren Bogen der Schwanz- wirbel sind sehr geräumig, und werden in der hinteren Hälfte der Schwanzlänge mehr als dreimal so weit, wie an der vorderen, und bilden zusammen einen umfänglichen Hohlraum zur Aufnahme eines später zu erwähnenden Organs. Die zwei letzten unteren Bogenschenkel sind mit den Wirbelkörpern nicht durch Synostose ver- schmolzen , sondern nur durch Symphysen aufsitzend. — Jeder Wirbel hat hinter den oberen Bogenschenkeln noch jederseits einen kurzen , dünnen , aufsteigenden Fortsatz , welcher gleichfalls die Seitenwand des Rück- gratcanales bilden hilft, und an den letzten Schwanzwirbeln mit dem eigentlichen Bogenschenkel verschmilzt. Die Rippen sind lang , stark , wenig gebogen, und stossen in der unteren Medianlinie , ohne sich zu verbinden, zusammen. Der letzte Bauchwirbel trägt keine Rippen. Die Rippen des dritten Wirbels (Taf. H, Fig. 1, b, 6) sind von so ausgezeichneter Grösse und Stärke, dass sie den Seitenhälften des Schultergürtels an Breite und Länge nichts nachgeben. Sie articnliren mit sphärischen Gelenksköpfen in tiefen Seitenpfannen ihres Wirbels , und steigen an der inneren Fläche des Schlüsselbeins bis unter das Gelenk der Brustflossen herab , wo sie mit stumpfen Spitzen endigen. Ihre gi'össte Breite beträgt einen halben Zoll. Ihre hintere, mit einer starken Längencrista gezeichnete Fläche dient , wie der Schultergürtel , den seitlichen grossen Stannn-Muskeln zur Insertion. Die oberen Bogenschenkel sind dünn, und schliessen zu langen oberen Dornfortsätzen zusammen. An den vorderen Schwanzwirbeln verbinden sich die Bogenschenkel, noch vor ihrem Schlüsse, durch zarte knöcherne Querriegel, wodurch ein über dem eigentlichen Rückgratcanale gelegener, kleinerer Canal entsteht, in welchem das durch die ganze Wirbelsäulenlänge verlaufende elastische Band liegt. Auf jedem oberen Dorne befindet sich ein Flossenträger, obwohl die Rückenflosse erst an den Schwanzwirbeln beginnt. Die flossenlosen Träger der Bauchwirbel (welche ich auch an allen vor mir befindlichen Skeleten von Clupeaceen sehe) sind etwas kürzer als ihre Dornen, etwas nach vorne concav gebogen, rund, und in ihrer ganzen Länge *) Schon von Rüppel richtig angegeben, welcher 27 Rückenwirbel und 42 Schwanzwirbel zählt, während Vulenciennes 68 Wirbel (25 Bauch- und 43 SchwanzwirbclJ anführt. 78 Joseph Hyrtl. hohl, während die als solche verwendeten Flossenträger der Schwanzwirbel solide, und von vorne nach hinten zusammengedrückt erscheinen. Einige der flossenloseu Träger schieben sich zwischen den Dornen so tief ein , dass sie bis zur oberen Wand des Rückgratcanales herabreichen. — Nur die Bauchwirbel tragen Gräten. Die vordersten sitzen in der Mitte der Seitenfläche der Wirbelkörper fest, und articuliren daselbst; — die hinteren rücken immer höher und höher am oberen Bogenschenkel hinauf, bis die letzten sogar an die Basis des oberen Dornfortsatzes gelangen, und nicht mehr durch Gelenke, sondern durch ein langes Band an ihn befestigt werden. Die unteren Flossenträger der Analflosse (welche, wie die Rückenflosse, bis zur End- caudalflosse reicht) sind länger und stärker als die oberen. Bei Osteoglossum beträgt die Zahl der Bauchwirbel 3 1 . Alle Wirbel, mit Ausnahme der 8 letzten, haben obere Flossenträger , obgleich die Rückenflosse nur dem 37. bis 52. Wirbel angehört. Der erste Wirbel trägt keine Rippen ; der zweite und dritte nur kurze; die folgenden besitzen eben so lange und starke Rippen wie Heterotis, mit ähnlicher Invagination in gefurchte Processus costarii. Am letzten Bauchwirbel hängen die Processus costarii durch eine Querbrücke zusammen. Nur die 2 1 vorderen Bauchwirbel haben einfache Gräten aufsitzend , welche sich hinsichtlich ihrer Anheftung verkehrt wie bei Heterotis verhalten , indem die vordersten an der Basis der Bogenschenkel stehen, die hinteren bis zur Mitte der seitlichen Wirbelkörper- fläche herabrücken. Das Ende der Wirbelsäule krümmt sich, wie bei heterozerken Fischen , gegen den oberen Rand der Schwanzflosse hinauf, was bei Heterotis nur angedeutet ist. e. Schleimcaiiäle. Das Rumpfstück des Seitencanales besitzt weder knorpelige noch knöcherne Stützen. Die die Schuppen der Seitenlinie durchbohrenden Aste des Seitencanales bilden längliche , in Furchen der Aussenseite der betreffenden Schuppen eingebettete, nach hinten gerichtete , 1 — 2 Linien lange Rühren, an deren Ende eine feine Öfi'nung nach aussen mündet, und von deren oberem Rande ein blindes, kurzes Diverticulum nach oben und vorne abgeht, welches durch eine bei äusserer Ansicht der Schuppe bemerkbare Depression der Schuppen- oberfläche sich kenntlich macht. Am Schulterbogen angelangt , wird der Seitencanal von einer knöchernen Röhre der Suprascapula aufgenommen, welche sich mit einer ähnlichen des Mastoideum verbindet. Von nun an gehört das System der Schleimcanäle den Schädel- und Gesichtsknochen an, welche weite, zahl- reiche, wenig ramificirte Canäle in folgender Anordnung einschliessen. Der Knochencanal des Mastoideum theilt sich in einen auf- und absteigenden , und einen nach vorne ziehenden Ast. Der aufsteigende durchzieht das Parietale bis zum Scheitel, und mündet daselbst mit dem der anderen Seite zusammen. Der dadurch gebildete Bogen hat drei Öffnungen nach aussen , — eine mediane und zwei seitliche. Aste des häutigen Schleimcanals dringen durch diese Öffnungen nach aussen , lagern sich in oberflächliche Furchen des Knochens, und bilden nach hinten gerichtete, subcutane Gänge von 4 — S Linien Länge und 2 Linien Breite, welche als Depressionen der die Knochenfurchen bedeckenden dünnen Haut äusserlich kennbar sind. An ihrem hinteren Ende findet sich eine feine punktförmige Öflnung. Der absteigende Ast geht vom Mastoideum in die oberste Spitze des Praeoperculum über, und verläuft in demselben bogen- förmig gekrümmt zum Unterkiefergelenk herab , von wo er bis zur Symphyse der Kieferhälften gelangt , um unter dem Kinne mit jenem der anderen Seite zusammen zu münden, und eine beiden gemeinschaftliche End- öffnung zu flnden. Während dieses Weges sendet er fünf Nebenäste am Praeoperculum und zwei am Unterkiefer nach aussen und hinten ab, welche, wie jene des aufsteigenden Astes, nach aussen münden. Der nach vorne gehende Ast durchsetzt das Mastoideum, Frontale principale, und Nasale , um an der Schnauzenspitze, ohne mit dem gegenständigen zusammenzutreflen , auszumünden. Er hat während seines langen Zuges drei Beilrag zur Anatomie von Heterotis. 79 Miindung'en nach aussen , von welchen die beiden hinteren dem Frontale principale , die vordere dem Nasale angehören. Zugleich gibt er Nebenäste ab. Einen nach aufwärts im Stirnbein, und zwei nach abwärts. Der hintere gehört den Knochen der hinteren und unteren Umrandung der Augenhöhle an, und besitzt vier äussere Mündungen ; — der vordere steigt im Praeorbitale herunter, und hat nur einen grossen nach aussen gehenden Nebenast am unteren Ende des genannten Knochen , und einen kleinereu über diesem. II. Verdauuiigs- Organe. Taf. HI, Fig. 3. a. Speiseröhre und Magen. Die geräumige Schhindhöhle verengert sich hinter den unteren Schlundkiefern plötzlich zu einer wahren, ungewöhnlich langen Speiseröhre (Lit. «) , von dem Kaliber eines Gänsekiels , während bei den meisten übrigen Fischen Schlund- und Magenhöhle nur durch einen Sphinkter getrennt werden. Unmittelbar vor ihrem Beginne mündet die Schwimmblase in die Rückenwand des Schlundes ein. Die Einmündung geschieht direct, — nicht durch Vermittlung eines Ductus pneumaticus. Die Communications-Offnung, von der Schlundhöhle aus gesehen , erscheint längs-oval, und ist mit einem papillenreichen Aufwurf der Schleim- haut umsäumt. Von der Schwimmblase aus gesehen präsentirt sie sich als eine erbsengrosse , napfförmige Vertiefung, in deren Grund eine anderthalb Linien lange Spalte klafft. Die Länge der Speiseröhre beträgt in der Bauchhöhle fünf Viertelzolle. Sie erweitert sich, ohne äusserliche scharfe Abgrenzung, allmählich zu einem kleinen , häutigen Magen von birnförmiger Gestalt (Lit. Jj) , dessen Grund riiit der zwischen Magen und Appendices pyloricae gelegenen Milz in Verbindung steht. Der häutige Magen hängt mit einem vor und unter ihm gelegenen äusserst dicken und harten Muskelmagen zusammen (Lit. i). Man hat das treue Bild eines Echinus und Muskelmagens eines körnerfressenden Vogels vor sich. Die linke Wand dieses Muskelmagens besitzt eine breite, sehr dicke und frei zu Tage liegende silberglänzende Sehne. Jene der rechten Wand ist von den sich über sie hinaufschiebenden Muskellagern grösstentheils verdeckt. Beide Magensehnen hängen durch querlaufende, mit longitudinellen Faserzügen gemischte Muskellager zusammen, deren grösste Dicke an der linken Magenwand S Linien, an der rechten Magenvvand über einen halben Zoll beträgt. Die beiden verdickten Stellen des Muskelmagens ragen in die Magenhöhle als runde , gegenständige Scheiben vor, und können wie Mühlsteine drehend gegen einander wirken. Ein verhorntes Epithel, Mie am Vogelmagen, fehlt, und die Schleimhaut zeigt ihre gewöhnliche Zartheit, und ein durch äusserst verjüngte Zotten bedingtes sammtartiges Ansehen. Kurz vor dem Pylorus schwindet, durch Eingehen der Muskellager, die Dicke der Magenwand auf 2 Linien herab, und buchtet sich unmittelbar unter den Triturationsplatten beider Magenwände ein wenig aus , wodurch eine Art unvollkommenen Antrum pyloricum entsteht (Lit. c), an dessen Grunde eine halbmondförmige , senkrecht stehende Schleimhautfalte die Grenze zwischen rechter und linker Magenwand bezeichnet. Der der rechten Magenwand augehörige Theil des Antrum pyloricum ist mehr ausgesackt , als jener der linken. In letzterem liegt die Pylorus-Offnung mit einer unansehnlichen ringförmigen Schleimhautfalte. Heterotis ist ein pflanzenfressender Fisch '). Der Mageninhalt bestand nur aus Vegetabilien. Mein geehrter Freund und College, Professor Fenzl fand folgende Bestandtheile: *) Riippcl sagt, dass er sich von kleinen Würmern zu nähren scheine. 80 Joseph Hyrll. a. Früchte, deren bereits verdauter Inhalt sie nicht mit Entschiedenheit bestimmen Hess. Sie mochten vielleicht einer Alismacee, wahrscheinlicher einer Compositee aus der Abtheilung der Verberineen angehören. ß. Samen einer Lotus-Art (Lotus arahicus?). y. Samen von Rutaceen oder Zygophylleen. Sämmtliche Objecte gehören Pflanzen an, die an den sandigen Ufern des Nils häufig wachsen, bei dem Anschwellen des Flusses dem Fische zugänglich werden, und deren Samen und Früchte auch von selbst oder durch Windstösse in das Wasser gelangen können. b. Darmcanal. Der Darmcanal (Lit. d, d, e) hat eine bedeutende Länge , indem er dreimal die ganze Länge der Bauchhöhle und zweimal ihre vordere Hälfte durchläuft, somit aus zwei langegestreckten Schlingen, und einem geradelinig zum After ziehenden Endstücke besteht. Die beiden Schlingen haben an allen Punkten ihres Ver- J laufes ziemlich gleichen Durchmesser — im aufgeblasenen Zustande ohngefähr 2^/^ — 3 Linien. Der gerade- linige Afterdarm ist dagegen in seiner ganzen Länge massig spindelförmig erweitert. Die Wandungen des gesamniten Darmcanales zeigen eine ziemliche Dicke auf Rechnung der Stärke der Muskelhaut , deren Ring- fasern prävaliren. Unmittelbar unter der Pylorusklappe münden zwei lange , dickwandige , an ihrem Ende etwas keulen- förmig aufgetriebene Jj9/;e«f//ces jj^/ow«e ein (IJt. /", /"). Die längere misst 3 Vs Zoll, die kürzere 2y4. Ihre Weite gleicht jener des Darmcanales. Gegenüber der Einmündung dieser Anhängsel öffnet sich der Ductus choledochus. Die Schleimhaut des Darmcanales bietet in ihrer ganzen Ausdehnung ein ganz gleichförmiges Ansehen dar. Sie ist von Pylorus bis zum After mit niedrigen , nur als Streifen erscheinenden , sehr dicht auf ein- ander folgenden Falten oder Leistchen bedeckt , welche in Avellenförmig gebogenen Linien das Darmrohr umziehen. Ihre Menge kann daraus entnommen werden, dass auf einen Zoll Darmlänge 72 — 84 solcher Leistchen kommen. Mit der Loupe betrachtet, kommen zwischen den Querleistchen ebenso zahlreiche und zarte Commissurenfältchen vor , welche der Schleimhaut ein ausnehmend feingenetztes Ansehen geben. Im Afterdarme treten auch Längenfalten, welche die wellenförmigen Querfältchen unter schiefen Winkeln kreuzen, auf. — In den Appendices pyfoiicae tritt die netzförmige oder zellenartige Bildung der Schleimhaut vie] deutlicher hervor , unter gleichzeitigem Zurückweichen der Falten. Sie scheinen sich desshalb an dem Ver- dauungsacte viel lebhafter zu betheiligen , als das übrige Darmrohr , was um so wahrscheinlicher wird , als Flüssigkeiten, welche ich in den Magen des Fisches injicirte, beim Übertritte in den Darm zuerst die Appen- dices pytoricae zu füllen pflegten , welche auch in den drei von mir untersuchten Exemplaren dieselben Stoffe , wie sie im Darmcanal gefunden werden , enthielten. c. Leber, Gallenblase und Milz. Die Leber ist verhältnissmässig klein. Sie besteht aus einem linken gi-össeren und einem rechten kleineren Lappen , an deren scharfen Rändern und Flächen zackige Einschnitte von verschiedener Tiefe vorkommen- Jeder Lappen besitzt einen tiefen seitlichen Eindruck von der ungewöhnlich stark entwickelten Rippe des dritten Wirbels. Aus dem vordersten Abschnitte der Leber treten zwei auffallend dickwandige Leber- venen hervor. An der oberen, wegen Anlagerung an den grossen Muskelmagen concav gebogenen Fläche Beitrag zur Anatomie von Heterotis. 81 verzweigen sicli baumförniig geästelte Furchen, in welchen die zufiilirenden ßlutgefiisse und die hinggestreckten, sehr feinen Leber-Gallengänge verlaufen. Das Gewebe der Leber ist derb und fest, ihre Farbe lichtbraun und durch körnig-strahlige Pigmentablagerungen gesprenkelt. — Die ungeheuer grosse Gallenblase (Lit. g) steht mit der Leber nur durch das Bündel der Ductus hepatici in Verbindung. Sie erstreckt sich an der linken Wand des Muskelmagens , mit welcher sie durch lockeren kurzen Zellstoff verbunden ist , nach hinten bis zum hinteren Drittel der Bauchhöhle. Ihre Länge beträgt 3*/, Zoll. Mir ist kein ähnlicher Fall in der Fischwclt bekannt. Ihre Form ist schlauchförmig , mit 9 Linien Peripherie. Kurz vor ihrer Einmündung in den Darmcanal verengert sie sich plötzlich zu einem 3 Linien langen , ^/^ Linien weiten Ausführungsgang (Ductus chohdochus) , in welchen sich ein Bündel von drei feineren und einem grösseren Ductus hepaticus inserirt. Bevor der Ductus choledochus die Darmwand durchbohrt , verengert er sich nochmals zum Kaliber eines feinen Borstenhaares, und geht nun schief durch die Dicke der Wand in das Anfangsstück des Darmes, unmittelbar unter der Pylorusklappe. Die Milz liegt zwischen dem häutigen Magen und den Appendiccs pyloricae. Sie ist gross , dreieckig, von beiden Seiten flachgedrückt. An ihrer linken Fläche treten die Blutgefässe aus und ein. m. Schwimmblase. Taf. m, Fig. 2. a. Vordere Schwimmblase. Die vordere Schwimmblase*) liegt zwischen den Nieren und den Verdauungsorganen. Sie erstreckt sich durch die ganze Bauchhöhle , vom Diaphragma bis zum ersten unteren Schwanzwirbeldorn. Ihr Quer- durchmesser ist zugleich jener der Bauchhöhle , mit deren Seitenwänden sie auf die gleich näher zu erörternde Weise innig zusammenhängt. Sie hat an ihrem vorderen, dicken und abgerundeten Ende keinerlei Verbindung mit dem Gehörorgane. Ihr hinteres Ende verengt sich am ersten unteren Schwanzwirbeldorn plötzlich zu einem '/t Zoll langen , kegelförmigen , an der Basis 2V2 Linien weiten Zipf (Lit. e) , welcher sich unter der Harnblase nach abwärts krümmt und bis zum Afterende des Mastdarmes gelangt. Um die Eigenthümlichkeiten dieser Schwimmblase verständlich zu schildern , ist es nothwendig, die untere und obere Wand derselben besonders abzuhandeln. Die untere Wand besitzt die bekannten Attribute einer dicken und festgewebten Sehnenhaut. An ihrem Kopfende bildet sie eine erbsengrosse , halbkugelige Ausbuchtung, welche durch die früher erwähnte schlitzförmige Öffnung mit der Schlundhöhle in Verbindung steht. Die Sehnenhaut der unteren Schwimmblasenwand setzt sich nicht in die obere Wand fort. Sie ver- wächst vielmehr mit den Bippen und deren Zwischen-Aponeurose , und lässt von ihrer unteren Fläche das Mesenterium des Afterdarmes abgehen. Ihre innere Oberfläche ist mit einem glatten, feinen, und als zusammen- hängende Schichte nicht abzulösenden Überzug versehen, welcher allein sich in die obere Wand der Schwimmblase fortsetzt. Letztere zeigt das feingenetzte , vielzellige Ansehen der Schwimmblase des Lepi- dosteus in ihrer ganzen Länge. Da die Nieren auf der oberen Schwimmblasenwand aufliegen , so müssen die Ausbuchtungen der letzteren sich in erstere eindrängen , und es ist nicht möglich , die Nieren von der *) Rüppell, Beschreibung und Abbildung mehrerer neuer Fische im Nil, Fi'iinkf. a. M. 1829, pag. 11, gab die Schwimmblase als fehlend an. Doiikschrirteii der iiiatheni.-naturw. Cl. VIII. Bd, 11 82 Joseph Hyrtl. Schwimmblase zu trennen. Da die mit der Blasenhöhle zunächst comniunicirenden grösseren Zellen sich zu kleineren ausbuchten, und diese wieder kleinere erzeugen, so muss das ganze Zellensystem so vom Nieren- parenchym umwachsen sein , dass die Nieren bis in die Mitte ihrer Dicke nur eine jjoröse , schwammige Masse darstellen. — In der vorderen Hälfte der Medianlinie der oberen Wand liegt ein 2 Linien breiter, aber zarter fibröser Streifen (Lit. 6), welcher an seinem hinteren Ende mit einem 4 Linien dicken, cylindrischen, in die Höhle der Schwimmblase stark vorspringenden Muskelstrange (Lit. a, a) zusammenhängt, welcher auf der hinteren Hälfte der Medianlinie der oberen Wand aufsitzt. Dieser pralle mächtige Muskelkörper und seine vordere sehnige Verlängerung senden von ihren Seitenrändern Bündel tendinöser Bälkchen ab , welche quer nach aussen laufen, und mit ähnlichen , aber stärkeren Bündeln sich netzförmig verbinden , welche von der Anheftungsstelle der unteren Schwimmblasenwand an den Rippen ausstrahlen (Lit. c , c , c , c). Keines dieser Bälkchen erscheint , mit dem freien Auge betrachtet , musculös , wie es bei Lepidosteus für die grösseren der Fall ist. Die netzförmige Verbindung der Bälkchen bildet die Contouren der grösseren , zelligen Ausbuchtungen, deren wiederholte Aussackungen vom Nierenparenchym umschlossen werden. Die innere Schwimmblasenhaut scheint sämmtliche Zellen auszukleiden , — ich sage scheint , weil vom anatomischen Verfolgen derselben ihrer Zartheit wegen keine Rede sein kann. Sämmtliche Zellen communiciren überdies unter einander. Man sieht Quecksilber, welches man mit einer feinen Glasröhre in eine Zellenmündung hineinbläst, aus benachbarten hervortreten, und Luft , die man auf dieselbe Weise hineintreibt, verbreitet sich im Zellenlabyrinth nach jeder Richtung. Der dicke Längsmuskel , von welchem ich früher sprach , ent- hält in seiner Axe die beiden Ureteren , deren Seitenäste in die grösseren, vom Muskel seitlich abtretenden fibrösen Bälkchen gelangen, und sich den Theilungen derselben entsprechend wiederholt verästeln, bevor sie in das Parenchym der Niere gelangen. Respiratorische Bedeutung kommt dem Zellensysteme der Schwimmblase nicht zu. Die Arterien der- selben sind sämmtlich fast capillar, und stammen aus den Arleriae renales und intercostales. Die Venen entleeren sich theils in die Cardinalvenen , theils in die Zwischenrippenvenen. b. Hintere Schwimmblase. Taf. III, Fig. 3. Wenn ich dem jetzt zu beschreibenden Organe den Namen einer Schwimmblase beilege , so geschieht dieses nur auf Grundlage schwacher Analogien. Sie liegt im Canale der unteren Schwanzwirbeldornen , und erstreckt sich durch die ganze Länge des Schwanzes bis zum drittletzten Wirbel. Sie durchläuft 39 untere Wirbeldornen (Lit. d) , deren paarige Bogenschenkel fast in ihrer ganzen Länge unverschmolzen bleiben, sich convex nach aussen biegen , je zwei also einen ovalen Ring bilden , und erst an ihrem untersten Ende schwibbogenähnlich zusammenschliessen (Lit. i). Durch die Succession dieser Knochenringe entsteht eine geräumige Höhle, in welcher das fragliche Organ untergebracht ist. Die Höhle ist nicht überall gleich weit. Während bei jenen Fischen , deren untere Schwanzwirbeldornen eine Fortsetzung der Schwimmblase einschliessen , die Höhle derselben sich konisch nach hinten verengt, ist bei Heferotis das Gegentheil der Fall. An den ersten 17 Schwanzwirbeln beträgt die Grösse der Öffnung in den unteren Dornen nur ungefähr ein Viertel von jener der übrigen. Am 18. Wirbel wird das Lumen der Öffnung durch eine knöcherne Querbrücke in eine obere und untere Lücke getrennt. Vom 1 9. angefangen hält die ovale Öffnung ziemlich gleichförmig einen Zoll im Längendurchmesser, auf 4 Linien Breite, und selbst am drittletzten Wirbel misst sie noch 7 Linien Länge auf 3 Linien Breite. Eine sehr feste , obwohl dünne Membram (Membrana intersjnnosa) , welche die hinter einander folgenden Bogenschenkel einer Seite unter Beitrag zur Anatomie von Heterotis. 83 sich verbindet (Lit. c , c), vervollständigt die Seitenwand des fraglichen Organs , in dessen Innerem eben so viele complete Querscheidewände (\Äi.d, d, d) als Bogenschenkelpaare vorkommen, indem jede Qiier- Mand die Bogenschenkel eines Wirbels mit einander verbindet. Der hohle Raum zerfällt dadurch in eben so viele vollständig geschlossene, hinter einander liegende Kammern , als Wirbel am Schwänze vorkommen. An den vorderen Schwanzwirbeln, deren untere Bogenschenkel weniger klaffen, und sich früher zu einfachen unteren Dornen vereinigen, setzt sich die fibröse Seitenwand des unteren Schwanzwirbelraumes auch auf die schon mit einander verschmolzenen unpaaren unteren Dornen fort, und da diese eine ansehnliche Breite haben , so Averden auch hier Kanimerräume entstehen , deren Zwischenwände die breiten unteren Dornen seihst sind. Ich kann nicht verhehlen , dass , als mir diese Reihe von Kammern zuerst zu Gesichte kam , ich es mit einem elektrischen Organ zu thun zu haben glaubte. Öffnet man die interspinale Seitenwand einer Kammer, so findet man den Raum derselben durch eine senkrechte, longitudinale Scheidewand, welche nicht ganz bis zur Mitte der Kammer herabreicht, getheilt (Lit. e, e, e^. Die senkrechte Wand verbindet die vordere Querwand einer Kammer mit der hinteren, ist zart, durchscheinend, an ihren Seitenflächen selbst noch mit kleineren faltigen Erhebungen vci'sehen, und besitzt einen unteren, freien, halbmondförmig gebogenen Rand, unter welchen man von einer Kanimerhälfte in die andere gelangt. — Sticht man die Seitenwand einer Kammer blos an und füllt sie mit Quecksilber , so kann man letzteres selbst nicht unter Beihiilfe des Fingerdruckes von einer Kammer in die andere treiben. Höchst ärmliche Blutgefässe, welche aus der in demselben unteren Schwanzwirhelcanale verlaufenden Aorta und Vena caudalis stammen , gelangen zu den Seiten wänden und den inneren Septa der Kammern. Ich sah jedoch bei der umsichtigsten Präparation der an den Seitenwänden der einzelnen Kammern herabziehenden Intervertebralnerven keinen einzigen Nerven- zweig in die Wand oder die Höhle der Kammern eingehen , und habe desshalb den Gedanken an die Be- deutung eines elektrischen Organs wieder aufgegeben. Die innere glatte, äusserst feine Auskleidungsmembran der Kammern scheint allein die longitudinalen Septa zu bilden , während die Seitenwände und Querwände der Kammern dieselbe dichte, aus Bindegewebe bestehende Textur wie die äussere Faserhaut einer Schwimmblase zeigten. Auch ist die Grösse der Kammern und die Abwesenheit einer festeren Pulpa der Deutung als elektrisches Organ nicht günstig, eben so wenig als die tiefe, durch Muskellager und Knochen versteckte Lage, und das unpaare Vorkommen je bei einem elektrischen Organe gesehen wurden. Aller- dings ist das Zerfallen in vollständig isolirte Kammern für eine Schwimmblase höchst anomal und bis jetzt noch nirgends beobachtet. Ebenso ist die kaum gestattete Möglichkeit einer Volums-Anderung der Natur einer Schwimmblase etwas zuwiderlaufend, verliert aber hier an Gewicht, da auch Schwimmblasen bekannt sind , welche gänzlich von knöchernen Kapseln umschlossen werden , wie bei einigen Siluroiden und Cyprinen. Ein besonderer , weil einzig entscheidender Werth ist auf die Beantwortung der Frage zu legen , ob das fragliche Organ im frischen Thiere Luft oder Flüssigkeit enthält. Im letzteren Falle könnte das Organ auch möglicherweise ein Lymphraum sein. Wäre es jedoch dieses , so müssten sich die durch den eingedrungenen Weingeist präcipirten Flocken der fällbaren Bestandtheile der Flüssigkeit als Beleg der Kammerwände haben finden lassen. Auch müssten ja bei einem vielkämmerigen Lymphraum die Kammern mit einander commu- niciren, was, wie früher ausdrücklich bemerkt Avurde, weder durch Lufteinblasen noch durch Füllung einer Kammer mit Quecksilber nachzuweisen ist. Ich halte sonach die Kammern für eine vielfiicherige hintere Schwimmblase, ohne jedoch für diese Ansicht , salva erroris venia, mit Entschiedenheit einzustehen. — Die Arteria und Vena eaudalis liegen nicht in der Höhle dieser Blase, sondern an der unteren Fläche der Wirbelkörper, und zwar ausser der Begrenzungsmembran der Höhle. 11' 84 Joseph Hyrtl. IT. Harn- und Geschlechtsorgane. Dieses System zeigt keine erheblichen Abweichungen. Urogenitalöffnung und After liegen in einer 4 Linien langen , schlitzförmigen Spalte auf der unteren Leibeskante , 2 Zoll hinter den Bauchflossen. Die glattrandige Urogenitalöffnung hat die Grösse eines kleinen Stecknadelkopfes. Sie führt in eine nur 2 Linien lange , enge Harnröhre , welche sich zu einer spindelförmigen , ziemlich geräumigen , anderthalb Zoll langen und im grössten Querdurchmesser 8 Linien haltenden Harnblase erweitert. Diese liegt senkrecht in der Bauchhöhle, und erstreckt sich, dem ersten Analflossenträger und dem ersten unteren Schwanzwirbeldorn entlang, bis zur Wirbelsäule hinauf, avo sie an das hintere Ende der verschmolzenen Nieren ansteht, und, wie es bei den Cyprinoiden und Scomberoiden der Fall ist, in zwei kurze Hörner ausläuft, deren Ver- längerung die Ureteren sind. Vor sich hat die Harnblase an ihrer unteren Hälfte den Mastdarm, an ihrer oberen den bei der vorderen Schwimmblase erwähnten hinteren, absteigenden, Verlängerungszipf derselben. Die beiden Ureteren treten unmittelbar in das hintere Ende des dicken Muskelstranges der oberen Schwimm- blasenwand ein , verlaufen in demselben etwas geschlängelt unter Abgabe von 44 Seitenästen bis zu seinem vorderen Ende, und treten erst an letzterem in das Nierenparenchym ein (Taf. HI, Fig. 2). Die Seitenäste der Ureteren werden durch die vom Muskelstrange seitlich abtretenden fibrösen Balken zur unteren Fläche des hinteren Nierenabschnittes geleitet, verästeln sich schon während dieses Verlaufes, und treten erst mit sein- verjüngten Astchen in die Nierensubstanz ein. Beide Nieren sind mit einander zu einer einfachen, nur an ihrer oberen Fläche, in Folge der Ein- lagerung in die Zwischenräume der Processus costarü , gelappten Masse verwachsen , erstrecken sich durch die ganze Länge der Bauchhöhle, und umschliessen eine linke grössere und rechte kleinere Vena cardinalis. Kopfnieren , wie ich sie bei so vielen Fischgesehlechtern nachwies , fehlen. Auch von Nebennieren war nichts aufzufmden. — Ein linkseitiger , einer verdickten Peritonealfalte ähnlicher Längenstreifen, scheint ein auf sein Minimum reducirtes Ovarium zu sein. V. Kiemen, und deren accessorische Or§.ine. a. Kiemen. Es finden sich 4 Paare regulärer Kiemen , deren knöcherne Tragstützen aus den gewöhnlichen drei Segmenten bestehen. Von den 4 Kiemenspalteu entspricht die letzte dem Zwischenräume zwischen dem vierten Kiemenbogen und den unteren Schlundknochen. Obere Schlundknochen fehlen , wenn man nicht die gleich zu erwäluienden accessorischen Organe als eine Modification derselben ansehen will. An dem concaven Rande der Kiemenbogen und der unteren Schluiidknochen sitzen jene lang und fein gezahnten Rechen auf, welche bei den im Schlamme nach Nahrung suchenden Fischen vorzukommen pflegen , um die fremden Körper aufzufangen, deren Durchtreiben durch die Kiemenspalten dem Capillargefässnetz der Kiemenblättchen Schaden zufügen könnte. An der concaven Seite des mittleren und unteren Segments des zweiten Kiemenbogens findet sich überdies noch einwärts vom Rechen ein harter, in eine scharfe Kante auslaufender, mit zwei vorderen und zwei hinteren konischen Zipfen besetzter Schleimhautwulst, welcher sich über den unteren Theil der Beitrag zur Anatomie iwn Heterotis. 85 ersten Kieineiispalte hinüberlegen, und denselben von innen her verscidiessen kann. Die Kieinenbliittehen selbst sind wohl lang, aber weder so zart noch so zahlreich, wie sie es sonst bei den Clupeiden zu sein pflegen. b. Accessoi'ische Organe der Kiemen. (Xar. ii, fi-. 2 und Taf. m, vm;. 1.) Rüppell'), welcher diese sonderbaren Organe auf seiner Reise in Nubien nur sehr unvollständig untersuchen konnte, und auch zu Hause keine Gelegenheit dazu hatte, weil die mitgebrachten Köpfe von Heterotis alle verdarben , hielt sie für Theile des Gehörorganes. Auch E h r e n b e r g scheint , wie der Name Heterotis verniuthen lässt, eine ähnliche Vorstellung gehabt zu haben. V a 1 e n c i e n n e s ') äussert sich über sie in diesen Worten: Ce que je n' ai pas examine moi-meme, et que je ne connais que d' apres le dessin qu' en a donne M. Ehrenberg, est Tappareil tres singulier, decouvert par ce savant zoologiste, et qui Uli a fait imaginer le nom donne ä ce genre de poisson. II a vu s' attacher ä la trüisii"Mne branchie (unrichtig), une lame conique, assez epaisse, creussee d' un canal roule en spirale, (|ui est traverse par une brauche nerveuse de la huitieme paire. M. Ehrenberg a cru , que cet appareil etait en rapport avec r oreille. J'ai toujours supposse, que ce devait etre une sorte de branchie supplementaire , snr laquelle, je ne m' etenderai pas plus long temps, par ce que j'avoue, que je ne nie fais pas encore une idee assez nette de cet organ. Dieses merkwürdige und sonderbar geformte Organ hat , von aussen gesehen , die bekannte Gestalt einer Tellerschnecke (Planortjis). Es liegt über und hinter den Kienienbogen, und nimmt den obersten Theil der Kiemenhöhle ein. Es besteht aus einer konisch sich verengernden, spitzig endigenden, knorpeligen Röhre von 8 Zoll Länge, welche durch spirale Einrollung in einer Ebene eine runde flache Scheibe bildet, deren offene Basis über der vierten Kieinenspalte steht, und deren Mittelpunkt das blinde, spitzige Ende der Röhre bildet. Die Zahl der Spiraltouren beträgt genau sechs. Die offene Basis der Röhre hat ^^f-, Linien Durchmesser. Der senkrechte Durchschnitt der Schneckengänge (Taf. HI, Fig. 4) zeigt keine runden, sondern niedrige, in der Richtung der Schneckenspindel zusammengedrückte Lumina, und eine treppen- ähnliche Lagerung derselben um die mittlere Spindel. Die knorpelige Röhre hängt mit dem mittleren und oberen Gelenkstücke des vierten Kiemenbogens zusammen, und scheint eine unmittelbare Fortsetzung der- selben zu sein, indem diese sich zu einer Knorpelplatte verlängern , welche durch Einrollung eine Röhre bildet, die jedoch nicht vollkommen geschlossen ist. Es bleibt nämlich am concaven Rande der spiralen Röhrenkrümmungen ein offener Spalt frei , durch welchen der in der Axe der Schnecke verlaufende mächtige Nerv seine zahlreichen Seitenäste zur Auskleidungshaut der Schnecke sendet. Das obere knor- pelige Ende des unteren Schlundknochens hat an der Bildung des Knorpelrohres keinen Antheil, indem es sich blos durch dichten , faserigen Zellstoft" an den hinteren Rand der Öffnung der Schnecke anlegt. Die Schnecke liegt so in der Kiemenhöhle, dass ihre beiden Flächen fast senkrecht stehen, die eine, plane, gegen den Kiemendeckel sieht, und mit der Schleimhaut der Kiemenhöhle überzogen ist, die andere (innere) stark convexe , gegen die Rachenhöhle vorspringt. Die in die vierte Kiemenspalte eindringende Rachenschleimhaut setzt sich in die Röhre der Sehnecke fort. Ebenso senden die Rechen oder Kämme, welche auf dem concaven Rande des vierten Kiemenbogens und des unteren Schlundkiefers aufsitzen , Fortsetzungen in die Schneckengänge , welche sich an der äusseren und inneren Fläche der die Schneckenwiudungen trennenden Scheidewände mit allmählicher Ab- nahme ihrer Höhe hinziehen, und sich bis in die letzte Windung verfolgen lassen. Die Schleimhaut, welche 1) 1. c. pag. 12. ^} Histoire naturelle des poissons, Tom. 19, pag. 47ä. 86 Joseph Hyrtl. die äussere und innere Oberfläche der Scheidewände der Schneckengänge überzieht, ist sehr dick, und an ihrer freien Oberfläche mit schief verlaufenden faltigen Aufwürfen gezeichnet, deren dichtes Nebenein- andersein der Schleimhaut ein geriflYes Ansehen verleiht. Diese Beschaff'enheit der Schleimhaut erstreckt sich jedoch nur bis zu jener Stelle, mo die oben erwähnten Fortsetzungen der Kiemenkänime verlaufen. Jenseits dieser, also an der äusseren Begrenzungswand der Schneckengänge, verliert sie plötzlich ihre Dicke und ihre Faltenzeiehnung, und wird zu einem einfachen, glatten und sehr dünnen Häutchen. Der dicke Theil der Schleimhaut ist ausserordentlich nervenreich. Ein Antheil des Nervus cagus , von der Dicke eines menschlichen Nervus opticus, tritt in schiefer Richtung nach aussen und unten in die Basis der Kiemen- sclinecke ein. Er besteht aus locker unter einander zusammenhängenden Nervenbündeln, M'elche in der Axe der Schnecke parallel aufsteigen, und ihre Aste in spiraler Folge zu dem Schleimhautsüberzuge der Zwischenwand der Schneckenwindungen absenden. Die Arterien der Schneckenschleimhaut stammen aus einer Fortsetzung der vierten Kiemen -Arterie (Taf. III, Fig. 1, lit. k). Die Venen sammeln sich zu einem Stämmchen, welches an derselben Stelle der Schneckenbasis aus- tritt , an welcher der dicke Vagus - Ast eintrat , und sich in die Aortenwurzel , immittelbar an der Ver- einigungsstelle der ersten und zweiten Kienienvenen entleert. Die Schleimhaut der Kiemenschnecke besitzt somit ein respiratorisches Gefäss-System, und die Schnecke hat die Bedeutung eines Kiemenlabyrinths. Für die respiratorische Function des Organs ist seine Form von keiner Bedeutung. Es handelt sich nur darum, eine hinlänglich grosse Fläche dem Wasser darzubieten. Mag diese Fläche durch Verästlung eines Platten- gerüstes (Anabas, Osphronienus etc.), oder durch langgestreckte Röhrenforni (Saccobranchus), oder durch schneckenförmige Einrollung einer solchen Bohre , wie bei Heterotis , gegeben sein. Die respi- ratorische Function der Kiemenschnecke ist jedoch nur unerheblich , da die zu- und abführenden Gefässe zur Grösse des Organs und zur Flächenausbreitung der Schleimhaut in einem grossen Missverhältnisse stehen. Die wirklich grossartige Entwickelung der Nerven der Schnecke stellt eine sensitive Verrichtung derselben in den Vordergrund , über deren nähere Qualilication die anatomischen Verhältnisse keine erklärenden Aufschlüsse geben, und die stummen Fische nichts Näheres über die Art der Emplindung berichten. Die Grösse des Organs und die Stärke seines Nerven lässt vermuthen , dass die sensitiven Eindrücke , die von hier aus angeregt werden, in der Lebensgeschichte dieses Fisches eine grosse Rolle spielen, und vielleicht mit den Instincten desselben einen näheren Zusammenhang haben. Das Organ ist gleich gut befähigt riechbare oder schmeckbare Eigenschaften des Wassers , oder auch blos moleculare Schwin- gungen desselben aufzunehmen und zum Bewusstsein zu bringen , und kann sonach als Geruchs- oder Ge- schmacksorgan, selbst als Gehörorgan functioniren. Die Ursprungsverhältnisse des Schneckennerven zu untersuchen, war mir nicht gestattet, da das Exemplar zur Bearbeitung seines Skeletes bestimmt war. Da das Gehörorgan von Heterotis in seiner Entwickelung nicht zurückblieb, und auch sonst keine Abweichung seiner Form vorliegt, so wäre der unpassende Name Heterotis aufzugeben, und durch den bezeichnenderen Helicobranchus zu ersetzen. VI. (ilefiiss-System. Das Herz ist klein. Das musculöse Herz hat nur 6 Linien Länge, auf 4 Linien Breite. Seine Form ist die gewöhnliche, dreikantig pyramidale. In die Mitte seiner Rückenwand mündet der sehr geräumige Vorhof ein, welcher nach vorne nur bis zur Trennungsfurche des Ventrikels vom Bulbus reicht, nach hinten Beitrag zur Anatomie von Heterolis. 87 jedoch den Ventrikel U Linien lang überragt. Die Kammerliöhle ist sehr klein, das Herzfleisch zweimal dicker als der Durchmesser der Höhle, und von zelligen, ästigen Räumen oder Gängen durchsetzt, welche mit der Kamnierhöhle comniuniciren. Am Osiiiim venosum sitzen zwei breite Atrio-Ventricularklappen. Der Bulbus beginnt mit einem 2 Linien langen Stiel, welcher sich plötzlich zu einer kurzen , aber breiten, dickwandigen, elastischen Anschwellung erweitert, welche keinen Muskelbeleg besitzt. Seine innere Oberfläche ist mit zahlreichen Längsfalten besetzt, und an seinem Ursprünge linden sich nur zwei halbmond- förmige Klappen. Der Truncus communis arteriae hranchialis sendet zuerst zwei kurze, dicke Stämmchen nach hinten, welche sich in die dritte und vierte Kiemenarterie ihrer Seite theilen, hierauf folgen die Arterien des zweiten Kiemenbogens, worauf der Truncus communis in die beiden ersten Kiemenarterien zerfällt. Die erste und zweite Kiemenvene jeder Seite verbinden sich zu langen gemeinschaftlichen Stämmen, deren Vereinigung die Aortenwurzel bildet. Die dritte und vierte Kiemenvene der linken Seite entleeren sich dicht neben einander in den Aortenanfang; jene der rechten Seite gehen in die Arferia coeliaca über, welche gleich an ihrem Beginne durch einen kurzen und dicken Verbingungsast mit der Aorta zusanunenhängt. Die vierte Kiemenvene ist die stärkste, da sie auch das Blut aus der Kiemenschnecke der Aorta zuführt. Die Kiemen- schnecke erhält übrigens noch zwei kleine Arteriae nutrientes, welche seitlich aus der Aortenwurzel entspringen. 88 Joseph Hyrtl. Beitrag zur Anatomie von Heterotis. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Skelet von Heterotis Ehrenhergii. Ohne eine die Zeichnung: entstellende BezifTerung der einzelnen Knocheng^ruppen zu geben, erwiiline ich blos, dass die Si/prascapula vom OccipUale laterale siiperiiis und Ulastoideitm abgelöst, und in eini- ger Entfernung von diesen Knochen gezeichnet ist. Die drei vorderen Wirbel haften noch am Schiidel, und es werden die DornfortsStze des zweiten und dritten AVirbels hinter der Spina occipitulis hervorragend gesehen. Die breiten aus- gezackten Streifen, welche sieh an der Verbindungsstelle der oberen und unteren Dornfortsätze mit den betreffenden Flossenträgern hinziehen, sind absichtlich belassene Überreste der Membrana interspinosa; die knotige Verdickung der 14 vorderen Processus spiiwsi inferiores ist durch Callusbildung an früheren Bruchsfellen bedingt. Tafel II. Fig. 1. Hintere Ansicht des Schädels von Heterotis, um die stahförmigen Knochen a,a zu sehen, welche vom Hinterhauptsbein zur Verbindungsstelle von Scapula und Clavicula gehen; 6,6, das erste Rippenpaar, durch seine Stärke ausgezeichnet; c, c, Schultergürtel; d, konische Gclenksfacette des dritten Wirbels. Der zwischen den oberen Bogenschenkeln dieses M'irhels enthaltene Canal ist durch eine knöcherne Querbrücke in eine untere grössere und obere kleinere Ahfheilung getrennt. Letztere enthält ein elastisches Band. „ 2. Seitenansicht des Kopfes von Heterotis. Das Operculum ist ausgelöst, um das im oberen Tbeile der Kiemenkammer ent- haltene schneckenförmige Organ und seine Ausmündung in die Kiemenhöhle zu zeigen. Das Organ gehört dem vierten Kiemenbogen an. Die oberen Enden des i., 2. und 3. Kiemenbogens verdecken mehr als die Hälfte der unteren Peri- pherie des Organs. „ 3. Hinterer Theil der Wirbelsäule, in etwas vergrössertem Massstabe. Man sieht die weiten tborförmigen Offnungen der unteren Dornfortsätze o, deren Schenkel erst bei 6 coaleseiren; c, c, fibröse Membrana interspinosa, welche die Seiten- wand des unteren Dornraumes bildet. An den vorderen 10 Wirbeln ist sie rechterseits weggenommen, um die die grosse Öffnung der unteren Dornfortsätze verschliessende Membrana transversa d, d, d, und die häutigen Brücken e, e, e zu zeigen, durch welche je zwei Membranae tratisversae mit einander verbunden werden; f, f, f, kurze, hinter den oberen Dornfortsätzen stehende Processus accessorii. Tafel III. Fig. 1. Seitenansicht des Kiemenapparates mit der Kiemenscbneeke. a, herabgescblagenes Zungenbeinhorn mit den 7 Radii branchiostegi; 6, der das Os entoglossiim vertretende Faser- knorpel; (', Bczahnung des vorderen unteren Schlussstückes der Kiemenbogen; d erster, e zweiter, /'dritter, und g vierter Kiemenbogen, welcher letztere ohne Theilnahme des Pliaryngeum inferiiis die Kiemenscbneeke h, i, bildet, deren Arteria venosa bei k als eine Fortsetzung der vierten Kiemenarterie zu sehen ist. „ 2. Schwimmblase von unten geöffnet, um die an ihrer oberen Wand befindliche Zellenbildung zu sehen. a, a, Längsmuskel, vorne in eine breite, aber dünne mediane Sehne 6 übergehend, seitwärts mit den fibrösen Quer- wänden der Zellengruppen c, c, e, c in Zusammenhang; d, Harnblase, über der Schwimmblase liegend, und desshalb nur puncfirt gezeichnet, mit zwei Ureteren, welche die in den fibrösen Querwänden der Schwimmblase verlaufenden Harn-Canälehen aufnehmen; e, hinteres, triebterförmig abgeschlossenes Ende, über welchem die Harnblase liegt. „ 3. Verdaunngsorgane. a, sich allmählich nach hinten erweiternder Oesophagus; 6, häutiger Magen; 6' Muskelmagen; e, Antrum pyloricnm; d,d, Dünndarm; e, spindelfönnige Erweiterung des Afterdarmes; f',f\ die beiden Appendices pylorieae; g, die ausser- gewöhnlicb grosse Gallenblase. „ 4. Verticaler Durchsclmitt der Kiemenschnecke. «, äussere Fläche; 6, innere Fläche des ganzen Organs. Die Spindel, um welche der Schneckengang herumgebt, ist in der horizontalen Richtung a 6 zu sehen. Ilvrll. Ziit \iul"i' '•" llrtfrulis. U. 1. Ili'nk^^llllnrll ilrr k \k.iil il Wi» rli iij.illirln n,llgn> CI VIII IM. IS.U. Lilb II Hr > il k k Mn Sl,iuOni< Ilvrtl. Zur Aiialiiiiiir VI,,, üeliriil Iilll. %/ Fu/. .9. /-■//. •/ -^ •i;!Anl.Elfii.,i;ei-«i»it i,i. Lifii. U- i Farlien ft-itr. i il k-lc Hof^n StaalMlrinkerpT J)('iikM;hrifL %. '/. •Sisjs-itSSS, €. €•*_ C?, C r>^A£lönfePÄd rat. de! , Di^nksrhrillcn der k Akaii dVissrnsrh. inatlicm natiirw. n.VdIBtI. 