AM'}lf' HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. ^ DENKSCHRIFTRN KAISKRLttilKM AKiüEMTR DEU WISSEN8C1J4FTE1\. MV 1 iiK.MA Tiscii-wn invrssFxsrn \prr TniK clas^^k NEÜNUNDDREISSIGSTEB BAND. ÄUT 41 TAFELX. 1 KARTE. -1 PLÄNEN UND 4 HOLZSCHNITT! IN Cini.MiJ.^iii > BKl KAItL (iEhULU s öOIIN, BICIIHÄNUI.EH UKH KAIStUl.lCHEK AKAUtlMlb UER vll..iKVSrH»w i ► s/ lU DENKSCHRIFTEN DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. NEUNUNDDREISSIGSTER BAND. i WIEN. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREL 1879. 0^ INHALT. Erste Abtheilung-. Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. Seite Hochstetter, v.: Über einen neuen geologischen Aufschlags im Gebiete der Karlsbader Thermen. (Mit 3 Tafeln und 1 Holzschnitt.) ] Steindachner : Zur Fisch-Fauna des Magdaleneu-Stronies. (Mit 15 Tafeln.) 19 Fritsch: Jährliche Periode der Insectenfauua von Österreich-Ungarn. IV. Die Schmetterlinge (Lepidop- tera). 1. Die Tagfalter (BhopaloceraJ. (Mit graphischen Darstellungen auf 4 Tafeln.) 79 Wiesner: Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. Eine physiologische Monographie. I. Theil. (Mit 1 Holzschnitt.) 143 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nicht- Mitgliedern. Waagen : Über die geographische Vertheilung der fossilen Oi'ganismen in Indien. (Mit 1 Karte.) ... 1 Igel: Die Orthogonalen und einige ihnen verwandte Substitutionen 29 Doelter: Die Producte des Vulcans Monte Ferru 41 Woldfich : Über Caniden aus dem Diluvium. (Mit 6 Tafeln.) 97 Manzoni: GH Echinodermi fossili dello Schlier delle Collina di Bologna. (Mit 4 Tafeln.) 149 Wurmbrand, Graf: Über die Anwesenheit des Menschen zur Zeit der Lössbildung. (Mit 4 Tafeln und 2 Plänen.) 3 65 Makowski, und Tschermak : Bericht über den Meteoritenfall bei Tieschitz in Mähren. (Mit 5 Tafeln und -J Holzsclinitten.) 187 Erste Abtheilung. Abhandlung-en von Mitgliedern der Akademie. Mit 22 Tafeln und 2 Holzschnitten. ÜBER Iffl liS mWMMi IKilS III Gl hKll ■ m\ I 1 D« FERDINAND v. HOCHSTETTEK, WIRKIICHEM MITGI.IEDF, TER KAISERLICHEN AKADEMIE PER WISSENSCHAFTEN. (DiLvt 0 Snfefiv uuc^ I ^€ofz*cßii itte,^ VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTr.ICHEN CLASSE AM 14. HARZ IS7S. Vor 22 Jahren habe ich in den Sitzmigsbericliten der mathem.-natuiw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften (Bd. XX, S. 13) eine Abhandlung- „Über die Karlsbader Thermen in zwei parallelen Quellen- ziigen auf zwei parallelen 6 ebirgs spalten" veröffentlicht. In dieser Abhandlung-, die ein Resultat der ein- gehenden geologischen Studien in Karlsbad und dessen Umgebung- war, welche ich als Geologe bei der k. k. geologisehen Reichsanstalt aus Veranlassung der officielen geologischen Aufnahmen der Gegend zu machen hatte,' habeich es unternoninieii. den Beweis zuführen, dass der sogenannten „Hoffschen Quellenliuie" ^ keine geologische, oder strenger keine geotektonische Bedeutung zukomme, dass vielmehr die Karlsbader warmen Quellen, auf zwei parallelen Quellenziigen liegen, die ich den Sprudel-Hauptzug- und den Miihlbrunn -Nebenzug nannte, und dass diesen parallelen Quellenzügen zwei parallele Gebirgsspalten entsprechen, die Spru del-Haup f spa I te und die Mühlbrunn-Nebenspalte, welche auch in der Gebirgs- oberfläche und zwar einerseits in der Schlucht der Pragergasse und gegcnüter in der Einsenkung zwischen Hirschensprung und Schlossberg-, andererseits im Verlauf des Tejdthales sich charakteristisch zu erkennen geben. Ich führte diese Spalienl)ildung zurück auf die Art und die Richtung der Zerklüftung des Karlsbader Granites in Folge der ihm eigenthUmlicIien Ahsonderungsverhältnisse, und fasste meine Anschauung über die tektonischen Verhältnisse des Gebietes iler Therinali|uellcn weiters in folgende Sätze zusammen. 1 Vei-gl. Karlsbad, seine g-eognosti.scheü Verhältnisse uikI seine Qiu-llen. Von Dr. Ferdinand Ho r liste tter. Karlsbad 1856, bei Gebr. Frauieck. Mit einei- g-eologisehen Karte. -^ V. Hoff. Geognostische Bemerkungen über Karlsbad. Gotha 18-2.J. Hoft'sclie Quellenlinie wird die Linie genannt, welche von der Ausbruch-fstelle des Sprudels einerseits gegen Südost zu dein Sauerbninn bei der Dorotheen-Au, anderer- seits gegen Nordwest über den .Schlossberg zu der neuen Eisenbadquelle im Wiesenthal führt. Zieht man diese Linie auf dem neuen Schin dler'schen Situationsplan der Stadt Karlsbad vom .J. 1876, so macht dieselbe mit der astronomischen Nord- Süd-Linie in der Kichtiiug gesen Südost einen Winkel von 32°, entspricht .-ilso Stunde 9, 13° oder hör. 10 im Allgemeinen •, in der Richtung gegen Nordwest macht sie einen Winkel sogar von 35°. Auf Hoff s Karte bildet dieselbe nur einen Winkel von 18° mit der Nordsüd-Liuie, würde also im Allgemeinen Imr. 11 des ('oiniiasses n-eibicirt) entsprechen. IJenkschrifteD der mathem.-natui-w. Ol. XXXIil. Rfl. 2 Ferdinand r. Hochstetter. Der „Karlsbader Granit" (ein Granitporpliyr, den ich von dem porphyrartigen Hirschen- sprunggranit auf dem linken, und dem feinkörnigen Kreuzberggranit auf dem rechten Teplufer als die dem Thermalgebiet eigenthiimliche Granitvarietät unterschied) ist durchschnitten von einem System paralleler Kluftflächen nach zwei Richtungen: Hauptzerklüftungsriehtung nach Stunde 8 — 10, (im Mittel Stunde 9), zweite Zerklüftungsrichtung nach Stunde 2 — 4 (im Mittel Stunde 3 [reducirtes Streichen]). Der Hauptabsonderungsrichtung entspricht die Hauptspaltenbikluug in der Richtung von Südost nach Nordwest, der zweiten eine Seitenspaltenbildung in der Richtung von Südwest nach Nordost. Es sind dies die beiden Richtungen, welche gleichzeitig die ganze Tektonik des hercynisch-sudetischen Gebirgssystemes beherrschen. Diese doppelte Spaltenbildung tritt auch charakteristisch iiervor in der Tlialbildung von Karlsbad (Tepl- thal Pragevgasse, Thal nach Klein-Versaiiles), ^ sowie in der Richtung zahlreicher Quarz- und Hornsteingänge, und bedingt endlich die gegenseitige Lage der warmen Quellen. Das Oentruni der heissen Wasser-Eruption, das Sprudelgebiet, liegt im Kreuzungspunkte der Sprudel- Hauptspalte mit der Seitenspalte des Teplthales längs der alten Wiese. Alle übrigen Quellen sind Nebenquellen auf Seiten- und Nebenspalteu, welche ihr Wasser theils einer mehr directen, theils einer mehr indirecten Communication dieser Spalten mit der Sprudel-Hauptspalte ver- danken. Ich erläuterte diese Auffassung durch eine der Abhandlung beigegebene Kartenskizze und auf S. 33 in einem Durchschnitt vom Hirschensprung iiber den Schlossberg und das Teplthal nach dem Dreikreuzberg in der Richtung von Südwest nach Nordost, den ich hier reproducire: Hirschensprung Schlossberg Teplthal Dreikrenzberg ÄW AA Sprudel-Hauptspalte. ra Sprudelschale. a Springer. b Hygieensquelle. d Schlossbrunn. e Quelle zur russischen Krone. BB Mühlbrunn-Nebenspalte. / Mühlbrunn. h Theresienbrunu. 1 Nach dem neuen Schindler'.schen Situationsplan der Stadt Karlsbad vom Jahre 1876 i.st die mittlere Richtung des Teplthales zwischen der alten und ncitn 'Wipse, vccn man das Lineal von der Mitte des Meloneiisteges zur Mitte des Spvudelsteges anlegt, genau von Südwest n:ich Nordost, ,ilso genau Stunde 3. Die mittlere Richtung des Teplthales nach dem grossen Bug unterlialb des Sprudels zwischen dem Sparcassasteg und dem Curhaussteg verläuft von S. 40° gegen 0. nach N. 40° gegen W., also nach Stunde 9, 5°, so dass diese beiden Thalrichtungeu einen wenig stumpfen Winkel von 95° mit einander machen. Die letztere Richtung Stunde 9, 5° ist aber genau auch die Richtung der Linie, in welcher die Quellen Ube7- einen neneii g<-ohgischen Aufschluss im Gcbietp der Karlshader Thermpn. 3 In diesem Durchschnitt erscheint die ganze P'elsmasse des .Schlossberges jals das obere Ausgehende einer durch die mit steilem nordöstlichem Einfallen in die Tiefe gehenden Sprudel-Hauptspalte einerseits und die südwestlich verflächende Mtihlbrunn-Nebenspalte andererseits abgegrenzten keilförmigen Gebirgsmasse zwischen dem Hirscliensprung und dem Drei kreuz berg, die von den auf diesen, der Hauptzerkliiftungsrichtung des Karlsbader Granites entsi)rechenden, Spalten aufsteigendL-ii Thermahvässern umflossen und auf kleineren Nebenspalten, welche der zweiten Zerkliiftungsricbtung des Grauits entsprechen, von eben solchen Wässern durchsickert und durchströmt wird. Die Granitmasse des Schlossberges fasste ich also als den oberen Theil elDes grossen Keils auf, an dessen unterer Schneide in einer wahrscheinlichen Tiefe von 136 Wiener Klaftern oder in runder Zahl von 270 Metern der aus viel grösserer Tiefe kommende Strom des Thermalwassers sich zertheilt und einerseits in der Sprudel-Hauptsjialte, andererseits in der MühllirunnNebenspalte aufsteigt, gleichzeitig aber das ganze Innere der Felsmasse auf Klüften und Sprüngen in unzähligen kleineren Wasser- adern durchdringt und durchsickert, und dadurch auch die ganze Felsmasse erwärmt. Auf der Sprudel-Hauptspalte entspringen nach meiner Vorstellung die Quellen des eigentlichen Sprudel- gebietes (d. i. der Springer oder S])rudel, die Springqnelle des oberen Zapfenloches in der Sprudelschale im Bett derTepl, 1 und die Hygieensquello und der Schlossbrunnen; auf der Mühlbriinn-Nebenspalte entspringen der Mühlbrunnen, ^ Neubrunnen, Bernhardsbrunnen, Elisabethbrunnen (erst seit 1875 gefasst und als Trink- quelle benützt), die Felsenquelle, Curhausquelle (seit 1870 gefasst) und der Kaiserlirunnen im k. k. Militär- badehaus. Anf kleineren Seiteuspalten der Sprudel-Hauptspalte liegen der Marktbruniien, die Kaiser Karlsquelle (an der Stelle des alten Rathhauses und seit 1874 als Trinkquelle benützt) und die Quelle „zur russischen Krone" ; auf einer Seitenspalte der Mühlbrunnenspalte endlich der Tlieresienbrunnen. Diese meine Auflassung in Bezug auf die Karlsbader Thermen wurde von späteren Beobachtern weder widerlegt, noch bestätigt. Denn ich kann in der Arbeit des berühmten sächsischen Geologen, des verstor- benen Prof. N aum a n n, über den Granit des Kreuzberges bei Karlsbad ^ keine Widerlegung meiner Ansichten finden, da er j;t selbst das Resultat, zu welchem er in Bezug auf die gegenseitige Lage der Karlshader Quellen kommt, in die Schlnssworte zusnmmenfasst: ,.Nach diesem Allen scheint denn doch die corrigirte Hoff 'sehe Quellenlinie topographisch am meisten gerechtfertigt zu sein". Daran, dass diese Linie eine Mittellinie ist, auf der, oder in deren Nähe wenigstens die meisten der Quellen liegen, hat ja niemals Jemand gezweifelt, der eine Karte von Karlsbad vor Augen hatte, in welcher die einzelnen Quellen nach ihrer Lage eingetragen waren. „Eine geotektonische LTrsache für sie, fährt Naumann fort, wissen wir freilich nicht anzugeben, wenn sie nicht etwa in der Bemerkung v. Warnsdorff's angedeutet ist, dass sie der Erhebungslinie des Böhmerwaldgebirges parallel läuft". Ebenso wenig will ich mich auf die Auseinandersetzungen des bekannten Wiener Mineralogen und Geo- logen, des verstorbenen Prof. Keuss, in der den deutschen Naturforschern imd Ärzten gewidmeten Schrift: Carlsbad, Marienbad und Franzensbad und ihre Umgebung (Prag und Carlsbad 1862) S. 59 — 62 als auf eine Bestätigung meiner Ansichten berufen, weil Reuss ohne neuere selbstständige Beobachtungen einfach meine Folgerungen acceptirt und wiedergegeben hat. Ich war daher, als mir Mitte Januar d. J. durch den gegenwärtigen Bürgermeister von Karlsbad, Herrn Ed. Knoll, die Mittheilung gemacht wurde, dass durch Abgrabungeii am Fasse des Schlossberges, unterhalb des Mühlbrunn-Nebenzuges vom Mühlbrunnen bis zum Kaiserbrunnen liegen. Verbindet man endlich den Sprudel mit dem Sclilossbrimnen , so ist diese Riclitung- N. 44° W., also nur um 4° abweichend von der Richtung der Mühlbrunn -Kaiser- brunn-Linie. 1 Diese Quelle spraii;;- zur Zeit unseres Besuclies in Karlsbad bis lu Fuss hoch. - Am Mühlbrunnen weiden seit mehreren Monaten im Auftrage der physiographischen Gresellschaft in Prag genaue Wassermessungen ausgeführt, um zu erfahren, ob auch die Karlsbader Quellen dem Gesetze folgen, dass sie bei niedrigem Barometerstande ergiebiger sind als bei hohem. 3 Dr. Carl Naumann, Über den Granit des Kreuzberges bei Karlsbad. Mit 2 Kartenskizzen. Separatabdruck aus : Neues Jahrb. für Minor. 41. Jahrg. 1866. 1* 4 Ferdi)iand v. Hockstetter. des Schlossbrunnen und in der unniittelbaren Nähe des Marktbnnineii höchst merkwürdige geologische Verhältiii.^se bhissgelegt seien, und dass uauientlich Sprudelsteinbildiingen von einer Ausdehnung und Mäch- tio-keit wie man sie niemals zuvor zu beobachten Gelegenheit hatte, aufgedeckt seien, aufs Lebhafteste ange- regt, weil ich gerade an dieser, nach meiner Auifassung auf der Sprudel-Hauptspalte gelegenen Stelle die Bestätigung oder Widerlegung meiner vor mehr als 20 Jahren gewonnenen Auffassung finden musste. Ich war rasch entschlossen, der freundlichen Einladung der Herreu Stadträthe von Karlsbad, den Aufschluss zu besich- tigen und wissenschaftlich zu untersuchen, Foli;e zu leisten und reiste am 23. Jänner in Begleitung des Herrn F. Teller, Assistenten bei der k. k. geologischen Reichsanstalf, der von Seiten der Direction der k. k. geo- logischen Reichsanstalt zu demselben Zwecke entsendet wurde, nach Karlsbad ab. Die vorliegende Arbeit ist das Eesultat unserer gemeinschaftlichen Untersuchungen, und wenn wir in der Darstellung der Details des durch die Abgrabungen gewonnenen Aufschlusses etwas ausfiUirlich geworden sind, so dürfte dies wohl gerechtfertigt sein, da in der That niemals zuvor ein solcher Einblick in die beson- deren Verliältuisse des Karlsbader Quellgel)ietes gestattet war, und da auch kaum vorauszusetzen ist, dass eine so günstige Gelegenheit sich bald wiederholen wiid. Es verdient daher alle Anerkennung, dass die Mit- glieder des Stadtrathes die wissenschaftliche Untersuchung des gewonnenen geologischen Aufschlusses ver- anlasst haben, und ich drücke insbesondere Herrn Bürgermeister Ed. KnoU und meinem alten Karlsbader Freund, Herrn Apotheker Hugo Göttl unseren verbindlichsten Dank aus für liie thatkriiftige Unterstützung und die gastliche Aufnahme, deren wir ui]S in Karlsbad zu erfreuen hatten. Der geologische Aufschluss, um welchen es sich handelt, befindet sich zwischen dem Marktbrunuen und der Kaiser Karlsqnelle am Fasse des Granitfelsen, auf welchem der Stadtthurm steht, an der Stelle, wo früher das Haus „zum weissen Adler^' und vorne gegen die Strasse zu einige Verkaufsbuden gestanden hatten. (Siehe den Situationsplan, Taf. IH.) Um den durch den Abbruch dieser Baulichkeiten gewonnenen Platz ' lür die Anlage einer projectirten Marktbrunn-Oolonnade zu ebnen, musste das vom Marktplatz gegen den Schlossberg, zunächst gegen das Haus „zur englischen Flotte", etwas ansteigende Terrain abgetragen werden, und bei dieser Arbeit war es, dass man auf eine mächtige Sprudelsteinbildung stiess, die sich vom Marktplatz über den ganzen Bauplatz bis unter die Grundmauern des Hauses „zur englischen Flotte" erstreckte, und die Aufmerksamkeit der Karlsbader begreiflicherweise in hohem (4i-ade erregte. Denn schon der Laie konnte erkennen, dass diese gerade zwischen dem Sprudel und dem Schlossbrunnen in der Mitte liegende Sprudel- steiiibildung einerseits gegen die Tepl zu mit der Sprudelsciiale des Sprudelgebietes und andererseits schloss- bergaufwärts mit den Sprudelsteinbildungen, die sciion früher unter den Schlossberghäusern bis über den Schlossbrunnen hinaus l)eoliaehtet wurden, in Verbindung stehen müsse. Es entstand die Besorgniss, ob nicht der Auf- und Abbruch dieser Sprude]steinl)ildungden nur circa 42 Meter entfernten Schlossbrunnen beeinflussen und beeinträchtigen könnte. Indess die Besorgnisse wurden überwunden. Die Abtragung des Terrains wurde mit Vorsicht, ohne Pulver oder Dynamit-Sprengungen, in Angriff genommen, und am 24. Jänner, als ich mit Herrn Teller die Stelle zum ersten Male besuchte, fanden wir nicht weniger als l'JO Arbeiter in voller Thätigkeit und die Arbeit der Abgrabung schon ziendich weit vorgeschritten. Das Bild war in der That ein in hohem Grade überraschendes und anziehendes, schon durch die mannig- faltigen Formen und Farben der Gestcinsbilduiigen, welche sich auf den ersten Blick darboten, mehr noch aber durch die geologischen und petrographischen Details, die sich bei der näheren Untersuchung ergaben. Da der Aufschluss, der hier unmittelbar im Hauptquellengebiet selbst gemacht wurde, in geologischer Beziehung jedenfalls zu den interessantesten gehört, die je in Karlsbad sich darboten und dabei Verhältnisse blossgelegt wurden, wie sie niemals früher so klar zu beobachten gewesen sind, und indem der Platz wieder ' L>ic Ablösung der Bauliehkeiteu und des Platzes hat der Stadtgemeinde von Karlsbad niclit weniger als 168,500 fl. gekostet. Vier einen neuen geologischen Aufschluss im Gebiete der Karlsbader Ther men. überbaut werden soll, nucli bald wieder der Beobaclituiig entzogen sein werden, so scliien es mir gerecht- fertigt, das merkwürdige geologische Bild nicht bloss mit Worten zu beschreiben, sondern auch durch eine niögiiclist naturgetreue landschaftliche Skizze festzuhalten. Herr Bürgermeister Knoll Hess daher während meiner Anwesenheit in Karlsbad nicht bloss durch den Photographen Herrn Hirsch mehrere photographische Aufnahmen des Platzes, sondern auch durch Herrn Schaf fl er, Lithographen in Karlsbad, eine genaue Zeichnung des Ganzen machen, die ich so weit geologisch ausführte, dass nach diesen Vorlagen Herr Rank, ein talentvoller Schüler der technischen Hochschule in Wien, das schöne und charakteristische Bild ausführen konnte, welches dieser Arbeit in chromolithographi- scher Reproduction beigegeben ist. (Taf. I.) Die Skizze auf Taf. H soll zur näheren Erläuterung der geologischen Verhältnisse dienen. Was das Auge vor Allem fesselt, ist am vorderen Rand der Abgrabung der Durchschnitt einer iniichtigen Sprudelsteinschale (2), die sich in einem weiten Bogen wie ein flaches Gewölbe, unmittelbar auf Granit (1) auflagernd, von der einen Seite zur andern ausspannt und aufwärts bis unter die Grundmauer des Hauses ,,zur englischen Flotte" hinzieht. Die Spannung des Sprudelsteingewölbes der Länge nach betrug 127 Meter, die Höhe in der Mitte der Abgrabung bis an den oberen Rand der Sprudelsteinschale 2-5 Meter, und die grösste Mächtigkeit der Schale selbst in ihrer linken (südwestlichen) Hälfte 1-30 bis 1-40 Meter. Diese Sprudelsteinschale besteht ihrer ganzen Mächtigkeit nach aus concentrischen Schichten und Bän- dern von fei nfas er i gem Ar agonit; sie sondert sich in mehrere einzelne plattenfönuige Bänke von ver- schiedener Dicke ab, und enthält namentlich in den unteren Bänken zahlreiche Granitstücke eingeschlossen. Nach rechts gegen den Marktl)ruunen zu, wird die Schale allmälig düuner und schien sich schliesslich ganz auszukeilen. (Die Stelle war leider durch einen am 24. Jänner Nachmittags eingetretenen Felssturz von dem Stadtthurmfelsen her verschüttet.) Auf der linken Seite zieht sie sich mit bedeutender Mächtigkeit in das Niveau des Marktplatzes herab, und biideti' hii-r, mit ihren Rändern aus dem Boden herausragend, einen halb- kreisförmigen Bogen. An einer der dicksten Stellen der Schale ergab sich von oben nach unten folgender Durchschnitt: Oberste Bank 1. 0-22", vorherrschend weiss. 2. 0-25'", oben weiss mit gelben Bändern, in der Mitte röthliche Bänder, unten gelbe und röthliche Bänder im Weiss, mit Graniteinschlüssen. ,. 3. 008'", Vorherrschend weiss, nach oben mit schwachen rothen Bändern. ,. 4. 0-0i>"'. weiss mit gelben Streifen. .'i. 0-30'". vorherrschend röthlich, nach unten intensiv braunroth gefärbte Lagen. 6. 0-U9'", mit ausgezeichnet nierenförmigen liraunrothen Bildungen. Unterste ,. 7. (»-.^O'", oben intensiv gefärbte braunrothe Schichten von O-OH'" Dicke, in der Mitte lichtere Partien mit Graniteinschlüssen, unten braunrothe schmale Bänder und zum Theil out vielen Graniteinschlüssen und dünn plattenförmiger Absonderung. Gesammtmächtigkeit 1-30 Meter. Die ganze Schale ist also aus vier dickeren Bänken (1., 2., 5. und 7.) und drei dünneren (3., 4. und 6.) aufgebaut. Die dickeren Bänke bestehen aus einem sehr festen und compacten Sprudelstein, der in seinen einzelnen Schichten und Bändern die mannigtaltigi>ten Farbeunuancen zeigt, und sich vorzi und zur Politur eignet. Bei den i;rosscn Quantitäten, welche von diesem Stein l)ei der Abg und aufgesammelt wurden, werden daher die Karlsbader Steinschleifer auf lange Jahre lii für ihre Arbeiten versorgt sein. Ganz besonders sind es die Bänke h und 7, welche das bi Material für diese Zwecke liefern. 6 Ferdinand v. HocJistetter. Auffallend ist die „ripplemaik"-ähnliche Gestaltung der Oberfläche einzelner Bänke an ihrer Trennungs- fläche von den darüber liegenden Bänken, am schönsten wohl bei Bank 7, deren Oberfläche ein Kelief zeigt, als ob man mit den Fingern in der Richtung, in der das Wasser, das den Sinter abgesetzt hat, floss, in eine weiche Masse gedrückt, und dadurch diese Massse zu kleinen halbkreisförmigen, nach oben concaven, nach unten conrexen Wülsten zusammengedrückt hätte. Unter den dünneren Bänken ist die Bank (3 hervorzuheben wegen ihrer eigenthümlichen Structurverhältnisse. In dieser Bank sondern sich nämlich weit häufiger, als in den andern Bänken aus dem gebänderten Sprudel- stein knollenförmige, oder nierenförmige und eiförmige Partien ab, die intensiv braunroth gefärbt sind und im Querschnitt in welligen Ellipsen eine concentrisch-schalige Zusammensetzung mit radialfaseriger Structur zeigen. Die Arbeiter bei der Abgrabung haben diese Eigenthümlichkeit liald herausgefunden und dieser Bank den Nnmen „Eierbank" gegeben. Einzelne Stücke aus dieser Bank gehören, wenn geschliffen, zum Schönsten, was Karlsbad an Sprudelsteinen je geliefert hat. Die Sprudelsteinschale zieht sich, wie ich schon früher erwähnt, ohne Unterbrechung mit einem Neigungs- winkel von circa 10° aufwärts bis unter die Grundmauer des Hauses „zur englischen Flotte", wo sie aber- mals in schönen Durchschnitten, circa 1 Meter mächtig, blossgelegt war. Man konnte sich hier an mehreren Stellen überzeugen, dass unmittelbar unter der Schale nicht Granit, sondern eine Graiiit-Hornsteinbreccie liege, auf die ich später zu sprechen komme. Nach rechts schien die Schale gegen die Grauitfelsen, auf welchen der Stadtthurm steht, flach auszu- laufen, ohne in diese Felsmassen selbst einzudringen, auf der linken Seite dagegen war es ebenso deutlich wie am vorderen Anschnitt unten, dass sich die Sinterbildung unter den tlieils rotli, theils grau, theils grün gefärbten Granit, der hier in grösseren Felsmassen ansteht, hineinziehe. In Bezug auf die Sinterijildungen zeigten sich jedoch oben einige neue Erscheinungen. Die aus mehreren Bänken gebänderteu und feinfaserigen Sprudelsteins bestehende Schale ist hier circa 1 Meter (iick, und zeigt in ihren untersten Schichten wieder viele GraniteinschlUsse. Über dieser festen Sprudelsteinschale liegt dann aber eine sehr lockere eisenschüssig gelbe Masse (2, a) mit zahlreichen weissen Aragonitdrusen und Aragonit- schnüren. Die Hohlräume dieser Aragonitdrusen ergaben sich bei näherer Untersuchung meist als lange, röhrenförmige ( 'anale, durch die einst das Theimahv:isser geflossen sein miiss. Einer dieser alten Quellgänge war ganz mit gelbem Eisenocker ausgefüllt. Diese 50 Centimetei' mächtige eisenschüssige Schichte war auch dadurch bemerkenswert!!, dass sie neben Einschlüssen von eckigen Fragmenten von Hornstein auch einzelne entschiedene Gerolle enthielt. Über dieser eisenschüssigen Schichte fand sich dann noch zu oberst eine zellig ausgebildete, sehr zähe Aragonitraasse (2, h) gleichfalls mit einzelnen Granit- und Hornsteineiusclilüssen and mit grösseren und klei- neren von spiessigen Aragonitkrystallen besetzten Drusenräumen. Die IMäclitigkeit dieser Ablagerung betrug 75 Centimeter. Weiter nach links scheinen diese Bildungen schon bei einer früheren Abgrabung abgetragen worden zu seiu, denn in der Ecke unter der Grundmauer des Hauses ..zur englischen Flotte" links stand nur Granit an. Bei all der grossen Mannigfaltigkeit von Sprudelstein nach Striiciur und Färbung in der i)eschriebenen Sinterschale, ist es doch auffallend, dass von jenen, in dünneren Stücken durchscheinenden, völlig achatähn- liehen Sprudelsteinen, oder von Erbsensteineu und jenen interessanten Stücken, in welchen faserige Aragonit- schichten mit pisolithischen wechseln, wie sie auf der anderen Seite der Tepl beim Hau der Pfarrkirche im Jahre 1732 und 1733 gefunden wurden, hier nichts vorkommt. DasFehlen von Erbsenstein erklärt sich indessen leicht, da die Pisolithbildung nur in nächster Nabe der Ausbruchsiiffuungen stark aufsprudelnder Quellen vor a\cM o-olion i-"nn, wo das stark bewegte auf- und abwallende Wasser die Sandkörner oder Gasbläschen, die lurch längere Zeit in Bewegung und suspendirt erhalten kann, bis sie, durch die fortdauerude -össer und schwerer werdend, endlieh zu Boden sinken. Wo Pisolithe, wie in der Sprtidelschale Schlossberges ganz fehlen, da haben wir es eben nur mit einer ans dem stetigen Abfluss einer ten Sinterschale zu thun und alle Verhältnisse deuten daraufhin, dass die beschriebene Sprudel- Vher eiwn neuen gpolorjUchen Aufschlu^s im Gebiete der Karlsbader Tlv rmr-n. 7 steinhilduiig nicht über der Ausbrixchsstelle des Thermahvassers, aus dem sie sich abgesetzt hat, gebildet wurde, sondern ihren Ursprung einem mächtigen Erguss von Thernialwasser in grösserer Höhe am Schloss- berg, etwa in der Gegend des heutigen Schlossbrunaen, oder selbst noch darüber hinaus, verdaniit, welches seinen Abfluss durch eine lange Zeitperiode über und zwischen den Felstrümmern am Fusse des Schlossberges hindurch gegen das Tepithal zu, gehabt hat. Ich möchte jedoch diese Sprudelsteinbildung niclit direct als ein Product der Schlossbrunnquelle bezeichnen, sondern als das Product eines Tliermalwasserstromes, dessen Ausbruchsöifnung auf der Stelle des gegenwärtigen Schlossbruunen oder in dessen Nähe gewesen sein mag, und der im Schlossbrunnen jetzt noch nachwirkt. Vielleicht darf man annehmen, dass zur Zeit, als am Schlossberg der reichlichere Wassererguss stattfand, im Sprudelgebiet es noch weniger lebendig war als jetzt, und dass der Ort der Hauptwasser- Eruption im Laufe der Zeiten auf der Sprudel-Hauptspalte so weit sich verändert hat, dass diese aus der Gegend des Schlossbrunnens in das Teplbett, d. h. in das heutige Sprudelgebiet versetzt wurde. Es wäre nun in hohem Grade interessant, wenn es sich constatireu Hesse, dass die grossen Massen von Sprudelstein und darunter die vielen schönen Erbsensteine, welche iui vorigen Jahrhundert bei der Grund- aushebung für den Thunn der Kirche St. Magdalena hinter der Sprudelcolonnade aufgefunden wurden, dort wirklich anstehend vorgekommen sind, da dies beweisen würde, dass der Sprudel, oder eine dem Sprudel ähnliche Quelle früher dort auf dem rechten Teplufer ausgebrochen sei. Allein Becher (1772)' und nach ihm v. Hoff (1825) erzählen, dass man, als im Jahre 1733 der Grund zur Hauptkirche ausgegraben wurde, zwi- schen der Mitte der Kirche und dem Ufer der Tepl eine aus Bruchstü c ken von Sprudelstein und Erbsenstein bestehende Terrasse angetrolFen haben, welche sie als künstlich von Menschenhand auf- geworfen erklärten, und dieser Ansicht ist auch Uibelacker (1781).* 1 Dr. David Becher, Neue Abhaiulliuig von dem Karlsbade. Prag 1772. 2 Bei der .Seltenheit, des Werke -^ von Franz Uibelacker „.System des Karlsbader .Siuters^unter Vorstellung schöner und seltener .Stücke, sammt einem Versuche einer mineralischen Geschichte desselbeu und dahin einschlagenden Lehre über die Farben. Nebst einem Atlas mit 39 Tafeln. Erlangen 17S1" will ich die ganze diesbezügliche Stelle antiihren. Er sagt in der Einleitung S. 2 u. ff. „§. 5. Alle .Steine, welche mau ;iusser dem eisenocherartigen sogenannten Sprudel- oder eigentlichen Rindenstein, wel- cher sich heutzutage im Karlsbade genügsam, aber auch ganz allein in dieser Gestalt bildet, vorzuweisen hat., sind vor undenklichen Jahren erz iiget worden. Und wenn auch noch von der Sprudelschale, auf welcher der Töplflnss einherläuft, bei dem Eisstosse ;eiiiigc .Stückf ausbvoclien, so sind diise ebenfalls keine Gebui't des Karlsbades von unserer Zeit; da bekannt ist. dass die Natur die unter dem Töpl dreifach liegende Schale oder vielmehr das Dreifache von eigenem Sinter des Bades gesprengte Gewölbe vor vielen hundert Jahren ausgearbeitet haben muss. §. 6. Was demnach vom Karlsbader Sinter in Naturaliencabineten vorkömmt, erhielt man zum Theil aus vorgedachter Schale, ;ils dieselbe zu zweymalen in diesem Jahrhundert au verschiedenen Orten aufgebnichen und mit hölzerneu Sporen oder Rösten verbauet werden musste, um den allda entstandenen Ausbrüchen des Badewassers Einhalt zu thun. Hauptsäch- lich aber fanden sich selbige, als man im Jahre 1733 die Pfarrkirche neu erbaute, und bei Grabung der Fundamente des Thurmes sehr in die Tiefe kam. Man grub so wenig blosse Erde allda aus, dass vielmehr lauter, und unter anderen auch sehr grosse Stücke Sinters, und Erbs- oder Rogensteine von etlichen hunderterlei Gattungen aufgehoben wurden. Da aber die Ai'beiter wegen Menge de.-* Dampfes, welcher aus dem zunächst in dieser Gegend vom Spvdel herauf- steigenden Dnustloche hervordrückte, sehr schwer und öfters gar nicht arbeiten konnten, so verfiel die dasige Bürgerschaft in die sthr ungegründete Furcht, es möchte der Hauptquelle mit fernerer Eintiefung geschadet und ihr Lauf gehemmt werden, wodurch diese weitere Arbeit aufgehoben wurde. Zu wünschen wäre, dass die Naturkunde damals schon so viele Kenner ^lad, Liebhaber gehabt hätte, als sie jetzt hat, so würde man sich von diesem seltenen und uralten Schatze der Natur noch Vieles zu Nutze gemacht haben, da nichts weniger wahr ist, als dass der Sprudel bis in die Höhe der Stadtkirche seinen Trieb nehmen mag. _ ', §. 7. Man ist daher mit Recht auf die Gedanken verfallen, dass diese ausgegrabenen so sehr .—•■"•.. •.i-;-'^"—- u*„;„ arten, welche nicht die geringste Verbindung mit einaider hatten, einst von den älteren Einwohnerr ■! zusammengeführt, und von dem unteren Thale gegen die Prager Strasse hinauf zur Ausebenung üb thigten Platzes auigeschüttet worden sein. Da ich selbst viele Stücke besitze, welche auf einer Seite ganz stumpf sind, und hiedureh klüi , Ende die Natur selbst ihre Arbeit zu machen aufgehört habe, auf der entgegengesetzten Seite aber welcher sie von den übrigen abgetheilet, offen in die Augen fällt; so hat man daraus nicht ohne S Ferdiv itnä r. Hoc/i .steifer. Beim Bnue der jetzigen Aufgangstrepiic zur Terrasse, auf welcher die Kirche steht, vor 15 Jahren hat man die hier autgeschütteten Sinter- und Erhsensteinstücke theilweise wieder getroffen und blossgelegt. Eine fast vollständige Sammlung aller in dem Atlas zu Uibelacker's System des Karlsbader Sinters auf M8 Tafeln in 254 mit bewundernswürdigem Fleiss aus der Hand colorirten Bildern abgebildete Sinter- varietäten i^ah ich während meines Besuches in Karlsbad im Jänner d. J. bei dem eifrigen naturhistorischen Sammler Herrn Wenzel Mader ,,zum Schweizer". Eine reiche Sammlung dieses alten, namentlich durch seine Erbsensteine ausgezeichneten Vorkommens hat auch der Stadtrat]] von Karlsbad noch in Verwahrung, und zwar in den Souterrains des Curhauses, vfo auch die neue Ausbeute in grossen und zahlreichen Blöcken eingelagert wird. Es ist also wahrscheinlich, dass alle Erbsensteine aus dem Sprudelgebiet selbst herst.iinmen und in frü- heren Zeiten bei verschiedenen Gelegenheiten aus der Sprudelschale, deren Ausdehnung, wie ich in meinem „Karlsbad" (S. 83) nacbgewiesc.i habe, im Ganzen eine Oberfläche von mehr als '200 Wiener Quadratklaftern einnimmt, ausgebrochen wurden. Was die Graniteinschlüsse ' in den Siuterschichten betrifft, die namentlich in den unteren Bänken häutig vorkonmien , so bestehen diese durchaus aus mehr oder weniger eckigen Fragmenten ohne deutliche Spuren von Abrollung; grössere Stücke sind oft von einem ganzen Netzweck von dünnen Aragonitadern durchzogen, und die meisten Stücke haben eine plattenförmige, nach beiden Seiten sich auskeilende Gestalt. Solche Ein- schlüsse bestehen theils aus dem weniger veränderten grauen, theils aber auch aus dem mehr veränderten grünlich und röthlich gefärbten Granit. Sehr bemerkenswerth ist auch, dass die schöne Sprudelsteinschale am Fusse des Schlossberges ohne irgend welche Hohl- oder Zwischenräume unmittelbar auf Granit aufgelagert, so dass die Wölbung der Schale ausschliesslich durch die Form der Oberfläche der Felsmasse bedingt ist, welche von dem Sprudelstein übersintert wurde. Ich erwähne dies ausdrücklich, weil man sich durch das Wort Sprudel- steinschale leicht zu der Vorstellung verleiten lassen könnte, als ob hier Verhältnisse stattfinden würden, wie sie nach der Beschreibung Rech er 's bei der S])rudelschale des eigentlichen Sprudelgebietes beobachtet die ersten Einwohner dieses Ortes dergleichen Steine in Menge vorgefunden und nur iliejenigen, welche etwas leichter zu^ brechen waren, abgescldagen und an die Plätze, welche sie sich uölhig fanden, zur Ausfüllung Ij^ingewcirlen halten. (j. S. Es ist also die stärkste Vernuitliung, dass das Karlsbad als ein erdführendes Wasser dam;ds, als es noch vcdi- konimen frei war — das ist bis auf das Jahr 1319 oder wie andere wollen 1370, wo die Stadt soll erbaut worden sein, — (hn-c!i seine natürliche Wirkung und stete Absinterung alle diese verschiedenen Steinarten nac-li und nach so stark auf i-in- ander gohilu.')4 habe, dass gimze Hügel von verschiedenen Gattungen davon vorhanden gewesen sein müssen, wie die drei über einander stehenden Gewölber der Sprndelschale, worüber heute zu Tage die Töpl fliesst und die halbe Stadt gebauet ist, genugsam beweisen. Weil aber diese rohen Zeiten gar keine Kenntniss von diesem Steine au Hnnden geben, so sind selbige sehr verschleudert worden. Man glaubt auch, dass die meisten bei der im Jahre 1.5S-2 aiisgebinchi'uen entsetzlichen Überschwemunmg, welche die ganze Stadt Karlsbad bis auf vier Häuser eingerissen und nachher noch bei der im Jahre 1G04 entstandenen Einäscherung des gesammten Ortes zusammengelesen und verbraucht worden sind. Herr Dr. Becher versichert in seiner Abhandlung vom Karlsbade, dass die alten Einwiilmcr diesig Steinr zum Kalk- bi-ennen gebraucht haben. .Man kann also mit Recht sagen, dass bis auf das .Iaht 1733 wenig (ider :;ai- nichts von denselben bekannt gewesen. g. 9. Mmu wUrde aber bereits auch noch damals inigliicklich genug gewe.-en sein, gar alles zu verlieien, \v(?nu nicht mehr der Vorwitz und die Anlockung schöner Farben, als die Wissenschaft etliche wenige Personen verleitet liätti', den Über- ■/-i>> dieses Altenhums, welchen man grossen Theils zur Austüllung der bei dem Kirchenban stark gebrauchten Strasse und .iiuteren Plätzen hingeworfen und zermahlen hatte, zu entreissen und bisher für die Xaturkuneti: angebahnten Umwandlungsprocesses. „Eine andere Art von Zersetzungsvorgängen in den vorliegenden Graniten beginnt damit, das-- der Oi-i ■■ klas derselben in eine lichtgrüne, weiche, oft etwas fettig- anzutühlende Suhstanz übergeht, welcl)e ni.iü auf ihre äusseren Kennzeichen hin als Steatit bestimmen möchte. Diese Umwandlung bleibt jedoch nicht auf die Feldspathe allein beschränkt; sie eigreift in gleicherweise den Biotit, so dass schliesslich das ganze Gestein in eine homogene erdige Masse verfiiesst, aus welcher nur die hie und da erhaltenen Contouren elienialiger OrthoklaszM'illinge , eckige Körner oder regelmässige Dihexaeder von Quarz und spärliche Schuppen von Kaliglimmer hervortreten. „Ahnliche Umwandlungserscheinungcn, die in allen feldspathführenden Gesteinen auftreten können, beschreibt schon Werner ' aus dem Freiberger Erzrevier, wo in der Nähe von schwefelkiesfübi nlen Erz- gängen Feldspath, Glimmer und Hornblende der von den Gängen durchsetzten Gneisse „zu eiu' ;i ; rüh- lichem Steinmark oder Speckstein verändert werden"; ja diese grünen Zersetzungsproducte, i;i'; der Rergmann wegen anzulioffenden Erzanbr.üchen besonders aufmerksam verfolgte, Avaren es, die man in der Freiberger Gegend ursprünglich „Gneuss" nannte. „Auch für die Feldspathe des Karlsbader Granits war diese Umwandlung längst bekannt. H;i'' y' i\ i d nach ihm Bluni^ lühren derartig zersetzte Orthoklase auf Grund äusserer mineralogischer Kennzeichen geradezu als Pseudomorphoseu von Speckstein nach Feldspath auf, und auch Bischof* pflichtet anfangs dieser Ansicht bei und stellt eine Reihe auf diese Vorgänge bezüglicher Thatsachen zusammen. E -^t ,\\\ einer anderen Stelle ' äussert Bischof von rein chemischem Standpunkte aus Bedenken gegen eine derartige Umwandlung eines Kali-Thonerde-Silicates in ein Magnesium-Silicat und gibt eine Analyse ei:ies soleheu umgewandelten Feldspathzwillings von Karlsbad, aus welcher hervorgeht, dass die geschilderten Zersetzungs- producte nicht Speckstein, sondern Kaolin sind. „Obwohl nun dieses der älteren Literatur entnommene Beobachtungsniaterial und besonders die letzt- genannte Untersuchung Bischofs hinlängliche Anhaltspunkte geben, um auf die Natur dieser grünen Zersetzungsproducte, welche in dem neuen Aufschlüsse auch räumlich eine bedeutende Ausdehnung besitzen, einen Schluss ziehen zu können, so schien es doch wünschenswerth, das in Frage stehende Material aber nials einer Analyse zu unterziehen, da der von Bischof untersuchten Pseudomorphosc eine genaue Loca- litätsangabe fehlt. Ausserdem nuissten sich gegen die Bischof'sehe Bestimmung des Eisens als Eisenoxyd Zweifel erheben, da die charakteristisch grüne Farbe des Zersetzungsprodiictes zur Voraussetzung berech- tigte, dass das Eisen als Oxydul vorhanden sei. „Die Analyse, zu welcher mögliebst reine Partien von \ ollständig umgewandelten Orthoklaszwillingen ausgewählt wurden, zeigt in iiu'en Resultaten eine bemerkenswertlie Übereinstimmung mit den von Bisehot iicwonnenen Zahlen: I Wei-uer. Nene Theorie v. d. Entstchuug- d. (iang-e, IJ. r2S— 131. Parag-euetische Piocesse verwaudtei- Natui' werden besprochen in: Freiesleben, Gcognost. Arbeiten , II, p. a.'JS; Koiuiard, v. Leonli. 'I'asclieiib. 1'. Mineral. 18-22, p. 102; Hoffmann, Geogn. Beschreib, d. Horzogthum.s Magdeburg, p. H4. - 'i'ableau comparatif, p. -209. 3 Psendoniorphosen, p. 131. ■' C'heni. pliysik. Geologie, I. Aufl. Bd. II, p. 304—300. '■' I.oc. cit. p. löiio. über einen neuen geologischen Aufschluäd im Gebiete der Km'lsbader Thermen. J 5 Ältere Analyse Nach K. J o h n nach Bischof Kieselsäure 53-46 51 -56 Thonerde 29-62 28-59 Eiseiioxydul 4 48 Eiseuoxyd 0-18 5-08 Kalk 1-02 Magnesia 0-36 0-OU Wasser 7-10 5-78 Alkalien aus der Differenz . . 3-78 8-09 100-00 100-00 „In beiden Fällen ist die Abweichung von der für Kaolin aufgestellten Normalformel keine wesentliche, \pährend der verschwindend kleine Maguesiagelialt , der zum Theil aus dem Biotit eingeführt sein mag, und die grosse Menge von Thonerde jeden Gedanken an eine Steatit-Pseudomorphose ausschliessen. Auf den auf- fallend hohen Eisengehalt, der in der Verbindung als kieselsaures Eisenoxydul vorhanden ist, müssen wir später noch einmal zurückkommen. „Die beträchtlichen Quantitäten löslicher Kieselsäure, welche während dieses Umwandlungsprocesses frei werden, wurden im vorliegenden Falle nicht weit transportirt, sondern unmittelbar neben den kaolinischen Producten abgesetzt, so dass man in einem einzelnen Blocke den unveränderten Granit mit seinen fleisch- rothen Orthoklasen und alle Stadien seiner weiteren Umbildung studiren kann. Wir sehen daran die begin- nende Kaolinisirung des Feldspathes, die allmälige Umwandlung des ganzen Gesteins in eine grüne, erdige Kaoliumasse mit Quarzkörnern und Glimmerschuppen, und diese sehen wir wieder übergelien in eine harte, grünlich-graue bis dunkelgrüne, bisweilen aucli röthliche Quarzmasse, welche den die Kaolinbildung beglei- tenden Kieselsäureverlust des Orthoklases darstellt. Der enge Verband, in welchem alle diese genetisch zusammengehörigen Producte unter einander stehen, kann als Beweis dafür dienen, dass die sie bedingenden Zersetzungsvorgänge ganz jungen Datums sind. Jedenfalls sind sie weitaus jünger, als die Hornsteine und Breccien, bei deren Bildung zum Tiieile wenigstens schon Meteorwässer der Tertiärzeit tliätig gewesen sein dürften. Die oben geschilderten Processe dagegen vollziehen sich gewissermassen noch vor unseren Augen und scheinen gleichzeitig durch Agentien begünstigt zu sein, welche intensiver und rascher wirken, als die gewöhnlichen atmosphärischen Einflüsse. Inwiefern Thermalwässer diese Vorgänge beschleunigen können, werden die folgenden Erörterungen zeigen. ..Die grüne Quarzmasse, die aus dem bei der Kaolinbiidung ausgeschiedenen Kalisilicat hervorging, enthält in ihrer jetzigen Gestalt keine Spur von löslicher Kieselsäure, dagegen Spuren von Thonerde, Eiseii- oxydul und Alkalien. Sie liegt, wie früher beschrieben wurde, unmittelbar an der Basis der Sinterwölbung, eine unregelmässig begrenzte, verschieden tief in die zersetzten Granite eingreifende Zone bildend. Durcli den ebenen Bruch, die durchscheinenden Kanten und die eingeschlossenen Dru^enräunie mit weissen oder blassgrünen Krystailen unterscheidet sich diese Masse hinlänglich von den echten Hornsteinen, mit welciicn es die Art der Entstehung und die kryptokrystallinisclie Textur gemein hat. Im Dünnschliff erkennt man neben den durch Thonerde und Eisenoxydul verunreinigten Partien eckige Fragmente und Bänder von reinem lebhaft polarisirendein Quarz. ,.Der Unterscliicil zwischen dem eben geschilderten Kaolinisirungsprocess und den Eingangs erwähnten Umwandlungserscheiuungen, welche in den rothen Graniten vor sich gehen, liegt einzig und allein in der Natur der einleitenden Vorgänge. In dem einen Falle begann die Kaolinisirung des Feldspathes mit einer Oxydation, im anderen mit einer Reduction. Obwohl es paradox erscheinen mag, zwei diametral ent- gegengesetzte Reactionen zur Anbahnung eines und desselben Zersetzungsvorganges in Anspruch nehmen zu wollen, so entspricht dies in unserem ''alle doch thatsächlich den natürlichen Verhältnissen. Wenn circnli- rendes Wasser mit seinen gewöhnlichen aacessorischeii Bestandtheilen, Sulfaten, Carbouaten und freier 16 FerJi)>ai}d v. H o':liatettcr. Kohlfiiisäiire mit granitischen Gesteinen, res])ective deren Feldspathen, in Berüinung lioninit, so müssen nicht immer Oxydationsprocesse eintreten, suiidern es können ebensowohl Rednclionserscheinungen sich geltend machen, wobei unter Mitwirkung von organischer Substanz und des Eisens aus Feldspatli, Glimmer und dem Wasser selbst, Schwefelkies entstehen kann, während die freie Kohlensäure des Wassers die Kieselsaur ■ Verbindungen aufzuschliesseu beginnt. Eine scbematische Formel möge diesen Vorgang erläutern: C^ _ Fe^ 0, — 2 (Na, S 0,') = F S, — 2 (Na, C O3) — Fe C O3 — C 0, . „Bischof hat die Bildung von Eisensulfid auf diesem Wege durch ein Experiment nachgewiesen. Da* Vorhandensein freier Kohlensäure, eines schon durch den Reductionsprocess selbst gegebenen Neben- productes, scheint die Schwefelkiesbildung nicht zu beeinträchtigen, obwohl Kohlensäure zerstörend auf das Doppelsultid einwirkt, wie man durch Versuche im Laboratorium erweisen kann. Das auf solch» Weise gebildete Eisencarbonat musste aber bei genügendem Vorrath an oiganischer Substanz sofort wieder redueivt werden, wobei abermals Kohlensäure frei wird, welche unter Umständen den vorigen Process wieder auf- nehmen kann. Wir haben keinen Beweis dafür, dass in der Natur ein solches Wechselspiel zweier principieW entgegengesetzter chemischer Vorgänge stattfindet, den Formeln zufolge möchte man die Möglichkeit eiue.-y solchen Vorgangs nicht in Abrede stellen. „Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Bildung der grünen kaolinischeu Producte des Feldspathes und des Granits in erster Linie durch Reductionserscheinungen veranlasst wurde. Der Umstand, dass die beträcht- lichen Mengen Eisen in den untersuciiten Zersetzungsproben fast nur als Oxydul erscheinen, Eisenoxyd aber nur in Spuren nachgewiesen werden konnte, schränkt die Tbätigkeit von Oxydationsprocessen auf ein Minimum ein, während das massenhafte Auftreten von Schwefelkies in den Zersetzungsprodncten selbst und den angrenzenden Gesteiuspartien die Annahme von derlei Reductionsvorgängen geradezu fordern. Die genannten Schwefelkiese tragen schon in ihren mineralogischen Kennzeichen den Charakter einer Neubildung zur Schau, da sie fast immer als feinsandige Aggregate, selten als Krystalle von einiger Grösse entwickelt sind, während zugleich die Art ihres Auftretens in Schnüren und Adern, die oft wie ein Netzwerk das zersetzte Gestein durchziehen, deutlich darnul hinweisen, dass der Schwefelkies und diese Zerset/.ungsproducte das Resultat desselben Bildungsprocesses seien. -. „Zur Bildung der wirklich bedeutenden Schwefelkiesvoikduminisse mussten auch beträchtliche Quanti- täten Eisen verbraucht werden. Es ist von vornherein klar, dass der geringe Eisengehalt des Orthoklases für die hier gebildeten Verbindungen nicht ausreicht. Die vorstehende Analyse hat vielmehr gezeigt, dass die kaolinisirten Feldspatlie einen höheren Percentsat/, von Eisenoxydul aufweisen, als die friseiien Ortho- klase des Karlsbader Granites, so dass wir uns sogar entschliessen müssen, anzunehmen, es sei von aussen her, vielleicht durch Einwirkung von kohlensaurem Eisenoxydul, noch etwas Eisen (in diese Zersetzungs- residuen) eingeführt worden. Die reichste Quelle für diese Eisenverbindungen müssen wir offenl)ar im Biotit suchen. Der Magnesiaglimmer verfällt nach dem Feldspatli am raschesten der Einwirkung der Atmosphä- rilien, und er hat wohl auch den Hauptantheil an dem hoben Eisengehalt des Kailsbader Granites, der nach einer Bauschanalyse von Rübe (siehe: Roth, Gesteinsaualysen) auf Eisenoxydul berechnet ^•34 Proc. beträgt. Neben den meteorischen Wässern nehmen aber gewiss auch die Tlieruinlwässer, welche auf allen S|)alten und Klüften des Grundgebirges circnliren und das Gestein in dem aufgeschlossenen Terrain förndich (lui-chfeuchten, an den Auslaugungsprocessen den regsten Antheil, und die Alisätze von Eisenoxydliydrat an den Quellausflüssen beweisen genügt für die Wirksamkeit dieser Agentien. Berücksichtigen wir endli(di den Umstand, dass auf demselben Wege bedeutende Mengen von Sulfaten (^im vorliegenden Falle vorwiegend Natriumsulfat) in Lösung gel)racht werden, so sind H' R^'i-Mii-vi.. .:vn f'ir eine Schwefelkiesbildung in grös- serem Massstabe gegeben. " Fassen wir schliesslich das Resultat unserer Unteisuchung. uen , so ergibt sich, dass zwischt ■ der steil aufragenden, von zahlreichen individualisirtei! llomsi durchsetzten und stellenweise sei schwefelkiesreiclien(;ranitfclsmasse, auf welcher der Si-'''i""''' lerseits und den schwefelkiesreiche H hocHsietier. Karlsbad Vtriig 0 K AciSimie a rtisjenscnait! UlSICHT DER DURCH DIE DEMOLIRUNG DES HAUSES .ZUM WEISSEN ADLER' am Marlcie zu Karlsbad aufgeschlossenen Felspariieen, am 24^. Januar 1878 der rturcli die Dpnuiliniiiä des IIhiiscs zum ^veisscii Adler" iilossgelejlcn Felsiuirliccn am Markte zu Karlsbad . AllfeeTl n iiiiHfn jiiii :;4 .liiini.'ir I8~ö ft ^rdinand von Mochstetfifz / firtinif i\'""' '). Hornstrinaanar im ßnuiit I.Jl.JH, Jliitrtt m niflritm T/itmuilnsser rmiKirqmll jy Ctuwlafyfluss nui Thfnnulitmser /.U'.lr.-xuri .v,.uLG SKKlllliiimi Hans r.iir fHi/liscImi F/ril/r JS s. I I I S •i! 2 /"V/r/' vi)ifii luiiL'K rjroltiiii.schni Aiif-schlu.s.'i im <'U'lii<4r ilagerung der Haupt-Sprndelsteinsehalc, im Gebiet des neuen Aufschlusses, sowie ans Hichtung der Hornsteiugängc am Stadtthurmfelsen mit Sicherheit schliessen lässt, dass diese Thermalzone der sich einerseits unter den Häusern des Schlosslierges gegen Nordwest in der Richtung gegen den Schloss- brnnnen, und andererseits in südöstlichei- Richtung gegen das eigentliche Sprudelgebiet im Bett der Te])l fortsetzt, so finde ich dadurch die \m\ mir schon im Jahre 1857 aufgestellte Ansicht, dass in dieser den Schlossbrunnen und den Sprudel verbindenden, \on Nordwest nach Südost \erlanfenden Richtung, welche ihre Fortsetzung jenseits der Tepl in der l'ragergasse hat, die grosse (iebirgsspalte liege, auf welcher iler Haupterguss des Karlsbader Thermalwassers stattfindet,— die S p r ii d el - H a u p I s [la 1 te , — wie ich jene Gebirgsspalte nannte, vollkommen bestätigt. Der neue Aufschluss ist in der That ein Aufschluss auf der Sprudel-ilaniitspalte und gewinnt dadurch eine besondere Bedeutung. Denkschriften der uiathem. -oalurw. CK \ WIX. BH. Rrklänin^ der Tale In. Tafel I. Ansicht rlos nach Abtragung des Hauses „zum weissen Adler- am Marktplätze zu Karlsbad ^eNvoniienen geolo- gischen Aufschlusses, am -24. .liinner 1878. „ II. Erläuterung der geologischen Verhältnisse des neuen Aiifschlnsses. „ III. Situationsplan, li) Zl'H FISCII-FAINA DES MA(iI)Ai:ENEN-STROMES. D« FRANZ STEINÜACHNER, WlKKtirHRM MnOLIKHK DKK K MRKKLICHKN AKADKMIK ItKK WlSSK^SCHAl-TF^N . OlLlt '15 Cofefii. l'VOKGELEGT IN DKR SITZUNG 1>KR MATHUMA'nsC'H-NATUKWlSSENSCHAFTI.l CHEN CLASSE AM V. MAI 1878.) 1/ie Fisch-Fauna des Magdaleiieii-Stronies ist bis auf die neueste Zeit naiie/u uiierfursclit geblieben; unsere gegenwärtigen Kenntnisse übei' die Fiseiie dieses inäclitigen .Stromes besciiränlien sich fast ausschliesslich auf einige kleine Abhandlungen, welche Alexander v. Humboldt zum Theile gemeinschaftlich mit A. Va lenci eun es in den Jahren 1811 und 18ri;'. in ilcm Im rülimirii Wcrki' ..K'ecui'il d'Ob.servatious de Zoo- logie et dAnatüiuie coniiiaree" ])ublieirtc. Der Werth dieser iehthyologischen Abhaudluni;en ist, abgesehen \ ou den interessanten Mittheiluugen über das Vorkonmien und die Lebensweise einiger Fischarteu, leider ein geringer, indem A. v. Humboldt sich darauf beschränkte, einzelne Fische des M;igdaleneu-Slromes nach rohen und fehlerhaften, au Ort und Stelle flüchtig hingeworfeneu Skizzen zu beschreüien. Es ist daher in der Hegel entweder ganz unmüglich, die von Humboldt aufgestellten Arten zu deuten, oder es lässt sich nur nach der Gemeinschaft des Fund- ortes erratlicn, welche Species Humboldt während seiner Fahrl auf dem Strome gesehen und untersucht haben mag. Ich gebe in den nachfolgenden Zeilen ein Verzeicliniss jener Abhandlungen des genannten Werkes, welche auf die Fisch-Fauna des Magdalenen-Stromes Bezug haben. 1. Memoire sur V Eremophäas et \' Astrohlepus. deux nouveaux geures de l'Ordre des Äpodes (Vol. I, p. 17 — 20, pl. VI, VII). A. Valenciennes hat nach einem von Boussi ngault, auf Humboldt's Verwendung dem Pariser Museum eingesendeten Exemplare zuerst eine genaue und vollständige Beschreibung des Eremo- philus MutisU'^\\m\i. in dem zweiten Bande von Humbold t's Werke in einem Nachtragsartikel (Nou- velles Observations sur le Capitau de Bogota, \'ol. II. p. ^41) gegeben, und später eine zweite, von einer guten Abbildung begleitete Beschreibung in dem XVIII. Bande der Histoire naturelle des Poissous l^p. öOu, pl. 553) veröffentlicht. 3* 20 Franz Steinrlachner. Astrohleps öz-zirafe/ H n m b. fehlt gegenwärtig noch sännntlichen Museen Europa's, und es beschränkt sich somit die Kenntniss dieser Art auf die von A. v. Humboldt gegebene Abbildung und Beschreibung, nach welcher die G&Wxm^ Astrohleps in die Nähe von Broiites und Arges N2i\. zu stellen ist. Nach Humboldt kommt Astrohleps Grixalvii bei Popayan in einem kleinen Bache, welcher in den Cauca, den grössten Nebenfluss des Magdaleueu-Stromes , fällt, häutig vor, und besitzt weder Ventralen noch eine Fettflosse. 2. Memoire sur luie nouvelle Espece de Gymnote de la riviere de la Madelaine (Vol. I, p. 4G — 48, pl. X). Gymnotus aequäab/'atus Uumh., auf Tat". X ganz verfehlt gezeichnet und in ähnlicher Weise beschrie- ben, ist eine Sternopygus-kxi, wie schon Job. Müller und Troschel erkannten. 3. Recherches sur les Poissons fluviatiles de l'Amerique equinoxiale i)ar M. M. de Humboldt et Valen- ciennes (Vol. II, p. 145-216). In dieser grossen Abhandlung sind nur wenige Arten aus dem Stromgebiete des Magdaleuen-Stromes beschrieben, und zwar: a) Toecüia hogotensis Humb., später von Valenciennes in der Hist. nat. des Poissons (Vol. XVIII, p. 216) als Grundulus hogotensis angeführt, ans dem kleinen Flusse bei Santa Fe de Bogota. Nach Humboldt'» mangelhafter Beschreibung lässt sich die richtige Stellung dieser Art im Sy.stenie nicht ermitteln. Nach der Abbildung (pl. XLV, Fig. 1) zu schliessen, ist die Körpergestalt der I'oecäia ho(/ofp)isis der mancher Orestios-Arten sehr ähnlich, bei welchen letzteren aber die Ventralen stets fehlen und die Schwimmblase ungetheilt ist', oder einer Fu».du/iis-Avt. Da Humboldt die do(di so stark ent wickelte Schwimmblase von Ster»ojji/gus aequilnhiatu.s und Giimnotas electricus ganz irrig beschrieb und abbildete, so liegt der Gedanke nahe, dass ein ähnlicher Fehler sich vielleicht auch bei der Untersuchung von Grundulus (Poecüia) hogotensis eingeschlichen haben iuiige, und dass die Schwimmblase letzterer Art nicht in zwei Hälften abgeschnürt, sondern einfach sei. h) Boras Crocodili H u ni ii. (je Matacavman du Rio grande de la Magdalena). Auch diese Art düi-fte so verfehlt gezeichnet sein, dass es kaum möglich sein wird, sie wieder zu erkennen. Nach Humboldt wäre die Pectorale nur \on einem einzigen Stachel geidldet, und durch diesen Irrthum veranlasst, glaubte L. Agassi z in l>oriis Crurndili den Repräsentanten einer eigenen . 14, Note 1). In neueier Zeit (1865) beschrieli \. üumeril eine Taeuiiirfi-Avt aus dem Magdalenen-Strome, 7'. Mag- dale/iae, welche S. W. (J arm an in Cambridge für identisch mit Postinoca HumhoUltii Houl. (aus dem Meta- Flusse), Taetnura d' Orhiguyi Cast. und Trygou hystrix Müll, i^ Henle etc. hält (s. S. W. Garman, Oii the Pelvis and external sexual Orgnns dl' Selachians etc., Proc. Bost. Soc. of Nat. Hist. Vol. XIX, 1877, p. 210). l-'((stiiiac(i Humboldtii \\i)\\\. mag \ iclicicht \(iu l'rygon hysirij- M. H. specitisch nicht verschieden sein, ist jedoch so ungenau besclirieben und obertliiclilich abgel)ildct, dass icii es für v(dlk(inunen gerechtfertigt halte, die von J. Müller und Heule vorges(ddagene Bezeichnung nicht aufzugeben , zumal das üriginalexemplar zu Koulin's Abhandlung nicht meiir vdrzutinden ist. Von Taevivm hystrix aber unterscheidet sich Taenium Mugdnteiiae A. Dum. nicht nur in der Foi'in des K'unii)fes, sondern auch in der (icstalt der Mundspalte und in der Bcscliuppungsweise so bedeutend, dass man dieselben nicht etwa als Localvarietäten einer einzigen .^rt betrachten kann. In den .lahren 1876 und 1S77 erwarb ich eine bedeutende Sunnnlung von mehr als 20Ö Fischen aus der grossen, sceartig ausgebreiteten Cienega , welche der .MagdalenenStrom mit einem seiner östliidi gelegenen Hau))tarme kurz vor seiner Mündung in das Meer bildet. Diese Sammlung enthält 45 Arten, von denen .'!() ausschliesslich dem Süsswasser angehören, die übrigen 15 Arten aber dem .Meere und der Brackwasserregion eigentlnnnli(di sind, und sich daher nur in Jenem Tlieilc der Cienega aufhalten, der zunächst der Meeres- mündung liegt und zur Flulhzeit Meerwasser anfniunnt. Von diesen HU .\rten halte ich 16 — 17 für noch unlii schrieben, und diese, sowie eiuii;c andere, iiislior noidi nicht "(miiiu iinIci-sMclileii .\r'en sollen aust'ülirlich in flieser Aliliaiuliiin;;' gcsciiildort werden. Die Mclirzjilil iler einzeliioii Arten kdinite ieli in vielen i"Aeni|ii;iren untersnclien, welelic mit wenigen Ausnahmen von mir als (ieseiienl< der ielitliy(d()i;iseiien Alitiiciinng des k. Ic. /,(i()liii;iselien iloC-iMnsenms iilierj^elien wnrden. Mul.rlasso TELEOSTEI. Farn. PEKCIDAE Cuv. Gatt. CKNTROPOMITS Cnv. (Lac). *1. Centfoponms nmlermialis sp., l51ocli, \'nill,, Wnc. {—-. (j. nppejKUcnldtiis Poey). D. 7-8 -j^. A. .'5^;. L. lat. (58-72 (-f-c. 30 anf der Cand.j. L. tr. ~r~. Von dieser .Art liefen uns melirere, 25—40"" lanije Exemplare ans der Cienesa /.nnäclist der Dorlseliaff Cainian vor. Die Leibeshülle nimmt mit dem ,\lter im Veriiiiltnisse zni' Körperiiinge nielit bedeuteiul ab, nnd ist e. 4 — 4*/.mal in der Kiii'perliinge oder e. f) — 5^/.mal in der Ttitaliänge enthalten, während das Verhältniss der Augenläiige znr Kopflänge äusserst variabel ist. Bei jungen Indiviiluen von 2.') — .HO"" Länge ist der Augendianieter nämlicdi ö'/,,- (Jmal, bei alten V((n4.'i"" Länge aber e. 7V-,i>'iil. die Sehnaii/.enläiige bei ersteren nahezu .'5mal, bei letzteren 4ina] in der Kopflänge enthalten. Am Winkel iler V'ordeckelleiste liegt in der Regel nur 1 staehelartiger Zahn, seltener kommen tieren 2 kürzere vor, und nur bei einem Exemplare unserer Sammlung ist der ganze Hand der N'ordeekelleiste voll kommen zahnlos. Die erste Dorsale enthält in tier l{egel !"!, selten 7 St.-ieheln. Der 2. Analstaeliel ist stets länger als der ."i. , doch überragt zuweilen letzterer den 2. nach unten. Der 1. Gliederstrahl der Anale übertrifft stets den vorangeiienden Stachel an Länge. Die Seitenlinie durchbohrt 69 — 72 Schuppen am Kampfe und überdies noch c. '60 auf der (Jaudale. Die Schwinnnblase endigt liei sämmtli'. affini'n Steind.). , 5'/,- 7 D. 8/-^. k.?>/(S~-l. L. lat. 47 -.'')0 (bis z. Caud.). !'• I''- J^" Die Leibesliöbe ist bei dieser Art unabhängig von dem Alter ziendich variabel und i!"/.! — 4' .jinal , die Kopflänge bis zur .Spitze des häutigen Operkellappens 2*/. — 2'/jnial in der Körperläugc, der .\ugendiameter ))ei jungen Individuen ö'/.nial, bei alten e. 7mal, die Selinauzenlänge 4'/j — 4m;il. die Stii'uin-eite 8'/^- ü'/^mal in der Ko])flänge enthalten. Das hintere abgestutzte Ende des (Iberkiefers fällt bei geschlossenem Munde in verticaler Richtung etw.as vor die Augenraitte. Der 2. äusserst kräftige und schwacli gebogene .\nalstachel ist stets bedeutend länger als der ;). , reicht liei jungen Individuen zurückgelegt nnt seiner äussersten .Spitze in verticaler Ricditung in der Regel noch I Alle mit i'iiieiii Sterne lie/eicliiieteii Alten y'elK'iieii iler Hr.U'tiWusserri'Hleii di'i' ('ieiief^il :iu. 22 rraiiz Stoinihn-inioi'. iiliPi' (li(^ Basis der Oaudalstrahlcii iiiiiaiis, bei alten Kxein|ilarpii ;ieiiaii liis zu dieser. Bei jiiujueii Kxem|ilareii Ubertritit die liäiige dieses .Staeliels eiu wenij;- tue grosste liiinipfhöhe. bei .alten steht sie letzterer etwas nach. Seitenlinie oline schwarzen Längsstrich. '3. Ceutraponiits pedimacula Poey (= C Cuvieri Boe., Vaill.). n. 8/^. A. :-5/7 — 8. L. lat. 49—50 (bis z. Oand-V L. tr. 9—10 14 — 15 Die Körpergestalt ist stark coniprimirt, der '2. Analstaeliel sehr lang, nicht g<'kri'nnnil und stets etwas kurzer als der \iel schlankere 3. Stachel. Die Kopflänge ist 2*/. — 2-7gniMl. die Kunipt'höhe nahezu 4nial in der Ivörperlänge, der Augeiniiaineter c. önial, die Schnaiizenlänge 4— H^/ginai in der Kopflänge enthalten. Der Kopf spitzt sieh naeh vorne stark zu. der Interkiefer überragt stets bedeutend den Zwischeiikiefer; die obere Kopflänge ist coneav. Zwei kurze Stacheln liegen am Winkel dei' Vordeckelleiste. Der untere schwach gebogene Rand des Vordeckels trägt gröbere (stumpfe) Zähne als der fast vertical gestellte, schwach concave hintere Uand. Von den beiden grossen Stacheln am Winkel des Vordeckels ist der obere der längere, (i 8 Zähne in der hin- teren Hälfte des unteren Randes am ersten vordersten Augenrandknochen. Das hintere Ende des Oberkiefers fällt ni(dit weit hinter den vorderen Angenrand zurück. Bei jüngeren Individuen reicht die Spitze der beiden letzten Analstacheln noch beträchtlich über den Beginn der Schwanz- flosse zurück, bei alten Exemplaren kaiim bis zu dieser; bei ersteren ist der 2. Aüalstachel eben so lang wie der Abstand der Kinnspitze von dem hinteren Knde des Kiemendeckels, bei letzteren kaum länger als der Kopf zwischen dem hinteren Rande des Vordeckels und der Spitze des Unteikiefers. Auch die Höhe iles dritten Dorsalstaehels variirt im Verhältnisse zur Kopflänge unabhängig von dem Alter, und ist bei einem Exemplare von o2'"' Länge P/.mal, bei einem zweiten von 28'°' Länge mehr als 1*/,— (fast) 2mal , und bei einem dritten von c. 19"" Länge P/gmal in der Kopflänge enthalten. Der schwärzliehe Fleck zunächst dem hinteren Ende der Ventrale wird durch dicht aneinander gehäufte Pünktchen gebildet und tritt hauptsächlich bei jungen Individuen selir scharf abgegrenzt hervor, da bei diesen der grössere vordere Theil der Flosse eine röthliehgelbe Grundfarbe zeigt. Bei alten Individuen nimmt häufig die Ventrale eine schmutzige dunkel gelblichbraune oder gelblichgraue Färbung an und es treten dann die nur wenig dunkleren Pünktchen am P^nde der Flossen nicht mehr so deutlich hervor. Die Seitenlinie durchbohrt bis zum Beginn der mittleren Caudalstrahlen 49 — 5(> Schuppen, zieht sieh aber bis zum hinteren Ende der Flosse noch über mehr als 26 Schuppen hin. Die Caudale, Anale, 2. Dorsale und die Unterseite der Ventralen ist bei frischen, wohlerhaltenen Indi- viduen vollkommen überschuppt, doch fallen diese Schuppen bei länger in Weingeist aufbewahrten Exem- plaren, insbesondere auf der 2. Dorsale, der Anale und Ventrale, häufig gänzlich ab. Das Wiener Museum besitzt Exemplare dieser Art von C'uba, Panama, Chiapani, von der Mündung des Magdaleuen-Stromes. Pernainbuco und Rio Janeiro. Kam. SCIAKMDAE Cuv. Gatt. SCIAENA Cuv. ^= Pseudosciaena Blkr.). 4. Hciaeua Maffdalenoe n. sp. (an Sc fiurinmnfiisia Blkr. adnlt.?). ('bar.: Kör|)ergestalt verlängert. Vorderrücken insbesondere i)ei alten Indixiduen stark gebogen, convex. Leil)eshöhe liei jüngeren Individuen e. 3'/^ — 'd'^/.msX, bei alten c. 3mal. Koi)flänge 3' . — 3',.,iiial in der Köri)erläuge. Augendiameter ö'/g — ö'V-inal hei jungen, ü»/^~7mal bei alten Exemplaren, Sehnauzen- läuge unbedeutend mehr als 4— 4'/2mal, Stirnbreite ö'/ä — t)*/.,»'»', Länge der Mundspalte c. -h^— mehr als 2'/^mal in der Kopflänge enthalten. Mundspalte lang, eudständig, nach vorne ansteigend. Zur Ft.sch- i'iiiiiiu rlea M(/gduIe)ie)i-S//iniiis. 23 (';iM(l;ile rliomliciit'iinuii;'. 41) — äO i>Tosst' Sr-Iui)i|ieii von der Seitenlinie (iiiiclilKiln I und vmi kleinen Scliii|iiien \(iilst;inili^- überdeckt; e. 10.") Selinpiien in einer Liinf;srei he /.uniielist iilier der Seitenlinie: eine selMn.-iie SoliLi])]icnliindc län.ns der Hiisis des g'iiederstraidiiien 'l'lieiles der I)oi-s;dc und liinfi,'s der g;in/.en Anale. Zweiter An;ilst:icliel ;intt'aih'nd st;irk. breit iiinl sfibeltiirnii^- gelio.u'cn. In de)' Üe^ei ein ^icinvinzer Fleek an der rectdraiaidisel. I'seudobranchien vorlianden. lt. lO/^j^g... A. i'/ti. 1'. 17. S(|. I. Int. 49-50 (liis /.nni Hej;inn d. Cand.i, B es eil re ibn ng. Vor dem Beginne der zweiten Dorsale nimmt der Riinipi sehr rasch an Höhe ab, so dass die geringste Leibeshöhe am .Schwanzstiel nnmiitelbar hinter dem Ende der Rückenflosse bei F-xeniplaren von 28"" Total- länge c. 31/jnial, bei grossen Indi\idnen von 53"° Länge 4mal in der grössten Rnmpfhölie enthalten ist. Die obere Kopflinie erhebt sich steiler znni Hinterhaupte als die kurze Nackenlinie bis znin Beginne der Dorsale, und ist au der Schnauze und am llinterhanpte gewiill)t, zwischen beiden aber, insbesondere hei alten Individuen, concav. Die .Schnauze ist vorne abgestumptt und überragt nicht mit ihrem vfirtleren , ziendich Indien Aldalle die gleich weit nach vorne reichenden Kiefer. Em wenig hinter und unter der Kiemenspitze liegt eine seichte Grube, in deren Grund 2 kleine Poren münden. Im Zwischenkiefer sind die Zähne der Aussenreihe, im Unterkiefer die der Innenreihe verhältnissmässig bedeutend länger und stärker als die übrigen sehr kleinen Spitzzähnc, mit der Sjdtze hakenförmig nach innen gebogen und durch kleine Zwischenräume vdii einander getrennt. Das hintere Ende des Oberkiefers fällt bei geschlossenem Munde in verticaler Richtung beiläufig um einen halben Augendiameter hinter das Auge, und die Länge desselben erreicht nicht ganz die Hälfte der Kopflänge. Die Lippen uml der Oberkiefer, sowie der Zwischendeckel sind schuppenlos, die Wangengegend aber ist vtdlständig unregelmässig beschuppt und grubig. Das Auge ist etwas schief gestellt und oval. Der längere Augendiameter steht der Schnauze stets ein wenig an Länge nach, während die Stirnbreile bei jungen Individuen etwas geringer, bei alten aber ein wenig grösser als eine Augenlänge ist. Die Stirn i.st querüber massig gewölbt und wie die Schnauze ganz überschnppt. Der hintere lange Rand des Vordeckels ist schief gestellt, nach hinten und unten geneigt, und nur sehr schwacli gebogen; der hintere Winkel desselben ist gerundet und der untere kürzere Rand stärker gebogen als der hintere. Die Randleiste des Vordeckels läuft nicht vollkommen parallel zu den Ireien Bändern des- selben Knochens; der Raum zwischen beiden ist grubig und wie die Wangen vollständig beschuppt. Die äus- serst zarten Zähnchen an den Rändern des Vordeckels verschwinden im höheren Alter spurlos. Der Kiemendeckel endigt in zwei zarte kurze Spitzen, die durch eine seichte Einbuchtung von einander getrennt sind; die untere Spitze reicht etwas weiter nach hinten zurück, als die obere. Das obere (hintere) häutige Endstück des Unterdeckels überra.gt nicht unbeträchtlich das äusserste hintere Ende des Kienien- deckels. Der bogenförmig gerundete freie Rand der Suprascapula trägt zarte Zähnchen. Die Dorsalstacheln sind zart, schlank: der erste derselben ist sehr kurz, der i5. oder 4. höchste Stachel c. 2*^.^mal in der Kopflänge enthalten, und der letzte (lU.) nicht ganz so lang wie das Auge. Eine tiefe Einbuiditung trennt die stachelige Dorsale von dem viel längeren gliederstrahligen Theile. dessen erster einziger Stachel c. V,^mii\ so hoch wie der letzte Stachel der 1. Dorsale ist und mit diesem durch die Flossenhant in Verbindung steht. Der 2. oder iJ. höchste Gliederstrahl der 2. Dorsale erreicht c. Vj bis fast nur V., der Kopflänge und der letzte Strahl l'/s-l'j Augenlängen. Die Länge der Pectorale sieht der Kopflänge nach, und zwar bei jungen Individuen c. um l\/.. — l',\, bei alten um c. 1- „ .\ugenlängen. Die Spitze der Brusttiossen überragt ein wenig die der Ventralen. 21 Fr an 2 Steind acli iitr. Die Länge der Baiichflossen ist bei jitugereii Individuen I' j— 1* a\\s\\. bei alten 1-' ^nia! in der Ku|iiiängc enthalten, und die Spitze derselben reicht uielit bis zur Analgrube zurück; bei alten Individuen beträgt die Entfernung zwischen beiden mehr als '2 Augeniängen, bei jungen c. V.-,— V3 ^^"^^^ Augendiaiueters. Der zweite stark CDinpriniirte Aualstachel ist durch seine Länge und Stärke insbesondere ausgezeichnet, doch stets mehr oder minder bedeutend kürzer als der folgende Gliederstrahl. Bei jungen Individuen ist die Länge des 2. Analstacliels l^mal, bei alten etwas mehr als 2nial in der Kopflänge enthalten: seine Breite gleicht bei ersteren.* ., bei letzteren der Hälfte einei' Augenlänge. Bei alten Individuen nimmt somit der 2. Analstachel nicht unbedeutend an Stärke zu, nicht aber auch in gleichem Verhältnisse an Länge. Die Taudale ist rbombenförmig, bei jungen Individuen nach hinten viel stärker zugespitzt und verlängert, als bei alten; bei ersteren erreicht die Caudallänge nahezu eine Kopflänge oder ■ ,, der Körperlänge, bei letzteren ist sie 1' ,3— P -mal in der Kopflänge oder 4' ^—■i:^/^ma\ in der Körperlänge enthalten. Die Seitenlinie senkt sich in der vorderen etwas kiirzcien Kunipfhälfte unter schwacher Bogenkrümmung allmälig nach hinten, läuft dann in der hinteren Rumpfhälfte vollkonnnen horizontal fast längs der Mitte der Körperhöhe hin und zieht sich auf der ('audale bis zur äussersten Spitze des mittleren längsten Strahles fort. Die längs der Seitenlinie gelegenen Schuppen sind viel grösser als die übrigen ; der Seitencanal durch- bohrt daiier am Rumpfe nur 4"J — 50 Schuppen, während unmittelbar über der Seitenlinie c. 103 Schuppen in einer l^ängsreihe liegen. Auf der Candale selbst mündet die Seitenlinie zwischen den zwei längsten mittleren Caudalstrahleu in mehr als 40 Schuppen. Die '2. Dorsale und die Anale sind nur an und zunächst der Basis mit kleinen Schuppen bedeckt, wäh- rend die Caudale bis zum hinteren Strahlenrande vollständig überschuppt ist; doch fallen die Schui»pen gegen die Spitze der Caudalsirahlen zu bei Weingeistexeuiplaren leicht ab. Sämmtliche Schuppen sind an der Aussenfiäche zart der Länge nach gestreift und am freien Bande dicht, fein gezähnt. Die grossen, von der Seitenlinie durchbohrten Kumpfschuppcn sind so vollständig von kleinen Schuppen überdeckt, dass man die Zahl der ersteren erst nach Hinvvegnahme der letzteren genau ermitteln kann. Auf dem abgebildeten Exemplare wurden die kleineren Scluijipen zunächst dem hinteren Bandt^ der grossen Schuppen der Seitenlinie abgelöst (bei frischen, wohl erhaltenen Exemplaren sind die Schuppen der Seitenlinie äusserlich in ihren Uun'issen nicht sichtbar). Die übrigen Körpcrschuppen sind grösstenthcils nur an der Basis des freiliegenden Feldes mit kleinen Schüppchen belegt. Auf (irund dieser Dojipelbeschuppung glaubte ich früher Sciue/m s. 12i() identisch sei oder nicht, wird sicii nach Dr. Hancock's Abhandlung über die „Mullets of Gniana etc." kaum mit Sicherheit ermitteln lassen, da der Verfasser für Mwjil incilis keine anderen Merkmale angibt, als dass diese Art kleinere Schuppen besitzt, als der sogenannte Queriman (Mugil liza) und 12 Strahlen in der Anale. Mugil incilis Gthr. ist an der Westküste Amerika's ebenso häufig und nicht minder weit verbreitet, als Mugil hrasiliensis Agass. und Mugil liza C, V. und kommt auch an der Ostküste von Central-,4merika (bei f'hiapam) vor. Wie letztere Arten, steigt M. incilis in die Ströme ziemlich weit hinauf; wir untersuchten Exemjdare aus dem Magdalenen-Strome, von St. Domingo, Denierara, Maranhäo, ferner von Parä, Cameta, Porto do Moz (Amazonen Strom), endlich Bahia, San Matheos und von Chiapam. Die Zahl der Schuppen zwischen dem oberen Ende der Kienienspalte und der Basis der Caudale scliwankt bei dieser Art viel bedeutender als bei den meisten übrigen Arten der Gattung il/wr/*'/. Bei der Mehr- zahl der von mir untersuchten Exemplare liegen daselbst 46 — 48, nur selten 41 — 44 Schuppen. Die Anale, Caudale, die 2. Dorsale, die Unterseite der Ventrale und die Aussenseite der Pectorale sind vollständig beschuppt. Während bei jungen Individuen die beiden Unterkieferäste an der Symph^^se unter einem spitzen Winkel zusammentretfen, bilden sie bei älteren Individuen von 26—29"° Länge häufig einen stumpfen Winkel, der sich jedoch einem rechten stark nähert. Bei jungen Individuen von 14—18'" Länge ist die Leibeshöhe der Kopflänge gleich und genau oder nur unbedeutend mehr als 4mal, bei alten dagegen 43/^— 4mal nnd die Kopflänge 4 — 4y5mal in der Körperlänge enthalten. 14'/2— 15 Schuppen liegen zwischen der Bauch- und Rückenliiiie in der grössten Ruinpfhöhe. *12. Mugil li»a C V. Von dieser Art finden sich in den Museen von Wien und ('ambridge (Mass.) Exemplare aus dem Magda- lenen-Strome, von Carthagena, Cannavicrias, Victoria, Rio Janeiro, Rio grande do Sul, Maldonado, Monte- video und von Puerto San Antonio (Patagonien) vor, während an der Ostküste Südamerika's Mugil Rnmmels- hergii Tuch, von Süd-Californien bis Chile an die Stelle des Mugil liza tritt. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die von Prof. Gill unter dem Namen Mugil Gä?itkeri hescbrlc- benc Art mit M. Bammelsbet-gii T seh. , nicht aber mit M. brasilie7isis Ag., wie Günther vermuthet, iden- tisch sei, da bei M. liammelshergii die 2. Dorsale und die Anale schuppenlos sind und nicht selten, insbe- sondere bei jüngeren Individuen nur .■58 — 29 Scliiippen in einer Längsreihe am Rumpfe liegen. Zur Fisch- l-'(t,ima de.s Magdaleneu-l^trnriies. ^7 Fain. GH KOMI DES Joh. Müll. Gatt. ACARA Heck. 13. Acara coeruleo-pmictata Kn., Steine!., var. Idtifroits, f'liar. : Zwei oder ilrei Sclmppenreihen auf den Wangen. Schnauze seiir kurz, rascli ahfallend; Stirne anffal- l.nd breit; Auge ziendicli gross. Olivengrün, ein scliwarzbrauner Sireif vom liinteren Tlieiie des unteren Augenrandes zum Winkel des Vordeckels ziehend. Ein schwarzer Fleck am Rumpfe, fast in der Längen- mitte desselben und zugleich unter dem vorderen (oberen) Aste der Seitenlinie gelegen; dunklere Quer- l)inden am Rumpfe zahlreich, verschwommen. Ein schwärzlicher Längsstrich oder Querfleck an der Basis der einzelnen Rumpfscliu])pen. 2—272 Schuppenreihen zwischen der Basis des L Üorsalstachels und dem Beginne der Seitenlinie. 14—15 Schuppen am oberen vorderen, 8—9 am hinteren unteren Aste der Seitenlinie. Dorsale mit 14, Anale mit 3 Stacheln. lt. 14/9. A. ?> . 8. L. lat. 2;'» (zwischen der Kiemenspalte und der Basis der mittleren Caudalstrahlcu in einer horizontalen Reihe). L. tr. lU — 1"'/2- Beschreibung. Die Körpergestalt dieser Abart ist hoch, gegen den Schwanz zu stark comprimirt. Die grösste Leibes- höhe i.st bei einem Exemplare von 7'/j'" Länge (mit Einschlu.ss der Caudale) etwas mehr als 2nial (2'/gmaI), die Kopflänge etwas mehr als 'l\^n\a.\ in der Körperläuge (d. i. Totallänge mit Ausschluss der Caudale), der Augendiameter omal, die Stirnbreite 273nial, die grösste Kopf breite c. \'y.^m&\, die Schnauzenhöhe (vom vorderen Augenwinkel zur Mitte des Zwischenkiefers) Ö^^nial in der Kopflänge enthalten. Bei noch kleineren Individuen aber ist die Stirnbreite der Augenlänge gleich oder unbedeutend geringer als letztere, und die Sehnauzenhöhe 4mal in der Kopflänge enthalten. Die obere Kopflinie erhebt sich sehr rasch vom vorderen Kopleude nach oben und ist .stärker gekrümmt als die Rückenlinie. Die Mundspalte ist liurz, die Mundwinkel fallen in verticalcr Richtung unter den vorderen Augenrand. Die Stirne zeichnet sich durch ilire bedeutende Breite aus, und ist querüber vollkommen flach und in der vor- deren Hälfte (wie die ganze Schnauze) scliuppenlos. Die Schnauze fällt steil nach unten ab und ist daher verhältnissmässig kürzer als bei den aus Panama stammenden typischen E.Kcmplaren von A. coeruleo-punc- tata. Bei letzteren bildet die vorgezogene Schnauze mit dem unteren Rande des Unterkiefers einen spitzen, bei den Exemplaren aus der Cieuega des Magdalenen-Stromes aber einen rechten Winkel. Hiezu konnnt noch als weiteres llnterscheidungsmerkmal, dass zwischen der Seitenlinie und der Basis des Ventralstacliels nur 7 Schuppen in einer Reihe liegen (bei Exemplaren von Panama 8 — 9). Auf den ziemlich hohen Wangen liegen die Schuppen (unabhängig von der Grösse der Exem- plare) in 2 oder 3 Reihen, das Randstück des Vordeckels ist scliuppenlos; die übrigen Deckelstücke sind beschuppt, doch fallen die Schuppen am Deckel sehr leicht ab. Der hintere Rand des Vordeckels ist vcrtical gestellt, und trifit unter einem rechten Winkel, dessen Spitze stark gerundet ist, mit dem unteren Rande zusannneu. Der vorderste grösste Knochen des Augenringes ist etwas länger als hoch; seine Höhe ist c. 1 ' ..mal, seine Länge c. l'/^mal in der Länge des Auges enthalten. Die Stacheln der Dorsale nehmen vom 1. bis zum ;». rascher an Höhe zu, als von diesem zum letzten, 14. Stachel. Die grösste Höhe des stacheligen Theiles der Dorsale am letzten Stachel kommt der Hälfte der Kopflänge gleich. Der gliederstrahlige Theil dfirsellien Flosse ist am 4. und 5. Strahle am höchsten, und an diesen bei Männchen nur um die Hälfte eines .'^ugendiameters kürzer als der Kopf. Der längste 3. Anal- stachel erreicht nahezu 1 'j Augenlängen und der 4. längste Gliederstrahl ist ein wenig höher als der ent- sprechende der Dorsale. Die Pectorale ist stark entwickelt, ein wenig länger als der Kopf und füllt. Iiori/.ontal zurückgelegt, mit ihrer Spitze über die Basis des 1. Gliederstrahles der Anale zurück. 4* ■^S Franz Steivfhichner. Die ziiges])it/te Ventrale stellt der Kmifliinge c um einen halben Auj;en(liametei- naeli und reielit bis zur Basis des 2. oder 3. Analstaeliels. Die Caiidale ist am iiinteren Eande gerundet, bei den drei kleineren Exemplaren unserer Sammlung nahezu so lang wie der Kopf, bei dem grösseren aber abnormer Weise viel scLwäclier entwickelt, verktinnnert und nur '"/. des Kopfes an Länge gleich. Die 7 — 8 Querbinden des Rumpfes sind stark verschwommen, am Rücken viel breiter als die sie trennenden Zwischenräume und nehmen gegen die letzten Querbinden sehr rasch an Breite ab. Der grosse, dunkle, nicht scharf abgegrenzte Seitenfleck liegt unter dem 10.— 12. Dorsalstachel, und zwar auf der 3. und 4. horizontalen Schuppenreihe (von der Basis der Dorsale herab gezählt) des Rumpfes. Auf der Oaudale bilden die dunkeln Flecken mehrere verticale, auf dem stacheligen Theile der Dorsale zwei regelmässige Längsreilien ; auf den Gliedersirahlen der Dorsale und Anale liegen sie in 5 — 7 gebogenen Reihen. Die Schuppen sind regelmässig gelagert; durch die an der Basis derselben hinlaufenden Längsstriche (in der obenan Rumpfbälfte) oder Querflecken (in der unteren Hälfte der Körperseiten) erscheint der Rumpf wie mit zahlreichen, horizontalen, dunkleren Streifen und schmalen Binden geziert. 1 — "_' himmelblane Lüngs- streifen unter dem Auge und einzelne blaue Flecken am Rumpfe. Ein Caudalfleck fehlt. Meines Erachtens lassen sich die hier beschriebenen Exemplare nicht specifisch von A. coeruleo-punctata trennen, sondern gehören unreiner degenerirten Abart derselben an, die stehenden unreinen Gewässern eigenthiimlich sein dürfte. (Die Zahl d.er Dorsalstacheln variirt übrigens bei A. coeruleo-pnncUita zwischen 13- If).) Gatt. PETENIA Gthr. 14. Petenia Kraussii n. sp. Char.: Körper stark coniprimirt; Kopf zugespitzt , c. 2'/2— 2-y-mal, grösste Rnmpfhöhe c. 2'/., — 2y|.mal in der Körperlänge, Augendiameter bei jüngeren Individuen fast 4nial, bei alten 47-nial, Schnauzenlänge bei ersteren 3*/.nia], bei letzteren nahezu ."imal, Stirnbreite unbedeutend mehr als 4— S'/gUial in der Kopflänge enthalten. Unterkiefer massig vors|)ringend, 7—9 Schuppenreihen an den Wangen. Nur 29—30 Sc.hu))pen zwischen der Kiemenspalte und der Basis der Oaudale, 6 — 6'/g Schuppen zwischen der Basis des ersten Dorsalstachels und der Seitenlinie, 11 — 12 zwischen letzterer und der Basis des Ventralstachels. 3 — 5 Flecken an den Seiten des Kopfes und Rumpfes, und zwar ein grosser, schwarz- brauner Fleck am untersten Theile des Kiemendeckels, ein zweiter am Beginne der Seitenlinie, ein dritter an den Seiten des Rumpfes, fast in der Längenmitte desselben, ein vierter an der Basis der oberen .Caudalstrahlen und zuweilen ein fünfter kleiner Fleck am oberen Ende des aufsteigenden Astes des Vordeckels. Rücken grünhchbraun, schmutzig röthlichviolett oder rothbraun; untere grössere Hälfte der Rumpfseiten röthlichgelb, selten silbergrau. Ein bräunlicher Streif vor und parallel dem hinteren Rande der meisten Rnmpfschuppeu. G-6V2 D. 15-lÖ/lO-n. A. 6 8—9. P. 14. V. 15. L. lat. 29-30 (bis zur Caud.'). L. tr. ^T". 11^12 Beschreibung. Die obere Profillinie des Kopfes steigt ziemlich rasch, ohne bedeutende Krümmung bis zur Spitze des Hinterhauptes an; die Rückenlinie erhebt sich nur wenig bis zur Basis des 3.-5. Dorsalstachels und ist am Nacken und längs der (iliederstrahlen der Dorsale etwas stärker gebogen als längs dem bei weitem grös- seren mittleren Theile der Dorsaltlossenbasis. Die Bauchlinie läuft von dem hinteren Ende des Unterkiefers bis zum Beginne der Anale in fast horizontaler Richtung hin und erhebt sich im Bogen nach hinten und oben längs der Basis dieser Flosse. Die geringste Rurnpfliölie am Schwänze gleicht c. ' ., der grössten Leibeshöhe. Zur Fis'h-Fanna de.s Magrhdencn-Stromes. -1\) Der grosse, starke Unterkiefer erliclit sieli nisch nacli vorne, seine Länge erreicht fast c. ■% der Kopf- längt , (loeh fallen die Mundwinkel bei geschlossenem Munde ein wenig vor den Vonlerrand des Auges. Die Unterlijijie ist in der Mitte nielit uuterliroclien. Der JMUge, schmale Oberkiefer ist sehwach gebogen (nach hinten convexj und bei geschlossenem Munde nur in seiner unteren Längeuhälfte sichtbar, die obere Hälfte desselben wird zum Theile von dem I'raeoeular- knochen bedeckt. Die Länge des Oberkiefers nimmt mit dem Alter /icMiiicb rast-ii zu, denn bei jinigen Exem- plaren überfritft sie die Schnauzeidänge c. um '/g des Aiigendiameters , bei alten um eine ganze Augenlänge. Die beiden Stiele des Zwischenkiefers bewegen sich in einem rinnenförmigen Ilallicannle, der von dem üben auseinander weichenden Kanuue der Stirne und Scheitelkiidchen gebildet wird; das hintere Knde der Stiele reiclit bei geschhisseuem Munde genau bis /.um liinteren Kode des mittleren Occipitalknochens. Der mit Zähnen besetzte Querast jeder Zwischenkieferhälfte ist lialb so lang wie der Stiel desselben. Die Kieferzähne der Aussenreihe sind hakenfiirmig nach innen gebogen; sie stehen nicht dicht gedrängt neben einander, nehmen gegen die Mnndwiidicl albnälig an (irösse ab, und sind bedeutend länger und stärker als die zahlreichen zarten Zähnchen der nach innen folgenden Reihen, die aber zusammen mir eine sehr sehmale Binde i)ildeii. Der vordere Augenrandknoehen ist stark geneigt und bildet mit seinem hinteren concaven Rande den grösseren Theil des vorderen Augeurandes. Der vordere Rand desselben ist gleichfalls concav, und in seine Einbuchtung legt sich bei geschlossenem Munde die ziemlich wulstige Oberlip|)e au, während der Zwischeu- kiefer sich, theil weise unter das Praeoculare schiebt. Letztgenannter Knochen gleicht au Länge der Hälfte eines Augendiameters, und steht an Hübe der Augeulänge ein wenig uach. Sämmtliche Kiefer, Schnauze, Stirne und das Praeoculare sind schuppenlos; die Stirne ist ziendich breit und (juerüber massig gebogen. Der hintere Rand des Vordeckels ist ein wenig nach hinten und unten geneigt, und vor dem gerundeten, vorspringenden Winkel mehr oder minder schwach eingebuchtet; der untere, sehr kurze Rand des Präoper- kels ist gebogen. Der Raum zwischen der Vorleiste des Vordeekels und dem hinteren und unteren freien Rande desselben ist stets schuppenlos; der ganze übrige vordere Theil der Wangen aber trägt zahlreiche, nicht sehr regelmässig (in Längsreihen) gelagerte Schuppen, von deuen die grössten unmittell)ar vor dem hinteren, schmalen Randstüeke des Vordeckels und unter dem Auge liegen. Kiemendeckcl, Unter- und Zwischendeckel sind vollständig überschuppt. Die Zahl der Kiemenstrahlen beträgt h. Die unteren Schlnndknochen, nur durch eine Naht v(m einaiuler getrennt, bilden zusammen ein Dreieck, und tragen konische Zähnchen mit gerundeter Spitze, von denen die der Mittellinie und zugleich dem hinteren Rande zunächst gelegenen am grössten sind, während auf den oberen Schlundknochen die vorderen am stärksten entwickelt sind. Die Dorsale beginnt in verticaler Richtung über dem hinteren oberen Ende des Unterdeckels mit einem kurzen Stachel; die folgenden nehmen bis zum 4. ziemlich rasch, die übrigen bis zum letzten albnälig an Höhe zu. Der letzte, 15. oder 16., höchste Stachel erreicht nicht ganz eine halbe Kopflänge und ist bedeu- tend kürzer als der folgende Gliederstrahl. Der höchste, 4. oder ö. Gliederstrahl der Dorsale ist durchsclmittlich c. ly. — Vi\m-A\, bei alten Männchen nicht selten nur 1' ^ — lYginal in der Kopflänge enthnlten und eben so hoch ist der 4. oder 5. Gliederstrahl der Anale. Der gliederstrahlige Theil der Dorsale und Anale ist an der Basis beschuppt und kurze Schuppen- reihen bedecken die Flossenhaut zwischen den einzelnen Strahlen in dem der Flossenbasis zunächst gelegenen Theile. Die Candale ist am hinteren Rande gerundet, c. l'/^^l'/^mal in der Kopflänge begrifteu und an der Basis ganz überscluippt. Die Caudalstrahlen selbst sind bei wohlerhaltenen Exemplaren bis zum hinteren Rande mit kleineu Schüjjpchen überdeckt, die bei in Weingeist aufbewahrten Individuen leicht abfallen; ülicrtlies bemerkt man noch auf der Flossenhaut zwischen dem 2. und .'5. Strahle, über und zwischen dem '.'>. und 4. Strahle unter dem Mittelstrable der ganzen Flosse eine lange h'eihe von kleineu Schuppen, welche .")() Franz f^tei itdar-hner. von einem (':in;ile (lur('li/.(ii;en sind, dei' aber mit dem unteren oder hinteren Atite der Seitenlinie des Hiimpfes uiclit zusanuueniiäugt, sondern nacli vorne an der Basis der Flosse endigt. Die Stacheln der Anale sind etwas kräftiger als die stärksten mittleren der Dorsale, nnd der letzte Analstafbel ist zugleich ein wenig länger als der 15. oder 16. Dorsalstachel. Die Pectorale gleicht der Caudale an Länge oder übertritft sie noch ein wenig, und ist am hinteren Rande oval gerundet. Das hintere Ende derselben fällt in verticaler Richtung über die Basis des 4.-5., seltener über die des 3.-4. Analstachels. Der oberste, und die beiden untersten Pectoralstrahlen sind einfach, nicht gespalten. Die Einlenkungsstelle der Ventralen fällt ein wenig hinter oder genau unter die Basis des letzten, untersten Pectoralstrahles. Der Ventral stach el ist schlank, stets kürzer als der längste letzte Dorsalstachel und c. 273— 2*/,mal in der Kopflänge enthalten. Der längste erste Gliederstrahl der Ventrale verlängert sich mehr oder minder bedeutend fadenförmig und reicht in der Regel mit seiner Spitze bis zur Basis des 4. oder 5. Aualstachels , bei sehr alten Individuen und insbesondere bei Männchen, zuweilen noch bis zur Basis des 3. oder 4. Gliederstrahles der Anale, und ist in diesem Falle ebenso lang wie der Kopf. Der letzte 5. Gliederstrahl der Ventrale kommt durchsciinittlich nur Yj des Kopfes an Länge gleicii und steht durch eine niedrige Hautfalte, welche sich an seinen Innenrand ansetzt, mit der Bauchfläclie in Verbindung. Die Schuppen des Rumpfes nehmen von der Riickenlinie bis zum oberen oder vorderen Hauptast des Seitencanals nur wenig au Grösse zu .und sind beiläufig halb so gross wie die grössten Rumpfscliupiten, welche in dem mittleren Tlieile der vorderen seitliciien Rumpfliältte von der Seitenlinie bis zur FectoraUiöhe herab liegen. Weiter nach unten nehmen die Körperschuppen der vorderen Leibcsliälfte bis zu den zwiscben der Kehle und dem Beginne der Anale liegenden Theile des Bauchrandes an Grösse ziemlieh rasch ab, während in der hinteren Rumpfhälfte die Schuppen gegen die Bauchlinie nur wenig an Umfang abnehmen. Sännntliche Rumpf- und Kopfsciiuppen sind nicht nur am freien Rande, sondern auch in dem hinteren Theile der Aussentläche sein' fein und dicht gezähnt und fühlen sieh daher sehr rauh an. Die grössten Rnmpl- schuppen sind bedeutend höher als lang und am vorderen schwach gebogenen Rande seicht gekerbt, die kleineren Schuppen am Rücken dagegen ebenso lang wie hoch und am überdeckten Felde stark gestreut. Der obere A.st der Seitenlinie durchbohrt 19 Schuppen, der untere 9 — 11 Schuppen am Rinnpfe und 1—3 auf der Basis der mittleren Gaudalstrahlen. Zwischen dem oberen Ende der Kiemenspalte und dem Beginne der Caudale liegen in horizontaler Linie 29 — 30 (selten nur 28) Schupi)en. Von den 5 grossen, schwärzlichen KörperHeckeu kommt zuweilen der niittleie Rnmpffleck, viel seltener der Fleck am unteren Theile des Kieinendeckels, häutig aber der am oberen Ende des aufsteigenden Vordeckelastes gelegene nicht zur Entwicklung. So fehlen z. B. die beiden Kopfflecken an dem auf Tafel H abgebildeten Exemplare. Der längliche Fleck am Beginne der Seiteulinie erreicht zuweilen eine sehr bedeutende Grösse und erstreckt sich ülier die 2 — 5 ersten Schuppen des Seitencauales. Der Fleck an der Basis der oberen Caudalstrahlen ist kreisrund, schärfer abgegrenzt als die übrigen und häutig von einem hellgelben Ringe umgeben. Bei vielen Exemplaren unserer Sannnlung laufen 5 — (> stark verschwommene, nach unten und zuweilen auch am oberen Ende gabelig getheilte, schmutzig violette Querbinden zur Bauchlinie oder bis in die Nähe derselben herab. Die Caudale und der gliederstrahlige Tlieil der Dorsale so wie der Anale sind auf sclmnitzig grau- violettem Grunde mit zahlreichen dutdvleren Flecken geziert, die jedoch fast i;au/, verschwinden , wenn der Grund der Flosse sehr Intensiv gefärbt ist. Auch auf dem stacheligen Theile Aiii- Dorsale und der Anale zeigen sich zuweilen Flecken, doch sind sie stets verschwommener und grösser als auf den ectabtli^- Steind. aus dem Amazonenstrome stobt übrigens erstgenannter Art näher als letzterer. Sie unterscheidet sich \(ni l'eieniK t/iar/ns und sind identisch mit i.s hrasi- /i'ensis sp., Quoy, (iaiin., Kner. Satanoperca macroUpis Gthr. endlieh lallt bestimmt mit Geophofina (Hatdiioperca) jurupari 11 ec k. zusammen, wie ich bereits in einer Note zu meiner .Abliandliiuy „Über dieChromiden des Amazonen-Stromes" (Sitzungs- ber. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. LXXI, Abth. I, Jänner-Het't, Jalirg. 187.i, p. 62 im .Separalabdr.) bemerkte. Fani. SILURIDAE Cuv. Gruppe PIMELODINA Gthr. Gatt. SORUBIM (Spix), Hl eck. üj. Soruhiin Ihna sp., Hl. Sehn., Agass., Kn. Sehr gemein im unteren Laufe des Magdalenen-Stromes. Wenngleich bei dieser Art dns Auge auffallend tief und seitlich liegt, so unterscheidet sie sich doch am Kopfskelete so wenig von den übrigen J'iati/x/onia- Arten, dass ich die Aufstellung der Gattung tiombim für nicht hinreichend begründet halte. Gatt. PLATYSTOMA Agass., Gthr. 16. Platjjstonn( faaciatmn sp., Bl. Gleichfalls sehr gemein im Magdalenen-Strome; das grösste Exemplar unserer Sammlung aus dem genannten Flusse ist 50"° lang, das kleinste 20"". Die Maxillarbarteln reichen nur selten bis an die Baucli- Hosscn und die äusseren Kehlbartcln in der Regel bis zur Längenmitte der Pectoralcii. In allen wesentlichen Merkmalen aber zeigt sich eine völlige Übereinstimmung zwischen den Exemplaren aus dem Magdalenen- und Amazonen- Strome. Gatt. PIMELODUS sp., Lacep. a) Subgen. PIMELODUS l^= J'inieloduti et J'tieuduriodets Ltk.). 17. Pimelodus claHan Bl. .Syn. Silurus clarias Bloch, Tat'. Ab, Fig. I, 2. l'imeludus Blochii C. V., Hist. poiss. Vol. XV, p. 188. Uagrus {Ariodes} clarias Müll., T r. Fr anz Htc in da c h n < V r. Ariudes iBagrus) clarias Kncr, Iclithj'ol. Beitr. Abtii. II, ]). 44 (Scp;ii;ifalidr.'i, Ni>te. l'iramiitana Blochit Cxtlir., C'iltal. V, p. 111. Pseudariodes allieans (Val.), clarias et pant/>erinns Ltk., Ichthyol. Bidrng, II, Vidensk. Meddelut.'ier tVa den naturhist. Forening i Kjübeiihavn, 1874, p. 19S und 199. Pseudorhambdia macrnnema BIkr., Desci'ipt. des Espec. de Silur, de Suriname, Natuurk. Vcrh. van de IIull. Maatsch. der Wetcnsk. te Haarlem, XX, 1864, p. 79, pl. XIII; fig. 7, pl. XIV. Diese Art ist ausserordentlich weit in Südamerika verbreitet, sehr variabel und ebenso häufig im Magda- lenen-Strome, wie im La Plata, Oriuoco und AmazoneuiStrome zu finden. Dr. Lütken glaubte drei Arten unterscheiden zu können, F. albicans Val., /'. clarias ßl. und F. pan- therinus Ltk., je nachdem die Fettflos.se mein- oder minder liinger oder ebenso lang als die Dor.sale ist, und die Spitze der niedergedrückten Doisale die Fettflosse erreicht oder nicht. Ich habe bereits in der dritten Abtheilung meiner Abhandlung „Über die SUsswasserfische des südöst- lichen Brasiliens (p. 43 im Separatai)dr., Note) bemerkt, dass /'. albicans und /'. clarias einer und derselben Art angehören dürften, wie schon J. Müller, H. Troschel und Dr. Günther (Cat. Fish. V, p. 111) anneh- men, und habe nur noch hinzuzufügen, dass auch F. pantherinus Ltk. eine Farbenvarietät des /'. clarias Hl. sei, und mit Eücksicht auf das Längenverhältniss der Fettflosse zur Dorsale und Anale gleichfalls wieder in drei künstliche Arten zersplittert werden könnte. Aus dem Magdalenen- Strome konnte ich nicht weniger als 36 Exemplare untersuchen; diese sind sämmtlich an den Seiten des Humpfes ungefleckt, doch ist der für 1'. clarias charakteristische mehr oder weniger tiefschwarze Fleck am Stützschild vor der Dorsale stets vorhanden. Die Vomerzähne fehlen aus- nahmslos, die Zähne am Os pterygoideuvi sehr häutig. ' Die umgelegte Dorsale reicht bald bis zum Beginne der Feftflosse zurück, bald trennt ein mehr oder minder bedeutender Zwischenraum die zurückgelegte Spitze der Rückenflosse von der Fettflosse, je nachdem letztere mehr oder minder stark der Länge nach ent- wickelt ist. Die von Prof. Kner in der II. Abtheilung der ichthyologischen Beiträge auf p. 44 (Separatabdr.) in einer Note erwähnten Exemplare, welche Natterer in Guapure und ('ujaba sammelte, gehören der von Lütken als F. pantherinus beschriebenen Varietät an ; die von mir untersuchten Exemplare dieser Varietät sind am Vomer häufig, doch nicht ausschliesslich zahnlos* und ihre Fettflosse ist bald um V3, bald um '/,. länger als die Dorsale. Kopf, Rücken und Rumpfseiten , sowie die Fettflosse sind dicht schwarz gefleckt. Bei einigen anderen Exemplaren aus dem La Plata (in der Nähe von Buenos Ayres) sind die Flecken minder zahlreich und bereits sehi- stark verschwommen. b) Subgatt. RHAMIDIA BIk., Ltk. *]8. Pmtclodus (BhanuUa) Sebae Val., Steind. Zwei grosse Exemplare, 28™ und :.'9"" lang, weichen in der Länge des Kopfes und in der Rumpfhölie ziendich bedeutend von einander ab, gehören aber beide, wie ich glaube, zu 7'. ISebae, welche Art ich in der 111. Abhandlung ,Uber die Süsswasserfische des südöstlichen Brasiliens'' ausführlich besprochen habe. Bei dem einen dieser Excmjjlare ans dem Magdalcnen-Strome ist die Kopflänge 3*/3mal, bei dem zweiten ai)er -1' ,.iiial, die Länge der Fettflosse bei beiden c. 2*, jiual, die Leihesliöhe bei ersterem 5*/ -mal, bei letz- tcrem 5nial in der Körperläuge, der Augcndianietcr ü' j— Tnial, die Stirnbreite sowie die Schnauzcnlänge -^/4 — 2' jUml, die Länge des Pectoralstachcls mit Einschluss der biegsamen, gegliederten Spitze c. l'/^jiual in der Koi)flänge enthalten. Axillar|)orus vcudianden, klein. Der Kopf ist deprimirt. an der Oberseite quer- über flach ; der vordere Schnauzenrand schwach gebogen. 1 Da die Vomer- und PterygoidZähiie so häutig niclit zur Entwicklung kommen, so heilte ich es für nothwendig, die (xattunv: Paeudariodcs BIkr., Ltk. cin/.uziehen und mit der Gattung I'inuhidiix, Untergattung Pimelodus [^ Pivtr/odus <'ru|ii)e J, Giinth., Catal. V, p. 114 = Gatt. Pimelodus Ltk.) zu vereinigen. - Bei einigen Exemplaren dieser Variet.'lt, welche ich kürzlich ans Gniana eiliielt. Hegen niimlich 2 äusserst kleine, fast nur punktfürmige Zahngruiipöu am Vomer. Zur Fisch- Fauna den Magdalenen- Stromes. 33 Die Angen liegen ein wenig vor der Mitte der Kopflänge und sind nahezu um 3 ihrer Längsdnrchmesser von einander entfernt. Der Ocfiiiitalfortsatz ist lang, sehmal. hinten zugespitzt, unbedeutend mehr als .3mal in der Kopflänge (bis zum hinteren knöchernen Ende des Kiemendeokels gemessen! enthalten, und erreicht nicht den Basal- knochen des Dorsalstachels. Der Kiemendeekel und die Schädelknochen sind grob gestreift, wie durch die dünne, glatte Hant bemerklich ist. Die beiden Kiefer reichen fast gleich weit nach vorne. Die Spitze der zurückgelegten Bartfäden des Oberkiefers reicht bei einem Exemplare circa bis zur I-;ingenmitte. bei dem zweiten fast bis zu Ende des zweiten Längendrittels der Fetttlosse. Die äusseren l'nterkieferbarteln fallen mit ihrer Spitze nicht ganz bis zum hinteren Ende der Peetorale, deren Stachel am Aussenrande nur crenulirt. am Innenrande aber mit Hakenzähnen besetzt ist. Der Hameralfortsatz ist über- bautet, zugespitzt und reicht circa bis zur Längenmitte des Pectoralstachels. Die Hohe der Dorsale nl)ertri(>2), dass ich unbedenklich letztgenannte Art in die Gattung Anrlievipterv-i (^nicht zu Ageneiosus) reihen möchte. Die Länge des Kopfes bis zum hinteren Rande des Kiemendeckels ist 4*/. — 4' ^mal, die grösste Hnmpf- höhe 4'/j — 4mal in der Körperlänge enthalten. Die obere Profillinie des Kopfes steigt erst am Hinterhaupte rasch zur Dorsale an und ist coneav. Der vordere Theil des Kopfes ist .stark deprimirt und ipierüber fast tlacli, die breite Seiinauze vorne quer abgestutzt und an den Ecken abgestumpft. Da die Augen weit nach vorne gerückt sind, ist die Schnauze von sehr geringer Länge und etwas kürzer als der Augendiameter. Die Entfernung der kleinen Nasenöft'iuingen einer und derselben Kopfseite von einander ist c. b\ j— ö'/^mal. der längere Durchmesser des ovalen Auges 4^2— 4'/,mal, die Stirnbreite l^/^maX, die Breite der Mundspalte zwisihen den Mundwinkeln genau oder etwas weniger als 2mal in der Kopflänge enthalten. Der Unterkiefer steigt nach vorne an und ragt mit seiner Spitze ein wenig über die Mitte des vorderen Schnauzenrandes vor. Die Zahnbinde im Unterkiefer reicht bis zur Gegend der Mundwinkel zurück und verschmäiei-t sich allmäiig nach hinten. Die Zahnbinde im Zwischenkiefer ist durchgängig gleich breit und reicht nicht so weit seitlich zurück. Der stabförniige Oberkiefer ist durch seine Länge und säbelförmige Kiüinraung ausgezeichnet. Seine Länge variirt üiirigens bei den drei Exemplaren unserer Samndung sehr bedeutend; bei einem derselben ist er länger als der Kopf und reicht mit seinem hinteren, knöchernen Ende noch ziemlich weit über die Längen- mitte des Humeralstachels zurück, bei dem 2. Exemplare bis zur Spitze des Kieiuendeekels; bei dem 3. Exem- plare fällt sein hinteres Ende nur ein wenig über den hinteren, vertical gestellten Rand des Vordeckels. Die Länge des Bartfadens am Oberkiefer steht im umgekehrten Verhältniss zur Längenausdehnung des Oberkieferknochens und ist daher bei jenem Exemplare am beträchtlichsten , bei dem der Oberkiefer am kürzesten ist, so dass das hintere Ende des Bartfadens stets nur wenig vor oder hinter die Spitze des Pectoral- stachels fällt. 3ß Franz Steitidachner. Die Bartfäden am Unterkiefer sind sehr zart und dünn; das vordere Paar derselben ist c. 2V4— 2'/j,nial, das hintere 1\^- bis nahezu l'/,.nial in der Kopflänge enthalten. Der schlanke Huiueralfortsatz ist an der Oberseite rauh, wie gekörnt, und erhebt sich nur wenig nach hinten; er spitzt sich nach hinten zu und ist von der Basis des Fectoralstachels au gemessen c. l'/.^mal in der Kopflänge enthalten. Seine äusserste Spitze lallt noch ein wenig hinter die Längeumitte des Fectoral- stachels. Der Abstand der Dorsale von dem vorderen Kopfende beträgt c. % der Totallänge (bis zur äussersten Spitze der Caudale) und die Basislänge der Flosse ist 2*^/-— 2=',/,mal in der Kopflänge enthalten. Der Dorsalstachel ist verkehrt Ä-förniig gebogen, die Spitze desselben daher nach vorne gekehrt. Im grösseren untersten Drittel seiner Höbe ist er an seiner Vorderseite wulstförmig aufgetrieben und daselbst dicht mit Stacheln besetzt; eine zweite Anschwellung liegt am oberen Theile des Vorderrandes und auf dieser liegen etwas grössere Hakenzähue, doch in geringerer Zahl als auf der unteren. Die Höhe dieses so sonderbar (yi\e hei Süuns määaris B\.) gestalteten Dorsalstachels erreicht l'/s—l'/,, Kopflängen. Der folgende 2., oder 1. gespaltene Strahl ist bedeutend kürzer als der Stachel, der 3. circa halb so lang wie der zweite; die übrigen Strahlen nehmen bis zum letzten minder rasch an Höhe ab. Die Entfernung des letzten Dorsalstrahles von der Fettflosse gleicht zwei Kopflängen oder '/a der Totallänge. Längs der Dorsale senkt sich die Rückenlinie und erhebt sich hinter derselben wieder unter schwacher Krümmung bis zur Fettflosse, welche in verticaler Richtung ein wenig vor dem hinteren Ende der Anale liegt. Der depriniirte Stachel der Pectorale ist ebenso lang wie der Kopf, stärker als der Dorsalstachel (mit Ausschluss der stellenweisen Anschwellungen) und an beiden Rändern mit grossen Hakenzähnen besetzt, deren Spitzen am Aussenrande des Stachels nach hinten, am Innenrande nach vorne umgebogen sind. Die Spitze des Fectoralstachels fällt c. um '/s der Kopflänge vor die Einlenkungsstelle der Ventrale. Die Länge der Ventralen gleicht ^/„ der Kopflänge und die Spitze derselben erreicht den Beginn der Anale. Die Basis der Bauchflossen fällt ein wenig vor die Mitte der Körperlänge. Bei den Männchen legt sich das verdickte Urogenitalrohr an den Vorderrand der laugen Anale und die l)eiden ersten Analstrahleu überragen die nächstfolgenden Strahlen nach unten ziemlich bedeutend. Der untere Rand der Anale Ist daher bei den Männchen im vorderen Theile stark concav, und vom 7. bis zum letzten Strahle schwach convex, da die Strahlen vom 7. bis zum 17. ein wenig an Höhe zunehmen. Die Schwanzflosse ist nahezu so lang wie der Kopf und am hinteren Rand bei vollkommen aus- gebreiteten Strahlen nur schwach concav, das obere hintere Flossenende ist ein wenig stärker zugespitzt und reicht auch etwas weiter nach hinten zurück als das untere. Die obere Hälfte des Rumpfes ist stets dunkler gelbbraun oder grau gefärbt als die untere. Zahlreiche dunkelviolette Flecken und Marmorirungen zieren bei einem Exemplare unserer Sammlung nur die obere Rumpfhälfte; bei dem zweiten sind die Körperseiteu vollständig (bis zur Bauchliuie herab) und sämnitliche Flossen gefleckt und punktirt. Die schwach geschlängelte Seitenlinie läuft fast parallel zur Bauchlinie und gibt zahllose, kurze Nebenäste in schiefer Richtung nach ol)en und unten ab. NB. Für die von mir oben ausgesprochene Ansicht, d-isa iSilunta müitaiis Bloch (= Auckenipterus määarü Steind. ) eine Anc/ieiiiptims-AYt sei , spricht auch die Form des Kopfes , der schwacli vorspringende Unterkiefer und die ziemlicli gedrungene Gestalt des Rumpfes. Bloch's Abbildung (Taf. 362) stellt ein Männchen dar, wie die Form der Anale zeigt, und icli würde, wenngleich mit einigem Bedenlcen, Auchenipterus msignis m. selbst tiir identisch m\i Silurus ntilitaris Bloch halten, wenn bei letzterem der Oberkiefer nicht an beiden Rändern (oder nur am äusseren Rande?) gezähnt wäre, da Bio eil die dünnen Uuterkieferbarteln gewiss nur übersehen haben dürfte, falls solche überhaupt an dem trockenen (?) Ori- ginalexeuiplare noch erhalten wai'en. 21. Auclienipteviis Mtu/dalentie n. sp. Char.: Kopflänge bis zum hinteren Rande des Kiemendeckels 4— 47-mal in derKörperlänge, Augendiameter o^/, bis etwas mehr als 4mal, Stirubreite P/^— ly.mal, Länge des schlanken Humeralfortsatzes P/. bis l'/aiuiil in der Kopflänge enthalten. Obere Kopfliuie in gerader Richtung nach hinten ansteigend. Stirn- 2ur Fisch- Fauna do.s Magdalenen- Stromes. fontaiiellf laug, schmal, gegen das hintere Ende /.iiweilen hirnföiiiiig, massig erweitert, nach verne liiiieuiörmig endigend, offen oder seltener von rauhen Knochen umschlossen, l'ectorai- und iJorsal- stachel sehr kräftig, er.sterer an beiden Rändern mit starken Ilakenzähnen besetzt; letzterer am Vor- derrande laiili anzufühlen und am hinteren Rande glatt, kürzer als der Pecforalstachei; Maxillarbarteln an Länge variabel und mit Ausschluss des kurzen, stielförmigen Oberkiefers bald etwas kürzer, bald läuger als der Kopf. Unterkiefer nach vorne den Rand des Zwischenkiefers schwach überragend. Auge oval, schief gestellt, ziemlich gross. Hinterer Rand der Caudale seicht eingebuchtet und von der Spitze des oberen Caudallappens ein wenig überragt. Beide Caudallappen nach hinten zugespitzt endigend. Rücken dunkel grauviolett, mit zahllosen dunkleren Pünktchen übersäet; unlere Körperhälfte hell bräunlichgelb. Caudale mit einer halbmondförmigen, nach hinten convexen Querbinde von dunkelvioletter Färbung vor der Mitte der Caudallänge. D. 1/6. P. 1/6. V. 1/5. A. 27— 30. Beschreibung. Die Körpergestalt dieser Art ist im Verhältniss zu den meisten übrigen Auchenrpterus-Xritw schlank, gestreckt. Die grösste Rumpfhöhe gleicht der Kopflänge oder übertrifft sie nur ganz unbedeutend und beträgt durchschnittlich »/^ der Körperlänge. Die Kopfbreite steht der Kopflänge c. um ^j Augeudiameter nach. Die Knochen der oberen Kopfdecke und am Nacken sind fein granulirt. Die Augenöft'nnng ist ziemlich gross, oval, überhäutet und grenzt nach vorne an die Mundwinkel. Die Mundspalte kommt an Breite der halben Kopflänge gleich. Der vorderste Theil der kurzen Schnauze ist nackthäutig und der breite Vorderrand der Schnauze nur schwach gebogen. Die Spitze des horizontal zurückgelegten BartCadens am kurzen, stielförmigen Oberkiefer reicht bei einigen Exemplaren nicht über das erste Längenviertel des Pectoralstachels zurück, bei anderen aber nahezu bis zur Spitze desselben. Die hinteren Unterkieierbarteln sind so lange wie der Kopf mit Ausschluss des Kiemendeckels, und überragen mit ihrer Spitze ein wenig die Basis des Pectoralstachels; die vorderen Unterkieferbarteln sind durchschnittlich '/s fler Kopflänge gleich und horizontal zurückgelegt fällt deren Spitze ein wenig hinter die Augenmitte. Der Unterkiefer überragt mit dem mittleren Theile seines Vorderrandes den oberen Mundrand nur unbedeutend; die lange Zalinbinde desselben verschmälert sich nach hinten zu einer Spitze, während die kürzere fast durchgängig gleich breite Zahnbinde des Zwischenkiefers am seitlichen Ende abgerundet ist. Die Stirnfontanelle ist lang gestreckt, schmal, lanzettförmig; ihr hinteres breiteres Ende fällt in eine Horizontallinie mit dem hinteren Ende der Augengrube; nach vorne wird sie fast linienförinig und mündet entweder direct in den überhäuteten Theil der Schnauze oder ist, wie es scheint, nur in seltenen Fällen vorne von Knochenschildein abgeschlossen. Die Länge der Stirnfontanelle, so weit sie äusserlich sichtbar ist, schwankt daher zwischen '/4 — Vi? der Koplläuge. Der hintere Rand des Vordeckels ist nahezu vertical gestellt oder schwach nach vorne und unten geneigt, der Vordeckelwinkel stark gerundet. Der Kiemendeckel zeigt zahlreiche, erhabene Streifen, welche vom vorderen oberen Winkel radienförniig auslaufen, aber erst nach Hinwegnahme der dicken Hautdecke sichtbar sind. Zwischen und vor den Narinen ist die Oberseite des Kopfes flach; weiter nach hinten bis zur Deckelgegend schwach gebogen, von dieser bis zur Dorsale aber fällt sie dachförmig gegen die Seiten zu ab und ist nur von geringer Breite, da der Kopf daselbst in eine comprimirte Form übergeht. Die Entfernung des Dorsalstrahies von dem vorderen Kopfende steht einem Drittel der Körperlänge ein wenig nach, der Abstand der Dorsale von der Fettflosse ist etwas mehr als 273— 2'/r,mal in der Körper- läugc enthalten. Die Höhe des Dorsalstachels steht der Kopflänge nur unbedeutend nach und die knöcherne Spitze desselben wird von dem ersten Gliederstrahl der Flosse ein wenig überragt. Die folgenden Glieder- strahlen nehmen sehr rasch an Höhe ab. Der Dorsalstachel, obwohl kräftig, ist minder stark als der Pectoralstachel und nur am Vorderraude creuulirt. 3S Tran?: Sfp imln rhri rr. Dei- (lepn'miite PeofoiiilstnclR'l ist ein wenig länger als der Kopl', liis zum knüciievnei! Ende des Kiemen deckeis gemessen, oder so Inng wie der Kopf mit Kin.scliliiss des häutigen Lappens am Rande des Deckels. Die Hakenzäline am Innenrande des Pectoi'alstacbels sind, wie gewöhnlich, mit der umgebogenen Spitze nach vorne geneigt und stärker als die am Aussenraude gelegenen. Die Aussentläche des Hunieralfortsatzes ist gröber granulirt als die der oberen Kopfknochen. Die Spitze des Humeralfortsatzes reicht bald bis zum Beginne des letzten Längendrittels, bald nur wenig über die Längenmitte des horizontal zurllckgelegten Peetoralstachels. Der einfache Humeralporus liegt am unteren Rande des Humeralfortsatzes über der Basis des drittletzten Pectoralstrahles. Die Spitze der Pectoraie reicht nicht bis zur Einlenkungsstelle der Ventrale, welche genau in oder ein wenig vor die Mitte der Körperlänge fällt. Die Länge der Ventrale ist zwischen l'/g— l'/^mal in der Kopflänge enthalten; die Spitze der Ventrale reicht bis zum Beginne der Anale oder bis zur Basis des 2. — 3. Analstrables. Die Basislänge der Anale gleicht der Kopflänge oder übertrifft sie noch ein wenig. Der untere Rand der Flosse ist bei Weibchen sehr schwach convex und nur zunächst den letzten 6, rascher an Länge abnehmenden Strahlen stärker gebogen. Die Analstrahlen sind bis in die Nähe der Strablenspitze von einer dicken fleischigen Haut umhüllt. Da die Lage der Fettflosse am Rücken nicht constant dieselbe ist, fällt der Beginn dieser Flosse in ver- ticaler Richtung bald nicht weit hinter die Basismitte der Anale, bald aber über den Beginn des letzten Drittels der Analflossenlänge. Die Caudale ist ebenso lang oder nur wenig kürzer als der Kopf, am hinteren Rande schwach halb- mondförmig eingebuchtet; der obere Caudallappen endigt weiter nach hinten und ist zugleich etwas stärker zugespitzt als der untere. Die Seitenlinie ist sehr schwach geschliingelt, gibt zahlreiche Nebenäste nach unten und oben in schiefer Richtung ab und läuft in der vorderen Knmpfhälfte ein wenig über der Höhenmitte des Körpers, am Schwänze unter derselben iiin. leb konnte von dieser Art nur Weibchen untersuchen, von denen das grösste 22Vj"' lang ist. Gruppe ARIINA Gthr. ftatt. ARirS (sp. ('. V.) üthr. *22. AHus as.siniUi~s Gthr. Arins guatemalensfn (Gthr.?) Sti'iiul., lelitli. Beitr. (IV), p. 18 (Separatahdr.), Bd. LXXII tl. Sitzuns'sber. d. kais. Akad. d. Wissensch. I. Abtli. Dec.-Het't, .lalng. 1875. Vier grosse Exemplare, gefangen bei der Ortschaft Caiman. Bisher war diese Art nur von der pacifieischen Küste des mittleren Amerika's , und zwar von Cbia- pam (Guatemala), Altata , aus der Magdalena-Bai in Unter-Californien und aus der Bucht bei Panama bekannt. Ich habe diese Art bereits in dem 4. Theile meiner ichtbyologischen Beiträge nach sechs Exemplaren ausführlich beschrieben, und zwar unter dem Namen Anus guatemalensis Gthr. = ? Arms assimüis Gthr., ziehe jedoch gegenwärtig die Bezeichnung A. nssiwüis Gthr. als die richtigere vor, selbst in dem Falle, dass beide Arten zweifellos identisch seien , da ja der eine oder der andere Name nicht das Recht der Prio- rität fUr sich in Anspruch nehmen kann, und A. assimäis Gthr. genauer, charakteristischer beschrieben ist, als A. guatemalensis Gthr. Auch heisst es in der Beschreibung des A. (juatemalensis (Catal. of the Fish, in tbe Brit. Museum. Vol. V, p. 14^): „Occipital process .... triangulär, with its hinder end truncated", wäh- rend dieser Fortsatz in dem beigedruckten Holzschnitte daselbst eoncav erscheint (wie er bei A. assimüis beschrieben ist). Zur Fisch- Fauna des Magdalenen-Sl rorves . S9 Gatt. DORAS sp., Lacep. 23. Doras longispiuis n. sp. Char. : Kopflänge l)is zur Kiemenspalte c. 4mal, bis zur Basis des Dorsalstachels etwas weniger (um eine Augenlänge) als öni;il in der Körperlänge enthalten. Stirne flach, Scheitelgegend bis zur Dorsale dacli- t'örmig abfallend. Kiet'erbarteln ungefranst; Oberkieferbarteln ein wenig über die Längenniitte des Peetoralstaeliels oder ein wenig über das hintere Ende des Humeralfortsatzes, äussere Unterkieferbar- teln nicht ganz bis zur hinteren Spitze des Kiemendeckels zurückreichend. Dorsal- und Pectoralstachel lang, grob gestreift und an beiden Rändern mit Hakenzälnien besetzt. Humeralfortsatz lang, stnbförmig, mit seiner Spitze bis zur Längenmitte des Peetoralstaeliels reichend, am Aussenrand kurz gezähnt. 29 — 30 Seitenschiider am Rumpfe, jedes mit einem starken Hakenzahne versehen, hinter dem abstei- genden Aste des Nackenhelmes und dem Huraeralfortsatzc! rasch an Höhe abnehmend, grob gestreift und dünn überhäutet. Caudale am hinteren Rande tief eingeschnitten. Seiten des Rumpfes schmutzig grau- violett. Candale gelblich mit einer ziemlich breiten violetten Längsbinde im mittleren Tlieile jedes Caudallappens. D. 1/6. A. 13. P. 1/7. V. 7. Sc. lat. 29-30. Beschreibung. Die Seiten des Kopfes sind ziemlich hoch und fallen steil nach unten al). Die Stirne ist querüber nahezu flach (in der Mitte ein wenig eingedrückt und über den Augen schwach gebogen); auch die Schnauze wölbt sich nur wenig an der Oberseite zwischen den Narinon. Die Hinterhauptsgegend zwischen den Deckelstücken und der grosse Nackenhelm dagegen dachen sich von der Mittellinie nach aussen ab. Die Mundspalte ist nicht vollkommen endständig, indem der Zwischenkiefer nach vorne ringsum den Unterkiefer ein wenig fiberragt. Die Zähne dieser beiden Kiefer sind klein, spitz und bilden nur schmale Binden. Die AugenöfFnung ist klein , an Länge c. P/^mal in der Stirnbreite, diese 3mal iu der Kopflänge bis zur hinteren Spitze des Kiemendeckels enthalten. Die Schnauzenlänge Ubertrifl't die Stirnbreite und gleicht UcThezu oder genau */,. der Kopflänge. Die Stirnfontanelle ist von birnförmiger Gestalt, nach vorne zu versclimälert und so lang wie das Auge. Das längliche sogenannte Subnasalschiid, welches die beiden Narinen einer Koptseite weit von einander trennt, ist am hinteren Rande zunächst vor der hinteren Narine, unter der Loupe gesehen, gezähnt. Die vor- dere Narine mündet in eine kleine häutige Röhre. Säramtliche Knochen an der Oberseite des Kopfes, insbesondere jene, welche hinter der Schnauze liegen, sind grob gestreift, zart grubig und zu einer soliden Decke verbunden, so dass auch die die einzelnen Kopf- knochen trennenden Nähte zuweilen nicht ganz deutlich sichtbar sind. Der Kiemendeckel hat die Gestalt eines etwas schief gestellten gleichschenkeligen Dreieckes, ist vom vorderen oberen Winkel herali radienförmig gestreift und überhäutet. Die sattelförmige Nackenplatte uniscldiesst mit ihrem hinteren, zuletzt ein wenig aufgebogenen Fortsatze nach unten den starken Dorsalstachel und den ersten Gliederstrahl, und das hintere Ende derselben fällt fast in eine verticale Linie mit der abgestumpften Spitze des langen, stabförraigen Humeralfortsatzes, dessen unterer Seitenrand kielförmig vorragt und mit groben, kurzen Zähnen besetzt ist. An den hinteren Fortsatz des Nackenschildes lehnen sich nach unten die 3 ersten Seitenschilder des Rumpfes an, \on denen das mittlere, grösste der ganzen Reihe, nach unten bis an das Endstück des Humeral- fortsatzes herabreichf und in der Höhenmitte nut einem stai-k comprimirten und rückwärts gekrümmten Hakenzahn wie allr folgenden Seitenschiider besetzt ist, während das vor ihm gelegene, viel kleinere Seitenschild sich längs der Mitte nur zu einem Kiele erhebt, der nach hinten mit einer kurzen zahnähnlichen Spitze endigt. 40 Franz Stcindachner. Noch weiter nnch vorne bemerkt man in der von dem Humerus und dem Nackenhelme umschlossenen, nackten Bucht noch 2—3 rudimentäre Schildchen oder Knochenkerne. Das letzte Seitenscliild vor der Caiidale ist fast 4mal niedriger als das grösste zweitvorderste Schild, docii ist der Hakenzahn desselben verhältnissmässig nur wenig kürzer, aber bedeutend schmäler als der des zweiten Laternlschildes. hl der Höhe des Hakenzahnes ist jedes Seitenschild am hinteren Rand tief eingebuchtet, am Vorder- randc aber convcx und theilweise von dem vorangehendem Schilde überdeckt, an der Aussenseite radien- förmig, sowohl in der oberen wie in der unteren Hälfte gestreift. Der Stachel der Dorsale ist wie der der Pectorale schwach säbelförmig gebogen und an lieiden Rändern mit starken Hakenzähnen besetzt. Der Pectoralstachel ist etwas kräftiger und circa um einen Augendiameter länger als der Doisalstachel und gleicht an Länge fast genau dem Abstände des Dorsalstachels von dem vorderen Kopfende. Die Ziähne am Vorderrande des comprimirtcn Dorsalstachels sind mit der Spitze nach oben und vorne, die Zähne am Aussenrande des deprimirten Pectoralstacliels nach aussen und hinten gewendet und kleiner als am inneren Rande. Die Fettflosse beginnt in verticaler Richtung über der Hasis des 3. oder 4. Analstrahles und reicht nur ganz unbedeutend weiter zurück als die Anale. Die Basislänge der Fettflosse gleicht der Schnauzen- länge und steht jener der Anale sehr wenig nach. Die Höhe der Fettflosse ist gering, circa von halber Augenlänge. Die Caudale ist von der Basis der mittleren Strahlen bis zur Spitze des oberen Flossenlappens gemessen ebenso lang wie der Kopf (bis zur Kiemenspalte). Der obere Caudallappen beginnt mit sehr kurzen und sehr zahlreiclien Stützstrahlen, von denen der vorderste von dem hinteren Ende der Fettflosse um etwas mehr als eine Augenlänge absteht. Knochenplatten oder Schilder fehlen sowohl an der Ober- wie an der Unterseite des Schwanzstieles. Der Porus lateralis gleicht einer kleinen Spaltöffnung am unteren Rande des Humeralfortsatzes und liegt in geringer Entfernung hinter der Basis desselben. Totallänge der beschriebenen vier Exemplare : 10—15"". NB. Alex. V. Humboldt besehreibt in dem zweiten Bande seines Werkes „Recueil d'Observations de Zoologie et d'Anatomie coniparee", p. 18) eine Doras-X\t aus dem Magdalenen-Strome unter dem Namen Duras crocodili und gibt einige sehr interessante Aufschlüsse über die Lebensweise desselben. Leider wird sich wohl nie eruiren lassen, welche Doras-kvt des Magdalenen-Stromes darunter verstanden sei, da die Abbildung Aes, Doras crocodih offenbar ganz verfehlt ist, und die Artbesehreibung nach der werthlosen Zeichnung gegeben wurde. So ist es z. B. gewiss irrig, dass bei Duras. crocodili nur ein Stachel in der Pectorale vorkommen, die Gliederstrahlen aber gänzlich fehlen sollen; wahrscheinlich ist auch das Nackeuschild und die ganze Kopfform verzeichnet, ebenso die Caudale. Nach der Länge und starken Bezahnung des Puctu- ral- und Dorsalstachels (dessen hinterer Rand übrigens von Humboldt glatt dargestellt wurde), sowie nach der Urösse der Hakeiizähne an den gleichfalls verzeichneten Seiteiischildern zu schliessen, halte ich es übrigens nicht für ganz unmöglich, dass Boras crofodili Humb. dem Doras loiiffisjv'nis m. entsprechen könne; dergleichen Vermuthuugen aber berechtigen gewiss nicht dazu, dem Doras cocodili in dem Systeme der Siluriden einen Platz einzuräumen. Dorria longispinh rn., nach der bedeutenden Länge des Dorsal- und Pectoralstacliels so genannt, zeigt in der Form des Kopfes und des Humeralfortsatzes in der Länge und Bezahnungsweise der eben erwähnten Stacheln und bezüglich der all- gemeinen Ue>talt und Zahl der seitlichen Riimpfscliilder viele Ähnlichkeit mit Z>otos dentatua Knei', doch sind die Lateral- schilder bedeutend niedriger, an der Aussenfläche nicht gezähnelt, und der Schwanzstiel an der Ober- und Unterseite nicht mit Schildern bedeckt. Gruppe HYPOSTOM ATINA Gthr. Gatt. PLECOSTOMUS sp., Artedi (P/ecostomus et Liposarcus Gthr.). 24. PleeO'Stonius tenulcauda n. sji. Char. : Körpergostalt gestreckt; Kopf nur massig deprimirt, im Umrisse elliptisch oder parabolisch. Schnauze ringsum mit rauhen Schildchen besetzt. Hinterliauptsschild längs der Mitte mit einem ziemlich liohcn Kiele versehen, nach hinten zugespitzt. Stirne breit, querüber nahezu flach, oberer und vorderer .