•\ DENKSCHRIFTEN DER KÖNIGLICH - BAIERISCIIEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT IN REGENSBURG. MIT IV TLVrrETlTArELN-. IN REGENSBURG, 1815. COMjftlSStOK DER MONTAG- UND WEISSISCHEN BUCHHANDLUNG. X3 ■ DENKSCHRIFTEN DER KÖNIGLICH - BAIEIUSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT REGENSBURG. t^V\AV\*\V\WV\AAvW.W\V*AWViV\^VWW\1VW\A^\W' .ERSTE ABTIIEILtTNG. VORREDE. •vxa. -vw -wv^/w -*/W In den bekannten Schicksalen, die Regens« bürg in der neueren Zeit erfahren hat, lie- gen die Gründe enthüllt, warum die Bota- nische Gesellschaft daselbst seit einigen Jah- ren verstummte. Einer bessern Zukunft vertrauend , ha- ben aber einzelne Mitglieder darum nicht aufgehört, rastlos die Alpen zu besteigen, und Blüthen zu sammeln, um sie einst in glücklichern Tagen in die Lorbeerkränze der Sieger zu winden, der Palme der Frie- dengeber beizugesellen, und sie ihrem neuen Souverain und mächtigen Beschützer zu Füs- sea zu legen. Die- VI Diese Alles belebende Epocbe ist er- schienen, der Mitwelt ein Gegenstand der höchsten Bewunderung, des tiefsten Dankes, der Nachwelt ein Wunder ! — Sie hat die e;eistioen Fesseln gelöfst, die Retten des frem- den Joches gebrochen ; ein neues Leben be- ginnt auch für Wissenschaften und Künste. — - Die Botanische Gesellschaft versucht dem- nach, den Faden wieder anzuknüpfen, den sie nur nothgedrungen abgebrochen hatte. Die Schriften der Gesellschaft werden in der Folge, unter gegenwärtiger Form und Titel erscheinen, ohne sich bestimmt an ei- ne Zeit zu binden, doch wird wo möglich, der Zwischenraum nie zwey Jahre überstei- gen. Der höhere oder geringere Preis eines jeden einzelnen Theils wird nach der Zahl der beygefügten liupfertafeln bestimmt wer- den. Beyträ2;e von Mitgliedern der Gesell- schaft werden mit Vergnügen aufgenom- men, und wenn sie, in einer Sitzung vor- gelesen, oder von einer Commission beur- teilt, als geeignet anerkannt werden, nach ö & Maafs- VII 1, Maafs&abe der vorhandenen Materialien , ei- ne Stelle in diesen Denkschriften erhalten. Der Hauptzweck der Gesellschaft ist ge- genwärtig auf Sichtung bestehender Irrthü- mef, kritische Bcurtheilung der Synonymieen, als Vorarbeiten für eine künftige Herausgabe einer Species Plantarum und Berichtigung der Flora Deutschlands gerichtet; sie wird sich daher vor der Hand auf reine Botanik und Kultur botanisch -wichtiger Pflanzen, die zu Berichtigungen unentbehrlich ist, beschrän- ken. Berichtigende Beyträge werden ihr aus diesem Grunde eben so angenehm seyn , als Miuheiliinejen neuer Entdeckungen; doch müs- sen solche kritische Bemerkungen, wenn sie eine Pflanze insbesondere betreffen, immer mit der Pflanze, von der die Rede ist, ent- weder in einer genauen und deutlichen Ab- bildung, oder einem gut getrockneten Exem- plar begleitet seyn. Am Schlufs einer jeden Abtheilung kön- nen auch unter der Rubrik: Botanische No- tizen und Auszüge aus Briefen, kleinere Auf- sätze, welche allgemeines Interesse für die Bo- VIII Botaniker haben , aufgenommen werden ; z. B. Nachrichten über neue, im Auslande erschie- nene Bücher, über neue, aus, fremden "Welt- theilen herübergebrachte Pflanzen, über sel- tene Gewächse, die in diesem oder jenem Garten geblüht haben u. s. w- In der trostvollen Ucbcrzeuoun^ , dafs äusserer Druck unser neues Beginnen nie •mehr hemmen werde , schreiten wir nun zu der näheren Entwicklung der Schicksale der Regensburgischen botanischen Gesellschaft bis zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt. Im Januar 1815. DIE K. B. BOTANISCHE GESELLSCHAFT IN REGENSBURG. IN- INHALT. W WVW\<\ W* Seite vJtscincnTjE der botanischen Gesellschaft in Regensburg. Von Herrn Dr. Opperdiann, Stadtgerichts- Arzt in Regensburg und Sekretär der H. B. botanischen Gesellschaft XI. I. Ucber den gegenwärtigen Standpunkt der botanischen Wissen- scbaft, und die Notwendigkeit, das Studium derselben zu erleichtern. Von Herrn Grafen Caspar von Stern- BERG • i * IL Botanische Beobachtungen. Von dem Herrn Grafen de Bray , Präsidenten der Königl. Baier. botanischen Gesell- schaft zu Regensburg 45 III. Braya. Line neue Pflanzengattung. Aufgestellt von dem Herrn Grafen Caspar von Stehnberg und Herrn Professor Dr. Hoppe 65 IV. Curtii Sprengel, Prof. Hai. Symbolae criticae ad Syno- nymiam Umbelliferariuu 76 X Seite V. Botanische Beobachtungen. Von dem Herrn geheimen Rath und Ritter Edlei* von Schrap/k io4 VI. Einige neue Pflanzen Deutschlands nebst eingestreuten Bemer- kungen über die verwandten Arten. Von dem Herrn Grafen Caspar von Sternbeug und Herrn Profes- sor Dr. Hoppe . . . . . »48 VII. Ueber .die Kultur der Alpen - Pflanzen. Von Herrn Grafen Caspar von Sternberg »73 VIII. Polygalue qualuor novae. Descripsit C. F. Pn. Martiits, M. D. Acad. Reg. Monac. Ahimn. Soc. Bot. Rat. Membr. Ordin l83 Aufgabe einer Preifsfrage 187 GE- GESCHICHTE der botanischen Gesellschaft in Regensburg. Von Herrn Dr. OprF.nniANPr, Stadtgerichts • Arzt in Regensburg und Sekretär der Ii. B. botanischen Gesellschaft. Indem die Regensburgisclie botanische Gesellschaft sich in den Stand gesetzt sieht, einige ihrer neuern Arbeilen im Gebiete der Kräuterhunde dem Drucke zu übergeben, glaubt sie zu- gleich diese Gelegenheit benützen zu müssen , dem Publi- kum eine kurze Darstellung ihrer Geschichte vorzulegen , theils um dasselbe von ihrer innern Einrichtung in neuerer Zeit und ihren Schiksalen in Kenntnifs zu setzen, theils um den Standpunkt zu bezeichnen, von dem aus allein ihr Ver- dienst um die Wissenschaft und das Fortschreiten ihrer Wirksamkeit unter so manchen Stürmen, denen eine ver- liängnifs volle Zeit auch sie unterwarf, mit Gerechtigkeit und Billigkeit gewürdigt werden kann. h* Key XII Bey ilirer Entstehungsgeschichte brauchen wir nicht zu verweilen, indem selbe in jenen Abhandlungen, die sie unter dein Titel : Geschichte der Regensburgisclien bo- tanisclicn Gesellschaft &c. im Jahre 1792. herausgab, aus- führlich enthalten ist, und dort sind auch die Gesetze abge- druckt, die sich die Gesellschaft bey ihrem Zusammentreten gab, und aus welchen der damals vorgestechte Zweck die- ser Stiftung deutlich hervor geht: nämlich eine Vereinigung von Kennern und Liebhabern der Botanik zu begründen , um das Studium dieser Wissenschaft zu verbreiten, beson- ders aber wifsbegierigen, sittlichen und gebildeten Jünglin- gen, die einst sich einem Zweige des Wissens widmen soll- ten, der Krüuterkunde als Hülfsstudium nöthig machte, durch die an Kenntnissen vorgerückten Mitglieder Unterricht zu er- theilen, ihren Eifer zu erregen und zu unterhalten. Es wur- den daher Eleven aufgenommen, zur schicklichen Zeit vor- schriftsmäßig botanische Excursionen gemacht, und die Re- sultate, die man auf solchen Wanderungen sich abzog, die Entdeckungen, die man machte, das Neue, das man fand, wurde in Excursionsbesehreibungen zusammengefafst, und der Gesellschaft zur Prüfung, zum Nutzen und zum Ver- gnügen vorgelegt. Dafs auch jene Früchte der damaligen Zeit nicht ohne botanisches Interesse waren, wenn gleich vie- les dabey vorkommen mufste, was nur dem Schüler als wich- tig und neu erscheinen konnte, beweisen einige solche Auf- sätze, die den obengenannten Schriften beygedruckt sind; dafs überhaupt diese Stiftung selbst deif Veteranen der Wis- senschaft nützlich und werlh schien, beweifst der Beitritt mehrerer berühmter und gelehrter Botaniker, und selbst der wür- XIII würdige Herr geheime Rath und Professor von Schrank war einer der ersten, der an diesem Institute thäligen Antheil nahm, wie denn auch von ihm schon in jenen Schriften Anmer- kungen über verschiedene der Gesellschaft zugesendete Pflan- zen vorkommen. Indessen lebte die Gesellschaft ohne Fond hlos von den Beyträgen, die die Mitglieder, oder andere würdige Freunde ihr weihten, auf eine ziemlich beschränkte Weise mehrere Jahre, und hatte nicht einmal ein schickliches und eigenes Lokale zu ihren Versammlungen und zur Aufstellung einer Bibliothek und eines Museums, welche letztern zum Glück noch nicht vorhanden waren. Ihre Stiftungsepoche (1790.) fiel noch in die Zeiten der Reichsstadt, deren biedere, der Wissenschaften kundige und sie schätzende Vorsteher zwar dem neuen Institute ihre Gunst und ihren Beyfali schenkten, kei- neswegs aber aus dem ohnehin kleinen und armen Freystaale eine Quelle, auch noch so klein, zum Unterhalte eines sol- chen ableiten durften. Zum Glück setzte die Anwesenheit des einst in Regensbnrg sich befindlichen Reichstages, der überhaupt auf sittliche und intellectuelle Bildung der Reichs- stadt mächtigen und wchlthätigen Einflufs hatte, die Gesell- schaft mit mehreren würdigen Personen in Verbindung, die theils durch ihren ehrenvollen Beilritt, theils durch ansehnli- che Geschenke der Gesellschaft nutzten und sie förderten* so gehörte z. B. unter ihre ersten Gönner eine würdige und geist- reiche Dame, die Gemahlinn des damaligen Kaiserl. Russi- schen Gesandten, Frau von der Asseburg, geborne Reichs- gräfin von Schulenburg- Wolfsburg, die durch ihre liberalen Bey- XIV Bey träge die Gesellschaft in den Stand setzte, ihre Existenz geltend zu machen, sich als eine öffentliche darzustellen, und als die erste in Deutschland, ja in Europa aufzutre- ten, die der Göttinn Flora einen eignen Tempel haute, in selhem das Studium der Kräuterkunde mit Eifer hetrieh, und es zu verhreiten und zu erweitern strehte ; denn erst im Jahr 1801. entstand die phytographische Gesellschaft in Göt- tinnen , noch später jener ähnliche Verein zu Rouen. Die Geschäfte der Gesellschaft, insofern sie Oekonomie und innere Einrichtungen betrafen, besorgte der Präses, damals ein würdi- ger hiesiger Arzt, der Sanitätsrathsdirektor und Stadtphysi- kus Dr. Kohlhas, der bis an seinen Tod, der ißn. erfolg- te, seine Stelle ununterbrochen begleitete. Für Correspon- denz, Ausfertigung der Diplome etc. wurden Sekretäre ge- wählt, die ihrer übrigen Verhältnisse wegen mehrmalen wechselten, und deren erster, einer der Mitstifler, Herr Martlus, dermalen Hofapotheker in Erlangen, war, dessen Vorliebe für Naturgeschichte und besonders für Pflanzenkun- de anderwärts rühmlich bekannt ist. Einige verehrte Gön- ner und Mitglieder räumten der Gesellschaft zum Bedarf zu- weilen ein Zimmer oder ein Gärtchen ein, Herr Graf von Bray versah sie im Jahr ißoo. bey seiner Abreise von Re- gensburg, mit den nöthigen Meubeln ; einige Jahre hatte sie einen kleinen Garten zur Miethe, und so wirkte sie lange, nur durch sich selbst erhalten, im Stillen, beson- ders wohlthätig durch Unterricht, und erwarb sich den Bey- fall so vieler selbst der gröfsten Botaniker, die denn auch alle ihr Ehrendiplom wohlwollend aufnahmen, und sich freundlich mit ihr zu gemeinsamen Zwecken vereinten. In XV Im Januar des Jahres 1791. setzte die Gesellschaft ei- nen Preis von 10 Dukaten auf die Beantwortung der Fragen: „ob systematische Kenntnifs der Botanik dem Apotheker noth- „wendig sey, und warum und wie diese Kenntnifs am be- rsten ausgebreitet werden könne? Ferner, bringt die Bekann- tmachung der Giftpflanzen im Allgemeinen, vorzüglich aber „unter dem Landvolke Schaden oder Nutzen, und wie heifsen „im letzten Falle die Giftpflanzen, in welchem Erdreich wach- „sen sie, wie macht man sie dem Nichtkenner, vorzüglich dem „Landmann bekannt? etc." und forderte ausser ihren Mitglie- dern besonders die Apotheker Deutschlands zur Beantwor- tung derselben auf, weil immer noch Unterricht und Anfeue- rung zum Studium der Botanik ihr erster Zweck war. Am 14. Junius des folgenden Jahres hielt sie, um dem Theile des gebildeten Publikums, der der Göttinn Flora und ihren Priestern gewogen war, Rechenschaft abzulegen, und zum zweytenmal ihren Stiflungstag dankbar und froh zu feyern , eine öffentliche Sitzung, und eröffnete bey dieser Gelegenheit das Scrutinium über die angeführten Preisaufga- ben, welches den Preis dem Herrn Ebermeyer, einem fleifsi- gen Pharmacevten in der Heyerschen Apotheke zu Braun- schweig , und das Accessit dem Herrn Pfarrer Heim zu Gumpelsladt zutheille. Beyde Abhandlungen würden damals dem literarischen Publikum mitgetheilt worden seyn, wertn nicht Mangel an al- len Fonds eine fernere Herausgabe der gesellschaftlichen Ar- beiten unmöglich gemacht hätte, und so blieb mancher, zu sei- XVI seiner Zeit vielleicht interessante Aufsatz unbenutzt liegen, und entspricht freylich itzt nicht mehr den Anforderungen der in der Wissenschaft vorgeschrittenen Zeit. Die Gesellschaft ermüdete indessen nicht in ihrem ed- len Bestrehen, und immer mehr erhöh sich ihr Wahlspruch: Res parvae Concordia crescunt , zur schönen Wirklichkeit. Besonders war für den Flor und Wachsthum dieser Gesellschaft in wissenschaftlicher und anderer Hinsicht der Beytritt zweyer Männer sehr wohlthätig , deren einer Herr Graf von Bray &c. ihr bald nach ihrer Stiftung als Ehren- Milglied angehörte , ja seihst ins Erstehen sie rief, und der andere Herr Graf Caspar von Sternberg , ihr im Jahre 1799. von ihrem eifrigen und fleifsigen Mitgliede dem Herrn Pro- fessor Duual , zugeführt wurde. Diese heyden, bekannten, würdigen und gelehrten Män- ner, suchten im Bunde immer ein höheres Streben aufzure- gen , die Gesellschaft zu einem Institute zu erheben , das nicht nur Leyen ins Gebiet der Wissenschaft einzuführen bestimmt sey, sondern das im Kreise vollendeter Männer tie- fer eindränge ins unendliche Wissen, und mitarbeite und vor- schreile so weit es Kräfte und Zeiten gestatten mögten. — Sie unterstützten ausserdem ihre Casse durch beträchtliche Beylräge, und übernahmen es späterhin, ihr den Schutz und die Huld ihrer höchsten Souveraine zu erwirken. Bald nach seinem Beytrilt bot der Gesellschaft Herr Graf XVII Graf von Sternberg in seiner Wohnung ein geeignetes Lokale zu den Versammlungen an, und indem nun einer der oft störenden Anstände gehoben war, wurden alle 14 Tage regel- mässig Sitzungen gehalten, fortlaufende Protokolle über das Ge- schehene aufgenommen, und solche jedesmal hey der nächsten Zusammenkunft von dem Sekretär abgelesen, und überhaupt wurde der Geschäftsgang mehr geordnet. In den Versamm- lungen beschäftigte man sich vorerst vorzüglich damit, die Herbarien g~enau durchzugehen und nichts darin aufzuneh- men und alles daraus zu verweisen, was nicht richtig be- stimmt und irgend einem Zweifel unterworfen war. Ueber- haupt glaubte die Gesellschaft, und vielleicht nicht ohne Grund, dafs Kenntnifs der einzelnen Bürger der Pflan- zenwelt selbst, jeder andern Untersuchung derselben, — dafs folglich reine Botanik immer der angewandten vor- ausgehen müsse; und so behält auch sie sich bevor, diesem interessanten Theil dereinst mehrere Aufmerksamkeit widmen zu können. Im Jahre lßoo. schenkte Herr Graf von Bray der Ge- sellschaft grofsmüthig 500 fl. um damit ihr einen stehenden Fond für die Zukunft zu begründen. Dankbar erkannte sie diese abermalige edle Handlung ihres Gönners, und der Wunsch seiner schönen Absicht zu entsprechen, war lei- der der Grund eines bedeutenden Verlustes für die Ge- sellschaft, indem sie durch Anlegung dieses Capitals auf Zinsen in der Zukunft über die Hälfte desselben verlie- ren mufste. Ein xviii Ein festlicher Tag war für die Mitglieder unserer Ge- sellschaft der 3. September 1801. an dem, bey einer Durch- reise des Herrn Grafen von Bray , in der Wohnung des Herrn Grafen von Sternberg eine feyerliche Sitzung statt hatte, die den Dank der Gesellschaft gegen jenen grofsmü- ihigen Gönner und die Würdigung seiner Verdienste beson- ders dadurch auszusprechen strebte, dafs sie ihm das Diplom eines ordentlichen Mitgliedes überreichte, und gehaltvolle Abhandlungen von den Herren Grafen von Sternberg und Waldbtein , und den Herren Professoren Dnval und Hoppet gaben der Sitzung ein wissenschaftliches Interesse. Zur selben Zeit wurde auch der Plan entworfen die botanische Zeitung herauszugeben , die mit dem Jänner des folgenden Jahres im Publikum erschien. Es ist wohl unver- kenntlich , dafs die Gesellschaft durch dieses Unternehmen ihre Thä'tigheit darlegte, und der Wissenschaft wahrhaft nützte. Diese Zeitschrift stand ehrenvoll neben den weni- gen Schwestern, die damals mit ihr sich ausschlüfslich der Botanik widmeten, und allgemein als gut und nützlich an- erkannt, hatte sie besonders einen Zweck erfüllt, was die andern nicht vermochten, sie verbreitete die Liebe zur Wis- senschaft auf dem südlichen Theile des deutschen Bodens, der Flcrens Töchter, so schön, wie einer, schafft, und gab ihren Lieblingen Gelegenheit ihren Eifer zu befriedigen und näher einzudringen ins Studium der Botanik. Sie führte uns in den ehrwürdigen Zirkel von Männern ein, wie v. Schranh, Spren- gel und Wdläenom etc. die entgegen mit Gefälligkeit Theil nahmen an diesem nützlichen Institute. Im folgenden Jahre (1803) XIX (i8o3-) gewann diese Zeltschrift, in typographischer Hin- sicht eben so sehr, als an innerm Gehalt, und sie würde vielleicht noch bestehen, wenn nicht durch die verhängnis- volle Zeit der freye Verhehr mit den Nachbarstaaten, wie mit dem Auslande, so sehr beschränkt worden wäre. Heilbringend war für die Gesellschaft das Jahr 1803. Mit der Besitznahme Regensburgs durch Carl Dalberg, den bekannten Kenner und Beschützer der Wissenschaften, konn- te auch sie eine heitere Aussicht für die Zukunft hoffen, und nicht lange liefs der gütige Fürst ihre Wünsche unbe- friedigt. — Herr Graf von Sternberg, den Stand und persön- liches Verdienst in enges Verhältnifs zu Staat und Fürsten setzten, übernahm es bald, ein nützliches Institut, das er liebgewonnen hatte, dem neuen Landesherrn zu empfehlen, und am 4. Februar hatten die sämmllichen anwesenden Mit- glieder der Gesellschaft die Gnade , demselben von dem Herrn Grafen von Sternberg vorgestellt und mit Huld und sichtbarem Wohlgefallen aufgenommen zu werden. Die erste Frucht dieses für die Gesellschaft feyerlichen Tases war ein Geschenk des Herrn Churerzkanzlers für die Bibliothek , nämlich : die ersten Hefte der neuen Prachtaus- gabe von Duhamel traite's des arbres et arbustes par Ven- tenat, welches Geschenk Sie nach Mafsgabe der Erschei- nung der folgenden Hefte nicht nur fortzusetzen huldvollst geruhten, sondern auch späterhin mit den übrigen Pracht- werken Ventenats als : Jardin de JMahnaisont c* Choix XX Choix des plantes nouvelles &c. dont la plus part sont cultive'es dans le jardin de Cels, Description des plantes nouvelles et peu connues cul- tive'es dans le jardin de Cels, und Les liliace'es par Redoute'. vermehrten. Unterstützt nun durch ihren Fürsten stellte die Gesell- schaft im März dieses Jahrs zwey Preisfragen auf, deren beste Beantwortung für die eine mit 25, für die andere mit 20 Du- katen belohnt werden sollte. Veranlassung hiezu gab die erst kurz erwähnte Vorstellung der Gesellschaft bey dem Herrn Churerzkanzler. Die erstere betraf die Wurzelknollen der Orchiden, ob sie nämlich, als Nahrungs- und Arzeney- Miltel brauchbar, angebaut zu werden verdienten? und wie deren Anbau zu veranstalten seyn würde , da die Vermeh- rung durch Knollen zu unbedeutend ist, indem die altern alle Jahre absterben, und die Versuche mit der Aussaat aus verschiedenen Gründen bisher meist mifslang, worauf aber keine Beantwortung erfolgte. Die zweyte, setzte die Frage: ,was sind Varietäten im Pflanzenreich, und wie sind sie bestimmt zu erkennen?" und von zwey eingelaufenen Be- antwortungen derselben, erhielt eine im Jahre ißo6. den ausgesetzten Preis, und wurde darauf in Hoppes botani- schem Taschenbuch und aus demselben spater besonders ab»edruckt. Ihr Verfasser war der durch seine Flora Deutsch- lands, seine Collecta boianica, Botanischen Beyträge &c. rühmlichst bekannte Herr Dr. Albrecht Wilhelm Roth, Land- phy- XXI physikus in Vegesach nächst Bremen, der schon früher Mit- glied der Gesellschaft war. So angenehm und freundlich die ersten Monden die- ses Jahres unserem Institute sich zeigten, so liehlich schlös- sen auch die letztern sich für dasselbe, und liefsen eine hei- tere Aussicht für die Zukunft hoffen. Im Herbste räumten Se. Churfürstliche Gnaden der Herr Erzkanzler der Gesell- schaft den ehemaligen Klostergarten von St. Emmeram ein, der ziemlich grofs im Umfang, und mit einem Glashause versehen war, und zugleich geruhten Sie einen botanischen Lehrstuhl am Churfürstlichen Lyceo zu St. Paul zu errich- ten, i nd den Herrn Dr. Hoppe, dessen Thätigkeit und Eifer die Gesellschaft von je sehr viel verdankte, zum ordentlichen Lehrer der Kräuterkunde und zum Vorsteher des neuen bo- tanischen Gartens zu St. Emmeram zu ernennen. Neue Thätigkeit beseelte itzt die Gesellschaft und ihre Glieder ; sie hatte einen ihrer sehnlichsten Wünsche erreicht und einen beträchtlichen Garten erhallen, aus dem sie nun so manche ihrer Lieblinge aus heimischem Lande und frem- der Zone im vollen Flore heranwachsen zu sehen hoffen konnte, und wirklich setzten sie bedeutende Beyträge sel- tener Sämereyen von ihren auswärtigen Freunden in den Stand, schon im kommenden Sommer eine beträchtliche An- zahl von merkwürdigen und seltenen Pflanzen den Kennern und Liebhabern darbieten zu können ; besonders aber liefs man sich angelegen seyn, die Regensburger Flora, wenig- stens die seltneren Pflanzen aus ihr, zu kultiviren, und spä- XXII späterhin eine Alpenparlhie anzulegen , für die Herr Pro- fessor Dr. Hoppe auf seinen Reisen sammelte und die auch vorzüglich gut anschlug. Hinsichtlich der Vorlesungen mufs bemerkt werden, dafs dieselben zwar nicht mit der Gesellschaft in unmittelba- rem Zusammenhange standen, jedoch wurden die praktischen Vorlesungen den Sonnner über im Garten gehalten, und die zu Erklärungen notwendigen Pflanzen - Exemplare daraus genommen. *) Während nun der Herbst mit den nölhigen Zuberei- tungen für den Anbau des neuen Gartens verstrich, und der Win- *) Die Einrichtung des botanischen Lehrinstiluts kann aus folgender Nach- richt ersehen werden, die Herr Graf von Slernberg unterm 29. November i8o3. in die botanische Zeitung einrücken liefs. „Der Unterricht geschieht unenlgeldlich, zwanglos, für Studie- rende und Nichlsludierende aus allen Ständen ; zerfällt aber in drey „Ablheiluugeu." „Erstlich auf dem Lyceo zu St. Paul wird über das System nach „Linne, mit Anwendung der neuern Verbesserungen, gelesen, und „der Conrs in einem Schuljahr beendet. Der Anfang ist durch Um- stände für heuer bis zum neuen Jahr verspätet ; in Zukunft wird es „aber mit dem Schuljahr gleichen Schritt gehen " „Zweitens : Vom 1. April an werden wöchentlich zwei Stunden „über pharmacevtische Botanik, insbesondere für angehende Aerzte, „Wundärzte, und der Pharmacie Beflifsene, gegeben. Der Ort und „die Stunden werden nach vorausgegangener Uebereinkunft mit dem „Collegio medico öffentlich angezeigt werden." „Drittens: Da der Unterricht über die Giftpflanzen nunmehr fast „allgemein in den Schulunterricht aufgenommen ist, einige Unterwei- sung über die ökonomische Benützung so mancher Bilanzen aber „demselben mit grofsem Vortheil noch beygeselltt werden könnte, so XXIII Winter die Gesellschaft mit zweckmässigen Gegenständen he- sch all igle, erschien das ersehnte Frühjahr, und eine gute Vor- bedeutung mufste ihr der erfreuliche Besuch ihres gegenwär- tig verehrungswürdigen Herrn Präsidenten , des Herrn Gra- fen von Bray, erscheinen, der damals als Königl. Baier. Bot- schafter am. Berliner Hof auf einer Geschäftsreise üher Re- genshurg gieng, und einer zu diesem Zwecke ausserordent- lichen feyerliehen Sitzung Leywohnle. Bald hernach wurde der Gesellschaft von dem Herrn Churerzkanzler ein an dej: östlichen Seite des Gartens ge- le- „wird vom I.Mai bis i. Octob. in dem botanischen Garten alle Sonn- ige Nachmittags eine praktische Vorlesung über diese beiden wich- tigen Zweige der angewandten Botanik gehalten werden, welche vor- züglich den jungen Geisllichen aus dem Seminariuin (welche ihr Beruf, „den Unterricht der Jugend auf ihren künftigen Bestimmungsorten „nach besten Klüften zu befördern, und die Zeit auf dem Lande zu „einem nützlichen ui.d angenehmen Studium zu vei wenden, zur flcifsi- „gen Besuchung von selbst aufrufen wild), und den Schullehrern der „untern Schulen gewidmet sind." „Unterzeichneter, weichem von Sr. Kurfiirstl. Gnaden ex Com- „missione special] die Einrichtung dieser Lehranstalt übertragen wur- „de , hat demnach die Ehre , ein verehrtes Publikum von den getrof- ,,fenen Vorkehrungen zu benachrichtigen, und noch beyzufügen , dafs „Hr. Prof. Duval, Mitglied der botanischen Gesellschaft allhier, sich „angeboten hat, für diejenigen, welchen etwa die französische Spra- che gelaufiger als die deutsehe und lateinische seyn sollte, unentgeld- „liche botanische Privatvorlesungen zu hallen, jedoch müfsen sich die- jenigen, welche davon Gebrauch zu machen gesonnen sind, nach de- „nen ihm frei bleibenden Stunden bcquemen.'t „Regensburg, den 20. Nov. i8o3." „Graf v. Sternberg, Vizepräsident „und der botanischen Gesellschaft „Mitglied." XXIV Iegenes eingädiges Gebäude eingeräumt, um es zu einem Lo- kal für die Versammlung und die Aufbewahrung ihres litera- rischen und nalurhislorischen Eigenthums einzurichten. So willkommen nun diese neue Vergünstigung der Gesellschaft seyn mufste, so setzte sie sie dennoch in einige Verlegenheit, indem um die Communikation dieses Gebäudes mit dem Gar- ten herzustellen, der Anbau einer neuen Treppe noth wen- dig wurde-, das Gebäude selbst einige Reparaturen und Ab- änderungen zum Behuf des neuen Zweckes und neue Meu- bels, Schränke etc. bedurfte, und überdiefs auch gerade da- mals das Glashaus nolhwendig ausgebessert und adaplirt wer- den sollte, und sich befürchten liefs, dafs dieser Bau so ziem- lich ihren kleinen Cassabestand aufzehren würde ; indessen in Betracht der Nothwendigkeit und in Hoffnung auf eine gütige Providenz wurde das Unternehmen beschlossen und ausgeführt — und wirklich täuschte die Gesellschaft sich nicht in ihrem Glauben; denn in der Sitzung am 14. März 1804. überraschte sie Herr Graf von Sternberg auf das ange- nehmste durch eine unter seiner Addresse an sie gesandle Rolle mit 42 Dukaten in Gold, die eine wohlwollende Freun- din der Wissenschaften und Gönnerinn dieses Instituts, ihr zum Geschenk widmete, und. üie Anwendung desselben auf einem beygelegten Blättchen in folgenden Worten bestimmte: „Der botanischen Gesellschaft in Regensburg zur Anlage des „botanischen Gartens von einer Freundinn und Verehrerinn „schöner Natur und aller guten und nützlichen Anstalten." Ob nun gleich die edle Geberinn, zufrieden mit dem Lohne, d