1S54. Lilli. II 1. F^rlt o-fJr i il.k-k Hof-u. Sraatsilrucki'm. 89 RESULTATE AUS DEN MAGNETISCHEN BEÜBACHTUMGEN ZU PRAG. VON KARL KREIL, WIRKLICHEM MITOLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTER-. IMIT III TAFELN.) (VORGELEr.T IN DE1{ .SITZüNfi DER MATHE.MATISCH-NATURWISSENSCHAFTMLIIE.N CI.ASSE A.M XVUI. .MAI .VIDCCCLIV.) Dei den Untersuchungen über den Erdmagnetismus handelt es sich überall um die Änderungen entweder dem Räume oder der Zeit nach. Änderungen dem Räume nach für dieselbe Zeit führen, insoferne man sich hierbei auf die Oberfläche des Erdkörpers beschränkt, zur Keuntniss der Vertheilung der magne- tischen Kraft über denselben in einer bestimmten Epoche und bilden die erste Grundlage einer allgemeinen Theorie des Erdmagnetismus, wie sie von Euler, Hansteen, Gauss bearbeitet worden ist. Da aber diese Vertheilung eben wegen der verschiedenen Änderungen, die in jedem einzelnen Punkte vor sich gehen, eine andere sein wird in anderen Epochen, so müssen in den einzelnen Beobachtungsorten die Änderungen erkannt und die Grösse derselben, so wie auch die Perioden, in denen sie eingeschlossen sind, erforscht werden. Erst eine Kenntniss dieser Änderungen an hinreichend vielen Punkten wird zu einer allgemeinen Theorie führen, insoferne dieselbe den magnetischen Zustand der Erde nicht für eine Epoche, sondern für einen längeren Zeitraum in sich begreift. Das bei diesen Untersuchunoren an2:ewendete Verfahren ist dasselbe, welches man auch bei den meteorologischen Forschungen und überall befolgt, wo die genauere Kenntniss periodisch zurückkehrender Erscheinungen gewünscht wird, nändich die Entwicklung von Reihen, deren Glieder aus numerischen Coi^^fli- cienten und trigonometrischen Functionen bestehen, in denen die Winkel wachsen bis zur Vollendung der Kreisperipherie, welche die Periode darstellt. Diese Coeflicienten sind, wenn sie aus meteorologischen Beobachtungen erhalten werden, verschieden, je nachdem die Beobachtungen auf Inseln oder dem Fest- lande, unter den Tropen, in mittleren Breiten oder in Polargegenden angestellt wurden, und charakterisiren auf diese Weise das See- und Continental- oder das tropische, gemässigte und Polar-Klima. Die aus den magnetischen Beobachtungen abgeleiteten Coeflicienten zeigen die Äusserungen der magnetischen Kraft, die Art ihrer Verbreitung über die Erde und, wenn sie an demselben Orte für verschiedene Zeiten gefunden werden, die Änderungen, denen die Kraft im Verlaufe der Zeit unterworfen ist. Vi Denkschriften der niatliein.-naturw. CJ. Vlll. Itd. 90 Karl Kr eil. Es sind bis jetzt vier Perioden bekannt, in welche die magnetischen Variationen eingeschlossen sind, die tägliche, die jährliche , die zehnjährige und die seculäre. Die ersteren drei stehen zu einander in einer Beziehung wie Grössen verschiedener Ordnungen, indem die jährliche Änderung aus der Variation der täglichen Änderungen, die zehnjährige Änderung aus der Variation der Jahresmittel hervorgeht. Diese zehnjährige Periode schliesst auch eine andere hier nicht näher betrachtete Classe von Änderungen ein, die nicht so regelmässig wie die frühere, sondern mehr stoss weise und in kürzeren Zeitfristen vor sich gehen und Störungen genannt werden. Ob auch die seculären Änderungen in einer ähnlichen Abhän- gigkeit von den übrigen sind, kann jetzt noch nicht entschieden werden. Die ersten beiden Perioden, die tägliche und jährliche, lassen sich nicht gut trennen, und werden daher in Verbindung mit einander behandelt. Bei der grossen Menge des durch die Thätigkeit der magnetischen Beobachtungsstationen aufgehäuf- ten Stoffes ist es an der Zeit, zu einer erschöpfenderen Bearbeitung desselben zu schreiten. Bereits naht sich , seit die ersten derselben errichtet und mit neuen schärferen Instrumenten ausgerüstet wurden , das zweite Decennium seinem Ende; viele derselben sind wieder eingegangen, andere haben später begonnen; nichts desto weniger wurden schon einige Beobachtungsreihen geliefert, deren Bearbeitung die sichere Hoft'nung gewährt, nützliche Resultate daraus ziehen zu können. Ausser der nicht unbedeutenden Mühe, welche das Ordnen, Berechnen und Combiniren so vieler Tausende von Beobachtungszahlen verursacht, ist beim Beginne einer solchen Arbeit auch der Zweifel störend, dass sie vielleicht schon von einem Anderen unternommen wurde, somit möglicherweise Zeit und Kraft umsonst angewendet ist. In dieser Beziehung ist es wohl das Räthlichste, zunächst die eigenen Beobachtungen der Untersuchung zu unterziehen, tur welche natürlich jeder eine besondere Vorliebe hat, ein Sporn, der bei so ermüdenden Vorarbeiten oft allein im Stande ist, uns die nöthige Ausdauer und Beharrlichkeit zu verleihen. Dies ist wohl die Hauptursache, wesswegen zu den folgenden Untersuchungen die Prager Beobach- tungen zu Grunde gelegt wurden, wenngleich Mancher meinen wird, dass andere, unter günstigeren Ver- hältnissen durchgeführte Beobachtungsreihen in der einen oder anderen Beziehung vielleicht vollkommnere Ergebnisse geliefert haben würden. Denn in Prag gestatteten die vorhandenen Mittel und örtlichen Umstände nicht, die Variations-Instrumente an eisenfreien Orten aufzustellen, oder während eines mehr als einjährigen Zeitraumes Beobachtungen auch in den Nachtstunden (von 11'' Abends bis 5'' Morgens) auszuführen. Die Änderungen des dritten Bestimnuuigsstückes der magnetischen Kraft, der Inclination oder der verticalen Componente, wurden einige Jahre hindurch mit einem Apparate beobachtet, welcher für fremd- artige Einflüsse zu emplindlich war, als dass seine Angaben innerhalb längerer Zeitfristen volles Vertrauen verdient hätten, ein Ubelstand, den er freilich mit vielen noch im Gebrauche stehenden gemein hatte, daher auch diese Beobachtungen später aufgegeben und er in den letzten Jahren durch das Inductions-Inclinatorium ersetzt wurde. Dagegen ist die Beobachtungsreihe der horizontalen Bestimmungsstücke bisher noch von keiner anderen ihrer Ausdehnung nach übertroffen worden, denn sie erstreckt sich vom Jahre 1839 bis auf den heutigen Tag und wurde stets in enger Verbindung mit den meteorologischen Beobachtungen durchgeführt, daher aus ihr auch die allenfalls bestehenden Beziehungen zwischen beiden Classen von Erscheinungen abgenommen werden können. Sie bietet ferner den Vortheil dar, dass sie an zwei ganz verschiedenen und unter verschiedenen Umgebungen aufgestellten Apparaten durchgeführt wurde, indem bis zum Jahre 1843 ein nach Gaus sschen Vorschriften trebautes Unililar- und ein eben solches Bifdar-Masrnetometer , vom Jahre 1846 an aber die im 7. Jahrgange der Prager Beobachtungen beschriebenen Apparate dienten. Es lässt sich demnach erwarten, dass der ohnehin kleine Einfluss, welchen die Fehler der Instrumente und die umgebenden Eisenmassen auf die Änderungen ausgeübt haben , in beiden Beobachtungsreihen sich gegen- Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 91 seitig theilweise tilgte. Die Übereinstimmung der Ergebnisse beider Reihen sowohl unter sich als mit denen anderer Beobachfungsorte beweist überdies, dass derselbe ganz unbeträchtlich gewesen sein müsse. Da ferner der Hauptgegenstand der Untersuchung nicht die absoluten Werthe der magnetischen Elemente sind, sondern ihre Änderungen, auf welche bekanntlich die Umgebungen einen viel geringeren Einfluss ausüben, so glaube ich behaupten zu dürfen, dass die hier niedergelegten Resultate volles Vertrauen verdienen, was auch durch die im Verlaufe der Abhandlinig vorkommenden Vergleichungen mit denen, welche andere Stationen geliefert haben, vollkonnnen bestätigt wird. Die Beobachtungen wurden im Allgemeinen zehnmal des Tages, nämlich zu allen geraden Stunden von IS"" oder ß*" Morgens bis 10'' Abends und um 1'' mittlere Göttinger Zeit angestellt; in den Jahren 1840 und 1841 aber, so lange die Nachtbeobachtungen dauerten, zwölfmal. Da diese Beobachtungen so wie auch die Monatmittel derselben , welche letztere die ausschliessliche Grundlage dieser vorliegenden Untersuchung bilden, bis zum Jahre 1850 bereits veröffentlicht sind*), so wird es genügen, hier anzugeben, wie man zu den in den folgenden Tafeln enthaltenen Zahlen gelangt ist. A. Declination. I. Um den täglichen und jährlichen Gang der Declination unabhängig von der neu aufgefundenen zehn- jährigen Periode zu finden, wurden von den vorliegenden dreizehn Jahrgängen zehn ausgewählt, nämlich von 1840 bis 1849, und aus ihnen für jede Beobachtungsstunde von 6'' Morgens bis 10'' Abends ein zehn- jähriger Durchschnitt der Monatmittel genommen. Aus den Nachtbeobachtungen der Jahre 1840 und 1841 wurde der Unterschied zwischen 10'' und 12'' gesucht, und dieser Unterschied zum zehnjährigen Durchschnitte für 10'' hinzugegeben, wodurch man das Monatmittel für 12'' erhielt. Eben so verfuhr man, um das Monat- niittel für 16'' aus jenem für 18'' abzuleiten. Für 14'' wurde es sowohl aus 10'' als aus 18'' gesucht, und von beiden das Mittel genommen. Waren auf diese Weise die Zahlen für alle geraden Stunden und für 1'" gefunden, so zog man, da es sich ohnehin nur um Differenzen handelte, die kleinste derselben von allen übrigen ab , wodurch die in der folgenden Tafel eingetragenen Zahlen entstanden, in Bogenminuten und deren Theilen ausgedrückt. Tabelle I. Tägliche Änderung der Declination nach den Beobachtungen von 1840 bis 1849. 12'' 14" 16'' 18' 20'' 22'' Mittag 1'' 2'' 4" 6" 8" lO' Mittel iler geraden Stunden Janner . . . 0-23 2 '18 1-48 1'93 1-69 3-22 3 = 43 3-83 4-99 3'44 2-49 0 = 81 o'oo 2 = 336 Februar . . 0-00 0-46 2-62 2-21 1'87 3-71 7-16 7-33 7-29 4-34 3-40 1-67 0-89 2-983 März . . . 2-07 4-48 1-76 1-64 0-00 3-36 9-00 9-82 9-42 3-32 313 1-83 0-92 3-379 April . . . 2-20 1-64 2-39 204 0-00 4-76 11-44 12-86 11-89 7-67 4-31 3-26 2-82 4-333 Mai .... 311 3-38 3 29 0-00 003 5-27 10-96 11-61 10-80 7-07 4-19 3-46 3-13 4-376 Juni .... 3-41 2-91 1-79 0-00 0 16 4-99 10-60 11-72 11-44 8-39 3-29 4-30 4-03 4-776 Juli .... 1-76 1-84 1-77 0-00 0-31 4-77 9-99 11-02 10-90 7-31 4-82 3-82 3-16 4-221 August . . 3-2d 4-99 0-00 0-23 0-64 332 10-97 11-67 10-93 6-68 3-73 3 15 2-69 4-402 September . 1-51 1-84 0-08 0-33 000 4-63 9-58 9-87 8-53 4-03 2-21 0-60 0-41 2-834 Oetober . . 0-18 0-02 2-80 1-49 0 00 313 7 74 8 16 7-33 3-39 1-92 0-11 0-03 2-287 November . 0-04 116 2-72 2-60 2-04 3-88 6-58 6-71 3-33 3-68 2-32 0-80 0-00 2-663 Deeember . 1-S5 101 113 2-08 1-99 3 10 3-26 3-47 4-99 2-84 2-09 0-63 0-00 2 • 224 ') Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag, vom Jahre 1839 bis 1830, eilf Bände; die Jahrgänge 1831 und 1832 noch im Manuscript. 12' 92 Karl Kr eil II. Die Zahlen dieser Tafel zeigen während der Nachtstunden noch einige Unregelmässigkeiten, welche in der zu geringen Anzahl der Beobachtungen ihren Grund haben mögen, die aber durch Entwicklung der bekannten Reihen sich gleichmässiger vertheilen und den regelmässigen Verlauf der täglichen Änderungen zeigen werden. Ist y die Grösse der Änderung für die Tageszeit x, wenn man den Tag in zwölf gleiche Theile theilt, so geben die den geraden Stunden zugehörigen Zahlen der vorigen Tafel folgende Ausdrücke: für Jänner: y = 2'336 + 1!970 sin (^x . 30° + 263° 58 ^l) + 1 • 04S sm (a; . 60 + 26 39-8) + 0-431 sin (x . 90 + 294 22-0); für Februar; für März: für April: für Mai: für Juni: für Juli: für August: für September: für October: y = 2'-98S + 2^862 sin (x . 30° + 234° 51 ' 1) + 1-054 sin (r .60 + 22 3-9) + 0-963 siw (a- . 90 +240 46-3); y = 3 '579 + 2^667 sin (a; . 30° + 242° 22 '1) + 2-812 sin {x .60 + 40 21-1) + 0-886 sin {.r .90 +259 4-2); y = 4'662 + 4' 163 sin (x . 30° + 236° 24 '8) + 2-590 sm (a; . 60 + 46 2 0) + 1-569 sin (o; .90 +230 4 • 1) ; y = 4'-576 + 3 '-449 sin (.r .30° + 231° 8 '• 6) + 3 025 sin (x- .60 + 52 15-1) + 1-257 sin {x .90 +263 4 - 0) ; ^ = 4!776 + 4'- 132 sin (x . 30° + 222° 9 '3) + 2-702 sm (.r . 60 + 53 49-3) + 0-875 sin {x . 90 + 244 15-3); ^^ ^ 4'-221 + 4'- 157 sin {x . 30° + 228° 25 '-4) + 2-273 sm (a: . 60 + 50 45-0) + 1-076 sm (*•• 90 +246 20-8); y = 4'-402 + 3 '-620 sin (.r . 30° 4- 233° 11 '8) + 3-228 sin {x y = 2'-834 + 3 '-404 sin (.r + 2-618 sin {x + 0-794 sin (x y = 2'-287 + 2 '934 sin {x + 1-802 sin (,?; + 1-232 sin {x 60 + 61 42-2) 90 + 276 16-0); 30° + 250° 20! 7) 60 + 60 45-8) 90 + 260 25-9); 30° + 257° 40! 7) 60 + 40 15- 0) 90 + 239 23-7); für November: für December: Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 93 ^ = 2!663 + 2!364 sin (.r . 30° + 271° 0:9) + 1-043 sin (a: . 60 + 28 IS- 7) + 0-636 sm (a; . 90 +258 23-4); 2/ = 2^224 + 1 '898 sin {x . 30° + 266° 8^0) + 0-778 sin {x .60 + 38 12-7) + 0-182 sin (a; . 90 + 217 11- 1). HI. Diese Gleichungen werden den Gang der täglichen Declinations- Änderung genauer kennen lehren. Man sieht, dass die Glieder, aus welchen sie bestehen, von einem Monate zum anderen manchen nicht immer regelmässigen Schwankungen unterworfen sind, welche durch Anwendung desselben Verfahrens, das zu den Gleichungen selbst geführt hat , leicht auf einen gesetzmässigen Gang zurückgebracht werden könnten , wenn es wahrscheinlich wäre , dass die Unregelmässigkeiten von Beobachtungsfehlern oder von örtlichen Einflüssen herrühren. Da aber bei zehnjährigen Beobachtungen an zwei verschiedenen Apparaten diese Fehlerquellen nur eine untergeordnete Rolle spielen können, so schien es vorzuziehen die unver- besserten Zahlen einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Stellt man die Gleichungen unter der Form dar : y = A ^ a sin {x . 30° + a) + 6 sin (.r . 60° + ß) + c sin (.r . 90° +7) so sind bekanntlich die von x unabhängigen Grössen A die arithmetischen Mittel aller Beobachtungszahlen. Die Gleichungen zeigen, dass diese vom December zum Juni wachsen, dann wieder abnehmen, und zur Zeit der Solstitien ihren grössten und kleinsten Werth erlangen. Zur Zeit des Frühlings-Atjuinoctiums, nämlich vom März bis zum April , ist ihre Zunahme, einige Zeit vor dem Herbst-Äquinoctium , nämlich vom August zum September, ihre Abnahme am grössten. Durch die rasche Zunahme erreicht der April einen so grossen Mittelwerth , dass er von keinem Monate des Jahres, Juni ausgenommen , übertroffen wird ; so wie durch die herbstliche Abnahme der October zu einem so kleinen Werthe herabsinkt, dass nur der December unter ihm steht. Es ist hier nicht der Ort, tiefer in die Erörterung dieser Erscheinungen einzugehen ; es wird sich vielleicht später eine Gelegenheit dazu ergeben. Das Glied a sin (a;. 30° + a) stellt die Summe aller jener Einflüsse dar , welche im Verlaufe des Tages ein Wachsen der Declination bis zu Einem Maximum und ein Abnehmen bis zu Einem Minimum hervorbringen. Es hat den grössten Coeffi- cienten, dessen Werthe ebenfalls bis zum Solstitium des Sommers und noch darüber hinaus wachsen , von da an bis zum Winter-Solstitium abnehmen. Es ist hierbei auffallend, dass die Coeflicienten a in der ersten Hälfte des Jahres sprungsweise zunehmen, nämlich vom Jänner bis zum Februar starke Zunahme, vom Februar bis zum März schwache Abnahme, vom März bis zum April starke Zunahme, vom April bis Mai schwache Abnahme , während in der zAveiten Hälfte des Jahres vom Juli an die Abnahme viel regelmässiger erfolgt. Die Winkel a bleiben, mit Ausnahme des November, im 3. Quadranten, nehmen bis zum Sommer- Solstitium ab , von da an bis November zu , mit welchem Monate die Abnahme beginnt. In Folge des Wertbes dieser Winkel wird dieses Glied in den ersten sechs bis acht Stunden des Tages (von Mitternacht angefangen) negativ, dann durch zwölf Stunden positiv. 94 Karl Kr eil. Das dritte Glied, h sin (j;.60° + j3) welches wegen des Werthes des an x haftenden Coefficienten einen Cykliis von 1 2 Stunden hat, begreift alle jene Wirkungen, welche in der täglichen Änderung ein doppeltes Maximum und Minimum hervorzu- bringen streben. Die bedeutenden Werthe des Coefficienten b zeigen, dass diese zweiten Wendepunkte in den meisten Fällen merklich werden müssen, nur ausnahmsweise können sie durch Änderungen, welche die beiden übrigen Glieder darstellen, verwischt werden. Diese Coefficienten sind zwar , so wie die Winkel ß in den Sommermonaten, grösser als im Winter, sie zeigen aber nicht mehr so viel Regelmässigkeit in ihrer Zu- und Abnahme, als die Grössen des zweiten Gliedes. Die Winkel ß liegen sämmtlich im ersten Qua- dranten, sie geben daher diesem Gliede in den ersten vier bis sechs Tagesstunden positive Werthe, welche von sechs bis zu sechs Stunden das Zeichen wechseln. Das vierte Glied, c sin (x-.OO^ -f i) erstreckt sich über alle Einflüsse, die in kürzere oder keine erkennbaren Perioden eingeschlossen sind, wohin also alle scheinbaren zufälligen oder unregelmässigen Wirkungen gehören , in soferne dieselben den Werth der Monatmittel auf eine noch, merkliche Weise abzuändern im Stande sind und nicht durch entgegengesetzte aufgehoben werden. Ihrer Natur nach kann der Einfluss derselben nur gering und in keinem einfachen Gesetze enthalten sein, daher auch in den viel kleineren Coefficienten c kein regelmässiger Gang ersichtlich ist. Die Winkel y bleiben immer im 3. und 4. Quadranten. Es begreift somit jedes Glied der obigen Ausdrücke eine eigene Gruppe von Erscheinungen, welche alle, nm den Zahlen-Ausdruck der Declinations-Anderung für eine bestimmte Tageszeit zu erhalten, wohl untey sich und mit dem Mittel A vereinigt werden , die aber bei einer genaueren Untersuchung dieser Erscheinungen einzeln in Erwägung gezogen werden müssen. IV. Die aus obigen Gleichungen hervorgehenden Werthe der täglichen Änderung der Declination sind für die ganzen Stunden in folgender Tafel enthalten. Tabelle II. Tägliche Änderung der Declination aus den Gleichungen berechnet. Morgens: 12'' 13'' 14^ 15" 16' 17" 18" 19' 20" 21" 22" 23" Mittag Jänner . . + 0'453 + 1-111 + 1'7S7 + 2442 + 2 = 144 + 1-842 +1=482 + 1'366 + 1=700 +2 = 489 +3=333 + 4=518 + 5=157 Februar . — 0-222 + 0-028 + 0-792 + 1-741 + 2-444 +2-618 + 2-311 + 1-885 + 1-835 +2-507 +3-886 + 3-577 + 6-984 MSrz . . . + 2-167 + 2-891 + 3-469 + 3-672 +3-144 +2-002 +0-733 —0-149 + 0-043 + 1-498 +3-847 + 6-542 + 8-633 April . . . + 1-728 + 1-Ö39 + 1-862 + 2-391 +2-635 +2-261 + 1-375 +0-356 + 0-589 + 1-998 + 4-753 + 8-143 + 11-071 Mai .... + 3-032 + 3-627 + 3-816 + 3-774 + 2-826 + 1-635 + 0-172 —0-392 —0-008 + 2-102 + 5-260 + 8-532 + 10-904 Juni .... + 3-396 + 3-16Ö + 2-933 + 2-533 + 1-816 + 0-837 —0-088 —0-440+0-230 + 2-150 + 4-976 +8-042 -t-10-318 Juli .... + 1-877 + 1-729 + 1-835 + 1-906 + 1-642 + 0-963 +0-240 —0-279+0-262 +2014 + 4-732 +7-713 + 10-091 August . . + 3-7o3 + 3-894 + 3-498 + 2-813 +1-370 + 0-233 -0-544 —0-634+0-635 +3-016 + 3-839 + 8-802 + 10-733 Septemb. + 1-130 + 1-41S + 1-603 + 1-497 +0-987 + 0-204 -0-464 -0-523+0-412 + 2-364 + 4-941 + 7-435 -1 9-108 ^Oetober . - 0-47S — 0-140 + 0-638 + 1-499 + 1-981 + 1-813 + 1-124 +0-4221 + 0-345 + 1-303 + 3-220 + 5-320 + 7-377 Novemb. + 0-170 + 0-748 + 1-554 + 2-293 +2-693 + 2-659 +2-343 + 2-082+2-219 +2-917 + 4-056 + 5-276 + 6-144 'Decemb. + 0-701 + 0-903 + 1-145 + 1-380 + 1-565 + 1-679 +1-760 + 1-894 + 2-180 +2-682 + 3-366 + 4-106 + 4-709 Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 93 Abends : Mittag !'■ 2" 3" 4' 5" 6' 7' 8" 9" 10" 11" 12*' Jiinner . . + 5-157 + 3=307 + 5=001 + 4=398 + 3 = 676 + 2 = 952 +2=232 + 1=560 + 0 = 886 +0 = 315 -0 = 009 + 0 = 032 + 0=453 Februiir . + 6-984 + 7-604 + 7-266 + 6-183 + 4-822 + 3-642 + 2-867 + 2-423 + 2-047 + 1-509 +0-788 + 0-105 0-222 Miirz . . . + 8-633 + 9-563 + 9-223 + 7-772 + 5-910 + 4-146 +2-783 + 2-009 + 1-581 + 1-374 + 1-415 + 1-626 + 2- 167 April . . . + 11-071 + 12-337 + 12-186 + 10-257 + 7-685 + 5-379 + 4-967 + 3-488 + 3-303 + 3-476 + 3-065 + 2-357 + 1-728 Mai .... + 10-904 + 11-719 + 10-936 + 9-082 + 6-951 +5-225 + 4196 + 3-750 + 3-350 + 3-346 +3-076 + 2-912 + 3-032 Juni .... +-10-518 + 11-739 + 11-361 + 10-209+8-318 + 6-535 + 3-278 + 4-620 + 4-338 +4-212+3-913 + 3-692 + 3-396 Juli + 10-091 + 11-199 + 10-837 + 9-412+7-330+5-869 + 4-782 + 4-235 + 3-930 + 3-352 +2-9801 + 2-339 + 1-877 August . + 10-73.", + 11-362 + 10-808 + 9-051 + 7-042+5-179 + 3-664 + 2-986 +6-677 + 2-728 + 3-137 + 3-394 + 3-753 Septemb. + 9-108 + 9-495 + 8-365 + 6-731 + 4-611 + 2-782 + 1-562 + 0-949 + 0-736 + 0-744 +0-797+0-913 + 1-130 Octobcr . + 7-377 + 8-106 + 7-482 + 5-825 + 3-811 + 2-119 + 1-222 + 0-760 + 0-683 + 0-521 + 0-136 —0-314 — 0-475 Novcmb. + 6-144 + 6-332 + 3-858 + 4-871 + 3-731 + 2-731 + 1-993 + 1-470 +1 021 + 0-571 + 0-172 -0-014 + 0-170 Dccemb. + 4-70!) + 4-989 + 4-843 + 4-290 + 3-461 + 2-547 + 1-726 + 1-110+0-728 1 + 0-544 +0-504+0-564 1 + 0-701 Die Zahlen dieser Tafel so wie die nach ihnen entworfenen Zeichnung^en (Beilage 1) gewähren ein deutliches Bild des Ganges der magnetischen Declination sowohl im Verlaufe eines Tages als während des ganzen Jahres. Man sieht daraus, dass in den ersten Stunden nach Mitternacht ein kleines Maximum ein- tritt, welches nur in den Monaten der Solstitien, Juni und December, verschwindet. In den späteren Mor- genstunden, gegen 8'' Morgens, hat ein Minimum Statt, welches während sieben Monaten, nämlich vom März bis zum September, das kleinere ist, während es in den fünf Wintermonaten höher steigt, und von dem Minimum der späten Abendstunden übertroft'en wird , so dass die kleinste Declination nur in den sieben Sommermonaten, vom März angefangen , in den Morgenstunden, in den fünf Wintermonaten aber in den Abendstunden eintritt. Im December verschwindet dieses Minimum ganz. Das zweite und Ilauptmaximum in den ersten Nachmittagsstunden ist der einzige Wendepunkt , welcher das ganze Jahr hindurch vorhanden ist, und das auch seine Zeit am genauesten einhält. Das zweite Minimum, das sich gegen oder nach Mitter- nacht zeigt , verschwindet im Juni , so dass in den beiden Monaten der Solstitien nur eine Wendung nach jeder Seite hin erscheint, und zwar im Juni das Minimum Morgens und das Maximum Nachmittags, im December das Maximum Nachmittags und das Minimum Abends. V. Wenn man die Zahlen der Tabelle I mit jenen der Tabelle II vergleicht, so erhält man die in der folgenden Tafel eingetragenen Unterschiede zwischen den berechneten und beobachteten Declinations- Anderungen : Tabelle III. Vergleiehung der berechneten Änderungen (ß) mit den beobachteten (5) =5 — R. Jänner . . . Februar .. Miirz April . . . . Mai Juni Juli August . . . September October . , November , December 12'- —0 = 20 + 0-22 —0-10 + 0-47 + 0-08 + 0-01 —0-12 -0 30 + 0 38 + 0-65 + 0-47 + 0-85 14" + 0 = 52 —0-33 + 1-01 —0-22 —0-24 —0-02 0-00 + 1-30 + 0-24 -0-62 —0-39 —0-13 16'' -0 = 66 + 0-18 —1-38 -0-25 + 0-46 —003 + 0-13 — 1-57 -0-91 + 0-10 + 0-03 —0-43 18'' + 0 = 45 —0-10 +0-91 + 0-66 -0-17 + 0-09 —0-24 + 0-79 + 0-99 + 0-37 + 0-26 +0-32 20'' -0 = 01 -0-04 -0-04 -0-39 1-0 04 -0-09 -0-05 0-00 -0-41 -0-34 -0-18 -0-19 -0 = 31 —0-18 —0-49 + 0-01 + 0-01 + 0-01 +0-14 -0-33 —0-29 -0-07 —0-18 -0-27 0" + 0 = 29 + 0-18 + 0-37 + 0-37 + 0-06 + 0-08 -0-10 + 0-14 + 0-49 +0-37 + 0-44 + 0-55 1" + 0 = 32 -0-05 + 0-26 + 0-30 -0-11 —0-04 -0-18 + 0-31 + 0-38 + 0-05 + 0-36 + 0-48 2'' —0 = 01 + 0-03 + 0-20 -0-30 -0-14 -0-12 + 0-05 + 0-12 -0-01 —0-15 —0-33 + 0-15 4" —0 = 24 —0-28 -0-59 —001 + 0-12 +0-07 —0-02 —0-36 —0-56 -0-42 -0-05 -0-62 6' +0=24 + 0-73 + 0-35 —0-66 -0-01 —0-01 + 0-04 + 0-09 +0-65 + 0-70 + 0-33 + 0-36 —0 = 08 —0-38 + 0-27 —0-24 — 0-li9 + 0-06 —0-11 + 0-47 -0-16 —0-57 -0-22 —0-08 10" + 0 = 01 + 0-10 —0-50 -0-24 + 0-07 — 011 + 0-18 -0-45 —0-39 + 0-19 —0-17 -0-30 96 Karl Kr eil. Die grössten Werthe der Differenz B — R fallen in die Nachtstunden , was wohl erwartet werden konnte, da für diese Stunden die Änderungen nur aus einjährigen Beobachtungen abgenommen werden mussten. Abgesehen von den Nachtstunden (12'', 14'', 16'') geben die übrigen Zahlen, ohne Rücksicht auf ihr Zeichen, folgende Summen Jänner 2 = 246 Februar S = 207 März 2 =3-98 April 2 = 3-38 Mai 2 = 0-82 Juni 2 = 0-68 Juli 2 = 1-11 August 2 = 3-06 September 2 = 4-33 October 2 = 3-23 November 2 = 2-S2 Deeember 2 = 3-S2 Obschon der Gang dieser Zahlen nicht vollkommen regelmässig ist, so sieht man doch darin deutlich ein Minimum zur Zeit des Sommer-Solstitiums und zwei Maxima während den Aquinoctien , was auf ein zweites Minimum zur Zeit des Winter-Solstitiums schliessen lässt. Dieser Gang beweist auch, dass die Unterschiede zwischen den berechneten und beobachteten Grössen nicht den ßeobachtungsfehlern allein zugeschrieben werden können, sondern, wenigstens theilweise, einen anderen Entstehungsgrund haben, welcher höchst wahrscheinlich in den magnetischen Störungen zu suchen ist. VI. Die wichtigsten Punkte in der Curve der täglichen Änderung der Declination sind die Wende- punkte, welche durch Differenzirung der obigen Gleichungen erhalten werden. Auf diese Art ist die folgende Tabelle entstanden : Tabelle IV. Wendungen der täglichen Declinations-Anderung. Monat 1. Maxi mum Zeit Maximum 1 . Minimum Zeit Minimum 2. M a X i m u m Zeit Maximum 2. Mini m u m. Zeit Minimum Differenz Jiinner . . Februar März . . . April . . Mai . . . Juni . . . Juli . . . August . . September Oetobor November . Deeember . 15' 16 14 IS 14 14 12 14 16 16 30' 48 4S ö6 27 2-191 2-630 3-693 2-637 3-87S Verseinviudet 49 51 13 13 20 987 894 611 002 726 Verschwindet 18' 48 19 36 19 19 19 31 19 7 18 53 19 3 18 28 18 35 19 36 19 10 Versch +1-358 + 1-743 —0-216 +0-419 —0-602 — 0-.507 —0-279 —0-798 —0-602 +0-266 + 2-070 windet 0" 48' 9 12 18 0 59 1 21 1 15 0 57 0 47 1 2 0 47 1 10 5 = 316 7-615 9-589 12-704 11-719 12-035 11 243 11-363 9-527 8-106 6-369 4-995 10' 12 9 12 11 12 8 8 11 11 9 24' 5 31 30 7 — 0'661 —0-224 + 1-346 + 1-532 + 2-908 Verschwindet 18 43 53 3 + 1-729 + 2-660 + 0-739 —0-479 —0-014 + 0 503 5 '977 7-839 9-803 12-285 12-321 12-342 11-521 12-161 10-129 8-383 6-383 4-492 Das erste Minimum und das zweite Maximum sind diejenigen Wendungen, welche ihre Zeit am genauesten einhalten, die beiden übrigen, welche meistens in die Nachtstunden fallen, sind in dieser Beziehung viel Avandelbarer. woran vielleicht auch der Mangel an Beobachtungen Schuld ist. Aber selbst das zweite Maximum, welches für sich allein den jährlichen Gang der Änderungen genähert darstellt, ist manchen Unregelmässigkeiten unterworfen, welche man auf den ersten Anblick einer nicht hinreichenden Anzahl von Beobachtungen oder örtlichem Einflüsse zuzusehreiben versucht wäre. Dahin gehört das rasche Wachsen der Zahlen in den ersten vier Monaten des Jahres , wodurch es geschieht, dass das Maximum im April grösser ist als in jedem anderen Monate, und dass namentlich der Mai schon eine bedeutende Abnahme zeigt, welche sich im Juli in höherem Grade wiederholt, so dass, wenn man die Besultate ans den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 97 Werthe des Maximums durch eine Curve darstellen wollte, diese im April durch ihren Scheitel , im Mai und Juli aber durch merkliche Einbiegungen laufen würde. VII. Es scheint daher nicht unnütz , zu untersuchen , ob die erwähnten Unregelmässigkeiten den Prager Beobachtungen allein angehören oder sich auch in denen anderer Stationen offenbaren ; aus diesem Grunde wurden in der folgenden Tafel die aus mehrjährigen Beobachtungen an verschiedenen Beobachtungs- orten gefundenen Änderungen zusammengestellt, nämlich : von Mailand aus den Jahren 1837 — i838 „ Kremsmünster „ „ „ 1842 — 1850 München . Brüssel . . Göttingen . Greenwich Makerstoun Petersburg 1842 — 184S 1842 — 1846 1834 — 1840 1841 — 1846 1842 — 1844 1847 — 1849 von Katharinenburg aus den Jahren 1847 — 1849 " B«'-n«"' „ „ „ 1847 - 1849 " Nertschinsk „ „ ,^ i848 _ 1849 " Toronto ^ „ ^ i841 - 1842 „ St. Helena „ „ ^ 1841 — 1845 „ Cap der guten Hoffnung . . . „ „ „ 1841—1846. „ Hobarton in Van Diemensland „ „ „ 1841 — 1848 Tabelle V. Tägliche Declinations-Änderung an verschiedenen Orten aus den Beobachtungen. Monat Mailand Krems- müiister Münelien Brüssel G6llingen Green- wich Maker- StOUD Peters- Ijurg Kathari- neubiirg- Barnau] Nerl- schiusk ToroDto Sl. Heieaa Cap Hobarton Jiinncr 7-86 7-83 S'Ol 5-14 6'66 7 = 82 4 = 33 7=72 _ 4 = 63 6 = 70 3 = 72 4 = 68 11=66 Febr. 8-7ä 8-36 5-21 5-47 7-95 9-43 6-79 8-25 3=73 3 = 78 5-78 6-43 4-53 8-21 11-80 Miirz 12-96 10-60 7-49 8-31 12-47 11-20 8-59 10-55 10-00 9-07 10-65 9-42 4-11 7-27 9-50 April 16-79 13-09 10-22 10-97 15-38 12-36 9-80 13-58 12-92 1112 11-95 9-88 3-28 5-00 7-26 Mai 15-31 14 10 9-38 10-02 14-29 12-04 9-73 14-25 13-92 10-75 11-82 10-34 2-58 3-91 4-56 Juni 15-90 11-44 10 06 10-45 13-96 10-60 10-72 14-58 13-68 11-37 12-32 11-99 3-31 3-21 3-70 Juli 14-59 11 12 9-42 9-90 13-44 11-49 9-65 — 13-38 10-78 12-33 12-70 3-H 3-54 4-61 August 14-96 11-70 9-95 10-34 14-22 12-67 10-16 — 12-97 10-77 12-43 12-69 3-43 4-98 5-89 Sept. 14-61 10-40 8-52 9-44 12-74 12-47 9-36 11-43 10-63 8-53 8-93 9-72 2-12 4-33 8-24 Octob. 11-67 10-24 7-30 7-66 10-88 10-54 8-56 10-03 7-33 6-15 5-30 7-65 4-41 5-96 11-01 Nov. 7-27 6-39 5-42 5-71 6-87 7-99 5-78 8-42 3-88 2-48 2-40 5-89 3-97 6-36 12-05 Dec. 4-38 5-77 4-10 4-76 4-89 7-20 4-71 7-53 4-07 2-22 2-55 5-67 3-65 5-47 11-81 Diese Tafel zeigt, dass die von den Prager Beobachtungen angedeuteten Unregelmässigkeiten keines- wegs sich auf diesen Beobachtungsort allein beschränken, denn die übrigen Stationen, bis auf eine Gewisse Entfernung, Mailand, München, Brüssel, Göttingen zeigen denselben Gang, und auch die kleineren Einbiegungen der Curve laufen so parallel, als man es bei der verschiedenen Beschaffenheit und Aufstellung der Instrumente nur erwarten kann. Kleinere Verschiedenheiten bleiben auch hier noch übrig; so z. B. trifft die grössteDeclinations-Änderung in Kremsmünster erst im Mai ein, auch in Göttingen bemerkt man im Mai eine grössere Änderung als im Juni, was vielleicht darin seinen Grund haben kann, dass dort nur zweimal des Tages, nämlich um 8 Uhr Morgens und um 1 Uhr Nachmittags beobachtet wurde, während von den übrigen Stationen stündliche oder zweistündige Beobachtungen vorliegen, oder wenigstens, wie in Kremsmünster, auch in der Nähe des abendlichen Minimums eine Beobachtung ausgeführt wurde. Es ist aber auch möglich, dass Göttingen schon einem anderen Curvensysteme , nämlich demjenigen angehört, welches sich über England erstreckt, da Greenwich fast denselben Gang der Änderungen aufweist, nämlich ein doppeltes Maximum im April und August, und ein doppeltes Minimum im Juni (in Göttingen im Juli) und December. Die russischen Stationen haben nur ein Maximum, welches später eintritt als im westlichen Europa, meisten zur Zeit des Sommer-Solstitiums ; auch Toronto schliesst sich an dieses System an, das Maximum tritt aber dort erst mit Anfang August's ein. Denkschriften iler malhein.-natnrw. Cl. VUI. Bd. 13 98 Karl Kr eil. In der Nähe des Äquators (St. Helena) sind die Änderungen viel kleiner und zeigen eine mehr- fache Wendung; die südlichen Stationen endlich, Cap und Ho bar ton, geben trotz ihres grossen Längen- unterschiedes übereinstimmend ein doppeltes Maximum im Februar und November, und ein doppeltes Mini- mum im Jänner und Juni an. VHI. Die letzte Spalte der Tabelle IV gibt den Unterschied zwischen dem grössten Maximum und dem kleinsten Minimum, also die wahre Grösse der täglichen Änderung an. In diesen Zahlen verschwinden die meisten der früher erwähnten Unregelmässigkeiten, der Gang vereinfacht sich zu einem einfachen Maximum und Minimum , nur der Juli behält noch seinen zu kleinen Werth bei , welcher nach dem früher Gesagten von keiner blos örtlichen , sondern einer weitergreifenden Ursache herrühren mnss, die wie eine Störungs- quelle auf den gesetzmässigen Gang einwirkt. Um diesen genauer zu erkennen , wurde statt dem Tafel- werthe des Juli (11"321) das Mittel der beiden Monate Juni und August (12-33) genommen und hiermit folgende Gleichung entwickelt : y = 9'-571 + 3 '-791 sin (.r . 30° + 297° 16 '-0) + 0-822 sin {x .60 +317 30-9) + 0-018 sin (a; . 90 + 253 36-6) woraus sich für die Zeit des Maximums x = 4-780, oder da man die Werthe von x von der Mitte des Monates Jänner zu zählen anfangen muss, der 8. Juni, für jene des Minimums x = 11-160 oder der 20. December ergibt. Es kann leicht sein, dass ohne der früher erwähnten Unregelmässigkeit des Juli auch das Maximum näher mit dem Solstitium zusammengefallen wäre. IX. Die Gleichungen in II geben auch die Tageszeiten, zu welchen die Declination ihren mittleren Werth erlangt, indem man y der Constanten gleichsetzt, und aus dem dadurch erhaltenen Ausdrucke x durch Näherung bestimmt. Man findet dafür die in der folgenden Tafel zusammengestellten Zeiten: Tabelle VI. Zeit der mittleren Declinations-Änderung. Monat Mitllere Declinations- Änderunjj Vormittag Nachmittag Zwischen- zeit Jiinner Februar März April Mai Juni Juli Auffust Seplember .... October November . . December .... 2 '336 2-985 3-487 4-662 4-576 4-776 4-173 4-103 2-834 2-287 2-663 2-224 20" 48' 21 24 21 53 21 58 21 48 21 58 21 49 21 28 21 12 21 33 20 42 20 6 5' 53' 5 43 5 54 S 28 5 39 6 39 7 13 5 32 4 58 4 53 5 12 5 22 9'' 5' 8 19 8 1 7 30 7 51 8 41 9 24 8 4 7 46 7 20 8 30 9 16 Da, wie man aus der IV. Tabelle sieht, das erste Maximum nur ausnahmsAveise, nämlich im März und November die mittlere Declination eri-eicht. in den übrigen Monaten aber immer unter derselben bleibt, so erscheinen in der vorstehenden Tabelle nur die Eintrittszeiten der mittleren Declination vor und nach dem zweiten oder Hauptmaximuni. ResitUute aua den 7nagnetischen Beobachtungen zu Prag. 99 Die Zahlen der letzten Spalte dieser Tabelle , welche den Zeitraum zwischen dem vor- und nachmit- tägigen Eintreten der mittleren Declination darstellen, zeigen wieder einen gesetzmässigen Gang, aber mit doppeltem Maximum und Minimum. Die Gleichung, durch welche sie dargestellt werden, ist folgende : y = 8''316 + 0''1S4 sin {x . 30° + 112° i'-6) 4- 0-849 sin {x . 60 +111 7 • S) + 0-220 sin (.;• .90 +247 16-8) Aus ihr findet man: Die Zeit des ersten Minimums = 18. April, und den Werth desselben = 7^'- 38 ' ; die Zeit des ersten Maximums ^ li. Juli, »ind den AVerfli desselben = 9'"" IC ; die Zeit des zweiten Minimums.... = 28. September, und den Werth desselben = 7^'' 17 : die Zeit des zweiten Maxinmms.... = 24. December, und den M'ertli desselben = 9"' 15 . X. Eine der interessanteren Erscheinungen im Gebiete der magnetischen Variationen ist die von Lamont zuerst') aufgefundene zehnjährige Periode, binnen welcher die täglichen Änderungen einen grössten und einen kleinsten Werth erreichen , welche Periode auch wieder in dem Einflüsse des Mondes auf die horizontale Componente der Erdkraft erkannt wurde"). Lamont suchte nun das Vorhandensein dieser Periode nachzuweisen, und liefert den Beweis dafür nicht nur aus seinen eigenen, den Göttinger und Mailänder Beobachtungen, sondern auch aus jenen, «eiche Beaufoy in Bushy Heath von 1813 bis 1820 anstellte, und aus denen von Cassini in Paris von 1784 bis 1788, woraus sich eine Dauer der Periode von lO'/s Jahren herausstellt, nach welcher die Epoche des Maximums auf folgende Jahre traf : 1848,S; 1838,2; 1817,5; 1786,S. Es ist in dieser Beziehung vor allem zu trachten , die Dauer dieser Periode, also die Zeit des Eintre- tens des Maximums und Minimums, der täglichen Schwankung aus den Beobachtungen der letzten Jahr- zehende mit grösstmöglicher Schärfe aufzufinden, um in späteren Jahren entscheiden zu können, ob sie nicht ebenfalls einer seculären Änderung unterworfen sei, in welchem Falle die Beobachtungen des vorigen Jahrhunderts schon aus diesem Grunde , auch abgesehen von ihrer geringeren Genauigkeit, ein etwas ver- schiedenes Resultat geben müssten. Nicht minder wichtig ist es , zu erforschen , ob diese zehnjährige Schwankung auch in den übrigen Bestimmungsstücken der magnetischen Kraft sich zeige oder blos auf die Declination beschränkt sei. Die Grundlage dieser Untersuchung bilden die Mittelwerthe, Mclche aus den Beobachtungen zu festen Beobachtungsstunden erlangt werden, und um sie genau zu führen, sollte man, geometrisch gesprochen, die jene Mittelwerthe darstellende Curve quadriren, nämlich den Ausdruck für den Rauminhalt suchen, welcher zwischen ihr und der Abcissenaxe enthalten ist, welche Ausdrücke die in den täglichen Schwankungen der Magnetkraft vorhergehenden Änderungen darstellen würden. Statt diesem Verfahren hat man sich begnügt, nur die Stunden, an welchen das Maximum und Minimum eintritt, in Betracht zu ziehen, wodurch natürlich nur ein erster genäherter Werth für die Periode dieser Änderungen erreicht werden kann. Auch Avurde der Umstand ausser Acht gelassen, dass das Minimum in verschiedenen Jahreszeiten zu verschiedenen Stunden stattfindet, nämlich in den Sommermonaten Morgens, in den Wintermonaten Abends, wie oben in VI. gezeigt Avorden ist. *) Dove's Repertorium der Physik, 7. Bd., S. CII, Jahresbericht der Münchner Sternwarte 18ö2, S. .'«4 und Poggen dorffs Annalen Bd. 84, S. 572. ^^ Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien, V. Bd., S. 78. 13- 100 Karl Kr eil. Die Prager Beobachtungen umfassen einen für diesen Zweck günstig gelegenen Zeitraum, indem wäh- rend ihrer fast 13jährigen Dauer, vom Juli 1839 bis Ende des Jahres 1831, zwei Maxima und ein Minimum eintreten. Es fand zwar das erste Maximum einige Monate vor dem Beginne der Beobachtungen Statt, wurde jedoch von denselben mit der hinlänglichen Sicherheit angegeben. Da die Monatmittel der Declina- tion vom Jahre 1830 bereits in den Prager Beobachtungen veröffentlicht sind, so folgen in der Tabelle VII nur jene des Jahres 1831. Tabelle VII. Monatmittel der Declination im Jahre 1851. Werth eines Scalentlieiles = 29'026. Monat 18'' 20' 0')h 0^ 1^ 2" 4'' 6" 8" 10" Jänner 72-89 70-89 74-28 80-86 81-86 81-42 73-89 74-16 70-77 68-20 Februar . 71-37 70-66 73-53 81-17 82-49 81-47 77-22 75-99 72-10 68-33 März . . . 70-62 66-56 73-40 84-20 85-03 84-96 78-14 73-73 71-64 70-16 April . . 68-02 62-40 70-81 86-30 89-50 88-09 79-90 74-22 7111 69-81 Mai . . . 68-71 67-33 75-20 89-16 92-34 90-92 83-61 77-29 76-04 73-44 Juni . . . 67-43 68-15 77-96 90-30 92-50 92-97 83-91 79-19 78-38 76-90 Juli . . . 67-67 67-72 77-03 88-89 91-83 91-74 84-82 79 00 77-38 73-33 August . . 67-57 68-27 78-37 88-46 90-29 88-07 79-89 73-11 73-11 72-31 September 68-12 65-23 76-38 85-89 86-58 84-17 76-84 73-06 63-36 66 51 October . 43 03 40-30 43-72 36-73 37-71 53-46 48-31 43-43 42-35 39-43 November . 38-39 37-45 40-30 47-61 48-30 46-35 42-83 39-64 37-39 34-85 December . 34-38 33-66 37-99 41-92 40-71 40-24 37-21 34-46 29-93 27-75 Es wurden alle Beobachtungsstunden von IS"* Morgens bis 10'' Abends in Rechnung gebracht, und von den für jede Beobachtungsstunde veröffentlichten Monatmitteln der magnetischen Declination das kleinste von allen übrigen desselben Monats abgezogen. Die Mittel der dadurch erhaltenen Differenzen, welche in der folgenden Tabelle enthalten sind, bilden den Stoff für die gegenwärtige Untersuchung. Jede Zahl derselben ist daher der Durchschnitt von zehn Differenzen, welche aus den Beohachtungsstunden 18'', 20\ 22\ 0\ 1*, 2\ 4'', 6\ 8\ 10\ erhalten worden sind. Tabelle VIII. Gesammtmittel der Änderungen. Monat 1839 1840 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 Janner _ 4-05 3w0 3'30 1=93 240 2 = 30 2 = 10 2 = 52 4 = 03 3=93 3 = 33 3 = 35 Februar — 4-45 4-40 2-93 3-13 2-38 2-33 2-32 3-13 3-75 4-47 4-18 3-43 März . . . — 3-48 4-73 4-10 3-23 3-12 3-77 4-27 4-62 5-73 7-23 6-30 4-52 April . . . — 7-17 6-33 4-98 4-43 4-62 3-93 3-80 5-62 6-98 9-13 7-77 6-57 Mai . . . — 6-30 3-63 5-27 4-72 4-43 3-65 6-13 6-57 6-57 6-88 7-00 5-77 Juni . . . — 6 83 6-37 3-13 5-18 4-98 6-17 6-03 6-20 7-67 7-30 7-67 6-53 Juli . . . 7 = 30 6-23 4-85 4-00 4-43 5-07 5-20 6-20 6-32 7-98 7-60 703 6-03 August . . 7-77 3-08 4-77 4-70 4-72 4-53 3-13 5-17 6-58 7-80 6-15 5-87 3-12 September 5-93 4-40 4-58 3-32 3-73 3-62 3-33 4-42 5-27 6-58 4-72 5-70 5-33 October 5-22 4-47 4-88 3-10 3-20 3-93 3-42 3-38 5-30 4-57 4-00 3-80 3-98 November . 4-35 4-23 3-87 2-83 1-88 3-52 2-73 3-28 4-80 4-15 4-20 3-48 3-15 December . 