\ugeurand schwach gewulstet. 2« Schilder längs der Seitenlinie. Posthumeralleiste stumpf, Leisten der beiden Nackenschildei' sehr schwach angedeutet. Sämni fliehe übrige Rumpfschilder ohne Kiele, an Zar Fisch- hl 1(1^(1 (h-a MnqdaleiiPi) Sfnuix's. 41 der giinzeii Aiissenseitc dirlit und lein g-n/.älinl , iinr die ZiiliiU' in der Mille des hinteren Hundes der Hniupfschilder etwas stärker und läng'cr. Koi)tl;üii;c bis /,iir liinteren Spii/.c des llinleriiMUplsldele.s •5'A— ;>''As>iial, l'i« '/''IUI oberen Ende der Kienienspaite 4',,— etwas mehr als 4',^nial in der Kör|)er- länf;e; Aiigendianieter je nmdi dem Alter 7'/,^s'/^nial, 8(dinaii/,eulänge P/.,— IV-m'il, «tirnbreite ^'/j — 2'/.jmnl, Kopfbreite zwischen den Deidudn e. l',^ — 1 V>''''1- gTösste Kopfliöiie :im Hinterliaupte c. \^i\\\\:\\ in der Kopflänge (l)is zur Spitze des mittleren llinterhanptsschildes) entiialten. ('audale s(dir laug, am liinleren Kande sehr tief eingebnelitet, unterer Randstrahl deiselben länger als der obere und stets viel länger als der Kopf Dorsale c. um Vl\—2 Augendiameter höher als lang, an Höhe der Kopf- länge nur sehr wenig nachstehend. Länge des Poctoralstachels durchschnittlich der grössten llöiie der Dorsale gleich, Spilze desselben mindestens bis zur Einlenkungsstidle der Ventrale zurlicUrei(diend. S Schilder zwischen der Dorsale und der Felttlosse. Kopf, Rumpf und sämmtliche Flossen auf weisslich- granein Grunde dicht grauviolett gefleckt (zuweilen fehlen die Flecken in der unteren Hidienhälfte des Schwanzes und auf der Bauchseite); Flecken am Kopfe stets etwas kleiner als an: Rumpfe. Bei jün- geren Individuen 2. bei älteren stets 3 Reihen von Flecken zwischen je 2 Dorsalstrahlen. D. 1/7. A. 1/4. P. 1/0. V. 1/5. L. lat. 28. B e s c h r e i b u n g. Die KörpcM'gestalt dieser Art ist sehr schlank, wie hei I'lefostunius horrklus Kn. (= /'/. evKd-ijinatus C. Val., Kn.); auch in der Zahl der Runipfschilder längs der Seitenlinie, in der Form der Caudale stinnnen beide Arten mit einander überein; doch fehlt bei J'l. tenuicauda die nackte Stelle in der Mitte des vorderen Schnauzenrandes, der nnttlere llinterhauptskamm ist schärfer ausgeprägt und länger, der Schwanzstiel schlanker und schwächer deprimirt und die Körperflecken kleiner als bei FL horridus. Bei VI. hiseriatus Cope zieht die Seitenlinie gleichfalls über 28 Schilder hin, doch ist die Kopflänge bei dieser Art nach Cope's Beschreibung bedeutend geringer als bei P. tenuicauda und die Schnauze vorne nackt wie bei /'. horridus. ^ In den Umrissen der Kopfgestalf zeigen sich nicht unbedeutende Verschiedenheiten bei den zahlreichen, uns zurBeschreibnng vorliegenden Exem]ilaren von l'lecostonms tenuicauda, indem bei der Mehrzahl dcselben sich der Kopf von dem Auge nach vorne ziendich rasch verschmälert und an der Schnauze eiföimig ab- gestumpft endigt, während bei anderen die Breitenabnahme nach vorne geringer ist, und der vordere Schnauzenrand breiter und schwächer gerundet erscheint. Die Stirne erscheint eingedrückt, indem der Seiteurand derselben über und auch vor dem Angc sich schwacli wnlstförmig erhebt. Diese Erhebung des Angenrandes setzt sich nach vorne bis zur vorderen Narine, längs deren unterem Rande sie hinzieht, fort, und geht nach hinten in den stumpfen Kiel des grossen Schläfen- schildes uuniittelbar über. Die Entfernung der vorderen Narinen von einander beträgt c. P/a Augenlängcn und ist kaum grösser als der Abstand derselben von dem Auge, währand die Stirnbreite c. ä'/^ — o^/r^ Augen- durchmessern gleicht. Die Leiste am mittleren Hinterhanptsschilde ist stets deutlich entwickelt und s(diarf ausgeprägt; sie zieht sich bis zur hinteren Spitze desselben hin, u'mmt zugleich nach hinten ein wenig an Höhe zu und ist am oberen stumpfen Rande mit ein wenig gröberen Stachelchen besetzt als der flache Theil des Occipitalschildes. Ähnliche, etwas grössere Zähnchen liegen auch am Üande des Interoperkels. Das vordere Mundscgel ist aussen sehr rauh und an der Innenfläche wie das grosse hintere halbkreis- fönnige Mundsegel mit zottenföiinigen rapillen dicht besetzt. Die Eckbarteln der Mundspalte erreichen c. 1'/., bis 1% Augenlängcn. Im Unterkiefer zählte ich bei einem grossen Exemplare jcderscits ;J0 — ;;i. im Zwischeidttflossc) vollkommen verschwindet. Die Kör|icigestalt ist ferner sehr gestreckt, Zur Fisch- Fauna dpa Magdaloicn-StmiiiPS. 4,3 der Rücken hinter der Dorsale bis ziu- FcttÜosse flach und der Kiini]it' d;iselbst lirclter als hfxdi; der Knid' ist iiiässi;'- depiimirt. Das nach hinten dreieckig- zugespitzte mittlere Hinterhaiiiitsschild erhebt sich längs der Mitte zn einem niedrigen, scharfen Kiele, der nach hinten ein wenig an Breite znnimmt nnd abgestumpft endigt. Die Kopflänge bis znr .S])it/e des mittleren Hinterhanptsschildes ist ein wenig mehr als Jiy^mul in der Körperlänge (bis znr Basis der mittleren f'audalstrahlen), die grösste Kopfbreitc zwischen den Deckeln c. iV^mal, der Angeudiameter e. il-y^mal, die Selinauzenlänge mehr als l^mal ( liyä.mal) , die Stirnbreite c. •27;,mal , die Entfernmig der vtirderen kreis- runden Narinen-Öft'nungen von einander c. 474nial in der Koptlänge enthalten. Die Schnanze ist vorne stark oval gerundet und vollständig mit rauhen Schildchen besetzt, ebenso die Aussen- oder Unterseite des vorderen Mundsegels, mit Aus- nahme eines sclmialen, uackthäutigen und ausgefransten Randstückes zunächst der Mnndölfnung. Die Eckbarteln sind c. ly^mal so lang wie das Ange. Eine sehr stark abgestumpfte Leiste oder Erhöhung zieht vom vorderen Augenrande längs dem Oberrande des Auges horizontal bis zum gerundeten hinteren oberen Ende des grossen Schläfeuscliildes und verliert sich nach voine unter der vorderen Narine voUstämlig. Das Interoperkel und der kleine Kieniendeckel sind am Rande mit vorspringenden kurzen Zähnen besetzt, die am ersteren etwas länger als am letzteren sind. Der mittlere, breitere Theil der Stirue ist querüber schwach gewölbt, der Randtheil aber schwach concav. Die Entfernung der hinteren Najino vom vorderen Augenrand übertrifft eine Augenlänge nur ganz unbedeutend. Die Länge der Dorsale ist e. l'/gmal, die grösste Höhe derselben unbedeutend mehr als Imal, die Länge des Pectoral- stachels etwas mehr als 1 '/gmal in der Kopflänge enthalten. Es gleiclit somit die Länge des Brusttlossenstachels nahezu der Höhe der Rückenflosse. Der Pectoralstachel reicht mit seiner Spitze ein wenig über die Einlenknngsstelle der Ventrale zurück und die Länge letztgenannter Flosse gleicht c. dem Abstände des vorderen Kopfendes vom hinteren Augenrande. Die Entfernung des letzten Dorsalstraliles von der Fettflosse gleicht der Höhe der Dorsale und die Basis des sogeuaiinteu Veutralstachels liegt nur wenig näher zum Stachel der Fettflosse als zur Schnauzeuspitze. Der untere Randstrahl der Caudale ist bei dem hier beschriebenen Exemplare an der Spitze abgebrochen, seine ganze Länge' dürfte wohl der Hälfte der Körperlänge nahezu gleichgekommen sein. Der obere Raudstrahl der Schwanzflosse gleicht c. dem Abstände der Dorsale von der Schnauzenspitze. 8 Rnmiifscliilder liegen zwischen der Basis des letzten Dorsal- strahles nnd dem Stachel der Fettflosse, 14 zwischen dem letzten Analstrahl und der Ba,si8 des langen unteren Randstrahli's der Caudale, 4 zwischen dem ersten Dorsal- und Veutralstrahle. Die Kiele an den 2 vorderen Nackenschilderpaaren sind nur sehr niedrig und stumpf, somit stark verschwoiumeu ; schärfer springt die Posthumeralleiste vor. Die Kiele an der zweiten Schilderreihe der Rnmpfseiten sind sehr zart; jeder derselben endigt zunächst der Mitte des hinteren Randes der einzelnen Schilder in eine Gruppe längerer Zähnchen. Längs der Mitte der obersten Schilderreihe des Rumpfes zieht sich von dem Beginne der Dorsale bis zur Fettflosse ein deutlich ausgeprägter stumpfer Kiel oder eine wulstförmige Erhöhung hin nnd fast ebenso schwach entwickelt, doch minder stumpf und breit ist der Kiel, der die Seiten des Rumpfes von der Unterseite des Körpers zwischen der üegend der Ventrale und der Längen- niitte des Schwanzstieles trennt. Die Flecken am Koi)fe nehmen gegen das iiiutere Ende desselben allmäüg an Grösse zu, ebenso die viel grösseren I^lecken des Rumpfes gegen die Caudale; vor letzterer erreichen sie c. '-1^, hinter dem Kopfe c. Y^ — % einer Angengrösse. Die Flecken auf der Jlussenhaut zwischen je 2 Dursalstrahleu bilden 2 ziemlich weit von einander abstehende Reihen, indem jede Reihe hart am Seitenrande eines Strahles liegt. Auf allen übrigen Flossen ist fast nur eine Reihe von Flecken entwickelt und durchschnittlich ist die Mitte jedes Fleckes heller als der Rand. Die Flecken in der hinteren Hälfte der Pecto- rale und Ventrale dehnen sich in die Breite aus, und lösen sich zunächst dem hinteren Rande der Pectorale in 2 Flecken- reihen zwischen je 2 Strahlen auf. Körperiänge des beschriebenen typischen Excmplares von der Schnauzeuspitze bis zur Basis der mittleren Caiidal- strahlen 32"" , von der Schnauzenspitze bis zur Spitze des mittleren Hinterhauptsschildes 91.i "" , Länge des Pectoralstachels bis zur häutigen Spitze .s-2.5"", grösste Höhe der Dorsale (am 1. gespaltenen Strahle) 8-70"', Länge des Veutralstachels d-""", Höhe der Anale (am zweiten gespaltenen Strahle; ö-8"". D. 1/7. P. 1/6. V. 1/5. A. 1/4. L. lat. 28. Gatt. CHAETOSTOMUS Heck. (Llhaetostonius &i Pterygoplichthys Gtlir., Castel.). 25. Cliaetostonms utideciinaUs n. sp. Cliar. : Kopt uiclit deprimirt, im Umrisse oval. Leiste am mittleren, nach hinten dreieckig zugespitzten Hintcrhaiiptsschilde nur schwach vorspringend. Sämmtliche horizontale Schilderreihon des Rumpfes zart gekielt uiul nur sehr schwach gezähnt. Dorsale mit einem dünnen Stachel und K.) gespaltenen Strahlen. Kopllänge bis zur Spitze des mittleren Hinterhauptsschildes 3'/^— SVjinal in der Körperiänge, Augeu- diiinicter 67.,— 7y.,nial , Stirnbreite 2\'. — 2^i^\\yA, Scbnauzenlänge 17;,— 1''"/; mal, Kopfbreite zwischen den Deckeln etwas mehr als 1'/:^— c. Vj^maX in der Kopllänge enthalten. Die liingsten oberen Haken- 0 * 44 Franz Stet mlarhiwr. ziihne am Intern]ierkel gcnnii oder ualiczu so lang wie das Auge. Dorsale mibedeiiteud länger als luioh und iialiezu so lang wie der Kopf. Pectoralstacliel noch einmal so stark und länger als der Dorsal- siacliol iiiul mit seiner Spitze last bis zur Länge;iiiiitle des Vcniralstachels zuriiekreicliend. t'audale am hinteren Kande tief eingeschnitten, an Länge mindestens der Entfernung der Dorsale von der 8clmau/,en- spit/e gleicli. 2!i Schilder längs der Seitenlinie bis zur Basis der Caudale, 9 zwischen dem letzten Dorsalstrahle und dem Stachel der Fettflosse, 12 zvvis<'iien dem letzten Analstrahle und der Basis des unteren langen Kandstrahles der ( aur Kriimmung bis zum kur/.en Scliwanz- stielc. Der Rumpf ist nur an letzterem stark comprimirt, weiter nach vorne aber seitlich gewölbt. Die grösste Ruinpfhöhe unter dei' Dorsale steht der Ko])fläuge circa um 2 Augendiameter nach, während die geringste am Scliwanzstiele kaum '/^ der Koptlänge erreicht. Der Umkreis des Kopfes ist halb elliptisch, die Stirne im mittleren Theile zuweilen eonvex und au den Seiten schwach concav, da der obere A'ugenrand ein wenig erhöht ist. \'om voi'deren Augenrande zieht eine breite, stumpfe Leiste von sehr geringer Höhe zur vorderen Narine längs dem unteren Rande beider Karinen. Auch am hinteren Augenrande zeigt sich eine schwielenähnliche Erhöhung. Eine viel schmälere, aber scharf ausge))rägte Leiste theilt das grosse Schlätenschild in zwei ungleiche Hälften, und reicht nach vorne nicht ganz bis zum Rande des Schildes. Das mittlere Hiuterlianptsschild endigt nach hinten in eine Spitze, der hintere Seitenrand desselben ist concav und der mittlere Kauun nii ht stark erhöht und am oberen Rande ,ab- gestunipff. Die Entfernung der hinteren Narine vom Auge ist etwas kürzer als ein Augendiaineter, die Stirnbreite beträgt c. 4 und die Schnauzenlänge 3', .^ — 4 Augenlängen. Der Seilenrand des Kopfes und die ganze Unterseite desselben, so weit sie nicht vom hinteren Mund- segel bedeckt wird, ist rauh iieschildert; ebenso das vorder(; Mundsegel an der frei liegenden Unterseite, während das hintere, dicht mit Pai)illeu besetzt, bogenförmig gerundet und ganzrandig ist. Die Bartläden am Mundwinkel sind ein wenig länger al> ein Augendiameter. Die Zähne in beiden Kiefern sind haarfein, am freien Enile etwas verdickt, abgestutzt oder abgestumpft, nach innen umgebogen und in der H(^gel gabelig getheilt. Der Rand des Interoperkels ist mit 4 — 6 aufrichtbaren Hakenzähnen bewaffnet, von denen der oberste oder die beiden obersten, am weitesten nach hinten gelegenen durchschnittlich nur ebenso lang wie das Auge sind. Das grosse Schläfenschild ist etwas gröber gestreift und gefurcht als die übrigen Kopfschilder. Das vorderste itaarige Nackeuschild grenzt entweder direct an den oberen Tbeil des hinteren Randes des Schläfen- schildes, oder ist durch 1-2 kleine Sehildcheii von demselben getrennt, variirt daher an Grösse, indem die erwähnten Schildchen nur vollständig abgelöste Theile desselben sind. Die Entfernung des Dorsalstachels vom vorderen Kopfende ist c. 2y2 — 2'/3mal in der Köiperlätige ent- halten, die Basislänge der Flosse gleicht nahezu einer Kopflänge. Der Dorsalstachel ist schlank, im oberen Theile biegsam und circa um einen Augendiameter kürzer als der Kopf. Der oiierc Rand der Dorsale ist nur massig nach hinten und unten geneigt, schwach eonvex. Die Spitze der nmgelegteu letzten Strahlen, welche c. l^.nial in der Höhe der längsten vorderen Strahlen enthalten sind, tiillt um 2 Schilderlängen vor die Basis des Fettflossenstachels. Der AbstamI der Basis des letzten Dorsal- slr.'ibli s \i,ii der Fellllosse gleicht der Entlernung des vorderen KiiplVmles V(ni dein hinteren Augenrande, Zur Fisch-Fauna des Mafiflaleucu-Bf.mmeS. 45 Dpi- Pectonilstaplu'l i.st c. 2nial so sUirk und uiicli bedeutend länsev :ils der Dorsnlstachel; in letzterer Beziehung übertritTt er die Kopflänge genan oder nahe/.u um einen Angendianieter uml überragt stets selir bedentend mit seiner Spitze die Insertionsstelie der Ventralen. Gegen die Spitze zn rundet sicli der Pectoral- staeliel und trägt daselbst naeh aussen und oben starke, doeli nielit sehr lange, dicht an einander gedriingle l'.orstenstaeheln; weiter nach vorne ist er deprimirt nnd an der Oberseite auf den zarten, regelmässigen Längs- U'isten mit seiir kurzen Zähneben besetzt. Die Basis des 1. Ventralstachels ist eben so weit von der Sehnauzenspitze wie von der Basis des Fett- flossenstaehels entfernt, und fällt in verticaler Richtung zwischen die Basis des 2. und 3. gespaltenen Dor.sal- strahles oder genau unter den zweiten. Der Stachel der Ventrale ist fast eben so lang und stark wie der der Dorsale, und reicht mit seiner Spitze genau oder nahezu bis zur Basis des letzten Analstrahles. Die Anale beginnt in verticaler Eichuing ein wenig hinter der Basis des letzten Dorsalstrahles nnd ist c. S'/j— mehr als S'/^mal höher als lang. Die Basislänge der Flosse gleicht e. l'/j Augenlängen und die grösste Höbe derselben durchschnittlich der Länge der Schnauze. Die Caudale ist am hinteren Bande sehr tief eingeschnitten, der obere und untere Randstrahl der Flosse sehr lang und in tler Regel dei- untere etwas länger als der obere. Die Länge der Caudale ist je nach dem Alter der Individuen fast 2'7,;— 27;jmal in der Körjjerlänge enthalten. Jede Schilderreihe an den Seiten des Rumpfes und am Nacken ist mit einem zarten mittleren Längskiele versehen; doch verliert sich der Kiel an der obersten Schilderreihe der Rum])fseiten bereits vor dem innteren Basisende jder Rückenflosse und wird auch auf den übrigen Reihen gegen den Schwanz zu allmälig schwächer. Die Grundfarbe der Köiperseiten ist grau (bei Weiuueistexemplaren) ; die Flecken sind schmutzig vio- lett, am Kopfe kleiner als am Rumpfe, und auch auf letzterem nicht grösser als die Pupille des Auges. Die liauchseite ist schmutzig weiss, mit einem Stiche ins GrauvioKtte und von der Anale bis zur Kehle mehr oder minder dicht und deutlich gefleckt. Die von uns untersuchten Exemplare sind 21 — 27"" lang. GJiaetostomus undecimalin ist nahe verwandt mit (Jh. (I'teryg.j dvodecimalin ('. V., besitzt jedo(di con- stiint um einen Strabl weniger in der Dorsale und ist aucii schlanker als letztgenannte Art. Die Runipf- schuppen sind ferner stets viel zarler gestreift und feiner gezähnt und vielleicht auch die letzten Hakenzähne am Interoperkel constant bedeutend länger als bei gleich grossen Exemplaren von Gh. (Pt.) duodecimalis, ' von dem das Wiener Museum drei kleine und zwei grosse Exemplare aus dem Rio San Fiancisco besitzt. Dass die Gattung Fierygoplichthys im Sinne G ünther's ganz unhaltbar sei, wie ich schon in einer anderen Abhandlung bemerkte, zeigt ganz deutlich die Zahl der Dorsalstrahlen bei Ch. undfcimalis (1 10), Ch. dno- decmaiis G. V. (1/11) und 0//. microps (xtbr. (1/9). Gatt. LORICARIA. 26. Loricm-ki fllainentosa n. sp. Char. : Rumpf sehr gestreckt, stark deprimirt. Caudale mit fadenförmig verlängertem oberen Raudstrahl. Kopf kurz, hinten Itreit, nach voine rasch an Breite abnehmend und in eine abgestumpfte Spitze endi- gend. Seitenrand des Kopfes in der hinteren Längenhältte bei Männchen dicht mit kurzen haarföiniigen Stacheln oder Borsten besetzt. Hinterer .\ugenausschnitt gross. Zähne in beiden Kiefern vorhanden, ' Bei den grössten, 21'"' laugen Exemplaren von Ch. duodecimah's, welche ich nntersiichen konnte, sind die längsten liakenzäline am Interoperkel nur halb so lang wie das Auge; bei kleinen Individuen von 7— 11"" Lunge finden sieh noch gar keine Kamlziihne am Zwischindeckel vor. Die Stinibreite ist je nach dem Alter der Exemplare nur 2'/^ — :S Augenliiiigen {jli'icli. Dass ancli bei dein typischen Exi'ui]ilare des Pariser Museums di(^ Stacheln am Interoperciilnm von keiner bedeutenden Länge sein können, sprielu der Umstand, dass Val en cien n i:s diese Art nocli in die i'istr Gruppe der Ilypostoiiieu, wie Ut//). eyiarghintiiH. dfimiiiersonii etC. reiht; CS Scheint datier der HanpfriiaraktiT der (iattuiij; Clia.-iii.sininns nur in der Aufstell- baikeil ndcr grössciru licweKlielikeit des /.wiseliendeekels zu liegen. 4() Franz Stein (lachnevi massig p-oss. Beide Muiuisegel mif am tVi-ieii Rande mit Cirrlieii verseilen. Kopf'scliilder gestreift und gefurcht. Leisten auf der Stirne, am Hinterbaupte und an den Schläfenschildern zart, an den Nacken- schildern und an den Seitentheilen des Rumpfes scharf ausgeprägt. Bauschienen in 4 ziemlich regel- mässigen Längsredien, die der beiden mittleren Reihen ander Brust und zwischen den Ventralen sieh in zahlreiche polygonale Schilder auflösend. Unterseite des Kopfes nackthäutig. oO Sclnlder längs der Seitenlinie liis zum Beginne der Tandale, h längs der Basis der Dorsale, '20 auf der iladien Rückenseite zwischen dem letzten Dorsalstrahl und der Cauda.le. Sämnitliche Flossen mit versclnvommcnen Fleidvcn. Caudale am hinteren <-oncaven Rande breit, schwarz gesäumt. D. 1/7. F. 1/6. A. 1/5. V. 1/5. L. lat. 30. Beschreibung. Bezüglicli der Form des Kopfes nähert sich diese Art der Loricaria catajßhractn Lin. Die Oberseite des Kopfes ist querüber ziemlich stark gewölbt, die grösste Kopfhreite bei jungen Individuen l'/^ — l'/^mal, bei alten 1',^ — l'/,mal in der Kopflänge (bis zur Spitze des mittleren Hinterhauptsschildes) und letztere nahezu 5 — 5'''/-,ni'''l in der Körperlänge euilialten. Der Durchmesser des Auges (mit Ausschluss des auffallend grossen, hinteren Ausschnittes) ist bei jungen Individuen c. &-/^mA\, bei alten unbedeutend mehr als Gmal, die Stirn- breite stets 473mal, die Schuauzenlänge nicht ganz 2mal in der Kopflänge begrift'en. Die grösstc Höhe der Dorsale am sogenannten Stachel übertrifft die Kopflänge circa um eine Au;icnlänge, während der Peetoral- stachel circa um einen Augendiameter kürzer als der Kopf ist. Die oberen Augeuränder sind erhöht, daher die Stirne (luerübei ziendich stark concav erscheint. Zwei zarte Leisten liegen auf der Stirne; sie convergiren nach vorne, vereinigen sich daselbst zu einer nur schwach angedeuteten Schnauzenleiste, und treffen nach hinten in der Nähe des hinteren Augenausschnittes mit der Scheitelleiste zusammen, falls diese nach vorne sich in zwei divergirende Aste theilt. Das mittlere Oc{'i]iitalschild endigt nach hinten zugespitzt. Sämniiliche obere Kopfschilder sind mehr oder nünder grob gestreift und gefurcht und auf den erhobenen Streifen dicht gezähnt. Die Unterseite des Kopfes ist mit einer dünneu glatten Haut bedeckt. Das vordere Mundsegel legt sich als eine schmale Falte, deren freier Rand mit Hautläppchen besetzt ist, über die Zwischenkieferhälften; das hintere grosse, bogenförmig ausgesi)anüte Mundsegel ist bei Weib- chen verhältnissmässig bedeutend kürzer als bei Männchen (es dient bei diesen zum Schutze der Eier, welche das Männchen ausbrütet), an der ganzen freien Unterseite mit zarten Papillen besetzt und am hinteren Rande tief gefranst. Die Eckbartcln, von der hinteren Spitze des stielförmigen kurzen Oberkiefers gemessen, sind mehr als 2mal so laug wie das Auge, am Vorderrande ausgefranst und gehen nach innen vermittelst einer dünnen Hautfalte in das hintere Mundsegel über. Die Kieferzähne sind 2spitzig, mit der goldgelben Spitze nach innen gekrümmt; ihre Zahl ist variabel und nimmt mit dem Alter zu; bei sehr jungen Individuen liegen in jeder Hälfte des Zwischen- wie des Unter- kiefers durchschnittlich 5 — 6, bei alten c. 9—11 Zähne. Der Seitenrand des Kopfes ist bei Männchen, von der Mitte der Schnau/.e angefangen bis zur Kienien- spalte dicht mit kurzen Borstenzähnen besetzt, welche dem Weibchen spurlos fehlen. Die beiden vorderen paarigen Nackenschilder endigen nach hinten in eine Spitze und sind mit einem scharf ausgeprägten medianen Längskiele versehen. Die '■) kleineren neben einander liegenden Nackenschil- der der 3. Reihe, welche die Dorsale nach vorne begrenzen, sind ungekielt, ebenso die lange Reihe der den Rücken bedeckenden grossen Schilder. Die an den niedrigen Seiten des Rumpfes liegenden Schilder der 2. und 3. Reihe tragen einen scharf vorspringenden Kiel, welcher mit stärkeren Zähnchen als die übrigen Kiele versehen ist, verschmelzen aber am 17. Schilde der 2. Reihe und am 18. Schilde der 3. Reihe zu einer einzigen Schilderreihe; doch bleilicn ihre Leisten \ on einander getrennt, wenngleich sie ganz nahe aneinandergerückt liegen. Zur Fi.svh-Fainin di's Mngdalenei/- Stromes. 47 /«isclioii (If'ii re<'t(ii-;ilrn iiml \'cMiti-altMi isl die Raucliseiti' mit \ Liin^sreilu'ii \iin sciiiciiniiiiliiilicheii Scliildeiii lieil(>(kt, von tliuoii das äussere Keilienpaar am stärksten ontwieUelf ist, und jederseits lli Sehilder enthält, die gegen das hinterste an Breite znn'limen. Die Schienen der 2 Mittelrcilien sind bei jungen Indi- viduen rndimentär und stossen nicht nnniitlelliar an einander; bei alten Individuen theilen sieh nicht selten einige dieser Schilder. Vor und iiintcr denselben, somit unmittelbar zwischen der Basis der Ventralen und /.wischen, sowie vor der Basis der Pectoralstacheln liegen zah'reiche polygonale 8ehild(dien. Seitlicdi niid iia(di liinten ist die Analmündnng von einem Paar sehr grosser Sehilder umgeben, an deren Vorderrand sich jederseits ein etwas kleineres Schild anschliesst. Den Vorderraud der Analmlindung begren- zen in der Kegel ein einziges Schild, selten durch Theilung l' S(diil(ler (wie bei dem al)gebildeten Exemplare, einem Weibchen, s. Tat. IX, Fig. 1 /;), welche aber häuHg bei alten Individuen mit dem benachbarten seit- lich gelegenen Schilde zu einer Platte verschmelzen. Die Dorsale ist 2mal höher als laug, der obere Flossenraud stark geneigt und sehr schwaidi convex; die grösste Höhe der Dorsale am 1. nugetheilten Strahle, dem sogenannten Stachel, ist c. 4y.mal in der Körperlänge enthalten, und übertrifil't die Kopflänge circa um einen Augendiameter, während die Basislänge der Flosse die Länge der Schnauze erreicht, oder nur ganz unbedeutend überlritft. Der Abstand der Dorsale vom vorileren Kojjt'endc verhält sicli zur Körperlänge wie 1 '-'S^/.j hei älteren, und wie 1 : 3' ^ bei jüngeren Exemplaren. Der Pectoralstachel ist stets c. um 1 — l'/^ Augendiameter kürzer als der Kopf, ebenso schlank und biegsam wie der Dorsalstachel, und überragt zurückgelegt mit seiner Spitze ein wenig die lusertionsstelle des Ventralstachels; letzterer ist (lurchschnittlieh eben so lang oder unbedeutend kürzer als der Pectoralstachel, überragt mit seiner Spitze den hinteren Rand der folgenden Ventralstrahlen, und seine Insertionsstellc fällt genau unter oder selbst noch ein wenig vor die Basis des Dorsalstachels. Die Anale beginnt in verticaler Richtung nicht weit hinter dem letzten Dorsalstrahle. Die Höhe der Anale übertriift in der Regel die Länge der Pectorale um ein Geringes, während die Basislänge kaum 2 Augen- längen gleichkommt. Der hintere untere Rand der Flosse ist convex. Der hintere Rand der Caudale ist halbmondförmig, schwach eingebuchtet, bei vollkonnnen ausgebrei- teten Strahlen schwach convex; der obere Randstrahl derselben verlängert sich fadenförmig und ist nicht selten eben so lang wie der ganze Rumpf (zwischen der Basis der Caudale und dem unteren Ende der Kiemenspalte). Die Rückenseite des ganzen Körpers ist bei Weingeistexemplaren schmutzig grauviolett, die Bauchfläche hell bräunlichgelb. Sämmtliche Flossen (zuweilen auch der Seiteurand des Kopfes) sind auf wässerig schmutzig weissem Grunde grauviolett gefleckt. Nur bei sehr jungen Individuen zeigen sich Spuren von dunkeln Quer- binden am Rücken. Die von uns hier beschriebenen Exemplare sind mit Ausschluss der fadenförmigen Verlängerung des oberen Caudalstrahles 8 — 2<5'° lang. Fani. CHAIlACINrDAE Müll. Gruppe ERYTHRININA dthr. Gatt. MACRODON Müll., Trosch. 27. ßlacrodoii trahira Rh, Sehn. Nach Untersuchung von 48 Exemplaren verschiedener Grösse aus dem Magdalenen-Strome glaulte ich sämmtliche von Cuvier und Valenciennes beschriebene Macrodou-\.riQ\\ auf eine einzige reduciren zu müssen. Die hinteren oberen Knochen des Augenringes variiren so auffallend an Grösse und Form, dass der von Valenciennes „phupie surtemporale, mastoTdien" genannte Knochen, welcher über dem Kiemendeekel liegt, gleichfalls an Gestalt und Ausdehnung bei den einzelnen Exemplaren vielen Schwankungen unterworfen, daher zur Abgrenzung einzelner Arten gänzlich unbrauchbar ist. Ich glaube daher im Ganzen höchstens 4S Franz Sfeiifdwhi/er. zwei M'T-rodo/t- Xrieu untcrscheidon zn köuneu, M. iraliira und M. nnernlepis, wie ich sclmii aiidcrrn (trtos bemerkte. IkM den Exeni|d;in'ii ans dem Magdaleuen-Sfrome, welche sämmtliili zu M. trahü-a geliören, (iiiiTid)olirt. die Seitenlinie 40, 4'i und 4-'5 .Schnppen; die Dorsale entiiält 13 — 14 und i)e! einem Exemplare Jf), die Anale lU— 11, die Ventrale 7 — '.I Strahlen ; 11 — \o Längsschiippcnreilien liegen von einer Seitenlinie zur anderen querüber am Riieken unmittelbar vor der Dorsale und stets nur !1 am Schwänze (in derselben Weise gezählt). Die Kopflänge ist in der Kegel etwas mehr als omal , uur bei einem sehr alten E.xemplarc genau omal, die Leibeshöhe 4'/^ bis nahezu 4*/3mal in der Kopflänge enthalten. Gruppe CURIMATINA Glhr. (jatt. CURIMATUS sp., Cuv. 28. Cuvimatun Mivaftll n. sp Char.: Körpergestalt gestreckt, eomprimirt. Leibeshöhe nahezu 'ö — 3'/^mal, Koi)tlänge o^/- — ü'/ai>i''l in *l^^i' Körperlänge enthalten. Nacken bis zur Dorsale, Bauch zwischen der Ventrale nnd der Anale gekielt. Schuppen von der Rückenlinie zur Seitenlinie herab nur wenig an Grösse zunehmend, am freien Hand (Aqy Zahl der Schuppenradien am freien Felde entsprechend) gekerbt, doch nicht gezähnt. 69 — 7U Schuppen am Rumpfe längs der Seiteulinie, Ki — 17 über und 12 — lo unter derselben, zwis;dien der Dorsale und dem ersten Ventralstrahle. Körper ungetleckt, uur äusserst selten ein dunkelgrauci', stark verschwommener Fleck vor der Caudale. Dorsale und Caudale zart grau punktirt. ^'cntrale im Leben röthlich. 16—17 D. 12. A. Vd. V. 10. L. lat. 69-70 (bis zur Caud.). L. tr. ~~r^. 12 — 13 Beschreibung. Bezüglich der Zahl der Sehui)pen längs der Seitenlinie ist Ourwintus Mivartü zwischen f. i^'Untus Kner und C. ■planirostris Gron. (= C. abramoidesY^w^ zu reihen, steht jedoch erstgenannter näher als letzterer; ich stelle sie daher in die erste der beiden von Dr. Günther vorgeschlagenen Gruppen der Gattung Curimatus, nämlich in jene mit massig grossen Schuppen. Die Kopflänge steht der grössten Rnmpfhöhe unter dem Beginne der Dorsale stets ein wenig nach. Die Überseite des Kopfes ist breit, ([uerüber nur seh wach gebogen; die grösste Kopfbreite zwischen den gewölltten Deckeln erreicht nicht ganz die Hälfte einer Kopflänge. Das Auge ist kreisrnnd. der Diameter desselben c. .'S'/j— 4nial, die Sehnauzenlänge c. o'/. — ."l^Z-mal, die Stirnbreite c. 2Yr, — 2-'/jnial in der Kojiflänge (mit Ausschluss des häutigen Saumes am hinteren Rande des Kieniendeckels und des Suboperkels) enthalten. Die Schnauze fällt mit ihrer Vorderseite schief nach hinten zum oberen Mnndrande ab und endigt nach vorne und oben in eine abgestumpfte Spitze. Die Mumlwinkel fallen in verticaler Richtung zwischen die beiden Narinen. Der Unterkieferrand bildet an der Symphyse ein kleines, vorspringendes Knötchen. Der kleine schicfgestellte Oberkiefer liegt bei geschlossenem Munde zum grössten Theile unter den beiden \ordersten Knoehenplatten des Augenringes verborj^en, welche nach oben die vordere kleinere Hälfte des unteren Augenrandes bilden. Der folgende 3. Snborbitalkiiotdien ist der längste der ganzen Reihe, halbbogenförmig gekrümmt; er bildet die' grössere hintere Hälfte des unteren Augenraudes für sieh allein und dc( kt iiacli unten vollständig die niedrigen Wangen l)is zur Vorleiste des unteren oder vorderen Astes des Vordeckels, während er nach hinten wie der daraiit folgen de unteiste kleine Postorbitalknochen einen Theil der Schläfengegend vor der Randleiste des aufsteigenden Präoperkelnstes unbedeckt lässt. Das Auge ist zitnilich gross, der Durchmesser desselben bei jiingei-en Individuen rela' grösser als Ijci älteren, nnd stets nur unbedeutend kürzer oder länger als die Schnauze. Dünne, halbdurchsichtige Fett- lider umgeben den vordersten und liinfei-sten Theil des Auges. Die hintere, hfilbnn)ndförniir;e Narine ist Zur Fisch- Fauna . 49 von der kleineren vorderen, sehmal ovalen Nasenöffnung nur durch eine Hautfalte getrennt. Die Stirn- fontanelle reicht nach vorne nur unbedeutend weiter als das Auge. Der Kiemendeckel ist an der Aussenfläche etwas gewölbt und nimmt nach unten und vorne, von der Gegend des hinteren Winkels angefangen, rasch an Länge oder Breite ab ; er ist höher als lang, am hinteren Rande schwach convex, am unteren schief gestellten Rande gerade abgestutzt. Diese beiden Ränder treffen hinten fast unter einem rechten Winkel zusammen, dessen Spitze abgerundet ist. Der Zwischendeckel ragt nach Art eines Dreieckes ziemlich weit hinter dem stark gerundeten Vordeckelwinkel vor. Die Zahl der Kiemen strahlen beträgt jederseits 4. Der dreieckige Humeralfortsatz springt spitzwinkelig über die Basis der Pectorale vor. Die obere Kopflinie ist bis zur Spitze des Hinterhauptskammes nur sehr schwach gebogen, und zwar in der Schnauzengegend unbedeutend convex und vor dem Beginne der Oceipitalleiste ein wenig eingedrückt. Die Nackenlinie erhebt sich ziemlich rasch, unter massiger Krümmung, bis zum Beginne der Dorsale, senkt sich hierauf eben so rasch, doch ohne Krümmung längs der kurzen Basis derselben, und fällt dann minder rasch, schwach gebogen bis zum Schwanzstielu ab, dessen geringste Höhe c. 2'^/.m{[\ in der grössten Rumpthöhe enthalten ist. Die Bauchlinie beschreibt zwischen dem hinteren Ende des Unterkiefers und dem hinteren Ende der Anale einen gleichmässig schwach gekrümmten Bogen und erreicht ihren tiefsten Punkt zimächst der Ventrale, der somit ein wenig liinter den Höhepunkt der Rückenlinie (am Beginne der Dorsale) fällt, da die Insertions- stelle der Ventralen in verticaler Richtung unter der Basis des '2. oder 3. Dorsalstrahles liegt. Die Rückenflosse beginnt vor der Mitte der Körperlänge, und zwar etwas bedeutender bei älteren als bei jüngeren Exemplaren. Bei ersteren fällt nämlich der Beginn der Dorsale c. um l'/^— P/., bei letzteren durch- schnittlich nm 1 Augendiameter näher zur Schnauzenspitze als zur Basis der mittleren Caudalstrahlen. Die Dorsale ist im Verliältniss zur Basislänge hoch und spitzt sich nach oben zu. Der 3., d. i. der 1. gespaltene Strahl übertrifft bei jüngeren Individuen mehr oder minder bedeutend die Länge des Kopfes und gleicht letzterer bei alten Exemplaren, während die Basislänge der Flosse nur einer halben Kopflänge gleich- kommt. Der hintere obere oder freie Rand der Dorsalstrahlen ist stark geneigt, schwach verkehrt jförmig gebogen und nur zunächst den letzten Strahlen stark gerundet. Der letzte Dorsalstralil ist bis auf den Grund gespalten, und c. S'/^mal in der grössten Flossenhöhe begriffen. Sämmtliche Dorsalstrahlen tragen schmale seitliclie Hautlappen; eine niedrige Schuppenbinde (von der lialben Höhe der gewöhnlichen Schuppen) zieht sich längs der vorderen Basishälfte der Dorsale hin. Die schmale, verhältnissmässig ziemlich hohe Fettflosse liegt dem hinteren Ende der Anale gegenüber. Die Brust- und Bauchflossen endigen zugespitzt nach hinten; letztere sind länger als erstere und um etwas mehr als V^ Augendiameter kürzer als der Kopf. Die Länge der Ventrale ist c. P/. — l'Amal in der des Kopfes enthalten. Eine ziemlich lange, schmale Spornschuppe, c. 7mal so lang als die benachbarten Schuppen und im vorderen Tlieile selbst mit 2 — 3 Schuppen belegt, sitzt an der Basis des \. Ventralstrahles. Die Spitze der horizontal zurückgelegten Pectorale erreicht genau oder doch nahezu die Einlenkungsstelle der Ventrale, die Spitze der letzteren die Analgrube. Die Anale ist länger als hoch, am unteren Rande concav. Der höchste L gespaltene Strahl, d. i. der 4. der ganzen Flosse, ist nahezu l^/^—l'^/.ja&X in der Kopflänge enthalten. Die Schuppenbinde längs der ganzen Basis der Anale ist hiiher als die an der Dorsale. Die beiden Caudallappen sind zugespitzt; der obere etwas längere erreicht nicht ganz l'/g Kopf- längen. Die Rumpfschnppen sind im Ganzen klein zu nennen und am Bauche vor den Ventralen sowie zunächst dem Schultergürtel am grössten. Mehr oder minder zahlreiche Radien liegen am Ireien Schuppenfelde und äusserst zarte, dicht an einander gedrängte coucentrische Streifen auf der ganzen Schuppenfläche. Die Schuppen sind am freien Rande seicht eingekerbt und die Zahl der Einkerliuugen entspricht in der Regel der der Schuppenradien. Der vordere Schuppenrand zeigt nur 1—2 tiefe Einbuchtungen. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. JBJ. 7 50 Franz Steinda chne r. Die Seitenlinie durclibolirt c. ü9 — 70 Schuppen am Rumpfe und 3 — 4 auf der Basis der mittleren Caudalstralden. Die stahlblaue Färbung des Kückens geht gegen die Körperseiteu hinab aHmälig in eiu helles Silber- weiss über. Zunächst über der Seitenlinie zieht sich eine nur sehr schwach niarkirte silbergraue Längsldnde hin, an deren hinterem Ende nur selten ein stark verschwommener grauer, runder Fleck angedeutet ist. Die obere grössere Hälfte der Dorsale luid die Randtheile der Caudale sind etwas diciiter mit grauen Punkten übersäet als der Rest derselben Flossen. Die Ventrale und die vordere Hälfte der Anale sind bei frischen Exemplaren an den Rändern rusenroth, der ganze mittlere Theil eben dieser Flossen zeigt eine intensiv röthlichgelbe Färbung, welche bei in Weingeist aufbewahrten Exemplaren allmälig spurlos verschwindet. Die von mir untersuchten Exemplare sind 14 — 20"" laug. 20. Ctn-iinatits Magdalenae n. sp.V (au Curim. argenteus Gill. ?) C'har. : Körper nicht sehr stark comprimirt, Schuppen ziemlich gross und am hinteren Rande gekerbt. Kopt- länge etwas mehr als S'/^ — o'/^^mai, Leibeshöhe 2^/3mal in der Körperläuge (oder erstere 4V3mal, letztere 37,-,nial in der Totallänge), Augendiameter 3V3 — 4'/gmal, Schnauzenläuge etwas mehr als 3^/. bis nahezu 4mal, Stirnbreite 2V. — 2yjmal in der Kopflänge enthalten. 36 — 38 Schuppen längs der Seiten- linie am Rumpfe und noch 2 — 3 auf der Caudale, 6 — 67., Schuppen zwischen der Basis des ersten Dorsalsti'ahles und der Seitenlinie, 6 — 7 zwischen letzterer und dem ersten Ventralstrahle. Dorsale ohne Flecken. Caudale ziemiich kurz, mit gleichlangen Lappen. Schwanzstiel kurz, ziemlich hoch, c. 2'/^ — 2'/2mal in der grössten Rumpfhöhe enthalten. CaudaMeck fehlend. Eine helle Linie längs der Mitte der horizontalen Schuppenreihen des Rumpfes. 6—61,., D. 12 (3/9). A. 10 (3, 7). V. 1/ 7—8. P. 15. L. lat. 3G— 38 (^- 2—3 auf der Caud.). L. tr. 1^ 6—7 (b. z. Ventr. ) Beschreibung. Prof. Gill beschreibt in seiner Abhandlung über die Susswassertische \on Trinidad eine Ctu-imatus-Art, welche der grossschuppigen Curiniatus-kYi des Magdaleneu- Stromes so nahe steht, dass ich in einigem Zweifel bin, ob letztere als eine liesondere neue Art, oder nur als Localvarietät des C. argenteus Gill auf- zufassen sei. Der wesentlichste Unterschied zwischen 0. Magdalenae m. und C. argenteus besteht darin, dass bei ersterem zwischen der Seitenlinie und der Dorsale 6 — ßy^, bei C. argenteus aber nach Prof. Lütken, der zwei Exemplare derselben Art untersuchte und beschrieb (Icbtbyographiske Bidrag, H. u. HI, Videusk. Med- delelser fra den naturh. For. i Kjöbenhavn, 1874, Nr. 12 — 16, p. 225) daselbst nur 5 Schuppen liegen. Gill zählt bei C. argenteus 13 Sehupi»enreiheu zwischen dem Beginne der Dorsale und dem Bauche (^„thirteen obli- quely cross the body from the tront of the dorsal to the belly", Syuops. of the Fresh Water Fishes of the Isl. of Trinidad , p. 62), bei C. Mogdalnae finde ich deren Vj 15 7^ zwischen der Rückenlinie unmittelbar vor der Dorsale und der Bauchlinie. Gill bemerkt ferner 1. c. , dass bei C. argenteus ein Caudalfleck und eine Anzahl von schwarzen Punkten zwischen den Verbindungshäuten der mittleren Dorsalstrahlen im unteren Drittel der Flossenhöhe vorhanden seien, welche zusammen einen rundlichen Fleck darstellen; diese fehlen vollständig bei C. Magdalenae. In der Schuppenzahl längs der Seitenlinie in der relativen Höhe des Rumpfes, sowie in der Kopflänge aber zeigt sich kein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Arten. Bei C. Magdalenae erhebt sich die obere Kopflinie ziemlich rasch und ist in der Stirngegend nur äusserst schwach eingedrückt. Die breite Oberseite des Kopfes ist querüber nahezu flach, der vordere Schnauzenrand massig gerundet, der äusserst kurze und schmale Oberkiefer bei geschlossenem Jlunde zur Hälfte von dem 1. und dem vorderen Theiie des 2. Augenrandknocheus bedeckt. Die grösste Kopfbreite zwischen den Deckeln gleicht der Hälfte der Kopflänge. Die Augenrandknocheu, von denen der dritte der bei weitem grösste ist, decken die Wangentheile des Kopfes nach unten und hinten vollständig bis zur Randleiste des Zw Fisch-Fauna de.s Magdalenen-S&omes. 5 ] Vordeckels, dessen hinterer und unterer Rand parabolisch gerundet ist. Der Zwischendeckel ragt nach Art eines Dreieckes hinter der Winkelgegend des Vordeckels weit voi-. Der Kiemendeckel ist schief gestellt, am hinteren Rande gebogen. Der untere Rand des Operkels ist geradlinig und fällt schräg nach vorn und unten ab. Die Länge des Kiemendeckels ist ly^— l'/jUial in der grössten Höhe des Knochens enthalten. Die Nackenliiiie erhebt sicli unter massiger Bogenkrümmung ziemlicli rasch bis zum Beginne der Dorsale und ist stets stärker gebogen als der gegenüber liegende Theil der Bauchlinie. Zwischen der Basis des letzten Dorsalstrahles und dem Schwanzstiele verläuft die Rlickenlinie nahezu ohne Bogenkrümmung und senkt sich zugleich minder rasch als die Bauchlinie zwischen der Ventrale und dem hinteren Ende der Anale im Bogen ansteigt. Die Dorsale beginnt mit einem äusserst kurzen, stachelähnlichen Strahle, dessen Basis nicht ganz um '/, der Kopflänge näher zum vorderen Kopfende als zur Basis der mittleren Caudal strahlen fällt. Die Basislänge der Dorsale ist c. P/gmal in der Flossenhöhe enthalten und diese der Kopflänge gleich. Die Dorsale spitzt sich nach oben nur wenig zu; der obere Rand der Flosse ist schief gestellt und zunächst den letzten 3 Strahlen ziendich stark, weiter vorne aber sehr schwach gerundet. Der Abstand der Dorsale von der Fettflosse ist ein wenig kürzer als der Kopf. Die Länge der zugespitzten Pectoraie ist gering und gleicht nahezu der Kopflänge mit Ausschluss der Schnauze. Die Spitze der horizontal zurückgelegten Brustflossen erreicht nicht die Einlenkungsstelle der Ventralen. Letztere kommen au Länge nahezu der Höhe der Dorsale gleich, sind somit nicht l)edeutend kürzer als, der Kopf, fallen jedoch mit ihrer Spitze c. um eine Schuppenlänge vor die Analgrube. Die Ein- lenkungsstelle der Bauchflossen liegt der Basis des 5. Dorsalstrahles gegenüber. Zwischen den Ventralen und der Anale ist der Bauch längs der Mittellinie stark gekielt, längs dem Seitenrande des Bauches zeigt sich eine 2. kielförmige, doch schwächer ausgeprägte Erhöhung, die von der Gegend der Aftergrube jeder- seits bis zur Pectoralgegend reicht. Die Anale ist am hinteren Rande concav, und im Verhältniss zur geringen Basislänge ziemlich hoch. Der erste gespaltene Analstrahl ist der höchste Strahl der Flosse, eben so lang wie der Kopf mit Ausschluss der Schnauze und c. 2mal so lang als die Basis der letzteren; zurückgelegt erreicht er mit seiner Spitze genau oder doch nahezu die Basis der unteren Stützstrahlen der Caudale. Eine halbe Schuppenreihe deckt die Basis der Anale. Die Fettflosse fällt in verticaler Richtung ein wenig vor das hintere Basisende der Analflosse. Die Caudale ist am liinteren Ende eingebuchtet, die Caudallappen spitzen sich nur massig nach hinten zu und sind um c. einen halben Augendiameter länger als der Kopf. Die Schuppen sind am hinteren Rande (äst vertical abgestutzt und etwas höher als am hinteren freien, mehr oder minder sehwach gerundeten Rande. Die überdeckte grössere Schuppen hälfte zeigt 4 — 5 scharf ausgeprägte Radien, zwischen denen der Vorderrand der Schuppe sehr tief eingekerbt ist, während am freien hinteren Sehuppenfelde die Einkerbungen und Auszackungen viel zahlreicher sind (nicht selten c. 30), aber nur schwach hervortreten. Bei den mir zur Beschreibung vorliegenden 3 Exemplaren ist weder ein Caudal- noch ein Schulterfleck angedeutet. Über die Höhenmitte der einzelnen horizontalen Schuppeureihen des Rumpfes zieht sich eine schmale, hellgelbe Binde oder Fleckenreihe hin. Die Caudale, Dorsale und Anale sind schmutzig und wässrig graugelb, und dicht dunkelblaugrau punktirf und zwar am dichtesten zunächst den freien Flossenrändern ; die Pectoraie imd Ventrale sind weisslichgelb. Totallänge der beschriebenen Exemplare c. 17"°. Gatt. PROCHILODÜS Agass. 3U. Prochilodus asper Ltk. Char. : Leibeshöhe 273— unbedeutend mehr als 3mal, Kopflänge mehr als 373— nahezu 4mal in der Körperlänge (bis zur Basis der mittleren Candal.strahlen), Augendiameter 4 — ömal, Stirnbreite 2 — lYgmal, 7* 52 Franz Steindnchner. Schnauzenlänge '?> — 23/. mal in der Kopflänge enthalten. Längs der Seitenlinie 40— 4 J Scliuppen am Rumpfe und 4 auf der Caudale. 8 — 9 Schuppen zwischen der Basis des ersten Dorsalstrahles und der Seitenlinie, G'/j — 7 zwischen letzterer und der Basis des ersten Ventralstrahles oder S'/^ — 9' j bis zur Bancliliuie unmittelbar vor den Ventralen. Dorsale ziemlich bedeutend vor der Mitte der Körperliingc beginnend. Ventrale in verticaler Richtung ein wenig hinter dem Beginne der Dorsale eingelenkt. Zahlreiche dunkelgraue Flecken in schiefen Reihen zwischen den 8 — 9 letzten Dorsalstrahlen. Ver- schwommene, stahlblaue, verticale Binden, breiter als deren Zwischenräume, in der oberen Rumpthälfte bei alten Individuen mehr oder minder vollständig erlöschend. Ein heller mittlerer Längsstreif ;in jeder horizontalen Schuppenreihe des Rumpfes. Caudale ungefleekt. Schuppen rauh, am hinteren Rande und an der Aussenfläche fein gezähnt, festsitzend. .s — 9 D. 11 (2/9). A. 11 (2/9). V. 9 (1 8). P. 16—17. L. lat. 40—41 (-h 4 auf der Caud.). L. transv. — i — . Beschreibung. Diese im Magdalenen-Strome sehr häufig vorkommende Art könnte insoferne vorläufig als eine Local- varietät des rrocMlodus aqier Ltk. aus Caracas betrachtet werden, als bei allen im Wiener Museum befind- lichen (20) Exemplaren des Magdalenen-Stromes in der Regel 9, nur selten 8 Schuppen zwischen der Dorsale und der Seitenlinie liegen, während Dr. Lütken bei 4 Exemplaren von Caracas 7 — 8 zählt. Auch enthalten die von Dr. Lütken Ijcschriebenen typischen Exemplare 10 gespaltene Strahlen in der Dorsale, die von mir untersuchten Individuen stets nur 9. Die oben gegebene Charakteristik von Fr. asper bezieht sich nur auf Exemplare aus dem Magdalenen- Strome, die ich in den nachfolgenden Zeilen näher beschreiben will. Die Körpergestalt ist gestreckt, gegen den Schwanz zu stark comprimirt, der Kopf kurz und breit. Die oV)ere Profillinic des Kopfes erhebt sicli (ohne Krümmung) rascher nach iiinten, als die Nackenlinie zur Dorsale ansteigt. Die Krümmung der Nackenlinie ist variabel, doch stets grösser als die der Bauchlinie bis zur Ventrale. Längs der Dorsale fällt die Rückenlinie ziemlich rasch ab, senkt sich hinter dieser Flosse bis zur Caudale nur sehr wenig und unter kaum nenneuswerther Krümmung. Die grösste Rumpfhölie ist bei Exemplaren von 18^ — 19"' Länge 2^/3 — mehr als 2^ ^mal, bei Exemplaren von 26 — 37°" Länge nahezu 3 — SVjmal, die Kopflänge bei ersteren mehr als 3^/3 — f* (juach-atinu und das Praeoperculuni \on L. e/ongataa in natürlicher Lage, von aussen gesehen, dargestellt, während Fig. 5 a die obere und Fig. 5 die äussere Ansicht des isolirten (>.v quadratum gibt. 32. Leporlmis striatus Kner (var.). Diese Art wnrde zuerst von Prof. Kner nach 7 kleinen Exemi^laren des Wiener Museums beschrieben, welche von J. Natterer bei Irisanga und Cai^ara in Mattogrosso gesammelt wurden und von denen das grösste nur IOV2'" '^"8' ist. Das ans dem Magdalenen- Strome stammende Exemplar dagegen misst nahezu lOy/'" zwischen der Sclinauzenspitze und der Spitze des oberen Caudallappens und ich glaube es hauptsächlich desshalb als einer besonderen Localvarietät angehörig betrachten zu sollen, weil es gleich dem L. elonc/atus aus dem Magdalenen-Strome von einer Seiteulinie zur andern (über dem Rücken vor der Dorsale) um 2 Schuppenreihen weniger zeigt als die erwähnten 7 Exemplare aus dem Innern von Brasilien und als die beiden Exemplare aus dem Paraguay, welche ich erst in neuerer Zeit acquirirte. Prof. Kner hat in der Beschreibung des L. striatus die unterste 4. dunkle, verschwonuueue Längsbinde nicht erwähnt, welche mehrere von Natterer's Exemplaren zeigen. Mit dem Alter verschwindet die oberste Seitenbinde, welche jederseits vom Hiuterhaupte bis unter die Dorsale zieht. Auch bei jungen Individuen findet man nicht selten in jeder Kieferhälfte nur 3 (statt 4) Zähne entwickelt, indem der 4. hinterste, kleine Zahn entweder gar nicht zur Entwicklung kommt oder leicht ausfallen mag. Bei Berücksichtigung des aus dem IMagdalenen-Strome stammenden Exemplares erleidet die von Prof. Kner in den Denkschriften der Wiener Akademie, Bd. VII, pag. 171, gegebene Diagnose des L. striatus einige kleine Abänderungen, die jedoch iür die richtige Artbestimmuug von Bedeutung .sind. Ich glaube L. striatus folgender Weise charakterisiren zu sollen: 'fo^ Char. : Körpergestalt gestreckt. Kopf konisch nach vorne sich allmälig verschmächtigend , au der Schnauze stumpf gerundet. Mundspalte kleiu, Kiefer gleich lang nach vorne zu. Stirngegend schwach eingedrückt. Rückeulinie etwas schwächer gekrümmt als die Bauchliuie, Schwauzstiel comprimirt. Kopflänge bei jungen Individuen 4'/^ — 4y3mal, bei alten 4-'/5mal, Leibesböhe S^/j — nahezu '6\i^ma{ in der Kürper- länge, Augendiameter 4 — 4'/3mal, Schnauzenlänge 27,- — 23/..mal, Stirnbreite 2^/-_ — 2'/3mal in der Kopf- länge (mit Ausschluss des häutigen Saumes hinter dem Deckel und Unterdeckel) enthalten. Narinen durch einen Zwischenraum von einander getrennt. Anale kurzstrahlig, am hinteren freien Strahlenrande concav und, horizontal zurückgelegt, die Basis der Cardale nicht erreichend. 4'/jj — 5 Schuppen zwischen der Basis des ersten Dorsalstrahles und der Seiteulinie, 4 zwischen letzterer uud der Basis des ersten Ventralstrahles (mit Ausschluss der zum grössten Tlieile \erdeckteu Spornschuppe). 36 — 37 Schuppen längs der stellenweise nur sehr schwacli angedeuteten Seitenlinie (mit Einschluss der 3—4 durchbohrten Schuppen der Caudale). 'J — 11 Schuppenreihen von einer Seitenlinie zur andern, über dem Kücken unmittelbar vor der Dorsale, gezählt. Dorsale etwas näher zur Feltflosse als zum vorderen Kopfende beginnend. Ventrale in verticaler Kichtuug unter der Mitte der Dorsaltiossenbasis eingelenkt. 4 Längs- binden von dunkelvioletter oder schwärzlicher Färbung an den Seiten des Körpers, die oberste derselben bei alten, die unterste bei jungen Individuen sehr schwach angedeutet oder fehlend, die Binde längs der unteren Hälfte der Schuppenreibe der Seitenlinie und der oberen Hälfte der darauffolgenden unteren Schuppenreihe scharf ausgeprägt irad von der zunächst liegenden oberen und unteren dunkeln Längs- 5G Franz Steindachner. binde durch eine hell-silbergraue Binde geschieden. Caudale zugespitzt, mit etwas längerem oberen Lappen. 4V,— 5 R. br. 4. D. 12 (2/10). A. 10 (2/8). V. 9 (1/8). P. 15. L. lat. 36-.37. L. tr. I 4 (5y2 bis zur Biinchlinie). Bei dem aus der grossen Cienega an der Mündung des Magdalenen-Stromes stammenden Exemplare ist die oberste Längsbinde, welche bei jungen Individuen am Hinterhaupte entspringt und längs der Basis der Dorsale hinziehend- bald hinter derselben am Rücken endigt, nicht sichtbar; auch die 2. .Seitenbinde grenzt sich erst im mittleren Theile der Humptlänge schärfer ab, ist weiter nach vorne, auf einer Körperseite wenig- stens, nur durch die dunklere Unisäunuing der hinteren Ränder der Schuppen, an welchen sie hinläuft, angedeutet und verliert sich allmälig am .Schwanzstiele unter der Fettflosse oder fliesst daselbst mit der Binde längs der .Seitenlinie zusammen. Am .Schwanzstieie ist die dritte, stets scliiirf abgegrenzte und dunkelste Binde, welche von der Sclnippenreihe der .Seitenlinie die untere und von der nach unten folgenden die obere Hälfte einnimmt, am breitesten und auch am intensivsten gefärbt. Diese .3. Binde beginnt bereits an der Ober- lippe und wird am Kopfe nur vom Auge unterbrochen. Die 4. Längsbinde des Rumpfes endlich, welche bei jungen Individuen, v.ie sclum erwähnt, oft nicht zur Entwicklung kommt, beginnt unter dem Auge mit einem dunkeln Längsstriche und läuft von der Basis des obersten Pectoralstrahles in horizontaler Richtung bis zur Basis der unteren Caudalstrahlen, die ganze Unterseite des Schwanzstieles (hinter der Anale) einnehmend. Sie ist auch bei erwachseneu Individuen (wie bei jungen) sehr schwach ausgeprägt, schmutziggrau und über der Veutralgegend am breitesten. Von der Rückenliuie bis zum unteren Rande der 2. Seitenliinde sind die Körperseiten sciimut ziggrau, (wie die 4. Seitenbinde) und die daselbst liegenden Schuppen dunkel gei'andet. Der Raum zwischen der 2., 3. und 4. Binde ist hell silbergrau und die Schuppen daselbst zeigen am hinteren Rande einen stahl- blauen, lebhaften Metallglanz; die Bauchseite zeigt eine weisslichgelbe Färbung und die Schuppen schillern hellblau. Die Unterseite des Kopfes ist siiberweiss. Bei jungen Individuen (in Weingeist) ist der ganze Rumpf mit Ausnahme der bräunlichen Längsbinden gelb gefärbt. Die Kieferzähne sind nur von massiger Grösse und ihre Anzahl schwankt jederseits zwischen 3 — 4. Das Exemplar aus dem Magdalenen-Strom besitzt im Ganzen 6 Zwischen- und G Unterkieferzähne; erstere sind unter sich nahezu gleich lang und stark, im Unterkiefer aber nehmen die Zähne gegen die beiden mittleren rascher an Grösse und Länge zu. Pectoiale und Ventrale gleichen sich au Länge und übertreffen in dieser Beziehung ein wenig die Entfernung des hinteren Vordeckelrandes von der Schnauzenspitze. Die Dorsale ist höher als lang, der obere Rand derselben nach hinten geneigt und sehr schwach gerundet; der höchste Strahl der Flosse ist länger als die Ventrale oder Pectorale, erreicht aber nicht ganz eine Kopf- länge, während der obere Lappen der Caudale letztere noch ein wenig übertrifft. Der hintere Rand der Schuppen ist häutig, oval gerunilct, der vordere abgestutzt und eingekerbt. Das freie Sehuppenfeld ist kaum länger als das überdeckte und wie dieses dicht mit concentrischen, feinen Linien geziert. Vom .Schuppencentrum laufen 4 — H Radien oder Furclien zu den Rändern und theilen die Schuppen scharf in 3 — .5 ungleich grosse Felder. 33. Leporinns eques n. sj». (Jhar. : Kopf kurz, von sehr geringer Höhe; Rumpf hoch, mit stark gebogenem VorderrUcken. Kopflänge c. 4'/^mal, Rumpfhöhe c. 3nial in der Körperlänge enthalten. Anale mit verhältnissniässig kurzen, aber zahlreichen Strahlen, von denen der letzte zurückgelegt die Basis des untersten Caudalstrahles erreicht lind am unteren Rande convex. 3 — 4 breite dunkle Querbinden am Rumpfe, von denen die vorderste breiteste zwischen der Dorsale und A'entrale liegt und über diese beiden Flossen hinzieht. Caudale weiss- lich-gelb. Anale wie die Ventrale und ein Tlieil der Dorsale schwärzlich. 41 — 42 .*^(huppeu längs der Seitenlinie, (i'/,,— 7 über und •"> unter derselben (bis zur Spornschuppe der Ventrale). Zur Fisch-Fauna des Mngdalenen-Stromes. 57 D. 13 (3/10). A. 15-1« (2/13-14). V. 9 (1/8). P. 14 (1/13). L. lat. 41-42. 61/., — 7 L. tr. ~T^ 5 (bis zur Spornsehuppe der Ventr., 7 bis zur Bauchl.). Beschreibung. Leporinus eques ist sehr nahe verwandt mit L. Jiypselonotus Gthr. aus dem Amazonen-Strome und bildet mit letzterer Art eine besondere Gruppe, welche sich durch die hohe Körperform, die starke Krümmung der Nackenlinie und den kurzen, niedrigen Kopf von den übrigen zahh-eichen, schlanken Leporinus-Avten unterscheidet. Die obere Profillinie des Kopfes ist concav; die Schnauze verschmälert sich nach vorne ziemlich rasch, ist im Verhältnisse zu ihrer geringen Höhe lang, an der Oberseite zunächst den Augen breit und schwach gewölbt und endigt vorne fast quer abgestutzt. Die Kopflänge ist bei kleinen Exemplaren 4yrjmal, bei grösseren etwas mehr als 4'/^mal, die Schnauzenlänge c. 3mal, der Augendiameter 3^/^ — 4'/^mal, die Stirn- breite mehr als 273— 2V6mal in der Kopflänge enthalten. Das Auge liegt stets etwas näher zur Schnauzen- spitze als zum hinteren Piande des Deckels. Die Mundspaite ist klein, im Unterkiefer liegen jederseits 4, im Zwischenkiefer 3 Zähne; letztere unter- scheiden sich von einander nur unbedeutend au Grösse; im Unterkiefer sind die beiden mittleren breit, oben massig schief abgestutzt, der jederseits angrenzende Zahn ist zugespitzt und- schief gestellt, der hinterste letzte sehr -klein. Eigenthümlicher Weise springt bei 2 Exemplaren der Unterkiefer nicht unbedeutend über den Zwischenkiefer vor, während bei dem dritten der Zwischenkiefer den Unterkiefer überragt. Die Narinen sind durch einen Zwischenraum von einander getrennt, und die vordere mündet in ein häutiges Röhrchen. Bei der geringen Höhe des Kopfes und der Grösse der Augen sind die Wangen nur sehr niedrig; die unteren Augenrandknochen reichen nach unten bis zur Randleiste des queren Astes des Vordeckels, während zwischen dem hinteren Rande der Postorbitaiia und dem aufsteigenden Aste des Vordeckels ein Theil der Schiäfengegend nackthäutig bleibt. Die Rückenlinie erhebt sich rasch vom Hinterhaupte bis zum Beginne der Dorsale ; doch minder bedeu- tend als bei L. hypselonotus. Die grösste Rumpfhöhe ist daher auch geringer als bei letztgenannter Art und 3 — 3 '/.mal in der Körperlänge enthalten. Der Beginn der Dorsale ist eben so weit von der Schnauzenspitze wie von der Basis der Caudale entfernt und liegt der Einlenkungsstelle der Ventrale vertical gegenüber. Die Rückenflosse ist c. l'/^- l^jmal höher als lang, am oberen, schief gestellten Rande convex; der erste ungespaltene Dorsalstrahl ist wie der erste Analstrahl sehr kurz, daher leicht zu übersehen, und der letzte c. S'/jmal in der Höhe des vierten, das ist des ersten längsgetheilten Strahles, enthalten. Die Pectorale ist ebenso lang wie die Ventrale und gleicht an Länge der Entfernung des vorderen Kopfendes vom Centrum des Kiemendeckels. Die Spitze der Pectorale reicht nicht ganz bis zur Einlenkungs- stelle der Ventrale zurück, und die Spitze der zurückgelegten Ventrale fällt um c. 2'/^ Schuppen vor die Anal- grube; zwischen dieser und der Ventrale ist der Bauch gekielt. Die Basis der Anale ist ebenso lang wie die Pectorale oder Ventrale, mit einer Reihe von Schuppen überdeckt und übertrifft ein wenig die Höhe der längsten Analstrahlen. Der hintere untere Winkel der Anale ist stärker gerundet als der übrige imtere Rand derselben. Die Fettflosse liegt dem 2.-3. letzten Analstralil gegenüber und ist höher als lang. Die Caudale übertrifft an Länge den Kopf um c. einen Augendiameter; sie ist gelblich und nach vorne vom Rumpfe der Färbung nach scharf geschieden, da über den Schwanzstiel eine dunkelbraune Querbinde herabläuit. Die Seitenlinie ist auf der Mehrzahl der Schuppen nur durch 1 — 2 Gruben angedeutet, erst am Schwanz- stiel bildet sie einen Canal. Denkschriften der mathem.-anturw. Cl. XXXTX. Bd. 8 58 Franz Stein dachner. Die Seiten des Eurapfes sind schmutzig graugelb (bei Weingeistexemplaren), die einzelnen Schuppen am hinteren Rande dunkelbraun punktirt. Die erste Querbiude des Rumpfes läuft von der ganzen Basis der Dorsale vertical herab und fliesst am Hauche mit der der entgegengesetzten Seite zusammen; sie erstreckt sich auch über einen Tiieil der Dorsal- strahlen hinauf und verleiht denselben eine blauschwarze Färbung. Die zweite schmälere Binde zieht von der Basis der vorderen Analstrahlen vertical nach oben, die dritte liegt zwischen der Fettflosse und den letzten Analstrahlen, die vierte umfasst die grössere hintere Hälfte des comprimirteu Schwanzstieles, fliesst aber zuweilen mit der dritten zusammen. Die Ventrale und Anale sind bläulichschwarz, ebenso der grösste Theil der Fettflosse; die Pectorale ist schmutzig weisslich. Die Wangengegend und die untere Hälfte de>; Deckels glänzt sillterweiss. Die Lippen sind grauschwarz. Länge der beschriebenen Exemplare: 15— 2l'"". Gatt. TETRAGONOPTERUS Artedi. 34. Tetra e s c h r e i b u n g. Die obere Piofilliuie des Kopfes ist in der Stirngegend schwach concav und erhebt sich etwas rascher zum Hinterhaupte als die nur wenig gebogene (convexe) Nackenlinie zur Dorsale ansteigt. Hinter dieser Flosse fällt die Rückenlinie etwas rascher zum Schwanzstiele ab. Die Bauchlinie ist zwischen der Kehle und dem hinteren Basisende der Anale gleichförmig und zwar stärker gebogen, als die Rückenlinie vor der Dorsale. Der Kopf ist im Verhältnisse zur Rumpflänge kurz, ziemlich dick und vorne abgestumpft. Die Oberseite desselben ist cjuerüber nur schwach gebogen. Im Unterkiefer liegen vorne jederseits 4 grosse Zähne in der Aussenreihe, von denen jeder seitlich 2 — 3 kurze Nebenzacken trägt, somit 3 — öspitzig ist. Auf diese folgen seitlich noch 4 — 5 viel kleinere Zähnchen in der Aussenreihe. Die zweite innere Zahnreihe reicht nach hinten viel weiter zurück als die äussere, endigt aber nach vorne am hintersten grossen Zahne der Aussenreihe. Von den beiden Zähnen, Zur Ftsck- Fauna des Mag dalenen- Stromes. 59 welche unmittelbar hinter den grossen Mittelzähiieu der Aussenreihe an der Symphyse liegen, kommt zuweilen nur ein einziger zur Entwicklung. Von den drei Zahnreihen im Zwischenkiefer enthält die innerste, dritte vier Zähne, welche etwas grösser als die unmittelbar vor ihnen gelegenen mittleren Zähne der zweiten Eeihe sind und jederseits 2 Nebenzacken zeigen. Der Oberkiefer ist schmal und mit einer Eeihe meist Szaekiger Zähnchen besetzt. Die breite Schnauze ist vorne schwach gerundet und überragt kaum den Rand der wulstigen Unterlippe, wenngleich die äusseren vorderen Unterkieferzähne bei geschlossenem Munde mit iiirer Spitze auf die seit- lichen Zähne der 2. und auf die Zähne der 3. Reihe im Zwischeukiefer fallen. Der hinterste oberste Knochen des Augenringes ist gewölbt und c. 2mal so gross wie der nächstfolgende untere, an welchen nach unten und vorne der grösste Knochen der ganzen Kette sich anseiiliesst. Der hintere Rand des Vordeckels ist geradlinig, ein wenig nach hinten und unten geneigt, und trifft mit dem Vorderrande desselben Knochens unter einem spitzen Winkel zusammen. Der Kiemendeckel ist hinten oval gerundet, '2^^— nahezu 3mal höher als lang, an der ganzen Aussen- seite gestreift wie der 2. grösste untere Aiigenrandliiiochen, und erscheint durch einen wie eine dunkle Furche aussehenden Canal in 2 ungleiche Querhälfteu getheilt. Die Dorsale beginnt bei einem Exemplare unserer Sammlung genau in der Mitte der Körperlänge (mit Ausschluss der Caudale), bei einem zweiten aber fällt die Basis des ersten sehr kurzen Dorsalstrahles etwas näher zunivorderen Kopfende als zur Basis der mittleren Caiidalstrahlen. Die Basislänge der Rückenflosse ist geringer als die Hälfte der Kopflänge, die Flossenhölie aber P/. — nahezu 2mal beträchtlicher als die Länge der Flosseubasis. Der obere Rand der Dorsale ist nach hinten geneigt, unten gerundet und zeigt im Ganzen eine schwache, verkehrt Ä-förmige Krümmung; eine halbe Schuppenreihe zieht sich längs der Basis der Rückenflosse hin. Die Pectorale ist wie dieVentrale zugespitzt, erstere bezüglich ihrer Länge P'. — l'/^mal, letztere IV3— l^/jmal in dem Kopfe enthalten. Die Spitze der Pectorale erreicht nahezu die Einlenkungsstelle der Ventralen; an der Basis des ersten Strahles der Bauchflossen sitzt eine zugespitzte, sogenannte Spornschuppe, welche c. 3m:il so lang als die zunächst gelegenen Rumpfschuppen ist. Die Einlenkungsstelle der Ventralen ist ebenso weit vom vorderen Kopfende als von der Basis der Fettflosse entfernt. Zwischen den Ventralen und der Analgrube bildet der Bauch eine Schneide. Die Basislänge der Anale erreicht eine Kopflänge uud die längsten ersten gespaltenen Analstrahlen sind etwas mehr als 2mal so lang wie jeder der beiden letzten, oder der Entfernung des vorderen Kopfendes vom hinteren Augenrande an Höhe gleich. Die Basis der Anale ist mit einer Schuppenreihe überdeckt. Die Fettflosse liegt den letzten Analstrahleu gegenüber und ist bedeutend höher als lang; sie zeigt eine verkehrt birnförmige C4estalt, da sie sich nach oben ausbreitet. Die Höhe des Sclnvanzstieles erreicht nur ^/^ der grössten Rumpfhöhe. Die Schuppen nehmen in der bei weitem grösseren vorderen Hälfte des Rumpfes gegen die Seitenlinie herab an Grösse zu ; die grössten Rumpfschu])pen liegen am Vorderrumpfe unterhalb der Seitenlinie hinter dem Schultergürtel. Die Seitenlinie läuft parallel mit der Bauchiinie. Zwischen der Linea lateralis und der Spornschuppe der Ventralen liegen 5 Schuppen in einer Verticalreihe und 10 zwischen ersterer und der Bauchlinie unmittelbar vor den Ventralen. Gegen die Stralilenspitze zu sind sämmtliche Flossen dunkelgrau punktirt. Der Rücken schinnnert .stahl- blau, der Rest des Körpers ist gelblichweiss, der Fleck am Schwanzstiele und auf den mittleren Caudal- strahlen schwärzlich. In der hinteren Körperhälfte häufen sich zuweilen schmutzig violette Punkte auf dem oberen und unteren Rande der Schuppen an und Inlden so zickzackförmig gebogene, hie und da unterbrochene Längslinien, fehlen aber bei einigen Exemplaren vollständig. 8* 60 Franz Steinrl achner. Der bei den Brycon-kvi&n so häufig vorkommende dunkle Humeralfleck ist bei der hier besprochenen Art äusserst schwach augedeutet. Totallänge der beschriebenen Individuen: 22'°. Gatt. CHALCINUS Cur., Val. 86. Clialciims Magdaleaae u. sp. Char.: Körpergestalt stark verlängert, Caudale am hinteren Rande tief eingeschnitten, mit kurzen, mittleren Strahlen. Unterer Caudallappeu länger als der obere, beide zugespitzt, Leibeshöhe bei den Männchen der Kopflänge gleich oder sie nur wenig übertreffend und 4 — 3^ .mal, bei Weibchen (zur Laiclizeit) aber unbedeutend mehr oder weniger als 3mal in der Körperiänge enthalten. Kiemeudeckel dreieckig, mit o-erundetem hinteren Winkel, l'/g — 17.-,nial höher als lang. Bauchliiiie zwischen der Kehle und den Ven- tralen gerundet; Pectorale lang, sicheltörniig, mit ihrer Spitze zuweilen nahezu bis zum Beginne der Anale zurückreichend. Anale mit 35—41 Strahlen. Schuppen gross, 41 längs der Seitenlinie mit Einschluss der Caudalschuppen. Dorsale in verticaler Richtung erst ein wenig hinter der Basis des ersten Analstrahles beginnend. D. II. (2/9). A. 35-41 (3/32—35). V. 7 (1 ü)- ?• ^ 10—11. L. lat. c. 41. 6y..-7 L. tr. 1 l',.i bis z. Ventr., 3 bis zur Baucht. B e s c h r e i li u n g. In der Körpergestalt hat diese Art viele Ähnlichkeit mit i'halcinus cidter Cope und Ch. elongatus Gthr., unterscheidet sich aber von beiden wesentlich und auftallig durch die Lage der Dorsale, welche letztere in verticaler Richtung nicht unmittelbar vor dem Beginne der Anale endigt, sondern ein wenig hinter der Basis des ersten Aualstrahles beginnt. Die obere Profillinie des Kopfes ist in der Stirngegend schwach concav und erhebt sich ein wenig bis zur Spitze des Hinterhauptkammes; die Rückenlinie läuft bei Männchen fast horizontal bis zum Beginne der Dorsale, senkt sich längs der Basis der Flosse und fällt hinter derselben unter schwächerer Neigung bis zur Fettflosse ab. Bei erwachsenen laichenden Weibchen aber ist die RUckenlinie bis zur Dorsale gebogen, con- vex. Die Bauchlinie beschreibt von der Kehlgegend bis zur Ventrale einen ziemlich stark gekrümmten Bogen, und zieht sich dann fast in horizontaler Richtung bis zum Beginne der Anale, längs deren langer Basis sie nach hinten und oben ansteigt. Die Kopflänge ist bei beiden Geschlechtern und unabhängig vom Alter in der Regel etwas weniger als 4nial und nur selten genau 4mal in der Kopflänge enthalten. Der Unterkiefer erhebt sich rasch nach vorne und oben, reicht eben so weit nach vorne als der Zwischen- kiefer, oder überragt nur wenig die Schnauze. Die vorne unteri)rochene, seitlich überhängende dünne Unter- lippe verlängert sich in geringer Entfernung hinter der Symjjhyse nach unten nach Art eines Tentakels, dessen Länge variabel ist. Die Zähne im Unterkiefer werden seitlich allmälig kleiner; die vorderen mittleren sind özackig und grösser als die gegenüber liegenden Zähne des Zwischenkiefers, welche zwei Reihen bil- den. Die Zähne des schmalen, kahnförmig gebogenen Oberkiefers sind so klein, dass man sie nur durch das Geflihl wahrnehmen kann. Der hintere Rand des Vordeckels ist concav, der hintere Winkel desselben ein rechter. Die Knochen des Augenringes decken die Wangen bi.s auf einen schmalen überhäuteten Raum vor der Leiste des Prä- operkels. Das hintere gerundete Ende des Kiemendeckels und des Unterdeckels überragt ein wenig die Basis der Brustflosse. Die Pectorale ist sehr stark entwickelt, sichelförmig und reicht mit ihrer Spitze in der Regel bis zur Analgrube, seltener bis zum Beginne der Anale; die Länge der Brustflossen gleicht c. '3 der Körperlänge. Znr Fisch-Fauna te\ud. = Cynop. hnmeralü Euer (Val.?). Cbar. : Körpergestalt gestreckt, coiuprimirt. Kopf im Pmfil gesellen iiacli vorne zugespitzt. Schnauze iilier den Unterkiefer vorspringend. Obere Kopfliuie schwach concav, HiMterliaujitskanui nur massig nacli hinten ansteigend. Nackenünie bis zur Dorsale schwächer gebogen als die Bauchlinie und niclit höckerförmig vorspringend. Kopfliinge S^/jmal, Leibeshöhe S^g — nahezu 3mal (bei Weibchen) in der Körperlänge, Augendiameter 41/5— i^/ginal , Schnauzenlänge etwas weniger als 3mal, Stirnbreite 31/2 — nahezu 32/j,mal in der Kopflänge enthalten. Mundspalte selir lang, nach vorne ansteigend; hinteres Ende des schmalen, langen Oberkiefers in verticaler Richtung bei jüngeren Individuen nur wenig vor, bei älteren etwas hinter den hinteren Augenrand fallend. 4 Hundszähne (kürzer als bei Anac. argenieus Val.) jederseits im Unterkiefer und 2 im Zwi.sclienkiefer. Zweiter unterer Augenrandknochen minder gross als bei Anac. fOynop.) argenteus y iiX., nach unten einen beträchtlichen Theil der Wangen nicht überdeckend. Dorsale in verti- caler Richtung vor der Anale beginnend und etwas näher zur Schnanzenspitze als zur Basis der mittleren Caudal- strahlen gelegen. Anale hinter der Mitte der Körperlänge beginnend. Spitze der zurückgelegten Pectoralen nur wenig die Einlenknngsstelle der Ventralen überi'agend. Ventrale um mehr als Vj eines Augendiameters kürzer als die Pecto- rale , nicht bedeutend länger als die Schnauze. x\nalc mit 44 — 49 Strahlen , davon die 4 ersten einfach. Dorsale an Höhe gleich der Kopflänge zwischen dem hinteren seitlichen Ende desselben und der vorderen Narine. Seitenlinie 79—90 Schuppen am Rumjife und 3—7 auf der Caudale durchbohrend. 14—18 Schuppen zwischen der Basis des 1. Dorsalstrahles und der Seitenlinie, 13—14 zwischen letzterer und der Basis des 1. Ventralstrahles. Hohe des Sfhwanzstieles 3'-/3 — 4mal in der grössten Rumpfhöhe enthalten. Silbergraue Seitenbinde längs und über der Seiten- linie, gegen den Schwanzstiel allmälig an Höhe abnehmend und vor der Basis der Caudale sich wieder stärker ausbrei- tend. Humeralfleck sehr achwach angedeutet (bei den untersuchten Exemplaren). Fundorte: Cujaba, Rio Paraguay, Irisanga (nach Natter er). 39. Anacyvtus (Baestes) alatus 11. sp. f'liar. ■■ Kör.peig'estalt gestreokt. Leibesliiilic nahezu 3uial, Koj^ilänge 4'''/-,mal in der Körperlänge, Augen- diameter fast 3mal, Scbnau/.enlänge mehr als 5mal, Stirnbreite c. 4'/3mal in der Kopflänge eutiialten. Obere Kopfliuie concav, Hinterhauptskamm ziemlich rasch nach liinteu ansteigend. Naekenlinie massig gebogen, doch viel stärker als der gegenüberliegende Theil der Bauchlinie. Unterkiefer auffallend rasch nach oben sich erhebend (wie bei Anac. molossus Kner), mit einem grossen Hundszähne an jeder Ecke dos Vorderrandes. Sämmtliche Kieferzäline einreihig, schlank und spitz. Vordeckel am Winkel in eine stachelartige Spitze vorgezogen. Pectorale sehr laug, zurückgelegt mit der Spitze in eine Verticallinie mit dem neunten Analstrahle fallend. Dorsale in verticaler Richtung hinter der Anale beginnend. Bauch- rand auch vor den Ventralen bis zur Kehle schneidig. 58 — 59 Schuppen längs der Seitenlinie bis zur Basis der mittleren C'audalstrahleu. 12 — 13 Schuppen zwischen der Dorsale und der Seitenlinie, 10 zwischen letzterer und der Ventrale; Caudale tief eingescimitten, mit etwas längerem unteren Lappen. Anale mit c. 53 Strahlen, von denen die vier ersten einfach sind. D. 10 (2/8). A. 53 (4/49). P. 18. V. 8 (1/7). L. lat. 58—59 (bis z. Caud.). c. 12—13 L. tr. 1 10 (bis zur Basis des ersten Veutralstr.). Beschreibung. Anacyrtus alatus steht unter den bisher bekannten Arten dem Anacyrtus (Eaestes) molossus sp. Kner = Cynoj)Otamus (^LycodonJ molossus Kner am nächsten, weicht aber von demselben sowie von allen übrigen Anaciji-tus- Arien in auffallender Weise durch das Vorkonunen einer Bauchsclmeide von der Anale bis zum vordersten Ende der Kehle und durcii die bedeutende Längenentwicklung der Pectorale ab, während dieVen- tralen zugleich stark verkürzt sind und der Beginn der Dorsale in verticaler Richtung etwas hinter jenen der Anale und zwar über die Basis des 6. und 7. Analstrahles fällt. Anac. alatus ist daher als ein Übergaugsglied von Anacyrtus zu Chalcüms VAX betrachten. Von Anacyrtus molossus nnterscheidet sich die hier zu beschrei- bende Art auch noch durcli die viel geringere Breite der Schnauze zwischen den Oberkiefern und durch die bedeutendere Grösse der Rumpfschuppen. W^ie bei A. alatus springt auch bei A. 7nolossus der Winkel dea Vordeckels mehr oder minder scharf stachelförmig nach hinten vor. Der Kopf ist im Ganzen stärker comprimirt als bei A. molossus Kner, die Stirne und Schnauze sind auch minder breit und querüber etwas stärker gebogen. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd. 9 ßß Franz Steindacliner. Am quergestellten Vordevrandc des Unterkiefers liegen bei dem von mir nntersuehten Exemplare, einem Uniciim, im Ganzen 4 Plundszälinc, von denen der äussere jedcrseits am stärksten entwickelt ist; die Mitte des Unterkiefers erhebt sicli schwach knopfförmig und an der Innenseite dieser Anscliwellung bemerkt man 2 Zähne (jederseits einen), welche man als Rudimente einer zweiten, etwas nach innen gerückten Zahnreihe angehörig betrachten mag, während bei .1. molossus die innere Zahnreihe ganz deutlich entwickelt ist und von einer grösseren Anzalil von Zälinen gebildet wird. Atiacyrttts molossus und ^1. alatus gehören daher nach Günther 's Auffas.sung in die Gruppe B und nicht in die erste Gruppe der Anacyrtus-Axiein , in die nächste Nähe der Subgattung Cijnopotamus. Die Zwischenkieferzähne sind klein und spitz; der der Symphyse zunächst gelegeneZahn ist etwas länger und stärker als die übrigen, und verdient kaum als Hunds- oder Fangzahn bezeichnet zu werden, mag übrigens bei anderen Exemi)laren stärker entwickelt sein. Der ganze vordere Rand des bei geschlossenem Munde fast vertical stehenden langen und schmalen Oberkiefers trägt zahlreiche zarte Spiizzähne. Die Schnauze ist kurz und gleicht an Länge fast nui- Vs des Augendiameters. Auch die Stirnbreite ist gering und steht dem Auge an Länge naeli, übertrifft aber ein wenig die Sclmauzenlänge. Der zweite untere Augenrandknochen ist minder lang als bei A. molossus Kner und deckt fast nur die obere Hälfte des unter dem Auge liegenden Wangentlieiles. Der hintere aufsteigende Rand des Vordeckels ist n;ihezu vertical gestellt und fast geradlinig. Über den gerundeten hinteren Winkel dieses Knochens ragt ein stachelartiger Fortsatz hinaus, dessen Basis am gleich- falls gerundeten Winkel der Vorleiste des Präoperkels liegt. Der hintere Rand des Deckels ist sehwach halb- mondförmig eingebuchtet und der seichte Einschnitt durch einen häutigen Saum oder Lappen ausgefüllt. Der Beginn der Dorsale fällt e. um eine halbe Kopflänge näher zur Basis der Caudale als zur vorsprin- genden Kinnspitze des Unterkiefers. Die Basislänge der Flosse ist gering und kommt nur einer Augenlänge gleich, während der liöchste, d. i. der erste gespaltene Dorsalstrahl c. 2".. Augendiameter an Länge erreicht. Die ziemlich hohe, aber selir schmale Fetfflosse fällt vertical etwas vor das hintere Ende der Anale. Die Pectorale ist stark entwickelt, auffallend lang, säbelförmig gebogen und c. l'Y-nial länger als der Kopf. Die horizontal zurückgelegte Spitze fällt über die Basis des 9. Analstrahles, während die Spitze der kurzen Ventrale nur bis zum Beginne der Anale zurückreicht, und die ganze Flosseulänge kaum l'/,, Augen- längen gleichkonnnt. Die Ventralen sind in geringer Entfernung über der Banchschneide eingelenkt, die nach vorne bis unter die Basis der Pectorale reicht und sich dann unmittelbar in die untere Schneide der Brustgegend fortsetzt, welclic durch den schneidigen unteren Rand des stark entwickelten Vorderarmknochens veranlasst wird. Eine schwache Andeutung dieses Kieles zeigt sich übrigens auch bei einigen Exemplaren von Anacyrtus molossus Kner. Die Länge der Anale gleicht 2 Kopflängen, die grösstc Höhe derselben am 1. gespaltenen Strahle er- reicht nur die Länge des Koi)fes mit Ausschluss der Schnauze. Vor dem 1. getheilten Strahle ninunt die Flosse nach hinten allmälig an HöIk- ab, so dass der letzte Analstrahl an Länge nur Yj eines Augendiameters beträgt. Die Schuppen nehmen vom Rücken herab am Vorderrumpfe bis zur Höhe der Pectorale, weiter zurück nur liis zur Seitenlinie allmälig an Grösse zu; sie sind bei dem uns zur Beschreibung vorliegenden Exemplare leider nur theilweise Udcli erhalten, sodass ich die Zahl der Schuppenrcilien zwischen der Seitenlinie und der Dorsale nicht mit voller Genauigkeit angeben kann. Die Schuppen sind zart und dünn, mit freien Augen gesehen glatt und oval, ganzrandig. Am freien Schuppenfelde liegen 3—0 zarte Radien und unter der Loui)e zeigen sich auf der ganzen Schuppe zahllose äusserst feine concentrisclic Streifen. Die Seitenlinie senkt sich nur an ihrem Beginne an den ersten .'') — (5 Schuppen schief nach liinfen, und läuft in horizontaler Richtung längs der Mitte der Körperseiten hin. Eine silbergraue, oben dunkler gefärbte Binde zieht längs und über der Seitenlinie iiin, und trägt vor und auf der Basis der mittleren Gaudalstrahlen einen stark verscliwommenen, schwärzlich grauen Fleck. Der Rest des Körpers ist hell silberweiss, mit bläu- lichem Mctallschinnncr, insbesondere an den Seiten des Kopfes und hinter dem Schultergürtel. Zur Fisch- Fauna des Magdalenen- Stromes. 67 Säimutliflic Aiialstralilen sind iliclit scliwiirzlicli iiiuiktirt, ctwii« niiiulcr dicht die .Strahlen der Caudale, Ventrale und der Dorsale. Das beschriebene Exemplar ist 12"" lang- (bis zur Spitze des unteren etwas länjicren Caudallappens). Meiner Ansicht nach wären die Arten der Gattung Anacyvtus in zwei Gruppen zu theilen, die nicht Jenen von Dr. Günther vorgeschlagenen gleichwcrlhig sind. In die erste Gruppe gehört, wie ich glaube, nur die Subgattung Raehoides Gthr. mit zaliuartigen Vorsprüngen am Ausscnraiide der Kiefer und mit kleinen, kurzen, fast conischen Kieferzähnen, zwischen welchen wenige, unbedeutend längere liegen. In die zweite Hauptgruppc gehören die Arten der Snbgattungen ^4?zaf7/r/'MÄ, liaestes {^Ltjcodon Kner) und (Ujno- jiotaniu.i. Bei allen diesen fehlen die äusseren zahnäbnlichen Vorspränge an den Kiifern; die eigcntliciieu Kiei'erzähne sind schlank, spitz und mit mehr odei' minder grossen Fangzäliucn gemischt. Bei Anacyrtus im engeren Sinne, welches Subgenns sich zunächst an liaehoidcti anschliesst, bilden die Zwischenkieferzähne zwei mehr oder minder znsauimcnfliessende Reihen, der Unterkiefer enthält nur eine Zahnreihe, die Sclinauze ist kurz und vorne breit. Bei liaestes Gthr. (= f.ycodon Kn.) liegen die Zähne im Zwischcukiefer nur in einer, vorne im Unter- kiefer in zwei mehr oder minder scharf gesonderten Reihen; die Schnauze ist kurz und vorne breit; mehrere sehr grosse Faugzähne im Unterkiefer; kleinere im Zwischenkiefer. Schuppen dünn und glatt, ohne deutliche Randzähne. Bei den Arten der Subgattung Cynojjotanms endlich ist die Schnauze bedeutend länger und verschmälert sich nach dem vorderen oval gerundeten Rande. Die viel längere Mundspaltc erhebt sich minder rascii nach vorne. Fangzälmc in beiden Kielern. Der Unterkiefer trägt vorne (in der Regel) zwei Zabnreihen, ebenso der Zwischenkiefer. Schuppen an der Oberseite rauh anzufühlen und dicht mit Zäbnchen besetzt. LUCIOCHARAX nov. gen. Char.: Körperform und Schnauze insbesondere wie hei Xq>kosto7na. Zwischen- und Unterkiefer sciir lang, ersterer vorne mit zwei Reihen grösserer Zähne besetzt. Gaumenzähne zahlreich, sehr klein. Dorsale und Anale weit nach hinten gerückt. Rumpfschuppen bedeutend grösser als bei Xtpliostoma. Seitenlinie unvollständig entwickelt. 40. Luciochurar insculptiis n. sp. f!har. : Körpergestalt verlängert. Kopflänge genau oder etwas mehr als 3mal, Rumpf hölic ein wenig melir als 573- Ünial in der Körperlänge, Augemliameter SVg— 9mal, Stirnbreite nahezu b'/^-by^.mal, Schnauzenlänge etwas mehr als 2'/.— 2V,m:xl iu «er Kopflänge enthalten. Oberseite des Kopfes flach, Augenrandknochen unter und hinter dem Auge die Wangen- und Schläfengegend bis zum Vordeckelrande vollständig überdeckend. Sänimtliche Kopfknochen wie ciselirt, Schnauze lang und schmal. Zwischen- kiefer vorne nach einer seichten Einschnürung schwach löffeiförmig sich ausbreitend, am vorderen brei- teren Endstück mit zwei kurzen Reihen viel grösserer Hakenzähnchen besetzt, als an dem langen seit- lichen Rande hinter der Einsclinürung, zunächst welcher neben den kleinen Randzähnen gleichfalls noch eine zweite innere kurze Zahnreihe liegt. Im Unterkiefer die letzten vordersten Zähne grösser als die ülirigen. Zähne am Gaumen eine ziemlich lange und nach hinten massig an Breite zunehmende Binde liildeud, sehr klein, spitz. Anale in verticaler Richtung erst unter den letzten Dorsalstrahlen beginnend. Dorsale dreimal so weit von der Schnauzeuspitze als von der Caudale entfernt liegend, in verticaler Rich- tung unmittelbar vor der Anale endigend oder mit den letzten Strahlen über den Beginn der Anale fal- lend. Caudale am hinteren Rande eingebuchtet, mit etwas längeren unteren Lappen. Schuppen ziemlich gross und der Länge nach gestreift, jeder Streif am hinteren Schuppenrande in einen Zahn endigend. 4;)_44 Schuppen zwischen dem hinteren seitlichen Kopfrande und der Basis der mittleren Caudalstrah- len- 10'/ Schuppen zwischen der Basis des ersten Ventralstrahles und der Rückenlinie in verticaler Richtung, und eben so viele zwischen dem ersten .Analstrahl und der Basis der Dorsale. Seitenlinie nur in der vorderen Runipfhälfte entwickelt und c. 20—27 Schuppen durchb.direud. Bauchfläche gerundet. 9* 68 Franz Steindacliner. Ein schwarzer, hellgesäumter Fleck auf der Basis der mittleren C'audalstralilen. Rücken grau, Körper- seiten silberfarben oder gelblich. D. 10 (2/8). A. 12 (3/9). V. 8 (1/7). P. 20. Sg. lat. 43-44 (bis zur Caud.). L. tr. lO'/^. Beschreibung. Ohne Berücksichtigung der Bezahnungsweise der Kieferstücke und der grösseren Runipfschnppen sieht diese Art Aeiw Xiphostoma Cwneri^ täuschend ähnlich; es zeigen sich auch bezüglich der relativen Kopf- länge und der Runipfhöhe, sowie in der Färbung und Zeichnung keine bedeutenden Unterschiede zwischen beiden Arten. Doch fehlt dem L. insculptus der kegelförmig vorspringende Nasenknorpel am Ende des Zwischenkiefers. Der Zwischenkiefer breitet sich nahe dem vorderen Ende unmittelbar vor einer seichten Einschnürung löffclartig aus, biegt zugleich ein wenig nach unten um und ist daselbst mit zwei Reihen von stärkeren, konisciien Zähnen besetzt, von denen die innere kurze Reihe mit der der entgegengesetzten Seite nach vorne convergirt, und erst zunächst den vorderen Zähnen der äusseren Reihe beginnt. Die äussere Zahnreihe des vordersten Theiles des Zwischenkiefers setzt sich sodnnn ununterbrochen nach hinten fort; doch nehmen die Zähne gegen die Einschnürung sehr rasch an Grösse ab, so dass gerade an und zunächst dieser .Stelle die kleinsten Zähne liegen, hinter derselben nehmen sie wieder ein wenig an Grösse zu, sind zugleich dicht an- einander gedrängt, stark compriniirt und nach hinten geneigt. Zunächst der EinschnürnngssteiJe trägt der Zwischenkiefer gleichfalls eine zweite innere kurze Reihe etwas längerer und stärkerer Zähne, 3 — 4 an der Zahl (s. Taf. XIII, Fig. 2 a). Der kurze Oberkiefer bildet mit dem langen Zwischenkiefer einen stumpfen Winkel, indem er eine stark nach hinten und unten geneigte Lage hat und fällt mit seinem hinteren Ende in verticaler Richtung unter den hinteren Augenrand. Die Unterkieferzähne entsprechen ihrer Grösse und Form nach, ziemlich genau den gegenüberliegen- den im Zwischenkiefer, so dass auch im Unterkiefer die vordersten 3—4 Zähne verhältnissmässig länger und stärker sind, doch fehlt daselbst eine zweite, innere Zahnreihe. Nahe dem vorderen Ende des Unterkiefers bildet die Unterlippe seitlich einen ziemlicli langen, herab- hängenden Hauptlappen. Der Vorderrand der Schnauze ist ein wenig wulstförmig verdickt. Das nicht sehr grosse, runde Auge fällt mit seinem vorderen Rande noch vor die Mitte der Kopflänge, die Schnauze ist somit bei L. insculptus verhältnissmässig länger als bei Xtphostoma Cuvieri. Hinterhaupt und Stirne sind querüber vollkommen flach, die Seiten des Kopfes fallen steil ab und neigen sich zugleich nach innen, so dass der Kopf im Durchschnitte ein Dreieck mit kurzer Basis bildet, dessen Spitze nach unten gewendet ist. Die 3 Knochen des Augenringes decken den breiten Schläfentheil des Kopfes bis zu dem äusserlich nur als ein äusserst schmales Knochenstück vortretenden Fräoperkel ; der 2. grösste Augenrandknochen breitet sich rasch nach hinten aus und bildet nach vorne einen geringeren Theil des hinteren Augenrandes als der viel kleinere erste Knochen derselben Reihe. Der aufsteigende freiliegende Theil des Vordeckels ist äusserst schmal, der untere Ast desselben breiter; beide Aste treifen unter einem stumpfen Winkel zusanmien, dessen Spitze gerundet ist. Der Kiemendeckel gleicht der Gestalt nach der Hälfte eines Brustschildes, der an den Unterdeckel grenzende Rand ist schief nach vorne und unten geneigt, geradlinig, der hintere Deckelrand schwach gebogen. ' Die Ivopfliinge betrügt bei dieser Art nicht '/^ oder inelir als '/, der Totallänge olme Caudate, wie Dr. Gün rher angibt, sondern ist mit Aussohbiss des Nasalanlianges nur 3 — '2%mal in der Körperlänge eutlialteu. Der vordere Augen- raud liegt ferner nicht in der Mitte dei' Kopflänge (mit Ausschluss des Nasalanhauges ), sondern stets näher zum hinteren seitliclien Kopfrande als zum vorderen knöchernen Ende des Zwischenlciefers. Die .Seitenlinie durchbohrt bei Exemplaren von 20—24"" Länge nur 86 — 88, bei .alten Individuen bis 105 Schupiien (nach Agass., Spix. Pisc. bras., p. 79i und dasselbe gilt auch von grösseren Exemplaren des SIph. maculatiim C. V. Zur Fisch-Fauna den Magdaleiien-Stromes. 69 Die Breite ofler Länge des Opeikels ist p. ly^mal in der Höhe desselben entiialteii und letztere erreicht c. Y^ der 8chnaii/,enläni;e. Sännntliehe Kopflvnochen sind an der Aussenseite wie ciselirt oder grobstrahlig und jenen der Störe auch in der Gestalt nicht unähnlich. Die Basis der Dorsale ist kurz, circa halb so lang wie die Schnauze, während die grösste Höhe der Flosse nahezu der ganzen Sclniauzenlänge gleichkommt. Nur die (3) letzteren Strahlen der am oberen Rande gerundeten Dorsale fallen noch über oder aber unmittelbar vor den Beginn der Anale in verticaler Richtung. Pectorale und Ventrale endigen zugespitzt nach hinten, erstere ist c. um l'/.j — P/j Angendiameter länger als letztere, und c. so lang wie der hinter dem Auge gelegene Theil des Kopfes. Die Anale ist nur wenig stärker entwickelt als die Dorsale, ebenso hoch und nur ganz unbedeutend länger als letztere. Bei ausgebreiteten Strahlen erscheint die Anale am hinteren freien Strahleurande fast vertical abgestutzt und am unteren Winkel oval gerundet. Längs der Basis der Flossen zieht sich eine schmale Scbuppenbinde hin. Der untere Caudallappen ist länger und schlanker als der obere und mehr als halb so lang wie der Kopf. Die Rumpfschuppen nehmen von der Gegend des Schultergürtels gegen den Schwanz ein wenig an Grösse ab und sind höher als lang. Das freie Schuppenfeld zeigt zahlreiche, scharf vortretende Läugsstreifen, deren jeder am hinteren Sehuppenrande in einen Zahn endigt. Die Seitenlinie reicht nur bei einem der von uns untersuchten 5 Exemplare in verticaler Richtung noch ein wenig über die Spitze der Ventralen zurück und durchbohrt 27 Schuppen, bei den übrigen endigt sie weiter vorne und läuft nur über 20 — 24 Schuppen. Der ziemlich breite, querüber schwach gewölbte Rücken ist bei "Weingeist -Exemplaren wässerig schmutziggrau; die bei weitem grössere untere Hälfte der Rumpfseiten rein silberfarben oder auch gelblich ; die Umgebung der Analflosse und der vorderste Theil der Caudale zuweilen röthlichgelb; der übrige Theil der Schwanzflosse zeigt eine schmutzig grauviolette Färbung. Die Pectorale und Ventrale sind gelbllchweiss. Auf der Dorsale und Anale liegen gegen den freien Strahlenrand zu blaugraue Pünktchen. Der hell gesäumte Caudalfleck ist kreisrund und intensiv schwarz. Der Magen ist ein langer, dünnhäutiger, daher sehr ausdehnbarer Sack und reicht von der Pectoral- gegend nahezu bis zur Analgrube zurück. Bei einem 29" langen Exemplare unserer Sammlung enthielt der Magen ein c. 13'" langes, halbverdautes Exemplar derselben Art. Farn. CLUPEIDAE Cuv. (Gthr.). Gruppe ELOPINA Gthr. Gatt. MEGALOPS Lac. *41. Megalops thrissoides Bl., Sehn. Bei einem grossen, vortrefflich erhaltenen Exemplare von 54" Länge liegen 46 Schuppen längs der Seitenlinie, 5 oder ö'/^ zwischen letzterer und der Dorsale und ebenso viele zwischen der Seitenlinie und der Ventrale in verticaler Richtung. Die Dorsale enthält 15, die Anale 25 (7,9) Strahlen. Farn. GYMNOTIDAE Müll., Troscli. Gatt. STERNOPYGÜS Müll., Trosch. 42. Sternopygus aeqiiUabiatus Humb. (sp.). Syn. Gymnouts aequilahiattis Humb., Recueil d'observat. de Zoologie et d'Anat. comp. Vol. 1, pHg. 46. pl. 10. Alex. V. Humboldt hat von dieser interessanten Art eine ganz ungenaue Abbildung und eine derselben entsprechende Beschreibung gegeben. Müller und Troschel erkannten zuerst, dass Gymnutus aequilahiatus in die Gattung Sterno^ygus einzureihen sei (s. Horae ichtli., Heft HI, pag. 15), während Kaup die Richtigkeit s 70 Fran7i Stehidachner. dieser Ansicht in Frage stellt (s. Kaup, Calal. ol'Apod. Fisli. in tlie Coli, of tlie Biit. Museum, pag. 142), wozu ihn wohl nur die ganz verfehlte Zeicimung des Kopfes und insbesondere der Mundspalte des Gymnotus ae(juilabiatus in Humboldt 's Werke veranlassen konnte. Ich hege keinen Zweifel, dass die mir in zahlreichen, vortreiflich erhaltenen Exemplaren vorliegende Ster- nopygus-Kxt des Magdalenen-Rtronies, welche ich hier als Stemopygus aequilahiutus anführe, dem Gymnotus aeijuilah latus Humb. entsprechen dürfte, denn sie zeigt einen hellen Längsstrich an den Seiten des dicht mit kleinen violetten Punkten gesprenkelten Rumpfes, gleich weit nach vorne reichende Kiefer, kleine Augen und kommt, nach der grossen Zahl der eingesendeten Exemplare zu schliessen, gewiss häutig im Magdalenen- Strome vor; wie Humboldt in seiner Einleitung zur Beschreibung des Gymnotus aequilabiatus hervorgeht, ist dieser Fisch ein gesuchter Nahrungsartikel während der langen Fahrt von der Mündung des Stromes bis gegen Bogota. Die kleinen Rumpfschuppen sind von Alex. v. Humboldt, welcher diese Art an Ort und Stelle, wie so nuuiche andere Arten, sehr oberflächlich studirte und feiilerhaft zeichnete, übersehen worden, wie er denn auch gerade die hintere viel grössere, abgeschnürte Hälfte der Schwinnnblase übersah und nur den kleineren, vorderen Theil derselben erwähnte und abijildete. In dem vordersten Thcile des Rumj)fes liegen die grössten Schuppen zwischen der Seitenlinie und der Pectoralhöhe. Gegen die Mitte des 2. Drittels ^ :^ ' ^«vi^^„m';* H| IV. -i»«;Ä»''' w Donkschritton d.k.Aka(L(l W. inaUi.naUu^v^CJasse XXXrX. Bd.l . Ab ih . 1878 . Stciiuhichiior, Fisrhc desMagdalencii Slronics Taf. II. ' iiVÄ\\\\A\ \N^ \ N.iNatgezuUth.vEiKonopicky " ^ KtcHof-u. Staatsdruckerei Denksdirifl('nf].k.Aii;i(l.(l\\'. Mi,iiii.JiMiiir».("l;LSS(>XXXll.Hd.l.Al)th. 1878. Slciuiliiclincr, Fische des Jlagilalerien -Stromes, Tal". IIJ. jei.ulith.v-Ed Konopicky KkHof-U- Staatsdruckerei Denksclipiften (LkJUracLd W:matli.natunv.ClasseIXXIX Bd.I. Abtli.1878 . Stfiiuhidiiicr, Fische desMagdaJenen-Stromes. Taf. IV. ^'.■////'M'" l» r ■•ll IW' N.dNatgezuIithvEd Konopicky KkHof-u Staatsdruckerei Deiiksclirmen cLkAkadd \f. inaÜi.nalun\';ClasseIXXIXBd.I. Abth,1878 . Stoindarhner, Fische des ^lagdaleiieu Stromes. Tal". V. I%:v'^ N^O N.d Nat gez.u lith.v Ed Konopirky KlcHof liStaatsdruckerei Denk.sclirifl('iid.k.Aka(Ld^V':iiialli.naliinv.(lass«»XXXlXBd.I..AblIi.l878. Steindachner, Fische desMagdaleneu-Stromps. Taf. Yl. 'n t ■iiriSf '^fc*/^ N(l.Natge2ylithvEd.Konopicky Denkschrmen dkAkaiLd \V: malh.natunr.CJasse XXXIX. Bd.I. Abth .1878 . K.k,Hof-it3iaaisdruck«rei Sloinihicliiici', Fisrlic dpsMajjdalcnim Stronic Tar.VIl. '^-.■*. '■■' .>^' wdi ^ >>. I)c'nksdipifl.-n (l.Ic.AI;iul.(l\r.inalli.iiiiliinv.(l;is.so XXXIX. l!(I.I.AI)lli.l«7S. StciiuliicIiiH'r, Fisrlic des .Alajiilalciu'u Stromes. Tiif. VIII . W ,v4s^ ^ N.d.Natgez.uliAvEd Konopieky Kk Hof- u Staats druckerei D eiiksclirif ten dkAkadd \S. mi\ Üi. natunv. (lasse XXXIX iJd.I. Ab th . 18 78 . Steindarlmer, Fische des Magdaleiieu Stromes. Taf. K. SFW*"^S5« ^S .^sS^-^-Wi i^^^-;/ ." ( i l -Wff- /C/YY' ^-ti^ 'm /' >- N d Natgezu Kthv Ed Konopicky Denkschriften d.kJVkaAd W.maÜi.natui-w.CJasseIXXlX. Bd.I.Abth.l878. tCkHof-u Staaisdruckerei SlcilKlacIlIHM', Fisclii' licsMjicjdalciicn Slniiiics. Taf.X. X^ N.dr-latgezulithv.Eii Kcnrjui ky Denkschrfflen d.k.Akad.d W.malh.nalunv.ClassoXXXTX. Bd.I.Abth.l878. iickerej Steiadadnu'i-, Fisrhe des Magdaleiien Stromes. Taf. Xr. "'^■iL W \.,v\' NdNatgezuliüivEd Konopieky ü enkschriften d.k.Aka(Ld W. math.natunr. Classe IXXIX B d .1. Ab th. 1 8 78 . K.K.Hof u Staatsdrucker' StoiiidHrhncr, Fisrhe des Maflcbileuen Stromes. Taf. Xn. N.d Nat gez u luh v Ed Konopicky Kk Hof- u Staats druckerei Denkschriflon d.k.Akad.d W. malh.naliinvi lasse XXXIX Bd.I. Vblh.1878 . Steindachnor, Fisihe desMagdalenea-Stiomes. Taf. Xin. *mt:\ ■'' /.■ Rd Natgez.uIithy.Ed Kotiopicky Kküof-iiStaatsdruckerci Denksclmflond.k.Aka(L(nV.n-.alh.ualum.CiasseIXXIXBd.I.Abth.I878. Steindiichuer, Fische dpsMagcklenen-Slrünies. Taf.XIV. ^' "^ >. N.d.Natgezu lith.yHd Kcmopicky \ \ Ä' I K.k.Hofu Staatsdruckerei Denksfliriflcii d.k.AlcatL(i W. nialli.natunv.C lasse XXXIX i?cI.I.AblhJ878 . SleiiKliicIiiier, Fisdic des .M.kuI.iIcimmi Slioiiics Taf. \'V, V ''-^^^ 'i d Natgezu ülh.vEd Konopiu; "P-"'^''' "^k Küfu. Staats druckerei Deukschriflcii fI.kJka(I,tl.V\.iiialli.nnnirH'.(Jasst> XXXIX. Bd.I.AI»lli.l878. Zur Fi-vch- Fauna dos ]\Iagdalene7i-8tromes. 73 beider Aiteii iiiclit thoilen kann, obwohl ieli niolit zweifle, dass Tr. hystrix M. 11. zur Gallung- Tcnniura gehöre, wie bereits Müller und He nie in den Nachträgen iw ihrem Werke „Wystcaiatische Beschreibungen der Plagiostonien" sowie A. Dum er 11 andeuteten. Die Köri)ergestalt von T. Magduienae ist gestreckter elliptisch als bei T. hystrix; die Dornen am Schwänze sind ferner viel stärker comprimirt und die Basis derselben ist minder breit, oval und nicht aut- getrieben, die Dornenreihe an den Weiten des Schwanzes fehlt selbst bei den grössten Exemplaren unserer Sanunlung, wenn man sie nicht etwa durch das Vorkonnucn einiger weniger nadeiförmiger Ötachclchen, die hie und da seitlich (bei alten Individuen) zerstreut liegen, wenigstens angedeutet tindeu will. Die .Stachcl- chen mit sternförmiger, übcrhäutetcr Basis, die bei 'L\ liijstrix endlich in grosser Menge in der Ktickenhaut zerstreut liegen, kommen auch bei T. Maijdnleitae vor, zwischen denselben liegen aber noch rundliche Grup- pen kleiner, kornäluilicher, stumjjf conischer (uler stark gerundeter Knochenplättciicn. Die Scheibe ist bei T. MiKjdalenae stets länger als breit (bis zum hinteren gerundeten Winkel), die Länge derselben verhält sich zui' Breite bei 6 Exemplaren unserer Sammlung, in Centimeter ausgedruckt, wie 15% :1], 1(5 :]4, ]H% : J5, 18% : lÖ'/,, 2b\'^:22^,,. Die Schnauze endigt nach vorne in eine kleine Spitze, zunächst dieser ist der Scbeibenrand nicht selten ein wenig eingebuchtet. Ein äusserer Winkel fehlt an der Scheibe und die hinteren Winkel der iirustHussen sind elliptisch gerundet. Der Abstand der ovalen, vorspringenden Augen von einander ist je nach dem Alter um mehr als eine bis zwei Augenlängen geringer als die Entfernung des vorderen Mundrandes von der Schnauzenspitze. Die Mundspalte ist klein, wellenförmig gebogen. Im l?oden der Mundhöhle liegen im Ganzen 5 — b häu- tige Zapfen (bei T. hystrix nur 2—5), und hinter der Zahnbiude des Oberkiefers hängt ein am freien Rande tief gefranstes Gaumensegel herab. Die Zähne sind bei jungen Individuen dunkel goldbraun; mit dem Alter nehmen die Zahnbindeu bedeu- tend au Breite zu. Bei den Weibchen sind die Zähne wie gewöhnlich mehr oder minder platt, und nur die nicht abgenützten Zähne der hinteren Keihen zeigen unter der Loupe an den beiden hinteren Seiten des Rhombus 2—3 sehr kurze Spitzen; bei den Männchen ziehen sich die Zahuplatten der hinteren Reihen nach hinten in eine lange scharte Spitze aus, während die vorderen Zähne stumpf rhombenförmig sind. Die Scheibe ist auf der ganzen Rückenscite wie der Schwanz bis zum Stiichel chagrinirl und überdies noch dicht mit sehr zarten Stachclchen besetzt, zwischen welchen auf der ganzen Scheibe mit Ausschluss des Randstückes zahlreiche kleine rundliche Gruppen kornähnlicber knöcherner, stumpf conischer oder mehr gerundeter emailartiger Schüppchen oder Plättchen zerstreut liegen, von denen das mittlere, centrale etwas grösser als die übrigen ist. Der zunächst seiner Basis de])riniirte Schwanz ist leider nur bei wenigen Exemplaren ganz vollständig erhalten; bei diesen verjüngt er sich, nachdem er hinter dem Stachel eine compriniirte Gestalt angenommen, fast fadenförmig gegen die äusserste Spitze zu, und ist c. IV^mal so lang wie die Scheibe. Der obere wie untere häutige Flossensanni des Schwanzes reicht nahezu oder ganz bis zur Sjjitze desselben; der obere Flossensaum ist höher als der untere und zeigt in der Regel auch eine etwas grössere Längenausdchnung nach hinten gegen die Schwanzspitze zu, als letzterer. Die Oberseite des ganzen Körpers ist bei jungen und halberwachsenen Exemplaren lieligrau- oder bräunlich-violett und durch mehr oder minder vollständig geschlossene dunklere Ringe in zahllose Fehler abgetheilt, in deren Mitte zuweilen ein verschwommener Fleck liegt, der dunkler als die Grundfarbe, aber heller als der Ring ist. Die Ringe am Schwänze (bis zum Stachel) sind weiter als auf der Scheibe und viel schwächer ausgeprägt, felilen auch zuweilen. Bei sehr alten Individuen geht die Grundfarbe der Scheibe Casteln., A. Dum., vielleiclit sogar .-uicti als Taemura moton, M. H. fredeutet werden, da Itoulin am Scldusse der Besclirei- bung erwähnt, dass der Rücken von Pastinaca Humboldtii braun und mit gelben l'"loeken geziert sei („bruiie taclier de faHve"j. Aus diesem Grunde glaube ieli den 8peciesNamen von Taeniura iiyslrix nicht abändern zu sollen. Denksckrifton der mathem.-utituvw. Ol. XXXIX. Bd. 10 74 Franz Steindachner. fast ins Schwärzliche über, und es verschwinden in derselhen die ringförmigen Zeichnungen ganz oder nahezu. .limtm ' • <■ Die Unterseite des Körpers ist vveisslicli im mittleren Theile, auf den Rrustfiossen aber stets ins Violette übergeiiend, welches von hellen, an den Eäudern verschwommenen grossen Flecken unterbrochen wird. Die Flossensäunie des Schwanzes sind bläulich-violett, der obere derselben ist zuweilen hell gefleckt. Bei der Mehrzahl der in unserem Besitze befindlichen Exemplare trägt der Schwanz 2 Sägestacheln, von denen bald der vordere, bald der hintere der bei weitem längere ist. Dass das Vorkommen einer stachelloseu Hautfalte an dei Unterseite des Schwanzes bis zur Schwanz- spitze eine charakteristische Eigenthiimlichkeit der Taeniura- \vi&Tx sei, ist mindestens nicht allgemein giltig, wie ich bei vollständig erhaltenen Exemplaren von Taeniura Magdalenae nachweisen kann; nichts- destoweniger lässt sich Taeniura generisch von Trygon trennen, und zwar wegen der ganz eigenthiiralichen, schwertförmigen Gestalt des Beckenknorpels, worauf zuerst G arm an aufmerksam machte. Der Becken- knorpel zeigt nämlich einen ziemlich breiten quergestellten Haupttheil, von dessen Vorderrande in der Mitte ein langer stabförmiger Knorpel nach vorne sich erstreckt. Diese Eigenthümlichkeit des Beckengerüstes hat S. W. Gar man 1. c. dazu benutzt, um die Tnjgonidae iu zwei Hauptgruppen zu theilen, nändich in Potamo- trygones (mit einem subabdominalen sfabförmigen Fortsatze am Becken) und Thalassotnjgones (ohne Stab- fortsatz am Becken). Die Fotamotrygones trennt Gar man in zwei Genera: Dtsceus (ohne Zapfen im Boden der Mundhöhle, weniger als 25 Zähne in der Zahnbinde des Ober-, wie des Unterkiefers, und Candalstachel nahe den Pectoralen) und Potamotri/go/i (Mund mit Papillen, Zähne in mehr als 25 Reihen, Caudalstachel \(m der Pectorale entfernt). Da nun sämmtliche Taeniura- Arten Miiller's und Hcnle"s und nur diese in die von Garmau aufgestellte Gattung Potamoüyyon fallen, so halte ich — ohne Garmau's Verdienste schmä- lern zu wollen — einen Wechsel der Gattuugsbezeichnung für überflüssig. Dass die Zahl der Zahnreihen bei Taeniura (Potamotrygon) selbst bei ziemlich grossen Individuen weniger als 25 betragen könne, zeigt Tae- 7uura Magdalenae. Dass Eli]}esurus spinicauda Schomb. mit Taeniura Dumerilii identisch sei, wie Garman annimmt (1. c. p. 213), halte ich für unwahrscheinlich. Nachtrag-. Lm'icavia Magdalenae n. sp. Kopf und Rumpf stark deprimirt, oberer Randstrahl der Caudale fadenförmig verlängert. Kopf im Unu'isse dreieckig, nach vorne einen spitzen Winkel bildend, dessen Spitze etwas abgestumpft ist. Seiteniand des Kopfes schwach wulstförmig aufgetrieben. Koi)fiänge bis zum hinteren Ende des Occipitale 5mal in der Körperlänge (d. i. Totallänge ohne Caudale), grösste Kopfbreite in der Gegend des Kiemendeckels c. 1 '/^ — 1 ^/-Vü&l in der Kopflänge enthalten. Auge klein, nmdlicli, mit seichtem Ausschnitte nach hinten und oben, ohne diesen bei jüngeren Exem- plaren c. P/r,— iVä^ä-l; l^ci einem grösseren Männchen von etwas mehr als 13"" Länge (ohne C'audalej c. P/^mal in der Stirnbreite und letztere etwas mehr als 4— 4 73inal in der Kopflänge enthalten. Oberer Augenrand etwas aufgeworfen; mittlerer Theil der Stirne querüber convex, stumpf leistenförniig vorspringend. Schnauzenlänge nahezu oder ganz genau der Hälfte der Kopflänge gleich. Hinteres Muudsegel papillös, am hinteren Rande zart gefranzt und in der Mitte dessellien sehwacli ein gebuchtet oder eingeschnitten. Eckbartcl ebenso lang oder ein wenig länger als das Auge. Zähne klein. 2spitzig, c. 8 in jeder Kieferhällte. Occipitalschild am hinteren Rande bogenförmig g(M-undet, längs der Mitte mit einer nn-dianen seichten Furche, die sich auch über die 2 ersten Nackensehihler fortsetzt und mit nur äusserst schwach angedeuteter paariger Leiste auf diesen 3 Schildern. ö Zur Fisch-Faima des Maf/JriJe)n'/)-Sfromes. 75 Zieiiilicli lange, zahllose Borsten bei Mäniirlien ;uii .nair/j n Scidiiniude des Kopfes, am Hiiiterliaupte, auf den zwei ersten grossen Nackcnscliilder und auf den, letztere nach unten begrenzenden ersten Kuinpfscliildern (zwischen dem Parietalschildc und dem 2. hinteren Nackenschilde). Liu sehr grosses Rückenschild unmittelbar vor der Dorsale von flügclförmiger Gestalt, aus der Ver- schmelzung von 5 Schildern entstanden, deren Umrisse bei jungen Individuen tlieiiweise noch ziemlich deutlich sichtbar sind. (Das mittlere dieser iS Schildchen ist im Verhältnisse zur geringen Breite sehr lang; gegen das vordere Ende desselben liegt seitlich jederseits ein kleines Schildehen, und hinter di( scm (jederseits) ein grosses Schild, welches bedeutend stärker entwickelt ist als die unmittelbar darautTolgcnden 2—3 Runipf- schilder der obersten Reihe, welche die Basis der Dorsale begrenzen.) Dieses tlügelartige Schild gleicht an Breite der Länge der Schnauze und ist c. 2mal so breit wie lang. 7 — S ziemlich schmale Seitenschienen jederseits zwischen der Pectorale und Ventrale am Seitenrande der Bauchgegend, zwischen diesen 3 Reihen kleinerer 4— Gseitiger Schilder am Bauche. Zwischen der Basis der beiden Pectoralen zahlreiche sehr kleine Scliildchen an der P>rust. Dorsale ein wenig hinter der Einlenkungs- stelle der Ventralen beginnend ; erster Dorsalstrahl ebenso lang oder ein wenig länger als der Kopf. Die beiden letzten Dorsalstrahlen sind wie der erste der Länge nach nicht gespalten. Die Spitze der Pectoralen reicht bei Weibchen nur bis zum Beginn der Ventralen, bei Männchen nnbc- deutend weiter zurück. Die Oberseite sämnitlicher Pectoralstrablen ist bei Männchen dicht mit ziemlich langen Borsten besetzt. Die VentVale ist ebenso lang oder ein wenig kürzer als die Pectorale, letztere genau oder etwas meiir als 1 '/jmal in der Kopflänge enthalten. Der obere fadenförmige Randstrahl der Caudale ist bei wohl erhaltenen Exemplaren bedeutend mehr als halb so lang wie Kopf und Rum|)f zusammen. Die Seitenlinie mündet an 28 Rumpfschilderu ; eine 4eckige nackte Stelle liegt hinter dem Parietalschildc am Beginne der Seitenlinie. 30 Schilder zwischen dem Ilumerus und der Caudale, 29 zwischen letzterer und dem grossen Parietalschildc. Die beiden Seitenleisten des Rumpfes vereinigen sich an dem 16. Runi])fschilde hinter dem Hunierus. Rückenseite graubraun mit 7 dunkleren Querbinden, von denen die 3., hinter der Dorsale gelegene, am breitesten und zugleich am schärfsten ausgeprägt ist. Sämmtliche Flossen undeutlich gefleckt; Caudale an der Basis und gegen den hinteren Rand zu dunkler als im mittleren Theile. Die von uns untersuchten Exemplare sind mit Ausschluss der Caudale 5'/^ — 13'" lang. LoricariaMmidaleiiae ist auffallend nahe m\i Lon'caria lanceolata Gthr. (Proc. Zool.Soc. of London, 1868, p. 235, Fig. 3 auf p. 2o(J) verwandt, und nur in der Voraussetzung, dass die Nacken- und Bauchschilder von Loricaria lanceolata auf Fig. 3 1. c. richtig (??) gezeichnet seien, glaube ich Loricaria Magdnlenae von L. lanceolata vorläufig specifisch trennen zu dürfen, zumal die von nur untersuchten 8 Exemplare von L. Muffdalenae in der Gestalt und Grösse dieser Schilder vollkommen mit einander übereinstinnnen. ■ In einer demnächst folgenden Abhandlung über eine zweite, gleichfalls mit Loricaria lanceolata nahe verwandte, aber viel schlankere Loricaria-Art aus dem Amazouenstrome (L. teßeana) sollen einige Detail- zeichnungen von Loricaria Magdalenae nachträglich gegeben werden. Mit Rücksicht auf die von Alex. v. Humboldt beschriebenen Arten und des Pimelodus maculatus , von welchen das britische Museum (fideGünth.) Exemplare von Baranquilla besitzt, kennt man somit gegenwärtig 39 echte Flussfischarten aus dem Magdaleuen-Strome, von denen jedoch IHmelodus argentiwis, Fim. velifer und Doras GrocodiUVL\\m\^. als kaum deutbar vielleicht richtiger ganz übergangen werden sollten ; dass die ichthyologische Fauna desselben aber eine uuverhältnissmässig reichere sein müsse und wahrscheinlich nach Hunderten zählen dürfe, geht wohl daraus hervor, dass die in dieser Abhandlung angefühlten Arten nur aus der Cienega zunächst der Mündung, also aus der an Flussfischen fast ärmsten Stelle des Stromes, in welche 10* 7g Franz 8te inrlai-hner. tbeilweise wenigstens Meerwassev cin(lnni;t, stammen, und dass von den Sammlern überdies uooh die klei- neren Arten gar nicht berücksiclitigt wurden. Übersicht der Flussfische des Magdaleneii-Stromes und deren Verbreitung in Südamerika, 1. Sciaeno Magdalenae Steind. (= Sc. surinamevsü spec. Blkr.). — Magd.-Str. und Huriuam (nach B 1 e c k e r). 2. Acara coeruleo-functata Kner, Steind. — Magd.-Str., Isthmus von Panama, Atrato, Fluss Zmumilla an der Grenze von Ecuador. 3. Petevia Kraussn Steind. — Magd.-Str. 4. Soruhini liina Bl. — Magd.-Str., Amaz.-Str. und Nel)e)ifliisse, Venezuela (Calabozo), Stromgebiet des La Plata. ' 5. Platy Stoma fasciatum Bl. — Magd. -Strom, Venezuela (Calabo/.o), Surinam, Essequibo, Amaz.-Str. 6. Fimelodiis c/arias Bl. — Magd.-Str., Amaz.-Str., Rio S. Francisco, La Plata. , 7. „ maculatus PI. — Magd.-Str., Venezuela, Surinam, Demerara, Amaz.-Str., Rio S. Fran- cisco, La Plata. 7 rt. Vimelodus argeiitinus, Ih. „ velifer Humboldt (Rec. d'Observ. de Zool. etc. Vol. II, p. 171). Magd.-Str. 8. Pwielodus Sebae Val. — Münduug des Amaz.-^Str., des Orinoco und Magd.-Str., sowie der kleinereu Flüsse des südöstlicbeu Brasiliens. 9. Ageneiosus pardalis Ltk. - Magd.-Str., Venezuela, La Plata (Mus. Vindob.). 10. Auchenipterus Magdalenae Steind. — Magd.-Str. 11. „ insignis Ste ind. — Magd.-Str. 12. Boras longispinis Steind. — Magd.-Str. 12. a „ Crocodili Humb., sp. dub. — Magd.-Str. 13. Astrohlepus Grixalvi Humb. — Flüsschen bei Popayan. 14. l'lecostomus tenuicauda Steind. — Magd.-Str. 15. Cliaetostomus tmdecimaUs Steind. — Magd.-Str. 16. Lorioaria fila,mentosa Steind. — Magd.-Str. 16«. Loricaria Magdalenae Steind. — Magd.-Str. 17. Eremophüus Mutisü Humb. (= Trachypoma marmoratum Giel). (Zeitschr. f. ges. Natiiiw. ,1871, Bd. LH, p. 97). — Magd.-Str., Oberer Amazonen-Str. (nach Wallis u. Giebel 1. c). 18. Macrodon trahira Spix. — Magd.-Str., Essequibo, Venezuela, Demerara, Amazonen-Str., Hio S. Francisco, Flüsse des südöstlichen Brasiliens, La Plata. 19. Ourimatus Mwartii Steind. — Magd.-Str. 20. „ Magdalenae Steind. — Magd.-Str. 21. ] 'roch 1.1 odus osper Ltk. — Magd.-Str., Venezuela. 22. Leporimis elongatus Val. — Magd.-Str., Amaz. Str., Rio S. Francisco, Flüsse des südöstlichen Bra- siliens, La Plata. 23. Leporinus striatus \\.nQY. — Magd.-Str., Irisanga und CaiQara (Prov. Mattogrosso), im Stromgebiete des La Plata. 24. Lepormus eques Steind. — Magd.-Str. 2.^). Tetragonopterus maculatus Liu. — Magd.-Str., Venezuela, Guiana, Amaz.-Str., Rio S. Francisco?, Flüsse des südöstlichen Brasiliens zwisclien Rio Janeiro und Bahia, La Plata. ' PI nl II st Olli II, Lucflr? Weyenb., Alg. iiiiev. l'i'SR. fiel Afiisco nncioii. Buenos Ayrcs 1877 = Sornt.tm 7/mn Bl.; in den Gewässern bei Simta V(\. Zur Fisch-Faima des Mac/Jalenenr-Strojyies. 77 26. Brycon Moore?' Steind. — Magd. -Str. 27. Chalcinus Magdalenae Steind. — Magd.-Str. 28. Anacyrtus (BkaehoidesJ Dayi Steind. — Magd.-Str. 29. „ (CynopotamusJ Magdalenae Steind. — Magd.-Str. 30. „ (Raestes) alatus Steind. — Magd.-Str. 31. Luciocharax insculptus Steind. — Magd.-Str., Mamoni-Flnss (NebentiiLss des Bajano) bei Chepo. 32. Sternopygus oequilabiatus Humb. — Magd.-Str. 33. „ Humboldtii Steind. — Magd. - Str. 34. Taeniurn Magdalenae A. Dum. — Magd.-Str. 35. Qrundidus bogotensis (Humb.) Val., Gen. et spec. dul). — S. Fe de Bogota. Berichtigung. Pimelodus (Arms) albicans Val. ^ Psetxdarhdes allicnva Ltk. ist von Pimi' clnrtks Rlocli spccitisch verschieden, daher aus der von mir gegehenen Synonyniie letzterer Art zu streichen. Im Habitus schliesst sich P. albicans Val. viel näher an P. macidatus als an P. clarias an. der übrigens im La Plata sehr häufig in zwei Farbenvarietäten (gefleckt und ungefleckt) vorkommt. Leider erhielt ich erst nach Abschluss dieser Abliandlung ein Exemphir von P. albicans. Sciaetia Magdalenae m. glaube ich mit Scinena siiriiiamensis Blkr. vereinigen zu müssen, da die Unterschiede in der Stärke des grossen Analstachcls zu unbedeutend sind, um .s'e. ilagdalenae m. als besondere Art von Hc. surinn Mensis Blkr. spec. zu trennen. Die von mir als Anacyrtus argenfeus beschriebene Art dagegen ist nicht identisch mit der gleichnamigen Art Valen- ciennes', daher ich ntmmehr für erstere die Bezeichnung Anac. Magdalenae n. sp. vorschlage. Bei Anae. argenieus Val. sind die hinteren Augenrandknochen viel schwächer entwickelt als bei Anac. Magdalenae, wie die Abbildung in d'Orbigny's „Voyage dans l'Amerique meridinnalo, Poissons" ganz richtig zeigt. Ich hatte diese Zeichnung irrigerweise für gänzlich verfehlt gehalten, während sie es in der That nur theihveise ist. ERKIAEUNG T)EH ABBILDÜNQM. TAFEL I. Fig. I. ficiaena surinamcnsis fi\>. VAkv. = ■'^ciaena Magdalenae Steind. ^ ,, natürlicher Grösse. „ 2. Seitenansicht des Kopfskelettes von Petenia KranssH Steind. „ .S. Obere Ansicht „ „ „ „ „ , TAFEL IL Fig. I. Petenia Kranssii Steind. Fig. a. Verwaciisene untere Schbnidkuochen von oben, Fig. b von unten g-eseheii. T.\ FEL IIL Fig. 1. Agenciosus pardalix Ltk. % natürl. Grösse; Fig. 1«. Obere Ansicht des Kopfes. „ •?.. Auchenipteriis insignis Steind.; Fig. 2 a. Obere Ansicht des Kopfes. TAFEL IV. Fig. 1. Aucheniptertis Magdalenae Steind.; Fig. In. Obere Ansicht a von oben gesehen. (Figuren 3— 5 n I'/.jUJal vergrössert.) TAFEL XL Fig. 1. Chah-imis Magdalenae Steind. Weibchen; Fig. I r. Vordere Ansicht der geötTneten Mnndspalte, in 2inal. Vergr. 2 . „ Männchen. TAFEL XIL Fig. 1. Prochilodus asper Ltk. var. Magilalenae, '■^/^ natiirl. Grösse. Fig. l a. Eine Schuppe unterhalb der Seitenlinie, 2mal vergrössert. „ 2. Aiiacyrins (Vynopoianms) Magdaienae S teiud. Fig. 2 a. Eine Schuppe unterhalb der Seitenlinie in der Pectoralgegend, 6mal vergrössert. TAFEL XTIL Fig. 1. Ourimalvs Mivartii Steind. „ 2. Luciocharax inscidpftis Steind.; Fig. 2 a. Untere Ansicht des Zwischenkiefers, und Fig. 2 i. Schuppe derselben Art vergrössert. TAFEL XIY. Fig. 1 . Sternopygiis aequilahiatus H n m b. „2. n narapo L i n. „3. „ Humboldtii Steind. „4. „ viresaena Val. TAFEL XV. Taenivra MagdaJenae A. Dum. ; Fig. a. Mundspalte; Fig. h. Tuberkelgruppen zwischen den kleinen Stachehi auf der Riicken- seite, vergrössert. 79 JÄHRLICHE PERIODE DER INSECTENFAUNA VON ÖS TE1IRK1CH-UN( ; ARN. IV. DIE SCHMETTERLINGE (LEPIDOFTERA). 1. DIE TAGFALTER (BHOPALOCEBA). KARL FRITSCH, EM. VICE-tUBEOTOR DER K. K. CENTRAL-ÄNSTALT FÜR M£TEOR0LO'JIE Uf.D ERDMAGNETISMUS, CORRESPOKDIRENDEW MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN euj. VOKGKLEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 1. JULI 1878. Von den periodischen Ersclieinungen der Insekten gehören jene der Schmetterlinge zu den auffallendsten und haben daher auch vor den übrigen die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich gezogen. Dnrch Grösse, Farbenpracht nnd gefällige Form haben die Schmetterlinge schon viel früher in den weitesten Kreisen Interesse erweckt und zu Studien angeregt, denen wir eine so genaue Kcnuttiiss der Gattungen und Arten verdanken, wie sie uns von den übrigen Ordnungen der Insekten, die Käfer höchstens ausgenommen, derzeit noch abgellt und wahrscheinlich lange noch abgehen wird. Es ist daher begreiflich, dass auch die zoo-phänologischen Beobachtungen an den meisten Stationen vorzugsweise den Schmetterlingen gewidmet waren und eine ähnliche, alle Familien derselben umfassende Publication, wie über die bereits behandelten Ordnungen, den Rahmen einer Abhandlung weit überschreiten müsste. Ich habe es daher vorgezogen, die Bearbeitung dieser Ordnung in zwei Theilen vorzunehmen, von denen der erste allein die Tagfalter (Uhopalocera) behandelt, der zweite, später zu bearbeitende, die übrigen Abtheilungen: Schwärmer, Spinner, Eulen, Spanner und die Kleinschmetterlinge behandeln wird. Zwar ist die Zahl der beobachteten Arten dieser Abtheilungen eine bedeutend grössere als jene der ersten; während aber viele Arten der Tagfalter auch an vielen Stationen beobachtet worden sind, ist dies bei den übrigen Abtheilungen veriiältuissmässig selten der Fall. Auch beschränken sich die Beobachtungen hier meistens auf die geringere Zahl der Arten, welche die tägliche Flugzeit mit den Tagfaltern theilen, allenfalls noch mit Einscliiuss jener, welche, wenn sie auch nicht am Tage fliegen, sonst leicht aufzufinden sind. In phäuologischer Beziehung wäre eine Abtheilung der Familien nach der täglichen Periode der Flugzeit vorzuziehen, wenn diese vollständiger bekannt wäre, als es gegenwärtig nocli der Fall ist. 80 Karl Fritsch. Alles von mir in den früheren Abtheilungen meiner Arbeit (Dipiera, Coleoptera, HijnietiopteraJ Angeführte, soweit es sich auf die Geschichte der Beobachtungen bezieht, gilt im Allgemeinen auch für den vorliegenden Theil. Von 1844 an stellte ich meine Beobachtungen über Schmetterlinge in Prag, von 1852 an in Wien und von 18()4 angefangen in Salzburg an. Von 1853 angefangen nalimen auch viele Stationen des Beobaclituugs- netzes ^on Osterr.eicli-Llngaru daran Theil, und sendeten ihre Beobachtungen au die k. k. Central-Anstalt für MjfeteoVologie und Erdmagnetismus in Wien ein, ^\ eiche sie mir zur Bearbeitung überliess. Für die gegenwär- tige Arbeit habe ich die vollständigen Beobachtungen aller Jalirgänge von 1844 bis 1877 benützt. > In Prag beobachtete icli 45, in Wien 88 und in Salzburg 87 Arten Tagfalter. An allen 92 Stationen zu- sammen, welciie sich bei den lieobachtuiigen betheiligten, sind 14.") Arten beobachtet worden, von 195, welche die Fauna Deutschlands und der Schweiz umfasst. Die erste Kenntniss der Arten schöpfte ich in Prag aus Oken's Naturgeschiciite und dem Werkchen von Dr. C. A. Buhle: „Die Tag und Abendschmetterlinge Europa's." Leiiizig lSo7. Auch meiuem inzwischen verstorbenen Jugendfreunde und Studiengenosseii, siiäterem Prof. Dr F. Nickerl, dem Itekaiinten Lepidop- terologeu, verdankte ich manche Unterstützung, insbesondere durch Überlassung determinirter, schwierig zu unterscheidender Arten. Jl.'ll. Den grössten Dank schulde ich aber meinem hochgeehrten Freunde Herrn Custos A. liogenhofer, dem rühndichst bekannten Lejjidopterologen in Wien, welcher eine lauge Reihe von Jahren hindurch mit unermüd- licher I>ercitwilligkeit alle mir nicht sicher bekannton Arten determinirte und meine Sammlung mit mancher seltenen Art bereicherte. Immer, wenn ich eine Art mit Hilfe meiner gleich anfangs angelegten Sammlung nicht sicher determiniren konnte, nahm ich meine Zuflucht zu ihm, und immer mit gewünschtem Erfolge. Meine von ihm grösstentheils determinirte Sammlung bildete bis in die neueste Zeit die vorzüglichste Grundlage meiner Kenntniss der Arten. Erst, nachdem ich in Salzburg den dauernden Aufenthalt genommen hatte (von 1871 an), versuchte ich, neue oder zweifelhafte Arten mit Hilfe des Werkes von H. v. He ine mann: „Die Schmetterlinge Deutsch- lands und der Schweiz." Erste Abtheilung: Grossschmetterlinge. Braunschweig 1859 — zu bestimmen. Hiedurch fand ich mich auch veranlasst, meine Sammlung nach seinem System zu ordnen. Früher diente nnr hiezu Dr. Heydenreich's: „Lepidopterorum Eiiropaeorum catalogus methodicus." Systematisches Ver- zeiehniss der europäischen Schmetterlinge. 3. Auii. Leipzig 1851. Mannigfache Anregung und Unterstützung bei meinem Streben verdankte ich schliesslioh meinem geehrten Freunde, dem gründlichen Kenner der Schmetterlinge Salzburgs, Ileirn k. k. llcchnungsrathc a. D. J. A. Kiehter. 