endis Bewufstseyn einer edlen That giebt, im Gewände grof jnüthiger Bescheidenheit, ihren Namen nicht nannte, so konn- XXV konnte Joch die Gesellschaft diese goldne Blume, wenn sie genauer ihre Charaktere zu bestimmen wagte, wohl nur un- ter dem edlen Geschlecht der Stcrnbergien finden. So sehr nun diefs schöne Geschenk das Unternehmen der Gesellschaft forderte, so sehr erwarb sich ihren Dank der damalige Churerzhanzlerische Baumeister, Herr Direktorial- ralh Guiolett, der dasselbe mit möglichster Erleichterung für die Casse der Gesellschaft zur Ausführung übernahm und vollendete. — Einer für die Gesellschaft ehrenvollen Erwähnung ist die Sitzung vom iten September dieses Jahres werth; denn ihr mehrjähriges Ehrenmitglied, der für die Wissenschaft viel zu früh verstorbene unvergefsliche Professor IVdldenorv aus Berlin, wohnte, als er auf einer der Kräuterkunde gewid- meten Reise, über Wien ans Littorale Italiens, und von da über Salzburgs Alpen zurück in seine . Heimath, Regensburg berührte, derselben bey, und hielt, nachdem er von dem Präsidenten der Gesellschaft durch eine passende Anrede im Namen sämmtlicher Glieder bewillkommt ward, und aufs freundschaftlichste darauf gedankt hatte, einen kleinen Vor- trag, der eine für Phytogonie und Staatsökonomie gleichwich- tige Bemerkung enthielt. So interessant nun diese kleine scharf- sinnige Abhandlung an sich war, eben so schön und gefällig wurde sie von ihm vorgetragen, und ihr Inhalt war im Auszug folgender: „Es giebt unter den Kryptcgamen zwey Gattungen, „die die Schriftsteller mit dem Namen Aecidium und Uredo be- nennen, und ihre Karaktere folgendermassen festsetzen:" d ,,i) Ae- XXYI „1) Aecidlum peridiis acaulibus, manifeslis, leretibus, „membranaceis, ore dentato demum ruptis." „2) Uredo peridio nullo, pulvere nudo detergibili, spo- „rulis uniformibus plerumcme globosis." „Diese Gattungskaraktere und überhaupt die nähere „Untersuchung des Baues und der Form dieser Pilze haben „die Pflanzenforscher auf die nothwendige Idee geführt: beide „als Genera zu unterscheiden und zu trennen. Er selbst „stimmte ihnen bei, bis eine ihm höhern Orts aufgetragene „Untersuchung über den Brand am Getraid, den eine Ber- „berilzenhecke verursacht haben sollte, ihn anders zu den- ken veranlaf3le. — Er fand nämlich an der Hecke Aecidium „Berberidis und an den Blättern des Getraids, an der Seite, „die im gehörigen Winde lag, Uredo linearis und gerielh „auf die Vermuthung, die mehrere Versuche und Erfahrun- gen bestätigten, dafs Uredo linearis dieses Getraides aus „dem Saamenstaube des Aecidii Berberidis entstanden sey, „und nur der verschiedene Bau der Oberhäutchen dieser ver- schiedenen Blätter, als welcher bei den Gräsern aus paral- lellaufenden, bei den Berberitzen aus netzförmigen Fasern „besieht, die Verschiedenheit dieser Pilze verursache. Beide „Gattungen seien also nur durch die Verschiedenheit des „Standorts verschieden geformte Arten, und müssen folglich „künftig in den Systemen unter Einem, jedoch um Verwir- rung zu vermeiden, neuen Namen (d. h. weder mit dem „des Aecidium, noch mit dem des Uredo) bezeichnet werden." Auch Herr Graf von Sternberg machte diese Sitzung sehr interessant, indem er eine botanische Skizze seiner jüngst ge- mach- XXY11 machten Reise an den monte Baldo gah , und seine dort er- beulelen Schulze der Gesellschart vorzeigte. Noch fallen in diese Epoche zwey für xmser Institut wichtige Begebenheiten : nämlich die Erweiterung und Ver- schönerung der Anlagen um die Stadt, und die Entstehung des sogenannten Sternbergischen Gartens. Schon im Jahre 1779. ^e^s ^er wohlwollende Fürst Carl Anschn uon. Thurn und Taxis, der damals als Kaiser!. Principal -Commissarius bey der Reichsversammlung in Regensburg residirte, die um die Stadt sich ziehenden Hügel und Verliefungen ebnen und eine Allee von Bäumen anlegen, die für Fufsgänger einen lieblichen Spatziergang bildete. — Nach Dalbcrgs Regierungs- antritt wurde von letzterem dem edlen Stifter in dieser Wan- delbahn ein Denkmal gesetzt, die um die Stadllhore sich zie- henden Wälle wurden abgetragen, in die Anlage gezogen, dieselbe erweitert, und mit ausländischen, besonders nord- amerihanischen Pflanzungen geziert, und die ganze Landseite der Stadt in einen offenen Garten umgewandelt, der ohne zu übertreiben, jeder öffentlichen Promenade der Art an die Seite zu setzen ist, unter der Aufsicht des König!, Plantagen- gärtners Herrn Illing, immer an Schönheit und Umfang zu- nimmt, und zu deren Verschönerung die dort neu angeleg- ten Gärten, die aus den an die Stadt zunächst gränzenden Feldern erstanden, mächtig beytragen. In diesen Anlagen zeichnet sich besonders der gräflich Sternbergische Garten aus, der in diesem Jahre auf der vor dem Pctersthore durch die Demolirung der Schanzen entstandenen, und vom Herrn Grafen von Sternberg erkauften Ebene, angelegt würde, d* Ein XXVIII I Ein im italienischen Geschmack erbautes Gartenhaus, dessen südliches Nebengebäude ein geräumiges Glashaus, das nördli- che aber ein artiges Treibhaus [bildet, steigt aus der Mitte des Gartens empor, der nur durch einen kleinen Graben und niedere lebendige Zäune geschlossen ist, und so einen nicht unbeträchtlichen und schönen Theil des Ganzen auszumachen scheint. So sehr auf der einen Seite an und in dieser schö- nen Anlage sich überall der richtige und gute Geschmack seines Schöpfers aussprach, so wenig wurde anderer Seits der Zweck, dem sie eigentlich gewidmet wurde, verfehlt, sie wurde in ihrer Vollendung den Freunden des Schönen so lieblich, als interessant und wichtig für den Botaniker, und vereinte innig mit dem Schönen das Gute. Dieser Tempel Florens nun, so wie die ganze Anlage um die Stadt, bildeten für die Gesellschaft einen beträchtlichen botanischen Garten, und jener in St. Einmeram wurde jetzt gröfslentheils nur für die Begensburger Flora benützt. Wel- chen Vorlheil diefs der Gesellschaft gewährte, ist leicht ein- zusehen, da ihr auf diese günstige Weise, ohne den minde- sten Aufwand, eine beträchtliche Summe von interessanten und wichtigen Pflanzen zur Ansicht, zur Beobachtung und zu Ver- suchen zu Gebole stand ; und die Gesellschaft konnte am Schlufs des Jahres i8°7- unter dem Titel: Enumeratio Plan- tarum llorti Botanici Ratisbonensis ein Pflanzen- Verzeich- nifs herausgeben, welches schon gegen 4000 Arten enthielt, die auch Herr Professor Dr. Hoppe, in getrockneten Exem- plaren Centurienweise Liebhabern der Pflanzenkunde mit- zutheilen sich anbot. So glänzend indessen die Aussich- ten XXIX ten für die Zukunft waren, so sehr die Gesellschaft ih- ren grofsen und schönen Zweck immer mehr zu erweitern strehte, so mufste sie doch leider wahrnehmen, dafs immer noch ihr Cassenstand unzuverlässig und auf jeden Fall für die Bedürfnisse, die mit dem erweiterten Umfange des Insti- tutes wachsen mufsten, unzulänglich sey; ehen so drang sich den Mitgliedern die Nothwendigkeit auf, ihre Gesetze dem gegenwärtigen Zustande des Ganzen mehr anzupassen, und man entwarf deshalb- neue in lateinischer Sprache, und über- gab sie im Jahr 1805. nebst einer Darstellung des finanziel- len Zustandes und einer Uebersicht der Bedürfnisse, dem Herrn Churerzkanzler, mit der unterthanigst gehorsamsten Bitte, erstere zu genehmigen und zu Sanktioniren, und der Gesellschaft einen jährlichen sichern Ertrag huldvollst anzu- weisen, welches aber, indem die durch die Kriegsjahre er- schöpften Staalscassen diefs nicht erlaubten, erst für bessere Zeiten der Gesellschaft zugesichert wurde ; und so mufste auch der schon damals gefafsle Plan : statt der botanischen Zeitung, die aus oben schon erwähnten Gründen mit dem Jahrgang 1807. geschlossen werden mufste, obgleich sie un- ter den gleichzeitigen Journalen eine ehrenvolle Stelle ein- nahm, die eigenen Verhandlungen und Schriften der Gesell- schaft unter dem Titel : Annalen der Regensburgischen, bo- tanischen Gesellschaft, herauszugeben, aufgeschoben werden. Im Jahre 1808- erhielt die Gesellschaft durch gütige Vermittlung des Herrn Grafen von Sternberg einen neuen Beweis der Huld ihres Fürsten, durch einen jährlichen Bey- Irag von 100 fl. und lieblich glänzte die Ferne ihr entgegen, in- XXX indem derselbe um diese Zeit den gräflich Sternbergischen Garten erkaufte, in der Absicht, um dort ein wissenschaftli- ches Museum anzulegen, und eine Akademie zu errichten, bey welcher der Gesellschaft die Bearbeitung des botanischen Theiles würde übertragen worden seyn. Schon entstand in dein nunmehr Fürstlich Primatischen Garten ein neues Ge- wächshaus, blos den Fremdlingen der heifsern Zonen ge- widmet, das durch Gröfse und Schönheit, und besonders da- durch sich auszeichnete, dafs seine Fensler gegen Süden aus grofsen ziegeldachförmigen übereinandergelegten Glastafeln zusammengesetzt waren, und folglich Licht und Sonnenwär- me durch keine hölzernen oder bleyernen Einfassungen ein- zelner Scheiben abgehallen wurden. Aber leider wurde das- selbe im nächsten Frühjahre, ehe es noch völlig eingerichtet war, bey Gelegenheit der unglücklichen Einnahme von Re- gensburg durch Sturm im Jahr 1809. durchaus vernichtet, und das Gartenhaus sehr beschädigt, der Garten selbst je- doch, so wie die übiügen Anlagen um die Stadt, möglichst geschont. Mit dieser traurigen Epoche trat für die Thätigkeit un- seres Instituts ein Stillstand ein, den theils, wie überall in Deutschland, der Krieg mit seinem Schreckensgefolge immer mehr und mehr gebot, theils die Abwesenheit mehrerer un- serer thätigslen Mitglieder, besonders des Herrn Grafen von Sternberg , den wir leider ganz aus unserer Mitte zu verlie- ren fürchten mufsten, herbeyführte , und zwischen banger Furcht um fernere Existenz lebte die Gesellschaft bis zum Jahr ißn. in einem ungewissen Zustande, getröstet nur durch die \ XXXI die schöne Hoffnung, dafs auch Max Joseph, Baierns guter König und nun auch Regensburgs Beherrscher, das Gute wür- dige und unterstütze. Bey der Uehergahe Regenshurgs an die Krone Baiern bestimmten Se. Hoheit der dortmalige Grofsherzog von Frank- furt der Gesellschaft die Summe von 6000 Ü. aus den höchst Ihnen noch gebührenden Steuerrücksländen, als ein grofsmü- thiges Yermächtnifs, und die von Sr. Majestät unserm gnädig- sten Könige im Jahre 1811. huldvollst ertheilte Anweisung zur Erhebung dieses Geschenkes in 20 j 'ihrigen Renten zu 300 fl. und die fernere Bewilligung des schon erwähnten Beylrags von jährlichen 100 fl. waren die ersten Beweise, dafs die schöne HolFnung uns nicht täuschte, und dafs auch wir der Huld und Gnade unsers guten Landesvalers uns erfreuen dürften. Indessen trübten doch zwey Ereignisse wieder den kaum entwölkten Horizont unseres Instituts. Der Garten von St. Emmeram nämlich, der der Gesellschaft so lange eigenlhüm- lichr eingeräumt war, mufste bey dem Verkaufe des ganzen ehemaligen Sliftsgebäudes mit an das Hochfürstlich Tliarn und Taxische Haus abgetreten werden, und so war die Ge- sellschaft wieder auf den ersten Punkt ihres Daseyns zurück- gesetzt, und halle weder Obdach noch Garten, und im Sep- tember iß 11. enlrifs der Tod ihr ihren würdigen Präsiden- ten, den Herrn Med. et Phil. Dr. Johann Jacob Iiohlhas, der in der gelehrten Welt eben so rühmlich bekannt war, als man 'in Regensburg in ihm den thäligen und geschickten Arzt verehrte, und der seit der Stiftung dieses Instituts mit Treue < XXXII Treue und mit Eifer als Vorstand dessen Wohl besorgte. Es sey erlaubt hier noch zwey Männern, die bald ihm ins Vaterland der Ruhe folgten, und thätig und eifrig ihre Pflicht als Glieder unserer Gesellschaft übten, gleich ihm ein Denk- mal der Erinnerung zu setzen. Es starb im letzten Monat dieses Jahrs der Königl. Grofsbritannische Obrist, Freiherr von Low auf Steinfurt, Mitglied der Gesellschaft seit lßoo". ein eifriger Botaniker, der auf seinen weiten Reisen manche in- teressante Pflanze, manche Beobachtung sammelte, der ein geübter Blumenzeichner war, und in seinen letzten Jahren, vorzüglich mit näherer Prüfung der schwierigen Gattung der Rose sich beschäftigte, und im Jänner iß »3- wurde Herr Professor P. Fang, Subregens des geistlichen Seminars all- hier, ein thäliger Verehrer unserer Wissenschaft, und im Jahr ißo6. zum Mitglied der Gesellschaft aufgenommen, ein Opfer seines schweren Berufes, den er als Seelsorger am Kran- kenbette vieler Typhuskranken so treu erfüllte. — Heil die- sen dreyen biedern Männern, und Friede und Ruhe ihrer Asche ! ! ! In der kritischen Lage, in der die Gesellschaft in die- ser Periode sich befand, indem das Eigenthumsrecht auf den Garten zu St. Emmeram zwar hie und da ausgesprochen wrar, jedoch nicht brieflich beurkundet werden konnte — wo zwar die Gnade unsers huldvollen Monarchen hoffen liefs, dafs die Existenz der Gesellschaft nicht gefährdet wer- den dürfte , noch aber keine allerhöchste Bestätigung für dieses Institut erfolgt war, wo einige der Mitglieder, und besonders jene, die sich am wirksamsten der Societät anneh- men XXXIII k nicn konnten, abwesend waren, in dieser Periode war es um so dringender, bald einen neuen Yorsland für die Gesell- schaft zu erwählen, um unter dessen Leitung ihre feste Grün- dung zu erwirken und den gesunkenen Mulh zu neuer Thä- tiskeit zu erhöhen. Demnach wurde am 7. November 1811. zur Wahl eines neuen Präsidenten geschritten, die einmülhig auf Se. Excellenz den Herrn Grafen von Bray fiel, der da- mals sich als Königl. Baier. Gesandter am Kaiserl. Russischen Hoflager in St. Petersburg befand, und seine alle Anhänglich- keit und Gewogenheit für unser Institut durch die gefällige Annahme dieser Stelle bewährte. Da aber die gegenwärtige Entfernung Sr. Excellenz von Regensburg, die vielleicht mehr- mals und auf längere Zeit eintreten konnte, es nothwendig machte, einen Vorstand für diese Zeit zu ernennen, so wurde am neuen Jahr 1312. Herr Professor Dr. Hoppe, der schon eher als Direktor des botanischen Gartens ernannt war, für die Zeit der Abwesenheit des Herrn Grafen, zum Direk- tor der Gesellschaft erwählt, und der Sekretär Dr. Opper- mann, der seit 1Ö0". dieses Amt begleitete, als solcher be- lassen, und demnächst Sr. Majestät unserm allergnädigstea Könige von diesen getroffenen Wahlen die schuldige Anzeige unlerthänigst gehorsamst gemacht, und um allergnädigsle Be- stätigung derselben und des ganzen Instituts, so wie um die höchste Huld und Gnade für selbes devotest gebeten, worauf unterm 4. März iß 12. folgendes höchst erfreuliche allergnlidigste Rescript den Wünschen der Gesellschaft huld- vollst entsprach : KÖ- XXXIV KÖNIGREICH BAIERN. MINISTERIUM DES INNERN. AUF BEFEHL SEINER MAJESTÄT DES KÖNIGS DER STAATSMINISTER GRAF von MONTGELAS DEN KÖNIGL. GENERAL - COMMISSÄR DES REGENKREISES GRAFEN von LODRON. Auf den Bericht des General - Commissärs dos Regenkreises Grafen von Lodron dd. 19. v. M. über die Wahl des Präsidenten der Botanischen Gesellschaft zu Regensburg wird demselben andurch eröffnet, dafs Sc. Majestät dieser Wahl in der Person des Gesandten und bevollmächtigten Ministers am Kaiserl. Russischen Hofe, Gabriel Chevalier de Bray, die allerhöchste Genehmigung crtheilen, so wie zugleich" die Ernennung des Professors Dr. Hoppe zum Direktor, dann die Fortdauer des bisherigen Sekretärs Dr. Oppermann als solchen bey genannter Gesellschaft allergnädigst zu bestätligcn geruhen, welches der General - Kreis - Commissär diesem Institute, dem Se. Königl. Majestät fernerhin sein freyes selbst- ständiges Bestehen als solches belassen, und demnach die künftigen nothigen Er- nennungen und Aufnahmen &c. zu Mitgliedern desselben ohne Anstand zu bewil- ligen, zu eröffnen hat. München den i4. März 1812. Graf von Montgelas. Durch den Minister der General -Sekretär KoiiEtL. Im XXXV Im October desselben Jahres versammeile sich die Ge- sellschaft das erstemal unter dem Vorsitz ihres neuen Präsi- denten. Herr Professor und Direktor Dr. Hoppe bewill- kommte im Namen aller Anwesenden den Herrn Grafen , und empfahl Ihm die Gesellschaft zu fernerem Wohlwol- len, in dem sie in Ihn die frohe Hoffnung setzte, dafs unter seinen Auspicien mit neuer Thätigkeit und Kraft das gute Werk fortschreiten und endlich verschwinden möge die traurige Epoche, wo Krieg und Völkerzwietracht zer- stören was Eintracht baut, — wo ob dem Wafienklirren die Muse schweigt , und stille steht und trauert , was regsam fleifsig sonst im weitumfassenden Gebiet des Wis- sens fortschritt. Seine Excellenz der Herr Graf versicher- ten hierauf der Gesellschaft Ihrer innigen Anhänglikeit, und gaben ihr die trosl volle Hoffnung, dafs man aller- höchsten Orts der Gesellschaft den Sternbergischen Garten zum Ersatz für den ehemaligen in St. Emmeram einzuräu- men geruhen werde — welche Nachricht die Gesellschaft mit neuer Freude — mit innigem Dank gegen ihren gütigen Landesvater erfüllte. — Indessen so glänzend dieses huld- volle Geschenk für die Gesellschaft gewesen wäre, so mufs- le dennoch eine Entschädigung anderer Art ihr erwünsch- ter seyn, indem immer noch der Fond, über den sie be- stimmen konnte, viel zu klein war, um diesen Garten nebst seinen Baulichkeilen gehörig zu unterhalten, und diefs um- somehr, als dabey, indem er gleichsam einen Theil der schö- nen Anlagen um Regensburg ausmachte, nicht nur fürs Nütz- lu he und Nöthige, sondern selbst für Anmuth und Zierde gesorgt werden mufste, und so war es ein günstiges Ereig- e* nifs xxxvi nifs, dafs unter Vermittlung des Herrn Grafen von Bray, von Sr. Majestät unserm allergnädigsten König, der Slernbergi- sche Garten dem Herrn Fürsten von Thurn und Taxis käuf- lich überlassen wurde, und dieser dafür die Gesellschaft durch eine jährliche Rente von 200 fl. und Einräumung ei- nes angemessenen Lohais, wozu dermalen im Königl. Sladt- eerichlsoebäude drey geräumige u"d bequeme Zimmer aus- gcmillelt wurden, zu entschädigen übernahm, worauf unter dem 3. May 1314. von einer hiezu allerhöchst ernannten Commission, die aus dem Königl. Rentamt Regensburg, der dortigen Landbauinspehtion, dem Fürstl. Thurn und Taxisschen Domainen-Rath Herrn Clavel, dem Sekretär der botanischen Gesellschaft Dr. Oppcrmann und dem Königl. Plantagen -Gärt- ner Herrn Illing bestand, die hierüber entworfene Urkunde unterfertigt und ausgewechselt wurde, und nachdem die im Sternbergischen Garten der Gesellschaft eigenlhümlich an- gehörigen Pflanzen ausgeschieden waren, die Uebergabe des Gartens an den Herrn Fürsten von Thurn und Ta- xis erfolgte, der nun in Vereinigung mit anderen nahge- legenen Grundstücken und den anstossenden Einmeramer- gärten in der Folge eine prächtige Anlage bilden wird, die für Regensburg in Verbindung mit den übrigen eine wahre Zierde bleibt. So war nun die botanische Gesellchaft in Regensburg, entsprossen aus dem edlen Feime der Liebe zur Wis- senschaft, mühsam genährt durch Freundschaft und Ein- tracht, glanzlos, doch eifrig im Streben zu nützen, beschei- den emporgewachsen unter den rauhen Stürmen der Zeit, im XXXVII im steten Wechsel von Hoffnung und Furcht, von GlücK und Unglück, erhalten nur durch den regen Euer ihrer treuen Glieder, erst nach einer Reihe von 24 Jahren so glücklich, einer sichern und heitern Zukunft entgegen zu se- hen. Grofstnülhig dolirt durch die Huld ihrer hohen Sou- veraine, als selbstsländig anerkannt durch die Gnade ihres guten und weisen Königs, begann für sie unter dem Schulze Max Josephs eine neue glückliche Epoche, welche zu fey- ern der 10. Januar 18 «4- bestimmt war. Herr Graf von Bray las bey dieser Gelegenheit Beobachtungen über verschiedene Pflanzen Lieflands ab, welche er während seines Aufenthal- tes in jenen Gegenden machte, und die in diesem Werke unter Mio. II. abgedruckt sind. — Herr Professor Dr. Hoppe, zeigte mehrere seltne und schöne Bewohner der Alpen, die er auf seiner letzten Reise gesammelt, und mit der ihm eige- nen Kunst eingelegt hatte, vor, handelte einige andere wis- senschaftliche Gegenstände ab, und stellte zuletzt der Gesell- schaft in einer kleinen Rede die Nothwendigkeit dar, bey der nun glücklich zu hottenden Erweiterung des Institutes, jedem der in Regensburg anwesenden ordentlichen Mitglieder, aus- ser dem Studium der Pflanzenkunde überhaupt und dem all- gemeinen Streben zum Flor und zum Wohl des Ganzen zu wirken, einen brsjndern Theil der gewöhnlich vorkommen- den Geschäfte zur Besorgung zu übertragen, welchen Vor- schlag man eininüthig annahm und auch sogleich unter die Glieder der Gesellschaft sie fulgendermassen vertheilte. Da Beruf den Herrn Präsidenten und botanische Rei- sen den Herrn Direktor Dr. Hoj>pe öfters gleichzeitig auf lau- xxxvm iange von Regensburg entfernten, wurde für diese Fälle Herrn Professor Duval das Direktoriuni übertragen. Die Cassa wurde dem Sekretär zur Verwaltung übergeben. Die Sammlung und Beurtbeilung neu eingelaufener Manuscripte und ibre Ausscbeidung oder Bestimmung für den Druck etc. so w ie überhaupt das Referat über neue und frem- de Werke und deren Gebalt und Inhalt, wurde dem Herrn Direktor Dr. und Professor Hoppe , dem Fürstlich Thurn und Taxisschen Hofmedikus Herrn Dr. Lang, und dem Herrn Legations -Sekretär Felix zugewiesen, zu welchem Zweck auch aus der Ferne Herr Graf von Sternberg eifrigst mit- zuwirken die Güte haben wird. Herr Stadtgerichts -Assessor Gemeiner erhielt über die Bibliothek, die Herbarien und übrigen naturhistorischen Samm- lungen die Aufsicht und die Sorge für ihre Erhallung und Vermehrung. Herr Kamel , Inspektor über das hiesige katholische Waisenhaus, übernahm die Besorgung der Einrichtung und Meublirung des neuen Lokals und dessen fernerer Erhaltung in gutem Stande. Herr Planlagen- Gärtner Illing wurde zum Cullivateur für die Gesellschaft ernannt, und hierauf diese feyerhehe Versammlung mit dem innigsten Danke gegen den grofsmü- thigen König Max Joseph — mit den innigsten Wünschen für den ewigen Flor seines hohen Hauses, und mit dem treuen Vorsatz , der allerhöchsten Huld durch Thätigkeit und Eifer für die Wissenschaft sich würdig zu erzeigen, ge- schlossen. Seit XXXIX Seit dieser Zeit konnten nur wenige Sitzungen mehr ee- halten werden, indem die meisten Mitglieder der Gesellschaft von Regensburg abwesend waren. Indessen wird auch in der Entfernung so manches fürs Ganze gelhan. Herr Graf von Bray 'widmet ferner seine Mufse der Pflanzenkunde in Lief- land, und bereichert von dort aus die Gesellschaft mit sei- nen Beobachtungen und Bemerkungen. Herr Dr. Hoppe Le- reist die Alpen Salzburgs, Tirols und Illiriens. Herr Profes- sor Duval widmet sich dem Studium der inländischen Flora wahrend seines Aufenthaltes auf dem Lande, und Herr Graf von Sternberg, noch immer in wissenschaftlicher Verbin- dung mit der Gesellschaft, unternimmt von Zeit zu Zeit bedeu- tende Reisen, selbst ins Ausland, zum Zweck der Pflanzenkun- de, kultivirt auf seinen Gütern in Böhmen einen reichhaltigen botanischen Garten, und im Besitz einer umfassenden bota- nischen Bibliothek, nützt er auch durch diese, von dort aus, der Gesellschaft, und am 31. Oktober des vorigen Jahrs, als ei- nige Mitglieder mehrere Wochen zu Brzezina, einem Gute des Herrn Grafen, zubrachten, wurde dort, gleichsam durch Depu- tation eine Sitzung gehalten, in welcher zu der fürs nächste Jahr beschlossenen Herausgabe gegenwärtigen Werkes, die nö- thigen Einleitungen getroffen wurden, und die jüngst von Herrn Professor Dr. Hoppe neu entdeckte Alpenpflanze von ihm und Herrn Grafen von Sternberg zum Andenken des verehrungswürdigen Herrn Präsidenten den Namen Braya er- hielt, Vorschlüge', die in der nächsten Versammlung zu Re- gensburg so gern angenommen und bestätigt wurden. — End- lich verdient noch bemerkt zu werden , dafs die Gesellschaft auch dadurch mächtig auf Erweiterung und Verbreitung des Pflan- XL Pflanzensludiums wirkte, dafs sie die Lust zu reisen unter den Bolanislen, wenigstens im südlichen Deutschland vermehrte, wodurch nicht nur die Floren an Zuwachs und Sichtung gewannen, sondern auch der Eifer für die Pflanzenhunde sich mehr miltheilte, und Verbindungen für die Sache der Wissen- schaft zu ihrem grofsen Vortheil geknüpft werden konnten, und endlich welchen grofsen Nutzen stiftete dieses Institut, indem es so manchen deutschen Jüngling in den erhabenen Tempel der Natur einführte, und selbst, wenn Neigung, Ta- lente und Fleifs ihn unterstützten, zu Florens würdigen Prie- stern weihte ; drum möge es lange blühen und nützen und bald der Wunsch in Wrahrheit übergehen, mit dem ich schliefse: dafs ein goldner Friede der Muse Ruhe lange si- chere, dafs stets mit Huld J\Iaoc Joseph dieses Institut be- glücke, und es, — wie Baierns grofse schöne Anstalt für die Wissenschaften in ihrem ausgedehnten Wirkungskreise — im engern Zirkel wirken, und edle Früchte für die Wissen- schaft erziehen möge ! I. Ueber -0000000000000000000000000000000000- I, Ueber den gegenwärtigen Standpunkt der botanischen Wissenschaft, und die Noth wendigkeit, das Studium derselben au erleichtern. Von Herrn Grafen Caspar von Sternber^, Brzezina ip Boluacn, Dccember IEU4. B evor wir uns auf den Standpunkt versetzen, auf welchem sich die botanische Wissenschaft dermalen befindet: sey es mir erlaubt, den Uebergang von der Kenntnifs der Pflanzen zu einer wissenschaftlichen Pflanzenhunde, in einen gedräng- ten Ueberblich zusammenzufassen. Die Kenntnifs der Pflan- zen war wohl eine der ersten Kenntnisse des Menschen ; denn sie lag der Wiege der Menschheit am nächsten. So wie das Kind einen jeden Gegenstand, den es erfafst, zu dem Munde führt, mögen es auch die noch neuen Men- schen in der sie anlächelnden Natur gelhan, und auf diesem Wege manche Eigenschaft der Pflanzen erspähet haben. I Wir Wir verdanken die vorzüglichsten Arzneyen aus dem Pflanzenreich unkullivirten Völkern, von denen wir ihren er- sten Gebrauch erlernet haben. Die Indianer von Barbacoas, die unter Vipern und Krolalen wohnen, kennen die Gegen- gifte unter dem Namen Canna de la vibora, (Kuntia mon- tana Humbold) und Vejuco del Guaco (IWikania Guaco Humbold) 1) sehr genau; Kennlnifs von den Kräften und Wirkungen der Pflanzen ist bey allen Naturstämmen einhei- misch, wenn ihnen auch die Wissenschaft der Pflanzenkunde noch fremd geblieben ist. Die höhere Ausbildung einzelner Völker weckte das Bedürfnifs, die Kenntnifs jener Pflanzen, welche der Mensch auf verschiedene Weise benützte, zu sammeln, und nach verschiedenen Zwecken zu ordnen. Was hierüber den jüdi- schen Volksslämmen, den Egypliern und Chinesen bekannt wurde, ist uns nur bruchstückweise überliefert worden. v Wie in allen übrigen Fächern der Wissenschaften, ha- ben auch in diesem die zwey gröfsten und gebildetsten Völ- ker, die Griechen und Römer das meiste geleistet. Theophrast, Dioscorides , die Geoponica, Plinius, und die scriptores rei rusiicne sind auf uns übergegangen, und bleiben ewig schätzbare Denkmäler der Ausbildung jener Zeiten. Eine \) Humb. et Bonpl. pl. equin. 