3-23 4-97 312 2-18 2 27 2-23 2-38 2-38 3-33 3-43 2-58 3-15 4-00 Mittel 3-997 3-322 4-772 3-822 3-573 3-712 4-018 4-307 5 022 3-770 5-932 5-475 4-817 Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 101 Von den Zahlen dieser Tabelle bedarf nur das Mittel für 1839 einige Erörterung, weil die ersten sechs Monate dieses Jahres fehlen, und es aus der Ansicht der Zahlen einleuchtend wird, dass ein Maximum dahin fällt, wesswegen dieser Jahrgang, trotz seiner Mangelhaftigkeit, nicht unbeachtet gelassen werden konnte. Nimmt man von den folijenden Jahrs^änsren 1840 — 18S1 das Mittel der letzten sechs Monate für sich, und vergleicht es mit dem des ganzen Jahres, so fiillt es in den meisten Fällen kleiner aus als das Jahresmittel. Wenn dieses durch M, das Mittel der 6 Monate von Juli bis December aber durch \i an- gezeigt wird, so findet man für die Differenz M — [x die Zahlen 1840... .. M- {,.= + 2.';'4 1841... .. M- (i= + 35-6 1842... .. M- p.= + 18'0 1843... .. M- {.= + 11-9 1844... .. M- -fi = _ 63 1845... .. M- (j. = + 18-8 1846... .. M—iK= + lO'l i847... .. M— (*= — 14-7 1848... .. M—ii.= + 10 1849... .. M— (i= + 64-6 18S0... .. M— fi= + 38-2 18S1... .. M— 11.= + 12-7 Das Mittel dieser Zahlen ist + 19" 6. Diese Zahl wurde zu dem Mittel der 6 Monate des Jahres 1839 hinzugegeben, und dadurch die als Jahresmittel angesetzte Zahl gefunden. XI. Fasst man die letzte Zeile der Tabelle VII, welche die Jahresmittel enthält, genau ins Auge, so sieht man in denselben ein fortwährendes Abnehmen vom Jahre 1839 bis 1843, dann ein fortwährendes Zuneh- men bis 1849, welchem wieder eine Abnahme folgt. Es finden sich unter diesen Mitteln drei Paare, deren Werthe bis auf einen geringen Unterschied gleich sind, nämlich 1839 und 1849, 1840 und 1850, 1841 und 1851, woraus man schliessen kann, erstens dass die Periode, innerhalb welcher diese Änderung statt- findet, sehr nahe zehn Jahre betragen, und zweitens, dass im Jahre 1839 ein Maximum eingetreten sein muss. Die Änderung der Zahlen ist so regelmässig, dass sich die Mühe lohnen wird, sie strenger zu unter- suchen, um die Zeit und Grösse der Wendungen so genau zu bestimmen , als es die verwendeten Beobach- tungen erlauben. Benützt man auch für diesen Zweck die bekannten Bessel'schen Formeln, indem man die Länge der Periode zu zehn Jahren annimmt, so findet man für das Decennium 1839 — 1848 die Grösse der Ände- rung durch folgende Gleichung: 44-75 37 62 30 •67 22-67 18- 07 13-43 9-90 37-14 31-63 44-83 15-07 16.-20. » 45-41 37 44 30 •60 22-33 18-13 13-68 9-62 5915 51-37 44-69 13-24 21.-25. » 45-00 37 60 29 64 22-64 18-00 14-05 10-30 .')9^46 53-24 44-21 15-43 26.-31. n 44-25 37 05 30 27 22-30 18-95 13-48 9-98 39-27 53-33 43-34 13 29 1.— b. August 44-27 37 62 31 38 21-99 18-23 14-16 8-28 37-76 52-05 44-17 13-01 6.-10. >? 44-05 36 30 31 05 21-49 17-38 13-79 10-31 56-47 53-66 44-75 14-94 ll.-lä. n 44-76 35 94 31 44 21-76 17-76 13-24 9-42 57-65 33-03 42-65 14-76 16.— 20. n 44-15 34 88 32 71 21-72 17-86 13-92 9-79 58-47 32-49 43 66 14-96 21.-25. » 43-45 34 50 31 73 22-13 18-11 14-03 10-37 37-63 32-73 43-94 14-86 26.-31. » 43-46 34 33 31 28 21-61 17-73 13-80 9-37 39-02 33-13 44-46 14-84 1.— 5. Septemb. 44-43 33 98 30 83 21-52 17-93 14-03 10-63 38-03 51-33 43-36 14-83 6.-10. » 43-44 33 61 30 83 22-18 17-61 13-78 10-26 38-92 32-46 44-20 14-73 11.— IS. yt 43-31 34 04 30 88 21-86 17-79 13-87 9-96 38-06 31-39 44-64 14-58 16.-20. » 41-72 32 74 30 93 21-97 16-70 13-89 10-75 56-39 51-68 43-39 14-02 21.— 25. 11 41-76 34 Ol 30 28 20-76 16-31 13-26 8-20 56-14 51-02 42-38 13-43 26.-30. n 42-23 32 87 28 99 21-34 16-89 12-33 7-66 54-18 49-07 41-39 12-73 1.- S. October 42-17 33 36 29 16 21^89 17-03 12-43 7-03 33-07 47-67 40^9I 12-67 6.-10. V 41-96 31 76 29 23 20 99 13-99 12-66 3-72 54-76 47-07 40^81 12-10 11.-15. n 41-93 33-22 28 93 21-63 13-66 12-43 6-94 32-61 47-96 41^72 12-30 16.-20. n 41-83 32-27 28 34 21 42 15-94 13-35 372 53-82 46-10 41-01 11-98 21.-23. 5J 42-33 31-04 27 82 21 ^82 13-17 12-35 4-63 51 72 46-80 42^29 11-60 26.-31. )j 43-06 32-49 28 46 20^74 16-14 12-64 327 3213 47-06 41 25 11-93 1.- 5. Novemb. 42-61 32-14 27 87 20^89 13-23 12-17 3-91 50^35 47-33 4M1 11-38 6.— 10. )» 42-62 31-84 28 44 21-14 13-55 12-77 4^66 49 93 48-31 40^39 11-56 11.-15. it 42-25 32-42 28 39 20^88 16-42 12-08 3^S8 50^10 48-94 39-75 11-70 16.— 20. » 41-92 32-83 28 10 21 09 15-91 12-09 3-37 51 16 46-00 39-56 11-40 21.-23. n 41-98 32-51 28 79 21 03 15-26 11-74 4^80 50 49 46-20 39-71 11-25 26.-30. » 42-32 32-63 28 20 21 27 16-20 11-73 2^83 50-89 46-30 41-31 11-41 1.— 5. Decemb. 42-82 31-60 27 62 20^74 15-68 11-72 2^39 5111 43-82 39-67 10-94 6.— 10. » 42-67 32-48 26 40 20^96 16-52 11-54 2^77 49-85 46-64 38-71 10-83 11.-15. » 41-74 3313 27- 43 20-23 16-49 11-10 331 49-80 44-63 39-03 10-69 16.— 20. n 41-07 32-71 27 46 20 70 16-97 11-23 4-65 46-81 45 13 37-83 10-46 21.— 23. V) 42-76 32-42 27 93 20-73 15-76 12-63 2^76 30-32 46-40 38-45 11-02 26.— 31. 7i 42-22 32- 84 27- 77 20-69 16-00 11-92 132 49^62 43-78 38-15 10-63 Deiikscliriftea der malhem.-naturw. Cl. VIII. B<1, 14 106 Karl Kr eil. Die Zahlen dieser Tafel zeigen, dass die seculäre Änderung der Declination keineswegs regel- mässig vor sich geht, sondern Schwankungen unterworfen ist, deren Gesetze aher aus dieser Beobachtungs- reihe allein nicht ahgenonimen werden können. Die Gesammtabnahme der einzelnen Jahre ist ebenfalls sehr ungleich und auch hier zeigt sich keine Gesetzmässigkeit; erst in den zehnjährigen Mitteln gleichen sich diese Schwankungen so ziemlich aus und es bleiben nur kleine Unregelmässigkeiten übrig , welche noch einer näheren Betrachtung würdig sind. Man sieht aus diesen Mitteln, dass die Abnahme der Declination im Verlaufe des Jahres nicht immer gleichförnu'g vor sich geht, denn nach einer raschen Ahnahme in den beiden ersten Monaten erfolgt schon im März eine Art von Stillstand, indem in den ersten 20 Tagen eine Zunahme, dann Abnahme stattfindet. Eine entschiedene Zunahme sieht man im Mai eintreten ; sie dauert durch den ganzen Monat an. Auch im Juni ist die Abnahme noch kaum merklich, erst im Juli und August wird sie grösser. Ein sehr hervorragendes Maximum der Abnahme tritt aber im September ein. Das Gesagte wird noch ersichtlicher aus der folgenden Tafel, welche die Unterschiede der Zahlen der letzten Spalte in der vorigen Tafel enthält, und wo das Zeichen (— ) Abnahme, das Zeichen ( + )Zunahme bedeutet. Tabelle X. Abnahme der Declination im Verlaufe des Jahres. Tage Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septem- ber Oetober Novem- ber IDecem- ber Vom 3. bis 8. „ 8. „ 13. „ 13. „ 18. „ 18. „ 23. „ 23. „ 28. „ 28. „Ende — 0-21 + 0-09 — 0-SS —0-08 —0-26 —0-35 — 0-61 +0-37 +0-12 —0-16 —0-64 + 0-14 + 0'30 —0-02 +0-10 —0-63 + 017 —0-43 +0 = 14 -1-004 +0-07 —0-33 +0-17 +0-17 +0-23 0-00 + 011 + 0-04 +0-04 0-00 — 0'40 +0 01 — 0-Oä +0-33 —0-03 +0-3Ö — 0-96 -0 03 +0-17 +0-19 —014 —0-28 -0 = 07 -0-18 +0-20 —0-10 —0 02 + 0-01 — 042 — OlS -0-S6 -039 —0-70 -0-07 — 0-37 +0-20 —0-32 -0-38 +0-33 —0-33 + 0-18 +014 —0-30 —013 +016 —0-47 — 0'09 — 016 —0-23 +0-36 -0-39 Mittel A. . . Mittel B. . . —0-23 0-26 — 013 0-34 -009 0-28 + 0-01 019 +0-07 0-07 + 0-04 0-19 — 017 0-29 -0 03 010 -0-37 0-36 —0-22 0-39 -0-07 0 23 -006 0-29 Die Mittel A dieser Tafel sind genommen mit Rücksicht auf die Zeichen, indem man den Unterschied der positiven und negativen Zahlen durch 6 theilte ; sie geben daher die Zu- oder Abnahme der Declina- tion in den vorgezeichneten Zeitfristen an. Man sieht, dass der September sich vor allen übrigen Monaten durch die rascheste Abnahme auszeichnet, und der einzige ist, an welchem dieselbe nicht durch eine Zunahme unterbrochen wird. Nächst ihm sind noch Jänner und Oetober jene Monate, an denen die Declination am meisten abnimmt. Die Mittel B sind genommen ohne Rücksicht auf die Zeichen , geben also jene Monate an , in welchen die seculären Declinations-Änderungen überhaupt ihren höchsten Werth, positiven oder negativen, erreichen. Zur Vergrösserung ihres Werthes trägt nebst der Abnahme auch der rasche Übergang in Zunahme bei, welcher nur die Wirkung störender Einflüsse sein kann. In soferne sind diese Mittel ein Ausdruck der störenden Kräfte, und man sieht, dass solche Kräfte in den Monaten Oetober, September und Februar am meisten einwirken. In den beiden ersten dieser Monate tritt aber, wie eben bemerkt Avurde, auch die rascheste Abnahme der Declination ein; dass diese auch im Februar, namentlich in den Tagen vom 3. bis 8. und vom 23. bis 28., zu welchen Epochen nach vieljähriger Erfahi'ung sehr bedeutende Störungen eintreten, sehr stark sei, beweisen die Zahlen der vorhergehenden Tafel. Man muss demnach daraus schliessen, dass die stö- renden Kräfte im Allgemeinen die Abnahme der Declination befördern, also nicht blos Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 107 vorübergehend, sondern nachhaltig und in demselben Sinne wie jene Kr-äfte wirken, welche die seculäre Abnahme hervorbringen. Um diesen Gegenstand auch noch auf andere Weise zu beleuchten, wurden aus der zehnjährigen Störungstafel, welche in dem 10. Jahrgange der Prager Beobachtungen S. XIV enthalten ist, die fünf- tägigen Mittel und die Monatmittel gerechnet, die man in der folgenden Tafel findet. Tabelle XI. Fünftägige und Monatmittel der Störungszahlen in Scalentheilen. Taffe Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septem- ber October Novem- ber Decem- ber Vom 1. bis 3. „ 6. „ 10. „ 11. „ 15. „ 16. „ 20. „ 21. „ 23. „ 26. „ Ende 3614 3118 30-31 38-92 33-71 37-22 34-09 39-22 38-49 41-77 58-87 54-81 43-43 46-43 52-47 39-89 59-71 61-38 67-54 64-22 62-32 59-64 59-79 3216 5215 57-49 30-90 52-17 49 49 32 -68 32-30 51-52 48-39 46-29 48-77 47-79 49-53 49-20 47-12 50-14 51-90 49 -OS 51-76 49-38 50 02 53-39 54-83 53 73 56-29 50-22 35-42 56 42 64 19 56-37 46-30 31 09 49-21 54-61 59-31 45-23 38-09 40-80 35-89 44-20 37-79 33-67 31-88 28-19 29-97 37-65 33-33 28-58 Monatmittel . . 35 12 46-49 34-11 60-93 52 49 49-18 49-43 32-15 56-48 50-81 38-41 31-50 Die Monatmittel dieser Tafel zeigen ganz deutlich einen jährlichen Gang , welcher auch aus der Art, wie die Störungszahlen entstanden sind (s. Prager Beobachtungen Jahrgang II, S. 5), leicht zu erklären ist. Um ihn wegzubringen und den Einfluss der Störungen ersichtlich zu machen, wurde aus den Monat- mitteln folgende Jahresgleichung für diese Zahlen gerechnet: y = 48-09 -f 8-368 sin (a.-.30° + 301° 33!?) + 8-378 sm (a;. 60 +310 24-1) + 0-474 sin (x.90 + 48 4-5) in welcher .r für die Mittel der aufeinanderfolgenden Monate Jänner, Februar, März u. s. f. die Werihe 0 1,2 u. s. f., also für die fünftägigen Perioden vom 1 12 3. Jänner, oder für den 3. Jänner den Werth 30 7 " "- 10. „ „ „ „ o. „ „ „ — 2 " ^^' "i*^- » » » » *"• » » » ~ u. s. f. erhält. Rechnet man aus dieser Gleichung die Werthe von x für alle fünftägigen Perioden und vergleicht sie mit den beobachteten Werthen , so ergeben sich die in der folgenden Tafel enthaltenen Unterschiede : Tabelle XII. Unterschiede zwischen den beohachteten und berechneten Werthen der Störungszahlen. Tage Jänner Februar März April Mai Juni Juli August Septem- ber October Novem- ber Decem- ber Vom 1. bis 3. „ 6. „ 10. „ 11- „ 15. „ 16 „ 20. . 21. „ 23. „ 26. „ Ende + 3-97 -i-80 —3-69 + 3-30 -1-29 — 1-36 — 6-60 + 16-51 — 5-29 — 3 10 + 4-97 + 3-98 —9-21 —7-94 -3-24 + 2-99 + 1-87 + 2-87 + 8-32 + 315 + 3-36 + 1-02 + 1-73 -3-15 —4-28 + 2-05 -3-58 -111 —2-71 + 1-49 + 2-05 + 2-08 -0-39 —2-00 + 0-79 —0 08 + 1-42 + 1-00 -1-38 + 0-94 -t-0-20 -1-62 +0-21 —2 83 -3-24 —0-66 + 0 09 + 1-46 + 0-61 -5-64 —0-41 + 0-86 + 9-13 + 2-06 — 6-83 — 102 — 1-49 + 5-49 + 11-91 — 0-34 —5-60 —1-00 —4-05 + 6-04 + 1-27 -1-38 -1-91 -4-39 —2-05 + 6-04 + 1-83 —3-09 Monatniittel . . . 2-63 7-07 4-69 4-16 2-34 1-23 1-09 i-42 3-12 4-51 3 22 3-25 14' 108 Karl Kr eil. Die Zahlen dieser Tafel lehren, dass die Epoche der stärksten Störungen auf die erste Hälfte des Februar fällt, nach dieser sind der 21.— 2S. October, der 21. — 25. September und der 1. — 3. März die Perioden stärkerer Störungen, welche, wie man aus den Monatmitteln ersieht, in den Sommermonaten Mai bis August seltener und schwächer eintreten. Dies bestätigt im Allgemeinen den früher ausgesprochenen Satz über die rascheste Abnahme der Declination zur Zeit der Störungsepochen, und wenn man hierin noch einzelne Ausnahmen findet, so darf dies wohl bei einer Erscheinung , welche wie die Störungen so schwer unter eine Regel zu bringen ist, Niemanden Wunder nehmen. B. Horizontale Intensität. XIII. Um die täglichen Änderungen der horizontalen Intensität zu untersuchen, wurden die wegen Wärme und Abnahme des Stabmagnetismus bereits corrigirten Monatmittel benützt, die in der Abhandlung „Ueber den Einfluss des Mondes auf die horinzontale Co mponente der magnetischen Erdkraft" (siehe Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Band V, Seite 42, 43, 44 ) aufgeführt sind. Mit den daselbst auf S. 37") gegebenen Werthen eines Scalentheiles sind sie in Zehn- tausendtheile der Horizoutalkraft verwandelt und in kleinsten Zahlen ausgedrückt worden, indem das kleinste Stundenmittel eines jeden Monates = 0*00 gesetzt wurde. Zur Ausfüllung der Nachtstunden verfuhr man eben so wie bei der Declination. Die zehnjährige Reihe 1840 1849 gab auf diese Weise folgende Gesammtmittel : Tabelle XIII. Tägliche Änderung der horizontalen Intensität nach den Beobachtungen von 1840 bis 1849 in Vioooo Theileu der Horizontalkraft. Monate. la" 14" 16" 18" ao" 22'' Mittag 1'' 2" 4" 6'' & 10- Mitti'l (1. g(.'ra(lt'n t^lunilen Jänner . . 2-72 3-27 6-80 8-64 6-28 0-00 0-31 1-80 2-76 1-87 3-63 4-77 3 15 3-867 Februar . . 6-00 6-94 7-83 9-64 7-13 0-57 0-00 1-30 2-73 2-36 4-63 6-92 8-06 3-238 Mürz . . . 13-40 13-66 12-99 13-43 7-67 0-00 2-39 6-02 8-13 9-39 11-41 13-06 13-40 10-346 April . . . 20-96 20-16 13-29 16-84 8-38 0-00 3-43 8-87 11-62 13-42 1813 20-61 20-13 14-434 Mai . . . IS-Oi 16-93 17-26 10-80 2-86 000 6-00 9-33 11-82 13-76 17-00 1910 17-97 12-377 Juni . . . 18-49 17-99 13-96 12-39 3-48 0-00 6-69 12-87 14-12 17-63 19-31 21-31 21-38 14 096 Juli . . . 20-39 20-37 19-16 14-40 4-73 0-00 3-41 9-S5 14-32 19-09 20-37 23-14 22-63 13-369 August . . 17-53 20-67 21-38 13-39 3-90 0-00 7-13 11-16 13-73 17-13 19 Ol 22-71 22-32 14-910 September. 21-19 19-48 20-43 16-99 7-19 0-00 7-68 11-88 13-93 14-63 17-77 21-10 21-83 13-187 October . . 17-32 20-33 17-83 16-76 8-37 0-00 3-39 6-19 7-60 8-03 12-86 16-20 17-67 12-213 November . 3-30 6-22 9-94 9-80 6-78 0-00 0-44 1-33 1-83 2-31 Ö-99 6-77 7-38 3-080 Dccember . 7-20 3-83 4-17 7-36 5-68 0-70 0-10 0 31 0-OS 0-00 137 2-32 3-24 3 020 Der erste Anblick dieser Zahlen lehrt schon, dass sie in den Frühlingsmonaten wachsen, im Herbste abnehmen. Nur die Stunden IS*" und 20'' scheinen hiervon eine Ausnahme zu machen, indem dem Frühlinge und Herbste die grösseren Zahlen entsprechen , so dass hier eine zweifache Wendung eintritt. Eine Spur dieser Erscheinung zeigt auch die Tafel I bei den täglichen Änderungen der Declination in den Stunden 14'' und Iß*". Da aber die Zahlen dieser Stunden nur aus einjährigen Beobachtungen abgeleitet sind, so wurde sie dort nicht weiter verfolgt. Aus den Zahlen der Tafel XIII, welche geraden Stunden zugehören, Avurden folgende Gleichungen abgeleitet : >) Seite 10, 11, 12 der Separat-Abdrücke. -) Seite 5 der Separat-Abdrücke. Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 109 für Jäuiier: für Februar: für März: für April für Mai: für Juni : für Juli: für August: für September für October: für November für December y y y = y = y = y = y y 3-867 + 1 + 2 + 1 5-238 + 3 + 1 + 1 10-346 + 6 + 2 + 1 14-434 + 8 + 2 + 1 12-377 + 7 + 3 + 2 14-096 + 8 + 3 + 1 13-369 + 9 + 3 + 1 14-910 + 8 + 3 + 2 lS-187 y = y 4 2 12-215 + 8 + 2 + 1 5-080 + 3 + 1 + 1 3020 + 3 -f- 0 994 sin (x . 30° + 47° 30 '-3) 228 sin (x . 60 + 264 26-3) 621 sin (o; . 90 -|- 187 9-6); 414 sin (x . 30° -f 66° 13 '7) 918 sin (x . 60 + 257 50-4) 387 sin (a; . 90 + 174 54-8); 086 sin (j; . 30° + 98° 12 '0) 285 sin (x . 60 + 300 35-7) 652 sin (x . 90 + 181 2-5); 262 sin {x . 30° + 110° 51 '2) 828 sin (x . 60 +312 8-9) 820 sin ix .90 +160 35-4); 586 sin (,r . 30° + 121° 19 '0) 308 sin (x . 60 + 330 2-4) 103 sin (.1- .90 +238 14-3); 128° K\ 5) 878 sin (x . 30° 173 sin (x .60 +331 33-7) 909 sin ix . 90 + 202 23-2) 633 sin (x .30' 961 sin (x . 60 802 sin (x . 90 + 121° 33 '7) + 325 30-7) + 198 52-7); 985 sin (x . 30° + 118° 45 '• 7) 996 sin (x .60 +330 5-9) 662 sin (x .90 +232 19.5); 283 sin (.r .30° + 108° 43 '9) 128 sin (x . 60 + 327 58-3) 781 sin (.r .90 +201 44-4); 228 sin (x . 30° + 86° 13^8) 526 sin (.r . 60 + 312 16-3) 564 sin (x .90 +203 14-2); 153 sin ix . 30° + 62° 24^7) 129 sin (r .60 +266 51-1) 364 sin (x . 90 + 213 51-2); 057 sin (c . 30° + 45° 7 '2) 844 sin (x .60 +228 33-1) + 1-292 sin (.r . 90 + 305 46-2). 110 K(t r I Kr e i L XIV. Die Änderung der numerischen Grössen dieser Gleichungen von einem Monate zum anderen ist wolil im Allgemeinen jener, welche sich bei den Gleichungen für die Declination zeigte, analog, und es lassen sich demnach auch dieselben Betrachtungen anstellen. Es zeigen sich jedoch auch manche nicht unerheb- liche Verschiedenheiten. Die ersten Glieder nach dem Gleichheitszeichen, die Mittelwerthe, erreichen auch hier ihren grössten und kleinsten Werth in der Nähe der Solstitien, nämlich in den Monaten Juli und Decem- ber; ferner gelangen dieselben durch die rasche Zunahme vom Februar bis April in diesem letzten Monate zu einem Werthe, der die der beiden folgenden Monate übertrifft, aber gegen jene der Sommermonate Juli und August, auch selbst gegen jenen des Septembers bedeutend zurücksteht, während er bei der Declination nur vom Juni-Mittel übertroffen wurde. Auch tritt bei der Intensität die rasche Abnahme des Herbstes später ein als bei der Declination, nämlich erst vom October bis zum November, während sie dort schon vom August zum September stattfindet. Ganz derselbe Gang, nur etwas regelmässiger, zeigt sich auch beim Coefficienten des zweiten Gliedes. Der Mai steht auch hier gegen den April bedeutend zurück, Juni hat ihn aber bereits übertroffen ; Juli erreicht ein sehr ausgesprochenes Maximum. Die Abnahme erfolgt dann allmählich, vom October bis zum November aber sehr rasch. Noch regelmässiger ändert sich der Werth des Winkels unter dem Sinuszeichen. Bei ihm verschwin- det auch die anscheinend unregelmässige Vergrösserung im April, er erreicht seine Wendepunkte im Juni (Maximum) und im December (Minimum), ohne dass die rasche und sprungweise Abnahme vom October bis November eintritt. Fast dieselbe Regelmässigkeit zeigen die Constanten des dritten Gliedes, mit Ausnahme des Jänners, wo sie im Vergleiche mit Februar zu grosse Werthe erlangen. Das Maximum des Coefficienten dieses Glie- des findet man erst im August, während der Winkel schon im Juni seinen grössten Werth erreicht. Das vierte Glied scheint in diesen Gleichungen schon überflüssig zu sein , und wurde bei der Berech- nung der Zahlenwerthe nicht berücksichtigt, da sich Unregelmässigkeiten zeigten, welche offenbar nur darin ihren Grund hatten. XV. Die Tafel XIV enthält die aus den vorhergehenden Gleichungen gefundenen Zahlen. Tabelle XIV. Tägliche Änderung der hoi'izontalen Intensität aus den Gleichungen berechnet. Morgens. Jänner . . Februar . . März . . . April . . . Mai . . . Juni . . . Juli . . . August . . September October . . November . December . 12" 3- 119 6-487 14-402 20 058 17-206 19-573 21-334 20-794 21-372 18-556 6-747 4-553 13' 3-606 6-786 14-818 20-264 17-618 19-515 21-682 21-405 21-964 19-S16 7-l.'i0 4-842 W 4-517 7-228 15-154 20-245 17-674 19 071 21-624 21 - 573 22-117 20-132 7-613 5 173 15" 16" •643 ■016' ■155 •712 •038 •955 •877 ■885 •505 •102 026 •518 690 578 598 440 Sil 019 055 099 931 193 251 803 17" 361 797 352 357 HO 318 197 229 411 330 158 933 18" 432 489 445 590 086 131 569 578 186 764 667 810 19" 6-817 7-584 9-071 10-462 6-889 6-911 8-684 8-688 10-698 11-381 6-774 5-371 20" 5-594 6-154 6-558 7-432 4-066 4-198 5-230 5-223 7-494 8-041 5-564 4-606 21" 3-996 4-406 4-310 4-997 140 493 735 820 5 107 5 093 4- 198 3-573 22" 2-346 2-633 2-704 3-585 1-485 2-135 1-791 1-931 3-938 2-969 2-880 2-391 23" 0-983 1 155 018 450 232 226 561 2-727 4159 1-957 1-814 1-216 Jlittagl 0-179 0-239 2-356 4-616 4-244 5-597 4-918 5-048 5-684 2-136 1159 0-221 Resullate aus den magnetischen Beobachtungen tu Prag. Abends. 111 Mittag 1'' 2' 3" 4" 3" 6^ 7- 8" 9" 10" ir 12" Jänner 0 179 0 070 0-625 1-659 2-888 3-999 4-738 4-975 4-732 4-170 3-544 3-123 3-119 Febr. 0-239 0-038 0-674 1-652 3-072 4-523 5-737 6-344 6-896 6-878 6-669 6-477 6-487 März . 2-336 3-730 5-586 7-863 10- 076 11-910 13-181 13-865 14086 14-056 14-006 14-104 14-402 April . 4-616 6-870 9-813 12-952 15-812 18-041 19-472 20-140 20-246 20-075 19-899 19-888 20 038 Mai... 4-244 7-140 10-392 13-448 15-859 17-372 17-972 17-861 17-376 16-882 16-653 16-794 17-206 Juni . . 5-597 8-851 12-443 15-817 18-515 20-280 21-083 21-107 20-672 20-119 19-715 19-360 19-373 Juli... 4-918 8-436 12-450 16-391 19-581 21-691 22-655 22-674 22-172 21-473 21 049 21-027 21-334 August 3-048 8-429 12 255 15-863 18-713 20-505 21-226 21118 20-589 20 072 19-897 20-179 20-794 Sept. . 5-684 8-188 11-191 14-173 16-693 18-489 19-306 19-898 19-946 19-963 20-184 20-689 21-372 Octob. 2-i36 3 376 5-372 7-726 10- 049 12-036 13-404 14-587 15-315 15-939 16-649 17-537 18-556 Novem. 1 139 0-996 1-313 2 010 2-929 3-892 4-747 5-400 3-830 6-086 6-260 6-456 6-747 Decem. + 0-221 —0-458 —0-733 — 0-596 -0-099 + 0-643 + 1-496 + 2-323 + 3-036 + 3-585 + 3-983 +4-286 + 4-553 Die Zahlen dieser Tafel zeigen im Vergleiche mit jenen der Tafel XIH mehrere sehr merkliche Unter- schiede, welche auch durch die darnach gezeichneten Curven (Beilage 2) anschaulich werden, und deren Grund in den so raschen Änderungen zu suchen ist, welche durch die Gleichungen mehr verflacht und in allmählichere Übergänge verwandelt werden. Insbesondere tritt das Minimum in den Vormittagsstunden auch in den Wintermonaten, wo doch alle Änderungen geringer sind, mit einer Entschiedenheit auf, welche selten hei Wendungen angetroff'en wird und welche die Gleichung nicht darzustellen vermag. Es bleiben daher die berechneten Zahlen gegen die beobachteten in ihrer Abnahme sehr bedeutend zurück, wodurch die nach abwärts gehenden Spitzen der Beobachtungs-Curve in der Rechnungs-Curve viel abgerundeter erscheinen. Nur der December macht hiervon eine Ausnahme; in diesem Monate kommt durch die Rech- nung ein Minimum zum Vorschein, welches unter das beobachtete hinabsteigt. Dasselbe Verhältniss spricht sich auch in den Zahlen der folgenden Tafel aus, welche die Vergleichung der berechneten mit den beobach- teten Änderungen enthält, und in welcher die Zeichen nicht regellos auf einander folgen, wie es der Fall sein müsste, wenn sie blos Folgen von Beobachtungsfehlern wären, sondern zu manchen Stunden, wie um 18\ 22\ P, 2\ 10\ das ganze Jahr hindurch dasselbe Zeichen auftritt. Tabelle XV. Vergleichung der berechneten Änderungen (ß) mit den beobachteten (Ä). = ß- /{. 12" 14" ■ ■ ■ 16" 18" 20" 22" 0" 1" 2" 4" 6" 8' 10" Jänner . . . —0-40 —1-25 +0-11 + 1-21 +0-69 -2-35 + 0-33 + 1-73 + 2-14 -1-02 -1-11 + 0-04 + 1-G1 Februar . . . —0-51 -0-16 -0-73 + 1-15 + 0-98 —2-06 -0-24 + 1-26 + 2-08 -0-71 — 1-08 + 0-02 + 1-39 März .... — 100 + 0-31 -1 61 + 1-99 + 111 -2-70 + 0-23 + 2-29 + 2-36 —0-69 -1-77 + 0-97 + 1-39 April .... +0-90 —0-08 -3-13 +3-25 + 1-15 —3-58 + 0-81 + 2- 00 + 1-81 -0-39 -1-32 + 0-36 + 0-25 Mai . . . . -2-20 -0-72 +1-73 + 0-71 -1-21 — 1-48 + 1-76 + 219 + 1-43 —2-10 -0-97 + 1-72 + 1 32 Juni . . . . -1-08 —108 -0-06 + 2 26 —0-72 -2-13 i- 1 - 10 + 402 + 1-68 —0-88 -1-57 + 0-64 + 1-87 Juli . . . . —0-94 — 1 05 +0-10 + 1-83 -0-50 -1-79 + 0-49 + 1-11 + 1-87 -0-49 —2-08 + 0-97 + 1-60 August . . . -3-26 -0-90 +2-28 + 0-81 -1-32 —1-93 + 2-08 + 2-73 + 1-48 —1-56 —2-22 + 2-12 + 2-42 September . —0-18 —2-64 +0-50 + 2 80 -0-30 -3-94 + 2-00 + 3-69 + 2-74 -1-24 + 0-42 -1-36 + 2-00 October . . . -1-24 +0-42 — 1-36 +2-00 + 0-33 -2 97 + 1-25 + 2-81 + 2-23 -2-02 -0-54 + 0-88 + 1-02 November . . —3-45 -1-39 + 1-09 +2-13 + 1-22 -2-88 -0-72 + 0-55 + 0-52 —0-42 + 1-24 + 0-94 + 1-12 December . . +2-65 -1-32 -1-63 +1-55 +1-07 — 1-69 -0-12 + 0-77 + 0-78 + 0-10 + 0-07 -0-72 —0-74 Mittel.. 1-48 0-96 1-25 1-81 0-88 2-46 0-93 2-10 1-77 0-97 1-20 0-89 1-39 Die Fehler sind, wie man aus der letzten Zeile dieser Tafel , nämlich den ohne Rücksicht auf Zeichen genommenen Mitteln ersehen kann , nicht mehr während der Nachtstunden am grössten , wie dies bei der 112 Karl Kr eil. Declination der Fall war, sondern zu den oben angeführten Stunden. Es ist also auch nicht der Mangel an Beobachtungen die Hauptursache derselben. Summirt man die Zahlen nach den Monaten, so erhält man : für Juli für Jiinncr die Summe :^ 13 99, „ Februar „ „ =12-39, „ Miirz „ „ = 18-82, „ April „ „ =19-03, „ Mai „ „ =19-56, „ Juni „ „ =19-09, die Summe = 14-88, August „ „ = 23-11 , September „ „ =23-81, October „ „ = 19- 07, November „ „ =18-27, December „ „ = 13-21. Sieht man ab vom Monate Juli, welcher auch hier so wie bei anderer Gelegenheit (VIII.) eine Aus- nahme macht, so zeigen diese Zahlen einen ziemlich regelmässigen Gang und gelangen zu einem Minimum im Februar, zu einem Maximum im August, wodurch obige Behauptung, dass diese Zahlen nicht von Beobachtungsfehlern oder vom Mangel an Beobachtungen herrühren, noch mehr bekräftigt wird. Sie wei- chen aber auch bedeutend ab von den ähnlichen für die Declination gefundenen Summen, die nach (S. 96*) ein doppeltes Maximum und Minimum andeuteten. XVI. Die aus den Gleichungen abgeleiteten Zeiten der Wendepuncte so wie die Grösse der Maxima und Minima sind in der folgenden Tafel enthalten, in welcher die letzte Spalte wieder den Unterschied zwischen dem grössten Maximum und kleinsten Minimum, also die Grösse der täglichen Änderung gibt. Tabelle XVI. Wendungen der täglichen Intensitäts-Änderung. 1. Maxim um i. Mi n i m u m 2. Maximum 3 . Minimum Monat Differenz Zeit Maximum Zeit Minimum Zeit Maximum Zeit Minimum Jiinner .... 17'' 37' 7-483 O" 41' + 0-028 6'' 38' 4-976 ir 31' 3-063 7-457 Februar . . . 16 38 8-803 0 46 -0-016 8 26 6-926 11 39 6-449 8-818 März .... 14 31 13-211 23 10 + 3-003 8 16 14-093 10 3 14-006 13-208 April .... 13 28 20-301 23 36 + 3-344 7 43 20-237 10 33 19-866 16-957 Mai 13 39 17-718 21 58 + 1-484 6 17 18-000 10 7 16-630 16-516 Juni 12 13 19-377 21 45 + 3-088 6 33 21-172 11 31 19-558 19-084 Juli 13 29 21-745 22 3 + 1-789 6 33 33-760 11 33 30-987 20-971 August . . . 13 45 31-397 22 2 + 1-931 6 7 31-339 9 31 19-984 19-666 September . . 13 43 32134 33 29 + 3-867 Verschwindet Verschwindet 18-267 October . . . 14 18 20-203 33 21 + 1-733 18-430 November . . 16 15 8-262 0 49 + 0-989 » 9-273 December . . 17 4 5-940 2 16 -0-797 s * 6-737 Nach dieser Tafel ist das erste Paar der Wendungen, nämlich das Maximum, in den früheren Morgen- und das Minimum in den späteren Morgen- oder Mittagsstunden das beträchtlichere und das ganze Jahr hindurch ausdauernde , während das Maximum in den früheren und das Minimum in den späteren Abend- stunden immer nur wenig von einander verschieden sind, und in den vier letzten Monaten des Jahres ganz verschwinden. Daher ist auch die Zeit ihres Eintretens nicht scharf bestimmbar, während jene des ersten Paares mit hinreichender Genauigkeit die Verrückung der Wendestunden erkennen lässt. Beide, sowolil das erste Maximum als das erste Mininnun, rücken während des Winters und Frühlings in die früheren Morgen- stunden hinein, und kehren nach dem Sommer-Solstitium wieder zu den späteren zurück. Das Maximum ver- rückt seine Eintrittszeit von IT*" 37' (im Jänner) bis auf 12'' 13' (im Juni), also um mehr als S Stunden; das Minimum von 2'' 16' (im December) bis auf 21'' 45' (im Juni), also um 4'/, Stunden. Das Maximum •) Seite 8 der Separat-Abdrücke dieser Abliandlung. Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 113 der Morgenstunden wird in den Monaten Mai, Juni und Juli von dem der Abendstunden übertroffen, wodurch, wenn man dieses zur Berechnung des täglichen Ganges zu Hilfe nimmt, derselbe sich in diesen Monaten vergrössert , und sich so darstellt , wie ihn die letzte Spalte ausweist. Es zeigt sich in dieser Beziehung, wenn man von einem kleinen Rückgänge im Mai und October absieht, ein Wachsen der täglichen Ände- rung vom Winter-Solstitium bis nach dem Sommer-Solstitium (bis zum Juli), und ein Abnehmen durch die übrigen Monate des Jahres. Die Unregelmässigkeit, welche in dieser Beziehung bei der Declination der Monat Juli zeigte, verschwindet bei der Intensität, und der durch die Zahlen dieser Spalte dargestellte jähr- liche Gang führt zur Gleichung: y = 14-617 + 6-628 sin (.?• . 30° + 271° 39!6) + 1-836 sin (.r .60 +310 33-9) + 0-336 sin (.r . 90 + 201 33 • 3) woraus man findet: Maximum am 10. August, Minimum am 1 1 . Jänner. XVII. Die Zeiten, an denen die mittlere Intensitäts-Änderung eintritt, sind in der folgenden Tafel enthalten : Tabelle XVII. Zeit der mittleren Intensitäts-Änderung. Monat Mittlere Intensit.- Änderung Vormittag N m ich- ttag Zwischen- zeit Jiinner . . 3-867 21" 6' 4" 52' 7* 46' Februar . . S-238 20 32 5 34 9 2 Miirz . . . iO-346 18 29 4 6 9 37 April . . . 14-434 17 43 3 30 9 47 Mai .... 12-377 17 15 2 34 9 19 Juni . . . 14 006 16 44 2 28 9 44 Juli .... 15-369 17 9 2 45 9 36 AuRUSt . . 14-910 17 23 2 43 9 20 September . lS-185 17 42 3 22 9 40 Oetober . . 1-2-215 18 45 5 6 10 21 November . 5-080 20 22 6 28 10 6 December . 3-020 21 28 7 58 10 30 Die Eintrittszeiten der mittleren Intensitäts-Änderung befolgen nach dieser Tafel denselben Gang wie die Wendestunden; sie schreiten nämlich in der ersten Hälfte des Jahres von den Morgenstunden ffe^en Mitternacht und von den Abendstunden gegen Mittag zurück, und vollbringen in der zweiten Jahreshälfte die entgegengesetzte Bewegung. Die Grosse dieser Bewegung zwischen Juni und December beträgt Vor- mittags gegen, Nachmittags über fünf Stunden, ist also nahezu dieselbe wie bei den Wendestunden. Die geringe Änderung in den Wintermonaten erlaubt übrigens keine scharfe Bestimmung des Eintrittes zu dieser Jahreszeit. Dies und die Gleichmässigkeit dieser Verrückung Vor- und Nachmittags ist auch die Ursache , dass die zwischen dem Eintritte der mittleren Intensitäts-Änderung liegende Zwischenzeit keine so regelmässige Zu- und Abnahme zeigt, wie dies bei der Declination der Fall war; man sieht aber, dass der grösste Theil des Jahres hindurch nahezu gleich bleibt. XVIII. Zu der Untersuchung über die zehnjährige Periode wurden ausser den Beobachtungen von 1840 bis 1849 auch noch jene der Jahre 1830 und 1831 verwendet. Die Monatmittel der Beobach- Denkschriften der malhem.-naturw. Cl. VIII. Bd. 13 114 Ka r l Kre i l. tungen von 1851 sind in den beiden folgenden Tafeln enthalten, von denen Tafel XVIII die Mittel der Ablesungen am 15 iiilar- Apparate, Tafel XIX aber die Mittel der in der Nähe des Magnetes stattfindenden Temperatur enthält. Tabelle XVIII. Monatmittel der hoi-izontalen Intensität im Jahre 18S1. Monate 18" 20'' 22" 0" 1" 2" 4" 6" 8" 10" Jünner . . . 249-87 264-15 240-41 239 Ol 239-37 241-80 243 31 247-80 244-42 246-38 Februar 246- 14 242-90 237-42 236-50 238-86 243-33 241-10 243-37 245-62 243-29 März . . 230-99 227 -Ö3 219-83 222 - 26 224-14 225-74 225-14 226-93 229-13 230-32 April 178-33 170-72 160-57 163-69 163-76 168-70 170-49 173-91 176-99 176-87 Mai . . 146-73 173-80 132-93 134-89 137-66 138-71 142-86 149-34 150-04 149-63 Juni . . 96-64 86-37 82-12 86-34 90-37 92-06 96-43 100-43 10215 99-63 Juli . . 72-62 64-32 60-08 64-40 67-38 69-89 73-97 77-49 78-74 78-28 August . 61 -53 51-32 49-92 35-80 38-78 60-21 6i-37 63-23 64 36 63 05 September 98-97 83-39 80-13 91 84 93-07 96-10 96-44 99-23 103-19 103-99 Octobcr . 103-64 97-70 87-76 91-83 93-15 . 96-48 97-85 100-70 104-39 103-41 November 177-20 172-46 165-08 166-51 167 93 167-93 109-98 173-40 174-50 176-76 December 202 06 199-63 194-76 195-41 196-36 193-02 194-30 193-84 193-42 193-26 Tabelle XIX. Monatmitlel der Temperatur im Kasten des Bifilar-Apparates (Reaum.). Monate 18" 20" 22" 0" 1" 2" 4" 6" 8" 10" + + + + + + + + + + Jänner . . . i-24 1?27 1-29 1-31 1-34 1^34 1^31 1-33 1-36 1-34 Februar . . 1-60 1-63 1-69 1-71 1-72 1-74 1-72 1-72 1-74 1-78 Miirz .... 3-32 3-36 3-42 3-45 3-47 3-31 3 30 3-50 3-54 3-56 April . . . 8-70 8-78 8-89 8-90 8-92 8-94 8-93 8-96 8-95 8-93 Mai ... . 10-28 10-38 10-47 10-47 10-48 10-49 10-30 10-49 10-47 10-44 Juni .... 14-08 14-22 14-33 14-33 14-36 14-33 14-38 14-39 14-35 14-34 Juli .... 15-70 13-81 13-94 13-94 13-93 13-92 15-94 15-94 13-92 15-88 August . . . 16-69 16-73 16-88 16 90 16-89 16-88 16-89 16-86 16-82 16-79 September . 12-37 12-39 12-48 12-43 12-46 12-48 12-49 12-48 12-47 12-47 October . . 10-85 10-87 10 89 10-93 10-97 1100 10-98 10-94 10-93 10-91 November . . 4-21 4-20 4-25 4-24 4-26 4-27 4 23 4-18 4-20 4-14 December . . 2 23 2-23 2 31 2-29 2-31 2-33 2-33 2-29 2-28 2-28 Diese Beobachtungen so wie die bereits veröffentlichten des Jahres 1830 gaben nach dem in der Abhandlung „lieber den Einfluss des Mondes auf die horizontale Componente der magnetischen Erdkraft" auseinandergesetzten Verfahren folgende ßedingungsgleichungen zur Bestinnnung des Corrections-Coeffi- cienten wegen Temperatur und Abnahme des Stabmagnetismus: 1850. Jänner 282-33 - ( 2-10) a + ( 0-00) A = jTf Februar .... 246-28 + ( 2-18) a + ( 2-93) .4 = Jf Miiiz 230-33 + ( 3-12)a + ( 3-90) A = M April 185-35 + ( 7-41)a + ( 8-95) A = iV/ Mai 141-44 + (11-63) a + (12-00) A = i>/ Juni 80-32 -I- (16-21)« + (15-03) A = itf Juli 57-09 + (17-11) o + (1810) A =itf Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 113 August . September October . November Deceinber S4-1S -r (17-09) o ^ (21-20) 4 = 7»/ 88-87 + (13-19) a + (24-23) 4 = i>/ 133-7i r ( 9-67) a + (27-30) A = M 186-48 4- ( 5-97) a + (30-35) A = M 222-90 + ( 2-87)« + (33-40) A = M 1851. Jänner 244.42 + ( 1 -36) a + Februar .... 243-62 + ( 1 -74) a -f- März 226-93 + ( 3-SO) a + April 170-49 Mai 142-86 Juni . . . Juli . . . August September October . November December 96-43 73-97 61-37 96-44 + ( 8-93) a + + (10-30) o + + (14-38)« + (13-94)« + + (16-89)« + 4- (12-49)« + 100-70 + (10-94)« + 173-40 + ( 418)« + 193-42 + ( 2-28)« + ( 0-00) A = i>J ( 2-93) A== M ( 3-90) A = i>/ ( 8-93) A = i»/ (12-00) A = it/ (13-03) A = M (1810)il = i>i (21-20) A = i»/ (24-23) 4 = M (27-30) A = ilif (30-33) il = iW (33-40) 4 = iV/ Diese Gleichungen geben den Wärme-Coefficienten für 1850 . . . « = 10-929 für 18S1 . . . rt = 10-120 und die Abnahme des Stabmagnetismus in zehn Tagen für 1850 . . . A = 0-937 für 1851 . . . A = 1-981 Hieraus ergeben sich die in der folgenden Tafel enthaltenen corrigirten Monatmittel der horizontalen Intensität: Tabelle XX. Monatmittel der wegen Wärme und Abnahme des Stabmagnetismus corrigirten Intensität. 1850 18" Jiinner. Febr. März. April. Mai. Juni. Juli. August. Septb. Octob. Novb. Decb. 263-17 '272-64 '273-60 '282-40 275-32 •267-53 '256-23 '258-73 253-60 271-95 284-41 289-36 20 260-38 '268-63 '268-29 273 -'28 263-49 237 -.32 •246-71 249 07 •246 03 260-90 279 79 286-78 22 232-77 '239-92 235-35 264 13 •263-60 236-39 243-26 245-84 240-23 251-78 273-27 282-14 0 232-09 239 06 '236-55 •267-43 268-69 262-39 249-52 252-48 244-22 255-82 272-67 283 61 1 234-67 263-77 '260-03 271-30 271-07 266-03 253-69 253-70 •248-83 238-78 275-97 284-33 2 236-09 263-09 264-49 274-62 274-99 '269 17 256-98 '258-12 232-23 260-74 277-06 283-31 4 236-20 267-14 '268- 16 274-72 •280-01 271-58 •261-06 260-80 255-75 263-47 277-82 283-54 6 238-48 269-64 270-16 283-73 281-58 274-88 •263-92 266 13 •258-74 '267-01 280-16 286-64 8 239-40 '272-87 •273-93 286-63 282-64 277-63 263-97 267-06 260-61 269-51 280-86 285-57 10 1851 18" •260-57 273-59 •274- 14 287-40 281-54 275-92 263-14 263-14 '261-62 273-10 283-54 286-98 262-42 268-17 •276-28 284-12 274 53 '268-94 267-35 272-44 272-18 267-51 279-91 290-78 20 239-00 •265-24 273-22 •277-30 266-62 '260-09 •260-37 '263-02 237-00 261-77 275-07 '288-57 22 233-45 260-36 266- 13 268-27 262-67 256-95 •257-25 262-73 254-46 252-04 268-20 284-29 0 232 •27 259-65 '268-86 271-49 264-61 '261-57 '261-37 268-82 265-86 256-30 269-53 284-73 1 232-93 26211 '270-95 ■273-76 267-48 265-30 264-64 271-70 269-19 238-24 271-15 285-89 2 233-36 266-78 '272-93 276-90 268-64 267-09 266-83 273-02 270-43 261-87 271-27 284-93 4 256-77 264-33 272-23 '278-79 272-89 271-79 271-14 274-49 270-87 '262-77 272-90 '284-03 6 261-26 '266-62 274-04 '282-32 •279-47 275-89 274-06 275-84 273-36 265-48 275-81 283-16 8 238-18 269-07 276-66 '285-29 279-76 277-18 275-70 276-36 277-42 269-07 277-11 282-64 10 239-94 269-14 278 04 283-17 279-05 274-58 274-83 276-96 278-22 269 89 278-77 284-48 116 Ka r / Kl- e i l. Der Werth eines Theilstriches wurde angenommen im Jahre 18S0 = 0*0001140 in Tiieilen der horinzontalen Intensität, „ „ 1831 = 0-0001186 „ „ „ Zieht man das kleinste der Mittel eines jeden Monates von allen übrigen desselben Monates ab, ver- wandelt die so entstandenen Reste mit den entsprechenden Werthen in Theile der horizontalen Intensität, und bildet daraus die allgemeinen Monat- und Jahresmittel , indem man alle Beobaehtungsstunden in ein Mittel vereinigt, so erhält man mit Berücksichtigung der in oben erwähnter Abhandlung aufgeführten Monat- mittel die Intensität der Zahlen der folgenden Tafel, deren Einheit Yiodoo der horizontalen Intensität ist. Tabelle XXI. Gesainmtniittel der Änderungen der horizontalen Intensität. Monate 1840 1841 1842 1843 1844 1843 1846 1847 1848 1849 1850 1831 Jänner . . 6-968 S-468 2-ä4S 4-906 3-269 3-683 3-439 7-839 5-384 9-990 6-729 5-774 Februar 7-241 4-802 4-566 2-713 2-938 4-017 4-907 3-849 10-734 12-104 10-202 7-279 März . 9-877 6-380 7-796 8 018 8-814 10-041 6- 196 7-263 11-790 13-469 12-768 8-074 April . 13-863 11-611 12-213 9-367 9-320 14-261 9-387 14-545 13-132 17-682 14-176 11-932 Mai . 11-490 8-796 9-000 10-416 8-984 11-510 12-178 13-030 13-481 12-146 12-417 10-338 Juni . 10-762 13-319 13-208 14-603 9-331 13-702 13 031 10-389 14-634 13-370 13-128 12-992 Juli . 14 -478 12 223 12-601 11-588 12-313 11-259 13 236 12-812 19 184 14-171 14-350 12 079 August 13-697 IS -387 9-513 14-190 12-320 12-175 14-581 11-088 15-397 12-039 13-758 10-780 September 16-007 13-763 9-697 11-240 11-831 10 483 13-314 14- 171 17-931 14-385 13-857 17-149 October . 7-774 9-797 7-374 9-403 8-679 8-351 8-861 14-244 12 034 10-348 13 141 12-424 November 4-289 4-421 3-363 2-979 3-008 4-889 6-824 8-150 4-693 5-286 6 532 6-845 December 4-719 3-336 2-623 2-370 2-721 3-294 3-342 2-937 7-218 3-432 3-519 3-215 Mittel 10-097 9-109 7-892 8-499 7-796 8-972 8-293 10-026 12-154 11-368 11-215 9-925 XIX. Die letzte Zeile dieser Tafel enthält die Jahresmittel, welche, wenn gleich in ihnen manche Unregelmässigkeiten zum Vorschein kommen, doch schon durch den ersten Anblick eine periodische Ab- und Zunahme erkennen lassen. Bedient man sich, um diese Periode genauer zu erforschen , des bei der Declination angewandten Verfahrens, indem man zuerst die zehn Jahresmittel von 1840 bis 1849 der Rechnung unterzieht, so geben sie die Gleichung y = 9-441 + l-796s/H(.r. 36° + 143° 44 '6) -^ 0-711 sin (c . 72 + 192 30-8) + 0-342 sin (.r .108 +291 20 • 3) Da die Werthe von x der Mitte des Jahres entsprechen, so findet man hieraus ein Minimum = 7-950 im Jahre . . . 1843.41 ein Maximum = 1 2-21 1 im Jahre . . . 1848. 89 und die Unterschiede zwischen den berechnenten (Ä) und beobachteten (5) Werthen der Schwankung betragen: ResuUate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 117 für 1840 . „ 1841 . „ 1842. „ 1843 . „ 1844. . B — R= + 0-OSO, . B — R^ f 0161, . 5 — /{ = — 0-392, . B-R= + 0-545, . Ä — Ä = — 0-566. ur 1845 . . B — R= + 0-445 „ 1846 . . ß — R= — 0-227 „ 1847. . ß — Ä= — 0-006 „ 1848. . ß-ß= + 0-163 „ 1849. . ß-ß = - 0-176 Das Decennium 1841 — 1850 gibt folgende Gleichung: y = 9S52 + 1-613 sin (o- . 36° + 174° 24'8) + 0 • S84 sin (.r . 72 + 246 27 • 9) + 0-119 sm 0«; . 108 + 74 27-0) US man findet ein Minimum = 8-188 im Jahre . . . 1843. 11 ein Maximum = 11 '734 im Jahre . . . 1849. 11 Die Unterschiede zwischen den berechneten und beobachteten Werthen der Schwankung betragen für 1841 . . ß — ß= -0-180, 1842 . . ß — fl = — 0-402, 1843 . . ß-ß= + 0 241, 1844 . . ß — ß = - 0-825, 1845 . . ß-ß= + 0-368, für 1846 . . ß-ß= -0-452, „ 1847 . . B — R= + 0-090, „ 1848 . . ß — ß= + 0-716, „ 1849 . . ß — ß = - 0-055, „ 1850 . . ß — ß= -r 0-603. Das Decennium 1842- -18S1 gibt folgende Gleichung: woraus man findet y = 9-634 + 1-630 sin (x . 36° + 205° 39 '3) + 0-459 sin (,c . 72 +311 27-5) + 0-254 sin (x . 108 + 189 45-6) ein Minimum = 8-126 im Jahre . . . 1843. 28 ein Maximum = 11-671 im Jahre . . . 1849. 00 Die Unterschiede zwischen den berechneten und beobachteten Werthen der Schwankung betragen für 1842 . . ß — ß = — 0-648, „ 1843 . . B — R= + 0-343, „ 1844. . ß — ß = ^0-858. „ 1845. . B — R= -1- 0 308, „ 1846 . . B — R = - 0-401, für 1847 . . ß-ß = -0-014. „ 1848 . .ß — ß= + 0-676, „ 1849 . . ß-ß= + 0-040, „ 1850 . .B— R= + 0-411, „ 1851 . . ß — ß= + 0-143. Im Durchschnitte aus allen drei Gleichungen ergibt sich ein Minimum 8-088 im Jahre 1843. 