11, . Die Beobachtungen derTheilnehmer an anderen Stationen wurden nach zeitweilig publicirten Instructionen geregelt, welche in den Jahren 1853, 185G und 1859 erschienen sind. Nähere Angaben hierüber sind in meiner letzten Abhandlung (Hiimenoptera) enthalten. Hier ist nur hervorzuheben, dass Herr Custos Rogen hof er ülier mein Ansuchen im J. 1856 ebenfalls eine „Instruction für Beobachtungen au Lepidoptercn" entwarf,^ welche von den Tagfaltern folgende Arten als vorzugsweise geeignet zu den Beobachtungen aufstellte (Nomenclatur nach Ileyden reich): MeUtaeaDidijina F., Argyunis LatoHuia L., A. Fuphia L. ; die in meiner Instruction angeführten I'n«es«o- Arten , dann lAmenüis l'opuU L., Apalura Ins L., I-Iipparfhia Llalathea L. , Erehia Medea S. V., Satyrut; Briseis L., EjJtnephele Janira L., E. llypei-diitluoiAj., ]'ararg> + 7.3 + 4.6 10.2 5.6 10.2 0.5 Polyommatus Arr/us j . I . I . I 5.9 I 3.8 I Polyotumatus Virgaureae I . . I . I 9.4! 4.6| l'olyonmiatus l'hlaeas I . I . I . I 13. 7| 8.5| Thecla linhi I . I 5 . ö I 4 . 4 I . I . I 12.2 7.9 Papilto Podalirius • ■ 9.1 6.2 11.2 8.2 10.9 8.8 5.3 8.3 • i • I Papilto iJac/iaOH 8.7 5.7 12.4 9.6 Leucophasia Sinapis . I 7.11 4.3 Pieris Crataegi 10.1' 7.8 I • I Pieris ßrassicae 14.7 9.7 9.1 7.0 12.6 8.0 7.2 I 5.5 14.2 Pieris Rajiae 1 10. 5| 6.8| . I . I . 1 . + 7.8 9.1 + 6.5 8.0 12.8 6.6 • 13.2 8.2 7.5 4.7 Jahrliche Pe^i'ode der Insectenfauna ?^o)i Österreich-Ungarn. 87 März April Mai Juni Juli Prag . Brümi . l'ieris Naj)i I ±10.8 I ± 8.2 j Piei'i's Daplidice • I • 1 ■ 1 7 ieris Car damin es 5.7 3.41 Bludeiiz . . Brunn . . . Kirchdorf . Rnttalowitz Rtittnlowitz , _ 8.4 5. 7 , , , 8.2 5.1 , 8.7 6.5 9.4 5.1 . • • Col/'as Hyale • I • I ■ I Qonopteryx Rhomni 0.7 3.81 Bärn .... Biala .... Brunn .... Cilli Hausdort' . . Innsbruck . . Kirclidorf . . Kreiusmiinster Leutscliau . . Linz Prag .... Rottalowitz . Senftenberg- . Wien .... ±17.0 5.1 13.1 14.7 16. S 10.8 16.3 10.0 10.3 12.5 17.6 + 10.3 2.3 9.1 9.3 10.0 6.5 11.7 5.6 7.3 S.4 9.9 7.9 10.6 7.1 4.4 7.4 4.6 Briinn . Brunn . Syrichthus Alveolus • I • I • Syrichthus Tages I ± 8 . 7 I ± 6 . 3 I Hes])eria Comma Britun . . Kirchdorf 10.3 1 5.7 I 4.8 3.3 1 ±11.5 ± 6.8 Da schon zweijährige Beobachtungen befriedigende Werthe geben, so gilt dies um so mehr von drei- jährigen u. s. f. Eegister der Ersclieiiumgszeittüi. I. SATYRIDAE. 1. Coenonymplia Hb. 1. I'amphylns 'L. Mai bis September in zwei oder wohl drei Generationen. Admout 2^ = (.l) 18—7. Bärn (2) 29-5 (28-5 — 30—5), 2 ^ = (3) 7-7 (3-7 — 12-7). Briinn (10) 6-5 (28—4—16—5), 2yl = (5) 13-7 (27-6 — 21-7), Z= (9) 22—10 (12—10 — 1 — 11). Budweis (3) 16-5 (6-5 — 30—5). Gresten (5) 20—5 (13-5—27-5). Innsbrucli (4) 2-5 (23—4 — 10—5). Kaschau (3) 16—5 (15—5 — 18—5). Kremsier (5) 18-5 (12—5 — 20-5). Linz (8) 8-5 (21 -4 — 26-5). Neutitschein (3) 22—5 (15—5 — 30—5). Prag (8) 24-5 (11-5 — 3-6), 2.4 = (5) 11-8 (4-8 — 28-8), ^=(3) (26-8 — 9-10). Rosenau (5) 19-5 (2-5 — 20-5). Rottalowitz (14) 27—5 (1-5 — 20-6), 2^ = (3) 10-8 (31—7 — 20-8). Salzburg (6) 9-5 (28-4 — 30-5), 2A = (9) 25-7 (12-7 — 17-8). Z= (5) 16—9 (9-9 — 3-10). Senftenberg (3) 1—6 (23-5 — 17-6). 8S Karl Fritsch. Taufers (2) 20—5 (12-5 — 9-6). Wien (14) 18—5 (1-5 — 30—5), Z= (9) 5-10 (18—9 — 17-10). Kommt also auch noch im October vor. 2. Davuft L. Juni, Juli. Gresten (l).30-5. Innbruck (1) 15—6. Salzburg (6) 25-6 (12-6 — 12-7), Z= (2) 25-7 (20-7 — 29-7). Senftenberg (2) 14-6 (10-6 — 19-6). 3. Iphis V. Juni, Juli. Brunn (8) 10-6 (7 -6 — 20—6). Gresten (2) 21-5 (21-5 — 22-5). Kascbau (2) 6-6 (1—6 — 11—6). Neutitschein (3) 11— 6 (4-6 — 22-6). Prag (4) 26-6 (18—6 — 1-7). Kosenau (6) 29—5 (19—5 — 9-6), ^=(1) 3-9. Salzburg (3) (10-6 — 22-7). Wien (6) 9-6 (25-5 — 24-6), ^=(3) (11-8 — 15-9). Kommt also auch noch im August und September vor. 4. Hero L. Mai bis Juli. Neutitschein (3) 5— 6 (1 — 6 — 9—6). 6. Arcania L. Juni, Juli. Brunn (6) 30^5 (24-5—10-6). Hausdorf (2) 6-6 (29-5 — 15-6). Linz (2) 21-6 (12—6 — 1-7). Rosenau (4) 11-6 (30-5 — 24-6). Salzburg (9) 17-6 (3-6 — 12-7), 2^ = (6) 15-8 (2—8 — 16-9). Blieb einmal von 16—7 — 30 — 8, in einem anderen Jahre von 31—8— 16 — 9 aus, scheint somit in zwei Gene- rationen vorzukommen. Wien (2) 20—6 (13—6 — 27 — 6). Erscheint somit auch im August und September. *6. Ainarijllis. *Juli. Kessen (1) 1 — 6. 7. Safyrion Hrb.st. Juli (Alpen). Innsbruck (1) 12-6. 2. Epiiiephele Hb. 8. Hyperanthus L. Juli. Briinn (6) 13-6 (8—6 — 20—6). Freistadt (2) 5-7 (29—6 — 12—7). Gresten (5) 13—7 (9—7 — 21—7). Kaschau(3) 30—6 (28—6 — 4—7). Linz (4) 12—7 (4—7 — 19—7). Neutitschein (.3) 24—6 (18-6 — 28—6). Rosenau (4) 4— 7 (24-6 — 17— 7). Rottalowitz (2) 26—6 (19—6 — 3—7), Z= (1) 22—9. Salzburg (10) 17-6 (7-6 — 7—7), Z= (9) 22-8 (14-8 — 9—9). Senftenberg (3) 5 — 7 (29—6 — 9—7). Wien (3) 14-7 (27-6 — 26—7). Erscheint somit auch schon im Juni, dann auch noch im August und September. 9. Janira L. Juni bis August. Admont (7) 1—7 (23 — 6— 15—7). Bozen Z = {)) 12—10. Briinn (10) 15—6 i^i—ij — 25—6). Freistadt (3) 21—6 {Ü,-Q — 6—7). Gresten (5) 17-6 (6—6 — 23—6). Linsbnick (2) 12-6. ' Kaschau (3) 27—6 (25—6 — 28—6). Kirchdorf (10) (21 — 4! — 10-7). Linz (9) 19-6 (27-5 — 6-7). Neutitschein (3) 24—6 (17—6 — 28—6). Prag (6) 4-7 (23-6—3 -8), Z={4.) 17—9 (26—8 — 4-10). Rosenau (5) 4—7 (24—6 — 15—7), ;^= (1)20-9. Rottalowitz (5) 24—5 (1—5 — 31—5). Salzburg d' (8) 5—7 (14—6 — 22—7), ? (7) 14-7 (30—6 — 22-7), cf Z=(p) 19-9 (13-9 — 1—10), ? ^=(5)26—9(12—9 — 19—10). Senftenberg (5) 30-G (24-6 — 3—7). Taufers (2) 11—6 (11-6—12—6). Wien" (8) 25—6 (28—5 — 15-7), Z= (7) 5- 9 (26-8 — 24-9). Erscheint somit schon im Mai und selbst im April, wenn die Beobachtungen zu so autfallcud früher Zeit richtig sind. Nach meinen Erfahrungen sind sie mindestens zweifelhaft. Die Erscheinung zieht sich übrigens auch noch über den September und October hinaus. Das frühere Vorkommen der ^ (Salzburg) ist bemerkens- werth. Die 9 erscheinen etwa zehn Tage spiiter. 1 Eine am 26 — 4 angeführte Erscheinung könnte auf einem Irrthum beruhen? 2 Wahrscheinlich nur 9 • c? -E- Eudora. Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-JJngarn. 89 10. Lycaon Rtb. Juli. (^Eudora 0.) Brunn (3) 1(3 — 5 (0—5 — 20-5), 2Ä = 13-7 (29— (3 — 21-7). Innsbruck (1) 13-7. Prag (1) 30—5, 2^ = 6-7 (3-7 — 9-7). Rosenau (3) 23—7 (18-7 — 30-7). Wien ' (6) 2— (3 (18—5 — 20—6). Z = (4) 28-8 (23 -8 - 2-9). Erscheint somit auch schon im Mai und Juni, dann auch noch im Auguj^t und selbst September, wenn nicht möglicherweise Verwechslungen mit der nahe ver- wandten Janira, besonders (^, stattfanden. Hiernach dürft'? auch das Vorkommen in zwei (iencrationen vor- läufig noch der Bestätigung durch weitere Beobach- tungen bedürfen. 3. JParar(/n Hb. Zwei Generationen im Mai und .Juni, und wieder Ende Juli bis oft in den October. 13. Maera L. *Zweiui:il im Jahre. Mai, Juli, August. Bregenz (2) 24—5 (21—5 — 28—5). Briiun (9) 3-G (18-5—16-6). Freistadt (5) 6-6 (24-5 — 21—6). Gresten (4) ':)--— 4!. 3 (1) 21—4!. Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn. 69. l'ales L. Alpen von 4500—8000'.' Juli, August Salzburg? (]) 17 — 7.* 95 Trotzberg (1) 11 — 8. 72. Dia L. Mai, Juli, August. Brlinn (10) 18—5 (30—4 — 20-6!), 2A = (4) 10-8 (25-7 — 23-8), Z=(\) 30-8. Gresten (4) 23-4 (13-4 - 8-5), Z=(l)5— 7. Innsbruck (4) 4-5 (18-4 — 16-5). Kascbau (2) 15—5 (13—5 — 16—5). Kremsier (2) (25—4 — 15—5). Linz (3) (11-5 — 29-7). Prag (2) 16—5 (11—5 — 21—5), 2A = (3) 13-8 (12-8 — 14-8), Z=(l) 28 — 8. Rosenau (2) (29—4 — 24—5), Z=i^2) (3-9 — 5—11). Salzburg (3) 10—4 (1-4 — 21—4), 2^ = (11) 14-7 (22-6—19-8), Z={b) 23-9 (13-9—1-10). Die erste Penode beginnt demnach im April , die zweite im Jimi und iimfasst aucli den September und selbst October. 13. 3Ielitaea F. Die Arten im Sommer und nur in einer Generation. 73. Selene V. Mai bis August. Bluclenz yl) 10—5. Bregenz (1) 14 — 5. Brunn (4) 11-5 (7-5 — 15-5). Hausdorf (1) 3 — 5. Innsbruck (2) 16—5 (16—5 — 16—5). Kaschau (2) 26—5 (24—5 — 29-5). Kremsier (4) 15-5 (6-5 — 29—5). Neutitscbein (2) 23—5 (16-5 — 21-5). Prag 2^ = (3) 26-7 (16-7 — 7-8), Z= (2) 23—8 (21-8 — 25—8). Rottalowitz (2) 29—5 (26-5 — 2—6). Salzburg 2^ = (1) 28-7, Z={\) 19-8. Senftenberg (1) 15—5, 2^ = (2) (24-7 — 12-8). 1 1458—2592 Meter. 2 972 Meter. 74. Wien 2A =4—7, Z={\) 10-9. Kommt wahrscheinlich in zwei C4enerationen vor, Euphrosyne L. Mai, Juli, August. BrUnu (10) 10-5 (30—4 — 16—5). Innsbruck (1) 21— 4. Kremsier (1) 15 — 5. Linz (4) 23-5 (19-5 — 29—5). Neutitscbein (3) 18—5 (3—5 — 25—5). Nikolsburg (1) 7 — 6. Rosenau (5) 22-5 (10—5 — 8—6), 2.4 = (1)30—7, Z= (1) 19—9. Rottalowitz (6) 29—5 (12—5 — 2-6). Salzburg (4) 1—5 (24—4 — 6-5), 24 = (1) 15-7. Senftenberg (1) 22— 5, 24 = (1) 7-8, ^ = (1) 21-9. Taufers (1) 13-5. Wien (1) 14-5. 75. 77. Hecate V. Juni. Rosenau Z= (1) 18- -7. 78. 79. Wien (1) 5—6. Didyma Esp. Juni, Juli. Baumgartenberg i^= (1) 8 — 8. Brlinn (10) 15-5 (9-5 — 31-5), 2A = 10-7 (4-7 — 20-7). Gresten (4) 31—5 (25—5 — 8—6). Linz (3) 25-5 (13-5 — 10—6), Prag (2) (18-6 —27-7). Rosenau (.3) 20—5 (15—5 — 26—5), 2^ = (1) 9-7. Wien 2^ = (1) 2—7, Z={1) 10-9. Erscheint demnach schon im Mai und selbst noch im August und September, was zwei Generationen anzu- deuten scheint. Trivia V. Juni, Juli. Rosenau (2) 22-5 (19-5 — 26-5). Wien (1) 8—8. Oinxia L. Mai, Juni. Brlinn (9) 15— 5 (9— 5 — 25—5). Freistadt (2) 8—6 (6-6 — 10-6). d^ Karl Frttsch. Hausdoif (6) 8— G (29—5 — 18—6). St. Jakob (3) 10-6 (9—6 — 11-6), ir=(l)26— 9. Linz (3) 23-5 (13-5 — 3—6). Rosenaii (3) 30—5 (15-5 — lG-6), 2^= (1)21-8. Eottalovvifz (5) 24-5 (24—4 — 9—6). Wien (2) 18-5 (15-5 — 21-5). Kommt demnach auch im Mai und selbst schon Ende April vor, und fliegt auch noch im August und Sep- tember. Sind ebenfalls zwei Generationen wahr- scheinlich. 80. J'/ 89. Matm-na L. Juni, Juli. Bregenz (1) 11-6. Brunn (7) 10—6 (1 — 6— 18— G), Z={\) 14—7. Salzburg (7) 7-G (31—5 — 23—6), (6) 17— G (8-6 — 15—7). 14. Vanessa F. 90. Prorsa L. {Levatm 0.). April, Mai und wieder im; Juli und August. Baumgartenberg 2^4 = (1) 22 — 7. Briinn (2) 10-4 (6 — 4 — 15-4), 2.4= (1) 11-7. Freistadt 2^1 = (3) 5—8. Gastein 2^1 = (1) 7—7. Gresten (4) 9—5 (G— 5 — 17—5), 2J = (5) 18-7 (30-6 — 9-8). Innsbruck (1) 1 1 — 5. Krenisier (1) IG — 5. Linz (3) 30—4, 2.4 = (3) S-7 (4-7 — 15-7). Salzburg (2) 5-5 (28—4 — 12—5), 2A = (9) 17-7 (4-7 — 10-8), ^= (8) 14-8 (28-7 — 2-9) Wien (3) 27-4 (18-4— 10—5). 91. Cardui L. April, Mai und wieder im Juli undi August. Agrain (3) 21-5 (7-5 — 3-6). Bania (2) (24-2 — G-4)!, 2^ = (14-6 — 12— 7), Z= (2) 27-9 (20-9 - 5-10). Biala (6) 23-4 (9-4 — 20-5), 2.4 = 9- 7 (28—6 — 15—7), if= 4-9 (15-8— 15-9).« Brunn (9) 8-4 (1-4 — 16-4), 2A = (9) 2—7 (20-G — 18-7), Z = (7) 27 - 10 (2- 10 — 2- 1 1),. Hausdorf (8) 2-6 (16-5 — 27— G). St. Jakob (2) (7-4 — 10-5), 2A = (1) 20-7, Z={\) 7-10. 1 Gipfel des Gaisberges (4000').. 2 (1) 11 — 11. Jährliche Periode der Insectenfauna von Ö.sterreich-Üngarn. Ö7 Iglau (4) 28—5 (16-5 — 4-6), 2^ = (1) 28-7. Innsbrack (2) 16-5 (9 — 5 — 25—5). Kaschau (2) 28-5 (26-5 — 31-5), 2A= (1) 24—7. Kessen 2yl = (1) 25-7. Kirchdorf (4) 20—5 (10—5 — 1—6), 2vl = (3) 14-7 (3—7 — 21—7), Z= (6) 30—9 (18-9 — 21-10). Leibitz (2) (3-5 — 27-5). Linz (3) (7—4 — 9-6), 2A = {\) 15-7, Z={\) 22—10. Melk (2)(7— 4 — 20-5). Neutitschein (2) 12—5 (3—5 — 22—5), 2A = (1) 20-7, Z=il) 29-9. Oberhaag (2) (22—3 — 12-4). Oravicza (4) 24—2 (6—2 — 18—3). Prag (4) 21—5 (19—4—18-6), 2A = (5) 7-8 (25—7 — 20-8), Z=: (2) 4-10 (30—9 — 9—10). E6kas (2) 4-5 (1-5 — 8—5). Rosenau (3) 4—6 (14-5 — 19-6), 24 = (3) 20—7 (9—7 — 5-8), Z= (2) (15-9 -2-11). Kottalowitz (12) 7—6 (6—5 — 21—6. Salzburg (2) 5—5 (3-5 - 7-5), 24 = (4) 11-8 (6—8 — 17—8), if= (4) 15—10 (29—9 — 31 — 11). Senftenberg (3) 24—5 (14-5—5-6), 24 = (1) 16-7, Z=(l) 23-9. Troppau (2) 8—6 (8—6 — 9—6). Wien (8) 18-5 (24—4 — 29—5), 2A = (7) 23—7 (10—7 — 31—7), ^= (10) 14—10 (14-9 — 1-11). Wüten ^=(1) 30—9. Die Erscheinungszeiten reichen demnach vom Februar bis Anfangs November. Die erste Periode der Flug- zeit (überwinterte Exemphue ?) beginnt mindestens zwei Monate früher, und die zweite reicht eben so lange weiter in den Herbst hinein, als angegeben ist. 91.* Atalanta L. Juni bis October. Admont (7) 12—4 (28—3 — 25—4). Agram (3) 9—6 (28—5 — 27—6. St. Andree Z = (1) 3—10. Denkacbriften der macbem.-aaturw. Cl. XXXIX. Bd. Bärn (2) 7 — 6 (4—6 — 10—6), 2.4 = (1) 15-8. Bania (1) 6_4, Z=(\) 29—9. Biala (10) 31-3 (20—2 — 24—4), 24 = (7) 21—7 (1-7-20-8), Z= (9) 7—9 (20—8 — 30—9). Bludenz (1) 6-4. Bozen (2) (13—4 — 12—6), Z= (2) (12—10 — 20—11). Bregenz (1) 26-5, Z= (2) 3—10 (30-9 - 7-10). Brunn (9) 2-4 (25—3 — 13—4), 2 4 = 19—6 (12—6 — 4—7), if = (10) 26— lu (9—10 — 8—11). Budweis (1) 5—2, 24 = (1)31— 7. Bugganz (1) 14—5, 24 = (1) 24—7. Cilli (3) 4-4 (3—4 — 6-4). Eperies (1) 14—5. St. Florian (2) (25-4 — 18—5). Freistadt (1) 23—4. 24 = (1) 21-6, .^ = (1)2- 11. Gastein 24 = (1) 20—7, ^=(1) 31—10. Gresten 24 = 3—8 (2—8 — 5—8), Z={1) 26—10. Grodek (1) 19—4. Hausdorf (7) 27—5 (14—5 — 4—6), 24 = (1) 9—8, Z=(b) 28—10(13—10 — 23—11). Huszth (1) 15—3. St. Jakob (6) 2—6 (6—5 — 20—6), Z=(2) (2-9 — 4-10). Iglau (o) 3-5 (16—4 — 20—5). Iglö 24 = (1) 15—6. Innsbruck (4) 30—4 (12- 4 — 17 — 5), Z={2) (12-10—10-5). Kalksburg 24 = (1) 9-7. Kaschau 24 = (2) (12—6 — 16—7). Kesmark (1) 10—5. Kessen (1) 2—6, Z=(2) 17-10(16-10- 18—10). Kirchdorf (1) 18—3, 24-H^= (15) (5-6 — 28-10). 13 98 Karl Fritsch. Korneuburg Z = {V) 1 — 11. Kreiusier 2.4 = (2) 11-6 (7-6 - 15-6). Laibach (1) 6—4. Lemberg (1) 15—5, 2i^= 23-10 (18— 10 — 28-10). Leutschau (1) 26—3, 2 ^4 = (3) 9 - 6 (4—6 — 18-6). Linz (7) 14-4 (25-3 — 4-6), 2^=23—6(7—6 — 17—7), 2r=(l) 17-10. Melk (1) 23-3. Neusohl (2) 30—3 (24—3 — 5—4), 2^ = 5-6(1-6 — 9-6). Neutitschein (2) (28—3—16-4), 2A = (2) 19- 7 (15-7 - 24-7), 3^ =(3) 23-9 (17-9 — 30-9), Z= (3)17-10(6-10 — 26-10). Oberhaag 2^ = (1) 4-6. Oberschützen (1) 4 — 4. Prag (2) 29—4 (26-4 — 2—5), 2A = 15-6 (7-6 — 20-6), Z={A) 23-9 (31-8 — 15-10). Pressburg (1) 1—4. Rekäs (1) 3—4. Rosenau (3) (14—4—19-5), 2^ = 28-6 (19-6 — 4-7), Z={2,) 9-11 (2—11 — 19-11). Rottalowitz (6) 1—6 (13—5 — 16-6), 24 = 2-8(7-7— 1-9), Z=(\G) 21—9 (1—9 — 3—11). Saifnitz (1) 26-3. Salzburg (6) 13-6 (29-5—2—7), 2^1 = 27-7 (23-7 — 31 -7), Z^{A) 31-10(24-10 — 8-11). Schässburg (1) 6—4. Senftenberg (1) 15—5, 2^ = 3—7 (13-6 — 17-7), ^=(3) (30—9 — 6—11). Tamsweg (1) 6—5. Taufers (2) 3—6 (2-6 — 5-6). Troppau (3) 17 — 6. Wien (2) (4-4 — 9-5), 2 JL = (8) 18—6 (1-6 — 14-7), 2r=(10) 23—10(4—10 — 24-10). Wilten (1) 5—4. Nach meinen Erfahrungen sind die Perioden des Erschei- nens dieses Falters schwer zu fixiren , und liabe ich daher diu Beobachtungstrgebuisse vollständig ange- führt. Darnach unterliegt das Erscheinen überwinterter Exem- plare keinem Zweifel , da schon im Februar und in allen Frühlingsmonaten Beobachtungen vorkommen. Gleichwohl wurde an nicht wenigen .Stationen die erste Erscheinung erst im Juni, also zu einer Zeit notirt, in welclier an anderen die zweite Periode beginnt. Au einigen verzögert sich dieselbe wieder bis in den Juli und August. Nach dem Vorkommen bis tief in den November hinein kann man an dem Überwintern des Falters ebenfalls nicht zweifeln. 92. Atitio^a L. Juli bis September; überwintert im April. Admont (7) 5—4 (15—3 — 20-4). Agram (3) (17-2 — 7-4), Z= (2) (25-10— 15-11). Arvavärallja (4) 3-5 (22-4 — 1 — 6). Bärn (11) 30-4 (^2-4 — 22—5), 2A = (3) (4-7 — 15-8). Biala (10) 5—4 (19—3 — 24-4), 2.4 = (6) 10—7 (5—7 — 18-7), Z = {9) 30—8 (1-8 — 20-9). Bludenz (9) 9-4 (16-3 — 2-5). Bozen (4) 11—4 (29—3 — 4-5). Brünu (10) 9—3 (6—3 — 13—4), 2A = (10) 11—7 (25—6 — 1 -8), Z={1) 10—10(3—10 — 25—10). Budweis (2) 16-5 (9—5 — 24-ri). Cilli (5) 4-4 (13-3 — 17—5), Z={1) 13—10. Datschitz (5) 14—4 (5—4 — 22-4), Z=(l) 24-12. St. Florian (12) 4—4 (23 - 3 — 26-4). Freistadt (5) 5-4 (25-3 — 22—4), 2A = il) 8-8. Gastein (6) 15—4 (6—3 — 10-5), 24 = (1) 6-7. Gresten (2) 26-3 (18-3 — 3-4), 2A (3) = 29-7 (18-7 — 10-8), Z= (1) 15-10. Hausdorf (14) 7-4 (8-3 — 22—4), 24 = (1) 11-7. Hochwald (2) 26-3 (21—3 — 1-4). St. Jakob (6) 9—4 (25—3 — 26—4), 2^ = (2) (21-6 -15-8), Z=(l) 24-9. Iglau (4) 10-4 (6-4 — 19-4). Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn. 99 Innsbruck (10) U— 4 (28—3 — 10—5). St. Johann (3) 13—4 (28—3 — 28—4). Ischl (3) (9-4 — 21-5). Kalksburg (5) 7—4 (2—4 — 12-4). Kaschau (4) 22—4 (27—3 — 29—4). Kesmark (5) 18—4 (2-4 — 9-5). Kessen (2) 5—4 (5—4 — 5—4), 3^ = (8 -8 — 10-9). Kirchdorf (13) 12-4(1-4 — 28-4), 2A-^Z= (9) (30-5? — 3-10). Kornat (2) 28—3 (28 — 3 — 28—3). Krakau (3) 22—4 (16—4 — 25-4). Kremsier (3) 6—4 (24-3 — 16-4), 2^ = (1) 16—7, Kremsmünster (4) 3—4 (27—3 — 16—4). Laibach (3) 4-4 (29-3 — 9-4). Leibitz (3) 11-4 (5—4 — 16-4). Lemberg (5) 12—4 (2—4 — 21—4). Leutscha'u (10) 14—4 (19—3 — 6-5). Linz (13) 6-4 (25-3 — 18—4). Melk (5) 4-4 (25 - 3 — 20—4). Neusohl (2) 5-4 (29-3 — 13-4). Neustadtl ' (2) 4-4 (2-4 — 6—4). Neutitschein (5) 8—4 (20—3 — 17-4), 2^ = (2) 21-7 (16-7 — 26-7), Z={2) 16-9 (15-7 — 17-9). Oberhaag (4) 3-4 (22-2 — 21-4). Oberleitensdorf (3) 25-4 (12-4 — 10-5). St. Paul (5) 1—4 (25 — 3 — 16—4). Prag (10) 15-4 (25-3 — 28-5), 2A = (1) 29-7, Z = (3) 20-8 (12—8 — 28—8). Pressburg (2) (26-3 — 15-4). Kekäs (3) 20-3 (17-3 — 22-3). Riva (4) 2-4 (22—3 — 11—4). Rosenau (5) 1-4 (16-3 — 20-4), 2.4 = (3) 11-7 (8—7 — 14-7), ir=(l) 15-9. Rottalowitz (19) 14-4 (19-3 — 22-5), 2A-^Z = {\1) (15-7 — 18-9). Saifnitz (3) (6-4 — 7-5). Salzburg (6) 16-4 (29-3 — 4-5), 2^ = 2—8 (19-7 — 26-8), Z = (b) 15-9 (27-8 — 4-10). Schässbiirg (3) 17-4 (3—4 — 29—4). Schössl (2) (27-3 — 25-4). 1 Rudolfswerth. Senftenberg (12) 6-4 (19-3 — 16-4). Tamsweg (2) 8-4 (4— 4 — 13-4). Taufers (2) 27-3 (27-3 - 28-3). Troppau (7) 15-4 (25-3 — 19-5). Wien (10) 11-4 (29-3 - 7-5), 2^ = (1)25-7. Wüten (5) 27-4 (7-4— 18-5). Dieser Falter ist ausgezeichnet durch feste Perioden des Erscheinens, sei es an verschiedenen Orten oder in verschiedenen Jahren, besonders im Friihlinge. Die Sommerperiode des Erscheinens zieht sich über den Herbst bis in den November und selbst December hinein. 93. Jo L. Juli bis September; nach der Überwinte- rung im Frühling. Admont (6) 20-4 (11-4 — 28-4). Agram (3) (23-3—3-5). Bärn (9) 1-5 (29-3 — 3-6), 2^ = (14— 6 — 7— 8). ßiala (10) 5-4 (23-2 — 26-4), 2^ = (7) 9-7 (1-7 — 15-7), ^ = (9) 13-9 (20-8 — 10—10). Bludenz (4) 3—4 (4—4 - 11-4). Bregenz (2) 8-4 (4-4 — 12-4). Brunn (10) 25-3 (8-3 — 27-4), 2A = (9) 3-7 (16-6 — 16- 7), Z== (7) 22—10 (12-10 — 8-11). Budweis (3) (6-3 — 26-5), 2A = {1) 30-7. Cilli (7) 6-4 (25-3 — 23-4). Eperies 2^ = (1)4-6. St. Florian (8) 19-3 (7-2 — 12-4). Freistadt (4) 4-4 (24-3 — 13-4). Gasteiu (2) (12-4 — 5-5). Gresten (2) 30-3 (29-3 — 1-4). Hausdorf (14) 29-4 (28-3 — 19-5), 2.4 = 22-7 (20-7 — 25-7), Z=(l) 25-10. Hochwald (2) (2-4 — 13-5). St. Jakob (6) 17-4 (25-3— 16-5), 2^ = (2) (24-7 -14-8), Z= (2) (7—10— 14—11). Iglau (2) (20-4 — 14-5). Innsbruck (6) 30—3 (6—1 — 28-4). St. Johann (2) (14-4—27 — 5). Ischl (3) (6-4 - 8-5). Kalksburg (4) 5-4 (3—4 — 10—4). 13* 100 Karl Fritsch. Kaschau (2) (28—2 — 4-5). Kesmark (3) G-4 (31—3— 10-4). Kessen (3) 29-3 (24-3 — 5-4), 2Ä = (2) 31-7 (30-7 — 2-8). Kirchdorf (18) 11-4 (16-3 — 15-5), 2A^Z={%) (6-7 — 19-9). Kremsier (4) 8-4 (18-3 - 20—4). Kremsmünster (9) 20-4 (2— 4 — 4— 5). Leibitz (3) (30—3 — 3-5). Lemberg (2) 17-4 (16-4 — 19-4), Z=(l) 16-10. Leutschau (10) 3-4 (4-2 — 9-5). Lienz (3) 4-4 (28-3 — 15-4). Linz (9) 25-3 (29-2 — 17-4). 2A = (1) 19-7 (5-7 — 2-8), Z={1) 20-10. Melk (6) 10-4 (17-3 — 25-4). Neusohl (4) 16-4 (5-4 - 3 -5). Neutitschein (5) 4-4 (7- 3 — 17—4), 2A = (2) 3—7 (27—6 — 10-7), Z={2) 9-10 (7 — 10—12—10). Oberhaag' (4) 31-3 (1—3 — 3—5). Oberleitensdorf (2) (1 —4 — 28 -4). Oberschützen (2) (29— 3 — 19—4). St. Paul (5) 8—4 (31-3 — 5-5). Prag (8) 27-4 (4-4 — 21-5), 2A = 23—7 (21 — 7 — 25-7). Pressburg (2) 1—4 (26 — 3 — 7—4). Eosenau (6) 31—3 (17-3 — 10—4), 2A = {^) 11-7 (2—7 — 22-7), Z=ip) (15-10 — 9-12). Rottalowitz (18) 23—4 (26—2 — 1—6),. 2^ = (4) 27-7 (16-7 — 5-8), ^=(4) 28-9 (11-9 — 10-^10). Saifnitz (2) 30-3 (26—3 — 4-4). Salzburg (5) 8-4 (27—3 — 20-4'), 2^ = 21-7 (7-7 — 8-8), Z=(6) 10-10(16-9— 1 — 11). Schässburg (3) 16-4 (5—4 — 28-4). Senftenberg (9) 15—4(1—4 — 4—5), 2A = (2) 20—7 (15-7 — 26—7). Sereth (2) 25-4 (22-4 — 28-4). Taufers (2) (28-3 — 18-4). Troppau (3) 3-4 (26—3 — 9-4), 2^ = (1) 15—7. Wien (8) 2—4 (14-3—11—4), 2.1 = (3) 15—7 (27— 6 — 26-7), Z=(2)(ll-9— 13-10). Wilten 2^=1 — 7. Würmlach 2^ = 8—6. Die zweite Periode des Ersclieinens dauert demnach bis in den Oetober, November und selbst noch De- cember. 94. Urticae L. Vom Frühling bis Herbst. Admont (6) 17-4 (27-2 — 30—4). Agram (2) 7-4 (3-4 — 12-4). ßärn (10) 2—4 (22 — 3 — 15—4). Biala (10) 9—3 (11—2 — 4—4), 2^ = (7) 17—6 (10-6 — 28-6), Z= (9) 24-9 (30—8 — 11 — 11). Bistritz (3) (14—2 — 25-3). Biudenz (9) 12-3 (19-2 - 22-4). Bozen (5) 25—2 (19—2 — 3-3), Z={1) 31-10. Bregen z (2) (6-2 — 6-3), ir=(l) 14-9. Brunn (10) 11—3 (27 — 2 — 2-4), 2A = (10) 3—6 (13—5 — 15-6), ZA = (2) 1-9 (^31-8 — 3-9), Z = (10) 27—10 (8—10 — 5-11). Budweis 2^ = (1) 22—5. Cilli (6) 28—2 (9—2 — 16—3). Datschitz (3) (14—3 — 19—4). St. Florian (16) 6-3 (13-2 — 5—4), 2A = (1) 15—7. Freistadt (4) 15—3 (5—3 — 28-3), 2^ = (1) 8-6. Gresten (4) 31-3 (9—2 — 24-3). 2A = (2) 19—6 (16-6 — 23-6). Grodeck(2) 24-1 -3-4). Hausdorf (11) 19—2 (5—1 — 3—4), •2A = (9) 14-6 (29—5 - 2-7), Z={2) 24-10(20-10 — 29—10). Hochwald (2) (18-2 — 12-3). St. Jakob (5) 4-3 (21—2 — 26-3), 2^ = (4) 22-6 (18-6 — 15- 7), Z={2) (27-8 — 5-10). Iglau (2) 12-4 (7-4 — 17-4), 2^ = (1)4-7. Iglö if=(l) 2-12. Innsbruck (8) 4- 3 (8-2 — 29-3), 2.1 = 4-6 (31-5 — 8-6). Kaschau (4) 3-4 (20-3 — 22-4). Kesmark (8) 31-3 (16—3 — 12—4). Jährliche Periode der InseQtsnffzuna von Österreich- Ungarn. 101 Kessen (4) 24-3 (11-3 — 1-4), 2^ = (2) (8-6 — 16-7). Kirchdorf (16) 13— 3 (6—2 — 7-4), 2A == (11) 27 — 6 (^24-5 - 18-7). Korneuburg Z =: {!) 21 — 10. Krakau (4) 7—4 (25—3 — 24—4). Kremsier (3) (14-3 — 18-4), 2A^ 14—6 (9—6 — 22-6). Kremsmünster (6) 15—3 (1—3 — 29—3). Laibach (5) 8—3 (5—2 — 1 — 4). Leibitz (3) 2—4 (23—3 — 2ü— 4). Lemberg (4) 28—3 (18—3 — 2-4), Z = (2) 25— 10 (22- lU — 28 - 1 U). Leutschau (13) 10—3 (1 — 2 — 6—4), 2^ = (1) 16-6, ^=(2) (27-10 — 28-11). Linz (11) 11 — 3 (2—2 — 10—4), 2Ä = (6) 13-6 (24-5 — 5-7). Martinsberg (2) (12—2 — 16—3). Mediasch (3) 5-3 (20—2 — 15—3). Melk (5) 14-3 (8-3 — 24-3). Neusohl (3)^24—3 (20—3 — 2—4). Neutitscheip (4) 24—3 (7—3 — 16-4), 2A = (3) 19-6 (17—6 — 25-6), 3 JL = (2) 10—9 (10—9 — 10-9), Z = (2)25— 10(22— 10— 28— 10). Oberhaag (4) 5—3 (14—2 — 20-3). St. Paul (4) 7—3 (24—2 — 8—3). Prag (12) 31 -3 (2-3 — 22-4), 2^ = (5) 26-6 (12-6 — 12-7), Z^ (3) 14-10 (9-10 — 18- 10). Pressburg (2) (22-3 — 7-4). Rekäs (3) 25—3 (19-3 — 1—4). Rosenau (6) 5-3 (18—2 — 25—3), 2A = 19-6 (2—6 — 6—7). Rottalowitz (15) 11— 4 (7— 3 — 6—5), 2.1 (7)8-7 (19— 6 — 5->5), Z= (10) 23—9 (1—9 — 20-10). Bzeszow (3) (29—3 — 20—4). Salzburg (7) 2-3 (18-2 — 20-3), 2.4 = (9) 6-6 (26-5 - 18-6), 3^ = (3) 8-8 (2-8 — 12—8), Z= (5) 12-10(25—9 — 4-11). Schässburg (5) 17—3 (8—3 — 28—3). Schössl (3) 12-4 (8—4—17—4). Senftenberg (7) 23 — 3 (8—3 — 6—4), 2.4 = (3) (6-6 — 11-7), Z = (2) (21-9— 10-10). Taufere (2) 16—3 (7-3 — 26—3). Troppau (3) 30—3 (8—3 — 1-4), 2^ = (1)8— 7. Wien (14) 22-3 (26-2 — 14-4), 2A = (9) 17-6 (4-6 — 16-7), Z= (2) 16-10 (13—10 — 20—10). Willen (7) 14-3 (7-2—4-4), 2^ = (1) 14-8, Z={\) 23-10. Kommt demnach iu allen Monaten, selbst im Winter vor. > Es scheint kauni,izu bezweifeln, dass der Falter in drei f higperioden vorkommt, weiiigsteus in normalen Jah- ren. Die erste beginnt zu Ende des Winters, die zweite mit Juni, die, dritte im August. 95. Xanthomelas ¥,ii]). Juli. Bregenz 2.4 = (1) 28—6. Brunn 2^ = (3) 10-6 (1-6 — 25—6). Neutitschein (1) 5—4, 24 = (1) 14-7. Die regelmässige Periode beginnt hiernach inj Juni, auch scheint der Falter zu überwintern. 96. Polychloros L. Juli bis Herbst; oft überwin- ternd. Admont (7) 18-3 (22-2 — 10-4). Agram (2) 9-4 (7-4 — 12-4). Arvavärallja (5) 30—3 (25-3 — 12—4), Z={1) 12-10. ßärn (12) 6-4 (20—3 — 2—5). Biala (8) 30-3 (8-3 — 22-4), 2A = (9) 11- 7 (1-7 - 20-7), ^= (9) 9-9 (20-8 — 30-9). Bludenz (10) 9-3 (8-2 — 24-3). Bozen (3) (9—2 — 16-3). Bregenz (2) 31-3 (28—3 — 4-4). Brunn (10) 11—3 (27—2 — 2—4), 2A = (9) 17-6 (8-6 — 25-6), Z= (3) 20-10 (16-10 — 25-10). Budweis (3) (1-2 — 8-3). Bugganz (2) 16-3 (8-3 — 24-3). Cilli (8) 17—3 (3—3 — 4-4). 1 Am 21—2 flog der Falter an einem südseitigen Ge- mäuer des Mönchsberges bei Salzburg, beim sogenannten Bürgermeisterloch, obgleich das Temperatur-Minimum des Tages Morgens auf -13 "2 gesunken war, und das Maximum sich nur auf — 0?5 C. erhoben hatte — in Folge des Einflusses der Insolation bei heiterem Himmel und wenig bewegter Luft. 102 Karl Fritsch. St. Florian (10) 16—3 (7—2 — 5—4). Freistadt (5) 25— 3 (15— 3 — 4—4), 2^ = (1) 8-8. Gastein (2) (25— 2 — 26—3), 2^ = (1) 20-7. Gresten (3) (17—2 — 24-3), 2A = (2) 4-7 (29-6 — 9-7), Z={1) 15-10. Hausdorf (14) 8—4 (4—3 — 22—4), 2^ = (2) (15-7 — 10-8). Hermannstadt (4) 27—3 (20—3 6—4). St. Jakob (6) 7—4 (21 — 3 _ 22—4), 2J = (2)-(21— 6— 28-7). Iglau (5) 4—4 (21—3 — 18-4), 2^1 = (1) 2-7. Innsbruck (7) 18—3 (19 — 2 — 6—4), 2^ = (1) 28-6. St. Johann (4) 8—3 (23-2 — 25-3). Ischl (3) 18-3 (15-3 — 25-3). Kalksburg (4) 22-3 (17-3 — 5^4). Kaschau (4) 19—3 (28 — 2 — 29—3), 2^ = (1)12-7. Ke8mark^(4) 4—4 (20-3 - 29—4). Kessen 2A = 21 — 7 (8-7 — 6—8). Kirchdorf ;(17) 20-3 (18 -2 — 11—4), 2A = (4) 10-7 (27-6 — 21-7). Kremsier (6) 17—3 (5—3 — 2—4), 2A = (5) 21-6 (14-6 - 28-6). Kremsmünster (13) 13—3 (28—2 — 29—3). Laibach^(3) (15—2 — 1—4). Leibitz (2) 23—4 (18—4 — 28—4). Lemberg (6) 28-3 (18-3 — 3-4). Leutschau (12) 20—3 (11—2— 8—4), 2A=. (1) 14-7, if= (1)27-10. Lieuz (3) 6-3 (25-2 — 16-3). Linz (12) 19-3 (26-2 — 25-4), 2A = (7) .30-6 (9-6 — 16-7). Melk (7) 14-3 (3-3 — 25-3). Mieheldorf (3) (9—3 — 16 — 4). Nuusohl (3) 28-3 (24-3 — 31-3). Neustadtl (Kudolfswerth) (2) (22 — 2 — 20—3). Neutitschein (5) 25—3 (7—3 — 5—4), 2A = 20-6 (12-6 — 28-6), ^= (2) 8-10 (4-10 - 13-10). Oberhaag (3) (6—3 — 13—4). OberschUtzen (2) (26—2 — 18—3). St. Paul (4) 30—3 (5—3—16-4). Prag (14) 27-3 (8—3 — 5-4), 2^ = 7-7(1-7 — 14-7). Pressburg (2) 20-3 (17—3 — 24—3). Kekäs (3) (21—2 — 3—3). Kiva (2) 9—4 (8—4 — 10—4). Rosenau (6) 2-3 (18-2 — 13—3), 2A = (6) 29-6 (17-6 — 8-7), ^=(2)3—11 (2—11—4-11). Rnttalowitz (19) 20—3 (26—2 — 14—4), 2A = (6) 12-7 (30-6 — 9—8), .^=(5) 30-9 (22-9 — 13-10). Salzburg (6) 14—3 (4—3 — 20—3), 2A = 5—7 (24—6 — 26-7), Z={2) 28-8 (25-8 — 1-9). Schässburg (4) 18—3 (8—3 — 28—3). Schössl (2) (11 — 3— 17—4). Senftenberg (7) 1—4 (6—3 — 23-4), 2A = (3) 18—7 (15—7 — 22-7), Z=(2) 7-10(7-10 — 8-10). Täufers (2) 6—4 (2—4—10—4). Troppau (8) 3-4 (25-3 — 21-4), 2^ = (2) (14-6 — 30—7). Wien (15) 18-3 (28-2 — 3—4), 2^ = (7) 27-6 (7-6 - 25-7), Z=(l) 1-11. Wilten 2^ = (3) (1-7 — 14—8). Z=(l) 23—10. Die Sommerperiode beginnt demnach schon im Juni. 97. W. album V. Juli. Brunn 2^ = (3) 21-6 (16—6 — 21 — 6). Kremsier (1) 8 — 3, 2.4= (1)2-7. Neutitschein (2) 19-3 (15 -3 — 24—3). Kottalowitz (1) 8—4. Kommt demnach ausser derSomiuerperiode, welche übri- gens schon im Juni beginnt, auch im Frühjahre als überwintert vor. Sämmtliche Beobachtungsstationen liegen in Mähren. 98. C. albmn L. April bis October. Agram (3) (7-5 — 12-6). Biala (5) 9-3 (23-2 — 20-3), 2.4 ^ (7) 22-6 (10-6 — 5—7), ^= (8) 17—9 (20-8 — 30—9). Budenz 2^ =(1) 12—8. Jährliche Periode de?- tnsectenfauna ton Öaterreich-Vngarn. 103 Bozen (2) 23—4 (17—4 — 29—4). Bregenz (2) 28-3 (28-3 — 28—3), 2^ = (1) 31-7. Bi-limi (10) 22-3 (15—3 — 12-4), 2A = (10) 17—6 (8-6 — 30-6), Z= (9) 24-10 (5-10 — 5-11). Budweis 2^ = (1) 31 — 7. ßugganz (2) (29—3 — 20—4). Cilli (5) 16—3 (4—2 — 22—4). Deutscbbrod (2) (27— 3 — 22-5). St. Florian (^2) (20—3 — 26—4). Freistadt (3) 1—4 (20—3 — 10—4), 2^ = (1) 8-7. Gresten (4) 30—3 (25—3 — 5—4), 2^ = 11-7 (10-7 — 13-7). Hausdorf (9) 13—4 (28—3 — 4—5), 2^ = (1) 7-8, Z={V) 14-9. St. Jakob- (6) 16—4 (18—3 — 9—5). Iglau (2) (18—4 — 21-6). Innsbruck (5) 4—4 (19~3 — 26—4), if=(l) 5-10. Kaschau (3) 26—4 (22—4 — 4—5), 2^ = (1)4-7. Kessen (2) 31—3 (24—3 — 7—4). Kirchdorf (14) 11—4 (16—3 — 16—5), '1A-^Z= (9) (3-6 — 23-10). Korneuburg 2'= (1) 8— 11. Kremsier (6) 17—4 (7—4 — 20—4), 2A = (2) 22—6 (21—6 — 24-6). Kremsmünster (2) (5—4 — 28—4). Lemberg Z={\) 23—10. Leutschau (6) 29—3 (11—3 — 20—4). Linz (9) 3—4 (8—3 — 6—5), 2^ = (7) 2-7 (11-6 — 29-7), Z=(\) 11 — 10. Melk (2) 12-4 (4-4 — 20-4). Neusohl (3) 3—4 (29—3 — 8—4). NeutitSL'hein (3) 10-4 (4—4— 17-4), 2^ = (2) (12-6— 1-7), 3J. = (1) 13-9, Z = (3) 17-10(4-10 — 24-10). Prag (12) 13-4 (2—4—10-5), 2^ = (5) 10—7 (4-7 — 23—7), 2r= (3) 28—9 (20-9 — 9-10). Pressburg (2) 2—4 (26—3 — 10-4), Rekäs (2) 5—5 (4—5 — 6—5). Rosenau (6) 8—4 (24—3 — 28—4), 2^ = (3) 25-6 (18-6 — 29-6), 2: =(3) 12-10(23-9 — 24-10). Rottalowitz (11) 30-4 (19-3 — 30-5), 2^^(4)23-7(6-7 — 3^8), Z={13) 19-9(13-8 — 21-10). Salzburg (4) 8—4 (30—3 — 19—4), 2^ = (4) 3-7 (8-6 — 24-7), Z={Ö) 17-10(2-10-2-11). Schässburg (3) (18—3 — 19—4). Senftenberg 2Ä = (2) 20—7 (19 — 7 _ 22—7). Troppau (2) (11-4—16-6). Wien (14) 6-4 (2—3 — 10—5). 2A = (9) 22-6 (7-6 — 15-7). Z= (8) 8- 10 (24-0 — 23-10). Wilten (3) (6-4—11-5). 2.4 = (1) 8-6. Kommt demnach in zwei oder drei Generationen vor. Die erste beginnt im März, in der Regel im April (über- wintert), die zweite im .Juni, regelmässig im Juli. IV. ERYCINIDAE. 16. Nemeobius Stph. Hamearis H. 101. Lucina L. Mai, Juni. Brunn (9) 10-5 (21—4 — 20-5). Freistadt (2) (21—5 — 3—6). Innsbruck (2) (24—4 — 21—5). Kaschau (2) 13—5 (8—5 — 18—5). Kremsier (4) 16—5 (1 — 5 — 29—5). Neutitscbein (3) 22—5 (16—5 — 28—5). Rosenau (5) 27—4 (20—4— 14—5). 2^=:-(l) 8-8. Salzburg (3) 1-5 (27-4 — 6-5), Z= (3) 2-6 (27-5 - 8-6). Wien (3) (28-4 — 6-6). Über das Vorkommen einer zweiten Generation sind fer- nere Beobachtungen wünschenswerth. V. POLYOMMATIDAE. 17. Polyommatus Latr. A. Lycaena ß s d. 102. Cyllarus Hfn. Mai, Juni. Bregenz (1) 22 — 5. Brunn (3) 31—5 (25—5 — 7—6). Budweis (1) 27-5. 104 Karl Fritsch. Innsbruck (2) 14—5 (6-5 — 21-5). Kaschau (1) 20—5. Linz (1) 11-6. Melk (1) 27-4. ßflsenau (2) 3-6 (26-5 — 11-6). Salzburg (1) 19—5. Wien (4) 15-5 (5-5 — 22-5), 2^ = (1)17-7?. Das Vorkommen in zwei Generationen ist durch weitere Beobachtungen sicherzustellen. 103. Semiargus Rtb. Mai, Juni und wieder im Juli und August. Acis 0. Bregenz (1) 28—5. Brunn (4) 29-5 (17-5 — 5-6). Gresten (3) 28-5 (23-5 — 5-6). Innsbruck (1) 8—6. Linz (2) 29-5 (22-5 — 6-6). Neutitschein (3) 8-6 (3-6 - 14-6). Rosenau (1) 27 — 5. Rottalowitz (2) 4-6 (3-6 — 6-6), 2A = (2) 25—7 (18-7 — 2-8), Z={2) 28—9 (20—9 — 6—10). Salzburg (2) 17-6 (14-6 — 21-6), Z^{&) 23-7 (19-7 — 30-7). Die zweite Generation scheint sich auch über den Sep- tember zu erstrecken. 105. Alsus F. Mai, Juni und wieder im Juli. Bregenz 2^ = (1) 22-7. Gresten (4) 30-4 (21-4 — 6-5). Innsbruck (3) 2-5 (23-4 — 7-5). Linz (1) 13—5. Rosenau (2) 16-5 (14-5—19-5), 2^ = (1) 12-7. Salzburg (4) 25-4 (22-4 — 28-4), 2.4 = (4) 17-7 (6-7 — 25—7). Senftenberg (3) 17—5 (2—5 — 30-5). Wien (1) 12-5, Z = (2) 12— 10 (12— 10 — 13—10). Die zweite Generation scheint bis in den October zu dauern. 106. Areas Rtb. Juli. Erehus 0. Salzburg (5) 21-7 (15-7—1-8), Z={4.) 15—8 (17-8 — 27-8). Auch im August. 107. Jolas 0. *Juli. Budweis (1) 25-7. Linz (1) 6 — 6. Rosenau (2) (1-7 — 27—7). Auch im Juni. 108. Diomedes Rtb. Juli. Alcon 0. Gastein (1) 20—7. Salzburg (7) 24-6 (9-6 — 10-7), 2J. = (7) 19-7 (25-6 — 23-8). Trotzberg (1) 1—8. Schon im Juni und auch noch im August. 109. Euphenms 0. Juli. Gresten (2) 19-7 (12-7 — 27-7). Linz (2) (16—6 — 21-7). Prag (1) 7-8. Rosenau (1) 8—7. Salzburg (4) 12-7 (6— 7 — 19— 7), Z={Q) 11 — 8 (21-7 — 8-9). Wie der vorige. 110. Arion L. Juni bis August. Bregenz (1) 16—6. Freistadt (1) 10—7. Gresten (4) 9—7 (3—7 — 19—7). Kaschau (4) 15-7 (1-7 — 23—7). Neutitschein (1) 5—7. Prag (1) 7-8. Rosenau (4) 14-7 (9-7 - 22-7), Salzburg (6) 15-7 (6—7 — 27—7), Z=^ (5) 1-8 (21—7 — 18-8). Senftenberg (2) 11-7 (8-7 - 14-7). 111. Daphnis V. Juni, Juli. Bregenz (1) 27—6. BrUnn (5) 24—6. Gresten (1) 5 — 7. Kaschau (1) 4 — 7. Linz (2) 5-7 (3-7 — 7-7). Neutitschein (1) 9—7. Rosenau (2) (1 — 7 — 27 — 7). Wien (1) 15-7. 112. Argiolus L. April, Mai und wieder im August. Biala (5) 22—5 (8—5 — 30—5), 2r= (3) 20—9 (20-9 - 20-9). ' 1 Einmal noch 1 — 11, Jährliche Periode der Tnsectenfauna von Österreich-Ungarn. 105 Bozen Z={V) 17—11. Bregenz (2) (13—4— 11—5), 2^ = (1) 14-8. Brunn (7) 12—5 (5—5 — 21—5). Gresten (4) 27—4 (17—4 — 6—5). St. Jakob 2.4 = (1) 15-6, Z^ii) (8—9 — 6—10). Innsbruck (2) (23-4 — 26—5). Kaschau (1) 18 — 5. Linz \2) 10—5, 2^= (1) 28—6. Neutitschein (2) 21—5 (19—5 — 24—5). Prag (1) 17—5. Rosenau (5) 5-5 (24—4— 14-5). Salzburg (2) 6—4 (5—4 — 8-4), 2.4 = (3) 12—7 (10—7 — 15-7), ^=(5) 25-7 (21-7 — 30-7). Senftenberg (1) 23—5, 2^ = (1)19-7. Wien (4) 21-4 (18—4 — 24-4). Die zweite Generation beginnt im Juli, wenn nicht schon im Juni, und scheint den ganzen Herbst zu umfassen, wenn nicht, wie wahrscheinlich, eine dritte auftritt, da der Falter noch im November beobachtet worden ist, obgleich nur selten mehr im October. 113. Dämon F. Juni bis August. Brunn (3) 4-7 (25—6 — 12-7). Senftenberg (1)6 — 7. Wien (3) 13-7 (1^—7 — 25-7), Z={2) 3—9 (27—8 — 9—9). Das Vorkommen im Juni ist vorerst nocli durch weitere Beobachtungen zu bestätigen. 116. Atys Esp. Fheretes 0. Hochalpen , selten bis 4500' nieder- steigcud. Juli. Trotzberg (1) 11—8. 118. Dorylas V\ Mai, Juni und wieder im Juli und August. Gresten (1) 4—6. Linz (1) 27—5. Salzburg Z^{X) 30-8. Wien (1) 31—5, 2^ = (1) 27-7. 119. C'orj/c?o« Scp. Mai, Juni und wieder im Juli und August. Baumgartenberg 2>4 = (1) 17 — 7. Bregenz (2) 20—5 (14—5 — 26—5). Brlinn 2^ = (10) 10—7 (25—6 — 20—7). Innsbruck 2A = (1) 25—7. Kaschau 2/1 = (3) 22—7 (20—7 — 25 — 7). Linz 2^ = (1) 24-7. Neutitschein 2.4 = (3) 18—7 (13—7 — 25—7). Prag 2 J = 28-7 (19-7 - 4-8), Z= (3) 20-8 (4-8 — 5-9). Rosenau 2^ = (2) 19—7 (16—7 — 22 — 7). Rottalowitz (14) 9—6 (20—5 — 14— 7), i Z = 14-9 (21-8 — 6—10). Salzburg 2^ = (8) 19—7 (6—7 — 1-8), ^=(6) 27-8 (13—8 — 4-9). Senftenberg 2.4 = (4) 24—7 (16 — 7 — 2-8). Wien 2 .4 = (7) 2—8 (1 1 - 7 — 23—8), Z= (4) 7-9 (17 — 8 — 22—9). Wüten (1) 26—6. Das Vorkommen des Falters in zwei Generationen scheint mir mindestens zweifelhaft, da ich ihn weder in Prag, noch in Wien und Salzburg in der ersten beobachtet habe. Nur einmal fiel mir auf, dass er auf den Wiesen der südseitigen Lehnen des Nockstein bei Salzburg in •2700' Höhe am 7 — 7 schon häufig flog, während er am Rande der Thalebene erst am 15—7 zu fliegen begann, und erst am 20—7, also fast volle 14 Tage später häufig wurde, was allerdings eine frühere Generation anzu- deuten scheint. Fast in allen Stationen wurde der Falter nur in der zwei- ten Generation beobachtet, die sich auch über den September erstreckt. 120. Bellargus Rtb. Ädo7iis 0. Mai, Juni und wieder im Juli bis zum September. Bregenz 2/1 = (1) 17—7. Brunn (10) 27-5 (15—5—7—6), 2A = (S) 26-8 (:.'l_8 — 31-8). Cilli Z={\) 11-10. Freistadt (1) 14-5. Gresten (5) 28—5 (18-5 — 1-6). Hausdorf (9) 30-5 (21—5 — 12—6), Z=(l) 14-9. St. Jakob (1) 1—6. Innsbruck (1) 18—5. Kaschau (2) 8—6 (7—6 — 9—6). Kirchdorf (5) 1 — 6 (25—5 — 14 — 6), Z=(l) 2-9. Kremsier (3) 27—5 (15 5 — 9 — 6). Linz (4) 25-5 (13-5 — 7-6). Mistek (1) 2-6. 1 Cumulirt mit Erscheinungen der zweiten Generation. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd. 14 106 Karl Fritsch. Neutitschein (1) 11—6. Pi-a- (1) 29-5, 2A = (2) 22—7 (19-7 - 25-7), Z=i2) 16—9 (16—9 — 16-9). Rosenau (2) 28-5 (22-5 — 3-6). Rottalowitz (15) 27—5 (6-5 — 9-6), 2^ = (2) (9-7- 13-8), v?=(9) 15—9(21-8 — 10-10). Salzburg (3) 26—5 (14—5 — 4-6). Senftenberg (5) 26—5, 2yl = (]) 7-8. Wien (6) 7-6 (29—5 — 7-6), 2.4 = (6) 23—8 (8-8 - 4-9), /?=(8) 5—9 (19-8— 11-9). 121. IcarHs Rtb. Alea;is 0. l^ai bis September. Agrara (2) 19-5 (17-5 — 22—5). Bia\a Z = iX) 20-9. Bludenz (3) (6-4! — 4—6). Briinn (8) 4-5 (19-4—11—5), 24 = (3) 19- 7 (18-7 — 20-7), Z = (2) (28—9 — 27-10). Gresten (3) 17-5 (14-5 — 20-5). Haiisdorf (11) 22—5 (10—5 — 6—6), 2A = (5) .9—8 (6—8 — 15-8). St. Jakob (4) 26-5 (19-5 — 11-6), 2^ = (2) (12-7 — 8-8). Iglö Z=(l) 9-10. Innsbruck (3) 4-5 (23-4— 14—5), 2^ = (1)30-7, Z= (1)9-11. Kaschau 2^1 = (1) 25-7. Kessen (3) 25-5 (21 -5 — 2-6). Krenisier (4) 18—5 (10-5 — 22-5). Leniberg Z = (\) 17—9. Linz (8) 17-5 (12-4 — 8-6). Neutitschein 2.1 = (1) 1 — 8, Z=(2) (5—9 — 15-10). Prag (8) 27—5 (16-5 — 3—6). 2.4 = (4) 25-7 (14-7 - 3-8), ^=(4) 17 — 9 (14-8- 9-10). Rosenau (2) 25- 5 (20-5 — 30-5), 2r=(3) (14-9 — 5-11). Salzburg (4) 21-5 (7-5 — 2-6), 2.4 = (5) 24—7 (10—7 — 17-8), 2= (.0) 6-10 (10^9 — 2-11). Senftenberg (4) 30-5 (13-5 — 12-6), 2^ = (1)25-7. Taufers (2) 25—5 (20-5 — 31-5). Wien (14) 15—5 (12—4—3—6), 2^ = (10) 15-7 (23-6 — 7-8), Z = (10) 18-10 (6—10 — 3-11). Wüten (3) (9-4 — 27-5). 2^ = (2) (24-7 — 9-8). Die Erscheimingszeit beginnt im April und dauert bis über den Oetober. Zwei Generationen; die zweite beginnt im Juli, au hoch gelegenen .Stationen (Haus- dort) im August. 122. Eros 0. Alpen. Juli. Innsbruck (1) 18 — 5. Also am Fussp der Alpen schon im Mai. 126. Alexis Rtb. Agestis 0. Mai, Juni und wieder im Augn.st. Brunn (3) 29—5 (20-5 — 13-6). Innsbruck (1) 8—6. Linz (1) 12-6. Salzburg 2^ = (1) 31 — 7. Senftenberg 2^1 = (1) 11 — 8. 129. Battus V. Mai bis Juli. Brunn (9) 13—5 (7-5 — 23-5). Kaschau (1) 18-5. Melk (1) 27—4. Rosenau (4) 17—5. Ende der Flugzeit nicht beobachtet. 131. Argus L. Juni. Juli. Agram (3) 26-5 (17-5 — 3—6). Biala (5) 26—5 (20—5 — 1-6), Z = (5) 19—9 (15-9 — 25—9). Bregenz (1) 24—6. Brunn (10) 26-5 (18—5 — 8—6), 2A = 7—8 (3-8 — 11—8), Z={2) (28—9 — 27—10). Gresten (4) 19—6 (13—6 — 23—6). Kirchdorf (2) (18-5 - 10—6). Linz (3) 25—5 (22—5 — 27—5). Prag (2) 4—6 (28—5 — 12—6), 2A = 1—8 (25—7 — 10—8). Senftenberg (3) 26—6 (24—6 — 29—6). Wien (4) 11—5 (15-4! — 5-6\ 2.4 = (3) 22-7 (15-7 — 31-7), Z= (3) 30—9 (10—9 — 20—10). Wilten ^=(1) 22—9. Jäh-liche Periorl der Tnsectenfauna von ÖakrTvich-Ungarn. 107 Flit'jjt sclion im Mai, dann auch noch vom August bis October, und kommt in zwei Generationen vor, wenn nicht Verwechslungen mit der sehr ähnlichen folgen- den Art stattfanden, welche leicht möglich sind. 132. Äegon F. Juni bis August. Brunn (4) 2—6 (30-5 — 5—6). Kremsiei- (1) 12—5. Linz (2) 24—5 (22-5 — 26—5). Neutitschein (2) 14—6 (8—6 — 21—6). Rosenau (2) 11—6 (8—6 — 14—6). Salzburg (5) 1—6 (30-5 — 14—6), 2^ = (5) 14—7 (1-7 — 25-7), Z={b} 26-8 (17-8 — 4 -9). Senftenberg (1) 26—5, 2^= 11—7 (2-7 — 21-7). Wien (8) 30—5 (11—5 — 9-6), 2A = 26—7 (13-7 — 25-8), Z=(6) 20-9 (27-8 - 14-10). Fliegt schon im Mai, auch noch im September und selbst October, nachdem im .Juli eine zweite Flugzeit begon- nen hat. 133. Tiresias Rtb. Mai, Juni und wieder im Juli und August. ßregenz (1) 11—5. Brunn (6) 4—5 (27—4 — 16—5). Kaschau (1) 26—4. Kremsier (1) 11—5. Linz (1) 13-5, 2^ = (1)4-7. Prag (1) 22—5, 2^ = (2) 27-7 (25—7 — 29-7). Rosenau (1) 18 — 5, • 2^1 =(1) 22-7. Salzburg 2.4 = (8) 2ü-7 (15 -7 — 24-7), Z= (.3) 2-8 (25—7 — 7-8). B. l'olyommatus Bd. 137. Doräü Hin. Circe 0. Mai, Juli, August. Baumgartenberg 2.4 = (1) 31—7. BrUnn (6) 15-5 (3-5 — 24-5). Grasten (4) 20—5 (15—5 — 26-5). Kaschau (1) 18—5. Linz (1) 29-5, 2^ = 21-7. Prag 2^ = (4) 17-8 (11 — 8 — 21— 8). Rosenau (2) 31—5 (24—5 — 8—6), Z={1) 21-8. Salzburg (4) 26—5 (23—5 — 30— .5), ' 2A = 24—7 (11-7 — 2-8), Z= (7) 23—8 (7—8 — 9—9). Trotzberg 2.4 = (1) 1 — 8. Wien (.3) 17-5 (6-5 - 25—5). 138. Thersamon Esp. Prag (2) 12-7 (3-7 — 20-7), Z= (2) 15-8 (13-8 — 18-8). 140. AIciphron Rtb. Hipponoe 0. Juni, Juli. Rosenau (2) 13-7 (13-7 — 14-7). 141. Euridice Rtb. Chryseis 0. Juni, Juli. Brunn (4) 25-5 (22—5 — 29-5). Freistadt (5) 20-6 (1-6 — 6 — 7). Gresten (5) 4—6 (30-5 — ]0-6j. Linz (1) 29—5. Neutitschein (3) 8—6 (30—5 — 14-6). Prag?2^ = (l) 2-8, ?.^= (1)30—9. Rosenau (1) 10 — 7. Salzburg (6) 7-6 (2-6 — 16-6), Z={1) 9-7 (22-6 — 4-8). Senfteiibei-g (2) 24-6 (19-6 — 30-6). Wien (2) 24-6 (24-6 — 24-6). 142. Hippotho'e L. Juli. Bärn (3) 17-6 (12-6 — 21 -6). Rosenau (1) 20—5. Rottalowitz (1) 3— 7. ' Fernere Beobachtungen wUnschenswerth. 143. Virgaureae L. Juli, August. Bregenz (1) 6 — 8. Brunn (10) 31-5 (12-5 — 9-6j. Bugganz (1) 30 — 6. Freistadt (2) 14—7 (11-7 — 18-7). Hausdorf (8) 3-7 (4—6 — 20-7), Z={\) 21-10. St. Jakob (1) 21—5, Z = {1) 14-9. Innsbruck (1) 1 — 6. I (1) = 22— 4. 14' 108 Karl Fritsch. Kaschau (4) 11—7 (24—6 — 22—7). Kirchdorf (4) 16-6 (11— 6 — 28-6). Linz (1) 16—6. Melk (2) (27— 4! — 24-6). Neusohl (1) 27—6. Prag (1) 17-5. Eosenau (5) '22— 6 (7-6 — 15-7). Eottalowitz (11) 11 — 7 (16—6 — 23-7),' i^= (2) 18—9 (15—9 — 21—9). Senfteuberg (3) 17-7 (16-7 — 22—7). Wien (3) 24-6 (21—6 — 27-6), Z = (2) 19-8 (12-8 — 27—8). Wilten (1) 23—7. Da der Falter schon im Mai und Juni und auch noch im September und selbst Üctolter beobachtet worden, so ist sein Ersclieinen in zwei Generationen wahrschein- lich; dennoch ist es schwierig, zu unterscheiden, welche von den Beobachtungen dieser oder jener Periode an- gehören, da sich Übergänge zeigen. 144. Fhlaeas L. Mai, Juli bis September. Admont (2) 14—5 (10—5—18—5). Bania (1) 26-4. Biala (1) 30-5, 2^ = (1) 20—8, Z=(l) 15—10. Bregenz (1) 27-6. BrUnn (10) 13-5 (3—5 — 30—5), 2^ = (3) 8-7 (2—7 — 14—7), Z={?,) 10—10 (24—9 — 20—10). Budweis 2^1 = (1) 27—7. Freistadt (2) 6—5 (3—5 — 9—5). Gresten (1) 30-5, Hausdorf (3) 29—4 (25-4 — 6—5). Huszth (1) 26—4. Iglau (1) 13-5. St. Jakob (3) 1—5 (21—4 — 11-5), 2^=10-7 (8—7 — 11-7), Z = (2) 15— 1 0 (6— 10 — 24— 10). Innsbruck Z = (1) 1 — 11. Kaschau (3) (12—5 — 13—6). Kremsier (2) 24—5 (18-5 — 30—5). Linz (2) (16—5 — 29-6). Neusohl (1) 13-5. Neutitschein 2.4 = (2) 19—7 (13 — 7 — 25—7), Z=(l) 21-9. Oberhaag (1) 19—4. 1 (1) 4—5. Prag (3) (23-4 — 26-5), 2^1 = (4) 1-8 (14—7 — 13-8), Z= (2) 5-10 (3-10 — 7-10). Eosenau (4) 17—5 (9-5 — 20—5), 24 = 10—7 (8 — 7 — 20 -7), Z=(2) 24-10(23-10 — 24-10). Eottalowitz (13) 26—5 (8—5 — 23—6, 24 = (2) 9—7 (8-7 — 10—7), Z= (4) 9—9 (21-8 — 1—10). Salzburg (3) 13—6 (10—6 — 16—6), ' 2.4 = (3) 1-8 (17—7 — 8—8), Z= (3) 6—10 (19-9 — 15—10). Senftenberg (3) 3—6 (27-5 — 7-6),^ 2A = 20—7 (11-7 — 29-7), Z={2) (21-9 — 25-10). Taufers (2) (6-5 — 3—6). Troppau (2) (1—5 — 1—6). Trotzberg 2A = (1) 1—8. Wien (2) 13-5 (10—5—17—5), 2r= (7) 29—9 (12-9 — 13-10). Erscheint selbst schon im April, dann auch im Juni und noch im October. Zwei Generationen. Bei sämmtlicheii Arten der Gattung Polyommatus A. und B., Icarus Rtb. ausgenommen, sind auch die einjäh- rigen Beobachtungen für die erstePeriode der Erschei- nung angeführt. 18. TJiecla F. Nur eine Generation. 145. Rubi L. April bis Juli. Bludenz (3) (12-3 — 10-5). Bregenz (1) 28-3. BrUnn (10) 21—4 (9^4 - 4—5). Bugganz (1) 30—5. Freistadt (6) 28—4 (15-4 — 15-5). Gresten (3) 29—4 (4—4 — 11—5). Hausdorf (8) 25—4 (4-4 - 8-5). St. Jakob (4) 26—4 (18—4 — 7—5). Innsbruck (5) 28-3 (23-2 — 15-4). Kaschau (2) 20-5 (19-5 — 22-5). Kirchdorf (8) 6-5 (17-4 — 6-6). Linz (7) 29—4 (9-4 — 28-5), 24 = (l)5-7. Melk (3) (14-4 — 22—5). Mistek (1) 2—6. 1 (1) 9—5. 2 (1) 5—4 Jährliche Pcriorle der Insectenfauna von Osterreich- Ungarn. 109 Neutitschein (3) 24-5 (18—5 — 30—5). Prag (1) 3-fi, Z = '(l) 25-7. Rosenau (5) 14-5 (2—5 — 20—5). Eottalowitz (17) 13—5 (22—4— 11-6). Salzburg- (3) 26-4 (31-3— 19-5), Z=(5) 9-6(3-6—13-6). Taufers (1) 6—5. Wien (1) 17-4 (11-4 — 21-4), Z= (3) 5-6 (28-5 - 13-6), 2Z= (2) 12—10 (12—10 — 13-10). Scheint demnach zuweilen in zwei Generationen vorzu- kommen und die zweite im Juli zu beginnen. 147. äpini V. Juli, August. Breg-enz ^_l) 24—7. Brunn (4) 24—6 (12—6 — 6 — 7). Gresten (1) 2-7. Innsbruck (1) 7 — 7. Kaschau (1) 18—6. Linz (3) 19-6 (8—6 — 1-7). Rosenau (2) 13-7 (11-7 — 15-7). Salzburg (4) 18-6 (2-6 — 5-7), Z=(P) 28-7 (10-7 — 8—8). Trotzberg (1) 17-7. Wien (5) 20—6 (7 — 6 — 4-7). Fliegt auch schon im Juni. 149. Acaciae F. Juni, Juli. Kaschau (1) 18—6. 150. llicis Bk. Juni, Juli. Kaschau (1) 18—6. Rosenau (2) 13—7 (11 Salzburg (1) 2—7. 151. Pruni L. Juni. RregenzZ=(l) 4-8. Brunn (8) 9-6 (3—6 - 15-7). 21- 6). Kaschau (3) 17-6 (11-6 — 26-6). Linz (3) 18-6 (12-6 — 26-6). Nikolsburg (1) 20-6. Prag (1) 18—6. Rosenau (4) 5—6 (3-6 - 9-6). Salzburg (5) 11-6 (31-5 — 23-6), Z=(3) 27-7 (16-7 — 13- Wien (1) 2-7. 1 2^? Kommt demnach auch August vor. im Juli und seihst noch im -8). 152. Betulae L. Juli bis September. Admont (1) 15—5?. Agram (2) 31—5?. Brunn (9) 30—7 (22—7 — 6—8, Z = {\.) 3—10. Gresten (2) 10-8 (4—8 — 17—8). Linz (1) 19—8, Z={1) 22—10. Neutitschein (1) 9—8, Z=(2) 19-9 (17-9 — 21—9). Prag (3) 14-8 (7—8 — 25-8), Z= (1)4-10. Rosenau (4) 7-8 (28—7— 16-8), Z=: (3) 17-10 (29-9 — 2-11). Rottalowitz (4) 13—6 (28—5 — 27—6), Z={2) (2-7—8-8). Salzburg (9) 12-8 (8-7 ' — 7—9), Z={b) 6-10(12—9 — 21-10). Senftenberg (2) 17-8 (8-8 - 26-8). Täufers (1) 26—8. Wien (5) 9-8 (30-7 — 2-9), Z=(b) 18-9 (19—8—17 — 10). Wüten (2) 17-6 (9—6 — 26-6). Fliegt demnach auch noch im October. Bei einigen Sta- tionen wird die erste Erscheinung im Mai oder Juni angeführt. Eine Verwechsluug ist gerade bei dieser Art nicht leicht anzunehmen, sie scheint demnach zwei Generationen zu haben. 153. Querciis L. Juni bis August. Briinn (8) 24—6 (12 — 6 — 4—7). Neutitschein (1) 9—7. Rosenau (2) 9-7 (1-7 — 18-7). Troppau (1) 14—4!. Scheint zwei Generationen zu haben, da eine Verwechs- lung mit T. Buhi, welche schon im April erscheint, nicht anzunehmen ist. VI. EQUITIDAE. 19. Papilio L. Zwei Generationen. 154. Podalirius L. Mai, Juli. Agram (2) 9-5 (7—5 — 12-5). Arvavärallja (4) 16-5 (28—4 — 6—6). Bennisch 2.4 = (1) 1—8. 1 Gezogen. 110 Karl Fr tisch. Biala (6) 2—5 (8-4 — 20-5), 24 = (5) 15-7 (lU-7 — 20-7), Z = (6) 26—8 (15—8 — 30—8). Bludenz (9) 7-5 (24-4 — 12-6). Bozen (2) 3-4 (31-3 — 7-4). Bregenz (2) 19—5 (12—5 — 26—5). Brunn (10) 27-4 (17-4 — 16-5), 2A = (10) 10—7 (1-7 — 18-7), Z= (5) 29—9 (22—9 — 1-lU). Bugganz (2) 9—5 (7—5 — 12—5). Cilli (5) 17-4 (3-4 — 22-4). Freistadt (4) 21-5 (5-5 — 9-6). Gresten (4) 5—5 (20-4 - 14-5). Hausdorf (9) 24-5 (6-5 — 24—6). St. Jakob (2) 30-5 (26-5 — 4—6). Iglau (5) 26—5 (17—5 — 3—6). Innsbruck (9) 27-4 (23^3-17-5), 24 = (1)4-8. Ischl(2)(5-5 — 30-5). Kalksburg (5) 11-5 (20—4 — 1 — 6. Kaschau (4) 2-5 (20-4 — 11-5). Kessen (3) 20-5 (12-5 — 26-5). Kirchdorf (13) 7-5 (19—4 — 23—5), Z= (1)27-8. Kremsier (3) 6-5 (23-4 — 21-5), 2.1 = (1) 17—6. KremsmUnster (3) 3—5 (21—4 — 18—5). Leibitz (2) 16—5 (9-5 — 24—5). Lemberg (2) 21-5 (18-5 — 24—5). Leutscbau (9) 6-5 (4-4 — 23-5). Linz ^9) 6-5 (24-4 — 17-5), 24 = (1) 27-6. Melk (5) 21-4 (14-4 — 26-4). Neusohl (2) (17-4 — 7-5). Neustadtl (2) 8-4 (3-4 — 14-4). Neutitschein (3) (1—5 — 3 — 6), 24 = (1) 25-7, ^=(1)2-9. Oberhaag (4) 19-4 (12-4 — 22-4). Ofen (2) (21-4—12—5). St. Paul (5) 26-4 (16—4 - 4-5). Prag (6) 17— 5 (22—4—1-6), 24 = (1) 13-8?, Z={2) 25—8 (21-8 — 1-8-8). Rekäs (3) 17-4 (11-4 — 3-5). Kosenau (6) 25—4 (14-4 — 8—5), 24= (1) 8-7. Kottalowitz (19) 17-5 (1 -5 — 4-6), ■ 24-4-;^= (7) (27-7 — 12— 9). Salzburg (8) 15—5 (4— 4'- 11—6), 24 = (2) (14-7—13-8). Schässburg (4) 17—4 (8—4 — 28—4). Senftenberg (6) 16-5 (28-4— 28-5). Sereth (2) (lU- 5 — 1—6). Wien (7) 23—4 (13—4—11—5), 24 = (5) 11-7 (3-7 — 17-7), Z = (3) 12—8 (4-8 — 23—8). Fliegt schon im April, ilaiin auch im Juni und noch im August und selbst September. 155. Machaon L. Mai, Juli, August. Admont (7) 1 -5 (29-3 — 14—5). Agram (2) 9-5 (7-5 — 12-5). Arvavärallja (4) 17-5 (28-4 — 6—6). Bcärn (5) 26—5 (9-5 — 14—6), 24 = (4) 3—8 (29—7 — 10—8). Biala (9) 20-4 (1—4— 18—5), 24 = (9) 24-7 (8-7 — 20-8), Z= (7) 4-9 (20—8 — 30—9). Bludenz (6) 1-5 (15-4 - 16-5). Bozen (3) 11—4 (8-4 — 19-4). Bregenz 24 = (1) 13—8. ' BrUnu (10) 25-4 (7-4 - 11-5), 24 = (9) 9-7 (2-7 — 15-7), Z = (6) 27—9 (9—9 — 9-10). Budweis (2) 3—5 (24—4 — 12-5). Cilli (3) 16—4 (9—4 — 21—4). Datschitz (2) 12—5 (5—5 - 19-5). Freistadt (5) 5-5 (10-4 — 28-5), 24 = (1)29-7. Gresten (5) 2-5 (21-4—11—5). Hausdorf (12) 21—5 (19—4—10-6). St. Jakob (5) 21-5 (7-5 — 10-6). Iglau (4) 29-5 (18-5 — 12-6). Innsbruck (10) 22-4 (23-3 — 12-5). Iscbl (2) 29-4 (20-4 — 6-5). Kalksburg (5) 11-5 (18-4 — 5-6). Kessen 24 = (3) 4-8 (19-7 — 14-8). Kirchdorf (8) 2-5 (13-4 — 31-5), 2 A^Z = {10) (2-7 - 20-9). Kornat (2) 21-5 (21-5 — 21-5). Kremsier (4) 1-5 (20—4 — 15-5). Kremsmünster 24 = (1) 11 — 8. Lemberg (4) 7-5 (2-5 — 16-5). 1 Gezogen. JährUchc Perinrle der Tnsectenfaunu von Österrcich-TJngarn. 111 Leutschau (5) 12-5 (9—5 — 16-5), 2^ = (1)5— 8. Liuz \1) 20-4 (8-4 — 27-4), 24 = (6) 10-7 (24—6 — 20-7). Melk (6) 18-4(21-4 — 8-5). Neusohl (3) 0-5 (23-4 — 15 5). Neiititsehein (.3) 11-5 (29- 4 — 21—5), '■1A= 11-7 (2—7 —20-7), ^=(2) (14-9 — 21-10). Oberhaag (4) 21-4 (lG-4 — 24—4). Oberschützen (2) 22—4 (13—4— 2—5). 8t. Paul (5) 29—4 (16-4 — 16-5). Prag (7) 3-5 (19-4 — 26-5), 24 = (1)29-7, if=(2) 21-8 (12-8 -31—8). Pressburg (2) (22—4 — 25-5). Riva (5) 9—4 (25—3 — 21 -4). Rosenau (6) 15—4 (14-4— 14-5), "24 = (2) 9-7 (5-7 — 13^7), ^=(1) 24-9. Rottalowitz (5) 9—5 (25—4- 25—5), 24 = (.3) 17-7 (11-7 — 24-7), ^=(2) 22-8 (13-8 — 21-8). Salzburg • (7) 24-4 (4-4 — 29-5), 24 = (8) 12-7 (4-7 — 28-7), .^= (9) 22-8 (1 -8 — 23-9). Schässburg (3) 3-5 (25—4 — 8—5). Seuftenberg (9) 8-5 (9—4 — 22—5), 24 = (3) 27—5 (6-7 — 10—8). Wien (7) 29—4 (13-4 — 21-5), 24 = (2) 12—7 (11-7 — 13-7), 2:^(2) (7-9 — 29-9). 20. Thais F. Zeryiithia F. Nur eine Generation. 156. Hypermnestra Scp. Polyxena 0. April, Mai. Agram (2) 9-5." Brunn (8) 25-4 (4-4—11-5), Z = (4) 20—6 (16—6 — 25-6). Cilli (2) (11-4 — 20-5). Kaschau (3) 14—5 (8—5 — 20-5). 1 Liebt die Berggipfel, da er oft auf dem Gais- und selbst Untersberg (Geieregg) angetroffen worden ist, selbst- verstiindlicli im Sommer. •- (1) 23—2 ! Melk (1) 2-4. Neutitschein (3) 18—4 (13—4 — 25-4). Pressburg (1) 10—5. Wien (1) 28-4. Fliegt somit auch noch im Juni. 21. Doritis F. 157. Apollo L. Juli. Bhulenz (2) 11-6 (2-6 — 20-6). Bozen (1) 22-5. Bregenz ' (2) 1-6 (26—5 — 6-6). Gastein Z= (1)4-10. Gresten (3) (11-6 — 25 — 7). Innsbruck (5) 8 — 6 (21—5 — 26—6). Kassen (1) 4—7. Kirchdorf (1) 8-7. Melk (2) 5-6 (28-5 — 13-6). Mistek(l) 12-7. Neusohl (2) 28—6. Neutitschein (2) 29—6. Rosenau (3) 2—7 (27—6 — 9-7). Salzburg (2) 6-7 (1300'), (3) 29-6 (3367'), 2'= (2) 11-8 (3500'). Taufers (1) 9-6. Trotzberg (1) 1 — 8. Wien (1) 15—7. Fliegt schon im Juni und auch noch im August. 159. Mnemosyne L. Mai, Juni. Bregenz (1) 8 — 6. Brunn (4) 13—5. Bugganz (1) 4 — 6. Grestei) (1) 28—5. Kaschau (4) 22-5 (18-5 — 30-5). Kesuiark (1) 12—6. Kremsier (3) -5—5 (20-5 — 29-5). Neusohl (1) 11—5. Neutitschein (2) 30 — 5. Rosenau (^6) 30—5 (17—5 — 11—6). Salzburg (4) 9— 6 (4-6 — 14-6), Z={\) 10-7. Wien (3) 26-5(18-5 — 9-6). 1 (1) 12-3! 112 Karl Frit-sch. VII. PIERIDAE. 22. Leucophasia Stph. Zwei Generationen, im Mai und wieder Ende Juni bis August. 160. Sinapis L. Baiimgavteaberg 2A= 18—7. BrUnn (10) 27-4 (19—4—11-5), 2A = (10) 29-6 (22-6 — 12-7), Z={3) (10-8 — 1-10). Freistadt (2) 19-4 (17-4 — 22-4). Gastein 2J. = (1) 16—7. Gresten (4) 9-4 (31-3 — 9-4). Hausdorf (4) 12-4 (8-4 — 15-4). St. Jakob (2) (5-4 — 2-5). Kascha« (4) 6—5 (22—4 — 17-5). Kessen (1) 12—5. Linz (2) 24-4 (18—4 — 24-4), 2A = 12-7 (4-7 — 21 — 7). Neutitscliein (2) 4-5 (25-4 - 12-5), 2J = (1) 7-7, Z=(l) 15-9. Prag (2) (7-5 -3-6), 2A = (3) 21-7 (4-7 — 7-8). Eosenau (4) 29-4 (21-4 — 7-5), 24 = (3) 3-7 (1-7-4-7). Rottalowitz (4) 11—5 (22-4 — 27-5). Salzburg (5) 12-4 (29-3 — 21-4), 2^ = 26-6 (11-6 — 15-7), Z= (9) 28-8 (19-8 — 9-9). Senftenberg (3) 3-5 (10-4 — 21-5), 2Ä = {4) 24-7 (18-7 — 2-8). Wien (8) 20-4 (29-3 — 11-5), 2A = 29—6 (6—6 — 20-7), Z= (5) 17-8 (25-7 — 18-9). Die erste Generation erscheint schon im April, die zweite in der Regel erst im Juli und erstreckt sich auch über den September. 23. Piet'is Ltr. A. Aporia Hb. 161. Crataegi L. Juni, Juli. Admont (7) 22-4 (5-4 — 1—5)!. Agram (2) 20-5 (12-5 — 28-5). Bärn (12) 20—6 (30—5 — 14—7). Biala (7) 6-6 (28-5 — 22-6), ^=(6) 9-7 (30-6— 15-7). 1 (3) (4—3 — 24—4)! Bludenz (2) 6-6 (1-6 — 12—6). ' Bozen (3) 17-3 (16-3 — 19-3)!, Z={V) 27-11!. Brunn (9) 26—5 (16—5 — 5—6), Z={V) 1-7. Bugganz (2) 2-6 (27—5 — 8—6). Datschitz (3) 25—4 (10—4 — 8—5)!. Eperies (2) 26—5 (18—5 — 4-6). Gresten (5) 12—6 (3—6 — 26-6). Hausdorf (13) 11-6 (15-5 — 27-6). St. Jakob (3) 17—6 (15—6 — 20-6). Iglau (.5) 9-6 (28—5 — 19—6). Innsbruck (3) 21—5 (9-5 — 29-5), • Z= (2) 9-7 (5—7 - 13-7). Isclil(3) (18—4! — 10—6). Kaschau (3) 1—6 (28—5 — 8—6). Kessen (4) 13-6 (7-6 — 17-6), Kirchdorf (11) 4-6 (5-5 — 23-6)." Kornat (2) 4-4 (4-4 — 4-4)!. Kremsier (2) 1-6 (24-5 — 10-6), Lemberg (2) 9-6 (7—6 — 11-6), Leutschau (9) 1-6 (20-5 — 10-6), Linz (9) 7—6 (19-5 — 16—6), Micheldorf (2) 14—4 (8—4—20-4). Neusohl (3) 3-5 (1-5 — 5— 5).» Neutitschein (2) 5— 6 (2— 6 — 8-6). Oberhaag (2) 7-6 (1—6-13-6).' St. Paul (5) 5-6 (24-5 — 18-6). Prag (4) 5-6 (25—5 — 13-6), Z= (4) 13—7 (5-7 — 20-7). Pressburg (2) 27—5 (20—5 — 4—6). Rekäs (3) 15—5 (10-5 — 20—5). Riva (3) 7-6 (1-6 — 12-6). Rosenau (6) 31-5 (21-5 — 17-6), Z= (5) 11-7 (3-7 — 20-7). Rottalowitz (17) 7—6 (13—5 — 26—6), Z=(6) (6-7 — 29-7). Salzburg (9) 5-6 (26—5 — 14—6), Z={1) 14-7 (22-6 — 27-7). Schässburg (4) 24-5 (20-5 — 28-5). Senftenberg (4) 9—6 (26—5 — 18-6). Troppau (2) (22—5—11-6), Wien (12) 2-6 (19-5 — 16-6), Z = (2) 3—7 (29-6 — 8-7). 1 (1) 3—4! 2 (1) 7—4! 3 (1) 4—6. •» (2) (20—3 — 20—4). Jährliche Veriodr dir hi.srrtpnfauDa vn». Ösferi-iich-Ungarn. 113 Es ist ;nil't';illeii(l, il.-iss dieser Falter ;iii melireren tStatio- nen kcIioii iiu März iiiid April lieobaohtet worden ist. Bei meinen vieljährigen Benbaclitiingen in Prag, Wien lind Salzburg- habe icli den Falter nie vor dem letzten Maidrittel gesehen. Wenn auch einige der antt'allend frühen Angaben an anderen Orten irrig sein und auf Verwechslungen oder oberüiicblicher Beobachtung beruhen können, so sind dafür andere wieder ver- trauenswürdig und berechtigen zu der Annahme, das.'i der Falter wirklich schon so friili erscheinen kann, wenn er auch in der Regel die normale Erscheinungs- zeit (Ende Mai und Anfangs Juni) mit nur geringen Abweichungen einhält. Sein Verschwinden fallt au allen Stationen, von welchen Beobaehtuiigen vorliegen, in den ,Juli. Die JJeobach- tung viim 1 — u in Bozen scheint auf eine zweite Gene- ration des Falter.-! zu deuten. B. l'ieris Ltr. 161'. Brassicae L. Mai, Juni und vvieiler im Juli bis September. Admont (7) 24—4 (]3-4 — 1-5). Agram (2) 30—4 (27—4 — 3—5), Z={1) 24-10. Arvavärallja (3) 14—5 (30—4 — 29—5). Bärn (8) 15-5 (28-4 — 20—6). Biala (9) 13-3 (11-2 — 11—4)!, (7) 21-5 (10-5 — 27-5), 2A =(4) 15—7 (13-7 — 18-7), ;?= (9) 9—10 (20—9 — 31-10). Bludenz (2) 23-3 (23-3 — 23—3)!, 2A = {i) 10—8. Brunn (10) 25—4 (24—3 — 16—5), 2.4 = 13—7 (7-7 — 21-7), Z={1) 19— 10(12— 10— 1-11). Biidweis (3) (11— 4 — 23-5). Cilli (3) 10-4 (3—4 — 15-4). St. Florian (2) 16-4 (11— 4 — 22—4). 2^ = (1) 30-7. Gastein (5) 10—5 (15—4 — 26—5). Grasten (4) i'3-4 (13-4 — 11—5), 2^ = (3) 9-7 (8-7 - 11-7). Hausdorf (15) 19—5 (3—5 — 4-6). Hermaunstadt (2) (28— 3 — 24—4). St. Jakob (5) 13-5 (29—4 — 13—6), Z={\) 17-10. Iglau (4) 8-5 (26-4 — 18-5). Innsbruck (3) 1—4 (29—3 — 3-4), (2) 12-5(6-5— 18-5), (1) 2-8, 2'=(]) 8—11. Benkscbrifteu der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd. Isclil (3) 19-4 (10-4-26-4). Knlksburg (3) (20—4 — 7—6). Kascban (3) 6-5 (30-4 — 10-5), 2^ = (1)20-7. Kesmark (4) 11-5 (24-4 - 8-6). Kesseu (3) (28-4 — -30— .5). Kireiidorf (14) 14-4 (26-3 - 18-5j, 2 A^Z= (3) (27 - 7 — 20-9). Kornat (2) 1-4 (1—4— 1-4). Kremsier (3) (3—4 — 8—5). Kremsmünster (3) (21—4 — 30—5), 24 = (4) 15-7 (8-7 - 27-7). Lemberg (2) 25-4 (16—4 — 4—".), Z={1) 27—10. Leutscbau (5) 27-4 (15-4 — 10-5), 2J= (1^23-7, Z=(l) 27-10. Lienz (2) 15-5 (11-5 — 20-.'.). Linz (9) 27-4 (29-3 — 27-5), 24 = (5) 8-7 (26-6 — 19—7), Z=(l) 21—10. Neusohl (4) 20-4 (27-3—4—5). Neutitscbein (2) 11-5 (2-5 — 20-5), 24 = (1) 1-7, ^=(2) (2-9 -3-10). Oberhaag (4) (7—3 — 20—5). St. Paul (5) 11—4 (24-3 — 26-4). Prag (1.3) 2-5 (28—3 — 29—5), 24 = (5) 7—8(25-7 — 23-8), Z = (3) 13—9 (9—9 — 16 - 9). Pressbiirg (3) (1—4 — 9—5). Rekds (2) 6—4 (5-4 — 8—4). Riva (4) 13-4 (18-3 — 27-4). Rosenau (6) 24-4 (11 -4 — 2-5), Z= (2) 22—10 (19—10 — 26—10). Rottalowitz (9) 9—5 (15—4— 16 — 5), 24 = (5) 29—7 (20—7 — 12—8), Z^{b) 1-10(3-9-20-10). Saif'nitz (2) (18—5— 18-6). Salzburg (5) 12-5 (26-4 — 5— 6), 24 = (5) 18-7 (1 -7 — 9-8), ^=(4) 21 — 10(13-10— 7-11). Senftenberg (4) 8-5 (14-4 — 28-5), 24 = (3) 27—7 (16—7 — 7-8), Z={2) 10-10(6-10—15-10). Taufers (2) (24-4 — 14—5). Troppau (2) (6-5 — 1-6). 15 114 Karl F ritsch Wien (14) 30-4 (ß-4 — 22-5), 2A = (11) lÜ-7 (16-6 - 10-8), Z = {1) 27-<» (6-9 - 23-10). Wüten (3) (18—4—12—6), 2A = {\) 19-7, Z={1) 23-10. Wird auch schon im März und April, dann auch noch im October angeführt, und erscheint zuweilen selbst schon im Februar und noch in den ersten November- tagen, so daas man mehr als zwei Generationen anneh- men konnte. Aus den Beobachtungen in Biala und Innsbruck lassen sich drei ableiten. D;i sich P. Bras- sicae von den nahe verwandten Arten P. Bapae und P. Napi schon durch seine Grösse auffallend unterschei- det, so ist eine Verwech8liich. Kesipark (7) ] 1 -4 (27—3 — 2ß— 4). Kessen (4) 24—3 (15—3 — 2—4), 2A = (4) 23-7 (14-7 — 3-8), ^=(1)21-9. ...D-, V Kirchdorf (1 7) 21 —3 ( 1 1 -2 — 8—4), ' 2A = (14) 14—7 (6-6 — 5-8), Z= (3) 16-9 (9-9 — 29-9). Krakau (3) 7—4 (26—3 — 21—4). Kremsier (4) 12—3 (9—2 — 8-4), '2A = (2) 28—6 (24-6 — 2—7). Kremsmünster (12) 8—3 (1-2— 18—4), Z={1) 20-10. Kronstadt (4) 25—3 (13—3 — 11—4), Z=(l) 14-12. Laibach (4) 16—3 (18—2 — 4—4). Lemberg (4) 22-3 (4-3 — 3-4), Z^{2) 10-10(6—10 — 14-10). Lentschau (10) 28—3 (11—3 — 6—4). Linz (11) 14-3 (13—2 — 9—4), 2^1 = (7) 7-7 (7-6— 17-7). Melk (8) 15-3 (3-3 — 31-3). Micheldorf (2) 1 -4 (26 -3 — 7—4). Neusohl (4) 4-4 (23-3 — 20-4), 2.4 = (1)4-6. Neutitschein (5) 25—3 (18—3 — 3—4), 2A = (3) 8-7 (29-6 - 14-7), Z=(2) 10-4(4-10- 17-10). Oberhaag (3) (14—1 —5-5). Oberschützen (2) (26 — 2 — 1—4). OraviczM (2) (16—2— 1—4). Prag (13) 5-4 (25- 3 — 24-4), 2^ = (1)29-7, ^=(1)9-9. Pressburg (3) 30-3 (22 -3 — 10—4). Rekäs (3) 24—3 (22-3 — 26-3). Rosenau (6) 21—3 (14—3 — 2—4), 2.4 = (6) 9—7 (30—6 — 22-7), i^=(l) 2-11. Rottalowitz (18) 26—3 (18-2 — 30—4), •2A = (6) 12-7 (3-7 - 18-7), ^= (11) 14-9 (6-8 — 27-10). Rzeszow (2) 10—4 (3—4 — 18—4). Salzburg (6) 9-3 (26— 2 — 3-4), 2^ = (12) 13—7 (29-6 — 29-7), ^=(3) (18-9 — 5-11). Schässburg (4) 27—3 (24—3 — 28—3). Hchössl (2) 17-4 (16-4 - 19—4). Senftenberg (11) 2—4 (15—3 — 19-4), 2.1 = (7) 14-7 (26— 6 — 28-7), ir= (1)4-10. Troppau (8) 30—3 (7-3 — 20—4), 2^ = (1) 16—8. Wien (15) 28—3 (27-2— 26-4), 2Ä = (6) 15-7 (17—6 — 6-8), if = (2) 25— 9 (22 - 9 — 20 — 9). / Wilten (4) 6-4 (5-4 — 10-4), 2J =(4) (14-6 — 14-8), Z = {\) 14-9. Zvecevo (2) (25-2 — 6-5). Fliegt in seltenen Fällen auch in den Wiutermonaten. Es wäre nicht unmöglich, dass die läthselhaft frühen Er- scheinungen von Pieris Brassicae und ('rataegi , welche bei einigen Stationen vorkommen, auf die 9 von G. Rhamni zu beziehen sein könnten. vni. he8pi:ridae. Bei einigen Arten zwei Generatk)uea 26. Syrichthus Bd. 176. Malvarum 0. Mai, Juli, August. Agram (2) 22—5 (17—5 — 28-5). Bregeuz (1) 16—5. BrUun (3) 26—5 (20—5 — 2—6). Budweis (1) 30- 4. Linz (2) 15—5 (8-5 - 22—5). Mistek (1) 14-5. Prag (1) 22-5, 2^ = (1) 25-7. Rosenau (4) 30—4. Salzburg 2J = (1) 12-6, Z={\) 19—9. Trotzberg 2^1 = (1) 1-8. Wien (4) 22-5 (10-5 — 2-6), 2^1 = (7) 26-7 (15-7 - 13-8), Z={fy) 22-8 (9-8 — 3-9). Kommt auch im Juni, d;iuu noch im September vor. 178. Lavaterae Esp. Juli, August. Wien' (1) 7-6. 180>. Cartkami Hb. Sommer. Bregenz (1) 10—5, 2.4 = (1) 14-8. 1 Bei Baden, Jährh'cli' P/ rindi ,J) 23-8 (16—8 — 31—8). Senftenberg (1) 24—6. Wien (1) 28—6, Z= (2) 15-7 (14-7 — 16-7). Fliegt schon im Juni und auch noch im September zu- weilen. 1 Vereint mit H. Lineola. Acaciae 149 Äceris 54 Äclaenn 193 Adippe 60 Aegon 132 Aglaia 59 Alciphron 140 Nummern-Index der Arten. Alcyone 45 Alexis 1 126 Alstis 105 Aiiteolus 184 Alreus 182 Amaryllis *6 Antiopa 92 Apollo 157 Arcania 6 Areas 106 Arethusa • . . . . 47 AryiohiS 112 Aryus 131 Arion HO Jährliche PeriAxh dn- Insectenfauna vo7i ÖHterreicli-TJngarn. 121 Atalanta *91 Athalia 81 Afys 116 Aurinia 86 Battus 129 Bellargus 120 Betulae 152 Brassicae 162 Briseis 43 C. album 98 Camdlla 56 Gardamines 168 Cardui 91 Oarthami 180 Chrysotheme 107 Cinxia 79 Circe 51 C'omma 191 Cordula 49 Corydon 119 Crataegi 161 Cyllarvs 102 Cynthia 88 Dämon 113 Daphnie 111 DapUdice 166 Davvs 2 Dejaniia 17 Dia 72 Dictynna 85 Didyma 77 Diomedes 108 Dorilis 137 Dorylas 118 Ediisa 173 Egeria 16 Eros _ 122 Euphemus 109 Euphrosyne 74 Euridice 141 Euryale 30 Oalathea Qorge 18 22 Hecate 75 Hermione . . 44 Uero 4 Hiera 14 Hippoihoe . 142 Hyale 171 Hyperanthus 8 Hypermnestra 156 Janira 9 Icarus 121 Ilia 52 JÜcts 150 Ino 67 Ja 93 Jolas 107 Iphis 3 Jris • (51) Laionia 62 Lavaterae 178 Ugea 29 Lineola 195 Lucilla 55 Lucina 101 Lycaon 10 Machaon 155 Maera 13 Malvarum 176 Manto 25 Maturna 89 Medea 28 Medusa 39 Megaera 15 Melampus . ■ 35 Mnemosyne 159 Myrmidone 172 Napi . Nerine Niobe 164 20 61 Palaeno 169 Poles 69 Pamphilus 1 Pandora 64 Paniscus 115 Paphia 63 Parthenie 83 Phaedra 50 Pharte 34 PkicOmene 105 Phlaeas . . . . • 144 Phoebe 80 Podalirius 154 Polychloros 96 Populi 57 Pronoe 23 Prorsa 90 Pruni 151 Pyrrha 32 Bapae 133 Bhamni 175 Bubi 145 Sao 186 Satyrion 7 Selene 73 Semele 46 Semiaryus 103 Sibylla 57 Sinapis 160 Spini 147 Sylvanus 192 Tages 187 Thaumas 194 Thersainon .... 138 Thore 68 Tiresias 133 Trivia 78 ürtieae 9* Virgaureae 143 W. album 97 Xanthomelas 95 Index der an den einzelnen Stationen beobachteten Arten. lireite Länge Seehöhe(M.) Admout. 47°35' 32° 8' 666 1. 9. 62. *91. 92. 93. 94. 96. 144. 152. 155. 161. 162. 168. 175. Agraui. 45 49 33 39 154 16. 18. (51.) 58. 69. 62. 63. 86. 91. *91. 92. 93. 94. 96. 98. 121. 131. 152. 154. 155. 156. 161. 162. 163. 164. 168. 171. 173. 175. 176. Denkschriften der mathem.-natnrw. Ol. XXXTX. Bd. Bjreite Länge Seehübe(M.) Alteiibüi'g (Ungarisch-). 47 52 34 56 125 175. St. Andree. 46 47 32 58 — »91. ArTarärallja. 49 15 37 1 489 92. 96. 154. 155. 162. Bauia. 44 40 39 48 195 91. *91. l44. 16 122 49 48 48 15 49 58 47 49 Karl Fritsch. Länge Seehöhe(M.) Bärn. 35 6 552 1. 18. 59. *91. 92. 93. 94 96. 142. 155. 161. 162. 175. Baumgartenber^. 32 18 — 77. 90. 119. Beiiisch. 137. 160. 164. 175 35 17 — 154. Biala. 36 43 324 (51.) 58. 62. 63. 91. *91. 92 93. 94. 96. 98. 112. 121. 131 144. 154. 155. 161. 162. 163. 168 171. 173. 175. Bistritz. 191. 42 18 380 94. 47 49 Bleiberg. 46 37 31 20 891 168. Bludeuz. 47 10 27 29 551 73. *91. 92. 93. 121. 145. 154. 155. 46 30 29 2 238 94. 96. 98. 157. 161. 162. 47 30 27 21 403 49 11 34 17 212 163. 164. 168. 175. Bozen. 9. 49. *91. 92. 94. 96. 98. 112. 154. 155. 157. 161. 163. 164. 168. 170. 175. Bregenz. 13. 29. 30. 55. 56. 61. 63. 73. 86. 89. *91. 93. 94. 95. 96. 98. 102. 103. 105. 110. 111. 112. 119. 120. 131. 133. 143. 144. 145. 147. 151. 154. 155. 157. 159. 164. 166. 168. 170. 171. 173. 17.5. 176. 180. 186. 191. Briiiiii. 1. 3. 6. 8. 9. 10. 13. 15. 17. 18. 28. 39. 43. 44. 46. 47. 50. 51. (51.) 52. 54. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 72. 73. 74. 77. 79. 80. 81. 89. 90. 91. *91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 101. 102. 103. 111. 112. 113. 119. 120. 121. 126. 129. 131. 132. 133. 137. 141. 143. 144. 145. 147. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 166. 168. 171. 172. 173. 175. 176. 182. 184. 187. 191. 194. 195. Biulneis. 1. 52. 62. *91. 92. 93. 94. 96. 98. 102. 107. 144. 155. 162. 168. 172. 175. 176. 193. 48 59 32 8 376 Bugganz. 48 21 36 21 566 *91. 96. 98. 143. 161. 166. 168. 145. 154. 159. Breite Länge Se ehöhe(M.J ^'^ Cilli. 46 14 :)2 50 2 49 5 33 47 47 59 49 46 46 55 464 49 36 33 15 401 48 57 38 55 257 *91. 93. 161. (51.) 62. *91. 92. 9.3. 94. 96 98. 120. 154. 155. 156. 162. 164 168. 171. 175. Datschitz. 92. 94. 155. 161. 175. Deiitschbrod. 98. Eperies. 48 13 32 3 St. Florian, 299 *91. 92. 93. 164. 168. 175. 94. 96. 98. 162 Freistadt. 32 17 — 8. 9. 13. 18. 29. 51 (51.) 58. 61. 63. 79. 90. *91 92. 93. 94. 96. 98. 101. 110 120. 141. 14.3. 144. 145. 154. 155 160. 164. 168. 169. 171. 173. 175 187. 189. Gastein. 30 45 986 61. 68. 90. *91 92. 93. 96. 108. 157. 160. 162. 170. 175 Gresten. 32 40 411 1. 2, 3. 8. 9. i;i 15. 16. 17. 18. 28. (51.) 58 59. 62. 63. 67. 72. 77. 81 85. 86. 90. *91. 92. 93. 94 96. 98. 103. 105. 109. 110. 111 112. 118. 120. 121. 131. 137. 141 144. 145. 147. 152 154. 155. 157 159. 160. 161. 162. 164. 168. 171 173. 175. 184. 187. 191. 194. Grodek. 41 16 - *9 . 94. Hausdorf. 31 58 924 6. 15. 18. 29. 39. 58 59. 62. 63. 73. 79. 91. *91 92. 93. 94. 96. 98. 120. 121 143. 144. 145. 154. 155. 160. 161 162. 163. 164. 168. 171. 173. 175 184. 195. Herniannstadt. 45 47 41 49 413 96. 162. 175. Hochwald. 49 36 35 53 306 92. 93. 94. 175. Hnsztli. 48 8 40 58 131 *91. 144. St. Jakob. 46 50 31 54 1017 18. 29. 45. 59. 91. *91. 92. 93. 62. 94. 63. 96. 79. 98. Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn. las 49 24 47 51 47 16 47 20 47 43 48 8 48 43 49 8 47 10 47 57 Länge fc eehöh ä(MO 112. 120. 121. 143. 144. 145 155. 160. 161. 162. 164. 168 175 191. Iglaii. 33 15 508 15 58. 59. 91. *91. 92 94. 96. 98. 144. 154. 155 162. 164. 168. Iglö. 175. 38 14 *91. 94. 121. Iiinsbrack. 171. 28 59 552 I. 2. 7. 9. 10. 13. 16. 25. 28. 29. 34. 39. 56. 57. 59. 62. 63. 72. 74. 80. 85. 86. 90. 91. 92. 93. 94. 96 98. 101. 103. 105. 112. 119. 120. 121. 126. 143. 144. 145. 147. 154. 157. 161. 162. 163. 164. 168. 171. 173. 175. 184. 187. 189. 192. St. Johann. 30 52 595 92. 93. 96. Ischl. 31 16 456 92. 168. 93. 96. Kalksbnrgr. 154. 155. 161. 33 54 257 *91. 168. 92. 93. 175. Kaschau. 96. 154. 155. 38 55 212 1. 3. 8. 9. 13. 16. 39. 50. (51.) 52. 54. 59. 63. 72. 73. 91. *91. 92. 94. 96. 98. 101. 102. 110. 112. 119. 120. 121. 129. 133. 143. 144. 145. 147. 149. 150. 154. 156. 159. 160. 161. 162. 164. 166. 168. 171. 173. 175. 187. 191. 192. Kesmark. 194. 195. 38 9 622 25. 162. *91. 92. 175. Ketisen. 93. 94. 96. 30 4 627 *6. 62. 63. 64. 91. *91. 93. 94. 96. 98. 121. 154. 157. 160. 161. 162. 163. 164. 171. 173. Kirchdorf. 31 48 448 9. IS. 39. (51.) 52. 55. 63. 91. *91. 92. 93. 94. 98. 120. 131. 143. 145. 154. 157. 161. 162. 163. 164. 168. 175. 191. 154. 173. 93. 161. 15. 46. 73. *91. 102. 122. 155. 170. 191. 162. 162. 18. 62. 93. 111. 137. 151. 163. 184. 159. 92. 155. 168. 62. 96. 155. 171. Breite Länge Seehöhe(M.) Kornat. 46 41 30 34 1026 92. 155. 161. 162. Korneubnrg. 48 21 34 0 203 *91. 94. 98. Krakau. 164. 173. 50 4 37 37 216 92. 94. 175. Kremsler. 49 18 35 3 205 1. 15. 16. 18. 28. 62. 72 73. 74. 90. *91. 92. 93. 94 96. 97. 98. 101. 120. 121. 132 133. 144. 154. 155. 159. 161. 162 163. 164. 166. 168. 171. 175. 184 Kremsmiinster 48 3 31 48 384 92. 162. 93. 94. 164. 168. Laibach. 96. 175. 98. 154. 155 46 3 32 10 287 *91. 92. 94. Leibitz. 96. 175. 91. 92. 93. Lemberg, 94. 96. 154. 49 50 41 42 283 62. *91. 92. 93. 94. 96. 98 121. 154. 155. 161. 162. 164. 166. 171. 175. Leutschaii. 49 1 38 19 524 29. 62. *91. 92. 93. 94. 96. 98. 154. 155. 161. 162. 163. 164. 168. 171. 175. Lienz. 46 50 30 24 657 93. 96. 162. Linz. 48 18 31 56 380' 1. 6. 8. 9. 15. 16. 18. 29. 51. (51.), 57. 58. 61. 62. 63. 67. 72. 74. 77. 79. 81. 90. 91. *91. 92. 93. 94. 96. 98. 102. 103. 105. 107. 109. 111. 112. 118. 119. 120. 121. 126. 131. 132. 133. 137. 141. 143. 144. 145. 147. 151. 152. 154. 155. 160. 161. 162. 163. 164. 168. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 182. 184. 187. 189. 191. 192. 194. 195. Martinsberg. 47 32 35 24 271 94. Mediasch. 46 7 42 3 283 94. Melk. 48 14 33 1 244 18. 52. 62. 94. 96. 98. 154. 155. 156. ' Theilweise 238. 91. *91. 92. 93. 102. 129. 143. 145. 157. 168. 175. 16 = 124 Karl Fritsch. Breite Länge Seehöhe(M.) Micheldorf. 46 53 32 5 626 96. 161. 175. 49 40 36 3 Mistek. 61. 120. 145. 157. 176. 195. Nensohl. 48 44 36 49 351 *91. 92. 93. 94. 144. 154. 155. 157. 175. Neiistadtl (Rudolfswert). 45 48 32 50 184 92. 96. 154. 168. Neatitschein. 49 35 96. 159. 98. 143. 161. 162. 48 48 46 41 35 42 294 1. 4. 8. 9. 13. 15. 16. 17. 18. 29. 43. 46. (51.) 52. 57. 58. 59. 61. 62. 63. 64. 73. 74. 81. 91. *91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 101. 103. HO. 111. 112. 119. 120. 121. 132. 141. 144. 145. 152; 153. 154. 155. 156. 157. 159. 160. 161. 162. 164. 166. 168. 171. 172. 175. 184. 187. 191. 192. 195. Nikolsburg. 34 18 216 74 151. 166. Oberhaag. 33 3 — 91. *91. 92. 93. 94. 96. 144. 154. 155. 161. 166. 175. Oberleitensdorf. 50 36 31 17 306 92. 93. Obcrschiitzen. 47 18 33 56 361 *91. 93. 96. 155. Ofen (Buda). 47 31 36 43 105 154. Oravicza. 45 3 39 24 262 91. 166. 175. St. Panl. 168. 175. 46 43 50 32 34 394 92. 93. 94. 162. 168. Breite Länge Seehöh6(M.) Pressburg. 48 8 34 44 146 *91. 92. 93. 94. 96. 156. 161. 162. 168. 175. Rekäs. 45 44 39 18 — 62. 91. *91. 92. 94. 154. 161. 162. 168. 175. Riva. 45 54 28 31 84 92. 96. 155. 161. 162. 48 36 38 13 366 1. 14. 44. 55. 72. 91. Rosenau. 3. 6. 15. 46. 57. 74. *91. 16. 50. 58. 75. 92. 103. 119. 137. 140. 150. 151. 159. 160. 168. 171. 192. 193. Rottalowitz. 101. 102. 111. 112. 133. 147. 157. 166. 187. 8. 18. 51. 59. 77. 93. 105. 120. 142. 152. 161. 173. 194. 49 21 35 22 468 1. 46. 73. 94. 142. 143. 160. 161. 173. 9. (51.) 79. 97. 144. 162. 163 175. 184. 191 51. 74. 96. 15. 59. 91. 98. 145. 50 3 39 40 214 Rzeszow. 94. 175. 46 27 31 11 790 *91. Saifnitz. 92. 93. Salzburg. 78. 94. 107. 121. 143. 153. 47 48 30 39 424 96. 154. 155. 161 32 201 Prag • 1. 3. 9. 10. 15. 18. 28. 43. 46. 59. 62. 63. 72. 73. 77. 81. 91. *91. 92. 93. 94. 96. 98. 109. 110. 112. 119. 120. 121. 144. 131. 145. 133. 151. 137. 152. 138. 154. 141. 155. 143. 160. 46 13 42 32 341 161. 162. 163. 164. 166. 168. 171. 173. 175. 176. 180. 184. 187. 191. 193. 194. 50 27 31 10 325 1. 14. 32. 60. 73. 90. 98. 109. 126. 147. 159. 160 15. 44. 61. 74. 91. 3. 16. 50. 62. 80. *91. 16. 61. *91. 164. 195. 162. 6. 17. (51.) 63. 85. 92. 18. 57. 67. 86. 93. 101. 102. 103. 105. 110. 112. 118. 119. 171. 191. 132. 133. 150. 151. 161. 175. 173. 192. 194. 137. 152. 162. 176. 141. 154. 163. 184. Schiissburg. 62. *91. 92. 93. 94. 154. 155. 151. 175. Schössl. 92. 94. 96. 175. 98. 155. 96. 98. 10. 39. 9. 29. (51.) 52, 60. 62 79. 96. 109. 129. 144. 154. 162. 163. 175. 176. 195. 18. 62. 92. 103. 119. 152. 154. 168. 9. 28- 58. 69. 88. 94. 106. 120. 144. 155. 164. 187. 96. 13. 43. 54. 63. 80. 98. 110. 132. 145. 155. 164. 184. 39. 63. 93. 120. 155. 171. 13. 29. 59. 72. 89. 96. 108. 121. 145. 157. 168. 189. 98. Jährliche Periode der Insectcnfauna von Österreich-Ungarn. 125 Breite Länge S6ehöhe(M.) Senftenberg. 50 5 34 7 419 1. 18. 63. 94. 2. 28. 73. 96. 119. 120. 143. 144. 162. 175. 194. 163. 180. 195. 8. 29. 74. 98. 121. 152. 164. 9. 57. 126. 154. 166. 184. 187. Sereth. 47 58 43 44 340 93. 154. Steyr. 48 3 32 5 289 63. 13. 58. 91. *91. 105. 110. 131. 155. 168. 189. Tamsweg. 47 4 31 29 1014 *91. 92. Taufers. 46 39 28 8 1240 1. 9. 62. 74. *91. 94. 96. 121. 144. 145. 162. 163. 168. Troppaii. 49 56 35 34 257 (51.) 62. 91. *91. 92. 96. 98. 144. 153. 161. 171. 173. 175. 184. 191. 15. 59. 92. 112. 132. 160. 171. 191. 92. 152. 16. 62. 93. 113. 141. 161. 173. 192. 93. 157. 93. 94. 162. 168. Breite Länge Seeliöhe(M.) 47 23 29 24 48 14 34 2 195 47 16 Trotzberg. 20. 34. 144. 1. 15. 47. 60. 77. *91. 102. 120. 144. 156. 164. 176. 194. 29 3 587 18. *91. 121. 22. 35. 147. 23. 66. Wien. 3. 16. 50. 61. 78. 92. 105. 121. 145. 157. 1C6. 178. 195. 6. 18. 51. 62. 79. 93. 111. 131. 147. 159. 168. 180. Wüten. 28. 39. 92. 93. 131. 143. WUrmbach. 46 39 30 39 712 93. Zvecero. 28. 69. 157. 173. 8. 43. 52. 63. 81. 94. 112. 132. 151. 160. 171. 184. 29. 30. 32. 108. 116. 137. 176. 193. 9. 44. 55. 73. 83. 96. 113. 137. 152. 161. 172. 187. (51.) 94. 152. 10. 45. 56. 74. 90. 98. 118. 141. 154. 162. 173. 189. 13. 46. 59. 75. 91. 101. 119. 143. 155. 163. 175. 191. 62. 63. 91. 96. 98. 119. 162. 163. 175. 45 33 35 10 631 175. B. Frequenz und Vertheilung im Laufe des Jahres. Die ersten Versuche, die jälirliche Frequenz und Vertheilung der Lepidopteren zu ermittehi, reichen bis auf jene Zeit zurück, zu welcher die Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen der Insectcu über- haupt beginnen, nämlich 1844 in Prag. Damals schon notirte ich das Vorkommen der Tagfalter täglich und das ganze Jahr hindurch, gelegentlich meiner botanischen Excursionen. Schon 1850 veröffentlichte ich die ersten Resultate dreijähriger Beobachtungen über die jährliche Vertheilung der „Papiliouiden",' welche die monatliche und jährliche Frequenz von 45 Arten der Tagfalter, sowie die Dauer und Grenzen der Perioden des Erscheinens ersichtlich machten. Gleich nach meiner Übersiedlung nach Wien, welche im Herbste 1851 erfolgte, begann ich solche Beobachtungen auch in dem dortigen botanischen Garten anzustellen und in den Jahrbüchern der k. k. Cen- tral-Anstalt für Meteorologie zu veröffentlichen. Die Einführung eines .Systems phänologischer Beobachtungen an den meteorologischen Stationen des Reiches im J. 1853 hatte jedoch zur Folge, dass ich auch meine eigenen, in Wien angestellten Beobach- tungen nach der für die übrigen Stationen entworfenen Anleitung ausführte und auf die Fixirung der Zeit- punkte der ersten und letzten Erscheinung für jede neue Generation der Arten beschränkte. Meine Beobachtungen waren daher eigentlich nicht mehr direct auf die jährliehe Frequenz der Arten, sondern nur auf die Bestimmung der Erscheinungszeiten gerichtet. Mit der ersten standen sie nur insoferne in 1 Sitzungsber. der k. Akad. d. Wissenscli., matb.-uaturw. Cl., November-Heft 1850. 126 Karl Fritnah. Beziehung, als die Bestininiuug der letzten Erscheinungszeiten es zweckmässig erscheinen Hess, schon einige Zeit früher das Vorkommen der Arten, soweit dies möglich war, täglich zu notiren. Da nun viele Arten in zwei Generationen vorkommen, von denen die zweite bald auf die erste folgt, so umfassten meine Notirungen einen ziemlich beträchtlichen Theil der Periode des Erscheinens. Seltenere Arten wurden ohnehin während der ganzen Erscheinnngszeit angemerkt. Freilich sind die Beobachtungen hierüber zur Darstellung des jährlichen Ganges der Frequenz nur minder geeignet. Aber es sind nicht wenige, auch nicht seltene Arten, welche ich immer sammelte, weil ich sie erst nach näherer Untersuchung zu Hause, erkennen konnte. Für diese erhielt ich ebenfalls richtige Frequenzzahlen. Von 1855 an beschränkte ich meine Beobachtungen in Wien nicht mehr auf den botanischen Garten, sondern stellte dieselben auf Excursionen in allen Richtungen und mitunter in ziemlich grosser Entfernung (bis Baden) an. Was ich hiedurch an Arten gewann, die im Wiener botanischen Garten nicht vorkommen, büsste ich wieder an Genauigkeit der Beobachtungen ein. Es wäre zweckmässig gewesen, die Beobachtungen nach den Excursionsorten zu sondern, da hiernach auch die Faunen variiren. Die zu grosse Zersplitterung des Beobachtungsmateriales , welche dann nicht zu vermeiden gewesen wäre, Hess eine solche Trennung aber nicht zweckmässig erscheinen, da selbst aHe Beobachtungen zusammen sich nicht immer zur Darstellung des jährHcheii Ganges der Frequenz einzelner Arten, ausreichend erwiesen. Die Wiener Beobachtungen umfassen zwar die Jahrgänge 1852 bis 1871, also 20 Jahre. Von 1852 bis 1854 wurden sie aber nur im botanischen Garten angestellt, und von 1864 bis 1871 nur in den Frühlings- monaten,* da ich den Sommer immer in Salzburg zubrachte. Vom J. 1863 fehlen sie ganz, da ich als provi- sorischer Director der k. k. Central- Anstalt für Meteorologie zu den phänologischen Beobachtungen nicht die nöthige Müsse fand. Es schien mir daher gerathen, zur Darstellung des jährlichen Ganges der Frequenz nur die achtjährigen Beobachtungen 1855 bis 1862 zu verwenden. In Salzburg begannen meine Beobachtungen, wie bereits erwähnt, im J. 1864, bHeben aber bis 1871 auf die Sommermonate beschränkt. Erst von nun an konnte ich meine Beobachtungen über das ganze Jahr aus- dehnen, da sich mein Aufenthalt in einen dauernden verwandelt hatte. Aber schon im J. 1875 wurde ich durch eine hartnäckige Krankheit zur Einstellung der Beobachtungen gezwungen und konnte sie auch später nie mehr in der früheren Ausdehnung fortsetzen. Sie blieben fragmentarisch, und ohne die eifrige und kundige Unterstützung von Seite meines Sohnes Karl Fritsch hätte ich sie ganz aufgeben müssen. Da jedoch die Beobachtungen auf die nahe Umgebung von Salzburg beschränkt blieben, ein regelmäs- siger Wechsel der Excursionsorte stattfand und, nach ZuUiss der Witterung, wenigstens bis 1S75 täglich Notirungen der Erscheinungen vorgenommen worden sind, und ich überdies bis 1871 auf dem Lande wohnte, so sind die Beobachtungen viel reichhaltiger als die in Wien angestellten. Die Frequenzzahlcn wurden aus der ganzen Beobachtungsreihe von 1864 bis 1877 einschiesslich ab- geleitet. Fast in keinem Monate aber umfassen die Beobachtungen aus den augeführten Gründen den ganzen Zeitraum, im Jänner 5 im Mai 5 im September 7 „ Feliruar 5 „ Juni 9 „ October 5 „ März 5 „ Juli 12 „ November 5 „ April 5 „ August 13 „ December 5 Jahre Das angeschlossene Register macht für alle beobachteten Arten, welche in derselben systematischen Orduinig, wie im ersten Abschnitte (Aj angeführt sind, in jedem Monate die Anzahl der Tage (in Decimalen) ersichtlich, au welchen die Arten durchschnittlich in einem Jahre beobachtet worden sind. Es ist nicht zu 1 Und wieder grösstentheils nur iui botanischen Garten. JäJirliche Pn-inrie der Insecfenfaunn von Öaterreinh-Z^ngarn. 127 leugnen , dass der jährliche Gang dieser Frequenzzahlen nicht selten Anomalien zeigt, die in einer grösseren Beohachtungsreihe, sei es, dass die Beobachtungen länger fortgesetzt oder intensiver angestellt worden wären, verschwinden würden, insbesondere wenn man sich nicht darauf beschränken würde, die Beobach- tungen blos um die Zeit der ersten und letzten Erscheinungen anzustellen. Jene Frequeiizzahlen, welche die erwähnten Anomalien des jährlichen Ganges zeigen, stehen über einem Minus-Zeichen. Wie aus den Frequenzzahlen der Arten (Tab. I und IV) jene für die Gattungen (Tab. II und V) und Familien (Tab. III und VI) abgeleitet worden sind, ist aus den früheren Theileu meiner Arl)eit bekannt. Für die Familien sind die Frequenzzahlen auch in Pcrcenten der Jaiiressummen ersichtlich, behufs der graphischen Darstellungen auf Taf II l)is IV. Zu allen dersell)en dienten die Tab. Ilf und VI. Ausser der Frequenz ist auch die jährliche Vertheiinng der Artenzahl der einzelnen Familien von Monat zu Monat in besonderen Tabellen (Tab. VII und VIII) ersichtlich. Man ersieht daraus, wie viele Arten in jedem Monate vorkommen, ohne Rücksicht, ob ein Theil derselben in frühereu Monaten bereits vorgekommen ist oder nicht. Die Vergleichung einiger Ergebnisse zwischen Wien und Salzburg dürfte von Interesse sein. 1. Frequenz. a) Jähr liebes Vorherrschen und E])oche desselben. Aus Tab. III ist ersichtlich, dass in Wien in den drei Wintermonaten keine Falter vorgekommen sind, während in Salzburg solche aus der Familie der ISlymphalidae und selbst J'ieridae verzeichnet sind. (Tab. VI.) Dies erklärt sich einerseits durch die kräftigere Insolation in Salzburg bei klarer und ruhiger Luft, anderer- seits durch die Exposition der Beobachtungsorte gegen Süd. An beiden Orten sind die meisten Tagfalter im Juli vorgekommen,' bis zu welchem Monate eine Ver- mehrung vom ersten Frühjahre (Februar oder März) und eine Verminderung bis um die Mitte des Herbstes (Anfangs November) stnttfiudet. Dieselben Ursachen, welche im Frühjahre das frühere Erscheinen der Falter in Salzburg bedingen, ziehen die Erscheinungen im Herbste hier auch länger hinaus, wie sich aus den grösseren Frequenzzahlen an dieser Station ergiht. Nyruphalidae , I'olyommat.idae und l'ieridae konnnen an beiden Stationen noch im November vor, wenn auch in Salzburg viel zahlreicher — Hesperidae, freilich sehr selten — nur in Salzburg. Im Mai zeigt sich in Wien eine erhebliche Depression der Frequenz, welche in Salzburg nur an dem bedeutend verminderten Zunehmen zu erkennen ist. a. Famili en. Die jährlichen Frequenzzahlen stehen bei allen Familien im Verhältnisse W: S = 1 :2, nur die Nym- phalidae wie 1 : 3. Man kann hieraus schliessen, dass es in Salzburg doj)pelt oder dreifach so viel Tag- schmetterlinge als in Wien gibt, aber ebenso gut, dass in diesem Verhältnisse mehr Beobachtungen angestellt worden sind. Die Mehrzahl der Familien hat zwei Maxima der Frequenz, das dritte, welches bei einzelnen im Herbste vorkommt, dürfte nur auf Rechnung der Beobachtungsmethode zu setzen sein (letzte Erscheinung). Nympkalidae, Eiiuitidae und l'ieridae zeigen die beiden Maxima übereinstinmiend au beiden Stationen im April oder Mai und Juni oder Juli. Folyommattdae haben in Wien zwei Maxima, ebenfalls im Mai und Juli, in Salzburg nur eines, im Juli. Da das erste in Wien nur wenig hervortritt, so ist wohl nur ein Maximum für diese Familie anzunehmen, sowie für die Satyndae, welche es ebenfalls an beiden Stationen im Juli erreichen. Hesperidae haben in Wien ebenfalls zwei Maxima und in denselben Monaten, wie die Übrigen Familien ; in Salzburg ist das zweite kaum angedeutet, und auch erst im August, also später als bei irgend einer anderen Familie. Das grössere Maximum zu Salzburg im .September ist durch die Beobaehtungsmethode künstücli hervorgerufen. 128 Karl Fritsch. Das sommerliche Minimum, welches beide Maxima trennt, lallt bei allen Familien und an beiden Sta- tionen in den Mai oder Juni. ß. Gattungen. Von den Gattungen haben die grössten jährlichen Frequenzzahlen, kommen somit im Allgemeinen am häufigsten vor (Tab. II und V) in Wien : Vanessa, Vieris, Polyommatus A., Coeno7iympha, Argynnis, Colias u. s. w. ; in Salzburg: Vanessa, Argynnis, Pieris, Polyommatus A., Colias, Epi?iej)kele, Gonopteryx, Ere- hia, Coe7ionympha u. S. w. Da die Gattungen hier nach ihrer Frequenz geordnet sind, beginnend mit der grössten, so sieht man, dass Salzburg 5 Gattungen von sechs, welche in Wien die frequentesten sind, mit Wien gemeinsam hat. Man sollte glauben, dass der jährliche Gang der Frequenz bei diesen Gattungen an den beiden Stationen übereinstimme. Dieses ist aber nur theihveise der Fall. Wir wollen von dem III. Maximum absehen, welches sich in Wien bei der Mehrzahl derselben neben dem I. und II. Maximum zeigt, und in Salzburg bei der Mehr- zahl dieser Gattungen ausser der Verbindung mit einem I. oder U. Maximum vorkommt, und nur die Monate der beiden letzteren allein vergleichen. Bei Vanessa fällt das I. Maximum an beiden Stationen in den April, das II. in Wien auf den Juni und fehlt in Salzburg. Bei Pieris zeigt sich au beiden Stationen Übereinstimmung, I. Maximum im April, II. Maximum im Juni. Polyomjnatus A. hat in Wien zwei Maxima im Mai und Juli, in Salzburg nur eines, im Juli. Ebenso verhält es sich hei Argynnis, die Maxima treten jedoch in Wien um einen Monat später ein. In Salzburg fällt das Maximum auf den Juni. Colias hat in Wien zwei Maxima im Mai und Juli, nur eines in Salzburg im Juni. Da die Salzburger Beobachtuugen, wie bereits angedeutet worden ist, aus verschiedenen Gründen den Vorzug vor den Wiener Beobachtuugen verdienen, so sind die Ergebnisse der letzteren nur für Pieris unzweifelhaft, für welche Gattung an beiden Stationen Übereinstimmung besteht. Sehen wir diese als das Kriteriou an, so können wir noch für folgende Gattungen die Epoche des I. oder II. Maximum als sicher ermittelt annehmen. Nur ein Maximum: Ilipparckia im Juni (Juli), Satyrus „ August (Juli), Apatura „ Juni (Juli), Limenitis „ „ „ Melitaea „ Juli (Juni), Nemeobius im Mai, Doritis „ „ (Juni), Apo7-ia „ Juni (Juli), Hesperia Juli. Zwei Maxima: Leucophasia im April und Juli (August). Aus dem regelmässigen Gange der Frequenzzahlen in Salzburg können wir mit Rücksicht auf die grössere Genauigkeit der Beobachtungen noch bei folgenden Gattungen mit ziemlicher Sicherheit auf die Epochen der Maxima schliessen. Nur ein Maximum: Erebia im Juli, Gyclopaedes im Mai. Coenonympha im Juli, Pararga „ Juni, Mamola n Juli, Zwei Maxima. Polyommatus A. im Juni und August, Thecla _ _ „ Papilio im April uud Juni, Gonopteryx im März und August. Jährliche Periode de. Die häufigsten Arten sind njioii den jäh lu Wien. Vieris NapiuwA Rapae, „ Brassicae, Coenonympha Pamphilus, Colias Hyale, Polyommatus Icarus, Vanessa Polychloros, „ Urticae, iArgynnis Latonia, (Pieris Daplidice, i Vanessa Atalanta, ( „ C. album, Polyommatus Aegon. • Insectenfauna von Öaterrtich- Ungarn. 7. Arten. liehen Frequenzzahlen (Tab. I und IV). In Salzburg. Pieris Nap)i und Mapae, Oonopteryx Rhamni, ! Vanessa Atalantha, Colias Edusa, ! Vanessa Urticae, Polyommnatus Icarus, Epinephele Janira, Vanessa Ja, Argynnis Latonia, Colias Uyale, Vanessa C. album, Leucophasia Sinapis. 129 Etwa die Hälfte der frequentesten Arten haben beide Stationen gemeinsam, in der anderen Hälfte der gemeinsten Arten sind die Faunen verschieden. Für Wien sind charakteristiscii: Pieris Brassicae, Coeno- nympha Pamphilus , Vanessa Polychloros , V. Urticae, Pieris Daplidice, Polyommatus Aegon; für Salzburg: Gonopteryx Rhamni, Colias Edusa, Epinephele Janira, Vanessa Jo, Leucophasia Sinapis. Alle diese Arten gehören jedoch auch an der anderen Station zu den nichts weniger als seltenen, Pieris DajJidice ausgenommen, in Salzburg. An der Hand der genaueren Beobachtungen von Salzburg lassen sich nach dem regelmässigen Gange der Frequenzzahlen die Epochen der Maxima des Erscheinens für folgende Arten bestimmen. Nur ein Maximum haben: (Die mit * bezeichneten Arten haben nach anderweitigen Beobachtungen zwei Maxima.) Coen07iympha Arcania im Juli, *Pararga Maera !) Juni, Maniola Deja7ura )) Juli, Hipparchia Galathea )? 11 Erebia Medea H August, „ Ligea !1 Juli, Satyr US Phaedra )) )7 Apatura Iris n T) Limenitis Sibylla n ;? Argynnis Aglaja n )7 „ Adippe )i )) „ Paphia » August, „ Ino TT Juni, * ,. Euphrosine TT n Melitaea Athalia im Juni, „ Dicttjnna )I T) „ AuriJiia n )) Melitaea Malur?ia n n * Vanessa Prorsa^ V J'ili, Nemeobius Lucina , Mai, *Polyommatus Semiargus „ Juli, * „ Als US „ Mai, „ Areas „ Juli, „ Arion » n „ Corydon n )) „ Euridice „ Juni, Thecla Spini „ Juli, „ Pruni ,, Juni. 1 Ohne Yav. V. P. Levana Denkschriften der mathem.-uaturw. Cl. XXXIX- Bd. .17 ]30 Karl Fr it. 'ich. *Pa2)äw Podali'rius im Juni, Doritis Apollo „ Juli, „ Mnemosyne ,, Juni, *Syrichthus Tages ,, Mai, Cyclofaedes Faniscus im Mai, _. . iT/iaumas) . ,. Hesperia { -,. . , ? „ Juli. ( Lmeola ) Zwei Maxima haben : Vanessa PolycMoros im März und Juli, T'olyommatus Aegon „ Mai „ „ „ Doräis „ „ „ August, „ Vhlaeas „ Juni „ „ Papülo Machaoti im Apvil und August, Leucophasia. Si'tiapis )) n Gonopteryx Rhanini „ März Mehrere der iiii'iher gehörigen Arten schloss ich aus, wenn das zweite Maximum sich später als im August zeigte, oder ein drittes Maximum nocli im Herbste vorkam, da mit Recht anzunehmen ist, dass ein solches durch die Methode, die Zeit der letzten Erscheinung zu bestimmen, künstlich hervorgerufen worden ist. Mit den hier mitgetheilten Epochen der Maxima sollten die Zeitangaben in den Faunen iibeieinstimmeu, wenn ich auch nicht glaube, dass .ille meine Angaben als endgiltige anzusehen sind — so weit wenigstens, als ihnen ausreichende Beobachtungen nicht immer zu Grunde liegen. -'Ö"- bj Vorherrschen in den verschiedenen Monaten, a. Der Familiea. Im März herrschen in Wien und Salzburg die Nymphalidae vor den übrigen Familien. Im April treten hiezu in zweiter Linie die l'ieridae. Im Mai erlangen in Wien die l'ieridae den ersten Platz, an den zweiten sind in Wien die Satyridae gelangt, während sich in .Salzburg die Nymphalidae und Pieridae wie im April behaupten; den dritten Platz nehmen übereinstimmend Polyommatidae ein. Im Juni herrschen wieder übereinstimmend an beiden Orten Nijmphalidae, Pieridae und Satyridae. Im Juli in \\'ien: Satyridae, (Pieridae), Polyommatidae, Nymphalidae; in .Salzburg: Satyridae, Nym- phalidae, Polyommatidne, l'ieridae, also wieder alle gemeinsam, nur in anderer Ordnung. Im August in Wien: Satyridae und Polyommatidae; in Salzburg: Satyridae, Nymjiha/idae, dann lolgen noch l'ieridae vor den Polyommatidae. Im September in Wien: Satyridae, (PolyomynatidaeJ, Pieridae; in Salzburg: Nymphalidae, l'ieridae, Satyridae, Polyommatidae. Im October wieder ganz übereinstimmend an beiden Orten l'ieridae und Nymphalidae. Der periodische Wecthsel der herrschenden Familien ist in Wien und Salzburg von Monat zu Monat nahezu derselbe, erhebliche Differenzen bewirken nur die Nymphalidae in .Salzburg, und zwar in den Monaten Mni, August und September, in welchen sie hier ein grosses Übergewicht erlangen, welches sie, wie wir bereits gesehen haben, auch im ganzen Jahre behaupten. ß. Gattiiiigo n. März: Vanessa an beiden Stationen. April: Ebenso, in zweiter Linie Vieris. Mai: Pieris, (Tolyommatus A.) in Wien; Vanessa und Polyoinmatus yl. in Salzburg. Juni: Vanessa, Pieris und Argynnis in Wien; Argynnis, Vanessa, und Melitaea in .Salzburg. Juli: l'iilyonimntus A-, Pieris und Coenonympha in Wien; l'olyommatus A., Erebia, Argynnis, (Vanessa) in Salzburg. August: Polyommatus A., Pieris, fSaf.yrii.sJ in Wien ; Argynnis, Vanessa, 7?/>/«^y^/ ^ ^ \ \ 1 ^^ / 1 /^ ^ -• _^ ^ ^ " ^ ^ -^r"" — -—- ^^^^^ ^ l^ -^ — T ' ' "H^CI k ^ J^ s: "" ' fc-^ i 1 ! 1 ( \ ■ \ - *-; 1 ;~"^ — ^ — t \ — - [ 1 1 1 1 — > ^ ■ — ki^ ^ 1 1 ^^ ^ 1^^^ ■-S «^ -. 1 1 ^ 1 ' ^ >: 1^ sS ~51 « ^ ^ 1 [ 1 1 - - --- - - r- ' 1 1 i i 5 = =c « r^ '= ^ i •--- ■-■^ 55 Ifv =5 tn *-c^ 5 „^ o- '-Ä; "■ U-: ^ ^ r--; ~"'^- 3^ c^t -s —1 X P. / X c ^^ "^ ■= >--! o 1--5 y^ ?5I ^— 5< f s 't -.1 c \ u ^_ P < z^ ^ ^ % — . ~^ -^ ^ 1 1 . \, fca 1 \ Kl 1 ;^ >--> Ci lO ^ >-^ Cs V.-; Ci ^r, <= ,. _ ^ ^ »,-> i-^ ■<* ■* C^ ' -ri -H 1 .,. [ X ja s r- 5 p- -3 r— 1 p Ä = 1 1 r o "? O ir\ 3 ^ , , ": ,^ 4^ o "o •^ S3i i <* ■?^ ^r '^ — 1 S E^ ■ M £3 -^ 1 ä ■-• ^ p^ ■"* ^= r" t= f^. (-> — ""^ Y- -= fe =:^ B^ s ■ — ■ S=5 Kh li^ ^^ "S O to ^ •■T , i-. ;2 t,^ ;^ '" '^ -?? -i< ^-. -^ ?! ?» — H "^ N / 3 R ^ \P F^ r-" ■^ K ü: C5 0 5 SÄ 2 1 'O „^ i,- « "! o => .. o '-■^ o ^ ä -H S ^ >-/ ^ ^ H _^ ■•^ ^ ^ k: ^ Ö 02' c .____ **^^ r ^ g ^ ^ K^ ä V , -^- ^ ^ n 2 =^ -c L^ s > :« :5 , - J^ s ^ e S< k ^ ^ ^A -^ 7 ^ o ^ :^ b L'I ' y__ — -/ / fe: >^ g^ M«i X Sä -c — , -___ ■ — ■ ^ s ^ \ — Sa ^\ ^ ,-.= _^ L-? „^ =! .^^ .-, ^ L- o r. ^ 1 '' "^ ^ 3i 1 ! " ^ ^ 1 1 ^ :5 _- = S^ 5 V. r^ o irj "5 ^ ■^ ! ^ U-N "^i^ o ■--! a - rt ri *^ " ■ ="? >• ■> ■^ >• S j 5 ^. _^ i — 1 X 5*- ^ i3 r ^ / a "C "r '^ ^ 1 / / J ^ •^i ^> 3 - ^ u. Ä s &Q < c^ ^ 53- ^ .<: c_ ^ "^ s; ^ \; y i '~Q -= ___j__^ b= - .^ > s^ 3^ ,^ \ ^^^ s «■ =:::: — ■ ^ i — 7 > si 3^. L ' -./ 1 ""^Nm -f ö ^ 1 1 ^" — — u5 ■^ :/; « i^ 1 ! _, i i L'* 6c&u,'M.) VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 4. JDLI 1878. Vorbemerkuns. B* Die heliotropischen Erscheinungen waren bisher noch nicht Gegenstand eines möglichst allseitigen und einheitlichen Studiums. Die denselben gewidmeten Arbeiten beschäftigten sich fast nur mit Detailfragen. Diese Art der Behandlung widerspricht keineswegs dem Geiste unserer heutigen Forschung, und würde auch zweifellos reichliche, später leicht zu sammelnde Früchte getragen haben, wenn der Faden der Untersuchimg stets dort wieder aufgenommen worden wäre, wo er von früheren Untersuchern fallen gelassen wurde. Leider lehrt aber die Geschichte des Heliotropismus, dass die Continuität der Forschung auf diesem Gebiete häufig unterbrochen wurde. Manche merkwürdige Beobachtung blieb ungeprüft, und repräsentirt so nur ein sehr zweifelhaftes Eigenthum unserer Wissenschaft, andere sind in Vergessenheit gerathen. Der gerade in den wichtigsten Fragen des Heliotropismus zu Tage tretende Mangel an strenger Methode erklärt es, wenn über Probleme, welche dem heutigen Stande der Wissenschaft gemäss völlig lösbar sind, wie z. B. über die Bezie- hung zwischen Lichtbrechung und Heliotropismus, die widersprechendsten Behauptungen von verschiedenen Forschern aufrecht erhalten werden. Die dem Heliotropismus gewidmeten Detailarbeiten bieten nur eine lückenhafte Literatur dar, und die Lehr- und Handbücher, welche den Schatz des gesicherten Wissens dar- legen sollen, geben uns ein nur sehr mangelhaftes Bild dessen, was in diesem Theile der Pflanzenphysiologie geschaffen wurde.' 1 Zusammenstellungen der Literatur des Heliotropismus haben , wenn man von den gar zu lückenhaften Daten , welche bei DeCandoUe, Meyen, Kützing u. A. zu finden sind, absieht, gegeben: H. v. Mohl, Vegetabilische Zelle, p. 297 (1851). — Sachs, Botanische Zeitung, Bd. XXII, p. 355 (1864); Experimentelle Pflanzenphysiologie, p. 41 ffd. (1867J. — Hofmeister, Pflanzenzelle, p. 288 ffd. (1867). — Sachs, Lehrbuch der Botanik, 1.— 4. Aufl. (1868—1874). — N. J. C. Müller, Botan. Untersuchungen, Bd. I, p. 80 ffd. (1872). 144 Julius Wiesner. In der vorliegenden Monographie, in welcher ich den Versuch mache, die heliotro])ischen Erscheinungen einem möglichst allseitigen und gründlichen Studium zu unterziehen, geht der Darlegung der experimentellen Untersuchung eine ausführliche historische Darstellung der Lehre vom Heliotropismus voran. Dieser histo- rische Theil meiner Abhandlung wird zunächst vielfach zeigen , was von den vorhandenen Beobachtungen brauchbar, was zu verwerfen und was erneuerter Untersuchung bedürftig ist, ferner die groben Lücken, welche bei dem Stückwerke der Arbeit geblieben sind, anschaulich machen; es wird in diesem Theile auch gezeigt werden können, wie sich diese Lehre ausgebildet hat. Diese rein historische Arbeit erachte ich nicht für über- flüssig, denn ich hege die Meinung, dass eine gründliche Geschichte unserer Wissenschaft auf keine andere Weise wird entstehen können, als nach Durchführung möglichst sorgfältiger historischer Bearbeitungen der wichtigeren Capitel unserer Wissenschaft. Den Mangel solcher Vorarbeiten werden die Geschichtsschreiber der Botanik wohl deutlich genug empfunden haben. Erster Abschnitt. Geschichte. Das Streben der Pflanzentheile, nach bestimmten Richtungen zu wachsen, ist, wie die in der Neuzeit unternommenen Untersuchungen lehrten, von verschiedenen äusseren Ursachen abhängig, so vom Lichte, von der Schwerkraft, von mechanischen Reizen u. s. w. In vielen Fällen sehen wir, dass sich Pflanzentheile nach gewissen Richtungen krümmen, ohne dass äussere Kräfte einen sichtlichen Einfluss auf das Zustandekommen dieser Phänomene nehmen. Hier supponiren wir ererbte Fähigkeiten, welche sich in den Krümraungserschei- nungen der betreffenden Organe eben so unabhängig von direct wirkenden äusseren Einflüssen kundgeben, wie etwa die specifische Form der Laubblätter hiervon unabhängig zu Stande kommt. Wenn man nun erwägt, dass diese Wachsthumsrichtungeu uns fast durchwegs in Krümmungen der Pflanzentheile entgegentreten, und überhaupt der äusserliche Charakter dieser Erscheinungen, so verschieden die Ursachen der letzteren sein mögen, häufig ein ziemlich gleicher ist, so wird man es nur begreiflich finden, wenn die ersten Physiologen heliotropische, geotropische Reizkrümmungen, das was wir heute spontane Nutationen nennen etc., vielfach mit einander verwechselten, und dass es langer, mühevoller Arbeit bedurfte, bis es gelingen konnte, diese Erscheinungen nach ihren Ursachen zu unterscheiden. Dies muss man sich wohl vor Augen halten, wenn mau die Verdienste jener Männer, welche, wie Bonnet und Du Hamel, sich zuerst eingehend mit den Richtuugsverhältnissen der Pflanzentheile beschäftigten, und das Zustandekommen derselben ursächlich zu erklären versuchten, richtig beurtheilen will. Auch wird man sich behufs gerechter Würdigung ihrer Arbeiten den damaligen Zustand der physiologischen Grundwissen- schaften: Physik und Chemie, sowie deren Methodik stets vergegenwärtigen müssen. Endlich möchte nicht zu vergessen sein, dass wir selbst heute noch über manche derartige Verhältnisse, z. B. über gewisse Rich- tungsverhältnisse der Blätter, höchst mangelhaft unterrichtet sind. Was in neuerer Zeit über die Tendenz der Blätter, sich in vertical projicirende Ebenen zu stellen, behauptet wurde, kann wohl ebensowig befriedigen, als was Bonnet vor etwa 130 Jahren darüber aussagte. Ich kann desshalb dem abfälligen Urtheile, welches Sachs' über Bonnet ausgesprochen, nicht zustimmen; zum mindesten das Lob, welches Dodart (Sachs 1. c. p. 582) gespendet wurde, muss gerechter Weise auch Bonnet zuerkannt werden. Denn wenn es Erste- rem als Verdienst angerechnet wird, nach den Ursachen der Richtung von Stamm und Wurzel geforscht zu haben — worin er bekanntlich zu ganz irrthümiichen Vorstellungen gelangte und unter Anderem das Auf- streben (lerStiimnio dem Lichte zuschrieb — so kann man gerechterweise auch dem Letzteren, der mit bewun- derungswürdiger Ausdauer und vielem Scharfsinne ) hat eigeutlich schon Bonnet gegeben, indem er zeigte, dass sich die Pflanzentheile (z. B. Blätter) auch unter Wasser der Lichtquelle zuwenden. Du Hamel's Ansicht über das Zustandekommen des Lichthungers kehrte in verschiedenen Formen wie- der. So nahm A. v. Humboldt* an, dass die Liclitl)eugung der Pflanzentheile durch Lichtreiz erfolgt, wel- cher sich au den beleuchteten Seiten der Organe durch eine Zusammenziehung der Pflanzenfasern zu erkennen gebe; und auch C. 6. Rafn ' iitdiauptete eine Contraction der an den Lichtseiten der Stengel gelegeneu Fasern als T'rsaehe der genannten Erscheinungen. Auch Link spricht in seinen „Grundlehren der Anatomie und Physiologie der Pflanzen"* vom Heliotro- pismus der Stengel, oder, wie er sich ausdrückt, vom „Drehen der Stämme nach dem Lichte". Die betreffende Stelle ist aber so flüchtig geschrieben, dass hieraus die Vorstellung, welche sich Link über die Mechanik der Erscheinung machte, nicht ganz klar wird. Er sagt, dass bei diesem Drehen nach dem Lichte „uastreitig eine Krümmung geschieht, aber keine Zusammenziehnng der Fibern, denn an der Lichtseite eingeschnittene Stengel krümmen sich ebenfalls, und die l'ewegung wird nicht durch einzelne Fibern, sondern wie alle Bewe- gungen durch die vereinigte Wirkung aller Theile hervorgebracht". Diese Stelle lehrt, dass Link den Irr- thuni seiner Vorgänger einsah ; seine Widerlegung der älteren Ansicht ist aber eine ungenügende, weil auch au dem eingeschnittenen Stengel eine Contraction der Gewebe an der Lichtseite nicht ausgeschlossen ist. Die- Stelle lässt aber weiter annehmen, dass Link bereits eine richtige Vorstellung von dem Zustandekommen der Krümmung hatte, dass nämlich an der Schattenseite der Stengel eine stärkere Längezunahme als an 1 L. c. p. 137. - In historischer Beziehung erwähnenswerth ist die von Bonnet (1. c. p. 35) gemachte Bemerkung, dass m.nn wohl das Wenden der Wurzeln naih einem feuchten Schwämme hin kenne, allein bis zur Zeit, in welche seine Untersuchungen faüen, die Ursachen der Bewegungen iler Blätter unerforscht geblieben seien. Erstere Erscheinung, wel- cher mau in neuerer Zeit den Namen Hydrotropismus gegeben hat, ist bekanntlich von Sachs (Arbeiten des botau. Insti- tutes, Bd. I, p. 209) genauer stndirt worden. Sachs führt aber die Auffindung dieser Erscheinung blos bis auf K night zurück. •^ Physique des arbres. Paris 1758. (Deutsch von Schö llenbach, 1764, Bd. II, p. 113—116) * L. c. p. 120. * L. c. p. 108. 6 Aphorismen zur Pflanzenphysiologie in: Flora Fribergensis. Berlin 1793. ' Plantephysiologie, 1796. (Deutsch von Mar küssen. Kopenhagen und Leipzig 1798.) « Göttingen 1808, p. 255. Die heliotrnpisr'hpn Eracheimingen im Pflanzenreiche. 147 der Lichtseite nnzunehnien sei. Audi Link unterscheidet, wie Du Hamol, zwischen heliotropischen und geotropischen Bewegungen. Er drückt sicii hierüber sehr kurz, aber mit grösserer Bestimmtheit als seine Vorgänger aus. ' Alle bisherigen Untersuchungen über Heliotropismus und Geotropismus waren höchst mangelhaft wegen der Unzulänglichkeit der iuif dieselben gewendeten Experimente. Nichtsdesloweniger wiire es ungerecht, die Versiiclie der genannten Forscher geringzuschätzen; denn gerade die Frage über die Krümmungserscheinung der Pflanzeulheile bot, wie schon oben angedeutet, ausserordentliche Schwierigkeiten dar. Das Verdienst des Mannes, welcher hier den Knoten zu lösen verstand, kann deshalb nicht genug hocli angeschlagen werden. Es war Th. A. Knight, welcher durch ein einfaches Experiment die geotropischen Wachsthura.> L. c. p. 68. 2 Climbing Plauts. 1875. (Deutsche übers, von Oarus, 1876, p. 142.) 3 Vergl. Röper 1. c. p. 616. * L. c. p. 99—101. 5 L. c. p. 104. 6 Vergl. 1. c. p. 70 und Ann. des scienc. nat. 3. ser. V, p. 65. ' L. c. p. 108. « L. c, p. 72—76. 152 Julius Wiesner. Lichtseite, die audere die (convexe) Schattenseite in sieb aufnimmt, so krümmt sich die erstere noch stärker gegen das Licht hin (concav), während die letztere sich gerade streckt. Die Thatsaclie ist v(dlkommen richtig und kann namentlicli leicht an den stark positiv heliofropischen epicotylen Stengelgliederu von I'Iiaseolus multiflorus constatirt werden; allein sie widerspricht der De Candolle'schen Ansiciit keineswegs, sondern lehrt nur, dass die Spannungsdififcrcnzen in den consecutiven Gewebsschichten an der vorderen Hälfte andere als an der hinteren sind, was sich mit dem ungleichen Wachsthum der Licht- und 8cbattenseite des Stengels völlig in Einklang bringen lässt. Selbstverständlich komme ich in meinen eigenen Untersuchungen auf diese mechanischen Verhältnisse zurück. Merkwürdig ist es, dass De Candolle und Dutrochet gerade in einer den Heliotropismus betreffenden Annahme, die ganz und gar irrthümlich ist, übereinstimmten. Beide glaubten den positiven Heliotropismus an den Chlorophyllgehalt der betrejBfenden Orgaue gebunden. Ersterer Hess sich hiebei durch die ganz unrichtige Vorstellung der Bcthoiiiguug der Assimilation bei der Licbtbeugung, letzterer durch eine Beobach- tung leiten, deren Richtigkeit ganz zweifelhaft ist. Es sei erlaubt, schon hier zu erwähnen, dass nach meinen Beobachtungen die Wurzeln \ ou Mirabilis Jalafa gar keinen deutlichen ausgesprochenen Heliotropismus- zeigen und völlig cblolorophylllos sind (offenbar Hess sich Dutrochet, indem er diese Wurzeln für chloro- phyllhältig erklärte, durch angesiedelte grüne Algen täuschen), und wir heute ebensowohl grüne negativ helio- tropische Organe als völlig cbloropliylilose, positive Lichtbeugung zeigende Organe kennen. Zum mindesten einseitig war Dutrochet's Behauptung, dass der Zweck des Hinneigens der Pflanzen- theile zum Lichte darin besteht, die Auffindung des Lichtes behufs Chloropliyilbildung zu ermöglichen. ' Meyen hat in seiner in viell'aclier Beziehung ausgezeichneten Pflanzenphysiologie das den Heliotropis- mus betreiFende Capitel nur sehr dürftig ausgearbeitet. Die Literatur ist daselbst sehr unvollständig gegeben. Dennoch enthält dieses Capitel einige gute Beobachtungen und einzelne treffende Bemerkungen. So widerlegt er an der Hand der bekannten Thatsaclie, dass etiolirte Kartoffeltriebe in Kellern oft in einer Länge von mehreren Klaftern dem Lichte entgegen wachsen, die oben erwähnte Behauptung De Candolle's, nach welcher der positive Heliotropismus durch einseitige an den Lichtseiten der Stengel statthabende Assimi- lation der Kohlensäure zu Stande käme.^ Auch hat Meyen die ersten Beobachtungen über den negativen HeHofropisnius echter Uodenwurzeln angestellt. Er zeigte nämlich, dass aufgerichtete Keimwurzeln von Bohnen allerdings das Bestreben haben nach abwärts zu wachsen, dass sie aber beleuchtet und im feuchten Räume gezogen, an der von der Lichtquelle abgewandten Seite sich nach abwärts krünnnen.^ J. Bayer* hat die heliotropischen Erscheinungen an KressekeiniHngen genauer studirt. Er fand, dass die Keimstengel sich zuer.st concav gegen das Licht krünimen, dann sich aber geradlinig in die Richtung gegen die Lichtquelle strecken, also zum Lichte sich hinneigen. Die Richtigkeit dieser Beobachtung lässt sich leicht constatiren. Die Erscheinung beruht offenbar darauf, dass die Differenz im Längenwachsthum an der Licht- und Schattenseite des Oiganes relativ abnimmt; ob dies spontan, oder in Folge der Lichtwirkung oder durch negativen Geotropismus geschieht, ist von vornherein nicht zu entscheiden, und ist bis jetzt noch nicht experimentell geprüft worden. Ferner stellt der Autor die Behauptung auf, dass die Tendenz der Stengel, sich dem Lichte zuzuwenden, desto grösser ist, je schwächer das wirkende Licht ist. Es ist selbstverständlich, dass dieser Satz nur innerhalb gewisser Grenzen richtig sein kann. Warum mit der Abnahme der Lichtintensität bis zu einem bestimmten Minimum die heliotnipische Krümmungsfähigkeit zunimmt, hat Bayer nicht erörtert. Die Richtig- » L. c. p. 70. tfd. 2 Neues System der Pflanzenphysiologie, Bd. III, Berlin I8:i9, p. 686. 3 L. c. p. 583 und 588. In MohTs oben genannter Arbeit (p. 77) ist allerdings davon die Rede, dass sich Wurzeln vom Lichte abwenden; allein bestimmte Beoljachtungen liieriiber fiilirt er nicht au, so dass die Annahme, er habe beim Niederschreiben der betreffenden Stelle Dutrochet's Beobachtungen des negativen Heliotropismns der hypocotylen Axe an Viscum albuni und der Luftwurzeln von Polhos im Sinne gehabt, wahrscheinlich ist. ^ * Memoire sur la tendance des tiges vers la lumiöre. Compt. rend. 1842, T. XV p. H94— 1196. Die heliotropischen Erackeinungcn im Pflanzenreiche. 153 keit der Tliatsache vorausgesetzt, fände sie ihre einfachste Erklärung darin, dass mit der Abnahme der Lichtintensität die Beleuchtungsdifferenz an der Vorder- und Hinterseite des betreffenden Organes wächst; da nun die iieliotropischen Krümmungen nur zu Stande kommen können, wenn eine solche Differenz vorhanden ist, so wird es schon von vornherein begreiflicii, dass mit dem Wachsen dieser Differenz — bis zu einer bestimmten Grenze — die heliotropische Wirkung sich steigern müsste. Ich komme im experimentalen Theile meiner Arbeit auf diesen wichtigen Punkt zurück. P;iyer tindet, dass das Mittel, in welcliem die Versnchsptlanze sich befindet, keinen Einfiuss auf das Zustandekommen des Heliotropismus nimmt, sondern blos modificirend auf die Stärke des Phänomens wirkt. Keimstengel der Kresse krümmen sich auch unter Wasser, in einer Atmosphäre von Stickstoff oder Wasser- stoff. ' Diese Angabe erfordert eine neuerliche Prüfung. Denn wenn der Heliotropismus eine Wachsthunis- erscheinung ist, so kann er sich nur in einer Atmosphäre vollziehen, welche Sauerstoff', wenn aucii nur in kleiner Menge, enthält; es sei denn, dass die das Wachsthum begleitende Athmung durcli innere Verbren- nung erfolge. Payer fand, dass heliotropisch krünmiungsfäbige Pflanzentheile, von zwei Seiten beleuchtet, sich der stärkeren Lichtquelle hinneigen. Seiner Darstellung lässt sich entnehmen, dass die Ptianzen sich bei diesen Versuchen sehr empfindlich erweisen. Er meint, mau könnte sie als Pliotometer benutzen.^ In dieser kurzen Abhandlung theilt der Autor auch seine Versuche über die Beziehung zwischen der Brechbarkeit der Strahlen und dem Heliotropismus mit. Er operirte mit Kressepflänzchen, welche er sowohl im objectiven Speetrum, als hinter — vorher specti'oscopisch untersuchten — farbigen Gläsern auf ihre Krümmuugsfähigkeit prüfte. In beiden Fällen fand er, dass sich die Pfläuzchen in Roth, Orange, Gelbund Grün wie in voller Dunkelheit verhielten, hingegen dem blauen und violetten Lichte sich zukrümmten. Das blaue Licht ist hierbei wirksamer, als das violette. Die (dunklen) chemischen Strahlen erweisen sich als wirkungslos. Er fand niiudieb, dass ein Keimling, welcher durch zwei gleich starke Flammen beleuchtet wurde, deren Licht einerseits eine Wassersciiichte, anderseits eine gleichdicke Terpeuthinöblschichte pas- sirte, sich in die Resultirende der einfallenden Strahlen stellte, wenn er gleichweit von beiden Lichtquellen postirt wurde. 3 Die immerhin interessanten, von Payer gewonnenen Resultate haben Dutrochet angeregt, die Beziehung zwischen der Brechbarkeit der Strahlen imd der heliotropischen Krüminungsfähigkeit der Pflanzentheile durch eigene Anschauung kennen zu lernen.* Mr operirte anfänglich wie seine Vorgänger mit Kressekeimlingen. Es wurden dieselben in einer kleinen dunklen Kammer der Einwirkung von hellem diffusen Tageslicht ausgesetzt, welches durch ein Glas ging, das nur rothe Strahlen durchliess. Die Keim- linge wendeten sieh dem rothen Lichte nicht zu. So weit fand also Dutrochet die Beobaelitungeu Payer's bestätigt. Nun wurden die Versuche mit zahlreiclien anderen Keimpiiänzchen in derselben Weise, unter den gleichen Vegetatiousbedingungen ausgetührt; nunmehr stellte es sich heraus, dass gewisse Keimpflanzen sich so wie Kresse verhielten, andere aber sich dem rothen Lichte hinneigten. Er beobachtete, dass in die letztere Kategorie durchwegs Pflänzchen mit sehr dünnen Keimstengeln gehören {^Trifolium ag-mrium, Durehmesser des Stengels =■ Ü-55"""; Mercnrialis annua, D. d. St. = 0-50"""; Papover Mhoeas , D. d. St. = 0-35 ; Sedum acre, D. d. St. =0-30"'°'). Die Stengel der Keimpflanzen, welche im rothen Lichte aufrecht blieben, hatten durchgängig einen grösseren Durchmesser (sm.%&&x Lepidium sativum noch: Medicago sativa, lupuUna, Trifolium pratense, Fisum sat/ivuni). 1 L. c. p. 1195. 2 L. c. p. 1195. 3 Vgl. die Berichte über Payer's Memoire in Compt. reod. XVI (1843), p. 986 und XVt, p. 1120, in welchem letzteren Dutrocliet mit Ruclit das Uugouiigeude dieser auf die dunltlen ciiemischen ytralileu bczugnelimeiideu Vorsuche rügt. ^ * Ue l'inflexion des tiges vegetales vers la lumiere coloree. Auu des sc. uat. -2 ser. T. XX, p. 329 — 339. Deiikschriftt;Q der mathem.-uaturw. Cl. XXXIX. Bd. 20 154 Julius Wiesner. Diitrochet ist geneigt, ans diesen Beobachtungen zu sehliessen, dass es nicht die Brechbarkeit der Strahlen, sondern die Helligkeit (jpouvoir 4clairani) des Lichtes ist, welche für das Znstandekommen des positiven Heliotropismus massgebend ist. Dieser Ansicht zufolge käme den unsichtbaren Strahlen' des Spec- trunis das Vermögen, heliotropische Krümmungen hervorzurufen, nicht zu,' was der Autor indess durch keinerlei directe Experimente unterstützt. Payer vertheidigte seinen Standpunkt.' Er findet, dass selbst die dünnstengelichsten Keimlinge in reinem rothen (durchgelasseuem) Lichte aufrecht bleiben, sich hingegen einem Lichte zuneigen, welches durch rothe Gläser ging, die aber ausser Roth noch andere sichtbare Strahlen des Spectrums durcbliessen. Er bemerkt ferner, dass nicht nur die Dicke des Stengels, sondern auch die Lichtdurchlässigkeit der Gewebe auf das Phänomen einen Einfluss habe, indem z. B. in einem und demselben Lichte Medicago lupuUna mit einem Stengeldurchmesser von O-?"™ sich heliotropisch erwies, während Spergula arve^isis, deren Stengel einen Durchmesser von blos 0-6"'" aufwiesen, aufrecht blieb. ^ Die oft citirte Arbeit Zantedesclii's'* über Lichtfarbe und Heliotropismus, welche nach Publication der ersten Abhandlung Payer's (1843) erschien, lehrte, dass sich Balsaminkeimlinge, junge Pflänzcheu von Oxalis nmltißora etc. blauem, violettem und grünem Lichte zuneigten, nicht aber dem gelben, orangen und rothen. Die Resultate haben einen geringeren Werth als die Payer's, da dieser sowohl mit farbigen Gläsern als mit Zuhilfenahme des objectiven Spectrums arbeitete, Zantedeschi aber blos mit gefärbten, zudem nicht genügend auf ihre Lichtdurchlässigkeit geprüften Gläsern. Kurze Zeit nach Veröffentlichung der Untersuchungen von Payer, Zantedeschi und Dutrochet erschien die bekannte Arbeit von D. P. Gardner,'' welcher sich mit der Beziehung zwischen der Brech- barkeit der Lichtstrahlen und der Chlorophyllbildung, der Kohlensäurezersetzung grüner Pflanzen und dem Heliotropismus, also zum Theile mit derselben Frage beschäftigt, welche die drei zuletztgenannten Forscher fast gleichzeitig fesselte. Gardner, welcher seine Versuche jenseits des Oceans (Virginien) anstellte, hatte von den bezeich- neten Arbeiten keine Kenntniss. Zu seinen Versuchen dienten anfänglich Sämlinge von Rüben, Kohl, Senf, Buffbohnen, ältere Exemplare von Solanum nigrum etc.; später benützte er blos Rübenkeimlinge, da er mit diesen die besten Resultate erlangte. Nachdem die in einem länglichen Trog gesäten Samen etiolirte Keimlinge von 1— l'/g engl. Zoll Höhe geliefert hatten, wurde der Trog 15 engl. Fuss von einem Flintglasprisma entfernt aufgestellt, und der Ein- wirkung der Spectralfarben des Sonnenlichtes ausgesetzt. Die von den indigofarbenen Strahlen getroffenen Pflänzchen neigten sich nach vorne gegen das Prisma zu, während alle übrigen Pflänzchen gegen diese Rich- tung convergirtcn , indem sowohl die Keimlinge, welche zwischen Roth und Blau , als die, welche in Violett standen, sich schief gegen die im Indigo stehenden Pflänzchen neigten. Gardner macht die Wirkung, welche das verschieden farbige Licht auf die Keimlinge ausübte, noch weiter dadurch anschaulich, dass er die ganze Aussaat einem Ährenfelde vergleicht, dessen Halme durch zwei entgegengesetzte Winde niedergelegt, sich gegeneinander neigen. Der genannte Forscher zieht aus seinen Beobachtungen zunächst den Schluss, dass allen leuchtenden Strahlen des Lichtes die Fähigkeit zukommt, Krümmungen von Pflanzentheilen gegen das Licht hin zu bewirken , und dass diese Eigenschaft den indigofarbenen Strahlen im höchsten Grade eigen ist. Die merk- 1 L. c. p. 337. •^ 2 Compt. rend. XVII, p. 1085 und XVIIl, p. 32—36 (1844). 3 Die weitere Poleniilj zwischen Dutrochet und Payer über diese Streitfrage ist interesselos, da in der betreffenden Publication sachlich niclits Neues enthalten ist. (Vgl. Compt. rend. 1844, XVIII, p. 63 und XVIII, p. 190). * Das italienische Manuscript ist datirt vom 30. Nov. 1842. Vgl. Compt. rend. XVI (1843), p. 747 und XVIII (1844), p. 849. * Bibliothöque universelle de Genöve. Fevr. 1844. — Froriep's Notizen, Bd. XXX (1844), p. 161 ffd. Die heliotriipischen Ertichinungi'n im Pflanzenreiche. 155 würdigen Erscheinungen des Neigens rlcr ansserhaib Indigo stehenden Pflanzen gegen die iu dieser Region befindlichen, hat Gardner nicht näher erläutert. Es ist dies jenes Phänomen, welches spater von Dutrochet und Guillemin als laterale Flexion bezeichnet wurde. Über einen etwaigen Einfluss der ultrarothen und ultravioletten Strahlen auf den Heliotropismns hat Garduer nichts mitgetheilt. Gardner nimmt an, dass blos den leuchtenden Strahlen imd nicht den chemischen (tithonischen im Sinne Draper's; vergl. Froriep's Not. Bd. XIV, 1 und 2) und Wärmestrahlen heliotropische Wirkung zukommt. Er nimmt dies aber in einem Sinne, den wir heute, nachdem die Lehre von der Erhaltung der Kraft und der Wechselwirkung der Naturkräfte zur Herrschaft gelangte, nicht mehr gelten lassen dürfen, (iarduer glaubte nämlich — und seine Auffassung war für die damalige Zeit erlaubt — dass bestimmten Stialden thermische, clieuiische oder Leuchtkraft innewohne, die gewissermassen trennbar sind. Soliesser indigoblaue Strahlen durch eine in einem Glastrog enthaltene Lösung von Eisen-Prosulfocyanür gehen und vermeinte auf diese Weise die chemische Kraft dieser Strahlen, und nur diese vernichtet zu haben. Da diese durch das Eisenrhodanid gegangenen Strahlen keine heliotropischen Wirkungen ausübten, und im Mondlicht, welches nach der (Inmaligen Ansicht keine thermische Kraft besizt, ' schon in 1 — 2 Stunden heliotropische Krümmungen sich vollziehen,* so gelangte er zu dem unrichtigen, aber damals erlaubten Schlüsse, dass es blos die Leuchtkraft der Strahlen ist, welche die Hinneigung der Pflanzentheile zum Lichte verursacht. Nach Gardner's Beobachtungen hätte die Intensität des Lichtes nur einen untergeordneten Einfluss auf die Erscheinung des Heliotropismus, da durch Verstärkung des Lichtes der Heliotropismus nur wenig gestei- gert w erde. Die näheren Beziehungen zwischen Intensität des Lichtes und Heliotropismus hat er ebenso wenig als seine Vorgänger klargelegt. Endlich spricht Gardner noch die Ansicht aus, dass die blaue Himmelsfarbe das Aufwärtswachsen der Pflanzen begünstige, also hier der Heliotropismus den Geotropismus behufs Aufrichtung der Pflanzentheile unterstütze. D'e Beobachtungen Gardner's lassen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass alle Strahlen des sichtbaren S])ectrums heliotropische Wirkungen auszuüben im Stande sind; als völlig bewiesen sind diese Versuche indess nicht anzusehen, da selbe nicht im reinen, vom diffusen Lichte freien Spectrum vor- genommen wurden. Auch scheint es, als wäre reflectirtes Spectrallicht bei den Experimenten im Spiele gewesen. Ich komme im weiteren Verlaufe meiner Darstellung auf diesen Punkt noch zurück. Z 1 derselben Zeit wurde noch ein anderer, den Heliotropismus betrelfender Gegenstand, nämlich die Fähigkeit wachsender Wurzeln, sich dem Liclite zu-, oder von demselben abzuwenden, und zwar von Bayer, Dutrochet und Durand studirt. Dass auch den Wurzeln heliotropische Eigenschaften zukommen, konnte nach Dutrochet's Entdeckung nicht mehr zweifelhaft sein. Allein es lagen über den Heliotropismus der Wurzeln bis dahin nur sehr spärliche und tlnilweise höchst zweifelhafte Beobachtungen vor. Zunächst zeigte Payer,-'' dass wenn man Samen von Kohl oder weissem Senf auf Baumwolle in mit Wasser gefüllten Gefässen keimen lässt, die Stengel sich dem Lichte zuwenden, während die Wurzeln das Licht fliehen. Bei diesen Pflanzen reicht diffuses Licht zur Her- vorbringung der Wurzelkrünnnung aus. Nicht so bei den Keimpflanzen von Sedum. Telephium\ hier ist zum Eintritte des negativen Heliotropismns der Wurzeln directes Sonnenlicht erforderlich. Aber selbst so inten- sives Licht ruft nicht an allen Wurzeln ein Wegkrümmen hervor; so bleiben die Wurzeln von der Kresse selbst bei dieser Beleuchtung senkrecht. Bayer fand ferner, dass der Neigungswinkel, den die heliotropisch ' Später hat Melloni (Froriep's Notizen 1846, XXX, p. 193) gefunden, dass das Mondlicht Wärmewirkung ausübt, aber iu so geringem Grade, diiss sich der Effect nicht zaiileumiissig bestimmen Hess. In neuei'er Zeit gehuig es Volpicelli Mari6 Davy und BaiUe mittelst Thermomultiplicator die vom Mondlichte ausgehenden 'l'emperatnrerhöhungeu in Celsius- graden auszudrücken. Das hiebei beobachtete Maximum betrug 0-00287° C. Zeitsch.[ift der öster. Gesellsch. für Meteorologie 1870, Nr. 17, nach Compt. rend. T. LXIX, p. 920 und 960. 2 Gardner setzte voraus, dass dem Moudlicht keine photographische Wirkung zukommt; allein auch dies ist nicht richtig, wie die Mondphotographien beweisen. •<- 3 Compt. rend. XVII (1843). 