2. p. 131. Eine lange Reihe finsterer Jahrhunderte konnte sie zwar verdunkeln, aher eben so wenig, als Prometheus leuer erlö- schen. In dem Munde der Aerzte, in den Zellen der Mouche blieben wenigstens die Namen und die Beschreibungen der Pflanzen zurück, deren Urbild längst vergessen war. Kaufmännischer Verkehr und Kampfeslust trieb die eu- ropäischen Völker nach dem Orient, — eine schöne blühende Natur zwang selbst dem rauhen Krieger eine freundliche Aufmerksamkeit ab, — manche Pflanze wanderte auf diesem Wege in des Rillers Burgzwinger , und blieb dem fremden Himmel bis zu unseren Tagen treu ; doch die Wissenschaf- ten blieben im Dunkeln, bis ein Jahrhundert erschien, das eine neue Welt entdeckte , und durch die Erfindung der Buchdruckerkunst die ganze Vorwelt mit allen ihren Wis- senschaften und Kenntnissen in eine für so viele Herrlich- keiten nicht genug vorbereitete Generation verwebte. Das plötzliche Aufstreben da menschlichen Geiste^ durch diesen elektrischen Zauberschlag ist in Rücksicht der Pflanzenkunde vorzüglich merkwürdig. Um den Standpunkt der Pflanzenkunde gegen das En- de des i5ten Jahrhunderts zu beurlheilen, darf man nur den Maynzer Hcrbarius von 1485- zur Hand nehmen, und die Vorrede des Frankfurter Arztes Cuba oder seines Maecens durchlesen. In dein vollkommensten Vertrauen auf die krasse Ignoranz seiner Leser versichert der Herr Doktor : „und do ich uff Eutwerifunge und Conlerfeyung der 1* „Kreü- Jltdttf Itft » „Kreüler gangen bin, in mitteler Arbeit vermerkt ich. dofs „viel edeler Kreüter syn, die in dissen Teutschen landen nit wachsen. Darumb ich dieselben in ibrer rechten Farbe und „Gestalt änderst entwerfen nit mocht dan von hören sagen. „Deshalben ich solches angefangen Werk unvolkomen und „in der Fedder hangen liefs so lange bis ich zu erwerben „Gnade und Äbiafs, mich fertiget zu ziehen zu dem Helli- ngen Grabe, auch zu den Berg Sinai, da der lieben Jung* „frawen sant Katherins Körper rastet, und ruwet. Doch dafs „solch Edel angefangen Werk unvolkomen nit hinderstellig ^bleibe, auch dafs myn fort nit allein zu meiner seel-en Heil, „sunder aller Weldt zu Stadt mocht kommen. Nam ich mit „mir einen Maler von Vernunft und Hand sublyl und be- bende. Und so mir von Teütschlanden gereist haben durch „Welschlandt Histria und dernach durch Schlauoney oder „Wyndische landt Croaoien Albaney, Dalmacien, auch durch „die krieschen Lande Corfou Moream Candiam Rodhufs und •,,'Cyprien bis in das gelopt landt und in die heiligen Stadt •»Jerusalem und von dann durch kleyn Arabien gegen den „Berg Synay, und von den Berg Svnay gegen den roten „Meer, gegen alcair Babilonien und auch Alexandrien in Egyp- „ten und von da wider in Candien in Durchwanderung „solcher Königreich und Landen. Ich mit flyfs mich erfaren „hab der hreyter daselbest und die in irren rechten Farben „und Gestalt lalsen kunlerfeyen und entwerfen." etc. Nach dieser prunkvollen Vorrede folgen nun die Pflan- zen in alphabetischer Ordnung, mit illuniinirteu Holzschnit- ten, denen man das jugendliche Aller der -kaum wieder er- stan- 5 standenen Kunst ansieht ; um die Farben der Illumination haltbar zu machen, ist eine jede Pflanze mit Leimfarbe über- strichen ; die Pflanzen, deren Aehnlichkeit man errathen bann, sind durchgehends gemeine deutsche Pflanzen, alle auslän- dische hingegen sind rein erdichtet, woraus man wohl nicht mit Unrecht schliefsen darf, sie seyen nach hören sagen kon- terfeyet, und die Reise des Herru Doktors mit dem Maler ein eitles Mährchen. Auch hat er sich nicht entblödet, ein und denselben Holzschnitt, mit verschiedenen Farben ausstaffirt, für zwey verschiedene Pflanzen anzuwenden; zum Beyspiel Affodillus, cap. XX. und Gladiolus cap. CXCV. &:. — Mandra- gora Alraun Man, und Alraun Fraw prangen als zwey mensch- liche erbärmliche Gestalten etc. Dem allen ungeachtet war die Freude über die Er- scheinung illuminirter Pflanzenabbildungen so grofs, dafs die- ses Werk in lateinisch, teutscher und böhmischer Sprache, in Strasburg, Augsburg, Nürnberg etc. mehrere vermehrte Auflagen erlebte, ohne dafs es jemanden eingefallen wäre, 17 50. p. 143. — «■ ob nicht die Ge- schlechtstheile zu Einlheilung der Pflanzen benützt werden könnten ! paucis etiam hie inquisiturüs suni , an non se- eundum partes quae de duplici sexu testantur , divisio quo- que plantarüm fieri possit. In der Folge p. 146. bemerkt er nicht nur sehr richtig, dafs Ungeachtet der gröfsten Ver- schiedenheit in diesen Theilen, sie dennoch bestandig sind, daherö Zu Verschiedenen Einteilungen wohl benützt werden könnten. Die verschiedenen Zahlenverhältnisse, Verbindun- gen u. s. w. waren ihm nicht minder bekannt; p. 149. Ita in syringa caerulea et orchidis speciebus duaS tantuin observavi, in tloribus regularibüs monopetalis quinque plerumque re- periuntur, in tetrapetalis sex, quaruin quatuor longioribus, duae brevioribus innituntur staminibus, in pentapetalis et po- lypetalis plures numeroque incertae, et denique in hexape- talis sex. Flores irreguläres monopetali utpluriinum quatuor vesiculis seminalibus instrueti observantur et tetrapelali de- cem. il o-em Stamina vero vel sunt omnino a se dislincta, vel inter se mioad partem connexa. etc. Die Materialien um ein Sexuatsystem zu erbauen, sind hier schon vorhanden, und wenn der Verfasser daraus fol- gert, p. 154. quin igitur a dictis parlibus, tani vario tamque diverso modo contextis ac construclis, insigne plantas discri- minandi caput, eique cmod a florum et frucluum conforma- tione petitur, maxiine anaiogum offeratur, nulluni plane est dubium, praesertim si genus summuin a vesicularum semi- nalium numero et configuratione, subalternum vero, a diversa vaginae structura desumptum fuerit : so ist man in der vol- len Erwartung, eine Einlheilung in Klassen und Ordnungen, nach diesen Voraussetzungen nachfolgen zu sehen; allein so wie ein noch so prächtig vorbereitetes Feuerwerk, ehe es der Funke entzündet, als ein bedeutungsloses Gerüste da ste- het, so bleiben auch die nützlichsten Beobachtungen ohne Fol- gen, wenn sie nicht durch den Funken des Genies zur Be- deutung erweckt werden. Durch die Schwierigkeiten dex Ausführung abgeschreckt, entschlüpfte unserem Verfasser die Wahrheit die er gefunden hatte, und er schliefst mit den Worten, p. 155. quoniam aulem partes genitales minus sunt eonspectae nee speclanlium oculos facile alliciunt, consulüus esse dueo , si earum conformatio in comparatione stirpium praetermiltatur, etc. ► Die lichtvolle Idee, die Burkhard aufgeworfen , und dann selbst unterdrückt hatte, war nun wieder beynahe auf ein halbes Jahrhundert zurückgeworfen. Die Sexualität der o* Pflan- 12 .*...«...«/ Pflanzen wurde zwar theils durch physiologische Beobach- tungen, vorzüglich durch Widerspruch, der schon so viele Wahrheiten näher an das Licht geführt hat, gründlicher und bestimmter dargestellt Der Eifer, mit welchem Ponte Jera die Sexualität der Pflanzen bestritt, veranlafste Blair, alles, was iilorland, Geo- froi, und andere darüber gesagt hatten, deutlicher zu be- gründen , um den Gegner aus dem Felde zu schlagen ; die Sexualität der Pflanzen wurde hiedurch so sehr ins Licht gestellt, dafs man am Ende auch da Staubfäden zu sehen wähnte, wo keine vorhanden sind, wie es dem übrigens verdienstvollen Micheli ergangen ist. Die Pflanzenkenntnrfs hatte durch diese wichtigen Ar* beiten viel gewonnen, die Entdeckung des Mikroskops hatte sie mächtig gefördert, man bemühte sich die vorhandenen Systeme zu verbessern, allein keines konnte sich einer allge- meinen Anerkennung erfreuen, und die wissenschaftliche Sprache blieb arm und unbestimmt. In diesem wichtigen Zeitpunkt wo schon so vieles vorgearbeitet war, wo sich das neue Meteor bereits durch einzelne Blitzstrahlen ange- kündigt hatte, erschien Linne'e, der die ganze Natur genialisch erfassend, im einzelnen verständig ordnend, nicht nur die neu- ern Entdeckungen zu Durchführung eines künstlichen Sy*- stems benützte, sondern durch bestimmte Bezeichnung der Galtungen und specifische Benennung der Arten, wie mit einem Zauberschlag Licht und Ordnung in die Pflanzenwelt brachte, und die nlanzenkenntnifs zu einer wissenschaftli- chen . 15 eben Pflanzenkunde vollends ausbildete. Kaum war im Jahr 1-35. das Systema naturae, und die Flora lapponica er- schienen, so drängte sich alles um den grofsen Mann, — Schüler und Nichtschüler, bekannte und unbekannte Botani- ker schickten ihm Pflanzen aus allen Theilen der Welt, wo- durch eine Menge neuer vermehrter Ausgaben und neuer Bücher entstanden, deren Verzeichnifs so reichhaltig ist, dafs man kaum begreifen kann, wie eines Menschen Leben und Kraft dazu hinreichte, so vieles zu leisten. Die Pflanzenkunde und ihre Priester wurden zu Lln- fiees Zeit in einen monarchischen Staat umgeschaffen , den er nach den selbst gegebenen Gesetzen beherrschte; die ein- zelnen Widersacher wurden nicht gehört, oder von seinen Schülern widerlegt; die Wissenschaft gewann dadurch an Einheit, wurde rasch und mächtig gefördert, sie wurde aber auch bald einseitig; das bequeme jurare in verba magistri nahm überhand. So wie man in der Vorzeit die Pflanzen des Diosco- rides und Theophrasts in allen Ecken Teutschlands suchte, so spürte man jetzt in allen vier Welttheilen nach den Pflan- zen Linnees, So lange der grofse Mann lebte, mochte die- ses wohl hingehen, da er die Irrthümer heben, und andere verbessern konnte, Avie er sich selbst wiederholt berichtiget hat, allein nach seinem Tode häuften sich Schwierigkeiten mancher Art, aufseilen sich Gebrechen, von denen die neu- em Ausgaben der Species plantarum bey weitem noch nicht 14 geheilt sind, und die auf dem Wege, den wir gehen, schwer- lich gehoben werden können. Linnee war unstreitig Schöpfer eines neuen Systems, das grofse Vorzüge hat ; er hat geleistet, was noch kein Mensch vor ihm im ganzen Umfang des Naturreiches zu leisten vermochte ; allein das Neue drängte sich so gewaltig, dafs ihm die physische Zeit gebrach , das Aeltere , das er doch mit seinem System verbinden wollte und mufsle, kri- tisch zu beurlheilen. Die Synonymie war zu seiner Zeit sehr verwirrt ; er wählte mit Bedacht, doch wie natürlich zu erwarten war, nicht immer ganz glücklich. Seine Schüler und Nachfolger suchten die Linne'ischen Pflanzen zu errathen, ohne sein Herbarium je gesellen zu haben ; auch sie konnten nicht immer aus einer zwölfsylbigen Definition die wahre Pflanze herausfinden, die Fehler 4er einzelnen Floren wurden in die neuen Abschriften der vermehrten Species piantarmn aufge- nommen, und gesellten sich zu ihren älteren Brüdern; eine jede solche neue Abschrift oder Auflage ist daher zugleich mit vielen neuen Pflanzen und alten Irrthümern ausgestattet, und wenn wir getrost und ruhig diesen Weg fortwandeln, so wird bey der unendlichen Vermehrung der Pflanzensamm- lungen durch die neuern Reisenden, die nächste Herausgabe der Species piantarmn eine kleine Bibliothek ausmachen, die sich viele nicht bemittelte Botaniker nicht mehr anzu- schaffen im Stande seyn werden, und über mehrere beson- ders 15 ders altere Pflanzen werden die bestehenden Unrichtigheiten ins unendliche fortgeführt werden. Es ist zwar nicht in Abrede zu stellen, dafs seit Lin- ne'cs Tod und zum Theil schon bey seiner Lebenszeit, das System verbessert, die Gattungscharahtere richtiger und schär- fer bezeichnet Worden , auch in Rücksicht der Synonymie mancher Irrthum gehoben wurde; indessen, alle diese Arbei- ten geschahen nur im Einzelnen, ohne einen besondern Plan für das Ganze, und die Bearbeiter neuer Herausgaben der Species plantarum, konnten sich am wenigsten mit der müh*» samen Berichtigung der altern Synonymieen abgeben, die von solchem Umfang ist, dafs das Leben eines einzelnen Men- schen kaum hinreichen dürfte, um ein solches Werk nach strengen Regeln der Kritik durchzuführen. Die Lücken und Unrichtigkeiten, die in unsern Species plantarum zurückge- blieben sind , äufsern sich am deutlichsten , wenn man mit Bestimmung, nicht eben neuer, sondern schon längst entdeck- ter, aber im System nicht aufzufindender Pflanzen beschäfti- get ist. Botanikern, die seihst viel über Pflanzenbestimmun- gen gearbeitet haben, wäre es zwar nicht nöthig, Beyspiele anzuführen, allein, da von Verbesserung und von Erleichte- rung des botanischen Studiums gesprochen werden soll , so ist es nöthig , die gemachte Aeulseruug durch Thatsachen zu erhärten. Vier mächtige Hindernisse drängen sich einem jeden entgegen, der sich dem Studium der Botanik weihet: Un- §6 Ungewißheit in dem System bey Einreihung der Pfian- zen in Klassen und Familien. ■'Unzulänglichkeit bey Bestimmung der Haltungen und Arten. Willkührlichkeit bey den Namensveränderungen der •Galtungen und Arten. Unzuverlässigkeit und endlose Unrichtigkeiten in den angeführten Synonymen. Wir wollen diese vielleicht gewagt scheinenden An- schuldigungen mit einigen Beyspielen bewähren. F-erraria, gynandr. Linn. — Triandr. Fers, ■ — M-onadelph. VFdld. Sisyrinchiüm, gynatidr. £,inn. — Triandr, Pers. — Monadelph. mild. Cyphia, Filamenta pilosa cohaerentia, Schieb, gen. -— Pentandr. ITdld. — Monadelph. Pers. Qalascia, Triandr. Pers. - — Monadelph. JYilld. •ijuazuma Pers. Monadelph. — Bubrorna IVilld. Polyandr. Hiraea, ' Filamenta basi cohaerentia, ßchreb. gen. — Decandr. Willd. et Pers. — Monadelph. Cavan. Jasione , Antherae 'basi cohaerentes. Schreb. gen. ■ — Syn genes. Linn. — pentandr. Willd. — Mona- delph. Cavan. Pers. Klein- 17 Kleinhof ia, Gynandr. Linn. Mur. — Dodccandr. Wllld. — Monadelph. Cavan. Pers. Lobelia, antherae cohaerentes, Schreb. Gen. — Syngen. Linn. — Pentandr. f'Vdld. — Monadelph.CaiSm.Pers. Malpighia,filamentabasicohaerentia,Schreb.gen. — Decandr. Linn. Vfilid. Pers. — Monadelph. Cavan. Mäher nia, Pentandr. ffiltd. — Monadelph. Cavan, Pers. Sterculia, Monoecia Linn. — Dodecandr. fj'ilid. — Monadelph. Cavan. Pers. Strumpf ia, Syngen. Linn. — Pentandr. Jacq. Vf'illd. — Monadelph. Pers. Stylidium, Rieh, et Pers. Monadelph. — Candoüea, Billardier, Qynandr. Orchis, Gynandr. Linn. et author. — Diandr. Schliffes. Salix , Dioeciqe Linn. et author. — Diandr. Schul- des , &c. Es wäre ermüdend, mehrere Beyspiele anzuführen, die ohnediefs den 'Botanikern hinreichend bekannt sind, ■Das nemliche, was in Linne'es Schule in den Kiassea vorgehet, ereignet sich in dem Jussieu'sehen System m den Familien, wo ebenfalls häufige Auswanderungen statt haben; doch ist hier eher eine Hülfe, weil die Familien vermehrt werden können, was hey den Klassen nicht statt findet. Wie soll sich nun ein Schüler aus dieser Emigrations- Geschichte heraushelfen •■? — Doch wir wollen annehmen, 3 er 18 er sey so glücklich gewesen, seine Pflanzen in der wahren Klasse zu erhaschen ; nun stöfst er aher an ein zweytes nicht geringeres Uebel, — den Babels - Thurn der Nainensverän- derungfu. Die Klage über die Nainensveränderungen der Pflanz zen ist so alt, als die Wissenschaft. Otto Brunfels hat sich darüber bereits im Jahr 1532. auf eine genug possierliche Art ausgedrückt : „Wäre nicht unrecht, wann mann die alten Nammen „auch helt lassen bleiben. Dann gleicher weyfs, so man „einen bekannten Menschen seinen Nammen darinn er ge- „tauft, verwandelt, wird er unbekant, (wie dann viel in „fremden Landen, sich mit dem Betrug erhalten) also auch „mit den Kreütern. Darumb alle dieweil soliche Mannig- „faltigung der Nammen nil ulfhöret ist es nit müg- „lich, dafs wir yemmer kummen zu warer Erkantnufs der „Gewäfchs. Kräulerb. p. 279," Ungeachtet der vielen rechtmässigen Klagen, und der laut ausgesprochenen Meinung der gehaltvollsten Botaniker, die das Anathema über diese Verwirrungssucht ausgespro- chen haben, ist es dennoch beym Allen geblieben, wie wir aus dem eben erst in diesem Jahr erschienenen zwey- ten Theile, des übrigens mit rühmlichem Fleifs bearbeiteten Tentamen ßorae Bohemiae ersehen können. Da die Botani- ker keine Königin Elisabeth erkennen, die den Puritanern befehlen konnte, ohne ihre Erlaubnifs keine Neuerungen einzuführen: so wird es schwer seyn, dieses Uebel ganz aus dem 19 dem Grunde zu heilen. Dafs es die Wissenschaft verunstal- tet und unnütz erschwert, kann ührigens nicht in Abrede gestellt werden. Ich will hier nur einige Galtungen als Bey- spiel anführen. Hey tage Gaertner. — Gaertnera VFilld. — Molina Cavanil. Mamaea Linn. — Baringthonia Linn. — Buto- nica Lam. Brownia Linn. — Ginxinia Schreb. Draba mollis Scop. — Subularia alpina Wllld. — Arabis Wochinensis Spreng. Convallaria bifolia Linn. — Mayanthcmum Convallaria Pioth. — Bifoliuin cordatum Flor. Wetter. — Sciophila convallarioidcs Heller. Fl. Wurzb. Tofieldia palustris Huds. — Narthcciimi iridijo- liuni Vill. — Nartheciwn calyculatutn Lam. — Anthericurn calyculatum Linn. — Anthericum Pseudo- Asphodelus Jacq. — Scheuchzeria Pseudo- Asphodelus Scop. — Hclonias borealis VFilld. — Helonias anthericoides Hoppe. — Heritiera anthe- ricoides Schrank. — Hebelia allemannica Gmel.&c. Hat sich nun der geduldsame Jüngling durch das Chaos der Gattungsnamen durchgearbeitet, und kömmt endlich nach mühsamen Bestreben zu seinem eigentlichen Geschäft, die ■z* Art 20 Art der vor sich habenden Pflanze zu bestimmen : so lä- chelt ihn noch kein freundlichere Schicksal an ; die km-ze Definition bey zahlreichen Arten , läfst ihn in der Ungewifs- Jieit j — er mufs zu der angeführten Synonymie, vorzüglich zu den Abbildungen seine Zuflucht nehmen. Wir wollen auf Gerathewohl die Spec. pl. ed. IVilld. aufschlagen, und einige vergleichende Untersuchungen an- stellen. Zwar sind die Irrlhümer die sich darbieten wer- den, nicht erst in der fFilldenoivischen Ausgabe entstanden, sie reichen viel weiter zurück, — |a die meisten finden sich bereits in der Reichartischen Ausgabe , aus der sie in die letzte übergegangen sind, die ich blos darum wählte, weil sie dermalen einem jeden Botaniker die geläufigste ist, und Vahls Vorzügliche Enumeratio, leider viel zu früh für die Wissenschaft, durch den Tod dieses ausgezeichneten Botani- kers unterbrachen worden ist. Rhamnus catharticus. Willd. Sp. pl 1. p. 2. p. 10Q2. — Syn. Spina infectoria Lob. ic. 2. p. 81. ic Rhamnus infectoria. — Syn. Spina infectoria pu- mila. — Clus. hist. p. 111. ic. Wenn wir nun beyde Abbildungen nachschlagen : so finden wir, dafs sie beyde von ein und derselben' Halle abgezogen sind, folglich nur eine Pflanze darstellen. Teucrium montanum Willd. Sp. pl.Z.p.l. p. 31. ■ — Syn. ad a) Polium VII. cum semine. Clus. hist. p. 3Ö3. ad ßj Polium VIII. Clus. L c. Jeu- 21 Teucrium supinum. Willi. I. c. — Syn. Polium montamim supinurn minimum, Lobel. ic. 1. p. 488. Diese Abbildung ist aber nur ein Abdruck von Clu- sius zweyter Platte 5 beyde können daher nicht getrennt werden. Sideritis hirsuta. JT'dld. Sp. pi. T. III. p. I. p. 70. — Syn. Sideritis III. Clus. hist. p. XL. Sideritis scordioides. (ßhirta) Willd.l.c. — Syn. Te- trahit herbariorum Lob. ic. 1. p. 523. Beyde Abbildungen sind ebenfalls von einer Platte genom- men, bezeichnen daher nur eine Pflanze. Hypericum elodes. Willd. Sp.pl. T. III.p.2.p. 1465. — Syn. Hypericum tomentosum Lob. ic p. 400. Hypericum tomentosum. Willd. I.e. — Syn, Hyperi- cum tomentosum alterinn. Clus. hist. p. CLXXXI. Beyde Abdrücke sind abermals von einer Platte genommen. Juniperus phoenicea, fll-lld. Sp. pl.ii. p. 855. — Syn. Juniperus major, Clus. hist. 1. p. 38. Juyiiperus licia , Willd. I. c. — Syn. Cedrus phoe- nicea altera Plinii et Theophrasti. Lob. ic. 2. p. 221. f. 1. und media f. 2. — allein diese letzte ist der oben angeführte Juniperus major Clusii mit veränderter Ueberschrift, und gehört zu Juniperus phoenicea ß, wohin er auch von Loiseleur in der neuen Ausgabe von DuJiam. arb. T. FI. pag. 47. zurückge führet wird. Es würde ermüdend seyn, wenn ich diese Verwechs- lungen, die leider nur zu häufig vorkommen, weiter durch- führen wTolltej man darf nur die alten Schriftsteller dureh- blät- 22 blättern , so sieht man sehr bald , dafs in den grofsen Offici- nen, wo die meisten gleichzeitigen Schriftsteller ihre Werke verlegen Hessen, dieselben Platten für mehrere Werke zu- gleich gebraucht wurden; in Clus. hist. findet man kleine Ab- drücke aus Lobeis advers., in Lobeis icon. Platten aus Clus. hist. und Dodon. pempt., und purg. ; in der Compilation vom Verleger und Buchdrucker Rovillius, die gewöhnlich unter dem Namen Dalechamp angeführt wird, Platten von allen seinen Vorgängern; wenn man daher nicht zurückforschet, wo eine Abbildung zuerst vorkömmt, sondern blos Synonyme aus ver- schiedenen einzelnen Werken abschreibt, so sind ähnliche Misgriffe unvermeidlich ; wie soll sich aber ein junger Bota- niker ohne Leitfaden aus diesem Labyrinth herausfinden? Wir wollen nun auch einen Blick darauf werfen , wie neuei-e Schriftsteller in Anwendung der Synonyme unter sich übereinstimmen. Der Kürze halber will ich nur Willd. sp. pl. mit Sprenkels hist. rei herbariae , und diese mit Bieber- stein Flora Taur. caucas. vergleichen. Plantago albicans. Sprengt hist. rei herb. p. 400. — Syn. Holosteum parvum monspeliensium , Lob. adv. 18. eod. ic. repetita Lob. ic. p. 30Ö. /. 2. P lanta go Bellardi, Sprengt l. c. p. 41 1. — Syn. Holo- steum sahnanticurn minus. Clus. p. CXI. Diese Abbildung ist von Lobeis vorerwähnter Platte abgenom- men, auch sagt Clus. er habe seine Pflanze bey Montpellier gesehen ; beyde Synonyma gehören folglich zu einer Pflanze. Plan- 23 flantago albicans ffUld. sp.pl. i.p. i.p.645. — 'Syn. Holosteum salmanticense majus, Clus. hist. p. CX. eod. ic, repetita Lob. ic. 1. pag. 307. Holosteum minus wird von JTilld. gar nicht angeführt. Lychnis sylvestris 2. Clus. hist. l. p. 288. Silene co- noidea Sprengel, Silene conica Willd. Selinum pumilum montanum. Clus. hist: p. CC. Pimpinella peregrina secundum Sprengel, üimpi- nella dioica fluid. Cnicus eriophorus. — Syn. Sprengelii. Carduus tomen- tosus Lob. adv. p. 370. ejusd. ic. repetita ic. 2. p. 10. /. 1. Spina arabica. Math. ed. Bauh. p. 496. Cnicus eriophorus. — Syn. Willd. Carduus eriocepha- lus Dod. purg. 445. Clus. hist. p. CLIV. Carduus tomentosus, corona fratrum herbariorum. Lob. ic. 2. p. Q. ic. Dödonei. Die von beyden Authoren angeführten Abbildungen sind Him- mel . reit verschieden. Jacea luteo fiore. Clus. hist. VIII. ist nach Sprenget l. c. p. 421. Centaurea verutum, nach IVilld. sp. pl. 3. p. 2. p. 2322. Centaurea collina. Allein Centau- rea verutum hat folia caulina integerrima, hier sind sie pinnatißda , aut saltem profunde dentata abgebildet. Cen- taurea collina hat calyces ciliato - spinosos , diese nach Be- schreibung und Abbildung capitula sphiis horrida. Vielleicht ist hier eine dritte Art verborgen , über welche die Verfasser der Flora lusitanica nähere Auskunft g >ben könnten. Die Abbildung von Clusius hat Lobel unter der Aufschrift: Car- duus /, 24 duus slcllatus capitulis spinosis seu Caicitrapa altera auf- genommen. Lob, ic. 2. p. 12./. 2. Bey Aubletia Tibourboa Willd. et Sprengel, Apeiba Tibourboa Pers. wird von allen das Syn. Margr. et Piso- bras. p. 123. et 124 ic- cilitt, allein auf der p. 123. ist blofs Jetaiba beschrieben und abgebildet, die fViild. und Spren- gel bereits bey Hymenea Co urbar il ganz richtig citirt hatten, und t. 124. Caopia ist nach Sprenget hist. rel herb. 2. p. 78. Hypericum bacciferum. Das Synon. Gnxel. Sib. 1. p. HO. t. 21. ist nach Sprengel Festuca elaiior, nach Bieberstein Bromus inermis. Buxb. cent. i. t. 50. ist nach Sprengel Triticum cristatum Schieb, nach Bieberst. Triticum pecti- natum. Buxb. cent. 2. .£. 30. /. JL. nach Sprengel Crucia- nella pubescens, nach Bieberst. Galiutn moluginoides. Buxb. cent. 1. t. 4. /. 2. Salsola rosacca Spreng. S. crassa Bieberst. Buxb. cent. 1. t. 14. /. 2. Salsola tigida Spreng, ericoides Bieberst. Buxb. cent. 1. t. 31. f. 1. Salsola salsa Spreng. Po- lycncmum oppositifoliurn Bieberst. Buxb. cent. 1. t. 47. /. 2. Lythrum vcuminatum Spreng. L. -thymifolium Bieberst. Buxb. cent. 2. t. 28./* 1. Paita fructiculosa Streng. E. villosa Bieberst. &c. Man stelle ähnliche Vprgteiehe mit der -FL galt von Lara, et Decand. oder mit sonst einem neuern Werke von Werth an : so wird man überall Abweichungen in Menge finden, die noch einen Schiedsrichter erwarten. Ja die 5p. pl. sind gar "häufig mit sich selbst nicht ei- nig. nig. So stehet bey Allium Sphaerocephalon VFilld. Sp. PL 2. p- 70. das Syn. A. radice gemello, foliis fistulosis, ca- pite sphaerico, staminibus alterne trifidis. Hall. Helv. n. 1220. secundutn Pollich, mit der Bemerkung : quod vero Synonymum excludere jubet Linneus, in Syst. Feget, ed. Murray, p. 2Ö6. Gleich nachher p. 71. wird bey Allium de- scendens das gleiche Synonym. A. staminibus alterne trifidis, foliis fistulosis , capite sphaerico non bulbifero atropurpu- reo. Hall. AU. n. 11. t. 2. f. 1. (adde Opusc.p. 355. tab. ead.) beygebracht, von jenem der Fl. Helv. geschieht keine Mel- dung mehr, oh es gleich am Ende heifst : Habitat in Helm-, tia. Ist nun die Schweitzer Pflanze der Fl. Helv. von die- ser letzten verschieden, oder die nemliche ? Wahrscheinlich da3 letzte, aber aus den Sp. PL ist es nicht ersichtlich. Der wifsbegierige Jüngling findet bey diesen Untersu- chungen wenig Trost. Es bleibt ihm indessen ein anderes Mittel übrig, der Wahrheit auf die Spur zu kommen; er kann sich geradezu an die altern Werke haken , und wenn er seine Pflanze daselbst gefunden hat, diese nach dem Sy- nonym im System, oder sonst bey den neuem Schriftstellern aufsuchen. Wir wollen den ersten Versuch mit den Vätern des wieder erstandenen Pflanzenstudiums in Teutschland machen.. Otto Brunfels wird fast gar nicht, Fuchs höchstens zu einem Drittel, Tragus und Conrad Gessner nur selten in den Sp. PL angeführt ; diese für die botanische Wissenschaft so wich- tigen Werke, mit vielen deutlichen und kenntlichen Abbüdun- 4 gen 20 gen waren bisher sehr schwer zu benützen, bis ihnen durch Sprengel in der Dissertation de Germanis Rei herbariae Pa- tribus, in den Denkschriften der Münchner Akademie, i8i3- Gerechtigkeit widerfahren, und ihre Werke allgemeiner Brauchbarkeit näher gebi-acht wurden. Der Verfasser halte zu seinem Gesichtspunkt vorzüg- lich gewählt, die durch jene Botaniker zuerst beobachteten Pflanzen auszuheben; zu einer Synonymie für die Sp. PI. müfsten sie etwas anders gestaltet werden. Auch scheinen z. B. nicht alle Brunfelsische Pflanzen angegeben zu seyn; vielleicht eine Folge der verschiedenen Ausgaben. H. P. Sprengel hatte das Herbarium von 1552. et 1536. in drey Bänden vor sichj ich verglich es mit einem Exemplar von 1532. das nur aus zwey Bänden besteht, und dem teutschen Contrafayt Kreüterbuch zu Strafsburg bey Hanfs Schotten zum Thiergarten 1532. in welchem sowohl die Pflanzen des dritten Bandes, als noch einige andere zum Theil illumi- nirte Abdrücke zu finden sind. Es wird den Botanikern viel- leicht nicht unangenehm seyfy wenn ich diesen Zuwachs für die Synonymie hier einschalte» Icones Brunfelsianae a Sprengelio in Dissertatione supra laudata non citatae. Valeriana ojficinalis. Kräuterb. 