27 ein Maximum 11-872 „ „ 1849.00. Es treffen demnach die Epochen der Extreme sehr nahe auf dieselbe Zeit wie bei der Declination, und (lef- Unterschied beträgt für das Minimum nur 0*25, für das Maximum 0-22 Jahre, also nahezu drei Monate, um welche sie bei der Declination später eintreten als bei der horizontalen Intensität. Da aber alle Änderungen der horizontalen Intensität ihrem grössten Theile nach von der geänderten Inclination herrüh- ren, so kann man den Satz auch so aussprechen, dass die Extreme der Schwankungen in horizontaler und verticaler Richtung sehr nahe gleichzeitig eintreten. 118 Karl Kreil. XX. Die seculären Änderungen der horizontalen Intensität können aus den Ablesungen am Prager Variations- Apparate nicht gut abgenommen werden , da die Correctionen wegen Wärme und Abnahme des Stabmagnetismus noch nicht die gehörige Schärfe besitzen, da überdies viele Änderungen am Apparate vorgenommen wurden, und kein zweiter vorhanden war, an welchem während derselben gleichzeitige Beobachtungen auszuführen waren. Auch war wegen der grossen Entfernung des magnetischen Observa- toriums die Anstellung der absoluten Bestimmungen sehr zeitraubend, konnte daher nur ein- oder zweimal im Jahre stattfinden. Die durch diese Bestimmungen gefundenen Werthe der horizontalen Intensität sind folgende : Im Jahre 1843-6 horizontale Intensität = i -88119 . „ 1844-7 „ „ =1-87254 „ „ 184S-7 „ „ =1-87808 „ „ 1846-8 „ „ =1-87830 » „ 1847-2 „ „ =1-87843 „ „ 1848-3 „ „ =1-88050 „ „ 1849-3 „ „ =1-88659 „ „ 1850-4 „ „ =1-89071 „ „ 1850-8 „ „ =1-89158 „ „ 1851-3 „ „ =1-89263 „ „ 1851-8 „ „ =1-89227 Diese Beobachtungen sind durchgehends mit demselben Apparate und bis auf die letzte, welche Dr. Jelinek ausgeführt hat, von mir gemacht. Sie zeigen im Jahre 1844 ein Minimum und durch die folgenden drei Jahre eine kaum merkhche Zunahme der Kraft, welche erst mit dem Jahre 1848 rascher zu wachsen anfängt. Ob sie im Jahre 18S1, wie die Beobachtungen anzudeuten scheinen, wirklich zu einem Maximum gelangte, und ob dieser Gang mit der in den täglichen Variationen aufgefundeneu zehnjährigen Periode in irgend einem Zusammenhange stehen, müssen zukünftige Beobachtungen lehren. Die gleichzeitig angestell- ten Inclinations-Bestimmungen zeigen aber, dass wenigstens ein Theil dieser Änderungen den entsprechen- den Variationen der Inclination zuzuschreiben sei. Für diese wurde nämlich in Prag gefunden: m Jahre 1845-7 Inclination = 66° 2=25 » » 1846-3 n = 66 0-68 n n 1847-2 n = 66 2-59 n n 1848-3 n = 66 1-85 » » 1849-7 n = 65 58-23 » » 1850-4 « = 65 51-04 » fj 1851-3 5J = 65 50-61 Hieraus ergeben sich auch für die Gesammtkraft (durch Division der Horizontalkraft mit dem Cosinus der Inclination) die Werthe für 1845-7 Gesammtkraft = 4-6242 „ 1847-2 „ =4-6260 „ 1848-3 „ =4-6288 „ 1850-4 „ =4-6212 „ 1851-3 „ =4-6248 1848-6 Mittel = 4-6250 XXI. Die Heiterkeit ist eines jener Elemente, denen man einen sehr merklichen Einfluss auf die Äus- serungen des Erdmagnetismus , namentlich auf die Grösse der Schwankungen zugeschrieben hat. Die Wahrnehmungen Schübler's hierüber') sind in mehrere Schriften übergegangen und bilden die Haupt- *) Sehweigger's Journal für Chemie und Piiysik, Bd. 28 und 67. Resultate ans den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 119 quelle und nebst einigen wenigen Beobachtungen Farquharson's ') den einzigen Beweis dieses verinu- theten Zusammenhanges. Zur Messung der Heiterkeit des Himmels fehlen uns jetzt so wie damals die Mittel, und man ist auf blosse Schätzungen beschränkt. Der Fortschritt, den man in dieser Beziehung in neuerer Zeit gemacht hat, besteht darin, dass man die Zahlen statt der Worte anwendet, indem man das sichtbare Himmelsgewölbe in eine gewisse Anzahl Theile abtheilt und herauszubringen sucht, wie viele solcher Theile von den vorhandenen und an einander gereihten Wolken bedeckt würden. Dass bei diesem Verfahren in einzelnen Fällen bedeutende Fehler begangen werden können und für persönliche Verschiedenheiten ein grosser Spielraum bleibt, ist keinem Zweifel unterworfen, und dies ist wohl auch die Ursache, warum man bisher nicht glaubte , derlei Beobachtungen einer schärferen Behandlung unterwerfen zu können. Ande- rerseits haben aber in neuerer Zeit manche Reihen von Bestimmungen , die gleichfalls ohne messende Instrumente ausgeführt waren und blos auf Schätzung beruhen , so übereinstimmende und von Niemanden bezweifelte Resultate gegeben, dass man annehmen niuss, die oben erwähnten Fehlerquellen seien desto unschädlicher, in je grösserer Anzahl die Beobachtungen ausgeführt wurden und je mehr Beobachter daran Theil genommen haben. Da diese beiden Bedingungen bei den Prager Beobachtungen in hohem Grade erfüllt worden sind, so habe ich keinen Anstand genommen, die Heiterkeit derselben Behandlungsweise zu unterwerfen, welche bei den übrigen meteorologischen Elementen angewendet zu werden pflegt. Die folgende Tabelle enthält die aus den Jahrgängen 1840 bis 1849 gerechneten zehnjährigen Monat- mittel; die Zahlen geben den Theil des sichtbaren Himmels an, welcher heiter war. Zur Berechnung der Mittel in der letzten Spalte wurden nur die geraden Stunden genommen. Tabelle XXH. Zehnjährige Monatmittel der Heiterkeit. Monat 12" 14'' 16' 18' 20' 22' Mittag 1' 2' 4' 6" 8" 10" Mittel Jänner . . 0-281 0-2i7 0-268 0-231 0-243 0-236 0-268 0-287 0 273 0-280 0-266 0-238 0-269 0-261 Februar . . 0-309 0-250 0-177 0-198 0 230 0-300 0-341 0-349 0-360 0-334 0-348 0 331 0-324 0-293 Miirz . . . 0-429 0-437 0-388 0-338 0-352 0-360 0-362 0-330 0-337 0-325 0-369 0-390 0-416 0-375 April . . . 0-341 0-438 0-400 0-480 0-534 0-323 0 481 0-463 0-449 0-434 0-408 0-473 0-331 0-483 Mai . . . 0-489 0-488 0-303 0-466 0-332 0-300 0-470 0-487 0-463 0-464 0 471 0-467 0-341 0-488 Juni . . . 0-471 0-462 0-403 0-493 0-471 0-436 0-448 0-433 0-444 0-436 0-469 0-471 0-501 0-466 Juli . . . 0-396 0-333 0-418 0-471 0-492 0-433 0-400 0-430 0 413 0-402 0-449 0-429 0-497 0-461 August . . 0-388 0-473 0-303 0-338 0-392 0-549 0-311 0-489 0-434 0-433 0-496 0-518 0-539 0-520 September. 0-373 0-423 0-303 0 438 0-303 0-316 0-496 0-481 0-435 0-478 0 336 0-343 0-369 0-304 October . . 0-379 0-320 0-272 0-233 0-293 0-314 0-291 0-278 0-276 0-331 0-368 0-408 0 393 0-323 November . 0-368 0-268 0-231 0-224 0-233 0-238 0-296 0-267 0-267 0-234 0-268 0-280 0-302 0-274 December . 0-347 0-2S0 0-236 0-303 0-308 0-304 0-311 0-313 0 321 0-291 0-299 0-274 0-289 0-294 Wenn man, wie in den früheren Fällen, nur die Differenzen berücksichtigt, so ergibt sich folgende Tabelle. *) Pliilosophical Transaetions, 1830. 120 Karl K r e i l. Tabelle XXIII. Änderung der Heiterkeit in kleinsten Zahlen. Monat 12" 14' 16" 18" 20" 22" 0" 1" 2" 4" 6" 8' 10" Mittel Jiinner . . 0-064 0 000 0-051 0-034 0-028 ü-039 0051 0-070 0-056 0-063 0-048 0041 0-052 0-0439 Februar 0 132 0-073 0-000 0-021 0-073 0-123 0-164 0-172 0-183 0-157 0171 0-174 0 147 0-1182 März . 0-104 0112 0-063 0-013 0 027 0-035 0-037 0-025 0-012 0-000 0-043 0-064 0-090 0-0500 April . 0-141 0-038 0-000 0-080 0134 0-126 0-081 0-063 0-049 0 035 0 068 0-073 0 151 0-0830 Mai . 0-026 0-025 0-040 0 002 0 0G9 0 037 0-006 0-023 0-000 0-000 0-007 0-003 0-077 0-0243 Juni . 0-03S 0-026 0-029 0 059 0-035 0-019 0012 0-019 0-008 0 000 0-033 0-035 0 065 0 0297 Juli . 0 196 0 133 0-018 0-071 0-092 0-035 0 000 0-030 0-014 0 002 0-049 0-029 0 097 00613 August 0-135 0-022 0 032 0 085 0-139 0 097 0-059 0-037 0-001 0 000 0-044 0-065 0-106 0 0671 September OlSO 0-000 0-080 0-013 0-080 0 091 0-071 0-056 0-030 0-053 Olli 0-120 0-144 0-0786 October . 0126 0-067 0019 0-000 0-040 0-062 0-038 0-025 0-023 0-078 0116 0155 0-143 0 0722 November 0144 0 044 0-027 0 000 0031 0-035 0-072 0-043 0 044 0 030 0 044 0 057 0-079 0-0506 Decembe r 0-111 0014 0 000 0-067 0 072 0-068 0-074 0-079 0-085 0 055 0-063 0 038 0-053 0-0583 Die aus den Zahlen abgeleiteten Gleichungen sind folg ende: für Jänner: y = 0-0439 + 0-0124 sm (.r 30° + 0-0029 sin (.c 60 1 0-0094 siti (.r 90 für Februar: 1/ = 0-1182 + 0-0767 sin (.?; . 30° + 0-0313 sin (^x 60 + 0-0048 sin (x 90 für März: y = 0-0500 + 0-0419 sin {x . 30° + 0-022S sin (x 60 + 0-0137 sin (x 90 für April: y =- 0-0830 + 0-0024 sin (x . 30° + 0-0S36 sin (x 60 + 0-0301 sin (.c 90 für Mai: y = 0-0243 + 0-0169 sin (x 30° + 0-0072 sin (x 60 + 0-0079 sin (.r 90 für Juni: y = 0-0297 + 0-0167 sin (^x 30° + 0-0175 sin (.r 60 + 0-0091 sin (.c 90 für Juli: y = 0-0613 + 0-0584 sin (x . 30° + 0-0272 sin {x . 60 + 0-0409 sin (.r . 90 für August: y = 00671 + 0-0301 sin (.r . 30° + 0-0486 sin (x . 60 + 0-0170 sin Öl- . 90 + 198° 52 '5) + 119 14-9) + 167 14-1) + 196° 58 '• 3) + 118 36-6) + 55 58-9) + 87° 40! 6) + 100 45-6) + 336 15-0) + 92° 23^2) + 157 10-0) + 105 25-3) + 38° 30 '0) + 32 35-5) + 102 27-0) + 68° 11 !9) + 340 19-5) + 186 20-4) + 70° 10 !0) + 117 7-8) + 81 50-9) + 30° 18 '7) + 170 10-2) + 106 24-5) Resultate aus den magnetischen Beohachtungen zu Prag. 121 für September: für October; für November: für December: y = 0 0786 + 0'0334 sin (x . 30° + 138° 38 '-2) + 0-0407 sin {x .60 +165 2-5) + 0-0032 sm (;r . 90 + 38 39-6); y = 0-0722 + 0'0739 sin {x . 30° + 130° 0^0) + 0-0318 S2« (o; . 60 + 165 2-7) + 0-0142 siM (x . 90 + 21 32-6); y = 0 0506 + 0'0254 sin (x . 30° + 126° 49^5) + 0-0344 sm (a; . 60 +103 47-6) + 0-0082 SM« (^ . 90 + 90 0-0); y = 0 0583 + 0'0152 sin (x . 30° + 242° 33 '5) + 0-0209 sin (x .60 +122 5-6) + 0-0233 sin (a; . 90 + 115 27- 8). Aus diesen Gleicbiingen wurden die Änderungen im Verlaufe eines Tages abgeleitet, welche in der folgenden Tabelle enthalten sind. Tabelle XXIV. Tägliche Änderung der Heiterkeit aus den Gleichungen berechnet. Morgens. Monat 12' 13" 14" 15" 16" 17" 18" 19" 20" 21" 22" 23" 0" Jiinner . 0-044 0-033 0-025 C -023 0-027 0-034 0-039 0^040 0-038 0 035 0 035 0 040 0-048 Februar 0 127 0 099 0-006 C -035 0-013 0 005 0-015 0 038 0-069 0-102 0-130 0-131 0164 Miirz . O'IOS 0-113 0-107 c -089 0 003 0-036 0-017 0011 0-018 0 031 0 042 0-044 0^036 April . 0-13S 0 093 0 045 c -009 0 002 0^026 0-070 0115 0-143 0-145 0126 0-097 0 072 Mai . . 0 046 0 048 0-045 0 -041 0 037 0^035 0-033 0^034 0-031 0-024 0-017 0-011 0^010 Juni . . 0-038 0-042 0 048 0 -056 0-061 0^060 0051 0^034 + 0-01S —0-001 —0-007 —0-003 + 0-009 Juli . . 0-181 0167 0126 0 -077 0-043 0^035 0031 0 076 0-090 0 082 0-052 + 0-016 -0011 Aufjust 0-107 0 080 0-051 0 •033 0-033 0^037 0 090 0120 0136 0-131 0-108 0073 0-044 Septembe 0-113 0-086 0-039 0 •037 0 027 0^028 0^040 0 039 0 077 0-088 0-089 0 080 0-065 October 0142 0 119 0-088 0 -054 0^023 0 003 0 003 0^014 0-031 0-042 0-043 0 033 0-018 November 0-112 0 097 0 070 0 -040 0016 0-002 0^002 0^012 0-026 0-040 0-049 0^034 0 033 December 0-083 0-061 0-032 0 •011 0-006 0-019 0^044 0 007 0-081 0-082 0-075 0-068 0-068 Abends. 0" 1- 2" 3" 4" 3" 6" 7" 8" 9" 10" 11" 12" Jiinner . . . 0 048 0 037 0-062 0061 0 •055 0-048 0 ■044 0-045 0 050 0 036 003 S 0-054 0 044 Februar 0-164 0-170 0-172 0 172 0 •170 ©•168 0 •167 0-166 0160 0163 015 d 0-148 0- 127 Miirz . 0-036 0-021 0-008 0-002 0 •007 0^021 0 •039 0-033 0^Ü68 0 080 0^08 i 0 099 0^108 April 0-072 0 0S9 0-057 0-058 0 •038 0-055 0 •054 0-064 0-088 0119 014 B 0-134 0-135 Mai . . 0010 0-013 0-017 0-020 0 •019 0013 0 •005 0-001 0-003 0-012 0 02 ) 0038 0-046 Juni . . 0 009 0-023 0-033 0-037 0 •033 0-020 0 •020 0019 0 022 0-027 0-03 1 0035 0-038 Juli . . . -0-011 -0-015 —0-001 + 0-021 +0 •034 0 033 0 •023 0 017 0-030 0-(i63 011 3 0161 0-181 August . 0-044 0021 0-008 0-005 0 •008 0-015 0 •028 0 047 0 073 0 099 Olli 5 0 121 0-107 Septcnibei 0 06d O-OÖO 0-041 0041 0 •052 0 071 0 •096 0-119 0-138 0-148 0-14' 7 0133 0113 October 0018 0 008 0012 0-029 0 •060 0 094 0 •123 0 146 0-139 0-163 0-16* J 0-156 0142 November 0-0Ö3 0-0S4 0 050 0 043 0 •038 0 033 0 •032 0-040 0-056 0 078 0-10( » 0^113 0-112 December ,0-068 0-07 3 0-0 83 0- 084 0 ■074 0 ■053 0 ■038 0 -030 0- 037 0^0 57 0 07! ) 0 090 0-083 Denkschriften der niathem.-naturw. Ci. VIII. Bd. 16 122 Karl Kr eil. Die Zahlen dieser Tabelle, so wie die nach ihnen verzeichneten Curven (Beilage III) zeigen den täg- lichen und jährlichen Gang der Heiterkeit in sehr anschaulicher Weise. In den frühen Morgenstunden nimmt die Heiterkeit ab, und erreicht meistens schon vor IS"" ein Minimum, von welchem sie sich rasch zu einen Maximum erhebt, das noch Vormittags eintritt. In den Nachmittagsstunden ergibt sich ein zwei- tes Minimum, und noch vor Mitternacht tritt das zweite Maximum ein. Dieser Gang ist in der zweiten Hälfte des Jahres besser ausgeprägt als in der ersten, wahrscheinlich weil die stärkere Erwärmung der Erdrinde während des Frühlings und Sommers einen kräftigeren und regel- mässigeren aufsteigenden Luftstrom hervorbringt, der bei der Vertheilung der Dünste eine so grosse Rolle spielt. Bekanntlich ruht er wälu-end der Nacht und lässt die zu diesen Stunden sich ansammelnden Dünste ungestört, daher das Minimum des Morgens. So wie er erwacht, und, unterstützt von der Sonnenwirkung, die Dünste zerstreut, wächst die Heiterkeit, aber nicht so lange als er andauert, denn das Maximum tritt zumeist in den Vormittagsstunden ein, der aufsteigende Luftstrom aber erstreckt sich auch über die Nach- mittagsstunden. Allein es wird jetzt eine andere Ursache thätig, welche auf die Heiterkeit der Luft einen o-rossen Einfluss ausübt. Dies ist die in den höheren und kälteren Luftschichten nothwendigerweise ein- tretende Verdichtung der durch den aufsteigenden Strom in die Höhe geführten Dünste, welche Trübung des Himmels, Elektricitäfsentwickelung und häufige Niederschläge zur Folge hat, daher auch das tägliche Maxi- mum der Gewitter und der Niederschläge in den Sommermonaten auf diese Stunden fällt. Das davon her- rührende Minimum der Heiterkeit zeigt sich in allen Monaten des Jahres, ausser im Februar, welcher hievon eine bemerkenswerthe Ausnahme macht, ungeachtet seine Änderungen grösser sind als die irgend eines Monates, und besonders das Minimum des Morgens ungemein scharf hervortritt. Die Monate März und April befolgen aber schon den gewöhnlichen Gang, und der letzte Monat in einer ausgezeichneten Weise. Seine Änderung hat nach Februar den grössten Werth und verdankt ihren Ursprung vielleicht dem Kampfe der Luftströmungen, welcher um diese Zeit am stärksten wird. Da im folgenden Monate zwischen diesen Strö- mungen wieder mehr Ruhe eintritt , der aufsteigende Strom aber wegen der geringeren Menge der in die Erdrinde eingedrungenen Wärme noch nicht seine ganze Kraft erreicht hat , so ist die Änderung im Mai auffallend klein , und gewinnt erst im Juni, und auch nur da allmählich, jene Ausdehnung, die sie während der Sommermonate zeigt und im Herbste grösstentheils beibehält. XXII. Aus der Vergleichung dieser Curven mit denen, welche die magnetischen Änderungen darstellen, ersieht man sogleich, dass ein engerer Zusammenhang zwischen beiden Classen von Erscheinungen nicht besteht, als höchstens ein solcher, welcher in einem gemeinschaftlichen Ursprünge, mag dieser nun in den Wärmeänderungen oder wo anders zu suchen sein, seinen Grund hat. Wenn also dennoch eine engere Abhängigkeit gefunden wurde , so kann sie nur aus einer solchen Gruppirung der Beobachtungen entstanden sein, in welcher anderweitige Einflüsse nicht vollständig ausgeschieden worden sind. Um diesen Punkt mehr aufzuklären, wurden die ersten fünf Jahre des Decenniums, welches dieser Untersuchung zur Grundlage dient, nämlich die Jahrgänge 1840 bis 1844, so behandelt, dass der unmittelbare Einfluss der Heiterkeit auf die Änderungen des Erdmagnetismus, wenn ein solcher vorhanden war, daraus hervorgehen musste. Es wurde nämlich für jeden Tag die Änderung der Declination von ihrem Minimum des Morgens bis zu ihrem Maxi- mum Nachmittags und zugleich der zwischen beiden Epochen stattgefundene Grad der Heiterkeit gerechnet. Dieser Grad ist in Zahlen ausgedrückt, je nachdem der 0-1, 0-2, 0-3 Theil des sichtbaren Himmels heiter war. Nach diesem Grade der Heiterkeit wurden dann die Beobachtungen vertheilt und in vier Clas- sen geordnet, von denen die erste Classe die Änderungen an trüben Tagen, nämlich die Änderungen bei der Heiterkeit von 0-0 bis 0-2 die zweite Classe „ „ „ „ „ 03 „ 04 „ diilfe „ „ „ „ „ „ 0 3 „ 0-6 „ vierte „ „ „ „ „ „ 0-7 „ l'O Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 123 enthält. In der folgenden Tafel sind die Ergebnisse dieser Gruppirung nach Jahren und Monaten zusam- mengestellt. Die Überschriften der einzelnen Spalten sind die Anzahl der Beobachtungen (w) und der Grad der Heiterkeit. Die Declinations-Anderungen sind in Scalentheilen ausgedrückt, deren einer 27*226 Bogensecunden beträgt. Tabelle XXV. Zusammenstellung der Declinations-Anderungen nach der Heiterkeit. 1840 Jiinner n 00 bis 0-2 n 0-3 bis 0-4 n 0-5 bis 0-6 n 0-7 bis 1-0 14 130 3 30 6 83 8 97 Februar 16 319 3 122 1 20 3 93 März 11 312 3 87 5 100 12 271 April 1 36 4 131 4 123 21 679 Mai 9 240 3 132 3 142 12 368 Juni 11 311 4 102 6 170 9 233 Juli 9 3 191 71 2 8 47 184 11 12 307 283 9 7 297 138 Ausust September 9 201 4 82 13 237 4 132 October 18 343 7 137 3 73 1 8 Novemlier 13 143 8 81 6 03 3 22 Deceniber 11 91 2 16 7 38 11 119 Summen 123 2402 33 1171 81 1689 102 2479 1841 Jiinner 18 213 3 30 2 27 6 31 Februar 17 287 3 36 3 34 3 46 März 17 6 307 109 2 6 43 133 8 6 161 181 4 12 77 336 April Mai 6 11 138 312 2 6 43 161 3 3 132 86 18 11 423 270 Juli 13 8 288 188 6 5 143 147 6 1 123 21 6 17 146 307 September 2 33 8 196 3 32 17 302 12 203 9 92 4 76 6 96 November 17 111 6 67 3 44 4 82 17 110 6 30 4 20 2 8 Summen 144 2361 64 1203 50 979 106 2184 1842 Jiinner 21 1S8 2 14 4 37 4 24 Februar 7 117 3 38 4 37 12 133 18 11 314 286 6 4 128 HO 2 2 36 36 3 13 88 301 April Mai 5 7 113 171 6 6 144 103 4 6 72 134 16 11 372 293 Juni Juli 7 137 6 97 3 96 11 24t Au^nist 0 — 3 71 3 77 23 318 September 11 171 4 109 7 H4 8 128 October 14 214 6 89 3 83 7 116 November 19 224 3 86 3 24 3 43 Deeember 23 213 2 16 2 28 4 32 Sununen ...... 143 2118 33 1027 49 ! 794 i 117 2289 16- 124 Karl Kr eil. 1843 Jänner . . . Februar . . . März . . . . April . . . . Mai Juni . . . . Juli August . . . September . . October . . . November . . December . . Summen . . 1844 Jiinner . . . Februar . . . März .... April .... Mai Juni .... Juli August . . . September . . Oetober . . . November . . December . . Summen . . 18 20 15 11 14 14 9 4 8 18 22 23 178 0-0 bis 0 2 184 233 211 234 313 313 203 96 165 307 228 251 3736 3 3 4 6 3 9 6 4 4 3 5 3 57 16 14 18 7 14 6 19 17 12 17 30 14 190 139 392 159 268 143 393 373 317 375 260 168 0-3 bis 0-4 57 60 57 124 112 300 141 88 83 45 51 30 3 4 0 7 3 3 4 7 4 6 3 0 1047 7 6 4 8 Ö 9 6 3 3 7 0 67 109 100 86 130 100 183 107 67 44 114 11 0-3 bis 0-6 64 47 158 90 77 82 160 71 128 35 912 11 33 68 139 96 315 66 111 185 166 23 35 3 1 12 6 7 4 10 16 14 4 0 3 80 0-7 bis 1-0 33 10 220 143 143 101 164 334 284 28 1338 6 3 3 13 0 3 7 2 2 14 36 32 50 397 92 155 60 117 30 33 97 174 2879 64 1127 61 1160 64 989 Vereinigt mau nun. wie man gewöhnlich zu thun pflegt, die in dieser Tafel gegebene Jahressumme in eine einzige, und nimmt daraus die fünfjährigen Mittel, so findet man folgende fünfjährige Mittel der Decli- nations-Auderungen für verschiedene Grade der Heiterkeit: für die Heiterkeit von 0-0 bis 0-2 Declinations-Änderung = 16-4 »» » w0'O„0'4 „ :=:18'8 » » » „ 0-5 „ 0-6 „ = 19-2 » » » „ 0-7 „1-0 „ = 20-2 demnach einen Unterschied zwischen der grüssten und kleinsten Zahl von 3-8 Scalentheilen = 1' 43". Dies ist nahezu die Grösse, welche auch Seh übler gefimden hat, der sie im Sommer auf 2 '■ 6, im Winter auf 1 '• 3, also im Mittel auf 1 '■ 93 angibt. Es ist aber hierbei zu bemerken, dass, um diese Zahlen hervorzubringen, zwei Erscheinungen beitragen, nämlich die jährliche Änderung der Declination und die jährliche Änderung der Heiterkeit, Avelche letztere aus der letzten Spalte der Tabelle XXH ersehen werden kann. Diese macht, dass bei weiten die meisten Beobach- tungen bei heiterer Witterung auf die Sommermonate, also in die Periode der grossen Declinations-Ande- rungen fallen, die meisten Beobachtungen bei trüben Himmel aber auf die Wintermonate oder in die Periode der kleinen Änderungen. Vergleicht man die Beobachtungszahl für die Heiterkeit 0*0 bis 0'2 mit der Summe der Beobachtungszahlen der übrigen drei Heiterkeitsgründe, so ist ihr Verhältniss im Winter nahe- zu 1:1, im Sonnner ungefähr 1 :3, wie man sieh aus den Zahlen der vorstehenden Tafel leicht überzeugen kann. Schon aus diesem Grunde muss, auch wenn die Heiterkeit gar keinen Einfluss äussert, aus der vorgenommenen Gruppirung der Zahlen der obige Gang erscheinen. Ist aber ein solcher Einfluss Avirklich ResuUale aus den magnetischen Beohachtungeyi zu Prag. 12S vorhanden, so ist nicht einzusehen, warum er nicht auch in den einzehien Monaten erscheinen sollte, wenn ja die Beobachtungen so zahlreich sind, dass dadurch andere Einwirkungen aufgehoben werden. Um dies zu untersuchen, wurden in der folgenden Tabelle die fünfjäiirigen Mittel der einzelnen aus Tafel XXV genommenen Monate zusammengestellt. Tabelle XXVI. Fünfjährige Monatmittel der Declinations-Änderungen bei verschiedener Heiterkeit. Monat Jiinner . Februar . März . . April . . Mai . . . Juni . . Juli . . . Auj^ust . September October . November Dccember 0-0 bis 0-2 iO 1 ISl 18-2 24-6 23-5 253 21-4 22-8 18-8 17 0 10-6 9-3 Mittel 18-2 0-3 bis 0-4 10-4 17-6 19-8 23-2 23-7 22-3 211 23-0 23-3 14-5 12-9 8-6 183 0-3 bis 0-6 12-3 10 6 19-1 23-9 23-3 23-5 23-2 21-8 19-2 18-8 11-9 8-8 18-2 0-7bisl0 8-3 10-3 19-7 270 24-6 23-0 23-6 21-8 19-3 14-8 13-0 8-4 18-2 Die in dieser Tafel zusammengestellten Monatmittel zeigen keinen von der Heiterkeit abhängigen Gang mehr, wohl aber noch manche Unregelmässigkeit, welche der zu geringen Anzahl der Beobachtungen fiir jeden einzelnen Monat zugeschrieben werden muss. Sie verschwinden daher auch aus den Jahresmitteln gänzlich, und diese geben für alle Grade der Heiterkeit fast genau dieselbe Declinations-Anderung, wodurch man genöthigt ist zu schliessen, dass der Heiterkeit kein Einfluss auf die Schwankungen der Declination zugeschrieben werden dürfe. XXIII. Wenn gleich die Declinations-Änderungen einem Einflüsse der Heiterkeit nicht unterliegen, so könnte ein solcher doch vielleicht auf das zweite Element, die horizontale Intensität, sich bemerkbar machen, denn es ist bekannt, dass sowohl Magnetismus, wenigstens der in Stäben vorhandene, als Heiterkeit in enger Abhängigkeit von der Temperatur sind, jener weil die Erhöhung der Temperatur eine Abnahme der Inten- sität hervorbringt, diese weil die Heiterkeit die Abkühlung der Erdrinde durch Strahlung und ihre Erwär- mung durch die Sonne befördert. Demnach dürfte es nicht unnütz sein zu untersuchen, wie sich die Änderungen der horizontalen Intensität der magnetischen Kraft gegen jene der Heiterkeit verhalten, was ganz auf dieselbe Weise wie bei der Declination geschehen ist. Die folgende Tafel enthält die Intensitäts- Änderungen in Scalentheilen, welche den überschriebenen Graden der Heiterkeit entsprechen, und unter denen vielleicht einige negative Zahlen auffallen, die eine kurze Erklärung nöthig machen. Die Intensitäts-Änderung ist der Unterschied zwischen den Beobachtungszahlen zur Zeit des Minimum Morgens um 22'' und des Maximum um 8"" oder lO*" Abends. In den Wintermonaten ist diese Änderung, wie man aus dem Früheren gesehen hat (Tabelle XIV— XTI, S. 1 1 0, 11 1, 1 12 '), nur gering, die störenden Kräfte hingegen üben einen desto grösseren Einfluss aus. Da geschieht es nun sehr oft, dass zur Zeit des Minimum die Intensität sich grösser zeigt als zur Zeit des Maximum, was in den Zahlen der folgenden Tabelle durch das Zeichen — angedeutet wird. ') Der Separat-Abdrüeke Seite 22, 23, 24. 126 Karl Kr eil. Tabelle XXVII. Zusammenstellung der Intensitäts- Änderungen nach der Heiterkeit. n 0-0 bis 0-2 n 0-3 bis 0-4 11 0-5 bis 0-6 n 0-7 bis 1-0 1840 Jiinner 9 219 4 73 8 207 8 122 Februar i4 220 4 80 2 21 7 129 Mitrz il 334 6 214 3 33 11 391 April — — 3 203 3 257 20 689 Mai 6 195 9 326 4 156 12 412 Juni 6 283 8 266 9 294 7 183 Juli 8 1 459 60 6 9 371 438 12 12 668 379 5 8 231 342 August September 8 334 11 473 3 138 7 347 October 17 S71 3 62 9 261 2 56 November 16 306 6 128 3 251 3 73 Deeember 13 285 0 — 5 242 13 237 Suramen 109 3286 71 2634 77 3129 103 3232 1841 Jänner 20 339 3 96 4 84 4 104 Februar 17 — 16 2 — 8 4 — 20 5 — 12 14 S 457 144 8 7 204 284 2 9 4 324 7 9 160 210 April Mai 4 9 112 300 ö 7 123 356 6 8 205 288 16 6 434 192 Juni Juli 9 10 219 320 8 2 241 144 9 3 276 254 3 14 134 360 August September 2 83 6 356 3 57 18 737 October 10 391 7 263 8 292 6 191 November 17 108 4 137 S 41 4 193 Deeember 18 — 287 7 - 205 3 - 45 1 6 Summen 135 2370 66 2011 68 1760 95 2919 1843 Jänner 16 199 9 126 4 36 2 3 Februar 6 66 3 141 2 39 13 346 März 17 363 8 176 2 25 4 3 April 13 373 2 88 3 99 13 333 Mai 4 8 92 373 6 7 39 179 6 6 156 283 15 9 208 233 Juni Juli 6 231 6 226 7 392 12 488 Aufjust 1 46 3 161 5 168 21 533 September 8 303 8 286 8 187 6 137 October 17 398 1 24 6 255 5 154 November 17 236 7 74 2 46 2 118 Deeember 17 192 2 39 3 104 3 83 Summen 129 2912 64 1539 54 1790 107 2651 Resultate mis den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 127 1843 Jiinncr n 0-0 bis 0-2 n 0-3 bis 0-4 11 0-3 bis 0-6 n 0-7 bis 1-0 19 S49 7 123 2 32 2 38 Februar 17 160 6 70 3 41 1 2 Miirz 3 29 14 315 7 139 3 91 April 12 214 7 187 5 133 8 139 Mai 11 209 6 113 4 74 6 99 Juni lö 383 7 204 4 146 4 148 Juli 11 343 7 249 8 243 3 164 Auffust 5 190 6 157 7 271 12 372 September S 210 6 133 4 118 14 388 Oetober IS 393 8 178 4 107 4 97 November 19 2S1 ä 77 2 46 0 — Deeember 23 349 3 31 0 — 3 40 157 330Ö 81 1859 30 1370 64 1398 1844 Jiinner 16 239 4 36 3 24 6 78 11 104 6 103 7 139 3 47 Miirz 17 327 7 120 4 66 2 43 S 131 6 134 3 131 12 373 Mai 14 291 5 133 7 181 3 124 4 117 7 178 9 203 10 213 Juli 16 316 2 472 1 20 1 37 Aujjust 13 303 8 226 6 140 2 31 September 12 308 3 183 3 140 8 239 Oetober 11 246 10 200 6 109 2 30 November lö 328 6 97 3 34 1 19 Deeember 9 137 3 34 3 99 13 230 Summen 143 3347 81 1940 39 1313 63 1303 Wenn man, so wie es bei der Declination geschehen ist, sämmtliche Zahlen dieser Tabelle zu Mitteln vereinigt, so findet man: für Heiterkeit von O'O bis 0-2 die Intensitäts-Anderung =22-9 „ 0-3 „ 0-4 „ „ == 27-5 „ 0 3 „ 0-6 „ „ = 30-4 „ 0-7 „ 1-0 „ „ = 27-4 Ist gleich der Gang dieser Zahlen nicht regelmässig fortschreitend, so zeigen doch die trüben Tage eine geringere Änderung der Intensität als die heiteren, was aber so wie das in XXII gefundene Resultat eine Folge der Jahresänderung sein kann , welche auf dieses Element noch stärker einfliesst als auf die Declination. Um diesen Einfluss unschädlich zumachen, wird es wieder gut sein , die einzelnen Monate fiir sich zu betrachten, deren fiintjährige Mittel daher in folgender Tabelle zusammengestellt wurden. Tafel XXVIII. Fünfjährij^e Monatmittel der Intensitäts-Äiuleningjen bei verschiedener Heiterkeit. Jiinner n 0-0 bis 0-2 H 0-3 bis 0-4 n 0-5 bis 0-6 H 0-7 bis 1-0 80 19-6 27 16-9 21 18-2 22 13-7 Februar 63 8-3 23 17-7 18 12-2 31 16-3 März 62 24-4 43 23-9 18 16- 1 29 23-8 April 34 23-4 27 33-9 27 35-0 62 28-3 Mai 39 42 23-8 39-4 31 36 23-7 32-9 27 36 28-6 33-7 54 36 23-6 27-0 Juni Juli 50 30 33-8 44 0 39 28 40-0 40-2 37 33 34-2 40-3 28 37 38-4 33 0 August September 33 377 36 32-0 23 29-1 33 33-1 Oetober 70 28-6 29 231 33 34- 1 19 28-8 November 84 14-9 28 190 17 23-8 10 40-3 Deeember 83 8-3 16 -6-3 16 23-0 33 17-9 Mittel 23-8 24-9 27-7 27-3 128 Karl Kr eil. Die aus dieser Tabfelle g^efundenen Jahresmittel zeigen eine viel grössere Übereinstimmung als die Ergebnisse der früheren Combination, und wenn diese Übereinstimmung auch nicht vollkommen ist, so beweist doch der unregelmässige Gang derselben, dass man die Ursache hiervon nicht in dem Einflüsse der Heiterkeit, sondern in anderen Umständen , namentlich in den Änderungen der Temperatur und in den Störungen zu suchen habe, welche besonders im Winter eine so bedeutende Rolle spielen , dass eine sehr lange Beobachtungsreihe erfordert wird, um sie ganz unschädlich zu machen. Man darf daher nach dieser Untersuchung der Heiterkeit keinen anderen Einfluss auf die Andern ngen der magnetischen Kraft zuschre ib en , als ei nen so 1 chen , den sie entweder durch eine von ihr abhängige Erwärmung oder Abkühlung der Erdrinde, oder in Folge einer jährlichen Gleichung hervorbringt, welcher sie eben so wie die magnetischen Elemente unterworfen ist. XXIV. Ein anderer Punkt , welcher der Bestätigung oder Berichtigung durch neuere Beobachtungen nicht unwerth zu sein schien, war der Zusammenhang, welchen man zwischen der magnetischen Declination und der Richtung des Windes gefunden hatte, nämlich die magnetische Windrose, nach welcher die Declination in unseren Gegenden bei Nord- Winden grösser, d. h. die Nordspitze der Nadel mehr gegen Westen gekehrt, bei Südwest -Winden kleiner wäre als in ihrer mittleren Richtung. Der Unterschied soll sich nach Hemmer's zehnjährigen Beobachtungen auf 0-90, nach Beguelin's dreijährigen auf 1 '20, nach Beau- foy's dreijährigen auf 2 '00 belaufen, so dass in Manheini das Maximum der Declination bei Nordnordost- das Minimum bei Südsüdwest- Winden, in Berlin das Maximum bei Nord-, das Mininuun bei Südwest- Win- den, in London das Maximum bei Ostnordost-, das Minimum bei West-Winden eintritt'). Wenn dieser Unterschied überhaupt stattfindet, so Aväre es wohl am natürlichsten, ihn auf Rechnung der durch die Winde geänderten Temperatur der Luft und der Erde zu setzen , obschon dadurch leichter eine Einwirkung auf die tägliche Änderung als auf die Grösse der Declination erklärt würde. Zuerst muss aber untersucht werden, ob auch die neueren Beobachtungen, nachdem man sie von allen übrigen Ein- flüssen, insbesondere von dem jährlichen Gange und der Secular-Anderung befreit hat, einen solchen Ein- fluss anzeigen, und es wurden daher schon vor mehreren Jahren die Mailänder Beobachtungen, welche von 1836 bis 1838 ausgeführt Morden sind"), zu dieser Untersuchung verwendet. Man verfuhr hierbei nach folgenden Regeln. 1. Die Stärke der Winde wurde in so weit berücksichtigt, dass Winde von doppelter Stärke als zwei Winde von einfacher. Winde von dreifacher Stärke als drei Winde von einfacher Stärke angesehen wurden. 2. Es wurden acht Windrichtungen in Betracht gezogen , und die beobachteten Zwischenwinde den nächsten Hauptwinden zugetheilt, z. B. OSO. wurde 0. gleichgesetzt. 3. Wenn an einem Tage zwei Winde gleichmässig wehten, so wurde der aus ihnen zusammengesetzte Wind genommen, z. B. N. und 0. gaben NO.; wehte einer von ihnen nur kurze Zeit, so galt der vorherr- schende Wind. 4. Wehten an selbem Tage zwei Winde aus entgegengesetzter Richtung, oder wechselten sie aus mehr als zwei Richtungen, so wurde der Tag gar nicht in Rechnung gezogen. 5. Eben so wurden die Tage ausgelassen, an denen starke magnetische Störungen eintraten. Um den täglichen und jährlichen Gang der Declination unschädlich zu machen, wurden nur die Tagesmittel angewendet, welche vom Jänner bis September 1836 aus den Stunden 19'' (7'" Morgens), l''und ll\vonda an aus den Stunden SO** (S"" Morg.), 1'' und 11'' gerechnet worden sind. Diese Tagesmittel wurden nach ^) Siehe Kiimtz's Lehrbuch der Meteorologie III. Bd., S. 443. ") Osservaxioni suH' intensitä e sullu direzione della forza niagnetiea. Milane 1839. (Supplemento alle Effemeridi astronomiche di Milano 1839.) Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. 129 den Winden geordnet, und aus den Tagen, an welchen in irgend einem Monate ein bestimmter Wind wehte, das Mittel (der mittlere Tag = ?/), so wie aus den an diesen Tagen gefundenen mittleren Declinationen das Mittel :^ A genommen. Diese Declination wurde dann zunächst auf das Mittel des folgenden Monates reducirt nach der Formel 4S 30 {D'-D) wo D und D' die Monatmittel jener Monate sind, zwischen welchen n lag, und welche natürlich für die Mitte eines jeden Monates geltend angesehen wurden. In dieser Formel behält n seinen gefundenen Werth, wenn es in der letzten Hälfte des Monates lag; dieser Werth wurde aber um 30 vermehrt, wenn n in die erste Hälfte des folgenden Monates fiel. Die Epoche, auf welche alle A gebracht wurden, war die Hälfte des December 1838, und wenn für diese Epoche die Declination = d ist, so hat man die Reductionsformel : A' = A-f 30 (i)' — Z>) + ^— Z>'). Die Tabelle XXIX gibt die Mittel (A) der nicht reducirten Declinationen für die einzelnen Winde imd Monate an, so wie die Anzahl {N) der Beobachtungstage, aus welchen die beigesetzte Declination gefun- den wurde. Die Zahlen sind übrigens um den constanten Fehler von 22' 23 "5 zu gross (Osserv. sull' intensitä ecc. pag. 3), ein Umstand , welcher in dem vorliegenden Falle , wo es sich nur um Differenzen handelt, von keiner Bedeutung ist. Tabelle XXIX. Beobachtete Declination in Mailand. 1836 Süd Su d-West West Nord -West Nord Nord-Ost Ost Süd-Ost A' A .v A N A iV A iV A N A A A N A 18° 18° 18° 18° 18° 18" 18° 18° Janner . . . 1 42 '36- 2 4 44'24'4 i 44'36'1 7 43'41-3 3 4r32''6 4 42 '43 -3 3 42'13'3 — Februar . . 2 42 27-2 — — 2 46 21-8 2 43 18-9 5 44 9-7 11 44 39-3 4 43 24-3 2 44' 4'5 März .... — — 1 4S 33-3 3 45 33-4 3 46 24-3 3 46 43-4 7 43 39-4 7 43 34-8 — — April . . . 2 47 41-8 2 43 42-9 1 43 30-9 3 44 59-5 4 43 37- 1 3 43 26-6 9 46 0-4 3 43 20-4 Mai .... 4 45 18-7 ö 45 28-3 3 44 45-4 3 43 27-7 2 44 49-3 1 43 2Ö1 9 43 0-8 3 43 56-2 Juni .... 2 43 3-2 7 44 56-7 4 43 2-4 1 44 51-3 3 45 6-9 1 44 39-0 5 43 24-4 2 43 22-7 Juli .... 3 43 46-4 1 43 331 2 43 34-3 1 43 3-7 3 44 13-9 2 43 12-4 16 44 19-2 1 43 9-3 August . . . 2 41 18-7 i 44 17-4 3 43 26- 1 — — — — 3 41 3ä5 14 40 28-4 4 41 18-5 September . — — ä 39 33-9 — — — 1 40 11-7 2 39 47-3 13 38 53-0 1 38 6-7 October . . ö 3S 20 2 33 18-8 — — — — i 36 260 4 33 33-4 10 35 29-9 2 35 120 November . . 2 3ä 38S S 34 6-4 — '> 33 32-3 1 31 36-3 3 34 26-3 9 35 17-4 2 35 27-6 December . 5 34 0-2 6 33 43-3 4 33 380 i 33 39-3 3 33 27-3 4 33 34-9 8 33 23-3 1 32 40-6 1837 Jänner . . . 2 31 36-4 11 34 23-9 4 34 1-2 1 34 40-9 — . 8 33 6-2 2 33 16-1 2 34 42-0 Februar . . 1 31 58-3 3 30 33-9 3 32 23-6 1 31 37-9 2 32 3-9 6 31 44-4 6 31 22-3 1 30 20-9 März .... 1 31 S8-6 3 31 23 0 2 31 35-9 — — 3 32 18-4 7 32 32-6 8 32 320 2 32 28 '2 April . . . 3 31 15-2 3 31 36-9 3 31 320 — — 2 30 43-4 4 31 33-4 12 31 19-2 1 30 46-4 Mai .... 2 32 58-6 7 32 30-8 1 31 47-3 3 31 13-9 6 32 19-4 7 32 9-7 2 32 37-2 2 32 13-3 Juni .... 5 34 20-3 ä 34 34-9 — — — — — — 4 35 29 3 9 34 45-5 3 34 43-9 Juli .... 3 32 29-2 5 32 44-4 1 30 31 — — 1 33 0 6 1 33 li-3 16 32 10-4 1 32 38-3 AuiJfust . . . 4 31 41-6 4 31 32-6 1 30 8i 2 31 10 — — 3 31 28-6 16 32 41 1 31 43-9 September . 1 33 20-8 2 33 15-6 2 32 59-4 2 32 32 1 — — 3 32 3-3 13 33 42-0 2 35 11-8 Oetober . . 2 31 7-4 1 33 35 4 1 31 47-3 \ 32 38 1 3 33 21 • 1 3 32 13-3 12 32 37-1 3 33 47-1 November 1 33 13 G 31 38-2 3 32 43-1 — — 7 31 27-8 2 33 38-7 7 32 28-9 — December 2 31 0-0 4 32 14-7 6 32 3-3 3 31 34-6 4 31 18-7 1 29 200 8 31 33 5 1 31 491 Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. VHI. Bd. 17 130 Karl Kr eil. 1838 Süd Süd-West West Nord-West Nord Nord-Ost Ost S Üd-Ost iV A iV A N A ;V A A' A N A iV A iV A 18° 18° 18° 18° 18° 18° 18° 18° Jänner . . . — — s 31'40'2 5 32'ö4'3 2 31' 6-7 3 3r31'9 5 3r32'8 6 32'13'2 1 32' 1-9 Februar . . — — 5 33 0-0 1 36 •;t-4 2 33 27-9 7 34 5-3 3 34 7-2 7 34 31-4 — — März . . . — — 3 34 30-3 3 34 S7-8 1 36 41-3 2 34 29 9 4 34 3-6 8 34 34-3 3 33 22-8 April . . . 1 31'18'7 3 33 21-2 1 32 3-6 1 31 42'7 4 32 40-3 5 33 23-7 3 33 2-3 2 32 23-9 Mai .... 4 33 14-2 4 33 10-7 2 32 2-4 1 32 3-3 3 32 471 3 33 2-9 4 32 1-6 1 32 31 8 Juni .... 1 34 42-2 4 33 40'7 6 34 29-2 — — S 34 36-3 3 34 40-8 3 33 36-4 1 34 48-2 Juli .... — — — — 7 32 14-7 1 32 S9-3 — — 3 31 53-3 9 32 18-9 1 32 3-7 August . . . — — 1 29 58-0 3 29 27-8 1 29 58-8 — — 4 30 22-9 9 30 Ol 2 29 48-S September . — — — — S 28 37-7 4 29 2-6 4 29 10-3 9 28 13-9 6 30 34-3 — — Octobcr . . — — — — 3 28 38-2 6 28 8-9 2 28 52 1 4 29 44-4 8 29 16-5 — — November . . — — — — 8 29 120 7 27 34-8 3 28 32-9 — — 7 28 33-3 — _ December . . — — — — 7 27 31-8 4 28 33-1 6 28 20-6 3 28 33-2 S 28 42-6 — — Wenn man diese Decliuationen auf die oben angegebene Weise reducirt, und die Jabresmittel, so wie die Gesanimtniittel nimmt, so ergeben sich folgende Zahlen: Tabelle XXX. Jahres- und Gesammttnittel der reducirten Declination in Mailand. AViiid 1836 1837 1838 Gcsamint- mittel Süd . . . 18° 28' 12-7 18° 27' SO'9 18° 28' 11'9 18° 28' 2-1 Süd-West . . 28 51-6 28 3-2 27 37-0 28 6-1 West .... 28 46-2 27 431 28 6 9 28 10-4 Nord-West . 28 22-6 27 36-4 27 47-2 28 1-9 Nord .... 28 24-6 28 5-8 27 39-9 28 11-6 Nord-Ost. . 28 31-4 27 37-4 28 12-7 28 13-7 Ost ... . 28 18-9 28 13-9 28 17-S 28 16-7 Süd-Ost . . 28 8-7 28 18-7 28 28-0 28 19-6 Diese Zahlen zeigen nur ganz geringe Unterschiede , welche , wie aus ihrem Gange zu schliessen ist, nicht in dem Einflüsse der Winde, sondern in anderen Störungen ihren Grund haben, und wenn ja die Winde auch auf den Stand der Magnetnadel eine Wirkung äussern, so muss sie sehr gering sein, und von anderen Einflüssen leicht verdeckt werden. Leichter erkennbar dürfte diese Wirkung vielleicht in den Intensitäts-Anderungen sein, da sie viel mehr als die der Declination von den Wärmeänderungen abhängen, auf welche bekanntlich die Winde sehr erkenn- bar einwirken. Eine solche Wirkung lässt sich aber schon von vorne herein erwarten , da jede Ursache, welche eine Temperatur-Erhöhung hervorbringt, den Magnetismus schwächt und umgekehrt. Es würde sich demnach nur darum handeln, ob auch die wegen Wärme corrigirten Intensitäts-Beobachtungen einen Einfluss der Winde anzeigen. Um diese Frage zu beantworten wurden auch die in Mailand gemessenen Schwingungsdauern auf dieselbe Weise zusammengestellt, wie dies mit den Declinationen geschehen ist, und gaben , wegen Wärme corrigirt und auf dieselbe Epoche zurückgeführt , folgende Jahres- und Gesammtmittel : Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. Tabelle XXXI. Jahres- und Gesammt-Mittel der reducirten Sehwinffunffsdauern in Mailand. 13f Wind 1836 1837 1838 Gesammt-Mittel Süd 22M226S9 22M20733 22' 117913 22'121165 Süd-West .... 117327 117538 118363 118009 West 119151 120648 119903 119972 Nord-West .... 119020 117067 123175 120207 Nord 121298 122588 118504 120669 Nord-Ost 12119S 120103 120180 120478 Ost 118945 118930 117151 118325 Süd-Ost 1201S0 121081 117313 119794 Auch hier zeig-en die Gesammtmittel einige kleine Unterschiede , deren Vertheilung jedoch nicht der Art ist, dass man daraus auf einen Einfluss der Windrichtung schliessen könnte. Um jedoch wo möglich eine entscheidende Antwort auf die vorgelegte Frage zu erlangen, wurden auch zehnjährige Declinations-Beobachtungen von Prag der Rechnung unterworfen. Die Verhältnisse der Luftströmung sind an beiden Beobachtungsorten der örtlichen Umstände wegen, gänzlich verschieden. Die lombardisch-venetianische Ebene, von drei Seiten durch hohe Gebirge geschlossen und nur gegen Osten geöffnet, gestattet den Ostwinden vorzugsweise den Zutritt, während Prag von allen Seiten gleichmässig mit nicht bedeutenden Anhöhen umgeben Luftströmungen unterworfen ist, die nach den allgemeinen Gesetzen der Passate wechseln. Man ersieht dies deutlich aus der folgenden Zusammenstellung, welche die Anzahl der Tage enthält, an welchen während der benützten Perioden (in Mailand 1836 — 38, in Prag 1840 — 49) bestimmte Winde vorherrschend waren. Tabelle XXXII. Anzalil der Tage mit vorherrschenden Winden. Wind Mailand Prag Süd 61 384 Süd-West .... 118 712 West 105 609 Nord-West .... 66 409 Nord 102 410 Nord-Ost 142 140 Ost 301 396 Süd-Ost 51 258 Während also in Mailand die Ostwinde die häufigsten sind, und die Südwestwinde ein viel kleineres Maximum zeigen, sind in Prag die Südwestwinde die vorherrschenden, und die Ost^vinde treten nur in einem untergeordneten Maximum auf. Wenn demnach überhaupt ein Einfluss der Luftströmungen auf die magnetischen Erscheinungen vor- handen ist, so niuss sich dieser der Vertheilung der Winde gemäss darstellen, und beide Beobachtungs- orte müssten ihn in ihrem Gegensatze um so deutlicher hervortreten lassen. Die folgende Tabelle enthält die zehnjährigen Monatmittel der Declination in Prag in Sealentheilen ausge- drückt, deren einer den Werth 27"-226 hat, so wie die Anzahl der Beobachtungen {n). Sie sind aus den Mittel- werthen der Tage nach dem in einer früheren Abhandlung ') angegebenen Verfahren gefunden worden, und daher von der täglichen, so wie durch Zurückführung auf eine feste Epoche von der jährlichen und seculären Änderung befreit. Die Störungen wurden durch Auslassung der bedeutenderen Störungstage beseitigt. ') Einfluss des Mondes auf die magnetische Declination. Denkschriften der Wiener Akad. der Wissensch. III. Bd., §. II und X, insbesondere Tafel XVII. 17« 133 Karl Kr eil. Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag. Tabelle XXXIII. Zehnjährige Monatmittel der Deelination in Prag bei verschiedenen Winden. Jiinner Februar März April n S. n SW. n AV. n NW. n N. n NO. n 0. n SO. 63 40 33 21 14 15 22 27 23 43 40 416-71 416-61 416-30 416-60 417-51 417-01 416-83 417-50 416-51 416-66 416-73 416-65 61 61 53 47 26 39 69 53 53 85 82 83 416-33 416 65 416-64 416-74 416-31 416-86 416-58 416-98 416-81 416-42 416-29 416-54 43 59 52 33 46 66 58 57 48 63 40 44 416-55 416-47 417-05 415-69 416-70 416-51 417-02 416-65 417-10 417-08 417-27 416-53 26 20 44 33 32 52 60 35 39 31 15 416-62 416-61 416-28 416-14 416-59 416-22 416-64 416-47 416-77 416-38 i16-«S 37 24 21 42 58 51 47 40 33 15 20 22 416-07 416-15 415-43 416-49 416-38 416-83 416-59 416-54 416-44 416-30 416-54 416-38 10 6 13 20 28 9 7 16 H 5 8 7 41613 416-36 417-55 416-80 416-85 415-37 416-54 417-14 417-78 417-71 417-02 416-84 29 27 32 55 48 15 10 39 48 25 25 43 416-76 416-93 417-25 416-68 417 06 416-29 416-05 416-56 416-40 416-42 41703 416-54 23 16 33 22 22 14 9 16 18 21 42 22 416-44 416 .57 416-81 417-11 416-31 416-60 416-35 416-65 416-17 416-33 416-50 416-42 Mai Juli September December 41 22 '41 5 -98 Mittel 416-74 416-57 416-74 416-46 416-41 416-87 416-71 416-54 Nach den Gesammtmitteln dieser Tabelle ist die Richtung der Magnetnadel bis auf ungefähr einen hal- ben Sealentheil bei allen Winden dieselbe. Bei der grossen Anzahl der Beobachtungen und der Sorgfalt, mit welcher sie angestellt und berechnet worden sind, könnte man in diesen kleinen Unterschieden ein. wenn auch schwaches, Anzeichen eines Einflusses der Windrichtung auf jene der Nadel erkennen, wenn nicht der grösste und kleinste Werth der Deelination unmittelbar neben einander lägen , nämlich der Werth416"41 bei Nord-, der Werth 416*87 bei Nordost-Winden, was wohl unbestreitbar auf eine andere Quelle dieser Unterschiede hindeutet. Man muss daraus schliessen, dass auch dieser Einfluss, welchen frühere Beobachtungen angedeutet haben, nur scheinbar ist, und durch die neueren und schärferen Messungen wieder in Frage gestellt wurde. Kri'il. Kesitltata au* äen jnagnetiscliea Beobaclitungen wiPrag. Taf.I. Täo'Hche Anderiiiirf der niaondrschen Pedinalion . ( Die stärkeren Horitontallinien entspreehtn dem^'ullpiin'kl*' der Tafeln InnflH Seite 91.94:.) /ei{pcJr<'tstheil beträft eine Borfenminute. "Nach ier BeolacTituno: ^arK der Berechnung. /.''' '4* /«'* /** .'O'* 12^' O* .?-* #* «''' »'• lo'' /2* ' rz'' /#"* te'' /S^ so'' f>/' '/' 2 ''' ^'^ Ä-* s'' w* rs^ > 1 1 I ' 1 ' ' i 1 1 ; \ + _^ i ^: --- ^5 j ^ 1 / S 1 ,/ H., 'X- y ^i. ■^^-4 -^ ;X JiiniVL x'' ^ - ^. .— > y ^--. 4- ^ ' T "ly^-K- — / S ^^ /' -^ — -f / \ N ' " ^ ^ V --- ^ Jcnie- ^^ '. / ^j : T^ -, ^äni-^r t z ^^^^ -^ X ± It Z^ ^3 4 ^ ' ^ -i -1 X ^v ± It/ _,44 V \ ^— ^^^ t/ H^^ \ <\ ^-^ T'b-ua,-/ ' ' vA -B^ /' " ' /! \ \ : 1^^ J-'^ -^+ ^~i-^ \ ^, "^^ \f'^i-iitti' / / / : ^ \ 1 S fil7*iur 1 // \ N // \ \ i Mörz ^. , ' \ ^ j \ ^' J "'-^ N 2^17 ~^, ^. MX7X y^ s z!7 \ Nj ^^^ " ifc-^ ^-4/ ^ ^ !s 5^^ \ / / /\ 4^X ' ^ TT S/ LJ ^ V \,^Z r /fö \ ! \ ! j > 7 3 ^^ 7 Z^ \ V ' / ' ^7T^ ^"■g ^^ ' 1 \ "-=--., .TiitrZ \ 1 p-. ■i.t'd ^^ \ it — ^ '^^ 7 i j- -1- -- - \/ /- / S \ N N 4 X 7 7^ V -X 7 7 y \. 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JJd. 18.i 4 . Kreil. Resultate aus' den jiiau'rieti.sTliHLBfol)af]itUReeu 7.U Prag. Tat; IT TäolicheAndeniiio der horizontalen Intensität. (Die stärkeren Horiiontalliineii eiitspTechen dem \ull]iiinkle derTatehi IX iiaclXl JedierSetitlieil bedeutet -^g^ ifr iiurizontalen inti'nsitaf. ^acJi dei- Beotaditung. X IC ll (Icr B T M-J inuiiL ». n'' ,t,'' rf,'' i/i'' a,,'' ■■:2'' 0* ■:'■ i'' \'' -f'' lo'' /i'' r/' '*'' ifj'' is'' zn'' 22'' r'' i'' ','• f,'' j* 10'' li* ! i 1 ' I , 1 , ■ 1 1 ''''!!'!; 1 / \ 1 I 1 ' ' ! ! i 1 ! ' ' 1 i i R^ 1 / V l ] i 1 / S .^ V' , ■ i 1 1 ' 1 ._.:"i: 1 f \ / \ ' : , 1 i - ' ■ : 1 i M i J/ / s. \ y^ ■^ \ / / '\ . M ! ' : 1 l/-'^~<: ' 1 Jfl m ei ' ^ / V l > ^ i ] \Jm n r ^ ^ -K i \ \\\ ■ ■■ '/. ; . ■ V^:^ci^4^- -' ^ > \ y.-K 'mr / •^ / i^^K / l\ M\ ' ■/ ' Pet r.. ^ .^ \ \ / ^ \ t\b r-tOi • ^ \ . \ \^Jiirai£^ / /' ^~—^— Jiebruttr- ^ \ \ ^ ^' / r^ s. \ \ ' ■ N^ ;^ ' i ^ , . : M/f, "X, , , Ms \ \ . f /\ \ , ^a >: t ^ ' s ! j/4.! L y \ ^ j 1 1 / f\ "S N i iX ' ' '/' y^ Art^ä ^ 'v \ ^ 5A crJr- -"^ /^ / '^ \^ p^ ^ ni •t< ' \ ; \. , ■ \/. 1/ .i— r-~' ■ Jpt\'i V 1 \ / / s s \ : : \^}^r«är)( K/. , : , ' + \ ^~-, -- / ' / / \ , \ V ^ //i -,!;.;! r^ i \ /\ / / \ \ :,,■,// : 1 i 1 1 i \ / \ ^ / \ ^ i i , : 1/ /; 1 1 ! ; ' N / / i f / s 1 ! \ i i 1 / / ' ! , 1 i i ; ; 1 H / f / \ r^ 1 — ' ^ L 1 , 1/ 1 /i / f.^<^_^-''-''^^ Mai / \ , j / — k/v M cu ^ 1 \. - \ i ' //!/ ' 1 ^ \ \ 4t \ / / / w V \ - Jiu ^^. \ / / >. -J V \jt^/\f\f/^\ ^^~^-;,>^^ 1 1 ^ \ \ \ / 1/1/ / / ■■ ^ N A ^ V 1 k 1 \ \ \ / 1 / / / \ r" r- s \ 1 ■///'/'' ' ^i-^i_J--^ ' i JlU W ^ — ^^ \ 1 / u / / r-\ \ J. ^ \ ' ! //i/ /, j |c>^A^ k\ U / y i — - [■** \ ^ ■ // / / ' : 1 1 1. » / f ' f / \ r^ s \ y \ j 1 ^H /' ^ \ ff ri r, ' 1/ ' / 1 \ s V \ \« '/VI /, ;/ /l/l/ /^'i 1"^ ^ ^ ,'^ ^ r"| ^t / i ' \ V ll / / •y j \ \\ \ \ / 7 / / |/j ' 1 ^'^ ^ z^«. / i / 1 : \\\ \ 1 r ' / / \ .SfO^ >t v w l -j/ '////! ! 1 ! ' 1 1/ 1 j ' \\\ \ \ 1 1 1 / \ V \ 1 l/l/;/!/! 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N \i \ /i / / \ / / \ i\ i / -^-v^r" - ! >i \ ^^ / ' i \ m /v:M er / 1 1 1 \ / rN \ > l ce ni- fe • 1^ ^. ' ' i t>ed er. z^ er \ J ■ \ \ / --- ' s 1 ^ ,— H ^ fl" l-/?t?Ä ^ 1 \ t ^ s y ^ 1 i^ ^ > V , / > 1 ! 1 V l>t ctn ibe r y ^ \ / 1 ! ^- V \ Z< W m *'i fl* »■* 4* fi'^ «'< in" i«'' Alts d-kkHiifii St,T aTsdruclcerpi ])mbiliriftenderli.AkiidlMssensdi.m;iiIimi.iKUur\v.l'l.Vni.ßt].lii5+. Kreil- Resultate ans den raasrieti sehen BeobachtUR^en z.u Prag'. Taf.ar. Tägliche Anderimo' der Heiterkeit. A'ach dpr Beredinuno" Jeder A'etitlieil fteträal o.ni dfs siclirtarpn Himmels. n''- 14'' 16'' /a'' 2/)'' 22'* o'^ ;?* ^* (S* ^ nX ^ 1 ZK /?! & «a i^ \ t it 7 ^ ■ c -H- ^ \ I , K / ■• ■ 4 ^ i^ 7 N / X 7^ I \ ' e -v^ '^ :l t ^ 4 ^t t 4 -t ^-^^ Jui' 1 ~z% t ^^TJL Vt 4z- ■ t ^^X- ^^ 4 ^7 41 ^-v '^V^ - T^^UI IE ^ Z 4 y^^7- L - "^5 t ^ X ' W - 47 ^4 I^I+S^ ^ /. 4 1 4t t t \ / ^ i^ I ^4 ^ H ^vt^ Z 4 t V 7 \\/ y^ : 4^ / 4 i ' t ^ ü-j. .^ \ l_ 4 ^ÄiH'Utt jl ^. 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VON J. A. GRUNERT, CORRESPONDIRENDEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM XII. OCTOBER MDCCCLIV.) Erstes Capitel. Über die Ebene, welche durch eine der Lage nach gegebene gerade Linie im Räume geht. I. Wenn die der Lage nach gegebene gerade Linie dnreh zwei gegebene Punkte im Räume bestimmt ist. §• 1- Ej'in rechtwinkliges Coordinatensystem der xyz zu Grunde legend, wollen wir die Coordinaten der beiden gegebenen Punkte , durch welche die Lage der gegebenen geraden Linie im Räume bestimmt wird, durch /; g, h und /",, ^1, A, bezeichnen, und wollen nun zuerst die Gleichung der durch diese beiden Punkte und den Anfang der Coordinaten gehenden Ebene suchen, welche bekanntlich im Allgemeinen die Form 1) 2ta- + «By + 6t = Ü hat. Da diese Ebene durch die beiden Punkte ifgh) und ififfi/h) gehen soll, so haben wir die beiden Gleichungen 31/" + 95 «7 + e// = 0 , 2tfi + 93<7, + 6Ä. = 0; aus denen sich leicht (/'/. —f'h ) 21 — (//Ä, — A <7.) 33 = 0 , 134 J. A. GrunerL oder (Ä/'.-/-//.)2l = (<7Ä. — Ä^,)58, ergiebt. Bezeichnen wir jetzt die Gleichungen der Projectionen der durch die beiden Punkte Cfgh^ und (.ftffi^i^ gehenden geraden Linie auf den Ebenen der xg, yz, zx respective durch 9t..r + a5.y + (S, = 0, 51,^ + 33,2 + 62 = 0, %z +SB3x-+63 = 0; so ist 2li/'+3B., — hg,=0, hf,—fhi = 0, so wäre nach den vorhergehenden Gleichungen: (r-/"0 6. = (^-^i)S, = (A-A.)g, = 0, (/■-/•,) e. = (^ -^i) e. = (A - A.) ^, = 0, (/■—/■.) 63 = (^-/7.) 63 = (A — A.) 63 = 0. Fallen also, was hier nothwendig vorausgesetzt werden muss, die beiden Punkte {fgh) und (/i^iA,) nicht zusammen, so ist nicht zugleich f—fi = 0, g — gi = 0, A — A, = 0; folglich nach dem Obigen: g, = 0 , 6, = 0 , ©3 = 0; also sind die Gleichungen der Projectionen der durch die beiden Punkte (fg/i) und (/"i^iA,) gehenden geraden Linie auf den Ebenen der xy ,yz, zx respective: Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 1 3S 9l,.r + §8,^^ = 0, STa 2 + SBs^r = 0 ; woraus sich ergiebt, dass unter der gemachten Voraussetzung, — unter der Voraussetzung nämlich, dass zugleich /".d y + '^ifg^ ~gfd ^ = o ist, so ist diese Gleichung, wenn man durch das nicht verschwindende X dividirt: 2) ifffh-f'g,}x + ihf,—fh,)g^(fg,-gf,)z = 0, 136 J- A. Grün er l. und es kann daher gesetzt werden. Weil die in Rede stehende Ebene durch die Punkte {fgh) und {figji^ geht, so hat man nach 2) die beiden folgenden Relationen: ,. ( f (fff>, - hg;) + g (V, -/■/'.) + h ifg, -gf,) = 0 , deren Richtigkeit übrigens auch sogleich ganz von selbst in die Augen fällt, und die Gleichung unserer Ebene kann daher auch unter einer der beiden folgenden Formen dargestellt werden: K. j igk-hg,) ix-n + W,-fK) iy-g) + ifg^-gfd (2-A) = 0, ^ I igh,-hg,) (x—f,-) + ihn-fK) iy-gd + (fff,-fffö (z-h^) = 0. §. 2. Die Gleichung einer anderen beliebigen Ebene, welche durch die gerade Linie, die der Lage nach durch die beiden Punkte (fgfi) und (figihi) bestimmt wird, gelegt ist, aber nicht durch den Anfang der Coordinaten geht, sei 6) Ax + By + Cz + D = 0. Weil nach der Voraussetzung diese Ebene nicht durch den Anfang der Coordinaten geht, so ver- schwindet D nicht, und wir können also vorstehende Gleichung unter der Form D^ + Dy + D^-^ * = ^ oder, wenn der Kürze wegen 7) A B C gesetzt wird, unter der Form 8) ux -\- vy -\- WZ -\- 1 == 0 darstellen. Weil die in Rede stehende Ebene durch die Punkte (fgh) und (figihi) geht, so haben wir die beiden Gleichungen: uf + vg + wk -\- i =0, i iifi + vffi + w/ii +1=0; und können also die Gleichung unserer Ebene auch unter einer der beiden folgenden Formen darstellen : ^u(x—n + v(y — g} + w(iz — h)^0, ^ l u ix-f,} + V iy—9d + ^ (^ -A.) = 0. Rringen wir die drei Gleichungen 8) und 9) auf die Form : f V -\- g V -\- /l IV -\- 1 := 0 , /"i" + ffit^ + fiiW +1 = 0, xu-\-yv + ztv-\-i:=0 und multipliciren dieselben dann nach der Reihe mit giZ — hy, hy—gz, ghi — /igr. Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 137 so erhalten wir: f'(ffi- — /'iy') 't + ff (ffi^ — fiiff) vArh (g,t~hig) w + g^z — h^y = {i , fiihy —gz)u-{- gi(hij ~gz ) y + Ä,(/(y —gz ) w + hg —gz =0, X iff'h — hg^) u+y {gfi, — hg^) v + z {gh^ — A //,) w + gh^ — /»^, = 0. Adflireu wir nun diese drei Gleichungen zu einander, so ergiebt sich: 11) (ghi — hgi) ux — {ff — ffi — (fffi—fffdu]z^ + fff'i—figt welches die Gleichung unserer Ebene sein wird. Daher können wir setzen : )b= ih~ h,} + W —ffh} n . )(^ = ~(ff~ffö + if'ffi—ffföii, [D= ghi — hgi. Dass die Gleichung 11) und die Ausdrücke 12) die willkürliche Grösse u enthalten, entspricht ganz der Natur der Sache, da ja unsere Ebene, ausser dass sie durch die beiden Punkte {fgh} und (/i^iÄ,) und nicht durch den Anfang der Coordlnaten gehen soll, sonst ganz willkürlich ist. Übrigens erhellet auf der Stelle , dass man die Gleichung unserer Ebene auch unter einer der beiden folgenden Formen darstellen kann: 13) (^ffh,-hgOn(x-n + {h — h, + ihf, —fh, ) u My — g) — \g — ffi — ifffx — (jfx^u] {z — h} und 14) (^gh, — hg,}uix — t\^ + \h — h, + ihf,-fh,~)u\iy—g,-) }=0. — \0 —ffi — U'9i —fffh)u\iz — A,) §.3. Bezeichnen wir jetzt den Winkel, welchen die im vorhergehenden Paragraphen betrachtete Ebene 6) mit der durch die Punkte (^fgh') und (/i^iÄj) und den Anfang der Coordinaten gelegten Ebene einschliesst, ohne für jetzt eine Bestimmung zu geben, wie dieser Winkel genommen werden soll, im Allgemeinen durch lo, und setzen der Kürze wegen 7'=2tJ + 335 + gC und P^ r + 93- + r, Q = Ä' ^ B' + C-; so ist nach einer bekannten Formel der analytischen Geometrie: TT Führt man aber für 2t, 93, e und A, B, C Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. VIII. Bd. 18 u 138 J. A. Grunert. ihre Werthe aus dem Obigen ein, so erhält man: + {(rffi—Sfif + iglh — hg.r + ihf, — fh,y\u, P= ifg. -aur + igiH—hg,y + {_hu-fh,y, + \ (fg^-fffif + üf>^ -hJ' + iHi - fihf \u-, und setzt man nun noch der Kürze wegen S = (,g-g,r^-ih-Kr, so ist T=—U+Ph, Q = S—2Uu + Pu'; also (U-PuY- und die Gleichung zur Bestimmung von u aus co ist folglich: P(^S—2Uu + Pir) cos ia' = iU—Puy oder P(5_ 2 £^?< + Ph-) s/« ü>= = P (5— 2 f/?« + Pir ) — ( ^7— Puf, also P(5— 2 f/M + Pu) sin tu' = PS— ü\ woraus [7 PS— L'2 S P P- sin iKrg.-gn)w,-fh,-) =^(.gih—hg,y{if-j\y + ig-g^y + ih—h,y\ + \(g-g.)U'fi-ßd + U'-fh}ifgi-gri)r, also, weil oft'enbar die Relation (f — /".) (^/'. - hö + (^— //i) (/'/■< —ß< ) + (/* — /'.)(/■//. — .'//'i) == t' statt findet'): P5— f/^ = ( + (ghi — /> ffi) E cos ta U = ^-. folgt. Also ist nach 12): Usinw + fgh, — hgA E eosM A = (tf A, — Äff,) '-— . Setzt man jetzt überhaupt ( u = (j,—gd ir/ + Cz + D = 0, wo A, B, C, D die obigen Werthe haben, offenbar mit der Gleichung zusammenfällt, oder wenigstens sogleich in dieselbe übergeht, wenn man die Zeichen aller Glieder mit den entgegengesetzten vertauscht, was natürlich verstattet ist. Um nun aber alle Ebenen zu erhalten, welche sich durch die gerade Linie legen lassen, die durch die Punkte (fgh^ und (/l^iÄ,) der Lage nach bestimmt wird, braucht man in den Formeln 18) den Winkel (o nicht grösser als 180° werden zu lassen. Denn wenn man in diesen Formeln 180° + lo für u> setzt, so erhält man: A =: — U sin (1) + (^Äi — fiffi) E cos to, B ^ — V sin u> + {l)fi — fh^ E cos (u, C ^ — Wsin u) + (/'^, — (//"i) E cos to, i) = — P sin (u ; was, da man A,B,C,D offenbar sämmtlich mit — 1 multipliciren kann, wieder dieselbe Ebene giebt, welche A= U sin (o ± (//Ä, — ////,) E cos w, B=V sin m + {hf^ — fh,) E cos (o, C = Wsin (u + {fgi — gf^ E cos w , D = P sin 0) gaben. Setzt man aber ferner in den Ausdrücken A^= U sin CO + (g/ii — /(, so erhält man: A^= U sin o) — (gf'i — fig[) E cos w . B ^ V sin 10 — (///; — /7(i) E cos (ü, C ^ W sin to — (fg, — g fi) E cos m , D= P sin u). Hieraus erhellet nun vollständig, dass es, um alle Ebenen zu erhalten, welche sich durch die Punkte (/■///;) und (/"i^iÄi), oder durch die durch diese Punkte der Lage nach bestimmte gerade Linie legen lassen, völlig hinreicht, in den Formen 18) blos die oberen Zeichen zu nehmen und (o von 0 bis 180° wachsen zu lassen, oder diesen Winkel zwischen 0 und 180° zu nehmen. Wir wollen daher von jetzt an immer setzen: A = U sin (o + (g/ii — fig,) E cos w, ß = r sin 10 -f- (/'/i — Z^^'i) E cos ui, ^^^ ^ C ■-=[¥ sin (o + (fgi — gfi)E cos u> , D = P sin ü> und o) stets zwischen 0 und 180° nehmen. Theorie der Sonnenßnslernisse, der Durchgänge etc. 141 Weil, wie man leicht findet: + (gh, — hgd {(g — g,)(f'g,— gf,) — (h — /,,) (/,/-, _ ß^)] + (Ä/-. — ßd {(A — '^i) Lg/'i — /'.' — {fcosX + g cos jx + h cos v)' ergiebt. Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 143 Weil endlich ist, so ist nach dem Obigen E' = cos X' + cos [X" + ^os V" , also 24) E^l. Führt man nun die im vorhergehenden Paragraphen gefundenen Ausdrücke in die Formehi 1 9) ein, so erhält man für die Coefficienten A, B, C, D der Gleichung einer jeden Ebene, welche sich durch die gerade Linie, die durch die Gleichungen 21) charakterisirt wird, legen lässt, die folgenden Ausdrücke: J = — \f — (/■ cos X + g cos [X -j- h cos v) cos X| sin to — (^ cos V — h cos |i.) cos u) , B = — Ig — (f cos X -\- g cos [i -\- h cos v) cos jji} sin to 25) <^ (A cos } f cos v) cos Ü), C := — {h — (^ COS X -\- g cos [a + A cos v) cos v| sin w — (^f cos [X — g cos X) cos o), D = \f' -\- g' -}- h'- — {f cos X-\- g cos [x + h cos v)"j sin u). Nach 20), 23), 24) ist 26) A^ ^ B- + C' = f + g' + /r — (/ cos X + ^ cos [x + Ä cos v)". Auch erhält man leicht aus 25): A cos \ -\- B cos [x -(- r cos V ^ — \f cos X -|- ^ cos (X -f /' <^os V ■ — (/■ cos X + ^ cos (X -|- Ä cos v) (cos X" -|- cos [X" + y + (a- /'.)'; und nach 1) und 2); Also ist off"enbar i-f '9 — 9 5- f—fi 0—9i h—h, r—fi t)— gl }— ^1 f—fi 'J—Hi h — h,' (/■-/-.)' e.' = iif-rd' + (j-ffS' + U'-f^ri ix-fxT. Nimmt man einmal den Mittelpunkt der grösseren Kugel als Anfang eines dem primitiven Coordinaten- systeme parallelen Coordinatensystems an , so sind nach der Lehre von der Verwandlung der Coordinaten in diesem neuen Coordinatensysteme /'i — f und X — f die ersten Coordinaten des Mittelpunktes der kleineren Kugel und von «S; entspricht nun @ der äusseren Kegelfläche, so haben off"enbar /", — /"und x — f gleiche Vorzeichen; nnd wenn © der inneren Kegelfläche entspricht, so haben /', — /"und x — f wieder gleiche Vorzeichen; also haben f — /", und x — /" immer entgegengesetzte Vorzeichen. Nimmt man dagegen den Mittelpunkt der kleineren Kugel als Anfang eines dem primitiven Coordinatensysteme parallelen Coordinaten- systems an, so sind nach der Lehre von der Verwandlung der Coordinaten in diesem neuen Coordinaten- systeme f — /", und X — /'i die ersten Coordinaten des Mittelpunktes der grösseren Kugel und von ©; Theorie der Sonnenfinsternisse , der Durchgänge etc. 145 entspricht nun @ der äusseren Kegelfläche, so haben offenl)ar f — /", und X — fi ungleiche Vorzeichen; entspricht dagegen © der inneren Kegelfläche, so haben ofTenbar f — /", und X — /"i gleiche Vorzeichen. Daher ist nach dem Obigen, wenn, wie früher, auch jetzt immer die oberen Zeichen der äusseren, die unteren Zeichen der inneren Kegelfläche entsprechen, ofTenbar in völliger Allgemeinheit: !/(/■- A)' + (i7 - »i)' + (A - Ä.r- ' x-f = + ^f-f^-)^^ x-f = -'±4^. also nach 6): und weil nun nach dem Obigen f—fi 'J — 'Ji h — hl r—fi y — gl __ j—hj f-fi 9 — 9i A — Äi ist, so ist Überhaupt mit derselben Bestimmung wegen der Vorzeichen wie vorher: und \ ' r + r^ / _ (A-/t.)>-, i Ä,= + = . Sowohl aus den Gleichungen 7), als auch aus den Gleichungen 8) folgt: rf, + rj 9) ^9 = r + r, '•gi + r,g r + r, Nimmt man jetzt aber den Halbmesser r, der kleineren Kugel nicht mehr wie bisher stets positiv, sondern für die äussere KegelHäche positiv, für die innere Kegelfläche negativ, wobei der Halbmesser r der grösseren Kugel wie früher immer positiv genommen wird, so kann man die obigen Formeln auch auf den folgenden, ganz allgemeinen Ausdruck bringen: 7*) U-9 = ~ r — r, (/«-A,)r j — ft= ; r — r, Denkschriften der mathem.-naturw. CI. VIII. Bd. t9 146 J. A. Grunert. ferner: 8«) 1^-),=-'-^^- endlich : 9*) (A — Ai)r, J «I = i A 9 rf/i—rig rh, — r, h i =— -■ §.2. Wir wollen jetzt, wenn 10) Ax + By-\- Cz + D = 0 die Gleichung einer beliebigen durch die Mittelpunkte der beiden Kugeln gelegten Ebene ist, uns die folgende Aufgabe stellen: Die Gleichungen der in dieser, d. h. durch die Gleichung 10) charakterisirten. Ebene liegenden geraden Linie zu finden, welche die beiden Kugeln entweder von aussen oder von innen berührt. Weil die durch die Gleichung 10) charakterisirte Ebene durch die Mittelpunkte (/".(/ A) und (/"i^/i/ii) der beiden Kugeln gehen soll, so hat man die Gleichungen: ^ iAf + Bg +Ch +D = 0, ^ \ Af\ + Bg, + €/>,-{- D = 0; also 12) A(f~f,) + B(g — ff,) + C(A--/0 -0, und nach 10) und 11): iA(x-n + B(y-g) + C(z~h) = 0, ^ \ A(x~f,-) + B(y-g,-) + C(z- Ä,) = 0. Die Coordinaten des Berührungspunktes der gesuchten Berührenden mit der grösseren Kugel seien X, Y, Z; so hat man zur Bestimmung dieser Coordinaten zuvörderst offenbar die Gleichungen: ix-fy+ ir-ffy+ (z-Ä)' = r. Aix—n ^B(r—ff) -^az—h) =0. Da ferner die gesuchte Berührende durch die Punkte (j;t)0 und (XTZ) geht, so sind ihre Gleichungen : x—x y~\) g — s x—x r— 11 z— j" Die Gleichungen des nach dem Berührungspunkte (^XYZ) gezogenen Halbmessers der grösseren Kugel sind aber: x — f .1/ — g s — h Y^ Y^ z^nr ' Theorie der Sonnenfinsternisse , der Dtirchgänge etc. 147 und da nun dieser Halbmesser auf der Berührenden bekanntlich senkrecht steht, so haben wir nach den Lehren der analytischen Geometrie die Gleichung: "1" Z — h • Z — 5 "T Z — h • Z — } " (x-f) (x-x) + (Y-ff) (r-9) + (z-Ä) (z-j) = o, oder auch (x-ff+iY-ffY+iz-hy (x-n (x-/-)-(9-,)-C(g-g,), gesetzt wird: ' Ai^-g-)-Bix-n = --^ [AB], r — r, r 17) ^5(a-/0-6'(9-r/) = --- [BC], Cix-n-Ai^-h)^---^ [CA]. i9" 148 J. A. Grunert. Daher lassen die beiden obigen Gleichungen zwischen den Grössen X — f, Y — g, Z — h sich unter der folgenden Form darstellen : [CÄ\ (X— /•) — [ß C] ( Y— ff) = — Cr{r- r,) , [AB] (X— /■) — [ßC] (Z— //)= Brir — r,); und zur Bestimmung der drei in Rede stehenden Grössen hat man also die drei folgenden Gleichungen : ^ ^— [ßC] 18) l 7 , Br(r-r,)-[Ag](Jr-/-) ■\/; — h= ^^^ , iX-rr + {Y-gf + iZ-hf = r. Ganz auf ähnliche Art erhält man aus den beiden ersten der Gleichungen 15) die beiden folgenden Gleichungen: {Ai^-gd-B(x-m (X.-/-.) \^_Br'~ + \Ci^-g,-)-B{j, — h,)\ (Z,— A.) ( Nach 8*) ist aber : A{i^-gd — B{x-fd^-;^^{A{,9-gd-B(.f-fd], Bil-lH) — CC^-g,) = --^{B{h-K)-Cig—g,)}, <^(J:-^) — ^(a-/^) = --^l<^(/--A.)-^(Ä-/'.)S; j r, also nach 16): ( J(t;-^0-/.'(r_/-,) = --^ [.45], 19) J5(j._A,)_C(9-^.) = -,-^^[ßC'], (^(r-/'.)-^(a-M=-,i:-[^^]- Daher lassen sich die beiden obigen Gleichungen zwischen den Grössen X, — /", , Y^ — g^, Z, — h^, unter der folgenden Form darstellen : [CA\ (X,-/-,) — [ÄC] (^Y,-g,~) = — Cr, O-/-,), [^5] (X,— /"O — [ßC] (Z.-//,)= Äy.O— rO; und zur Bestimmung der drei in Rede stehenden Grössen hat man also die drei folgenden Gleichungen: Cr,(r-r,) + [C^](Jf,-A) ^ I — .91 = [BC] 20) ^ 7 /, Br,ir-r,~)-[AB]iX,-f,) §. 3. Mittelst der drei Gleichungen 18) wollen wir nun die drei Grössen X — f, Y — g. Z—h bestimmen. Theorie der So^menflnsteniisse , der Durchgünge etc. 1 4 9 Fiilirt man die Ausdrücke von Y — g und Z — // in 18) in die dritte der dortigen Gleichungen ein, so erhält man : ■■'=(A--/-)'+r-"-^'';ff^""-»i', ^ßr(r-r,)-[4g]GY-/-)p ^ \ [ßC] I ' woraus sich leicht ergiebt: (X-fV — 2 ,• (r - r 1 ^lAB^-ClCA] ^ o [gq--(r-r,)- (g- + C^) ' [AB-]' + [BCY + [CAY ' mid löst man nun diese quadratische Gleichung in Bezug auf X — f als unbekannte Grösse auf, so erhält man, mit Rücksicht auf die sogleich sich ergebende Relation : 21) A[BC] + B[CA] + C[AB}^{i, nach leichter Rechnung zuerst für X — f, und dann mittelst der aus dem Obigen bekannten Formeln CrO--r,) + [C^](j:-/-) Y-g = [ßC] für F — g und Z — ä, die folgenden Formeln, in denen die oberen und unteren Zeichen sich auf einander beziehen: (r-r,) \B[AB^~C[CA\\ ±[BC] Y jAB^ + [gq^ + [CAY-{r-r,y {A^ + R^ + C^) 22 2) '\ Y-g = > [ABY-t[liC]' + [CAY (r- r,)\C[BC-\-A[AB]\ +[CA] V [A B]- + [B Cy + [C A]^ - -ir~r,y'{A- + B'^ + C-) [ABY + [BCr + lCAY (>•- -r.) \AICA]~B[BC]\ + [AB] ]/ [AB]^ + [ßCP + [C Ay ■ -(r-r-,)-U^+ß"-+C=) Weil aber die folgenden Relationen stattfinden: B[A B] _ -C-V^) ^ \ ^ E) E l/l^TßM^ » l~^-y E) E VA^+B-' + C^y/ ^ l~E~J YA- + ßä + C3 K^- + ß- + ISO J- A- Grnnert. und nach 7*) ist folglich: l [EyA^ + B^ + r- »•!- »'i » y E J ] ^ \ E J 24) r-9 = ± r ,, ^'^^ ± ^-^Vl-('^^)1 Vl-r-^T' ^ \ ' (jBVa= + ß"- + C- »• — rjV^ VE^jt \ E ) \Ey A^ ^ B- -^ C'' §. 4. Wir wollen nun auch die Grössen X, — X, l'i — 9, -^i — 5 entwickeln, werden uns dabei aber nicht an die Formeln 20) luimittelbar anschliessen, sondern, um zugleich die Beziehung, in welcher die doppelten Vorzeichen in den Ausdrücken dieser Grössen zu den doppelten Vorzeichen in den Ausdrücken der Grössen X — X, Y — 9, Z — j stehen, kennen zu lernen, uns des folgenden Verfahrens bedienen. Die Gleichungen der diu-ch die Punkte il 9 ,5) und (X Y Z) gehenden geraden Linie sind bekanntlich •p — r y — 9 g — 5 Weil in dieser geraden Linie der Punkt (X, Y ^ZC) offenbar liegt, so ist X,—i _ \\ — \) _ z, — s x-x ~ r-t, ~ z-5 • Sind nun a; = [X2 + |i, , ?/ = vt + v, die Gleichungen der von dem Punkte (/"j ^, ä,) auf die durch die Gleichungen •t- — f y— 9 » — i Y^X ~ Y^ ~~ Z-5 charakterisirte gerade Linie gefällten Senkrechten, so ist nach den Lehren der analytischen Geometrie weil aber der Punkt (X, Ti Z,) in der in Rede stehenden Senkrechten liegt, so ist Xj = [Ji Z, + fA, , Fl = V Z, + V, ; und weil in dieser Senkrechten auch der Punkt (/i^i/*i) Hegt, so ist also X.— /-.^fjiCZ. — //.), F. — /)r,:=v(Z, — AO; woraus Z, — -Ä]' Zj — h^ folgt; also ist nach dem Obigen -TZ-s'z.-Ä, "*" Z-ä'z.-Ä, oder (X-j) (X.-/-.) + (F-9) (F.-<7i) + (Z-a) (Z,-Ä.)=:0. Theorie der Sonnenfinsternisse , der Durchgänge etc. V6\ Nach dem Obigen ist aber also ist + (r_9) J9-,9, + I^J(X,-r)j [>=0; folglich x^ — x r, — 9 z, JT-r r-1, Z-5 ^ if, - r) (Jf-r) + ( V E J ■^ ^ \e yA^ + B-' + r' »• — »-iV \. E ) ) y y E J ^.—3 = §. s. Bekanntlich beziehen in den Gleichungen 24) und 25) die oberen und unteren Zeichen sich auf einander , und was den Winkel w betrifft , so ist aus dem Obigen bekannt, dass wir denselben blos von 0 bis 180° wachsen zu lassen brauchen. Indess ist es für die weitere Entwickelung vortheilhaft , aus den in Rede stehenden Formeln die doppelten Zeichen wegzuschaffen, wodurch eine andere Bestimmung wegen des Winkels (o bedingt wird. Weil nämlich, wie man leicht findet: ^"^^^ = ifgy —9f,}Esin « — { (/■—/■. ) (///•, —fh,} — (ff — g,) {gK — hg,) } cos^. E [ßC] E = (ghi — hg^)Esin w — { (<7 — gi)if gi— gfd — (h — /h)(/ifi — /"/*,) ]cosio. ^^^^=(hf,—ß,)Esmo, — {(h — h,}(gh,~/,g,) — (f—f,)(fg,—gf,)}cosi» E und SZH (180" + co) = — sin to, cos (180" + cu) =: — Costa ist, so sieht man, dass für zwischen 180° und 360° liegende Werthe von co die Grössen [^ß], [ßC*] , [C Ä\ dieselben absoluten Werthe wie für die zwischen 0 und 180° liegenden Werthe von u) erhalten, aber ihre Vorzeichen ändern. Beachtet man nun die Gestalt der Ausdrücke 24) und 25) von X—x, r— 9, 'Z— 3 und X^—x, y, — 9, Z, — j; so wie , dass X' + 5' + r= = J ifg,—gf,y + ^gh,-hg,r + W^ -ß,y \ E\ also diese Grösse von (u ganz unabhängig ist, so wird auf der Stelle erhellen, dass, wenn man lo nicht, wie bisher, blos von 0 bis 180°, sondern von 0 bis 360° wachsen lässt, es nicht mehr nöthig ist, in den Ausdrücken 24) und 25) die doppelten Zeichen beizubehalten, sondern dass man sich mit einem Zeichen begnügen kann. Ob man aber in den genannten Ausdrücken, unter der gemachten Voraussetzung wegen des Winkels w, die oberen oder die unteren Zeichen nehmen will, ist, wie ebenfalls sogleich in die Augen fällt, an sich ganz gleichgültig, und es wird uns daher verstattet sein, für das Folgende von jetzt an die Bestimmung zu geben, dass in den Ausdrücken 24) und 25) blos die oberen Zeichen genommen werden sollen, natürlich aber mit der gleichzeitigen Bestimmung, dass wir nun den Winkel (o nicht mehr wie bisher blos von 0 bis 180°, sondern von 0 bis 360° wachsen lassen. Unter dieser Voraussetzung wollen wir daher in der Folge immer setzen : Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 153 und [CA] 2«-) '-■-^='-.j^M-+»-+c.+7^Vi-(^)(Vi-(^r- /^ [^g] A-A, 1/ : ^ 1/ ; §. 6. Die Gleichungen der gesuchten Berührenden sind 26) oder 27) oder auch 28) oder 29) X — r y-^ «-J X-x r-9 z-s 9 x — y y — 1) =K — ä • X,-x i-.-t» Zi-i ? x — X y-Y z-Z X—X^ Y-Y, Z — Zt 9 x-X^ y-Yi z — Zf X—X^ Y—Y, Z-Z, Weil X, 9, j; ^ — X, Y — p, Z — y, X, — x, Fj — 9, Z, — j aus dem Obigen bekannt sind, so können die Gleichungen der gesuchten Berührenden jetzt als vollständig entwickelt betrachtet werden. Wenn die beiden Kugeln ganz ausserhalb einander liegen, so ist immer, d. h. r, mag positiv oder negativ seni ; (^)'<'. E also immer Wenn die beiden Kugeln sich schneiden, so ist, je nachdem r, positiv oder negativ ist, respective (^)'i. also Wenn die kleinere Kugel ganz innerhalb der grösseren liegt, so ist immer, d. h. r^ mag positiv oder negativ sein: (^)'s'. E Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. VIII. Bd. 20 154 J. A. Grüner t. also immer '-(-P)<«- Die geometrische Deutung dieser analytischen Resultate unterliegt keinem Zweifel , und braucht hier nicht weiter erläutert zu werden. Wegen der doppelten Zeichen in den in ■§. 3 und §. 4 entwickelten Ausdrücken, insofern diese Ausdrücke reelle Resultate liefern, oder die Aufgabe überhaupt möglich ist. giebt es im Allgemeinen immer zwei äussere und zwei innere derselben genügende Berührende, was auch aus der einfachsten geometrischen Betrachtung auf der Stelle erhellet. Drittes Capitel. Über (He Aufgabe: Wenn eine Kugel und eine durch deren Mittelpunkt gehende gerade Linie, letztere der Lage nach , gegeben sind : die Gleichungen einer geraden Linie zu linden, welche der gegebenen geraden Linie parallel ist , in einer gegebenen durch diese gerade Linie gelegten Ebene liegt, und die gegebene Kugel berührt. Genauer präcisirt lautet die Aufgabe, mit deren Auflösung wir uns in diesem Capitel beschäftigen werden, folgendermassen: Die Gleichungen einer geraden Linie zu finden, welche in der durch die Gleichung 1) Ax-^ By-^Cz + D = Q charakterisirten Ebene, die durch eine gegebene gerade Linie, deren Gleichungen „-, ^ — f y — a t^^ ' cos X cos ß cos V sind, gelegt ist, liegt; der durch die vorstehenden Gleichungen charakterisirten geraden Linie parallel ist: und eine aus dem Mittelpunkte (fgh) mit dem Halb- messer r beschriebene Kugel berührt. Die Gleichungen der gesuchten geraden Linie haben, wenn wir die Coordinaten ihres Berührungs- punktes mit der aus dem Mittelpunkte {fgh) mit dem Halbmesser r beschriebenen Kugel durch X, Y, Z bezeichnen, oftenbar im Allgemeinen die Form X — X y — y i — z 3) r- = - = ^ cos /, cos fJ. cos V Die Gleichungen der durch die Punkte (fgh) und (XYZ) gehenden geraden Linie sind .r — f y — q s — h 4) r _ J J _ oder Da nach den Bedingungen der Aufgabe diese Linie auf der durch die Gleichungen X — X y — 1' s. — Z cos X cos [i cos V X-f Y-g Z — h x-X y-Y % — z X-f Y-g Z-h Theorie der Sonnenfinsternisse , der Durchgänge etc. 135 charakterisirten Linie senkrecht stehen inuss, so ist nach den Principien der analytischen Geometrie ^ cosX X — f cosß Y—g cos ij. Z — h cos V Z — h oder 6) G^— /") cos \ + (Y—g) cos y. + (Z — A) cos v = 0. Da ferner nach den Bedingungen der Aufgabe die durch die Gleichungen j- — X y — y z~z cos X cos IX cos V charakterisirte Linie in der durch die Gleichung Ax + By + Cz-\- D=zO charakterisirten Ehene liegen soll, so ist für jedes x: oder = 0, also 7) (^ cos \ -\- B cos li- -\- C cos v) X + B (Y cos X — X cos [).) -\- C [Z cos \ — X cos v) + -ö cos X A cos X + 5 cos [i + C cos V = Ü, B {Ycos X — Xcos [i) + C(Z cos X — X cos v) + Z) cos X = 0. Die zweite dieser beiden Gleichungen giebt — (B cos i). — C cos ^) X+ B cosl.Y^ C cosX.Z+ D cos'k = 0, also vermöge der ersten der Gleichungen 7): A cosl.X^ B cos \.Y + C cos X.Z+ D cosX = 0, folglich 8) AX+ BY+CZ+ D = 0, wie sich auch von selbst versteht, da der Punkt {^XYZ) in der durch die Gleichung Ja; + % + C2 + Z> = ü charakterisirten Ebene liegen muss. Der Punkt (^fgh^ liegt auch in dieser Ebene, und es ist folglich 9) Af+Bg + Ch + 1) = 0, also nach 8) und 9): 1 0) A (X— /•) + B ( Y—g) + C(Z— Ä) = 0. Da nun endlich der Punkt (XYZ) auch in der Oberfläche der aus dem Mittelpunkte (fgh) mit dem Halbmesser r beschriebenen Kugel liegt, so ist 1 1) (.X-fT + (Y-gy + (Z-hf = r-, und zur Bestimmung von X, Y, Z haben wir daher jetzt nach 6), 10), 1 1) die drei folgenden Gleichungen: ( cos X (X—f) + cos fji iY~g) + cos v (Z— A) = 0, 12) A(X-0 -f B^Y-g) + C(Z-Ä) = 0, ( i_X~fy + (Y-gf + (Z-Ä)^ = r^ 20' 1S6 J. A. Grüne rt. Aus den beiden ersten dieser drei Gleichungen folgt: (C cos \ — A cos v) (X— /•) — {B cos v — € cos (x) ( F— 0 /•«) cos ß — b^ cos a\2 /ft, cos 7 — c^ cos ß\^ /c^ cos a. — a, cos ^-v^ 1 l 06 J ^ 6^ > V Va ) ) ist. Die durch die Gleichungen 2) charakterisirte gerade Linie trifft die durch die Gleichung 1) charak- terisirte Oberfläche des Ellipsoides nur in einem Punkte, und berülu-t dieselbe also, wenn (-)'+(=-^)'+(^r I («1 cos ß — 6) cos a>> - /•&, cos 7 — Cj cos ßy rc^ cos a — «, cos 7-1 ^ J l Vc J V 7^ J ist. Die durch die Gleichungen 2) charakterisirte gerade Linie trifft die durch die Gleichung 1) charak- terisirte Oberfläche des Ellipsoides gar nicht, wenn (COSCCy /COS ßy /COS 'j\^ J )/b^ cos 'I — c, cos ß\- /c, cos a. — a, cos 'jy I V Ä7 i V 7a J ] /•«j cos ß — 6, cos a\'' /6, cos 7 — o, cos ß\- /c, cos a — a, cos 'jy ist. Die durch die Gleichung 2 I 2 I 2 2 J.- +g +z =a charakterisirte Kugelfläche wird von der durch die Gleichungen 2) charakterisirten geraden Linie in zwei Punkten geschnitten, wenn (a, cos ß — 6, cos a)' -\- (6, cos y — Cj cos j3)" + (c, cos a — «, cos y)' < a' ist. Die durch die Gleichung X- -^ y- -\- z' = a- charakterisirte Kugelfläche wird von der durch die Gleichungen 2) charakterisirten geraden Linie nur in einem Punkte getroffen, und also von dieser geraden Linie berührt, wenn (fl, cos ß — fji cos a)' + (^1 <^os y — c, cos ß)" + (cj cos a — «j cos y)' = «' ist. Die durch die Gleichung 2 I 2 I 2 2 X -\-y -\-z =a charakterisirte Kugelfläche wird von der durch die Gleichungen 2) charakterisu'ten geraden Linie gar nicht getroffen, wenn (rtj cos^ — 6i cos a)' -\- (6, cos y — c, cos ß)' + (cj cos a — «, cos y)" > a' ist. Mittelst leichter Rechnung findet man, dass auch /cosa^i /cosß^^ /-cos 7^2 fttj cos ß — Öj cos a\2 /-ftj cos 7 — C, cos (3\ 2 /-c, cos O — a, cos 'jy Tb J V iT J V ^^ j = - ( 1 — 1^ V cos a- + - 1 i-Ko« ß + - 1 1 ^ — T^M"^'^ r a' \ ftä e-^ 6- V c^ a^J ' c- V a- 6-/ ' + 2 ^-4 (!os a cosB 4- 2 7^ cos ß cos y + 2 4-4 cos y cos a ' a'J)3 ' ' b- c~ ' c~ a~ ' ist. 160 J. A. Griinert. Fünftes Capitel. Theorie der Bedeckungen , wenn keiner der beiden Weltkörper ein Fixstern ist. (Theorie der Sonnenfinsternisse.) Alles kommt hier auf die Betrachtung der durch die in Cap. II durch (x'gi), (X YZ), (X, FjZ,) bezeichneten Punkte gehenden geraden Linie an, womit wir uns also jetzt in aller Ausführlichkeit beschäf- tigen wollen. Die Gleichungen der in Rede stehenden geraden Linie sind bekanntlich Bezeichnen wir aber die von der einen der beiden Richtungen dieser geraden Linie, welche man bei jeder geraden Linie unterscheiden kann, mit den positiven Richtungen der drei Coordinaten-Axen einge- schlossenen, 180° nicht übersteigenden Winkel durch <:p, c}^, )(; so sind die Gleichungen dieser geraden Linie auch : 2% ^ — y .'/— 9 ^ — 8 cos vos i^ cos X und aus der Vergleichung dieser Gleichungen mit den Gleichungen 1) ergiebt sich daher, wenn (x einen gewissen constanten Factor bezeichnet, unmittelbar: coscp = [jL(.r — x), ^ cosx = l>.iZ— ^}. Zur Bestimmung des constanten Factors \i hat man aber die Gleichung |j cos cp" -|- cos ^' + cos J(~ ^ 1 , also nach dem Vorhergehenden die Gleichung Weil nun und auch [ABf + [BCf + [CAf = E(A' + B' + C) (f-f.)[i^('] + ig-ff,)[CA] + (Ä-Ä.) [AB] = 0, ist, so erhält man aus Cap. II, •§. 3, Nr. 24*) leicht und folglich nach dem Obigen Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 1 6 1 woraus sich ergiebt. Weil es aber völlig gleichgültig ist, auf welche der beiden Richtungen der durch die Punkte (Xili), (ATZ), (A'i F,Z,) gehenden geraden Linie man die Winkel 9, <{>' X Iieziehen will, indem es nur auf die Bestimmung der Lage dieser geraden Linie an sich im Räume ankommt, so reicht es offenbar hin, in dem obigen Ausdrucke des constanten Factors [x blos das obere Zeichen beizubehalten, also r — r. 3) V- = . folglich nach dem Obigen fr-rJ(Jr-r) cos 9^ ■•^VM^" n\ I I (r-rt)(r-9) 4-J Jcosi^^- ^^^ -^ '■«Vi-r-^r E (r - r,) (Z - 5) cos X = '^ -^-^ -^ '•^Vi-(^)' zu setzen. Führt man nun in diese Formeln die bekannten Ausdrücke von X — x, Y — 9, Z — ,<; aus Cap. IL •§. 5, Nr. 24*) ein, so erhält man: cos cp = — -— ' . , = -\ V ^ — l ~~S^ i - Sl /<'os? = — 7;— { . ,- '-\ -V 1 — I — ?~ (' Aus diesen Formeln kann man verschiedene bemerkenswerthe Relationen ableiten, von denen wir jedoch hier nur die folgenden, sich sogleich ganz von selbst ergebenden hervorheben wollen: 6) (f—f^)cos's + ifj — ff,)cos'^ + (Ä— Ä,)6-05X = ^Vl— (^T; ferner: 7) .4 cos '-f -\- B cos c}^ + Ccos X ^ 0 ; auch : 8) [BC]cos'i, + [CA]cos: — A)cos?> + (9 — (if,)eosr|- + (j — A,)cosx r^ folgt. Die Ableitung noch anderer Relationen aus den obigen Ausdrücken von coscp, cos'^, cosy, die für unseren Zweck von geringer Wichtigkeit sind, können wir füglich dem Leser überlassen. Führen wir aber die obigen Ausdrücke 3) von cos cp, cos ^, cos 1 für [AB^, [5CJ, [CA^ und A' + 5' + f^ ihre Ausdrücke durch (u ein, so erhalten wir: iah - hgt)Esin M — {(g-g,) (fgt - gft) - (h — h^) jhf, - /■/>,)} cos oi 1 11) COS 9 = '^^^ = |; cos(L + i^Z) = -^, sm(Z+ 13 3;) = -^— , toHfl (L+ 153:) = - ergiebt. Wenn mau nur weiss, ob 0 aus denen sich - X cos 15 S + j; «*'" IS 3! cos L = R cos sin L tung L = X sin i^X — y cos 13 Z R cos * .r sin ISS — y cos 15 S X cos iSZ -\- y sin 15 S ergiebt , so dass man jetzt die folgenden Formeln hat : R = sin * = 15) / cosL = sin L = tanq L= . ^ , •^ X cos 1» X + y sin 15 S welche gar keine Zweideutigkeit zulassen, weil L immer positiv und nie grösser als 360°, 0 zwar positiv und negativ, absolut genommen aber nie grösser als 90° ist. Am besten verfahrt man aber, wie es mir scheint, auf folgende Art. Man setze L+ 153; = 0, 21» l/x' + y' + ^' 9 R' X cos 1 S X + 1/ sin 13 S R cos^ X sin 15 S — y cos 13 J R cos X sin 13 S^ — y cos 13 1 164 J. A. Grün er f. so ist X = R cos 0 cos 0 , y = R cos(\} sinQ , z = R sin $. Nun bestimme man nach einer hinreichend bekannten Methode mittelst dieser Formeln, indem man H vorläufig als einen blossen Hiilfswinkel betrachtet, die Grössen Ä, 0, 6 so, dass den obigen Gleichungen genügt wird, mit der Bedingung, dass R positiv und der absolute Werth von 0 nicht grösser als 90° sei, was immer möglich ist. Dann ist nach IS) cos L^cos(ß — 13 %'), sin L = sin (8 — 13 3;): und da nun immer L positiv und nicht grösser als 360° ist, so lassen vorstehende Formeln bei der Bestimmung von L nicht die geringste Zweideutigkeit zu. Bezeichnen wir die Coordinaten des Orts, für welchen die Ephemeriden berechnet sind, durch (,f), (y), (s), seine geographische oder geocentrische Breite durch (), COo ij R cos * . j ■ (fi) cos (*) y ' (R) cos () ; Rcos^ folglich : 1 7^ /.«o / — -^^ (-^J + y (y) ■ r _ ^ ■^■(y)-.vf^) , j _ •»• (y) — y (^0 w j cosu— ^^^^ ^^^ ^ ^^^ ^^^ , sin h — B(fi),„,o, „,($)' i(">g ^—— ;rö,T+y(v}' Um nun aber die Coordinaten x, y , z selbst zu finden, muss man in den Formeln Cap. IV, Nr. 3) für a, h, c; a,, bi, c,; a, [i, ^ respective a, a , b; X, i), y, 9? ^? X setzen , wodurch man für die gesuchten Coordinaten x, y, z die folgenden Formeln erhält: . f cos^~ + cos -i/- cos x-\ cos f (cos f^ + cos ip' cos x^N y — 9 «^ V~ ) cos ■!/ C <'os y- + cos •■>' , cos X^-v ^— i V a^ b'^ ) cos X X cos f + i) cos 1^ 8 CO« X ^2 P" V' cos y- + cos 1^'- cos X' (r cos t|/ — 1) cos y)^ (i) cos x — 5 cos i^)'-* -j- (j, cos ^ ^ x cos x)" o- 6^ a° a' a^ 6^ Die einzelnen hierin vorkommenden Grössen wollen wir nun nach der Reihe einer etwas genaueren ehtung unt Zuerst ist Betrachtung unterwerfen. r cos y 4- j) cos !j< 5 OS X X cos y + « cos '^ + 5 cos x /■ 1 1 \ r, h • — 7^; — = s I ^ — 77] h COS Y , Theorie der Sonnenfinsternisse , der Durchgänge etc. 16S also Ferner ist cos 9' + COS ii' cos y- cos 9" + cos li^ + cos y^ /- 1 1 \ , 1 .1 i^ , = - — l-^ — F ^''^Z ' a-' va- 0- / also , /• cos 5)3 -|- COS 4/3 COS X" ^ 1 , •> '^ Flndlich ist (r cos ip — V cos 9)3 (y cos X — S cos jij^ + (} cos y — r cos xY «-a- «-0- (r cos -^ — ? cos v)3 + (i; cos X — 5 cos ip)3 + (5 cos 9 — t cos x)" 0353 + — f— — iiAixeosi) — 1)cos'.fy- «3 Va- 6-/ ^ ' ^r^+t>' + i^-(reosy + t,cosj, + icosxr- , 1 (I^JW ,, ^ _ ^ ^^ y also 2 l (r cos t^ — ^ cos y)3 (9 cos X — S f^os i|/)3 + (5 COS y — t cos x)^ \ "' \ ^3^3 I ^"^S ) ic^ + V'^ + S^ — (rcosy + Kosip +icosx)^ a / ? cos ■}/ — ^ cos y >|3 r, , 0^ r^ + t)'^ + 5' — (J^ cos y + i> cos 1}/ + J cos X)^ 2 /• r cos -J/ — l) cos y ^3 = (1 +2') „^ ^ l ^^ J- Setzen wir nun der Kürze wej^en : . ^^ ) „ ,r cos y + 1) cos i{/ + 5 cos X r , »> 1 1 5 19) { G^ — — = — cos cp H cos'b -\ cosy. a a „ r cos li — \) cosf X , i; H= ^ —cosi) coscp; a a ' a ' SO ist nach dem Vorhergehenden: , / r cos y + Ij cos t{/ iCosx\ ^ . 2. , f cos y3 4- cos ii- , <^osx'\ a , ■> •> „ ( (X COS !{/ — 9 cos y)3 (i) cos X — S cos if )3 + (5 cos y — r cos xT *> { J~^ 1 :^^i = (1 +£=) (F=— G') — r7/= = F-— G' + r (/^— ö' — Ä')- ij über die Bedeutung von e s. m. Denkschiiflen. Band VII, Cap. I, §. 3, Nr. S). 166 J. A. Grimert. Führt man diese Ausdrücke in die Formeln 18) ein, so erhält man nach einer ganz leichten Verwandlung: 20) 5 ' x — x y — ti COS« X" — F^ + G^ + m) X^X 7-—^ ; COS cp , 1 + £* COS X ' \ if ' . i -\- e.^ cosx? ' / aG + ^-icosx + a. J/ 1 — F^ + G- + e= (eo« x" — -f ^ + G^ + H^) [ ^ =3 1+e^co.x^ '^"^JC- Für die Grössen aG = x cos 9 + 9 cos ({^ + S ^''^ X "'^'^ aH^=x cos 4 — l? cos tp lassen sich nun noch die folgenden Ausdrücke finden. Nach 5) ist nämlich r-r, (jr[ßC]+l also nach bekannten Relationen 23) «G=V E ^^*'"+ ^^, Vl-(-^) Ferner ist nach 3) r-rA x[CA]-^[BC] , (^ -jj j - (/•-/ ö^ = also nach bekannten Relationen J x[CA]-nBC] (g-gi)):-(/--A)') Vi f~'''f I wo bekanntlich: AX + f?9 + Q == — \(fff,—gf,y + {gk^—hg,y + (Z^/, — /-ÄO^j «?«(0, [ C = (/■<7, — <7^) &^ cos o> + { (/ — /•,) (//^ — /•/?,) — (-7 ~ .«r,) (ff/h — /'^.) } •«'« «> ist. Mittelst der vorhergehenden Formeln kann man für jeden zwischen 0 und 360° liegenden Werth von (o die Coordinaten x, y, z berechnen. Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgönfie etc. 167 Man erhält aber ^nr x, y, z im Allgemeinen jederzeit zwei Systeme von Wertlien . die wir durch .V , y, z und x, y, z bezeichnen wollen. Es fragt sich nun, welcher von den Punkten (xyz} und (xyz^ die Bedeckung wirklich sieht, und welcher sie nicht sieht, da dieselbe offenbar nur von dem einen dieser Punkte wirklich gesehen werden kann. Dies lässt sich nach den folgenden Regeln beurtheilen, deren Gründe wir nicht weitläufig entwickeln wollen, da dieselben einem Jeden leicht von selbst einleuchten werden. Vorausgesetzt wird bei der Anwendung dieser Regeln, dass man die Coordinaten ^j, F, , Z, berechnet habe, wozu die erforderlichen Formeln in dem Obigen enthalten sind, Äasscre Berührnng. Man prüfe, ob (.cyx) zAvischen (.T^f) und (X, F,Z,) liegt oder nicht, was sich aus den Coordinaten dieser Punkte immer leicht erkennen lässt. Liegt nun (.r^i) zwischen (.f^j) und (X, F, Z,), so sieht ixyz') die Bedeckung und {xyz} sieht dieselbe nicht. Liegt {xyz) nicht zwischen (.f^z) und (X, FjZ,), so sieht (^xyz) die Bedeckung nicht und (xyi) sieht dieselbe. Innere Berührnng. Man prüfe, ob (yijj) zwischen (xyz) und Qiyz} liegt oder nicht. 