20* 156 Julius Wiesner. gekrümmte Wurzel mit der Vertiealen bildet, stets kleiner ist als der Wiukel, den in eulgcgcugesetzter Rich- tung der Stamm mit der Verticalen einschliesst; es sind also die Keimstengel einer und derselben Pflanze stärker heliotropiscli als die Keimwurzel. Die Wegkrümmuug der Wurzeln ist ferner desto stärker, je inten- siver das wirksame Licht ist. Payer gibt an, dieselbe Beziehung zwischen Brechbarkeit des Lichtes und heliotropischer Krümmung bei den Wurzeln wie bei den Stengeln gefunden zu. haben. Denn nach seinen Beohaclitungen krümmen sich die Wurzeln nur in einem zwischen den Fraunhofer'schen Linien i«" und // gelegenen Lichte. Jener Strahl, welcher den kräftigsten Heliotropismus des Stengels hervorruft, wirkt auch auf die Krümmung der Wurzel am stärksten ein. Dieser Lichtstrahl (Schwingungszahl) ist aber für verschiedene heliotropisch krümi.iungs- fähige Pflanzentheile ein verschiedener. Die Beleuchtung des Stengels hat auf das heliotropische Verhalten der Wurzel keinen Einfliiss, so zwar, dass wenn der Stengel beleuchtet ist, die Wurzel aber nicht, letztere ihre verticale Richtung nicht verlässt. Über Payer 's Ariieit erstattete Dutrochet der Pariser Akademie der Wissenschaften einen aus- führlichen Bericht,' welcher zahlreiche Wiederholungen der Versuche Payer's und auch neue diesbezügliche Experimente enthielt, die Dutrochet gemeinschaftlich mit Pouillet ausführte. Es wurde bestätigt gefunden, dass die Wurzeln von Kohl und weissem Senf sich vom Lichte wegwenden, und dass die Wurzeln der Kresse weder das Licht aufsuchen noch fliehen. Hingegen wird die Richtigkeit der Behauptung, dass der Stengel stets stärker als die Wurzel geneigt ist, als unrichtig erwiesen. Währt der Versuch lange an, so findet nämlich manchmal das gerade Gegentheil statt. Besonders deutlich tritt nach den Beobach- tungen der genannten Forscher bei Sinapis alba die relativ stärkere WegkrUmraung der Wurzel auf. Ferner wird hervorgehoben, dass allerdings im schwachen Lichte die Wurzelkrümmung durch die blauen und beiderseits benachbarten Strahlen vollzogen werde; hingegen betheiligen sich im Lichte eines sehr lichtstarken objectiven Sonnenspectrums nicht nur alle leuciitenden Strahlen, sondern auch die im Lavendel- blau (Ultraviolett) und Ultraroth gelegenen Strahlen beim Zustandekommen der heliotropischen Erscheinungen. Die Lichtfarbe, welche das Maximum der heliotropischen Wirkung hervorbringt, ist nicht wie Payer angibt, nach der Pflanze veränderlich, sondern liegt stets im Violett, was nicht nur für Wurzeln, sondern auch für Stengel gilt. * Jene eigenthümliche Neigung (laterale Flexion) der posiliv heliotropischen Organe gegen die indigo- farbenen Strahlen, welche Gardner an Rübcnpflänzchen auffand, und die Dutrochet und Pouillet auch bei den Keimstengeln von ISinapi's alba constatirten, haben diese beiden Forscher auch an den negativ helio- tropischen Wurzeln, aber natürlich im umgekehrten Sinne sich darstellend, aufgefunden; die Wurzeln neigten sich nämlich von Indigo zu beiden Seiten weg. Durand' stellte zahlreiche Versuche über das Verhalten der Wurzeln zum Lichte an. Er fand, dass die Wurzeln von Lathyms odorafu. L. c. p. 80. Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 175 Sonnenlicht oder das diffuse Tageslicht heziiglich ihrer Intensität zu inconstant sind. Welchem ansserordent- lici) raschen Wechsel indess die Intensität des Tageslichtes selbst innerhalb sehr kurzer Zeiträume unter- worfen ist, habe ich bei anderer Gelegenheit dargethan. • Es ist also ganz unthunlich, zu den in unserer Frage nöthigen Experimenten das Tageslicht zu benützen. Da heliotropische Versuche im Gaslicht sehr leicht und vollständig, ja selbst in sehr kurzen Zeiträumen gelingen, so habe ich diese Art künstlichen Lichtes, welches sich auch aus anderen Gründen zum Experimen- tiren mehr als jede andere künstliclie Lichtquelle eignet, benutzt. Inwieweit die durch diese Art der Ver- suche gewonnenen Resultate auch auf das Tageslicht übertragen werden können, werde ich weiter unten auseinandersetzen. Die Gasflammen, welche zu den Versuchen dienten, hatten eine constante Leuchtkraft. Die Herstellung solcher Flammen erfolgte in derselben Weise, wie bei meinen Untersuchungen über den Einfluss des Lichtes auf die Transspiration der Pflanzen* und bei den Studien, welche ich zur Auffindung der Beziehungen zwischen Lichtintensität und Entstehung des Chlorophylls^ unternahm. In Betreff der Methode zur Herstel- lung von Gasflammen constanter Leuchtkraft kann ich mich hier kurz fassen, da ich mich a. a. 0. darüber bereits ausführlich ausgesprochen habe. Ich erwähne hier nur kurz, dass das zu den Brennern geleitete Gas einen Regulator passirte, welcher es ermöglichte, den Druck, unter welchem die Flammen brannten, völlig constant zu erhalten. Ich habe zu allen meinen Versuchen nur Gasflammen benützt, deren Leuchtkraft genau 6'5 Walrathkerzen äquivalent war, und die ich bei den augewendeten .\pparaten erhielt, wenn das Manometer eine Wassersäule von 18-5 Mm. anzeigte. Ich bezeichne im Nachfolgenden diese Flamme kurz als Normalflamme. Als Maass für die im Versuche herrschende Lichtstärke diente die Leuchtkraft einer solchen Flamme in einer Entfernung = 1 M. von letzterer. Durch Einführung dieser Einheit war es möglich, jede auf eine Versuchspflanze einwirkende Lichtintensität unter Berücksichtigung des Satzes, dass die Intensität des Lichtes dem Quadrate der Entfernungen umgekehrt proportional ist, zahlenmässig festzustellen. So weit als tluinlich, wurden die Versuche in einem Räume des pflanzenphysiologischen Institutes aus- geführt, welcher für heliotropische Versuche besonders adaptirt ist. Der Anstrich der Wände dieses Raumes, des Bodens und Plafonds, der Tische und, so weit als thunjich, aller zu den Versuchen dienlichen Apparate ist mattschwarz. Thüren und Fenster sind so verschlossen und mit Tuch bedeckt, dass fremdes Licht keinen Zutritt hat. Die nicht geschwärzten Apparate (Psychrometer, Thermometer etc.) sind durch schwarze Schirme von der Versuchspflanze getrennt; die Ränder der Thongeschirre, in welchen sich die Versuchspflanzen befinden, sind mit mattschwarzen Papperingen bedeckt; kurzum es wurde dafür Sorge getragen, dass zu den Versuclispflanzen so gut wie kein anderes als das durch die Lichtquelle gespendete Licht gelange. Es möchte vielleicht überflüssig erscheinen, derartige Massregeln zu treffen, um das reflectirte Licht aus- zuschliessen. Allein eine solche Vermuthnng wäre ganz ungerechtfertigt, ja ich gestehe, dass, wenn es sich um völlig genaue Bestimmungen der heliotropisclieu Empfindlichkeit handeln würde, selbst meine Versuche sich noch nicht als vollkommen genau herausstellen würden, denn selbst die schwarzen matten Schirme reflectiren mehr Licht, als man anzunehmen geneigt wäre. Ich habe, um zu begründen, dass selbst durch Reflexe, welche von den schwarzen Wänden und derlei Schirmen herrühren, fehlerhafte Bestimmungen der lieliotropischen Empfindlichkeit entstehen können, an zwei Beobachtungen zu erinnern. Erstens an die bekannte merkwürdige Entdeckung J. Jamiu's, derzufolge die Helligkeit des dunkelsten Schwarz, das wir herstellen können, immerhin noch etwa den hundertsten Theil jener des reinsten Weiss beträgt, und zweitens, dass Aubert* bei genauem Vergleiche einer weissen und einer schwarzen Scheibe die Helligkeit der letzteren blos 57mal 1 Untersuchungeu über den Einfluss des Lichtes und der strahlenden Wäime auf die Trauspsiration der Pflanze. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch., Bd. 74 (1876), Separatabdr. p. 4. - Untersuchungen über den Einfluss des Lichtes etc. L. c. p. 4 ff. 3 Die Entstehung des Chlorophylls. Wien, 1877, p. 43 ffd. * Physiologie der Netzhaut. Breslau 1865, p. 73. 176 Julius Wiesner. kleiner als die der ersteren gefunden hat. Erst als ich diese Thatsachen kennen lernte, wurde es mir klar, warum an heliotropisch sehr empfindlichen Stengeln Verzögerungen in den Krümmungen sich einstellten, wenn schwarze Schirme all zu knapp hinter den Versuchspflanzen sich befinden, was ich bei jenen Experi- menten, die ich nicht in dem genannten Versuchszimmer, sondern in anderen möglichst grossen, für diese Versuche nicht besonders adaptirten Räumen vornahm, anfänglich oft beobachtete. Wenn es sich um die grösste erreichbare Genauigkeit in der Feststellung der heliotropischen Empfindlichkeit handelte, so müssten die Ver- suche in mögliclist grossen geschwärzten Räumen augestellt werden, um die Wirkung des von den schwarzen Wänden reflectirten Lichtes durch grosse Entfernuni;en von den Versuchsobjecten möglichst zu schwächen. Einigermassen können solche störende Lichtreflexe durch Aufstellung grosser, möglichst schief gegen die Richtung der einfallenden Strahlen aufgestellter Schirme beseitigt werden. Der für die Versuche besonders adaptirte Raum hatte eine Länge von 5, eine Breite von 2-9 und eine Höhe von 3-8 M. Um starke Reflexe zu vermeiden, konnte ich in diesem Räume eine Versuchspflanze bloss 3M. von der Lichtquelle entfernt aufstellen. Jene Versuche, in welchen ich über grössere Distanzen disponiren musste, wurden in einem Locale unternommen, welches eine Tiefe von circa 12'5 M. hatte, von welcher ich 11 M. ausnützte. Diese Localität war wohl völlig zu verfinstern; aber trotz aller Vorsicht Hessen sich kleine Lichtreflexe, die von den lichten Wänden, Thüren etc. herrührten, selbst bei passendster Verwendung am Schirm nicht vermeiden. Allein da es sich in meinen Versuchen nicht um absolute, mit mathemathischer Genauigkeit festzustellende Werthe, sondern nur darum handelte, den Gang der heliotropischen Krümmungen in seiner Abhängigkeit von der Lichtintensität festzustellen, so konnte ich mich mit meiner Art der Versuchsanstellung begnügen. Die von mir festgestellten Grenzen der Lichtstärke für den Heliotropismus macheu desshalb keinen Anspruch auf die grösste erreichbare Genauigkeit. Es wäre auch ganz unnöthig gewesen, die feinstmöglichste Präcisionsarbeit an ein Object zu ver- wenden, bei welchem die Individualität auch in Betreff der Lichtempfindliehkeit eine so grosse Rolle spielt. Indess soll damit nicht gesagt sein, dass in der Pflanzenphysiologie nicht, die heliotropische Empfindlichkeit der Pflanze betreffende Fragen auftauchen könnten, deren Lösung eine grössere Feinheit in der Ausführung der Versuche erheischte. a) Versuche mit Vlcia sntiva. Acht im Finstern in kleinen Gartengeschirren erwachsene, aus einer grossen Aussaat ausgewählte, anscheinend völlig gleiche Keimlinge der Wicke wurden in dem oben genannten, zu heliotropischen Versuchen besonders adaptirten Räume (in der Folge hier kurz als „dunkle Kammer" bezeichnet) in Entfernungen von 0-1, 0-2, 0-5, 1, 1-5, 2, 2-5 und 3 M. von der Flamme aufgestellt. Die Mitte der Flamme und die Keimlinge befanden sich in einer Horizontalen. Die seitlichen Verschiebungen, welche den Keimlingen gegeben werden mussten, um sie aus dem Schlagschatten der Vorderpflanze zu bringen, waren so geringfügig, dass sie keinerlei Correctur in Betreff der Entfernung von der Flamme nöthig machten. Die Richtung, welche man dem Keimling gegen die Lichtquelle gibt, ist bei dicotylen Pflanzen mit nutirenden Stengeln nicht gleichgiltig, indem, wie ich früher ausführlich zeigte, ' die Stengel derselben sich am raschesten der Lichtquelle zuneigen, wenn sie mit der Hinterseite zum Lichte gestellt werden ; am spätesten, wenn die Vorderseite beleuchtet wird; bei Beleuchtung einer der Flanken — gleichgiltig welcher — stellt sich ein intermediäres Verhalten ein. In allen in diesem Abschnitte enthaltenen Versuchen, in welchen eine andere Aufstellung der Keimlinge nicht besonders angegeben ist, standen sie mit einer der Flanken dem Lichte zugewendet, so dass die nutirende Spitze des Stengels nach rechts oder links schaute. Der Beginn des Neigens des Stengels zum Lichte wurde mit dem Senkel festgestellt, konnte also mit grosser Genauigkeit bestimmt werden. In nachfolgender Tabelle ist der Zeitpunkt des Eintretens der helio- tropischen Krümmung und die Grösse der heliotropischen Ablenkung der Stengel in Graden ausgedrückt. Die uudulircnde Nutation der Internoilien. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. Bd. 77, I. Abth., Jänn. 1878. Die heliotropiöchen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 177 E = Entfernung des Keimlings von der Flamme. J = Intensilät des auf die Vorderseite des Organs wirkenden Lichtes. Z = Eintritt der lieliotropisclien Krümmung, vom Beginne des Versuches an gerechnet. W^ Ablenkung von der Verticalen in Bogengraden ausgedrückt. ^ J Z W (nach Ablauf von 4 Stunden) , . ^ToO s'stunden 0 Min 30° ... 25 2 „ 15 „ 40° ... 4 1 „ 55 „ 44° . . 1 ... 1 „ 30 „ 55° . . . 0-44 ... 1 y, 10 ,, . . .90° (Maximum) . . 0-25 ... 1 „ 50 „ 60° ... 0-16 ... 2 „ 10 „ 50° . . 0-11 ... 2 „ 40 „ 45°. Die Luftfeuchtigkeit betrug während der ganzen Versuchsdauer 75—77 Proc. (Rel. Feucht.). Im Beginne des Versuches herrschte bei E = 0-1 eine Temperatur, 27-5° C, bei E = 3-0 an 21-2° C. Im Laufe des Experimentes wurde durch hinter Schirmen stehende dunkle Flammen die Temperatur an allen Versuchs- punkten so weit erhöht, dass die Differenzen im Ganzen nur innerhalb eines Grades sich bewegten. Diese Versuchsreihe wurde mehrmals wiederholt. Wenn auch hierbei die Zeitwerthe nicht stets die völlig gleichen waren, so ergab jede derselben doch dasselbe Resultat: dass nämlich mit der Abnahme der Lichtintensität bis zu einer bestimmten Grenze die heliotropische Krümmungsgeschwin- digkeit und überhaupt die Energie des Heliotropismus zunahm und von hier an mit dem weiteren Sinken der Lichtstärke wieder abnahm. Es wurden an 50 Versuchsreihen durchgeführt, und zwar ausser mit Vict'a sativa noch mit V. Faba, Pisum sativum, Phaseolus rmdtiflorus, Kelianthus annuus, Lepidium sativum, endlich noch mit etiolirten Trieben von Salix alba. In keinem einzigen Falle wurde ein abweichendes Verhalten beobachtet. In der oben mitgetheilten Versuchsreihe sind die Grenzen der Lichtintensität für das Zustandekommen des Heliotropismus noch nicht enthalten; weder die obere Intensitätsgrenze noch die untere, d. h. weder die grösste Lichtstärke, noch die geringste, bei welcher eben noch Heliotropismus stattfindet. Zur Auffindung dieser Werthe miissten noch besondere Versuche ausgeführt werden. Um die obere Intensitätsgrenze zu erhalten, musste die Versuchspflanze der Flamme noch mehr, als es im obigen Versuche geschah, genähert werden. Keimlinge der Wicke, welche der Flamme bis 5 Cent, genähert wurden, zeigten innerhalb 12 Stunden keine Spuren von Wachsthum oder Heliotropismus. Dennoch blieben sie, da für fortwährende Befeuchtung der Stengel und des Bodens Sorge getragen wurde, völlig turgescent, und entwickelten sich unter jjassenden Versuchsbedingungen normal weiter. In einer Distanz = 6 Cent, von der Flamme wurde das Gleiche beobachtet. Bei 7 Cent. Distanz zeigte sich bereits Heliotropismus, aber noch kein Längenwachsthum, wenn man in dieser Entfernung von der Flamme den Keimling um seine verticale Axe rotiren Hess. Erst bei 9 Cent. Hess sich bei dieser Versuchsweise ein merk- liches Längenwachsthixm nachweisen. Inwieweit die durch die Distanz von 0-07 M. gegebene Lichtintensilät = 204 als die obere Intensitäts- grenze für Keimlinge der Wicke angesehen werden darf, soll alsbald erörtert werden. Vorerst soll nur noch hervorgehoben werden, dass aus der angestellten Beobachtung sich auch folgendes Resultat abstrahireu lässt : Die Lichtintensität, bei welcher allseitig beleuchtete Keimlinge von Vicia sativa Qb^n noch Längenwachsthum zeigen, ist geringer als jene Lichtstärke, bei welcher einseitig beleuchtete Keimlinge dieser Pflanze noch Heliotropismus darbieten. Erstere Lichtstärke 1 Zur Schätzung der Bogengrade benütze ich das Sachs'sche Auxanometer, genannt „Zeiger am Bogen", welches eine Schätzung der Ablenkung von 5 zu 5 Graden gestattet. Deukscilriften der matliem.-uatari>. Ol. XXZIX. Bd. 23 178 Julius Wiesner. beträgt 112, letztere 204. Bei J= 112 findet auf der Vorderseite des Wickenstengels eine Beleuchtung statt, welche daselbst schon Längenwachsthum zuLässt, was bei einer grösseren Intensität nicht mehr stattfindet, also auch nicht bei t/=204; diese Lichtstärke ruft aber in den Geweben der Wickenstengel bereits eine Lichtschwächung hervor, bei welcher die Hinterseite des Organs schon zu wachsen befähigt ist. Die Frage, ob die angeführte obere Intensitätsgrenze (J = 204) für die Seite des keimenden Wicken- stengels überhaupt gilt, oder blos für die Versuchsbedingungen, ist von mir experimentell geprüft worden. Ich fand, dass bei einer bestimmten Lichtintensität die relative Energie des Heliotropismus innerhalb der Grenzen der Wachsthumsbedingungen constant bleibt, d.h. das Minimum und das Maximum des Heliotropismus sind für bestimmte Versuchsobjecte durch bestimmte Lichtstärken fixirt und können durch Änderungen der Feuchtigkeit, der Temperatur etc. wohl der Zeit nach, nicht aber dem Grade nach ver- schoben werden. Aus einer grossen Zahl von Beobachtungen, welche ich zur Klärung dieser Verhältnisse anstellte, will ich nur folgende anführen. Mehrere Reihen von Wickenkeimlingen wurden im Gaslichte bei constanter Temperatur von 25-5°, 21-2'' und 10-5° C. aufgestellt. Am ersten stellte sich in allen drei Fällen die heliotropische Krümmung in einer Entfernung = 1-5 M. von der Flamme ein, und bei dieser Liclitstärke erfolgte auch das Maximum der helio- troiiischeu Krümmung in der kürzesten Zeit. Allein die Zeitdauer bis zum Eintritt einer bestimmten Phase des Heliotropismus war je nach der Temperatur verschieden. So erfolgte in der Entfernung = 1-5 M. der Eintritt der heliotropischen Krümmung bei 25-5°C. nach 50, bei 21-2° nach 70, bei 10'5° nach 175Minuten. Kresse- keimlinge krümmten sich in einer Entfernung =: 1 M. von der Flamme bei 25-5° C. in 45, bei 21-2 in 60, bei 10-8° C. in 210 Minuten etc. Während es mir gelang, die obere Intensitätsgrenze und das Optimum der Intensität für den Heliotropismus der Wickenstengel ausfindig zu machen, reichten die Localitäten des pflanzenphysiologischen Institutes nicht aus, um die untere Intensitätsgrenze festzustellen. Bei einer Temperatur von 18° C. und einer fast constanten Feuchtigkeit von 71 Proc. begannen sich Keimlinge der Wicke, welche UM. von der Flamme entfernt waren, nach 3 Stunden und 45 Minuten zu krümmen. 5 Stunden später stand die heliotropisch geneigte Stengelspitze bereits in der Richtung der einfallenden Strahlen, zum Beweise, dass die untere Intensitätsgrenze mit dem Werthe J = 0-008 lauge noch nicht erreicht war. Ich habe unter allen untersuchten Objecten kein einziges gefunden, welches in Bezug auf heliotropische Empfindlichkeit die Keimlinge der Wicke übertroifen, ja auch nur erreicht hätte. Aus den angeführten Beobachtungen ergaben sich folgende Werthe für die Beziehung der Lichtintensität zur heliotropischen Krümmungsfähigkeit der von der Seite beleuchteten Keimstengel der Wicke : Obere Intensitätsgrenze . . . =: 204 • 000 Optimum der Intensität . . . == 0 • 440 Untere Intensitätsgrenze . . <: 0*008. b) Versuche mit Lepidium satimim. Die Kresse zeigt ein ähnliches Verhalten wie die Wicke. Auch hier ist die Intensität, bei welcher allseitig beleuchtete Keimlinge Längenwachsthum zeigen, geringer als die Lichtstärke, bei welcher einseitig beleuchtete Keimlinge sich noch heliotropisch krümmen. Auch bei dieser Pflanze ist die heliotropische Empfindlichkeit noch so gross, dass sich in den mir zu Gebote stehenden Localitäten die untere Intensitätsgrenze des Heliotro- pismus nicht bestimmen Hess. In einer Entfernung = 2-5 Cent, von der Flamme erfolgte weder Wachsthum noch Heliotropismus. Ich muss hierzu bemerken, dass die bei diesem Versuche beobachtete Lufttemperatur unterhalb des Maximums, ja sogar in der Nähe des Optimum für das Wachsthum befand, nämlich etwa 30° C. betrug, mithin die im Experimente herrschende Temperatur kein Hinderniss für den Eintritt des Heliotro- pismus gewesen sein konnte. Bei einer Entfernung = 3-5 Cent, erfolgte bereits Heliotropismus, aber bei allseitiger Beleuchtung des Keimlings kein Längenwachsthum. Bei 5-5 Cent. Entfernung stellte sich nicht nur Die heliotropischen Erscheinungen im. Pflanzenreiche. 179 Heliotropismus, sondern auch Längenwachsthum ein. Der Beginn der heliotropischen Krlimmung war in einer Entfernung = 3 M. (genauer gesagt zwischen 2 und 3 M.) zu beobachten. Selbst noch in einer Entfernung von 11 M. stellte sich innerhalb 18 Stunden die heliotropisch gekrümmte Stengelspitze in die Richtung des einfallenden Lichtes. c) Versuche mit Pismn sativum. Die Versuche, welche ich mit Keimlingen der Erbse anstellte, ergaben in mehrfacher Beziehung andere Resultate als die vorher mitgetheilten. Die heliotropischen Krümmungen traten, selbst wenn unter gleichen Vegetatiousbedingungen gearbeitet wurde, bedeutend später ein als bei Wicke nnd Kresse, wie folgende Versuchsreihe zeigt: J z 'o^ . . . 4 Stunden 25 Minuten 011 . . . 4 » 0 » 0-027 . . 6 V 15 „ 0-012 . . 6 •n 55 „ 0-008 . . 7 n 30 „ Bei UM. Entfernung war nach 24 Stunden schon das Maximum des heliotropischen Effectes eingetreten; man sieht also, dass es mir auch bei der Erbse nicht gelungen ist, die untere Intensitätsgrenze festzustellen. Das Optimum wurde bei der Entfernung = 3 M. von der Flamme gefunden. Die obere Intensitätsgrenze war erreicht, wenn der Keimling in eine Entfernung = 6-9 Cent, von der Flamme gebracht wurde. Aber selbst über diese Lichtstärke hinaus erfolgte noch Wachsthum, nämlich noch in einer Entfernung = 5 Cent, von der Flamme. In einer Entfernung = 6-5 Cent, wurde das Wachsthum bereits so beträchtlich, dass dasselbe schon innerhalb weniger Stunden zahlenmässig festgestellt werden konnte. Nach Ablauf von 3 Stunden betrug das Längenwachsthum 1-8 Millim. Die Erbse zeigt also im Vergleiche zur Wicke und Kresse ein entgegengesetztes Verhalten. Es ist nämlich die grösste Lichtintensität, bei welcher eben noch Längenwachsthum stattfindet, grösser als die Lichtstärke, bei welcher der Helio- tropisnius zu erlöschen beginnt. Bei Lichtstärken von 400 — 220 wachsen die Lichtseiten der Stengel noch eben so stark als die Schattenseiten und erst bei J= 210 ist die beim Durchgang des Lichtes durch die Stengel erzielte Lichtscliwächung so stark, dass sich eine Wachsthumsdiflferenz zwischen Vorder- und Hiiiter- seite des Organs bemerklich macht. d) Versuche mit Vida Faba. Keimlinge bei ^= 6 und E=l Cent, weder Wachsthum noch Heliotropismus. Bei E =^ 7-5 Cent, inner- halb "4 Stunden eine Längenzunahme der Keimstengel von 1-5 Millim. Bei £= 8-5 Cent, wolil Wachsthum, aber kein Heliotropismus; letzterer stellte sich erst bei E=^^ Cent. ein. Bei E=10 Cent, beginnt die heliotropische Krümmung erst nach 20 Stunden. Bei jE'= 2 M. nach 18, bei ^— 2-5 nach 16-5, bei ^ = 3 M. nach 18-5 Stunden. Nach 24 Stunden stellte sich eine Spur von Krüm- mung an einem 9 M. von der Flamme aufgestellten Keimlinge ein; bei 10 und UM. Eutfernuug ist selbst nach 48 Stunden kein Heliotropismus mehr bemerklich. Temperatur bei diesen Versuchen 19 — 21° C. ej Versuche mit PJmseolus nitiltiflorus. Keimlinge. Bei ^=9 Cent, noch starkes Wachsthum (in 20 Stunden 14 Millim.) aber nur Spur von Heliotropismus. Auch noch bei ^= 7 Cent, deutliches Wachsthum, aber keine Spur von heliotropischer Krümmung. Die obere Intensitätsgrenze liegt also für das Wachsthum der Stengel höher als die obere Inten- sitätsgrenze für den Heliotropismus, welche letztere bei jE' = 9 Cent, anzunehmen sein dürfte. Das Intensitäts- optimum wurde bei 3 M., die untere Grenze der Intensität für den Heliotropisnuis bei UM. gefunden. Tempe- ratur während dieser Versuche 19 — 21° C. 23* 180 Julius Wiesner. f) Yersuche mit Relianthus anmitis. Keimlinge. Bei £ = 5 Cent, noch deutliches Wachsthum, kein lleliotropismus. Erste Spur des Heliotro- pismus bei E = 5-5 Cent. Optimum der Intensität für Heliotropismus bei E = 2'5 M. Untere Intensitäts- grenze zwischen 6 und 9 M. Die Keimlinge verhalten sich bei diesem Versuche sehr ungleich. gj Yersuche mit Salix alba. Etiolirte Sprosse von Salix alba, an vorjährigen Trieben im FriUilinge zur Entwicklung gekommen, wurden aus dem Dunkeln unmittelbar in die dunkle Kammer gebracht. Die Zweige standen mit den unteren Enden in mit Wasser gefüllten Gelassen. Die Entfernungen der Sprosse von der Flamme betrugen 5, 10, ::0, 30, 50, 70, 90 Cent., 1, 1-5, 2 und 3 M. Innerhalb 4 Tagen konnte an allen Trieben Längenwaclisthum con- statirt werden. Heliotropische Krümmuugen zeigten alle jene Versuchszweige, welche in den Entfernungen 5 — 80 Cent, aufgestellt waren. Die übrigen nicht. Die untere Intensitätsgrenze für den Heliotropismus der Sprossen lag bei E = 80, das Optimum bei 40 Cent. Die obere Inteusitätsgrenze war bei E = b Cent, noch nicht erreicht, doch schien es untbunlich, die zarten, leicht welkenden Zweige noch grösseren Lichtintensitäten auszusetzen. Die Temperatur betrug bei E=b : 23-5° C, im Übrigen konnte sie zwischen 18—20° C. gehalten werden. — Zusammenstellung der oberen Lichtintensitätsgrenzen, der Optima der Lichtstärke und der unteren Lichtintensitätsgrenzen beim Heliotropismus. Obere Grenze Optimum Untere Grenze Vi'cia sativa. Epicotyles Stengelglied' 204. . 0-44 . . jedenfalls bedeutend unter 0-008 Le])idium sativum. Hypocotjdes „ 816 . . 0-25— 0-11 „ 0-008 Fisum sativum. Epicotyles „ 210 . . 0-11 „ 0-008 VtciaFaba „ „ 123. . 0-16 0-012 Ehuseolas multiflorus „ „ 123 . . 0-11 0-008 i7eZea»«<^Ms fmwifws. Hypocotyles „ 330. . 0*16 0-027 SaZja; a/Äa. Etiolirte Triebe . . . . über 400 . . 6-25 1-560. Aus den augestellten Beobachtungen lassen sich folgende zwei Sätze ableiten: 1. Die hcliotropiscben Effecte erreichen unter den Bedingungen des Wacbstliums bei einer gewissen Intensität des Lichtes ihr Maximum-, von hier an werden die lieliotro- pischen Wirkungen sowohl bei Abnahme als Zunahme der Lichtstärke kleiner und erreichen endlich den Werth Null. Verschiedene Pflanzen verhalten sich in dieser Beziehung nur insoferne verschieden, als die Zahlenwerthe für die obere und untere Grenze und das Optimum des Heliotropismus untereinander verschieden sind. 2. Die obere Grenze der Lichtintensität für den Heliotropismus ist entweder grösser oder kleiner als jene Lichtstärke, bei welcher die betreffenden Pflanzentlieile eben noch wachsen. Heliotropisch sehr empfindliche Pflanzentheile gehören der ersteren , weniger empfindliche der letzteren Kategorie an. Bei der grossen Verschiedenheit , welche verschiedene Pflanzentheile in Betreff der heliotropischen Empfindlichkeit darbieten, ist nicht zu bezweifeln, dass Organe existiren, bei welchen die obere Lichtintensi- tätsgrenze für Heliotropismus mit jener für das Längenwachsthum zusammenfällt. In diesem speciellen Falle ' Bei den Keimstengeln wurde aus oben angeführten Giünden stets eine der Flanken zur Liclitseite gerommen, und auf so oiientirti- Stengel beziehen sich obige Zahlen. Bei den Trieben von Salix diiferirt die heliotiopische Empfind- lichkeit der einzelnen Stengelseiteu in so ausserordentlich geringem Grade, dass die Feststellung der diesbezüglichen Unter- schiede grosse Schwierigkeiten macht. Für die oben mitgetheilten Versuche mit Salix war es demnach gleichgiltig, welche Seite zur Lichtseite gewählt wurde. Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 181 wäre die in Folge des Durchganges des Lichtes durch den kriimmungsfähigen Pflanzentheil zu Stande kommende Schwächung des Lichtes gerade ausreichend, um eine Beschleunigung des Längenwachsthums an der Hinterseite des Organs zu verursachen. Ist bei einem Pflanzentheile die Lichtabsorption schwächer als in dem zuletzt genannten Falle, so wird die grösste Lichtintensität für das Zustandekommen des Heliotropismus bei diesem Pflanzentheile geringer sein als für das Längenwacbstlmm; ist sie aber grösser, so wird der um- gekehrte Fall eintreten. Diese Folgerung bezieht sich aber selbstverständlich nur auf die Absorption solcher Strahlen, welche die heliotropisehe Krümmung bewirken. Es entsteht nun die Frage, ob die Schlussfolgerungen, welche hier auf Grund von im Gaslichte vorgenom- menen Versuchen gezogen wurden, auch auf solche Pflanzentheile übertragen werden dürfen, welche unter dem Einflüsse des natürlichen Lichtes stehen. Schon von vornherein ist dies wohl kaum zu bezweifeln. Es ist ja lange her bekannt, dass manche heliotropisch beugungsfähigen Pflanzentheile in sehr schwachem diffusen Lichte sich nicht krümmen. Etiolirte Weidenzweige sind ein vorzügliches Materiale zur Feststellung dieser Thatsache. Wenn nicht ein sehr kräftiges diffuses Tageslicht oder Sonnenlicht auf dieselben wirkt, so krümmen sie sich innerhalb eines Tages gar nicht. In sehr schwachem Tageslichte zeigen dieselben keine Spur von Heliotropismus. Dass mit zunehmender Lichtstärke bis zu einem gewissen Grade die heliotropischen Krümmungen befördert werden, ist nicht minder bekannt. Hingegen ist, soviel mir bekannt, bis jetzt noch nicht untersucht worden, ob die Intensität des Tages- und directen Sonnenlichtes sich soweit steigern könne, dass selbst bei sonst günstigen Vegetationsbedingungen geradezu gar kein Wachsthum mehr stattfindet. Zur Lösung dieser Frage habe ich folgenden Versuch angestellt. An Stengeln von Wickenkeimlingen, welche letztere in drei Thongeschirren in Erde wurzelten, wurden innerhalb der Zone des stärksten Wachs- thums Stücke in der Länge eines Centimeters mit Tusch bezeichnet. Ein Gefäss, in welchem die Keimlinge völlig vertieal standen, wurde der Einwirkung des directen Sonnenlichtes ausgesetzt; dessgleichen ein zweites Gefäss, in welchem aber die Keimlinge stark geneigt, fast horizontal aufgestellt wurden, so dass die Sonne während des ganzen Versuches ihre Strahlen nahezu senkrecht, stets aber unter sogenannten guten Winkeln auf die Keimstengel fallen Hess. Ein drittes Gefäss wurde ebenfalls so aufgestellt, dass die Keimlinge fast genau horizontal lagen; dieses wurde mit einem innen und aussen mattschwarz emaillirten Glasgefässe über- deckt. Die Lufttemperatur während des Versuches betrug 24—26° C, die Temperaturanzeige am Thermo- meter mit geschwärzter Kugel 28—31° C. Unter der Glasglocke herrsehte eine Wärme von 25—29° C. Innerhalb T'/j Stunden, während welcher Zeit die beiden ersten Gefässe fortwährend von der Sonne getroffen wurden, betrug der Zuwachs an der markirten Stelle der aufrechten Keimlinge 0-5- 1-2 Millini., an den horizontalen war kein Zuwachs direet zu bemerken; nicht einmal die Schattenseite des Organs Hess einen Zuwachs erkennen, denn die Stengel zeigten auch nicht eine Spur von geotropischer Auf- wärtskrümmung, während die verdunkelten Keimlinge schon nach Verlauf einer Stunde eine sehr deut- liche Aufwärtskrümmun?- erkennen Hessen; nach 7'/j Stunden standen die obere Stengelenden der verdun- kelten Keimlinge mit den nutirenden Spitzen aufrecht, der Zuwachs innerhalb der markirten Zone betrug 2-5— 31 Millim. Aus diesen Beobachtungen geht deutHch hervor, dass das Sonnenlicht das Längenwachsf ham der Organe völlig zu sistiren vermag, dass aber die jungen Stengel, die ja bekanntlich in der Regel stark negativ geotropisch sind, hierin einen Schutz gegen die das Längenwachsthum hemmende Kraft des Sonnenlichtes besitzen. Auch führt ja der positive Heliotropismus zu Stellungen der Stengel gegen das Licht, bei welchem das Längenwachsthum relativ begünstigt ist. ' Die in diesem Capitel angeführten Beobachtungen geben auch einigen Aufschluss über die Beziehungen, welche zwischen Lichtstärke und Längeuwachsthimi der Stengel statthaben. Einige dieser Beobachtungen geben direet die Licbtintensitäten an, bei welchen das Längenwachsthum stille steht. Jene Lichtintensitäten, ' Vgl. Wiesner. Die undulirende Nutation. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. 77, I. Abth. Jänn. 1878, Sep. p. 6. 182 Julius Wiesner. bei welchen der Heliotropismus sein Ende erreicht, sind zweifellos jenen Lichtstärken gleich, bei welchen die Pflanze nicht mehr durch Wachsthum reagirt, denen gegenüber sich der betreffende Pflanzentheil verhält, als stünde er in vollkommener Finsterniss. Diese untere Lichtintensität ist für verschiedene Pflauzentheile höchst verschieden, wie beispielsweise die Werthe welche bei den etiolirten Weidenzweigen und bei Phaseolus multißorus hierüber gefunden wurden, belegen. Dass man die oberen Intensitätsgrenzen für Heliotropismus uud Längenwachsthum benützen könnte, um den in Folge Absorption des Lichtes seitens der Gewebe eingetretenen Verlust an solchen Lichtstrahlen, welche auf das Längenwachsthum der Organe wirken, zu ermitteln, liegt auf der Hand. Doch halte ich meine Versuche, die ja zunächst einem anderen Zwecke zu dienen haften, für nicht genau genug, um derartige Bestimmungen durchführen zu können. Für diesen Zweck müsste eine noch sorgfältigere Auswahl des Ver- suchsmaterials getroffen werden, und wäre es ferner unerlässlich, in noch kleineren Abständen von einander, als es in meinen Versuchen der Fall war, die Pflanzen aufzustellen. Noch wäre zu bemerken, dass die untere Grenze der Lichtintensität für den Heliotropismus sich auch durch Feststellung der unteren Grenze der Lichtstärke für die Retardiriing des Längenwachsthums der beugungsfähigen Stengel auffinden Hesse. Ich habe diesen Weg des Versuches allerdings auch betreten, bin aber nicht zu befriedigenden Kesultaten gekommen, da die einzelnen Versuchspflänzchen selbst einer und derselben Pflanzenart im Längenwachsthum allzusehr variiren. Stelle ich nämlich eine Flucht von Keimlingen der Kresse auf Rotationsapparaten hinter der Normalflamme so auf, dass jeder derselben, aufrecht wachsend, allseitig gleichmässig beleuchtet ist, so finde ich allerdings, das von dem Keimling au, welcher eben schon Längenwachsthum zeigt, alle übrigen mit der Entfernung von der Flamme eine Zunahme des Längenwachs- thums bis zu einer gewissen Entfernung erkennen lassen. Allein die Individualität der Pflänzchen spielt eine zu grosse Rolle, als dass sich genau die Entfernung von der Flamme angeben Hesse, in welcher die Lichtstärke so gering ist, dass sie sich den Keimlingen gegenüber wie Dunkelheit verhält; mit anderen Worten: es lässt sich auf diese Weise nicht genau ermitteln, bei welcher Lichtstärke die Retardirung des Längenwachsthums der Stengel aufhört. In dem Capitel über Zusammenwirken vom Heliotropismus und Geotropismus wird gezeigt werden, dass behufs Feststellung der unteren Grenze der Lichtstärke für den Heliotropismus die im Vorhergegangenen ermittelten Werthe noch einer Correctur bedürfen, indem bei gewissen Beleuchtungsverhältuissen, namentlich bei schwacher Beleuchtung, der negative Geotropismus dem positiven Heliotropismus merkbar entgegenwirkt. Auf die an der oberen Grenze der Lichtstärke stattfindenden heliotropischen Erscheinungeu hat indess der Geotropismus keinen Einflnss, wie in dem bezeichneten Capitel gezeigt werden soll. — Alle bisher mitgetheilten Versuche bezogen sich auf positiv heliotropische Organe. Was die negativ helio- tropischen Pflanzentheile anlangt, so herrschen hier wohl dieselben Beziehungen zwischen Lichtiutensität und den heliotropischen Effecten. Es gelang mir indes bloss in dem hy])ocotylen Steugelgliede von Viscmn album, den Wurzeln \on Hartwegm comosa und iSma^is alba passende Versuclisobjecte zur Entscheidung dieser Frage zu finden. Von meinem die Keimpflanze von Vücum alhum betreffenden Versuche sei hier Folgendes bemerkt. Herr Dr. Pey ritsch, der sich mit der Entwicklung der Mistel seit langer Zeit eingehend beschäftigt, theilte mir mit, dass die Samen derselben bei uns blos vom April bis Mai zum Keimen zu bringen sind, und dass Wachs- thum sowohl, als negativ heliotropische Krümmung des hypocotylen Stengelgliedes erst in einem nicht zu schwachen diffusen Lichte stattfindet. Herr Dr. Peyritsch lässt die Samen auf trockenem Fichtenholz- brettchen so keimen, dass eine Schmalseite der Samen dem Lichte zu-, die andere von demselben abgewendet ist. Auf diese Weise lässt sich, wie ich mich durch viele Versuche überzeugte, sowohl das Längenwachsthum als der negative Heliotropismus des hypocotylen Stengelgliedes sehr schön und sicher constatiren. Bei meinen im Gaslichte vorgenommenen Versuchen verfuhr ich theils auf dieselbe Weise, theils benutzte ich jene Gefässe, die ich zum Studium der heliotropischen Erscheinungen der Wurzeln verwende. Es sind dies cylindrische Glas- Die heliotropischen 'Erscheinungen im Pflanzenreiche. 183 gefässe, welche aussen und innen bis auf einen schmalen verticalen Streifen schwarz und matt emaillirt sind. Durch Hartkautschukplatten, welche mit Ringen aus gewöhnlichem Kautschuk aussen am Glase befestigt sind, lässt sich die Lichtöfl'nung beliebig verengern. An der Innenseite des nicht eniaillirten Streifens wurden An- fangs Mai frisch aus den Früchten genommene Mistelsamen festgeklebt, die Gefässe in bestimmten Entfernungen von der Normalflamme aufgestellt, und zwar so, dass die Öffnung des Glases nach oben sah. Dies ist wohl zu beachten, denn im feuchten Räume gehen die Samen durch Verscbimmlung rasch zu Grunde. Die in der Nähe der Normalflamme in den genannten Gefässen aufgestellten Samen brachten in '1 — 3 Wochen kräftige hypo- cotyle Stengelglieder von intensiv grüner Farbe zur Entwicklung, welche eine Länge von 4— 12 Mm. erreichten und ausgesprochenen negativen Heliotropismus zeigten. In weiterer Entfernung von der Flamme verkümmerten die Organe und in einer Entfernung von 40 Cm. war gar kein Wachsthum mehr zu bemerken. Zu meinen Versuchen dienten Samen von Viscum, welches auf Laubbäumen schmarotzte; derartige Samen führen, wie Dr. Peyritsch fand, in der Regel zwei Embryonen. In den Versuchen, welche ich in den genannten Glasgefässen ausführte, kamen die beiden Embiyonen eines Samens zur gleichen Entwicklung; beide zeigten negativen Heliotropismus. Von den auf dem Brettchen gezogenen im Profil aufgestellten Samen entwickelte sich selbst in der Nähe der Flamme nur der dem Lichte zugewendete Embryo, der im Schatten stehende nicht; das hypocotyle Stengelglied des ersten krümmte sich sehr deutlich convex gegen das einfal- lende Licht. In einer Lichtstärke = 40-9 findet noch sehr lebhaftes Wachsthum und deutlich ausgesprochener nega- tiver Heliotropismus statt; in einer Lichtintensität = 22 beginnt letzterer zu erlöschen und ist nur noch ein schwaches Längenwachsthum wahrnehmbar. Bei einer Lichtstärke = 10-8 steht sowohl Wachsthum als Heliotropismus des hypocotylen Stengelgliedes völlig stille. Meine Versuche lehren also, welche relativ grosse Lichtstärke für das Wachsthum und den negativen Heliotropismus dieses Organes erforderlich sind. Die Lichtstärke = 22 ist als die untere Grenze für den negativen Heliotropismus des hypocotylen Stengelgliedes der Mistel anzusehen. Das Optimum und die obere Grenze der Lichtstärke für den Heliotropismus dieses Organes konnten bei meiner Art der Versuchsanstellung nicht gefunden werden. Wurzeln von Hartwegia comosa, welche im Wasser vertical nach abwärts wuchsen, zeigten in einer Ent- fernung von 40 Cm. von der Flamme noch sehr starken negativen Heliotropismns, bei einer Entfernung von 105 Cm. aber nur mehr sehr schwachen, bei 130 Cm. Distanz keine Spur mehr von Heliotropisraus. Die untere Intensitätsgrenze ist hier und ebenso bei den Keimwurzeln von Sinapis alba etwas kleiner als 1. Optimum und obere Grenze der Lichtstärke konnten auch bei diesen Versuchsobjecten nicht ermittelt werden. Ein Versuch über die Anwendung des Heliotropismus in der Photometrie. Zahlreiche in diesem Capitel mitgetheilte Daten zeigen die ausserordentliche Verschiedenheit, welche verschiedene Pflanzentheile selbst unter gleich günstigen Vegetationsbedingungen in Betreff ihrer heliotro- pischen Empfindlichkeit darbieten. Schon Bayer (s. oben p. 153) hat auf die grosse Lichtempfindlichkeit heliotropischer Pflanzentheile auf- merksam gemacht und die Ansicht ausgesprochen, dass man dieselben als Photometer benützen könnte. Besondere Versuche hierüber hat weder er, noch meines Wissens irgend ein Anderer mitgetheilt. Nur um eine Andeutung darüber zu geben, dass diese Idee Payer's eine practische Bedeutung gewinnen kann, wenn sie in zweckmässiger Weise in Angriff genommen werden würde, theile ich hier einen Versuch mit, welcher lehrt, dass man durch heliotropische Versuche eine feinere Leuchtkraftbestimmung als durch das Bunsen'sche Photometer auszuführen im Stande ist. Zwischen zwei 3 Met. von einander entfernten Flammen, die nach Bestimmung mit dem genannten Photo- meter völlig gleiche Leuchtkraft (= 5-5 Normalkerzen ') hatten, wurde je ein Keimling von Saatwicke oder 1 Die Genauigkeit der angewendeten Methode ging bis auf 0-15 Normalkerze. 184 Julius Wiesner. Schminkbohne aufgestellt. Der Keimstengel wendete seine Flanke der Flamme zu und stand mit letzterer genau in einer Linie. Ein Keimling der Wicke wurde genau 1-5 Met. von jeder der beiden Flammen entfernt aufgestellt. Dennoch wendete er sich gegen eine der Flammen. Der Versuch wurde fünfmal mit demselben Erfolge wiederholt, ergab also, dass eine der Flammen eine grössere Leuchtkraft hatte als die andere. Durch andere Versuche mit demselben Versuchsobjecte überzeugte ich mich, dass man von dem geometrischen Hal- birungspunkt der Entfernung der Flammen sich um 4—6 Mm. entfernen musste, um denjenigen Punkt zu finden, in welchem die Leuchtkraft beider Flammen als gleich sich darstellte. Um den Unterschied in der heliotropischen Empfindlichkeit verschiedener Pflanzentheile anschaulich zu machen, bemerke ich, dass ein Keimling der Schminkbohne 15 Cm. vom Mittelpunkte zwischen beiden Flam- men gegen eine derselben vorgeschoben werden konnte, ohne dass sich der Keimstengel derselben zugewendet hätte. Es ist also ersichtlich, dass zu den photometrischen Versuchen nicht alle Pflanzen gleich brauchbar sind. Zweites Gapitel. Beziehung zwischen Brechbarkeit der Strahlen und Heliotropismus. Der historische Theil dieser Monographie wird zur Genüge gezeigt haben, welcher Aufwand an Beob- achtungen gerade an die Lösung dieser Frage gewendet wurde; derselbe lehrt aber anderseits auch, dass in der neuerlichen Behandlung dieser Frage eher ein Rücksehritt als ein Fortschritt zu bemerken ist. Nach Gardner wären alle leuchtenden Strahlen des Lichtes und nur diese bei der Erscheinung des Heliotropismus betheiligt; nach Dutrochet undPouillet, ferner nach Guilleminund nach N. J. C. Müller alle Strahlen des Lichtes, also auch die ultrarothen und die ultravioletten. Hofmeister läugnet die Wirk- samkeit der ultrarothen Strahlen beim Heliotropismus, nimmt aber doch gegen das rothe Ende des Spectrums einen weiterreichenden Einfluss an als Sachs, indem er hinter Lösungen von doppeUchromsaurem Kali eine positive Beugung der Stengel von Enjsimum Perofskianum angibt. Der Sachs 'sehen Ansicht — welche sich so ziemlich mit der aheu Payer'schen deckt — zufolge rufen nur die Strahlen der stärker brechbaren Hälfte des Spectrums, nämlich die Strahlen von Violett bis zur Mitte von Grün heliotropische Wirkungen hervor. Diese Ansicht ist gegenwärtig die herrschende. Bei derartigen Widersprüchen wird es für jenen Forscher, der in der genannten Frage entscheiden soll, zur unabweislichen Pflicht, Experimente von zwingender Beweiskraft zu liefern, und womöglich einfache, leicht zu wiederholende Experimente, welche es jedem mit physikalischem Experimentiren einigermassen Ver- trauten gestatten, sich von dem wahren Sachverhalt zu überzeugen. Ich theile zunächst einige Versuche mit, welche folgende Fragen stricte lösen : 1. Rufen die starkbrechbaren Strahlen (vom Ultraviolett bis etwa in die Mitte von Grün) heliotropische Wirkungen hervor? 2. Wie verhalten sich heliotropisch krümmungsfähigen Organen gegenüber Strahlen, welche leuchten, aber gar keine photographische Wirkung (auf Silbersalze) ausüben? 3. Wie verhalten sich die von allen leuchtenden Strahlen befreiten dunklen Wärmestralilen beim Processe des Heliotropismus ? Die bekannten Versuche, unter Anwendung eines Lichtes, welches schwefelsaures Kupferoxydammoniak passirte (die von mir verwendete Lösung liess für die im Experimente herrschende Lichtstärke alles Liebt hindurch von 65 bis Ultraviolett) ' heliotropische Krümmungen hervorzurufen, glücken leicht und sicher. Lässt man zudem das Licht, bevor es in diese Lösung eintritt, durch ein mit Wasser gefülltes Glasgefäss mit plan- parallelen Wänden gehen, um sämmtliche dunklen Wärmestrahlen zur Absorption zu bringen, so bleibt der günstige Erfolg gleichfalls nicht aus. Sowohl im Sonnenlichte, als im hellen oder schwachen diffusen Tages- 1 Die zur Charakterisirung der Absorptionsspectra angeführten Zahlen beziehen sich auf die Scale des Flammenspectrums in Koscüe's allgemein verbreitetem Lehrbuch der Chemie. Die heliotropisclien Emcheinungen im Pflanzenreiche. 185 lieble, im hellen uud schwachen Graslichte (hier bei sehr empfindlichen Pflanzen selbst bei einer unter 0-008 ' liegenden Lichtstcärke) kommen durch die starkbrechbaren Strahlen heliotropische Krümmungen leicht uud sicher zu Staude. Schon dies lässt vermutheu, dass die starkbrechbareu Strahlen beim Heliotropismus in erster Linie betheiligt sind. Um nun zu entscheiden, ob leuchtende aber photographisch völlig unwirksame Strahlen Heliotropismus hervorzurufen im Stande sind, habe ich folgende Versuche angestellt. Hinter einer dicken Wasserschichte, welche die ultrarotheu Strahlen meiner Normal- Gasflamme vollständig absorbirte, wurde ein Duukelkasten auf- gestellt, in dessen Fenstern eine Glascuvette so eingesetzt war, dass das Licht in den dunkeln Raum nur durch diese eindringen konnte. Die Cuvette war mit einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali gefüllt, welche bei der angewendeten Schichtendicke (1-5 Cm.) blos Licht von 0 bis 65 durchliess. Im Kasten wurde knapp iiinter der Cuvette ein Stück von dem zu physikalischen und thierphysiologischen Zwecken häufig angewendeten „lichtempfindlichen Papier"' vertical aufgestellt. Die Cuvette stand 35 Cm. von der Normalflamme entfernt. Nach dreitägiger Einwirkung des Gaslichtes zeigte sich an dem Papier noch keine Spur einer Färbung. Zur Charakterisiruug der Lichtempfindlichkeit des Papiers sei angeführt, dass es frei expouirt im Sonnenlichte sich schon nach einigen Minuten, im hellen diffusen Tageslichte in 2 — 4 Stunden, im Gaslichte der Intensität ^ 1 in 20 Tagen schwärzt.* Nachdem ich micli so überzeugte, dass in den Dunkelkasteu kein seitliches Liebt ein- drang, und auch das durch das Kalibichromat gegangene Licht keine S^iur photographischer Wirkung ausübte, brachte ich aufrechte, völlig etiolirte Keimlinge von Wicken (J-^icia sativa), Schminkbohnen, Kresse, Sonnen- blumen und Lein in den Dunkelkasten. Die Entfernung zwischen Flamme und Keimling betrug selbstverständ- lich bei allen Versuchen constant 35 Cm. Die Versuche mit Wicken hatten bei fünfzehnmaliger Wiederholung des Versuchs stets das gleiche Resultat: es stellte sich in diesem Lichte deutlicher positiver Heliotropismus ein, und zwar gleichgiltig, ob eine der Flanken, oder die Hinter- oder Vorderseite der Stengel beleuchtet wurde. Bei Phaseolus muUißorus tritt aber nur, wenn die Hinterseite der Keimstengel beleuchtet wird, Heliotropismus ein; ähnlich so ver- hielten sich auch die Keimlinge von lleUantkus annuus, die für diese Versuche sehr ungeeignet sind, da die einzelnen Individuen ein sehr ungleiches Verhalten erkennen lassen. Die hypocotylen Stengelglieder der Kresse krümmten sich bei dieser Beleuchtung nur schwach ; Leinkeimlinge blieben aufrecht. Ich wählte zu vorstehenden Versuchen als absorbirende Flüssigkeit eine Lösung von doppeltchromsaurem Kali, da dieselbe jedem Pflanzenphysiologen heute zur Hand ist. Schöner gelingen die Versuche mit Eisen- rhodanid, oder einem Gemenge von übermangansaurem und doppeltchromsaurem Kali, welche nur bestimmte Antlieile von Roth hindurchlassen. Selbst nach 20tägiger Einwirkung des Gaslichtes zeigte sich an dem hinter diesen Lösungen aufgestellten lichtempfindlichen Papieren keine Spur einer Färbung. Trotzdem krümmen sich Wickenkeindinge, ja selbst Bohnenkeimlinge, in jeder Lage sehr stark diesem Lichte zu; auch Kresse- und Leinkeimlinge lassen deutliche positive Beugungen erkennen. (Auf die auffällige Erscheinung, dass rothes Licht eine stärkere heliotropische Wirkung ausübt als rothes noch mit Orange, Gelb und etwas Grün gemischtes Licht, komme ich in diesem Capitel noch zurück.) Nicht minder sicher lassen sich alle diese Versuche in den bekannten, zuerst von Senebier* zu pflanzen- physiologischeu Zwecken verwendeten sogenannten doppelwandigen Glasglocken ausführen. Für heliotro- pische Untersuchungen verwende ich aber diese Glocken in der Weise, dass ich in den Inuenraum einen oben geschlossenen, unten ofienen, vorn mit breiter Öffnung versehenen geschwärzten Pappencylinder einführe, 1 Über die zur Messung der Liclitstärke eingeführte Einheit s. das vorige Capitel. 2 Von R. Talbot iu Berlin. 3 Ich bemerke, dass der Grad der Schwärzung nicht nur von der chemischen Lichtstärke, sondern auch, wie ich mich überzeugte, von der Feuchtigkeit der Luft abhängig Ist. Für genauere Vergleiche der photographischen Wirkungen verscliiedene Lichtarten schliesse ich — bei Gaslicht — Streifen des Papiers zwischen dünne Glimmerplatten , die an den Rändern mit Canadabalsam verklebt sind, ein. * Physik.-chem. Abhandl. Deutsche Übers. 1785, I, p. 7. Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXJX. Bd. " 24 186 Julius Wiesner. welcher so über die Versuchspflanze gestürzt wird, dass sie blos von vorn, nicht von oben, hinten und den Seiten Licht empfängt. Die mitgetheilten Versuche lehren auf das bestimmteste, dass die Pflanzen von grosser, aber auch solche von mittlerer heliotropischer Empfindlichkeit auch in einem schwach brech- baren Lichte, das gar keine photographische Wirkung ausübt, sich dem Lichte entgegen krümmen. Folgender Versuch liefert den uuumstösslichen Beweis, dass auch die dunklen Wärmestrahlen helio- tropisch wirksam sind. Tyndall* hat bekanntlich zuerst gezeigt, dass durch eine concentrirte Lösung von Jod in Schwefel- kohlenstoff die ganze dunkle Wärme hindurchgeht, aber alle leuchtenden Strahlen absorbirt werden, selbst wenn die Schichtendicke der Lösung nur eine geringe ist.* Dass durch eine dünne, aus einem Steinsalzkrystall geschnittene Platte fast die ganze dunkle Strahlung hindurchgeht, ist bekannt.* Ich Hess nun ein mit Glasstöpsel verschliessbares Glasfläschchcn mit planparallelen Wänden und recht- eckigem Querschnitt so herrichten, dass die breiten Glaswände durch 1-5 Mm. dicke Platten aus klarem Steinsalz ersetzt wurden. Die Entfernung beider Steinsalzplatten von einander betrug 9 Mm. Das Fläschchen wurde mit einer concentrirten Lösung von Jod in Schwefelkohleustotf gefüllt, welche keine Spur von leuch- tenden Strahlen, aber in Entfernungen von 25 — 45 Cm. von der Flamme nach thermometrischen Versuchen die ganze dunkle Wärme hindurchliess. Dieses Fläschchen setzte ich in das Fenster eines Dunkelkastens so ein, dass keine Spur fremden Lichtes in den letzteren eindringen konnte. In den Kasten wurden zuerst Keim- linge von Vicia sativa gebracht, welche genau 35 Cm. von der Flamme entfernt standen. Nach einigen Stunden waren alle Keimlinge der Flamme zugewendet. Mehrmalige Wiederholung gab dasselbe Resultat. Kressekeimlinge zeigen unter diesen Verhältnissen ebenfalls meist deutlichen Heliotropismus. Ebenso Keim- linge von Sonnenblume und Gerste. Blüthenschäfte des Schneeglöckchens hatten nach zweitägigem Ver- weilen im Dunkelkasten ganz entschieden sich dem Lichte zugeneigt. Unter zahlreichen Keimlingen von Lein (Linum usitatissimum crepitans) fanden sich einzelne, welche deutlich heliotropisch wurden. Die anderen wuchsen völlig gerade aufwärts. Diese Versuche gelingen fast ebenso schön bei Anwendung einer mit Jodschwefelkohlenstoff gefüllten Seuebier'schen Glocke, wenn nur durch den oben angeführten matt geschwärzten Cylinderschirm die Reflexe der Wärmestrahlen möglichst hintaugehalten werden. Verwendet man als Quelle der Strahlung Gasflammen, so ist es nöthig, sich mit dem Apparate möglichst in der Nähe der Flammen zu halten, da die Wände der Glas- glocke einen Theil der dunklen Wärme absorbiren; jedenfalls wird es gut sein, sich vorerst mittelst eines Thermometers mit geschwärzter Kugel und eines vor Strahlung geschützten Thermometers davon zu über- zeugen, dass in der Entfernung von der Flamme, in welcher der Versuch vorgenommen werden soll, noch die Wirkung der dunklen Strahlen nachweisbar ist. Sehr schön gelingen diese Versuche, namentlich mit etio- lirten Wickenkeimlingen auch im Sonnenlichte; nur hat mau dabei zu berücksichtigen, dass das Temperaturs- optimum für das Wachsthum der Wickenstengel nicht zu weit überschritten wird, weil sonst die heliotropischen Effecte zu gering ausfallen. Aus diesen Beobachtungen geht auf das unzweifelhafteste hervor, dass auch die dunklen Wärmestrahlen Heliotropismus hervorzurufen vermögen. Man sieht also — und es ist nach den vorstehend mitgetheilten Versuchen jeder Zweifel an der Richtigkeit dieses Satzes ausgeschlossen — dass nicht nur die stärker brechenden, 1 Pogg. Annaleu, Bd. 124. 2 Über die Verwendung dieser Lösung zu pflanzenphysiologischen Zwecken, s. Deherain. Ann. d. sc. nat. 5. ser. Botanique, T. XII; ferner Wiesner: Einfliiss des Lichtes auf die Transspiration, p. 14 ff. und Entstehung des Chlorophylls p. 39 ff. 3 Nach Melloni's Untersuchungen lässt eine Steinsalzplatte von 2-6»'"' Dicke, 92 Proc. dunkler Wärme hindurch. S. Wüllner, Experimentalphysik, III, p. 168. Die heliotropischen Erscheinungen im Pßanzenreiche. 187 sondern auch die schwächer brechenden Strahlen des Sonnenspectrums heliotropische Kraft besitzen. Yersnche über die Vertheilimg der heliotropischen Kraft im Spectrum imter Auwendimg von absor- birenden Medien. Nach den vorstehend mitgetheilteu Beobachtungen hat es den Anschein, dass die heliotropische Kraft des Lichtes über das ganze Spectrum verbreitet ist. Um nun die Regionen des Spectrums, welche thatsäch- lich Heliotropismus hervorrufen, und die Stärke, mit welcher diese Strahlengattungen bei dem genannten Process wirken, kennen zu lernen, habe ich zweierlei Wege eingeschlagen: die Prüfung im objectiven Spec- trum und Versuche mit absorbirenden Medien. Der erste Weg scheint auf den ersten Blick der zweckmässigere. Allein mit Recht hat schon Sachs' die grossen Vortheile hervorgehoben, welche farbige Schirme gegenüber dem Spectrallicht darbieten. Der Hauptvortheil ist der, dass man vom Wetter unabhängig ist, indem die Versuche auch in diffusem Lichte durchgeführt werden können. Man kann also täglich beobachten, und kann die Versuche meist so lange ausdehnen, als es nöthig ist, namentlich bei Verwendung von künstlichem Lichte, und dieser Vortheil ist bei den meist so träge verlaufenden physiologischen Processen der Pflanzen nicht genug hoch anzuschlagen. Aber auch die Versuche im objectiven Spectrum haben ihren Werth, und sind, wenigstens derzeit, in gewissen den Heliotropismus betreffenden Fragen unersetzlich; auch muss für die Spectralversuche das Versuchsobject sorgfnltig ausgewählt werden, nämlich Pflan/.en von hoher heliotropischer Empfindlichkeit, bei welchen zudem die Krümmungen sich rasch vollziehen. Wenn Sachs durch Anwendung absorbirender Medien, betreffend die Beziehung zwischen Brechbarkeit der Strahlen und Heliotropismus zu ungenauen und zum Theile unrich- tigen Resultaten gelangte, so ist der Grund hiefür nur darin zu suchen, dass er blos mit zwei Flüssigkeiten arbeitete, nämlich mit Kupferosydammoniak und doppeltchromsauren Kali, welche letztere, wenn nicht sehr empfindliche Pflanzen benützt werden, den Beobachter leicht irre führen kann, wie die späteren Mittheilungen noch genauer darlegen werden. Da mit Gläsern, wie ich mich überzeugte — von rothem Überfangglas (Rubinglas) abgesehen — nichts anzufangen ist, da selbe die verschiedensten Lichtgattungen durchlassen, trachtete ich Flüssigkeiten zu finden, die bestimmte kleine Antheile des Spectrums hindurchlassen und alles Andere vollständig absorbireu. Was ich in der Literatur darüber auffinden konnte, habe ich benützt, und zudem mehr als hundert verschiedene Substanzen auf ihre Lichtdurchlässigkeit geprüft. Im Nachstehenden theile ich die Lösungen und Lösungs- gemische mit, welche dem angestrebten Zwecke entsprechen, und die wohl noch für andere physiologische und physikalische Zwecke sich eignen dürften, und bemerke nur nocii, dass ich, wenn die gleiche Absorption durch zwei verschiedene Körper zu erzielen ist, die im Preise sehr dift'eriren, ich blos die billigere Substanz nenne, weil selbe in der Regel auch viel leichter käuflich zu bekommen ist. 1. Um dunkle Wärmestrahlen, befreit von allen leuchtenden Strahlen, zu bekommen, benütze ich die schon oben genannte Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff. 2. Für Roth von der Brechbarkeit Ä — B verwende ich ein Lösungsgemisch von übermangansaurem und doppeltchromsaurem Kali. Eine concentrirte Lösung von ersterem wird so lange verdünnt, bis für die gewünschte Schichteudicke der Flüssigkeit Roth von A — ß zu sehen ist; hierauf wird nur so viel doppelt- chromsaures Kali hinzugesetzt, bis das im Spectrum des erstgenannten Salzes erscheinende Blau- Violett völlig ausgelöscht ist. 3. Für Roth der Brechbarkeit B—C benütze ich, wie schon bei früheren Untersuchungen, eine Lösung von Aescorcein.* 1 Lehrbuch, 3. Aufl., p. 671. 2 S. Wiesnei-, Unters, über die Beziehung des Lichtes zum Clilorophyll. Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wissenach. Bd. 69 (April 1874). Da ich diese kostbare Substanz käuflich nicht erwerben konnte (das bei früheren Untersuchungen von 24* 188 Julius Wiesner. 4. Für dunkle Wärme und Roth bis iß kauu eine verdüimtere Lösuug von Jod in Scliwefelkoiilenstoff benützt werden. 5. Eine wässerige Eisenrhodanidlösung, welche Roth von B—40 durehlässt. 6. Eine ammoniakalische Eosinlösung, die Alles bis auf o—C^g absorbirt. 7. Eine Mischung von essigsaurem Uranoxyd-Nickeloxyd mit doppelchromsaurem Kali; lässt Orange und Gelb mit Grün und eine Spur von Roth hindurch. 8. Doppeltchromsaures Kali. Alle schwächer brechenden Lichtstrahlen von 0 bis 65 werden durch- gelassen. 9. Ein Gemisch von schwefelsaurem Kupferoxydammoniak und doppeltchromsaurem Kali ; lässt in passender Verdünnung nur Grün, und zwar fast das ganze Grün hindurch, nämlich von 60 — 80. 10. Berlineiblau in wässeriger Oxalsäure gelöst, lässt blos hindurch E — 100, also vorwiegend Blau, ferner etwas Grün. J 1. Schwefelsaures Kupferoxydammoniak. Alle brechbaren Strahlen werden durchgelassen bis zu 65. Da die Versuche im Gaslichte vorgenommen werden sollten, so wurde bei der spectroskopischen Prüfung der Flüssigkeiten die Normalflamme als Lichtquelle verwendet. Da kein Medium bekannt ist, welches blos ultraviolette Strahlen hindurchlässt, und ich nicht im Stande war, trotz vielfältiger Versuchen, mittelst absorbirender Medien reines Gelb und Antheile von Violett zu bekommen, so musste die Entscheidung über die Wirksamkeit dieser Strahlen beim Heliotropismus den Ver- suchen im objectiven Sprectrum vorbehalten bleiben. Die Versuchspflanzen standen entweder in Dunkelkästen oder in den Senebier'schen Glocken. Im ersteren Falle befand sich die farbige Lösung in einer .Cuvette mit planparalleleu Wänden und wurde die Cuvette in das Fenster so eingesetzt, dass kein fremdes Licht eindringen konnte. Bei Verwendung der Glocken befanden sich im Innern derselben die oben schon beschriebenen geschwärzten Cylinder- schirme. Ich theile zunächst die mit der Wicke ausgeführten Versuche mit; dieselben sind unter allen meinen diesbezüglichen Experimenten die lehrreichsten, weil die ausserordentlich grosse heliotropische Empfindlichkeit dieses Objectes die Prüiung des Einflusses aller Strahlengattungen auf die Beugung der Pflanzen im Lichte gestattet, während heliotropisch wenig empfindliche Pflanzen nur innerhalb einer engbegrenzten Partie des Spectrums positive Resultate geben und in anderen Regionen sich so verbalten, als ständen sie in völliger Finsterniss. Die Keimlinge der Vi'cia sativa wurden in tiefer Finsterniss (unter undurchsichtigen Recipienten, die in gut schliessenden Holzschränken aufgestellt waren) aufgezogen und zum Versuche verwendet, wenn die epicotylen Stengelglieder eine Höhe von 1 — 1-5 Cm. erlangt hatten. Die Pflänzchen standen in Thongeschirren, welche genau bis an den Rand mit festgedrückter, stets feucht gehaltener schwarzer Erde gefüllt waren. Da nicht nur die Stengelspitze, sondern auch der untere Theil des epicotylen Stengelgliedes spontan nutirt, indem Vorder- und Hinterseiteii ungleich stark wachsen, so musste, damit diese Nutationskrünimungen keine Täuschungen hervoniifen, eine der Flanken des Stengels dem Lichte zugewendet werden, wie dies auch bei den im vorigen Oapitel beschriebenen Versuchen stets befolgt wurde. Die Entfernung von der Normalflamme betrug 30 Cm. Der Raum war stets wenigstens nahezu dunst- gesättigt. Die Temperatur schwankte blos zwischen 23-2 — 24-4° C. ö mir bc'iiiUzte Aoseoi-cein, das nun aufgebraucht ist, veniankte ich dem verstorbenen Prof. Rochleder), so biu ich Herrn Prof. Wesels ky zu grossem Danke verpflichtet, dass er auf meiue Bitte in seinem Laboratorium dieselbe aus kä''flichem, von Trommsdorf bezogenen Aesculiu darstellen Hess. Die Bereitung dieses Körpers erfolgte genau nach den Vorschriften des Entdeckers des AescorcMu's, Prof. Köchle der, und wurde von Herrn Rom. Scholz durchgeführt. Das in meinem Besitze beiindliche Quantum an Aescorcein ist so gross, dass ich mit der passend verdünnten Lösung bequem eine grosse doppel- wandige Glasglocke (von Quilitz und Warmbrunn) füllen kann. Die heliotropischen Erschnmmgen im Pflanzenreiche. 189 Die Beobaclitung -mii-de von Viertelstunde zn Viertelstunde gemacht. Zuerst erfolgte die Krümmung hinter Kupferoxj'dammoniak, und wurde schon 1 Stunde nach Beginn des Versuches constatirt. Nach 6 Stunden standen die Stengelenden schon in der Richtung des einfallenden Lichtes (Maximumstellung). Hinter Berlinerblau nach 2-.Ö Stunden. Maximalstellung nach 12 Stunden. Hinter Jodschwefelkohl enstofl" nach 3-5 Stunden. Maximumstellung nach 24 Stunden. (Wahrscheinlich fi-iiher; in der Nacht wurde keine Beobachtung gemacht). Hinter dem Gemische von übermangansaurem und doppoltchromsaurem Kali nach 4 Stunden. Hinter dem Gemische von Kupferoxydammoniak und doppeltchromsaurem Kali nach A-b Stunden. Maximumstellung nach 24 Stunden. Hinter Aescorcein nach 45 Stunden. Maximumstellung wurde nicht erreicht. Im Orange erfolgte erst nach 10 Stunden eine schwache Krümmung; hinter doppeltchromsauren Kali nach 6-5 Stunden. Maximumsteilung wurde nicht erreicht, selbst nach dreitägiger Wirkung des Lichtes nicht. Die Versuche mit der Saatwicke wurden mehrmals mit demselben Erfolge wiederholt. Dieselben lehren, dass die heliotropi sehe Kraft des Lichtes vom Violett bis Grün hin sinkt und von Orange bis Ultraroth wieder steigt. Über die Wirkungsweise des ultravioletten und gelben Lichtes lehren dieselben direct allerdings nichts, allein wenigstens was das letztere anlangt, so dürfte den Versuchen zu entnehmen sein, dass die Wirkung in Gelb nicht nur gleich Null ist. sondern dass das gelbe Licht beim Heliotropismus geradezu hemmend wirkt, es wäre sonst das späte Eintreten des Heliotropismus hinter doppeltchromsaurem Kali gänzlich unverständlich. Roth von A — C, welches, wie die obigen Versuche lehren, eine sehr kräftige heliotropische Wirkung ausübt, geht ja durch die Lösung des Kalibichromat hindurch, auch das durchgehende Grün begünstigt die heliotropische Krümmung, was sich auch für das Orange annehmen lässt; und doch tritt die heliotropische Wirkung beträchtlich später ein als im Roth oder Grün. Nicht alle heliotropisch krümmungsfähigen Organe zeigen genau dasselbe Verhalten gegenüber den einzelnen Lichtfarben, wie die Wickenkeirastengel. So fand ich, dass bei völlig gleicher Versuchsanstellung Keimstengel der Erbse im Orange sich nicht mehr krümmten, und im Roth von B — 6' nur mehr sehr schwach, etiolirte Keimlinge von Agrostemma Gühago und Kresse in Grün nur mehr sehr schwach, in Roth von B — C gar nicht mehr. Leinkeimlinge beugen sich in Grün und Orange nicht mehr, in Roth von B —C nicht, in Roth von u4 — £ schwach; etiolirte Sprossen von Salix alba krümmen sich gar nur in Violett, Indigo und Blau, nicht mehr in Grün und auch nicht unter dem Einfiuss der schwachbrechbaren leuchtenden und ultrarothen Strahlen. Meine bisher mitgetheilten Resultate weichen von denen, welche Guillemin erhalten hat, schon beträchtlich ab, welcher die Minimumwirkung in Blau fand, während meine Versuche für Blau nocb eine sehr starke heliotropische Wirkung ergeben, hingegen mit aller Sicherheit lehren, dass die Minimum- wirkung im Gelb-Orange zu suchen ist, und mit Bestimmtheit annehmen lassen, dass die gelben Sti-ahlen überhaupt keine heliotropische Wirkung auszuüben vermögen, ja dass unter dem Einfluss dieser Strahlen die mechanischen Verhältnisse der Stengel in einer den heliotropischen Krümmungen sehr ungünstigen Weise sich ändern. Versuche über die Vertlxeilung der heliotropischen Kraft im Spectruui mit Benützung des objektiven Sonnenspectrum. Ich habe schon oben angedeutet, dass für die Versuche im objectiven Spectrum nur Pflanzen zu ver- wenden sind, welche sehr leicht und rasch heliotropische Krümmungen annehmen. In tiefer Finsterniss und im feuchtem Räume bei 25 — 27° C. aufgeschossene Keimlinge von Viaa sativa habe ich für diese Versuche am geeignetsten gefunden. 190 Julius Wiesner. Zu den Versuchen diente der bekannte Soleil'sche Apparat mit Flintglasprisma,' das einen brechenden Winkel von 60° besitzt; hinter dem Prisma befindet sich eine Biconvexlinse mit einer Brennweite von einem Meter. In den völlig verfinsterten Versuchsraum fiel durch eine im Fensterladen angebrachte Spalte das vom Heliostaten reflectirte Sonnenlicht. Die Aufstellung des Prismas war eine derartige, dass die mittleren Strahlen des Spectrums das Minimum der Ablenkung aufwiesen. Die Projection des Spectrums auf einem weissen Schirme in der Entfernung, in welcher die Versuchspflänzchen aufgestellt waren, zeigte scharf die F r a u u h 0 f e r'schen Linien. Innerhalb des Spectrums waren in 11 Töpfchen befindliche Wickenkeimlinge mit den Flanken der Stengel genau gegen die auffallenden Strahlen gewendet aufgestellt. Die Nutationsebene der Stengel stand mithin senkrecht zu den auffallenden Strahlen, wenn letztere als parallel angenommen wurden, was in Anbetracht der grossen Entfernungen der Keimlinge von der Lichtquelle und der Kleinheit der Versuchs- pflänzchen gestattet war. Schon nach V/^ Stunde waren die an der Grenze zwischen Violett und Ultraviolett (H—J) befindlichen Pflänzcben nach vorne geneigt. Nach Ablauf von etwa '/^ Stunde folgten die im mittleren Violett und Ultra- violett aufgestellten; eine Viertelsfunde später neigten sich die im Indigo stehenden, 10 Minuten hierauf die im Blau, nach weitereu 20 Minuten die im Grün und Ultraroth stehenden, sodann, nach einer Viertelstunde die im äussersten Roth, und nach einer weiteren Viertelstunde die im Roth von B—C. Die Keimlinge in Gelb und Orange standen jetzt, d. i. nach vollen 3 Stunden, noch völlig aufrecht. Eine Stunde später hatten die vom Indigo an bis ins Ultraviolett reichenden Keimlinge sich stark hakenförmig gegen die Lichtquelle hin- gewendet, gleichzeitig neigle sich das im Orange stehende Pflänzcben schwach vor. Der im Gelb befindliche Keimling blieb aber bis ans Ende des Versuches vollkommen aufrecht. Man sieht also aus diesen mehrmals wiederholten Versuchen, dass die gewonnenen Resultate mit den bei Anwendung farbiger Schirme erhaltenen übereinstimmen; sie lehren aber auch, dass die gelben Strahlen gar keine, die an der Grenze zwischen Violett und Ultraviolett gelegenen die stärkste heliotropische Wirkung ausüben , und dass ein zweites Maximum im Ultraroth sich befindet. Die beiden Maxima finde ich fix, und nicht, wie Guillemin (vergl. oben p. 161) angibt, variabel, dessgleichen stets den Nullpunkt an derselben Stelle, im Gelb. Meine Resultate weichen wesentlich von denen aller übrigen Beobachter ab und können folgendermassen formulirt werden: 1. Allen Strahlengattungen vom Ultraroth bis Ultraviolett mit Ausnahme von Gelb kommt heliotropische Kraft zu. 2. Die grösste heliotropische Kraft liegt stets an der Grenze zwischen Violett und Ultraviolett. 3. Heliotropisch stark krümraungsfähige Organe (z. B. etiolirte Keimstengel der Saatwicke) krümmen sich am stärksten an der Grenze zwischen Ultraviolett und Violett; von hier sinkt die heliotropische Kraft der Strahlen allmälig bis Grün, in Gelb ist selbe gleich Null, beginnt im Orange und steigt continuirlich, um in Ultraroth ein zweites (kleineres) Maximum zu erreichen. Bei heliotropisch weniger empfindliehen Pflanzentheile n ver- lischt die Wirksamkeit der Lichtfarben nach Massgabe ihrer heliotropischen Kraft, so zwar, dass der Reihe nach Orange, dann Roth und Grün, sodann Ultraroth und Blau- grün etc. unwirksam werden. 4. In Gelb ist nicht nur k.eine heliotropische Wirkung zu bemerken, sondern es krümmen sich in einem Lichte, welches Roth, Orange und Gelb enthält (z.B. in dem durch 1 Versuche mit dem Steinsalzpdsma lassen den Effect der dunklen Wärmestrahlen noch deutlicher hervortreten. Quarz- prismen standen mir nicht zu Gebote; wie man aber sehen wird, waren selbe auch nicht nothwendig. Die Jielloti-opischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 1«1 Kalibichvomatlösung hindurchgegangenen) die Stengel auffallend langsamer als in einem Roth der gleichen Brechbarkeit. So erklärt es sich, dass in einer ungefüllten Senebier'schen Glocke die Stengel der Wicke sich etwas langsamer krümmen, als in einer mit schwefelsaurem Kupferoxydammoniak gefüllten. Die folgende Figur macht die Krümmuugsfähigkeit einiger Pflanzentheile im verschieden brechbaren Lichte anschaulich. Die Curven wurden in der Weise construirt, dass auf die Fraunhofer'schen Linien A, B, G von der Basis xx' aus, die reciproken Werthe der Zeiten für den Eintritt des Heliotropismus bei den gewählten Versuchspflanzen (Wickenstengel, Kressestengel, etiolirte Sprosse von Salix alba) aufge- tragen wurden. Beobachtungen über die sogenannte laterale Flexion. Die seitlichen Krümmungen, welche im objectiven Spectrum aufgestellte Keimlinge nach Indigo hin zeigen, und die von Gardner entdeckt, von Dutrochet und Guillemin bestätigt gefunden (vergl. oben p. 155, 156, 161), von N. J.C. Müller ' aber in Zweifel gezogen wurden, habe ich bei allen meinen einschlä- gigen Versuchen ebenfalls gesehen. Die Keimlinge (Wicken) neigten sich von beiden Seiten gegen Blau- Violett. Ich kann mir diese Erscheinung nur auf folgende Weise erklären. Hinter der Versuchspflanze projicirt sich das Spectrum auf der Wand des Versuchszimmers. Selbst wenn die Wände desselben matt und dunkel sind, so erscheint es, wenn man eben nicht über ein sehr geräumiges Locale disponirt, ziemlich hell und reflectirt Licht nach allen Richtungen. Bei der starken heliotropischen Wirkung, die die um Violett gelegenen Strahlen ausüben, ist es begreiflich, dass sich die Keimlinge gegen jene Strahlen des reflectirten Lichtes wenden, welches, wie die bezeichneten, auf sie die stärkste Wirkung ausüben. Beweis, dass die heliotropische Kraft des Lichtes der mechanischen Intensität der Strahlen nicht proportional ist. Ich habe bisher den Ausdruck „heliotropische Kraft der Lichtstrahlen" gebraucht, um in Kürze mit diesem Ausdruck nicht nur die Fähigkeit der Lichtstrahlen, Heliotropismus hervorzurufen, sondern auch den Grad, in welchem den Strahlengattungen diese Eignung zukommt, zu bezeichnen. Diese Kraft erscheint uns zur Zeit als eine ganz eigenartige, welche wir auf andere bekannte mechanische, chemische oder physiolo- gische Functionen des Lichtes nicht zurückzuführen vermögen. Ich werde mich desshalb auch in der Folge dieses Ausdruckes bedienen müssen. Dass die heliotropische Kraft des Lichtes nicht, wie N.J. C. Müller behauptet hat (vergl. oben p.l67), der mechanischen Intensität (thermischen Kraft) des Lichtes proportionirt ist, soll hier gezeigt werden. 1 Botan. Unters., Bd. I, p. 82. 192 Julius Wiesner. Schon die bisher mitgetheilteu Thatsachen schliessen im Grunde diese Behauptung aus; denn das Maximum der heliotropischen Kraft müsste sonst im ültraroth, das Minimum im Ultraviolett gefunden worden sein. Allein Müller könnte gegen meine Versuche einwenden, dass vom Violett ah in allen meinen Versuchen zu grosse Intensitäten geherrscht hätten, und ich durch Herabsetzung der Intensität der herrschenden Licht- arten wahrscheinlich ganz andei'e Resultate erhalten hätte. Der Raum, in welchem ich meine Versuche mit dem objectiveu Spectrum anstellte, war zu klein, als dass ich eine directe Wiederholung der MUller'schen Versuche hätte ausfuhren können; ich schlug nun einen anderen, nach meinem Dafürhalten viel besseren Weg ein, um Miiller's Behauptung zu prüfen. Ich arbeitete mit Gaslicht, welches sich ja gerade durch Reichthum an dunklen Wärmestrahlen aus- zeichnet, und welches bekanntlich relativ arm an chemischen Strahlen ist. Es ist also von vornherein schon anzunehmen, dass, MüUer's Behauptung als richtig vorausgesetzt, bei getrennter Benützung der ultra- rothen und der sogenannten chemischen (besser gesagt photographischen) Strahlen die heliotropische Wir- kung der ersteren weitaus weiter reichen müsse, als die der letzteren. Allein gerade das volle Gegentheil trat ein. Wenn ich mit der blauen — mit schwefelsaurem Kupferoxydammoniak gefüllten — Senebier'schen Glocke mich UM. von meiner Normalflamme entferne und unter dieselbe einen etiolirten Wickenkeimliug aufstelle, so krümmt sich derselbe innerhalb weniger Stunden sehr auffällig, und doch ist die chemische Wirkung des in der Glocke an dieser Stelle \virksamen Lichtes eine so kleine, dass das oben genannte photographische Papier daselbst durch mehr als 100 Tage der fortwährenden Wirkung der Flamme aus- gesetzt sein musste, um jene schwache Bräunung zu erfahren, welche es bei freier Aufstellung, einen Meter von der Flamme entfernt, in einem Tage annimmt. Wenn ich das Gaslicht durch das oben genannte mit Stein- salzwänden versehene, mit Jod-Schwefelkohlenstoff gefüllte Fläschchen hindurchgehen und auf frische etiolirte Wickenkeimlinge einwirken lasse, so darf ich mich nur l-OS M. von der Flamme entfernen, will ich über- haupt noch einen heliotropischen Effect erzielen. Dabei muss ich bei sehr günstigen Wachsthumsbedingungen (22 — 23° C, 75 — 787o relat. Feuchtigkeit) 20 Stunden auf die Krümmung warten. Um sehr deutliche oder starke heliotropisclie Krümmungen zu erzielen, muss ich mich der Flamme bis auf 30—20 Cm. nähern; ich muss also die Pflanzen einer starken dunklen Strahlung aussetzen, während N. J. C. Müller gerade behauptet, dass nur äusserst schwache ultrarothe Strahlen einen heliotropischen Effect zu Stande bringen. Von der völligen Unrichtigkeit der Müller'schen Behauptung kann sich Jedermann durch folgenden einfachen Versuch überzeugen. Man nehme zwei Senebi er'sche Glocken, fülle die eine mit schwefelsaurem Ku))feroxyd- ammoniak, die andere mit doppeltchromsauren Kali und versehe jede mit einem geschwärzten Cj'linder- schirm. Die Conceutrationen der Lösungen müssen der Schichtendicke entsprechend so gewählt werden, dass das in die erste Glocke eintretende Licht von mittlerem Grün an absorbirt wird, die zweite Glocke von hier an Alles durchlässt. Nun stelle man unter jede der Glocken einen etiolirten Wickenkeimling vertical auf, einer schwachen Gasflamme gegenüber und nähere, wenn man nach Stunden keinen Effect bekommt, die Glocke sammt Pflanze der Lichtquelle. Während unter der blauen Glocke bei ausserordentlich schwachem Lichte noch Heliotropismus eintritt, muss man sich mit der gelben (ilocke der Flamme stark nähern, wie weit, wird von der Lichtstärke der Flamme abhängen. Bei Anwendung meiner Normalflamme erhielt ich, wie schon oben bemerkt, im blauvioletten Lichte noch in einer Distanz von 11 M. deutlichen Heliotropismus (auf weitere Distanzen konnte ich den Versuch nicht ausdelinen); hingegen erhielt ich in einer Entfernung von 1 M. von der Flamme bei Anwendung der gelben Glocke nur mehr einen zweifelhalten Erfolg; wollte ich deutlichen Heliotropismus erzielen, so musste ich die Glocke in der Plntfernung von etwa 60 Cm. aufstellen. Alle diese von mir oft und stets mit gleichem Erfolge wiederholten Beobachtungen widerlegen N. J. C. Müller 's Behauptung, dass jeder Lichtstrahl nur nach Massgabe seiner mechanischen Intensität beim Heliotropisnius wirke, nämlich nur dann Heliotropismus zu Staude komme, wenn der Lichtstrahl an der Lichtseite des Organs in Folge seiner thermischen Kraft das Wachsthum hemmt, beim Durchgang durch das Organ aber so geschwächt wird, dass seine mechanische Intensität gleich Null geworden ist und er auf der Hinterseite keine Hemmung des Längenwachsthums auszuüben vermag. Die heUotropischtn ErscheiniUKjen im rflanzenreiche. 193 Ich bemerke noch, dass meine Müller's Behauptung widerlegenden Versuche im natürlichen Lichte leiclit vorgenommen werden können, und genau dieselben Resultate liefern; allein gerade tiir den genannten Zweck sind die im Gaslicht durchgeführten Experimente, wegen des Reichthums dieses Lichtes an dunklen Wärme- und seiner Armuth an photographischen Strahlen, besonders geeignet. Eiiifluss (lex* Lichtfarbe auf negativ heliotropisclie Organe. a) Versuche mit Wurzeln von Sinapis alba. Cylindergläser, welche bis auf einen 1-5 Cm. breiten Streifen innen und aussen mattschwarz emaillirt waren, wurden mit destillirtem Wasser fast angefüllt und auf die Oberfläche der Flüssigkeit eine 0-5 Cm. hohe Schichte echt schwarz gefärbter Watte gebracht, die mit Wasser mehrmals gewaschen wurde. Auf die Watte wurden gequollene Samen von weissem Senf so gelegt, dass die Wurzeln der zu erwartenden Keimlinge von dem durch den angeschwärzt gelassenen Streifen des Glasgefässes her Licht empfangen konnten. Die Gefässe wurden bei 22 — 23°C. dunkelgestellt. Die Keim- tbeile entwickelten sieb, und Stengel sowohl als Wurzeln standen vollkommen vertical. Die Wattescheibe, auf welcher die Samen keimten, und die von den Wurzeln der Versuchspflanze durchbohrt wurde, war so dick und auch in so weit dicht, dass die stark positiv heliotropische Beugung, welche die Stengel annainiien, auf die Stellung der Wurzeln nicht passiv einwhkte; denn, wenn die Wurzeln der Versuchspfläuzchen völlig verfinstert, die Stengel aber einseitig beleuchtet wurden, so wuchsen erstere vertical ins Wasser hinab, letztere krümmten sich stark dem Liclite zu. Ich brauchte also nicht zu besorgen, dass bei der Beugung der Stengel die Wurzeln passiv vom Lichte weggekrümmt werden würden, und so Lageänderungen der letzteren zu Stande kämen, welche fälschlich als negativ heüotropische Krümmungen hätten gedeutet werden können. Bei dieser Art der Versuchsanstellung durfte also eine im Lichte erfolgen'ie Neigung der Wurzeln als eine durch Heliotropismus zu Stande gekommene angesehen werden. Zum Überflusse deckte ich in einigen Versuchen die Stengel mit einem mattschwarz emaillirten Cylinder zu und liess das Licht nur zu den Wurzeln treten. Ich erhielt indess bei dieser Art des Experimentes kein anderes Resultat. Wenn die Wurzeln der in den beschriebenen Gefässen zur Entwicklung gekommenen Pflänzohen eine Länge von beiläufig einem Centimeter erreicht hatten, wurde mit dem Versuche begonnen. Die Apparate wurden mit Senebier'schen Glocken bedeckt und in einer Entfernung von 20 Cm. von der Normalflamme aufgestellt. Die Wurzeln krümmten sich in Blau -Violett und Blau-Grün stark, in Grün und Ultra rotii deutlich, erkennbar in Roth von der Hrechbnrkeit A—B, kaum kenntlich in Roth von der Brechbarkeit B—V, in Orange nicht. Der Versuch wurde mehrmals mit dem gleichen Erfolge wiederholt. Die Krüunnung in Blau -Violett stellt sich nach 3— 4 Stunden, die übrigen nach 12— 24 Stunden ein. Versnchr im diffusen Tageslichte gaben im Verlaufe eines Tages — und länger kann der A^ersuch nicht ausgedehnt werden ~ meist zweifelhafio Resultate-, nur wenn die doppelwandigeti Glocken durch einige Stunden der directen Bestrahlung mit Sonnenlicht ausgesetzt waren, stellt sich in denseliien Lichtfarben, wie in den Versuchen mit der Normalflamme negativer Heliotropismus der Wurzeln ein. Man sieht also, dass die Wurzeln von ^ina.pis alba im Wesentlichen bezüglich ihres Heliofropismus der einzelnen Lichtfaden sich ebenso wie positiv heliotropische Organe verhalten. b) Versuche mit Ilartwegia coiuosa. Kleine bewurzelte Sprosse dieser Pflanze wurden in den oben beschriebenen i;esch\värzten Cylindern cultivirt. Das Gefäss ist mit einer Hartkautschukplattc bedeckt, die eine exceutrisclie Bohrung liat, durch welche die Wurzeln der Versucbspflauzen hindurchgehen und in Wasser tauchen. Im Bohrloche ist die Pflanze durch Watte fixirt. Die Scheibe wird nun so gedreht, dass die Wurzeln vor dem uugesciiwärzten Streifen des Cylindergefässes zu liegen kommen. Ich bemerke noch, dass die Ver- suchspflanzeu so ausgewählt werden, dass die Wurzeln bei passender Einstellung genau vertical standen und im Beginne des Versuchs eine Länge von l-ü— 2 Cm. hatten. Die Gefässe wurden mit doppelwandigeu Glasglocken bedeckt und in einer tür den Versucli passenden Entfernung von 25 Cm. von der Normnlflamme aufgestellt. In Blau- Violett stellte sich nach 5—11 Stunden eine deutliehe, später sich verstärkende Wegkrümmung der Wurzeln vom Lichte ein; im Blau-Grün nach Deiikfchrifton der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd. 25 194 Julius Wiesner. 24 — 36, im Ultraroth nach 36 — 48 Stunden. In allen anderen Lichtfarben unterblieb der negative Helio- tropismus der Wurzeln. Im dififusen Lichte las.sen sich mit dieser Pflanze, deren Wurzeln nicht oder nur in einem sehr schwachen Grade negativ geotropisch sind, einschlägige Versuche mit mehr Erfolg als mit Senf durchführen, da sich hier die Versuche leicht auf mehrere Tage ausdehnen lassen. Ich habe gefunden, dass vyohl hinter scbvFefelsaurem Kupferoxydammoniak, nicht aber hinter Kalibichromatlösung im diffusen Lichte negativer Heliotropismus an den Wurzeln erkennbar wird. Der Versuch dauerte 7 Tage. c) Versuche mit Viscum album. IVscj^w-Samen wurden in den ersten Tagen des Monat Mai, wo das hypocotyle Glied in einer Länge von 1 — 1-5 Mm. ans der Samenhülle herausgetreten war, auf Fichtenbrettchen geklebt, und in den Glasglocken vertical und mit einer Schmalseite gegen die Lichtquelle gewendet, auf- gestellt. Die Entfernung zwischen Samen und Normalflamme betrug 20 Cm. Von Tag zu Tag wurden die Samen etwas befeuchtet. Der Versuch dauerte 30 Tage. Es stellte sich heraus, dass innerhalb dieser Zeit ein Wachsthum der hypocotylen Stengelglieder stattgefunden hatte: in Blau -Violett, Blau-Grün und Ultraroth ; im Roth, Orange-Gelb und in reinem Grün nicht. Im Blau -Violett hatten die hypocotylen Stengelglieder eine Länge von 5—6, im Blau-Grün von 3 — 5, in Ultraviolett von 2 — 3 Mm. angenommen, und alle diese Stengel- glieder waren deutlich negativ heliotropisch gekrümmt. Alle hypocotylen Steugelglieder, welche unter den Glocken wuchsen, hatten eine intensiv grüne Farbe angenommen. ^ Drittes Gapitel. Zusammenwirken von Heliotropismus und Geotropismus, Es ist schon im historischen Theile dieser Monographie gezeigt worden (p. 160), dass bereits H. v. Mohl ein Experiment anstellte, welches beweist, dass der Geotroi)ismus durch den Heliotropismus überwunden werden kann. Eingehender hat sich blos Herm. Müller (Thurgau) mit der Frage über das Zusammenwirken von Heliotropisraus und Geotropismus beschäftigt (s. p. 169). Er spricht auf Grund seiner Beobachtungen die bei- den folgenden Sätze aus :* „Der Geotropismus wirkt bei verschiedenen Pflanzen in verschieden starkem Grade der heliotropischen Krümmung entgegen." „Es gibt Stengeltheile (soll wohl heisseu Pflanzen theile), die empfindlicher gegen den Einfluss des Lichtes und andere, die empfindlicher gegen den Einfluss der Schwer- kraft sind." M ü 1 1 e r zeigt ersteres durch einseitige Beleuchtung von um eine horizontale Axe langsam rotirenden Pflänzchen, letzteres durch von unten her auf horizontal aufgestellte Keimpflänzchen und treibende Pflanzen mit negativ gecitropischen Stengeln fallendes Licht. Er findet, dass bei den meisten Keimpflanzen die Ein- wiikung des Lichtes über diejenige der Schwerkraft überwiegt, indem die Stengel bei diesem Versuche sich nach unten dem Lichte zu krümmen. Es stellte sich somit die von H. v. Mohl angeführte Beobachtung als richtig heraus. Dass der negative Geotropismus durch positiven Heliotropismus überwunden werden könne, hat auch Leitgeb, und zwar an Keimschläuchen von Lebermoosen nachgewiesen.^ 1 Es ist sehr merkwürdig, dass auch die hinter Jod-.'!chwefelkohlenstoff zur Entwicklung gekommenen hypocotylen Stengelglieder von Vismm album intensiv grün wurden. Wie ich früher (Entstehung des Clorophylls, p. 39 ff.) zeigte, haben die dunklen Wärmestrahlen direct nicht die Fähigkeit, die Chlorophyllbilduug zu ermöglichen, wohl aber, wenn die betreffenden Pflanzen früher im weissen Lichte standen; die ultrarothen .Strahlen wirken hier also als „rayous continuateurs" im Sinne BeGquereTs. Aber selbst in diesem Falle ist die Ergrünung eine äusserst schwache. Ob beim hypocotylen Stengelgliede von Vhcum allum die dunklen ^Värmestrahlen direct zur Chlorophyllbildung führen, oder ob selbe auch hier nur als „rayous continuateurs" wirken, habe ich nicht eigens untei sucht, da diese ganze Beobachtung über das Ergriincn nur eine gelegentliche war. 2 Flora 1876, p. 94. 3 S. oben p. 169. Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 195 Meine eigenen Untersncliung-eu beziehen sich auf das Zusammenwirkeu vom negativen Geotropismus unrl durch verschiedene Liclitstärkeu hervorgerufenen positiven Heliotropismus, eine Frage, welche Herm. Müller nicht mit Erfolg in Angriff nehmeu konnte, da er über die Beziehung zwischen Intensität des Lichtes und den heliotropiscben Effecten eine ganz unrichtige Grundanschauung sich gebildet hat; ferner auf die Frage, ob nicht auch der positive Geotropismus dem negativen Heliotropismus entgegenzuwirken im Stande ist, eine Frage, welche Herm. Müller nicht berührt. Da ich keinen passenden positiv geotropischen Pflauzentheil mit ausgesprochenem positiven Heliotropismus und kein Organ, welches ebensowohl negativen Geotropismus als negativen Heliotropismus darbietet, bisher kennen lernte, so konnte auf eine Untersuchung, ob, und wenn, in welcher Weise, positiver Geotropismus und positiver Heliotropismus, ferner negativer Geotropismus und negativer Heliotropismus zusammenwirken, nicht eingegangen weiden. Mau sollte allerdings meinen, dass die Wurzeln von Allium Cepa in ersterer, ältere Internodien von Uedera Helix in letzterer Beziehung genügen würden ; es hat sich jedoch keines dieser Objecte zum Versuche geeignet erwiesen: denn ersteres lässt sich bei der Art der Versuchsanstellung nicht im Experi- mente verwenden, der negative Heliotropismus des letzteren ist, wie es Darwin bereits aussprach (vgl. oben p. 163) noch problematisch. Wie sehr die Richtung eines negativ geotropischen und gleichzeitig positiv heliotropischen Pflanzentheiles von der Lichtstärke abhängt, lässt sich au Keimstengeln von Vicio Faha sehr schön darthuu, wenn die Ver- suclispflanzeu in versclnedenen Entfernungen von der Normalflamme aufgestellt werden. Die Pflanze, welche im Opiimum der Lichtstärke sich befindet (£ = 2-5), zeigt die stärkste Neigung gegen den Horizont — die Keimstengel neigen sich, schwach concav gekrümmt, in einem Winkel bis zu 45° der Lichtquelle zu; — von da an nimmt die Neigung der Stengel gegen die obere und untere Lichtintensitätsgreuze für den Helio- tropismus immer mehr und mehr ab. Hier vermag der Heliotropismus den Geotropismus nur unvollständig zu überwinden, und selbst bei den günstigsten Wachsthums- und Beleuchtuugsverhältnisseu stellt sich die Keim- axe in die Eesultirende der hier gleich stark wirkenden Kräfte: Schwerkraft und Licht. Anders gestaltet sich die Sache bei Keimpflanzen von Vicia sativa. Hier stellen sich alle Keimstengel in die Eichtung des einfallenden Lichtes, und zwar, wenn die Lichtquelle und die Pflänzchen in einer Horizontalen aufgestellt sind, horizontal, im Optimum der Lichtstärke etwa so, wie an der oberen Lichtintensitiitsgrenze. Das Verhalten der Pflänzchen an der unteren Lichtintensitätsgrenze konnte nicht festgestellt werden, da letztere in meinen Versuchen aus oben (p. 178) augeführten Gründen nicht erreicht wird. Allein selbst in einer Ent- fernung von 11 M. von der Flamme, wo nach der in meinen Untersuchungen angenommenen Einheit für die Lichtstärke (vgl. oben p. 175) blos eine Lichtstärke von 0-008 herrscht, stellen sicli die Keimaxeu noch hori- zontal. Hier wird also die Wirkung der Schwere durch die des Lichtes vollkommen aufgehoben. So weit enthalten die Versuche, ihrem Ergebnisse nach, nichts Neues; wohl aber ist, wie mir scheint, die Art der Versuchsanstellung eine einfachere, als bei Herm. Müller. Aus den Versuchen mit den Keimlingen der Saatwicke ist strenge genommen nicht ersichtlich, ob der Geotropismus durch den Heliotropismus überwunden wurde, oder, weil die Keimstengel sich in die Richtung des einfallenden Lichtes stellten, ob nicht Geotropismus einfach gar nicht eingeleitet wurde. Zur Entscheidung dieser Frage ist es nothwendig, aufrechtstehende, einseitig beleuchtete Keimlinge mit solchen zu vergleichen, die ebrmfalls einseitig beleuchtet sind, aber um eine horizontale Axe rotiren, wodurch sie der einseitigen Wir- kung der Schwerkraft entzogen sind. Es wird zweckmässig sein, die Rotationsapparate, welche zu meinem Versuche dienen, hier zu beschreiben. Diese auch schon in den oben (p. 177) beschriebenen Versuchen verwendeten Laufwerke (mit Umdrehungsgeschwindigkeit von 7* ^Hinde und 1 Stunde), benütze ich nicht nur liegend, sondern auch ste- hend. Im ersten Falle trägt die verticale Axe eine horizontale Scheibe, auf welcher die Versuchspflanze auf- gestellt wird. Durch einfaches Umlegen wird die Drehaxe horizontal. Auf letzterer wird eine Scheibe, welche mit einer concentrisch angebrachten Cyliuderhülse versehen ist, durch ein Schräubcheu befestigt, auf wel- cher Scheibe vier kreuzweise angeordnete, mehr biegsame als federnde Metallhülsen angelöthet sind, in 25* 196i Julius Wiesner. welche kleine Glascylinder von 2 — 2-5 Cm. Durehmesser eingepasst werden , die an einer Seite geschlossen und mit Erde gefüllt sind und in welchen ans Samen die Versuchspflänzclieu gezogen werden. Es gelingt so, vier Aussaaten von Keimlingen, oder bei grösseren Keimlingen, vier der letzteren an einem Rotationsapparat anbringen und gleichzeitig beobachten zu können. Auf diese Apparate wurden bei horizontaler Lage der Drehaxe in den Glascylinder junge, 2 Cm. hohe Wickenkeimlinge gebracht, und die Apparate in Entfernungen von 7 Cm. bis 11 M. aufgestellt. Neben jedem Apparat wurden in Töpfen gepflanzte Keimlinge vertical aufgestellt. Um möglichst genau vergleichen zu können, wurden die Versuchspflänzchen mit den Flanken gegen die Lichtquelle gewendet; es konnte so die in der Mediane statthabende spontane Krümmung keinen Irrthum herbeiführen. Es zeigte sich nun zunächst, dass die demOptimum der Li chtstärke für den Helio- tropismus der Wicke nk eimstengel ausgesetzten Pflänzchen sicli zu derselben Zeit heliotropisch zu krümmen begannen und mit derselben Stärke weiter krümmten, ob der Geotropismus aufgehoben vcar oder nicht. Aber selbst in Entfernungen von circa 1 M. gegen die Lichtquelle zu und ij-5 M. vom Optimum entfernt, gab sich kein Zeitunterschied im Eintritt der heliotrop isehen Krümmung zwischen den fixen und den rotirenden Keimlingen kund, zum Beweise, dass bei stark helio- tropischen Pflanzentheilen der Geotropismus so gut wie gar nicht vorhan den ist, wenn die betreffenden Organe günstiger Beleuchtung ausgesetzt sind. Gegen die Grenzen der Lichtstärke für den Heliotropismus hin machten sich aber Ditferenzen im Eintritt des Heliotropismus zwischen den fixen und den rolirenden Keimlingen bemerklich; letztere krümmten sich früher als erstere heliotr pisch, zum Zeichen, dass bei diesen Beleuchtuugsverhältnissen der negative Geotropismus thatsächlich diindi das Licht zu überwinden ist. Kressekeimlinge zeigen anfänglich im Allgemeinen dasselbe Verhalten, nur mit dem Unterschiede, dass hier nur im Optimum der Lichtstärke und in dessen nächster Nähe der negative Geotropismus ausgelöscht erscheint, in weiteren Entfernungen sich aber bedeutende Zeitdifferenzeu im Kintiitt der lieliotropschen Krümmungen zwischen den aufrecliten und den kreisenden Keimlingen einstellen. Nach 35 Minuten, vom Beginn des Versuchs an gerechnet, krümmten sich die in einer Entfernung von 2-5 M. von der Flamme entfernten Keindinge, sowtdil die fixen als die rotirenden, und standen nach weitereu 45 Minuten schon horizontal, also in der Richtung dei- einfallenden Stralden. Schon in einer Entfernung von 0*5 M. vom Optimum gegen die Lichtquelle zu und 0-7 M. von ihr entfernt ergaben sich bereits in der. helio- fropischen Eifecten zwischen diu fixen und den rotirenden Keimlingen Ditferenzen von einer Stunde und mehr. Noch weiter gegen die Lichtiritensitätsgrenzen für den Ileliotropisnnis hin, stellten sich die nicht roti- renden Keindinge gar nicht mehr horizontal; hier wurde also durch das Licht der negative Geotropismus der Keimstengel nicht mehr vollkommen überwunden. Acht Stunden nach Beginn des Versuchs standen in allen Rotationsapparaten die oberen Enden der Keimlinge genau horizontal , hingegen keiner der vertical aufgestellt gewesenen. Ich gebe hier die Winkel, welche die Secanten der Krümmungsbögen der Stengel mit den Verlicalen bilden: Eiift'ernuiig' des Kiiimlings von der Flamme Neigung: gegen die Verticale 0-25 Meter 30° 0-30 „ 35 0-75 „ 55 1-25 „ 70 2-50 „ 80 (Optimum der Lichtstärke) 3-00 „ 65 3-75 „ 35 Ofl'enb.ir ist hier nach einer rasch erreichten heliotropisehen Krünmiung später eine negativ ffcotropische GegenkrUmmung eingetreten, was sich einige Stunden später noch deutlicher zeigt, indem dieKrUmmungsbögen I Die helioti'opischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 197 immer flacher und flacher werden und häiifiü; der Keimsteugel mir einfach scliief steht, aber gerade gestreckt ist. Vergleicht mau die am Rotationsapparat betiudlich geweseneu, mit denen, welche gerade aufgestellt waren, so sieht man sehr deutlich, dass die ersteren, wenn sie nicht allzu jung zum Versuche genommen wurden, im unteren Theile völlig vertical stehen, der obere Theil im scharfen Bogen der Lichtquelle zugeneigt ist, ferner dass die letzleren, wenu sie im Beginne des Versuclis nicht schon zu alt waren, bis auf den Grund gegen die Lichtquelle hin concav gekrümmt sind. Wie kommt es nun, dass an jenen Keimlingen, welche der einseitigen Wirkung der Schwerkraft entzogen waren, die untere Stengelpartie aufrecht steht, während sie bei den vertical aufgestellten gegen die Lichtquelle hin geneigt ist? Man kann doch nnmöglich annehmen, dass die letzteren einen stärkeren Heliotropismus dar- bieten als erstere, da ja die Versuchsbedingungen und namentlich die Beleuchtungsverhältnisse genau dieselben sind wie bei den ersteren; oflenbar ist diese untere Krlimmuug gar keine heliotropische, sondern kommt durch die continuirliche Belastung, mit welcher das heliotro|)isch vor- geneigte Stengelende auf das untere Stengelende wirkt, zu Staude, ist aber gleich der heliütropischeu Krümmung eine Wachsthumserscheiuuug, welche durch den Zug, der auf di e Schattenseite und durch d en Druck, der auf der Lichtseite des Stengels ausgeübt wird, inducirt wird. Es ist selbstversläinllich, dass an den rotirenden Keimlingen diese einseitige Zug- und Druckwirkung durch das heliotropisch vorgeneigte Ende des Stengels auf das untere Ende gar nicht .'iusgeül)t werden kann, da jeder einseitige Zug bei der um 180° veränderten Stellung in einseitigen Druck um- gewandelt wird. Ich sagte, dass die Last des heliotropisidi gekrümmten Stengelendes im unteren Ende des Stengels ein ungleiches Wachsthum inducirte. Als Grund für diese Anschauung führe ich an, dass die durch die Last des vorderen Stengelendes im unteren Ende hervorgerufene Krümmung theilweise geotropisch wieder aufgehoben wird, wie man namentlich schön an solchen Keimlingen sehen kann, die bis zum Grunde concav gegen die Liclit(iuelle gekrünnnt v.areu, später sich ihr, gerade gesteckt, schief entgegeuueigten. Überdies überzeugte ich mich durch directe Messung davon, dass die genannte untere Stengelpartie, welche bei den vertical stehenden Keindingen sich concav gegen das Licht krümmte, bei den um eine horizontale Axe rotirenden aber genau vertical stand, noch in die Länge wuchs. Diese mit der Kresse angestellten Versuche lehren mithin noch weiter: dass die jüngsten Stenge 1- theile stärker heliotrojiisch sind, als die älteren noch wachsenden, und dass die älte- sten noch wachsenden Theile der Keimstengel gar nicht mehr heliotropisch sind, wohl aber durch einseitig wirkenden Zug scheinbar heliotropische, übrigens auf Wachsthum beruhende Krümmungen annehmen, denen alsbald der negative Geotroi)isnius entgegen- wirkt. Damit erklärt sich (l:e von Payer (s. ol)en p. 152) zuerst gemachte Beobachtuug, dass sich etiolirteKresse- pflänzchen bei einseitiger Beleuchtung anfänglich im oberen Ende stark gegen das Lichl concav krümmen, dann aber sich demselben schief eutsegenstellen. Keimlinge der Erbse zeigen bei einseitiger Beleuchtung ein anderes Verhalten; hier bleiben die unteren Theile vertical, ob sie ruhig stehen, oder ob sie durch Rotation um eine horizontale Axe der einseitigen Wirkung der Schwerkraft entzogen sind. Ähnlich so verhält sich auch die Wicke. Bei beiden Pflanzen erlöschen Helio- tropismus und Wachsthumsfähigkeit des Stengels auf einmal; Zug- oder geotropische Krünauungeu können in diesen Stengeltheilen nach Erlöschen des Heliotropismus somit nicht statthaben. Die Keimstengel, und wohl alle positiv heliotropischen und dabei negativ geotropischen Organe verhalten sich entweder so wie das hypocotyle Stcngelglied der Kresse oder wie die Keimstengel der Erbse. Der Umstand, dass die jungen, stark wachsenden Stengeltheile stark heliotropisch und bei Beleuchtung oder überhaupt nur wenig geotropisch sind , ferner, dass bei Aufstellung stark heliotropischer Keimlinge im Optimum der Lichtstärke der Geotropismus so gut wie ausgelöscht ist, macht es möglich, das Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus stark heliotropischer Organe, ohne dass eine Aufhebung einseitiger Schwer- 198 Julius W iesner. kraftswirkuüg nothwendig ist, zu bestimmeu. So z. B. bei der Saatwicke. Bei Kresse tritt der Heliotropismus iiiclit mehr so scharf auf, liier ist für die Bestimmung des Optimums der Lichtstärke die Anwendung des Rota- tionsapparates mit horizontaler Drehaxe nothwendig. In diesem Capitel ist das Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus der Kressestengel mit grösserer Genauigkeit angegeben als oben (p. 178), wo auf den Auschluss des Geotropismus noch nicht Rücksicht genommen wurde. Es ist oben bereits darauf aufmerksam gemacht worden, dass bei geringer Lichtstärke der Geotropis- mus dem Heliotropismus schon in einer Weise entgegenwirkt, dass ohne Aufhebung einseitiger Schwerkrai'ts- wirkuiig eine genaue Ermittlung der unteren lutensitätsgrenze für den Ueliotropismus der betreffenden Pflanzentheile nicht durchgeführt werden kann. Versuche, die ich mit Keimlingen der Scbminkbohne und Sonnenblume anstellte, bei welchen die Pflänzchen, einseitig beleuchtet, um eine horizontale Axe rotiren, lehrten, dass für erstere die untere Intensitätsgrenze bei 10 M., für die letzteren bei lO-.ö M. Entfernung von der Normalflamme zu liegen kommt. Für die Bestimmung der oberen Intensitätsgrenze für den Heliotropismus ist hingegen die Ausschliessung des Geotropismus belanglos, da in der Nähe derselben die Wachsthumsfähigkeit der Organe erlischt, und damit die Vorbedingungen sowohl für den Heliotnipismus als für den Geotropismus verloren gehen. Die Versuche über das Zusammcnwirkeu von positivem Heliotropismus und negativem Geotropismus lassen vermuthen, dass auch negativ heliotropische Organe, wenn selbe stark positiv geotropiscb sind, gleichzeitig durch das Licht und durch die Schwerkraft beeinflusst werden. Versuche, die ich mit Keimlingen von weissem Senf und Sonnenblumensamen, noch mehr aber die, welche ich mit Kresse anstellte, haben diese Ver- muthung bestätigt. Glascylinder, welche einen Durchmesser von 2-5 Cm. hatten und unten geschlossen waren, wurden mit Wasser gefüllt und durch einen 4 — 5 Mm. dicken Kork dicht verschlossen, der Kork wurde früher au mehreren Stellen fein durchbohrt und in die Öflnungen lialbgequollene Senfsamen oder Sonnenblumensamen so eingepasst, dass die Wurzeln abwärts ins Wasser hinein zu wachsen genöthigt waren. Der Verschluss des Gefässes war ein derartiger, dass, wenn letzteres umgekehrt wurde, kein Wasser ausfloss. Naclidem die WUrzelchen eine Länge von 5 — 8 Mm. erreicht hatten, wurde das Gefäss auf den Rotationsapparat gebracht und die Wurzeln einseitig beleuchtet. Der negative Heliotropismus der Wurzeln machte sich hier früher bemerklich und trat stärker ein, als bei in gleicher Weise zum Versuclie vorbereiteten Pflänzchen, die während der Beleuchtung in fixer, aufrechter Stellung sich befanden. Kressekeimwurzelu sind, wie ich finde, nur unter sehr günstigen Beleuchtungsverhältnissen negativ heliotropisch. Sehr deutlich stellt sich die Wegkrümniung vom Lichte ein, wenn die Keimlinge in einer dicken Schichte von Watte im bis auf einen schmalen Spalt schwarz und matt emaillirten mit Wasser gefüllten Glas- gefäss zum Keimen gebracht werden und in einer Entfernung von 20 Cm. von der Normalflamme aufgestellt sind. Nach 5 — 6 Stunden krümmen sie sich in Winkeln von 10 — 15° von der Verticalen weg. Viel stärkere negativ heliotropische Krümmungen lassen sich, selbst in Entfermmgen von 60 — 80 Gm. von der Flamme — bei welchen Entfernungen vertical aufgestellte im Wasser wachsende Keimlinge gar keine Spur vom negativen Heliotropismus zu erkennen geben — erzielen, wenn die Kressepflänzchen in gleicher Weise, wie ich dies bei den Versuchen mit den Senf- und Sonnenblumenpflänzchen beschrieb, um eine horizontale Axe rotireud, dem Lichte ausgesetzt werden. Viertes Capitel. Versuche über den Sauerstoffbedarf während der heliotropischen Krümmungen. Strenge genommen, sollte die Frage, ob zu den heliotropischen Krümmungen fi-eier Sauerstoff nöthig ist oder nicht, in dem Capitel über die Beziehung zwischen Längenwachsthum und Heliotropisunis abgehandelt werden, welches erst im zweiten Theile dieser Monographie enthalten sein wird. Wenn ich die angeregte Frage schon an dieser Stelle löse, so geschieht dies nur desshalb, weil die Entscheidung darül)er, ob freier Sauerstoff zum Heliotropismus erfoiderlich ist, lür die Darlegungen des nächsten Abschnittes nöthig ist. Die hcliotrojnschen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 199 Es hat bis jetzt nurPayer (vgl. oben p. 153) die eben genannte Frage aufgeworfen. Er ist zu dem Resul- tate gelaugt, dass schwache (positiv) heliotropische Krümmungen auch in einer Atmosphäre von Stiekstoif oder Wasserstoif sich vollziehen könne. Nach diesem Forscher wäre also die Gegenwart vom freien Sauerstotf rum Heliotropismus nicht unbedingt nöthig. Nur H. v. Mohl hat dieser Angabe Payer's Beachtung geschenkt. Er stimmt dem gennnnten Forscher bei, und benützt das von ihm als richtig angenommene Factum, um darzu- thun, dass auch in einer sauerstofffreien Atmosphäre eine Beugung der Pflanzentheile zum Licht eintreten könne, um Dutrochet's Theorie des Heliotropismus in einem Punkte zu widerlegen (vgl. oben p. 160). Da schon bisher so viele Thatsachen dafür sprechen, dass Heliotropismus eine Wacbsthumserscheinung ist, was heute auch, wenigstens in Bezug auf den positiven Heliotropismus, wohl von der Mehrzahl der Pflanzenphysiologen als richtig angenommen wird, so klingt Peyer's Behauptung ziendich unwahrscheinlich. Ich werde im Nachfolgenden zeigen, dass seine Angaben auf ungenauen Beobnchtungen beruhen, jedenfalls aber die Behauptung, dass auch ohne freiem Sauerstoff Heliotropismus eintreten könne, irrthümlich ist. Meine Versuche beziehen sich sowohl auf positiv als auch auf negativ heliotropische Organe. Erstere betreffend operirte ich mit Keimpflanzen von Pknseolus multiflorus, Vicia sativa und Lepidium sativum, letztere betreffend mit bewurzelten Sprossen von Hartwegia comosa und Keimlingen von Sinapis alba. Ich beschreibe zuerst die Versuche, welche ich mit den Keimlingen von Fkaseolus multiflorus anstellte. Die Versuchspflänzchen, auf Keimnetzen im Flüstern erzogen, hatten eine Stengelhöhe von 1 — 1-5 Cm. Dieselben wurden in 2 — 3 Cm. breite, 15 Cm. hohe cylinderförmige Absorptionsröhren, deren hintere Wand aussen und innen bis zu zwei Drittheilen der Höhe — vom geschlossenen Ende aus gerechnet — mattschwarz emaillirt waren, gebracht. Die Keimlinge wurden durch nasse Watte, welche die Wurzeln und die Kotylen umgab, derart fixirt, dass sich die epicotylen Stengelglieder vollkommen frei nach allen Seiten hin bewegen konnten. Mit dem offenen (nicht emaillirten) Ende wurden die Gefässe in Kalilauge getaucht, durch Quecksilber abgesperrt, fixirt, genau vertical gestellt und bei einer fast völlig constanten Temperatur von 22-5° C. in der Dunkelkammer bei Aus- schluss vom Licht aufgestellt. Gewöhnlich nach 3t3 — 48 Stunden erreichte die Kalilauge ihren höchsten Stand, indem nach Ablauf dieser Zeit aller im Gefässe enthaltener Sauerstoff durch Athmung verbraucht, in Kohlen- säure umgewandelt war, und letztere von der Kalilauge, welche nunmehr genau das Volum des verbrauchten Sauerstoffes einnahm, absorbirt wurde. In dieser Zeit stand auch, wie durch mittelst Visiren vorgenommene Messungen constatirt wurde, das Längenwachsthum des Stengels stille. Nun wurde das Gefass so aufgestellt, dass die durchsichtig gebliebene Seite dem Lichte zugewendet war, der Keimling also nur von einer Seite her Lieht empfing; denn was an reflectirten Sti-ahlen von der matt geschwärzten Hinterfläche des Gefässes auf die Rückseite des Stengels fiel, konnte trotz der Nähe der reflectirenden Fläche in diesem Versuche wegen verschwindender Kleinheit des Effectes vernachlässigt werden. Als Lichtquelle benützte ich meine Normal- flamme und stellte den Apparat in einer Entfernung von dieser auf, dass die Versuchsptiauze sich beiläufig im Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus befand. Da selbst nach mehreren Stunden das epicotyle Stengelglied keine Spur von heliotropischer Krümmung zeigte, so Hess ich, um mich vom Leben der Versuchs- pflanze zu überzeugen, atmosphärische Luft durch die Kalilauge in den Gasraum des Gefässes aufsteigen, worauf sich schon nach einer Stunde eine deutliche, nach einer weiteren Stunde eine sehr auffällige positiv heliotropische Krümmung des Stengels einstellte, nach 24 Stunden aber eine starke Längenzuuahme des epi- cotylen Internodiums nachweisbar war, zum Beweise, dass das Bohnenpflänzcheu wachsthumsfähig sich erhalten hatte. Dieser Versuch wurde mehrmals mit dem gleichen Erfolge wiederholt, und so zunächst für die Keimlinge von Phaseolus multiflorus der Beweis hergestellt, dass ohne freien Sauerstoff kein Heliotropismus stattfinden könne. Die Experimente mit Wicke und Kresse wurden in etwas abweichender Weise eingeleitet. Auf die nasse Watte kamen im oberen Drittel des Gefässes die völlig gequollenen Samen, darunter im mittleren Drittel eine Etage von nasser Watte, die reichlich mit gequollenen Samen überdeckt war, um den Sauerstoff rascher zur 200 Julius Wiestier. Absorption zu bringen. Ich überzeugte mich nämlich, dass durch die wenigen Samen, aus welchen im oberen Drittel die Versuchspfliinzchen hervorgingen, innerhalb kurzer Zeit — etwa eines Tages — kein vollständiger "N'crbranch des Sauerstofies zu erzielen w;ir. Im Übrigen blieb der Versuch derselbe. Die Keimlinge hatten gewöhnlich eine Höhe von 1-5 — 2 Cm. erreicht, wenn die Absorption des Sauerstoffes beendigt war. Auch in diesem Versuclie unterblieb, wenn die Gefässe nach Verbrauch allen freien Sauerstoffes ins Licht gestellt wurden, der Heliotropismns, der sich jedoch stets deutlich einstellte, wenn später atmos])härische Luft zu den Keimlingen treten gelassen wurde. Ich überzeugte mich, dass nicht nur bei Kresse und Wicke, sondern auch bei Schminkbohnen und beim Senf, eine grössere Luftblase, die durch das Quecksilber und die Kali- lauge aufsteigen gelassen wurde, zum Eintritte des Heliotropisnius genügte. Wenn man nun bedenkt, dass in der Absorptionsrölire 15 — 20 Kressepflänzchen oder 10 — 15 Wickenkeimlinge sich befanden, so wird man entnehmen können, wie klein die Menge von Sauerstolf ist, welche zur Hervorbringung des Heliotropismus ausreicht. Nicht jeder Versuch gelang bei dieser Art des Experimentes, indem häutig nach völligem Verbrauch des Sauerstoffes die im oberen Drittel befindlichen Pflänzchen nicht hoch genug oder nicht gerade genug waren, um mit Erfolg lienützt werden zu können. Ich habe dann folgendes, nach meinen Erfahrungen zweckmässiges Verfahien angewendet. Die Pflänzehcu wurden im oberen Drittel auf Watt«' erzogen und, nachdem sich die Stengel bis zu einer Höhe von 1 — 1-5 Cm. entwickelt hatten, auf Watte angekeimte Kressesamen in grösserer Menge eingeführt, welche den in den Absorptionsröhren befindlichen Sauerstoff rasch absorbirten. Selbstver- ständlich wurde auch in diesem Falle der Apparat über Kalilauge aufgestellt und mit Quecksilber abgesperrt. Die Versuche mit Hartwegia comosa wurden in der Weise ausgefüln-t, dass kleine, im absolut feuchten Eaume erzogene, mit frischen Luftwurzeln versehene Sprosse von den Langtrieben abgelöst und in etwas weitere halbgescliwärzte Absorptionsröliren gebracht und so mit nasser Watte befestigt wurden, dass die Wurzeln sich frei nach allen Seiten hin bewegen konnten. Um die Luftwurzeln nicht der Gefahr auszusetzen, mit der Kalilauge in Berührung zu kommen, wurden die grösseren Blätter des verwendeten (bewurzelten) Kurztriebes weggeschnitten, die mittleren aber so in die Cylinder eingeführt, dass sie, ohne eine Knickung zu erfahren, zur Hälfte nach aussen gekrümmt waren; in dieser Weise gelang es, die Versuchspfiänzchen so weit in die Höhe zu rücken, dass unterhalb der Wurzeln bequem noch eine Etage mit feuchter Watte, auf welcher reicldich angekeimte Kressesamen lagen, eingeführt werden kannte,' deren Zweck nach dem Vor- hergehenden genügend klar sein dürfte. Ich habe nur noch zu bemerken, dass die zum Versuclie verwen- deten Kurztriebe, so lange sie noch an der Mutterpflanze waren, durch Verdunklung der Wurzeln so gezogen wurden, dass die letzteren sich vertical nach abwärts entwickelten. Im Übrigen war auch hier die Versuchs- anstellung die gleiche wie in den früheren Versuchen. Nachdem die Kalilauge eine stationäre Höhe erreicht hatte, wurde der Apparat einseitig der Beleuchtung liurcli helles Tageslicht oder grelles Gaslicht (Entfernung von der Normalflamme =40 Cm.; vgl. oben p. 183) beleuchtet. Selbst nach lOstündiger Einwirkung des Tages-, oder 24stünd!ger Wirkung des Gaslichtes stellte sich keine Spur von negativem Helintropisinus bei den Wurzeln ein; wohl aber zeigte sich eine deutliche Wegkrünnnung dieser Organe nach reichlichem Zutritt von Luft. 1.1 -.. Die Versuche mit den Samen des weissen Senfs erfordern wieder eine besondere Art der Ausführung. In nasse, stellenweise aufgelockerte Lamellen von Bamnwolle wurden einzelne völlig gequollene Senfkörner ein- gebettet und in die Absorptionsröhren eingeführt. Einige r'entimeter tiefer kam eine Etage mit nasser Baum wolle, welche reichlich mit völlig gequollenen Kressesanien überdeckt war. Auch hier wurden die Absorptions- röhren über Kalilauge aufgestellt und mit Quecksilber abgesperrt. Im Flüstern entwickelten sieh sowohl die Stengel als Wurzeln sehr schön vertical ; beide ragten frei in den leuchten Raum. Nach völliger Absorption des Sauerstoffes durch die Senf- und Kressepflänzchen wurde einseitig beleuchtet. Weder die Stengel noch die Wurzeln der Sentpflänzchen Hessen auch nur eine Spur vom Heliotropismus erkennen. Erst nach Zufuhr von Luft ergab sich ein starker posbiver lleliolroiiisnius der liypocotylen Siengelglieder und eine schwache, aber deutlich ausgeprägte negati\ beliotropische Krümmung der Wurzeln. I Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 201 Aus allen diesen Versncheu gebt auf das bestimmteste bervor, dass sowohl zum Eintritte des positiven als des negativen Heliotropismus freier Sauerstoff erforderlich ist, mit welcher Erfahrung natürlich eine Stütze mehr für die Ansicht gewonnen wurde, dass sowohl der positive als der negative Heliotropisnnis auf Wachsthum beruht. Es sei mir erlaubt, schon an dieser Stelle anzudeuten, dass ich nicht nur den positiven Heliotropismus, sondern auch den negativen als eine Erscheinung ungleichen Wachsthums der Licht- und Schattenseiten des betreffenden Organes ansehe und finde, dass bei ersterem die Schatten-, bei letzterem die Lichtseite stärker wächst, wie sich aus Versuchen über das Läugenwachsthum der Organe im Licht und Dunkel — beziehungs- weise im schwächeren Lichte — ergibt. Das verstärkte Längenwachsthum positiv heliotropischer Organe im Finstern ist hinlänglich bewiesen. Für die Begünstigung des Längenwachsthums negativ heliotropischer Organe durch das Licht spricht in erster Linie das hypocotyle Stengelglied von Viscum alhim, welches schon eine gewisse Helligkeit zum Wachsthum braucht und bei noch geringerer weder wächst noch heliotropische Krümmungen zeigt. Die bis jetzt schon von mir angestellten Versuche über das Längenwachsthum negativ heliotropischer Organe im Lichte und im Finstern haben das Resultat ergeben, dass die Zuwachse im Lichte grösser sind als im Finstern — beziehungsweise im schwächeren Lichte — ; doch miiss ich gleich bemerken, dass gerade diese Versuche besonderer Vorsicht bedürfen, soll das Ergebniss nicht ein völlig illusorisches sein. Ich komme im zweiten Theile dieser Monographie selbstverständlich auf diesen Gegenstand noch zurück. Fünftes Gapitel. Photomechanische Induction beim Heliotropismus. Vor einigen Jahren machte Sachs' die merkwürdige Beobachtung, dass Sprosse, welche Y^ — 2 Stunden horizontal lagen und hiebei nur eine Spur von Aiifwärtskrümmung erkennen Hessen, aufgerichtet oder um- gelegt eine deutliche negativ geotropische Krümmung im Sinne der ursprünglichen Aufstellung darboten. Er erklärte diese Erscheinung als eine Nachwirkung der eigentlichen geotropischen Action. Schon früher hatten Frank* und Ciesielski^ Erscheinungen au Wurzeln beobachtet, die sich gleichfalls als Nachwirkung der Schwerkraft deuten lassen.* Später legte sich Herm. Müller (Thurgau), ^ angeregt durch die ebengenannte Beobachtung von Sachs, die Frage vor, ob nicht auch beim Heliotropismus eine Nachwirkung sich bemerkbar mache (s. oben p. 169). Versuche, welche er mit treibenden Stengeln von FritiUaria imperialis vornahm, stellten das Auftreten einer Nachwirkung bei diesen positiv heliotropischen Organen ausser Zweifel. Weitere specielle Angaben über Pflanzen, welche Erscheinungen heliotropischer Nachwirkung darbieten, enthält Müller's Arbeit nicht. Indess lässt sich vermuthen, dass er für alle heliotropischen Orgaue die Möglichkeit einer Nachwirkung annimmt. Sehr bemerkenswerth ist die Art, wie Müller zu Werke geht, um einen möglichst sicheren Nachweis dieser Erscheinung erbringen zu können. Es wird die Versuchspflanze nur so lange einseitig beleuchtet, -bis eine Spur einer heliotropischen Krümmung angedeutet ist, und hierauf nicht nur der weiteren Wirkung des Lichtes, sondern auch der einseitigen Wirkung der Schwerkraft durch langsame Rotation um eine horizontale Axe entzogen. Für den Nachweis der geotropischen Nachwirkung leistet selbstverständlich der Rotatiousapparat ebenfalls sehr gute Dienste. Nachdem ich mich von der Richtigkeit der Thatsache, dass heliotropische Nachwirkungen bestehen, überzeugte, ging ich der Verbreitung und dem Wesen der Erscheinung weiter nach. 1 Flora 1873, p. 324—325. 2 Beiträge zur Pflanzenphysiologie. 1868, p. 45—46. 8 Untersuchungen über die Abwärtskrümmungeu der Wurzeln. Breslau 1871, p. 24—20. (Auch Cohn's Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. I, Heft 11, p. 1 ff.) * Vgl. Sach's in Arbeiten des bot. Institutes zu Würzburg, Bd. I, p. 472—74, wo die geotropische Nachwirkung bei Wurzeln in Zweifel gezogen wird. 5 Flora 1876, p. 68. Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXIX. Bd. 26 202 Julius Wiesner. Alle meine diesbezüglichen Versuche wurden in der Dunkelkammer ausgeführt. Als Lichtquelle diente meine Normalflamme. Die Aufstellung der Ver.suehspflanzen erfolgte in einer Entfernung von der Flamme, welche dem Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus des jeweiligen Objectes entsprach. Die Tem- peratur war constant 23-2 — 23'8'' C. Keimlinge von Phaseolus multiflorus, deren epicotyle Stengelglieder eine Höhe von etwa 2"° erreicht hatten, wurden mit einer der Flanken des Stengels dem Lichte zugewendet, und genau eine Stunde stehen gelassen. Bi.s dahin zeigte sich auch nicht eine Spur einer heliotropischen Krümmung. Hierauf wurden die Keimlinge durch mehrfache undurchsichtige Recipienten verdunkelt und vor strahlender Wärme geschützt, welche letztere, wenn einseitig wirkend, Störungen hervorbringen könnte. Nach zwei Stunden war eine starke positiv heliotropische Krümmung im Sinne der ursprünglichen Aufstellung eingetreten. Macht man den Versuch mit der Abänderung, dass der Keimling während des ganzen Versuches um eine horizontale Axe rotirt, dabei aber, so lange er dem Lichte ausgesetzt ist, stets nur mit einer Seite des Stengels gegen das Licht gekehrt ist, so bekommt man kein wesentlich anderes Resultat, wohl aber, wenn die Aufstellung der Pflanze weit vom Helligkeitsoptinmm erfolgte, woraus sich neuerdings ergibt, dass die geotropische Wirkur.g des Lichtes auf im Optimum der Lichtstärke aufgestellte Ptlanzenorgane verschwindend klein ist. Keimlinge von Vtcia Faba konnten mit einer der Flanken des Stengels durch volle drei Stunden der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt werden, ohne dass sich eine Spur einer Neigung gegen die Licht- quelle einstellt. Wenn hierauf völlige Verdunklung der Keimlinge eingeleitet wurde, so gab sieh nach zwei bis drei Stunden an den Stengeln starker positiver Heliotropismus im Sinne der ursprünglichen Aufstel- lung kund. Ebenso sicher als bei Phaseolus nmltiflorus und Vicia Faba constatirte ich heliotropische Nachwirkung bei folgenden positiv heliotropischen Organen : Hypocotyle Axe von Medtcago sativa und Trifolium -pratense, Lepidium sativum, Sinapis alba, Bapkanus satiims, Helianthus annuus, Silene pendula ; epicotyle Stengel- glieder von Vicia sativa, Pisum sativum; höheren Internodien von Phaseolus multifiorus, Vicia Fala und sativa, Elodea canadensis (undeutlich) und Hordeum sativum (schwach). An etiolii'ten Trieben von Salix alba Hess sich keine Nachwirkung auffinden. Von negativ heliotropischen Organen habe ich auf Nachwirkung das epicotyle Stengelglied von Viscum album ferner die Wurzeln von Hartwegia comosa, Binapis alba und Lepidium, sativum geprüft. Bei Viscum album liess sich, wie sehr der Versuch auch modificirt wurde, keine Spur einer Nachw'rkung nachweisen. Aber selbst an IlarUcegia comosa und Sinapis alba, deren Wurzeln nicht nur rasch wacbsen und auffällig stark negativ heliotropisch sind, sondern auch in relativ kurzer Zeit heliotropische Krümmungen aus- führen, konnte deutliche Nachwirkung nicht aufgefunden werden. Die Wurzeln von Lepidium sativum, die nur sehr schwach negativ heliotropisch sind, Hessen entschiedene Nachwirkung nicht erkennen. Aus allen diesen Beobachtungen ergibt sich ungezwungen, dass nur solche Organe, bei welchen der Heliotropismus sich rasch vollzieht, eine Nachwirkung des Lichtes erkennen lassen, nicht aber solche Organe, welche sich dem Lichte gegenüber träge verhalten oder nur schwachen Heliotropismus zeigen. Es soll damit natürlich nicht gesagt sein, dass bei letzteren eine Nachwirkung nicht besteht, dass eine solche auch hier stattfindet, halte ich sogar für im hohen Grade wahrscheinlich; ja, ich gehe so weit, anzunehmen, dass die Wirkimgen aller äusseren Factoren auf die organischen Bildungsprocesse in Form von durch Nachwirkung in Erscheinung tretenden In- ductionen auftreten. Ich lege indess auf diesen Punkt hier weiter kein Gewicht und möchte nur noch bemer- ken, dass dort, wo, wie bei etiolirten Trieben von Salix alba, sich durch das Experiment keine heliotropische Nachwirkung erweisen lässt, dieselbe allerdings vorhanden sein dürfte, aber in so schwachem Grade und in so träger Weise, dass sie durch die continuirlich weiterlaufenden mechanischen Processe des Wachsthums aus- gelöscht wird. Ich theile hier folgende lehrreiche Beobachtungsreihe mit, welche auf das, deutlichste zeigt, i,n welcher Abhängigkeit die Stärke der Nachwirkung von der Energie, mit welcher der Heliotropismus sich vollzieht. Die heliotropisclien Erscheinungen im Pflanzenreiche. 203 stellt. Wie ich bei einer früheren Gelegenheit ausführlich auseinandersetzte, ' ist bei nutirender Sprosse die Hinterseite heliotropisch krüiiimungsfäliiger als die Vorderseite, wobei unter dieser die dem freien Ende des nutirenden Stengels zugewendete, unter jener die entgegengesetzte Seite des Sprosses zu verstehen ist. Rechte und linke Flanke zeigen im Allgemeinen ein intermediäres Verhalten. In ausgezeichnetster Weise ist diese auf ungleicher Wachsthumsfähigkeit beruhende monosymmetrische Vertheilung der heliotropischen Kriimmungsfähigkeit an den epicotylen Stengelgliedern von Phaseolus nmltiflorus anzutreffen. Stellt man gegen die Lichtquelle verschieden orientirte Keimlinge dieser Pflanze im Optimum der Licht- stärke für den Heliotropismus des epicotylen Stengelgliedes vertical auf, so lässt sich an dem mit der Hinter- seite der Lichtquelle zugekehrten Keimling nach halbstündiger, bei Flankensteliung erst nach einstündiger Beleuchtung deutliche heliotropische Nachwirkung nachweisen; bei Beleuchtung der Vorderseite ist es hingegen nicht so leicht möglich, die Nachwirkung zu constatiren. Nach drei- bis vierstündiger Wirkung des Lichtes und Aufhebung der Schwerkraft gelingt es, meist wohl, eine unzweideutige, selten aber nur, eine starke helio- tropische Nachwirkung festzustellen. An schwächlichen Exemplaren, wo die Differenz in der Wachsthums- fähigkeit an der Vorder- und Hinterseite der Stengel nur eine geringe ist, zeigt sich bei der letztgenannten Aufstellung die Nachwirkung verhältnissmässig noch am deutlichsten. Die Energie, mit welcher sich die heliotropische Nachwirkung kundgibt, ist nach dem Vorangegangenen eine sehr verschiedene. Bei heliotropisch sehr empfindlichen Organen ist die Nachwirkung des Lichtes eine so grosse, dass' — selbst bei stark ausgesprochenem negativen Geotropismus — die geotropische Gegenwirkung eine verschwindend kleine ist; ja selbst im entgegengesetzten Sinne eingeleiteter Heliotropismus macht sich kaum bemerklich, wie aus folgenden Beobachtungen hervorgeht. Drei Schminkbohnenkeimlinge von völlig gleicher Ausbildung wurden in der dem Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus entsprechenden Entfernung von der Normalfiamme aufgestellt, und zwar wurden die epicotylen Stengelglieder mit den rechten Flanken der Lichtquelle zugekehrt. Nach Ablauf einer Stunde wurde ein Pflänzchen auf den Rotations- apparat ins Finstere gestellt, der zweite um ]80° gedreht, so dass er nunmehr die linke Flanke der Gasflamme zuwendete, der dritte aber in seiner ursprüngliche Lage belassen. Nach 1'/^ Stunden hatten sich alle drei Pflanzen im Sinne der antanglichen Aufstellung positiv heliotropisch gekrümmt, und zwar alle drei gleich stark; die Krümmungsradien erschienen so völlig gleich, dass keinerlei merkliche Begünstigung einer oder der anderen Versuchspflanze erweislich war. Es hatte also weder der negative Geotropismus, noch der im entgegengesetzten Sinne eingeleitete H«hotropismus irgendwie der durch die erste Aufstellung inducirten Krümmung entgegenwirkt. Diese Wahrnehmungen zeigen deutlich, dass, wenn das Licht in einem Organe eine heliotropische Krümmung inducirte, eine neuerliche heliotropische oder geotropische Induction auf Widerstände stösst, und es hat den Anschein, dass dieselben erst platz- greifen können, wenn die Wirkungen der ersteren ihr Ende erreicht haben. Es lassen diese Beobachtungen vermuthen, dass eine einfache Summirung der durch die Schwerkraft oder durch das Licht inducirten Wirkungen sich selbst dann nicht kundgeben wird, wenn die voraussichtlichen Effecte gleichsinnige sind; d. h. selbst dann nicht, wenn Licht und Schwerkraft auf eine und dieselbe Seite des Organes hintereinander begünstigend wirken. Um diese Verhältnisse klarzulegen, wurden zahlreiche Versuche angestellt. Ich betraute mit der Arbeit Herrn Hermann Ambronn, welcher im pflanzenphysiologischen Institute an 20 Versuchsreihen mit Keimlingen von Schminkbohnen, Wicken, Saubohnen, Kresse und namentlich mit Sonnenblumen ausführte. Ich habe mich davon überzeugt, mit welcher Genauigkeit und Sorgfalt der genannte Beobachter zu Werke ging, und ich kann den gewonnenen Resultaten um so mehr Zutrauen schenken, als einige von mir mit Wicke und Sonnenblume angestellte Experimente genau zu demselben Ergebnisse führten. Es zeigt sich nämlich in derThat, dass weder das Licht eine durch die Schwerkraft inducirte Krümmung, noch dieSchwer- Die undulirende Nutation. Sitzungsberichte der k. Akad. der Wissensch. Bd. 77. (Jänu. 1878.) 26- 204 Julius Wiesner. kraft eine durch das Li cht inducirte Krümmung zu verstärken vermag, selbst dann nicht, wenn in Folge der Beleuchtung oder der Lage gegen den Horizont eine und dieselbe Seite des betreffenden Organes — bei der nachfolgenden Wirkung des Lichtes, bezie- hungsweise der Schwerkraft — die begünstigte ist. Aufeinanderfolgende Impulse des Lichtes und der Schwerkraft, von denen jeder für sich einen bestimmten Effect auszuüben im Stande ist, summiren sich in ihren Wir- kungen selbst dann nicht, wenn die getrennten Effecte gleichsinnig sind, z. B. eine und dieselbe Seite des Organes im Längenwachsthum gefördert wird. Folgende Beobachtungen mögen diese Verhältnisse noch näher illustriren. Das hypocotyle Stengelglied von Helianthus annuus ist, wie Herrn. Müller (Thurgau) zuerst auffand, stark negativ geotropisch und nur schwach heliotropisch. ^ Wie ich finde, ist bei verticaler Aufstellung und Beleuchtung der Hinterseite der Stengel der Heliotropismus, ohne dass es äusserlich sichtlich wäre, im Mittel nach 'I-b Stunden inducirt; hingegen der Geotropismus bei horizontaler Aufstellung, und wenn die Hinterseite nach aufwärts gewendet ist, schon nach einer halben Stunde. Bringt man nun durch 2-5 Stunden einseitiger Einwirkung des Lichtes ausgesetzt gewesene Keimlinge ins Dunkle und stellt sie horizontal, so dass die voraussichtlich begünstigte Seite (Oberseite) nach unten zu liegen kommt, so krümmen sich die Stengel später aufwärts, als (bei Rotation um eine verticale Axe durch ebenso lange Zeit) allseitig beleuchtet gewesene und in gleicher Weise horizontal gestellte Stengel. Die durcli das Licht bedingte Induction wirkt in den Stengeln weiter und äussert sich in einer Hemmung der geotropisehen Aufwärtskrümmung. — Werden durch eine halbe Stunde in horizontaler Stellung im Finstern gelassene Keimlinge der Sonnenblume mit gleichfalls im Finstern, aber vertical aufgestellt gewesenen der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt, so krümmen sich die ersteren aller- dings früher als die letzteren, allein sie krümmen sich nicht stärker als solche Keimlinge, welche im Finstern (nach erfolgter Induction des Geotropismus) aufrecht hingestellt wurden, oder die (gleichfalls nach erfolgter Induction) um eine horizontale Axe rotiren gelassen werden. Stellt man etiolirte Keimlinge von Helianthus annuus im Finstern horizontal mit der Hinterseite nach oben auf, und bringt man sie nach Ablauf einer halben Stunde so vor die Normalflamme, dass das Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus auf die Stengel wirkt, ferner so, dass die Hinterseite des Stengels zur Lichtseite wird, so krümmt sich der Stengel rasch dem Lichte entgegen, um aber bald darauf sich aufzurichten und viel später erst eine positiv heliotropische Krümmung anzunehmen. Die erste Wendung gegen das Licht war nichts Anderes als geotropische Nachwirkung, welcher später erst, nach völliger Verlöschung der letzteren Heliotropismus folgte. Die Keimstengel von Vicia sativa verhalten sich insoferne denen der Sonnenblume entgegengesetzt, als sie stärker heliotiopisch als geotropisch sind. Die Induction des Heliotropismus erfolgt hier unter günstigen Verhältnissen nach 35 Minuten; die Induction des negativen Geotropismus hingegen äusserst sich bei horizontaler Aufstellung erst beiläufig nach 1 Stunde 15 Minuten. Beleuchtet man Keimpflänzchen, welche durch 1'/^ Stunden im Finstern horizontal gelegen hatten, und andere, welche vertical aufgestellt gewesen, so krümmen sich letztere früher und innerhalb gleicher Zeiten stärker; stellt man iiingegen einseitig beleuchtet gewesene und solche, welche während der gleichen Zeit um ihre Axe im Lichte rotirten, also allseitig beleuchtet waren, horizontal, so krümmen sich allerdings erstere (in Folge heliotropischer Nachwirkung) stärker als letztere, aber nur ebenso stark als nach stattgehabter Induction des Heliotropismus vertical im Finstern aufgestellte oder der einseitigen Wirkung der Schwerkraft entzogene. Der Umstand, dass eine durch das Licht eingeleitete Krümmung durch die später auftretende Schwer- kraft nicht sofort vermehrt wird, sondern die neue Kraft erst nach Erlöschen der anfänglich thätigen ein- greift, könnte vielleicht auf die Vermuthung leiten, dass die beim Heliotropismus statthabenden mechanischen 1 Flora 1876, p. 94. Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 205 Vorgänge ganz anderer Art sind, als die beim Geotropismus sich einstellenden. Diese Vermuthung wäre aber schon desshalb eine ungerechtfertigte, als bei der heliotropischen Nachwirkung die nachträglich eingrei- fende Schwerkraft — innerhalb einer bestimmten Zeit — ebenso wirkungslos sich erweist, wie bei der geotro- pischen Nachwirkung die später folgende Beleuchtung. Wenn die später im Experimente auftretende Kraft die Wirkung der anfänglich thätigen nicht gleich wieder fortsetzt, so liegt dies eben, wie gleich näher gezeigt werden soll, in dem Wesen der beim Heliotropismus auftretenden Kette von Erscheinungen, die hier als photo- mechanische Induction zusammengefasst werden soll; in dieser Kette bildet die heliotropische Nachwir- kung nur ein Glied. Wie geht es zu, dass ein durch eine bestimmte Zeit einseitig beleuchteter noch nicht merklich gekrümmter Pflanzentlieil in einem Zustande sich befindet, der bei hierauf folgendem Ausschluss des Lichtes zu einer starken heliotropischen Krümmung führt? Es liegen hier, wie mir scheint, von vornherein zwei ganz verschiedene Möglichkeiten vor. Entweder leitet das Licht in dem betreffenden Pflanzentheil einen Zustand ein, welcher später unter den Bedingungen des Wachsthums auch bei Ausschluss des Lichtes zum Heliotropismus führt, oder aber der Heliotropismus ist eine Inductionserscheinung, die ihrem Gange nach sich am besten mit der von Bunsen und Roscoe ent- deckten photochemischen Induction vergleichen Hesse. Was die erstere Möglichkeit anlangt, so ist es schwer, jenen Zustand, der den Heliotropismus einleitet — wenn ein 'solcher wirklich existirte — ausfindig zu machen. Es liegt meines Wissens in der Literatur nur eine Angabe vor, welche einen solchen, dem Heliotropismus vorangehenden Zustand annimmt. Es ist dies die im historischen Theile dieser Monographie (p. 171) mitgetheilte, von G. Kraus herrührende Angabe, wonach bei heliotropischen und geotropischen Vorgängen schon vor Eintritt der entsprechenden Krümmungen sich ein grösserer Wassergehalt an der im Wachsthum später begünstigten (convex werdenden) Seite einstellt , als an der entgegengesetzten. Kraus hat die Pflanzen, mit denen er experimentirte, nicht namhaft gemacht, auch die gefundenen Wassergehalte nicht angegeben. Genaue Werthe lassen sich jedenfalls schon aus dem Grunde nicht gewinnen, da eine genaue Halbiruug der betreffenden Organe unausführbar ist. Die von mir angestellten Versuche über die Vertheilung des Wassers in heliotropisch sich krümmenden Organen beziehen sich auf die epicotylen Stengelglieder von Phaseolus multiflorus und Vicia Faba. Da die- selben undulirende Nutation zeigen, mithin im unteren Theile nach vorne (gegen die überhängende Spitze hin) convex werden, so liesse sich vermuthen, dass, wenn die Angaben von Kraus allgemein richtig sind, auch an dieser convexen Seite der Internodien sich ein grösserer Wassergehalt finden mnsste, als an der entgegen- gesetzten. Ich habe in den Wassergehalten von Vorder- und Hinterseite indess so geringe Unterschiede gefunden , dass ich nicht mit Sicherheit angeben kann , ob in der That an der Vorderseite ein reichlicheres Wasserquantum sich vorfindet, wie aus folgenden Beobachtungen hervorgeht. Phaseolus multiflorus. Epicotyles Stengelglied. Wassergehalt der vorderen Hälfte Wassergehalt der rückwärtigen Hälfte a) 94-42 Proc. hj 94-18 „ «; 92-08 „ a) 93-09 Proc. h) 94-72 „ «; 90-23 „ Mittel 93-56 Proc. Mittel 92-67 Proc. Diflf. = H-0-89 Vicia Faha. Epicotyles S t e n g e 1 g 1 i e d. Wassergehalt der vorderen Seite Wassergehalt der rück wärt igen Seite a) 90-73 Proc. h) 91-50 „ c) 94-27 „ a) 91-78 Proc. i) 90-95 „ 0) 93-01 , Mittel 91-91 Proc, Mittel 92-16 Proc. Diff. = — 0-25. 206 Julius Wiesner. Aus diesen Versuchsreihen geht jedenfalls hervor, dass bei den genannten Organen die Differenz im Wassergehalt an der Vorder- und Rückseite keine beträchtliche ist; es bestätigt nur die erstere die Kraus'sche Angabe, die zweite widerspricht ihr. Ich liess nun weiter auf Keimlinge von Phaseohis multtflorus und Vicia Faba so lange einseitig Licht ein- wirken, bis heliotropische Nachwirkung sicher zu, erwarten stand. Hierauf wurden die betreffenden Stengel- glieder halbirt nnd so lange getrocknet, bis kein Gewichtsverlust resultirte. Zu je einem Versuche dienten die Hälften von drei epicotylen Stengelgliedern, deren Lebendgewicht bei der ersteren circa 1-2, bei der letzteren beiläufig 1*6 Grm. betrug. Die zweite Decimale in den Procenten konnte hier, wie in den obigen Versuchen bei der Art der Versuchsanstelluug noch als sicher angenommen werden. Die unternommenen Versuche hatten gleichfalls kein präcises Resultat, insoferne bei einzelnen Versuchen an der Hinterseite, bie anderen an der Vorderseite der Stengel die grössere Wassermenge gefunden wurde. Ahnlich wie in den oben mitgetheiiten Versuchen bewegte sich die durchschnittliche Differenz zwischen +0"57o) was wohl darin seinen Grund haben dürfte, dass das Wasser in den betreffenden Organen überhaupt nicht vollkommen gleichmässig vertheilt ist. Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich erwähnen, dass, wenn ich auch an den begünstigt wachsenden Hälften keinen höheren Wassergehalt auffand, damit nicht gesagt sein soll, dass an diesen Seiten der Turgor der Zellen kein grösserer sein könne, als an der entgegengesetzten. Wie sich eigentlich von selbst versteht, so kann in einem Gewebe eine bedeutende Steigerung des hydrostatischen Druckes eintreten, ohne dass das Gewichtsverhältniss von Membran und Inhalt sich merklich ändert. Hieraus ergibt sich aber auch, dass eine Steigerung des Turgors in den Zellen statthaben könne, ohne merkliche Änderung im Verhältnisse von Wasser und Trockensubstanz. Aber selbst wenn ein grösserer Wassergehalt sich an den begünstigten Seiten der heliotropischen Organe einstellte, was dann wenigstens unter gewissen Voraussetzungen auf eine grosse Turgordifferenz in den Geweben der Licht- und Schattenseite des Organes hinwiese, so wäre erst weiter nachzusehen, ob eine that- säcidich nachgewiesene Turgordifferenz als Ursache oder gar als alleinige Ursache der heliotropischeu Nach- wirkung anzusehen wäre, eine Frage, deren stricte Lösung, wie mir scheint, noch auf unübersteigliche Hindernisse stossen würde. Statt die erste der oben genannten Möglichkeiten noch weiter zu verfolgen, soll gleich geprüft werden, ob wir es im Heliotropismus mit einer Inductionserscheinung im früher genannten Sinne zu thun haben. Stellt sich dies heraus, so ist die erstgenannte Möglichkeit ohnehin ausgeschlossen. Bekanntlich wurde von Bunseu und Roscoedie Entdeckung gemacht, dass die Verbindung von Chlor und Wasserstoff durch das Licht nicht sofort mit der Einwirkung des Lichtes beginnt, sondern erst nach einer bestimmten Zeit; hierauf steigert sich bei gleichbleibender Lichtstärke die Verbindungsfähigkeit dieser beiden Elemente immer mehr und mehr; mit anderen Worten: die Menge der gebildeten Salzsäure steigert sich bis zu einem Maximum und wenn das Licht plötzlich zu wirken aufhört, so hat damit die Neubildung von Salz- säure noch nicht ihr Ende erreicht, sondern sinkt successive die Menge der weiter gebildeten Salzsäure auf Null. Die genannten Forscher haben das Phänomen als photochemisehe Induction bezeichnet. Ich habe in einer früheren Untersuchung' das Auftreten einer photochemischen Induction bei der Chloro- phyllbildung nachgewiesen und darauf hingedeutet, dass wohl noch andere Arten photocheniischer Induction bei den unter dem Einfluss des Lichtes in der Pflanze vorsichgehenden chemischen Processen stattfinden dürften. Es erscheint der Vergleich der genannten heliotropischen Vorgänge mit der photochemischen Entstehung der Salzsäure aus Chlor und Wasserstoff vielleicht etwas weit hergeholt; allein ich habe für die Zusammen- fassung der einschlägigen Erscheinungen im Bereiche der ganzen Physik doch kein besseres Schema gefunden. Wie bei der photochemischen Induction die Moleküle von Chlor und Wasserstoff trotz der Einwirkung des 1 Die Entstehung des Chlorophylls in der Pflanze. Wien 1877, p. 82 ff. Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 207 Lichtes eine Zeit lang- passiv nebeneinander bleiben, als befänden sie sich im Finstern, so verhalten sich die Molektile (oder Molekülgruppen) wachsender Zellwände bei Beginn der Lichtwirkung eine Zeit lang so wie im Finstern, sie setzen ihre zum Flächenwachsthum führenden Lageveränderungen und die Aufnahme neuer Mole- küle wie im Finstern fort und erst nach längerer Einwirkung der Beleuchtung werden neue Zustände in den Molekülen oder im Molekülverbande geschaffen, welche eine einseitige Hemmung des Wachsthums iuduciren; wie bei dem erstgenannten Processe die Verbiudungsfähigkeit der Elemente sich steigert bis zu einem Maxi- mum, so geht die einseitige Hemmung des Wachsthums beim Heliotropismus auch stetig bis zu einem Maximum fort; und endlich, wie bei der photochemischen Induction die Entstehung der neuen Producte (des Zerfalles oder des Aufbaues) mit der Verdunklung nicht sofort aufhört, sondern noch fortdauert und erst nach und nach erlischt, so hört beim Heliotropismus, wie von Herrn. Müller (Thurgau) jüngst gezeigt wurde, mit dem Erlöschen des Lichtes die heliotropisclie Krümmung nicht sofort auf, sondern gibt sich noch als sogenannte Nachwirkung zu erkennen. Um nun zu zeigen, dass eine solche photomechanische Induction beim Heliotropismus wirksam ist, muss zuerst nachgewiesen werden, dass der ganze beim Heliotropismus sich abspielende Process qualitativ vom Anfang bis Ende derselbe bleibt. Es zeigt sich dies zunächst darin, dass die Bedingungen für den Helio- tropismus während des ganzen Verlaufes der Erscheinung vollständig dieselben bleiben. Es ist im vorigen Capitel gezeigt worden, dass zur Hervorbringung heliotropischer Krümmungen Sauerstoff erforderlich ist. Man kann sich durch eine der dort mitgetheilten analogen Versuchsanstellungen leicht davon überzeugen, dass ohne Sauerstoff Heliotropismus nicht inducirt werden kann. Führt man einen Keimling von Phaseolus multiflorus in eine an der Rückwand geschwärzte Absorptionsröhre ein, stellt über Kalilauge auf, sperrt mit Quecksilber ab, und überlässt man den vertical aufgestellten Keimling unter diesen Verhältnissen sich selbst, bis aller Sauerstoff absorbirt ist und das Längenwachsthum aufgehört hat; beleuchtet man dann die epicotyle Axe einseitig durch eine, zwei, ja drei Stunden, so krümmt sich derselbe nach Zuführung von Sauerstoff im Finstern nicht, zum Beweise, dass trotz der Beleuchtung Heliotropismus nicht inducirt wurde, und zwar aus Mangel an Sauerstoff. Umgekehrt tritt, wenn Heliotropismus inducirt wurde (ohne dass sich jedoch eine Krümmung noch bemerklich macht) eine Ki'timmung nicht ein, wenn der Keimling {^Phaseolus multiflorus) in eine Atmosphäre von Kohlensäure gebracht wurde. Folgender lehrreiche Versuch lässt sich sehr leicht ausführen. Da inducirter Heliotropismus sich später in der entsprechenden Krümmung äussert, selbst wenn der Keimling' unter Wasser gebracht wird, so muss dies nothwendigerweise unterbleiben, wenn das Versuchsobject in ausgekochtes (also sauerstofffreigemachtes) Wasser oder in ein mit Kohlensäure gesättigtes Wasser gebracht wird. Heliotropismus kann nur inducirt werden in einem Lichte, welches seiner Brechbarkeit nach hiezu über- haupt geeignet ist. Keimlinge von Wicken, hinter Lösungen von Kupferoxydammoniak, kommen rasch in den Zustand, im Finstern oder im gelben Lichte positiv heliotropische Krümmungen im Sinne der ursprünglichen Aufstellung anzunehmen; länger dauert es, wenn sie der Wirkung der dunklen Wärmestrahlen (hinter Jod- Schwefelkohlenstoff) oder der Strahlen von A — B etc. ausgesetzt werden. Heliotropische Induction findet nur in einem Lichte statt, welches seiner Stärke nach zum Heliotro- pismus geeignet ist. Stellt man Schminkbohnenkeimlinge in einer Entfernung von der Normalflamme auf, be welcher die Lichtstärke zu gross oder zu gering ist, um zum Heliotropismus zu führen, so kann das Licht tagelang einwirken, ohne dass sich später bei Ausschluss des Lichtes, aber sonst günstigen Wachsthums- bedingungen heliotropische Nachwirkung einstellen würde. Nur wenn die Keimlinge in einem Lichte auf- gestellt werden, welches seiner Intensität nach zur Hervorbringung heliotropischer Krümmungen geeignet ist, stellt sich ein Zustand in den Stengeln ein, welcher bei Ausschluss des Lichtes zur heliotropischen Nach- wirkung führt. Nicht minder lehrreich sind die Versuche über den Einfluss der Temperatur bei Einleitung des Helio- tropismus und bei heliotropischer Nachwirkung. Schminkbohnenkeimlinge, bis zur beginnenden Krümmung einseitiger Beleuchtung ausgesetzt, krümmen sich später nur bei Temperaturen, bei welchen Längenwachsthum 208 Julius Wiesner. der Stengel stattfindet. Sachs' gibt als niedrigste Temperatur für die Entwicklung der Keimtheile von Fhaseoliis multifiorua 9-5° C. an. Nach Versuchen mit den von mir verwendeten Samen liegt dieser Cardinai- punkt tiefer (höchstwahrscheinlich bei 6-8°C.), gewiss aber nicht unter 5°C. In einem Räume, in welchem sich die Temperatur constant zwischen 4 — 5°C. bewegte, krümmten sich die genannten Keimlinge im Lichte selbst nach Stunden nicht. Hierauf in einen dunklen Raum gebracht, welcher eine Temperatur von 15 — 17°C. hatte, trat keine Nachvyirkung auf. Keimlinge der Schminkbohne, welche durch 7 Stunden bei einer Temperatur von 4 — ö°C. einseitig beleuchtet wurden, krümmten sich hierauf im Finsteru bei 15 — 17°C. nicht, zum Beweise, dass bei der niederen Temperatur keine heliotropische Induction stattgefunden hatte. Die mitgetheilten Versuche lehren wohl zur Genüge, dass die Einleitung des Heliotropismus sich genau unter denselben Bedingungen vollzieht, wie die sogenannte heliotropische Nachwirkung, diese aber auch wieder ganz strenge unter den Bedingungen, imter welchen überhaupt Heliotropismus stattfindet. Nebenher sei bemerkt, dass aber diese Bedingungen selbst wieder genau mit denen für das Längeuwachsthum überein- stimmen , so zwar, dass wenigstens der positive Heliotropismus zweifellos als eine Erscheinung ungleichen Längenwachsthums anzusehen ist. Dass zur Einleitung des Heliotropismus eine bestimmte Zeitdauer erfonlerlich ist, ist nach allen mit- getiieilten Versuchen eben so gewiss, wie dass nach erfolgter Einleitung, selbst bei Ausschluss des Lichtes, der heliotropische Effect sich bis zu einer bestimmten Grenze fortsetzt. Nicht so leicht ist es aber, den Nachweis zu liefern, dass bei constanter Lichtstärl^e und sonst constanten Bedingungen die beliotropischen Effecte sich bis zu einem Maximum steigern und von hier wieder auf Null sinken; erstlieh wegen der Periodicität des Längenwachsthums jedes Abschnittes eines heliotropisch krümmungsfähigen Organes, und zweitens, weil selbst bei constanter Leuchtkraft der Lichtquelle und constanter Entfernung des Versuchsobjectes von der Lichtquelle die Intensität des wirksamen Lichtes mit dem Fortschreiten des Heliotropismus abnimmt, da der betreffende Pflanzentheil immer mehr der Richtung der einfallenden Lichtstrahlen sich nähert. Die erstgenannte Fehlerquelle ist im Versuche nicht völlig auszuschliessen, wohl aber die daraus entspringenden Fehler zu ver- kleinern, wenn stark heliotropische — aber nicht allzu stark wachsende Organe — unter den Bedingungen massig raschen Wachsthüms zum Versuche gewählt werden. Die zweite Fehlerquelle ist leicht dadurch aus- zuschliessen, dass man die zu prüfenden Organe stets so gegen die einfallenden Strahlen stellt, dass selbe auf die concave Fläche stets möglichst senkrecht zu stehen kommen. Macht man den Versuch in der angegebenen Weise und bestimmt man von Zeit zu Zeit die Krümmungs- halbmesser der heliotropisch gekrümmten Stengel durch senkrechte Schatteuprojection, so erkennt man aus der ersten Differenzreihe der Werthe für die Radien, dass in der That die Stärke der heliotropischen Krüm- mung von 0 bis zu einem Maximum steigt und von hier wieder bis auf Null fällt. Bei einem Versuche mit l'haseolus nmltiflorus, dessen epicotyles Stenipelglied einen Krümmungshalb- messer von 14 Centimeter hatte, und das mit der concaven Hinterseite der Lichtquelle (Gasflamme) zugewen- det wurde, ergaben sich nach Ablauf von je einer Viertelstunde folgende Werthe für die Krümmungs- halbmesser : 14, 14, 14, 14, 13, 11, 7, 5-5, 5, 5 Cm. Differenzreihe 0, 0, 0, 1, 2, 4, 1-5, 0-5, 0. Gleichsinnige Resultate wurden auch bei Vicia Faba gefunden. Es geht mithin aus allen diesen Ver- suchen hervor, dass die Erscheinung des Heliotropismus von Anfang bis Ende unter völlig gleichen Bedin- gungen und mit qualitativ demselben Effecte sich vollzieht, und dass der Verlauf der heliotropischen Effecte Besonderheiten darbietet, welche diesen Wachsthumsprocess als eine Inductionserscheinung charakterisiren, für welche ich den, wie mir scheint, passenden Ausdruck „photomechanische Induction" vorschlage. ^ Lehrbuch 3. Aufl., p. 740. Die heliotro'piscJien Erschemiingen im Vflanzenr eiche. 209 Auch beim Geotropismus gibt sich eiue ähnliche luduction zu erkeunen, wie die Versuche lehrten, welche ich mit negativ geotropischeu Organen (epicotyle, beziehungsweise hypocotyle Stengelglieder von Helianthns annuvs. Vhaseoluis miiltißorus, Vicia Faba. Ft'sitm sativian, Lepidhim sativum etc.") anstellte. Doch würde es zu weit führen, hier genauer auseinanderzusetzen, dass der (negative und wahrscheinlich auch der positive) Geo- tropismus nur unter den Waclisthumsbediugungeu der betreifenden Orgaue inducirt wird, und bei eingeleiteter Induction sich später in den entsprechenden Krümmungen bei Ausschluss der einseitig wirkenden Schwer- kraft (nämlich beim Eotiren um eine horizontale Axe) äussert. Dass beim Heliotropismus und Geotropismus Inductionen statttinden, die, obwohl äusserlich nicht ange- deutet, doch zu starken Krümmungen führen, ohne dass die das einseitig verzögerte, beziehungsweise ver- stärkte Waehsthum bedingende Ursache dabei direct betheiligt ist, lässt vermuthen, dass unter den so- genannten spontanen Nutationserscheinungen manche vorlcommeu, welche auf äussere Kräfte zurückzuführen sein dürften. Denkschriften der inlthem. -natura. Gl. XXXIX. Bd. 27 Zweite Abtheilung. Abhandlungen von Nicht -Mitgliedern der Akademie. Mit 19 Tatein, I Karte, 2 Plänen und 2 Holzschnitten. ii'Jiitiii I- ? bnn a-»u: ÜBER iiiE mmmii \iiTiiEiLysu oek eüssilex mmim \i iiiii. VON D« W. AVAAGEN. (Ollit ei.l« 9Calte.') (VOKGEI.F.rn' IN DKU SITZUNG DHU JIATIlEMATISC'H-NATUR'WlSSENSCIlAFi'MCHEN CLASSE AM 1. DEC'EMBEU IST Ubgleicli viele Tliatsaelien der Geologie von Indien durch die Untersncluingen und Aufnahmen des Geological Survey of ludia sowohl als auch durch die Thätigkeit mancher Privall'oi-scher bekannt geworden sind, so hat es, um zu einer Übersicht des bis jetzt Bekanntgewordenen zu gelangen, doch durchaus an einer Zusammen- stellung gefehlt, und namentlich war es eine sehr fühlbare Lücke in der Literatur, dass eine wenn auch nur annähernd richtige Übersichtskarte durchaus gemangelt hat. Die Karte von Greenough war absolut unbrauchbar wegen ihrer gänzlichen Unznverlässigkeit, die in die Weitkarte von Mareen eingefügte Karte von Indien aber hat einen bei weitem zu kleineu Massstab, um bei etwas eingehenderen Erörterungen benützt werden zu können. Es kann nicht meine Absicht sein, diesem Übelstande gründlieh abhelfen zu wollen, denn dieses steht nur in der Jlacht des Directors des Geological Surve}' oflndia, da ihm allein die nöthigen Mate- rialien zur Herstellung einer detaillirten Karte in grösserem Massstabe zu Gebote stehen. Die Geologie von Indien weist indess so viele der interessantesten Thatsachen auf, die sich nur auf kartographischer Grundlage erörtern lassen, dass ici: keinen Anstand nehme, selbst auf die Gefahr hin, im Detail manche Unrichtigkeiten zu bringen, das bis jetzt annähernd Festgestellte in einer kleinen Kartenskizze niederzulegen. Worauf es mir hier ankommt, ist lediglich in grossen Zügen die geographische Vertheilung der Formationen in Indien dar- zustellen, und diesem Zwecke genügt das gegebene Kärtchen vollkommen. Wie schon der Titel des vorliegen- den Aufsatzes besagt, ist nicht die geologische Karte der Zweck, sondern dieselbe soll nur als Grundlage der Erörterungen dienen, welche die geographische Vertheilung der fossilen Organismen zum Gegenstande haben. Nur durch den vollständigen Mangel jeder geologischen Übersichtskarte von Indien sehe ich mich gezwungen, eine solche selbst nach den vorhandenen Quellen und meinen eigenen Erfahrungen zusammenzustellen, ausser- dem hätte ich es sicher vorgezogen, mich an schon Vorhandenes zu halten. ^ 1 Ich stütze mich für das Kärtchen hauptsächlich auf die Aufnahmen und Berichte meiner früheren Herren CoUegen der Mitglieder des Geological Survey of India, doch konnte ich in mehreren Fällen, da den Berichten häufig keine Karten beigegeben sind, so in den Gegenden südlich des grossen Basalt-Districtes, am Unterlauf des Godavery, in Rajputana, Sindh u. s.w. die Grenzen der Formationen nur annähernd eintragen (Bd. XII und XIII der Mem. Geol. Surv. Ind. standen Denkst lirifteii dir inathem.-uaturw. Cl. XXXIX. B, und früher von T. Olilham, W. T. Blanford und mehreren Anderen. - Medlicott: Kccords Geol. Siuv. Ind. II, p. 40 und sonst. ä Medlicott: Kecords Geol. Surv. lud. 1, p. 69. über die geogrivphischa Vertheihmg der fosnilen Organitimen in hidien. 3 liäufig sedimentäre Bildungen von höchstens paläozoischem Alter vermuthen lässt. Soviel steht indess sicher lest, dass der Him;il;i3'a nicht eine krystallinisehe Zone, sondern deren zwei besitzt, von denen erst die nördliche die Grenzscheide bildet zwischen der eigentlichen Gebirgsrogion und den Steppengebieten des cen- tralen Asien. Um dies deutlicher hervortreten zu lassen, will ich einige wenige Profile näher beschreiben. Im Jiussersten Westen ist es nicht möglich, die beiden Zonen nachzuweisen, da über diese Gegenden noch zu wenig bekannt ist, und die Verhältnisse derart sind, dass es auch wohl einige Zeit dauern wird , bis dort Untersuchungen vorgenommen werden können. Wenn man das Profil vom Mount Sirban, welches ich und Wynne bescin-ieben haben,' nach NW. verfolgt, sieht man bald unter den Thonschiefern krystallinisehe Talkschiefer und endlicli auch gneissartige Gesteine hervorkommen, doch erreicht man die Grenze am Black Mountain, über welche vorzudringen keinem Europäer möglich ist, ehe ein Wechsel in der Gesteinsbeschaffcn- heit die Annäherung an eine neue Zone von Sedimentärformationen bekundet. Oder fehlt liier im äussersten Westen die erste sedimentäre, wie die erste krj'stallinische Zone, so dass diese mit dem Ihilum endigen, und weiter westlich die zweiten Zonen an den Rand des Gebirges treten? Erst mehr östlich auf dem Gebiete von Kaschmir ist es möglich, weiter nach Norden vorzudringen und vollständigere Durchschnitte zu erlangen. Begibt man sich auf der Strasse über den Pir Pimjal-Pass nach Kaschmir, so triift man, von der Ebene kommend, zuerst die Sivalikschichten, dann die verschiedenen Abtheilungen der Nummulitenformation, welche weiter im SO,, gegen Jummoo zu sowoiil als auch im NW. gegen den Ihilum stockförmige Massen paläozoi- scher Kalke umlagern. Endlich stellen sich krystallinisehe Schiefer ein , die von einem schmalen Streifen eines Kalksteines begleitet werden, der zwischen die Schiefer und tertiären Sandsteine eingeklemmt ist, und bei dessen Altersbestimmung, da Versteinerungen gänzlich fehlen, man zwischen Trias und Silur schwankt. Der Pir Punjal-Pass selbst besteht ganz aus krystallinischen Schiefern; doch tritt östlich davon eine grössere Partie Gneiss hervor, welcher nach Lj'dekker auch in der Gesteinsbeschaftenheit an Stoliczka's Ceutral- gneiss erinnert, indem sich Adern von Albitgranit in demselben eingeschlossen finden.^ Ein Theil der Schiefer wird gewiss den älteren paläozoischen Formationen zu/.urechnen sein. Über den Nordabfall des Pir Punjal ist mir nichts Näheres bekannt, doch ist es wahrscheinlich, dass auch er aus metamorphischen Schiefern bestehe. Auf der Nordseite des von alluvialen Bildungen ausgefüllten Kaschmir-Thaies beginnt die Schichten- reihe wieder mit Kohlenkalk und älteren paläozoischen Schiefern,^ unter welchen weiter nach Norden chlo- ritische Schiefer erscheinen, die S t o 1 i c z k a für silurisch hält. Noch mehr nördlich folgen über den paläozoischen Scliichten Triaskalke, welche, von Kohlenkalkschichten hie und da unteibrochen, bis nach Pan-Dras im Thale des Drasriver anhalten, dann aber durch silurische Schichten ersetzt werden, die endlich wieder nörd- lich von Dras auf Hornblendegestein und echtem Syenit ruhen, der hier die zweite krystallinisehe Zone zusammensetzt. ' Ein anderes Profil folgt einer Linie von der indischen Ebene über Simla nach Spiti und Rupshu. Die erste Zone von Gesteinen, welche die Ebene umsäumt, besteht wieder aus Sivalik-Schichten, denen Nummu- liten-Schichten in grosser Ausdehnung folgen. Unter diesen liegt ein ausserordentlich mannigfaltiger Complex von Kalken, Sandsteinen, Schieferthonen und Thonschiefern, die sieh in den verschiedensten Stufen der Metamorphose zu befinden seheinen, und die ich noch später genauer zu besprechen haben werde. Die Höhen- züge um Simla sind aus diesen Schichten zusammengesetzt.^ Sie ruhen auf echt krystallinischen Schiefern, die in mannigfachen Varietäten die Ufer des Sutledj bis zur Wangtu bridge einsäumen. Von letzterem Punkte an beginnt Stoliczka's „Central-Gneiss", die Hauptmasse seiner Pir Punjal ränge zusammensetzend. Nörd- lich der genannten Gebirgskette folgt die ganze Reihe der sedimentären Formationen in regelmässiger Auf- einanderfolge bis zur Kreide. Sie nehmen den Flächeninhalt von ganz Spiti ein und haben in der Baralatse 1 Waagen u. Wynne: Mein. Geol. Siuv. of India, IX. - Lydekker: Recoids Geol. Surv. of India, Vol. IX. 3 Godwin Austen: Quart. Journ. Geol. See. Lond. XXII, p. 29. Stoliczka: Mem. Geol. Surv. of Indi.i, V, p. o30. ■1 Stoliczka: Mem. Geol. Surv. India, V, p. 348. •'' iModlicott: Mem. Geol. Surv. India, IIT. a* 4 W. Waagen. ränge die höchsten Gipfelerhebnngen. In Eupshu tauchen allmälig wieder ältere Gesteine hervor, bis end- lich südlich von Khorzog krystallinische Schiefer und granitartige Gneisse die zweite krvstallinische Zone eröffnen. ' Das Einfallen der Schichten zeigt sich im Grossen und Ganzen in den hier besprocheneu Gegenden in der ersten krystallinisehen Zone als ein nördliches und nordöstliches, am Südrande der zweiten als ein süd- liches und südwestliches. Zwischen beiden sind die versteinerungsführenden Sedimentärgebilde wie in einer Mulde eingeschlossen. Das Streichen dieser Zonen scheint in den Locali)rofilen mit dem Streichen der Haupt- bergketten zusammenzufallen, so dnss die erste Zone der Pir-Punjal-, die zweite der Transhimalayan ränge Cunniughani's zu folgen sclieint, doch stellt sich bei genauerer Betrachtung die Sache auf der Karte anders dar. Die Baralatse-Kette, deren höchste Gipfelerhebungen an der Grenze von Spiti und Rupshu noch aus sedimentären Ablagerungen gebildet werden (Tagling-Pass), erreicht in ihrem Fortstreichen nacii NW. in der Gegend südlich von Dras bereits den Südrand der zweiten krj'stallinischcn Zone, und schneidet in Folge dessen das Streichen der Formationen unter einem allerdings ziemlich spitzen Winkel. Die Streichungsrichtung der Sedimentäiformationen ist also etwas mehr nach W. — 0. gedreht, an die Streichungsrichtung des Küen- Lün erinnernd. Wie in Spiti ist es auch in Kumaon, wo die fossilreichen Schichten, welche durch Strachey's „Palaeonto- logy of Niti" bekannt geworden sind nördlich einer krystallinisehen Zone liegen, welche die Gebirge um Almora und weiter nördlich zusammensetzt, während südlich der letzteren gewaltige Kalkgebirge die Gegend südlich vonNyneetal erfüllen. Erst im Norden des Sutlej-Thales wäre also die zweite krystallinische Zone zu suchen,* die indess hier durch ausgedehnte Tertiärablagerungen undeutlich und verdeckt zu sein scheint. Doch gibt Schlagintweit auf dem Chako La, der das Sutledj- von dem Indus-Gebiete trennt, wieder krystallinische Gesteine an.* Eine ähnliche Anordnung in zwei krystallinische Zonen, welche durch Kalkgebirge von einander getrennt werden, lässt sich auch noch in Nepal, auf dem Wege nach Katmandoo beobachten,* doch seheint es, dass hier erst die zweite Zone der ersten Zone des NW. entspreche. Letztere erlangt auf diese Weise allerdings eine ausserordentliche Breite, und es wird so wahrscheinlich, dass der erste krystallinische Zug in seiner Fortsetzung nach Osten so sehr an Ausdehnung von S. nach N. zunehme, dass die ganze Breite des eigent- lichen Himalayagebirges von demselben eingenommen werde, was auch die Beobachtungen in Sikkim zu bestätigen scheinen. Erst in Sikkim bietet die Zusammensetzung des Gebirges ein gänzlich anderes Bild. Als ich diese Gegend auf einer sehr flüchtigen Tour besuchte, glaubte ich den grössten Theil der dort vorfindlichen krystallinisehen Schiefer als metamorphosirte jüngere Schichten ansehen zu müssen, doch scheint mir nach Mallet's^ detail- lirten Aufnahmen diese Ansicht nicht mehr festgehalten werden zu können, wenn auch gleich dieser Forscher selbst das ganze krystallinische Gebirge von Sikkim für jünger als Trias zu halten scheint. Von der Ebene kommend, trifft man nämlich auch hier zunächst auf Sivalikschichten, die durch ganz Sikkim und Assam mit geringer Unterbrechung den Band des Gebirges begleiten. Nach Diirchschveitiing eines mehr oder weniger schmalen Thaies stösst man auf wenig mächtigen Sandstein mit Kohlen, der stellenweise Pflanzenreste * 1 Stoliczka: Mem. Geol. Surv. India: V. Geologiciil Sections aeross the Hiraalayan Mountains. Am KotangPass, clor die Pir-Piinjal-Kette westlich von der eben besinochencn Linie iibersclueitet, sclieint die erste krystallinische Zone am weitesten nach Norden vorgeschoben, so dass Stoliczka's „Central-Gnciss" erst ain Nordabhang der Kette, im Chandrathal hervorbricht und die Baralatso-Kctte ganz aus metaniorphischen Schiefern zusammengesetzt ist, die Stoliczka zum Theil für silurisch hält. Erst nördlich davon stellen sich die jüngeren Sedinientärforniationen ein. Doch scheint weiter westlich die erste krystallinische Zone bald wieder mehr nach Süden zu rücken. " Strachey: Quart. Joiirn. Geol. Soc. Lond. Vll. Medlicott: Mem. Geol. Surv. India 111. Art. 3, ji. G9. Stracliuy: Palaeontology of Niti. ^ Schlagintweit: Keisen in Indien und Hochasien. III, p. 76. ' Medlicott: Records Geol. Suiv. India VIll, p. 93. '•< Mallett: Mem. Geol. Surv. India. XI. •> Schon von Iluo kcr erwähnt: Ilimalayan Journals. II, p. ül. 1 tlber die geographische V^ertheilimg der fossilen Organismen in Indien. 5 enthält und als Triassandstein betracbtet werden inuss. Über diesen Sandsteinen folgen azoische Thonschiefer und kryslallinische Schiefer in ungeheurer Mächtii;keit, welche ihrerseits wieder von gneissartigen Gesteinen ül)erl;igert werden. Auf der Nordseite von British Sikkini geht die Schichtenfolge wieder regchniissig abwärts vom Gneiss zum krystallinischeii Schiefer, doch kommt darunter kein Sandstein mehr zum Vorschein. Hie- durch aber wird es wahrscheinlich, dass durch laterale Pressung die krystallinischen Bildungen überschoben wurden und der ursprünglich angelagerte Sandstein nun unter den krystallinischen Gesteinen /.u liegen scheint, wie man ja auch iihnliche Vorgänge in den Alpen in ausgedehtem Maasse zu beobacliteu Gelegenheit hat. Dazu kommt noch, dass der kohlenführeude Saudstein, einestheils von der Ualing series, anderentlieils von der Baxa series Mallett's regelmässig überlagert wird. Damit kann ich die krystallinischen Bildungen des Hima- laya verlassen und mich wieder südlicheren Gegenden zuwenden. Überschreitet man nach Süden das Thal des Bramaputra, so findet man in den das Thal nach Süden abgrenzenden Khasi und Garrow Hills wieder ausgedehnte krystallinische Gebiete, ' welche nur an ihrer Süd- seite von sedimentären Bildungen bedeckt werden. Weitere Flächen nehmen krystallinische Gesteine auch noch in den Gebirgen östlich vom Iravaddy ein, ^ und es wird die ganze hinteriudische Halbinsel bis an ihre Spitze von ähnlichen Gesteinen zusammengesetzt. Auch die Andaman-Inseln scheinen durchgängig aus krystallinischen Gebilden aufgebaut zu sein.'' Ebenso besteht Ceylon ausschliesslich aus krystallinischen Gesteinen. Es steht mir hier nicht zu, das speeiellere Alter all der eben besprochenen krystallinischen Bildungen zu erörtern, auch sind dazu noch ausseiordenflich wenige Vorarbeiten gemacht worden, doch hat neuerlich Maltet in der Gegend von Delhi ein Paar Formationen innerhalb des älteren Schiefergebirges unterschieden. In unserem speciellen Falle ist indess auch diese genauere Unterscheidung von geringerem Interesse, da all diese Gebilde der organischen Reste durchaus entbehren. Erst mit dem Silur beginnt eine wichtige Formations- reihe, die einer genaueren Erörterung bedarf. Betrachten wir die Entwicklung der paläozoischen Formationen in Indien im Allgemeinen, so zeigt sich bei ihnen schon sehr deutlich die Ausbildung nach zwei verschiedenen Typen, welche ich in der Einleitung als ein Charakteristikum der indischen Flötzfbrmationen angegeben habe. Echte Meeresablagerungen mit zahlreichen marinen Versteinerungen wurden zuerst aus dem NW.-Himalaya beschrieben, dann aus der Saltrange und dem Khyber-Pass. Damit ist zugleich die Ausdehnung und Verbreitung der marinen Facies angegeben. Die andere Facies findet sich auf der eigentlich indischen Halbinsel bedeutende Flächenräume einnehmend. Die am meisten typische Gegend für die echt marine Entwicklung der paläozoischen Formationen ist unstreitig Spiti und es dürfte vielleicht nicht überfiüssig sein, die Gesteinsbeschaftenheit und Schichtenfolge der dortigen Localitäteu in Kurzem näher zu beschreiben. Hat man über die Brücke von Wangtu den Sutledj überschritten, so gelangt mau in das Gneiss-Gebiet, das die Pir Punjal-Kette zusammensetzt. Nördlich, also nördlich der ersten krystallinisclieu Zone, folgen über dem Gneiss 3000 Fnss mächtige bläuliche Thonschiefer und Sandsteine, die bis jetzt noch keine Versteinerungen geliefert haben. Höher stellen sieh hellergetarbte Quarzite und quarzitische Sandsteine mit untergeordneten Lagen eines löcherigen, dolomitischen Kalkes ein. In den Sandsteinen fanden sich an einem Punkte schlechte Abdrücke einer Orthis. Über diesen liegen wieder grünliche und bläuliche, gliramerreiche Sandsteine mit kalkigen und schieferigen Zwischenlagen und undeut- lichen Brachiopodcnresten, welche endlich das tiefste Glied der Schichtenreihe von Spiti, die Babeli series, zum Abschlüsse bringen. Als nächst höheres Formationsglied unterscheidet Stoliczka die Math series. Sie hat eine Gesammt- mächtigkeit von etwa 1000 Fuss und beginnt mit dunkelrothen Sandsteinen und Conglomeraten, über denen 1 Oldharn: Meiu. Geol. Surv. lud. I, Med icott: ibid. VII. 2 Theobald: Mein. (Jecl. Surv. India, X. 3 S. Kurz: Report ou tlie Vegetation of the Audanian-Islands. Aus dein Gedächtniss citirt, da mir das betreffende 6 W. Waagen. liellgefärbte, sandige Kalksteine eine Menge von Fossilien, jedoch in sehr schlechter Erhaltung, beherbergen. Die oberste Abfheilung der .Series besteht aus weissen Quarziteu, die bis jetzt keine Versteinerungen geliefert haben. Das letzte Glied der paläozoischen Fornialioiien in Spiti, die Kuling series wird ans braunen, bröckeligen Schiefern, die in weisse Quarzite eingelagert sind, 'zusammengesetzt. Die ganze Mächtigkeit beträgt etwa 400 Fuss. Die Quarzite sind sehr reich an woblerhaltenen Versteinerungen. .Stoliczka hat Babeh und Muth series mit dem Silur, die Kuling series mit dem Kohlenkalk parallelisirt. ' In einigermassen ähnlicher, wenn auch durch Melaniorphismus vielfach veränderter Beschaftenheit, lassen sich nun diese Schichten, allerdings durch grosse Lücken unterbrochen, nach Osten ^ wie nach Westen, ^ nördlich der ersten krystallinischen Zone verfolgen. Vollständig abweichend von der eben beschriebenen Entwicklung sind die paläozoischen Schichten im Süden der ersten krystallinischen Zone ausgebildet. Wir besitzen über diese Gegenden eiuc ausführliche Arbeit von Medlicott, der sich eine weitere vouLydekker ergänzend auschliesst. Es dürfte autfallend erscheinen, dass ich diese Ablagerungen einfach als paläozoisch bezeichne, icii nuiss daher meine Gründe dafür des Näheren erörtern. Die Schichtenfolge der Bildungen, welche sich an die erste krystallinische Zone südlich anschliessen ist sehr schwierig festzustellen, da einestheils Versteinerungen gänzlich fehlen, anderen- theils durch Metamorpiiismus die Schichten vielfach verändert erscheinen. Soweit man sich die Schichtenreihe bis jetzt klar machen konnte, scheint dieselbe folgeudermassen zusammengesetzt zu sein: Die jüngsten Abla- gerungen, welche nicht mehi' zu den Nummulitenschichten gezählt werden müssen, sind helle, dünngeschichtete Kalke mit thonigen Zwischenlagen, vou einer Gesammtmächtigkeit von 500 — 800 Fuss. Das Gesteinsmate- rial der Zwischcnlagcn breitet sich in einigen Durchschnitten so aus, dass die ganze Schichtenreihe nur aus weichen Thonschiefern zu bestehen scheint. Darunter liegen gelbrothe Sandsteine von sehr wechselnder Mächtigkeit 15 — 100 Fuss. Diese Schichten sind am besten aufgeschlossen am Krol Mountain, wesshalb sie von Medlicott als Krol-Gruppe bezeichnet wurden. Unter diesen liegen in einer Mächtigkeit von 1000 bis 2000 Fuss schwärzliche, kohlige Thonschiefer, die Infra Krol-Gruppe zusammensetzend. Noch tiefer finden wir weisse Quarzite, compacte Kalke und mächtige Conglomerate mit Sandsteinen, welche die Blini-Gruppe Medlicott's bilden. Diese endlich wird wieder unterteuft von Dachschiefern und Sandsteinen, die Medlicott als Infra Blini-Gruppe zusammengefasst hat. Erst diese ruhen auf echt krystallinischen Schiefern. Wir haben so eine Schichtenreihe von einigen tausend Fnss Mächtigkeit, in der nicht eine einzige Bank oder Abtheilung ihrem Alter nach bestimmt werden konnte.* Zwar hat Stoliczka versucht, eine Parallelisirung mit den Ab- 1 Stoliczka: Mein. Gcol. Surv. India. V, p. 16— -29. - Strachey: Quart Joiirn. Geol. Soe. Lond. VII. ^ Stoliczka: Mem. Gcol. Surv. India, V, p. 341, 344, 848. '1 Um diese absolute ünsicherlieit mit möglichst wenigen Worten zu cliarakterisiren, habe ich bei Erwähnung dieser Schichten in einer kurzen Ansprache an die Deutsche Geologische Gesellsi-hnft (Zeitschr. d. G. Geo. XXVIII, p. ü44) mich des AusflitLckes bedient, dass diese Seliicliten möglicherweise auch nummulitisch sein könnten; dies war allerdings etwas stark aus- gedrückt, bezeichnete aber die Sachlage. Ich glaubte damals auch die Schichten um Simla wegen des fast absoluten Mangels an allen organischen Kesten dem Peninsular type zurechnen zu dürfen, doch haben neuerliche Funde durch Lydekker das Gegcntheil klar gelegt. Aber selbst dieser Irrthum kann die Art und Weise nicht rechtfertigen, in welcher Medlicott mich desshalb aiigegritt'eu hat (Records Geol. Surv. India. X, p. 100), ohne irgend etwas Thatsächliches beizubringen. Herr Medli- cott scheint vor allen Dingen übersehen zu haben, dass es sich hier nicht um ein „paper", sondern um eine mündliche An- sprache handelte, die ich so kurz als irgend möglich zu fassen gezwungen war. Meine sämmtlicheu damaligen Zuhörer wussten sehr wohl, dass ich nur einen Abriss gegeben hatte, und dass alle Details wie alle Belege zum Theilc schon gedruckt, zum Theile einem eigenen Aufsatze vorbehalten blieben. Es ist eben nicht möglich mit Fussnoten zu s])rechen. Was daher Medlicott über Entwendung des Schlüssels zur indischen Geologie sagt, kann ich mit gutem Gewissen ignoriren, es ist nur der Beweis, dass M. 's Kritik in höchster Aufregung niedergeschrieben wurde. Mein tiefstes Bedauern muss ich aber ausdrücken, dass die wenigen Worte, welche ich in Jena gesprochen, und die ich für ganz harmlos hielt, nicht nur zu verächtlicheu Äusserungen über die ganze Wissenschaft der Paläontologie Veranlassung gegeben, sondern sogar zum Vorwande gedient haben, um der so hoch achtbaren Deutschen Geohjgischen (iesellschaft ein System gegenseitiger Lobhudelei, j;i sogar der ganzen teutonischcu Kaco ein Vcrsunkenscin in barbarische Instincto vorzuwerfen. Endlich kanu ich auch nicht umhiu, auszusprechen, dass ich über die geograjihische Verthcilung (hr fossilen Organismen in Indien. 1 lageniiigen an der Nordseite der ersten krystalliiiischen Zone aufzustellen, docli stüizt er sich dabei nur auf Vermiitliungen, und es ist ihm nicht möglich, einen directen Beweis beizubringen.! Er hält dafür, dass die krystailinischen Schiefer unter der Infra IMiiii-Gruppe den nntereu Tiieil der Babeh series, die Infra Blini- Gruppe mit den Simla slates aber den oberen Theil der gleichen Series darstellen. Das Bliui-Conglomerat stellt er gleich den untersten Abtheilungen der Mutli series, den Biini-Kalksteiu den mittleren, und weisse Quarzite, welche über dem Kalkstein folgen, den obersten Abtlieihingen der gleichen Series, während er Quar- zite von Boileaugunj liill und die granatenführenden Glimmerschiefer vom Jako als Äquivalente der Kuling series oder des Kohlenkalkes beansprucht. In den Infra Kml-Sandsteinen findet er eine so grosse Ähnlich- keit in der Gesteinsbeschaft'euheit mit dem Buntsandstein der Alpen, dass er geneigt ist, dieselben tür untere Trias zu erklären, wonach der Krol-Kalkstein der oberen Trias zufallen würde. Nun ist aber zu beachten, dass Medlicott^ nach eingehenden Studien die granatführenden Glimmerschiefer vom Jako nur für eine metamorphosirte Facies der Infra Krol-Schichten hält, und dass andererseits wieder die Kro!-Kalke in den Great limestone Med licet t's überzugehen scheinen, der neuerlich von Lydekker" mit ziemliclier Sicher- iieit als Kohlenkalk identificirt worden ist. Es sprechen also für den Augenblick mehr Gründe dafür, die ganze Schichtenreihe der Umgegend von Simla für paläozoisch zu halten, als nur zufolge einer Ähnlichkeit in der Gesteinsbeschaffenheit mit alpinen Gesteinen einen Theil der Schichten in die Trias zu versetzen.* Wenn wir von der Gegend von Simla nach Osten fortschreiten, scheint es namentlich derGreat limestone Mediicott's zu sein, welcher die Kalkgebirge der äusseren Zone zusammensetzt. Der östlichste Punkt, ehe man die Grenze von Nepal erreicht, ist die Gegend von Naini Tal und Almora, von wo Medlicott mächtige Kalksteine erwähnt, die er mit seinem Krol-Kalk identificirt, unter welchen röthliche, grünliehe und graue Schiefer die Infra Krol-Gruppe darzustellen scheinen. Diese Gesteine werden im Norden durch crruptive Bildungen ab- geschnitten, denen noch weiter nördlich bei Almora krystallinische Gesteine folgen.'' Über die Gegend von Katmandu ist nur durch Medlicotf* etwas Näheres bekannt geworden. Man durch- schneidet dort, nachdem man das Tertiär überschritten hat, eine schmale Zone compacten, theilweise krystai- linischen Kalkes mit untergeordneten Schieferlagen, dann ein ebenso schmales Band krystailinischen Gesteines, um sogleich wieder in ein ausgedehntes Kalkgebiet einzutreten, das sich einige Meilen hinter Katmandu aus- breitet, um dann bereits einer zweiten krystailinischen Zone Platz zu machen. Über das Alter dieser Kalke ist noch durchaus nichts bekannt, da Versteinerungen gänzlich fehlen. Medlicott betrachtet dieselben als seiner Krol-Gruppe entsprechend, und es ist auch wahrscheinlich dass sie zum grössten Theile ein paläozoi- sches Alter besitzen. Was jenseits der zweiten krystailinischen Zone gelegen sei, ist durchaus unbekannt. Von höchstem Interesse ist die Arbeit Lj'dekker's über die Gegend westlich von Simla. In einem Protil von Tnru über den Pir Puiijal nach Shahabad in Kaschmir' unterscheidet er über dem Gneiss krystallinische Schiefer als cambrisch, darüber eine Schichtenreihe, zusammengesetzt aus dunkelrothen und weissen Quar- eigeiitlich vom Direotor des Iiulisclien Geologischen Survcy eine form e 1 1 etwns glirapflicheie P.elianillung- erwartet hätte, nach- dem ich dem Dienste dieses Instituts Gesundheit, Vermögen und Fortlvoiiimen in Enropa geopfert lialje. ' .Stoliczka: Mem. Geol. Surv. India. V, p. 141. - Medlicott: ibid. III. p. 32—34. * Allerdings beschreibt Gümbel iSitzungsber. bair. Akad. d. Wiss. 1865, II, p. 354) ein Gesteinsstiick, welches der Sclilagintweit'scheu Sammlung entstammt und von Dliarampur bei Solen, Provinz Simla herrühren soll, welches Lima lineata Sohl., Nai. GaiUardoti L e f . und Nat. Shnlaensis Gümb. enthielt, und so das Vorkommen von Trias andeuten würde. Wenn man indess bedenkt, dass alle anderen Forscher die Gesteine um Simla als versteinerungsleer erfunden haben, und dass andererseits auch wieder ScLlagin twei t Kreideversteinerungen aus dem ausschliesslich paläozoischen Gebiet von Kudappa anfülut (Reisen in Indien und Hochasien, I, p. 144), wird man diesem Gesteinsstiick nicht mehr so grosses Gewicht beilegen, und man wird vielleicht die Möglichkeit einer Etiquetten-Verwechslung nicht als absolut ausgeschlossen betrachten dürfen. '^ Lydekker: Kecords Geol. Surv. India. IX, p. 157. ■'' Medlicott: Mem. Geol. Surv. India. III, p. 69. Siehe auch Strachey: Quart. Journ. Geol. Soc. Lond. VII. ii Medlicott: Rccords Geol. Surv. Lküm. VIII, p. 93. ' Lydekker: Records Geol. Surv. India. IX, p. 161. 8 W. Waagen. ziten, tlunklen, weiclien Schiefern oder Daebschiefern mit Kohleiischmitzen uiut Eisennieren 50 — 200 Fnss, ihuililen, thonigen, oft bituminösen Kalken, die nach oben in mächtige schwnrze Thonschiefer übergehen, als siluriscli. Diese sind durch eine Fault abgeschnitten und es folgen sogleich tertiäre Gesteine, aus denen indess nochmals ein mächtiges Kalkriff (Great limestone) emporragt, das sich durch das Vorkommen von Fene- stelleu als wahrscheinlich zum Kohlenkalk gehörig, erwiesen hat. Noch weiter westlich, am Ihilum sind, wie es scheint, von der silurischen Schichtenreihe nur mehr die Kalke übrig, die dort von Wynne für triasisch gebalten werden. Über die paläozoischen Schichten der Umgegend von Abbotabad und weiter westlich, ist wenig zu sagen; es sind mächtige, dunkle Thonschiefer mit sandigen Zwischenlageu, welche von mir und Wynne als Attock slates bezeichnet wurden, da sie am Indus bei Attock eine grosse Entwicklung zeigen. Im uniiiittelbaren Streichen dieser Schichten liegen die Schichten vom Khyber-Fass, aus denen God win-A usten^ silurische Versteinerungen erwähnt. Es sind nun von Ablagerungen der einen Facies nur mehr die paläozoischen Schichten der Saltrange übrig, welche noch einer näheren Besprechung bedürfen. Die Saltrange ist in vieler Beziehung ein höchst interes- santes Gebiet, weil gerade hier die Übergangsbildungen aus den Ablagerungen der einen Facies in die der anderen entblösst erscheinen. Im westlichen Theile der Saltrange setzen sicli die paläozoischen Bildungen iblgendermassen zusanuneu: Zu oberst liegen braungelbe, sandig-thonig-kalkige Schichten mit festeien Zwi- schenlagen, welche unzählige Versteinerungen, darunter die von mir beschriebenen Cephalopoden, beher- bergen, etwa 100 Fuss mächtig. Unter ihnen folgen compacte Kalke mit zahlreichen l'roducten u. s. w., etwa 200 Fuss; dann schliessen sich Sandsteine an, mit kohligen Zwischenlagen und zahlreichen Versteinerungen im Maximum etwa l.öO — 200 Fuss mächtig. Unter diesen liegen violett gefärbte Thone mit Steinmergelbänken und oft ziendich mächtigen, rothen oder grünen Sandstein-Einlagerungen, die bis 300 Fuss mächtig werden können. Sie werden unteiteuft von dunkelrothen Sandsteinen in einer Mächtigkeit, die oft bis 300 Fuss erreicht. Das Liegendste der ganzen Schichtenreihe bilden grellrotbe Mergel mit Gyps und Steinsalz. Es zeigt sich schon aus diesei- Schichtenfolge, dass die älteren paläozoischen Scliichten längs der ganzen Saltrange in einer sich dem Peninsular type anschliessenden Facies entwickelt sind, denn die Schichten mit Steinsalz und die darübei'Iiegenden Sandsteine sind durch die ganze Saltrange gleichförmig entwickelt, nur ganz im Westen werden die Sandsteine durch Conglomerate ersetzt. I'ber den rothen Sandsteinen folgt aber im östlichen Theile der Saltrange zunächst eine Reihe kohliger Sandsteine mit Fucoiden und einem mit Obolus zunächst verwandten kleinen Brachiopoden, woraus Wynne vorschnell gefolgert hat, dass diese Schichten siluriseh seien. Höher linden wir eine sehr mächtige Schichteufolge von Saudsteinen, Schieferthonen, dolomitischen Sandsteinen und Conglomeraten, welche im Grossen und Ganzen den höheren paläozoischen Schichten im Westen des Gebirges entsprechen müssen. Es ist sehr schwer, all die einzelnen Bänke durch die verschiede- nen Phasen ihrer Umgestaltung von Westen nach Osten zu verfolgen, doch habe ich dies wenigstens für die untersten Schichten des sogenannten Kohlenkalkcs zu thun versucht, und habe gefunden, dass dieselben von Westen nach Osten vorschreitend erst in grobkörnigen, weissen Sandstein, der noch sehr sparsame Verstei- nerungen, namentlich abgerollte Korallentrüinmer enthält, d.nnn in ein sehr grobes Conglomeret mit kopf- grossen und grösseren Gerollen und endlich in einen homogenen, grangrünen Sandstein ohne alle Fossilreste übergeht, der seinerseits wieder mit dem Magncsian Sandstone Wynne's in naher Beziehung zu stehen scheint. Damit sind wir bereits in das Gebiet der zweiten Facies der paläozoischen Schichten Indiens eingetreten und können uns sogleich zur typischen Ausbildung derselben im Vindhia Gebirge wenden. Es sind bereits mehrere Aufsätze über das Vindhia-Gebirge geschrieben worden und man kennt den Bau und die Zusanimen- 1 Godwin Austen: Quart. Journ. Geol. Soc. Lond. XXII, p. -29. Waagfiiiu. Wynne: ]\Iem. Geol. Siirv. ludia. IX, p. 334. Übel- die geograplmche Verthcihmg der fossilen Organismen in Indien. 9 Setzung desselbeu ziemlich genau. Nach Hallet' liegt über dem Gneiss eine mächtige Formation von kry- stallinisclien und Thonschiefern, mit Quarziten und KaliSurv. Ind. X, p. 5G. über die geograplmche Vertkeäung der fosfiUcn Orcjanismen in Indien. 13 aus verhärteten Scliiefertlioncn zusammengesetzt und birgt neben Pflanzenresten, ebenfalls ilie Reste mariner Mollusken. Keine dieser Molluskenfaunen ist bis jetzt einer genaueren P.earbeitung unterworfen worden, man weiss nur, dass viele Arten mit solchen aus den Oomia- Schichten von Kachh übereinstimmen. Damit ist die Reihe der Localitiiten, welche dem jurassischen Alter angehören und Si>uren mariner Versteinerungen ent- halten erschöplt, und wir können uns den Kreidegebilden zuwenden, müssen uns aber zu diesem Zwecke zunächst wieder nach Westen versetzen. Wir haben gesehen, wie gewisse Schichten der Saltrnnge, die unter dem Niunmulitengebirge hervor- kommen und eine ziemliche Verbreitung besitzen, möglicher Weise Kreidebildungen darstellen könnten. Die gleichen Ablagerungen hat Ball' im Gebiet der Luni Pathans in grosser Ausdehnung beobachtet, jedoch auch ohne entscheidende Thierformen darin aufzufinden. Auch von Blanford^ werden diese Schichten in Sindh als die Nunnnuliten-Schichten unterteui'eiul angeführt, doch sind sie dort nur an wenigen Stellen gut aufgeschlossen. In Kutch ist die Existenz gleicher Ablagerungen zweifelhnft. Wynnc'' hat dort zwar eine Sub-Nummulitic group unterschieden, doch ist es sehr zweifelhaft, ob die hieher gehörigen Bildungen ein Äquivalent der Schichten von Sindh und der Saltrange seien. Von sehr hohem Interesse sind die sogenannten Bagh beds, welche in sehr abnormer Verbreitung in den Körper der indischen Halbinsel eingreifen. Sie scheinen immer eine batlirologische Stellung unter den geschichteten Basalten einzunehmen, während einige Anhaltspunkte cxistiren, um die oben aus der Saltrange und von Sindh angeführten Ablagerungen als zumTheil gleichzeitig mit den Basalteruptionen anzusehen. Jeden- falls repräsentiren die Bagh beds zufolge der in ihnen eingeschlossenen marinen Organismen einen Tlieil der jüngeren (mittleren) Kreide. Sie sind ausschliesslich verbreitet am Unterlauf des Nerbudda, wo sie an vielen Stellen unter dem Trapp zum Vorschein kommen. Blanford in seiner ausgezeichneten Beschreibung von Western India* gibt näheren Aufschluss über diese Schichten. An der fossilreichsten Localität Cherakhan bieten dieselben folgenden Durcbscbnitt: zu unterst Sandstein und Conglonierat 20 Fuss, darüber concretiouärerKalk- stein mit Kieselausscheidungen 20 Fuss, noch höher thoniger Kalk mit vielen Versteinerungen, namentlich Echinodermen, 10 Fuss, und endlich harter, hie und da löcheriger Kalk mit zahlreichen Br.yozoen und Austern- trümmern, 10 — 20 Fuss. Die Echinodermen erfuhren vonDuncan' eine genauere F>earbeitung, welche als Resultat ergab, dass die meisten Arten sich mit solchen aus dem oberen Grünsand identificiren lassen. Es ist zweifelhaft, ob die Sandsteine und Conglomerate, welche in obigem Profile das Liegendste bilden, nicht bereits als westliche Fortsetzung der Jubbulpoor- oder Mahadeva-Schichten, welche eine Verbindung zwischen diesen und den Pflanzenahlagerungen in Kachh herstellen, angesehen werden müssen. Südlich des Taptee river kommen kaum mehr Localitäten mit Bngh beds vor, so dass man hier die südliche Grenze dieser Ablage- rungen annehmen kann. Noch mehr nach Süden stossen wir an der Westseite der Hnlbinsel überhaui)t nicht mehr auf mesozoische Bildungen marinen Ursprungs. An der Ostseite dagegen finden wir die an organischen Resten so überaus reichen Kreidebildungen der Umgegend von Trichinopoli. Die Kreideablagerungcn des Trichinopoli district haben zwar durch Stoliczka eine hervorragende pnlä- ontologische Bearbeitung erhalten, doch Hesse sich, scheint es, in Bezug auf die Stratigrafie dieser Gebilde noch manches Interessante feststellen. Unsere bisherige Kenntniss der dortigen Verhältnisse stützt sich riamentlich auf H. Blanford's umfangreiche Monographie." Er unterscheidet drei Hauptgruppen, die in übergreifender Lagerung dem Urgebirge aufgesetzt sind. Die unterste, Ootatoor Group, beginnt mit Korallcn- kalken die von feinen, sandigen Thonen und Sandsteinen mit untergeordneten Kalklagern bedeckt werden. Darüber folgt die zweite Gruppe, Trichinopoli Group, bestehend aus sandigen Thonen und Conglomeraten, 1 Ball: Records Geol. Siirv. India. VII, p. 153. 2 Blanford: Records Geol. .Siirv. India. IX, p. 11. 3 Wynne: Mem. Geol. Siirv. India. IX, p. CG. * Blanford W. T.: Mem. Geol. Surv. India. VI, und Records Geol. Suiv. Ind. V, p. 82. 5 Diiucan: Quart. Journ. Geol. See. Lond. XXI, p. ,349. 6 Blanford H.: Mem, Geol. Surv. India. IV. 14 W. Waagen. die mir im Norden des Gebietes zalilreiebe Kalklager mit vielen Versteinerungen einscliliessen. Die liöchste der drei Gruppen wird als Arialoor Group bezeichnet an ihrer Basis aber noch eine Untergruppe, die Valu- dayour group, unterschieden. Letztere besteht aus Kalken und Conglomerateu, welche zu oberst in sandige, concretionäre Kalklager mit zahlreichen Versteinerungen übergehen. Diese Ablagerung vermittelt den Über- gang zur eigentlichen Arialoor groiiji, die aus weissen, versteiuerungsleeren Sandsteinen und grünen, thoui- gen Sauden besteht. Das Alter all dieser Schichten wurde von Stoliczka als iu die Zeit vom Cenoman bis zum Senon fallend bestinnut. ' Man glaubte bis vor verbältnissmässig kurzer Zeit, dass diese südindiscbeu Kreideschiebten auf das Becken von Trichiuopoli beschränkt seien, doch siud neuerlieb auch Spuren davon weiter nördlich aufgefunden worden. Schon Foote hat lose Blöcke eines cretacischen Gesteines in der Um- gegend von Sripermatur''' angetroffen, ohne die Schiebt anstehend auftinden zu können. King-'* dagegen hat fossilreiche Gesteine von wahrscheinlich cretacischem Alter im Godavery district unter dem dort sporadisch auftretenden Trapp aufgefunden, die er als I^ametas bezeichnet; doch bedürfen die gesammelten Arten noch der genaueren Bestimmung. Die nördlichste Localität mit marinen Kreidescliichten au der Ostseite der indischen Halbinsel siud die Khasi und Garrow hills, oder wie Medlicott es nennt das Shillong plateau. Von Cherra Punji nach Süden abwärts steigend, findet mau unter den Nummuliten-Schicliten, zunächst 200 Fiiss eines Sandsteines von unbestimmtem Alter, da Versteinerungen gänzlich fehlen. Darunter liegen im Wechsel Kalke und Sandsteine von etwa 500 Fuss Mächtigkeit, welche endlieh mit Conglomerateu nach unten abzuschliessen scheinen.* Stoliczka'' hat die von Medlicott gesammelten Versteinerungen einer genaueren Durchsicht unterzogen, und fand, dass die höchsten versteinerungsführenden Schichten Korallen und ]5ryozoen enthalten ; in der Mittelregion fanden sich namentlich Ccphalopoden [Amm. pla7iulatus, dispar, Orhignyanus Gein., jiacificus Stol. etc.), während die Unterregion, am Theria gliät am besten aufgeschlossen, zahlreiche Gastropoden und Pelecypoden beherbergt, die zum grössten 'JMieile mit solchen aus Südindien identisch sind, worunter sich aber auch vieles Neue fand. Im Ganzen scheinen die in Rede stehenden Kreideablagerungen am näch- sten mit der Arialoor group Südindiens übereinzustimmen. Von diesen Schichten südlich treten in Burmab'' uochnuils Kreideschichten unter den nummulitischen Ablagerungen hervor, doch bedürfen dieselben noch der genaueren Bearbeitung. Dies ist der letzte Punkt, wo marine mesozoische Bildungen in Indien auftreten. Was von Schichten ähn- lichen Alters noch übrig ist, sind mächtige Sandsteinanhäufungen, die sich durch ihre Einschlüsse von Pflanzen- resteu und die gänzliche Abwesenheit aller marinen Organismen als in Binnenbecken entstanden erweisen. Es ist mir nicht möglich, all die einzelnen Schichten, welche diese Ablagerungen zusammensetzen, des näheren und eingehenderen zu beschreiben; namentlich da unter den indischen Geologen noch viele Unsicherheit herrscht betreffs der Parallelisirung der Unterabtheiluugen in verschiedenen Ablagerungsarealen. Diese Unsicherheit ist indess nicht mehr als natürlich, wenn man l)e(lenkt, dass die einzelnen Binnenbecken, in denen diese Schichten zur Ablagerung kamen, vielleicht in geringem oder in gar keinem Zusammenhange mit einander standen, also imr die paläontologischen Daten, die Gleichultcrigkeit gewisser Bildungen zu beweisen im Stande sind. Die grosse Zerstückelung, welche diese Schiebten bei der Darstellung auf der Karte zur Schau tragen, dürfte indess wohl eben so sehr der Denudation als der \v\ und Weise der ursprünglichen Ablagerung zugeschrieben werden müssen. Von besonderem Interesse ist die Ansicht Oldham's'^, dass bereits zur Zeit der Ablagerung der Dannida-Schichten die grossen Flussgebicts-Becken der indischen Halbinsel ähnlich wie ' Stoliczka: ßecords Geol. Suiv. lud. I, p. 59 und später iiocli an vielen Stellen. - Foote: Mem. Geol. Sni'v. lud. X. 3 King: Records Geol. Surv. Ind. VII, p. 159. * Medlicott: Mem. Geol. Surv. Ind. VII, p. 168. 5 Stoliczka in Medlicott ibid. p. 181. G Tlieobald: Mem. Geol. Surv. Ind. X. ~' üldliani: Records Geol. Surv. Ind. III, p. 5. tJbcr (h'c geographische Ve?-theiliing der fossilen Organismen in Indien. 15 wir sie lieutc kouieii, l)estiHideii liahcii, und dnss in Folge dessen die geographische Vertlieilnng' derPflaiizen- schichten im Grossen und Ganzen diesen Flussgebieten entspreche. Man hat die gesammten hielier gehörigen Gebilde mit Ausnahme jener, welche im Alter der oberen Kreide entsprechen, neuerlich in Indien als Gondwana series bc/.eichnet, und unterscheidet im allgemeinen von unten nach oben iolgende Gruppen : 1. Talchir, 2. Damuda, 3. Panchet, 4. Mahadeva oder Rajiuahal, 5. Jubbulpoor, doch unterliegt diese Schichtenfolge Je nach dem Rassin, dein eineLocalität angehört, beträcht- lichen Veränderungen. H. Blanford hat mit vielem Geschick geopraphisch abgegrenzte Gebiete unterschie- den, welche die 8chichtreihe nach verschiedenen Typen entwickelt, aufweisen. Diese Gebiete sind folgende: I. Western Bengal, II. Orissa, Sirguja, South Behar und South Rewah, III. Satpura basin, IV. Godavery basin, V. Ablagerungen der Gegend von Trichinoiioli und Madras, VI. Kachh. Die letzten beiden fallen für uns weg, da sie neben den Pflanzen auch marine Thierreste enthalten, und die dort vorhandenen Ablage- rungen bereits besjjrochen worden sind; in Betreff der übrigen Abtheilimgen aber wird es zweckmässig sein, sich an die von H. Blanford* gegebene Eintheilung zu halten, doch muss noch eine Provinz hinzugefügt werden, nämlich VII. Sikkim, da auch dort ausschliesslich Pflanzenschichten auftreten. Es dürfte kaum von Inteiesse sein, all die unzähligen Sandsteine, Scbieferthone, Conglomerate und Kohlenlager aufzuzählen, welche die Gondwana series bis zu einer Mächtigkeit von über 12000 Fuss zusammensetzen; es wird genügen, den Typus der Ablagerungen in den verschiedenen Gebieten kurz darzustellen. Das erste der Blanfor d'schen Gebiete umfasst das Kuhlenbecken des Danuida-Tliales, die Rajmalial hills und die unzähligen kleinen Koh- lenbecken, welche, oft nicht mehr als eine Quadratmeile Flächenraum bedeckend, auf dem Gneissplateau zerstreut sind, welches sich vom Unterlauf des Ganges nach Westen erstreckt. Als Typus für dieses ganze Gebiet, ausgenommen die Rajmahal hills, kann die Entwicklung der Schichten im Ranigunj coaltield, wie sie von AV. T. Blanford* beschrieben worden ist, gelten. Die Schichten setzen sich dort folgendermassen zusammen. Zu oberst liegen grobkörnige Sandsteine und Cmiglomerate in einer Mächtigkeit von etwa 500 Fuss, ohne alle Versteinerungen ; Elan f o r d bezeichnet sie als „Upper Panchet", doch ist es schwer zu entscheiden, ob dieselben nicht vielleicht schon zur Rajmahal- Gruppe gerechnet werden sollten. Darunter folgen die eigentlichen Panchet-Schichten, die aus grobkörnigen Sandsteinen und rothen Schieferthonen bestehen, die nach unten in grünliche und graue Thone mit feinkör- nigen Sandsteinen übergehen. Die Mächtigkeit beträgt etwa 1500 Fuss. Diese Ablagerungen haben zahl- reiche Versteinerungen geliefert, unter denen sich nicht nur Pflanzonreste, sondern auch Wirbeltliiere (Fische, Dicyjiodon orientalis Hux., Gonioglyptiis loiigirostris Hux., Pachijgonia iiictci-vata Hux., Anhistrodon sp., etc.) und Estherien befinden. Noch fiefer folgt die Damuda-Gruppc, die nach Blanford wieder in drei Ab- theilungen zerfällt; zu oberst die Ranigunj-Kohlenschichten, etwa 5000 Fuss mächtig, aus grob und fein- körnigen Sandsteinen und Schieferthonen mit eingelagerten Kohlenflötzcn bestehend, die sich auf grosse Er- streekungen verfolgen lassen; Versteinerungen sind häufig, jedoch nur in Pflanzenresten bestehend: In der Mitte die Ironstone shales etwa 1400 Fuss mächtig und aus schwarzen, kohligen Schieferthonen mit zahlrei- chen Thoneisensteinslagern zusammengesetzt: Zu unterst die Lower Damudas oder Barakar-Schichten, grobe Conglomerate und weisse Sandsteine mit zahlreichen Kohlenflötzcn, die indess ziemlich unregelmässig sind und sich auf kurze Erstreckungen wieder au.skeilen; Pflanzenreste; Mächtigkeit etwa 2000 Fuss. Die tiefste von Blanford unterschiedene Gruppe ist die Talchir group; sie wird zusammengesetzt aus weissen oder bläulicbgrünen, grobkörnigen Sandsteinen zu oberst, darunter feiner, grünlichgrauer Thon, theilweise sandig, dann sandige Schiefer und feinkörnige Sandsteine, endlich zu unterst das sogenannte Boulder bed, das aus grossen abgerundeten Blöcken älterer Gesteine, welche Spuren eines Transportes durch Eis an sich tragen und durch ein feines, tlionig sandiges Zwisehenmittel verbunden werden, besteht. Pflanzen Versteinerungen kommen in den höheren Lagen der Gruppe vor, doch sind sie sehr selten; die Mächtigkeit beträgt etwa 800 Fuss. 1 H. Blan ford : Quart. Journ. Geol. Soc. London. XXXI, p. 519. 2 W. T. Blauford: Mcm. Geol. Siirv. Iiulia. 111. 16 TV. Waageii. Damit ist der Typus der AblageruDgeii für das ganze westliche Rengalen, mit Ausnahme der Eajmalial iiiils, gegeben. Für diese letzteren liegen noch keine detaillirten Arbeiten vor, ' doch weiss mau im Allge- meinen, dass Talchir- und Barakar-Scliichlen auch dort gut entwickelt sind. Darüber liegen grobkörnige Sandsteine (Oldham's Dubrajpoor Group), die vielleicht der Panchet group entsprechen könnten, vielleicht aber auch zu den tieferen Schichten gezogen werden müssen. Auf diese folgen, ihnen durchaus discordant aufgelagert, die Rajmahal-Schichten, ein Wechsel von Basalt (?) und Sandsteinen mit Schieferthonen, welche die bekannten Rajmahal-Pflanzen enthalten. Wenden wir uns zur zweiten von H. Blanford unterschiedenen Provinz, so zeigt sich hier eine gute Entwicklung der unteren Lagen. Talchir und Barakar sind in grosser Mächtigkeit vorhanden, Kanignnj und Panchet dagegen scheinen zu fehlen, dagegen treten die Rajmahal und Jubbulpoor beds an mehreren Punkten sporadisch auf. Für den grösseren Tlieil dieser Gegenden fehlen noch detailirtere Beschreibungen, doch kann im Allgemeinen das Talchir coalfiekP als Typus gelten. Man tindet dort auf Ürgebirge ruhend die Talchir- Grnppe, beginnend mit dem so charakteristischen Boulder bed, über dem sich feinkörnige Snndsteine und bhine Schieferthone mit Kalkconcretionen anschliessen. Die Gesammtmächtigkeit der Gruppe beträgt 500 bis üOO Fuss; in den oberen Schichten finden sich sparsame Pfianzenreste. Darüber folgen zunächst grobkörnige Sandsteine, dann Schieferthone, welche zusammen etwa 100 Fnss Mächtigkeit erreichen. Diese werden bedeckt von 150 Fuss mächtigen, kohlenfiihrendeu Schieferthonen, über denen sich endlich grobkörnige, feldspathreiche Sandsteine und dunkle, glimmerige Schieferthone mit Thoneisensteiusbänken, in einer Mäch- tigkeit von 1500 Fuss anschliessen und so die Damuda-Formation zum Abschluss bringen. Höher folgen in discordanter Lagerung Conglomerate und grobkörnige Sandsteine, welche ursprünglich als Repräsentanten der Mahadeva group aufgefasst wurden, und vielleicht auch wirklich als solche betrachtet werden müssen, doch ist diese Frage bei dem gänzlichen Mangel an Versteinerungen schwer zu entscheiden. Die Mächtigkeit dieser letzten Abtheilung erreicht 1500 — 2000 Fuss. Im Südosten von Talchir, im Atgurh coalfield treten indess unzweifelhafte Rajmahal-Schichten wirklich auf, in South Rewah dagegen liegen über den Schichten der Damuda-Formation unmittelbar die Ablagerungen der Jubbulpoor- Gruppe in grosser Aus- dehnung und Mächtigkeit. Unter allen Gebieten am vollständigsten ist die Schichtenreihe im Satpura-Becken entwickelt. Medlicott'' unterscheidet zahlreiche Gruppen, aus denen sich folgende Schichtenreihe aufbaut. Zunächst auf dem krystallinischen Gesteine ruht das Boulder bed der Talchir-Gruiipe, über welchem sich grünliche und röthliche tlionige Sandsteine und sandige Thone anschliessen, noch zur selben Gruppe gehörig. Auf ihnen ruht die Barakar group vcirnehnüich aus Sandsteinen mit zwischengelagerten Kohlenflötzen bestehend, 400 bis 500 Fnss mächtig. Höher folgt ein System von Schieferthonen mit Sandsteineinlagerungen, innerhalb deren Medlicott drei Gruppen unterschied: Motur, Bijori und Almod, in deren mittlerer Reste eines Archegosaurits aufgefunden Avurden; das Ganze 3000 — 4000 Fuss mächtig. Darüber schliesst sich die Maha- deva series an, wilder in drei Gruppen zerfallend; zu unterst Pachmari-Grnppe, fast ganz aus Sandsteinen bestehend und bis 8000 Fuss mächtig; in der Mitte Dcnwa-Gruppe, aus Thonen und Sandsteinen mit spar- samen und dünnen Kalkzwischenlagern zusanmiengesetzt, 1200 Fuss mächtig; zu oberst Bagra-Gruppe, graue und rothe Conglomerate, in einer Mächtigkeit von 800 Fuss. Die Schichtenreihe wird nach oben abge- schlossen durch die Jubbulpoor-Gruppe, die aus weichen Sandsteinen von 500 — GOO Fuss Mächtigkeit gebil- det wird. Über einige Tlieile der \iorten Blanford'sehen Provinz besitzen wir wieder sehr gute Arbeiten, so namentlich die von W.T. Blanford über die Gegend von Nagpoor.* Wir haben hier wieder wie in Bengal, Orissa oder amNerbudda das Talchir Boulder bed zunächst auf demiineiss ruhend, sonst ist von Schichten der 1 Band XIII der Mcni. Geol. Siirv. ludiu ist mir noch nicht zugänglich. 2 Mein. Geol. Surv. Ind. I. und W. T. Blauford: llecords Geol. .Surv. Ind. V. p. üa, 2 Medlicott: Mem. Geol. .Surv. Ind. X. 1 W. T. Blanford: Mem. Geol. Surv. Ind. iX. p. ■295. über die gcogruphiache Vertheilung der fossilen Organismen in Indien. 17 gleichen Gruppe wenig zu sehen. Darüber folgen meist gelbe, linrte Sandsteine, theilweise sogar für Mühl- steine zu gebrauchen, welche die Kanithi-Grnppe zusammensetzen. Über das Alter dieser Gruppe gegenüber den in anderen Becken beschriebenen und unterschiedenenEtagen ist es sehr schwer, etwasSicheres zu äussern, doch dürfte es nicht ganz unrichtig sein, die Kamthis an die Grenze der Darauda- und Panehet-Formation zu stellen.' Darüber sind noch die Süsswasserschichten der Kreide (Lametas) gut entwickelt. Vollständiger ist die Schichtenfolge am unteren Godavery, welche W. T. Blanford und King in meh- reren Aufsätzen in den Records beschrieben haben. Neuerlichst hat King folgende Tabelle aufgestellt: Upper Gondwanas; Jiibbulpoor \ Rajmahal Lower Goudwanas^ vKamfhi Godavery District Nizams Dominions , 3 a ( Tripetty adst. a o \ 3 2 5) Rajravaimram sha- >Sl 'es Golapilly saudst. Dumapett sandstones Cliintalpoody sandstones Barakars Talchirs Sironcha .?dst. Lingagoodium sdst. ?Tacherla sdst. Barakars Talchirs Central Provinces a — -• oQ Ci CS c; Chikiala sand stones Kota and Maleri beds .Sironcha sandstones ?Tacherla sdst. Barakars Talchirs Die Talchirs zeigen hier wie überall die gleiche lithologische Beschatfenlieit. Darüber folgen die Barakars grobkörnige Sandsteine mit sehr sparsamen Kolilenflötzen, auch in der Gesteinsbeschaffenheit sehr ähnlich den gleichalterigen Ablagerungen in anderen Becken. Erst die Kamthis sind etwas ditferenzirt entwickelt. Die Chintalpoody-Sandsteiue sind ziemlich feinkörnig, bunt, roth, braun und violett gefärbt, die Sand- steine von Dumapett dagegen sind grobkörniger und weniger eisenschüssig. Sie schliessen ziemlich grosse Thongallen mit Pfianzenresten ein. Die Tacherla- Saudsteine sind meist bräunlich oder röthlich, doch ist ihre Stellung noch etwas unsicher. Mit den Sironcha-Sandsteinen treten wir in das Gebiet der Upper Gondwanas. Es sind glimmerreiche, graue und braune Sandsteine, über denen sich Congloaierate und endlich schiefrige, bräunlich, grau, violett und gelb gefärbte Sandsteine mit Pflanzenresten anschliessen. Einen höheren Horizont nehmen die rothen Thone von Maleri ein, in denen Hiijjerodapedon , Parasuchus,^ und Ceratodus Ilislojnanus , Huntei-ianus, Virajya und ohlongus Oldb.^ gefunden worden sind; die Kalksteine von Kota mit Aechmodus- und Lepido- i!« ^ \ ( Chikiala sdst. JKota u. Maleri beds Lias Rajmahal groiip Atgurh sdst. '3 -r; ( Denwa gr. Sironcha sdst. Keuper a \ Pachman gr. Panchet gr. r Kanigunj gr. Pali group Almod gr. Bijori gr. Kamthi gr. Bunt-Sandstein "= .2 ) Ironstone 1 1 \ shales Motur gr. Dauiuda sor. ^ \ Barakar gr. Barakar gr. Barakar gr. Barakar gr. * Talchir group Talchir gr. Talchir gr. Talchir gr. Die Zeit des Muschelkalkes ist in dieser Tabelle ganz ausgefallen; wo ist sie geblieben? Fehlt wirklich jede Spur einer Ablagerung auf der indischen Halbinsel aus einer Zeit, während welcher im Himalnya miieh- tige Schichtensysteme zur Ausbildung gelangten? Es kann nicht meine Absicht sein, all die Phasen liier durchzugehen, welche die Ansichten in Bezug auf das Alter der einzelnen Ablagerungen durchlaufen haben, so viel allein scheint sicher, dass das Talchir boul- der bed mit seinen glacialen Blöcken mit grösster Wahrscheinlichkeit ans Ende der paläozoischen Zeit, viel- leicht noch in diese selbst, verlegt werden müsse, und dass die jüngsten pflanzenführenden Scliii htcn bis in die Zeiten des oberen Jura reichen. Für letzteres hat man direete AnJniltspunkte,. da inKachl: pfiaiizenführende Schichten sich mit solchen, welche eine reich ausgestattete Marinfauna beherbergen, combinirt finden. Dort folgen über einer Schichtenreihe von 3600 Fuss Mächtigkeit, welche, wie ich nachgewiesen habe, die Schichten der Juraformation von Bath bis zum Portland in ununterbrochener Reihenfolge darstellen, innerhalb deren jede einzelne Schichte durch zahlreiche Cephalopodenarten charakterisirt ist, ein Complex von Schieferthonen und Sandsteinen mit Landpflanzen, ebenfalls etwa 3000 Fuss mächtig, der seinerseits wieder von Schichten des Aptien bedeckt wird.' Es kann somit über die bathroJogische Stellung der pflanzenführenden Schiebten kein Zweifel obwalten, und ist das Alter derselben auf indirectem Wege dahin festzustellen, dass sie den obersten Abtheilungen des Jura, oder den untersten der Kreide angehören müssen. Dr. Feistmante! hat üun auch auf directem Wege, durch Bearbeitung der fossilen Pflanzenreste, das Alter dieser Pflanzenscliichten festzustellen gesucht, und kam zu dem überraschenden Resultate, dass zufolge der hier vorkommenden Pflanzenarten die Schichten als Lias oder höchstens als mittlerer Jura angesehen werden müssten. Es stimmen I Siehe über Stolic zka's Arbeitou in dieser Beziehung autli lüaii l'oid : Records Geol. Siuv. ludia. IX, )>. 80, 81 über die geographische Vertheilunq dir fossilen Organismen in Indien. 19 iilsn liier die ans den Marinfossilien nnd die aus den Pflanzeiiresteii abgeleiteten Altersbestimmungen dureh- aus niclit iibercin, sondern führen sogar zu ziemlich abweichenden Eesultaten. Jede der beiden Alters- bestimmungen bat nach dem heutigen Stande unserer Kenntnisse recht, welche aber der absoluten Wahrheit am nächsten kommt, lässt sich schlechterdings nicht entscheiden, da wir zu diesem Zwecke die Entwicklungs- gesetze der Pflanzenwelt von Stufe zu Stufe mindestens eben so genau kennen niüssten, als dies für die Reihenfolge der mannen MoUnskenfaunen der Fall ist. Wir stehen hier vor einem Widcrsinnich, der erst mit der Zeit, dann aber vielleicht gerade in Indien, seine Lösung finden wird. Es erscheint daher nur schwer verständlich, wenn Herr Dr. Feistmantel ' die Wichtigkeit seiner Entdeckung dadurch abzuschwächen sucht, dass er sich alle erdenkliche Mühe gibt, die von mir bestimmten Cephalopoden als für die sichere Altersbestimmung der Schichten unzureichend zu erklären, und nachzuweisen, dass die übrigen in den Oomia beds enthaltenen Mollusken als Species des Batb oolithes bestimmt werden müssen. Die Art und Weise, wie er dabei verfährt, lässt allerdings auf den ersten Blick erkennen, dass er noch kaum jemals jurassische Faunen in der Natur studirt und gesammelt habe, denn bei einem solchen Verfahren wie er es anwendet, dürfte es selbst nicht schwer halten die Oolithe der Insel Portland in die Bathgruppe zu bringen. Er-übersieht vollkommen, dass Herr Täte, auf den er sich namentlich stützt, in den nämlichen Irr- thum verfallen ist, wie die meisten französischen Forscher, die Facies mit dem Alter der Schiebt zu verwech- seln. Herr Dr. Feistmantel scheint zu glauben, dass ich die Cephalopoden von Kaclih bearbeitet habe, ohne die übrigen Vorkommnisse auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch ist dies nicht der Fall; im Gegen- theile habe ich die gesammten übrigen Mollusken, sowie die Korallen in Gemeinschaft mit Dr. Stoliczka, der damals die specielle Bearbeitung dieser Dinge vorbereitete, sehr genau durchgegangen, und wir beide kamen zu dem übereinstimmenden Resultate, dass Gasteropoden, Pelecypoden, Brachiopoden und Koralien die aus den Cephalopoden gezogenen Schlüsse über das Alter jeder einzelnen Schiebt vollständig rechtfertigten.^ Erst darauf hin habe ich die in der Einleitung zu den Cephalopoden abgedruckte, tabellarische Übersicht mit Zustimmung von Dr. Stoliczka veröffentlicht. Soweit ich die Sache beurtheilcn zn können glaube, scheint mir Herr Dr. Feistmantel die grosse Auf- gabe, welche einen Phytopaläontoiogen in Indien erwartet, und deren Lösung grosse Opfer wahrhaft werth ist, bis zu einem gewissen Grade zu verkennen. In Euroi)a bat man eine Reihe von Floren kennen gelernt, deren relatives Alter entweder durch mitvorkoramendc JMarinversteincrungen oder durch ihre bathrologische Stellung zu Schiebten mit Meeresconchylien festgestellt wurde. Doch ist die geologische Reihe dieser Floren nicht eine zusammenhängende, wie dies bei den Maiinfaunen der Fall ist, sondern eine sehr lückenhafte und von sehr verschiedenen Localitäten zusammengetragene. In Indien ist das gerade Gegentlieil der Fall. Hier haben wir ein Bruchstück eines sehr alten Coniinents vor uns, auf dem seit dem Ende der paläozoischen Ei)oche aus allen Zeiträumen der mesozoischen Formationen Ablagerungen von Binnengewässern mit zaidreichen eingeschlos- senen Pflanzenresten zurückgeblieben sind, welche es ermöglichen, die Veränderungen der Floren ebenso Schritt für Schritt zu verfolgen, wie dies in Europa bei den Marinfaunen geschehen ist. Dazu kommt noch der günstige Umstand, dass an sehr vielen Stellen die Ilferränder dieses Continents noch erhalten sind, so dass sich selbst zwischen die Meeresablagerungcu häutig kohlige Schichten einschieben, welche Aussicht auf das Auffinden von Pflanzenresten bieten. So vereinigen sich alle Verhältnisse, um möglicher Weise Indien ebenso zu einem Lehrbuch der Paläophytologie zu machen, wie England dies für die Paläontologie der M;irinfaunen geworden ist. Doch darf man bei einer Untersuchung der Fossilfloren von Indien nicht damit 1 Feistmantel: Reeords Geol. Surv. liulia. IX, p. 115 u. ft. Jahrb. für Min. Geol. ii. Petref. 1877, p. 180 und sonst. Ausdrücke wie: „Der Jura von Kachh wurde bisher als Uiiteroolith betrachtet (richtig)" u. s. w., wie sie sich iu Feistman- tel's Briefen zerstreut finden, können nur in der Alisicht niedergeschrieben sein, einerseits die wahrhaft bewumlernswerthen Aufnahmen Stoliczka's und damit dieGliedernng des dortigen Jura zu discreditiren, andererseits meine Arienbestimmungen anzuzweifeln', denn es ist schlechterdings nicht nuighcli , dass eine solche Anzalil von Kclloway-, O.xford-, Kimnieridge- und Portland-Arten sich bei riclitiger Bestimmung irgendwo im Unteroolith linden. - Wie auch VV. T. Blanford dies ganz riclitig voraussetzt: Kecords Geol. Surv. Iiidia, IX, p. 81. c * 20 . W. Waagen. beginnen, sicher feststehende Tliatsachcn, wie die Altersbestimmung der Schichten von Kachh durch 47 in die ihnen zukommenden Zonen vertheilte europjiisciie Cephalodeiiarten, in Zweifel zu ziehen; sondern man wird sich vielmehr bemühen müssen, alle erdenklichen Factoren mit in Erwägung zu bringen, und einerseits durch minutiöse persönliche Aufsammliingen in den einzelnen Kohlenbecken, andererseits durch sorgfällige Durchforschung der kohligen Zwischenlagen in den Marinformationen Tliatsacheu zu ermitteln suchen, welche sichere, allgemeine Grundlagen für eine stratigraphische Paläophytologie abgeben können. Ich würde mich nicht so eingehend auf diesen Punkt eingelassen haben, wäre nicht zu befürchten, dass Dr. Feistmantel in seiner Stellung als Faläontologist des Geological Survey die Paläontologie der indischen Marinfaunen für immer verwirren, und so diesen Theil der Erdoljerfläche einer eigentlich wissenschaftlichen Forschung unzugiinglich machen werde. Ich werde mir dagegen nicbt erlauben, über Dr. Feistniantel's Arbeiten über fossile Pflanzen irgend ein ürtheil auszusprechen; dies mögen competentere Leute, als ich bin, thun. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die sämmtlichen Abtheilungen des Gondwana-S^'stems, die ich im Vorhergehenden behandelt habe, Binnengewässern iliren Ursprung verdanken;' ob sie aber durch Flüsse oder in Seebecken abgelagert wurden, will ich dahingestellt sein lassen. Ich habe noch eine Scbichtengruppe, welche in das Gondwana-System nicht mehr eingeschlossen ist, aber doch auch aus Binnengewässern abgesetzt erscheint, kurz zu erwähnen. Es sind dies die Lameta beds, welche ursprünglich von Medlicott mit tieferen Lagen vereiin'gt, aber von W. T. Blanford als das wahr- scheinliche SUsswasser-Aquivalent der Bagh beds nachgewiesen wurden. Am Lameta Ghat bei Jubbulpoor zeigen dieselben folgenden Durchschnitt:^ zu Unterst liegen dunkelviolette oder grünliehe Schieferthone, dann folgt lockerer, grünlicher Sandstein, dann concretionärer Kalkstein und endlicii sandiger, kieseliger Kalk, der das charakteristische Glied der Gruppe bildet. Diese kieseligen Kalke lassen sich an vielen Stellen in S. Rewah und am Unterlauf des Nerbudda unter den Basalten beobachten, doch haben sie immer eine sehr geringe horizontale Ausdehung.-* Sie wurden auch in der Gegend von Nagpore durch Blanford nach- gewiesen,* und scheinen auch sonst im Becken des Godavery an einigen Stellen unter den Basalten vor- handen zu sein. An organischen Besten haben diese Schichten bis jetzt noch kaum etwas anderes als schlecht erhaltene Reptilienknoehen geliefert. Im westlichen Tlicile der Khasi hüls existiren Kohlenlager,-' welche dem Alter der Kreide augehören, und vielleicht auch dort auf Binnenablagerungen aus dem Zeitalter der Kreide deuten. Mit dem Beginne der tertiären Zeit ändert sich theilwcise die Geographie des Landes. Zum ersten Male seit dem paläozoischen Zeitalter finden sicli wieder marine Schichten südlich der ersten krystallinisehen Axe des Hinialaya. Es sind dies nummulitische Bildungen, welche in grosser Mächtigkeit dem Südfusse des Gebirges folgen, jedoch den Sutledj nicht weit nach Osten überschreiten. Wynne hat bereits mehrere Male auf die grosse petrographische Verschiedenheit der Nununulitenschichten im Himaiaj'a und ausserhalb des- selben hingewiesen, doch ist hiefür noch keine genügende Erklärung gegeben worden. Die himalayischen Ab- lagerungen aus der Eocänzeit zeichnen sich aus durch mächtige Systeme von dunklen Schieferthonen, die oft in wahre Tlionschiefer metamorphosirt erscheinen, und grauen Kalken, das ganze Schichtensystein nur spar- sam mit organischen Resten ausgestattet. Diese gehen nach oben über in grellrothe Sandsteine, welche nur mehr zum Theile eines marinen Ursprungs zu sein scheinen, und wohl schon mehr dem Oligocän zugetheilt werden dürften. Die in dieser Weise entwickelten Nummulitensehichten mit den rothen Sandsteinen wurden ' VV. T. Bl^int'ord: Mein. Geol. Surv. Tiidiii. IX, p. ,322 siigt ausdrücklich: Not .a siii^lc^ marine fossil li:is beeii foiuid tliroMj;liout tlie grcat plant-bearing sciics troiii tlic Talchirs to tlio K.ajniiilials, .-unl I caiiiiot lii'lp thiiikiiig- it luost proliable, tliat all werc river deposits; tlie Talchirs uiight bc laciistrine etc. '- Medlicott: Jlem. Geol. Surv. Ind. II, p. 196. Siehe auch Medlicott: llecords (icol. Snrv. Iiidia, V, p. 115. 3 W. T. Blanford: Mem. Geol. Surv. Ind. IV. * W. T. Blanford: Mem. Geol. Surv. Ind. IX,, p. .US. 5 T. Oldhani: Mem. Geol. Surv. Ind. I. Erklärung der Zeichen Grenze zwisdien Schieferiu Sandstein^ Fa4nes derRtlaeozoisdierbFornudionert. SiidOrcnze d^r Marin. Schichten der Trias -Formationen . Palaeozotsch Nummuliten Schichten Schiefer-Fadrs mit ManjiVvmt Suruistnn Fnrias ohjir Verst. i Eoriirn ii Ohqorad'n J wsssm ■■■ I 1 Jüilk Fades mit Mannlmt Silsl.Facifs ni.P/7anzen nhm-Mann Veml^^'^'^^" Trapp Grenze xmisdun d.Schichtea mit Maiin-Fo/silien u.iien PfUmzeji^führetuUnScmdstaneii dJnra u duiiteren Kreide. Grenze zwischen den Marin Schiehten und den Binnen-Biidungen di^r oberen Kreide - Jura u. untere Kreide Sivalik Oolith Facies m Murin Vcfst Sdst Fttcie.stJiVnan7.en nbne NftrinVerst. fjilioetten tt.PtwcaenJ Obere Kreide Alluvium ?lartti Facies SiiJ'sivtttsef.Fiutes . des Gilnj^es tind ßrnnuymtm . Denkschritten (LkAkaAd W malh.naturvv.ClasseIXXß:. Bd.I.Abth,l878 . .kJcHofu. Staatsdruckerei in Wien. über cf/'e gcnr/raphhsche Vertheüung der fossilen Organismen in Indien. 21 iieiierlicli als Sirimir groiip unterschieden.' Diese Facies findet sicii vom Juinua westiicli längs des ganzen .Südrandes des Hinialaya, im f'hitta pabar und den Gebirgen der Affridies. Slidlicb davon in der Saltrange, im Gebiete der Luni Patbnns nnd in Sindii sind es bellgefärbte Kalke und Mergel mit zahlreichen Verstoine- rnngen, welche dieNummulitengebilde zusammensetzen. Für die tertiären Ablauerungen des letzteren Gebietes hat neuerlich W. T. Blanford^ eine interessante Eintbeilung geliefert, in welcher er folgende Gruppen unterscheidet: 1. Ranikot gmu]) bunte Schieferthone und Sandsteine, vielleicht cretacisch. 2. Kirtiiar group (Eocän) grüne Thone, dann fossilreiche, gelbe Kalke, endlich massive weisse und graue Katke mit vielen Nummuliten \mA Aheolina. 3. Nari group (Lower Miocene orUpper Eocene) gelbe und braune Kalksteine mit Numw. garanensis, N. sublaeviijatus. Orhit iMinjracea. Darüber mächtige Sandsfeine ohne Versteinerungen. 4. Gaj group (Miocene) dünngeschichtete fossilreiche marine Kalke, Tlione und Sandsteine ohne Nummuliten. 5. Manchhar group (Pliocene) Thone, Sandsteine und Conglomerate mit sparsamen Knochenresteu, darül)er mächtige Conglomerate. Ausgedehnte Numniulitengebiete finden sich in Kachb und Kattiawar, doch bedürfen sie noch der genaueren Bearbeitung. Östlich des Golfs von Cambay sind an der Mündung des Taptee ebenfalls noch kleine Stücke von Nummulitengebirge vorhanden. Halbmarine eocäne Schichten haben wir auch in sehr geringer Ausdehnung an der Mündung des Goda- very zwischen Basaltlagen eingeschlossen.' In Hinterindien ist die ganze Westküste aus Nummulitenschicbten gebildet, welche sich durch Arracan bis an die Khasi und Garrow bills zu erstrecken scheinen. Die Naga hills scheinen auch tbeilweise daraus zusammengesetzt, doch fehlen sie am Südfuss des Ost Hinialaya. Binnenbildungen aus der Eocän-Zeit sind nicht mit Sicherheit bekannt, doch dürften vielleicht einige der Tntertrappean-Süsswasserablagerungen in diese Zeit fallen. Ganze enorme Flächen im Westen der Halbinsel nehmen die jüngeren Tertiärhildungen ein. Man hat sie namentlich im Hinialaya genauer studirt, wo sich mehrere Gruppen unterscheiden lassen. Ich gebrauche auf dem Kärtchen für die ganze Abtheilung die in Europa bekannteste Bezeichnung derSivalik-Schichteu. Sie sind sämmtlich aus Süsswasser abgelagert, und dürften wie im Aussehen und der Lagerung, so auch im Alter den Molassen Europas niclit ferne stehen. Ein schmaler Zug dieser Schichten, meist eine eigene Hügelkette bil- dend, begleitet den Südfuss des Hinialaya in seiner ganzen Erstreckung; sie erfüllen das Rawal Pindi Plateau, folgen dem Ostfusse des Sulimangcbirges nach Süden, die Hügellandscliaften zwischen dem Gebirge und dem Indus einnehmend, und scheinen im ganzen ungeheuren Gebiet von Pajputana im Grossen und Ganzen den Untergrund zu bilden, aus dem sich durch Einwirkung der Atmosphärilien der Flugsand bildet, der dort so -rosse Strecken Landes bedeckt. Im Osten zeigt sich ein schmaler Streifen dieser Schichten am Nordabhang der Naga hills, und am Unterlaufe des Irawaddy erfüllen sie das Becken des Flusses zwischen den westlichen Küstengebirgen und den Urgebirgszügen im Osten. An allen obengenannten Localitäten, ausgenommen in Rajputana, haben sich Säugetliierreste gefunden. In der Gegend von Madras treten tertiäre Sandsteine von unbestimmtem Alter auf (Cnddalore und Raja- mandry Sandstone), welche ich auf dem Kärtchen nicht berücksichtigt habe. Es erübrigt nur noch ein Paar Worte über die bathrologische Stellung des Deccan Trapp, der die ganze westliche Hälfte der eigentlich indischen Halbinsel bedeckt, zu sagen, um das Bild der indischen Schieliten- reihe zu vervollständigen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die vulkanischen Ausbrüche, denen aucii der Deccan Trapp seine Entstehung verdankt, bereits mit dem Anfang der Juiaepochc begonnen haben, wie dies die Wechsellagerung von Trapplagern mit pflanzenführcnden Sandsteinen in den Rajmahal hills deutlich beweist. Die Haupt-Eruptionsepoche fällt indess erst in die Zeit der Kreide nnd zwar namentlich an das Ende derselben, da die Bagh beds (Upper Greensand) unmittelbar von Trapplagern des echten Deccan-Trapp ö ' Modlicott: ReconU Geol. Suvv. lud. IX. ^ W. T. Blanford: Kecoids Geol. .Siirv. liiilia. IX, p. 9. 3 Hislop: Qu.art. Joiirn. Geol. .Soe. Loiid. XVI. 22 W. Wangon. bedeckt wei'deii. ' In KjuIiI: lugeni die Basalte aufAptioii und werden von Nummulitenscliichteii bedeckt.* Ebenso sind sie in Siudb das tiefste Anstehende.-^ Am untern Godavery dagegen hatHislop" vcrsteinerungs- fiiiirende Scbichten, welche zwischen die Basaltlager eingebettet sind, als untereocän bestimmt; die Süss- wasscrmoUusken endlich, welche aus den Intertrappeans der Gegend von Nagpoor'" beschrieben worden sind, haben in ihrem gllgemeinen Habitus ein noch weit jüngeres Gepräge. Aus dem allen scheint hervorzugehen, dass die Hervorbrüche eruptiven Gesteines durch sehr lange Zeiträume hindurch fortgedauert haben, indem sie etwa mit dem Ende der Triaszeit begannen und bis über das Zeitalter des Eocän hinaus sich fortsetzten. Es ist interessant, hervorzuheben, dass diese Periode ungefähr zusammenfällt mit der Periode der Aufwärts- bewegung des südlichen Thciles des Hiraalaya, während deren marine Ablagerungen ans der Zeit der jün- geren mesozoischen Formationen, südlich der ersten krystallinischen Zone verschwanden, im Süden der In- dischen Halbinsel aber durch ausgedehnte Einbrüche die Contouren des Festlandes stets fortschreitenden Veränderungen unterworfen waren. Damit habe ich die Schichtenreihe, welche das indische Festland zusanunensetzt, in grossen Umrissen »ezeichnet mit Ausnahme der glacialen Bildungen und des Alluviums. Die beiden letzteren kann icli übrigens mit gutem Gewissen hier übergehen, da sc für den Zweck dieses Aufsatzes nicht von Belang erscheinen. Auf dem Kärtchen habe ich nur die Alluvien des Ganges und Brahmaputra berücksichtigt; es ist selbstver- ständlich, dass auch die anderen grossen Ströme von AUnvialbildungcn begleitet werden, auch viele der ober- üächlichen Ablagerungen in Piajpntar.a dürften als Alluvium aufzufassen sein, doch konnten diese Dinge bei dem kleinen Massstabe des Kärtchens füglich unberücksichtigt bleiben. Blicken wir zurück, so lassen sich folgende Punkte als Hauptergebnisse aus dem bisher Dargestellten ausziehen: 1. In den paläozoischen Formationen findet sich die Schieferfacies mit Marinversteinerungen allein im Norden und Nordwesten: Himalaya-, Saltrange-, Hindukush- und Soliman-Gebirge. Alles Übrige gehört der Sand.steinfacies an und ist ohne Versteinerungen. 2. Zur Zeit der Trias zeigen sich Marinschichteu im Himalaya mit Sicherheit nur nördlich der ersten krystallinischen Zone, in Hazara, in der Saltrange und am entgegengesetzten Ende in üurnia. Alles Übrige sind Ablagerungen aus Binnenbecken mit zahlreichen Pflanzenresten. 3. Zur Zeit des Jura und der unteren Kreide finden sich Marinablagerungen im Himalaya nördlich der ersten krystallinischen Zone, in der Saltrange, in Rajputaua und in Kachli. Sandsteine, welche Marinfos- silien mit Pflanzenresten gemischt enthalten, zeigen sich westlich und nördlich von Madras und am l'nterlauf des Godavery. Was son.st an Juraschichten vorhanden, sind Ablagerungen aus Binncnbecken ohne Meeres- versteinerungen. Die Basaltausbrüche beginnen zu dieser Zeit. 4. Zur Zeit der oberen Kreide finden sich Marinablagerungcn im Himalaya, zweifelhaft in der Saltrange, im Soliman-Gebirge und in Sindh, ferner im Flussgebiete des Nerbudda, in der Umgegend von Trichinopoli und endlich in den Khasi hüls. Was sonst von Kreidebildungeu vorhanden, sind Ablagerungen aus Binnen- becken. Die Basaltausbrüche dauern fort. 5. Zur Zeit des Eocän dringen die marinen Nummulitcnscliichten von Westen her wieder bis an den Junma vor. Sie bedecken den ganzen Westen von Indien, sind an der Mündung des Godavery angedeutet, reichen nordöstlich bis an die Garrow hills und erstrecken sich durch ganz Hinlerindien bis an die Mündung des Iravvaddy. Von Binnenbüdungen können nur einige der Intertrappcans hieher gerechnet werden. Die Basaltausbrüche kommen ungeiähr mit dem Ende dieser Zeit zum Abschlüsse. 6. Die Sivalik-Schichten sind ganz aus Süsswasser abgelagert und man kennt Marinschicliten aus dieser Zeit nur aus dem südlichen Sindh, aus der Gegend von Curraclii, und vielleicht in Kachb und Kattiawar. 1 Blanford: Mein. Geol. Surv. Iiiil. VI. 2 Wynne: Mem. Geol. Surv. Ind. IX. 8 W. T. Blanford: Reeords Geol. Surv. Ind. IX, p. 9. * Hislop: Quart. Joiuu. Geol. Soc. Loud. X\'I. 5 Hislop: Ibid. XI und XVI. über die grofiraphisclie Verihcilung der fossilen Organismen in Indien. 23 Ich h.abe nun versucht, auf dem beigegebenen Kärtchen einige der in den obigen Punkten hervorgehobenen Thatsachen auch grnphiscli darzustellen, und habe die Grenze der Meeresablagerungen verschiedener Epochen mit rotlier Farbe eingezeichnet. Aus der lietrachtung dieser Grenzen wird es aber augenblicklich klar, dass Indien ein Hruchstück eines sehr alten Festlandes sei, dessen Existenz wahrscheinlich bis in paläozoische Zeiten zurückreiche, dessen Umgrenzung aber während verschiedener Zeiten eine sehr verschiedene gevyesen sei. Die auffallendste Thatsache daitei ist aber jedenfalls, dass zum grössten Theil der mesozoischen Zeit die erste krystallinische Kette des Hinialaya noch innerhalb der Festlandsgrenze zu liegen konant, so dass man fast geneigt sein möchte, diese Gebirgskette für das alte Ufergebirge des ehemaligen Continents zu halten. Das Gleiche ist der Fall mit den Arawallies, auch sie bilden einen Wall zwischen den Gegenden mit Süss- wasser- und mit Marinablagerungen. Wie die Umgrenzung, so war auch die Ausdehnung des Continents eine höchst schwankende. Fast jeder Paläontologe, der eingehendere Studien über die geographische Verbreitung der Thiere gemacht hat, wird auf die Vermuthung eines einst vorhandenen grossen Continents in der südlichen Halbkugel unserer Erde geführt, da sieb viele Thatsachen nur durch die Annahme eines solchen Contineutes leidlich erklären lassen; ich brauche nur an „Lemuria", sowie an den „Indooceanic Continent" H. Blanford's zu erinnern. Es wurde indess noch nie versucht, an specielle geoloi;ische Thatsachen eine derartige Folgerung zu knüpfen, sondern man stützte sich in erster Linie auf zoogeogiuphische Beobachtungen, oder war wenigstens in der Wahl der geologischen Argumente nicht gerade sehr glücklich. Über die paläozoischen Zeiten zu urtheilen, oder die Existenz eines südlichen Continents in den früheren paläozoischen Epochen zu befürworten, dafür ist unseie Kenntniss von der Faciesvertheilung innerhalb dieser Formationen in südlichen Breiten noch kaum weit genug vorgeschritten, um bereits irgend ein Urtheil fällen zu können, auch liegen uns dieselben zeitlich so weit entfernt, dass man mit einem Ausspruch in irgend einer Richtung nicht vorsichtig genug sein kann, doch lässt sich nicht leugnen, dass derVerlauf der auf dem Kärt- chen eingezeichneten Grenze möglicher Weise auf ein Festland im Süden deuten könnte. Anders ist es mit den mesozoischen Formationen; hier bewegt man sich bereits auf etwas festerem Boden, da hier weder ausgedehnter Metamorphismus, noch eine durch die Länge der Zeit allzuweit vor- geschrittene Denudation mehr allzu störend i'ür die Auftindung der einstigen wahrscheinlichen Grenze wirken. Fassen wir zunächst die Triasformation ins Auge, so müssen wir zur Zeit der Ablagerung ihrer Schichten alles was südlich der auf dem Kärtchen angegebenen Grenze liegt, als Festland betrachten. So ausgezeichnet die Trias nördlich der ersten krystallinischen Zone im Ilimalaya entwickelt ist, so fehlt es doch absolut au Ablagerungen, welche man als eigentliche Uferbildungeu betrachten könnte. Vielleicht dürften einige der Schichten südlich der ersten krystallinischen Zone, welche von Stoliczka als Trias aufgefasst wurden, als solche Uferbildungen angesehen werden, doch fehlen bei dem Mangel an Versteinerungen hiefür die Anhalts- jtunktc. Bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse ist die Lage der Uferlinie längs der ersten krystallini- schen Zone die wahrscheinlichste. Steil abfallende Küste und in Folge dessen sehr wenig mächtige eigentliche Uferbildungen mögen als Ursache des Mangels der letzteren angesehen werden, da bei der starken Störung der Lagerung diese wenig mächtigen Absätze der Zerstörung durch Atmosphärilien zu sehr ausgesetzt waren, so dass dieselben heute unserer Beobachtung entzogen sind. Um so deutlicher ist die triasische Uferlinie in der Saltrange zu beobachten, wo von Osten nach Westen fortschreitend, Conglomerate und Sandsteine mit Salzpseudomorphosen allmälig durch Kalke nut Marinfossilien ersetzt erscheinen, zwischen die sich aber auch dann noch oft kohlige Zwisclieiibildungen von sehr unregelmässiger Ausdehnung einschieben. Nach Osten zu werden die marinen Ablagerungen der Trias, wie es seheint, immer weiter nördlich gedrängt und die Haupt- masse des eigentlichen Ilimalaya- Gebirges besteht aus krystallinischen Gesteinen, denen im Süden in Sikkini triasische Süsswasserschichten vorgelagert sind. Die Grenzlinie des Festlandes gegen das vom Meere bedeckte Gebiet zur Zeit der Trias durchschneidet also die Saltrange, wendet sich dann nach Norden der ersten kry- stallinischen Kette des Hinialaya zu, folgt derselben bis an die Grenze von Nepal und wendet sieh hier ziem- lich gerade nach Osten, dem Oberläufe des Brahmaputra mehr oder weniger folgend und so die Hauptketten 24 W. Waagen. des Hinialaya in ungefälir diagonaler Eiclitung diirclischneidend. Ob sich dieselbe dann in Tibet nach Osten und Süden richte, und so endlich die marinen Triasschichten in Burma erreiche, oder ob, was wahrschein- licher ist, letztere mit marinen Triasschichten im östlichen Hinterindien und dem Indischen Archipel in Zu- sammenhang zu bringen sind, und so einem anderen Maringebiete als den Schichten des Himalaya angehören, muss vor der Hand dahingestellt bleiben. Jedenfalls aber ist durch die Grenzlinie das Nord- und Ost-Ufer eines Continentes angedeutet, auf dem die triasischen Süsswasserschichtea der ludischen Halbinsel zur Ab- lagerung gelangten. Wir müssen uns nun aber auch nach den verwandten Gebilden dieser Binnenbildungen umsehen. Bereits 0 1 d ii n m ' hat darauf hingewiesen, dass die in den Sandsleinen des Gondwana-Systems enthaltenen Pflanzen- reste an ähnliche Vorkommnisse einei-seits in Australien, andererseits in Südafrika erinnerten, und W. T. Blanford^ macht auf die Ähnlichkeit des Ecca-Conglomevates mit dem Talrhir boulder bed aufmerksam. Am ausführlichsten beschäftigt sich Feistmantel'' ndt den australischen und afrikanischen Ablagerungen im Verhältnisse zu den in Indien vorhandenen Schichten und stellt mehrere Tabellen zur Vergleichung der beiden Gebiete auf. Derselbe druckt einen Brief des Rev. Clark e über die Kohlenschichten Australiens ab, welcher die dortige Schichtenreihe folgendermassen darstellt: Obere Kohlenschichten Obere Schichten von Tasmanien, Queensland, Victoria. Clarence River, Wianamatta beds, Hawkesbury beds. Obere Schichten in New Castle coalfield, Bowenfels. ^ Marine Schichten (Kohlenkalk-Fauna). Kühlenschichten mit Pflanzen von Rix Greek, Stony Creek, Greta, Mount Wingen Untere ' etc. (Typus der Pflanzen mesozoisch). Kohlenschichteu \ Marine Schichten, Pflanzen von Smiths Creek, Pt. Stephens. (Kohlenkalk-Fauna, Kohlenpflanzen). Goonoo — Goonoo. Devon. Von diesen Schichten will Feist niantel nur die oberen Kohlenschichten als Äquivalent der Damuda- Formation in Indien angesehen wissen, warum ■ — wird aus seiner Darstellung nicht ganz klar. Doch thut das hier nichts zur Sache, die Hauptsache ist für den Augenblick hervorzuheben, dass in Australien Schichten aufgefunden wurden, welche eine ähnliche Flora, wie die Damuda-Formation einschliesseu. Grösser scheint die Übereinstimmung zwischen Indien und Südafrika zu sein. Man hat dort zwei Forma- tionen unterschieden: Karoo- und Uitenhague-Formation. Nur die erstere der beiden kommt für die triasi- schen Ablagerungen Indiens in Betracht. Sie zerfällt in Strondterg beds, Beaufort beds, Koonap beds, Ecca-Conglomerate. Auf die petrographische Ähnlichkeit der letzten dieser Abtheilungen mit dem Talchir boulder bed hat bereits 1)1 anford hingewiesen, die zweite hat bis jetzt noch keine Versteinerungen geliefert und so bleiben nur die beiden oberen zur paläontologischen Vergleichung übrig. Sie sind die Schichten, welche jene merkwürdigen Saurierreste geliefert haben, die Owen beschrieben hat, unter denen sich namentlich die ' Ulilliam: Mein. Geol. Surv. Ind. II. 2 W. T. Blanfovd: Mein. Geol. Surv. Ind. VI, p. 3->.i. •' Feistmautel in einem .nuschcineiul in C:ileut.tM erscliicnenen Anfsatze in dentsrlier S;irache, ohne Ang;ib^^ des Drucli- ortes, des Drucliers oder der Jalireszalil. über die geographitiche Vertheüung der fossilen Orgauismen in Indien. ^5 Dicynodcmteii auszeichnen. Mit ihnen zusumnicn fanden sich in den Beaufort beds auch Pflanzenreste, welche sehr nahe mit indischen Arten der Daninda-Formation übereinstimmen. Durch diese grosse Verwandtscliatt der Ptianzenreste in den Schichten Afrilca's, Indiens und Australiens ist bereits H. iUant'ord zu der Annahme eines grossen Continents geleitet worden, welclier den grössten Theil des Indischen Oceans einnahm, Australien, Indien und Afrika verband, und dessen Nordküste wir eben im Himalaya zu verfolgen versucht haben. Über Sikkim scheint sich sogar noch eine Verhindung dieses Con- tinentes mit China herzusteilen. Im Süden waren wohl auch Madagascar und die Mascareuen in denselben mit eingeschlossen. Es war höchst wahrscheinlich zu Ende der paläozoischen Epoche, dass der grössere Theil dieses C'ontinentes aus dem Meere auftauchte, und zwar scheint die Wanderung der Flora von Austra- lien ausgegangen zu sein, wie das Auftreten von Glossopteris in successiv höheren Schichten, wie man nach Westen fortschreitet, anzudeuten scheint. Die glacialen Zeiträume, welche das Talchir-boulder-bed und das Ecca-Couglomerate andeuten, mögen dem rascheren Vordringen der Flora ein Hinderniss entgegengestellt haben. Gänzlich andere Verhältnisse finden svii- in der jurassischen Zeit. Auch hier mangelt im Himalaya die üferlinie gänzlich, und wir müssen nur aus der Abwesenheit mariner jurassischer Bildungen südlich der ersten krystallinischen Zone, östlich vom Ihiium sowie in Nepal in der Gegend von Katmandoo und in Sikkim die ehemalige Vertheilung von Wasser und Land vermuthen. Desto deutlicher ist die Uferlinie wieder in der Saltrange. Die oberen Schichten der Trias und die unteren des Jura sind hier so sehr als Uferbildungeu (Sandsteine mit undeutlichen Pflanzenresten und wenigen littoralen Gastropoden und Bivalven) entwickelt, dass es äusserst schwer wird, das Alter dieser Ablagerungen nach den Fossilien überhaupt zu bestimmen. Erst die höheren Abtheilungen des Jura weisen wirklich marine Bildungen, jedocli immer noch von littoralem Typus, auf. Südlich der Saltrange tauchen jurassische Schichten bei Jessulmeer aus dem Saude der Wüste auf. Es sind Sandsteine mit Cephalopoden und Trümmern fossilen Holzes, welche sich so als littorale Gebilde ausw eisen. Auch der Jura von Kachh ist durchaus littoral, denn zahlreiche Stücke versteinerten Holzes und andere undeutliche Pflanzenreste sind durch die ganze fast nur aus Sandsteinen und Schieferthonen bestehende Schichtenreihe verstreut, und nach oben schliessen sich echte Pflanzenschichten ohne Marinfossilien an. Wahrscheinlich an der Mündung von Flüssen abgelagert, sind die Jurabildungen am unteren Godavery, wo deutliche Pflanzenreste mit wenigen marinen Fossilien gemischt erscheinen. Die zum grossen Theil vor- handene Identität der Arten mit denen von Kachh, scheint auf ein geographisches Zusammengehören der beiden Gebiete hinzuweisen. Alle übrigen jurassischen Ablagerungen der Indischen Halbinsel sind Süsswasser- bildungen ohne Marinversteinerungen. Gestützt auf diese Thatsachen, habe ich die Uferlinie auf dem Kärtchen gezogen. Demzufolge ist die Verbindung mit Südafrika, welche ich für die Triasperiode befürwortete, zur Zeit des Jura bereits gänzHch aufgehoben. Der Indische Continent endigt im Süden mit Ceylon, steht aber im Osten wahrscheinlich mit einem noch grösseren Continent im Zusammenhang. Dass der Zusammenhang des indischen Festlandes mit dem von Afrika aufgehört hatte, wird augen- blicklich klar, wenn wir die Vertheilung der marinen jurassischen Niederschläge an der Ostküste von Afrika ins Auge fassen. Es ist sehr erfreulich, wie bald sich meine Vermuthuug, dass sich das Jura-Meer von Kachh nach Westen ausgebreitet und Afrika erreicht habe, bestätigt hat, indem Betrieb aus der Gegend von Mombas eine reiche Cephalopodenfauna beschreibt, die genau den Horizont des Katrolsaudsteins von Kachh wieder erkennen lässt.' Selbst die Gesteinsbeschaifenheit ist ähnlich (eisenreiche Geoden, die jedoch weniger sandig sind als in Kachh, schliessen die Fossilien ein). Es unterliegt wohl auch kaum mehr einem Zweifel, dass die marinen Juraschichten, die in Südafrika die obere Abtheilung der Uitenhague-Gruppe bilden, den Oomia-Schichtcn von Kachh gleichzustellen seien. Die darunter liegenden Geelhoutboom bcds schliessen jurassische Ptianzenreste ein, die nach Feistmantel I Bi^yricb; Sitzgsber. Acad. d. W. Berlin 1877, p. 90. Oi-ukschrifti'u diT niatUi'm.-uuturw. V,\. XXX IX. Hcl. Aliliuiicüijug von Nichtmitgliedirii. 