115. Iris germanica. Kräuterb. 112- Scabiosa succisa. Kräuterb. QO. Q2. Lithospermum officinale. Kräuterb. 2Ö2. Physalis Alhehengi. Kräuterb. 2Ö0. As- . 27 Asclepias Vincetoxicum. Herb 2. p. 36^. Kräuterb. 33.. Herniaria glabra ? Kräuterb. 250. (Edler Stein- brech.) Gentiana cruciata. Herb. 2. p. 52. Kräuterb, 139- (Mandelgeer Rreuzwurz.) Eryngium campestre. Kräuterb. 281. (Manstrew.) Bupleurum rotundifolium. Kräuterb. 204 (Durch-* wachs.') Pimpinella Saxifraga. Kräuterb. 244- Lilium album. Kräuterb. 102. j4lisma Plantago. Kräuterb. 56. Rumex acetosa. Herb. 2. p. 08. /. 1. Kräuterb. 2ÖQ- Sedum acre et sexangulare. Kräuterb. 323. (Ratzen- treübel.) Fragaria vesca. Herb. 2. p. 35. App. Kräuterb. 200. Ranunculus bulbosus. Herb. I. p. 145- (crus galli.) Kräuterb. 128. Ranunculus repens. Herb, 1. p» 143. 144» Kräuterb, 127. 128. Euphrasia officinalis. Kräuterb. 34- ßgura proprio- inelior. Carlina vulgaris. Herb. 2. p. ()5. Kräuterb. 275. (Saudistel.) Pyretrum Parthenium. Herb. l.p. 245- Kräuterb. 141. Orchis Morio. Herb. 1. p. 104-/. 2. (Cynosorchis.) Kräuterb. 38. (Ragewurz.) Nach diesem kleinen Absprung hehre ich zu den 5p. PZ. zurück. Die Namen Valerius Cordus, Dodoneus begeg- 4* neu 28 nen dem Auge manchmal mehr zufällig aus andern Wer- ken herübergetragen, als eigens benutzt. Mathiol ist bey- nahe gar nicht anzutreffen; Fahl, Smith, Lam. et Decand. benützen ihn etwas mehr, aber nach verschiedenen Ausga- ben, wodurch das Aufsuchen erschwert wird. Sprengel, in seiner Hist. Rei herbariae halte die viel spätere Ausgabe mit schlechtem Abdrücken von Bauhin vor sich; die beste in böhmischer Sprache und sehr guten Ab- bildungen 1562. wird gar nicht, die Venetianische von VoU gries, 15Ö5. höchst selten angeführt. Der Name Weinnmann, der doch ein Werk mit 1025 illuminirten Abbildungen in Regensburg bearbeitete, ist mir, so viel ich mich erinnere, noch nie entgegen gekommen. Mögen immer mehrere Abbildungen nicht ganz rich- tig, bey andern die Blüthentheile nicht hinreichend berück- sichtigt seyn : so sind ihrer doch viele gut und kenntlich ; sie verdienen daher mit Recht, wenigstens zum TheiJ, be- nützt zu werden. Ueberhaupt, wenn man die altern botanischen Werke durchgeht : so kann man sich sehr bald überzeugen, dafs nur dasjenige aufgenommen wurde, was ohne mühsame An- strengung entziffert werden konnte. Gräser, Umbelliferae , Diadelphisien, sind häufig übergangen worden, manchmal, ohne dafs man sich davon Rechenschaft zu geben vermag. Lobel hat zum Beyspiel ia seinen verschiedenen Werken mit 2Q I mit Ausschluß der Cyperoideen mehr als 40 Graser abge- bildet, auch zum Theil beschrieben. Davon findet man in den neuern Werken angeführt : in der Flore francaise von Lam. et Decand. 13 Arten; in Schraders Flora germanica 15 Arten; worunter nur 5 jener der Flore francaise begrif- fen sind; in WMdenows Sp. Plant, werden 9 Syn. von Lo- bel aufgenommen, worunter sich 5 befinden, die in den bey- den vorgenannten Werken nicht vorkommen; endlich nennt noch Sprengel in seiner Hist. Ret herb, die Poa dura Lob. Advcrt. app. 461. Poa alpina 463. und Aira canescens 466. — Im Ganzen sind also 31 Synonyme Lobcls von ver- schiedenen Schriftstellern nach Belieben aufgeführt worden. Wenn man auch zugestehet, dafs mehrere Grasarien, so wie sie in der frühern Zeit vorgestellt zu werden pflegten, der- malen nur mit Mühe entziffert werden können : so gilt die- ses doch nicht von allen. Aus welchem Grunde sollen, wenn man drey Getreidearten anführet , die übrigen ausgeschlossen werden? Sind etwa Lolium temulentum Lob. ic. p. 35. f. 1. Adv. p. 10. Briza media, ic. p. 44./. 1. Adv. p. 16. &c. we- niger kenntlich als ihre Verwandle, dafs man sie keiner Auf- merksamkeit würdigte ? Von den Cyperoideen werden in der Flore francaise 10 Arten mit Lobeis Synon. belegt; Cyperus rotundus Lob. ic. 1. p. 77. /. 2. ist ausgelassen, obgleich die vorhergehende Pflanze, Cladium germanicum Schrad. ic. l. p. 76. /• 1. und die nachfolgende Cyperus esculentus ic. 1. p. 78. aufgenom- men wurden. In Schraders Flora germanica hat blos Schoe- nus / 30 nus mucronalus und Cyperus esculentus Raum gefunden, auch in Urilld. Sp. PL kommen Llos diese beyden Synonyme vor. Aus der Gattung Iris hat Lobel 27 Abbildungen, wor- unter mehrere Garten - Varietäten sich befinden; IVilld. in den Sp. Plant, bat das «inzige Synon. aus Lob. Hist. 34. bey Iris variegata aufgenommen ; die Flore franc. zählt ihrer 4. — welchen Schrader in der Flora germ. noch die Synonyme bey Iris germanica .und sibirica beygesetz-t, je- nes bey Iris spuria ähez weggelassen hat. Vahl in der Enum. Plant, führt 12 Lobelische Synonyme mit Ausschluss der Iris sibirica an. Clusius, Lobel und Dalechamp haben die drey Arten Lupinus albus, L. luteus, L. varius nach einander abgebil- det; die erste Abbildung wird in den Sp. PI, edit. IJ^illd. an- geführt; die beyden andern vernachlässigt. Clusius in seiner Hist. p. CLXX. £t seqq. liefert 7 Ab- bildungen und Beschreibungen aus der Gattung Carnpanula ; in den Sp. Plant, ed. IVilld. p. Q00. ist das einzige Synonym Trachelium majus belgarum bey Carnpanula latifolia an- gezeigt, alle übrigen sind weggelassen. Man halte den Ver- lust eines Synonyms ja nicht für gleichgültig ! Viele Botani- ker, besonders Aerzte und Wundärzte auf dem Lande, sind nicht im Stande sich die neueren, ziemlich theuern botani- schen Bücher anzuschaffen ; ältere Werke können sie oft- mals in Bücherversteigerungen um wohlfeile Preise erhalten, besonders JMathiol und labernaemontan, der die Synonyma von Lobel und Dalechamp sorgfältig anführt; was können ih- 31 ihnen aber diese Bücher nützen, wenn sie in den Sp. Plant. entweder gar nicht, oder unrichtig angeführt werden ? — Zudem geschieht es häufig, dafs durch das Weglassen eines Synonyms, eine langst bekannte Pflanze sich wieder auf ein ganzes Jahrhundert dem System entzieht, wie ich sogleich darthun werde* Clusius in seiner Hist. p. LXIX. et seq. zählt fünf Pulmonarien. ffilid. in den Sp. PI. T. 1. p. 2. p. 7Ö8. bringt ganz richtig die P. 5a '•pdnnonica zu der angustifolia ; die Abbildung bey Clusius stimmt mit jener der Fl. Dan. 48 3. so wie der Standort ganz überein. Diefs ist die nemliche Pflanze, die auch in der obern Pfalz und bey Rosenheim in Oberbayern wächst, wo ich sie nach Anleitung des Herrn Beneficiaten Schmidt, am Ufer des lnns, unter lichtem Ge- hölze sammelte. Bey Pulmonaria officinalis hat VFilld. das Synonym und die Abbildung von Clusius P. vulgaris maculoso folio übergangen, und citirt blos bey y P. non maculoso folio. Pulmonaria III. austriaca, die auf Bergen in Oesler- reich und Ungarn angegeben wird, ist weder unter Pulmo- naria, noch unter einer verwandten Gattung, weder in den Sp. PL noch in Sprengeis Hist. Rei herbar iae anzutreffen, wo auch der P. angustifolia keine Erwähnung geschieht. Durch diese Vernachlässigung ist diese Pflanze mit P. angustifolia verwechselt worden, da ihr dieser Name noch mit weit mehr Recht 32 Recht zukommt, als der vorigen ; als eigene Art war sie ganz verschollen, bis sie von Befser Flor. Gallic. l.p. 150. unter dem Namen P. azurea als neue Art aufgestellt wurde, jedoch ohne Rückblick auf Clusius; sie wächst auch in Böhmen. 2) Unter Smyrnium perfoliatwn stechen ebenfalls meh- rere Pflanzen verborgen. Srnyrnium Amanni montis Dod. pempt. 698. Lob. ic. p. 70Q. /; l. ic. Dod. Srnyrn. verum Dioscoridis Dalech. Hist. p. 707. eod. ic. inversa, ist eine ganz andere Tflanze, als Smyrnium creticum IYIalh. Folgr. p. 774. Dalech. Hist. I. c. f. 3. MM. Dict. p. 3. — Smyrnium perfo- liatum IValdst, et Kit. PL rar. Hung. 1. t. 23. gehört zu keiner von beyden ; wäre zum Beyspiel Tenore durch die Sp. PI. auf diese Verschiedenheit aufmerksam gemacht wor- den: so ist es wahrscheinlich, dafs diese drey Pflanzen schon richtig auseinander gesetzt wären. Was wir immer für ein botanisches Werk zur Hand nehmen , so werden wir finden , dafs keines von gröfserm Umfang, wie der Hortus Malabaricus, das Herbarium Am- boinense &c. ganz bearbeitet ist; es hält allerdings schwer, solche Pflanzen, bey deren Abbildung und Beschreibung die wesentlichen Theile nicht besonders berücksichtigt sind , richtig zu bestimmen ; in diesem Falle sollten sie wenigstens als zweifelhaft, und eine nähere Berichtigung erwartend, am En- 2) Als dieser Aufsatz bereits zum Druck fertig war, erhielt ich die zweyte Ausgabe von Schultes Oesterreichischer Flora, wo diese Pflanze mit Zuziehung des Synon. von Clusius, als eine neue Gattung unter dem Namen Bessera azurea aufgestellt wird, l. c. p. 356- 33 Ende der Gattungen angeführt werden , um nicht ganz in Vergessenheit zu gerathen, wie es leider geschehen ist, Uehrigens sind auch aus neuem Werken häufig ge- nug Pflanzen verwahrlost worden. Ich will ebenfalls nur einige Beyspiele aufzählen : Plantago squamata, Flora Dan. t. ÖQ1. Linunx liburnicum, Scop. Carn. ed. 2. p. 585, -. laeve p. 387. t. 11. Stellaria aculeata, — p. 537. t. 17. rupestris? — p. 540. t. 18. Centunciilus rigidus — (Cerastium) p. 552. t. IQ. Tithy malus Seguieri — (Euphorbia) p. 557. t. 20. Potentilla grandiflora, — p. 626. t. 22. C ist us tornentosus, — f. 24. die bey dieser Pflanze von Scopoli angeführten Synonyme von Haller und Jacq. werden in der Sp. PL mit t. 23. C. alpestris , bey C. oelandicus angezeigt. Anemone groenlandica, Flora Dan. t. 566. rubra 1 Lam. werden von Juss. Ann. du Mus. , . I 77/. p. 24Ö. für eigene Arten gehalten; r » l TT'illcl. Sp. Fl. nennt keine davon. Pers. ■ Pavonia, 1 Syn. die einzige A. Pavonia als Abart, . angulosa, J der 4 coronaria. Draba carnica, Sepp. Carn. ed. 2. 788. t. 33. Cardamine hirsuta — (sylvatica Link) p. 817. t, 38. Orobus montanus, — p. 88Ö. t. 4t. Vicia grandißora, — p. 8QÖ. t. 42. Astragalus monspeliensis, — p. 92 1. t. 45» Crepis strieta, — p. 956. t, 47. 5 Leon- 34 Leontodon ciliatum, p. Q80. t. 51. werden weder von Willd. in den ais. Decand. Theorie tlementaire de la Botanique. p. 254- 35 kritische, genau und sorgfällige Bearbeitung der altern bota- nischen Schriften, eine eben so reiche Ausbeute für das Pflan- zensystem abwerfen würde, als eine ausgedehnte Reise in unbesuchte Gegenden ; doch hier ist der Ort nicht, diese Be- hauptung näher auszuführen. Da meine Absicht blos dahin gieng , das schwankende in der Befolgung der angenommenen Grundsätze, das Unzu- längliche in dem bestehenden System anschaulich zu machen, um einige Vorschläge zur Erleichterung des botanischen Stu- diums zu begründen: so werden diese wenigen Beyspiele, die sich bey einer gründlichen Bearbeitung ins Unendliche vermehren liefsen, hinreichen, um meinen Satz zu beweisen. Soll einst ein festes System gebildet, und eine reine Herausgabe einer Species PL der Wissenschaft zum Grund gelogt werden : so ist meines Erachlens eine Übereinkunft aller zu dem Linnc'ischen System sich bekennenden Botani- ker und eine Revision des Systems a) in Rücksicht der Einlheilung der Pflanzen in die Classen , b) zur Berichtigung der generischen Charaktere und Ent- werfung neuer Gattungen für jene Pflanzen , die dem Gattungs - Charakter widersprechen, unbedingt nothwendig. Es ist besser, dafs Pflanzen, deren Formen sich mehrern Classen aneignen -per communem cori- sensum zu einer Classe bestimmt werden, wenn sie ihr nur nicht widersprechen, als wenn sie durch mikrologische Ver- besserung von einer Classe in die andere wandern: so wie 5* es 36 es besser ist, dafs eine Pflanze was immer für einen Na- men , der ihr bereits eigen ist , beibehalte , wenn er nur keinen Widerspruch einschliefst, als dafs man ihr einen neuen, wenn gleich schicklichem, ertheile ; denn es ist nichts, was die Erlernung irgend einer Wissenschaft mehr erschwert, als das bewegliche Unstäte derselben, und die Menge von ungewissen Benennungen. Auf gleiche Weise scheint es mir viel zweckmässiger, zwanzig neue Gattungen aus einzelnen Arten, die dem Gat- tungs- Charakter widersprechen, zu machen, als eine einzige solche Art stehen zu lassen ; weil bey einer solchen Menge Von Pflanzen es schlechterdings unmöglich ist, die Ausnah- men von der Hegel im Gedächtnifs zu behalten. Wem wird zum Beyspiel einfallen, eine Pflanze ohne Kelch in einer Gattung zu suchen, der ein fünfblättriger Kelch als Gattungs- Charakter zugeschrieben wird ? — Den- noch ist dieses in unserm System der Fall. Triumfetta. Corolla quinquepetala , Calyx quinquephyllus , Capsula hispida in 4 dissiliens. 1. (Lappula) foliis basi emargina- tis, ßoribus ecalyculatis. Wüld. Sp. Fl. 2. p. 853. Fers. Syn. 2- p. 5» - Selbst in dem Familiensystem, wo man fast alle Theile der Pflanzen durch abortus per defeciiun verschwinden, oder per excessimx übergehen, oder durch Cohaesion sich ver- binden läfst, wo man sogar einen vorbestimmlen abortus, (avortement predispose) annimmt, wird auf das Verschwinden des 37 des Kelches, welches nur in zwey Fallen als möglich ange- nommen wird, der gröfste Werth gelegt, weil, wie sich Dccand. in seiner Toxonomic ausdrückt, die Blume, die er von den Staubfäden nicht unterscheidet, und der Kelch gar keine anatomische Aehnlichkeit unter sich haben; 4) um so viel mehr mufs in dem Linne'ischen System, wo man nur in den äussersten Fällen auf blofse Analogie Bücksicht nimmt, der Kelch ein bestimmtes Gattungskennzeichen bleiben. Auch lassen sich die Bekenner des Familiensystems durch 'die Milde ihrer Grundsätze bey Einreihung der Pflan- zen in Familien, von der schärlern Bestimmung der Gattun- gen nicht ableiten. Wenn sie indessen so weit gehen, den Urlypus der Cruciferen mit drey nebeneinander stehenden Blumen von 4 Blumenblättern und 4 Staubfäden anzuerken- nen, weil St. Hilaire die Cardamine hirsuta, die bekannt- lich tetrandra ist, in diesem Zustand gefunden hat, und dar- aus schliefsen, dafs bey allen andern Tetradynamisten die zwey Seilenblumen abortirt sind, und blos die zwey niedri- ger stehenden kürzern Staubfäden zurückgelassen haben, 5) so scheint es allerdings , dafs hier die Ausnahme in eine Begel umgeschaffen wird. Man hat in der neuern Zeit bey schärferer Beurthei- lung der Gattungscharaktere manche ältere Gattung, mit nicht geringem Vortheil für die Wissenschaft, in mehrere Galtun- gen 4) Decand. Tlieorie elementaire de la Botanique. p. 119. 5) Decand. h c, p. 122. 38 • . gen zerfällt; so sind zum Beyspiel aus den Verheuert der Allen, fünf Gattungen entstanden; Verbena, Aloysia, Priva, Stachytarpheta, Zappania. Die Passifloren, die schon zwey Abteilungen, Murucuja und Taesonia erhalten haben, wer- den sich noch mehr auflösen lassen. Diefs wird bey sehr vielen Gattungen der Fall seyn, von denen uns nach und nach mehrere Arten bekannt wor- den sind. Allein geschieht dieses wieder im Einzelnen, ohne vorläufige Uebereinstimmung unter den Gelehrten : so braucht es lange, bis die Meinung sich allgemein begründet, und die Fortschritte der Wissenschaft werden dadurch sehr zurück- gehalten. Auf welchem Wege, wird man fragen, ist aber eine all- gemeine Uebereinstimmung der Botaniker zu erzw ecken ? Ich antworte : auf dem nemlichen, auf welchem alle Gegenstände, über die kein einzelner Richter zu entscheiden das Recht hat, geschlichtet werden — durch einen Congrefs. Wir haben in öffentlichen Blättern gelesen, dafs zu eben der Zeit, wo die Mächtigen der Erde, die Befreyer Teutschlands, die Befriediger Europas sich in Wien versam- melt halten, um den Nationen eine dauerhafte Ruhe zu si- chern, die Astronomen sich in Italien versammelten, um ver- schiedene Gegenstände dieser so wichtigen Wissenschaft zu berichtigen ; warum sollte ein ähnliches Unternehmen zwi- schen den Botanikern nicht möglich seyn? — Es ist voraus- zu- 39 zusetzen, dafs die Souveraine, die den ersten und gröfsten Zweck ihres grofsmüthigen und einmüthigen Bestrebens so glorreich erreicht haben, nunmehro ihre ganze Aufmerksam- keit den Früchten des Friedens, Künsten, Wissenschaften, Kultur, Ackerbau, u. s. w. widmen, folglich auch ähnliche Un- ternehmen unterstützen werden. Zum Ort der Versammlung müfste nothwendig ein sol- cher gewählt werden, wo grofse Botaniker, reichhaltige Gär- ten, zahlreiche Bibliotheken vorhanden sind, z. B. Wien, Berlin, Göttingen oder München. Die Zeit, der Monat S^>- tember, wo die Botaniker, die zugleich Vorsteher von botar nischen Gärten , oder Professoren sind, leichter abkommen können. Die Agenda für den Congrefs, wenn diese Idee Ein- gang und Unterstützung finden sollte, wären einstweilen von Akademieen und gelehrten Gesellschaften vorzubereiten, um sie dem deputirten Mitglied als Instruktion mitzulheilen. Wäre man bey dieser Versammlung über den Haupt- gegenstand, die Unbeweglichkeit der Pflanzen in den Klassen und Ordnungen, die Feststellung der Gattungen u. s. w. über- eingekommen : so wäre die zweyte Frage über Berichtigung der Synonymie in Ueberlegung zu nehmen. Eine kritisch bearbeitete Synonymie ist nach meiner Ueberzeugung von einem einzelnen Herausgeber einer neuen Sp. PI. nicht zu erwarten, — er hat vollauf zu thun, die neu- 40 neuen Entdeckungen zu sichten und zu reihen ; auch würde ein solches Werk zu weitläufig und zu theuer werden. Nach meinem Ermessen miifste vielmehr eine Bibliotheca critica Synonymorum als ein besonderes Werk, und zwar nicht so, wie nie Onomatologia, die von geringem Nutzen ist, — sondern in dem Sinne bearbeitet werden, wie Spren- gel in seiner Dissertation de Germanis Rei Herbariae Patri- bus 6) einige der ältesten leutschen Botaniker, auf eine aus- gezeichnete Art bearbeitet hat. Eine jede Pflanze müfsle von dem Ersten, der sie entdeckt oder beschrieben hat, vom Her- barius Cuba anfangend, durch alle grofse und Meine Werke chronologisch , bis zu der letzten VVVVWkA © vWVWWVW^VWVNM^WVvSft Nachs chrift der K. B. botanischen Gesellschaft in Regeasburg- Uie von dem würdigen Herrn Verfasser zuletzt erwähnte ßubscriptioMS - Ein- lage lautet folgendermassen : ANWEISUNG „auf aoo fl. sage Zweyhunderl Gulden rliein. als meinen Subscriptio»«- „Beytrag zu der Herausgabe einer Bibliofheca critica Synonymorum." „Diese 200 11. bleiben einstweilen bey dem Bannuier Herrn Ludwig „ Wilhelm Schiiffer deponirt, bis es bekannt wird, ob mein gemachter Vor- schlag Eingang findet; in diesem letzten Fall werden sie als Capilal mit „jährlich 5 pCto. verinteressirt, bis sie der botanischen Gesellschaft in Re- „gensburg zu weiterer Verwendung übergehen werden. Sollte mein Vor- schlag ohne Erfolg bleiben, so fallen diese 200 fl. mir wieder ajiheim." „Brzezina den 3i. December 18 14." C. Graf von Steknberg. Jeder Freund und Kenner der Wissenschaft wird mit uns den patrioti- schen GesiniKuigen des Herrn Grafen von Sternberg seinen innigen Dank wei- hen, und den heifsen Wunsch theilen , dafs die schöne Idee eines botanischen Congresses sich verwirklichen möge, und auf diese Weise ein Werk zu Stande komme, welches Florens Lieblinge nach Jahrhunderten noch ehren und sich sei- (j* ne* 44 lies woLllMtigen Einf!«fses auf die Wissenschaft und deren Erweiterung erfreue» werden. Es wird dasselbe in Zukunft dem wifsbegierigen Jüngling als eine treue Aiuadne erscheinen, die ihm an diesem goldnen Faden den verworrenen und verwir- renden Weg aus einem Labyrinthe zeigt, aus dem bis jetzt keiner einen Ausgang zu fin- den vermochle ; — es würde dem ernstem Forscher, dem — eingedenk des warnen- den vita brevis ars longa — die Zeit das kostbarste Gescbenk des Himmels ist, einen grofsen Theil dieses Kleinods ersparen, weil dadurch in der Diagnostik der Pflanzenwelt eine Periode von Jahrhunderten sich bilden würde, in welcher alles, was geschah, als erledigt, nicht mehr mühsam aufgesucht und geprüft, sondern ein bearbeitetes Material , nur angewandt und benutzt werden dürfte. — Ver- schwinden würden alle fabel- und zweifelhaften Pflanzen, mit denen Unkunde, oder wohl gar Eigennutz, Sucht zu glänzen oder religiöser und wissenschaftlicher Aberglauben die Schriften der Altväter der Wissenschaft und Reisebeschreiber füllte ; und sollten auch neue Systeme sich bilden und herrschen , ■ so würden die Bürger der Pflanzenwelt ihre Plätze zwar wechseln , doch nimmer gieng von ih- nen die treue Kunde verloren. ' '• . Der K. B. botanischen Gesellschaft in Regensburg ist es die angenehmste Pflicht, auch ihrerseits ein Scherflein zur Erreichung des angegebenen Zweckes bey- zutragen, und indem sie zu diesem Behufe aus ihren Fonds 4oofl. bestimmt, bietet sie sich den Freunden und Kennern der Pflanzenkunde, besonders Akademieen und gelehrten Gesellschaften, als Centralpunkt an, zu dem sie vor der Hand ihre Wünsche, Aeusserungen und Anerbieten , den botanischen Congrefs und die von ihm zu liefernden Werke betreffend, einsenden können , welche dann von ihr in schicklicher Zeil und Form dem pflanzenkundigen Publikum durch den Druck mügetheüt und so die weitern Verhandlungen und Verfügungen zur Realisirung der schönen patriotischen Idee getroffen und das Ganze näher bestimmt werden könne, und glücklich wird sie sich schätzen, wenn recht bald geeignete Anträge die Sache zur schönen Wirklichkeit erheben, und so den rühmlichen Eifer ihres Erfinders der verdiente Lohn krönen möge. v^AJk^Av^AAV^.^AV^AA^^.®vvtv^Av^A■v^A.v^^v^AA^^ U. IL Botanische Beobachtungen. Von dem Herrn Grafen de Bray, Präsidenten der K. B. botanischen Gesellschaft zu Regensburg. (Vorgelesen ia der Sitzung der botanischen Gesellschaft am 10. Jänner 1814-) Verschiedene botanische Excursionen, die ich im Jahre 18 12. in Ließand unternahm, verschafften mir die Gelegenheit, ei- nige botanische Beobachtungen zu machen , und ich werde mich glücklich schätzen, wenn sie der Aufmerks amkeit der botanischen Gesellschaft würdig sind. Ließand wurde in Bezug auf die Botanik bis jetzt wenig untersucht. Forster, den Hupel anführt, hat nur eine sehr unvollkommene Noinenclatur von verschiedenen Gegenstän- den der Naturgeschichte geliefert. Die Flora von Grindel, ob wohl systematischer ausgearbeitet, ist doch nur der erste Versuch eines eben so geschickten Mannes ; als eines mit al- 40 allem Recht geschätzten Gelehrten. Nehst dem hat der Pro- fessor Grindel für seine Person wenig botanisirt und manch- mal von nicht ganz richtigen Angaben Gebrauch gemacht, so dafs seine Flora , welche das einzige schätzbare botanische Werk ist, das Liefland aufzuweisen hat, noch sehr viel zu wünschen übrig läfst. Die Weidengattung, (Salix) deren Arten man un- ter jedem Klima , unter jedem Grad der Breite antritt und die in allen Erdarten gut fortkommen , sind sehr ge- eignet, die Aufmerksamkeit des Botanikers zu fixiren. — Die sonst unfruchtbaren Sandstrecken , die steilsten Felsen , die feuchten, sunipfichten und wässerichten Stellen ernähren eine grofse Menge dieser Gewächse , welche die häufigen Untersuchungen der gelehrten Botaniker zu einer der ansehn- lichsten Familien des Pflanzenreiches erhoben haben. In der 10. Edition des Systetn. Natur ae , welche 1760. zu Halle herauskam, hatte Linne 29 Weidenarten aufgestellt. In der letzten Ausgabe der Sp. PL cura VFilldenorv. welche i8o5» erschien, befinden sich bereits 116 Species! welch ein schö- nes Denkmal des Fleifses der neuein Botaniker ! Es ist zu vermulhen , dafs der lobenswürdige Enthusiasmus , welcher gegenwätig die Botaniker für diese Galtung beseelt, noch an- derweite Entdeckungen machen werde, zumal da der unver- gefsliche ITilldenoiv (I.e. p. 710.) schon andeutete: Latent adhuc plures species in frigidis regionibus globi nostri. Keine andere Gattung des Pflanzenreichs zeigt sich von so vieler Gestalt , von dem niedrig kriechenden , und fast vom Gras überzogenen Stäudchen (Salix repens , retusa, her- ba- 47 bacea,) an gerechnet , bis zu jenem imponirenden und ma- jestätischen Baume , welcher in seinem hohen Wachsthume mit den höchsten Eichen und Ulmen wetteifert, ( Salix heterophylla mihi.) Ehen so merkwürdig steigen die Arten dieser Gattung aus den niedrigsten Sümpfen und Seegegen- den bis zu den höchsten Spitzen der Alpen empor, die vor- züglich mit Salix reticulata, herbacea, retusa, geziert sind, und dort dem so sehr isolirten Schneehuhne (Tetrao Lago- pus) zur Nahrung dienen. Die Werke eines Smith (Flor. Britan.) eines ffiü- denorv (Berlin. Baumzucht) eines Hoffmann, (Monographie der Weiden,) eines Schkuhr (Botan. Handbuch,) haben schon viel dazu beygetragen, das Studium der Weiden zu befördern. Gegenwärtig arbeitet Host, welchem die Botanik das vollkommenste Werk, das je über die Gräser herausge- kommen ist, verdankt, an diesem schwierigen Theil des Pflan- zenreichs, und es ist zu erwarten, dafs sein Werk über die Weiden vollkommen classisch ausfallen werde. Er übereilt sich damit nicht, cultivirt so viele Arten als es nur immer möglich ist, läfst vollständige Zeichnungen davon verfertigen »nd wird sie einst mit hinlänglichem Texte begleiten. Lie- ser Plan, die Bedächllichkeit mit welcher er ausgeführt wird, und der Beobachtungsgeist und die gesunde "Urlheilungskraft die aus HcsSs übrigen Werken hervorleuchtete, lassen etwas Grofscs mit Becht erwarten. Möchte ich doch im Stande seyn, einige Materialien zu diesem hoffnungsvollen Werke beitragen zu können. Unter den Weiden die ich in Lief- land fand, sind einige schon bekannt: j. Sä- 48 1. Salix capraea , nebst einer sehr schonen Abart, welche viel Aehnlichkeit mit Salix laurina hat. Da ich aber nur weibliche Exemplare sammeln konnte, so getraue 'ich mir nicht, über diese Abart bestimmt zu sj>rechen. Die S. capraea ist eine von denjenigen, die die meisten Abarten darbieten. Die Gröfse und Dicke ihrer Kätzchen ist aller- dings ein augenfälliges Kennzeichen ; sieht man sie aber, wenn sie verblüht hat, so ändert sich die Gestalt ihrer Blät- ter und derselben Gröfse so sehr, dafs es öfters sehr schwer hält, diese Weide zu erkennen; diese Verschiedenheit zeigt sich sogar auf eine auffallende Art an einem und demselben Baume. Diefs zeigt deutlich die Abbildung in dem Hoffmann'- schen Werke. — Die beyliegende Abart zeichnet sieh nicht so sehr dadurch aus, dafs die Blätter der verschiedenen Aeste eines Stammes unt-er sich verschieden sind (diefs ist, wie oben angemerkt, eines von den Kennzeichen der S. capraea,) son- dern weil die Verschiedenheiten in den Blättern äusserst auffallen, indem einige derselben mit jenen der S. acumi- nata und andere mit jenen der S. laurina die voll- kommenste Aehnlichkeit haben. Was mich aber veranlassen könnte, aus meiner Salix eine Abart ß der S. capraea zu ma- che, ist die Feinheit des Gewebes an der untern Seite der Blätter; in der gewöhnlichen S. capraea sind sie runzlich ge- ädert, die Mitlelrippe ist sehr erhoben und die wollige Be- deckung des Blattes .sehr dicht und bildet ein verwickel- tes weifses Gewebe. In meinem Exemplar ist die Zusam- inenfügung des ganzen Blattes merklich zarler, die Adern sind wenig hervorragend, die wollige Bedeckung ist minder dicht, und eher meergrüulich äis weifs. 