1. Es liege (ri;^) zwischen (^xyz) und {xyZ). 3Ian prüfe, ob {xyz~) zwischen (jri;^) und (X, F, Z,) liegt oder nicht. Liegt (xyz') zwischen (j:^^) und (X, YiZi), so sieht (xyz) die Bedeckung und (xyz) sieht dieselbe nicht. Liegt (^xyz) nicht zwischen (X^i) und (X, F, Z,), so sieht (^xyz) die Bedeckung nicht und (xyz) sieht dieselbe. 2. Es hege (j"9 j) nicht zwischen (xyz) und (xyz). Man prüfe, ob (xi)^) zwischen (xyz) und (A', ]''iZ,) oder, was hier dasselbe ist, zwischen (xyz) und (A'i F, Z,) liegt oder nicht. Liegt(j:i;3) zwischen (xyz) und (A', F,Z,), und also auch zwischen (xyz) und (A', Fj Z,), so prüfe man, ob (xyz) zwischen (Xi)f) und (xyi) liegt oder nicht; liegt nun (xyz) zwischen (X^l) und (jryz), so sieht (xyz) die Bedeckung und (xyz) sieht dieselbe nicht; liegt dagegen (xyz) nicht zwischen (X'i)^) und (.T'yz), so sieht (j'yz) die Bedeckung nicht und (xyz) sieht dieselbe. Liegt (Xi)i) nicht zwischen (xyz) und (X, YfZi), und also auch nicht zwischen (xyz) und (X, YiZi), so prüfe man, ob (xyz) zwischen (Xi)^) und (xy z) liegt oder nicht; liegt nun (xyz) zwischen (r93) und (xyz), so sieht (xyz) die Bedeckung nicht und (xyz) sieht dieselbe; liegt dagegen (xyz) nicht zwischen (Xl)^) und (xyz), so sieht (xyi) die Bedeckung und (xyz) sieht dieselbe nicht '). Ob eine äussere Berührung dem Eintritte oder dem Austritte , eine innere Berührung dem Anfange oder dem Ende der ringförmigen Bedeckung entspricht, wird man hier ganz ebenso beurtheilen, wie in den Denkschriften, Band VII, Cap. III, ■§. 1, gelehrt worden ist, wobei man zu beachten hat, dass man nach dem Vorhergehenden den Ort auf der Erdoberfläche kennt, von welchem aus die Bedeckung gesehen wird. Wenn wir die Erde als eine mit dem Halbmesser a beschriebene Kugel betrachten, so ist e ^ o, und nach dem Obigen hat man also in diesem Falle zur Bestimmung von x,y, z die folgenden Formeln: cos f cos i{( tos X 'J Wenn ülicrhaupt drei Punkte durch die Coordinaten .r, y, a; x', y', »'; .r", y", z" bestimmt sind, so liegt der Punkt (.c', y', s') zwischen (a;ys) und (x" y" a"'), wenn x' — .v und x'—x" ungleiche Vorzeichen haben; dagegen liegt {x' y' %') nicht zwischen {xy%) und (x" y" %"), wenn x' — x und x' — x" gleiche Vorzeichen haben. Ähnliches gilt natürlich auch von den anderen Coordinaten. 168 J. A. Grtinerl. oder ; = j: — ß(G + V\—F' + G')cos^, 27) j ^ = i; — ß {G + V\—F' + G'} cosi^, ( j = ,^ — «(G^ + y\—F- + G-}cosx; wo F und G die aus dem Obigen bekannten Werthe haben. §. 3. Wir wollen jetzt den Ort auf der Erdoberfläche bestimmen, welcher in dem in Rede stehenden absoluten Zeitmomente, dem die Sternzeit % entspricht, eine Berührung der beiden Weltkörper in seinem Horizonte siebt. Da dies offenbar der Punkt der Erdoberfläche ist, in welchem dieselbe von der durch die Punkte (j;93), (^XYZ), {Xi YfZi) gehenden geraden Linie berührt wird, so haben wir nach 22) im vorher- gehenden Paragraphen, weil die beiden Durchschnittspunkte der in Rede stehenden geraden Linie mit der Erdoberfläche in ei n en Punkt zusammenfallen müssen, in den dort eingeführten Zeichen offenbar die folgende Bedingungsgleichung: 28) 1 — F- + G- + s' (cosx' — F- + G' -{- H') = 0. welche blos die eine unbekannte Grösse co enthält. Bestimmen wir daher w mittelst dieser Gleichung, und berechnen dann die entsprechenden Werthe der Grössen G und 9, '\i, y mittelst der aus dem Vorher- gehenden bekannten Formeln, so haben wir nach 22) für die Coordinaten x, y, z des gesuchten Ortes die folffenden Formeln : *o^ aG -\- s.^^ cos X •'■ = J" 7—-^; ^t;- cos <-f , 1 -|- E- COS f." ' 29) < ^ = 9 -r-r-« ^ ^"^ V ' ^ 1 + £- COS X" aG -{- t^ 1, cos y ■ = J . , „ — — COS y-, ^ 1 + £- COS y~ '^ woraus dann ferner die Länge L und die Breite 0 des gesuchten Ortes nach der im vorhergehenden Paragraphen gegebenen Anweisung gefunden werden können. Lässt man die Zeit % sich stetig verändern , so kann man mittelst der vorhergehenden Rechnungs- vorschriften die Curven auf der Erdoberfläche ermitteln, wo eine Berührung der beiden Weltkörper im Horizonte gesehen wird. Betrachtet man die Erde als eine Kugel von dem Halbmesser a, so ist £ = 0, und die Gleichung 28), aus welcher w bestimmt werden muss, nimmt also in diesem Falle die einfache Form 30) \—F'-\-G''=z() oder F' — G' = \ an; die Coordinaten x,y, z des gesuchten Ortes sind aber: i X = J' — a G cos cp , 31) lyT=\j — a G COS '\i, ( I = J — « G COS y. Diesen Fall der kugelförmigen Erde wollen wir nun zuerst etwas näher betrachten. Theorie der Soiineitßnsternisse , der Durchfiänge etc. 169 Die Gleichung 30), aus welcher in diesem Falle w bestimmt werden muss, ist nach 19) und 23), wenn man die dortigen Ausdrücke von i^ und G in dieselbe einführt: , COo Ü) und aus dieser Gleichun"- ersieht sich für cos w der folgende völlig entwickelte Ausdruck : 32) roÄ 0, = —- . ^ i^ J . Wegen des doppelten Zeichens in dieser Formel, und Mcil to nur zwischen den Grenzen 0 und 360° eingeschlossen ist, führt dieselbe offenbar im xVllgemeinen immer zu vier Werthen von to. Für a G erhält man nach 23) den folgenden x\usdruck : i(G= ± j/r + 9' + r — «% und zur Bestimmung der Coordinaten x, y, z hat man daher die folgenden Formeln: x — x + coH cp j/r + 9' + j' — fl% 33) -' y =\i + co:-i ')^\/ x' + f + ,f — »' . Die Gleichung, aus welcher (o bestinnnt werden muss, wollen wir nun auch für die ellipsoidische Erde weiter entwickeln. Zu dem Ende führen wir diese Gleichung auf ihre urs|)rüngliche Form , nämlich auf die Form cos if- + cos -J/^ cos %- "" "^"*'" ,} = 0 (r CO» !|/ — l)fOS'j\- (\)cosx — S CO« ■]/)- + (j cos ^ — rvosyj- oder auf die Form 6^ — (r'' + ir + j- ) /r fos y + » cos i{/ + j CO« xv a^6^ /r los f + )} cos ji + i cos xy 1 / 1 1 ^, 1 , , /-r cos i// — 9 cos f\') ( -b-6^)r^+( — ^ — )| ) zurück. Führt man nun in diese Gleichung für cos cp, cos '^^ , cos i die Ausdrücke Cap. V. §. 1. Nr. 5) ein, so erhält man die Gleichung: o = r_^)' 6'-(t^ + 9' + s') , J_ j r[BC]+y[CA]+}[Aß] ^ y- A) r + (g - g,) y + (^ -/',) } V] f""^?' Denkschriften der m.'ithein.-natnrw. Cl. VIII. IJd. 22 170 J. A. Grunert. Nun ist aber nach bekannten Relationen: A^ ^B' -^C' = PE\ x{BC] + 'i) [CA^, + 5 [JA] = PE cos (ü , [A B] = El (fffi —gfi)E sin tu — W'cos w } , x[CA]^nB(^] = (A — A, ) Psin to + { (f—f\)x + (^ — //,) 9 + (/' — /'i) 3 S 1 (/^. — .'7/V) ^^ '•"<'>• ^-^ + >^'«"' «" I : wo E, P, IFihre aus dem Obigen bekannte Bedeutung haben. Setzen wir nun der Kürze wegen noch 34) J=(f-^f,^x + (lJ—ffi')^ + (/>—h,)z, so wird : C\BC\+v\CA]+i\AB^ VP EyA^+B" + C^ E [AB] f,,^-,jf^ _ w sin (ü — cos CO, EV A^ + B^+ C" ^ P E V P j:[C4]-9[ßC] Uh^h,)VP JW ) . {fOi-Ot\)J — ' ' ' Sin (0 -\ „ . „ — cos «) ; EV A'^B--+C^ ) E' ' E'VP{ ' EVP und daher unsere obige Gleichung: E ^2 63 _ (,2 + »2 + 5^) «=(^r a^ 6- a^ b~ ( E r — )•, v £ / ) /■l l\j (t/p EVP 'r — r, ^ V^;) ^ '+ ^}l E^ + WVp\'"''"+ EVP '"'"^ T^TT*^ l-i-K-J i ) Der von s«h m und cos u) unabhängige Theil dieser Gleichung ist, wie man nach einigen Reductionen leicht findet: .^E^ 2 ^ ^---(r^ + y^ + s^) Der Factor von sin cu ist : Der Factor von sin w" ist: a^h^P Der Factor von cos w ist: a-b-EVP [jp-^ewik-h,) w+ (/•^,_.^/-,)vi} V(^) -(^y- Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durc/ifjänge e(r. 171 Der Factor von cos w" ist: Der Factor von sin w cos (u ist: Also ist unsere obige Gleichung zur Bestimmung von w, wenn man dieselbe mit «' Ir multiplicirt : OSU) + ^ { ^^ + ^M «^ W^^ + (fffi - fffif J' I } ^os «)' ^Ze'fjl^ \a'W—^^ \ih^Iu-)P + JW\\ s>n.> cosu^ Wie (ileichungen dieser Art aufzulösen sind , ist bekannt. Man kann nämlich entweder 1 — ta)i(i J- (/)- . 2 tang i- cd cos Oi = '-^ — - , Sin 10 : in 10 I + taiifi i fj)- l -p tftjig i w^ setzen, wodurch man eine Gleichung des vierten Grades mit der unbekannten Grösse lang '/j w erhält. Oder man kann die Grösse auf der rechten Seite des Gleichheitszeichens in 35) in zwei Factoren von der Form ■/ -}- ^ cosLo -|- fi. sinu), X, -f- X, cos 10 -\- [x, sinoi zerlegen, wo z, X, [a und /.,, X,, [j., allein aus den Coefficienten der gegebenen Gleichung bestimmt werden, was dann zu den beiden Gleichungen X -|- X cos CO -|- {X sin to ^ 0 , Xj -|- X, cos co + [a, sin lo ^ 0 führt, aus denen w leicht mittelst eines Hülfswinkels auf bekannte Weise bestimmt werden kann. Beide Methoden führen auf die Auflösung einer cubischen Hülfsgieichung ; indess scheint die zweite Methode etwas leichter zu sein, als die erste. Hat man (o auf diese Weise gefunden, so ergeben sich x, y, z mittelst der Formeln 29), wie schon aus dem Obigen bekannt ist. Führen wir indess e statt £ in diese Formeln ein, so erhalten wir: / (1 — e-) «G -)- e^ j cosx 1 — e* sin X x = x r :r-. — -. cos^f, 3b) / ^ = i; — ^-^ — ros tp, 1 1 — &'■ sin X (1 — e^) aG + e- i cosx Z = ,5 -. :r-. — ; COS^; 1 — c- sin x~ 22' 172 ,7. A. Grnnert. oder 37) / .)• r (1- -e2)G + e-^posx V « 1 — e- Ä(rt x~ * )„ >i (1- - e2) G + e^ ^ cos x V 0 1 — e^ sin x~ \- 5 (i- — e- ) G + e- - cos x \a « 1 — e- s2/i X Man kann sich auch die Frage vorlegen, welche Orte auf der Erdoberfläche in dem absoluten Zeit- momente, das wir hier immer ins Auge fassen, eine Berührung der beiden Weltkörper im Meridiane sehen. Diese Frage lässt sich auf folgende Art beantworten. Wenn nämlich die durch die Gleichungen ■»- — t y — « g — > eos o cos ^ cos X charakterisirte gerade Linie in dem Meridiane irgend eines Orts auf der Erdoberfläche liegen soll, so nuiss sie durch die Axe der z gehen, was die Bedingungsgleichung = oder X cos J^l ,in «), C= !(r— A) (/'/■.—/■/'.) — (^—^.) (///'.—/'//.)! ««■« "^ + (fffi—gfi) Eros o>: folsrlich die obiffe Gleichun":: E' ^f^ y(fg.-ffAy^(gf'.-hö' + ßfi -ßif -Vi- {^)' ^ j (/' - /'.) ! (fff, —.90 + (fffh - hJ' + (/'/-. —ßd' ] } + (ffh — flU) E { {f—fd X-^io — od 9 + (/' — l'i) 3 \ '"•" '^^ Berechnet man nun den llülfswinkel öj mittelst der Formel : sin 10 ;}iS ) In Hfl (o = (A _ /, ,) jc/'^, — ,//-, )^ ^ (j, h, — h g,r ^ ihf, — fh ,y \ ] (/"gl -afd E { (/■- /•,) r 4- (g - g.) 9 + (Ä - //, ) i } ' Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 173 oder mittelst der Formel: ^^) tang w^ — — , jh - 7t,) { (fg~ !,f,Y + (g/,. - ftg,)- + (7. A - f>h )- } . (fox -afi) E{(f-f,)x + (g - ff, ) i; + (A - >h) ä } ■ + so erhält man zur Berechnung von w die Formel: 40) cosita — oi)^ cos oi — — — , — Vi 1 1 Mittelst der Gleichungen 39J und 40) findet man w, und Avie man dann weiter die Coordinaten x,y, z des gesuchten Orts findet, unterliegt nach dem Obigen keinem Zweifel , und bedarf hier keiner weitern Erläuterung. Auch über die Beantwortung aller andern Fragen, welche hier noch aufgestellt werden könnten, ob z. B. die Berührung über oder unter dem Horizonte des Orts (.rj/i) stattfindet, ob dieselbe dem Anfange oder Ende der Bedeckung, dem Anfange oder Ende der ringförmigen Bedeckung entspricht, ist schon früher bei anderer Gelegenheit ') alles Nöthige gesagt worden, was hier in ganz ähnlicher Weise Anwendung findet, und daher nicht wiederholt werden soll. §. 5. Von vorzüglicher Wichtigkeit ist es nun ferner, die Zeiten kennen zu lernen, wo die Erdoberfläche von den die beiden Weltkörper einhüllenden Kegelflächen berührt wird, und die Orte auf der Erdoberfläche zu bestimmen, wo diese Berührungen stattfinden. Denn es leuchtet ein , dass man dadurch zugleich die Zeiten des Anfangs und Endes der Bedeckung auf der Erde überhaupt, auch die Zeiten des Anfangs und Endes der ringförmigen Bedeckung auf der Erde überhaupt kennen lernt. Wir wollen diese Aufgabe zuerst unter der Voraussetzung auflösen, dass die Erde eine Kugel sei. Unter dieser Voraussetzung wird in dem gesuchten Zeitmomente der Ort (.ryi) auf der Erdoberfläche, wo deren Berührung mit einer der beiden einhüllenden Kegelflächen stattfindet , offenbar eine Berührung der beiden Weltkörper in seinem Horizonte sehen, und zugleich wird die durch ,- + 3-)+ (4^)- ,r-f,)^ + ig-g.), + in-n,), i/^ r'— 'f (^"' welche uns aus §. 3 bekannt ist, cos to = ± 1 setzt, was die Gleichung (/•-A) ^^ + (g -gl) 9 + (/'-/'! )? \/^ C"~'"'f ° / £ \ä .; , 3 j / r — r, \ E J [ - E I ') M. s. Denkschriften. Band VII. 174 J. A. Grnnert. also die vier Gleichungen: ,, "-ZU -^ " 1=^7^ Vf + f + i'-a^, V 1 41) < E = ±— — Kr + r + r— «- giebt, deren zwei erste dem Werthe cos co^ + 1, die zwei letzten dem Werthe cos (u= — 1 entsprechen. Da diese Gleichungen in Bezug auf die Zeit % als unbekannte Grösse, von welcher f,g,h und /", , ()^, //, , und daher auch E, X, 9? i abhängen, transcendent sind, so ist deren Auflösung nur durch Näherung möglich , und man muss sich dabei der hinreichend bekannten Näherungsmethode bedienen, deren weitere Erläuterung nicht hierher gehört. Für cos co::^ -(- 1 ist nach 23) : r ^-'•i \^f- /■') »^ + (ff - fl-i) 9 + (Ä - Ai) 5 A/i r '" - ''«V -^ ^füi - gfiT- + (ffÄ, - hg,y + (AA - fh,Y \ "^ = -^1 i^^T, ^Vi— i-y-j + ^ r also nach den beiden ersten der Gleichungen 41) mit Beziehung der oberen und unteren Zeichen auf einander: 42) uG= ±]/x'' + f + h' — <^'^ und folglich nach 31): ( X = y + cos o Vx' ^f + i' — rt% ^3) I y = \J + COS 'ji Yx' -f 9" + i' ö' ' I = j + COS -/ |/r + 9' + t — a-; wo, wegen cos oj = -j- 1 , s/« w = 0, nach 11): '• - »-1 \ /■- A 1 / 77377^ (ff - ffi) (/"ffi - ff A ) - (/' - '«, ) ( A A - A. ) cos 'Si -»•i K~'' 1/ ,^_^ 3 (ff-ffiH/ffi— ffAJ-t/'-"iH/'A -/«!> i E )r-r, V 1 — (— ^) '-Ey(fg,^gf,y- + (gh,-hg,r + ihf\-fh,f (' 44. ),.o,i = ?l^^)^^^^A/"i 771:7;;;^ _iA-M(ffA.-Aff.)-(/--A)(/-ff.-ffA)_^ ^^ 'E ''•-'•. »^ ' ~r7^j £KT7>r^ffÄF+(ffA,-A3,)= + (AA-/A,)M' / r — r, (A — Ä^, r — --5 (/■— A) (AA -/■Ai)-(ff — ffi)(ffA, -Äff,) . r cos 7 = — - — { 1/ 4 (r — 1 ,\ V "■ ''■-'•. »^ ^ ~l~^~J E y (fg, - gf,Y + (gh, - hg,Y + (hf, - AA,)= ) ist. Für cos tu = — ! ist nach 23): a (t = — - — AJr + (g-gi)9 + (A-A,js-|/T _ /- '• - nf _ K(/g. - ffA)^ + (g'h - hg,y + (AA - ßiT' I £ t # — #-j also nach den beiden letzten der Gleichungen 41) mit Beziehung der oberen und unteren Zeichen auf einander : 43) aG= + yf^f + und folglich nach 31): f — a' Theorie der Snnnenfinsternisse, der Ditrc/if/äiif/e etc. 1 75 x=X + cos cp \/x- + 9' + f — «% wo. \vef?en coh (o = — 1 , sin co = 0, nach 11): ,, ) , '•-'•O.'/-.'/,-!/ .._^.a i'>'-'h)Ülh,-hg,)~(f-f,)ifg,-gf,) cos r — r, i/i — Ä, -. r- -r — r ^^ )ä + (jfÄ, -A£f,)ä + (A/i-/•A,r- ist. Wenn man die Erde als Ellipsoid betrachtet, so wird die Auflösung der vorhergehenden Aufgabe viel weitläufiger. Die zu erfüllenden Bedingungen sind dieselben wie vorher, mit dem Unterschiede, dass die durch die Mittelpunkte der beiden Weltkörper gelegte Ebene, in der die durch die Funkte (r^O' i^YZ), (A'j rj Z,) gehende gerade Linie liegt, nicht durch den Mittelpunkt der Erde, sondern durch die Normale des gesuchten Orts (^xyz) gehen muss. Weil aber i h TT = 1 oder ^ ^— — 1=0 ist, so ist. wenn wir die Grösse auf der linken Seite des Gleichheitszeichens in dieser Gleichung durch s bezeichnen : (l,s 2.r d,s ly d,s 2» dx a^ dy a- d% b- wo die Differentialquotienten partielle sind. Also sind, wenn wir die veränderlichen oder laufenden Koordi- naten durch (a;), (y), (t) bezeichnen, (,x) — x (y) — y (z) — » 2 a.-» 2y 2« a* «^ b^ oder .r y z die Gleichungen der dem Punkte (.J'^t) entsprechenden Normale des Erd-Ellipsoides. Weil nun die durch die Gleichung A(x) + B(y^ + Ciz) + D = 0 i charakterisirte Ebene, wo A, B, C, D die aus Cap. I, §. 3, Nr. 19) bekannten Werthe haben, durch den Punkt {.ry z} gehen soll, so ist A\ix) — x] + B\(:y)-y] + C{(z)-z\ = {), und folglich, weil in dieser Ebene die Normale des Punktes (d'yz) liegen soll: {A + B^^ + Cpj{ix)-xl = 0 für jedes (^x), also 176 J. A. Gr IUI er f. A^ß'L+Cp = 0, .V b- .V uder ^ iA.v + Bj/) + Cz^(i— e') {Ax ^ By) -r Cz = 0 . uder 48) A.r + ßi/ + Cz — e- (A x + By) = 0 , welche (Ileichung mit der Gleichung- 35) in ■§. 3 zu verbinden, und die Itechnung- auf folgende Art zu führen ist. Man lasse sich X stetig verändern '), und bestimme für die einzelnen Werthe von 2! die entspre- chenden Werthe von to mittelst der Gleichung 35). Hierauf berechne man den Werth von aG mittelst der Formel 23), die Winkel (d, ' P.' ttG + e^zcosy + a 1/ 1 — F= + G* + e^ O-os y' — F' + G' + H^) 50) «B = ,— — -' 1 + £" COS X' wo die Ausdrücke von F, G, Hund cos y^ durch w aus §. 1 und §. 2 bekannt sind; so ist nach 22): 5 1 ) •>'-r _ y - ^ _ --S _ su cos y cos ^ cos x ') Wie man diesen Ausdruck, d.h. eine stctifjc VeriinJerung, bei Xäherungsrechnungen zu verslelien liaf. bedarf hier keiner weitereu Erhiutcrung. Theorie der Sonnenfinsternisse, der DurchgUnge etc. 177 und man muss nun offenbar w so bestimmen, dass dX ist. Ist dies geschehen, so ergeben sich die Coordinaten x, y , t des gesuchten Orts mittelst der vorher- gehenden Gleichungen Sl) von selbst. Aus der Gleichung 49) ergiebt sich also -^p.smi^ -^ + cos\ (p -^+p.— j_p _+p,___A_, folglich für = 0, wenn man zugleich für cos A' den Ausdruck 49) einführt, nach einigen leichten Reductionen: oder, weil / - p/' + A^' = 2 p' (p' - p', ro.s- A'), p/' — p'' + ^^ = 2 p,' (p,' — p' CO« A') ist: 33) (p- - p', cos A') ^ + (P'. - p' CO. A') ^ - E ;[| = 0. Nach S I ) ist j- = i- 4- ^cos'f , «/ = 9 + spcos({;, 2 = 5 4- spcosj(; also .r — f^X — /■+ ^ eos 'f. und .r — /", ^r — /'i + ^ fos 'f, j — /* = 5 — Ä + «P cos x; 2 — A, = j — /(, + «P ro.v /: folglich nach bekannten Relationen : ix- ff + ip-gy + (a-ÄO + w 2 ^ 1(1 ~ /■) cös ? + (9 — ^) cos ({; + (ä — //) cos i j + 2 ^ Kr — /■,) cos 9 + (9 —gi) cos c!^ + (3 — Äj ros X ! also, wie man leicht findet: Dt'iiliM'lirifU'ii der umtliem.-iiaturw. Cl. VIII. Bd. 23 178 J. A. Grunert. Setzen wir r — r, \ h J SO wird: Es ist: r + r — also : daher wird die Gleichung 52): 1 1 ''^ -P P* dS Es ist aber nach 55): P72=(*~"^Hrfi-'-^J' P' 7¥ = <;*"'"'^Hj^ -'•'«) und nach 54): also : ■' = ('■ E rd' (1 + ^0, Vi- r, (1 + O^) V 1 + c r, (1 + a^) - J/l + O^ r - r^ -^Vi-B ^r- >^^ qjVi f- -^^r- -■•ISO — 9 + 0» Theorie der Sonnenfinsternisse, der Diirc/if/änf/e elr. 179 auch ist, wie man leicht findet : (IE (r — >-,) O dCx Foljylich wird unsere obige Gleichung : (./ (^-r D) |. (1 + DO-^^I (^-'- ^) J 2 ä (7 «^ \ Setzen wir nun oder so ist und nach S5) (r _ r,) ^ = rll, — r, U , (r — r,) Ö = U, — U Also ist die obige Gleichung: U (/■r+ U,') ! r (r- /■,) + U (U — u.) } ^ -U,(r +ir) är,(r-r,) + ll,(U-U.)}^ ) = 0. - (U - u.) 0-' + u^) Or + ur) (^ - '^) folglich nach einigen leichten Reductionen : O-U, - r. U) { r ir: + Uf) '~ - r, {r^ + U^) ^^ } = 0. Wollte man nun 57) ,U, — nU = 0 setzen, so würde dies nach dem Obigen (30) ^ = 0, also x ^=1, y — i), - — ,^ geben, und es würde folglich ir 0- sein, d. h. die Spitze der die beiden Weltkörper einhüllenden äusseren oder inneren Kegelfläche würde in dem in Rede stehenden absoluten Zeitmomente in der Erdoberfläche liegen, was man daher in jedem Falle besonders prüfen muss. Im Allgemeinen ist aber die gesuchte Bedingungsgleichung: S8) . Ov + Ur) .^ - r, (r^ + UO ^ = 0. 23" ISO J. A. Grüne Vf. Zur Auflösung unserer Aufgabe bedient man sich nun dieser Gleichung auf folgende Weise. Man lässt (o sich von 0 bis 360° stetig verändern, und bestimmt für jedes to sowohl in Bezug auf die Zeit X, als auch in Bezug auf eine davon um ein Geringes verschiedene Zeit, die Werthe von ^ und £l mittelst der Formeln SO) und 54). und dann die Werthe von U und U, mittelst der Formeln SO). Dann wird man leicht die den in Rede stehenden Werthen von to entsprechenden Werthe von d\\ , rfU, dt ""'' J% wenigstens näherungsweise berechnen können. Führt man nun die der Zeit 3; entsprechenden Werthe von "' "' ""'^ dx' Iz zugleich mit den Werthen von r, y, in die Gleichung 38) ein, so wird sich zeigen, ob dieselbe erfüllt ist oder nicht. Diejenigen Werthe von tu, für welche sich diese Gleichung erfüllt erweiset, sind die gesuchten, und die Coordinaten x, y, z werden dann mittelst der aus dem Obigen bekannten Formeln : erhalten; aus diesen Coordinaten ergeben sich aber ferner L und , , Oö) . ^ ( cos (0,= s/-// 0 cos 0, — c-os (a — a,J fos o s -\- p, cos 8, cosü),^ = RR, (p cos P -j- pi cos P,), p" p," (cos 8 sin 8, cos ö + *'*^* 5 cos 8, cos Wj) r= R R, (p R, cos P s«rt D, + p, R cos P, s/h D) ; folglich die Gleichung zur Bestimmung von z : a^ (R sin D — R, s/« Dj)' = (R-' + R,' — 2 RR, cos 6) z' — 2 R R, (p cos P + p, cos P,) : + RR, (pR, cos P sin D, + p, R cos P, sin Ü), oder auch: , rsin D sm D,\' , rsin u sin u,\- "■(-r; R-) ~ U^ "^ R,ä RK, J " " Ir ' R, R, ' R J ■ + f- cos P sin D, -\- ~ cos P, sin D) ; VR I\, oder, wenn wir 68) sin n ^ - , szra n, ^ -- R n, setzen : 69) (sin n, s/« D — sin U sin I),) (sm IP + sin 0,' — 2 sm 0 sm H, cos 0) (-) — 2 (^ sm n, cos P + ^ sin U cos P,)-* + f;^ cos P sw D, + ~ COS P, sm D). VR R, ^ Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 183 Löst man diese Gleichung auf gewöhnliche Weise auf, so erhält man: 70) {sin ri" -|- sin 0," — 2 sin 0 sin H, cos t)) - = - sin n, cos P + ^ s'" n cos P, il- smn, cosP + ^ sinW cos?S' vR Rj / ± <| + {sin W + s?rt rii" — 2 s?« 11 sin 0, ros 0 ) (s2H n, sin D — s/?; H s»; D,)' — (^ cos P s/h '^i + ^ ^'"* '^i *"' ^ ) Hat man z mittelst dieser Formel gefunden, so erhält man x und y mittelst der folgenden . aus dem Obigen sich unmittelbar ergebenden Formeln : 1\) oder 72) ^ p cos a cos 0 — p, cos a, cos o, ■ > \ x = p cosa foso -J r-;^ r-- iz — o sino). ' p siTi 0 — pi sm 0, ^ p sin a «OS 5 — p, sjk a, co« 5. , . ^ y =: c, siH a coso A- r-; r-^; (2; — f> Sin 0) ; '^ ' p sin S — pi sin 5, ^ ' ^ p CO.S a cos 0 — pi cos a, cos o, • "> -. ;r = p, cos a, COS 0, -| ;-— -. — r (z — pi stn 0, ) . ' ' ' ' '^ p sind — pi sin $i ^ ^' " ^ p sjw a cos ä — Pj «in a, cos 5, , . 's -. ?/ = p. s?H a, COS 0, -1 :— r^ iz — p, sm o, ). •^ ' ' ' ' ' p sf«d — pi sinSi ^ ' ' " Bezeichnen wir die beiden Systeme von Werthen, welche die durch die vorhergehenden Formeln bestimmten Ooordiriaten haben können, durch x, y,z und ;c, ^, S, so ist noch zu entscheiden, welcher von den beiden Punkten {xyz^ und {xi/ f) die centrale Bedeckung wirklich sieht. Zu dem Ende ermittle man, was immer sehr leicht ist, ob der Punkt (xgz^ zwischen dem Punkte {xyi) und dem durch die Coordinaten (jcosacosc, psinacoso, p sin 0 oder dem durch die Coordinaten p, cos a, cos 0, , p, si7i a, cos ö, , p, sin 0, bestimmten Punkte liegt oder nicht. Ist das Erste der Fall, so sieht {xyz} die centrale Bedeckung; ist das Zweite der Fall, so wird dieselbe von {xyz) gesehen. Die Bedingungsgleichung, dass die durch die Mittelpunkte der beiden Weltkörper gehende gerade Linie die Erdoberfläche berührt , also der Berührungspunkt die centrale Bedeckung in seinem Horizonte sieht, wodurch sich zugleich der Anfang und das Ende der centralen Bedeckung auf der Erde bestimmt, ist nach dem Obigen : 73) it sin n, cos P + i' sin U cos ?X vR Kj / + {sin 0' + sin 0," — 2 sin 1 1 sin 0, cos 6) I {sin n, sin D — sin Fl sin Di)" — (^ cos P sin ßi + jj^ c"s P, sin D] oder : 74) f CO.S P sin D, + ^ cos P, sin D ^1^ sin n, cosP + ^ sin 11 cos P, j" ^ {sin n, sin D — sin U sin DS' + . „., , — ^-— — ^ '. „ . „ x • '^ ' •-/ I jjjj jji _|_ jj„ jj^. — 2 sjn U sm Hj cos ö 184 J. A. Grimert. §. 8. Wir wollen jetzt nocli die Orte auf der Erdoberfläche zu bestimmen suchen , wo in dem absoluten Zeitmomente, welches wir hier immer in's Auge fassen, die scheinbare Entfernung der beiden Weltkörper von einander die gegebene Grösse A' hat. Diese Aufgabe kann, wie es mir scheint , am einfachsten und elegantesten auf folgende Art gelöst werden. Die Gleichungen der durch die Mittelpunkte der beiden Weltkörper gehenden geraden Linie sind bekanntlich ^ — f y~a % — h f—fi 9 — 9i h — h^ oder ^—fi y — Oi «21^1 f—fi O — Oi h — ht' und die Coordinaten des Mittelpunktes der Entfernung E der beiden Weltkörper von einander sind: Die allgemeine Form der Gleichung einer durch diesen Punkt gehenden Ebene ist Soll diese Ebene aber auf der durch die Mittelpunkte der beiden Weltkörper gehenden geraden Linie senkrecht stehen, so nuiss nach den Lehren der analytischen Geometrie bekanntlich L itf iV f—fi 3—9i h — ht sein, und die Gleichung unserer Ebene ist also: (f—fi) {^ — h(f + /"') } + (// — //i) \I/ — Hff + .'/')! + (/' — /'i) 1 : — i {// + A. ) S = 0 , oder, wenn wir der Kürze wegen 2K^if~f\} (/■ + /•.) + (f,-gd (jj + fjd + (A-A.) (Ä + A,) setzen : Die Gleichung einer beliebigen durch die beiden Punkte iffffi} und ifffi/ii) gelegten Ebene sei wie gewöhnlich oder Aix-n + B(i/-g}+ fO-//) = 0. -4(a;-/-.) + Ä(^-'o]-^ ^ [9oio] ' ^ [^oSo] Löst man aber diese Gleichungen vollständig auf, so erhält man nach einer zwar etwas weitläufigen, sonst aber keiner weitern Schwierigkeit unterliegenden Rechnung, wenn man der Kürze wegen setzt, für X , g , i die folgenden merkwürdigen Ausdrücke, in denen die oberen und unteren Zeichen sich auf einander beziehen : [r„»o] IB%] - [8„ro] [Cj„] ± [t-oäo] Kö i/ [lo»o]' + [>'ok]^ + [5olo]- [äo 'ol [Ai-o] - [«o5o] [ß>'o] ± [io»'o] K^ Man könnte diese Formeln noch auf verschiedene andere Arten ausdrücken , weil zwischen den Grössen, von denen sie abhängen, verschiedene bemerkenswerthe Relationen stattlinden. Um jedoch nicht zu weitläulig zu werden, wollen wir hier nur auf ein Paar dieser Relationen aufmerksam machen, welche sich auf der Stelle darbieten. 190 J. A. Grün er t. Zuvörderst erhält man leicht = CA' + B' + rO (Xo' + %' + W) - (AXo + B% + c>,„y; weil nun aber Af+Bg + Ch = Af, + fi^, + TÄ, , A [BC] + 5 [r/l] + C[AB} = 0 ist, SU liefern die obigen Ausdrücke von x«, ^u? jo leicht die Gleichung: Ax, + Ät;o + Ca„ = .4/- + Bfi + TÄ , so dass also nach dem Obigen auch [ro9o]' + [9o.5u]' + ikM' = (^' + ß' + f;0 (r,r + 9o' + ^u'O - iAf +Bff + c/>y gesetzt werden kann. Es ist Xi, [9o^o] + 9o [joru] + ^0 [r„9o] = 0 , .4 [%5„] + B [)„x,] + r[r„i;„] = 0 und = K^/- + 5^ + r//) (r,r + %' + j„^ — «^ + i^^' co,ser A'"). ^[.ir.,] ^Ä'[59„] + r[Oo] = (Af +Bg + Chf -1{A + B' + C') («= + r„^ + 9,r + i^ - \ E'- cosec A'l- Weil man nach den aus dem Obigen bekannten Formeln für jeden Werth von lo zwischen 0 und 360° die entsprechenden Wertbe von A, B, C und j:,,^ 9o! h» bestimmen kann, so kann man mittelst der vorher entwickelten Ausdrücke von x, y, z für jeden zwischen 0 und 360° liegenden Werth von w die entsprechenden Werthe dieser Coordinaten finden ; wie man dann aber ferner aus denselben die entspre- chenden Längen und Breiten findet, ist oben gleichfalls schon gezeigt worden. Sechstes Capitel. Theorie der Bedeckungen, wenn der eine der beiden Weltköi-per ein Fixstern ist. (Theorie der Sternbedeckungen.) Alles kommt in diesem Capitel auf die Betrachtung der geraden Linie an, deren Lage im Allgemeinen zu bestimmen in Cap. III gelehrt worden ist. Um dies dem Leser deutlich vor die Augen zu führen, wollen wir uns die folgende Construction gemacht denken. Wir wollen durch den Mittelpunkt (fgli) des unserem Theorie der Sonnenfitisternisse, der Durchgänge etc. 191 Sonnensysteme angehörenden, mit dem Halbmesser r beschriebenen kug-elförmigen Weltkörpers uns eine zugleicii durch einen gewissen Fixstern gehende Ebene gelegt denken, welche durch die Gleichung 1) Ax-\- By + Cz^ D = 0 charakterisirt sein mag, und wollen in dieser Ebene von dem Fixsterne aus zwei gerade Linien ziehen : die erste nach dem Mittelpunkte (fgh) des mit dem Halbmesser ;• beschriebenen kugelförmigen Wcltkörpers, die zweite so, dass sie diesen Weltkörper in dem Punkte (XYZ) berührt; ziehen wir dann von dem Fixsterne aus noch eine dritte gerade Linie nach dem Mittelpunkte der Erde oder dem Anfange der Coordinaten, so wird man diese drei geraden Linien, weil dieselben sämmtlich von dem Fixsterne aus nach innerhalb des Bereiches unsers Sonnensystemes liegenden Punkten gezogen sind, wegen der in Bezug auf unser Sonnensystem als unendlich zu betrachtenden Entfernung der Fixsterne, ohne allen merklichen Fehler, wenigstens bei Untersuchungen von der Art der vorliegenden, als unter einander parallel anzusehen berechtigt sein, und es werden folglich, wenn wir die von dem Fixsterne nach dem Mittelpunkte (fgh} des mit dem Halbmesser r beschriebenen kugelförmigen Weltkörpers gezogene gerade Linie uns wie in Cap. HI durch Gleichungen ^—f y — g g — /t *J cos y. cos (X cos V charakterisirt denken, die drei Winkel X, fx, v unmittelbar durch die Rectascension und Declination des betreffenden Fixsterns gegeben sein, wenigstens mittelst bekannter einfacher Formeln immer leicht aus den letzteren abgeleitet werden können, so dass wir also im Folgenden die durch X, [x, v bezeichneten Winkel, ebenso wie die Coordinaten f,g,h des mit dem Halbmesser r beschriebenen kugelförmigen Welt- körpers, letztere natürlich in Bezug auf ein bestimmtes absolutes Zeitmoment, immer als bekannt betrachten können. Dass es aber in diesem Capitel zunächst hauptsächlich auf die Bestimmung der Durchschnittspunkte der von dem Fixsterne nach dem Punkte (XFZ) gezogenen geraden Linie, welches eben die in Cap. HI der Lage nach zu bestimmen gelehrte Linie ist, mit der Oberfläche der Erde ankommen wird, bedarf nun einer weiteren Erläuterung nicht, und wii- wollen daher jetzt sogleich zur Entwickelung der Coordinaten der Durchschnittspunkte übergehen. §. 2. Die Gleichungen der geraden Linie, auf deren Betrachtung in diesem Capitel Alles ankommt, sind nach Cap. HI, Nr. 3) bekanntlich: 3) a^~X _y-Y _%-Z cos X cos (i cos V ' wo die Coordinaten XYZ nach Cap. III, Nr. 18) durch die Formeln *) {Y=g + Z = g + oder, vollständig entAvickelt, durch die Formeln l/Ä^ + B^ + C ' r ■{CA\ Vr- + B^ + C3 r {AB] YA'^ + B^ + C- 192 J. A. Grunert. V n (-9 '^"^ "* — h COS (>.") sin (li — If — (^f cos X -\- g cos y. -j- h cosv") cosX] cos w / '' 1/ o o o ■ ' V f" + g- -\- h~ — {fcos X -\- g cos (* + Ä cos v)' „ , (k cos X — fcos v) sin co — \g — (fcos \ -j- g cos y- -{- h cos v) cos (ji j cos (a 5) J 1 =zff — r — - ' y f' + g^ -\- h^ — (fcos 1 + g cos (x + A cosv)^ _ (fcosii. — gcosXysinw — |/i — { fcos \ -\- g cos fi. -i~ h cos v) cos v^ cos tji V f^ + 9^ -\- h^ — (f<:os X -}- g cos (a + A cos v)^ bestimmt sind. Bezeichnen wir jetzt die Coordinaten der Durchschnittspunkte der durch die Gleichungen 3) charak- terisirten geraden Linie mit der Oberfläche der Erde durch x.y,z; so ist nach Cap. IV, Nr. 3): /cosV^ -\- cosii? cosv^\ ;r — X V a^ i- / cos 1 /cos \~ -j- cos (A* cos v~\ y — Y \ a- h^ ) cos y. (cos \^ + cos ^^ cos V- -> % — Z d^ b^ ' cos V X cos X + 1' cos fi Z cos V ~ ä^ b^ 1 /cos X- + cos (/.- cos v^ fX cos (JL — Y cos X\2 (Y cos V — Z cos (a)^ + (Z cos X — X cos v)* Zuerst ist nun cosX'^ -{- cos y.^ eosv^ cosV -{- cosy^ -\- cosv' /\ 1 cos v cos h -\- cos (i" "t" cos V / 1 1 x f OS V , «- also „ /cos X2 + cos (jl2 cosv^^ /• a-N , , •< ■> Ferner ist X cos X + F cos u. Z cos v X cos X + i' cos y + Z cos v / i 1 \ ,» a^ ' b- «* ''«^ 6^-' also „ fX cos X + Y cos i>. Z cos v^ „ i i i- i v i 2 •y ß~ I ;; j — 1 = Ä cos A -|- 1 CDS \x -\- /j CDS V -|- e Z coa' v ; V «- b- J aber, weil nach einer bekannten Relation \Aß\ fosv + {^ri <-osX + \CA\ cosii = 0 ist, X cos X -\- Y cos [i + Z cos v ^ /* cos X ^ ff cos (Jt + /< cos v ; also ., /JT cosX + r cosfi Zcosv-. , ■> 7 a' I :; — I = / cos A + fl cos U- -\- li cos v + e Z cos v. Endlich ist X cos 11— Y cosX^.^ (Y cosv — Z cos (i)* + (Z cosX ~ X cos vY (A cos (1 — r cos ^Y Jf ■■' + r^ + Z'i — (jr cos X+ Ycosy + Z cos v)^ , 1 /- 1 1 «»6» + .^fc-6T)(^-«f^-^'-^)^ also Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 193 , ( (X cosf). — Y cos >.\2 (^Y eosv — Z cos n)^ + (Z cosX — X cos v)^ i "" "" '" ^ . ^^ . « ^» /A cos (JL — r cos /.■> 2 y a ) X^ + Y^ + Z'^ — {X cos\+Y cost>. + Z cos v)^ ^fXcost^—Y cos l^^ Nun ist r-+Y'' + z'=r- + r + h' + f\BC] +g{CA\ +h {AB\ 9, V A~ + B^ + C-' , {ABy~+ \BCY^+ [CA]-^ "■" A^+B^ + C^ ^= r- -\- f- -\- g' -\- h' -\- 2 rYf' + ^^ + A^ — (f cosX -\- g cos (i + Ä cos v)" • cos i also X-+ r + Z- — (ZcosX+ F cos |Ji + Z cos vy = /•■ + /"^ + ^' + A' — {.f cos\ -^ g cos fji + A fos v )" + 2 /• j//"- + ^' + /t' — (/■ cos 1 + g cos\). + h cos v)' . cos w. Ferner ist „ „ , . |ßC| cosfi— {CA! cos). A COS IS. — / cos A ^ r cos u. — g cosK -\- r ' ' — :^ /■ COS [X ^ COS X {f cos ^ — g cos X) cos u + |A — (/ co« X + fli cos (t + ä cos v) cos v | sin o> Vr + ff^ + Ä- — (fcosl + g cos n + /t cos v )= Also ist (•A' cos (ji — YcosX\^ I (Fcosv — Z cos ii.Y -\- (Z cosl — Jfcosv)" KA cos n — 1 cos X\2 ^ i^Y cosv — Z cos n)^ + (Z cos 1 — X cos v)' i »■^ + P +5* + A^ — (fcos'K + jr cosfx + h cosv)" -\-Zr yp + g^ + h- — {f cosX + g cos f- + h eosv)^. cos ot ( f COS fi — g cos \ 3 1 f /" ''"* (^ — 0 '^"^ X) cosiii -\- |A — {^f eosX -\- g cos ft + A cos v) cos vj »in < V K /^ + flf^ + A^ — (/■ cos >^ + (/ cos n + A cos v)2 Setzen wir jetzt der Kürze wegen : / F= f/^' + g~ + A" — (f cosX -\- g cos fx. + A cos v)% 6) ^= /" '"OS X + ^ «"OS (J- + /i ^os V , [^ H ^=f cos [X — ^ cos X ; so ist : , /cos \- + cos (i^ cos V-\ ., , « ( ^^ + -5^J = ' + ^' ^■«•''^^■' «= j£-xj_r^-. ^ z^j = G + rZ cosv, , ( /A cos fi — l'cosX\2 (^l'cosv — Z cos ;i)^ 4" (■Z cos). — A CO.S v)- "' \ l «^ J + :^^ r* + f-{"2rF cos w ^^ ( rr Ä cos to + (A — G cos v) »in t» 1 2 ni'iik.schiirten ilei- ni;itliem.-n:itunv. Cl. VIII. lid. 25 194 J. A. Grunert. also : 7) (1 + £' '"«« '>') ^ = (1 + s' cos v') ^ ~ *' = (1 + £" COS V") cos (i 5 — z cosv i'Z cos V ± « V 1 p + ^- j COS.- + ^.[H+ f ) Betrachtet man die Erde als eine Kugel, so ist e = 0, also : a- — X I/—Y % — Z ^ \r, r^+F^+2rFcosl^ S) — = ■ = = — G ± a\ l ^ ' cos K cos (/. cos V «■' wo a den Halbmesser der Erde bezeichnet. Welches Zeichen in den vorstehenden Formeln man nehmen muss, wenn der bestimmte Ort die Berührung der beiden Weltkörper wirklich sehen soll, prüft man ganz eben so wie in Cap. V, §. 2, bei äusseren Berührungen, indem man an die Stelle der dortigen X,, F, , Z^ jetzt nur die obigen X. Y, Z setzt. §. 3. Wir wollen jetzt den Ort auf der Erdoberfläche bestimmen , welcher in dem absoluten Zeitmomente, dem die Sternzeit ^ entspricht, die Berührung der beiden Weltkörper in seinem Horizonte sieht. Betrachten wir zuerst die Erde als eine Kugel, so ist die Bedingungsgleichung, aus welcher lo bestimmt werden muss, nach dem vorhergehenden Paragraphen: . r~ + F^ + %r Fcusti) woraus sich a^ — r" — F- y) cos (u = 10) cosw %rF oder «^ — r° — f~ — g- — /t^ — (fcos X + (/ cos (ji + A cos v)^ i ^''V P + g'^ + h' — (fcos X + g cos li. + h cos v)^ ergiebt. Auch ist nach einer bekannten trigonometrischen Verwandlung: ( , , (a + r-F)(a-r + F) Hat man w auf diese Weise gefunden, so erhält man x , y , z mittelst der Formeln : .r = X — G cosX, 12) {i/ =^Y—Gcosii, = Z — G cos V ; Theorie der Sonnenfinsternisse, der Diirchf/ihif/e etc. 195 oder : I X = X — (^fcos X -1- /7 cos |Jt -f Ä cos v) cos X. 13) \ y = Y — (^fcos ^ -\- ff eos [)■ -\- f> cos v) cos fi, [ z --^^ Z — {fcos ^ -{- ff cos [1 -1" h cos v) cos V : wü X, y, Z ihre aus dem Obigen beicannten Wertbe haben. Betrachten wir die Erde als ein Ellipsoid, so haben wir zur Bestimmung von w die Fiedingungs- gleichung 0 = 1 ,-, — cos (i) 0- 6- rH r(li — G cos v) . >- " ) cns fi\ -I- .vni i,\i ^ F + s { fosv + -r // H — --C0S0) -\ ;; sinw sin ü) r'^ + F- ., ( , Ä\ „ (F i'H\ = ' — ¥- + '^ H^'" + ^J-^'-ti-^- ^)"'^'" •Iz- rH{/i—Gcosv) . £-r-Ä= 2 c'^ r'^ H(h— G cos v ) . s- r- (k — G cos v)- . -1 — — Sin (u COS (0 -^ — sin w. Weil aber — = I -|- £' 'st, so wird diese Gleichung : ' 0 = a- — (1 + e) (/- + F-) + s' {W + «- cos V-) 14) 1 -aK^+^--^^'^'^- + S ö^j-äffä ^ %z"r'H(h — Gcosv) . £2r=(A — GeoÄv)- . + — cos («■ H — sm 10 cos tt» -| =~ sin w. Über die Auflösung der Gleichungen von dieser Form ist schon früher das Nöthige bemerkt worden. Hat man u> gefunden, so ergeben sich x, ff, z mittelst der Formeln: / „ G -j- e^ Z eos v . x^= Ä COS K , i 1 + '" CS '■'" iK\ ] G + e'^Zeosv '«^J / y = i :. ;; -cosa, _ G -\- e^ Z cos V z ^= Z ; r cos V. 1 -f- £- cos V §• 4- Um die Zeiten des Anfangs und des Endes der Bedeckung auf der Erde überhaupt und zugleich die Orte zu bestimmen, welche den Anfang oder das Ende sehen, muss man, insofern man die Erde als eine mit dem Halbmesser a beschriebene Kugel betrachtet, auf ganz ähnliche Art wie in (Jap. V, §. 5, in der aus dem vorhergehenden Paragraphen bekannten Gleichung r" + F''' +2rF cos cü 1 = 0 a- 25" 196 J. A. Grün er t. die Grösse cos lo = ± 1 setzen, was die Gleichung oder die Gleichung (,• + Ff = fl- giebt, welche, weiter entwickelt, zu den vier Gleichungen r-\-F=±a, r — F^=±a; oder zu den vier Gleichungen F= ± a — /■, /"= + ö + r führt. Insofern nun aber die Bedeckung des Fixsternes von dem Monde geschieht, also a > r ist. sind die beiden Gleichungen F= — a — r, F=^a + r offenbar ungereimt, weil F im Obigen immer als positiv betrachtet worden ist: und es bleiiien also blos die beiden Gleichungen 16) F=a + r oder 17) a + r — F= 0, d. i. die beiden Gleichungen : 1 (S ) a + r-^V f^ -\- g' + h' — (^fcos X -\- g cos \)- ^r h '^os v)^ = 0 oder 19) « + r = Yf + //' + h' — {fcos X -r ^ cos \j. -j- h cos v)^ Aus diesen Gleichungen müssen die gesuchten Zeiten bestimmt werden, und ob dieselben dem Anfange oder Ende der Bedeckung entsprechen, wird sich aus ihrer relativen Grösse jederzeit von selbst ergeben. Das obere Zeichen entspricht in der Gleichung 19) dem Werthe fos co ^ + 1, das untere dem Werthe cos (0 = — 1 . Hat man nun die in Rede stehenden Zeiten gefunden, so ist für cos to = -|- 1 nach dem Obigen: f — {fcos X + g cos (* + A cos v) cos \ A = f + r ^ 20) ( Y=g + r Z^h + r " ^'" i .» - - r- . - - ^ - . y f^ + g^ -\-h~ — {fcos 1 + g cos \j. -\- h cos v) - und Kir cos w = — 1 ist: f — {fcos X -\- g cos (A + A cos v) cos ). X=f — r Z = h — r Vr + 0 • + r- — {fcos X + g cos y. + h cos vy 9 — {fcos X + g cos f- + h cos v) cos (A \r + 9 ' + h^ — {fcos X + jf cos (i + A cos v) - h — {fcos >'+» cos (* 4" A cos v) cos V VT + 9 - + A3 — {fcos X + Jf '■0^ f- + A cos v)2 9 — {fcos >. + . } X a + r « {5- {feos y- -\- g cos [A + A cos v) cos (i a + r _a {h- - ( f cos X -\- g cos 11 -f- h cos v ) cos v 23) Betrachtet man die Erde als ein elliptisches Sphäroid, so hat man sich bei der Auflösung dieser Auf- gabe ganz auf ähnliche Art wie in Cap. V, §. o, zu verhalten, was ich hier der Kürze wegen nicht weiter erläutern will, da das hier einzuschlagende Verfahren von jenem im Allgemeinen durchaus nicht Avesentlich verschieden ist. §. 5. Wir wollen uns jetzt die Frage vorlegen , welche Orte auf der Erdoberfläche in dem absoluten Zeitmomente, welches wir hier immer in's Auge fassen, eine Berührung der beiden Weltkörper im Meridiane sehen. Diese Frage lässt sich auf folgende Art beantworten. Wenn nämlich die durch die Gleichungen ^— X y — y a— Ä cos X cos (i cos V charakterisirte gerade Linie in dem Meridiane irgend eines Ortes auf der Erdoberfläche liegen soll, so nniss sie durch die Axe der : gehen, Mas die Bedingungsgleichung X Y oder Xcos fx — Ycos X = 0, cos X cos (i also nach §. 2 die Gleichung , ( fcos lt. — g cos X) cos to + Ih — (fcos X -\- g cos fi- -\- h cos v) cos v | »iji oi fcos [). — g cos X -\- r — — - ' = (> , y f^ -\- g" + Ii^ — ( fcos X -^ g cos y- + h cos >Y oder die Gleichung 198 J. Ä. Grunert. h — {f cos ^ -j- g cox II. 4" Ä cos V ) eos v COS (0 n ; Hin to f cos (A — g cos f. =— y/IElZ+E ■ (/" cos ). + (/ cos (A + A CO« V j'-' ffiebt. Berechnet man den Hülfswinkel ^ + (y — g) cos (t + (g — /') cos V oder, wenn der Kürze wegen 26) xo — x^f, i/^, = i/~-ff, z^ = z — h gesetzt wird, die Formel X^ cos ^ + !/o cos JA + «0 '•'"* ^ COS A' = ± r,- ., . y ^0- + 2/0' + s' Setzen wir ferner der Kürze wegen 27) (l+rcosv^sp = — G — £' Z cos V Vr^ + F^ + 2,rPcosM ,( , , 1 / ,, , H cos w ^ (^h — G cos v) sin la^^ 1 ^^ 1- £- Icos V- + - (^ + r j so ist bekanntlich nach 7) cos 1 cos (i cos V oder: x = X+^cosX, 28) {y = Y+^cosii, z = Z + ^ f^'os V : I I Theorie der Sonnetifinsternisse, der Durchgänije etc. 199 fülglieh Xo = X — f + ^cosX, 29) {y^ = Y^g ^^cos^, Zfl =: Z Ä + ^ COS V ; und man inuss nun auf ähnliche Art wie in Cap. V, •§. 6, den Winkel to so bestimmen, dass d. i., weil ^-0 = — sin A* -— dX dX ist . so , dass d cos A' ist. Weil nun nach dem Obi";en d cos A' d \ .v„ cos X -}- j/g cos (a + »q coä v dX dX { KV+l^T' + V ist , so muss man w so bestimmen , dass d U'q cos X -(- 2/0 cos (A 4- Cq cos v ) ist. Setzen wir aber der Kürze wegen 30) P = Xi) cos X + ^0 6-05 fJL + 2o COS V , so muss man cu so bestimmen , dass ^ dX dX ist. Es ist aber nach dem Vorhergehenden P=(X— /) COS l^iY—g) COS ft + (Z—fi} cos v + «ß, also, weil nach 4) und einer bekannten Relation (X— /• (cos X + (T^ff) cos [x + (Z— Ä) cos v = 0 ) ist, ^=5)3. Ferner ist wegen vorstehender Gleichung und nach dem Obigen ö'- = iX-ff + (Y-gf 4- (Z- hy + r. Nach 4) ist aber also nach einer bekannten Relation: (X-ff + (r-ir)^ + (Z-/0' = r', folglich "o ö^:==r^ + ^% ö^j/r^ + sß^' 200 J. A. Grün er t. Also ist d% dX' ^ d% ^ d% folglich dX^ Q ■ d%'~ y,.