26 W. Waagen. zwar mit deneu der Rajmalial-Schichten nahe verwandt sein sollen, jedoch auch wieder so sehr diiferiren, dass aueii dadurch eine durchgreifendere geograpiiiscbe Trennung der beiden Gebiete angedeutet sein dürfte. Die TrigoDien-Schichten mit Täte als Unteroolith oder Bath zu betrachten, wird wohl nach den Erfunden in Kachh kaum mehr einem geübten Jurageologeu in den Sinn kommen. Interessant für die Feststeilung der Vertheilung des Meeres zur Jurazeit, ist das Auftreten von Jura- Schichten in Madagascar. Sie sind au älteres Gebirge westlich angelagert und deuten so wahrscheinlich die Westküste eines Festlandes an, von dem Madagascar und vielleicht auch die Mascareuen übrig gebliebene Bruchstücke darstellen. Es war dies der Rest des alten Triascontineutes, wohl noch von bedeutender Aus- dehnung, doch zur Jurazeit bereits inselartig geworden, denn auch im Osten, an der Westküste von Australien, stossen wir wieder auf marine Juraschiehten. ' Im Nordosten hing der Indische Contincnt, wie es scheint mit China und Hinterindien zusammen, doch müssen wir über diese Gegenden erst von Richthofen näiiere Aufschlüsse erwarten. Die untere Kreide schliesst sich in ihrer Verbreitung noch eng an den oberen Jura an, wesshalb ich auch dieselbe auf dem Kärtchen nicht gesondert ausgeschieden habe. Erst die obere Kreide zeigt eine entschieden andere geographische Vertheilung und uiuss desshalb besonders betrachtet werden. Im Norden wird bei dem Mangel an deutlichen Uferbildungen, die Ausdehnung des ehemaligen Kreidemeeres nur durch das Vorhan- densein oder Nichtvorhandensein mariner Ablagerungen, bestimmt. Auf solche mehr indirecte Gründe gestützt, habe ich die Meeresgrenze der oberen Kreide durch NW. -Indien gelegt, vielleicht verläuft sie in Wirklichkeit erst viel weiter westlich durch Beludschistan. Die Bagli beds im Nerbudda-Gebiete dagegen sind entschiedene Uferbildungen: wenige Seeigel, Austern und Hryozoen bevidkern die wenig mächtigen Schichten. Ob nun .aber diese Bagh beds um Ceylon herum mit den Kreideschichten im Trichinopoly-District in Verbindung gestanden haben, oder ob sich zur Kreidezeit nochmals eine Verbindung mit Madagascar und den Masca- reuen hergestellt habe, ist für den Augenblick kaum zu entscheiden. Jedenfalls hegen uns in den Kreide- schichten Süd-Indiens ausgezeichnete Uferbildungen vor, welche sogar Landmollusken (Heliciden) einsf hlies- sen. Die gleiche Entwicklung zeigen die Kreideschichten der Garrovv hüls, und es ist unzweifelhaft, dass sie mit den Schichten des Trichinopoli-Districtes in Verbindung gestanden haben. Ebenso sicher scheint es aber auch, dass die von Griesbach beschriebenen südafrikanischen Kreideschichten dem gleichen Meeres- becken ihre Entstehung verdanken, wie die siidindischen. Wir haben also für den indischen Continent zur Kreidezeit ein sicheres Ost- und West-Ufer, auch das Nord-Uter wird keine grossen Verschiebungen mehr erleiden; unsicher ist dagegen das Süd-Ufer, doch habe ich es fraglich, ähnlich der Jurassischen Uferlinie eingezeichnet. Die Verbreitung des Eocänmeeres in Indien ist ähnlich der des Kreidemeeres, nur im Westen dringt das Meer wieder weit ins Innere des Landes vor; wie weit sich aber zu dieser Zeit das Festland nach Süden erstreckt habe, ist noch ganz unsicher. Nach dem Ende der eocänen Epoche zog sich das Meer gänzlich aus Indien zurück, nur in der Gegend von Currachi und in Arraean scheint dasselbe das indische Festland berührt zu haben, so dass sich wohl nach Süden das Meer der Miocän- und Pliocäuzeit ausgebreitet hat. Dagegen stellte sich wahrscheinlich nach NW. über Arabien eine Festlandsverbindung nach Nordafrika her, wie dies bereits von Huxley angenommen wurde. Blicken wir noch einnuil zurück, so findet sich, dass die einfachen Thatsachen der geographischen Ver- theilung der Formationen und Formatiousfacies in Indien uns einen tiefen Einblick thun lassen, in die wechsel- volle Geschichte der Vertheilung des Festen und Flüssigen, während langer Epochen in einem grossen Theile der südlichen Halbkugel unserer Erde, da Indien an all den Wechselfällen participirt und stets einen Theil gebildet hat, des grossen, oft zerstückelten uud nach verschiedenen Kichtungcn wieder zusammengekitteten ' Leider sind die Abbildiiugen, die Aloore (Quait. Jouin. Geol. Soc. Luud. XXVI, liid) von den Fossilien dieses .Jiiru- gebietes gibt, so undeutliuli, dass sicli über die einzelnen Arten kein Urtheil fällen liisst. Übel- die geogj-aphische Vertheilung der fossilen Organismen in Indien. 27 südlichen Continents. Ich habe absichtlich die geographische Vertheilung der Thier- und Pflanzenwelt der heutigen Weltepoche ausser Acht gelassen bei meinen Deductionen, da ich mich auf rein geologisch-paläon- tologischem Boden bewegen wollte; es mag anderen Forschern vorbehalten bleiben, /,u entscheiden, wie weit meine Ableitungen mit den aus zoo- oder pliytogeographischen Tbatsacheu gewonnenen übereinstimmen. So viel steht aber jedenfalls fest, dass H. Blanford's Annahme eines Indo-Oceanischen Continents, der Afrika, Indien und Australien verband und mit wenigen Unterbrechungen und ohne wesentliche Veränderungen seit dem Ende der paläozoischen bis zur Miocän- und Pliocän-Zeit bestanden habe, durchaus unrichtig sei, und dass dieselbe durch die geographische Vertheilung der marinen Niederschläge weder in Indien, noch auch in anderen Welttheilen gerechtfertigt erscheine. Inwiefern aber dieser eben festgestellte indische Contineut sich im Laufe der Zeiten gegenüber den grossen Gebirgsbildungen im Osten, Norden und Westen als Festlandsschollc im Sinne Süss' verhalten habe, hoffe ich vielleicht in einem späteren Aufsatze darlegen zu können. d* 28 W. Waaqen. Über die geograjyhisuhe Verilieilung der fossilen Organismen in Indien. Erklärung des Kärtchens. Obffleich aus dem vorhergehenden Texte bereits das Verständniss der Karte bis zu einem gewissen Grade hervor- gehen dürfte, so mag es doch niclit überflüssig sein, diejenigen Punkte hier uoch einmal hervorzuluben, welche 7-ur richtigen Würdigung dessen, was durch die Karte dargestellt werden soll, einer genaueren Berücksichtigung bedürfen. Es kann vor allen Dingen niclit oft genug hervorgehoben werden, dass die Karte, obgleich dazu bestimmt, ein allgemeines Bild der Ver- theiluug der Formationen in Indien zu geben, doch für den speciellen Zweck zusammengestellt ist, die Vertheilnng der Meere sowie des Festlandes zur Zeit der mesozoischen Formationen zur Anschauung zu bringen , und dass aus diesem Grunde eine Reihe der jüngeren Oberflächenbildungen, namentlich alle Alluvieii, mit Ausnahme der ganz abnorm aus- gedehnten des Ganges und Bramaputra, dann der in so grosser Mächtigkeit und Ausdehnung entwickelte Laterit, die Geröll- ablagerungen des Deccan mit Säugethierresten, der C'uddalore-8andstein u. s. w. gänzlich vernachlässigt erscheinen. Auch die eruptiven Bildungen, mit Ausnahme des sog. Deccan Trapp, wurden durchgehends vernachlässigt, und selbst jene kleine Kuppe von Deccan Trapp welche im Kajamuudry-District brakische Nummulitenschichten zwischen eingelagert enthält und selbst auf priisumptiven Kreideschichteu ruht, musste wegen des kleinen Massstabes des Kärtchens weggelassen werden. Die grosse gelbe Fläche, welche in der Wüste von Rajputana und nördlich davon das ausgedehnte Vorkommen von Siva- lik-Schichten angibt, ist mehr dazu bestimmt, die wahrscheinliche einstige Ausdehnung des Süsswassersees, in dem jene Schichten zur Ablagerung gelangten, anzudeuten, als wirklich beobachtetes anstehendes Gestein anzuzeigen, da aus diesen Theilen Indiens keine verlässlichen Beobachtungen vorlagen. Innerhalb der mesozoischen Ablagerungen wurden liie beiden vorh.-mdeuen Typen der Ausbildung durch Punktirung kenntlich gemacht, um einen raschen Überblick zu gewähren über die Verbreitung der marinen Gebilde und der Ablage- rungen aus Binnenbecken. Eine ähnliche Ausscheidung wurde auch für die paläozoischen Formationen in Anwendung gebracht, ohne indess hier direct Marin- und Binnenbildungen kenntlich machen zu wollen. Die krystallinischen Formationen des Kärtchens umfassen wahrscheinlich einen grossen Zeitraum, und die Abgrenzung gegen die paläozoischen Schichten ist sehr schwankend, so dass manche der an der Grenze stehenden Gebilde örtlich bald den ersteren, bald den letzteren beigezählt sind. Nach der bis jetzt vorhandenen Literatur ist es kaum möglich, hier überall in gleicher Weise die Grenze durchzulegen. Die mit rothin Linien eingetragenen Festlandsgrenzeu dürften aus dem Texte hinreichend klar werden. Weitere Details bezüglich der geologischen Darstellung von Indien dürfen wir indess wohl bald von der im Drucke betindlichen officiellen Karte Indiens von W. T. Blanford erwarten. Es sei mir nur noch gestattet, zu erwähnen, dass der vorliegende Aufsatz mit Karte bereits sehr lange ehe mir die erste Kunde von lilanford's bealisichtigter Publicatiou zukam, ausgearbeitet war, und dass sich die Vorlage an die kaiserliche Akademie der Wissenschaften nur durch Umstände verzögert habe, welche zu beherrschen nicht in meiner Macht stand. ^cSäv5!sr--i 29 URER im; (inimiiiüNÄLEN «nii mm mu fEmüDiii subsiiitionei. DR B. IGEL. VI>KG1CI-E(.T IN DEK 5.ITZUN<, 1>EK MATHEMATISCH - NATURVV1SSENSC:HAFTLK;HEN lEASSE AM 31. DECEMBER 1877 1. Die Transformation Oartesischer Puuktcoordinateu von einem System rechtwinkeliger Axen zu einem anderen Systeme rechtwinkeliger Axen geschieht bekanntlich durch die Formeln: I) ^t = ^'21 -ii-t-Aj, Aj-i-Aj3 Jlj WO zwischen den l folgende Relationen stattfinden: A||-|-A2,-|-A.,| /,,,/, j -t-Aj, Ä.jj-t-Ag, ^32 = 0 A,2H-A,^jH-/32 = 1 /,jA,3 "'"'''22 '''23"+" '''32 '^33 ^ ^ :i 2, -. 2_, -. 2 '^I3~^ ''23"*" ''33 ' ''u ^13 -hAj, Aj3-|-A3,A33 = 0 A,^-hA,^-i-ä,* = Xj,Aj, H-/.,j ''42"'" '^13 ^«3 ^^^ -, 2_, -. 2_, -. 2 '^l"*" 22 23 L Xj,/,, -|-/,jj/.,U-H/.3j A33 = U ^31 "'"'^32"^ '^33 == ' ''ii '^si H-A,jA,j,H-A,3A33 = 0 II) Aus diesen Relationen folgt bekanntlich der Übergang von den neuen Axen zu den alten durch die Formeln : Ag ^12 '^'1 "'"''■22 '^2 '^'i = '''l3''|- 21 ■^2"^"31 "^3 Aus denselben Relationen folgen die Identitäten: ^21 Ajj Aj3 ^31 '^32 '''33 = +1 30 B. Igel. lind: Das letztere Resultat, das im ternären Gebiete aucli j;conietrisch evident ist, f'assten die Mathematiker als ganz besonders wichtig auf, und suchten es algebraisch zu erweitern, indem sie solche Substitutionen suchten, die die Identität Ix^ =1XJ (^■= 1, 2...«,) hervorliriniien. Von dieser ausgehend, fanden sie Grund;;leichungcu zwischen den Substitutionscoefticienten. iius welchen sie dann die Eigenschaften der Sultstitutionen ableiteten. Verfolgt man aber den obigen Gedanken- gang und beaclilet ganz besonders den eigenthümlichen Bau der Substitutionen in I) und 111), so sieht man, dass es viel einfacher ist, anstatt von der Gleichung auszugehen, die Eigenschaften solclier allgemeinen Substitutionen zu untersuchen, wobei sich diese Gleichung als eine unter den Eigenschaften ergibt. Setzen wir nämlich die Substitutionsgleichiingen • x■^ = «j, A',-f-a,j A'j-t- -+- -i-ai„ A',j iy\ x.^ = fljj A,-Haj2 Aj-t- H — ha->„ A'„ ä^K = «Kl AJ-^-o■„2 A^-i — I — Ha„„ A„ A', = «,, x^-ha^^ .t.\-i- -+- -i-a,ji x„ V) A'j = «jj x^ -t-Agj x^-i- -+- -t-an-> x,i X„ = a|„x^-^-a^„x■,-^- -+- -+-«„„03,, und multipliciren die Gleichungen IV) der Keihe nach mit «ji «si O31 . . .a„i und addiren alle, so ergibt sich wegen V) Sa?, =1 2 ai2 a,i = 0. Multiplicirt man ferner die Gleichungen IV) der Reihe nach mit ^12 ^"22 • • •'^"^ so ergibt sich wegen V) 2a?^ = 1 2 a,i a,:2 == 0. Verfährt man sofort, so erhält man ein System von >/^ Gleichungen von der Form ofi-t-af-a-H H-«?,, = 1 an «il -4-«,-2 «42-*- H-Om «An = 0. Tl (jl I 1^ Bevor wir zeigen, dass dieses Gleichungssystem sich aui' — ^-^ — - reducirt, wollen wir zeigen, dass es auch hinreicht, um von den Gleichungen IV) zu denen von V) überzugehen. Zu diesem Behufe fassen wir das System VI) in eine Gleichung zusammen: ( 1 für /; = k a.l "41 -l-«i2 «4-'-t- -H -H-Cm «4k =^ Sr, . - , (0 „ i « Ä. über die orthnfjonalev und einige ihnen verwandte Substitutinnen. Aus IV) erhält mau die n Gleiehungeu VII) A', = AMX^-\-A^,X^-^-^An^Xr,. Um die A^t zu berechneu, setzen wir in den (ileichiingen IV) 31 es wild dann : (1 für ir=k ^k = fikiO.!\^a.i> rt'i.a-l- -!-«,-„«*„ = ' /O „ / ^ k: Tragen wir uuu diese in VII) ein, so eriialteu wir und somit A'i ^= a^iX^-^-a^iX^-\ — i — \-n„iX„ q. d. e. Hnljstitiiirt man diu VVertlie von .c, aus V) in I\'), so erhält man die Gleifhiuigen: ^1 "^^11 '^i-^^^\t^i-^ — l"^!,,^« VIIO wenn man znr Abkiirzniii;' setzt: ^2 '='''21 '"i + ^ja^E" -h„^„ x„ — 0 ^ ä'i -^~ ''„2 -^'2 -c,l h X = h. -''t,/'2„ = ^2 [cu"n\'^'ht",.i 2-.--l-a,„«„„= l»^„ "21 "l1-^«22"l^-^- -'-«2»"i« = ^'21 HCT,,, = 6», "21 0„|-^"22"«2-+- ^-"2, «nn^t'i., i"«|"m~^".2"i2^--^°"««1- = ^.1 '''«1 "21-^"'-.2''22-^ -t-CT„„ffi2, = ^'„2 'mI -t-a.„ = />, Aus VIII) t'olj^l, dass die Determinante B ^22 - 1 ■ • ^'2„ l''„2 • •^«« — 1 = 0 ist und zwar dadurch, dass in Folge von VI) nlle Elemente derselben versehwinden. Da aber B symmetrisch ist, d. h. die Elemente zu beiden Seiten -Ki—\n = 0 Durch AnflösiiDg des Systems I) erhält man [II) %4 : IJ- = A,j«,-HA„d?j-e -i-A„2.r„ Die sicli selbst entspreclienilen Elememte bleiben dieselben und in Folg:e dessen muss die alfjeliraische Gleichimg- IV) A.._^A, .A„ R A,, — — . . A„3 Ai„ A^,, dieselben Wurzeln für p. geben. Bezeichnen wir die Determinanten von I) und Illj mit B und li, und benutzen einen bekannten Determinantensatz, so erhalten II) und IV) folgende Gestalt V) dividirt man die zweite Gleichung durch ]{„. so mlissen die Coeificienteu beider Gleichungen übereinstimmen; man hat daher folgendes System von Relationen: VI) M S ßn—l K„ B„ 2Ä. 2Ä, SÄ, B" V "= ^'^ Die letzte Relation gibt nun offenbar den ersten Satz und die übrigen beweisen den zweiten allerdings nur für die Hauptminoren. Ist aber der Satz für diese bewiesen, so lässt er sich leicht für alle Minoren beweisen. Setzen wir nämlich nach einem bekannten Determinantensatze' VII) B = ^iI'Q B = ^in9. 1 L. c. §. 4. nenksi'hrirteii dor nmthKin.-jiatiirw V\. iXXIX. Bd. Abliaiidiung von Nic-htmitglifidprii. 34 B. Igel. wo V =^ ^dl«r, m+1 ^», m + 2 • • n = 2:±Ay,A^5jA43. . so kann man die zweite Gleichung in VII) folgendevmassen schreiben: VIII) R=r.Q.R"'^^'S.zWii'. Die Summen der Produkte werden bekauiitlieh ans dem ersten Gliede, das die complimentiiren Haupt- minoren enthält, gebiliict, indem man für/, g, h... alle C'ombinationen von m verschiedene Nnmineru der Reihe 1, '2...v, für r, s, f... die jedesmal übrigen Nummern setzt, daraus folgt, dass jedes Glied in VIII) H"^~ als Factor enthält, und dass dessen zweiter Factor das entsprechende Glied in ist. Somit sind die Sätze streng bewiesen. R = l.sP.Q III. Wir gehen nun zu einer Gattung von Substitutionen über, die mit den orthogonalen Substitutionen eine grosse Ähnlichkeit haben. Es seien folgende zwei Gleichnngssysteme gegeben I) . «i = «ül !Ji -+■ «2:? >h ■+- -+- «■'" !/" {x„ = a„, y, -hcc„2y^-h -\-a„„y„ i'6'y, = a,,a;,-(-5c,ja;^,-+- -Fa2i„j;„ II) )^yt = «81 ^1 -t- «22 ■*".; "•- -•- «2" ■"''' [Sj/^ = -«!««««= 0. Auf ähnliche Weise leitet man noch « — 1 Systeme ab, so dass im Ganzen w* solcher Gleichungen vor- handen sind. Es soll nun das Verhältniss von (S zu der Determinante Sh^ a^^a^.^'■x.^^. . . eruirt werden. Wenn man sich der Methode in II) bedient, so gelangt man zu der nicht uninteressanten Gleichung Zugleich kommt man zu Gleicliimgen, die das Verhältniss der tJnterdeterminanlen zu S geben und die für das Weitere \oü grosser Wiclitigkeit sind. Sucht man nämlich die Proportioualfactoren von x, für den Fall, über (He orthogonalen und einige ihnen verwandte Substitutionen. 35 (lass die Elemente sich selbst entsprechen , so findet man sie als Wurzeln folgender algebraischen Gleiclinng: «„1 «»2 «"„ — P- Die algebraische Gleichung des reciproken Systems = 0. ^?i| ^"2 * * ^" = ( ) mnss liii- /j. dieselben Wur/.eln geben, d. 1]. die Gleichungen: haben dieselben Wurzeln. Es bestellen also die Gleichungen: 6'2Ä„_, „ Ä^'Sii;„_3_ -zu. Ä. Hn. IV. Ein derartiges System von Gleichungen, wie im vorigen Abschnitte, in dessen Autlösung genau dieselben Coefficienten und in derselben Reiiient'olge auitreten, kommt bei A ronhold in dessen berüiunter Abiiandlung:^ „Theorie der lumiogenen Functionen dritten Grades" vor. Bezeichnet man mit eine ternäre kubische Form und führt mit Aronhold die fundamentalen Verbindungen ein, so beweist er folgende 36 Relationen zwischen denselben, welche sich in foli;ender Identität /.usammen- fassen hässt: i: i r, u,Y^ ( K u.) - i{i\ u,v>- ( ü\ u,r --^{^i u,Y' ( t; u,) '^ -ä. 1 B orchaicl t's Joimial füi- leiui' und angewandte Mathematik, B. 5b, 97 ft'. 1) 11) B. Igel. Mit Hilfe dieser 36 Relationen leitet er folgende Systeme von Gleichungen ab: Sz = (f^3 f^a)" f'..+(f 3 U,r f'^.+(f4 f^3)'' .f^33+2(C^3 f^r U,s-^2iU, U,y^ U,,-+-2{U^ C/,)« F„ 0.3 -= (^. ^)" ^,.+(f4 f'-.r u,^-^{u, ur u,,-^2^ü, u,r C43+2(C4 fg« f/,3+2(t^, t/3)« f„ <-»t. = (f^ t^)" tn+(f''. f .r ^«+(f^ l'^)'' f 33+2(f/, ^;V^ f^3+2(f^ rg>='^3+2(C^ C^)'* f' , 'S f u = (f^ f^)"<-'i,+(f^ f^r«='.2+(f'. f'',)='^w,3+2(c/, f/,)^3H^^_^2cf/, ^\y'^\,^nu, c^'^'-'u -s i;, = (f; t^,)» w,.+(6; C4re,,+(C'; cg'M-»33+2(f4 iq^^q^^^-2(u, u,r,^-^2{u, u^^^^^, S r'33 = i^'s U,r Öu+(^"3 C^3)"0«+(f 3 U,r^^,-^'KU^ fg" W,3+2( ^3 ?73)'^H,3-+-2(f73 C/3)«0„ Ä f.., = (f'2 C^3)" ö..+(t4 f^3rw,,+(f; ^3)3^033+2(^4 L\r%^-^2{U, U,YH-^,,-^2{l\ C73)'*fc)„ ['S r,3 = (c:, r,)" 0„+(r. L\r%,,+a', u^^^2(U, u,yh->,,-^2(l\ v^yH->,,^2(^i\ c7,)'H-»„ s r„ = (r, r,v'H„+(f/, f ,)«0,,+(f; r,)'^='033+2(C/; fy^^'H^+^ct/, cg'«(-.„+2, f/, u.yn-^,,- hier bedeutet Ä die fundamentale Invariante der kubischen Form 8 = ^^U^U{)9^{Cr,ü,y^ Durch Vergleicbuug mit der gewöhnliclien Art der Auflösung des Systems I), bei welcher die Coefficien- ten in II) statt von der 2. von der 10. Ordnung und die Determinante von der 12. Ordnung sind, schliesst Aronhold,' dass die Unterdeterminanten mit der Determinante einen sich fortliebenden Factor von der 8. Ordnung haben. Um diesen zu finden, bringt Aronhold den Beweis, dass die Determinante die dritte Potenz von S ist, und zwar in der Weise, dass er die kubische Form in der Hess e'schen Gestalt U(x^ XjXj) = a, x^-ha^ x^-i-a^ x^-i-6 a^ x^ x^ x^ annimmt, und für diese die Determinante sowohl als auch S geradezu ausrechnet. Ä* ergibt sich dann als der gemeinschaftliche Factor der Unterdeterminanten. Nach unserer Methode im vorigen Abschnitt bedarf es nicht eines anderweitigen Beweises, sondern es genügt schon die Voraussetzung der Systeme I) und II), um beides zu beweisen, dass die Determinante die dritte Potenz von S ist, und dass die Minoren S''^ zum Factor haben. Die Formeln in III) gehen nämlich in diesem Falle in folgende über: = 2Äg = 2^, = R,. Die Vierte oder auch die Dritte gibt geradezu R, = S^ während die erste und zweite die Formeln geben : ZR^ = S^ZR^. J L. c. p. tl4. Ühe7' dir orthofionalen und einige ihnen verwandte Sabtititutionen. 37 1) S\U) = = KU,U,U,) Im vorigen Abschnitte ist die meri?.wiir(lige Formel: (t/, l\y\i\ i\f(U^ f/,)''2(Z7, U^f'2{l)^ f/,)'^2(f/, C/,)'" (f4 f4)"(£4 f7,)«([/, C'^rSlt^, C;)"2(£/, ^O'^'^C^; t^.)'' (t^3 f^s)" (C4 vri.1^. v,r2{u, u,r2{u, u,r2{u, u,r (ü, u,y\iJ, u,f\u, u,r2(ü, u,r2iu, ü,y^2{u, v^ (u, u,r{ü, u,r{u, u,r2iu, u,r2(u, u,r2{u, u,r und die Sätze, dass die Minoren 5. und 4. Grades TT ' '"113 ""2X3 "^333^ "-^233- '^133- *- 123 f. < l'roducte des Vulcans Monte Ferru. 49 Aufeiitbalte in f^ardinieii eine veriiältnissmässig grosse Zahl von tracliytischen Gesteinen, dagegen edite Pho- nolitbe nur später und in geringerer Zaiil fand, war es für mich sehr naheliegend, diese letzteren als dem Trachyte mehr untergeordnet /,u betraehten. Eine grosse Schwierigkeit, die Sanidin-Traehyte von den eigentlichen Phonolithen zu trennen, liegt in dem Umstände, dass der Nephelin last überall sehr schwierig zu erkennen ist, mit Ausnahme zweier Gesteine, in denen dieses Mineral in deutlichen Krystallen vorkommt. In allen übrigen tritt Nephelin nur in der Grundmasse ohne deutlich begrenzte Krystallindividueii auf, und nur in untergeordneter Menge, so dass die Unterscheidung von Nephelin und Sanidin allein durch mikrochemische Reactionen möglich ist; diese lassen — in den meisten Fällen wenigstens — mit Sicherheit über die Anwesenheit oder Abwesenheit von Nephelin entscheiden. Daher betiachtet Rosenbnseb ' mit Recht die Anwesenheit des Nephelins nur dann mit Sicherheit erwiesen, wenn erkennbare Krystallform vorhanden, oder bei der Behandlung des Schliffes mit Salzsäure Gelatinatiou auftritt, und bei der nacliherigen \'enliinstung Kochsalzwürfelchen sicü bilden; zur besseren Constatirung der Gelatination injicirt Rosenbusch den Schliff mit Fuchsin. Ich habe ebenfalls nur dann den Ne])helin al^ unzweifelhaft vorhanden angesehen, wenn Gelatinirung und Bildung von Kochsalzwürfel- chen auftrat (die Injicirung mit Farbstoff hat mir dagegen weniger deutliche Resultate geliefert); zur Con- trole wurden .auch Versuche mit Gesteinspulver ausgeführt. Die Fälle, in denen der Nephelin in grösseren Mengen vorkommt, sind sehr selten, dagegen findet sich dieses Mineral sehr häufig als untergeordneter Gemengtheil ; bei einigen Gesteinen ist die Anwesenheit des Nephelins noch zweifelhaft; namentlich dort, wo Glasbasis vorkommt, ist auch die mikrochemische Reaction nicht sicher. Diejenigen Gesteine, in denen der Nephelin nur in geringen Mengen vorkommt, wurden mit dem Namen ,.trachyti scher Phonolith" bezeichnet, um anzudeuten, dass sie eine Art Zwischenglied des Trachyts und Phonoliths bilden. Solche Gesteine werden nach Boficky,^ der eine EintbeiUmg der Phono- lithe gegeben hat, zu den Sanidinphonolitlien gerechnet werden müssen, indess enthalten viele der sardi- schen Gesteine noch weniger Nephelin als die nephelinärmsten Boficky's, wesshalb ich sie als einen Über- gang der Phonolithe zu den Tracliyten betrachte. Dass Pbonolith und Trachyt namentlich dort, wo sie local verknüpft sind, in einander übergehen, ist begreiflich, dies wiid auch von Zirkel'' betont. Rosenbusch* erwähnt ebenfalls Übergänge, bezweifelt aber, dass in Tracliyten Nephelin in kleinen Mengen vorkomme. Dies hängt aber wohl nur davon ab, ob man überhaupt solche Gesteine als Phonolithe mit weniger Nephelin, oder als Trachyte mit etwas Nephelin bezeichnet, eine Frage, die an und für sich gleicbgiltig bleibt; dort, wo local die Trachyte vorherrschen, wird man das Letztere thun. Zu den Tracliyten habe ich dagegen diejenigen Gesteine gerechnet, bei denen der Nephelin überhaupt nicht mit Sicherheit constatirt werden konnte. Die Resultati' der mikroskopischen Untersuchung und der mikrochemischen Untersuchungen an Schliffen werden durch die Versuche an Gesteinspulver bestätigt. Wenn ich nändich die einzelnen Gelatinmengen approximativ schätzte, die bei der Behandlung von Salz- säure sich ergeben, und bei dem Gesteine, welches als echter Phonolith bezeichnet wurde, mit 10 bezeichne, die bei dem ganz nephelinfreien Gesteine von Scanu-Cuglieri mit 0, so ergibt sich folgende Reihenfolge, die auch die der Gesteine nach dem Nephelingehalt, wie er aus der mikroskopischen Untersuchung und mikro- chemischen Reaction sich ergibt, ist; 1 Rosenbusch, Phy.siograpliie der Massenfjesteine. Stuttgart 1877. 2 Phonolithsesteine Böhmens. Prag 1874. Vergl. p. 17. ^ Mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine, p. 393. •1 I,. c. p. 192. Denkschriften der math..m.-natnrw - Ul. XXXTX. Bd, Abhandlung von Nichtmitgliedern. 5U C. Doeltcr. Gestein gegenüber Castell Ferru 10 „ vom Mte. Boe 5 „ zwischen Cuglieri und S. Lussurgiu 4 „ von Castello FervLi 3 „ südlicli von Lussurgiu 3 „ von Scann 2 „ aus dem Thalkessel des Mte. Urtica 1 „ von Ghizo 1 „ vom Mte. Vittoria 0 „ von Cuglieri 0 Es ist mir aus der vorliegenden Literatur kein Fall bekannt, dass Trachyt und l'honolitli so innig ver- quickt wären, wie dies in dem Gebiete des Mte. Ferru der Fall ist; leider Hess sich wegen des gleichen äusseren Habitus der Gesteine eine sofortige Unterscheidung :in Ort und Stelle nicht durchfuhren, und konnten daher nur nachträglich i)ei der mikroskopischen Untersuchung die I'lionolithe innerhalb des Trachytgebietes bestimmt werden; es ergibt sidi, dass überall, wo Trachyte sind, auch Phonolithe in geringerer M.isse vor- kommen. Am seltensten sind sie unter den (ianggesteinen vertreten, alier aucli hier konnte ein Gestein gefunden werden, das kleine Mengen von Nephelin enthielt. Innerhalb der tuffähnliciien Gesteine wurden viele mit benierkenswerthem Nephelingehalte gefunden, die schon al^ Phonolithe bezeichnet werden konnten; hier ist, wie gesagt, wegen der Zersetzung die Unter- scheidung sehr schwierig durchzuführen. Leichter ist dies bei den Stromgesteinen , unter denen ein echter normaler Sanidin-Nephelin-Phouolith und mehrere trachytische Phonolithe von mir aufgefunden wurden. Dass die einzelnen kartographisch ausgeschiedenen Gruppen in einander übergehen, wurde schon früher bemerkt, durch die Auffindung von Nephelin in den Gesteinen der drei geologischen Gruppen wird dieser Übergang noch bestärkt. Ich betrachte zuerst die einzelnen geologisch zusaramengeiiörigen Gruppen in Bezug auf ihre verschie- dene mineralogische Zusammensetzung , und gehe dann aber zur Detailbeschreibung der mineralogisch verschiedenen Abtheilungen über. I. Trachyt-Tuffe und tufFähnliche Gesteine. Wir haben hier sowohl Sanidin-Augit-Trachyte, als auch Phonolithe mit kleinerem Nephelingchalt, die Phonolithe werden unten betrachtet werden, um die mineralogisch gleichen Gesteine nicht von einander zu trennen, während die Sanidin-Augit-Trachyte ebenfalls bei den zugehörigen Laven (Stromgesteinen) betrachtet werden sollen, so dass wir gleich übergehen können zu der zweiten Gruppe. II. Porphyrartige .Sanidin-Trachyte (Oanggesteine). Unter diesen haben wir abzutrennen die Sanidin-Augitgesteine von den Sanidin-Plagioklasgesteinen, die gewöhnlich auch Hornblende enthalfen, sie sind mit den ersteren durch Übergänge verbunden. Letztere wiegen an Masse ungleich bedeutend vor. III. Trachytlaven und Phonoüthlaven (Stronigesteine). Wir haben hier die durch Übergänge verbundenen Sanidin-Augit-Trachyte, trachytische Phonolithe und echte Phonolithe, von denen die beiden ersteren die häutigsten sind, während die eigentlichen Phonolithe untergeordnet auftieten. iVc Prodiiifi' iJp.s Vidcavft Mnntp Firrii. 51 lietrncliteii wie die Gesteine iimcIi ilni-r mineraldsiselieii Zusammeiisetzniii;', so liabeii wi'- vier (xvuppen, ■/.uerst die: 1. Sanidin-Plagioklas-Trachyte. Diese Oesteine bilden eine grosse Oangrniasse im Südwesten des Mte. Urtica und sind diireh Hornbleude charakterisirt, Plagioklas tritt in bedeutenden Meugen auf, und vermittelt einen Übergang; zum Hornbleude- Andesit. (ilasbasis tritt in iiinen auf. Andere Varietäten aus dem Innern des Mte. Ferru sind viel sanidiu- reicher und entiiaiten nur wenig lldinhlende, dagegen mehr Augit, man kann daher mehrere Varietäten hier unterscheiden. Porphyrartiger Sanidin-Trachyt vom Monte Ferru. In einer blaugrauen, nft schwärzlichblauen, dichten Grundmasse erscheinen grössere Feldspathkrystalle mit liexagonalem oder rectangulärem Durchschnitt; die Einsprengunge treten gegenüber der Grundmasse zurück. Unter dem Mikroskop sieht man eine graubraune Grundmasse, mit porphyrartig eingesprengten Sanidinen, die hexagonalen Durchschnitt haben und Plagioklase mit zahlreiciien Zwillingslamellen, oft halten sich beide Feldspathe das Gleichgewicht, oft überwiegt der Sauidin, selten der Piagioklas. Die Feldspathe enthalten viele unregelmässig durch einander gestreute Grundmasse- und Glaseinschlüsse, ferner Magnetit, Apatit und Eisenglimmcr, in ziemlicher Menge; in einem Durchschnitt wurde auch Tridymit beobachtet. Hornblende kommt in zersetzten, deutlich dirhroitischen grasgrünen Durchschnitten vor; sie entiiält viel Magnetit, Glaseinsclilüsse, auch zeigt sich hin und wieder ein Magnetitrand. Augit ist selten, er zeigt gelbliche, nicht pleochroi'tische, kleine Durchschnitte. Die Hornblende ist oft zersetzt und in chloritartige Substanz umgewandelt; der Augit dagegen ist sehr frisch. Die erwähnte Grundmasse besteht aus Sanidin mit viel Magnetit, und etwas .\ugit. Hornblende fehlt darin gänzlich. Auch Apatit wurde beobachtet. Glasbasis konnte nicht constatirt werden. Dieses Gestein besteht demnach aus Sanidin, Piagioklas und Hornblende, wozu Augit, Magnetit und Apatit treten. Für einen Sanidin-Trachyt ist der Plagiokiasgehalt ziemlich bedeutend. In diesem Trachyt treten an manchen Punkten Eisenkies und Eisenglanz in grösseren Massen auf. Dieses Gestein besitzt eine grosse Verbreitung, es bildet eine sehr ausgedehnte Gangmasse im Süden des Mte. Urtica, au dem eigentlichen Mte. Ferru (so wegen der dort vorkommenden Eisengruben genannt); da dasselbe eine von den übrigen Gesteinen abweichende Zusnmnien,;etzung besitzt und selbststäudig auf- tritt, war eine chemische Untersuchung sehr erwünscht. Die Analyse ergab : Kieselsäure 57*01 Thonerde 20-81 Eisenoxyd 4-13 Manganoxydul Spur Kalkerde 2-91 Magnesia 1'23 Kali 6-30 Natron 5-92 Glühverlust .... 1-41 Phosphorsäure . . Spur 99^ 52 C. Doelter. o Die AiKilyse entspricht so ziemlich den quaivireien, hornblendeführenden Ranidiu-PiagioklnsTrachyten, die in die Hornblende-Andesite übergehen; von den älteren Hornblende-Andesiten, die früher beschrieben wurden, unterscheidet sich das Gestein sowohl äusserlich, als auch mikroskopisch. Gestein aus dem Kesselthale des Monte Urtica. Dieses Gestein weicht etwas ab von dem, weiches an der Miniera di Senneghe gesanmu'lt wurde, und vermittelt den Übergang zu den stromartig geflossenen Sanidin-Augit-Trachyten. Ausserlich ist es ziemlich ähnlich dem vorher beschriebenen Gesteine. In einer bläulichgrauen dichten Grundmasse enthält es zahlreiche glasglänzende Feldspathleisten ; gewöhnlich herrscht die Grandmasse vor, seltener die Einsprengunge. Die Dünnschlifte dieses Gesteines zeigen in einer grauen Grundmasse Feldspatheinspreuglinge. die weitaus zum grösseren Theil einfache Indi- viduen sind; es kommen aber auch Plagioklase vor, in grösseren sowolil, als in kleineren Individuen. Sie zeigen ausgezeichnete, polysynthetische Zwillingszusammensetzung, die Menge des Plagioklases ist eine weit geringere, als bei dem Gesteine von der Miniera di Senneghe. Der Feldspath enthält sehr \iel Poren, und ziemlich viel Mikrolithe, namentlich die grösseren sind sehr reich an Einschlüssen, während die kleineren selten GlaseinschlUsse, Mikrolithe oder Magnetitkörner beherbergen; auch Karlsbader Sanidinzwil- linge kommen vor. Von grösseren Einsprengungen sind einige Hornblcndedurehschnitte zu nennen, sie zeigen nur geringen Pleochroismus. Die Grundmasse, in der die genannten Mineralien liegen, besteht hauptsächlich aus parallel angereihten, oft Mikrotluctuationsstructur zeigenden langen Sanidinleisten, unter denen auch Karlsbader Zwillinge vor- kommen. Auch der Aiigit, der sonst in grösseren Individuen nicht vertreten ist, kommt in der Grundmasse niclit selten vor, er zeigt längliche, grasgrüne bis blassgrüne prismatische Durchschnitte, die arm an Einschlüssen sind nnd keinen PleochroYsmus zeigen. Der Magnetit kommt in reichlicher Menge vor, iiie und da zeigen sich auch undurchsichtige hexagonale Durchschnitte, die wohl für Titaneisen gehalten werden können. An einer Stelle wurden tridymitähnliche Täfelchen beobachtet. Apatit ist selten, Biotit feiilt gänzlich. Was den Nephelin anbelangt, so konnte er mikroskopisch nicht mit Sicherheit nachgewiesen weiden; auch das Verhalten gegen Säure, sowohl beim Atzen des Schlitfes, als auch bei der Behandlung des Gesteins- pulvers mit heisser Salzsäure, bei der sich kaum eine Spur von gelatinireuder Substanz zeigte, spricht niclit für ein Vorkommen des Nephelins in nenuenswerther Menge. Glasbasis wurde hier nicht beobachtet. Dieses Gestein nähert sich durch seinen Augitgehalt dem Gesteine von Ouglieri, von dem es sich al>er liäuptsächlich durch das Auftreten des Plagioklases unterscheidet. Es bildet in den tuftahnlichen Gesteinen des Kesselthales des Mte. Urtica einen nicht sehr ausgedehnten Gang. Gestein von Biajosso. Biajosso wird ein Sattel genannt, der am westlichsten Hände des Mte. Urtica, gegen Cuglieri zu liegt. Hier findet sich ein Durchbruch eines porphyrartigeu Gesteines, im dichten tuftahnlichen Trachyt. Derselbe hat äusserlich Ähnlichkeit mit dem oben beschriebenen Gesteine, es ist eljenfalls porphyrartig ausgebildet und enthält zahlreiche Feldspatheinsprenglinge. Es unterscheidet sich dieses Gestein mikroskopisch von dem von der Miniera di Senneghe durch das seltene Auftreten der HornbL^idc, sowie durch seine Structur, bei letzterem Gesteine tritt in der That eine braune, schwer durchsichtige, niagnetitreiche Gruudmasse auf, während bei dem von Biajosso schon bei schwacher Vergrösserung die makroskopische Grundmasse sich in ein Gewirre von Sanidinleisten auflöst; aussei den oit parallel angeordneten Sanidinen konnnen auch Feldspathe mit polysyntlietischer Zwillings- bildung, Plagioklase, die aber gewöhnlich nur aus wenigen Lamellen bestehen, vor; aucii kleine Individuen Die l'rorlucte den Vulcdns Monte Ferrti. 53 ans nur zwei Laniellen bcsfelu-nrl, treten auf; die Ranidine und Plaf;ioie/.eioliuot. T))c Prn(Jiiff(' fle.s Vulcans Monte Fernt. ")9 Die einzelnen Sliielie lösen sicli g;in/ gut in un(liirelisiclilige. linear ancinanilergereilite, lansrg-estreekte schwarze Stäbchen oder in eben solche Kömehen auf, deren Natur schwer bestimmbar ist. Sonst enthalten die Hauyne wenig- Einschlüsse. Der charakteristische sciivvarze, nndurehsichtigc Hand der llauyne tritt auch hier aul'. Der Sanidin tritt in einzelnen grösseren Durchschnitten auf, sie enthalten Einschlüsse, namentlich nadel- förniige Mikrolithe, ferner Magnetit und Apatit in hexagonalen Durchschnitten und Nadeln, wohl auch kleine Nepheline; Glaseinschliisse sind seltener. Biotit tritt in einzelnen Blättchen auf, Hornblende fehlt, grössere Angite kommen nicht vor. Die Hau)itmasse des Gesteines besteht aus langen Sanidinleisten, die ebenfalls rlie vorhin genannten Einschlüsse enthalten: sie sind hie und da |)arallel angenrdnet. Ferner fristen klidne blassgrüne, nicht pleo- chroYtische Augite auf, deren Diir(disclinitte längli(di rechteckig oder länglich sechseckig sind, sie enthalten nur wenig Einschlüsse. Der NepheHn tritt an manchen Stellen der Sehlifle in kleinen hexagonalen, oft abgerundeten, dicht gedrängten Durchschnitten auf, die ziemlich gut zu erkennen sind; er ist auch hier wasserhell und nicht gar zersetzt; an Einschlüssen ist er sehr arm. Die Menge des Nephelins kann keine bedeutende sein, denn das Gestein gelatinirt sowohl im Schliff, als auch bei dem \'ersuche mit Pulver nur wenig. Plagioklas fehlt diesem (Jesteine gänzlich. Magnetit ist nicht selten. A])atituadelu kommen ebenfalls vor. Ol) (Ilasbasis vorkunmit, ist intdit ganz si(dier, aber an einigen wenigen Stellen benbachtet mau eine, an Mikrolitlien iei(dic, isotrop si( li viihalteudc Masse, die nicht Ne|)helin sein dürfte. Gestein südlich von S. Lussurgiu. Dasselbe wurde im Thale des aus dem Mte. Urtica fliessendeu Haches gesannnclt. Es dürfte stromartig geflossen sein, doch lässt sich dies nicht mit Sicdierheit eidscdieiden; es zeigt eine blaugraue, harte dichte Grnndmasse, in der einzelne SanidinkrystaUe erscheinen; diese sind oft bis 8'""' lang. In Dünnschliffen sieht man vor Allem die auch makroskopisch bemerkbaren Sanidine, die sehr lebhafte Interferenztarben zeigen; sie sind reich an (iasporen, Grundmasse- und (ilaseinschlüssen, Magnetit und Mikro- lithen; auffallend sind dendritische (Jebilde, die offenbar aus Glasmasse bestehen und in allen grösseren Sanidinen vorkinnmen; auch Apatit findet sich im Sanidin. Diese Einschlüsse sind sehr unregelmässig ver- theilt, sie treten jedoch häufiger an den Kändeiu der Durchschnitte auf Die Sanidine zeigen auch Zwillingsbildung nach dem Karlsbader (iesetze. Plagioklas fehlt ganz. Ausser den grösseren Sanidinen konnnen noch andere kleine vor, deren Ditrchsehnitte wie bei den Sanidin- Angit- 'i'rachyten wirr durcheinander liegen. Dei' Augit findet sich in grösseren Durchschnitten von grasgrünei Farbe ziemlich selten; diese enthalten Mikrolithe und hie und da Magnetitkörner, und zeigen keinen merkliehen Pleochroismiis. Kleinere Säulen desselben Minerals von blassgrüner Färbung sind dagegen sehr häufig. Auch die Hornblende, au ihrer Spaltbarkeit, ihrer brauuen Färbung und ihrem allerdings schwaelieii l'leochroismus kenntlich, kommt obgleich selten vor; ebenso werdcu auch vereinzelte grössere Biotifblättchen beobachtet. Nephelin tritt in einzelnen rundlich-iiexagonalen Durchschnitten auf, die an ihrem isotropen Verhalten im i)olarisirten Lichte erkannt weiden, die rechteckigen Durchschnitte lassen sieh von denen des Sanidins nicht unterscheiden. Der Nephelin ist in diesem Gestein keineswegs zersetzt, sondern vollkommen wasser- hell, er ist auch sehr arm an Einschlüssen, zeigt keine Mikrolithenkränze ; auch fehlt ihm der sonst in Neplieliuen so häufige Staub im Innern der Krystalle. Die Nepheline der sardischen Gesteine zeigen keine Teudenz zur Zeolithbildiing, welche niemals beob- achtet wurde; hei der Zersetzung tritt eher Kaolinisiriing ein, welche auch die oft beobachtete Zerreibliehkeit der Gesteine hervorbringt. b* 60 G. Doelter. Die Menge des Kephelins ist eine wenig bedeutende; dies wird anch durch die chemische Probe bestä- tigt; es gelatinirt nämlich das Pulver des Gesteins nur sehr wenig, trot/dem auch Hauyn vorhanden ist. Der Hauyn (Nosean) ist nicht gar so selten, er tritt in quadratischen Durchschnitten, die aber häufig nicht ganz scharf begrenzt, sondern mehr gefranst sind, auf. Seine Farbe ist oft eine stark dunkelidaue, häutig aber eine schmutziggelbe, wenn die Zersetzung weiter vorgeschritten ist; er ist dann nur am Rande sehr dunkel, und zeigt auch dann noch sehr schön die bekannten Strichsysteme; er kommt nur in grösseren Individuen vor und sinkt nicht zur mikroskopischen Kleinheit herab. Magnetit ist hier häufig; Glasbasis kommt in sehr geringer Menge vor. Tuffähnliches Gestein vom Monte Boe bei S. Lussurgiu. Es zeigt dasselbe eine sehr harte blaugraue dichte Grundmasse, an einigen Stellen des Berges ist es jedoch mehr verwittert, sehr dicht und tnifähniicli; uidess ist es, wie sich bei näherer Begehung beobachten lässt, dasselbe Gestein, das sich hin und wieder in seinem Habitus den grauen Trachytlaven , andererseits ganz den Tuifgesteinen nähert. Im Dünnschlilf sieht man nur selten grössere Sauidine, ausnahmsweise kommt hier auch Plagioklas vor, der sonst in den dichten tufifähnlichen Gesteinen fehlt; das Gestein nähert sich dadurch den Sanidin-Plagio- klas-Trachyten mit porphyrartigem Habitus, von denen es aber durch den Nephelingehalt wesentlich ver- schieden ist. Dieses Gestein ist sehr feinkörnig und besteht hauptsächlich aus Sauidin, der jedoch nicht in scharf begrenzten Leisten, wie bei den anderen Gesteinen, die bisher betrachtet wurden, vorkommt, sondern durch- wegs rundliche verschwommene Umrisse hat; an manchen Stellen ist das Gestein tutfähnlich, indem die Sanidine offenbar nur Bruchstücke sind, mit ganz unregelmässigen Umrissen; auch der Augit, der an man- chen Stellen des Schliffes sich häuft, hat hie und da diesen Habitus; ausserdem kommt dieses Mineral in kleinen blassgrünen Säulen vor. Neplieiin kommt in grösseren Individuen kaum vor, findet sich aber in der Grundmasse in dicht gedrängten hexagonalen, oft abgerundeten Durchschnitten; er ist arm an Einschlüssen und ziemlich frisch und wasserhell. Magnetit ist sehr häufig, sowohl in grösseren Durchschnitten, als in winzigen Körnchen. Einige seltene Biotitblättchen wurden constatirt. Glasbasis dürfte ganz fehlen. Das Gestein ergab bei der Behandlung des Schlifies mit Salzsäure Gelatination und Bildung von Kochsalzwürfelchen, auch das Gesteinspulver gelatinirt mit concentrirter Salzsäure. Die Menge des Neplielins dürfte vielleicht über 15 Proc. betragen. Hauyn wurde nicht beobachtet, vielleicht ist er schon zu zersetzt, um noch unterschieden zu werden. Tuffähnliches Gestein aus dem Kesselthaie des Monte Urtica. Das Gestein ist blassgrau, oft weich, hat eine dichte, seidenglänzende Grundmasse, in der einige wenige Sanidine erscheinen. Grössere Snuidin-Durchschnifte sind im Dünnschliff selten zu beobachten, sie enthalten Gasporen, Glas- und Grundmasseeinschlüsse, Magnetit; hie und da erscheint darin Plagioklas als Einsctiluss. Das Gestein hat ein sehr dichtes Gefüge. Es tritt darin hanptsächlicii Sanidin und Augit auf; der Sanidin, der auch in kleineren Individuen viele Einschlüsse enthält, kommt mit unregelmässig begrenzten Rändern vor. Plagioklas als selbstständiger Gemengtheil, und Hornblende fehlen ganz. Der Nejjhelin kommt in nicht bedeutender Menge vor, er ist vorwiegend in der Grundinasse enthalten, in der er kleine liexagonale, dicht aneinander gedrängte Durchschnitte bildet, die sehr rein und wenig zer- setzt sind, in grösseren Individuen kommt er nicht vor. Magnetit kommt in Körnern von verschiedenen Dimensionen, im Ganzen aber nicht häufig vor; dagegen ist der Augit gar nicht selten, seine blassgrünen, nicht pleochroYtischen Durchschnitte sind ziemlich klein, häufig zersetzt; sie enthalten Mikrolithe, Glasein- schlüssr uiui tiasporen. Die Producte des Vulcans Monte Ferru. Öl Zu erwähnen sind noch einzelne, selten aiittretende Biotitblättchen. Apatit tritt, wenngleich selten, auf; Glasbasis dürfte ganz fehlen. Ein normaler, ans Bruehstiicken gel)il(leter Tiitf liegt hier keinesfalls vor, die Ähnlichkeit ist mehr eine äussere; die tutt'ähnliche, Beschaffenheit dürfte durch stürmische Vorgänge bei der Eruption hervorgebracht worden sein: es handelt sich hier aber nirgends um eigentliche Tuffe, die aus erhärteter vulcanischer Asche gebildet sein konnten, sondern an einigen Stellen wurde diircli die heftigen Bewegungen der Masse durch Einwirkung der Oase eine stürmische Erstarrung hervorgebracht, die zu einer tuffähnlichen Beschaffenheit Anlass gab. Gestein zwischen Cuglieri und S. Lussurgiu. Dieses Gestein wurde oberhalb des Castello Ferru gegen den Kamm zu gesammelt; es hat etwas pho- nolithähnlichen Habitus, eine dichte, graue seidenglänzende Grundmasse, mit sehr seltenen Feldspathein- sprenglingen. Im Dünnschliff erscheinen mehrere Sanidineinschlüsse, ohne regelmässige Begrenzung, die Glasein- schlüsse und Gasporen zeigen; die Hauptmasse des Gesteines besteht aus rectangulären, schmalen Sanidin- leisten. Die Feldspathe zeigen keine parallele Anordnung, sie haben oft ganz verschwommene Umrisse. Hauyn kommt hier in zersetzten, schmutziggelben, quadratischen, oft an den Rändern ausgefransten Durchschnitten vor; er zeigt selten die charakteristischen schwarzen Streifen, wahrscheinlich sind dieselben bei der Zersetzung theil weise zerstört worden. Auch der Augit ist in eine grüngelbe Masse umgewandelt, er zeigt keine Interferenzfarben, seine Durch- schnitte von länglich hexagonaler, oder unregelmässig länglicher Form sind oft ziemlich gross; die Menge dieses umgewandelten Augites ist eine massige. Der Nephelin erscheint auch hier vorzugsweise in sehr kleinen Individuen; deutliche hexagonale Durch- schnitte wurden nur au wenigen Stellen beobachtet, aber nach dem Verhalten gegen Säure ist der Nepheliu- gehalt kein unbeträchtlicher. Magnetit ist selten, Glasbasis scheint ganz zu fehlen. 4. Normaler Phonolith. Nur in einem Gesteine herrscht der Nephelin gegenüber den anderen Gemengtheilen vor, in den übrigen herrscht weitaus der Sanidin vor. Der Nephelin kommt hier in deutlichen Krystallen, mit hexagonalen und quadratischen Durchschnitten vor. Jene Interpositioneu, die in Kränzen angeordnet sind und in den Nephelineu der Phonolithe sonst häutig vorkommen, fehlen hier gänzlich, auch jener blaue oder schwarze Staub, der sonst so oft auftritt, konnte in diesen Nephelinen nicht beobachtet werden. Augit und Hauyn kommen wie bei den trachytischen Phonolithen vor. Magnetit ist nicht häufig, Glas- basis fehlt; Titanit wurde constatirt. Dieses Gestein, das nur geringe Verbreitung hat, steht gegenüber den anderen nephelinfülirenden Gesteinen durch seine quantitative mineralogische .Zusammensetzung und seinen Habitus isolirt da. Am nächsten kommen ihm die zuletzt genannten Gesteine. Gestein aus dem Thale des Rio Mannu. Dieses wurde dicht in der Nähe des Mte. Castello Ferru gesammelt, wo es stromartig auftritt und an einem kleinen isolirten Hügel vorkommt, der in seinem unteren Theile aus Tuff besteht. Das Gestein ist sehr hart, gelbgrau, dicht, zeiiit schwarze Flecken, aber keine Einsprengunge. Der Hauyn ist in diesem Gesteine selten, und treten einzelne grössere .schmutziggelbe Individuen auf, die wiedernni die bekannten Striclisysteme zeigen ; der Hauyn tritt nur in grösseren quadratiscli begrenzten Durchschnitten aul, ohne zu mikroskopischen Dnuensioueu herabzusinken. ()-2 C. Doeltpr. Angit kommt liier in mifteigiossen, lauchgrüneii säulenförmigen Individuen nicht selten vor. Hornblende dürfte ganz fehlen; der Augit zeigt keinen merkliclien Pleochroismus; Biotit ist sehr selten in vereinzelten Blättchen zu beobachten. Der Sanidin, der reichlieh vorhanden i.st, tritt in Säulen auf, ferner auch in grösseren, länglich liexn- gonal begrenzten Durchschnitten. Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetze kounneu vor. Plagioklas kommt hier gar nicht vor. Die Sanidine enthalten als Einschlüsse vereinzelte Ne|dieline, etwas Glasmasse und Magnetit. Der Nephelin, der den Sanidin an Menge übertrifft, also sehr reichlich vertreten ist, tritt mehr in kleineren Individuen als in grossen Durchschnitten auf; er ist arm an Einschlüssen, nur selten bemerkt man im Innern einen dunklen, aus nicht näher bestimmbaren Beimengungen bestehenden Kern; auch sind diese Nepheline, von denen in den Schliffen melir hexagonale als quadratische Durchschnitte sichtbar waren, wasser- hell und wenig zersetzt. Titanit wurde auch an einigen Stellen beobachtet; er bildet die bekannten Krystalldurchschuitte mit spitzer Endiguug. Apatit wurde beobachtet. Glasbasis fehlt hier gänzlich. Dieses Gestein gelatinirt unverhältnissmässig stark, sowohl bei Versuchen an Schliffen als an (Testeins- pulver. Der Nephelin bildet hier Sfv bis 4r) Proc. der Gesteinsmasse. Magnetit tritt in diesem (lesteine nicht häufig auf. Eine Analyse dieses Typus schien sehr nothwendig, um auch chemisch die Beziehungen zu den Tra- chyten festzustellen. Die chemische Untersuchung ergab: Kieselsäure 53 •95 Thonerde 23 -82 Eisenoxyd 2-(i8 Manganoxydul S|nir Kalkerde 0-99 Magnesia 0-55 Kali 5-79 Natron 10-03 Glühverlust 1-89 Schwefelsäure Spur 99-70 Von dem früher beschriebenen Gesteine von Cuglieri unterscheidet sich dieses durch die äusserst geringen Mengen von Kalk und Magnesia, die es aufzuweisen hat; ebenso ist der Eisengehalt ein viel gerin- gerer als in jenem, der Alkaliengehalt, namentlich aber der Natrongehalt ein ungleich höherer; dagegen ist es nur um ein Geringes basischer als das Gestein von Scanu-Cuglieri ; wie wir sehen werden, nähert es sich, was den Kieselsäuregehalt anbelangt, sehr den olivinfreien Basalten aus dem Gebiete des Mte. Ferru. Das Gestein ist demnach sowohl der mikroskopischen Untersuchung, als auch der chemischen Analyse nach ein Gemenge von Nei)helin, Sanidin mit nur wenig Augit, da ja der Kalk- und Magne.siageh;ilt ganz unbedeutend ist; auch Magnetit ist selten. II. Feldspathbasalte. Allgemeines. Die Hauptmasse der Laven des Mte. Ferru besteht aus Feldspathbasalt; dieses Gestein bildet ausser dem grössten Theile der den Hauptkrater nach allen Seiten hin umgebenden Lavadecke auch noch einzelne (länge im Bereiche des Kraters; auch ein Tlieil der La\en der parasitischen Kratere, die den Mte. Ferru Die Pr od Hüte des Vulcans . Monte Ferru. ()3 unig:al)en, gehört zum Feldspatbbasalt, iiiid ebenso liaben die Vulcane von Pozzo Maggiore /um Theile wenig- stens solflies Material geliefert. Bei der Betracbtung der einzelnen Gesteine wurde diese geographisebe Anordnung beibebalten, und zuerst die Gesteine des Mte. Ferru, dann die der parasitiscben Kratere und hierauf die Laven der Vulcane von Pozzo Maggiore beschrieben. Die hier zu betrachtenden Feldspatbbasalte zerfallen in oli vinfiibrend e und olivinfreie; zwi- schen beide fallen die olivinarmeu. In einigen kommt der Olivin nur als Kinschluss vor, in anderen hat er sich direct ausgeschieden, doch soll eine Eintheilung auf dieses Verhalten hin hier nicht durchgefühlt sein. In Bezug auf den Augitgebalt lassen sich augitreiche, augitarme und augitfreie unterscheiden; indess scheint der Olivingehalt wohl ein wichtigeres Moment für die Eintheilung der Gesteine zu sein. Ausser dem Olivin und Augit und dem stets vorherrschenden Plagioklas treten noch Magnetit in wechselnden Mengen, hie und da Titaneisen, Eisenglanz, Apatit auf ; der Biotit ist in einigen Gesteinen in erheblicher Menge vorbanden, in sehr wenigen Gesteinen tritt auch Orthoklas auf. Dagegen fehlen Lencit, Kcphelin, Mellilith und die Glieder der Hauyngiuppe. Was die mikroskopische Charakteristik der Basalte anbelangt, so sei bemerkt, dass der Plagioklas bei weitem allen übrigen Gemengtheilen gegenüber vorherrscht, und dass Olivin, Augit, Magnetit im Verhältniss zu anderen Basalten häutig mehr untergeordnet erscheinen. Der Plagioklas ki mmt meistens in Leisten vor, die aus wenigen Lamellen bestehen, und die gewöhnlich aim an Einschlüssen sind; davon macheu nur die Piagioklase der porpbyrartig ausgebildeten Basalte Aus- nahme. Sanidin ist sehr selten, selbst wenn man alle einfachen Durchsclinilte zum inonoklinen Feldspath rechnet. Der Olivin ist gewöhnlich farblos, von einem braunen Eisenoxydhydratrande umgeben, oft auch ganz braun; er zeigt hie und da vonZersetzung herrührende Parallelfaserung, und ist meist arm an Beimengungen. Picotit ist darin nur selten zu beobachten. Auch andere EiuschlUsse sind selten, nur Dampfporen und Glas- einschliisse sind häufiger. Der Augit tritt entweder in grösseren Krystallen mit nelkenbrauner, tdassgrüner oder weingelber Farbe auf und hat dann gewöhnlich achteckige und hexagonalc Durchschnitte, oder in sehr kleinen, blassgelbeu Häuicn, mit abgerundeten Enden. Pleochroismus zeigt sich nur selten, und dann nur bei den nelkenbrauuen Augiten, sehr selten bei den grünlichen oder gelben; besonders deutliche Absorptionsunterschiede konnte ich bei den Augiten dieser Basalte niemals beobachten. Es liegt die Wahrscheinlichkeit der Ansicht nahe, dass die durch die Farben und Absorptionserschei- nungen verschiedenen Augite wohl eine verschiedene chemische Znsannnensetzung besitzen. Der Augit ist in unseren Basalten nie sehr reich an pyinschliissen. Der Magnetit tritt zumeist in (luadratisclien Durchschnitten auf, seltener in rundlichen; man beobachtet auch hier die sonst so häufigen Aneinanderreihungen der Magnetite in Schnüren. Was das Titaneisen anbelangt, so finden sich hexagonale Täfelchcn davon nicht gar häufig; dagegen kommen jene eigcuthümliche Formen vor, die dem Schlifi' ein merkwürdiges, gehacktes Aussehen geben, und die yon Sand berger als Titaneiseu erklärt wurden. Auch jene als Leukoxen bezeichneten Zersetzungsproduete des Titaneisens wurden, obgleich selten, beobachtet. Eisenglimmcr tritt in manchem unserer Gesteine auf, ferner ist Eisenoxydhydrat als Zersetzungsproduct des Magneteisens, des Olivins und Augits nicht selten. Nach Rosenbusch' soll zwischen dem Vorkonmien des Olivins und der krystallinischen Ausbildung des (lesteins ein Zusammenhang existiren, er sagt: „Je vollkommener und deutlicher krystallin ein basal tisches Gestein entwickelt ist. um so unvollkonnnener ausgebildet sind seine Olivine, d. Ii. um so mehr büssten diese durch Umschmelzung ihre Form ein." ' WikioskopibclK; riiysiogra|)liie (k'i Massengestt'iiic, p. I3(i, 64 C Doelter. Die sardischeii Basalte lassen hierin keinerlei Gesetzmässigkeit eikennen, nnd wenn dieselbe überhaupt existirt, so scheint sie dennoch viel Ansnahmen zu zeigen, gerade in sehr schön kryst.-illinisdi entwickelten Hasalten fanden sich scharf begrenzte Krystalldurchschnitte des Olivins. Fast sämuitliche Gesteine sind kry- stallinisch ausgebildet und die auftretende Glasbasis stets mir in geringeren Mengen vorhanden. Der Habitus der Gesteine ist ein sehr verschiedener, es kommen doleritische, anamesitähnliche, augit- andesitähnliche, schlackig-poröse und ganz dichte Gesteine vor, wobei letztere die seUensten sind. Eine nicht zu übersehende Thatsache ist das hin nnd wieder beobachtete Vertreten des Olivins durch Augit und der Zusammenhang der relativen Mengen jener Mineralien mit der Magnetitmenge; da es sich um chemisch ziem- lich gleiche Magmen handelt, so lassen sich daraus einige Schlüsse ziehen. (Vergleiche unten.) Es tritt die Frage auf, ob die olivint'reien Gesteine nicht nach dem Vorgange Rosenbusch's als Augit-Andesite abzutrennen wären. Ich kann die Eintheilungsweise, welche jener Autor durchgeführt hat, und welche jedes chemische und geologische Moment unberücksichtigt lässt, im Allgemeinen nicht billigen, es ist mir jedoch hier nicht miighch, weiter darauf einzugehen. Was die Trennung der Augit-Andesite von den Feldspathbasalten anbelangt, so ist meiner Ansicht nach die Anwesenheit von Olivin jedenfalls genü- gend, um ein Gestein zum Basalte zu stempeln, indess scheint es mir nicht vortheilhaft , jeden olivinfreien Basalt Augit-Andesit zu nennen; von mineralogischen Merkmalen ist das Auftreten des Sanidins und auch der Hornblende wohl zur Charakterisirung von Augit-Andesit nothwendig. die Structurfrage dürfte bei dem häufigen Übergehen von einer Structurform in die andere, die sich an demselben Lavastrom beobachten lässt, gar nicht zu berücksichtigen sein; besonders wichtig erscheint aber der höhere Kieselsäuregehalt der Augit- Andesite, der kaum unter 55 Proc. herabsinkt. ' Endlich ist aber auch das geologische Zusammenvorkommen und die engere Verquickung mit Basalten oder Hornblende-Andesiten von grosser Wichtigkeit, um ein zweifel- haftes Gestein zu einer oder der anderen Gruppe zu stellen. Bei der schon nachgewiesenen Zusammengehörigkeit der olivinfreien und der olivinfUhrenden Laven des Mte. Ferru in genetischer und räumlicher Hinsicht ist jene Trennung nicht durchführbar, was auch durch die Abwesenheit von Sanidin und Hornblende bestätigt wird. * Nur für die etwas sanidinführenden Gesteine des Mte. Kughi und des Mte. Andria, die selbstständigen Schlünden entströmten, könnte ein Zweifel existiren, aber auch bei ihnen fehlt die Hornblende gänzlich, und ist die Menge des Sanidins jedenfalls eine unbedeu- tende, ich glaube desshalb auch diese Gesteine zu den Feldspathbasalten stellen zu können. Sehr wichtig zur Entscheidung der Frage ist die chemische Zusammensetzung der Gesteine. Die olivin- freien Basalte aus unserem Gebiete sind nun nicht genügend sauer, als dass man sie mit Entschiedenheit zu den Angit-Andesiten stellen könnte. Allerdings hat das (iestein von Borore, das sehr augitreich und olivinfrei ist, einen Kieselsäuregehalt von 52 Proc, was für einen Basalt nicht wenig ist, die Augit-Andesite (wenigstens die quarzfreien, typischen Gesteine, wie sie in Ungarn, auf Java, im westlichen Nordamerika vorkommen)^ haben einen Kieselsäure- gehalt von 55—63 Proc, sind also durchwegs mehr sauer, als die basaltischen Gesteine; und vielleicht dürfte dies das sicherste Criterium zur Unterscheidung von Basalt und Augit-Andesit sein; indess wird es immer Fälle geben, wo der Übergänge halber sowohl chemisch, als mineralogisch eine genauere Eintheilung schwer sein wird; dies ist auch hier der Fall, würde man das Gestein von Borore isolirt zu behandeln haben, so könnte man es allenfalls schon als Augit-Andesit bezeichnen, wenn man nur die mineralogische Zusammen- setzung betrachtet und hicbei das Auftreten von Orthoklas und Hornblende in geringerer Menge als nicht zur I Vergl. Zirkel, Micio.scupical Petrograiihy, p. -226 ii. tf. Zirkel constatirt ebenfalls Hornblende in manchen Augit- Andesiten. - Da- Vorkommen von .Schalen.'itriictni- der Plagioklase in den Augit- Audesiten, welclie bei Basalten felileu soll (Rosen- buscli, Mikroskop. Physiographie der Massengesteine), ist wohl ein zu unwiclitiges Moment, um bei der Entscheidung der B'rage in Betracht zu kommen. Indess sei hier bemerkt, dass auch bei mehreren echten Olivinbasalten der Plagioklas Solialen- structur zeigt; es wäre auch meikwürdig, wenn der Plagioklas, weil er mit Olivin zusammen in den Basalten vorkommt, nicht Schalenstructur zeigen sollte. 3 {'. Doelter, Über einige Trachyte aus dem Tokaj Eperieser Gebirge. -- Zirkel, Microscopical Petrography, p. •>2ö. ■I Die l'roductr (Ivs Valcans Monte Ferra. 05 Chaniktevisiruiis eines Aiiäit-Aiulcsits iKitliwciidig betrachtet; im vorliegenden Falle aber, wo der innige Znsannneniian.i;- mit echten Basalten nachgewiesen ist, wird man wohl hesser thun, es nicht von jenen abzu- trennen, ohgleich auch hier constatirt werden niuss, dass namentlich der höhere Kieselsäuregehalt einen Üheignng zu den Augit-Andesiten vermittelt; wir stehen auch hier wieder vor jenen zahlreichen Übergangs- Ibrmen, die in der Petrographie unendlich häufiger sind, als die isolirten, gut deflnirten Typen und die jede Classification zu einer approximativen, ungenauen, stempeln müssen. Indess ist ja die Frage keine so wich- tige und wird es schliesslich kein grosser Missgriff sein, wenn wir die Gesteine, deren Definition wir kenneu lernen werden, als Augit-Andesit oder Basalt bezeichnen. Bei der Beschreibung der einzelnen Ty|)en unter- scheide ich die zwei grossen (irupiien, tür die ich den Namen Basalt belassen will, und gehe im (ihrigen nach geographischen Bezirken vor. Ich stelle hier noch die Gesteine nach dem Auftreten des Olivins zusammen. Olivinfreie: Stromgcsteine des Mte. Ferru: Suni; Mte. Melle; Borore; Pauli Latino. G a n g g e s t e i n e : Mte. Urtica. Stromgesteine der nördlichen kleinen V ulcane : Mte. liughi; Mte. Andria. Oli vini'ü hrende: Sl romgest ei ne des Mte. Ferru: S. Leonardo; Cuglieri; Ghizo uml Mte. Tiivaiiari ; M. Villoria ; Maconier; Senneghe ; Narboliii. Ganggesteine des Mte. Ferru: Ghizo; Castell Ferru. Stromgesteine und Ganggesteine von Pozzo Maggiore: Sännntliche untersuchte Laven von Pozzo Maggiore ; Mte. Boe; Padria. aj Olivinfreie Feldspathbasalte, Indem ich dem elieii Bemerkten folgend, diese Gesteine von den olivinflihrenden trenne, rechne ich dazu ancii noch einige (Gesteine, die etwas 01i\in in vereinzelten Körnern enthalten, uni<)tit fehlt; Apatit koiimit auch liier vor. Die iiiikiosUupisehe Stnictui- iles Gesteines ist also die porphyrarti^e, das (iesteiii selbst ist aber fast gair/, krystalliiiisch. Es ist ein oii \ iiifrei er augitreicher Feldspathbasalt. Feidspathbasait von Pauli-Latino. Rauchg'raucs bis bläidiehgraues rauh poröses Gestein, das von kleinen Ilöhhmgeii regelmässig dureli- zogen ist. Makroskopisch zeigt es selten kleine weingelbe Olivinkörncr, sowie hin mid wieder Feldsjiath- leisten. Unter dem Mikroskop im Dünnschlift' erkennt man ein ziemlich grosskörniges Gestein, das wesentlich aus Plagioklas und Augit besteht. Der Plagioklas kommt in regelmässig begrenzten länglichen Durchschnitten vor, die ungemein frisch und vollkommen vvasserhell sind; sie enthalten nur sehr selten Grundmasse und Glaseiuschlüsse, dagegen viel Gasporen; Magnetit und Mikrolilhc konnten darin nur selten beobachtet werden; im Allgemeinen sind die triclinen Feldspathe sehr arm an Einscidüssen. Die einzelnen Plagioklaskrystalle sind bei diesem Gesteine im Gegensatz zu manchen anderen dieserGegend, aus sehr vielen Zwillingslaniellen zusammengesetzt; wenig- stens gilt dies für die grösseren, während die kleineren nur aus wenigen liestchen. Dur Augit ist zwar nicht in dem Maasse wie der Plagioklas, aber innnerhin reichlich vertreten. Meist sieht man grössere, länglich-hexagonale oder octogonale, oder auch ganz unregelmässig begreirzte Durch- schnitte \on blassgvüner bis weingelber Farl)e, schwach pleocliroitisch und von unregelniässigen Kissen durch- zogen; häutig sind mehrere Augite um einen Punkt herum gruppirt. Sie enthalten einige Glaseinschlüsse, so- wie nadelfönnige Blikrolithe und Magnetit. Olivin ist in diesem Gesteine sehr selten und bcobaciitet man nur einige Körner dieses Minerals. Als Zersctzungs[iroducte des Augits treten rolhbraune, ganz unregelmässig geformte Parthien einer nicht pleochroitisclien, nicht näher bestimmbaren Eisensilicatverbindung auf; einige dieser rothen Durchsclinitle dürlten vielleicht dem Eiseuglauze angehören. Magnetit ist hier verhältnissmässig sehr wenig vorhanden, wenn man von denjenigen Durchschnitten absieht, die als Beimengungen des Augits oder des Feldspaths auftreten. Das Gestein ist ganz krystallinisch und konnte Glashasis nicht darin beidjachtet werden. Dieses Gestein unterscheidet sich also von den bisher beobachteten, durdi das allerdings liiichst spora- dische Aultreten des Olivins, es ist ein magnetitarmer Plagioklas-Aiigit-liasalt. Zu erwähnen ist noch ein merklich pleochroilischer Augitdurchschnitt, der eine sehr deutliche Spaltbarkeit nach einer Pinakuidliäche hat und möglichej'weise dem Diallag angehören könnte. Feldspathbasalt vom Monte Tuvanari. Dieses Gestein zeigt makroskopisch wechselnde Structur, oft ist es porös und scidackig, dann wieder auanicsilähnlich mit feinkörniger Structur oder porphyrartig. Diese Unterschiede treten schon in llandstücken auf. Als Ausscheidungen sieht man in einer blaugraueu Grundruasse Plagioklase, oft sehr reichlich, oft sehr selten, sowie auch vereinzelte Olivinkörncr. Der mikroskopische Habitus ist verschieden von dem des eben beschriebenen Gesteines. Der Olivin ist sehr selten, al)er auch hier farblos mit rothbraunem Rande. Dagegen ist der Augit sehr häufig, er tritt sowohl in grosseren Körnern und länglichen Durchschnitten, als auch in der eigentlichen Gruudmasse in kleinen blassgelben Säulen auf; die grösseren Individuen ent- iialten viele Mikrolithe, die meist nur an einigen Stellen auftreten, ferner auch Magnetit- und Glaseiuschlüsse. Hin und wieder beobachtet man auch Andeutungen eines die Augite umgebenden Magnetitrandes; die grös- seren Augite sind von weingelber oder nelkenbrauner Farbe, erstere zeigen keinen Pleochroisnius, wohl aber letztere. 68 C. Boelter. Der Plagioklas kunmit in einzelnen grösseren Krystalldurolischuitteu, sowie auch sehr rcichlicii in reetan- guiäreu, schmalen Leisten vor; er ist sehr reich an Glas- und Orundmasseeinschlüssen, ferner treten darin auf: Magnetit, Augit und stabförniigc Mikrolithe. In dem Gesteine vom Mte. Tuvanari ist Magnetit viel reichlicher vertreten , als in dem eben betrachteten ; er tindet sich in reetangulärcn Durchschnitten und Körnchen von verschiedener Grösse. Titaneisen scheint ganz zu fehlen. Auch dieses Gestein ist fast ganz krystalliuisch, und nur selten beobachtet nuin huiggcstrcckte Parthien einer nicht auf das polarisirte Licht einwirkenden Masse, die wohl als Glasbasis zu deutcm ist. Dieses Gestein ist also augit- und sehr magnetitreich, dagegen oliviuarm. Der Olivin bat iiicr nur den Charakter eines ganz accessorischeu Bestandtheils. Ganggestein aus dem Kesselthale des Monte Urtica. In den, aus dichtem Phonolith, Sanidintrachyt und tuinümlicliem Trachyt gebildeten Massen, die das Innere des Mte. Urtica bilden, treten einige sporadische liasaltgänge auf. Das zuerst zu beschreibende Gestein, das von einem Gange von circa 5'" Mächtigkeit abstannnt, weicht in seinem Habitus gänzlich von den stromartig geflossenen Basalten ab, es erinnert in seinem Habitus an Augit-Andesit und zeigt in einer dichten blaugraueu Grundniasse grössere Plagioklase. Auch im Dünnschliffe tritt diese Ähnlichkeit hervor, in einer braunen Grundmasse treten grössere, sehr schön lamellar zusammengesetzte Plagiuklase auf; bei einigen derselben beobachtet man zwei, ungefäiir rechtwinkelig auf einander stellende Richtungen der Zwiiiingsbildung. Einfache Feldspathe scheinen nicht vorzukommen. Die Plagioklase sind reich an Einschlüssen von Glas- und Grundmasse, sowie auch an Mikrolitben; diese Beimengungen machen oft fast den achten Theil des Durchschnittes aus, sie sind niciit nach Zonen, sondern ganz willkürlich vertheilt; dadurch unterscheiden sich die Plagioklase dieses Gesteins von jenem der anderen Basalte, die ziemlich arm au Einseldüssen sind. Das Mengenverhältniss der Plagioklase zu der Gruudmasse ist circa 2:3. Augit ist ziemlich selten, er kommt nur in kleineren nelkenbraunen Leisten vor, die nicht reich an Einschlüssen sind. Die Grundniasse löst sich bei hinreichender Dünne der Präparate auf, und lässt viele Feldspathleisteu, sowie auch kleine Augite erkennen, Magnetit ist sehr reichlich darin ver- theilt; gewöhnlich werden die grösseren Magnetitkürner und Quadrate von kleinen farblosen Nadeln durch- spickt. Einige hexagonale undurchsichtige Durchschnitte gehören vielleicht dem Titaueiseu an. Olivin fehlt zwar nicht ganz, doch finden sich in einem Schliffe nur zwei bis drei Körner; Apatit ist selten, Bioiit feidt. lienier- kenswertli ist ein Olivincinschluss im Plagioklas. Glasbasis wurde nicht beobachtet. Das Gestein ist ganz krystailinisch. Es hat, wie aus derBcschreibung zu ersehen ist, andesitähnlichen Habitus. Doch würde es mir ein inconsequentes Vorgehen erscheinen, wollte man dieses Gestein \»\\ den echten olivini'ührenden Feldspathbasalten trennen und als Augit-Andesit bezeichnen; man wäre dazu eben so wenig berechtigt, als zur Einreihung der ganz olivinfrcien Plagioklasbasnlte in die Gruppe dcrAndesite, da der tekto- uisch-genetische Zusannnenhang zerrissen würde, und auch nnneralogisclie Unterschiede obwalten — so das Felden von untergeordnetem Sanidin und Hornblende — , die eine Einreibung in die Andesite kaum /.idasscn. Es zeigt eben dieses Beispiel wiederum, dass aus einem und demselben Magma je nach den Umständen, die bei der Erstarrung vorhanden sind, sehr verschiedene Strucfurfnrnien resultireii können. Feldspathbasalt von Suni. Das Gestein wurde zwischen Suni und Bosa gesammelt, au der Grenze des Basaltes gegen den Kalk stein. Dasselbe ist dem Äusseren nach ziemlich ähnlich den Gesteinen von Cuglieri, Ghizo, Pauli-Latino. Es ist rauh-porös, ohne jedocii grössere Hohlräume aufzuweisen, von lichtgrauer Farlie; Plagioklas ist nicht selten darin zu beobachten. Olivin aber sehr s])ärlich. Die Producte des Vulcans Monte Ferru. fi9 Uutur (k'iii Mikroskope im Diiiiuscliliir zci:;'t es zalilrcirliu rectaiiSAuläre Plagioklasdiircliscluiittc mit .scliöiicr Z\villiiii;szusanimL'iisetziiiii;-; sie entiialteii einige Einsclilttsse von Glas und Magnelit. iiml liegen sehr unvegeluiiissig (liirciieinander. Der Olivin ti-itt niikroskopiseh nui- selten auf, es sind meist in Kisenoxydvcrliiiidungen umgewandelte braune Dureli.sclinifte. Dagegen kommt der Augit in sehr zahlreichen blas.sgelben nicht |ilcoehroYtiselien Durch- schnitten vor, welche wenig Einschlüsse von (ilas und Mikrolithc enthalten. Ks scdicint überhaupt, als wcini in nnseren Basalten Augit und Oliviu sicli vertreten würden. Magnetit ist zieuilieh selten; einige rothbranne hexagonalc Blättchen dürtten dem Eisenglimmer zuzurechnen sein, hin und wieder tritt der Magnetit in Schnüren auf. Apatit ist selten. Glasbasis fehlt hier ganz Das (icsteiu ist gleicbrnässig krystallinisch. Auch lüotit fehlt ganz. Wir haben also hier einen Übergang zwischen olivinlreiem und (divintnlirciidcin Basalt. Feldspathbasalt vom Monte Andria. Dieses Gestein, welches so\\old dir Hauptmasse des Mte. Andria als au(di der iiuhc -elegenen Hügel des Mte. Ivughi bildet, hat doleiitälinlichen Habitus, neigt aber hin und wieder mehr zur l'orphyrstructur. Oft besteht es aus kleinen Feldspathindividuen mit fast kleinkörnigem Gefüge, oft aber zeigt es eine dichte Grundmasse nn't zahlreichen Feldspathciusprcnglingen. Unter dem Mikroskope erkennt man, dass das Gestein mehr andesitähnlicheu Habitus besitzt; es zeigt im Dünnschliff" eine braune Grundniasse mit eingesprengten Feldspathkrystallen. Letztere besitzen fast quadratische oder rectanguläre oder hexagonale Ihnrisse, und sind zum grösseren Theil Plagioklase, zum Theil einfache Individuen, die nach optischen Eigenschaften als Sanidine i)ezeiclinet werden können, auch liegt die Annahme nicht nahe, dass der Plagioklas sich bald in einfachen Krystallen, liald in zahlreichen verzwillingten Individuen ausgeschieden habe, sowie auch kein Grund vorliegt, warum nicht in basaltischen Gesteinen auch Ranidin sich ausge>chieden haben soll, namentlich in solchen, die von den normalen Feldspathbasalten durch ihre Structur so verschieden sind, wie das vorliegende Gestein. Der Feldspath ist stets ungemein reich an Glas- und Grundmasseeinschlüssen, die ziemlich regellos in den Krystallen vertheilt sind, meistens aber einen Kern im Innern bilden; seltener treten Magnetit und Mikrolithe als Beimengungen der Feldsiiathsubstauz auf; es ist bemerkenswerth, dass in allen nnseren Gesteinen nur die pinphyrartig ausgeschiedenen Foldspathe reich an Einschlüssen sind. Olivin fehlt in diesem Gesteine ganz, dagegen tritt dci- Augit häutig auf, und vorzugsweise wieder in grösseren in der Grundniasse eingesprengten Individuen von hlassgrüner bis weingelber Farbe, mit achteckigem oder sechseckigem Kry- stalldurchsclmitte, welche Magnetit und Glaseinschlüsse enthalten und merklich [)leochroTtiscli sind. Die Grundmasse wird schwer durcbsichtig, doch erkennt man in ihr zahlreiche Feldspathkrystalle und Krystalloide, einzelne Mikrolithc von Augit, und Magnetit in quadratischen oder rundlichen Durch- schnitten; auch Apatit konnnt vor. Ob nebeid)ei auch noch etwas Glasbasis vorhanden, wage ich nicht zu entscheiden. Dieses Gestein besteht also aus Plagiiddas, wahrscheinlich auch etwas Ortluddas, Augit; Olivin kommt als cigeutlieher Bestaudtheil nicht vor, dennoch habe ich dieses Gestein hier nicht zum Augit- Andesit rechnen zu müssen geglaubt, aus den früher angefülirten Gründen, so des Fehlens von Hornblende wegen. Indess könnte hier die Bezeichnung Augit- Andesit desshalb passender sein, als bei den früher beschriebenen Laven des Mte. Ferru, weil dieselben eine selbstständigere .Stellung einnehmen, und nicht aus demselben Schlünde stammen, wie die olivinreichen Laven; es könnten also diese Gesteine als Augit- Andesite bezeichnet werden, namentlich wenn man dieses Gestein in dem Umfange versteht, wie Rosen husch, wogegen ich mich in- dessen schon früher ausgesprochen habe. Vorläufig möge immerhin auch dieses Gestein als Feldspathbasalt bezeichnet werden. 70 G. Doelter. b) Oliviuführende Feldspathbasalte. Dem in den einleiteiKk'ii IScnierkuiigen Gesagten habe icli nur Wenige« hinzuzusetzen. Die Gesteine wunlen wie früher nach geographischen Gebieten angeordnet, und ziiersi die Laven des Mte. Ferru, dann die der Umgebung von Pozzo Maggiore betrachtet. Die chemische Zusammensetzung des IJasaltes von S. I>eonardo gibt ungefähr die Beschaffenheit dieser Gesteinsgruppe. Feldspathbasalt von S. Leonardo. Dieses Gestein gehört den Strömen an, die vom Mte. Urtica (namentlich von dem uördliclien Theile des Kraterrandes) herabgeiiossen sind. Die Gesteine sind rauchgrau bis blaugrau, ziemlich porös, oft zeigen sich auch gi'össere Hohlräume, sowie sclilackige Einschlüsse und einige Olivinbrocken. Unter dem Mikroskoi)e sieht man zieudicli viel Oliviu, der jedoch nirgemls zur mikroskopischen Klein- heit herabsinkt, sondern nur in grösseren Krystallen mit hexagonalen Durchschnitten oder Körnern zu sehen ist; meist ist er farblos mit gelbbrauner Umrandung; an Einschlüssen enthält er nur einzelne Magnetitkörner und si)ä'rliehe Glaseinscldüsse. Der Plagioklas kommt in einzelnen grösseren Krystallen vor, von denen einige keine Zwillingsbildung zeigen, also vielleicht zum Sauidin zu stellen wären. Ausser diesen grösseren Eiiisprengliugen zeigt sich die Hauptmasse des Gesteines, bestehend aus Pla- gi(dclas, der in länglich-)ectaugulären Durchschnitten erscheint; meist ist ein solcher nur ans ^venig•en ver- zwillingfen Individuen gebildet, oft stellen diese Plagioklase lange, dünne Nadeln dar, welche man fast mit Apatit verwechseln könnte, der wiederum hauptsächlich als Einschluss im Feldspath auftritt. Die Plagio klase enthalten nicht viele Interpositionen: Magnetit und einzelne Mikrolithe, GlaseinschlUsse treten hin und wieder auf. Der Augit konnnt in neikenbrauneu bis weingelben Kr_ystallen mit sechs- oder achteckigen Durch- schnitt e» vor, oder aucli in Körnern die grösseren Individuen sind zienilicli spärlich gesäet, sie zeigen mehr braune Farlien, während die in kleinen Individuen vorkonnncuden Augite lichte Karben zeigen; diese zeigen kaum merklichen Pleocdiroismus. Magnetit ist nicht sehr häutig. Glasbasis feldt diesem Gesteine gänzlich. Da dieses Gestein typisch für einen grossen Tiieil der die Basaltdecke l)ildenden liasaltmassen ist, und grosse Alinlichkeit mit den Gesteinen von Seuneghe, Gliizo, Cuglieri hat, so schien eine Analyse derselben von grosser Wicht igkeit. Dieselbe ergab: Kieselsäure . . . -fD-!")! Thonerde 18-U] Eisenoxyd I5-7[) Kalkerde. . . 8-lJ Magnesia f)-«!'.» Kali. O-SS Natron. . . . • 4-(;u Glühverlust Ü-t»2 'J9-77 Ausserdem fanden sicii Spuren von Pliosphorsänre, Titansänre, Manganoxydiil, welch' erslere von Apatit, res|iective Titaneisen oder wahrscheinlicher viui titaii hältigem Magueteisen herrühren. Wir haben also hier eine normale nasaltzusannn<'nselzung; die beträchtliche Menge des Eisens dürfte hier vom (lliNJu lierrüliren, da Magnetit verhältnissniässig spärlich vertreten ist; der Feldspath dürlle ein ziendich nalronreicher sein, da der Griialt an N:i!ron wohl fast gänzlich durch ihn vcrursacdit werden du rite. Die Vrnductp rie.s Vidcan.i Mnnf.c Ferni. 71 Feldspalhbasalt vom Ghizo-Thale. Im (il)cvcn Tlicile dioscs TIimUs kmiinil Ilnsalt vor, der sicli liis £:eg-en den Gipfel des Mfc. Eiitu liin ziclit; es ist ein diclites, bl.-uigranes (iestcin, das hin und wieder grosse Einscldüsse von rötiilieUlir.iinirni Olivin mit Körnerstructiir zeigt; ausserdem findet man aueli grosse Einscldüsse eines älteren gahbroartigeu aus Plagioklas und einer diallagälnilichen Pyroxeuvarietät bestellenden Gesteines. Die niikrosko])isclic Unter- sncliung mehrerer Dünnschliffe ergab Folgendes: Olivin tritt in spärlichen mittelgrossen farblosen Individuen auf, die braune Umrandung und hin und wie- der Magnetiteinscblüsse zeigen. Der Augit kommt sowohl in grösseren Individuen als auch in kleinen blassgclben Säulen in der Grund- masse vor. Die ersteren sind ziemlicli hantig, zeigen nelkenbraune oder gelldiehe Färbung und besitzen schwachen Pleocbroismus ; meist sind es längliche säulenförmige Durchschnitte, oft aucli hexagonale oder octogonale, oder aber ganz unregelmässig begrenzte. Die Augite, namentlich die grösseren, enthalten sehr viele Einschlüsse von Magnetit, langgestreckten, sehr dünnen Mikrolithen und braunem Glas. Der Plagioklas kommt nur selten in grösseren Individuen vor, die aus einer geringen Anzahl von pidy- synthefischen Zwillingslamellen bestehen. Er ist ziemlich arm an Einschlüssen. Seine Durchsciniitte sind stets länglich 'rectaugulär und die meisten sind sehr schmal und lang, so dass sie oft nadelförmig erscheinen. Die Plagioklase, welche wie in allen unseren ÜMsaltcn die llau|)tinasse des Gesteins bilden, liegen ganz ordnnngslos durcheinander; Sanidin fehlt gänzlich. Interessant ist das Auftreten des Biotits als mikroskopischen Bestandtheils ; dieses Mineral zeigt sich in kleinen schnialen Leisten und rnndiiclien, nnregelmässig begrenzten Blättchen von lichtgclber Farbe, von denen crstere sehr stark i)leochr(>Ttisch sind; seine Menge ist sogar eine bedeutende, an ]''.insclilüssen ist er sijin- arm. Magnetit kommt in massiger Menge vor, meistens sind es (luadratiseiu; Dnrehsehnilte, die zu i)eob- achten sind. Glasbasis fehlt ganz. Dieses Gestein unterscheidet sieh soniif wesentlich von dem eben betr.-ieiite^en; es enthält weniger Olivin, aber dafür Biotit, <]er dem Gesteine von S. Leonardn al)i;eli1. Ein anderes hierhergehöriges Gestein stammt aus ilem obersten Theile des Thaies .gegen den Mte. Entu. Es ist ein liehtgraues, sehr feinkörniges Gestein, das hie und da 01i\inkörner, aber auch in TToldräunien Calcit und Zeolithe zeigt. Es verhält sich mikroskopisch ziemlich ähnlich dem letzteren. Phigioklns kommt in schmalen Leisten, die aus wenigen verzwillingten Lamellen bestellen, vor; sie ent- halten nur wenig Einsclilüsse. Augit in grossen griinliclnMi oder i;elbliehen Diirclisehnitten kommt sehr häutig vor, Olivin dagegen ist ziendieh selten. Biotit kommt nur in sehr geringer Menge vor. Der Magni^tit findet sich in grösseren Dnrehschnitlen, ist aber im Ganzen selten. Von dem eben genannten Gestein, zu dem es ge(dogisch zu gehören scheint, unterscheidet sich dieses durch den grösseren Aiigitgehalt, aber gerin- geren Olivin- und Biotitgehalt. Feldspalhbasalt zwischen Ghizo und Cuglieri. Wenn man aus diesem Thal gegen Cuglieri gellt, so trifft man einen Basaltstroin, dessen (lestein sehr verschieden ist von dem eben beschriebenen. Es zeigt in einer porösen blaugranen Grnndmasse einige Feld- spatheinsprcnglinge. Vor Allem fallen in den Schlitfen dieses Gesteins l)lassgelbe Olivine, die porphyrartig in der Grundmasse eingesprengt sind, auf. Die Olivine zeigen hin und wieder braunrothen, \'on Eisenoxydverbindnngen her- rührenden R;ind; sie enthalten einige Magnetiteinseldüsse, sowie auch Glaseinschlüsse. Der Olivin sinkt hier f;isl zur mikroskopischen Kleinliiit herab. 72 C. Doelter. Der Plagioklas komiiit selir seifen in grösseren Individuen porpliyrartis' eingcspi'cngt vor, dagegen bildet er die Han])tniassc des Gesteins, und tritt in dünnen Icistenfünnigeii Individuen auf. Der l'lagioklas ist ziem- lich reich an Magnetiteiuscldüsseu und Mikrolithen; Glaseinschlüsse sind selten. Hin und wieder zeigen die Icistenförniigen Plagioklase Tendenz zur jjarallelen' Anordnung. Biotit kommt vor, aber er tritt selten auf. Augit findet sich nur selten in grösseren Individuen , dagegen sind kurze, stabfönnige oder auch mehr abgerundete Säulen dieses Minerals nicht gar selten. Die grösseren Individuen zeigen achteckigen oder sechseckigen Durchschnitt und sind blassgelb, fast farblos, oder auch nelkenl)raun. Der Augit entliält einige Mikrolithe, Glaseiuschlüsse und Magnetitköi'ner. Das Magueteiscn kommt in grösseren (juadratischen Durch- schnitten nicht eben gar häufig vor, wohl aber ist es in der Grundniasse sehr verbreitet. Es lässt sich in den Schliffen dieses Gesteins deutlich Glasbasis erkennen, in der kleine Augit- und Plagioklasindividuen eingebettet sind. Es geht aus dem Gesagten hervor, dass dieses Gestein dem von S. Leonardo na.iie steht, namentlicdi durch die Häufigkeit des Olivins und das seltenere Auftreten des Augits. Feldspathbasalt vom Monte Sta. Vittoria. Dieses Gestein findet sich unmittelbar in der Nähe des p. 15 beschriebenen Trachyts. Es enthält zahl- reiche ll(ddr:iinnc, die oft leer, oft aber auch mit Calcit ausgekleidet sind. Die Grundraassc desselben ist dicht, schwarzblau und enthält kleine Plagioklaskrystallc ; dagegen konmit Oliviu makroskojjisch nicht vor. Im Dünnschlifl' erscheinen zahlreiche, länglich hexagonale und rechteckige Durchschnitte von Plagioklas mit polysynthetischer Zwillingsriefung, meist aus wenigen Lamellen bestehend; auch einige einfache Krystall- durchschnitte kommen vor; häufig sind auch gewöhnliche Zwillinge. Der Feldspath ist ziendich reich an Mikrolithen, Glas- und Gruudniasseeinschlüssen, die keine regelmässige Anordnung zeigen; auch Magnetit, Aiiatit und eine eigenthümliche staubartige, in Flecken vorkommende Substanz wurde darin beobachtet; sonderbar ist die Vertheilung der Einscldüsse; an nianclien Stellen der Durchschnitte beobachtet man ein massenhaftes Vorkommen derselben, während andere ganz rein sind. Olivin kommt in massiger Quantität vor ; er zeigt farblosen Durchschnitt mit lirnum-otliem üand; es finden sich neben den grösseren Individuen auch kleine, ohne dass er aber zu mikroskopischen Dimensionen herabsinkt; die Oliviue sind mit Ausnahme von Dampfporen und seltenen GlascinschlUssen ganz rein. Der Augit, der ziendich häutig ist, bildet grössere, nicht pleochroitische blassgrüne Durchschnitte, die Magnetit, Mikrolithe und Glaseinschlüsse beherbergen. Ajjatit in langen Nadeln ist häutig, lUotit fehlt. Der Magnetit findet sich in grösseren (]uadratischen Durchschnitten, oder in Schnüren, die aus aneinander gereihten Octaedein zu bestehen scheinen; häufig sieht man zwei oder mehrere rechtwinkelig aufeinanderstellende Schnüre'; eigenthündiche durchscheinende, braun gefärbte, farrenkrautiihnlichc Gebilde, über deren Natur weiter nichts mitgetheilt werden kann, mögen hier auch erwähnt werden. l>raune globulitische Glasbasis mit zahlreichen wirr durcheinander liegenden Mikrolitben kommt in ziem- licher Menge vor. Dieser Basalt entliält sonnt neben Plagioklas Uliviu und Augit, woijei letzteres Mineral in grösserer Quantität vorherrscht ; auch der Magnetit ist niciit gar so häufig. Wenn mau die Basaitlaven des Mte. Ferra mit einander vergleicht, so erhält man ein ziendicii coustantes Verhältniss des Augits, üliyins und des Magnetits: wo Glivin voriurrscht, ist Augit selten, und umgekeiirt, herrscht der Magnetit bedeutend vor, ist der ülivin und Ani;it seltener; in dem beschriebenen Gesteine aber ist keines der Mineralien Ix'Sondcrs vorherrschend. Der Augit wird tlieilweise durch Biotit ersetzt. Der Pla- rioklas daiiCffen kommt in mehr constanter Menge vor. Vergl. Zirl (i iiiid 'l';il. IV. Die Producte rlcs V?i Irans 3Iontr Fvrru. 85 Diese geologische Eiiitlicilung ist im Ganzen riclitig, jedoch ist den genannten nocli die (inipps der jüngeren Trachyte und Piionolitiie hinzugefügt worden, die ich am Mte. Fcrrii auffinden konnte, und die waiirseiieinlicb auch am Mte. Arci vertreten sind. Diese dürften zwisclien die Aniphiljoltrachyte nnti die Basalte einzuschalten sein. Mit Berücksichtigung der chemisclicn und mineralogischen Zusammensetzung (M-gilit sidi folgende Ein- tlieilnng: Ivliyolith (mit Ohsidian, l'cilif), Sani;gisclio Ziisaiiiiiieiiset/iiiig; der Laven des Monte Ferra. Betrachten wir nun die Gesteine des Vnlean Ferru und der ihm nahe liegcmden jüngeren kleinen Krafcre. Wir haben gesehen, dass dieselben sehr versehiedenai'tig ausgebildet sind; wenn wir von den eben erwähnten ältei-en trachytischen Gesteinen absehen, so haben wir hauptsächlich viererlei mineralogisch ver- schiedene Gesteine zu behandeln: J. Sauidin-Trachyt. 2. Phonolilh. , ?j. Feldspathbasalt. 4. Leucitbasalt. Die Tviffbildungen sind im Gebiete des Mte. Ferru ziemlich selten; wir haben hier den iVüher' erwähnten gelben Trachyttnif, „tufa ponceux" LaMarmora's, welcher, wie ich es wahrscheinlich zu machen suchte, das älteste Produet des Vulcans gewesen sein dürfte; indess wäre auch die Möglichkeit vorhanden, dass er noch zu den älteren Traehythilduugen gehört. Sanidin, Biotit, Angit und Glasbasis wurden darin beobachtet. Hierauf folgten dichte Trachyte, Phon(dithe und tuftalmliche Gesteine, zu denen das am Mte. P)Oc, l)ei Santo Lussurgi II und andere gehören (j). 22). Solche Gesteine verglich LaMarmora mit dem Domit; sie sind in der That olt porös, locker zerfalleml, was einerseits einer sccundärcn Kinwirkung, der Zersetzung zuzuschreibeu ist, andererseits aber auch durch saure; I)äm|ife bewirkt werden konnte. Der Vergleich mit 1 DHiikscluiften der l<:iis. Akiidcmie der Wisseiiscli:it'ten. 1877 86 C. Boelter. Doiiiit ist indessen unpassend, denn wedev in mineralogisclier noch chemischer Beziehung' sind die Gesteine ähnlich. Eigentliche Tutfe, wie wir sie den Tuifen des Vesuvs, des Albaner Gebirges etc. vergleichen könnten, sind jene Gesteine nicht; jedocii finden wir im Innern des Mte. Ferru, hauptsächlich am Mte. Urtica, Gesteine, die stellenweise- zu Tutifen übergehen, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, aber nicht wirkliche Tuffe genannt werden können; sie sind aus demselben Material wie die normalen Sanidiu-Trachyte entstan- den, erhielten aber durch stürmische Vorgänge bei der Eruption eine tuttahuliche Structur. Manche dieser Gesteine enthalten Nephelin, wie überhaupt in diesem Gebiete phouolithische und trachytischc Gesteine sehr eng mit einander verbunden sind. Während und schon vor dem Auftreten jener dichten, zum Theil dem Trachyt, zum Theil dem Phoudlitii angehörigen Gesteine, treten aus dem Mte. Urtica gangförmige Gesteine hervor, die porphyrartig ausgebildet sind. Es sind meist Sanidin-Plagioklas-Trachyte mit Hornblende, oder auch Sanidin-Augit-Trachyte, die jedoch allmälig in einander übergehen, andere dagegen neigen wieder zum Hornblende-Andesit. Auf diese folgen Stromgesteine, die sich ziemlich weit vom Hauptkratcr ausbreiten und zum Theil mineralogisch anders ausgebildet sind. Es sind liier Sanidin-Augit-Tracliytc von dichter Structur und Plionolithe zu unterscheiden, ferner Übergangsgesteine vom Trachyt zum Phonolith. Sie kommen hauptsächlich am Westabhange an den Flunken des Vulcans vor, aber auch in der Gegend von S. Lussurgiu treten sie auf. Diese Stromgesteine des Mte. ['"erru bestellen einerseits aus Sanidin, Augit und Magnetit mit sehr unter- geordneter Glasbasis, und können als Augit- Trachytc bezeichnet werden, andererseits finden sich unter ihnen auch wirkliche Phonolithe, wie bei Castello Ferrn; let/.tcre bestehen aus Sanidin, Nephelin, Augit und Hauyn; sie sind meist vorwiegend Sanidingesteine und nur ein einziges enthält viel Nephelin; sie sind mit den Trachyton eng verquickt. Auch unter den dicliten tutfähnlichen Gesteinen finden sich zahlreiche Gesteine, die als trachytische Phonolithe bezeichnet wurden und Übergänge zwischen Trachyt und Phonolith reprä- sentiren. Das Vorkonnnen des Phonoliths war La Marmora unbekannt geblieben, und auch ich hatte au Ort und Stelle, da sie, wie mehrfach erwähnt, in ihrem äusseren Habitus nicht als Phonolithe zu erkennen waren, ihre Existenz ignorirt. Erst bei der späteren mikroskopischen Untersuchung gelang es mir, den Nephelin zu erkennen, jedoch schien dieses Mineral in den Gesteinen nur eine melir untergeordnete Rolle zu spielen, und zögerte ich lange, die Phonolithe überhaupt anzuerkennen, bis ich in einem Gesteine den Nephelin in erheb- lichen Mengen fand; es gelang mir dann auch den Nephelin in den tuffähnlichen Gesteinen zu finden. Es wäre möglich, dass der Nephelin eine bedeutendere Rolle spielt, und dass die echten Phonolithe weiter verbreitet sind, als mir aus dem vorliegenden Gesteinsmaterial sich ergeben hat; hätte ich eben die Existenz jenes Minerals ahnen können, so würde ich sein Vorkommen an Ort und Stelle besser beobachtet haben; da es jedoch auf Reisen, besonders in Gegenden, wie die Insel Sardinien, nicht möglich ist, mikro- skopische Untersuchungen zu machen, und ich mich von der La Marmora'schen Idee, dass nur Trachyt vorkomme, lange Zeit nicht befreien konnte, so kann ich nur nacii dem vorhandenen Material urtheilen. Darnach spielt der echte Phonolith unter den Producten des Mte. Ferru eine untergeordnete Rolle, doch ist das Vorkommen des Nephelins als massig verbreiteten Bestandtheiles nach meinen Beobachtungen kein geringes. Während der Nephelin in den Ganggesteinen fast gjinz fehlt, tritt er in den zum Tiieil porphyrartigen, zum Theil dichten Stromgesteinen recht häufig, wenngleich (piantitativ untergeordnet auf. Unter den dicliten tuftahnlichen Gesteinen, welche das Innere des Mte. Urtica bilden, spielen diese ncpheliuführenden Übergangsgesteine eine grosse Rolle, und finden sich hier alle Zwischenglieder vom Phono- lith bis zum Trachyt vertreten; obgleich ein grosser Theil jener Gesteine der Zersetzung wegen nicht unter- sucht werden konnte, so ist es doch wahrscheinlich, dass in den meisten der Nephelin in geringen Mengen wenigstens vorkommt. Wenngleich sich die Rcdle des l'honolitiis und seine ganze Ausdehnung erst durch wie- derholten Besuch und weitere Studien wird erkennen lassen können, kann man doch jetzt schon sagen, dass Die Producte den Valcans Monte Ft-rru. 87 der normale Phonulitli mit grossem Neplieliiigelialt im Gel)i(-tc ilos Mte. Ferrii .selten iist, duss aber die Ülier- g-angtigesteine des Tva cliyts zinu riionolitii, die f4esteine mit geringem N epii ellngehalt eine weite Verbreitung haben, wie iiberluiMpt die Ver(]uickung tracliytiselier und ]ilionolitiiischcr Laven vielleicbt nirgends so deutlieli ist , wie au diesem Vub-ane. Durch die Phonolithe, welche allerdings gleiehalterig mit den Trachyten und von diesen tektonisch kaum zu trennen sind, wird mineralogisch und chemisch ein Übergang zu den liasaltcu vermittelt, doch fehlt der Nephelin bei diesen wiederum. Mit den Phonolilhcn schliesst die Eruiitiimspcriode des inneren älteren Vulcans. Die Basalte sind wahnscheinlicli erst nach einer längeren Periode der Uuhe zu Tage geiordert worden; sie sind zum grössten Tiieil aussei'halb des inneren älteren älteren Vulcans an seinen Flanken als Ströme ernnipirt, und nur wenige Gänge werden im Innern desselben gefunden. Wir unterscheiden Plagioklasba.'. Die Gesteine des Mte. Ferru • 47 1. Trachyte und Vhonolithe. Eintheilnng derselben 48 1. .Sanidin-Plagidklas-Trachj't 51 2. Sanidin-Angit-Trachyt . .' ■ • . . . 53 .S. Tracliytischer Phonolitl] 50 4. Phonolith (51 II. Feldspathbasalte 62 Ihre Zusammensetzung und Eintheilnng . . 63 1. Olivinfreie und olivinarme Basalte C5 2. Olivinführende Feldspathbasalte • 70 aj Aus dem Gebiete des Mte. Ferru 70 b) Ans dem Gebiete von Pozzo Maggiore 76 III. Leucitbasalte. Mineralogische Zusammensetzung derselben 7S Gesteine aus dem Gebiete des Mte. Ferru 78 Gesteine aus dem Gebiete von Pozzo Maggiore 81 Resultate 84 Mineralogische Zusammensetzung der einzelnen Gesteine und Beziehungen derselben zu ihrem tektonisclien Zu- sammenhange 85 Vertreten des Aiigits und Olivins • 87 Bildung des Olivins 88 Chemische Zusammensetzung der einzelneu Gesteine. Beziehungen derselben zur Eruptionsfolge. Specifischcs Gewicht - 90 Hängt der Schluss einer Vulcaneruption mit der chemischen Zusammensetzung seiner Anfangs- und Endpmducte zusammen? • • 93 Vergleich der Laven des Mte. Ferru mit jenen anderer Vulcane in mineralogischer Hinsicht 93 Grosse Mannigfaltigkeit der Laven des Mte. Ferru in Bezug auf ihre mineralogische Zns.unmeiiMtt/.uug 94 ÜBER CANIDEN AUS DEM DILUVIUM. VON D« JOHANN WOLDßlCH, PROFESSOR AM K. K. AKADEMISCHEN GYMNASIUM IN WIEN. («TILlt 6 tstvfe-tit.) Vl)K(iKI,EGT IN DER SITZUNG DEU MATHEMATISCH - NATUKWISSENSUHAKTLICHEN ULASSE AM 4. APRIL 187S. Vorbemerkung. Vor aiuleithalb Jahren übergab mir Herr Prof. Dr. Eduard Suess beiläufig- 190 Stück Knochen, Knochen- fragmente und Splitter eines Thierindividuums aus der Familie der Canidae zur Untersuchung. Diese Kno- chen wurden vor längerer Zeit im Diluviallöss bei Nussdorf, unmittelbar über dem Hernalser Tegel, in der Ziegelei des Herrn Kreindl, ehemals Englisch, rechts von der Strasse nach Heiligenstadt bei Wien, gefunden. Ferner erhielt ich von dem Herrn Professor Suess Knochenreste von Caniden aus dem Löss bei Zeiselberg unweit Krems in Nieder-Österreich, welche Herr Graf Gundaker Wurm b ran d mit Mammut- knochen ausgegraben hat. ,,j :^.y.,i ifi,, Nachdem die Fragmente des Nussdorfer Fundes zusammengestellt und /u einem ziemlich vollständigen Skelete auf einer Tafel vereinigt worden waren, überzeugte ich mich, dass die Untersuchung eine sehr ein- gehende werden müsse, und dass ein Vergleichsmateriale hiezn nothwendig sei. In Wien war von letzterem nichts vorhanden; zu meiner grössten Überraschung und Freude aber wurde mir durch die Freundlichkeit der Herren: Prof. Dr. Oskar Fraas in Stuttgart, Prof. Dr. Karl Zittel in München und Dr. H. Wankel in Blansko, ein sehr reichhaltiges Materiale aus den königl. Museen zu Stuttgart und München und aus der Privatsamnüuug des letzteren, behufs der von mir unternommenen Untersuchung zur Verfügung gestellt. Zum Studium und zur Vergleichung von Schädeln und Skeleten lebender Caniden haben mir mit grösster Bereitwilligki'it zur Verfügung überlassen: Herr Prof. Dr. k. Kornhuber das zoologische Museum der k. k. technischen Hochschule in Wien, Herr Custos Aug. v. Pelz ein das k. k. zo(dogisclie Ilotmuseum, Herr Prof. Dr. K. Brühl das k. k. zootomische Institut, Herr Prof. Dr. Franz Müller das Museum des k. k. Thier- arznei-Institutes in Wien, Herr Prof. L. H. Jeitteles seine Privatsammlung und die Direction des Senken- berg'schen Museums in Frankfurt a. M. einen Schädel. Ausserdem habe ich die Sammlung des k. k. akade- mischen Gymnasiums in Wien und meine Privatsammlung benützt. ,^^ mioi ■..nli. Ich erlaube mir, den genannten Herren und Instituten, sowie auch rücksiehtlich der Benützung der Biblio- thek des k. k. Mineralien-, des k. k. zoologischenCabinetes und der k. k. geologischen Eeichsanstalt in Wien, Denkschriften der mathem.-natorw. Gl. XXXIX. Bd. Abhandlung von Nichtmitgliedern. n 98 Johann Wolrtf ich. den Herren: Hofrath Dr. P. Ritter v. Höchste tt er, A. v. Pelz ein, Theod. Fuchs, Hofrath P. Hitter v. Hauer und endlich insbesonders dem Herrn Prof. Dr. Eduard Suess, meinen innigsten Dank für die För- derung der vorliegenden Arbeit auszudrücken. Da der Nussdorfer Fund der vollständigste ist und zu den vorliegenden Untersuchungen Veranlassung gab, so bildet. er den leitenden Faden derselben, und da es sich hiebei bald zeigte, dass das Thier, dem die Knochen dieses Fundes angehören, mit dem Wolfe verwandt sei, so möge zunächst die Angabe der dies- bezüglichen Literatur folgen. Literatur, betreffend den „Lupus'^ des Diluviums. Jos. Friedr. Esper: Aiisfiilirliche Nachricht von neu entdeckten Znolithen, unbekannten vierfüssigen Thieren «.s.w. in den Grüften des Markgraftliuuis I^ayreuth. Mit 1 4 Kupfertafeln. Nürnberg- 1774, S. 85 , 'laf. XII, Fig. a Incisivtheil des Unterkiefers-, Taf. V, Fig. 3, 4, 5 zwei Eckzähne, und 'J'af. XII, Fig. 1 ein Eckzahn. In seiner späteren Schrift: Natiirforsch. Gesellsch. in Berlin, 1784, Bd. IX, S. 90—91 gibt Esper an, dass er auch Cranien gewöhnlicher Grosse des Wolfes vermischt mit Oranien vom Haushund derselben Grösse in der Gailenreuther Höhle gefunden habe. C'uvieri bezweifelt indess, dass Esper hinreichende vergleichend -anatoniisclie Kenntnisse besass, um Craincn des Haushundes von denen des Wolfes zu unterscheiden. Es sei hier übrigens auch erwälint, dass Esper, der Superintendent zu Wunsiedel, sich verpflichtet iühlte, in seiner Vorrede die Gründe anzuführen, wariiui er sich als Geistlicher mit solchen Untersuchungen befasst habe. J. C. Roseniiiüller: Merkwürdige Objecte der Umgebung von Muggendorf Naturforsch. Gesellsch. in Berlin. 1804. Deiser Autor erkannte auch, dass Schädel des Wolfes mit denen dea Bären in derselben Schichte der Gailenreuther Höhle vorkommen. Dr. G. A. GoldfuBs: Die Umgebungen von Muggendorf. Mit 6 Kupfern und einer Karte. Erlangen 1810. Taf IV, Fig. 2 a ein Schädel 1/4 natürl. Grösse ; Fig. 2 * eine Unterkieferhälfte, ebenso. Derselbe fand in der Gailenreuther Höhle Knochen eines Thieres, das dem „Wolfe gleicht". 2 Buckland: Über die Kirkdalehöhle. Philos. Transact. 1822. Reliquiae diluviauae 182.3. G. Cuvier: Recherches sur les ossemens fossiles. Nouvelle ödition. Paris 1823, tom. IV, Chap. VI, p. 457. In dem citirten C'apitel, betitelt: Des animaux fossiles du genre Canis, meint Cuvier, dass es nicht nothwendig sei, in die Detads dieser Gattung und ihrer Osteologie einzugehen, und lässt daher leider auch rasch die fossilen Kno- chen Revue passiren, die er sich verschaffen konnte. 'I'af. XXXVII, Fig. 2, 3, 4 Unterkieferhälften aus dem Pariser Museum, Fig. 5 aus dem C'abinete Camper, alle aus Gailenreuth; Fig. 1 -4 natürl. Grösse, Wolfsschiidel aus Gailen- reuth, im Cabinete zu Darmstadt, die Zeichnung (ziemlich unvollkommen) von Fischer eingesendet; Fig. 7 unterer Fleischzahn, aus Cannstatt, die Zeichnung eingesendet von Jäger; Fig. 8 ein solcher Zahn, gefunden durch Camper, mit Knochen des Ele^'has in Romagnano. Der von Cuvier (S. 4ü6): „Des deux dents, qui anuoncent uu aninial du genre Canis, mais d'une taille gigantesque'^ besprochene, aus Avaray stammende obere Höckerzahn ist von Blainville •' dem Amphicyon zugeschrieben worden. Dr. J. A. Goldfuss: Osteologische Beiträge zur Kenntuiss verschiedener Säugethiere der Vorwelt. 1823. Über den Höhlenwolf (Oanis spelaeiisj. Taf. LIV, Nova Acta Acad. nat. cur. Tom. XI, p. 451, 1823. Derselbe gibt an, dass er innerhalb zwölf Jahren aus der Gailenreuther Höhle nur zwei Schädel, einen halben Unterkiefer, einige Zähne und Knochenstücke vom Wolfe erhalten habe. Wagner: Untersuchungen über Säugethiere der Vorwelt. Isis, Bd. IV, ]). 986, 1829. (Citirt von ßlainville.) P.C. Schmerling: Recherches sur les ossemens fossiles decouverts dans les cavernes de Liege. Liege 1833. Vol. 1. B. Ossemens du Loup. Derselbe untersuchte die Reste des fossilen Wolfes aus den Höhlen Chokier, d'Engis, d'Engishaul, de Huy, du Fond de Foret u. s. w. PI. III , Fig. 5 oberer rechter Eckzahn ; Fig. 6 unterer linker Eckzahn ; beide aus der Chokier- 1 Recherches sur les ossemens foss. de quadrupedes etc. 3. D'un animal du genre du Loup ou du Chien. Paris 1812. 2 Ich kann hier die Bemerkung nicht unterdrücken, dass sich Goldfuss als Vorläufer Darwin's erweist. Derselbe sagt auf S. 287: „Ob einige Thiere der Vorwelt (Höhlenbär, Höhlenhyäne, Höhlen wolf) noch jetzt existiren, oder ob sie gänzlich untergegangen, oder in eine jetzt lebende Art ihrer G;ittinig ausgeartet sind, ist eine nicht leicht zu beantwor- tende Frage. . . " S. 289: „Wenn es unwahrscheinlich ist, dass solche Thiere noch jetzt auf der Erde leben, so kann wenig- stens die Möglichkeit eines durch veränderte äussere Einflüsse bewirkten Überganges in die jetzigen Thierformen nicht geleugnet werden, da man doch täglich sieht, dass in der Haushaltung der Natur der Tod eines Körpers nur der Übergang in eine andere Form des Lebens ist. So reihte sich wahrscheinlich auch im Thierreiche die Vergangenheit an die Gegen- wart an." 3 Osteographie, II, p. 81, pl. XV. über Caniden aus dem Diluvium. 99 Grotte; Fig. 7 oberer rechter Fleischzahn; Fig. 8 und 9 zwei linke untere Fleischziihne ; Fig. 10 und 11 zwei Schädell'ragmcnte. PI. IV Unterkieferhälften; Fig. 1 und 2 aus den Höhlen Goifontaine und Fond de Foret; Fig. 3 und 4 aus Chokier; Fig. 5 A und B ein Schulterblatt; Fig. (> A, B, C ein linker Hnmerus; Fig. 7 eine Ulna aus Gof- foutaine. PI. V, Fig. 1 ein Radius mit der Ulna aus Foret; Fig. 2 ein Radius; Fig. 3 Beckenknochen (unvollkommene Zoichnuug); Fig. 4 ein Femur aus Gotfontainc; Fig. 5 eine Tibia aus d'Engishaul. PI. VI, Fig. 1 ein Metatarsus „aus der Mitte"; Fig. 3 ein Calcaneus; Fig. 4 ein Astragalus; Fig. 5 vier Metatarsalknochen ans Fond de Foret, Fig. 2 Pha- langen; Fig. 6 ein Atlas; Fig. 7 ein Epistropheus; Fig. 8 ein Halswirbel „aus der Mitte"; Fig. 9 ein Kückenwirbel (unvollkommene Zeichnung); Fig. 10 ein Lendenwirbel; Fig. 11 ^ und B zwei Rippen, „eine falsche und eine aus der Mitte". Schmerling meint, dass die von Buckland gelieferten Zeichnungen von Wolfszähnen auf PI. XX, Fig. 15 16, 17 und 18, wie schon Cuvier angeführt hat, nicht dem Wolfe, sondern der Hyäne angehören; er widerspricht übrigens der Ansicht Cuvier's, dass die von Esper PI. V, Fig. 3 und 4 und PI. XII, Fig. 1 repräseutirten Zähne dem Wolfe angehören, indem Goldfuss mit Recht behauptet, dass PI. XUj Fig. 1 der Eckzahn eines Haushundes kleineren Wuchses sei, und dass PI. V, Fig. 3 dem oberen äusseren Incisiv der Hyäne und Fig. 4 dem oberen äusseren lucisiv eines Bären ähnlieh sind. Auch bezweifelt Schmerling mit Recht, dass die Zeichnung C uvier's aus Darm- stadt, PI. XXXVII, Fig. 1, exact sei, da die Schnauze zu lang zu sein scheint. Cuvier selbst sagt, dass er bei E bei in Bremen einen Wolfsschädel gesehen habe, welcher eine viel kürzere Schnauze zu haben schien, als alle Wolfs- schädel der lebenden Art, die er damit verglichen hatte. Dr. G. Ferd. Jäger: Über die fossilen Säugethiere in Württemberg. Stuttgart 1839. Jäger liefert eine grössere Anzahl Abbildungen von Zähnen vom „Hund oder Wolf", welche er übrigens nicht als „fossil", sondern als „neueren Ursprungs" und Taf. XI, Fig. 5 die Abbildung eines Unterkiefers, den der Autor als „zweifelhaft fossil" bezeichnet. Taf. XIV, Fig. 19 linker unterer Fleischzahn vom Wolfe (Cuvier, PI. XXXVII, Fig. 7) aus einer Lehmgrube bei Cannstatt; Fig. 20 die Hälfte eines solchen Zahnes, vom selben Orte; Fig. 21 der „Kern eines solchen Zahnes"; Fig. 22 ein linker unterer Eckzahn; Fig. 24, 25, 26 Nagelphalangen. Marcel de Serres, Dubrueil et B. Jeanjean: Recherches sur les ossemens fossiles des cavernes de Lunel-Vieil. Mem. du Museum, t. 17, 1829; Recherches sur les ossemens humatiles des cavernes de Lunel-Vieil, 1839. PI. XVII, Fig. 1 und 2 zwei linke Oberkieferfragmente; Fig. 3 ein Unterkiefer mit allen Zähnen; Fig. 4 ein Atlas; Fig. 5 eine linke Tibia; Fig. 6 ein rechter Calcaneus; Fig. 7 eine Nagelphalanx, von einem Canis (Espece intermediaire entre le loup et le chien d'arret, mais plus rapprochöe du Canis famiUaris que du Vanis liqms). Einen nicht abgebildeten Unterkiefer mit Zähnen bezeichnen dieselben als von Canis lupus. Bravard, Croizet et Jobert: Sur les quadrupödes fossiles de l'Auvergne, 1827. Murchisson et Ged6on Mantell: Sur un quadrupöde fossile d'Oeningen, 1835. Lund: Über fossile Knochen in den Höhlen Brasiliens. Akad. d. Wissensch. Kopenhagen, XIII, 1841. Blainville: Ostfeographie, 1845-1854; Canis, p. 99, Atlas. Abbildungen von Ca7iis Lnpus: Eine rechte Unterkieferhälfte aus Gailenrenth (dieselbe, welche Cuvier PI. XXXVII, Fig. 3 abgebildet hat) ; ein unterer Fleischzahn aus Cannstatt, nach Cuvier Fig. 7 ; von Canis Lupus minor ein unterer Fleischzahn mit einem Stück Kiefer, aus Romagnano, nach Cuvier Fig. 8; von Canis Nesckersensis eine rechte Unter- kieferhälfte, aus der Auvergne. Blainville hat ausser den Abbildungen von Goldfuss, Cuvier und Schmerling noch verglichen: die Ab- bildung eines Schädels bei Mac-Enery, gefunden in der Höhle von Kent bei Torgnay in England; Fragmente von Unterkiefern mit Zähnen mittlerer und bedeutender Grösse, Extremitätenknochen und Wirbel, gefunden in Soute mit Elephas, Rhinoceros, Equus und Bos\ Fragmente von Wirbeln, Extremitätenknochen und einige Zähne, aus Cagliari in Sardinien, wahrscheinlich aus einer Höhle; Fragmente von Unter- und Oberkiefern mit Zähnen aus Milhac de Noutron (Dardi)gne); zwei Fragmente eines grossen Unterkiefers mit sämmtliehen Molaren, aus Machecourt bei Abbeville, und Zähne, gefunden an verschiedenen Orten, im Diluvium Deutschlands, Englands und Frankreichs. C. G. Giebel: Odontographie der lebenden und fossilen Wirbelthiere. Leipzig 1855. Taf IX Zähne des Canis spelaens, aus dem Diluvium des Seveckenberges bei Quedlinburg; Fig. 3 und 4 untere Schneidezähne; Fig. 2 ein rechter oberer Höckerzahn; Fig. 6 beide oberen Höckerzähne eines jungen Thieres; Fig. 8 eine Zahnreihe des Unterkiefers mit abgewetzten Kronen ; Fig. 5 ein wurzelloser Fleischzahu ; Fig. 9 ein erster unterer Höckerzahn und von Canis Nesckersensis auf Taf X, Fig. 16 a, b die Zahnreihe des Unterkiefers nach Blainville. Dr. Joh. Roth und Dr. A. Wagner : Die fossilen Überreste von Pikermi in Griechenland. München 1854. Obwohl diese Überreste einer früheren Zeit als dem Diluvium angehören, erscheint die Anführung dieses Werkes nicht überflüssig. Taf. VIII, Fig. 7 enthält die Abbildung eines Sehädelfragmentes mit vier Zähnen, den diese Autoren vorläufig als Canis lupus primigenius, und zwar als eine Varietät von Canis lupus fossilis bezeichneten. Dr. A. Wagner: Neue Beiträge zur Kenntniss der fossilen Überreste von Pikermi. Königl. baier. Akademie d. Wiss. II. Cl., VIII. Bd., 1. Abth. München 1857. In Folge der Auffindung eines ganzen Schädels des vorstehend besprochenen Caniden aus Pikermi Hess Wagner die obige Bezeichnung fallen und nennt denselben Pseydocyon robustus. 100 Johann Woldfich. Dr. Alex. V. Nor d 111 nun : Paläontologie Siidrusslanfls. Helsinyt'ors 1858. S. 132. Derselbe gibt in dem Absätze „Canü hiimn spelaens Goldfuss" zunächst an, dass im Diluvi.illelnii von Odessa und Nerubay verschiedene, dem Hnndegeschlochte angehürigo Knochen ausgegraben wurden, .ibrr nicht viele, und bis auf die Extreuiitätenknochen mehr oder weniger beschädigt. Tat". I, Fig. 5, ü, 7 zwei OberkietVitVagnieiite; Fig. 8, 9, VZ, 13 Unterkiefertragniente; Fig. 10 und 11 ein rechter unterer Flei.schzahn. Emile Cornalia: Monograjihie des niaininiteves fossiles de la Lomb.irdie. Stoppani, Paleont. Loiub. 2. Serie, Mai- land 1858. Abbildungen von Canis Ivjms fos.iüis. PI. VI, Fig. l Fragment eines n'chtc^ii Unterkiefers; Fig. 2 und 3 ein unterer Fleischzahn; Fig. 9 und 10 unterer und oberer Canin; Fig. 5 und 6 ein oberer Fleischzahn; Fig. 4 der erste und zweite obere Höckerzahn; Fig. 8 ein zweiter Incisiv; Fig. 11 ein Prämolar; PI. VII, Fig. 1 Athis; Fig. 2 und 3 zwei Rippen- fragmente; Fig. 4 Humerusfragment ; Fig. 5 Fibula; PI. VIII, Fig. I drei Metacarpalknochen; Fig. 2 Astragalus ; Fig. 3 eine Phalanx. F. Brandt: Neue Untersuchungen über die in den altaisehen Höhlen aufgefundenen Säugethiencstc. Piilletin de l'Aca- deniie imperiale des Sciences de St. Pfetersbourg. Tom. 15, ]i. 154. 1871. L. Rütinieyer : Die Veränderungen der Thieiwelt in der Schweiz seit Anwesenheit des Menschen. Basel 1875. M. J. B. Bourguig-nat : Ileeherches sur les ossements de Oanidne, coiistatiJs eu France a l'ctat fossile pend-mt la Periode quaternain^ Annales des Sciences geologiques. M. Hebert et M. A Milne Edwards. Tom. VI. Paris 1875. PI. XVI, Fig. 3, 4 rechte Unterkieferhälfte mit Zähneu von CW?; europ':fu.i, von aussen, aus der Höhle Mars de Vence; PI. XVII, Fig. 4 — 6 derselbe Unterkiefer von innen; PI. XVII, Fig. 1 — 0 ein Unterkiefer mit Zähnen von Lijcorua nemesianus aus derselben Höhle. Albert Gaudry, Professeur de Paläontologie: Matöriaux pour l'histoire de 'l'ciuiis quateniair(>s. l. Fase. Paris 1876. Abbildung des linken Oberkicferfragmentes eines jungen Individuums von ,,''a»/s Ltqvis^ aus der Höhle bei Lou- verne (Depart. Mayenne). Dr. C. J. Forsith Major: Considerazioni suUa Fauna dei Mammiferi pliocenici e postplioceniei della Toscana. Pisa 1877. Atti della Societa Toseana de Scienze Naturali. Pisa. Vol. I e Vol. III. Derselbe liefert vom diluvialen „Vanis Lupus^ auf Taf. II, Fig. o die Alibildung eines linken Unterkiefers aus der Grotte di Perignana bei Pisa; Fig. 9 einen recliteu unteren Fleisehzahn aus der Höhle di Levrange (Brescia) ; T;if. III, Fig. 5 einen oberen rechten Fleisehzahn im Profil , aus derselben Höhle; Fig. 9 denselben von oben gesehen; Fig. U> einen ersten oberen Höckerzahn , aus derselben Höhle ; ferner vom pliocänen Canü alpinun? , Canis ätmscus Maj. und Caiiis Falconeri Maj. eine Reihe von Figuren: Schädel, Unterkiefer und Zähne aus dem Val d'Arno. Dr. Alfred Nehring: Die quaternären Faunen von Thiede und Westeregeln, nebst Spuren des vorgeschichtlichen Men- schen. Archiv für Anthropologie, Bd. X, S. 395— 398; Bd. XI, S. 1— 24. Braunsehweig 1878. Geschichte des diluvialen Wolfes (Lupus). Die Geschichte des diluvialen Wolfes beginnt mit unbestimnitcu Angaben nnd nntcrliegt .später vielen Schwankungen, wie auch die Bezeichnung „Wolf" („Loup'') an sich schon sehr unbestimmt ist. Anfänglicii dachte man stets, wenn fossile Knochen gefunden wurden, die einem grösseren wilden Oaniden angehörten, an unseren gemeinen Wolf. Dazu kommt noch, dass nicht nur das Hkelet im AlJ^gemeinen, souiiern insbeson- dere auch die Bezalinung der Caniden ungemein conform gebaut sind. \ him Schon Dauben ton führt an, dass es sehr schwer sei, das Skelet des Wolfes von dem eines Hundes' (berger, matin) derselben Grösse zu unterscheiden. A. v. Nordmanu gesteht auch: „Dass es äusserst schwierig sei, nach dem Zahnbaue strenge Demarcationsgrenzeu zwischen nahe vcrwamlten C'rt«<'s-Arten zu ziehen, dass aber die Grösse der Kiefer, das Grössenverbältniss der Zähne und namentlich das des ersten Mahlzahnes doch von grossem Gewichte seien, und dass Blainville und andere Paläontologen die daraus gezogenen Folgerungen mit Recht als Artkennzeichen zu verwerthen gesucht hätten." B(!i dem heutigen Stande der Forschung i.'^t, mag man über die „Art, species" denken wie man will, so viel sicher, dass man sich vor überflüssiger Artmaeherei wird hüten müssen, dass aber die vorhandenen, besonders die fossilen Formen nicht nur sorgfältig beschrieben, sondern auch, wenn sie Abweichungen zeigen, mit Namen bezeichnet werden müssen, schon deswegen, um sie mit andern verwandten Formen leichter vergleichen und in die entsprechende Entwicklungsreihe derselben einstellen zu können. 1 Ich gebrauche die deutsche Bezeichnung „Hund" im selben Sinne wie „chien" für den Haushund (Canis famil/arisj. über Gaitiden aua devi Diluvium. 101 Esper' war der Erste, welcher im Jahre 1774 den fossilen Wolf in der Gnilenreuther Höhle nachwies. Rosenmüller erkannte auch, dass die Keste des Wolfes dieser Höhle denselben Schichten angehören, wie die des Hären; ei' iiält übrii;ens den Hund und den Wolf für eine Hpecies. Goldfuss sagt in seiner ersten Arbeit,* dass sich die in der Gailenreuther Höhle gefundenen Schädel von denen eines Wolfes unterscheiden: , Durch eine stärkere Erhöhung' der Crista sngittalis, die in der Mitte der Seitenknoclien beginnt. Dieser Kannn sclieint sich auch mehr gegen das Hinterhaupt herabzuziehen, so dass der Hinterhauptknochen eine geringere Höhe hat. Auch der Nasenausschniit des Überkiefers (soll wohl heissen des Zwischenkiefers, d. V.) ist bei den fossilen Köpfen mehr schief, so dass die Nasenhöhle dadurch grösser wird; der obere Fangzahn lint eine mehr horizontale Richtung." Die Länge des Schädels von den mittleren Schneidezähnen bis zum Eand des Hinterhauptloches gibt Goldfuss an mit 8% Par. Zoll (=233'"' der Länge eines gemeinen Wolfes cT, d. V.); die Höhe vom oberen Rande des Hinterhauptloehes bis zur Crista occipitalis mit 1*/^ Par. Zoll (=41 der Höhe eines gemeinen Wolfes ?, d. V.) und die Länge von den Schneidezähnen bis zum Winkel mit 7 Par. Zoll (= 189""" kürzer als beim gemeinen Wolf cT, d. V.). Cuvier meint merkwürdigerweise,* dass es nicht nuthwcndig sei, in die Details dieser Gattung (GanisJ und in ihre Osteologie einzugehen, weil dieselbe allgemein verbreitet und genug charakterisirt sei, und, da die gefundenen, mehr oder minder fossilen Species sich sehr den europäischen Arten nähern, sei es nicht nöthig, ihre Charaktere auseinander zusetzen. Aus diesem Grunde lässt er leider die fossilen Knochen, welche er sich verscliaffen konnte, rasch Re\ue ])assiren. Aut (jrnndlage der Vergleichung mehrerer Wolfsschädel mit den Schädeln mehrerer grossen Hunderacen gelangte er zu dem Resultate: „Dass bei Wölfen die Stirn- dreieckpartie hinter der Orbita ein wenig schmäler und flacher ist, dass der Sagitto-occipital-Kamm länger unil höher und die Zähne, besonders die p]ckzähne, stärker sind." Pezüglich der Zeichnung eines Wolfsehädels aus Gailenreutli, die er von Ebel in lirenien erhielt, sagt Cuvier: „Es scheint mir, dass die Schnauze etwas kürzer ist im Verhältnisse zum Cranium, als an allen Schädeln des gemeinen Wolfes, die ich gesehen.« Dieser Schädel ist nach Cuvier* vom Incisivrand bis zum Occipitaldorn L'54°"', bis zum Vorderrand des Occipitalknochens 220"", bis zur Mitte zwischen den Postorbifal- apophysen loC"" und von da bis zum Occipitaldorn 140""' lang. Cuvier führt an, dass er einen Wolfs- schädel der gemeinen Art besitzt, bei welchem die letzteren zwei Dimensionen sich umgekehrt verhalten: 140"" zu 130"° und dass dessen Gesammtlänge 250'"" beträgt. Die Breite zwischen den Postorbitalapophysen betrage 0-7 beim fossilen und 0'8 beim lebenden Wolfe (soll richtig heissen: 0-07 und 0-08, d. h. 70 nnd 80""). Bezüglich der vier Unterkieferhälften aus Gailenreufh, welche Cuvier abbildet, bemerkt derselbe, dass alle denen des gemeinen Wolfes und der grosseren Hunderacen so ähnlich sehen, dass das Auge Mühe hat, selbst individuelle Differenzen zu finden. In Fig. 2 gleicht nach Cuvier der aufsteigende Ast mehr dem eines Hundes als dem eines Wolfes, weil er verhältnissmässig klein, der Co/zdi/lun artic. stärker und die Grube für die Insertion der Kaumuskeln enger und tiefer sei. Aber diese Untersciiiede seien so schwacli, dass man sie nicht als ausreichend betrachten könne. Wichtig sei es aber, dass alle diese Knochen derselben Epoche angehören, wie die des Bären, der Katzen und Hyänen. Dr. Goldfuss'* macht in seinen späteren Schriften, besonders in den: „Osteographischen Beiträgen" einen entschiedenen Schritt nach vorwärts und bezeichnet die in der Gailenreuther Höhle gefundenen Wolfs- reste als „Höhlenwolf. Onnis spelaeAis}' Von dem auf Taf. LIV abgebildeten Schädel des fossilen und eines gemeinen Wolfes gibt er S. 453 — 4.55 eine grössere Zahl von vergleichenden Messungen und gelangt zum nachstehenden Resultat. Der abgebildete Schädel ist etwas kleiner als der eines lebenden Wolfes, hat 1 Ausfüfirliche Nachricht von neuentdeelctcn Zoolithcn ii. s. w. Nurnber'^ 1774. 2 Die Umgebungen von Muggendoi-f. Erbingen 1810, S. 281. ä Kecherches sur les ossemens fossiles. Nonvelle ödition. Paris T. IV, Chap. VI., S. i57. Des animaux fossiles du genre Canis. 4 Kecherches etc. 1. Ossemens qui paroissent d'im Loup ou d'un Chien. 5 Osteologische Beiträge ii. s. w. 1823. V, 102 Johann Woldfich. schwächere Fortsätze und dünnere Knochen, stimmt aber mit demselben (lebenden Wolf) nach Massgabe genauer vergleichender Messungen sehr überein. Der Unterkiefer und das ganze Gebiss bieten nach Gnldfuss keine specifisclie Verschiedenheit dar zwischen seinem „Höhlenwolf" und dem gemeinen Wolf der Jetztzeit, mit Ausnahme einer etwas grösseren Gaumenhreite zwischen den drei letzten Backenzähnen beim C. sjjelaeus, welcher nach der Ansicht dieses Forschers nur durch die Beschaffenheit der Haare, der Farbe und der Lebens- weise verschieden sein konnte. Dieser Schädel soll übrigens einem jungen, nocl} nicht vollkommen ausgewachsenen Thiere angehört haben, das erwachsen, dem Schädelbaue nach, vollkommen dem lebenden Wolfe gleichgekommen wäre. Ob auch der zweite von Goldfuss gefundene gleich grosse Schädel einem jungen Thiere angehörte, sagt derselbe nicht. Goldfuss gibt noch die Abbildung einer Unterkieferhälfte von einem alten Thiere, das den gemeinen Wolf etwas an Grösse übertraf. Leider ist diese, sowie die Abbildung des Schädels ziemlich unvollkommen. Wagner ' ging noch einen Schritt weiter, indem er nach Blainville auf Grundlage zweier Fragmente äenC'a?ii's spelaeus minor aufgestellt haben soll. Das eine dieser Fragmeute repräsentirt einen unteren Fleisch- zahn mit dem dazu gehörigen Fragmente des Unterkiefers aus Roniagnano, und wurde von Cuvier nach einer Zeichnung Camper's, Taf. XXXVH, Fig. 8, und auch von Blainville abgebildet. Schmerling* ignorirt leider die beiden obigen Bezeichnungen. Derselbe bemerkt, dass fossile Wolfs- reste selten sind, und dass ein Dutzend gefundener Eckzähne einander an Grösse gleich und in ihren Dimen- sionen von denen des lebenden Wolfes nicht verschieden zu sein scheinen; auch ihm kommt es vor, dass beim fossilen Wolf der Sagittalkamm sich vorn mehr erhebt und nach rückwärts mehr senkt als beim lebenden Wolfe. Vom fossilen Wolfe gibt Schmerling auf Taf. HI, Fig. 11 die Zeichnung eines Craniums und Fig. 10 die eines vorderen Schädelfragmentes mit nachstehenden Massen : Länge vom Voiderrauil der inneren Incisiven bis zum Vordernind des Hinterhauptloches 0-260 ^ Von daselbst bis zur Mitte der Postorbital-Apophysen • . . . 0-142) ^ Von da bis zum Occipitalkamm 0-108) Länge der Molaren . 0-081. ^ Schmerling meint, dass bezüglich der Länge dieses Schädels keine grosse Differenz mit dem von Goldfuss abgebildeten besteht; ersterer sei etwas länger, aber bezüglich der Höhe zeige sicii ein bedeuten- der Unterschied; allein hierin sieht dieser Autor keine specifische Differenz, weil die anderen Fragmente die- selben Dimensionen zeigen. Dazu sei der Schädel bei Goldfuss der eines jungen Thieres, das dieselben Dimensionen erreicht haben dürfte. Auch beim lebenden Wolfe habe er bedeutende Differenzen gefunden; Alter, Geschlecht und individuelle Differenzen influenciren so sehr die Abweichungen im Skelet, dass man sie nicht ausser Acht lassen könne. Vom Unterkiefer gibt Schmerling, der diesen Knochen von 16 Individuen gefunden hat, T. IV, Fig. 2 die Zeichnung eines ziemlich gut erhaltenen Exemplares von stärkeren Dimensionen mit stark abgenützten Zähnen, also einem alten Individuum angehörig. Derselbe misst: Vom Incisivrand bis zin- Mitte des Condylus 0-190 Vom Incisivrand bis zum Vorderrand der Coronoid-Apophyse 0-129 Länge der Molaren 0-101 ^ Höhe vom Unterrand der Apophyse crochue bis zur Spitze der Coronoid-Apophyse 0081 Höhe des horizontalen Astes hinter dem Fleischzahn 0-034 „ „ _ „ vor dem ersten falschen Mahlzahne 0O25 1 Isis. IV, 1829, p. 986, citirt von Blainville. 2 Recherches sur les ossemens fossiles etc. Liege 1833, V. I, Sect. II. B. Ossemens du Lonp. ■■' Scheint ein Druckfehler zu sein oder eine unrichtige Interpellation aus beiden Schädelfragmenten, denn ich halte dafür, dass weder Fig. 11 noch Fig. 10 in Wirklichkeit diese Länge erreicht haben, sondern beiläufig 0-235 bis 0-240. •• Stimmt nicht mit der Zeichnung. 5 Die Zeichnun.^- weist 0-091 nach. s Stimmt nicht mit der Zeichnung, welche kürzer ist; übrigens felilt der erste Lückenzahn und der zweite Höcker- zahn, doch dürften beide vorhanden gewesen sein. tJhei- Cardden aus dorn l)iliwimn. 