2. Sa- 4Q 2. Salix aurita, foliis obovatis , lanccolatis, obtu-* $i$, mucronatis (mucrone incurvo) ßubserratis , supra viri- dibus, pubescentibus, subtus venoso-rugosis, stipulis semicor- datis, subintegerrinüs, capsulis lanceolatis, pedicidaiis, stig- matibus sessilibus. Willd. En. 1007. Baumzucht ed. 2. p. 462. Diese Beschreibung stimmt vollkommen mit mei- ner Weide Nro. 2. überein, nur unterscheidet sie sich von der dem Werke beygefügten Abbildung blos durch die etwas gröfsere Länge ihrer Blätter, XJebrigens wird diese Art für weit gemeiner gehalten, als sie wirklich ist, weil man sie öf- ters mit der 8. acuminata und S. uliginosa verwechselt. Die 8. Salix - Silesiacae proxima. Schhuhr. t. 317- Die Be- stimmung dieser Weide scheint mir grofsen Schwierigheiten unterworfen zu seyn : sie hat zwar viele Aehnlichheit mit S. Silesiaca Schhuhr, unterscheidet sich jedoch deutlich von der- selben durch den gänzlichen Mangel der Afterblätter und durch kürzere Blumenstiele. Von der Abbildung bey Will- denoro t. 1. unterscheidet sie sich ebenfalls, indem ihre Blät- ter, die, wie schon gesagt, ohne Aflerblätter und um vieles kleiner sind, die Salix Siles. Willd. aber mit Aflerblätlern versehen ist. Q. Salix heterophylla mihi. S. foliis ovato - lanceo- latis , ovatis, ellipticis lanceolatisque , utrinque attenuatis, acuminatis, integris aut serratis, serraturis apice glandulo- 7* sis, 52 sis, svpra pilosis, inferne venosis, omnibus albo- serieeis, ni- tescentibus. Stipulae nullae. Amenta foeminea uncialiaet ultra, ger- minibus sessilibus, ovatis glabris (amenta mascula non vidi.) Arbor inter Salices pulcherrima et procerrima, Salici ctlbae intermixta, omnino nivea apparet. Diese prächtige Weidenart fiel mir schon damals auf, als ich zum ersten Male durch Liefland reiste. Ich bemerkte sie in der Gegend um Wolmar. Als ich aber späterhin diese interessante Provinz in verschiedenen Richtungen zu durch- reisen Gelegenheit halte, untersuchte ich mit aller Genauig- keit diese Weide, die ich Anfangs für eine schöne Abart der S. alba gehalten hatte. Bald aber wurde ich eine Menge auf- fallender Verschiedenheilen gewahr, wovon die oben gegebene Beschreibung einen deutlichen Begriff geben kann, wenn man sie mit jener der S. alba vergleicht Die bewundernswürdige Mannigfaltigkeit in den Blättern dieser Weide, der Anblick, den ihre seidenartige und glänzende Weifse gewährt, ihr wolliger Ueberzug, der den Glanz des schönsten Atlas, beson- ders in den jungen Schöfslingen, übertrifft; die Gestalt der Kätzchen, die merklich Heiner sind, als die der Salix alba lassen keinen Zweifel über die gänzliche Verschiedenheit die- ser zvvey Weidenarten übrig. Es wunderte mich sehr, dafs ich keine Meldung von dieser Weide in den Werken der nordischen Botaniker fand. Grindel sagt in seiner Lleßändi- schen Flora nichts davon und in der Petersburger Flora von Sobolervhy kömmt sie ebenfalls nicht vor. — Diese Weide ist auch nicht, wie ein Botaniker von Dorpat vermuthete, S. Lap- 53 Lapponum, welche letztere zn der Abtheilung folils integer- rimis villosis gehört. Diese Salix ist also wirklich eine neue Art für das System, und ich darf es sagen, die schönste unter allen, welche man bisher gekannt halte. Dieser Baum erreicht die grüfste Höhe und in Rücksicht seines Wuchses und der grofsen Ausbrei- tung seiner Aeste giebt er den ansehnlichsten Eichen und Lin- den nichts nach. Der blendende Glanz seines zarten Laubes, welches biegsame Aeste überziehet, und welchem die minde- ste Bewegung der Luft eine wellenförmige und anmuths- volle Schwingung mittheilt, machen, t dafs er vorzüglich dazu geeignet ist, Anlagen zu verschönern und zu zieren. Es wäre demnach sehr zu wünschen, dafs die Kultur dieses Baumes auch bey uns eingeführt werden könnte, welches gar nicht schwer seyn dürfte, da die Weiden durch Steck- linge sich so leicht vermehren. 10. Arundo litorea? Schrader. Fl. Genn. Icon. tab. IV. ßg. 2. Calyx muticus, uniflorus, corolla aristata, pili nu- merosi, calycem aeemantes etiam excedenles. — Hier ist auch meine Beschreibung : Radix repens, lignosa, sub-fibrosa. Culmi i — 2 pe- dales et ultra, simplices, teretes, firmi et solidi, oblicmi et sci- licet versus terram proni, slriati, glabri, duobus lantum nodis instrueti. Folia radicalia angustiora, couvoluto-acuminata, us- eme in mediam parlem in arena sepelita, pars conteeta siccata, marcescens, glabra, pars deteeta griseo-glaucescens, superne ad margines, inferne ubitme retrorsum scabra : folia superiora la- 54 laliora, plena et profun Je striata. Vagina striata, glabra, mag- nam culmi partem obtegens. Ligula exserta, longissima, to- tunx fere culmum circumtegens , acuniinata. Panicula erec- ta, contracta ramosa, nitide purpürascens , 5 — 6 uncialis, ante et post anlhesin veluti in anthesi parum diversa, com- pressa potius quam laxa. Rachis recla, teres, firma, glabra. Rami subteretes, subcapillares, glabri, parum flexuosi. Caly- ces mutici, uniflori, viride purpurascentes nitidi. Glumae sub - aequales, lanceolato - acuminatae. Corolla mutica, calyce minor, fere opaca, apice sphacelata an univalvis ? nervosa, superne lacinulis acuminatis instructa, pili mulli, setacei, basi conjuncti, calycem ae'quantes, corolla multo longiores. Diese schöne Schilfart, die icli in Liefland auf kleinen, tiefsandigen Hügeln am Ufer des Aaflufses, in der Gegend um Wolmar fand, ist durch das Ganze ihrer Gestalt merk- würdig. Fast der dritte Theil ihres Halmes steckt in einem feinen Sande, worinn sie vorzüglich gut fortkömmt, und die- ser bedeckte Theil ist gelblich und blafs. Der Halm mit den Blättern bleibt glatt, so lange nämlich, bis sie in Berührung mit der Luft kommen, wo alsdann die Blätter allein sich ver- ändern und rauh (scabra) werden. Die graulich meergrüne Farbe dieser Pflanze, die schöne Purpurfarbe ihrer Rispe und sonderlich die Beschaffenheit ihrer holzigen, zerbrechlichen und kriechenden Wurzel zeichnen sie sehr aus. Ick getraue mir nicht diesem Schilfe einen andern Na- men zu geben; aber er bietet so auffallende Verschiedenhei- ten dar, wenn man ihn mit Arundo litorea, Schrad. (be- son- 55 sonders die Corollae) vergleicht, dafs ich der Meinung un- sers Collegen, des Herrn Grafen von Sternberg, beyzupflich- ten geneigt bin, und zweifle, ob diese Art richtig bestimmt sey, und sie nicht vielleicht eine neue ausmache. Bey dieser Gelegenheit will ich bemerken, dafs die Un- tersuchungen und Bestimmungen der Arten von Arundo , mit zu den schwersten Aufgaben in der systematischen Botanik gehören, theils weil verschiedene Arten eine auffallende Aehn- lichkeit mit einander haben, theils weil die Theile, worinnen sie sich unterscheiden, aufserordentlich Idein sind, und sich nur durch starke Vergrösserung gehörig wahrnehmen lassen. Die Arten A. Calamagrostis , pseudo-phragmites und Epigeios, geben deutliche Beyspiele davon, indem die Grane der Blu- menspelzen, die ihr Haupt-Kennzeichen abgeben, und wodurch die ganze Gattung in zwey Abtheilungen gebracht wird, mit blofsen Augen kaum wahrgenommen werden kann. Ehrhart bemerkte schon im 7. Bande seiner Bey träge S. 18 1. dafs Calamagrostis Epigeios Roth. (Arundo Linn.) nicht unter die Species muticas, sondern aristatas gehöre. Auch Haller hatte in der Definition dieser Pflanze, Nro. 1519- locu- stis unißoris muticis angegeben , von welcher gleichwohl Schrader die Grane deutlich gezeichnet hat. Selbst in dem Fall, wenn Suter, welcher die angeführte Nro. gegen Schra- der für A. Calamagrostis ausgiebt, richtig bestimmt hätte, wäre doch die Grane von Haller übersehen worden. Uebrigens darf man nur einige Yergleichungen bey unsern vorzüglichsten Floristen anstellen, um zu sehen, wie viele Irrthümer bey den Arundines begangen sind. Die vortreffliche und sehr kennt- li- 56 liehe Abbildung von Gramen arundinaceum panicula motli spadicea majus Scheuchz. prod. tab. V. ist nach Roth und Schröder A. Epigeios. nach dem Houtt. Pß. S. aber A. Ca- lamagrostis. Der schon genannte Ehrhart sagt von Arre- stes Calamagrostis Leers, und von Calamagrostis Arundo Roth, dafs sie wie Tag und Nacht von Agrostis Calamagro- stis Linn. verschieden wären. (Beytr. S. h5.) Nicht weniger bemerkt Schrader (Flor. Germ. i. 115:) bey Arundo Cala- magrostis, „pauca synonyma attuli, emoniam botanici tarn ve- teres quam recentiores hanc speciem cum duabus praeceden- tibus haud raro confuderunt." Bey Arundo speciosa führt derselbe Schriftsteller an: ,,-a Koelero aliisque hoc gramen cum aliis speciebus confunditur." und sogar soll Calamagro- stis Arundo Roth mit Aira caespitosa in Vergleichung ge- bracht worden seyn. Zuletzt will ich bemerken, dafs noch einige Arten vorhanden sind , die eine nähere Aufklä- rung bedürfen, nämlich? Arundo canescens Wigg. Prim. Flor. Hols. p. 11. Arundo effusa und A. intermedia Gme- lin Flor. Bad. 1. p. 2Ö2. tmd 2^6. Diese verschiedenartigen Bemerkungen mögen nun dar- fhun, dafs, ungeachtet der schönen Bearbeitungen und Arten- vermehrungen in Schraders Flora Germanica, dennoch diese Gattung der Gegenstand weilerer, genauerer Beobachtungen zu seyn verdient. Ich habe mir daher Mühe gegeben, nicht nur in verschiedenen Gegenden die -vorhandenen Arten auf- zusuchen, sondern auch mehrere aus den Händen der Bota- niker zu erhalten. Einige davon sind bereits nach ihren Blü- thentheilen von Herrn Sturm gezeichnet worden, und wenn meh- 57 mehrere ebenfalls noch genauer untersucht seyn werden , hoffe ich einmal für unsere Denkschriften einen umständli- chem Aufsalz über die Arundines liefern zu Können. 11. Scirpus .... an nova species? Scirpo lacustri similis, differt tarnen mucrone multo longiore, .spiculis minoribus, squamis ciliatis, cuhno striato. Ich fand diese Pflanze an dem Flufs Aa, wo das Was- ser mehrere Schuhe lief war ; sie erreicht die Höhe des S. lacustris, d. h. 5 — 3 Schuhe. Eine Eigenheit, die mir beson- ders auffiel , bestand darin , dafs eine Menge von diesen Gewächsen, die sich auf dieser Stelle befanden, gröfstenlheils getrennten Geschlechtes waren, nämlich die einen männliche, die andern weibliche Geschlechstheile halten; darunter waren aber auch viele Zwitter. Als ich diesen Umstand bey meiner Anwesenheit in Brzezina meinem Freunde , dem Grafen von Sternberg, erzählte, wunderte er sich carüber um so mehr, als er dieses bisher an keinem in Deutschland einheimischen Scirpus bemerkt hatte. Wir besohl *fsen r den S. lacustris zu holen, um zu sehen, ob wir an dieser Art die nämliche Er- scheinung wahrnehmen würden. Wir fanden ihn wirklich am Ufer des Weihers von Vossek in Böhmen, und ich freute mich sehr, die Beobachtung, die ich an meinem Scirpus in Liefland gemacht halle , durch eine gleiche Erscheinung be- stätigt zu sehen , welche uns zu Vossek die verschiedenen Individuen des Scirpus lacustris zeigten. Wir fanden v\ lrk- lich mehrere Zwitterexemplare und wieder andere , die ent- weder blo.s männliche oder blos weibliche Blüthen hatien. g Diese 58 Diese Entdeckung fiel dem Grafen von Sternberg auf und liefs uns beyden über die Klassifikation dieses Scirpus einigen Zweifel übrig. Was aber meinen in Liefland gefundenen Scirpus anlangt, den ich hier vorzeige, fand unser gelehr- tes Mitglied, Hoppe, solche Kennzeichen welche ihn ge- neigt machen, aus demselben eine neue Art zu bilden, ob- wohl die Exemplare zu unvollkommen sind, als dafs man mit Gewifsheit etwas darüber sagen könnte ; hier sind seine Worte : „Da der de Brayische Scirpus keine Wurzel hat und ihm also auch die Scheiden fehlen , so wie der Saame, so ist die vollständige Characteristik nicht möglich ; scheinbar ist der Halm rund. Es wäre also ein Scirpus Brayii culmo tereti infra cymam attenuato, cyma laterali, pedunculis uni- versalibus carinatis, scabris, involucro membranaceo suffultis, spiculis solitariis vel conglomeratis , glumis ovalis apice cilia- tis, mucrone exserente, siigmatibus trifidis, apice culmi su- pra cymam longissimo." „Dieser Scirpus ist durch die lange Spitze des Hal- mes, die drey Zoll über die Trugdolde hervorragt, und die nach Versicherung des Herrn Grafen de Bray immer so seyn soll, kenntlich. Dadurch unterscheidet er sich von S. lacustris, mit dem er die meiste Aehnlichkeit hat, aui den ersten Anblick. Auch ist die Trugdolde viel kleiner und die Narbe ist dreispaltig. Von S. Duvalii ist er durch den runden Halm, so wie durch die lange Spitze dessel- ben verschieden. Von S. triqueter unterscheidet sich diese Art durch die dreispaltige Narbe, so wie durch die Hüllen, die bey & triqueter ganz fehlen, und durch den runden Halm. 59 Halm. Es wäre zu wünschen, dafs wir vollständige Exem- plare und mehrere hätten, damit die Pflanze genau bestimmt und abgebildet werden könnte. Uebrigens' ist es nicht sel- ten der Fall, dafs bey einigen Scirpus-Arten die Griffel frü- her zum Vorschein kommen als die Staubgelafsc, und dafs es also ebenfalls einer genauem Untersuchung bedarf, in , wie ferne die Pflanze wirklich , oder nur scheinbar polyga- misch sey." 12. Festuca rubra Schröder ? Die Schrctdersclie Be- schreibung pafst nicht ganz zu dieser Art, sie ist aber dieje- nige , welche ihr am nächsten kommt. Hier ist die Beschrei- bung : Panicula patente, ßosculis arista longioribus, radice re- pente. Praecedenti ( F. duriusculae) valde affinis, sed folia cul- mo plerumque latiora, vaginae plus minus pubescentes ; pa- nicula fruclifera saepe Iota quanta cum superioi'e culmi parte rubescens , spiculae e flosculis a quinque ad octo vel decem compcsilae ; verum omnes hi characteres pro soli diversilate non conslantes reperiunlur , tanlum radice repenle in omni statu et omni varietate praesente a F. duriuscula distin- guitur. Schröder citat iconem Host. tab. 32. lom. 2. sed quan- quam magna similitudo inier Hostii iconem et nostram plan- tam reperiatur — differt tarnen a nostra foliis numerosiori- bus , omnibus planis et caule caespitoso. Specimina nostra aulem a F. rubra Sclir. notis sequentibus differunt: imo aristis flosculis longioribus, — 2do vaginis et caule glaberrimis, — 5tio spiculis solis et nunquam superiore culmi parle rubescen- 3* libus, 60 tibus , — 4t0 spiculae flosculis ad maximum 6 compositis , — 5to nodis atro- purpureis. n Schrader hos characteres scilicet ut tanquam non perma- nentes admittit et sola radice repente hanc Festucae speciem determinare praetendit. Celeberrimi autem auctoris istius opi- nio mihi conti'ariae argumentationis non expers videtur. Nam evidenter a F. duriuscula planta nostra non solum radice repente , sed omnibus aliis characteribus diflert. — Quin etiam planta nostra culmos projicil solitarios et foliis hetero- phyllis, i. e. radicalibus, setaceis et caulinis latioribus, planis distinguitur ; planta nostra in arenosis Livoniae mense Junio collecta est et nequacmam caespitosa vel pubescens aut sca- bra apparuit: idcirco requirere libenter vellem, an nostra Fe- stuca novam speciem non efficere debeat ? Es ist ausser Zweifel, dafs diese Art keine Aehnlichkeit mit F. duriuscula hat. Host's Abbildung tab. 82. t. n. nä- hert sich sehr der Liefländischen Pflanze , aber sie ist viel blättriger , alle ihre Blätter sind flach und der Stengel ist vasenförmig gestellt. Ich fand diese Festuca sparsam. Der Zusammenhang ihres Habitus, ihr einsames Vorkommen, die Farbe ihrer Rispe und die ausserordentliche Glätte ihres Halmes, waren mir im- mer besonders auflallend. Sie wächst auf einem lief und fein sandigen Boden, auf welchem man nur hie und da einige Rasen von Aira canescens sieht. Ich halte dieses Gewächs für eine neue Art. 13. Agro- Öl 13. Agrostis diffusa Host tab. 55. Panicula florente fructiferaque patente. Spiculis submuticis. Culniis decumben- tibus. Ramis stolonibuscme reperftibus. Radix repens. Cul- ini teretes, glabri, laeves, pauci, erecti, plerique inferiori parte decuinbentes, ex geniculis inferioribus ramos promenles. Fo- lia brevia, plana, acuminata, facie scabra, dorso apicem ver- sus aspera. — Vagina glabra laevis. Ligula glabra, laevis, acuta aut oblusa. Panicula erecta, florens et post florescen- tiam patens. Rbacbis apicem versus scabra, inter denies in- feriores teres, pilis strictis vestita. Spiculae lanceolatae, acu- tae, calycis valvulae acuminatae, scabriusculae , carina acu- leata, corollae valvula exterior oblonga, niulica. Yalvula in- terior triplo brevior, emarginata. Ad fluvios, rivulos. Persoon macbt keine Meldung von dieser Art, auch nicht Hoffinann in seiner Fl. Genn. Ich sammelte sie in Ließanä auf den sandigen Ufern eines kleinen Bachs bey Wolmar. Ich wollte sie anfänglich für eine Varietät der A. stolonifera halten, aber sie unterscheidet sich davon durch eine mehr offene Rispe, durch ihre Aehrchen, die spitziger sind, durch ihren minder hohen Hahn, die dunklere meer- grüne Farbe ihrer Blätter, die auch kürzer sind, durch die purpurrothe und nie braune Farbe der Rispe, und endlich durch die Hare, womit die Blumenstielchen bedeckt sind. Vebrigens kommen noch in der Beschreibung von Host meh- rere Verschiedenheiten vor, welche verdienen, gegeneinander gehalten zu werden. Nun noch einen kurzen Nachtrag. Dafs es auch über gemei- 62 gemeine Pflanzen noch etvvas zu berichtigen gebe, davon ist die Alsine media ein Beyspiel. Ich las vor einigen Tagen in Römers Archiv, 1. Band, 2. Stück, p. 22. Nro. 0,. folgende Stelle: „Srvarlz in seinen Observ. Botan. S. 113. versetzt die Alsine media mit Recht zur Gattung Holosteum, weil er die ßores allezeit triandros gefunden hat. Auch ich (Neuenhahn) fand keine ßores pentandros , sondern meistens triandi-os , auch mitunter diandros. Aber stylos tres filiformes hat die Alsine media oder das Holosteum Alsine nicht, sondern Stig- mata tria revoluta villosa." Da jetzt keine frischen Pflan- zen zur Hand sind, um die Sache vergleichen zu kön- nen, so würde ich es haben dabey bewenden lassen; allein nun fiel mir zufällig Sturms erstes Heft von Deutschi. Flora in die Hände, wo ich beym Durchblättern nicht nur Alsine mediat sondern auch Stellaria Alsine Hoff, vortrefflich zergliedert fand. Beyde Pflanzen zeigen in der Abbildung nicht nur eine auf- fallende Aehnlichkeit im Habitus, sondern auch, nach Anlei- tung der Zergliederung, im generischen Charakter, so dafs man in Versuchung geräth, sie für einerley Art, um so we- niger also für zweyerley Gattungen zu halten. Man mufs selbst vergleichen ! Bey weilerm Nachsuchen finde ich zwar in Ehrharts Beyträgen, (j. S. 28. Nro. 38. „Wenn die Alsine media auch schon 10 Stamina hat, so ist es deswegen noch nicht ganz ausgemacht, dafs sie eine Stellaria sey." Dage- gen sehe ich aber in Smiths Flor. Britan. dafs die Alsine media daselbst bereits wirklich als Stellaria media, aufge- nommen ist. Nun mufs aber auch Holosteum nachgesehen werden, um zu erfahren , wodurch Swartz geleitet wurde, die Alsine media hieher zu bringen, und siehe da, auch diese Gat- 63 Gattung trifft mit Stellaria überein, wie aus folgender Ver- gleichung erhellet : Ho loste um, Calix quinquephyllus. Petala quin- que. Capsula unilocularis , apice sexvalvis, poly- sperma. Schrad. Germ. 1. 415. AI sine, Cal. quinquephyllus. Petala 5 aequalia. Capsula unilocularis, trivalvis. Vfrilld. Linn. Spec. 1511. Stellaria, Cal. quinquephyllus, patens. Petala 5 bipartita. Capsula unilocularis, polysperma, apice sexdentata. Smith Britan. p. 472. , In diesen Zusammenstellungen ergeben sich einige Ver- schiedenheiten, aber sie sind nur scheinbar. Bey Alsine zeich- nen sich petala aequalia aus, wenn man aber in Schraders cilirler Beschreibung nachsieht, so findet man bey Holosteum umbellatum p. 416. „petala aequalia." Bey Stellaria steht: petala bipartita. Dafs sie diefs bey Alsine auch sind, zeigt Sturms Zergliederung. Bey Holosteum sind diese, nach Schra- der nur apice incisa, was aber haum eine wesentliche Ver- schiedenheit ist. Nun aber die Kapsel ? unilocularis und po- lysperma ist bey jeder, weiter, aber ist Holosteum : sexvalvis. Alsine : triva Ivis. Stellaria: sexdentata. Vergleichen wir hiemit Sturm, so finden wir Alsine und Stellaria: Capsula sexvalvis, also fallen auch diese Ver- schiedenheiten weg. Die Ordnung ist ohnehin bey allen gleich, nur die Gasse ist verschieden. Aber in wie ferne? Schra- 64 **■•■••••••■ Schrader sagt bey Holostemn innbellatinn , Staminrt ftria per se ) subindc quatuor vel quinque observantur. Slurm bey Alsine media: „sie varirt mit 3, 4, 5 — 10 Staub- faden." Also liier ist, wie sehr oft bey der Zahl in der Bo- tanik, alles unbeständig. Vielleicht stehet also Alsine me- dia dennoch nicht unrichtig bey den Stellarien, und wahr- scheinlich könnte auch Holostemn hier einen Platz finden, und Stellaria triandra heifsen , so gut es eine Spergula pentandra, Cerastimn pentandrmn, giebt. Hudson nannte das Holostemn umbellatum Cerastimn umbellatmn, und in der That ist diese Gattung , so wie Arenaria , mit den vorhergehenden sehr nahe verwandt, so dafs es vielleicht nöthig wäre, von allen ein wesentliches Galtungsmerkmahl auszumitteln. Uebrigens ist es doch in der That merkwürdig, dafs eine bisher genau bestimmte Pflanze der 5. Classe von einem grofsen Botaniker zu einer andern Gattung in die 10. Classe versetzt wird, während ein nicht minder berühmter Mann sie zu einer Gattung in die 3- Classe stellt, nachdem schon frü- her Hudson den Versuch gemacht halte , sie einer 4. Gat- tung, den Cerastiis anzuknüpfen. Ich weifs es wohl, dafs Gattungen nicht in der Natur gegründet sind; man findet nur Arten, die die Botaniker in Haufen zusammen stellen mufsten, um das Gebäude der sy- stematischen Botanik symmetrisch aufführen zu können, aber diese Symmetrie, wäre sie auch willkührlich, mufs dennoch ihre Grundsätze haben, und diese sollten die Botaniker nie aus den Augen verlieren. Classis XV. Tetraäynamia. Ordo IL Siliquosa. Character naturalis. Caly.r: Periantkinm tetrapbyllum, clausuni, foliolis con- ■niventibus, ovatis, obtusis, concavis, subaequahbus, fere persistentibus. Corolla : tetrapetala, cruciata. Petala patentissima, obo- vata, truncata, subemarginata, desinentia in ungues lon- gitudine calyois. Stamina : sex, tetradynama. Fi la m en ta subul ata : breviora basi paululum incurva, annulo glandulär! angulalo cincta; longiora erecta, Antherae cordatae. Q Vi- öö Fistillum: Germen cylindraceum. Stylus brevissimus, cras- siusculus. Stigma planum, crassiusculum. Pericarpium: Siliquae cylindraceae, breves, torulosae, slylo coronatae : valvulis debiscendo reclis, dissepimento aecaialibus. Semina: plura, ovata, convexiuscula, emarginata, rostellata. Character essentialis. Calyx clausus. Corolla patentissima. Petala truncata. Stigma planum. Siliquae breves, cylindraceae, torulosae, stylo coronatae. Semina convexiuscula, emargißata, rostellata. s P E C I E s. Braya alpina. Character specificus. B. foliis glabris, lanceolatis, integerrimis aut obsolete dentatis, caule simplici, racemis coarctatis. Locus matalis. Habitat in vicinia monlis Glockner, ultra moles glacia- les, in alpe Gamsgrube Carintbiae superioris, in confinibus ditionis Salisburgensis Tirolisque, floret Julio. DESCRIPTIO. Radix perennis, lusiformis, subinde basi ramosa, alba, cortice lutescente obducta, saporis expers. Folia radicalia in caespitem congesta, erectiuscula, lanceolata, lineari-lanceolata vel linearia, in petiolum decurrentia, integerrima aut obsolete dentala, pilis raris albidis, rigidis, simplicibus, praesertim ad petiolorum basin adspersa, caeterum glabra, superne laete viridia, pagina inferiori subinde colorata. Caules solitarii vel plerunKpie plures ex una radice, simplices, uni-tripollica- res, teretes, hispidi, apbylli aut ibliosi; iolia, si adsunt, spar- Qi sa, radicalibus similia, supremo bracteiformi , in basi racemi. Inflorescentia umbellato-racemosa in pedicellis brevibus, cras- siuscülis, terelibus, corrugatis, flores coarctatos octo-sedechn sustinentes. Calyx tetrapliyllus : foliolis conniventibus, ovalis, obtusis, concavis, subrugosis, pilosiusculis, subaequalibus, mar- gine membranaceis, in antbesi viridibus, demum coloratis. Co- rolla calyce duplo longior. Petala patentissima, obovata, apice truncala seu connatu emarginata, micanlia, alba, exsiccatione violacea, unguiculata ; ungue flavescenle, longitudine calycis. Stamina sex, quorum quatuor longiora, duo breviora. Fiia- menla basi paululum dilatata, viridiuscula. Antberae cordatae, luteae. Glandulae nectariferae virides, annulares, in filamen- torum brevioi-um basi. Germen cylindraceum , e viridi fla- vescens. Stylus brevis, crassinsculus. Stigma planum, crassi- usculum. Siliquae breves, confertae, tres lineas longae, 2/5 lineas latae, cylindraceae, rectae vel subarcuatae, lineis dua- bus prominulis ad suturam notatae, piiosiusculae, torulosae. Semina octo ad decem, ovata, binc convexa, inde planius- cula, emarginala, rostellala, ocbracea. Wenn wir bier eine Pflanze aus der 15. Classe und aus den Alpen Deutscblands als neue Gattung aufstellen ; so möcbte es wohl nicbt unnölbig seyn, bierüber einige Re- cbenscbaft zu geben. Hiebey werden wir zugleich Gelegen- beit haben, einiges über die Gallungen dieser Classe über- baupl, binzuzufügen. — Jeder Botaniker wird bey einer ge- nauen Ansiebt finden, dafs die Pflanzen der 15. Classe in An- sehung ihres Gattungs- Charakters nieht so vollkommen und übereinstimmend begründet sind, als es zu wünschen wäre, g* und CS und als es zum Theil in Jen übrigen Classen geschehen ist. Denn bald nahm man auf die Beschaffenheit oder Richtung der Blumenblätter Rücksicht, bald wurden die Honiggelasse, am meisten aber die Fruchtbehäller zu Gattungshennzeichen angenommen. Daher die vielfachen Veränderungen und Ver- suche der neuern Zeit in Bildung und Zerlheilung mehre- rer Gattungen dieser Classe. Der Grund hievon liegt wohl vorzüglich in der fast völligen Uebereinstimmung sämmlli- cher Fruclificationstheile, so dafs beynahe nichts als die Be- schaffenheit des Fruchtgehäuses zur Annahme von Galtungs- Charakleren übrig bleibt Mehrere Schriftsteller haben diefs bereits angemerkt, und Roth, Scopoli, Krantz, haben sich deutlich darüber erklärt. Ersterer sagt in seinem Tent. FL Germ. Tom. IL p. IL v ™- »Omnes hu jus classis plantae conveniunt: i° calyce 4-phyllo, infero. 