- + *U= • rfS ' und daher unsere obige Bedingungsgleichung: woraus sich leicht ^ ^ ^ ' dx j^T^-^* d% /•'-— = 0 , also -rr: = 0 rfl dX ergiebt. Weil nun aber für einen Fixstern natürlich die Grösse 1 + e' cos V constant ist , so kann man, wenn der Kürze wegen 31) ^o^ — G — z-Zcos^ \l~ r^ + F^ +%rF Costa , Tj 7", 1 / ,, , Hcos w + (A— G eo« v) sjw wxsl 1 + £ jcosv +-,[H-^r )j gesetzt wird, die obige Bedingungsgleichung offenbar kürzer unter der Form schreiben. Wie man diese Bedingungsgleichung zur Bestimmung von w zu benutzen hat, erhellet aus Cap. V, §. 6, mit hinreichender Deutlichkeit, so dass wir hier darüber nichts weiter zu sagen brauchen ; jedoch wollen wir den Fall der kugelförmigen Erde jetzt noch einer besonderen Betrachtung unterwerfen. In diesem Falle ist 33) sp„ z= _ G + y a- — r^ — F'' — 2rF cos (0, also, wie man leicht findet, da natürlich lo bei der Dift'erention nach % hier als constant betrachtet werden niuss: d% dG F + rcosw dF dX dX V „3 _ ,-ä — F2 — 2 r Fcos ü>' dX'' was die Bedingungsgleichung F+ rvosw _ dG dP + y a^ — r'^ — F^ — %r F cos ^ '^i ^'"s o,. f A :^ p sin o; /'i = Pi sin ö,. Bezeichnen wir ferner die sogenannten Horizontalparallaxen unter dem Äquator für die beiden Welt- körper in dem in Rede stehenden absoluten Zeitmomente durch tz und -, , so ist " ' ^ sin II ' '^' sin n, ' also : cos a cos 5 cos a^ cos 5j /' = " ^^i^ — ' / 1 = « ^T, ' ' smU ' sin II, sin a cos d sin a, cos o, 3) sin II ' sin 11, sin öj sin ^^ oder si«n si)i II, Sind endlich D und Z), die scheinbaren Halbmesser, so ist 4) ;• = p sin I), y, -- p, sin />, ; sin D 5) /• = a sin n sin II, wobei es sich von selbst versteht, dass r und r, constaiit sind. In dem in Caj). VI betrachteten Falle gilt von dem durch die Coorilinaten /", /;, // seines Mittelpunktes und dem Halbmesser r bestimmten Weltkörper ganz das Nämliche, was wir so eben von demselben Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durcfif/iinfle etc. , 203 Weltkörper in Bezug auf den ersten Fall gesagt haben. Bezeichnen wir aber in dem in Cap. VI behandelten Falle die constante Rectaseension und Declination des Fixsternes durch a, b; so ergeben sich die 180° nicht übersteigenden Winkel X, (x, v auf der Stelle mittelst der Formeln: / cos X =:- COS a COS fc , 6) / COS fi = sin a cos b , COS V = sin b. Dies wären in beiden Fällen die in die im Obigen entwickelten Formeln einzuführenden Grössen, welches wirklich auszuführen wir jedoch aus den angegebenen Gründen unterlassen. Am Einfachsten wird man verfahren, wenn man immer den Halbmesser a des Erd-Aquators als Längeneinheit annimmt. |{ELATIÜ?^EN. Erste Classe. I. f ißih -- f'fh) + fj W — /"Ä.) + /' ifih—fip = 0, /•, igh, — h{i,) + g, (/>f\ —fhd + Ä, (/>, — — /'.) (/■//. — ///V) = '»• III. + igh,-hffO {(^-fjd + i0 //.) (/'/•. ßd = -(Ä-^ -fh)ifg. ' öfd' (^ -^.) (¥. - -fh,) + {h- fhHfff^- ~9fd = -(/■- fdifffh- -fiffi)' (A^ -/'.) (.f9^ gfi)^(f fdiaih ^hffd = -c^- -odihf. - f/hh VI. /"i (^ ^ ^1) (/"//i — ^/i) " (/' — /'.) (/'/'. - ßd I + ^{(A— /'.) iff'h-hO — if- fd ifti^ gm + h\if—fd (f'fi — ßd - (0 gd igih — f'ffi) I = \f(g-gi)-ffif-fö\ (fgi-gtd + \gß-~ Ä.) " Ä (. - - 9fd . (A — A.) 9 - (^ — ^i) 3 = (.9 A, - hg,) , (r- /■.) 3 - (Ä - - /'.) X = - (Ä/; "- /•/»,). X. (.. — ^fi ) ü = 0. XI. 1 (ff - ./\) ^ 0. XIII. (x—n\(ff- ffd - (f — /•,) (/>/. ' .•-/•) + (-/,,) + cmf~0 + (.9-^,)' + ih-/>,y}-c-ih-h,y-2CA(h-/,o (f-fo Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 207 also nach H. : [ABY + [A'C]^ + [CAY = E'iÄ' + 5^' + 6'-). VI. (^-.(/,) [.45]-(Ä-Ä.) [CJ] = Aig-g,y-Bif-t\) ig-g,) = --• !(/■— /"..V + (//-.9.y + (/'-/'.n -(/•-/■.) K/--/".) ^4 + (//-.-/)/? + (Ä-A.)C}. (A-A.) [BC]-(f-f,) [.15]=- ^(/,_/,,y_,7(^-5r.) (A-A.) + Ä(/•-^)^-^(//-/7.) (/•-/•.) if-fr) {CÄ\-ig-g,) {BC]= C(/--/;y _ .4 (A - A.) (/•-/■,) + 6^(<7-.'1 .= /•, [ß^] + g, [CA] + A, [AB\. VIII. + ^4r(A-A,)-CH/--/i) -4 i (/• /;) ^ + (-/--/,) ß + (A - AO r} - (/■-/;) (.4' -f ß^ + C-), C[BC] — A{AB] == BCili -h,^-C'ig-^g,) + BAif fd A\g~g,) 208 also nach II.: oder J. A. Grunert. B{(f-f,)A + ig-f,,)B + (Ä-A,)Ci -07-^0 iA' + B' + C=), A[CA\-B[BC] = CAif-f,) — A'ih — h,) + CBiff~g,-)-B'ih~hO CW /■.).4 + (ff~ffdB + (Ä-Äjri -(Ä-//,) (.4= + ß^ + r); B[AB]-C[CA] = ^(f-f,) (# + B'- + O. r[5(7] -A[AB] = (ff^ffö (£ + B' + C'), A {CA^ B{BC\ = ~ (Ji~hd iA' + Ä' + C^, C [CA^ -^ B [A 5] = if~ /■,) iA' + B' + C') , A [AB] ^C[BC] = (ff -ff,) (J-' + 5' + n, B[BC] — A[CA] = ih — //,) (.1- + Ä- + C^. IX. {A[CA] — Ä [//C] \' -^ {B [AB] — C[CA] ]' + \ C[BC] - .1 [AB] j' = ^- (^^ + B' + C')*. ^[AB]-aCA] aBC]~x[AB] X. -(Ax + B^ + Q) (/^A) + A{if-f\)x + (.9-/7,)9 + (/'~/'.)3l, -{Ax + 5i; + O) (ff-ffd ^B{Cf-f,)x + (^ -70 9 + (/'-/'.) 5!- XI. ix -r) [ßC] + (9 -ff) [CA] + (5-/0 [AB] = 0. XII. (r-/-,)[ßrj + (p-ffd[CA] + (j-/0[l^^] = 0- Dritte Classe. I. U = (g — fft) (/V/, ~ ///•,) — (Ä — Ä.) (/, f,—flH), W=(f-f\) (/,/•,/■/,,) -(^-^J (^gh,-hff,). Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 209 II. A^ U sin (1) -t- (^g hi — %,) E cos w, B ^= V sin m -\- (Jifi — /"Ä,) E cos u), C = Wsin (ü + (/"^i — gfx) E cos w, D = \fg,~- gf,f + ighi — hg.f + (hf, —fh,f \ sin co. III. [AB]= (^ — <7i) ^ sin iü -\- {g — , — hg,-) + (<7-<7i) ihfi—fhd\ sin co — 1 (/"-/"i) (Vi -r/'i) - (ff-ffi) (gfh - /'^O 1 ^ ^os <» — {(f—fö Wi-fhi) — (g — g,) igh, — hg,')}Ecos m. [ß(7] = {h — Äi) F sin (o + (A — //,) (///■, ^ /■//,) A' cos to — (ff^ffd ^^sin ü> + (g — gt) (fgi —gfd E cos w = (^ fh — /«5'i) { (.9 — ^i)' + (Ä — /' i)' i «'■« "^ — (/•-/■!) 1 (ff - ffi) ßfi -/■/'.) + (Ä ~ /'■) C/-^« - gfi) \ sin to — { (^ — ffö (fffi - fffd - ß — A.) (Ä/. - ff'i) } ^ <•"« '" = (fffh-hgi){(f-0 + (g-gif + (f'-'hf] sin o. — l^-«7.) (fffi-fffd-O'-f'd (hfl— pH)] E cos CO, [C^] = (/•-/•.) JFs/« m + (/•-/■,) (fgi-gfd E cos «> — (/i — /ij) f/s/« CO — (A — Ä,) (^Äi — hgi) E cos lu = (A/-. —/•/.,) {(/— /;)^ + (A — A,)= ä s/« to — Ui—ffi^ !(/' — Z'i) (fgi—fff) + (/■—/;) iff'>i — hi)\ si" % also : oder: V. rß PI ^ cos u> -) =- se« «> := (//Ä, — A//,) jK, Ä cos «) -| — - sin to = (///■, — /■/«,) i5, r 4 R 1 C cos CO H — - sin to = (/"//, — ///",) £■. VI. (fA -\- gB -\- hC) cos (u -j sin to ce A X ß I A ^^ I /i[gC]+fft[C^]+7^[Ag] . /-/■ I ^ ß I / /^^ I A[ßC]-hM(M]+Ä. [AiS] . „ (/ii4 + ,9ii» + «I 6J cos to 4" ^ sin to = U; fA + .9^ + l,C = t\ ^ + ffiß + Z'/' i\ — r,f) (////,—//., — /'fft} ' + ihn -f/hf \ sin CO, also : Ax + B)) + Q = __ |(^^, _^/-,y + (gh, — hg,y + (Äf. — /-^yi 67« CO. XI. Ax + B^ + Ci = sm CO ^ - {(-) + (-) + (-^) [ sin Cl). XII. (r-rQ {r[BC] + l)[CA]+;[Aß]} JS { 07^ — '•./•) (///'■ — Ä^i) + irg, — r,g) Chf,—fh,) + (rÄ, — r.Ä) (fg^—fffi)} E sin 1 ('/. — >\f) U 4- (r^, — r,g) V + (/•/*, — r, Ä) ^ } ros co 27' 212 also: ./. A. Grunert. =^ — \rif,Ui-ff,F+ A, IF) — r, (fU + , /i = — \ff — ( /■ cos ^ -\- ff cos [x -\- h cos v) cos [i \ sin co — ( A cos X — f cos v ) cos to , 6' ^ — \h — (/" cos\ -\- ff cos [J. + A i-os v) cos v } sm co — (/* cos [x — ^ cos X) cos Ü> , /) = ! /■" + ^' + A^ (f cos l -\- ff cos (X + A cos v)'} S/« CO. II. A cos X -\- B cos fx + C cos v ^ 0. III. A'- ^ B- -^ C'=f' + ff' + A- — (/• cos l-^ ff cos fx + A cos v)'. IV. fA-\-ff B + A 6' ^ — If" + ^' + h^ — if cos l -\- ff cos fx + A cos v)" | sin (o. V. I Tlß I := ^ COS (X — B cos X , }ßC} =B cos^—^C cos [i \ CA ] ^ C cos X — A cos V. VI. AB] cos V + {5CS cos X+ {CylJ cos (x = 0. Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. 213 VII. { AB \ = — (/■ cos [A — g cos X ) sin co + { '* — (/^ cos X + ^ cos \i + // cos v ) cos v } cos lu , j BC I ^ ((7 cos V Ä cos (i) SM« CO + { /■ (^f cos y^ -\- g cos \>. -\- h cos V ) cos \ I cos (0 . { C4 } = — (/t cos X — /■ cos V ) s/« u) + { ,9 — (/" cos X -|- ^ cos (i. + A cos v ) cos fi } cos to. VI». = ^' {cos \i? + cos v^) + B^ {cos X" + cos v") -f C"' (cos X" + cos [X^) — 2^15 cos X cos [j. — 2BC cos fx cos v — 2 C,4 cos v cos X = (^- + 5- + CO (fos X' + cos ji.' + cos V^ — {A cos X -\- B cos p. -\- C cos v)" = A' + B' + C' — {A cosl + B cos^ + C cos v)", also nach IL: [AB]' -{- {BC\'^ {CAf^A' + B'-^C\ und daher nach III. : {ABf -^ [BC]"" -\- {CAf =f + g"" + h' — if cosl + g cos \i + h cos v)^ IX. f{g cos V — h cos \i) -\- g (h cos X — f cos ^j) -\- h (/ cos \i — g cos X) = 0. X. (/■ cos fjL — g cos X) cos v -{- (g cos w — h cos fi) cos X + (^ cos X — /"cos v) cos [x ^ 0. XI. ^ If' + ff^ + A^ — (/"cos X + ^ cos |i. -H A cos v)' | cos tu. XII. {AB\ cos 1—{BC\ cos V = — {f cos X cos [X — .9 (cos X^ + cos V-) + A cos v cos [XJ S«« (U ( A cos X — (f cos \ -\- g cos II -\- h cos v) cos X cos ^] — f cos ^ + (/" f 0*' X + _9 cos |x + A cos v) cos X cos V I cos U) = (h cos X — f cos ^') cos (o ^ [g — (f cos l -^ g cos ^i. -\- h cos v) cos [x } sin w. cos (U 214 J. A. Gvunert. Theorie der Sonnenfinsternisse, der Durchgänge etc. {BC\ cos \i — [CA] cos\ = — \f cos l cos V -\- g cos [i cos v — h (cos l: + cos [x') j sin lo ( /' cos [i — (f cos X -\- g cos [J. -\- h cos v) cos [x cos X j 1 — g cos \ A- (f cos X ^ g cos li. -\- h cos v) cos fx cos X i = (/■ cos [X — g cos X) cos w + {h — (/" cos X -\- g cos [i -\- h cos v) cos v } sin to, { CA } cos V — {AB} cos fx = j f (cos fX' + cos v') + ^ ^OS [X cos X -|- /' <"0S V cos X I s/h (O ( g cos V — (/■ cos X -\- g cos fx + fi fos v) cos v cos [x | -|- / ' > cos U) I — h cos fx + (/' cos X ^ g cos \). -\r h cos v) cos v cos fx l = (g cos V — // cos (x) cos w -f- {/" — (f cos X -\- g cos [t. -\- h cos v) cos Xj sin (o ; rtlso, wenn man die drei gefundenen Formeln zusammenstellt: {AB] cos X—{BC] cosv = (// cos X — /' cos v) cos u) 4- lg — (fcos X -\- g cos [i -\- h cos v) cos [x} sin u), {BC] cos\x^{CA\ cos X = (f cos [X — g cos X) cos ui -\- {h — (/" cos X -^ g cos \>. -\- h cos v) cos v } s«» lo, {CA} cos ^—\AB} cos [X = ig cos V — h cos (x) cos w -f {/" — (/"cos X + ^ cos [x + /j cos v) cos X} sin o). Zweite Abtheilung. Abhaiidlung'en von Nicht- Mitgliedern. Mit 4 Tafeln. THEORIE UND BESCHREIBUNG EINER NEUEN BRÜCKEN-WAGE. Von THEODOR SCHÖNEMANN, PROFESSOR AM GYMNASIUM ZU BRANDENBURG. (MIT II TAFELN.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM XVI. FEBRUAR MDCCCLIV.) JJie folgenden Blätter haben den Zweck, vorzüglich die wissenschaftlichen Gesichtspunkte hervorzuheben und in Anwendung zu bringen, nach welchen die neue Construetion zu beurtheilen ist. Dass dieselben Principien bei sehr verschiedenen Formen , bei welchen sich der Belastungsraum höher oder tiefer befinden kann , Anwendung finden , wird klar sein. Da aber diese verschiedenen Anwendungen , welche für verschiedene Zwecke nothwendig sind, nicht hierher gehören, so ist bei der Darlegung nur auf eine bestimmte Construetion Bezug genommen worden. §. 1 . Die Mittel , welche die praktische Mechanik bis jetzt anwandte, um den Brücken-Körper einer Brücken- Wage Parallel-Bewegung zu ertheilen , bestanden darin , gewisse Punkte desselben auf bestimmten Kreisen, andere dagegen auf festen oder veränderlichen Kugelflächen zu leiten. Sind diese Punkte in hin- reichender Anzahl vorhanden, so kann sich der Brücken-Körper unter Einwirkung der Schwerkraft mit seinen Punkten nur auf bestimmten Curven bewegen und die Leitungen sind so eingerichtet, dass die mögliche Bewegung des Körpers, zum mindesten die momentane, von der Normalstellung heraus, eine Parallel- Bewegung werde. Bei der neuen Construetion werden alle Punkte des Brücken-Körpers , die einer Leitung unterworfen werden, vermöge Ketten und Streben , die unter sich weiter keine besondere Verbindung haben, auf con- stanten Kugelflächen so geleitet, dass der Brücken-Körper unter der Einwirkung jeder Kraft nur Parallel- Bewegung erhalten kann. §. 2. Um die Einrichtung der neuen Wage darzulegen, ist nun zunächst zu zeigen, dass ein Körper im Allgemeinen mit fünf constanfen Punkten auf fünf festen Oberflächen geleitet werden könne und dass bei einer solchen Leitung jeder Punkt des Körpers im Allgemeinen eine bestimmte krumme Linie beschreiben müsse. Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. VHI. Bd. Abliandl. t. Nichtmitgl. a 2 Theodor Sc hone mann. Bezieht man nämlich den Körper wie die Oberflächen auf ein rechtwinkliges Coordinaten- System und bezeichnet die Gleichunc^cn der fünf Oberflächen durch /•, ix y t) = 0, f, Cr y ^) = 0, f, {.v y x) ^ 0, f, (.r y z) = Q und f, (.r y z) = Q und die Coordinaten der fünf Punkte durch : Xi yi z, , .r, y,_ z^ , etc. so erhält man für diese fünfzehn Grossen, da die Punkte ihre gegenseitige Lage nicht ändern, zunächst folgende neun unabhängige Gleichungen: (_.r, - x,r + (y, - y,y + (t, - Z.S- = kr, (X, - x,y + O/3 — yS' + (^3 — ^.)' = ^/ (■^3 — .ihf + Ü/3 — i/0' + (^3 — ^0' = ^3' (.r^ — Xtf + (?/4 — ^1)' + («4 — ^i)' = kr, (,Ci — .T,)- -f (^4 — ^0' + (-4 — ^2)' = ^5' (.1-4 — .1-3)* + (y, — ^3)'- + (r, — Z3)- = ki Uh - .r.)' + (Z/. — >/.y + (^3 — m)^ = kr, (x, — x,y + (y, — y,y + (z, — z,y = k,' (a-5 — .1-3)' f (y, — y,y 4- (z, — ig)' = /•/ wo Ai, /fj etc. die gegenseitigen Entfernungen der fünf Punkte des Körpers angeben. Nimmt man nun an, der Körper liege mit fünf Punkten auf den vorher erwähnten fünf Oberflächen, so erhält man noch fünf Gleichungen zwischen jenen fünzehn Grössen, so dass etwa fi i^i yi Zi) = 0 , /j {x2 yz i,) = 0 etc. etc. wird. Man erhält mithin zwischen den fünfzehn Coordinaten der fünf Punkte des festen Körpers im Ganzen 9 + S oder 14 Gleichungen, woraus hervorgeht, dass man durch Elimination nuiss eine Gleichung zwischen je zweien dieser Grössen herstellen können. Denkt man sich nun eine solche Gleichung zwischen .Cj und y^ abgeleitet, so muss diese in Verbin- dung mit der Gleichung /"j (.rj ^, t,) = 0 die Gleichungen der Curve bestimmen, auf welcher sich der Punkt des Körpers, dessen ursprüngliche Coordinaten J"i ^i ^i waren, auf seiner Oberfläche bewegen muss. Differentiirt man sämmtliche 14 Gleichungen zwischen den Grössen x^ ^, j,, .t'a y.> ^3 etc., so erhält man, wenn man dieselben durch ^/,r, dividirt, 1 4 Gleichungen des ersten Grades für die 1 4 Verhältnisse rf .r, rf.f, (i .r, (l .Vi woraus zu schliessen ist, dass die Richtung der Curven in den angegebenen Punkten sich stets auf reelle Weise bestimmen lasse. Sollten diese Werthe unter der unbestimmten Form Vp erscheinen, so Avird man einen oder mehrere beliebig annehmen und die andern vermöge jener Gleichungen bestimmen können. Anmerkung. Die fünf Punkte, mit denen ein Körper auf fünf Oberflächen geleitet werden kann, dürfen nicht in gerader Linie liegen , denn solche fünf Punkte würden die jedesmalige Lage des geleiteten Körpers noch nicht bestimmen, sondern vielmehr nur eine Drehungaxe desselben, und man würde dann im Allgemeinen den Körper mit einem sechsten Punkt noch auf einer sechsten Fläche leiten können. In der That lässt sich leicht nachweisen , dass eine gerade Linie mit 4 constanten Punkten sich auf 4 Oberflächen leiten lasse, denn man erhält zwischen den 12 Coordinaten der 4 Punkte die folgenden 11 Gleichungen: (x, — .r,)' 4- (1/2 — y,y + (v, — z,y = Ar ; (.«-3 — .i-,)" + Cj/3 — y,)' + (^3 — ^y = k-i U'i — -i^d' + (2/4 — l/d' + (-4 — -1)' = ^"3* Theorie %md Beschreibung einer neuen Brücken- Wage. Vi -Vi 2/3 — 2/1 2/4 — .Vi -3 — '^l «3 — *1 «4 — ~1 /i {Xi y, 2.) = 0, f., (Xj yj j;,) = 0, ^ (.?3 ^3 23) = 0, f, {.r, y, j,) = 0, floraus der Satz wie vorher folgt. Auf ähnliche Weise lässt sich zeigen, dass ein Körper sich mit 3 Punkten auf drei Oherflächen, und mit dem vierten auf einer Curve, oder mit zwei Punkten auf zwei Curven und einem Punkte auf einer Ober- fläche leiten lasse, so wie von selbst klar ist, dass eine gerade Linie mit zwei Punkten sich auf zwei Curven leiten lasse. Hieraus geht ganz allgemein hervor , dass für diese Betrachtungen die Bedingung, ein Körper werde mit zwei constanten Punkten auf zwei Oberflächen geleitet , nicht mehr bestinunende Kraft habe, als die Voraussetzung, der Körper werde mit einem Punkte auf einer bestimmten Curve geleitet. Bei den verschiedenen Constructionen von Brücken-Wagen finden sich die meisten dieser Leitungen vor, jedoch mit dem Unterschiede, dass die Oberflächen, auf denen die Punkte geleitet werden, zum Theil veränderlich sind. Die obigen Sätze gelten aber noch, wenn die Leitungsflächen veränderlich sind und etwa ihre Form von der Lage eines bestimmten Punktes des geleiteten Körpers abhängt. Bei den Rober val'schen Tafel-Wagen wird der Brücken-Körper auf zwei constanten Kreisen und einer constanten Kugel-Oberfläche geleitet. Bei der Strassburger Wage wird derselbe auf zwei constanten Kreisen und einer variablen Kugelfläche geleitet. Die Leitung eines Körpers ist überbestimmt, wenn derselbe noch mehreren Bedingungen, als den oben aufgestellten genügen soll , und der Körper wird im Allgemeinen unter dieser Voraussetzung keiner Bewe- gung mehr fähig sein. So wird ein Körper, Avelcher der Bedingung unterworfen ist, mit sechs Punkten auf sechs Oberflächen zu liegen, im Allgemeinen fest sein. Da man aber den Weg des sechsten Punktes als eine Function der ersten fünften Oberflächen ansehen kann, so wird noch dieselbe Bewegung möglich sein, wenn dieser Weg auf die sechste Oberfläche lallt. Da indessen eine mathematische Genauigkeit nie von praktischen Ausführungen zu erwarten ist, so würde bei überbestimmten Leitungen entweder eine der Leitungen verlassen werden müssen oder Stillstand eintreten, wenn die geleiteten Körper wirklich fest und die Leitungsflächen unveränderlich wären. Die Elasticität der Körper hebt beide Voraussetzungen auf und macht es möglich, dass allerdings ein Körj)er bei überbestinnnter Leitung noch Beweglichkeit behalte, ähn- lich wie ein belasteter Körper in der Wirklichkeit auf mehr als drei Punkten mit bestimmten Druckkräften ruhen kann. Natürlich dürfen die überzähligen Leitungen nicht weit von den Wegen, die ihnen von den andern angewiesen werden, abweichen, wenn sie dem Körper nicht eine ganz unvci-änderliche Lage ertheilen sollen. Die Leitung an der Roberval'schen Wage mit zwei verbundenen Streben (vergl. §. 6 meiner früheren Abhandlung über die Empfindlichkeit der Brücken- Wagen) sowohl, wie die Leitung an der George'schen Wage ist überbestimmt. Bei der ersten wird der Brücken-Körper auf vier festen Kreisen, bei der zweiten sogar auf vier festen Kreisen und einer veränderlichen Kugelfläche geleitet. §. 3. Allgemeine Gesetze der Bewegung, denen ein Körper unterworfen ist, der sich mit fünf Punkten auf fünf bestimmten Oberflächen bewegt. Da ein Körper, der mit fünf seiner Punkte auf fünf Oberflächen geleitet wird, mit jedem Punkte eine bestimmte Curve beschreiben muss, welche die Bahn des Punktes heissen mag, so wird eine Kraft, welche einen solchen in Ruhe befindlichen Körper ergreift, keine Wirkung ausüben, wenn sie senkrecht gegen das Bahn-Element des Angriffspunktes gerichtet ist. Da man aber bekanntlich bei einem festen Körper den Angriffspunkt in irgend einem Punkte der Richtung der Kraft annehmen darf, so kann man behaupten, dass eine Kraft, die irgend ein Bahn-Element senkrecht trifft, alle Bahn-Elemente, die in ihrer Rieh tun g liegen, senkrecht treffe. 4 Theodor Sc hone mann. Errichtet man mithin auf einem Bahn-Elemente eine Normal-Ebene , so trifft jede Transversale dieser Ebene, die durch das Bahn-Element geht, sämmtliche Bahn-Elemente senkrecht. Legt man nun durch zwei Bahn-Elemente zwei Normal-Ebenen, so muss jedes Bahn-Element der Durchschnittskante senkrecht auf einer Ebene stehen, die durch die drei in Betracht gezogenen Bahn-Elemente geht. Hierdurch ist man im Stande die Richtung sämmtlicher Bahn-Elemente der Durchschnittskante der Normal-Ebenen anzugeben, wenn nicht überhaupt die Bahn solcher Elemente Null ist. Wird mitbin ein Körper mit zwei Punkten auf zwei Curven und mit einem dritten Punkte auf einer beliebigen Oberfläche geleitet, so sind die Richtungen der Bahn-Elemente jener Durchschnittskante im All- gemeinen unabhängig von der Leitungsoberfläche. Es können aber auch sämmtliche Punkte oder ein Punkt der Durchschnittskante momentan unveränderlich sein, und dieser letzte Fall muss insbesondere eintreten, wenn die Leitungen auf der Leitungsfläche im Durchschnittspunkt dieser Fläche und der Durchschnitts- kante stattfindet. — Legt man durch drei Bahn-Elemente drei Novmal-Ebenen , so werden diese eine körperliche Ecke bilden ; da aber das Bahn-Element dieser Ecke , wenn dasselbe existirt, d. h. wenn diese Ecke nicht momentan in Ruhe ist , auf den drei Verbindungslinien mit den drei Bahn-Elementen senkrecht stehen muss, so müssen diese drei Verbindungslinien in einer Ebene liegen.' Man erhält mithin den merkwürdigen Satz: Die drei Normal-Ebenen dreier Bahn-Elemente schneiden sich jedesmal in einem Punkte der Ebene, welche durch die drei Elemente hindurchgeht, und: die Normal-Ebenen der Bahn-Elemente sämmtlicher Punkte einer bewegten Ehe ne schneiden sich in einem Punkte dieser Ebene. Hieraus folgt, dass, wenn man die Richtung der Bahn-Elemente zweier der fünf geleiteten Punkte des Körpers kennt, man auch die Richtung der übrigen drei leicht geometrisch bestimmen könne. Man braucht nämlich nur durch den dritten und die beiden gegebenen Punkte eine Ebene zu legen und den Schnitt- punkt derselben mit der Kante der Normal-Ebenen der Bahn-Elemente der beiden ersten Punkte mit dem dritten zu verbinden, und die Senkrechte auf dieser Verbindungslinie zu bestimmen, welche in der Leitungs- fläche des dritten Punktes liegt. Um die Richtung des Bahn-Elementes irgend eines Punktes des Körpers zu bestimmen, verbinde man den Punkt erst mit zweien jener drei Punkte durch eine Ebene, dann ver- binde man ihn mit dem Schnitt-Punkte der Kante der Normal-Ebenen der Bahn-Elemente jener Punkte und der construirten Ebene, so muss das gesuchte Bahn-Element auf dieser Linie senkrecht stehen; verbindet man den Punkt mit zwei andern jener drei Punkte, so erhält man noch eine zweite Linie, auf der das Bahn- Element senkrecht stehen muss und gelangt so zur vollständigen Bestimmung der Richtung desselben. Offenbar müssen sich diese Sätze auf die Bewegung jedes Körpers beziehen, und lassen sich auch aus dem bereits von Eul er nachgewiesenen Satze ableiten, dass jede unendlich kleine Bewegung eines Körpers sich in eine drehende Bewegung um eine bestimmte Axe, und in eine fortschreitende nach der Richtung dieser Axe zerlegen lasse. Da indessen hier zugleich noch einige Eigenthümlichkeiten gezeigt werden können, welche auf die Grösse der Bahn-Elemente Bezug haben, so werde ich mir erlauben, von diesen Dingen eine sehr einfache, rein geometrische Darstellung zu geben. (Fig. L) Hat man nämlich im Räume zwei congruente Dreiecke J, B, C und « h c und man construirt irgendwo ein Tetraeder, in welchen drei anstossende Kanten Aa, Bb, Co gleich und parallel sind, und denkt drei Tetraeder, die mit jenem congruent sind und mit ihm parallele Lage haben, construirt, von denen die drei mit jener Ecke homologen in A, B und C liegen und nennt dieselben A a bi c„ B b c^ a^, C c a^ 63, so sind offenbar die Grundflächen dieser Tetraeder a b, Ci, b c-, a,, c «3 b^ parallel. Legt man nun durch A, B und C ebenfiills drei Ebenen, welche mit ihnen parallel sind, denkt ausserdem durch irgend zwei homologe Punkte beider Dreicke noch zwei mit jenem parallele Ebenen gelegt, so ist klar, dass der Abstand zweier solcher Parallel-Ebenen gleich der Höhe des Tetraeders sei, die man etwa von A auf a b^ c, fällen kann. Theorie und Beschreibung einer neuen Brücken-Wage. 5 Ausserdem ist klar, dass J C = a «3 = 6, 6j = c, c; A B = a a, = hy b = Ci c.^; B C = a^ «3 = l) hi = C2 c ist. Es ist mithin Dreieck abc ^ Dreieck a «3 «,. Projicirt man nun sämmtliche betrach- teten Dreiecke auf eine jener Parallel -Ebenen, so müssen die Projectionen von ABC, a a^ a^ und ahc congruente Figuren werden ; die Projectionen der homologen Seiten von ABC und a Ö3 ö.^ sind, wie diese Seiten selbst, parallel und da die Projection von a b c durch Drehung um a in die Projection von a % a^ übergehen kann, so muss nun auch die Projection von a b c, ohne dass sie aus der Projections- Ebene herausgenommen zu werden brauchte, sich auf die Projection von ABC schieben lassen. Es können mithin die Projectionen von ABC und a b c durch Drehung um einen Punkt s in ihrer Ebene in einander übergehen. Den Punkt s erhält man in dem Schnittpunkte der Perpendikel, die man auf die Verbindungs- linien zweier homologen Punkte der Projectionen in ihren Halbirungspunkten errichten kann. Dreht man nun ABC nebst seiner Projection so, dass letztere in die Lage der Projection von a b c übergeht und erhebt dasselbe sodann in senkrechter Richtung gegen die Projections-Ebene, um die Höhe des Tetraeders A a 6, c, , so muss offenbar Dreieck A B C \n Dreieck a b c übergegangen sein. Denkt man sich Erhebung und Drehung gleichzeitig und gleichförmig ausgeführt, so erhält hierdurch ABC eine Schraubenbewegung, imd man kann sagen, dass zwei congruente Dreiecke stets durch Schraubenbewegung in einander übergehen können. Da aber zwei congruente Körper zusammenfallen müssen, wenn drei homologe Punkte von ihnen zusammenfallen, so kann man stets einen Körper in die Lage eines zweiten congruenten Körpers durch Schraubenbewegung übergehen lassen. Da es nun also für zwei congruente Körper ein System von Parallel- Ebenen gibt, der Art, dass je zwei solcher Ebenen, die durch zwei homologe Punkte der Körper gehen, eine constante Entfernung von einander haben und dieses System auf der Axe der Schraubenbewegung senkrecht steht — da es ferner für zwei congruente Dreiecke nur ein solches System gibt, welches auf die angegebene Weise gefunden werden muss, so gibt es überhaupt auch für zwei congruente Körper nur ein solches System paralleler Ebenen, und da dies durch irgend zwei homologe Dreiecke beider Körper gefunden werden kann, so erhält man folgenden Satz : Hat man zwei congruente Körper im Räume und denkt sich durch irgend einen Punkt 0 eine Schaar von begrenzten Linien gelegt, die den Verbindungslinien der homologen Punkte der Körper gleich und parallel sind , so liegen die Endpunkte in einer Ebene und es gibt das Perpendikel von 0 auf diese Ebene die Richtung der Axe der SchraubenbeAvegung an, durch welche ein Körper in die Lage des andern übergehen kann. — Geht ein Körper also durch Bewegung in eine nächste Lage über und man kennt die Richtung und das Verhältniss dreier Bahn-Elemente, so kann man die Grösse jedes andern Bahn -Elementes leicht foigendermassen bestimmen: Man ziehe aus einem Punkte 0 drei Linien, welche den drei Bahn-Elementen gleich und parallel sind, verbinde ihre Endpunkte durch eine Ebene c, ziehe durch 0 eine Linie parallel mit der Richtung des Bahn-Elementes , dessen Grösse gefunden werden soll, so ist die Strecke zwischen der Ebene und 0 gleich der gesuchten Grösse. Geht die Ebene aber durch 0 selbst, so geht der eine Körper in den andern durch blosse Drehung über und die zuletzt gegebene Construction wird unbestimmt, lässt sich aber dann leicht durch eine andere ersetzen. Um nun von hier aus die Sätze über die Richtung der Bahn-Elemente abzuleiten, bemerke man, dass eine constante Linie, die mit einem bestimmten Punkte an einer zweiten Linie rechtwinklig nach irgend einem Gesetze geführt wird, mit ihren sämmtlichen Punkten Bahnen beschreibe, die rechtwinklig auf der geleiteten Linie stehen. Eine Ausnahme von dieser Regel findet nur an den Punkten Statt, in welchen sich zwei auf einander folgende Lagen der geleiteten Linien scheiden und wo mithin die Bahn eines solchen Punktes gegen die Bahn auf den Leitungen verschwindet. Dass dieser Satz stattfnidet, wenn die Linien in einer Ebene geleitet werden, folgt daraus, dass man jede unendlich kleine Bewegung einer solchen Linie durch eine Drehung um einen Punkt hervorbringen 6 Theodor Sc hone mann, könne, den man erhält, wenn man auf zwei Bahn-Elemente zweier Punkte der Linie Normalen errichtet, und den Schnittpunkt derselhen construirt. Bewegt sich aber die Linie nicht in einer Ebene, so kann man doch irgend zwei Bahn-Elemente als in zwei Parallel-Ebenen liegend annehmen; steht nun die Linie auf einem Bahn-Elemente senkrecht, so muss auch ihre Projection auf die Ebene, in der das Bahn-Element liegt, auf demselben senkrecht stehen; ferner müssen die Projectionen zweier nächster Lagen der geleiteten Linie auf jene Ebene constant sein, und mithin die Bahn-Elemente der constanten Punkte der Projection auf der Projection senkrecht stehen. Da aber die Bahn-Elemente sämmtlicher Punkte der Projections-Ebene parallel sein müssen, so stehen sie auch auf der geleiteten Linie senkrecht. Hieraus folgt nun, dass eine Linie, die bei der Schraubenbewegung eines Körpers senkrecht auf irgend einem Bahn- El emente steht, auf allen Bahn-Elementen, die ihre Punkte beschrieben, senkrecht stehen müsse, und hieraus folgen die übrigen Sätze wie vorher. §. 4. Construction der neuen Brücken- Wage. Hat ein Körper Parallel-Bewegung und jeder Punkt desselben beschreibt einen Kreisbogen, so kann man jeden dieser Kreise als die Basis eines geraden Kegels ansehen, dessen Axe senkrecht auf der Ebene des Kreises steht und durch den Mittel- punkt geht. Nimmt man an, dass fünf Punkte des Körpers durch fünf Linien mit constanten Punkten der Axen der Kreise, die sie beschrieben, verbunden seien, so werden diese Linien alle bei der Bewegung von unveränderlicher Länge sein. Setzt man nun aber umgekehrt voraus, jene fünf Linien seien von unver- änderlicher Länge und auf der einen Seite an den Axen , auf der andern Seite an dem Körper befestigt, so ist hierdurch der Körper genöthigt, sich mit fünf seiner Punkte auf fünf Kugel-Oberflächen zu bewegen, deren Mittelpunkte in den Axen liegen, und deren Badien den Verbindungslinien gleich sind. Da hierbei der Körj)er nach dem Vorigen nur eine bestimmte Art von Bewegung haben kann, so muss dies die Parallel-Bewegung sein. Nach diesem Gedanken ist die Construction der neuen Brücken-Wage nun auf folgende Weise ausgeführt: Fig. II stellt das feste Gestell einer solchen Wage von rechts gesehen, und Fig. HI den Brücken- Körper, von links gesehen, vor. Diese beiden Stücke sind abgesondert gezeichnet, weil man sonst die Anordnung nicht übersehen könnte. Die Brücke befindet sich oben \n B B B B , der Belastungs-Baum ist also ganz frei imd diese Anordnung gehört mithin einer sogenannten Tafel-Wage an. Die Wandiläche Wx IF, soll nun so geleitet werden, dass sie stets mit IFIF parallel bleibt und jeder ihrer Punkte einen Kreisbogen von gleicher Grösse beschreibt, deren Mittelpunkte in einer Ebene liegen, die mit der Wandiläche IF JF parallel ist. Dies geschieht durch vier Ketten und eine Strebe, deren Angriffspunkte durch Stahlschneiden gebildet werden, die senkrecht auf den zugehörigen Ketten und der Strebe stehen und horizontal sind , wenn in der Normal-Stellung die Ketten und die Strebe es ebenfalls sind. Von den Mittelpunkten dieser Stahl- schneiden nehme man an, dass sie in Ebenen liegen, die den Wänden W W und JFi \l\ parallel sind. In Fig. II und III sind die Schneiden , welche die Angrift'spunkte einer Kette im Gestell und im Brücken- Körper bilden, durch dieselben Buchstaben bezeichnet, die aber in Fig. II noch mit dem Zeichen i ver- sehen sind. Die Ketten und die Strebe kann man zweckmässig mit folgenden Namen belegen : 1) Die Strebe, welche die Schneiden a und «, angreift und aus einem eisernen Stabe besteht, der an seinen Enden mit 2 Stahlpfannen versehen ist (Fig. IV). 2) Die Streben-Kette, welche die Schneiden b und b^ angreift und wie die folgenden Ketten aus drei Theilen besteht (Fig. VII a obere Ansicht, h Seitenansicht). 3) Die obere Quer-Kette, welche die Schneiden c und c, angreift. 4) Die untere Quer-Kette, Avelche die Schneiden d und . U und folglich S ^- Q ^'^»9 'i ■ o^+ Q Umy -^^^^ ^^^ ^ ^^^ Abstand des Angriffs- punktes der oberen Quer-Kette von der Vertical-Axe, U den Abstand der unteren Quer-Kette von der Vertical-Axe und Z den Abstand des Angriffspunktes der Seiten-Kette von der Vertical-Axe bedeutet. Da sich die Kräfte Q tang cp, Q tang ^ und S das Gleichgewicht halten, wenn man die Vertical-Axe als Drehungs-Axe ansieht, so geht die Resultante dieser drei parallelen Kräfte durch die Vertical-Axe und ist = Q tang cp -j- ö iang i^ -\- S. Bezeichnet man diese Kaft mit S und nimmt an, dass sie durch den Punkt r der Vertical-Axe gehe, dessen Lage sich durch die bekannten Sätze über die Bestimmung des Schwer- punktes leicht angeben lässt, so muss man S in zwei parallele Kräfte zerfallen, die durch «i und 6, gehen. Die erste ist offenbar 2 . — r und die zweite S . — r. Die vollständigen Kräfte , welche auf Strebe und ah ah o ' Streben-Kette wirken, sind mithin : Auf die erste die Druckkraft A' -|- - . ^-i uud f>uf die zweite die Zug- kraft K — S . -^. Diese Ausdrücke, welche die Spannung der Leistungs-Ketten angeben , bestimmen die nach gewissen Richtungen hin nothwendige Begrenzung der Brücke , da dieselbe so beschaffen sein muss, dass keiner dieser Ausdrücke negativ werden darf. §. (). Es ist jetzt zu untersuchen, welche Fehler durch die Abweichung der Leitungs- Ketten von den vorgeschriebenen Richtungen hervorgebracht werden müssen. Da ein Körper, der mit fünf Punkten auf fünf Oberflächen geleitet wird, im Allgemeinen sich mit seinen Punkten auf bestimmten Bahnen bewegen muss, so wird ein Körper, der der Bedingung unterworfen Theorie und Beschreibung einer neuen Brücken-Waffe. 9 wird, sich mit sechs Punkten auf sechs Oberflächen zu befinden, im Allgemeinen fest sein. Sind insbesondere diese sechs Flächen constante Kugelflächen und geschieht die Leitung vermöge Ketten und Streben, so kann man sagen, dass ein Körper, der diese sechs Theile in Spannung setzt, im Allgemeinen fest sei ; dass folglich jede Kraft, die auf einen solchen Körper wirkt, aufgehoben werden müsse, und mithin in sechs Kräfte nach den Richtungen dieser Theile zerlegt werden könne. Bilden die Richtungen dieser sechs Punkte die sechs Kanten eines Tetraeders, so kann die Zerfällung sehr einfach geschehen, ähnlich wie jede Kraft in einer Ebene in drei Kräfte zerfällt werden kann, deren Richtungen durch die Seiten eines constanten Dreiecks angegeben werden. Liegen aber diese sechs Richtungen beliebig im Räume, so lässt sich allerdings leicht übersehen, dass vermöge der sechs bekannten Gleichungen, welche zwischen den Kräften, die auf einen Körper wirken und sich das Gleichgewicht halten, stattfinden, sich sechs lineare Gleichungen werden aufstellen lassen, mittelst welcher man die Spannungen, die in jeder Kette und Strebe wirken, durch Zuziehung dreier rechtwinkligen Coordinaten-Ebenen Avird entAvickeln können. Indessen soll hier durch eine specielle Methode das oben vorgesteckte Ziel erreicht werden, und wir halten aus der allgemeinen Betrachtung nur das Ergebniss fest, dass die Spannungen in den sechs Ketten sich vermöge linearer Gleichungen durch die Elemente der Lage jener Ketten rational müsse ausdrücken lassen. Der Brücken-Körper unserer Wage spannt in der That sechs Ketten ; nämlich die fünf Leitungs- Ketten und die Hub-Kette. Steht die Hub-Kette senkrecht, so wird sie stets genau durch die Last, die sich auf der Brücke befindet, gespannt, und es soll nun gezeigt werden : Erstens, mit welcher Kraft diese Kette gespannt wird, wenn eine der Leitungs- Ketten eine falsche Lage hat, und zweitens, wie gross diese Spannung sei, wenn mehrere der Leistungs-Ketten sich von der richtigen Lage entfernen, diese Abweichung aber nur gering ist. Nimmt man nun an , alle Leitungs-Ketfen hätten ursprünglich eine richtige und horizontale Lage , so kann man jede derselben durch eine andere ersetzen . die auf denselben Angriffspunkt Avirkt und auf dem Bahn-Elemente dieses Punktes senkrecht steht. Ersetzt man nun eine richtige Kette durch eine falsche, die auf denselben Angriffspunkt wirkt, so kann man stets annehmen, dass diese beiden Ketten und die Richtung des Bahn-Elements, welches der richtigen Kette entspricht, in einer Ebene liegen. Bildet nun die richtige Kette mit der falschen den Winkel cp, so kann man die Spannung, die in ihr wirkt, nach der falschen Kette und nach der Richtung des Bahn-Elements zerlegen. Nennt man jetzt die Spannung in der richtigen Kette a, so kommt auf die falsche Kette die Spannung und auf die Richtung des Bahn-Elements die Spannung o ta7iff + . 15 DAS GEFASS-SYSTEM DER TEICHMUSCHEL I. ABTHEILIING: ARTERIELLES UND CAPILLARES GEFÄSS-SYSTEM. VOM PROFESSOR KARL LANGER. (MIT 11 TAFELN.) (VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM XX. APRIL MDCCCLIV.) Das Gefäss-System der Teiclimuschel. Drei Punkte sind es , die ich bei Bearbeitung des Gefäss-Systenis der Teichmuschel insbesondere vor Augen hatte und zu erledigen suchte. Erstens, dass die Anodonta nicht nur kein unvollkommenes Gefäss- System im Sinne Milne Edwards, sondern ein in allen drei Sphären hoch entwickeltes Gefäss-System besitze; zweitens, ob dieses Gefäss-System irgendwie nach aussen offen sei. zur unmittelbaren Wasser- aufnahme ; und drittens, ob neben den Blutgefässen noch besondere Wassergefässe existiren, oder ob auch ohne solche alle Erscheinungen der Schwellung des Muschelleibes erklärt werden können. Ich suchte daher zunächst eine Übersicht des ganzen Blut-Gefäss-Systems der Anodonta zu gewinnen und dann in den ein- zelnen Stromesrichtungen die Art des Zusammenhanges zu ermitteln, in welchem das arterielle zum venösen Systeme steht. Dass ich auf Details Rücksicht genommen . und namentlich die Organen-Gefässe besonders berück- sichtigte, dürfte mir daher nicht zur Last gelegt werden, um so weniger als das gerade der problematische Theil des Gefass-Systems ist, und seine Kenntniss eben auch zur Feststellung typischer Unterschiede noth- wendig ist. Vor der Hand habe ich jedoch Beziehungen auf das Gefäss-System anderer Blattkiemer unterlassen: vielleicht wird es mir möglich sein, dies ein andermal nach eigener Anschauung zu thun. Ich beschränke mich daher hier auf eine monographische Darstellung, sie ist das Ergebniss einer schon seit längerer Zeit begonnen, leider mehrfach unterbrochenen Arbeit. Einleitend muss ich noch erwähnen, dass die Injectlonen nicht mit Quecksilber, sondern mit Harz- massen vorgenommen wurden, und um den Erfolg mehr zu sichern und Extravasaten vorzubeugen, die 16 Karl Langer. durch Verletzung der Theile in Folge der Ablösung der Sehale hervorgebracht werden könnten, wurde die eine Schale stets so abgebrochen , dass der Theil , an welchem die Schliessmuskel sich anheften unbeschädigt blieb. Um der durch Injection dargestellten Gefässformen sicher zu sein , wurden wieder- holte Injectionen gemacht, diese, wo nothig, durch das Mikroskop controlirt , und auch der Histologie Rechnung getragen. A. Das arterielle Gefäss-Systein. Bekanntlich entstehen aus dem Herzen der Teichmuschel zwei grosse Gefäss-Stämme , Aorten , deren vorderer über dem Mastdarm, der hintere unter demselben entsteht. Indem das Stromgebiet der hinteren Aorta meist doppelte und symmetrisch entwickelte Theile umfasst , ist auch die Astfolge und Verlaufsweise der Gefässe mit wenig Ausnahmen symmetrisch ; hei der vorderen Aorta ist die Symmetrie schon mehrfach gestört, namentlich in jenen Asten, die den Darmcanal zu versorgen haben. Manche grössere Gefässe , namentlich Verbindungsäste , selbst die Aorta liegen rechterseits des Darmes ; linkerseits sind solche Durchkreuzungen mit dem Darme nur an kleineren Asten zu finden. Auch Varianten in der Astfolge und Verlaufsweise wurden an kleineren Zweigen, namentlich der Visceral-Arterie beobachtet '). Fig. 1 und 4 geben einen Überblick dieser beiden Aortensysteme. In Fig. 1 ist das Stromgebiet der vorderen Aorta dargestellt ; die rechte Mantelhälfte ist grösstentheils abgetragen , das rechte Kiemenpaar zurückgeschlagen, die Tentakel entfernt, der Fuss von der rechten Seite her erölfnet. In Fig. 4 ist die hintere Aorta mit ihren Asten abgebildet; die Ansicht ist von der linken Seite; das vordere Stück der linken Mantelhälfte abgeschnitten, das linke Kiemenpaar entfernt, der Fuss und theihveise das rechte Kiemenpaar entblösst. Vordere Aorta. Die vordere Aorta verlauft nach ihrem Ursprünge aus dem Herzen eine kurze Strecke weit am Dorsal-Rande des Muschelleibes vorwärts, dicht am Mantelrande, den Mastdarm unter sich, bis gegen das hintere Ende der Mundhöhle, wo sie rechterseits nach hinten zu in einem Bogen umbiegt und am vorderen Schliessnuiskel in die beiden grossen Stämme sich theilt, deren einer vorzüglich den Dann, der andere den fleischigen Theil des Fusses und den Mantel versieht; und wenn sicli auch ihre Stromgebiete mehrfach begegnen, der eine als Visceralis, der andere als vereinigte Fuss- und Mantel -Art er i e bezeichnet werden können. Vom Aortenbogen her, der einerseits den Ursprung des Darmrohres und einen oberen Leberlappen umspannt, andererseits selbst wieder in den unteren Leberlappen eingesenkt ist, entstehen beiderseits kleine Äste, die die umgebenden Organe versorgen. Magen, Leber, Rückentheil des Mantels (Pericardium) bekommen durch fünf Aste ihr Blut zugeführt ; zwei links, drei rechts. Der die Magenwände rechterseits versorgende Zweig ist durch seinen bogenförmigen Verlauf besonders auftauend ; von der convexen Seite dieses Bogens entstehen dichotomisch getheilte Magenäste, die an der concaven Seite entspringenden sind Leberzweige. In Fig. 1 ist dieser Zweig leicht zu erkennen. Der fünfte unpaarige Ast geht zum Mastdarm, er entsteht meist rechts , doch habe ich ihn auch linkerseits gesehen , tritt in die Längswulst des Mast- darmes ein, und geht mit ihm rückläufig durclfs Herz; feine Zweige für den Mantel (Pericardium) entstehen gleich am Ursprünge aus dieser Mastdarm-Arterie. ') Bei Angabe der Riclitungen, ist die Mundgegeiid als vordere, der freie Schalenrand als untere bezeichnet. Das GcfSss-System der Teichmuschel. 