103 Dieser halbe Unterkiefer, sagt Schmerling, unterscheidet sicli von dem von Goldfuss abgebildeten durch seine grössere Länge ; die CoronoidAiKipiiyse ist breiter; auch beubacbtete er bei Ivcinem seiner Funde die Zartheit der vorderen Partie der Zeichnung bei Goldfuss. Es schien ihm auch, dass keine von den vier Zeichnungen Cuvier's in der Grösse mit dem besprochenen Unterkiefer übereinstimmt, mit Ausnahme der Fig. 5, PI. XXXVII, welclie sich ihm am meisten nähert. In Fig. 1 gibt Schmerling die Abbildung einer viel kleineren Unterkieferhälfte eines sehr alten Individuums; die Coronoid-Apophyse unterscheidet sich ein wenig in Form und Höhe von der vorigen; die Grube für die Insertion der Kaumuskel ist viel enger und alle Charaktere zusammengenommen sprächen mehr für einen grossen Hund als für einen Wolf, aber diese Thiere seien schwer zu trennen. Alle diese Unter- kiefer stammen aus den Höhlen Gotfontaine und Fond de Foret. Bezüglich des in Fig. 3 abgebildeten Unter- kiefers eines jungen Individuums aus Chokier, sagt Schmerling, dass dieses Individuum nie die Grösse von Fig. 2, wohl aber die von Fig. 1 erreicht hätte. Schmerling gibt also zwei, der Grösse nach sehr verschiedene Individuen zu. Endlich liefert er in Fig. 4 die Abbildung des Unterkiefers eines sehr jungen Individuums mit in den Alveolen versteckten Zähnen. Das auf PI. IV , Fig. b A und ß abgebildete Schulterblatt mit einer 0-036 grossen Cavitas gienoid. stimmt nach Sclim erling mit dem eines grossen Wolfes übercin. Der Humerus Fig. 6 A, B, C ist 0-217 lang, oben Ü-Oöö und unten 0045 breit, übereinstimmend mit dem lebenden Wolfe. Von der Ulna fand Schmer- ling sechs Exemplare in verschiedenen Höhlen, alle gleich gross. Eine ganze aus Fond de Foret ist 0-250 lang und unter der Sigmoid-Fa^ette 0-027 breit; nur eine aus der Gofibntaine-Höhle, Fig. 7, ist stärker und oben 0-031 breit. Radien hatte Schmerling neun Stücke, aus Foret, Chokier, Engis und Goffontaine, der auf PI. V, Fig. 1 mit der Ulna abgebildete ist 0-216 laug, oben 0-023 und unten 0-030 breit; ein anderer, wahrscheinlich zu obiger Ulna gehöriger Radius ist 0-229 laug, oben 0-029, unten 0-033 breit. Aus Gotfontaine gibt Schmerling auch noch die Abbildung eines „sehr kleinen" Radius, PI. V, Fig. 2, welcher 0-119 lang (ist ein Druckfehler und soll wohl heissen 0-199, wie die Zeichnung lehrt, d. V.), oben 0.022, unten 0-031 breit, und welchen Schmerling als zu dem auf PI. IV, Fig. 1 abgebildeten Unterkiefer zugehörig betrachtet. Die Zeichnung des auf PI. V. Fig. 3 abgebildeten Beckenfragmentes ist sehr mangelhaft. Vom Femur hatte Schmerling zwei Exemplare, von denen das eine, PI. V, Fig. 4, ihm kleiner zu sein schien, als das des gemeinen Wolfes; es ist 0-132 lang, (soll wohl heissen 0-232, wie die Zeichnung lehrt, d.V.) oben 0-046, unten 0-041 breit, aus Goffontaine; das zweite ist unten 0-043 breit. Eine Tibia, PI. V, Fig. 5, aus Engihoul ist 0-222 lang, oben 0-089 (soll heissen 0-049, d. V.), unten 0-031 breit. Schmerling besass mehrere Metacarpalknochen und gibt PI. VI, Fig. 1 die Abbildung eines solchen „aus der Mitte!« Ich fand die Zeichnung 67' lang, oben 10, unten 9 breit. Die Zeichnung des Calcaneus, Fig. 3, fand ich 57 lang und ihre grösste Höhe 20. An der Zeichnung des Astragalus, Fig. 4, PI. VI, fand ich die grösste Länge 35. Fig. 5 enthält die Zeichnung von vier Metatarsalknochen aus Fond de Foret, welche dem rechten Fuss angehören; ich fand die nachstehenden Dimensionen daran: Metacarpus Länge G [■össte Breite oben; links — rechts Grösste Breite unten; links — reell ts Bi i-eite in der Mitte ; links— rechts 2. 78 — 12 -5 — 3. 87 13-Ö 12 10 4. 91 — 12 9-5 5. 79 — 10 — Von den abgebildeten Phalangen fand ich Fig. 2, ersten Ranges (scheint jedoch eher 2. Ranges zu sein, d. V.) 19 und zweiten Rangs 17 lang; Nagelphalanx hinten 10-5 hoch, an der Basis 20 lang. Vom Atlas hatte Schmerling fünf Exemplare und gibt PI. VI, Fig. 6 von einem gut erhaltenen eine ziem- lich gute Zeichnung von oben, ich finde an derselben: Länge des oberen Bogens 22, volle Flügelbreite 101, ' Alle meine Zahlenangaben der vorliegenden Abhandlung sind in Millimetern. 104 Johann W oldfich. geringste Länge des Flügels nach innen 32, Ausdehnung der hinteren Gelenkfläche 39, Querausdehnung zwi- schen den hinteren Fornniina 40. Die Zeichnung des beschädigten Epistropheus, Fig. 7, ergibt: Volle Länge des Körpers mit dem Zahntortsatze und der Hypapophyse 68, desgleichen ohne Zahnfortsatz 50, geringste Länge des ßogens seitlich 29. Derselbe ist nicht complet, wie Schmerling angibt, weil die Parapophysen abgebro- chen sind. Aus der Zeichnung eines Halswirbels „aus der Mitte", Fig. 8, von hinten (es dürfte der 5. sein, d. V.) geht hers'or: Höhe des Körpers ohne Hypapophyse 16, Breite des Körpers 21, quere Spannweite zwischen den hinteren Gelenksfortsätzen 41-5, quere Spannweite zwischen den Parapophysen 53, volle Höhe des Wirbels ohne Hypapophyse und Dornfortsatz 28, Öffnung des Markcanals hinten quer 18, verticid 12. Die Zeichnung des Kückenwirbels, Fig. 9, ist unvollkommen; die Zeichnung eines Lendenwirbels, Fig. 10, zeigt: Höhe des Körpers 15, Breite 26, volle Höhe des Wirbels ohne Dornfortsatz 29, quere Spannweite zwischen den hinteren Gelenksflächen 17. Endlich liefert Schmerling noch die Zeichnung von zwei Rippen, „einer falschen und einer aus der Mitte", Fig. 11 A und B. Trotz der oft sehr auffallenden Differenzen, die sich, wie wir gesehen haben, aus dem Knochenmateriale Schmerling's ergaben, ist derselbe doch zu keinem weiteren Resultate gelangt, als dass der Höhlenwolf im Ganzen identisch sei mit unserem gemeinen Wolfe. Auch Dr. Ferd. Jäger ' gelangte zu keinem weiteren Resultate, indem er nicht nur unbestimmt vom „Wolf oder Hund" spricht und eine grössere Anzahl von Abbildungen der Zähne dieses „Wolfes oder Hundes" als nicht fossil, sondern neueren Ursprungs bezeichnet. Der auf Taf. XI, Fig. 5 abgebildete, aus der Seeburger Höhle stammende Unterkiefer, welchen Jäger dem Hunde zuschreibt, dürfte doch dem Wolfe angehören, indess bezeichnet ihn Jäger als zweifelhaft fossil. Als zweifellos fossil und dem Wolfe angehörig, bezeichnet Jäger einen unteren Fleischzahn, die Hälfte eines solchen und den Keim desselben aus einer Lehmgrube bei Cannstatt, Taf. XIV, Fig. 19, 20, 21, ferner einen unteren Eckzalm, Fig. 22 und Nagclphalangen, Fig. 24, 25, 26. M. de Serres, Dubrueil et Jeanjean* schwanken ebenso wie Jäger und schreiben die von ihnen abgebildeten Knochen aus der Höhle Lunel-Vieil zweier Oberkieferfragmente, eines Unterkiefers mit allen Zähnen, eines Atlas, Tibia, Calcaneus und Nagelphalangen, PI. 17, Fig. 1 und 2, Fig. 3, 4, 5, 6 und 7 einem „Canis" zu, der zwischen dem Wolfe und dem Hunde steht, sich aber mehr dem Canis fämilaris nähert. Nur einen Unterkiefer mit Zähnen schreiben sie dem Canis Lupus zu , und obwohl sie nicht die Existenz zweier Species zulassen, sagen sie doch, dass dieser Unterkiefer kräftiger und stärker ist als der des Wolfes; ferner bemerken sie, dass die Höhe vom Alveolarrand lis zum uiteren Rand grösser, dass der Vorderrand der Prämolaren mehr nach hinten geneigt, und dass die Enticrnung der Prämcdaren von einander geringer ist, da sich dieselben beinahe berühren. Blainville^ gelangte auf Grundlage seiner Vergleichungen , obwohl er von Individuen mittleren und grossen Wuchses si)richt, denno(di zu der Überzeugung, dass sich der fossile Wolf vom lebenden uiciit unter- scheide, selbst seinem ein wenig variablen Wüchse nach nicht. Blainville sagt: „Nous sommes arriv6 ä la conviction qne le Loup fossile ne differe pas du Loup vivant, pas mcme ponr la taillc, egalement un peii variable, et cela parce que nous sommes certaiu que les especes reelles oörent constamment des differences saisissables dans le Systeme dentaire ou dans quelques parties du squelette, tandis qu'ici les faibles dissem- blances indiquees nc i)euveut i)as aller an delä de differences individuelles, sexuelles ou autres." Von dem unteren Fleischzahne aus Romagnano, auf Grundlage dessen nach Blainville's Ansicht Wagner den Canis spelaeus minor aufgestellt haben dürfte, sagt Blainville, dass er einem .Wolfe mittleren Wuchses angehöre. ■ ''"'■' 1 Über die fossilen Säiis'etliiere in Württemberg, Stutti^ui't 18.59. 2 Kecherches sur les osseniens fossiles de Lunel-Vieil. Mem. du Mus. t. 17, 1829. — Reeherches sur les üssemeus luimu- tilcs de Liinel-Vieil 1839. 3 Osteographie 1845 — 1854, 13. Cnnis. Le Loup {Canis Lvpiis spelaeus,) S. 99. Vber Caniden aus dem Diluvium. 105 Vom Ganis Nearhersensis Croizet aus der Aiivergne sagt Bhiinville, dass der Unterkiefer seiner Form lind Grösse nach an den Scliakal erinnert, aber nocli melir an einen jungen Wolf der Varietät des „Loup noir des montagnes, Cnnist Lycann"-, welcher nocli in den Pyrenäen lebt. M. Pomel ' führt an, dass Gani» speloeus Goldf. ein wenig verschieden ist vom Wolfe, mit dem ihn mehrere Autoren idontiliciren. Man habe wohl noch keine anderen Differenzen angegeben als „une taille un peu plus forte et plus robuste", aber er habe auch wichtigere erkannt in der Weite des „canal pterigoTdien" oder der hinteren Nasenlöcher. Derselbe gibt das Vorkommen dieses Thieres an in den Anschwemmungen von Tour-de-Boulade, Condes, Montaigut-le-Belin in der Auvergne. C. G. Giebel* sagt, dass der fossile Ganis spelaens oder Höhlenwolf dem lebenden Wolfe zunächst steht, und dass Ganin Neschersensis dem Zahnsystem nach vom Ganis spelaeua specifiseh nicht getrennt werden kann. Ich erlaube mir hier zu bemerken, dass die von Giebel abgebildeten Zähne des lebenden Wolfes einem sehr kleinen Individuum angehören. Bezüglich der von Giebel gebrachten Abbildungen aus dem Diluvium des Seveckenberges sagt derselbe, dass die unteren Schneidezähne, Fig. 3 und 4, Taf. 9, eine schlankere Wurzel haben als beim gemeinen Wolfe, dass der erste Höckerzahn des linken Oberkiefers nach innen schmäler ist, dass die Kronen der Zahnreihe des Unterkiefers, Fig. 8, kräftiger und plumper sind, dass der zweite Lückenzalin keinen hinteren Höcker besitzt, und dass der Fleischzahn einen grösseren hinteren Ansatz hat. Die in Fig. (i abgebildeten zwei oberen Höekcrzäime sind kleiner als die des gemeinen Wolfes. Es ist schon oben gesagt worden, dass der von Dr. J. Roth und Dr. Wagner ^ ursprünglich als Ganis lupus primigenius aufgestellte Canide aus Pikermi später* als I'spydocijoii robustus bezeichnet wurde, der für vorliegende Zwecke nicht weiter in Betracht kommt. Dr. Alex. v. Nordmann sagt unter der Rubrik: „Ganis lupus spdaeus Goldfuss", dass die beiden von ihm abgebildeten Hälften des hinteren (laumens, beide mit dem Fleischzahne, dem hintersten Lückenzahne und den Alveolen für die ersten Höckerzähne, Taf. I, Fig. 5, 6 und 7, aus Odessa, einem und demselben Individuum angehören. Leider scheinen die Zeichnungen sehr ungenau zu sein; wir werden .später noch auf dieselben zurückkommen. Ferner sagt Nordmann: „Ein im Lehm lose gefundener zweiter Höckerzahn (der jedoch nicht abgebildet ist) ist, sowie beim lebenden Wolfe, in der äusseren Hälfte breiter als in der inneren und unterscheidet sich dadurch vom Ganis lupus primaevus Rotli und Wagner." '' Nun haben aber Roth und Wagner keinen solchen Caniden, sondern wie wir oben gesehen, einen Ganis lupus primigenius aufgestellt, den sie schon 1857 aufgelassen und als l'seydocyon robustus bezeichneten; in ersterer Bezie- hung hat Nordmann unrichtig gelesen, den letzteren Umstand hat er noch nicht gewusst, dasein Werk 1858 gedruckt wurde. Von Unterkiefern fand Nordmann etwa zehn Exemplare von zwei nur wenig von einander abweichen- den Dimensionen. Einen, Fig. 10 und 11 abgebildeten rechten Fleischzahn bezeichnet derselbe als 31"'" lang und 12°° breit und als nicht verschieden von dem eines alten lebenden Wolfes. Nord mann bemerkt weiter, dass der Raum zwischen dem 2. und 3. Lückeuzahne des Unterkiefers geringer ist, als der bei einer alten Wölfin, und dass das zweite kleinere Kieferloch weiter nach hinten gerückt ist. Ferner führt er an, dass Fischer v. Wald heim® den hinteren Theil eines bei Moskau ausgegrabenen Wolfsschädels abgebildet hat, der jedoch nicht vergleichsfähig sei. Emile Cornalia" berichtet, dass die in der Lombardie gefundenen Knochenreste der Gattung Ga/iis nicht zahlreich sind. Von den meisten in der Grotte Levrange gefundenen Knochen, die er dem „Loup, Garns 1 Catalogue möthod. et descript. des Vert6bres fossile.s etc. Paris 1854, S. 68. 2 Odontographie der lebenden und fossilen Wirbel thiere, Leipzig 1855. 3 Die fossilen Überreste von Pikermi. München 1854, 4 Neue Beiträge zur Kenntniss der fossilen Überreste von Pikermi. Akad. d. Wiss. II. f'l., VIII. Bd., 1. Abth., Mün- chen 1857. 6 Paläontologie Süd-Russlands. Helsingfors 1858, S. 132. 6 Bulletin der Naturforscher von Moskau. Tom. VII, p. 435. ' Monographie des mammifferes fossiles de la Lombardie. — S top pani, Paleont. Lomb. 2. S6rie. Mailand 1858—1871. peiüuchriften der mathem.-natarw. Gl. XXXIX. Bd. Abhandlong von NichtmitgUedeni« O 106 Jollann Woldrich. lupus fossilis Com." zuscbveibt, bringt er Abbililuiigen und kurze Besohreibuugen. Der wicbtigste Knocbcn darwiiter ist lejn rechtes Unterkieferfragnienit, PI. VI, Fig. 1, von welcbenj Cornalia behauptet, da.ss es in seinen Dimensionen eine grosse Analogie besitzt mit den von Schmerling und Clairyille (soll wohl heissen Blflijivilje, d. V.) abgebildeten Unterkiefern. An der Zeichnung messe ich: Länge des Fleischzahnes 33-5, Länge des 4- Prämolaren 16-5, Länge des 1. Hockerzahnes 13, Höhe des Unterkiefers unterhalb des Fleisch- zahnes 30. Von Zähnen und mehreren Skelettheilen gibt Cornalia mehrere sehr brauchbare Masse an, und meint bezüglich der letzteren Knochen, dass sie sich von denen des lebenden Wolfes wenig unterscheiden. F. Brandt ' sagt, dass sich alle ihm bekannten Reste von Canis Lupus L. aus den altaisjchen Höhlen ohne Zwang auf den lebenden "Wolf reduciricu lassen, er wisse nicht, warum Eichwald (Lethaea rossica. Vol. HI, 1853) die altaischen Höhlenreste unter d(;r Rubrik „Canis spelaeus Goldf." unterbringt. In der Vorzßit, \yo es grössere Individuen von Hirschen, Rehen, Bären u. s. w. gegeben habe, mögen auch die Wölfe häufig grösser geworden sein. Hiemit schliesst so zu sagen die ältere Geschichte des diluvialen Wolfes ab, welche es, wie wir gesehen hab.en, zu keinem stricten und entschiedenen Resultate brachte. Unterdessen machte die wissen- schaftliche Zoologie der lebenden Caniden sehr erfreuliche Fortschritte und half der Paläontologie aus man- cher Verlegenheit. Durch die Reisen Pallas's, Middendorff's, Radde's und Anderer sind Caniden näher bekannt geworden, von denen man früher wenig gewusst hatte. In systematischer Beziehung ist hier vorzüg- lich John Edward Gray^ zu nennen, dessen Arbeiten über die Schädel von Hund, Wolf und Fuchs in der Sammlung des British Museum das bisher vollständigste Resumö über die Gattungen und Species der Familie der Caniilae enthalten. Dieselben sind für die fernere Systematik, Charakteristik und Nomenclatur grund- legend, und auch der Paläontologe kann und darf jetzt nur auf Grundlage derselben arbeiten. Wegen des Verständnisses der weiter unten folgenden Auseinandersetzungen muss hier eine Übersicht der diesbezüglichen Systematik Gray's folgen: CANIDAE Gray. 1. Section: LUPINAE. 1. Subfamilie: LYCAONINA. 1. Gatt. Lycaon. — Eine Species Afrika's: Lycaon venaticus. Höckerzähne 2/2 . 2/2. 2. Subfamilie: CA NINA. 2. Gatt. Icticyon. — Eine Species Brasiliens : Icticyon venatieus. Höckerzähne l/l . i/l. 3. „ Cuon. — Vier Species Asiens: C'uon jirimaevus, C. alpimis, G. sumatrensis und C. dukhvnensis. Höckerzähne 2/1 .2/1, 4. „ Lupus. — Fünf Species: Lvpus vulgaris Europa'» (mit der Varietät des schwarzen Wolfes Lupus vulgaris lycaon)-, Lupus chanco Asiens; L. occidentalis (Var. Tmbilus, me.vicanus, ater und rufus) Amerika's; Lupus aureus Asiens und Lupus pallipes Asiens. Höckerzähne 2/2 . 2/2. 5. „ Dieia. — Mit der .Species Dieba antlius Nord-Afrika's. Höckerzähne 2/2 . 2/2. 6. „ Himenia. — Eine Species Afrika's: Simenia simensis. Höckerzäiine 2/2 . 2/2. 7. „ Chrysocyon. — Zwei Species Amerika'» : C'krysoeyon jubatus uwA lafrans. 8. „ Canis. — Vier Species : Canis fernfiUnris (mit den Varietäten C /. nepalensis , japonicus , c/n'nensis, Navae Hiberniae uwA Native Dog of Neie-/.ealand)\ C. ceylonicus, C. tefradacfyla Cayenne's; V. dingo Australiens (mit Var. suma- trensis). Höckerzäiine 2/2 . 2/2. 9. „ Lycalopex. — Zwei Species Amerika's: Lycalope.r vetulus und J'ulvicaudns (mit Var. chiloensis. Höckerzähne 2/2 . 2/2. 10. „ fseudidupex. — Vier .Species Amerika's: Psevdalope.r Amrae, grisens, nn/gal/anicus, gracilis und eiße fünfte >*:>,pocies der Falklands-Inseln : P. antarcticus. 11. „ Thous. — Zwei Species Südamerika's : Thotts cancrivorus und fidvipes. Höckerzähne 2/3 . 2/3. ' Neue Untersuchungen über die in den alt^scheij Höihlen aufgefundenen Säugethierreste. piilletin de l'Acad. inip6r. d. Sc. de St. Petersbourg. 1871, Tom. XV, p. 154. '^ Notes of the .Skulls of the Species of Dogs, Wolves and Foxes in the Collection of tlie British Museum. Proceed. Zool. Soc. of London, p. 492 — 526, mit 7 Figuren, 1868, und Oatalogue of Carnivorous, Paehydermatous and edent^te Mam- malia in the British Museum. London 1869. Übe7- Caniden aus dem Diluvium. 107 2. Section: VULPINAE. 3. Subfamilie: VULPINA. 12. Gatt. Vulpes. — Siebzehn Species; Vnlpes vulgaris (mit 3 Var.) Europa'»; V. niloiica Eg'yptens; V. adusta Mittel- Afrika's; V. variegaia Nubieus und Egypteus; F. mesomelas Afrika's; V. flavescens Indiens; V. mo7ilana \va Himalaya; V. OriffiihsH Afglianistans ; V. fen-ilatus Tibets; V. lencopus Indiens; V. japoitlca Japans; V. bengalenaia (mit 1 Var.) Indiens; V. pusilla Indiens; I". Karagan im Ural; V. Corsac der Turtarei und Sibiriens j V. pensylvanica (mit 4 Var.) Nordamerika's und ('. velox Nordamerika's. Höckerzähne 2/2 . 2/2. 13. „ Fennecus. — Vier Species Afrika's: Fennecus dorsalis, Zaarensis, paU/dm und C'aama. Höckerzähne 2/2.2/2. 14. „ Leuciicijon. — Eine Species Asiens: Leucocyon lagopus (mit 2 Var.). Höckerzähne 2/2 . 2/2. 15. „ Crocgon. — Zwei Species Amerika'»: Urocyon virgim'anus nnd Ultoralls. Höckerzähne 2/2 . 2/2. 16. „ Nyctereutes. — Eine Species Asiens: Nyctereules procyonoides. Höckerzähne 2/2 . 2/2.' Diese eingehende Systematik, verbunden mit einer möglichst scharfen Charakteristiii der Gattungen and Species lebender Caniden hat das Studium der fossilen Formen sehr gefördert, so weit es sich iifii vollstän- digere Funde handelt, dasselbe aber bezüglich der fragmentarischen Funde, der Conformität des Skeletbaues der Caniden wegen, wieder erschwert. Wenn mMu die Schädel mehrerer der eben angeführten Speeies der Gattung Lupus oder Vulpes mit einander vergleicht und vorzüglich nur Ober- und Unterkiefer mit ihrer Bezahnung beachtet, so wird man auf die minutiösesten Unterschiede aufmerksam, welche hier mass- gebend sind und bei anderen Familien der Wirbclthiei'e nicht leicht wiederkehren. Wie ähnlich, fast ganz gleich, ist nicht die Bezahnnng der Form und absoluten Grösse nach bei den zahlreichen Vulpesarten, ob- wohl sich diese äusserlieh bedeutend von einander anterscheiden. Da von kleineren Species der Caniden so viele gegenwärtig existiren, wie auch von anderen kleineren Carnivoren, beispielsweise Mardern, die im Kampfe um das Dasein leichter ihre Existenzbedingungen finden konnten, als die grösseren Species und da anderseits von den ürsidae bereits mehrere ausgestorbene diluviale Arten bekannt sind, so musste es auffallend erscheinen, dass man von grösseren Caniden vor Kurzem noch so wenig fossile Formen kannte, obwohl es mehr als wahrscheinlich war, dass es auch von diesen Carnivoren zur Zeit des Diluviums mehrere Formen gegeben haben muss. Es ergibt sich dnrans zunächst die Folgerung, dass man in Anbetracht der grossen osteologischen Übereinstimmung der noch lebenden Foimen, bezüglich der fossilen Vorkommnisse mit mehr Sorgfalt im Detail torgehen Und auf geringere EHfferenzen, welche sich nicht so sehr auf absolute Masse, als vielmehr auf relative Masse nnd Formen in wechselseitiger Beziehung der einzelnen Skelettheile, besonders der Zähne und Kiefer zu einander erstrecken. Acht haben muss. In der That finden wir auch auf Grundlage des vorstehend constatirten diesbezüglichen Fortschrittes der wissenschaftlichen Zoologie schon bei der näch- sten paläontologischen Arbeit ebenfalls einen entschiedenen und erfreulichen Fortschritt, mit welchem so zu sagen die neuere Geschichte der fossilen Caniden des Diluviums beginnt. M. J. B. Bourguignat's* sorgfältige Arbeit über Caniden der quaternären Periode Frankreichs erschien im Jahre 1875. Cuon europaeus Bourguignat. Herr Bourguignat fand im Jahre 1868 in der Höhle Mars de Vence, in den Alpes Maritimes, Unter- kieferfragniente eines Caniden mit nur einem Höckerzähne, also eines Thieres, das an den Buansu des Hima- laya, früher Canis primaevus Hodgson, jetzt Cuon primaevus Gerrard, erinnert, und das er Cuon europaeus nennt. PI. 16, Fig. 3 — 4 und PI. 17, Fig. 4—6 enthält die Abbildung einer Unterkieferhälfte von innen und aussen. Herr Bourguignat sagt, dass dieser Unterkiefer auf den ersten Blick wohl dem eines („einen") Hundes gleicht, aber hinreichend von ihm unterschieden ist. Der Kiefer ist wohl kräftig aber weniger dick, regelmässiger und die Basis ist weniger gebogen; der Abweichungswinkel der Unterkieferäste 1 Megalotis LaJandn Süd- Afrika's mit 3/3 . 3/3 Höckerzähnen zählt ftray in seinem „Catalog:ue of Carnivorous etc." nicht zu den Cam'dae, sondern zu einer eigenen Familie. - Recherches sur les ossements de Oanidae, constates eu France ä l'etat fossile pendant la periode quaternaire. Annales de Sciences göologiques, M. Hebert et M. A. Milne Edwards, Tom. VI. Paris 1875. 108 Johann Woldrich. ist geringer und die Zahiiregion ist weniger entwickelt. Dieselbe misst nach Bourgnignat vom vorderen Alveolarrande vor dem Canin bis zum hinteren Rande des Condylus 140, bis zum hinteren Rande des Höcker- zahnes 88, woraus hervorgeht, dass die Zaimpartie etwas weniger als Vs der ganzen Kieferlänge einnimmt, während sie beim Hunde (Chien) % beträgt.' Die hintere Partie ist stärker und entwickelter; die zwei Mental- löcher sind in der Mittellinie des Kiefers, die erste grössere unterhalb der Lücke zwischen dem 1. und 2. Prä- molar, die zweite kleinere unter dem dritten Prämolar. Der innere Zahncanal öffnet sieh in der Mitte zwischen dem Condylus und dem Höckerzahne, dem letzteren etwas näher. Der Flügclkamm, welcher die Corouoid- Apophyse bildet, erhebt sich fast senkrecht ö"" hinter dem Höckerzahne; die Kaumuskelgrube ist sehr tief und der Winkel hat die Form eines Tuberkels. Ich selbst finde noch, dass die Llickenzähne im Verhältnisse zum Kiefer länger, höher und stärker, und dass der Höckerzahn sehr klein ist. Herr Bourguignat führt weiter an, dass dieses Thier den Wuchs des gemeinen Wolfes hatte, dem Cuon des Himalaya ähnlich sein musste, und wie dieser ein agiles Raubthier war, das in Rudeln lebte und sich in Felsen verbarg. Ouou Edwm'dsianus Bourguignat. Herr Bourguignat führt an, dass M. de Serres etc. unter dem Namen Canis familiär is uiciit nur ver- schiedene Racen des wilden Hundes, sondern auch ein Thier der Gattung Cuon durcheinander gebracht haben, welches letztere sie noch nicht kannten, weswegen sie die Abwesenheit des zweiten Höckerzahnes als zufällig betrachteten. Auch Blainville hat im Jahre 1837 die von Hodgson im Jahre 1838 aufgestellte Gattung Cuon noch nicht gekannt und lietrachtet die Abwesenheit des zweiten Höckerzahnes als abnorme Erscheinung. * Allein M. de Serres etc. fanden mehrere Unterkiefer mit nur einem Höckerzahne, was eine constante Erschei- nung anzeigt, und Bourguignat meint mit Recht, dass diese nicht abnorm sei, sondern einen coustanten Genuscliarakter begründe. Darnach bezeichnet Bourguignat die von M. de Serres etc. auf PI. 2, Fig. 3 gebrachte Abbildung eines Unterkiefers aus Lunel-Vieil als Cuon Edwardsianus. Nach Serres unterscheidet sich derselbe von dem eines Wolfes durch geringere Stärke, durch die Stel- lung des Fleischzahnes der einen Seite zu der der anderen, welche eine längliche Schnauze anzeigt (ähnlich mit den L6vriers). Die Länge vom Vorderrande der Incisiven bis zum Hinterrnnde des Höckerzahnes beträgt 105, beim Wolfe 118,^ beim Chien d'arret, Dogue 111. Der Fleischzahn ist 25 lang, beim Wolf 28,» beim Chien d'arret 22, beim Dogue 24, und die Entfernung der höchsten Punkte der Reisszähne von einander beträgt 45, beim Wolfe 55. Bourguignat sagt: Die Zähne des Cuon Edwardsianus nähern sich mehr denen des Cuon primaevus als denen des Cuon europaeus\ die Prämolaren haben dieselbe Form, dieselben Loben und Zähnchen; der vierte Präniolar, welcher beim Cuon europaeus vorn ein dreieckiges Zähucben zeigt, hat dieses nicht, sowie auch Cuon primaevus. Der Fleischzahn hat dieselbe Form, allein bei Cuon Edwardsianus hat der Talon zwei Hervorragungen (eminences) während Cuon piitnaez-us imd europaeiis nur eine haben. Beim Cuon Edirard- sianus nm\ pjrimaevus ist die vordere Kieferpartie schlanker und biegt sich hinauf; der Canin ist beim Cuon primaeims am Grunde breit, sehr spitz und sehr gebogen, die Foramina mental la sind mehr von einander entlernt, beim Cuon europaeus weniger. Cuon Edwardsianus war robuster als Cuon europaeus, unisomehr also als Cuon primaevus. 1 Ich erlaube mir, hier zu bemerken, dass bei einem Fleischerhuiide der Sammlung des :iliademisihen Gymnasiums in Wien die Zahiipartie HO, die obige Kielerlänge 164 beträgt, somit die erstere genau -/^ der ganzen Länge, wohl aber n ' • weniger beträgt. 2 Es kommt factisch nicht nur beim Hunde, tuendem auch beim Wolfe vor, dass dei- hintere Höckerzahii fehlt von einer Alveole keine Spur vorhanden ist; man muss daher vorsichtig sein und auch die anderen Merkmale in Betrüehf ziehen. 3 Serres muss ein kleineres Individuum besessen haben. über Caniden aus dem Diluvium. 109 Bonrguignat gibt die nachstehenden Masse an: Cuon Edwardsianus eiiropaeus prirnaevus Länge der Molaren 80 69-5 64 Höhe der Emailpartie des Canins 16 20 16 Länge des ersten (vordersten) Prämolaren 5 6 4 „ „ zweiten Prämolaren 10'5 9 7-5 „ „ dritten „ 12-5 10-5 9-5 „ „ vierten „ 15 14 11-5 „ „ Fleischzahnes 25 21 21 „ „ Höckerzahnes 10-5 7-5 6-5 Bonrguignat fand auch in der Höhle Mars de Vence Prämolaren, die er den Cuon Edwardsianus zuschreibt. Jjycofus nemesianus Bourguignat. Bourguignat fand in der Höhle Mars de Vence im Jahre 1868 einen Unterkiefer mit beiden horizon- talen Asten, welclien er in seiner frühereu Arbeit' als den eines Caniden der Section Lupus angezeigt hat, den er aber, weil der Kiefer nur drei Prämolaren hat, jetzt als eine neue Gattung unter dem Nameu Lycorus nemesiaims aufstellt. Auf PI. 18, Fig. 1—6 finden sich Abbildungen desselben. Dieses Thier hatte analoge Molaren wie Lupus, dürfte auch denselben Instinct gehabt haben. Die Zähne verrathen ein Thier von der Gestalt des Lupus spelaeus, nur der Winkel, unter welchem die Unterkieferhälften geneigt sind (25°), zeigt einen schlankeren, weniger breiten, länglicheren Schädel als bei den Wölfen. Bourguignat gibt im Texte folgende Masse an: Grösste Höhe hinter dem zweiten Höckerzahue 32 und 24 vor dem ersten Prämolar; Höhe der Emailpartie des Canins 20, dessen Länge sammt der Wurzel 47; er ist weniger zurückgebogen, kürzer und weniger spitzig als der des Lupus spelaeics ; Raum zwischen dem ersten Prämolar und dem Canin II, Länge der Molaren zusammen 84; der erste Präniolar ist 12 lang, 8 hoch und 5 dick, der zweite 13 lang, 8 hoch und 7 dick; der dritte zeigt diese Dimensionen mit 16, 9 und 8, der Fleischzahu mit 28, 15, 11, der erste Höckerzahu 10, 6, 8; der zweite Höckerzahn ist 3 lang und 2 dick. Canis ferus Bourguignat. Bourguignat stellt die vorstehende Bezeichnung an die Stelle des „Canis familiaris fossilis" , weil er den ,,CIiien" der ältesten prähistorischen Epoche als ein wildes Thier betrachtet, das der Mensch im Laute der Zeit domesticirt hat, und das zur selben Zeit mit den Wölfen existirt hat. Auch Pictet," welcher den „Chien" unter der Bezeichnung „Canis familiaris fossilis'^ für d:is Diluvium annimmt, betrachtet denselben als ein wildes Thier, welches zur Dilnvialzeit, gleich dem Wolfe, Fuchse und Schakale, und zwar in meh- reren Varietäten existirt hat, und das sich mehr dem Hunde als dem Wolfe oder gar dem Fuchse nähert; er meint aber, dass es discutirbar wäre, ob nicht vom Wolfe oder vom Schakale einige Hunderassen abstamnien, obwohl Blainville der Ansicht ist, dass der Hund (Chien) von keiner jetzt lebenden wilden Species ab- stamme, sondern von einer Species, welche im Diluvium gelebt hat und einer geselligen, sanften Natur gewesen sei. Soviel erscheint Pictet jedoch sicher, dass in der Diluvialepocbe eine oder mehrere wilde Species gelebt haben, die dem Hunde (Chien) viel näher stehen als dem heutigem Wolfe, Fuchse oder Scha- kale, und Bourguignat tbeilt diese Ansicht 3 ^ Note complömentaire sur les diverses especes de JloUusques et de Mammiföres decouvertes dans caverne pres de Vence, 1868. 2 Tr;iit6 de Paleontologie, 1853, Tom. I, p. 203. 3 Auch ich theile diese Ansicht, dass i s uäujüoh in der Diluvialzeit mehrere wilde Formen von Caniden gegeben hat, von denen mehrere unserer verschiedenen Hunderaceu abstammen; ich theile jedoch nicht die Ansicht Blain ville's, weil es mir durch die eingehenden Arbeiten de.s Herrn Prof. L. H. Jeitteles (Vorgeschichtliche Alterthümer der Stadt Olmütz. Mitth. d. anthrop. Gesellsch. Wien 1872, II. Bd., und die Stammväter der Hunderacen, Wien 1877) als erwiesen erscheint, 110 Johann Wold^ich. Rames, Garrigon et Filhoul ' bezeichnen Knochen eines Caniden ans der neolithiscbeü Steinzeit (mit polirten Steinwatfen) , weiche nicht dem Wolfe oder dem Schakale angehört haben konnten, als die des Canis familiär is\ nun sind aber die gefnudenen durchbohrten Zähne als Ornament getragen worden, was kein domesticirtes, sondern ein erbeutetes, also wildes Thier voraussetzt. Bourguignat gibt eine Übersicht der Loeaiitäten, an denen diluviale Funde seines Canis ferus fCam's familiariii) gemacht wurden. Canis spelaeus Goldf. Bourguignat bespricht die diiferirenden Ansichten der bisherigen Angaben verschiedener Paläonto- logen über dieses Thier und meint mit Recht, dass die wahre Ursache dieses Schwankens in der Speeification aus der Verwechslung (conCusiou) zweier Species entstanden ist, welche beide in den prähistorischen Zeiten gleichzeitig lebten, nämlich eines Lupus spelaeu« und eines Lupus vulgaris. Dem ersteren schreibt Bourguignat die Funde zu: Unterkiefer aus Lunel-Vieil (Serres etc. nicht abgebildet), Unterkiefer aus Liittich, abgebildet von Schmerling, PI. 3, Fig. 5 — 10 oder PI. 4, Fig. 2, besonders aber PI. 3, Fig 5—10 und PI. 4, Fig. 2, welcher von einem enormen, offenbar vom lebenden Wolfe verschiedenen Thiere stammt; endlich die von Pomel angekündigten Reste aus der Auvergne. Lupus vulgaris. Boui'guignat versteht unter dieser Species denselben Wolf, welcher noch in Frankreich lebt und welcher einst in Gesellschaft des grossen Lupus spelaeus gelebt hat. Er fand Reste desselben in der Grube ßonhomme bei Grasse (Alpes-Maritimes) öiit Knochen von Pferden, Hirschen und Nagern, welche dem älteren Diluvium angehören, und zwar: ein rechtes Oberkieferfragment, ein rechtes Unterkieferfragment nnd zwei untere Eckzähne. Bei dein Unterkiefer sind die Prämolaren durch eine leicht abzuschätzende Lücke getrennt.* Auch aus der Höhle Demoiselles bei Saint Beauzille du Putois besitzt Bourguignat Knochen dieses Thieres. Ferner zählt derselbe hieher Schmerlings Abbildungen, PI. IV, Fig. 1—4, endlieh eilf andere verschiedene Funde grösstentheils aus Frankreich. Lupus neschersensis Bourgnignat. Bourguignat bestätigt die Ansicht Blainville's, welcher den Unterkiefer dieses Thieres von Neschers bei d'Issoire in der Auvergne unter dem Namen Canis Neschersensis Croizet beschrieben hat, dass derselbe mit einem kleinen, schwarzen Wolfe der Pyrenäen, Canis Lycaon, übereinstimmt, und gibt die nach- stehenden Dimensionen desselben an: Länge der Molaren 77, Höhe des Kiefers vor den erstem (vordersten) Prämolar 14, Höhe hinter dem zweiten Höckerzahne 19-5, Höhe der Emailpartie des Canins 19, grösste Länge des Canins 19, grösste Breite des Canins 6, Länge des zweiten Prämolars 10-5, des dritten 12, des vierten 14, des Fleisehzahnes 23, des ersten Höckerzahnes 9. dass der Canis familiaris palustris Rütimeyer der Pfahlbauten (hieher wahrscheinlich auch der Chien der ueoüthischen Zeit aus der Höhle Tarascon)^niit seinen jetzt lebenden Verwandten, ejnigen kleineren Hunderacen, von dem jelzt lebenden Schakal Lupus aureus Gray, der übrigens schon zur l'iluvialzeit existirt hüben wird, abstammt; dass ebenso der C'ie sich durch ihre Grösse unterscheiden". Dieser Unterschied reicht jedocli, wenn er auch im Ganzen richtig ist, für weitere vergleichende Studien nicht aus, wie ich dies bei der Vornahme der Bestimmung des Nussdorfer Fundes sofort erfahren habe. Ich ühergeiie daher diese Bezeichnungen. Auf Grundlage des mir zur Verfügung stehenden niclit unbedeutenden Materiales an fossilen Resten, auf Grundlage der zahlreichen Illustrationen der bisherigen Literatur und auf Grundlage von sorgfältigen verglei- chenden Studien an Schädeln und Skeleten des jetzigen Lupus vulgaris Gray sehr junger, junger, kleiner, mittlerer und sehr grosser Individuen (ja wahrscheinlich eines allergrössten Individuums), männlichen und weiblichen Geschlechtes, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es zur Zeit des Diluviums oder der quaternären (anthropozoischen) Epoche neben den oben angeführten Arten von (Juan, Lycorus und Lt< pus nescher sensis noch drei Formen des Wolfes gegeben hat, die ich Lupus vulgär is f OS silis, L. spelaeus ' und L. Suessii nenne. Was nun zunäciist den Lupus vulgaris fossi/is und den L. spelaeus anbelangt, so unterscheiden sich die- selben allerdings, al)er nicht so sehr durch ihre Grösse, als vielmehr durch ihre Stärke. Es mqss hier consta- tirt werden, dass vom Lujms vulgaris fossilis häufig kleinere und schwächere Individuen vorkommen, als vom lebenden Lupus vulgaris Gray mitllerer Grösse. Lupus vulgaHs fossilis. Canis Lupus (auch htpus) der meisten Autoren. C'amis spelaeus Goklfuss, Nova acta Acad. nat. cur. t. XI, 2, 451 und oben citirte Werke; zum Theil. Lvpus spelaeus BlainviUe, Ostfeogiaphie; Oanis, p. 101; zum 'l'heil. Oanis lupus fossilis Cornalia, Monugr. de mamniifer. fos*. de la Lombardic. Mailand 1838, zum Thcil. Lupus vulgaris Bourguignat, Rech, sur les Ossem. de Canidae. Annal. des Sciences geolog. Paris 1875, t. VI. \>. i-l. Dieses Thier stimmt mit dem jetzigen europäischen Wolf, Lupus vulgaris Gray, mehr oder weniger überein; dieser ist sein directer Nachkomme. Bei beiden bedingen Alter, Geschlecht und Individualität ein- zelne Modificationen des Skeletbaues; von beiden existiren schwächere und stärkere Formen. Siehe Taf. II, Fig. 1-7; Taf. IV, Fig. 7 ; Taf. V, Fig. 7; Taf. VI, Fig. 1, 5. Da mir keine ganzen fossilen Schädel zur Verfügung stehen , welche allerdings die sicherste Basis zur Vergleichung bieten und diese ungemein erleichtern, so niuss ich mich bei der ('harakteiisirung auf die mir vorliegenden Oberkieferfragmente und auf die Unterkiefer stützen. Noch nuiss bemerkt werden, dass die nachstehend angeführten charakteristischen Eigenschaften stets mit Rücksicht auf den Lupus spelaeus an- gegeben sind, um beide von einander zu unterscheiden. Oberkiefer. Der innere Ansatz des Fleischzahnes ist beim Lupus vulgaris fossilis, übereinstimmend mit dem lebenden L. vulgaris (^ray, mehr nach rückwärts gerückt, so dass die Länge dieses Zahnes am Aussenrande gemessen, gegen die am inneren Ansatz gemessene, höchstens gleich oder etwas kürzer ist. Dieser innere Ansatz ist gewöhnlich auch ausgebildeter; die beiden Höckerzähne sind im Verhält- niss zum Fleischzahn schmächtiger und zusammengenommen im erwachsenen Zustande 1 Die Benennung Lupus spelaeus hat bei mir eine ganz andere Bedeutung als Canis spelaeus bei Goldfuss, welcher darunter alle in den Höhlen vorkommenden WoH'sreste versteht und als Lupus spelaeus bei BlainviUe, welcher darunter so ziemlich dasselbe versteht. über Caniden aus dem Diluvium. 117 kurzer als der Fl ei seh zahn; der Eckzahn ist an der Kronenbasis (Alveole) verhältnissmässig etwas breiter, aber im Ganzen schmächtiger. S. Tat. IV, Big. 7 und Taf. VI, Fig. 1. Unterkiefer. Der Fleischzahn, welcher überhaupt nicht so kräftig gebaut erscheint, ist im horizon- talen Querschnitte vorue schmäler (s. Taf. VI, Fig. 5), erreicht die grösste Dicke mehr gegen die Mitte oder unter dem Hauptzacken; die Lückenzähne scheinen verhältnissmässig mehr vorn dic'ker zu sein. Die Länge des Fleischzahnes kann die Länge desselben bei der schwächsten Form des Lirpas spelaens übertreffen, allein dieselbe ist selbst bei den schwächsten Individuen grösser oder höchstens nur unbedeutend kleiner, als die Höhe des horizontalen A stes vor dem Fleischzahn o. Die Höhe des Kiefers unter dem Fleischzahne ist kürzer, als die Länge der Alveolen der drei ersten Lückenzähne, und zwar fast um die Hälfte des dritten Lückenzahnes. Die Höhe des horizontalen Astes nimmt im vollkommen erwachsenen Zustünde hinter dem Fleisch zahn e bedeutender zu. Die Lücken zwischen den einzelnen Prnmolaren variiren; bei jungen Individuen sowohl des Lupus vul- garis Gray, als Lupus vulgaris fossiUs ist kaum eine Lücke zwischen dem zweiten und dem dritten Lücken- zähne wahrnehmbar, und es sciieint, dass diese Lücken erst in Folge der Streckung des Kiefers im späteren Alter entstellen; es gibt aber auch vollkommen erwachsene, ja sehr alte Individuen, die keine oder unbedeu- tende Lücken zeigen. Was die Höcker am Hinterrande der Krone der Lückenzähne anbelangt, so muss bemerkt werden, dass der zweite Höckerzahu eines jungen Lupus vulgaris Gray (Sammlung des akad. Gymnasiums in Wien) und der eines Lupus vulgaris fossilis (Sammlung des Herin Dr. Wankel) keinen hinteren Nebenhöcker besitzt, der sonst gewöhnlich vorkommt. Die Stellung der Foranüna mentalia ist variabel. Bezüglich der übrigen Bestandtheile des Skeletes sei erwähnt, dass sie durchwegs etwas schwächer sind, mitunter sogar schwächer als die des Lupus vtilgaris Gray, von welchem sie hie und da geringfügig abweichen. Ihr Verhältniss zum Lupus vulgaris Gray und zu den übrigen Lupinen ist am besten aus den später folgenden vergleichenden Tabellen zu ersehen. Unter den mir vorliegenden Fossilien gehören diesem Thiere an: Das Oberkieferfragment von Langenbronn in Württemberg (1852), Nr. 5, e; das Uuterkieferfragment aus Hohlcstein in Württemberg, einem jungen Thiere augehörig (1861), Nr. 4, d; die Uuterkieferhälfte eines sehr jungen Thieres aus Eabenstein in Franken (1852), Nr. 4, d; die Unterkieferhälftc eines sehr alten Tieres ans Hohlefels in Württemberg (1871), Nr. 3, c; die ünterkieferhälfte eines erwachsenen nicht alten Thieres aus B^ciskäla in Mähren, Nr. ], «; mit grösster Wahrscheinlichkeit das auf einem Manunutknochen aufliegende Unterkieferfragment aus Zeisclberg in N. -Österreich, Nr. 2, 6; eine Condyloid-Apopliyse aus Hohlcstein in Württemberg (1861), Nr. 8, //; die Zahnfragmente aus Zeiselberg in N.-Österreich, Nr. 3, g, h, i, k; der Atlas, ebendaher, Nr. 4, c; der sechste Cervicalwirbel, ebend., Nr. 4, c?; der erste Dorsalwirbel, «bend., Nr. 4, e; der zehnte Dorsalwirbel, ebend., Nr. 4, /'; die Scapula, ebend., Nr. 5, /; das Os scaphoideitm (Radiale), ebend., Nr. 7, 72; der zweite Metacarpus, ebend., Nr. 6, m] das Phalanxfrngment erster Reibe, Nr. 7, p und die Pha- lanx zweiter Reihe, Nr. 7, /•; das Fragment der Ulna, aus Hohlcstein in Württemberg (1861), Nr. 12, k; der linke untere Canin aus Cannstatt in Württemberg, mit grösster Wahrscheinlichkeit, abgebildet bei Jäger, Taf. XIV, Fig. 22, Nr. 9, o; der Unke untere Fleischzabu, ebend., mit grösster Walirscheinlichkeit, Nr. 9. n; der vierte Halswirbel, aus Streitberg in Franken, Nr. 8, ^; der zweite Rückenwirbel, ebend., Nr. 10, y\ der sechste und siebente Rückenwirbel, ebend., Nr. 10, y\ der achte oder neunte Rückenwirbel, ebend., Nr. 10, y\ der dritte oder vierte Lendenwirbel, Nr. 11, y; der Humerus, ebend., Nr. 15, y'; die Tibia, aus Gailenreuth in Franken, Nr. 18, y; das Femurfragment, aus Streitberg in Franken, Nr. 18, y\ die rechte Ulna, ebend., Nr. 16, ?/"; die beiden Beckenhälften, ebend., Nr. 17, y(T), mit grös.ster Walirscheinlichkeit, obwohl einzelne Dimen- sionen etwas stärker sind, als beim Lupus vulgaris Gray. Mit grösster Wahrscheinlichkeit der zweite luci- sivzahn, der vierte untere Lückenzalm, der erste obere Höckerzahn und der zweite obere Höckerzahn, ebend., Nr. 27, y. 118 Joliann Woldfich. Hieher gehören auch die nachstehend bezeichneten Abbildungen früherer Autoren : Der von Goldl'uss :iiifT;if. LIV seiner „Osteologischen Beiträge" und Tat". IV, Fig. 2 a, seiner „Umgebung von Mng- gendorf abgebildete Schädel. Der Unterkiefer Flg. 4, PI. XXXVII, t. 4 in Cuvier's Ossein, foss. Schmerling, PI. III, Fig. tl, ein Schädelfragment, .Fig. 5 und 6 Eckzähne und Fig. 7 ein oberer Fleischzahn. PI. IV, Fig. 1 eine Unterkieferhälfte, Fig. 3 ein Unteikiefer, Fig. 6 ^, B,0 ein Humerus, wahrscheinlich, da die Breite des oberen Endes öö und die des unteren 15, sowie die Länge -217, mit dem eines Lupus, i-uhjaris iibeieinstimnum. PI. V, Fig. 1 ein Radius mit der Ulua, welche ein sehr kurzes Olecranon besitzt. PI. V, Fig. 3 ein Beokeufragment; Fig. 2 ein Femur, Fig. 5 eine Tibia. PI. VI, Fig. 3 Calcaneus; Fig. 4 ein Astragalus, wahrscheinlich; Fig. 5 Metatarsalknochen, wahrscheinlich. Fig. 6 ein Atlas, wahrscheinlich; Fig. 8 der fünfte Halswirbel, wahrscheinlich; Fig. U) ein Lendenwirbel. Giebel: Odontographie, 'l'af 9, Fig. 3, 4, 2, (i und S, Zähne, wahrscheinlich. Nord mann, Paläont. Siidrusslands, Taf I, Fig. 8 und 9, Unterkieferast eines nicht vollständig erwachsenen Indivi- duums, Fig. 12 und 13, Unterkieferast eines stärkeren Individuums, zweifelhaft. Emile Cornalia: Monogr. d. mammif. etc. PI, VI, Fig. 2, 3, 5 und 6, Zähne, wahrscheinlich. F.Major, Considerazioni etc., Taf. 2, Fig. 6 eine Unterkieferhälfte. Lupus spelaeus. Canis Lupus (auch hipus) einiger Autoren. (Janis spelaeus Goldfuss, Nova Acta Acad. nat. cur., t. XI, 2, pag. 451 und oben citirtc . • rke; zum Theil. Lupus spelaeus Blainville, Osteographie; Canis, pag. 101. üams lupns fossilis Cornalia, Monogr. de mammif. foss. Mailand 1858, zum Th : Oanis spelaeus Bourguiguat, Rech, sur les Ossem. de Ganidae. Aunal. des Sciences geolog. Paris 1875, t. VI, pag. 41. Dieses Thier, welches durch seine äusserst kräftige Bezahuung und den kräftigen Bau seines Skeletes sowohl den Lupus vulgaris fossilis, als auch den L. vulgaris Gray bedeutend tibertraf, zeigt ebenfalls wie die genannten nach Alter und Geschlecht einzelne Modificationen. S. Taf. II, Fig. 8; Taf. III, Fig. 1 — 10; Taf. IV, Fig. 9; Taf. V, Fig. 2, 4, 5 u. 8; Taf. VI, Fig. 3, 7. Da mir auch von diesem Thiere keine Schädel, sondern nur Oberkieferfragraente, Unterkiefer und ein- zelne Skelettheile zur Verfügung stehen, so musste ich mich auch hier bei der Charakterisirung auf diese Theile beschränken. Auf Grundlage derselben und der vorliandeneu Abbildungen früherer Autoren ergibt sich, dass sich Lupus spelaeus gegenüber dem L. vulgaris fossilis und L. vulgaris Gray nachstehend unter- scheidet: Oberkiefer. Der Fleischzahn ist, selbst wenn er eine etwas geringere Länge besitzt, äusserst kräf- tig, der innere Ansatz ist mehr nach vorne gerückt, so dass die Länge des Zahnes am Aussenrande gemessen, kürzer ist (etwa um 1"""), als innen bis zum Vorderrande dieses Ansatzes gemessen; auch erscheint dieser Ansatz etwas verschwommener ausgebildet (s. Taf. IV, Fig. 9 und Taf. VI, Fig. 3). Die beiden Höcker- zähne, besonders der erste, sind kräftiger und zusammen länger als der Flcischzahu, oder mindestens gleich lang; der Eckzahn ist verhältnissmässig schmäler, aber im Ganzen kräftiger. Die Schnauze scheint etwas länger zu sein. Unterkiefer. Auch hier ist der Fleischzahn kräftiger und erreicht im horizontalen Querschnitte die grösste Dicke mehr vorne (s. Taf. VI, Fig. 7). Die Länge des Fleischzahnes kanu geringer sein, als die Länge desselben bei den stärksten Individuen des Lupics vulgaris fossilis und L. vulgaris Gray, allein dieselbe ist selbst liei dem stärksten Individuum stets kleiner als die Höhe des horizon- talen Astes vor dem Fl eisclizahne. Die Höhe des Kielers unter dem Fleischzahne ist nahe gleich der Länge der ersten drei Lückenzähue. Die Höhe des horizontalen Astes nimmt im erwachsenen Zustande hinter dem Fleischzahne kaum merklich zu, meist nimmt sie eher ab, so dass die liöchste und überhaupt die kräftigste Entwicklung des horizontalen Astes beim L. spelaeus schon unter dem Fleiseh/.ahne beginnt, wenn sie überhaupt nicht hier ilir Maximum erreicht, was beim L. vulgaris fossilis und L. vulgaris Gray erst weiter hinten, meist unter dem zweiten Höckerzahne der Fall ist. Auch bei diesem Thiere kommt es vor, dass der zweite Lückenzalni keinen kleinen Höcker am Hinter- rande der Krone besitzt, wie z. B. am Unterkiefer aus Hohlestein in Württemberg, Nr. 71, a. über Caniden aus dem Diluvium. 119 Die übrigen Skelettbeile siud durchwegs kräftiger uiul zeigen einzelne Eigentliüiiilielikeiten, von denen wir später spreeheu werden, und die auch aus den Alibildungen hervorgehen. Von den oben angeführten Resten gehören diesem Thiere an : Das rechte Oberkieferfragment, aus Eabenstein in Franken (1875), Nr. ?j, c; das linke Oberkieferfrag- ment, aus Hohlestein in Württemberg (1861), Nr. 6,/; die linke Unterkieferhälfte, aus der B;y^clskäla in Mäh- ren, Nr. 2, h; d:is linke Unterkieferfragment, aus Hohlestein in Württemberg (1871), Nr. 2, /<;' die rechte Unterkieferhälfte, ebendaher (1871), Nr. 1,(7;' der linke untere Canin, aus Cannstatt in Württemberg, Nr. 10. ^j, mit grösster Wahrscheinlichkeit; der rechte untere Fleischzahn, ebend., Nr. D, k (abgebildet bei Cuvier, pl. XXXVII, fig. 7, und Jäger, Taf. XIV, Fig. 19); der linke untere Fleischzahn, ans Hohlestein in Württem- berg (1861), Nr. 9, ?w; der linke untere Fleischzahn, aus Sulzerrab in Wlirttembei'g (1824), Nr. 9, l, wahr- scheinlich; die untere Hälfte des Humerus, aus Hohlestein (1871), Nr. 11, «'; der linke Radius, ebend. (1861), Nr. 14, »*; der rechte Radius, ebend. (1861), Nr. 13, l] die Unterkieferhälfte, aus Streitberg in Franken, Nr. 1, a; die Unterkieferhälfte, ebend., Nr. 2, J; der obere Fleischzahn, ebend., Nr. 27, x\ der Atlas, ebend., Nr. 5, a;"; der Epistropheus, ebend., Nr. G, x; der fünfte Halswirbel, ebend., Nr. 5, o.-"; der vierte Halswirbel, ebend., Nr. 6, *•; der dritte Halswirbel, ebend., Nr. G, x\ der sechste Halswirbel, ebend., Nr. 7, x"\ der erste Rückenwirbel, ebend., Nr. 9, a;; der vierte Lendenwirbel, ebend., Nr. 12, «"; die linke Scapula, ebend., Nr. 14, ü'; das Manubrium, ebend., Nr. 13, a;; die Patella, ebend., Nr. 23; der zweite und dritte Metacarpus, Nr. 19, x", der vierte und fünfte Metacarpus, Nr. 19, x", ebend.; -der zweite und fünfte Metatarsus, Nr. 21, x'", der dritte Metatarsus, Nr. 22, x'", ebend. ; die Phalangen erster Reihe 3., 4., 5., Nr. 24, x", die Phalanx erster Reihe 4., Nr. 24, x'", ebend. ; die Phalangen zweiter Reihe 3., 3., Nr. 25, x", und die drei Nagelphalangen, Nr. 26, x" und x'". Unter den Abbildungen früherer Autoren gehören hieher: Es per, Ausführliche Nachricht von neu entdeckten Zoolithen etc. Tiif. X, Fig.« ein Incisivfraginent mit einem abgewetz- ten Eckzahne, zwei Incisiven und zwei Lückenzälmen ; besonders auffallend erscheint die Grösse der Incisiven ; mit grösster Wahrscheinlichkeit. Goldfuss, Üsteol. Beiträge etc. Taf. LIV, Fig. 7 ein Unterkiefer. Cuvier, Rech, snr les Ossem. foss. etc. Tome IV, PI. XXXVII, Fig. 5 ein Unterkiefer; Fig. 7 ein unterei- Fleischzahn aus Cannstatt. Schmerling, Rech, sur les Ossem. foss. etc. PI. III, Fig. 10 ein Schädelfragment vorderer Partie; Fig. 5 und G Eck- zähne; Fig. 9 Fleischzahn. PI. IV, Fis. 2 ein Unterkiefer, und Fig. 5 und (5 Schulterblatt. PI. VI, Fig. 7 ein Epistropheus, wahrscheinlich. Cornalia, Monogr. de mammif. etc. PI. VI, Fig. 1 eine rechte Unterkieferhälfte ; Fig. 4, 8, 9, 10, II, Zähne; PI. VII, Fig. 1 Atlas, Fig. 2, 3 Rippen; PI. VIII, Fig. 1 Metacarpalknochen, Fig. 2 Astragaliis, Fig. 3 eine Phalanx. Lupus S'uessii. Erst nachdem die vorstehenden zwei Lupns-Arten sichergestellt und abgegrenzt wurden , konnte an die Vergleichnng und nähere Bestimmung der in äusserst seltener Vollständigkeit erhaltenen Reste des Fundes im Löss bei Nussdorf geschritten werden. Es ergab sich, dass dieselben einem Thiere angehören, das wohl zur Gattung Lupus gestellt werden kann und sich den zwei vorstehenden Arten anreiht, aber von ihnen wesentlich verschieden ist; es unterscheidet sich von beiden mehr als diese unter einander. Ich erlaubte ndr, diesem Thiere, zu Ehren des Herrn Prof. Dr. Eduard Suess, die Bezeichnung „Lupus Suessü'' zu geben. S. Taf. I; Taf. IV, Fig. 1-6, 8, 10; Taf. V, Fig. 1, 3, 6, 9, 10; Taf. VI, Fig. 2, 6, 8-19. Unterschied von Lycaon venaticus Gray. Nachdem die Gattung Cmo« wegen der Bezahnung des Unterkiefers (mit nur einem Höckerzahne) für den vorliegenden Fund ausgeschlossen war, veranlasste mich die Form des ersten oberen Höckerzahnes bei Lycaon venaticus Gray fCanis pictusj,^ welche einiger- 1 Beide zeichnen sich überdies durch eine bedeutende Höhe des horizontalen Astes bei verhältnissmässig geringerer Dicke desselben und durch dicht stehende Luckenzähne aus, obwohl sie zwei älteren Individuen angehören. - CG. Giebel, Odontographie. Leipzig 1855. Taf IX, l'ig. 15. 120 Johann Woldfich. massen an die des Lupus Suessü erinnert, sich um einen Schädel dieses afrikanischen Thieres umzusehen. Die Direction des Senkenberg'schen Museum's in Frankfurt a. M. war auch so gefällig, mir einen solchen samnit dem Atlas zu übersenden. Der erste obere Höckcrznhu an diesem Schädel hat jedoch eine etwas abweichende Form , ist in der Mitte und innen schmäler und bei gleicher äusserer Länge breiter (von aussen nach inuen), wenn auch die Gesanuntform und seine Stellung einige Ähnlichkeit mit Lujjus Suessü zeigt, bei welchem dieser Zahn jedoch kräftiger ist. überdies hat Lycaoji venaticus am Hinterrande des vierten unteren Lückenzahnes zwei Nebenhücker, wodurch er sich von der Gattung Lupus unterscheidet. Die Andeutung eines vorderen Zackens am oberen Fleischzahne hei Giebel ist an dem Exemplare aus dem Senkenberg'- schen Museum kaum wahrnehmbar ; dieses Exemplar zeigt übrigens durchwegs grössere Dimensionen, als die Zeichnung Giebel's. Der Atlas desi^/c«"« vevattcus, welcher etwas schwächer ist, als der des Lupus Suessü, zeigt dieselbe Form des vorderen Flügelaussehnittes, wie Lupus vulgaris und L. spelaeus, was bei L. Suessü nicht der Fall ist. Unterschied von Lycorus uemesianus Bourg. Nachdem au eine Sünenia Gray oder an Dieha mithus Gray schon der Kieferform wegen und au einen Canis ferus Bourg. allein der Zähne uud der Kiefer- form wegen nicht zu denken ist und Lupus nescherseiisis Bourg. zu klein ist, so bleibt noch Lycorus neme- sianus Bourg. zur Vergleichung übrig. Da an beiden Unterkieferhälften des Nussdorfer Fundes die Partien mit den vorderen Lückcnzähnen fehlen, so könnte man auf den ersten Blick glauben, dass mit Rücksieht auf die Grösse des Fleischzahues dieser Fund dem Lycorus nemesianus Gray, der bekanntlich nur drei Lücken- zähne im Unterkiefer besitzt, angehören könnte, wenn man sclioii von der unvergleichlich grossen Höhe des horizontalen Astes des Lupus Suessü absehen wollte. Zum Glück ist von der linken Unterkieferhälfte der Licisivtheil mit den drei Incisiven, dem Canin und der halben Alveole für den ersten Lückenzahn vorhanden. Nun beträgt bei Lycorus nemesianus nach der Zeichnung Bourguignat's die Entfernung vom Vorderraude des vordersten Lückenzahnes bis zum Vorderrande des Fleischzahnes 42; stellt man den vorhandenen Incisivtheil des Lupus Suessü in diese Entfernung zum vorhandenen Unterkieferaste, so würde die Spitze der Eckzahnwurzel in den vorhandenen horizontalen Ast hineinragen, ohne dass an dieser Stelle eine Höh- lung lür die Wurzel vorhanden wäre. Auch würde diese Stellung dem Oberkiefer niclit entsprechen , weil hiehei der Eckzahn desselben vor den Eckzahn des Unterkiefers zu stehen käme, anstatt hinter denselben; der Incisivtheil mnss daher weiter nach vorne gestellt werden, und es fehlt ein Stück des Uuterkieferastes. Wenn man den vorhandenen horizontalen Ast der linken Unterkieferhälfte in die natürliche Stellung zum vorhandenen linken Oberkiefer bringt, und ebenso den Incisivtheil des Unterkiefers, so findet man, dass wirklich zwischen diesem und dem vorhandenen horizontalen Aste, unterhalb der Alveole des ersten Lücken- zahnes des Oberkiefers, ein Stück von 15 des horizontalen Astes fehlt. Dasselbe Resultat ergibt sich, wenn man die mehr erhaltene rechte Unterkieferhälfte zu Hilfe ninnnt. Aus diesen Vorgleichungen folgt, dass zwischen dem Vorderrande deJ' Alveole tür den ersten Lückenzahn und der Krone des Fleischzahues im Unter- kiefer eine Länge von nahe 52 vorhanden war; von dieser nehmen die zwei hinteren vorhandenen Lücken- zähne '60 ein, und es bleibt somit ein Raum von 22 übrig. Da die Länge des vorletzten Lückenzahnes 14 beträgt und der dritte Lückenzahn stets etwas kürzer ist, somit höchstens 12 betragen konnte, so würde für den Fallder Annahme nur noch eines Lücken/.ahnes (im Ganzen ;'.) zwischen dem ersten umi zweiten Lückeu- zabne eine Lücke von lü übrig bleiben, welche weder der Stellung dieser beiden Zähne bei Lycorus, wo sie dicht aneinander stehen, noch der Stellung bei irgend einem Ganiden, noch überhaupt der Symmetrie mit Rücksicht auf den \orhandenen Oberkiefer entsprechen würde. Man sieht dagegen bei der besagten natür- lichen Stellung sehr deutlich, dass in diesem 22""" langen Räume mit Rücksicht auf den Oberkiefer noch zwei Zähne vorhanden sein musstcn, uud zwar ein erster einwurzeliger mit etwa 6-5 und ein zweiter zwei- wnrzeliger mit etwa 12, der Rest entfällt auf die kleinen Lücken. Die Stellung dieser beiden Lückenzähne entspricht auch voUkonunen der Stellung der Lückenzäline im vorhandenen Oberkiefer. Der Nussdorfer Cauide hat also vier Lückeuzähue im Unterkiefer gehabt, und kann der Gattung Lycorus, abgesehen von anderen sehr wichtigen Unterschieden, nicht angehören. Ubi-r Caniflen aus dem Diiuviam. 121 E!< hlcibcii (lalier im vorliegenden Falle nur noch Lupus vuhjan's 'fossüis und L. spelaeus zur Vcrglei- chiing übrig. Schädel. Leider Hess sich aus den vorhandenen Schädelfragmenten des Lupus Suessn bei sorgfältig- ster Behandlung derselben der Schädel nicht zusammenstellen, da mehrere Partien fehlen; derselbe würde die Aufstellung der Unterschiede von den vorstellend ijenannten verwandten Formen sehr erleichtert haben; indess reicht das Vorhandene vollständig aus, um den Lupus Sucssü, der an Grösse einen L. vulyaris Gray von mittlerem Wüchse etwas übertraf, zu charakterisiren. Die vorhandenen Fragmente des Schädels sind : der linke Oberkiefer mit abgebrochenem Os jugale, ohne Zwischenkiefer, es fehlen die Incisivzähne und der erste Lückeu/.Mlin; das linke Oberkieferfragment mit dem dritten Lückenzahnc, dem Fleischzahne und den beiden Höckerzähnen; ein Fragment der Schädeldecke mit dem Sagittal- und Occipifalkamm; der Schädelgrund mit dem Forameu magmcm, den beiden Condylen, dem rechten Os tymj)., dem Os basüare, Os spheuoideum poster. und auter., mit Fragmenten der Ossa plenj- fjoidea und der beiden l'rocessus zfigomatici. Von der linken Unterkieferhälfte ist vorhanden : der Incisivtheil mit den drei Incisiven, mit dem Canin und der halben Alveole des ersten Lückenzahnes; ein Fragment des horizontalen Astes mit dem vierten Lücken- zahne und Fleischzahne und dem Winkel. Von der rechten Unterkieferhäii'tc ist vorhanden : der horizontale Ast mit dem zweiten und dritten Lückenzahne, dem Fleischzahne und den Alveolen der beiden Höckerzähne und ein Incisiv; der Winkel ist vollkonnnen erhalten, der Processus condyloideus ist etwas beschädigt und die obere Hälfte des Processus coronoideus ist abgebrochen. Alle Zahnkronen au sännntlichen Stücken sind etwas abgekaut. Auf Grundlage dieser Reste ergeben sich die nachstehenden Unterschiede. Oberkiefer. Lupus Ä^/essiV unterscheidet sich vom L. vulgaris fossilis und L. spdaeus durch die Form und Stellung seines Fleischzalmes und seiner beiden Höckerzähne. Der Fleischzahn ist schmal, langgestreckt; sein innerer Ansatz ist sehr schwach, ohne Spur einer Leiste zum Hauptzacken, weit nach vorne gerückt und seine Wurzel ist schief gegen den harten Gaumen gerichtet. Die Stellung dieses Zahnes ist nahezu parallel zur Mittellinie des Gaumens, während dieselbe bei L. vulgaris fossilis und L. spelaeus einen beträchtlichen Winkel mit der Mittellinie bildet. Auch scheint der Fleischzahn niedriger zu sein, als bei diesen Tliieren. S. Taf. ni, Fig. 2; Taf. IV, Fig. 1, 7-9; Taf. VI, Fig. 1-4. Der erste Höckerzahn ist innen ziemlich lang (breit) und massiv, hat hier im Umfang eine mehr eckige Form, während er bei i. vulgaris fossilis und spelaeus mehr oval ist (s. Taf. IV, Fig. 7, 8, 9); seine Stel- lung ist fast senkrecht gegen die Mittellinie des Gaumens, eher mehr nach vorne gerichtet ; bei den genannten Arten ist sie mehr nach rückwärts gerichtet. Diese Unterschiede ergeben sich auch aus der Form und Stel- lung der Alveolen. S. Taf. VI, Fig. 1-4. Der zweite Höckerzahn ist überhaupt kleiner, verhältnissmässig schmäler als bei den beiden genannten Arten, seine innere Hälfte ist viel schmächtiger, am vorderen Innenrande nicht so stark ausgebuchtef. Der Eckzahn ist kleiner, aber kräftiger und verhältnissmässig dicker. Die Schnauze ist vorne niedriger, steigt rasch hinauf und ist über dem vorderen Augenhölilenrande ver- hältnissmässig höher, sie erscheint daher im Ganzen relativ kürzer. Nordmann führt bezüglich der zwei von ihm auf Taf. I, Fig. .5 — 7 abgebildeten Oberkieferfrngnicnte nn, dass dieselben einem und demselben Individuum angehören, und doch ist die innere Alveole für den ersten Höckerzalin der beiden Seiten so verschieden gezeichnet, dass man auf Grundinge derselben einen weitgehenden Unterschied begründen könnte. Ich glaube, dass die Alveole der Fig. (i (rechter Kiefor) richtiger gezeiclinet ist. DieUngenauigkeit derZeichnung geht besonders daraus hervor, dass der Fleischzahn, Fig.5, 28"'"lnng ist, während Nord mann im Texte 26"'" angibt. Sowohl die Länge des Fleischzahnes, als auch seine Gesnnnnt- form, besonders aber die Stellung des inneren Ansatzes stimmt mit Lujms Suessii überein, ebenso die mehr gegen die Mittellinie des harten Gaumens gerichtete Stellung der inneren Alveole des ersten Höcker/.ahnes. Denks. hrifien der mntheni. -natura ('I. XXXJX. Bd. Abhandlung von Niclitmitglicdern, q 1,22 Johann Woldfich., Allein Nord manu gibt an, dass der Fieischzahn von dem äusseren Rande des vorderen Theiles bis zum inneren um L'""" lieträchtlichcr ist, als bei einer alten Wöltin ans Finnland. Diese mnss aber nicht zu den grössten Individuen gehört haben, da der Fieischzahn des mir vorliegenden Schädels einer nicht alten Wölfin' 25'°'" lang ist, während derselbe bei der finnischen Wöltin nach Nordmann nur 24"" lang war. Der innere Ansatz ist übrigens so undeutlich gezeichnet, dass man nicht erkennt, ob die Ansatzkrone oder ob die Ansatz- wurzel so weit nach innen gestellt war, wie dies bei L. S/iessü vorkommt. Wenn das Letztere der Fall wäre — und Nordmann scheint wirklich am Rande gemessen zu haben — dann ist nach der Zeichnung die Übereinstimmung mit L. iSuessn vollständig, und es dürfte die Abbildung Nordmann's mit grösster Wahr- scheinlichkeit die eines L. Suessü sein. Ihn In i;m , C" Uiiterkiefer. Der Unterkiefer von Lupus Suessii unterscheidet sicli von dein des L. ly/k/aris fosxi/is und i. sjuefae?^.? auf den ersten Blick durch seine Form; die absolute Hölie seines horizontalen Astes vor dem Fleischzahne, unter demselben, unmittelbar hinter demselben und iiinter dem zweiten Höckerzahne erreicht weder der stärkste lebende Wolf, noch der L. vulgaris fossilis, noch L. spe- laeus, geschweige denn die relative Höhe dieser .Stellen mit Kücksiclit auf die Länge des Fleischzahnes und des Kiefers. Der horizontale Ast ist \'orne etwas schmächtiger, rückwärts dicker, die Grube für die Kau- muskeln ist sehr tief und breit, der Winkel äusserst kräftig; alles deutet auf eine sehr starke Muskulatur; der Condylus ist nicht so stark wie beim /.. spelaeus] die Coronoidapophyse steigt beinahe senkrecht hinauf und ist hinter dem zweiten Höckerzahne nicht so dick wie die des L. spelaeus oder der eines grossen L. vulgaris. Der Fleischzahn ist ansehnlich, jedoch nicht so dick, wie bei L. spelaeus (Taf. VI, Fig. 6 u. 7), die Lückenzähne sind kleiner als hei diesem Tliiere, oder bei einem grossen lebenden oder fossilen gemeinen Wolfe mit gleich langem Fleischzahne. Der Eckzahn ist kürzer, aber kräftiger. Bei näherer Betrachtung der Abbildungen Cuvier's habe ich gefunden, dass der von diesem Autor auf PI. XXXVII, Fig. 3 abgebildete Lnterkiefer, den auch Hlain ville unter dem Namen Canis Lupus abgebildet hat, dem L. Suessii angehört und mit ihm vollständig übereinstimmt. Da die Abbildung einer Unterkiefer- hälfte Fig. 5 auf derselben Tafel Cuvier's dem Lupus spelaeus und die Abbildung einer Uuterkieferhälfte daselbst Fig. 4 dem Lupus vulgaris fossilis angehören (die Abbildung der Unterkieferhälfte Fig, 2 dürfte dem Canis ferus Bonrguignat angehören), so lösen sich diese vier Abbildungen Cuvier's vom fossilen „Wolfe" aus der Gaüenreuther Höhle in \ ier verschiedene Formen auf. Es erscheint somit sehr begreiflich, dass die Ansichten früherer Autoren, welche von der Voraussetzung ausgingen, dass alle in den Höhlen gefundenen Reste grösserer Caniden einer Species ,Wolf" angehören, so sehr über die Beschaffenheit dieses Thieres aus- einanderlaufen, je nachdem eben das von ihnen benützte Materiale beschaffen war. Vergleichende Dimensionsangabeii über Ober- und Unterkiefer und über die Bezahnung des Lupus vulgaris Gray^ Lujms vulgaris fossilis , Lupus spelaeus und Lupus Suessii. Ich lasse nun das Verzeichniss der Dimensionen folgen , die ich an dem ndr zu Gebote stehenden Materiale gefunden habe, und zwar zunächst die des Schädels. Des Vergleiches wegen schicke ich die Dimensionen des lebenden Wolfes voraus, welche auch desswegen nicht unwichtig erscheinen dürften, weil man aus ihnen den Einfluss des Alters und des Geschlechtes auf die Totalgestaltung am leichtesten er- sehen kann. J , Sammlung J e i 1 1 e I e s. Zther Ganiden aus dein DiLuviwa. '12'3 Oberkiefer. Sehr junges Indiv. 1. Schädellänge vom Vordenande der niittl. Inoisiven l)is znm Vorderrande d. Foramen uiagnum 204 ■2. Gesainmtlänge der Baokenzahnreihe 81 3. Länge des +. Lückenzahnes, Fleischzahnes und beider Höcker- zähne, zusammen 60 4. Lfinge des I. Lückenzalmes 8 5- „ .,2. , 13-5 '6. , „ :;. . 1^;;;; 7. Länge des Fleisclizahnes (ohne den inneren Ausatz) .... •2.5-5' 8. Länge des 1. Höckerzalines (aussen) 16 9 " 10 10. Länge beider Höckerzäline, zusammen 26 11. Breite des Fleischzahnes am inneren Ansätze (quer) .'ilsi^l^i'H 12. Breite des Fleischzahnes in der Mitte zwischen (unterhalb) den beiden Zacken . '. * 10-5 13. Breite des 1. Höekerzahnea vom hinteren äusseren Höcker nach innen .20-5 14. Breite des 2. Höckerzahnes vom hinteren ausseien Höcker nach innen ■ 13 ö l.T. Lange des Eckzahnes (Elmailpartie) 14 1 6. Breite desselben (Emailpartie) 8 17. Höhe desselben „ .26 18. Entfernung des Fi)Vani. infraurb. vom Angeurande 27 19. Ganmenbreite (zwischen den Spitzen der Hauptzacken der Fleischzähne) 61 L tUpits vtilgaris G ray. .;! ■ü: IL-;- III. IV. ■ V. VL VII.I ' JJmges Indiv. Mittel- grosses Indiv. 7d^ Grosses Indiv. 9 G In rossea div.cf Grosses Indiv. Sehr grosses Indiv. — — 218 234 — 231 81 78 85 90 88 94' ' 59 55 60 62 60 66 8 — 7 8 — 8 14 14 15 15-5 — 14"'' ""ife^"'^ "i5 IG- 5 16-5 — 17-5'* ,.,! ,^ ., 26 25 28 26 30 16 17 16 17-5 17-5 18^ 8 8 9 9 9 10 23-5 26 24-5 25-5 25 27 12-5 13 13-5 13-5 13 15 - — 10-5 10-5 10 11-5 19 19 19-5 20-5 18 20 12 12 13 13 13 13o 1 .> i:>-ö 14-5 16-5 15 15-5 8 9 9 10' 9-5 10 , — 27 27? — 29 3 1 ? 34 26 34 3'2 31-5 33 65 65 71 68 2. 3. 4. 5. 6. 7, 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17 18, 19 L. vulg. foss. VIII. Langen- bronii Schädellänge vom Vorderraude der niittl. Incisiven bis zum ^-'X'ibi.vr Voi-5 12-5 13 14 13 15 10 ^" .. 10 •■ 11 10 12 182 197 199 ühei' Canidev a.it.s dem Dilurium. 12.' Lupus vulgaris fossilis. VIII. IX. X. XI. XII. XIII. XIV. XV. Hohle- l\al)oii- Holile- Byci- Zeisol- Gallen- tJoft'oii- Paii- stein. stein. fels. .skula. borg-. i-e«th. taine. gnana. Junses . , . , I^i-^^--*cli- :, erwich- ' ' **'?'i6s Erwacli-Liw.ich- SlIu- . . ^„' „'junges altes .sein- seues senes alte.s , -.f^ IiKiiv ^'"''^- ^"'l'^- '^'■''*'f- '"'^•^- '''"''^- ^"''i^' '■ Iiuliv.' ' 1. Länge der ganzen Backenzalmreilie — 8S 9G ' 98 ' — 94 96' 94 2. Länge der Zahnreihe vom Vorderrande des .3. Liickenzahnes liis zum Hinterrande des 2. Ilöckerzahnes 70' 71 76' 78 — 75' 74 72' .■?. Länge des .S. Liickenzahnes LS' — 14 L5 — 14' 14 13 4. „ „4. „ 1.5 1.5 -.5 17 17 IG 1.5 ' 16 15 5. „ „ Fleischzahnes 2G-.5 28 .30' .30' 28-.'> 27 30 27-5 6. „ „ 1. Ilöckerzahnes 11-.') Kl 11' 12 10 12 11' ll-g 7. „ der Alveolen des 1. und des2.Höck^rzabnes, zusaninnMi 17 15 16 18-5 — 15' 15' — 8. Breite (Dicke) des 4. Lückenzahnes . 1 . . !' 7-5 8 8 9 S — — — 9- „ „ n ^- „ - - 7 7-5 0-5 - - - 10. „ n » Fleischzahues 10 II — — 11-2 — — — 11. „ der vorderen Alveole des ersten Höckerzahnes . . . G G 6 7 — — — — 12. Länge des Eckzahnes — 12 — — — — — 12 13. Höhe „■ „ — 22? — — — — — — 14. Breite „ „ — 8 — — — — — — 15. „ „ Incisiv 3 — ;r^ — — — — — — 16. Lücke zwischen dem 1. Lückenzahno und dem Eckzahne . . — m4 — — — — — 10? X7. Höhe des horizontalen Astes vor ilein 1. Lückenzahne ... — 23 24 27 — — — 24 18. „ ., „ „ zwischen d. 3. n.d. 4. Lückenz.ahne — 22 25 24 — — 25-5 23 19. „ „ „ „ „ „ 4. Lückenzahne und dem Fleischzahne — 25 26? 2G-5 — — 26 27 20. Höhe des horizontalen Astes unter dem Fleisehzahne ... — 26 29 30 — 28 29 28 21. „ „ „ „ zwischen dem Fleischzaljne und dem 1. Höckerzahne . . — 26-5 28-5 31 — 28 29 29 22. Höhe des horizontalen Astes hinter dem 2. Höckerzahne . . — 30 34-.") 33 — 32 36 32 23. Länge des Kiefers vom Vordenande des 1. Höckerzahncs bis zum hintersten Mittelpunkte des Condylns — 58 71 — — — 67 74? 24. Länge des Kiefers vom Vorderrande des 3. Lückenzahnes bis zum Winkel — — — — ~ 125? 123 130 25. Dicke des verticalen Astes hinter dem 2. Höckerzahne ... 11-5 12-5 13 12 — — — — 26. „ „ horizont;den Astes, 15'"'" unter dem Fleischzahne . 13 13 135 14 — — — — 27. „ „ „ „ 20'"" „ „ 3.Lückeuzahne — 9 10-5 10 — — — — 28. Länge des Unterkiefers vom Vorderrande der mittleren Inci- siven bis zum Winkel — — — — — — — 174 Ad Lupus vulgaris Gray: Die Nunmieni I, II, III, IV, V, VI und VII bedeuten dieselben Exeiiiplare wie die oben citirten Schädel, zu denen diese Unterkiefer gehören. Die.Indices bei einzelnen Zahlen bedeuten: 1. in der linken Unterkieferhälfte fehlt der zweite Höeker- zahn gänzlich ohne eine Spur einer Alveole; 2. der zweite Höekerzahn fehlt auf beiden Seiten ohne Spur einer Alveole, in der rechten Hälfte fehlt auch der erste Höckerzahn und es ist nur eine schwache Spur einer Vernarbung sichtbar. Ad Lupus vulgaris fossilis: VIII. aus Württemberg Nr. 4 r/; IX. aus Franken Nr. 4 f^ 1852, vollkommen übereinstimmend imi Lupus vulgaris I.; X. aus Württemberg Nr. .3 c, vom Fleischzahne, welcher ganz abgekaut ist, sind nur die beiden Wurzeln vorhanden. Diese Uuterkieferhälfte stimmt sehr Uberein mit der bei Schmerling, PI. IV, Fig. 1 abgebildeten, nur ist die vordere Partie des horizontalen Astes etwas niedriger als bei Schmerling. Dieser Unterkiefer eines alten Thieres, verglichen mit jenem des Lupus spelaeus aus Zeiselberg oder aus Goffontaine 126 J ohann W o l d f i c h . bei Schmerling, PI. IV, Fig. 2, weist auf den ersten Rlick hinreicliencl und schlagend den Unterschied beider Speeies nach; XI. aus Mähren Nr. 1 o, übereinstimmend mit dem Unterkiefer aus Hohlefels Nr. 3 c; XII. aus Nieder-Öisterreich Nr. 2 h; XIII. aus Franken, nach der Abbildung Cuvier's PI. XXXVII, Fig. 4; XIV. aus Belgien, nach der Abbildung Schmerling's PI. IV, Fig. 1, von dem sehr grossen Reisszahne ist die Krone abgekaut und sind nur die beiden Wurzeln vorhanden, die Alveolen der beiden Höckerzähne sind gut angedeutet; übereinstimmend mit III. aus Hohlefels; XV. aus Italien (bei Pisa) nach der Zeichnung Major's, übereinstimmend mit VI. und beide mehr weniger mit III. Die Indices ' hei verscliiedenen Zahlen bedeuten eine Messuug an Alveolen. Nordmann'.s Abbildung Taf. I, Fig. 8 und 9 zeigt eine Länge des Fleischzahnes von '21 und die Höhe des horizontalen Astes unterhalb des Fleischzahnes mit 30. Ich kann hier nicht unerwähnt lassen, dass die hier besprochene Unterkieferhälfte aus Hohlefels III, mit der von Herrn Farsyth Major auf Taf. II, Fig. 8 abgebildeten Uuterkieferhälfte des pliocänen Cam's etruscus Major aus dem Val d'Arno superiore nicht unerhebliche Analogien zeigt, was mich zu der Ver- muthung veranlasst, dass dieser Cawzs e, eine der schwächsten Formen mit etwa.s abgekauten Zähnen, wahrscheinlich einem weiblichen Individuum angehörig, zu dem in die.«em Falle der Kiefer eines Männchens VI recht gut passen dürfte. 11. Aus Württemberg Nr. '1 b. III. Aus Württemberg Nr. 1 «,. Diese und die vorige Kieferliälfte könnte man einem und demselben Individuum znschreiben, wenn nicht dei' verschiedene Erhaltungszustand derselben getrennte Funde andeuten würde, und wenn nicht II mehr abgekaute Zähne hätte als III. Beide zeichnen sich durch eine bedeutende Höhe des horizontalen Astes aus, bei einer verhältnissmässig gerin- geren Dicke desselben und durch sehr gedrängt stehende Lückenzähne. Mau könnte in denselben mit gutem Grunde eine Varietät dieses Thieres vermuthen. IV. aus Mähren; da dieses Individuum noch sehr jung war, erscheint die Höhe des horizontalen Astes hinter dem zweiten Ilöckerzahne noch bedeutender und selieiut simiit von der Norm abzuweichen, allein die hintere Partie des Kiefers ist noch sehr kurz, wie aus dei' Länge derselben vom Vorderrande des ersten Höckerzahnes bis zum Winkel ersichtlich ist; in Folge der Streckung des Kiefers an dieser Stelle mit zunehmendem Alter, rückt die hintere gebogene und schmälere Partie mehr nach vorne und die Höhe des Astes wird an dieser Stelle dadurch geringer. V. aus Nieder-Osterreich Nr. 1 «; vom abgekauten Keiss- zahne sind nur die beiden Wurzeln vorhanden, die Alveole des zweiten llöckerzahnes, des ersten Lücken- zahnes, und die vordere Alveole des zweiten Lückenzahns sind vernarbt; stimmt mit VII überein. VI. aus Franken Nr. 1 a; in Folge der schief hinauf gestellten Lage der Alveole des zweiten Hockerzahnes ist die Höhe des horizontalen Astes hinter demselben scheinbar etwas hedeutender. VII. aus Belgien nach einer Abbildung Schmerliug's PI. IV, Fig. 2. VIII. aus Gailenreuth nach einer Abbildung Curvier's PI. XXXVII, Fig. 5. IX. aus Gailenreuth nach einer Abbildung bei Goldfuss Taf. LIV, Fig. 7. X. aus Nieder-Osterreich. XI. aus Franken nach der Abbildung Cuvier's PI. XXXVII, Fig. 3 und in Blainville's Atlas. Die Indices bezeichnen: 1. Messung nach der Alveole, 2. in Folge der Jugend des Thieres noch bedeutend ; ? nicht sicher aber höchstens um sehr Geringes schwankend, f etwas grösser, aber unbedeutend. Aus allen vorstehend angeführten Massangaben ersieht man, wie sehr sieh im Ganzen die \on mir oben aufgestellten zwei Arten nämlich Litjnis vidijaris Jossilis und Lupus spelaeus nicht nur von einander, sondern auch \o\\ Lupus «bMessiV unterscheiden, und wie begründet meine daselbst angeführte Chaiakterisirung ist. Sehr lehrreich nicht nur in dieser Beziehung, sondern auch in Beziehung auf die Verwandtschaft und Reihen- entwicklung ist ein vergleichender Blick auf die Dimensionen der Fleischzähne und die ent.sprechcnden Dimensionen der Höhe des horizontalen Astes vor dem Fleischzahne, unterhalb desselben und hinter dem- selben; erleichtert erscheint diese Vergleichung auf der Schlusstabelle, auf der noch andere Canideu hinzu- gefügt erscheinen. 128 Johann Woldf ich. ßesclireibuug und Vergleichiing der iibiigen .Skelettheile des Lupus Suessii. Schädel. Schädeldecke. Das vorlianclene Fragment enthält nebst der Crista sagittalis und occipitnlis Stlieke der anstossenden Ossa imriet., ein oberes .Stück des Os occipitale und ein Stiickeiien des Os frontale. Das Stirnbein sclieint sich vor der Kronnaht stark abzuheben, die Enden der Stirnbeinhöhien deuten auf eine bedeutende Entwicklung derselben. Der Sagittalkamm s])riiigt nicht stark nach hinten vor und ist vorne nicht so kräftig wie bei einem grossen lebenden Wolfe, aber nach hinten sehr stark; die Leisten und Gruben unterhalb des Occipitalkanimes am oberen Theil des Occijütnle sind ungemein stark und scharf ausgeprägt, wie sie an Scliädelu lebender Wölfe, verschiedenen Alter.s und Geschlechtes nicht vorkommen. Crista sagittalis. L. Snessi'. Lupus vulgaris Gray. 8aram- Samm- Hof- Tliic^r- ^ ',"*"': Nussdorf liing hing Natural.- Arznei- , '^/'f'l Jeitt.cf Jeitt.9 Cabinet Institut iij!g Länge vom hintersten Punkte des Occipital-Kammes Ijis zur Kronn.'iht 79 circa 76 circa C6 60 75 72 Höhe in der Gegend der Kronnaht 9 7 5 3 g 10 Schädelgrund. Die Gelenkhöcker sind dicker als beim Lupus vulgaris, der untere (vordere) Ausschnitt des Foramen magumn zwisclien deii.selbrn ist am Grunde weiter und mehr rund, beim Lupus vulgaris dagegen schmäler und mehr elliptisch. S. Taf. IV, Fig. 10 u. 11. Die Foramina condyloidea anteriora sind schmäler und lang- gestreckt. Der Processus xygoniaticus ist vor der Gelenkfläche für den Unterkiefer stärker und viel breiter, nämlich 19, beim Liipus vulgaris im Hoi-Naturalienkabinete 16, im Tliicrarznei-Institute 16. L.Siiessii. Lupus vulgaris Gray. Samm- Samm- Hof- Thier- Nussdorf luug lung Natural.- Arznei- Jeitt (^ .Jeitt. 9 f'abinet Institut Quere Breite des Foramen magnum 03 o-l-S Grosste Entfernung der äusseren oberen Ränder der Gelenkhöckcr von einander 451 43 24 24-.". 23 -.T 47 47 49 Rumpfküoclieu. Atlas. Derselbe ist aus vier Stücken zusammengeleimt worden; der rechte Flügel ist nur thcilweise vorhanden, vom linken fehlt der Hinterrand, beschädigt ist der Hinterraiid des Hogens und die Hypapophyse, welche jedenfalls kurz und schmächtig war. Der Atlas /.eiclmet sich wie alle Halswirbel, durch seine massive Entwicklung in allen seinen T h e i 1 e n aus, ohne jedoch die Grösse desjenigen von Lupus spelaeus zu erreichen ; f c r n e r d u r c h einen ganz anders geformten vorderen Flügelausschnitt, welcher bei anderen Lupusarten und C'aniden überhaupt mehr oder weniger die Form eines Halbkreises hat, während der Vorderrand des Flügels bei Lupus Hvi-ssii schief nach rückwärts verläuft und sich nicht nacii vorne umbiegt. S. Taf. II, Fig. ], Taf. III, Fig. 4, Taf. IV, Fig. 4. Die Rlickenmarköffnung ist fast kreisförmig. Die hinteren Flügellöchcr sind gross und durchbohren den Flügel quer, während sie beim lebenden Wolfe und beim Lupus spelaeus (Nr. .r") kleiner und schief nach vorn gerichtet sind. Merkwürdigerweise zeigt auch der Atlas aus Zeiselberg, der viel schwächer ist, und den ich dem Lupus vulgaris fossilis zuschreibe, dieselbe Form dieser ebenfalls über Canidni aus dem Dihwium. 129 grossen imd querdurchgcheiulcn Fora.»n?i(i; es scheint jedoeli, dass dieselben sehr variiren, da an diesem Exemplare das linke Loch viel kleiner ist als das rechte, und auch etwas schiefer {gestellt ist. Auch die Abbildung dieses Knochens von Lupus vuüjarisfossäis bei Hchnierling PI. VI, Fig. ü zeigt diese Löcher wie beim lebenden Wolfe. Litpus L. vulgaris GrJiy. Lupus Lupvs Suessii. Hot- Thier- vulgaris spelaeus. Nussdorf Natural.- Arznei- fossiUs. Streitberg Cabinet Institut Zeiselberg 5 *■" Länge des Körpers ohne Hypapophyse 10 10 9-5 10 12 Länge des Bogen» 17? 14 18-5 18 21-5 Volle FlUgelbreite (nach der Hälfte gemessen) lOG 92 102 102 108 Geringste Länge des Flügels (am Körper) 29 — 26 27 33 Querausdehnung der vorderen Gelenkfläche .5u 49 49 48 52 Seitliche Höhe derselben (von oben nach unten) 2ii 17-ö 1.5-.i 16 22 Seitliche 'J'iefe derselben (von vorne nach hinten) 19 17 16 16 17 Querausdehuung der hinteren Gelenkfläche 41 40 40-5 39 40 Seilliche Höhe derselben 18-ö 18 17 18 185 Seitliche Tiefe derselben 15 13-5 14-5 14 15 Volle Höhe des Wirbels 32 31 31-ö 31 33 Höhe des Vanalis vertebralis, hinten 23 22 25 25 25 Quere Öffnung desselben, hinten 23 24 25 22 24 Epistropheus. Der Dornibrtsatz ist besch.ädigt, die Parnpophysen abgebrochen. Audi dieser Wirbel ist kräftig gebaut und unterscheidet sich von dem eines grossen J.ujjus tud. '21 lang. Kein Caudalwirbel des Lupus vulgaris Gray erreicht die Länge des erstgenannten Wirbels; die längsten Wirbel am Rkelete im Hof-Naturaliencabinete sind der 7. und 8. mit 27, und im Thier-Arznei- Institute der 9. und 10. mit 30; es hat somit Lupus Suessn einen längeren Schwanz gehabt als der lebende Wolf, und wie es scheint auch einen kräftigeren. Rippen. Zahlreiche Rii)penfragmente sind vorhanden, und zwar mit Gelenkköpfen sechs von der linken und vier von der rechten Reite; ferner Mittel- und Endstücke im Ganzen 7. Soweit sich die Stellung derselben an- nähernd bestimmen lässt, dürften sie der 7., 8., 9., 10. und 13. Rippe links und der 2., 3., C}., 7., 8., 9. und 10. Rippe rechts angehören. Dieselben sind kaum merklich kräftiger als beim lebenden Wolfe, besitzen aber sehr starke Muskelincisuren. Brustbein. Es sind zwei Glieder aus der Mitte, etwa das (>. und 7. vorhanden; ich gebe nachstellend die Dimensionen derselben mit denjenigen des lebenden Wolfes, denen sie am nächsten kommen, nämlich dem 6. und 7. Sternalglieder. Lupus L. vulgaris Gray. Suessü. Hof- Thier- ^T . ,. Natural- Arznei- Jü!^ Cabinet Institut ,G.? 25 25 26 Länge >,^ 22 22 25 ,6? 13 7 10 Höhe in der Mitte j .;, jj 7 jq.^ j6.? 7 6 0-5 Dicke (Breite) j^ , 5 g 5.5 Das Manubrium aus Streitberg 13 x dürfte dem Lupus spelneus angehören, dasselbe ist 49 lang, 21 breit, und vorne 15 hoch (dick). Knochen der vorderen Extremitäten. Schulterblatt. Von beiden Schulterblättern siud nur die unteren Partien mit der Gelenkgrube vorhanden, das Acromion ist an beiden abgebrochen. Im Ganzen machen dieselben nicht den Eindruck einer besonderen Stärke, obwohl die Tulercula infra- Und supraglenoidalia, besonders das erstere, sehr ausgeprägt und die Muskeleindrücke stark siud. 134 Johann W oldrich. Lupus L. vulgaris Gray. Lup. vulg. Lupus spelteus. Suessii. Hot- Thier- fossilis. o, ., Schmer- ■Kr.,„„^„.f Natural.- Arznei- Zeisel- ^ ^ ' lins, J!ü!ü 9^^* ^^^ -i^ .111 p'-^^'^ Länge der Gelenkgrube '. . . 34 33 35 33 36 36 Breite derselben , • • • 24 22 25 22 — — Länge (Breite) des Halses an der engsten Stelle oberhalb des Tuherc. infra- und supraglen 34 31 33 31 34 34 Grösste Dicke desselben unterhalb des Acromion 16 13 14 13-5 16 16 Ini Ganzen ist das Schulterblatt doch etwas kräftiger als das des Lupus vulgaris Gray und L. vulg. fos- silis^ aber doch nicht so stark wie bei Lwpus spelaeus. Die Gelenkgrube hat bei Lupus Suessii eine abwei- chende Form von der des Lupus vulgaris und Lupus spelaeus, sie ist im Ganzen etwas breiter, besonders hinten. Die Gelenkgruben bei Lupus spelaeus und Lupus vulgaris fossilis sind einander sehr ähnlich und weichen der Form nach von Lupus vulgaris Gray wenig ab. (S. Taf. V, Fig. 7, 8, 9.) Humerus. Am rechten Humerus ist der Kopf beschädigt, vom linken ist die Eolle abgebrochen, jedoch vorhanden. Alle Muskelhöcker und Leisten sind sehr kräftig. Lupus L. vulgaris Gray. Lup. vulg. Lupus spelaeus. Suessii. Hof- Thier- fossilis. „ i i„fpi, Schmer- Nn^dnif Natural.- Arznei- Streit- *" ling, JNussaoit (;,,^,ijjg(. lugtitut borg)/' '• pl.IV, 6 Volle Länge 218 206 219 207 — 220 Länge vom tiefsten Halseinschnitte des Kopfes hinten bis zum äussersten Punkte der Rolle 186 180 182 176 — 200 Grösster Durchmesser der Gelenkfläche des oberen Kopfes . . . 38 38-5 — 38 ^- 42 Querdurchmesser derselben 30 30 — 29 — — Grösster Durchmesser des oberen Kopfes, mit Inbegriff des Tro- chanter major ... 55 52 55 53 — 55 Querdurehmesser desselben mit Inbegriff des Trochanter minor . 37 35 37 • 5 — — ■ 37 Grösste Breite der Rolle, quer 27 27 27-5 27? 31? 31 Geringste Dicke derselben 17 17 — 16-5 18 19 Grösster Durchmesser zwischen den Epicondylen 44 44 44 42 50 45 Grösster Durchmesser der Diaphyse in der Mitte 16 13-5 17-5 15-5 18 18 Durchmesser des Loches in der i^os.sa sKpra^rocAZear?« ««^enor . .11 9-5 — — 10 — Breite (quer) der ^'oss, von vorn nach hinten 10.' Os trapezoideum. Grösster Längsdurchmesser schief von vorne nach hinten 11-5, grösste Breite von links niich rechts 0, grösste Dicke (Höhe) in der Mitte 7. Os hamatum. Grösster Durchmesser von innen oben nach aussen unten (schief links-rechts) Iß, Breite der vorderen Fläche 15, grösster Durchmesser von vorn nach hinten (am Innenrande) 15-5, grösste Höhe 12. Metacarpalknochen. Die oberen Enden der vier Metacarpalknochen (2, 3, 4 und 5) passen mit ihren Ulnar- und Radial- facetten sehr gut an einander, sie bilden aber keine regelmässige Bogeulinie, weil der Metacarpus 2 den Meta- carpns 3 bedeutend, dieser den Metacarpus 4 um etwas überragt; der überragende Rand der Ulnarfacette des Metacarpus 2 passt nicht auf die Radialfacette des Metacarpus 3, sondern auf die Kadialfjicette des 0« capitatum, wie dies auch beim lebenden Wolfe und beim Bären der Fall ist. Unter den Metacarpalknoclien besitzt der 4. das schmälste obere, vordere Ende, der 5. das breiteste. Nach vorne bilden die aneinander gelegten oberen Enden einen convexen, nach hinten einen concaven Bogen. Metacarpus 2 ist mit seinem unteren Ende stark gegen die Radialseite ausgebogen. Metacarpus 2. 3. 4. 5. Lupus L. vulgaris Gray. Lupus L. vulgaris Gray. Lupus Lupus Suessii Hof- Thier- Suessii Hof- Thier- Suessii Suessii »T j „ Natiu'al.- Arznei- „ „„;■„,<• Natural.- Arznei- ■KT,..cA,...e ■K!„^aAn,-r Nussdorf p^^j^j^j j^;^^ ^^sdol■f ^^^^ j^^j^^ Jui.sdo.f Nussdoif Grösste Länge 76 70 77? 87-5 81 90 — — Grösster Durchmesser des oberen Endes, vorno links-rechts 10 — 9-5 11-5 11 — 10 14 Durchmesser an der Radialseite, vorne-hinten 12 — 13 11 — - 14 12' Grösster Durchmesser des unteren Endes, links-rechts . . 13 11 11 13 10 13 11 — GrössterDiuchmesser desselben, vorne-hinten 12 — — 12 — — 12 — Breite in der Mitte d. Knochens, liuks-rechts 9 8 8 8 6-5 8-5 8-5 10 Beim 5. Metacarpus an der Ulmarselte gemessen. Die Metacarpalknochen des Lupus Suessii erreichen die Länge derer eines grossen lebenden Wolfes nicht, sind aber kräftiger. Von den nachstehenden Metacarpen gehören die aus Zeiselberg dem Lupus vulgaris fossilts und die aus Streitberg x'" dem Lupus spelaeus an, die mit x" bezeichneten dürften woid einem schwächeren Individuum des Lupus spelaeus angehören. 1 Da die Hand- und Fusspartien der Skelete, die mir zu Gebote standen, grösstentheils mit Sehnen bedeckt waren, konnte ich keine Messungen daran vornehmen. über Caniden aus dem Diluvium. 137 2. 3. 4. 5. Lup. vulff. Lupus Lupus Lupus Lnpus fossilis. spelaens^^ spelaeus'i speiaeus. speUicus. Zoiscl- Streit- Streit- Streit- Streit- ber}^' borg .>;' berg .u" berg .t'" borg x'" Grösste Länge 77 78-5 85 93 73 Grüsster Durchmesser des oberen Endes vunic, Hnks rechts 10 10 10 10 15 Durchmesser an der Radialseite, vorne- hinten — 16 13-5 16 13i Grüsster Durchmesser des unteren Endes, liniis-reclits 12"ö 13 — I2'5 IJ Grösster Durcliniesser desselben, vorne-hiaten 11 11-5 11 13 12 Breite in der Mitte des Knochens, linlis reclits 8-5 10 8 8-ö lo 1 An der Uhiarseite gemessen. Die Phalangen werden hei den huiteren Extremitäten hesprochen. Kiiocheu der hintereu Extremitäten. Beckenknochen. Von diesen sind vorhanden: das dcfecte linlce Os äei mit dem grössten Thcile der Gelenlcpianne, einem daran hetindiichen Stücke des Os ischii, dann das abgebrochene hintere Stüclv des Os «sc7öhre abgebrochen; das vorhandene untere Frag- ment war sehr zertrümmert. Das rechte Femur fehlt. Dieser Knochen scheint länger zu sein und ist kräftige.i als der eines grossen lebenden Wolfes. Lupus L. fulyaris Gray. Li«ji. vidg. Suessii. Hof- Thier- fossilis. ■fi A ( Natural.- Arznei- Streit- rsussaort fj^^j^gj Institut berg .v Breite in der Mitte des Knoeheiis 20 15 16 16? Grösste Breite des unteren Endes zwischen den Gondylcn 43 39 41 4i) Gvöaste üveito der Fi/ssa iulercondi/loidea I3'5 — — 14-. i Patella. Dieselbe ist mehr gestreckt und dicker als beim lebenden Wolfe. DenkBchril'ten dor m.aliieiu.-natuiw. Cl. XXXIX. Bd. Abliandlungen von Nichtmitgliedern. 8 138 Johann Woldrich. Lupus L. vulgaris Gray. Lup. spe- Suessü. Hof- Thier- laensl Nussdorf Nft»«'"- A>-^»ei- Sf^it- Cabinet Institut. berg x Länge 23 22 28 26 Breite 13 13-5 14 16 Dicke 11 106 ._ 9 Tibia. Die linke Tibia ist vollständig erhalten (^8. Taf. V, Fig. 6), von der rechten fehlt ein Mittelstiick. Dieser Knochen erreicht nicht die Länge desselben beim grossen lebenden Wolfe, ist aber an seinem oberen Ende viel kräftiger, besonders ist daselbst der vordere Kamm ungemein stark entwickelt, dagegen ist er in der Mitte etwas schlanker. Die Tibia Aea Lupus sj^elaei/s ausZciselberg ist im Ganzen bedeutend stäi'ker, krältiger und länger als bei beiden genannten Arten, entspricht in iliien Dimensionen dem Humerus aus Hohlefels und besitzt einen mehr abgerundeten Querschnitt. L/wpus L. viäijaris Gray. Lupus Lupus vulg. fussilis. Unessii. Hot- Thier- spelaeus. ,,. . Sclimer- ., , ,. Natural.- Arznei- Zeisel- '^"'eit- |j Nussdort f, .. , T ii i 1 berg « , ,?' Cabinet Institut berg ^ " pl. V, 5 "Volle Länge 232 222 240 25nf6 220 222 Grösster Durchmesser der Oondyli Hbiae ' 48 42 45 — — — Breite der äusseren Geleukgrube i6o — -- — — — Breite der inneren Gelenkgrube 15-5 — — — I5ü _ Dicke des Knochens in der Mitte 16-5 15 17 23 17 19 Breite des unteren Kopfes 30 31 30 33 29t 31 Breite des Gelenkes für den Astragalus 21 — — 23-5 — Von der Fibula ist ein kleines Stück aus der Mitte vorhanden, welches sehr zart und .schartkantig ist. Knochen des Fusses. An Fussknochen sind erhalten: Links der Astragulus, Metatarsus 2, 3, 4 und 5; Phalangen erster, zweiter und dritter Eeihe von der 3., 4. und 5. Zehe nnd zwei Sesambeine; rechts das Os cuhoideuiti, Calcaneus und Metatarsus 5. Astragalus. Das linke Sprungbein ist vollkommen erhalten; dasselbe hnt die nachstehenden Dimensionen: Grösstc Länge vom inneren Seitenrande des Tibialgelenkes zur Scaphoidfiäche 33, grösste Breite 21 (lieiin Wolle im Thierarznei-Institute 22), geringste Breite über der Facies urticularis medialis post. 14, volle Höhe an der Innenseite 14 (beim genannten Wolfe 20), volle Höhe an der Aussenseite 15, grösste Breite der unteren, inneren (Jelenkfläche 8, grösste Breite der unteren, äusseren Geleuktläche 11-5, volle Breite der Scaphoid- fiäche 17. Calcaneus. Das rechte Fersenbein ist vollkommen erhalten, dasselbe ist im Ganzen kräftiger und stärker als beim lebenden, grossen Wolfe, besonders sein Fortsatz; im Gelenke ist es etwas schmäler. Das Fersenbein des Lupus spelaeus aus Zeiselberg stimmt in seiner Totalform mit dem des lebenden Wolfes überein, ist aber länger und höher als beim Lupus vulgaris und beim Lupus Suessü, kräftiger als beim Lupus vulgaris, jedoch schwächer als beim Lupus Suessü. (S. Taf. III, Fig. 9, 10, Taf. VI, Fig. 13, 14.) Lupus L. vulgaris Gray. Lup. vulg. Suessü. Hof- Thier- fossilis. ■KT A r Natural.- Arznei- Zeisel- Nussdorf ^,^^i^p^ ^^^^ ^^.^ Länge an der Aussenseite 56 53 57 62 Grösste Breite 2t 22 20 22-5 Grösste Hötie 25 23 — 27 -5 Grösste Breite der Cuboidfiächc 16 — — i7-5 über CaniJen aus dem Dilurium. 139 Os cuboideum. Vollkorameu erlinltcu; giösste Länge 23, grösste Breite 18, grösste Höhe (Dicke) 17. Metatarsus 2. 3. Lupus L. vulgaris Gray. Lupus Lupus L. vulgaris Gray. Ltip. milg. Suessü. Hof- 'Filier- tpe/aeus. Suessi'i. Hof- Thier- fossilis. „ , , .. Natural. Arznei- Streit- >, i 4- Natural.- Arznei- Streit- Nussdort f, ,. . , .., . , ,, Nussdort ^, , . . , ^.^ ^ , ,„ C abiuet lustitut berg .i- ' r abmct Institut berg .<; ' Grösste Länge 84 77 88 87 96 SS 101 102 Grösster Durchmesser d. oberen Endes vorne, links-vechts 6 — — 7 12 — — 14 GrössterDurcliraesser desselben, vorne-hinteii IC — 17-5 — 17 — — 19-5 Grösster Durchmesser des unteren Endes, liiiks-rechts 11 10-.5 105 11-5 11 10-5 11-5 12 Grösster Durchmesser desselben, vorne-hinteu lo — — 11 12 — — 12 Breite des Knochens in der Mitte, links-rechts So' 8 8 8-5 9 8 9 10 4. 5. x'" . Grösste Länge 97 88 100 — — — — 85 Grösster Durchmesser d. oberen Endes vorne, links-rechts 7 — - — 8'5 — — — Grösster Durelimesser desselben, vorne-hinten 16 — — — 14 14 — 15 Grösster Durchmesser des unteren Endes , links-rechts 11 10 10 — 10 95 — 10-5 GrössterDurchmesser desselben, vorne-hinten 12 II — — 11 10 ■ — 11 Breite des Knochens in der Mitte, links-rechts 9 7-5 8 — 7^ 7 7 8-5 ' Vorne-hinten. Die Metntarsalkiiot'lu'ii des Lupus Suessü (s. Tal'. VI, Fig. 16) sind nicht so lang, als die eines grossen lebenden Wolfes, aber kräftiger, wenn anch iiiclit so kräftig, wie die des Ltipus spelaeus. Phalanges. Da die Phalangen der Finger nnd Zehen gleich geformt nnd iiahezn gleich lang sind, so lassen sie sich diesbezüglich schwer unterscheiden ; die vorhandenen Phalangen erster Reihe o, 4 und 5 könnten ehenso gut der Hand als dem Fuss augehören; das letztere schien mir jedoch wahrscheinlicher, wesswegen ich sie auch dem Fus.se anreihte. (S. Taf. VI, Fig. 17, 18, 19.) Dasselbe gilt von den Phalangen des Lupus spelaeus aus .Streitberg. Nussdort t Phalangen 1. Reihe. Kürzester Läugsdurchmesser 16 Grösste Breite hinten 11 n vorne 8 Breite in der Mitte <■ ' 5 Phalangen 2. Reihe. Kürzester Längsdurchmesser 17 Breite in der Mitte 8 5. Lwp^ts L. vulgaris Gray. Suessü. Hof- Thier- Natural - Arznei- Cabinet Institut 22 9 9 17 27 5-5 18 0 Lupus Lupus L. vulgaris Gray. Litptis ipelacus. Suessii. Hof- Thier- spelaeus. .Streit- berg .c " Nussdorf Natural.- Arznei- Cabinet Institut .Streit- berg .(■" 25 .so 28 10 10-5 10 9 9 9 6 7 6.Ö 20 7 21 .') • 5 34 6-5 25 6 s* .(2 12 10 7-5 140 Johann Woldfich. i. 5. 2. Ltiptis L. vulgaris Gray. Lupus Lupns spelaeus. iMpmis spelaensf Suessii. Ilof- Thier- spefaetis, ^^f SSt" iS- iSg' ^^-^^ ^^s Phalangen I. Reihe. Kürzester Liingsdurchmesser 31 "29 ,S5 .32-5 26 27 Grösste Breite hinten 11 10 — U 12 11-5 , „ vorne 9 9 — 9-5 11 10 Breite in der Mitte 7 6-5 6-5 7 7-5 8 Phalangen 2. Rei h e. Kiirzest(M- Längsdurchmesser 21-5 22 24 25 — — Breite in der Mitte 7 .5-5 e-.") 7 — — Ausserdem ist noch .aus Zeiselbevg eine Phalanx zweiter Reihe 4 vorlianden. die 18 laug und 8 breit ist und dem Lnpus vulgaris fossih's angehören dürfte; dann noch zwei Plialangen aus Streitberg x" mit denselben Dimensionen wie die bereits besproeheuen. Die Phalangen des Lu_pus SuessiY s'md im Ganzen dicker und kräftiger als die des lebenden Wolfes, doch sind die des Lupus spelaeus noch etwas stärker. Von Nagel]ihalangen des Z,?ipw ^Wess/V sind (hxi vorhanden und dürften der rechten Seite angehiiren; die eine iNt kleiner und beschädigt, die zwei anderen sind grösser und gehören der Mitte an. Lupf's Lnp. rulg. L/apics Snessii. Gray, spelaeus. , Thier- j^^|.^jj Niissdort. Arznei , „. , ,„ r *i » berg .r Institut. " Mittlere N agelp lialanx. Grösste Höhe am Gelenke 13 13 14 Grösste Breite daselbst . . • 9 8 10 Länge von hinten bis zur Spitze 25V 22 26 Sesambeine. Zwei vorhandene Sesambeine sind lialbniondförmig, das eine 12-5 lang, 5 breif und ij hoch, das andere 11 lang und ebenso breit und hoch. Grosse des Lupus S/uessil. Das Skelet des Lupus Supssii 'le^gt nachstehende Dimensionen: Länge des Kopfes und des Rumpfes bis zur Schwanzwurzel mindestens 110'°, Länge des Schwanzes circa 45"", Höhe zwischen den vorderen Extre- mitäten (letztere in gestreckter Stellung) bei 6G"" zwischen den hinteren bei 62"". Das Skelet des fAipvs ?-ul(/ar/'s (!ray im Thierarznei-lnstitute ist vom Kopf bis zur Sciiwan/.wurzel 105'" lang, vorn 70'" und hinten 66'°' hoch. Rückblick. Wir haben also in Li/pus S/ress/i' ein Thier vor uns mit der Bezahnung -^'t' ,-~t-' t,' ^^^ seiner Grösse nacli zwisclien dem Lupa-i indgnris fossilis und dem Lupus ftpelaeus steht, eineti sehr grossen Lupus Tu/gans Gray an Hölie jedoch nicht erreicht, sich aber von den beiden erstereu in viel wesentlicheren Punkten unter- scheidet als diese unter einander. Hei einer im Verhältnisse zur Länge des Schädels sehr hoch hinaufsteigen- den Schnauze, einem äusserst kräftigen, breiten, hyänenartigeu Halse und einem langen, kräftigen Schwänze, war dieses Thier im Verhältnisse zu seiner Grösse viel kräftiger gebaut als selbst der Lupus spelaeus. Die durchwegs staikcMusculatur verräth einen robusten Körperbau; die Extremitäten waren, obwohl mit kräftigen Muskeln versehen, doch so schlank, dass dieses äusserst starke Thier selbst grössere Pflanzenfresser Hink genug verfolgen und bei seiner Kraft auch bewältigen konnte. Über Catdden ans dem Diluvium. 141 Weder Lupus Suessü nocli Lupus spelaeus , noch Lycorus nemesinnus hat unter den bis jetzt l)ekannten, im wilden Zustande lebenden f'aniden zuiiäclist stehende Verwandte. Ob aber Lupus Suessii seiner Stärke wegen vielleicht dem Menschen als Hilfsgenosse bei der Bezwingung grösserer Pflanzenfresser vortheilhalt erschienen, und er dieses Thier im Laufe der anthropozoischen Epoche gezähmt habe, so dass wir etwa in den kräftigen starkhalsigen Fleisrherhunden Nachkommen desselben zu suchen hätten, wie ich vernnithe, behalte ich einer späteren Untersuchung vor. TJu/pus ne.Hchersensis, B o u r g u i g n a t. Canis neschersensis Croizet, Blainville Osteographie; Canis, p. 175, pl. 13. Canis neschersensis , Poniel Oatal. ni6th. Vert^br. foss. 1855, p. G9. Unter den Zähnen aus den Höhlen bei Streitberg in Franken befindet sich ein oberer rechter Canin, mit abgewetzter Spitze, der nicht einmal die Grösse jenes des Lupus palUp es Gray erreicht. Nr. 28 s. (Siehe Taf. VI, Fig. 20.) Derselbe ist 11 lang, G-f) dick und bei 21 hoch (Emailpartie); der Canin im Unterkiefer des Lupus vesc/ierse?isi.'c ist nach der Zeichnung bei Blainville gemessen : 1 1 lang, 6 dick und 1 il hocii ; diese Dimensionen stimmen sowohl ahscdut als relativ bezüglich des Verhältnisses des Oberkiefers zum Unterkiefer sehr mit einander iiberein. Ich bin um so mehr geneigt, diesen Zahn, der für einen f'am's zu ausgeprägt und etwas zu stark erscheint, dem Lupus neschersensis Bourg. zuzuschreiben, als mir auch ein rechter Radius aus demselben Fundorte vorliegt, Nr. 28 z, der sich ganz analog in seinen Dimensionen verhält. Der- selbe gehört einem erwachsenen Individuum an; volle Länge 193, grösster Durchmesser der oberen Gelenk- fläclie 21, Qnerdurchmesser derselben 13, grösster Durchmesser des oberen Kopfes 23-5; grösster Durch- messer der Carpalgelenkfläche 22; grösster Durchmesser des unteren Kopfes 30-G, Breite in der Mitte des Knochens 16, Dicke daselbst 8-5. Es ist selbstverständlich, dass diese Bestimmung wegen des geringen vorhandenen Vergleichsmateriales keine absolute Sicherheit gewährt und daher fraglich bleibt. Lupinae zur Zeit des Diluviiuns. Es wären somit in Mittel-Europa aus der Zeit des Diluviums, oder wie wir sie nennen, aus der anthropozoischen Periode, oder wie sie in Frankreich heisst, aus der quateruären Periode (auch Periode actuelle) ans der Familie der f'anidae, Section Lupinae, die nachstehenden acht Formen bekannt: Ciion europaeus Bonrg., Cuon Edtcardsianus Bonrg., Lycorus nemesiaims Bourg., Lupus spe- laeus Woldf., Lupus Suessii Woldf., Lupus indgans fossilis Woldf., Lupus neschersensis Bourg. und Canis ferus B O U r g. Literatur und Geschichte des diluvialen Fuchses (Vulpes). Voisin du Renard Cuvier, Kech. sur les Ossem. foss. Nouv. eilit. t. IV, 18'2.i, p. 4tjl. Benard fossile .Seil mevling, Rech. Ossein. Ibss. de Liege 18i?4, T. II, p. M. Vulpes major Schmerling, „ „ „ „ „ „ p. 39. Vulpes minor SuhmerWrig, „ „ „ „ „ „ p. 39. Canis vvlpes Mare. de Serres, Diilireul et .leaii Jean , Rech. Ossem. liuiiiat, de Luuel-Vieil, 4S39, p. 78. Canis vulpes spelaeus, Cuvier, Ossem. foss. 1838, 4. edit.; teste Rietet, Traite de paleoiitologie, 1853. Canis vulpes Blainville, Ostiiograpliie, Canis, p. 105. Canis vulpes Jaeger, Foss. Säugethiere in Württemberg 1839. Canis vulpes fossilis Pomel, fatal, meth. Vertebr. foss. 18.04, p. C9. Canis vulpes fossilis Cuv., Nordmann, Paläontologie Siidnisslands, 1S58, p. 137. Canis fossilis meridionalis Nordmann, „ „ i, P- 138. Ca/nis vulpes Gervais, Raleout. fran^. 1859, 2. edit, p. 214. Cams vulpes Lin., Brandt, Neue Untersuchungen über die in den altaischen Höhlen aufgefundenen Säugethierreste. Bulletin de FAcademie imp. des .Sciences d .St. I'etersbonrg, t. XV, 1871, p. 154. Canis vulpes fossilis Cuv., E. Cornalia, Monographie des mammiteres foss. de la Lombardie. .Stoppaui, Paleont. Lomb . 2. s6r. Mailand 1868—1871. ]42 Jnhavn IVo/rJ fich. Eiiiopäisclier Fiiohs, EiHfiiohs, Rotlifiichs Nordameiikii's. Rii timoyei's Veränderungen der Thierwelt in der Schweiz 1875. Vulpes t>ulgaris Bourgnignat , Rech. Ossem. foss. de Canidae. Annal. des scieuc. geolog. 1875, t. VI, p. ö2. Tvtpe.i minor Tionrgwig-nai, .. , „ „ „ . „ „ „ „ „ t. VI, p. 56. Oanis vulpes Gaudry. Mat^riaux pour l'hist. de temps quatern. 187(5. Canis lagopus, Nehring, Die qnateniären Faunen von Thi-ede und Wcsteregeln. Archiv fiir Anthropologie, Bd. X und XI, 1878. Den fossilen Fuchs bat ebenfalls schon Esper in der Gailenrenther Höhle angekündigt, ehenso Cuvier, welcher auf pl. XXXII, tig. 8—22, einige Zähne und Thalangeu abgebildet hat. Auch Buckland hat mehrere Zähne aus der Höhle Kirkdale beschrieben und abgebildet, pl. VI, tig. 8—14. Schmerling hat eine grössere Zahl von Abbildungen (pl.VH, VIII und IX) diesesTliieres aus den Höhlen bei Lüttich gebracht und unterscheidet zwei Formen, eine grössere : Im/;^«« mcyw- und eine kleinere: l'uljms minor. Mac-Enry hat in seiner Beschreibung der Höhle von Kent beiTorquay die rechte Uuterkieferliälfte eines grossen Individuums des Fuchses abgebildet, welche Blainviile copirte. Auch Marcel de Serres, Dubreul et Jeanjean lan- den in der Höhle Lnnel-Viel bei Moutpelier Knochen des Fuchses von zweierlei Formen: die eine von der Stärke und dem Wüchse des iu/jtes mlgaris, die andere etwas länger und schmächtiger. Diese letztere dürfte mit Vuljtes major Schmerling übereinstimmen. Bourgnignat meint, dass die etwas grössere, schlankere Form, Vulpes major Schmerling's,- nur eine Varietät unseres Vulpes vulgaris ist, und führt eine Menge von Funden dieser Form aus Frankreich und Belgien an. Dagegen betrachtet er die Korm Vulpes mmor Schmer- ling als eine .selbstständige Species, welche kleiner war als \'//lp es vulgaris, deren Knochen aber verhält - nissmässig kräftiger und di(d^er sind; dieselbe ist vertreten durch einen recliten Unterkiefer (Schmerling, pl. VII, Fig. 7) und eine Tibia (Schmerling, pl. VIII, Fig. 11), beide aus F(md du Foret. Der Unterkiefer ist sehr kurz, am unteren Rande sehr convex, die dicht gedrängten Zähne nehmen eine Länge von 52 ein. Die Tibia ist 122 lang, in der Mitte 9 breit, das obere Ende hat eine Breite von 25 — 26, das untere 11. F. Brandt behauptet, dass die in den altaischen Höhlen gefundeneu Fuchsreste dem gewöhnlichen Fuchse angehören, sogar, oft kleineren Individuen, und bestreitet die Ansicht Eichwald's (Leth. III, p. 408), dass sein Cnvis mlpfs fossilis L. der altaischen Höhlen etwas grösser war als der gewöhnliche Fuchs. E. Cornalia führt an, dass es in der Lombardie Füchse von grösseren Dimensionen und solche gegeben habe, welche dem jetzigen gleichen. Derselbe liefert von Oants Vulpes fossüts Cuv. ans der Grotte Levrange Abbildungen auf PI. VIIl und IX: eine linke Unterkieferhälfte, einen Canin, einen Hiimerus, eine l'lna, ein Fcniur, zwei Metatarsalglicder und einen Schwanzwirbel. Auf Grundlage der vorhandenen Literatur und des mir zu Gebote stehenden \ ergleichsmaterieles glaube ich die nachstehenden fossilen Vulptnae unterscheiden zu können. Vulpes vulf/aris fossflfs. C'am's vtilpes der meisten Autoren. Canis vulpes fossilis Cuvier. Vulpes major Schmerling, Rech. Ossem. foss. de Liege, I8;i4. Canis vulpes Blainviile, üsteographie,Cauis, p. 105. Canis vulpes fossilis Pomel, Catal. nieth. Vertebr. foss. 1854. Canis vulpes fossilis Cuvier, Nordmann, Paliiontologie Siidrusslands, 1858. Ca7iis vulpes fossilis Cuv., E. Cornalia, Mouogr. des maiumif. foss. de l.i Lombanlie, 1858—1871. Vulpes vulgaris Bourg\iignat, Rech. Ossem. foss. de Canidae, 1875. Es ist mir nicht möglich, aus Mangel eines fossilen Materiales, diese Art nälier zu begründen; allein nach den vorhandenen Abbildungen zu schliesseu, stimme ich der Ansicht Bourguignafs bei, dass nändich Schmerling's Vulpes major mit dem jetzigen Vulpes vulgaris Gray sehr übereinstimmt, nur möchte ich denselben, der Conformität der Nomenclatur wegen, als Vulpes vulgaris fossilis bezeichnet wissen. Auch die Abbildung Blainville's aus der Höhle Kent stimmt mit demselben überein, obwohl dieselbe einen sehr kleinen Fleischzahn zeigt; ebenso die Abbildung eines Unterkieferfragmentes bei Nordraann, T. 1, Fig. 14 und 15, aus dem Diluviallehm bei Odessa. über Caniden atin dem Düuvimm. 143 E. Coriialia schreibt deu vou ihm auf PI. VIII, Fig. 5 und 6 abgebildeten nnd einem jungen Individuum zugewiesenen Unterkiefer dem Vulpes major Schmerling zu. Auch ich theile diese Ansicht; ich fand, dass derselbe die Länge des Unterkiefers eines jungen Individuums des lebenden Vulpes tndgarin Gray besitzt, unter dem Fleischzahne jedoch etwas höher ist, aber nicht so hoch als der eines sehr alten Individuums; die Backeuzahnreihe ist etwas kürzer. Vulpes minor, Seh m e r 1 i n g. Vttlpes minor Schmerling, Recli. Ossom. foss. de Liege, 18;i4. Vulpes ininor, B ourgiiiguat, Rech, sur les Ossem. foss. de Cjinidae. 187.ö. Auch bezüglich dieses Thieres, aufgestellt auf Grundhige der oben angeführten zwei Knochenreste, glaube ich Bourguignat's Ansicht beipflichten zu müssen, nur beträgt die Länge der Backenzahnreihe im Unter- kiefer nicht 52, da der zweite llöckerzahn in der Zeichnung fehlt, sondern mit Einbeziehung desselben etwa 55. Hieher dürften Corualia's Abbildungen der Extremitätenknochen gehören. PI. IX, Fig. 2, 3, 4 und 5. Vulpes mei'idionalis, Canis fossilis meridionalis No id m ann , Paläontologie Siidriisslands, 18.58, p. 138. Unter dem Namen Cums fo.ssilts merklionaiis beschreibt Nordmann eine linke Unterkieferhälfte, T. I, Fig. 11, sowie einen Epistroi)heus, Femur und eine Tibia einer kleinen Fuchsart aus dem Üiluviallchm bei Odessa und Nerubay, welche ihien entsprechenden Repräsentanten wahrscheinlich in einer der kleineren asiatischen oder afrikanischen Formen hat. Aus der Byciskäla-Höhle in Mähren erhielt ich von Herrn Dr. Wankel eine rechte Unterkieferliälfte mit dem 1. Lückenzahne, dem Fleischzahne und dem 1. Höckerzahne; ferner ein rechtes Oberkieferfragment mit dem 2. und :>. Lückenzahne, dem Fleischzahne und dem 1 . Höckerzahne, das derselben Form augehört. (Siehe Taf. VI, Fig. 20, 21 und 22). Beide stammen von erwachseneu Individuen her, der Unterkiefer von einem jüngeren, der Oberkiefer mit schwacli abgekauten Zälinen von einem älteren. Die Unterkieferhälfte stimmt in ihren wesentlichen Dimensionen und in ihrer Form mit der Nordmann's aus Odessa überein. Die Zähne des Unterkiefers aus der Byciskaia sind etwas grösser, die horizontalen Aste sind gleich. Obwohl man bei den Zähnen und Kiefern der zahlreichen Vulpes -kxi&u selbst die kleinsten Differenzen beachten muss, reichen die Diifereuzen im vorliegenden Falle, wie ich glaube, doch nicht aus, um die voi liegenden beiden Reste von denen aus Odessa zu trennen. Diese Unterschiede erstrecken sich auch darauf, dass die Unter- kieferliälfte aus der Byciskäla zwischen der Eckzahnaheole und der des 1. Lückenzahnes fast gar keine Lücke zeigt, und dass der vordere Zacken des Fleischzahnes, sowie die Höcker des 1. Höckerzahnes in ihrer Form ein wenig abweichen, was iudess darauf zurückzuführen ist, dass die Zahnkronen des Indivi\ S-JU Lupus Sucs.fü. Fiq 1 Lupus Tidgai-is /oAsüis- FicjJ) Lupus speltwus., Fiq.ll Lajnis vulfjaris ürar. D onkschriflen cLkAkacLd \f. malh.natunr. Classe XXXIX B d.E Ab tli. 1 8 78 . K.k.Hof-u.StiitrJnickerei. 1)!" J. N.Woldi'icll. ('bor Caiüden dos Diluviums. Taf . V. a d-Kat.gez u- liih. K.k. Fiq. I,3,G,9, 10 Zupu.s Aiwssii Fig:i,'t,5,S Lupus spelaeus, Fiq. 7 Lupus vulgaris f'ossilis. Hof -aitaats (tackerei. Donk.sclvrmentLkilka(Ld ^V^malh.natunv.CJasselXXrX; Bd.ILAblh.l878. ])r .1. N.Wolclrich. über CanidiMi des Diluviums. Taf. VI. Fiq2,6,8his/3 Litpits SziessiL Fig. /ii ö Jnipus vulfjaris Ibssilis Fif/ou: Lupus spelaeus fFig U Lupus Mtlijaris Orav- Fig.:W- X'i' Vulpus meridionalis; Fipjrj-^'i Vnlpus moravicus. Fi(j 25 Lupus ripschcrsensis ? TJoun/uitjnal , Fi(/..?(> Lrucoryon laqopus lossiUs r^ D enKschrilli-n cLk-Akadd \S. iiialh. natunv. ( Jasso XXXIX Bd.EAbth .1878 . über Caniden aus dem DUwium. 145 V e rg- 1 e i c li e u d e M n s s a n g a b e u. Oberkiefer. I. II. III IV. V. VI. VIT. VIII. \'nlpes Vulpes Yulpes Vulpes Leuco- Vtdpes vulgaris Ciray. cvrsne. niloticus moravi- meridio- cyoii . Erwach- Selir Gray. Gray. cus. nalis. lagopus. j ?. senes altes _^ Gray. ^""'^- ' Indiv. Indiv. Länge der ganzen Backenzahureihe 40 45-5 — 46-2i 49 53-3. 55 55-2 „ vom 2. Lückenzahne bis zum 2. Höckerzahne, beide inclusive H5-4 .H9-5 40-5 40 42-5 44- 5 47-2 48-8 Länge des 2. Lückenzahncs 5-.'>3 7-5 — 8 7-5 8-8 9 8-ü n n-i- „ Ö-3* 7-5 9 8 8-5 fl-2 10 9 96 „ „ Fleisehzahues, aussen 8-6'' 12 12 8 12-5 12 12-5 l.H-8 l.vö n „ n am inneren Ansätze ... — 12-8 14-5 14-2 13-1 i;i 16-8 15 „ „ 1. Höckerzahnes, ans.sen 7-5<' 9 8 7-7 8'3 10 lo-l 10 n »2. „ „ 5-5' .'i-4 5 — 4-5 5-.'. 6 5'6ä „ beider Höckerzähne, zusammen 14 14-8 13 3 12' 12-8 15 15-8 15-.') Breite (Dicke) des 3. Lückenzahnes — 2-8 36 3-1 3-5 3'1 3C 3-3 Breite des Fleischzahnes am inneren Ansätze .... — 6 6-1 6-8 6'5 7 8 7'3'- „ ,, , in der Mitte — 4 5-1 4-5 4-8 5 ^"2.. 51 „ „ 1. Höckerzahnes, vom hinteren Höcker ge- messen — 10-4 10-1 10 9-5 11 12-2 11-31 Breite des 2. Höckerzahnes, ebenso gemessen ... — 7-5 7 — 6-5 75 8 8 „ „ halben Gaumens, von der Mitte der vorde- ren Alveole des 2. Lückenzahnes — 7-5 11 9-5 9 8 9-4 92 Dieselbe Breite vom Aussenrande der vorderen Al- veole des 3. Lückenzahnes — — 15 12-5 12-5 11-5 12-5 12-5 Dieselbe Breite vom Aussenrande der vorderen Al- veole des Fleischzahnes — 15 19 18" 17'5 16-8 18-5 19 Entfernung des Foram. infraorb. vom unteren Augen- rande 9 10 — 11-6 13 14-5 16 17 .Schädellänge — 104 — — 118 124 136 13G L Nach einer Zeiclniung bei Blainville. IL Ans dem Hof-Naturaliencabinete in Wien, erwachsenes 'l'hier. III. Aus der B^'ciskslla, mit etwas abgeknnten Zähnen. IV. Ans der B;f ciskala, mit etwas abgekauten Zälinen. V. Ans der Sammlung des Herrn Prof. L. H. Jeitteles, erwachsenes Thier. VI. Aus der Sammlung des k. k. akad. TTymnasiums in Wien. VII. Aus meiner Sammlung. VIII. Aus der Sammlung des k. k. akad. Gymnasiums. 1 An der Alveole gemessen, 2 stark abgekaut. Unterkiefer. I. II. in. IV. V. VI. vn. vui. Vulpes Vulpes Vu/p. meridionalis. Leuco- Vulpes vulgaris Gray. coraac. niloticus. r> -. ri/on , Erwach- Sehr /-< r- Byci- r\^ , .Junges ,. „ Gray. Gray, .s, Odessa, lagoptis j ,- senes altes *'^**"*- Gray. ^'""^- Indiv. Indiv. Länge vom Vorderrande der mittleren Incisiven bis zum Winkel 80 82 8.T-5 — 94 100 HO HO Länge der ganzen Baokenzahnreihe 43 50 51 5 49- 5' 52 56-5 60-5 60-2 „ „ 4 Lückenzähne 23 28 30^ 28' 31 33 35 34 „ des 2. Lückenzahues 5» 7-5 7-S — 7 8-1 8 8-5 „ „ Fleischzahnes 11-59 14 14.5 14 14.8 i.-, 16 16-2 „ „ 1. Höckerzahnes 6-2i" 7 6-1 55 6 65 8 7t''* „ beider Höckerzähne zusammen 9-8 10 9' 8 9 10 11-3 l()-4- „ vom Hinterrande des Fleischzahnes bis zum Hinterr.ande des Condylus 33-5 32 33 — 37 39 45 445 Breite des 2. Lückenzahnes — 3 3 — 3-1 3 3*5 3 „ Fleischzahnes — 5 5-1 — 5-1 5-2 6-1 6-1 „ , 1. Höckerzahnes — 5-2 4.1 — 4 5 6 5-8t^ Denkschriften der mathem-tiatarw. Ol. XXXIX. Bd. Abhandlung von NichtmitgUederu. t 146 Johann Wo] d rieh. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII Lauge der Alveole des Eckzahnes 5 78 7 — 7 8-5 9-2 9-2 Breite derselben — 5 5'1 — 4'8 5'1 G 6- -2 Lücke zwischen dem I. Lückenzahne und dem Eck- zahne -V^ 2 1 — 4 4 5 7-Ö Höhe des horizontalen Astes vor dem 1. Lückenzahne 7-5 8G 9 8 10 u US 12 Höhe desselben, zwischen dem 3. iiud 4. Lückeuzahne 9-5 105 Iü'.ö lo-.i 11 -ö ll-2 12-5 14 „ „ vor dem Fleischzahne 9-8 lO-.i 12 13 13 12 13() 14 „ „ unter dem Flcischzahne II 12-4 13 13 14-5 13 148 ig „ „ zwischen dem Fleischzahne und 1. Höckerzahne 11 11 8 12 6 12-5 14 128 l.i lö-2 Hübe desselben, hinter dem 2. Höckerzalme .... 14 11 12-.i 13 14-5 14-8 172 19 Höhe vom Wiukel bis zum Rande der f'oronoidapo- physe 29-5 27 32 - 37 .35 40 5 40 ö Länge (Breite) des Condylus — 11-5 122 — 14 14 15 i7-5 Dicke des verticalen Astes in der Höhe des 2. Höcker- zahnes — 5 5-5 — 6 6-8 7 7 Grösste Dicke des horizontalen Astes, unterhalb des Fleischzahnes — 6 5-5 — 6 6" 5 7 8-5 Grösste Dicke des horizontalen Astes, unterhalb des 3. Lückenzahnes — 5-1 4-« — 5-7 5-5 6-5 7 I. Nach einer Abbildung bei Blaiuville. II. Aus dem Hof-Natuvalieiicabinete. IV. Aus Odessa, nach der Abbildung bei Nord manu, III, V, VI, VII und VIII, wie vorstebeud beim Oberkiefer. 1 Nach der Alveole gemessen; - stark abgekaut. G. Radde^ gibt für einen CanIsCorsac, hohe Gobi, die uaclistehenden Dimensionen an: » 7-7, * 8, •'* 11, «8-5, ' 5-2, «7, » 12-5, "' 6. Vulpinae zur Zeit des Dihivinnis. Es wären somit aus dem Diluvium oder der antbropozoisoheu Periode Mittel-Eurapas aus der Famili(> der Canidne, Section Vulpinae, die nacbstcbeuden fünf Formen bekannt: Vuljjes tmlgaris fossüis Woldi'., Vulpus m?'Mor Schmerling, Vulpes meruliotiah's W o\(\f., Vti/pes moram'cus W o\di: und Leuco- cyon lagopus fossilts W o 1 d f . Im Ganzen sind es also dreizehn Caniden, eine noch geringe Zahl gegenüber der grossen Znhl der bereits bekannten lebenden Species Europas, Asiens und Nordafrikas. Während in den vorliegenden bescheidenen Beiträgen zum Studium der fossilen Caniden das Be.streben dahin gerichtet war, die verschiedenen Formen möglichst zu sondern und zu fixiren, nm sie dann um so leichter mit einander vergleichen zu können, gestattet die nachfolgende Tabelle über 14 verschiedene, tlieils lebende, theils fossile Arten, freilich nur bezüglich des Unterkiefers, einen nicht uninteressanten Blick auf die Verwaudtschaitsgrade derselben. Die Bezugsquellen des hiezn verwendeten Materiales sind aus den vor stehenden Blättern ersichtlich. ' Gustav Rad de: Reisen im Süden von Ost-Sibirien, Bd. 1, S. 70 und 71. XJher Caniden aus dem Diluvium. 147 ERKLÄRUNG DER TAEELN. (Mit Ausnahme der I. Tafel sind alle Figuren in natürlicher Grösse nach der Natur gezeichnet, und rechts als links und umgekehrt dargestellt.) TAFEL I. lAipus tiuessii W o 1 d 1'. Skelet, '/j natiirl. Grösse. TAFEL IL Fig. 1. Lupus vulgaris fossilis W o 1 d f . Atlas von oben, Zeiselberg. „ 2. „ „ „ „ Linke Unterkieferhälfte, sehr altes Thier, Hohlenfels, 3 c. „ 3. „ „ „ „ ülna aus Streitberg, "y. „ 4. „ „ „ „ Linke Unterkieferhälfte, junges Thier, Rabenstein. „ 5. „ „ „ „6. Cervical, von der Seite, Zeiselberg. „ 6. „ „ „ ., „ „ von hinten, Zeiselberg. „ 7. „ „ „ „ Atlas, von vorne, Zeiselberg. „ 8. Liopus spelaeiis W o\dr. Linke ünterkieferliälfte, sehr altes Thier, Zeiselberg. TAFEL TIL Fig. 1. Lupus spelaens yv o\Af. Rechte Unterkieferhälfte, Streitberg, 19. „ 2. „ „ „ Rechtes Oberkieferfragment, Rabenstein. „ :i. „ n >i Atlas, von vorne, Streitberg, x^\ „ 4. „ „ „ Atlas, von oben, derselbe. „ 5. ., „ „6. Cervical, von hinten, Streitberg, jn". „ 6. „ „ „ 6. „ „ oben, derselbe. „ 7. „ „ „ 5. „ „ n Streitberg, .«". „ 8. „ „ „ Epistropheiis von der Seite, Streitberg, x. „ 9. „ „ „ Calcaneus von oben, Zeiselberg. „ 10. „ „ „ Derselbe von der Seite. TAFEL IV. Fig. 1. Lupus ütiessi Woldf. Linkes Oberkieferfragment, Nussdorf. „ 2. „ „ „ Incisivtheil des linken Unterkiefers, Nussdorf. „ 3. „ „ „ Rechtes ünterkieferfragment, Nussdorf. „ 4. „ „ „ Atlas, von oben, Nussdorf. „ 5. „ „ „ Derselbe, von vorne, Nussdorf. „ 6. „ „ „ Epistropheus, von der Seite. „ 7. Luptts culgaris fossilis Woldf. Rechtes Oberkieferfragment von unten, Langenbronn, Ai-. „ 8. Lupus Suessii Woldf. Rechtes Oberkieferfragment, von unten, Nussdorf. „ 9. Lupus spelaaus Woldf. Linkes Oberkieferfragment, von unten, Hohlestein, 6. „ 10. iMpus Suessii W 0 1 d f . Unterer Ausschnitt des Foramen magnum, Nussdorf. „ II. Lupus vulgaris G ra y. ,, „ n n n Poturczyca. TAFEL V. Fig. 1. Lupus Suessii Woldf. Linker Humerus, von aussen, Nussdorf „ 2. Lupus spelaus Woldf. Rechte untere Humerushälfte, Hohlefels, i. „ 3. Lupus Suessii Woldf. Rechter Radius, von vorne, Nussdorf. „ 4. Lupus spelaaus Woldf. „ „ „ „ Hohlestein, 61. 148 Johann Woldf ich. tjlter Caniden aus dem Diluidum. Fig. 5. Lu/pus spe?aeus Woldf. Rechtes unteres Tihi;ifi:ig'mfnt, Zeiselberg. „ 6. Lupus .Suessir Woltlf. Linke Tibia, von aussen, Nussilorf „ 7. Lupus vulgaris fossilis Woldf. Gelenkfläche der Scapula, Zeiselberg. „ 8. Lupus spelaeus Woldf. Gelenkfläche der Scapula, Streitberg. „ 9. Lupus Suessü Woldi: „ n n Nussdorf. „ 10. „ „ „ Ulnafragment. ■ „ TAFEL VI. Fig. 1. Luptis vulgaris fossilis Woldf. Öbcrkieferfragment, Langenbronn. „ 2. Lupus Huessi Woldf. Oberkieferfragment, Nussdorf. „ 3. Luptts spelaeus Vi i\\ Ar. „ Hohlestein. „ 4. Lupus vulgaris Gray. „ Potuczyca. „ 5. Lupus vulgaris fossilis Woldf. Horizontale Ansicht des Fleischzahues im Unterkiefer. Rabenstein. „ 6. Lupus Suessii Woldf. „ „ „ „ „ „ Nussdorf. „ 7. Lupus spelaeus Woldf. „ n» n » n Hohlefels 61. „ 8. Lupus Suessii Woldf. 4. Cervical, von oben. Nussdorf. 11 "■ n n r "• n n » n n 10. n n n 6- 71 11 » n „ 11. „ „ „ 6. „ von der Seite. Nussdorf. „ 12. „ „ „6. „ von hinten. „ „ 13. „ „ „ Calcaneus, von der Seite. Nussdorf. „ 14. „ „ „ „ von oben. „ 15. „ „ „ Schädeldecke mit der Crista. Nussdorf. „ 16. „ „ „ 4. Metatarsus, von oben. „ „ 17. n j) n Phalanx, 1. Reihe, 4. von oben „ 1) 1°- n n 1) n "• I) *■ I) i) ii „ 19. „ „ „ Nagelphalanx, Mitte „ „ „ „ 20. Vulpes meridioiialis Woldf. Rechter Oberkiefer, von der Seite. Byciskäla. „ 21. „ „ „ L. Unterkieferhälfte, „ „ « Nussdorf. „ 22. „ , „ R. Oberkiefer von unten. „ „ 23. Vulpes moravictis Woldf. L. Oberkiefer von der Seite. „ „ 24. „ „ „ R. Oberkiefer, von unten. „ „ 25. Lupus neschersensisf Bourguignat. Canin von der Innenseite. Streitberg. „26. Leucocyon lagopus fossilis? Woldf. „ n n n n ^!=---^N:^<^~«i.- GLI 149 LUllli FÜSSILI um MM mH CO LI IJ Li u iJ ii a. D« A. MANZONI. Gou au/attto SavoPe ('Vioqxctfvc&c, VORGELEGT IN DEK SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURVVISSENSOHAFTLIUHKN CLASSE AM 1]. APRIL 1878. Considerazioni generali. La mia buona fortnna iu niateria (\\ riceicbe paleontologiche mi ha condolto a porre la mano sopra iin importante gruppo di Ecliinodermi fossili, che senza diibbio forma la parte piü cospicua e signiticaiite della Fauna dello Schlier dclle Colline di Bologna. La scoperta di questo gruppo di Eehiuidi e il frutto delle niie indefesse ricerehe istituite negli anni 1877 e 1878 in qncsta formazione generalniente cosi scarsa di fossili. Prima di questo tempo uon si sospettava nemmeno l'esistenza di questo tesoro di fossili, che attualniente si trova noUe mie maui, e che si conipone liuo a tutt'oggi di 218 esemplari di Ecbinidi, distribuiti per numero uei seguenti generi e specie:' Echinodermi dello Schlier. Maretia Pareti Manz Es. Nr. 75 Hemipnetistes italicus Manz.. . „ 64 Spatangus austriacus Laube ... . „ 51 Brissopsis ottnangensis R. Hörn. . . . „ 11 Pertcosmus callosus Manz „ 6 Schizaster sp.? „ 5 Dorocidaris papillata Leske „ 3 Spatangus chitonosus E. Sism „ 2 Totale N» Esemplari 1'17 1 Nel tempo scorso fni la presentazione di questo mio lavoro e la coirezione delle piovc di stamiia io lio raccolto ancoia biioii mimero di esemplari nelle localitä indicatc; tantoche attiialnieiite la mia collezione degli Ecliiucideniii dello Schlier di Bologna si compone di oltre 30o esemplari, con una specie da ag!a:iungere alle otto indicate, e di cni c t'atta parola nella unita appendice. Bologua. Settembre 1878. 