2° petalis quatuor, crucialim oppositis. 5° staminibus sex, quorum duo opposita rcliquis breviora. 40 pistillo solitario. De floris itaque et fruclincationis partibus pro ordinum divisione, generumque characteribus essentialibus, parum vel nihil restat nisi pericar- pium'' etc. In der zweyten Ausgabe seiner Flor. Carn. p. 3. be- merkt Scopoli, dafs die Honigdrüsen, nach welchen einige Schriftsteller mehrere Gattungen der 15. Classe gebildet hat- ten, allzufein wären, weswegen er sich geuöthigt sehe, neu- erdings die Beschaffenheit des Fruchtgehäuses zu diesem Ge- genstande zu verwenden, da er im Gcgentheil, im 1. Bande seiner Flor. Carn. die Gattungen dieser Classe ausschliefslich nach den Drüsen bestimmt hatte. Nicht ßg Nicht minder Hat sich Kranlz in der Vorrede za sei- nen Stirp. Austr. umständlich und mit grofser Sachkenntnifs über die Drüsen der Tetrady netmisten in Anwendung auf Gat- tungs - Charaktere erklärt, und ihre Unzulänglichheit umständ- lich erörtert. Uns scheinen zwar diese Drüsen fast Ley allen Gattun- gen dieser Classe vorhanden, aber zu wenig verschieden und vorzüglich bis jetzt viel zu wenig untersucht und bestimmt zu seyn, um als Charaktere benützt werden zu können. Es ist dieser Gegenstand indessen noch nicht erledigt, noch im- mer einer genauem Prüfung würdig. Ehrhart sagt in sei- nen Beyträgen, B. 1. p. 122. »Die Tetrady namisten müssen ganz umgearbeitet werden!" — Vielleicht geschieht diefs, in Folge einer Preisfrage, welche bereits früher, vermöge Ver- mächtnisses eines verstorbenen Botanikers, von der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde, in der Frage : auf wel- che Art die Gattungen der 15. Linneischen Classe richtiger, als bisher bestimmt werden könnten, aufgegeben wurde. In der That verdiente die generische Bearbeitung der Tetrady- namie eben die Würdigung, als die Gräser, die Doldenge- wächse, die Saxifragen u. a. m. und wir sind überzeugt, dafs dieselbe ein eben so angenehmes, als verdienstvolles Geschäft seyn würde. Unter den neuern Schriftstellern hat IMedicits die 15. Classe einer besondern Bearbeitung gewürdigt, aber seine Gattungen sind nicht allgemein ausgeführt, und von den neue- sten Schriftstellern noch nicht gehörig erwogen worden. Un- ser scharfsichtiger und unermüdete Sprengel, der ohnehin, wie aus dem 2. Theile seiner Anleitung zur Kenntnifs der Ge- 70 Gewächse S. 270. ersichtlich ist, die Unzulänglichheit der bis- herigen Gatlungshennzeichen dieser Classe sehr gut kennt, würde vielleicht am ersten im Stande seyn, sie zweckmässig zu verbessern. Der Nutzen davon wäre augenscheinlich, und würde vorzüglich darin bestehen, dafs eine grössei-e Ueber- einstimmung dadurch befördert würde, anstatt dafs jetzt jeder Schriftsteller, nach ein Paar Arten, die er vor sich hat, einen Charakter entwirft, der natürlich im Allgemeinen unanwend- bar seyn mufs. „Cunctas enim fructificationis partes singula- rum plantarum sub uno eodenKrue genere contentarum om- nino convenire necesse est." Mönch, in j)raefat. Meth. Plant. Marb. Doch, wir kommen auf unsern Gegenstand zurück, und verfehlen nicht, unser Verfahren bey Bestimmung und Bildung der gegenwärtigen Gattung anzugeben. Bey Bestimmung der Classe hatten wir keinen Anstand, da Blume, Staubgefäfse und Fruchtgehäuse die Richtigkeit da- von deutlich aussprachen. Mehrern Schwierigkeiten schien die Bestimmung der Ordnung unterworfen zu seyn. Das Saamengehäuse vmserer Pflanze ist von keiner beträchtlichen Gröfse, und man würde es eben so leicht für ein langes Schöt- chen, als für eine kurze Schote ansehen können, wenn man blos nach der Länge bestimmen wollte. In der That sind die Schötchen von Lunaria und Isatis grösser, als bey unserer Pflanze , aber die erforderliche Breite , welche vorzüglich Schötchen bestimmt, oder, nach Smiths Umschreibung, das Pe- ricarpiinn subrotundum, konnten wir durchaus in unserm cylindrischen Fruchtbehälter nicht annehmen. Wir mufsten ihn also für eine Schote um so eheiv aufstellen, da nicht nur das 71 das Kennzeichen des Schölchens wegfiel, sondern es auch Scho- ten giebt, die in Betracht der Länge von denen unserer Pflan- ze fast überlroflen werden, z. B. Sisymbrium amphibium , und da IYIönch sogar die Draba unter die Siliquosas stellt. Indessen hätte uns dieses allein vielleicht noch nicht {gehin- dert, unsere Pflanze unter den Siliculosis aufzustellen, wenn wir in dieser Ordnung eine passende Gattung aufgefunden hätten, welches aber der Fall durchaus nicht war. Als wir die Pflanze zuerst erhielten und blos blühende Exemplare zu untersuchen hallen, waren wir freylich der Meinung, eine neue Draba gefunden zu haben. Der Habitus der Pflanze entsprach ganz dieser Meinung und der geschlossene anlie- gende Kelch, die ganz offene Blume, die fast ausgerandelen Blumenblätter und selbst der Drüsenhranz, waren dieser Be- stimmung gar nicht entgegen. Aber wir würden nicht nur gegen unsere Ueberzeugung gehandelt haben, wenn wir die später vorgefundenen Fruchtbehälter für siliculas planiusculas ausgegeben hätten, sondern auch die sehr natürliche Gattung Draba, deren wesentlicher Charakter nach Krantz ganz al- lein in valvularum planarum membranacearum ellipsi oder nach Schrebcr, in Silicula ex ovali oblonga compressa, be- steht, sehr unförmlich und unnatürlich gemacht haben, wenn wir ihr unsere Pflanze beygesellt hätten. Wir fürchten also Keineswegs hierüber getadelt zu werden, und sind völlig über- zeugt, dafs jeder dieses Saamengehäuse lieber als Schote, denn als Schötchen annehmen wird. Bey unserer weitern Bestimmung haben wir nun keine Mühe gespart, die vorliegende Pflanze bey irgend einer Gat- tung 72 * , tung der 2ten Ordnung der i5ten Classe unterzubringen; al- lein auch diefs hat uns nicht gelingen wollen. Denn die Gat- tungen Arabis , Turritis, Cardamine , Clieiranthus , Sisym- brium und andere , die mit unserer Pflanze in einem oder dem andern Stücke ijbereinr.limmen, haben immer noch meh- rere entgegenstehende Characlere , die sie eben so bestimmt davon, als von der Gattung Draba unterscheiden. Am längsten blieben wir in der Yergleiohung bey Arabis stehen. Diese Gattung ist ein Lückenbüsser , wo man alles hinzustellen ge- wohnt ist, was sonst nirgends passen will. Ihr vorzüglich- sterv Characler bestehet in dem Drüsenbau , der gewifs nicht bestimmt genug ist, sieh bey den meisten Gattungen die- ser Classe vorfindet, und nach einigen Beobachtern dennoch bey einigen Arten fehlt, z. B. bey Arabis Thaliana. Uebri- gens liat Arabis nach der Bestimmung der neuesten Schrift- steller durchaus eine lange flache Schote. Man vergleiche die Wetterauer Flora, Mönchs Metlwdus, Scopoli Flor. CarnioL, B.oths Flor. Germ. u. a. Krantz fügt noch Siliqua laxa und lata hinzu, mit welchem allen unsere kurze cylin- drische Schote im Widerspruche steht. Nach unserer Unter- suchung sind -ausserdem noch alle Schoten bey Arabis, gla- berrimae und das Stigma ist sessile, M8wwww^vv\*^(VMAMA 10* - rc. =000000000000000000000000- IV. Curtii Sprengel, Professoris Halensis, Symbolae criticae ad Synonymiam Umbelliferarum. FEÜCEDÄNUM, 1. P. officinaU. ntuKÜuvov Theopbr. hist. 9, 13. 15. 22. Diosc. 3, 92. Peucedanum Fuchä« 599, Matth. ed. Valgris. 416. Do- don. 317. Lobel. hist. 453. adv. 350. ic. 78 »• Gerard. em. 1054- h Bauh. hist. 3, 36. Parkins. theatr. 88<>- Riv. pentap. irr. tabern. ed. Hier. Bauh. p. 163. Moris. sect. 9. tab. 15. Petiv. hört, brit. t. 24. f. ?. Schk. bot. Handb. t. 65. 2. P. parisiense Decand. P. italicum Barrel, ie. 78- Peucedanum Gmel. Sib. i.t.41. 3. P. nodosum L. Daucus III. Honor. Bell, ad Clus. hist. 2, 301. Par- kins. theatr. 897- Po«- bald. 46- Meum alexiterium P. Alpin, exot. 328- Parkins. 888» Libanotis minor apii folio Moris. sect* 9. t. 17« FE- FERULA. 1. F. communis.. NK§öri| Theophr. List. 6, 5. Diasc. 3? 91- Ferula Malth. 415, Dodon. 321. Lobel. hist. 450. ic. 778- Dalecli. 754. Gerard. ein. 1056. Tabern. 222. Parkins. 87^. Moris. sect, 9. tab. 14, X. F. glauca. F. f'olio glauco. I. Bauh. hist. 3, 45- Biv. pent. irreg. 3. F. tingitana. £*A<£ Kißukev Diosc, 3, 94. Laserpitium P. Alpin, exot. 210. Farliins. tlieatr. i6~85. F. tingitana Moris. sect. 9« tal>. ij. Riv* irreg. pentap, Herrn, parad. t. 165. 4» F. Ferulago. Ferula femina Caesalp. 7, 2. Ferulago Dodön. 321. Galbaniiera Lobel. hist. 45*. ic, 779, Dalech. 755. Gerard. em. 1056. Tabern. 213. I. Bauh. bist. 3, 53. Liba- nons quibusdam flore luteo semine ferulae I. Bauh. hist. 3, 41. Ferula latiore folio Parlüns* theatr. 87 6. Moris, sect. 9. t. 15. 5. F. Orientalis. Hippomarathrum sphaerocephalum P. Alpin, exot. 199, F. orientalis Tournef. voy. 2, 154. 6< F. nodißora. Alia Meu Caesalp. 7, $< Narthecium Theophrasti Da- lech. 754* Ferula tenuiori folio humilior Moris. sect. 9. lab. 15. Libanotis tenuifolia Bocc. mus. t. 123. Bar- rel, ic. tab. 835, PASTI- 78 , PASTINACA. 1. F. Opopanax. 'O7ro7rctva£ Diosc. 5 , 55. Pseudocostus Matth. 40. Dalech. 758. Herba costa Caesalp. 7, 50. Panax costinuni. Tätern. 228. Parkins. 949. Moris sect. 9. t. 17. Pseudocostus flore luteo I. Baah. hist. 5, 157. Panax Riv. pent. irreg. Pastinaca Gouan. ill. t. 13. 14. 2. P. Secacul. Rüssel. Alepp. Schhakul Avic. can. ,ed. arab. p. 257« Rauwolf in ap- pend. ad Dalech. 24. I. Bauli. hist. 3 , 66. Siser alte- rum syriacum. Parkins. 945. Moris. sect. 9. tab. 5« ANGELICA. A. Archangelica. Angelica de Manliis bist. 299. Braunschw. f. 35- *• Fuchs. 124. Dodon. 318. Lob. ic. 698. Angelica sativa. Dalech. 724. Gerard. em. 999. Tabern. 250. 231. Parkins. 940. Moris sect. 9. tab. 3. Riv. pent. irreg. Flor. Dan. .206. 2. A. atropurpurea. Angelica canadensis atropurpurea Cornut. canad. 199. Barrel, ic. t. 139. Moris. sect. 9. tab. 3. 3. A. sylvestris. Angelica sylvestris Fuchs. 125« Dodon* 31$. Lobel. ic. 699. Gerard. em. 999. Tabern. 230. I. Bauh. 3, 144. Parkins. 940. Moris. sect. 9. tab. 3. Angelica pa- lustris Riv. pent. irreg. Petiv. hört. brit. t. 24. f. 1 o. Schk. t. 68. 4- A. 7Q 4. A. Carvifolia Spr. prodr. Saxiiraga Anglorum facie Seseli pratensis Lobel. adv. 351. liist. 456. ic. 734. Dalech. 715. Gerard. ein. 1047. I. Bauh. liist. 3, 171. Foeniculum sylvestre Dalech. 689. Hippdmaralhrum II. Tabern. 161. Seseli pralense nostras Parkins. 904. Angelica tenuiiblia Riv. pent. irreg. Carvi- folia Vaill. bot. paris. t. 5. f. 2. Selinum Hall, slirp. helv. t. 20. Selinum Carvifolia L. Fl. Dan. 667. Jacq. Austr. t. 16. 5. A. pyrenaica Spr. prodr. Libanolis minima Dalech. 765. Carvi alpinum Moris. sect. 9. lab. 9. Selinum Lachenal, act. helv. 7, t. 12. Gouan. ill. t. 5. Seseli pyrenaeum L. IMPERATORIA. 1. I. Ostruthium. Imperatoria Brunfels 3, 65. Matth. 406. Parkins. 940. Astrantia, secundum descr. Clus. hist. 2. 194. Dodon. 320. sed non icon. Dalech. 727« Camer. epit. 532. Gerard. em. 1001. Tahern. 238- Moris. sect, 3. t. 4. Riv. pent. irreg. Schk. t. 74. 2. I. angustifolia Bellard. Imperatoria alpina Camer. epit. 533. Moris. sect. 9. t.4. 3. L lucida Spr. prodr. Angelica Jucida canadensis Barrel, ic. t. 1320. Moris. sect. 3. t. 3. Angelica canadensis Riv. pent. irreg. A. lu- cida Linn. 4« I. verticillaris Spr. prodr. Valde bonae nomine missa I. Baun. hist. 3, 1 67, Mo- ris. sect. 9. tab. 3. TU AP- 4 * • • • • •**,«•* ■ m THAPSIA. 1< Tht. vittosa. Thapsia Clus. bist, i, 192. Caesalp. 7, 2. Seseli pe- lopoimesiacum LoL. adv. 327- I-ist. 424. ic. 75^- Dalech. 75*. Camer. epit. 548, Gerard. em. 10J0. Tabern. 307. I. «Bauli. liist. 3, i85- 156. Thapsia latifolia hisp, Parhins. 877- Ti. latifolia villosa Mor-is. sect. 9. t. iß. 2. 27i. garganicc. Thapsia s. Turbith garganicum I. Bauh, hist. 3, $o.? Th. llialiclri folio Magnol. bot. monsp. 28/» V. Botanische Beobachtungen. Von dem Herrn Geheimen Rath und Ritler Edlen von Schrank. I. SAPONARIA ORIENTALIS. Die Siengel gabiig; die Blätter gestielt, lanzettförmig; die Kelche walzenförmig, mit zerstreuten drüsentragenden Haa- ren besetzt. Saponaria (mentalis. Willi, spec. IL p. Ö70. n. 7. In der Pflanze des Landshulischen botanischen Gartens, sah ich alle Stengel niedergeworfen, und erst nach dem drit- ten oder vierten Gelenke sich aufrichtend. Die Pflanze wird übrigens spannenhoch und darüber, hat einen gabiigen Wuchs, und scheint vollkommen glatt zu seyn, obschon Stengel, Zwei- ge und Kelche mit sehr feinen, drüsentragenden Härchen be- setzt sind. Die Blätter gestielt, lanzettförmig, gegen beyde Enden verschmächtiget, Die Blülhen aus der gabiigen Ver- zweigung. Die Blumenblätter satt fleischrolh, zweyspaltig mit spitzigen Lappen, und, was bey einer Saponaria nicht zu erwarten ist, mit Krönchen über den Nägeln. Sie 105 Sie ist sein' schwer von -S. ocymoidcs zu unterschei- den. Bauhin's Abbildung von Saponaria minor quibusdam *) stellt sie ziemlich gut vor, etwas weniger die Abbildung, wel- che Lobel von Ocytnoides repens polysronifolia **) giebt, ob- schon auch diese weiter keinen Fehler zu haben scheint, als dafs die Blätter zu breit sind. Gleichwohl gehören beyde Ab- bildungen nicht zu ihr, " sondern zur S. ocyjnoides, die eine ausdauernde Wurzel hat, welche bey S. orientalis bereits nach dem ersten Jahre abstirbt. Dafs übrigens auch die letztere Art nur selten aul rechte Stengel trage, erhellet aus Tourne- fbrt, welcher sie in ihrem Vaterlande wild wachsend sah, und Lychnis orientalis annua supina nennt. 2. LYCHNIS CHALCEDONICA. Was Willich ***) in der Lychnis chalcedonica zuerst, dann auch bey andern Arten bemerkt hat, dafs die Nägel der Blumenblätter ganz unten im Kelche sowohl unter sich, als mit den Staubgefäfsen in einen stätigen Ring zusammenge- wachsen seyen, ist eine Eigenschaft, welche sie mit der gan- zen Familie der nelkenblüthigen Pflanzen, in welche die Lycli- nis -Gattung gehört, gemein hat, wie ich diefs bereits im J. i783. durch eine sehr umständliche Darlegung von Thatsa- chen bewiesen habe. ****) Spätere Beobachtungen haben mich gelehret, diese Eigenschaft habe darinn ihren Grund, dafs *) Hist. III. p. 344. **) Obs. pag. 185. ***) Reichart Syllnge, pag. 86- n. Q. ****) Naturforscher XXIII. Stück. 14 10Ö dafs bey den nelkenblüthigen Pflanzen der Fruchtknoten ei- nen wirklichen, obgleich sehr kurzen, Stiel habe, der ihm ganz angehört, und welcher von alle dem schon frey ist, was zum Kelche, zur Blume und zu den Slaubgefäfsen ge- hört. Der Kelch aus der Rinde wie die Blätter gebildet, wird zuerst vom Blüthenstiele los, aus welchem er entspringt, et- was später werden es die Blume und die Staubgefäfse, die sich aus einer inner der Rinde befindlichen Schicht bilden , und sich wohl auch von dem , was zum Fruchtknoten ge- hört, frühe genug absondern, aber, da sie aus sehr analogen Substanzen gebildet werden, was der leichte Uebergang der Staubgefäfse in die Blumenblätter schon beweist, unter sich nicht bald genug trennen ; dadurch entsteht nun jener kraut- artige Ring, der beyden gemeinschaftlich ist. Wenn man mich nun fragt, in welche Classe diese Pflanzen gehören, wenn man ein System annimmt, welches auf den Stand der Staub- gefäfse gebaut ist, unter die Betalostemones oder Thalamo- stemones, so antworte ich, sie gehören in die letztere Classe, weil dieser Ring weder den Blumenblättern noch den Staub- gefäfsen eigentlich angehört, sondern selbst nur eine ringför- mige Erhebung des Fruchtungsbodens ist. Es giebl aber noch einen andern Ausweg : man errichte für diesen Bau eine ei- gene Classe. 3. SEDUM DASYPIIYLLUM. Blaugrün; die Blätter eyfönnig, niedergedrückt, gegenüber; die Blülhen an den Enden, zwölfmännig, mit sechsblät- terigen Blumen ; die Stengel aufstehend. © ? Se- 107 Sedum dasyphyllum. U'illd. Spec. II. p. 762. n. 12. non omnia Synonyma. Sedum parvum, folio circinalo, flore albo. /. Bauhin. hist. III. p. 691. Mehrere Stengel aus der Wurzel, anfänglich niederlie- gend, dann aufstehend; am Ende dieser Stengel die Rispe, welche sich gewifsermafsen dreygablig vertheilt. Die Blätter standhaft gegenüber, fleischig, eyfönnig, gar nicht verschmäch- tiget, blaugrün. Während des Blühens bilden sich zwischen diesen Stengeln mehrere Blälterrosen , die dann wieder blü- hende Stengel treiben. Die Blume sechsblättrig ; die Blu- menblätter inwendig milch weifs, aufsen rothgestreift, eyför- mig, spitzig. Staubgefäfse standhaft 12. Stempel 5, 6, 7. und SEDUM RETICULATUM. Die Blätter ey förmig, niedergedrückt, oben mit einer ausge- grabenen Rinne; die Blüthen zehnmännig, aus den obern Blattwinkeln, gestielt, trugdoldenförmig. 2+. Sedum dasyphyllum. Smith brit. I. p. 4086. Edit. Ti- gur. = Suterßor. helvet. Lp. 271. Sedum foliis conicis obtusis glaucis reticulatis ; caule ramoso viscido. Haller helv. n. göl. Die Stengel für die Gröfse der Pflanze, welche noch nicht einen Fufs hoch ist, ziemlich dick, gleichwohl schwach, und gewöhnlich am Grunde niederliegend. Die Blätter ey- fönnig, dick, aber doch oben und unten ziemlich flach, und auf der obern Seite mit einer eingegrabenen Furche, am U* Ran- 108 Rande, wenn man sie mit Lewaßhetem Auge ansieht, feinsä- gezähnig; allenthalben mit einem rolhen adrigen Netze be- malt; die untersten stehen meistens zu dreyen um den Sten- gel herum, die folgenden gegenüber, die obersten sind wech- selseitig. Aus den obern Blattwinkeln entspringen die trug- doldenformigen Bliilhetrauben. Die Blumenblätter scharispi- tzig, oben einförmig weifs , unten ebenfalls vveifs, aber an dem Miltelnerven und zwoen Nebenlinien roth. Ich fand sehr slandbaft nur zehn Slaubgefäfse, mit schwarzen Beuteln, und fünf Stempel. 4. SEDUM GL AU CUM. Die Stengel niederliegend ; die Blätter zerstreut, niedei-ge- drückt fadenförmig, spitzig, blaugrün; die Aeste unter rechten Winkeln wegstehend , am Grunde blattlos ; die Blüthen zwölfmännig mit sechs Blumenblättern. 24. Ich verdanke diese Pflanze dem H.n. Prof. Kitaibel zu Pesth. Die ganze Pflanze , welche sonst graugrün ist, legt bey zunehmendem Aller diese Farbe ab, und nimmt eine blasse Schmulziggelbe an, erhält aber zugleich so viele Strichelchen und länglichte Punkte von Schamröthefarbe, dafs sie dadurch nur noch schöner wird. Auch die Fruchtknoten und Früchte sind auf diese Weise bemalet. An der Blume zähle ich nie weni- ger als sechs Blumenblätter , wohl auch sieben ; sie sind weifs mit einer schamröthefarbenen Mittelrippe, doch so, dafs dieser rothe Strich nicht in einem stätigen. Zuge gemacht ist, sondern aus lauter kurzen Sirichelchen besteht. Staubgefäfse 12, auch wohi io- Stempel 6. SE- log 5. SEDUM und SEMPERVIVUM. Ich finde zwischen Sedinn und Sempervivum die Grun- zen ziemlich bestimmt in den Büchern abgesteckt, aber schlechterdings keine in der Natur. Man eignet dem Sedum einen fünfspaltigen Kelch, eine fünf blättrige Blume, zehn Staubgel afse, fünf Sempel mit eben so vielen ansitzenden Drü- sen zu. Sempervivum soll einen zwölfspaltigen Kelch, eine zwölfblätlrige Blume, mehr als zehn Staubgefafse, zwölf Stem- pel (und man hätte dazu setzen können, eben so viele an- sitzende Drüsen als Stempel) haben. Allein da finden wir bey Sedum dasyphyllum und glaueum einen sechsspaltigen Kelch, sechs Blumenblätter, zwölf Staubgefälse, sechs bis sie- ben Stempel. Bey Sempervivum arachnoideum haben wir einen »einspaltigen Kelch , neun Blumenblätter , achtzehn Staubgefafse. Sedum reße.rum schwankt an den Theilen des Kelches und der Blume zwischen 6 und 9, und ist nur darinn standhaft , dafs allemal die Anzahl der Staubgefafse doppelt so grofs, als die der Blumenblätter ist. Sempervivum sedi- forme verhält sich genau wie Sedum glaueum ; aber in Sempervivum monanthon sah Aiton die Anzahl der Kelch - und Blumentheile zwischen 5 und Q, und die der Staubge- fafse und Stempel verhältnifsmäfsig schwanken ; im Sedum villoshm zählte er 8 Blumenblätter, 12 bis 16 Staubgefafse, 8 Stempel; ich nur 5 Blumenblätter, 5 Stempel und 10 Staub- gefafse, im Sempervivum tortuosum fand er 8 Blumenblät- ter, 16 Staubgefafse, 8 Stempel. Haller zählte im Sempervi- vum globijerum 6 Blumenblätter, 6 Staubgefafse, 6 Stem- pel, Auch der Habitus trennt bey de Gattungen nicht genue- Sedum dasyphyllum, S. reticulatum, machen Blätterrosen wie MO wie die Arten von Semperviuum ; auch Sedum glaucum, S. acre und «S. sexangulare ihun es nach ihrer Art, wäh- rend Sempervivurn sediforme keine macht. Ich weifs diesen Schwierigkeiten nicht anders abzuhel- fen, als dafs wir beyde Gallungen in eine einzige verschmel- zen, was bereits Haller gelhan hat; die neue Gattung mag einstweilen, nach dem Bey spiele anderer Galtungen, bey wel- . eben die Anzahl der Blülhentheile und namentlich der Staub- gefäfse eben so schwankend ist, in der eilften Classe stehen. Unterdessen lasset uns auf ein System denken, das zwar nie fehlerfrey seyn wird, aber wenigstens nicht auf Zahlen ge- baut ist, da wir allenthalben so laut von der Natur erinnert werden, dals nichts unsicherer als Zahlen seyn könne. 6. OXALIS. Kelch: frey, einblättrig, tief fünftheilig. Blume: fünf blättrig. Blumenblätter: die Platte eyförmig, an- sehnlich, am Grunde fast zweyohrig, und dort mit dem nächsten Blumenblatte verbunden ; der Nagel sehr kurz, sehr schmahl , in das Staubfadenrohr eingesenkt. Staubgefässe: aus dem Blütheboden. Träger: zehn, faden- förmig, wechselweise kürzer, am Grande in ein stäti- ges Rohr verwachsen, und dort unter den kürzern Trä- gern die Nägel der Blumenblätter aufnehmend. Beu- tel : abgewandt , doppelt , eyförmig : jedes einzelne Stück einkammerig. Stempel: Fruchtknoten: fünf kantig, eyförmig, sich auflö- send in fünf Griffel: fadenförmig, länger als die Staub- fäden. Narben : klein, fast kugelförmig. Frucht : 111 Frucht : eine fünffächerige Kapsel. Anmerkung. In einem Systeme, welches die Verbindung der Blüthentheile zu seinem Hauptgrund macht, wie das Gleditschische a St amimim situ, macht diese Gatlun» eine ganz eigene Classe aus, indem hier nicht die Staub- gefäfse an die Blumenblätter angewachsen, sondern die Blumenblätter in das Staubfadenrohr eingesetzt sind. 7. CACTUS. Kelch : angewachsen, dachziegelförmig, gefärbt. Blume : am Grunde mit dem Kelche verwachsen, einblättrig, vieltheilig : die Theile in mehrern Beihen , länglicht oder eyförmig. Sxaubgefässe : aus der Blumenröhre, sehr zahlreich. Trä- ger: fadenförmig, ungleich, am Ende spitzig. Beutel: länglicht, zweyhaminerig, aufrecht. Stempel : Fruchtknoten : mit dem Kelche zusammen gewach- sen, fast kugelförmig. Griffel: Einer, fadenförmig, am Ende kolbig : der Kolben mehrtheilig. ISarben : die In- nenseiten der Kolhentheile. Ffucht : eine einfächerige Beere. 8. MESPILUS PYRACANTHA. Die Stacheln dieser Mispelart sind nichts anders als im Wachslhume zurück gebliebene Zweige, gerade wie beym Schwarzdorne; daher es sich zutragen kann, dafs der eine wie der andere Strauch unter einer sehr üppigen Cultur, wenn er sie gleich vom Keime her erhält, seine Stacheln ablege. Q. CISTUS NILOTICUS. Krautarlig, mit Blattansätzen, ziemlich aufrecht; die Blüthen ein- 112 einzeln, den Blättern gegenüber; die Kelchblättchen län- ger als die Blume, drey eyförraig lanzeltähnlich, zwey- fenslrig, zwey linienförniig. © Cislus nilolicus. fj'illd. Spec. IL p. 1200. n. 4Q. Der Stengel etwas filzig, am Grunde etwas dünner als weiter aufwärts, doch ziemlich aufrecht, fufslang und darun- ter, röthlicht. Die Blätter gegenüber, vollkommen ganz, läng- licht. Die Blattansätze den Blättern ähnlich, aber Meiner. Die Blüthen an den Enden des Stengels und der Zweige in Trauben aber so, dafs einzelne Blüthen einzelnen Blättern, die dort nicht mehr Gegenblätter sind, gegenüber sitzen. Die Kelchblattchen gleichlang, und etwas länger als die Blume, spitzig; drey davon e> förmig, vertieft, dreynervig, und bey- derseits des Miltelnervens mit einem länglichten, durchsichti- gen Fensler ; die zwey andern sehr schmal. Die Blumenblät- ter gelb, verkehrt ey förmig, mit einer sallern Mackel am Grunde, am Oberrande schwach dreylappig. Ich habe nur 12 Slaubgefäfse gezählt. 10. CLEMATIS INTEGRIFOLIA. Willich macht bey dieser Pflanze *) die doppelte Anmer- kung : I. Die Staubbeutel seyen nicht an den Seilen des Trä- gers, sondern an seiner Spitze befestiget. II. Wenn die äus- serslen Träger beulellos wären, würde die Pflanze eine Atr ei- gene seyn. Ich habe Willich's Beobachtung nicht nur an Clematis integrifolia , sondern auch an den übrigen Arten, die ich le- bendig beobachten konnte, wiederholt, und sie sehr richtig befunden, aber auch zugleich, wodurch Linne zur unrichtigen , An- *) Reichtirt Sylt p. 169. n. Q. ;... 113 Angabe verleitet Ward. Die Beutel sind zweykammerig, und die Forlsetzung des Trägers macht die gemeinschaftliche Scheidewand der heyden Kammern aus, wie diefs wohl bey allen ähnlichen Beuleigehilden derselbe Fall ist. Wenn sich nun die Beutel öffnen, so schlagen sich die beyden Seiten- wände der Kammern sehr weit zurück; da nun die Zwischen- wand ziemlich dich ist, so gewinnt es das Ansehen, als wenn die Beutel an den Seilen angeheftet wären ; bey etwas wei- ter gerüchter Blüthenreife scheint es wohl oft gar, dafs ein einhammeriger Beutel vorne am Träger, der andere rück- wärts befestiget sey. Auch die grofse Aehnlichkeit zwischen Atragene alpina und Cletnatis integrifolia, und, miltelst ihrer, der ganzen Gattung Clematis, läfst sich nicht verkennen, und vielleicht hätten füglich beyde Galtungen in Eine zusammengebracht werden können. Da aber die Trennung einmal geschehen ist, und keine Unbequemlichkeit macht, so glaube ich, dafs nichts geändert werden solle. 