1 7 Die vereinigte Fiiss- und Mantel -Arterie einer der primitiven Aorten-Aste, versorgt nebst diesen beiden Hauptrichtungen auch noch den Schliessniuskel, die Tastläppchen und einen Theil des Darm- canales. Ihre Verlaufs- und Theilungsweise ist folgende : Gleich am Schliessniuskel geht von ihr ein kurzer unpaariger Ast ab, der in der Substanz des Muskels in ein Paar symmetrischer Zweige sich theilt, die quer auf seine Faserung zur vorderen Fläche des- selben verlaufen , ihm Zweige abgeben, und als Mantel -Arterien in die beiden Mantelblätter eintreten. Klein ist ein Ast, den sie um den Muskel aufwärts abgeben; ihre Fortsetzung bildet mit der von der hin- teren Aorta entstehenden die Kra nz- Arter ie des Mantels, welche etwa eine Linie, bis darüber, vom Rande entfernt, den Mantel einsäumt. In Fig. 1 ist der Ursprung dieser Arterle und ein Stück ihres Verlaufes innerhalb der rechten Mantelhälfte abgebildet. Conf. die Abbildungen von Bojanus. Isis 1819, Bd. 1. Bekanntlich ist der Mantel etwa drei Linien auch mehr vom Rande entfernt, an seiner äusseren Fläche durch eine Reihe von Sehnenfasern an die Schale befestiget und zerfällt durch diese Linie in zwei Partien, von denen die äussere dickere ein dichtes Gewebe von queren Muskelfasern enthält, deren Sehnen eben an der Schale befestigt sind. Der freie Rand des Mantels ist zweilippig und die bekannten Papillen des hinteren Mantel-Endes sitzen an dieser inneren, sonst kürzeren Lefze. Nicht ganz in der Mitte dieses musculösen Mantelsaumes, der äusseren Fläche näher verlauft die Kranz-Arterie und gibt ein dreifaches Gefäss-System ab. Marginal, entsprechend den beiden Lefzen alter- nirende Zweige; eine zweite Reihe zahlreicher Gefässe, der äusseren Fläche näher nach Innen gegen die Befestigungslinie, über welche hinaus diese Gefässe nicht weiter sich ausbreiten, und eine dritte Reihe der inneren Fläche näher liegender Gefässe, die mit anderen aus den Tentakel-Arterien entstehenden Ästen den centralen Theil des Mantels bis nahe zur Anheftung der Kiemenblätter in lockeren dendritischen Ver- zweigungen durchziehen. Diese Aste sind weniger zahlreich, so dass drei bis vier der früheren zwischen je zwei dieser Art zu liegen kommen. Fig. 4 zeigt das Verhalten der aus der Kranz-Arterie entstehenden Äste, die innerhalb des musculösen Mantelsaumes verlaufen. Aus Fig. 3 sind die Gefässe des centralen Mantelstückes ersichtlich. Der Contractionsgrad des Mantels bestimmt den mehr oder minder geschlungenen Verlauf der Gefässe. Ihr Zerfallen in die Capillaren ist hier leicht nachzuweisen. Noch sind die zwei arteriellen Gefässe jedes Tentakel paares zu besprechen, die gleich am Ursprünge der Kranz-Arterie beiderseits aus einem gemeinschaftlichen Stämmchen (Fig. 1 t) ihre Ent- stehung nehmen. Die einander zugewendeten Flächen jedes Tentakels bekanntlich durch niedere quere Leisten gerifft, sind gegen den Mund zu ganz glatt, die oberen Ränder zu zwei Dritttheilen an Mantel und Fuss ange- wachsen, und an der äusseren glatten Fläche die Vertheilung der Tentakel -Arterie zu sehen. Sie ver- lauft etwas gewunden bis gegen das hintere Ende. Die kleinen Äste, die sie beiderseits abgibt, lösen sich dichotomisch in dichte feine Zweigchen auf, welche alle aussen zu sichtbar bleiben, und dann in ein eapil- lares Schwellnetz übergehen. Nach der Tiefe zu bekommt jede Leiste, wie das Mikroskop zeigt, eine Reihe kurzer Zweige, die locker dichotomisch getheilt bis zur Kante gelangen und von da aus in die Capillaren zerfallen. Fig. 3 zeigt den Verlauf der Tentakel-Arterie linkerseits, wie auch jene Äste, die sie in den Mantel schickt ; eine entsteht an ihrem Übertritte in den Tentakel , der andere unter der Mitte ihres Ver- laufes, letzterem entsprechend, entsteht von der Arterie des inneren Tentakels ein Zweig, der oberflächlich in den Fuss eintritt. In Fig. 5 sind die Arterien der Leisten abgebildet. Schliesslich ist noch ein kleiner Zweig zu erwähnen, der aus dem Stamme der Mantel-Arterie zur Wand der Mundhöhle hinter dem Muskel geht. Denkschriften der matlieni.-naturw. Gl. VIU. Bd. Abhandl. v. Nichtmitgl. C 18 Karl Langer. Die eigentliche Fuss-Arterie ist die Fortsetzung des ersten Hauptastes der Aorta. Anfangs von Leberniasse umgeben, die sie auch mit kleinen Zweigen bedenkt, tritt sie in den eingeweidelosen, muscu- lösen Theil des Fusses. Wo sich die Kante des Fusses zwischen den Tentakeln frei macht, ist ihr Stamm zu finden; sie umschlingt bogenförmig die Eingeweide, und verjüngt sich durch Abgabe von Asten gegen den hinteren Fussrand. (Fig. 1 .) Nur einer, selten zwei Äste gehen constant zu einer genau bestimmten Stelle des Darmcanales, alle andern Äste, neun bis zehn gehen in die Fusskante, und durchdringen mit ihren Zweigen bis an die Oberfläche das ganze musculöse Gitterwerk dieses Fusstheiles. Wenn schon anderwärts der Grad der Ausdehnung oder Zusammenziehung auf den Gefässverlauf Einfluss nimmt, um wie viel mehr hier. Man nuiss immer darauf rechnen, selbst wenn man schon klaffende Muscheln zur Injec- tion verwendet , dass durch die nachträglich eintretende Contraction der Muskeln die Gefässe theilweise entleert und dicht zusammengeschoben werden, was um so mehr dann der Fall ist, wenn man frische Thiere zur Injection wählt, wo oft selbst die grossen Gefässe so dicht zusammen geschoben sind, dass nach Abschälung einer dünnen oberflächlichen Fleischlage das ganze Innere des Fusses nur aus solchen, grossen stark gewundenen , wie sinusartig ausgedehnten Arterien zu bestehen scheint; von einer feinen Verzweigung ist dann nichts zu sehen. Weder Injectionen mit Quecksilber noch das Verfolgen der Gefässe mit der Scheere, wie es Keber gethan, kann da eine richtige Vorstellung von der Gefässvertheilung ver- schaffen; dass sich auch hier die Arterien in feine Zweige theilen, die den Muskeltrabekeln folgen, und nicht in netzartig durchbrochenen Räumen verästeln (Keber, Beiträge z. Anat. u. Phys. der Weich- thiere, 18S1, p. 40), davon kann man sich durch Injection mit einer leicht flüssigen gefärbten Masse, im Nothfalle mit Tinte, überzeugen; man wählt dazu am besten eine schon klaffende Muschel. Legt man dann den injicirten Fuss nur auf kurze Zeit in Essig, um die Musculatur gänzlich zu erschlaffen, und die Theile durchsichtiger zu machen, so kann man nach unterbundenem Hauptgefässe, die Flüssigkeit durch Druck beliebig weiter drängen, man kann die Injections-Masse im Laufe deutlich verfolgen, und da sich auch kleinere Stücke dazu benützen lassen, unter dem Mikroskope die Injection der Capillaren beobachten. Die Zeichnung dieser Arterie (Fig. 1) ist nach einer Injection mit erstarrender Masse gemacht, und der Fuss in einem mittleren Grade von Zusammenziehung. Unter der Mitte des Verlaufes der Fuss-Arterie entsteht jener Ast, der constant ein Stück des Darmes versorgt, und dessen Verzweigungen bei Besprechung des Darmgefäss-Systems näher bezeichnet werden sollen. Bevor ich zur Beschreibung der Visceral-Arterie, dem zweiten aus der Aorta entstehenden Hauptstamm übergehe, will ich noch einiges über den Darmcanal selbst voraussenden. Der Mund liegt bekanntlich als eine quer nach den Seiten gebogene Spalte zwischen dem vorderen Schliessmuskel und dem vorderen Fussrande; so weit diese Theile das Eingangsrohr begrenzen, ist seine Schleimhaut glatt, und vom Magen wesentlich zu unterscheiden, der erst am Ende des Fussrandes beginnt, und da gleich steil in die Lebermasse abi^ällt. Um eine richtige Ansicht der Lagerungsverhältnisse des Darmes zu bekommen, füllte ich ihn vom Mastdarme aus mit erstarrender Injections-Masse ; einem solchen Präparate ist die in Fig. 1 dargestellte Skizze entnommen; und um eine richtige Vorstellung von dem Aussehen der inneren Darmwindungen, namentlich des Magens zu gewinnen, empfehle ich eine Injection des Gefäss-Systems vorauszuschicken und die Capillaren zu erfüllen, weil dadurch die Wandungen ganz prall, wie erigirt werden und die Leisten und Wülste deutlicher vorspringen. Nach einem solchen Präparate ist Fig. 9 und die Beschreibung des M a 1? e n s entworfen . Bekanntlich bildet die Leber zwei grosse Portionen, die den Magen umgeben; eine untere, die das Eingangsstück umschliesst, und in der die Theilnng der Aorta geschieht, dann eine obere , die unter dem Bas Gefiiss- System der Teichmiischel. 19 Bog'en der Aorta liegt. Beide diese Lappen berühren sich oberflächlich , ohne jedoch zu verschmelzen, entsprechend dem Bogen, der aus der Aorta entstehenden Gastrica (Fig. 1); und da die beiden Leber- lappen zugleich die Magenwände bilden, so werden diese durch Injection geschwellt, mit ihren Berührungs- flächen einen queren spaltenartigen Raum darstellen, der senkrecht auf der Längsrichtung des ganzen Rohres liegt. Entsprechend der Berührungsstelle beider Leberlappen, also der Nath der Magenwände, ist die Wand desselben dünn, und nach dieser Richtung ist in der Fig. 9 der Magen geöffnet, die untere Wand desselben nach rechts, die obere nach links umgeschlagen. Man sieht, wie die untere Wand (rechte in der Zeichnung) gegen den Boden der Mundhöhle zu, von einer bogenförmigen Wulst begrenzt ist, der brückenartig über den Mageneingang sich herüber wölbt, und die Wand fächerförmig über ihn sich ausbreitet, mit radiären getheilten Falten. Im Grunde des Magens unter der Wölbung liegen zwei Aus- führungsgänge des unteren Leberlappens, dann zwei Erhabenheiten, deren eine (aj mehr birnförmig gegen links mit dem Bogen theilweise verschmilzt, die andere (b) mehr rechts gebogen in die Darmleiste über- geht. Durch diese Erhabenheit entstehen am Boden des Magens zwei Rinnen; in der linken grösseren mündet ein dritter Lebergang, sie führt zu dem Divertikel, in welchem der Knorpelstyl liegt; die rechte engere Rinne entspricht gerade einem der oben berührten zwei Lebergänge und führt direct in den Dann. Das Divertikel für den Knorpelstyl und der Eingang in den Darmcanal sind durch eine Falte geschieden, die mit diesem zweiten Wulst ebenfalls zusammenhängt. Ein Analogon des im Magen vorkommenden bekannten Knorpelstyles fand ich einmal in einer im Februar gefangenen Muschel ; es war dies ein langer Faden, der durch das ganze Anfangsstück des Darmes sich erstreckte, mit seinem spitzigen Ende gegen den Magen gerichtet. Unter dem Mikroskope zeigte er ein hyaline geschichtete Corticalsubstanz und eine weisse Markmasse , die ein Aggregat war von lauter aus spitzigen Nadeln bestehenden Concrementen ; die Nadeln wurden von Essigsäure nicht angegriffen. Die Zusammensetzung dieses Fadens entspricht also ganz den Elementen, die von Siebold im Knorpel- styl des Magens gefunden. Das Darmrohr selbst macht innerhalb des Fusses drei bogenförmige Windungen, die miteinander ziemlich gleich laufen. Die Concavitäten der Bögen sind dem Schlossrande zugewendet; der mittlere Bogen ist das Anfangsstück, welches oben durch eine Schlinge in das Mittelstück übergeht; dieses umgeht rücklaufend das Anfangsstück, dicht an ihm gelegen, und nach einer scharten Knickung kehrt das Endstück aufwärts um, durchkreuzt rechterseits das Anfangsstück und verlauft, als innerster der drei Bögen, gegen den Magen, wo es dann unter der Aorta in das Herz umbiegt. Die Krümmung der ersten Schlinge liegt also parallel mit der Theilungsebene des Muschelleibes ; die der zweiten tritt rechterseits aus ihr heraus, steht also senkrecht auf ihr. Das erste direct aus dem Magen kommende Stück ist das Engste, weiter ist das Endstück, welches besonders an der oberen Darmschlinge in eine beträchtliche Erweiterung anschwillt. Zahlreiche Sehnenbündel, die quer den Fuss durchsetzen, sichern die Lage des ganzen Darm- apparates. Zwischen den Windungen und seitlich liegen bekannter Massen die Geschlechtsdrüsen. Bezüglich der Innenwand des Darmes ist zu bemerken, dass die im Magen beginnende grössere Leiste des Anfangsstückes an der convexen Seite des Bogens bis in die obere Schlinge verlauft und da, wie in einem seitlichen Divertikel endigt ; sie bildet eine scharfe Kante, der gegenüber eine kleinere Leiste liegt, die erst ausser dem Magen entsteht. Weil in der Schlinge der Darm scharf umbiegt, so springen die einander zugekehrten Wände als eine halbmondförmige Leiste in die Höhle der Darmschlinge vor (Fig. 2), mit welcher die Darmleiste verschmilzt. In Mittelstücke und bis zur blasigen Anschwellung des Enddarmes, hat die Darmwand keine Leiste, doch scheint das Rohr, wie aus zwei Platten zusammengesetzt, deren Flächen etwas gedreht anfangs nach den Seiten, später auf- und abwärts sich kehren und so eine Kante bilden, die in einer 20 Karl Langer. halben Windung um den Darm herumlauft. Entlang dieser Kantennath , ist der Darm dünn und durch- sichtig; an den Wandungen liegen lockere Querleisten und Furchen, die wechselseitig in einandergreifen, die ich aber nur von der Zusammendrückung des Darmes ableiten möchte, da ihnen keine besondere Gefässform zu Grunde liegt. An dieser dünnwandigen Nath des Darmes, begegnen sich zweierlei Arterien- Systeme. Im Enddarm bis zum After, ist wieder eine Darmleiste, die aber mehr abgerundet ist, und in der blasigen Auftreibung kolbenförmig beginnt. Eine Gegenleiste ist da nicht zu finden. Die Lage der Leiste entspricht hier der concaven Seite des Endstückes ; im Mastdarm selbst liegt sie an seiner unteren Wand. Die ganze Innenfläche des Darmes die Leisten nicht ausgenommen, ist mit einem Flimmerepithel über- zogen. In Fig. 2 ist das Darmrohr an drei Stellen geschlitzt dargestellt, um diese Leistenbildungen zu zeigen. Eine Übersicht der Verlaufsweise und Astfolge der Visceralis ist in der Fig. t und 2 gegeben. In Fig. 1 ist der Darm mit seinen Geftissen in natürlicher Lagerung, in Fig. 2 sind die Darmwindungen gelockert dargestellt, um auch die zwischen den Windungen verborgenen GefäSse zur Anschauung zu bringen. Vor allem ist darauf aufmerksam zu machen, dass zwei Hauptarterien in zwei Bögen zwischen den drei bogenförmigen Darmwindungen gegen die obere Schlinge zu verlaufen und dort endigen, nachdem sie während ihres Verlaufes an die angrenzenden Seiten der Darmbögen reichlich Zweige abgegeben haben, das in der Mitte liegende Anfangsstück ist also in seiner ganzen Länge beiderseits von diesen Stämmen hef mit Asten versorgt. Die zweite und dritte Darmwindung, beide randständig bekommen auch, aber nur von einer Seite her Äste aus diesen zwei Stämmen, nämlich da, wo diese dem Darm anliegen. Ein dritter grösserer Gefäss-Stamm begleitet vom Wulste an das Endstück in seiner Concavität bis in die Nähe des Herzens. Alle diese drei Hauptstämme, wo sie sich mit dem Endstücke des Darmes kreuzen, senden zu diesem Zweige, so dass auch dieses Darmstück mit einer doppelten Reihe von Arterien-Asten versehen wird. Die zweite Astreihe des Mittelstückes kommt aus zwei Zweigen, die von den Darmschlingen her gegeneinander zu laufen, und dieses Darmstück einsäumen, und wenn auch diese besonderen Zweige einander nicht erreichen, und diese Lücke durch einen quer über den Darm gehenden Zweig vom ersten Hauptstamm aus erfüllt wird (Fig. 2), dessen Zweige den beiden anderen entgegen laufen, so zeigen doch die feinen Gefässe, wie sie eben in die Darmwand eintreten diese Sonderung, so dass die beiden Darmwände jede besondere arterielle Gefässe bekommen. In Fig. 2 sind die, die Darmwindungen begleitenden Hauptstämme mit 1, 2, 3 bezeichnet; die das Endstück an seiner concaven Seite versehenden Zweige mit 4, die das Miltelstück an seiner convexen Seite versorgenden mit S. Alle genannten Aste, mit einer Ausnahme gehören in das Stromgebiet der Visceralis. Ihre Fort- setzung ist der erste Getassbogen, der zwischen dem Anfangs- und Mittelstück des Darmes verlauft. Am Ursprünge aus der Aorta, wo sie noch innerhalb der Leber liegt, gibt sie dieser mehrere Zweige (Fig. 1). Quer über den Darm rechterseits schickt sie einen grossen Ast ab (Fig. 1 , 2), dessen Fortsetzung der zweite Gefässbogen ist, und zwischen erster und dritter Darmwindung verlauft, sein Hauptast ist der dritte Bogen, der um auf die concave Seite des Endstückes zu gelangen, mit diesem linkerseits sich kreuzt. Aus diesen entsteht einer der Äste (Fig. 2, 5), der die obere Darmschlinge umspannt, und auf die con- vexe Seite des Mittelstückes tritt, die linke Wand versorgt, und gegen den zweiten dieser Aste verlauft, der aus der Fuss-Arterie (5 ö) entsteht. In das Stromgebiet der Visceralis gehört noch die Geschlechtsdrüse und der obere Fusstheil, in beiden lösen sich kleine Zweige auf, die von der Visceralis abstammen. Ein solches Zweigchen des Fusses ist in Fig. 3 angegeben. Diis GefUss-System der Teichmuschel. 21 Hier mögen noch einige Varianten erwähnt werden, die ich in der Astfolge der Visceralis l)ei den mehrfach wiederliolten Priiparationen heobachtcte; in wie ferne sie mit der Entwickelung des Darmes in Verbindung stehen, muss vor der [fand dahin gestellt bleiben. Eine häufig vorkommende Variante ist die, dass der dritte Gefässbogen statt linkerseits, rechterseits über den Darm weggeht, die Astfolge bleibt auch dann in der Regel dieselbe, doch habe ich auch den Fall gesehen, wo ein Ast in die Schlinge der ersten und zweiten Darmwindung eintrat, und die rechtsseitig liegenden Äste abgab. In Fig. t ist eine zweite Variante abgebildet, die ich nur einmal beobachtete; es ging hoch oben vom Stamme der Visceralis ein längerer Ast zur unteren Schlinge, zwischen zweiter und dritter Windung, die den sonst constanten Ast vertritt, der (in Fig. 1 abgeschnitten dargestellt) auf kürzerem Wege zu derselben Windung hingeht. Was die Vertheilung der Arterien am Darme selbst betrifft, so stellte es sich bereits oben heraus, dass jedes Darmstück aus zweierlei Quellen seine Aste bezieht; weiters ergibt sich, dass das Gefäss-System der Darmleisten eine eigenthümliche Anordnung zeigt. Am Mittelstück ist die Nath , wo der Darm am dünnsten ist, die Grenze beider Systeme, und nur bei sehr gelungenen Injectionen sieht man da die Capil- laren der beiden Wandungen verschmelzen. Eigenthümlich ist die Astreihe für die Darmleisten. Man gelangt zur Ansicht dieser Aste erst dann, wenn die Darmwindungen von einander gezogen werden, wie dies in Fig. 2 gezeichnet ist. Es verlauft gewissermassen der erste Arterienbogen in einer Rinne der Leiste, und wird das Gefäss entbfösst, so bemerkt man dichtstehende kurze Zweige (Fig. 2) , die unge- theilt in die Leiste treten, sich hier gabiig theilen, und wie das Mikroskop zeigt, innerhalb der Leiste , in den Asten zweiter und dritter Ordnung ebenfalls gekämmt , reihenweise an einander liegen ; bis in die scharfe Kante der Darmleiste, sieht man diese Äste eindringen. Fig. 6 zeigt unterhalb der Capillaren dieses Gefäss-System der Darmleisten. Wegen der geringeren Ausdehnung der Leiste im Anfangsstücke ist die Ramification nicht so reich, wie an den Ästen der Leiste des Enddarmes, namentlich des Kolbens, der vom dritten Arterienbogen ver- sorgt wird, und dessen Äste auf gleiche Weise eintreten (Fig. 2). Gleiche gekämmte Anordnung der Zweige zeigen die Mastdarm-Arterien, deren eine am Anfang der vorderen Aorta, und die andere aus der hinteren Aorta entsteht. Auch hier anastomosirt dieses Gefäss- System mit dem der Wände erst in den Capillaren. Minder bedeutende Äste der Visceralis sind aus den Zeichnungen zu entnehmen. Auch das Gefäss-System des Magens zeigt diese Sonderung, indem die Arterien der beiden Wände auch erst in den Capillaren, und zwar an jener dünnen Magenstelle sich vereinigen, wo die beiden Wände sich verbinden. Hintere Aorta. Die hintere Aorta liegt am Ursprünge aus dem Herzen, unter dem Mastdarm, tritt gleich in den Spalt ein, den die beiden Schenkel des hinteren cylindrischen Fussmuskels bilden, vor ihrer Anheftung an die Schale. Hier beginnt gleich die Astfolge. Zwei der stärksten Äste gehen auf dem hinteren Schliessmuskel etwas divergirend, unter den oberen Mantelrand, nehmen zwischen sich den Mastdarm, und nachdem sie den Muskel umgangen, treten sie in das hintere mit Wärzchen versehene Mantelende; es sind dies die beiden hinteren Mantel- Arterien , deren Fortsetzung am Rande des Mantels vorwärts geht, und mit den vorderen Mantel- Arterien den arteriellen Kranz erzeugen. Sie sind die eigentlichen Fortsetzungen der Aorta. Die Gabel ist vertical gestellt , so dass die Linke am Ursprünge in der Regel vor die rechte zu liegen kommt. Die beobachteten Abweichungen sind ohne Bedeutung. 22 Karl Langer. Die nachbarlich liegenden Organe, Mastdarm und Schliessmuskel bekommen von ihnen kleine Zweige, so wie auch der obere Mantelrand (Pericardiuni). Der für die Mastdarmleiste bestinmite unpaarige Ast, wechselt in seinem Ursprünge, theilt sich in zwei Aste, deren einer in der Richtung des Afters, der andere rücklaufend gegen das Herz geht, indem beide in der schon bemerkten Weise gekämmte Aste abgeben. Ein grösserer dritter unpaariger Ast der Aorta kann als Muskel- Arterie bezeichnet werden. Er theilt sich in drei Zweige, von denen einer rückwärts in den hinteren Schliessmuskel tritt, der zweite die untere Peripherie desselben umgreift, und der dritte den hinteren cylindrischen Muskelfortsatz des Fusses versorgt. Des letzteren Verzweigungen lassen sich bis zum hinteren Fussrande verfolgen. Die eben geschilderte Vertheilung der hinteren Aorta ist in Fig. 4 , von der linken Seite her dargestellt. 'o B. Das capillare Gefäss-System, Wenn man auch die Arterien in ihren Details nicht kannte, so nahm man doch keinen Anstand ihre Existenz für die Blattkiemer, wenigstens theilweise zuzugeben, aber ob es ein capillares Übergangs-Gefäss- System gebe oder nicht, ist eine Frage, die noch vor Kurzem mit Entschiedenheit für alle Mollusken verneint wurde ; seitdem hat man sich schon mehrseitig für ein geschlossenes Übergangsgefäss-System aus- gesprochen, doch glaube ich die Sache noch nicht mit Bestimmtheit erledigt. Bis jetzt ist es eben noch nicht gelungen, den directen Übergang nachzuweisen. Da und dort sah man wohl mit Injections-Masse erfüllte Netze, die aber in so lange als problematisch gelten mussten , so lange eben ihr Zusammenhang mit Arterien und Venen nicht direct nachgewiesen war, und jede andere Blutvertheilung mit Bestimmtheit zurückgewiesen werden konnte. Robin hat in seinem „Rapport ä la Societe de Biologie" über den Phlebenterisme, Paris 18S1, eine erschöpfende Kritik der Arbeiten über den Kreislauf der Mollusken gegeben, daher ich auf dies Werk bezüglich der Literatur verweise. Zugleich spricht sich R o b i n entschieden gegen die Annahme eines unvollständigen oder unterbrochenen Kreislaufs-Organes aus, und berichtet über capillare Netze, die er bei Mollusken und speciell auch bei Anodonta beobachtete ; auf diese werde ich später noch hinweisen. Die in mancher Hinsicht verdienstvolle Arbeit von Keber (Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Weichthiere, Königsberg 1831) ist betreffs der Capillaren gänzlich unbefriedigend, denn so sehr er auch ein geschlossenes Gefäss-System vertheidigt, so ist es ihm doch nicht gelungen die Capillaren darzu- stellen, wie dies auch mittelst Quecksilber-Injectionen und Verfolgen der Gefässe mit der Scheere nicht möglich ist. Keber spricht zwar von einem „netzartig durchbrochenen Gefässnetz", in welches sich die Arterien verästeln (pag. 40), dann im Fusse von „einem netzförmigen aber grossmaschigen Gefässnetz, dessen Bezeichnung als Haargefässnetz blos desshalb einiges Bedenken hat, weil die Lumina der einzelnen Gefässzweige auffallend gross zu sein scheinen". Dass er jedoch nicht die Capillaren, sondern blos Venen gesehen, geht schon daraus hervor, dass er dieses „schwammige Gewebe" nur unter der Loupe beobachtete. Auch V. Carus (System der thierischen Morphologie, Leipzig 181)3, pag. 138), fand nur „weite Gefässmaschen, die die Stelle des Haargefäss-Systems vertreten," und schliesst sich Keber 's Ansicht an. Eine vorläufige Mittheilung über das von mir im Zusammenhange dargestellte capillare Gefäss-System der Teichmuschcl , habe ich schon im Märzhefte 1833 der Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften niedergelegt. Die seither wiederholten Beobachtungen ergaben dieselben Resultate. Das Gefüss-System der Teichmuschel. 23 Zuniiclist siichle ich durch Injectionen den Zusammenhang der Arterien und Venen, und die Art der Bhitvertheilung in den Organen kennen zu lernen, und schon nach den ersten Versuchen sah ich mich zu der Annahme von geschlossenen Capillaren herechtiget. Gewiss kann in diesem Falle den Injectionen die Berechtigung nicht abgesprochen werden, denn wenn sie eine genau umschriebene Vertheilung der Masse, in regelmässigen Formen und bei wiederholten Versuchen stets dasselbe Resultat ergeben , so karm doch gewiss unmöglich mehr an wandungslose Ströme, an Gewebs- und Organen-Lücken gedacht werden, es müsste ja wie das Blut, so auch der Injectionsstoff in alle diese Lücken sich eindrängen, und jede Begrenzung der Injections-Masse wäre unmöglich, es würde ein Extravasat, aber keine Injection vorliegen. Es gelingt ferner auch ganz gut an injicirten Objecten die Gewebs-Elemente zur Anschauung zu bringen, und sich zu überzeugen, dass es nicht die Organen-Gewehe sind, die die Strömung begrenzen. Über die Versuche auch die Wandungen der Gefässe nachzuweisen, werde ich am Schlüsse dieser Abhandlung, zunächst aber über die Ergebnisse der Injectionen berichten. In allen Organen des Teichmuschelleibes habe ich nach gelungenen Injectionen ein Netz erfüllt, und dessen Zusammenhang mit den Arterien unzweifelhaft nachgewiesen. Fig. 7 zeigt die Art des Zusammen- hanges an der äusseren, freien Seite der Tastläppchen; dasselbe ist ganz leicht im Mantelrande zu sehen, nur muss hier, weil das capillare Netz oberflächlicher als die Arterien liegt, das Netz nur theilweise erfüllt worden sein. In der Leiste des Darmes (Fig. 6) sind auch aus der Tiefe von den Arterien kommende Zweige zu sehen, die in das Netz übergehen. Bezüglich ihrer Form zeigen diese Netze im Allgemeinen eine grosse Übereinstimmung in allen den Organen, die ein Schwellvermögen besitzen; es sind grobe Netze mit engen Maschen, man kann sie mit Recht Schwellnetze nennen. Nicht immer hat man jedoch die Gelegenheit diese Netzform deutlich ausgesprochen zu sehen : man sieht oft Formen, die, was Grösse der Lücken und Grösse der Gefässchen anbelangt, sich unterscheiden. Doch muss zweierlei berücksichtiget werden; einmal der durch die Injection erzielte Grad der Erfüllung der Capillaren, und dann der Grad der Zusammenziehung der Organe. Auch wenn die Gefässe nicht ganz erfüllt sind, stellen sich Netze dar, deren Maschen aber grösser sind, und verschieden verbogen sein können durch eine eingetretene Zusammenziehung der Musculatur . und je nach der Faserrichtung variirt auch die Form der Maschen ; nur wiederholte und gelungene Injectionen führen zur Erkenntniss der w ahren Sachlage. Solche strotzend erfüllte Capillaren z. B. in den Tastläppchen sind bis '/30 W. Linie gross, also jeden- falls grösser, als man sonst, wenigstens bei Wirbelthieren solche Gefässe zu sehen gewohnt ist, ohne jedoch den Namen von Sinus zu verdienen. Die Grösse dieser Capillaren und die der Venen erklärt auch ganz ungezwungen das Vermögen dieser Thiere ihren Fuss. Mantel, so stark aufquellen zu machen ; ander- seits erklärt sich auch wie schon injicirte, durch den Injectionsstoff gefärbte Theile, namentlich der Fuss, nach eingetretener Zusammenziehung der Musculatur wieder entfärbt und entleert werden, indem die noch nicht erkaltete Masse durch die grossen Capillaren mit Leichtigkeit in die Venen herübergepresst wird, und man oft gar nicht zur Ansicht des capillaren Netzes gelangt; der Fuss z. B. wird dabei knotig wie dies Keber, Taf. I, Fig. S, gezeichnet. Viel kleinere oft nur '^o W. Linie grosse Capillaren sind im Darmcanale zu sehen; wo auch besondere Netzformen auftreten. In den einzelnen Organen verhalten sich die Capillaren auf folgende Weise: Im fleischigen Mantelrande, wo eine unter rechten Winkeln gekreuzte Musculatur vorkommt, mit vorwaltender Faserrichtung gegen den Rand zu sind die Gefässmaschen bei strotzend erfüllten Capil- laren klein ; man sieht unter einer gelungenen Injection den Mantelsaum anschwellen , und die beiden 24 Karl Langer. Lefzen deutlich hervortreten; sind die Gefiisse weniger erfüllt, und der Mantelsaum dabei eingezogen, so sind die grösseren Lücken parallel dem Rande längs gezogen und der Zusammenhang der Capillaren mit den Arterien genau zu verfolgen ; gerade der Mantel war es, wo ich mich zu allererst mit Entschiedenheit von der Gegenwart der Capillaren überzeugte. Dieses Netz setzt sich feiner auch in die kleinen Wärz- chen fort, welche hinten am Mantelspalte sitzen. Am oberen Rande des Muschelleibes steht das Netz mit diesem des Mantels in Verbindung; auch dieser Theil schwillt bei einer Injection an, doch ist das Netz, wenn es weniger erfüllt ist, lockerer mit rundlichen Maschen. Auch am fleischigen Fussrande ist dieses grosse Schwellnetz mehr weniger erfüllt zu sehen, doch gelingt es hier nicht grössere Partien der Oberfläche gleichförmig zu erfüllen, weil durch die Zusammen- ziehung der Musculatur die Injections-Masse wieder herausgepresst und in die Venen herüber gedrängt wird ; doch werden stets kleinere oder grössere Partien bruchsackartig hervorgedi-ängt , in denen die Masse, wie durch eine Einschnürung zurückgehalten wird , und an diesen gelingt es das oberflächliche Netz zur Anschauung zu bekommen , nur ist es zu sehr zusammengedrängt, und man muss um die Lücken deutlich wahrzunehmen den Fuss mit Essig befeuchten, und durch vorsichtig angebrachten Druck die Theile wieder etwas ausdehnen. Robin hat, 1. c. pag. 122, dieses Netz ganz richtig beschrieben; er sagt: „la portion muscuhire du pied, surtout vers sa partie libre, est egalement parcourue par de gros reseaux courant entre les faisceaux et formanl im veritahle tissu erectile^ — . In dem hinteren cylindrischen Fussmuskel, wie auch in den beiden Schliessmuskeln ist der netz- förmige Verlauf der Gefässe zwischen und quer auf die Bündel , wie auch ihr Zusammenhang mit den Arterien deutlich nachweisbar. Anden T a st läppe he n sind die Netze ebenfalls dicht, die Grösse der Capillaren auf beiden Flächen verschieden. An der freien Seite beschreibt R o bin, pag. 123, Netze „u mailles generalement lotigUudina/es, par rapport a l'organe et aux vaisseaux: reseaux plus gros en bas qu'en haut.'' Diese Beschreibung passt nicht ganz auf das von mir beobachtete Netz. In Fig. 7 ist ein Stück desselben gezeichnet, mit nicht strotzend erfüllten Gefässen ; die Arterie A. ist ein aus der Haupt-Arterie entstehendes Querästchen, welches gegen den Rand zu umbiegt und in das Netz zerfällt. Ist letzteres strotzend erfüllt, so schwellen die Gefässe derart an, dass die Zwischenräume wie kleine, linienförmige Halbmonde, ohne bestimmte Richtung erscheinen, und die Tentakel als wahre erectile Organe charakterisiren. (Taf. III.)') Rücksichtlich der gerifften Flächen der Tentakel, bemerkt Roh in weiter:' „Stir les tentacules, les deux faces quise touchent sont depourvues de reseaux; mais on apergoit par transparence ceux de Tautre face de chacun deux par des intervaUes reguliers gut separent les petites sailUes cornees lineaires analogues u celles des hranchies. Ces petits intervaUes lineaires pouraient e'tre pris pour des vaisseaux paralleles; c'est ce que M. Edwards a figure sur Fun des tentacules de la Pinne marine.'' Nachdem ich bereits die in den Leisten verlaufenden Arterien-Verzweigungen gekannt (Fig. 5), gelang es mir später auch hier ein Netz darzustellen. Es kann kein Zweifel sein, dass dieses Netz den Leisten eigenthümlich ist, da man mit einem Pinsel unter dem Mikroskope den Leisten eine verschiedene Lage geben und abwechselnd das Netz der einen oder anderen Fläche besehen kann. Die Bildung dieses Netzes geht von den kleinen Arterienzweigen an der Kante der Leisten aus, diese zerfallen in ein kleinmaschiges Netz, welches sich rückläufig gegen die Basis über diese Arterien herüber legt, wobei die Capillaren gegen die Basis zu immer stärker werden (Taf. III). Da die Erfüllung des Netzes vom Rande ausgeht, so wird ') Die hier bezeielineten Abbildungen werden auf Taf. III, des zweiten Theiles dieser Abhandlung folgen. Das GefSss-System der Teichmuschel. 25 dasselbe bei nicht durchgängiger Injection hier theil weise erfüllt und es scheint dann, besonders wenn die Epithellen nicht gut entfernt wurden, als ob entlang der Kante der Leisten ein Gefäss da verlaufen würde, welches aber nicht existirt. Die Gefiisse dieses Netzes sind bei weitem dünner, als die der freien Fläche, vorausgesetzt, dass diese strotzend erfüllt sind. Der an den Mund grenzende nicht geriffte Theil dieser Tentakelfläche ist mit einem einfachen Gefässnetz versehen, welches an der Basis der ersten Leiste mit dem Netz dieser verschmilzt, und sich in den Mund fortsetzt. Von diesem im Mantel, Fuss und der freien Tentakelfläche beobachteten Schwellnefze ist das des Darmes, besonders stellenweise wesentlich abweichend. In den Stücken des Darmcanales, wo keine Wulst ist (Mitteldarm, und ein Stück des Enddarmes bis zum Kolben), besteht das Netz der inneren Oberfläche ebenfalls aus gröberen Gefässen, doch sind sie kleiner, als in den Schwellorganen, sie bilden engere gebogene Maschen, deren Lücken, wenn der Darm stark zusammengepresst war , erst durch einen vorsichtig geleiteten Druck , namentlich an einem durch Essig erschlaft'ten Stücke deutlich erkennbar werden (Fig. 8). Wie schon von den gröberen Ramificationen der Arterien angegeben wurde, so ist auch in den Capil- laren eine gewisse Selbstständigkeit in den beiden Wandungen zu bemerken; meistens bleibt die Nath in der die beiden Darmwände sich vereinigen leer, bei ganz gelungenen Injectionen sieht man aber auch hier beide Gefäss-Systeme mit einander anastomosiren, und zwar in dichten feinen Längsgerässen, so dass hier schon die Bildung angedeutet ist, die in den mit Leisten versebenen Darmstücken namentlich dem Anfangs- stück stärker ausgebildet vorkommt. Im Endstücke ist an der Leiste das capillare Netz etwas gelockerter, die Maschen grösser, und namentlich am Kolben ziemlich leicht darstellbar; die sonst glatte Wand dieses Darmstückes zeigt dasselbe Netz, Avelches im Mitteldarm vorkommt, und diese beiden scheinbar verschiedenen Netzformen das des Kolbens und der Wand, verschmelzen an der Basis des Kolbens, wo dieser aus der Wand hervortritt mit einander. Den Unterschied in der Grösse der Lücken glaube ich blos daher abzuleiten, dass der Kolben gewissermassen durch die Zusanimenpressung des Darmes noch stärker hervorgedrängt wird, Avodurch das oberflächliche Netz wie gelockert erscheint. Diesen Typus behält das Netz bis zum After. Die Bildung von feinen Längsgefässen, die schon an der Nath des Mitteldarmes minder entwickelt beobachtet wird , tritt im Anfangsstück des Darmes so stark ausgebildet auf, dass die ganzen Seiten- wandungen, zwischen den Leisten ein sogenanntes gekämmtes Netz zeigen, nämlich lange dünne Capillaren, mit parallelen llnienförmigen Zwischenräumen ; es scheinen hier die dünnen Seitenwandiingen der Nath des Mitteldarmes zu entsprechen. An den Leisten selbst ist ein Netz mit gebuchteten grösseren Maschen, das aus den gekämmten Arterien des ersten Hauptstammes gespeist wird, und dessen Zusammenhang mit diesen Arterien leicht gesehen wird (Fig. 0). Von der scharfen Kante an übergebt allmählich die grössere Leiste, wie in einer Bucht in die Seitenwandungen, und hier sieht man, wie das Netz beinahe plötzlich seinen Charakter ändert und in das gekämmte übergeht. Die Capillaren werden dabei feiner, es sind die feinsten, die ich überhaupt an der Muschel beobachtete; es spaltet sich gewissermassen das Gefäss in mehrere und dabei verlängern sich die Zwischenräume und die Capillaren rücken näher an einander. Die Richtung dieses gekämmten Netzes ist quer auf die Länge des Darmrohres. Der Übergang dieser beiden Netzformen ist auf Taf. III abgebildet. Ausser diesem Zusammenhange beiderlei Capillaren untereinander w Ird das gekämmte Netz noch von eigenen Arterienzweigen gespeist , die direct zu diesen seitlichen Darmwandungen zerstreut hingeben. Am Ende der Leiste in der ersten Darmschlinge, bildet wie ich früher bemerkte die Wand am Knickungswinkel eine vorspringende halbmondförmige Leiste, die mit der längslaufenden Darmleiste verschmilzt, hier sind die Capillaren gröber und verdünnen sich gegen den Rand beider Leisten. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. VHl. Bd. Abhandl. v. Nichtmitgl. " 26 Karl Lang er. Das Gefäss-System der Teiehmuschel. Diese im Darme beobachteten Gefässformen wiederholen sieh im Magen, einzelne jedoch in grösserem Mafsstabe entwickelt. Am grössten Theile der oberen (in Fig. 9 nach links umgeschlagenen) glatten Magenwand bilden die Capillaren das gewöhnliche Netz, vergrössern sich aber gegen den Magengrund ohne jedoch vom allge- meinen Typus abzuweichen. Gegen die Vereinigungsstelle mit der unteren Wand, sind wie im Mittelstück des Darmes feinere in Reihen geordnete Gefässchen zu bemerken, die sich aus dem Netze entwickeln, und in der Furche (Nath), mit den Gefässen der unteren Wand verbinden. Am bogenförmigen Wulst der unteren Magenwand ist ebenfalls ein lockeres grobmaschiges Netz zu finden, das gegen den concaven Rand zu in dicke über '/go W. Linien haltende Gefässe übergeht, die in dem linksseitigen, birnförmigen Wulst ober dem Gallengange liegen und netzartig verbunden sind. Am convexen Rande des Wulstes übergehen seine Gefässe in die der Falten der unteren ]\Iagenwand. In die Falten treten aus der Tiefe grössere Gefässe, welche entlang der Faltenkämme verlaufen, sich in ihnen dichotomisch theilen, bis sie ebenfalls in sehr feine gekämmte Capillaren übergehen, und an der Nath der beiden Magenwände mit denen der oberen Wand anastomosiren. Weniger zahlreich und gröber am Ursprünge der Falten, stehen diese Gefässe einer- seits durch feine Zweige mit denen des bogenförmigen Wulstes, andererseits in den Faltenfurchen unter sich durch quere gröbere Aste in Verbindung. Trotz zahlreicher Injectionen bemerkte ich nie selbst Andeutungen feiner Capillaren, die diese groben Gefässe der Falten gedeckt hätten. Soweit die Falten an der Magen wand reichen, ist diese Gefässbildung ganz abgeschlossen. Im Magengrunde um den Gallengang habe ich ebenfalls Netze dargestellt. An der rechtsseitig liegenden Wulst (6) die in den Darm übergeht, ist das Netz der Längswulst des Darmes schon zu sehen, doch sind die Gefässe gröber und werden gegen den Darm zu feiner. Erklärung der Abbildungen. Fig. \. Ansicht der vorderen Aorta mit ihren Zweigen. Der Fuss von der rechten Seite her eröffnet, der Darnicanal in seiner natürlichen Lage. t. Die ahgeschnittene Tentakel-Arterie. „ 2. Das Gcfiiss-System des Darmcanales. Die Darinwindungen sind entfaltet, um die zwischen ihnen liegenden Arterien zur Ansicht bringen zu können. Das Darnirohr an drei Stellen eröffnet, um die Leisten zu zeigen. A. Darmarterie ; B. Zweige der F"uss-Arterie. 1. 2. 3. Die drei arteriellen Hauptstämme, die die Darmwindungen begleiten. 4. 4. 4. Zweite Astreihe für den Enddarm. ö. 5. 5. Zweite Astreihe für den Mitteldarm. „ 3. Arterien der Tentakeln und des Mantels. Ansicht von der linken Seite. , „ 4. Verzweigungen der hinteren Aorta. Ansicht von links, das linke Kiemenpaar entfernt. „ ö. Arterien dreier Tentakelleisten. Vergrüsserung 30. „ C. Darmleiste des Anfangsstüekes mit seinem capillaren Netz und den arteriellen Endästen in der scharfen Kante. Ver- grüsserung 30. „ 7. Vertheilung eines Zweigchens A. der Tentakel-Arterie mit dem unvollkommen erfüllten Schwellnetze der freien Tentakel- flache. Vergrösserung 30. „ 8. Ca])illares Netz der glatten Wand des Enddarmes. Vergrösserung 30. „ 9. Innere Oherfliiche des Magens, dieser nach der Nath gespalten, die untere Wand nach rechts, die obere nach links umgeschlagen. A. Magencingang; B. Divertikel zur Aufnahme des Knorpelstyles; C. Darmcanal mit seinen beiden Leisten. a.h. Zwei Wülste; zwischen ihnen im Magengrunde die Mündung eines Gallenganges. Vergrösserung 2. Iiilll';«'!'. lins (iclVirsrv.sIcni iIit Iriiliiiiusclii'l. I'ai: IYy.4. lig.r Fuf.ff. Fl ff / iiUi. u.l. Farben ('ptlr. i. d. k k U«r-u Nt.ialsilrurkprei. UiiiLsrlinricn der k. Ak;i(!. il.\\is.sens('h.m;ithem. naturw. 11 Vlll Bd. ItS.il. Iiiiii»c>r. D.is (idVirsIvsIcin ilcr Tcirliirriisilicl. Tili: II. Fü/. ■;. /■'//- ■>. II Li /// -/ %. .9. Litli.iLi l'Vrlien gi'dr i. il. k, k. Hur-u.Sta.itKilrufkcrci. Di'iikM'linricii ilcr k Akad il Wissciisrii iiialln'iii iiiiliinv i1 Vllllid. 1854. ^ 3 ||] WIEN. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 1854. >• 3 3 2044 093 282 432