150 A. Manzoni. Con questo ciimulo di materiali (li studio ognuno troverä giustificato che io intraprenda oggi la illustra- zione di questi orgauismi; tanto piü che io ho ragione fondata per ritenere di avere per il moniento esaurito il canipo di queste mie ricerche. Ed in tale proposito e opportune anzi tutto che io faccia sapere che Io Schlier delle Colline di Bologna, alla guisa delle congeueri forniazioni dello Schlier di Ottnang nell' Alta Austria, di qiiello della Collina di Torino (marne serpentiuose con Aturia), delle Colline di Modena e dei dintorni di Ancona, k di per se iiua formazione pinttosto scarsa di iossili, c che questi d'ordinario si iucoutrano raccolti in oasi o centri di abitazioiie raranieiite disscniiuati nel vasto seuo di questo luudo di inare. Questa circostanza e da attribuirc piiucipalmeute alla natura marnosa ed alla eondizione di grande protbuditä in cui si e deposta (piesta lorniazioiie dello Schlier, cd alla qualitä cd ahitudiui sociali e gregarie de' suoi abitanti. Questo e appunto il caso degli Eciiinodernii Spatangoidi, che per numero di esemplari prcvalgono nella lista sopra esposta, e che io ho avuta la buona fortuiia di poter dissoterrare da quel breve tratto di fondo di niare dove tranquillaniente avevano potuto svilupparsi in famiglia. Prima che io riescissi a trovar fuori il nido degli Echinidi dello Schlier di Bologna, appena l'esistenza di questi era parzialmente conosciuta per niezzo di tre esemplari di Maretia Pareti e di uuo di SSpatangus austriacus csistenti nel Museo di Faleontologia di questa Uuiversitä, e per mezzo di altri sette u otto esemplari da me accideiitalmentc raccolti uegli anni precedenti, e che io avevo ceduti al mio amico Th. Fuchs, con- siderandoli come materiali troppo scarsi ed incomplcti per poter tarne soggetto di uno studio. Due sono principalmente le localitä del Bolognese dove io ho raccolto iu grande abbondanza gli Echinidi dello Schlier. La piü ricca e quella che si trova nelle vigne poste sotto Poggiolo nelle viciuanze di Jano e di San Leo nella comunitä di Praduro e Sasso sulla siuistra del Fiume Reno, e l'altra h nella vigua di Mongrillo a mezzo- giorno lii Tignano, dietro al Monte Capra ed egualmente sulla siuistra di Reno. In ambedue queste localitä, pre- sentemente esauritc, io ho raccolto la massima parte degli Echinidi dello Schlier: ed e notevole che la presenza di questi auimali si trova circoscritta a queste aree ben limitate e ristrette, e manca completameute al di fuori, lanto che ogui ricerca ed esplorazione riesce al tutto vana cd inutile per vasti tratti di questa formazione. Io hü studiato con diligenza questi uidi o colonie di Echiuodermi nello Schlier delle Colline di iiologna, ed ho cercato di scuoprirne la ragione d'esscre, o di prccisarne almeno le circostanze concoudtanti. A questo etfetto io ho crcduto di potermi coiivincere che il fondo marino dello Schlier in cui gli Echinodermi si erano sviluppati in colonia aveva qualche particolaritä da reuderlo eccezionalmcnte idonec» a tale scopo: e queste par- ticolaritä consisterebbero uell'essere Io Schlier in quel punto di qualitä maruoso e non argilloso, con appa- ixnzc di Mergel-molasse (come dicono i geologi Tedeschi), e cou la presenza di minutissimi clementi o liolitici, esscndo la roccia di color grigio-giallognolo. Inoltre io ho osservato che, dove piü abboudano gli esemplari di Maretia e di Uemipneustes, la voccia iacassante si niostra tutta (»ercorsa da minime e brevi ver- micolazioni che danno alla roccia stessa uu aspetto variegato, e che probabilniente sono da considerarc come le traccie di numcrosissimi animali niolli che devono aver formato la principale pastura di detti Echinodermi. Egualmente la (jualifä (come chi dicusse soffice e spugnosa dello Schlier a ti])o di Mergel- molasse colouizzata dagli Echinodermi) fa nascere il sospetto che in quelle aree di fondo marino prolificassero i Protozoi, di cui il Protoplasma servisse di cibo agii Echinodermi, ed il guscio contribuisse alla formazione della roccia; nicntre questo nel caso iu ispecie sarebhe rimasto disciolto dalle acque cariche di acido carbonico per formar parte del cemento calcare che ha conglutinato questi depositi marnosi. La presenza di elementi ofiolitici nelle oasi dello Schlier colonizzate dagli Echinodermi mostra di avere una importanza che 6 confermata dal fatto che anche nella Molassa delle alte Colline di Bologna e di Modena le colonie degli Echinodermi si incontrano di ])referenza irnpiantate dove appunto la Molassa conteneva gran quantitä di elementi ofiolitici, tanto da prender nome di Molassa serpentinosa. Ora uel scguito di queste mie considcraziuni generali io provero che la Molassa e Io Schlier di queste Provincie non sono altro che i due depositi litoraneo e di alto fondo dello stesso mare e dello stesso tempo; percui Io studio delle condizioni di Gli Echh)0(](rmi fnssili de.llo Schlier rlelle Golline di Bnlo di esser Faune prevalentemente litoranee e di sedinuMiti sabbiosi, per poter essere fovorevoiinente comparate a quella dello Schlier delle Colline di Bologna. In ordine ai terreiii terzian di Malta rai conviene perö di fare una riserva, ed e che fra questi esista un piano marnoso con Aturin, ginstamente identificato dal mio amifo Th. l'uchs allo Schlier di Austria e d'Italia, nel quäle pi;ino dovrebbero mancare gli Echinodernii di habitat litoraneo come i Clyppaster, Scufelia, Aniphiope, (Jovoclypeus, Echiuolam.'pas , l'iigorrhinctts, Erkinanf.hus, Echinocyamus, per non trovarvisi invece altro che Echinodermi di babitat di niare profondo. Gli Echinodermi lossili del miocene d'Austria ed Uugheria, descritti dal Laube, mostrano di provenire in massima parte da depositi litoranei, e poca o nessuna relazioue presentano quiiuli oon quelli dello Schlier di Bologna. Quelli delle marne oligoceniche dei dintorni di Budapest, descritti dal Dr. Pavay, rappresentauo in grau parte una Fauna di niare profondo, ma specificauiente non corrispoudouo con questi dello Schlier di Bologna, in causa forse dell'etä geologica düferente. Lo Schlier di Ottnang non contiene, secondo le ricerche di R. Hoernes, che pochi e mal conservati Echinodermi, che sono: frammenti di radioli di (h'dnris, Schizaster Lmibei R. Hoeru., Seh. Grateloupii E. Sism. (che a mio vedere e piuttosto un l'ertcosmua), e la Brissopsis ottnnngensts R. Hoern. Lo Schlier dellaCoUina diToriuo (marne serpentinose von Aturin) non avrebbe a comune collo Schliei' di Bologna altro che \o Spat, chüonosus Sism.; ma e probabile che dirette e comparative osservazioni possauo dimostrare che le Brissopsis di queste due localitä sono la stessa cosa, e che lo Spatangus descritto dal Sismonda col nome di Spat, purpureus, non sia altro che lo Spat, austriacus da me de.scritto e figurato in questo mio lavoro. Lo Schlier dei dintorni di Ancona mostra invece di essere la diretta continuazione di quello di Bologna, in quauto che ne ripioduce la forma litologica ed i fossili piii caratteristiei , fra i qnali per mia osservazioue debbo citare In Maretia Pareti, V Hemipneustes ztalicus , VAturia Morisi, \a, Solenomya Doderleim. E nello Schlier dei dintorni di Ancona che si potranno cercare con frutto le colonie di Echinodermi da me trovate con tanta emozione nello Schlier delle Colline di Bologna. Ho giä piü sopra accennato alla comunione di Fauna ed alla contemporaneitä di origine dello ScJilicr e della Molassa delle Colline di Bologna e di Modena, dicendo che queste due formazioni sono da conside- rare come i due depositi di diversa zona bathimetvica dello stesso mare e dello stesso tempo. Per di piü ho detto per quali ragioni, la Fauna dello Schlier sia da considerare di mare profondo, e quella della Molassa di zona littorale. Aggiungero qui che la Molassa ha a comune collo Schlier la scarsezza dei fossili attraverso tutta la formazione, e la presenza di isolate colonie di Echinodermi nelle localitä da me esplorate di Montese e di Africo; colla circostanza egualmeute a comune collo Schlier, che anche nella Molassa le colonie di Echinodermi si sono impiantate dove abbondava nella roccia l'elemeuto serpentinoso. Aggiungero di piü che la Fauna di Montese e di Africo compreude, cio che h notevole, tutti gli Echinodermi dello Schlier ad eccezione della Maretia Fareti e della Brissopsis ottno.ngensis , e che a questi si aggiungono alcuni altri Generi che sono di stazione pressochfe esclusivamente litorale e di sedimeuto sabbioso, cio^ il Genere Echinolampas , Oonoclypeiis, Ec/iiiiocyamus , l'sammechinus, Brissus, i qnali rendouo cosl la Fauna echinodermica della Molassa molto piü nunierosa e svaiiata di generi e specie di quella dello Schlier, come si puö giudicare dalla seguente lista. Echinodermi della Molassa. Dorocidaris papillata L e s k e. Psammechinus sp.? Echinocyamus sp. '? Conoclypeus plagiosomus A g a s s. Echinolampas sp.? Echinolampas sp.? Gli Echinodermi, fossüi dello iSch/.i.er delle Golline di Bologna. 153 Vericosnius callosus M a n z. „ latus Agass. Hennpneustes italicus Jlanz. Sjpatangus austriacus Laub e. , chitonosus Sisui. üchizaster sp. '? Schizaster sp. ? Heterohrissus Montesi Manz. Brissus sp.? Linthia ci-uciata Des. Nel descrivere i;li Echinodermi rlello Schlier delle Cullinc di Boloi;na, io nii sono nttennto in grau parte alla uomeiiclatiira ed al metodo desorittivo adottato da Alex. Agassiz, ohe io considero come TAutore di g-ran lunga il \m\ competeiite in simile uiatevia di stiuli. Per fare poi die la illustrazione di qnesti Echinodermi riesca (per <|n:nito Io povmctte la lovo conser- vazione) perfetta e conipleta, io ho cercato di raffigurare nelle iinite Tavole i meglio coiiservati esemplari dai pift giovani ai piü adulti, dai piü piccoli ai piii grandi. Inoltre io ho cercato, per quauto ini c stato possibile, di niostrare con vario ingmndiiiiento i dettagli di struttura piü importanti delle zone porifere, dei tubercoli e delle spine. Egualmente io ho voluto dare per ogni specie la figura della faccia actinale o inferiore, che ritengo importaiite a conuscere, e che di S(dito viene trascurata ed omessa dai trattatisti di Echinologia fos- sile, ferse perche hen di rado si trova negli Echinidi fossili scoperta e ben conservala. D'altra parte la imperfetta conservazione degli Echinidi dello Schlier di Bologna non nii ha permesso di descrivere e figiirare certi piü delicati dettagli di struttura del .sistema apiciale, dei fascioli, delle zone porifere, dell' aiubulacro impari, del sistema anale e deH'actinosoma; ed in questi casi di imperfetta conser- vazione mi sono ben guardato dal supplire colla niia imaginazione, ritenendo che sia compito di delicatezza ed obbligo di coscienzä da parte di un Natnralista di nnlla modificare od aggiungere di pro]irio a quello che esiste in reallä. La parcda Schlier, che presso i Geologi Austriaci serve ad iudicare una forinazioDC marno.sa di grande profonditä rnarina riferibile al miocene medio, e stata opportunamente introdotta nella Geologia italiana dal mio amico Th. Fuchs e da me, per assegnare una posizione ed un valore geologico ben conosciuto a quei tratti di formazione, che nella Collina di Torino, nelle Colline di Modena e di Bologna, nei dintorni di An- eona e nell'isola di Malta sono caratterizzati, conie presso Uttnang nell'Alta Austria, (finW Aturia Morisi Bast., dal Pecten denudatus Ess., dalla Solenomya Doderleini Mayer e da parte o tutti gli Echinodermi infradescritti. Sottogeii. DOKOCIDARIS A. Agassiz 1869. Intorno ai caratteri distintivi di questo sottogenere, A. Agassiz si esprime nel modo seguente: „This subgenus differs froin Oidaris proper by its narrow median ambulacra; in the interambulacral area, the smaller number of primary tubercles, with a deep sunken scrobicular area, the scrobicular circle formed by close granulation, leaves the median interambulacral space niore or less sunken and bare. The spines of this subgenus are long, surpassiiig the dianieter of the test, often twice as long as diameter; fliited or with pointed granulations, arranged in longitudinal ridges or forming disconnected lamellae. Poriferous zone narrow, undulating, with disconnected pores." A. Agassiz, Revision of the Echini, Pt. II, ji. 254. Dorocklaris papilUita L e s k e. A. Agassiz. Rev. Ech. Pt. II, pag. 254—258. Dopo un attento esame io ho creduto di dover riferire i tre fiammenti da me raccolti nello Schlier di Bologoa nWa, Dorocid. j>apillata, vivente nei mari attuali d'Europa e di .\merica, e conosciuta per la sua grande varia- bilitä nella proporzione delle placche coronali, nella Innghezza delle spine, nella posizione e dimensioni dei Denksohriftou dnr mathera.-naturw. Gl XXXTX.BH. Abhandlung von Nichtmitgliedern. U 154 A. Manzoni. pori genitali, nella grandezza del sistema auale e delle plat'che ocnlavi, uel colore e nelle dimensioiii adulte del guscio , e conosciuta inoltre sotto la molteplice siuoniniia di Cidaris ahyssicola, histrix, afßms, Stokesi, secoiulo qiianto iie scvive A. Agassiz iieH'opera sopracitata. I tre l'iauuuenti da me raccolti nello Schlier corrispoudoiio esattamente agli esemplari A\Dorocid. papil- lata riprodofti in lotogvafia dall'A. Agassiz, non solo per i cararteri differenziali del sottogenere Doroci- dart's, riscontrabili allo statd fossile, ma anclie per tntto qnel complesso di apparenze che forma la lacies specifica della Dorocid. pajnllatu. lulatti nel frammento da nie discgnato (Tay. III, Fig. 25, 26) si riscoiitra qnel carattere distintiro AaWsi D orocid. papillata animesso dall'Agassiz con queste parole: „Median interam- bnlacral space snuken, vertical sutiire of plates distinctly niarked, edged by narrow bare space." Qnesto carattere, difücile a riprodurre in nu diseguo (ed anzi non beu riprodotto nelle mie tignre), e perfettamente riscontrabile ne' luiei esemplari e specialmente pol in uno raccolto successivamente a quello ügurato. Rife- risco inoltre alla sie^g,& Doroeidai-in uu franuuento terminale di nuliolo, raccolto in gran ]nossiinifä del guscio (Tav. III, Fig. 27). I radioli della Dorocid. papillata sono descritti nel modo seguente dall'Agassiz: „Spines long, fluted, scarcely tapering, often eqnal in length to twice tlie diamcter of the test. From 12 to 18 longitudinal fur- rows on spiues, freqnently forming lamellae, or simply ridges with iuterstitial space fully grown up." Ora appunto il frammento da me trovato e scanellato per il Inngo da 12 a 14 solchi che lasciauo interposti altret- tanti spigoli, come si puo guidicare dalle mie figure. Se io non avessi crednto di dover riferire il radiolo in qnestione alla Dorocid. pajpillata, avrei potuto rife- rirlo alla Cidaris PerroniCotXe^ SiW (Ech. d. teiT. tert. moyens de l'Ile de Corse, 1877, p.77, PI. VIII, Fig.8, 9). Ma facendo questo io avrei in certo quäl modo riconosciiita come buona qnesta nuova specie di Cidaris creata dal Cotteau sopra dei semplici frammenti di radioli; meutre iuvece e mia opinione che questo genere di creazioui non sia puuto giustificato in faccia allo spirito moderno della Scienza. Localitä : Schlier delle Colline di Bologna. — Molassa delle Colline di Bologna (Sassomolare, Castel- d'Aiano); Molassa delle Colline di Modena (Montese) e Guiglia. Brissopsis ottnangetisis R. Hörn. R. Hoernes, Die Fauna des Schlier vou Ottnang (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsaustalt 1875, 25. Bd., 4. Heft, p. 389. Tat. XII, Fig. 4, Tat". XV. Fig. 2-7. Le mie ostinate ricerche nello Schlier delle Colline di Bologna mi hanno fatto trovare anche questo Echinide, che per la sua straordinaria abbondanza e il piü caratteristico fra quelli dello Schlier di Ottnang. II Dr. Hoernes jun. ci racconta infatti che solo nelle collezione del Istituto Geologico di Vienna esistono circa 600 esemplari di questo piccolo Echinide, il quäle invece mostra di essere piuttosto raro nello Schlier di Bologna, non avendone io trovati che soll 11 esemplari. Questi, alla guisa di quelli di Ottnang, sono piut- tosto mal eonservati, cioe a dire, deformati e schiacciati, e spesso ridotti al semplice modello interno. Io uon staro qiii n ripetere la descrizione di questa piccol.i Brissopsis giä dettagliatamente ])ubblicata dal Dr. Hoernes, e nemmeiio riprodnrro le tigure dei miei meglio eonservati e.^emphiri, per non ripetere cose che giä esistono. Mi limiten'i qui a constatave che i miei esemplari taiito per le dimensioni , qnanto per i caratteri stnittnrali corrispondono identicamente a quelli di Ottnang. L'esemplare pin grande da me raccolto otfre le seguenti dimensioni. Diametro longit. 32' j'"'". ,, trasv. 30""'. Altezza massima presa verso l'estreraitä posteriore, IG"". Alla guisa del ür. Hoernes io ho potuto csservare sulla faccia inferiore di un ben conservato esem- lare le spi ne della Briss. ottnangensis^ le quali spine sono esilissime, invisibili ad occhio nudo, ma che sotto un forte ingrandimento si mostrano leggermente incurvate verso rcstremita articolare. striate per il lungo e validamente capitate, come quelle di nua Maretia. Gli EcJiinodermi fossili dello Schlier delle Colline di Bologna. 155 Aleuni esemplari AiBrissopsis da ine raccolti e raeglio conservati nn)strano come le placche od assnle in- terambulacrali siano ognuna alcun poco rigonfie e prominent! verso il loro mezzo, in modo da dare alla super- ficie superiore di questo Eehinide nn aspetto leggermeute mamellonato. La distribnzione dei tiibercoli primari sulla superfieie di questo picooio Rcliinide non e omogenea: qnesti, conie nota il Dr. Hoernes, sono principalnientc piii numerosi e piü grossi dentro i fontini del fascisolo peri- petale e sullo sendo o piasti-one. Questi tubercoli primari sono scrobiculati c perforati. Fra niezzo a questi si osservauo seminate iuniimerevoli granuiazioni miliari, visibili solamente con forte ingrandiuieuto di lente. Qnanto all'analogia della Brüs. ottnangensis con altre speeie fossili giä conosciiite di terreni geologica- mente corrispondenti allo Schlier, io nu riferisco a quanto scrive in proposito il Dr. Hoernes: „Bn'ss- ottnangensis untersciieidet sicli von Bri'ss. Genei Sism. durch weniger runde Form und breitere, längere Petaloidien; von Briss. ovata Sism. durch die viel stärker entwickelten hinteren Petaloidien und die längere Stirnfurche; von Briss. intermedia Sism. endlich durch das stärker ausgeprägte uupaare Petaloid.'' „Wenngleich unsere Art nicht mit einer Species der gleichzeitigen Turiner Ablagerung identificirt wer- den konnte, so vermehrt sie doch bei der grossen Ähnlichkeit, die sie im Gesammthabitus mit den Turiner Arten besitzt, die beiden Ablagerungen um eine Bindeglied- um eine vicarirende Art.-' Localitä : Schlier delle CoUiue di Bologna. — Schlier di Ottnang.^ Pericosmns callosu.s Manzoni. Tav. I, Fig. 4, 5, 6, 7; Tav. II, Fi-'. 8, 9. Non e cosi facile il rinvenirsi in mezzo alle nnmerose speeie di Fericosmus che in diversi tempi gli Autori E. Sismonda, Agassiz, Desor, Michelotti, Laube, Pavay, Cotteau hanno descritto nei ter- reni miocenici dell' Europa meridionale. La speeie che io qui propongo come nuova ha, senza dubbio, le sue massime analogie col Per. Ed- wardsii Agass., Desor del terreno terziario medio della Collina di Superga; ma disgraziatamente questa speeie non e che malamente conosciuta per mezzo della diagnosi troppo sommaria datnne dal Desor, tanto che io ho preferito di istituire una nuova speeie sugli esemplari dellu Schlier di Bologna. Di questi, che ritengo esser tutti piü o meno deformati, ho prescelto di figurare il piü eonico ed elevato (Fig. 4, 5, 6, 7, Tav. I) ed il piü depresso e dilatato (Fig. 8, 9, Tav. 11) per dare un idea dell'estremo grado di deformazione che a prima vista separa questi due esemplari della stessa speeie. Nello stesso modo se io avessi potuto figu- rare tutti gli esemplari da me raccolti di questo Fericosmus, avrei mostrati i gradi iutermedi di deforniazione che li incatenano allo stesso tipo specifico, che io ritengo essere piü normalmente rappreseutato dall'esemplare Fig. 4, 5, 6, 7. II l'er. callosus dello Schlier di Bologna (cosi chiamato a causa delle due callositä o protuberanze subanali che porta marcatissime) e un Eehinide di forma decisamente conica ed elevata, subcireolare alla base, troneato posteriurmente, escavato anteriorniente, col guscio solido e validissimo. Vei'tice apicale alcun poco spostato in avanti. Solco anteriore appena sensibile sul declivio della faccia anteriore, abbastanza pro- fondo e massiniamente escavato di contro all' ambito dell' Eehinide, per continuarsi tale fino all'aetinosoma. Aree ambulacrali pari piuttosto lunghe ed escavate, ehiuse alla loro estremitä, le due anteriori essendo un poeo piü lunghe delle posteriori e disposte sotto un angolo piü aperto. Spazi interambulacrali pari forte- mente rilevati e sporgenti verso il vertice dell' Eehinide. Spazio interambnlaerale impari posteriore fortemente areuato in alto e troneato in basso verso l'ambito. Periprocto supramarginale, quasi circolare, collocato in mezza a due molto sporgenti callo.sitä o protuberanze subanali. Nessuna traccia di fascioli, causa l'erosione subita. Superfieie superiore seminata di piccoli tubercoli o granuiazioni semplici, piü abbondanti lungo i 1 Nella Molassa serpeatiiiusa di Al'rico io ho recentemente raccolti alcuiii jiiccoli Echinodermi dei quali la imperfetta conservazione non mi ha permesso di decidere se si tratti di Brissopsis o invece di piccoli e g-iovauissimi esemplari di Spatangus e di Schizaster. In equale incerfezza sOno riraasto per aicuni piccoli e mal ricono.scibili Echinodermi da me raccolti nella Molassa marnosa dei diutonii di Giiiglia neue ('olliiie di llodena, assieme a\V Hemipn, italicus ed allo Spaf. austriacus ecc. 11 * 156 A. Manzoni. iianclii del soico anteriore e sul piastrone actinale. Superficie inferiore od actinale pianneggiaiite, e concava negli esemplari deforniati. Vie ambulacrali posterioii come ueH'esemplare a Fig. 8, 9. Dimensioue niassime e minime desunte dagli esemplari ligurati : Diametro iongit. da 54 a 72 „ trasv. da 58 a 75""". Altezza mas.siuia da 22 a 4o Altri esemplari da me raccolti raggiimgono dimensioui molto maggiori di queste e mostrano iina spessezza e soliditä di guscio veraniente eccezionale: sfortnnatamente la loro conserva/.ione superficiale lascia alquauto a desiderare. Localitä : Schlier dellc CoUine di Bologna. — Molassa serpentinosa di Montese e di Africo. Gen. HEMIPNEU8TK8 Agass. 1835. La diagnosi di qiiesto genere h data dal Desor nel modo ehe segne: „Tres grands oursiiis, tres renfles, anssi hants que larges, ä test epais. Sillon anterieur etroit et pro- fond, s'eteudent jusqu'au somniet ambnlacraire qui est centrale. Ambulacres paires ä fleur de test, trös birges, onverts ä leui extremite, ä zones poriferes tres inegales; la zöne posterieure on externe est distincte- ment et largenient conjiigee, taudis que la zöne interne est composee de simples petits pores. Periprocte au bord posterieur. Appareil apicial allonge comme cehii des Ananchytes. Point de fasciole. Granulation üne et homogene, excepte .sur le bord du sillon anterieur. Des terrains cretacees superieur." (Desor, Syn. Ech. foss. 1858, p. 348.) Non si conoscono che due specie di Hemipneustes, V llemipn. radiatus Agass. della creta superiore di Maestricht, e V Hemipn. africanus Desh. della creta superiore di ßetna, Prov. di Costautine in Algeria, e di Gensae et Montleon , Dep. Haute Garonne in Francia. Si vedrä come queste due specie dei terreni ci'etacei superiori dift'eriscono notevolmente da quella dei terreni miocenici d'Italia. Meinipueustes Italiens Manzoni. Tav. I, Fig. 3; Tav. U, F\g. 16, 17; Tav. IV, Fig. äl, 32. Manzoni e Mazzetti, Echinodenui nuovi della Molassa miocenica di Montese. Atti della See. Toscana di Sc. Nat. 1878. I pochi ed incompleti esemplari raccolti nella Molassa serpentinosa di Montese non lianno perniesso di descrivere e figurare questo singolare Echiiiide in tntta la sua natura. Invece i niolti e meglio conservati esemplari da me raccolti dello Schlier delle Colline di Bologna mi permetteranno di completarne la descri- zione. Ecbinide di grandi dimensioui di forma regolarmenfe circolnre e discoidea, molto depressa e sehiacciata, coUa massima elevazione verso l'estremitä posteriore, ampiamente tondegg'ante sul contoriio deH'estremitä anteriore, dove il solco forma una profonda escnvazione. Guscio sottile e delicatn. Vertice apicale sposlato in dietro e posto circa al terzo posteriore dol dinmetrd longitudiuaJe. Superticie abactinale leggermeute con- vessa. Solco anteriore anipio, svasato e di forma lanceolata, presso clie superficiale verso l'apiee, molto pro fondo verso l'ambito dell' Ecbinide. Ambulacro iuipari anteriore che scorre nel fondo dei solco sotto forma di due zone porifere comi)oste di pori semplici, appaiati, ciie si fanno meu« visibili e teudono a sparire verso l'anibito. Ambulacri pari laterali sui)erfieiaii ed aperti, disposti e costrniti a seconda che porta il genere Hemiptieusten , i due posteriori essendo assai brevi ed inflessi verso la estiemitä posteriore, ed i due ante- riori essendo assai lunghi ed incurvati verso restremitä anteriore. Ognuno di questi ambulacii si compone di due Zone porifere diseguali, essendo la zima porifera rispettivamente anteriore di ogni ambulacro piü piccola della metä di quella rispettivamente posteriore, ed essendo i pori che le compongono coniugati da nn solco ben escavato e deeiso. Le zone porifere di ciascun ambulacro procedouo divergendo fra loro tino aU'ambito, Gil Eclii noilerrni fossiii dello Schlier delle ColUiw rJi linlonna. 157 vevso il qnale si riilucono a due soiii])lici serie di pori iioii coniugati. Le zoue interporit'ere di ogni ambulacro pure si amplificauo procedendo dal vertice verso raiubito, e la superficie loro ö seiiiiiiata di picooli tubereoli semplici, appena visibiii ad occliio nudo, disposti in miniero di 2 o 3 per ogni picpola placcn od assula iuter- porifera, e circondati da microscopicbe gramilazioni railiari. La superficie abactinale k generahiieute seminata di piccoli tubcrooli semplici; solo versn l'apice e verso resiremitä anteriore e lungo il solco questi tubereoli si fanno piii frequenti, im ])oco piü srandi, e coH'aiuto ilella lente si uiostrano scrobieulati e crenulnti, e seminati all'intoruo da niiuiitissinie granulazioni railiari. La faccia inferiore o actinale e piuttosto pianeggiante e poco eonvessa, nieno cbe verso l'estreniits'i posteriore do^e si elevono le dne tuberositä subanali. clie souo tra di loro ben separate da uua depressione mediana clie proviene dalla escavazione dovc trovasi collocato il periprocto. Questo si apre immediatamente al disotto dell'estremitä jjosteriore cbe e leggermente spcronata e sporge al di sopra deH'appavato anale. L'actinosonia si trova posto circa al quinto anteriore de! dianietro longitadinale, ed in esso conflnisce la porzione riflessa del solco anteriore, la (piale e niolto protbnda e rilevata ai niargiui. La superficie actinale e seminata ancli'essa di scarsi e piccoli tubereoli semplici, i qnali perö sul piastrone e snlle tuberositä subanali si fanmi ]>iii fre- (luenti, piii grandi c scrobieulati e crenulati. I radioli uon sono ben conoscinti. nia da qiialcbe minimo tram- niento sembrano essere allo slato fossile esilissinii, lisci e di aspetto yitreo. Le dimensioni massime e niinime prese sopra individui compieti sono : Diametro loni;it. da 54 a 100, tino a 122 „ trasv. da 55 a 103, fino a 123 Altezza massima da Is a ;]0 Localitä: Schlier delle Colline di ßologiia e di Ancona. — Molassa serpentinosa di Montese e molassa niarnosa dei dintorni di Guiglia. Quesi' Hemipneustes si distingue a prima giunta dalle altre due specie sopra citate del cretaceo superiore per esser di forma piuttosto scliiacciata e depressa e per avere uu guscio sottile, mentre invece i Au&Hemipneu- tites della Creta lianno uua forma alquanto analoga a quella delle Ananchytes e dei Toxaster. Di qni k che r Ilenupn. itah'cus si presenta come uu tipo specifico a se, senza alcuna analogia di derivazione dalle specie preesistite, circostanza che rende tanto i>iü sorprendeute la sua esistenza nei terreni miocenici d'Italia. MAKETIA Oray 1855. Cat. Ilec. Ecl;. (Subgeuus Spatangus.) 8econdo A. Agassiz le distinzioni strutturali del sottogenere Maretia sarebbero le seguenti: „Test thin flatteued ; large tubercles upou tbe interambulacral areas, except tbe odd one. Actinal plastron smooth, destilute of spines. No fascioles except a subanal one, which is more or less indistinct. Petals spreadiug, at sanie time elongate, extending nearl^y to the ambitus. Anterior groove indistinct, it disap))ears entirely on the abactinai surface. " „This subgeuus is distinguished from Spatangus proper by tbe great development of the bare posterior ambulacral Spaces of the actinal side, the small, nearly smootli, actinal plastron, the thin flattened lest, and differeut niode of arrangement of tln' primary tubercles. None of tbese characters are, bowever, features which seem to entitle Maretia to rank as anythiug more than a subgeueric division of Spatangus. Desor has distin- guished as Hemipatagus tertiary spatangoids agreeing in every respect with the present generic division ibrmerly establislied l)y Gray, from the single recent species known at that time." (^A. Agassiz, Eev. of the Eck. Pt. m, p. 568.) Si conoscono allo stato vivente due sole sjjccie di Maretia: la M. alta A. Ag. 1863 dei mari giappouesi, e la M. planulata Gray citata dall' Agassiz colle seguenti iudieazioni di provenienza: Kingmills; China; East India Islands; Mauritius. Si vedrä jjiü sotto come queste ditferiscano dalla nuova specie fossile. 158 A. Manzoni. 31aretia Pareti Manzoni. Tav. I, Fig-. 1, -2; Tiiv. II, Fig. IS; Tav. IV. Fig. 3o a 39. Echinide di giandi dimensioni, molto depresso e scbiacciato, di guscio softile e delicato, di forma ovato- allungata, coH'estremitti anteriore tondeggiante eappena appena sinuata dalla lieve incavatura del solco anteriore, e coirestremitä anteriore aeuniinata e troncata. Faccia superiore od abactinale leggermente con- vessa. Vertice apicale leggermente eccentrico e spostato verso restremitä anteriore. Apparato apieale non eonosciuto, causa l'iinperfetta conservazione degli esemplari raccolti. Solco anteriore appena sensibile verso l'ambito, destituito di grossi tubercdli. Anibulacri jtari petaloidi, presso che siiperticiali, clie negli individui adiilti e di niassime dimensioni ragginngono Tambito dell' Echinide e sono amplissimi, mentre negl' esemplari giovaui e piccoli sono relativaraente nieno larghi e meno lunghi. I dne petali ambulacrali posteriori sono sempre nu poco piü lunghi e larghi degli anleriori in forza della lieve eccentricita dell' Echinide. e per di piii sono disposti rispetto l'uno alTaltro sotto un angolo molto piü ristretto ed acute dei due petali anterior!. In ogni ambulacro petaloide le zone porifere sono leggermente infossate, mentre al contrario le zoue interporifere sono alcun poco rilevate e cmvesse. In ogni zona porit'era la serie rispettivamente esterna e fo\niata di pori ovali un poco piü grandi di quelli della serie interna, che sono rotondi. Le zone o spazi interporiteri degli anibulacri pari sono leggermente convesse, e vedonsi ornate di tubercoletti secondari e di grannlazioni miliar!, essende i tubercoletti secondari disposti in numero
  • ch ist die Zahl derselben keine grosse, .V..Han/iüiü. Oli Ediinodeiniü iossili doUo Si-hlii-r di'Ue CoUine di Bolo'ina. Tafl. Manzoni nacK i.Nat gez. •R.Schöim lith. KRHöf-aStaatsdruckerei DenkscliriftoidJt,lkad.d.>\'matli.iiaturw.nasseXXXIX.B(l.U.Ablli.l8J8. AJlailzoili.Gli Echinodernü fossili (lello Sclilicr (Icllc l'olliue di Bolo'^ni. Taf.II. ManzoniracKdifetgez R.SclioiuiJiüi jv Kof - u- 3 taats dreckerei J)enkschrifteivdJv^\lta(Ld.>\'matli.naturw'. nasse XXXIX.Bd.n.Abtk 1878. A.31an/.ülli. Uli Ediinodcrmi l'ossili dollo Sclilii-r dcllc Colline di Holo-hia. Taf. m. 22. Manzoni nach di'iat. 5 t KkHof-u Staatsdr- J)pnkso]iriru.iidJv..\lvad.d3y:math.nalun>-.ClasseXXXIX.Bd.n.Al)lh.l878. A31ailzom. Gli Echinodermi fossili dello Schlier dclle Colline di Bologna. Taf. IV. s. 34. 1^- ^' ' r "''/. '''V.. i^^ 35. ■■"X-,' ^'f-y^^-r. Mauizoni aack dAjitgez. B..Sch.bttn-iitti. KRHof U- Staats druckersi DenkscliriftmdJtAliad.d.l\' math-natuTW. nasse XXXLX,Bd.II.Ablh. 1878. GU. E^'hinnrlrrm i fnssiJi drlln Schlier rlelU Colline (li Bolorpra. 16l sondern nur je eine, zwei, höchstens vier lassen sich bemerken, wovon die ersten zwei constant die grösseren bleiben. Zwischen den vorderen und hinteren Petaloidien stehen unter einem Winkel, der nach aussen oifen ist, Reihen grösserer Warzen, u. z. vier und sechs, letztere haben die äussersten Warzen schon wieder etwas kleiner. Auf dem unpaaren Interambulacrum stehen in der Mitte ebenfalls zwei in eine Zickzackreihe ver- laufende Reihen grosser Warzen. Letztere reichen jedoch nicht tief herunter, sondern etwa in einer Höhe von drei Viertel der hinteren Petaloidien verschwinden sie. Die übrige Oberfläche der Schale ist mit feinen, gleich- massigen Warzen bedeckt. Die Unterseite ist ganz flach, das Plasfrou ist schmal, sehr wenig vorstehend, und von breiten Mundstrassen umgeben. Die nierenförmige grosse Mundöffuung liegt sehr weit gegen den vorderen Rand, hat eine schmale Aussenlippe, und eine Reihe Mundporenpaare in den den Petaloidien entsprechenden Winkeln. Die Hinterseite ist schräg nach unten abgestutzt mit einem queren, schmalen Periproet." Guscio grosso e solido. Fasciolo subanale ben distinto, seminato di granulazioni miliari. Spine non conosciute. Dimensioni massime e minime desunte da esemplari completi: Diametro longit. da 50 a 120"". „ trasv. da 43 a 114°°'. Altezza massime 31°°. Localitä: Schlier delle Colline di Bologna. — Molassa serpentinosa di Montese e di Africo. Molassa niarnosa di Guiglia. Questa Spatangus per la sua forma e struttura appartiene al tipo del vivente Sinit. purpureus, dal_quale perö si distingue per una molto maggiore profonditä del solco anteriore, per una forma meno rotondata e con- vessa della superfcie superiore, e per una piü marcata disposizione a zig-zag, o come si dice anche a \j , dei grossi tubercoli, i quali sono profondamente scrobiculati, crenulati e perforati. Presse che consimile sembra esser il caso fra lo Spat, austriacus e lo Spat, corsicus Cotteau inquanto appunto quest' ultimo somiglia moltissimo allo Spat, purpureus par la poca profonditä del solco anteriore e la curvatura piü sentita ed uniforme della faccia superiore. ^ E probabile invece che lo Spat. Pe/-ro?(4 Cotteau, egualmente del miocene di Corsica, abbiauna grande affinitä collo Spat, austriacus, essendo che il Cotteau dica che questo Spat. Pa-rom „difföre du Spat, corsicus par sa taille plus forte, sa face sup6rieure plus renflee, son sillon antörieur beaucoup plus profond et plus anguleux vers l'ambitus, ses aires ambulacraires plus effilees, ses gros tubereules plus volumineux, plus abondants autour du sommet, tout autrement disposes et descendaut moins bas ver l'ambitus" (Cotteau, Ech. foss. de l'Ile de Corse 1877, p. 335). Come nitre specie aualoghe allo Spat, austriacus il Dr. Laube cita lo Spat regiime Forbes. lo Spat, pustutosus, Wright and Adams, ed indica nello stesso tempo alcune difi'ereuze che considera come distintive di queste specie messe a confronto coll'anzidetto Spat, austriacus, Hchisastei' sp.? Tav. UI, Fig. 23, 24. Da uu lato la grande iucertezza che regna fra le troppo numerose specie di Schizaster enumerate dagli Autori nei terreui terziari. e dall' altro lato la imperfetta conoscenza che io ho di que.ste, non mi hanno per- messo di detenninare il valore specitico delle Schizaster dello Schlier di Bologna, il quäle per giunta h stato da me raceolto solo in esemplari mal conservati. In via di esclusione posso alfermare che questo Schizaster non h lo Seh. canaliculatus vivente nel Medi- terraneo, e che piuttosto ha una certa somiglianza collo Schis, gibberulus Ag. del Mar Rosso. 1 Egualmente lo Äpac. -BAotie C o 1 1 e a u , fossile dell'Isola di Rodi (vedi : Cotteau, Echinides iiouveaux ou peu conmis, p. 198, Pi. 28, Fig. 4) bene si distingue dalle Spat, austriacus, essendo che il primo somigli tanto allo Spat, purpureus da poter essere identificato ad una delle sue molte varietä. Deukschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXIX. Bd. Abhandlung von Nichtmitgliederu. V 162 A. ManzonK Fra Ic specie fossili meglio conosciute, quella a cui piü si avvicina lo Scluzaster dello Schlier di Bolopia e lo Schiz. Parkinsoni Ag'., il qiiale e caratterizzatto da uii solco anteriore piuttosto stretto e nou molto profoudo, con apice centrale o appena spostato iu dietro, colle aree ambnlacrali pari anteriori reiativamente Corte e piuttosto avvicinate fra loro. Lo Schizaster dello Schlier di Bologna e, come si puo giudicnre dalle tigure, di forma tondeggiante e globosa, e presenta le seguenti dimensioni : Diametro longit. 48'"". „ trasv. 49""". Altezza massima 29""". Localitä: Schlier delle CoUine di Bologna. — Molassa di Montese e di Africo. A p p e n d i c e. Come ho accennato in iina nota posta in principio di ([iiesto mio lavoro, io dehbo aggiungere un'altra specie al gruppo degli Echinodermi sopra descritti dello Schlier di Bologna. Questa altra si)ecie mostra essere una novitä echinologica non meno interessante dell' Hemipn. italicus della Maretiu l'arett, ed io sono doleute di non poterla ligurare nelle unite Tavole. Heteröbrissus Hontest M a n z. e M a z z e 1 1 i. Manzoni e Mazzetti, Op. cit. p. 5, Tav. I, Fig. 2. Qnesto nuovo genere e questa nuova specie e stata creata sopra un uuico esemplare da me raccolto nella Molassa serpentinosa di Montese, essendo questo esemplare (comme piü spesso aceade), non ben conservato, ed avendo le sequenti dimensioni: Diametro longit: 68 Mm. — Diametro trasv: 55 Mm. — Altezza massima circa 25 Mm. Successivamente io ho raccolti due deformatissimi esemplari di questa specie nello Schlier di Bologna, e due altri esemplari meglio conservati provengono dalla Molassa marnosa di Guiglia nelle Colline di Modena, di cui il piü hello trovasi nella collezioue di Don Mazzetti a Modena, e l'altro presso di nie. Col concorso di questi cinque esemplari ecco come si puo formulare la descrizione AqW Heterohrissus Montesi: Echinide a forma di Brissus, ovoide, senza traccia di solco anteriore e di petalo impari, colla sommitä ambulacrale posta al terzo anteriore, cio6 molto eccentrica in avanti, cogli ambulacri disposti fra loro come nel genere Brisniis (tipo Br/'ssus vnicolor), essendo gli ambulacri stessi del tutto superficial!, aperti, divaricati, aniplissimi ed estesi fino all'ambito dell' Echinide, senza alcuna interruzione delle rispettive zone porifere. La superficie abactinale e ovunque coperta da numerosi e grossi tubercoli primari, che sono scrobiculati, crenu- lati e perforati. Le assule sono straordinariamente grandi. 11 periprocto e marginale. La facia actinale non h conosciuta. Gli esemplari di Heteröbrissus dello Schlier di Bologna e di Guiglia sono piü grandi del doppio di quello di Montese, e ciö a conferma della regola da me sopra enunciata. Egualmente la scoperta AqW Heteröbrissus Montesi nello Schlier di Bologna e di Modena conferma la tesi da me sostenuta del legame che esiste fra questa formazione e quella della Molassa nelle Proviucie di Bologna e di Modena. GUEchmodermifunsiUdcUo Schlier dc//c ('oIUik di Bologna. 163 SPIEGAZIONE DELLE TAVOLE. NB. Tutte le figure di qiu'stc 'l'avulc sono in diiiieusioni iiatiuali, meno qiiullu che lappiesentano i dettagli di stnit- tiua, le (juali perciö sono viste sotto vario ingraudimento. TAVOLA L Fig. 1. Maretia Paretz TiiAUiowi. Esemplare adiilto di massime dimensioni, visto dalla faccia abactinale, senza che vi sieno stau disegnati supra i tubercoli. „ 2. Lo stesso esem))lai-e di Maretia Fareti visto dalla faccia actinale cuii tiitte le particolarita di stiuttuia e di oriia- namentazione. „ 3. Ilemipneustes italicus Mauz Olli e Mazzetti. Esemplare di minime dimensioni. visto dalla faccia actinale. „ 4. Pericosmus callosus Manzoni. Esemplare di forma conioo-elata, visto dalla faccia abactinale, senza traccia di sistema apicale e di fasciolo peripetale, causa l'imperfetta conservazione. „ 5. Lo stesso esemplare visto dalla faccia actinale. „ 6. Lo stesso esemplare visto dal lato anteriore per mostrare il solco anteriore cd il suo modo di confliiirc nell' acti- nosoma, del quäle il labro esterno si distacca sul profilo delle base o snpcrficie actinale dell' Ecliiiiide. „ 7. Lo stesso esemplare visto dal lato posteriore, per mostrare la posizione delf apparecchio anale e la prominenza delle due callositä laterali. TAVOLA IL Fig. 8. Pericosmus callosus Manzoni. Esemplare depresso e sebiacciato ed alcun poco distorto, visto dalia sua faccia abactinale. „ 9. Lo stes.so esemplare visto dalla sua faccia actinale, dove mostra ben conservata la disposizionc delle vie ambula- crali, e la grauulazione niiniita presso che omogenea della superficie. „ 10. Spatangus anstriaciis Laube. Esemplare di massime dimensioni, visto dalla sua faccia abactinale. „11. Placca interambulacrale laterale di Spat, austriacus dell' esemplare Fig. 10, ingrandita del doppio per far vedere la struttura e la disposizione dei tubercoli priraari, e la distribuzione in mezzo a questi dei tubercoli secondari e miliari. „ 12, 13. Un grosso tubercolo A^Wo Spat, anstriactis, ingraudito di circa 10 volte, visto dall'alto al basso e di profilo, per mostrarne la struttura. „ 14. Esemplare di medie dimensioni della Spat, austriacus, visto dalla faccia abactinale. „ 15. Placca marginale interambulacrale A\ Spat, auatnacus dell' esemplare fig. 10, ingrandita del doppio, per mostrare la distribuzione su di essa dei tubercoli miliari. „ 16. Hemipneustes italicus Manzoni. Esemplare di medie dimensioni, visto dalla faccia abactinale, e che per la sua buona conservazione mostra le due Zone porifere deU'ambnlacro impari eiillocate nel fondo del solco anteriore. „ 17. Lo stesso esemplare visto di lato e di prolilo, per mostrare l'altezza deU'Echinide, hi sporgenza delle protuberanze subauali, e la continuazione delle zone porifere verso l'ambito. „ 18. ilaretia Pareli M.a.moni. Esemplare piccolo, distorto, visto dalla faccia abactinale. TAVOLA m. Fig. 19. Spatangus austriacus Laube. Esemplare di minime dimensioni, visto dalla faccia abactinale. „ 20. Lo stesso esemplare visto di profilo per mostrare la tendenza alla forma globulare che in giovanissima eta presen- tano gli Spatangite. 1G4 A. Manzoni. Gli Echinodermi fosnili dello Schlier delle Colline di Bologna. Fig. 21. Spatangus atisfriacus Laube. Esemplare di massime dimensioni, visto dalla sua fficcia abactinale, per mostrare la profonditä del solco ante- riore nel punto in cui taglia l'ambito e si riflette per confluire nell'actinosoma, per far vedere la disposizione delle vie ambulacrali, del sistema anale e del fasciolo subanale, e la distribuzione dei tuberooli. „ 22. Altro esemplare di Spat, austriacus di massime dimensioni, visto di profilo. „ 23. S<;hizaster sp.? Esemplare visto dalla sua faccia abactinale. „ 24. Lo stesso esemplare visto di profilo. „ 25. Doroddaris papillaia Leske. Frammento che comprende una quinta parte dell'Echinide. 26. Placca equatoriale dello stesso frainraento di Doroddaris, visto con doppio ingrandimento per mostrarne la struttura. 27. Radiolo attribuito alla Dorocid. pupillnia. a. Radiolo in dimensioni naturali. b. Lo stesso ingrandito del doppio e visto per il lungo. c. Lo stesso visto in sezione trasversale per mostrarne la solcatura. „ 28. Spatangus chitonosus Sismonda. EsempLire ben conservato, visto dalla sua faccia abactinale. „ 29. Lo stesso esemplare visto dalla sua faccia actinale. „ 3ü. Lo stesso esemplare visto di profilo. TAY 0 LA IV. Fig. 31. Hemipneiistes italicus Manzoni. Esemplare di grandi dimensioni, visto dalla sua faccia abactinale. „ 32. Altro esemplare dello stesso Jlenupneusies, visto dalla faccia actinale per mostrarne la configurazione. „ 33. Maretia Paretz Jinnzoni. Esemplare di cospicue dimensioni e di massima buona conservazione, visto dal lato abactinale, con i tubercol primari distribuiti Hno iiH'ambito deH'Echinide. „ 34. Esemplare giovanile e di minime dimensioni di Maretia Pareti , visto dal lato abactinale ed in cui sono stati omessi i tubercoli. „ 35. Porzione di area ambulacrale laterale anteriore e di spazio interambulacrale , visto con doppio ingrandimento per mostrare i dettagli di struttura delle zone porifere ed interporifere, e la distribuzione sulle assule dei tubercoli primari, secundari e miliari. „ 36, 37. Un tubercolo primario di Marella Pareti, ingrandito di circa 10 volte e visto dall'alto al basso e di profilo per mostrarne la struttura. „ 38, 39. Due diverse spine di Maretia Pareti, viste in dimensioni naturali e con vario ingrandimento per mostrarne la struttura. „ 40. Spatangus austriacus Laube. Esemplare di piccole dimensioni, visto dal lato abactinale. „41. Altro grande esemplare di Spat, austriacus, incompleto nell'estremitä posteriore, visto dalla faccia abactinale, per mostrarne la disposizione delle aree petaloidi e la distribuzione dei tubercoli primari. 166 ÜBER DIE mmEm m umu m im m imimw. VON G. Gh*fen WITRMBRAND. rt^lLlfc A Safefu' uitc^ ü ^rtiieu/.J VOKGELKGT IN DKK SITZUNG DEK MATilEMATISCH-N ATUKW1.SSENSC11 AFTLIUHEN CLASSE AM 16. MAI IS78. Seit einer Reihe von Jahren beschäftigt die Frage nach dem Alter des Menschen in Europa die Männer der Wissenschaft nicht weniger als das grosse Publikum. Das Diluvium, die grosse Fluth der Mythenwelt, begrenzte für den Laien so gut wie für den Gelehrten die Epoche menschlicher Ansiedelungen für unseren Welttheil. Selbst die höchst wichtigen und genauen Forschungen anerkannt guter Beobachter wie Lyell, Evans, Chrysti, Schmerling und reiche Funde in englischen, belgischen und französischen Höhlen oder in Fluss- niederungen konnten den Zweifel an der Gleichzeitigkeit des Menschen oder der menschlichen Werkzeuge mit den zusammengelagerten Knochen diluvialer Thiere, nicht vollends entkräften. Bei Untersuchung der Höhlen des Lesse-Thales in Belgien, welche so reiches Material für die ein- schlägigen Arbeiten Du pont's lieferten, konnte ich micli überzeugen, dass solche Zweifel in vielen Fällen wirklich gerechtfertigt waren , weil über die Art der Schichtenbilduug in der Höhle, selbst vom geologischen Standpunkte aus, sehr verschiedene Ansichten herrschen können; und weil die Schichten unter einander offenbar nicht ungestört geblieben sind. Nicht minder bestreitbar waren oft, an Ort und Stelle besehen, die Einschlüsse in den Geröllschichten alter Fiussläufe. Wenn auch, wie in Mesvin z. B., offenbar bearbeitete Feuersteine in derselben Schotter- schichte mit den Knochen des Elepkas 'prvndgenius und des Rhinoceros tichorinus lagen, so war der Zusammenhang doch kein unmittelbar erweislicher. Veränderte Stromrichtungen, Überschwemmungen konnten von verschiedenen Niveaus diese Gegen- stände in irgend einer Weise weggeschwemmt und sie zusammengetragen haben. Ausserdem ist die Alters- bestimmung einer bestimmten schotterigen oder sandigen Schichte in älteren Überschwemmungsgebieten ausserordentlich schwierig, weil sich fast in jedem Flussgebiete verschiedene derartige Schichtensysteme zeigen werden, je nach der Entfernung der Locaiität vom Ausgangspunkte des Materialtransportes und dem Gefälle der grösseren oder geringeren Wassermenge. 166 G. Graf Wu?-mbra?i(7. Bei der Verschiedenheit der äusseren Gestaltung Europa's und der Bodengestaltimg selbst, welche das jetzige hydrographische Verhältniss bedingt, ist es nun gewiss sehr schwer, die alten Wasserläufe genau zu verfolgen, die Bedingnisse ihrer Zuflüsse zu kennen und die Höhe der Wasserläufe mit einander zu ver- gleichen. .Stauungen konnten einst einen jetzt mit mittlerer Geschwindigkeit fliessenden Strom zu einem See verwandelt haben, welcher natürlich keinen Schotter absondern konnte, während ein späterer Durchbruch wieder Massen von Geschieben und Felstrümmern mit sich fortriss und dort deponirte, wo heute ein ruhig fliessender Bach sich durch sein geebnetes und versandetes Bett windet. So bieten die fluviatilen Schichten verschiedener Niederungen keinen sicheren Anhaltspunkt ihres gleichen Alters unter einander, ausser durch ihre organischen Einschlüsse. Sind diese aber in unbestimmter Zeit hineingerathen, so entfällt sehr häufig die Bestimmung. Entscheidender müssten meiner Ansicht nacii für die vorliegende Frage des Alters des Menschen in Europa solche Funde sein, die in einer bestimmten, geolo- gisch streng definirten Schichte auftreten, wofern es sich unwiderleglich nachweisen Hesse, dass sie nicht wieder möglicherweise später hinein gelangt sind. Eine solche wohl definirte und geologisch dem relativen Alter nach bestimmbare Schichte ist der Löss für das östliche Europa. Mag er nun ein Ablagerungsgebilde aus stehendem oder fliessendem Süsswasser sein, mag er subaeri- schen Einflüssen sein Entstehen zu danken haben, so steht doch so viel fest, dass er nicht nur in sich gleich- massig gebildet ist, sondern auch an den verschiedenen Orten des Vorkommens so viel Analogien zeigt, dass kein Grund vorhanden ist, eine wesentlich verschiedene Ursache der Bildung vorauszusetzen oder die Periode der Lössbildung in verschiedene Epochen zu versetzen. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, die einzelnen Verschiedenheiten, die in der stratigraphischen, chemischen Beschaifenheit des Löss vorkommen, oder die sich auf seine organischen Einschlüsse beziehen, im Einzelnen zu betonen oder zu bestreiten. Diese Differenzen, wo sie aber vorkonnoen, sind nicht gross genug, um, wie ich glaube, von irgend einer Seite die Ansicht einer gänzlich verschiedenen Bildung derLössschichten hervorgerufen zu haben. Der Löss kann umgebildet oder umgelagert werden , aber selbst bei den verschiedenen Eigenschaften, welche nach Richthofen dem Land- und dem Seelöss zukommen, wird letzterer nicht als eine ursprüng- liche Bildung, sondern nur als eine secundäre Umlagerung anzusehen sein. Diese Lössablagerungen, in denen bisher wohl häufig einzelne Knochen, oder auch ganze Skelette der diluvialen Fauna gefunden wurden, ohne aber die Gegenwart des Mensehen zu bestätigen, sind seit fünf Jahren von mir wesentlicli in Nieder-Österreich und Mähren näher beobachtet worden. Es ist besonders der Ziegelsehlag bei Joslovitz in Mähren in dieser Hinsicht für mich der Ausgangspunkt weiterer Forschungen gewesen, weil ich dort unter der fast senkrecht abgeteuften Lösswand zuerst im Zusammenliange mit der Knochenschichte, eine mit Holzkohlen und Feuersteinen reich gemengte schwärzliche C!ulturschichte vorfand , welche auf die Anwesenheit des Menschen hindeutete. So autfallend und bezeichnend dieser Umstand auch war, glaubte ich nicht früher eine bestimmte Ansicht darüber aussprechen zu sollen, bevor ich nicht an mehreren Stellen ganz gleiche Verhältnisse angetroffen haben würde. Auch hier konnte vielleicht durch irgend einen Zufall an eine Einschwemmung gedacht werden, oder es konnten möglicherweise in späterer Zeit Höhlen in den Löss gegraben worden sein , die nachher ein- gesunken sind und uns jene Culturschichten zurückliessen. ' Es ist mir denn auch bald gelungen, in mehreren ZiegeJschlägeu Nieder-Osterreichs, wenn auch nicht die ausgebreiteten Cultur- und Knocheuschichten, so doch Knochen der Diluvialthiere mit neben liegenden Feuersteinen zu finden. Überall waren jedoch die früher erwähnten Einwände mit gleichem Reclit zu machen, wenn auch durch die Häufigkeit des Vorkommens die Annahme des Zufälligen immer mehr zurückgedrängt wurde. 1 Mittlieil. tk'i- Authrop. Ges. Wien, Bd. Vll, S. 31S. über 'h'e Anwescnhrit rles Menschen zur Zeit der Lössbilrlung. 167 Da erfuhr ich im Jahre 1875, dass in dem Keller eines Landmaniies, Weber, bei Zeiselberg (Unter- Hadersdorl) eine mächtige Knochenschiclite mitten im Löss blossgelegt wurde, worin wieder die Culturschiehteu mit Holzkohlen, I'euersteinen und ofHeubnr bearbeiteten Knochen eingebettet waren. Dieses Knoeheulager konnte für mich nun überzeugend werden, weil es rings von Lössschichten umgeben war. Die mit Subvention der hohen Akademie im Jahre 1876 und 1877 geförderte Ausgrabuug dieser Fundstelle wird im Zusammenhange mit den früher erwähnten Funden der Gegenstand unserer Ausfüh- rungen sein. Obwohl der Ausgangspunkt meiner Beobachtungen sich wesentlich auf die Frage der Anwesenheit des Menschen zur Zeit der Bildung des Lösses beschränken muss, so ist es doch unvermeidlich, auch auf die Art der Lössbildung Schlüsse zu ziehen, so weit sie sich ungezwungen ergeben. Die Bestimmungen der Fauna, welche in Tabellen übersichtlich geordnet ist, verdanke ich dem Herrn Teller. Die eingehende Prüfung dieser Thierreste hoffe ich als einen ergänzenden Theil später zur Ver- öffentlichung zu bringen. Die hier in Betracht kommenden Fundstellen sind wesentlich Zeiselberg und Joslovitz, in untergeord- netem Grade HoUabrunn und Sonnberg. (Von Gösing sind mir durch die Güte des Hofrathes Prof. Hoch- stetter bearbeitete Knochen übergeben worden, doch kenne ich die Fundstellen nicht.) Es genügt vielleicht, zu vorliegendem Zwecke die Lage der ersteren zwei Fundstellen im geographischen und geologischen Sinne etwas eingehender zu behandeln. Die kleinen Funde in HoUabrunn und Sonnberg bilden gewissermassen Zwischenglieder in der sich an der Donau nördlich hinziehenden Lössbedeckung. Lage imd geologische Verhältnisse der Fundstelle Zeiselberg. Zeiselberg liegt am rechten Ufer des Kampflüsschens, welches sich, von Norden herabströmend, durch die Schluchten des Manhardtsberges den Weg zur Donau gebahnt hat. Unmittelbar über dem Dorfe erheben sich einige Hügelschichten, die das Wiener Becken gegen Westen begrenzen und sich südwestlich gegen Krems hinziehen. Wenn wir einen dieser Hügel, den etwa 900 Fuss hohen Gobelsberg ersteigen, so überblicken wir weithin die Gegend und erkennen trotz dem veränderten Culturbilde die durch das Diluvium geschaffene jüngste Oberflächenbildung. ' Wir sehen vor uns die Donau zwischen Sandbänken und Inseln gegen Osten fliessen. Sie war oberhalb Dürrenstein zwischen die Gueisse des Manhardtsberges eingeengt, und ist mit einer etwas gegen Nordost gewendeten Richtung bei Krems in die Ebene getreten. In einem leichten Bogen wendet sie sich nach ihrem Austritte südlich und lehnt sich an die Conglome- rate des Schifi'berges bei Hollenburg, welcher sie für eine Weile zwingt, eine genau östliche Richtung anzunehmen. Ihr rechtes Ufer ist dadurch oberhalb Hollenburg etwas steiler, sie schwemmt dort noch alte Tertiär- schichten ab. Längs des seichten linken Ufers breitet sich aber eine fruchtbare, mit jungen Alluvieu der Donau bedeckte Ebene bis an den beiläufig 5000 Meter entfernten Wagram hin. Der Wagram ist eine mit der Donau i)arallel laufende, 200—300 Fuss hohe Lössterrasse, er bildete das alte linke Ufer der Donau, und ist der südliche Rand der mächtigen, gegen Norden und Osten das Hügelland bedeckenden Lössschichte, welche im Westen das Manhardtsgebirge begrenzt. Auch unter den Anhöhen, auf denen wir uns befinden und links um den Hügel herum gegen das Kamp- thal, liegt noch Löss aufgehäuft, auf dessen Terrassen Weinreben gedeihen , während unmittelbar in unserem Rücken die sterile kleine Gobelsburger Heide sich gegen die westliche Einsenkung hinzieht. ' Ich verweise auf die geognostische Karte der llingeljinis von Krems iiud vom Maiiliardtsberge von Johann Czjzek. 168 G. Graf Wurmhrand. Der Oobelsberg sell).st aber, sowie der im Süden ihn etwas überragende Rohrendorfer Berg mit 1013 Wiener Fuss Höhe über dem adriatischen Meere, bestehen aus Gneiss mit aufgelagertem Leithaschotter und Conglomeraten. Ersterer tritt auch südlich unter dem Gobelsberg in einer Schlucht zu Tage. Dasselbe Verhältuiss gilt auch für die nordwestlichen Hügel jenseits des Wagram. Das Tertiär tritt überall auf den Höhen, die gegen 1000 Fuss sich erheben, aus dem Löss hervor. Es kommen da Leithaschotter, Congloinerate, Süsswasserkalk oder auch mariner Sand und Wiener Sand- steinschichten vor. In Stettenhofen characterisiren Mastodoa-B.Q&i& die pliocänen Schichten. Im marinen Sande, vom Löss unmittelbar überlagert, wird wenigstens in Joslovitz Ostrea crassistma gefunden. Aber nicht überall bildet das Tertiär die directe Unterlage des Löss. Gerade oberhalb Zeiselberg, sowie am rechten Kampufer kommt unter dem Löss ein Schotter vor, der von dem quarzreichen und rostbraun gefärbten Leithaschotter durchaus verschieden ist, und wohl dem älteren Diluvium zuzurechnen sein wird. Diesen Schotter finden wir in dem Hohlwege, der vom Dorfe Zeiselberg nach dem Gobelsberge hinauf- führt. Dieser Hohlweg hat sich nach und nach so tief in den Löss eingegraben, dass wir zwischen steil abfallen- den Wänden von 8 — 12 Meter uns bewegen. Zur Ver.ständigung für das Gesagte habe ich einen idealen Durchschnitt (Plan 1) entworfen. Diese Wände bestehen nun aus Löss, welcher sich an den rechtsseitig ansteigenden Hügel angelehnt hat. Ein in den Löss gegrabener schmaler und hoher Tunnel führt an einer Stelle des Weges links durch die Lösswand hinaus zu den am östlichen Abhänge gelegenen Weingärten. In diesem Tunnel können wir den Löss recht genau besehen. Diese mit ausserordentlich feinem Sande und Lehm gemengte Schichte zeigt allenthalben die feinen, den Löss bezeichnenden Conchilien ' und Kalkconcretionen ; Knochen von Säugethieren kommen nicht vor. Es zeigt sich keine horizontale Schichtung im Löss selbst. Trotzdem finden sich mitten im Löss sandige, mit kleinen Geschieben gemengte Partien, die von der Seite des Hügels gegen das Thal zu verlaufen scheinen. Wir verlassen den Tunnel und steigen im Hohlweg weiter hinan. So lange die Wände aus Löss gebildet sind, sehen wir rechts und links Kellerthüren, die zu den unterirdischen Gewölben führen. Über die- selben hinaus treflen wir auf den Diluvialschotter, der später wieder dem ihn bedeckenden Löss weicht, wo der Hohlweg die höher gelegenen Weingärten erreicht. Erst in der Nähe des Gobelsberges auf der Gobelsburger Haide treÖen wir den tertiären Schotter zu Tage liegend. In einem dieser früher erwähnten Keller, der uns zur linken Hand gelegen war, hat nun bei der Erwei- terung desselben der Weingartenbesitzer Weber sich durch ein reiches Knochenlager in seiner Arbeit gehin- dert gesehen, in welches er mit dem oberen Theile der Kellerwölbung gerathen war. Die Knochen grosser Säugethiere lagen eng an einander gepresst, zum Theile ganz, zum Theile gebrochen in regelloser Lage. Unter diesen Schichten zeigten sich schwärzliche, langgezogene Streifen, in denen Holz- kohlen eingebettet lagen. Zwei oifenbar abgeschabte Röhrenknochen des Bos (hrachycerosfj neben Knochen- theilen des Mammuths und dem Unterkiefer des Wolfes in Begleitung von zwei Feuersteinen sind dieser Schichte (Plan 2) entnommen, dort, wo sich das f befindet. Lage des Knochenlagers. Da das Knocheniager oberflächlich nirgends zu Tage tritt, mussten, um die Ausdehnung desselben kennen zu lernen, zwei Schächte a und b (Plan 2 u. 3) abgeteuft werden. I Unter allen gesaaimelten Conchilien sind nur gefunden worden: Succinea ullonga, Helle hispida, Pupa museorum, Qlausilia pumila. Übe7- die Anwesenheit des Menschen zui- Zeit der Lösfihildung. 169 Beide stehen diolit an beiden Seiten des Hohlwi-ges und erreiclite der erstei-e in 2^j^ Meier Tiefe, der andere mit 2 Meter das Knochenlager. Nur ein einzehier Arbeiter, J. Weber, war mit der Ausbringning der Knociien betraut. Partieenweise wurde sie aus nur 1 Meter hohen Stollen gefördert, die ausgegrabenen Strecken sodann wieder sorgsam verstampft. Diese Arbeit wäre für den Arbeiter gefährlich gewesen, wenn man in losem, aufgeschüttetem Erdreich gearbeitet hätte. Der compacte Löss, welcher überall die Schächte umschloss, ermöglichte allein diese Wühlarbeit. Nur in einer geringen Tiefe neben dem Hohlwege zeigten sich Spuren von abgeschwemmtem und aul- gewühltem Terrain, unterhalb desselben war der Löss ungestört. Mit Genehmigung des vortrefflichen Geologen Herrn Th. Fuchs gestatte ich mir einen Theil seines Briefes an mich wörtlich wiederzugeben: „lu Beantwortimg Ihres geehrten Schreibens vom 18. 1. M. mache ich mir ein Vergnügen daraus, Ihnen nochmals zu ver- sichern, dass ich die bewusste Lössablagerung von Zeiselberg nach wie vor mit Bestimmtlieit für ungestörtes Terrain und die daselbst vorkommende C'ulturschichte für auf ursprüngliche Lagerstätte gelegen, ansehe. Wenn von mancher Seite die Möglichkeit betont wird, dass hii'r nach abgeschlossener Lössbildnng schon in früherer Zeit ein Erosiousthal bestanden haben kann, in dem sich eine menschliche Ansiedelung befand, welche An.siedelung dann später durch seitlich nachrückende, oder urageschwemmte oder überhaupt irgendwie regenerirte Lössmassen wieder verschüttet worden wäre, so muss ich nach- drücklichst betonen, dass für diese Anschauungsweise nicht der mindeste Anhaltspunkt vorliegt. Die schmale Schlucht, unter welcher jetzt die Culturschichte liegt, ist ein echter „Hohlweg", d. h. ein Einriss der durch das fortwährende Befahren mit Wägen und durch das Ausspülen der Geleise durch den Regen nach und nach entstand. Vor der Bildung des Hohl- weges war das Terrain hier vollkonmien continuirlich und eben. Hätte nun liier wirklich in früheren Zeiten ein Erosions- tbal bestanden, so müssle dasselbe hinterher sich vollständig ausgeglichen haben, ohne dass man in der Umgebung die geringsten Spuren davon wahrnehmen könnte, ein Vorgang der mir vollständig unmöglich zu sein scheint. — Meiner Über- zeugung nach sind die Knochen und Cultiirreste hier im Löss begraben worden, während derselbe in Bildung begriffen war, und erst durch Sie wieder gestört worden. — Ich übernehme für diesen Ausspruch die volle Verantwortung. Was die Conchylien anbelangt, welche im Lö.-s ober der Culturschichte gesammelt worden sind, so bestehen dieselben der Hauptsache nach aus drei Arten Succinea oilonga, Helix ki'spj'da, Pupa inuscorumj alle drei zu den häufigsten Lössvorkommnissen gehörend." Dasselbe Verhältniss zeigen auch die Schachtwände bei h. Die Abschwemmung geschah an den beiden Seitenwänden nmi enthielt merkwürdigerweise auch vor- römische Topfscherben mit Knochen vom Kind und Schwein. Ich untersuchte darauf hin den Boden der ober dem Hohlwege gelegenen Weingärten und fand dort ziemlich zahlreiche Spuren vorgeschichtlicher Besiedelungeu. Die Sachen wurden also von dort in den Hohl- weg geschwemmt. Ein Spinnwirtel lag an dem Abhänge selbst, bereit, bei dem nächsten Regengusse herabzufallen. Wäre die Entdeckung des Knochenlagers erst erfolgt, nachdem der Hohlweg sich bis zum Niveau des Knochenlagers eingetieft hätte, so wären diese rohen Topfsclierben, die Rind- und Schweinsknochen unter die Reste der Diluvialthiere gekommen, und der Beweis einer mit der Lössbildung gleichzeitig erfolgten Ein- lagerung könnte nicht mehr erbracht werden.' Sobald durch eine äussere Ursache ein solches Lager aufgedeckt wird, lassen sich immer Möglichkeiten denken, wie in irgend einer Weise die Einführung .später erfolgt sein könnte. Gerade desshalb sind trotz der mühsamen Ausbringung die Fnndverbältnisse von Zeiselberg mir wichtig gewesen. Hier ruht, wie sich jeder Besucher noch jetzt überzeugen kann, die Knochenschichte inmittendes vollkommen ungestörten Lösses. Die Schichten ober oder unter den Knochen lassen sich nicht von einander unterscheiden. ' Ein Topfscherben lag herabgeschwemmt nicht mehr selir weit ober dem Kuocheulager im Schachte a, gehört jedoch entschieden nicht dahin, sondern einer sehr späten Zeit an, wo die Töpferscheibe schon bek.innt war. Denkschriften der mathem.-naturw. Gl. XXXIX- Bd. Abhandlung von Nichtraitgliedern. W 170 G- Graf Wurmhi-anch Wie «lei- Plan ?> zeigt, ist die Grenze der Bcliichte gegen Nord, Ost und Süd diiicli die Ausgrabung au einigen Stellen erreicht, nur gegen West kann sie noch weiter bin sich gegen die Anhöhe erstrecken. Sie ist meistens bei 50—70'° mächtig. Nicht nur im Keller, sondern auch in der Nähe des Stollens n sind mehrfach ähnliche, schwärzliche Cultursehichten beobachtet worden, mit dem breccienartigen Gemenge von Holzkohlen, Feuersteinsplittern und bearbeiteten Knochen. Sie haben selten eine grössere Ausdehnung als 0-5— 1"' mit 15—25" Mächtigkeit. Sie befinden sich sowohl ober, als auch unter der Knochenschichte, und reichen zuweilen auch bis in die- selbe hinein. Die Ausdehnung der gesammten Knochenschichte beträgt beiläufig IDOG" und ist jedenfalls zu bedeutend, um annehmen zu können, es hätte hier eine künstlich in den Löss gegrabene Höhlung existirt, in denen unsere Mamrauthjäger leben konnten. Bei dem Gefüge unseres Löss, welcher vermöge seiner Structur wohl sehr hohe, aber durchaus keine breite Wölbung unterirdisch zu graben gestattet, wäre ein so grosser Hohlraum undenkbar; er müsste sofort einstürzen. Ausserhalb dieser besprochenen Schichte oder dieses Nestes ist der umgebende Lehm vollkommen frei von Knochenspuren. Breit's Keller. Weiter gegen das Kampthal hinauf, erscheint aber wieder eine ähnliche Culturschichte im Löss, und zwar im Keller des Gutsbesitzers Breit, an der linken Kellerwand. Auch dort liegen Holzkohlen, Feuersteine und bearbeitete Knochen in schwärzlichen Schichten mitten im Löss. Auch sie ist noch heute sichtbar. Diese Fundstelle erwähne ich bei Zeiselberg, da das dort Gesagte in Bezug auf die Lagerungsverhältnisse auch hier gelten kann. Beide Knochenlagen sind vom Löss rings umschlossen und nur durch die Kellergrabung blossgelegt. Im Keller des Herrn Breit sind sehr interessante Gegenstände dieser Culturschichte entnommen worden. Eine systematische Ausgrabung erfolgte jedoch nicht. Am linken Ufer des Kampflusses ist noch eine kleine Fundstelle von fossilen Knochen zu erwähnen. Vor dem Eingange des Kellers des Herrn Er dl in Kammern, am Ende der Lössablagerung des Thaies, fanden sich die Ober- und Unterkieferzähne eines kleinen, ausgewachsenen Pferdes, einige Fragmente eines Mam- muthstosszahnes und Trümmer eines Geweihes. Ein unförmliches Stück Hornstein und schwärzliche Erde lagen dabei. H 0 11 a b r u n n. Gehen wir weiter nördlich gegen Joslovitz, so liegen uns noch einige kleinere Fundstellen am Wege, die mehr wegen ihrer Einschlüsse, als wegen ihrer Lagerung besonderes Interesse verdienen, hier also nur kurz zu beschreiben sein werden. Nicht weit von Hollabrunn wohnt mein Bruder, der Graf Heinrich Wurmbrand, welcher meinen vor- geschichtlichen Studien lebhaftes Interesse entgegenbringt und alle Ziegelschläge im Löss inspicirt, um nach fossilen Knochen oder nach vorgeschichtlichen Gräbern und Wohnstätten sich umzusehen. Im sogenannten Schniötzinger Ziegelschlage nun fand sich Beides. Oben, unmittelbar unter der Ackerkrume lagen mit Asche vermengt, die Topfscherben und Steinwaffen der vorrömischen Zeit, 6 — 8 Meter tiefer am unter.sten Rande des Ziegelschlages die fossilen Knochen. Ich sah hier bunt zusammengewürfelt Knochen und Zalmfragmente einer mannigfaltigen Fauna. Ein sehr mächtiges Stirnbein, welches ich dem Cervus megaceros zuschreiben möchte, daneben ein Stück einer Hirschgeweihstange, welche offenbar dem Cervus elaphus angehörte; ferner drei obere Backenzähne eines anscheinend grossen, ausgewachsenen Pferdes, einen oberen Backenzahn eines Bos, einige Lamellen eines Molars vom El.'eifelt die Gleichalterigkeit unserer Messer mit dem Mammuth nur desshalb, weil sie nicht ebenso zugehauen sind wie die im Somme-Thal, wo er sie unter ähnlichen Verhältnissen beobachten konnte. ^ Für unsere Untersuchung ist es gewiss nur wichtig zu wissen, ob sie entschieden durch Menschenhand zugeschlagen und mit der Knochenschichte gleichaltcrig sind; die Altersbestimmung ist dann durch die Thier- reste oder durch die Zeit der Lössbildung bestimmt. Lepsius hat darauf aufmerksam gemacht, dass in Egypten die zu Tage liegenden Feuersteinknollen in heissen Tagen mit hörbarem Klingen auseinanderspringen, und ährdiche Splitter auf natürlichem Wege ent- stehen, wie die genannten Feuersteinmesser. Dort, wo die Faserung des Gesteines sehr gleichmässig längs des Knollens streicht, ist es erwiesen, dass solche Splitterungen geschehen können, und dürfte dies unter Umständen vielleicht der Anlass zu deren Ver- wendung wirklich gewesen sein. Andererseits wissen wir ja durch das Vorkommen des Arbeitsmateriales der Blöcke aus Obsidian und Feuerstein, (der Nuclei,) die häufig mit halbfertigen Stücken in viel späteren Perioden noch gefunden werden, dass solche Messer bestimmt auch künstlich zugeschlagen wurden, und es handelt sich demnach nur, durch den Vergleich festzustellen, ob die unseren künstlichen oder natürlichen Ursprunges sind. Dort, wo der Splitter nur durch einen Schlag vom Nucleus getrennt, zufällig eine brauchbare Form gewonnen und so geblieben ist, dürfte die Unterscheidung schwer sein , dort aber, wo die Form nachträglich durch fortgesetzte kleine Schläge verbessert, oder wo die Sehneiden gegen die Faserung durch Ausbrechen geschärft wurden, lässt sich die künstliche Formung mit Bestimmtheit nachweisen. Solche Nachformungen der Rundung an dem Ende des Messers, habe ich mit «, die Schärfungen mit h bezeichnet, so dass für diese Stücke, abgesehen von den anderen Umständen, die Arbeit der Menschenhand unzweifelhaft erscheint. An ein Hineinschwemmen gerade dieser Feuersteine kann wohl kaum gedacht werden, und erlasse ich es dess- halb, Gegenljcweise zu bringen, welche sich von selbst aus der besprochenen Lagerung ergeben. Uolzkohlcn und andere Fundgegenstäude. Unter den in den besprochenen Culturschichten vorkommenden Gegenständen verdienen noch folgende Erwähnung. Ein röthlich hartgebranntes Lehmstück, ein Stück Rollicisenstein, zwei Gehäuse von Dentalium und schliesslich eine grosse Menge von Holzkohlen. Das Lehmstück ist 15 Cm. laug und dreikantig. Ich kann aus der Form desselben keinen Schluss auf dessen V^erwendung ziehen und möchte es nur als ein einfach beim Herdfeuer erhärtetes Stück Lösserde halten. Der Rotheisenstein kann zufällig in diese Schichte hinein- gekommen sein, da Rotheisensteine am Manhardtsberge nicht selten vorkommen, wahrscheinlich ist es aber, I Couipte rendii ilu cougres interiiational, Biida-Pest 1877. über die Anwesenheit des Mensclieri zar Zeit der Lössbildung. 177 flass auch er absichtlich hergctrageu wurde. Schabt man dieses Erzstüolichcn und vermengt man das Pulver mit Wasser oder Fett, so gibt es eine prächtige rothe Farbe. Sie wäre für Bemalungen oderTätlovirungen trefif- licli zu verwenden. Mehrfach ist in Lagerplätzen des Diluviums Röthel gefunden worden, welchen man mit dieser Sitte in Verbindung brachte. ' Die Gehäuse von Dentalium B oue'i ]agcn inmitten der schwärzlichen Culturschichte. Als charakteristische Conchylien der Badener Meditcn austute sind sie hier otfenbar nicht in ihrer ursprünglichen Lage, und wir können, da zwei Exemplare an verschiedenen Plätzen gefunden wurden, wieder nicht gut irgend einen Zufall annehmen, der sie hier herein gefülirt hätte. Die runde Höhlung macht diese Muschel aber recht geeignet, um sie an einem Bastfaden als Schmuck zu tragen. So hätten wir dann gleich beim ersten Auftreten des Men- schen mehrere Gegenstände, welche möglicherweise der Putzsucht dienen konnten. Die Holzkohlen sind nicht nacli Art der Lignite oder der in Torfmooren liegenden Hölzer als das Product langsamer Transformation ursprünglich frischer Hölzer aufzufassen, sie rühren auch nicht von Gesträuchen oder Haidekväutern her. Es sind ordentliche, nacli einem Brand zurückgebliebene Holzkohlen von Fichten oder Föhren. * Dies ist n u n f r e i 1 i c h A 1 1 e s, w as i c h a 1 s B e w e i s f ü r d i e G e g e n w a r t d e s M e n s c h e n a n z u- fUhreu habe. Die Bedeutung der einzelnen Stücke wird aber durch ilire Zusammengehörigkeit und durch den Umstand gehoben, dass ausser den genannten auch absolut nichts Anderes, nicht einmal ein Rollstein dabei gelegen hat. Die für Fleisch oder Markgewinnung verletzten Knochen, die bearbeiteten Geweih- und Eli)henbeinstücke, die Feuersteinmesser, die Picste des Herdbrandes und die Gegenstände, die wir vielleicht als zum Schmucke dienlich betrachten können, gehören zusammen und bieten dasjenige Bild, welches wir bei verlassenen Wohn- stätten in Höhlen zu finden gewohnt sind. Wir finden in diesem Sinne also nichts Neues, nichts für uns Fremd- artiges. Ohne mit den Vergleichen, die sich vielfach darbieten, ^ zu weit gehen zu wollen, l)rauche ich nur an die zunächst liegenden Höhlen zu erinnern, au Byciskäla und V^'pustnik, an die Mammuthhöhlen bei Krakau,* an den Hohlefels bei Blaubeuren, an Ofnet, Thayingeu etc. etc. Überall finden wir dort mit dem Mamnnitli, Kenthier, Höhlenbären oder dem fossilen Pferd, kurz mit den Tliieren der Diluvialfauna ganz gleiche Feuersteinmesser gleiche Bearbeitungsspuren an den Geweihen, Ilieb- spureu an den Knochen u. s. w. Für die Zusammengehörigkeit unserer Funde und für den Beweis der Gegenwart des Menschen wären dadurch vielleicht genügend Beweise erbracht. Es handelt sich aber wohl auch, und ich lege gerade auf diesen Umstand allen Werth, zu erweisen, ob unsere Schichte mit dem Löss gleichen Alters ist, und wenn dies devFall ist, wie wir uns den Zusammenhang beider, wie wir uns d ie Einlagerung vorzustellen haben. Dazu bieten Höhlenfunde keinen richtigen Anhaltspunkt der Vergleicüung. Als ich in Joslovitz die Entdeckung dieses Knochenlagers machte, waren meines Wissens noch nirgend sonstwo Funde im Löss nachgewiesen worden, und meine Ansicht der Gleichzeitigkeit des Menschen mit dem Löss fand wie natürlich gerade desshalb keinen Glauben. Ich sprach trotzdem schon in Dresden-' meine Überzeugung dahin aus, dass bei grösserer Aufmerk- sandceit dieses Vorkommen sich mehrfach finden müsse. Heute sind es nicht nur im Kreise meiner Forschung, sondern auch ausserhalb desselben nicht wenige Fundstellen, die ich hier jjassend anführen kann. 1 So sagt Fraas in seiner kurzen Besehrcibuug über die Ofnet-Hölile (Württembergischc naturwissenscliaftlielie Jahrus- hefte 1877): „Endlich ist eines Stüelies Röthel zu erwähnen, wie er sich in der Nähe des Bohnerzes auf der Alp findet. Ganz denselben Röthel kennen wir aus dem Hohlefels uud dem Sclmssenrieder i\toor." ■^ Dr. Freih. v. E ttingshauseu liatte die Güte, die Bestimmung der Kohle für mich zu maciieii. 3 Wer einen weiteren Überblick gewinnen will, der findet in Boyd Dawkins „llölileu" reichhaltiges Mateiiale. Deutschland und Österreich kennt Autor allerdings nicht. 1 Wiadomosei Archeologiczne III. '•> Jahresversammlung der deutschen aiithrop. Gesellsch., 1S7 1. U(iijl4sclirift0D der mathem.-naturw. Ol. XXXl.V.Jtil. Abhandlung von NichtinitgUedoni. X 178 G. Graf War mir and. Ähnliche Kuotheulager im Diluvium. 80 liat Piot. Ekel'' bei Munzingeu in Baden, unter ähnlichen Verhältnissen wie icli bei Zeiselberg, in einem Thalweg nestartige Einschlüsse iui Löss gefunden, welche vorzugsweise RenthierknocliL'n und schwärz- liche Cullurschichten bargen , worinnen bearbeitete Rengeweihe mit Holzkohle und Feuersteinmesser lagen. Diese Reste ruhten noch auf den gebrannten Herdsteinen. Ein gebranntes Stück Lehm erinnert dort direct an Zeiselberg. Die Feuersteinmesser zeigen ganz gleiche Formen mit denen aus Zeiselberg und Joslovitz. Später fand Herr Dr. Liebe bei Gera sowohl in Höhlen als in den diluvialen Löss-Anschwemmungen vor denselben, Thierknochen, Geweihe und Feuersteine, an denen er Spuren menschlicher Arbeit mit Recht constatirt.^ Ein weilerer Fund, der von Taubach bei Jena, ist vom Geheimrath Dr. Virchow kurz erwähnt worden.' Dort lagen die wohlerhaltenen Knochen nicht im Löss, sondern unter Tuffstein und sandigem Lehm. Der überlagernde Tuffstein schützt hier vor jedem Verdacht einer späteren Umlagerung. Ich habe die von dort stammenden, vortrefflich erhaltenen Knochen und Feuersteine bei Prof. Zittel in München gesehen. Weder über die Bearbeitung der Feuersteine, noch über die an den Knochen sichtbaren Hiebspuren kann ein Zweifel ol)walten. Auch hier fanden sich Holzkohlen. Die in Hinsicht auf ihre Fauna so reichhaltige Knochen- schichte von Langenbrunn führe ich ebenfalls an, obwohl sie bisher noch keine Beweise der Gegenwart des Menschen geliefert hat.* Neuerlich sind die Untersuchungen des Herrn Nehriug in Thiede und Wester- regeln von grösserer Bedeutung geworden.^ Seine gewissenhaften und sorgsamen Untersuchungen des Knochenlagers, sowie die in Bezug auf die Fauna gezogenen Folgerungen verleihen gerade dieser Arbeit grossen Werth. In beiden Fundorten hat sich lössartiger Sand oder Löss, wie Ne bring bei der Anwesenheit von Pupa muscorum, Suocinea ohionga, llelix Ni/ssoneana die Ablagerung nennt, in einer Höhe von 8 bis 20 Fuss über Gypsbrüchen ungestört aufgelagert, in deren Spalten sich massenhaft Knochen von grösseren Landsäugethieren und von ganz kleinen Thieren eingelagert zeigten. An den untersten Stellen konimt bläulicher, mit Steinen unlcnneugtcr Thon ohne Knochen vor. Den Löss betrachtet Nehring als fluviatile Hochwasserbildung mit zwischengelagerteu sandigen Windwehschichten durch Steppenwind. Holzkohlen, schwärzliche fette Culturschicliten, Feuersteinmesser, bearbeitete und zerschlagene Knochen mit Brandspuren, legen auch hier Zeugniss von der Anwesenheit des Menschen ab. AusNehring's Untersuchungen sind zwei Resultate für uns von Wichtigkeit, einestheils die auch hier wohl constatirte Gleichzeitigkeit des Menschen mit den Thieren des Diluviums in tieferen lössartigcn Schichten, zweitens die von ihm nachgewiesene, bisher etwas vernachlässigte genaue Bestimmung der kleinen Thierreste, welche zum Theil einen entschiedenen Steppencharakter au sich tragen. Wir kommen später auf diesen neuen Gesichtspunkt bei Besprechung der Lössbildung zurück, und wollen nach diesen uns gegebenen Analogien zunächst nur darauf hinweisen, dass die Lagerung von Westerregeln und Thiede von diesem Forscher als durch- aus ungestört angenommen wird, Prof. Eker aber bei Munzingeu sich eher der Ansicht zuneigt, dass spätere Eingrabungen in den Löss stattgefunden, und wir es sonach mit jüngeren Funden zu thun haben. Der Grund zu dieser Auffassung liegt für ihn wesentlich darin, dass er die Bildung des Rheinlöss als einen Wassernicder- schlag ansieht, während dessen eine Bewohnung nicht leicht stattfinden konnte. Von den augeführten, mir bis jetzt bekannten Knochenlagern aus dem Diluvium haben wir also tünf genannt, welche in Bezug auf die Anwesenheit des Menschen ähnliche Beweise bieten. Es sind Munzingeu, ' AicLiv liii- Aiitliiopologie, N'lll- Ud., ,S. S7. " Archiv für Antliropologie, IX. Bd., .S. 155. ■^ Zeitselii'ift für ICtlinologie, 1877, lloft II, S. 21. •t Arcliiv für Aiitliropologie, IX. Bd., S. 82. ^ Archiv für Aiitliropologie, X. Bd., S. 359. über die Anwesenheit des Menschen zur Zeit der Losshild.nng. 179 Tauliaoli , die Liiidentlialorhölile bei Gera, Tiede und Westevvogelii. Ein Fundort, der von r>angenlirnnn, ent behrt vorläufig solcher Belege. In Bezug auf die Lagerung ist nur Muiizingcn mit Zciselberg gleich, weil dort die Knochen- und Cnltur- schichte vom Löss rings umschlossen ist. Wenn wir die Lindenthaler-Höhle wegen ihrer etwas unklaren geo- logischen Verhältnisse nicht bevüeksichtigen, ist Tiede und Westerregeln, wofern die Überlagerung wirklich Ijöss ist, mit Joslovitz dadurch vergleichbar, weil in beiden Fällen die Fundschicliten unter dem Löss liegen. In Taubach liegt die Ftmdschicht unter einer Kalktufifdecke, in Langenbrunn in einem Mergel auf dem Tulfe. Letztere Fundstelle war also vielleicht etwas jünger. Fauna. Wir geben ein übersiclifliches Tableau der in unseren Fundorten bis jetzt bestimmten 'i'hiere, welches sie in zoologischer Hinsicht verbindet. Tabelle I. V u n (1 - L o e ,T 1 i t ä t Kl ftq « ^ o I? e merk Uli ff Zeisclberg, Wcber's Kei- ler I Breit 's Kell'M- 11 . . . „ K.'iramcni III . .Jdslowitz Holl.abninn Soiinbcrg I H -12 + + + 0 +0 + ? +0 + + +0 +0 +0 -)-0 Sehr liiiufige Bearbeituiigsspnren an Maniiimtliknoclien. Bearbeiteten Geweilifingment von Cerv. meg. ? Zweifelhaftes Geweihfragmeut. .Schon bearbeitete Geweihstange, vielleicht Oerv- dama ?. "? Nur Sehädelfragraent. Cen-. meg. Die -f- bezciclnirn das Vorkommen, die Ziftern die Anzahl der Individuen. Wo :ni Knochen, Geweihen oder Feuersteinen menschliche Bearbeitungen wahrgenommen werden koniUen, stellt eine 0. Es herrschen in Zeiselberg offenbar Elcplianten vor, dann kommen an Häufigkeit die Pferde, von denen wenigstens vier in Joslovitz allein constatirt werden konnten, dann das Rhinoceros und der Edelhirsch. Kin- der, Bären und Wölfe sind selten, das Renthier ist nur durch einen Theil eines Metatarsalknochens und vielleicht durch das in Joslovitz beschriebene Geweih bestimmt. ' Vom Damhirsch endlich ist ein durch Herrn Teller wohlbeslimmter Oberkiefermolar aus Zeiselberg vorhanden. Dieser Fauna fehlen also wesentlich diellöhlenthiere, die Hyäne, der Löwe und der Höhlenbär, da unsere vom Bären stammenden Zähne eher einer kleineren Art (Urs. arctos) anzugehören scheinen. Von keinem der Thiere konnten grössere Schädeltheile aufgefunden werden. Vom Pferd, dem Nashorn und Elephanten ist eine grössere Anzahl von Rumpf- und Extremitätenknocben vorhanden. Von den anderen Thieren sind die Reste gering. Es ist dies besonders in Zeiselberg, wo doch fast das ganze Knochenlager zur Untersuchung gelangte, auffallend. Die beifolgende Tabelle II gibt die vom Elephanten in Zeiselberg herrührenden Skeletttheile, wobei die- jenigen, welche Bearbeitungsspuren aufweisen, mit einem -+- bezeichnet sind. 1 Herr Teller und Oscar Fr aas betrachten die Geweihstange als dem Ren angehörig, wahrend ich sie lieber dem Damhirsch zuschreiben möchte. V* ISO G. Graf W V rmhrand. Tabelle II. Zähne Stosszähne . Backenzähne . Schädelfraffmente o > Zahl sämmtlicher Halswirbel Atlas Epistropheus Rückenwirbel , Lendenwirbel , Vollständig crhaltcu In Brnch- stücken Bearbeitet U a Scapiila . . . Hnmenis . . . , Ulna . . . . Radius . . . . Carpalknochen Metacarpab'a . , Phalangen . . . 1 3 59 15 7 16 12 35 S 4 4 5 Gesammt- ' Summe Beckenknochen Femur Tibia Fibula .... Tarsalknochen . Metatarsalia.. . Phalansren . . . (U 12 16 12 8 Ifl 10 + Zung-enbein Rippen . . 31 plures zum Tlieil kleinere grössere Bruch- Fragmente stücke 26 7 5 40 11 4 5 82 27 )iliireR 12 16 17 8 77 38 plures Wir eiitiielimen dieser Zusainmcnstelliing', dass der Hals inid die Fiisswurzclkiinelicn niemals, wolil aber die Riiokciiwiibel, die Rippen, das Becken, der Vorderarm und bie und da die Fibula des Hinterbeines die Hiebspuren zeigen. Dies sind nun auch wesentlich diejenigen Theile, an denen die essbaren Fieischpartien zu hal)en waren. Es ist hier nicht unser Zweck , die immerhin in mancher Bezieliung interessanten Ergebnisse der Detail- iorschiing dieser Fauna weiter auszuführen. Des allgemeinen tTberblickes halber stelle ich nur die in den vorher genannten Lössfunden mir bekannten Faunen zur Vcrgleichung hieher. In Munzingen fand man nur Renthiere, Langenbrunn hingegen brachte eine reiche Fauna in vollkommen ungestörter Lagerung zu Tage. Es dient uns desshalb diese Fundstelle passend zum Vergleiche. Angefüin-t werden : Eleplias ■primig., Rhmoceros ticltorriius, Edelhirsch, Renthier, Gemse, Steinbock, zwei Rinder, Pferd, Esel, Höhlenbär, Dachs, Fuchs, Wolf, Hyäne (J%fre«a «j?eZaea), Luchs, Alpenmurmcithier, Hase, Cricetus vulg ., Rebhuhn und Schwan.' Die Lindenthaler Hyänenhöhle bei Gera mit der vorgelagerten Lösssehichte barg alle in Langenbrunn genannten Thiere, ausser der Gemse, dem Steinbock, Esel, Dachs, dem Reliliun und Schwan; dafür aber den 1 Scitlier ist auch ein Bob moschatns dort gefunden worden. Archiv für Anthrop., X. Bd. tJber rlic Anwcsetiheil ihs j\[/ ».■irj/p)i zur Zeit <\er Lns^liildunji. 181 Höhlentiger {Felis spelaea), den Elch {i'erviis alccs), einen Cain's lagopus, das ßeii, die Rprinirmaus {Alacfaga Geranus), die Wiihlmans {Arvicola gregalis), die I^atte, den Iltis, das Wiesel, das Bivkhnhu. einen Adler und einen Rtraudlänfer. Aus Taubaeh bei Weimar ist die Fauna noch nicht genau bestimmt; dem Berichte Virchow's entnehme ieli : Elephas antiqiius, Rhinoceros Merkü, Bos priscus, Cervus euriceros, dann wieder: Ursus arctos, Cervus elaphus, Cervus capreolus, s?is scropJ/n fer., Renthier zweifelhaft. Das Wildschwein tritt neu auf. Das Vor- kommen von Elephas antiguus und lihinoceros Merl-ü stimmt hier mit der Auffassung einer älteren Lagerung überein. ' Tliiede und Westerregeln bieten in gewisser Beziehung die interessantesten Resultate.^ Elephanten, Rhinocerosse, Pferde und Renthiere sind häufig, die Höhlentbiere seltener, Steinbock und Gemse fehlen. 'EAne Antilope {Sm'ga?) ist hier wieder neu, kommt aber im Quaternär nicht all zu selten vor. Die .Spring- mäuse, Wühlmäuse, Ratten nicht nur, sondern auch specielle Steppennager, wie Spermophilus altaicus (das Ziesel), Lagomys picsillus (der Pfeifhase), kommen mit Fledermäusen, Vögeln, Fröschen und Fischen vergesell- schaftet vor. Unter den Vögeln ist ausser dem Birkhuhn wesentlich die Trappe zu erwähnen. So sehen wir denn , dass unsere Fauna, wenn auch weniger reichhaltig , doch im Hauptcharakter mit ähnlichen Diluvial- und Lössfunden recht gut übereinstimmt. Es fehlen eben die Thiere, welche wir wegen der Entfernung vom Gebirge mit seinen Alpen und Höhlen am Saum der Ebenen kaum erwarten dürfen, es fehlen nämlich die Höhlentbiere und die auf schneeigen Höhen Heimischen. Bewohner des Waldes, wie der Edel- und Damhisch, der braune Bär, mehr noch aber solche der Grassteppen und der Haide, wie das Rhinoceros, das Pferd, der Riesenhirsch, das Reu, der Wolf sind vertreten. Auch das Mammuth können wir nach seiner Häufigkeit in den sibirischen Steppen vielleicht ebensogut hieher rechnen als zu den Wald- thieren. Wenn wir die Fauna mit der früher besprochenen Lagerung vergleichen, so könnte Taubach wirklich als ältester Fund betrachtet werden, und Munzingen als der jüngste, da in höheren Lösslagen die Renthiere häufiger gefunden werden. Zeiselberg, Joslovitz können mit den übrigen ähnliches Alter haben, wenn wir das Fehlen gewisser Höhlentbiere localen Verhältnissen zuschreiben. Wie kommen nivn diese Thiere als Beute der gleichzeitig lebenden Jäger in den Löss, wie hat s ich dieser feine Lehnistaub mit seinen Landmuscheln über ihnen gebildet. Bildung des Löss. Ich habe in meinen früheren Notizen über die Lössfunde keinen .anstand genommen, die in alleu geologischen Büchern vertretene Ansicht nachzusprechen, und habe die Lössbildung als feinen Niederschlag aus den mit Gletscherscblamm gesättigten Gebirgsströuien aufgefasst. Wer das Schwemmland des Nil gesehen, wer in unseren Alpen und in denen der Schweiz die im Tlial stehenden Moränendännne beobachtet hat, dem wird es nicht unnatürlich erscheinen, wenn er erfährt, dass die Lchmterrassen längs unserer Flüsse aus Gletscherschlamm gebildet wurden. Eine etwas rasche Abschmel- zung dieser colossalen Eismassen konnte ja grosse Überschwemmungen, ein Diluvium zur Folge haben, dessen Sediment sich bis zum Meere ablagerte. Trotzdem sind mir stets bei Betrachtung derKnochenlager einige Thatsachen räthselhaft geblieben. Warum erscheint diese Cultnrschichte so fettig, so unausgelaugt? Warum liegen die Kohlen, die feinen Knochen so eng und unversehrt an einander, wenn fliessendes Wasser darüber gegangen, oder wenn Wasser darüber gestanden hat? Aus Joslovitz ist die Culturschichte chemisch analysirt worden. Prof. Sciiwarz in Graz hatte damals die 1 Viele Forseliei- setzen Aen Elephas avliquiis in die ältere Periode des Dihiviums (s. Boy d Dawkins, S. 331). 2 Sielie das Verzeichniss in seiner Abhandhuig. Arcli. für Antbr. X. Kd. Neuesten« die vollständige Liste in dem Neuen Jalirbneli für Mineralogie etc. 1878, .S. 843. je; 2 G. G}-af Wiirinbrnn (1. Güte eine TJntcvsnclning- zu niaclien. Sein AusspriK !i war ioigLudei : „Die Erde schwärzt sich beim Olüben, enthält also ort^nnische Substanz. Sic gibt beim Erhitzen mit Natronkalk eine starke Reaction auf Ammoniak, eine stärkere als durch den natürlichen Ammoniakgehalt thoniger Erdarten veranlasst wird, so dass hier eine Absonderung durch das Wasser mir nicht wahrscheinlich scheint." ' Prof. Eker hat durch Prof. Claus auch diese Culturschichte chemisch untersuchen lassen. Er sagt darüber in der erwähnten Abhandlung über Munzingen. „Der schwarze Löss (die Culturschichte") enthält dagegen (gegenüber dem reinen Löss) namentlich organische Substanzen, sogeuaunte Hunuissäuren und Kohle, letztere in kleinen Fragmenten eingesprengt.« Herrn Nehring ist in 'Westerregeln diese Schichte besonders aufgefallen. In seiner ersten Abhandlung^ beschreibt er sie folgendermassen. „Ferner zeigten sich in dieser Partie (des Lösses) mehrere Flecke, an welchen etwa in einem Durchmesser von 6bislO Zoll der Löss schwarz und kohlig erschien, ohne dass jedoch Holzkohlen vorhanden waren; auf mich machte es den Eindruck, als ob organische Substanzen, etwa von Thierleibern hier vermodert wären und die erdige Masse an der betreffenden Stelle in der angedeuteten Weise imprägnirt hatten." Später^ sagt er, dass er diese schwärzlichen Partikelchen lieber für Asche halten möchte, weil „derartige Zersetzungsproducte von den Sickerwässern längst fortgeführt sein müssten." Nun fanden wir aber solche Zersetzungsproducte auf chemischem Wege, und ich habe anderseits in der schwarzen Culturschichte von Joslovitz mikroskopisch keine Asche und keinen Kohlenstaub gesehen. Es haben also wahrscheinlich keine Durrhsickerun gen oder Auslaugungen über- haupt hier stattgefunden. Eine andere Beobachtung ist die, dass bei dieser trefflichen Conservirung des kleinsten Kohlenstückchens der feinsten Schnecken weder an der unteren Grenze des Löss, noch innerhalb der oft 30 Fuss hohen Schichte die o-erinf-ste Spur eines kräftigeren Pflanzenwachsthums sichtbar ist. Es kann da offenbar nie vordem ein Wald gestanden haben. War die Ebene durch mehrmalige Überfluthungen feucht und fruchtbar, warum ent- wickelte sich nicht hier reicher Banmwachsthum, wie auf allen Flussalluvien? Dazu kommt nun Nehring's Untersuchung über die Anwesenheit gewisser ständiger Bewohner wie i\Qi< Arctomys hohac, Spernuq^lnlus altai- cuH, der Alactaga,jaculns, Arvicola gregalis, des Lagomys p/tsilbis etc., welche in entschiedener Weise den ein- stigen Speppenboden nachweisen. Diese Thiere waren aber nicht nur Bewohner jeuer Gegend Norddeutsch- lands sondern wahrscheinlich ebensogut auch bei uns heimisch. Schon Peters hat vor Jahren nuf die Kno- chenbreccie von Beremeud bei Fünfkirchen hingewiesen,* und später die mit einem Mammuthschädel bei Nussdorf ■' gefundenen kleinen Thiere bestimmt. N ehrin g fand unter den Knochen aus diesen Fundorten neuerdings, wie er mir mittheilte, und zwar aus Nussdorf, Lagorni/s pusillus und eine Spermop/n'lus- Art; aus Beremend Unterkiefer, welche dem Cricetus arenanus nahe verwandt zu sein scheinen, und eine yl/vV^o/rz-Art. Hier wie dort haben also diese kleinen, für die Steppe bezeichnenden Thiere gelebt. In richtiger Würdigung dieser Verhältnisse miiss allerdings noch eines wesentlichen Umstandes gedacht werden, und zwar der Lagerungsverhältnisse. Bei genauer Durchsicht der Beschreibungen finden wir sowohl in Beremend als in Thiede und Westerregeln und auch in der Lindenthaler Höhle, dass diese Thiere in den Spalten und Höhlungen dcrGyps- od er Kalkfelsen unter deuLössschichten gelegen haben, dass auch in Nuss- dorf der Schädel desMamrauth in graueniTegel unterhalb desLösses, und zwar in einer Süsswasserbilduug" lag. In Langenbrunn und Taubach liegen die Knochenlager direct auf oder sogar unter einer Tuffschichte, und selbst in Joslovitz haben wir die Schichten unmittelbar auf dem tertiären Sande liegend gefunden. Haben wir 1 Abdruck ans mcineni Aiifsat/.e : „Die Gleichzeitigkeit des Menschen mit dem Maramutli." Mittheil, der Anthr. GesoUscli. P.d. III. ■'- Beiträge zur Kenntniss der Diluviahanna II. Zeitschrift f. d. g. Naturwissenschaft, 187C, S. 181. 3 Archiv für Anthropologie X. Bd. 4 XXXXVI. Band der tSitzungsberichte der l^ais. Akademie der Wissenschaften. 5 Sitzungsbericht der geol. Reichsanstait, XIII, 1863, S. HS. 6 Ich erinnere hier, dass auch Herr Karer (Geologische Studien in der Tertiiirbildung des Wiener Beckens , S. 199) bei Nussdorf unter einer 6° tiefen Diluvialschichte ein Moos- und Tegellager mit Kieferstücken des Bos beschrieben hat. TJber die Anwescuheä den 3Ieitdc/irn zur Zeit der Luimbitduiiy. 183 es also vielleicht in alleu besprochenen Orten überhaupt mit einer Periode zu tliun, die vor der Lössbilduug liegt, mit jener interglacialen, welche sich so deutlich in den Kohlenlagern von Vetzikou ausspricht, und die in Bezug auf die Fauna mit Taubach z. B. sehr übereinstimmt? ' Wir dürfen diese Thatsachen nicht verkennen. Sie scheinen geeignet zu sein, uns im Glauben an zwei zeitlich von einander getrennte Kälteperioden zu bestärken. Die wesentliche Verbreitung der genannten Thiere hätte dann in jener Zwischenperiode statt- gefunden, in welcher Lyell die erste Depression und die zweite Hebung versetzt. Nach Abfluss des nördlichen Meeres, welclies, wie mau annimmt, Preussens Fluren bedeckte, müsste sich inPreussen, Niederösterreich und Ungarn diese Speppenfaune eingebürgert haben. Die Bildung des Lösses begann, als jene Thiere schon unser Land durchzogen, und setzte sich durch die zweite Kälteperiode fort. Die Lössbildung würde, wenn wir sie als eine Wirkung von Überschwemmungen oder Hochfluthcn ansehen, diese Faunen vernichtet haben. Dies ist aber nicht der Fall. Gerade Zeiselberg liefert dafür den Gegenbeweis, wo wir sowohl ober als unter dem Knocheulager den vollkommen gleichartig ausgebreiteten Löss mit geringen Sandwehen fanden. An dieser Stelle spreeheu also alle gemachten Beobachtungen gegen eine Absonderung des Lösses ans dem Wasser, und vermehren um ein Glied die reiche Kette von Schlussfolgerungen, welche ßichthofen in seinem schönen Werke über China augeführt, um die subaerisehe Bildung des Löss zu beweisen. Ich schäme midi nicht, zu bekennen, dass durch das Studium dieses Buches meine Anschauung über die Entstehung des Löss im Zusammenhang mit den Funden in Zeiselberg sich geändert habe. Wenn wir auch nur für die interglaciale Zeit die Steppenfauna gelten lassen wollen, so müssen wir doch zugeben, dass kein Grund vorhanden ist, anzunehmen, dass die natürlichen Folgen der ersten Eiszeit, denen der zweiten diametral entgegengesetzt waren. Konnten damals Steppen und Wüsten sich bilden warum nicht nach der zweiten Vereisung? Es kann nicht meine Aufgabe sein, in diesen interessanten Gegenstand mich zu vertiefen und alle die Gründe zu wieder- holen, die gerade beimLoss dieUnwahrscheinliciikeit derAVasserbildung darlegen; ich darf vielleicht aber auf jene Momente noch kurz hinweisen, die sich aus der Beschreibung der örtlichen Lage und der unmittelbar gemachten Beobachtungen im Löss ergeben. Eine derselben war, wie gesagt, der Mangel an jeder Spur eines früher bestandeneu Waldes im Löss selbst, mit Ausnahme jeuer Fichten- oder Föhrenkohlen, die als Reste der Herdfeuer an den Lagerplätzen zurückgeblieben siud.^ Alle diese Ebenen waren also vor und während der Lössbildungszeit wahrscheinlich nicht bewaldet. Wie stand es in den Gebirgen? Jeder Forstmann kennt die Schwierigkeit der Waldpflanzung in Gebirgsgegenden, deren Humusschichte herabgewaschen worden ist. Wie nackt und kahl mögen diese Gebirge nach der Periode der Vergletscherungen gewesen sein. Wenn auch in den Tliälern und Vorbergen sich verhältnissmässig bald die Fichte und Föhre festsetzte, so muss es doch ausserordentlich lang gedauert haben, bis sich die öden, zerklüfteten Kalkgebirge bis zur Schneegrenze hinauf mit jenen mächtigen Wäldern bedeckt haben, welche jetzt die wesentlichsten Bedingnisse für die Eegelung der Niederschläge und Abflüsse geworden sind.^ Ohne Wald ist das Klima, wie wir noch jetzt in Ungarn und Eussland sehen, ein extremes. Unregelmässig vertheilen sich die Niederschläge in Gebirgen, denen der Wald fehlt. Während am nördlichen Abhang der Karawankeu z. B. dichte Fichtenwälder die Zuflüsse der Gail regeln, wechseln auf dem südlichen waldlosen 1 Rütimeyer führt (Archiv für Anthropologie, VIII. Bd., S. 134) folgende Thiere an: Elephas antiquus, Bhinoceros Merhii, der Höhlenbär, Bos prim., der Edelhirsch und das Elen. 2 Auch in Westerregeln und in der Lindenthaler Höhle waren die Kohlen von Föhren, somit überall auf rauhes Klima deutend. In Dänemark fand man in den Torfmooren zu uuterst die Föhren, worauf die Eiche und dann erst die Buche folgt. 3 Höchst lehrreich sind in dieser Beziehung die Beobachtungen von Dr. Ami Boue „Die baumlosen Gegenden der Continente. Sitzungsb. der k. Akad. der Wisscnsch,, 1851, math.-naturw, Classe. 184 G. Graf Wurmbrand. Abhang im Tagliamento-Gebiete verheerende Überscliwemmungen mit Wassermangel und Dürre. 80 weist der Mangel an Bewaldung schon direct auf ein continentalcs extremes Clima liin, und wir können mit einem solchen, verheerende liberschwemniungcn und dürre Steppen vereinbaren. Gewiss haben Hochfluthen hie und da den Löss von den Höhen, dann aus den Thälern geschwemmt und ihn scliichtenförmig in Niede- rungen abgelagert, sie haben wohl auch grosse Laridseen gebildet und Sümpfe gespeist;' ob solche Torrcnti aber jemals die Wasserhöhe von mehr als 500 Fuss erreicht haben, um den Löss bis auf die Abliänge des Manhardsberges zu tragen, scheint von vornherein unwahrscheinlich.^ AYie Riciitliofeu trefflieh nachweist, finden wir nicht nur hier, sondern an vielen andern Stellen den Löss in Orten, wo wir ihn nicht vermuthen würden, wenn er wirklich eine Wasserbildung wäre, anderseits finden wir ilm aber nicht dort, wo er unter solchen Verhältnissen vorzugsweise sich abgelagert haben raüssfe. Wenn die Donau nach ihrer Einengung bei Krems und ihrem Austritte in das Wiener Becken die sus- pendirten Schlammtheile zu Boden sinken Hess, so sehe ich keinen Grund ein, warum z. B. die Drau, welche in Tirol und Kärnten nur von Gletscherbächen gespeist wurde, und also noch mehr Gletscherschlamm mit sich führen müsste, nach ihrer Ausmdndung bei Faa) vor Marburg und ihreia Austritte in das Pettauer Feld nicht auch Löss abgelagert hat. Die gleichen Ursachen müssten gleiche Wirkungen zur Folge haben. Nir- gends, weder in dem oberen oder unteren Pettauer Feld, noch auf den diese Becken umgrenzenden Hügeln finden wir aber auch nur eine Spur von Löss. Er tritt erst wieder in den Ebenen Ungarns auf. Ebenso vermissen wir, wie ich glaube, den Löss südlich der Alpen iu Ober-Italien und Istrien, wohin zu die Gletscher sich doch auch ausbreiten niussten ,■-• und wohin ihre Torrenti noch jetzt strömen. Die grossen Schwierigkeiten, welche die Erklärung gerade dieser letzten geologischen Vorgänge bietet, werden gewiss nur sehr allmälig durch eine grosse Anzahl von wichtigen Detailbeobachtungen ihre Lösung finden.* Meine Beobachtungen der liier besprochenen Knochenlager können nur als ein kleiner unbedeutender Beitrag angesehen werden, welcher erst dann von grösserer Bedeutung sein kann, wenn weitere noch deut- lichere Beweise für die Gleichzeitigkeit des Menschen mit den ausgestorbenen Thieren zur Zeit der Löss- bildung erbracht werden. Bei dem genauen Studium der Lössfauna, sowie bei der Frage der Lössbildung wird es sich aber in Zukunft empfehlen, nicht nur einzig die bisher angenommene Erklärung des feuchten Klimas und des überfluthenden Diluviums, sondern die Möglichkeit des Bestehens eines contincntalen Clinias mit Steppen- und Wüstenbildungen zu berücksichtigen. Das Bild der Vorzeit, wie es sich mir allmälig als den Verhältnissen entsprechend darbot, ist etwa folgendes. Ein grosser Theil der Alpen war tiefer als jetzt mit Schnee bedeckt, die Gletscher schoben ihre Moränen hie und da bis in die Tbäler hinab, welche mit Geschiebe und Gerolle erfüllt waren. Nur spärlich waren die schroffen zerklüfteten Berge mit Wälder bekleidet, welche sich dichter gegen Norden über die Donau und dem Manhardtsberg hin erstreckten. Gegen Osten fand der Wald an den Gehängen dieses Gebirges seine Grenzen, weiterhin breitete sich hügeliges Ste]ipenlnnd noch von einzelnen Waldgruppen unterbrochen au.s. Im heissem Sommer, wo alle sonst so wilden Sturzbäche und Torrenti wasserlos geworden, zieht das Wild schaarenweise zu den noch wasserreichen Flüssen. 1 Obwohl wir gerade in Nieder-Österrccli den liiiiinsclieu Löss, diese Bildungen mit iliier eliarakteri.stiscJR'n Kaiiii:i, niclit lienneii. - Auf der a. a. 0. erwähnten Karte vuu C^yieli ünden wir den Lihis in Mcilien von rioo T'nss verzeichnet, also b(n- läufig GOO Fnss iil)er dem Donanspiegel. 3 Kichthüfen „Ciiina", .S. KiO. * Schichtungen im Löss allein beweisen aber noeh keine Ablagerung ans Wasser. Gegen Dr. A. Jentseh hat t). K. Titze auf die Dünenbildung der persischen Wüste und des {"asiiisehen Meeres liingewicsen, die auch geschichtet sind und docii nur dem Winde ilire Entstellung verdanlien. Wurinbrand. Über die Anwesenlieit des MeiiscluMi zur Zeit der Lössbilduiig. Taf. T. Natur!. Grösse. Denkschriften d. k. Akad. d. W. niatli. naturw. Classe XXXIX. Bd. II. Abtli. 1878. Wurmbrand. Über die Anwesenlieit des Menschen zur Zeit der Lossbildunq Taf.n flfZ. 1- LI TU. V. A . PfiESl/HN . 8. \ LIIH.ASST.r. TH.3CHNEID£fl'? WE,i.PߣSilHH,6SA2. '2 <3 nai". Grösse. Donksthriftcn d.k^Vkad.d.Wmafh iiatuw.CIasseXXXlX.Bd.EAbth 1878. Wurmbrand. Überrlie Anwesenlieii desMenschen zur Zeil der Lössbildung. Taf.ni 6B2.u-LtTH.v A.PftesuMN. " SCHHilCiffWe-./ PtHSl/HH,0»AI V4 der nat. Grosse Denkschrüten d.k Akad.dAV: math.naturw.CIasse XXXIX. Bd II Ablh. 1878 . Wurmbrand: I'brrdio Amvcsmihoit des Menschen xiii' Zeil der I.ö.ssbililuiui. T;if.l\'. P "X- V^ V ■-'*<*:- Of- V A PHtSVHN nal- tirösse . Donksdiril't(>iuI.l<.Aka(l.d.Wiiiath.iialur\v.CIasseX\XL\.BiLII.Al)lh.l878. 'Idealei' Schichteiidiirchschnilt \m ZeiselbeiTj^ WuniibTiind. ('her die Anwesenheil des Menschen zur Zeil der Lössbilihiiui Ost Plan :.yi~.;-.e.=;V_ ^ ^ -T ^'-^^ ^ L West. Plan 4. chschnitldes Ziegelschlages bei Joslowitz (nach einer Skizze ) Zuyda : - .".*,**.! ■ ■• ' Löss Nord a Thal ^^^m iufynvüf.IhrLJs. J Te^el Hi 3 Cnu'ifs '§^^^^m BclvcdiT Schalter 'tl-'-t-^-M Dilmiial SdwUer D«'iiks(hTif1rii(I.k.Aka(I.(l.VV'iiiath.naUirvv.('lasse>:XXIX.B(l.II.Al)lIi.l!>7r). lit Atisl vThSctacidei 5 v/e u Presuhn, fliaz. Das Knochenlager bei ZeisellDerg \Vnnnl)ran(l. l'bri' dii' Amvesciihcil des Mriisciien zur Zeil der I.ö.ssbildiin I^äsi i liiwch cn.Si li ich k Mafsstab zu o i Plan 2.3li4 ' ^ -I 1 1- _! . \nsiiral)Uiui 0 10 Meter a l) SchächU . Denksclirificn d.k.Akad.d.W. nialh.nalum Classe XXXIX. Bd.lI.Ablh. 18711. LitAnstvTh Sdmejdei'sWe u Prpsuln, Graz über die Aliwesenheit des Menschc7i zur Zeit der Lössbildang . 185 Unsere Jäger wählten sich in der Nähe des Flusses am Waldessaum ihr Lager, und konnten hier das vom Walde ausziehende und zur Tränke eilende Wild in Fallen und Gruben locken, oder in anderer Weise erlegen. Zerlegt; sind die besten Theile des Thieres ins Lager geschleppt worden. Das Lager war im Freien an einer vom Winde geschützten Stelle nahe dem Walde. Nicht im Walde selbst, denn dort ist der Überfall von Feinden und feindlichen Thieren des Nachts gefahrvoll. An vielen Stellen hatte der Ostwind gegen die Berge bin schon mächtige Staubwehen angehäuft, die sich allmälig mit Gras überdeckten. War die Jagdzeit beendet, kam der Winter, so zogen unsere Jäger den schützenden Höhlen zu. Nur wenn der Lagerplatz günstig gewählt, wurde er öfter besucht, sonst aber verwehten ihn schon die Stürme der nächsten Jahre. Wir dürfen kaum hoffen, in solchen Lagerplätzen viel branchbares Geräth oder gar menschliche Gebeine zu finden. Beide lässt man nicht leicht unbemerkt und vergessen hinter sich, wenn das Lager aufgehoben wird. ÜenkBchri/ton der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd. Abhuudlung vod Nichimitgliedorii. 1^6 G. Graf Wurmhr and. Über du- AnwesenTikt deii Menschen ziir Zeit der Lösshildun§. EIIKLÄRUNG DER TAFELN, TAFEL I. Unretouchirte photographische Aufnahme eines Wirbelknochens des Elephas primigenius mit Hiebspuren. Fundort: Zeiselbcrg Weber's Keiler. TAFEL IL Fig. 1. Geweihrose des Cervtis megaceros mit Bearbeitungsspuren a — b, und verkohltem Theile c. Zeiselberg, Breit's Keller. „ 2. Geweihrose des Cervus e/aphus mit Bearbeitungsspuren o, b. HoUabruun. „ 3. Humerus vom Bos, geglättet und an den Stellen o geschabt. Zeiselberg, Weber's Keller. „ 4. Elfenbein mit Schnittflächen a. Zeiselberg, Weber's Keller. „ 5. Tibia vom Equus, die beiden Stücke a und b durch Hiebe c von einander getrennt. Joslovitz. „ 6. Ein Stück einer Rippe \om El eyhas primig. mit Hiebspuien an der Seite. Zeiselberg, Weber's Keller. „ 7. Ein Stück einer Rippe vom Elephas primig. mit Hieben auf der Fläche. Gösing. „ 8. Rippenstück Aes Elephas primig. mit den Verletzungen eines Nagethieres a, i. Zeiselberg, Weber's Keller. „ 9. Astragalus und C'alcaneus des Equus mit Spuren des Bisses a, b und der Benaguug c durch Raubthiere. Joslovitz. TAFEL IIL Fig. 1. Stosszahn e'ma Elephas primig., dessen Spitze abgehauen wurde, a kleine Hiebe rundum, b Bruchstelle des Kernes Zeiselberg, Weber's Keller. „ 2. Geweihstange, an deren Endtheil künstlich eine Rinne a ausgeschnitten wurde, b unteres Ende, Ansicht von rück- wärts. Joslovitz. TAFEL IV. Fig. 1 — 6. Fenersteinsplitter, welche als Werkzeuge den Menschen gedient haben konnten. Joslovitz. „ 6 — 10. Ebensolche Feuersteinsplitter. Zeiselberg, Weber's Keller, und Breit's Keller. „ 10—11. Feuersteinmesser, künstlich durch Menschenhand bearbeitet. Joslovitz. „ 12. Feuersteinmesser, ebenso, a Künstliche Abrundung. Sonnberg I. „ 13—14. P'euersteinmesser, ebenso, J Schärfung der Schneide. Zeiselberg, Weber's Keller. „ In. Feuersteinfragment. Joslovitz. „ 16 — 17. Bearbeiteter Feuerstein. Sonnberg ü. „ 18. Feuersteinfragment. Zeiselberg, Weber's Keller. Erklärung der Pläne. I. Nr. 1. Idealer Schichtendurchschnitt bei Zeiselberg. „ 4. Schichtendurchschnitt bei Joslowitz. (Die ptmktirten Linien zeigen die wahrscheinlichen einstigen Bedeckungsgrenzen des Löss.) n. Nr, 2 und 3. Plan und Durchschnitt des Knochenlagers bei Zeiselberg. (Die Rechtecke bezeichnen die Grenzen der Ausgrabungen, die schraffirten Flächen die zu Tage geförderten Theile des Knochenlagers; die punktirtc Linie die wahrscheinliche Grenze der Ausdehnung desselben, die schwarzen Streifen die Cultur- schichten, das -f- die Stelle in Weber's Keller, aus welchem die ersten Feuersteine und bearbeiteten Knochen entnommen wurden.) 187 B E K I C 11 T UBES DEN METEOßlTENFALL BEI TIESCHITZ IN MÄHREN, BESTATTET VON A. MAKOWSKY UND G. TSCHERMAK. VOKGEI.EGT IN t)EK SITZUNG UEK MATUEMATISCU-NATUIIWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE All 2i; NtTVEMBEB 1878. jjurch Zeitungsnotizen und Privatmittheilungen erfuhren die Berichterstatter, der erstere in Brunn, der zweite in Wien, mehrere Tage nach dem Ereignis«, dass bei dem Dörfchen Tieschitz in Mähreu am 15. Juli 1878 ein Meteoritenfall beobachtet worden sei. Der Postmeister auf der benachbarten Bahnstation Nezamislitz, Herr F. Till ich, hatte nämlich auf die Nachricht von dem Falle mehrere Telegramme und Briefe abgesendet, wodurch die Kunde von dem ungewöhnlichen Ereiguiss in Brlinu und Wien verbreitet wurde. Am 18. Juli eilte der erstgenannte von uns beiden au den Fallort, während der zweite, welchem die Nach- richt später zukam, am 19. daselbst eintraf. Von uus beiden wurde sodann der Punkt besichtigt und es wurde mit Unterstützung einiger der beiden Landessprachen kundiger Herren die Vernehmung der Augenzeugen durchgeführt. Das Dörfchen Tieschitz, (in slavischer Schreibweise Tesic) liegt von Brunn in der Richtung Ost-Nordost etwas über öy^ Meilen entfernt, und von Kremsier in ungefähr westlicher Richtung '2^/^ Meilen. Nach dem benachbarten Dorfe Nezamislitz wird die Gabelungsstation der mährisch-schlesischeu Nordbahn benannt, weliihe letztere Brunn einerseits mit Prerau, andererseits mit Olmütz verbindet. Am 15. Juli Nachmittags war der Himmel zum Theil mit Wolken bedeckt, als gegen 2 Uhr Nachmittags einige Leute, die bei Tieschitz auf dem Felde arbeiteten, durch ein heftiges Getöse auf eine ungewöhuliche Erscheinung aufmerksam wurden. Einer der Arbeiter erzählte, dass ein in seiner Nähe sitzendes Mädchen zuerst eine Erscheinung am Himmel wahrnahm uud zu rufen anfing. Nach der Aussage des Kindes wäre es eine kleine Wolke gewesen, was sein Befremden erregte. Der Mann, welcher angerufen worden, musste sich umdrehen, bis er den vom Kinde bezeichueten Punkt am Himmel sehen konnte, doch scheint derselbe von dem Wölkchen nichts mehr wahrgenommen zu haben, denn seine Aussagen in dieser Richtung waren zu wenig bestimmt. Er, sowie alle in der Nachbarschaft arbeiteudeu Laudieute hörten jetzt ein starkes Getöse, welches mehrere davon mit dem Rollen eines schweren Lastwagens auf steiniger Chaussee verglichen, aber hinzufügten, dass der Schall bedeutend stärker gewesen sei, als ihn eiu solches Rollen hervorbringt. Der ersitgeuannte y* lÖ'^ A. Makowsky und G. Tsehermak. Beobachter gab an, dass er nach dem Rollen ein sehr starkes Zischen wahrgenommen habe. Ein anderer sagte aus, dass er sodann einen Knall, wie den eines entfernten Kanonenschusses gehört habe. Merkwürdiger Weise fehlt jede Angabe über einen intensiven Knall, wie er sonst beim Niederfallen der Meteoriten häufig wahrgenommen wird und der auf die Leute in der Umgebung betäubend wirkt. Als die Leute in der Richtung, aus welcher der Schall vernommen wurde, zum Himmel blickten, sahen sie zu ihrem grossen Erstaunen eine Masse herabfallen, die mit einem dumpfen Schlage in geringer Entfernung von ihnen auf den frischgepflügten Acker niederfiel. Der Lärm hörte auf, sobald der Meteorit am Boden war. Über die Richtung des Meteoriten im Azimuth konnten von den Leuten, welche im Augenblicke die Erscheinung sehr beunruhigt waren, keine brauchbaren Aussagen erhalten werden. Nach der einen hätte sich der Meteorit in westlicher Richtung bewegt, doch sah ihn der Beobachter erst kurz vor der Berührung mit dem Boden, nach der anderen Angabe wäre die Richtung eine östliche gewesen. Die Aussagen von Beobachtern, welche in grösserer Entfernung bloss den Schall wahrgenommen hatten, ergeben jedoch mit Bestimmtheit, dass die letztere Angabe die richtige war. Über die Zeit des Falles ergab sich aus den Äusserungen der Beobachter mit Bezug auf das Eintreffen eines Bahnzuges in der benachbarten Eisenbahnstation, dass die Erscheinung entweder um 2 Uhr oder etwas vor 2 Uhr stattgefunden habe. Aus den Berichten von entfernten Beobachtern schliesst Herr Prof. v. Niessl, wie später mitgetheilt werden wird, dass man 1 Uhr 45 Minuten als wahrscheinliche Fallzeit annehmen könne. Als die Leute sahen, wie der schwarze Klumpen in den Boden einschlug und Staub aufwirbelte, wagten sie es nicht, näher zu treten, bis ein Weib aus der Gesellschaft Muth fasste , und bei genauerer Besichtigung fand, dass es nur ein Stein sei, was in den Acker gefallen war. Die Männer, welche dies nicht glaubten, and eine Bombe vermutheten, zögerten noch immer, bis das Weib einen Bewohner des Dorfes herbeigeholt hatte, welcher den Stein ausgrub. Im Beisein aller Beobachter wurde nun der Stein gehoben, und beim Anfühlen warm befunden. In der Eile merkten die Leute nicht darauf, in welcher Weise der Stein im Boden situirt war, und es ist ihren Angaben in dieser Beziehung keine Bedeutung beizumessen. Aus der Stellung der Punkte, welche beim Ausgraben mit der Haue verletzt wurden, darf man aber schliessen, dass der Stein auf die Brnst- seite gefallen war. Auch der metallische Strich auf der Brustseite, Taf. I, spricht dafür, weil derselbe von dem Werkzeug herrührt, welches beim Ausgraben unter den Meteoriten geführt wurde, um diesen emporzuheben. Das Loch, welches der Stein in den Boden schlug, der wenige Stunden früher gepflügt worden, war bloss i/j Meter tief. Beim Eintreffen der Berichterstatter war die Form desselben, wie begreiflich, schon sehr verän- dert. Der Punkt, wo der Meteorit niederfiel, ist südlich vom Dorfe Tieschitz etwa 400 Meter (500 Schritt) von letzterem entfernt. Bis zum Bahnhofe ist die Distanz ungefähr 2 '/, Kilometer. Der Stein wurde ins Dorf gebracht und bei dem Gemeindewirthshause aufbewahrt. Leider wurden von den Landleuten, welche sich von dem Inhalte des „himmlischen Geschenkes" überzeugen wollten, mehrere Stücke in Summa über Faustgrösse abgeschlagen und in der Umgegend verschleppt. Ein Theil davon ist später für das Wiener Hof- Museum aufgesammelt worden. Erst am dritten Tage nach dem Falle wurde der Stein, um dessen fernere Beschädigung zu vermeiden, in die Ortscapelle gebracht und daselbst zur Schau ausgestellt. Bald wurden Reclamationen bezüglich des Eigenthumsrechtes laut und man rief den Bezirkshauptmann aus Prerau herbei, welcher am 19. das Object an den erstgenannten Berichterstatter zur Aufbewahrung in dem Museum der technischen Hochschule zu Brunn übergab. Um zu erfahren, ob nicht an weiter entfernten Punkten Wahrnehmungen gemacht worden seien, welche sich auf diesen Fall bezogen und welche einen Schluss auf die Bahn des Meteoriten gestatten, wurden die Behörden und die öffentlichen Blätter zur Mitwirkung eingeladen. Herr Prof. G. v. Niessl in Brunn, der sich um die Erforschung der Meteorbahnen so grosse Verdienste gesammelt hat, übernahm freundlichst die Redac- tion und Bearbeitimg der eingelaufenen Daten. Der Bericht des genannten Herrn lautet: „Um einige Nachrichten einzusammeln, wurde die k. k. Statthalterei ersucht, im amtlichen Wege durch die Bezirkshauptmanuschaiten Erkundigungen einziehen zu lassen. Dieser Bitte wurde von Seite des Vertreters Bericht über den Meteoriterifall bei Tieschitz in Mahren. 189 des Herrn Statthalters, Hofrath Elfter v. Winkler, in wohlwollendster Weise schleunigst entsprochen. Es liefen indess nur Berichte der k. k. Bezirkshauptmänner von Prerau, Prossnitz und Kremsier ein. Auch in den Tagesblättern beider Landessprachen wurde um Mittheilung von Wahrnehmungen ersucht. Es gebührt somit den k. k. Behörden, wie auch den Redactionen unser besonderer Dank. Sämmtliche Berichte bezeichnen den Himmel als bewölkt, beziehen sich also nur auf Schallwahrnehmungen. Auch was am Fallorte selbst gesehen wurde, lag schon unter der Wolkenregion, und kann sich somit nicht auf die eigentliche Bahn des Meteoriten beziehen. Hinsichtlich der Wahrnehmungen am Fallorte möge aus dem Berichte des Herrn Bezirkshauptmannes Marschovsky (21. Juli) und aus den diesem beigeschlossenen Berichten, hier das wegbleiben, was sich auf den Meteorstein selbst, dessen Gewicht, Aussehen etc. bezieht. In diesem Berichte heisst es: Am 15. d. M. um 1" 30° Nachmittags ist in der Nähe der Gemeinde Tesic ein Meteorstein in ein Feld der Doloplasser Zuckerfabrik niedergefallen. Die betreffenden Leute, welche sich an jenem Tage in der Nähe (ungefähr 100 Schritte vom Fallorte) befanden, erzählten mir, dass sie durch ein öjähriges Kind auf ein kleines dunkles Wölkchen aufmerksam gemacht wurden, aus welchem ein eigenthümliches, immer heftiger werdendes Geräusch (Getöse) hörbar wurde. Diese Wolke sahen dieselben plötzlich aber nur massig erglühen; das Geräusch wurde ein noch hefti- geres, und man sah einen Gegenstand zur Erde fallen, welchen einige der Leute für eine Bombe hielten und desshalb in der Besorgniss einer Explosion nicht von der Stelle gingen. Anna Oulehla fand den Stein zum Theile aus der Grabe ragend noch ziemlich warm vor. An jenem Tage war das Wetter völlig ruhig und der Himmel etwas umwölkt Das beim Niederfallen des Meteorsteines hörbare, donnerähnliche Getöse wurde in der Umgebung bei 2 Meilen gehört. In der Relation des k. k. Gendarmerie -PostenfUhrers Joseph Spausta, welche sonst nichts Wesent- liches enthielt, heisst es, dass der Stein bei „umzogenem Himmel" fiel. Zur Charakteristik der Schallwahrnehmungen daselbst, bemerke ich, dass die Bahnbeamten der nahen Station Nezamislitz meinen, sie dürften das Getöse wegen des Lärmens der verkehrenden Züge überhört haben. Es scheint also hier kaum stärker vernehmbar gewesen zu sein , als an einigen sehr weit entlegenen Orten. Was nun die Gegend östlich vom Fallorte betrifft, so lief merkwürdiger Weise nicht ein einziger Bericht ein, welcher irgend Wahrnehmungen constatirt. Herr Bezirkshauptmann Kaller berichtet amtlich, dass im Bezirke Kremsier, dessen Hauptort nicht mehr als 2-3 Meilen (es sind hier, wie auf dem Kärtchen, das alle Orte ent- hält, von welchen in diesen Berichten die Rede ist, österr. Postmeilen gemeint) vom Fallorte entfernt liegt, „zur Zeit als der Meteorstein am 15, Juli nächst Tesic niederfiel, keinerlei Himmelserscheinungen bemerkt oder sonst welche Wahrnehmungen gemacht wurden." Aus der Gegend nordwestlich von Tesic theilte Herr Bezirkscommissär Raynoschek amtliche Berichte der Gendarmerie-Commandanten in Prossnitz, Prödlitz, Plumenau und Drahan mit : a) Prödlitz (0-9 Meilen entfernt), Postenführer Ivan „Mehrere Personen aus den Ortschaften bei Neza- mislitz vernahmen an dem Meteorfallstage unmittelbar vor dem Niederfalle ein rollendes Getöse in den Wolken, aus der Gegend von BrUnn herkommend, welchem ein, einem weiten starken Kanonenschusse ähnlicher Schlag nachfolgte". bj Prossnitz. Vom Wachtmeister Fiedler wird berichtet, „dass in der Gemeinde Bedihoscht der Halb- lähner J. Nedbal, Nr. 12 und der Häusler Wyslousil aus Waclavitz, Nr. 12 (beide Orte 1-9 Meilen entfernt), welche zur Zeit des Meteorsteinfalles am 15. Juli auf dem Felde waren, in südwestlicher Richtung am Himmel ein donnerähnliches Geräusch ohne Schlag gehört haben. Weitere Wahrnehmungen konnten nicht ermittelt werden". v) Plmacuau. (Wachtmeister Olbart.) „Am 15. Juli d.M. gegen 2 Uhr Nachmittags vernahmen: Der Gemeindevorsteher Franz Skladal und der Häusler Cyril Schneider, Nr. 26 aus Ptin (3-3 Meilen entfernt), 190 A. Makowsky und G. Tsckermak. der Wirtbsliausbesitzer Franz Kocourek aus Krumsin (2-3 Meilen entfernt), der Gemeindevorsteher Wenzel Kanak aus Seloutek (2-0 Meilen) und mehrere Waldarbeiter aus Prostejawicek (2-1 Meilen) in der Richtung gegeu Brunn einen ungewöhnlichen Schlag und nach diesem ein Sausen durch die Wälder gegen Drahan. Ferner hat der Häusler Franz Karasse k, Nr. 8, aus Taubenfurth, welcher sich zur selben Zeit auf dem Felde befand, angegeben, dass er gegen 2 Uhr Nachmittag den 15. Juli in der Richtung gegen Nezamis- litz ein fürchterliches Rollen durch die Wolken vernahm, auf dieses Rollen folgte ein ungewöhnlicher, fast erschreckender Schlag und nach diesem verbreitete sich durch die Wälder in westlicher Richtung gegen Drahan ein Sausen, welches circa 10 Minuten dauerte, und dann nach und nach verhallte." d) Drahan. (Postenführer Spifik.) „Dass weder ein Getöse, noch eine Erscheinung am Himmel wahr- genommen wurde." Herr Hermann Schindler in Mähr.-Trübau berichtete an Prof. Makowsky, dass Herr Waldbereiter Josef Czmela in Ober-Stefanau (4-9 Meilen entfernt), sowie noch viele andere Personen in diesem Orte, zwischen 1 und 2 Uhr ein Krachen vernahmen, dass die Fensterscheiben klirrten. In den fast 5 Meilen westlich von Tesic gelegenen Bezirken zwischen Adamsthal und Blansko, und, wie man erzählte, auch in Sloup machte das Getöse einen allarmirenden Eindruck, so dass, wie ganz sicher con- statirt ist, mehrere Personen, in der Meinung, es sei eine der im Josefsthale östlich von Adamstbal gelegenen Pulvermühlen „in die Luft gegangen'', dahin eilten. ■■';^'llijv SleMhau so! Hin, o a^ Lyszc 49?1S' RtUz oP.lkotta, o Blansko o Olesckfuj^ b Sp'dovrnic TaübenfurV yvossniiz o . o Sfloutek ^ ^ /(nttnlittL ° WV-<^