11. TEUCRIUM FLAVUM. Die Blätter eyförmig, am Blattstiele herablaufend, oben glatt, unten aderig, gekerbt: oder, unten dreynervig und glalt- randig ; die Blüthenbläller durchaus vertieft, vollkom- men ganz; die Quirle entfernet, armblüthig ; der Sten- gel strauchartig, ti Teucrium flavum. Schreber unilab. p. 34. n. 25.= Wul- fen in Römers Arch. III. p. 383. Ein zwey Fufs hoher Strauch, den an allen den Thei- len, an welchen er grün ist, ein dünner Filz überzieht, doch sind fast alle Blatter auf ihrer Oberseite glatt. Sie, diese 15 Blät- 114 Blätter, sind, wie es bey der ganzen Classe der lippenblü- thisen Pflanzen mit nackten Samen Sitte ist, Gegenblätter, übrigens gestielt, am Ramie gekerbt und auf der Unterseite geädert ; wo aber die^e Blätter anfangen Blütbenbläller zu werden, da verlieren sie die Kerben des Randes, werden glattrandig, verlieft, sind auf beyden Seiten feinbarig, und an der Unterseite dreyriervig; man findet aber an dem klei- nen Straucbe ganze Zweige, an welchen durchaus alle Blät- ter den Bau und de Form der Blütenblätter haben, nur dafs diejenigen, welche keine Blüthen in ihren Achseln tragen, weniger verlieft sind. Der Blülbenstand ist etwas unbestän- dig. Gewöhnlich sitzen zwey Bluthenblätter einander gegen- über, und dann kommen aus jedem Blattwinkel zween ein- blüthige Bliithensliele, oder aus dem einen zwar zween, aber aus dein andern nur einer, auch wohl aus jedem Blattwinkel nur einer; aber ich fand auch nur einseitige Bluthenblätter mit zween einbliilhigen Blumenstielen. Die Blumen sind vor dem Aufblühen blafsgelb, werden bey voller Blülhereife weifs, behalten aber allemal die kleinen zween Lappen, welche ih- nen statt einer Oberlippe dienen, von einer blafsgrünlichten Farbe. Im königlichen Garten zu Nymphenburg ist dieser Strauch mit blafsblauen Blumen da. Willdenow führt ihn als eine Spielart des gelben Teucriums an. Ich kannte ihn zu Landshut nicht, und seit ich hier bin, gelang es mir nicht, einen lebenden Zweig für den königlichen Garten aus dem von Landshut zu erhalten, um beyderley Gewächse im Leben vergleichen zu können. 12. TEU- 115 12. TEUCRIUM HIRCANICUM. Die Blätter gestielt, länglicht herzförmig, stumpf, stümpfge- kerbt, runzelig; die Blütenblätter schmal lanzettförmig; der Stengel gabiig ; die Blüthen aus den obern gabiigen Verzweigungen in ährenförmigen walzenähnlichen Trau- ben ; die Blumen aufsen rauh. 2j. Teucrium hircanicum. tVdld. Spec. HL p. 24- «• 20. = Schieber unilab. p. 40. Teucrium lbliis cordalis, crenatis, peliolatis; spicis ob- longis densissimis. Haller Comment. Götting. IL p. 343. Tab. 13. Eine schöne ansehnliche Pflanze , welche ungeachtet ih- rer südlichen Heimat, Ghilan, zwischen den 36 und 38 Brei- tengraden , unsere Winter nicht nur zu Landshut, sondern auch zu München, das ist unter der Breite von 48° 8' 4-"> und in einer Höhe über dem Spiegel des Mittelmeeres von 1618,314 Pariser Fufs, vortrefflich verträgt. Der Stengel filzig , stumpf vierhantig, zweyfurchig, gab- iig. Die Blätter kurz gestielt , länglicht herzförmig , runze- lig, stumpf gekerbt, auch an der Spitze stumpf , jedoch mit einem vorspringenden kurzen weichen Stachel; auf der Un- terseite von feinen Haaren grau. Die Blüthen aus den ober- sten gabiigen Verzweigungen. Die tiaubige Aehre ist, den Blumenstiel nicht mit eingerechnet, von der Länge des Zeigefingers, so dick, dafs ihr Durchmesser wohl Daumen- breite hat, sehr dicht, walzenförmig, und satt blaurolh. Die Blüthen paarweise gegenüber, das ist, an jeder Seite zwey son- derheitliche Blüthchen mit ihren einfachen Blülhenslielen aus dem Winkel eines eigenen , nicht beyden gemeinschaftlichen, 15* Blü- 116 Blumenblattes. Da nun diese gegenüberstehenden Blüthen- paare armförmig abwechseln, und sehr gedrängt stehen, so entsteht daraus eine achtreihige Traubenähre , die aber wal- zenförmig erscheint , weil die £cken verschwinden. 13. ANTIRRHINUM PELISSERIANUM. Die Stengelblätter linienförmig , adernlos, spitzig, hielig : die untern zu dreyen und vieren, die obern wechselseilig; die Blülhenlraube aufgerichtet, verlängert; der Sporn ge- rade , lang, a* Antirrhinum pelisserianum. IJ'illd. Spec. III. p. 244. n. 32. Linaria caerulea calcaribus longis. Bauhin hist. III. p. 461. Linariae purpureae varielas. Lobel obs. petg. 222. (aber er zeichnet fünf Blätter im Quirl.) Die Pflanze ist auf den ersten Anblich dem A. purpu- reum so sehr ähnlich, dafs man sie dafür halten hönnte, aber sie ist um die Hälfte hleiner, und ihre Blülhen sind gröfser. Die zweyjährige Wurzel treibt mehrere Stengel, die unten einfach sind, weiter oben ästig werden; die Aesle sind einfach, unten blätterig, oben in langen Trauben Blü- lhen iragend. Die blühenden Blüthensliele sehr offen, die fruchttragenden fast angedrücht. Die Blume voll veylenblau : die Buchein der Unterlippe weifs ; der Sporn durchaus ge- rade, länger als der Blüthenstiel. V\ illdenow eignet der Pflanze straufsförmige Blüthen zu; aber er sah nur ein getrocknetes Exemplar, welches ihn irre führte : denn allerdings bilden die erstem Blüthen einen Straufs; aber während des Blühens verlängert sich der ge- mein- 117 meinschaftliche Blüthenstiel beständig, und bildet nach und nach eine lange Traube. 14. ANTIRRHINÜM REPENS. Die Blätter linienförmig, in Quirlen : die obern und Aesle- blätter wechselseitig ; der Sporn von der halben Länge des Blüthenstiels 5 die Kelche von der Länge der Kap- seln. 24. Antirrhinum repens. 17'l.lld. Spec. III. p. 240. n, 21. Die Pflanze hat ein graugrünes Ansehen, als wenn sie mit einem feinen Reife überzogen wäre; doch läfst sich die- ser Reif nicht wegwischen. Die Wurzel ausdauernd und vielköpfig, kriechend und Ranken treibend. Die Stengel nur einjährig, anfänglich niederliegend, dann aufstehend, rund- licht, etwa zween Zoll hoch ziemlich dicht mit Bläüercmirlen besetzt, die (aufwärts immer in verminderten Zahlen) aus 9, 7, 6, 4 Blättern bestehen, endlich aber sind die obersten Blätter, und alle Blätter der Aeste wechselseilig. Die Blätter linienförmig, vollkommen ganz, unten dreynervig. Die Aeste ziemlich zahlreich, fadenförmig. Die Blülhen an den Enden traubig, aber in einer etwas lockern Traube. Der Kelch kürzer als das Blumenrohr, seine Stücke linienförmig, offen- stehend. Die Blumen ziemlich klein, fast denen von A. clia- leppense ähnlich, weifs, aber mit veylenfarbenen Strichen be- malt ; die Buckeln der Unterlippe unbemalt, rauh ; der Sporn spitzig, sehr kurz, vorne mit drey veylenfarbenen Strichen. Die kurzen Walzenhaare auf den Buckeln der Unter- lippe, die davon rauh werden, scheiden deutlich einen Ho- nigsafl aus, der durch die Rinne, welche sich in der Milte zwi- 118 zwischen den beyden Buckeln befindet, in den Sporn hinab- fliefst, und dort von den Bienen aufgesucht wird, welche defswegen das Hörn «häufig abbeifsen, um bequemer zum Honig zu gelängen, eine Sache, die man auch vielfaltig und namentlich bey der gleich folgenden wahrnimmt. 15. ANTIRRHINUM STRIATUM. Die Blumen spornlos ; die Blüthen einzeln ; die Kelche sehr offen, von der Länge der Blume ; die Blätter lanzettför- mig : die untern gegenüber, die obern wechselseilig. Ich habe die Samen dieser Art unter dem Namen An- tirrhinum intermedium erhallen , welchem noch ein Gme- lin.y also wohl Gmelini, beygefügt war. Da mehrere Bota- nislen unter diesem Namen bekannt sind, so weifs ich nicht, welcher von ihnen gemeynt sey; wohl nicht der Professor von Göttingen : denn er hat diesen Namen in seiner Ausgabe des Linneischen Nalursystems nicht ; vielleicht der Verfasser der Flora Sibirica , aber da wundert es mich , dafs die Pflanze noch bisher weder von Linne, noch von Murray, noch von Reichard, noch von Willdenow, noch selbst von I. F. Gmeliu aufgeführt worden ist. Da übrigens dieser Trivialname noch nicht angenommen ist , dabey eine blofse auf den Ideengang des Gebers sich beziehende Bedeutung hat, so ändere ich ihn in einen andern ab , welcher auf der Blülhe geschrieben sieht. Der Stengel etwa il Fufs hoch, eine Rabenfeder dick, etwas schwach, und nicht gerade aufgerichtet, glänzend grün, armästig. Die Blätter lanzettförmig, beyderseits verschmäch- tiget , glanzlos , unlen gegenüber , aber sobald die Aeste an- fangen, wechselseilig; an den Aesten die untern abermal ge- gen- ug genüber, die Blumenblätter wechselseitig. Die Blüthen ein- zeln, aus den Blattwinkeln, sehr Kurz gestielt; der Kelch völ- lig wegstehend, gröfser als die Blume; die Kelchstücke den Blättern ähnlich, nur kleiner. Die Blume spornlos, dafür, wie hey A. nxajus , mit einem Sacke zwischen den untern Kelchblättern, weifs, oder auch hlafs veylenröthlicht, auf dem Hügel der Unterlippe, und am gegenüber stehenden Mittel der Oberlippe veylenroth gestreift, auch wohl öfter die ganze Röhre gestreift. Die Unterlippe hat keine Safthaare , und son- dert keinen Saft ab ; aber doch beifsen sich Bienen in den Sack eine Oeffnung ein. 16. BUNIAS AEGYPTIACA. Die Schötchen schwach vierwinkheh , allenthalben runzlig - warzig; die untern Blätter holzsägeförmig gefiedert - zer- schnitten, die mittlem lanzettförmig, buchtig gezähnt, die obersten fast glattrandig. 0 Bunias aegyptiaca. yjlllden. Spec. HL p. 414. n. (). Der Stengel etwa 1 £ Fufs hoch , weitschweifig , ästig (die Aeste fast unter rechten Winkeln wegstehend) kaum am Grun- de etwas rauh, übrigens nach seiner ganzen Länge, und an allen Enden glatt. Die Blätter nach ihrem Umrisse lanzettför- mig, aber in der Ausführung verschieden: die untersten ge- stielt, in queerstehende gezähnte Lappen verschiedentlich zer- schnitten ; die mehr obern am Grunde pfeilförmig, am Ran- de ausgeschweift gezähnt ; die obersten nach beiden Enden verschmächtiget, fast vollkommen ganz. Die Blüthen gelb, in einer langen Traube. Die Schötchen aufrecht, mit einem kurzen, etwas dicklichten Schnabel, zwar eckig, aber un- deul- 120 Jeullicli , allenthalben runzlig - warzig. Die Kelche grün , # und nur am Rande gelb gesäumt. 17. RAPHANUS RAPHANISTRUM. Cranz behauptete einstens in der Vorrede zum ersten Hefte seiner Stirpes austriaca'e gegen Linne, der Ackerreltig habe nicht vier, sondern nur zwo Drüsen *) , und wieder- holt diese Behauptung im Buche selbst, wo ihn die Ordnung auf diese Pflanze fuhrt. Linne hat Recht, aber Cranz irrt ver- zeihlich. Ich finde standhaft vier Drüsen , wenn ich völlig frische Blüthen untersuche, zwey grofse, nämlich eine zwi- schen jedem kürzern Träger und dem Fruchtknoten , und zwey kleine, nämlich eine wie ein Hörnchen hervorragende, zwischen jedem Paare der gröfsern Träger und dem Kelche j aber diese letzlern verlöschen, wie die Blülhe näher zur Aus- bildung der Frucht fortgerückt ist. Cranz, welcher bey sei- ner kritischen Bearbeitung der tetradynamischen Classe vor- züglich auf die Frucht sah, wartete, bis die Früchte ausgebil- det waren, und zu dieser Zeit ist es schwer, unter den Blü- thenspätlingen noch vollkommen gebaute zu finden. 18. PFLARGONIUM glutinosum. So weit die Pflanze grün ist, mit einem glänzenden Kleber überzogen ; die Blätter fast herzförmig, spondonförmig- fünfeckig, sägezähnig; die Dolden armblüthig. h Pelargoniuni glutinosum. Willd. Spec. III. p. Ö7Ö. n. 84. Der Stengel 4 Fufs und darüber hoch, ein wenig ge- schlängelt und nicht steif genug; so weit er grün ist, über- _______ zieht *) Pag. XIII. 121 zieht ihn , wie alle andern grünen Theile der Pflanze , ein sehr klebriger Leim. Die Blälter sind nach ihrem Grundum- rifse herzförmig, doch so, dafs ihnen die Grundkerhe fehlt, sägezähnig und fünfeckig, wohey die heyden Ecken am Gran- de durch tiefere Einschnitte vorspringender werden. Die Blüthendolde etwa vierhlüthig. Die Blumen rosenfarhen ; auf den heyden gröfsern Blumenblättern eine sattere Mackel in der Mitte, die aufwärts und abwärts zwo .Parallellinien ab- giebt. 19. PELARGONIUM TOMENTOSUM. Durchaus stark filzig : die Blälter weichfilzig, dreylappig : der Miltellappen fast fünflappig , die an den Seiten etwa dreylappig; die Dolde zweymal dreygablig; die Doldchen vielblülhig. f) Pelargonium tomentosum. TVilld. Spec. III p. 67 7. n. 8 6. Eine schöne Pflanze, auch wann sie nicht blüht, die noch schöner wäre, wenn sie nicht so sparrig wüchse: denn sie treibt, nachdem sie das erste Mal geblühet hat, ihre wei- tern Aesle gern unter fast rechten Winkeln aus dem Stam- me und den altern Aesten ; wenn diefs nicht etwra Folge ih- rer Behandlung ist: denn sie wird, damit ihr sammelähnli- cher Ueberzug nicht vom Regen oder etwa gar vom Hagel beschädiget werde , auch im Sommer, zwar der freyen Luft ausgesetzt, aber doch unter Dach gehalten, erhält also we- nig Licht von oben herab, obschon reichliches von der Seile herein. Sie ist sehr schnellwüchsig, erreichte nach einem noch nicht vollen Jahre nach der Aussaat schon die Höhe einer Elle, und biühle sehr frühzeitig. 16 Sie 122 Sie ist durchaus sehr filzig, und dieser Filz ist an Stamm und Aesten länger als an den Blättern, die davon sehr weich anzufühlen sind ; doch erinnert dieses Gefühl nicht so sehr an Sammet, als vielmehr an eine feinere Art von Wollplüsch. Der Stamm ist rundlich. Die Blattstiele sind länger als ihre Blätter, die Blätter seihst nach ihrem Grundrifse herzförmig, aher diese Grundform wird durch tiefe Einschnitte verän- dert , indem das Blatt dadurch in drey Lappen zerlheilet wird , wovon der mittlere meistens eine etwas stumpf fünf- eckige Gestalt erhält, zuweilen aher deutlich fünf lappig ist; die heyden andern sind meistens zweylappig, zuweilen auch dreylappig; der Rand ist durchaus sägezähnig. Die Blüthen- Stiele sind ziemlich lang, gaheln sich hey der Hauptdolde, die aus dem Ende des Zweiges kömmt, in drey Strahlen, von denen sich jeder wieder in drey Strahlen auflöfst, deren je- der ein ordentliches vielhlüthiges Doldchen trägt ; aher die Blüthenstiele, welche aus den Seiten hervorkommen , theilen sich nicht weiter, aufser in die einfache, ebenfalls vielblüthi- ge Dolde. Auch diese Blüthentheile stehen sehr sparrig weg. Die Blume ist weifs, sehr schwach errölhend ; die obern zwey verkehrt eyförmigen Blumenblätter sind am Grunde mit zwey veylenröthlichten Linien bemalt, die drey übrigen, von schma- lem, langgezogenen Baue, nur mit einer. Die Staubgefäfse abwärts gebogen, roth, mit orangefarbenen Beuteln ; der Grif- fel und die Narben blutroth. 20. PELARGONIUM INODORUM. Krautartig , stengeltreibend ; die Blätter herzförmig , stumpf, lappig, gekerbt j die Blüthenstiele verlängert, den Blät- tern 123 tern gegenüber , vielblüthig ; die Blumenblätter fast gleich. © Pelargonium inodorum. fjllld. kort, berol. I. Tab. 34. Ich erhielt unter andern auch eine Pflanze dieser Art, welche ihren Blüthenstiel unmittelbar aus der Wurzel trieb ; doch war auch er einem Blatte gegenüber , und sehr lang. An den übrigen , welche wahre Stengel hatten , waren die Blüthensliele sämmtlich zwar von ungleicher , aber allemal beträchtlicher Länge. Die Blülhen sind klein , die Blumen sehr blafs fleischfarben, mit einem stättigen saltern Strichlein am Grunde der obern Blumenblätter und zwey andern, wel- che unten und oben, während sie auswärts Aeste abgeben, mit dem mittlem zusammentreffen, und ein weifses blattför- miges Mittel einschliefsen. Die Stengel aufstehend. Ganz ge- ruchlos ist die Pflanze eben nicht, aber dieser Geruch ist schwach und unangenehm. 21. PELARGONIUM GROSSULARIOIDES. Krautartig; die Stengel niederliegend, vierkantig, gefurcht; die Blätter herzförmig tellerähnlich, eingeschnitten, ge- kerbt ; die Blülhenstiele fadenförmig , meistens zweyblü- thig. 2f. Pelargonium grossularioides. Willd. Spec. III. p. Ö57» n. 39. Eine niedliche sittsame Pflanze , vom Ansehen eines Geraninms, aber doch nur darum, weil wegen der Kleinheit ihrer Blüthen der Bau derselben nicht gleich in die Augen fällt. Sie blüht in der Orangerie schon im Maymonate, 16* und 124 und fährt fast den ganzen Junius damit fort, wenn man sie, sobald man es wagen darf, an die freye Luft stellt. Der Stengel, die Blattstiele, die Blüthenstiele sind dun- kelrolh (auch die Blattansätze,) sehr glatt und glänzend, und erscheinen dem freyen Auge fadenförmig ; gleichwohl sind die Stengel vierhantig, vierfurchig. Die Blätter fast teller- förmig, in drey, man kann fast sagen, in fünf Lappen durch kleine Einschnitte schwach gespalten, hellgrün: die Lappen gekerbt gezähnt. Die Blattansätze eyförmig -lanzetlähnlich, zurück gerollt. Die Blülhen in den Blattwinkeln, meistens parweise, doch auch einzeln, jede auf ihrem Blüthenstiele, sehr klein, sogar die allerkleinsten in dieser Gattung, purpur- farben. Die Kelche spitzig. Die Samendecken feinharig. 22. PELARGONIUM FULGIDUM. / Halbstraucharlig, wollig, filzig, die Dolden parweise, viel- blülhig ; die untern Blätter dreyfingerig : die Blättchen stiellos; das mittelste verlängert, gröfser, gefiedert zer- schnitten ; die obern fünfspallig : die -Lappen stumpf. 2f. Pelargonium fulgidum. Willd. Spec. III p. Ö84- "• 104- Der Stengel am Grunde holzig, wird aber bald kraular- tig , ist übrigens ziemlich dick , graugrün wegen eines fernen Filzes, womit er, wie die ganze Pflanze, bekleidet ist Die Stcngelblälter und die untern Aesteblätter dreyfingerig.' die Elätlchen stiellos, zerschnitten in stumpfe Lappen; die obern Blätter bey einem herzähnlich eyförmigen Umrisse verschie- dentlich zerschnitten , wovon drey oder fünf Einschnitte tie- fer gehen: die dadurch entstandenen Lappen durchaus stumpf. Die geriebenen Blätter geben einen Rübengeruch. Die Blatt- stie- 125 stiele parweise, ziemlich vieiblülhig (mit 5 bis 7 Blütl^n je- der,) wegstehend, aufstehend; die Stielchen (Slralen) kürzer als die Saflgrube. Die Blumenblätter ziemlich gleichlang, aber die beyden obern breiter als die drey übrigen. Die Farbe die- ser Blume wie bey der brennenden Liebe (Lychnis clialce- donica.) 23. PELARGONIUM ACETOSUM. Slrauchend; die Dolden annblüthig; die Blumenblätter zurück gerollt; die Blätter verkehrt eyformig, fleischig, verlieft, am Vordertheile grobgekerbt , am Unterende keilförmig rmd vollkommen ganz. t> Pelargonium acetosum. IVilld. Spec. III. p. GÖ5. n. 50. Der Stengel strauchartig, nicht sehr hoch, etwa nur von 2 bis 3 Fufs Höhe. Die Aesle sehr glatt. Die Blätter flei- schig, hart, wie beym P. peltatum, glatt, aber anders gebil- det, nämlich verlieft und fast kaputzenförmig, ihrem Umris- se nach verkehrt eyformig, an der vordem Hälfte mit gro- ben Kerben am Rande , an der untern vollkommen ganz und keilförmig. Die Dolden gestielt (die Stiele doppelt und dreymal so lang als die Blätter) armblüthig, nämlich nur aus zwo oder drey Blüthen bestehend, die auf sehr kurzen sonderheitlichen Blüthenstielen sitzen. Die Kelche , so weit sie röhrig sind, röthlicht, aber roth an ihren Theilen, wo sie.zerschnitten sind. Die Blumen blafs rosenfarben : die vier obern Blumenblätter mit zwey satten Strichen, von denen aber die der beyden äusser- sten nicht viel satter sind als die Hauptfarbe des Blumenblat- tes; das unterste hat nur Eine solche Linie; alle gar viel län- ger als die Kelchstücke, dem Umrisse nach schmal spathel- förmig. 24- PE- 12Ö - 24. PELARGONIUM CAPITATUM. Strauchend; weitschweifig; die Dol Pelargonium capitatum. 17'illd. Spec. III. p. Ö7Ö. n. 8 3. Die Blätter, wie bey der gemeinen rundblättrigen Mal- - *e, aber kleiner, in grofse Falten wellenförmig gebogen. Die Dolde besteht aus 5 bis 7 Blüthen , welche stiellos aufsitzen. Die Blumenblätter ziemlich gleich, und ihrer Gestalt nach auch sehr einander ähnlich; der geringe Unterschied besteht nur in der Gröfse, indem die beyden obern ein wenig grös- ser sind ; die Farbe bey allen rosenroth mit einem Blicke in Blau ; zwo etwas ästige Linien von blutrother Farbe auf den beyden obern Blumenblättern. 25- PELARGONIUM CORDATUM. Slrauchend; die Dolden ziemlich vielblüllüg; die zwey obern Blumenblätter sehr grofs, ausgerandet, die untern linien- formig, spitzig ; die Blätter herzähnlich kapuzenförmig. t> Pelargonium cordatum. WMd. Spec. III. p. 670. n. 68. Die Blumen ändern bey dieser Pflanze an Farbe ab. Bey der meinigen, welche ich im Garten zu Landshut halte, waren alle Blumenblätter weifs , und die beyden obern mit drey (nicht zwey) ästigen rothen Sirichelchen bezeichnet. Die Blätter sind ihrem Umrifse nach herzförmig , aber ohne die Kerbe am Grunde, indem sie dort fast geradlinig abgeschnit- ten sind ; dennoch glaubt man diese Kerbe zu sehen, weil sich die beyden Grundlappen kaputzenförmig einbiegen, dafs auch 127 auch dort eine Herzform herauskömmt. Den Rand könnte man doppelt sägezähnig nennen : denn er ist wirklich säge- fönnig in kleine Läppchen zerschnitten ; die wieder ihre klei- nern Sägezahne haben ; jedes Läppchen heugt sich an seinen Seiten etwas gegeneinander, woher der ganze Rand ein leicht gewelltes Ansehen gewinnt. 26. PELARGONIUM INQUINANS. Strauchend ; die Dolden ziemlich vielhlüthig; die Kelche auf- gerichtet ; die Blätter aus herzförmigem Grunde teller- förmig, schwach lappig, gekerbt, schmierig filzig. t> Pelargonium inquinans. JTilld. Spec. III. p. 3Ö8. n. 6l. Der Stengel und die Aeste rundlicht, die kleinern Zwei- ge grün ; die Blüthenstiele und die Kelche von dichtslehen- den sehr kurzen Haren rauh, die Blätter aber für das Ge- fühl einen sammetähnlichen Eindruck machend. Wenn die Pflanze einer starken Sonnenhitze ausgesetzt ist, oder in ei- nein sehr warmen Treibhause steht, schwitzt dieser Filz eine so grofse Menge schmierigen Oeles aus, dafs er die beta- stenden Finger gelb färbt. In der Dolde etwa acht Blüthen. Die Blumenblätter sehr schön zinnoberroth, ziemlich gleich, nur die beyden obern ein Idein wenig gröfser. 27. PELARGONIUM COCCINEUM. Strauchend ; die Dolden vielhlüthig ; die vier untern Kelch- stücke niedergebogen ; die Blumenblätter schmäler als die Kelchslücke, sehr schmal keilförmig, gestreift, sehr glatt, schwach lappig, gekerht. fi Pe- 128 PeHrgonium coccineum. Ehrhart Beytr. VII. p. 1Ö2. Pelargonium hybridum. l'Yilld. Spec. III. p. 666. n. 5Q. "Wenn von 4er Bildung der Pflanze die Rede ist, scheint mir Ehrharts Benennung vor der Wiildenowischen einen Vor- zug zu verdienen ; aber letztere dürfte wohl ihren Ursprung richtig angehen. Ich werde mich unten, wenn von der Gat- tung überhaupt die Rede seyn wird, über diese Sache näher erklären. Die Blume genau von der Farbe, wie die der vorigen Art, aber die ganze Pflanze ist bey der gröfsten Aehnlich- heit mit derselben kleiner. Von den Blättern haben immer einige eine Binde, alle haben einen sehr breiten Grund, und laufen mit demselben an dem langen Blattstiele wie ein kur- zer Keil herab, wodurch sie etwas kapulzenförinig werden. Auf die obern Blumenblätter sind meistens nur drey , auf die übrigen aber vier schmale Linien hingemalt, welche alle einfach und ästelos , und nur wenig satter sind als die Grundfarbe. 28- PELARGONIUM ROSEUM. Der Stengel kraulartig, rauh; die Blätter doppelt gefiedert zerschnitten : die Stücke ziemlich stumpf, am Ende ge- zahnt; die Blüthensliele arrnblüihig. 2*. Pelargonium roseum. IJllld. Spec. III. p. Ö7Q. n. Q2. ß In der Pflanze die ich vor mir habe, ist der Stengel spannenlang , einen Fufs , auch wohl 1 1 Fufs und darüber hoch, (ich sah sogar ein Stück, an welchem er fast 3 Fufs hoch Avar,) von Haren rauh. Die Blätter doppelt gefiedert zerschnitten, beyderseils glatt, aber am Rande schwach be- hart ; 12Q hart ; die Blumen blafs rosenfarben, nur vierblättrig : die bey- den obern Blumenblätter viermal so grofs als die beyden untern (nämlich nach dem Quadratmafse,) übrigens mit ei- nem Par ästiger hochrother Linien beschrieben. Nur fünf beutellragende Träger, die übrigen fünf beutellos. 29. PELARGONI.UM RADULA. Der Stengel fast strauchartig ; die Blätter doppelt gefiedert 'zerschnitten : die Stücke schmal, gleichbreit, am Bande zurückgerollt : die beyden untersten zweyfingerig aus ei- nem gemeinschaftlichen Grunde : alle mit einer einge- grabenen Rinne. 2<. Felargonium Radula. Mönch method. p. 127. = Wdld. Spec. III. p. C7Q. n. 92. Die Dohlen etwa fünfblülhig ; die Blumenblätter rosen- farbig, stumpf, die obersten am Ende schwach ausgerandet, und in der Mitte mit zwo satt blulrothen ästigen Linien be- malt. Der Stengel, die Aeste und die Kelche rauh, die Blät- ter auf ihrer ganzen Oberseite, und auf der Unterseile am Adergellechle wegen kleiner vorspringender Hacken scharf anzufühlen ; daher auch der Trivialname Radula (ein Reib- eisen.) 30. PELARGONIUM CARNOSUM. Der Stengel dick, fleischig; die Aeste am Grunde aufgeschwol- len ; die Blätter länglichl , gefiedert zerschnitten : die Stücke länglicht , stumpf, scharf gezahnt : die untersten etwas weiter entfernt; die Dolden ziemlich vielblülhigj die Blumenblätter linienformig, gleich, kelchlang. 2j. 17 Pe- 130 Pelargonium carnosum. Willi. Spec. III. p. Ö8Ö. n. 111. Bey einer nicht beträchtlichen Höhe der Pflanze der Stengel dick und fleischig ; die Aeste am Grunde angeschwol- len und aufgetrieben, übrigens beträchtlich lang und bey je- dem Blatte abgebogen. Die Dolden aus den Enden, gestielt, 3 — 6 Blüthen enthallend ; die Doldensliele ziemlich lang. Der Kelch offen, meistens nur ein Stück aufrecht. Die Blu- menblätter weifs, linienförmig-lanzellähnlich, kelchlang. Die Träger weifs, nur fünf beuteltragend; die Beutel und Nar- ben dunkel purpurrolh Die ganze Pflanze für das blofse Ge- sicht glatt, aber in der That, und mit Hilfe einer Glaslinse gesehen, sehr fdzig, doch ist dieser Filz fein. Kaum ein Ge- ruch am Gewächse. 31. PELARGONIUM GIBBOSUM. Die Dolden vielblüthig ; der Stengel slrauchend, knotig ; die Blätter graugrün, dreyfingerig, etwas lappig, gekerbt, stumpf: das Mittelstück gröfser, am Grunde keilförmig, f» Pelargonium gibbosum. iTüld. Spec. III. p. Ö84. n. 105. Die Rinde des Stengels erdfarben; der Stengel aufrecht, ästig ; die Aeste zuerst graugrün , dann von gleicher Farbe mit dem Stengel, nur bläfser. Die Blätter graugrün, wie bey der gemeinen Agley, und dreyfingerig. Die Dolden in die Länge gezogen, auf einem reinen grünen Doldenstiele, viel- blüthig. Die Blume schmutzig gelblicht, durch einen schwach bräunlichten Blick nur nocb trauriger gemacht ; die Blumen- blätter verkehrt eyförmig : die beyden obern etwas gröfser. Die Knoten des Stengels und der Aeste verdienen eine be- sondere Untersuchung. 32. PE- 131 32. PELARGONIUM ZONALE. Man nennt sonst Pelargonium zonale eine Art, wel- che auf einem ziemlich tellerförmigen reingrünen Blatte ei- ne schwärzlichtbraune gezackte Binde hat. Es gieht aber noch eine andere Pflanze dieser Galtung, bey welcher die Blätter zwar denselben Bau haben, aber das Grün ist minder rein, die schwärzlichtbraune Binde fehlt, und dafür haben die Blät- ter eine breite gelblichte Einfafsung, die oft sehr ins Weifs- lichte zieht. Cavanilles hat diese letztere zu einer eigenen Art erhoben, und Pelargonium marginatum genannt. Will- denow hat sie wieder mit P. zonale vereinigt. Letzterer hat die Natur für sich: denn ich halte im Garten zu Lands- hut einen Stamm, welcher an einigen Zweigen Blätter von der einen Bemalung, und auf andern von der andern trug. 33. PELARGONIUM ACERIFOLIUM. Der Stengel strauchend ; die Dolden armblüthig ; die Blumen- blätter fast gleich, länglicht, stumpf ; die Blätter beyder- seits feinharig, bandförmig fünflappig, sägezähnig, am Grunde fast kaputzenförnng. % Pelargonium acerifolium. Vfilld. Spec. III. p. Ö71. n. 71. Die Blätter sind am Grunde ausgeschnitten, dafs man sie herzförmig nennen könnte; aber die Grundlappen beugen sich einwärts und bilden eine Iiaputze, wodurch am Grunde eine keilförmige Gestalt hervorgeht, welche aber bey altern Blättern meistens wieder verloren geht. In der Dolde nur 3 bis 5 Blüthen. Die Blumenblätter blaulicht rosenfarben; auf den beyden obersten zwey satt blutrolhe ästige Sirichelchen. 17* 34- PE- 132 34- PELARGONIUM QUERCIFOLIUM. Slrauchend ; die Blätter aus herzförmigem Grunde länglicht, stumpf, gefiedert zerschnitten mit krummlinigen Buch- ten: die untern Lappen zweyspaltig; die Dolden armblü- thig; die Kelche offen, last gegrannet. 1j Pelargonium quercifolium. ITillden. Spec. III. p. 67 8. n. 88. Die Stengel ziemlich gerade, holzig und lmotig, gleich- wohl nicht steif. Die Blätter wechselseitig, am Grunde herz- förmig ausgeschnitten, ihrem Umrifse nach länglicht, stumpf, gefiedert fünflappig : der Mittellappen breiter, meistens drey- spallig, die beyden untersten zweyspaltig, der ganze Rand ge- kerbt und leicht gewellt. Die Dolden armblülhig : ich fand in den Pflanzen des Landshutischen Gartens nur 3 bis 4 Blü- then in einer Dolde. Die beyden obersten Blumenblätter ver- kehrt eyförmig-keilähnlich, ausgerandet, blaulicht rosenfarben mit einer weifsen Mackel, auf welcher eine andei-e von ge- sättigtem* Roth aufsitzt ; beyderseits wird diese weifse Mak- kel von einer eben so sattrothen Linie eingefafst, und von einer drillen am Grunde getheilt. 35. PELARGONIUM. Ausführlicher Charakter der Gattung. Kelch: frey, bleibend, einblättrig , fünftheilig: die Theile in zwo R.eihen : die zwey innern Stücke schmäler. Blume : aus dem Blütheboden, etwas unregelmäfsig, fast zwey- lippig. Blumenblätter : fünf (oder vier,) fast gleich grofs : die zwey obern breiter, nägellos ; die drey (oder zwey) untern schmäler, auf kurzen Nägeln. Staue- 133 Staubgefässe : aus dem Fruchtungsboden. Träger : in eine den Fruchtknoten einhüllende, oben in zehn pfriemen- förmige Spitzen sich auflösende Röhre zusammen ge- wachsen. Beutel: nur vier bis sieben, aufrecht, zwey- kammerig. Stempel: Fruchtknoten: fünfkanlig pyramidenförmig. Grif- fel: höher als die Staubgefäfse, am Ende fünftheilig: die Theile fadenförmig , gewunden. Narben : die In- nenseiten der GrifTeltheile. Frucht : fünf Samen, jeder am Grunde seiner besondern ge- schwänzten Samendecke angewachsen , welche unten aufspringt, und sich schraubenförmig aufrollt. Fruchtungsboden : zwischen den zwey obersten Blumenblät- tern eine tiefe Saftgrube. Anmerkungen. I. Man kann sich die Blume dieser Gattung einigermas- sen als eine Schmetterlingsblume vorstellen, wobey die be\v den obersten Blumenblätter die Fahne, die drey untern die Flügel und das Schiffchen vertreten; oder als eine Lippen- blume, wobey die Oberlippe aus zwey Blältchen, die Unter- lippe, die sonst bey den eigentlichen Lippenblumen in drey Lappen getheilt ist, aus drey Blättchen besteht. II. Narbe nenne ich denjenigen Blüthetheil , welcher mit den nöthigen Gefäfsen versehen ist, die die Narbefeuch- ligkeit an die Oberfläche bringen, damit sich in ihr der Blü- thenstaub auflösen, und diejenige Wirkung hervorbringen könne, welche wir Befruchtung nennen. So definirte diesen Blüthetheil auch Linne sehr richtig : Stigma sinnmitas pi- stil- 134 stllli madida humore poliert rumpcnte, *) nur fehlte er da- rum, dafs er diesen Theil allemal an der Spitze des gesamm- ten Stempels suchen zu müfsen und zu finden glaubte. Zahl- reiche Gattungen, und namentlich die gesammte Familie der nelkenblülhigen Pflanzen, hätten ihn belehren können, dafs es nicht eben die Spitze seyn müsse, sondern oft ein langer herablaufender Bart am Griffel sey, welcher zu diesem Ge- schäfte bestimmt ist. Einmal von diesem Vorurtheile geheilt, würde er dann auch bey andern Pflanzen den verwickelten Narbenbau richtiger beschrieben haben, welcher unter andern in der Familie einiger Conlorlen, und bey den orchisblüthi- gen Pflanzen sehr seltsam ist. Das rumpenle in der Linnei- schen Definition ist ein sehr verzeihlicher Fehler; Linne konn- te nicht alles aus eigenen Beobachtungen nehmen, mufste sich vielfältig auf die Beobachtungen Anderer stützen, die für gute Beobachter gehalten wurden. Nun untersuchten die mikroskopischen Beobachter seiner Zeit den Blülhenslaub fast ohne Ausnahme im Wasser und am Sonnenstrahle, sahen da die kleinen Bälge, aus welchen er besteht, platzen, und schlös- sen daraus, dafs diefs auch in der Narbefeuchtigkeit geschehe. Aber die Narbefeuchtigkeit ist nicht wässeriger, sondern öli- ger Natur, und in Oelen platzen die kleinen Balge nicht, sondern das feine Oel, welches sie füllt, tritt in die feinen Oele, mit welchen es chemische Wahlanziehung hat, heraus, verbindet sich mit ihnen, und die leeren Bälge schwimmen oben auf, ganz unzerrissen. III. Wir haben wohl gewifs einige Arten von Pelargo- nien, welche die Natur nicht erkennt, und P. coccineum .. dürf- *) Thilos, botan. §. 80- IV. 135 dürfte woU eine davon seyn , vielleicht auch das oben an»e- ö führte P. roseum. Die Liebhaberey , welche man mit dieser Gattung treibt , von welcher sich die meisten Arten durch ei- nen angenehmen Bau, und noch mehr durch einen zweydeu- tigen Wohlgeruch ihrer Blätter empfehlen, und die Leichtig- keit, mit welcher sich alle ausdauernden Arten durch Steck- linge fortpflanzen lassen, haben verursacht, dafs man in allen Gärten von einigem Belange eine beträchtliche Menge von Arten erzieht. Da stehen sie nun in den Orangerien die gan- ze rauhere Jahrszeit hindurch dicht aneinander , und wohl auch untereinander , blühen wohl auch da , weil sie eben an keine bestimmte Jahrszeit gebunden sind, und eine sehr ge- ringe Wärme zu ihren Lebensverrichtungen hinreicht, wer- den von den Vorübergehenden ihres Geruches wegen ver- schiedentlich beiastet und erschüttert; so vermischt sich der Blüthestaub der Einen Art mit dem Narbelropfen der andern, die dadurch erhaltenen Samen geben min Blendlinge, die sich schwach durch Samen, sicher durch Stecklinge in alle Gärten verbreiten, und als neue Arten angeführt werden. Das ist indessen nur ein einziger Weg , auf welchem gleichwohl schon zahlreiche Blendlingsarten entstehen können. Aber es ist noch ein anderer Weg übrig, auf welchem wir vermeint- lich neue Arten erhalten : das Ausarten durch Kultur und an- dere zufällige Umstände Auch auf diesem Wege entsteht oft ein erblicher Schlag, der sich sogar durch Samen einige Ge- neralionen hindurch fortpflanzt, aber fast niemal sein eigen- thümliches Gebilde verliert, sobald seine Forlpflanzung durch Stecklinge und ähnliche Weisen geschehen kann. Was 136 Was tcli liier von den Pelargonien gesagt habe , das gilt auch vielfaltig von allen andern Pflanzen, die wir in un- sern Gärten, besonders in den botanischen, erziehen. Inder freyen Natur ist diefs eine grofse Seltenheit, dafs Blendlinge entstehen; aber in der freyen Natur sind auch die verschiedenen Gattungsgenossen der Pflanzen, welche gleichzeitig blühen, fast ohne Ausnahme weit genug von einander gesondert. Will man wissen , wie viele Blendlingsarten aus einer gegebenen Anzahl wahrer Arten entstehen können, so braucht man nur die gegebene Anzahl zum Quadrate zu erhöhen, und sie dann von diesem Quadrate abzuziehen. Sey z. B. die gegebene Anzahl der wahren Arten = n, so läfst sich aus diesen eine Anzahl Blendlinge = ns — n erziehen, wo- bey noch nicht die Vermischungen der Blendlinge untereinan- der, welche aber ohnediefs fast standhaft ohne Erfolg bleiben, auch nicht die mit ihren Urarten in Anschlag gebracht sind. So können sechs Arten von Pelargonien 30 (6. 6 — 6 = 36 — 6,) acht 56 ( 87~8 — 8 = 64 — 8,) hundert 9900 ( 100. 100 — 100 = 10000 — 100) Blendlinge geben. IV. Was den Ort im Systeme anbelangt, so hat man die Pelargonien wohl unrichtig in die Heptandrie ihrer Clafse gesetzt. Es sind doch allemal und ohne Ausnahme zehn Staubgefäfse da, obschon nie alle mit Beuteln versehen sind; aber die Anzahl der vorkommenden Beutel schwankt zwi- schen vier und sieben, und alle sind hinfällig. Was soll ein Charakter , der so schwankend und so unsicher ist ? Man ziehe daher lieber die Pelargonien in die Decandrie, in die Nach- 137 Nachbarschaft der Geranien, und verbinde die Erodien, eine völlig unnütze Gattung, wieder mit den Geranien, von denen sie durch nichts als durch den Mangel einiger Beutel, nicht der ganzen Staubgefäfse, verschieden sind. 36. PISUM und OCHRUS. PISUM. Kelch : frey, einblättrig, fünfspallig : die zwey obern Stücke breiter. Blume : aus dem Fruchtungsboden, eine Schmetterlingsblume. Fahne: ansehnlich, fast verkehrt herzförmig, ausgebrei- tet, über dem Nagel beyderseits an der Innenseite ei« Höcker. Flügel: gröfser als das Schiffchen, tellerför- mig. Schiffchen : breit, ungespalten, rückwärts mit ei- nem häutigen Grade. Staubgefässe : aus dem Fruchlungsboden. Träger : zehn : einer frey, neun in eine Scheide verwachsen. Beutel: einfach. Stempel : Fruchtknoten : fast walzenförmig. Griffel : fast rechtwinklig wegstehend , zusammengedrückt , oben hohlkehlig , unten vor der Narbe gebartet. Narbe : einfach, an der Spitze des Grißels. Frucht: eine Hülse: einkarnmerig, etwas zusammengedrückt, mit einfacher Nath. Samen: kugelförmig. OCHRUS. Kelch: frey, einblättrig, becherförmig, fünfzahnig: die Zäh- ne lang : die zween obern breiter. Blume: aus dem Fruchtungsboden, eine Schmetterlingsblume. 18 Die 138 Die Fahne verkehrt herzförmig, offen, über dem Grun- de mit zween einwärts stehenden hohlen Zähnen. Flü- gel: fast so lang als die Fahne: die Platte hreillicht, et- was eingerollt. Das Schiffchen bootförmig. Staubgefässe: ans dem Blütheboden. Träger: zehn: einer frey, neun in eine Scheide verwachsen. Beutel: ein- fach. Stempel: Fruchtknoten: länglicht, dreykantig : die Seiten- kanten zurückgeschlagen. Griffel : spalhelförmig, stumpf, am Ende unten vertieft. Narbe : die löffeiförmige Ver- tiefung des Griffels. Frucht: eine Hülse: einkammerig, mehrsamig, an der Nath beyderseits geflügelt. Samen : kugelförmig. Anmerkung. Der Unterschied zwischen Pisu/n und Ochrus , welche Tourneforl gelrennt, Linne verbunden und Jussieu so gelas- sen hat , beruht nicht sowohl auf den übrigen Blüthetheilen, als auf den weiblichen Geschlechtstheilen. Bey Pisum ist der Griffel zusammengedrückt, oben hohlkehlig, unten vor der Narbe gebartet ; der Fruchtknoten und die Frucht sind eben- falls schwach zusammengedrückt, und an der Nath ohne Flü- gelfortsatz. — Bey Ochrus ist der Griffel spalhelförmig , oben fast eben , unten an dem erweiterten Ende ausgehöhlt , und in dieser Aushöhlung zwar ebenfalls scheinbar gebartet, aber die Barthare sind die Narbegefäfse selbst : die Frucht ist schwach zusammen gedrückt, aber an der Nath beyderseits geflügelt. 37. SCOR- 159 57- SCORZONERA OCTANGULARFS. Die Blätter herablaufend gefiedert zerschnitten , vielgestaltig ; die Kelche achteckig, o* 0 Scorzonera octangularis. fjllld. Spec. III. p. 1506. n. 25- Scorzonera resedifolia. Gouan. ilLust. p. 53. n. 5. Ich verdanke diese schöne Art dem Hrn. Professor Mi- kan zu Prag, und bin dadurch in den Stand gesetzt, durch Beobachtungen an der lebenden Pflanze die Yermuthung Will- denow's zu bestätigen, dafs Gouan's A-v\y* Acbillaea alpina. Clavennae. grandiflora, Willd. Enura. macrophylla, Mi- kan. magna. moscliata. Aconitum cernuum. Lycoctonum. Napellus. neoinontanum. ochroleucurn. • 35 „ pyrenaicum. Aira cristatä. „ subspicata. Allyssuni rupestre, Willd. Anuromeda poliifolia. Androsacae lactea. obtusifolia, Willd. villosa. Anemone narcissiflora. „ patens, Flor.Bobem. „ vernalis. Apargia alpina. 59 5» s» Apargia crispa. Arabis alpina. caucasica. bispida. nutans. pendula. saxatilis. Arenaria laricifolia. rostrala. verna. Arelia alpina. Arnica Bellidiastrum. Doronicum. montana. Artemi'iia glacialis. Aspidium fragile. „ montanum. Asplenium viride. Aslragalus alpinus. „ escapus. Azalea procumbens. Biscutella laevigata. Cacalia albifrons. „ alpina. Campanula alpina. 53 Cam- ff 1> Campanula carpatica. linifolia. pulla. „ pusilla, Haenke. „ thyrsoidea. Carduus carlinaefolius. „ personata. Carex atrata. Ceraslium lanatum. Cheiranthus decumbens , Schleicher. Chrysanthemum atratum. montanum. rolundil'oli- um, Kitaibel. Cineraria alpina. „ campestris. „ cordifolia. „ crispa. „ sibirica, Flora Bo- hem. Circaea alpina. Cnicus centauroides. „ eriophorus. „ erysithales. Corthusa Mathioli. Crepis alpina. „ appargioidcs, Willd. Cucubalus puniilis. 23* 179 Cynoglossum montanum. Daphne alpina. > Dianlhus alpestris. ,, alpinus. „ asper, Willd. Enum. „ caesius. „ collinus, Waldst. „ glacialis, Haenke. „ petraeus, Waldst. Doronicum Pardalianches. Draba aizoides. „ contorta, Villars. „ pyrenaica. „ stellata. Empetrum nigrum. Epimedium alpinum. Erigeron alpinum. Erinus alpinus. Eriophorum alpinum. „ vaginatum Erysimuni alpinum. „ vaginatum. Galium Boccone. „ tirolense, Willdenow. Enum. Gentiana acaulis. „ Pneumonanthe. ,, pumila. „ verna. Ge- 180 Geranium aconitifolium. „ pyrenaicum. Geum montanum. „ pyrenaicum. „ reptans. „ rivale. Gnaplialium Leontopodium. „ ' pussillum, Haen- ke. Gypsopbylla repens. Hedysarum alpinum. „ obscurum. Helianlbemum apenninum. M marifolium. Heracleum angustilulium. Ilicracium alpinum. aurantiacum. aureum. glaucum. Halleri. humile. croaticum,Waldst. „ flexuosum,Waldst. „ pallescens,Waldst, }, paludosum. „ pyrenaicum. Hypocbaeris helvetica. Juncus maximus. „ niv eus. tf Juocus sudeticus. „ squarrosus, Lotus alpinus, Sclileiclier. Lychnis alpina. „ quadridentata, YVilld. Melissa pyrenaica. Meum Mutellina. Oxytropis pilosa. Papaver alpinum, fl. luteo. Pbleum Michelii. Phyteuma belonicaefolium. „ orbiculare. „ scorzoneraefolium. Pimpinella magna. Poa cenesia. „ caesia. „ laxa. „ macrostacbia. Polygonum viviparum. Polypodium Ilvense. Potentilla aurea. „ birta. Primula Auricula. „ farinosa. „ inlegrifolia. „ longiflora. „ marginata. „ minima. Ranunculus acomtifolius. Ra- 181 ;rg. Ranunculus alpestris. nivalis, Jacq. plantanifolius. „ Thora. Rhododendron hirsutum. Ribes alpinum. „ pelraeum. Ruinex alpinus. „ digynus. Saxifraga aizoon, a\ n'Slernbei » » p) „ aizoides. „ aspera. ,, Lipoides. ,, c&esia. „ controversä , Stern- berg. „ cuneifolia. ,, decipiens. „ geranioides. „ Geum. .j hirsuta. „ hypnoides, ß)Stern- „ longifolia , ßj berg. „ moschata. „ muscosa , ß) Stern- berg. „ mutata. „ nivalis. 9) Saxifraga oppositifolia. Ponae, a) Sternberg, pyramidalis. „ rotundif'olia. sartnentosa. Sternbergii. „ umbrosa. Salix arenaria (Bohemica.) „ Jacquiniana. „ reticulata. „ retusa. Scabiosa alpina. „ caucasica. „ graininifolia. ,. pyrenaica. Scolopendrium vulgare. Scutellaria alpina. Sedum montanura. „ RKodiola. Senecio rupestris. Silene acaulis. „ alpestris. „ pelraea. ,, Saxifraga. Soldanella alpina. „ minor. „ montana. Solidago alpestris, Waldsr. „ minuta. Son- 182 Soncljus alpina. Stachis alpina. Swertia perennis. Thymus alpinus. „ monlanus. Tofieldia palustris. Trientalis europaea. Tussilago alpina. „ discolor. „ nivea. Valeriana celtica. „ montana. „ saxatilis. „ tripteris. Veronica alpina. ?> aphylla. » bellidioides. 5> saxatilis. Viola alpina, Jacq. » arenaria, Decand, )* bifiora. i> cornuta. » grandiflora. » mirabilis. J> montana. »J palustris. j> rotomagensis. » sudetica, Willd. En. app. Mehr als 50 Pflanzen, theils vom Samen gezogen, theils von den Alpen beygeschafft , sind, weil sie noch nicht ge- blüht haben, in das Verzeichnifs nicht aufgenommen worden. -OOOOOOOOOOOOG- VIII. -OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOÖOOOOfXXX)- VIII. Polygalae quatuor novae. Descripsit C. F. Fa. Martivs, Med. D., Academiae Regiae Monacensis Alumnus, Societ. Bot. Ratisb. Membr. Ordin. I. Polygala um.br osa. P. floribus cristatis, racemis axillaribus, foliis oLlongis acu- liusculis basi altenuatis. Perennis videtur. Bami angulali glabri. Folia alterna et subopposila, fere sessilia, oblonga, apice acuta et basin versus attenuala, sesquiunciam longa, unguem lata, nervo subtus valde prominente, laete viridia, praeserliin margine pilosiuscula. Flores virides magnitudine eorum. P. vulgaris, aliis nervosis, carina appendiculo penicilliformi ornata. Cap- sula subrotunda apice emarginata, glabra margine ciliis minu- tis distantibus obsita. Semina ovala nigra, umbilico calloso albo, villis tenuissimis albidis canescentia. Inserenda baec species , locorum umbrosorum prope Midnapur in Bengbale incola, ante P. telephioiden , W. cui pro- 184 proxima, a qua tarnen abunde diflert foliis, robuslioribus acu- tis, caulecrue ut videtur perenni. IL Polygala varians. P. floribus cristalis, racemis axillaribus foliis inferiori- tus obcordalis ovatisve, superioribus lanceolatis, caule berba- ceo ramoso procumbente pedunculisque birtis. P. heterophylla et P. procumbens Rolller. Sirianan* gei Tainul. Radix perpendicularis binc inde fibras eniittens, amiua. (?) Caulis subereclus vel basi stalim in ramos plures procumben- tes, ad summum semipedales, teretes, pilis rigidiusculis albis adspersos, divisus. Folia alterna glabriuscula margine ciliata unguein longiludine aequanlia vel paulo longiora ; inferiora oblonga, versus basin allenuata apice mucrone subtili praedi- ta plerumque emarginata et inde obcordala rarius integerri- jna, inlerduin ovato-subrotunda; superiora angustiora lanceo- lata. Petioli breves. Flores aut racemosi r.ut rarius solitarii. Racenü axillares quinque- ad octoflori, foliis breviores, sub- inde longiores, item ac pedicelli birli. Corollae virescentes magnitudine eorum P. noslratis vulgaris. Carina appendicu- lo brevi subcapitato aucta. Capsula obcordala glabra inargi- ne ciliala. , Vidde baec species variat quoad foliorum formam ; in- feriorum alia enim subinde ovato-subrotunda, apice inleger- rima; alia obcordata et vasi longius attenuata inveniuiüur; superiora nonnunquam ab inferioribus forma prorsus dilfe- runt; sunt plerumque lanceolata inlegerrima. Media est baec species iuter Polygalam telephioiden , W. aique P. arven- sein I 185 sem ejusdem autoris, a qua utraque notis saus firmis rece- dere videtur. In P. telephioide folia majora, sibi omnia aequalia , caulis striclus ereclus simplex. P. arvensis vero foliis minoribus apice integerrimis nee emarginatis et pedun- culis glabriusculis dittert ; perennis quidem a Willdenowio dicitur, sed forte uti nostra annua est. Caeterum P. ipsa arvensis vario modo forma mutari videtur, vidi enim speci- mina, foliis lanceolatis acutis. P. varians in Coromandelia Kabitat. ///. Polygala pubescens. P. pubescens, floribus crislatis, racemis lateralibus, fo- liis lanceolatis linearibus obtusiusculis , caule procumbente berbaeeo. P. tomentosa, Rottler. Caulis berbaceus procumbens, teres, villo denso albi- cante toinentosus, ramosus, ramis simplieibus. Folia alterna breviter petiolata lineari-lanceolata, uncialia sursum minora, apice obtuso, margine paulo revoluta, pagina superiore gla- biüuscula inferiore pubescentia. Flores in racernis bini, qua- terni, quini, magnitudine eorum P. vulgaris, virescentes. Pe- dunculi laterales oppositifolii atque alternifolii , breves pu- bescentes. Calycis foliola superius atque bina inferiora bre- via, latei'alia seu alae calycinae ovato-oblongae obtusae pu- bescentes et pulebre ciliatae. Carina dorsi apice appendiculo penicilliformi. Capsula oblonga apice paulo inaequalis at- que emarginata pubescens ciliata. Semina oblonge albo-bir- suta. 24 IV. Po- 186 IV. Polygala tranquebarica. P. floribus cristatis, racemis paucifloris lateralibus, fo- liis linearibus mucronatis, caule herbaceo rainoso. P. linearis, Iloltler. Radix perpendicularis fibras emiltens, annua. Caulis pumilus erectus, rainis procumbentibus, leres, pilis tenuissimis .obsilus. Folia alterna, petiolo brevissimo pubescenti insiden- tia, angusla linearia, semiuticialia et raäjöra apice mucrone aculo inslructa, glabra laele viridia, subtus pallidiora. Flores in pedunculis laleralibus subopposilifoliis et foliis breviori- bus, terni qualerni, quini , interduni quoque solitarii. Pe- dunculi atque pedicelli pubescentes,-basi slipula minuta. La- ciniae calycinae tres exiguae lato-lanceolatae acutäe, alterae binae, seu alae, ovalae acumine tenninatae, virescentes. Ca- rina brevis iniegerrima, apice penicillo brevi inslructa. Cap- sula obcordala glabra, sub lente margine ciliata. Habitat in littore Coromandel. «l^^w^vW\vv^AA^v^.vv^©^^*v^v«^>AA^A.vv^.'w^Av^^ AUF- AUFGABE EINER PREISFRAGE. »w*wvww^\wvw LJie Ausdehnung, welche die botanische Wissenschaft in der neuem Zeit er- hallen hat, die Vermehrung der schon beziehenden Gattungen durch neu ent- deckte Arten, hat die Notwendigkeit herbeygeführt, Trennuugeu zu versuchen, um hierdurch das Studium der Botanik zji erleichtern. Wenn ein solches Un- ternehmen in einem Sinn von einem Botaniker ausgeführt, und von den übrigen als richtig anerkannt wird, so ist diefs allerdings ein offenbarer Gewinn für die Wissenschaft. Wenn hingegen von verschiedenen, nicht einem und demselben Systeme huldigenden Botanikern einzelne Trennungen veranlafst werden, so cr- giebt sich oft das Gcgentheil ; — die Verschiedenheit der Ansichten und der Benennungen häuft die Beschwernisse der Untersuchung, die bekannten Pflanzen verbergen sich unter den abweichenden Benennungen und mit Aufwand von Midie und Zeit entdeckt man durch Vergleichung am Ende eine ganz bekannte Pflanze. In solchen Fallen ist eine monographische Bearbeitung einer solchen nah verwandten Pflanzen - Sippschaft das vorzüglichste Mittel, um Ordnung und Klarheit wieder herzustellen. 24* . Die 188 Die altern BoLaniker vor Linnee, haben die Gattungen Cirsium und Carduus anerkannt, aber, wie gewöhnlich, verschieden gestaltete Gewächse dar- unter gereihet. Die Linneische Schule liefs die Gattung Cirsium eingeben, und setzte Cnicus und Carduus an die Stelle. Die französischen Botaniker dagegen, nahmen die Gattung Cnicus nicht auf, und behielten Cirsium bey ; allein die Cirsium der letztem sind weder blos die Cirsium der Alten, noch die Cni- cus der Lineaner und umgekehrt. Decanäolles (hat den wichtigsten Schritt, um in dieser Sippschaft ein wenig aufzuräumen , indem er bey Gelegenheit einer kurzen Monographie der Galtung Serratida (Annales du Museum Sc. T. XVI. p. 181. seqq.) einige Trennungen veranlafste und mehrere Arten Carduus, als C. centauroides , j>o- lycloros, cyanoides TVilld. C. mollis Jacq. zur Cattung Sej-ratula brachte. Allein damit ist bey dieser zahlreichen Gattung noch wenig getban ; — es bleibt dem genau prüfenden Botaniker noch ein weites Feld zu Untersuchungen, Vcr- gleichungen und Berichtigungen übrig, die nur durch eine monographische Bear- beitung erschöpfend dargestellt werden können. Um eine solche aufklärende Bearbeitung zu veranlassen , hat die König], botanische Gesellschaft in Begensburg sich bestimmt, auf die beste monographi- sche Bearbeitung derjenigen Pflanzen, die von den neueren Botanikern unter den Gattungen Carduus, Cnicus und Cirsium aufgeführt werden, einen Preis von zweyhundert Gulden festzusetzen. Die Monographie mufs bis letzten December 1817. an die K. B. botani- sche Gesellschuft in Begensburg unter der gewöhnlichen Form, mit einem Motto, und dem versiegelten Namen des Verfassers eingesendet werden; die Beurthei- liuig wird in den ersten Sitzungen des Jahrs 1818. vorgenommen werden. Die 189 Die Monographie bleibt, wenn ihr auch der Preis zuerkannt worden ist »vi des Verfassers Disposition, falls er sie selbst auflegen zu lassen gesonnen ist wo nicht, so kann sie auch nach Umstanden entweder ganz, oder theilweise in die Denkschriften aufgenommen werden; so wie auch von der Preisertheilune ehrenvolle Erwähnung gemacht werden wird. Als Vorbild einer gut bearbeiteten Monographie, wird auf die Eryngia von Delaroche , in Bezug auf Trennung der Gattungen auf Decandolles oben erwähnte Ausarbeitung hingewiesen; die Gattungs - Charactere , wie sie in Zu- kunft bi stehen sollen, müssen scharf entworfen und die Synonymie bey den Ar- ten vollständig und kritisch genau dargestellt werden. Seltene Pflanzen, die be- schrieben werden, müssen entweder mit einem trockenen Exemplar, oder einer Abbildung, wenn noch keine vorhanden ist, belegt werden, die jedoch dem Ver- fasser wieder treulich zurückgeschickt werden soll. VER- VERBESSERUNGEN. iWt^AA VWXAAAAA. W*< Seil e 25 Zeile 2 statt gemello ist 7.U lesen : gomella ?» 38 J> 4 i) Taesonia j> 99 >> Taesonia. »> 49 it 4 j» pediculatiä »» 99 *f pedicellatis. j» 53 » 25 >» in arena sepelita »9 n ji arena teeta. 3» 54 1) 1 » plena 9» 99 »» plana. J> 55 )> 1 3» corollae 99 » 99 corolla. 5> ibid ») alt )9 arundines 9» 91 99 arundiuibus. JI 148 J» 9 J9 dem Botaniker 9» 99 99 den Botanikern J» 149 >1 22 99 ihn 9» «> 9* es. 3> ibid »> 23 99 Smith l. 99 »9 99 Smith, britt. J, 5' 152 JJ 20 nach Icon nostra ist zu s etzen : t. II. f. a— i. »» ibid. » " 22 statt rivales ist 7. B lesen : nivales. J> 154 ;> 11 »» ad seq. »» 99 „ ad praec. J> 155 »» 11 99 Lapponischen ?f 99 i> Lappländischen. )> 157 j> 5 1} caulo •> 99 91 caule. )> 166 j> 17 99 capsulos » 9» 99 capsulas. S» 168 »» 8 99 werden »» 99 99 wurden. 1» 179 Spalt 1 Zeile ult statt pumilis »» 99 9» pumilio. »> ibid. >» 2 » 1 2 » Yillars *> 99 99 Ehrhart. M 180 »» 2 15 » cenesia »» 99 9* cenisia. »» 184 Zeile 25 statt vasi V >» 91 basi. «/>. //. ■ J,;.., -/'. ■ I.I. . JjfotVH fa />//.-, v///y;^:.- ovafa -St. -ruf. et /./// Ia£.Jawm fa • Tai.m. (\ //;'./■ / tili ■ röt e )< // /> uAt \ / , fmrm /.-. REGENSBURG, 1815. GEDRUCKT VON CHRISTOPH ERNST BRENCK. / York Botamcal Garden UbrajY 3 5185 00293 3115 *- .-*<. , +#***,